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Full text of "Centralblatt Fuer Die Medicinischen Wissenschaften 1884 22"

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CentraJblatt 


für die 


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medicmischen Wissenschaften. 


Redigirt von 


Prot Dr. H. Kroneoker und Prot Dr. H. Senator 
in Bern. ,in Berlin. 


Zwelundawanslgeter Jahrgang. 1884. 


BERLIN. 

Verlag von Angust Hirschwald. 

NW. Uuter den Linden 68. 


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Wöchentlich erscheinen 
1—9 BOfen; am Schlüsse 
des Jahrgangs Titel, Ka¬ 
men- nnd Sachregister. 


Gentralblatt 

für die 


Preis des Jahrgangea 
SO Hark; su beslehen 
durch alle Buchhandlun¬ 
gen und Postanstalten. 


mcdicinischen Wissenschaften. 


Redigirt yon 

Prof Dr. H. Kroneoker, un( i Prof. Dr. H. Senator, 

Berlin (NW.), Darotheenstr. 86. Berlin (NW.), B&ahofrtr. 7 (am Hegelplatx) 


1884 . Ä. «Januar. No. 1 . 


Inhalt: W edbnski i. Motorische Fasern im Herzvagus (Orig.-Mitt.). 

H. ▼. Meyer, Die Spongiosa der Knochen. — Braunis, Schwankungen der 
Phosphorsäure-Ausscheidung bei Menschen. — Prcikka, Messung des Jod im Harn. — 
Gautibb und Etard, F&ulnissproducte der Eiweifskörper. — Eitelberg, Temperatur 
im äufseren Gehörgaoge. — Trepper; Lindnbr, Verletzung der Arteria glutaea. — 
Blacbkz, Chorea des Larynx. — BAumlrr, Aetiologie des Abdominaltyphus. — 
Seifert, Agaricin gegen übermäßige Schweifse. — Kernig, Pyopneumothorax nach 
Nekrose eines Lungenstückes. — Vulpian, Arterien* und Nervenentzündungen nach 
Typhus. — A. Merkel, 100 Kraniotomieen. — Rossbach, Physiologische und 
therapeutische Wirkung des Papayotin. 

E. Berg, Die gelatinöse Hülle des Säogetiereichens. — M. Mendelssohn, 
Erregbarkeit der vorderen Rückenmarksstränge. — Baumann u. Schotten, Ichthyol 
und Ichthyolsulfonsäure. — Rush ton Parker, Eingeklemmte Omentalhernien. — 
Brown, Abscess des Warzenfortsatzes. — J. Mikulicz, Operation der Nasenrachen* 
polypen. — Kirnberger, Sauerstoffatmung gegen Pseudoleukaemie. — Sormani, 
Aetiologie, Heilung und Prophylaxe der Tuberculose. — Warlomont, Modification des 
Pockengiftea durch Impfung bei Pferden und Rindern. — Dubois, Multiple Neuritis. 


Die telephonischen Erscheinungen am Herzen bei 

Vagusreizung. 

Yon N. Wedenskll. 

(Aus dem physiologischen Laboratorium der St. Petersburger Universität.) 

Yon einem theoretischen Gesichtspunkte aus schien es mir von 
Interesse, zu prüfen, ob der N. vagus nicht irgendwelche elektrische 
Veränderungen im Muskelsystem des Herzens veranlasse. 

Die galvanometrischen Versuche am abgeleiteten Herzen des 
Frosches lielsen bei dem Stillstände nach Vagusreizung nichts Anderes 
beobachten, als das Verschwinden jener Schwankungen des Herz- 
Stromes, welche die periodische Tätigkeit des Herzens begleiten. 
Ganz dasselbe beobachtete ich galvanometrisch auch bei einem Still¬ 
stände, der durch rasches Abkühlen oder Erwärmen des atropini- 
sirten Herzens, d. h. wenn die Hemmungswirkungen des Vagus aus¬ 
geschlossen waren, veranlasst wurde. •- 

Während ich aber ferner das Telephon in dieser Richtung an¬ 
wendete, gelang es mir, bei der Vagusreizung folgende eigentümlichen 
Erscheinungen am Herzen wahrzunehmen: 


XXII. Jahrgang. 


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2 Wrdenskh, Motorische Fasern im Herzvagus. No. 1. 

Leitet man den entblöfsten Herzventrikel eines Hundes durch 
zwei eingestochene Nadeln*) zum Telephon (zu zwei für das binauri- 
culare Hören angeordneten SiBMKNs’sche Telephonen) ab, so hört inan 
bei jeder Herzsystole ein kurzes und charakteristisches Geräusch. 
Dasselbe scheint viel Aehnlichkeit mit dem direct vermittels des 
Ohres durch die Brustwand hörbaren ersten Herztone zu haben und 
trägt insofern nichts Neues zu der streitigen Frage bei, ob die 
Herzsystole als eine Zuckung oder als ein kurzer Tetanus betrachtet 
werden soll. 

Reizt man hingegen den N. vagus mit schwachen Strömen, 
welche die Pulsationen nur verlangsamen (ein gewöhnliches Schlitten- 
Inductorium, bei mäfsiger Reizfrequenz), so beobachtet man im 
Telephon eine Reihe von kurzen mit den Herzperioden zu- 
sammenfallendeu Tönen, deren Höhe derjenigen des In- 
ductoriums entspricht. 

Diese telephonische Erscheinung kann ihrem ganzen Charakter 
nach nicht anders, denn als ein Muskelton betrachtet werden und 
da die Höhe desselben mit der Frequenz der künstlichen Reizung 
stets zusammenfällt, so könnte man noch diesen Muskelton mit dem 
Namen eines „künstlichen Herztones“ belegen. Ich brauche 
kaum hinzuzufügen, dass der Ursprung dieser künstlichen und somit 
auch derjenige der natürlichen Herztöne, gleich den telephonischen 
Muskeltönen überhaupt in den Actionsströmen der Muskeln zu 
suchen ist. 

Wurde die Reizung verstärkt, so dass das Herz Stillstand, so 
war während der Ruhe Nichts wahrzunehmen. 

Nach Atropin-Injection (in die Vena jug.), folglich nach der 
Lähmung der hemmenden Vagusfasern, brachte die Reizung bei 
jedem Grade der Stärke den periodisch eintretenden und ver¬ 
schwindenden künstlichen Ton und zwar in der reinsten Form 
hervor. 

Ist hingegen das Tier ziemlich so stark mit Curare vergiftet, 
dass der N. vagus keinen Herzstillstand mehr bewirkt, so bleiben 
die künstlichen Herztöne bei jeder Stromstärke aus und man 
nimmt jetzt nur die natürlichen Geräusche ohne jede merkliche 
Aenderung wahr. 

Der letzte negative Erfolg mit dem früher erwähnten positiven 
(am atropinisirten und normalen Herzen bei schwacher Reizung) 
zusammengestellt, deutet, wie mir scheint, sehr bestimmt darauf hin, 
dass man einigen Vagusfasern eine Art motorischer Wir¬ 
kung auf das Herz zuschreiben muss. Zugleich muss man 
annehmen, dass diese Fasern, der bekannten Eigentümlichkeit ihres 
Endapparates im Herzen (des Herzmuskels) gemäfs, bei einer an¬ 
haltenden Erregung periodisch wirksam und periodisch wirkungslos 
bleiben. Zu Gunsten dieser Meinung könnte ich einige Andeutungen 

*) Diese einfache Ableitung ist für die telephonische Beobachtung der raschen 
Wechselströme zulässig. Wbdbnsui: „Ueber die telephonischen Erscheinungen im 
Muskel bei künstlichem and willkürlichem Tetanus“. Arch. f. (Anat. u.) Physiologie 
1883, S. 216. 


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No. 1. 


H. v. Meyer, Die Spongiosa der Knochen. 


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aus den neueren kymographischen und kardiographischen Unter¬ 
suchungen (Schmikdbberg , Hkiukhhain, Gaskeli,, Pawlow) anföhren. 
Einer eingehenden Discussion dieses Gegenstandes, ebenso wie einiger 
anderer in meinen Versuchen enthaltenen Hinweise (z. B. auf die 
tetanische Natur der Herzcontraction und deren Beziehung zu dem 
kOnstlichem Herzton, welcher gewiss ein Tetanuston ist) 
werde ich mich jedoch einstweilen enthalten, mir die specielle Be¬ 
arbeitung der Frage vorbehaltend*). 

St. Petersburg, 5. 18. December 1883. 


H. v. Meyer, Zur genaueren Kenntniss der Substantia spongiosa 
der Knochen. Beiträge zur Biol. Tu. L. r. Bischokf gewidmet. Stuttgart 
1882, S. 1. 

Aus Vf.’s Untersuchungen ergaben sich folgende neue Gesetze 
för die Architectur der Spongiosa. Es giebt zwei Grundtypen der 
Spongiosa, nämlich 1) der rundmaschige Typus, welcher den rund¬ 
lichen Knochen angehört, geeignet, allseitigen Widerstand zu leisten, 
2) der Längslamellentypus, welcher der Diaphyse des Röhren¬ 
knochens angehört, geeignet, einem in der Richtung der Axe des 
Knochens kommenden Drucke oder einem Zuge Widerstand zu 
leisten. Dazu kommt 3) eine Mittelform bei rundlichen Knochen, 
welche nur von zwei einander gegenüberliegenden Seiten Druck 
empfangen; bei dieser verlaufen die Elemente der Spongiosa von 
einer dieser Fläche zur anderen nach dem Typus der Längslamellen, 
auch wenn die beiden Flächen einander sehr nahe gelegen sind. Bei 
rundlichen Knochen, welche mehrseitigen Druck empfangen, finden 
die von den Gelenkflächen ausgehenden Trajectorien an einer in 
der Mitte des Knochens gelegeneu stärker gebauten und grofs- 
maschigen „intermediären Spongiosa“ ihre Widerstandsstötze, wie die 
Speichen eines Rades an dessen Nabe. Die Lamellen der Mittel¬ 
form zeigen in der Mitte zwischen den beiden Flächen ebenfalls 
den Charakter der intermediären Spongiosa. Die Elemente des 
Längslamellentypus blättern sich von der der Markhöhle zugewen¬ 
deten Fläche der Dura (Substantia compacta) einer Röhrendiaphyse 
ab, haben alle einen parallelen Verlauf und endigen sämmtlich in 
einer Ebene, welche am Ende der Diaphyse senkrecht zu deren 
Axe gelegen ist. Die Gelenkenden langer Knochen zeigen entweder 
einen reinen Typus oder einen gemengten Typus, ersteres, wenn sie 
ohne, letzteres, wenn sie mit einer Epiphyse entstehen. Als reine 
Typen kommen in denselben vor: 1) der reine Längslamellentypus; 
dieser findet sich z. B. in der Basis des Metacarpus- und Metatarsus¬ 
knochen (Daumen und grofse Zehe ausgenommen) — die ab- 
schliefsende Ebene ist hier durch die Gelenkfläche gegeben; 2) reiner 
rundmaschiger Typus; dieser findet sich z. B. in den Köpfchen des 
Os metacarpi I. und des Os metatarsi I. — Von einer centralen 


*) Die Resultate dieser Versuche wurden vom Vf. im vorigen Sommer auf dem 
VH. Congresse der russischen Naturforscher und Aerzte (in Odessa) mitgeteilt. 

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Bkal'MS, Phosphorsäurc-Ausscheidung bei Menschen. 


No. 1. 


„intermediären Spongiosa“ gehen die Trajectorien allseitig aus und 
treffen teils auf die Gelenkfläche, teils auf die innere Oberfläche 
der benachbarten Dura; die letzteren haben eine grofse Aehnlichkeit 
mit den Längslamellentrajectorien. Der gemengte Typus in dem 
Gelenkende langer Knochen entsteht dadurch, dass die Diaphyse 
den Längslamellentypus zeigt, die Epiphyse dagegen den Typus 
rundlicher Knochen. In der Synchondrosenscheibe begegnen sich 
beiderlei Typen und stützen sich in dieser auf einander. Hierbei 
kommen folgende Verschiedenheiten vor: 1) Die Epiphysen ebener 
oder leicht concaver Gelenkenden, z. B. der Basis des Os metacarpi I, 
sind nach dem Typus der obenerwähnten Mittelforra gebaut, 2) die 
kopfförmigen Epiphysen nach dem reinen rundmaschigen Typus. 
Mit vollendeter Ausbildung des Knochens verschwindet die Syn¬ 
chondrosenscheibe und die beiderlei SpongiosagefQge treten so in 
Continuität, dass bei einer Vermischung der verschiedenen Typen 
doch stets eine Zusammensetzung aus zwei verschiedenen Elementen 
deutlich erkennbar bleibt. Beimengungen zu diesen Spongiosa- 
gefögen, welche rein statische Bedeutung haben, können gegeben 
werden durch solche Lamellenzöge, welche als Fortsetzungen von 
Sehnen und Bändern in die Knochen eindringen. Auf Grund der 
aufgestellten Gesetze lässt sich das Wachstum und die Entwickelung 
der Spongiosa nach den bei dem Knochen Wachstum allgemein gültigen 
Gesetzen der Juxtapposition aus dem Knorpel, dem Perioste und 
der Perimyelis, sowie der inneren Resorption bereits gebildeter 
Knochenmasse ohne Schwierigkeit erklären. Broesike. 

H. Beaunis, Recherches experimentales sur les conditions de l’acti- 
vite cerebrale et sur la physiologie des nerfs. Nancy. 1883. Extr&it 
de la revue medicale de l’Est. 

Der Hauptzweck der Versuche war, den Einfluss geistiger 
Arbeiten auf die Urinsecretion und besonders auf die Ausscheidung 
der Phosphorsäure zu studiren. Zuerst hat sich jedoch B. damit 
beschäftigt, die Ausscheidung letzterer unter gewöhnlichen Bedin¬ 
gungen an sich selbst festzustellen. 387 Grm. feste Nahrung täglich, 
genügen, B. ausreichend zu ernähren; dabei schien es ihm, dass 
geistige Arbeit das Nahrungsbedürfniss erhöhe und zwar besonders 
dasjenige für N freie Nahrungsmittel. Er entleerte im Durchschnitt 
1088 Ccm. Urin täglich (Min. 732, Max. 1505); dabei nahm er 
durchschnittlich 1722 Ccm. Wasser zu sich, es wurden also 63 pCt. 
durch den Urin ausgeschieden, der Rest von Darm, Haut und 
Lungen. Die letztere Ausscheidung (Perspiratio insensibilis) dient 
besonders zur Regelung der Harnausscheidung. Bei Berechnung 
der Urinausscheidung auf die Stunde ergab sich das Minimum für 
7,5 Uhr Morgens, das Maximum für 12,5 Uhr Mittags. Dies will 
B. nicht auf die Zeit der Nahrungsaufnahme beziehen, sondern grofsen 
Teils auf die Hautausdünstung. Die Faeces hat er nicht analysirt; 
sie variirten während seiner Versuchsreihe zwischen 22 und 361 Grm. 
(Mittel 124); für Haut und Lungen ergiebt sich zwischen 374 und 
1338 (866,15) Grm. Das specifische Gewicht des Urins ist Mittags 


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No.l. 


Pkorka , Messung des Jod im Harn. 


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am geringsten, Nachts am höchsten. — Elimination der Phos¬ 
phorsäure. Diese wird auf 2 Wegen ausgeschieden: durch den 
Urin und die Faeces; mit den letzteren etwa V*—Vs* B. hat nur 
die Ausscheidung durch den Urin untersucht und zwar nur die der 
Phosphate (nicht der Glycerinphosphorsäure). Als Durchschnittszahl 
in 24 Stunden hat er gefunden 2,133 (Min 1,759, Max. 2,697), 
d. h. stündlich 0,88 und 0,0304 täglich auf 1 Kgrm. Körpergewicht. 
Die Menge der ausgeschiedenen Phosphorsäure stimmte ziemlich 
Oberein mit der Menge der aufgenommenen; nur muss man stets 
berücksichtigen, dass es einer gewissen Zeit bis zur Ausscheidung 
bedarf. Uebiigens stammt die ausgeschiedene Phosphorsäure nicht 
nur aus der aufgenommenen. Die Ausscheidung dauert bei totaler 
Inanition, wenn auch vermindert, noch lange fort und ist auch immer 
etwas gröfser als die Aufnahme durch die Nahrungsmittel. Von der 
letzteren werden 75 pCt. mit dem Urin ausgeschieden. Die Aus¬ 
scheidung vergröfsert sich bei eiweifsreicher Kost; fügt man Fett 
hinzu, so wird sie geringer. Bei Tage werden stöndlich ausge¬ 
schieden 0,0894, Nachts 0,0871. Der Unterschied zwischen der 
Zeit des Aufstehens und des Niederlegens ist gröfser, als der zwischen 
Tag und Nacht (100:92,3; 100:97,4). — Für das Alter ergiebt 
sich eine Zunahme der Ausscheidung bis etwa zum 30. Jahre, von 
da ab langsame Abnahme. B. giebt selbst Zahlen, die bei einem 
Mann von 85 und einer Frau von 92 Jahren gefunden wurden. — 
Der Arbeit soll eine Fortsetzung folgen. J. Sander. 

F. Pecirka, Ueber die Bestimmung des Jod im Harn. Ztschr. f. 
physiol. Cbem. VII. S. 491. 

Die Methode der quantitativen Bestimmung des Jod im Harn 
beruht auf der Bildung von unlöslichem Palladiumjodür bei Zusatz 
von Palladiumchlorür zu Jodkaliumlösungen. Kersting war hierbei 
so verfahren, dass er 5 Vol. Harn mit 2 Vol. co»c. Schwefelsäure 
versetzte, destillirte und das Destillat nach Beseitigung der schwefligen 
Säure mittels Chlorkalk mit Palladiumchlorürlösung titrirte. Hii.der 
hatte die Methode dahin modificirt, dass er den auf das doppelte Vol. 
verdünnten und mit Salzsäure stark angesäuerten Harn direct mit 
Palladiumlösung titrirte. Vf. fand nun bei der KF.RSTiNfi’schen Me¬ 
thode einen Verlust von 2—8, zuweilen sogar 16 pCt. Jod, während 
er bei dem Hu.GKR’schen Verfahren erheblich zu viel, statt 10 Mgrm. 
Jod in 100 Ccm. 24,7 — 48,8 Mgrm. erhielt. Da aufserdem die 
KKRSTiNß’sche Methode zur Bestimmung von mehr als 0,1 pCt. Jod 
im Harn kaum noch geeignet ist, so hat er folgendes Verfahren ein¬ 
geschlagen: 50 Ccm. Harn werden mit 5 Ccm. reiner 10 procent. 
Salpeter- und 5 Ccm. Normalsodalösung in einer Platinschale abge¬ 
dampft, der Rückstand verbrannt, in Wasser unter Zusatz von 
5 Ccm. einer 10 procent. Natronlauge gelöst, ein Zinkstäbchen in die 
Lösung gelegt und 1 Stunde lang in der Wärme digerirt. Zink in 
alkalischer Lösung soll die überschüssige Salpetersäure entfernen. 
Darauf wird die Flüssigkeit mit etwas Stärkelösung versetzt und 
mit verdünnter Schwefelsäure (1:4) angesäuert. Ist sie schwachblau, 


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6 Galtier u. Etard, Fäulnissproduote der Eiweifskörper. No. 1. 

so muss sie nun direct mit Palladiumlösung titrirt werden. Ueber- 
schüssig vorhandene salpetrige Säure, bei deren Gegenwart die 
Flüssigkeit starkblau, grün oder braun gefärbt ist, wird durch 
tropfenweisen Zusatz einer Lösung von schwefligsaurem Natron und 
Einleiten von C0 2 , ein nunmehriger etwaiger Ueberschuss von 
schwefligsaurem Natron unter Einleiten von C0 2 wieder durch 
tropfenweisen Zusatz einer verdünnten Natriumnitritlösung entfernt. 
Ist die Flüssigkeit schwachblau, so ist man sicher, weder schweflige 
noch salpetrige Säure darin zu haben. Zu der in einem offenen 
Kölbchen gekochten Palladiumlösung wird nun das Filtrat bis zum 
Erscheinen der Endreaction zugesetzt. Vf. hat sich überzeugt, dass 
man beim Erhitzen in offenem Kölbchen keinen Verlust von Jod¬ 
wasserstoff erleidet. Mittels seines Verfahrens erhält P. höchstens 
1,6—3 pCt. Verlust an Jod. J. Munk. 

A. Gautier et A. Etard, Sur les produits d4riv&» de la fermen- 
tation bactdrienne des albuminoides. Compt. rend. XCVJI. S. 263 
and 325. 

Vfl. liefsen Eiweifs verschiedenster Abkunft (Eiweifs aus dem 
Fleisch verschiedener Säugetiere, Fische, Mollusken, Eierweifs etc.) 
lange Zeit hindurch, zuweilen ein Jahr und darüber faulen. Be¬ 
züglich des von ihnen eingeschlagenen complicirten Verfahrens, 
mittels dessen sie die einzelnen Producte von einander trennten, muss, 
da es sich auszüglich nicht wiedergeben lässt, auf das Original ver¬ 
wiesen werden. Aus der Gruppe der Fäulnissalkaloide (Ptomaine) 
stellten sie das krystallinische Platinsalz eines Körpers dar, welcher 
sich als Hydrocollidin erwies. Ferner fanden sie Amidostearin- 
säure C 16 Hj 5 . NH 2 .0 2 und eine Säure von der Zusammensetzung 
C IB H 20 N 2 O 3 , welche beim Schmelzen mit Kali Ammoniak ent¬ 
wickelt und ein Gemisch von caprylsaurem, capronsaurem und essig¬ 
saurem Kali giebt. Der Darstellung der bei der Fäulniss auftreten¬ 
den Säuren haben sie besondere Beachtung geschenkt. Es gelang 
ihnen, folgende Säuren darzustellen: Aus der Reihe der flüchtigen 
und eigentlichen Fettsäuren: Ameisensäure in geringer Menge, reich¬ 
lich Buttersäure, in kleineren Quantitäten Valeriansäure und reich¬ 
lich Palmitinsäure (letztere bereits von E. und H. Salkowski nach¬ 
gewiesen). Aus der Reihe der wasserstoffärmeren fetten Säuren 
(ölsäurereiche): ein wenig Acrylsäure und sehr beträchtliche Menge 
von Crotonsäure. Aus der Milchsäurereihe: Glycolsäure und ein 
wenig Aethylidenmilchsäure. Aus der Oxalsäurereihe: Spuren von 
Oxalsäure, grosse Mengen von Bernsteinsäure (letztere gleichfalls 
früher von E. und H. Salkowski dargestellt). Von N-haltigen Säuren 
einen Körper von der Zusammensetzung C 9 H 15 N0 4 und kleine 
Mengen der schon angeführten Amidostearinsäure, ferner reichlich 
Leucin und Leuceine. Bezüglich der festen Fettsäuren heben sie 
besonders hervor, dass sich nur Palmitinsäure reichlich fand, keine 
Spur von Oelsäure und Stearinsäure. J. Munk. 


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No. 1. Eitki.bkru, Temperatur im äufseren Gehörg&ng. - Trrppkk; Linonf.r. 7 

Eitelberg, Ueber die Temperaturverhältnisse im äufseren Gehör¬ 
gange. Ztschr. f. Ohrenheilk. XIII. S. 28. 

Durch ausgedehnte Untersuchungen Ober die Temperaturver- 
htltnisse im äufseren Gehörgange ist E. zur Ueberzeugung ge¬ 
kommen, dass es nicht möglich ist, ein constantes Gesetz zu eruiren, 
und zwar ebensowenig bezöglich der Temperatur des Gesammt- 
organismus im Verhältniss zu derjenigen der Ohren, als auch bezöglich 
der Temperatur des einen Ohres im Verhältniss zu der des anderen. 
In der Mehrzahl der Fälle zeigte sich allerdings die Temperatur 
der Achselhöhle um 0,1—0,3° höher, als die im äufseren Gehör¬ 
gange; dagegen findet man oft die Temperatur in beiden Ohren bis 
auf wenige Hundertstelgrade gleich, in anderen Fällen wieder er¬ 
gaben sich Differenzen von 0,1—0,3°. Die Grenzen, zwischen denen 
die Temperatur im äufseren Gehörgange schwankte, waren 36,8 0 und 
37,4° C. Als eine hypernormale Temperatur im äufseren Gehör¬ 
gange constatirt wurde, konnte auch eine erhöhte Temperatur des 
Gesammtorganismus nachgewiesen werden. Bei Entzöndungsprocessen 
im Ohre konnte in den meisten Fällen eine absolute Temperatur¬ 
erhöhung in dem erkrankten Ohre nicht nachgewiesen werden. Die 
Temperatur war blos im Vergleiche zu der des anderen, nicht ent¬ 
zündlich erkrankten Ohres etwas höher; gegenüber der Achsel¬ 
höhlentemperatur jedoch bewegte sie sich in den normalen Grenzen. 
Lufteintreibungen in das Mittelohr, Massage des Ohres hatten keinen 
Einfluss auf die Temperatur im äufseren Gehörgange; das einfache 
Ausspritzen und Reinigen des erkrankten Ohres pflegte eine vor¬ 
übergehende Temperaturschwankung zu bewirken, die auf das be¬ 
handelte Ohr sich beschränkte und nur äufserst selten in dem nicht 
behandelten gleichfalls zu Tage trat. Schwabach. 

1) Trepper, Ein Beitrag zur Casuistik der traumatischen Glutaeal- 
Aneurysmen. Deutsche miiitärärztl. Ztschr. 1883, XII. S. 229. — 2) 
Lindner, Unterbindung der Arteria glutaea in der Incisur wegen 
Stichwunde. Ebenda. S. 241. 

1) Bei einem 22'/sjfthr. Soldaten wurde durch Wurf mit einem 
Speer eine mäfsig blutende Wunde von ca. 2 Ctm. Breite, nahe am 
rechten Hüftbeinkamm, so dass die Sonde nach oben und aufsen 
durch die Glutaealmusculatur zum Foram. ischiad. drang, erzeugt 
und dieselbe durch 2 Nähte und Druckverband geschlossen. Bereits 
6 Tage später konnte man an der etwas geschwollenen rechten 
Gefäfshälfte Pulsation entdecken, und nach weiteren 2 Tagen war 
trotz der verschiedensten Mittel eine pulsirende Geschwulst von 
Kindskopfgröfse vorhanden. Pat. wurde daher zur Operation nach 
Aktyllus (Spaltung des Sackes und Ligatur an der Stelle der Ver¬ 
letzung) noch an demselben Tage veranlasst. Trotz reichlicher 
Assistenz war die Blutuog eine colossale, so dass Pat. völlig colla- 
birte, bis es glückte, die A. glutaea da, wo sie am oberen Rande 
das M. pyriform, das Becken verlässt, sicher mit der Pincette zu 
fassen. Eine Ligatur um letztere zu schlingen, gelang aber nicht, 
die Unterbindung (ob einfach oder doppelt, ist nicht gesagt) musste 


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8 Tbepper; Lindner, Verletzung d. Art. giut. — Blachez, Chorea. No. 1. 

vielmehr mit der Aneurysmanadel gemacht werden. Die Recon- 
valescenz war nur insofern eine getrübte, als sich von den Stellen 
der Aetherinjection an den Vorderarmen, die während des Collapses 
des Patienten gemacht waren, brandige Phlegmonen bildeten. In 
der Epikrise hebt T. die Vorzüge der alten Operation (Antyllus) 
hervor und bringt gleichzeitig 11 weitere Fälle von traumatischen 
Glutsealaneurysmen nach G. Fischer bei. (Eine erschöpfende Dar¬ 
stellung über das Glutsealaneurysma findet sich in den Vorlesungen 
von Holmes über die Aneurysmen, Lancet 1874, July 11. and 18. 
Vergleiche auch das betreffende Capitel der neuen — dritten — 
Auflage von Holmes’ System of Surgery, wo auch ein ganz neuer 
Fall [1881] von Sandt in New York citirt und die Möglichkeit der 
Compression der A. gluttea vom Mastdarm aus betont wird. Ref.) 

2) Die von Lindner 11 Tage nach der Verletzung mit einem 
Schustermesser wegen wiederholter starker Blutung unter Assistenz 
von Riedel in Aachen ausgeführte Ligatur der linken A. glutsea in 
der mindestens 15 Ctm. tiefen Wunde wurde dadurch sehr erleichtert, 
dass sich das Gefäfs durch Fingerdruck auf den Knochenrand der 
Incisura ischiad. maj. comprimiren und durch vorsichtiges Präpariren 
blofslegen liefe. Die Arterie fand sich angestochen, während die 
begleitende, ziemlich starke Vene ganz durchschnitten war. Beide 
wurden mit der Aneurysmanadel isolirt und (doppelt? Ref.) unter¬ 
bunden. Wundverlauf durch Fieberanfälle und septischen Charakter 
der Wunde gestört; schliefslich völlige Genesung. P. Güterbock. 

Blachez, La choree du larynx. Gaz. hebdom. 1883, No. 42. 

Nach B. ist die Chorea des Larynx bei Kindern so selten, dass 
man in den Schriften über Kinderheilkunde wenig über diesen Ge¬ 
genstand findet. Dahingegen treten bei hysterischen Frauen Er¬ 
scheinungen am Kehlkopf auf, die choreaartig sind, aber durch 
das übrige Krankheitsbild ihre Verschiedenheit erweisen. B. hat 
2 Fälle bei Kindern beobachtet, von denen er seinen ersten also 
resümirt: 

Ein lymphatisches Kind, von einer arthritischen Mutter geboren, 
wird von einer leichten Laryngitis ergriffen, mit spasmodischem 
Husten, der nach einigen Tagen einen recht merkwürdigen Charakter 
annimmt. Es folgen sich plötzlich 5 bis 6 Hustenstöfse, die von 
einem rauhen Bellen begleitet sind und sehr häufig aufeinander 
folgen, dagegen während des Schlafes vollkommen aussetzen. Keine 
anderen choreaartigen Bewegungen. Belladonna und Pulv. Valerian. 
haben keinen Erfolg; im Gegenteil, die Anfälle welche früher zwar 
sehr häufig, aber von kurzer Dauer waren, werden zwar seltener, 
halten aber nunmehr zwei Stunden an. Endlich bewirkte Chloral 
eine Beseitigung der Anfälle. — Das zweite Kind, schwächlich, 
anämisch, bekam im Verlauf einer leichten Bronchitis Anfälle, die 
sich charakterisirten durch ein heftiges durchdringendes Geschrei, 
das man am besten mit dem eines mechanischen Schafes vergleichen 
konnte. Dieses Geschrei, sich immer gleichbleibend, wiederholte sich 

9 bis 10 Mal innerhalb weniger Minuten und kam mehrere Male 


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No. 1. Bäumlkr, Abdominaltyphus. — Sbifrrt, Agaricin. 9 

dee Tages wieder, niemals aber während des Schlafes, der ausge¬ 
zeichnet blieb. Das Kind ist nervös, leicht erregbar, sehr geschwätzig, 
zeigt aber keine choreaartige Bewegungen. Auf den Gebrauch von 
Bromkali schwand die Affection in ca. 3 Wochen. W. Lublinski. 


Ch. B&nmler, Ätiologische Studien Ober Abdominaltyphus nach 
Beobachtungen in der hiesigen Poliklinik in den Jahren 1874 
bis 1876 und in der Klinik vom 1. October 1876 bis 1. Juli 1883. 
Festschr. zur 56. Naturf.-Vers. zu Freiburg 1883. 

Den ersten Teil der Abhandlung bildet die Beschreibung dreier 
£pidemieen von Abdominaltyphus mit im Ganzen 44 Fällen in der 
Freiau, an denen hauptsächlich Kinder beteiligt waren* Die aetio- 
logische Nachforschung richtete sich auf die Wasserversorgung und 
liefe häufige Schwankungen in der Beschaffenheit des Brunnen¬ 
wassers, sowie eine recht beträchtliche Verunreinigung desselben 
erkennen. Doch sprach die Art der Verteilung der Fälle dagegen, 
das epidemische Auftreten der Fälle den Trinkwasser-Infectionen 
zuzurechnen. Dagegen hatte die Ursache der Infection insofern in 
den Häusern selbst ihre Stätte, als an den verdächtigsten Häusern 
gleichzeitig undichte Abtrittsgruben nachgewiesen wurden. Wo 
dieses Moment nicht vorlag und dennoch Typhusfälle auftraten, 
lagen die Häuser in der Richtung des Grundwasserzuges. Seitdem 
(1876) die Pumpbrunnen in dem Häusercomplex der Freiau durch 
Wasserleitungsbrunnen ersetzt sind, hat der Typhus dort aufgehört. 
— Das Auftreten mehrerer Typhuserkrankungen in einem nach 
aufsen hin vollkommen abgeschlossenen Gebäude und zwar in einem 
Gefangenen raum, dessen Insassen seit Monaten Haus und Zelle 
nicht verlassen hatten, fQhrt B. auf die Frage der Typhus-Infection 
in Folge von Fäulnissemanationen. Man nimmt, wenn man von 
autochtonem Auftreten von Typhus spricht, einen jedesmal von 
aufsen eindringenden niederen Organismus als Träger der Infection 
an, dem man jedoch keine absolute Specificität zuschreibt. „Welche 
äufsere Umstände es bedingen, dass derselbe zu Zeiten und an 
bestimmten Orten sich so vermehrt, dass er, von Menschen auf¬ 
genommen, Typhus bewirkt, ist noch ganz unbekannt.“ 

Im dritten Teil seiner Schrift beleuchtet B. die Typhusverhält¬ 
nisse Freiburgs während der überschriftlich angegebenen Zeitdauer. 
Die Krankheit kommt in allen Teilen der Stadt, wenn auch nicht 
mit gleicher Häufigkeit, vor. Inficirt waren von je 100 Häusern 
während der ganzen Zeit 6,9. Die sanitären Maafsnahmen zur 
Reinhaltung des Bodens haben auch hier, bei schneller und rascher 
Zunahme der Einwohnerzahl, eine sichtliche Abnahme der Typhen 
in den letzten 6—8 Jahren bewirkt. Wernich. 


0. Seifert, Ueber die Wirkung des Agaricin gegen die Nacht- 
schweifse der Phthisiker. Wiener med. Wochenschr. 1883, No. 38. 

S. hat mit dem aus der MERni’schen Fabrik bezogenen Agaricin 
Versuche angestellt bei 12 Phthisikern, die an Nachtschweifsen litten, 
sowie in einem Falle von Hyperhidrosis in Folge Affection des Hals- 


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10 Kbrmg, Pyopnenmotborax nach Nekrose eines Lnngenstückes. No. 1. 

sympathicus (nach Bruch eines Halswirbels). Sowohl in letzterem 
Falle als auch bei 10 jener Phthisiker war ein entschieden günstiger 
Einfluss des Mittels gegen die Schwei fssecretion zu constatiren, und zwar 
ohne Eintritt störender Nebenerscheinungen (Uebelkeit und Durch¬ 
fälle), wie sie bei Agaricus albus beobachtet werden, in 2 Fällen 
liefe das Mittel in Stich. Die zur Unterdrückung eines Schweifs¬ 
nusbruches erforderliche Dosis betrug im Minimum 0,005, im Maxi¬ 
mum 0,02 Gramm; das Mittel wurde in Pillen von je 0,005 Gehalt 
gereicht, während die subcutane Injection (einer Lösung in Alkohol 
und Glycerin) wegen unangenehmer localer Nebenwirkung nicht 
vertragen wurde. Bemerkenswert ist die beschränkte Wirkungs¬ 
dauer des Mittels, die nicht über einen Zeitraum von 5—6 Stunden 
hinausgebt, so dass z. B. bei denjenigen Kranken, deren Schweifee 
erst gegen Morgen einzutreten pflegen, das Medicament gegen Mit¬ 
ternacht gereicht werden musste. Perl. 


W. Kernig, Ein Fall von Pyopneumothorax nach vollständiger 

Abtrennung eines Lungenstückes durch demarkirende Eiterung. 

Petersb. med. Wochenscbr. 1883, No. 39. 

Eine 68jähr. Frau wurde, wahrscheinlich während eines 2. Re- 
currensanfalles, von croupöser Pneumonie des linken Unterlappens 
befallen. Nachdem zur normalen Zeit Entfieberung und beginnende 
Lösung des Infiltrates eingetreten war, bildete sich ein geringer 
pleuritischer Erguss linkerseits. Nach einem nochmaligen Recurrens- 
anfall wurde dies Exsudat resorbirt, und nun trat, unter beständig 
fortschreitender Lösung der pneumonischen Infiltration ein remitti- 
rendes Fieber ein. Sputa meist schleimig. Etwa 16 Tage nach 
Beginn dieses unregelmäßigen Fiebers traten, ohne dass der Aus¬ 
wurf sich änderte, die Erscheinungen eines linksseitigen circum- 
scripten Pneumothorax auf, welcher sich, unter Verwandelung in 
einen Pyopneumothorax, allmählich bis zur Spina scapulae hinauf 
ausdehnte. — Bei der Obduction fand sich in dem Eiter des Pyo¬ 
pneumothorax ein vollständig von der Lunge abgelöstes Stück luft¬ 
leeren infiltrirten Lungengewebes von 2 Zoll Länge, 1 Zoll Breite 
und V 2 Zoll Dicke. An der adhärenten linken Lunge fand sich 
der vordere untere Zipfel des linken Unterlappens abgelöst, an der 
Trennungsfläche 2 thrombosirte Gefäfse sowie ein klaffender Bron¬ 
chialast. — Es war also hier ein Stück croupös infiltrirten Lungen¬ 
gewebes in Folge von Thrombosirung der zuführenden Gefäfse 
nekrotisch und durch demarkirende Eiterung abgelöst geworden. 
Auf die letztere ist das intra vitam beobachtete remittirende Fieber 
zu beziehen. Dass der Pneumothorax zuerst circumscript war und 
sich nur langsam weiter entwickelte, beruht auf den durch die vor¬ 
angegangene Pleuritis bewirkten Verklebungen der beiden Pleura¬ 
blätter. Perl. 


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Xo. 1. Vulpian, Arterien- und Nervenentzündungen b. Typhus. - Merkei.. 11 

M. Vulpian, Note sur deux cas d’accidents survenus pendant la 
convalescance de la ftevre typhoide etc. etc. Revue de mdd. 1883. 
No. 8. 

Der erste, einen 28jährigen Mann betreffende Fall sei hier nur 
kurz erwähnt. Es traten wenige Tage nach dem Beginn einer 
typhösen Erkrankung von nur mäfsiger Intensität lebhafte Schmerzen 
an der Vorder-Innenseite des rechten Oberschenkels auf, mit Circu- 
lationsstörungen an der Wade und am Fufse derselben Seite (Blu¬ 
tung, Cyanose, überreichliche Schweifssecretion). Nach Vf. bestand 
eine wahre Arteriitis in der Art. cruralis, eine Behauptung, die aus¬ 
führlich (s. das Orig.) zu begründen versucht wird. Es erfolgte 
langsame Besserung. 

Der zweite Fall betrifft einen 18jährigen, ebenfalls an Typhus 
erkrankten jungen Mann, bei dem in der Reconvalesoenz sich unter 
heftigen, den rechten Arm und die Schulter einnehmenden Schmerzen 
eine Lähmung der Schulter- und Oberarmmusculatur einstellte. Am 
stärksten afficirt erwies sich der M. deltoideus, weniger der M. biceps 
und brachialis internus, noch weniger der M. triceps. Die elektrische 
Exploration ergab eine deutlich herabgesetzte faradische Erregbarkeit 
der Mm. biceps, triceps, supra- und infraspinatus, latissimus dorsi 
und einiger vom Cond, extern, entspringenden Muskeln am Vorder¬ 
arm (Muscles dpicondiliens) [Typus der Ersehen Lähmung?); der 
M. deltoideus hatte am meisten gelitten und antwortete auf starke 
faradische Ströme fast gar nicht und nur schwach auf starke gal¬ 
vanische Reize. Genaueres ist nicht angegeben, namentlich nichts 
über die etwaige Trägheit der Zuckungen. Neben der Lähmung 
bestand nun, besonders im M. deltoideus, bedeutende Atrophie; aufser 
den Schmerzen sollen objectiv nachweisbare Sensibilitätsstörungen 
nicht vorhanden gewesen sein. Methodische elektrische Behandlung 
brachte Besserung, ohne gänzliche Heilung herbeizuführen. — Vf. 
bemüht sich, als pathologisch-anatomische Grundlage der krankhaften 
Vorgänge das Bestehen einer circumscripten Poliomyelitis im rechten 
Halsmark nachzuweisen (nach Ansicht des Ref. allzuleicht über das 
Vorhandensein der intensiven Schmerzen hinweggehend und die 
Möglichkeit einer doch sehr wahrscheinlichen Neuritis in den Wurzeln 
des 5. und 6. Cervicalnerven vernachlässigend). Bernhardt. 

Ad. Merkel, Ueber 100 Fälle von Kraniotomie nebst Bemerkungen 
zur Stellung und Technik dieser Operation. Arch. f. Gyn. XXI. 
S. 401. 

M. erklärt sich für die Kraniotomie (i. e. Perforation und Ex¬ 
traction) im Gegensatz zu anderen Autoren, welche den Kaiserschitt 
bei den verbesserten Operationsmethoden wieder in den Vordergrund 
gerückt wissen wollen. Die Resultate der Kraniotomie seien so 
überaus günstige, wie sie die kindererhaltenden Operationen noch 
nicht erzielt haben. 

Vf. berichtet sodann aus der Leipziger geburtshülfliehen Klinik 
über 100 Fälle von Kraniotomie aus den Jahren 1877—82, denen 

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12 


Merkel, 100 Kraniotomieen. 


No. 1. 


noch 2 aus dem Jahre 1883 beigefOgt sind. In der Klinik kamen 
auf 2385 Geburten 23, in der Poliklinik 75 auf 3155 Entbindungen. 
Unter diesen 100 Fällen stellen IV- und mehr Gebärende das gröfste 
Contingent (35), Ip. 32, IIp. 23, IIIp. 6. 

Die Indicationen waren bei vorhandenem räumlichen Missver¬ 
hältnisse 

1) 36 Mal constatirter Tod der Frucht; 

2) 6 Mal Erkrankung der Mutter (Fieber, Uterusruptur, Portio- 
carcinom, Vitium cord.) 

Einmal indicirte Hydrocephalus, in den Qbrigen Fällen hoch¬ 
gradige Erschöpfung und die Ueberzeugung, dass die Geburt nicht 
spontan beendet werden könne. 

Einfach platte Becken fanden sich 46, allgemein verengte und 
platte Becken 36, während sich auf die Qbrigen Anomalieen je ein 
Fall verteilt. Bei 7 Becken fehlt die Angabe, 6 werden als normal 
bezeichnet (hier wurde einmal wegen hochgradiger syphilitischer 
Rigidät des Muttermunds, einmal wegen Portiocancroid, ferner wegen 
Querlage und excessiver Gröfse des Kindes operirt). 

Im Ganzen wurden 93 Perforationen teils an vorangehendem, 
teils am folgenden Kopf gemacht. Instrument war fast ausschliefs- 
lich das LKVREr’sche scheerenförmige Perforatorium. Verkleinert 
und extrahirt wurde 51 Mal mit dem Kephalothrypter, 22 Mal mit 
dem Kranioklasten, 1 Mal mit dem Forceps, durch Wendung nach 
der Perforation 1 Mal. In 16 Fällen wurde die Wendung und 
Extraction gemacht, nächstdem 7 Mal die Kephalothrypsie ohne Per¬ 
foration, 8 Mal nach Perforation, 1 Mal Kranioklasie nach Perforation 
und Cepalothrypsie. 

In nur 17 Fällen wurden der Operation Versuche mit dem 
Forceps vorangeschickt. In 2 Fällen wurde die künstliche Früh¬ 
geburt eingeleitet, die Kraniotomie konnte aber doch nicht umgangen 
werden. 

Alle Einzelnheiten sind in einer tabellarischen Uebersicht genau 
verzeichnet. 

Unter diesen 100 Fällen sind 8 mit letalem Ausgange. Todes¬ 
ursachen sird nur 1 Mal Sepsis, 2 Mal Peritonitis, 2 Mal Anaemie resp. 
innere Verblutung, 1 Mal Lungenembolie (wahrscheinlich Infection 
intra partum, Endometr. placent.), 1 Mal Collaps nach Uterusruptur, 
1 Mal Typhus abd. im Wochenbett, Cystitis, Paranephritis, Laryngitis, 
f am 29. Tage. 

Die Resultate sind also äufserst günstig. 

Nur einmal kann die Todesursache in einer Verletzung mit dem 
Instrument zu suchen sein. 

Benutzt wurde der BcscH’sche Kephalothrypter. 

Aus den Beobachtungen über das Wochenbett ist zu erwähnen, 
dass nur ein Fall von Cervixquetschung vorkam. Von den übrigen 
9 Fällen von Wochenbettserkrankungen ist nichts Besonderes zu er¬ 
wähnen. Alle verliefsen geheilt die Anstalt. A. Martin. 


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No. 1. 


Eossbach, Papayotin und Papai'n. 


13 


M. J. Rossbach, Physiologische und therapeutische Wirkungen des 
Papayotin und Papain. Ztschr. f. klin. Med. VI. S. 527. 

Nach einer Zusammenstellung der in der Literatur verzeich- 
neten Beobachtungen, giebt R. die Resultate von Untersuchungen, 
welche von ihm oder von seinen Schülern unter seiner Leitung 
ausgeführt wurden und seine früheren Arbeiten über diesen Gegen¬ 
stand vervollständigen. Hervorzuheben ist zunächst, dass die im 
Handel vorkommenden Präparate sich von sehr verschiedener Wir- 
kungsstärke erwiesen, und zwar wirkte ein von Christy in London 
bezogenes Präparat am stärksten verdauend, genau um die Hälfte 
schwächer wirkte ein MKRcK’sches Präparat und fast wirkungslos war 
ein von Gkhk in Dresden bezogenes Papayotin. Neu ist ferner die 
Beobachtung, dass sowohl Zusatz von Salzsäure wie von Phenol die 
verdauende Kraft des Papayotin zwar herabzusetzen aber selbst bei 
4procent. Zusatz nicht gänzlich aufzuheben vermag; auch 10 Tropfen 
Ammoniakflüssigkeit zu 10 Gro. einer 6 procent. Papayotinlösung 
gesetzt, konnten die verdauende Wirkung derselben nicht beein¬ 
trächtigen. 

Ueber die physiologischen Wirkungen am lebenden Tiere 
ergaben die Versuche, dass bei Einverleibung in den Magen die 
Verdauung befördert wird, ohne dass selbst nach grofsen Dosen 
(2,0—5,0 Grm.) eine Veränderung der Schleimhaut der Speiseröhre 
oder des Magens zu Stande kommt. Bei unmittelbarer Einspritzung 
in das Blut hatte B. bereits früher an Kaninchen das massenhafte 
Auftreten von Mikrokokken im Blut beobachtet, an Fischen konnte 
dieselbe Beobachtung gemacht werden. Stets erwiesen sich intra¬ 
venöse Injectionen von Papayotinlösung bei Kaninchen und Hunden 
als sehr giftig und führten den Tod innerhalb 5 Minuten bis zu einer 
halben Stunde durch Herzlähmung herbei; bei der Section zeigte 
sich das Blut missfarbig, die roten Blutkörperchen klebten nie geld¬ 
rollenartig zusammen und erschienen häufig blasser als gewöhnlich, 
das Blutserum war mehrmals gerötet. Bei decapitirten Fröschen 
hörten schon nach 5 Minuten die Reflexbewegungen auf, die Herz- 
contractionen werden sehr schwach und bei einigen Tieren traten 
an allen Extremitäten in Folge von Reizung der motorischen Rücken- 
markscentren Convulsionen auf. 

Interessant ist die Wirkung subcutaner Papayotineinspritzungen. 
Sehr kleine Dosen (0,005) haben gar keine Wirkung. Nach gröfseren 
Dosen entsteht innerhalb 24 Stunden an der Injectionsstelle unter 
der Cutis eine Verdauungserweichung, die ungefähr 3—6 Ctm. nach 
allen Richtungen weiter reicht. R. nimmt an, dass das Papayotin 
durch die Lymphgefäfse weiter geführt wird, dabei die Wandungen der 
Lymphgefäfse selber und dann das umgebende Gewebe verdaue; bei 
den kleineren (0,05 Grm.) Dosen wird die Ernährung der Cutis 
nicht gestört; zwar fallen die Haare an der betreffenden Stelle aus, 
aber wenn die verdaute Flüssigkeit resorbirt ist, kehrt die ganze 
Stelle zur Norm zurück. Dieser günstige Verlauf trat aber nur ein, 
wenn die Papayotinlösung durch geringe Mengen Carbolsäure oder 
Borsäure oder durch wiederholtes Erhitzen sterilisirt und aseptisch 


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14 


Brr«. — MrNDKI.SSOHN. 


No. 1. 


eingespritzt wurde. Ohne Anwendung der genannten Vorsichts- 
maafsregeln kommt es zur Bildung von Abscessen. 

Bei gröfseren Dosen (0,1 — 1,0 Gun.), welche in der angege¬ 
benen Weise sterilisirt sind, tritt auch Erweichung ohne Eiterbildung 
ein, aber indem auch die ernährenden Gefäfse der Cutis verdaut 
werden, stirbt diese selbst ab und verfällt der trockenen Mummification. 
Eine Allgemeinwirkung, welche auf Rechnung resorbirten Papayotins 
zu schieben wäre, konnte Vf. nicht beobachten. 

Für die therapeutische Anwendung sind nach R. folgende Ge¬ 
sichtspunkte zu berücksichtigen: 1) das Papayotin ist, innerlich 
genommen, vollkommen unschädlich; 2 ) bei subcutaner Anwendung 
ist immer nur eine sterilisirte Lösung und diese immer nur in 
kleinen Dosen zu verwenden; 3) bei Einspritzung in’s Blut wirkt 
Papayotin als lähmendes Gift auf Herz und Nervensystem. Ferner 
ist es bei der Verschiedenheit der Präparate nötig, vor der Anwen¬ 
dung sich von der verdauenden Kraft des Präparates durch Ver¬ 
suche zu überzeugen. Was nun die Anwendung bei verschiedenen 
Krankheitszuständen betrifft, so möchte R. die parenchymatösen In- 
jectionen bei Drüsengeschwülsten, Carcinomen, auf solche Fälle be¬ 
schränkt wissen, wo aus irgend einem Grunde die Exstirpation 
contraindicirt ist. Bei Croup und Diphtherie betont Vf. die energische 
Anwendung möglichst concentrirter Papayotinlösung, bei schweren 
Fällen alle 5 Minuten Pinselungen und Einflöfsen durch Nase und 
Mund. — Als ein die Verdauung beförderndes Mittel hält R. 
Papayotin, namentlich dann indicirt, wenn die normalen Verdauungs¬ 
säfte fehlen und zwar sowohl zur Einführung in den Magen, wie 
bei ernährenden Klystieren in den Darm. — Ueber den Wert des 
Mittels bei Magencarcinom, bei Hautkrankheiten und bei Ein¬ 
geweidewürmern hat Vf. nicht genügende Erfahrung, um ein end¬ 
gültiges Urteil aussprechen zu können. Langgaard. 

E. Berg, Die Ei weifsschichte und das befruchtete Eichen der Säuge¬ 
tiere im Eileiter. Allg. Wiener med. Zig. 1883, No. 44. 

Die elastische, gelatinöse Hülle, welche das S&ugetierei im Eileiter nmgiebt und 
mit dem dasselbe noch in den Uterus gelangt, besteht nicht, wie man bisher annahm, 
aus einem Eiweifskörper; dies beweist das Ausbleiben der MiLLON’schen und der xantho¬ 
proteinsauren Reaction. — Welche chemische Natur die Hülle hat, behftlt sich Yf. 
zu untersuchen vor. Rabl-Röckhard. 


M. Mendelssohn, Beitrag zur Frage nach der directen Erregbar¬ 
keit der Vorderstränge des Rückenmarks, uü Bois-Rkymond’s Arch. 
1883, S. 281. 

M. legte bei seinen Versuchen den gröfsten Wert auf Ausschiiefsung der Strom¬ 
schleifen und hat sich vergewissert, dass Stromstärken, welche ausreichen, um Bewe¬ 
gungen von den Vordersten gen aus hervorzurufen, keine Stromschleifen in die vor¬ 
deren Wurzeln des Plexus ischiadicus geben. Die Reaction tritt bei Reizung der 
Vorderstrftnge schneller ein« als bei solcher der Hinterstrftnge; da Reizung der Hinter- 
strftnge eine Reflexbewegung hervorruft, so kann die von den Vordersträngen erzeugte 
Muskelcontraction nur die Wirkung directer Erregung sein. Der Unterschied in den 
Reactionszeiten betrügt überall 0,01—0,025 Secunden, entsprechend der Dauer der 
Querleitung im Rückenmark. Bei Reizung von den Yorderstrftngen aas genügen auch 
schon geringere Stromstärken, ln der Form der Curve fand M.’ keinen Unterschied. 

J. Sander. 


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No. 1. Baumasn u. Schotten. Parker. Brown. Mirüi.k l. Kiunberoer. 1f> 


£. Baamann und C. Schotten , Ueber das Ichthyol. Monatsscht. 
f. pr&ot. Dermat. 1883, II. 9. 

Für das zur Darstellung des „Ichthyol“ angewendete ölige Destillationsproduct 
des bituminösen Gesteins bei Seefeld in Tyrol fanden B. u. S. die Elementarzusammen- 
Setzung in Procenten G 77,25, H 10,32, S 10,72, N 1,10. Kohlenstoff lÄd Schwefel 
stehen in dem Atomverhältniss 28:1,5. Aus diesem Product wird das „Ichthyol“ 
selbst durch Behandlung mit concentrirter Schwefelsäure und Absättigung mit Natrium¬ 
carbonat gewonnen. Das über Schwefelsäure völlig getrocknete Ichthyol löst sich im 
Wasser leicht zu einer braunen, fast völlig klaren Flüssigkeit, die auf Zusatz von 
Schwefelsäure einen harzigen Niederschlag giebt. Dieses Harz besteht aus einer orga¬ 
nischen Säure. Die Analyse führte für das Ichthyol zu der Zusammensetzung 
SjNajO*. Das Ichthyol ist danach als das Natriumsalz der Sulfonsäure des oben er¬ 
wähnten Destillationsproductes anzusehen. 

In Uebereinstimmung mit Unna wird vorgeschlagen, das „Oel“ Ichthyol zu nennen, 
das bisherige Ichthyol dagegen als „ichthyolsulfonsaures Natrium“ zu bezeichnen. — 
Bei Versuchen an Hunden ergab sich das ichthyolsulfonsaure Natrium in Dosen von 
10—12 Grm. als unschädlich: es wird zum Teil nicht oxydirt, sondern in Form orga¬ 
nischer, schwefelhaltiger Verbindungen wieder ausgeschieden. E. S&ikowski. 

Rushton Parker, Ueber Strangulation des Omentums bei Hernia 
und Ober das Verhftltniss dieser Strangulation zu Symptomen von 
Darmverstopfnng. Berliner Win. Wochenschr. 1883, No. 37. (Ueber- 
setzong.) 

P. hält reine incarcerirte Omentalhernien für äufserst ungewöhnlich. Er glaubt, 
dass es sich entweder um einen nicht erkannten Darmbruch, der durch die Herniotomie 
von der Einklemmung befreit wird, oder dass Seitens des unreduoirbaren Omentum eine 
Zerrung bezw. Obstruction des geraden Colon stattfindet, oder dass endlich Entzündung 
des Netzes mit Peritonitis vorliegt, wodurch Incarcerationserscheinungen vorgetäuscht 
werden können. Für letzteres Vorkommniss führt Vf. ein Beispiel eigener Beobachtung 
in extenso an. p. Gßterbock. 


Brown, Ein Fall von Abscedirung des Warzenfortsatzes mit voll¬ 
ständigem Fehlen von Empfindlichkeit, Hitze und Anschwellung 
der Bedeckungen des afficirten Teiles, dagegen mit andauerndem 
Schmerz in der Gegend der Protuberantia occipitalis. Trepanation; 
Genesung; Auftreten eines Erysipels während der Reconvalescenz. 
Ztschr. f. Ohrenheilk. XIII. S. 51. 

Die Ueberschrift giebt den Inhalt der Arbeit in Kurzem wieder. Sohw&bach. 


J. Mikulicz, Zur GussE^BAUER’schen Operationsmethode bei fibrösen 
Nasenrachenpolypen. Prager med. Wochenschr. 1883, No. 42. 

M. hat in 2 Fällen nach der GussKNBAUER*schen Methode operirt nnd empfiehlt 
dieselbe angelegentlichst, weil dieselbe in den meisten Fällen den Vorteil genügender 
Freilegung des Operationsfeldes gewährt nnd dabei weder eine Veranstaltung des Ge¬ 
sichtes, noch eine Fnnctionsstörnng zurücklässt. w. Lublinski. 


Kirnberger, Zur Therapie der Leukaemieen und Pseudoleuk&mieen. 
Deutsche med. Wochenschr. 1883, No. 41. 

Ausgehend von dem Umstande, dass in der Leukämie und Pseudoleuksemie 
(welche Vf mit vielen Anderen nur als eine mildere Form, oder das Anfangsstadium 
der ersteren betrachtet) der Stoffwechsel stark darniederliegt und namentlich die Oxy¬ 
dation sehr mangelhaft ist, hat Vf. bei einem 10jährigen Knaben, welcher an lienaler 
Lenkwmie (oder Pseudoleukamie) litt, neben dem innerlichen Gebrauch von Arsen, 
das aber, allein angewendet, unwirksam blieb, täglich 30 Liter Sauerstoff mittels des 
LiuousiN'schen Apparates einatmen lassen und binnen kurzer Zeit vollständige Heilung 
erzielt. L. Roa«nth»l. 


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16 


SuitMAKf. — Wahl qm om\ 


Dubois. 


No. 1. 


G. Sormani , Etiologia, patogenesi, cura e profilassi della tuberculosi 
polmonare. Ann. univ. di raed. 1883, S.-A. 

Die Arbeit bietet im Wesentlichen eine Bestätigung der Koca'scben Mitteilungen, 
indem S. in Bezug auf die äufseren Eigenschaften und den diagnostischen Wert des 
Tuberkelbaftillus zu ganz analogen Schlüssen gelangt ist. Auch was Färbung und Tier-- 
Infection anlangt, berichtet S. aus seinen vielfachen Versuchen Zustimmendes; der 
Invasionsweg ist nach letzteren der mittels der Lymphgef&fse, der amöboiden Zellen 
und des kreisenden Blutes, durch welches er sich die Mikroben von einem anfänglich 
inficirten Organ auf entlegenere verschleppt, „ausgesät“ denkt. — Die vergleichenden 
Versuche über die Zerstörung der Infectionskraft des Bacillus ergaben das Resultat, 
dass Aqua oxygenata gar keine Wirkung in diesem Sinne ausübt, dass Schwefeligsaure 
und salpetrig-salpetersaure Dämpfe eine Tötung der Bacillen herbeiführen; sie sind 
jedoch gleichzeitig irrespirabel. Resorcin erweist sich ebenfalls als den Tub,erkelbacillus 
beeinträchtigend, tötet ihn aber durchaus nicht vollkommen, so dass unter den von 
S. probirten Mitteln sich nur Jodoformdämpfe diesem Zweck genügend erweisen. Hier¬ 
für werden auch 2 Fälle, in denen dadurch Heilung am Menschen bewirkt wurde, 
ausführlich mitgeteilt. — Eine Aenderung in der Zusammensetzung der Nährgelatine 
für künstliche Culturen teilt S. am Schlüsse noch mit. Weroich. 

Warlomont, Nouvelles recherches sur les origines de la vaccine. 
Gaz. hebd. de med. etc. 1883, No. 42, 43. 

Unter den Auspicien von Chauveau führte Vf. eine grofse Anzahl von Impfver¬ 
suche an Pferden und Rindern aus, um die Empfänglichkeit beider Tierarten für das 
Variola- und Vaccinegift, event. die Modification, welche beide Materien im Pferde- 
und Rinderorganigmus eingehen, festzustellen. Es zeigte sich, dass ohne Einbringung 
von Variolagift ein Entstehen von eigentümlichen Pferde- oder Rinderpocken nicht 
beobachtet wird; vielmehr bedarf es gleichsam einer Aussaat von Variolagift im Körper 
der Tiere, welche dann aufgeht als Schutzpocke mit der Schutzpockenmaterie und 
zwar infolge einer Modification, welche W. mit Pastrur „Attenuation“ nennt. Das 
Pferd ist aber ein weit ungünstigerer Boden für diesen Process und für das Einernten 
von SchutzpockenstofF. Soweit der letztere nämlich von ihm gewonnen wird, entfernt 
er sich in seinen Eigenschaften nur recht unbedeutend vom wirklichen Variolagift. 
Trotzdem werden auch die Pferde, nachdem sie den Vorgang der Impfung und Impf* 
stoffproduction einmal durchgemacht haben, gegen fernere Infectionen mit Variolagift 
immun. — Die Versuche gewinnen eine erhöhte Bedeutung dadurch, dass sie an 
Tieren sehr verschiedenen Alters — besonders auch an sehr ungleichaltrigen Pferden — 
mit übereinstimmendem Ergebniss angestellt wurden. Wernich. 

Dubois, Ueber einen Fall multipler Neuritis. Corresp.-Bl. f. schweizer 
Aerzte 1883, No. 18. 

Ohne nachweisbare Veranlassung hatten sich bei einem 27jährigen Manne neben 
Kriebeln und Schmerzen im kleinen rechten Finger noch Schmerzen am Ellenbogen 
und Schwäche der rechten Hand eingefunden. Diese war am Rücken etwas geschwollen, 
konnte nur mit Mühe zur Faust geschlossen oder zur Horizontalen gestreckt werden. 
Des Weiteren waren die wesentlichen Symptome: Reifsende Schmerzen im Ulnarisverlauf 
am Vorderarm, Herabsetzung der Sensibilität am Hypothenar und den beiden letzten 
Fingern, weniger ausgeprägt im Medianus- und Radialisgebiet. Der N. ul Daris war 
hinter dem Cond. int. humeri verdickt zu fühlen: Druck auf den N. medianus, den N. 
radialis und den Plexus brach, dexter empfindlich. Atrophie und Schwäche in absteigender 
Intensität nachweisbar im Hypothenar, M. supin. longus, biceps, brach, int., deltoid. und 
pector. major. Ueberall Herabsetzung der elektrischen Erregbarkeit für beide Stromes¬ 
arten bei directer und indirecter Reizung; im M. abduct. dig. min. Erloschensein der 
faradischen Erregbarkeit, bedeutende Herabsetzung der galvanischen, mit träger Zuckung 
(ASz vorwiegend, AOz vorhanden). — Unter zweckentsprechender Behandlung trat im 
Laufe von einigen Monaten Besserung ein (Tragen einer Mitella, stabile Anoden¬ 
behandlung). Die ursprünglich allein auf den N. ulnaris beschränkte Neuritis hatte 
sich allmählich weiter auf andere Nervengebiete erstreckt; ob es sich um eine Neuritis 
migrans oder um adscendirende (und später descendirende) neuritische Processe handelte, 
lässt D. unentschieden. __ Bernhardt. 

Verlag von Augnst Hirschwald in Berlin. — Druck von L. ßchumacher in Berlin. 


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Redigirt von 

Pro£ Dr. H. Kronecker, und Prof. Dr. H. Senator, 

Berlin (NW.), Dorothaenstr. 35. Berlin (NW.), Bauhofttr. 7 (am Hegelplatz) 


1884 . **• Januar. NO. 2 . 


Inhalt: le Nobel, Neue Terpenre&ction (Orig.-Mitt.). 

W m lcbli, Gefärbte Kugeln der Vogelretina. — Fa ho, Verwandeluug ron 
Pepton in Globulin durch die roten Blutkörperchen. — Ellenbbrger uud Y. Hof¬ 
meister, Bau und Function der Magenschleimhaut des Pferdes. — 0. Law, Actives 
Albumin. — Blascrko, Fettige Degeneration der sympathischen Geflechte der Darm¬ 
wand.— J. E. Killt, Daumeneinrenkung. — ▼. Mosetio-Moorhof, Osteoplastische 
Resection des Ellenbogengelenks. — Taylor, Lähmung der Abductoren der Stimm¬ 
bänder. — Eschbrich, Embolie und Lähmung bei Pleura-Irrigationen. — Lau der 
Brühtos, Ursache des Hydrops. — Hurd; Skymour, Herderkrankungen des 
Kleinhirns. — ▼. Krafft-Ebino, Transitorisches Irresein Neurasthenischer. — 
E. Börner, Spontanrupturen von Orariencysten. — B. y.Anrbp, Wirkungen der 
Ptomalne. 

Fano, Gehcentrum bei Schildkröten und Amphibien. — Csci, Spaltpilze auf 
Wunden. — Kkukbnbbro und H. Wagner, Garnin. — G. A. Ewald, Fettbildung 
durch überlebende Darmschleimhaut. — Pauly, Perforirender Stirntumor. — Gutsch, 
Magenresection. — Eulau, „Clavicularlinie u zur Bestimmung des Herzstofses. — 
Ad. Ritter, Resorptionsunfähigkeit der normalen menschlichen Haut. — Hughes 
Bennet, Poliomyelitis anterior chronica im Kindesalter. — Berger, Elektrische 
Behandlung des mimischen Gesichtskrampfes. 


Ueber eine neue Terpenreaction. 

Von C. le Nebel, z. Z. Assistent am physiologischen Institut zu Leiden. 

Als ich im Herbste vorigen Jahres im pathologischen Institute 
von Prof. Stokvis in Amsterdam mit dem Harne eines Patienten, 
dem Copalvabalsam verabreicht war, die jAFFs’sche Indicanreaction 
anstellte, entging es mir nicht, dass der Harn eich schon nach dem 
Zusatz von Salzsäure schön rot färbte. Diese Farbe war gekenn¬ 
zeichnet durch drei mehr oder weniger deutliche Abeorptionsstreifen, 
wie sie später von Qujnckk*) beschrieben worden sind. Nur habe 
ich noch hinzuzufögen, dass der Harn bei dieser Reaction sich erst 
rosa-rot färbt und beim Erhitzen eine violette Farbe annimmt, wobei 
der Streifen im Blau verschwindet oder bedeutend an Intensität 
einböfst; endlich dass Oxydationsmittel, wie Chlorkalk oder Jod- 

*) Areb. f. ezper. Pathol. und Pharmakol. XVII. S. 273. 


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XXII. Jahrgang. 

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lr Nobel. Neue Terpenreaction. 


No. 2. 


Tinctur, die Reaction wesentlich befördern und sie schneller ablaufen 
lassen. Dass der Harn nach Copaüvabalsamgenuss reducirt und die 
Polarisationsebene um 0,2—0,3 nach links dreht, war mir damals 
nicht bekannt. Damals lagen die Untersuchungen Brix’s*) vor, aus 
welchen hervorging, dass der Maracalbobalsam ebenso wie der Para¬ 
balsam einen Kohlenwasserstoff, ein Terpen (C 20 H 32 ), enthält; dass 
das blaue Copai'vaöl = 3(C 20 H 32 ) -f- H 20 durch Einwirkung von 
Natrium auf nicht vollständig entwässertes Terpen entsteht. Aufser- 
dem fand er im Balsam „zwei harte und ein weiches Harz, sämmt- 
lich amorph und von schwach sauren Eigenschaften, und in mini¬ 
malen Mengen eine krystallisirbare Säure, welche wahrscheinlich 
mit Straüss’s Metacopaivae-Säure identisch ist.“ Doch giebt er dem 
Vermuten Raum, dass diese Säure nicht zu den integrirenden Be¬ 
standteilen des Balsams gehört. 

„Charakteristisch“, sagt Brix weiter, „bleibt jedoch die Reaction 
des trockenen Chlorwasserstoffs auf das Terpen immerhin, denn die 
nach kurzem Einleiten auftretende rosenrote Farbe geht bei voll¬ 
ständiger Sättigung in Dunkelviolettblau über.“ 

Höchstwahrscheinlich ist es also das Terpen, welchem die von 
Quincke und mir gefundene Reaction zukommt. 

Bei der Darstellung aus dem Balsam befolgte ich im Grofeen 
und Ganzen die Methode von Strauss **) (Kochen mit verdünnter 
Natronlauge); nur wurde das oben sich abscheidende Oel mit einer 
grofsen Menge Wasser geschüttelt, dann verdünnte Salzsäure zu¬ 
gesetzt, endlich die dabei entstandene weifse milchartige Trübung 
abfiltrirt. Auf dem Filtrum blieb eine gelbe, ölartige Substanz 
zurück, welche in 95procentigen Alkohol aufgenommen wurde. Aus 
dieser alkoholischen Lösung schied sich nach einiger Zeit ein weifses 
amorphes Harz ab. Auch dieses wurde abfiltrirt und das Filtrat 
endlich zur Einengung sich selbst überlassen. Das so gewonnene 
Oel siedet bei 250— 260° C., wie auch Brix und Strauss gefunden 
haben; ist leicht löslich in 95procentigem Alkohol, Aether, Amyl¬ 
alkohol und fetten Oelen, dagegen schwer in Chloroform. 

Nach Einleiten trockenen Chlorwasserstoffs färbte sich die al¬ 
koholische Lösung schön violett-blau und zeigte die charakteristischen 
Absorptionsstreifen. 

Aufser diesem Oel habe ich im Balsam noch fünf Harze vor¬ 
gefunden, die in Bezug auf verschiedene Lösungsmittel ein ver¬ 
schiedenes Verhalten darboten. Keins von ihnen gab die oben be¬ 
schriebene Reaction; dagegen ist es mir ebensowenig, wie Brrgmann, 
Bucrheim und Bbrnatzik gelungen, eine krystallisirbare Säure auf¬ 
zufinden. 

Auch die Metacopalvasäure, welche ich von Trommsdorf bezogen 
habe, und die nach Untersuchungen von Brix identisch ist mit der 
Copaivasäure von Merck, zeigte die Reaction nicht. 


*) Monatshefte f. Chemie IL S. 507. 

**) Husemann, Die Pflanzenstofie etc. S. 64(1. 


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No. 2. 


Wälchli, Gefärbte Kugeln der Vogelretina. 


19 


Schüttelt man den Harn nach Copalvabalsamgebrauch mit 
Aether, Amylalkohol oder Petroleumäther, so geht die die Reaction 
gebende Substanz dahinein über, sehr schwer dagegen in Chloroform; 
dieses stimmt offenbar mit den Lösungsverhältnissen des Kohlen¬ 
wasserstoffs überein. Auch die Substanz, welche nach Abdampfen 
des Aethers übrig bleibt, giebt in alkoholischer Lösung die 
Reaction. 

Wir sind deshalb wohl berechtigt, anzunehmen, dass die von 
Quincke und mir gefundene Reaction dem Terpen C 20 H 32 zukommt: 
eine Berechtigung, welche dadurch noch eine wesentliche Stütze 
bekommt, dass Gurgunbalsam s. Wood-oil s. Baisamum Capivi [in 
England ebenso wie das Oel gegen Tripper benutzt]*), der auch 
dieses Terpen enthält, ebenfalls die Reaction giebt**). Ja, meiner 
Meinung nach, kann man noch weiter gehen und das Terpen als 
den therapeutisch wirksamen Bestandteil beider Balsame ansehen; 
obwohl es nicht in Abrede zu stellen ist, dass, wie viele Autoren 
angeben, der Balsam für sich wirksamer ist, wie das Oel. 


G. Waelchli, Zur Topographie der gefärbten Kugeln der Vogel¬ 
netzhaut. v. Grakfe’s Arch. f. Ophthalm. XXIX. 3. S. 205. 

W. untersuchte die Netzhaut der Finken, der Taube und des 
Hahnes in Bezug auf die Verteilung der gefärbten Kügelchen. Diese 
lassen sich der Hauptsache nach in vier Klassen gruppiren: in rote, 
orangene, grünliche und farblose resp. sehr schwach gefärbte. Die 
roten Kugeln kommen in der ganzen Retina vor, ebenso die oran¬ 
genen, welche beim Hahn mehr gelb sind; die gelblichgrünen, grofsen 
Kugeln finden sich nur in der Peripherie, die farblosen und schwach¬ 
gefärbten, welche meist sehr klein sind, wieder überall in der Netz¬ 
haut verbreitet. In der Macula lutea werden die kleinsten, aber 
auch die meisten Kugeln getroffen; rote, orangene, intensiv gelblich¬ 
grüne reihen sich hier aneinander. Letztere, den anderen an Zahl 
bei Weitem überlegen, haben eine entschieden viel intensiver gelbe 
Nuance, als die entsprechenden Kugeln in der Peripherie. Die 
peripherischen Teile der Netzhaut bis dicht an die Ora serrata heran 
enthalten auf gleichem Raum etwa 4 Mal weniger Kugeln als die 
Macula. Diese Kugeln sind gröfser; und im Verhältnis zu den 
roten oder orangenen finden sich mehr grüne, daneben aber auch 
kleine blassbläuliche und blassgrünliche, sowie farblose Kügelchen. 
Im hinteren oberen Quadranten der Netzhaut, an einer Stelle, welche 
W. als rotes Feld bezeichnet, erscheint die Anzahl der roten und 
orangenen Kugeln enorm vermehrt, während die grofsen grünen 
zurücktreten. Warum an dieser Stelle, welche dem Sehen nach vorn 
zu dient, ein solches Verhältnis besteht, scheint vorläufig nicht 
erklärlich zu sein. Horstmann. 


*) Huskmahn, S. 1121. 

**) Auch der Harn nach Rinnehmen desselben. 

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20 Fano, Rote Blutkörperchen. - Eu.FNBRRr.KR u. Hofmkister, Bau und No. 2. 

G. Fano, Di una nuova funzione dei corpuscoli rossi del sangue. 

Sperimentale 1882, Sett. e Ott. 

Es ist bekannt, dass Pepton, in den Blutkreislauf eines Tieres 
injicirt, sich verändert, so dass man 30 Minuten nach der Injection 
schon keine Spur desselben mehr in dem Blute nachweisen kann. 
Dass es nicht in die Gewebe austritt und nicht durch Drüsen eli- 
minirt wird, hat F. früher nachgewiesen (Arch. per le scienze me- 
diche Bd. V, 8). Er hatte auch gefunden, dass peptonisirtes Plasma 
im Verhältniss zu normalem Blut sehr arm an soliden Bestandteilen 
im Allgemeinen und an albuminoiden im Speciellen ist. Aber 
während das Plasma stark verdünnt wird, nimmt der Cruor an 
Gewicht zu. Bei Hunden hindert das Pepton die Gerinnung des 
Blutes, aber nicht bei Schweinen, Meerschweinchen und Kaninchen; 
trotzdem ist das Resultat doch dasselbe, nur geht die Gewichts¬ 
zunahme langsamer vor sich. Die Zunahme des Cruor ist die Folge 
einer Zunahme der gerinnungsfähigen Albuminoide: und zwar, weil 
morphologische Elemente des Cruor die Eigenschaft haben, injicirtes 
Pepton aufzunehmen, nachdem sie es in ein gerinnungsfähiges 
Albuminoid (Globulin) durch einen Reductionsprocess umgewandelt 
haben. — Sorgfältige Untersuchungen haben bewiesen, dass diese 
Eigenschaft den roten Blutkörperchen zukommt, wobei dieselben 
weder ihre Gestalt, noch ihren Durchmesser ändern, dagegen an 
specifischem Gewicht zunehmen. (Die Beschreibung des zur Be¬ 
stimmung benutzten Instrumentes s. im Orig.). Während der Resorp¬ 
tion gewöhnlicher Nährstoffe aus den Nährwegen nimmt das spe- 
cifische Gewicht der Blutkörperchen kaum zu; stärker aber ist das 
Gewicht der festen Substanzen in jedem roten Blutkörperchen nach 
einer an Albuminoiden reichen Ernährung vermehrt. Das resorbirte 
und in Globulin umgewandelte Pepton der roten Blutkörperchen 
wird nach gewisser Zeit (von 3 Stunden an) von ihnen wieder an 
die Gewebe abgegeben und stellt so eine wahre Reservenahrung 
dar (einen ähnlichen Vorgang, wie in den Leberzellen die Um¬ 
wandelung in Glykogen). J. Sander. 

Ellenberger und V. Hofmeister, Ueber die Verdauungssäfte und 
die Verdauung des Pferdes. V. Ueber den mikroskopischen Bau 
der Magenschleimhaut, den Ort der Pepsinbildung und den Pepsin¬ 
gehalt der Magenschleimhaut in den verschiedenen Verdauungs¬ 
perioden. Arch. f. wiss. etc. Tierheilk. IX. 4 u. 5. 

Im Verfolg ihrer ausgedehnten Untersuchungen über die Ver¬ 
dauungssäfte des Pferdes sind Vif. bezüglich des Baues der Magen¬ 
schleimhaut und deren Pepsinbildung zu Resultaten gelangt, die in 
engem Anschluss an die von den Autoren selbst gegebene Zusammen¬ 
fassung angeführt werden mögen: Der Pferdemagen zerfällt in einen 
drüsenlosen Vormagen (Portio cesophagea) und in einen Drüsen¬ 
magen, an dem die beiden Regionen der sog. Lab- und Schleim¬ 
drüsen zu unterscheiden sind. Die Drüsen sind von contractilem 
und elastischem Gewebe umgeben. Ganglien finden sich submucös, 
intcrmusculär und in der Membrana propria der Drüsen. Die sog. 


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Nu Funciiou d. Magenschleimhaut d. Pferdes. - Lüw, ActivesAlbumin. 21 

Labdrösen (Fundusdrüsen des Menschen) des Pferdemagena ent¬ 
halten aufaer dem Oberflächenepithel noch mindeatena zwei acharf 
von einander zn trennende Zellenarten (Haupt- und Belagzellen 
nach Hkidekhain). Die Belagzellen tragen faat immer zur Bildung 
dea Lumens der Drüsen bei; die Hauptzellen liegen in der Regel 
zwischen ihnen, selten nach innen auf denselben. Daneben kommen 
noch Zellen vor, welche in manchen Beziehungen den Hauptzellen, 
in anderen den Belagzellen gleichen. Die Zellen der sog. Pylorus- 
drü8en stimmen nicht mit den Hauptzellen der FunduadrOsen überein. 
Das Oberflächenepithel und das der DrQsenausfQhrnngsgänge pro- 
ducirt Schleim. — Lympbgefäfse sind sehr zahlreich vorhanden, 
gröfaere Lymphfollikel fehlen. Das Pepsin ist der Magenschleimhaut 
teils direct durch Glycerin, teils aber nur durch Behandlung mit HCl 
oder NaCl extrahirbar. Die pepsinbildende Partie ist zwar sehr 
dick und besitzt lange Drüsen, ist aber in der Ausdehnung unver- 
hältnissroäfsig klein. Die Pylorusschleimhaut enthält in den ersten 
Stunden der Verdauung höchstens nur Spuren und später auch nur 
sehr geringe Mengen Pepsin, welches im Wesentlichen in den 
Drüsenausführungsgängen sitzt. Die Labdrüsenschleimhaut resp. die 
Belagzellenregion ist sehr reich an Pepsin und zwar in ihrer ganzen 
Dicke; die tieferen Drüsenpartieen sind etwas fermentreicher, als die 
oberflächlichen. Am wenigsten Pepsin resp. pepsinogene Substanz 
enthält die Labschleimhaut in der ersten Verdauungsperiode; auf 
der Höhe der Verdauung und zu Ende derselben ist der Ferment¬ 
reichtum sehr bedeutend. — Das Pepsin wird von den Zellen der 
Fundusdrüsen gebildet. Die Stadien der Pepsinbildung ändern das 
Zahlenverhältniss der beiden Zellenarten zu einander ab. Die histo¬ 
logischen Verhältnisse werden durch 6 Abbildungen erläutert. 

J. Munk. 


O. LÖW, Zur Kenntniss des activen Albumins. Pki.Cokk's Arch. XXXII. 

S. 113. 

L. ging von der Ueberlegung aus, dass, wenn das lebende 
Protoplasma-Eiweifs, wie er annimmt, Aldehydgruppen enthält, es 
vielleicht möglich ist, diese Aldehydgruppen zur Reaction mit anderen 
Gruppen zu bringen, ohne dass dabei die Fähigkeit, Silberoxyd zu 
reduciren, auf hört. L. wählte hierzu sehr verdünntes Ammoniak 
und Hydroxylaminlösung; in ersterem Falle konnte sich Aldehyd- 
Ammoniak, in letzterem Aldoxim bilden, welche beide auf Silber¬ 
lösung reducirend wirkten. Der Versuch bestätigte die Voraus¬ 
setzung. Algenfäden (Spirogyren), welche eine halbe Stunde lang 
in sehr verdünnte und alkalisirte Lösungen von salzsaurem Hydro¬ 
xylamin resp. Chlorammonium eingelegt und dann sorgfältig mit 
Wasser gewaschen waren, zeigten die Fähigkeit, Silberoxyd zu re¬ 
duciren. Dass dieses Verhalten nicht auf dem Persistiren von activem 
Eiweifs beruht, ergiebt sich nach L. daraus, dass die Hydroxylamin- 
und Ammoniakalgen nach dem sorgfältigen Auswaschen fähig sind, 
neutrale Silberlösung (von 1—2 pCt.) zu reduciren, was nie ge¬ 
schieht, wenn lebende Algenfäden in eine solche Lösung gebracht 


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22 Blaschko , Fettige Degeneration d. symp. Geflechte d. Darmwand. No. 2. 

werden. — Eine weitere Stütze für seine Anschauung findet L. in 
dem verschiedenen Verhalten von Algenfäden zur Salmiaklösung 
einerseits, Chlornatrium- und Chlorbaryumlösung andererseits; vgl. 
hierüber das Orig. E. Salkowski. 

A. Blaschko, Mitteilungen über eine Erkrankung der sympathischen 
Geflechte der Darmwand. Virchow’s Arch. XCIV. S. 136. 

In einem Falle von chronischer essentieller Ansemie fand B. 
eine hochgradige Atrophie des Darms mit Schwund der Drüsen 
und Verminderung der Zotten. Die Nervenfasern und -zellen beider 
Plexus myent. waren einer fettigen Degeneration auheimgefallen, 
welche in dem AuERBAcn’schen Plexus weniger vorgeschritten war, 
wie in dem MsissNGK’schen und über die innerhalb der Darmwand 
gelegenen nervösen 'Gebilde nicht hinauszugehen schien. Der 
Stamm des Sympathicus und des Ganglion coeliacum wurden nicht 
untersucht. 

In einem zweiten Falle, bei einer kachektischen Alkoholistin, 
war die Atrophie des Darms weniger, die fettige Degeneration der 
gesammten nervösen Plexus deutlicher ausgesprochen, als in dem 
oben berichteten Falle. Die Fasern des MKissNRa’schen Geflechtes 
hatten das Ansehen von mit Fettkörnchen erfüllten Schläuchen und 
glichen den ziemlich stark gefüllten ChylusgefAfsen so sehr, dass 
oft nur die eigentümliche Verteilung, sowie namentlich der Zusammen¬ 
hang mit Ganglienzellen über die nervöse Natur dieser Gebilde 
Aufschluss geben konnte. Der AüKRBAcH’sche Plexus war hier stärker 
beteiligt, als in dem vorigen Falle, und dementsprechend fand sich 
eine hochgradige fettige Degeneration der Muscularis. 

In beiden Fällen zeigten die Gefäfse keine Veränderungen. 

Zur Untersuchung diente der bereits von Meissner empfohlene 
Holzessig. B. legte 10 Ctm. lange Stücke der Darmwand in eine 
25procentige Holzessiglösung und begann das Studium nach 3 tägiger 
Einwirkung derselben. 

B. vermisste ähnliche Veränderungen des nervösen Apparates 
in einer Reihe atrophischer Därme von alten und kachektischen 
Individuen vollständig. — Im höheren Lebensalter begegnet man 
physiologischer Weise einer stärkeren Pigmentirung der Ganglien¬ 
zellen; hie und da kommt auch eine Ansammlung von Fett, aber 
nach Art der fettigen Infiltration, in denselben vor. 

Die starke Pigmentirung der Zotten in dem ersten, der Abusus 
spirit. in dem zweiten Falle lassen eine abgelaulene Entzündung des 
Darmes vermuten, welche B. als das primäre Leiden und als die 
Ursache der Affection der sympathischen Geflechte betrachtet. Diese 
aus den chronisch entzündlichen Veränderungen des Darmes her¬ 
vorgegangene Schädigung der nervösen Elemente führte in den be¬ 
schriebenen Fällen zur Atrophie, während der chronische Darm¬ 
katarrh gewöhnlich (entgegen der kürzlich von Nothnagel auf¬ 
gestellten Behauptung) nicht zur Atrophie, sondern zur Verdickung 
der Darm wand Veranlassung giebt. H. Stilling (Strassburg). 


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No. 2. 


Keixy , Daumeneinrenkung. 


23 


J. £. Kelly, Notes on Dislocations of the Thumb. Dublin Journ. of 
med. sc. 1883, CXXXVII. 

K. giebt eine sehr präcise Schilderung der anatomischen Ver¬ 
hältnisse des ersten Metacarpo-phalangeal- Gelenkes und beschreibt 
des Genaueren, die vollständige Luxation des Daumens nach hinten 
(Hky) oder nach dem Dorsum, wie sie hier oft genannt wird. Die 
hier sich geltend machende Reductionsschwierigkeit, welche man 
gewöhnlich auf die „knopflochartige“ Umschlingung des nach der 
Vola prominirenden Metacarpalhalses durch die sog. äufsere oder 
oberflächliche Sehne des M. flexor brevis auf den Kapselriss zurück- 
föhrt, liegt nach K. hauptsächlich an der Form der Gelenkpfanne 
des Os metacarpi I. Dieselbe ist um ein sehr Erhebliches gröfser 
als der entsprechende Gelenkkopf des ersten Daumengliedes und ist 
es der hervorragende Teil ihres Vorderrandes, welcher hier eine 
Hauptrolle spielt. Um diesen zu degagiren, muss man ihn nach 
deijenigen Stelle des Kapselrisses bringen, welche die nachgiebigste 
ist Dieses ist die äufsere (laterale) Seite des Gelenkes, indem hier 
das Seitenband völlig zerrissen ist, während das innere (mediale) 
Seitenband gewöhnlich intact bleibt. Das hierauf sich gründende 
Reductionsmanöver beschreibt K. in folgender Weise: 

Wenn der Operateur den luxirten Daumen ergreift, so hat er 
vorzüglich darauf zu achten, dass der Mittelhandknochen unbeweg¬ 
lich bleibt und während das normale Glied in flectirter Stellung 
fixirt wird, drückt er 1) seinen eigenen Daumen gegen die dislocirte 
Phalanx und beugt mit diesem den des Patienten fast in einem 
rechten Winkel nach hinten und leicht nach innen; die Basis der 
Phalanx wird dann ruckweise („with a rocking motion“) längs des 
innern Randes der Dorsalfläche des Mittelhandknochens bewegt, bis 
er die innere Kante der Gelenkfläche erreicht, während der Daumen 
des Operateurs dicht nachrückt, um Zurückfedern zu verhindern und 
durch directen Druck nachzuhelfen. 2) Durch plötzliche Adduction 
der Basis, mittels einer kleinen Bewegung ihres inneren Randes nach 
oben, hebelt („tritch“) er sie hinter das Lig. lat. int. und rotirt sie 
nach innen, hauptsächlich auf ihren äufseren Condylus drückend, so 
dass sie schräg von oben, vorn und innen über die Gelenkfläche 
gleitet und die äufsere Einfassung des sog. Knopfloches über das 
Caput metacarpi gezogen wird, während 3) bei extendirterHandwurzel 
der Operateur allmählich die Phalanx beugt und die Mitte ihrer 
Basis längs des vorderen (volaren) Randes des Gelenkes schiebt, bis 
erstere in voller Flexion undAbduction die Prominenz des ersten 
Sesambeines erreicht, worauf eine gerade, vielleicht durch eine Schlinge 
zu unterstützende Extension 4) den Schluss des ganzen Manöver’s 
bildet. Grofsen Wert legt K. auf die Stellung des Handgelenkes. 
Eis ist schon bemerkt, dass dasselbe im 2. Stadium der Manipulationen 
in Extension befindlich sein muss; dagegen ist Anfangs Flexion an¬ 
gezeigt, um die Muskeln auf der Volarseite zu erschlaffen. Das 
ganze Manöver als solches, kann aufser der Flexion und Extension 
aus Circumduction bestehend, bezeichnet werden und zwar ist 
die letztere eine doppelte, indem die beiden Kreisbewegungen in 


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24 v. Mosetig-Moorhof , Osteoplastische Resection d. Ellbogengelenks. No. 2. 

einem Punkt hinter dem Lig. lateral, int. Zusammentreffen, wobei 
die erste mit einer scharfen Curve nach innen und oben, die zweite 
mit einer solchen innen, unten, vorn und aufsen verläuft. Als Hilfs¬ 
apparat, um eine stärkere Traction am Daumen auszuüben, wendet 
K. an einem Ende zusammengebundene, besonders zurecht geschnitzte 
Stäbe an. P. Güterbock. 

V. Mosetig-Moorhof, Ueber osteoplastische Resection des Ellbogen¬ 
gelenks. Wiener med. Presse 1883, No. 26 u. 27. 

v. M. macht bei der durch V. v. Broks im Jahre 1858 in die 
Praxis eingeführten temporären Durchsägung des Olecranon behufs 
Ellbogengelenkresection darauf aufmerksam, dass es häufig genügen 
dürfte, eine ganz dünne Lamelle des genannten Knochenfortsatzes 
zu erhalten und mit Hülfe der Knochennaht anheilen zu lassen. Die 
Vorteile dieser Methode, für welche im Cbl. 1880, S. 476 und 1881, 
S. 303 Beispiele von Völker und Treudblrnborg mitgeteilt wurden, 
bestehen nach v. M. a) in der leichteren Technik, b) absolut besten 
Zugänglichkeit zum erkrankten Gelenke und c) in dem Endresultat. 
Die Schnittführung an dem stumpfwinklig gebeugten Gelenke ist 
dabei die eines am untersten innersten Punkte des Condyl. ext. 
humeri beginnenden | . Nur wenn eine ausgiebigere Blofslegung 
des Humerusendes nötig, kann man am äufseren Ende des Quer¬ 
schnittes noch einen kleinen Längsschnitt nach oben machen, so 
dass die Figur der Incision dann einem J_| gleicht. Das sonstige 
Verfahren Vf.’s ist eigentlich selbstverständlich, nur verwirft er das 
Abstemmen des Olecranon mittels breiten Meilsels als zu roh und 
ferner spricht er sich gegen das Abheben des Periostes vor der 
Durchsägung des Olecranon (Völker) aus. Die Endergebnisse der 
osteoplastischen Resection des Ellbogens in 3 vom Vf. im letzten 
Schuljahre operirten Fällen, in denen als Nahtraaterial Silberdraht 
benutzt wurde, waren durchaus befriedigend. Doch starb ein 
18jähriger Kranker, 2*/ 2 Monate nach der Operation, an Nephritis 
und Pneumonie, während das Gelenk eine der physiologischen fa6t 
gleichkommende Beweglichkeit zeigte. Der Silberdraht war ohne 
Reaction eingeheilt, das abgesägte Olecranon mit der Diaphyse 
mittels lineärer Narbe vollständig knöchern verwachsen. Zur Nach¬ 
behandlung diente jedesmal in den drei erwähnten Fällen Jodoform. 

P. Güterbock. 


Taylor, Cases of paralysis of the abductors of the vocal cords. 

Guy’s Hosp. Reports 1883, XLI. 

Nachdem T. auf die verschiedenartigen Lähmungsformen der 
Kehlkopfsmuskeln aufmerksam gemacht und auf das bekannte inter¬ 
essante Factum hingewiesen, dass in Folge Verletzungen der Wurzeln 
oder der Stämme des Vagus, Accessorius oder Recurrens die Fäden, 
welche die Abductoren versorgen, viel eher betroffen werden, als 
die anderen, berichtet er über mehrere dieser Fälle. 

Der erste betraf einen Mann von 58 Jahren mit vollständiger 
Lähmung der Abductoren und Unmöglichkeit, irgend welche feste 


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No. 2. Tatlor, Lähmung der Abductoren der Stimmbänder. 25 

Nahrung aufzunehmen. Da die übrigen Organe normal, auch durch 
die Sonde eine Verengerung der Speiseröhre nachgewiesen wurde, 
so stellte Vf. die Diagnose auf Carcinoma oesophagi, das auf die N. 
recurrentes übergegriffen hätte. Nachdem die Tracheotomie gemacht, 
kamen Nahrungsbestandteile durch die Trachealcanüle und Pat. ging 
an Bronchopneumonie und Lungengangraen zu Grunde. Die Section 
bestätigte die Diagnose; beide Recurrentes waren fest mit der Ge¬ 
schwulst verlötet, namentlich aber der rechte, welcher sich nicht von 
derselben abtrennen liefe. 

In dem zweiten Falle handelte es sich um einen Mann von 
49 Jahren, welcher wegen heftiger Bruststiche und Atemnot, ver¬ 
bunden mit mäfsigem Stridor, in das Hospital aufgenommen war. 
Die Laryngoskopie ergab Schwellung der Epiglottis und der Taschen¬ 
bänder, sowie Fixirung des linken Stimmbandes in der Medianlinie. 
In dem rechten hinteren Halsdreieck befand sich eine Geschwulst, 
welche unterhalb der Clavicula in den Thorax hinabstieg; auf der 
linken Seite war eine kleinere Geschwulst zu constatiren. Die Per¬ 
cussion des Thorax ergab eine Dämpfung, welche vom unteren Teil 
des Sternum zur Clavicula zog und zwar rechts bis zur Mitte, links 
bis zum inneren Ende derselben. Keine Pulsation, aber starke 
Venenausdehnung über dem Sternum. Bronchiales Atmen über den 
gedämpften Stellen, sowie über beiden Foss. supraspin., die ebenfalls 
dumpfen Schall gaben. Nachdem die Geschwulst auf der linken 
Seite noch mehr an Gröfse zugenommen, die Dyspnoe und der Stridor 
sich vermehrt, ging Pat. an Erschöpfung zu Grunde und die Section 
ergab ein Lymphosarkom des vorderen Mediastinum, welches vom 
zweiten Trachealring bis iy a Zoll oberhalb der Bifurcation reichte, 
den oberen Teil der Vena cava comprimirt und die linke Vena 
innominata vollkommen verschlossen hatte. Die beiden Nn. vagi und 
recurrentes waren teils in die Geschwulst gebettet, teils grofsen 
Drüsenpacketen adhärent; beide Recurrentes .waren sehr schmal, 
namentlich aber der linke. Der Larynx zeigte aufser starkem Schwund 
des M. crico-aryt. post, keine besondere Abnormität. 

Der nächste Fall, wiewohl etwas unvollständig, da die Section 
fehlt, ist deshalb besonders interessant, weil die Paralyse der Ab¬ 
ductoren, deren fatale Wirkung nur durch die Tracheotomie ab¬ 
gewendet werden konnte, fast vollkommen gehoben wurde. Es 
konnte kein Zweifel sein, dass Syphilis die Ursache der Erkrankung 
war, weil Pat. nicht allein einen Chancre acquirirt hatte und ver¬ 
schiedene Narben und Ulcera an den unteren Extremitäten hatte, 
sondern weil auch verschiedene cerebrale Symptome, wie linksseitige 
Lähmung etc. auftraten, denen Pat. plötzlich erlag. 

Die übrigen 3 Fälle betrafen Frauen und sind als hysterische 
Paralysen zu erachten. Zwei von denselben genasen in kurzer 
Zeit, während der Ausgang in dem einen unbekannt blieb. 

W. Lublinski. 


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*26 Est HKiucH, Embolie u. Lähmung. — Laudkr Bkumok, Hydrops. No. 2. 

Escherich , Embolie und Lähmung bei Pleura-Irrigation. Bayrisches 
ärztl. Int.-Bl. 1883, No. 40. 

Ein 37jähriger Mann, bei dem ein wegen eines linksseitigen 
Empyems gemachter Brustschnitt, unter beständigen antiseptischen 
Ausspülungen der Pleurahöhle, bereits zu einer beträchtlichen Ver¬ 
kleinerung der eiternden Fläche geführt hatte, erlitt, nach längere 
Zeit andauerndem heftigem Stirnkopfschmerz, einen letal endenden 
apoplektischen Anfall. Bei der Autopsie fanden sich mehrfache 
Abscesse in der linken Hirnhälfte. Dieser und ähnliche in der Lite¬ 
ratur niedergelegte Fälle beruhen offenbar auf multiplen Embolieen, 
die durch Ablösung von Thromben in Folge der durch die Aus¬ 
spülung hervorgerufenen Erschütterung der Pleura bedingt sind. 
In manchen Fällen, wo sich eine solche palpable Ursache für die 
nach Pleura-Irrigation auftretenden plötzlichen Todesfälle nicht fand, 
hat man Hirn-Ansemie, Chok und dergl. mehr vermutet. — Am 
schwierigsten zu verstehen sind die vorübergehenden nervösen 
Symptome, die zuweilen im Zusammenhänge mit Pleuraausspülungen 
zur Beobachtung gelangten. Dieselben lassen sich in 3 Gruppen 
teilen: 1) Ohnmachtsanfälle, allgemeine oder partielle Convulsionen 
(Epilepsie pleuritique); 2) Convulsionen mit nachfolgender Lähmung 
meist der vorwiegend von den Krämpfen ergriffenen Extremität; für 
die in diese beiden Gruppen gehörenden Fälle liegt die Möglichkeit 
einer Embolie von Hirnarterien vor; 3) allmählich auftretende Läh¬ 
mung der oberen oder beider Extremitäten auf der dem Empyem 
gleichnamigen Seite, verbunden mit motorischen Störungen, Eintritt 
resp. Steigerung der Erscheinungen nach jeder einzelnen Irrigation 
(H^mipl^gie pleuritique). Diese zuerst von Lbpine beschriebene 
Affection, von der Vf. 2 Fälle mitteilt, ist ihrer Natur nach völlig 
unaufgeklärt; die Lähmung ist wahrscheinlich eine spinale, doch 
erscheint es dem Vf. durchaus zweifelhaft, ob es sich hier, wie 
Lepink annimmt, um- eine auf dem Wege der Intercostalnerven ver¬ 
laufende Reflexneurose handelt. Perl. 

Lauder Briinton, On the pathology of dropsy. Practitioner XXXI. 
1883,3. 

Ueber die Entstehung des Hydrops stellt Vf. folgende Sätze auf: 
Wassersucht besteht in der Anhäufung von Lymphe in kleinen 
Lymphräumen oder grofsen serösen Höhlen; sie kommt dadurch zu 
Stande, dass mehr Lymphe aus den zuführenden Gefäfsen sich er- 
giefst, als durch die abführenden (Lymphgefäfse und Venen) entfernt 
werden kann. Circulationshemmungen in den abführenden Gefäfsen 
(bedingt durch Verstopfung derselben, oder durch mangelhafte Action 
der Körpermusculatur, durch mangelhafte inspiratorische Erweiterung 
des Thorax oder zu schwache Herzaction) führen aber nur selten 
zu Hydrops, falls nicht gleichzeitig aus den Capillaren eine ver¬ 
mehrte Austretung von Flüssigkeit in die Gewebe resp. in die 
serösen Höhlen erfolgt. Letztere ist aber entweder durch vasomo¬ 
torische Erweiterung der zuführenden Gefäfse bedingt (Rah vier ’s 
Experiment der Unterbindung der Vena cava inferior mit Durch- 


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No. 2. 


Hcrd; Srymür, Herderkankungen des Kleinhirns. 


27 


schneidung des Nervus ischiadicus!), oder durch Veränderungen der 
Capillargefäfse. — Nach Versuchen von Gaskbli,, die durch den Vf. 
in Gemeinschaft mit Cash bestätigt wurden, bewirkt der Zusatz von 
verdQnnten Alkalien zu dem in den Gefälsen eines getöteten Frosches 
kßnstlich in Circulation erhaltenen Blute eine Verengerung der 
kleinen Gefäfse mit Verringerung der ausströmenden Flüssigkeit, 
während umgekehrt der Zusatz verdünnter Säuren eine Erweiterung 
der Gefäfse mit Vermehrung der ausströmenden Flüssigkeit, ferner 
aber auch, allem Anschein nach, eine vermehrte Durchgängigkeit 
der Gefäfswände bewirkt, welche zu oedematöser Durchtränkung der 
Gewebe führt. — Auf Grund dieser Versuche ist Vf. geneigt, die 
Entstehung des Hydrops, z. B. bei Scarlatina, in der Einwirkung 
von Stoffwechselproducten, die im Darmkanal oder in den Geweben 
sich bilden, auf die Gefäfswände zu suchen. Perl. 


1) E. P. Hnrd, Apoplexy of the cerebellum. Boston Med. and Surg. 

J. 1883, August 30. — 2) W. Seymour, Tumour of cerebellum. 

Ebenda. 

1) Die Erscheinungen bei dem 75jährigen, von einem apo- 
plektischen Insult getroffenen Manne waren nach H.: Tiefes Coma, 
li nksseitige Hemiplegie (der Extremitäten), rechtsseitige Facialis- 
lähmung, enge Pupillen. Schlinglähmung, unregelmäßiger Puls, 
CHBYNB-STOKKs’sche Atmung. Tod 5 Stunden nach dem Insult. — 
Großes Blutcoagulum in der rechten Eieinhirnhälfte, sich nach ab¬ 
wärts und rechtshin in den Brückenschenkel hineinerstreckend; Fa¬ 
cialis ganz in einem Blutcoagulum eingebettet. Die Art. basilaris 
und occip. intact, die Art. cerebelli sup. aber und ihre Aeste mit 
frischen Thromben gefüllt; alle diese Arterien atheromatös entartet. 
Druck war offenbar auf die rechte Pons- und Oblongatahälfte aus¬ 
geübt worden, was die linksseitige Lähmung der Extremitäten er¬ 
klärt; der rechte Facialis stand direct unter dem Druck der aus¬ 
gedehnten Blutung. 

2) In S.’s Fall erkrankte ein 16jähriger Knabe mit heftigen, 
paroxysmenweise auftretenden Kopfschmerzen in der linken Scheitel¬ 
gegend, Erbrechen, unsicherem, schwankendem Gange, Schwindel, 
Neigung nach links zu fallen. Es bestand doppelseitige Neuritis 
opt. bei nach jeder Richtung intactem Sehvermögen, vollkommene 
Taubheit des linken Ohres. Keine Lähmungen der Augenmuskeln; 
Pupillarreflexe normal, ebenso die Sensibilität und das Kniephänomen. 
Mäfsige geistige Stumpfheit. Zuletzt leicht angedeutet rechtsseitige 
Hemiparese. — Bei der Obduction fand man die Mitte des rechten 
Kleinhirnlappens fast ganz eingenommen von einem Myxogliom, 
welches nach dem vierten Ventrikel einen Fortsatz aussandte und 
ihn nahezu ausfüllte. Med. obl. anscheinend intact, ebenso die linke 
Kleinhimhälfte; graue Degeneration in der Brücke (im rechten Proc. 
cerebelli und Corp, quadrigem.). Die Seitenventrikel stark erweitert. 

Bernhardt. 


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28 v. Kkahkt-Ehikg, Transitorisches Irresein Neurasthenischer. - Böknkk, No. 2. 

v. Kraffit-Ebing, Ueber transitorisches Irresein auf neurasthenischer 
Grundlage. Irrenfreund 1883, No. 8. 

5 Fälle kurzdauernden Irrseins bei nicht Epileptischen. Bei 
allen Kranken, teilweise sehr ausgesprochen, war ein Erschöpfungs¬ 
zustand des psychischen Organs vorhanden, der sich durch Schlaf¬ 
losigkeit, Nachlass der Arbeitsfähigkeit und Ausdauer, häufig durch 
Kopfdruck, Beklemmungsgefühle, Resistenzlosigkeit gegen erregende 
Vorgänge und gegen Alkoholgenuss kund gab. Geistige Ueber- 
anstrengung, heftige unangenehme Gemütsbewegung durch dienst¬ 
liche Widerwärtigkeiten waren vorausgegangen. Die Dauer des 
Krankheitszustandes schwankte zwischen 3 und 7 Tagen (in einem 
Falle wiederholten sich die Dämmerzustände öfter im Laufe von 
l‘, 2 Monaten). Aengstliche Delirien oder Wahnvorstellungen der 
Beförderung im Dienste von solcher Ausprägung, dass die Kranken 
dem entsprechend ihren Vorgesetzten Behörden gegenöber sich be¬ 
nahmen oder ein benommen stuporöser Zustand stellten die Krank- 
heitserscheinnngen dar; sie verschwanden plötzlich, meist nach ge¬ 
nügendem Schlafe. Die Erinnerung war teilweise vollständig auf¬ 
gehoben, teilweise nur summarisch oder lückenhaft. — Bei einem 
Kranken hatte sich der Zustand aus einer Traumvorstellung ent¬ 
wickelt, ein anderer bekam später nach Wiederaufnahme anstrengender 
Diensttätigkeit Kopfdruck, allgemeine Mattigkeit, Geistesstumpfheit 
und daneben heftige Angstanfälle mit ascendirendem Hitzegefühl, 
schliefslich Ohnmächten, einmal mit kurzen klonischen Krämpfen. — 
Vf. weist auf die Notwendigkeit der Trennung dieser Zustände von 
den epileptischen durch möglichst genaue Anamnese und Würdigung 
der intervallären Symptome hin. Die Bedingungen für das Zu¬ 
standekommen dieser Zustände mögen allerdings in ähnlichen Cir- 
culationsstörungen (durch Gefäfskrampf?), wie bei der Epilepsie 
liegen. 

(Bei einer grofsen Anzahl psychisch abnormer Neurasthenischer 
oder Geisteskranker zeigt sich oft lange vor dem Eintritte anderer 
Symptome eine deutliche Veränderung der Gefäfeinnervation, die 
sich nicht nur durch die Neigung zu Ohnmächten bei psychischen 
Erregungen oder unbedeutenden Anlässen (Blutsehen), sondern auch 
nicht selten in ganz isolirten Anfällen von Bewusstlosigkeit mit 
Zuckungen äufsert. Trotz der äufseren Aehnlichkeit sind diese 
Vorgänge von der eigentlichen Epilepsie natürlich ebenso getrennt 
zu halten, wie z. B. die als „Ermüdungsepilepsie* beschriebenen 
Krampfzustände und psychischen Störungen.) Moeli. 

E, Börner, Zur Spontanruptur der Ovariencysten. Mitteil. d. Ver. 
d. Aerzte in Steiermark. Graz. 1883, S. 3. 

B. berichtet über einen Fall von Cystovarium bei einer 7‘2jähr. 
Frau, welcher seit 18 Jahren bestand. Er punctirte denselben inner¬ 
halb 5 Jahren zu wiederholten Malen. Als derselbe 1881 wieder 
punctirt werden sollte, barrt plötzlich die Cyste ohne irgend 
welches Trauma. Pat. überstand dieses Ereigniss verhältnissmäfsig 
gut. Nach 3 Monaten war jedoch wieder eine Punction nötig, und 


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No.2. Spontahrupturen etc. — v. Anrkp, Wirkungen d. Ptomaine. 29 

diesmal war der Inhalt der Cyste zäher und dickflüssiger als sonst. 
V 4 Jahr später wurde eine weitere Punction gemacht, der Inhalt 
war wieder dünn und flüssig, wie früher. Ende 1881, kurz vor einer 
neuen Punction erfolgte wieder eine Ruptur. Pat. überwand dieselbe 
diesmal weniger gut, erholte sich jedoch nach Wochen wieder voll¬ 
ständig, da eine Neufüllung der Cyste sich nicht zeigte. Ein ganzes 
Jahr lang bestand vollkommene Euphorie, dann stellten sich wieder 
Beschwerden ein, die auf eine Neufüllung der Cyste deuteten, jedoch 
ehe dieselbe einen größeren Umfang erlangt hatte, erfolgte wieder 
eine Ruptur. Dieses Ereigniss erfolgte nun von Zeit zu Zeit bis 
jetzt, jedesmal wenn die Cyste sich von neuem zu füllen begann. 
Eine Radicaloperation wurde jetzt wie früher abgelehnt. Vf. giebt 
zum Schluss eine Uebersicht der verschiedenen Ansichten über die 
Aetiologie, Diagnose und Pathologie solcher Rupturen. A. Martin. 

B. V. Alirep, Einiges über physiologische Wirkungen der Ptomaine. 

Petersburger med. Wochenschr. 1883, No. 35. 

Pöhi. hatte bei Untersuchungen über Fäulnissalkaloide des Roggen¬ 
mehls die Ueberzeugung gewonnen, dass schon im ersten Stadium 
des Fäulnissprocesses die Eiweifszersetzung in Mehl, das mit Mutter¬ 
korn versetzt war, viel beträchtlicher ist, als in reinem und in dem 
mit Schimmel vermischten Mehle und hatte die Frage aufgeworfen, 
ob nicht die als Ergotismus bekannten Intoxicationserscheinungen 
nach Genuss mutterkornhaltigen Brodes durch faulige Zersetzung 
des Mehles und der bei dieser Zersetzung sich bildenden Alkaloide 
herbeigeführt würden. 

v. A. hat nun diese Frage experimentell zu entscheiden ge¬ 
sucht. Er experimentirte mit von Pöhl selbst dargestellten Fäulniss- 
alkaloiden und zwar aus faulendem Mehl und faulenden Gemischen 
von Mehl mit Pepsin oder mit Mutterkorn. 

Die Resultate fasst v. A. folgendermaafsen zusammen: 1) Die 
aus faulendem Mehl oder aus faulenden Gemischen von Mehl mit 
Pepsin oder Mutterkorn dargestellten Alkaloide besitzen toxische 
Eigenschaften; 2) die giftige Wirkung dieser Körper äufsert sich 
bei Fröschen, bei Warmblütern wird sie nicht beobachtet; 3) qua¬ 
litativ sind die Intoxicationssymptome in allen Fällen dieselben, 
ebenso nach Vergiftung mit Auszügen aus reinem Mehl, wie aus 
Mehl mit Pepsin oder Mutterkorn; 4) im Verlaufe verschiedener 
Perioden des Fäulnissprocesses des Mehls ist der Grad der Giftigkeit 
der Fäulnissalkaloide verschieden; so haben 2tägige Auszüge aus 
reinem Mehl eine kaum zu bemerkende, 5 tägige schon eine etwas 
stärkere, 15tägige eine noch stärkere Wirkung ausgeübt, trotz der 
annähernd gleichen Menge der Rückstände; 5) die Auszüge aus 
Mehl mit Zusätzen von Mutterkorn (5 pCt.) oder Pepsin waren 
immer giftiger, als die Auszüge aus reinem Mehl; 6) es scheint 
kein Unterschied im Charakter nnd in der Intensität der Wirkung 
des mit Mutterkorn und des mit Pepsin versetzten Mehles zu be¬ 
stehen. Die stärkste Wirkung haben Auszüge aus solchem Mehl 
nach 5 tägiger Fäulniss ausgeübt. 


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30 


Pa no. — Ceoi. 


No. 2. 


Die bei Fröschen beobachteten Erscheinungen waren: Hinfällig¬ 
keit, allmähliches Erlöschen der willkürlichen Bewegung und der 
Reflexe, allgemeine Lähmung und Tod nach 2 — 4 Tagen. Die 
Herzcontractionen werden schwächer und verlangsamt bis auf 5—6 
Schläge in der Minute. Die Nn. vagi werden nicht gelähmt. Die 
motorischen Nerven werden erst kurz vor dem Tode gelähmt. Die 
Pupillen sind meist erweitert. An den Gefäfsen der Schwimmhaut 
konnte Vf. innerhalb der ersten 24 Stunden keine Veränderung 
beobachten, am zweiten Tage trat eine Erweiterung der Gefäfse und 
starke Verlangsamung der Circulation ein. Die Aehnlichkeit der 
Intoxicationserscheinungen von Mutterkornpräparaten einerseits und 
den Fäulnissalkaloiden andererseits ist also nur eine geringe. 

Trotz der negativen Resultate bei Warmblütern hält v. A. einen 
endgöltigen Schluss Ober die Rolle der Fäulnissalkaloide bei dem 
Zustandekommen des Ergotismus nicht für statthaft, da ja auch das 
für Menschen so deletäre Wurst- und Käsegift, bei Hunden häufig 
wirkungslos ist. 

Zum Schluss seiner Mitteilung berichtet v. A. Ober 2 Versuche, 
welche er mit einem von Pöhi. aus dem Harn eines Flecktyphus¬ 
kranken dargestellten Fäulnissalkaloide anstellte. Bei einem Hunde 
rief dasselbe Zittern, allgemeine Unruhe, Dyspnoe, schwache klonische 
Krämpfe und Brechbewegungen hervor, verbunden mit Temperatur¬ 
steigerung und Pulsbeschleunigung; bei einem Kaninchen beobachtete 
Vf. nebei. den genannten Symptomen häufige flüssige Kotentleerungen; 
der Tod dieses Tieres erfolgte am 6. Tage. Bei der Section fand 
sich an der Injectionsstelle ein Abscess; der Dünndarm war stark 
hyperaemisch, auf der Schleimhaut vereinzelte Blutextravasate. Die 
Milz war fest und vergröfsert, die Leber blutreich. Das Blut gerann 
nur langsam. Langgaard. 


Fano, Recherches experimentales sur un nouveau centre automatique 
dans le tractus bulbo-spinal. Archives ital. di Biol. III. 3, S. 1. 

F. hat gefunden, dass bei Schildkröten und Amphibien in der Gegend des unteren 
Drittels des Sinus rhomboideus ein automatisches Centrum liegt, von dem in rhyth¬ 
mischer Weise die Gebbewegungen ausgelost werden. Die Lobi optici wirken auf 
dasselbe hemmend; Willecsactionen können vom Grofshirn aus die Hemmungswirkung 
der Lobi optici auf heben. In diesem Centrum bestehen die Bedingungen für Gedacht* 
niss plötzlicher Erregungen (bewusst oder unbewusst). Der Gleichgewichtssiun besteht 
selbst nach Exstirpation der beiden oberen Drittel des Bulbus fort. j. Sander. 


A. Ceci, Osservazioni sul processo di prima intenzione in relazione 
con la presenza dei microorganismi. Giorn. di clinica e terapia, Messina 
1. 1883, II. 

C. bespricht zuerst die Schwierigkeiten der Züchtungstechnik und sagt, dass ne¬ 
gative Befunde gar nichts beweisen. Als sicherstes Hilfsmittel für den Nachweis von 
Mikroorganismen schl&gt er Culturen in Flüssigkeiten vor, die allerdings mit grofser 
Vorsicht angestellt werden müssen. Auch auf prima intentione heilenden Wunden 
finden sich Schistomyceten. Natürliche Sporen sterben bei Temperaturen von 130 bis 
140° C., cultivirte bei 160—180°; genügen die Temperaturen nicht, um sie zu tüten, 
so verhindern sie doch ihre f&ulnisserregende Wirkung. Die Sporen auf nicht eiternden 
Wunden haben damit eine gewisse Analogie; sie erregen keine Fftulniss, also keine 


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No. 2. Kbukenberg u. Wagner. — Ewald. — Pauly. — Gutsch. 31 


Eiterung mehr in der eiweißhaltigen Flüssigkeit. Sie wirken also nicht durch ihre 
Gegenwart, sondern durch ihre Function; diese nur wird von solchen antiseptischen 
Substanzen, welche die lebenden Gewebselemente nicht angreifen, aufgehoben. 

J. 8amler. 


C. Krukenberg und H. Wagner, Zur Kenntniss des Carnins. 
Würzburger phys.-med. Sitzgsb. 1883, S.-A. 

Zur Darstellung des Carnins fanden die VfF. einen sehr einfachen Weg, indem 
sie den durch basisch essigsaures Blei in der Lösung von Fleischeztract entstandenen 
Niederschlag einfach mit Wasser auskochten und den Auszug auf ein kleines Volumen 
eioengten; das nach einigen Tagen sich ausscheidende Carnin wurde wiederholt aus 
beifsem Wasser umkrystallisirt. Die Ausbeute war stets gering, im besten Fall 1 bis 
2 Grm. aus einem Pfund Fleischeztract — Die Elementar anal yse bestätigte die von 
Whdkl angegebene Formel C 7 H g N 4 O a + H 2 0. In einer Tabelle stellen K. und W. 
die Reactionen des Carnin, Xanthin, Hypoxanthin, Paraxanthin von Salomon, Guanin 
und eines von den VfF. aus Alligatormuskeln erhaltenen Xanthinkörpers mit Salpeter* 
saurem Silber, neutralem essigsaurem Blei, basich essigsaurem Blei, essigsaurem 
Kupfer, Quecksilberchlorid, salpetersaurem Queksilberoxyd, Pikrinsäure und Natronlauge 
vergleichend zusammen. Die Reaction mit Chlorwasser, Salpetersäure und Ammoniak 
sahen die VfF. weder am Carnin, noch am Hypoxanthin, noch am Xanthin auftreten; 
letzteres gab ein bräunliches Rot Die Verbreitung des Carnins ist eine spärliche. Die 
VfF. fanden es im Fleisch einiger Süfswasserfische und im Froschfleiscb, vermissten es 
in Alligatormuskeln und in Aethalium septicum. E. Salkowski. 


C.A. Ewald, Ueber Fettbildung durch die überlebende Darm¬ 
schleimhaut. du Bois-Rbymond’s Arch. 1883. Suppl.-Bd., Festschrift. 
S. 302. 

Zerkleinerte Darmschleimhaut von hungerndem Hunde wurde mit Wasser, Sapo 
medicatus und Glycerin (die beiden letzteren in dem Verhältnis von 10: 1), in ein¬ 
zelnen Versuchen unter Zusatz von Thymol, 10—12 Stunden bei 37° digerirt und der 
gesammte Fettgehalt A (Aetherextract) darin bestimmt. Von dem so erhaltenen Werte 
kam in Abzug: 1) der Fettgehalt der Schleimhaut vor der Digestion; 2) das aus der 
angewendeten Quantität Seife durch Aether Ausziehbare: 3) der Gehalt des bei der 
Digestion erhaltenen Gesammtfettes an Fettsäuren (durch Titriren bestimmt). Die 
Summe dieser 3 Werte = B. 

In allen Fällen, bis auf einen, war A erheblich gröfser, als B und zwar betrug 
das Plus nach der Digestion in der ersten Versuchsreihe 2,291 resp. 3,103 Grm., in 
der zweiten 0,252—1,765—0,946 Grm. Das Plus an Fett bezieht E. auf eine durch 
die Darm Schleimhaut bewirkte Synthese von Fettsäure und Glycerin. E. Salkowski. 


J. Pauly, Ein Fall von perforirendem Stirntumor. Arch. f. klin. 
Chir. XXIX., S. 241. 

Bei dem 26jährigen Patienten war nach wiederholten Exstirpationen eines schnell 
recidivirenden, ursprünglich vom rechten Stirnbeinhöcker ausgehenden Fibrosarkoms ein 
durch eine stellenweise papierdünne pulsirende Narbe gedeckter Schädeldefect ent¬ 
standen, welcher von der Nasenwurzel zum äußersten Rand der Orbita einerseits und 
bis zum Haarwnchse andererseits reichend ein erhebliches Ectropium bedingt hatte. 
Gleichzeitig bestand ein neuer Rückfall hinter dem rechten Kieferwinke]. Keine 
Operation. — Vf. rät auf Grund der vorstehenden Beobachtung, sowie auf der von 
Czkbjiy und Küstkb zur frühzeitigen ausgiebigen Entfernung analoger Geschwülste des 
Schädels. P. Güterbock. 


L. Glitsch , Zwei Fälle von Magenresection. Arch. f. klin. Chir. XXIX. 
S. 650. 

Bericht über 2 von Molitob in Carlsruhe operirte Fälle: 

1) 28jährige Bauersfrau mit apfelgrofser leicht durchfühlbarer und beweglicher, 
den Pylorus fast völlig bis auf ein stricknadelgrofses Lumen schliefsender cirrhüser 


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32 


Eülau. — Ritter. — Bennet. — Berger. 


No. 2. 


Geschwulst. Operation nach Billroth-Rydygier. Glatter Verlauf der Operation und 
Wundbehandlung; f nach 117t Monaten an Mastdarm- und Beckencarcinom. 

2) Ein 44j&hriger Pat., bereits 7 Monate an Magenkrebs innerlich behandelt, mit 
faustgrofser, aber noch anscheinend völlig verschieblicher Geschwulst. Die Operation 
zeigte indessen Verwachsung mit dem Col. transvers.; M. zog es, trotz der Warnung 
Madeluhg’s, vor, bei der langen Dauer der Operation das Colon nicht zu reseciren, 
sondern dasselbe, von seinem Mesenterium losgelöst, zu versenken, um den Eingriff 
nicht noch mehr zu vergrößern. Tod 3 Tage nach der Operation an septischer Peri¬ 
tonitis nach Gangrsen des Quercolon. Keine Metastasen. P. Güterbock. 


S. Eulau , Ueber die Beziehung des Herzshoks zur Mammillarlinie. 
Heidelberg 1883, 8°. 46 Stn. u. DeutschesArch. f. kl.Med. XXXIV. S.258. 

Da die Localisation der Mammilla und demgemäß auch die Stellung der Mammillar¬ 
linie und der von ihr abhängigen Parasternallinie beträchtlichen Schwankungen unter¬ 
liegt, so soll nach E.'s Vorschläge für die Lagebestimmung des Herzstofses an Stelle 
der Mammillarlinie eine andere, die sog. „Clavicularlinie* treten. Dieselbe wird so 
construirt, dass bei mfifsig abducirtem Oberarm die Entfernung des Sternal- vom 
Acromialende der Clavicula, ohne Rücksicht auf die Krümmung der letzteren, gemessen 
und die Hälfte der Länge dieser Linie auf die Clavicula projicirt wird; eine von diesem 
Projectionspunkte parallel zur Sternallinie gezogene Linie stellt obige „Clavicularlinie" 
dar, während als „Parasternallinie“ eine parallel zur Sternal- und Clavicularlinie, und 
zwar in gleicher Entfernung von beiden verlaufende Linie zu bezeichnen wäre. Vf. 
fand, dass der normale Herzstofs in der Rückenlage des zu Untersuchenden den 
zwischen Clavicular- und Parasternallinie gelegenen Teil des fünften linken Intercostal- 
raumes nicht überschreitet. Perl. 


Ad. Ritter, Ueber die Resorptionsfähigkeit der normalen mensch¬ 
lichen Haut. Deutsches Arch. f. klin. Med. XXXIV. S. 143. 

Die Versuche wurden mit Salicylsäure, salicylsaurem Natron, Jodtinctur, Queck¬ 
silbersalbe und mit zerstäubter Jodkaliumlösung ausgeführt. Alle Male negatives Re¬ 
sultat, positives nur bei Verletzung der Haut, oder wenn die angewandten Mittel zu 
stark concentrirt waren und die Haut entzündet hatten. Eichhorit (Gottingen). 


Hughes Bennet, On chronic atrophic spinal paralysis in children. 

Brain 1883, October. 

B. berichtet über 3 Fälle von Poliomyelitis anter. chronica im Kindesalter und 
glaubt, dass diese Erkrankung bei Kindern nicht so selten sei, wie bisher angenommen 
worden ist. Die Diagnose stützte sich auf den fieberlosen Verlauf, das allmähliche 
Fortschreiten von Lähmung und Atrophie, das Fehlen von Sensibilitäts-, Blasen- und 
Mastdarmstörung, sowie auf den Nachweis der Entartungsreaction, die den Charakter 
der typischen, nicht der Mittelform hatte. Oppenheim. 


O. Berger, Zur elektrischen Behandlung des mimischen Gesichts- 
muskelkrampfes. Neurol. Cbl. 1883. No. 19. 

10 Tage nach einer Verletzung der linken Wangengegend trat bei einem 22jäh¬ 
rigen Manne ein Krampf der linksseitigen Stirn- und der Schliefsmusculatur des linken 
Auges ein, der sich in wenigen Tagen auch auf die rechte Seite ausdehnte. Dieses 
Leiden hielt in bedeutender Intensität Wochen lang an. Druck auf den linken 
M. infraorbit&lis hemmte den Krampf für kurze Zeit; eine stabile Anodenapplication 
hatte noch besseren, immerhin aber keinen andauernden Erfolg. Schließlich erwies 
sich folgende Methode der Application des constanten Stromes vorzüglich wirksam: Anode 
am Hinterhaupt, Kathode in der Hand, mittelstarker Strom. Rheostatbenutzung, 
Dauer 10 Minuten. Die sofort eintretende Heilung blieb eine definitive. Vf. glaubt, in 
diesem Falle mittels des galvanischen Stromes eine anelektrotonisirende Wirkung auf 
das im Zustande krankhafter Erregbarkeitssteigerung befindliche Reflexcentrum in der 
Med. oblong, ausgeübt zu haben. Bernhardt. 

Verlag von August Hirschwal <1 in Berlin. — Druck von L. Öchumacher In Berlin. 


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WfchaatlUh meheln«n 
1—SBoftn; amSehlniM 
4m Jahrpo{t Titel, Kä¬ 
mm* and 8*ehr*fister. 


Centralblatt 

für die 


Preis 4 m Jahrgang« q 
SO Mark; su barlehea 
durch all« Buchhandlun- 
gen and PoitanaUlteü. 


medicinischen Wissenschaften. 


Redigirt von 

Prof Dr. H. Kroneoker, und Prof. Dr. H. Senator, 

Berlin (NW.), DorothMnitr. SS. Berlin (NW.), B a a hn ft tr. T (am Htgelplatx). 


1884 . !»• Januar. No. 3 . 


Inhalt} S RT8 cbbnopp, Blutkreislauf ln den Nieren. — O. Bohr, Bast*rdirung 
▼an Anurennrten. — Klug, Herzstofs und Cardiogramm. — H. Meter, Alkalescenz 
des Blutes und Eiweifszerfall. — t. Hösslir, Fett- und Wassergehalt menschlicher 
Organe. — C. Gussbnbauer, Oesophagotomie. — K. JaffA, Knochentuberculose. — 
Th. Lebbr, Xerosis der ConjunctWa, Hornhautverschwarung und Xerophthalmus. — 
C. B<bck, Polyneuritis nach Purpura rheuxnatica. — Boström, Icterus durch Distoma 
hepaticum.— Fe. Schulter, Aufsteigende Paralyse und Poliomyelitis. — A. Dekors, 
Totale Uterus-Exstirpation von der Scheide aus. 

Fubiri und Spallitta, Thermische Reizung der Lymphherzcentren. — H. 
Munk, Bewegung und Milchsecretion. — Gosselin, Ursache des Fehlens der Ent¬ 
zündung aseptischer Wunden. — Luc je, Wasserstrahlgeblftse als Ohrluftdouche. — 
Riksjsma, Erworbene Stenose des Ostium pulmonale. — Pauli, Gelenkentzündung 
nach Diphtherie.— Sch weckbhdiek, BASEDOw’sche Krankheit hei einem SVjj&hrigen 
Kinde. — H. Schreiber, Epileptische Drehbewegung hei Schwangeren. — Lrtrick, 
Unübertragbarkeit der Syphilis auf Tiere und Vorkommen ron Mikroorganismen im 
Schanker. 


J. M. Setschenoff, Zur Frage vom Blutkreislauf in den Nieren. 

Wratsch 1883. No. 8 (rassisch). 

S. macht auf eine bisher nicht beachtete Eigentümlichkeit des 
Nierenblutkreislaufes aufmerksam, die eine hervorragende Rolle in 
der physiologischen Tätigkeit dieses Organs einnehmen soll. 

Wegen des nahen Abgangs der Nierenarterien von dem An- 
fangsteile der Bauchaorta tritt das Blut in die Nieren unter einem 
relativ hohen Druck ein; dagegen erfolgt der Austritt des Blutes 
aus den Nierenvenen, die in einer geringen Entfernung von der 
Mündung der unteren Hohlvene verlaufen, unter einem verhältniss- 
mäfsig geringen Druck. Da die Blutbahn in den Nieren eine relativ 
kurze ist, der Druck aber, sowohl in der Aorta abdominalis, wie in 
der V. cava inf. von den Aenderungen des Blutstroms nicht wesent¬ 
lich abhftngen kann, so ist als Hauptregulator des Nieren¬ 
blutkreislaufs die verhältnis8mäfsig sehr hohe und gleich¬ 
zeitig constante Differenz zwischen dem Druck in der 
Bauchaorta einerseits und demjenigen in der unteren 
Hohlvene andererseits zu betrachten. 

Diese grofse Differenz erklärt sowohl die Ueberwindung der 


XXII. Jahrgang. 


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34 


No. 3. 


Srtrohknoff, Blutkreislauf in den Nieren. 

1 . 

Hindernisse (doppeltes Capillarsystem!) von Seiten des Blutstroms 
beim Durchgang durch die Nieren, als auch die relative Geschwin¬ 
digkeit des Nierenblutkreislaufs. Da aber diese Differenz eine 
eonstante ist — was sie den,, das gesammte Blutgystem regulirenden 
Bedingungen zu verdanken hat — ist für die Niere ein gewisser 
Mittelstand in Bezug auf Zu- und Abfluss des Blutes gesichert. 

Diese unmittelbare Abhängigkeit der Nieren von den Druck¬ 
zuständen in den arteriellen, wie venösen Stämmen ist besonders 
wichtig för die Niere, als Filtrum des gesammten Körperbluts. 

Nach der bisherigen Auffassung, bei welcher die Beziehungen 
der Nieren venen zur unteren Hohlvene aufser Acht gelassen wurden, 
wird die Harnsecretion, die von dem Zustande des gesammten Blut¬ 
kreislaufs abhängig ist, einseitig und einzig und allein durch die 
Schwankungen im arteriellen Strome der Niere erklärt. Es kann 
aber, bei gesteigertem Blutdruck in den Arterien, die Strom¬ 
geschwindigkeit unverändert oder nahezu unverändert geblieben sein, 
weil die absolute Gröfse.der Druckdifferenz zwischen dem Ueber- 
gange des Blutes in die Arterien und seinem Austritt aus den 
Venen dieselbe wie zuvor geblieben ist. — Die verminderte Harn¬ 
absonderung bei wiederholten Reizungen der Vagi und nach Durch¬ 
schneidung des Rückenmarks wurde bisher auf Abnahme des arteriellen 
Blutdrucks in den Nierenarterien und dadurch bedingte Verlang¬ 
samung des Blutstroms in den Nieren zuröckgeföhrt. Nach S. kommt 
jetzt, zur Erklärung des Phänomens, noch die Zunahme des Blut¬ 
drucks in den grofsen Venenstämmen (wenigstens in den fersten 
Minuten nach erfolgter Röckenmarksdurchschneidung), oder, was 
gleichbedeutend ist, die absolute Abnahme der erwähnten Druck¬ 
differenz hinzu. Der allgemeine Charakter der froheren Erklärung 
erleidet dadurch zwar keine wesentliche Umgestaltung, jedoch ge¬ 
winnen wir bei der neuen Auffassung eine Stütze zur richtigen 
Beurteilung der Tatsache, dass, unter gewissen Verhältnissen, gleich¬ 
zeitig mit dem Blutdruck, auch die Geschwindigkeit des Stromes 
und die Menge des durch die Nieren strömenden Blutes verändert 
werden können. 

Endlich lässt sich; vom Standpunkte S.’s, die bekannte Empfind¬ 
lichkeit der Nieren gegen Schwankungen in den Nieren venen und 
die (im Vergleich mit dem Volumen des Organs) relativ grofse 
Weite der Nierenarterien viel einfacher, als bisher, erklären. Lässt 
man die Leichtigkeit des Blutabflusses auB den Nierenvenen aufser 
Acht, so erscheint die Weite der zuführenden Nierenarterien um 
so mehr auffallend, als ja, bei den bedeutenden Widerständen inner¬ 
halb der Nieren, das Blut hier so wie so nur mit der gröfsten 
Langsamkeit sich fortbewegen würde. (Zur Speisung der Harn¬ 
kanäle würden Arterien auch von normalem Kaliber ausreichen.) 
Indessen ist dies nicht der Fall, was schon aus der helleren Farbe 
des aus den Nierenvenen zurückfliefsenden Blutes zu ersehen ist. 
Dies ist nur durch die Leichtigkeit des Blutabflusses aus den Nieren¬ 
venen zu erklären, welche eben die vorhandenen Widerstände neu- 
trnlisiren. 'Zederbaum (Petersburg). 


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No. 3. 


Bobn, Bastardirung von Anurenarteo. 


35 


G. Born, Beiträge zur Bastardirung zwischen den einheimischen 
Anurenarten. Pfi.ügkh’s Arch. XXXII. S. 453. 

B. giebt zuerst eine ausführliche Schilderung seiner Methode 
der AufzQchtung, wobei er besonders möglichste Vorsicht empfiehlt 
und kommt dann zu den einzelnen Versuchen: 1) Mischung von 
Rana arvalis $ mit R. fusca $ ergab sehr verschiedene Resultate 
je nach der Concentration des Samens. Wurde derselbe aus den 
Samenbläschen unverdünnt entnommen, so furchten sich die Gier 
sehr stürmisch, unregelmäßig („barock“) und gingen zu Grunde; 
nahm er zerschnittene Hodenstücke, so gaben Verdünnungen, die 
bei normaler Befruchtung noch ausreichten, so gut wie gar keine 
Furchung; bei mäßigerer Verdünnung furchte sich die Mehrzahl 
der Eier nach dem regulären Typus. Die Männchen müssen sich 
auf der Höhe der Brunst befinden. Aus allen Versuchen ergiebt 
sich, dass künstliche Bastardirung hier wohl möglich ist; die Larven 
lassen sich bis zur Umwandlung aufziehen. Die Bastarde sind der 
mütterlichen Art ähnlicher. Da für jedes Ei zur Befruchtung nur 
ein Spermatozoon nötig ist, so glaubt B. annehmen zu müssen, dass 
die Spermatozoen von Rana fusca beim Eindringen durch die 
Gallerthüllen von R. a. Widerstände zu überwinden haben, die nur 
sehr wenige zu besiegen im Stande sind; nur so lässt es sich er¬ 
klären, warum verhältnismäßig so geringe Verdünnungen des Samens 
bei der Befruchtung im Stich lassen. Ist ein Spermatozoon ein¬ 
gedrungen, so hängt die weitere Entwickelung davon ab, ob es zu 
einer regelmäßigen Conjugation des Spermakerns mit dem Eikern 
kommt. Die „Barockfurchung“ deutet B. so, dass mehrere Sper¬ 
matozoen eindringen, also mehrere Furchungscentra entstehen, weil 
die Abschliefsung gegen das Eindringen mehrerer Spermatozoen 
ebenso langsam und unvollkommen erfolgt, wie die Conjugation. — 

2) Mischung von Bufo cinereus $ und Bufo variabilis $. 
Hier gelingt die künstliche Kreuzung bei Anwendung von mäßig 
verdünntem Hodensaft in allen Versuchen. Die Eier furchten sich 
fast alle und regelmäßig, die Larven schlüpfen aus und lassen sich 
weiter aufziehen; dies rührt vielleicht davon her, dass die Sperma¬ 
tozoen der beiden Krötenarten sehr ähnlich sind. Die Bastarde 
gleichen der mütterlichen Art mehr in Bezug auf die Färbung. — 

3) Mischung von B. variabilis $ mit R. esculenta $ ergab 
keinen Erfolg, mit Bomb, igneus $ rief Furchung hervor, die Eier 
gingen aber früh zu Grunde. Bei nicht brünstiger B. ein. $ kam 
es zur Entwickelung von Larven, die dann abstarben. Die bastar- 
dirten Eier entwickeln sich unter ganz denselben äußeren Umständen 
langsamer, als die normal befruchteten. — 4) Mischung von 
Rana esculenta $ mit Bomb, igneus $ gab kein Resultat, mit 
B. ein. $ eine Minorität gefurchter Eier, die bald zu Grunde 
gingen, mit B. variab. $ ähnlich. Bei Befruchtung mit R. arv. $ 
fanden sich mehr gefurchte Eier, die auch alle bald abstarben; 
ähnlich erging es bei R. fusca £, nur dass hier bei stark verdünnter 
Samenlösung die Eier tiefe Dellen entwickelten und fast becher¬ 
förmig aussahen; diese Dellenbildung tritt vor der Furchung, aber 

3* 


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3fi Ki.ro , Herzstofs und Cardiogramm. No. 3 . 

durch die Spermatozoen, welche das Protoplasma in seiner Consistenz 
verändern, ein. Spermatozoen von R. arv. und escul. sind sich sehr 
ähnlich. — Zu berücksichtigen ist auch die Aenderung des specifi- 
schen Gewichtes des fiiprotoplasma’s bei der Befruchtung, welche 
die Drehung des Eies, resp. seines schwarzen Poles nach oben 
bewirkt. J. Sander. 


F. Klug, Untersuchungen Ober den Herzstofs und das Cardio- 
gramm. du Bois-Reymond’s Arch. 1883, S. 394. 

Auch für das Froschherz gilt der von Filkhnk und Pknzoi.dt 
(Cbl. 1879, S.464) aufgestellte Satz, dass der Spitzenstofs durch die 
Formveränderung des erhärteten Herzens, insbesondere durch die 
Drehbewegung und Aufrichtung der Herzspitze nach vorne zu 
Stande komme. 

Zwischen der Contractionscurve des Froschherzens und des 
Säugetierherzens besteht, wie auch Makky angegeben, kein wesent¬ 
licher Unterschied und ein näherer Vergleich der Herzstofscurve des 
Frosches mit der des Säugetieres ist berechtigt. 

Am Cardiogramm des mit Blut gefüllten Froschherzens err 
scheinen drei Zacken; die Gröfse derselben resp. die Gestalt der 
Curve ändert sich mit der Applicationsstelle des Zeichenhebels. 

Die erste entspricht, wie beim Säugetierherzen, der Vorhofis- 
contraction (Makky), bezw. der passiven Erweiterung der Ventrikel¬ 
wand durch das Eindringen des Blntes, sie erscheint am gröfsten 
im Cardiogramm, das der Mitte des Ventrikels entnommen ist, 
woraus folgt, dass die Mitte des Herzventrikels sich am Weitesten 
ausdehnt. Die zweite Zacke fällt mit der Ventrikelsystole zusammen, 
die dritte Zacke ist die Folge der schnellenden Erhebung der Herz¬ 
spitze am Schluss der Systole; deshalb erscheint sie auch am gröfsten 
im Cardiogramm, das der Herzspitze entspricht. Zwischen den 
beiden letzten Zacken kommen manchmal 1 — 2 kleine Zacken zum 
Vorschein, die keinesfalls mit der Modulation der Herzklappen etwas 
zu tun haben, sondern auf ungewohnt starke Kraftäufserungen des 
Herzens zurückzuführen sind. — K. bestreitet die Beziehung der 
diesen letzteren, sowie der zweiten und dritten Zacke entsprechenden 
Elevationen des Säugetiercardiogramms zu den Zipfel- und Semi¬ 
lunarklappen (Mabey, Lakdois, RosknstkinA und behauptet, dass das 
Cardiogramm des Sfiugetierherzens nicht anders zu deuten sei, als 
dasjenige des Froschherzens. 

Der Beginn des Ansteigens der Contractionscurve entspricht 
nicht dem Anfang der Systole, sondern geht derselben vorher, fällt 
also ungefähr in den Schluss der ersten Zacke. 

Der für das Säugetierherz geltenden Meinung von Baxt und 
Ludwig sich anschliefsend, behauptet Vf. gegen Marey, dass schon 
mit Beginn der Systole das Blut in den Aortenbulbus eindringt. 

v. Basch (Wien). 


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No. 3. 


11. Mkyuu, Alkulcseenz des Blutes und Eiweifszerfall. 


37 


II. Meyer, Studien Ober die Alkalescenz des Blutes. Aich. f. exp. 

Path. XVII. S. 304. 

M. legte sich in gemeinschaftlich mit Fkitrlbkrg ausgeföhrten 
Versuchen zunächst die Frage vor, ob die bei der Arsen Vergiftung 
stattfindende Alkalescenzabnahme des Blutes — gemessen an dem 
CO-j-Gehalt desselben — vielleicht von einer Anhäufung von orga¬ 
nischen Säuren, speciell Milchsäure, abhänge, die ihrerseits als eine 
Folge einer Oxydationshemmung anzusehen seien. In dem ersten 
Versuche erhielt M. aus 200 Grm. Blut eines Hundes, dem 4 Tage 
hindurch je 0,01 — 0,03 Grm. arsensaures Natron subcutan bei¬ 
gebracht waren, 0,1 Grm. eines stark sauren Syrups, aus dem ein 
Zinksalz mit dem Zinkgehalt der Milchsäure dargestellt werden 
konnte. In einem zweiten Versuche bekam ein Hund von 18,5 Kilo 
Körpergewicht 0,05 „Arsen“; 3 Stunden später enthielt das Blut 
26,7 Vol.-pCt. C0 2 , nach einigen weiteren Stunden nur 19,3. Aus 
600 Grm. Blut wurden 0,8 Grm. einer syrupösen Säure erhalten. 
Die Darstellung des Zinksalzes, Kalk- und Magnesiumsalzes und 
die Analyse dieser Verbindungen zeigte, dass es sich um Milchsäure 
und zwar Gährungsmilchsäure handelte. — Weiterhin hat Vf. den 
Einfluss einer Reihe stark wirkender, namentlich den Ei weifszerfall 
steigernder giftiger Substanzen auf die C0 2 des Blutes von Katzen 
untersucht. Es wurden dabei folgende Zahlen für den Gehalt des 
Blutes in Volumprocenten bei 0° und 1 M. Druck erhalten: 


Normal. 

TJ 

■o 

*-» 

Jodsaures 

Natron. 

Quecksilber 

(Chlorid). 

© 

M 

© 

M 

< 

Chinin. 

i . 
3 § 

w £ 
>> ^ 

CO 

l , 

5 ° 

M 
f» 

•3 S 

4 U 

CO 

1 

.2 

-o 

S 6 
S*B 

O 

H 

Oxalsaures 

Natron. 

•27,6 

19,8 

16,5 

17,9 

26,5 

27,3 

22,7 

12,7 

i 

25,2 i 

! 

17,G 

26,0 

17,0 

15,2 

19,0 

29,7 j 


29,0 

18,1 

12,1 

13,9 

27,5 


18,3 


35,6 | 




. 1 


•28 


1 

l 

1 


•29,6 

j 


1 


1 



Vf. schliefst daraus mit Wahrscheinlichkeit, „dass, wenn durch 
Einflüsse verschiedener Art die Bedingungen ffir den Eiweifszerfall 
besonders günstige sind, auch die Spaltungsproducte der Kohle¬ 
hydrate in vermehrter Menge gebildet werden; es müsste denn die 
Zerstörung dieser Spaltungsproducte, mit anderen Worten: die phy¬ 
siologische Oxydation erheblich beeinträchtigt sein.“ Gegen die 
letztere Deutung scheinen dem Vf. die negativen Ergebnisse mit 
den oxydationhemmenden Giften: Alkohol, Chinin, salicylsaures 
Natron, zu sprechen. — Bezüglich der Details der Versuche, sowie 
einer Reihe einleitender Bemerkungen über den Begriff der Alkal- 
escenz des Blutes und die Methoden zur Bestimmung derselben 
muss auf das Orig, verwiesen werden. E. Salkowski. 


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38 


v. HÖsslin, Fett- und Wassergehalt menschlicher Organe. 


No. 3. 


R. v. Hösslin, Ueber den Fett- und Wassergehalt der Organe bei 
verschiedenen pathologischen Zuständen. Deutsches Arch. f. klin. Med. 
XXXIII. S. 600. 

Die Organe, welche H. bei seinen Untersuchungen berQcksich- 
tigt hat, sind: willkürliche Muskeln (in der Regel der M. psoas, 
mitunter M. pectoralis), Herz, Leber, Lunge. — Für einen durch 
Sturz verunglückten 27jährigen Mann von robustem Knochenbau 
erhielt H. folgende Werte: 



100 Teil« 

frischer Substanz enthalten 

Fettgehalt 

der 


Wasser. 

feste Substanz. 

Fett. 

Trocken¬ 

substanz. 

M. psoas. 

76,78 

23,22 

0,92 

3,96 

Herz. 

80,25 

19,75 

1,70 

j 8,63 

Leber. 

Longe. 

75,80 

84,25 

24,20 

15,75 

1 

2,5 

0,98 

1 

1 

! 


In derselben Richtung hat H. die Organe einer grofsen Zahl 
von an verschiedenen Krankheiten gestorbenen Personen untersucht. 
Die erhaltenen Zahlen sind in 3 Tabellen mitgeteilt. Talle I. um¬ 
fasst nur Phthisis pulmonum (22 Fälle), Tabelle II. verschiedene 
chronische Erkrankungen (15 Fälle und zwar 7 Mal Carcinom, 
2 Mal Sarkom, 1 Mal Endomyokarditis, 1 Mal Perimyokarditis, 

1 Mal interstitielle Nephritis, 1 Mal Schrumpfniere, 1 Mal Septikaemie 
nach Amputation, 1 Mal parenchymatöse Nephritis); Tabelle III. 
13 Fälle von verschiedenen acuten Erkrankungen, von denen jedoch 
nur einzelne vollständig untersucht sind. — Aus den Untersuchungen 
an Phthisikern geht hervor, dass der Wassergehalt der Muskeln 
stete vermehrt war (Mittel 80,7 pCt.), ebenso der Fettgehalt (5,42 
bis 13,9 pCt. gegen 3,96 pCt. normal). Die unter normalen Ver¬ 
hältnissen geltende Regel, dass die Menge des Wassers im Muskel 
mit zunehmendem Fettgehalt abnimmt, erleidet somit unter patho¬ 
logischen Verhältnissen eine Ausnahme. Dieselben Verhältnisse bietet 
der Herzmuskel des Phthisikers dar. Auch in der Leber war in 
der Mehrzahl der Fälle der Wasser- und Fettgehalt vermehrt, nur 

2 Mal der Wassergehalt vermindert; der Fettgehalt stieg bis 67,7 
und 68,9 pCt. der Trockensubstanz; in letzteren Fällen war eine 
exquisite Fettleber vorhanden. Dieselben Veränderungen kommen, 
wie aus Tabelle II. hervorgeht, auch in Folge verschiedener ander¬ 
weitiger Krankheitsprocesse vor, wenn dieselben mit hochgradiger 
Consumption einhergehen. Auch in acuten fieberhaften Krankheiten 
kann es zur Vermehrung des Fettgehaltes kommen, jedoch nicht 
constant. — Was den Ursprung des Fettes betrifft, so ist H. ge¬ 
neigt, för die Mehrzahl der Fälle eine fettige Degeneration anzu¬ 
nehmen, welche durch ein Missverhältniss zwischen dem Zerfall des 


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No. 3. Gussknbai'kr, Oesophagotomie. — Jai-kk, Knocliontubeiculosc. 39 

Protoplasma-Eiweife und der Oxydation des gebildeten Fettes zu 
Stande kommt. Diese Art der Entstehung setzt eine Abnahme der 
Trockensubstanz abzüglich des Fettes in dem verfetteten Organ 
voraus; in der Tat macht Vf. diese u. A. in einem Fall von Phos¬ 
phorleber durch eine einfache Rechnung wahrscheinlich. Der von 
Pkbi.s (Cbl. 1873, S. 801) angegebenen Regel zur Unterscheidung der 
Fettdegeneration und -Infiltration nach dem Wassergehalt vermag Vf. 
sich nicht anzuschliefsen. E. Salkowski. 


C. Gussenbauer, Ueber combinirte Oesophagotomie. Zeitschr. f. 

Heilk. IV. S. 33. 

An Stelle der neuerdings versuchten Behandlungsweise sogen, 
impermeabler narbiger Oesophagusstricturen durch Anlegung eines 
Magenmundes hat Vf. in 2 Fällen die directe Heilung mittels der 
„combinirten“ Oesophagotomie erstrebt. Unter letzterer versteht 
G. die Anlegung einer Oeffnung in der Speiseröhre durch Oesophago- 
tomia externa am Orte der Wahl (Guattami) am Halse, von welchem 
aus die stricturirte Stelle in der unteren Hälfte der Speiseröhre 
leichter und directer zugänglich gemacht wird, so dass von ihr 
aus eine Hohlsonde und auf dieser ein schmales Herniotom ein¬ 
geschoben werden kann. Die Incision des narbigen Gewebes, wel¬ 
ches die Strictur bedingt, mit Hülfe eines solchen Herniotoms ist 
eine leichte und von keinerlei entzündlichen Folgen, namentlich 
aber auch von keiner Blutung begleitet und gelingt die Wegsam- 
machung der Verengerung immer vollkommen, während bei dein 
starren unnachgiebigen Charakter des hier vorhandenen Narben¬ 
gewebes die Dilatation allein kaum je zum Ziele führen würde. 
Allerdings ist letztere für die Nachbehandlung unentbehrlich, ja sie 
bildet, wie der eine von Vf. behandelte Fall dartut, den einzigen 
sicheren Schutz gegen Recidive. Im Uebrigen könnte man auch 
daran denken, Oesophagusstricturen von einer Magenfistel aus zu 
behandeln. Es müssten dieses aber nur auf die Cardia beschränkte 
Verengerungen sein, während man andererseits diese ebenso wie die 
im untersten Teile des Oesophagus gelegenen Narbenstränge min¬ 
destens ebenso bequem von einer in dessen Halsschnitt gemachten 
Oeffnung mit besonders langen und schmalen Hemiotomen erreichen 
könnte, so dass im Allgemeinen die „combinirte“ Oesophagotomie 
vor der Gastrotomie den Vorzug verdient. (Wegen der beiden in 
vielen Hinsichten höchst interessanten Operatronsgeschichten ist auf 
das Orig, zu verweisen.) 1\ Güterbock. 

K. Jafffe, Ueber Knochentuberculose. Deutsche Ztsclir. f. Chir. XVIII. 

S. 432 - 

J. hat zu seiner Arbeit das Material des Hamburger allgemeinen 
Krankenhauses verwertet und zwar nur diejenigen Fälle der letzten 
2 Jahre, die er als Assistent entweder bis zum Austritt aus dem 
Spital beobachten oder deren Operation resp. Section er anwohnen 
konnte, und über welche mehr oder weniger ausführliche Aufzeich¬ 
nungen Vorlagen. Von der bekannten, von Billroth und Mrnzki, 


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40 


Jaffe, Knochentuberculose. 


No. 3. 


herrührenden Statistik, welche 1996 Fälle von Knochencaries um¬ 
fasste, unterscheidet sich sein Material von 317 Fällen dadurch, dass 
er nicht Qber secirte Patienten allein, sondern auch Ober geheilte 
und ungeheilte aufserdem berichten kann, und ferner darin, dass 
es bei ihm fast ausschließlich um eigene Beobachtungen sich han¬ 
delte. Er hat dieselben in einer Fundamentaltabelle teils nach den 
verschiedenen Enochengruppen, teils nach dem wechselnden Krank¬ 
heitsverlauf geordnet, daneben besondere Capitel der Häufigkeit der 
Knochentuberculose nach Körpergegend, sowie nach Geschlecht und 
Alter, ferner den Heilungsziffern, den Todesarten bei Knochen¬ 
tuberculose, sowie endlich dem Verhältnis der Knochentuberculose 
zur allgemeinen Tuberculose gewidmet. — Aus acht resumirenden 
Schlusssätzen J.’s geben wir das Wichtigste nachstehend wieder: 

I. Die Knochen- und Gelenktuberculose tritt an den einzelnen 
Knochengruppen des Körpers in folgender Häufigkeit auf: Wirbel¬ 
säule 26 pCt. der Fälle, Fufsknochen 21 pCt., Hüftgelenk 
13 pCt., Kniegelenk lOpCt., Handknochen 9 pCt , Ellen¬ 
bogengelenk 4 pCt., Beckenknochen, Schädel, Sternum, 
Schlüsselbein, Rippen in je 3 pCt., Schultergelenk 2 pCt., 
Femur, Tibia, Fibula, Humerus in je 1 pCt. und Scapula, 
sowie Ulna in je 0,6 pCt. auf. (Ein Procentsatz derTuberculose- 
Frequenz der einzelnen Knochen erhellt hieraus nicht, da die meisten 
derselben doppelt, nämlich sowohl für sich, wie unter der Rubrik 
der verschiedenen Gelenke aufgeführt erscheinen. Ref.) 

II. Die tuberculöse Spondylitis tritt am hänfigsten an den 
Brustwirbeln, dann an den Lendenwirbeln und am seltensten an 
den Halswirbeln, die gröfste Mortalität bei der Lumbar-Spondylitis, 
die geringste bei der cervicalen Form auf. 

III. Die Zahl der männlichen an Knochentuberculose Erkrank¬ 
ten zu den weiblichen beträgt etwa 3: 23. 

IV. Die meisten Erkrankungen (43 pCt.) liefert das erste Jahr¬ 
zehnt, in diesem das dritte Lebensjahr. Nach dem 10. Jahre nimmt 
die Frequenz mit den einzelnen Lebensdecaden stetig ab. 

V. Die Summe der Heilungen unter 317 Fällen belief sich 
auf 77 pCt., darunter 32 pCt. ohne operativen Eingriff, der Rest 
nach einer oder mehreren Operationen. 

VI. Bei erwiesener Knochen- resp. Gelenktuberculose ist die 
Frühoperation am Platze, bei gesunden inneren Organen und bei 
jugendlichem Alter in mehr conservativer Weise (tävidement, Arthro- 
tomie, partielle oder totale Resection), anderenfalls die Amputation. 

VII. Von den Gestorbenen zeigte fast die Hälfte allgemeine 
Tuberculose, */, aber nur Amyloid. Von 317 Kranken trat erstere 
bei 9 pCt., letzteres bei 6 pCt. hinzu. 

VIU. Die primäre Knochen- und Gelenktuberculose ist identisch 
mit deijenigen der inneren Organe und Lymphdrüsen. — Ob auch 
eine aetiologische Einheit besteht, ist fraglich, aber ohne Bedeutung 
für diejenige Auffassung, die in ihr keine aetiologische, sondern eine 
anatomisch-klinische Einheit erblickt. P. Güterbock. 


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No.3. Leber, Xerosis der Conjunciiva. Hornhautverschwärung etc. 41 

Th. L6b6r, Ueber die Xerosis der Bindehaut und die infantile 
Hornhautverschwärung nebst Bemerkungen Ober die Entstehung 
des Xerophthalmus. v. Gräfk’s Arch. XXIX. 3. S. 225. 

L. berichtet Ober einen Fall von infantiler Keratomalacie, wel¬ 
cher zur Section gelangte. Die Conjunctiva sclerae sowohl, wie 
das Nierenbecken waren der Sitz einer desquamativ-hypertrophischen 
Epithelaffection und einer massenhaften Entwickelung eigentümlicher 
Spaltpilze. In Verbindung mit ersterer stand eine eitrige Hornhaut¬ 
zerstörung mit nachfolgender Panophthalmitis, wobei sich dieselben 
Pilze in der Cornea und im Innern des Auges zeigten. 

Die Epithel Veränderung charakterisirte sich als hyperplastische, 
durch zahlreiche übereinander geschichtete Zellplatten bedingt, die 
in beständiger Abschuppung begriffen, eine reichliche Epithelneu¬ 
bildung voraussetzen liefsen. Damit verbunden war eine Art von 
fettiger Degeneration, die besonders an den obersten platten Zellen auf¬ 
trat und mit Vorliebe den Teil der Zellsubstanz einnahm, welche 
den Kern direct oder in einem gewissen Abstande umgab. Den 
an der Oberfläche der Zellen auftretenden Pilzen konnte kein Anteil 
an dieser Erscheinung zugeschrieben werden, da sich keine Fetthölle 
derselben nachweisen liefe. 

Was das morphologische Verhalten der Pilze anlangte, so 
zeichneten sich die Elemente im Vergleich mit den Mikrokokken 
der Blennorrhoe und des Trachoms durch ihre beträchtliche Gröfse 
aus; die zahlreichen Stäbchen stellten sich durchgehends durch eine 
Teilung in der Mitte als Doppelstäbchen dar; dichtgedrängte An¬ 
häufungen grober rundlicher Kokken bedeckten die Epithelzellen 
Ober und Ober und lagen auf der Hornhaut in grofsen rundlichen 
Colonien zusammen. 

Nun wäre die Frage zu erörtern: Ob die Pilze als Ursache 
der Epithelaffection und Xerosis zu betrachten seien, oder ob sie 
nur secundär auf der bereits erkrankten Bulbusfläche sich entwickeln, 
namentlich aber, ob die Xerosis etwa durch ungenögenden Lidschluss 
und dadurch bedingte Vertrocknung des Epithels entstanden sein 
könne, durch welche dann der Boden für die Pilzentwickelung vor¬ 
bereitet sein würde. 

Bei mängelhafter Bedeckung des Auges werden aber nur in 
einzelnen Ausnahmefällen und zwar an vorher erkrankten Augen 
als rein locale Veränderung umschriebene Flecke von secundärer 
Xerosis an der Conjunctiva sclerae oder der Cornea beobachtet. 
Ganz über jeden Zweifel erhoben wird aber die Unabhängigkeit der 
Conjunctivalxerosis von mangelnder Bedeckung des Bulbus durch 
das Vorkommen einer ganz übereinstimmenden Epithelveränderung 
im Nierenbecken, wo doch das Epithel fortdauernd mit Flüssigkeit 
in Berührung steht. Da an beiden Stellen dieselben Pilze und in 
gleicher Reichlichkeit Vorkommen, so berechtigt dies gewiss zu der 
Annahme, dass die Pilzentwickelung das Primäre war und dadurch 
secundär die Epithelveränderung nach sich zog. Dass die be¬ 
treffenden Pilze im Stande sind, auf dem normalen Auge sich zu 
entwickeln und Epithelaffectionen, sowie eitrige Keratitis hervorzu- 


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4*2 Lkhkk, Xcrosis der Conjunctiva, Hornliautverschwärung etc. No.3. 

rufen, ist durch Impfversuche am Kaninchen bewiesen. Auf die 
intacte mit normalem Epithel bekleidete Oberfläche des Bulbus ge¬ 
bracht, wirken sie als primäre Krankheitserreger. 

Je dürftiger der Ernährungszustand des Individuums ist, um 
so schwerer ist gewöhnlich die Erkrankung und um so rascher 
pflegt sie zu verlaufen. Die Pilzinvasion der Conjunctiva und Cornea 
wird somit durch die allgemeine Ernährungsstörung vorbereitet und 
befördert. Indessen scheint eine vorgängige Schwächung des Orga¬ 
nismus kein notwendiges Erforderniss fflr die Entstehung der Xerosis 
zu sein. Selbst bei sehr schwerer Hornhautaffection können die 
Kinder im Beginn noch kräftig und gut genährt 6ein. Die Erfah¬ 
rung hat aber gezeigt, dass die xerotische Keratomalacie kleiner 
Kinder, wenn auch nicht immer gleich anfangs, so doch stets im 
weiteren Verlaufe sich mit lebensgefährlichen Störungen anderer 
Organe verbindet und dass die befallenen Kinder mit seltenen Aus¬ 
nahmen sämmtlich zu Grunde gehen. 

Die mit Hemeralopie verbundene Xerosis tritt unter den¬ 
selben allgemeinen Bedingungen und oft mit den gleichen Compli- 
cationen auf, wie die infantile Form. Beide sind nicht nur patho¬ 
logisch-anatomisch, sondern auch klinsch als zusammengehörig zu 
betrachten. Die von Koschbkrt und Neissku bei ersterer beobachteten 
Pilze stimmen im Wesentlichen mit den von L. beschriebenen 
überein. Wie die infantile Xerosis nicht immer einen hochgradig 
geschwächten Organismus befällt, so gilt dies in noch höherem 
Maafse von der hemeralopischen, bei welcher während des ganzen 
Verlaufs der Gesundheitszustand ohne wesentliche Störung sein 
kann; bei beiden aber verläuft die Augenaffection um so verderb¬ 
licher, je hochgradigere Störungen des sonstigen Organismus be¬ 
stehen. Ob auch mit der infantilen Xerosis Hemeralopie verbunden 
ist, entzieht sich natürlich der Beobachtung. 

Zuweilen kommt auch eine bald mehr oder minder ausgespro¬ 
chene, meist partielle Xerosis als rein locales Leiden an Augen 
vor, welche an chronischer Conjunctivitis oder Keratitis gelitten 
haben, und zwar, zum Unterschiede von Xerophthalmus, ohne auf¬ 
fallende Bindehautschrumpfung. Auch hier beobachtete L. Spalt¬ 
pilze, die er morphologisch nicht von den Pilzen bei echter Xerosis 
zu unterscheiden vermochte. Niemals wurde dabei Ober Hemeralopie 
geklagt. Die Entstehung dieser secundären Xerosis beruht wohl 
darauf, dass die vorhergehenden entzündlichen Processe eine Epithel¬ 
veränderung bewirken, welche den Boden für eine locale Mykosis 
vorbereitet, worauf dann wieder die letztere eine stärkere desqua- 
mirende Epithelaffection nach sich zieht, die zur Ablagerung von 
fettigem Secret der Liddrüsen Anlass giebt, event. begünstigt durch 
fettige Degeneration des Epithels. 

Bei Xerophthalmus fehlt die zur Befeuchtung des Bulbus 
dienende Flüssigkeit so gut, wie ganz. Nicht nur die Absonderung 
der Conjuctiva, sondern auch die Tränensecretion hört auf. Einen 
wesentlichen Anteil an der Vertrocknung hat aber auch mangelhafte 


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No.3. Böck, Polyneuritis nach Purpura rheumatica. — Bostköm, Distoina. 43 

Verschiebung der Lider auf dem Bulbus beim Lidschlag und un¬ 
genügender Schluss der Lidspalte, wobei es zur Entwickelung von 
mehr oder minder ausgesprochener „secundärer“ Xerosis kommt. 

Horstmann. 


Cns&r Beeck, Et Tilfselde af Polyneuritis acuta (Pikuson) indledet 
med en Purpura rheumatica. S.-A. ohne nähere Angabe. 

Ein Fall von Polyneuritis durch eine Purpura rheumatica ein¬ 
geleitet. 

B. teilt die Krankengeschichte eines neuen Falles von Poly¬ 
neuritis acuta mit, der mit dem Ausbruch von Purpura an den 
Extremitäten, von Steifheit, Schmerzen und teilweise Erguss in den 
Gelenken begann. Unter Fieber, starkem Schweifs, grofser Mattig¬ 
keit und starken Schmerzen in den Armen traten nach einer schein¬ 
baren Periode der Besserung Parsesthesieen in beiden Zeigefingern 
und Daumen auf, dabei verstärkte Herztätigkeit mit sehr ausgespro¬ 
chenem systolischem Blasen, namentlich längs des rechten Sternal- 
randes bis zum Jugulum. In einer Nacht trat dann bedeutende 
Parese der Hand- und Vordermuskeln ein, begleitet von entspre¬ 
chender Sensibilitätsabnahme; am selbigen Tage Parese und Par- 
aesthesie der Oberarme. Die nächste Nacht ging der Process auch 
auf die Unterextremitäten Ober. Allmählich entwickelte sich eine 
schnell zunehmende Atrophie der befallenen Musculatur und später 
traten heftige Atembeschwerden auf. 

Der Fall endete unter Anwendung von einem Vesicator längs 
der Wirbelsäule, Ergotin und einer Luftkur in Genesung, doch 
blieben zunächst Atrophie, Motilitäts- und Sensibilitätsschwäche, 
sowie Contracturen und trophische Störungen (Nägel der Zehen 
missbildet) zuröck. 

Vf. sieht diese Neuritis für eine primäre vasomotorische Neurose 
an. — Beiläufig bemerkt er, dass die symmetrische Erkrankung 
der peripheren Nerven beim Aussatz (Spedalskhed) wahrscheinlich 
ebenfalls auf Erkrankung vasomotorischer Centren beruht. In Betreff 
der Herzerscheinungen macht er auf die Uebereinstimmung des 
Falles mit der japanischen Kak-ke aufmerksam. Rabl-Rückhard. 


E. Boström , Ueber Distoina hepaticum beim Menschen. Deutsches 
Arch. f. klin. Med. XXXIII. S. 557. 

Ein 65jähriger Kanalschleusenwärter liefs sich wegen Appetit¬ 
mangel, Schwäche und Gelbsucht in die Erlanger Klinik aufnehmen. 
Leber und Milz schienen etwas vergröfsert zu sein, aufserdera fohlte 
man durch die Banchdecken die stark vergrößerte Gallenblase, aber 
keine Concremente derselben. Es wurde Verschluss des Ductus 
choledochus und des Cysticus, wahrscheinlich durch einen Tumor 
bewirkt, angenommen. In kurzer Zeit ging Patient an croupöser 
Pneumonie zu Grunde. Die Section ergab — in Bezug auf die 
Leber — narbige Strictur des Ductus hepaticus und seiner Aeste 
mit bindegewebiger Induration der Umgebung; Distoma hepaticum 
im Ductus hepaticus; hochgradiger Icterus und starke Dilatation 


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44 


Bostköm, Icterus durch Distoma hepaticum. 


No. 3. 


der Gallengänge der Leber; Verschluss deä Ductus cysticus und 
Hydrops der Gallenblase. — Die Leber war in allen Durchmessern 
verkleinert. Die Papilla duct. choledochi ist nicht geschwollen, doch 
entleert sich nichts bei Druck auf die prallgefQllte Gallenblase; der 
Ductus choledochus ist durchgängig, von nomaler Länge; kurz vor 
dem Abgänge des Ductus cysticus wird seine Wand etwas verdickt 
und sein Lumen etwas verengert; in den Ductus cysticus kann die 
Sonde nur ca. 5 Mm. eindringen, das Hinderniss bildet ein aus¬ 
gewachsenes Distoma, nach dessen Entfernung aus dem Lebergange 
sich eine kleine und bei Druck auf die Leber eine reichliche Menge 
dunkelgrünlicher Galle entleert; der Gang ist verkQrzt und verengert 
sich centralwärts immer mehr, welche Verengerung sich auch eine 
Strecke weit auf die Hauptäste des rechten Leberlappens ausdehnt, 
hinter dieser Verengerung sind sie dagegen ganz enorm, bis zur 
Daumendicke erweitert und mit dicker, keine Concremente fahrender 
Galle gefallt. Die Innenfläche der stricturirten Lebergänge mit 
Einschluss des Ductus cysticus ist glatt, aber sehr derb und sehnig 
und nur dort, wo das Distoma lag, nicht gallig imbibirt. Ebenso 
ist das umgebende Lebergewebe bindegewebig indurirt; auf Durch¬ 
schnitten in diesen Indurationen heben sich weifslich glänzende, 
gewissermaafsen perlschnurartig angeordnete Herde ab. Der Ductus 
cysticus ist bis auf 1 Ctm. verkürzt und vollkommen verschlossen; 
die Gallenblase enorm grofs, nirgends verwachsen, enthält eine 
grofse Menge vollkommen klarer, wasserheller Flüssigkeit mit einem 
sehr reichlichen weifslichen Sediment, welches zum grofsen Teil aus 
wohlerhaltenen Distomasiern bestand. 

Dieser Fall beweist, dass die Behauptung, das Distoma hepa¬ 
ticum rufe in der Leber keine erheblichen Störungen hervor (Klebs, 
Schüppkl u. A.), nicht haltbar sei und unterstützt die Annahme 
Bikrmkh’s (Cbl. 1864, S. 153), welcher in seiner Beobachtung die 
dem vorliegenden Falle analogen Veränderungen in der Leber und 
in den Gallengängen als durch den Parasiten bewirkte aussprach. 
Dass der allgemeine Icterus durch die Verlegung des Ductus hepa- 
ticus durch das Distoma bewerkstelligt worden war, unterliegt 
keinem Zweifel, wohl aber ob die Stricturirung dieses Ganges und 
die geschwulstartigen Veränderungen in der Umgebung desselben 
auch auf seine Rechnung zu schieben seien. Anfänglich schien es, 
als seien die letzteren carcinomatöser Natur und dann hätte man 
die Verengerung des Leberganges als Compressionsstenose auffassen 
können; die sorgfältige mikroskopische Untersuchung hat aber be¬ 
wiesen, dass die perlschnurartigen Verhärtungen im Ductus hepaticus 
aus glatten Muskelfasern bestanden, also als multiple kleine Myome 
anzusehen sind, als Hypertrophieen der den Ductus hepaticus und 
seine Leberverzweigungen normaliter begleitenden und um die¬ 
selben gelagerten Muskelfasern. Ferner hat die Untersuchung der 
Innenfläche des Ganges ergeben, dass es sich um eine mit Granu¬ 
lationen bedeckte Wundfläche, hervorgerufen durch den Reiz des 
in diesem Falle belebten und in ihm noch befindlichen Fremd¬ 
körpers handelte, wodurch ein vollkommener Verschluss verhindert 


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No 5. St ium.tzk , Aufsteigende atrophische Paralyse. — Dkmons. 45 

wurde, während der Ductus cysticus, der vorher demselben Reize 
nusgesetzt war, völlig obliterirt erschien, obwohl die in der Gallen¬ 
blase Vorgefundenen Eier seine vor nicht zu langer Zeit bestandene 
Wegsamkeit beweisen. L Rosentlinl. 

Fp. Schnitze, Ueber aufsteigende atrophische Paralyse mit tötlichem 
Ausgange. Berliner klin. Wochenschr. 1883, No. 39. 

Vf. teilt 2 Fälle von aufsteigender Lähmung bei zwei Männern 
mit, welche beide nach mehrmonatlichem Leiden in Folge von 
schliefslicher Respirationslähmung zu Grunde gingen. (Sections- 
befunde fehlen.) Aus den Krankengeschichten wären zunächst die 
setiologischen Momente hervorzuheben: Syphilis in dem einen, 
vielleicht Ueberanstrengung im anderen Falle. Beide Male war die 
Musculatur schlaff, im ersten Falle fielen ausgeprägte fibrilläre 
Zuckungen, im zweiten neben fibrillären Zuckungen (an einzelnen 
Muskeln der oberen Extremitäten) noch atrophische Zustände auf. 
Beim ersten Kranken waren die Patellarreflexe erhalten, die Sensi¬ 
bilität normal; beim zweiten fehlte links der Patellar- und Triceps- 
reflex; Schmerzen bestanden hier nur im Beginn des Leidens. Bei 
beiden ergab die elektrische Exploration das Vorhandensein partieller 
Entartungsreaction in den verschiedensten Nervmuskelgebieten. — 
S. glaubt in beiden Fällen das Vorhandensein eines centralen Leidens 
annehmen zu mQssen, ohne sich gerade fQr eine isolirte Polio¬ 
myelitis aussprechen zu wollen. Statt nun derartige Fälle als Ab¬ 
arten der „LAKimY’schen“ Paralyse aufsustellen, hält es Vf. für ge¬ 
ratener, zunächst nur einfach symptomatisch zwischen den verschie¬ 
denen Formen sogenannter aufsteigender Paralyse zu unterscheiden 
und Folgendes anzunehmen: 1) eine acut oder subacut aufsteigende 
motorische Paralyse, 2) eine acut oder subacut aufsteigende gemischte 
Paralyse, 3) eine acut oder subacut aufsteigende „atrophische“ 
Paralyse, mit oder ohne Sensibilitätsstörung verlaufend. Bei allen 
4 Formen müssten zuletzt Respirations- bezw. Schlingapparate mit¬ 
ergriffen werden, und stärkere Veränderungen der elektri¬ 
schen Erregbarkeit dürften dann nur den atrophischen Formen 
zugerechnet werden. — Bei unserer vorläufigen Unkenntniss über 
die pathologisch-anatomischen Veränderungen ist die Prognosen¬ 
stellung schwer; ausgebreitete fibrilläre Zuckungen scheinen indess 
von übler Vorbedeutung. — Die Therapie hat sich bisher noch 
machtlos erwiesen. Bernhardt. 


A. Demons, Exstirpation totale de l’ut^rus par le vagin. Arch. gen. 
de med 1883, 9. 

Obgleich von einem Franzosen zuerst ausgeführt, ist diese 
Operation in neuerer Zeit weit mehr ein Eigentum anderer Nationen 
geworden. Die französischen Operateure schreckten vor ihr zurück, 
weil sie den Eingriff als zu gewaltig scheuten, weil sie trotz der 
Exstirpation des Recidivs sicher zu sein glaubten, endlich war es 
die Schwierigkeit der Operation selbst und die Furcht, bei zu weiter 
Ausdehnung der Infiltration, dieselbe nicht völlig entfernen zu können. 


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40 Dumons, Totale Uterusexstirpation. — Pübini u. Spalutta. Ko. 3. 

Den ersten Einwurf entkräftet Vf. durch Hinweis auf die neuen 
deutschen Statistiken, welche etwa 28 pCt. Sterbefälle ergeben. Die 
Furcht vor Recidiven könne man nicht brevi manu zerstreuen, da 
die Beobachtnngsdauer bei den Operirten noch zu kurz wäre. 

Vf. kommt zu dem Schluss, dass die Operation auch in Frank- 
reich verdiene aufgenommen zu werden; sie ist weniger gefährlich 
als die FuKCMi’sche, sie verlängert das Leben der unglücklichen 
Patientin, heilt sie vielleicht in einigen Fällen ganz. Er schränkt 
die Indication insoweit ein, dass die Exstirpation in vollster Aus¬ 
dehnung möglich sein müsse und wo hinwiederum eine Operation 
am Collum nicht ausreichen würde. 

Scheidennaht, Drainage und antiseptische Injectionen werden 
empfohlen. 

Von 4 Fälleq, die im Saint-Andr6-Hospital in Bordeaux operirt 
wurden, starb nur eine Pat. an acuter Pneumonie (Scheide war 
nicht genäht und drainirt). 

Vf. berichtet dann über zwei Krankengeschichten. 

In der Operationsgeschichte von Fall 1 ist bemerkenswert, dass 
Vf. den Uterus nicht umstülpte, sondern in situ exstirpirte und die 
Lig. unterband. Keine Naht. Jodoformtampon. 

Der Heilungsverlnuf war sehr getrübt durch stürmische peri- 
tonitische Erscheinungen, die schon den Exitus fürchten liel'sen. 
Nach Ablauf der Anfälle schnelle Reconvalescenz. 

Vf. sucht die Ursache der Peritonitis in der offenen Wunde, 
welche eine weite Communication zwischen Peritonealhöhle und der 
Scheide schuf, dann in dem zu langen Verweilen des Jodoform¬ 
tampons, endlich in den versenkten Seidenligaturen. 

Der zweite Fall wurde von Mandillon operirt Umstülpung des 
Uterus nach vorn, starke Blutung, durch Abgleiten einer Ligatur. 
Naht, Drainage und Jodoformtampon. Reconvalescenz ungetrübt, 
obgleich die Temperatur immer etwas erhöht war. 

Zwei gemeinsame Eigentümlichkeiten erwähnt Vf. bei allen 3 
genesenen Fällen: 1) Oedem der Unterextremitäten, namentlich der 
linken (Thrombose der V. iliac., ausgehend von den ligirten Venen 
der Ligg. lat.?); 2) ein Gefühl von Schwere und Unbequemlichkeit 
im Becken zur Zeit der Menstruation. 

Der erste Uterus zeigte einen mehr medullären Krebs, während 
der zweite einen mehr scirrhösen Charakter hatte. 

Soweit die Frauen bisher beobachtet wurden (4—5 Monate), 
sind sie recidivfrei. A. Martin. 


Fubini e Spallitta, Influenza degli eccitamenti termici sopra i 
movimenti dei cuori linfatici nei batraci. Giornale della R. Accad. di 
med. di Torino, Fase. 8. Aug. 1883. 

Volkmakn nahm an, dass die Centra für die Lymphherzen der Batrachier sich 
im Rückenmark zwischen dem dritten und achten Wirbel befinden. Bei Einwirkung 
strahlender Wärme auf diese Strecke des Rückenmarks fanden F. und S., dass bei 
Temperaturen von 20—60° die Bewegungsfrequenz der Lymphherzen zunimmt, bei 
niedrigen Temperaturen (bis —4°) abnimmt. Dies, sowie die Form der erhaltenen 
Gurren, spricht für Volkmann. J. Sander 


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Ko. 3. 


Munk. — GoSSKLlK. — LüC AK. — Rtnsema. 


47 


H. Munk, Bewegung und Milchsecretion. du Bois-Rkymond’s Arch. 
1883, Suppl.-Bd. Festschr., S. 363. 

Entgegen der fast allgemein gemachten Angabe, dass schon geringere Bewegung 
bei milchenden Kühen den Milchertrag herabsetze, fand M., dass eine geringe eine 
halbe Stunde am Tage nicht übersteigende Bewegung den Milchertrag von im Stall 
gehaltenen Kühen bei fast gleicher Ernährung uud Haltung nicht nur nicht herab¬ 
setzte, sondern sogar um ein Geringes steigerte. Die Beobachtungen sind an einer 
Zahl von 30 Kühen angestellt und erstrecken sich auf Perioden von 7—14 Tagen 
der vollständigen Ruhe und der halbstündigen Bewegung im Freien, welche mit ein¬ 
ander abwechselten. Dass es sich um eine wirklich erhöhte Production von Milch- 
bestandteiien und nicht um vermehrte Wasserausscheidung durch die Milchdrüsen han¬ 
delte, geht daraus hervor, dass auch der Ertrag an Butter und Käse eine merkliche 
Steigerung zeigte. Selbstverständlich ist damit die Frage nicht berührt, ob nicht unter 
Umständen, wie von verschiedenen Autoren angegeben wird, beim Uebergang von der 
Stallfütterung zum Weidegang im Sommer ansehnlich mehr Milch producirt wird, da 
in diesem Falle das Plus von vermehrter Nahrungsaufnahme herrühren kann; eben¬ 
sowenig ist die Möglichkeit ausgeschlossen, dass eine stärkere Muskelbewegung die 
Milchsecretion in ungünstigem Sinne beeinflusst. e. Salkowakf. 

Gosselln, Nute sur la frigidit^ antiseptique des plaies. Compt. rend. 
1883, XCVII. S. 603. 

Unter „Frigidite antiseptique 44 versteht G. die mangelnden oder wenigstens erst 
sehr spät eintretenden Reactionserscheinungen der aseptisch verlaufenden Wunden. G. 
sieht, im Gegensatz zu Listeb, den Grund für letztere nicht darin, dass es in Folge 
der keimtütenden Wirkung der antiseptischen Wundtherapie zu keiner FäuIniss („Pu- 
trdfaction 44 ) kommt, sondern nimmt hier vielmehr Vitalitätsveränderungen der Gewebe 
selbst an. Diese werden durch den Contact mit den antiseptischen Mitteln erzeugt 
und es spielen hier die Gerinnung der Eiweifskörper und der schnelle Verschluss der 
Capillargeföfse bei Anwendung derartiger Substanzen eine specielle Rolle, wenngleich 
G. die Einzelheiten des hierbei stattfindenden Vorganges nicht anzugeben vermag. (Die 
sonstigen Bemerkungen G.*s betreffen Details des Modus procedendi bei Gebrauch der 
Antiseptica, sowohl bei durch Naht geschlossenen, wie bei offenen Wunden, ohne 
indessen wesentlich Neues zu bieten.) P. Giiterbock. 

Lue«. Das Wasserstrahlgeblftse und seine Verwertung als Luft- 
douche. Arch. f. Ohrenheilk. XX. S. 161. 

L. benutzt mit Vorteil in der Berliner Universitäts-Ohrenklinik ein Wasserstrahl¬ 
gebläse zur Luftdouche. Die Vorteile des Apparates sieht L. zunächst in der gänz¬ 
lichen Befreiung des Operirenden von der lästigen, mit der Handhabung des Ballons 
verbundenen Muskelanstrengung. Ist der Katheter einmal eingeführt und der Lufthahn 
geöffnet, so kann man, nach Vf., mit grofser Bequemlichkeit, so lange man will, seine 
Aufmerksamkeit den sehr klar zur Wahrnehmung gelangenden Auscultationserschei- 
nungen zu wenden. Die Möglichkeit, den Luftdruck mehrere Minuten lang ununter¬ 
brochen auf das Mittelohr wirken zu lassen, hat ferner auch in therapeutischer Hinsicht 
den Vorteil, dass massenhafte dünnflüssige Paukenhöhlensecrete bei chronischen Mittel¬ 
ohrkatarrhen gründlicher fortgeschafft resp. rascher resorbirt werden. Auch bei An¬ 
wendung der directen Lnftdouche, ohne Zuhülfenahme des Katheters (bei einfacher 
Phonation resp. beim PoLrrzxB*schen Verfahren) soll der Apparat gnte Dienste leisten. 
Die Nachteile desselben bestehen hauptsächlich darin, dass man immer von dem Druck 
in der Wasserleitung abhängig ist. — Es kann Vorkommen, dass dnrch Oeffnung eines 
benachbarten Hahnes der Druck in dem Wasserstrahlgebläse so stark fällt, dass 
dasselbe für Angenblicke seinen Dienst ganz versagt. Diese Nachteile kommen jedoch, 
nach L., gegenüber den erwähnten Vorteilen nicht in Betracht. Schwabach. 

Th. Rinsern», Ein Fall von acquirirter Stenose des Ostium pul¬ 
monale. Deutsches Arch. f. klin. Med. XXXIV. S. 216. 

Die durch Section controlirte Beobachtung betrifft einen 34jährigen Mann, der 
vor einigen Jahren acuten Gelenkrheumatismus überstanden hatte. Ausführlich ist die 
Besprechung der Aosschliefsungsdiagnosis. Tod unter Stauungserscheinnngen. 

Eicjihorat (Göttingen). 


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48 


Pauli. — Schwrckendirk. — Schreiber. — Letnicr. 


No. 3. 


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Pauli, Diphtherie mit Gelenkentzündung. Berliner klin. Wochenschr. 
1883, No. 45. 

Bei 2 Kadetten sah P. im Anschluss an eine in Heilung begriffene diphtherische 
Schlundaffection multiple fieberhafte Gelenkentzündungen („Synovitis diphtherica M ) sich 
entwickeln. Im ersten Falle trat nach Verbrauch von 25 Grm. Natr. salicyl. inner¬ 
halb 12 Tagen Heilung ein. Im zweiten Falle war die Affection hartnäckiger, befiel 
zahlreiche Gelenke (darunter einzelne zu wiederholten Malen), complicirte sich mit 
leichter Pericarditis und war sehr resistent gegen das Natron salicylicum; schließlich 
trat auch hier, nach ca. 3wöchentlicher Dauer des Gelenkleidens, Heilung ein. — 
Aehnliche Fälle Ton acuten Gelenkentzündungen nach Diphtherie resp. nach Anginen 
sind übrigens schon früher beschrieben worden. Perl. 


Schweckendiek, Ein Fall von M. Basedowii bei einem 2 , / 2 jäh- 
rigen Kinde. Allg. med. Centr.-Ztg. 1883, No. 82. 

Der 2 l / f jährige Knabe, ron gesunden Eltern stammend (die Großmutter mütter¬ 
licherseits soll an Herzklopfen gelitten haben), zeigte nach einem 2 Monate währenden 
Keuchhusten zunächst starkes Hervortreten der Augäpfel, besonders des linken, das 
obere Lid deckte die Hornhaut nicht mehr. Der Puls war klein, weich, 160 Schläge 
in der Minute; Dilatation des Herzens oder Geräusche nicht nachzuweisen. Schild¬ 
drüse selbst nicht vergrößert; außerdem bestand Erbrechen, Durchfall, große Unruhe; 
Körpertemperatur stets normal. Das linke Auge ging verloren (Hornhaut-Ulceration, 
Hypopyon, Panophthalmie); nach 3 Wochen ging auf dieselbe Weise auch das rechte 
Auge zu Grunde. Die tiefen Drüsen der Hals- und Schläfengegend waren angeschwollen. 
Tod nach etwa 4 monatlichem Leiden. Die Section wurde nicht gestattet. 

Bernhardt. 


S. H. Schreiber, Ein seltener Fall von Epilepsie (Epilepsia.rota- 
toria). Wiener med. Blätter 1883, No. 40 — 42. 

S. beschreibt eioen Fall von Epilepsie bei einer 46jährigen Frau, der sich zunächst 
dadurch auszeichnete, dass die Anfälle entweder allein in Drehbewegungen des ganzen 
Körpers von rechts nach links nm die Längsaxe bestanden, oder von solchen Bewegungen 
eingeleitet wurden. Des Weiteren ist zu bemerken, dass diese Epilepsie bei der Frao, 
welche 13 Mal geboren hatte, an 3 aufeinanderfolgenden Schwangerschaften und zwar 
2 Mal (in der 9. und 10. Graviditätsperiode) nur vorübergehend, seit der 11. Schwanger¬ 
schaft aber bleibend aufgetreten war. Einige Male blieben die später fast täglich sich 
einstellenden Anfälle ganze Wochen lang fort, als die Kranke vorübergehend ihren 
Aufenthaltsort geändert hatte. Ihre geistigen Fähigkeiten hatten nicht gelitten. Vf. 
vermutet als pathologisch-anatomische Ursache der Krämpfe während der Schwanger¬ 
schaften entstandene Osteophytbildungen im Innern der Schädelkapsel, welche in der 
Nähe des Corpus restiforme und den Oliven auf diese Gebilde einen Drnckreiz aus¬ 
geübt hätten bezw. dauernd ausübten. Bernhardt. 


L. Letniek, Zur Frage der Syphilis-Impfung an Tieren und des 
Vorkommens von Mikroorganismen im syphilitischen Schanker. 
Wiener med. Wochenschr. 1883, No. 35. 

L. impfte ein Ferkel 2 Mal mit syphilitischem Schanker und mit ulcerirender 
Papel, und erhielt ein negatives Resultat. Ebensowenig gelangen ihm 3 Impfungs¬ 
versuche an Kaninchen mit hartem Schanker, so dass er zu dem Schlüsse kommt, 
dass die Syphilis auf Tiere nicht überimpf bar ist. Dagegen war es ihm möglich, im 
Schanker Mikroorganismen nachzuweisen. Er fand dieselben als kleinkörnige Massen 
in großen Spaltränmen, welche immer in der Nähe von Gefäßen waren. Brachte er 
Teile von Schankern unter den üblichen Cautelen in Nährflüssigkeit, so trübte sich 
dieselbe bald in Folge reichlicher Mikrokokken-Entwickelung, während Glaskölbchen, 
die blos Nährflüssigkeit enthielten, nach Wochen noch klar waren. Vf. ist daher der 
Meinung, dass der Mikrokokkns ein beständiger Begleiter im syphilitischen Schanker ist. 

Lewinski. 


Verlag von August Hirschwald in Berlin. — Druck von L. Schumacher In Berlin. 


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Wöchentlich t reche inen 
1—2Bogen; am Schlüsse 
des Jahrfangs Titel, Na* 
men* and Sachregister. 


Centralblatt 

für die 


Preis des Jahrgänge«» 
20 Hark; au besiehen 
durch alle Buchhandlun¬ 
gen and Postanstalten. 


medicinischen Wissenschaften. 


Redigirt von 

Prof. Dr. H. Kroneoker, un( j Prot Dr. H. Senator, 

Berlin (NW.), Dorothsenstr. 35. Berlin (NW.), Banhofdtr. 7 (am Hegelplats). 


1884 . *«• Januar. NO. 4 . 


Iah Alt: Rodikobb, Sprachcentrum. — E. PflOobb; W. J. Smith; E. PplOokk; 
Bastard irnog der Batrachier undPrincipien der Zeugung. — M. Brecht; E. Loewinson; 
Pbtbi; Ehelich; Escherich: Prnzoldt; Gkorqirwskt, Diaxo-Reaction des 
Harns. — H. Thierfrldkr, Milchbildung. — P. Meyer, Pemphigusartige Dermatitis 
mit Nerrendegeoeration. — G. Fischer, Ladestock im Gehirn. — Moos, Labyrinth- 
afTection; Ohrenklingen durch Pince-nezdruck; Gesichtskrampf mit Nystagmus und 
Schwindel; Trochlearislähmung in Folge von Eiterdruck auf das Labyrinth; Verstim¬ 
mung des CoBTi'schen Organs; Taubstummheit nach Mumps. — Parrot und H. 
Martin, Desinfection von Tuberkelmassen. — Nothnagel, Stuhlentleerungen beim 
chronischen Katarrh. — 0. Vibrordt, Degeneration der Vorderhörner und der 
Seitenstr&nge. — Uno ab, Atelektase der Lungen Neugeborener. 

Fubini und Luzzati, Secretion und Bewegung des Dünndarms. — Rönnbbrg, 
Nährwert des Fleischmebls (Carne pura). — Zwicke, Ein Schusskanal für zwei 
Mitrailleusenkugeln. — L. Rät hi, Knochenstücke in den Luftwegen. — Kink, 
Lungenschrumpfung nach Pneumonie. — A. Kühn, Echinococcus der Arachnoidea. — 
Smyly, Ikterische Haarverfftrhung. — A. Schückino, lujectioneo in das Uterus¬ 
gewebe. — Heusnkr, Oertliche Anwendung von Chloroformdampf. 


Rüdinger, Ein Beitrag zur Anatomie des Sprachcentrums. Beitr. 
zur Biol. Th. L. W. v. Bischokf gewidmet. Stuttgart 1882, S. 135. 

Untersuchungen der dritten Stirnwindung von niederen Affen, 
von Anthropoiden, Mikrocephalen, Taubstummen und verschiedenen 
Menschen nach Race, Geschlecht und Individualität ergaben, dass 
„der laterale Teil des Stirnhirns, die BuocA’sche Windung, an dem 
Gyrus opercularis wahrscheinlich eine Beziehung zum Sprach ver¬ 
mögen hat. Ein positiver Beweis für diese Annahme, dass sich der 
Sitz des Sprachcentrums im Gyrus frontalis tertius sinister befindet, 
könnte nur durch das Experiment geliefert werden; doch kann zur Zeit 
an das letztere noch nicht appellirt werden. Hätte die dritte Stirn¬ 
windung eine nähere Beziehung zu irgend anderen motorischen 
oder sensiblen Bahnen im Körper, so dürfte dieselbe den Affen nnd 
Mikrocephalen, deren Körpermusculatur und Empfindungsgebiete 
normal functioniren, nicht fehlen. — Die durch die vorliegenden 
Untersuchungen festgestellte Tatsache, dass die Affen und Mikro¬ 
cephalen nur ein kleines Rudiment einer dritten Stirnwindung haben; 
dass bei den Taubstummen dieselbe nicht rudimentär, aber doch 


XXI1. Jahrgang. 

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4 

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:>0 Pfi.Oof.r u. Smith; Pflügkr, Bastardirung der Batrachier etc. No.4. 

sein* einfach bleibt und dass bei hervorragenden Rhetorikern eine 
ungewöhnliche Entfaltung dieses Hirngebietes vorhanden ist, scheint 
die Annahme von dem Sitz des Sprachcentrums in dem lateralen 
Gebiete des Stirnlappens mehr als wahrscheinlich zu machen.“ 

Broesike. 

Untersuchungen Ober Bastardirung der anuren Batrachier und die 
Principien der Zeugung. (Ans d. physiol. Lahor, zu Bonn.) 

I. E. Pflüger und W. J. Smith, Experimente über Bastardirung 
der anuren Batrachier. Pfi.Cger’s Arch. XXXII. S. 519. — II. E. 
Pflüger, Zusammenstellung der Ergebnisse und Erörterung der 
Principien der Zeugung. Das. S. 542. 

I. Es giebt verschiedene Racen der Rana fusca; zu ihren Ver¬ 
suchen haben Pfi.. und S. die Königsberger, die Bonner und die 
englische Race verwendet. Das Resultat war, dass die verschiedenen 
Racen einander ebenso wirkungsvoll befruchten, als wenn man zwei 
Individuen derselben Race paart; nur die Kaulquappen von $ Kö¬ 
nigsberg und $ England verwandelten sich nicht. Ebenso fielen 
die Kreuzungsversuche verschiedener Racen von R. esculenta durch¬ 
aus positiv aus, trotzdem die Laichzeit differirle. — Kreuzung von 
R. fusca und arvalis (als klassisches Unterscheidungsmerkmal beider 
Arten dient nur die Gestalt der Spermatozoen, deren Kopf bei R. 
arvalis walzenförmig und schwach konisch, bei R. fusca lang haar¬ 
förmig ist) ergiebt: Eier der R. fusca werden durch Samen der R. 
arvalis nie befruchtet. Die umgekehrte Kreuzung ergiebt positive 
Erfolge: jedoch erfuhr blos die Minderzahl der Eier eine Befruchtung, 
und nur bei 3 Eiern fand sich eine regelmäfsige Furchung Und 
Weiterentwickelung. Der Schwanz der Bastarde hat annähernd ,die. 
Zeichnung wie bei R. esculenta. Die Befruchtung gelingt auch hier 
nur, wenn Ei und Same sich auf dem Höhepunkte ihrer Entwicke¬ 
lung befinden. Pfi.. verlangt als Beweis gelungener Bastardirung, 
dass der Bastard Eigenschaften des väterlichen Organismus zeigt. — 
Kreuzung der R. arvalis und R. esculenta. R. arvalis $ mit R. 
esculenta $ ergiebt Furchung, aber baldiges Absterben. R. escu¬ 
lenta $ mit arvalis $ ebenso. — Kreuzung der R. arvalis mit Bufo 
vulgaris, der R. fusca mit R. esculenta, der R. fusca mit B. vulgaris,' 
der R. fusca mit B. variabilis, der R. esculenta mit B. variabilis blieb 
erfolglos. — R. esculenta mit B. cinereus giebt Furchung, aber 
nicht weitere Entwickelung; R. esculenta mit Hyla arborea Furchung 
und schnelles Absterben, ebenso R. esculenta mit Bufo calamita. 
R. esculenta mit Bombinator igneus blieb absolut negativ, B. igneus 
mit Bufo cinereus ergab einmal eine zweifelhafte Furchung. — 
Den Schluss bildet eine Tabelle der bis jetzt auf diesem Gebiete 
bekannten Tatsachen. 

II. Diejenige Verschiedenheit, welche den Charakter einer Race 
der Anuren bestimmt, vermindert die Fruchtbarkeit in keiner Weise. 
R. fusca und arvalis sind verschiedene Species. Die Bastard¬ 
befruchtung kann reciprok sein, ist aber der Regel nach einseitig. 
Aus der Tabelle ergiebt sich, dass im Allgemeinen diejenigen Sper- 


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No. 4. 


Brecht; Löwinson; Petri; 


51 


matozoen zur Bastardbefruchtung die geeignetsten sind, deren Kopf 
am dünnsten und deren vorderes Ende am spitzesten ist, dagegen 
diejenigen Eier, bei denen die zugehörigen Spermatozoen derselben 
Art dickere Köpfe haben. Dies erklärt sich am einfachsten durch 
die Annahme einer Mikropyle, die gerade so weit ist, dass das 
Spermatozoon der eigenen Art passiien kann. Bei Tieren derselben 
Art besteht eine bestimmte Beziehung zwischen der Form und der 
Penetrationskraft der Spermatozoen und der Dichtigkeit der Medien, 
welche sie durchsetzen müssen, um Befruchtung zu bewirken. Aufser- 
dem ist wahrscheinlich auch die Kraft der Bewegung bei den Sper- 
matozoen nicht immer die gleiche. — Um die bei der Bastard¬ 
befruchtung (nicht nur bei dieser) vorkommende unregelmäfsige 
Furchung zu erklären, geht P. auf die Principien der geschlecht¬ 
lichen Zeugung ein. Jedes Ei, das bisher als eine Einheit aufgefasst 
wurde, kann verschiedenartigen Individuen den Ursprung geben und 
dies kann bis zu einem gewissen Grade durch experimentellen Ein¬ 
griff künstlich veranlasst werden. Spermatozoon und Ei muss man 
sich als zwei im Wesentlichen gleichartige, eine neue Einheit zeugende' 
Potenzen denken. Die Zeugung ist die absoluteste Mischung der 
Substanz beider; diese Substanz ist während des eigentlichen Zeu¬ 
gungsactes nicht Zellsubstanz und nicht Kern, sondern werdender 
(Jrstoff. Wo in einer Zelle aus gelöster Substanz eine Kernmasse 
sich niederschlägt, besteht „freie“ Zellbildung, mag auch der Kern¬ 
stoff von dem Mutterkern durch Lösungsprocesse entnommen sein. 
Der neue Kern ist kein morphologisches Derivat des alten Kerns 
(S. 568). Der Spermakern erscheint im Eidotter immer erst nach 
dem Zusatz der Spermatozoen; das Eindringen mehrerer Spermatozoen 
und das bei gewissen Tieren behauptete Fehlen des Spermakerns 
ist mit den Principien der Zeugung nicht unverträglich. Zur Er¬ 
haltung des Lebens muss ein reciproker Process bestehen, der ge¬ 
schlossene Molecule in offene verwandelt; „die Aufschliefsung der 
gebundenen Affinitäten der Keime ist das Wesen der Zeugung“. 
Nimmt man viele Keime in Ei und Spermatozoon an, so wird, 
wenn die Zahl beider Arten ungleich ist, der Ueberschuss also der 
Befruchtung entgeht, dieser letztere der Regel nach zu Grunde 
gehe (nicht immer, so lange man die Parthenogenesis festhalten 
muss). — Zum Schluss kommt P. dahin, bei der unregelmäfsigen 
Furchung nicht ein vielfaches Eindringen von Spermatozoen anzu¬ 
nehmen, sondern ein unvollkommenes, wobei das eingedrungene 
Stück sofort vom Dotter abgeschmolzen wird. — Das wahre Gesetz 
der Bastardirung ist wahrscheinlich: reciproke Fruchtbarkeit bei 
Allen mit normaler Furchung und — mit seltenen Ausnahmen — 
Absterben während der ersten Entwickelung. J. Sander. 


1) M. Brecht, Die diagnostische Bedeutung der Diazo-Reaction. 
Diss. Berlin 1883. — 2) E. Löwinson, Ueber die EmiutH’sche 
Diazo-Reaction, insbesondere bei der Lungenphthise. Diss. Berlin 
1883. — 3) Petri, Das Verhalten des Harnes Schwindsüchtiger 
gegen Diazobenzosulfosäure. Zeitschr. f. klin. Med. VI. S. 472. — 

4* 


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Ehrlich, Eschrrhh, Penzoldt. Gfop.üikwsky. 


No. 4. 


4) P. Ehrlieh, Einige Worte über die Diazo-Reaction. Deutsche 
med. Wochenschr. 1883, No. 38. — 5) Escherich, Zur diagnosti¬ 
schen Bedeutung der Diazoreaction. Deutsche med. Wochenschr. 1883, 
No. 45. — 6) Penzoldt, Weiteres über den diagnostischen 

Wert der sogenannten Diazoreaction. Berliner klin. Wochenschr. 1883. 
No. 49. — 7) Georgiewsky, Die neue Harnprobe Ehrlich’*. 
Deutsche med. Wochenschr. 1883, No. 48. 

1) In Uebereinstimmung mit Ehrlich und dessen Schüler Br. 
Fis» heu bestätigt B. die diagnostische Bedeutung der Diazo-Reaction (Cbl. 
1883, S. 555) beim Typhus abd. und die prognostische bei der croupösen 
Pneumonie; für letztere ist das Auftreten der Reaction als ein Signum 
mali ominis zu betrachten, da etwa die Hälfte der Erkrankten starben 
und bei den Uebrigen der Krankheitsverlauf ein ungewöhnlich 
schwerer und protrahirter war. Bei Gesunden pflegt die Reaction 
auch nicht einmal gelegentlich aufzutreten; sie ist aussschliefslich an 
fieberhafte Processe gebunden. Bei Herzfehlern tritt die Reaction 
stets nur im Stadium der Compensationsstörung auf und bietet 
schlechte Prognose dar. Bei der Lungenphthise ist sie von schlechter 
Vorbedeutung; sie deutet, wenn stark vorhanden, auf Erkrankung 
relativ grolser Partieen der Lunge hin. 

2) Auch L. betrachtet nach seinen Untersuchungen das Auf¬ 
treten der Reaction bei der Phthise als vom Fieber unabhängig und 
von übler Vorbedeutung. Starke Reactionen durch lange Zeiten, 
1—2 Monaten in ziemlich gleicher Stärke andauernd, sollen nur bei 
phthisischen Processen und zwar bei ziemlich floriden Formen Vor¬ 
kommen. Putride Processe in den Lungen scheinen auch befähigt 
zu sein, eine Reaction zu geben. Kurz vor oder während der Agone 
findet meist ein Zurückgehen oder Aufhören der Reaction statt. 

3) Petri findet, wie früher Pknzolut (Cbl. 1883, S. 555), dass 
jeder concentrirte und nicht diluirte Fieberharu die rote Reaction beson¬ 
ders deutlich giebt. Diejenigen Harne, welche sie am deutlichsten 
zeigen, reduciren alkalische Kupferlösung schon in der Kälte ganz 
auffällig und zeigen ein deutliches Urobilinspectrum. Dia- und pro¬ 
gnostische Schlüsse erlaubt die Reaction, wenigstens bezüglich der 
Phthisis, nicht; auch bei Pneumonie finde sich die Reaction. Mit 
den durch Einwirkung fixer Alkalien auf Traubenzucker ent¬ 
stehenden Substanzen giebt die Sulfosäure, wie schon früher Pkkzoi.ht 
beobachtete, ebenfalls eine prägnante rote Färbung. 

4) Dagegen behauptet Ehrlich, dass Pi nzolut’s und Pktw’s 
abweichende Befunde davon herrührten, dass sie mit zu concentrirten 
Lösungen gearbeitet hätten. Er selbst verfährt so, dass er von dem 
Sulfanilsäuregemisch, das im Liter 1 Grm. Sulfanilsäure und 50 Cctm. 
Salzsäure enthält, 250 Cctm. mit 5 Cctm. einer 0,5procentigen 
Natriumnitritlösung mengt. Von dem Reagens und dem Harn 
werden gleiche Teile verwendet und mit Ammoniak übersättigt. 
Bei dieser schwachen Lösung tritt keine Gelbfärbung auf, ebenso¬ 
wenig giebt das Reagens mit Trauben- oder Milchzucker Rotfärbung. 
Die mit dem Reagens im Harn Typhöser auftretende Rotfärbung 


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No 4. 


Diazoreaction des Mains. 


53 


schwindet nach längerem Stehen und macht einer grünen Verfärbung 
der oberen Schichten des Niederschlages Platz. 

5) Escrkrich wiederum findet nach seinen Beobachtungen auf 
der Würzburger med. Klinik, dass der normale Harn gegen das 
Emu.icH’sche Reagens oder auf Zusatz einer Spur Diazobenzolsulfosfture 
(2 Mgrm. zu 5 Cctm. Harn) und nachträgliches Alkalisiren mit 
Ammoniak und Kalilauge sich völlig indifferent verhält. Bei den¬ 
jenigen pathologischen Urinen, welche die Reaction zeigen (besonders 
reichlich und constant bei Typhus abdora., Morbillen, Phthisis pulm.), 
tritt sofort intensiv bordeauxrote Färbung auf, die bei genügender 
Intensität auch am Schaume zu erkennen ist. Der die Rotfärbung 
bedingende Körper geht nicht in’s Destillat über und wird durch 
Dialyse entfernt. Von sehr verschiedener Natur und von wechseln¬ 
dem Ergebniss ist die Reaction beim Versetzen von Harn mit dem 
gleichen Volumen gesättigter Diazolösung und Kalilauge. Auch er 
legt der Reaction keine hohe dia- und prognostische Bedeutung 
bei. Giebt man zu mit Kalilauge alkalisirtem traubenzuckerhaltigem 
Harn das gleiche Volumen gesättigter Diazolösung, so tritt, wie 
Pk.nzoi.ut «gefunden, intensive Rotfärbung auf, die weiterhin in 
Carmin- oder Purpurrot übergeht; der aufgeschüttelte Schaum 
schimmert bläulich-rot. Das Auftreten dieser Reaction im Harn gilt 
als sicherer Beweis seines Gehaltes an Traubenzucker. 

6) Pkxzoliit weist Ehri.ich’s Vorwurf in Betreff der zu con- 
centrirten Diazolösungen zurück; er habe das Reagens genau nach 
E.’s Vorschrift angefertigt. Erst in seiner jüngsten Mitteilung hebe 
dieser hervor, dass man nur Spuren des Sulfodiazobenzols anwenden 
darf. Weitere Untersuchungen haben ergeben, dass die Farben¬ 
veränderungen, welche bei einzelnen Krankheiten Vorkommen, alle 
möglichen Uebergänge von Gelb bis Rot darstellen. Wenn die 
Reaction auch beim Typhus abdom. fast regelmäfsig, bei anderen 
Krankheiten: Masern, Scharlach, Erysipel, Intermittens, Tuberculose 
und Peritonitis seltener vorkommt, so kann sie doch bei der über¬ 
wiegenden Mehrzahl der fieberhaften und einem Teil der fieberlosen 
Krankheiten (chronischer Darmkatarrh, afebrile Angina etc.) auf- 
treten, weshalb sie zur Unterscheidung derselben nur eine geringe 
Unterstützung bieten wird. Ja, es stehe noch nicht einmal fest, ob 
es nur eine oder mehrere unbekannte Substanzen seien, welche die 
Reaction bedingen. Endlich bemerkt P., dass die Rotfärbung des 
mit Diazolösung versetzten Zuckerharns nur eintritt auf Zusatz von 
Kalilauge, nicht aber von Ammoniak. 

7) G. hat, in Uebereinstimmung mit Eiiauni, weder in 50 
Proben vom Harn gesunder Individuen, noch in dem nicht fiebernder 
Kranken die Reaction erhalten, ferner unter 8 Fällen croupöser 
Pneumonie nur in einem, ebenso unter 5 Fällen von Pleuritis exsud. 
nur einmal; dieser war mit käsigen Herden und einem zerfallenden 
Tuberkel in den Lungen combinirt und verlief letal. 10 Fälle von 
Typhus (exanth. und abd.) zeigten die Reaction in der Periode des 
hohen Fiebers. Bei chronischen Erkrankungen des Lungengewebes 
ist die Reaction bald vorhanden, bald nicht; eine Beziehung der 


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54 


Thieukklheb , Milckbildung. 


No. 4. 


Reaction zum Fieberzustande besteht nicht: bald giebt der Harn 
fiebernder Phthisiker die Reaction nicht, bald der von nicht fiebern¬ 
den in exquisiter Weise. Wenn auch im Grofsen und Ganzen G.’s 
Resultate den EmtLicH’schen sehr nahe kommen, so zeigen sie doch 
nicht jene von Ehrlich hervorgehobene Regelmäfsigkeit in dem Vor¬ 
kommen und Fehlen der Reaction. J. Munk. 


H. Thierfelder, Beiträge zur Kenntniss der Entstehung einiger 
Milchbestandteile. Diss. Rostock 1883 und Pflügeu’s Arch XXXII. 

I. Der erste Teil der Untersuchung bezieht sich auf die Ent¬ 
stehung des Milchzuckers. Vf. versuchte zunächst, ob etwa die 
Menge desselben beim Digeriren der Milch zunimmt. Der Milch¬ 
zucker wurde dabei durch seine reducirende Einwirkung auf Kupfer¬ 
oxyd, nach einem von Nasse etwas modificirten Verfahren bestimmt. 
Die Zahlen, welche Vf. anführt, bezeichnen die Anzahl Cctm. einer 
Kupferlösung von 0,1 pCt. Kupfersulfat, welche durch die ganze im 
Versuch angewendete Menge Substanz reducirt wird. Wie zu er¬ 
warten, fiel der Versuch negativ aus. T. untersuchte nqji weiterhin, 
ob der negative Erfolg in dem Mangel eines Fermentes liege oder im 
Fehlen einer Muttersubstanz des Milchzuckers oder in beiden. Es ergab 
sich, dass die zerkleinerte Milchdröse, mit Milchdrüsendecoct digerirt, 
eine Zunahme des vorherbestehenden Reductionsvermögens des De- 
coctes bewirkt, dass Auszöge der Milchdrüse aber wirkungslos sind. 
Die Milchdrüse enthält also ein an die Zellen gebundenes Ferment, 
das Decoct eine Muttersubstanz, welche in Milchzucker öbergeht. 
Aus dem Decoct erhielt T. durch Fällen mit Alkohol und Aus¬ 
waschen mit Aether eine trockne, weifse Substanz, welche sich in 
Wasser löste nr.d mit Milchdrüsenbrei digerirt, eine reducirende 
Substanz gab. Zu einer weiteren Isolirung reichte die erhaltene 
Quantität nicht aus; es konnte nur festgestellt werden, dass sie nicht 
Glykogen ist. — In Beziehung auf eine Reihe hieran sich an- 
schliefsender Versuche, welche darauf abzielten, die Menge dieser 
Muttersubstanz des Milchzuckers durch Digestion der Milchdrüse 
mit Blut zu vermehren, welche Versuche negativ ausfielen, mus6 auf 
das Orig, verwiesen werden. 

II. In Ueberinstimmung mit Schhmidt-Mölheim und im Gegen¬ 
satz zu Kkmmkhuh erhielt T. bei der Digestion von Kuhmilch, 
Frauenmilch-Colostrum und Kuhmilch-Colostrum bei Körpertempe¬ 
ratur im Laufe von 4'/ 2 —7 Stunden constant eine Abnahme des 
Caseingehaltes. Die erhaltenen Procentzahlen waren: 



frisch j 

• 

digerirt 

Kuhmilch. 

3,325 

3,225 

Fraueo Colostrum. 

2,41 

1,655 

Kuhcolostrum . 

3,425 

1 

1 

3,35 


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No.4. P. Mkykk, Pemphigusartige Dermatitis mit Nei vendogeiieratibn. 55 

Daraus folgt indessen noch nicht, dass die Milch kein Ferment 
enthält, welches im Stande ist, Serumalbumin in Casein überzu- 
fflhren. Im Gegenteil sprechen Digestionsversuche von Milch mit 
Serum för die Gegenwart eines solchen Fermentes. Die Procent¬ 
gehalte der Kuhmilch an Casein vor und nach der Digestion mit 
Rinderblutserum waren: 



frisch 

digerirt 

t 

r. 

3,60 

3,80 

ii.. 

3,75 

3,89 

m . 

4,8 

5,26 

IV. 

3,73 

4,33 

v. 

3,43 

3,86 


Vf. weist indessen darauf hin, dass die neugebildete Substanz 
auch Alkalialbuminat sein könne. In Uebereinstimmung mit diesem 
Verhalten der Milch ergab auch die Digestion der MilchdrDse för 
sich und mehr noch mit Serumalbumin eine Zunahme des Casein¬ 
gehaltes. E. Salkowski. 

P. Meyer, Ueber einen Fall von tötlicher pemphigusartiger Der¬ 
matitis mit Veränderungen im Nervensystem. Virchow’s Arch. XC1V. 
S. 185. 

M. beschreibt eine anfänglich unter dem Bilde eines gewöhn¬ 
lichen Ekzems, später unter dem eines Pemphigus foliaceus mit 
fieberhaften Allgemeinerscheinungen verlaufeude Hautaffection bei 
einem 65jährigen, früher stets gesunden Manne, welche 7 Wochen 
nach dem Auftreten der ersten Eruptionen zum Tode führte. Da 
irgend eine der geläufigeren Ursachen für dieses Leiden nicht auf¬ 
gefunden werden konnte, so dachte man bereits während des 
Lebens an eine Erkrankung des Nervensystems, obgleich Motilitäts- 
oder Sensibilitätsstörungen irgendwelcher Art nicht nachzuweisen 
waren. 

Bei der genauen anatomischen Untersuchung des Rückenmarks 
zeigten sich Verdickungen der Gefäfse und eine nicht sehr hoch¬ 
gradige Sklerose des interstitiellen Gewebes in der ganzen Länge 
der Gou/schen Stränge, am stärksten gegen die hintere Commissur 
zu, ferner in zerstreuten Flecken in den BcnnAcH’schen Strängen 
und im unteren Dorsal- und oberen Lendenmark in den Seiten¬ 
strängen, nahe den hinteren Wurzeln. Die Vorderstränge und die 
graue Snbstanz waren intact. 

In den subcutanen Nerven, sogar im Stamme des Ischiadicus 
und in den gröberen Aesten des Plexus brochialis fanden sich zahl¬ 
reiche fettig degenerirte Fasern, während die Muskelnerven, Sym- 
pathicus und Spinalganglien nioht afficirt schienen. 

Diese in gleicher Weise für ähnliche Hautkrankheiten schon 
von anderen Autoren beschriebenen Veränderungen der nervösen 


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56 


G. Fischku, Ladestock im Gehirn. 


No. 4. 


Apparate beanspruchen für die Beurteilung des vorliegenden Falles 
zwar eine entschiedene Bedeutung, aber sie dürfen nach M.’s Ansicht 
nicht einfach als die Ursache der Hautaffection hingestellt werden. 
Er legt ein gröberes Gewicht auf das von ihm in der Haut sowohl, 
wie in dem Rückenmark constatirte gleichzeitige Vorkommen von 
Gefflfsobliterationen, die in allen übrigen Organen fehlten und glaubt, 
dass die durch dieselben in dem Rückenmark bewirkten nutritiven 
Störungen erst dann einen verderblichen Einfluss auf die allgemeinen 
Bedeckungen ausüben konnten, nachdem diese durch die gleichen 
GefäfsVeränderungen in einem höheren Grade in ihrer Ernährung 
beeinträchtigt waren. H. Stilling (Strassburg). 

G. Fischer, Ein Ladestock im Gehirn. Deutsche Ztschr. f. Chir. XVIII. 

S. 411. 

Einem 17jährigen Manne drang beim Entladen eines Carabiners 
ein eiserner Ladestock am Rücken rechts neben dem vierten 
Brustwirbel ein, ging am Brustkasten entlang in der Tiefe der 
rechten Halsseite aufwärts, drang durch Schädel und Gehirn und 
ragte 30 Ctm. lang aus der linken Seite des Kopfes hervor. Im 
Speciellen nimmt Vf. an, dass der Ladestock durch die Fossa spheno- 
maxillaris, dann durch die rechte Hälfte des Limbus sphenoidalis 
des Wespenbeins gegangen war, von wo nach hinten eine Fissur in 
den rechten Canalis opticus mit Verletzung des N. opt., nach vorn 
eine Fissur in die rechte Hälfte der Lamina cribrosa des Siebbeins 
entstanden war und dass der linke Stirnlappen des Gehirns verletzt 
sein musste. Die Länge des Schusskanals vom vierten Brustwirbel 
bis zum Stirnbein betrug 35 Ctm , die des Ladestocks 50 Ctm. In 
symptomatischer Hinsicht waren anfangs die Erscheinungen der Hirn¬ 
erschütterung vorwiegend, nach der ca. 4 Stunden nach der Ver¬ 
letzung stattgehabten, in Zurücktreiben des Ladestocks mittels 
Hammerschläge und Extraction derselben durch eine Incision am 
Halse bestehenden Operation, trat etwas Hirndruck auf, vielleicht 
die Folge der mit dieser verbundenen Blutung in die Schädelhöhle. 
Vorübergehende Gedäuhtnisstöruug, ferner Ausfluss von Cerebro¬ 
spinalflüssigkeit aus dem linken Nasenloch vom 4. —12. Tage, 
Eiterung aus dem rechten Ohr am 17. Tage sind ferner hervorzu¬ 
heben. Bereits in der 6. Woche war Atrophie des rechten Seh¬ 
nerven zu constatiren. Die sonstigen Erscheinungen waren relativ 
unbedeutend. Die Kopfwunde war am 34., die Halswunde am 59., 
die Rücken wunde am 66. Tage geheilt, und das Befinden konnte (ab¬ 
gesehen von der Atrophie des N. opt) noch 11 Monaten später als 
normal dargetan werden. Nichtsdestoweniger hält Vf. die latente Ent¬ 
wickelung eines Hirnabscesses resp. die nachträgliche Entstehung einer 
Geisteskrankheit nicht für ausgeschlossen, ln der Literatur ver¬ 
mochte er im Uebrigen nur noch 4 Ladestockverletzungen des 
Gehirns, alle dasselbe von oben nach unten betreffend, aufzufinden. 
Von diesen kommen 2 Fälle, nämlich die von Morand und von 
Limbourg auf das vorige Jahrhundert, 1 Fall (des älteren Lahiiky) 
auf den Anfang dieses Jahrhunderts und nur der vierte Fall (von 


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No.4. Moos, Labyrinthaffection; Ohrenklingen durch Pince-rezdruck etc. 57 

Chassak.nac) auf eine relativ neue Zeit, das Jahr 1842. Ein fünfter 
Fall von Hennk.n gehört eigentlich nicht hierher: der Ladestock 
war nicht durch Schuss, sondern beim Ausgleiten des Pat. in den 
Schädel gedrungen und erfolgte hier augenblicklicher Tod. Von 
den übrigen Kranken starb der von Larrky, bei dem der Ladestock 
nicht vollständig entfernt werden konnte, ebenfalls, nämlich am 
zweiten Tage nach der Verletzung; bei der Beobachtung von 
Ciiassaion \c ist der Ausgang unbekannt; geheilt sind dagegen die 
Patienten von Limbocko und Morand. Prognostisch ist daher diese 
geringe Casuistik kaum zu verwerten. P. Gäterbock. 


MOOS, Neuropathologische Mitteilungen. Zeitschr. f. Obrenheilk. XII. 

S. 101. 

1) Ein Fall von sehr rapid verlaufener Meningitis 
bei einem 20jährigen Manne. Bewusstlosigkeit, Erbrechen, Kopf¬ 
schmerzen schwanden sehr bald, doch blieb totale Taubheit auf 
beiden Ohren und stark taumelnder Gang zurück. Nach 
M. handelte es sich um eine, vielleicht vorzugsweise auf die hintere 
Schädelgrube beschränkte Meningitis, bei welcher sich die Affection 
längs der beiden Hörnerven bis in das Labyrinth hinein fortgesetzt 
und dort zu bleibender totaler Taubheit, combinirt mit taumelndem 
Gang, geführt hat. 

2) Zwei Fälle von Pendelbewegungen des Kopfes bei 
doppelseitiger Labyrinthaffection. In dem ersten Falle (ein 
äjähriges Mädchen) trat ein Pendeln des Kopfes nach vorn und 
hinten und von einer Seite zur anderen auf, sobald das Kind auf¬ 
gerichtet wurde; in dem zweiten Falle (2jähriger Knabe) fing Pat., 
als er aus dem Bette gehoben und auf den Boden gesetzt wurde, 
an „mit dem Kopfe so stark zu pendeln, dass derselbe auf den 
Boden aufgeschlagen wurde. “ 

3) Lästige subjective Gehörsempfindung (Klingen und 
Klopfen im linken Ohr) trat bei einer an „einer ganz besonderen 
Erregbarkeit des vasomotorischen Nervenapparates u leidenden 60 
Jahre alten Dame jedesmal auf, sobald sie ein Pince-nez aufsetzte. 
Objectiver Befund am Gehörorgan negativ. Nach M. kam diese 
subjective Gehöreempfindung zu Stande durch die negative Druck¬ 
schwankung der Labyrinthflüssigkeit, welche jedes Mal hervor¬ 
gerufen wurde, wenn in Folge der Augenmuskelaction beim Auf¬ 
setzen des Pince-nez der Stapediusmuskel concomitirend in Tätigkeit 
geriet. — 

4) Fall von mimischem Gesichtskrampf, complicirt 
mit Nystagmus und Schwindel bei einem 61 Jahre alten Mann. 
So oft die Anfälle des Gesichtskrampfes kommen (20—30 Mal täg¬ 
lich), sind dieselben mit einem sich unzählige Male wiederholenden 
Rollen beider Augäpfel in der Richtung von links nach rechts 
combinirt. In der letzten Zeit während der Anfälle auch Schwindel 
und zwar mit der Drehungsempfindung von links nach rechts. 
Kopfknochenleitung für alle Tonquellen aufgehoben, Hörfähigkeit 


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58 


Parkot u. II. Martin, Desinfection von Tuberkelmusson. 


No. 4. 


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in Luftleitung links fast 0, rechts = |qqq ff'»' die Uhr. — Beide 

Trommelfelle teils getrübt, teils atrophisch. — Nach M. handelt es 
sich um einen den Tic convulsiv begleitenden Krampf des Stapedius- 
muskels, welcher durch die bewirkte negative Druckschwankung im 
Labyrinth einen Beizungszustand herbeiführte, der sich dann einer¬ 
seits auf das Kleinhirn, andererseits auf die Innervationscentren der 
Augenmuskeln fortsetzte, daher das mit dem Gesichtskrampf gleich¬ 
zeitige Auftreten von Schwindel und Nystagmus. 

5) Fall von Lähmung des M. trochlearis im Gefolge 
einer eitrigen Mittelohrentzündung bei einem 50 Jahre alten 
Mann. Das Auftreten von unregelmäßigen Frostanfällen, große 
Abmagerung in Verbindung mit der Lähmung des Trochlearis liefsen 
an eine complicirende Erkrankung in der Schädelhöhle: beschränkte 
Basilarmeningitis, Phlebitis oder Thrombose eines Hirnsinus, oder 
mit Rücksicht auf eine brettartige Anschwellung am Halse, an 
Phlebitis und Thrombose der Vena jugularis denken. Gegen diese 
Erklärung spricht der negative Augenspiegelbefund und es bleibt 
deshalb, nach M., nichts übrig, als anzunehmen, dass in Folge der 
Eiterstauung im Mittelohre eine Reizung im Labyrinth bestand, 
welche, ohne sich auf das Kleinhirn fortzupflanzen — Schwindel 
fehlte, so lange Doppeltsehen bestand — sich nach dem Innervations¬ 
centrum des Trochlearis der leidenden Seite hin ausdehnte und eine 
Reflexlähmung des betreffenden Muskels hervorrief. Mit Beseitigung 
der eitrigen Entzündung und der Eiterstauung verschwand die 
Lähmung. 

6) Eine eigentümliche Verstimmung des Coitri’schen 
Organs constatirte M. bei einem 32jährigen Manne. Derselbe 
leidet, seitdem er vor 15 Monaten von einem starken Schnupfen 
befallen wurde, an subjectiven Gehörsempfindungen und einer eigen¬ 
tümlichen Störung des musikalischen Gehörs. Er hört beim Singen 
und Pfeifen die tiefen Töne um 1 n Ton höher, die hohen um 1 3 Ton 
tiefer. Im Uebrigen Gehör normal. Objectiver Befund negativ. — 
Nach M. handelt es sich um einen ungleichen Spannungszustand in 
der Zona pectinata; die für die tieferen Töne abgestimmte Region 
sei etwas zu stark gespannt, die für die höheren etwas zu stark 
erschlafft. 

7) Taubstummheit nach Mumps constatirte M. bei einem 

4jfthrigen Mädchen, bei welchem unter raschem Schwinden der 
Parotitis totale doppelseitige Taubheit am vierten Krankheitstage 
eingetreten war. Schwabach. 

Parrot et H. Martin, Recherches experimentales ayant pour but 
de transformer le tubercule vrai ou infectieux en corps etranger 
inerte sous l’influence de reactifs divers. Revne de med. 1883, 
October. 

Das Schema ihrer Versuchsmethode: verschiedene als zweifellos 
infectiös erwiesene Tukerkelmaterien derart zu beeinflussen, dass 
dieselben zu einfachen Fremdkörpern abgeschwächt werden, geben 


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No. 4. No'ihnaukl, Stuhlentleerungen beim chronischen Katarrh. 59 

P. und M. ausführlich im Abschnitt II. ihrer Arbeit, welcher über den 
fraglichen Einfluss der Salicylsäure handelt. Sie verfuhren meistens 
so, dass sie die frisch aus tuberculösen Tierleichen stammenden 
deutlich von frischen Knötchen durchsetzten Eingeweideteile mit 
dem zu prüfenden Mittel in aufsteigender Dosis fein zerrieben und 
nun mit der RAKvnia’schen Spritze gesunden Tieren (vorwiegend 
Meerschweinchen) dieses Gemisch in ziemlich reichlichen Mengen 
unter die Haut spritzten. So wurden Sälicylgemische in Stärke 
zwischen 0,05—5,0 pCt., ohne dass die inficirende Kraft ganz ertötet 
wurde, versucht; „Eaux oxygdnöe“ in sehr starkem Zusatz mit 
gleich negativem Resultat; ferner Brom 0,02—5,0pCt., Phenylsäure 
bis zur Stärke von 3—5 pCt.; letztere in zwei Fällen mit dem 
Erfolge, dass die zerriebenen Tuberkelmassen nicht mehr infections- 
tüchtig schienen. Das Kreosot wiederum blieb, wenn zu 0,2 pCt. 
angewandt, ganz ohne Wirkung. — Auch auf die Propagation der 
Tuberkelmassen auf Nährböden übten die angegebenen Stärken der 
Desinfectionsmittel keine nachweisliche Beeinflussung aus. — Vff. 
kommen demnach (wie auch bereits einige Forscher auf dem zweiten 
Congress für innere Medicin) zu dem Schluss, dass in therapeu¬ 
tischen Gaben alle bisher versuchten parasiticiden Agentien den 
Tuberkelbacillen nichts anhaben können; vielleicht sei, um sie sicher 
zu töten, Feuer das einzige Mittel. Wernich. 

H. Nothnagel, Zur Klinik der Darmkrankheiten. IV. Das Ver- 
hältniss der Stuhlentleerungen beim chronischen Katarrh. Ztsohr. 
f. klin. Med. VII. S. 1. (Vgl. Cbl. 1882, S. 105 u. 935.) 

Die beim chronischen idiopathischen Darmkatarrh gewöhnlich 
stark ausgesprochene Stuhlträgheit führt N. auf eine Verringerung 
der von ihm für die Bewegung des Darms supponirten automatischen 
Tätigkeit der Darmganglien zurück, welche letztere unter dem Ein¬ 
flüsse des chronisch-katarrhalischen Processes wahrscheinlich Ernäh¬ 
rungsstörungen erleiden, sodass der bei gesunden Individuen sich 
regelmäfsig in 24 Stunden einmal abspielende Erregungsvorgang 
langsamer verläuft. Es giebt aber auch Fälle von chronischem 
Darmkatarrh mit täglich einmaliger Entleerung, wobei indessen die 
Faeces selten von normaler, gewöhnlich von breiiger Beschaffenheit 
sind; öfter wechseln Durchfall und Verstopfung ab, wobei eine ge¬ 
wisse Regelmäßigkeit und Periodicität in dieser Abwechselung be¬ 
stehen kann, sodass auch hier an einen gewissen Nerveneinfluss 
gedacht werden muss. Dauern die Perioden der Abwechselung 
längere Zeit, oder treten sie regelmäfsig auf, so ist die Diarrhoe 
immer auf eine zufällig unterlaufende Schädlichkeit zurückzuführen. 
Erfolgen, bei Kranken mit chronischem idiopathischem Darmkatarrh 
täglich mehrmalige dünnere Stuhlgänge, so beruhen diese größten¬ 
teils auf Darmgeschwüren, zuweilen aber auch auf Katarrh des Dick- 
und Dünndarms zugleich, was aus der Beschaffenheit der Stuhlgänge 
bewiesen werden kann (Cbl. 1882, S. 935). 

Fälle, in denen Durchfall stete nach einer bestimmten Mahlzeit 
oder nur zur Nachtzeit sich einstellt, während nebenbei ein regel- 


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(»0 ViKKuKliT. Degeneration der Vordeiliörner und der Seitenstränge. No. 4. 

mäfsiger Stuhlgang einmal des Tages besteht, sind gleichfalls auf 
nervöse Einflösse zuröckzuföhren. 

Bei venösen Stauungszuständen im Darm in Folge von Herz¬ 
klappenfehlern ist der Stuhlgang normal, so lange ausreichende 
Compensation besteht; ist diese gestört, so ist der Stuhlgang in der 
Regel träge, oder es wechseln Diarrhceen mit normalem oder an¬ 
gehaltenem Stuhle ab. Selten, oder fast niemals bietet der Darm 
Zeichen eines Katarrhs dar und man muss auch hier eine durch 
die chronische venöse Hypenemie bedingte Veränderung der Nerven¬ 
tätigkeit annehmen. L. Rosenthal. 

O. Vierordt, Zur combinirten Degeneration der Vorderhörner untl 
Seitenstränge des Röckenmarks. Arch. f. Psych. etc. XIV. 2. 

Bei einem 50jährigen Arzte hatte vor 5 Jahren rechtsseitige Ischias, 
vor 2 Jahren acute Lungenkrankheit, im Anschluss daran auftretend 
Schwäche im rechten Bein, vor einem dahre Schwäche im rechten Arn» 
mit Atrophie des Daumenballens und der Interossei bestanden. Teplitz 
brachte Verschlimmeiung. Bei der Aufnahme Atrophie und Schwäche 
im linken Arm und Bein, hochgradige rechtsseitige fibrilläre Zuckungen. 
Kniephsenomene beiderseits lebhaft. Sensibilität, Hautreflexe, Blase, 
Mastdarm frei. Aufstehen aus dem Sitzen ohne Hftlfe der Hände 
nicht möglich, Gang langsam, rechter Fufs nachschleifend. Ent- 
artungsreaction im rechten Biceps und der Extensoren am rechten 
Vorderarm, ebenso beiderseits in den Peronei. Bulbäre Symptome 
fehlen vollständig. — Moorbäder, Galvanisation. Danach leichte 
Besserung in der rechten, Verschlimmerung in der linken Hand. 
Später ist Pat. nicht genauer beobachtet worden. Die Schwäche 
in den Gliedern nahm zu, bulbäre Symptome oder Spasmen traten 
nie auf. Tod 3 Jahre nach Beginn der Erkrankung an einer inter¬ 
currenten schweren Bronchitis. 

Die Section ergab: Gehirn normal. Röckenmark: An frischen 
Schnitten sinkt die graue Substanz der Vorderhörner ein. In den 
Seitensträngen finden sich im Halsteile reichliche Körnchenzellen, 
im oberen Dorsalteil wenige, im unteren gar keine, im Lendenmark 
aber viele Körnchenzellen; in den Vorderhörnern finden sie sich 
nirgends. Nach dev Härtung zeigt die graue Substanz der Vorder¬ 
hörner in der Halsanschwellung und im ganzen Lendenmark höchst- 
gradigen Schwund der Ganglienzellen aller Gruppen, Schwund der 
nervösen Fasern, viele Spinnenzellen. Im unteren Hals- und im 
Dorsalmark ist der Schwund der Ganglienzellen geringer. Hinter¬ 
hörner, Cla hk lösche Säulen, und Hinterstränge intact. In den 
Seitenstiängen findet sich eine hochgradige Degeneration der Pyra- 
raidenbahnen, welche scharf abgegrenzt sind. Kleinhirnseitenstrang¬ 
bahn, sowie die seitliche Grenzschicht der grauen Substanz intact. 
Der vordere Abschnitt der Seitenstränge zeigt eich in mälsigem 
Grade erkrankt. Die Pyramiden vorderstrangbahn bot nichts Patho¬ 
logisches. Die Affection ist beiderseits, symmetrisch und hört in 
der Höhe der Pyramidenkreuzung auf, sodass die Medulla oblongata 
ebenso, wie das Cerebrum normale Verhältnisse bieten. — In dem 


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No 4. Ungar, Atelektase der Lunjjen Neugeborener. 61 

Ischiadicus und Plexus brachialis findet sielt eine bedeutende Ver¬ 
minderung der normalen Fasern. In den intermusculftren Nerven¬ 
enden sieht man nur vereinzelte normale Fasern. Die Muskeln 
(Gastrocnemius, Peronei, Thenar beiderseits) zeigen Schwund und 
Verschmälerung der Fibrillen, geringe Vermehrung der Muskelkerne; 
die Querstreifung ist meist deutlich. 

V. legt in der Epikrise Gewicht darauf, dass die Pyramiden- 
bahnen oberhalb der Kreuzung intact waren und dass ferner die 
Affection der Vorderhörner jedenfalls zuerst bestanden hat, die der 
.Seitenstränge dagegen jüngeren Datums ist. Diese Auffassung wird 
klinisch dadurch gestützt, dass sich von vornherein schlaffe Lähmung 
ohne irgend welche spastische Erscheinungen fand. Vf. reiht den 
von ihm mitgeteilten Fall den LüVDRN’schen und dem MoEta’schen 
von schlaffer atrophischer Lähmung bei Pyramidenbahndegeneration 
an und stellt ihn der CnAacoT’schen Scl^r. lat£r. amyotr. gegenüber, 
bei der sich, wenigstens im ersten Stadium, Contracturen und 
Spasmen finden. Schütz. 

E. Ungar, Können die Lungen Neugeborner, die geatmet haben, 
wieder vollständig atelektatisch werden? Eüi.knbkug’s Vierteljahrs- 
schr. f. ger. Med. etc. XLiX. 1 u. 2. 

U., welcher die über obige Frage vorhandene Litteratur sorg¬ 
sam zusammenstellt und die dieselbe bejahenden Beobachtungen ein¬ 
gehender Kritik unterzieht, geht dann an Tierexperimente, um zu 
erforschen, ob und durch welche Versuchsanorduung es ermöglicht 
sei, gesunde, lufterfüllte Lungen innerhalb des lebenden Organismus 
luftleer zu machen. Er ging zunächst von der von Lichthkim ge¬ 
fundenen Tatsache aus, dass mit Sauerstoff gefüllte Lungen viel 
rascher der Atelektase verfallen, als solche, die bis zum Stillstand 
der Respiration atmosphärische Luft geatmet hatten, und suchte die 
Füllung der Lungen der Tiere mit Sauerstoff in der Art zu er¬ 
reichen, dass er das Tier mit dem von Pfi.üuku verbesserten Röhiuc- 
ZuNTz’schen Respirationsapparate so in Verbindung brachte, dass es 
aus dem mit Sauerstoff gefüllten Spirometer dieses Apparates ein- 
und durch ein Wasserventil ausatmete; hatte dann das Tier bis zum 
annähernden Schwinden des Stickstoffs geatmet, so wurde durch 
langsames Heben des inneren Cylinders des mit Sauerstoff gefüllten 
Quecksilber-Spirometers der Druck in demselben herabgesetzt, bis 
die Respirationsbewegungen den so erzeugten Druck nicht mehr 
überwunden könnten. Nachdem das Tier dann einige vergebliche 
Respirationsversuche gemacht hatte, wurde die Verbindung des Luft¬ 
rohres mit dem Respirationsapparate durch eine Klammer ver¬ 
schlossen. Mit dieser Versuchsanordnung gelang es tatsächlich, bei 
neugeborenen Tieren totale Atelektase beider Lungen zu erzielen. 
Die Luftleere der Lungen war durch Absorption des Gases seitens 
der Lungencapillaren zu Stande gekommen; dass die Circulation in 
letzteren noch nach Ausschaltung beider Lungen vom respiratorischen 
Luftwechsel genügend lange erhalten bleiben kann, ist wesentlich 
in der grofsen Lebenstenacität des Herzens bei Neugeborenen be- 


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62 Fübini u. Luzzati. — Rönnbf.rg. No. 4. 

gründet. Dabei ist zu berücksichtigen, dass die Alveolen Neu¬ 
geborener einen 3—4 Mal geringeren Durchmesser, als die Erwach¬ 
sener und die Lungencapillaren einen absolut gröfseren Durch¬ 
messer, als bei Erwachsenen, besitzen. Die volle Atelektase beider 
Lungen gelang bei neugeborenen Tieren auch unter einer Modifi- 
cation obiger Versuche, bei welcher der respiratorische Luftwechsel 
anstatt durch Luftröhrenverschluss durch Curarevergiftung erzielt 
wurde. — Eine sehr ausgedehnte, wenn auch nicht vollständige 
Atelektase konnte auch ohne Sauerstoff-Inhalation an neugeborenen 
Tieren hervorgerufen werden, bei denen durch teilweise Compression 
von Bauch und Brust mittels Heftpflasterstreifen die Respirationsbewe¬ 
gungen allmählich zum Erlöschen gebracht wurden. Viel aus¬ 
gebreiteter, fast vollständig wurde die Atelektase bei Fceten, die 
einem Kaninchen 28 Tage nach der Begattung unter Narkose ent¬ 
nommen worden und bald extrauterin zu atmen begannen, wie die 
Autopsie zweier derselben lehrte, mit dem Effecte vollster Luft¬ 
aufblähung der Lungen. Die Lungen der übrigen Foeten, denen 
durch Heftpffasterstreifen die Atembewegungen eingeschränkt und 
noch kleine Dosen Curare applicirt wurden, zeigten dagegen nach 
dem Tode fast vollständige Luftleere. Dass Aehnliches bei langsam 
absterbenden menschlichen Neugeborenen, namentlich schwächlichen, 
unreifen, durch Gehirndruck in Folge der Geburt dahinscheidenden 
vor sich gehen kann, erscheint dem Vf. unzweifelhaft. Man dürfe 
deshalb aus dem Befunde atelektatischer Lungen ein stattgehabtes 
Luftatmen nicht ausschliefsen und nicht aus dem Grade der in einer 
Kindesleiche Vorgefundenen Lufterfüllung der Lungen Schlüsse auf 
die Lebensdauer des Kindes nach der Geburt ziehen. Falk. 


Fubini e Luzzati, Sopra alcune esperienze riguardanti la flsiologia 
deir intestino. Giornale della R. Accad. di Med. di Torino, Fase. 8. 
Ang. 1883. 

VfF. haben an Hunden nach der Methode von Vblla gearbeitet und zunächst 
die Menge des secernirten Dünndarmsaftes bestimmt (in 1 Stunde durchschnittlich auf 
30 Ctm. Dünndarm bei Hund a. 10,6 Grm., bei b. 10,8 Grm.). Es fand sich kein 
grofser Unterschied, ob die Hunde fasteten, oder vor einigen Stunden gefressen hatten. 
Als speciüsches Gewicht fanden sie bei —0,4° G. 1,010. Die Reaction war immer 
alkalisch. — Antiperistal tische Bewegung kommt nur bei nicht physiologischen Zu- 
stÄnden vor. Die Geschwindigkeit der peristaltischen Bewegung des Dünndarms ist 
sehr unregelmafsig, etwa 27,5 Ctm. in einer Stunde; Galle beschleunigt sie. Im Schlaf 
(nicht durch Narcotica erzeugt) wird die Bewegung langsamer, hört aber nicht auf. 
Vagusreizung hat keinen Einfluss auf die Bewegung; nur die Schleimhaut erscheint 
starker gefaltet. Hohe Temperaturen beschleunigen die Bewegung, niedrige verlang¬ 
samen sie. _ J. fiauder. 

Rftnnberg, Versuche über den Nährwert des Fleischmehls „Carne 
pura“. Deutsche militärärztl. Ztschr. 1883, S. 442. 

Das im Handel unter dem Namen „Carne pura“ vorkommende Fleischmehl ent¬ 
halt nach den Analysen von König und Stutzer 8,52 pCt. Wasser, 72,23 pCt. stick¬ 
stoffhaltige Substanz, 5,07 pCt. Fett, 14,18 pCt. Salze. Die Salze entstammen zum 
gröfsten Teil dem absichtlich zum Zweck der Conservirung zugesetzten Kochsalz, im 
Uebrigen besteht das Fleischmehl ausschliefslich aus sehr fettarmem, getrocknetem 
Rindfleisch. Vf. hat 10 Wochen lang fast sftmmtliches Eiweifs in seiner Nahrung durch 


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No. 4. 


Zwick k. — fcimit. — ttiux. 


63 


eine entsprechende Menge Carne pura ersetzt, was durch die verschiedenen künstlichen 
Garne pura-Präparate sehr erleichtert wird. Dabei wurde darauf gesehen, dass die 
Nahrung pro Tag möglichst 110 Grm. Eiweifs enthielt: die Fettmenge betrug zwischen 
57,9 und 63,3 Grm., die Kohlehydrate zwischen 209 und 278 Grm. Vf. befand sich 
während der ganzen Zeit durchaus wohl, die Arbeitskraft und geistige Frische war 
unverändert. Am Anfang machte sich der Mangel des Gefühls der Sättigung, das zum 
Teil auf der Anfüllung des Magens beruht, in unangenehmer Weise bemerkbar; diese 
Empfindung verlor sich aber bald. Das Bedürfniss nach erneuter Nahrungszufuhr trat 
sogar später auf, als sonst. Das Körpergewicht sank von 191 auf 189 Pfund und 
hielt sich dann constant. R. empfiehlt danach das Präparat für die Militärverpflegung. 

E. Salkowskl. 


Zwicke, Bauchschussverletzung durch zwei Mitrailleusenkugeln aus 
dem deutsch-französischen Kriege. Deutsche militärärzll. Ztschr. 1883, 
S. 405. 

Einem Füsilier war in der Schlacht bei Wörth eine Kugel am oberen Teil des 
linken Hodensackes eingedrungen und auf der hinteren Körperseite in der Mitte der 
Gesäfsfalte linker Seite ausgetreten. Obwohl keine Complication einer Eingeweide- 
Verletzung vorlag und die Heilung des Schusskanals glatt vor sich ging, klagte Pat. 
doch über lebhafte Schmerzen und Krampfgefühl im Unterleib, sowie über Erbrechen 
und ähnliche sich durch Gehen oder sonstige Körperanstrengung überaus steigernde 
Beschwerden. Im Jahre 1876 zeigte sich in der rechten Seite des Unterleibes eine 
harte Geschwulst, welche, sich allmählich nach der Leistengegend senkend, am 12. Ja¬ 
nuar 1877 zur Operation kam und sich als eine mit ihrer Umgebung in der Bauch¬ 
höhle verwachsene Mitrailleusenkugel ergab. Extraction derselben hatte eine wesent¬ 
liche Besserung aller Klagen des Pat zur Folge, und nimmt Vf. an, dass es sich um 
eine und dieselbe Eingangsstelle des Schusskanales für zwei Mitrailleusenkugeln ge¬ 
handelt habe: von diesen sei die eine durch die Ausgangsöffnung am Gesäfs nach 
aufsen getreten; die zweite dagegen stecken geblieben und erst 6Vs Jahre nach der 
Verletzung zur Extraction gelangt, nachdem sie nach und nach der Körperoberfläche 
näher gekommen. _ P. onterbock. 


L« R6thi, Zur Casuistik der Fremdkörper in den Luftwegen. Wiener 
med. Presse 1883, No. 45. 

Extraction eines 2,5 Ctm. langen und 1,2 Ctm. breiten Knochenstückes, welches 
bei einem 9jährigen Mädchen gerade in der Mitte der Stimmritze eingekeilt war, ver¬ 
mittelst der Kehlkopfzange und des eingeführten Fingers. 

Aufserdem wird von einem Fall berichtet, bei dem man nahe der Bifurcation an 
der rechten Wand der Trachea eine Vorwölbung bemerkte, welche ca. 2 Ctm. ira 
Durchmesser enthielt und grofse Atembeschwerden hervorrief. Nachdem einige Tage 
warme Dämpfe inhalirt und einige Male mit der Sonde eingegangen worden, bekam 
Pat. nach einer Sondenuntersuchung einen Hustenanfall und expectorirte einen 1,5 Ctm. 
langen und fast ebenso breiten Knochen. Jetzt erst erinnerte sich der Mann, dass 
ihm, als er vor 1 Vs Jahren Hasenrücken gegessen, etwas in die „Unrechte Kehle" 
gekommen sei, dass aber die Beschwerden nach kurzer Zeit verschwunden seien. 

W. Lublinski. 


H. Kink, Ein Fall von Lungenschrumpfung nach chronischer 
Pneumonie. Mitt. d. Vereins in Steiermark XIX. Graz, 1883. 

Ein 46jähriger, sonst stets gesunder Schlosser erkrankte mit Haemoptce, Fieber, 
Cyanose, Kurzatmigkeit. Es bildete sich eine Infiltration fast der ganzen linken Lunge, 
die unter Hektik, Abmagerung, anhaltendem Fieber und schleimig-eitriger Expectoration 
ca. 5 Wochen anhielt; dann iiefs das Fieber nach, das Allgemeinbefinden besserte sich, 
die Verdichtungserscheinungen schwanden allmählich und gleichzeitig begann die linke 
Thoraxhälfte einxusinken, so dass nach ca. 8 monatlicher Dauer die diffuse Entzündung 
der Lunge unter hochgradigem Retrecissement des Thorax* geheilt war. Perl. 


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64 


Kühn. — Smyly. — SchCcking. — Hküsner. 


No. 4. 


A. Kühn, 18 Monate alter Echinococcus der Arachnoidea in der 
mittleren Schädelgrube bei chronischem Hydrocephalus internus. 
Berliner klin. Wochenschr. 1883, No. 41. 

Der 34 jährige oft bestrafte Kranke war früher epileptisch gewesen, später zeigte 
er zeitweilig Zustande tiefer Betäubung. Schliefslich wurde er sehr dement, der Gang 
war zuletzt unsicher, schwankend und von eigentümlichen Drehbewegungen begleitet. 
Aufserdem bestand nur noch geringe Abschwflchung des Sehvermögens bei const&nt 
erweiterten Pupillen; keine Lähmungserscheinungen, keine Sprachstörungen. Tod durch 
Erschöpfung (nach Pleuritis). — Hirn abgeplattet, Seitenventrikel durch Flüssigkeit 
stark erweitert, Ependymverdickung; an der Schädelbasis in sehr reichlicher gelbklarer 
Flüssigkeit viele linsen- bis klein wallnussgrofse Blasen (Echinokokken). Keine nach¬ 
weisbare Usur der basalen Hirnsubstanz, wohl aber Verdickung der Hirnhäute an der 
Basis; Glandula pituitaria in einen cystösen Raum verwandelt. Nach Vf. waren die 
Echinokokkusblasen nicht älter, als 18 Monate (s. das Orig.). Bernhardt. 


W. J. Smyly, Sudden change in the colour of tlie hair and skin 
in an infant. Transact. of the acad. of med. in Irland I. 1883, S. 111. 

Ein 4 monatliches Kind bekam eine Anschwellung um den linken äufseren Gehör¬ 
gang und bald darauf eine linksseitige Facialisparalyse. 6 Tage später zeigte plötz¬ 
lich das Kopfkissen, auf dem das Kind mit der rechten Seite lag, sich durchtränkt 
von einer rOtlich-gelben Flüssigkeit. Zugleich fand sich die Haut der rechten Hand 
und der rechten Kopf hälfte ikterisch: die Haare hatten daselbst ihr ursprüngliches 
mäuseähnliches Braun verloren und eine helle gelblichrote Farbe angenommen. Nach 
weiteren 4 Tagen hatte die Haut der rechten Hand wieder ihre ursprüngliche Farbe. 
Dagegen zeigte sich jetzt an den Haaren der linken Kopfhälfte dieselbe Farben¬ 
veränderung, wie an den Haaren der rechten Kopf hälfte. Nur die Haare auf dem 
Scheitel hatten ihre ursprüngliche Farbe behalten. Durch Eröffnung des um den linken 
äufseren GebOrgang gelegenen Abscesses besserten sich die Erscheinungen etwas. Aber 
schon 14 Tage später trat eine vollständige Lähmung des rechten Armes und eine 
unvollständige Lähmung des rechten Beines ein. Lewjnski. 


A. Schücking, Ueber die Anwendung von Injectionen in das 
uterine Gewebe. Berliner klin. Wochenschr. 1883, No. 27. 

Vf. empfiehlt hei Erkrankungen des Uterus die Injectionen direct in das uterine 
Gewebe zu machen, indem die Nadel durch die Portio hindurch in das Corpus ge- 
stofsen und hier die medicamentöse Flüssigkeit entleert wird. Bei Metrorrhagien und 
Uterusfibroiden empfiehlt S. Ergotin, bei letzteren auch Sol. Fowleri 1:3. Dasselbe 
Medicament hat er bei Subinvolutio uteri und Lageveränderungen mit Erfolg an¬ 
gewandt. Bei Erosionen und Hyperplasieen der Portio hat er Jodtinctur mit Vorteil 
subcutan verordnet. Bei ersteren kann er das Betupfen mit reiner Essigsäure nicht 
genug rühmen. Endlich erwähnt er noch eines S Wochen alten parametrischen Exsu¬ 
dates, welches er vermittels Jod-Injectionen und Soolumschlägen auf den Leib zu 
rascher Verkleinerung brachte. a. Martin. 

Heusner, Ueber eine Methode der örtlichen Anwendung des Chlo¬ 
roforms. Deutsche med. Wochenschr. 1883, No. 44. 

Um Chloroform Örtlich in Dampfform auf die Haut zu bringen, benutzt H. Blech¬ 
kapseln , welche etwas über die Fläche gebogen sind, die sich an die verschiedenen 
Körperteile anlegen lassen; am Rande sind sie, des luftdichten Anschlusses wegen, 
mit einem aufgeblasenen Gummirande und einem zur Befestigung dienenden elastischen 
Bande versehen und tragen im Boden ein Polster von Watte. Bei der Anwendung 
werden ungefähr 20—30 Tropfen Chloroform auf das Wattepolster gegossen und dann 
die Kapsel auf die schmerzhafte Stelle befestigt. Es entsteht Prickeln, dann Brennen 
und zugleich damit beginnt die schmerzstillende Wirkung, welche 1 — 1 1 t Stunden an¬ 
hält. — Bei Migräne bedient sich Vf. luftdicht anschliefsender Bademützen aus Gummi 
oder Wachstaffet; dieselben werden Über die behaarte Kopfhaut gezogen und ein mit 
Chloroform getränkter Wattebausch unter dieselbe gelegt. Langg&ard 

Verlag von August Hlrschwald in Berlin. — Druck von L. Schumacher in Beriiu. 


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TSchemtlkk «rtch#Snen 
MBogea; am 8cUuiu 
4es Jahrgangs Titel, Na¬ 
bu* m*4 BachregUtes. 


Centralblatt 

für die 


$reli des dabrgangdo 
SO Merk; zu beziehen 
durch eile Buchhandlun¬ 
gen und Posten*talten« 


medicinischen Wissenschaften. 


Redigirt von 

Pro£ Dr. H. Kroneoker, un( j Prof. Dr. H. Senator, 

Berlin (NW.), Dorotheenetr. 86. Berlin (NW.), Bauhofstr. 7 (am Hegelplatz). 


1884. *• Februar. NO. 5. 


■■halt: W EDRNSKii, Wie rasch ermüdet der Nerv? (Orig.-Mitt,). 

Pa «so w. Quantitatives Verhalten der Solitärfollikel and PEYBR*schen Haufen 
te Dünndarms. — Urbantschitsch, Sehvermögen gebessert durch Trigeminus- 
mxung. — Runiberg, Eiweifsgehalt von Transsudaten. — Grawitz, Amyloide und 
hvaline Neubildungen in der Nase eines Pferdes. — Witzbl, Secundäre Veränderungen 
bei Schiefhals. — OberstOchen, Lupus des Larynx. — Lcewrnberg, Verbiegungen 
der Nasenscheidewand. — Rolopf, Milzbrand-Impfung. — Pbnzoldt, Acetonurie. — 
Kojrwsikopp, Amyotrophische Lateralsklerose mit Ausbreitung auf die Willkürbahn 
des Gehirns. — Gorlbt, Dyshidrosis. 

Vierordt, Schallstärkemessung. — Schotten, Quelle der Hippursäure. — 
BicvCL?.Ea, Enchondrom der Schädeldecken. — Küpper, Krämpfe durch Fremd¬ 
körper im aufseren Gehörgänge. — Graux, 15 Pleurapunctionen bei einer Wöchnerin. — 
Siivclt, Obliterirender Darmstein im Ileum, Nährklystiere. — Gärtner, Atresien 
nud Stenosen des Darms. — Schmucker, Punction des Perikardium. — Ballet; 
Ollitibr. Zangen-Atrophie, trophische Hautstörungen bei Tabes. 


Wie rasch erm&det der Nerv? 

Von N. Wedenskll. 

(Aus dem physiologischen Laboratorium der St. Petersburger Universität.) 

Bei meinen ersten telephonischen Versuchen über die negativen 
Schwankungen des Nervenstromes*) konnte ich ein ungemein lang¬ 
sames oder in anderen Fällen sogar kein merkliches Abklingen des 
im Telephon hörbaren Nerventones während der Reizdauer consta- 
tiren. Reizte ich 15', 30', ja 1 Stunde lang ohne Unterbrechung, 
so pflegte der telephonisch abgeleitete Nerv immer und immer fort- 
roklingen. 

Diese Erfahrung flöfste mir ein Bedenken über die Natur der 
Nerventöne, als Zeichen der Nervenerregung, und ich stellte deshalb 
die nachfolgenden Versuche so an, dass ein und dasselbe Nerven- 
priparat (zwei Frosch-Ischiadici) in beliebiger Zeit entweder zum 
Telephon oder zum Galvanometer abgeleitet und somit die Beob¬ 
achtung nach beiden Methoden gleich nach einander verglichen 
werden konnte. Hierbei wurde ein langdauerndes Tetanisiren einer 


*) Cbl. 1883, No. 26: „Die telephonischen Wirkungen des erregten Nerven“. 
XXII. Jahrgang. 5 


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Wedenskii , Wie rasch ermüdet der Nerv? 


No. 5. 


und derselben und ziemlich weit von der Ableitungsstelle ent¬ 
fernten Nervenstrecke vorgenommen. 

Die Heizstärke war jedes Mal eine mäfsige und dabei die 
Oeffnungs- und Schliefsungsinductionsströme entweder nach dem 
HELMHouz’schen oder nach dem BKiiNSTEiN’schen Verfahren aus¬ 
geglichen worden. Die im Laufe des Versuches nötigen Aende- 
rungen der Compensation behufs galvanometrischer (aperiodische 
WiKOEMANu’sche Brussole) Beobachtung fanden gewöhnlich während 
der Heizung statt. Somit wirkte die letztere ohne Aufhören dauernd, 
jene kurze Augenblicke ausgenommen, welche för die Ablesungen 
der Spiegelschwankung im Sinne des ruhenden Stromes bei der 
Heizunterbrechung hinreichend sind. 

Die Nervenreizung dauerte 1, 2, 3, 5 und in einigen Fällen 
9 Stunden lang. Während der ganzen Zeit beobachtete ich die 
negativen Schwankungen sowohl galvanometrisch, als telephonisch. 
Die Ergebnisse beider Methoden waren vollkommen übereinstim¬ 
mend, so lange ihr gegenseitiger Unterschied nicht zur Geltung 
gekommen war, inwiefern die eine das summarische Hesultat einer 
Menge von Schwankungen des vorhandenen ruhenden Nervenstromes, 
während die andere einen raschen Wechsel der einzelnen Erregungs- 
stöfse als Ton reproducirt. So z. B. in einigen Fällen tönte das 
Telephon noch gut, während das Galvanometer die negativen 
Schwankungen nur spurweise oder sogar verkehrt, d. h. in Form 
schwacher positiver Schwankungen anzeigte; und doch genügte 
es, in solchen Fällen nur einen neuen Querschnitt (natürlich ohne 
die Reizelektroden zu verschieben und die Reizung zu sistiren) an¬ 
zulegen, um die negativen Schwankungen in prägnanter Weise wieder 
hervortreten zu lassen. 

Da man nach du Bois-Rbymond die negativen Schwankungen 
für die Aeufserung des erregten Nerven hält, so standen unsere 
Versuche im schroffen Widerspruche mit Allem, was bis jetzt über 
die Ermüdung8fähigkeit des Nerven bekannt ist*) und deshalb war 
es dringend geboten, die Frage noch weiter zu prüfen. 

Bekanntlich untersuchte Beunstein**) die Nervenermüdung durch 
Muskelversuche, indem er mittels eines die untere Nervenstrecke 
durchfliegenden constanten Stromes den Muskel von der Wirkung 
der an dem oberen Nervenende angebrachten Reize zeitlich aus¬ 
schloss und nach einer gewissen Zeit den Absperrungsstrom öffnete, 
um zu sehen, ob der Nerv bereits ermüdet sei. Aus vielen Ver¬ 
suchen schliefst Bernstein, dass der Nerv langsamer als der Muskel, 
jedoch in 5—15' ermüdet. 

Da der BKUNSTKiN’scha Absperrungsstrom an und für sich eine 
mit der Dauer der Durchströmung immer wachsende Nachwirkung 
hinterlässt, welche Bernstein als eine Ermüdung sui generis be¬ 
trachtet, so suchte ich nach einem anderen Mittel, um den Muskel 


*) Hermann, Handbuch der Physiologie II. 1, S. 134—136. 

**) Bernstein: „Die Ermüdung und Erholung des Nerven. u Arch. f. d. ges. 
Physiologie XV. S. *289. 


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No. 5. 


Wkdemskh, Wie rasch ermüdet der Nerv? 


67 


von der Reizung zeitweise zu schfltzen. Ich prüfte zu diesem Zweck 
einerseits starke Abkühlung einer beschränkten Nervenstrecke, an¬ 
dererseits schwache vergängliche Curarevergiftung. Im letzteren 
Falle müsste voraussichtlich die stetige Nervenreizung so lange im 
Muskel erfolglos bleiben, als die Curarewirkung noch dauert, um 
nach ihrem Ablauf durah die Muskelcontraction zu zeigen, dass der 
Nerv inzwischen durch die dauernde Erregung noch nicht er¬ 
müdet sei. 

Das erste Verfahren misslang mir (bei elektrischer Reizung) 
gänzlich, das zweite erwies sich am Frosche (meinem bisher einzigen 
Versuchstiere) als wenig brauchbar. 

Am Ende war das gesuchte Mittel in einer Abänderung des 
BßRNSTKiN’schen Verfahrens gewonnen. Ich habe nämlich gefunden, 
dass, wenn unter dem Einflüsse eines mehr oder weniger starken 
constanten Stromes (gleichgültig, ob von der einen oder der anderen 
Richtung, wie schon von Bernstein bemerkt) eine gewisse Nerven¬ 
strecke leitungsunfähig geworden ist, dieselbe in diesem Zustande 
mittels des schwächsten von den schwachen PFLüoBR’schen Strömen 
unterhalten werden kann. Der Vorteil dieser Abschwächung des 
Stromes besteht darin, dass die Oeffnung des letzteren sogar nach 
einer stundenlangen Wirkung keinen oder einen nur flüchtigen 
RiTTEit’schen Tetanus hervorbringt und, was für uns noch viel mehr 
von Wichtigkeit ist, keine lange Nachwirkung (im Sinne Unleitungs¬ 
fähigkeit) hinterlässt, wie es bei dem früheren Verfahren der Fall 
war. Letzterer Umstand war augenscheinlich die Ursache, die 
Bernstein veranlasste, bei seinen weiteren Untersuchungen dieses 
Gegenstandes von seiner sinnreichen Methode abzuweichen. 

Das Verfahren mit der beschriebenen Abänderung ist an und 
für sich schon brauchbar, besonders aber mit Beihülfe eines weiteren 
Kunstgriffes, welcher darin besteht, dass man den schon ab¬ 
geschwächten Strom auf den Nerven nicht stets in einer und der¬ 
selben Richtung, sondern abwechselnd in der einen und der anderen, 
aber immer in langen Intervallen wirken lässt. Unter diesen Be¬ 
dingungen giebt der constante Strom beim Oeffnen fast plötzlich 
dem Nerven seine Leitungsfähigkeit zurück, während durch neue 
Schliessung ihm diese Function wieder schnell entnommen wird. 

Mit diesen Kunstgriffen war es nun möglich, unsere Versuche 
anzustellen. — Ein bestimmter, vom Polarisationsorte wenigstens 
15 Mm. entfernter Punkt des von der Vertrocknung sorgfältig ge¬ 
schützten N. ischiadicus wurde unaufhörlich mit mäfsigen Reizen 
tetanisirt und die Erregbarkeit des Nerven von Zeit zu Zeit (nach 
15—30') durch Oeffnen des polarisirenden Stromes geprüft. Dass 
die dabei auftretenden Tetani wirklich von der tetanisirten Nerven¬ 
strecke ausgingen, bewies ihr Ausbleiben nach der Schliefsung des 
Vorreiberschlüssels im secundären Kreise. 

Einige Versuche dauerten 6 Stunden und doch war keine Er¬ 
schöpfung des Nerven zu entdecken. Da ich die Reizung nicht 
über diese Dauer ausdehnte, kann ich die Grenze nicht angeben, 
wann eigentlich die Ermüdung bei mäfsigen Reizen sich einzu- 

5 * 


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68 Passow, Solitärfollikel u. PiiYKu’sche Haufen. — Urbantschitsch, No. 5. 

stellen beginnt. Vielleicht kann der ausgeschnittene Nerv ohne Ruhe 
und ohne merkliche Ermüdung bis in den Tod hinein arbeiten? — 
Wäre es so, so frägt es sich nun weiter, wie beschleunigt ein 
solcher permanenter Reizzustand seinen Tod, oder, im Gegenteil — 
wenn eine solche Frage gestattet ist — ob nicht dieser Erregungs¬ 
zustand den Tod aufschiebt? Ohne Weiteres dürfte man auch die 
letztere Vermutung nicht mit „Nein“ beantworten. 

Das hohe theoretische Interesse, welches mit der experimentellen 
Beantwortung dieser Fragen verknüpft ist, erfordert die minutiösesten 
vergleichenden Bestimmungen der Dauer des Ueberlebens der aus- 
präparirten Nerven, wenn letztere einerseits sich selbst überlassen, 
und andererseits einer permanenten Reizung ausgesetzt sind. 

St. Petersburg, 12./25. Jannar 1884. 


A. Passow, Ueber das quantitative Verhalten der Solitärfollikel 
und der PuYF.R’schen Haufen des Dünndarms. Diss. Berlin 1883. 

Die Verteilung der Solitärfollikel im Dünndarm ist meistens 
ziemlich regelmäßig; ihre Zahl nimmt im Allgemeinen vom Magen 
zum Dickdarm hin zu, ist jedoch im Einzelnen ziemlich beträcht¬ 
lichen Schwankungen unterworfen. Während Vf. unter 40 Individuen 
bei zweien weder mit blofsem Auge, noch mit der Loupe irgend 
einen Follikel entdecken konnte, bei 2 Personen nur 123 und 193 
constatirte, war die gröfste überhaupt gefundene Zahl dieser Drüsen 
8961. Nicht minder erhebliche Schwankungen zeigte der Flächen¬ 
inhalt der PEYKR’schen im Vergleich mit dem Flächeninhalt des 
Darmes; dies gilt auch für den Darm von Kindern, während sich 
dagegen auf der gleichen Fläche zweier PKYKit’scher Plaques fast 
stets gleichviel Follikel vorfinden. Der durchschnittliche Flächen¬ 
inhalt des Darmes von Erwachsenen verhält sich zu dem von Kindern 
wie 2,9:1; in Bezug auf die durchschnittliche Follikelzahl findet 
dagegen das umgekehrte Verhältniss, nämlich wie 1:2,9, statt. — 
Hieraus meint Vf. schließen zu können, dass keine Vermehrung der 
Drüsen mit dem Wachstum eintritt und die Schwankungen schon 
von Kind auf bestehen. Das Lebensalter wirkt jedenfalls in keiner 
Weise auf die Solitärfollikel und die PKYim’schen Haufen vermehrend 
oder vermindernd ein. Während sich aber das quantitative Ver¬ 
halten des lymphatischen Apparates durch das ganze Leben hindurch 
gleich bleibt, ist die Zahl der lymphatischen Organe des Dünndarms 
individuell so sehr verschieden, dass man tatsächlich von einer 
lymphatischen Constitution im Sinne Virchow’s sprechen kann. Bei 
den Phthisikern verhält sich die Zahl der Follikel nicht anders als 
in den übrigen Fällen. Broesike. 

V. Urbantschitsch, Ueber den Einfluss von Trigeminusreizen auf die 
Sinnesempfindungen, insbesondere auf den Gesichtssinn. Pfi.üoku’s 
Arch. XXX. S. 129. 

U. bemerkte, dass bei chronischem Katarrh des Mittelohres ein 
bedeutender Einfluss vom Ohr aus (z. B. durch Bougirung der Ohr- 


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No 5. 


Sehvermögen gebessert durch Trigeminusreizung. 


69 


trompete) auf das Sehvermögen ausgeQbt werden kann; dies gab 
ihm Veranlassung zu seinen Untersuchungen. Mit der Besserung 
des Ohres ging in der Regel eine Besserung des Sehvermögens 
Hand in Hand. H&ufig fiel die Hebung der Sehkraft in die ersten 
Behandlungstage; andere Male ist die Sehbesserung eine langsam 
zunehmende, oder sie nimmt selbst nach Heilung des Ohrs noch 
einige Zeit zu, oder auch etwas ab. Ein einseitiges Ohrleiden ver¬ 
mag nicht nur das gleichseitige, sondern auch das Auge der anderen 
Seite zu beeinflussen. Reizeinwirkungen auch auf das gesunde 
äufsere oder mittlere Ohr Oben zuweilen einen auffälligen Einfluss 
auf das Sehvermögen aus, der sich gewöhnlich in einer Steigerung, 
mitunter in einer Verminderung äufeert und zwar kann bei demselben 
Individuum in verschiedenen Versuchen Beides alternirend eintreten. 
Die Wirkung erfolgt in der Zeit von wenigen Secunden bis zu einer 
Minute; bei Einwirkung auf beide Ohren nicht bei beiden Augen 
gleich stark und je nach der Reizstärke sehr verschieden. Durch Sum- 
mirung der Reizeffecte kann weitere Steigerung erreicht werden, 
aber auch das Gegenteil kann stattfinden. Die Dauer der Seh¬ 
besserung ist nur momentan, gewöhnlich 1—4', 5—10' und sogar 
in einem Falle mehrere Stunden. „Beim monocularen Sehen findet 
eine Erregung der optischen Centren statt, welche eine Steigerung 
des Sehvermögens an beiden Augen zur Folge hat.“ Der Augen¬ 
spiegelbefund ergab dabei nie eine Aenderung der Retina; auch bei 
eitriger Entzöndung der Paukenhöhle etc. keine Hyperaemie der 
Retinalgefäfse. Viele Individuen geben an, dass bei einer Reiz¬ 
einwirkung auf das Ohr das Gesichtsfeld heller und später wieder 
dunkler werde; öfters traten nur mehrfache Schwankungen der 
Lichtempfindung ein. Es handelt sich also bei der Besserung der 
Sehstärke hier stets um eine Einwirkung auf den Lichtsinn. 
Selbstverständlich sind Sehvermögen und Hürfehigkeit von einander 
völlig unabhängig; auch Schwankungen des Labyrinthdruckes können 
nicht die Veranlassung sein ffir die envähnten Erscheinungen, da 
dieselben auch bei Luxation des Ambos-Steigbögelgelenkes ein¬ 
treten. Es kann sich daher nur um Reflexeinwirkung vom Ohr 
aus auf das Auge handeln (solche Reflexeinwirkungen auf den Be¬ 
wegungsapparat der Augen sind seit lange bekannt) und hier wäre 
vor Allem der N. trigerainus in Betracht zu ziehen, der die zu be- 
röcksichtigenden Teile des äufseren und mittleren Ohres versorgt 
und von dessen sensitiven Aesten eine reflectorische Einwirkung auf 
das Centralorgan am leichtesten erfolgt. Versuche an sensiblen 
Trigeminusästen, die aufserhalb des Ohres verlaufen, können ebenfalls 
Beeinflussung des Lichtsinns ergeben (NB. hierbei muss man auch 
an die sympathischen Augenerkrankungen denken). Reflexeinwirkung 
vom Trigeminus auf das Ohr besteht sicher; auch hier giebt es 
sympathische Beeinflussung des anderen Ohres bei Erkrankung des 
einen etc. — Bei Erkrankung des Cavum tympuni findet sich auch 
häufig Verminderung der Geschmacksempfindung, deren Besserung 
bei Reizung U. ebenfalls als Reflexerscheinung vom Trigeminus auf¬ 
fasst; ebenso bei dem Geruchssinn. Steigerung beider Sinne auoh 


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70 


Rukkbkkg, Eiweifsgebalt von Transsudaten. 


No. 5. 


bei Reizung nicht ohrkranker Personen. Endlich besteht, die tactile 
Empfindung der Haut betreffend, bei Erkrankungen des Mittelohrs 
ein Einfluss auf die Empfindlichkeit der Ohrmuschel etc.; hier die¬ 
selbe Steigerung. — Zum Schluss weist U. auf Exnkr (Cbl. 1883, 
S. 728) hin, der für die motorischen Bahnen bewiesen hat, dass der 
Ablauf von Erregungen im Innern des Centralnervensystems dadurch 
begünstigt werden kann, dass andere Erregungen in dasselbe eintreten 
oder eingetreten sind. J. Sander. 

J. W. Runeberg, Klinische Studien Ober die Transsudationspro- 
cesse im Organismus. Deutsches Arch. f. klin. Med. XXXIV. S. 1. 

R. gelangt durch eine grofse Zahl quantitativer Albumin¬ 
bestimmungen in pathologischen Transsudaten zu dem Resultat, dass 
der Eiweifsgehalt derselben von einer Reihe verschiedener Bedingungen 
abhängig sei. Als solche bezeichnet R.: 1) das Capi Har gebiet, in 
welchem die Transsudation vor sich geht. Am geringsten ergab 
sich der Eiweifsgehalt des Oedems des Unterhautbindegewebes: 
zwischen 0,06 und 0,24 pCt., nicht erheblich von einander ver¬ 
schieden der Albumingehalt im Pleura- und Peritonealerguss; beide 
jedoch kleiner, als derjenige desPericardialexsudates. 2) Die Gegen¬ 
wart oder Abwesenheit von entzündlichen Processen in 
den Gefäfswänden. Nicht entzündliche Pleuraexsudate zeigten 
nicht über 2 pCt. Albumin, entzündliche bis 6,04 pCt., ein noch 
höherer Albumingehalt fand sich in einem chronischen Hydrothorax, 
bei dem das Exsudat eine geringe Menge Eiter enthielt: bis 6,96 pCt. 
3) Die Beschaffenheit und der Eiweifsgehalt des Blutes. 
In keinem Fall erreicht der Eiweifsgehalt des Transsudates den¬ 
jenigen des Serums, doch kommt er ihm oft nahe; so betrug bei 
zwei gesunden Individuen das Eiweifs des Blutserums 7,12 resp. 
7,20 pCt., das der Vesicatorblasen 5,72 resp. 6,08 pCt. Der Ein¬ 
fluss der hydrämischen Blutbeschaffenheit tritt besonders in den 
Ascitesflü88igkeiten hervor bei allgemeiner Hydropsie in Folge chro¬ 
nischer Nierenentzündungen. Der Eiweifsgehalt betrug hier nur 
0,03—0,41 pCt. 4) Das Alter des Transsudates und die 
Spannung desselben. Eine kurze Zeit nach der Punction schnell 
gebildetes Exsudat zeigt einen weit geringeren Albumingehalt, als 
solches, welches längere Zeit bestanden hat, ehe die Punction aus- 
geführt wurde. 5) Die Resorptionsverhältnisse im Trans¬ 
sudate und 6) wahrscheinlich auch die Blutdrucks- und Cir- 
culationsverhältnisse in den transsudirenden Gefäfsen. 

Die Factoren, welche auf den Albumingehalt des Transsudates 
einwirken, sind demnach so mannigfacher Art, dass Rückschlüsse allein 
aus der Quantität des Albumins auf die Natur des der Transsudation 
zu Grunde liegenden Processes zu ziehen, nicht möglich sind, viel¬ 
mehr alle Umstände in Erwägung gezogen werden müssen, welche 
auf den Albumingehalt einen Einfluss ausüben können. Durch eine 
Anzahl von Krankengeschichten erläutert R. die Verwertung der 
quantitativen Albuminbestimmung für die Diagnose. Auch prognostisch 
ergiebt der Albumingehalt einige Anhaltspunkte: im Allgemeinen ist 


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No.5. Gkawitz . Amyloide und hyaline Nachbildungen in der Nase. 71 

ein bei wiederholten Punctionen abnehmender Albumingehalt eines 
Ascites als ein prognostisch ungünstiges Zeichen zu betrachten, ein 
zunehmender, falls nicht eine Complication mit Peritonitis vorliegt, 
als ein prognostisch günstiges. — Bezüglich der Verwertung des 
Albumingehaltes von Ascitesflüssigkeiten für die Diagnose giebt R. 
eine Zusammenstellung, welche hier wiedergegeben werden mag: 
1) 0,3 pCt. und darunter bezeichnet immer einen rein hydrsemischen 
Ascites; 2) 0,3—0,5 pCt. hydrtemischen Ascites bei weniger hoch¬ 
gradiger Hydrsemie oder bei eingetretener Resorption; Portalstase 
bei hochgradiger Hydriemie; allgemeine Stase bei sehr hochgradiger 
Hydrsemie; 3) 1—1,5 pCt. Portalstase; allgemeine venöse Stase bei 
mäfsiger Hydraemie; 4) 1,5—2 pCt.: allgemeine venöse Stase; Portal¬ 
stase bei besonders gutem Ernährungszustände, bei altera Transsudat 
oder bei vor eich gehender Resorption; 5) 2—2 pCt.: allgemeine 
venöse Stase bei gutem Ernährungszustand, Portalstase in Aus¬ 
nahmefällen bei alten, den Bauch stark spannenden Transsudaten, 
sowie auch bei vor sich gehender Resorption; 6) 2,5—3 pCt. die¬ 
selben Transsudate in Ausnahmefällen; carcinomatöse und entzünd¬ 
liche Transsudate bei sehr hochgradiger Kachexie; 7) 3—4,5 pCt.: 
carcinomatöse oder entzündliche Processe im Peritoneum bei all¬ 
gemeiner Kachexie; 8) 4,5—6 pCt.: entzündliche Processe im Pe¬ 
ritoneum bei gutem Ernährungszustände; carcinomatöse Peritonitis 
in Ausnahmefällen bei alten Transsudaten mit starker Spannung im 
Bauche. 

Das Eiweifs hat R. in allen Fällen durch Wägung bestimmt 
nach der SciiKKKit’schen Methode, doch spricht sich R. auch für die 
Anwendbarkeit des Verfahrens von Rkuss aus, welcher die Menge 
des Albumins von dem bei Zimmertemperatur bestimmten specifischen 
Gewicht ableitet. Als gleichfalls leicht ausführbar empfiehlt Vf. die 
Bestimmung des Trockenrückstandes bei 110°; derselbe ergebe den 
Albumingehalt, wenn man 1,18 pCt. bei entzündlichen Transsudaten, 
1,07 pCt. bei nicht entzündlichen Transsudaten als Nicht-Eiweifs 
(Salze etc.) abzieht. Ref. muss schliefslich bemerken, dass es ihm 
nicht möglich war, den Inhalt der umfangreichen, mit 11 Tabellen 
versehenen Abhandlung auch nur annähernd vollständig in dem 
kurzen Auszug wiederzugeben. E. Salkowski. 

P. Grawilz, Amyloide und hyaline Neubildung in der Nasen¬ 
schleimhaut und Luftröhre eines Pferdes. Viuchow's Arch. XCIV. 
S. 279. 

Bei einem Pferde hatte sich im Verlaufe von ungefähr 12 Jah¬ 
ren in den äufsersten, den Nasenlöchern zunächst gelegenen Teilen 
der Nasenhöhle eine höckerige, derbe Gesellwulstmasse entwickelt, 
die sich zum Teil mit breiter Basis von der Scheidewand beider 
Seiten erhob, zum Teil von.den lateralen Partieen der Nasenwand 
gegen das Septum vorragte. Von derselben gingen derbe, erhabene 
leistenförmige Züge von mehr glatter Oberfläche aus, die sich all¬ 
mählich in dem normalen Niveau der Schleimhaut verloren Auf 


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72 


Witzel , Secundäre Veränderungen bei Schief hals. 


No. 5. 


der lateralen Wand beider Na8enhöhlen fand sich eine Anzahl klei¬ 
nerer papillärer Tumoren. 

Diese Erhebungen erschienen auf dem Durchschnitt in der 
Nähe der Oberfläche graurosa, in den tieferen Lagen glasig-grau 
oder gramveifs. Der Knorpel war normal. 

In der Trachea des wegen der durch diese Geschwülste ver¬ 
ursachten Atemnot 1873 tracheotomirten Tieres bemerkte man von 
dem Knorpelringe an, bis zu welchem die Canüle herabgereicht 
hatte, eine körnige Beschaffenheit der Schleimhaut, die durch warzen¬ 
ähnliche, rundliche, dicht beisammenstehende Knötchen bedingt wurde, 
welche hie und da die Gröfse einer Bohne erreichten, graurot und 
sehr derb waren. Dieselben verschwanden aber in der Nähe der 
Bifurcation. 

Wie die mikroskopische Untersuchung ergab, handelte es sich 
um eine chronische fibröse Schleimhautwucherung mit Amyloid¬ 
entartung der Schleimdrüsen, der Bindegewebsfasern und Gefäfs- 
wände. (Proliferirende Rhinitis und Tracheitis fibrosa, vielleicht 
analog dem beim Menschen beobachteten Rhinosklerom.) 

Die amyloide Substanz verhielt sich gegen Jod teils wie ge¬ 
wöhnlich, teils nahm sie auf blofsen Zusatz von Jodlösung blaue 
und grüne Farbentöne an. 

Neben den amyloiden Massen fanden sich in den Tumoren der 
Nase vielfach derbe sklerotische Fasern und kleine Schollen von 
hyaliner Beschaffenheit. Da die Fasern oft teilweise hyalin, teil¬ 
weise amyloid waren, so vermutet G., dass die hyalinen Gebilde 
direct in amyloide umgewandelt werden können, wenn auch speciell 
für die zeitigen Elemente die hyaline Metamorphose nicht als not¬ 
wendige Vorstufe der amyloiden betrachtet zu werden braucht. 

H. Stilling (Strassburg). 

0. Witzei, Beiträge zur Kenntniss der secundären Veränderungen 
beim musculären Schiefhalse. Deutsche Ztschr. f. Chir. XVIII. S. 534. 

Aufser einer längeren historischen Einleitung giebt Vf. die 
genaue Untersuchung einer Frau von 44 Jahren, welche mit con¬ 
genitalem myogenem linksseitigem Schiefhalse behaftet, in der Irren¬ 
anstalt Sachsenberg zuletzt das Bild des Blödsinns geboten und 
nach ihrem an Dysenterie erfolgten Tode zun» Operationscursus in 
die Rostocker Anatomie geliefert wurde. Die in der Irrenanstalt 
selbst noch vorgenommene Hirnsection hatte die Durchmesser sämmt- 
licher Hirnteile rechts weniger als links und dem entsprechend auch 
die Gewichtsverhältnisse (mit Ausnahme des Schläfenhinterhaupt- 
hirns, das rechts 5 Grm. mehr wog, als links) erwiesen. Die Hals¬ 
eingeweide schienen an die Concavität des von der Wirbelsäule 
nach rechts convexen Bogens dislocirt zu sein, und abgesehen von 
den erheblichen Differenzen der beiden Mm. sternocleidomastoid. und 
der hierdurch bedingten Verschiedenheiten der beiden Hälften des 
mittleren Halsdreiecks ist namentlich zu betonen, dass die grofsen 
Gefälse rechts breit und glatt neben einander, sowie relativ ober¬ 
flächlich lagen, links dieselben aber in der Tiefe, die Jugularis eher 


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No. 5. 


Witzkl, Secundäre Veränderungen bei Scbiefhals. 


73 


vor der Carotis, sich befanden. Caliber und Wandstärke der Carotis 
rechts und links zeigten aber keine Abweichungen, obwohl die 
Länge des Gefäfses bis zur Teilung rechts 9,5, links jedoch nur 
6,5 Ctm. betrug. — Was das Rumpfskelett betrifft, so wich „der 
Befund nicht im Wesentlichen von dem för eine gewöhnliche Skoliose 
ab.“ „An die convexe Krümmung der Halswirbelsäule schliefst 
sich eine mit der Convexität nach links gerichtete Verbiegung der 
Wirbelsäule an, welche wiederum durch eine nach rechts convexe 
Krümmung der Lendenwirbelsäule compensirt ist. Die physiologische 
Kyphose des unteren Hals- und Brustsegmentes ist verstärkt; dem 
entsprechend springt die Lendenwirbelsäule stärker lordotisch vor. 
Das Becken ist nach rechts gesenkt und zugleich nach rechts hinten 
gedreht, so dass die Spin. ant. sup. dextr. 3 Ctm. tiefer steht, als 
die linke und zugleich weiter zurfickgelagert erscheint. Aufserdem 
ist die Beckenneigung nach vorn stärker als normal in Folge der 
vermehrten Lordose der Lendenwirbelsäule. Der Brustkorb ist in 
toto nach oben links verschoben, so dass die Articulat. sternoclavic. 
sin. senkrecht unter dem linken Proc. mastoid. liegt; das Sternum 
verläuft von oben rechts nach unten links, seine Mittellinie weist 
jedoch eine leichte Convexität nach links auf. Die linken Rippen 
zeigen, von oben nach unten abnehmend, eine stärkere Krömmung 
ihrer hinteren Hälfte, als die entsprechenden rechten, während sie 
zugleich mit ihrem anderen Teile stärker nach unten gesenkt ver¬ 
laufen, als rechts. Die linke Artic. sternoclavic. steht etwas höher, 
als die rechte; ihre Gelenklinie ist zugleich auch etwas steiler 
gestellt. “ 

W. giebt hierauf eine genauere Beschreibung der Halswirbel¬ 
säule, des einzigen Teiles des Skeletts, welchen er im nicht mace- 
rirten Zustande zu untersuchen Gelegenheit hatte und entwirft von 
jedem einzelnen Halswirbel ein genaues Bild der Asymmetrie des¬ 
selben unter ziffermäfsiger Anführung der einzelnen Dimensionen 
auf beiden Hälften. Von den öbrigen Teilen des Skeletts hat das 
Becken insofern ein besonderes Interesse, als es ein rein skoliotisches 
Becken ohne Complication mit Rachitis darstellt. Diese Skoliose 
denkt sich W. dadurch zu Stande gebracht, dass die in Folge der 
skoliotischen Verkrümmung der Lendenwirbelsäule in ihrer Richtung 
nach links verlegte Rumpflast und der von unten in der Pfanne 
wirkende Gegendruck zu einer Abnahme der Distantia sacrocotyloid. 
dextr. Veranlassung gab und zwar durch Hemmung des Breiten¬ 
wachstums des rechten Kreuzbeinflügels und durch eine stärkere 
Verbiegung des Os ilei zwischen der Pfannengegend und der 
Artic. sacroiliaca dextr. 

Das Wichtigste der Ergebnisse der ganzen Untersuchung des 
vorliegenden Falles dürfte aber in dem Nachweise W.’s bestehen, 
dass sowohl der Hirnschädel, wie auch der Gesichtsschädel skolio- 
tisch deformirt ist. Durch sehr exacte Messungen, durch Vergleiche 
mit lebenden Kranken mit Torticollis, durch das negative Resultat 
von Tierversuchen gestützt, tritt W. mit dieser seiner Auffassung 
sowohl der Theorie von Bouvikr über das Zustandekommen der ge- 


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74 Obkkstücukm, Lupus des Larynx. — Löwknbkrg, Verbiegungen No.5. 

nannten Deformität durch Nntritionsstörungen, als auch der von 
Litti.k herrfihrenden und vo^ F. Busen ebenfalls angedeuteten An¬ 
nahme einer Inactivitäts-Atrophie entgegen. W. erklärt sich viel¬ 
mehr das Zustandekommen der Skoliose des Schädels (und auch 
des (übrigen Skelettes) durch die formbestimmende Einwirkung, 
welche die stetige Spannung der Weichteile, besonders der Muskeln 
der gesunden Seite des mit Torticollis behafteten Individuums auf den 
wachsenden Schädel ausßbt. — Bemerkungen Ober den Zusammen¬ 
hang von solchen Wachstumsbeeinflussungen des Schädels mit psy¬ 
chischen Alterationen bilden den Schluss der W.’schen Arbeit, welche 
u. A. durch 2 vorzOgliche Ansichten der Schädelbasis von unten und 
des Schädels sammt Kiefers von vorn sich besonders auszeichnet. 

P. Güterbock. 


Oberstfichen, Ein Fall von Lupus des Larynx. Cbl. f. klin. Med. 

1883, No. 38. 

O. beschreibt einen Fall von Lupus des Larynx bei einer 
20jährigen Person, der aufser den Veränderungen des Kehldeckels 
— bedeutende Verdickung desselben und Ulcerationen des ganzen 
freien Bandes — nichts für den Lupus Pathognomonisches darbot. 
Weder die äufsere Haut, noch der Bachen etc. waren ergriffen. Die 
Ulcerationen waren namentlich in der Mitte sehr tief greifend, so 
dass die Epiglottis an dieser Stelle eine bedeutende Einkerbung 
zeigte. Auf dem Grunde der ulcerirten Teile und in ihrer Um¬ 
gebung befanden sich zahlreiche Granulationswuchernngen; an drei 
Stellen der Ulcerationsfläche waren Narben, etwa erbsengrofs, be¬ 
merkbar. Die Stimmbänder waren nicht sichtbar, der übrige Kehl¬ 
kopf stark gerötet, zeigte an der hinteren oberen Wand einzelne 
teilweise exulcerirte Wucherungen. Kurzer Husten, ohne Auswurf, 
starke Heiserkeit. An den Lungen keine Abnormität; für Lues 
findet sich kein Anhalt. Durch den Galvanokauter und Jodkali in 
2 Monaten Heilung mit tiefgreifendem herzförmigen Defect des 
Kehldeckels. Nach kaum einem Jahre Lupus der Nase und der 
Oberlippe, der vermittelst Galvanokaustik und Jodoform-Vaselin 
glücklich geheilt wurde. (Der beschriebene Fall würde, wenn nicht 
die Veränderungen an der Nase und der Oberlippe sich später ein¬ 
gestellt hätten, mit demselben Becht der Lues hereditaria zugezählt 
werden können, zumal Jodkali so erfolgreich wirkte. Ref.) 

W. Lublinski. 


Löwenberg, Anatomische Untersuchungen über die Verbiegungen 
der Nasenscheidewand. Schwierigkeiten, welche dieselben bei 
Operationen, namentlich beim Katheterismus der EusxAcHi’schen 
Tuba, verursachen; Darlegung einer neuen Methode, dieselben 
zu überwinden. Ztschr. f. Ohrenheilk. XIII. S. 1. 

L. überzeugte sich, „dass in den zahlreichen Fällen, in welchen 
der Katheter auf ein Hinderniss in den Nasengängen stufst, dasselbe 
nicht den Muscheln, wie man häufig annimmt, sondern der Nasen¬ 
scheidewand angehöre“. Das Hinderniss besteht, nach L., in teils 


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No. 5. der Nasenscheidewand. — Koi.ofk, Milzbrand-Impfung. 75 

horizontalen, teils verticalen Deviationen des Sept. nas. Neben den 
horizontalen Deviationen kommen besonders die am unteren Teil 
des Sept. auftretenden in Betracht, welche hinten an der Vereinigungs¬ 
linie des hinteren unteren Knorpelrandes mit dem vorderen Rande 
des Vomer sich Enden: vorn da, wo sich der Knorpel mit der 
Crista nasalis der Gaumenfortsätze der Oberkieferbeine verbindet. 
Die im vorderen unteren Teile der Nasenhöhle als Protuberanzen 
oder Stacheln von L. schon früher beschriebenen Excrescenzen 
kommen demnach dadurch zu Stande, dass die Deviation sich bis 
zum vorderen Ende der knorpelig-knöchernen Vereinigung fortsetzt. 
Bei einseitigem Vorkommen finden die Excrescenzen sich häufiger 
links, als rechts. Die verticalen Deviationen stellen sich, nach L., 
als Faltenbildungen der Nasenscheidewand in ihrem vorderen Teile 
dar, die von der Spitze bis zum Boden verlaufen. Wenn sie sich 
ganz nach abwärts erstrecken, so beengen sie den unteren Nasen¬ 
gang in gleicher Weise, wie eine Protuberanz, welche von einer 
horizontalen unteren Deviation ausgeht. Um das Hinderniss, wel¬ 
ches derartige Protuberanzen, dem Katheterismus der Tuba Eustachii 
entgegensetzen, zu umgehen, empfiehlt L., besonders für die Fälle, 
in denen beiderseits Protuberanzen vorhanden sind und deshalb der 
Katheterismus auch von der entgegengesetzten Nasenhälfte aus nicht 
möglich ist, die Einführung des Katheters unter gleichzeitiger 
Anwendung der Rhinoscopia anterior. — Zur Ausführung dieser 
Untersuchungsmethode bedient sich Vf. eines von ihm construirten 
Speculums, dessen Beschreibung, sowie die der Untersuchungs¬ 
methode selbst im Orig, nachzusehen ist. Schwabach. 


F. Roloflf, Ueber die Milzbrand-Impfung und die Entwickelung 
der Milzbrandbakterien. Arch. f. wissenschaftl. und prakt. Tierheilk. IX. 
S. 459. 

R. knüpft seine neuen Untersuchungen an die Schutzimpfungs- 
rersuche an, welche mit PASTKun’scher Lymphe auch in diesem Jahre 
an Schafen der Domäne Packisch (Cbl. 1883, S. 399) von Okmi.kr 
angestellt worden waren. Ein noch nicht hervorgehobener Missstand 
bei dem PASTKoa’schen Schutzimpfungsverfahren besteht darin, dass 
die Bacillen in der Lymphe keineswegs gleichmäfsig verteilt sind, 
dass es daher sehr schwierig ist, die Menge des einzuverleibenden 
Impfstoffes (welche für die sichere Erzielung der Impfkrankheit 
keineswegs gleichgültig ist) auch nur annähernd vorher zu be¬ 
stimmen. Ein systematisches Durchschütteln des Impfstoffes ist 
daher ein dringendes Erforderniss. — Nun tritt indess wahrschein¬ 
lich noch eine weitere Schwierigkeit, den Erfolg der Schutzimpfung 
zu beurteilen, in dem Umstande auf, dass höchst wahrscheinlich 
mit den bis jetzt bekannten Entwickelungsphasen — Teilung der 
Bacillen und Entstehung von Dauersporen in denselben — der 
Entwickelungskreis des Milzbrandvirus nicht erschöpft ist. Die 
Bacillen selbst treten (bei Schafen) erst kurze Zeit, frühestens 
10 Stunden vor dem Tode der Tiere im Blute auf; das vor ihrem 


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76 


Pknzoldt , Acetonurie. 


No. 5. 


Auftreten entnommene Blut wurde bald infectiös, bald unschädlich 
gefunden. Anknüpfend an die Mitteilung von Arcuanoklski (Cbl. 
1883 [nicht, wie im Original verdruckt: 1882], S. 257), dass die 
Sporen bei Luftabschluss wieder lediglich Sporen und nur bei Luft¬ 
zutritt Stäbchen resp. Faden bilden, stellte nun R. eine neue Unter¬ 
suchungsreihe an. Zweifellos mit Milzbrand inficirte und daran 
bereits ernstlich kranke Tiere wurden, bevor ihr Blut Bacillen führte, 
getötet und ihr Blut nach den fraglichen kleinen Organismen durch¬ 
forscht; andererseits aber lenkte man die Untersuchung ganz speciell 
auf diejenigen Organe, in welchen der bisherigen Anschauung zufolge 
die Entwickelung der Bacillen, bevor sie in den Blutstrom gelangen, 
stattfinden sollte. 5 Schafe wurden nach diesem Plane geimpft und 
untersucht. Alle waren krank, wurden in frühem Krankheitsstadium 
getötet oder gingen spontan ein; zeigten im Blute, im subcutanen 
Gewebe der Impfstelle, in den geschwollenen Lymphdrüsen und in 
der Milz zahlreiche runde glänzende Körperchen aber keine Ba¬ 
cillen. Die Weiterimpfungen (vorherrschend auf Meerschweinchen) 
mit dem den verschiedenen genannten Stellen entnommenen Material 
hatten ungleiche Erfolge; negative hatte fast durchgehende das Blut, 
positive das Gewebe der ergriffenen Lymphdrüsen. R. hält hiernach 
— da er ein Uebersehen weniger Stäbchen sicher zurück weisen 
kann — dafür, dass in der Tat der Infectionsstoff schon vor dem 
Auftreten der Bacillen im kranken Tiere vorhanden ist in einer 
Entwickelungsform, aus welcher erst auf einer gewissen Höhe der 
Krankheit die Bacillen entstehen. Jene Entwickelungsform als 
„Sporen“ anzusprechen, erscheint indess z. Z. weniger begründet, 
als in jenen „kleinen runden Organismen“ eine dritte Entwicke¬ 
lungsform der Milzbrandbakterien neben den aöroben Bacillen und 
den „unter Umständen“ in den letzteren entstehenden, ebenfalls 
aöroben Dauersporen zu sehen. Wernich. 

F. Penzoldt, Beiträge zur Lehre von der Acetonurie und von 
verwandten Erscheinungen. Deutsches Arch. f. klin. Mod. XXXIV. 
S. 127. 

Als Acetonprobe benutzte P. eine Modification des Fundes 
von Bayer und Drkwskn , nach welchem eine Lösung von Ortho- 
nitrobenzaldehyd bei Gegenwart von Aceton auf Zusatz von Natron¬ 
lauge Indigoabscheidung giebt. Diese Reaction hat vor der LiRBic’schen 
Probe den Vorteil, dass nur wenige Substanzen aufser Aceton die 
gleiche Eigenschaft besitzen, jedenfalls keine, welche bisher im Harn 
nnchgewiesen ist. P. hält Aceton für ein Product des normalen 
Stoffwechsels. Eisenchloridreaction des Harns und Acetongehalt 
decken sich in keiner Weise. Wenn Vf. Kaninchen Aceton subcutan 
injicirte oder sie Aceton atmen liefs, während sie sich unter einer 
Glasglocke befanden, so traten schwere Vergiftungserscheinungen ein. 
Die Gegenwart von Aceton im Blute an sich bewirkt vielleicht beim 
Menschen noch keine Vergiftungserscheinungen, die aber sich ein¬ 
stellen, wenn die Ausscheidungsvorgänge gestört sind. Uebrigens 
glaubt P., dass bei dem Coma diabeticum nicht allein die toxische 


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No. 5. Kojbwnikoff, Sklerose der Nervenbahn. — Cori,ky, Dyshidrosis. 77 

Wirkung des Acetons in Betracht zu ziehen ist, sondern dass noch 
andere bekannte und unbekannte Stofifwechselproducte im Spiele sein 
könnten. Eichhorst (Göttingen). 

A. Kojewnikoff, Cas de scl^rose amytrophique, la d^g^n^rescence 
des faisceaux pyramidaux se propageant k travers tout l’encephale. 
Arch. de Neurologie 1883, No. 18. 

3 '/, Jahr vor dem Tode begann die Erkrankung mit Steifigkeit, 
Schwäche und Zittern in den Beinen. Der Gang wurde spastisch, 
die grobe Kraft nahm ab; Rigidität, Steigerung der Sehnenplueno- 
mene, bei intacter Sensibilität, Blasen- und Mastdarmfunction. — 
Auch an den Armen stellten 6ich Erscheinungen von Steifigkeit und 
Schwäche und im späteren Verlaufe Atrophie der Daumen- und 
Kleinfingermuskeln ein. Die elektrische Erregbarkeit war intact. 
Schlingen, Sprache frei. Der Kranke erlag einer sich rasch ent¬ 
wickelnden Phthise. 

Im Rückenmark finden sich im Rayon der Pyramidenseiten¬ 
strangbahnen, und nur in diesen, Körnchenzellen und eine Abnahme 
der Nervenfasern. Die Ganglienzellen der Vorderhörner waren 
jedoch nur zu relativ kleinem Teil und nur in der Halsanschwellung 
etwas klumpig ohne Fortsätze und Kerne. Auch von den vorderen 
Wurzeln zeigten nur die des Halsmarks eine leicht graue Färbung 
und mikroskopisch eine geringe Einbufse an Nervenfasern. Ebenso 
geringfügig waren die Veränderungen in den Nervenstämmen am 
Vorderarm. Die Musculatur der Hand liefs deutliche Verschmälerung 
eines Teiles der Fasern, körnige Umwandelung der contractilen 
Substanz, Kernvermehrung erkennen. Die Veränderung erstreckte 
sich nach oben durch die Med. oblongata; die Pyramiden und das 
mittlere Drittel des Hirnschenkelfufses waren mit Körnchenzellen 
symmetrisch auf beiden Seiten besetzt. Vom Gehirn, das makro¬ 
skopisch keine Veränderung darbot, wurden nach Durchlegung 
mehrerer horizontaler Schnitte von jeder Schnittfläche an mehreren 
Stellen Stöckchen entnommen und untersucht. Hierbei ergab sich 
die Gegenwart von Körnchenzellen nur in der inneren Kapsel und 
zwar im dritten Viertel des hinteren Schenkels des Kniees und in 
den Markmassen zu beiden Seiten der Centralfurche. In der vorderen 
Centralwindung lagen sie weit dichter, als in der hinteren, und 
namentlich in den oberen Abschnitten der ersteren. 

Es lag also eine Erkrankung durch die ganze den willkürlichen 
Bewegungen dienende Bahn inclusive der betreffenden Hirnabschnitte 
nachweisbar vor, während in dem Fall von Pick und Kahlf.k die 
Veränderungen nur bis zum Mittelhirn positiv nachgewiesen, für 
das Grofshirn nur vermutet waren. Moeli. 


A. H. Corley, The pathology of dyshidrosis. Transact. of the acad. of 
med. in Ireland 1883, I. S. 203. 

C. berichtet über 2 Fälle von Dyshidrosis, d. i. eine an den 
Fingern auftretende Bläschen-Eruption, welche sich bei nervösen 
Störungen entwickelt. Nach Tilbüry Fox entstehen diese Bläschen 


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78 


Vikrordt. — Schotten. 


No. 5. 


durch eine plötzliche übermäfsige Ausdehnung der Schweifedrüsen, 
welche bei einer plötzlichen starken Steigerung der Schweifsabson¬ 
derung eintritt. Der erste Fall C.’s betrifft einen 23jährigen kräf¬ 
tigen und sonst jungen Mann, der gegen die scharfe Kante einer 
zerbrochenen Fensterscheibe fiel. Die Folge davon war eine ge¬ 
rissene Wunde auf der Vorderseite des rechten Vorderarmes dicht 
Ober dem Handgelenk. Die Wunde ging bis auf den Knochen, 
hatte Haut, Fascie, Muskeln, Sehnen, Gefäfse und Nerven durch¬ 
trennt. Die Finger wurden nun steif, unbeweglich, insensibel. Nach 
und nach stellte sich die Sensibilität wieder ein, ebenso ein geringer 
Grad von Beweglichkeit. Etwa 2 Jahre nach der Verletzung bekam 
Pat. ein Gefühl von Brennen und Jucken in der rechten Hand. 
Einige Tage darauf erschienen an den Fingerseiten kleine, ge¬ 
kochten Sagokörnern ähnliche Bläschen, die zum Teil zu grofsen 
Blasen Zusammenflüssen. Auch am Thorax, etwa im zweiten Inter- 
costalraum, fand sich eine Bläschen-Eruption. Die Bläschen an den 
Fingern verschwanden schnell; entwickelten sich jedoch bald an den 
Fingern der linken Hand und dieser Wechsel wiederholte sich. — 
In dem zweiten Falle litt eine zarte nervöse Frau an einer Paro¬ 
nychie des linken Mittelfingers, welche zur Neurose der ersten und 
zweiten Phalanx und zur Anschwellung und Eiterung in der Hohl¬ 
hand führte. 2 Monate später bekam die Pat. ein Gefühl von 
Brennen und Jucken in der linken Hand. Bald zeigten sich die¬ 
selben Bläschen, wie im ersten Falle. Allein die Bläschen erschienen 
nicht an den Seiten der Finger, sondern zuerst auf dem Dorsum, 
darauf in der Palma manus. Aufserdem hatten sie auch einen 
roten Hof. 

Vf. betrachtet diese Fälle wie einen Herpes zoster der Hand. 

Lewinski. 


K. Vierordt, Ueber Schallstärkemessung. Ann. der Physik u. Chemie 
XVIII. 1883, S. 471. 

V. fand, dass die Scballstärke nicht der Fallhöhe (h) proportional ist, sondern 
mehr ihrer Quadratwurzel; die lebendige Kraft des Stofses wird bei den angewendeten 
Versuchsbedingungen bei Weitem nicht vollständig in akustisch wirksame Bewegung 
umgesetzt. Zur Bestimmung von E, dem Exponenten der Fallhöhle, gehört grofse 
Uebung, so dass schon behauptet wurde (Wundt und Fischer), es existire kein all¬ 
gemeines Schallmaars. Letzteres bestreitet V. auf Qrund seiner Versuche entschieden. 

J. Sander. 


C. Schotten, Ueber die Quelle der Hippursänre im Harn. Ztschr. 
f. physiol. Chem. VIII. S. 60. 

Neben der von E. und H. Salkowski bei der Eiweifsfäulniss gewonnenen Phenyl- 
propions&ure, von der diese Autoren festgestellt haben, dass sie im Körper sich zu 
BenzoÖsäure umwandelt und als Hippui säure mit dem Harn austritt, vermutet Sch. 
eine zweite Quelle der Hippursäure in der a-Amidophenylpropionsäure, die in Lupinen¬ 
keimlingen, im Eiweifs der Kürbissamen nachgewiesen ist und wahrscheinlich auch in 
weiterer Verbreitung vorkommt. Von dieser nach dem synthetischen Verfahren von 
Erlenicbyer und Lipp aus Phenylessigsäurealdehyd dargestellten Säure erhielt ein 
längere Zeit nur mit Fleisch gefütterter Hund 0,7 Grm. Aus dem danach entleerten 
Harn wurden ca. 0,01 Grm. reiner Hippursäure gewonnen, dagegen nach Fütterung 


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No. 5. 


Baumullkr. — Küpper. — Graox. 


79 


mit 0,7 Grm. Phenylpropionsäure 0,182 Grm. reiner und aus der Mutterlauge noch 
ziemlich ebensoviel weniger reiner Hippursäure isolirt. Dieser Versuch kann somit für 
die Hippursfturebildung aus der Amidosäure als beweisend nicht erachtet werden * da 
0,01 Grm. Hippursänre eine noch nicht die Norm erreichende Ausscheidung vorstellt 
(hat doch Salkowski sowohl hungernde, als mit Fleisch und Speck gefütterte Hunde 
mindestens 0,09 Grm. pro die ausscheiden sehen. Ref.). — Fütterung mit je 6,5 Grm. 
Amydophenylessigsäure bewirkte eine entschiedene Abnahme der normalen Phenole 
und Oxysäuren; aus dem Harn wurde reine Mandelsäure dargestellt und zwar etwa 
V 6 soviel als an Amidosäure gegeben war, dagegen keine Hippursäure. Nach Fütterung 
eines Hundes mit Mandelsäure konnte Sch. bestimmt nachweisen, dass, entgegen den 
Angaben von Schultzen und Grabe, die Mandelsäure nicht als Hippursüure aus- 
geschieden wird; mehr als die Hälfte der eingegebenen Säure durchwandert den Orga- 
ganismus unverändert. j. Munk. 


B. Baumüller, Ein Fall von ossificirendem Enchondrom der wei¬ 
chen Schadeidecken. Cbl. f. Chir. 1883, No. 42. (Aus d. cbir. Klinik 
des Prof. Kkaskk zu Freiburg i B.) 

Die Operationsgeschichte einer 23jährigen unverheirateten Dame mit einer kirsch- 
kerngrofsen exulcerirten vornehmlich aus reinem, nur partiell ossificirten Hyalinknorpel 
bestehenden verschieblichen Geschwulst, entsprechend dem rechten Scheitelbeinhöcker, 
ist zunächst durch ihre Seltenheit ausgezeichnet. Aufserdem ist aber der Fall noch 
interessant, weil er gegen die bekannte CoHKHBm*sche Theorie der Geschwülste spricht, 
ohne indessen anderweitige Anhaltspunkte für die Entwickelung der Neubildung in 
concreto zu liefern. p. Güterbock. 


Küpper, Mitteilungen aus der Praxis. Arch. f. Ohrenheilk. XX. S. 167. 

I. Epilepsie durch Fremdkörper im Gehörgang. Der Fall betrifft ein 
lSjähriges Mädchen, das sich gegen Zahnschmerzen „ein Stückchen von einer Wurzel* 
in’s rechte Ohr gesteckt hatte, das sie nicht wieder entfernen konnte. Seit der Zeit 
sollen epileptische Krämpfe, oft mehrere Male an einem Tage, aufgetreten sein. Vf. 
fand deu Gehörgang mit polypösen Massen ausgefüllt und nach Exstirpation derselben 
zeigte sich im Grunde des Gehörganges ein dunkler Körper, der in Chloroformnarkose 
mittels eines spitzen Häkchens entfernt wurde und sich als ein 1 Ctm. langes, l / t Ctm. 
dickes Stückchen Holz erwies. Nach der Operation traten noch 2 epileptische Anfälle 
auf, der eine wenige Stunden nach der Operation, der andere nach 2 Tagen. Die 
Eiterung der Paukenhöhle wurde durch Anwendung der kaustischen Methode (Schwartze) 
mit nachfolgenden Borsäure-Einpulverungen geheilt. Epileptische Anfälle sind bisher 
(nach 1V, Jahren) nicht wieder eingetreten. 

II. Symptome von Hirnreizung durch Epidermispfropf im Gehör¬ 
gang. Bei einem 76 Jahre alten Fräulein sah K. nach Entfernung eines, den ganzen 
Gehörgang ausfüllenden Epidermispfropfes Kopfschmerz, Schwindel, Erbrechen, heftige 
Krämpfe der Gesichtsmuskeln und der Extremitäten vollständig verschwinden. Das 
Trommelfell war mit der Paukenhöhlenwand verwachsen; nur im oberen hinteren 
Quadranten war nach der Luftdouche bei Gebrauch des SiEGLB’schen Trichters eine 
kleine bewegliche Stelle zu bemerken. Das Gehörvermögen war gleich Null. 

Schwabach. 


G. Gr&UX, Pleur4sie et £tat puerperal; 15 ponctions en deux mois 
chez une femme en couches; gu^rison. Union med. 1883, No. 153. 

Eine Frau im letzten Monate der Schwangerschaft bekam ein die ganze rechte 
Pleurahöhle ausfüllendes pleuritisches Exsudat, das erst nach Beginn der Wehen dia- 
gnosticirt wurde. Am sechsten Tage nach der normal beendeten Niederkunft wurden 
durch Punction und Aspiration 5 Liter eines serösen Exsudates entleert, 11 Tage 
später wiederum 5 Liter, nach weiteren 11 Tagen 4 7* Liter, nach 10 Tagen wiederum 
4V t Liter, so dass also innerhalb 30 Tagen durch 4 Punctionen 19 Liter entleert 
wurden. Auf Grund der in den ersten 2 — 3 Tagen jedesmal sich bemerkbar machenden 
Besserung und demnächstigen Verschlechterung im Befinden der Pat. beschloss G., 


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Original fro-m 

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80 Snivkly. — Gärtkkr. — Schmucker. — Ballet; Ollivikr. 


No. 5. 


tod nun an alle 2—3 Tage eine Entleerung Torzunehmen und so wurden in weiteren 
4 Wochen durch 9 Punctionen 16 Liter entleert, demnächst durch noch 2 Punctionen 
ca. 2 Liter und so nach 15 maliger Punction völlige Heilung erzielt. Bemerkenswert 
ist in diesem Falle auch, dass trotz der Complication mit dem Puerperium und trotz 
der so häufigen Operationen das Exsudat ein seröses blieb. Perl. 


J. N. Sllively, Obßtruction of the bowels — life prolonged forthy- 
three days by nutritive enemas — death — autopsy. Med. and 
surg. Reporter XLIX. 1883, No, 16. 

Durch einen hühnereigrofsen Darmstein im Ileum, 18 Zoll oberhalb der Yalvula 
Bauhini, in dessen Centrum sich einige Dattelkerne befanden, war eine tätliche Ver¬ 
stopfung bewirkt worden. Die ernährenden Klystiere bestanden aus Beef-Tea und 
Branntwein. L. Rosenthal. 


F. Gärtner, Multiple Atresien und Stenosen des Darms bei einem 
neugeborenen Knaben. (Mitteilung a. d. Kinderklinik zu Strassburg i.E.) 
Jahrb. f. Kinderheilk. N. F. XX. S. 403. 

Die Verengerungen waren auf verschiedene Abschnitte des Darmes verstreut, 
mannigfach in Bezug auf ihren Längen- und Querdurchmesser. Das Nähere hierüber 
im Original. Verursacht waren sie durch Axendrehung, während sich nur undeutliche 
Zeichen einer abgelaufenen Peritonitis nachweisen liefsen. L. Rosenthal. 


R. Schmucker, Ein Fall von Punctio pericardii. Wiener med. 

Wockenscbr. 1883, No. 45. 

Vf. machte an einem 16jährigen phthisischen, an Perikarditis und rechtsseitiger 
Pleuritis erkrankten Mädchen wegen drohenden Collapses die Punction des stark aus¬ 
gedehnten Pericardiums im vierten linken Intercostalraum, einen Querfinger breit nach 
aufsen vom linken Sternalrand, und entleerte durch Aspiration 120 Cctm. einer hä¬ 
morrhagischen Flüssigkeit. Sofortige Erleichterung. Tod am 13. Tage nach der 
Operation. _ Perl. 


1) G. Ballet, De l’h^miatrophie de la langue dans le tabes dorsalis. 
Progr^s m6d. 1883, No. 43. — 2) A. Ollivier, Note sur quelques 
troubles trophiques dans l’ataxie locomotrice. Union med. 1883, 
No. 128. 

1) Als ein eventuell recht frühes Symptom der Tabes stellt sich nach Charcot 
(nähere Mitteilungen werden noch in Aussicht gestellt) oft eine halbseitige Atrophie 
der Zunge ein. Diese zeigt reichlich Falten und Risse und dann und wann ein durch 
fibrilläre Zuckungen hervorgebrachtes Zittern. Die Spitze weicht nach der Richtung 
der atrophischen Seite hin ab. Die Sprache ist nur wenig behindert, ebenso auch 
das Kauen und Schlucken intact. In den meisten der seither beobachteten Fälle war 
die halbseitige Zungenatrophie zugleich mit Augenmuskellähmungen vorhanden oder 
mit atrophischen Zuständen an den Extremitäten, z. B. der Daumenballenmusculatur 
(Cbl. 1875, S. 928). 

2) Ein 32jähriger Tabeskranker bot 3 Jahre nach dem Beginn seines Leidens 

die auffallende Erscheinung einer erst temporär auftretenden, später constanten über- 
mäfsigen Schweifssecretion an Händen und Füfsen dar. An letzteren waren die Sohlen, 
an den Händen sowohl die Dorsal-, wie die Volarflächen der Sitz dieser Hyperhidrosis. 
Die schwitzendeu Teile fühlten sich kühl an, die Haut war violettrot gefärbt. An 
der behaarten Kopfhaut bestand gleichzeitig eine excessive Seborrhoe; die Fufsnägel 
zeigten Querstreifung. Interessant ist vielleicht noch, dass, während nach warmen 
Schwefelbädern die Haut des Körpers sich diffus rötete, stets diejenige Region an den 
Vorderarmen blass und durchaus unbeteiligt blieb, welche dort dem Verbreitungsbezirk 
der Ulnares angebörte (Cbl. 1880, S. 941). Bernhardt. 

Verlag von August Hirschwald in Berlin. — Druck von L. Schumacher in Berlin. 


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UNIVERSETY OF MICHIGAN 



Wöchentlich erscheinen 
1—3 Bogen; im Schlüsse 
des Jahrgangs Titel, Na- 
bsb* umI Sachregister. 


Centralblatt 

für die 


Preis des Jehrgaagea 
30 Mark; zu beziehen 
durch alle Buchhandlung 
gen und PosUnstalten. 


medicinMen Wissenschaften. 


Redigirt von 

Prof. Dr. H. Kronecker, un & Pro£ Dr. H. Senator, 

Berlin (NW.), Borotheenstr. 35. Berlin (NW.), Bauhofctr. 7 (am Hegelplatz). 


1884. »• Februar. No. 6. 


hhalt: H. Oppenheim, Sensorische Anaesthesien (Orig.-Mitt,). 

Bonnet, Uterinmilch bei Schafen. — G. ▼. Libbig, Pulscurve. — A. Ro- 
isvbbbg, Alkalialbuminat, Acidalbumin und Albumin. — H. Thompson« Abtasten 
des Blaseninnern. — C. Dkhio, Subchordale Schwellung und bellender Husten bei 
der Laryngitis der Kinder. — ▼. Jaksch, Peptonurie. — M. Babbs, Mikrobien in 
Gelbfieberleicben. — Stadthagen, Herdförmige Sklerose nach Diphtherie. — Engel, 
Tbomsen’s Krankheit nach Blitzschlag. — van Harlingen, Naphtol gegen Haut¬ 
krankheiten. — M. Rungs, Todesursache Neugeborener. — Schauta, Kyphosis 
lumbosacralis und Verschiebbarkeit des Beckens. — Kamnitzbb, Wirkung der Granat- 
vurzelriude. 

V iBxosDT, Schallschw&chung im Telephon. — G. Hoppb-Setlbr, Indigo- 
bildende Substanzen im Harn. — Koches, Compressionsstenosen der Trachea nach 
Kropfexcision. — Gougubnbbim, Nervöse Aphonie bei Tuberculosen. — Hk noch, 
Allgemeine Lymphosarkombildung; angeborene Obliteration des Dünndarms; angeborene 
doppelseitige Hydronephrose. — W. Wkrnrr, Globulin im Harn bei acuter Nephritis. — 
J. Singer, Nierenabscess. — Catla, Contractur der Palmaraponeurose bei Diabetes 
mellitus nnd insipidus. — F. Greiff, Diffuse und disseminirte Sklerose des Central- 
nerrensystems; fleckweise glasige Entartung der Hirnrinde. — Dohrn, Behandlung 
der Nachgeburtszeit. 


(Aus der Nervenklinik der königl. Charit^ in Berlin.) 

Znr Lehre der sensorischen Anaesthesien. 

Vorläufige Mitteilung von Dr. H. Oppenheim, Assistent an der Nerrenklinik. 

Angeregt durch die Untersuchungen Thomskn’s: „Ueber das 
Verhalten der allgemeinen und speciellen Sensibilität bei Krampf- 
nnd Gelenkkranken“*) mit ihren wertvollen Resultaten habe ich 
eine grofse Reihe von Patienten der Nervenklinik und Poliklinik 
auf das Verhalten der sensiblen und sensorischen Functionen, in 
specie des Gesichtsfeldes, untersucht. Sind meine Beobachtungen 
auch noch keineswegs zum Abschluss gelangt, so halte ich es doch 
fiir geboten, die positiven Ergebnisse, welche ich bisher erzielt, der 
OefFentlichkeit zu übergeben, indem ich bemerke, dass Thomsbn 
und ich in einiger Zeit ausführlich über unsere Untersuchungen be¬ 
richten werden. 


*) Neurol. Centralblatt 1884, No. 2. 


na Jahrgang. 


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6 


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82 


Bonnrt , Uterinmilch bei Schafen. 


No. 6. 


In einzelnen Fällen, in welchen es gelang, Epileptiker un¬ 
mittelbar nach einem epileptischen Insult einer Prüfung zu unter¬ 
ziehen, fand sich, conform einem gewissen Grade noch bestehender 
Benommenheit des Sensoriums, eine concentrische Einengung der 
Gesichtsfelder nebst mehr oder weniger ausgesprochenen Störungen 
in der sensiblen und sensorischen Sphaere. — Einige an Epilepsie 
leidende Individuen zeigten auch in der anfallfreien Zeit den ge¬ 
schilderten Symptomencomplex. (Bestätigung der THoiwsKN’schen 
Erfahrungen.) 

Es folgen Erkrankungen des centralen Nervensystems, die sich 
an schwere Kopfverletzungen oder allgemeine Erschütterungen des 
Körpers (3 Fälle von Kopfverletzung mit Schädelfracturen, 2 Fälle 
von Railway-spine) anschlossen, Die betreffenden Personen — alle 
5 sind Männer — boten gewisse psychische Anomalien, die sich 
nur gezwungen als „hysterische“ bezeichnen lassen; vielmehr bilden: 
Aengstlichkeit, Schreckbarkeit, Reizbarkeit und Gemütsdepression 
die Grundzüge dieser psychischen Alteration. In diesen Fällen fand 
sich nun — zum Teil begleitet von Symptomen, die auf eine pal- 
pable Laesion des Nervensystems hindeuten, zum Teil ohne die¬ 
selben — eine allgemeine oder partielle Ansesthesie, d. h.: die Ge¬ 
sichtsfelder waren immer beträchtlich eingeschränkt, daneben waren 
Störungen der cutanen Sensibilität, des Muskelgefühls, der Seh- und 
Hörschärfe, des Geruchs und des Geschmacks (bald aller dieser 
Functionen, bald nur einzelner derselben) nachzuweisen. 

Bei jenen schwer zu definirenden Formen allgemeiner Nervosität, 
welche als Neurasthenie bezeichnet werden (in einem Falle wurde 
diese Affection von einer Beschäftigungsneurose begleitet) konnte 
hie und da eine Einengung der Gesichtsfelder nebst Andeutungen 
von Defecten der allgemeinen Sensibilität nachgewiesen werden. — 
Ich brauche kaum zu betonen, dass auch in diesen Krankheitsfällen 
die oben erwähnte psychische Affection eine hervorragende Rolle 
spielte. 

Ich erwähne endlich noch einen Fall, der das klinische Bild 
einer multiplen Erkrankung des cerebrospinalen Nervensystems auf¬ 
wies und in dessen Verlauf häufig Angst- und Beklemmungszustände 
leichteren Grades auftraten, sowie einen anderen Fall cerebraler 
Erkrankung: Wiederholte apoplektische Anfälle, rechtsseitige Hemi¬ 
plegie mit Contracturen, Zeichen vorzeitiger seniler Demenz mit 
sehr schwankender Gemütslage — es handelt sich wieder um 
Männer — in welchen beiden Fällen Einengung der Gesichtsfelder, 
sowie Störungen in der sensiblen und sensorischen Sphäre beobachtet 
wurden. 


R. Bonnet, Die Uterinmilch und ihre Bedeutung für die Frucht. 
Beiträge zur Biologie. Th. L. W. v. Bischokf gewidmet. Stuttgart 1882, 
S. 221. 

B. untersuchte die sog. Uterinmilch an einer Reihe von kürzere 
oder längere Zeit trächtigen Schafen und fand hinsichtlich ihrer 


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No. 6. 


G. v. Liebig, Pulscurve. 


83 


Menge stets nur geringe Schwankungen; dieselbe war durchweg 
sehr spärlich vorhanden und zeigte Fetttropfen und Leukocyten in 
wechselnder Menge. Aufserdem fanden sich eigentümliche krystal- 
loide Stäbchen, ähnlich den von van Bknkdkn in den Ektodermzellen 
von jungen Eanincheneiern gefundenen Gebilden, von welchen B. 
glaubt, dass sie als Eiweifskrystalloide aufzufassen seien. Die Uterin- 
Epithelien zeigten sich durchweg intact, mit einer wechselnden 
Menge von Fetttröpfchen versehen und zwischen ihnen konnte man 
deutlich zahlreiche Leukocyten auf der Passage wahrnehmen. Die 
Uterinstäbchen fanden eich auch in grofser Menge in den kleinen 
Zöttchen auf der Oberfläche des Eies, wie sie vom 15. Tage an 
durch Wucherung der Ektodermzellen entstehen. In der Uterin¬ 
milch bei älteren Embryonen constatirte Vf. aufserdem grofse, blasse, 
kernlose Körper von rundlich ovaler Form; er hält dieselben für 
gequollene, auf eigentümliche Weise veränderte Leukocyten. Das 
Fett in den Epithelien ist nicht der Ausdruck einer Degeneration, 
sondern einer Infiltration, vvie B. daraus schliefst, dass trotz der 
massenhaften fetttröpfchenhaltigen Epithelzellen an denselben Tei¬ 
lungsvorgänge absolut fehlen. Dagegen muss man einen fettigen 
Zerfall der Leukocyten in der Uterinmilch annehmen. — Während 
nun die letztere, d. h. eine vom Uterus abgesonderte, zur Ernährung 
des Embryo dienende Flüssigkeit sich auch bei anderen untersuchten 
Säugetieren vorfand, waren die oben erwähnten Stäbchen nur bei 
Schafen zu entdecken. Ebenso constant, wie die Uterinmilch selber, 
waren die Leukocyten, und da sich die Ernährung des Säuger-Eies 
im Eierstock durch Leukocyten, nach der Ansicht von B., als 
zweifellos erweist, so hält er auch die Uterinmilch, welche im 
Wesentlichen aus demselben Material gebildet ist, für „eine einfache 
Verlagerung ein- und desselben Nährmaterials an einen anderen 
Ort und wenn man will, als eine Art Nebendotter, der aber dem 
Ei noch nach der Befruchtung zugeführt wird.“ Auch „die ganze 
bei der Menstruation des menschlichen Weibes und Hand in Hand 
mit der Ovulation beim Wallfisch, bei der Kuh und bei der Hündin 
auftretende Blutung erweist sich demnach als ein wohl bei allen 
Säugern vorhandenes bei den angeführten Individuen nur gesteigertes 
Ovulationssymptom, das verständlich wird, wenn wir bedenken, dass 
bei jeder Brunst oder Menstruation Leukocyten in die Uterinhöhle 
geliefert und von den Epithelien aus dem transsudirten Plasma Fett 
bereitet werden soll, um dem befruchteten Ei gleich Nahrung zu 
bieten. Tritt die Brunsthypersemie plötzlich ein, so führt sie, je 
nach Art des Tieres, zu gröfseren oder kleineren Ekchymosirungen 
oder wirklichen Haemorrhagieen.“ Broesike. 


G. V. Liebig, Weitere Untersuchungen über die Pulscurve. nu Bois- 
RkvmonVs Arch. 1883, Suppl.-Bd. Festschr., S. 1. 

In den „weiteren Untersuchungen über die Pulscurve“ werden 
die Bedingungen, als da sind: Kraft des Stromes, Hubmenge, Wider¬ 
stand im Rohre etc., geprüft, welche die Form der Pulscurve be- 

6 * 


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84 


G. v. Liebig, Pulscurve. 


No. 6. 


einflussen. Im Allgemeinen resultirt aus denselben, dass sie nur 
dadurch auf die Form der Curve wirken, dass sie die Geschwindig¬ 
keit des Eintrittes oder des Austrittes der Welle verändern. 

Für die Beurteilung der Pulscurve ist namentlich jener Teil 
der Untersuchung von Belang, der sich auf die Veränderung der 
Curvenform durch die Spannung bezieht. 

Bei niederer resp. negativer Spannung im Rohre (unter Span¬ 
nung allein will Vf. nur den elastischen Widerstand der Wandung 
gegen ausdehnende, wie auch gegen zusammendrQckende — ähnlich 
wie Waldenburg ’s Wandstarre [Ref.] — Kräfte verstehen) zeigt das 
Modell Formen, wie sie die Pulscurve bei mutmaafslicher Herab¬ 
setzung des arteriellen Tonus, Verminderung der Herzkraft und der 
Blutmenge darbietet, d. i. Curven, die sich durch eine hohe konische 
Spitze und grofse Abflusserhebung auszeichnen. Je stärker die 
Stofskraft, um so ausgeprägter erscheint diese Form. 

Bei stärkerer Spannung im Rohre nehmen umgekehrt sowohl 
Höhe der Curvenspitze, als Ahflusserhebnng, die näher an die Spitze 
röckt, ab, entsprechend der Pulscurve, wie sie unter Umständen 
erscheint, die eine höhere Spannung in den Gefäfsen bewirken, welche 
also verstärkten Tonus, vermuten lassen. Exquisit sind solche 
Pulsformen '/ 2 —I Stunde nach einem lauen Bade oder Soolbade zu 
beobachten. 

Aehnliche Bilder erhielt Vf. an seinem Modell, wenn er sich 
bei Versuchen mit niederem resp. negativem Innendrucke dick¬ 
wandiger Schläuche, d. h. nach Vf.’s Terminologie Röhren mit hoher 
Spannung bediente. 

Bei gesunden, kräftigen Personen ist der Gefäfstonus häufigem 
Wechsel unterworfen und mit ihm auch die Form der Pulscurve. 
Das Fehlen dieser Veränderlichkeit deutet auf eine diesbezQgliche 
mangelhafte physiologische Tätigkeit und kann in diesem Sinne 
diagnostisch verwertet werden. So entsprach bei Phthisikern die 
Pulsform nie einer höheren Spannung. 

Aehnliche Formen wie bei niederer Spannung im Rohre ent¬ 
stehen bei minimaler Hubmenge, nur sind hier die Curven sehr 
niedrig. Formen, welche auf eine Verminderung der vom Herzen 
in die Aorta eingetriebenen Blutmenge schliefsen lassen, zeigt die 
Pulscurve gewöhnlich während eines tiefen Atemzuges. 

Verengerung der AusflussmDndung ergiebt am Modell nur eine 
Vergröfserung der Curven, sonst keine auffällige Veränderung. An 
der Pulscurve lässt sich dieser Einfluss der Verengerung der Strom¬ 
bahn nachweisen, wenn man den einen der beiden Zweige, in welche 
sich die Art. radialis Ober dem Handgelenke teilt, zusammendrßckt. 
In gleicher Weise und also im gleichen Sinne wirkt die Belastung 
der Pelotte des Sphygmographen bis zu bestimmten Grenzen. — 
Schliefslich verficht Vf. gegen Grashky (Cbl. 1882, No. 32), der die 
dicrote Erhebung von einer durch den Klappenstofs bedingten po¬ 
sitiven Welle herleitet, seine Meinung. v. Basch (Wien). 


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No. 6. 


Rosi:M5KK<; , Alkalialbuminat, Acidalbumin und Albumin. 


85 


A. Rosenberg, Vergleichende Untersuchungen, betreffend das 
Alkalialbuminat, Acidalbumin und Albumin. Diss. Dorpat 1883. 

Zur Darstellung des AlbuminateB wurde HOhnereiweifs durch 
2 tägige Dialyse von Salzen möglichst befreit, dann verdünnt, colirt 
und nach Zusatz von Natron einige Stunden erwärmt (auf 100 Cctm. 
ursprüngliche Eiweifslösung 14 Cctm. normale Natronlauge); bei 
genauem Neutralisiren mit Salzsäure fiel das Albuminat aus, das sich 
nach hinreichendem Auswaschen als fast völlig aschefrei ergab. 

1) Lösungen von Alkalialbuminat, die durch Verreiben 
des Albuminates mit einer möglichst kleinen Menge Natronhydrat 
hergestellt waren, sodass die Lösung neutral reagirte, gerannen ent¬ 
sprechend den Angaben Kirsbbitzky’s und ebenso wie die Eiesel¬ 
säurelösungen bei Zusatz von lOprocentiger Kolzsalzlösung um so 
schneller, je höher der Gehalt an Albuminat und je gröfser der 
Zusatz von Kochsalz. Namentlich das erste Moment ist von grofsem 
Einfluss, sodass Lösungen von 5 pCt. Albuminat mit Vio Volumen 
lOprocentiger Kochsalzlösung erst nach einigen Tagen gerannen. 

2) Dieselbe Coagulirbarkeit durch Neutralsalze zeigten auch 
die Lösungen des Acidalbumins, die entweder durch Uebersättigen 
der Alkalialbuminatlösung mit Säuren (Essigsäure oder Salzsäure) 
oder durch directe Auflösung des Albuminates in Säuren hergestellt 
waren. 

3) In einer durch Dialyse von Salzen befreiten, vor der Dialyse 
mit Salzsäure angesäuerten Lösung von Serumalbumin fand R. 
nur Spuren von Chloriden, sowenig, dass sie beim einfachen Ver¬ 
aschen Oberhaupt nicht, sondern nur dann nachgewiesen werden 
konnten, wenn vor der Veraschung Baryt hinzugefögt war. Da 
auch nicbt-angesäuerte Lösungen von Eiweifs beim Dialysiren hart¬ 
näckig Spuren von Chloriden zurückhalten, so hält R. es für wahr¬ 
scheinlicher, dass diese schwache Chlorreaction der Asche auf Chlo¬ 
ride, nicht aber auf im Albumin zurückgebliebene Salzsäure bezogen 
werden müsse. Nimmt man aber auch letzteres an, so ist der Salz¬ 
säuregehalt doch viel zu gering, um die mangelnde Coagulations- 
fähigkeit der Albuminlösung auf Albuminat oder auf Paraglobulin 
beziehen zu können; denn ersteres braucht, wie R. vorher fest¬ 
gestellt hat, etwa 100—50 Mal soviel Salzsäure zur Lösung, letzteres 
45 Mal soviel, als (bezogen auf den Eiweifsgehalt) in der durch 
Dialyse gereinigten Eiweifslösung höchstens angenommen werden 
könnte. 

Weiterhin hat Vf. die Gerinnungsfähigkeit von dialysirtem Rinder¬ 
blutserum und Hühnereiweifs genauer untersucht, sowohl bei der 
natürlichen alkalischen, als auch bei saurer Reaction. Dialysirt man 
bei alkalischer Reaction, so verschwindet zuerst die Gerinnungs¬ 
fähigkeit (nach 48 Stunden) unter Bildung von Alkalialbuminat beim 
Erhitzen; dialysirt man weiter, so kehrt die Gerinnungsfähigkeit 
wieder, weil das Alkali mehr und mehr entfernt wird, Salze aber 
immer noch vorhanden sind; bei weiterer Fortsetzung der Dialyse 
nimmt die Gerinnungsfähigkeit zum zweiten Male ab und am 7.-8. 
Tage stellt sich beim Kochen nur ein mehr oder weniger hoher 


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86 


Thompson, Abtasien des Blaseninnerp. 


No. 6. 


Grad von Opalescenz ein. Die Reaction der Flüssigkeit ist jetzt 
neutral und bleibt es auch beim Kochen. Wird nun die gekochte 
Lösung im Vacuum zur Trockne gebracht, so erhält man einen in 
Wasser völlig unlöslichen Rückstand. — Ebenso lässt sich aus 
Blutserum und Eiereiweifs, das mit 0,25 pCt. Salzsäure versetzt war, 
durch tagelang fortgesetzte Dialyse die Salzsäure vollständig ent¬ 
fernen; die Lösungen werden alsdann beim Kochen opalisirend, 
gerinnen jedoch durchaus nicht. Der Aschengehalt solcher reinen 
Lösungen ist ein aufserordentlich geringer. — In nicht dialysirtem 
Rinderblutserum fand R. in Procenten des Eiweifsgehalts 9,61 bis 
9,82 pCt. lösliche Salze, 1,26 — 0,81 pCt. unlösliche Salze. Der 
Salzgehalt erschöpfend dialysirter Lösungen beträgt bezüglich der 


löslichen Salze nur J^gbis^^ des angegebenen und j-^bis^ bezüg¬ 
lich der unlöslichen Salze. Dieselben bestehen fast nur aus Ferri- 
phosphat mit anhängenden Spuren von Erdphosphaten. 

4) Das durch Siedehitze beim Mangel an Salzen modificirte 
Albumin. — Dieser Abschnitt enthält im Wesentlichen eine Be¬ 
stätigung der Anschauungen von Alkx. Schmidt. R. betont noch¬ 
mals, dass nicht davon die Rede sein könne, die Nichtgerinnbarkeit 
salzfreier Eiweifslösungen auf den Gehalt von Alkali oder Säuren 
zurückzuführen. — Neu ist, dass es dem Vf. gelang, indem er 
während des Dialysirens intercurrent die Eiweifslösung im Vacuum 
concentrirte, salzfreie Lösungen herzustellen, die 2—2,5 pCt. Eiweife 
enthielten. Dieselben werden beim Kochen stark opalisirend. Be¬ 
züglich der Opalescenz bemerkt R. noch, dass weder Filtriren noch 
Centrifugiren klärend wirkt, ebensowenig mikroskopisch auch bei 
starker Vergröfserung etwas von suspendirten Partikelchen wahr¬ 
nehmbar ist. Die Untersuchung mit dem Nitoi/schen Prisma zeigt 
trotzdem, dass das von der Flüssigkeit reflectirte Licht polarisirt 
ist, dieselbe somit feinste, nicht unmittelbar wahrnehmbare Partikelchen 
enthält. K. betrachtet diese Opalescenz als das erste Zeichen der 
Gerinnung, abhängig davon, dass es nicht gelingt, die letzten Spuren 
von Salzen aus der Eiweifslösung zu entfernen. Sehr concentrirte 
Lösungen des salzfreien Albumins, welche zuerst durch Eindampfen, 
dann noch im Vacuum concentrirt waren und das Aussehen von. 
Milch hatten, gerannen bei Zusatz von einer kleinen Menge Koch¬ 
salz in 24 Stunden zu einer undurchsichtigen festen Masse. 

E. Salkowski. 


H. Thompson, 1) Clinical Lecture on exploration of the bladder 
by perineal section of the urethra, as a means of diagnosing ob- 
scure vesical diseases and of removing the causa, when it consists 
of tumour, encysted calculus etc. Lancet 1883. Febr. 3. — 2) Four- 
teen cases of digital exploration of the bladder, in six of which 
vesical tumour was removed. Das. Febr. 10. — 3) Removal of 
tumours of the bladder by Operation. (Roy. Med. and Chir. Society.) 
Das. June 16. 

Für diejenigen Fälle dunkler Blasenleiden, bei welchen die ge- 


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No. 6. 


Tiiomi son , Abtasien des Blaseninnern. 


87 


wöhnlichen Mittel der Diagnose nicht ausreichen, empfiehlt Vf (1) 
als ein ultimum refugium die Abtastung des Blaseninnern mit dem 
Finger. Zu diesem Behufe muss man beim Manne eine der Bou- 
tonni&re entsprechende Incision in die Pars membr. urethr. machen 
und den Finger durch diese nach vorwärts drängen, bis er in den 
Blasenhals gelangt. Während hier nun der Finger fixirt bleibt, 
öbt man mit der anderen Hand einen Druck dicht Ober der Symphyse 
auf den Bauch des Kranken aus. Mann kann mit Leichtigkeit die 
Spitze des durch die Boutonni&re eingeführten Zeigefingers von den 
Bauchdecken aus durchfühlen und durch geeignete Bewegungen 
der beiden Hände die Innenfläche der Blase nebst Fundus und 
Trigon um abtasten, die Dicke der Wandungen prüfen etc. Wenn 
nötig, kann man die Untersuchung durch Einführung des anderen 
Zeigefingers in das Rectum ergänzen. Diese Methode der Unter¬ 
suchung ist in der Narkose bei leerer, erschlaffter Blase ebenso 
einfach, wie ungefährlich; die durch sie bedingte Verletzung inter- 
essirt nur die Harnröhre und lässt Prostata, wie Blase unbeteiligt, 
hierdurch sich, wie Vf. ausdrücklich hervorhebt, von den verschie¬ 
denen Verfahren beim Steinschnitt, speciell der Sect. lateral, unter¬ 
scheidend. 

Hat man nun auf diese Weise sich z. B. von dem Vorhandensein 
einer Blasengeschwulst versichert und durch Gegendruck vom Bauche 
her die gestielte Natur derselben festgestellt, so ist es leicht, die¬ 
selbe mit Hülfe einer in ihren Branchen knieförmig gekrümmten 
Zange oder eines anderen ähnlichen geraden Instrumentes abzureiisen 
bezw. abzuquetschen. Finger und Zange müssen dabei wechselseitig 
einander unterstützen, die Einführung eines Ecraseur würde indessen 
zu viel Raum beanspruchen. Nach Entfernung der Hauptteile der 
Geschwulst muss die Blase mit kaltem Wasser ausgewaschen werden, 
dann wird ein starker Gummikatheter so eingelegt, dass er ca. \’ 2 " 
weit in die Blase taucht und am anderen Ende in ein Gefäfs mündet, 
in welches der Urin wie durch einen Heber entleert wird. Anfangs 
d. h. in den ersten 24—48 Stunden ist die Blutung reichlich, auch 
treten zuweilen heftige Schmerzen auf, welche Morphium-Injectionen 
indiciren. Ganz ungefährlich ist dabei dieser Modus procedendi 
nicht. In einer Serie von 14 Fällen, unter denen aber 1, eine Frau 
betreffend (bei der nach brüsker Dilatation der Harnröhre, die 
Blase von einem Polypen befreit wurde), abgerechnet werden muss, 
starb z. B. 1 schon am nächsten Tage nach der Operation an Er¬ 
schöpfung, reichlicher Blutung folgend (2). Die Gesammtzahl der 
bislang vom Vf. operirten Blasengeschwülste beträgt 12: 10 Männer 
und 2 Frauen. — Aus der von Vf. gegebenen tabellarischen Zu¬ 
sammenstellung derselben (3) erhellen 5 Todesfälle (4 Männer und 
1 Frau), darunter jedoch nur 3 im unmittelbaren Gefolge der 
Operation. In einem weiteren Falle musste man sich mit der Er¬ 
öffnung und der Drainage der Blase begnügen, von den 6 übrigen 
dagegen ist 3 Mal völlige Heilung und ebenso oft Wahrscheinlich¬ 
keit von Recidiven zu constatiren gewesen. Die an diese Statistik 


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88 Dkuio, Subchordale Schwellung und bellender Husten bei der No. 6. 


Vf.’s sich schliefsende Debatte der Med.-Chir. Society zeigte, dass 
das Verfahren, von einer Boutonni&re aus, die männliche Blase zu 
exploriren und local zu behandeln, in den verschiedenen Spitälern 
Londons bereits Nachahmung gefunden hat. P. Güterbock. 


C. Dehio, Ueber die klinische Bedeutung der acut-entzündlichen, 
subchordalen Schwellung und die Entstehung des bellenden 
Hustens in der Laryngitis der Kinder. Jahrb. f. Kinderheilk. XX. 3. 

Bei der Laryngitis der Kinder sind es namentlich die Erschei¬ 
nungen der LaryngostenoBe, welche der Erkrankung das charakte¬ 
ristische Gepräge geben. Während dieselben früher auf Grund 
theoretischen Raisonnements in der verschiedensten Weise erklärt 
wurden, hat Rauchfüss durch die laryngoskopische Untersuchung 
den Nachweis geliefert, dass dieselbe in der Regel durch eine 
Schwellung der unterhalb der Glottis gelegenen Partieen des Kehl¬ 
kopfes bedingt wird. Vf. ist nun durch zahlreiche Untersuchungen 
in der Lage, diese Beobachtungen von Rauchfuss zu bestätigen, da 
er alle Fälle von acuter Laryngitis, soweit es möglich war, laryn- 
goskopisch untersuchte. Während bei den leichten subchordalen 
Schwellungen nur der Husten den charakteristischen bellenden 
Klang hatte, gesellten sich bei den hochgradigen Schwellungen die 
Symptome der acuten Laryngostenose hinzu. Da nun diese Schwel¬ 
lungen plötzlich eintreten und ebenso rasch wieder verschwinden 
können, so ist Vf. der Ansicht, dass der kindliche Pseudocroup in 
den meisten Fällen als eine intensive rasch wieder nachlassende 
acute subchordale Laryngitis aufzufassen sei. Ist gleichzeitig Heiser¬ 
keit vorhanden, so hat diese ihren Grund in einer gleichzeitigen 
Affection der Stimm- und Taschenbänder. Ebenso entsteht auch 
bei der fibrinösen Laryngitis, sei es nun, dass dieselbe in Folge 
von Diphtherie, oder einer anderen Infectionskrankheit, oder als 
genuiner Croup auftritt, der bellende Husten durch die Schwellung 
der inneren unteren Fläche und des freien Randes der Stimmbänder, 
wie dies laryngoskopisch zu verfolgen ist. Bald treten die Beläge 
auf den subchordalen Wülsten und den Taschenbändern auf, der 
Stridor nimmt zu, der bellende Husten wird häufiger. Nachdem 
die Beläge das ganze Larynxinnere eingenommen, erlischt die Stimme 
und der früher bellende Husten wird erstickt und pfeifend, wie 
wenn die Luft durch einen schmalen rigiden Spalt durchgepresst 
würde. Nimmt die Erkrankung einen günstigen Verlauf, so reinigt 
sich der Kehlkopf und mit Nachlass der Schwellung kehrt die 
Stimme wieder, während sich der bellende Husten wieder einstellt, 
da die subchordalen Wülste am spätesten verschwinden. (Ref., der 
schon seit Jahren diese Verhältnisse verfolgt hat, kann dem Vf. 
nur vollkommen beistimmen. In den meisten Fällen von Pseudocroup 
ist bei der laryngoskopischen Untersuchung die oben erwähnte sub¬ 
chordale Schwellung zu constatiren; jedoch giebt es auch einige, 
wiewohl seltenere Fälle, in denen die Taschenbänder diese Rolle 


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No. 6. 


Laryngitis der Kinder. — v. Jaksc-h, Peptonurie. 


89 


übernehmen und die Reg. subglott. frei zu sein scheint. In diesen 
hat alsdann der Husten nicht einen hellenden, sondern einen 
brummenden Beiklang. — Auch bei Diphtherie kann man, sowie 
sich Stridor und hellender Husten eingestellt haben, vermittelst des 
Spiegels die Schwellung der Reg. subglott. constatiren, die höchst- 
wahrscheinlich durch Fortkriechen der Entzündung über die Aryfalte 
bedingt ist. Verschwindet der bellende Husten und stellt sich 
Aphonie ein, während der Stridor zunimmt, so ist es zur Exsudation 
gekommen, welche, wie sich laryngoskopisch feststellen lässt, die 
Rima glott. in eine enge starre Spalte verwandelt hat.) 

W. Lublinski. 

R. T. Jaksch, Ueber die klinische Bedeutung der Peptonurie. 

Ztschr. f. klin. Med. VI. S. 413. 

Unter 354 auf das Auftreten von Pepton untersuchten Krank¬ 
heitsfällen fand Vf. dasselbe bei 76 Kranken kürzere oder längere 
Zeit im Urin und unter diesen 76 war in 72 Fällen die Pepto¬ 
nurie mit einem entzündlichen Process oder einer Eiteransamm¬ 
lung im Körper combinirt. Jedoch ist dieses Zusammentreffen nicht 
constant, wenigstens nicht in allen Stadien einer entzündlichen 
Krankheit, vielmehr tritt die Peptonurie überhaupt oder in auffälliger 
Intensität erst bei rascher Resorption der zersetzten Exsudate in die 
Erscheinung, wie sich beim acuten Gelenkrheumatismus (Cbl. 1881, 

S. 793), der Pneumonie, den pleuritischen Ergüssen nachweisen 

lässt. Im Anschluss an Hofmkistkr nimmt Vf. an, dass das Pepton 
im Eiter nicht einfach gelöst, sondern an die Eiterzellen gebunden 
ist; zum Auftreten von Peptonurie bei entzündlichen Exsudaten ist 
also erforderlich, dass peptonbeladene Zellen in dem betreffenden 
Herde zerfallen, dass Resorption von dort in das Blut stattfindet 
(was durch ungeeignete Consistenz des betreffenden Exsudates, durch 
Compression der Capillaren in der Wand des Herdes oder Gefäfs- 
armut der letzteren verhindert werden kann), endlich dass nicht zu 
kleine Mengen Pepton zur Resorption gelangen. — Was nicht¬ 
entzündliche Processe anlangt, so fand Vf. unter 3 Fällen von 
Phosphorvergiftung in 1, unter 7 Fällen von Scorbut in 3 eine 
Peptonurie; da sich in letzteren Fällen eine beträchtliche Vermeh¬ 
rung der weifsen Blutkörperchen, sowie Zerfallsproducte derselben 
im Blute nachweisen liefsen, so spricht er die Vermutung aus, das 
Pepton könne im Blute durch den Zerfall jener Zellen frei geworden 
und durch die Nieren ausgeschieden sein. — Schliefslich zeigt Vf. 
an einigen Beispielen, dass das Auftreten resp. der Verlauf der 
Peptonurie auch insofern diagnostisch von Wert sein kann, als sie 
einen Fingerzeig giebt für den Eintritt resp. den Stillstand der 
Resorption entzündlicher Exsudate. Perl. 


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90 Babks, Mikrobien in Gelbfieberleichen. - Staotiiagkk, Herdförmige Nu.6. 

M. Babes, Sur les microbes trouv^s dans le foie et dans le rein 
d’individus morts de la fi&vre jaune. Compt. rend. 1883, 17.Sept. 

Tm Laboratorium Cokmi/s untersuchte B. Teile von Gelbfieber- 
leiclien, die durch Lackkda entnommen und conservirt worden waren. 
In der Leber fanden sich hypertrophirteZellen, mit Fettkörnchen gefüllt, 
die sich um den Kern ansammelten, welche Zellen aufserdem noch 
ein gelbes Pigment enthielten. In den intralobulären Capillaren 
fallen hier und da kleine hyaline, das Methylviolett annehmende 
Körnchen auf. Das stark verdickte interlobuläre Gewebe zeigte 
wuchernde fixe Zellen und daneben Wanderzellen, die hauptsächlich 
um die mit wucherndem Epithel erfüllten Gallenkanälchen angehäuft 
erscheinen. — Die Mikroorganismen, auf welche B. Gewicht legt, 
fanden sich in ampullären Ausbuchtungen der interlobulären Ca- 
pillnren vor, bei schwächeren Vergröfserungen gebogene Fädchen 
darstellend, bei stärkeren sich als Reihen von 2—6 Diplokokken 
repräsentirend, oder noch richtiger als kürzeste Stäbchen mit end¬ 
ständigen Sporen. Die Fähigkeit sich zu färben, zeigten diese Ge¬ 
bilde exquisit; zuweilen sah man neben ihnen noch einige ebenfalls 
sehr stark gefärbte Rundgebilde. Die normalen Blutbestandteile 
erscheinen aus so gefüllten Lebercapillaren vollkommen verdrängt. 
Zahlreicher noch als hier erschienen — wofür Abbildungen bei¬ 
gegeben sind — die Bakterien in den Nieren. Ihre Anhäufung 
deutet sich auch hier durch ampulläre Dilatation der Capillargefäfse 
an und vorzugsweise in den mehr peripher gelegenen der Cortical- 
substanz. Gleichzeitig sind die Glomeruli, die Canaliculi uriniferi, 
die Wände der Gefäl'se mit einer enormen Menge runder Zellen 
angefüllt. In der Tiefe des Gewebes um einen oder mehrere Glo¬ 
meruli angeordnet, finden sich die mit Bakterien gefüllten Gefäfschen 
mehr herd- oder inselweise. Das ganze interstitielle Nierengewebe 
erscheint cedematös. Die Veränderungen im Parenchym der Cortical- 
substanz erstreckten sich besonders auf eine granulöse Schwellung 
des Epithels der Tubuli contorti, deren Lumen verengt und mit 
granulösen Massen erfüllt schien. In den FKRRKiN’schen Pyramiden 
fanden sich ebenfalls wuchernde Epithelzellen, deren Kerne zuweilen 
Bakterien vortäuschten. Doch konnte sicher festgestellt werden, 
dass andere Mikroorganismenformen als die oben beschriebenen 
Diplokokkenketten weder in den Nieren, noch in der Leber ent¬ 
halten waren. Wernich. 


Stadtliagen, Herdförmige Sklerose nach Diphtherie. Arch. f. Kinder- 
heilk. 1883, V. 1 u. 2. 

Im vierten Lebensjahre hatte ein zur Zeit der Beobachtung 
11 jähriger Knabe eine Angina dipht. mit consecutiver Gaumen¬ 
segellähmung überstanden. Die Sprache blieb dauernd näselnd, der 
Gang wurde und blieb unbeholfen. Das rechte Bein wurde nach¬ 
geschleift. Seit 2 Jahren war auch der rechte Arm schwächer ge¬ 
worden, seit einem halben Jahre litt die Sprache. Zur Zeit be¬ 
stehen folgende Erscheinungen: Die Symptome einer Bulbärpara- 


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No. 6 . Sk 1« rose etc. — Enoki,, Tiiomsen’s Krankheit mit Miiskelatiopliie. 91 

lyse (Lähmung der Nasolabialäste beider N. fac., erschwertes 
Schlingen, näselnde, schleppende, monotone Sprache, Zungenlähmung, 
abnorme Speichelsecretion etc.), rechtsseitige Hemiparese, leichte 
Contracturen, abnorme, atn meisten den choreatischen ähnliche Be¬ 
wegungen beim Erheben des Armes, Fehlen von Sensibilitäts- und 
trophischen Störungen, normale elektrische Verhältnisse an den 
Muskeln der Lippen, der Zunge, der Extremitäten Seit einiger 
Zeit fangen anch die Bewegungen der linksseitigen Extremitäten an 
unbeholfen und besonders die des linken Armes durch eigentüm¬ 
liches Zucken gestört zu werden. — Vf. betont (s. seine Folgerungen 
im Orig.) die Seltenheit dieses nach ihm als Heidsklerose aufzu¬ 
fassenden Falles im Kindesalter (vgl. übrigens Cbl. 1883, S. 831), 
ferner das ausnahmsweise Vorkommen einer ßulbärparalyse im 
Kindesalter und das bisher noch nicht beschriebene Entstehen einer 
Herdsklerose als Nachkrankheit bei Diphtherie, während Aehnliches 
bekanntlich nach Typhus nnd Pocken mehrfach schon berichtet ist. 

Bernhardt. 

H. Engel , A case of Thomsbn’s disease a form of paresis of motion 
accompanied by muscular hypertrophy. Philad. Med. Times 1883, 
No. 412. 

Nach einer Betäubung durch Blitzschlag kam es bei einem 
24jährigen wohlgebauten Manne mit gut entwickelter Musculatur 
zuerst 1 Mal wöchentlich, später öfter vor, dass er beim schnellen 
Gehen öfter hinstürzte. Die objective Untersuchung ergab eine 
Beeinträchtigung des Muskelsinns, Vorhandensein des Knie- und 
Fufsphaenomens, sowie der von Westphal zuerst beschriebenen „pa¬ 
radoxen Contraction“ (Cbl. 1877, S. 920). Die faradische Erreg¬ 
barkeit der Muskeln erschien erhöht; bei Kathodenschluss, besonders 
bei Wendung auf Ka erfolgten blitzartige, starke doppelte Con- 
tractionen, die 6ich dann nach wenigen schwachen Zuckungen erst 
verloren. Aufstehen nach längerem Sitzen war schwierig; beim 
Versuch zu gehen schienen alle Beuger in Contracturzustand zu 
geraten, die Zehen bogen sich wie Krallen nach dem Boden zu um. 
Beim Versuch zu rennen wurden die Beine bleischwer und steif; er 
musste still stehen und fiel dann um. Je schneller passive Bewe¬ 
gungen mit ihm vorgenommen wurden, desto eher trat Muskel¬ 
steifigkeit ein. War der Kranke einmal in Bewegung, so war 
weiter Abnormes nicht mehr zu bemerken. Der zur Zeit der 
Beobachtung 24jährige Mann war bis zu seinem 17 Jahre gesund; 
nach jener heftigen Erschütterung durch den Blitzstrahl war das 
Loiden sofort eingetreten, denn damals schon fühlte er beim Ver¬ 
such sich zu erheben die Bleischwere der Glieder und die abnorme 
Steifheit derselben. Die von E. und Anderen eingeschlagenen 
therapeutischen Maafsnahmen waren erfolglos. Bernhardt. 


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92 van Ha ri.Ino kn , Naphtol. — Runub, Todesursache Neugeborener. No. 6. 

A. van Harlingen , Experiences in the use of naphtol for the 
treatment of skin diseases. Amer. J. of the med. sc. 1883, Octobre. 

Vf. hat das von Kaposi empfohlene Naphtol bei verschiedenen 
Affectionen versucht, und resumirt seine Erfahrungen in folgenden 
Sätzen: 1) Gegen Scabies erscheint Naphtol als das wirksamste und 
angenehmste Mittel. Sowohl in der Schnelligkeit seiner Wirkung, 
als auch in seinem wohltätigen Effect auf die Haut ist es allen ge¬ 
bräuchlichen Mitteln überlegen. 2) Bei Ekzema sah H. keinen be¬ 
sonderen Erfolg; in den meisten Fällen von Ekzema vesiculosum und 
acutum wirkt es wie ein Irritans. Nur in einer kleinen Anzahl Fälle 
von Ekzema squamosum des Kopfes war es von Nutzen. 3) Ueber 
die Wirkung des Naphtols bei Prurigo und Ichthyosis hat Vf. keine 
Erfahrung. 4) In Bezug auf die Behandlung der Psoriasis hält Vf. 
das Mittel für gleichwertig mit Chrysarobin und Pyrogallussäure, 
ohne dass es jedoch die schädlichen Nebenwirkungen dieser letzteren 
Droguen besitzt. 5) Für die Seborrhoea capitis bildet Naphtol eine 
entschiedene Bereicherung unserer Heilmittel. 6) Ueber die Wir¬ 
kung bei Akne, Akne rosacea, Sycosis und Lupus erythematosus 
hat Vf. keine Erfahrungen. 7) Gegen Hyperhidrosis erwies es sich 
als ganz wertlos. 8) Bei Herpes tonsurans sind die gegenwärtig 
gebräuchlichen Mittel dem Naphtol überlegen. 9) Gegen Pityriasis 
versicolor fand Vf. das Mittel ganz wertlos. 10) In Bezug auf 
Favus hat Vf. keine Erfahrung, bezweifelt jedoch seine Ueberlegenheit 
gegenüber den bis jetzt gebräuchlichen Mitteln. 11) In einem Falle 
von Pediculosis capitis sah Vf. vom Naphtol eine günstige Wirkung. 

Lewinski. 


M. Runge, Anatomische Befunde bei Neugeborenen. Charite-Ann. 

VIII. (1883), S. 683. 

Unter 34 macerirten Früchten wurde 21 Mal Syphilis nach¬ 
gewiesen. In allen Fällen fand Bich neben Milz- und Leber¬ 
schwellung eine Osteochronditis syphilitica, nur in einem Falle fehlte 
sie, doch fanden sich statt deren zahlreiche Gummata der Leber. 
Nach dem Grade der Maceration kann man nicht in allen Fällen 
auf den Termin des Fruchttodes schliefsen. Bei 10 perforirten 
Früchten fanden sich 8 Mal die Zeichen vorzeitiger Atmung, in 
5 Fällen war sogar Luft bis in die Lunge gedrungen. Bei 21 
intra partum abgestorbenen Kindern fand sich 6 Mal Beckenendlage, 
je 1 Mal Gesichtslage, Nabelschnurumschlingung um den Hals, 
Eklampsie, Nabelschnurvorfall, Stürzgeburt; 3 Mal erfolgte der Tod 
bei der Wendung, 2 Mal bei Placenta praevia. Als Unterscheidung, 
ob die Lungen künstlich aufgebläht sind oder die Kinder geatmet 
haben, hat R. gefunden, dass bei letzteren die Luftverteilung in 
den Lungen eine gleichmäßige, bei ersteren aber eine höchst un- 
gleichmäfsige ist. — Bei den in den ersten Lebenstagen gestorbenen 
Kindern fand sich 14 Mal Atelektase resp. Frühreife, 6 Mal Syphilis, 
21 Mal Nabelerkrankungen. Bei letzteren fand sich stets Arteritis 
umbilicalis, in 2 Fällen hält es R. für mehr als zweifelhaft, ob diese 


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No. 6. Schauta, Kyphosis lambosacralis. - Kammtzkr, Granatwurzelrinde. 93 

die Todesursache gewesen sei. Er ist der Ansicht, dass die Arteritis 
nicht immer tötlich ist und stimmt Birch-Hirscheki.d bei, dass die 
Nabelvene fQr die hauptsächlichste Bahn der Infection gehalten 
werden müsse. Von besonderen Befunden ist noch ein Situs per- 
versus und ein Pneumothorax zu erwähnen. A. Martin. 


F. Schauta, Kyphosis lumbosacralis. (Ans der Innsbrucker Gebärklinik.) 

Wiener med. Wochenschr. 1883, No. 36 u. 37. 

Es handelt sich hier um einen Fall von Entbindung bei sehr 
hochgradiger Lordose im unteren Drittel der Wirbelsäule mit daraus 
resultirendem trichterförmig verengtem Becken, welches von der 
lordischen Wirbelsäule überdacht wird. Seine Maafse sind: Spin, 
ant. sup. 26,5 Ctm., Crist. 33,5 Ctm., Troch. 33,5 Ctm., Conjug. 
ext. 21,6 Ctm., gerader Durchmesser des Ausganges 7,1 Ctm., querer 
8 Ctm., Hohe der Symphyse 6,6 Ctm. Die Anomalien des Beckens 
sprechen sowohl für ein kyphotisches, als auch spondylitisches Becken, 
doch entschied sich S. nach den differential-diagnostischen Momenten 
von Brkysky und Neügkbaukr (Arch. f. Gyn. IX. S. 8 und XIX. 
S. 458) für die Kyphosis lumbosacralis. Bemerkenswert für den 
Geburtsvorgang war, dass bei Abtastung der Vorderfläche derLenden- 
wirbelsäule dieselbe bei stärkerem Druck des Fingers deutlich zu¬ 
rückwich. Die Frucht lag in zweiter Schädelposition. — Nach 
28stündiger Geburtsdauer wurde mittels Forceps ein lebendes Kind 
extrahirt. Das Hinterhauptbein und die Stirnbeine waren tief unter 
die Scheitellinie, letztere ebenso in der Sagittalnat mit ihren Bändern 
unter einander geschoben. Der Schädel war sehr weich und dünn¬ 
wandig. Gewicht der Frucht 2700 Grm. Das Kind starb 3 Tage 
p. part. an Atelektase, die Mutter bekam eine Pelveoperitonitis 
mit grofsem intraperitonealen Exsudate und wurde erst nach etwa 
6 Wochen entlassen. — Es ergiebt sich hieraus als außerordentlich 
wichtig für die Prognose, die Verschiebbarkeit des Beckens an den 
Stellen der stärksten Verengerung. A. Martin. 


J. Kamnitzer, Ueber die Wirkungsweise der Granatwurzelrinde. 

Diss. Berlin, 1883. 

K. hat unter Leitung von L. Lkwin die Frage: „Woher die 
Nebenwirkungen der Granatwurzelrinde stammen “ experimentell zu 
entscheiden versucht. Vf. ging bei seinen Versuchen von der 
BKTTKLHKiM’schen Vorschrift für die Darreichung der Granatwurzel¬ 
rinde aus R. Cort. Rad. Granati 300,0—400,0 macera per hör. XXIV. 
Deinde coque cun Aq. dest 500,0—600,0 ad residuum 200,0—300,0. 
Dieser Vorschrift entsprechend wurden Kaninchen Decocte und Ma- 
cerationsdecocte von 50,0—100,0 Rinde mit 200,0 Aqua eingeengt auf 
50,0—100,0, mittels einer Schlundsonde in den Magen gebracht. Die 
Tiere gingen unter Krämpfen zu Grunde und die Section ergab, 
wie dies wohl auch nicht anders zu erwarten ist, eine mehr oder 
weniger schwere Anätzung der Magen- und Darmschleimhaut. Bei 


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VlEBORDT. — HoPPE-SkYLER. — KOCHER. 


No. 6. 


3 Versuchen mit Pelletierinsulfat von E. Merck beobachtete K. nur 
Unruhe, Zittern, beschleunigte Respiration. Auf der Magenschleim¬ 
haut des getöteten Tieres waren keine Aetzstellen zu bemerken. 

Auf Grund dieser Versuche kommt IC. zu dem Schluss, dass 
nicht nur die Nebenwirkungen, sondern auch die wurmtötenden 
Eigenschaften von Granatwurzelrinden-Decocten, der in denselben 
enthaltenen Gerbsäure zuzuschreiben seien, während das von Tanket 
in der Wurzelrinde entdeckte Pelletierin für die Wirkung eines 
Wurzelrindendecoctes nicht in Betracht komme. — Für die Praxis 
widerrät Vf. die Benutzung der BETTKi.HKiM’schen Vorschrift und 
empfiehlt Macerationsaufgüsse von nicht mehr als 40,0—50,0 Rinde 
in Anwendung zu ziehen. (Die BETTKi.HEiw’sche Vorschrift hat all¬ 
gemeine Anwendung nicht gefunden; in der Praxis werden viel ge¬ 
ringere Dosen und weniger concentrirte Abkochungen gegeben. Die 
nach Granatwurzelrinde zu merkenden Nebenwirkungen sind, mit 
Ausnahme der Magenschmerzen, Kolikschmerzen und reichlichen 
Stuhlentleerungen, die gleichen, wie die nach Gebrauch der Pelletierine 
beim Menschen beobachteten. Ref.) Langgaard. 


K. Vierordt, Messung der Schallschwächung im Telephon. Ann. 
der Physik u. Chemie XIX. 5, S. 207. 

„Der Schall wird durch die Längseinheit des Leiters (von unverändertem Quer¬ 
schnitt) jeweils um denselben absoluten Betrag gemindert. 44 Als Endresultat seiner 
Versuche ergab sich, dass bei 2 SiEUENs’schen Telephonen sammt ihrem 34 M. langem 
Leitungsdraht der Schall nur um 5167 Schalleinheiten der Zinnphonometertafel (die 
von einer Bleikugel erschüttert wird) abgeschwächt wird. Es ist daher begreiflich, 
dass selbst bis auf Entfernungen von 900 englischen Meilen noch vernehmlich hörbar 
telephonisch gesprochen werden konnte. j. Sander. 


G. Hoppe-Seyler, Zur Kenntniss der Indigo bildenden Substanzen 
im Harn. II. Mitt. Ztschr. f. physiol. Chem. VIII. S. 79. 

Aus 25 Liter normalen Hundeharos konnte Vf. nach seinem modificirten Ver- 
fahren 1 Grm. krystallisirtes indoxylschwefelsaures Kalium und etwa */* Grm. reines 
phenolschwefelsaures Kalium darstellen, entsprechend einem Gehalt des Harns an 
letzterem Salz von 0,002 pCt. Ungeachtet dessen gab das salzsaure Harndestillat mit 
Bromwasser keine Phenolreaction. Auch die Indoxylschwefelsäure ist in größerer 
Menge im Hundeharn enthalten, als nach der mit dem Harn direct angesteftten 
JxFFÄ’schen Reaction zu schliefsen ist. — Ein kleiner Hund ging nach subcutajer 
Injection von 2,7 Grm. indoxylschwefelsaurem Kalium am dritten Tage zu Grunde; dff 
in den zwei letzten Tagen entleerte Harn enthielt an präformirter Schwefelsäure etwl 
soviel, als der vor der Injection gelassene, dagegen waren die Aetherschwefelsäurer 
auf das 7 fache vermehrt und eine sehr bedeutende Indoxylausscheidung zu constatiren/ 
Danach ergiebt sich mit hoher Wahrscheinlichkeit der Schluss, dass, wenn überhaupt, 
nur geringe Mengen von dem eingeführten Salz zersetzt sein konnten, dieses vielmehr 
fast vollständig unangegriffen den Körper verlässt. — Weder Orthonitrozimmtsäure, 
noch Orthoamidozimmtsäure, noch Orthonitrobenzaldehyd führen, innerlich eingegeben, 
zu einer Vermehrung der Indoxylausscheidung. j. Munk. 


Th. Kocher, Ueber die Behandlung der Compressionsstenosen der i 
Trachea nach Kropfexcision. Cbl. f. Chir. 1883, No. 41. J 

Zur Behebung der säbelscheidenförmigen Compression der Trachea wandte Vf M 
während der Operation in einem eine 29 jährige Kropf kranke betreffenden Falle deA 
Zug mit einem kleinen scharfen Häkchen an, welches in die eine Trachea!wand ei^r 


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Qrigiral frcnj 

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Gouguskbkim. — Hknoch. — Werner. 


95 


No. 6 


gelegt wurde. Um nach beendeter Exstirpation Pat. nicht den Consequenzen der qa. 
Com pression aaszusetzen, wurde an zwei Stellen ein starker Catgatfaden mittels 
krummer Nadel durch beide Seitenwände der Trachea geführt und über dem kantigen 
▼orderen Rande der letzteren geknotet. Der Erfolg war ein vorzüglicher. Patientin* 
welche vor der Operation viel Atemnot dargeboten* hatte während der ganzen Nach¬ 
behandlungsperiode völlig ungestörte Respiration. — Im Uebrigen demonstrirt das Re¬ 
sultat der von Vf. eingeschlagenen Methode die Richtigkeit seiner Säbelscheidentheorie 
gegenüber der Annahme einer Erweichung der Luftröhrenwände (Edm. Rosa). Bei 
einem „Luftschlauch“ wäre durch eine Naht in der vorher beschriebenen Weise das 
Lumen der Trachea nur verengt worden, während sich hier die Erweiterung resp. das 
Auseinanderklappen der beiden Seitenwände direct dartun liefs. p. Güterbock. 


Gongnenheim, 1) Aphonie nerveuse chez une tuberculeuse. — 
2) Aphonie nerveuse chez un tuberculeuse. Annales des malad, de 
l’oreille etc. 1883, Novbr. 

In Fall 1 handelte es sich um ein Bild, wie es bei der hysterischen Paralyse 
der Stimmbänder vorzukommen pflegt* d. h. um eine Paralyse der Adductoren. Der 
Kehlkopf war vollkommen normal. Innerhalb 2 Monate war keine Veränderung zu 
constatiren. 

In Fall 2 war der Kehlkopf ebenfalls normal* aber der Kranke fast immer apho- 
nisch. Merkwürdig war nur* dass, wenn der Kranke laryngoskopirt wurde* die Stimm¬ 
bänder sich gut bewegten und ein Ton producirt wurde. Sowie aber die Untersuchung 
beendet war* trat wieder vollkommene Aphonie ein. 3 Wochen später kehrte die Stimme 
plötzlich zurück* um nach 6 Tagen wieder zu verschwinden. w. Lublimki. 


E. Henoch, Casuistik. Cliarite-Ann. VIII. (1883) S. 557. 

1) Fall von allgemeiner Lymphosarkombildung. 11 jähriger Knabe. 
Die äufseren Drüsen sind intact* die Milz nicht verändert, das Knochenmark normal* 
dagegen Anden sich Lymphosarkome im gelammten Peritoneum* im Zwerchfell, im 
▼orderen und hinteren Mediastinum, im Magen, in der Leber* den Nieren und den 
Retroperitonealdrüsen. In der Bauchhöhle reichliche milcbartige Flüssigkeit, die aber 
kein Chylus war, deren weifse Farbe von der Beimischung einer enormen Menge 
lymphatischer Rundzellen herrührte. Als Ursache vielfacher Haemorrhagien aus dem 
Darm ergab sich Durchbruch der Geschwulstmassen durch die Darmschleimhaut 

2) Angeborene Obliteration des Dünndarms. Neugeborenes Kind mit 
Missbildungen an Händen und Füfeen; 7 Ctm. lange Obliteration des Dünndarms, 
80 Ctm. unterhalb des Pylorus* der darauf folgende Darmabschnitt permeabel. 

3) Angeborene doppelseitige Hydronephrose. 6 Wochen altes Kind, 

bei dem bis vor 3 Wochen die Urinsecretion völlig normal gewesen, dann sich allmäh¬ 
lich vermindert und erst vor 5 Tagen völlig cessirt haben soll. Die Mündungen beider 
Ureteren in den erweiterten Nierenbecken waren durch eine feste strahlige Narbe ver¬ 
schlossen. Neben der linksseitigen Hy dronephrose war noch ein grofser mit haemorrha- 
gischem Exsudat und mit Blutgerinnseln erfüllter Sack. L. Roseothal. 


W. Werner, Ein Fall von acuter Nephritis, bei welchem der in 
dem Harn enthaltene Eiweifskörper nur aus Globulin bestand. 
Deutsche med. Wochenschr. 1883, No. 46. 

Während von verschiedenen Autoren das gelegentliche pathologische Vorkommen 
von Globulin neben Serumalbumin im Urin constatirt wurde, fand Vf. bei einem 
5* ,jährigen Knaben, der an einer acuten* schnell tätlich verlaufenden Nephritis er¬ 
krankt war, das Globnlln (durch Fällung mittels Magnesiumsulphat nachgewiesen) als 
einzigen Eiweifskörper im Harn. Obgleich die Obduction nicht gemacht wurde* so 
glaubr W. diesen Fall, in welchem es nach 6 — 8 Tagen allmählich zur völligen 
Functionseiostellung des Nierenepithels (mit Anurie) kam, für die Ansicht von Senator 
verwerten zn können, dass in gewissen Fällen von Albuminurie, namentlich bei acnter 
Nephritis, das Eiweifs und insbesondere das Globulin des Harns nicht ans dem Blute, 
sondern aas dem erkrankten Epithel der Harnkanälchen stammt. Perl. 


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Singer. — Cayla. — Greife. — Dohrn. 


No. 6. 


J. Singer, Ein Fall von Nierenabscess. Prager med. Wochenschr. 1883, 
No. 47. 

Ein 25jähriger Mann, welcher als 7jähriges Kind in Folge eines Falles auf die 
linke Weichengegend an einer 12 Tage anhaltenden Haematurie und seitdem an zeit- 
weisen Schmerzen in der linken Nierengegend gelitten hatte, erkrankte mit einem ca. 
3 Wochen andauernden leichten Ileotyphus. In der Reconvalescenz trat plötzlich hef¬ 
tiges Fieber auf, gleichzeitig Schmerz im linken Hypochondrium und Abnahme der 
ausgeschiedenen Harnquantität; nach 3 Tagen Fieberabfall mit Erscheinen ron Eiter 
und Blut in dem jetzt reichlicher secernirten Harn und unter Auftreten eines offenbar 
der linken Niere aogehörigen, fluctuirenden Tumors im linken Hypochondrium. Unter 
Abnahme der Eiterabsonderung und völliger Rückbildung des Tumors erfolgte allmäh¬ 
lich völlige Heilung. — S. meint, dass es sich um einen in der Niere selbst oder in 
dem die letztere umgebenden Bindegewebe entstandenen Abscess mit Durchbruch in 
das Nierenbecken handelte; über einen etwaigen Zusammenhang mit dem vor langen 
Jahren stattgehabten Trauma der Nierengegend sind nur Vermutungen möglich. 

Perl. 


Alb. Cayla, Diab&te et r&raction de l’apon4vrose palraaire. Gaz. 
hebdomad. de möd. 1883, No. 47. 

C. macht nach eigenen Beobachtangen and fremden Angaben auf eine bei Diabetes 
mellitus und insipidus vorkommende Contractur der Palmaraponeurose aufmerksam, 
welche er als eine „trophische* Störung anzusehen geneigt ist. Senator. 


F. Greiff, Ueber diffuse und disseminirte Sklerose des Central¬ 
nervensystems und Qber fleckweise glasige Entartung der Hirn¬ 
rinde. Arch. f. Psych. etc. XIV. 2. 

Von G.*8 2 Fällen verlief der erste unter dem Bilde der progressiven Paralyse; 
weiterhin zeigten sich: Intentionszittern, gesteigerte Reflexerregbarkeit und erhöhte 
mechanische Erregbarkeit der Muskeln und Nerven, Contracturen und Paresen an den 
Extremitäten. Die Sprache war nicht scandirend. Post mortem, welcher nach zwei 
Jahren eintrat, fand sich diffuse Sklerose des Gehirns, fleckweise glasige Entartung 
der Hirnrinde, diffuse Sklerose des Rückenmarks mit symmetrischer Degeneration der 
Hinterseitenstränge und kleineren sklerotischen Herden in den verschiedenen Strängen. 
— Die glasige Entartung der Hirnrinde betraf besonders die Centralwindungen 
und das Paracentralläppchen und zwar stets den Grenzteil zwischen Rinde und Mark. 
Diese eigentümliche, früher schon von Simon, Arndt und Schülk beschriebene Dege¬ 
neration der Hirnrinde wird auf Grund des vorliegenden Falles genau geschildert (cf. 
das Orig.); sie soll auch die Ursache des Intentionszittern sein. 

Der zweite Fall, mit Lues als Grundlage, zeigte ebenfalls diffuse Sklerose des 
Hirns und Rückenmarks in ähnlicher Verteilung, bot aber klinisch ein differentes Ver¬ 
halten dar, insofern als nur die Symptome der progressiven Paralyse, aber kein In« 
tentionszittern, keine scandirende Sprache beobachtet wurden. Scbüu. 


Dohrn, Zur Behandlung der Nachgeburtszeit. Deutsche med. Wochen¬ 
schr. 1883, No. 39. 

D. will in der Nachgeburtsperiode das CRKDÄ’sche Verfahren vollständig eliminirt 
und nur das exspectative Verfahren angewandt wissen, wie es in Königsberg zuletzt 
von Hildkbrandt geübt wurde. Nur, wenn die Placenta innerhalb 2 Stunden nicht 
spontan geboren wurde, kam der CRBD&’sche Handgriff zur Anwendung, was jedoch 
sehr selten vorgekommen sein soll. Unter 2000 Fällen wurde 1000 Mal der CREDiFsche 
Handgriff', und 1000 Mal die exspectative Methode angewendet; doch lässt sich aus 
der aufgestellten Statistik ein besonderer Einfluss der letzteren auf einen günstigeren 
Verlauf des Wochenbettes nicht ersehen. a. Martin. 

Verlag von August Hirschwald in Berlin. — Druck von L. Schumacher in Berlin. 


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VSchcotUek tnehtintn 
MBofto; am8eWu«»o 
4«a Jahrgangs Ti Ul, Har 
■n* «ad 8achregisUi; 


Centralblatt 

für die 


Prsli des Jahrgangoj 
20 Mark; au beziehen 
durch alle Buchhandlun¬ 
gen und Postanstalten, 


medicinischcn Wissenschaften. 


Redigirt von 

Prof. Dr. H. Kroneoker, und Prof Dr. H. Senator, 

Berlin (NW.), Borotheenatr. 15. Berlin (NW.), Bauhofrtr. 7 (am Hagtlplats). 


1884. t«. Februar. NO. 7. 


lilMblt: F. Zikhl, Pneumoniekokken im Sputum (Orig.-Mitt.). — S. t. Stein, 
Verbesserung am Mikrotom (Orig.-Mitt.). 

Gkkfbkbo, Entwickelung der Haut. — Rauschrnbach, Zellen und Blut¬ 
plasma. — Lkwaschew und Kli ko witsch, Aenderung der Galle durch Mineral- 
▼teer. — Lidbll, Contusion des Gehirns und Rückenmarks. — Hedingbb, Eitrige 
Mktelohreotzöndung und traumatische Verblutung. — C. FeiedLänder, Mikrokokken 
ier Pneumonie. — Zimm erlin, Progressive Muskelatrophie. 

Brooks, Genese der Horngebilde. — Vikrordt, Schwächung des Schalles 
durch menschliche Weichteile. — G. Hoppc-Sbylbr, Acetonarie nach Schwefels&ure- 
Tsrgiftung. — Makcbi, Cerebrales Gliom. — Karo, Verband gebrochener Ober¬ 
schenkel. — Magnus, Vorübergehende Taubheit. — Pusch, Laugen-Aktinomy kose. — 
Zexkir; Roth, Besch&ftigangsneurose bei Kartoffelfeldarbeitern. — Morison, Papeln 
bei Prurigo. — Königstein, Prophylaxe der Blennorrhoe Neugeborener. 

Druckfehler. 


Aus der Klinik des Herrn Prof. Erb in Heidelberg. 

Ueber den Nachweis der Pneumoniekokken im Sputum. 

Von Dr. Frau Zieh), Assistenzarzt. 

In No. 25 dieser Zeitschrift v. J. hatte ich darauf hingewiesen, 
dass man die Pneumoniekokken ohne grofse Schwierigkeit auch im 
pnearoonischen Sputum nach weisen könne. Gleichzeitig wurde das* 
selbe von Matray*) aus der BAMBERGER’schen und jüngst von 
Mendelron **) aus der LEYDKN’schen Klinik berichtet. Demgegen¬ 
über glaubt C. Friedländer***) auf diese Befunde auch nicht den 
geringsten Wert legen zu können, weil man im Munde, im Kehl¬ 
kopf, in der Trachea, den Bronchien, auch in jedem Sputum der¬ 
artige Kokken finden könne; auch ein ganz frisch ausgeworfenes 
Sputum könne sehr gut schon längere Zeit im Bronchialbaura stagnirt 
haben, derartige Kokken vermehrten sich bei Körpertemperatur mit 
größter Rapidität. 

Letzterer Ein wand scheint mir indessen in noch höherem Grade 
die FRiKDLÄNDKa’schen Untersuchungen der Lunge nach dem Tode 


*) Wiener med. Presse 1883, No. 23 u. 24. 

**) Zeiuchr. L klin. Med. 1883, VII. S. 206. 

***) Fortschritte der Medicin 1883, No. 14. 


XX1L Jahrgang. 

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Ziehl, Pneumoniekokken im Sputum. 


No. 7. 


zu treffen. Was soll denn die Kokken hindern, wenn sie in den 
Bronchien vorhanden sind, nicht auch in das Exsudat der Lungen- 
Alveolen einzudringen und dort sich rapid zu vermehren? Ist ihnen 
doch noch weit mehr Zeit gegeben, sich hier zu vermehren, als in 
dem Teil des Exsudates, der als Sputum bereits Stunden oder selbst 
Tage vor dem Tode entleert wurde. 

Weshalb sollen nun die post mortem in den Lungen gefundenen 
immer die echten Pneumoniekokken sein, die in dem bereits vorher 
ausgehusteten Exsudat vorhandenen aber nicht? 

Ich glaube mit derselben Berechtigung, mit der Friedlänkkr 
die bei der Section in Lungenschnitten gefundenen Kokken fQr 
richtige Pneumoniekokken erklärt, auch die dafür erklären zu können, 
welche man von genau gleicher Beschaffenheit, oft in grofser Menge 
und mit nur spärlicher Beimengung anderer Formen im frisch ent¬ 
leerten pneumonischen Sputum findet. Ihre Form, ihr Aussehen 
und ihre Anordnung charakterisiren sie, wie mir scheint, vollkommen 
als solche und bei einiger Uebung sind sie in solchen Fällen mit 
anderen durchaus nicht zu verwechseln. 

Demgegenüber ist es kein Widerspruch, wenn in einem späteren 
Stadium oder bei einer Pneumonie, die zu einer alten Bronchitis 
hinzutritt, ihr Nachweis unter den hier oft vorhandenen sehr mannig¬ 
fachen Bakterienformen nicht mit Sicherheit gelingt. — Bei der 
Untersuchung auf andere Mikroorganismen ist es durchaus nicht 
anders. Der Nachweis der Gonorrhasmikrokokken bei einer frischen 
Blennorrhoe der Vagina ist aufserordentlich leicht, bei einer länger 
bestehenden dagegen bleibt es in einer grofsen Reihe von Fällen 
durchaus zweifelhaft und unsicher, welche unter den mannigfachen 
Formen sicher zu den Mikrokokken der Gonorrhoe gehören und 
welche nicht. 

Inzwischen ist nun die Diagnose der Pneumoniekokken er¬ 
leichtert worden durch die von Günther entdeckte Hülle derselben. 
Fuikdländkb erklärt sie für ein höchst charakteristisches Merkmal 
derselben, das bei anderen Mikrokokken nur in äufserst seltenen 
Fällen gefunden werde, ja bei Schizomyceten fast noch nicht be¬ 
schrieben sei; als positiv glaubt er hinstellen zu können, dass bei 
den anderen im menschlichen Körper vorkommenden Mikroorganismen 
Gallerthüllen von auch nur annähernd derselben Mächtigkeit, wie 
bei den Pneumoniekokken, so gut wie niemals vorkämen. Dem¬ 
gegenüber möchte ich darauf hinweisen, dass derartige Schleim¬ 
hüllen und zwar solche von erheblicher Breite unter Anderen bereits 
1881 von Neisskr für die Leprabacillen beschrieben und abgebildet 
sind (Vihchow’s Arch. LXXXIV. Taf. XII. Fig. 9 u. 14). 

Diese Hüllen sind nun auch an den Mikrokokken im 
pneumonischen Sputum mit vollkommener Sicherheit nach¬ 
weisbar. 

Allerdings wechselt die Anzahl derjenigen, die eine Hülle im 
Präparat zeigen, ganz erheblich. Zum Teil liegt dies gewiss an 
der wechselnden Menge derjenigen, die überhaupt eine Hülle be¬ 
sitzen, zum Teil aber auch, wie mir scheint, an der Schwierigkeit, 


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No. 7. 


Zikhl, Pneumoniekokken im Sputum. 


99 


die Hülle immer vollkommen deutlich sichtbar zu machen. In gut 
gelungenen Präparaten findet man, wenn auch selten, auch leere 
Hollen; öfters solche, in denen der Kokkus sich nur schwach ge¬ 
färbt hat. Die Kokken sind im Uebrigen teils einzeln von einer 
Holle umgeben, teils zu 2, 3, 4 oder mehreren von einer gemein¬ 
samen, genau wie Frikdläkiirr es bereits beschrieben hat. Ob sich 
nun diese Holle stets im Sputum an einer Anzahl von Kokken 
wird nach weisen lassen oder nur zu gewissen Zeiten im Verlaufe 
einer Pneumonie, vermag ich nicht anzugeben, da mein Beobachtungs¬ 
material dazu noch zu spärlich ist. 

Auffallend ist, dass FaiRnLÄNnBR, der doch von der Unter¬ 
suchung der Sputa von mehr als 30 Pneumoniefällen spricht, nichts 
von den Kapseln gesehen hat. Ich habe freilich in allen Fällen 
ganz frisch ausgehustetes Sputum untersucht und dasselbe in einem 
trockenen Gefäfs aufgefangen und nicht in Wasser, wie das nach 
Fwkdj.äm>kr „gewöhnlich“ zu geschehen pflegt. ' Auch wurden 
Ballen, denen Mundflössigkeit, Speichel, Speisereste etc. schon ma¬ 
kroskopisch beigemischt waren, Oberhaupt nicht zur Untersuchung 
benutzt. 

Offenbar gewinnt die Diagnose der Pneumoniekokken dadurch 
erheblich an Sicherheit, dass sie auch hier von der charakteristischen 
Kapsel umgeben sein können; denn nunmehr dOrfte man sie auch 
noch in solchen Fällen erkennen können, bei denen dies frOher (s. o.) 
nicht möglich war. 

Ihr Nachweis im Sputum scheint mir daher nicht nur, wie ich 
dies frOher meinte, ätiologisch interessant zu sein, sondern es kann 
unter Umständen wohl auch fQr die Diagnose von Bedeutung sein 
z. B. in solchen Fällen, wo der physikalische Befund fehlt oder 
noch negativ ist und dos Sputum noch nicht oder nicht mehr die 
charakteristische rostfarbene Beschaffenheit besitzt; denn derartige 
Kokken mit Kapseln findet man im Sputum bei der Pneumonie 
auch dann, wenn es nicht die gewöhnliche, charakteristische Be¬ 
schaffenheit hat. 

Fuikduändkk giebt an, dass er bei der Untersuchung des 
Bronchialinhalts und des Auswurfs von Individuen, die nicht an 
Pneumonie litten, fast immer negative Resultate in Bezug auf Kapsel¬ 
bildung an den Mikroorganismen erhalten habe; nur in ganz spär¬ 
lichen Fällen hätten sich Andeutungen von ganz schmalen Hollen 
gefunden. Ich kann dies nicht bestätigen. Andeutungen von ganz 
schmalen Hollen finde ich ziemlich häufig, auch etwas breitere 
durchaus nicht so ganz selten. Freilich Kapseln von der Mäch¬ 
tigkeit, wie an den Pneumoniekokken, habe ich auch bisher im 
phthisischen und bronchitischen Sputum nicht gesehen. Man wird 
daher auch nur ganz breite Kapseln bei der Diagnose der Pneumonie¬ 
kokken in Betracht ziehen dürfen. 

Die besten Präparate erhielt ich durch Färben des angetrock¬ 
neten Sputums mit wässriger Lösung von Gentianaviolett und Unter¬ 
suchung des gefärbten Präparats in einem Tropfen Wassers. 


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100 v. Stbin, Verbesserung am Mikrotom. — Grefbkrg, Entwickelung No. 7. 

Einfache Vorrichtung für das Mikrotom zur Einbettung 

der Pr&parate. 

Von Dr. Stanislaus toq Stein in Moskau. 

Seit einiger Zeit gebrauche ich folgendes för das Nervensystem 
besonders geeignetes Verfahren zum Anfertigen mikroskopischer 
Schnitte: 

An Stelle der Klammervorrichtung wird ein nach oben offenes 
Metallkästchen, an dessen Boden ein Haft mit oder ohne einen 
Schlitz angebracht ist, gesetzt. Die Wände werden durch 2 Ringe 
gebildet. Auf den unteren 10 Mm. hohen wird der obere 30 Mm. 
hohe Ring geschoben. Zum stärkeren Anhaften der Einbettungsmaese 
ist der Boden an seiner Innenfläche mit 3 Schrauben, welche 4 Mm. 
hoch hervorragen, versehen. Zum Gebrauche wird der obere Ring 
eingeölt und auf seinen Platz gebracht, dann die Einbettungsmasse 
(am besten 1 Teil Oel und 2 Teile Wachs) in’s Kästchen gegossen, 
bis die Schrauben bedeckt sind. Man lässt dieselbe ein wenig erkalten, 
legt das Object hinein und fällt dann den übrig gebliebenen Raum. 
In kurzer Zeit ist die Masse erstarrt. Nun kann man den oberen 
Ring leicht abziehen und bekommt dann eine Wachssäule, in der das 
Object fest ruht. Die Schnitte werden im Wasser angefertigt, indem 
man das ganze Mikrotom in dasselbe einsenkt. Diese Vorrichtung 
lässt sich sehr leicht an das LRYSEK’sche und besonders an das 
ScHANZK’sche Mikrotom anbringen. Die Gröfse und Form (rund 
oder oval) der Kästen ist abhängig vom Objecte des Nervensystems 
(eine Hemisphaere). 

Diese Einrichtung hat den Vorteil, 1) dass das Object keinem 
Drucke ausgesetzt wird, ohne dass man die grofsen und teuren 
Messer (wie z. B. bei Katsch) braucht, sondern gewöhnliche 18 Ctm. 
lange, der Fläche nach gebogene; 2) dass das Messer nicht so bald 
stumpf wird, denn es kommt nicht in Berührung mit der oberen 
Platte, wie dies beim RANviBit’schen Mikrotom der Fall ist. 

Diese Vorrichtung wird auf das Sauberste von der Firma „Schiu.ku 
und Rasumow“ in Moskau (Schmiedebrücke-Str.) hergestellt. 


Grefberg, Die Haut und deren Drüsen in ihrer Entwickelung. 

Schknk’s embryol. Mitt. II. S. 125. 

Die Arbeit schliefst sich an die von Schenk vertretene Auf¬ 
fassung an, wonach die sog. Hautfaserplatte des Mesoderms nicht 
das bindegewebige Substrat für die Oberhaut liefert, sondern zur 
Bildung der endothelialen Auskleidung der Pleuroperitonealhöhle, 
der Epithelauskleidung des MütLER’schen und Woi.FF*schen Ganges 
und des EpithelüberzugB des Ovariums (Waldkykr) verwendet wird. 
Die eigentliche Hautanlage entsteht nach Schrnk vielmehr von dem 
wuchernden centralen Teil (Kern) der Urwirbel und schiebt sich 
von hier aus zwischen Ektoderm und Hautfaserplatte des Mesoderms, 
ebenso wie andererseits das bindegewebige Substrat des Darms durch 
eine gleiche Wucherung gebildet wird, die zwischen Entoderm und 


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No. 7. 


der Haut. — Raüschenbach, Zellen and Blutplasma. 


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Dannfaserplatte eindringt. Nach dem Vf. vertritt das aus pallisaden- 
artig neben einander stehenden Cylinderzellen gebildete einschichtige 
Ektoderm als „Hornlage“ die spätere Epidermis. Die Cutis entsteht 
aus den oberflächlichsten Lagen der Urwirbel. An menschlichen 
Embryonen von 2 Ctm. Länge beginnt eine Vermehrung der Zellen 
jener „Hornlage“; schon frühzeitig erscheint deren Oberfläche mit 
einer Lage platter ZellschQppchen bedeckt, die, sich abstofsend, zur 
Bildung der Vernix caseosa beitragen. Die Hautanlage ist also jetzt 
zweischichtig. Nun entstehen in der Cutisoberfläche Leistchen. 
Innerhalb der zwischen diesen befindlichen Vertiefungen liegen die 
Schweifsdrüsenanlagen als kurze, solide, zapfenartige Fortsetzungen 
der Hornlage. Beide Vorgänge fasst Vf. als Folge ungleichmälsigen 
Wachstums der Cutis gegen die Hornlage hin auf. Die Schweifs- 
drQsen scheinen nicht überall zu gleicher Zeit zu entstehen; man 
findet verschiedene Entwickelungsstadien neben einander, so na¬ 
mentlich an den Übergangsstellen der Vola manus in die Dorsal¬ 
fläche. Sie erscheinen dünner, als die Haaranlagen, von denen sie 
anfangs schwer unterscheidbar sind. Später lässt sich an der Cutis 
eine dichter gefügte oberflächliche und eine lockere tiefe Schicht 
erkennen, die Schweifsdrüsen sind dann mit ihrem freien kolben¬ 
artigen Ende bereits gebogen. Die Windungen scheinen durch 
stärkeres Wachstum der Drüsenanlagen gegenüber dem der Cutis 
bedingt. An der Hohlhand 25 Ctm. langer menschlicher Embryonen 
haben sie bereits ein Lumen; auch ist der erste Gang der Schraube 
innerhalb der Epidermis angelegt. — Die Talgdrüsen entstehen erst, 
nachdem das Haar und die Wurzelscheide unterschieden werden 
kann. Vf. schliefst sich hier an Köllikkk’s Ergebnisse /an. 

Rabl-Rückhard. 


Rauscheubach, Ueber die Wechselwirkungen zwischen Protoplasma 
und Blutplasma mit einem Anhang, betreffend die Blutplättchen 
von Bizzozkro. Diss. Dorpat 1883. 

Nachdem R. das bisher über den Anteil der Leukocyten an der 
Fibrinfermentbildung Bekannte besprochen, geht er zu der Beschrei¬ 
bung der verschiedenen Formen der Leukocyten über: 

1) Die Zellen der Lymphdrüsen. Nach der Auspressung 
fand er in 0,5procentiger Kochsalzlösung die Zellen noch nach 
einigen Stunden beweglich; in destillirtem Wasser starben sie so¬ 
gleich ab nnd verklebten zu mikroskopischen Klümpchen. Bei Zu¬ 
satz von Neutralsalzlösung verwandelten sie sich augenblicklich in 
eine dicke schleimige Masse, die beim Auswaschen mit destillirtem 
Wasser sich in einen weifsen faserstoffähnlichen Körper umwandelte; 
ebenso bei Einwirkung verdünnter Natronlauge. In Säuren quillt 
diese Masse nicht auf. Das Wasserextract des getrockneten Alkohol- 
coaguluras dieser Schleimmasse enthielt nur Spuren von Ferment. 
Steht der Zellenbrei längere Zeit, so spaltet sich stets Ferment ab, 
namentlich bei Verrührung mit Wasser; nach noch längerer Zeit 
auch in den Drüsen selbst. Das Filtriren ist für die Wirksamkeit 
des Drüsenzellenfermentes stets notwendig. Bei Prüfung der Zellen 


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102 


Bauschenbach , Zellen and Blutplasma. 


No. 7. 


mit Carminfärbung lassen sich zwei Arten unterscheiden: leicht und 
schwer färbbare, wenn auch keine scharfe Grenze zwischen beiden 
Gruppen bestehen sollte. Das Verhältnis zwischen beiden ist ein 
sehr schwankendes. Hämoglobin erhöht die fermentative Wirksam¬ 
keit des Zellenextracts beträchtlich, wenn es der fertigen Gerinnungs¬ 
mischung zugesetzt wird. 

2) Die Leukocyten in der Pericardial- und Peritoneal¬ 
flüssigkeit des Pferdes. Diese finden sich in einer fibrinogenen 
Flüssigkeit, erteilen ihr jedoch nicht die geringste Neigung zur 
Gerinnung. Die Flüssigkeit enthält nicht die Spur von Fibrin¬ 
ferment. Die Zellen erhalten sich viel länger, als diejenigen der 
Lymphdrüsen am Leben. Carmin färbt hier sämmtliche Zellen. — 
Daraus schliefst R., dass es die bei 1. erwähnten schwer mit Carmin 
färbbaren Zellen sind, welche die fermentative Wirksamkeit des fil- 
trirten wässrigen Extracts bedingen und damit die Gerinnung der 
Lymphe. — Beim Rinde, dessen Höhlenflüssigkeiten leicht spontan 
gerinnen, finden sich beide Formen. 

3) Eiterzellen. Diese verhalten sich ganz ebenso wie die 
Zellen der Lymphe. 

4) Die Stromata der roten Blutkörperchen des Huhns ver¬ 
halten sich in Allem wie Lymphdrüsenzellen. 

5) Die Leukocyten des Blutplasma und Blutserum 
beim Pferde. Im Plasma, das mit dem halben Volumen einer 
28procentigen Lösung von schwefelsaurein Natron und dem halben 
Volumen einer Carminlösung von 1 : 48 vermischt war, finden sich 
beide Arten von Leukocyten; gleich nach der Herstellung der 
Mischung die zunächt ungefärbt bleibenden in überwiegender Menge. 
Später hatte die Gesammtzahl der Zellen ab-, die der gefärbten 
zugenommen. Am folgenden Tage fand sich nur noch ein Rest von 
30—40 pCt. der Zellen, aber unter ihnen waren noch viele ungefärbte. 
Diese letzteren repräsentiren also eine Zellenform, die im Blutplasma 
ihre Färbbarkeit verloren hat, aber bei der Fibringerinnung nicht mit¬ 
beteiligt ist. Das im Blutserum vorhandene freie Ferment hat nichts mit 
den Zellen zu tun, die sich hier viel länger conserviren, als in Aq. 
dest., sondern stammt von den bei der vorangegangenen Gerinnung 
untergegangenen her. Das Minimum des Fermentgehaltes fällt in 
den Moment der beendeten Gerinnung; von hier an nimmt die 
fermentative Wirksamkeit des Serum stetig ab, ebenso wie die 
einer reinen Fermentlösung. — Menschenblut verhält sich ziemlich 
ebenso. 

Serumzellen, sowie alle übrigen (auch die sub 2 angeführten) 
führen in 5—10 Minuten die vollständige Gerinnung zellenfreien 
Plasma’s, noch ehe es Zimmertemperatur erreicht, herbei; hier hören 
also alle Unterschiede der Leukocyten auf. Die in das wässrige 
Extract übergehende Substanz ist derjenige Bestandteil der Leuko¬ 
cyten, durch welchen sie bei der Faserstoffgerinnung beteiligt sind. 
Diese Substanz wird durch concentrirte Neutralsalzlösungen nicht 
schleimig verwandelt. 

Wenn man bei Pferdeblutplasma völlige Gerinnung abwartet. 


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So.7. Lewaschkw u. Klikowitsch, Aenderung d. Galle d. Mineralwässer. 103 

dann durch Abpressen die klare Flüssigkeit vom Faserstoff scheidet, 
so erhält man stets noch eine zweite Gerinnung, die durch Ferment¬ 
zusatz beschleunigt wird. Wenn man dem filtrirten Plasma Lymph- 
zellen bei Zimmertemperatur in solcher Menge zusetzt, bis die 
Trübung etwa gleich der des natürlichen, nicht filtrirten Plasma 
wird und dann einige Stunden nach eingetretener Gerinnung den 
flüssigen Teil auspresst, so giebt es niemals Nachgerinnung; die 
Drüsenzellen haben wie echte farblose Blutkörperchen die fibrinogene 
Substanz völlig verbraucht. — Nach Zusatz besagter Leukocyten 
wichst der Procentgehalt sowohl an Fibrin, wie an Ferment enorm, 
bis zum dreifachen: verschieden stark jedoch je nach der Art der 
Zellen, am meisten bei Serumzellen. Fibrinogene Flüssigkeiten 
erscheinen hierdurch wesentlich verschieden vom Blutplasma. „Das 
Product der Wechselzersetzung zwischen Protoplasma und Plasma 
ist der Faserstoff.“ Diese Wechselwirkung zwischen Leukocyten 
and Plasma ist im Blute beständig im Gange. Im normalen Plasma 
finden sich stets Ferment und Paraglobulin, in pathologischen Fällen 
oft sehr erhöht, oft erniedrigt; dieser Vorgang ist daher nur die 
Fortsetzung eines physiologischen Geschehens. „Sind alle im Augen¬ 
blicke überhaupt möglichen Spaltungen beendigt, alle etwaigen daran 
«ich knüpfenden Verbindungen geschlossen, so tritt Stillstand und 
damit der Tod des Blutes ein.“ 

Protozoen führen ira filtrirten Plasma ebenfalls Gerinnung herbei, 
aber langsamer; dasselbe gilt von Hefezellen, die jedoch unter allen 
ron R. untersuchten Zellen am langsamsten wirken. Spermatozoen 
wirken auffallend schnell; ihr Wasserextract ist auch im unfiltrirten 
Zustande wirksam. — Die angeführten Processe verlaufen bei allen 
anderen Säugetieren weit schneller, als beim Pferde, dessen Blut 
viel weniger gerinnbar ist. 

Das Fibrinferment ist ein allgemeines Protoplasmaproduct und 
fehlt nirgend, wo dieses vorhanden; es ist gewissermaafsen ein 
Urferment, für das R. den Namen „Protozym“ vorschlägt. 

Der Anhang enthält eine Polemik gegen Bizzozkro, dem R. 
nachweist, dass die Leukocyten und nicht die Blutplättchen die 
Erreger der Gerinnung sind und dass die Blutplättchen wohl nur 
den Detritus der Leukocyten darstellen. J. Sander. 

Lewaschew und Klikowitsch, Zur Frage über den Einfluss 
alkalischer Mittel auf die Zusammensetzung der Galle. Arch. f. 
exp. Path. XVII. etc. S. 53. 

Die Versuche sind an Hunden mit permanenten Gallenblasen¬ 
fisteln (bei durchgängigem Ductus choledochue) ausgeführt; die Fistel 
wurde, was Vff. vorteilhaft fanden, ohne Einfügung einer Canüle 
angelegt, sodass in der versuchsfreien Zeit infolge des Aneinander- 
schliefsens der Wundränder keine Galle verloren ging, und nur 
für die Dauer des Versuchs in die Fistel eine genügend weite Glas¬ 
röhre eiogefügt. Die sonst gleichmäfeig ernährten Tiere erhielten 
24 Stunden vor Beginn des Versuches das letzte Futter. In den 


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104 Lewaschew u. Klikowitsch , Aenderung d. Qalle d. Mineralwässer. No. 7. 

alle 30 Minuten aufgefangenen Gallenportionen wurde aufaer dem 
absoluten Gewicht und dem des festen RQckstandes noch die Menge 
des absoluten Alkohol- und Alkoholaetherextractes bestimmt. Der 
Alkoholextract enthält vorzugsweise die gallensauren Alkalien, der 
in Alkohol unlösliche Rest hauptsächlich das Mucin, der Aether- 
extract die Menge von Cholestearin, Lecithin und Fetten. Die 
während der ersten 3 Stunden nach Einführung der Glasröhre aus- 
fliefsende Galle wurde, da ihre Menge und ihre Zusammensetzung, 
wahrscheinlich durch die im Hungerzustande stattfindende Stagnation 
derselben, erhebliche Schwankungen zeigte, nicht aufgesammelt und 
untersucht. Weiterhin ergab sich ein ziemlich gleichmäfsiger Gang 
der Gallensecretion, wobei die Quantität im Allgemeinen allmählich 
kleiner wurde; auch die Menge der festen Stoffe, wie der einzelnen 
wesentlichen Bestandteile sank allmählich, nur nicht so rasch, als 
die absolute Menge. Von alkalischen Mineralwässern wurden je 
250 Cctm. Vichywasser (Quelle Grandegrille), Karlsbader Sprudel 
und Wasser von Essentuki (im Kaukasus), auf 45° C. erwämt, in den 
Magen eingeführt. Alle drei Wässer setzten die Gröfse der Gallen¬ 
ausscheidung zunächst mehr oder weniger herab; von der zweiten 
Stunde etwa nach der Einführung ab trat dann wieder eine Zunahme 
der absoluten Menge der Portionen ein, sodass nun nicht selten 
mehr als vor der Einführung der Flüssigkeit ausgeschieden wird. 
Sogleich oder einige Zeit nach der Einführung nimmt der Gehalt 
an festen Stoffen und damit ziemlich gleichmäfsig die Menge des 
Alkohol- und Aetherextractes ab; dabei kann der Procentgehalt an 
festen Bestandteilen und der der Extracte bis auf */ 4 des vorher 
beobachteten Wertes sinken, und zwar äufsert den schnellsten, er¬ 
heblichsten und am längsten dauernden Effect das Vichy wasser, 
dann folgt das Karlbader und zuletzt das Essentukiwasser. Um 
nun zu eruiren, inwieweit der unter einander verschiedene Gehalt 
der resp. Wässer an doppeltkohlensaurem Natron und Glaubersalz 
diese Differenz der Wirkung zu erklären vermöchte, wurde noch 
der Einfluss künstlich zubereiteter Lösungen von Natr. bicarb. und 
sulf. auf die Zusammensetzung der Galle studirt. */ 2 procentige 
Lösungen von Natr. bicarb. bewirken eine sehr prägnante und lang 
dauernde, 1—1 */, procentige eine viel geringere und kürzer währende 
Verdünnung der Galle. Auch ’/ 2 procentige Lösungen von Natron 
sulf. erniedrigen den Gehalt der Galle an festen Stoffen bedeutend 
und auf längere Zeit; nur ist die Wirkung erheblich schwächer, als 
diejenige des Natr. bicarb.; stärkere Lösungen von Natr. sulf. äufsem 
einen viel geringeren Einfluss. Dem entsprechend üben den gröisten 
Einfluss auf die Quantität und Qualität der Galle diejenigen Wässer, 
deren Hauptbestandteil das doppeltkohlensaure Natron ist nnd in 
denen dasselbe sich in sehr schwacher Concentration befindet, wie 
das Vichywasser; schwächer wirken diejenigen Wässer, welche haupt¬ 
sächlich schwefeleaures Natron enthalten, wie Karlsbad, oder eine 
grölsere Concentration zeigen, wie z. B. Essentuki. Einen ähnlichen 
Einfluss, wie die alkalischen Mineralwässer, bewirkt schon einfaches 


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No. 7. 


Lidell, Contusion des Gehirns und Rückenmarks. 


105 


warmes (-f-45°C.) Wasser; nur das Vichywasser zeigt eine viel 
stärker ausgeprägte und länger andauernde Herabsetzung des Gehalts 
der Galle an festen Stoffen. Dagegen hat die Einführung kalten 
(-j-9° C.) Wassers oder künstlicher Lösungen alkalischer Salze eine 
viel schwächere und kürzer anhaltende Wirkung auf die Gallen- 
secretion. Daher kann man, wenn die Mineralwässer und die 
künstlichen Lösungen der alkalischen Mittel erwärmt eingeführt 
werden, den gewünschten Effect auf die Gallenausscheidung durch 
viel kleinere Quantitäten erzielen, als bei Einführung derselben, 
wenn sie abgekühlt sind. 

Neben der tabellarischen Vorführung der erhobenen Zahlen werte 
ist jedem Versuche eine graphische Darstellung der Ergebnisse an¬ 
geschlossen. J. Munk. 

J. A. Lidell, On contusions of the brain and of the spinal cord. 

Amer. J. of med. sc. 1883, July. 

L. bringt in einer längeren Auseinandersetzung die Lehre von 
der Hirnquetschung aufs Neue zur Debatte. Contusion des Gehirns 
bezw. des Bückenmarks werden deutlich von Gehirn- und Rücken¬ 
markserschütterung unterschieden, wenn man jedoch von leichteren 
in der Regel nicht tötlichen Graden letzterer absieht, sind die Er¬ 
scheinungen beider gewöhnlich gleichzeitig vorhanden, die der Hirn- 
contusion, wie aus zahlreichen von Vf. gemachten durch Sections- 
befunde vervollständigten Selbstbeobachtungen hervorgeht, nie ohne 
wesentliche anatomische Veränderungen. 1) Vf. macht einen Unter¬ 
schied der Lage der gequetschten Hirnteile in Beziehung zur Lo- 
calität der äufseren Verletzung insofern, als die Hirnquetschung 
entweder dieser Verletzung selbst entsprechend, oder an einer ent¬ 
gegengesetzten Stelle (contre-coup) gelegen ist. 2) Quetschungen 
der Hirnrinde und der Pia zeigen häufig keine besondere Differenz 
von denen des Unterhautzellgewebes, indem beide Arten von Ver¬ 
letzungen von Ekchymosen begleitet sind. In vielen Fällen nimmt 
indessen bei Gehirnquetschungen der Blutaustritt eine solche Aus¬ 
dehnung an, dass er schon durch seine Gröfse mittels Hirndruckes 
tötlich werden kann. Derartige Blutaustritte finden sich unter der 
sogenannten visceralen Spinngewebehaut, in der sogenannten Höhle 
dieser Membran, ferner in den Gehirnhöhlen selbst und endlich in 
der Form von kleinen höchstens hirsekorngrofsen Blutaustritten, 
welche sowohl oberflächlich, als auch in die Tiefe durch die Hirn¬ 
substanz zahlreich verstreut erscheinen. 3) Gehirncontusionen ver¬ 
ursachen oft traumatische Hirnentzündungen, welche ev. den Ausgang 
in Genesung, oder aber den in Eiterung oder zum Hirnabscess, oder 
aber endlich den zu dauernder Störung der geistigen Kräfte nehmen, 
welcher letzteren sich zuweilen epileptische Krampfanfälle zugesellen. 
Die therapeutischen Schlüsse Vf.’s knüpfen vornehmlich an die zuletzt 
betonte Möglichkeit einer Hirnentzündung an. Diese soll man ver¬ 
hindern, bezw. controlliren, namentlich aber ihre Producte entfernen, 
und zwar durch Trepanation mit nachfolgender Punction der Hirn¬ 
höhlen und der Hirnsubstanz, wofern Lähmung der entgegengesetzten 


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106 Hkiukukr, Eitrige Mittelohrentzündung u. traumatische Verblutung. No. 7. 

Körperhälfte bei Compression der Hirnsubetanz eingetreten ist, oder 
gleichzeitig Coina existirt. — Vf. schliefst mit den Worten, dass 
ein Hirnabscess niemals spontan ausheilt. P. Güterbock. 


Hedinger, Beiträge zur Pathologie und pathologischen Anatomie 
des Ohres. Ztscbr. f. Ohrenheilk. XIII. S. 20. 

H.’s Mitteilungen, betreffend 3 Fälle von Affectionen des Gehör¬ 
organes mit tötlichem Ausgange, sind dadurch von besonderem 
Interesse, dass sie sowohl die Krankengeschichten, als auch die 
Schilderung der anatomischen Präparate umfassen. In dem ersten 
Falle handelte es sich um eine eitrige MittelohrentzQndung mit 
Durchbruch des Eiters in den Sinus transversus, Sinus petrosus 
super, und in die Dura mater. Der Proc. mast, zeigt sich an der 
Spitze ganz sklerosirt; deshalb entleerte sich auch bei der 24 Stunden 
vor dem Tode vorgenommenen Abmeifselung kein Eiter. Aber selbst 
wenn das sklerosirte Knochengewebe nicht vorhanden gewesen wäre, 
so hätte, nach Vf., der tötliche Ausgang doch nicht verhindert werden 
können, „weil, aus der Usurirung der Knochenränder beider Sinus 
zu schliefsen, längere Zeit schon Eiter in demselben gewesen sein 
musste und der Durchbruch nach innen der kürzere Weg ist.“ — 
Uebrigens soll das Präparat, nach Vf., in beredter Weise zeigen, 
wie schlimm die Eröffnung des Warzenfortsatzes an der gewöhnlich 
hierzu bezeichneten Stelle verlaufen wäre, d. h. man wäre einfach 
in den Sinus transversus hineingeraten, was den sofortigen Tod zur 
Folge gehabt hätte. 

Der zweite Fall betrifft eine an Phthisis pulmon. zu Grunde 
gegangene Frau, welche von H. an rechtsseitigem sklerosirendem 
Katarrh des Mittelohres und an linksseitiger eitriger Mittelohr¬ 
entzündung mit Polypenbildung behandelt worden war. Die Ob- 
duction zeigte im rechten Ohr Ankylose sämmtlicher Gehör¬ 
knöchelchen. Tensor tympani stark verdickt; ebenso Musculus 
staped., der bindegewebige Brücken nach verschiedenen Richtungen 
enthält; der Durchschnitt der Schnecke zeigt die Membrana basilaris 
infiltrirt und verdickt. Am linken Felsenbein ist „die knöcherne 
Gehörgangswand durch den Eiterungsprocess bedeutend erweicht. “ 
Trommelfell vollständig fehlend; Tegmen tympani cariös. Zwischen 
Bulbus jugularis und knöcherner Tuba zwei Fistelgänge, die sich 
bis in die Pyramide verfolgen lassen. Vordere Wand des Canalis 
carotic. cariös usurirt. In der Carotis ein Thrombus mit Binde¬ 
gewebe an seine Umgebung befestigt. Antrum mast, mit käsigem 
Eiter gefüllt. In der Epikrise zu diesem Falle bemerkt Vf., dass, 
auch abgesehen von dem Lungenleiden, eine eingreifende operative 
Therapie hier gar nichts genützt hätte. Die Eröffnung des Antrum 
mast, hätte zwar den dort vorhandenen käsigen Eiter entleert, aber 
den Fortschritt des eitrigen Proceeses, event. die Caries im übrigen 
Ohr nicht verhindert. Es müssen, nach Vf., immer, auf operativem 
Wege nicht zu beseitigende Gründe gewesen sein, welche die Caries 
tiicht ZUm Stillstand kommen liefsen, da eine Stauung des Eiters 


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No. 7. 


C. Fkikdländkk, Mikrokokken der Pneumonie. 


107 


die sonst zu Caries oft Veranlassung giebt, nicht stattfand. — 
Es zeige demnach dieser Fall, dass die Indicationen zur Eröff¬ 
nung des Warzenfortsatzes immer noch nicht precis genug gestellt 
seien. — 

Der dritte Fall betrifft einen 27jährigen Mann, der in Folge 
des Sturzes vom Dache eines Hauses nach 4 Stunden verstarb. Als 
Ursache der aus dem linken Ohr erfolgten sehr starken Blutung 
ergab sich bei der Obduction Zerreifsung der Vena jugularis externa 
und von Aesten der Interna in Folge der Lostrennung des knor¬ 
peligen Vom knöchernen äufseren Gehörgange. Membrana tympani 
nicht perforirt, Paukenhöhle normal, frei von Blut. Die lufthaltigen 
Räume des Felsenbeins aufserordentlich blutreich. Meat. audit. int. 
und Schnecke zeigen nichts Abnormes. — Der Fall zeigt, dass 
eine beträchtliche Ohrblutung entstehen kann, ohne gleichzeitige 
Verletzung des Trommelfelles oder des mittleren und inneren Ohres. 
Der Tod erfolgte durch anderweitige Complicationen (Milzruptur). 

Schwabach. 


C. Friedl&nder, Die Mikrokokken der Pneumonie. Fortschr d. Mod. 

1883, No. 22. 

Der Nachweis von charakteristischen Mikroben im Alveolar¬ 
inhalt der Pneumoniker ist neuerdings durch eine Methode erleichtert 
worden, welche darin besteht, dass die von Alkoholpräparaten der 
fraglichen Lungen gefertigten Schnitte zuerst in Anilinwasser- 
Gentianaviolettlösung stark gefärbt und dann in eine dönne wässrige 
Jodjodkaliumlösung för kurze Zeit eingelegt werden. In Nelkenöl 
werden alsdann die vorher intensiv blau gefärbten Schnitte fast farblos, 
da die Grundsubstauz und besonders die Kerne ihren Farbstoff 
größtenteils an das Nelkenöl abgeben; die Mikrokokken dagegen 
treten intensiv blau gefärbt hervor. — Als „Kapsel “ des Pneumonie- 
Mikrokokkus wird eine mehr oder minder breite Schicht einer in 
Gentianaviolett und Fuchsin schwach blau resp. rot gefärbten Sub¬ 
stanz angesehen, die in doppelter, auch 4facher Breite des Mikro- 
kokkus ihn umgiebt, seiner Form ähnlich gestaltet und nach aufsen 
scharf abgegrenzt ist. Diplokokken, Reihen von 3—4 Kokken, sind 
mit einer (gemeinsamen) Kapsel, die dann eine langgestreckte Form 
hat, eingeschlossen. Verschiedene mikrochemische Prüfungen ge¬ 
statten den Schluss, dass die Kapseln der Pneumonie-Mikrokokken 
im Wesentlichen aus Mucin resp. einer dem Mucin nahestehenden 
Substanz bestehen. — Das Suchen nach analogen Kapseln ist bis 
jetzt bei den darauf geprüften zahlreichen Mikroorganismenarten 
anderer Herkunft negativ ausgefallen; dagegen finden sich kapsei¬ 
tragende Mikrokokken — aufser im pneumonisch infiltrirten Lungen¬ 
gewebe selbst — in den bei der Pneumonie vorkommenden pleu- 
ritischen und perikarditischen Exsudaten, in den serös infiltrirten 
pleuritischen Adhaerenzen, in einfach oedematösen Teilen pneumonisch 
erkrankter Lungen. Vermisst wurden sie bei Pneumonie im Blute 
und in sonstigen Organen, — auch zuweilen bei solchen Lungen¬ 
entzündungen, die älter als 6 Tage waren. Die Kapselbildung scheint 


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108 


C. Friedländkr, Mikrokokken der Pneumonie. 


No. 7. 


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hiernach ein Attribut der auf der Höhe ihrer Entwickelung an¬ 
gelangten Pneumoniekokken zu sein. 

Bei den Behufs künstlicher Züchtung angestellten Versuchen 
erwies sich Gelatine mit Zusatz von Fleiechinfus, Pepton und Koch¬ 
salz als geeignetes Nährsubstrat. Auf ihr entstanden nach Aussaat 
von Pneumoniekokken bei Zimmertemperatur Knöpfchen von matt¬ 
weißer Farbe, ganz aus dicht zusammengelagerten elliptischen Mi¬ 
krokokken bestehend, welche in die Gelatine — mit dem spitzen 
Ende voran — nagelförmig hineinwuchsen. Eine Kapsel hatten 
die einzelnen Kokken überwiegend häufig nicht. — Verflüssigung 
der Gelatine trat auch beim Altern dieser „Nagelculturen“ nicht 
ein; sie waren auf Blutserum, wie auf Kartoffelquerschnitte ver- 
impfbar, dienten aber außerdem vor Allem dazu, ihre Infectionskraft 
an Tieren zu erweisen. 

9 Kaninchen, 32 Mäusen, 11 Meerschweinchen, 5 Hunden 
wurde eine durch Emulgirung der Nagelculturen in destillirtem 
Wasser hergestellte Infectionsflüssigkeit mittels PiuvAz’scher Spritze 
durch die Brustwand in die Lungen gespritzt Die Kaninchen 
waren gänzlich refractär, von den Hunden 4. Dagegen gingen 
31 Mäuse in 18—28, 1 Maus in 40 Stunden ein. Bei ihnen fand 
sich durchgehends ein typisches Bild bei der Autopsie: in den 
Pleurahöhlen rötliche trübe schleimige Flüssigkeit, fast luftleere 
Lungen mit zahlreichen rötlichen herdweisen Infiltrationen, ungemein 
vergrößerte Milz. Die in der Pleuraflüssigkeit — und bei diesen 
Tieren auch im Blute, auch im noch circulirenden — leicht nach¬ 
weisbaren Mikrokokken hatten sowohl alle anderen charakteristischen 
Merkmale der Pneumonie-Mikroben, wie besonders auch die Kapsel¬ 
bildung. — Bei Controlversuchen mit indifferenten eingespritzten 
Flüssigkeiten blieben die Mäuse entweder gesund oder starben an 
Nebenzufällen. — Von den 11 Meerschweinchen starben 6; 3 
nach 24—48, 3 andere nach einer etwas gröfseren Zahl von Stunden. 
Bei diesen fand sich doppelseitige eitrige Pleuritis, Rötung und 
Oedem der Lungen (3 Mal auch rote, rotgraue resp. graue Infil¬ 
tration). In den Lungen und deren Infiltrationsherden konnten nur 
„spärliche, zuweilen selbst gar keine Mikrokokken angetroffen werden.“ 
Die pleuritische Flüssigkeit dagegen enthielt zahlreiche, züchtungs¬ 
tüchtige. Im Blute von zwei Meerschweinchen wurden „Mikro¬ 
kokken mit Kapseln in geringer Zahl“ gefunden. Die 5 gesund 
gebliebenen Meerschweinchen erwiesen sich als kokkenfrei. 

Im Einzelnen sind dann Inhalationsversuche (an Mäusen) mit¬ 
geteilt, von denen einige typische Pneumonien resp. Pleuritiden 
bekamen. — Was die Constanz der Pneumoniekokken bei den 
einzelnen Tierspecies anlangt, so „gehen manche der Mäusemikro¬ 
kokken über die Gröfse der menschlichen weit hinaus;“ die Kokken 
der Meerschweinchen sind kleiner, außerdem durch eine ungewöhn¬ 
lich breite Kapsel ausgezeichnet; beim Hunde sind sie kaum gröfser 
als beim Menschen, die Kapseln wenig breiter, als der Kokkus selbst. 

Wemich. 


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No 7. 


Zimhkhlin , Progressive Muskelatrophie. 


109 


Zimmerlin , Ueber hereditäre (familiäre) progressive Muskelatrophie. 

Ztschr. f. klin. Med. Vll. S. 15. 

Eis handelt sich um 7 Krankheitsfälle, welche zwei Familien¬ 
kreisen angehören; 4 davon betreffen leibliche Geschwister einer 
Familie Loysli aus dem Kanton Bern, die 3 anderen leibliche Brüder 
einer Familie Schuhmacher aus dem Aargau. Blutsverwandschaft 
zwischen beiden Familien besteht nicht 

Geschwister Loysli: Beginn der Krankheit bald nach der 
Pubertätszeit (zwischen dem 18. und 23. Lebensjahre), Localisation 
in der oberen Körperhälfte (des Rumpfes oberer Hälfte und den 
oberen Extremitäten, bei voller Intactheit der unteren); Pnedilection 
für gewisse gröfsere Muskeln (Mm. serrati ant magn., pectorales, 
biceps, triceps, Extensoren und Supinatoren des Vorderarms), Frei¬ 
bleiben der Muskeln des Thenar, Antithenar und aller Mm. inter- 
ossei, meist doppelseitiges Erkranken der betroffenen Muskelgebiete, 
Fehlen von fibrillären Zuckungen in den der Atrophie verfallenen 
Muskeln, Fehlen von secundärer Lipomatosis, Fehlen endlich von 
wesentlichen Sensibilitätsstörungen, wenigstens entschiedene Abwesen¬ 
heit von Hyperästhesien und Anästhesien. 

Von dem DccHKNNE-AuoN’schen Typus der progressiven Muskel¬ 
atrophie unterscheiden sich diese Fälle zunächst durch die Existenz 
der familiären Disposition, durch die verschiedene Localisation, 
durch das Fehlen von fibrillären Muskelzuckungen, dagegen gleichen 
sie der neuerdings von Ekb besonders betonten Form der juvenilen 
Muskelatrophie. Der Unterschied aber auch von dieser Gruppe 
liegt erstens wieder in dem Vorkommen des Leidens innerhalb einer 
Familie, zweitens in der Intactheit der Muskeln des Oberschenkels 
und des Gesäfses (die in einzelnen EitB’schen Fällen später befallen 
werden sollen), endlich in dem vom Vf. constatirten Vorkommen 
von Entartungsreaction, welche gerade nach Ekb bei seiner „juvenilen 
Form“ fehlen soll. 

Von dem Lkydk* 'sehen Typus erblicher progressiver Muskel- 
Atrophie unterscheiden sich die Fälle Z.’s durch die differente Lo¬ 
calisation an den oberen, nicht den unteren Extremitäten, durch 
das Fehlen der Lipomatosis luxurians, durch das spätere Auftreten 
des Leidens (nicht in der Kindheit, sondern erst nach der Pubertät) 
und durch die Beteiligung zweier Mädchen an dem Leiden, wodurch 
eine Prsevalenz des männlichen Geschlechts ausgeschlossen erscheint. 
Es nehmen eben diese Fälle, sowie die Fälle der Gebrüder Schuh¬ 
macher, eine Sonderstellung in dem Gebiete der progressiven Muskel- 
Atrophie ein, namentlich erweitern sie unsere Kenntnisse der here¬ 
ditären oder besser „familiären“ Formen. Aus der eben erwähnten 
Schubmai HKit’schen Familie waren drei Mitglieder (Brüder) erkrankt: 
zwei von ihnen, den LuvsLi’schen Fällen sonst ähnlich, unterscheiden 
sich nur dadurch von ihnen, dass das Leiden nicht erst nach der 
Pubertät, sondern schon im 13. bezw. 15. Lebensjahre begonnen 
hatte. Der Fall des dritten Bruders dagegen schliefst sich im 
Gegensatz zu dem Krankheitsbild, welches seine beiden anderen 
Brüder darboten, ganz dem Bilde an, wie wir es durch Leyden 


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BROOKE. — VlRRORDT. — HoPPE-SkYLRR. 


No. 7. 


und Andere als fQr die gewöhnliche hereditäre Muskelatrophie 
charakteristisch kennen. Hierdurch scheint erwiesen, dass die beiden 
vorläufig bekannten Typen der hereditären Muskelatrophie doch 
wohl ätiologisch, wie genetisch in innigerem Zusammenhang stehen 
dörften, als man nach dem differenten Symptomencomplex sonst 
glauben möchte. — In Bezug auf die Aetiologie des Leidens ist 
bei den Brüdern Schuhmacher nichts, bei den Geschwistern Lovsm 
übermäfsige körperliche Anstrengung nachweisbar. 

In Bezug auf die pathologisch-anatomische Grundlage des 
Leidens drückt sich Vf. sehr reservirt aus; er neigt sich gegenüber 
der neuropathischen Theorie eher der myopathischen zu, wenigstens 
für einzelne dieser „hereditären“ Formen von progressiver Muskel- 
Atrophie. Bernhardt. 


Brooke, Beitrag zur Lehre über die Genese der Horngebilde. 
Schkkk’s embryol. Mitt. II. S. 159. 

Im Anfänge des dritten Monats (Embryo von 5—6 Ctm. Lange) erhebt sich beim 
Menschen dos mittlere Keimblatt in Gestalt eines Vorsprunges zur Bildung des Nagel¬ 
falzes, so dass eine seichte transversale Furche das Nagelgebiet nach der Fingerkuppe 
hin andeutet. Auch an der letzteren grenzt sich jenes Gebiet gegen die übrige Haut- 
oberfläche durch eine Einsenkung ab. Vorerst findet sich noch keine Spur einer Ver¬ 
hornung, nur sind die oberflächlichsten Zellen ein wenig körnig. — Bei 9,5 Ctm. langen 
Embryonen hat der Höhendurchmesser der Zellen und damit die Höhe der ganzen 
Epidermislage im Bereiche des Nagelgebietes, wie im Allgemeinen an der Haut, ab¬ 
genommen, der Nagelfalz ist bedeutend tiefer geworden. Am vorderen Ende des Nagels 
ist die Epithellage stark verdickt. Stellenweise kann man eine Abschuppung der ober¬ 
flächlichsten Epithelzellen erkennen. Etwa im sechsten Monat tritt nun, vom Nagel¬ 
falz ausgehend, eine Zellschicht hervor, die bis zur Fingerspitze reicht; sie besteht aus 
den charakteristischen, von Zabludowski und Waldkyeb beschriebenen, Eleidintropfen 
enthaltenden Hornzellen. Ueber ihr liegt eine leicht ablösbare Epithellage platter 
Zellen. 

Vf. fand übrigens auch bei Psoriasis in den Schichten der Epidermis und des 
Rete malpighi, einschliefslich der Stachelzellenlage, überall tropfenähnliche Gebilde 
von bedeutenderer Gröfse, als im normalen Zustande, als Vorstadium der ausgiebigen 
pathologischen Verhornung. _ Rtbi-Rückhard. 

K. Vierordt, Die Messung der Schwächung des Schalles bei dessen 
Durchgang durch Teile des lebenden Menschen. Zeitschr. f. Biol. 
XIX. S. 101. 

Die weichen Teile des Körpers sind keine so constanten Schallleiter, wie Cylinder 
aus starren Körpern, oder in Röhren eingeschiossene Schichten von Luft- oder Flüssig- 
keitss&ulen: sie schwächen den Schall bei dessen Durchgang durch dieselben bedeutend. 
— Beim Percutiren der Brust wird der Schall in der Richtung des Thoraxumfanges 
viel leichter fortgepflanzt, als nach den anderen Richtungen. Die Rippen, wie die 
Knochen überhaupt, sind sehr gute Leiter, so dass auch die Leitung durch die inter- 
costalen Weichteile für die Percussion noch besonders gemessen werden könnte. Bei 
Knochenbrüchen ist die Schallleitung beträchtlich schwächer, als bei unversehrten 
Knochen; ganz besonders, wenn die beiden Bruchenden sich nicht mehr berühren. 

_ J. Sander. 

G. Hoppe-Seyler, Ueber das Auftreten acetonbildender Substanz 
im Urin nach Schwefelsäurevergiftung. Zeitschr. f. klin. Med. VI. 
S. 478. 

Im Gefolge einer Intoxication mit concentrirter Schwefelsäure trat am 6. Tage 
acetonbildende Substanz im Harn auf; der Harn roch mehr oder weniger stark nach 
Aceton und gab mit Eisenchlorid stark rote Färbung. Das Destillat des mit Schwefel- 


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No. 7. 


Mabchi. — Karo. — Magnus. — Pusch. 


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säure versetzten Harns roch nach Aceton und bildete auf Zusatz von Jod and Kali¬ 
lauge Jodoformkrystalle. Die Acetonausscheidung hielt mit abnehmender Stärke nur 
4 Tage an, und zwar nur so lange, als Patientin infolge intensiver Schmerzen im 
oberen Teil des Digestionstractos und infolge häufigen Erbrechens in einem gewissen 
Inanitionszustande sich befand. Sobald nach Besserung des Schluckvermögens wieder 
reichlichere Nahrung eingeführt werden konnte, verschwand die Substanz wieder aus 
dem Harn. Neben der vermehrten Bildung des Aceton war eine ziemlich bedeutende 
Erhöhung der Menge der Aetherschwefelsäuren gegenüber der präformirten Schwefel¬ 
säure zu constatiren (1: 5— 6, in der Norm 1 :10). j. Munk. 


V. Marchi, Sopra un caso di glioma cerebrale. Spallanz&ni, Ri?, di 
Soienze med. naturali XII. 8—9, 1883. 

Es handelt sich um eine 38jährige Frau mit Aphasie, Agraphie, rechtsseitiger 
Hemiparese und Hypalgesie, die an einem apoplektischen Anfall starb. Die Obduction 
ergab hauptsächlich gallertige Schwellung des linken Stirnlappens. Die mikroskopische 
Untersuchung der erkrankten Teile zeigte, dass das Gewebe fast ganz aus 17—28 fi 
grofsen Zellen besteht von unregelmäfsiger rundlicher, ovaler, dreieckiger und zuweilen 
spindelförmiger Gestalt mit 1 —12 hellen Kernen; namentlich nach der Tiefe zu fehlen 
die Bindegewebszellen fast ganz. Die Gapillaren und kleinen Arterien haben eine 
enorm erweiterte, mit Lymphkörperchen gefüllte Scheide, die von Fortsätzen umgeben 
ist, welche von den oben beschriebenen Zellen aasgehen. Die Geschwulst gehört offenbar 
zu den wahren Gliomen. _ J. Sander. 

Karg, Zur Behandlung von Oberschenkelfracturen bei alten Leuten. 
Arch. f. klin. Chir. XXIX. S. 351. 

Eingypsen während Knie und Hüfte rechtwinkelig flectirt sind. Das Besondere der 
Methode besteht darin, dass der Pat nach Trocknen des Gypsverbandes im Bette auf¬ 
gesetzt wird, so dass der Hacken die Matratze berührt und dass ferner der Verletzte 
in dieser letzteren Stellung auch vom Bett in einen Lehnsessel gebracht werden kann. 
Anbei ein einschlägiger Fall. _ p. Güterbock. 

A. MagllUS, Ein Fall von vollständiger vorübergehender Taubheit. 
Arch. f. Ohrenheilk. XX. S. 171. 

Ein 9jähriger Knabe wurde im Verlaufe von wenigen Tagen absolut taub; nicht 
die stärkste Erschütterung einer Metallscheibe, nicht der durch Resonatoren verstärkte 
Ton der grofsen Stimmgabel, kein lautes Rufen durch das Sprachrohr war ihm ver¬ 
nehmbar. Kopfknochenleitung absolut verloren. Die objective Untersuchung ergab 
keine Veränderungen, welche diese vollständige Taubheit hätten erklären können. Zu 
wiederholten Malen traten während der Beobachtungszeit Anfälle von Schwindel, 
Zuckungeo in den Gliedern, Irritationen auf und der Knabe zeigte aufserdem ge¬ 
wöhnlich am Tage gewisse beunruhigende Symptome: heftiges Gähnen, Schwindel, 
kalten Schweifs, bläuliche Nägel und ein launisches Wesen, während er Nachts gut 
schlief. Die Untersuchung des Augenhintergrundes zeigte keine Abnormitäten. Nach 
einigen Tagen fühlte der Knabe plötzlich einen Schmerz im rechten Ohr und bald 
darauf konnte er wieder hören; am nächsten Tage wurde auch das linke Ohr frei und 
als nun beiderseits der Katheter einige Male gebraucht war, stellte sich ein durchaus 
normales, gutes Gehör ein. Eine sonst irgendwie eingreifende locale oder allgemeine 
Behandlung hat nicht stattgefunden. Der Fall ist, nach M., als eine Affection des 
Nervenapparates auf hysterischer Basis anzusehen. Schwabach. 

G. Pusch, Beiträge zur Kenntniss der Lungen-Aktinomykose. Arob. 
f. Wissenschaft], u. prakt. Tierheilk. IX. S. 447. 

Als dritten bisher beschriebenen Fall von primärer Lungen-Aktinomykose teilt 
P. den einer Kuh mit, deren Cadaver der Berliner Tierarzneiscbule als an Lungen¬ 
seuche leidend. Übergeben worden war. In der linken Lunge und zwar au der 
medianen Seite des hinteren Lappens lag eine (bereits eröffnetej Höhle von der Gröfse 
einer Faust, in deren zum Teil bereits fortgespültem Inhalt sich zahlreiche gelbe 
griefskorngrofse Körperchen vorfanden. Eine ähnlich gefüllte noch uneröffnete kleinere 
Höhle fand sich mehr nach der stark verdickten Pleura desselben Lappens, 3 mit 


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112 Zbbkkr; Roth. — Morison. — Königstein. — Druckfehler. No. 7. 

anscheinend eitriger Flüssigkeit gefüllte Höhlen im unteren Teile des zweiten Lappens 
der rechten Lunge. Auch die Wände sämmtlicher Höhlen waren mit Körperchen, 
wie die beschriebenen, durchsetzt, welche sich bei mikroskopischer Untersuchung 
sämmtlich als aus dem drüsigen Rasen des Aktinomycespilzes zusammengesetzt ergaben; 
daneben fanden sich: Rundzellen, Fettkörnchenkugeln, einzelne Fetttröpfchen. Schwel¬ 
lung der Unterkiefer (als Anfang zu dem häufigeren Resultat der Aktinomyces-Invasion — 
der Spina ventosa —) fand sich in diesem Falle nicht. — In setiologischer Hinsicht 
tritt P. für die Wahrscheinlichkeit der Aspiration ein, teilt aber gleichzeitig auch 
noch einen Fall mit, der für die Verbreitung des Pilzes auf dem Wege der Blut¬ 
bahnen spricht. Wernich. 


1) W. Zenker, Mitteilung Ober eine bisher nicht beschriebene Be¬ 
schäftigungsneurose. Berliner Min. Wochensohr. 1883, No. 41. — 
2) Roth, Bemerkung zu Zbnkkh’s Mitteilung Ober eine bisher 
nicht beschriebene Beschäftigungsneurose. Das. No. 46. 

1) Bei Kartoffelfeldarbeitern, welche zur Herbstzeit längere Zeit in knieender 
oder kniehockender Stellung am Boden mit den Händen arbeitend zugebracht haben, 
sah Z. häufig eine Fufs- und Unterschenkelparese auftreten. Dieselbe entsteht nach 
Vf. durch die langdauernde Knickung bezw. die Compression der beiden grofsen Unter¬ 
schenkelnerven in der Beuge der längere Zeit forcirt gebeugt gehaltenen Kniee. Das 
Wesen der Erscheinung wird offenbar bedingt durch eine motorische, wie sensible 
Lähmung vorwiegend der vom N. peroneus versorgten Musculatur. Die Lähmungen 
scheinen ziemlich schwere im elekirodiagnostischen Sinne zu sein (des Vf.*s Angaben 
hach dieser Richtung hin, sind nicht deutlich genug); jedenfalls bedürfen sie einer 
nicht kurzen Zeit zur Heilung. 

2) R. bestätigt durch seine Bemerkung das Vorkommen dieser von Z. zuerst be¬ 
schriebenen Affection bei den Kartoffelfeldarbeitern. Bernhardt. 


R. Morison, A contribution to the general knowledge concerning 
the prurigo papule. Amer. J. of med. sc. 1883, October. 

M. hat von 7 an Prurigo leidenden Kranken der Prager dermatologischen Klinik 
12 verschiedene Hautstücke, welche während des Lebens ezcidirt waren und die ver¬ 
schiedenste Krankheitsstadien betrafen, zu untersuchen Gelegenheit gehabt. Danach 
betrachtet er als das Primäre der Prurigo die Bildung von Papeln, welche schon zu 
einer Zeit nachweisbar sind, wo noch kein Jucken besteht. Die Papel entsteht zu¬ 
nächst durch eine Rundzellenanhäufung um die obersten Gefäfse des Corium; später 
breitet sich dieselbe nach au Isen bis zu den Papillargefäfsschlingen. Dadurch werden 
die Papillen vergröfsert und wölben die Epidermis nach aufsen vor. Auch wird die Epi¬ 
dermis über diesen Stellen frühzeitig etwas verdickt und es entwickeln sich später in 
derselben kleine Bläschen, welche Serum, Blut und Lymphzellen enthalten. Secundär 
entsteht Zellanhäufung rings um die Haarbälge und Schweifsdrüsengänge. — Es 
handelte sich demnach um einen entzündlichen Zustand, eine chronische Dermatitis, 
welche das Jucken erst als ein secundäres Symptom veranlasst. Veränderungen an 
den Hautnerven hat Vf. nie gesehen; er widerspricht daher der von Auspitz u. A. 
verteidigten Ansicht, dass die pruriginöse Erkrankung eine Neurose sei. Lewineki* 

L. Königsteill, Die Prophylaxe der Blennorrhoea neonatorum. Wiener 

med. Presse 1883, No. 38. 

K. verteidigt die CREDg’sche Methode, bei welcher erst nach Abnabelung das 
Neugeborene gebadet wird, wobei die Augen mit einem Läppchen gesäubert werden und erst 
auf dem Wickeltische eine Desinfection mit 2 procentiger Arg. nitr.-Lösung vorgenommen 
wird, gegen Fürst , welcher diese Desinfection unmittelbar nach der Geburt, noch vor 
der Abnabelung, gemacht wissen will. CbedA hat bei seinem Verfahren in 3 Jahren 
unter 1160 Kindern nur 2 Fälle von Blennorrhoe, also 0,17 pCt., zu verzeichnen 
gehabt. _ A. Martin. 

Druckfehlers S. 81 Z. 9 u. 10 von u. lies: bei Krampf- und Qelsteskrankhelten. 

Verlag von August Hirschwald in Berlin. — Druck von L. Schumacher in Berlin. 


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Wöchentlich trtcheloen äf% ■ ILI ^ MA Pr«i« de* Jahrgaugoo 

1—1 Bogen; am Sc hl tut« ■ ||||(| | | *0 Mark; *u bestehen 

das Jahrgangs Titel, Na- %|VUU QwIVACv WW doreh alle Buchhandlun- 
aaea- ud Sachregister. gen und PoaUnstalUm 

für die 

medicinischen Wissenschaften. 

Redigirt von 

Prot Dr. H. Kroneoker, und Prof. Dr. H. Senator, 

Berlin (NW.), DoMthM&rtr. U. Berlin (NW.), Benhobtr. 7 (am Hegelplatx). 

1884. Februar. No. 8. 


Inhalt: E. Klub, Jeqairity-Ophthalmie (Orig.-Mifct,). — J. Andrer, Resorcin 
gegen Kehlkopf leiden (Orig.-Mitt ). 

Y u l p 1 a n , Bewegungsstörungen bei Kaninchen nach Einträufeln von Chloral- 
hydrat in ein Ohr. — Züntz und ▼. Merino; J. Wolfers; J. Potthast, Einfluss 
der Nahrung auf den Gaswechsel der Kaninchen. — Ida Eliaschoff, Wirkung 
des Cantharidin auf die Nieren. — B. Ried kl, Wismuthverband. — Gououbnbiim, 
Tracheotomie bei Kehlkopfphthise. — Sokolowsky, Lnngeosyphilis. — Ponfick, 
Haemoglobinaemie. — Strümpell, Multiple degenerative Neuritis. — P. Gütrrbock, 
Lupflse Verkrümmungen der Finger. — J. Prrbtti, Schlafmachende Wirkung des 
Paraldehyd. 

Opbncbowski, Wirkung umschriebener HirarindenerklltuDg. — Rosas, 
Operation der Darmverschlingung. — t. Hasnbr, Operation persistirender Pupillar¬ 
membran. — P adlet, Arsenik gegen pernieiöse Auaemie. — Mubrkll, Calabarbohne 
und Eserin gegen Nachtschweifse der Phthisiker. — Petri, Färbung der Tuberkel¬ 
bacillen. — Pozzi, Sympathische Hautaffection nach traumatischer Neuritis des Plexus 
brachialis. — Silbermann, Nächtliches Aufschrecken der Kinder. — Ergänzung zu 
Luc,b, Wasserstrahlgebläse als Luftdouche. 

Programm zum III. Congress für innere Medicin. 


Ein Beitrag zur Aetiologie der Jequirity-Ophthaliuie. 

Von E. Klein in London. 

Wie bekannt, behauptet Sattler (Wiener med. Wochenschr. 
1883, No. 17—21 und Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Juni 1883), 
dass die durch L. dk Wecker in Paris bekannt gewordene durch 
die Jequirity- Infusion erzeugte Ophthalmie in der Gegenwart eines 
Bacillus und seiner Sporen ihren Grund habe, ferner dass dieser 
Bacillus, künstlich durch viele Generationen gezüchtet, immer wieder 
die typische Ophthalmie erzeuge. Ich habe in letzter Zeit Beob¬ 
achtungen Ober den Jequirity-Bacillus gemacht, die mit diesen An¬ 
gaben im Widerspruche stehen. 

Die Jequiritysamen werden von ihrem Perisperm befreit, ge¬ 
pulvert und dann in einem vorher durch Hitze sterilisirten, gekochtes 
destillirtea Wasser enthaltenden, mit steriler Baumwolle geschlossenen 
Kolben ein Infus bereitet. Der Gehalt der Infusion ist ungefähr 
'/ 2 procentig, wie bei Sattler. Die Infusion wird mit lauwarmem 

XXII. Jahrgang. 

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Kt, rin, Jeqnirity-Ophthalmie. 


No. 8. 


Wasser gemacht. Nach einer halben Stunde wird die Infusion mittels 
reinem (erhitztem) Filter in einen vorher sterilisirten Kolben filtrirt, 
dabei der Luftzutritt auf ein Minimum reducirt. Von dem Filtrate 
wird mittels einer Capillarpipette eine kleine Quantität entnommen 
und damit 4 Eprouvetten, die steriles Nährmaterial (Peptonlösung, 
Agar-Agar -f- Pepton) enthalten, inoculirt. Die Inoculation geschieht 
in der Weise, dass das feinzugespitzte Ende der Capillarpipette 
durch den die Eprouvette verschliefsenden sterilen Baumwollenpfropf 
durchgestofsen wird und 2—3 Tropfen der Jequirity- Infusion auf 
das Nährmaterial fallen gelassen werden. Gleichzeitig wird von 
derselben Capillarpipette die Conjunctiva bulbi zweier Kaninchen 
auf beiden Seiten durch Einstich inoculirt. Jede Conjunctiva erhält 
einen Tropfen, so dass die Menge der Infusion mit der die Eprou¬ 
vetten inoculirt werden, mehr als das Doppelte von dem beträgt, 
was die Conjunctiva erhält. 

Die Eprouvetten werden in den BrQtofen gestellt und daselbst 
einer Temperatur von 35 0 C. ausgesetzt. Nach 24 Stunden zeigen 
die Kaninchen die bekannte typische intensive Ophthalmie, wäh¬ 
rend die Eprouvetten vollkommen klar sind, keine Spur 
irgend welcher TrObung zeigen und wie die mikroskische Unter¬ 
suchung und die Inoculation neuer Culturen beweisen, keine Mikro¬ 
organismen irgend welcher Art enthalten. Nach weiteren 24 Stunden 
sind die Culturen vollkommen klar und bleiben es auch. 

In einer zweiten Serie wird frische Jequirity-Infusion wie oben 
bereitet. Nach 15 Minuten wird mittels einer eben angefertigten 
Capillarpipette eine genOgende Menge der filtrirten Infusion ent¬ 
nommen. Mit dieser werden wie oben 8 Eprouvetten, die steriles 
Nährmaterial enthalten, so inoculirt, dass jede Eprouvette 5 Tropfen 
der Infusion erhalten. Die Eprouvetten werden im Incubator einer 
Temperatur von 35° C. ausgesetzt. Gleichzeitig werden mit der¬ 
selben Pipette 8 Augen durch Einstich in den Conjunctivalsack so 
inoculirt, dass jede Conjunctiva zwei Tropfen der Infusion erhält. 
Nach 24 Stunden ist jedes Auge intensiv entzündet und 
zeigt die typische Jequirity-Ophthalmie, das Nährmate¬ 
rial aller acht Eprouvetten ist aber ganz klar und bleibt 
es auch nach Incubation durch mehrere Tage und selbst 
Wochen. 

Da der Jequirity-Bacillus bei 35° C., wie Sattler gefunden 
und wie leicht zu bestätigen ist, sehr gut gedeiht, und da ähnliches 
Nährmaterial, mit dem Jequirity-Bacillus inoculirt, nach einer In¬ 
cubation von 24 Stunden, mit unzähligen Mengen desselben erfQllt 
ist, so geht mit Sicherheit hervor, dass in die obigen Eprouvetten 
kein Bacillus inoculirt wurde, und ferner folgt hieraus mit Sicherheit 
der Schluss, dass das wirksame Princip der frisch bereiteten Je¬ 
quirity-Infusion mit einem Bacillus oder seinen Sporen nichts zu 
tun hat. 

Man könnte einwenden, vielleicht wären durch Zufall in dem 
Tropfen der Infusion, der in die Conjunctiva injicirt wurde, wirk¬ 
lich Bacillen oder deren Sporen zugegen gewesen, während die zur 


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No. 8. 


Klkin, Jequirity- Ophthalmie. 


115 


Inoculation der Eprouvetten verwendete Flüssigkeit frei davon war. 
Es muss von vornherein einleuchten, dass ein solcher Einwand 
schwerlich aufrecht zu erhalten ist, wenn man bedenkt, dass in 
allen Fällen, ohne Ausnahme, die Conjunctiva schwer entzündet, 
die Nährflüssigkeiten aber vollkommen klar und organismenfrei 
bleiben, obgleich letztere mehr als die doppelte Menge der Infusion 
erhielten, und ferner ist in beiden Fällen aus derselben Pi> 
pette und mit derselben Flüssigkeit inoculirt worden. 
Man könnte ferner einwenden, dass ich in den Eprouvetten kein 
günstiges Nährmaterial der supponirten Bacillen dargereicht; das 
Gegenteil davon geht einfach daraus hervor, dass dasselbe Material 
der aus anderen Jequirity-Infusionen entnommenen nach 24—48 
Stunden zahlreich vorhandenen Bacillen einen ausgezeichneten Nähr¬ 
boden darstellte. 

Wie verhält sich nun der Eiter dieser Jequirity-Ophthalmie? 
Dieser Eiter, wenn rein durch ein Capillarröhrchen dem Conjunc- 
tivalsack entnommen, enthält auch nach der sorgfältigsten mikro¬ 
skopischen Untersuchung, nach vielen Züchtungsversuchen 
in geeignetem Nährmaterial, keine Spur irgend eines Bacillus 
oder seiner Sporen. Dieser Eiter enthält keinerlei Ansteckungs- 
fähigkeit. Diese Beobachtung ist auch schon von Sattler gemacht 
worden, doch sagt er: der Eiter habe äufserst geringe Ansteckungs¬ 
fähigkeit; ich aber finde, dass er keinerlei Ansteckungsfähigkeit 
besitzt. 

Wird die Jequirity-Infusion nach der Filtrirung gekocht, so 
büfst sie ihre entzündungserregende Eigenschaft vollkommen ein. 
Diese Erfahrung hat auch Sattler gemacht, doch erklärt er sie so, 
dass er sagt, die Einbufse beruhe auf der Tötung der Bacillen und 
ihrer Sporen. 

Diese Erklärung kann ich aus obigen Gründen nicht gelten 
lassen, nehme vielmehr an, dass das schon in der frischen Jequirity- 
Infusion nach 15 Minuten unzweifelhaft anwesende acüve Princip 
durch das Kochen nach Art des Pepsinfermentes vertilgt wird. 
Doch habe ich noch einen weiteren Grund, der gegen die SATTLEn’sche 
Erklärung spricht, nämlich: Die Sporen der Jequirity-Bacillen, wie 
auch Sattlkr gefunden hat, werden durch einfaches kurzdauerndes 
Kochen nicht keimungsunfähig. Ich besitze Jequirity-Infusionen, in 
denen sich nach mehrtätiger Incubation die bekannten Bacillen und 
ihre Sporen in reichlicher Menge befinden; jeder Tropfen dieser 
Infusion enthält Tausende der typischen Bacillen und sehr zahlreiche 
Sporen, frei oder noch in den Stäbchen enthalten. 

Ich inoculire von solchen Infusionen eine Reihe von Eprouvetten, 
welche sterilisirte Peptonlösung, Agar-Agar und Pepton (fest), oder die 
durch halbstündiges Kochen vorher sterisilisirte frische Jequirity- 
Infusion enthalten. (Alle diese Eprouvetten haben natürlich vorher 
viele Tage im Brütofen bei einer Temperatur von 35—38 0 G. ge¬ 
standen und sind daher verlässlich steril.) Nach der Inoculation 
wird jede Eprouvette über der Flamme erhitzt und durch mehrere 
Sekunden bis eine halbe Minute gekocht, dann in den Brütofen ge- 


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116 Andrer, Resorcin gegen Kehlkopf leiden. No. 8. 

stellt und einer Temperatur von 35° C. auegesetzt. Nach 24 Stunden 
wimmelt es in allen Eprouvetten von den charakteristischen Bacillen. 
So viele Conjunctiven auch mit diesen Bacillen inoculirt werden, in 
keinem einzigen Falle habe ich Ophthalmie eintreten sehen. 

Auf Grund dieser Beobachtungen behaupte ich also, dass der 
SATTLKR’sche Fundamentsatz: die Jequirity-Infusion verdanke ihre 
entzündungserregende Eigenschaft einem Bacillus, unhaltbar ist. 

London, 8. Februar 1884. 


Das Resorcin bei Kehlkopfleiden. 

Von Dr. Justus Andeer. 

Von der relativ vielseitigen Verwendbarkeit des Resorcin soll 
hier kurz die Anwendung des Mittels auf Halserkrankungen, speciell 
auf Kehlkopfleiden, erwähnt werden; wurde doch dieses Organ mit 
dieser Behandlungsweise noch von keinem Specialisten in Angriff 
genommen. 

Von Wichtigkeit ist dabei vor Allem die nicht hinreichend ge¬ 
würdigte Tatsache, dass das Resorcin bei diesen, wie denn im 
Allgemeinen bei allen inneren Körperleiden, welche vorwiegend eine 
instrumentelle Behandlung gestatten, nicht blos die einzuführenden 
Instrumente und Arzneiträger ohne nachfolgende Oxydation der¬ 
selben, gründlich desinficirt, sondern dabei zugleich etwa schmerz¬ 
empfindliche Gewebe, welche mit denselben in Berührung kommen, 
gleichsam anaesthesirt. Es macht sie dabei momentan ganz un¬ 
empfindlich auf eine Art und Weise, wie dies kaum ein anderes 
Arzneimittel der ein-, zwei- oder drei-atomigen PheDonle aufzu¬ 
weisen vermag. 

Man weiss, dass die Entzündung jeder Schleimhaut mit Ab¬ 
schilferung des Epithels beginnt. Diese führt zunächst zu ober¬ 
flächlicher, später zu tieferer Geschwürsbildung. Wird nun an den 
von Epithel entblöfeten Stellen wieder für Bildung und Anbau 
normaler Epithelien gesorgt, so ist damit der wichtigste Schritt und 
die erste Bedingung zur Heilung erreicht. Diese Bedingung erfüllt 
jedenfalls das Resorcin besser und schneller, als alle übrigen Ad¬ 
stringenden und Caustica, wie es eben neben der oben erwähnten 
Anaesthesirung auch die Wirkungsweise dieser beiden Arzneiklaseen 
vereinigt und zwar je nach dem Concentrationsgrad, in welchem es 
applicirt wird. In schwacher Lösung vermag das Resorcin nur zu 
adstringiren, währenddem es in stärkerer Concentration hinreichend 
ätzt. Dabei ist schliefslich die Tatsache nicht minder wichtig, dass 
jede von Resorcin geätzte Schleimhautstelle ohne Narbengewebe 
heilt und zwar mit völligem Ersatz der normalen Epithelien. 

Im Hinblick auf alle diese Eigenschaften wurde das Resorcin 
bei den verschiedensten Hals- bezw. Kehlkopf leiden angewendet. 
Besonders bei allen epithelialen Hyperplasieen und Abschilferungen, 
bei langdauernder Stimmlosigkeit, welche in Folge dieser Vorkomm- 


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No. 8. 


Vulpian, Bewegungsstörungen bei Kaninchen etc. 


117 


nisse eingetreten war, wurde in Folge Resorcineinflusses, wider 
Erwarten schnell, vollständige Heilung erzielt. Ferner erwies sich 
das Resorcin nicht minder gut för die örtliche Behandlung putrider 
Leiden des ganzen Kehlkopfsapparates, besonders des Kehldeckels 
und der Stimmbänder, kurz bei Laryngitiden verschiedenen Ursprungs. 
Auch bei tuberkulöser Geschwörsbildung des Kehlkopfes diente das 
Resorcin besonders als schmerz- und hustenstillende Erleichterung. 


Vnlpian, Exp^riences relatives aux troubles de la motilit^ produits 
par des l^sions de l’appareil auditif. Gaz. hebd. 1883, 3. Söance 
de l’Academie des sc. 1883, 8. Janv. 

Nach Einträufelung einer 25 procentigen Lösung von Chloral- 
hydrat in das eine Ohr eines Kaninchens sah V. alsbald (nach 
12—15 Minuten) auffallende Bewegungsstörungen auftreten. Das 
Tier zittert und taumelt; der Kopf bewegt sich oscillirend von rechts 
nach links und umgekehrt; die Glieder zeigen unsichere Bewegungen; 
von Zeit zu Zeit fällt das Tier von einer Seite auf die andere, be¬ 
sonders auf die operirte Seite. Später zeigt der Kopf eine deutliche 
Axendrehung. Die Erscheinungen erreichen ihr Maximum am Tage 
nach der Operation. Das Tier rollt sich wiederholt um seine 
Längsaxe, bleibt dann, den Kopf zu seiner Axe gedreht haltend, 
unruhig. Das Auge der operirten Seite ist nach unten, das der 
anderen Seite nach oben gerichtet; beide Augen zeigen verticalen 
Nystagmus. Lähmungen der Extremitäten sind nicht vorhanden, 
wohl aber Facialisparalyse auf der operirten Seite. Bei jeder Exci- 
tation des Tieres treten die Rollbewegungen von Neuem auf. Die 
Erscheinungen bleiben in gleicher Intensität während einiger Tage, 
um dann allmählich schwächer zu werden; nur die Facialisparalyse 
bleibt unverändert wie am ersten Tage. Bei der Section der Tiere 
fand sich an der operirten Seite Zerstörung der Membrana tympani, 
Eiteransammlung im Mittelohr, Hyperämie und beginnende Suppu- 
ration in den Räumen des inneren Ohres. An der inneren Seite 
des Schädels, an der Dura mater und am Gehirn waren nicht die 
geringsten Veränderungen zu finden. Am nicht operirten Ohr 
fanden sich nur geringe entzöndliche Veränderungen, die jedoch 
auf den äufseren Gehörgang beschränkt waren. Bei einem Kanin¬ 
chen, bei dem die Einträufelungen in beide Ohren gemacht worden 
waren, zeigte sich eine Neigung, den Kopf nach rßckwärts zu wen¬ 
den und rückwärts zu gehen. Nystagmus war nicht vorhanden; der 
des Facialis beiderseits gelähmt. V. glaubt, dass das Chloralhydrat 
in rapider Weise durch die Membrana tympani hindurchdringt und 
auf dem Wege durch das ovale und runde Fenster auf die halb¬ 
zirkelförmigen Kanäle und die Schnecken einwirkt. Die zunehmende 
Intensität der Erscheinungen beruht, nach V., auf der progressiv 
sich steigernden Irritation dieser Partien und namentlich des Vor¬ 
hofes und deren halbzirkelförmiger Kanäle. Schwabach. 


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118 Zuntz n. v. Mkbing; Wolfbrs; Potthast, Einfluss der Nahrung No. 8. 

1) Zuntz und v. Mer in g, Inwiefern beeinflusst Nahrungszufuhr 
die tierischen Oxydationsprocesse? Pflüger’s Arch. XXXII. S. 173.— 
2) J. Wolfers, Untersuchungen Ober den Einfluss einiger stick¬ 
stofffreier Substanzen, speciell des Alkohols, auf den tierischen 
Stoffwechsel. Das. S. 222. — 3) J. Potth&st, Beiträge zur Unter¬ 
suchung des Einflusses stickstoffhaltiger Nahrung auf den tierischen 
Stoffwechsel. Das. S. 280. 

1) In allen drei Untersuchungen, von denen No. 2 und 3 unter 
Leitung von Zuntz ausgeführt worden sind, wurde der Züntz-Röhru?’- 
sche Respirationsapparat mit einigen in der Arbeit von Wolfkrs 
mitgeteilten Modificationen verwendet, wegen deren das Original und 
die demselben beigegebene Zeichnung einzusehen ist. Das Tier 
(Kaninchen) wurde tracheotomirt, die Trachea mit dem O-Gasometer 
verbunden und die Atmung zunächst durch eine mit der Aufsenluft 
communicirende Seitenleitung unterhalten, mit Beginn des Versuchs 
die Seitenleitung geschlossen und die Communication mit dem Gaso¬ 
meter hergestellt. Nach 15—30 Minuten wurde diese Verbindung 
unterbrochen und sofort dem Tier aus einem anderen Gasometer 
0 zugeführt. Zur Verhütung des Absinkens der Eigenwärme wur¬ 
den die Tiere in ein permanentes Wasserbad versenkt, dessen Tem¬ 
peratur ca. 2° unter derjenigen des Körpers lag. Aufserdem wurde 
die V. jugul. oder der Oesophagus freigelegt, je nachdem die Ein¬ 
führung des resp. Stoffes in das Blut oder in den Magen erfolgen 
sollte. Der O-Verb rauch wurde direct abgelesen, die von mit Na¬ 
tronlauge beschickten Ventilen absorbirte C0 2 der Exspirationsluft 
dnrch alkalimetrische Titrirung bestimmt. Aus den von ausführ¬ 
lichen Protokollen begleiteten Versuchen (1) ergiebt sich, dafs bei 
directer Einführung in’s Blut sowohl N-freie Substanzen (Milchsäure, 
Buttersäure, Glycerin und Zucker), wie N-haltige (Eiereiweifs, reines 
Pepton) ohne wesentlichen Einfluss auf die Gröfse der O-Aufnahme 
sind. — In ihrer vorläufigen Mitteilung (s. Cbl. 1878, S. 284) 
hatten Z. und M. dem Pepton eine Steigerung des O-Verbrauches 
zugeschrieben; nunmehr sind sie der Ansicht, dass mehrfach durch 
Alkoholfällung gereinigtes und längere Zeit gekochtes Pepton den 
Gaswechsel nicht steigert, während rohes Pepton, dem wohl noch 
Ferment und verunreinigende Substanzen anhaften, ein Ansteigen 
des O-Verbrauchs bewirkt, wie dies aus den Versuchen von Potthast 
(3) hervorgeht, der nur bei rohem Pepton ein Ansteigen des O-Ver¬ 
brauches um 11 pCt. und der C0 2 -BiIdung um 20 pCt. beobachtete. 
Die C0 2 -Aus8cheidung ändert sich bei directer Einführung in’s Blut 
in dem Sinne, wie es der Verbrennung der betreffenden Substanz 
durch die constant bleibende O-Menge entspricht. Die bei Zufuhr 
von Nahrungsstoffen in den Magen auftretende Steigerung des 
O-Verbrauches wird im Wesentlichen durch die Arbeit des Ver¬ 
dauungsapparates (Darmkanal und seiner Drüsen; Leber etc.) ver¬ 
ursacht. Eine Stütze für diese Auffassung bietet die starke, zwischen 
8 und 18 pCt. schwankende Steigerung des O-Verbrauches nach 
Zufuhr unverbrennlicher Abführmittel (schwefelsaures Natron),‘sowie 
des schwer oxydirbaren Mannit. [Gegen die Auffassung, dass die 


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No. 8. 


auf den Gaswechsel der Kaninchen. 


Ida Eliaschofk. 


119 


Arbeit des Verdauungsapparats erhöhten O-Verbrauch bedinge, 
führen Voit und Rübnkr (Zeitschr. f. Biologie XIX., S. 335) wohl 
nicht mit Unrecht an, dass der vermehrte O-Verbrauch nur so 
vorübergehend ist, dass er wohl in einem ganz kurze Zeit umfassen¬ 
den Versuch (Z. und M. haben meist nur l'/j—3*/j Stunden nach 
der Einführung des Stoffes, selten 5—7 Stunden lang den O-Ver¬ 
brauch festgestellt) nachgewiesen werden kann, für die in 24 Stunden 
zerstörte Stoffmenge indess nicht in Betracht kommt. Ref.] 

2) W. zeigt, dass Traubenzucker und Rohrzucker in reichlicher 
Menge in’s Blut eingeführt werden können, ohne dass der O-Verbrauch 
des Tieres steigt, dagegen wächst die C0 2 -Bildung, sodass der re¬ 
spiratorische Quotient ansteigt (von 0,73 auf 0,89, resp. von 0,75 
auf 0,86). Dextrin scheint, auch in das Blut eingeführt, stark reizend 
auf Darmkanal und die Nieren zu wirken und dadurch den Stoff¬ 
wechsel zu steigern (O-Mehrverbrauch 7 pCt., C0 2 -Mehrausschei- 
dung 10 pCt., Zunahme des respiratorischen Quotienten von 0,83 
auf 0,86). Direct oder vom Magen her in’s Blut eingeführter Alkohol 
wird teilweise im Körper oxydirt; der O-Verbrauch wird erheblich 
gesteigert, selten nur um 4—6 pCt., meist um 11—32 pCt. und 
nimmt an dieser Steigerung meist auch die C0 2 -Ausscheidung, wenn 
auch in einem geringeren Maafse Teil (um 4, 6, 25, 34 pCt; in 
zwei Versuchen sogar eine Abnahme der C0 2 -Bildung), sodass der 
respiratorische Quotient sinkt. Das Absinken der Körpertemperatur 
nach Alkoholgenuss ist daher der vermehrten Abgabe von Wärme 
zuzuschreiben, welche so stark ist, dass sie die vermehrte Bildung 
fibercompensirt. 

3) P. endlich hat aufser den schon erwähnten Versuchen mit 

Pepton auch zwei Mal Asparagin in’s Blut von Kaninchen ein- 
geführt. Der Versuch ist infolge der heftigen Bewegungen des 
Tieres und Störungen bei den wiederholt versuchten Injectionen — von 
100 Cctm. einer 5procentigen Lösung —, deren Einführung sich über 
3 Stunden hinzog, wenig beweiskräftig. — Im zweiten Versuche 
wurden 1,87 Grm. Asparagin in 100 Cctm. Wasser innerhalb l 3 / 4 
Stunden eingeführt. Hier sind die betreffenden Werte vor, während 
und nach der Injection: für den O-Verbrauch: 244, 260, 252 Cctm., 
für die C0 2 -Ausscheidung: 192, 224, 194 und für den respiratori¬ 
schen Quotienten 0,79, 0,86, 0,77. Da der O-Verbrauch viel we¬ 
niger wächst als der Oxydation so erheblicher Mengen (zu C0 2 , 
H.O und Harnstoff) zerfallenden Asparagins entsprechen würde, so 
scheint, wofern aus einem Versuche ein Schluss gestattet ist, das 
Asparagin beim Kaninchen durch seinen Zerfall Körpermaterial zu 
ersparen. J- Munk. 

Ida EliasehoiF, Ueber die Wirkung des Cantharidins auf die Nieren. 

Virchow’s Arch. XLIV. S. 323. 

E. studirte unter Leitung von Langhans die Veränderungen 
der Kaninchenniere bei rasch zum Tode führender Cantharidin- 
vergiftung, welche durch Injection einer Lösung von 0,01 Grm. in 
Aether acet. bewirkt wurde. 


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120 Eluschoff, Wirkung des Canlharidins auf die Nieren. No. 8. 

Sie fand eine außerordentliche Erweiterung des Lumens eämmt- 
licher Harnkanälchen mit Ausnahme der absteigenden Schleifen¬ 
schenkel. Das Epithel war auf einen niedrigen Saum reducirt, der 
nur noch wenige Kerne enthielt; ein großer Teil derselben hatte 
sich von der zerfallenden Zelle abgelöst und lag mit körnigen 
Massen im Lumen der Kanäle. Das noch vorhandene Protoplasma 
ist glänzend und körnig, die Stäbchenstructur ist geschwunden. 

Diese Veränderungen zeigen sich am deutlichsten bei Conser- 
virung der Niere in Chromsäure und in chromsauren Salzen, ebenso 
an dem frischen Organ; sie sind weniger klar, wenn dasselbe mit 
absolutem Alkohol oder mit Osmiumsäure behandelt worden ist. — 
Auf die Einwirkung des letzteren Reagens föhrt E. die von der 
ihrigen abweichende Beschreibung zurück, welche Cokml von den 
nach Cantharidin -Vergiftung auftretenden Lsesionen des Nieren¬ 
parenchyms gegeben hat. 

In dem unteren Teil der Sammelröhren hat nur eine einfache 
Desquamation des Epithels statt. Neben den abgestofsenen Epithelien 
finden sich große runde Zellen, die sich auch zwischen die nach 
der Wand anhaftenden Elemente eindrängen; E. hält sie für Wander¬ 
zellen. 

In einzelnen Kanälchen wurden mattglänzende Cylinder neben 
deutlich aus gesonderten Zellen bestehenden, homogenen cylindrischen 
Ausfüllungsmassen beobachtet. 

Die Veränderungen der Glomeruli charakterisiren sich durch 
eine leichte Schwellung der Kapsel- und Glomerulus-Epithelien, 
durch Transsudation von Eiweiß, Auswanderung farbloser und 
weniger roter Blutkörperchen. Eine Proliferation der Epithelien 
war nicht nachzuweisen; die Capillaren waren für Injectionsmasaen 
vollkommen durchgängig. 

In dem Stroma der Niere wurde eine Kernverwucherung nicht 
angetroffen. 

Trotz der fast absoluten Unterdrückung der Harnsecretion muss 
etwas cantharidinhaltiger Urin in die Blase gelangen, denn das 
Epithel desselben stößt sich 1—2 Stunden nach der Einführung des 
Giftes ab; die abgelösten Zellen schwellen an, häufig findet sich in 
ihnen eine bei Zusatz von Essigsäure gerinnende Substanz. 

Da die Glomerulusschlingen vollkommen durchgängig und die 
Epithelien derselben anscheinend intact waren, so glaubt E. zur 
Erklärung der Aufhebung der Harnsecretion ihre Zuflucht zu func- 
tionellen Störungen der Circulation und des Epitheliums nehmen zu 
müssen. 

Das Cantharidin wird teilweise durch die Epithelien der Harn¬ 
kanälchen, teilweise vermutlich auch durch die Glomeruli aus¬ 
geschieden, da die in der Kapsel befindlichen Wanderzellen eine 
auf die Wirkung des Giftes zurückzuführende ähnliche Aufblähung 
erleiden, wie die Leukocyten in den Sammelröhren und die de- 
squamirten Blasenepithelien. 

Die Veränderungen der Glomeruli sind schon eine halbe Stunde 
nach Einverleibung des Cantharidins deutlich ausgesprochen; die 


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No.8. Riedel, Wisraulhverband. — Gouguenhkim, Tracheotomie etc. 121 

Alterationen der Harnkanälchen erreichen erst nach 2—3 Stunden 
einen höheren Grad. 

Die Ausscheidung von indigschwefelsaurem Natron war ent¬ 
sprechend der mehr oder weniger vorgeschrittenen Zerstörung der 
Epithelien beschränkt oder gänzlich aufgehoben. 

H. Stilling (Strassburg). 

B. Riedel, Ueber die Resultate der Wismuthbehandlung im Aachener 
städtischen Hospitale während der ersten drei Monate des Jahres 
1883. Arch. f. klin. Chir. XXIX. S. 469. 

«Wenn eine neue Behandlungsmethode, gestützt auf glänzende 
Resultate, publicirt wird, so ist es, glaube ich, Pflicht jedes Chirurgen, 
der Erfahrungen mit dieser Methode macht, diese zu veröffentlichen, 
damit in körzester Zeit ein abechliefsendes Urteil gebildet werden 
kann.“ Mit diesen Worten leitet R. einen Bericht ein, welchen er 
über die im Januar und Februar 1883 mit Wismuth allein und im 
März 1883 mit Wismuth und Sublimat behandelten Fällen am 
5. April 1883 der Deutschen Gesellschaft för Chirurgie abgestattet 
hat. Im Ganzen betrug die Zahl der mit Wismuth allein behan¬ 
delten Fälle 61, der mit Wismuth und Sublimat verbundenen 23, 
doch sind die auf beide Kategorien von chirurgischen Kranken be¬ 
züglichen Tabellen wegen der vielfach in ihnen gebrauchten Ab¬ 
kürzungen keiner auszüglichen Wiedergabe fähig. Der Verlauf der 
Wunden in Bezug auf Asepsis nach Operationen mit intacten Haut¬ 
decken wird bei der vorliegenden Wundtherapie als ein durchaus 
befriedigender geschildert; unter 36 einschlägigen Fällen kam nur 
2 Mal Putrescenz der Wunde vor. Bei Eiter im Innern der Wunde 
kam es dagegen 2 Mal zur dauernden Putrescenz (je 1 Mal bei 
Hernia gangraenosa und nach Resectio genu bei einem 3jährigen 
Mädchen, das 3 Wochen später an allgemeiner Miliartuberculose 
starb). »Unter den mit nicht intacten Hautdecken Operirten waren 
einzelne mit so putriden Wunden, dass es kein Wunder war, wenn 
sie nicht aseptisch wurden, was übrigens keinen Schaden tut.“ Dabei 
gewährte Wismuth allein keinen Schutz gegen das in Aachen 
endemische Erysipel, welches bei den obigen 61 Fällen allein 8 Mal 
gesehen wurde. Erst die gleichzeitige Ausspülung der Wunden mit 
Sublimat schien anfangs hier von Nutzen zu sein, später erwies sich 
auch diese nicht als dauernder Schutz gegen die qu. Complication. 
(Eine genaue zusammenhängende Beschreibung seiner Wund¬ 
therapie ist von R. nicht gegeben. Ref.) P. Gäterbock. 

Gouguenheim , Des indications de la trachäotomie dans la tuber- 
culoeft laryngienne. Ann. des malad, de l’oreille larynx etc. 1883, Novbr. 

G. kommt in dieser Abhandlung über die Indicationen der 
Tracheotomie bei der Kehlkopfphthise zu folgenden Schlüssen: 

1) Die Tracheotomie ist eine bei der Phthisis laryng. nicht 
gerade häufig notwendige Operation; 2) gewisse Formen der Phthise 
können dieselbe notwendig machen; 3) bei der acuten Phthise kann 
eine rapid verlaufende Caries der Aryknorpel zu schnell tätlich 


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122 


SokoloWSky, Lungensypliilis. 


No. 8. 


werdenden Erstickungsanfällen führen. Allerdings tritt der Tod 
oft vor dieser Eventualität ein. 4) Bei der chronischen Phthise ist 
die Tracheotomie durch folgende 4 Formen indicirt: 

a. Hochgradige Caries der beiden grofsen Knorpel. In diesen 
Fällen kann die Operation nicht allein den Kranken retten, sondern 
auch das Leben verlängern; 

b. tuberkulöse Infiltration der Schleimhaut des Vestibül, laryng. 
und der Taschenbänder, die den Aditus laryng. vollkommen ver¬ 
legen können; auch hier kann die Operation das Leben verlängern. 

c. Infiltration und enorme Verdickung der Stimmbänder. 

d. Immobilisation und Annäherung der Stimmbänder, die fast 

gänzlich die Glottis verschliefsen, mit Parese der Dilatatoren oder 
permanentem Krampf der Adductoren. In diesen beiden letzten 
Fällen ist die Operation nur palliativ, denn die Veränderungen in 
den Lungen sind so bedeutend, dass die Kranken nur noch kurze 
Zeit leben. (Ref., der dem Autor sonst vollkommen zustimmt, kann 
den letzten Satz nicht unterschreiben, da zwei dieser letzteren Fälle, 
die in den letzten Jahren von ihm behandelt wurden, noch jetzt, 
2 Jahre nach vollzogener Tracheotomie, leben und sich ganz be¬ 
deutend erholt haben.) W. Lublinski. 

A. Sokolowsky, Ueber die luetische Phthise. Deutsche med. Wochen- 
schr. 1883, No. 37 — 39. 

Syphilis der Lungen kann in zwei verschiedenen klinischen 
Formen auftreten: 1) Es bilden sich, ohne sonst wahrnehmbare 
Zeichen der Syphilis in anderen Organen, begrenzte syphilitische 
Neubildungen (Syphilome) mit den Symptomen der Verdichtung oder 
schon Zerstörung des Lungengewebes, bei gänzlichem Fehlen der 
der eigentlichen Lungenphthise eigentümlichen Symptome (Fieber, 
Schweifse, Durchfälle etc.); diese sehr seltenen Fälle können durch 
rechtzeitige Behandlung mit Quecksilber geheilt werden, doch sind 
die in der Literatur niedergelegten bezüglichen Beobachtungen zum 
gröfsten Teile nicht beweiskräftig. 2) Wesentlich häufiger tritt die 
syphilitische Lungenphthise unter dem Bilde der Pneumonia syphi¬ 
litica auf, und zwar neben erkennbaren syphilitischen Affectionen 
anderer Organe. Bei dieser Form finden sich viele charakteristische 
Erscheinungen der gewöhnlichen Phthise (Abmagerung, Husten, 
Durchfälle, Albuminurie u. s. w.); dagegen fehlt das Fieber, ebenso 
wie die colliquativen Schweifse; die sehr bedeutende Abmagerung 
und die fahle Gesichtsfarbe erinnern an bösartiges dyskrasisches 
Leiden; häufig ist eine bedeutende, der Ausdehnung des localen 
Leidens nicht entsprechende Dyspnofi vorhanden, die sich bis zu 
asthmatischen Anfällen steigern kann. 

Auf Grund dreier genau beobachteter und zur Obduction ge¬ 
langter Fälle dieser syphilitischen Form der Lungenentzündung 
giebt Vf. eine genaue Analyse der einschlägigen Erscheinungen. Das 
Intervall zwischen syphilitischer Infection und dem Eintritt des 
Lungenleidens betrug in diesen Fällen 3, resp. 15 und 16 Jahre. 
Der Krankheitsverlauf zeigte zwei Perioden: in der ersten mani- 


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No. 8. 


Poüfick, Hamoglobioämie. 


1*23 


festirten ach die Symptome eines chronischen Prooesses im Respi¬ 
rationsapparat, wÄhrend in der zweiten das Allgemeinbefinden verfiel 
unter Abmagerung, Durchfällen, Dyspnoe etc., aber bei beständiger 
Fieberlosigkeit Bemerkenswert ist das Missverhältniss zwischen den 
zum Teil nicht sehr ausgedehnten erkennbaren Veränderungen der 
Lungen und dem trotzdem stark darniederliegenden Allgemein¬ 
befinden. Die starke Dyspnoe erklärt sich durch die post mortem 
gefundene diffuse Induration des Lungenparenchyms und die dadurch 
bedingte Verringerung der atmenden Fläche, die asthmatischen An¬ 
fälle durch die in 2 Fällen constatirte atheromatöse Entartung der 
Aorta. Höchst charakteristisch ist das laryngoskopische Bild, wel¬ 
ches, abweichend von dem gewöhnlichen Befunde bei Kehlkopf¬ 
phthise, trotz bedeutender Zerstörungen an den Stimmbändern, die 
hintere Larynxwand als ganz intact erweist; doch kommen auch 
hiervon Ausnahmen vor. — Die Prognose ist ungünstig; eine anti¬ 
syphilitische Therapie kann wohl einzelne Symptome lindern, ist 
aber auf den Process selbst ohne Einfluss und beschleunigt unter 
Umständen den tötlichen Ausgang. 

Bei der Autopsie fanden sich in einem Falle harte, aus trocke¬ 
nem narbenartigen Gewebe bestehende Geschwülste neben beträcht¬ 
lichen Cavernen in den Lungenspitzen; in den beiden anderen 
Fällen zeigte sich, neben Cavernenbildung in den Oberlappen, eine 
diffuse Bindegewebshyperplasie in dem übrigen Teile der Lungen; 
nirgends waren käsige bronchopneumonische Herde nachweisbar. — 
Schließlich warnt Vf. nachdrücklich davor, bei jedem Phthisiker, 
der eine syphilitische Vergangenheit hat, Lungensyphilis vorauszu¬ 
setzen und eine darauf gerichtete Therapie zu instituiren, welche 
letztere in diesen Fällen von den verderblichsten Folgen ist und 
selbst, wie schon erwähnt, bei der wirklichen luetischen Phthise 
keinen Erfolg hat. Perl. 

E. Ponfiek, Ueber Hsemoglobintemie und ihre Folgen. Berliner 
klin. Wochenschr. 1883, No. 26. 

Plötzliche Auflösung der roten Blutkörperchen kann unter der 
Einwirkung der verschiedensten Agentien zu Stande kommen: Trans¬ 
fusion fremdartigen Blutes, Verbrennung, bestimmte Arznei- resp. 
Giftstoffe (Pyrogallussäure, Arsen Wasserstoff, chlorsaures Kalium etc.), 
sowie auch Nahrungsmittel (Morcheln); endlich gehört hierher auch 
die unter dem Einflüsse rheumatischer Schädlichkeiten zu Stande 
kommende „paroxysmale Hämoglobinurie“. In allen diesen Fällen 
findet sich Hsemoglobinsemie, d. h. freier Farbstoff im Blute, 
und zwar wird dieser Farbstoff, sobald er den Zellenleib verlassen 
hat, zu einem Gift für den Organismus. Um die Wirkungen der 
Haemoglobinsemie, frei von allen Nebenerscheinungen, experimentell 
zu prüfen, führt man am zweckmäfsigsten das durch Gefrieren auf¬ 
gelöste Blut oder auch reine H&moglobinlösung direct in den Kreis¬ 
lauf ein. — Die Trennung des Hsemoglobins von dem Leibe der 
roten Blutkörperchen geschieht entweder nach vorheriger Zer¬ 
bröckelung der letzteren (so nach Verbrennungen) oder durch 


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124 


Strümpell, Multiple degenerative Neuritis. 


No.8. 


Austreten des Farbstoffes aus der unversehrten, aber farblos 
werdenden Zelle (so nach Einwirkung mancher chemischen Sub¬ 
stanzen). Die Haemoglohinurie ist zwar eine sehr wichtige, aber 
durchaus nicht constante Folgeerscheinung der Hsemoglobinsemie, 
und man muss daher Hsemoglobinaemieen mit und solche ohne Blut¬ 
farbstoffgehalt des Harnes unterscheiden. — Was nun die Aus¬ 
scheidung der für den Organismus deletär gewordenen Substanz 
anlangt, so werden hier zwei verschiedene Richtungen eingeschlagen: 
die durch Zerbröckelung der farbigen Elemente entstandenen 
Schlacken werden von der Milz aufgenommen, welche in Folge 
davon in kurzer Zeit zu einem ansehnlichen Tumor aufgebläht wird 
und jene Trümmer innerhalb der nächsten Wochen zurückbildet. 
Dagegen wird der sofort in Lösung übergeführte Blutfarbstoff 
zuerst der Leber zugeführt, wo er eine Hypercholie, d. h. die 
Secretion einer an Farbstoff äufserst reichen Galle veranlasst; be¬ 
trägt jedoch das freigewordene Haemoglobin mehr als '/ 60 der 
Gesaromtsumme des Körper-Haemoglobins, so wird das Plus über 
jene eben bezeichnete Quantität in Form der Haemoglobinurie 
durch die Nieren ausgeschieden. Ist diese Haemoglobinurie irgend 
erheblich, so föhrt sie zur entzündlichen Reizung des Nieren¬ 
parenchyms mit Verstopfung zahlloser Nierenkanälchen durch halb¬ 
feste Massen und kann so eine absolute Anurie mit rasch tötlichem 
Ausgange herheiführen. 

Was nun schliefslich den so häufig beobachteten Icterus an¬ 
langt, so handelt eB sich hier sicherlich um eine haematogene, aus 
fortschreitender Umwandelung des Haemoglobins zu Bilirubin noch 
innerhalb der Blutbahn entstehende Gelbsucht. Diese Umwandelung 
tritt dann ein, wenn mehr Farbstoff frei geworden ist, als mittels 
der oben erwähnten drei Organe aus dem Kreislauf fortgeschafft 
werden kann, und hieraus folgt, dass die frühzeitige Complication 
des vorhin skizzirten Krankheitsbildes mit bedeutendem Icterus ein 
äufserst bedenkliches Ereigniss darstellt Perl. 

Strümpell, Zur Kenntniss der multiplen degenerativen Neuritis. 

Aroh. f. Psycb. XIY. S. 339. 

S. berichtet über einen Fall von multipler Neuritis, dessen Sympto¬ 
matologie im Ganzen mit den bisher veröffentlichten Fällen über¬ 
einstimmt (Schmerzen in den Extremitäten, schlaffe Lähmung der¬ 
selben, schnell eintretende Muskelatrophie, ßntartungsreaction, sen¬ 
sible Störungen leichteren Grades, Verlust oder Abschwächung der 
Hautreflexe und Sehnenphaenomene, Intactsein von Blase und Mast¬ 
darm etc.). Nur einige Punkte aus dem Krankheitsbild verdienen 
besonders hervorgehoben zu werden. Der Pat. hat schon Jahre 
lang vor Ausbruch der Erkrankung an reifsenden Schmerzen in 
den Armen und Beinen gelitten. Vf. sieht in denselben ein Pro¬ 
dromalsymptom der multiplen Neuritis und macht darauf aufmerksam, 
dass im Beginn eine Verwechselung mit Tabes möglich sei, da auch 
die Kniephaenomene fehlen. Oedem bestand anfänglich am Hand¬ 
rücken, später auch an den Beinen — locale vasomotorische Störung. 


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No 8. P. Güterbock, Lupöse Verkrümmung der Finger. — Pbrbtti. 125 


Auffallend war die conatatirte Atrophia nerv, optic. incipiena. Con- 
atant wurde eine hohe Pulafrequenz beobachtet. Die aen8iblen Stö¬ 
rungen waren nur gering; vielleicht werden die aenaiblen Fasern 
nur durch die Vorgänge in der Umgebung gereizt und aind nicht 
aelbat erkrankt. Jedenfalla ist ea notwendig, künftig die rein aen¬ 
aiblen Hautnerven zu unterauchen. Kurz vor dem Tode trat eine 
Lähmung dea Zwerchfelle hinzu. — Der pathologiach-anatomiache 
Befund betraf nur die peripheren Nerven pnd Muskeln und stellte 
sich als degenerative Atrophie dar. — Rückenmark und vordere 
Wurzeln waren völlig intact. 

Vf. teilt noch ähnliche Fälle seiner Beobachtung mit, in denen 
freilich die peripheren Nerven nicht zur Untersuchung kamen. Er 
weist darauf hin, wie wichtig es sei, bei jenen Krankheitsformen, 
die als Paralysis aacend. acut, bezeichnet werden und in vielen 
Fällen von Poliomyelitis anterior, sich nicht mit der Untersuchung 
dea Rückenmarks zu begnügen, da wohl nicht selten eine multiple 
Neuritis unter diesem Bilde verlaufe. Oppenheim. 


P. Güterbock, Ueber lupöse Verkrümmungen der Finger. Virchow’s 
Arch. XCIV. S. 218. 

G. reiht den zwei schon früher von ihm beschriebenen Fällen 
von lupösen Verkrümmungen eine neue Beobachtung an. Eis han¬ 
delte sich um einen 20jährigen Handelsmann aus Odessa, der seit 
6 Jahren an den Händen und Füfsen krank sein will. Es besteht 
an der rechten Hand Verkrümmungen 1) der zweiten Phalanx des 
Daumens, welche mehr als rechtswinklig gegen die erste ilectirt, 
und mit der Rückenfläche radialwärts gedreht ist und 2) des dritten 
Fingers, welcher durch Verkürzung jener Phalanx, kleiner als der 
fünfte Finger geworden ist, während gleichzeitig die zweite Phalanx 
gegen die erste radialwärts luxirt ist. Alle Bewegungen, mit Aus¬ 
nahme der des Interphalangealgelenkes des Daumens und der 
Streckung des zweiten und dritten Phalanx des dritten Fingers, 
sind activ, wie passiv möglich. Auf der Rückenfläche des Daumens 
und auf dem ersten Gliede des dritten und vierten Fingers sind 
lupöse Geschwüre vorhanden. An der linken Hand ist die zweite 
Phalanx des Daumens fast um die Hälfte verkleinert. Auch an 
den Füfsen sind lupöse Neubildungen und Geschwüre vorhanden. — 
In der Epikrise macht G. auf die unverkennbare Aehnlichkeit in 
der äufseren Erscheinungsweise der lupösen und der leprösen Ver¬ 
krümmungen aufmerksam. Aber das Wesen der lupösen Verkrüm¬ 
mungen liegt in der Art der Localisation des Hautleidens; dagegen 
stehen die leprösen in gleicher Linie mit den paralytischen Con- 
tracturen, mit den abnormen Haltungen gelähmter und anaesthetischer 
Glieder, sind also die E'olgen einer anormalen Innervation. Lewinski. 


J. Peretti, Ueber die schlafmachende Wirkung des Paraldehyd. 
Berliner klin. Wochenschr. 1883, No. 40. 

P. teilt seine an 4 Gesunden und 32 Geisteskranken gemachten 
Erfahrungen über die Wirkung des Paraldehyd mit. Zu 3,0 bis 


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126 Pkbetti, Schlafmachende Wirkung d. Paraldehyd. - Opknchowski. No. 8. 

6,0 Grm. bewirkt es nach wenigen Minuten mehrstündigen Schlaf 
ohne vorhergehende Aufregung. Atmung und Puls bleiben regel- 
mäfsig, erstere ist durchschnittlich um zwei Atemzüge, letzterer um 
2—8 Schläge in der Minute verlangsamt; als einzige Aenderung der 
Pulswelle zeigte sich Verschwinden der ersten secundären Erhebung. 
Die Temperatur sank nur um wenige Centigrade; Congestionen, 
Veränderungen der Pupille wurden nicht beobachtet. Das Erwachen 
erfolgte ohne unangenehme Nachwirkung. 

Einen unmittelbaren oder auch nur wesentlichen Einfluss auf 
den Verlauf von Geisteskrankheiten konnte Vf. indess nicht con- 
statiren. Sehr schnell tritt Gewöhnung an das Mittel ein, so dass 
man die Dosis steigern muss. Danach ist nach P. der Paraldehyd 
kein specifisches Heilmittel für Psychosen, auch kein Beruhigungs¬ 
mittel für dauernd erregte Kranke, aber ein Schlafmittel, welches 
unter Umständen, bei leichten Depressionszuständen die Heilung 
befördern kann und bei nervöser Schlaflosigkeit Nicht-Geisteskranker 
Beachtung verdient. 

Ale Vorteile vor dem Chloralhydrat bezeichnet P.: die Un¬ 
gefährlichkeit für das Herz (Herzaffectionen bilden keine Contra- 
indication), das Fehlen der Gefahr einer cumulirenden Wirkung, 
das schnelle Eintreten des Schlafes ohne vorherige Erregungs- und 
Congestionserscheinungen und das Fehlen unangenehmer Empfin¬ 
dungen nach dem Erwachen. 

P. gab das Mittel in 4procentiger wässeriger mit 10 pCt. Zucker 
versüfster Lösung, die gut genommen wurde und einen an Pfeffer¬ 
münz erinnernden Geschmack besitzt. Verdauungsstörungen wurden 
selbst nach längerer Darreichung nicht beobachtet. Als unangenehme, 
wenn auch nicht bedenkliche Nachwirkung bezeichnet P. den Um¬ 
stand, dass die Exspirationsluft noch 24 Stunden nach dem Ein¬ 
nahmen den süfslichen Geruch des Paraldehyd erkennen lässt, so 
dass eine einzige Person hinreicht, die am Abend eingenommen 
hat, im Schlafsaal für die Nacht eine recht unangenehme Atmosphäre 
zu erzeugen. Langgaard. 


Openchowski, Sur l’action localisde du froid, applique k la surfarce 
de la rdgion corticale du cerveau. Compt. rend. des seances de la soc. 
de Biol. 1883, Jan. 20. 

O. hat mit Ewald im Laboratorium von Goltz durch Aether eine plötzliche Ab¬ 
kühlung eine« genau localiiirten Stückes der Hirnoberfläche erreichen können und fand 
bei Kaninchen, an welcher Stelle der granen Rindensubstanz es sein mochte, mit oder 
ohne Erhaltung der Dura mater locale Lähmung der Gefäfse und hierauf vollständige 
Anästhesie der entgegengesetzten Körperhälfte. Man erhielt keine Reflexbewegungen, 
dagegen rief starkes Kneipen oder Stechen peripherer Teile stets Bewegungsersehei- 
nungen des gereizten Teiles hervor. Man bemerkte auch zu gleicher Zeit Bewegungen 
auf dieser Körperseite; das Tier änderte aber die Stellung der Pfoten nicht, selbst bei 
ganz abnormer Stellung. Bei erhaltener Dura mater wurde die Verletzung auf Wochen, 
bei abgetragener nur wenige Tage überlebt. Tiere, denen die ganze Rinde abgetragen 
war, verhielten sich wie die Flourk ns 'sehen Tauben. — Abkühlung der Med. oblongata 
verlangsamte die Respiration von 76 auf 40 pro Min%te. — In einigen Versuchen 
entstanden, wenn die Dura entfernt war, in Folge der Abkühlung epileptiforme An- 


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No. 8 Roser. — v. Hasnkr. — Padlky. — Murrkll. — Petri. 127 


fälle, aber erst etwa l / 4 Stunde danach, wenn die gefrorene Stelle bereits stark hyper- 
«misch geworden war. Diese Krämpfe sind aber bei ganz jungen Hunden nicht ber- 
Torzurufen. Danach würde keine bestimmte epileptogene Zone in der Rinde ezistiren. 

J. Sander. 


Roser, Zur Operation des Volvulus. Cbl. f. Chir. 1883, No. 43. 

Damit nach der Laparotomie bei Volvulus der Flexura iliaca und gelungener 
Freimachung des „torqnirten“ Darmes, letzterer nicht nachträglich in seine falsche 
Position wieder zurücksinke, empfiehlt R., ihn durch einige Nähte an die Bauchwand 
zu befestigen. Ob, wie Uhdb andeutet, ein ähnlicher Operationsplan bereits im Jahre 
1821 von Bürger in Marburg befolgt worden ist, erscheint indessen R. zweifelhaft. 

P. Giterbock. 


▼. Hasner, Operative Entfernung der persiatirenden Pupillar¬ 
membran durch Korelyse. Prager med. Wochenschr. 1883, No. 47. 

H. gelang es, eine Pupillarmembran auf operatiYem Wege zu entfernen. Dieselbe 
hatte die Form einer mohnkorngrofsen gelblichen Platte, von welcher nach aufsen 
unten ein Faden ausging, der sich noch im Pupillargebiet dichotomisch teilte und 
■ehliefelich in 6 feine Fäden zerfiel, welche, über den Pupillarrand wegziehend, sich 
sämmtlich an die äufsere Grenze des inneren Iriskreises inserirten. 

Nach Eröffnung der vorderen Kammer führte H. ein stumpfes Häkchen hinter 
die Pupillarmembran nnd lüste vermittels eines geringen Zuges die mit der Linsen¬ 
kapsel zusammenhängende Platte, wobei sich auch die an der vorderen Irisfläcbe in¬ 
serirten Fäden trennten und das Ganze mit dem abströmenden Humor aqueus aus 
dem Auge herausglitt. Die Heilung verlief gut, die Iris wurde frei beweglich und 
die Linse blieb klar. Horstmaon. 


G. Padley, Idiopathic (progressive pernicious) anaemia, and its 
successful treatment. Lancet 1883, II. No. 19 u. 20. 

Im Anschluss an die Mitteilung eines unter Arsenikbehandlung günstig verlaufenen 
Falles eigener Beobachtung, betont P., dass Arsen eine specifisch günstige Einwirkung 
auf die idiopathische perniciöse Anaemie hat, während Eisen allein unnütz oder sogar 
schädlich ist: ja diese Erfolglosigkeit der Eisenmedication kann als differential¬ 
diagnostisches Moment zwischen idiopathischer und anderen Formen der Ansemie an¬ 
gesehen werden. Von 48 veröffentlichten Fällen progressiver perniciöser Anämie, die 
ohne Arsenik behandelt worden waren, oder bei denen eine Therapie nicht angegeben ist, 
endeten 42 tätlich, 2 waren noch in Behandlung (verschlimmerten sich jedoch), bei 3 
ist der Ausgang unbekannt, I Fall endete in Genesung. Dagegen trat von 22 mit 
Arsenik behandelten Fällen in 16 Heilung, in 2 Besserung, in 4 der Tod ein. 

Perl. 


W. Dfurrell, On the treatment of the night-sweating of phthisis. 

Practitioner 1883, Decbr. 

Nach dem Vorgänge von da Costa hat M. sowohl das Eztr. fabae calabaric., als 
auch verschiedene Salze des Eserin gegen die Nachtschweifse der Phthisiker mit meist 
gutem Erfolge angewendet. Details resp. Dosirung s. im Orig. Besondere Vorzüge 
vor anderen einschlägigen Mitteln besitzt das in Rede stehende nioht. Perl. 


Petri, Zur Färbung des Koo^schen Bacillus in Sputis, sowie über 
das gleiche Verhalten einiger Pilzzellen. Berliner klin. Wochenschr. 
1883, No. 48. 

P. hält sich klar filtrirte gesättigte Lösungen von Fuchsin und Malachitgrün vor¬ 
rätig, wärmt die Fochsinlösnng, wenn sie znm Gebrauch dienen soll, an and lässt die 
mit Spntum bestrichenen Deckgläschen auf ihr schwimmen, indem er sie gleichzeitig 
abkühlt. In Eisessig giebt das Präparat seinen roten Farbstoff wieder her, nur die 
Kocn’schen Bacillen bleiben rot. Nachdem einige Male mit Wasser nachgewaschen 


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128 Pozzi. — Silbrrmank. — Lucak. — Congress f. innere Medicin. No. 8. 


ist, können die Präparate in die Malachitlosung gebracht werden nnd sind nach 5 bis 
10 Minuten fertig zur Untersuchung mit der Immersionslinse, für welche P. noch 
einige praktische Handgriffe angiebt. Der früher ron mehreren Forschern aufrecht 
erhaltenen Angabe, dass die Färbeflüssigkeit alkalisch sein müsse, widerspricht er. — 
Von Pilzen, die sich gegen Farbstoffe und Säuren Ähnlich verhalten, wie der Tuberkel¬ 
bacillus, sind vom Vf. zwei Aspergillusarten, zwei Mucorineen, ein Penicillium, die 
Empusa muscse und das OTdium lactis geprüft; doch handelt es sich der Hauptsache 
nach um Differenzirungen im Pilzgewebe und eben nur um Aehnlichkeiten. 

Wernieh. 


S. Pozzi, Nävrite traumatique du plexus brachial droit. — Atrophie 
mueculaire du membre blessä. — Troubles trophiques (äruptions 
väsiculeuses) de la main droite. — Läsion trophique symätrique 
du c6tä sain (main gauche). Gaz. möd. de Paris 1883, No. 41. 

Der von P. mitgeteilte Fall (dessen Beschreibung in Betreff der wesentlichsten 
Punkte in der Ueberschrift gegeben ist) ist durch folgende Tatsache besonders be¬ 
merkenswert: Nach einem Fall auf den rechten Ellenbogen und Luxation des rechten 
Oberarms, stellte sich Lähmung der Musculatur der rechten oberen ExtremitAt in ver¬ 
schiedenem Grade an den verschiedenen Muskeln ein. Neben diesen Erscheinungen 
und denen der SensibilitAtsstOrung zeigten sich an den Fingern und der Hand rechts 
auch trophische Storungen (dünne, glAnzende Haut, gekrümmte NAgel, Bläschen- 
Eruptionen). Interessant war nun, dass auch an den Fingern und der Hand der 
linken Seite, die selbst ganz unverletzt geblieben war, eben eine solche BlAschen- 
Eruption wie rechts auftrat. Mit Vulpian erklärt Vf. diese Erscheinung durch einen 
in Folge des Trauma’s im Bückenmark entstandenen Reizungszustand, der sich auch 
Über die zunAchst beteiligten Regionen derselben Seite hinaus fortgepflanzt habe. 

Bernhardt. 


0. Silbermann, Zur Lehre vom Pavor nocturnus der Kinder. 
Jahrb. f. Kinderheilk. 1883, XX. 3. 

S. unterscheidet die „idiopathische* und „symptomatische* Form des Pavor noc¬ 
turnus. Der bei beiden Formen sich findende Angstzustand sei im idiopathischen Pavor 
eine Angstvorstellung. Diese bestehe in einer vorübergehenden Gesichtshallucination, 
welche durch einen hohen Erregungszustand des Gehirns (der Rinde) bedingt und 
immer mit Amnesie verbunden sei. Beim symptomatischen Pavor hätte man es mit 
einer Angstempfindung zu tun: es sei das eine durch die gastrischen Vagusfasern 
(es handelt sich in Bezug auf die Aetiologie immer um Verdauungsstörungen) ermittelte 
Reflexneurose der pulmonalen Vagusenden, daher Dyspnoe und Angst. Auch hier be¬ 
steht Amnesie. Krankengeschichten erläutern diese von S. aufgestellten Sätze. 

Bernhardt. 


Ergänzung zu: Lucflß, Das Wasserstrahlgeblftse und seine Ver¬ 
wertung als Luftdouche (s. S. 47). 

In vielen Fällen, nicht blos bei Kindern, dringt der kräftige continuirliche Luft- 
tftrom ohne jede Mitwirkung von Seiten des Kranken in das Mittelohr und zwar, wie 
L. früher nachgewiesen hat, durch reflektorische Erhebung des Gaumensegels. 

8chwabach. 


Der Hl. Congress für innere Medicin wird in Berlin vom 21. — 24. April d. J. 
stattfinden. Zur Verhandlung werden kommen: Genuine Pneumonie (Ref. Jur- 
gensen , Alb. Frankel ), Poliomyelitis und Neuritis (Ref. Leyden , Fr. 
Schultse), nervöse Dyspepsie (Ref. Leube, Ewald). Aufserdem sind an¬ 
gemeldet Vorträge über: Schulhygiene von H. Weber, Reflexe von J. Rosenthal , 
Localisationen der Grojshirnfunctionen von Goltz , Vaccination von Pfeiffer , Diabetes 
von Seegen, Heilwirkung des Naphthalin und Bericht über die Commission zur Be¬ 
handlung der lnfectionskrankheiten von Rossbach. 


Verlag von August Hirschwald in Berlin. — Druck von L. Schumacher in Berlin. 


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Wöchentlich erscheinen 
1—1 Bogen; am Sehlasse 
4es Jahrgangs Titel, Na¬ 
uen* and Sachregister. 


Centralblatt 

för die 


iVeis des Jahrgange j 
20 Mark; au besiehen 
durch alle Buchhandlun¬ 
gen und Postenstalton. 


mcdicinkhcn Wissenschaften. 


Redigirt von 

Prot Dr. H. Kroneoker, und Prot Dr. H. Senator, 

Berlin (NW.), Dorotheenstr. 81. Berlin (NW.), Banho&tr. 7 (am Hegelplats). 


1884. t. Mära. No. 9. 


Inhalt : Poels and No len, Die Mikrokokken der Pneumonie and der Langen* 
seache (Orig.-Mitt.). — Schwerin, Wirkung des Methylenjodid (Orig.-Mitt). 

Gad, Trftneoableitang nnd Lidbewegung. — W. KOhnk, Hemialbamose. — 
Mal assez-Vign al, Zooglosa-Tuberculose. — Kelly, Neue Methode der Einrenkung 
des Ellenbogengelenks. — Knapp, Schwere Abscesse am Warzenfortsatze. — 
Warfvinge, Arsenik gegen Leukaemie, Pseudoleuksmie und pernieiöse Anämie. — 
Steübing, Auslösung des Hustens. — McMünn, „Febriles Urobilin 44 und „Uro- 
h»matin“ im Harne ron Rheumatikern. — Dijbrinb; Page, Tabes peripherischen 
Ursprungs. — F. Molleb, Lepra. — H. Quincke, Verhalten des Harns nach Ge¬ 
brauch von Copairabalsam. 

Sobolbff, Verletzung des Amnios am bebrüteten Ei. — Turbo, Lehre von 
der Blutcirculation. — P. Ehrlich, Sulfodiazobenzol, Reagens auf Bilirubin. — W. 
Mbtkr, Missbildungen beim Menschen im Bereiche der ersten Kiemenspalte. — 
J ulliard, Darmresection bei widernatürlichem After mit völliger Heilung. — Gang- 
hofnbr, Keblkopfabscess. — Jabtrowitz, Syphilitische Thrombose der Pfortader.— 
NAtuek, Hirn abscesse bei Lnngenaffectionen. — Wallstab, Dammrisse. 

Druckfehler. 


Die Mikrokokken der Pneumonie des Menschen und der 
Lungenseuche der Rinder. 

Von J. Poel*, Tierarzt und Dr. med. W. Malen in Rotterdam. 

Bald nach den Mitteilungen von Salvioli und Zäsi.bin und von 
C. Fjukdländer über die Mikrokokken der Pneumonie hat der Erste 
von uns, dem fast täglich Material von an Lungenseuche erkrankten 
Hindern zu Gebote steht, das in den Lungen der getöteten Tiere 
befindliche Exsudat untersucht und darin Mikrokokken gefunden, 
die den von Frikdlänukk beschriebenen Mikrokokken der Pneumonie 
vollkommen ähnlich sind. Nach Färbung der Trockenpräparate in 
Anilinwasser-Gentianaviolettlösung wurden zahlreiche Mikrokokken 
mit charakteristischen Kapseln gefunden. Es zeigten sich dabei 
sowohl Mono-, als Dipplokokken, auch längere Ketten, die aus 
mehreren Kokken bestanden, sowie einzelne Kapseln, worin mehrere 
Kokken zu einem Stäbchen wie verschmolzen waren. Auch Kokken 
ohne Kapseln fanden sich vor. Bei Vergleichung dieser Mikrokokken 
mit den bei verschiedenen Fällen menschlicher Pneumonie gefundenen 
fanden wir nun eine vollkommene Aehnlichkeit zwischen den ver- 

XXII. Jahrgang. 9 


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130 


Schwerin , Giftwirkungen des Methylenjodid. 


No. 9. 


schiedenen Präparaten, so dass der Gedanke nahe lag, die Pneu¬ 
monie der Menschen und die Lungenseuche der Rinder werde viel¬ 
leicht durch ein identisches Virus hervorgerufen. 

Da aber das alleinige Auffinden von morphologisch identischen 
Mikrokokken nicht genügt, um auf die Identität der betreffenden 
Krankheitskeime zu schliefsen, haben wir Culturen von Lungen¬ 
seuche-Mikrokokken und von Mikrokokken der menschlichen Pneumonie 
auf Blutserum (nach Koch’s Angaben zubereitet) angestellt, mit dem 
Resultat, dass sich von den Mikrokokken, welche von den zwei betreffen¬ 
den Krankheiten herröhrten in der gleichen Zeit, bei gleicher Tem¬ 
peratur, in der gleichen Weise charakteristische nagelförmige Culturen 
entwickelten. Diese Culturen wurden teils bei Zimmertemperatur, 
teils in einem Thermostaten 1 ) bei 37 °C. angestellt. Weiter haben 
wir mit den erhaltenen Reinculturen Injectionsversuche bei Tieren 
gemacht. Auch hierbei erhielten wir mit den Culturen von Lungen- 
seuche-Mikrokokken und mit den von menschlicher Pneumonie her¬ 
röhrenden vollkommen gleich positive Resultate. Wir halten uns 
daher für berechtigt, die Identität beider Krankheitskeime anzu¬ 
nehmen. 

Ueber verschiedene einzelne Ergebnisse, betreffend das Leben, 
die Bewegung, die Gröfse der Mikrokokkken, die Eigenschaften 
ihrer Kapseln u. s. w., werden wir in einer ausföhrlichen Mitteilung 
berichten. 


Ueber Methyleqjodid. 

Ein Beitrag zur Kenntniss der Jodverbindungen. 

Von Dr. Schwerin, Arzt in Berlin. 

Das Methylenjodid (CH 2 J 2 ) zuerst von Brünino 2 ) durch Ein¬ 
wirkung von Natriumalkoholat auf Jodoform dargestellt, dann be¬ 
sonders von Botlkrow*), Hofmann 4 ), Lieben*), Bakyku 6 ) genauer 
studirt, wird durch Erhitzen von Jodoform mit rauchender Jod¬ 
wasserstoffsäure auf 130° bei Gegenwart von Phosphor gewonnen 
(CHJ 3 -{- HJ = CH 2 J 2 —|— J 2 ). Sein hoher Jodgehalt (94,7 pCt., 
2 pCt. weniger als Jodoform) hat mich zunächst veranlasst, zu 
untersuchen, ob es als ein Antisepticum anzusprechen sei. Eine 
gröfsere Reihe vergleichender Versuche hat nun ergeben, dass das 
CH 2 J 2 die Fäulniss organischer Substanzen weder zu ver¬ 
hindern, noch hinauszuschieben im Stande ist. Mischungen 
von CH 2 J 2 mit Albuminlösungen, Tierblut, Gelatine verschiedener 
Concentrationsgrade, in den mannigfachsten Mischungsverhältnissen, 
bei den verschiedensten Temperaturen lassen durchaus keinen fäul- 
nisswidrigen Einfluss des CH 2 J 2 erkennen. 


') Wir gebrauchten einen aus Paris von V. Wiksnbgo bezogenen Thermostaten. 
t ) Ann. d. Chemie CIV. 187. — *) Compt. rend. XLVI. 595; Ann. d. Chemie 
CXI. 251; Ann. d. Ch. CXX. 356; Ann. ch. (3) LID. 313. — 4 ) AnD. d. Ch. LXV. 
267. — *) Zeitschr. 1868, 712. — *) Bericht V. 1095. 


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No. 9. 


Schwkkln , Giftwirkungen des Methylenjodid. 


131 


Von gröfstem Interesse schien es, die Einwirkung des CHjJj 
auf den lebenden Körper zu studiren, namentlich im Hinblick auf 
die neueren Arbeiten, welche Halogenverbindungen der Methan- 
Derivate zum Gegenstand der Untersuchung gemacht haben, ohne 
dass es bis jetzt gelungen wäre, den Zusammenhang zwischen ihrem 
physikalisch-chemischen Verhalten und ihrem physiologischen Effect 
genügend aufzuklären. 

I. Einatmung von CH 2 J 2 . 

Ein kleiner Frosch, den ich eine alkoholische CH 2 J 2 -Lösung 
einatmen lasse, ist schnell betäubt und stirbt nach wenigen Mi¬ 
nuten. 

Ein grofser Frosch, welcher reines CH 2 J 2 , auf ein StQckchen 
Filtrirpapier geträufelt, einatmet, verfällt alsbald in tiefe Narkose 
mit aufgehobener Reflexerregbarkeit; dieselbe dauert Ober eine halbe 
Stunde nn. Danach erscheint das Tier wieder munter. 

Ein junges Kaninchen wird unter einer Glasglocke bei ge¬ 
nügendem Luftzutritt der Einwirkung von CH 2 J 2 ausgesetzt, das 
aus lose umhergestreuten Bäuschen von Filtrirpapier verdunstet. Nach 
2 Minuten wird das Tier somnolent und bleibt still sitzen; Respi¬ 
ration anfangs 64, sinkt nach einer Viertelstunde auf 48, dann bis 
auf 40 und wird sehr oberflächlich. Die Reflexerregbarkeit ist er¬ 
halten. Nach Verlauf einer halben Stunde wird das Tier aus der 
Glocke entfernt und erscheint sofort ganz munter. Am nächsten 
Tage soll es (nicht selbst beobachtet) unter nervösen Symptomen 
(allgemeines Zittern) gestorben sein. 

Ein junges Kaninchen wird unter den gleichen Bedingungen 
wie das vorige, der Einwirkung des CH 2 J 2 ausgesetzt. Nach einem 
Excitationestadium von wenigen Minuten wird das Tier still und 
somnolent, in gröfseren Pausen aufschreckend, schlägt ab und zu 
träge die Augen auf. Die Respiration wird im Verlaufe von 3 / 4 
Stunden immer langsamer: erst 60, dann 40 und 30 in der Minute, 
schließlich auf der Höhe der Inspiration zuweilen aussetzend; der 
Kopf wird vornüber zur Erde gestreckt. Nach Ablauf einer Stunde 
ist die Hypnose tief und vollständig; die Pupillen etwas verengt, 
Parese nicht vorhanden, die Reflexerregbarkeit nicht aufgehoben. 
Der tiefe Schlaf — man kann das Tier in verschiedene Positionen 
bringen, in denen es regungslos verbleibt — dauert etwa noch 
2 .Stunden an. Dann erwacht das Tier, läuft etwas umher, wird 
nach etwa 7 Stunden tot im Käfig gefunden. 

Ein junger Kanarienvogel, unter die Versuchsglocke ge¬ 
bracht, erscheint eine Viertelstunde lang munter, mäfsig excitirt, 
dann wird er schläfrig, schliefst und öffnet in rascher Abwechselung 
die Augen, fällt endlich auf die Seite und schläft regungslos. Re¬ 
spiration 120, Reflexerregbarkeit nicht aufgehoben. Etwa 3 / 4 Stunden 
nach Beginn des Versuches wird das Tier aus der Glocke ge¬ 
nommen, kommt beim Anblasen mit einem Blasebalg vorübergehend 
zu sich, verfällt aber sogleich wieder in Schlaf. Dieser dauert 
etwa 4 Stunden an, zuweilen durch Aufschrecken unterbrochen. 

9* 


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132 


Gad, Tr&nenableitang und Lidbewegung. 


No. 9. 


Dann feilt das Tier plötzlich auf die Seite und stirbt rasch unter 
convulsivischen Zuckungen. 

Um zu verhüten, dass die Versuchstiere eventuell mit der 
CHjJj-S ubstanz in directe Berührung kommen, wird das Präparat 
in einem etwas seitlich und unterhalb der Versuchsglocke aufgestell¬ 
ten Glaskölbchen bei gelinder Flamme erwärmt und das verdunstende 
CH,Jj durch eine schräg ansteigende mehrfach gewundene Glas¬ 
röhre in die Versuchsglocke geleitet. 

£inem solchen Versuche wird ein Zeisig unterworfen. Nach 
25 Minuten Unruhe, hastiges Umherhüpfen, dann Dyspnoe; nach 
weiteren 15 Minuten Schläfrigkeit, durch Aufschrecken unterbrochen 
und Taumel, wobei das Tier häufig auf die Seite fällt. Dann schläft 
es wieder, mit nach hinten gebogenem Rumpf, sinkt um, verbleibt 
in regungsloser Rückenlage und zeigt hochgradigste Dyspnoe; die 
Sensibilität ist erloschen. Nach einer weiteren Viertelstunde erfolgt 
der Tod. 

Mit einem Hänfling wird derselbe Versuch angestellt mit 
gleichem Erfolg. 

II. Einspritzung von CH 2 J 2 unter die Haut. 

Einem jungen Kaninchen wird ein halber Cctm. CH 2 J 2 
subcutan injicirt. Dasselbe, anfangs munter, wird nach Ablauf von 
2 Minuten etwas schläfrig, schrickt ab und zu leicht zusammen; 
Respiration constant 60, Anaesthesie und Paresen treten nicht auf. 
Nach Ablauf einer Viertelstunde erscheint das Tier wieder ganz 
wohl, bleibt nur ein wenig träge. (Schloss folgt) 


Gad, Eine Revision der Lehre von der Tränenableitung und den 
Lidbewegungen, du Bois-Rkymom>’s Arch. 1883, Suppl.-Bd., Festgabe, 
S. 69. 

Der ganze zwischen den Lidrändern gelegene Teil der normalen 
Tränenbahn entbehrt einer vorderen festen Begrenzung; es müsste 
daher ungemein leicht ein Ueberfiiefsen der Tränentropfen über die 
Wange stattfinden. Um dies zu verhindern, kommt zunächst die 
Schwerkraft in Betracht, die nicht nur die hydrostatische Druck¬ 
differenz zwischen dem Tränensee und der Nasenöffnung des Tränen¬ 
gangesbedingt, sondern auch noch weiter wirkt über die freie Oberfläche 
der die Nasenschleimhaut benetzenden Flüssigkeitsschicht als relativ 
feste Begrenzung. Die Verlängerung eines communicirenden Rohres 
durch eine benetzende Flüssigkeitsschicht kann zwar in gleichem 
Sinne, aber nicht mit derselben Intensität wirken, wie die Fort¬ 
setzung durch ein geschlossenes Rohr, welches mit zum Teil frei 
beweglicher Flüssigkeit gefüllt ist, da im ersteren Falle auf die 
gesammte Flüssigkeit auch die Attraction der benetzten Wand 
wirkt. — Tränenflü88igkeit muss mehr secernirt werden, als ver¬ 
dunstet; jedoch ist die Menge der Tränenabsonderung überschätzt 
worden. Zur Bildung eines Tropfens gehören etwa 20 Minuten 
Zeit. Dies geht auch daraus hervor, dass nach Exstirpation der 


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No. 9. 


KOhnk, Hemialbumose im Harn. 


133 


Tränendrüse die Conjunctivalechleimhaut vicariirend den Bedarf 
liefern kann. — Für den Fall gesteigerter Tränensecretion wird 
sich zunächst ein stärkerer Benetzungsgrad der freien Conjunctival- 
fläche herstellen können, ehe es zur Flüssigkeitsansammlung auf 
dem Lidrande kommt. Bei länger anhaltender Steigerung der Se- 
cretion sammelt sich zwar Flüssigkeit auf dem unteren Lidrande, 
aber die Befettung mittels der MKiBOM’schen Drüsen staut. Der 
Lidschlag ändert hier nichts; bei dauernd geschlossenen Lidern ist 
die normale Tränenableitung sehr gut gesichert. Der gewöhnliche 
Lidschlag wird ausschließlich durch den epitarsalen Teil des Lid¬ 
ringmuskels, das Blinzeln zuerst durch den peritarsalen Teil des¬ 
selben bewirkt. Der Lidschlag kann auch einem gesteigerten Be- 
dürfniss nach Tränenableitung dienen (Oberflächenspannung an 
dem sich hervorwölbenden Meniscus des Tränenbaches). £in Apparat, 
welcher die Tränenflüssigkeit pumpend zur Nase fördert, existirt 
nicht Beim Lidschlag dient der epitarsale Teil des Ringmuskels 
dem Reflexe, der peritarsale der Willkür; beide werden gesondert 
innervirt. J. Sander. 


W. Kühne, Ueber Hemialbumose im Harn. Ztschr. f. Biol. XIX. 

S. 209. 

Der Harn eines an Osteomalacia acuta leidenden Individuums 
gab die Reactionen des Brück- JohEs’schen Eiweifskörpers, den K. 
als Hemialbumose bezeichnet hat: Der beim Schütteln fast wie 
Seifenwasser schäumende, leicht, wenn auch nicht ganz klar filtri- 
rende Harn wurde beim Erhitzen schon bei ca. 50° coagulirt, bei 
Siedehitze spätestens wieder klar, abgekühlt von Neuem flockig 
getrübt, von kalter Salpetersäure gefällt, worauf Sieden und Wieder¬ 
abkühlen in gleicher Weise wirken. Ebenso klärte sich die von 
Essigsäure -|- Ferrocyankalium bewirkte Fällung in der Siedehitze, 
um beim Abkühlen wiederzukehren. Essigsäure + concentrirte 
Kochsalzlösung gab starke Fällung, Kochsalz im Ueberschuss er¬ 
zeugte keine Trübung, die Mischung coagulirte in der Wärme stark 
und klärte sich beim Kochen nicht. Zusatz von Kali und wenig 
Kupfersulphat gab intensiv rote Färbung (Biuret- oder Pepton- 
reaction). Der Harn enthielt ein Sediment von Uraten und amorphen 
Ausscheidungen, die sich als Hemialbumose erwiesen (vermutlich 
hat sich aus dem an Hemialbumose sehr reichen Harn ein Teil der 
Substanz beim Erkalten ausgeschieden). 

Fast die gesammte während 4—5 Wochen mit dem Harn aus¬ 
geschiedene Hemialbumose wurde frisch mit Alkohol ausgefällt, der 
Niederschlag mit Alkohol gewaschen. Bei niederer Temperatur 
getrocknet, glich die Substanz dem käuflichen bernsteinfarbenen 
Albumin. Die also jahrelang conservirte Hemialbumose erwies sich 
nur teilweise und sehr langsam in Wasser löslich; die Lösung zeigte 
alle für Hemialbumose charakteristischen Reactionen, auch die neuerdings 
von Sai.kowski gefundenen: Fehlschlagen derReaction mit Essigsäure 
-{- Ferrocyankalium — Fällung bei Gegenwart von viel Kochsalz 


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134 


Malasskz u. Viokal, Zoogloea-Tuberculose. 


No. 9. 


und vollständige Fällbarkeit mit überschüssigem Kochsalz -|- viel 
Essigsäure in der Siedehitze ohne Verlust der Löslichkeit nach Entfer¬ 
nung des Salzes. Nach 2 ständigem Digeriren der Lösung mit 
Pepsinsalzsäure bei 40° ist die Hemialbumose vollständig in Pepton 
umgewandelt. Aus dem bei Behandlung mit Wasser ungelösten 
Rückstände der conservirten Substanz wurde durch öprocentige 
Kochsalzlösung noch Hemialbumose extrahirt. In der gereinigten 
Hemialbumose fand Vf. mit Chittbnpkk 0,31 —1,28 pCt. Asche, ferner 
0,19 pCt. Phosphor und 1,09 pCt. Schwefel; in der aschefreien 
Substanz 52,13 pC. C, 6,83 pCt. H und 16,55 pCt. N. Eine Hemi- 
albumoselösung, die auch nur den geringsten Ueberschuss an Alkali 
oder Säure enthält, ist uncoagulabel beim Erhitzen, dagegen fällbar 
durch Alkohol und zwar bei Gegenwart auch nur einer Spur von 
Kochsalz in Flocken. Soll daher ein festes schon mit Wasser be¬ 
handeltes Object auf Hemialbumose untersucht werden, so ist es 
mit verdünnter Essigsäure oder mit Natronwasser zu extrahiren, zu 
neutralisiren, mit Alkohol zu versetzen und der Niederschlag in 
Wasser zu lösen. Die Auflösung, mit Kochsalzlösung nach und 
nach versetzt, muss zwischen 40 und 60° coaguliren und beim Sieden 
wieder klar werden. Von der mit Wasser ausgekochten Alkohol¬ 
fällung ist der beim Erkalten sich ausscheidende Anteil frei von 
jeder Verunreinigung mit irgend welchem anderen bekannten Eiweifs¬ 
stoffe. Eine Probe der letzteren Ausscheidung gab bei Digestion 
mit Pepsin und Magensalzsäure reichlich Pepton (kein Tyrosin und 
Leucin), mit ‘/ 4 —lprocentiger Sodalösung und Trypsin (unter 
Thymolzusatz) nach 6 Tagen Pepton, reichlich Leucin und Tyrosin, 
endlich Phenol, gab ferner beim Kochen mit Schwefelsäure Leucin 
und Tyrosin und beim Schmelzen mit Kali unter Wasserstoflf- 
entwickelung Indol. Unter den gleichen Bedingungen giebt also 
die Hemialbumose des Harns dieselben Zersetzungsproducte wie das 
Eiweifs. J. Munk. 


Malassez et Vignal, Tuberculose zooglo&que (forme ou esp&ce 
de tuberculose sans bacilles). Arcb. de pbysiol. norm etc. 1883, 8. 

Von einem subcutanen tuberculösen Knoten am Vorderarme 
eines an tuberculöser Meningitis gestorbenen Kindes ergaben Im¬ 
pfungen an Meerschweinchen schon nach 6 Tagen eine Art all¬ 
gemeiner Tuberculose. Denselben Effect erzielten die Vff. mit den 
Wandungen von 3 kalten Abscessen, in denen sie ebenso wenig, 
wie in dem zuerst beobachteten Knoten bei der mikroskopischen 
Untersuchung Bacillen vorfanden. Dagegen fanden sie in den 
meisten der so erzielten tuberkelähnlichen Producte kleine sphaerische 
Mikrokokken, ohne Farbenreaction, zu Zoogloön angehäuft. Culturen 
dieser Kokken wurden nach Koch’s Vorschrift auf coagulirtem 
Rinderserum angestellt, wobei die Vff. den Impfstoff in der Art in 
die Gläser brachten, dass sie den Wattepfropf mit einem geglühten 
Troikart durchbohrten und dann r zur gröfseren Sicherheit“ einen zweiten 
Wattepfropf auf den ersten setzten. In einem von 20 Gläsern 


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No. 9. 


Kkli.y, Neue Methode d. Einrenkung d. Ellenbogengelenks. 135 


erhielten Vff. eine Cultur, welche bei Meerschweinchen Zooglceen- 
Tuberculose hervorbrachte. — In älteren Zooglceen-Tuberkeln ver¬ 
schwanden dieZooglceen und es wird von Vff. angenommen, dass ge¬ 
wisse Flecken („Taches“) ihre Stelle vertreten und dass die Mikrokokken 
verstreut liegend, mangels einer Farbenreaction nicht demonstrabel 
waren. In den Erweichungsherden fanden sie Mikrokokken, die 
sie aber selbst für nicht identisch mit dem Material der Zoogloeen 
lialten. — Schließlich traten noch in den späteren Generationen 
der Impfungen Bacillen auf und Vff. bemQhen sich, durch mannig¬ 
fache Hypothesen diese verschiedenen Funde in Beziehung zu setzen. 
Uebrigens ist noch hervorzuheben, dass wohl das Fehlen der Bacillen 
in den von Menschen genommenen Teilen, welche zum Ausgangs¬ 
punkt der Untersuchungen dienten, erwähnt wird, dagegen sich 
leine Notiz findet Ober das Vorhandensein der Zoogloeen schon in 
diesen Teilen. 0. Israel. 


J. E. Kelly, A new Method of Reduction in Dislocations at the 
Elbow-joint Dublin J. of med. so. 1883, July. 

Für schwierige und namentlich nicht ganz frische Fälle von 
Ellenbogen Verrenkung beschreibt K. folgendes Reductionsverfahren: 
Der Arzt sitzt auf der Ecke eines Tisches, an dessen Ende sich 
der Patient auf einem Stuhle sitzend befindet. Der verletzte Arm 
wird unter den dem Pat. zugekehrten Oberschenkel gezogen, so 
dass dieser dicht am Gelenk auf der Vorderfläche des Oberarms 
ruht, während das Olecranon genau auf die vordere Fläche des 
nnteren Drittels des anderen Oberschenkels zu liegen kommt und 
der diesem entsprechende Fufs hinter demjenigen des ersten (dem Pat. 
zngekehrten) Beines geschlagen wird. Der dem Patienten zugekehrte 
Ellenbogen des Arztes stemmt sich nun oben und innen auf die 
Oberschenkelfläche und hierauf wird mit beiden Händen ein Zug 
an dem Handgelenk des Pat. ausgeöbt, unter gleichzeitiger Mit¬ 
wirkung der die Contraextension und die Fixation ausQbenden Ober¬ 
schenkel. Nötigenfalls kann man diesen Zug nur mit einer Hand 
bewirken und mit der anderen durch Manipulation und directen 
Druck die Reduction erleichtern. — Für die selteneren Fälle von 
Lnxatio anterior empfiehlt K., den Oberarm des Pat. zwischen 
beide Schenkel zu klemmen und den Druck der Kniekehle auf der 
dem Pat. abgewendeten Seite gegen die Gelenkbeuge desselben 
einwirken zu lassen. P. Güterbock. 


Knapp, Drei schwere Fälle von Erkrankung des Warzenfortsatzes 
nebst Bemerkungen. Ztschr. f. Ohrenheilk. XIII. S. 38. 

In dem ersten der von K. mitgeteilten Fälle handelt es sich 
um acute eitrige Otitis bei einem 39jährigen bisher gesunden Manne, 
in deren Verlauf (sechste Krankheitswoche) plötzlich ein Abscess 
3—4 Ctm. hinter und 2 Ctm. Ober dem Proc. mastoid. auftrat, 
während die Mastoidealgegend keine Veränderungen zeigte und auch 
schmerzfrei war. Die Untersuchung mit der Sonde, nach Eröffnung 


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136 Knapp, Schwere Abscesse am Warzenfortsatz. - Wabfvinge, Arsenik No. 9. 

des Abscesses, ergab, dass der Eiter aus der Schftdelhöhle durch 
eine Oeffnung im Hinterhauptsbein oder in der Sutura lambdoidea 
kam. Dieser bedingte einen Senkungsabscess in der unteren Hftlfte 
des Hinterhauptes und sp&ter entstand ein dritter Abscess weiter 
hinten und nach oben am Scheitel durch eine Perforation des 
Knochens wie bei dem ersten. K. glaubte, dass sich eine Commu- 
nication zwischen dem Mittelohr und der Schftdelhöhle gebildet hatte 
und dass sich der Eiter zwischen Dura mater und Knochen an¬ 
gesammelt und die Perforation des Knochens verursacht habe. — 
Wahrend dreier Monate wurde, nach Incision der Abscesse, die 
Schftdelhöhle durch Einlegung von silbernen Röhren in die Oeffnungen 
der beiden ersten Abscesse, drainirt. Nach 4 Monaten traten sehr 
heftige Kopfschmerzen, Uebelkeit, Erbrechen, zeitweise Delirien, 
Steifigkeit des Nackens ein; die ophthalmoskopische Untersuchung 
ergab mäfsige Netzhauthyperaemie und oedematöse Schwellung der 
Papilla optica und ihrer Umgebung. Nach einigen Tagen trat 
Exitus letalis ein. — Die Autopsie ergab als Ursache desselben 
einen wallnussgrofsen Abscess in dem mittleren und ftufseren Teile 
des kleinen Gehirns und zeigte ferner, dass in diesem Falle, wie 
in den meisten anderen, der Hauptherd der Eiterbildung die Höhle 
des Processus mastoid. war. K. wird in Ähnlichen Fallen in Zukunft 
mehr geneigt sein, diese Höhle zu eröffnen, selbst wenn sich keine 
ftufseren Zeichen für Eiterung im Innern derselben darbieten. (Die 
Details des Obductionsbefundes s. im Orig.) 

Im zweiten Falle K.’s wurde wegen andauernder heftiger 
Schmerzen in der Gegend des Warzenfortsatzes, die von hier über 
die betreffende Seite des Kopfes ausstrahlten, die Diagnose auf 
chronische Mastoiditis interna gestellt und die Trepanation des Proc. 
mast, vorgenommen. Der Drillbohrer durchbohrte eine Knochen¬ 
schicht von 9 Mm., ehe er in die Höhle gelangte; Eiter entleerte 
sich nicht. Einen Monat lang ftkhlte sich Pat. besser, dann kehrte 
der Kopfschmerz wieder und nach 4 Monaten trat in Folge von 
Meningitis oder Hirnabscess der Tod ein. Die Obduction wurde 
nicht gestattet. 

Im dritten Falle traten bei einem 25jfthrigen Manne im Ver¬ 
laufe einer acuten eitrigen Tympano- Mastoiditis schwere Hirn¬ 
symptome, Neuroretinitis ein und es wurde deshalb die Eröffnung 
des Proc. mastoid. ausgeföhrt. Es fand sich eine grofse Abscess- 
höhle, deren W&nde rauh und an der medialen Seite defect waren. 
Heilung erfolgte nach wiederholtem Auskratzen der Granulationen 
in der Abscesshöhle naoh 5 Monaten. Sohw&baoh. 


W. Warfvinge, Ärsberftttelse (den fjerde) frftn Labbatsbergs 
sjukhus i Stockholm för 1882. Stockholm, 1883. 

Aus dem diesem Krankenhausbericht beigegebenen französischen 
Resum4 heben wir die Bemerkungen Ober Behandlung der Leuksemie, 
Pseudoleuktemie und der progressiven perniciösen Aneemie vermittelst 


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No.9. gegen Leukämie etc. — Ströbing, Auslösung des Hustens. 137 

Arsenik hervor. Von 2 leukaemischen Patienten wurde der eine 
(miteiner wenig vorgeschrittenen lymphatischen Leukaemie) nach 3monat- 
licher Behandlung mit Arsenik (innerlich und in Injectionen) an¬ 
scheinend geheilt entlassen (Lymphdrüsen und weiCse Blutkörperchen 
zur Norm zurOckgekehrt). — Der zweite Fall betraf eine weit vor¬ 
geschrittene lienale Leukaemie mit enormer Milz und einem Ver- 
h&ltniss der weifsen zu den roten Blutkörperchen wie 1:1. Unter 
12 wöchentlicher Arsenikbehandlung trat relativ beträchtliche Ver¬ 
kleinerung der Milz ein; das Allgemeinbefinden besserte sich, die 
weifsen Blutkörperchen verhielten sich zu den roten wie 1 : 10. 
Dann entzog sich Pat. der weiteren Beobachtung. 

Unter 7 Fällen von Pseudoleukaemie zeigte sich bei zweien 
das Mittel gänzlich unwirksam, während es in den 5 anderen einigen 
Erfolg hatte und namentlich die Arsenik-Injectionen in die ge¬ 
schwollenen Lymphdrösen zuweilen eine rapide Verkleinerung der 
betreffenden Drflsen herbeiföhrten. — In 7 Fällen pernieiöser 
Antenne (Zahl der roten Blutkörperchen 0,47—0,96 Millionen im 
Cubikmillimeter, uur in einem Falle 1,17 Millionen), bei denen der 
Gebrauch des Eisens sich wirkungslos oder selbst schädlich erwies, 
zeigte der Arsenik eine, zum Teil eklatant günstige Wirkung mit 
bedeutender Vermehrung der roten Blutkörperchen, in 4 dieser 
Fälle trat trotzdem der Tod ein. — Leider ist in dem französischen 
Resumä Nichts Ober die Dosirung des Mittels gesagt. — Vf. glaubt 
in den angeführten 3 Krankheiten, die er als unter einander ver¬ 
wandt betrachtet, das primäre Leiden in der Blutveränderung sehen 
zu müssen, aus dieser sollen erst secundär die Veränderungen des 
Knochenmarkes, der Lymphdrüsen und der Milz, sowie die hete¬ 
rotopischen lymphatischen Neubildungen resultiren. Perl. 

P. Ströbing, Zur Lehre vom Husten. Wiener med. Presse 1883, 
No. 44 u. 46. 

Während durch die, in neuerer Zeit angestellten, übrigens in 
teilweisem Widerspruche zu einander stehenden Tierexperimente be¬ 
stimmte Organteile resp. Nerven nachgewiesen worden sind, durch 
deren Reizung Husten erzeugt werden kamr (Cbl. 1868, S. 680 und 
1874, S. 796), zeigt die klinische Erfahrung ein weiteres Gebiet 
der Husten erregenden Momente als der Tierversuch, so den von 
Nacnyn (Cbl. 1879, S. 720) beobachteten „Milz- und Leberhusten“, 
sowie den von den erkrankten weiblichen Geschlechtsorganen resp. 
von der pathologisch veränderten Nasenscbleimhaut ausgelösten 
Husten. — St. beobachtete ein 19jähriges, früher chlorotisch ge¬ 
wesenes Mädchen, das nach Ablauf eines fieberhaften Bronchial¬ 
katarrhs exquisite Erscheinungen der Hysterie darbot (linksseitige 
Hyperästhesie und Hyperalgesie der Haut, Mastodynie, Ovarie und 
dgl. mehr). Gleichzeitig trat, bei völliger Intactheit der Körper¬ 
organe, eine excessiv gesteigerte Erregbarkeit des Hustencentrums 
in die Erscheinung, so dass mechanische Reizung der äufseren Haut 
(besonders leicht auf der linken Körperhälfte), der Mamma, der 


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138 McMunn, „Febriles Urobilin“ und „Uroliaematin“ im Harn. No.9. 

Ovarialgegend, der Nasenschleimhaut, jedesmal die heftigsten Husten- 
paroxysmen hervorrief. — Vf. ist der Ansicht, dass, nachdem bei 
dem vorhergegangenen Bronchialkatarrh das Hustencentrum auf ge- 
wissermaafsen physiologischen Bahnen, nämlich von der erkrankten 
Respirationsschleimhaut aus, reflectoriech in Erregung versetzt worden 
war, unter dem Einflüsse der Hysterie vorwiegend jenes bereits er¬ 
regbarer gewordene Centrum auf die Reize von den hyperaestheti- 
schen Partieen aus reagirte. Unter einer darauf basirten Therapie 
(Bromkalium, Morphium, Antihysterica neben Vermeidung jeder 
Irritirung der hyperaesthetischen Teile) trat völlige Heilung ein. 
In ähnlicher Weise dürften sich die hin und wieder zur Beobachtung 
gelangenden Fälle erklären, wo neben Affectionen der weiblichen 
Genitalien, der Nasenschleimhaut u. s. w. Husten besteht, der mit 
Heilung des ursächlichen Leidens schwindet. Perl. 

C. A. McMunn, On the excretion of urohsematin in acute rheu- 
matism and in so called „idiopathic“ pericarditis Brit. med. J. 
1883, Octbr. 1. 

Vom Urobilin des normalen Harns, welches Vf. durch Ein¬ 
wirkung von Wasserstoffsuperoxyd auf saures Haematin darstellen 
kann, unterscheidet er „febriles Urobilin“, welches er reichlich 
bei Pneumonie, Bronchitis, Peritonitis, verschiedenen dyspeptischen 
Zuständen, auch wenn kein Fieber bestand, und ganz besonders 
nach dem Gebrauch von Opium im Urin fand. Er stellt es aus 
dem ersteren dar durch Reduction mittels Natriumamalgam und ver¬ 
wandelt es wieder in jenes zurück durch übermangansaures Kali. 
Vf. meint, dass es dieser Körper sei, welcher bisher mit dem Farb¬ 
stoff der Faeces (Stercobilin = Hydrobilirubin = Urobilin, Ref.) 
identificirt wnrde, von dem er sich aber durch sein Verhalten gegen 
Natron in alkoholischer Lösung unterscheide (vgl. unten). Sein 
Spectrum zeigt zwei schwache Streifen bei D, welche von früheren 
Untersuchern übersehen worden sind, und einen starken dunklen 
Streifen bei F. 

Drittens unterscheidet Vf. einen Farbstoff im Harn „Urohae- 
matin“ (nicht mit Hahi'.ky’s gleichnamigem Körper zu verwechseln, 
welcher ein Gemenge verschiedener Farbstoffe ist). In Chloroform 
gelöst, zeigt er Bpectroskopisch ein schmales schwaches Band zwi¬ 
schen C und D, zwei andere zwischen D und E und ein dunkles 
zwischen E und F, letztere Linie mit einer Ecke verdeckend. Be¬ 
handelt man eine alkoholische Lösung dieses Körpers mit kaust. 
Natron, so wird das letztere Band bei F schmäler und rückt n&her 
nach Rot. Eine ähnliche Veränderung zeigt „febriles Urobilin“ bei 
gleicher Behandlung, weshalb beide Farbstoffe verwechselt wurden. 
Setzt man eine Mineralsäure zur alkalischen Lösung, so treten statt 
jener 3 Streifen 3 andere auf: ein schmaler vor D, ein zweiter etwa, 
in der Mitte zwischen D und E und ein breiter dunkler bei F. 
Macht man die Lösung alkalisch, so kommen die früheren Streifen 
wieder zum Vorschein. 


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No. 9. 


Dbjkium-:; Fagk, Tabes peripherischen Ursprungs. 


139 


Diesen selben Körper hat Vf. aus Haematin durch Behandlung 
mit Zink und Schwefelsäure, oder mit Natriumamalgam erhalten 
und er vermutet, dass er im Organismus durch Reduction eines 
Abkömmlings von Haemoglobin entstehe, ohne die Zwischenstufe 
eines Gallenfarbstoffes zu durchlaufen. Er hat ihn im Urin bei 
4 Fällen von rheumatischem Fieber gefunden, anscheinend in 
gröfserer Menge bei höherem Fieber und heftigeren Gelenkaffectionen, 
als in milderen Fällen. Im Urin eines Pat. mit Perikarditis ent¬ 
deckte Vf. das Urohaematin ohne Weiteres durch das Spectroskop, 
welches ein schmales Band zwischen C und D, zwei Bänder zwi¬ 
schen D und E und ein dunkles zwischen b und F aufwies, wie 
es dem „neutralen Urohasmatin“ zukommt. Das Aultreten von 
Urohaematin bei Rheumarthritis, rheumatischer Pericarditis, sowie in 
einem Falle von paroxysmaler Haemoglobinurie, welche Krankheit 
nach Vf. bekanntermaafsen oft mit „rheumatischer Diathesis“ zu¬ 
sammenhängt, erklärt er aus gewissen Reductions- und Fermentations¬ 
vorgängen. Diese sollen durch Salicylsäure und Alkalien verhindert 
werden. Senator. 

1) J. D^jerine, Sur le nervo-tabes p^riph^rique (ataxie locomotrice 
par növritis p^riph^ riques, avec int4grit4 absolue des racines 
post^rieurs, des ganglions spinaux et de la moelle 4pini&re. Compt. 
rend., Octobre, 1883. — 2) H. W. Page, May tabes sometimes 
have a peripherical origin? Brain 1883, 10. 

1) Als „Nervotabes p^riph^rique“ beschreibt D. folgende zwei 
Fälle: Ein 40jähriger Mann bot die ausgesprochensten Symptome 
der Ataxie dar, ferner Anse6thesie und Analgesie in den unteren 
Extremitäten; Kniephaenomen verschwunden; keine Myosis; Bestehen 
des R<>MBEiu>’8chen Zeichens, leichte Atrophie der Muskeln der 
Beine. — Die Section ergab: Das Röckenmark, die Spinalganglien, 
die hinteren Wurzeln unverändert. Die Hautnerven dagegen, aus 
verschiedenen Stellen der Waden- und Schenkelhaut, boten das 
ausgesprochene Bild schwerer parenchymatöser Veränderungen dar. 
— Im zweiten Falle (bei einer 50jährigen Frau) waren die Krank¬ 
heitserscheinungen folgende: Schmerzen in den Beinen, später in 
den Armen, Schwierigkeiten beim Gehen und Stehen (mit ge¬ 
schlossenen Augen). Ataxie besonders bei Bewegungen der unteren 
Extremitäten, Anaesthesie und Analgesie (mit Verspätung der Schmerz¬ 
leitung) fast öberall am Körper (Geeicht ausgenommen); keine 
Myose, keine Herabsetzung der Temperaturempfindung, keine Knie- 
phaenomene. Fast sämmtliche Hautnerven in parenchymatöser De¬ 
generation; leichtere Veränderungen an den intramusculären Nerven, 
Kernvermehrung der Primitivmuskelböndel. Die hinteren und vor¬ 
deren Röckenmarkswurzeln waren ganz intact, ebenso das Röcken¬ 
mark und die Spinalganglien. — Aus seinen Beobachtungen zieht 
Vf. folgende Schlösse: Klinisch ganz so wie bei der klassischen 
Tabes auftretende Symptomenbilder (Sensibilitäts- und Motilitäts¬ 
störungen) können pathogenetisch durch eine durchaus andere 


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140 


Müllkb, Lepra. 


No. 9. 


Affection, nämlich ein Leiden peripherischer Nerven (bei ganz un¬ 
versehrtem Rückenmark) bedingt sein. Im Gegensatz zur Tabes 
medullaris will D. diese Form als Nervo-tabes peripherica bezeichnet 
wissen. 

2) Auch P. wirft die Frage, ob Tabes wohl auch einen periphe¬ 
rischen Ursprung haben könne, auf in Anknüpfung an einen im Orig, 
nachzulesenden Fall von Tabes, der als solcher erst klar hervortrat, 
nachdem doppelseitige Ulcera perf. Jahre lang vorher bei dem Pat. 
bestanden hatten. Da bei Ulcera perf. immer Veränderungen peri¬ 
pherischer, dem erkrankten Hautgebiet angehöriger Nerven gefunden 
würden, könnten die später eintretenden centralen Laesionen eventuell 
als fortgeleitete Erkrankungsprocesse aufgefasst werden (Cbl. 1882, 
S. 60 und 1883, S. 752). Bernhardt. 

F. Müller, Ein Fall von Lepra. Deutsches Arch. f. klin. Med. XXXIV. 

S. 205. 

Ein 50jähriger Mann, welcher sich in Holland für die ost¬ 
indische Armee hat werben lassen, erkrankte in den Kämpfen gegen 
Atchin mit Müdigkeit und Taubheit in den Beinen; dann verdickten 
eich ihm Gesicht und Hände allmählich und unter lebhaften bren¬ 
nenden Schmerzen traten zahlreiche Blasen am Rumpfe auf, die 
langsam und mit Hinterlassung von bräunlichen Flecken heilten. 
Pat. ging in seine Heimat und liefs sich in der Würzburger Klinik 
aufnehmen. Hier fand man: Die Haut des Gesichts ist überall, am 
meisten an Stirn, Nase, Wangen, gleichmäfsig verdickt. Der weiche 
Gaumen ist von leicht prominenten linsen- bis fast 5 pfennigstück- 
grofsen zum Teil confluirenden und unrgelmäfsig begrenzten Infil¬ 
traten, von denen manche oberflächliche Ulcerationen mit scharfen 
Rändern und glasigem, gelbem, antemischem Grund zeigen, durch¬ 
setzt. Auch die hinteren Gaumenbögen und der Pharynx besitzen 
Infiltrate. Der Geschmackssinn ist dadurch fast vollständig ver¬ 
loren. Die stark geschwollenen Schleimhäute der Muschel und des 
Septums sind mit zahlreichen kleinen ulcerirten Knötchen besetzt. 
Der Kehlkopf ist ziemlich gleichmäfsig infiltrirt und zeigte eine 
wachsartige homogene durchscheinende höchst ansemische Farbe; 
ebenso fand sich an der vorderen Wand der Trachea ein linsen- 
grofser Tumor. Die Haut des Rumpfes zeigt pigmentlose Stellen, 
normal gefärbte Partieen und eine Anzahl brauner in der Mitte 
etwas vertiefter und abschuppender Narben, welche aus Pemphigus¬ 
blasen hervorgegangen sind. Dabei findet sich auf dem Rücken eine 
Anzahl derber Infiltrate. Hier ist auch die Sensibilität verringert. 
An den oberen Extremitäten bestehen auf der Streckseite Infiltrate; 
die Beugeseite dagegen war bis zum Ellenbogen und Handgelenk 
weich. Die Hände erscheinen zu plumpen unförmlichen Massen ver¬ 
wandelt. Die Sensibilität war auch hier an den infiltrirten Partieen 
herabgesetzt. Die Haut der Unterextremitäten ist mit Ausnahme 
der Innenfläche der Oberschenkel und der Kniekehle gleichmäfsig 
infiltrirt. — Drüsen geschwollen. — Bacillen konnten nachgewiesen 


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No. 9. Qüinckk, Verhalten d. Harns nach Gebrauch von Copaivabalsam. 141 

werden im Gewebesaft von Knoten, hier teile frei liegend, teils in 
Rundzellen eingeschlossen; ferner im Inhalt von Pemphigueblaeen. 
Im Blute fanden sich zunächst keine Bacillen, doch waren sie auch 
hier späterhin bei einer Verschlimmerung nachweisbar. — Im Laufe 
der nächsten Wochen traten die Infiltrate überall zurück; dabei 
zeigte sich denn, dass dem entsprechend auch die Anaesthesie ver¬ 
ringert wurde. Vf. schliefst daraus, dass die letztere nicht durch 
Erkrankung der Nervenstämme bedingt war, sondern dass die End¬ 
ausbreitungen der Nerven oder ihre Terminalorgane selbst in den 
infiltrirten Partieen der Sitz der Erkrankungen seien. Da sich als¬ 
bald der Zustand des Kranken wieder verschlimmerte, so verliefs 
er das Hospital. Lewinski. 

H. Quincke, Ueber das Verhalten des Harns nach Gebrauch von 
Copaivabalsam. Arcb. f. exp. Path. etc. XVII. S. 273. 

Nach Einnahme von Copaivaöl zeigt der Harn auf Salzsäure¬ 
zusatz eine rosa- und später purpurrote Färbung, welche nach 
längerem Stehen in’s Violette übergeht, nach 24 Stunden an Inten¬ 
sität erheblich abnimmt und mehr gelbrot wird. Dieser der Kürze 
wegen „Copaivarot“ genannte Farbstoff zeigt im Spectrum 3 Ab¬ 
sorptionsstreifen: einen schmäleren in Orange links von der D-Linie, 
einen breiteren und viel dunkleren nach rechts hin etwas ver¬ 
waschenen Streifen in Grün, dessen Centrum etwas nach rechts von 
der Calciumlinie ß gelegen ist und einen breiten verwaschenen Streifen 
im Blau. Der Salzsäure ähnlich wirkt Salpetersäure, auch con- 
centrirte Schwefelsäure, doch scheint hierbei eine schnelle Zer¬ 
setzung des Copaivarot einzutreten. Metaphosphorsäure und con- 
centrirte Essigsäure lassen die Färbung nur sehr langsam und 
schwach auftreten. Chloroform, Schwefelkohlenstoff und Aether 
nehmen das Copaivarot aus der wässerigen Lösung nicht auf, wohl 
aber Amylalkohol und alkoholhaltiges Chloroform, doch findet in 
diesen Flüssigkeiten schnell eine Veränderung des Farbstoffes statt. 
Die Muttersubstanz des Copaivarot, welche in das Alkoholextract 
des Urins übergeht, wird durch Eindampfen nicht zersetzt. Chlor- 
baryum und Ammoniak, wie neutrales oder basisch-essigsaures 
Bleioxyd fällen weder Copaivarot, noch dessen Muttersubstanz aus 
dem Urin aus. Sowohl der unveränderte, als der mit Salzsäure 
behandelte Urin reducirt alkalische Kupferlösung, doch erfolgt in 
dem mit Salzsäure behandelten Urin die Abscheidung von Kupfer¬ 
oxydul schwierig. Bei der Wismuthprobe zeigt der Urin keiue Re- 
duction; die Polarisationsebene wird durch den Urin nach links 
gedreht. 

Auf Grund dieses Verhaltens hält Vf. das Copaivarot für eine 
Säure, welche farblose, leicht lösliche, nur durch Mineralsäure zer¬ 
setzbare Salze bildet. 

Neben der durch Salzsäurezusatz auftretenden Rotfärbung 
beobachtete Q. die Abscheidung einer an sich farblosen, aber mit 
der Zeit schmutzig-violett werdenden Harzsubstanz, von welcher 
er annimmt, dass sie aus dem Copaivarot sich bilde. 


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142 


SuBOLBFF. — TUBRO. 


No 9. 


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Die gepaarten Schwefelsäuren des Harns fand Q. nicht ver¬ 
mehrt. — 

Ebenso wie nach Copaivaöl trat nach reinem Copaivaharz im 
Urin eine in alkalischer Lösung Kupferoxyd reducirende und die 
Polarisationsebene nach links drehende Substanz auf. Auf Salz¬ 
säurezusatz schied sich auch hier eine harzige Substanz ab, aber 
niemals zeigte der Harn Rotfärbung. Nach dem Gebrauch von 
Copaivabalsam enthält der Urin die Derivate des Oels und des 
Harzes und es gelang Vf. noch 4 resp. 5 Tage nach dem Aus¬ 
setzen des Mittels die Reaction auf Copaivarot zu erhalten. — Da 
der Harn nach Copaivagebrauch auch reducirende Eigenschaften 
hat, ist, wegen der Möglichkeit einer Verwechselung mit Glykosurie, 
die Reaction auch fftr die klinische Untersuchung nicht ohne Wich¬ 
tigkeit. (Vgl. d. Bl. S. 17.) L&ngga&rd. 


Soboleff, Die Verletzung des Amnios während der Bebrütung. 
Schrnk’s embryol. Mitt. II. S. 169. 

Bei Hühnereiern wurde nach 3 tägiger Bebrütung in die Schale und Schalenhaut 
mit einem Grabstichel eine viereckige OefFnung gemacht, dann mit einem Irishäkchen 
eingegangen, die Dotterhaut durchstochen, das Amnios hervorgezogen und eine Falte 
abgeschnitten, darauf die OefFnung der Eischale mit Deckglas und Klebewachs wieder 
geschlossen. Trotz des Eingriffs entwickelten sich manche Eier weiter, die OefFnung 
des Amnios fand sich dann später durch Verwachsung mit dem Gefäfshof geschlossen. 
In der Mehrzahl stirbt der Embryo ab, und zwar scheint das mittlere Keimblatt früher 
abzusterben, als das äufsere. Bei überlebenden fand sich die Allantois gleichsam 
vicariirend, abnorm vergröfsert. 

Auch entstanden durch die abnormen Verwachsungsstr&nge des Amnios Miss* 
bildungen des Embryo, die Vf. erst später zu bearbeiten gedenkt. Rabl-Rfickhard. 


R, Turrö, La circulation du sang. (Traduit de l’espagnol par J. 

Robert.) Paris 1883, 317 Stn. 

Nicht die Elasticität, sondern der Tonus der Arterienwaudung bedinge Weite and 
Spannung. Da der Gesammtquerschnitt des arteriellen Röhrensystems mit der Ver¬ 
zweigung znnimmt, könne der elastische Widerstand für den Bluttauf nicht Spannung 
bewirken. Lähmung in einem ausgedehnten Gefäfsgebiet hemme die Circulation, weil 
der venöse Zufluss zum Herzen vermindert verde, während nach Makry der venftse 
Strom zunehmen solle mit Abnahme der arteriellen Spannung. Die sich rhythmisch 
contrahirenden Arterien sind: „un vrai coeur prolonge indefineraent“. Die Retraction 
gehört der Tunica muscularis, die Dilatation dein elastischen Gewebe. — «Der Grad 
der Tonicität steht im umgekehrten Verhftltniss zur Blutraenge, die unter physiologi¬ 
schen Verhältnissen die Muskelfaser ernährt.“ Nach Aufhebung der Circulation stirbt 
ein Muskel nicht plötzlich, er wird zunächst starr und verzehrt seine eigene Substanz. 
Ebenso verhält es sich mit den Gefäfsen. Bei der Contraction nach dem Tode schliefst 
die Tunica muscularis das Gefäfs, bis sie ihre Substanz erschöpft hat; dies hört auf, 
wenn man rechtzeitig wieder Blut injicirt. Führt man zuviel Nahrung zu, so schwillt 
die Gefäfswandung. So wirkt auch der Aderlass auf die Ernährung der Gefftfse ein, 
nicht mechanisch durch Depletion. — Nach T. steht der Rhythmus des Herzens in 
engem Verhältniss zur Blutmenge, die es erhält. Die Erschöpfung des Herzens müsse 
freilich gemessen werden durch die Energie des Schlages, nicht durch seine Beschleu- 
nigung. Die Energie der Gefäfscontraction richtet sich nach der Energie des Herz¬ 
systole; aber das Blut circulirt in ihnen nicht durch den Herzstofs, sondern auch 
entsprechend den besonderen Bedingungen des Gefäfsapparates. — T. behauptet zuletzt, 
der Puls sei nicht physiologisch, sondern künstlich durch den Fingerdruck hervor- 
gerufen bei allen Arterien, die in weichem Gewebe und nicht auf Knochen liegen. 

J. Sander. 


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No. 9. 


Ehrlich. — Mkykr. — Julliard. — Ganghofnkr. 


143 


P. Ehrlich, Sulfodiazobenzol, ein Reagens auf Bilirubin. Cbl. f. 
klin. Med. 1883, No. 45. 

Versetzt man eine Lösung von Bilirubin in Chloroform mit dem gleichen oder 
doppelten Volumen seines Reagens (im Liter 1 Grro. Sulfanils&ure, 15 Cctm. Salzsäure 
und 0,1 Grm. Natriumnitrit enthaltend) unter Zufügung von soviel Alkohol, als zur 
Klärung der Flüssigkeit erforderlich, so nimmt die gelbe Flüssigkeit innerhalb einer 
Minute eine rote Färbung an. Auf tropfenweisen Zusatz concentrirter Säure geht die 
Farbe durch Violett, Blauviolett in ein intensives Reinblau Über. Lässt man alsdann 
in die blaue, saure Lösung vorsichtig Kalilauge einfliefsen, so bildet sich ein roter 
Ring, welcher die untere grünblaue (alkalische) Zone von dem oberen Reinblau trennt. 
Mit keinem der anderen Gallenfarbstoffe — Biliverdin, Bilifuscin, Biliprasin — auch 
Dicht mit Urobilin giebt das Sulfodiazobenzol Farbenreaction. Neben der GKEMN f schen 
Probe wird nach der Ansicht des Vf.'s sein Reagens sich empfehlen, wenn nach¬ 
gewiesen werden soll, ob die GiaSLiN’sche Reaction von vorhandenem Bilirubin abhängt 
oder von dessen weiteren Oxydationsproducten und Derivaten. Zur Untersuchung des 
Harns anf Gallenfarbstoff empfiehlt Vf., zu dem mit gleichem Volumen Acid. acet. 
dil. vermischten Harn sein Reagens tropfenweise zuzusetzen. Tritt hierbei Verdunke¬ 
lung ein, so ruft ein weiterer Zusatz von Säuren, am besten Eisessig, die für Bilirubin 
charakteristische Violettfärbung hervor. j. Munk. 


W. Meyer, Ein Beitrag zu den Missbildungen im Bereiche der 
ersten Kiemenspalte und des ersten Kiemenbogens. Arcli. f. klin. 
Chir. XXIX. S. 488. 

Neben sehr ausführlichen Litteraturangaben liefert M. die Beschreibung eines 
Falles von Missbildung des rechten Gehörorgans und eines Falles von Verdoppelung 
des Unterkiefers. Im ersten Fall, bei einem 35jährigen Manne, waren die Teile des 
äufseren Ohres alle, wenn auch rudimentär, vorhanden, dagegen fehlte der Steigbügel. 
Die Abweichungen beschränken sich auf das äufsere Ohr und die Paukenhöhle, wäh¬ 
rend das innere Ohr völlig normal gebildet ist. — Im zweiten Falle (14 Jahre altes 
Mädchen) wurde intra vitam links neben dem „eigentlichen“ Unterkiefer ein zweiter 
kleiner gefunden. Abbildungen von 1878 und 1882 illustriren das Verhalten in den 
verschiedenen Wachstumsperioden. Ein gewisser Parallelismus zu einem citirten, vom 
Ref. beschriebenen Falle, welcher jedoch nur eine halbseitige Duplicität darstellte, ist 
wahrscheinlich. O. Israel. 


Julliard, Deux cas de r^section d’intestin pour anus contre nature. 
Gu^rison. Revue med. de la Suisse romande 1882, No. 8. 

Der zweite Fall, ein 40jähriger Mann, dem in Folge von Brucbgangrsn 25 Ctm. 
Darm und der linke Hoden verloren gegangen war, verdient besondere Erwähnung, 
weil die Darmresection nur 2V 2 Monate nach der Herniotomie verrichtet wurde, und 
zwar mit vollständigem Erfolge. Bemerkenswert ist ferner, dass die widernatürliche 
Oeffnung nur zum oberen Darmende führte; das Mesenterium bot einen grofsen Defect 
nnd hatte sich das untere Ende in die Bauchhöhle zurückgezogen, in welcher es frei 
mit einer nicht mehr denn steckuadelkopfgrofsen Oeflfauog mündete. Wichtig für das 
glückliche in diesem schwierigen, wie in dem ersten, 2 1 , Jahre nach Einklemmung 
einer Schenkelhernie bei einer 63jährigen Frau bestehenden Falle erreichte Resultat 
erscheint die grofse Sorgfalt, die Vf. auf strenges Fasten und gründliche Defaecation 
mehrere Tage vor der Operation gelegt. p. Göterbock. 


Fr. Ganghofner, Ueber den chronischen Kehlkopfabscess. Prager 
med. Wochenschr. 1883, No. 49. 

Der Fall betraf einen 71jährigen Mann, welcher wegen plötzlich aufgetretener 
Atemnot, Stimmlosigkeit und Schlingbeschwerden die Hülfe des Vf.'s aufsuchte. Die 
laryngoskopische Untersuchung ergab einen wallnussgrofsen Tumor, der vom rechten 
Lig. aryepigl. ansgehend, sich in das Larynxinnere hineindrängte, blassrötlich gefärbt, 
an einer Stelle etwas gelblich, bei Berührung fluctuirte. Nach der Incision des Tumors 


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144 Jastbowitz. — Näthkh. — Wau,stab. — Drackfehler. 


No. 9. 


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ergoss sich eine Menge grünlichen Eiters aus demselben nnd die Beschwerden des PaL 
waren, mit Ausnahme einer geringen Heiserkeit, Yollkommen gehoben. Die laryngo- 
skopische Untersuchung ergab außer einer geringeren Beweglichkeit des rechten Stimm¬ 
bandes nichts Abnormes. Nach und nach füllte sich aber wieder der Abscessack und 
musste derselbe im Verlaufe eines halben Jahres noch 5 Mal incidirt werden, bis nach 
Bepinselung mit Luooi/scher Losung endlich eine Heilung au Stande kam. Da kein 
sicheres setiologisches Moment für diesen Fall aufzufinden war, so glaubt Vf., dass es 
sich entweder um eine primäre Perichondritis mit secundärer Abscessbildung oder um 
einen primären idiopathischen Kehlkopfsabscess gehandelt habe, Erkrankungen, die 
Ton einander schwierig zu unterscheiden sind. W. Lublinski. 


BI. Jastrowitz, Ein Fall von Thrombose der Pfortader aus 
luetischer Ursache. Deutsche med. Wochenschr. 1883, No. 47. 

Ein 31 jähriger Officier, der seit seiner Jugend eine angeblich Yon der Mutter 
ererbte Neigung zu Blutungen besafs und wegen Syphilis wiederholte Schmierkuren 
durchgemacht hatte, wurde ikterisch und zeigte auf der Haut überall Sugillationen, 
ferner blutige Knoten in den tieferen Schichten der Haut, starke Nierenblutungen. 
Leber und Milz mäfsig vergrößert; weder Ascites, noch Venenerweiterungen am Leibe. 
Das durch den Urin entleerte Blut enthielt zahlreiche Mikrocyten. Blutige Dann¬ 
entleerungen, Collaps, tätlicher Ausgang. — Bei der Obduction fand sich ein dunkler, 
die Pfortader völlig verschliefsender Thrombus, bedingt durch einen in das Geflfs 
hineinragenden Gummiknoten. Die Verzweigungen der Pfortader verdickt und ver¬ 
fettet, ebenso die Nierengefäfse; in letzteren mikroskopische Thromben. Die Blutungen 
leitet Vf. aus der Veränderung der Gefäfswände und der Alteration des Blutes (wegen 
Ausschaltung des Pfortaderkreislaufes) her. Der Mangel der eigentlichen Stauungs- 
erscheinungen erklärt sich durch die Verminderung der Blutmasse in Folge der be¬ 
deutenden Haemorrhagieen. Es ergiebt sich also aus diesem Falle, dass Ascites und 
Blutbrechen keine notwendigen Symptome eines Pfortaderverschlusses sind. Perl. 


R. NÄther, Die metastatischen Hirnabscesse nach primären Lungen¬ 
herden. Deutsches Arch. f. klin. Med. XXXIV. S. 169. 

Unter 49 Fällen von Lungengangrsen, 37 von foetider Bronchitis und 12 Erkran¬ 
kungen an Bronchiektasienbildungen, welche in den Jahren 1S72—83 in der Leipziger 
medicinischen Klinik zur Beobachtung kamen, wurden in 8 Fällen, welche N. mitteilt, 
Hirnabscesse gefunden. Meist ent nachdem sehr lange die Lungenerkrankung be¬ 
standen und zu einer Schädigung des Allgemeinbefindens geführt, traten ziemlich 
plötzlich die Zeichen der Hirnaffectioo ein, unter denen besonden hervorstechend epi- 
leptiforme Anfälle waren, späterhin ununterbrochene klonische Zuckungen in einem 
Nervengebiet einer Körperhälfte; schließlich Hemiplegie etc., erst spät Sensibilitfcts- 
störungen. Ophthalmoskopisch fanden sich in den untersuchten Fällen nur geringe 
venöse Hyper&mie der Retina. Schüttelfröste und Temperatursteigerung nur in einigen 
Fällen (vergl. Gbl. 1879, S. 700). Oppenheim. 


H. Wallstab, Ueber Dammrisse. Diss. Berlin, 1883. 

W. giebt eine statistische Uebersicht über das Vorkommen von Dammrissen. 
Darnach sind dieselben am häufigsten bei Primiparen, weniger häufig bei Multiparen; 
häufiger bei spontanen Geburten, als bei durch Kunsthülfe beendeten, seltener bei 
Mädchen-, als bei Knabengeburten. Zur Prophylaxe empfiehlt er entweder das in der 
Berliner königl. Klinik geübte Verfahren, wobei in der Seitenlage die eine Hand an 
den Damm gelegt wird, Daumen und Zeigefinger die Labien umfassen, während mit 
der anderen Hand der Kopf fixirt wird, oder den FassBEHDER’schen Handgriff, welcher 
den Daumen in das Rectum einführt und mit dem Zeige- und Mittelfinger den Kopf 
fixirt. Bei eingerissenem Damm empfiehlt er die Naht als beste Möglichkeit einer 
Restitutio ad integrum. _ a. Martin. 


Drackfehlers S. 89 Z. 21 von oben lies: der gesetzten Exsudate. 

Verlag von August Hirschwald in Berlin. — Druck von L. Schumacher in Berlin. 


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Wöchentlich erscheinen 
1—9Bogen; am Schlüsse 
des Jahrgangs Titel, Na¬ 
men- und Sachregister. 


Centralblatt 

för die 


Breis des JahrgangSj 
20 Mark; au beziehen 
durch alle Buchhandlun¬ 
gen und Postanstalten. 


mediciiiischen Wissenschaften. 


Redigirt von 

Prot Dr. H. Kroneoker, un( j Prot Dr. H. Senator, 

Berlin (NW.), Dorotheenstr. 86. Berlin (NW.), Bauhofttr. 7 (am Hegelplats). 


1884. S. M»r*. No. 10. 


Inhalt: B. FbAnkbl, Instrument zur Untersuchung des Stimmfremitns (Orig.- 
Mitt). — Schwbbin, Wirkung des Methylenjodid (Orig.-Mitt). Schloss. 

A. t. Bbunn, Samenkörperchen der Säugetiere und Vögel. — J. Bbbnstbin, 
Reizfrequeuz und Muskelkraft. — M. Rubnrr, Vertretungswerte organischer Nahrungs* 
Stoffe. — Abtaud, Nephritis und Herzhypertrophie durch Ureterencompression. — 
P. Vogt; Kuhlbnkamppf; Zwicke, Fettembolien nach Knochenverletzungen. — 
Webeb-Lirl, Ohrschwindel. — Stone, Osteomalacie. — J. Hopkins; Haddbn, 
Primäre ansteigende Seitenstrangsklerose; spastische Kinderlähmung. — Kahldkn, 
Dactylitis syphilitica. — Megrat, Peritonitis bei Schwangeren. 

Baykrl, Bildung roter Blutkörperchen im Knorpel. — K. B. Lehmann, 
Einseitige Geschmacksl&hmung. — Boubqublot, Tierische Fermente ohne Einfluss 
auf Maltose. — Walzbbbg, Zahnneuralgie und Tic douloureuz. — Alker, Jodo* 
form gegen Cornea-Aflectioueu. — Netter, Angeborene Arterienenge als Krankheits¬ 
ursache. — Duroeibz, Diagnose der Herzgeräusche. — M. Bbbnhabot, Tabes und 
Syphilis. — Landouzt, Wesen des Zoster. — J. Mabgoninrb, Frühe Operation 
maligner Ovarialtumoren. 


Eine einfache Methode, den Stimmfremitns indirect 

wahrzunehmen. 

Von B. Frlnkel in Berlin. 

Die Wahrnehmung des Stimmfremitus geschieht gewöhnlich 
direct, indem wir unsere Hohlhand, unsere Finger oder die Haut¬ 
falte, die sich zwischen Daumen und Zeigefinger ausspannt, der 
Haut des Patienten auf legen und denselben nun laut sprechen lassen. 
Zur indirecten Wahrnehmung des Stimmfremitus, namentlich Ober 
dem Schildknorpel, ist von Gkrharut*), Tobold**) und mir***) die 
KöNio'sche empfindliche Flamme benutzt worden. Einfacher und 
deutlicher .kann man aber den Stimmfremitus mittels Glaskolben 
wahrnehmen, die wie Resonatoren wirken. Besonders zweck- 
mftfsig erscheinen mir in dieser Beziehung gewöhnliche Kochkölbchen 
aus Glas von ca. 50 Grm. Inhalt, die wir mit ihrer Oeffnung auf 
die Haut des Patienten setzen und mit ihrem Kolben in die Hand 


*) Deutsche* Areh. f. klin. Med. XVI. 8. 3. 

**) Deutsche med. Wochenschr. 1878, No. 16. 

***) Deutsche Zeitschr. f. prakt Med. 1878, No. 52. 


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XXII. Jahrgang. 

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146 


Schwerin , Wirkung des Methylenjodid. 


No. 10. 


nehmen. Wir lassen den Patienten nun mit lauter Stimme einen 
Vocal aussprechen. Die Vocale i, o, u eignen sich dazu am 
meisten, weil bei ihnen das Ansatzrohr mit relativ engerer Oeffnung 
eingestellt ist. Wenige Versuche genügen, um zu bestimmen, für 
welchen Vocal und welche Höhenlage der Stimme bei dem be¬ 
treffenden Kranken das angewandte Kölbchen am besten resonirt. 
Bei einigermaafsen kräftiger Stimme fDhlt die aufgelegte Hand das 
Mitschwirren des Glases ungemein deutlich. 

Vergleiche mit der directen Beobachtung zeigen, dass die in- 
directe Methode den Fremitus durchgehende verstärkt und 
auch noch an Stellen wahrnehmen lässt, wo die unmittelbar auf die 
Haut gelegte Hand ihn nicht mehr fühlt. Schlielslich giebt es aber 
bei Frauen und Kindern in Folge der Schwäche der Stimm Vibra¬ 
tionen auch för die indirecte Methode eine Grenze, bei welcher 
der Fremitus nicht mehr zur Wahrnehmung gelangt. 

Abgesehen aber von der vermehrten Deutlichkeit gestattet diese 
Methode eine vollkommene Localisirung. Man kann z. B. die 
Fossa supraclavicularis durchaus bequem in Bezug auf den Pectoral- 
fremitus prüfen und namentlich bei Männern mit gesunder Stimme die 
untere Lungengrenze deutlich palpiren. 

Aehnlich, nur weniger gut, als ein dünnes Glaskölbchen, lässt 
sich zu demselben Zweck ein Stethoskop benutzen, welches man mit 
dem dünneren Ende aufsetzt und deren weitere Muschel man durch 
die daraufgelegte Hohlhand schliefst. 

Selbstverständlich kann man in jede Hand je ein Kölbchen 
nehmen und symmetrische Stellen des Thorax etc. in Bezug auf die 
Abschwächung oder Verstärkung des Pectoralfremitus bei demselben 
Tone mit einander vergleichen. Es genügt aber ein Glaskölbchen 
und die Vergleichung solcher Stellen nach einander. 


Ueber Methylenjodid. 

Ein Beitrag zur Kenntniss der Jodverbindungen. 

Von Dr. Schwerin, Arzt in Berlin. 

(Schloss.) 

IH. Einverleibung des CH 2 J 2 durch Einspritzung in den 

Magen. 

Einem kleinen Kaninchen wird 0,5 Cubikcentimeter CH 2 J 2 
vermittelst einer PiuvAz’schen Spritze (ohne Canüle) langsam in den 
Magen gespritzt. Sofort Schläfrigkeit, bis zu 60 pro 1 Min. steigende 
Respirationsfrequenz, Stillsitzen. Reilexerregbarkeit erhalten. Tod 
nach 1 */ 2 Stunden. 

Einem mittelgrofsen Kaninchen wird in gleicher Weise 
1 Cctm. CH 2 J 2 in den Magen gespritzt. Nach einer etwa minuten¬ 
langen Unruhe wird das Tier still und schläfrig, hat beschleunigte 
Respiration, streckt den Kopf vor sich hin. Reilexerregbarkeit 
völlig erhalten. Wenn es nicht angerührt oder erschreckt wird. 


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No. 10. 


Schwerin , Wirkung des Methylenjodid. 


147 


bleibt es unbeweglich sitzen. Nach etwa l i / i Stunden läuft es 
einige Male unruhig hin und her und sinkt tot um. Die Section 
ergiebt eine hochgradige Gastro-Enteritis; der Darm ist mit hell¬ 
braunen flüssig-breiigen Faeces angefüllt. Blase leer. Hirnhäute 
stark hyperaemisch. 

Einem mittelgrofsen Kaninchen wird 0,5 Cubikcentimeter 
CH 2 Jj in den Magen gespritzt. Sofort Schläfrigkeit, bis zu 60 
pro 1 Min. steigende Respirationsfrequenz, Stillsitzen. Reflexerreg¬ 
barkeit erhalten. Der nach einer halben Stunde aus der Blase 
gepresste Harn riecht betäubend stark nach CH 2 J 2 . Tod nach etwa 
1V 2 Stunden. 

Einem gröfseren Kaninchen wird 1 Cctm. des Präparates 
in den Magen gespritzt. Nach einem kurzen Fluchtversuch bleibt 
das Tier regungslos sitzen, sinkt nach 5 Minuten schräg auf die 
linke Seite, der Kopf wird vornüber auf den Boden gestreckt, Augen 
weit geöffnet. Respiration anhaltend sehr beschleunigt, 108 in der 
Minute. Die Pupillen reagiren träge, Cornealreflex deutlich vor¬ 
handen; Reflexerregbarkeit überhaupt erhalten. Zerrt man das Tier 
an den Extremitäten, den Ohren oder am Fell, so werden energische 
Abwehr- und Fluchtversuche gemacht. 15 Minuten nach der In- 
jection ist die Respiration auf 72—66 gesunken. Zuweilen hastiges 
Schnüffeln, Lecken und Kaubewegungen, wieder absolute Ruhe. 
25 Minuten nach der Einspritzung sinkt die Respiration auf 60, die 
Augen werden ab und zu träge niedergeschlagen und wieder geöffnet, 
der Rumpf ist etwas nach rechts hinübergesunken, absolute Körper¬ 
ruhe. 5 Minuten später setzt sich das Tier auf die Hinterbeine, 
nimmt den Kopf zwischen die Vorderpfoten und reibt ihn hin und 
her, wobei es deutlich schwankt und langsam stofsweise wieder 
vornüber sinkt. Nach weiteren 5 Minuten ist die Respiration auf 
48 gesunken, die Pupillen erscheinen reactionslos, Cornealreflex 
erhalten; das Tier fällt plötzlich ganz auf die rechte Seite, schlägt 
4—5 Mal schnell mit den Zähnen zusammen, entleert etwas harten 
Kot und bleibt regungslos liegen. Nach ferneren 5 Minuten Respi¬ 
ration 48; man kann das Tier an den Ohren auf heben, der Körper 
hängt schlaff und bewegungslos herab; wo man das Tier hinlegt, 
bleibt es still liegen. 5 Minuten später Reflexerregbarkeit und 
Sensibilität sehr herabgesetzt, die Augen fast geschlossen. Verletzt 
man die oberen Extremitäten, so werden mit dem Kopf schüttelnde 
abwehrende Bewegungen gemacht, auch diese bleiben bald aus und 
das Tier erscheint vollkommen kataleptisch. Respiration 48. Nach 
weiteren 15 Minuten hochgradigste pfeifende Dyspnoe, Frequenz 36, 
sehr mühsame immer schwächer werdende Respiration, Pupillen 
verengt, Augen fast geschlossen; regungslose Ruhe. 5 Minuten 
später ist die Respiration auf 60 gestiegen; man kann das Tier in 
jede beliebige Lage bringen. Schiebt man in der Seitenlage den 
Kopf ganz hintenüber, so werden Bewegungen der vorderen Extre¬ 
mitäten ausgelöst, die auf hören, sobald man den Kopf wieder zu¬ 
recht rückt. Bringt man eine Stunde nach Beginn des Versuches 
die Extremitäten in starke Flexion, so sinken sie ganz langsam 


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148 A. v. Bhünn, Samenkörperchen der Säugetiere und Vögel. No. 10. 


wieder io ihre mittlere Lage zurück; Augen fast geschlossen, Pu* 
pillen eng, reactionlos. Die Cornea kann man ungestört mit einem 
spitzen Instrument verletzen. Allgemeine Ansesthesie; nur bei ganz 
groben Insulten werden Reflexe ausgelöst; es tritt dann pfeifende 
Dyspnoe mit Aufsperren des Maules ein; leichtere Insulte, Kneifen etc. 
lösen gar keine Reflexe aus. Respiration 54, oberflächlich. Ohr- 
gefäfse enorm stark injicirt. Nach einer weiteren Viertelstunde wird 
die Tracheotomie gemacht; der Hautschnitt erregt keine Spur von 
Reflex- oder Schmerzäufserung. Es wird eine Canöle eingebunden 
und künstliche Respiration eingeleitet. — Tod eine halbe Stunde 
später. 

Bei sämmtlichen Tieren wurde post mortem sorgfältig das 
Gehirn herausgenommen und nach der von Bkrnbkck und Speykr 
(Pharmaceut. Ztg. XXVII. 1882, No. 29) für Jodoform angegebenen 
Methode auf Jod untersucht: Veraschen der Substanz mit etwas 
Kalilauge, Kochen mit Alkohol, Filtriren, Verdunsten des Alkohols 
im Wasserbade, Aufnahme mit etwas destillirtem Wasser, Zusatz von 
N0 3 -haltiger Schwefelsäure — dann Rotfärbung durch Kohlendisulfid. 
Sowohl nach der Inhalation des CH 2 J 2 , wie nach Einverleibung in 
den Magen liefsen sich im Gehirn Spuren, zuweilen sogar be¬ 
trächtlichere Mengen von Jod nachweisen. Die Gehirne 
rochen deutlich nach Methylenjodid. — In 3 Fällen missglückte die 
Analyse oder gab ein zweifelhaftes Resultat, so auch bei dem Ka¬ 
ninchen, welchem das Gift subcutan injicirt worden war. 

Die Versuche zeigen 1) dass dem Methylenjodid die Eigen¬ 
schaft einer berauschenden und betäubenden, ansesthesi- 
renden und hypnotisirenden Substanz in gleichem Maafse zu¬ 
geschrieben werden muss, wie den schon bekannten gechlorten Ver¬ 
bindungen der Methan-Derivate; 

2) dass das Methylenjodid, eingeatmet oder per os bei¬ 
gebracht, für Vögel und Kaninchen ein tötliches Gift ist; 

3) dass das Methylenjodid — ob zersetzt oder unzersetzt, 
bleibe noch unentschieden — in das Gehirn gelangt, so dass hier 
das Jod auf die Ganglienzellen lähmend einwirken kann in ähn¬ 
licher Weise, wie es von Binz*) für andere organische Jodverbin¬ 
dungen (Jodoform) angegeben worden ist. 

Das zu diesen Versuchen benutzte Präparat verdanke ich der 
Güte des Hrn. Dr. Btk hierselbst, der es in seiner chemischen 
Fabrik darstellen liefs. 


A. V. Brunn, Beiträge zur Kenntniss der Samenkörper und ihrer 
Entwickelung bei Säugetieren und Vögeln. Walortbk’s Arch. XXIII. 
S. 108. 

Im Einklang mit Rktzius konnte Vf. selbst mit stärksten Oel- 
Immersionen an Säugetierspermatozoen nichts von dem spiraligen 
Flossensaum entdecken, welchen Hknkagk Gibbks für dieselben be- 


*) Arch. f. exper. Pathol. und Ph&rmakol. XIII. 


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No. 10. 


J. Bernstein , Reizfrequenz und Muskelkraft. 


149 


schrieben hat und wie er bei den Salamanderspermatozoen längst 
bekannt ist. Die Schwriggkr- Sp.ipp.t/sche Bezeichnung „Mittelstück“ 
glaubt v. B. ganz fallen lassen zu müssen, da dies Stück dem 
Schwänze hinzuzurechnen ist und das Spermatozoon also nur aus 
Kopf und Schwanz besteht. Den Schwanz lässt er mit Rktzius aus 
einem Verbindungsstück (dem Schwbiggkr - SKinKi/schen Mittelstück), 
aus einem Haupt- und Endstück bestehen. Der ganze Schwanz, 
vom Kopf an, ist von einem Axenfaden durchzogen, welcher das 
Endstück des Schwanzes allein bildet, wie dies Eimkb richtig ver¬ 
mutete. Am Verbindungs- und Hauptstück dagegen ist der Axen¬ 
faden von einem Protoplasmasaum umhüllt. Die Bewegung der 
Spermatozoon ist durchaus dieselbe, wie die Flimmerbewegung, d. h. 
sie besteht in einem langsamen Rückwärtsbeugen abwechselnd mit 
Vorwärtsschnellen und sie erfolgt stets nur in einer Ebene, nämlich 
der des Spermatozoenkopfes. Jede Bewegung erfolgt aufserdem, 
wie bei den Flimmerhaaren, stets nach derselben Seite hin. 

Schon an den Rundzellen der Samenkanälchen von Säugetieren 
sind die Schwänze der in Bildung begriffenen Spermatozoen fast 
ebensolang wie die Schwänze der ausgebildeten Samenkörper, immer 
aber länger, als das Haupt- und Endstück des Schwanzes zusammen 
genommen, so dass also der Axenfaden des Mittelstückes schon mit 
in diesem Faden enthalten sein muss. 

Hieraus schliefst Vf., dass die Annahme des allmählichen Hervor- 
sproseens dieses Teiles aus dem Zellkörper nicht richtig sein kann. 
Die Schwänze müssen sich im Innern der Zelle bilden und plötzlich 
aus ihr herausschnellen' Dieselben fanden sich in der Tat entweder 
frei oder in dem peripheren Protoplasma der Zelle spiralig auf¬ 
gerollt in Form von außerordentlich feinen Fäden, welche auch 
in Zellen mit noch gänzlich unveränderten Kernen Vorkommen. 
Diese Fäden sind nun die Axenfäden des ganzen Schwanzes, welche 
Vf. nicht als Auswuchs des Kernes, sondern als eine Art von 
Protoplasmastructur auffasst. Um diese Axenfäden herum gruppiren 
sich dann eine Anzahl Körner oder Ringe, möglicherweise auch in 
Form einer Spiralfaser; weiterhin hüllt eine völlig gleichartige Masse 
den Axenfaden ein. 

Die bei Vögeln gewonnenen Resultate stehen im Wesentlichen 
hiermit ira Einklang und müssen im Orig, eingesehen werden. 

Broesike. 


J. Bernstein, Ueber den Einfluss der Reizfrequenz auf die Ent¬ 
wickelung der Muskelkraft, du Bois-Retmond’s Arcb. 1883, Suppl-Bd. 
Festgabe. S. 88. 

Die bisher noch gar nicht untersuchte Frage, ob und in welcher 
Weise die bei der Contraction entwickelte Muskelkraft von der 
Frequenz der Reize abhängig ist, beantwortet B. auf Grund seiner 
Versuche dahin, dass mindestens bis zu 50 Reizen in der Secunde 
die in dem Muskel ausgelösten Kraftmengen sich vergröfsern. — 
Da der zu diesen Versuchen anfänglich benutzte „Froschwecker“ 
den Uebelstand hat, dass durch das Ausprobiren der anzuhängenden 


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150 Rubneb, Vertretungswerte organischer Nabrangsstoffe. No. 10. 

Gewichte eine in höchstem Grade störende Ermüdung des Muskels 
herbeigeführt wird, conetruirte B. nach dem Princip der hydro¬ 
statischen Waage ein „Dynamometer“ (s. Abbildung und Beschrei¬ 
bung im Orig.), das allen Anforderungen entsprach. Um sicher zu 
sein, dass die gewonnenen Resultate physiologischen Ursprunges 
seien und nicht etwa ihre physikalische Ursache in einem verschie¬ 
denen Ablauf der reizenden Inductionsströme hätten, controllirte B. 
die mit dem Schlitten-Inductorium und dem „akustischen Unter¬ 
brecher“ angestellten Versuche mittels eines zu diesem Zwecke 
construirten „gradlinigen Inductoriums“, in dem sicher bei 
allen Frequenzen Dauer und Verlauf beider Inductionsströme nahezu 
gleich bleiben. Der Einfluss, den die Induction und der entstehende 
Magnetismus in der Spirale des Unterbrechers auf das Ansteigen 
des primären Stromes haben würde, ist dadurch vermieden, dass 
die durch eine besondere Stromquelle in Schwingung versetzte Unter¬ 
brecherfeder den primären Kreis des gradlinigen Inductoriums schliefst 
und öffnet, ohne dass der Unterbrecherstrom in den primären Kreis 
eindringen kann. — B. hält diesen Apparat noch mannigfacher 
Vervollkommnung fähig. Vor Allem wird es sich fragen, ob eine 
Abstufung der Stromstärken zu erreichen sein wird. Für den vor¬ 
liegenden Fall tat er seine Schuldigkeit, da er nahezu maximale 
Muskelleistungen auslöste. Die bereits gewonnenen Resultate be¬ 
stätigte der neue Reizapparat durchaus, vervollständigt sie aber 
dahin, dass bei einer Zunahme der Reizfrequenz von 50—100 noch 
eine Vermehrung der ausgelösten Muskelkräfte sich nachweisen liefe. 

Martius. 


M. Rubner, Die Vertretungswerte der hauptsächlichsten organischen 
Nahrungsstoffe im Tierkörper. Zeitschr. f. Biol. XIX. S. 312. 

Im lebenden Organismus findet ein beständiger Zerfall von 
Körpereiweifs und Körperfett statt. Abgesehen von der Menge 
Nah rungsei weife, welches als solches nötig ist, um den Eiweifsverlust 
zu decken, kann, wie dies von Pettknkofer und Voit für den Hund 
festgestellt ist, statt des Körperfettes Nahrungsfett, Stärkemehl, 
Traubenzucker oder Eiweifs zersetzt werden. R. hat sich nun mit 
der Frage beschäftigt, in welchen Gewichtsmengen sich bei diesem 
gegenseitigen Ersatz die einzelnen Nahrungsstoffe vertreten. Ihre 
Leistungsfähigkeit in dieser Beziehung ist nach Vf. zu bemessen 
nach dem Grade, in welchem sie den Stoffverlust eines vorher 
hungernden Organismus aufzuheben vermögen. Zur Feststellung 
der Eiweifszersetzung wurde N im Harn und im Kot durch Ver¬ 
brennung mit Natronkalk nach Skegen resp. Will-Varrhntrapp, 
zur Untersuchung der Fettzersetzung die mittels des kleinen von 
V oit modificirten PKTTKNKOFEit’schen Respirationsapparats aufgefangene 
C0 2 der Atemluft, sowie der C-Gehalt des Kotes bestimmt und 
dazu der C-Gehalt des Harns gerechnet, wobei die Bestimmungen 
von Voit zu Grunde gelegt wurden, nach denen auf 1 Grm. N im 
Harn 0,7462 Grm. C trifft. Bei den Hungerversuchen wurde der 
N- und C-Gehalt des Kots, als für das Ergebniss irrelevant, nicht 


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No. 10. Rubnkr, Vertretungswerte organischer Nahrungsstoffe. 151 

berücksichtigt. Für das Kaninchen, das Huhn und den Hund wird 
zunächst die Gleichmäßigkeit der Stoffzersetzung bei Hunger, wofern 
die äufseren Bedingungen gleichmäßig erhalten werden, dargetan. 
Gegen die Berechtigung der Vergleichung der Zersetzungen im 
Hungerzustande mit denjenigen, welche nach Einführung des auf 
seinen Vertretungs wert zu prüfenden Stoffes sich einstellen, kann indess 
der Einwand erhoben werden, dass nach den Erfahrungen von 
Züntz und v. Merino zur Aufnahme der Nahrungsmittel aus dem 
Darm eine recht ansehnliche Arbeitsleistung des Darms nötig ist, 
die sich durch eine Zunahme des O-Verbrauches zu erkennen giebt. 
R. zeigt, dass wenn man einem hungernden Hunde nur so viel Fett 
reicht, wie zur Deckung seines Fettbedarfs erforderlich, die Gesammt- 
zersetzung sich nicht ändert. So betrug z. B. bei demselben Hunde 
in einer fortlaufenden Reihe die Zersetzung bei Inanition 2,14 N 
und 33,78 Fett; bei Fütterung mit 40 Grm. Fett: 2,43 N und 
32,98 Fett; ebenso wenig sieht man bei Fütterung mit Knochen, 
die doch ebenfalls einen starken Darmreiz abgeben, eine Steigerung 
der Gesammtzersetzung. R. meint, dass möglicherweise jede Nah¬ 
rungszufuhr eine mit erhöhtem O-Verbrauch einhergehende Tätig¬ 
keit der Drüsen zur Folge hat, die indess nur so vorübergehend 
ist, dass sie wohl in einem ganz kurze Zeit umfassenden Versuch, 
wie bei Zuntz und v. Mkrino nachgewiesen werden kann, für die in 
24 Stunden zerstörte Stoffmenge jedoch nicht in Betracht kommt. 
Bezüglich der Versuche über die Gleichwertigkeit („isodynamen 
Werte“) der einzelnen Nährstoffe und der hierfür angewandten Be¬ 
rechnungen muss, da sie in Kürze nicht wiederzugeben sind, auf das 
Orig, verwiesen werden. Für den Ersatz des Fettes durch Eiweiß 
ergab sich, dass ein Hund im Hunger 3,15 N und 78,31 Fett zer¬ 
setzte, bei Eiweifszufuhr 20,63 N und 33,76 Fett. Es sind also 
für das Plus von 17,48 N, welche bei Eiweifszufuhr ausgeschieden 
wurden, 44,55 Fett weniger zerstört worden. 17,48 N entsprechen 
93,01 trockenen Eiweifses, somit sind 100 Fett isodynam mit 208,7 
trockenen Eiweifses; in einem anderen Versuch fand sich 100 Fett 
= 213,9 Eiweifs, also im Mittel 100 Fett = 211 Eiweifs. Berechnet 
man aus der fraglichen Zersetzung die Gröfse der Wärmeproduction, 
so ergiebt sich ein calorisches Aequivalent von 201 Eiweifs mit 
100 Fett; somit findet die Vertretung fast genau nach Maafsgabe 
des Inhalts an potentieller Energie statt. Weiter ergab der Tier¬ 
versuch 100 Fett isodynam mit 234 Rohrzucker (im Mittel von 
4 Versuchen), während nach dem calorischen Werth 100 Fett iso¬ 
dynam sind 231 Rohrzucker. Als Mittel aus 3 Versuchen am Hunde 
fand sich 100 Fett = 256 Traubenzucker (während als calorisches 
Aequivalent 100:243 gefordert wird) und ferner 100 Fett =232 
lufttrocknes Stärkemehl (der Verbrennungswärme nach sind 100 Fett 
= 221 Stärke). Es vertreten sich also die Nahrungsstoffe nach den 
Wärmemengen, welche sie bei ihrer Verbrennung im Tierkörper zu 
bilden imStande sind. Dass Pkttknkofkr und Voit früher 100 Fett 
gleichwertig mit 175 Stärke gefunden, hat wohl darin seinen Grund, 


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152 Artaud, Nephritis and Hypertrophie durch Ureterencompression. No. 10. 

dass zeitlich sehr weit auseinanderliegende Versuchstage gewählt 
wurden, zwischen denen sich der Körperzustand der resp. Tiere 
und somit auch die Zersetzungsgröfse höchst wahrscheinlich geändert 
hatte. Die Grenzen, innerhalb deren eine Vertretung der Nahrungs¬ 
stoffe stattfinden kann, sind sehr weite. Während bei Fütterung 
mit Eiweifs nur 64 pCt. der gesammten Zersetzung teils durch Ei- 
weifs, teils durch Fett oder Kohlehydrat bestritten werden kann, 
sind im Vergleich mit dem Hungerzustande 90 pCt. derjenigen Ei- 
weifsmenge, welche bei mäfsiger Eiweifszufuhr zersetzt wurde, durch 
andere Stoffe ersetzbar. Dass nicht etwa die Stoffvertretungen nach 
Maafsgabe der O-Mengen, welche die einzelnen Nahrungsstoffe zu 
binden vermögen, stattfinden, ergiebt sich daraus, dass, vom Eiweifs 
abgesehen, alle Nährstoffe niedrigere Werte als die mit Hülfe der 
O-Aequivalente berechneten zeigen. Durch die Kenntniss der iso- 
dynamen Werte lässt sich nun für jede Stoffzersetzung ein Maafs 
finden; die Summirung der caloriechen Werte der zersetzten Stoffe 
giebt einen numerischen Ausdruck för den Gesammtstoffweohsel. 
Der Wärmeverlust bestimmt in erster Linie die Gröfse der Um¬ 
setzungen, daher so sehr auch die pro Kilo Tier producirte Wärme¬ 
menge schwankt, doch bei Reduction auf die gleiche (1000 QCtm.) 
Oberfläche bei grossen und kleinen Tieren die gebildete Wärme¬ 
menge fast die gleiche ist. J. Munk. 


G. Artaud, De la n^phrite determinde par la compression des ur£- 
t&res dans le cours du cancer de l’utdrus et de l’hypertrophie 
du coeur cons^cutive. Revue de med. 1883, No. 11. 

Im Anschluss an die Sectionsergebnisse von 6 Fällen, in denen 
bei Compression der Ureteren durch Gebärmutterkrebs Hypertrophie 
des linken Ventrikels sich vorfand, bespricht A. die Experimente 
von Straus, welche dieser zur Erzielung von Herzhypertrophie 
vornahm; die von Grawitz und Ref. vor Straus erzielten Resultate 
nebst den Schlussfolgerungen scheinen dem Vf. unbekannt zu sein, 
obschon 2 weiter angeföhrte Beobachtungen von secundärem Nieren¬ 
schwund den Autor direct zu der zuerst von Grawitz und Ref. 
aufgestellten Folgerung hätten führen können, dass die Herzhyper¬ 
trophie bei Nierenerkrankungen bedingt sei durch den Ausfall an 
secernirendem Parenchym, durch welchen Process auch immer dieser 
herbeigeführt sei. — Die beiden zuletzt beschriebenen Fälle sind 

1) Compression des rechten Ureter durch ein Fibrom des Uterus, 
Atrophie der rechten Niere, apostematöse Nephritis links und 

2) Einseitige Hydronephrose und Dilatation des Urethers ohne er¬ 
mittelte Ursache bei einem 23jährigen Manne. In beiden Fällen 
bestand Hypertrophie des Herzens. 

Aus den 8 Fällen schliefst A., dass sich diese Herzhypertrophie 
„fast niemals“ mit interstitieller Myocarditis complicire. 

O. Israel. 


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No. 10. Vogt; Kohlbnkampff; Zwickk, Fettembolie eto. — Wbbkr-Likl. 153 


1) P. Vogt, Die Gefahr der Fettembolie bei gewissen Kniegelenk- 
resectionen. Cbl. f. Chir. 1883. No. 24. — 2) Kuhlenkampff, 

Embolie des rechten Herzens bei Fractura tibiae. Ebend. No. 20. — 
3) Zwicke (Aus der chir. Klinik des Hm. Geh. Ober-Med.-Rats Prof. Dr. 
Bahdklkbkk), 2 Todesfälle durch Fettembolie der Lungen. Deutsche 
med. Wochenschr. 1883, No. 32. 

Die beiden aus der ßARDKi.KBKN’schen Klinik (3) mitgeteilten 
Fälle von Fract. colli fern, und Fract. humeri, bei welchen der Tod 
im Beginn der Chloroformnarkose resp. unter den Erscheinungen 
des Del. trem. eintrat, während die genauere Autopsie Fettembolie 
der Lungen als Todesursache dartat, zeichnen sich dadurch vor 
ähnlichen Vorkommnissen aus, dass der Tod äufserst plötzlich und 
unerwartet eintrat. Namentlich bietet der zweite Fall ferner das 
Besondere, dass Hirn und Rückenmark frei von Fettverstopfungen 
waren, so dass hierdurch die Ansicht fremder Autoren (Scriba), 
denen zu Folge Fettembolie der Lungen je so hochgradig werden 
könnte, um den Tod zu bewirken, widerlegt werden dürften. Was 
im Uebrigen in concreto unmittelbare Ursache der Fettembolie vom 
Bruche aus geworden, war nicht mit Bestimmtheit zu ermitteln. 
Die Zeit des Todes war im ersten Falle bei einem 27jährigen Pat. 
der zweite, im zweiten, bei einem 72jährigen Almosenempfänger, 
der 6. Tag nach dem Trauma. 

Ebenfalls nicht völlig aufgeklärt ist der Tod durch Thrombose 
des rechten Herzens bei einem kräftigen 25jährigen Arbeiter 19 Tage 
nach einer Fract. tib. et fibul incomplicata im unteren Ende. K. (2) 
lässt zwar das gewaltsame Redressement und den diesem folgenden 
Contentivverband eine Rolle spielen, eine Autopsie der verletzten 
Extremität bezw. deren Gefäfsverzweigungen hat aber nicht statt¬ 
gefunden. 

V. (1) sah 24 Stunden nach der wegen fungöser Erkrankung 
bei einem 12jährigen Mädchen unternommenen Resectio genu den 
Tod durch Fettembolie der Lungen eintreten und glaubt, dass das 
Fett in flüssiger Form aus der Schnittfläche des hochgradig fettig 
degenerirten Knochens rasch und massenhaft resorbirt worden sei. 
Er will daher unter analogen Verhältnissen in Zukunft die Schnitt¬ 
flächen der Knochen nicht mehr fest aneinander lagern, sondern 
vor Allem für freie Drainage Sorge tragen. Man soll deswegen 
auch nicht bei starker Deformität eine Cooptation der Knochenflächen 
um jeden Preis erzielen, sondern sich der Beihilfe der Methoden 
der graduellen Extension bedienen. Wo auch diese versagen, ist 
bei starker Fettentartung des Knochens und mangelnder Energie 
des Kreislaufs, die Amputation und nicht die Resection indicirt. 

P. Güterbock. 


Weber-Liel, Zur Casuistik und Therapie des Ohrschwindels. Monats¬ 
schrift f. Ohrenheilk. 1883, No. 11. 

Vf. hatte im Jahre 1879 wegen anhaltenden und angeblich 
stets zunehmenden Schwindelgefühls und taumelnden Ganges bei 
einem 44jfthrigen Manne am rechten Qhre die Tenotomie des M. 


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154 


Wkbbr-Liel, Ohrschwindel. — Stone, Osteomalacie. 


Nu. 10. 


tensor tympani mit „unmittelbarem und glänzendem Erfolge 11 aus¬ 
geführt. Am 7. November 1883 stellte sich Pat. wegen „zeitweiser 
Benommenheit des Kopfes, Vollheit vor den Ohren, welche sich 
nach dem Rauchen einiger Cigarren einstellten, aber sonst nie“, 
wieder vor und Vf. constatirte, dass der Erfolg der vor 4 l /j Jahren 
ausgeführten Operation ein bleibender war. Aus der Kranken¬ 
geschichte entnehmen wir, dass Pat. seine Beschwerden von einem 
Fall mit dem Kopf auf Steinboden, bei welchem Bewusstlosigkeit, 
Blutung aus dem rechten Ohr, dem Mund und der Nase eingetreten 
waren, herleitet. Die Bewusstlosigkeit soll 3 Wochen gedauert 
haben. Als Pat. wieder zu sich kam, hatte er so heftigen Schwindel, 
dass er nicht allein stehen konnte, dabei machten sich auf dem 
rechten Ohre Taubheit, Vollheitsgefühl und starke Ohrgeräusche 
bemerkbar. Die objective Untersuchung ergab auf dem Boden des 
rechten äufseren Gehörganges, an der vorderen Wand im knöcher¬ 
nen Teil eine von hinten nach vorn ziehende gefurchte Narbe und 
dahinter eine leichte Knochenauftreibung, so dass die untersten Par- 
tieen des Trommelfelles nicht zu übersehen waren. Trommelfell 
der Labyrinthwand anliegend, von sehr mangelhafter Extensions¬ 
fähigkeit. „Kräftige Luftverdünnungen haben eine positive Ver¬ 
minderung der Ohrgeräusche und des Schwindelgefühles im Ge¬ 
folge.“ Hörfähigkeit bedeutend herabgesetzt, doch nicht aufgehoben. 
— Vf. glaubte annehmen zu dürfen, dass im vorliegenden Falle 
zwar eine intralabyrinthäre Erschütterung und Gefäfszerreifsung ein¬ 
getreten war, dass jedoch die Schwindelerscheinungen wie die 
Schwerhörigkeit und das Ohrensausen wesentlich auf Rechnung der 
im Mittelohr und am Trommelfell nachweisbaren Veränderungen 
(Folgen von Zerreissungen und einer unbeachteten Otitis) gesetzt 
werden müssten. Es bestand nach Vf. „Feststellung des Hammers 
entweder durch eine spastische Action des Tensor tympani oder 
auch durch gleichzeitige leichte adhäsive Verlötungen, dadurch ano¬ 
male Einpressungen des Stapes gegen die Labyrinthgebilde und be¬ 
ständige, durch die Spasmen gewisserroaafsen übertragene Tetani- 
sirungen der Labyrinthnerven resp. anomale vibratorische Erschütte¬ 
rungen der Labyrinthfluida.“ Als für seine Ansicht sprechend sieht 
Vf. die durch die Luftverdünnung herbeigeführte Verminderung des 
Schwindelgefühles an. Er hielt deshalb die Teuotomie des Tensor 
tympani, nachdem wiederholte Versuche mit der Luftpresse erfolglos 
geblieben waren, für durchaus indicirt und führte dieselbe mit dem 
bereits erwähnten Erfolge aus. Als Nachbehandlung wurde drei 
Wochen lang jeden zweiten Tag die intratympanale Luftpresse an¬ 
gewandt. Während die Schwindelerscheinungen nicht wiederkehrten, 
wurden die Ohrgeräusche nur gemindert, nicht beseitigt, und die 
Hörfähigkeit etwas gebessert. Schwabach. 

L. R. Stone, A case of osteomalacia with autopsy. Boston med. and 
surg. Joum. 1883, Sept. 6. 

Eine 55jährige Frau, in New York geboren und in Boston 
wohnhaft, Mutter von 6 Kindern, zog sich, nachdem sie schon sechs 


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No. 10. Hu pkins j Hadden, Primäre aufsteigende Seitenstrangsklerose. 155 


Wochen lang an „Rheumatismus“ gelitten hatte, beim Fallen in der 
Stnbe einen Bruch des linken Oberschenkels zu, welcher nach etwa 
3 Wochen leidlich geheilt war. Dann traten von Neuem Schmerzen 
in demselben Bein auf und es wurde wieder ein Knochenbruch ge¬ 
funden, der sie wieder an’s Bett fesselte. Demnächst fand sich eine 
kindskopfgrosse Geschwulst in der rechten Regio iliaca. In dem 
nächsten Monat trat dann eine Fractur beider linken Unterschenkel¬ 
knochen dicht unter dem Knie auf, dann wurde auch das rechte 
Bein schmerzhaft und „ähnlich afficirt“ und von nun an machte die 
Krankheit schnellere Forschritte, indem der rechte Vorderarm, der 
rechte Oberarm, Rippen Brustbein nacheinander erweichten und ge¬ 
brochen oder eingebogen wurden. Dyspnoö stellte sich ein, alle 
Bewegungen, mit Ausnahme deijenigen des Kopfes und der linken Hand, 
waren aufgehoben und endlich sarb Pat. etwa nach 4jähriger Dauer 
der Krankheit. Stets waren der Erweichung der Knochen Schmerzen 
voran gegangen, die Fingerphnlangen wurden sichtlich länger und 
die Endphalangen der linken Hand waren gröfser, als die Mittel¬ 
phalangen. Im Urin, der normal war, fand St. „nie eine Spur von 
Erdsalzen, von deren Anwesenheit so oft gesprochen wird“ (ver¬ 
mutlich meint Vf., dass er nie ein Sediment von Erdsalzen ge¬ 
funden hat, da letztere gelöst ja schon im normalen Urin enthalten 
sind). 

In der Leiche, welche sehr verkörzt erschien, ebenso wie die 
Extremitäten, wurden aulser den schon genannten fast alle Knochen 
des Rumpfes und der Extremitäten erweicht, stellenweise gebrochen 
gefunden, die Wirbelsäule verkrfimmt, das Becken im geraden 
Durchmesser verengt, statt der Zähne ein könstliches Gebiss, im 
Uterus ein grofses Fibroid, in jedem Nierenbecken kleine Körnchen 
aus kohlensaurem Kalk, im Uebrigen die Organe ohne wesentliche 
Abnormität. Einige Knochen, welche untersucht wurden, zeigten 
einen Schwund der Rinde und dunkelbraunrotes Mark. Die Mus¬ 
keln an den Extremitäten waren äufserst atrophisch und verfettet. 

Senator. 


1) J. Hopkins, Case of primary lateral sclerosis or spasmodic tabes. 
Brain, October 1883. — 2) W. B. Hadden, On infantile spasmodic 
tabes. Das. 

1) Nach einer Durchnässung trat ein Jahr vor Beginn der 
Beobachtung bei einem 21jähr. (nie syphilitisch gewesenen) Manne 
eine Schwäche der Beine ein. Dieselben waren steif und zitterten 
leicht. Vorhandensein der Fufsphaenomene, sehr gesteigerte Patellar- 
reflexe. Psyche, Sinnesorgane, obere Extremitäten, Blasenfunction 
intact. Später traten Beugungscontracturen der unteren Extremitäten 
auf, dann Decubitus, Steifheit auch der oberen Extremisten und 
Atrophie der Beinmuskeln: die Sensibilität erschien nur an den 
Sohlen vermindert. — Die Obduction ergab: das Hirn gesund, da¬ 
gegen die Seitenstränge (gelatinös) degenerirt bis zu den oberen 
Abschnitten der Regio dorsalis hin. In der Lendenanschwellung 
nahmen auch die Vorderstränge an der Degeneration Teil. Die 


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156 


v. Kaulden, Dactylitis syphilitica. 


No. 10. 


grofsen Zellen der Vorderhörner waren atrophisch, besonders in den 
nnteren Abschnitten des Marks; in einzelnen Schnitten aus der 
Lendenanschwellung waren die grauen Vorderhörner intact: unter¬ 
halb der Anschwellung (besonders rechterseits) waren einzelne Zellen¬ 
gruppen wiederum deutlich verändert. Trotz des teilweisen Befallen¬ 
seins auch der grauen Substanz (besonders im Lendenteile) hält Vf. 
seinen Fall für einen solchen, der mit dem Namen einer primären 
aufsteigenden Seitenstrangsklerose belegt werden müsse. (Cbl. 1881, 
S. 615 und 871.) 

2) H. teilt seinen Beobachtungen zu Folge die Fälle von spa¬ 
stischer Kinderlähmung in solche ein, bei denen sich in einer der 
oberen Extremitäten Ernährungsstörungen finden, und in solche, bei 
denen die unteren Extremitäten allein afficirt sind. Von der ersten 
Kategorie beobachtete er einen 13jährigen Knaben, der neben den 
charakteristischen Zeichen spastischer Paraplegie eine Atrophie des 
rechten Arms darbot: die Muskeln dieses Gliedes sollen Entartungs- 
reaction gezeigt haben. Vf. denkt sich als primäre Läsion einen 
congenitalen Defect in der motorischen Region der linken Hemi¬ 
sphäre mit absteigender doppelseitiger Röckenmarksdegeneration 
(bei hypothetisch angenommenem grofsem Volumen der der Kreuzung 
entgangenen Pyramidenfasern [Flechsig]). — In einem zweiten 
Falle bestand neben der spastischen Paraplegie der Beine eine ge¬ 
wisse Atrophie der linken oberen Extremität mit einer Verbildung 
der Fingerendphalangen und deren Nägel. — Die übrigen Fälle und 
die daran geknöpften Reflexionen bieten, namentlich nach der Arbeit 
von Ross (Cbl. 1883, S. 412) keine neuen Gesichtspunkte. Bernhardt. 

V. Kahlden , Ein Fall von Dactylitis syphilitica. Deutsches Arch. f. 
klm. Med. XXXIV. S. 190. 

Die im Ganzen recht seltene Krankheit wurde an der rechten 
Hand einer 50jährigen Frau beobachtet. Daselbst ist das Radio¬ 
carpalgelenk ankylosirt; die 4 Finger sind stark flectirt und nach der 
Radialseite so adducirt, dass sie das Rudiment des Daumens fast 
vollständig überdecken. Der Zeigefinger, hochgradig verdickt, hat 
auf seiner Dorsalfläche drei grofse Geschwüre von mäfsiger Tiefe, 
welche durch schmale, längliche, ulcerirte Stellen mit einander in 
Verbindung stehen: dieselben sind von rundlicher Form, mit zackigen, 
stellenweise unterminirten cyanotisch gefärbten Rändern und einem 
schmutzigen, missfarbenen Grunde, der entweder gar keine oder 
exquisit fungöse Granulationen zeigt. In der Umgebung, sowie auch 
an der Palmarseite ist derselbe knollig verdickt. — Die 3. und 
4. Finger zeigen auf ihrer Dorsalfläche ähnliche, nur kleinere Ge¬ 
schwüre: noch weniger afficirt ist der kleine Finger, welcher nur 
mäfeig verdickt ist und ein oberflächliches Geschwür zeigt. Vom 
Daumen ist nur ein Rudiment vorhanden, indem die ganze 2. und 
ein Teil der 1. Phalanx fehlt. Der noch vorhandene Rest ist zu 
einem dicken knolligen Tumor hypertrophirt, dem unmittelbar der 
Nagel aufsitzt. — In der Palma manus fehlen Geschwüre voll¬ 
ständig: dagegen ist hier die Haut noch hochgradiger verdickt, als 


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No. 10. 


Mkgkat, Peritonitis bei Schwangeren. 


157 


an der Dorsalseite. — Es wurde die Amputation im unteren Drittel 
des Oberarms vorgenommen. Die anatomische Untersuchung der 
erkrankten Partieen ergab nun, dass sämmtliche Schichten der Weich¬ 
teile von der Epidermis bis auf den Knochen derart verquollen und 
verschoben sind, dass eine Grenze nach keiner Richtung mehr unter¬ 
schieden werden kann. Die Grundsubstanz dieser Gewebsmasse 
wird durch ein mäßiges zellenreiches Granulationsgewebe gebildet, 
in welchem verhältnissmäfsig wenige den physiologischen Gefäß- 
bahnen entsprechende Arterien sich finden. Auf grofsen Vertical- 
schnitten beobachtete Vf. dann noch gleichmäfsig ausgestreut kleine 
Haufen von Rundzellen, welche miliaren Lupusknötchen ftufserst 
ähnlich sehen, sowie durch Anilinfarben intensiv gefärbte, grofse 
kugelige zellenähnliche Körperchen, die Vf. för Mastzellen hält. 
Schließlich citirt Vf. noch einen Fall von E. Wagner, in welchem 
analoge Veränderungen beobachtet sind. Lewinski. 


Ch. Megr&t, De la p^ritonite d6velopp4e pendant la grossesse. Ann. 
de Gynöc. 1883. 10. 

Im Anschluss an 6 von der Lachapkllk, v. Desormkaux, Bazare, 
E. Wagner und Bbrnutz, und an 7 von ihm selbst beobachteten 
Fällen bespricht Vf. des Ausführlichsten die Aetiologie der Peritonitis, 
den Verlauf und die Therapie und zum Schluss auch den Einfluss der¬ 
selben auf den Verlauf der Gravidität, auf das Leben von Mutter und 
Kind und giebt am Ende die von ihm geübte Therapie an. 

Im Allgemeinen seien die Fälle von Peritonitis in der Schwanger¬ 
schaft recht selten, wenigstens sei bisher nur von Schröder und 
Scanzoni genauer darauf hingewiesen. Von 13 Müttern gingen 7 zu 
Grunde. Nur 2 trugen nach der Heilung aus, die übrigen abor- 
tirten im Anschluss an die Erkrankung im 5., 6., 7. und 8. Monat. 
Vf. zieht drei Fälle, den einen als zu leicht, zwei andere als zu 
wenig charakteristisch ab, danach ergiebt sich eine Mortalität von 7 auf 
10. Von den 12 Embryonen gingen 10 zu Grunde, teils durch die 
Peritonitis selbst, teils secundär durch den Abort. 

Was die Aetiologie der Erkrankung betrifft, so ist eine causa 
efficiens auch bei der Autopsie nicht immer nachweisbar. Entweder 
sind es Rupturen der Tuben, oder etwa complicirender Ovarial¬ 
tumoren (Ruptur oder Entzündung). 

Fernere Ursachen sind circumscripte Entzündungsherde der 
graviden Gebärmutter mit eitriger Schmelzung und Perforation in 
die Bauchhöhle; aufserdem etwa Weitergreifen der Entzündung von 
einer Enteritis aus, schließlich Erkältung. Die Schwere der Affection 
richtet sich nach der Ursache. Tritt allgemeine Peritonitis wegen 
Ruptur ein, so ist die Prognose sehr schlecht und kann der Tod in 
wenigen Stunden eintreten, bleibt sie circumscript, so ist die Prognose 
naturgemäß günstiger. 

Was die Symptome anbelangt, so sind sie die gewöhnlich für 
die Peritonitis charakteristischen: extreme Schmerzhaftigkeit des 
Leibes, Ballonnement, Erbrechen, Collaps, Diarrhoe oder Constipa- 
tion. Therapeutisch wandte Vf. Kälte, Opiate, Blutentziehung, mer- 


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158 


Baykrl. — Lehmann. 


No. 10. 


curielle Einreibung „gegen die Alteration des Blutes“ Chin. sulf. 
bis zu Intoxicationserscheinungen, und Acid. carbol. in Pillenform an. 

Die Peritonitis scheint im Allgemeinen einen deletären Einfluss 
auf das Fortbestehen der Gravidität auszuQben, doch vermag Vf. 
keine positiven Ursachen anzugeben. Unausbleiblich scheint die Unter¬ 
brechung der Gravidität bei Perit. general, zu sein. Die complicirende 
Schwangerschaft erschwert andererseits die Peritonitis in bedeutender 
Weise, da Vf. nach Entleerung des Uterus eine deutliche und plötz¬ 
liche Besserung der Entzündung beobachten konnte. Zwei Fälle 
aus Vf.’s Beobachtungen beweisen aber, dass das Bestehen der 
Schwangerschaft der Heilung nicht hinderlich war. . Der Einfluss 
der Expulsivbestrebungen des Uterus auf die Peritonitis ist ein ver¬ 
schiedener: einesteils verstärken sie die Entzündungserscheinungen, 
andererseits tritt nach der Austreibung Besserung ein. In Folge 
seiner Beobachtungen kann sich Vf. demgemäss nicht absolut für 
schnelle artificielle Beendigung der Geburt aussprechen, da der Er¬ 
folg geradezu ein verhängnisvoller sein kann. 

Zum Schluss der Arbeit beschreibt Vf. noch einen nachträglich 
beobachteten Fall einer Drillingsschwangerschaft, wo zugleich mit 
dem Beginn des Aborts (7. Monat) die Peritonitis einsetzte. Nach 
manueller Entfernung der Föten besserte sich der Zustand etwas, 
exacerbirte jedoch unter Schüttelfrost nach einer seelischen Auf¬ 
regung der Pat. und führte nun am 10. Tage zum Tode. — Die 
Autopsie wurde verweigert. Eine Ursache für die Erkrankung war 
nicht aufzufinden, für die schliefsliche Exacerbation ist vielleicht die 
seelische Aufregung verantwortlich zu machen. A. Martin. 


B. Bayerl, Die Entstehung roter Blutkörperchen im Knorpel am 
Ossificationsrande. Walhetkk’s Arch. XXIII. S. 30. 

B. bestätigt die schon von Kassowitz vertretene Ansicht, dass am Ossificationsrande, 
im Bereiche des grofszelligen Knorpels, an welchem die säulenförmige Anordnung 
durch die Vergröberung der Knorpelhöhlen und die Reduction der Grandsubstans 
nicht mehr deutlich hervortritt, innerhalb der Knorpelhöhlen (Kapselräume) Körper 
auftreten, die nach Form und Färbung als kernlose Blutkörperchen aufgefasst werden 
müssen. Niemals fanden sich jedoch innerhalb der Knorpelkapseln kernhaltige Blut¬ 
körperchen vor. Sehr häufig hatten die Blutkörperchen innerhalb der Knorpellücken 
bereits ihre definitive Gröfse, ja mitunter ihre charakteristische Form erlangt, indem 
die Delle sicher nachzuweisen war; in anderen Fillen erscheinen kleinere gefärbte 
Partikel, seltener Klümpchen, aus zusammengeballten, rundlichen Portionen gefärbter 
Masse bestehend. Es kann also „die Knorpelzelle, als nicht zu Grunde gehende Zelle, 
die vielmehr dazu bestimmt ist, sich dem osteogenen Gewebe des Periost anzuschliefsen 
und Markzelle zu werden, bereits anticipando Blut entstehen lassen. 1 * Broesike. 


K. B. Lehmann, Ein Beitrag zur Lehre vom Geschmackssinn. 
Pfi.ögku’s Arch. XXXIII. S. 194. 

L. hat einen Kranken untersuchen können, bei dem einseitige vollständige Ge* 
schmackslähmung bei vollkommen erhaltener Tastempfindung bestand. Pat. hat durch 
einen Sturz eine Fractur der Schädelbasis erlitten mit Verletzung der Stämme der 
Nervi facialis, acusticus, glossopharyngeus und hypoglossus rechts. Auf der linken 
Seite wurden alle Geschmackseindrücke von nicht zu geringer Intensität stets richtig 
erkannt; als empfindlichste Region erwies sich eine schmale Zone an der Zungenspitze, 
1 Ctm. breit und Vs Ctm. breit Darauf folgen der seitliche Zungenrand und der 


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No. 10. 


Boürqürlot. — Walzbbrg. — Alker. — Netter. 


159 


Znngengrund in der Gegend der Papillse circumvallat®; die Zangenmitte reagirt nur 
schwach auf die meisten Geschmäcke. Rechts reagirt nar die kleine Spitzenregion 
schwach für Geschmäcke, sonst fehlt diese Reaction völlig. Es giebt bittere und süfse 
Substanzen, die in der stärksten Concentration keinen Eindruck hervorbringen. Bei 
Application von Säuren und Salzen wird an den des Geschmacks entbehrenden Stellen 
nur Brennen oder Aetzen empfunden. Die Adstringentia wirken daselbst nur stechend 
und deutlich zusammenziehend. J. Sander. 


E Bourqnelot, Recherches sur les propriöt^s physiologiques du 
maitose. Compt. rend. 1883, XCVII. S. 1000. 

Pflanzliche Diastase, das sacharificirende Ferment des Speichels, Mägensaft, das 
invertirende Ferment des Darmsaftes wirken, wie B. teilweise in Bestätigung bereits 
vorhandener Angaben constatirt, nicht auf Maltose ein. Der Darmsaft äufsert aller¬ 
dings eine sacharificirende Wirkung auf Maltose, dieselbe hängt jedoch von den 
Bakterien ab und bleibt aus, wenn man den Darmsaft durch geeignete Filtration von 
Bakterien befreit. Auch die Säure des Magensaftes ist ohne Einwirkung auf Maltose, 
während sie Rohrzucker, nach B., zu einem erheblichen Teil invertirt (nach Leuns ist 
dieses nicht der Fall, Ref.). Selbst der im Körper entstehenden Kohlensäure will B. 
eine invertirende Wirkung zuschreiben. E. Salkowski. 


Th. Walzberg, Tic douloureux und Zahnneuralgie. Bemerkungen 
zur Differentialdiagnose derselben. Cbl. f. Chir. 1883, No. 45. 

Drei ausführliche Krankengeschichten, von denen die erste eine Prosopalgie aus 
unbekannter Ursache, die beiden anderen Zahnneuralgien betreffen, tun dar, dass die 
von Maoitot angenommenen Unterschiede zwischen Verlauf und Erscheinungsweise 
dieser beiden Formen von Tic douloureaux nicht existiren. Zu bemerken ist besonders 
der dritte Fall, in welchem die Extraction des einzigen cariösen Zahnes der Pat. dem 
neuralgischen Symptomencomplex plötzlich ein Ende machte, obschon der qn. Zahn 
(dritter unterer Backzahn links) völlig anempfindlich war. P. Güterbock. 


H. Alker, Ueber den therapeutischen Wert des Jodoforms bei Er¬ 
krankungen des Auges, v. Gkabke’s Arch. XXIX. 4. S. 89. 

Das Jodoform wird, in welcher Form es anch zur Anwendung kommen mag, von 
der Mehrzahl der Kranken gut vertragen. Von ganz vorzüglichem Nutzen erweist 
sich dasselbe bei allen Geschwürsprocessen der Cornea, insbesondere bei den aof in- 
fectiöser Basis beruhenden Formen der Hypopyonkeratitis. wenn es auch immer ver¬ 
einzelte Fälle geben wird, in denen das Jodoform ebensowenig, wie die, Querspaltuug 
die totale Vereiterung der Cornea zu verhindern vermag. Es leistet nicht nur als 
Antisepticum, sondern auch als Asepticum bei allen frischen Verletzungen, mögen sie 
nnn zufällig oder auf operativem Wege entstanden sein, gute Dienste. Es besitzt ohne 
Zweifel entschieden aufhellende Eigenschaften bei Pannus scrophulosus und tiefer 
liegenden Infiltraten. Horstmann. 


Netter, D^veloppement irr^gulier des art&res, cause de divers 
4tat 8 morbides. Arch. gdn. de med. 1883, Novbr. 

N. betont die Wichtigkeit der angeborenen Gefäfs-Anomalieen für die Eptstehnüg 
der verschiedensten krankhaften Zustände. Beispielsweise macht sich die angeborene 
Enge des Kalibers der grofsen arteriellen Gefftfsstämine in dreifacher Beziehung als 
pathogenetisches Moment geltend: 1) es entstehen Erkrankungen an Ort and Stelle, 
indem die verengte Arterie einen Locus minoris resistenti® darstellt (so kommt es 
nach Pkacock bei Verengerung am Ostium aort® leicht zu Endokarditis der betreffenden 
Klappen); 2) es entstehen Eruähmngs- und Functionsstörungen stromabwärts (beispiels¬ 
weise Lnngenplithise bei angeborener Enge der Art. pulmonalis); 3) Entstehung von 
Veränderungen (Herzhypertrophie, Ausbildung von Collateralbahnen etc.) im strom- 
aufwärtsgelegenen Gefäfsgebiete. — Im Uebrigen giebt Vf. seinen Landsleuten einen 
Ueberblick über die bekannten einschlägigen Arbeiten von Virchow und Bbnekr. 

Perl. 


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Original fro-m 

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160 Dürozikz. — Brrhhardt. — Lakdoüzy. — Margonikkr. No. 10. 


P. Duroziez, Diagnostic des bruits organiques et inorganiques du 
cceur. Union inöd. 1883, No. 147, 148, 151. 

Ali charakteristisch für Mitralinsufficienz hebt D. das an der Herzspitze zu ver¬ 
nehmende „Dampfstrahlgeräusch“ („souffle en jet de vapeur“) hervor, das ganz kurz 
ist und nicht an den zweiten Ton sich anschliefst, während das anämische Geräusch 
an der Herzspitze länger dauernd, schleppend und von dem zweiten Ton unmittelbar 
gefolgt sein soll. — Ansemische Geräusche über dem Aortenostium sind gewöhnlich 
weich, können jedoch auch rauh sein; eine Unterscheidung von organischen Aorten¬ 
geräuschen ist dann häufig nur durch Berücksichtigung aller anderen Momente (Per¬ 
cussion, Anamnese etc.) möglich. — Die blasenden Herzgeräusche bei Morbus Basedowii 
haben nicht den Charakter des „Souffle en jet de vapear u , werden an der Rückenfiäche 
des Thorax nicht wahrgenommen und entstehen vielleicht, wenigstens zum Teil, in 
den dilatirten Arteriae coronarise, analog den Geräuschen in der Schilddrüse (sowie 
auch den Uteringeräuschen bei Schwangerschaft). — Endlich betont Vf., dass es un¬ 
zweifelhaft auch diastolische anämische Geräusche giebt und zwar von verschiedenem 
Timbre. Perl. 


M. Bernhardt, Zur Frage von der Aetiologie der Tabes dorsalis. 
Cbl. f. Nervenheilk. eto. 1883, No. 20. 

Von 26 neuerdings untersuchten Tabeskranken (23 Männern und 3 Frauen) litten 
sicher früher an Syphilis 10, darunter eine Frau; 5 hatten zwar Primär-, aber 
keine Secundärsymptome dargeboten, 11 hatten jede Syphilis in Abrede gestellt. Hier 
waren meist mehrere der bekannten ätiologischen Momente als Ursache des Leidens 
angegeben worden, aber auch bei den syphilitischen gelang es, in 8 Fällen dieselben 
«ätiologischen Momente nachzuweisen. — Von den 26 Tabeskranken gehörten 15 der 
ärmeren Bevölkerung an: davon waren syphilitisch 9; von den 11 besser situirten 
Kranken waren 6 inficirt gewesen, also ungefähr dasselbe Verhältnis. — Von 100 
tuberculösen Kranken waren 26 pCt. sicher früher syphilitisch gewesen oder doch der 
Infection sehr verdächtig. — Zum Schluss resumirtVf.: Es giebt Tabesfälle, bei denen 
frühere Lues sicher nicht bestanden hat; es giebt zweitens Tabesfälle, bei denen als 
ätiologisches Moment nur Syphilis nachweisbar ist; am häufigsten wird aber Tabes 
beobachtet, wo neben anderen ätiologischen Momenten Syphilis vorhanden war und 
es ist nicht zu leugnen, dass dies in der Mehrzahl der Fälle Statt hat. — In Bezug 
auf die Zeit, welche verfloss, ehe nach einer sicheren oder zweifelhaften Infection die 
ersten tabischen Symptome sich zeigten, fand Vf. als Durchschnitt (von 13 Beobach¬ 
tungen) etwa 13,5 Jahre. _ Bernhardt. 


Landonzy, Du zona et de sa recidivit^ exceptionnelle. G&z. des 
hdp. 1883, No. 124. 

Der Umstand, dass Zoster nur in ganz seltenen Ausnahmen recidivirt, ebenso wie 
die Infectionskrankheiten, bewegt L. zu der Anschauung, dass Zoster eine allgemeine, 
fieberhafte, acute fast cyclische Krankheit sei, welche immer mit Genesung endet, 
Immunität berbeiführt und verbunden ist mit einer circumscripten Aflfection der Haut, 
die ihrerseits einer specifischen Neuropathie ihren Ursprung verdankt (vgl. Cbl. 1883, 
S. 877). Lewinski. 


J. Margoniner, Zur Malignität der Ovarientumoren. Biss. Berlin, 
1883. 

M. berichtet über einen Fall von Laparatomie wegen primären Ovariencarcinoms 
bei einer 22jährigen Person; die Diagnose war vorher nicht gestellt worden. Berner- 
kenswert ist das frühzeitige Auftreten von Metastasen, welche schon Monate vorher 
Beschwerden (Icterus) verursachten, ehe ein Wachstum der carcinomatös degenerirten 
Ovarien beobachtet wurde. In einem weiteren Falle von Cervixcarcinom fanden sich 
ebenfalls frühzeitige Leber-Metastasen. Es kann daher bei allen Neubildungen, die 
der Malignität verdächtig sind, nicht frühzeitig genug operirt werden, da eine Heilung 
nicht ausgeschlossen ist, so lange noch keine Metastasen vorhanden sind. 

A. Martin. 

Verlag von August Hirschwald in Berlin. — Druck von L. Scbumicher in Berlin. 


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Wöchentlich erscheinen 
1—2 Bogen; am Schlueae 
dea Jahrgangs Titel, Na¬ 
men- und Sachregister. 

fQr die 



Preis dea Jahrgängen 
20 Mark; zu beziehen 
durch alle Buchhandlun¬ 
gen und Postanstalten. 


mcdicmischcn Wissenschaften« 


Redigirt von 

Pro£ Dr. H. Kroneoker, unc j Prot Dr. H. Senator, 

Berlin (NW.), Dorotheemtr. 81. Berlin (NW.), Bauhofstr. 7 (am Hegelplats). 


1884. *»• M«r*. No. 11. 


Inlualt: Frkud, Neues Färbungsmittel der Nervenbahnen (Orig.-Mitt.). — Klk- 
mbnsirwicz, Kernteilung io den fixen Zellen der entzündeten Hornhaut (Orig.-Mitt.).— 
E. Klein, Entstehung der Jequirity-Ophthalmie II. (Orig.-Mitt.). 

* Renson, Entwickelung der Harnorgane. — H. Heidrnbain, Pseudomotorische 
NerrenWirkung. — Jawobbki, Resorption der Mittelsalze im Magen. — Th. Wkyl, 
Chemische Reaction der elektrischen Organe. — R. Virchow, Encephalitis congenita. — 
Alb. Lilienfeld, Gaswechsel fiebernder Tiere. — Hagedorn, Trocknes Moos als 
Verbandsmaterial. — Lbmoinr und Lannois; Haslon; Moos, Taubheit nach 
Mumps. — W. Hack, Normale Varianten laryngoskopischer Bilder. — A. Mukri, 
Cbrynk - STOKEs’sches Phänomen. — Solib Cohen, „Apsithyrie* (vollkommene 
Aphonie). — Zbsas; Rik, Paraneurotische Naht. — Hamilton, Beschaffenheit der 
Harnröhrenschleimhaut bei Gonorrhoe. — Truchot, Thermokauterische Behandlung 
der Muttermund-Erosionen; Blutstillungspincetten; Uteruspolypen; Hymen imperforatum; 
biloculares Keptom. — Ambbojkwitbch, Immunität der Vögel gegen Leichengift. 

L. Ppriffbr, Secret-Vacuoleu der Leberzellen. — A. Viti, Der N. depressor 
bei verschiedenen Tieren«»— v. Goctschel, Veränderung des Blutes septisch inficirter 
Schafe. — Haycraft, Harnstoff bestimm ung in Blut und Muskeln. — Chiari, 
Bronchialgeschwülste. — Länderer, Arsenik gegen fnngöse Gelenkzerstörung. — 
A. Vogel, Einseitige Vagusresection. — Th. Tkbitbl, Sarkom der Chorioidea. — 
P. Fabrb, Symmetrische Gangrsen. — Fr. Ribobl, Diastolischer Venencollaps. — 
J. Krauss, Gallenblasenkrebs. — E. Cohn, Tricuspidalstenose und Lungeninfarcte. — 
Dornig, Scharlach mit Pocken combinirt. — M’Donkbl, Hammerschmiedkrampf.— 
Fr. Riegel; W. H. Rüssel, Hysterische Atmungskrämpfe. — G. L. Walton, Cere¬ 
braler Ursprung des Railway Spine. — Fokstnbr und Zacher, Vasomotorische 
Hautaffection bei spinaler Höhlenbildung. — Balz er, Färbung der Hantpilze. — 
An. Rittrr, Resorptionsunfähigkeit normaler Menschenhaut. — v. d. Grone, Operation 
der Uterusmyome. — M. Hofmejeb, Atrophie der Geschlechtsorgane bei einem dia¬ 
betischen Mädchen. —P. Möller, Bromsethyl gegen schmerzhafte Weben. — Albkrtoni, 
Cotoin und Paracotoiu. 


Eine neue Methode zum Studium des Faserverlaufs im 

Centralnerven System. 


Von Dr. Slgm. Freud, SecundSrarzt im Wiener Allgemeinen Krankenhanse. 


AnknQpfend an eine Vorschrift Flkcusio’s in dem bekannten 
Werke: „Die Leitungebahnen im Gehirn und Bückenmark des 
Menschen etc.“ empfehle ich das folgende Verfahren zur Darstellung 
der Nervenfasern auf Schnitten des nervösen Centralorganes. Feine 
Schnitte des am besten in EaucKi’scher Flüssigkeit erhärteten Prä¬ 
parates werden in destillirtem Wasser von dem Alkohol, mit wel- 

XXII Jahrgang 11 


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162 


Freud , Neues Färbungsmittel der Nervenbahnen. 


No. 11. 


ehern das Wasser des Mikrotoms befeuchtet war, befreit und sodann 
in 1 procentige wässerige Goldlösung gebracht, die mit dem gleichen 
Volumen 95 procentigen Alkohols versetzt worden ist. Nach 4 bis 
6 ständigem Verweilen werden sie mit einem reinen Holzstift heraus¬ 
gehoben, in destillirtem Wasser gewaschen und in ein Schälchen mit 
starker Natronlauge (l Teil Natron causticum fusum auf 5—6 Teile 
Wasser) übertragen, in welcher sie meist sofort durchscheinend 
werden. Nach 2—5 Minuten werden sie abermals mit einem Holz¬ 
stift herausgehoben, an Filtrirpapier gehalten, sodass die Oberflüssige 
Lauge abfliesst, und sodann mit dem Rest von Lauge, den sie ent¬ 
halten, in eine 10 procentige Lösung von Jodkalium gebracht. In 
dieser nehmen sie alsbald eine zarte Rosafärbung an, die allmählich 
in dunklere Nuancen von Rot übergebt Nach 5 —10 Minuten ist 
die Färbung vollendet. Die resistenteren Präparate aus dem Central¬ 
organ des Erwachsenen können nun durch Abspülen in Wasser von 
der alkalischen Flüssigkeit, die sie noch enthalten, befreit werden, 
ohne dass man Quellung und nachträgliche ungleichmäßige Schrum¬ 
pfung in Alkohol zu befürchten braucht. Die zarteren Präparate 
vom Neugeborenen oder Embryo müssen dagegen, zur Vermeidung 
der erwähnten Gefahren, aus der reducirenden Jodkaliumlösung auf 
einen Objectträger gebracht und daselbst durch Anlegen oder sanftes 
Auflegen von Filtrirpapier entlaugt werden, ehe man sie in destillirtes 
Wasser überträgt. Beide Reihen von Präparaten werden dann in 
gleicher Weise aus destillirtem Wasser zuerst in schwachen, dann 
in absoluten Alkohol gebracht und nach den bekannten Methoden 
eingeschlossen. 

Dieses Verfahren der Goldimprägnation versagt nur bei Prä¬ 
paraten, welche durch allzu langes Verweilen in Chromsalzlösungen 
überhart und brüchig geworden sind; erweist sich sonst als durch¬ 
aus zuverlässig und ermöglicht die Herstellung gleichmäßig ge¬ 
färbter grofser Schnittreihen. Bei ihrer Anwendung erscheinen alle 
groben und feinen markhaltigen Fasern in ausgezeichneter Schärfe 
dunkel auf lichterem Grunde, sodass bei schwacher Vergrösserung 
ungemein deutliche Faserungsbilder gewonnen werden und bei starker 
Vergrößerung die einzelnen Nervenfasern verfolgt und selbst gezählt 
werden können. Die Nuance der Färbung scheint von der Be¬ 
schaffenheit des Präparates abhängig zu sein und variirt von schwarzer 
Färbung der Fasern auf dunkelrotem bis zu blauer Färbung der¬ 
selben auf ganz lichtem Grunde. Am häufigsten erhält man bei 
Befolgung der oben gegebenen Vorschriften dunkelrotbraune Fasern 
auf lichtrotem Grunde. 

Wie an den Präparaten, die nach der ExNBR’schen Osmium- 
Ammoniak-Methode und nach der WKioRRT’schen Säurefuchsinfärbung 
behandelt sind, zeigen sich an unseren Goldpräparaten in reichlicher 
Anzahl feinste markhaltige Fasern in der grauen und weifsen Sub¬ 
stanz, die durch Earminfärbung nicht dargestellt werden können. 
An Schnitten vom Centralorgan des Erwachsenen färben sich auch 
grofse Nervenzellen und deren Ausläufer und tritt überhaupt ein 
solcher Reichtum an starken und feinen Fasern hervor, dass das 


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Original frorri 

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No. 11. Klemkksirwicz, Kernteilung in d. fixen Zellen d. entzünd. Hornhaut. 163 

Faserungsbild meist zu complicirt für die Analyse wird. Dagegen 
ergiebt das hier mitgeteilte Verfahren die brauchbarsten Bilder vom 
Centralnervensystem des Neugeborenen und des Embryos. An sol¬ 
chen Präparaten erscheinen blos die Faserungen dunkel gefärbt, 
während Gefäfse, Nervenzellen und Neuroglie in der gleichmäßigen 
schwachen Färbung des Grundes sich der Beobachtung entziehen, 
ohne die Reinheit des Faserungsbildes zu stören. Aus der Be¬ 
trachtung des Bildes selbst kann man zweierlei Arten von Anzeichen 
für die Zusammengehörigkeit der Fasermassen entnehmen. Zunächst 
färben sich die Fasern, welche bereits markhaltig sind, dunkler als 
die anderen; sodann nehmen einige FaserzOge Oberhaupt nur schwer 
die Färbung an und fallen darum an vielen Präparaten aus dem 
Bilde aus. Der Vergleich solcher Präparate mit anderen, an denen 
sie ausgeprägt erscheinen, und mit den entsprechenden Schnitten 
von Erwachsenen ist ein Oberaus lehrreicher. 

FQr das Studium der Faser- und Zellverknöpfung in der grauen 
Substanz, welche an unseren Präparaten von zahlreichen feinen 
markhaltigen Fasern durchsetzt erscheint, ist diese Methode natür- 
lich unzulänglich, doch gestattet sie zu erkennen, wo sich graue 
Substanz befindet, und zu entscheiden, ob FaserbOndel mit derselben 
in Verbindung stehen. 

Eine ausführlichere Erörterung der fQr das Gelingen der Fär¬ 
bung in Betracht kommenden Bedingungen sowie eine Mitteilung 
einiger Modificationen wird demnächst zur Veröffentlichung an an¬ 
derem Orte gelangen. 

Wien, im Februar 1884. 


Karyokinese in den fixen Hornhautzellen bei 

Entzündung. 

Von Prof. R. Elemeaslewics in Graz. 

Bei der Herstellung einer Reihe von Präparaten der Hornhaut, 
welche die verschiedenen Stufen des EntzOndungsprocesses zur An¬ 
schauung bringen sollten, gelang es mir in einigen, Bilder von in- 
directer Kernteilung zu sehen. Obgleich ich nun meine Arbeit nicht 
als abgeschlossen betrachte, so bin ich doch genötigt, eine kurze 
Mitteilung meiner diesbezüglichen Erfahrungen zu veröffentlichen,' 
da mir vor Kurzem das Referat einer Arbeit Ober denselben Gegen¬ 
stand von Homen bekannt wurde*). 

Mein Verfahren zur Erzeugung der EntzOndungsbilder in der 
Hornhaut des Frosches ist folgendes: Das Centrum der Cornea 
wird mit einem kaum '/ 3 Cbkmm. grofsen StOck von Argent nitr. 
geätzt. Der zerfliefsende Krystall bildet meist einen scharf um¬ 
schriebenen kreisförmigen Aetzbezirk. Es entwickelt sich eine Eite¬ 
rung in Form eines schmalen Ringes oder in einer sichelförmigen 


*) Untersuchungen über die Regeneration der fixen Hornhautzellen durch indirecte 
Kernteilung. Ref. im Cbl. f. prakt Aogenheilk., November 1883. 


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M‘?;:iral frem 

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164 


KliKMBNRlKWlCZ, 


No. 11. 


Zone. Drei bis fünf Tage nach der Aetzung steht der Eiterring 
meist in der Mitte zwischen Skleralrand und Centrum der Horn¬ 
haut. Behandelt man Hornhäute aus diesem Stadium der Entzün¬ 
dung in der gewöhnlichen Weise mit Goldchloridlösung, so findet 
man mehr oder weniger zahlreiche Kerne, in welchen deutliche 
Karyokinese zu erkennen ist. Diese Zellen, in denen indirecte Kern¬ 
teilung vorhanden ist, finden sich gerade im Eiterring und in dessen 
ganz unmittelbarer Umgebung. Der Eiterring ist, wie schon erwähnt, 
meist nur schmal, und da auch die Masse der Eiterzellen keine sehr 
beträchtliche ist, so kann man durch fortwährendes Spalten der 
Hornhaut in Lamellen auch die Stellen der dichtesten Eiterinfiltra¬ 
tion leicht durchmustern. Da es gelingt, so feine Lamellen abzu- 
spalten, dass nur eine einzige Schicht der fixen Hornhautzellen im 
Präparate zu sehen ist, so ist es nicht möglich, gut ausgebildete 
karyokinetische Figuren zu übersehen. Freilich läuft man Gefahr, 
bei dieser Methode des fortgesetzten Spaltens der Hornhaut viele der 
Teilungsbilder zu zerstören. 

Am zahlreichsten sind die karyokinetischen Figuren an der 
dem Skleralrande zugekehrten Seite des Eiterringes. Das Gewebe 
der Hornhaut, welches dicht an den Skleralrand, und jenes, welches 
innerhalb des Eiterringes unmittelbar an den Aetzbezirk grenzt, fand 
ich stets frei von karyokinetischen Figuren. Hinsichtlich der Be¬ 
zeichnung der einzelnen Stadien der Karyokinese richte ich mich 
nach Fi.kmmiwj („Zellsubstanz, Kern und Zellteilung“, Leipzig 1882, 
S. 194 f.). Man findet in jeder einzelnen Hornhaut alle Stadien 
vertreten. Sehr häufig sind die stark vergröfserten Kerne, in denen 
die bald dünnen, bald auch dickeren und stärker lichtbrechenden 
Kernfäden sichtbar sind, welche die bekannte Knäuelform bilden. 
Eine bestimmte Zone, wo gerade diese Form von karyokinetischen 
Figuren liegt, konnte ich nicht ermitteln. In anderen Kernen zeigen 
sich deutliche einfache oder Doppelsterne und eine ganze Reihe von 
Figuren, welche als Uebergangsformen gedeutet werden müssen. 
Gar manche der Kernfiguren zeigen eine so schwer entwirrbare An¬ 
ordnung der Fadenschlingen, dass ein bestimmtes Stadium der Karyo¬ 
kinese nicht erkenntlich ist. Die eigentümliche Anordnung der fixen 
Hornhautzellen im Gewebe, ihre sternförmige Form und vielleicht 
auch die Veränderungen im Zusammenhänge der Gewebsbestandteile, 
welche durch den Entzündungsvorgang herbeigeführt sind, bedingen 
diese Unregelmäfsigkeit. 

Die Zellen, in welchen solche Kernteilungsformen Vorkommen, 
sind ganz ausschliefslich Hornhautzellen. Die Merkmale, welche 
diese Behauptung stützen, sind ganz unzweifelhafte. 

1) Die Zellen mit Karyokinese zeigen im Gewebe eine solche 
Verteilung, welche der Anordnung der normalen fixen Hornhaut¬ 
zelle vollkommen entspricht. 

2) Besitzen alle jene Stellen, deren Kerne die Anfangsstadien 
der Karyokinese (Knäuelform) erkennen lassen, einen protoplasma¬ 
tischen Leib mit deutlichen Ausläufern. 

3) Auch an Zellen, in denen die Kernteilung schon bis zur 


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Original fro-rri 

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No. 11. Kernteilung in den fixen Zellen der entzündeten Hornhaut. 165 

Stemfigur vorgeschritten ist, kann in einzelnen Fällen noch der Con- 
tour des Zellleibes mit seinen Ausläufern erkannt werden. Ist ein 
deutlicher Contour der Zelle nicht sichtbar, so findet man häufig die 
Kernteilungsfigur von einem Walle granulirter Substanz einge¬ 
schlossen, welche in einer sternförmigen LQcke des Hornhautgewebes 
liegt 1 ). 

4) Keine einzige von allen jenen Zellen, welche ihrer Form 
und Lage nach als Wanderzellen bezeichnet werden müssen, zeigte 
eine Kernteilungsfigur. Es ist in diesem Stadium der Entzündung 
(ca. 4. Tag) die Verschiedenheit zwischen fixen Hornhautkörperchen 
und Eiterzellen eine so bedeutende, dass eine Verwechselung beider 
ganz unmöglich ist. Es finden sich aufserdem von den unverän¬ 
derten fixen Hornhautzellen bis zu den in Karyokinese begriffenen 
so vielfache Uebergangsformen, dass wohl gar nicht bezweifelt 
werden kann, dass gerade nur die fixen Hornhautzellen auf dem 
Wege der indirecten Kernteilung proliferiren 2 ). 

Es erscheint ganz unzulässig, anzunehmen, dass einzelne von 
den Wanderzellen sich in sternförmigen Hornhautlücken niederlassen 
und dort durch Karyokinese sich vermehren. Ich könnte noch an- 
ffihrgn, dass bis heute eine unzweifelhafte Karyokinese an Leuko- 
cyten nicht beobachtet wurden. Aufserdem sind die Beobachtungen, 
welche Pkbkmkschko*) an weifsen Blutkörperchen beim Froschlarven¬ 
schwanz machte, in einer ganz anderen Weise aufzufassen, seit durch 
die Untersuchungen von Löwit 4 ) die genetischen Beziehungen der 
einzelnen körperlichen Blutbestandteile zu einander dargelegt worden. 

Es unterliegt somit keinem Zweifel, dass gerade nur die fixen 
Hornhautzellen auf dem Wege der indirecten Kernteilung sich ver¬ 
mehren. Da nun nicht in Abrede gestellt werden kann, dass auch 
die Wanderzellen, welche das zellige Infiltrat der Cornea darstellen, 
sich vermehren, so müssen die Abkömmlinge beider Zellarten auf 
das Strengste von einander geschieden werden. Es ist sicher nicht 
zu viel behauptet, wenn man den Abkömmlingen der fixen Horn¬ 
hautzellen, welche auf dem Wege der indirecten Kernteilung ent¬ 
standen sind, das Vermögen, den Substanzverlust bei der Entzündung 
durch Neubildung von Cornealgewebe zu decken, ausschliefslich 
zuschreibt, während die Wanderzellen und ihre Abkömmlinge nur 
als die körperlichen Elemente des erhöhten Transsudationsstromes 
aufgefasst werden sollten, welche gelegentlich der Wanderung durch 
das Gewebe teils progressive, teils regressive Veränderungen durch¬ 
machen. Jedenfalls dienen in erster Linie die aus dem Blute stam¬ 
menden Zellen sowie das Plasma selbst nur als Material zum Re- 


*) Möglicherweise trägt die Anwendung des Goldchlorids die Schuld an der Ent¬ 
stehung solcher Bilder. 

*) Ebkbth fand nach Chlorzink&tzung oder Entfernung des Epithels am Ende 
der ersten Woche Karyokinese in den vergrößerten und „zu Spindeln ausgewachsenen“ 
fixen Zellen der Kaninchenhornhaut. Yibchow's Arcli. LXVII. S. 531. 

*) s. Funnse 1. c. S. 254 und 255. 

*) Ueber die Bildung roter und weißer Blutkörperchen. Sitzgsb. d. kais. Akad. 
4. Win. LXXXVni. Wien 1883. 


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166 


Klein , Entstehung der Jequirity-Ophthalmie. 


No. 11. 


stitutionsprocesse, während die formative Tätigkeit den Gewebszellen 
zukommt. Der Fall, dass beim Entzündungsprocesse normales 
Corneagewebe, wenn auch in unregelmäfsiger Anordnung, gebildet 
wird, findet bei Entzündungen mäfsigen Grades statt. Eis wird Auf¬ 
gabe fortgesetzter Untersuchungen sein, zu entscheiden, wie sich bei 
hochgradiger Entzündung die fixen Hornhautzellen zum Vernarbungs- 
processe verhalten und in welcher Weise dabei, vielleicht in zweiter 
Linie, die körperlichen Bestandteile des Transsudates beteiligt sind. 

Was die Ursache der Karyokinese betrifft, so glaube ich, dass 
nicht nur der Reiz des Aetzmittels, sondern auch die durch den 
vermehrten Saftstrom im Gewebe erzeugte Steigerung des Stoff¬ 
wechsels die nähere Veranlassung zur Proliferation der Hornhaut¬ 
zellen sei. 

Wenn ich nun die Resultate, welche Homen*) erhielt, mit 
meinen Erfahrungen vergleiche, so ergiebt sich eine völlige Ueber- 
einstimmung in den wichtigsten Punkten. Es muss als feststehende 
Tatsache angenommen werden, dass bei Entzündungen in der Horn¬ 
haut an jenen Stellen, wo das Aetzmittel nicht eine Vernichtung 
der Lebenseigenschaften des Gewebes herbeigeführt hat, eine Zone 
regenerativer Tätigkeit sich bildet. In dieser liefern die Gewebs¬ 
zellen, unterstützt durch den vermehrten Saftstrom, der je nach dem 
Grade der Aetzung bald mehr, bald weniger körperliche Elemente 
enthält oder, wie dieses bei Homen der Fall ist, nur aus Plasma 
besteht, durch ihre formative Tätigkeit neues Gewebe, welches den 
Substanzverlust ganz oder teilweise zu decken im Stande ist. Von 
der Tätigkeit der Epithelschicht ist hier abgesehen, ebenso von hoch¬ 
gradigen Zerstörungen der Cornealsubstanz, bei welchen noch Pro- 
cesse ganz anderer Art mit in Betracht zu ziehen sind. 

Graz, 7. Februar 1884. 


Ein weiterer Beitrag zur Aetiologie der Jequirity- 

Ophthalmie. 

Von E. ftlela in London. 

In meiner ersten Mitteilung über diesen Gegenstand (d. Blatt 1884, 
No. 8) habe ich gezeigt, dass eine Jequirity-Infusion schon nach 
15 Minuten den die Ophthalmie erzeugenden Stoff enthält, dass eie 
jedoch keine oder so wenige Keime enthält, dass verhältnissniäfeig 
grofse Menge zur Inoculation von sterilen Nährsubstanzen benützt 
und in dem Brütofen durch mehrere Tage einer Temperatur von 
35 0 C. ausgesetzt, keine Mikroorganismen entwickeln. Daraus habe 
ich geschlossen, dass das active Princip der Jequirity-Infusion an 
keine Mikroorganismen gebunden ist. 

Ich habe seitdem fernere Beobachtungen über die Jequirity- 
Infusion gemacht, welche diese Behauptung aufs überzeugendste be¬ 
stätigen. 


*) I. c. 


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No. 11. 


Klkin , Entstehung der Jequirity-Opkthalmio. 


1G7 


Ich besitze ungefähr einen halben Liter einer Jequirity-Infusion, 
die in der in meiner ersten Mitteilung erwähnten Art angefertigt 
wurde, eine Infusion, die nach 15 Minuten unter möglichst be¬ 
schränktem Luftzutritt in einen sterilen, mit steriler Baumwolle ge¬ 
pfropften Kolben filtrirt worden war. Die Infusion hat durch eine 
Woche im Incubator bei einer Temperatur von 35—37 °C. gestan¬ 
den, ist vollkommen klar und enthält absolut keine Keime irgend 
welcher Mikroorganismen, und doch ist jedes Tröpfchen dieser In¬ 
fusion äusserst giftig, jede Conjunctiva (des Kaninchens) damit in- 
oculirt, zeigte nach 24 Stunden die typische Jequirity- Ophthalmie, 
die sich während der nächsten Tage bedeutend steigerte. Die Haut 
und das subcutane Gewebe des Gesichtes, Halses und selbst der 
Brust und des Bauches werden sehr ödematös, und mehrere dieser 
Thiere sind am 5., 6. oder 7. Tage cingegangen. Bei der Section 
findet man: hochgradige Pericarditis und Pleuritis mit einer bedeu¬ 
tenden Menge festen und flüssigen Exsudates, beide Lungen sehr 
entzündet, Abschnitte der Lappen im Zustande der rothen Hepati¬ 
sation. Peritonitis mit klarem Exsudate. Die Serosa des Dick¬ 
darmes zeigt Blutextravasate. Die Milz klein, schlaff, die Leber ist 
grofs und blutreich. Keinerlei Mikroorganismen in der ödematösen 
Haut, dem subcutanen Gewebe oder den Exsudaten. 

Von derselben absolut keimfreien Infusion wird eine Mischung 
so bereitet: Zwei Tropfen der Infusion werden mit 5 Ccm. destil- 
lirten Wassers verdünnt; davon wird je ein Tröpfchen in beide 
Conjunctiven eines gesunden Kaninchens eingespritzt. Nach 24 Stun¬ 
den zeigen beide Conjunctiven die intensive typische Jequirity- 
Ophthalmie. Daraus geht also hervor, dass selbst eine so schwache 
Infusion, wie ich sie benütze, d. h. eine nach 15 Minuten bereitete, 
noch eine hochgradige Verdünnung verträgt (d. h. eine etwa 2pro- 
centige Lösung), ohne ihre volle giftige Wirkung einzubüfsen. Diese 
Verhalten setzt uns, glaube ich, leicht in den Stand, die Satti.kr’- 
schen positiven Resultate zu verstehen, die dieser Forscher mit 
successiven Culturen der einer giftigen Jequirity-Infusion entnom¬ 
menen Bacillen erlangt hat. Dabei muss man sich vor Augen halten: 
1) dass Sattlkk mit viel stärkerer Infusion als ich gearbeitet: er hat 
mit Infusionen gearbeitet, die erst viele Stunden bis mehrere Tage 
nach ihrer Bereitung, i. e. der Auslaugung der Jequirity-Samen, 
benützt wurden; 2) dass Sattlkr von solchen an Bacillen reichen 
Infusionen auf festen Nährboden geimpft; 3) dass von solchen Cul¬ 
turen wieder auf festen Nährboden weiter geimpft wurde. Da auf 
solchem festen Nährboden die Culturen auf der Oberfläche vor sich 
gehen, so ist es leicht verständlich, dass beim Herausheben einer 
Probe zum Zwecke der weiteren Cultur oder zum Zwecke der In- 
oculation der Conjunctiva doch immer nur von dem fast unverdünnt 
gebliebenen Originalgifte entnommen wird. Bedenkt man nun, eine 
wie ansehnliche Verdünnung die schwache Infusion verträgt, ohne 
ihre entzündungserregende Eigenschaft einzubüfsen, so wird man 
leicht verstehen, weshalb Sattlkr mit seinen Culturen positive Resultate 
erhalten hat. 


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168 


Rknson, Entwickelung der Harnorgane. 


No. 11. 


Aber auch in anderer Weise habe ich dieses zu bestätigen 
versucht. 

Eine Eprouvette, die ungefähr 5 Ccm. steriler Nährlösung 
(Peptonlösung) enthält, wird mit einem Tropfen einer reichlich Ba¬ 
cillen enthaltenden Jequirity- Infusion inoculirt. Nach 24 Stunden 
Bebrötung wimmelt diese Nährlösung von Bacillen. Mit je einem 
bis zwei Tropfen derselben wurden die Conjunctiven eines Kanin¬ 
chens und eine Eprouvette steriler Nährlösung inoculirt. Nach 
24 Stunden ist bei dem Kaninchen ein Auge entzündet, das andere 
ist gesund und bleibt es auch. Die Nährlösung wimmelt von Ba¬ 
cillen. Mit dieser letzteren werden neue Conjunctiven inoculirt. 
Absolut kein Resultat. Alle ferneren Inoculationen in die Conjunc * 
tiven gesunder Kaninchen bleiben ganz erfolglos, obgleich die Flüssig¬ 
keit von Bacillen wimmelt. 

Ein Kolben, der einen halben Liter von filtrirter Jequirity- 
Infusion (15 Minuten nach ihrer Bereitung) enthält, wird 1 bis 
bis 2 Minuten lang gekocht. Die Infusion wird hierdurch ganz wir¬ 
kungslos und bleibt es auch. Man öffne nun den Baumwollenpfropf, 
der den Hals des Kolbens verstopft, durch einige Secnnden und 
stelle den Kolben in den Incubator bei 35—36° C. Nach 24 bis 
48 Stunden wird die Infusion gleichmäfsig trübe, wimmelt von den 
Bacillen. Inoculationen von Conjunctiven mit dieser Infusion bleiben 
absolut resultatlos. 


G. Renson, Contributions ä l’embryologie des Organes d’excrdtion 
des oiseaux et des mammif&res. These, Bruxelles 1883, 56 S., 3 Taf. 

R. konnte, wie schon Kowai.kwski, auch beim Hühnchen von 
6 Urwirbeln die bisher nur bei den Knorpelfischen gefundene Com- 
munication der Urwirbelhöhle mit der Pleuroperitonealhöhle („Mittel¬ 
plattenspalte “) nachweisen. Aufserdem finden sich von letzterer ab¬ 
getrennte Lücken zu beiden Seiten der Medianebene. — Beides 
stellt die Uranlage des Excretionssystems dar. Bei einem Embryo 
von 16—18 Urwirbeln finden sich die ersten Spuren dieses Systems 
in der Höhe des 6.—7. Urwirbels bis zum 11.—12. in Gestalt von 
Knospen des Pleuroperitonealepithels am oberen inneren Winkel der 
Visceralhöhle, die kleine compacte Zellstränge darstellen und ab¬ 
wechselnd rechts und links liegen. Vom 6. Urwirbel an trifft man 
auf das Lumen des WoLFp’schen Ganges, welcher discontinuirlich 
ist und bald drückt, bald durch Vermittelung jener Zellstränge mit 
dem Pleuroperitonealepithel zusammenhängt. 

In der Höhe der vordersten Segmentalcanälchen zeigt sich der 
Wol.FF’sche Gang (Vornierengang) bedeutend weiter, als in seinem 
hinteren Verlauf, und verschwindet schon am 9. Segment (Gasskr). 
Vom 11. Urwirbel an finden sich immer zahlreichere trichterförmige 
Segmentalkanäle und der bedeutend verdünnte Wol.FF’sche Gang in 
Continuität damit. Im Gegensatz dazu zeigen sich in dem hinteren 
Abschnitte des Embryos (vom 11.—12. Urwirbel an) keine Segmen¬ 
talkanäle mehr, dafür bildet das Pleuroperitonealepithel eine con- 


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No. 11. 


Rbnson , Entwickelung der Harnorgane. 


169 


tinuirliche Längsfalte und stellt so die «Zwischenzellenmasse“ (Masse 
interm4diaire) und einen rudimentären WoLFF’schen Kanal her. Letz¬ 
terer mündet noch nicht in die Cloake, sondern endet hinten in eine 
dünne Zellsäule, die durch Längenwachstum des vorderen Endes 
entstanden ist. — In der Zwischenzellenmasse finden sich kleine 
Lücken, die, wie die oben erwähnten, abgeschnürte Divertikel der 
Pleuroperitonealhöhle sind. 

In einem späteren Stadium (Embryo von ca. 24 Urwirbeln) 
zeigt sich die vordere Partie wenig verändert. Dagegen hat im 
Bereich der hinteren der WoLFF’eche Kanal ein centrales Lumen 
erhalten und seine Verbindung mit der Zwischenzellenmasse gelöst. 
Er steht mit dieser nur noch hier und da durch Zellstränge in Ver¬ 
bindung. 

Um die Mitte des 2. Bebrütungstages spaltet sich die bisher 
zusammenhängende Zwischenzellenmasse in einzelne, die Sförmigen 
Segmentalkanäle constituirende Zellgruppen, deren jeder einerseits 
mit dem pleuroperitonealen Epithel, andererseits mit dem WoLFF’¬ 
schen Gang in Verbindung steht und oft eine centrale Lichtung 
erkennen lässt. Die oben bei der Bildung der Mittelplattenspalte 
erwähnten Lücken haben sich als mittlere Erweiterung dieser Lich¬ 
tungen erhalten. Zwischen zwei epithelialen Segmentalkanälchen 
trägt das Gewebe durchaus das Gepräge lockeren embryonalen 
Bindegewebes. 

Alle diese directen Beziehungen des Secretionssystems zur Pleuro¬ 
peritonealhöhle verlieren sich später, wenn die Kanälchen des vor¬ 
deren Abschnittes zu Grunde gehen und die Verbindungen derjenigen 
des hinteren Abschnittes mit dem Epithel sich lösen. 

Hinter den beiden beschriebenen Abschnitten folgt endlich die 
nicht differenzirte Zwischenzellenmasse, die von Sbdowick als Blastem 
der bleibenden Niere (Metanephrosblastem) bezeichnet wird. 

Im nächsten Stadium treten nun im Bereich des vorderen Ab¬ 
schnittes frei in die Pleuroperitonealhöhle hineinragende, sog. äufsere 
Glomerul! auf, die sich aus dem peritonealen Teil der Kanälchen 
entwickeln, während die Verbindung der letzteren mit dem WoLFF’¬ 
schen Gang, also der mehr dorsale Abschnitt, schwindet. Sie stehen 
mit der primitiven Aorta in Zusammenhang und enthalten Blut¬ 
körperchen. Im hinteren Abschnitt dagegen entstehen sog. innere 
Glomeruli innerhalb der eben erwähnten Erweiterung des Lumens 
der ninmehr gewundenen Kanäle, welche letztere ihre Verbindung 
mit d«ra Pleuroperitonealepithel gelöst haben und sämmtlich in den 
WoLF-’’schen Gang münden. Somit entstehen diese Glomeruli in 
einem Hohlraume, der ursprünglich ein Divertikel der Pleuroperi¬ 
tonealhöhle darstellte, die freien Glomeruli dagegen direct in dieser 
Höhle selbst Auch die sonstigen Entwickelungsvorgänge laufen in 
beiden Abschnitten so verschieden ab, namentlich ist die Rückbildung 
im /orderen Teil des Excretionssystems eine so frühzeitige, dass man 
beUe von einander trennen und den vorderen als Homologön der 
so£. Kopfniere der Anamnioten, als ein rudimentäres, embryonales 
Escretionssystem der Vögel auffassen muss. — An diesen einer 


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170 


Rekson, Entwickelung der Harnorgane. 


No. 11. 


frühen Atrophie geweihten Pronephros schliefst sich hinten das 
WoLFF’sche Organ als Mesonephros und atrophirt ebenfalls schliefe- 
lieh, wenn aus dem „Blastem“ (Skugwick) die bleibende Niere (Meta- 
nephros) entsteht. 

Bei Embryonen vom 4. Tage finden sich an der hinteren Grenze 
der Kopfniere Glomeruli, die zum Teil von einer Falte des Pleuro¬ 
peritonealepithels gedeckt werden und in einer Einbuchtung desselben 
liegen (Glomerules mixtes des Vf.) 

In Betreff der Entstehung des Möu.Kit’schen Ganges kommt Vf. 
zu folgenden Ergebnissen: Derselbe entsteht aus einer Verdickung 
des pleuroperitonealen Epithels, die zuerst in Gestalt einer Platte 
auftritt. Eine Herleitung dieses Ganges aus einer Spaltung des 
WoLFF’schen Ganges, wie sie Balfouk für die niederen Wirbeltiere 
angiebt, ist bei den Vögeln nicht möglich. — Stets fanden sich 
beide Anlagen durch eine dem Mesoderm entstammende Binde- 
gewebslage geschieden. Später bilden sich durch Einstülpung die 
peritonealen Oeffnungen des MüLi.Eit’schen Ganges. Vorn mündet 
er mit einer einzigen sehr schrägen, rinnenförmigen Oeffnung (also 
ähnlich wie das Einstichende einer PuAVAz’schen Spritze, Ref.), wobei 
die ventralwärts offenen Ränder der Rinne von einander weichen. 
Weiter nach hinten besteht an dem (hier bereits röhrenförmig ge¬ 
schlossenen) Gang noch eine Verbindung mit dem pleuroperitonealen 
Epithel, die noch weiter cnudalwärts verschwindet, so dass man ein 
selbstständiges Längswachstum des Ganges nach dieser Richtung an¬ 
nehmen kann. Das späte Auftreten (am 4. Tage) des Möu.Kit’schen 
Ganges, die Lage seiner Oeffnungen, der Mangel jeder Verbindung 
desselben mit der Kopfniere, die Eigenartigkeit seines Baues und 
entsprechende Befunde bei Amphibien sprechen bestimmt gegen die 
von Skdgwick angenommene Beziehung desselben zur Kopfniere 
bezw. der Excretionsorgane der Vögel. 

In Betreff der Entstehung der bleibenden Niere aus dem hinter¬ 
sten, nicht differenzirten Teil der Zwischenzellenmasse schliefst sich 
Vf. an den englischen Forscher an. 

Die Untersuchungen von Säugetier- (Kaninchen-) Embryonen 
bestätigten im Allgemeinen das beim Hühnchen Gefundene. Auch 
hier besteht eine wiederholte Unterbrechung des Woi.FF’schea Ganges 
im vorderen, der Kopfniere entsprechenden Bereich; die äufBeren 
Glomeruli sind indess als Verdickung der Zellen des pleuroperi¬ 
tonealen Epithels nur andeutungsweise vorhanden. 

Somit ist man auf Grund einer gemeinsamen gleichen Genese 
berechtigt, den Pro-, Meso- und Metanephros ata die drei zusammen¬ 
gehörigen Abschnitte eines einheitlichen Excretionssystemes aufzu¬ 
fassen, dessen vordere beiden Abschnitte in der ansteigenden Reihe 
der Wirbeltiere wie in der Entwickelung des Einzelwesens immer 
mehr rudimentär werden, bis endlich der Metanephros ata alleiniger 
Vertreter des Systems beim reifen Säugetiere zurückbleibt. 

R&bl-Rückhaid. 


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No. 11. Heidenhaiw, Pseudomotorische Nervenwirkung. 171 

R. Heidenhain, Ueber pseudomotorische Nervenwirkung. nc Bois- 
Rkvmond’s Arch. 1883, Suppl.-Bd., Festgabe, S. 133! 

Vorliegende Arbeit enthält eine sehr eingehende experimentelle 
Analyse der vor 20 Jahren von Philippkaux und Vulpian gemachten, 
paradoxen Beobachtung, dass einige Zeit nach Durchschneidung des 

N. hypoglossus beim Hunde auf Beizung des unter gewöhnlichen 
Umständen motorisch unwirksamen Zungenastes des 5. Hirnnerven 
Bewegungen an der gelähmten Zungenhälfte auftreten. H. bestätigt 
zunächst die seltsame Tatsache an sich. Die motorischen Erfolge 
der Lingualisreizung zeigen sich mit Sicherheit vom 6. bis 7. Tage 
nach der Trennung des Hypoglossus an. Am stärksten sind sie 
vom 8. bis 9. Tage bis zum Ende der 3. Woche. Von da an 
nehmen sie wieder ab. Diese durch Lingualisreizung auf der ge¬ 
lähmten Zungenseite hervorgerufenen Bewegungserscheinungen zeigen 
jedoch sehr auffallende und wesentliche Unterschiede von den nor¬ 
malen Bewegungen, die durch Hypoglossusreizung auf der gesunden 
Seite ausgelöst werden. 1. Ist beim elektrischen Tetanisiren 
die Reactionszeit für den Lingualis im Durchschnitt mehr als 10 Mal 
gröfser, als für den Hypoglossus. Während sie für den letzteren 

O, 02 “ beträgt, wechselt sie beim Lingualis zwischen 0,08" (nur 
1 Mal beobachtet) bis zu ganzen Secunden. — Der Hypoglossus- 
tetanus der normalen Zungenhälfte steigt mit Beginn der Beizung 
schnell an und lässt nach Schluss derselben sofort nach. Der Lin- 
gualistetanus der gelähmten Seite steigt sehr allmählich, oft im Laufe 
von Secunden, an und die tetanische Contraction hört nach Schluss 
derselben sehr allmählich wieder auf. Die Energie der Lingualis- 
zusammenziehung ist außerordentlich viel geringer, als die Energie 
der Hypoglos8U8contraction. — 2. Während bei hinreichend starken, 
einzelnen Inductionsschlägen der getroffene Hypoglossus maxi¬ 
male Zuckungen auslöst, reagirt der Lingualis, selbst auf sehr starke 
Einzelströme, nur mit sehr schwacher, örtlich begrenzter Zusammen¬ 
ziehung der Musculatur, auf mäfsige Einzelströme gar nicht. — Folgen 
solche aber in Intervallen von V 2 bis 1 Secunde auf einander, so treten 
ausgesprochene Summationserscheinungen auf (ganz ähnlich denen, 
welche in Stirling’s Arbeit (d. Bl. 1876, S. 343) als charakteristisch 
für Reflexe dargestellt sind, Bef.). — 3. Kochsalzreizung wirkt auf den 
Hypoglossus energisch, auf den Lingualis gar nicht. — 4. Nicotin 
in kleinen Dosen ruft zuerst heftige Erregung, dann Lähmung des 
Lingualis hervor; am Hypoglossus tritt weder die eine, noch die 
andere Folge auf. — 5. Curare hebt sowohl die Hypoglossus- als 
die Lingualiswirkung auf. — Folgt schon aus diesen physiologischen 
Tatsachen, dass die (im Lingualis, wie schon Vui.pian bewiesen hatte, 
bei den in Rede stehenden Versuchen allein wirksamen) Chorda- 
fasem nicht wirklicher Bewegungsnerv im eigentlichen Sinne des 
Wortes für die gelähmte Zungenhälfte sein können, so ist dies durch 
sorgfältige anatomische Untersuchung von H. direct bewiesen worden: 
die Fasern der Chorda stehen aufser allem unmittelbaren 
Zasammenhange mit den Muskelbündeln. Da demnach die 
Chorda ihre motorische Wirkung nur „auf Umwegen erschleichen* 


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172 


Jawohski, Resorption der Mittelsalze im Magen. 


No. 11. 


kann, bezeichnet H. dieselbe als pseudomotorische Nervenwirkung. 
Es fragt sich nur, auf welchem Umwege diese pseudomotorische 
Wirkung zu Stande kommt. Von dem Gedanken ausgehend, ob 
etwa die von Vülpian nachgewiesene Einwirkung der Chorda auf 
den Blutstrom in der Zunge indirect die gelähmten Muskeln in 
Tätigkeit versetze, stellt H. experimentell fest, dass allerdings die 
Muskelbewegung auf der gelähmten Zungenhälfte einerseits, die Blut¬ 
strombeschleunigung in den Zungengefäfsen andererseits von der 
Reizungsweise der Chorda durch Inductionsströme ganz in derselben 
Weise abhängen: beide Vorgänge richten sich nach der Stärke der 
Ströme und nach ihrer Frequenz in gleicher Weise. Wenn H. es 
trotzdem aufgiebt, die Muskelaction mit der Blutströmung in un¬ 
mittelbaren causalen Zusammenhang zu bringen, so zwang ihn dazu 
die weitere experimentelle Erfahrung, dass die Unterbrechung des 
Blutstromes die Lingualisreizung nicht unwirksam macht. H. denkt 
nunmehr an die durch Chordareizung herbeigefühlte vermehrte 
Lymphabsonderung als Erregungsursache der Musculatur. Mag nun 
weitere Forschung ergeben, ob „schnell eintretende Steigerung der 
Flössigkeitsmenge, welche das Zungenparenchym tränkt, als Reiz¬ 
ursache auf die gelähmten Muskeln zu wirken im Stande sei 14 oder 
nicht, jedenfalls ist bewiesen, dass die Chorda nicht nach Trennung 
und Degeneration des Hypoglossus „motorisch wird“, sondern nur 
indirect, durch irgend eitlen vermittelnden Vorgang, ihre Wirksam¬ 
keit auf die gelähmte Musculatur ausübt. Martius. 

W. Jaworski, Versuche Ober die relative Resorption der Mittel¬ 
salze im Magen. Zeitschr. f. Biol. XIX., S. 397. 

J. experimentirte an einem gesunden 28jährigen Manne, wel¬ 
cher, nachdem er Abends nur Milch oder Suppe zu sich genommen, 
sodass sich am Morgen niemals Reste von Speisen im Magen vor¬ 
fanden, fröh nüchtern jedesmal 500 Cctm. Lösung der zu prüfenden 
chemisch reinen Salze: Na 2 S0 4 , MgS0 4 , Na. 2 HP0 4 , Na 3 C0 3 , NaHCO a , 
NaCl, KCl, MgCl 2 , FeCl a trank. Nach einer bei den einzelnen 
Versuchen zwischen 14 und 60 Minuten schwankenden Zeitdauer 
wurde die Magenflüssigkeit vollständig durch Aspiration heraus¬ 
befördert. In der filtrirten, meist farblosen, eiweifsfreien Flüssigkeit 
des nüchternen Magens wurde die Acidität oder Alkalität bestimmt, die 
Chloride wurden mit Silberlösung nach Mohr titrirt, die Sulphate mit 
BaCl 3 und HCl, die Magnesia mit Natriumphosphat, Salmiak und 
NH 3 als Pyrophosphat ausgefällt; Controlbestimmungen zeigten über¬ 
einstimmende Werte mit denen, welche beim Ausfällen aus dem 
Wasserauszug der verkohlten Magenflüssigkeit erhalten wurden. Die 
Ergebnisse der Versuchsreihen, 19 an Zahl, sind folgende: Im 
Magen des Menschen ist die Resorption einzelner Salze verschieden 
und von ihrer chemischen Zusammensetzung abhängig. Am stärk¬ 
sten und schnellsten werden die sauren Carbonate (Magnesium- und 
Natriumhydrocarbonat) resorbirt, am langsamsten die Chloride, und 
unter ihnen Magnesiumchlorid reichlicher als Chlorkalium, dieses 
besser als Eisenchlorür; die Sulphate (Magnesium- und . Natrium- 


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No. 11. Wryl, Chemische Reaction der elektrischen Organe. 173 

sulphat) stehen hinsichtlich der Resorption etwa in der Mitte zwischen 
den Carbonaten und den Chloriden. Die Differenz in der Resorption 
zweier Salze wird desto größer, je länger die Lösung sich im 
Magen befindet. Die Anwesenheit von Säure im Mngen beschleu¬ 
nigt die Resorption, wahrscheinlich durch Bildung saurer Salze, und 
damit tritt die Differenz der Resorptionsschnelligkeit und -Größe 
mehr hervor. Insbesondere trägt Anwesenheit von Kohlensäure im 
Getränk zur schnelleren Entleerung des Magens bei, während die 
Alkalescenz des Mageninhalts dieselbe zeitlich hinausschiebt. Ein¬ 
geführte Salzsäure vergrößert die Acidität des Mageninhalts und 
beschleunigt dadurch die Resorption. Anwesenheit von Kochsalz 
in der Magenfiössigkeit befördert weder die Entleerung des Magens, 
noch die Secretion der Magensäure. Die Menge des nach Ein- 
föhrung chlorfreier Salze vom Magen ausgeschiedenen und im 
Mageninhalt vorfindlichen Chlor nimmt zu, je bedeutender die Alkales¬ 
cenz der Salzlösung und je länger letztere im Magen verweilt. Ein¬ 
führung destillirten Wassers hat Secretion von saurem Inhalt (Salz¬ 
säure) zur Folge, und zwar ist die Acidität um so gröfeer, je nie¬ 
driger die Temperatur des Wassers ist. Wird z. B. Magnesium- 
sulphat in neutraler Lösung genommen, so wird die Schwefelsäure 
in größerer Menge resorbirt als die Magnesia, wahrscheinlich indem 
sich MgS0 4 mit dem ausgeschiedenen NaCl in das leichter resorbir- 
bare Na 2 S0 4 und in MgCl 2 umsetzt (Dissociation der Salze im 
Magen). Noch eine Stunde nach Einführung von 500 Cctm. Salz¬ 
lösung kann Flüssigkeit aspirirt und darin das gegebene Salz nach¬ 
gewiesen werden, während nach Aufnahme von 500 Cctm. destillir¬ 
ten Wassers schon nach l / i Stunde kaum etwas aspirirt werden 
kann. Da alle Resultate nur an einem Versuchsindividuum erhalten 
sind, so sind eie zwar unter einander vergleichbar, aber hinsichtlich 
der Verallgemeinerung derselben ist, wie auch Vf. bemerkt, Vorsicht 
geboten. Die daran angeschlossenen practischen Winke für den 
klinischen Gebrauch gehören nicht in den Rahmen des Berichtes. 

J. Munk. 


Th. Weyl, Physiologische und chemische Studien an Torpedo, nu 
Bois-Rkymond’s Arch. 1883, Suppl.-Bd., Festscbr.. S. 105. 

IV. Die Reaction des frischen elektrischen Organs fand W., 
mit neutralem Lakmuspapier geprüft, mit wenigen Ausnahmen al¬ 
kalisch, selten neutral, sauer nur bei Fischen mit ermüdeten Organen. 
Ein scheinbar abweichendes Resultat wurde bei Anwendung von 
Phenolphthalein beobachtet: die durch eine Spur Alkali rot gefärbte 
Lösung wurde durch Einlegen eines Stückchens vom Organ entfärbt. 
W. erklärt diese Erscheinung durch Aufnahme des Alkali der Lösung 
von Phosphaten des Organs. 

V. Frühestens 6, meistens erst 8—10 Stunden nach dem Tode 
wird das vorher transparente Organ weißlich trüb und reagirt 
nunmehr, wie Buu, schon beobachtet hat, sauer. Die saure Reaction 
bleibt mindestens 48 Stunden bestehen, geht dann nnter Auftreten 
von „Fischgeruch* in alkalische über. Das saure Organ ist nicht 


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174 Virchow, Encephalitis congenita. No. 11. 1 

I 

mehr reizbar. Als Ursache der Säuerung nimmt W. die Bildung 
von primärem Natriumphosphat an. Die Erscheinungen sind den 
an ausgeschnittenen Muskeln beobachteten durchaus analog und 
W. spricht daher von der Starre des elektrischen Organs. Wurden 
StOcke des Organs 4—5 Minuten mit Wasser auf 45°, 60° und 
100° erwärmt, so reagirte der Auszug stets sauer, das zurück- 
bleibende Organstück alkalisch: „Wärmestarre“ des Organs. Die j 
Reaction des Organs im Gymnotus ist nach froheren Beobachtungen | 
gleichfalls alkalisch, im Malopterurus wenigstens wahrscheinlich 
alkalisch; dagegen fand W. das lebende Schwanzorgan von Raja 
clavata stets sauer. Das Verhalten der Skelettmuskeln von Torpedo i 
ist dem des Organs ganz analog. Die gleichen Erscheinungen von 
Starre sind übrigens auch an vielen anderan tierischen Organen j 
bekannt. 

IX. Stoffwechsel des elektrischen Organs. Am ruhenden i 
Organ konnte W. eine allerdings geringfOgige Kohlensäurebildung | 
nach weisen. Wurde das elektrische Organ durch Inductionsströme 
mittels kammförmiger in dasselbe eingesenkter Elektroden gereizt, 
so nahm dasselbe ausnahmslos saure Reaction an, während das ab¬ 
geschnittene, nicht gereizte Organ bei Beendigung des Versuches 
unverändert alkalisch reagirte. Auch durch Strychnintetanus liefs 
sich in den meisten Fällen saure Reaction des Organs herbeifQhren. 
Die C0 2 -Bildung zeigte keine Vermehrung, es wurden sogar etwas 
kleinere Werte beobachtet, als im ruhenden Organ. E. Salkowski. 

R. Virchow, Encephalitis congenita. Berliner klin. Wochenschr. 1883, 
No. 46. 

V. hält daran fest, dass bei der von ihm als Encephalitis congenita 
bezeichneten Affection die so auffälligen Zellen der Neuroglia sich im 
Zustande einer „Fettmetamorphose im strengsten Sinne des Wortes 14 
befinden, und zwar deshalb, weil, abgesehen von der unzweifelhaften 
Fettnatur der Körnchen, in den Zellen sich alle Uebergänge von der 
intacten Zelle zur Körnchenzelle, zur Körnchenkugel und zum schliefs- 
lichen Zerfall finden. Der Unterschied zwischen dem diffusen und 
dem herdweisen Auftreten der Encephalitis sei kein durchgreifender, 
sondern es stelle die zur Erweichung führende herdweise Erkran¬ 
kung nur einen höheren Grad des diffusen Processes dar. Wenn 
daher Haykm und nach ihm Jastuowitz diesen Vorgang als einen 
normalen ansähen, weil sie ihn in einer Anzahl von Fällen constant 
gefunden, so hätten von 44 daraufhin neuerdings im Berliner pa¬ 
thologischen Institut untersuchten Kindern und Früchten 27 diese 
Erscheinung im strengsten Sinne als congenital darbieten müssen, 
während nur 11 von diesen damit behaftet waren. Von den bis zur 
fünften Woche untersuchten lebend geborenen 17 Kindern waren 
nur 3 ganz frei und zwar 2, welche im Alter von 3 Wochen ohne 
besondere andere Veränderungen an Atrophie gestorben waren, sowie 
eines, welches 5 Tage nach der Geburt an Schwäche zu Grunde 
gegangen war. Die Untersuchungen sollen fortgesetzt werden. 

0. Israel. 


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No. 11. 


Llt)iEKFi-,i.i>, GaswechSei 8abem*i?r Tbo\ 


175 


Alb. Lilienfeld« Untersuchungen 5her den Gasvveehsel fiebernder 
Tiere. Pw.üowu’s Artjü.. X.XXH., 4; u. 5- and Oiss., ?>«inn J8dd. 

Die unter Leitung von ausgeföhxten IJntersüchungen L.’s, 

über welche Z. froher {Uhl ih83, H 1-8} kurz , berichtet' hätte, 
liegen hie*. aysffsiudieh-■ v«hv Der Gaawechsel wurtie Wntereucht bei 
2 Kanin'hen, bei welchen die fieberhafte XemperAturerhÖhdagdurch 
ein entsprechend tempenries WiMs^baA ' bei 

7 ohne Wasserbau. Die Untersuchung wurde viele Sumden lang; 
fortgesetzt und gab folgende, nach I,.‘a Tabellen ziisammertgestelhe 
Mittelwerte für O und GO, red. auf 0* und ThjO Mth Druck pro 

Stunde und Kilo Tier: 

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Hiernach findet t*, dass ^ohfie Ausnahme“ O- Aufnahme und 
CO,-Abgabe ira Fieber gesteigert sind, obgleich 2 .Versuche (IV. 
und VII.), wie die Tabelle lehrt, eine ’ Ausnahme machen. Die 
Abweichung in VII- von der ^ausnahmslosen* Segel erklärt er aut» 



suchen ihe fieberha-fte Te'n-iperatursti'igeruTj.g ebenso gering uvlfer selbst 
geringer (Ui.. VI ), in weder aridem* die Unruhe »nt'Fieber- größer 
war, ab* vorher» also auch hier -die öasmenge gröfsev ausfallen musste 
(I., IV. , VUI ) Von Versuch IV. spricht er gac nicht weiter. 

Die -Einwirkung de* Fiebers war im AUgeineinen bei den vorher 



ginn, aber doch uoeb stärker, ala im. Abfall' desselben. de rapider 
dieTWtperaiur «ue.tbg,- »tut so höhere Werte zeigte im Allgemeinen der 
GäÄwefhseb Dalses zeigten iich übrigens in, ; <den Äniaogss»:ulien des 
Fiebers fast regehnftj'sig zehr beträchtliche ' Schwankungen', wie sich 
hei den jede ' ^ Stande nngesteiher» Untersuch uwger. ergab. 

Dass die Steigernug -des önswechsela die Ürsaohe^i diitht aber 
die Folge der Temperaturerlidlurn^ sei, ist schön tute anderweitigen 
Ueberlegungen wahrscheinlich, wird aber namentlich durch die bei 
den fiebernden Tieren im Wasserbade mit normaler Temperatur 


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i'NiwK’srtSf^öF^ 




176 


Lilienfeld , Gaswechsel fiebernder Tiere. 


No. 11. 


gefundenen Resultate (I. u. II.) bewiesen. Hierbei ist aber noch 
in Betracht zu ziehen, dass nach Pflü«kk’8 und seiner SchQler Unter¬ 
suchungen die Abkflhlung der Haut eine * regulatorische “ Vermeh¬ 
rung des Gaswechsels bedingt, wenigstens bei Kaninchen und Meer¬ 
schweinchen (bei gröfseren Tieren und namentlich beim Menschen 
ist diese Vermehrung ganz unerheblich, wie Ref. und neuerdings 
Si’KcK nachgewiesen haben, s. Chi. 1883, S. 904), und da während des 
Fiebers die Differenz zwischen Körper- und Wassertemperatur gröfser 
war, als vorher, so könnte durch die stärkere Regulation die fieber¬ 
hafte Steigerung des Gaswechsels wenigstens zum Teil erklärt wer¬ 
den. Indessen zeigte sich bei Aenderungen der Badetemperatur (im 
Fieber), dass die Körpertemperatur sich im gleichen Sinne änderte, 
woraus zu schliessen, dass im. Fieber jene »Regulation des Stoff¬ 
wechsels“ nicht ausreichend gewesen sei. 

Vf. berechnet dann aus den O-Mengen —je nachdem man sie 
zur Verbrennung von eiweifs- oder Stickstoff losem Material benutzt 
denkt — die möglichen Werte der Verbrennungswärme in der Norm 
und im Fieber, wobei er eine je nach dem Stadium verschieden 
grofse Vermehrung im Fieber findet*). 

Weiterhin bespricht L. das Verhalten der »respiratorischen 

Quotienten“ dieselben zeigen zwar Schwankungen, deren 

mannigfache Ursachen er ausführlich bespricht; sie scheinen ihm aber 
doch hinlänglich constant vor und während des Fiebers, sodass er 
daraus schliefeen zu dürfen glaubt, dass »im Fieber die Stoffwechsel¬ 
vorgänge qualitativ in absolut derselben Weise ablaufen, wie in der 
Norm, dass dieselben Substanzen in gleicher Weise verbrannt wer¬ 
den und der einzige Unterschied nur in der quantitativen Steige¬ 
rung dieser Vorgänge beruht.“ Trotzdem bemerkt er einige Seiten 
später, dass „die Eiweifszersetzung recht bedeutend auf und ab 
schwanken kann, ehe der respiratorische Quotient auch nür um 
0,01 geändert wird“, und er lässt es deswegen dahingestellt, ob die 
Steigerung der Wärmeproduction im Fieber nicht zu mehr oder 
weniger grossem Teile durch vermehrten Eiweifszerfall bedingt sei“**). 


*) Hierbei bat Vf. irrtümlich bei der procentischen Zunahme durch Weglassung 
des — Zeichens 2 Mal positive Werte statt negativer gesetzt (in Vers. IV., wo es statt 
3,9 und 2,5 heifsen muss, —2,9 und —2,5) und ferner da, wo ohne Fieber mehrere 
Bestimmungen Vorlagen, zur Vergleichung nicht das Mittel von allen Werten, sondern 
in Versuch III. und VII. nur den niedrigsten gewählt, weil sonst noch öfter keine 
Zunahme, selbst eine Abnahme der Wärmeproduction herausgekommen wäre. Ref. 

**) Ref. findet im Gegensatz zu Vf., dass dessen Versuche eine entschiedene Tendenz 


0 

zur Abnahme von im Fieber ergeben, die in 5 von den 9 Versuchen, nämlich 


bei den vorher gefütterten Tieren sogar ganz auffallend ist. Hier ist der Quotient 
ohne Fieber 0,76—0,91 (Mittel 0,82), im Fieber 0,65—0,86 (Mittel 0,78), also Mi¬ 
nimal-, Maximal- und Mittelwert entschieden kleiner. Wie diese Versuche, so haben 
auch diejenigen von Wkbthkim und Rxgnabd beim Menschen eine, nur noch entschie¬ 
denere, Abnahme des resp. Quotienten ergeben. L. verwirft aber W.'s Untersuchungen 
schlechtweg als unbrauchbar, Reokaiid’s Versuchen „könnte man u , wie er meint, 
„einigen Wert beizumessen versucht sein* (!), aber er warnt vorläufig vor einer solchen 
Verwertung derselben, die zu seinen Auseinandersetzungen schlecht passen! 


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No. 11. 


Hagedorn, Trocknes Moos als Verbandmaterial. 


177 


Schliefslich wendet er sich gegen die Behauptung des Ref. 
(Cbl. 1884, S. 248), dass die im Fieber zu beobachtende Vermeh¬ 
rung der ausgeatmeten C0 2 keinen Schluss auf vermehrte Bildung 
derselben gestatte, sondern sich ganz oder zum gröfsten Teile aus 
verbesserten Ausscheidungsbedingungen erklären lasse. Diese Artsicht 
hat durch die von Gkppkrt (Cbl. 1881, S. 472) nachgewiesene Ab- # 
nähme der Blut-C0 2 beim Fieber eine Stütze erhalten. L. berechnet 
aber, dass von Blut, Lymphe und Weichteilen des Kaninchens pro 
Kilo nur etwas über 30 Ccm. C0 2 mehr als normal abgegeben wer¬ 
den konnte, also nicht so viel, wie die beobachtete Steigerung beträgt. 
Die CO a der Knochen zieht er gar nicht in Rechnung, weil die 
Annahme einer „Zerlegung des kohlensauren Kalks im Fieber durch 
Nichts berechtigt sei“. (Ref. findet im Gegenteil es durch Nichts 
berechtigt, die Knochen von dem Stoffwechsel im Fieber auszu- 
schliefsen, da sie sonst stets an dem Stoffwechsel beteiligt sind, wobei 
ihre Salze in Lösung gehen und die C0 2 derselben so gut wie andere 
„gebundene“ C0 2 zerlegt werden kann. Hätte L. dies berücksich¬ 
tigt, so würde er gefunden haben, dass allein durch vermehrte Aus¬ 
scheidung der im Fieber gefundene Ueberschuss von C0 2 sehr wohl 
um ein Vielfaches gedeckt werden kann). Senator. 


Hagedorn, Frisches getrocknetes Moos (Sphagnum) ein gutes 
Verbandmaterial. Arch. f. klin. Chir. XXIX. S. 479. 

Feuchtes gewöhnliches Moos wird von anhängenden fremden 
Bestandteilen, nachdem es nötigenfalls aufgetaut, gereinigt, während et- 
licherTage getrocknet und schliefslich in einem mit Sublimatlösung aus¬ 
gewaschenen Trockenofen während einiger Stunden einer Temperatur 
von 105—110° C. ausgesetzt. Es wird dann in Säcken nufbewahrt, 
aus welchen es später entnommen und zu Kissen verarbeitet wird. 
Der am Boden der betreflenden Säcke befindliche Abfall giebt ganz 
besonders weiche elastische kleine Kissen. Als Material für die 
Kissenhülle dient nicht zu weitmaschige ungestärkte Gaze. Moos über¬ 
trifft Torf an Aufsaugungsvermögen, und zwar verbreitet sich das 
Secret stets concentrisch in dem Moosverbande, weil es sofort be¬ 
gierig von demselben aufgesogen wird. Daher erscheint dasselbe 
nicht am Rande des Verbandes, sondern an dem Punkte der Ober¬ 
fläche, welcher der Drain- oder der Wundöffnung zunächst liegt. 
Es ist deshalb nicht zu empfehlen, durch anderweitige Verbands¬ 
stoffsschichten das Moos von der Wunde zu trennen, da diese nur 
die Aufnahme der Secrete durch letzteres vermindern können, man 
begnüge sich vielmehr mit einer feuchten Sublimatgazeschicht nach 
Art des Protectives die Wunde zu bedecken und dann die Moos¬ 
kissen zu appliciren. Die Resultate in dem halben Jahre, während 
dessen diese Verbände angewendet wurden, waren die denkbar 
besten, wie sie Vf. mit den LisTKa’schen Vorschriften nie erreicht 
hat, indem kein Fall von Erysipel oder Sepsis vorgekomraen. (In 
einem in der Anmerkung gegebenen Nachtrage hebt Vf. 
seine Empfehlung des frischen Mooses dadurch auf, dass 
er das ihm von einem Gutsbesitzer Schröder zum Preise 

XXII. Jahrgang. 12 


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178 Lemoikr b. Lannois; Hast.oN; Moos, Taubheit nach Mumps. No. 11. 

von 2 Mark pro Sack excl. Sack und Fracht gelieferte 
Mo08 nicht für rein genug erklärt, um ohne Lesen erhitzt 
und verbraucht zu werden, und dass er die Interessenten 
an die bekannten Bezugsqullen beim Apotheker Miblki.i. 
in Hamburg und John in Ilsenburg verweist.) 

P. Güterbock. 

» - 

1) Lemoine et Lannois, De la surdit^ complöte unilaterale ou 
bilaterale consecutive aux oreillons. Revue de möd. 1883, 9. — 
2) Haslon, Nervous affections following Mumps. Philad. med. 
news. 1883, March. 24. Ref. aus Practitioner 1883, June. — 3) Moos, 
Ein Fall von partieller Labyrinthaflfection nach Mumps. Berliner 
klin. Wochenschr. 1884, No. 3. 

1) Ein 23jähriger bisher stets gesunder Soldat erkrankte während 
einer in der Garnisonstadt herrschenden Epidemie von Mumps an 
dieser Affection. Bereits 4 Tage vor dem Auftreten der Parotis- 
geschwulst bekam er Ohrensausen und heftigen Kopfschmerz, der 
sich besonders in der Tiefe des Ohres geltend machte. Zu gleicher 
Zeit wurde er hochgradig schwerhörig, sodass man sich nur schrift¬ 
lich mit ihm verständigen konnte. Die objective Untersuchung zeigte 
keinerlei Veränderung am Gehörorgan. Nach Ablauf der Parotitis 
stellte sich das Gehör nicht wieder ein; Pat. blieb taub, selbst 
einen in seiner Nähe abgefeuerten Revolverschuss hörte er nicht. 
Gleichgewichtsstörungen und Erbrechen waren nie vorhanden. Was 
die Natur dieser Affection des Gehörorganes anlangt, so sind Vff. der 
Meinung, dass es sich um die locale Manifestation einer Allgemein¬ 
erkrankung, resp. einer Infectionskrankheit, als welche sie die Parotitis 
auffassen, handelte und dass sie also in eine Kategorie mit den nach 
Mumps vorkommenden Fällen von Orchitis, Prostatitis, Oophoritis, 
Nephritis etc. zu stellen sei. 

2) H. beobachtete eine 23jährige Frau, die einen Tag nach 
dem Auftreten der Parotitis vollkommen taub auf der afficirten 
Stelle wurde. Objectiver Befund negativ; 3 Jahre nach dem Auf¬ 
treten der Affection war eibe Besserung des Hörvermögens nicht 
zu constatiren; es bestand fortwährendes Sausen. 

3) M.’s Fall betrifft einen 13jährigen Knaben, der bereits im 
vierten Lebensjahre „nach einer hitzigen Krankheit“ das Gehör auf 
der linken Seite ganz verloren hatte, während auf der rechten noch 
ein Sprachverständniss von etwa 3 Meter blieb. Ostern 1883 wurde 
Pat. von doppelseitigem Mumps befallen und gleich beim Beginn 
des Leidens zeigte sich die Schwerhörigkeit rechts bedeutender, als 
frQher. Kein Fieber, keine Gleichgewichtsstörungen. Nach 4 bis 
5 Tagen war die Taubheit vollkommen und blieb es. Die objective 
Untersuchung ergab die von früher bestehenden Zeichen der Sklerose 
beider Trommelhöhlen. — Die Hörprüfung ergab totale Sprach- 
taubheit; Uhr und Stimmgabeln (C und C') wurden nur rechter- 
seits und zwar nur in der Knochenleitung, a gar nicht percipirt. 
Nach M.’s Meinung wurde bei der Erkrankung an Mumps auf der 
rechten Seite in Folge eines Exsudates ein Teil des Labyrinthes 


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No. 11. 


Hack , Normale Varianten laryngoskopischer Bilder. 


179 


aufaer Function geaetzt und zwar hauptsächlich die Schnecke. 
„Aufaer Function, entweder durch den Druck de8 Exsudates oder 
bereits in Folge von Atrophie, waren die in der Nähe des runden 
Fensters befindlichen Nervenfasern, daher die Taubheit für hohe 
Tone, während die in den höher gelegenen Schneckenwindungen 
der Ferception tieferer Töne dienenden Nervenfasern, wenigstens in 
der Knochenleitung, noch fungirten. Nicht afficirt war der Utriculus, 
daher das Ticken der Uhr noch gehört wurde.“ — Bezüglich der 
Natur der Affection des Gehörorgans ist M. geneigt, sich der Mei¬ 
nung von Lkmojkk und Lahnois (s. o.) anzuschliefsen, dass dieselbe 
als locale Manifestation einer Infectionskrankheit aufzufassen sei, 
deren pathologisch-anatomisches Substrat ein Exsudat ist, voraus¬ 
gesetzt allerdings, dass durch fernere genauere Beobachtungen die 
Tatsache constatirt werde, dass bei Mumps die Labyrinthaffection 
schon gleich im Beginn vorhanden sein, ja demselben schon mehrere 
Tage vorhergehen könne. Schwabach. 


W. Hack, Ueber die Varianten des physiologischen Kehlkopfsbildes. 
Festschr. d. 56. Vers. d. Naturforscher und Aerzte gewidmet von d. Naturf.- 
Ges. zu Freiburg. Freiburg und Tübingen 1883, S. 164. 

Da sich die Grenzscheide zwischen der physiologischen Ab¬ 
normität und der pathologischen Veränderung nur äufserst schwer 
ziehen lässt, so untersuchte H. zur Lösung dieser Frage 636 Mann 
der Freiburger Garnison, welche als Typen gesunder Kehlkopf- 
verhältnisse betrachtet werden konnten. 

An der epithelialen Bedeckung der Zunge werden manchmal 
cLrcumscripte Abschürfungen beschrieben, welche sich teils durch 
einen gelben Rand vom Gesunden abgrenzen, teils nur durch die 
Niveaudifferenz und eine etwas rote Färbung von der Umgebung 
unterscheiden. Von der ersteren, die häufiger beim weiblichen 
Geschlecht angetroffen worden, war hier kein Fall zu constatiren, 
von der zweiten 12 Fälle (2 pCt.) 

Die Tonsillen waren 72 Mal (11 pCt.) stark vergröfsert, ohne 
dabei zerklüftet zu sein. Dieses spricht gegen die Annahme, dass 
häufige parenchymatöse oder folliculäre Entzündungen die Hyper¬ 
trophie hervorrufen. 

Die hintere Pharyngealwand war 472 Mal (75 pCt.) mit zahl¬ 
reichen Granulis bedeckt, ohne dass die Träger dieser Affection 
die geringsten Beschwerden von derselben hätten. Hieraus folgert 
Vf. mit Recht, dass nicht das Auffinden von Granulis genüge, um 
eine Pharyngitis granulosa zu diagnosticiren, sondern dass erst bei 
Entzündung der lymphatischen Gewebe von derselben gesprochen 
werden könne. 

Die Epiglottis war in 84 Fällen (13 pCt.) so stark nach rück¬ 
wärts gelagert, dass bei gewöhnlicher Phonation oder mäfsig tiefer 
Inspiration nur die Interaryfalte sichtbar war. In allen diesen Fällen 
gelang es durch Modification der Respirations- und Phonations¬ 
bewegungen mindestens die hinteren drei Vierteile der Stimmbänder 

12 * 


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180 Murri, CHEYNK-STOKKs’sches Phänomen. No. 11. 

zu sehen, meist auch den vorderen Winkel. — In einigen wenigen 
Fällen bedurfte es keines anderen Apparates um die Epiglottis auf¬ 
zurichten, als die einfache Sonde. (Kef., der ganz derselben Mei¬ 
nung ist, hält die zahllose Menge der sog. Epiglottisheber ebenfalls 
für vollkommen unnötig.) 

In 38 Fällen (6 pCt.) war die Epiglottis seitlich so zusammen- 
gedrOckt, dass nur das eine oder das andere Stimmband gesehen 
werden konnte. 

Schiefstellung der Glottis wurde 40 Mal (6 pCt.) beobachtet; 
dieselbe kam dadurch zu Stande, dass der Kehlkopf derartig am 
Rumpfe befestigt war, dass sein Sagittaldurchmesser mit dem des 
Körpers einen stumpfen Winkel bildete. Dabei war der Kehldeckel 
meist gerade gerichtet, oder doch nur wenig nach seitwärts ge¬ 
richtet. (Ref. hat dieselbe Beobachtung • wiederholt zu machen Ge¬ 
legenheit gehabt.) 

Ueberkreuzung der Spitzenknorpel bestand 21 Mal (3 pCt.). 
Auch diese Anomalie hatte nicht die geringsten Beschwerden zur 
Folge. Es handelt sich hier sicher um eine angeborene Anomalie, 
bedingt durch stärkere Entwickelung des einen Obliquus und nicht, 
wie Heyman meint, um eine Einwirkung der Mm. arycorniculati und 
thyreo-arytaen. obl. als accessorische Phonationsmuskeln, weil die 
eigentliche Phonationsmusculatur geschwächt ist. (Ref., der selbst 
diese Anomalie besitzt und nie von derselben die geringsten Be¬ 
schwerden gehabt hat und auch an einer grofsen Anzahl von Kehl¬ 
köpfen dieselbe bemerkt hat, ohne dass die betreffenden Patienten 
von derselben die geringste Störung erfahren haben, da nach Hei¬ 
lung des event. Katarrhs die Stimme auch nicht die geringste Er¬ 
müdung beim Sprechen oder eine andere Anomalie darbot, muss 
dem Verf. vollkommen beistimmen.) 

In 91 Fällen (20 pCt.) waren die Stimmbänder beträchtlich 
gerötet, ohne dass dieselben jedoch geschwollen waren, oder deren 
Kante nicht deutlich ausgeprägt war. Dabei war die Functions¬ 
fähigkeit eine völlig normale. W. Lublinski. 

A. Murri, Sulla genesi del fenomeno di Chkynr-Stokes. Rivista cli- 
nica 1883, S.-A. 

M. definirt das CRRYNE-STOKRs’sche Phaenomen dahin, dass das¬ 
selbe in einem periodischen An- und Absteigen der Tätigkeit des 
Respirationscentrums bestehe, welches regelmäßig durch einen zur 
Stunde noch unbekannten Mechanismus reproducirt wird. Den 
Grund dieses sich typisch wiederholenden Vorganges suchen nun 
die Einen (Traube und seine Nachfolger) in dem Wachsen und 
Abnehmen der das Centrum erregenden Kohlensäure, die Anderen 
führen dasselbe auf periodische Aenderung der Erregbarkeit des 
Centrums zurück (Luciani, Del fenomeno di Chfymr-Stokks, Firenze 
1879; Lucbsingkr und Sokolow, Pflüger’s Archiv 1880, S. 283; 
Famo, Lo sperimentale 1883, Fase. VI. e VII.). Indessen hält M. 
diese Versuche für nicht beweisend, denn die von Luciami gefundene 
periodische Froschherzpulsation gestatte keinen Schluss auf die At- 


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No. 11. 


Murri, CHKTNE-SroKKs’sches Phänomen. 


181 


muDg, bei Famo’s Experimenten aber sei nur der Kreislauf des 
Blutes, nicht aber die SaftstrOmung in den Geweben, welche eben¬ 
sowohl als Reiz wirken könne, ausgeschaltet. Ferner fand Fand 
bei winterschlafenden Schildkröten, welche Wasserstoffgas, Kohlen- ' 
säure, Kohlenoxyd atmeten, die Respiration erst abgeschwächt, dann 
gesteigert, woran, wie er schloss, der Mangel an Sauerstoff Schuld 
sei, worauf das Centrum sich vermöge seiner Selbststeuerung wieder 
erhole. M. hält dagegen nur das gesunde Atemcentrum für auto¬ 
matisch wirksam; sei es krank, so hänge es von seiner Umgebung ab. 

Dass die Zellen dieses Organs auch von ernährenden und rei¬ 
zenden Einflßssen abhängig sind, beweisen schon die Vorgänge bei 
dem ersten Atemzuge. Die auch von Fano vertretene Ansicht, dass 
durch unbekannte, im Innern des Centrums tätige Kräfte die At¬ 
mung angeregt werde, teilt der Vf. nicht, wechselnde Erregbarkeit 
des erschöpften Centrums nimmt auch er an, doch komme, so meint 
er, auch veränderte Reizintensität in Betracht. Frösche sind für die 
einschlägigen Experimente ungeeignet, da sie das Phaenomen erst 
in der Agonie zeigen, was auch bei Menschen oft zu beobachten 
ist. Dies ist aber nicht als das eigentliche CHEYNK-STOKKs’sche Phae- 
nomen aufzufassen; dazu gehört vielmehr, dass der bekannte Atem¬ 
typus längere Zeit währt (wie dies Mosso bei schlafenden Menschen 
gefunden hat, no Bois-Rktmond’s Arch. 1878, S. 455, Ref.). 

M. beobachtete bei einem an Vitium cordis schwer leidenden 
Patienten, Namens Pesci, das Phaenomen lange Zeit hindurch und 
dabei eine so hohe Erregbarkeit, dass durch einen Hustenanfall 
(dargestellt in Fig. 10 —12), durch einen willkürlichen Atemzug 
(Fig. 13) nicht nur die Pause unterbrochen, sondern auch der ganze 
Typus des Phaenomens geändert wurde. Ebenso gelang es ihm bei 
einem anderen das Phaenomen zeigenden Kranken, welchem er die 
Augen verband, durch leichte thermische und elektrische Reize, 
durch Muskelerregung, durch Compression der Halsgefäfse den 
Atemtypus zu ändern (Fig. 14—20). 

Wechsel der Reize, nicht der Reizbarkeit, ist demnach, so 
schliefst M., als Ursache des Phaenomens wie auch der normalen 
Atmung zu betrachten; die Pause tritt ein, wenn durch die dys- 
pnoische Atmung der Reiz der Kohlensäure weggeschafft ist. Wäh¬ 
rend der Pause beginnt wieder der Sauerstoffverbrauch und mit der 
Kohlensäurebildung wachsen die Atemreize. Die Sauerstoffzufuhr 
wird während der Apnoe auch gehindert, weil die Aspiration des 
atmenden Thorax wegfällt, somit die Halsgefäfse verengt bleiben. 

M. nimmt übrigens in den Centren der das Phaenomen dar¬ 
bietenden Kranken Gruppen von Zellen verschiedener Erregbarkeit 
an: Die erregbarsten Zellengruppen lösen schon von schwach ve¬ 
nösem Blute umspült Atembewegungen aus, die unempfindlicheren 
erst, wenn der Kohlensäuregehalt des Blutes gestiegen ist, endlich 
kommen die schlechtest ernährten, also nicht mehr intacten Gruppen 
erst bei den stärksten Reizen in Bewegung. Mit dieser Hypothese 
stimmen die experimentellen Befunde von Luciani, ferner die von 
Kboneckbr und Marckwald (Verh. der physiol. Gesellschaft, Berlin, 


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182 Sous Cohkn, „Apsithyrie“ (vollkommene Aphonie). No. 11. 

8. Aug. 1880, S. 100) überein, welche bei Kaninchen nach Aus¬ 
schaltung einer Partie des Centrums das Ph&nomen beobachteten, 
und zwar je mehr sie davon ausschalteten, desto gröfser die Abwei¬ 
chung von dem normalen Typus fanden. So erklärt sich auch leicht 
jenes auf den ersten Blick befremdliche Factum, dass die ersten Re¬ 
spirationen nach der Pause trotz maximaler Reize kleiner sind als 
die folgenden; es werden eben dann erst die leichter erregbaren 
Centren gereizt. Dass auch nach dem Maximum der Respiration, 
welche das Blut völlig oxydirt, die Reize also paralysirt, nicht so¬ 
fort die Pause eintritt, vielmehr erst kleinere, allmählich absteigende 
Atemzüge folgen, ist wohl so zu deuten, dass selbst nach Erregung 
der tiefsten Respirationen noch ein Reizüberschuss weiter wirkt. 
Hierzu stimmt jene, bei dem Fall Pesci beobachtete Erscheinung, 
dass bei weiterem Fortschreiten der Erkrankung der Typus des 
Phaenomens sich immer mehr änderte, die Pausen kürzer und un¬ 
deutlicher wurden und schliefslich nur noch constante Dyspnoö be¬ 
stand. Die einzelnen Partieen des Centrums verloren eben immer 
mehr an Sensibilität, bis sie schliefslich insgesammt nur noch auf 
die stärksten Reize reagirten. 

Hiernach meint M. schliefsen zu müssen, dass bei allen Pa¬ 
tienten, welche das CHKYKK-STOKts’sche Phänomen darbieten, das 
Respirationscentrum in irgend einer Weise lädirt ist, wenn auch der 
Zusammenhang der Affection mit der ursprünglichen Erkrankung 
nur selten eruirt werden kann. F. Kronecker. 


Solis Cohen, Apsithyria. Med. et surg. Report 1883, Novbr. 10 u. 17. 

Als „Apsithyria“ hatte Vf. schon früher eine Reihe von Krank¬ 
heitsfällen beschrieben, welche sich in Verbindung mit paralytischer 
Aphonie durch die vollkommene Unfähigkeit zu flüstern auszeich¬ 
neten. Der jetzige Fall, den früheren vollkommen gleich, zeichnete 
sich durch die Schwierigkeit der Behandlung, die lange Dauer der¬ 
selben und den schliefslichen günstigen Erfolg aus. 

Ein Mädchen von 40 Jahren hatte seit 15, Monaten die Sprache 
verloren sowie die Fähigkeit zu flüstern, so dass dieselbe, da sie 
auch taub war, eich vermittels Griffel und Tafel verständigen musste. 
Alle Versuche, diesen Zustand zu heben, waren fehlgeschlagen. Die 
laryngoskopische Untersuchung ergab eine Paralyse der Muse, ary- 
taenoidei und der beiden crico-arytaen. lateral. Pharynx und Laryox 
waren anaemisch. Gleichzeitig bestand Appetitlosigkeit, gestörte Ver¬ 
dauung und seit einem Jahre andauernde Schlaflosigkeit. Die Ana¬ 
mnese ergab, dass Patientin schon in früher Jugend an einem chro¬ 
nischen Nasenrachenkatarrh gelitten hatte, der auf das Mittelohr 
übergegangen war, während die Sprach- und Stimmlosigkeit nach 
einer länger dauernden acuten fieberhaften Krankheit (Pleuropneu¬ 
monie?) aufgetreten war. Anfänglich wurde dieselbe für einen Aus¬ 
druck der allgemeinen Schwäche angesehen und eine tonische Be¬ 
handlung eingeschlagen, welche die Flüsterstimme wenigstens wieder¬ 
herstellte. Nach einem neuen Anfall von Bruststichen und Dyspnog 


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No. 11. 


Zksas; Rik, Paraneurotische Naht. 


183 


verlor sich dieselbe aber wiederum, um nach 5wöchentlicher An¬ 
wendung der Elektricität sich wieder einzustellen. Nachdem aber 
die Behandlung aufgehört hatte, stellte sich das alte Leiden wieder 
ein und Pat. konnte sich nur schriftlich verständigen. * S. Cohkm, 
in dessen Behandlung die Pat. 15 Monate später kam, begann die 
Behandlung mit allmählich steigenden Strychnindosen und der täg¬ 
lichen intralaryngealen Anwendung des elektrischen Stromes. Unter 
dieser Behandlung stellte sich nach 3 Wochen die Fähigkeit zu 
flüstern wieder ein und auch die Stimme begann sich nach 2 Mo¬ 
naten wieder einzufinden, um im 4. Monat der Behandlung, wenn 
auch schwach, so doch vollkommen verständlich zu werden. Pat. 
kehrte nach Hause zuröck und wieder verlor sich die Stimme, um 
endlich nach erneuter Behandlung der Patientin zu verbleiben. 

Vf. hat noch zwei diesem Falle gleiche bei Frauen behan¬ 
delt, außerdem auch noch zwei Fälle, welche M’änner betrafen; 
der eine war ein religiöser Fanatiker, der alle Zeichen der Hysterie 
an sich hatte, der zweite ein Zahnarzt. Alle diese Kranken wurden 
ähnlich behandelt und nach mehr oder minder langer Zeit geheilt. 

Wie die Apsithyrie zu erklären sei und wo ihr Sitz sich be¬ 
findet, ist schwer zu sagen. Die Aphonie ist sicherlich functioneller 
Natur. Jedenfalls hat die Apsithyrie nicht ihren Sitz in der Zunge 
und den Lippen, da dieselben durchaus functionsfähig sind und nur 
der Exspirationsstrom nicht die nötige Kraft besitzt, um einen Ton 
hervorzubringen. W. Lublinski. 

1) D. G. Zesas, Durchtrennung des N. ulnaris. Paraneurotische 
Naht 164 Tage nach der Durchtrennung. Heilung. Wiener med. 
Wochenschr. 1883, No. 47. — 2) Rik, Un cas de suture du nerf 
radial six mois apr&s sa division complfete avec rdintdgration fonc- 
tionelle douze mois apr£s l’operation. Union med. 1883, No. 172. 

1) Die Ueberschrift ergiebt den wesentlichen Inhalt der Mit¬ 
teilung von Z. Die Lähmung im N. ulnaris war durch eine Durch¬ 
trennung des Nerven unmittelbar oberhalb des Handgelenks an der 
Volarseite zu Stande gekommen. Die ganz verschwunden gewesene 
Sensibilität kehrte schon vier Wochen nach Anlegung der Naht 
zurück, ebenso die Motilität. Fast vollkommene Heilung 2 Monate 
nach der Operation; nach weiter fortgesetzter elektrischer Behand¬ 
lung soll etwa nach 4 Monaten die Heilung vollkommen gewesen 
sein. (Elektrische Exploration fehlt.) 

2) Nach einer Stichwunde oberhalb und etwas hinter dem 
linken Cond, externus hatte sich bei einem 13jährigen Knaben eine 
vollkommene linksseitige Radialislähmung ausgebildet. Sechs Mo¬ 
nate darauf wurden die 15 Millimeter von einander entfernten, an¬ 
gefrischten Nervenenden durch die Naht vereinigt. Keine Verän¬ 
derung nach 12 Wochen. — Nach weiteren 1 '/* Jahren war die 
Function der gelähmten Hand- und Fingerstrecker links wieder 
normal, desgleichen die Sensibilität und die früher gesunkene Tem¬ 
peratur der paralysirt gewesenen Teile. Jedenfalls verging über 


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184 Hamilton, Beschaffenheit d. Harnröbrenschleimhaut eto. - Truchot, No. 11. 

ein Jahr (nach der Operation), ehe der Kranke eine Besserung be¬ 
merkte. Eine elektrische Untersuchung ist' nie angestellt worden. 
(Vgl. Cbl. 1883, S. 744.) Bernhardt. 

Hamilton, On the condition of the urethra and neighbourings parts 
in acute gonorrhoea. Praciitioner 1883, No. 183. 

Ein Mann, der an einer acuten Gonorrhoe litt, bekam eine 
penetrirende. Brustwunde und 6tarb in Folge dessen in 8 Tagen. 
Naoh dem Tode wurden Harnröhre, Hoden und Nebenhoden unter¬ 
sucht. Dabei ergab sich, dass die krankhaften Veränderungen bei 
der acuten Gonorrhoe vorzugsweise das Epithel treffen. Eine nam¬ 
hafte UeberfQllung und Erweiterung der Blutgefäfse war nicht vor¬ 
handen. Das Epithel der Harnröhrenschleimhaut hat nach EL. 

3 Schichten: eine unterste von glatten, endothelartigen, eine mittlere 
von bimförmigen und eine obere von cylinderförmigen Zellen, welche 
sich: die mittlere aus der unteren und die obere aus der mittleren 
entwickeln. Bei der Gonorrhoe wird nun die tiefste Schicht so sehr 
gereizt, dass eine reichliche Proliferation erfolgt. Die neugebildeten 
Zellen werden aber nicht endothelioid, sondern rundlich, kernreich, 
stark granulirt; sie wandeln sich ferner nicht wie in der Norm in 
bimförmige und cylindrische um, sondern werden zu Eiterzellen 
des gonorrhoischen Secretes. Der Schleim dieses Secretes stammt 
von der vermehrten Secretion der gleichfalls gereizten Schleimdrüsen. 

Aehnliche Veränderungen zeigten nun die Hoden. Es fehlte 
hier eine interstitielle Entzündung. Dagegen fand sich eine Proli¬ 
feration der Zellen aus der tiefsten Schicht desjenigen Epithels, 
welches die Samenkanälchen auskleidet. Die neugebildeten Zellen 
gelangten schliefslich in das Lumen der Samenkanälchen und ver¬ 
fielen in Fettmetamorphose. Der Nebenhoden zeigte analoge katar¬ 
rhalische Erscheinungen. Die Veränderungen im Hoden waren 
jüngeren Datums, als diejenigen in der Harnröhre. Lewinski. 

C. Truchot, Revue clinique de Gynöcologie. Ann. de Gynec. 1883, 
No. 10. 

I. De l’affranchissement par ^videment des l&vres du 
col de l’uterus, dilacer^es et evers^es. T. giebt zunächst ein 
kurzes Bild des histologischen Befundes bei Metritis colli mit Cer¬ 
vixrissen und vor allen der Erosionen bei evertirten Lippen und 
der üblichen Behandlungsweise an. [In Berlin, führt er an, werde 
die Amputation des Collum durch den Thermocautfere ausschliefs- 
lich geübt (?)J Er erwähnt sodann die Ciseaux thermocaut&res von 
Lakoykkkk, mit welcher die Amputation gleichmäfsiger ausgeführt 
werde. Der unzuverlässigen (?) EMMKin’schen Operation zieht er 
das ßvidement Lakoyknnk’s mittels des von diesem Operateur an¬ 
gegebenen „simple couteau thermocaut&re coud^“ vor. Die er¬ 
krankten Stellen werden bis zu einer Tiefe von 0,3—1,5 Ctm. aus¬ 
gebrannt. Der Erfolg, an 2 Fällen demonstrirt, sei ein vorzüglicher, 
sowohl symptomatisch, wie vor allen Dingen kosmetisch, da die 
Lippen nahezu normale Gestaltung bekämen. 


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No. 11. Thermokaut. Behandl. d. Mutterniunderosionon etc. Ambkojkwitsch. 185 

II. Du traitement des h^morrhagies cons^cutives aux 
op^rations pratiqu^es sur l’ut4rus et plus sp£cialement 
sur son col. Hinweisend auf die oft abundanten und so verhäng- 
nissvollen Blutungen aus dem Operationsfeld, geht Vf. auf die ver¬ 
schiedenen Methoden der Blutstillung ein. Die gewöhnliche Watte¬ 
tamponade verwirft er als zu unzuverlässig, eher erklärt er sich bei 
unbedeutenden Haemorrhagien fOr die von M. Sims angegebene 
Tamponade mit in Liq. ferr. getränkten Läppchen. Die Naht sei 
zu schwierig (!), auch schnitten die Fäden durch. Schliefslich 
spricht er sich für die LAKOYKNKh’sche Methode der Blutstillung 
durch Pinces h^mostatiques aus, und zwar mittels Pincetten, deren 
Branchen abgenommen werden kOnnen und so die Compression viele 
Stunden hindurch ermöglichen. Bei geringen Blutungen werden in 
der Charit^ de Lyon ferner feine kugelig geschnittene und ge- 
schnOrte Schwämme angewandt, mit äufserst günstigem Erfolg. 
Diese bewähren eich auch in den Uterus eingefOhrt bei intrauterinen 
Blutungen, nach Abversion muqueuse. 

In den folgenden Capiteln bespricht T. die Polypen des Ute¬ 
rus, die sich abwechselnd dem speculirenden Auge zeigen und 
wieder verschwinden; sodann erwähnt er einen Fall, wo ein Myom 
cancrOs degenerirt war. Sehr interessant ist seine Beschreibung 
einer Endometritis tuberculosa (vier Jahre vorher war ein Fibrom 
exstirpirt worden), deren Diagnose nach verschiedenen Auskratzun¬ 
gen endlich gestellt wurde. Dann entdeckte man auch im Scheiden- 
gewOlbe kleine Indurationen, welche die Diagnose unterstQtzten (ob 
Bacillen gefunden wurden, ist nicht zu ersehen). 

Ein Fall von Hymen imperforatum, wo die erste Menstrua¬ 
tion erhebliche Beschwerden verursachte, wurde durch breite In- 
cision geheilt. Etwa •/, Liter Blut wurde aus der mächtig aus¬ 
gedehnten Scheide entfernt. Der Uterus war mit dem Finger nicht 
zu erreichen. Eine spätere Sondirung des Uterus ergab 7 Ctm. 
Scheidenlänge; keine Erweiterung des Uterus. 

Von den drei Laparotomieen, mit deren Beschreibung die 
Arbeit schliefst, ist nur die letzte bemerkenswert. Es handelte sich 
um eine Cyste des Lig. lat., welche sich bei der Operation als ein 
biloculäres Kystom mit dickflüssigem Inhalt erwies. Drainage 
in die Scheide, starke Eiterung, endlich nach 3 Monaten nahezu 
Heilung, bis auf geringe Secretion. A. Martin. 

P. Ambrojewitsch, Zur Frage nach der Behandlung der Leichen- 
gift-Infection. (Vorläufige Mitt.) „Wratsch“. 1883, S. 578. 

Die bei Infection mit Leichengift, welche zu Septiksemie etc. 
führen, in Betracht kommenden Mikroorganismen gehören zu den 
sogen. Anerobien Pastkur’s. Auf Grund dessen inficirte er Tiere 
mit Leichengift und liefs sie bald darauf gröfsere Quantitäten von 
Sauerstoff atmen. Da das Blut der Vögel reicher an Sauerstoff ist, 
als dasjenige der Säugetiere, so war zu erwarten, dass Erstere Leichen¬ 
gift besser vertragen würden als Letztere. Der Versuch bestätigte 
voll diese Voraussetzung, indem Vögel selbst Infectionen mit gröf- 


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186 Ambkojewitsch , Immunität d. Vögel etc. — Pfeiffer. No. 11. 

seren Mengen von Leichengift widerstanden. Das Gift wurde von 
Leichen erwürgter Hunde, Meerschweinchen, Kaninchen und Tauben 
— 2 bis 10 Tage nach ihrem Ableben — entnommen. Im Ganzen 
sind in dieser Richtung 30 Experimente an 20 Tauben und 2 Raben 
angestellt worden. Es wurde gewöhnlich Serum aus der Bauch- 
höhle des Cadavers entnommen und von demselben 1—2 Grm. an 
der einen Extremität oder am Brustmuskel des Versuchstiers ein¬ 
gespritzt. Um einen etwaigen Einfluss auf die Immunität der Vögel 
gegen Leichengift von Seiten der ihnen schon unter normalen Ver¬ 
hältnissen eigentümlichen Körpertemperatur auszuschliefsen, brachte 
A. die Vögel, nach erfolgter Vergiftung, in ein Wasserbad von 18 
bis 20° R. Die meisten Versuchstiere vertrugen auch unter diesen 
Bedingungen die Intoxication fast ebenso gut, wie aufserhalb des 
Bades. Nur die Schwächeren unter ihnen gingen am ersten, spä¬ 
testens am zweiten Tage zu Grunde. Da bei diesen letzteren Ver¬ 
suchen ein neuer Factor, das Wasserbad nämlich, welches für Vögel 
ein ungewohntes Mittel darstellt, eingeführt wurde, so untersuchte 
A. gleichzeitig den Einfluss des Wasserbades, auf gesunde Vögel, 
denen kein Leichengift einverleibt worden ist, und überzeugte sich, 
dass ein Teil der Versuchstiere hier ebenfalls nur sehr kurze Zeit 
sich erhalten konnte. Die Immunität der Vögel gegen Leichengift 
wäre somit nicht auf ihre hohe Körpertemperatur zurückzuführen, 
sondern auf den reichen Sauerstoffgehalt ihres Blutes, wobei der 
Sauerstoff auf die Vibrionen des Leichengiftes eine deletäre Wir¬ 
kung ausübt. Dagegen erwiesen sich Meerschweinchen gegen Lei¬ 
chengift sehr empfindlich. Es genügte ein Bruchteil von dem aus 
der Bauchhöhle verstorbener Tiere entnommenen Serum, um bei 
Meerschweinchen durch Injection Septikaeraie hervorzubringen, in 
Folge deren sie gewöhnlich schon nach sehr kurzer Zeit zu Grunde 
gingen. A. versuchte nun Meerschweinchen zu inficiren und sie 
bald darauf in eine Atmosphäre mit reinem Sauerstoff zu bringen. 
Ein irgendwie auffallender Unterschied in den Folgen der Intoxi¬ 
cation war jedoch nicht zu constatiren. In einigen Fällen starben 
zwar die Tiere etwas später als sonst, doch erfolgte bei Anderen 
der Tod sogar früher. A. machte noch den Versuch die inficirten 
Tiere mit Chloralhydrat zu narkotisiren, da bekanntlich der Sauer¬ 
stoffgehalt im Blute während des Schlafes erhöht wird, und brachte 
sie noch aufserdem in eine Sauerstoffatmosphäre. Unter diesen Be¬ 
dingungen zeigten die Tiere gröfseren Widerstand und erhielten- sich 
zwei Tage und länger, besonders wenn die Intoxication erst nactl 
Eintritt der Narkose und nachdem das Tier eine Stunde etwa in der 
Sauerstoffatmosphäre zugebracht hatte, vorgenommen wurde. 

Zederbaum (Petersburg). 


Leonh. Pfeiffer, Ueber Secret-Vacuolen der Leberzellen im Zu* 
sammenhange mit den Gallencapillaren. WALDRVRa’sArch. XXIII. S. 22. 
P. bestätigt die schon von Hsnnra n. A. beobachtete Tatsache, dass bei Ln 
jeetionen der Gallencapillaren die Injectionsmasse nicht nur die letzteren fallt, sonden 
dass an dem Netzwerk von blauen Faden seitlich kleine Knöpfeben sichtbar a fanl 


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No. 11. 


VlTl. — v. Götschkl. 


187 


welche, gestielten Beeren vergleichbar, zu den Seiten der Gänge sitzen und im Innern 
der Leberzellen liegen. Dieselben finden sich im ganzen Bezirk der Injection und 
sind nicht etwa blos auf einzelne Maschen beschränkt. Nicht allzu selten lassen sich 
Uebergänge bis zur Injection einer ganzen Zelle beobachten und hier erscheint es P. 
▼on Bedeutung, dass in solchen Fällen die Masse sic|x genau auf die Grenzen einer 
Zelle beschränkt, ohne in nebenanliegende auszutreten. Während nun frühere Unter* 
sucher diese Bilder als Extravasate deuteten, meint Vf., in Uebereinstimtnung mit 
Kufffbr, dass diese intracellulären Hohlräume Vacuolen seien und dass die letzten 
Enden des Gallensystems in den Leberzellen zu suchen seien. Die Galle würde sich 
zunächst in den Secretvacuolen ansammeln und von hier aus durch sehr feine Röhrchen 
in die die Zelle begrenzenden Gallencapillaren abfiiefsen. Brasike. 


A. Viti, Ricerche di Morfologia comparata sopra il nervo depressore 
neir uomo e negli altri mammiferi. II. II n. depress. nel gatto, 
cano, cavallo, topo, porcospino, peeora, bove, scimmia e neiruoino. 
Societa toscana di scienze naturali 1883, 11. Novbr. 

Bei 10 Katzen hat V. den Depressor 6 Mal beiderseits vom L. superior ent¬ 
springen sehen, 2 Mal nur links; 1 Mal entsprang er vom Lar. und Vagus und 1 Mal 
kam noch ein feines Fädchen vom Sympathicus dazu. Er endigte meistens im Vagus, 
aber auch im Sympathicus und sehr selten im Plexus cardiacus. — Am Hunde fehlte 
er unter 6 Fällen 4 Mal ganz, 1 Mal entsprang ein feines Fädchen nur rechts vom 
L. sup. und endete nach kurzem Verlauf im Stamme des Vagus; in einem Falle 
existirte er beiderseits, entsprang aber links vom L. externus und nahm eine feine 
Wurzel vom Stamm des Sympathicus auf; auch hier endeten beide im Vagus. — 
Beim Pferde hat V. den Ursprung 5 Mal in einem Plexus gefunden, der bei dem 
Abgang des L. sup. sich aus ihm und dem Vagus bildet. — Bei der Maus und der 
Ratte verhält es sich wie bei der Katze; ebenso beim Stachelschwein. — Beim Schaf 
und Rind entspringt er aus dem L. sup., nimmt aber auch öfters einen Zweig vom 
Vagus auf und geht immer zum Vagus. — Bei Cercopithecus hat er ihn aus dem 
L. sup. entspringen, einen kleinen Ast vom Vagus und später noch einen vom Ganglion 
cervicale sup. aufnehmen sehen; er endete im Stamm des Sympathicus. — Bei 100 
Untersuchnngen an Menschen hat V. gefunden, dass der N. depressor des Menschen 
aus einem Ast des L. superior besteht, der sich direct oder indirect zum Plexus car¬ 
diacus begiebt. J. Sander. 


v. Goetschel, Vergleichende Analyse des Blutes gesunder und 
septisch inficirter Schafe mit besonderer Rücksichtnahme auf die 
Menge und Zusammensetzung der roten Blutkörperchen. Diss. 
Dorpat, 1883. 

G. wollte das procentische Blutkörpergewicht (b) bestimmen und auch den procen- 
tischen Trockenrückstand der roten Blutkörperchen (r.). Er benutzte dazu nach Sommer 
(Zur Methodik der quantitativen Blutanalyse. Diss. Dorpat 1883) die Bestimmung des 
Trockenrückstandes des gesammten Blutes und die gleiche Bestimmung des Plasma. 
Ist demnach von b und r das eine bekannt, so lässt sich das andere leicht durch 
Rechnung finden. G. arbeitete nur mit defibrinirtem Blut, wobei er die durch Wasser- 
verdunstung etc. bewirkten Fehler nach Möglichkeit eliminirte. Als Hauptapparat 
diente ihm, wie Sommer, die Centrifuge; als Waschflüssigkeit benutzte er eine Natrium- 
sulphatlösung von 1,5 pCt. G. schildert auf das Genaueste die Methode seiner Unter¬ 
suchungen, die eine verbesserte SoMMKR’sche ist, sich aber nicht in Kürze wieder¬ 
geben lässt. Er bediente sich auch für jede Bestimmung der spectro * photometrischen 
Methode. — Aus den sehr sorgfältig angestellten Versuchen selbst ergiebt sich: Die 
Septikemie bedingt nicht blos quantitative, sondern auch sehr wesentliche qualitative 
Aenderungen der roten Blutkörperchen. Namentlich unterliegt hierbei das Verhältnis 
zwischen Hcemoglobin- und Stromagehalt der Blutkörperchen einem starken Wechsel. 
Bei 2 gesunden Schafen gelang es ihm zu constatiren, dass Menge und Zusammen¬ 
setzung der roten Blutkörperchen gewissen Tagesschwankungen unterliegen, die aber 
unbedeutend sind, verglichen mit den durch die Septiksemie bewirkten Schwankungen. 
Die Concentration der Blutkörperchen schwankt gleichfalb im Laufe von 2 Tagen, 


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188 


Haycrakt. — Chiari. — Larderbr. 


Vogel. 


No. 11. 


jedoch bei septikscmischen Tieren kaum bedeutender, alt bei gesunden. Die Concen- 
tration des Plasma unterliegt nur unbedeutenden Veränderungen. Die wechselnden 
Verhältnisse zwischen Plasma und Lenkocyten und nicht die Veränderungen der roten 
Blutkörperchen sind das Wesentliche bei der Septiksemie. J. Sander. 


J, B, Haycraft, A Method for the estimation of urea in the blood. 
J. of Anat. and Physiol. 1883, S. 129. 

H. erklärt ron den Methoden zum Harnstoffnachweis im Blute die Alkoholdialyse 
für die beste (dieselbe ist ron Drjcchbkl erfunden und eingeführt, was Vf. nicht er* 
wähnt, Ref.). Es gelang ihm mittels derselben Harnstoff in ron Blut befreiten Muskeln 
nachzuweisen, in denen er bisher vermisst ist, und zwar der Schätzung nach 0,01 pCt. 
Der Harnstoffgehalt des Blutes erfuhr bei 2 Hunden durch starke Muskelanstrengungen 
keine Zunahme, auch nicht beim Durchleiten von Blut duroh die tetanisirten Hinter¬ 
ex trenn täten. Dagegen stieg der Harnstoffgehalt ansehnlich kurze Zeit nach Aufnahme 
ei weifsreicher Nahrung. Auch die Injection von Pepton in die Venen schien ein An¬ 
steigen des Harnstoffgehaltes zu bewirken. E. Saikowtki. 

H. Chiari. Zur Kenntniss der Bronchialgeschwniete. Prager med. 
Wochenschr. 1883, No. 51. 

Zwei der von Ch. beschriebenen 3 Fälle waren sehr analog, indem sie bei ganz 
alten Leuten in Bronchiektasien entstanden waren und diese ausfüllten: der eine hasel- 
nussgrofs. der andere wallnussgrofs. Beide stellten hyperplastische Bildungen der 
Bronchialwand dar, im ersteren mit Knorpel und Ueberwiegen des Fettgewebes, im 
zweiten vorwiegend Schleimdrüsen. Im dritten Falle, der gleichfalls ein altes Indi¬ 
viduum betraf, fand sich am Hilusteile des linken Unterlappens der Bronchus durch 
einen orangegrofsen Tumor substituirt, von dem sich Fortsätze in die Bronchial¬ 
verzweigungen vorschoben. Metastasen in den Pleuren, den Bronchial- und supracla- 
vicularen Drüsen, im Gehirn, in der Leber und der Milz. Ch. bezeichnet die Tumoren 
als wuchernde Papillome oder Zottencarcinome. Wegen des mikroskopischen Baues 
muss auf das Orig, verwiesen werden. o. Israel. 

A. Länderer, Ueber die Behandlung des Fungus mit Arsenik. 
Cbl. f. Chir. 1883, No. 47. 

Nach der Empfehlung von Buchhbr, Lungentuberculose mit grofsen Gaben Arsen 
innerlich zu behandeln, ist dieses Mittel in 5 Fällen von vorgeschrittener fungöser 
Gelenkzerstörung versucht worden, und zwar 1 Mal neben innerlicher Darreichung des 
Ac. arsenicosum in Form von Gelenkinjectionen erst einer PuAVAz'schen Spitze, dann 
zwei von Sol. acid. arsenicosi 1 : 1000, bei den Übrigen Fällen aber nur per os. Der 
Erfolg war ein so guter, dass Vf. glaubt, im Arsen „ein wirksames Mittel zur con- 
servativen Behandlung* zu sehen, wenn gleich andererseits „die Zahl der Beobach¬ 
tungen eine sehr kleine und die Zeit für eine so überaus chronische Affection eine zu 
kurze* war. (In den Krankengeschichten 2 und 4 ist die Form des Arsenpräparates 
nicht besonders erwähnt; in den anderen Krankengeschichten sind die Angaben über 
die Art der Verordnung bezw. der Einzeldosis des differenten Mittels nicht immer 
ausreichend.) P. Güterbock. 

Alb. Vogel, Zur Prognose der Vagusresection. (Aus der Klinik und 
Poliklinik des Hrn. Prof. Dr. Kocher in Bern.) Corr.-Bl. f. Schweizer Aerzte 
1883, No. 19. 

Von 3 ausführlich mitgeteilten Operationsgeschichten, betreffend die Ausrottung 
umfangreicher Halsgeschwülste, bei der es zur einseitigen Ezcision eines Vagnsstückes 
kam, gestattet nnr die erste eine beweisende Verwertung, indem die Patienten des zweiten 
und dritten Falles 10 Ständen resp. 4 Tage nach der Operation zu Grunde gingen. 
Die Kranke der ersten Beobachtung, eine 58jährige Frau, welcher 3 Jahre nach 
einer Znngenkrebsoperation einige carcinöse Halsdrüsen entfernt und mit diesen 5,2 Ctm. 
des von der Geschwulst umwachsenen verdickten N. vag. sin. resecirt werden mussten, 
zeigte die auffällige Erscheinung, dass Heiserkeit erst 9 Tage nach der Operation 
eintrat, am bei der Entlassung der Patientin, 6 Wochen nach dem Eingriff, noch fort¬ 
zubestehen. Sonstige Respirationsstörungen, wenn man von etwas Hustenreiz am dritten 


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No. 11. 


Teeitei,. — Fabre. — Riegel. — Kraüss. 


189 


Tage absieht, wurden nicht gesehen und Vf. stellt daher in seinen Schlussfolgerungen 
die Prognose der einseitigen Vagusdurchschneidung, ob links oder rechts, quoad vitam 
durchaus günstig. Jedenfalls sollte die Möglichkeit derselben nie von einer Operation 
abhalten, besonders da man in den meisten Füllen den N. laryng. sup., der hoch 
oben entspringt, wird schonen können. p. Güterbock. 

Tb. Treitel, Ein Fall von Sarkom der Chorioidea mit frOhzeitiger 
Ausbreitung auf die Retina und sarkomatOser Degeneration des 
ganzen intraoculären Abschnittes des Sehnerven, v. Gräfk’s Arch. 
XXIX. 4. S. 179. 

Es handelte sich hier um ein pigmentfreies Rundzellensarkom, das am oberen, 
änfseren hinteren Quadranten der Chorioidea mit kleiner Basis aufsafe, sehr schnell in 
die Retina überging, in den Glaskörper durchbrach und eine sarkomatöse Degeneration 
des gesammten intraoculüren Abschnitts des Opticus veranlasst«. Horttman». 


P. Fahre, Un cas de gangr&ne symdtrique des extr4mitds. Gaz. 
med. de Paris 1883, No. 48. 

Ein 18jühriges Müdchen, welches bis auf eine im 7. Lebensjahre überstandene 
Intermittens stets gesund gewesen war, erkrankte im Hochsommer mit erythematösen, 
den Frostbeulen ähnelnden, cyanotischen Flecken im Gesicht und an den Extremitäten, 
die sich immer weiter ausdehnten; Hände und Füfse zeigten sich bei der Berührung 
kalt und schmerzhaft Allmählich kam es, unter zeitweilig auftretendem remittirendem 
Fieber, zur Gangraen mit nachfolgender Abstofsung verschiedener Phalangen an beiden 
Händen und zur Vernarbung bei gutem Allgemeinbefinden. — Eine vorübergehend 
beobachtete Glykosurie sieht F. als Symptom der Gangraen an. Perl. 


Fr. Riegel, Ueber die Entstehungsbedingungen und die diagnostische 
Bedeutung des FRiEDRKicH’schen diastolischen Venencollapses. (Aus 
d. med. Klinik in Giessen.) Deutsches Arch. f. klin. Med. XXXIV. S. 233. 

Nach Fbkdiucb und ▼. Dusch soll sich der diastolische Venencollaps bei peri- 
kardialer Verwachsung von dem positiven Venenpulse bei Tricuspidalinsufficienz da¬ 
durch unterscheiden, dass bei letzterer die Systole kurz, die Diastole langsam erfolgt, 
während sich das bei dem anderen Phaenomene gerade umgekehrt verhält’ R. weist 
anf früher veröffentlichte Phlebogramme hin, welche beweisen, dass ein solcher Unter¬ 
schied nicht zutrifft. Bei dem diastolischen Venencollaps bei Herzbeutelobliteration 
handelt es sich nicht nm positive rückläufige Blutbewegung vom Herzen in die Venen, 
sondern nm vorübergehende Stauungserscheinung, sog. negativen Venenpuls. Der¬ 
gleichen Vorgänge sind aber für Herzbeutelverwachsung, entgegen der allgemeinen 
Annahme, nicht charakteristisch. Vf. beobachtete sie in einem Falle von offengeblie¬ 
benem Foramen ovale, bei welchem der diastolische Venencollaps offenbar dadurch zu 
Stande kam, dass das Venenblut auch in das linke Herz entweichen konnte. Es 
führten hier aufserdem Thromben im rechten Vorhofe zu Embolie in die linke Radial¬ 
arterie. _ Eichhorit (Zürich). 


Jobs. Krauss, Ein Beitrag zur Casuiatik und Symptomatologie des 
primären Gallenblasenkrebses. Deutsches Arch. f. klin. Med. XXXIV. 
S. 270. 

Die vorliegende Arbeit — eine Leipziger Dissertation — bringt aufser einer guten 
literarischen Zusammenstellung 5 neue Beobachtungen von primärem Gallenblasen¬ 
krebs. Alle kamen jenseits des 40. Lebensjahres vor ; 4 bei Frauen. Bei sämmtlichen 
enthielt die Gallenblase Concremente, welche K. nicht als secuudäre Bildungen be¬ 
trachtet, sondern mit der Krebsentwickelung in Zusammenhang bringt, als mechanische 
Reizmittel. Schmerz Sn der Gallenblasengegend bestand coostant, ebenso Icterus und 
Verdauungsstörung. — 3 Mal fand sich Ascites. Verlauf binnen 2 — 8 Monaten. — 
Diagnose nicht immer möglich. Eichhorst (Zürich). 


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19Ö Cohn. — Dornig. — M’Donnel. — Riegel; Rossel. 


No. 11. 


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E. Cohn, Ein Fall von Tricuspidalstenose höchsten Grades mit 
multiplen haemorrhagischen Infarcten der Lungen. Deutsches Arch. 
f. klin. Med. XXXIV. S. 320. 

Die Beobachtung betrifft ein 26 jähriges Mädchen, welches w&hrend des Lebens 
nur die Erscheinungen einer Insufficienz und zweifelhaften Stenosa der Mitralis dar¬ 
geboten hatte, w&hrend die Section hochgradigste Stenose beider venösen Ostien ergab. 
Diese Combination von Klappenfehlern ist an und für sich sehr selten. Die Arbeit 
ist eine Erlanger Dissertation. Eichhorn (Zürich). 


J. Dornig, Ein Fall von Scarlatina-Variola. Berliner klin. Wochen- 
sehr. 1883, No. 43. 

Ein 6 jübrige* Mädchen wurde 10 Tage nach Erkrankung an Scharlaeh von Va¬ 
riola befallen. Die Infection mit letzterer Krankheit fand wahncheinlich wahrend 
des Prodromalstadium* der Scarlatina statt. Heilung. L. Rosenthal. 


R. MDonnell, A case of Hammer-Cramp. Transact. of the Acad. of 
Med. in Ireland I. 1883,.S. 187. 

Als „Hammerkrampf" beschreibt Yf. eine krampfhafte Affection bei einem 
22 jährigen, seit 11 Jahren als Nagelschmied tätigen jungen Mann. Die Krankheit 
begann damit, dass es dem Pat. unmöglich wurde, mit dem relativ leichten Hammer 
(1 Pfund schwer) feinere N&gel herzustellen; es traten namentlich krampfhafte Con- 
tractionen des M. pector. major. dazwischen und Zusammenziehungen der Pronatoren, 
obgleich anch die Übrigen Muskeln des Schultergürtels und des Armes nicht unbeteiligt 
blieben. Schmerzen oder andere Sensibilit&tsstörungen fehlten; mit dem Stethoskop 
hört man an der Schulter ein Muskelsummen, auch bei anscheinender Ruhe des Armes; 
ebenso sah man dort fibrilläre Zuckungen. Beim Versuch, mit den Fingern die 
Nasenspitze za berühren, trat Intentionszittern ein. Längere Ruhe milderte das Leiden, 
das anfangs w&hrend der Bettruhe des Pat fortbestand. Es gehört die Affection nach 
Yf. zu den sogenannten „functionellen" Neurosen, wie der Schreibkrarapf etc. und 
bildet einen Gegensatz zu der schon 1869 von Frank - Smith beschriebenen „ Hammer 
lähmung 1 2 * (Hammer palsy, hepheestic hemiplegia) der Qrobschmiede. Bernhardt. 


1) F. Riegel, Ueber Krämpfe der Respirationamuekeln. Zeitschr. 
f. klin. Med. VI. S. 550. — 2) M. W. H. Rüssel, A case of 
hysterical (?) rapid breathing in a youth. Brain 1883, 10. 

14 Tage nach einer starken Erkältung (Fall iu's Wasser) trat bei einem 14jähr. 
Knaben ein eigentümliches krampfhaftes Atmen auf, welches trotz der verschiedensten 
Heilversuche Über 1 Jahr anhielt. Es handelte sich im Wesentlichen um rein expi¬ 
ratorische Krämpfe, welche teils spontan ohne voraufgegangene Inspiration auftraten, 
teils sich unmittelbar an eine normale Exspiration anschlossen: die krampfhafte Tätig* 
keit der Bauchmuskeln war eine äufserst intensive. — Der Aufenthalt in der Klinik, 
energische Aufforderung, tief zu inspiriren und die einmalige Application des fara* 
dischen Stromes genügten zur Heilung. — Ex juvantibus ersch liefst R, anch in 
diesem Falle das Vorhandensein von Hysterie (Cbl. 1SS3, S. 784). 

2) R. berichtet über einen 19jährigen jungen Mann, der seit 2 Jahren an Kurz* 
atmigkeit, innerhalb des letzten halben Jahres aber an anfallsweise aoftretenden In 
spirationskrämpfen litt, wobei die Gesichtsmuskeln nnd die Glieder zucken und zc 
Ende des Anfalls ein Hundegebell ähnliches Geräusch hervorgebraefht wird. All* 
15 Secunden wiederholt sich die Scene: 20 — 30 forcirte, unter Anspannung alle] 
respiratorischen Hülfsmuskeln gemachte Inspirationen. Jede Erregung verschlimmert 
die Anfälle: spricht man mit dem Kranken, so kann er sich besser beherrschen 
w&hrend einer ophthalmoskopischen Untersuchung traten die Anfälle nicht auf. Si< 
bestanden Monate lang, wurden aber beim Gebrauch beruhigender Mittel gemilder 
(Liquor arsen., Kalium brom., Hydras chlorali). Bernhardt. 


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No. 11. Walton. Fürstner u. Zacher. Balzer. Ritter, v. d. Crone. 191 


CI. L. Walton, Possible cerebral origin of the Symptome ueually 
claseed under „Railway Spine“. Boston Med. and Sarg. J. 1883, 
October 11. 

Viele Symptome der unter dem Namen der Railway-spine bekannten Erkrankung 
(Folgen der Erschütterung der Wirbelsäule und des Rückenmarks) lassen sich nach W. 
auf Erschütterung des Schädelkapselinbalts beziehen. Als besonderen Typus eines 
derartigen Leidens bezeichnet Vf. die halbseitige Anästhesie mit Beeinträchtigung der 
Sinnesorgane, wie sie bei Hysterischen vorkommt, wovon ein Beispiel ausführlich mit- 
geteilt wird. _ Bernhardt. 


Fürstner und Zacher, Zur Pathologie und Diagnostik der spi¬ 
nalen Höhlenbildung. (Eigentümliche vasomotorische Störung.) 
Arch. f. Psychiatrie XIV. S. 422. 

Aus dem überaus symptomenreichen klinischen Bilde dieses Falles heben Vff. be¬ 
sonders folgendes vasomotorische Phänomen hervor: Bei Berührungen der Haut an irgend 
einer Stelle des Körpers tritt zunächst Blässe, dann Rötung ein und nach 1—2 Mi¬ 
nuten erheben sich im ganzen Bereich der geröteten Partie helle, mit Serum gefüllte 
Bläschen, die zu einer erhabenen Leiste confluiren, welche mehrere Stunden fort¬ 
besteht. 

Der Sectionsbefnnd ergab eine sich durch das ganze Rückenmark erstreckende, 
innerhalb der grauen Substanz entstandene Neubildung, in welcher es zu in verschie¬ 
denen Höhen verschiedentlich configorirter Höhlenbildung gekommen ist. Die Höhle 
ist innerhalb der Gliawucherung unabhängig vom Centralkanal, der fast vollständig 
erhalten ist, entstanden. Es bestätigt sich damit die Ansicht Schulve*8, dass ein 
Teil der Höhlenbildungen im Rückenmark durch Zerfall neugebildeter Gliommassen be¬ 
dingt wird. Oppenheim. 


Balzer, Notes sur l’histologie des dermatophytes. Arcb. de physiolog. 
normale et pathol. 1883, No. 8. 

B. empfiehlt zum Studium der Dermatophyten (namentlich bei Pityriasis versi- 
color, Favus und Herpes tonsurans), folgende Behandlungsmethodeu der zu unter¬ 
suchenden Gebilde (Haar, Schuppe, Scutula-Fragment): 1) Die Objecte werden zuerst 
in Aether oder absoluten Alkohol gebracht, um sie vom Fett zu befreien. Dann 
färbt man sie einige Stunden in einer wässerigen oder alkoholischen Lösung von Eosin 
oder Chinolinblau; die überflüssige Färbeflüssigkeit wird mit Fliefspapier entfernt und 
das Präparat in 40procentige Kalilauge gebracht; oder 2) nachdem die Objecte in 
Eosin oder Chinolinblau gefärbt sind, legt man sie in Canadabalsam, der in einer 
groben Quantität von Chloroform gelöst ist. — Mit Hülfe dieser Methoden konnte B. 
die Pilze sehr gut studireu._ Lewinski. 


Ad« Ritter , Ueber die Ke&orptionsfähigkeit der normalen mensch- 
r liehen Haut. Deutsches Arch. f. klin. Med. XXXIV. S. 143. 

R., welcher unter der Leitung Flsxscheb's arbeitete, kommt zu Resultaten, welche 
dem von F. vertretenen Standpunkte entsprechen, nämlich: 1) Die normale Haut ist 
nicht resorptionsfähig, gleichviel ob die betreffenden Substanzen in flüssigem Zustande, 
in Salbenform oder fein zerstäubt auf dieselbe applicirt werden; 2) alle Stoffe, welche 
dre Haut reizen, sind bei hinlänglich intensiver Einwirkung im Stande, die Continuität 
derselben zu trennen, um daun von der veränderten Haut aus resorbirt zu werden. 

Lewinski. 


6. t. d. Crone, Zur operativen Behandlung der Uterusmyome. Diss. 
Berlin 1883. 

C. berichtet einen Fall aus der Praxis v. Rabkrau’s, io welchem 4 Monate naoh 
der Castration ein apfelgrofses Myom an der hinteren Uteruswand sich entwickelt hat. 
Die Castration ist also hier ohne Einfluss auf die Entwickelung des Myoms geblieben. 
In 11 bisher bekannten Fällen ist dies auch 2 Mal der Fall gewesen. Zur Myomotomie 


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192 


Hofmeirr. — Möller. — Albrrtoni. 


No. 11. 


sei jedoch nicht in allen Fällen za raten, da die Mortalittt hier eine weit gröftere 
sei, als bei der Castration; es mOsse in jedem Falle der Erfahrung des Operateurs 
und den Indicationen ttberlassen bleiben, welche von beiden Operationen su machen sei. 

i. Martin. 


M. Hofmeier, Ueber den Einfluss des Diabetes mellitus auf die 
Function der weiblichen Geschlechtsorgane. Berliner klin. Wochen- 
schr. 1883, No. 42. 

Ein 20 jähriges, kräftiges Mädchen, welches seit dem 14. Jahre regelmäfsig and 
normal menstrnirt war, suchte wegen Jucken an den äufseren Genitalien und Aus¬ 
bleibens der Menstruation seit einem Jahre ärztliche Hülfe auf. Es wurde Pruritus 
vulv® verbunden mit Diabetes mellitus und atrophischem Uterus und Ovarien constatirt. 
H. hält diese Atrophie für eine secundäre und, da keine anderen Organerkrankungen 
nachzuweisen waren, als Folge des Diabetes mellitus und als Analogon der bei 
Männern, welche an Diabetes mellitus leiden, auftretenden Impotenz. Die Seltenheit 
der Beobachtung über die Beeinflussung dieser geschlechtlichen Functionen durch 
Diabetes sucht H. dadurch zu begründen, dass diese Erkrankung bei Frauen erst im 
klimakterischen Alter und überhaupt seltener als bei Männern aufzutreten pflegt. 

W. 8chülein. 


P. Müller, Ueber die Anwendung des Bromaethyls in der Geburte- 
hülfe. Berliner klin. Wocbenschr. 1883, No. 44. 

M. hat iß 22 Fällen das Bromsthyl versucht, welches in letzter Zeit besonders 
von Hjbckkrmahk gegen den Wehenschmers als Ansestheticum ohne Beeinträchtigung 
des Sensorium empfohlen war. Die unangenehmen Nebenwirkungen des Chloroform: 
Würgen, Erbrechen und Kopfschmerzen fielen fort. Nur in 9 Fällen wurde geringe 
Beschleunigung der Hers- und Lungentäligkeit beobachtet; 8 Mal trat Dilatation der 
Pupille auf, sehr häufig starke Rötung des Gesichts. Jedooh sind M.'s Resultate 
nicht so günstig, wie diejenigen Hackbkmahn’s , denn in 2 Fällen, in denen allerdings 80 
bis 100 Grm. verbraucht waren, stellte sich eine nicht unbedeutende Bronchitis im 
Wochenbett ein; auch ist die Wirkung des Mittels nach seinen Erfahrungen unsicher. 
In der Austreibungsperiode wurde das Mittel in 13 Fällen angewendet und zwar 5 Mal 
mit gutem Erfolge, 3 Mal trat eine unvollständige und 5 Mal gar keine Wirkung 
ein. In der Eröflhungs- und Austreibungszeit wurde es 9 Mal gegeben und zwar nur 
2 Mal mit vollständigem Erfolg; in 3 Fällen trat Linderung ein und in 4 Fällen 
konnte nur der Schmerz in der Eröffnungs- nicht aber in der Austreibungszeit beseitigt 
werden. w. Schölein. 


P. A Iberton i, Cotoina e Paracotoina. Rivista di chimica med. e far- 
maceutica etc. da Albertom e Guareschi 1883, I. 3. S. 81. 

Cotoin zu 10—20 Centigrm. mehrmals täglich bewirkt beim gesunden Menschen 
keine giftige Erscheinungen, hat keinen Einfluss auf die Verdauung, wird zum kleinen 
Teil durch die Nieren abgeschieden. Charakteristische Reactionen sind gelbe Färbung 
durch Alkalien, blutrote durch Salpetersäure, gelbbraune durch Schwefelsäure. Die 
Anwendung des Cotoin hindert die Fäulniss weder innerhalb, noch aufserhalb des 
Körpers, dagegen bewirkt es „active Eweiterung der Bauchgefäfse u . Paracotoin wirkt 
ebenso, nur schwächer. — A. teilt eine Anzahl therapeutischer Beobachtungen bei 
verschiedenen Formen von Diarrhoe mit. Er zieht die Dosen von 15—20 Centigrm. 
den kleineren vor und giebt es als Pulver oder in folgender Formel: Cotoin 0,4, 
Natr. bicarbon. 1,0, Aq. 1000,0, Glycerin 20.0, vor dem Gebrauch su schütteln. Der 
Erfolg war nicht immer sicher; bei Dysenterie, überhaupt bei Geschwürsbildung auf 
der Schleimhaut war es nutzlos. Paracotoin hat A. in 12 Fällen von Diarrhm bei 
Geisteskranken benutzt; 4 Mal ohne Erfolg. Beide Präparate verdanken ihren Erfolg 
dem Umstande, dass sie die Ernährung und Erhaltung der Darmschleimhaut und die 
Resorption begünstigen; ganz besonders wirken sie auf die Erhaltung der Epithelien. 
Empfehlenswert ist auch die Verbindung mit Magistr. Bismuth. J. Sander. 

Verlif von August Hirschwald in Berlin. — Druck ton L. Schumacher in Berlin. 


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Wöchentlich erscheinen 
1—9 BofeD; am Schluss« 
4 m Jahrgang« Tiuü, Na- 
ui* and Sachregister. 


Centraiblatt 

für die 


Preis des Jahrgau gy?j 
20 Mark; za beziehen 
durch alle Buchhandlun¬ 
gen und Postanstalten. 


medicmischen Wissenschaften. 


Redigirt von 

Pro! Dr. H. Kroneoker, und Prof, Dr. H. Senator, 

Berlin (NW.), Doretheeastr. SS. Berlin (NW.), Banhofttr.* 7 (am Hsgelplats). 


1884. **. M*r». No. 12. 


Imlualt: Aüdbkb, Phloroglucin (Orig.-Mitt). 

Sa pp et, Accessorische Pfortadervenen. — Gurwitsch, An&stomosen zwischen 
Gesichts - und Orbitalvenen. — H. Senator, Einfluss der Erwärmung auf Kreislauf, 
Atmung und Harnabsonderung. — Bodländer, Ausscheidung des Alkohols. — 
V. Längs, Adenoide Vegetationen im Nasenrachenraum. — Sohnsnbürg, Ranula. — 
Co enil und Bsrlioz; Nbisshb; Salomonsen und Dirking-Holmfbld, Jequi- 
rity-Opthalmie. — J. Seite, Tötliche Stimmbandlähmnng durch Kropf. — Sturgks, 
Rheumatismus und Chorea. — Pint er, Myositis ossificans progressiva. — Fr. 
Scbultzs, Rückenmarksverftnderung bei secundärer Degeneration und bei Tabes. — 
Berus, Circuläre Ruptur der Vaginalportion. — A. Eulen bürg, Wirkung des 
Ergotinin. 

W. Philipp, Entwickelung der Trachea. — Feiertag, Blutplättchen im 
Pferdeblnte. — Wooldripgb, Lecithin, ein Factor der Blutgerinnung. — R. Schulz, 
Aitifieielle, cadaverOse und pathologische Rflckenmarksveränderungen. — A. Bako, 
Nähte der Banchwand. — A. Szili, Der Conus am Sehnerven. — Pbipeb, Arsenik- 
Ingestionen in lenkaemischen Milstumor. — Dumohtpallibr, Transfert durch Ueber- 
redung. — Joe. Meise, Vergröberung der Ovarien während der Menstruation. 


Das Resoreinderivat: Phloroglucin. 

Von Dr. Jaslns Andrer. 

L Wie die Monoxybenzole: Phenol, Naphthol, Thymol einer-, 
die Dioxybenzole: Brenzcatechin, Resorcin und Hydrochinon an¬ 
dererseits ungeachtet ihrer Isomerie von einander sehr abweichende 
Eigenschaften in ihrem chemischen, physiologischen und therapeuti¬ 
schen Verhalten offenbaren, ebenso verschieden wirken auch die 
Irioxybenzole: die giftige Pyrogallussäure und das ungiftige Phlo¬ 
roglucin. 

In Anbetracht der chemischen Verwandtschaft des Phloroglucin 
auch zum Resorcin, wurde ersteres s. Z. gleichen physiologischen, 
wie therapeutischen Untersuchungen unterworfen, wie letzteres. 
Dabei ergab sich das Merkwürdige, dass das Phloroglucin, wie 
aeiner isomeren Pyrogallussäure, so auch dem Resorcin gegenüber 
hn Wesentlichen die gerade entgegengesetzten Eigenschaften zeigte. 
Während nämlich Resorcin bekanntermaafsen lösliches Eiweiß jeden 
Herkommens, tierischen, wie pflanzlichen Ursprunges, aus seinen 

XX1L Jahrgang. 13 


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194 


Andrer , Phloroglucin. 


No. 12. 


Losungen gerinnend niederschlfigt, besitzt das Phloroglucin nicht 
die geringste ei weifsgerinnende Eigenschaft. Daher erklärt sich 
leicht die Tatsache, dass das Phloroglucin, im Gegensatz zum ad- 
stringirenden, kaustischen und hsemostatischen Resorcin, Blut und 
andere leicht gerinnbare Gewebssäfte vor Gerinnung geradezu schützt 
und selbige relativ lange in ihrem natQrlichen, flüssigen Zustande 
unzersetzt erhält. Schon diese erste Eigenschaft des Phloroglucin 
ist ein hinreichend wichtiges Moment, besonders für Laboratorien, 
wo man aufser Blut noch andere tierische Säfte, sei es im lebenden 
Organismus- selbst, beispielsweise bei kymographischen Versuchen, 
sei es aufserhalb desselben, in warmer oder kalter Lösung zu ver¬ 
schiedenen Zwecken vor Gerinnung schützen will. 

Eine graue Verfärbung des Blutes, nach Art des ungiftigen 
Resorcin oder eine Umwandelung desselben in Methaemoglobin, wie 
nach Zusatz der übrigen, giftigen, ein-, zwei- und dreiatomigen 
Phenole, findet durch Phloroglucin nicht statt. Es verändert dem¬ 
nach nicht die ßlutmischung, zerstört nicht die roten und weifeen 
Blutkörperchen und löst noch viel weniger ihr Stroma auf. Das 
im Blutserum gelöste Hssmoglobin verliert nicht die Fähigkeit, sich 
zu oxydiren oder sich zu reduciren, wiewohl das dem Einflüsse 
des Phloroglucin ausgesetzte dunkle venöse Blut granat-, ja hell¬ 
kirschrot wird. 

Wenn das Phloroglucin auch nach Art aller bisher unter¬ 
suchten chemischen Stoffe der aromatischen Reihe im Stande ist, 
den Eintritt von Fäulnissvorgängen mehr oder weniger hinauszu¬ 
schieben ; — ein bakterientötendes Mittel nach Art des Resorcin ist es 
doch nicht. Es vermag noch viel weniger, als jenes, die Schimmel¬ 
bildung zu verhindern; im Gegenteil, jede bisher von mir beob¬ 
achtete wässerige, saure, neutrale, alkalische, alkoholische etc. Phloro- 
glucinlösung schimmelte nach einer gewissen Zeit so reichlich und 
üppig, wie ich diese Erscheinung noch bei keinem anderen chemi¬ 
schen Präparate gefunden habe. Es übertrifft hierin sogar die 
Gallussäure, mit der es als glykosidartiger Körper zugleich ver¬ 
wandt ist. 

Diese wenigen Tatsachen erklären es zur Genüge, warum das 
Phloroglucin als Antisepticum, bsonders aber als Antimycoticum 
im Gegensatz zum Resorcin, als ein völlig unbrauchbares Mittel 
sich erweist. Als ungiftiges, gerinnungshemmendes Mittel mag das 
Phloroglucin allerdings vor allen ein-, zwei- und drei-atomigen 
Phenolen den Vorzug verdienen und wie schon oben bereits be¬ 
merkt, gerade wegen dieser Eigenschaft passende Verwendung finden, 
besonders auch als desodorirendes Mittel bei gewissen Gährungen, 
worüber später ein Mehreres! 

II. Wenn also nach bisherigen Untersuchungen das Phloro¬ 
glucin allein, in seiner isolirten Wirkung, im Vergleich zur viel¬ 
seitigen Wirksamkeit des Resorcin, physiologisch aufgefasst eine 
relativ einseitige Verwendbarkeit verrät, so entwickelt es besonders 
in Verbindung mit Salzsäure nicht blos die von Wiksnkr nach¬ 
gewiesene Rotfärbung des Lignin im Pflanzenreich, sondern auch 


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No. 12. 


Sappey, Accessorische Pfortadervenen. 


195 


eine ganz neue Eigenschaft im Tierreich. Es vermag nämlich in 
richtiger, proportionaler Mischung mit Salzsäure nicht blos die 
kohlensäurehaltigen organischen Kalkgebilde der niedrigsten Wirbel¬ 
tierklassen aus ihrer Molecularstructur bis zur schnittfähigen Weich¬ 
heit und ConsiBtenz umzuändern, sondern auch die härtesten phos¬ 
phorhaltigen Knochen der obersten Säugetiere binnen weniger 
Stunden in eine weiche, plastische (Cblorcalciummasse) Masse um¬ 
zuwandeln, bei völliger Erhaltung ihrer ursprünglichen Form und 
Structur. Diese dem zarten und zartesten Knorpel ähnliche Masse 
zeigt, richtig zubereitet, unter dem Mikroskop die schönsten Zellen¬ 
anordnungen und -Formationen. 

För andere Zwecke genügt es, den mit Phloroglucin* Salzsäure 
behandelten Knochen eine tuch- oder lederartige Consistenz zu ver¬ 
leihen, um selbige beliebig mit der Scheere oder mit dem Messer 
bearbeiten zu können. Für’s Erste gewährt die knochenerweichende 
Methode bei Anwendung des grofsen GtJDDKN-KATScH’schen Mikrotomes 
den Vorteil, ganze Skelete oder Skeletteile mit Ueberzug und Inhalt 
schichtweise abzutragen. Zweitens gestattet die schnelle Wirkung der 
Phloroglucin-Salzsäure unmittelbar nach Operationen pathologisch¬ 
anatomische Präparate anzufertigen. 

Die Phloroglucin -Salzsäurelösung vermag nicht das Elastin und 
Keratin nach Art der Knochen schnittfähig zu machen. 


M. C. Sappey, Memoire sur les veines portes accessoires. Journ. de 
l’anat. et de la pbys. 1883, 5. 

Zwischen den Endigungen der Pfortader und dem übrigen 
Venensystem existiren sehr zahlreiche Anastomosen, die bis jetzt 
nicht beschrieben sind und dennoch bei gewissen chronischen Af- 
fectionen, besonders der Cirrhose, eine gewisse Bolle spielen. Die 
eine Gruppe von diesen Anastomosen ist durch kleine Venen ge¬ 
bildet, welche von der mittleren Partie des Diaphragma zur con¬ 
vexen Fläche der Leber herabsteigen und sich über den benach¬ 
barten Acini mit den hier befindlichen Pfortaderzweigen vereinigen. 
Die andere, untere Gruppe umfasst eine Reihe von kleinen Venen, 
die vom subumbilicalen Teil der vorderen Bauchwand zur Longi¬ 
tudinalfurche der Leber gehen und mit den Venae epigastricae com- 
municiren. Wenn nun das Blut der Pfortader auf hört die Leber 
zu passiren, so gelangt es durch Vermittelung der ebengenannten 
Anastomosen in das Hauptvenensystem. In diesem Falle sieht man 
die ursprünglich sehr zarten anastomotischen Zweige sich allmählich 
dilatiren und zu unerwarteten Dimensionen gelangen. Von der Per¬ 
sistenz der Vena umbilicalis existirt nach der Ansicht des Vf. für 
den Erwachsenen kein authentisches Factum, und alle bisher dafür 
angesehenen Fälle werden von ihm für Erweiterungen einer der 
kleinen Venen des Lig. Suspensorium gehalten. Indem die letzteren 
sich erweitern und hypertrophiren, führen sie auch die Dilatation 
und Hypertrophie der Venen herbei, mit welcher sie anastomosiren, 
und werden also zum Ausgangspunkt eines grofsen ableitenden 

13 * 


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19G Gurwitsch, Anastomosen zwischen Gesichts- und Orbit&lvenen. No. 12. 

Weges, welcher sich von der Leber gegen die Hauptvene des unteren 
Gliedes erstreckt. Dieser Weg wird durch das Blut in der Rich¬ 
tung von oben nach unten und nicht von unten nach oben durch¬ 
laufen, wie dies noch jetzt die Autoren annehmen, und folgt bald 
den subcutanen und bald den subaponeurotischen Venen des Ab¬ 
domen; in dem ersteren Falle entwickeln sich Varicen oder varicöse 
Tumoren. Der venöse Strom zwischen der Leber und der Haupt¬ 
vene der unteren Extremität zeigt seine Gegenwart durch ein der 
Palpation zugängiges Fr&nissement und durch ein mit dem Stetho¬ 
skop hörbares Rauschen an und kann in der Mehrzahl der Fälle als 
ein Symptom von alter Lebercirrhose angesehen werden, welches 
jedoch insofern nicht als ungünstig aufzufassen ist, als es die Be¬ 
fürchtung vor einem Hydrops abdominis zerstreut. Broesike. 


M. Gurwitsch, Ueber die Anastomosen zwischen den Gesichtsvenen 
und Orbitalvenen, v. Gkäfe’s Arch. XXIX., 4, S. 31. 

Bei Erklärung der Stauungspapille in Folge von Gehirntumoren 
legte v. Gräfk 1860 grofses Gewicht darauf, dass die Vena centralis 
retinae sich in den Sinus cavernosus ergiefst; denn sobald ein Tumor 
auf letzteren drückt, wird eine Stauung in der Centralvene hervor¬ 
gerufen. Diese Ansicht wurde durch die Arbeit Sksrmank’s 1869 
erschüttert, welcher nach wies, dass zwischen der Vena centralis und 
der Vena ophthalmica bedeutende Anastomosen vorhanden sind. 
Weiter fand er, dass das Blut aus dieser Vene sich sowohl in den 
Sinus cavernosus als auch in die Vena facialis anterior ergiefst, und 
zwar mit seiner Hauptmasse in letztere. Mkrkkl bestätigte im 
Wesentlichen diese Angabe Sksemahn’s, wenn er auch im allerletzten 
Punkte demselben nicht beistimmt. 

Zur Aufklärung dieser noch nicht absolut feststehenden Ver¬ 
hältnisse hat G. das Venensystem von 21 Köpfen injicirt und die so 
gewonnenen 42 Präparate daraufhin einer genauen Untersuchung 
unterworfen. Die Vena ophthalmica superior geht aus einem Venen- 
starome hervor, welcher von der Stelle herkommt, wo sich die Vv. 
frontalis, nasales, supraorbitalis und angularis vereinigen, und 
einem solchen, der von der Vena supraorbitalis abgegeben wird. 
In der Augenhöhle verläuft sie in der Richtung von vorn nach 
hinten und von innen nach aufeen in folgender Weise: anfangs vom 
Musculus rectus sup. bedeckt, zieht sie in der Richtung nach hinten 
über den Sehnerven hinweg, verläuft zwischen dem M. rectus superior 
und dem M. r. externus, geht dann über den Rectus superior an der 
äufseren Augenhöhlenwand am Rande der Fissura orbitalis superior 
und mündet endlich in den Sinus cavernosus. Es ergiefsen sich in 
sie folgende Venen: 1) Venae sacci lacrymalis, 2) eine Vene aus 
dem Stirnsinus, 3) eine Vene aus dem dichten Venennetze des An¬ 
trum Highmori, 4) eine Vene, welche die Anastomose mit der Vena 
ophthalmica inferior vermittelt, 5 ) eine Anastomose mit der Vena 
angularis, 6) Venae ethmoidales anterior und posterior, 7) Muskel¬ 
venen, 8) Vena lacrymalis, 9) Venae vorticosae, 10) eine Anaeto- 


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No. 12. 


Senator, Kreislauf. Atmung, Harnabsonderung etc. 


197 


mose aus der Vena ophthalmica inferior, 11) Vena centralis retinae, 
12) eine Anastomose aus dem Sinus alae parvae, 13) die Venen 
aus der Sehnervenscheide und 14) die Venen aus dem Fettgewebe 
der Orbita. 

An der unteren Wand der Augenhöhle befindet sich das System 
der Vena ophthalmica inferior. An der Bildung desselben beteiligen 
sich Venen, die von der anderen Seite aus der Augenhöhle aus¬ 
treten und zur Vena facialis anterior gehen, Muskelvenen * Venae 
vorticosae und bisweilen die Vene aus dem Tränenkanal. Sie 
anastomosirt an zwei Stellen mit der Vena ophthalmica superior und 
möndet in den Sinus cavernosus entweder direct oder nachdem sie 
sich mit letzterer vereinigt hat. Dies Orbitalvenensystem anastomo¬ 
sirt namentlich an dem äufseren und inneren Augenwinkel mit dem 
Gesichtsveneneystem, und besonders mit der Vena facialis anterior, 
welche aufserdem die Vena ophthalmo-facialis direct nach der Augen¬ 
höhle absendet. 

Was den Abfluss des Orbital venenblutes anlangt, so ist Gur witsch 
der Ansicht, dass sich für gewöhnlich der gröfste Teil desselben in 
den Sinus cavernosus ergiefst und nicht, wie Sksf.mann behauptet, 
in die Vena facialis anterior. Horstmann. 


H. Senator, Ueber einige Wirkungen der Erwärmung auf den 
Kreislauf, die Atmung und Harnabsonderung, du Bois - Rrymokd's 
Arch. 1883, Suppl.-Bd., Festschr., S. 187. 

Einige Ergebnisse der hier von S. ausführlich mitgeteilten Ver¬ 
suche finden sich schon früher von S. veröffentlicht (vgl. Cbl. 1882, 
S. 441). Die Versuche stellte er an Kaninchen an, welche in einem 
doppelwandigen Hohlcylinder aus Blech, welcher der Länge nach 
in zwei Hälften zerlegbar ist und von warmem oder kaltem Wasser 
durchströmt wird, erwärmt wurden. Zur Abkühlung genügte es 
auch, die Tiere blos bei Zimmertemperatur in ausgestreckter Lage 
zu erhalten. 

Beim Beginn der Erwärmung steigt der Blutdruck steil an, doch 
hängt diese Steigerung zum Teil von der Unruhe des Tieres, d. i. 
den Muskelbewegungen, zum Teil von der Reizung der sensiblen 
Hautnerven ab. Aufser dieser vorübergehenden primären Steigerung 
ist im Verlaufe des Versuches mit dem Steigen der Körpertemperatur 
über die Norm eine, wenn auch geringe dauernde Blutdrucksteigerung 
zu beobachten. Nur in seltenen Fällen finden Ausnahmen hiervon 
statt: z. B. scheint Erschrecken des Versuchstieres, das ausnahms¬ 
los den Blutdruck sinken macht, dem Einfluss der Erwärmung ent¬ 
gegenwirken zu können. 

Bestimmten Temperaturen entsprechen nicht bestimmte Blutdrücke, 
es erscheint vielmehr die Körpertemperatur weniger stabil als der 
Blutdruck. Nur bei abnormen Temperaturen ist der Blutdruck 
beweglicher und besonders zum Absinken von der während der 
Erwärmung schon erreichten Höhe geneigt. 

Die im Laufe des Versuches durch vorsichtige Erwärmung 
hervorgerufene Blutdrucksteigerung ist, wie Vf. meint, hauptsächlich 


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198 


Bodlänkbr, Ausscheidung des Alkohols. 


No. 12. 


die Folge der directen Einwirkung des erwärmten Blutes aufs Herz 
oder die nervösen Centren, aber nicht reflectorisch durch die Er¬ 
wärmung der Haut bedingt. Letzteres kann der Fall sein, wenn 
die Erhitzung sehr schnell und beträchtlich ist. Die Pulsfrequenz 
wird in der Weise beeinflusst, dass sie früher steigt als der Blut¬ 
druck. 

In dem ersten Stadium der Erwärmung sind die Atemzüge 
nicht nur beschleunigt, sondern auch vertieft, später blos beschleu¬ 
nigt. Die bei Erwärmung von der Haut her auftretende Dyspnoö 
ist, wie Vf. meint, zum Teil durch die Erwärmung der nervösen 
Atmungscentren (cephalische Wärmedyspnoö Gad’s), zum Teil auch 
durch die Reizung der sensiblen Hautnerven (Suilkk) bedingt. 

In Betreff der Harnabsonderung fand S., wie ebenfalls schon 
früher angegeben, dass bei starker Erwärmung Eiweifs im Harn 
auftritt. v. Basch (Wien). 

G. Bodländer, Die Ausscheidung aufgenommenen Weingeistes aus 
dem Körper. Pflügkr’s Arch. XXXII., S. 398. 

B. unternahm die nochmalige Bearbeitung dieses Themas mit 
Rücksicht auf die Frage, ob dem Alkohol die Bedeutung eines 
Nahrungsmittels zukommt, eine Frage, welche sofort verneint werden 
muss, wenn es feststeht, dass gröfsere Quantitäten Alkohols den 
Körper verlassen. B. untersuchte die Ausscheidung durch den 
Harn, die Haut, die Lungen und den Darm.—Zur Bestimmung des 
Alkohols im Harn wurde derselbe mit Weinsäure destillirt und der 
Gehalt des Destillates nach Neutralisirung mit Barytwasser mittels 
des Vaporimeters festgestellt. Zahlreiche Control versuche mit ver¬ 
dünntem Alkohol und Harn, der mit sehr kleinen Mengen Alkohols 
versetzt war, zeigten die Zuverlässigkeit dieses Verfahrens. In den 
Versuchen, die Vf. an sich selbst angestellt hat, ergab sich, dass 
nach Aufnahme vou 50 bis 100 Cctm. absoluten Alkohols, mit 
Wasser verdünnt, im Durchschnitt nur 1,177 pCt. Alkohol im Harn 
erschienen, die Hauptmenge davon in der ersten Stunde nach der 
Aufnahme, ein geringer Teil in der zweiten, in wenigen Fällen 
Spuren in der dritten. Auch nach relativ sehr grofsen, tief be¬ 
rauschenden Dosen Alkohols beim Hunde wurde im Maximum 
2,41 pCt. durch die Nieren ausgeschieden. — Die Ausscheidung 
durch die Haut wurde in der Art untersucht, dass sich das Versuchs¬ 
tier resp. Individuum mit dem ganzen Körper, mit Ausnahme des 
Kopfes, in einem geeigneten Kasten befand, durch den ein Luftstrom 
gesaugt wurde. Der Luftstrom passirte bei seinem Austritte eine 
chromsäurehaltige Schwefelsäure, welche die geringste Menge Alko¬ 
hol resp. dessen nächste Oxydationsproducte durch grünliche Ver¬ 
färbung anzeigte. Dieselbe gestattete auch eine annähernde quanti¬ 
tative Bestimmung. Die Ausscheidung ergab sich als gänzlich be¬ 
deutungslos. In ähnlicher Weise verfuhr Vf. auch zur Prüfung der 
Atemluft. Im Mittel schied ein Hund nach grofsen Dosen Alkohols 
1,95 pCt., Vf. selbst 1,60 pCt. des Alkohols durch die Lungen aus. 
Eine Ausscheidung durch die Fäces konnte nicht constatirt werden. 


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No. 12. Langk, Adenoide Vegetation etc. — Sonnknbüru, Ranula. 199 

Es wurden nach diesen Versuchen also mindestens 95 pCt. des 
Alkohols oxydirt. Dass der Alkohol trotzdem in der Regel nicht 
als Nahrungsmittel verwertet werden kann, ist einleuchtend, wohl 
geschieht es aber nach Binz unter pathologischen Verhältnissen. 

E. Salkowski. 


V. Lange, Zur Frage von den adenoiden Vegetationen im Nasen¬ 
rachenraum. Deutsche med. Wochenschr. 1883, No. 51. 

VI. bringt in diesem Vortrage einige Bemerkungen Ober diese 
Oberaus wichtige und interessante Erkrankung, der wir Folgendes 
entnehmen. Einmal h&lt derselbe die adenoiden Vegetationen fOr 
eine selbstständige Krankheit und nicht fOr den Ausdruck eines 
constitutionellen (skrophulösen) Leidens, weil nach gelungener Ope¬ 
ration die Kranken ohne weitere Kunsthilfe vollkommen genesen. 
Auch stimmt Vf. mit Brksgkn Oberein, der die Krankheit in der 
Regel als angeboren betrachtet. Zur Feststellung der Diagnose hält 
Langk die Digitalexploration för die wichtigste Methode, da man 
durch den in den Nasenrachenraum eingefOhrten Finger sehr bequem 
den Sitz, die Menge, die Dimensionen, die Neigung fOr Blutungen, 
die Consistenz der Geschwülste und die Raumverhaltnisse des Ca- 
vum wird bestimmen können. In der Regel ist auch nur eine ein¬ 
zige Exploration nötig. Wann man operiren soll, h&ngt nicht von 
dem Alter des Pat., sondern von den Einflüssen ab, welche die 
adenoiden Vegetationen auf das Gehör, die Respiration, die Sprache 

u. s. w. ausüben. Zur Ausführung der Operation empfiehlt Langk 
sein Ringmesser, das man ohne Spiegel gebrauchen kann und das 
nur in einer Sitzung in Anwendung gezogen zu werden braucht. 
Denn kleinere Reste kann man zurQcklassen, ohne dass der Erfolg 
als unvollständig betrachtet zu werden braucht und ohne ein Recidiv zu 
befOrchten. Eine Nachbehandlung ist überflüssig, nur erfordert der 
zurückgebliebene Nasen- und Rachenkatarrh eine besondere Berück¬ 
sichtigung. Die Anwendung der Narkose ist unnötig. (Ref. stimmt 
mit Vf. vollkommen überein, da man in der Tat mit dem Ring¬ 
messer oder einem kleinen scharfen Löffel in einer Sitzung die 
Vegetationen entfernen kann, ohne eine besondere Nachbehandlung 
oder weitere Operationen in der Regel nötig zu haben.) W. Lublinski. 

E. Sonnenbarg, Sitz und Behandlung der Ranula. Arch. f. klin. 
Chir. XXIX. S. 627. 

S. hat die Ueberzeugung gewonnen, dass, gemäfe der durch 

v. Rkcki.ikghausen vor 2 Jahren ausgesprochenen Ansicht, die Ranula 
in den allerhäufigsten Fällen in nachweisbarem directem Zusammen¬ 
hänge mit der BLAUDiK-Nuiui’schen Zungendrüse im Spitzenteile steht. 
Namentlich in einem in extenso mitgeteilten Falle von sehr grofser 
Ranula fiel es auf, wie der Balg gleichsam vollständig in die Sub¬ 
stanz der Zunge aufgegangen war, so dass von dieser nach Entfernung 
der Ranula nur ein verkleinertes Organ übrig blieb. Im Ganzen 
hat S. ca. 50, zumeist ambulant in der k. Universitätsklinik zu 
Berlin behandelte Fälle, das Gesammtmaterial der letzten Zeiten, 


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200 Cornil u. Berlioz: Nkisskr; Salomonsen n. Dirking-Holmfeld, No. 12. 

auf die Provenienz der Ranula aus der qu. Drüse an der Zungen¬ 
spitze untersucht. Von diesen 50 waren je 4 Fälle solche von sehr 
grofser resp. zu beiden Seiten des Frenulum sich ausbreitender 
Cyste, 27 gehörten der am häufigsten gesehenen unilateral sich vor¬ 
wölbenden Form an, dann kamen 3 kleinere Cysten der Zungen¬ 
spitze selbst, in 2 Fällen handelte es sich um multiloculäre Formen 
der Ranula, in 5 war die Ranula entzündlich verwachsen, in 
2 Fällen handelte es sich um cystische Erweiterung des Duct. 
Wharton, in einem Falle um eine angeborene Cyste dieses und in 
2 Fällen um dessen einfache Dilatation bei Speichelsteinbildnng. 
Den Nachweis, dass speciell bei den meist bohnen- bis hasel- oder 
wallnussgrofsen einseitigen Cysten eine Entstehung aus der Blaodin- 
NoHN’schen DrQse vorlag, konnte S. zunächst dadurch führen, dass 
der in der Zungensubstanz mehr oder minder hervorragende Balg 
sich leicht von der Mundbodenschleimhaut trennen liefe und sich 
in dessen Wandungen mikroskopisch Reste von Muskelfasern dartun 
liefeen. Nach S. deuten diese Reste deshalb auf den Ursprung der 
Cyste aus der Zunge hin, weil am Boden der Mundhöhle keine 
Muskeln weiter vorkamen. In einzelnen Fällen von nicht vollstän¬ 
diger Exstirpation, sondern nur stückweiser Excision, konnte man 
mit dem Finger oder mit der Sonde die Cyste in die Zungen¬ 
substanz hinein, resp. bis in die Zungenspitze verfolgen. Aufserdem 
liefe sich zwar nicht immer, aber besonders in den Fällen von 
Totalexstirpation eine Auskleidung mit Epithel (welcher Art? Ref.) 
demonstriren. Auch die meist centrale Lage der Ranula völlig 
isolirt vom Duct. Wharton. zieht S. zum Beweise dafür an, dass 
dieselbe in der Tat aus der BLAuniN-NcHN’schen Drüse entsteht und 
das Gleiche gilt von dem Vorkommen isolirter Cysten an dem 
unteren Rande der Zungenspitze und der Fälle sog. höckeriger 
Ranula, welche auf eine Dilatation von kleineren Drüsenbläschen 
bezw. ihrer Gänge zurückzuführen und gegen die Genese aus einem 
in der Mittellinie gelegenen Schleimbeutel (Flkiscrmann) zu ver¬ 
werten sind. Schwieriger ist natürlich die Abstammung aus der 
BLAt’DiR-NoHN’schen Drüse bei schon grofeen Cysten darzutun, be¬ 
sonders wenn der hintere Fortsatz dieser Drüse etwas stärker formirt 
ist. Im Allgemeinen kann man aber aus der Entwickelung der 
Ranula aus der genannten Drüse die Regel ableiten, bei der Ex¬ 
cision nicht den prominentesten Teil, sondern oberhalb des Wharton’- 
schen Ganges die ganze Cysten wand bis zur Zunge selbst zu re- 
seciren. P. Gäterbock. 


1) V. Cornil et A. Berlioz, Experiences sur l’empoisonnement 
par les bacilles de la maceration du J^quirity. Aroh. de Physiol. etc. 
1883. 8. — 2) Neisser, Ueber die Natur der Jequirity-Ophthalmie. 
Fortscbr. d. Med. 1884. 3. — 3) C. §. Salomonsen und J. Chr. 
Dirking-Holmfeld, Die Aetiologie der Jequirity-Ophthalmie. 
Bas. 

1) C. und B. spritzten Jequirity-Maceration in die Lymphbahn 
von Kalt- und Warmblütern und erhielten folgende Resultate. 


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Origiral ftom 

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No. 1*2. 


Jeqniritj-Ophthalmie. 


*201 


Die Wirkung ist eine verschiedene, je nach der Art ihrer Ein¬ 
führung und den dabei benutzten Tieren. Während die locale An¬ 
wendung des Jequirity auf die Conjunctiva nur einen geringen 
Einfluss auf das Allgemeinbefinden ausQbt und günstige therapeu¬ 
tische Resultate hei schweren Augenerkrankungen erzielt, veranlasst 
seine Einführung in das Blut und in die Lymphe Allgemeinerschei¬ 
nungen, welche bei dem Meerschweinchen, dem Kaninchen, dem 
Frosche und den Fischen den Tod zur Folge haben. — Die In« 
jection eines halben Cubikcentimeters eines schwachen Aufgusses in 
das subcutane Zellgewebe des Meerschweinchens bringt ein entzünd¬ 
liches Oedem mit tätlichem Ausgange hervor. Bei einer geringeren 
Dosis geht das Oedem in eine Phlegmone über und wird gangränös 
abgestofsen. Das Tier wird auf diese Art immun selbst gegen 
grobe Dosen dieses Giftes. 

Spritzt man V 4 bis 1 1 Cubikcentimeter in das Peritoneum oder 
die Pleura der Kaninchen, so geht das Tier an einer fibrinösen 
Peritonitis bezw. Pleuritis zu Grunde. Die Mikrobien leben in 
dem serös-purulenten Exsudate, welches diese Entzündung charak- 
terisirt, dringen in das Blut ein und veranlassen durch Verstopfung 
gewisser Gefäfsgebiete der Leber Infarcte mit Nekrose der Leber¬ 
zellen. 

Die Injection von 2 bis 3 Cubikoentimetern in die Ohrvene 
des Kaninchens hat den Tod des Tieres nach wenigen Stunden zur 
Folge. Die Bacillen werden 1 oder 2 Stunden nach der Injection 
durch den Urin und die Fäces ausgeschieden. Eine Injection von 
2 bis 3 Tropfen desselben Decoctes in die Venen veranlasst erst 
im Zeitraum von *24 Stunden den Tod. 

Im Blute der kaltblütigen Tiere leben und vermehren sich die 
Jequiritybacillen weit lebhafter, als im Blute der Warmblüter. Nach 
Einführung einer grofsen oder geringen Dosis des Aufgusses in den 
dorsalen Lymphraum oder in das Peritoneum des Frosches geht das 
Tier zu Grunde und es .finden sich dann noch massenhafte, in leb¬ 
hafter Bewegung begriffene Bacillen im Blute, in der Lymphe und den 
serösen Höhlen. Die Capillaren aller Organe sind damit mehr oder 
weniger gefüllt, doch die Parenchymzellen derselben gehen keine 
Veränderung ein. Das Blut eines so vergifteten Frosches wirkt 
selbst wieder infectiös. Die subcutane Injection desselben hat eine 
septische Affection mit tödtlichem Ausgange zur Folge. Die Lymphe 
und das Blut sind mit fast ebenso zahlreichen Bacillen bevölkert, 
wie die Jequiritymaceratiou selbst. 

2) N. bestreitet, dass Jequirity-Ophthalmie als eine Infections- 
krankheit, welche durch die von Sattlkr gefundenen Bacillen fiber- 
trägen werde, anzusehen sei. Er fand, dass das Jequirity-Infus nur 
wirksam blieb, so lange keine Bacillen darin wuchsen. Kamen 
dieselben zur Entwickelung, so hörte die Wirksamkeit auf. Die 
Impfungen mit Reinculturen der Bacillen waren stets erfolglos. 
Weder, in den durch die Ophthalmie erzeugten Secreten, noch im 
Gewebe der chemotischen Bindehaut vermochte er ein einziges Mal 
die charakteristischen Mikrobien zu finden. Er konnte nur dieselben 


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202 


Skitz, Tötliche Stimmbandlähmung durch Kropf. 


No. 12. 


Kokken darin constatiren, die auch in durch Ammoniak erzeugten 
Conjunctivitiden anzutreffen sind. Die Inoculationsversuche mit Oph¬ 
thal miesecreten, mit Conjunctivalfetzen blieben ebenfalls gänzlich 
resultatlos. Was die von Sattler behauptete Immunität, welche 
nach einmaliger Behandlung mit Jequirity-Infus eintreten soll, an¬ 
langt, so ist dies nur eine örtliche Unempfänglichkeit; hervorgerufen 
durch narbige Gewebsveränderungen in Folge der einmaligen Oph¬ 
thalmie, und nicht etwa jene bei Infectionskrankheiten bekannte 
Immunität des ganzen Organismus gegenüber dem Krankheitsgifte 
nach einmaliger Durchseuchung. 

3) Zu demselben Resultat kamen S. und D.-H., welche fan¬ 
den, dass die Jequirity-Ophthalmie nicht durch Bakterien verursacht 
werde, sondern durch ein im Jequirity-Samen enthaltenes Gift her¬ 
vorgerufen werde, das in Wasser und Glycerin löslich, in Alkohol, 
Benzin, Aether und Chloroform unlöslich ist und durch einstündige 
Erwärmung auf 65—70 °C. seine Wirksamkeit verliert. Schon die 
Giftmenge, welche in ’/iooooo Grm. Jequirity-Samen enthalten ist, 
reicht hin, um eine deutliche Conjunctivitis beim Kaninchen zu er¬ 
zeugen. Auf Mäuse und Frösche wirkt das Gift subcutan injicirt 
schnell tötlich (vgl. d. Bl. S. 166). Horstmann. 

J. Seitz, Der Kropftod durch Stimmbandlähmung. Arch. f. klin. 

Chir. XXIX. S. 1 u. 2. 

S. hatte eine Dame beobachtet, die an einer seit einigen Mo¬ 
naten auftretenden Struma leidend, plötzlich gestorben war, ohne 
dass sich bei der Section eine Veränderung in den N. recurrentea 
oder in der Kehlkopfsmusculatur, oder gar eine Erweichung der 
Trachealringe, sowie eine säbelscheidenartige Form der Trachea 
gefunden hätte. Ebenso war das Herz gesund und der Aditus ad 
laryngem frei gefunden worden. 

Im Anschluss an diesen Fall glaubt Vf., dass derartige in 
wenigen Minuten zum Tode führende Anf^le nur durch Druck der 
Struma auf die N. recurrentea und dadurch bewirkte Parese der 
M. crico-aryt. post, und zum Glottiskrampf führendes Ueberwiegen 
der Glottisschliefser erklärt werden könnten. Es sei also die »Sto¬ 
rung im Gleichgewichte der Kehlkopfsinnervation“ als die letzte 
Ursache des Krampfes und somit des Todes anzusehen. Da nun 
S. seinen Fall nicht laryngoskopirt hat, so führt er zum Beweise 
dieser Ansicht den hohlen Hustenton an, welchen er als Symptom 
einer Schwäche der Stimmbandspanner erklärt. Ebenso beruft S. 
sich auf Fälle aus der Literatur (Johnson, Mackknzik, Skmon, 
Rosenbach), in denen bei hochgradigen Strumen Parese der Glottis¬ 
erweiterer und spastische Zustände der Glottisschliefser auftraten, 
da bei beginnender Recurrenslähmung immer zuerst die Fasern 
betroffen werden, welche die Glottisöffner versorgen und eben in 
Folge dessen die Schliefser überwiegen und die Stimmbänder bis 
auf wenige Millimeter einander genähert werden. — Alsdann be¬ 
spricht Vf. den Glottiskrampf der Erwachsenen, sowie die Aetiologie 
und den Symptomencomplex der Lähmungen des M. crico-aryt. post.. 


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No. 12. Stürgbs, Rheumatismus u. Chorea. - Pintkb, Myositis oss. progr. 203 


um weiterhin auf die Gefahren der Jod-Injection bei Struma und 
die zuweilen nach Exstirpation derselben beobachteten meist me- 
lancholischen Verstimmungen aufmerksam zu machen. Zum Schluss 
seiner aufserordentlich reichhaltigen und mühevollen Arbeit (es sind 
nicht weniger als 226 Literaturangaben gemacht), geht S. auf die 
f&r seinen Aufsatz nicht mehr benutzte Arbeit von Johnson ein, 
der die ganz besondere Wichtigkeit der Differenz der Kehlkopfs- 
erscheinungen bei Betroffensein des Vagusstammes und Recurrens 
in klarster Weise dargelegt hatte. W. Lublinski. 


O. Stnrges, The rheumatic origin of chorea. Lancet II., 1883, No. 19. 

Unter 202 Fällen von Chorea, welche Kinder unter 12 Jahren 
betrafen, constatirte St anamnestisch bei 15 einen früheren acuten 
Gelenkrheumatismus bei 24—25 vorangegangene, vermutlich rheu¬ 
matische Gelenkschmerzen; also für die 1. Gruppe ca. 7'/,, für die 
2. ca. 12 pCt von choreakranken Kindern mit wahrscheinlich rheu¬ 
matischer Vergangenheit. Auffallend häufig fand sich acuter Rheu¬ 
matismus bei den nächsten Familiengliedern (Eltern und Geschwister) 
dieser Kinder, nämlich unter 143 daraufhin erforschten Fällen in 43. 
Aus mehreren kleinen Untersuchungsreihen ging hervor, dass bei 
erwachsenen Hospitalpatienten der verschiedensten Art ein Procent¬ 
satz von ca. 20 früher rheumatisch gewesen war, während unter 
204 an verschiedenen Affectionen leidenden Kindern (von denen die 
Hälfte noch dazu in einem für Chorea wenig disponirenden Alter 
stand) ca. 15 pCt an Rheumatismus gelitten hatten. Dem gegen¬ 
über giebt die oben erwähnte Zahl von 19 pCt choreakranken, 
früher rheumatischer Kinder nur einen schwachen Anhalt für die 
Annahme eines besonderen Zusammenhanges zwischen Rheumatismus 
und Chorea, während allerdings das „Collective investigation Com¬ 
mittee 11 bei 128 Choreakranken einen Procentsatz von 24 gefunden 
hat, der also wesentlich über dem oben erwähnten liegt. Perl. 

G. Pint4r, Beitrag zur Casuistik der Myositis ossificans progressiva. 

Diss. Würzbarg 1883, 87 Stn. 

Neben einer Zusammenstellung aller bisher über diese seltene 
Krankheit publicirten Beobachtungen berichtet P. höchst ausführlich 
über eine eigene, ein 20jähriges Mädchen betreffende Beobachtung. 
Die Krankheit begann bei dieser in keiner Weise hereditär be¬ 
lasteten Person im vierten Lebensjahre. Die Intelligenz der Kranken 
war normal; es bestand eine continuirliche Tachykardie (116 Puls¬ 
schläge); im Harn fanden sich keine pathologischen Bestandteile, 
doch waren Kreatinin, Kalk- und Magnesiumsalze bedeutend ver¬ 
mindert, Phosphorsäure im Verhältnis zur ausgeschiedenen N-Menge 
vermehrt. Angeboren bestand ferner in diesem (wie in anderen) 
Falle eine Mikrodaktylie beider grofsen Zehen, welche nur im 
Metatarso-Phalangealgelenk beweglich waren. Die faradische Er¬ 
regbarkeit der Muskeln war erhalten, vielleicht etwas herabgesetzt, 
desgleichen die elektromusculäre Sensibilität. Bei der Untersuchung 
mit dem galvanischen Strom war die Reihenfolge des Auftretens 


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204 Schultzb, Rückenmarksveränderang bei seeand. Degeneration etc. No. 12. 

der Zuckungen abnorm: 1) ASz, dann KaSz, KaOz und KaSTe, 
nie aber AOz. [Ob, wie P. in seiner Tabelle sagte, diese Art der 
Reaction (die Ergebnisse der Exploration bei directer und indirecter 
Reizung sind im Text nicht scharf genug von einander getrennt) 
als EaR (Entartungsreaction) bezeichnet werden darf, scheint Ref. 
sehr zweifelhaft.] (Ueber Trägheit der Zuckung etc. ist nichts aus¬ 
gesagt.) 

Schliefslich betont P. noch, dass eine hereditäre Veranlagnng 
zur Myos. ossif. progr. ausgeschlossen erscheint, wohl aber eine 
congenitale Prädisposition anzunehmen ist. Aus der von Vf. zu¬ 
sammengestellten Tabelle geht hervor, dass das Verhältniss der 
Geschlechter so ist, dass auf 15 männliche 7 weibliche Kranke 
kommen; bei letzteren tritt die Krankheit intensiver auf und früher, 
als bei männlichen Individuen. Von den 22 Fällen kamen 10 auf 
Deutschland, 6 auf England, 2 auf Amerika und je 1 auf Oestreich, 
Frankreich, Russland, Schweiz. Die Therapie ist bis jetzt leider 
ganz resultatlos. Bernhardt. 

Fr. Schultze, Beitrag zur Lehre von der secundären Degeneration 
im Rückenmark des Menschen nebst Bemerkungen über die 
Anatomie der Tabes. Arch. f. Psych. etc. XIV. S. 359. 

Die Erscheinungen wurden am Rückenmark von Personen ge¬ 
wonnen, die durch Wirbelfractur oder -Luxation eine Quetschung 
oder ContinuitStstrennung des Rückenmarks in der Gegend der 
Cauda equina, des Lenden- oder unteren Dorsalteiles erfahren 
hatten; in einer Beobachtung hat ein perimeningealer Tumor eine 
Continuitätstrennung der mittleren Halsanschwellung herbeigeführt. 
Die Untersuchungen, betreffend - die aufsteigende Degeneration in 
den Hintersträngen, lehren, dass dieselbe ihre grOfste Ausdehnung 
unmittelbar über der Laesionsstelle besitzt — hier sind die Hinter¬ 
stränge fast in ihrem ganzen Umfange degenerirt; es wird dann zu¬ 
nächst eine Partie am inneren Saum der Hinterhörner frei, diese 
nimmt nach oben beständig an Breite zu, sodass die Degeneration 
sich auf die inneren Partieen der Hinterstränge beschränkt. Der 
Degenerationsherd, der sich an seinem vorderen Ende kolbenförmig 
(Flaschenform) verbreitert, spitzt eich erst in den obersten Teilen 
des Rückenmarks keilförmig zu. Die Flaschenform reicht im 
Allgemeinen um so höher hinauf, je höher der Sitz der primären 
Lsesion ist. Es ergiebt eich, dass der Teil der Hinterstrangfasem, 
welcher mit dem Nervus ischiadicus in Verbindung steht, in dem 
am meisten nach hinten und innen gelegenen Abschnitt der GoLL’schen 
Stränge gelegen ist. Die GoLL’schen Stränge des Halsteils, wie 
man sie gewöhnlich beschreibt, bestehen im Wesentlichen aus Fasern, 
die mit den hinteren sensiblen Wurzeln für die Unterextremitäten 
Zusammenhängen, und zwar stellen sie die längsten Faserbündel 
dieser Art dar, während ein anderer Teil nicht so weit hinauf ent¬ 
artet, also wohl früher seine Endstation findet (in den Hinter¬ 
hörnern ?). 

Wenn auch aus den Beobachtungen nicht hervorgeht, welche 


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No. 12. Brecs, Circulare Ruptur deT Vaginalportion. 205 

Verbreitung die bia jetzt sogenannten Gou/schen Stränge im 
Lenden- und unteren Dorsalmark haben, so steht doch soviel fest, 
dass der kleine Bezirk, den Flechsig im unteren Lendenmark als 
Fortsetzung der GoLL’schen Stränge abbildet, nicht die definitive 
Begrenzung derselben abgiebt. — Die ansteigende Degeneration 
in den Kleinhirnseitenstrangbahnen tritt weder bei Läsionen der 
Cauda equina, noch bei denen des Lendenmarks, sondern erst bei 
solchen des unteren Dorsalmarks ein. Dieselbe reicht weiter nach 
vorn, als Flechsio’s Angaben Ober die Ausbreitung der Kleinhirn¬ 
seitenstrangbahnen entspricht. 

Bezüglich der pathologischen Anatomie der Tabes dors. schliefst 
sich Vf. der Meinung derjenigen an, welche eine primäre Atrophie 
der Nervenfasern annehmen. Die interstitiellen Veränderungen sind 
secundärer Natur. — In den reinen Fällen dieser Erkrankung ver¬ 
hält sich die Verbreitung der Degeneration ähnlich wie die secun- 
däre Degeneration nach Verletzungen der Cauda equina, indem 
wesentlich die Fortsetzungen der hinteren Wurzeln: die langen, zu 
den Clavse ziehenden Bahnen und die kQrzeren in den Grund¬ 
bündeln der Hinterstränge verlaufenden erkrankt sind, während die 
Cerebellarbahnen ganz intact bleiben. Oppenheim. 

C. Bretts, Ueber circuläre Ruptur der Vaginalportion während der 
Geburt. Wiener med. Blätter 1883, No. 50. 

So schwer die Zerreifsung des Cervix parallel dem Muttermund¬ 
saume erscheint, so Qberraschend günstig ist oft der Verlauf, ohne 
jegliche Temperaturerhöhung. Gewöhnlich ist die Entdeckung der 
Verletzung eine zufällige, woher es auch kommen mag, dass nur 
15 Fälle in der Literatur bekannt sind, von denen 11 in Genesung 
ausgingen. Die meisten heilten ohne Störung des Puerperiums 
innerhalb von 14 Tagen. — Vf. beschreibt einen von ihm auf der 
G. BaAtJK’schen Klinik beobachteten Fall: Ip. Vaginalportion ver¬ 
strichen. Orific. ext. für den Finger durchgängig, ScheidengewOlbe 
halbkugelig in die Vagina berabgedrängt, ohne abnorm verdünnt, 
rigide oder sprOde zu sein. Dieser Status hielt sich auffällig lange. 
Plötzlich wurde ein Riss in der vorderen Cervixwand gefunden, 
durch den sich die Fruchtblase vordrängte, während das Orific. sich 
dahinter noch unverändert fand. Die Geburt verlief schnell durch 
den Riss — am Beckenausgange wurde Zange erforderlich. 2pro- 
centige Carbol- Irrigation, Jodoformpulverung und Jodoformstift in 
die Vagina. Reactionsloses Puerperium. Bei der Entlassung fehlt 
die vordere Lippe, an Stelle derselben ein schmaler granulirender 
Strich zwischen Cervix und Vagina, hintere Lippe lappig verlängert. 
Das abgerissene Cervixstück stark geschrumpft, so dass es kaum noch 
in dem gekerbten Rande der Lippe zu entdecken war. 

Ursache der Ruptur vielleicht abnorme Rigidität des Mutter- 
mundsnumes und pathologisch alterirtes Cervixgewebe. Vf. erscheint 
es wahrscheinlich, dass die Ursache in einer abnormen Mechanik 
der auf die Erweiterung des Muttermundes wirkenden Wehentätigkeit 
zu suchen ist, wodurch die vordere Cervixwand übermälsig gedehnt 


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206 


Eolehbürg, Wirkung des Ergotin. — Philipp. 


No 12. 


und schliefalich zum Platzen gebracht wird. Diese Abnormität ist 
vielleicht begründet in einer Variation der Insertion der Vagina an 
den Cervix oder in Residuen krankhafter Processe, welche Uterus 
oder Cervix abnorm im Becken fixiren. Im späteren Verlaufe 
mögen sich Folgezustände einstellen, analog jenen des EatBiKT’schen 
Ectropiums. A. Martin. 

A. Eulen bürg, Subcutane Injeotionen von Ergotinin — (Tanrrt) = 

Ergotininum citricum solutum (Gehr). Deutsche med. Wochenschr. 

1883, No. 44. 

Das Präparat, Ergotininum citricum solutum von Gkhh, dessen 
sich E. bediente, war eine klare Auflösung, welche in einem Cubik- 
centimeter 0,001 Alkaloid enthielt, von ausgesprochenem Bitter¬ 
mandelgeruch, bitterlichem, etwas zusammenziehendem Geschmack 
und schwach saurer Reaction. Die Beobachtungen erstrecken sich 
auf 15 Personen, bei denen im Ganzen 47 Injectionen ausgeführt 
wurden. Als wesentlichen Vorzug vor anderen Secalepräparaten 
hebt Vf. zunächst die sehr geringe Schmerzhaftigkeit der Injection 
und das Fehlen örtlicher Folgeerscheinungen hervor. Toxische Er¬ 
scheinungen kamen nicht zur Beobachtung. Constant ist eine Herab¬ 
setzung der Pulsfrequenz, welche bei abnorm beschleunigter Herz¬ 
tätigkeit ausgesprochener ist, als bei ruhiger und in der Mehrzahl 
der Fälle verbunden war mit einer Abnahme der Spannung; die 
Körpertemperatur zeigte in einer Reihe von Fällen eine Abnahme 
um 0,1—0,3 0 C. Auf Respiration, Sensibilität, Pupille, Accommo- 
dation schienen die Injectionen ohne Einfluss zu sein. — Vf. ver¬ 
suchte die Ergotinin-Injectionen bei verschiedenen Formen vaso¬ 
motorischer Neurosen, Cephalalgien und Neuralgien, Morbus 
Basedowii und fand sie am wirksamsten zur Coupirung und Ab¬ 
kürzung von Anfällen mit ausgesprochen hyperaemischem, vasopara- 
lytischem Charakter (obwohl es doch die Arterienspannung herab¬ 
setzen soll. Red.). Bei herabgesetzter Leistungsfähigkeit und 
Tonicität des Sphincter vesioie (Enuresis, Incontinenz aus spinaler 
Veranlassung) beobachtete E. eine temporäre Besserung. Negativ 
waren dagegen die Erfolge in 2 Fällen von Tabes dorsalis und in 
einem Falle von Neurose des Herzens, bei welchem zwar die Puls¬ 
frequenz etwas herabgesetzt, die Irregularität des Pulses aber nicht 
beeinflusst wurde. Langga&rd. 


R. W. Philipp, Beiträge zur Lehre über die Entwickelung der 
Trachea. Schenk’s embryol. Mitt. II. S. 177. 

Die Knorpelringe der Trachea entstehen als eine continnirliche, röhrenförmige 
Schicht unmittelbar unter dem Epithel im Mesoderm, welche sich als solche dnrcli 
ihr stärkeres Tinctionsvermögen gegen das periphere Bindegewebe abheben (&.—6. Tagr 
beim Hühnchen, Kaninchen 13. Tag). Sobald die Trachea vom Oesophagus sich ge— 
sondert hat, rückt sie ventralwärts bis sie allmählich dicht unter der Haut liegt. 
Nun erfolgt die Trennung des zusammenhängenden Rohres vom hinteren Umfange 
desselben ausgehend, indem die Knorpelzellen-EIemente daselbst in Bindegewebe ver¬ 
wandelt werden. Dasselbe zieht sich dann zwischen Epithel und Knorpelanlage hinein 
und bildet die submucöse Lage, während eine aufsen von Jener sich entwickelnde 


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No. 12. Feiertag. — Wooldridgr. — R. Schülz. — Bako. 207 

Schicht das umhüllende Bindegewebe des Organs constitnirt. Von dieser Lage dringen 
dann Septa in regelmäfsigen Abständen zwischen die weiche Knorpelmasse bis an die 
submucöse Lage nnd sondern sie in Ringe. Darauf beginnt dbrsalwärts die Bildung 
transversaler Fasern von den Knorpelenden der einen zu denen der anderen Seite, 
als Anlage der Mnskelzüge, wobei die Schleimhaut in Gestalt einer Falte eingestülpt 
wird. (Menschliche Embryonen von 2,2 Ctm. Länge bis 4- nnd 5monatliche; Ka¬ 
ninchen von 18 Tagen.) Die Schleimdrüsen entstehen ent verhältnissmäfsig spät 

Rabl-Rückhard. 


Feiertag, Beobachtungen Ober die sogenannten Blutplättchen (Blut¬ 
scheibchen). Diss. Dorpat, 1883. 

F. hat nnr mit Pferdeblnt gearbeitet, in dessen Plasma er zweierlei Arten von 
Kornern unterscheidet: grobe nnd feine; und nur mit den ersteren (Blutplättchen) hat 
er sich beschäftigt. Die Annahme, dass dieselben durch Zerfall der roten Körnchen- 
kngeln entstehen, bemühte er sich durch die Zählungsmethode nachzuweisen, ebenso 
ihre Beziehung zur Faserstoffgerinnung. Sie unterlagen dann demselben Schicksale, 
wie die weiften Blutkörperchen. Die Zählmischnng stellte er her aus 1 Teil Plasma 
und 4 Teile Verdünnungsflüssigkeit (23 procentige Lösung schwefelsaurer Magnesia). 
Er hat gefunden, dass im Aderlassblute sich sowohl KOrnerkugeln, als KGrner all¬ 
mählich auf losen und dass diese Auflösung durch die Manipulation des Aufrührens 
aufserordentlich beschleunigt wird. Die KOrner lösen sich schneller auf, als die Kugeln, 
von denen einzelne sehr resistent sind. — Nach der Injection von Jauche schwanden 
die KOrnerkugeln, ebenso wie die weifsen Blutkörperchen, äufserst rapide. 

J. 8ander. 


L. Wooldridge, Zur Gerinnung des Blutes, dc Bois-Reymond’s Ach. 
1883, S. 389. 

Plasma von Peptonblut (Blut nach Fütterung mit Pepton) gerinnt durch Ein¬ 
leiten von CO 2 oder Verdünnen nicht, wenn es gelungen war, alle körperlichen 
Elemente durch Centrifugiren abzuscheiden, ehe es zu einem Zerfall von Leukocyten 
gekommen war. Auch Zusatz von Fibrinferment bewirkt in einem solchen Blut keine 
Gerinnung, wohl aber, wenn vorher CO s durchgeleitet war. Ganz in derselben Weise 
wie das Ferment wirkten Leukocyten aus Lymphdrüsen und das aus diesen dar- 
gestellte Lecithin, denen nach Art der Darstellung nur sehr kleine Mengen Fett¬ 
säuren befgemischt sein konnten. Zerreibt man die durch Aether-Alkohol erhaltene 
gelbliche wachsähnliche, nicht krystallinische Masse mit 1 oder 2 Tropfen einer ver¬ 
dünnten Losung von Na s CO t und verteilt diesen Brei in eine Portion Peptonplasma, 
so tritt für sich keine Gerinnung ein, wohl aber, sobald man einen Strom von CO t 
hindurchleitet. Das Lecithin ist also ein Gerinnungsfactor. E. SaikowskL 


R. Schulz, Ueber artificielle, cadaveröse und pathologische Ver¬ 
änderungen des Rückenmarks. Neurolog. Gbl. 1883, No. 23. 

An 20 Rückenmarken, welche in einem Zeitraum von 1—24 Stunden den Leichen 
nicht nervenkranker Personen entnommen nnd einem gleichmäfsigen Härtungsveriahren 
unterworfen waren, fand Sca. die Pigmentirong der Ganglienzellen sehr häufig auch 
schon im Jüngeren Alter, die Zellanhäufnng nm den Centralkanal ebenfalls als ein 
gewöhnliches an kein Alter gebundenes Verhalten. Schwellung und sog. Hypertrophie 
der Azencylinder der weifsen Substanz fand sich niemals und mau deshalb für pa¬ 
thologisch gehalten werden. VergrOfserang der Zellkörper, sowie Vacnolenbildnng in 
den Ganglienzellen fand sich sehr selten nnd ist möglicherweise ein Härtongsprodnct. 

Mali. 


Al. Bako, Ueber die Nähte der Bauchwand. Gbl. f. Chir. 1883, 
No. 50. 

B. teilt die bisher nach der Laparotomie geübten Bauchwandnähte danaeh ein, 
ob das Bauchfell mitgefasst ist oder nicht. Nach Führung des Nachweises, dass auch 
im enteren Falle ein nachträgliches Zurückziehen des Peritoneum von der Narben¬ 
linie stattfindet und daher auch hier eine mehr oder minder grofse Disposition zu 


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208 


Szili. — Peiper. — Dümontpalmrr. — Meter. 


No. 12. 


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Bauchwandbrüchen gegeben wird, erklärt sich B. für: 1) abgesonderte Vereinigung 
des Bauchfells durch die Naht; 2) exacte Vereinigung der übrigen Bauchwand* 
schichten. „Bei den zü diesem Zwecke angelegten Nähten soll das Ein* und Ausstechen 
in keiner grüfseren, als 1,0 —1,5 Ctm. vom Bauchwundrande geschehen; dieselbe 
Distanz werde für die einzelnen Nähte von einander eingehalten*. In der Klinik Ton 
Kovacs in Pest reichen diese Nähte bis in das subperitoneale Gewebe und wird zu 
ihrer Ausführung das ron Kovacs betonte „Rückwärtsstechen u beobachtet Ander* 
weitige tiefe Nähte, wie sie Kcebbrlb gebraucht, sind bei einer derartigen Anlegung 
der Sutur nicht notwendig; 3) oberflächliche Nähte, die sich allein auf die Haut 
erstrecken. Halbtiefe Nähte sind deshalb recht zweckmäfsig, weil sie „jene Wund* 
fläche verkürzen, welche mit den tiefen Nähten von vorn nach rückwärts zu ver¬ 
längern gelungen war*. P. GQterbock. 


Ad. Szili, Der Conus nach unten. Cbl. f. Augenheilk. 1883, S. 358. 

Fuchs hat bereits auf den Conus am unteren Teile des Sehnervs aufmerksam ge* 
macht, welchen er für die anatomische Erscheinung eines angeborenen Bildungsfehlera 
ansieht. Derselbe ist immer mit einfachem und zusammengesetztem myopischen 
Astigmatismus verbunden, der wahrscheinlich ein der Cornea zugehöriges complicirtes 
Glied in der Reihe von Bildungsfehlern ist, welche bei solchen Augen anzutreffen sind. 
S. glaubt aus dem ophthalmoskopischen Verhalten der Retinalgefäfse schliefsen zu 
müssen, dass der hier vorkommende Astigmatismus bedingt sei durch eine Dehnung 
der unteren Hälfte der hinteren Augenwand, und dass daraus auch der Conus nach 
unten entstehe. Horsiinann. 


Peiper, Ueber parenchymatöse Injectionen von Solutio arsenicalis 
Fowleri in einen leukaemischen Milztumor. Deutsches Arch. f. klm. 
Med. XXXIV. S. 352. 

P. berichtet über einen 33 jährigen Leukaemiker, an welchem Moblkb mit gutem 
Erfolg binnen S Wochen 10 Mal eine ganze Spritze unverdünnter FoWLEB*scher Arsenik* 
lösung in die Milz injicirt hatte. Die Milz verkleinerte sich beträchtlich. Nor ein Mal 
klagte der Kranke über Sausen im Kopf nach der Injection. Freilich nahmen trotzdem 
die Knochenveränderungen zu. 

Als Operationsbedingungen werden aufgestellt: derbe Milztumoren und Fehlen von 
Kachexie nnd hämorrhagischer Diathese. Auch müssen vordem Milzmittel genommen 
und nach der Injection Eisbeutel applicirt werden. Eickhorst (Zürich). 


Dumontpallier , De la Suggestion k l’^tat de veille. Comptes rend. 
de la soc. de Biologie 1883, 3. Novbr. 

Unter obigem Namen versteht D. das zuerst von Bbrnhbim, dann von ihm selbst 
erprobte Experiment bei einem wachen (nicht hypnotisirten) hysterischen Individuum 
nach Belieben, durch blofses eindringliches Behaupten des Vorhandenseins bestimmter 
Symptome dieselben auch wirklich in die Erscheinung treten zu lassen. Es gelang 
ihm bei einer linksseitig gefühllosen und schwachen Person, durch die Behauptung, 
dass die Analgesie und Amyosthenie (von Bouchut unrichtig gebildetes Wort, das 
Myasthenie heifsen müsste. Red.) rechtsseitig sei (znerst glaubte es die Kranke 
nicht, dann zweifelte sie), den Transfert von links nach rechts nnd in derselben Sitzung 
von rechts nach links auszuführen. Bemharüt. 


Joh. Meyer, Klinische Untersuchungen Ober das Verhalten der 
Ovarien während der Menstruation. Arch. f. Gyn. XXII. S. 51. 

M. bestätigt durch Untersuchung zahlreicher Frauen während der Menstruation, 
sowie in den nächsten Tagen vor und nach derselben den von Holst erhobenen Be¬ 
fand, dass zu dieser Zeit eine Gröfsenzunahme der Ovarien zu constatiren sei und 
dass die Consistenz derselben eine „elastische, gespannt-pralle* und die Gestalt der 
Eierstocke mehr abgerundet werde. In einigen Fällen fühlte er an der Oberfläche 
deutliche Prominenzen. w. Schülein. 

Verlag von August U&rschwald in Berlin. — Druck von L. Schumacher in Berlin. 


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Wöchentlich erscheinen 
1—2 Bogen; am Schlüsse 
des Jahrgangs Titel, Na¬ 
men* and Sachregister. 


Centralblatt 

für die 


Preis des Jahrgangeo 
20 Mark; su beziehen 
durch alle Buchhandlun« 
gen und Postanstalten« 


medicinischen Wissenschaften, 


Redigirt von 

Prof, Dr. H. Kroneoker, un( j Prot Dr. H. Senator, 

Berlin (NW.), Berotheenstr. 85. Berlin (NW.), Banhofrtr. 7 (am Hegelplats). 


1884. *»• BBir*. No. 13. 


Inhalt! Schiff, Functionen des Kleinhirns. — E. Habnack und J. Gründleb; 
A. Z bllkb, Jodausscheidnng nach Jodoformanwendnng. — W. Mbndblson, Nieren- 
circalation während des Fiebers. — A. v. Hippel, Jequirity-Ophthalmie. — A. Johne, 
Hüttenrauchtuberculose. — Struck (Becker), Mikrokokken der Osteomyelitis. — 
Dbmmb, Bericht ans dem JsNNER'schen Kinderspital in Bern 1382. — Zacher, Pro¬ 
gressive Paralyse. — Senator, Herderkrankung in der BrÖcke und dem ver¬ 
längerten Mark. — Albbbtoni, Cotoin und Paracotoin. — Guareschi und 
Mosso, Ptomalne. 

da Cunha e Sou8 a , Augenlidmuskeln. — J. Steiner, Fortpflanzungs¬ 
geschwindigkeit der negativen Schwankung in erwärmten Nerven. — Hundbshaoen, 
Synthese des Lecithins. — Fitzgerald, RadicalOperation der Leistenhernien. — 
E. Fucas, Myopie bei senilen Katarakt. — A. Fort, Diabetes nach Kauterisirung 
der Harnröhre. — Krkdel, Pseudoleukaemie mit Milzperforation. — 0. Berger, 
Pseudomnskelhypertrophie. — 0. Petkrsen, Schwere Complicationen der Urethritis.— 
Ehrkndörfer, Intrauterine Anwendung von Jodoformstäbchen. — Dohrn, Messung 
allgemein su weiter Becken. — Co ei und P. Simon, Convallaria majalis und Digitalis. 


Schiff, Ueber die Functionen des Kleinhirns. (II. ml. Mitteilung.) 

Pflööer’s Arcb. XXXII. S. 427. 

S. hat seine Versuche jetzt auf Säugetiere ausgedehnt. Ab¬ 
tragung der oberflächlichsten Lage des Kleinhirns in seiner ganzen 
Länge und Breite oder auch am Wurm allein ergiebt gar keine 
Symptome. Schneidet man tiefer ein in die zwischen dem Eintritt 
der Kleinhirnschenkel beider Seiten gelegene Strecke bis zu V 3 der 
Dicke des Kleinhirns, so entstehen Unregelmäfsigkeiten der Be¬ 
wegung, die mit der Tiefe und der Ausdehnung der Wunde rasch 
zunehmen, von einem Charakter, den man als Mangel der Coordi- 
nation bezeichnet hat. Die Bewegungsstörung ist aber nicht dauernd 
und ein Symptom der Ausbreitung des traumatischen Beizes; sie 
fehlt oft ganz bei jungen Tieren, bei denen man die Beizsymptome 
fast ganz vermeiden kann. Geht die Wunde zu sehr nach der Seite, 
so dehnt sich die Reizung vorübergehend auf die Kleinhirnschenkel 
ans (Nystagmus, Strabismus, Rollbewegung, Verdrehung der Wirbel¬ 
säule). Die Richtung der Drehung ist gegen die weniger verletzte 
Seite gerichtet. Reicht die Verletzung an einer interpedunculären 
Stelle bis in’s „untere“ Drittteil, so erhalten sich, auch wenn nur 
dasselbe zerstört ist, dieselben Verletzungen unbegrenzte Zeit. Liegt 

XXII. Jahrgang. 14 


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210 


Habmack u. Gründlkr; Zeller, 


No. 13. 


hier die Verletzung mehr seitlich, so entstehen auch hier Nystag¬ 
mus etc. Erfolgt eine Htemorrhagie in den Kleinhirnschenkeln selbst, 
so ist die Deviation stets nach der verletzten Seite. Der Strabismus 
ist dabei gewöhnlich einseitig und das Auge der verletzten Seite 
ist im Nystagmus. Umgekehrt ist die Richtung der Drehung bei 
schiefen und queren Einschnitten in den äufeersten Seitenanhang 
des Kleinhirnlappens. 

Floürkns nahm an, dass die Med. oblongata die Respirations¬ 
bewegungen, das Kleinhirn die Locomotionsformen coordinirt; das 
Kleinhirn hatte also die Gleichzeitigkeit oder die Ordnung der vom 
Röckenmark abhängigen Einzelbewegungen der Glieder zu bestimmen, 
umdurch ihre Harmonie regelmäßige Gesammtbewegungen zu erzeugen. 
Eine solche Störung der Coordination hat nun S. bei seinen Ver¬ 
suchen nie gefunden (auch nicht bei der sog. Demarche d’ivresse). 
Die Form und Richtung der Einzelbewegungen blieb aber nicht 
die normale; die Extremitäten wurden zu weit nach oben oder 
unten, aufsen oder innen bewegt und zwar jede för sich. Als Er¬ 
klärung muss man verwerten, was man för den Kopf direct be¬ 
weisen kann, dass die Aberrationen auf die benachbarten Innerva¬ 
tionsbezirke der Muskeln, deren Bewegung beabsichtigt war, um so 
energischer werden, je intensiver die motorische Innervation ist. Die 
Aberration der Bewegung auf verschiedene Muskelgruppen ist mächtig 
-- genug, die Richtung einer beabsichtigten Bewegung aufs Mannigfal¬ 
tigste umzugestalten. Schwanz und Kiefer nehmen an diesen Unregel- 
mäfsigkeiten nie Teil. — Jede Hälfte des Kleinhirns enthält Elemente, 
die auf Bewegungen beider Körperhälften wirken; nach Zerstörung 
des Kleinhirns fehlt die Sicherheit der Bewegungen, aber es ist keine 
Lähmung da, wenn die Kleinhirnschenkel geschont werden. — 
Bei ganz symmetrischen Zerstörungen und Verletzungen des Klein¬ 
hirns erfolgen die Bewegungen ungestört; die Operation ist aber 
schwer auszuföhren. Dieselbe schwächt die Bewegungen nur, oft 
nur anfangs. — Auf die Erklärung der Wirkung asymmetrischer 
Verletzungen verzichtet S. vorläufig und schliefst mit den Worten: 
«Die Function des gröfseren Teiles des Kleinhirns ist unbestimmt 
und die der wenigen wirksamen Teile ist unbegriffen.“ J. Sander. 

1) E. Hamack und J. Gründler, Ueber die Form der Jodaus¬ 
scheidung im Harn nach der Anwendung von Jodoform. Berliner 
Hin. Wochenschr. 1883, No. 47. — 2) A. Zeller, Ueber die Schick¬ 
sale des Jodoforms und Chloroforms im Organismus. Ztschr. f. 
physiol. Chemie VIII. S. 70. 

1 ) H. hatte fröher in zwei Fällen von Jod-Intoxication nach 
Jodoformanwendung das Jod im Harn zum gröfsten Teile in orga¬ 
nischer Verbindung (erst im veralteten Harn nachweisbar) und zum 
weitaus geringeren Teile als Jodkali gefunden. Bei weiterer Ver¬ 
folgung des Gegenstandes stellte er im Verein mit Gründlkr bei 
Individuen, denen Jodoform äußerlich applicirt worden, fest, dass 
das Jod dabei im Wesentlichen als Jodkali ausgeschieden wird. För 
den qualitativen Nachweis benutzten Vff. die Methode, den Harn 

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No. 13. 


Jodausscheidung nach Jodoformanwendung. 


211 


mit etwas Stärkekleister, verdünnter Schwefelsäure, rauchender Sal¬ 
petersäure und etwas Schwefelkohlenstoff zu versetzen; die Violett¬ 
färbung bei Gegenwart von Jodkali teilt sich beim UmschOtteln 
der Schwefelkohlenstoffschicht mit, an deren Grenze ein blauer 
Ring von Jodstärke auftritt (Empfindlichkeit der Probe 1: 50000); 
oder sie versetzten den Harn mit Salzsäure und Palladiumchlorür; 
bei Gegenwart von Jodsalz tritt gelbbraune Färbung oder schwarz¬ 
brauner Niederschlag auf. Zur quantitativen Bestimmung erwies 
sich die Ausfällung als Jodsilber und als Palladiumjodfir als zu 
hohe Werte ergebend. Die Veraschung des Harns unter Sodazusatz 
und die Fällung des Heifswasserextractes mit Salzsäure und Palla- 
diumchlorür gab die besten Resultate. Die quantitativen Verhält¬ 
nisse der Ausscheidung können sehr verschiedene sein; es hängt 
dies, wie es scheint, davon ab, ob und wie viel Jodoform an der 
Applicationsstelle zerlegt wird; unzersetztes Jodoform scheint nur 
in äufserst geringer Menge resorbirt zu werden. Bei der langsamen 
Zersetzung des Jodoforms kann, auch nach nur einmaliger Anwendung 
des Mittels sich die Ausscheidung noch längere Zeit hindurch fort¬ 
setzen. In 3 Fällen, in welchen keine Vergiftung vorlag, fanden 
Vff. 0,24—0,36 Jodkalium in einem Liter Harn, beim Kaninchen 
nach wiederholter subcutaner Injection von Jodoformöl 0,89—1,23 JK 
in einem Liter, bei einem Hunde 1,12 JK in einem Liter Harn. 
Beim Menschen konnten in 2 Fällen (ohne Vergiftung) neben JK 
noch jodsaure Salze nachgewiesen werden; hier tritt die Violett¬ 
färbung der Stärkekleisterreaction bereits ohne den Zusatz der 
Salpetersäure ein. Dagegen ergab die Untersuchung eines Falles 
von letaler Jodoform Vergiftung beim Menschen, analog den früheren 
Beobachtungen, von Jodkalium nur Spuren im Harn, dagegen das 
Jod überwiegend in organischer, erst in der Harnasche nachweis¬ 
barer Verbindung und zwar, auf JK berechnet, 0,76 Grm. in einem 
Liter. Das Gleiche fanden Vff. bei experimentell erzeugter Jodo¬ 
formvergiftung an Kaninchen. — In der menschlichen Leiche fand 
sich am meisten Jod im Gehirn (0,045 pCt. Jod in der wasserfreien 
Substanz), nur wenig in Leber und Niere; bei einem durch 5,0 
Jodoform getöteten Hunde in der Leber 0,072 pCt., im Hirn nur 
0,025 pCt., Spuren in den Nieren. 

2 ) Z. hatte früher gefunden, dass in den nach Application von 
Jodoform in die Bauchhöhle tötlich verlaufenen Fällen die Jod- 
ausscheidung durch den Ham sehr langsam vor sich geht, dass 
dagegen im Blute der Versuchstiere eine Jodanhäufung stattfindet, 
dass also Resorption und Ausscheidung durch den Ham durchaus 
nicht parallel gehen. Da nach Högyes das zur Resorption gelangte 
Jod zu Jodalbumin und als solches wirksam wird, so führte Z. 
einem Hunde eine Jodalbuminlösung, die 2,51 Grm. Jod enthielt, 
auf einmal in den Magen ein. Erst nach 9 Tagen war die Jod¬ 
ausscheidung durch den Harn vollendet und zwar wurde insgesammt 
mit dem Harn 1,626 Grm. Jod, als Jodsilber bestimmt, ausgeschieden. 
(Nach Haksack [1] ergiebt die Bestimmung des Jod im Harn als 
Jodsilber zu hohe Werte. Ref.) Der Versuch unterstützt also die 

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Mendrlson, Nierencirculation während des Fiebers. 


No. 13. 


Annahme von Högvks, dass das aus dem Jodoform sich abspaltende 
Jod sich als Jodalbumin im Organismus befindet. In dem Harn 
eines Hundes, der 2,3 Grm. Bromoform erhalten, war das Brom 
nicht direct nachweisbar, sondern erst, nachdem die Silberfällung 
mit Soda geschmolzen war. Um festzustellen, wieviel Chloroform 
nach innerlicher Anwendung in der Form von Chloriden in den 
Harn übergeht, wurde ein Hund 16 Tage lang mit je 500 Grm. Fleisch 

g efüttert und ihm dann 7 Grm., in einem zweiten Versuche 9,8 Grm. 

hloroform in Kapseln gegeben; im ersten Falle wurde in den 
nächsten 4 Tagen, im zweiten sogar während der nächsten 8 Tage eine 
Mehrausscheidung von Chloriden beobachtet, und zwar wurde pro 
Tag etwa das Doppelte und mehr als in der Vorperiode entleert. 
Z. berechnet aus dem zweiten Versuch, dass 5,71 Grm. CI, ent¬ 
sprechend 6,41 Grm. Chloroform, mehr ausgeschieden sind; dem¬ 
nach kann nur */, der eingegebenen Menge durch die Lungen 
exhalirt sein. (Die Harnausscheidung war schon an den einzelnen 
Normaltagen nach Menge und Chlorgehalt so überaus schwankend, 
dass von je 2 resp. 4 Versuchstagen die Harnvolumina vereinigt 
werden mussten. Es kann dies offenbar nur daran gelegen haben, 
dass einmal die täglich gereichte Wassermenge innerhalb weiter 
Grenzen schwankte; in der Tat erhielt auch der Hund „Wasser 
so viel, als er trinken wollte“, daher die je 2 tägigen Harnvolumina, 
z. B. 370, 665, 735, 215, 290, 460, 830 Cbctm. betragen und dem 
entsprechend die Chlorausscheidung 0,55, 0,99,1,10, 0,339,0,609 etc.; 
wissen wir ja doch, dass ein vermehrter Harnwasserstrom eine 
grössere Menge Chloride in den Harn überführt. Andererseits 
scheint auch die Abgrenzung des täglichen Harnvolumen, die durch 
Katheterisiren sicher zu erreichen ist, eine unzulängliche gewesen 
zu sein; wenigstens ist nirgends etwas darüber erwähnt. Bei 
Beobachtung aller Cautelen lässt sich bei Fleischfütterung unschwer 
eine Constanz der täglichen Harnmenge und der Chlorausscheidung 
erreichen. Da dieses hier nicht geschehen war, so konnte über die 
Gröfse der Mehrausscheidung von Chloriden nicht Sicheres fest- 
gestellt werden. Ref.) J. Munk. 

W. Mendelson, On the renal circulation during fever. Amer. J. 
of the med. so. 1883, October. 

M. hat im Gegensatz zu den früheren Annahmen, dass die 
Nieren während des Fiebers geschwollen und hypersemisch seien, 
gefunden, dass eie verkleinert und ansemisch sind. Er hat unter 
der Leitung Cuhnhkim’s gearbeitet und dazu Rov’s Onkographen (den 
sinnreich construirten Volumenmessapparat [Cbl. 1882, S. 227 u. 680]) 
benutzt. UmFieber zu erregen durchInjectionen von Eiter, Pepsin etc., 
darf man die Hunde nicht vollständig narkotisiren mit Morphium, 
Chloral oder Curare, sonst erhält man, so lange die Narkose be¬ 
sieht, bedeutenden Temperaturabfall, selbst wenn man die Ver¬ 
dunstung möglichst einschränkt durch Aufenthalt in der Wärme¬ 
kammer; dabei erhält man überdies nur thermisches Fieber. An 
anderen Hunden zerstörte M., um Motilität und Sensibilität hia— 


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No. 13 


v. Hippel, Jequirity-Ophthalmie. 


213 


reichend ohne Narcotica aufzuheben, den Thalamus opticus nach 
Lcdwio’s Vorgang; dann wurde das Fieber durch Injection von 
Pepsin in das Blut hervorgerufen, was stets gut gelang. 

In allen Versuchen, sei es bei thermischem, sei es bei dem 
durch Injection hervorgerufenen Fieber, ergab sich ausnahmslos 
eine progressive Abnahme des Volumens der Niere. Dieselbe, ist 
als Gefäfscontraction aufzufassen, da die Niere sonst keine contrac- 
tilen Gewebe besitzt; sie erfolgt nicht ohne Fieber. Zerstört man 
vorher möglichst alle Nerven, die zur Niere und dem Ureter gehen, 
to erfolgt bei Erhöhung der Temperatur keine Gestaltsveränderung 
der Niere; weniger vollkommen lähmt Durchschneidung des Rücken¬ 
marks. Um zu bestimmen, ob die Schrumpfung der Niere centralen 
oder peripheren Ursprungs sei, benutzte M. den GoLosrKiK’schen 
Winneapparat, um locale Temperaturerhöhung im Gehirn hervor- 
zurufen; hierbei zeigte sich regelmäßig Schrumpfung der Niere, ohne 
Erhöhung des allgemeinen arteriellen Drucks. 

M. zieht daher aus seinen Versuchen folgenden Schluss: „Die 
Schrumpfung der Niere währond des Fiebers entsteht durch eine 
Contraction ihrer Gefäfse, die wahrscheinlich die Folge eines cen¬ 
tralen Reizes ist; dieser Reiz entsteht durch Reizung der centralen 
vasomotorischen Centra durch das abnorm warme Blut, das sie 
während des Fiebers durchströmt. “ — Hieraus erklärt sich auch 

zum Teil die Abnahme der Urinmenge bei Fieberkranken; die 
Albuminurie bei hohem Fieber erklärt sich nach M. aus der Anaemie 
der Nieren. J. Sander. 


A. ▼. Hippel, Ueber die Jequirity- Ophthalmie, v. Gräfr’s Arch. f. 

Ophthatnjol. XXIX. 4. S. 231. 

Die Veröffentlichungen Ober die Wirkungen der Jequirity- 
Maceration bei Trachom (Cbl. 1883, S. 586) enthalten so viel Wider¬ 
spräche, dass sich Vf. entschloss, dieses Mittel einer erneuten Prü- 
fnng zu unterziehen. Er bereitete die Maceration aus Körnern 
mit der Hölse, da letztere nur einen indifferenten Farbstoff enthält, 
welcher keinen Einfluss auf die Conjunctiva ausOben kann. Um 
möglichst kräftige Macerationen zu erhalten, bediente er sich des 
kalten Wassers; der spätere Zusatz von warmem Wasser schwächt 
nur die Wirkung ab. — Da hinsichtlich der Dosirung des Jequirity 
eine Einigung noch nicht erzielt worden ist und Wecker selbst in 
jeder Publication andere Vorschriften gegeben hat, suchte v. H. eine 
Minimaldosis festzustellen, mittels deren die Erzeugung der charak¬ 
teristischen Ophthalmie auf der normalen Conjunctiva des Kaninchens 
und der granulös erkrankten des Menschen gelingt, dann aber auch 
zu entscheiden, ob die Intensität der Entzöndung proportional der 
Concentration der Maceration zunimmt. Er fand, dass dufch eine 
Smalige Bepinselung der Conjunctiva mit einer */ 4 procentigen Ma¬ 
ceration eine ziemlich heftige Entzöndung mit Belag der Conjunctiva 
uod eitriger Infiltration der Cornea beim Kaninchen hervorgerufen 
werden konnte, während die pathologisch veränderte menschliche 


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214 


v. Hippkl, Jequirity-Ophthalmie. 


No. 13. 


Conjunctiva auf */j procentige Lösung nur in einigen wenigen Fällen 
reagirte. Die promptesten Erfolge lieferte beim Kaninchen sowohl, 
wie heim Menschen ein 2procentiger Aufguss. Die Intensität der 
Entzündung wurde durch einen 5-, 7‘/ 2 — lOprocentigen Aufguss 
nicht allein nicht gesteigert, sondern sogar verringert. Die Tempe¬ 
ratur des Baumes, in welchem man die Maceration bereitet, ist 
ohne wesentlichen Einfluss auf die Wirkung derselben. Nicht ohne 
Bedeutung aber för die Intensität ist die Dauer der Maceration. 
Dieselbe schwankte zwischen 3 und 72 Stunden. Bei Aufgüssen, 
welche weniger als 12 Stunden macerirt haben, erreicht die Entzün- 
dung langsamer ihren Höhepunkt, als bei den übrigen. Sehr we¬ 
sentlich beeinflusst das Alter der Maceration den Effect. Ist sie 
6—8 Wochen alt, so wird eine schwächere Entzündung erreicht, 
als von frischeren Aufgüssen. Noch ältere riefen nur eine mehr 
oder minder starke Conjunctivitis hervor. 

Vf. pinselte das Mittel in den Conjunctivalsack ein und erhielt 
folgende Resultate: Bei frischen Granulationen mit starker Hyper¬ 
ämie der Conjunctiva trat in der Hegel eine sehr heftige Entzün¬ 
dung auf, aber niemals bildeten sich die Granulationen zurück. 
Gerade in Fällen, bei denen die Cornea im Beginn der Jequirity- 
behandlung intact war, traten im Verlauf derselben verhältnissmäfsig 
oft Cornealafiectionen auf. Ganz andere liegt die Sache aber bei 
jenen inveterirten Formen von Trachom, bei welchen die Conjunctiva 
blass und in grofser Ausdehnung von harten gelblichen das Niveau 
der Schleimhaut überragenden Granulationen bedeckt ist. Die 
Jequiritybehandlung ist hier am Platze; die hochgradige Hypersemie 
und die seröse Durchtränkung des Lides, welche die Ophthalmie 
begleiten, haben auf die Rückbildung der Granulationen den gün¬ 
stigsten Einfluss; gleichzeitig bestandener Pannus wurde entschieden 
aufgehellt. In den einer anderen Therapie kaum zugänglichen 
Fällen von abgelaufenem Trachom mit consecutiver Atrophie und 
Schrumpfung der Conjunctiva und dichter pannöser Trübung der 
Cornea, in welchen bisher nur das zweifelhafte Mittel der Inoculation 
versucht worden ist, leistete die Jequiritymacei’ation vorzügliche 
Dienste. Ohne dass die charakteristischen Symptome der Ophthalmie 
besonders hervortraten, kam es bei mehreren Patienten zu ganz er¬ 
heblicher Aufhellung der Cornea. 

Im Gegensatz zu Sattlkr hält Vf. die Jequirity-Ophthalmie 
für keine Infectionskrankheit. Zunächst fehlt es an jeder Analogie 
dafür, dass eine solche zum Ausbruch kommen sollte ohne vorher¬ 
gehendes Incubationsstadium und dieses wird bei der Jequirity- 
Ophthalmie nicht beobachtet. Niemals liefs sich durch das Ueber- 
tragen von Secret derselben auf ein gesundes Auge eine richtige 
Ophthalmie hervorrufen; in einzelnen Fällen trat nur eine Conjunc¬ 
tivitis mit vermehrter Secretion auf. 

Der von Sattlkr beschriebene Bacillus kommt zwar in grofsen 
Mengen in jeder Jequiritymaceration vor; derselbe oderein wenigstens 
in seiner Form und in seinem Verhalten gegen Anilinfarben von 


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Mo. 13. 


Johne, Hüttenrauchtuberculose. 


215 


ihm nicht zu unterscheidender findet sich indessen auch in anderen 
Pfianzenaufgüssen, z. B. in Heu- und Erbsen-Infusen, in welchen 
entweder die Entwickelung der Bacillen völlig verhindert ist oder 
diese und ihre Sporen durch geeignete Mittel getötet worden sind. 
Solche Infuse erregten dieselbe Ophthalmie, wie die bacillenhaltigen 
Macerationen. 

Auf Grund dieser Resultate stellt Vf. die Ansicht auf, dass die 
eigentümliche Wirkung der Jequirity auf der Entwickelung eines 
specifischen Bacillus nicht beruhen kann, vielmehr mössen die 
Jequirity kör ner einen chemisch differenten Stoff oder ein ungeformtes 
Ferment enthalten, welche, mit der Conjunctiva in Berührung ge¬ 
bracht, die heftige Ophthalmie erzeugen. — Auf Vf.’s Wunsch stellte 
Gakthgkns zwei Präparate, ein alkoholisches Extract, welches sich 
völlig wirkungslos zeigte, und eine durch Behandlung mit Aether 
gewonnene ölartige Substanz her, die bei zwei Kaninchen alle 
charakteristischen Symptome der Jequirity-Ophthalmie hervorbrachte. 
Gestützt auf diese zwei Versuche allein will aber Vf. noch nicht 
annehmen, dass das wirkende Princip der Jequirity bereits gefunden 
wäre (vgl Ki.ein, Cbl. 1884, S. 166). Horstmann. 

A. Johne, Die käsige Pneumonie, speciell die sogenannte käsige 

Hüttenrauchpneumomie oder Hüttenrauchtuberculose. Fortschr d. 

Med. 1883, No. 21. 

Seit Jahren herrschte im Umkreise der Freiberger fiskalischen 
Hütten, in deren beim Rösten der Metalle entstehenden Hütten¬ 
rauch neben sonstigen „metallischen Dämpfen“ erhebliche .Mengen 
von arseniger Säure nachzuweisen sind, eine Rindviehkrankheit, die 
als vollkommenes Analogon der käsigen Menschenphthise betrachtet 
werden konnte. Schon Haubnek, der in den Jahren 1854 und 
1875 Untersuchungen über die „Hüttenrauchkrankheit 14 im Aufträge 
der sächsischen Regierung angestellt, hatte von der Zunahme dieser 
„eigentümlich gearteten Lungen- und Brustfelltubcrculose“ berichtet; 
SiEtiAMouoTZKY hatte auf das Abstäuben der vorher auf dem Futter 
niedergeschlagenen Arsenikpartikelchen, wie es beim Fressen un¬ 
vermeidlich erfolgt, die Aufmerksamkeit gelenkt; und J. hat nun 
neuerdings die Lungen von 4 an Hüttenrauchtuberculose zu Grunde 
gegangenen Rindern genau und mit besonderem Bezug auf die 
jüngsten Auffassungen des Tuberculoseprocesses untersucht. In 
Form kleiner bronchopneumonischer Herde im interstitiellen Lungen¬ 
gewebe stellt sich das früheste Stadium der Hüttenrauchkrankheit 
dar. Die Weiterverbreitung erfolgt durch die Lymphspalten und 
Lymphgefäße des interstitiellen Bindegewebes und durch die Ein¬ 
atmung unvollständig expectorirter Massen in gesunde Lungen¬ 
abschnitte. Streng genetisch geschieden wurde von diesen primären, 
localisirten, chronisch-tuberculösen Processen die acute metastatische 
embolische Miliartuberculose; beim Rinde jedoch geht aus den 
bronchopneumonischen Herden die ausgedehnte progressive Ver¬ 
käsung des Lungengevvebes hervor, oder es entwickeln sich auch 


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216 Struck (Beckkr), Mikrokokken der Osteomyelitis. No. 13. 

in der unmittelbaren Umgebung der primären Herde submiliare 
und gröfsere disseminirte Tubercula, die ebenfalls ausnahmslos in 
kurzer Zeit käsig werden, sehr rasch besonders im Centrum. Die 
Knötchen sind nun, ob es sich um intraalveoläre interstitielle Bil¬ 
dungen oder deren Mischformen handle, gleichzeitig auch bacil- 
lären Ursprunges, da Tuberkelbacillen sich in jedem Stadium, 
welches das Knötchen durchmacht, in ihnen finden. Auch wurden 
die Bacillen bereits zu einer Entwickelungszeit vorgefunden, wo 
aufser einer ödematösen Infiltration der Alveolen und einer Quellung 
und Desquamation der Epithelien sonstige Veränderungen des Lungen¬ 
gewebes noch nicht wahrzunehmen waren. — Nachdem J. auch im 
Stande gewesen ist, den experimentellen Nachweis der Infectiösität zu 
erbringen, steht er nicht an, es auszusprechen, dass die „Lungen¬ 
schwindsucht des Rindes, speciell auch die sogenannte Hüttenrauch- 
tuberculose desselben als ein der echten tuberculösen Phthise des 
Menschen vollständig analoger tuberculöser Process“ aufzufassen 
sei. — Als zweifellos erachtet Vf. die Verbreitung der Krankheit 
unter den Eingangs geschilderten Verhältnissen durch extrauterine 
inhalatorische Infection; den zur Entwickelung und raschen Ver¬ 
mehrung der Bacillen besonders geeigneten Boden schafft die Ca- 
pillarbronchitis, mag sie nun direct durch das Einatmein von 
Hüttenrauchstaub sich ausbilden oder mehr mittelbar der ungenü¬ 
genden respiratorischen Bewegung der durch den Rauch und seine 
Bestandteile behinderten Lunge ihre Entstehung verdanken. Indem 
die Capillarbronchitis (wie J. ausföhrt in dem vom Ref. bereits 
1879 angestrebten Sinne) ein Stagnationscentrum bildet, schafft 
sie die Vorbereitung für das Einnisten der Bacillen, wobei ungünstige 
diätetische Aufsenverhältnisse natürlich ebenfalls in’s Gewicht fallen 
können. — Wenn aber hier der arsenikhaltige Hüttenrauch sich 
als prädisponirende Ursache von seltener Intensität erwies, darf 
man wohl (wie J. es am Schluss seiner Arbeit tut) einen etwas 
zweifelnden Seitenblick auf Buchnkk’s Lehre von der durch Arsenik 
zu schaffenden Tuberculose-Immunität werfen. Wernich. 


Struck, Vorläufige Mitteilung über die Ergebnisse einer Reihe von 
Untersuchungen, welche im kaiserl. Gesundheitsamte in Bezug 
auf den die acute infectiöse Osteomyelitis erzeugenden Mikro¬ 
organismus angestellt worden sind. Deutsche med. Wochenschr. 1883, 
No. 46. 

S. teilt die Versuche Becker’* über den Eiter von 5 Osteomye¬ 
litiskranken mit. Derselbe wurde nach KwH’scher Methode in dünnen 
Schichten getrocknet, gefärbt, fixirt und zum grofsen Teil aus 
Mikrokokkenhaufen bestehend gefunden. Auf gehörig präparirte 
Kartoffelscheiben ausgesät, entwickelte sich aus osteomyelitischem 
Eiter ein orangefarbener Belag, in Blutserum-Gelatine eine weifsliche, 
später orangefarbene Auskleidung des Strichkannls, bestehend aus 
stets sich gleichbleibenden Mikrokokken. — Als Mäuse, Meer- 


bv Google 


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No. 13. Dkmmk, Bericht aus d. jKNNKa’schen Kinderspital in Bern 1882. *217 

schweinchen, Kaninchen mit Teilen der Reinculturen einfach geimpft 
wurden, erfolgte keine Reaction, noch Infection. Wurden gröfsere 
Mengen der in sterilisirtem Wasser suspendirten Reinculturen Tieren 
in die Bauchhöhle gebracht, so starben sie an heftiger Peritonitis. 
Legte man dagegen gesunden Tieren — zumeist am Hinterbeine — 
eine subcutane Knochenfractur an und brachte dann verdönnte Rein¬ 
culturen des Mikrokokkus in die Blutbahn, so zeigte ein über¬ 
wiegender Teil derselben (von 15 Kaninchen 11) nach allmählich 
sich steigernden Erscheinungen gestörten Allgemeinbefindens zuerst 
noch einmal Uebergang in anscheinende Gesundheit, — dann aber 
nach 7—12 Tagen ein Recidiv der Allgemeinerkrankung und gleich¬ 
zeitig Schwellung und Empfindlichkeit der Fracturstelle, Tod unter 
zunehmender Abmagerung. — Bei den Sectionen ergaben sich die 
Knochenhöhlen mit Eiter angeföllt, die Lungen und die Nieren mit 
Eiterherden infarcirt; einmal fand sich aufserdem eitrige Pericarditis. 
Der Eiter enthielt reichlich die Mikrokokken des Infectionsmaterials. 

Wemich. 


Demme, Zwanzigster medicinischer Bericht Ober die Tätigkeit des 
jKNNKK’schen Kinderhospitals in Bern im Laufe des Jahres 1882. 
Bern 1883. 

Nach der Aetzung eines ziemlich umfänglichen congenitalen 
auf der Mitte der grofsen Fontanelle sitzenden Angioms mittels 
rauchender Salpetersäure bei einem 5 Monate alten Mädchen stellten 
sich während 6 aufeinanderfolgende Tagen 3—4 Mal täglich all¬ 
gemeine klonische Muskelkrämpfe von 3—5, aber auch von 
20—30 Minuten langer Dauer ein. Später wurden die Anfälle 
seltener und leichter, aber selbst nach der Vernarbung der Wunde 
traten sie noch alle 2—4 Tage auf. Sie wichen während der An¬ 
wendung ziemlich starker Bromkaliumgaben, um nach der Aus¬ 
setzung des Medicamentes wiederzukehren. Vor dem Anfalle stellt 
sich ein kaum zu beschwichtigender Durst ein: reichliches Trinken 
schiebt den Eintritt des Paroxysmus um mehrere Stunden hinaus. 
Da die Feinheit und Verschiebbarkeit, sowie die Druckempfindlich¬ 
keit der Narbe nicht als Ursache der epileptischen Anfälle bezQchtigt 
werden kann, so liegt die Annahme nahe, dass durch die Kauteri¬ 
sation eine circumscripte Entzündung der Dura mater hervorgerufen 
worden, welche durch Druck auf die benachbarten Hirnteile reflec- 
torisch auf die Krampfcentren einen Reiz ausöbte. 

Aus einer Zusammenstellung aller während der abgelaufenen 
20 Jahre beobachteten Fälle von Tuberculose, zu der auch die 
Scrophulose und die fungösen Gelenk- und Knochenleiden 
gerechnet werden, kommt D. in Bezug auf die zunächst in die 
Augen springende Localisation des tuberculösen Processes zu fol¬ 
gender Häufigkeitsskala: Gelenk- und Knochentuberculose 42,5 pCt., 
periphere Lymphdrösen 35,8 pCt., Lungen 10,6 pCt., Darm 3,5 pCt., 
Pia mater 3 pCt., Haut (Lupus) 2,6 pCt., solitäre Tuberkel der 
Nervencentren 0,8 pCt., Geschlechtsorgane (Nebenhoden) 0,5 pCt., 


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218 


Zachkr, Progressive Paralyse. 


No. 13. 


Nieren 0,4 pCt.; in Bezug auf den späteren Verlauf: Lungen 
23,6 pCt., Darm 6,1 pCt., Pia mater 6,3 pCt., Nieren 1,1 pCt., 
Geschlechtsorgane 0,8 pCt. Am häufigsten, aber gröfstenteils nur 
an der Leiche nachweisbar, localisirt sich die Tuberculose in den 
Bronchial- und MesenterialdrQsen, am seltensten ist die ausschlie߬ 
liche Erkrankung des Bauchfells und die primäre Larynxtuberculose.— 
Neben erblicher Anlage disponiren Masern, seltener Keuchhusten, 
zur Tuberculose. Als Eintrittspforte der Bacillen dienen zunächst 
Lungen und Magen, aber auch Ekzeme und impetiginöse Aus¬ 
schläge; 4 Mal konnte die Milch perlsQchtiger Kühe als Ursache 
von Darmphthise nachgewiesen werden. Das männliche Geschlecht 
wird häufiger, als das weibliche, befallen; das 2.—4., namentlich 
das 3. und 4. Lebensjahr bieten die gröfste Anzahl der Erkrankungen. 

2 Fälle von congenitaler Tuberculose (Tod am 21. Lebenstage an 
Dannphthise und am 29. Lebenstage an Lungenphthise) wurden 
beobachtet. 

Ein vom Blitzstrahl getroffener 7jähriger Kuabe war anfangs 
paraplegisch mit gleichzeitiger Blasen- und Darmlähmung. Die 
Lähmungser8cheinungen gingen unter Anwendung lauwarmer Bäder 
bald zuröck, dagegen entwickelte sich das Symptomenbild der 
spastischen spinalen Lähmung. Besserung nach Anwendung des 
constanten Stromes. — Es folgt ein Fall von congenitaler incompleter 
Strictur an der Grenze des Duodenum und Jejunum und zwi¬ 
schen diesem und lleum. 

Aus 57 Beobachtungen von Spina bifida abstrahirt D., dass 
auf eine reine Hydro-Meningocele spinalis geschlossen werden könne 
bei durch Palpation nachweisbarem Fehlen oder beiKleinheit der Spalt¬ 
bildung; bei dünner Stielung der Geschwulst, bei deutlich aus¬ 
gesprochener Pellucidität, bei Abwesenheit der nabelförmigen Ein¬ 
ziehung der Geschwulst und endlich beim Fehlen von Lähmungs- 
erscheiuungen seitens der Extremitäten, der Blase und des Mast- 
darms. — Als unterstützende Momente dienen noch: Fehlen von 
Hydrocephalus, von Missbildungen der Extremitäten, Ausbleiben 
von Reactionaerscheinungen (Convulsionen, Sopor) bei mäfsiger 
Compression der Geschwulst. Andererseits handelt es sich um eine 
Myelo-Meningocele. Die Unterscheidung beider Formen ist auch 
für die Therapie von großem Werte. Die verschiedenen chirurgi¬ 
schen Methoden werden einer eingehenden Besprechung unterzogen 
(8. Orig.) — Schließlich werden noch 2 Beobachtungen von äufeerst 
hartnäckiger, multipler hereditär-luetischer Knochenerkran¬ 
kung ausführlich mitgeteilt. L. Rosenthal. 

Zacher, Beiträge zur Pathologie und pathologischen Anatomie der 
progressiven Paralyse. Arch. f. Psych. XIV. S. 463. 

Z. bespricht einzelne im Anschluss an paralytische Anfälle auf¬ 
tretende Symptome. Die Sehnenreflexe erscheinen nach paralytischen 
Anfällen auf deijenigen Körperhälfte gesteigert, auf welcher sich moto¬ 
rische Beizerscheinungen abspielen; sie sind schwächer, resp. schwinden 


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No. 13. 


Senator, Herderkrankung in der Brücke etc. 


219 


vollkommen, auf der Körperhälfte, die nur motorische Lähmungs¬ 
zustände zeigt. Waren die Reflexe schon vor dem Anfall erloschen 
(Paralytiker mit Hinterstrangdegeneration) so werden sie durch die 
Anfälle nicht mehr hervorgerufen. Die Hautreflexe, speciell der 
Cremasterreflex, sind herabgesetzt, wo das Schmerzgefühl verringert 
ist oder fehlt. Auch Störungen des Muskelsinnes werden im An¬ 
schluss an paralytische Anfälle beobachtet. 

Bezüglich der jenen Anfällen folgenden Sehstörungen lässt sich 
constatiren: 1) reine Seelenblindheit, die in Vf.’s Fällen doppelseitig 
bestand und sich stets mit dysphasischen und rechtsseitigen Motilitäts¬ 
störungen verband; 2) doppelseitige Sehstörung, „die höchst wahr¬ 
scheinlich wahre Hemianopsie sein dürfte“. Rein einseitige Amaurose 
erscheint als höchst zweifelhaft. 

2 Mal schloss sich an paralytische Anfälle eine vasomotorische 
Störung an, nämlich: Striemen- und Quaddelbildung, durch Be¬ 
streichen der Haut hervorgerufen. Dieses Phaenomen schwand nach 
einiger Zeit zugleich mit den übrigen durch den Anfall gesetzten 
Erscheinungen; es möchte daher wohl direct vom Gehirn aus bedingt 
gewesen sein. Oppenheim. 

H. Senator, Zur Diagnostik der Herderkrankungen in der Brücke 
und dem verlängerten Mark. Arch. f. Psycb. XIV. S. 643. 

"Ein 41 jähriger Mann erkrankte beinahe 2 Jahre vor dem Tode 
mit Schwindelempfindung, Gefühl von Sohwere des rechten Armes 
und Beines, Parsesthesieen der linken Gesichtshälfte und Doppelsehen. 
Die Erscheinungen gingen zurück, ohne ganz zu schwinden, bis er, 
8 Wochen vor dem Tode, einen ähnlichen Schwindelanfall und 
darnach zeitweises Doppelsehen bekam. Die Untersuchung ergab eine 
Analgesie im Gebiete des zweiten linken Trigeminusastes, linkerseits 
leichtes Zurückbleiben des rechten Bulbus bei der Bewegung nach 
innen, merkliche Parese der rechten Extremitäten. Nach 10 Tagen 
trat unter Schwindelgefühl bei freiem Sensorium eine beträchtliche 
Lähmung der rechten Extremitäten mit Herabsetzung der Schmerz- 
und Tastempfindung, Aufhebung des Temperaturgefühls und des 
Gefühls für Lagerung der Glieder ein. Die conjugirte Bewegung 
der Augen nach links ist aufgehoben, die Zunge weicht nach 
rechts ab. Allmählich wurden die rechtsseitigen Extremitäten 
vollkommen gelähmt; es bildete sich eine deutliche Lähmung des 
linken Facialis in allen Zweigen aus, die faradische Erregbarkeit 
des linken Facialis bei directer und indirecter Reizung herabgesetzt, 
die directe galvanische Erregbarkeit leicht gesteigert. Bei mäfsig 
starken Reizungen auf der linken Seite deutliche Contraction der 
rechten Gesichtsmuskeln. Wegen Lähmung der Schluckbewegungen 
musste zur Sondenfütterung geschritten werden. Nach 3 wöchent¬ 
lichem Hospitalaufenthalte plötzlicher Tod. 

Die Section ergab Thrombose der linken Vertebralis und ober¬ 
flächliche Blutungen am Boden des vierten Ventrikels. In der linken. 
Ponshälfte fand sich eine Erweichung vom unteren Ende des Ab- 
ducenskerns bis nicht ganz zum unteren Ende des Hypoglossuskerns. 


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220 


Albkktoni, Cotoin und Paracotoin. 


No. 13. 


Betroffen waren ein Teil der Wurzelfasem des Abducens, der mediale 
Teil des Corpus restiforme, weiter nach unten Kern und Wurzel¬ 
fasern des Hypoglossus, Schleifenschicht, Formatio reticularis, me¬ 
dialer Teil der Olive, Acusticus- und Vaguskerne, aufsteigende 
Trigeminuswurzel, solitäres Bändel. Die associirte Lähmung der 
Augen war vorhanden, ohne dass der Kern des Abducens mit 
Sicherheit als in gröfserer Ausdehnung betroffen angesehen werden 
konnte. 

Die Zunge wich, trotzdem der linke Hypoglossuskern zerstört 
war, nach rechts ab. Die Aufhebung des Gefühls für Lage der 
Glieder unterschied klinisch diesen Fall von einem früher von S. 
beobachteten, bei welchem in den unästhetischen Gliedern das Lage- 
gefnhl erhalten war (Cbl. 1881, S. 890). Da der hier beschriebene 
Herd weiter nach der Mittellinie reichte, nimmt S. an, dass die 
Bahnen für das Lagcgefühl medianwärts von den andere Em¬ 
pfindungen leitenden gelegen sind. — Zuin Schluss macht S. auf 
das Auftreten gekreuzter Reflexe im Gesicht bei elektrischer 
Reizung aufmerksam. Moeli. 

P. Albertoni, Ueber die Wirkung des Cotoins und des Paracotoins. 

Arch. f. exp. Path. etc. XVII. S. 291. 

Zu dem schon früher (Cbl. 1883, S. 238) von A. Ober Cotoin 
Mitgeteilten ist aus vorliegender Arbeit noch hervorzuben: * Die 
Wirkung auf den Darm, welche er mittels de9 von Salviom vor¬ 
geschlagenen Verfahrens der künstlichen Circulation in einem vom 
Körper getrennten DarmstQck pröfte. Das Resultat war folgendes: 
1) Beim Durchleiten von cotoinhaltigem Blut ist die in der Zeit¬ 
einheit aus der Vene abfiiefsende Blutmenge eine gröfsere, als bei 
Anwendung normalen Blutes; 2) bei Durchleitung von normalem 
Blute wurde das DärmstÜck schon nach einer Stunde ödematös; die 
Schleimhaut erschien in Fetzen abgelöst und war mit Ekchymosen 
Hbersäet. Bei Benutzung cotoinhaltigen Blutes traten diese Erschei¬ 
nungen später und schwächer auf oder blieben ganz aus. 

Ferner beobachtete Vf. an Tieren, denen Cotoin in alkalischer 
Lösung in die Jugularis injicirt wurde, eine Steigerung der Tem¬ 
peratur in der Bauchhöhle und im Rectum. 

Nach diesen Versuchen erklärt A. die Wirkung des Cotoin 
durch eine active Erweiterung der Darmgefäfse, durch welche die 
Ernährung und der Wiederersatz der Darmschleimhaut befördert 
und die Resorption begünstigt werden. 

Bezüglich der klinischen Erfahrungen ist dem Früheren (1. c.) 
noch hinzuzufügen, dass das Cotoin gegen Ruhr erfolglos war. 

Eine Contraindicationen gegen dasselbe bilden hypersemische 
Zustände des Darms und Neigung zu Darmblutungen. 

Paracotoin wirkt physiologisch und therapeutisch dem Cotoin 
ähnlich, ist aber schwächer und muss daher in gröfseren Dosen 
gegeben werden. Langg&ard. 


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No 13. 


Guarbschi u. Mosso, Ptomalne. 


221 


J. Guaresehi et A. Mosso, Los Ptomalnes. Recherches chimiques, 
physiologiques et m^dico-legales. I. partie. Arch. ital. de Biol. T. II., 
f. 3, S. 367, et T. III., f. 2, S. 241. 

Als Lösungsmittel für diese Gifte haben die Vff. Aether, Aethyl- 
alkohol, Chloroform und Benzin verwendet und dabei besonderen 
Wert auf absolute Reinheit der Lösungsmittel gelegt; namentlich 
musste der Aethylalkohol sorgfältigst von Alkaloiden (und nament¬ 
lich auch Pyridin) befreit werden, ebenso das Benzin. Um die Pto- 
malne im fauligen menschlichen Gehirn, das 1—2 Monate in einem 
Glasballon bei einer Temperatur von 10 —15° aufbewahrt worden, 
aufzusuchen, benutzten sie die Methode von Sr as-Otto und wandten 
dann dieselbe Methode auch bei frischen Gehirnen an. Darnach 
beschäftigten sie sich mit fauligem Fibrin. Als wahrscheinliche 
Formel fDr das aufgefundene Ptomain ergab sich C|oH, s N (NB. 
man kennt bereits 4 Basen derselben Formel, die aber noch nicht 
hinreichend studirt sind, um sicher zu sagen, ob sie isomer sind, 
nämlich 1) das Coridin aus Steinkohle, ein 2) aus Tabacksrauch 
dargestelltes, 3) das Camphymid und ein 4) von Tilukm gefundenes), 
vielleicht richtiger C, 0 H t ,N, entsprechend dem Tetrahydromethyl- 
quinolin Jackson’s. — Physiologische Versuche haben die Vff. an¬ 
gestellt 1) mit dem Ptomain fauliger Gehirne an Fröschen; sie 
schlief8en aus diesen, dass die Wirkung deijenigen des Curare ähnlich ist, 
nur sehr viel schwächer, ebenso beim Meerschweinchen. Bei diesem 
zeigte sich noch, dass das Gift eben wegen seiner schwachen Wir¬ 
kung nie mit Curare, Coniin, Nicotin etc. verwechselt werden kann; 
die Wirkung dauert auch bei sehr grofsen Dosen weit kürzere Zeit. 
2) Dasselbe gilt von der Wirkung des Ptomains aus fauligem Fi¬ 
brin. — Mit der graphischen Methode haben sie die Wirkungen 
auf Nerven und Muskeln studirt, wobei sie als Reizmittel inducirte 
StrOme benutzten. Der Gastrocnemius contrahirte sich nach der 
Vergiftung nicht mehr regelmäfsig bei schwacher Reizung des Ischia- 
dicus; die Erregbarkeit des letzteren ist schnell erschöpft; die Reflex¬ 
bewegungen nehmen schnell ab und brauchen eine gewisse Zeit, um 
sich wieder herzustellen. Wenn ein Nerv stirbt, sterben immer zu¬ 
erst die motorischen Fasern; die directe Muskelerregbarkeit schwindet 
zuletzt. Weniger intensive Gifte wirken nur auf die motorischen 
Nerven, während die Centren lange weiter functioniren; hierzu ge¬ 
hören das Curare, die erwähnten Ptomalne etc. Andere Gifte giebt 
es, die fast gleichzeitig die Centren und die motorischen Nerven 
töten, nämlich gewisse Ptomalne, von denen die Vff. im 2. Teil 
ihrer Arbeit sprechen wollen, Coniin, Strychnin etc. Sie beschreiben 
genau zuerst die Wirkung des Curare auf den isolirten Ischiadicus 
und den M. gastrocnemius, der von der Blutcirculation ausge¬ 
schlossen ist. Sie unterscheiden hier 4 Perioden: 1) Bei starker 
Reizung zeigen sich regelmäfsige Muskelcontractionen (unregelmäßig 
nur bei sehr schwacher Reizung). 2) Die Reizbarkeit des Nerven 
nimmt ab (der Nerv fängt an abzusterben); die Contractionen werden 
unregelmäfsig, wie bei dem natörlichen Tode des Tieres, d. h. „die 
Erscheinungen der Vergiftung und des natörlichen Todes des Nerven 


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222 


Cunha e Sousa. — Stkiner. — Hondrshaokn. 


No. 13. 


sind dieselben“. Eine gute Erklärung für die Erscheinungen dieser 
Periode ist noch zu finden. 3) Der Nerv ist nicht mehr durch ein¬ 
malige Reize, wohl aber durch häufige, schnell wiederholte Reize 
erregbar. 4) Der Nerv ist tot; der direct gereizte Muskel con- 
trahirt sich noch. — Die Sensibilität überdauert beim Absterben 
stets die Motilität; alle Ursachen, welche die Reizbarkeit der 
Nerven herabsetzen, wirken stärker auf die motorischen als auf die 
sensiblen Nerven. Dies gilt für alle Gifte, nicht nur für das Cu¬ 
rare. — Untersuchungen an frischen Gehirnen und an frischem 
Rindfleisch haben den Vffn. an letzterem bei der Extraction ohne 
Säuren Methylhydantoin geliefert (C 4 H 6 N 2 0 2 ), welches sie als 
Zwischenstufe der Umwandlung des Kreatin und Kreatinin in Harn¬ 
stoff und Sarkosin betrachten. Die frischen tierischen Stoffe geben 
in Abwesenheit einer fremden Säure keine oder sehr wenig alkaloide 
Basen, die dann aus einer Veränderung der Eiweifsstoffe entstehen. 
— Für die gerichtliche Medicin haben G. u. M. noch vergleichende 
Untersuchungen der Methoden von Draokndorff und Stas-Otto 
angestellt und entscheiden sich dahin, dass die erstere absolut zu ver¬ 
werfen ist. Weiteres wollen die Vff. im zweiten Teil ihrer Arbeit 
bringen. J. Sander. 


Fr. da Cunha e Sousa, Zur Lehre der Musculatur des Augen¬ 
lides des Menschen. Schknk’s embryol. Mitt. II. 1883, S. 201. 

Vf. findet im Musculus ciliaris Riolani des Augenlides Bündel von Muskelfasern, 
welche senkrecht zu den beiden bisher allein bekannten Hauptzügen des ersteren 
stehen und somit am Lidrand in sagittaler Richtung ziehen. Die Fasern hängen mit 
dem Tarsus zusammen und ziehen gegen den inneren Lidrand, wo sie sich der Faser¬ 
masse des M. Riolani anschliefsen. Ihre Wirkung besteht wohl «in der Annäherung 
des Tarsus an die Cornea in sagittäler Richtung und somit in einem Beitrag zum 
starken Versohluss der Lider. Rabl-Rfiekh&ni. 


J. Steiner, Der Einfluss der Temperatur auf den Nervenstrom und 
die Fortpflanzungsgeschwindigkeit seiner negativen Schwankung. 
du Bois-Rrymond’s Arob. 1883, Festschr. S. 178. 

Bei einer früheren Untersuchung hat S. gefunden, dass die elektromotorische 
Kraft des Nervenstromes innerhalb der vitalen Temperaturgrenzen ein Maxi¬ 
mum besitzt, das etwa zwischen 14 und 24° C. liegt. — Jetzt fand Yf. dasselbe 
Temperaturmaximum auch für die Fortpflanzungsgeschwindigkeit der ne¬ 
gativen Schwankung. — Da Tboitzky ungefähr dasselbe Temperaturmaximum 
auch für die Fortpflanzung der Erregung im Nerven feststellte, so sieht Yf. 
darin einen neuen Beweis, dass die Fortpflanzungen der Erregung und der negativen 
Schwankung identische Vorgänge sind. Meitzer (New-York). 


Fr. Hundeshagen, Zur Synthese des Lecithins. Diss. Leipzig 1883. 

Den Lecithinen liegt die Distearylphosphorsäure (resp. Dipalmitin- oder Olein¬ 
phosphorsäure) zu Grunde und zwar betrachtet Diaconow sie als saure Neurinsalze 
dieser Säure, Strecker als letherartige Yerbindung. H. erhielt die genannte Säure 
synthetisch durch Erhitzen von Distearin und Phosphorsäureanhydrid, das saure Neurin¬ 
salz durch Digestion der Säure mit der berechneten Menge koblensauren Neurins. Die 
nähere Untersuchung zeigte, dass die so dargestellte Yerbindung nicht Lecithin, die 
Anschauung von Diaconow also wahrscheinlich nicht richtig ist. Die Synthese des 
Lecithins selbst gelang einstweilen nicht. E. Saikowski. 


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No. 13. Pbitzgerald. — Fochs. — Fort. — Krrdkl. — Bbrorr. 223 


Fitzgerald, Clinicnl lecture: new Operation for the radical eure of 
hernia. Brit. med. J. 1883, Decbr. 8. 

Das von F. in einer „grofsen Anzahl von Fällen“ geübte Radicalverfahren bei 
reponiblen Leistenhernien besteht im Wesentlichen in snbentaner Vernähung der beiden 
Pfeiler des Leistenkanales mittels einer durch eine langgestielte Nadel anznlegenden 
fortlaufenden Naht. Während der Application dieser muss der Brnchinhalt zurück* 
gebracht und das Wiederheraustreten desselben durch Invagination mit dem Finger 
verhindert werden. Qrofsen Wert legt Vf. darauf, dass als Nähmaterial Fäden aus 
reinem Gold gebraucht werden, da dieselben dauernd liegen bleiben sollen. 

P. Güterbock. 


E. Fuchs, Myopie bei Cataracta senilis incipiens. Klin. Monatsbl. f. 
Augenbeilk. XXII. S. 19. 

Yor längerer Zeit hat bereits Critcbktt darauf auftnerksam gemacht, dass vor 
und während der Entwickelung der senilen Katarakt das Auftreten von Myopie be¬ 
obachtet wird. Ohne Zweifel ist diese Erscheinung auf eine Zunahme des Brechungs¬ 
index der Linse zurückzuführen. F. teilt 3 Fälle eigener Beobachtung mit und stellt 
sie mit den bis jetzt veröffentlichten zusammen, um so eine Vorstellung über die 
Grenzen dieser Refractionszunahme zu gewinnen. Es sind 11 Augen von 9 Patienten. 
Die höchste Refractionszun ahme betrug 9 Dioptrien und die mittlere 5,5 Dioptrien. 

Hontmann. 


A. Fort, Diab&te cons^cutif k la chloroformisation pour une Ope¬ 
ration de r&r^cissement de Purfetre. Gaz. des höp. 1883, No. 148. 

Bei einem 20jährigen Brasilianer trat am Tage nach einer in der Chloroform- 
narkose ausgeführten galvanokaustischen Erweiterung der Harnröhre Diabetes ein, 
welcher sich derart steigerte, dass schon nach 4 Tagen 8 Liter Urin in 24 Stunden 
und über 1 Kgrm. (?!) Zucker entleert wurden. Trotz eingeleiteter Behandlung trat 
keine Besserung, sondern nach einem halben Jahre der Tod ein. Der vor der Operation 
untersuchte Harn war normal befunden worden. Seuator. 


Kredel, Ein Fall von Peeudoleuksemie mit Perforation von Milz 
und Magen. (Aus der med. Klinik des Hm. Prof. Rikgkl in Giessen.) 
Berliner kiin. Wochenschr. 1883, No. 50. 

Ein 24jähriger Mann, der in der Kindheit Intermittens überstanden hatte, er¬ 
krankte mit Schmerzen unter dem linken Rippenbogen. Die nach ca. 2 Monaten 
Torgenommene Untersuchung ergab einen grofsen Milztumor, bedeutende Amemie mit 
starker Verminderung der roten Blutkörperchen (2S00000 im Cbc.-Mm.) ohne wesentliche 
Vermehrung der farblosen: ziemlich constantes Fieber, das durch Chinin nicht be¬ 
einflusst wird. Unter beträchtlichen Darmblutungen trat der Tod ein. Die Diagnose 
hatte zwischen Pseudoleuksemie und perniciOser Ansemie geschwankt. — Bei der 
Autopsie fand sich als Ursache der tätlichen Blutung eine Perforation von Magen und 
Milz, bedingt durch die Erweichung eines lymphosarkomatOsen Tumors, der sich in 
den zwischen einem (von der älteren Malaria herrührenden?) Milztumor und dem 
Magen bestehenden Verwachsungen gebildet hatte und nach beiden Organen hin 
perforirt war. Aehnlich veränderte Lymph- resp Mesenterialdrüsen fanden sich eben¬ 
falls vor, so dass Vf. den Fall als lymphatische Pseudoleuksemie auffasst. Perl. 


0. Berger, Ueber Pseudohypertrophie der Muskeln. Arch. f. Psych. 

XIV. S. 625. 

Fast sämmtliche KOrpermuskeln waren befallen, auch die Gesichtsmuskeln und 
die Zunge. Früher waren bei dem Pat. epileptische Anfälle vorhanden gewesen Die 
su verschiedenen Zeiten vorgenommene anatomische Untersuchung desselben Muskels er* 
wies, dass die primäre Bindegewebssunahme mit der Dauer der Krankheit der Zu¬ 
nahme des Fettgewebes Platz maeht Das Rückenmark und die peripheren Nerven 
waren vollständig gesund. Moeü. 


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224 Pbtbrsen. — EhrksdÖrfrb. — Dohrn. — Cozk u. Simon. No. 13. 


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O. Petersen, SeheDe Complicationen bei Urethritis. Petersburger 
med. Wochen sehr. 1883, No. 45. 

1) Urethritis. Periurethritis suppurativa. Raptara urethrae. Infiltratio urinse. 
Abscessus sabcataaeus abdominis. Fistula urethrae. 2) Urethritis acuta. Periurethritis 
suppurativa, Abscessus subcutaueus abdominis. Pycemie. Tod. 3) Ein 20 jähriger 
Maurer fällt einige Tage, nachdem er sich eine Gonorrhoe sugezogen, von der Höhe der 
dritten Etage aufs Pflaster und brach sich das Rückgrat. Es entwickelte sich eine 
Cystitis und der Pat. geht unter den Erscheinungen der Pysemie zu Grunde. Man fand 
bei der Obduction eine Cystitis diphtherica. Hinter der Blase ist eine gänseeigrofse 
fluctuirende Geschwulst, die, vom Peritoneum bedeckt, aufserhalb desselben zwischen 
Blase und Mastdarm, jedoch etwas nach links, liegt. Sie erweist sich als eine Abscess- 
höhle mit verdickten Wandungen, in welchen man Reste von Schläuchen der linken 
Samenbläschen vorfindet. Der Inhalt besteht aus mortificirten Gewebsfetzen, grau¬ 
gelblichem dünnen Eiter. — Wie weit in diesem Falle die Wirbel Verletzung von Ein¬ 
fluss auf die Samenblasenafifection gewesen, lässt Vf. unentschieden. Doch sind Fälle 
beobachtet worden, wo sich die Entzündung von der Urethra auf die Samenblasen er¬ 
streckt und dort Eiterung hervorgerufen hat LewinckL 


E. Ehrendörfer, Ueber die Verwendung der JodoformstAbcben 
bei der intrauterinen Nachbehandlung im Wochenbett. Arch. f. 
Gyn. XXII. S. 84. 

Die Jodoformstäbchen fanden Anwendung sowohl bei schweren puerperalen, be¬ 
sonders endometritischen Erkrankungen, als auch, gewissermaafsen prophylaktisch nach 
schweren operativen Eingriffen. Vor der Application derselben wurde der Uterus mit 
Carbollösung ausgespült und dann das Stäbchen mittels Kornzange in den Cervix 
und von dort mit dem Finger in den Uterus geschoben. Die Stäbchen, welche mit 
Gummi arab. und etwas Glycerin oder Gummi arab., Glycerin und Amylum zu glei¬ 
chen Teilen verschrieben waren, enthielten je etwas Über 6 Grm. Jodoform. Als be¬ 
sonderen Vorteil dieser Behandlung hebt E. hervor, dass man die Patientinnen und 
den erkrankten Uterus längere Zeit in vollständiger Ruhe lassen kann. Die Resultate, 
welche E. erzielte, sind recht befriedigend zu nennen, doch ist die Zahl der Versuchs* 
fälle — 27 — als sehr gering zu bezeichnen. w. Schülern. 


Dohrn, Zur Kenntniss des allgemein zu weiten Beckens. Arch. f. 

Gyn. XXII. S. 47. 

D. hat durch Messungen an 10 skeletirten allgemein zu weiten Becken gefunden, 
dass sich bei denselben ähnliche Verhältnisse vorfinden, wie Litzmasn dies für das 
allgemein gleichmäßig verengte Becken constatirt hat. Eis handelt sich nämlich bei 
dieser Beckenform nicht um eine gleichmäßige Vergrößerung des Normalbeckens, 
sondern um ein Größerwerden nur einzelner Teile des Beckenringes. w. Schale!n. 


Coze et P. Simon, Recherches comparatives sur l’action physio- 
logique du muguet (Convallaria majalis) et de la digitale. Bull, 
de Thdrap. 1883, II. S. 489. 

Vff. experimentirten an Fröschen und Schildkröten mit folgenden Convallaria- 
Präparaten: 1) einem Extraot der frischen Pflanze, 2) einer Tinctur der ganzen 
Pflanze, 3) einer Tinctur der Blüten. Alle 3 Präparate erwiesen sich als wirksam 
und erzeugten in kleinen Dosen 7—8 Minuten nach der Injection eine geringe Puls- 
Verlangsamung, darauf ein kurzes Stadium von Irregularität, welchem eine Periode 
mit starker Verlangsamung und bedeutender Erhöhung der Pulswelle folgte. — Ein 
gleiches Verhalten beobachteten die Vff. bei Versuchen mit Digitalis, doch war die 
Erhöhung der Pulswelle nicht so ausgesprochen, wie nach Convallaria. Auf diese Er¬ 
höhung folgte bei Digitalis eine Abnahme der Pulswelle und ein Stadium, in welchem 
mehr oder weniger langdauernde Herzstillstände abwechselten mit einer Reihe von 
3—ö unvollkommenen Pulsationen. Ein dem ähnliches Verhalten konnten Vff*. durch 
Convallaria nicht beobachten. Laaggaard, 


Varlag von August Hirschwald in Berlin. — Druck von L. 8cbumacher in Berlin. 


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WSdbBatlkh erscheinen 
1—7Bojen; am Schlagte 
des Jshrgsngi Titel, Ki¬ 
ms* u4 SachregisWr. 


Centralblatt 

für die 


Preis des Jahrgänge.» 
20 Mark; zu beziohen 
durch alle Buchhaudlun- 
gen and PostansUlten. 


medicmischen Wissenschaften. 


Redigirt von 

Pro£ Dr. H. Kroneoker, und Prot Dr. H. Senator, 

Berlin (NW.), Doxotheenitr. 85. Berlin (NW.), Bauhofrtr. 7 (am Hegelplatz). 


1884. ä- April. No. 14. 


lafesalt: W. Bi edbrmann, Erregung ron Muskel and Nenr. — Giacosa, Um- 
wsndelang der Nitrile im Organismus. — V. Cornil, Adenoide Pharynzgeschwülste. — 
Jul. Wolfp, Trophische Störungen nach Gelenkleiden. — Emerson, Gebörprüfung 
mittels Stimmgabel. — Yossius, Blutgefftfse des Sehnerven. — Cok^y, Pulsirendes 
Empyem. — C. M. Schmidt, Laryngitis snbglottica. — F. C. M Oller; 0. Yierordt; 
W. Ebb, Multiple degeneratire Neuritis. — Zirhl; Yojgt, Pilze bei Pemphigus 
acstas; Erkaltung als Ursache desselben. — G. Rummo, Wirkung des Jodoform. 

E» H. Schäfer, Verletzungen der Hirnrinde operirter Affen. — Krukknbbro, 
Chon drin und ChondroitsAure. — Puls, Gutartiges Fibrom der Mamma bei Mutter 
wad Tochter. — E. Küster; J. Israel, Neubildung des resecirten Schenkelkopfs. — 
Hock, Subretinaler Cysticercus. — Wbrtheimbkr, Eklampsie der Kinder. — Chahcot 
oz»d Fkee, Tabischer Fufs. — Aschenbbodt, Anregende Wirkung Ton Cocain. 


W. Biedermann, Beiträge zur allgemeinen Nerven- und Muskel- 
physiologie. Wiener akad. Sitzgsb., III. Abt., LXXIX—LXXXVIII. S.-A. 

UI. lieber die pol aren Wirkungen des elektrischen 
Stromes im entnervten Muskel. Gegen Akby erbringt B. 
durch zeitmessende Versuche den, wie er meint, endgiltigen Beweis 
f&r die Richtigkeit der Annahme von v. Bkzomi, dass die Schliefsungs- 
nnd Oeflnungszuckung hei directer Erregung des durch Curare 
entnervten Muskels reine Polwirkungen sind. Bei Schliefsung eines 
eonstanten Stromes entsteht die Erregung nur an der Austrittsstelle 
desselben aus der Muskelsubstanz und pflanzt sich von hier aus 
durch Leitung von Querschnitt zu Querschnitt durch den Muskel 
fort. Die Oeffnungserregung entsteht ausschliefslich an der Eintritts¬ 
stelle des Stromes in den Muskel. Die Fortpflanzungsgeschwindig¬ 
keit der Schliefsungserregung beträgt 1 — 2 Meter in der Secuude, 
die der Oeffnungserregung ist in vielen Fällen geringer. — Die 
Beizung des Muskels mit einzelnen Inductionsschlägen wirkt wie 
kurzdauernde Schliefsung des eonstanten Stromes: Die Erregung 
erfolgt primär nur an der Kathode und pflanzt sich von hier aus 
dorch Leitung fort. 

IV. Ueber die durch chemische Veränderung der 
Muskelsubstanz bewirkten Veränderungen der polaren 
Brregung durch den elektrischen Strom. Die mitgeteilten 
Versuche ergeben, dass es zwei Gruppen chemischer Substanzen 


XXII. Jahrgang. 


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226 


Biedermann, Erregung von Muskel und Nerv. 


No. 14 


giebt, welche bei örtlicher Application die Erregbarkeitsverhältnisse 
des entnervten Muskels in entgegengesetztem Sinne verändern, indem 
die einen die polare Erregung durch den elektrischen Strom local 
zu hemmen, die anderen zu begünstigen vermögen. Zu den die 
Erregbarkeit herabsetzenden Substanzen gehören die anorganischen 
und einige organische Säuren, Fleischwasser, die Kalisalze, Alkohol 
und Sublimat. Erregbarkeit steigernd wirken die Natronsalze und 
Veratrin. Die Versuche wurden in der Art angestellt, dass die 
wirksame Elektrode (bei Schliefsung die Kathode, bei Oeffnung die 
Anode) zunächst an das durch die zu untersuchende Substanz ver¬ 
änderte Ende des Sartorius angelegt wurde. Es trat dann die ent¬ 
sprechende Vermehrung oder Verminderung der Erregbarkeit deut¬ 
lich hervor, während nach Umkehr des Stromes (Anlegung der 
wirksamen Elektrode an das unversehrte Muskelende) die Erreg¬ 
barkeitsverhältnisse sich als unverändert erwiesen. 

V. Ueber die Abhängigkeit des Muskelstromes von 
localen chemischen Veränderungen der Muskelsubstanz. 
B. fand, dass durch den wässrigen Auszug von Muskelfleisch, sowie 
durch schwache Kalisalzlösungen der Faserinhalt des quergestreiften 
Muskels am Orte der Einwirkung nicht nur minder erregbar, son¬ 
dern zugleich auch in hohem Grade negativ gegen normalen Faser¬ 
inhalt gemacht wird, und dass beide Veränderungen wieder voll¬ 
ständig beseitigt werden können, wenn man die schädlichen Stoffe 
durch Auswaschen entfernt. Diese „Kaliströme“ sind durchaus 
nicht schwach, sondern im Allgemeinen von derselben Ordnung, 
wie der gewöhnliche Ruhestrom zwischen künstlichem Quer- und 
natürlichem Längsschnitt. Auch die stromentwickelnde Eigenschaft 
künstlicher Muskelquerschnitte (oder besser sauren Muskelbreies) 
beruht nach B. nicht auf der Säure, sondern auf den bei der post¬ 
mortalen Säuerung sich bildenden Kalisalzen, besonders demKH 3 P0 4 . 
Diese Eigenschaft verdünnter Kalisalzlösungen, die Muskelsubstanz 
an der Berührungsstelle negativ zu machen, kommt in einem, wenn 
auch meist geringerem Grade, auch höchst verdünnten Säurelösungen 
zu. Diese „Säureströme“ sind jedoch bei Weitem schwerer, als die 
„Kaliströme“, durch Auswaschen resp. Neutralisiren wieder zu be¬ 
seitigen. — Dass Lösungen von Natronsalzen oder Veratrin, die 
die Erregbarkeit der contractilen Substanz des Muskels auch bei 
localer Application beträchtlich erhöhen, im umgekehrten Sinne, wie 
die Kalisalze, stromentwickelnd wirken, konnte B. nicht finden. — 
Endlich fand B., dass Froschmuskeln selbst in einem sehr vor¬ 
gerückten Stadium der Wasserstarre in demselben Sinne und in 
fast gleichem Grade elektromotorisch wirksam werden können, wie 
unversehrte Muskeln und schliefst daraus die Unhaltbarkeit der 
herrschenden Anschauung von der Identität der Wasserstarre und 
der Zeit- beziehungsweise Wärmestarre. Die gefundenen Tatsachen 
werden im Sinne der Hermann ’schen Theorie verwertet. 

VI. Ueber rhythmische, durch chemisohe Reizung 
bedingte Contractionen quergestreifter Muskeln. Aehnlich 
wie die Herzspitze, beginnt ein durch Curare entnervter Sartorius 


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No. 14. 


Bikokrmakn, Erregung von Muskel und Nerv. 


227 


des Frosches in rhythmische Contractionen zu geraten, wenn er in 
eine durch Na. 2 C0 3 schwach alkalisch gemachte NaCl-Lösung taucht, 
jedoch mit dem Unterschiede, dass im ersteren Falle s&mmtliche 
Muskelfasern gleichmäßig und gleichzeitig sich verkürzen, während 
dies beim eingetauchten Sartorius niemals der Fall ist, sondern 
vielmehr eine mehr „herdweise“ Erregung stattfindet, wobei außer- 
dem noch der Bhythmus in den verschiedenen Erregungsherden in 
der mannigfaltigsten Weise wechselt. Ueber den bei diesen Ver¬ 
suchen sehr wesentlichen Einfluss der Temperatur s. das Orig. — 
B. betont, dass in dem NaCO, ein chemisches Reizmittel gefunden 
sei, welches errege, ohne gleichzeitig — wie alle sonst bekannten 
chemischen Reize '— die Erregbarkeit des gereizten Muskels rascher 
oder langsamer zu beeinträchtigen resp. ganz zu vernichten. 

VII. Ueber die durch chemische Veränderung der 
Nervensubstanz bewirkten Veränderungen der polaren 
Erregungen durch den elektrischen Strom. Wie am quer¬ 
gestreiften Muskel, gelang es B. am markhaltigen, durchströmten 
Nerven durch könstlich bewerkstelligte örtliche Herabsetzung der 
Erregbarkeit die erregende Wirkung der einen Elektrode auszu¬ 
schalten und dadurch einen weiteren experimentellen Beweis zu 
liefern för die Richtigkeit der zuerst von Pflügkr ausgesprochenen 
Ansicht, dass die Erregung des Nerven bei Schliefsung des Stromes 
ausschließlich an der Kathode, bei Oeffnung dagegen an der Anode 
erfolgt. 

In Betreff des Auftretens der primären Oeffnungserregung 
(resp. OZ) kommt B. zu dem Schluss, dass eine bestimmte chemische 
Veränderung der Nervensubstanz, sei es, dass dieselbe durch 
Reagentien oder durch den Strom selbst herbeigeföhrt wurde, die 
erte und wesentliche Vorbedingung för dieselbe ist, während In¬ 
tensität, Dauer und Richtung des elektrischen Stromes erst in 
zweiter Reihe in Betracht kommen. 

VIII. Ueber scheinbare Oeffnungszuckung verletzter 
Muskeln. Die Oeffnungsreizerfolge bei abterminaler Längsdurch- 
strömung einseitig verletzter (mit künstlichem Querschnitt versehener) 
Muskeln bezeichnet B. als „scheinbare“ Oeffnungszuckungen, weil 
er aus seinen Versuchen schliefst, dass sie in Wirklichkeit durch 
eine bei Oeffnung des Kettenstromes hervortretende Schliefsung des 
Demarcationsstromes hervorgerufen werden. „Der (dem Muskel- 
strom entgegengesetzt gerichtete) Kettenstrom hebt sozusagen einen 
Teil der inneren Schliefsung des Muskelstromes auf, dessen plötz¬ 
liche Wiederherstellung bei der Oeffnung des Kettenstromes eine 
Schließungszuckung herbeiführt. “ Der experimentelle Beweis för 
diese Auffassung ist im Orig, nachzulesen. 

XI. Zur Kenntniss der secundären Zuckung. B. findet 
im Gegensatz zu den Angaben anderer Beobachter, dass die „se- 
cundäre Wirksamkeit“ des Froschmuskels durch Dehnung desselben 
m auffallender Weise begünstigt wird. Zum Nachweis dieses Ein¬ 
flusses benutzt er den Umstand, dass Froschmuskeln in einem ge¬ 
wissen Zustande der Erschöpfung, wie er insbesondere nach längerer 


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228 Giacosa , Umwandelung der Nitrile im Organismus. No. 14 

Erwärmung eintritt, auch bei stärkster Reizung die Fähigkeit, un- 
belastet secundäre Zuckungen auszulösen, vollständig einbüßen, ob¬ 
schon selbst schwache einzelne Inductionsströme vom Nerven aus noch 
kräftige Zuckungen des Muskels bewirken. Bei solchen Muskeln 
nun wird ausnahmslos die secundäre Wirksamkeit durch Belastung 
oder in anderer Weise bewirkte Dehnung momentan wiederhergestellt, 
um sofort wieder zu verschwinden, sobald diese beseitigt wird. 
Hierbei ist kein Unterschied zwischen dem unregelmäßig gebauten 
Gastrocnemius und dem parallelfaserigen Sartorius. Eine Erklärung 
dieser auffallenden Erscheinung versucht B. nicht, weist jedoch 
darauf hin, dass nach Hbidknhain der als Wärme erscheinende Anteil 
der bei der Contraction sich entwickelnden Kräfte in höchst auf¬ 
fälliger Weise von der Spannung des Muskels abhängt, derart, dass 
bis zu einer gewissen Grenze die Wärmebildung mit der Belastung 
wächst. Es liege daher der Gedanke nahe, dass durch die Spannung 
auch jener Teil der Kraftsumme, welcher als Elektricität in Form 
der die Erregung begleitenden Aotionsströme erscheint, in gleichem 
Sinne beeinflusst wird. 

X. Ueber rhythmische Contractionen quergestreifter 
Muskeln unter dem Einflüsse des constanten Stromes. 
Unter Zuhölfenahme der localen Erregbarkeitssteigerung durch Be¬ 
handlung mit Na 2 C0 3 -Lösung gelang es B., den entnervten Muskel 
durch einen mit constanter Dichte fließenden, mittelstarken Strom 
in einen Zustand rhythmischer Erregung zu versetzen, der sich 
entweder durch Ablauf mehrerer von einander deutlich zn sondernder 
Zuckungen oder durch einen (scheinbar) stetigen, tetanischen Con- 
tractionszustand des Muskels verrät. Bei Anwendung sehr starker 
Ströme treten diese rhythmischen Tätigkeitsäußerungen auch an 
normal erregbaren Präparaten (ohne künstlich herbeigeführte locale 
Erregbarkeitssteigerung) hervor. Die Aufeinanderfolge der rhyth¬ 
mischen Erregungsimpulse findet B. dabei um so rascher, je grGfser 
die Erregbarkeit am Orte der directen Reizungist, so dass der Muskel 
nicht (wie v. Frky vom motorischen Nerven annimmt) „für einen 
bestimmten, ihm eigentümlichen Rhythmus der Bewegungen ein¬ 
gerichtet“ zu sein scheint. 

B. ist geneigt, nur die durch einen einzelnen Inductionsschlag 
ausgelösten Zuckungen für wirklich einfach zu halten, während alle 
durch Schließung eines Kettenstromes erregten Contractionen „durch 
Summation rhythmischer Einzelzuckungen entstanden sein dürften.* 

F. Martins. 


P. Giacosa, Sur la transformation des nitriles dans l’organisme. 

Ztschr. f. physiol. Chemie VIII. S. 95. 

Benzonitril (C 6 H 5 CN), zu 2,4 Grm. in Kapseln (mit Fleisch 
und Brod gefütterten) Hunden beigebracht, geht zu einem Teil un¬ 
verändert mit der Exspirationsluft, dem Kot und dem Harn hinaus; 
noch am 7. Tage nach der Einverleibung ist es an seinem Geruch 
in der Atemluft erkennbar. Ein anderer Teil zersetzt sich; wahrend 


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No 14 Gi acosa , Umwandelung der Nitrile im Organismus. 221) 

vorher im Mittel 0,287 Grm. Aetherschwefels&ure pro Tag aus¬ 
geschieden wurden, steigt nach einer einmaligen Gabe von Benzo- 
nitril ihre Menge so erheblich an, dass während der folgenden 
7 Tage im Ganzen 2% Mal soviel ausgeschieden wird, als vorher. 
An welche aromatische Substanz die mehrausgeschiedenen Aether- 
schwefelsäuren gebunden sind, ist zu eruiren nicht gelungen: weder 
Phenol noch Benzoesänre oder Hippursäure, noch Benzamid, noch 
auch Glukuronsäuren oder Oxysäuren fanden sich im Harn. — 
Uebrigens setzt sich, wie G. findet, Benzonitril bei Einwirkung von 
Ozon und in Gegenwart von Alkali, ja bei 40° schon durch ver¬ 
dünntes Alkali allein zu Benzamid um, ebenso bei Einwirkung frisch 
gefällten Oxyduls. Benzonitril wirkt energisch auf das Nerven¬ 
system (convulsivische Zuckungen der Halsmuskeln) und lähmt in 
grösserer Gabe das Atemcentrum. Noch heftiger wirkt Phenyl¬ 
acetonitril C 6 H 5 ’CH,-CN (Krämpfe, Beitbahngang, Erbrechen, Ver¬ 
langsamung und schließlich Stillstand der Atmung), 0,15—0,2 Grm. 
pro Kilo Hund wirkt meist letal. Nach Aufnahme von diesem Nitril wird 
ein stark saurer, zuweilen eiweifshaltiger und an Uraten sehr reicher 
Harn entleert; die Aetherschwefelsäuren nehmen nur etwa um '/, an 
Menge zu. Im Harn fand sich (neben Kynurensäure) Phenacetur- 
säure, welche von E. und H. Salkowski nach Fütterung mit Phenyl¬ 
essigsäure gefunden worden war, nur dass G.’s Säure erst bei 
185° C. schmolz, während der Schmelzpunkt der SALKowsKi’schen 
Säure bei 143° liegt. Phenol war nicht nachweisbar. 

Nach Fütterung mit Acetonitril CH 3 -CN) zu 1,3—2 Grm. täg¬ 
lich wird ein sehr saurer Harn ausgeschieden, der sich mit Eisen- 
chloritl kirschrot färbt. Mit verdünnter Schwefelsäure destillirt, 
giebt der Harn ein nach Essigsäure riechendes Destillat, das recti- 
ficirt alle Reactionen der Essigsäure gab; alkalimetrisch bestimmt, 
fand G. 0,25 Grm. Essigsäure nach 4 Grm. Acetonitril, auch Am- 
moniaksalze reichlicher, als vorher: und zwar setzt sich der Aus¬ 
scheidung der Essigsäure durch den Harn, wenn die Substanz 
2 Tage hintereinander gegeben wird, noch 7 Tage danach fort. — 
Propionitril CjH 8 *CN ist außerordentlich giftig; innerlich gegeben, 
führt es zu hartnäckigem Erbrechen und allgemeinem Schwäche¬ 
zustand; subcutan beigebracht, wird es besser ertragen. Ein Teil 
wird unverändert durch die Lungen eliminirt, ein anderer Teil wird 
zersetzt, die Propionsäure tritt in den Harn über und zwar etwa 
zu */i o der eingefOhrten Menge des Nitrils. Sehr bemerkenswert 
und interessant ist noch, dass regelmäßig nach Einführung eines 
Nitrils, gleichviel ob der aromatischen oder der Fettsäure reihe an¬ 
gehörig, der saure Harn, frisch gelassen, ein Sediment von Krystallen 
gab, die sich als Tripelphosphat (Sargdeckelform) erwiesen. Es ist 
dies um so seltsamer, als Tripelphosphat in Säure löslich ist und 
daher sonst nur im alkalischen Harn auftritt. Die weitere Verfolgung 
dieses Gegenstandes behält sich Vf. vor. J. Munk. 


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230 V. Cokml, Adenoid® Pharynxgeschwülste. — Woi.kh, Trophische No. 14. 

V. Cornil, Note sur les tumeurs adenoides du pharynx nasal. J. de 
l’anat. et de physiol. 1883, 6. 

Die adenoiden Pharynxgeschwülste sind nach C. entweder ein¬ 
fache oder vielfache Excrescenzen, welche einzeln oder durch einen 
gemeinsamen Stiel verbunden vom Rachendach herabhängen, dessen 
Höhlung ausfüllend. Sie kommen gewöhnlich gleichzeitig mit einem 
mucopurulenten Katarrh der Schleimhaut vor, und sind oft mit 
Granulationen der Rachenschleimhaut verbunden. Sie sind weich, 
gefäbreich, halbdurchsichtig; ihre Oberfläche ist unregelmälsig, 
warzig, mit kleinen Vorsprüngen versehen, die durch Furchen von 
einander getrennt sind. Die gröfsten hatten 1 */ 2 Ctm. im Durch¬ 
messer. Bei schwacher Vergröberung unterscheidet man bei einem 
Durchschnitt eine corticale Zone, welche geschlossene Follikel ent¬ 
hält und eine centrale, welche die Gefäbe inmitten eines verbindenden 
fasciculirten Streifens einschliefst. Die Oberfläche ist begrenzt durch 
einen zarten Saum und eine epitheliale Bekleidung, welche bei einer 
250fachen Vergröberung erst genauer erkannt werden kann. Die¬ 
selbe besteht aus Cylinderepithelien mit flimmernden Cilien und 
zwischen denselben findet man alle Zeichen einer Entzündung: weifse 
runde Zellen und auch rote Blutkörperchen. Auch unterhalb der 
Epitheliallage kann man dieselben noch finden, ebenso wie in dem 
verbindendem Streifen. Die Cylinderepithelien sind oft kelchartig 
und alsdann mit Schleim gefüllt, dem weifse Rundzellen beigemischt 
sind. Oft findet man auch die Cylinderepithelien in mehreren Lagen; 
alsdann hat nur die oberste die Cilien. Auf dem Epithel findet 
man oft Rundzellen und Schleimkörperchen. Unterhalb des Epithels 
ist die ganze verbindende Zone, in der die Follikel liegen, verdickt, 
und die einzelnen Lagen der Schleimhaut sind durch kleine Rundzellen 
von einander getrennt. Ebendieselben umgeben auch die einzelnen 
Follikel in grober Anzahl, während sie in denselben weniger zahl¬ 
reich sind. Die centrale Partie der kleinen Tumoren wird durch 
die bindegewebige Lage gebildet, welche die Gefäbe einschliefst. 
Es entstehen also die adenoiden Vegetationen durch eine Hyper¬ 
trophie der geschlossenen Follikel, im Verein mit einer entzünd¬ 
lichen Infiltration des oberflächlichen Teils der Schleimhaut. 

W. Lublinski. 


Jdl. Wolff, Ueber trophische Störungen bei primärem Gelenk¬ 
leiden. Berliner klin. Woobenscbr. 1883, No. 28. 

Die nach Gelenkverletzungen, Gelenkentzündungen und na¬ 
mentlich auch nach Resectionen zurückbleibende Verkürzung bezw. 
Atrophie der betroffenen Extremitätenabschnitte wurden bisher teils 
auf den Wachstumseinfluss der Epiphysen im Sinne der appositio— 
nellen Theorie, teils auf Inactivität zurückgeführt. Vf. weist an 
der Hand genauer eigener Beobachtungen und mit sorgfältiger Be¬ 
rücksichtigung der einschlägigen Literatur nach, dass diese Ansicht 
eine falsche ist; statt Verkürzung tritt bei entzündeten oder resecirten 
Gelenken auch gelegentlich Verlängerung auf — von Om.ikb fälsch¬ 
lich als „Allongement atrophique“ teilweise deschrieben; ferner findet 


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Xo. 14. Storungen nach üelenkleiden. — Emkuson , Gehörprüfung. 231 

sieb solche Verkörzung auch bei functionell vorzüglich wiederher¬ 
gestellten Gliedern und betrifft dieselbe ebenso wie die Atrophie, 
sei es bei jugendlichen Personen oder sei es bei Individuen mit 
vollendetem Knochen Wachstum, häufig nicht nur die in der Conti- 
guität des erkrankten oder resecirten Gelenkes befindlichen Knochen, 
sondern auch die weiter oben resp. weiter unten gelegenen Teile. 
Da nun diese Vorkommnisse der Verkürzung und Atrophie unab¬ 
hängig sind von den Veränderungen im Gelenke selbst und ganz 
besonders von der mehr oder minder grofsen Sorgfalt bei Behandlung 
dieser, andererseits aber mit bereits bekannten tropho-neurotischen 
Störungen in den Weicbgebilden vergesellschaftet auftreten, liegt es 
nahe, erstere ebenfalls auf trophoneurotische Zustände zurückzu- 
führen: Zustände, welche, wovon man sich an gelähmten Gliedern 
überzeugen kann, nicht durch die blofse Inactivität bedingt sein 
können, sondern auf eine anderweitige, eine directe Folge der 
Grundkrankheit des Gelenkes bildende Nervenaffection zurückzu¬ 
führen sind. Das Studium der letzteren ist um so wichtiger, als 
sie den functioneilen Ausgang der Gelenkentzündungen und Gelenk- 
resectionen viel mehr beeinflussen, als z. B. die Existenz eines 
Schlottergelenks. Es bleibt der Zukunft Vorbehalten, durch Auf¬ 
findung von Mitteln gegen dieselbe, die bislang oft noch wenig zu¬ 
friedenstellenden Resultate von Gelenkresectionen zu bessern und 
zu fördern. P. Gäterbock. 


Emerson, Die Gehörprüfung mittels der Stimmgabel. (Uebersetzt 
ron Strinbrüoge.) Zeitschr. f. Obrenheilk. XIII. S. 53. 

ß.’s Gehörprüfungen, zu denen er eine 32,5 Ctro. lange auf 
den Ton A (110 Doppelschwingungen) und eine 17 Ctm. lange auf 
c 3 (528 Schwingungen) abgestimmte Gabel benutzte, führten zu 
folgenden Schlüssen: 1) Man würde zu falschen Resultaten gelangen, 
wenn man sich auf die Angaben der Patienten über die Stärke 
der Tonempfindung bei einer Stimmgabelprüfung erkrankter Ohren 
verlassen wollte, ohne auf die Abstimmung der Gabel Rücksicht 
zu nehmen. Als Regel kann man annehmen, dass die Töne in 
normalen Ohren lauter durch Luftleitung, als durch Knochenleitung, 
gehört werden. Dies gilt auch, mit einiger Einschränkung, für er¬ 
krankte Ohren. 

2) Die relative Dauer der Luft- und Knochenleitung gewährt 
eine zuverlässige Prüfung. In normalen Ohren wird die Stimm¬ 
gabel in allen Fällen länger in Luft-, als in Knochenleitung ge¬ 
hört, wobei das Verhältniss für hohe Töne, im Gegensatz zu tiefen, 
zunimmt. Ein Ton mittlerer Höhe (c ') sollte in Luftleitung ungefähr 
2 Mal so lange gehört werden, als in Knochenleitung, indem die 
Durchschnittsdauer in Vf.’s Fällen für Knochen 17, für Luft 34 Sec. 
betrug. Jede ausgesprochene Abweichung von diesem Verhalten 
deutet auf Erkrankung. 

3) Bei Erkrankungen des äulseren oder mittleren Ohres ist 
dae Verhältniss reducirt und da in ausgeprägten Fällen die Knochen¬ 
leittrag gleich bleibt, oder verstärkt erscheint, so nimmt die Luft- 


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232 


Vossius, Blutgefäfse des SehnerveQ. 


No. 14. 


leitung ab, bis sie der Knochenleitung gleich, oder geringer als 
diese erscheint. Bei der Prüfung von 100 Ohren ergab die Durch¬ 
schnittsdauer für Knochen 17, für Luft 13 Secunden, also 1,3 Mal 
längere Dauer für Knochen-, als für Luftleitung. Diese Reduction 
machte sich auch in denjenigen Fällen geltend, in welchen in der Luft¬ 
leitung lauter, als in der Knochenleitung, gehört wurde, insofern 
die Durchschnittsdauer in diesen Ohren gleich war. 

4) Wenn die Hördauer bei Knochenleitung diejenige bei Luft¬ 
leitung übertrifft und dennoch geringer als die Durchschnittsdauer 
der Wahrnehmung bei Knochenleitung für normale Ohren ist, so deutet 
dieses Verhalten nicht allein auf Mittelohrerkrankung, sondern auch 
auf Mitbeteiligung des nervösen Apparates. 

5) Wenn das Verhältnis zwischen Hördaner bei Knochen- und 

Luftleitung dasselbe bleibt und die Hörschärfe sehr abgenommen hat, 
so deutet dies mit Wahrscheinlichkeit auf eine Erkrankung des 
inneren Ohres. Wenn die Hördauer bei Luftleitung diejenige bei 
Knochenleitung entschieden übertrifft, so kann letztere ganz verloren 
gehen, während die Luftleitung bis zu einem gewissen Grade er¬ 
halten bleibt. Schwabach. 


A. Vossius, Beiträge zur Anatomie des Nervus opticus, v. GkAfe’s 
Arch. XXIX. 4. S. 119. 

Die Eintrittsstelle der Centralgefäfse in den Sehnerven liegt 
am unteren äufseren Quadranten desselben, etwa 10—12 Mm. vom 
Bulbus entfernt. Da die Ernährung beim Embryo durch die fötale 
Augenspalte geschieht, welche unten innen gelegen ist, so muss der 
Sehnerv eine Drehung gemacht haben, durch welche dieser Wechsel 
der Lage herbeigeführt ist. Dieselbe entspricht wenigstens einem 
Winkel von 90°. Diese Lageveränderung der Gefäfse ist eine 
wichtige Stütze für die neuerdings wieder von Makz vertretene 
Ansicht, dass die Macula ein Rest der fötalen Augenspalte sei, und 
beseitigt die einzige Schwierigkeit, nämlich die laterale Lage der 
Macula, welche bisher mit dieser Annahme nicht ganz zu vereinigen 
war. Aufser dem Sehnerv macht auch der Bulbus eine Drehung, 
die ihrerseits noch besonders am Rectus superior nachweisbar ist. 
Während dieser Muskel beim Embryo sich mehr lateral befindet, 
ist derselbe beim Erwachsenen mehr unter der Mitte des Orbital¬ 
daches gelegen. Die Ursache der Drehung ist die Verschiebung 
der Augenblase von der Seite nach vorn in die Parallelstellung der 
Augenaxe, aufserdem das Missverhältniss zwischen Längenwachstum 
des Sehnerven und dem Wachsen der Orbitalaxe. 

Der Sehnerv erhält im intracraniellen Abschnitt seine arteriellen 
Gefäfse hauptsächlich aus der Arteria corporis callosi. Im Canalis 
opticus entwickelt sich ein besonderer Reichtum an Gefäfs- und an 
interstitiellem Bindegewebe. Die arteriellen Gefäfse entstammen der 
Ophthalmica und ihre Stämme liegen auf der Unterfläche der Nerven. 
Das venöse Blut führt die Vena centralis posterior in den Sinus 
cavernosus; sie verlässt den Nerv dicht am Eintritt desselben in 
den Canalis opticus. An der Ernährung des hinteren orbitalen 


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Combt, Pulsirendes Empyem. 


•233 

Abschnitts des Nerven nimmt die Arteria centralis retinae mit einem 
ziemlich grofsen rückläufigen Aste Teil. Derselbe wird von einem 
Venenaste begleitet, welcher sich in die Vena centralis retinae 
ergiefst. 

Die Circulations- und Ernährungsverhältnisse des Sehnerven 
im Canalis opticus begünstigen das Zustandekommen einer retro¬ 
bulbären Neuritis, die sich in beiden Opticusstämmen gleichzeitig, 
bezw. schnell hintereinander, entwickeln und von einem Nerv auf 
den anderen mit Umgehung des Chiasma übertragen kann. Dass 
der Entzündungsprocess gerade in dem centralen Bezirke des Quer¬ 
schnitts, in dem Maculafasern liegen, seine Höhe erreicht und da¬ 
durch die hier betroffenen Nervenbündel stärker in ihrer Function 
beeinträchtigt, als die peripheren, wird hauptsächlich daraus zu er¬ 
klären sein, dass an der Peripherie der Optici sich die Stämme der 
eindringenden Gefäfse befinden, in der Mitte hingegen ihre capillaren 
Ausbreitungen. Horstmann. 

J. Comby, Les pleur&ies pulsatiles (empy&me pulsatile). Arch. gener. 
de med., 1883, 11 et 12. 

Auf Grund von 23 anderweitig publicirten Krankengeschichten, 
sowie von 4 Fällen eigener Beobachtung entwirft Vf. das Krankheits¬ 
bild des sehr selten vorkommenden „pulsirenden Empyems“. Es 
handelt sich hierbei stets um seit langer Zeit bestehende, linksseitige, 
sehr reichliche, eitrige Pleuraergüsse, welche bei Inspection und 
Palpation Pulsationen erkennen lassen, die mit dem Spitzenstofs des 
Herzens synchron sind, sich bald auf der ganzen unteren Partie des 
linken Thorax wahrnehmen lassen, bald auf eine circumscripte Stelle 
beschränken, wo die Thoraxwand hervorgewölbt ist (Empyema ne- 
ceseitatis); zuweilen ist die Pulsation selbst in der Lumbalgegend 
zu constatiren, wenn der Erguss sich dorthin gesenkt hat. Nach 
spontaner oder operativer Entfernung des Eiters schwinden die Pul¬ 
sationen, aber es tritt ein Pneumothorax ein, und bald sammelt sich 
auch der Erguss wieder an, indem weder das nach rechts ver¬ 
schobene und dort durch Adhäsionen fixirte Herz, noch die linke 
Lunge ihre normale Stelle wieder einnehmen; nach 1 — 3 Ent¬ 
leerungen geht der Kranke an Hektik und Kachexie resp. an Tuber- 
culose zu Grunde. — In diagnostischer Beziehung muss man sich 
namentlich vor Verwechselungen mit Aortenaneurysmen hüten. — 
Was die Entstehung des Phänomens anlangt, so fand Vf. in seinen 
Fällen die total atelektatische und durch interstitielle Pneumonie 
cirrhotisch gewordene linke Lunge gegen das Mediastinum hin ge¬ 
drängt und durch feste Verwachsungen der Aufsenfiäche des Herz¬ 
beutels innig adhärirend; in der Uebertragung des Herzstofees auf 
diese solide, mit dem Herzen verwachsene Gewebsmasse und von 
da auf die eitrige Flüssigkeit sieht Vf. die Ursache des uns be¬ 
schäftigenden Phänomens. Dem entspricht es auch, dass es sich 
hier um sehr alte, meist 1—3 Jahre bestehende, von den Kranken 
im Beginn ganz übersehene Empyeme handelt; so lange die Cirrhose 
und Verwachsung der total functionsunfähigen Lunge mit dem Herzen 


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234 Schmidt, Laryngitis subglottica. — Müw.kk; Vikkokdi'; Erb, No. 14. 

noch nicht eingetreten ist, ist durch Empyemoperntion Heilung zu 
ermöglichen, wahrend es bei längerem Bestehen zu den oben er¬ 
wähnten Bedingungen für die Pulsationen und damit zu der wesent¬ 
lich schlimmeren Prognose kommt. Perl. 

C. M. Schmidt, Ueber Laryngitis subglottica. Petersb. med. Wochen¬ 
schrift, 1883, No. 51. 

Im Anschluss an einen durch die S<;HRonrrRR’sche Tubage des 
Larynx erheblich gebesserten Fall von Laryngitis subglottica bespricht 
Vf. diese seit Gkrhardt’s erster Beschreibung weit mehr beobachtete 
Erkrankung. Man kann die unter diesem Namen beschriebenen 
Fälle in zwei grofse Kategorien einteilen: in eine acute und eine 
chronische Form. Acut findet man dieselbe wahrscheinlich constant 
bei Pseudocroup und echtem diphtherischen Croup, chronisch nicht 
nur bei der idiopathischen chronischen Entzündung, sondern auch 
bei Syphilis und Tuberculose, sowie bei der chronischen Blennorrhoe 
des Respirationstracts. Ferner hat man diese Erkrankung öfters mit 
dem Rhinosklerom complicirt beobachtet. Eine Erklärung fQr diesen 
Symptomencomplex haben die Experimente Dkhio’s gegeben, dem es 
durch Injection einer Carminlösung in die subchordale Submucosa 
eines der Leiche entnommenen Kehlkopfs gelang, alle klinisch be¬ 
kannten Modificationen und Formen wenigstens der acuten Art her¬ 
vorzurufen. Es ist nämlich durch diese Versuche erwiesen, das« 
die Reg. subglottica incl. der unteren Stimmbandfläche bis an den 
freien Rand der Stimmbänder durch die anatomischen Verhältnisse 
(die lockere Anheftung der Mucosa und Submucosa daselbst), zur 
Bildung stärkerer submucöser Infiltrate prädisponirt ist. 

Was die Therapie anbetrifft, so hat die Tubage des Larynx 
mit Hartgummibougies nach Scrrokttkr, consequent und methodisch 
eine längere Zeit hindurch geübt, sehr erfreuliche Resultate gegeben, 
so dass die Radicaloperation, da dieselbe die Stimme gefährdet und 
als ein nicht unbedeutender Eingriff anzusehen ist, nur für die der 
Tubage widerstehenden Fälle zu reserviren ist. W. Lublinski. 


1) F. C. Müller, Ein Fall von multipler Neuritis. Arch. f. Psych. 
XIV. S. 669. — 2) O. Vierordt, Beitrag zum Studium der mul¬ 
tiplen degenerativen Neuritis. Das. S. 678. — 3) W. Erb, Be¬ 
merkungen über gewisse Formen der neurotischen Atrophie (sog. 
multiple degenerative Neuritis). Neurol. Cbl. 1883, No. 21. 

1) M.’s Fall betrifft eine 60jährige trunksüchtige Frau, welche 
4 Monate vor der Aufnahme an subacutem Gelenkrheumatismus, 
zunehmender ängstlicher Verwirrtheit mit Wahnvorstellungen er¬ 
krankte. Während die Gelenkaffection zurückgegangen war, hatte 
sich über einen grofsen Teil der Körpermusculatur eine Lähmung 
verschiedener Intensität mit Atrophie eingestellt. Die stark be¬ 
fallenen Muskeln zeigten Entartungsreaction. Am stärksten befallen 
waren die Muskeln der Unterschenkel und Vorderarme, sowie die 
Strecker der Kniee. Die Section ergab aufser seniler Atrophie des 


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No. 14. 


Multiple degenerative Neuritis. 


235 


Gehirns im ROckenmarke, wie die mikroskopische Untersuchung 
bestätigte, keine Veränderung. Die Wurzeln enthielten keine de- 
generirten Fasern, die grofsen Nervenstämme dagegen zeigten De¬ 
generation eines sehr erheblichen Teiles ihrer Fasern. Noch intensiver 
waren die intermusculären Nervenäste verändert; die Muskelsubstanz 
selbst zeigte teilweise Verfettung und glasige Quellung. 

In den Lungen broncho-pneumonische Herde, Verkäsungen, 
Tuberkel, im Dünndarm einige Ulcerationen. 

2) V.’s Kranke war ein 23jähriges Mädchen, das 2Monat 
vor dem Tode von plötzlicher Parese der Beine (nach Erkältung) 
befallen wurde. Bald darauf heftige Schmerzen in Fufs-, Knie- 
und Schultergelenken. Nach 3 Wochen Aufnahme: diffuse Lähmung 
der Beine, deutliche Herabsetzung der Sensibilität bis zum oberen 
Drittel des Unterschenkels. In der fünften Woche der Krankheit 
wird die Musculatur der Beine erheblich und in rascher Steigerung 
atrophisch, deutliche Veränderung der elektrischen Erregbarkeit 
(Mittelform). Auch die oberen Extremitäten verlieren an Kraft: 
(bei deutlicher Hyperalgesie auf Druck und zunehmender Ent- 
artungsreaction) und auch allmählich ganz ihre Beweglichkeit, die 
an den Beinen schon erloschen ist. — Rapide Atrophie aller 
Extremitäten; Nacken- und Lendenmusculatur sehr schwach. — 
Unter erheblicher Anämie stellt sich Lähmung des Zwerchfells, Stei¬ 
gerung der Pulsfrequenz bis zu 150, Benommenheit des Sensoriums 
ein. Leichte Temperatursteigerung erst in den letzten Tagen. — 
Section: Kleine Herde im Gehirn; das Rückenmark erscheint — 
auch mikroskopisch — intact, ebenso sind es bis auf einige degenerirte 
Fasern die vorderen motorischen Wurzeln. Die Nervenstämme dagegen 
zeigen sich hochgradig verändert; namentlich der rechte Ischiadicus 
und der Vagus hatten sehr viele Fasern verloren. Fast völlig 
degenerirt waren die Nervenzweige im Gastrocnemius. Die Muscu¬ 
latur war in mäfsigem Grade degenerirt. V. macht auf das Vor¬ 
ausgehen der Schwäche vor der Atrophie, die Beteiligung des 
Zwerchfells und des Vagus aufmerksam. Im Gebiete der Sensibilität 
waren keine heftigen Schmerzen, aber eine Hyperalgesie und, was 
gegenüber der Poliomyelitis wichtig, eine, wenngleich mäfsige, Her¬ 
absetzung der Sensibilität wie in allen bisher mitgeteilten, genau 
beobachteten Fällen vorhanden. 

Auch hier ergab die Autopsie eine beginnende Phthise. V. macht 
auf die Befunde Fräkkki.’s an den Muskeln der Phthisiker aufmerksam 
und teilt zwei Beobachtungen mit, in welchen im vorgeschrittenen 
Stadium der Phthise Parese der Beine und Fehlen des Kniephänomens 
vorhanden war. Im ersten fand sich aufserdem eine mäfsige Herab¬ 
setzung der Sensibilität mit deutlicher Verlangsamung der Schmerz¬ 
empfindung. In dem Muskelast des Gastrocnemius war in beiden 
Fällen eine Anzahl von Fasern typisch degenerirt, während Röcken¬ 
mark und Wurzeln keine Abnormität zeigten. Moeli. 

3) E. bemerkt, dass ja zweifellos för die motorischen Nerven¬ 
bahnen und die Muskeln trophische Centralapparate im Röckenmark 


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236 


Zikhl; Voigt, Pilze bei Pemphigus acutus. 


No. 14. 


existiren, aber es ist durchaus denkbar, dass rein functionelle Stö¬ 
rungen der trophischen Centralapparate anatomische Veränderungen 
(degenerative Atrophie) in den von ihnen beherrschten motorischen 
Apparaten bewirken können. Insofern die trophische Wirkung centri- 
fugal fortgeleitet wird und mit der Länge der Leitungsbahn sich 
die Widerstände für die freie Entfaltung der trophischen Wirkung 
vermehren, kann man sich denken, dass eine Herabsetzung der 
vitalen Energie dieser Centren sich zuerst an den am meisten peri¬ 
pherisch gelegenen Punkten des Gebietes geltend machen, so dass, 
wenn dem so ist, auch das Freisein der motorischen Wurzeln in 
Fällen von degenerativer Atrophie der peripherischen Nerven noch 
keineswegs sicher die peripherische Natur dieser Erkrankung erweist. 

Bernhardt. 


1) Zieht, Beitrag zur Kenntniss des Pemphigus acutus. Wien. med. 
Wochenschr. 1883, No. 51. — 2) Voigt, Ein Fall von Pemphigus 
acutus non syphiliticus bei einem Erwachsenen, entstanden durch 
Verkältung, — Genesung. Prager med. Wochenschr. 1884, No. 1. 

1) Z. beobachtete im Ambulatorium der KArosi’sehen Klinik 
ein 14 Tage altes Kind, welches vom 6. Tage nach der Geburt an 
zuerst am Halse, dann am Rücken und Gesicht Blaseneruptionen auf 
erythematöser Haut ohne sonstige besondere Vorläufer bekam. Diese 
Blasenbildung dauerte 15—16 Tage; die Blasen platzten dann; der 
dadurch bedingte Defect der Oberhaut wurde binnen einer Woche 
ersetzt, und bald war keine Spur mehr von der Krankheit zu sehen. 
Syphilis konnte mit Sicherheit ausgeschlossen werden. Der Blasen¬ 
inhalt reagirte neutral und coagulirte an der atmosphärischen Luft. 
In den untersuchten Blasendecken, sowie in den mit dem Blasen¬ 
inhalt vertrockneten Epidermisfetzen fanden sich zahlreiche Pilz¬ 
elemente vor: zunächst gröfsere und kleinere unregelmäßig geformte 
Haufen von Gonidien. An vielen Stellen erfüllten die Pilzelemente 
die an der Blasendecke haftenden Haartrichter und Ausführungsgänge 
der Schweilsdrüsen bis zur völligen Verstopfung. Mehr oder minder 
gegliederte oder gekerbte Mycelfäde» fanden eich in bei Weitem 
geringerer Menge entweder isolirt oder in die Gonidienlagen ein¬ 
geschlossen vor. Die Gröfse und Form der einzelnen Gonidien 
erinnerte an die von Trichophyton tonsurans, während ihre An¬ 
ordnung mehr an die Pilzformen der Pityriasis versicolor mahnte, 
so dass Vf. vorläufig dieselben als eine Pilzform eigener Art be¬ 
trachten zu müssen glaubt. — Vf. glaubt nun, dass die Pilze hier 
die Veranlassung des Pemphigus gewesen sind, und ohne die Beob¬ 
achtung dieses einen Falles verallgemeinern zu wollen, möchte er 
es doch für rätlich erachten, in jedem Falle von P. acut, neonat, 
auf diese Pilze zu untersuchen. Jedenfalls würde sich, falls der 
Befund als ein regelmäßiger sich erweisen sollte, die Contagiosität 
der Krankheit sehr leicht verstehen lassen. 

2) Der Fall V.’s betraf einen 34jährigen Potator, welcher drei 
Abende hinter einander, als er spät betrunken nach Hause kam, 


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JTo. 14. 


Rümmo, Wirkung des Jodoform. 


237 


von seiner Frau nicht in’s Zimmer gelassen wurde, weshalb er ge¬ 
zwungen war, in seinen Kleidern auf einem Gange die kalten Nächte 
(Anfangs November) zuzubringen. Kurze Zeit darauf kam die 
Krankheit zum Ausbruch. Lewinski. 


G. Rummo, fitude experimentale sur l’action physiologique de 
l’Jodoforme. Arch. de Physiol. 1883, 6 et 7. 

In einer im Laboratorium von Vumman ausgeführten Arbeit 
stellte R. zunächst die tötliche Dosis von Jodoform för verschiedene 
Tiere fest: für Frösche im Mittel zu 0,02, für Meerschweinchen 
genügten 1,5—2,0 Grm., um innerhalb zweier Tage den Tod her¬ 
beizuführen, bei Kaninchen trat der Tod in demselben Zeiträume 
nach 2,5 — 2,75 und bei Hunden nach 4,0 ein. Von besonderem 
Interesse ist nach R. die Wirkung auf das Herz, welche sich bei 
Fröschen in einer Abnahme der Zahl der Ventrikelcontractionen zu 
erkennen giebt und schließlich zu diastolischem Stillstände führt. 
In einem gewissen Stadium der Jodoformwirkung ist dabei die 
Energie der Herzcontractionen vermehrt, und nur selten kommt es 
nach großen Dosen zu einer kurzen Periode von Irregularität und 
Arythmie. Die Wirkung auf das Herz tritt vor jeder anderen 
functioneilen Störung auf und wird durch Atropin nicht beeinflusst, 
wurde dagegen nach eingetretener Pulsverlangsamung das Herz 
ausgeschnitten, so beobachtete Vf. eine Zunahme der Pulsfrequenz, 
ohne dass die normale Pulszahl erreicht wurde. Im Beginn der 
Jodoformwirkung fand R. die Capillaren der Schwimmhaut erweitert, 
später verengert. Bei Hunden erzeugten 0,3 —1,0 Abnahme der 
Pulsfrequenz und eine geringe Steigerung des arteriellen Druckes, 
Dosen von 2,0 — 4,0 bewirkten gleichfalls Pulsverlangsamung und 
ein Sinken des Blutdrucks; nach ungefähr 4 — 5 Stunden kehrte 
dann der Blutdruck allmählich wieder zur Norm zurück, und es 
folgte dann ein Stadium erhöhten Druckes. Bei noch gröfseren 
Dosen wird der Puls nach kurzer Verlangsamung beschleunigt und 
unregelmäfsig. Werden die Vagi durchschnitten, so bleiben alle 
genannten Erscheinungen aus. 

Auf die Temperatur waren bei Hunden Dosen von 1,0—1,5 
ohne wesentliche Wirkung; 2,0—3,0 steigerten dieselbe um 1—1,5° C., 
und nach 4,0—5,0 beobachtete R. eine sehr bedeutende Temperatur- 
erniedrigung (4—5°C.). 

Was die Wirkung auf das Nervensystem betrifft, so werden in 
erster Linie die Centralapparate betroffen, erst später findet eine 
Beeinflussung der peripheren Nerven statt, und zwar wirkt es im 
ersten Stadium deprimirend auf die Centralorgane: es hebt die Mo¬ 
tilität auf, erzeugt einen leichten Grad von Anästhesie und setzt die 
Reflexerregbarkeit herab; in einem zweiten Stadium steigert es die 
Erregbarkeit der nervösen Centren und ruft klonische nnd tonische 
Krämpfe hervor. 

Von Interesse sind auch die Beobachtungen R.'s über die Aus¬ 
scheidung des Jodoforms. Alle Secrete enthalten Jodalkali; nur 
durch die Lunge wird ein kleiner Teil unzersetzt ausgeschieden. 


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238 


Schäfer. 


No. 14. 


Bei grolsen Dosen wird eine geringe Menge durch den Urin als 
Jodat ausgeschieden; unzersetztes Jodoform konnte Vf. im Urin nie 
nachweisen. Nach Dosen von 4,0—6,0 Grm. erfolgte in den ersten 
12 Stunden eine Ausscheidung von Jodalkali, nach dieser Zeit wird 
der Urin eiweifs- und bluthaltig; neben mehr oder weniger ver¬ 
änderten roten Blutkörperchen enthält der Harn fettig degenerirte 
Epithelien, Lymphkörperchen, Epitheleylinder, Hämoglobincylinder. 
Mit dem Auftreten von Eiweifs im Urin hört die Jodausscheidung 
auf, und die Vergiftungserscheinungen werden gleichzeitig gesteigert. 
R. nimmt an, dass die durch grofse Jodoformdosen erzeugte Albumin¬ 
urie verursacht werde durch die Ausscheidung von Jodat, welches 
als reizende Substanz auf das Nierengewebe wirke; wahrscheinlich 
sei jedoch zu Anfang die Albuminurie bedingt durch eine Ver¬ 
änderung des Blutes, erzeugt durch Jodoform und dessen Zersetzunge- 
producte. 

In Uebereinstimmung mit den früheren Autoren fand R. als 
anatomische Veränderung fettige Degeneration vor Allem der Leber 
und Nieren, aber auch, im Gegensatz zu anderen Beobachtern, tief 
greifende Veränderungen des Röckenmarkes und Gehirns. Am 
Rückenmark fand Vf. hauptsächlich die graue Substanz verändert, 
und zwar vorwiegend die vorderen Hörner. Die Blutgefäfse sind 
erweitert, voll Blut, in den perivasculären Lymphräumen beobachtet 
man eine grofse Anzahl von Blutextravasaten. Die wichtigste Ver¬ 
änderung betrifft aber die multipolaren Ganglienzellen der Vorder¬ 
hörner; das Volumen derselben ist verkleinert, sie verlieren ihre 
normale Form, die Kerne werden weniger sichtbar und färben sich 
schlecht mit Carmin. In noch späterem Stadium sind die Zellen zu 
kleinen birnen- oder eiförmigen Körperchen geschrumpft und haben 
ihre Ausläufer verloren. Bei mäfsigen, täglich för längere Zeit 
gegebenen Dosen fand R. die gleiche Veränderung an den Gefäfsen 
und Ganglienzellen der grauen Substanz des Gehirns. Langgaard. 


E. H. Schäfer, Report on the lesions primary and secondary, in the 
brain and spinal cord of the Macacque Monkey exhibited by 
Professors Feriukr and Yw». J. of physiology IV. S. 316. 

1) Verletzungen der Hirnrinde. Die Grenzen der einzelnen Hirnlappen 
sind bei dem benutzten Affen viel deutlicher ausgesprochen, als beim Menschen; der 
Stirnlappen ist relativ ebenso groß, wie beim Menschen, der Parietallappen bedeutend 
kleiner, der Occipitallappen viel größer. Da weder Schlafen-, noch Occipitallappen ver¬ 
letzt waren, beschreibt Vf. nur die Furchen der Frontal- und Parietallappen. Der 
Frontallappen enthalt nur zwei Furchen, S. antero-posterior und S. verticalis; für den 
ersten ist die Analogie mit einem menschlichen S. nicht klar, der zweite entspricht 
dem S. precentralis. Diese Furchen teilen den L. frontalis in 3 ungleiche und un¬ 
regelmäßige Teile. Der L. parietalis hat 4 Furchen, wie beim Menschen. Die Ver¬ 
letzung umfasst am Stirnlappen die aufsteigende frontale Windung, ausgenommen ein 
kleines Stück des oberen Endes zunächst der großen Fissura longitudinalis und aus¬ 
genommen das untere Ende, wo fast l , (1 Ctm.) intact blieb. Am L. parietalis sind 
zerstört: der gröfsere Teil der aufsteigenden parietalen Windung, so dass nur 5 Mm. 
am oberen Ende und 6 Mm. am unteren Ende frei bleiben; ferner ein kleines Stück 
des Lobulus parietalis, mehr als die Hälfte des aufsteigenden Schenkels des Gyras 
angularis und der supra-marginalen Windung. 


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No. 14 


Krokkkbkrg, — Pols. — Kustkr; Israel. 


239 


2) SecondSre L&nionen. Unter dieser beschriebenen V«rIeUunjt hat sich 
durch secundäre Processe im Centrum medulläre eineHöhle gebildet: an Grufse beinahe 
Übereinstimmend mit der Verletzung (von ihr durch ein Stück, freilich schwer rer* 
luderte Marksubstanz geschieden), die nicht die basalen Ganglien erreicht. Der Pyra- 
midenstrang, der mit der linken Seite des Gehirns verbunden ist, ist in seiner ganzen 
Länge degenerirt. Ein nicht erklärter degenerativer Streifen besteht in dem linken 
cerricalen Seitenstrang. j. Sander. 

C. Krakenberg, Chondrin und Chondroits&ure. Würzburger phys.- 
med. Sitzgsb. 1883, S.-A. 

K. stellt die von Bödzckrr Chondroitsäure, später Chondroglykose genannte Sub- 
stanz dar, indem er feingeschnittene Knorpel 2 Tage lang mit Natronlauge von 15pCt. 
digerirt, dann mit Salzsäure neutralisirt nnd mit Alkohol fällt; die Alkoholfillung 
wird in Wasser gelöst und durch Dialyse gereinigt. Aus 32 Grm. lufttrocknem Knorpel 
erhielt K. durch Digestion mit 300 Cctm. Natronlauge 6,5 Grm. Chondroitsäure. Die 
Substanz zeigt keinerlei Eiweifsreactionen, ist nur fällbar durch basisch - essigsaures 
Blei, reducirt Fahling 'sehe Lösung. — K. fand in einem Präparat 7,41 pCt. Asche, 
6,44 pCt. Stickstoff, 4,12 pCt. organisch gebundenen Schwefel. Die Chondroitsäure ist 
nicht gärungsfähig, reagirt stark sauer, treibt CO s aus ihren Salzen aus. 

B. Salkowtki. 


Pols, Eine Beobachtung von Cystofibrom der Mamma bei Mutter 
und Tochter. Virlhow’s Arch. XCV. S. 455. 

Eine 56jährige Frau, die 9 normale Geburten überstanden hatte, bemerkte seit 
3 Jahren eine langsam wachsende Geschwulst in der linken Brustdrüse, welche sich 
bei der nach der Exstirpation vorgenommenen anatomischen Untersuchung als intra- 
canaliculseres Fibrom erwies. Aus der linken Brust der 23jährigen, unverheirateten 
Tochter der Patientin wurden zwei Knoten entfernt, die sich innerhalb zweier Jahre 
entwickelt hatten. Es waren typische Cystofibrome mit stellenweise adenomatösem 
Aussehen; bei aller Verschiedenheit im Einzelnen hatten sie im Wesentlichen den¬ 
selben Bau, wie die zuerst erwähnte Geschwulst. 

Diese Beobachtung illustrirt die Möglichkeit, dass, wie bei den malignen, so 
auch bei den gutartigen Tumoren der Brustdrüse hereditäre Verhältnisse eine gewisse 
Rolle spielen. H. 8tUling (Strassburg). 


1) E. Küster, Neubildung einer Art von Schenkelkopf nach Haft« 
gelenksresection. Arch. f. klin. Chir. XXIX. S. 409. — 2) J. Israel, 
Neubildung eines Hüftgelenkes nach Resectio subtrochanterica. 
Das. S. 411. 

.1) K. hat 2 Mal, weil wegen ausgedehnter Resection des Hüftgelenks die Aus¬ 
heilung sehr langsam war und die Stellung der unteren Extremität sich fortdauernd 
verschlechtert hatte, die Abtragung des Schenkelkopfes wiederholt. Von einem dieser 
beiden, ein 12 jähriges Mädchen betreffenden Fälle liegt das durch die zweite Resection 
gewonnene Präparat vor und charakterisirt sich dasselbe als etwas massigere periosteale 
Auflagerung, als man sie unter solchen Umständen erwarten darf. Diese Auflagerung, 
welche ca. 2 Ctm. dick war, entsprach dem Kopfe und zeigte eine Art unregelmäßiger 
Gelenkfläche, während der Trochanter nur rudimentär angelegt war. Die Markhöhle 
war nach oben hin durch eine dünne Schale abgeschlossen. (In dem zweiten Falle 
von Nachresection bestand die Knochenneubildung nur in einem kleinen Anhänge am 
Femurschaft in der Gegend des Trochant. maj.) 

2) 8jähriger Knabe, dem 37* Jahr vor seinem aus anderen Ursachen erfolgten 
Tode der Schenkelkopf resecirt worden war, welcher intra vitam sehr gut functionirt 
hatte. Das Präparat zeigte alle durch die Operation entfernten Teile in ihrem nor¬ 
malen Typus, nur mit etwas veränderten GröfsenVerhältnissen. Der Schenkel war in 
eine Art neuer Gelenkverbindung mit der Pfanne getreten; ebenso articulirte aber auch 
der Trochanter mittels einer gelenkartigen Verbindung mit der Pfanne und zwar mit 
dieser selbst, während die Verbindung des Schenkelhalses mit einem etwas weiter obeu 
gelegenen Teile des Darmbeines stattfand. p. Güterbock. 


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240 Hock. — WrrthkiMbrr. — Charcot u. Fere. — Asohknbrodt. No. 14. 

Hock, Subretinaler Cysticercus celluloBus und Neuritis optica. Wiener 
med. Wochenschr. 1883, No. 52. 

H. beobachtete bei einer 23jährigen Patientin während der Dauer von 2 Jahren 
die Anwesenheit eines snbretinalen Cysticercus. Das Auge wurde so wenig durch den 
eingewanderten Wurm gereizt, dass in dieser ganzen Zeit weder Zeichen einer Ent¬ 
zündung des Uvealtractus, noch Glaskörperopacitäteu auftraten. Was den Fall aber 
besonders interessant machte, war die Anwesenheit eines Bandwurms, von welchem 
die Verbreitung ron Cysticercen wahrscheinlich ausging. Unzweideutige Erscheinungen 
eines Gehirnleidens, Neuritis optica, Kopfschmerzen, Aphasie Helsen schon während 
des Lehens die Anwesenheit der Parasiten im Gehirne diagnosticiren. Rheumatische 
Schmerzen, Knoten in der Haut waren die Folge einer Invasion derselben in Muskeln 
und Haut. 

Nach dem Tode der Patientin fand sich die Vermutung vollständig bestätigt; an 
den verschiedensten Stellen der Gehirooberflftche liefsen sich mehr als 20 Cysticercus- 
blasen constatiren, ein grofser Cysticercus lag frei in der vierten Gehirnkammer. 

HorstmanD. 


A. Wertheimber, Zur Behandlung der Eklampsia infantum. München 
1883, RiKOKii’sche Buchhdlg. 

W. unterscheidet a) Reflex-Eklampsie, bedingt durch abnorme Reizung centri- 
petaler Nerven des Magendarmkanals, der Zähne, der Harnorgane, des äufseren Gehör¬ 
organs» der Nasenschleimhaut,sowie der Haut; b) dynamische Cerebral-Eklampsie 
in Folge von psychischen Erregungen, Gemütsaffecten; c) sympathische Eklampsie: 
1) bei intracraniellen Veränderungen, 2) als Initial-Eklampsie bei acuten Infections- 
krankheiten und Entzündungsfiebern, 3) Inanitions-Eklampsie, 4) bei mechanischer 
Behinderung des Kreislaufs (Croup, Keuchhusten, capilläre Bronchitis, Pneumonie etc.), 
5) hei Anhäufung excrementieller Stoffe im Blute (Urcemie, Septhsmie), 6) toxische 
Eklampsie (Carbol, Alkohol, Opium, Santonin etc.). 

Die vorgeschlagene Behandlung ist die allgemein gebräuchliche: Chloralhydrat 
(als Clysma), Chloroform-Inhalationen, laue Bäder; in geeigneten Fällen Abführmittel 
nnd Klystiere, Bromkalium und Bromammonium. L. Roscnthal. 


J. M. Charcot et Cb. Fere, Affectiona osseuees et articulaires 
du pied chez ]es tabätiques (pied tab&ique). Arch. de Neurologie 
1883, 11. 

Es findet sich dann und wann hei Tabischen eine eigentümliche Verbildung im 
Torso-Metatarsalgelenk des Fnfses, welche durch einen winkligen Vorsprung meist 
am Innenrande, seltener am Rücken desselben charakterisirt ist. Aufser dem genannten 
Gelenk sind, wie ein Obductioosbefund zeigte, auch die Fufswurzelknochen (Astr»~ 
gulus, Os navic., Os cuboid., Keilbeine etc.) teils deformirt, teils usnrirt oder ge¬ 
brochen oder im Volumen vermehrt: die Knochen sind leicht zerreiblich, schwammigen 
Gefüges, ungewöhnlich leicht. Vff. halten diese Veränderungen an den kleinen Oe- 
lenken und Knochen des Fufses für solche, wie sie den an den grOfseren Gelenken 
Tabischer häufiger anzutreffenden durchaus analog sind: sie nennen die Difformitätt 
den »tabischen Fufs“. Bernhardt. 


Th. Aschenbrodt, Die physiologische Wirkung und Bedeutung 
des Cocain, muriat. auf den menschlichen Organismus. Deutsche 
med. Wochenschr. 1883, No. 50. 

Die von A. an Soldaten und an sich selbst gemachten Beobachtungen scheinet* 
dafür zn sprechen, dass der Mensch unter der Wirkung sehr kleiner Gaben von Cocaain 
fähiger wird znr Ertragung von grüfseren Strapatzen, von Hanger und Durst. 
brauchte Cocainum muriaticum von Merk iu Darmstadt in Gaben von 0,01—0,5 in 
10 Grm. Wasser zu 15—20 Tropfen pro dosi. Langgaard. 

Verlag von August Hirschwald io Berlin. — Druck voo L. Scbumacber In Berlin. 


Go igle 


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Wöchentlich erscheinen 
1—2Bogen; am Schlüsse 
des Jahrgangs Titel, Ka¬ 
men* und Sachregister. 


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medicmischen Wissenschaften. 


Redigirt von 

Prot Dr. H. Kroneoker, un( j Prot Dr. H. Senator. 

Berlin (NW.), Dorotheenstr. 35. Berlin (NW.), Banhofttr. 7 (am Hsgelplats). 


1884. **• April. No. 15. 


Inhalt: 0. M m ko ws ki, Oxybuttersäure in diabetischem Harn (Orig.-Mitt). 

£. Lauer, Bau des Oesophagus. — Bechterew, Füblsphftre bei Hunden. — 
J. G. Otto, Eiweifsamwandelnng durch Pankreasferment.— Tbreq und Arnold, 
Verhalten der Calcinmphosphate im Organismus der Fleischfresser. — Nasse, 
Multiple Sarkome des Periosts, Spindelzellensarkom des Mesenteriams. — H. Fremmert, 
Statistik der Verbrennungen. — Schönborn, Haargesch wulst im Magen eines 
Mädchens. — Jacobt, Eiterverhaltung im Antrum mastoideum. — Wirt he, Orbitale 
Zellgewebsentzündung nach eitriger Mittelohrentzündung. — 0. Purtschkr; H. 
Paoenstecber, Augenleiden durch Blitzschlag. — Rassowitz, Phosphor gegen 
Rachitis. — 0. Bollinger, Uebertragbarkeit des Tuberculosegiftes. — B. Stintzino, 
Arsenik gegen Lungenkrankheiten. — Licht heim, Krankheiterregende Pilze. — 
Pasteur und Thuillibb, Mikroben des Rotlaufs der Schweine. — L. Degen, 
Typhussterblichkeit und Orundwasser. — M. Mendelsohn, Infectiöse Natur der 
Pheumonie. — B. Mitchell, Tumoren im Grofshirn. — Story; J. Wolff, Ein¬ 
seitige nnd doppelseitige GesichtsA-trophie. — Obllbr; Duplaix, Pathologische 
Anatomie der Bleilähmung. — 0. Kahler, Rückenmarkserkrankung durch Hals- 
wirbelcaries. — Reinhardt, Periodischer Wechsel der Haarfarbe. — F. A. Kehrer, 
Theorie der Menstruation; Hyperemesis der Schwangeren; Ischiadicusneurosen; Pro¬ 
phylaxe des Puerperalfiebers. — W. Fischrl, Erbrechen der Schwangeren. — 
G. Hbr8chbll, Nebenwirkungen von Maiglöckchengift. — S. Merkel; L. Ribss, 
Kairin als Antipyreticum* 

H. Krause, Rindencentren für Schlack- nnd Pbonationsbewegnngen. — Sh. 
Lea, Caseingerinnungsferment in Früchten von Withania coagulum. — W. Baum, 
Blntgefäftresection. — W. Bceniq, Schalterblattverrenkung. — K. Bürknrr, Be¬ 
handlung der Ohren - Eiterung. — M. Schmidt, Behandlung parenchymatöser Kröpfe. — 
A. Crauviao, Schutzimpfung mit durch Erhitzen gemildertem Milzbrandgifte. — 
Ugbetti, Contagiosität der Cerebrospinalmeningitis. — Gläser, Phlegmonöse Magen¬ 
entzündung. — Aufrecht, Diätetische Behandlung der acuten Nephritis. — F. 
Schilling, Stillung von Magen- und Oesophagusblutungen durch Compression. — 
Au dl and, Acuter Diabetes. — Schi eck, Einseitige Gesichtshypertrophie. — Fe rri er, 
Isolirte Serratnslähmung. — Adamkikwicz, Spleniuskrampf. — v. Monakow, Hirn¬ 
rindenatrophie durch Verletzung der inneren Kapsel. — Hallo p bau nnd Gibaudeau, 
Aneurysma der Basilararterie. — Marboux, Hemichorea durch Erweichungsherd in 
der inneren Kapsel. — A. Rosenthal, Corticale Hemiplegie mit Worttaubheit. — 
D. v. Sehlen, Mikrokokken bei umgrenzter Area Celsi. — Werth, Partielle In¬ 
version des Uterus durch Geschwülste. — R.Nbukirch, Chronische Quecksilber¬ 
vergiftung. 


XXn Jahrgang. 


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Minkowski, Oxybnttersäure in diabetischem Harn. 


No. 15. 


Aus dem Laboratorium der med. Klinik zu Königsberg i. F. 

Heber das Vorkommen von Oxybutters&ure im Harne bei 

Diabetes mellitus. 

Vorläufige Mitteilung Ton Dr. 0. Mlnkewskl. 

Die von Hallervorden *) in manchen Fallen von Diabetes mellitus 
beobachtete Steigerung der Ammoniakausfuhr hat Stadblmam»**) 
vor Kurzem auf das Auftreten einer Saure zurQckgefQhrt, welche er 
nach Maafsgabe ihrer Eigenschaften und der Elementaranalyse für 
Crotonsäure angesehen hat. Gewisse Erwägungen führten nun zu dem 
Schlüsse, dass die von St. dargestellte Substanz nicht in dem Harne 
praeformirt, sondern erst im Laufe der Verarbeitung aus der ur¬ 
sprünglich vorhandenen Säure entstanden war. Es gelang alsdann in 
einem Falle von Diabetes mellitus mit gesteigerter Ammoniakaus¬ 
scheidung die fragliche Säure aus dem Harne rein darzustellen und 
zu analysiren. Hierbei ergab es sich, dass dieselbe Oxybutter- 
säure C 3 H 6 (OH)COOH war. Es wurde das Zink-, Silber- und 
Natriumsalz krystallinisch dargestellt und zu den Elementaranalysen 
verwendet, welche gut übereinstimmende Resultate lieferten. 

Die Eigenschaften dieser Säure, sowie das Verhalten ihrer Salze 
entsprechen vollständig der von Wislicknus***) und MAUKowNiKOFFf) 
dargestellten /?-Oxybuttersäure von der Constitution CH s CH(OH) 
CH 2 COOH. 

Das Auftreten dieser nächsthöheren Homologen der Milchsäure 
im diabetischen Harne darf wohl um so eher ein gewisses Interesse 
beanspruchen, als dadurch sowohl die Entstehung der von Stauel- 
mann gefundenen Crotonsäure, wie die einiger anderer im Harne 
von Diabetikern wiederholt nachgewiesenen Stoffe erklärt werden kann: 

Bei der Destillation mit Schwefelsäure entsteht aus der /J-Oxy- 
buttersäure unter Wasserabspaltung die /S-Crotonsäure: 

CH 2 CH(OH)CH 2 COOH - H 2 0=CH a chch 2 cooh. 

W islicenüs stellte die hier in Rede stehende Säure durch Re- 
duction von Acetessigsäure mittels Natriumamalgams dar. Umgekehrt 
muss aus der Oxybuttersäure durch Oxydation Acetessigsäure: 

CH 3 CH(OH)CH 2 COOH + 0 = ch 3 coch 2 cooh+h 2 o 

entstehen, die ihrerseits leicht in Aceton und Kohlensäure zerfällt. 
Durch Behandlung der aus dem Harne dargestellten Substanz mit 
Kaliumchromat und Schwefelsäure gelang es in der Tat Aceton zu 
erhalten. Es darf daher mit gröfster Wahrscheinlichkeit angenommen 
werden, dass es sich hier um die Muttersubstanz des Acetons 
handelt. 

Der betreffende Patient, an welchem bereits Stadelmann vor 
mehr als einem Jahre die pathologische Säureausscheidung constatirt 
hatte, starb schliel'slich — ebenso wie der erste von St. untersuchte 
Fall — an Coma diabeticum. — Auf die näheren Details, sowie 

*) Arch. f. exp. Pathol. u. Pbarmakol. XII. S. 237. 

**) Ibid. XVI. S. 419. 

***) Annalen d. Chemie und Pharmacie CXLIX. S. 205. 
t) Ibid. CLIII. S. 228. 


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No. 15. 


Laimrk, Bau des Oesophagus. 


243 


die aus denselben srch ergebenden Schlussfolgerungen soll in der 
binnen Kurzem erscheinenden ausführlichen Publication eingegangen 
werden. Es mag hier nur noch bemerkt werden, dass in den letzten 
24 Stunden ante mortem gegen 20 Grm. der Oxybuttersäure zur 
Ausscheidung gelangten — allerdings möglicher Weise begünstigt 
durch die aus therapeutischen Rücksichten stattgehabte Zufuhr von 
Alkalien. 

Königsberg, den 29. März 1884. 


E. I»aimer, Beitrag zur Anatomie des Oesophagus. Wiener med. 

Jahrb. 1883, S. 333. 

Die Speiseröhre stellt nur in Ausnahmefällen in ihrer ganzen 
Ausdehnung ein ziemlich gleichförmig weites Rohr dar und ist 
für gewöhnlich aus kürzeren engeren und längeren weiteren Ab¬ 
schnitten zusammengesetzt. Das zwischen zwei engeren Partieen 
gelagerte Oesophagusstück erscheint spindelförmig ausgebaucht. Die 
engste Stelle ist am häufigsten, jedoch durchaus nicht immer 2 Ctm. 
über dem Hiatus oesophageus gelegen; in anderen Fällen ist der Anfang 
der Speiseröhre als engster Punkt derselben zu bezeichnen. Alle 
übrigen von Autoren dieserhalb gemachten Angaben können nur 
als Form Varietäten, nicht als die Regel bezeichnet werden. Es ist 
selbstverständlich, dass corrosive Gifte ihre ätzende Wirkung dort 
am stärksten zur Geltung bringen, wo der Oesophagus seine engsten 
Punkte hat. Die Länge derselben beträgt nach 20 Messungen 
beim Erwachsenen durchschnittlich 25—26 Ctm. und scheint beim 
Weibe im Ganzen gröfser, als beim Manne zu sein. 

Der M. crico-pharyngeus reicht in der Regel mit seinen unteren 
Faserbßndeln mehr oder weniger weit an der hinteren Oesophagus- 
wand herab und geht mit einem Teil derselben in die Längsmuskel¬ 
lage der Speiseröhre über, während sich die übrigen im Bogen 
vereinen und den Anfang der hinteren Oesophaguswand nach Art 
eines Halbringes umgreifen. Auf diese Weise entsteht am Beginn 
der Speiseröhre hinten ein dreieckiges Feld, an welchem in Folge des 
Auseinanderweichens der Fasern dieses Muskels nur ein dünnes 
Lager von Längemusculatur sich befindet, die sich häufig an der 
hinteren Wand noch eine ganze Strecke nach abwärts in dieser 
Zartheit erhält. Dagegen sind die Seitenperipherien des Oesophagus 
in der Regel von einer ziemlich mächtigen Muskellage eingenommen, 
welche sehr häufig in Form eines Längsstranges auftritt, der meistens 
rechts erheblich stärker ist, als links. Eine weitere Ursprungsstätte 
f&r die longitudinale Faserlage ist die hintere Wand der Luftröhre, 
ron welcher sehr häufig Muskelbündelchen nach unten und rück¬ 
wärts ziehen, um sich der Längsmuskellage der Speiseröhre an 
ihrer Vorderwand anzuschliefsen. Aus der eben beschriebenen An¬ 
ordnung der Fasern erklärt es sich, warum die sogenannten Pulsions¬ 
divertikel gerade am Beginn der hinteren Oesophaguswand am 
häufigsten sind. Mit Tbbitz findet Vf. an dem unteren Stück der 
Speiseröhre eine aus elastischen Fasern bestehende Bindegewebs- 

16 * 


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244 


Bkchtkrfw, Fühlsphäre bei Händen. 


No. 15. 


membran, welche den Oesophagus 2—3 Ctna. oberhalb des For. 
cesophageum des Zwerchfells mit dem Rande des letzteren verbindet 
und somit zeltartig zwischen beiden Teilen ausgespannt ist. Diese 
Membran ist nichts weiter, als die häutige Ausbreitung der Sehnen 
der MuskelbQndel des Oesophagus, welche „nicht selbst zum Zwerch¬ 
fell treten, sondern nur ihre Sehnen herQberschicken. “ 

Was die nach innen von der Längsmusculatur gelegenen sog. 
circulären Fasern anbetrifft, so fand L., dass an einem und dem¬ 
selben Oesophagus die wenigsten Faserzüge des inneren Muskel¬ 
stratums ringförmig verlaufen, dagegen meistens das Schleimhautrohr 
in Form von Ellipsen umschlingen und ein nicht geringer Teil 
einen schraubengangartigen Verlauf nimmt. Uebrigens tritt ein Teil 
der Fasern des inneren Muskelstratums, besonders im unteren Ab¬ 
schnitt des Oesophagus, aus der Verlaufsrichtung seiner Nachbarschaft 
heraus, um ziellos eine Strecke weit Ober die innere Faserlage weg¬ 
zuschreiten und sich dann wieder derselben anzuschließen. — Bei 
verschiedenen untersuchten Tieren fand L. ebenfalls niemals eine 
ringförmige Anordnung der MuskelfaserzQge der inneren Lage, mit 
Ausnahme des unteren Oesophagusendes, wo sie manchmal zum 
Vorschein kommen. In den elliptisch und spiralig verlaufenden 
Fasern sieht er eine zweckmäßige Einrichtung fQr das schnelle 
Abwärtspressen des Bissens und sie finden sich in der Tat bei allen 
Tieren, welche an ihren Oesophagus große Anforderungen stellen. 

Broesike. 


Bechterew, Ueber die Localisation der Hautsensibilität (Tast- und 
Schmerzempfindungen) und des Muskelsinnes an der Oberfläche 
der Großhirnhemisphäre. (Vorl. Mitteilung.) Neurolog. Cbl. 1883, 
No. 18. 

B. bestreitet, dass die „motorische Region“ der Hirnrinde die 
Bedeutung einer Fßhlsphäre habe; er konnte nach Zerstörung des 
motorischen Hemisphärenfeldes bei Hunden nie Störungen der Sensibi¬ 
lität constatiren. Dass die Tiere auf Reize, welche die andersseitigen 
Extremitäten treffen, dieselben nicht zurückziehen, unbequeme 
Stellungen derselben nicht corrigiren, beruht auf Mangel der will¬ 
kürlichen Bewegungsfähigkeit; das GefQhl aber ist erhalten, denn 
das Tier sieht sich meistens um, wenn man die afficirte Extremität 
leicht kratzt, verändert nicht selten seinen Platz etc. — Dagegen 
ffihren ihn seine an Hunden angestellte Untersuchungen zu dem 
Schluss, dass in dem Abschnitt der Gehirnoberfläche, der zwischen 
den Bewegungscentren und den Gefäfscentren för Gesicht (Occipital- 
lappen) und Gehör (Temporallappen) liegt, Rindencentren für den 
Tastsinn, das Muskelgefühl und die Schmerzempfindung enthalten 
sind, also in einer Region, „welche im menschlichen Gehirn offenbar 
den Parietalwindungen entspricht.“ Die Centren für Tastempfindung 
liegen unmittelbar nach hinten und außen vom Gyrus sigmoideue, 
die Centren für den Muskelsinn und für das Schmerzgefühl gleich 
über dem Anfang der Fossa Sylvii. Läsionen, die sich auf diese 


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No. 15. 


Otto, Eiweifsumwandelung durch Pankreasferment. 


245 


Regionen beschränken, machen eben nur Gefäfsstörungen, während 
in der Bewegungssphäre gewöhnlich keine Störungen beobachtet 
werden. Oppenheim. 


J. G. Otto, Beitrag zur Kenntniss der Umwandelung von Eiweifs- 
stoffen durch Pankreasferment. Ztschr. f. physiol. Chem. VIII. S. 129. 

Ausgewaschenes, fein zerhacktes Blutfibrin wurde mit wässeri¬ 
gem Auszug von Rinderpankreas bei Zimmertemperatur digerirt, 
unter Zusatz von 60 viel Aether, dass Fäulniss dadurch ausge¬ 
schlossen wurde; in der Tat liefsen sich niemals Bakterien oder In¬ 
dol nachweisen. Die durch Sättigen der filtrirten Verdauungsflüssig- 
keit mit Magnesiumsulfat ausgefltilte und gereinigte Globulinsubstanz, 
das erste Umwandlungsproduct des Eiweifs bei der Trypsinverdauung, 
stimmte in sämmtlichen Reactionen und auch in Bezug auf die Coa- 
gulationstemperatur (70—75° C.) mit dem Serumglobulin überein; 
sie enthielt, bei 110° C., getrocknet, 0,55 — 0,73 pCt. Asche, 
53,17 pCt. C, 7,29 pCt. H, 15,8 pCt. N und 1,17 pCt. S (Mittel 
aus 2 Analysen). Diese Werte kommen sehr nahe den von Ham- 
makstkn für das Serumglobulin gefundenen. Die specifische Drehung 
betrug —48,1, die des Serumglobulin nach Frbukricq —47,8. Man 
darf daher wohl das Globulin der Trypsinverdauung als identisch 
mit dem Serumglobulin ansehen. Die von Globulin befreite Flüssig¬ 
keit gab, mit Kochsalz gesättigt, auf Zusatz von Salzsäure einen 
geringen Niederschlag von Propepton (Hemialbumose); auch dieses 
Propepton stimmte hinsichtlich seines chemischen Verhaltens und 
seiner Zusammensetzung sehr nahe überein mit dem bei der Pepsin¬ 
verdauung gebildeten Propepton (Analyse von Landwkiir ausgeführt); 
beide Propeptone gehen sehr leicht in wässriger Lösung oder in 
feuchter Luft, teilweise in coagulables Eiweifs über. Weiter wurden 
aus der durch schwaches Ansäuern mit Essigsäure und Kochen 
unter Zusatz von etwas Natriumacetat und Eisenchlorid von Glo¬ 
bulin und Propepton befreiten Flüssigkeit die Peptone nach Zusatz 
von V* Vol. concentrirter Schwefelsäure mittels Phosphorwolfram¬ 
säure ausgefällt. Durch ein im Original einzusehendes Verfahren 
wurde das Pankreaspepton als ein feines, schwachgelbliches Pulver 
mit 0,3—0,6 pCt. Aschengehalt gewonnen. Die Analyse ergab 
50 pCt. C, 6,81 pCt. H, 15,83 pCt. N und 1,06 pCt. S, also eben¬ 
falls eine übereinstimmende Zusammensetzung mit dem Magenpepton 
nach Kosskl sowie nach Küunk und Chittknden. Das Pankreaspep¬ 
ton unterscheidet sich vom Fibrin durch einen Mindergehalt von 
2,5 pCt. C und 1 pCt. N. Die specifische Drehung des Pankreas¬ 
pepton beträgt —65,2 bis —66, die des Magenpeptons nach Hok- 
MEisTP.n —63,5, nach Pobhl —61 bis —65. In Bestätigung der An¬ 
gabe von Kühur, dass das bei der Pankreasverdauung anfangs ge¬ 
bildete Pepton durch weitere Trypsinwirkung in Antipepton, Leucin, 
Tyrosin etc. übergeht, hat Vf. nach 2 tägiger Vejdauung 17,3 Grm. 
Pepton, nach lOtägiger nur 10,2 Grm. gefunden. Das aus einer 
lOtägigen Verdauung von Fibrin durch Pankreas erhaltene - und 
nach der Methode der Peptondaretellung gewonnene Antipepton 


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246 


Tbreg u. Arnold, Verhalten der Calciumphosphate. 


No. 15. 


löst sich in Wasser leicht mit saurer Reaction; die Lösung wird 
weder durch Kochen, noch durch concentrirte Salpetersäure, noch 
durch Essigsäure und Ferrocyankalium gefällt und giebt die gewöhn¬ 
lichen Peptonreactionen. Seine Zusammensetzung entspricht der des 
Pankreaspeptons (Kühne und Chittknukn haben 0,61 pCt. C weniger 
gefunden). Bei länger fortgesetzter Trypsinverdauung bleibt ein un- 
decomponirtes Pepton zurück, dessen Menge ungefähr die Hälfte 
des verdauten Fibrins beträgt. — Die Untersuchung ist unter Hoppb- 
Sryler’8 Leitung ausgeführt. J. Munk. 

Tereg und Arnold, Das Verhalten der Calciumphosphate im Or¬ 
ganismus der Fleischfresser. Pklügkb’s Arclt. XXXII. S. 122. 

T. u. A. haben das drei-, zwei- und einbasisch phosphorsaure Cal¬ 
cium bezüglich der Besorptionsfähigkeit und Ausscheidung aus dem 
Körper untersucht. Die Hunde befanden sich in N-Gleichgewicht, 
die Fütterungsperioden betrugen je 4 Tage;, die Salzmenge p. d. 
10 Grm. Während der Verfütterung mit möglichst salzarmem sog. 
Hundkuchen erfolgte, wie nicht anders zu erwarten, eine Abgabe 
von Kalk und Pbosphorsäure seitens des Organismus. Im Durch¬ 
schnitt verlor der Körper nicht ganz doppelt soviel Phosphorsäure 
wie Kalk. Die Ausscheidung der in Verlust gegangenen Kalkmenge 
geschah durch den Darm, diejenige der Phosphorsäure durch die Nieren. 
Wurde alsdann dreibasisch phosphorsaurer Kalk Ca3(P0 4 ) 2 gereicht, 
so behielt der an Kalk und Phosphorsäure verarmte Körper Phos¬ 
phorsäure und Kalk zurück. Die Phosphorsäure ergänzte sich eher 
als der Kalk, denn erst in der nächsten Fütterungsperiode mit zwei¬ 
basisch phosphorsaurem Kalk CaHP0 4 glich sich das Kalkdeficit 
vollkommen aus. Von der Phosphorsäure des letzteren Salzes wurde 
ein entsprechendes Plus zwar resorbirt, aber ebensoviel wieder aue- 
geschieden. Eine Resorption und Assimilation von Kalk und Phos¬ 
phorsäure hat demnach sowohl bei Verabreichung von dreibasischem 
(assimilirt in toto 0,281 CaO und 1,782 P 2 0 5 ), als auch von zwei¬ 
basischem Kalk (assimilirt 0,313 CaO und 0,175 P 2 0 8 ) stattgefunden. 
Ein Vorzug des secundären Salzes gegenüber dem tertiären bezüg¬ 
lich der Assimilation war nicht zu constatiren. Es fand sich ferner, 
dass die Resorption der Phosphorsäure ganz und gar unabhängig 
von derjenigen des Kalkes geschah, so dass der Schluss, die Salze würden 
im Darm zersetzt, gerechtfertigt ist. Nach Fütterung des einbasi¬ 
schen Salzes CaH 4 (P0 4 ) 2 wurden fast doppelt so grofse Quanti¬ 
täten von Kalk und Phosphorsäure ausgeschieden, als nach Fütte¬ 
rung mit zweibasischem. Die Resorptionsfähigkeit des einbasischen 
Salzes ist eine bedeutend gröfsere, als die des zweibasischen; assimi- 
lirt wird indess nichts. Im Gegenteil geht bei reichlicher Zufuhr 
des sauren Calciumphosphats Phosphorsäure und Stickstoff zu Ver¬ 
lust. — Bei Fleischfütterung waren die Resultate im Allgemeinen 
dieselben; nur die Phosphorsäureausscheidung verhielt sich andere, 
als bei Kuchenfütterung. Während z. B. die im Harn erscheinende 
P 2 0 5 -Menge bei letztgenanntem Futter 50 pCt. der eingeführten be¬ 
trug, steigerte sich die Phosphorsäureausfuhr bei Fleischkost auf 


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No. 15. Nasse, Multiple Sarkome d. Periosts, Spindelzellensarkom etc. 247 

90 pCt. Den Grund hierfür glaubten Vff. in der Anwesenheit von 
kohlensaurem Kalk in den Kuchen suchen zu sollen. In der Tat 
gelang es, die Phosphorsäureausscheidung durch Kreidefütternng von 
3,087 Grm. auf 0,581 Grm. herabzudrücken. Daraus ergiebt sich zu¬ 
gleich mit gröfster Wahrscheinlichkeit der Schluss, dass der geringe 
Phosphorsäuregehalt im Harn der Pflanzenfresser ausschliefslich 
durch das mit der Nahrung zugeführte kohlensaure Calcium eventl. 
die pflanzensauren Calciumverbindungen bedingt ist. Um den Modus 
der Resorption des sauren Calciumphosphats zu eruiren, wurden In- 
jectionsversuche in das Blut gemacht. Die Ausscheidung von Kalk 
und Phosphorsäure war genau dieselbe, wie nach Einverleibung in 
den Magen. Vff. sind daher der Ansicht, dass das saure Salz unzer- 
setzt im Darm resorbirt werde, bei den übrigen Kalkphosphaten ist 
dies, wie angegeben, nicht der Fall. J. Munk. 

Nasse, Mitteilungen aus dem pathologischen Laboratorium zu Genf. 

Viiichow’s Arch. XCIV. 461. 

I. Ueber einen Fall von multiplem, primärem Sarkom 
des Periostes. — Bei einem 62jährigen Manne fand sich ein 
hühnereigrofser, mit Blase und Rectum verwachsener Tumor, der 
während des Lebens die Symptome einer Mastdarmverengerung be¬ 
dingt hatte. An den Pleuren sah man knotige Verdickungen, welche 
den Rippen aufzusitzen und in dieselben hineinzugehen schienen; 
ähnliche Geschwülste wurden an der Aufsenfläche der Rippen be¬ 
merkt. Ein ziemlich grofser weicher Tumor safs an der inneren In¬ 
sertion des linken Ligament. Poupartii. 

Die Aufsenfläche der rechten Tibia war im unteren Dritteil mit 
flachen periostalen Knochenneubildungen bedeckt, das erhaltene Pe¬ 
riost war leicht verdickt. Knochen Wucherungen und flache Tumoren 
traf man ferner an beiden Oberschenkeln, das Knochenmark war an 
vielen Stellen durch das weifsliche Geschwulstgewebe verdrängt. 

Das Becken, namentlich die Darmbeine zeigten eine allgemeine 
Verdickung des Knochens und Periosts, sowie eine grofse Anzahl 
von Neubildungen. Schliefslich fanden sich noch weiche Geschwulst¬ 
knoten in den Körpern der Lendenwirbel. 

Die inneren Organe waren, abgesehen von den erwähnten Ver¬ 
änderungen der Pleura und einem etwas abgeplatteten harten Tu¬ 
mor im oberen Teil des linken unteren Lungenlappens, frei. 

Bei der mikroskopischen Untersuchung erwiesen sich die Ge¬ 
schwülste im Allgemeinen als Fibrosarkome; einige zeigten einen 
alveolären Bau. Die Zellen der letzteren waren grof's, rund oder 
oval, ausserdem fanden sich in einzelnen Knoten, welche in die 
Muskeln eindrangen, zahlreiche vielkernige Riesenzellen. Eine Be¬ 
ziehung dieser Gebilde zur Auflösung der Muskelfasern liefs sich 
nicht feststellen. 

Das Knochenmark war in grofser Ausdehnung erkrankt; auch 
da, wo es eich nicht von Geschwülsten durchsetzt zeigte, fand man 
es stets verändert. Es war sehr arm an Fett und sehr reich an 
kleinen myeloiden Zellen. 


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No. 15. 


Frkmmkrt, Statistik der Verbrennungen. 

t 

Der Vf. betrachtet den mitgeteilten Fall als Beispiel eines primär 
multiplen, periostalen Fibrosarkoms, ausgezeichnet durch seine weite 
Verbreitung und das fast vollständige Fehlen aller Metastasen in 
den Weichteilen. 

II. Ein Spindelzellensarkom des Mesenteriums. Bei 
einem 48jährigen, früher stets gesunden Manne hatte sich allmählich 
eine Anschwellung des Bauches eingestellt, welche auf der Ent¬ 
wickelung eines palpirbaren Tumors beruhte, dessen Sitz und Natur 
nicht näher diagnosticirt werden konnte. Als der Kranke 6 Monate 
nach Beginn des Leidens starb, fand sich bei der Section eine ausser¬ 
ordentlich grofse, 9 Kilo wiegende Geschwulst des Mesenteriums, 
welche mit der vorderen Bauchwand und mit zahlreichen Darm¬ 
schlingen verwachsen war. Dieselbe erwies sich als Spindelzellen¬ 
sarkom, das vermutlich von einer Mesenterialdrüse seinen Ausgang 
genommen hatte. Die benachbarten Lymphdrösen waren in kleinere 
Tumoren von demselben Bau umgewandelt, sonstige Metastasen 
nicht zu finden. H. Stilling (Strassburg). 

H. Fremmert, Ergebnisse einer hospitalstatistischen Forschung im 
Gebiete der Combustionen. Arch. f. klin. Chir. XXIX. S. 578. 

Aus vorliegendem Aufsatz können an dieser Stelle nur einige 
der wichtigen Daten mit dem Hinweise wiedergegeben werden, dass 
zukünftige Arbeiten Ober das Thema der Verbrennungen nicht ohne 
genaue Kenntniss des Originals möglich sein dörften. F. berück- 
sichtigt die von 1869—1881 im Obuchow-Krankenhause zu St. Pe¬ 
tersburg aufgenommenen Verbrannten (excl. der durch Insolation 
oder durch den Blitzstrahl Verletzten) 961 Männer -f- 164 Frauen 
= 1125 Kranke in Summa, von denen er etwa die Hälfte selber 
behandelt oder wenigstens beobachtet hat. Wenn man nun bedenkt, 
dass etwa 10 pCt. aller Insassen öffentlicher Heilanstalten und 
5 pCt. aller in St. Petersburg existirenden Kranken, und von den 
in allen Anstalten dort befindlichen Kranken reichlich 13 pCt (von 
sämmtlichen in der Stadt vorkommenden Combustionen aber 8 pCt.) 
im Obuchow-Hospital in dem genannten Zeiträume ausgenommen 
wurden, so kann man sich einen näheren Begriff nicht nur von der 
absoluten, sondern auch von der relativen Gröfse des dem Vf. vor¬ 
liegenden Materials machen. In dem Obuchow-Hospital selbst 
kamen auf je 1000 recipirter Patienten 5,9 Verbrannte, und zwar 
auf je 1000 Männer 6,84, auf je 1000 Weiber aber 3,38 pCt. Vf. 
meint, dass bei letzteren kaum eine andere Läsion so häufig ist, 
wie eine Combustion. Der Jahreszeit nach kommt auf die 4 kalten 
und dunkelen Monate October bis Januar 130 Verbrannte mehr, 
als auf die Monate April bis Juli und berechnet Vf., dass bei un¬ 
gefährlicheren Heiz- und Beleuchtungsmethoden, als sie zur Zeit in 
St. Petersburg üblich sind, dort jährlich wohl 100 Combustionen 
weniger Vorkommen würden, als bisher. Stand und Beruf der Ver¬ 
brannten geben weniger zu Bemerkungen Anlass, als das Lebens¬ 
alter derselben, indem unter 484 in Hinsicht des letzteren verwert¬ 
baren männlichen Kranken 231 (47,7 pCt.) 10—20 und 101 (20,9pCt.) 


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No. 15. 


Fbkmmeat, Statistik der Verbrennungen. 


249 


21—30, sowie 87 (18,0 pCt.) 31—40 Jahre alt waren. Im Gegen¬ 
satz zu den Erfrierungen, welche hauptsächlich das rüstige Mannes¬ 
alter betreffen, kann man bei den Verbrennungen eine progressive 
Abnahme mit dem fortschreitenden Lebensalter dartun. Die nun¬ 
mehr folgenden Untersuchungen berücksichtigen die specielle Ursache 
der Verbrennung. Vf. unterscheidet hier 3 Hauptklassen, je nach¬ 
dem es eich um flammengebende, nicht flammende und ätzende 
Körper gehandelt, und teilt diese wieder entsprechend dem festen 
oder flüssigen oder gasförmigen Aggregatzustande in 3 weitere 
Kategorieen, von denen jede in kleinere Unterabteilungen, gemäfs 
der Verwendung des die Combustion erzeugenden Stoffes für ge¬ 
werbliche, Beleuchtungs- und andere Zwecke, zerfällt. Ohne auf die 
Einzelheiten der hierhergehörigen ziffermäfsigen Uebersichten ein- 
gehen zu können, sei nur hervorgehoben, dass unter 502 einschlä¬ 
gigen Fällen 55,5 pCt auf heifse nicht flammende Körper, 37,5 pCt. 
auf flammende und nur 7 pCt. auf ätzende Stoffe kamen und zwar 
waren von allen diesen Substanzen 63 pCt. flüssig, 31 pCt. fest und 
kaum 6 pCt. gasförmig, beinahe 37 pCt dienten wirtschaftlichen, 
27 pCt. gewerblichen, 18 pCt. Beleuchtungs- und 16 pCt. Heizungs¬ 
zwecken; nur 2 pCt. werden anderweitig oder gar nicht praktisch 
gebraucht Speciell kamen auf hei fees Wasser (incl. Suppen und 
Getränke) 30 (resp. 37) pCt. aller Fälle, hieran reiht sich das unter 
dem Namen „Kerosin“ in Russland gebräuchliche raffinirte Petroleum 
mit 13 pCt., brennendes Holz mit 11 pCt., heifses geschmolzenes 
Metall mit 7 pCt. u. s. f., während von 188 brennenden Substanzen, 
die als Ursache notirt worden, wohl nur die Hälfte direct den 
Körper trafen, in den übrigen Fällen aber Kleiderbrand existirte, 
so dass auf letzteren von 5 Verbrannten je 1 zu rechnen ist. Auf 
Explosionen sind nur 3 pCt. aller Verbrennungen zurückzuführen, 
wogegen in England bereits im Jahre 1845 nach Cuomptun die 
betreffende Zahl 4,8 pCt. betrug. Die Gelegenheitrn, bei welchen 
die Verbrennungen erfolgten, werden vom Vf. dahin klassiflcirt, dass 
zunächst etwa lOpCt., als im Rausche acquirirt, abzuziehen sind. 
Von den übrigen Fällen ist ein guter Teil die Folge des Schlafens 
an dem brennenden Ofen, des Einreibens des entblöfsten Körpers 
zu curativen Zwecken mittels leicht brennbarer Flüssigkeiten (Benzin, 
Terpentin, Spiritus etc.), des Aufenthaltes in Badestuben, des 
Handtierens mit grofsen Gefäfaen heifsen Wassers seitens ungeeigneter, 
namentlich unerwachsener Personen in Restaurationen, Gasthöfen, 
Theehäusern etc. Was speciell die Anwendung des Kerosins als 
Beleuchtungsmaterial betrifft, so bedingte dieselbe in dem angege¬ 
benen Zeitraum von 1869—1881 für das Obuchow-Hospital zwar 
nicht direct die nachweisliche Vermehrung um 315 Verbrennungs¬ 
fälle im Vergleiche mit einer entsprechenden Epoche aus der Zeit, 
in der man nur Oel und Licht brannte, wohl aber kann man die 
gröfsere Hälfte dieser Vermehrung auf Rechnung des neuen Beleuch¬ 
tungsmaterials setzen. 

Nur bei 500 Personen ist der Eintrittstermin in die Anstalt in 
Bezug auf den Tag der erlittenen Verbrennung notirt. Wenngleich 


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250 


Schönborn, Haargeschwulst im Magen eines Mädchens. 


No. 15. 


nicht mehr als 81 am Tage der Verbrennung selbst und 122 am 
nächsten Tage recipirt wurden, so sind doch diese Zahlen um 
Vieles gröfser, als die entsprechenden von Vf. für die Erfrie¬ 
rungen gefundenen. Im Mittel führten letztere am 18., die Ver¬ 
brennungen aber schon am 6. Tage zur Eeception in das Spital. 
Ebenfalls im Gegensatz zu den betreffenden Verhältnissen bei den 
Erfrierungen stehen Ausdehnung und Localität der Combustionen. 
Nur in der Hälfte der Fälle wurden blos die Extremitäten verbrannt 
und schon unter 5 war je 1, in welchem Arme oder Beine ganz 
unverletzt blieben. Ferner waren in 187 Fällen, in denen es sich 
um Verbrennung nur einer Extremität handelte, 85 Mal ein Arm 
und 102 ein Bein beteiligt und von 52 Verbrennungen von 2 Ex¬ 
tremitäten litten 13 Mal die oberen, 29 Mal die unteren und 10 Mal 
eine obere und eine untere. Dagegen jträvaliren die Oberextremi¬ 
täten dort, wo gleichzeitig Kopf und Rumpf lädirt sind und zwar 
kamen auf 3 Verbrennungen der linken oberen Extremität 4 der 
rechten. Unter 122 Verbrennungen des Kopfes war nur 3 Mal das 
Gesicht frei. — Hinsichtlich der Intensität der Verbrennungen ist 
hervorzuheben, dass Vf. kaum je solche des sogenannten ersten oder 
fünften Grades gesehen hat. Recht selten ist auch der vierte Grad, 
während der zweite und dritte Grad nahezu gleich häufig vor¬ 
kamen. Aehnliches gilt von der Ausdehnung der Verbrennung in 
den einzelnen Fällen, doch sind hier Vorkommnisse grofser Exten¬ 
sität der Verletzung einerseits und erheblicher Beschränkung anderer¬ 
seits nicht sehr selten, jedoch sind Beobachtungen mit mäfsigen Di¬ 
mensionen vielleicht etwas häufiger, als solche mit mäfsigen Inten¬ 
sitätsgraden. 

Ausgänge der Verbrennungen. Registrirt sind im Obuchow- 
Hospitale von 1869—1881 nur 104 oder 9,24 pCt. Tote unter den 
Verbrennungen. In Wirklichkeit mag die Ziffer die doppelte ge¬ 
wesen sein, da letale Ausgänge durch accidentelle Wundkrankheiten 
und andere Complicationen nicht mitgezählt sind, wenigsten sah Vf. 
unter 416 genauer bekannten Beobachtungen 75 Todesfälle und 
nur 341 Entlassungen aus der Anstalt. Von diesen 75 Todesfällen 
kamen die meisten auf flammende flüssige Substanzen, nämlich 27, 
darunter allein 20 auf das Kerasin, dann folgen flammende feste 
Körper mit 16 und heifse nicht flammende Flüssigkeiten mit 13 
Toten; am häufigsten aber töteten heifse nicht flammende Gase. — 
Meist verliefen die in Tod ausgehenden Fälle ziemlich schnell; dagegen 
war die Zahl der vollständig Genesenen und die Dauer des Hospital¬ 
aufenthaltes dieser beide als relativ grofse zu nennen. P. Oüterbock. 

Schoenborn , Eine durch Gastrotomie entfernte Haargeschwulst 
aus dem Magen eines jungen Mädchens. Arch. f. klin. Chir. XXIX. 
S. 609. 

Bei einer 15jährigen, seit dem 13. Jahre an Magenbeschwerden 
leidenden kyphotischen Kranken bestand ein rechtsseitiger beweg¬ 
licher Unterleibstumor, der als Wanderniere angesehen und der Ex¬ 
stirpation unterworfen werden sollte. Nach der Eröffnung der Bauch- 


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No. 15. 


Jacoby, Eiterverhaltung im Antrum mastoideum. 


*251 


höhle zeigte es sich aber, dass die Geschwulst innerhalb des weit 
nach unten herabhängenden Magens lag. Die Incisionen des letz¬ 
teren beförderte einen, den Magendimensionen entsprechenden Haar¬ 
tumor heraus, der 281 Grm. schwer, 13'/ 2 Ctm. lang, 10*/ 2 Ctm. 
breit und 5—6 Ctm. dick war, und an der Oberfläche aus schwarzen, 
in der Mitte deutlich blonden, 1—2 Ctm. langen Hnarschaftstöcken 
bestand. Patientin, die nach reactionslosem Verlauf der Bauchwunde 
binnen 3 Wochen geheilt und auch von ihren gastrischen Erschei¬ 
nungen als genesen entlassen wurde, gestand nachträglich ein, vor 
4 Jahren 1 Jahr lang energisch die Haare ihrer Zopfspitze gekaut 
zu haben. In der That stimmten auch die Haare im Innern der 
Geschwulst mit ihren Haupthaaren öberein, während sich S. die 
Haare au feen am Tumor, durch Eisenpräparate, die Pat. längere 
Zeit wegen Chlorose gebrauchte, schwarz gefärbt denkt. Uebrigens 
ist der vorliegende Fall kein Unicum. S. hat nicht weniger als 
7 analoge aus der Literatur gesammelt. Meist dauerte das Haare¬ 
kauen hier viel länger nnd waren die betr. Geschwülste demgemäfe 
noch gröfser. Sämmtliche 7 Kranke gingen an den Folgen der 
Haargeschwulst, sei es unstillbarem Erbrechen, sei es Perforations¬ 
peritonitis zu Grunde. P. Güterbock. 

Jaeoby, Acute perforative Mittelohrentzündung mit speckiger In¬ 
filtration der Mastoidalgegend und Eiterretention im Antrum 
mastoideum. Heilung ohne operative Eröffnung desselben. Arch. 
f. Obrenheilk. XX. S. 183. 

Bei einem 9'/.Jährigen Knaben trat im Verlaufe einer acuten 
perforativen Mittelohrentzündung schmerzhafte Schwellung in der 
Mastoidalgegend auf, und bei der akidopeirastischen Untersuchung 
dieser Gegend ergab sich: Beim EinBtechen der Nadel kommt man 
in eine zähe, sehr dicke Substanz, die etwa 2 Ctm. im Durchmesser 
hatte; dann hat man plötzlich die Empfindung des Hineinfallens in 
eine kleine Höhle, bezw. das Gefühl aufgehobenen Widerstandes und 
der freien Beweglichkeit der Nadel, deren Spitze man auf einer 
glatten, nicht rauhen Oberfläche hin- und hersohiebt. Beim lang¬ 
samen Herausziehen der Nadel entleeren sich nur ein paar Tropfen 
Flüssigkeit von der Farbe und Consistenz frischen Honigs; die 
mikroskopische Untersuchung derselben ergab wenig Eiterkörper¬ 
chen, aber viele alte zusammengeklebte Blutkörperchen. Bei Incision 
der Geschwulst bis auf den Knochen fliefet kein Eiter aus; die Be¬ 
sichtigung der Durchschnittsfläche ergiebt sehr derbes speckiges In¬ 
filtrat; das Periost war ziemlich weit abgelöst; die Knochenober¬ 
fläche nicht auffallend rauh. Nach einigen Tagen wurde auch eine 
Incision der geechwollenen hinteren Gehörgangswand und Paracen- 
tese des Trommelfelles vorgenommen, wegen Nachlasses des Fiebers 
aber von der sonst durch die offenbar bestehende Eiterverhaltung 
im Antrum mastoid. gebotenen operativen Eröffnung desselben ab¬ 
gesehen. Nach etwa 4 Monaten war „unter Anwendung von Tinct. 
Op. trocat., periodischen Lapiscauterisationen, durch mehrmalige Be- 
tupfung mittels Galvanokaustik und einmaliger Benutzung eines 


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252 


Wikthr, Orbitale Zellgewebsentzündung. 


No. 15. 


Fistelbrenners allmähliche Vernarbung der früheren Mastoidalge- 
schwulst und nach Maafsgabe des breiten Auscultationsgeräusches 
Wiederherstellung der normalen räumlichen Verhältnisse der Pauke 
eingetreten.“ Scbwabach. 

Th. Wiethe, Ueber einen Fall von Zellgewebsentzündung der Or¬ 
bita in Folge eitriger Mittelohrentzündung. Wiener med. Blätter 1883, 
No. 51, 52. 

Bei einem 20jährigen Mädchen, welches von Kindheit auf an 
rechtsseitiger Otorrhoe gelitten hatte, constatirte W. Otitis media 
suppurativa chronica dextra mit Garies oss. petros. et proc. mast, 
dextr. Zu diesen Affectionen gesellten sich Erscheinungen, welche W. 
bestimmten, die Diagnose zu stellen auf: Meningitis, Thrombose des 
rechten Sinus transversus und des Sinus cavemosi, beiderseitige meta- 
statische Pneumonie, beiderseitige orbitale Zellgewebsent¬ 
zündung und Neuritis optica. Da in Vf.’s Fall für eine unabhän¬ 
gige Erkrankung der Orbitae nichts geltend gemacht werden konnte, 
gegen eine metastatische, auf Pysemie basirende Zellgewebsentzün¬ 
dung die fast gleichzeitige doppelseitige Affection sprach, so musste 
an ein Mittelglied zwischen der Grunderkrankung und der orbitalen 
Affection gedacht werden, die geeignet war, auch die schweren 
meningealen Symptome zu erklären und konnte dies, nach Vf., einzig 
und allein die Sinusthrombose sein. Es war anzunehmen, dass in 
Folge der Caries des Schlüsselbeines eine Phlebitis des Sinus trans¬ 
versus mit einer allmählich bis zu den Sinus cavernosi und von da 
in die orbitalen Venen fortschreitenden Gerinnung sich entwickelte, 
die zur Entzündung des Zellgewebes der Augenhöhlen und zu Neu¬ 
ritis optica führte. Die Thrombose der Orbitalvenen schien auch 
ophthalmoskopisch sichtbar zu werden, da die Netzhautvenen sich 
stark geschlängelt, bis nahezu auf das Dreifache erweitert und von 
einem schwärzlichen Blute erfüllt sich zeigten. Der Tod trat unter 
ausgesprochenen Hirndruckerscheinungen ein. Die Section ergab: 
umschriebene Meningitis mit nachfolgendem acutem Hirooedem, eitrige 
Pachymeningitis externa und interna, Thrombose des rechten Sinus 
transversus mit Vereiterung des Thrombus und Thrombose des Sin. 
petros. sup. und infer., des Sin. cavernosi und der Jugular. intern., 
raeta8tatische Pneumonie, Pyaemie. Am Schläfebein beschränkte sich 
die Gewebs8chmelzurig auf einen engen, am Proc. mast, in die 
Trommelhöhle führenden Gang; das Felsenbein und besonders der 
Warzenteil, welcher an den Sin. transvers. angrenzt, war entzünd¬ 
lich infiltrirt, einzelne Knochenzellen mit Eiter erfüllt. Ein Durch¬ 
bruch von Eiter auf die Schädelbasis hatte nicht stattgefunden, 
wenigstens war keine Knochenlücke daselbst zu finden. Es ist also, 
nach Vf., wahrscheinlich, dass Thrombose des Sinus transvers. durch 
Aufnahme von Jauche in die Venen der Schleimhautauskleidung der 
Warzenzellen oder durch Filtrirung durch die Venencanäle zu 
Stande kam und die eitrige Meningitis erst durch die Sinusphlebitis 
entstand. Schwabacli. 


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No. 15. Pcrtscher u. Paorkstkchkr , Augenleiden durch Blitzschlag. 253 

1) O. Partscher, Ein Fall von Augenaffection durch Blitzschlag. 
V. Ghäfk’s Arch. XXIX. 4. S. 195. — 2) H. Pagenstecher, Augen- 
Affection nach Blitzschlag. Knapp-Schwkigger’s Arch. f. Augenheilk. 
Xül. S. 146. 

1 ) P. beobachtete bei einer Frau, welche vor 2 Tagen vom 
Blitze getroffen war, im Wesentlichen nur eine starke Hyperaemie 
und Hypersesthesie der Conjunctiva und eine Hyperästhesie der 
Retina. Weder ein Kataract, noch Amaurose oder Amblyopie liefe 
sich sich constatiren. Nach 17 Tagen klagte Patientin allein noch 
Ober zuweilen auftretendes Drücken und Stechen in den Augen. 

2 ) Der PAGENSTKcuhs’sche Fall betraf ein lOjähriges Mädchen. 

Nach der Katastrophe konnte dasselbe wegen starker Schwellung 
der Lider und wegen Lähmung des Levator die Augen nicht Offnen. 
Nach und nach schwand dieser Zustand, das Sehvermögen beider 
Augen . soll darauf intact gewesen sein. Erst 4 Wochen später 
konnte eine fortschreitende Verschlechterung desselben bemerkt 
werden. Ah jetzt das Kind P. zugeführt wurde, konnte er eine 
nahezu totale Lähmung der diktatorischen Fasern der Iris nach- 
weisen, während die Sphinkteren noch gut functionirten. Die Herab¬ 
setzung der Sehschärfe war durch eine Linsentrübung und durch 
eine Affection des Opticus bedingt, wie sich später nach Discision 
des Katarakt herausstellte. Letztere Operation hatte keine günstige 
Wirkung auf das Sehvermögen, da sich jetzt noch, nach 5 Jahren, 
Symptome zeigten, welche auf eine früher bestandene Neuritis hin- 
weisen. Letzterer Fall bestätigt die früher von Leber gemachten 
Beobachtungen. Horstmann. 

M. Kassowitz, Die Phosphorbehandlung der Rachitis. Zeitschr. f. 
klin. Med. VII. S. 36 n. 93 und Wiener med. Blätter 1883, No. 50f. 

Nach K. (Cbl. 1881, S. 324; 1882, S. 173, 488, 925) gehen 
sämmtliche Erscheinungen am rachitischen Skelett aus einer krank¬ 
haft gesteigerten Vascularisation der osteogenen Gewebe hervor. 
Diese Blutüberfüllung verhindert die Ablagerung der Kalksalze im 
Knorpel und in den neugebildeten Knocbenlagen und führt eine 
gesteigerte Einschmelzung des Knorpels und des Knochens herbei. 
Nun hat Wkgnp.r (Cbl. 1872, S. 666 u. 679) experimentell nach- 

f ewiesen, dass unter Anwendung minimaler innerlicher Dosen von 
'hosphor, oder auch schwacher Dämpfe desselben, an sämmtlichen 
Knochen überall da, wo sich physiologisch Knorpel in spongiöse 
Knorpelsubstanz umwandelt, statt dieses weitmaschigen markhaltigen 
ein vollständig compactes dichtes Gewebe entwickelt wird: die sog. 
Phosphorschicht. Diese Veränderung tritt nur in den während der 
Verabreichung des Phosphors sich neubildenden Knochenschichten 
ein; auf die fertig gebildeten Schichten übt das Mittel gar keine 
oder nur äufserst geringe Veränderungen aus. 

Wecker hat schon auf die praktische Bedeutung dieser Befunde 
hingewiesen und den Phosphor als Heilmittel gegen Osteomalacie 
empfohlen; für die Behandlung der Rachitis hielt er das Mittel weni¬ 
ger geeignet. Dagegen haben in neuerer Zeit mehrere Autoren, 


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254 Kassowitz, Phosphor gegen Rachitis. -Büllingkr, Uebertragbarkeit No. 15. 

u. A. namentlich Sksatoii und W. Busch, auf die günstige Wir¬ 
kung des Phosphors auch bei letzterer Krankheit hingewiesen. K., 
welcher die Phosphorbehandlung der Rachitis aus theoretischen 
Gründen für rationell hielt, hat das Mittel seit 1879 consequent in 
Anwendung gezogen und mit demselben äufserst günstige Resultate 
erzielt. Er hält die tägliche Dosis von einem halben Milligramm 
auch bei älteren Kindern für ausreichend und verabreicht dasselbe 
entweder mit Lebertran (Ol. jecoris aselli 600,0, Phosphori 0,01), 
oder in angenehmer schmeckender Form (Olei amygdalarum 30,0, 
Phosphori 0,01, Pulv. gi. arabici, Sacchari ana 15,0, Aquae destill. 
40,0) als Linctus gummosus pliosphoratus; 1—2 Theelöffel pro die. 
Eine grofse Reihe ausführlich mitgeteilter Krankengeschichten dient 
zur Erläuterung und Bekräftigung der günstigen Einwirkung des 
Phosphors auf die verschiedenartigsten Formen, unter welchen die 
Rachitis zu Tage tritt; auch die vorgeschrittensten wurden, wenn 
auch nach längerer Zeit gebessert. Selbst auf die consecutiven ner¬ 
vösen Störungen, namentlich den Glottiskrampf, hatte das Mittel 
eine äufserst günstige Einwirkung, und „es giebt kein anderes Mittel, 
durch welches eine so rasche und radicale Heilung dieser Zufälle 
und damit auch eine Beseitigung der bekanntlich nicht auszu- 
schliefsenden Gefahr für das Leben erzielt werden könnte.“ 

L. Hosenthal. 


O. Bollinger, Zur Aetiologie der Tuberkulose. Mönchen 1883. 

RiKGKit’sche Buchhandlang. 8°. M. 0,80. 

B. stützt seine Meinung, dass die Uebertragbarkeit des Tuber¬ 
kulosengiftes eine sehr beschränkte und in ihrer Eigentümlichkeit noch 
am ehesten derjenigen des Aussatzes vergleichbare sei, auf 2 Versuchs¬ 
reihen, die auf seine Anregung durch Fn. Schmidt, resp. durch v. Wbhdk 
ausgeführt wurden. Bei des Ersteren Experimenten wurden subcut&ne 
(gelegentlich auch intraperitoneale) Impfungen von Tuberkelflüssig- 
keit auf gesunde Meerschweinchen verglichen mit cutanen Impfungen, 
d. h. solchen, bei denen die Impfverletzung nur durch oberflächliche 
Hautrisse und Hautritzungen hergestellt war. Keine der Einreibun¬ 
gen mit erprobt virulentem Tuberkelgift, in solche Hautrisse ge¬ 
macht, hatten eine Invasion desselben zur Folge, während die Con¬ 
trolversuche mit der subcutanen Impfung ausnahmslos gelangen. Für 
die mit so vielem Eifer discutirte Frage von der Uebertragung von 
Tuberkelbacillen durch die Impfung ist dieser Aufschluss von un¬ 
zweifelhafter Wichtigkeit. — v. Wkhdk stellte in Räumen, die mit 
expectorirenden Phthisikern belegt waren, Staubfänger in Gestalt 
mit Glycerin ausgestrichener Teller 2, zuweilen auch 8 Tage auf. 
Abgespült erwies sich dann das Glycerin sehr schmutzig, grau und 
durchsichtig, mit mikroskopischen Luftbestandteilen reichlich verun¬ 
reinigt. „Mit dem so verunreinigten Glycerin wurden 15 Versuchs¬ 
tiere (Kaninchen und Meerschweinchen) intraperitoneal geimpft, und 
gingen 4 Tiere alsbald nach der Impfung anderweitig“ (ist nioht 
gesagt, wie. Ref.) „zu Grunde, so dass 11 brauchbare Versuohe übrig 


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'es Tuberculosegiftes. - Stintzing, Arsenik gegen Lungenkrankheit. 255 


blieben. In 6ämmtlichen 11 Fällen war das Resultat der Impfung ein 
vollständig negatives, indem die naoh einigen Wochen getöteten Ver¬ 
suchstiere ausnahmslos sich als gesund erwiesen. u Wernich. 


R. Stintzing, Beitrag zur Anwendung des Arseniks bei chronischen 
Lungenleiden, insbesondere bei der Lungentuberkulose. München 
1883. RiEOKu’sche Bachhdlg. M. 1,20. 

3 leichte, 13 mittelschwere und schwere Phthisisfälle werden 
vonSr. mit eingehender Würdigung der wechselnden Symptome und der 
jeweiligen Bacillenbefunde mitgeteilt, um die in ihnen zur Anwendung 
gebrachte Arsenbehandlung (5-— 10 Mgrro. bis über 50 Tage lang 
gegeben) in ihrer Wirkung zu würdigen. Zwei von den 16 Fällen 
verliefen letal; in dem einen war Arsen 11, in anderen 21 Tage an¬ 
gewandt. — Fieber war bei 3 Kranken nicht vorhanden; bei 8 
blieb es während der Arsenikkur durchaus unbeeinflusst; bei 4 fand 
eine — nicht prägnante — Herabsetzung der Temperatur statt. — 
Die Atmungsfrequenz war 4 Mal nicht dauernd controlirt wor¬ 
den, 7mal änderte sie sich nicht, 3mal steigerte sie sich, 2mal fiel 
sie ab. — Die Pulsfrequenz zeigte sich ebenfalls vermindert nur 
in 2 Fällen, vermehrt in 6; in je 4 Fällen war sie nicht dauernd 
controlirt resp. unverändert befunden worden. — Körpergewicht 
and Ernährungszustand sank in 9 Beobachtungen, blieb sich 
gleich in 2, stieg scheinbar (Hydrops) 2mal, wurde nicht genau 
beobachtet 3 mal. — Eine geringe Steigerung der vitalen Lungen- 
capacität schien (unter 12) bei 4 Kranken stattzufinden. Der Bacillen¬ 
befund (Dr. Gksslkk) blieb ein ähnlicher bei 7 Kranken, nahm zu 
bei 3, konnte nicht verglichen werden (kein Sputum oder nur ein¬ 
malige Untersuchung) bei den übrigen. — Von noch nicht manifest 
pbthisischen (6) Lungenkranken schien Arsen gut vertragen zu wer¬ 
den, 3 mal trat sogar während seiner Anwendung eine Wendung 
zum Besseren ein. Abgesehen von diesen, in der Diagnose noch 
zweifelhaften Affectionen hat Sr. also Resultate nach Buc-RKKu’schem 
Sinne nicht zu verzeichnen. Zur Lösung des Widerspruches bedarf 
eg wohl sicher noch eines objectiven Maafsstabes für die „Besserung“ 
bei Lungenschwindsucht resp. einer mehr mathematischen Vergleich¬ 
barkeit der durch die physikalische Untersuchung zu eruirenden 
Symptome. Wernich. 

L. Liehtheim, Ueber pathogene Mucorineen und die durch sie er¬ 
zeugten Mykosen des Kaninchens. Ztscbr. f klin. Med. VII. S. 140. 

Als Mucor rhizopodiformis und M. corymbifer. wurden von 
F. Cohn später die beiden Mucorarten benannt, von welchen L. 
entdeckte, dass sie, in die Blutbahn des Kaninchens eingebracht, 
Krmnkheitsprocesse erzeugten. Sowohl Cohn als L. fügen eine Be¬ 
sehreibung der beiden Pilze bei, deren Wiedergabe hier unterbleiben 
kann. Führte L. eine Reinkultur des ersteren auf feuchtem Weifs- 
bnot zunächst bei Körpertemperatur aus, so liefs sich der Pilz weiter 
hin bei kühlerer Temperatur leicht auf Brotinfus-Gelatine züchten. 


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256 


Lk tiTHKiM, Kranicheiterregende Pilze. 


No. 15. 


Der Mucor corymbifer ist noch zierlicher, als der Rhizopodiformis und 
kommt seltener in der Natur vor, zeigt aber die analogen Wachs¬ 
tumsbedingungen. Mikroskopisch sind beide durch die Gestalt der 
Fruchtträger und Sporangien genügend unterschieden; mit Mucor 
mucedo ist eine Verwechselung nahezu ausgeschlossen; dem Mucor 
stolonifer stehen sie zwar näher, weisen aber immerhin noch unter¬ 
scheidende morphologische Merkmale auf. Allerdings ist das prägnan¬ 
teste: die vollständige pathologische Indifferenz des letzteren. 

Während nämlich die grossen Sporen des M. mucedo und stolo¬ 
nifer ohne Schaden im Blute kreisen, bewirken die virulenten Eigen¬ 
schaften des M. rhizopodiformis, wenn eine Sporenaufschwemmung 
von ihm zu einigen Cubikcentimeter in die Venen eines Kaninchens 
gespritzt wird, folgende Erscheinungen. Nach einem nur 24 ständigen 
Zwischenraum ungestörten Befindens hört das Tier auf zu fressen, 
kauert und stirbt unter sich steigernder Mattigkeit in 48—72 Stunden. 
Wie im Symptombilde, so unterscheiden sich auch bei der Autopsie 
die umschriebenen Mucormykosen von den früher dargestellteh töt- 
lichen Aspergi 11 userkrankungen. Es sind bei ihnen die Nieren, 
welche die beträchtlichsten Mucormycelien aufweisen, so dass das 
Organ ganz von ihnen durchwachsen erscheint. Die Capillaren der 
pilzhaltigen Glomeruli sind ihrer Kerne verlustig gegangen oder 
doch stark reducirt, die Epithelien der betroffenen Harnkanälchen 
sind stark verändert. Ueberall Bind Harnkanälchen und Glomeruli 
von breiten Zonen infiltrirter Bindesubstanz umgeben. In den 
radiären Pilzstrahlen des Markes sind die Mycelfäden von der Wand 
der Harnkanälchen durch Eitermassen getrennt, in welche eie ein¬ 
gebettet sind. Die Nierenkapseln sind stark verdickt, Nierenkelche 
und Nierenbecken mit pilzhaltigen Pseudomembranen ausgefüllt. — 
Am Verdauungsapparat zeigen sich am stärksten die Mesenterial- 
drüsen ergriffen. Abgesehen von hsemorrhagischer Infarcirung zeigt 
ihr Gewebe ähnliche Veränderungen, wie die der Nieren; die den 
Mycelherden am nächsten liegenden Lymphzellen erscheinen in kern¬ 
lose Schollen umgewandelt. Die Darmwand ist in den PKYKit’schen 
Plaques am stärksten verändert, und zwar verteilen sich die Ver¬ 
änderungen der einzelnen Darmabschnitte ähnlich wie beim Typhus. 
Am untersten Ende des Dünndarms ist die Oberfläche der Plaques 
ulcerirt, die Schnittfläche blutig infarcirt, dunkelblaurot gefärbt. Milz, 
Knochenmark, Leber erscheinen bedeutend weniger afficirt, enthalten 
aber zuweilen Mycelherde. Die anderen Organe erschienen von der 
Invasion des M. rhizopodiformis frei. — Was nun den M. corym¬ 
bifer, wenn seine Sporen auf ähnliche Weise injicirt wurden, be¬ 
trifft, so gleichen die durch ihn erzielten anatomischen Veränderungen 
denjenigen, welche man durch eine sehr geringe Menge von Sporen 
des bösartigeren M. rhizopodiformis erhält; sie sind also ähnlich, 
aber schwächer ausgeprägt. Der allmähliche Aufbau der pathologi¬ 
schen Veränderung lässt sich an Tieren, die am 2. oder 3. Tage post 
injectionem getötet wurden, gut verfolgen. Vf. bespricht schliefslich 
den Umfang, in welchem man durch das Studium von Mykosen In- 
fectionaprobleme überhaupt lösen kann, die Immunität der einen Tier- 


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% .15. Pasteur n. Thuillikr, Mikroben. — Degen, Typhussterblichkeit. 257 

klasse gegenüber Pilzen, die für die andere so deletär sind (im 
Hunde z. B. entwickelt sich M. rhizopodiformis gamicht) und tritt 
der Frage näher, warum die durch das Blut allen Organgruppen 
zugeführten Sporen trotzdem nur in einzelnen Organen auskeimen. 

Wernich. 

Pasteur et Thuillier, La vaccination du rouget des porcs ä l’aide 
du virus mortel attdnu^ de cette maladie. Compt. rend. XCV1I. No. 25. 
(Auch Bull, de l’acad. de med. XII. No. 48.) 

Zu den Krankheitserregern, welche sich nach Versuchen in 
Pastkcr’s Laboratorium abschwächen und, in abgeschwächtem Zu¬ 
stande Tieren eingeimpft, als prophylaktische Schutzstoffe verwerten 
lassen, gehört auch der Mikrobe, welcher den Rotlauf der Schweine 
hervorbringt. Die Abschwächung wird bei ihm durch Verimpfung 
reep. den Durchgang durch den Organismus anderer Tiere, namentlich 
des Kaninchens erzeugt. Die mit dem Blute an Rotlauf crepirter 
Schweine inficirten Kaninchen starben. Züchtet man aber den dem 
K&ninchenblute entnommenen Mikroben nunmehr auf sterilisirten Me¬ 
dien weiter, so verändert er etwas seine Form — wird gröfser, als beim 
Schwein und nimmt eine 8-Figur an, — zugleich aber wechselt er seine 
physiologischen Eigenschaften. Impft man nämlich solche attenuirten 
Kulturen nunmehr auf Schweine zurück, so zeigt sich, dass die letz¬ 
teren zwar erkranken, aber nicht eingeben, sondern nach der Erkran¬ 
kung die Empfänglichkeit für die Ansteckung durch Rotlauf ver¬ 
loren haben. Die Immunität dauert mindestens 1 Jahr, was ja für 
Mastzwecke schon äufserst wichtig wäre; eine gewisse Schwierigkeit 
sieht P. noch in der Verschiedenheit der Schweineracen, auf welche 
— nach bisherigen Erfahrungen über die sonstigen Schutzimpfungen 
m hervorragender Weise Rücksicht zu nehmen wäre. — Vollständig 
entgegengesetzte (verstärkende) Effecte scheint die Züchtung des 
Rotlauf-Mikroben in Tauben zu bewirken. Impft man ihn vom 
Schwein auf die Taube, so stirbt diese nach 6—8 Tagen; eine zweite, 
dritte etc. Taube immer rascher (unter den Symptomen der Hühner- 
cholera). Iuficirt man endlich mit dem diesen späteren Tauben ent¬ 
nommenen Mikroben wieder Schweine, so gehen diese viel rapider 
zu Grunde, als nach Ansteckung mit dem ursprünglichen Rotlaufgift. 

Wernich. 


L. Degen, Der Typhus und die Verunreinigung des Bodens. Mönchen 
1883, 8°. 299 S. 

Das Buch von D. besteht in einer Apologie des Buhl-Pktten- 
MFER’schen „Naturgesetzes“: der „ regelmäßigen Cofncidenz von Typhus¬ 
mortalität und Grundwasserstand“ mit Einschluss dessen, was von Port 
neuerdings zur Stütze der Theorien vorgebracht ist. Nach einigen Zu- 
nunmenstellungen von Typhus in derCivilbevölkerung, Typhusfrequenz, 
Coincidenz mit dem Auftreten von Kanalgasen, deren aetiologische 
Bedeutung hervorgehoben wird, beschreibt D. die Epidemie in der In- 
hmterie-Kaseme No. 200 in Würzburg, die Epidemie in der Kienles- 
Kaserne in Ulm, die Epidemie in der Kaserne No. 1 zu Neuburg, die 




258 


Mkkdrlsohk, Tnfectiöse Natur der Pneumonie. 


No. 15. 


Epidemie in Ansbach, die Epidemie in Eichstätt und Fürth, die Epi- 
demieen auf der Feste Marienberg in Wfirzburg, die Epidemie in 
Frankenheim auf der Rhön, die Epidemie in Neazenheim, — so 
dass man diese oft citirten Belege der Grundwassertheorie hier noch 
einmal zusammengestellt findet. Consequenterweise wird ein Zusam¬ 
menhang der Typhusätiologie mit dem Trinkwasser wieder einmal 
verworfen, Beweis: Die Epideinieen in der Kaserne zu Neustift bei 
Freising; — dagegen mit Hinweis auf eine Typhusepidemie in dem 
Fort Larino das „allzu nasse Scheuern “ als ätiologisches Moment 
begröndet. Ueber den Typhus in Folge von Ueberschwemmungen 
belehrte Herrn Baurat D. die Epidemie in Mansfeld, — Ober die 
Milch als Träger des Typhusgiftes die Epidemie in Plön. För die 
Typhusfrequenz bei den Soldaten soll der Satz gelten: Dieselbe „ist 
nicht durch das Leben in den Kasernen bedingt, sondern von den 
localen Verhältnissen und dem Verhalten des Garnisonplatzes in Be¬ 
zug auf Typhuserkrankungen im Allgemeinen abhängig“. — Ganz 
eigentümliche Vorstellungen hat bei dem Vf. die unleugbare Tatsache 
hervorgebracht, dass auch in München (trotz Grundwasser) die 
Typhusfrequenz in den letzten Jahren so bedeutend zurückgegan¬ 
gen ist. Wernicb. 

M. Mendelsohn , Die infectiöse Natur der Pneumonie. Zeitschr. f. 

Hin. Mod. VII. S. 178. 

M. fasst zuvörderst die seit längerer Zeit vorliegenden Berichte 
über epidemisches Auftreten der Lungenentzündung, über Massen¬ 
erkrankungen teils in bestimmten gröfseren Bezirken, teils als sog. 
Hauspneumonieen zusammen. Während in einer allerdings kleinen 
Zahl dieser Fälle die krankmachende Veranlassung in bestimmten 
Schädlichkeiten der betr. Oertlichkeiten (Ueberfüllung, Unrein¬ 
lichkeit, Einwirkung von Cloakengasen etc.) zu suchen war, liegen 
aufserdem wohl constatirte Fälle von Contagiosität vor; hier 
wurde die Krankheit von Individuum zu Individuum übertragen, 
zum Teil sogar durch gesund bleibende Mittelpersonen. — Die 
Frequenz der croupösen Pneumonie steht in umgekehrtem Verhält- 
niss zur Menge der atmosphärischen Niederschläge; was die Jahres¬ 
zeiten betrifft, so kommen auf dem Continent die meisten Erkran¬ 
kungen in den Monaten März, April, Mai, die wenigsten im Sep¬ 
tember, Oetober und November vor. Diese Tatsachen, sowie ver¬ 
schiedene klinische Momente sprechen gegen die „Erkältung“ als 
Ursache der Krankheit. Von erheblichster Wichtigkeit für die Auf¬ 
fassung der Pneumonie als einer Infectionskrankheit war die Auffin¬ 
dung eines dieser Krankheit eigentümlichen Mikrokokkos („Monas 
pulmonale“) in der Leichenlunge durch Ki.kbs, später durch Ebkuth 
und Koni, namentlich aber durch Fjmkih.äm>kr, sowie der demnächst 
durch Lkyhrn vermittels Punction geführte Nachweis eben dieser 
Spaltpilze auch in der Lunge des lebenden Pneumonikers. Während 
Vf. mit dieser Punctionsmethode bei ferneren Untersuchungen keine 
genügenden Resultate erhielt, gelang es ihm, die charakteristischen 
Mikrokokken im pneumonischen Sputum zu finden, und zwar reich- 


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15. 


Mitchkm., Tumoren im Grofshirn. 


259 


lieber in den schweren Fällen, als in den leichteren. Auch bei 
Pferden, die an Pleuropneumonie erkrnnkt waren, vermochte Vf. 
durch Punctionen intra vitara 2mal dos Vorhandensein zahlreicher, 
ovaler Diplokokken nachzuweisen, die sich nur durch etwas bedeu¬ 
tendere Gröfse von den analogen Gebilden beim Menschen unter¬ 
schieden. — Aus den Bemerkungen des Vf.’s über die Art der 
Invasion, über Disposition und Immunität heben wir hervor, 
•lass die Pneumonie denjenigen Infectionskrankheiten zuzuzählen ist, 
deren Ueberstehen die Disposition zu derselben Erkrankung erheb¬ 
lich vergröfsert. — Schliefslich spricht sich Vf., in Uebereinstim- 
mung mit Jüroknsfn, für die Einheit der Pneumonie, d. h. für 
den infectiüsen Charakter einer jeden croupOsen Lungenentzündung aus. 

Perl. 


B. Mitchell, Two cases of Brain-tumour. Edinb. Med. J. 1883, Nov. 

1 ) Ein 40jähriger Mann, dem Trünke ergeben und ausschwei¬ 
fend, wurde in einem apoplektischen, mit Bewusstseinsverlust einher¬ 
gehenden Anfalle linksseitig paretisch. Nach einem zweiten derartigen 
Anfalle wurde er stupide, vergesslich und unreinlich. Die linke 
Pupille war erweitert, die Sprache schwer und undeutlich, die vor¬ 
gestreckte Zunge wich nach rechts ab. Das Kniephaenomen links 
gesteigert. — Die Obduction ergab: Pia derb, verdickt, besonders 
an der Convexität des Gehirns, alle Gyri mehr oder weniger atro¬ 
phisch. Im linken Corp. str. fanden sich 3 erbsen- bis haselnuss- 
grofse Blutcoagula. Unterhalb des hinteren Abschnitts des Bodens 
de« linken Seitenventrikels ein 3 4 " grolser, runder, resistenter Tu¬ 
mor. Im rechten Corp. str. an der Ventrikelgrenze ein eingesunkener 
gelbbrauner, Lnmbertsnuss grofser alter Blutherd. 

2 ) Ein 52jähriger, dem Trünke ergebener Mann war einige 
Jahre vor seinem Tode durch einen Schlag mit einem Hammer auf 
die linke Kopfhälfte schwer verletzt worden, hatte sich aber wieder 
vollkommen erholt. Zwei Jahre später traten heftige Kopfschmerzen, erst 
io der rechten, dann in der linken Schläfenseite auf. Später epileptische 
Anfälle, Ruhelosigkeit, grofse Reizbarkeit, Gedächtnisschwäche, Ver¬ 
wirrtheit. Häufige, oft ununterbrochene, meist rechtsseitige, von der 
Wange sich auf den rechten Arm und das Bein ausdehnende epileptische 
Anfälle: rechtsseitige Hemiparese. — Sectionsbefund: Verwachsung der 
Dura und Pia über dem hinteren Abschnitte der zweiten rechten 
Stirnwindung, unter den Häuten in derselben Windung ein haeel- 
lmssgrofser Tumor. Links Verwachsung und Verdickung der Hirn¬ 
häute über den hinteren Abschnitten der beiden obersten Stirn- und 
beiden Centralwindungen: nur durch Zerreifsen war die graue Rinden- 
masse von den verdickten Häuten zu trennen. Der rechte Temporo- 

, Sphenoidallappen erweicht, die Basis des rechten Stirnlappens am 
! Halb, olfact. in roter Erweichung. Mitral- und Aortenklappenfehler. 

Bernhardt. 


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17 * 


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260 Story; J. Woj.ff, Ein- und doppelseitige Gesichtsatrophie. No. 15. 

r 

J. B. Story, Hemiatrophia facialis. Transact. of the Acad. of Med. in 
Ireland. 1883, S. 210. — J. Wolff, Ueber doppelseitig fortschrei¬ 
tende Gesichtsatrophie. Vihchow’s Arch. XCIV. S. 3. 

St. ’s Fall von einseitiger Gesiohtsatrophie, einen 21jähr. Mann 
betreffend, zeichnet sich dadurch aus, dass die rechte Gesichtsseite 
betroffen war, dass die Atrophie sich auf die Knochen erstreckte 
(auch auf die rechte Hälfte des harten Gaumens, während die Zunge 
und die Zähne links und rechts keinen Unterschied zeigten), und 
dass endlich die Veränderung seit der Geburt bestand. Ano¬ 
malien der Sensibilität, des Verhaltens der Blutgefäfse, der Schweiss¬ 
und Talgdrüsenfunction bestanden an der kranken Gesichtshälfte 
nicht, wohl aber war (ebenfalls angeboren) die rechte Ohrmuschel 
verbildet (der Rand war mit der Gesichtshaut rechts verklebt). Die 
Haut und die Kaumuskeln der rechten Gesichtshälfte waren rechts 
dünner und schwächer, als links; ein Backenbart fehlt rechts, sonst 
waren Haare, Augenbrauen, Augenwimpern, Schnurrbart links wie 
rechts gleich. 

W.’s Patientin, 24 Jahr alt, hatte als 6jähriges Mädchen Schar¬ 
lach und Diphtherie uberstanden: seit damals hatte sie Schmerzen beim 
Schlingen, Stechen im rechten Ohre, Kurzatmigkeit und Schmerzen 
in der rechten Stirn und Schläfe. Allmählich bildete sich eine hoch¬ 
gradige rechtsseitige Gesichtsatrophie aus: die immer bestehenden 
Halsbeschwerden steigerten sich mit der Zeit so, dass beide Ton¬ 
sillen exstirpirt werden mussten. Ausser den genannten Krankheiten 
litt die Kranke noch an Tuberkulose und hatte 2 mal einen Typhus 
überstanden. Im Anschluss an den zweiten Typhus hatte sich nun 
auch eine linksseitige Gesichtsatrophie auszubilden angefangen. Als 
pathologisch-anatomische Grundlagen des Leidens scheint dem Vf. 
eine chronisch infectiöse Neuritis des Trigeminus-Facialisgebiets an¬ 
genommen werden zu müssen. (Die höchst detaillirte Beschreibung 
des Status praesens siehe iin Original.) Bernhardt. 

1) J. N. Oeller, Zur pathologischen Anatomie der Bleilähmung. 
München (RiKoF-u’sche Bucbhdlg.) 1883, 4°. 26 S. 1 Taf. — 2) J. B. Du- 
plaix , Notes sur un cas d’atrophie saturnine. Arch. gen. 1883. 
Novembre. 

1 ) O. hält die bisherige Begründung der myopathischen und 
neuropathischen Theorie der Bleilähmung für eine mangelhafte. Vor 
Allem deutet der Umstand, dass immer functionell zusammengehörige 
Muskelgruppen der Extensoren der oberen Extremitäten befallen 
werden, ohne Rücksicht darauf, in welcher peripheren Nervenbahn 
ihre motorischen Faserrf verlaufen, auf eine centrale Erkrankung. 
Das spärliche, diese Annahme stützende Material, wird vom Vf. ver¬ 
vollständigt: 

Ein 43jähriger Mann, seil % Jahren mit Blei beschäftigt, leidet 
an kolikartigen Schmerzen, sowie an einer Extensorenlähmung beider 
Hände. Die Strecker der Finger, der Hand mit den Interossei, die 
Daumenballenmusculatur sind gelähmt und zeigen Entartungsrenction. 
Dabei besteht Herzhypertrophie, Albuminurie, Oedem etc. Unter 


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No. 15. Oki.lku; Duplaix, Pathologische Anatomie der Bleilähuiung. 261 

Zunahme der letztgenannten Erscheinungen erfolgt nach etwa halb¬ 
jährigem Bestehen der Tod. 

Vom RQckenmark wurden keine frischen Präparate gemacht, 
sondern dasselbe nach Härtung in Chromsäure und Alkohol unter¬ 
sucht. Das Wesentliche des Befundes sind: Im RQckenmark im Be¬ 
reich der Halsanschwellung kleine capillare Apoplexieen in den 
mittleren Partien der grauen Vorderhörner und an deren Uebergang 
in die Hinterhörner. In der Höhe des Austrittes des 5.—8. Cervical- 
nerven treten an denselben Stellen Erweichungsherde auf, in denen 
die Ganglienzellen atrophische Veränderungen zeigen, die Nerven¬ 
fasern gequollen und fettig degenerirt erscheinen etc. Die Gefäfse 
sind sklerotisch. Der N. radialis ist wesentlich in seinen Endausbrei¬ 
tungen degenerirt, die gelähmten Muskeln sind nur bündelweise er¬ 
krankt. Die Veränderungen der peripheren Organe treten also in 
den Hintergrund gegen die centrale Erkrankung und diese hat ein 
anatomisch abgegrenztes Gebiet der grauen Vorderfäden erfasst. Es 
scheint daraus hervorzugehen, dass in den Ganglienzellen der mitt¬ 
leren Partien der Vorderhörner die Bewegungscentren för die Ex¬ 
tensoren der oberen Extremitäten enthalten sind. Oppenheim. 

2 ) D.’s Fall betrifft einen 47jährigen Maler, der im Laufe eines 
Jahres (ohne je Kolikanfälle oder Symptome eines Hirnleidens dar¬ 
geboten zu haben) enorm abgemagert (fast sämmtliche Körpermuskeln 
waren betroffen) und marastisch zu Grunde gegangen war. Makro¬ 
skopisch boten weder Hirn noch RQckenmark etwas Abweichendes 
dar. Durch alle Organe verbreitet fand man eine abnorme Entwicke¬ 
lung des Bindegewebes: das war auch im RQckenmark der Fall, 
wo die weifse Substanz durch BindegewebszOge wie in einzelne Ab¬ 
teilungen geteilt war. Die Nervenfasern aber und die grofsen 
Ganglienzellen, namentlich auch in den Anschwellungen, waren 
durchaus (wie die graue Substanz Oberhaupt) intact. Die Unter¬ 
suchung der Nerven wurzeln erwies zunächst die sensiblen durch¬ 
aus normal: die vorderen zeigten die von Gombault (Cbl. 1880, 
S. 761) beschriebene segmentäre, periaxiale Neuritis (Verminderungen 
des Volumens der Nervenfasern durch streckenweise Verschmälerung 
der Myelinscheide bei erhaltenem Axencylinder): dabei waren zwischen 
den veränderten Nervenfasern auch ganz intacte. Die Untersuchung 
der peripherischen Nerven ergab das Nebeneinanderbestehen so¬ 
wohl jener periaxialen Veränderungen, als auch wirklicher (Wallbu*- 
scher) Degenerationsfasern (Zerklüftung der Markscheide, Kernwuche¬ 
rung in der ScHWAKK’schen Scheide, Verlust des Axencylinders): 
letzteren Process, den der Degeneration, glaubt Vf. als durch eine 
intensivere periaxiale Veränderung an irgend einer Strecke derselben 
Nervenfaser bedingt annehmen zu dürfen, insofern durch den Ver¬ 
lust des Axencylinders an einem Segment der Faser die peripheri¬ 
scher gelegenen Nervenabteilungen in der von Wallkr beschriebenen 
Weise degenerirten. Eine grofse Zahl von Muskelfibrillen war zu 
Grunde gegangen, an ihrer Stelle fand sich reichliche Kern Wucherung; 
die Atrophie war eine einfache (keine fettige Degeneration): auch die 
dQnnsten Fasern zeigten noch Querstreifung. Bernhardt. 


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262 Kahler, Kückenmarkserkrankung d.Halswirbelcaries. - Reinhardt, No. 15. 

O. Kahler, Zur Symptomatologie der Röckenmarkscompression bei 

tuberculöser Caries der unteren Halswirbel. Prager med. Wochenschr. 

1883, No. 47—50. 

Die Caries der unteren Halswirbel föhrt zu einer Schädigung 
des Rückenmarks, in den meisten Fällen auf dem Wege einer Pachy- 
meningitis externa caseosa. Da der tuberculöse Process zumeist von 
den Wirbelkörpern ausgeht, werden zunächst die vorderen Partien 
des RQckenmarks dem Einfluss der Compression ausgesetzt. Das 
Krankheitsbild zeigt in Folge dessen in den einzelnen Fällen viel 
Uebereinstimmung. Erstes Symptom ist gewöhnlich Schmerz in einer 
Oberextremität, der bald sehr intensiv, bald nur rheumatoider Art 
ist. Dazu gesellt sich Muskelatrophie, die mit Vorliebe die Hand¬ 
muskeln beiderseits befällt. Sie kann sehr lange als einziges Sym¬ 
ptom bestehen, bevor ein Zeichen einer Erkrankung der Wirbelsäule 
vorhanden ist. Diese Atrophie setzt sich in atypischer Weise auf an¬ 
dere Muskeln des Armes, des SchultergQrtels fort, ist zunächst nicht 
mit Lähmung verbunden und setzt auch keine schweren Verände¬ 
rungen der elektrischen Erregbarkeit. Von der progressiven Muskel- 
atrophie unterscheidet sie sich durch das schnelle Weitergreifen des 
Processes. Die Zeichen einer ausgedehnten Erkrankung des Rücken¬ 
markes: motorische und sensible Lähmung etc. treten erst im wei¬ 
teren Verlauf hinzu. Das Wesen des Krankheitsprocesses, nament¬ 
lich der Charakter der Muskelatrophie weisen darauf hin, dass nicht 
eine Erkrankung der Nervenwurzeln, sondern der vorderen Partieen 
des Rückenmarks (Vorderstränge, graue Vordersäulen) zu Grunde 
liegt. Dafür spricht auch der Umstand, dass die Sehnenphaenomene 
an den oberen Extremitäten meist gesteigert sind, während sie bei 
neuritischer Affection fehlen würden. 

In selteneren Fällen markirt sich die Rückenmarkserkrankung 
bei Halswirbelcaries gleich durch schwere Lähmungserscheinungen, 
und es tritt dann gewöhnlich im weiteren Verlaufe Muskelatrophie 
an den oberen Extremitäten hinzu. Dieser Fall scheint dann einzu¬ 
treten, wenn Zerstörung und Dislocation der kranken Wirbel eine 
stärkere Compression des Rückenmarkes herbeiführt. Oppenheim. 

Reinhardt, Ein Fall von periodischem Wechsel der Haarfarbe. 

Virchow’s Arch. XCV. S. 337. 

Der Fall betrifft ein 13jähriges Mädchen, das in hohem Grade 
idiotisch und sehr in der Entwickelung zurückgeblieben war. 8 Tage 
lang war das Haar der Patientin hell, gelbblond; dagegen sah es 
in den nächstfolgenden 8 Tagen dunkel, goldrötlich aus. Dieser stetig 
wiederkehrende Farbenwechsel erfolgte nicht plötzlich, sondern inner¬ 
halb 48—60 Stunden. Der Wechsel der Farbe vollzog sich in einem 
und demselben Haar. Ausfallen der Haare, Krankheiten der Haare 
oder der Kopfhaut waren nicht zu constatiren. Eine Täuschung 
durch künstliche Färbemittel ist ausgeschlossen. Die mikroskopische 
Untersuchung ergab, dass die hellen gelbblonden Haare viel Luft, 
besonders in der Marksubstanz, enthielten, was bei den dunklen, 
goldrötlichen fast gar nicht der Fall war. Die Cuticula der hellen 


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No. 15. Periodischer Wechsel d. Haarfarbe. — Kkrrkr, Geburtskunde. 263 

Haare hatte stellenweise ein rauhes Aussehen. R. hält die Luftan¬ 
sammlung in den hellen Haaren für pathologisch, der grofsen Menge 
wegen. Isochron mit dem Wechsel der Haarfarbe war auch ein 
Wechsel in dem psychischen Verhalten. Eine Woche lang zur Zeit, 
wo die Haare mehr dunkel waren, zeigte sich Pat. aufgeregt, die 
nächsteWoche gleichzeitig mit dem Hellerwerden der Haare mehr stupid. 
Im agitirten Stadium fand sich Turgor des Gesichtes, bei erhöhter 
Hauttemperatur und vermehrter Ilautsecretion. Im ruhigen Stadium 
hatte Pat. Stasen im Gesicht und kühlere, trocknere Haut. 

Vf. ist der Ansicht, dass der Wechsel der Haarfarbe seinen Grund 
habe in trophischen Störungen im Bereich der Nerven des behaarten 
Kopfes. Im stupiden Stadium sei etwas Luft durch die Rauhigkeit der 
Cuticula in die Rindensubstanz der Haare eingedrungen: die relativ 
grofse Luftmenge in der Marksubstanz der hellen Haare stamme 
von den Blutgasen in den Gefäfsen der Kopfhaut, in denen wäh¬ 
rend des Stupors eine Stase sich eingestellt habe. Im agitirten 
Stadium sei eine Schwellung der Markzellen unter der Einwirkung 
einer gesteigerten trophischen Innervation eingetreten, dadurch aber 
sei die Luft aus den hellen Haaren zum grölsten Teile wieder ver¬ 
drängt worden. Lewinski. 

F. A. Kehrer, Beiträge zur klinischen und experimentellen Geburts¬ 
kunde und Gynaekologie. II. 1884, 2. 

Im ersten Kapitel des Buches bespricht Vf. die Theorieen der 
Menstruation und den Einfluss der Ovarien auf dieselben. Noch 
sind die Untersuchungen nicht abgeschlossen und mahnt Vf., den¬ 
selben weitere Aufmerksamkeit zuzuwenden. Ebenso weist Vf. auf 
die zahlreichen Widersprüche in den Beweisen hin, welche die neue 
Befruchtungstheorie begründen sollen, derzufolge das Ei aus der 
folgenden unblutigen Periode stammt. Diese Deutung sei jeden¬ 
falls noch nicht genügend bewiesen. Seinen Untersuchungen nach 
steht Vf. auf dem alten Standpunkte. 

Die Ursache für Vomitus und Hyperemesis gravid, stellt K. 
als noch nicht genügend aufgeklärt hin. Beherzigengswert ist seine 
Warnung, die Hyperemesis gravid, nicht zu leichtsinnig zu behandeln, 
da er 2 Fälle von Carcinomentwickelung und einen Fall von Tuber- 
culose-Infection intra gxavidit. im Anschluss daran beobachtet hat. 
Seine therapeutischen Maafsnahmen sind die gewöhnlichen. 

Die Neurosen im Verlaufe des Isohiadicus führt K. — nach 
genauen anatomischen Untersuchungen an Injectionspräparaten (Tafel) 
— zurück auf Druckerscheinung von Seiten überfüllter und varicöser 
Gefäfse in den die Nervenwurzeln umgebenden Gefäfsbahnen oder 
Varicositäten im Nerven selbst. Keinesfalls sei Druck des Kinds¬ 
kopfs aus anatomischen Gründen möglich. 

Was die Prophylaxe des Puerperalfiebers betrifft, so lässt K. 
die Vagina nach desinficirenden Ausspülungen mit in Desinfections- 
mittel getauchten Wattebäuschchen austupfen, sodann alle etwa 
noch zurückbleibenden Eireste, als günstigen Nährboden für gefähr¬ 
liche Mikrobien, peinlichst entfernen. 


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264 Fischkl, Erbrechen d.Schwangeren. - Hrrschrll, Maiglöckchengift. No. 15. 

Die GesundheitsVerhältnisse seiner Wöchnerinnen hoben sich 
nach Anwendung von Sublimat (1:4000), indem die Procentzahl 
der völlig fieberfreien Puerperae von 22,2 pCt. (Carboianwendung) 
auf 57,9 pCt. stieg. 

Von Sublimat-Infection sah Vf. nur 4 Fälle und zwar hatten 
zwei der Fälle noch Quecksilber im Körper (Inunctionskur und 
Calomelgebrauch. Diese Patientinnen bekamen eine Stomatitis, die 
dritte eine Urticaria, welche bald schwand. 

Zum Schluss plaidirt K. noch einmal für die allgemeine Ein¬ 
führung des Sublimats. A. Martin. 

W. Fischei, Zur Genese der Hyperemesis gravidarum. Prager med. 
Wochenschr. 1884, No. 3. 

F. teilt die Fälle von Hyperemesis gravidarum in 2 Kategorien: 

I. symptomatisches oder accidentelles Erbrechen und H. essentielles 
Erbrechen. Zur 1. Kategorie rechnet er alle Fälle, bei denen es ge¬ 
lingt, bei genauer klinischer oder anatomischer Untersuchung eine 
der bekannten mit Erbrechen einhergehenden Krankheiten aufzufinden, 
welcher Art Fälle also auch bei Nichtschwangern und Männern sich 
finden können. Zur 2. Kategorie rechnet er die Fälle, wo sich keine 
Organ- oder Allgemeinerkrankung als Ursache nachweisen lässt, 
welche Kategorie er in 2 Unterabteilungen trennt: 1) einfaches, 
leichtes Erbrechen der Schwangeren, 2) schweres, übermäfsiges Er¬ 
brechen der Schwangeren oder Hyperemesis gravidarum, 

Als Beweis för seine Ansicht föhrt F. die Krankengeschichte 
einer Patientin an, deren Hyperemisis gravidarum mit hartnäckiger 
Obstipatio verbunden war. Nach Beseitigung der von ihm erkannten 
Grundlage schwand auch das Erbrechen, ebenso wie eine ähnliche 
bei einem Manne mit Hyperemesis bei Koprostase. Sorgfältige Unter¬ 
suchung werde die Fälle von essentieller Hyperemesis immer seltener 
werden lassen. 

Als zum Vomitus gravidarum praedisponirende Ursache glaubt 

F. die gesteigerte nervöse Irritabilität beschuldigen zu müssen, 
die bei sehr vielen Schwangeren als Folge der eigentümlichen Ver¬ 
änderung der Blutbeschaffenheit und der consecutiven eigentümlichen 
Ernährungsstörung des Nervensystemes vorhanden ist, infolge wel¬ 
cher in einzelnen Fällen die geringste Causa efficiens hinreicht, die 
Hyperemesis einzuleiten. 

Für die Therapie empfiehlt Vf. neben den üblichen Nervinis 
nach Ausbruch der Hyperemesis, auch nach Möglichkeit in allen 
Fällen die Praedisposition durch möglichst kräftige Ernährung, Ferru- 
ginose etc. zu bekämpfen, als Prophylacticum gegen den eventuellen 
Eintritt der Hyperemesis. A. Martin. 

G. Herschell, The action of Convallaria majalis. Lance t. 1883, 
II. p. 17. 

H. berichtet über unangenehme Nebenwirkungen von Convallaria 
majalis. Der Fall betraf einen kräftigen Mann mittleren Altere mit 
unregelmäßigem Pulse ohne nachweisbare anatomische Veränderungen 


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No. 15. Mkbkel; Riess, Kairin als Aatipyreticum. 26Ö 

des Herzens. — Patient war schon längere Zeit abwechselnd mit 
Digitalis, Ergotin, Strychnin behandelt worden und befand sich, als 
H. ihn zuerst untersuchte, unter der Einwirkung von Digitalis. Die 
sphygmographische Curve zeigte 3 oder 4 vollkommene Herzcontrac- 
tionen abwechselnd mit der gleichen Anzahl unvollständiger Contrac- 
tionen. Nachdem Digitalis für längere Zeit ausgesetzt war, erhielt 
Pat. 3 Mal täglich 5 Tropfen Tinctur. Convallariae. Fast unmittel¬ 
bar nach jeder Dosis wurde der Puls an der Radialis beinahe un¬ 
fehlbar, Pat. klagte Qber ein Gefühl von Druck Ober dem Sternum, 
Ober Uebelkeit, kalte Füfse, Schwindel, Flatulenz und ein hochgra¬ 
diges Schwächegefohl. Diese Symptome dauerten jedes Mal ungefähr 
2 Stunden. Die kurz nach der Einnahme genommene sphygmogra¬ 
phische Curve liefs wohl eine Pulsverlangsamung, aber keine Zu¬ 
nahme in der Höhe der Pulswelle erkennen. Letztere kam erst 
wieder deutlich ausgesprochen neben der Pulsverlangsamung zur 
Geltung, als Pat wieder unter Einwirkung von Digitalis gebracht 
wurde. Dieser Fall zeigt nach H. 1) dass die Wirkung von Con- 
vallaria und Digitalis nicht ganz so identisch sind, wie man angenom¬ 
men hat und 2) dass man bei Personen, welche zum ersten Male 
Convallaria nehmen, mit der Dosirung vorsichtig sein muss. Langgaard. 

1) G. Merkel, Eairin als Antipyreticum. Deutsches Arch. f. klin. Med. 
XXXIV. S. 100. — 2) L. Riess, Ueber die antipyretische Wirkung 
des Kairin. Berliner klin. Wochenschr. 1883, No. 53. 

1 ) In M.’s 19 Fällen (3 Lungenphthise, 3 Pneumonie, 1 Pleu¬ 
ritis, 1 Endocarditis, 1 Anaemie, 1 Scharlach, 9 Abdominaltyphen), 
welche in ihrem ganzen Verlaufe mit Kairin behandelt wurden, 
kamen im Ganzen an 149 Tagen 887,25 Grm. Kairin zur Anwendung. 
Am Morgen wurde bei der ersten höheren Temperatur 1,0 und je 
nach der Tiefe des Abfalls entweder 1,0 oder 0,5 stündlich weiter ge¬ 
geben bis zur Entfieberung; alsdann wurde gewartet, bis sich durch 
Frösteln eine neue Temperatursteigerung anzeigte, der man sofort 
durch Gaben von 1,0 zu begegnen suchte. Die geringste Tagesdosis 
betrug 2,75, die höchste 12,5 Grm.; der jüngste Patient war 16 Jahr, 
der älteste 52 Jahre alt. Die Darreichung geschah nach der Vor¬ 
schrift Fii.ehnk’s in Oblate mit Nachtrinken von Wasser. Nur in 
einem Falle, wo an 6 auf einander folgenden Abenden nach der 
letzten Kairindosis Erbrechen erfolgte, wurde der Versuch mit einem 
Klysma gemacht; auch hierbei trat prompt Kairinwirknng ein, aber 
das Erbrechen blieb nicht aus und innerhalb der nächsten 24 Stun¬ 
den stellten sich profuse Durchfälle ein, so dass von der weiteren 
Anwendung im Klysma Abstand genommen wurde. 

Im Wesentlichen wurden die günstigen Beobachtungen Filkhnk’s 
und Güttmann’s bestätigt. Als das eigentliche Feld für Kairin be¬ 
zeichnet M. Krankheitszustände mit continuirlichem Fieber, bei wel¬ 
chen Herz und Lungen nicht in erster Linie belastet sind, wenn¬ 
gleich er auch bei seinen 3 Pneumonikern üble Zufälle nicht zu 
beobachten hatte. Die Tiefe des Temperaturabfalles hängt nach M. 
nicht nur von der Gröfse der Gabe, sondern wesentlich von der 


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266 


Mkbkrl; Rikss, Kairin als Antipyreoticum. 


No. 15. 


Constitution des Patienten ab; so scheint bei mageren Individuen die 
antipyretische Wirkung stärker ausgesprochen zu sein und bei chro¬ 
nisch verlaufenden Krankheiten (vor Allem der Lungenphthise) ent¬ 
faltete das Mittel schon in mittleren Dosen eine enorm rasche Wir¬ 
kung, während beim Typhus weit gröfeere Gaben notwendig waren 
und ein schwerer Fall von Scarlatina selbst durch sehr grofse Dosen 
weit weniger beeinflusst wurde. In der Dosirung stimmt M. mit 
Fii.KiiMi darin fiberein, dass individualisirt werden muss, aber nach 
M. nicht nur för den einzelnen Patienten, sondern fast ffir jeden 
einzelnen Tag der Krankheit, so dass Gröfse und Zahl der Dosen, 
durch welche die erhaltene Temperaturerniedrigung fixirt werden 
soll, durch täglich anzustellende Temperaturmessungen bestimmt 
weiden muss. Dies gilt besonders ffir acute fieberhafte Erkrankun¬ 
gen, wenngleich auch bei chronischen Affectionen ein sicheres Schema 
ffir den einzelnen Fall sich nicht immer finden lässt. 

Irgendwie bedenkliche Nebenwirkungen fehlen in M.’s Fällen 
fast ganz. Erbrechen trat bei 6 Patienten im Ganzen 15 Mal auf. 
Die Fröste waren nie so stark, daes sie ein gleiches Unbehagen er¬ 
zeugt hätten, wie häufig nach Kaltwasserbehandlung; die Schweifse 
waren ebenfalls nie so heftig, dass die Patienten sich geweigert hätten, 
das Mittel weiter zu nehmen. Eine an schwerem Typhns erkrankte 
39jährige Dame, die erblich psychisch belastet war, bekam Gehörs- 
hallucinationen und wurde nahezu maniakalisch; der Anfall klang 
jedoch in 24 Stunden langsam ab und fernere Störungen traten auch 
in diesem Falle nicht weiter ein. Bei 4 Typhusfällen bestand Albu¬ 
minurie, welche vor dem Einleiten der Kairinbehandlung constatiri 
worden war; eine schädliche Einwirkung des Kairins auf dieselbe 
konnte nicht beobachtet werden. Einen Einfluss auf den Krank¬ 
heitsverlauf scheint nach M. das Kairin nicht zu haben. 

2 ) R.’s Beobachtungen betreffen 11 Typhen, 5 Pneumonien, 
1 fieberhaften Magenkatarrh, 1 Scarlatina, 2 Erysipele, 1 Phthise und 
4 Intermittens. Im Ganzen wurden Aber 500 Grm. Kairin (A) ver¬ 
braucht, wobei häufig die bisher gebräuchlichen Dosen von 0,5—1,0 
erheblich fiberschritten wnrden. 

Die mit Gaben von 0,5—1,0 gemachten Erfahrungen bestätigen 
im Allgemeinen die günstigen Resultate Anderer. Nie kam es zu 
unangenehmen Nebenwirkungen oder bedrohlichen Zufällen, im 
Gegenteil hebt R. das subjective Wohlbefinden der Kranken und 
die Abnahme typhöser Benommenheit hervor. Im Allgemeinen wurde 
ffir die Dosirung die Regel befolgt, sobald bei stöndlicher Tempe¬ 
raturmessung die Temperatur 38° öberstieg, 0,5 Kairin, sobald eie 
Ober 39° betrug, 1,0 zu verabreichen. Auf diese Weise wurden bei 
continuirlichem Fieber durchschnittlich 2,1 Grm. täglich in 10 bis 
20 Dosen verteilt verbraucht. Die Pausen zwischen den einzelnen 
Gaben betrugen meist nur l bis 2 Stunden, selten 3 Stunden 
und mehr. 

Da diese Behandlung eine sehr complicirte war, versuchte R.. 
um die Wirkung der Einzelgaben zu verlängern, eine Steigerung 
der Dosen von 1,5—2,0—2,5—3,0—3,5. Der Erfolg war ein seht* 


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No. 15. 


Kkausk. — Lka. 


‘207 


günstiger. Nur bei 3,5, welches ein einziges Mal bei einem Typhösen 
verabreicht wurde, kam es zu bedrohlichem Collaps. Nach Dosen 
von 3,0 trat derselbe nicht ein, doch war ihre antipyretische Wir¬ 
kung nicht stärker, als bei denen von 2,5 oder 2,0. Dosen von 1,5 
zeigten nicht viel stärkeren Einfluss als solche von 1,0. Bei Dosen 
von 2,0—2,5 hält die Temperaturerniedrigung im Durchschnitt etwas 
Ober 6 Stunden an, so dass bei continuirlichem Fieber zur Durch- 
föhrung consequenter Antipyrese, um die Temperatur dauernd unter 
39° zu halten, 3—4 Gaben innerhalb 24 Stunden, entsprechend 7,5 
bis 10,0 Eairin pro die notwendig sind. Bei dieser Methode beob¬ 
achtete Vf. gleichfalls niemals bedrohliche Zufälle. Der Temperatur¬ 
abfall soll niemals excessiv, meist nur bis gegen 37°, selten bis auf 
36° sein und nur manchmal ein leichter Grad von Cyanose bestehen. 
Während nach der ersten Dose zuweilen leichte Delirien auftreten, 
verschwinden dieselben nach weiteren Dosen; das Allgemeinbefinden 
wird gehoben, typhöse Benommenheit vermindert. Der Puls wurde 
nie ungönstig beeinflusst; Erbrechen trat unter etwa 100 grofsen 
Dosen nur 3 Mal, Frost nur 9 Mal auf; Eiweifs wurde nur einige 
Male vorflbergehend beobachtet. Auch die Schweifse waren seltener, 
als bei kleinen Dosen, hielten aber oft lange an. 

Als Antipyreticum bei Malaria-Fieber ist Kairin unzuverlässig. 
Von 4 Intermittensfällen wurde nur eine Quotidiana durch 2 Dosen 
von 2,5 coupirt. Langgaard. 


H. Krause, Ueber die Beziehungen der Grofshirnrinde zu Kehl¬ 
kopf und Rachen. Berliner akad. Sitzgsb., phys.-math. Klasse, 1883, 
Novbr. 1. 

Durch elektrische Erregung der vorderen steil nach unten abfallenden Fläche des 
Gyrus prsefontalis beim Hunde erhielt K. aufser Contractionen der vorderen Hals- 
musculatur mit Hebung des Kehlkopfes: Schluckbewegungen, Heben des Gaumensegels, 
Contractionen des oberen Rachenschnürers, des hinteren Teilles des Zungenrückens 
und der Arcus palatoglossi, dabei einen partiellen oder totelen Glottisschluss. Zuweilen, 
bei bestimmter Lage der Elektroden, stellten sich die Stimmbänder in die sog. Cadaver- 
Stellung. 

Entfernte K. nun die betreffende Rindenpartie des Gyrus prefrontalis auf beiden 
Seiten, so verloren einige Tiere ganz die Fähigkeit zu bellen, andere brachten es ent¬ 
weder blos zu einem kreischenden Ton oder zu kraftlosen hohen Lauten bei auffallender 
Luft Verschwendung. 

Von der betreffenden Stelle verlaufen Fasern abwärts durch den gleichseitigen 
Hirnschenkel, wo sich 8—11 Wochen nach der Operation Lücken uud Degeneration 
der Axencylinder finden. Auch der Pedunc. corpor. mammillaris zeigte sich verkleinert 
und im Vicq D’AzYn*schen Bündel, noch mehr aber in der aufsteigenden Fornixwurzel 
war ein deutlicher Faserverlust vorhanden. Diese Gebilde müssen demnach zum Teil 
als Durcbgangsstation der von diesem Teile der Rinde verlaufenden Fasern angesehen 
werden. Mali. 


Sh. Lea, On a „Rennet“ Ferment contained in the Seeds of 
Withania coagulans. Proced. of the Royal soc. 1883, No. 228. 

L. konnte die Angabe Aitchison’s, dass die Früchte von Withania coagulans die 
Eigenschaft haben, Milch zu coaguliren, bestätigen. Die Auszüge der gepulverten 
Samen brachten Milch bei Brutwärme genau in derselben Form unter Ausscheidung 
eines Caseinklumpen zur Gerinnung, wie tierisches Lab auch bei erhaltener alkalischer 


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268 


Baum. — Böm<j. — Bürknkk. 


No. 15. 


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Reaction. Von verschiedenen Extractionsmitteln wirkte am besten 5procentige Koch* 
Salzlösung. Erhöht man den Salzgehalt nachträglich auf 19 pCt. und setzt 4 pCt. 
Alkohol hinzu, so ist der Anszng haltbar. Die Auszüge sind stark gefärbt und die 
Versuche, dieselben zu entfärben, misslangen; jedoch erwies sich die Färbung als 
nicht störend. Die Beobachtung ist von praktischer Bedeutung insofern die Inder mit 
tierischem Lab hergestellten Käse Terschmfihen. E. s&lkowski. 


W. Baum , Ein Fall von Hesection verletzter Blutgefäfse. Berliner 
klin. Wochenschr. 1883, No. 43. 

Die durch einen die Oberschenkel mitte treffenden Messerstich erzengte Verletzung 
der A. femor., der V. femor. und des ziemlich starken oberhalb der Verletzung ab* 
gehenden Ramus musculo-articulary bei einem 13jährigen Knaben wurde anfangs durch 
Digitalcompression, dann durch die EßMABCH'sche Constriction behandelt. Der Blut* 
verlust war unter diesen Verhältnissen ein verhältnissmäfsig geringer und die genau 
der Ross’schen Methode folgende Versorgung der verwundeten Gefäfse relativ leicht 
Die Nachbehandlung bestand in Einwickelung und horizontaler Lagerung der Extremität. 
Nur in den ersten Tagen unbedeutende Verfärbung der Zehen und Anästhesie des 
Hallux, sonst glatter Wundverlauf nnter antiseptischen Cautelen. (Das Ligaturmaterial 
ist nicht erwähnt). P. Gftterbock. 

W. Bcenig, Eine Luxation der ganzen Scapula. Berliner klin. Wocben- 
schr. 1883, No. 43. 

Ein 41 jähriger Kesselschmied war mit der rechten Brusthälfte zwischen zwei 
Maschinenteile gepresst worden, so dass er ein Krachen gefühlt und seitdem deu Arm 
nicht bewegen, noch auch atmen konnte. Die Untersuchung, wenige Stunden nach 
der Verletzung, ergab, entsprechend dem rechten Schulterblatt, in Form und Localität 
eine Vertiefung, das Schulterblatt selbst dagegen bedeutend nach vorwärts geschoben 
mit Achsendrehung des Acromion um seine Längsachse um 60—70°, so dass sowohl 
die obere, knöcherno Schulterfläche eine ziemliche Abdachung nach vorn, statt wie in 
der Norm nach hiuten, zeigte und das Acromion selbst scharfkantig hervorragte. Die 
Zurückbringung des Schulterblattes geschah, indem der stark in die Höhe gezogene 
Oberarm gegen das Akromion gestemmt und hierdurch das Schulterblatt unter dem 
grofsen Brustmuskel hervorgehebelt werden konnte. Dann wurde dasselbe von vorüber 
umfasst und nach aufsen und hinten über den Brustkorb gleitend fortgeschoben. Sowie 
ein Mal der äufsere Umfang des Brustkorbes überwunden war, sprang der Knochen mit 
laut klappendem Geräusch in seine ursprüngliche Lage zurück. — Als Complic&tion 
bestand ein Rippenbruch und im Zusammenhänge mit diesem trat eine schwere 
Lungenentzündung auf, welche eine langsame Reconvalescenz zur Folge hatte. — 
4 Monate nach der Verletzung war Pat. arbeitsfähig, von objectiven Veränderungen 
nur der Callus des Rippenbruches nachweisbar. p. Gäterbock. 


K. Bür kll er, Zur Behandlung der Ohren-Eiterung. Berliner klin. 
Wochenschr. 1884, No. 1. 

Zur Bekämpfung der Ohren*Eiterung empfiehlt B. (aufser Borsäure nach Bkzox*x> 
und Lapislösuugen nach Schwabtze's kaustischer Methode) roten Praecipitat und 
Sublimat. Ersteren gebraucht er in Pulverform, da er mit dem Secret harte Klumpen 
bildet, nur bei geringer Eiterung und sehr grofsen Perforationen. Bei stark hyper¬ 
trophischer Paukenhöhlenschleimhaut und bei Granulationen am Trommelfell (Myringiti* 
chronica) soll es günstiger wirken, als Borsäure. In Salbenform (1:15 Ungt. paraffin.) 
leistete das Quecksilberoxyd in einigen Fällen gute Dienste bei Furunkelbildung und 
bei Granulationen im ftufseren Gehörgange. — Sublimat wendet B. in Form von In* 
jectionen (0,1 pCt.) und von Einträufelungen (in wässeriger oder alkoholischer Lösung 
0,05—0,1:50,0) mit gutem Erfolge an. — In einem Nachtrage erwähnt B., dass 
Wagenhäuser auf der Freiburger Naturforscherversammlung bereits Mitteilungen über 
erfolgreiche Versuche mit Sublimatbehandlung der Ohreneiterung gemacht habe (Ztsclir. 
f. Ohrenheilk. XIII. S. 69). [Wagenhäuser gebraucht das Mittel in der Stärke von 
0,1-0,5 pro Mille. Ref.] _ SchwabAch. 


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No. 15. Schmidt. — Chauvkaü. — Ugiiettt. — Gläskr. 


Aüfrf.cht. 269 


M. Schmidt, Ueber die Behandlung von parenchymatösen Kröpfen. 
Deutsche med. Wochenscbr. 1884, No. 8. 

D» die Behandlung parenchymatöser Kröpfe mittels Iojectionen, wenn eine Stenose 
besteht, manchmal recht unangenehme Erscheinungen hervorzurufen im Stande ist« so 
empfiehlt Vf. die Anwendung der Kälte, speciell der LErrKu’schen Röhren in Ver¬ 
bindung mit Jodkali innerlich 1—3 Grm. pro die. Die Röhren sind die ersten Tage 
immerwährend, dann nur 3 Stunden mit 3stündlicher Pause, später nur Morgens und 
Abends mehrere Stunden anzuwenden; bei leichteren Fällen nur Morgens und Abends. 

_ W. Lublinski. 

A. Chauveau, De la pr^paration et du mode d’emploi des oultures 
attönu^es par le chauffage pour eervir aux inoculations präventives 
contre le charbon. Compt. rend. XCVII. No, 25. 

Cr. specificirt in diesem Nachtrage zu früheren Mitteilungen, welche dio Erfolge 
der „Attenuation“ durch Erhitzung brachten, genauer das Verfahren, welches zur 
Sicherung jener Erfolge nötig war. Nachdem die filtrirte Hühnerbouillon, welche die 
zu attenuirenden Milzbrandkeime aufzunehmen bestimmt ist, zunächst 24 Stunden auf 
43° C. erhalten war, geschieht die Einsaat und eine Erwärmung der Cultur auf 47° 
während 3 Stunden. Die weitere Abschwächung geschieht dann aber in der zweiten 
Cultur in der Weise, dass dieselbe zunächst in einem Thermostaten 1 Woche hindurch 
auf 35—37° Temperatur erhalten wird, um hierauf 1 Stunde lang einer Erhitzung 
auf 80° ezponirt zu werden. Alsdann ist der aus ihr gewonnene noch inoculations- 
nnd wachstumsfähige Infectiousstoff zur präventiven Inoculation geeignet. Der zur 
Einsaat dienende Milzbrandstoff wurde dem Blute tod Meerschweinchen entnommen. 
Die Mitteilung bringt noch einige mögliche Abkürzungen des etwas umständlichen Ver¬ 
fahrens und erörtert die Fehler, welche ein Fehlschlagen desselben bedingen können. 

Wemich. 


G. B. Ughetti, Sulla meningite cerebrospinale epidemica. Giorn. 
della r. soc. Ital. d’igiene V., No. 10—11. 

Von der eitrigen Cerebrospinalflüssigkeit eines 2 monatlichen meningitischen Rindes 
spritzte U. eine kleine Menge 4 Kaninchen in das Abdomen (!). Das Ergebniss — 
vorübergehende Temperatursteigerungen mit bald hergestelltem Status quo ante — 
scheint ihm eine etwa als möglich zu denkende Contagiosität der Cerebrospinalmenin¬ 
gitis mit Sicherheit zu verneinen. Wernlch. 


Gläser, Zwei Fälle von Gastritis phlegmonosa idiopathica. Berliner 
klin. Wochenscbr. 1883, No. 51. 

In dem ersten Falle, hei einem 70jährigen Kutscher, fand sich neben der eitrigen 
Infiltration der Magenwand ein etwa fünfmarkstückgrofses, nicht zerfallenes Carcinom 
an der Curvatnra minor, während der zweite Fall, der ein 28jähriges Dienstmädchen 
betraf, durch ein Ulcus rotundum complicirt war. In beiden Fällen fehlte das bei 
Gastritis phlegmonosa sonst so constante Erbrechen. Perl. 


Aufrecht, Zur Therapie der acuten Nephritis. Berliner klin. Wochen- 
schr. 1883, No. 51. 

Vf. widerrät, die Behandlung der acuten Nephritis mit Diureticis und Diapho- 
reticis, verordnet vielmehr lediglich indifferente Arzneien (z. B. Natron bicarb. mit 
Aq. amygd. amar.) und nur bei Anaemie, wie sie nach mehrwöchentlicher Dauer der 
Krankheit sich einstellt, Eisenpräparate. Das Bett muss so lange (3—8 Wochen) ge¬ 
hütet werden, bis jede Spur von Albuminurie geschwunden ist In der Diät empfiehlt 
A., in Uebereinstimmung mit Lichtheim und Senator, Vermeidung stickstoffreicher 
Nahrungsmittel, um die erkrankten Nieren-Epithelien von ihrer Function der Stickstoff- 
ausscheidung möglichst zu entlasten; in den ersten 8—14 Tagen verpönt er seihst die 
Milch nnd gestattet nur Hafergrütze, Gries- und Mehlsuppen, Kaffee, Zucker, Butter¬ 
semmel, als Getränk: Wasser, Selters- und Zuckerwasser. — Ein 8jähriger Knabe, 
der an aenter Nephritis nach Diphtherie erkrankte und bei dem eine 80stündigo Anurie 
bestand, genas unter dieser einfachen Behandlung. Teri. 


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270 Schilling. — Aupland. — Schirck. — Fkrbikr. — Adamkikwicz. No. 15. 


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F. Schilling, Vorschlag zur mechanischen Behandlung der Magen-, 
sowie der Oesophagusblutungen. Aerztl. Intelligenz-Bl. 1884, Ko. 2. 

Gegen abundante Magenblutungen empfiehlt S. die Einführung de« etwas modifi- 
cirten ScHREiBSR’scben Apparates (Cbl. 1877, S. 592): Armirung des Magenendes einer 
Schlundsonde mit einem kleinen Hahn und allmähliches Auf blasen des Bulbus bis 
zum Nachlass der Blutung. Nach einiger Zeit wird der Apparat entfernt. — Bei 
Blutungen aus dem Oesophagus vertritt ein Gummicondom die Stelle des Bulbus und 
der Apparat wird nur bis zur Cardia eingeführt. L. Rosenthal. 


W. S. Audland, Case of acute diabetes. Remarks by Dr. Wilks. 
Med. Times and Gaz. 1884, Jan. 19. 

Ein aus gesunder Familie stammender 23jähriger Schreiber, welcher etwa 14 Tage 
vor seiner Aufnahme in Guy’s Hospital sich schwach zu fühlen begann und bald ver¬ 
mehrten Durst und Harndrang bekam, liefe in den ersten 18 Stunden im Hospital 
92 Unzen (2760 Gbc.) Urin von spec. Gew. 1033 und 16 Grain Zucker pro Unze. Bald 
stellte sich der KusocAUi/sche Symptomencomplex des * diabetischen Coma“ ein und 
der Tod am 8. Tage des Hospitalaufenthalts. Wilks macht auf das Unzutreffende der 
Bezeichnung Coma für diesen Symptomencomplex, der mehr einem acuten Collaps 
gleiche, aufmerksam (wie schon Kussxaul selbst, vgl. Cb). 1874, S. 843) und auf einen 
Schmerz in der Magengrube als ein ziemlich constantes Symptom dabei (wie ebenfalls 
schon Kussxaul angegeben hat). Senator. 

Schieck, Ein Fall von einseitiger Gesichtehypertrophie. Berliner 
klin. Wochenschr. 1883, No. 45. 

Bei einem 9jährigen, aus gesunder Familie stammenden Mädchen wurde gegen 
Ende des zweiten Lebensjahres ein allmählich zunehmendes stärkeres Wachstum der 
linken Wange und Unterlippe bemerkt, während gleichzeitig die Zahnbildung am 
Oberkiefer der betreffenden Seite ausblieb. Das Rind ist mangelhaft beanlagt und 
denkträge. Neben der linken Wange und Oberlippe ist auch in geringerem Grade 
das linke untere Augenlid und der linke Nasenflügel hypertrophisch. Nase und Ober- 
lippenflltrum nach rechts verdrängt. Nirgends Oedem: die linke Wange etwas röter, 
als die rechte; die Haare an der linken Oberlippe stärker entwickelt, als rechts, da¬ 
gegen ist die Sensibilität und Motilität der betreffenden Teile, sowie die Secretion der 
Talg- nnd Schweifsdrüsen an ihnen durchaus gleich rechts. Das linke Jochbein und 
sein Proc. alveol. stärker, als rechts: hier Anden sich nnr die beiden Schneidezähne, 
sowie der Eck- und erste Molarzahn. Unterkiefer, Zunge, linke Mandel, linkes Ohr 
und linke Stirnhälfte normal. Haarwuchs auf beiden Kopf hälften gleich, Pupillen 
beiderseits gleich weit. Bernhardt, 

Ferrier, Case of paralyaia of the serratua magnus only, the 
rhomboid muscles being unaffected. Lancet 1883, Novbr. 3. 

Einem früher gesunden Arbeiter war ein schwerer Sack auf die rechte Schulter 
gefallen, wonach sich Schmerzen und eine Bewegungsstörung im rechten Arm ein- 
stellten, genau entsprechend den bekannten Symptomen einer Serratuslähmung. Das 
Interesse des Falles beruht auf der durch die Intactheit der M. rhomboidei durchaus 
charakteristischen Stellung des Schulterblattes während der Ruhe: das Schulterblatt 
der kranken Seite stand höher und mehr nach der Mitte des Rückens zu, als das 
linke; ebenso verhielt es sich mit dem Angulus scapulse. Die elektrische Exploration 
des Serratusmuskels und seines zugehörigen Nerven ergab das Vorhandensein von cotn- 
pleter Entartungsreaction, während die Erregbarkeit der Rhomboidei, des unteren Teiles 
des M. cucnlaris, des Levator anguli scapulap, des infraspin., der M. teretes, sowie 
des Schulterblattanteils des M. deltoid. für beide Stromesarten erhöht war. 

Bernhardt. 


A. Adamkiewicz, Ein Krampf im Spleniua. Wiener med. Presse 
1883, No. 48 u. 49. 

A. hat eine Jahre lang bei einer Fraa bestehende Contractar in einem M. splenias 
durch methodische Faradisirung des scheinbar gesunden M. splenias (der anderen Seite) 


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No. 15. 


v. Monakow. — Hali.opeau n. öiraüdraü. — Marboux. 271 


geheilt. Der scheinbar unversehrte M. splenins war der ursprünglich schwächere 
gewesen, der scheinbar kranke (contractnrirte) hatte durch das Ueberwiegen seiner 
Function das natürliche Gleichgewicht gestört. BAuhardt. 


V. Monakow, Experimentelle Untersuchungen Ober Hirnrinden- 
Atrophie. Neurolog. Cbl. 1883, No. 22. 

Nach Zerstörung des Teiles der hinteren inneren Kapsel des neugeborenen Ka¬ 
ninchens. welcher mutmaafslich die Fasern inm Hinterhauptslappen enthält, zeigt 
das ausgewachsene Tier aufser einem Defect in den Ganglienzellen des C. genicul. extern, 
und in dem mittleren weifsen Mark und im Grau des vorderen Zweihügels (wie Laufkr 
beschrieben hat) eine Verkleinerung des gesammten Occipitallappens. Das Mark war 
hochgradig verkleinert, aber auch die Rinde sehr verschmälert. Die dritte Schicht 
der Rinde mit den gröberen Ganglienzellen war am meisten und die fünfte der Mark¬ 
leiste nahe sehr erheblich beeinträchtigt, während die anderen keine wesentliche Ver¬ 
änderung zeigten. — Eine Durchschneidung der inneren Kapsel bei der neugeborenen 
Katze führte su einer auffallenden Entwickelungshemmung der motorischen Windungen. 
Auch hier waren ganz besonders die grofsen BsTz’schen Zellen der dritten Schiebt 
geschwunden, aufserdem war nur das Nervennetz der fünften Schiebt unbedeutend 
degenerirt. Ob die Zerstörung der Pyramidenbahn oder der Sehhügelfaserung oder 
beider diesen Effect herbeigeführt hat, lässt v. M. dahingestellt. M<*u. 


Hallopeau et Giraudeau, Note sur un cae de compression de 
la protuberance par dilatation aneurysmale du tronc basilaire. 
Union med. 1883, No. 175. 

In einem Falle, in welchem die Autopsie ein Aneurysma der Arteria basilaris 
nachwies, das die rechte Hälfte des Pons comprimirte, waren die klinischen Symptome: 
fortschreitende Lähmung aller 4 Extremitäten mit Bevorzugung der linken Seite. Dazu 
traten mehrere Tage vor dem Tode: comatöser Zustand, Zuckungen der linken Körper¬ 
hälfte und des rechten Orbicul. palpebr. und Frontalis, Nystagmus, durch den die 
Bulbi von der Mittellinie nach rechts geführt wurden, endlich Dyspnoe. Vff. konnten 
nun die auffallende Erscheinung beobachten, dass, wenn der Kopf des Pat vornüber¬ 
gebeugt wurde, die Respiration in Exspirationsphase Stillstand, was sofort durch Rück- 
wärtsneigung des Kopfes wieder beseitigt wurde. Sie nehmen an, dass bei der Neigung 
nach vorn der Pons dem comprimirenden Einfluss stärker ausgesetzt war, während bei 
der Neigung nach hinten sich der Pons vom Tumor abhob. Der Stillstand in der 
Exspiration wird auf Reizung des Vaguskerns bezogen, wie dasselbe Phänomen bei 
Reizung des centralen Vagusstumpfes beobachtet wird. Der Nystagmus uud die durch 
ihn bedingte Deviat. conjuguee nach rechts, sowie die Zuckungen im rechten oberen 
Facialisgebiet sind durch Reizung des rechten Facialis-Abducenskerns bedingt. 

Oppenheim. 


Marboux, Contribution ä l’£tucle de rh^michoree symptomatique 
dans les lesions c4r4brales. Revuo de med. 1883, No. 12. 

Ein 23jähriger Soldat, der seit einiger Zeit psyebiseb erkrankt ist (Hallucinationen, 
Verfolgungsideen), wird von einer „Hemichorea* der rechten Seite befallen. Dieselbe 
nahm allmählich za, es bildete sich schliefslich eine wahre „Folie musculaire“ der 
rechten Körperhälfte aus, die von stundenlang währender Bewusstlosigkeit begleitet 
war, und nach kurzer Zeit erfolgte der Tod. Aufser Trübung und Verdickung der 
Meningen in der Fronto - Parietalregion beiderseits, besonders links, fand sich ein 
blutiger Erweichungsherd im hinteren Schenkel der inneren Kapsel links, der auch 
die angrenzenden Partieen des Thalamus optic. und Corpus striatnm noch mitbetraf. 
Auffallend war, dass weder Hemiplegie noch Hemianssthesie während des ganzen Ver¬ 
laufs beobachtet wurde. Das Zustandekommen der Herderkrankung war sehr schwer 
zu erklären, da weder Syphilis, noch Gefäisatherom, noch Vitium cordis vorlag. 

_ Oppenheim. 


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272 


Rosknthal. — v. Sehlek. — Werth. — Nkukirch. 


No. 15. 


A. Rosenthal, Ein Fall von corticaler Hemiplegie mit Worttaubheit, 
Cbl. f. Nervenheilk. 1884, 1. 

Ein 37 jähriger Mann, vor 7 Jahren syphilitisch inficirt, hat im Jahre 1S78 einen 
apoplektischen Insult mit rechtsseitiger, im Jahre 1879 einen zweiten mit linksseitiger 
Hemiplegie und Aphasie erlitten; die Aphasie war nach 3 Monaten geschwunden. 
1880 neuer Schlaganfall, der linksseitige Hemiplegie, Aphasie und Worttaubheit hinter- 
Hisst. Pat. hat nur ein Paar Worte zur Verfügung; das Hörvermögen hat, wie sich 
nachweisen lässt, nicht gelitten; es fehlt aber das Verständnis für Gesprochenes (und 
auch für Geschriebenes) vollständig. Keine psychische Alteration. Ohne dass eine 
wesentliche Aenderung eingetreten, erfolgte 1883 der Tod. Die Section ergab: Zer¬ 
störung fast der ganzen rechten hinteren Centralwindung, der angrenzenden Teile des 
oberen Parietall&ppchens und des G. scpramarg. — (Erklärung für die linke Hemiplegie). 
An der linken Hemisphere findet sich eine partielle Zerstörung der beiden ersten 
Schläfenwindungen, welche als die Grundlage der sensorischen Aphasie anzusehen ist. 

Oppenheim. 


J). V. Sehlen, Mikrokokken bei Area Celsi. Fortschr. d. Med. 1883, 
No. 23. 

Bei einem Pat entwickelte sich ohne Beschwerden Bine Alopecie, die er auf An¬ 
steckung im Friseurladen zurückführen zu müssen glaubte. „Ueber der Gegend des 
rechten Scheitelbeins fand sich eine scharf umgrenzte, fast kreisrunde kahle Stelle in 
der Ausdehnung von 5—6 Ctm. In der Mitte zeigten sich einige kleine weifse Härchen 
in der glatten glänzenden Haut, während am Rande eine ca. 1 Ctm. breite mit Epi- 
dermisschüppchen bedeckte Zone sich anschloss, in welcher die Haare abgebrochen und 
rauh oder im Wachstum zurückgeblieben erschienen. Diese Haare gingen leicht aus 
und folgten schon einem leisen Zug mitsammt ihrem zugehörigen Haarbalg.“ Durch 
eine complicirte Färbungsmethode konnte Vf. nachweisen, dass die Haare an der 
Papille und dem nächstgelegenen Teile des Haarschaftes mit feinen runden Kokken 
von weniger als 1 jjl Durchmesser besetzt waren, und zwar lagen sie in und an den 
Zellen des Oberhäutchens und zwischen denen der Wurzelscheiden. Cultur-und Ueber- 
tragungsversuche sind noch nicht abgeschlossen. Lewinski. 


Werth, Ueber partielle Inversion des Uterus durch Geschwülste. 
Arch. f. Gyn. XXII. S. 65. 

W. hatte bei einer Patientin einen polypös in die Vagina hineinragenden Tumor, 
welcher von der hinteren Uteruswand ausging, mit der Scheere abgetragen und dabei 
war es in Folge einer partiellen Inversion der Gebärmutter zu einer Perforation des 
letzteren gekommen. Starke Blutung veranlasste W. die totale Exstirpation des Uterus 
vorzunehmen. Heilung langsam. — Im Anschluss an diesen Fall bespricht W. zu¬ 
nächst die Aetiologie der partiellen Inversion des Uterus durch Geschwülste und hebt 
hervor, dass bisher zu wenig Gewicht gelegt ist auf die allgemeine Erschlaffung der 
Organs und auf eine durch die Druckkraft der wachsenden Geschwulst hervorgerufene 
breite Eröffnung des unteren Organabschnittes. — Was die Operation anbetrifft, so 
rät er, lieber sämmtliche polypöse Geschwülste als submuköse resp. interstitielle Myome 
zu behandeln und nach Spaltung der Kapsel die Enucleation derselben vorzunehmen. — 
Zum Schluss werden die in der Literatur veröffentlichten Fälle von partieller Inversion 
des Uterus durch Geschwülste angeführt. w. Schöieln. 


R. Neukirch, Zwei Fälle von chronischer Quecksilbervergiftung. 
Berliner klin. Wochenschr. 1883, No. 53. 

Die beiden Fälle von chronischer Quecksilbervergiftung sind dadurch bemerkens¬ 
wert, dass als Ursache die schlechte Beschaffenheit der Belegmasse eines Quecksilber¬ 
spiegels nachgewiesen werden konnte. Nach Entfernung des Spiegels aus den Zimmern 
schwanden die Symptome bald; auch fand die Diagnose einer Quecksilber-Intoxication 
in beiden Fällen eine Bestätigung durch den Nachweis nicht unbedeutender Qoeck- 
silbermcngen im Urin. Langgaard. 

Verlag von Anglist Hirschwald in Berlin. — Druck von L. Scham ach er in Berlin. 


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Wöchentlich erscheinen 
1—3 Bogen; am Schlueee 
des Jahrgangs Titel, Na¬ 
men• and Sachregister. 


Centralblatt 

für die 


Preis des Jahrgangeo 
SO Hark; su beiiehen 
durch alle Buchhandlun¬ 
gen and Postanstalten. 


medicinischen Wissenschaften. 


Redigirt von 

Pro! Dr. H. Kroneoker. un( j Prot Dr. H. Senator. 

Berlin (NW.), Berothsenstr. SS. Berlin (NW.), Bauhofrtr. 7 (am Hegelplata). 


1884. I». April. No. 16. 


Inbalts Schuster, Aoucheidang toü Quecksilber aus dem menschlichen Körper 
(Orig.-Mitt.). 

Da st re und Morat, Beizung der GefÜsnerren durch asphyktisches Blnt. — 
Abblrs, Harnsecretion überlebender Niere. — Lachowicz und Nbncki; M. Nrncki; 
Spaltpilzentwickelung ohne Sauerstoff. — J. Abhold, Kern- und Zellteilung in Lymph- 
drüsen und Milz. — R. Davy, Fibrofemorale Einkeilung bei Knieresection. — 
Morrant Baker; M. Coatbs, Exstirpation der Zunge. — Pb. Hering, Pharynx- 
mycosis. — R. Drutshmanh, Experimentelle Erzengang sympathischer Ophthalmie.— 
Lakdouzt und H. Martin, Erblichkeit der Tuberculose. — A. de la Celle ds Cha- 
tbaubourg. Physiologische Albuminurie. — Senator, Selbstinfeetion durch abnorme 
Zersetzungen und KussMAUL'scher Symptomencomplex. — Adamkibwicz, Druck der 
Cerebrospinalflüssigkeit und Hirncompression. — Chrrchbvsky, Intestinale Neurosen. — 
A. Lesskr, Symptome des Todes durch Ertrinken. 

Cb. Gram, Gröfse der roten Blutkörperchen. — P. Plosz, Urorubin und 
Uromelanin. — Ricb. Schultz, Embryonale Epidermisabschnüruog; sarkomatöse 
Degeneration einer Sehne. — E. r. Bergmann, Wert der Transfusion. — Spencer 
Watsoh, Seidenfaden - Retina. — Arloing; Cornevin; Thomas, Milderung des 
Milzbrandgiftes. — L. Hirt, Transfert bei partieller Epilepsie. — Madbr, Muskel- 
Atrophie bei allgemeinem Lichen ruber universal!*. 


Neue Aufschlüsse über die Ausscheidung des Quecksilbers. 

Tod Dr. Schalter, prakt. Arzt io Aachen. 

Als das Resultat meiner seit 1881 veranlassten Untersuchungen 
Ober die Ausscheidung des Quecksilbers veröffentlichte ich im ver¬ 
gangenen Jahre folgendes Ergebnis: 

1) Der durch Einreibungen in den Organismus eingefQhrte 
Mercur wird in regelmäfsiger Weise wieder ausgeschieden. 

2) Diese Ausscheidung ist bei gewöhnlichen Iuunctionskuren 
nach Ablauf von 6 Monaten beendet. 

3) Die Ausscheidung geschieht in regelmäfsiger Weise durch 
die FaBces, in unregelmäßiger Weise durch den Harn. 

Immerhin erschien bei regelmäfsiger Ausscheidung des Mercurs 
durch den Darm, die unregelmäßige durch die Nieren auffällig, 
und ich musste mich fragen, ob das bisher zur Untersuchung des 
Harns auf Quecksilber geübte LuowiG-FöuBKiKORn’sche Amalgamirungs- 


XXII. Jahrgang. 


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274 


Schuster, Ausscheidung von Quecksilber etc. 


No.ie. 


verfahren auch nicht zuweilen fehlginge, da doch sehr häufig da, 
wo man im Harn hätte Mercur erwarten müssen, derselbe sowohl 
von mir, wie auch von Anderen nicht gefunden wurde. 

Ich veranlasste deshalb folgende Versuche: 

Es wurde 8 Mal je einem Liter gewöhnlichen Haf-ns eine 
kleine Menge Quecksilber, und zwar jedesmal 0,2 Mgrm. zugesetzt, 
und nun das Quecksilber nach Fürurinokr gesucht. Es wurde kein 
Mal gefunden. 

Es wurde jetzt 8 Mal solcher Harn (jedes Mal 1 Liter) wie 
bei den Faeces untersucht, d. h. eingedampft, der Rückstand mit 
Königswasser behandelt und nach Beseitigung der Salpetersäure die 
wässrige Lösung nach Fürbringer behandelt. Das Quecksilber wurde 
kein' Mal gefunden. 

Offenbar war bei dieser Behandlung nur der Harnstoff in 
Chlorammonium umgewandelt, das, wie alles Uebrige im Harne, 
wieder in Lösung ging; in Folge dessen bleibt eine laugenartige 
Flüssigkeit, die der Amalgamirung des Quecksilbers mit der Lametta 
hinderlich ist; während bei derselben Behandlung der Faeces das 
Meiste unlöslich auf dem Filter bleibt, und nur ein kleiner löslicher 
das Quecksilber enthaltende Teil (im Gegensatz zum Harn) durch 
das Filter geht. 

Hiermit war nun der Nachweis geliefert, dass das Lunwiu- 
FüRBRiNGKR’sche Verfahren nicht ausreicht, um jedes Mal das im 
Harn befindliche Quecksilber zu finden. 

Es wurde deshalb von einem Chemiker, Hrn. Dr. Sciiridhk, 
folgendes Verfahren eingeschlagen (und zwar 8 Mal bei je 1 Liter 
Harn von 0,2 Mgrm. Quecksilbergehalt): 

In den mit Salzsäure ungesäuerten Harn wird Schwefelwasser¬ 
stoff eingeleitet; die Flüssigkeit 24 Stunden stehen gelassen. Das 
Sediment, das jedenfalls Schwefelquecksilber, aber auch Harnsäure, 
Schleim u. s. w. enthält, wird abfiltrirt, das Filter mitsammt dem 
Inhalt durch Königswasser zersetzt. Das Filter wird mit dem 
Königswasser so lange zur Trockne verdampft, bis keine Salpeter¬ 
säure mehr vorhanden ist. Nun wird der Rückstand in etwa 10 Grra. 
Wasser gelöst, und jetzt in schwach saurer Flüssigkeit in gewohnter 
Weise nach Fürbringer verfahren. Durch dieses Verfahren wurde 
das Quecksilber jedes Mal nachgewiesen. 

Das Quecksilber wurde auch hiernach gefunden, als dem ge¬ 
wöhnlichen Harn nur Mgrm. Quecksilber zugesetzt war. 

Es wurde das Quecksilber auch da noch nach diesem Verfahren 
im Harn gefunden, wo bei einer Quecksilber-Inunctionskur das» 
Quecksilber nach der gewöhnlichen FüHBRiNßKu’schen Methode nicht 
nachweisbar war. 

Man darf also wohl annehmen, dass die Ausscheidung des 
Quecksilbers durch den Harn in regelmäßiger Weise vor sich geht, 
gerade wie durch die Faeces, dass aber der Nachweis des Queck¬ 
silbers im Harn durch das gewöhnliche FüaBRiNOKR’sche Verfahren 
unsicher ist. 

In der Sitzung des Vereins für innere Medicin vom 17 . März 


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No. 16. 


Dastbk n. Mobat, Reizung der Gefäfsnerven. 


275 


1884 glaubte Hr. Dr. Stadthagrn in dem Harne eines in Folge 
von Quecksilbervergiftung Leidenden Spuren von Quecksilber drei 
Jahre nach der letzten Quecksilbereinwirkung gefunden zu haben. 
Dieses widersprach dem von dem mir aufgestellten Satze, wonach 
die Ausscheidung des Quecksilbers nach gewöhnlichen Quecksilber* 
kuren in 6 Monaten (nach längerer Einwirkung wohl in Verhältnis* 
mäfeig längerer Zeit) beendet war. Die von mir veranlasste Unter¬ 
suchung eines Liters Harns von diesem Kranken nach der Schriddk’- 
schen oben angegebenen Methode fiel negativ aus. Auch schreibt 
mir Hr. Dr. Stadthagbn, dass 2 weitere von ihm gemachte Unter¬ 
suchungen von je 4 Liter Harn nach dem FöBBBiNOKR’schen von 
Nkqa modificirten'Verfahren negativ ausfielen. 

Es ist demnach hiermit der von mir aufgestellte Satz von der 
zeitlich zu begrenzenden Ausscheidung des Quecksilbers nicht be¬ 
stritten; in Folge des Umstandes, dass die Ausscheidung sowohl 
durch den Harn, wie die Faeces in regelmäßiger Weise erfolgt, auch 
unbestreitbar. 

Aachen, den 9. April 1884. 


Dastre et Moral, Influence du sang asphyxique sur l’appareil ner- 
veux de la circulation. Arch. de Physiol. 1884, 1. 

Es ist ein Gesetz von allgemeiner Gültigkeit, dass die Asphyxie 
auf die nervösen Gentralapparate erregend wirkt. Wenn eich am 
Herzen der Effect der Asphyxie durch Verlangsamung und selbst 
durch Stillstand seiner Tätigkeit bekundet, so so handelt es sich um 
eine' Reizung des Hemmungsnervensystems. Es werden aber gleich¬ 
zeitig die Acceleratores cordis gereizt, denn die Durchschneidung 
der Vagi eines in asphyktischen Zustand versetzten Tieres ruft eine 
stärkere Beschleunigung der Herztätigkeit hervor, als die am nicht- 
asphyktischen Tiere vorgenommene Vagisection. Die Hemmungs¬ 
und die Erregungsnervencentren des Herzens werden durch das dys- 
pnoische Blut gleichzeitig gereizt, aber der Einfluss der Moderatoren 
fiberwiegt. 

Die Untersuchungen der Vff., den Einfluss der Asphyxie auf 
die Gefäfsnerven betreffend, lehnen sich eng an die Versuche Zcntz’s 
Ober diesen Gegenstand an.> Sie führen zu dem Resultate, dass so¬ 
wohl die CeUtren für die Gefäfsdilatatoren, wie diejenigen für die Con- 
strictoren in Erregung versetzt werden, dass in der Haut die Ge- 
fllfserweiterer,: im Darm und m den meisten der Abdominalorgane 
die’ Gefäfsverengerer .in ihrem. Einfluss überwiegen, so dass die 
Hautgefäfse beträchtlich dilatirt, diejenigen der Eingeweide energisch 
contrahirt erscheinen'. Diese Wechselbeziehung zwischen den Gefäfsen 
der Haut und denen der inneren Organe zeigt sich auch unter an¬ 
deren Verhältnissen :>.;.so lehren die Versuche der Vff., dass die 
durch Reizung des. N. depreesor Vagi eintretende GefäfserWeiterung 
in den Eingeweiden (Sinken des Blutdrucks) mit einer Contraction 
der Hautgefäfse einhergeht. Oppenheim. 


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276 


Abklks, Harnsecretion überlebender Niere. 


Ko. 16 . 


91. Abeies, Ueber Secretion aus der überlebenden durchbluteten 
Niere. Wiener akad. Stzgsber. LXXXVII. 3. S. 187. 

Nach dem Vorgänge von Schmikdkbkrg und Bunok hat A. die 
Nieren durch Verbluten getüteter Hunde mit dem defibrinirten Blut 
derselben unter einem Druck von ca. 130, später 170 Mm. Hg 
durchströmt und die Flüssigkeit analysirt, welche aus der in den 
Ureter eingebundenen Canüle abtropft. 2 Teile defibrinirten Blutes 
wurden mit einem Teile einer Lösung, die 0,6 pCt. Kochsalz 
und V 20000 Aetz-Natron enthielt, verdünnt. — In den ersten 
Versuchen wurde der NaCl-Lösung 0,5 pCt. Harnstoff zugesetzt, so 
dass das durchströmende Blut ca. 0,166 pCt. Harnstoff und den nor¬ 
malen Gehalt des Blutes an Harnstoff (0,04 pCt.) hinzugerechnet, 
im Ganzen 0,2 pCt. Harnstoff enthielt. Die Durchblutung dauerte 
2—3 Stunden, innerhalb deren wohl 6—8 Liter Blut die Nieren 
passirten. Die in 3 Fractionen aus dem Ureter aufgefangenen 
Flüssigkeit reagirte neutral, war schwachrot gefärbt (spärliche rote 
Blutkörperchen) und eiweifshaltig. In der zweiten Fraction wurde 
der Harnstoff quantitativ nach Bukskn bestimmt und zwar mit der 
Modification, dass aus dem bei der Zersetzung des Harnstoffs gebil¬ 
deten Bariumcarbonat die Kohlensäure bestimmt wurde. Das Nieren- 
secret hatte einen Harnstoffgehalt von 0,308 pCt., in einem zweiten 
Versuche 0,32 und 0,329 pCt. Harnstoff. Es enthielt also das Nieren- 
secret procentisch über die Hälfte mehr Harnstoff, als das durch¬ 
strömende Blut. Als dann aufser Harnstoff dem Blut noch Harn¬ 
zucker zugesetzt wurde, so dass der Zuckergehalt (einschlieblich 
des normalen mit 0,05 pCt.) 0,25 pCt. betrug, tropfte ein Secret ab, 
dessen erste Fraction 0,6 pCt., dessen zweite 0,5 pCt., also doppelt 
so viel Zucker enthielt, als das durchströmende Blut. Das Secret 
enthielt keine Harnsäure, auch nicht, als, im Hinblick auf die künst¬ 
liche Synthese der Harnsäure aus Harnstoff und Glykokoll, dem 
Blute Glykokoll zu 0,066 pCt. hinzugesetzt worden war, dagegen hat 
auch dieser Versuch eine wesentliche Steigerung der Concentration 
des Secretes gegenüber dem Blute ergeben, insofern letzteres nur 
0,019, ersteres 0,03 Volumproc. N enthielt. Ein Controlversuch 
lehrte, dass die stärkere Concentration nicht etwa auf Wasserver¬ 
dunstung des abtropfenden Secretes zurückzuführen ist. Als weiter¬ 
hin durch die Niere Blut ohne Harnstoff hindurchgeleitet wurde, 
kam die Secretion nicht in Gang; Zusatz von Harnstoff bewirkt 
Beschleunigung des Blutstromes und regt die Secretion an. Diese 
Erscheinung lässt sich wohl im Sinne Hkidbnhaik’s deuten, nämlich 
dass der Harnstoff einen specifischen Reiz auf die Secretionszellen 
der Niere ausübt. Das wesentliche Resultat der Versuche liegt in 
dem Nachweise, dass die überlebende durchblutete Niere ein harn¬ 
ähnliches Secret zu liefern vermag, in welchem krystalloide Sub¬ 
stanzen (Harnstoff, Zucker) sich in procentarisch gröberer Menge 
finden, als im durchgeleiteten Blute. — Die Untersuchung ist m 
E. Lunwio’s Laboratorium (Wien) ausgeführt. J. Munk. 


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No. 16. Lachowicz u Nkncki; M. Nkncki, Spaltpilzentwickelung. 277 

1) B. Lachowicz und M. Ncncki, Die Anaörobiosefrage. Pkj.Cgf.k’s 
Arch. XXXIII., S. 1. — 2) 91. Nencki, Bemerkungen zur vor¬ 
stehenden Abhandlung. Das. S. 10. 

1) Gegen die früheren Versuche von Nkncki, durch welche 
«Keser die Möglichkeit der Entwickelung von Spaltpilzen ohne Sauer¬ 
stoff nachgewiesen, hat Gunnin« eingewendet, dass die von N. ange¬ 
wendeten Apparate nicht völlig sauerstofffrei gewesen seien; G. 
schloss dieses aus der Bläuung von mit Ferrocyankalium getränkten 
Papierstreifen bei BerQbrung mit Eisenoxydullösung, welche nur bei 
Gegenwart von Sauerstoff eintritt. L. und N. haben nun dieselbe 
Beaction auf Sauerstoff angewendet und mit ZuhQlfenahme eines 
ziemlich complicirten Apparates und eines starken in einer Abteilung 
desselben entwickelten Wasserstoffstromes es dahin gebracht, dass 
anch nicht die geringste Spur Sauerstoff in dem Apparate nachweis¬ 
bar war. Bei der Einwirkung von Ferrocyankaliumlösung auf Eisen- 
oxydullösung innerhalb des Apparates entstand ein schneeweifser 
Niederschlag, welcher auch während der ganzen Dauer der Versuche 
feine Farbe nicht änderte. Innerhalb dieses Raumes nun ging 3 und 
5proc., mit einigen Tropfen Pankreassaft vermischte Gelatinelösung 
in Fäulniss Aber. In einem Versuche wurden aus 7 Grm. Gelatine 
0,602 Grm. Bacterien erhalten; in einem zweiten lieferte die Gela¬ 
tine 29 pCt. ihres Gewichtes Essigsäure (resp. andere flüchtige Fett- 
Auren). Ebenso wurde in Bierneige die Vermehrung der Hefe und 
die Bildung von Alkohol beobachtet und zwar von mehr Alkohol, 
als in dem gleichen offen angestellten Versuche. 

Vff. beschreiben alsdann noch eine zweite einfachere Versuchs¬ 
anordnung, bei welcher als Reagens auf Sauerstoff Haemoglobin an- 
gewendet wurde. Auch in einem mit Hölfe dieses Apparates ange¬ 
stellten Versuche wurden 28,6 pCt. der angewendeten Gelatine an 
flüchtiger fetter Säure erhalten. Die mikroskopische Untersuchung 
eigab stets Organismen, entweder eine Kokkenform und „Köpfchen¬ 
bakterien“ oder auch Bacillus subtilis. 

2) Bezüglich der negativen Resultate, die Gunning in sauerstoff¬ 

freien Apparaten erhalten hat, spricht sich N. dahin aus, dass es 
vielleicht an prägnanten entwickelungsfähigen Formen in den ange¬ 
wendeten Materialien gefehlt habe. Es ist N. wahrscheinlich, dass 
nicht alle Spaltpilze anaörobisiren und dass auch in Folge des 
Wechsels der äufseren Bedingungen die eine Art in die andere über¬ 
gehen könne. N. berechnet, dass in dem mit Hülfe der Haemoglobin- 
Ititung angestellten Versuche höchstens 0,000176 Grm. Sauerstoff in 
jedem der beiden Kölbchen vorhanden gewesen sein könne, während 
die erhaltene Fettsäure bei ihrer Entstehung aus Amidosäure 1,1 Grm. 
Sauerstoff brauchte. Ebenso ist es für eine ganze Reihe anderer 
Gährungen unzweifelhaft, dass der zur Oxydation nötige Sauerstoff 
aas dem Ernährungsmaterial selbst stammt; dabei treten neben der 
CO, stets gleichzeitig Reductionsproducte auf. E. Salkowski. 


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278 J. Abmold, Kern- und Zellteilung in Lymphdrüsen und Milz. No. L6. 

J. Arnold, Ueber Kern- und Zellteilung hei acuter Hyperplasie 
der Lymphdrüsen und der Milz. Virchow’s Aroh. XCV., S. 46. 

A. untersuchte Milz- und Lymphdrüsentumoren von an Typhus, 
Scharlaoh und Diphtherie verstorbenen Individuen, bei denen die 
Schwellung der genannten Organe wenige Tage vor dem Tode er¬ 
folgt war, auf das Vorkommen von Kern- und Zellteilungen, ins¬ 
besondere auf die Unterart der Kernteilung, welche er früher in 
den Zellen des Knochenmarkes beobachtet und als indirecte Frag- 
mentirung beschrieben hat. (Vgl. d. BL 1888, S. 661.) Durch 
Eiterung complicirte Fälle blieben ausgeschlossen. 

Jener Typus der Kernteilungsvorgänge ist nun bei der acuten 
Hyperplasie der Lymphdrüsen und der Milz der vorherrschende. 
Im Hinblick auf die GrOfse der Zellen und Kernfiguren und mit 
Beziehung auf die Anordnung der chromatischen Bubstanz unter¬ 
scheidet A. drei Arten: 

1) Eine grofse chromatinreiche Form mit wohl entwickeltem, 
gegen die Umgebung nicht sehr scharf abgegrenztem Protoplasma. 
2) eine kleine chromatinreiche Form mit schmalem Protoplasma- 
Saum, 3) eine Form, welche sich von der vorigen nur durch den 
geringen Chromatingehalt der Kernfiguren unterscheidet. 

In den beiden ersten Arten finden sich helle Höfe um die Kerne. 
Alle dieee Figuren zeigen hinsichtlich ihrer Entstehung in einer we¬ 
sentlichen Hinsicht das Gemeinsame, dass durch Zunahme und ver¬ 
änderte Anordnung der chromatischen Substanz helle, bläschenförmige 
„ruhende“ Kerne zu dunklen chromatinreichen Gebilden werden, 
welche die Gestalt von S-förmigen, spiraligen, knäuelartigen und 
netzförmigen Figuren annehmen. Die Kernmembran schwindet früher 
oder später. — Bei der weiteren Metamorphose weicht die chroma¬ 
tische Substanz in verschiedenen Richtungen zurück und es vollzieht 
sich eine Zerlegung der Kernfigur in einzelne gröfsere und kleinere, 
verschieden gestaltete Abschnitte, welche durch blasse Bänder und 
Fäden mit einander in Verbindung stehen. Dieser Vorgang macht 
im Gegensätze zu der indirecten Segmentirung Arnold’s (der in - 
directen Kernteilung des Autoren) mehr den Eindruck eines* Zer¬ 
fallene der Kernfigur in ungleiche Bruchstüoke, als den einer sich 
gesetzmäßig vollziehenden Teilung. 

Der zukünftige junge Kern wird manchmal nur von einem 
dieser Bruchstücke gebildet; manchmal gruppiren sich mehrere der¬ 
selben zu einer neuen Kernfigur. 

Die Teilung des Protoplasmas geschieht entweder so, dass sich 
die ganze Zellsubstanz in zwei oder mehrere Abschnitte zerschntlrt 
oder mittels einer Abfurchung desselben innerhalb des Zellleibes 
selbst (endogene Zellbildung). 

Neben den geschilderten Typen spielen die indirecte Segmen¬ 
tirung, die directe Fragmentirung und: Segmentirung (Arnold) nur 
eine untergeordnete Rolle. * 

Aus dem häufigen Vorkommen jener Teilungsvorgänge geht 
hervor, dass die acute Hyperplasie von Milz und Lymphdrüsen bei 


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Ko. 16 . Davy, Fibrofemorale Einkeilung bei Knieresection. 279 

den oben genannten Affectionen hauptsächlich auf einer Neubildung 
junger Zellen beruht. 

Auch die sinuöeen Gefäfsbahnen der Milz enthalten Zellen in 
allen Stadien der Proliferation; nach A. ist es wahrscheinlich, dass 
dieselben aus dem Gewebe in die Gefäfse einwandern. Möglicher¬ 
weise steht das unter besonderen Umständen zu beobachtende Auf¬ 
treten mehrkerniger Zellen im Blute hiermit in Zusammenhang. 

H. Stilling (Strassburg). 

R. Davy, Clinical Lecture on Fibro-femoral impaction: a new method 
of perforraing resection of the Knee-joint. Brit. med. J. 1883, 
Oct. 20. 

D. berichtet Ober die in dem Zeiträume von 1871—1883 von 
ihm in dem Westminster Hospital zu London ausgeführten Resectionen 
des Kniegelenkes, von denen keine tötlich endete, und nur bei einer 
einzigen nachträglich die Absetzung des Oberschenkels indicirt war. 
Die meisten Patienten (19) waren nicht über 15 Jahre; 2 Mal han¬ 
delte es sich um Nachoperationen bereits früher resecirter, aber de¬ 
form geheilter Gelenke und 6 Mal um Keilexcisionen von in winkliger 
Anchylose fixirten Knien. Die Nachbehandlung war nach D.’s eige¬ 
nem Ausspruch keine speciell antiseptische: die Lagerung erfolgte 
zwischen zwei, dem resecirten Gelenk entsprechend etwas abgebo¬ 
genen und mit schwach stumpfwinklig gestelltem Fufsbrett versehe¬ 
nen Eisenspangen. Der zuletzt von D. operirte Fall, die Nachresec- 
tion eines schon vor 13 Jahren im Alter von 3 Jahren mit der Ex- 
eision im St. Thomas Hospital behandelten Mädchens betreffend, gab 
Anlass zur Verwendung eines neuen, als „fibrofemorale Einkeilung“ 
bezeiohneten Verfahrens. Man sägt den Oberschenkelknochen zapfen- 
förmig zu und schneidet ein entsprechendes Loch in den Kopf der 
Tibia, in welchem der Oberschenkelzapfen durch Druck auf den 
Fufs unbeweglich fixirt wird. Das Resultat war ein zwar erheblicli 
verkürztes, aber in völlig gerader Linie geheiltes Glied und rühmt 
D. von diesem, auch von Macnamara im Westminster-Hospital in 
einem zweiten Falle erfolgreich erprobten Modus procedendi, dass 
die lästige Prominenz des unteren Femur-Endes nach vorn und 
oben, welche nach der Resection des Knies sehr leicht eintritt, völlig 
vermieden, die beiden Knochen vielmehr von vornherein in gerader 
Linie immobilisirt werden. „Die knöcherne Anchylose ist schon er¬ 
reicht, bevor der Pat. den Operationstisch verlässt.“ P. Güterbock. 

1) W. Morrant Baker, Removal of the tongue by median division. 
Brit. med. J. 1883, Oct. 20. — 2) W. Martin Coates, A case of 
removal of the tongue and one-third of lower jaw. Das. 

1) Behufs Entfernung der krebsig erkrankten Zunge, sei es als 
Ganzes, sei es zur Hälfte, spaltet M. B. das Organ genau in der 
Mittellinie und vom Munde aus und löst dessen Verbindungen vom 
Mundboden mittels einer gekrümmten Scheere. Die Trennung der 
Zange an der Basis geschieht hierauf in der hier in Deutschland 
wohlbekannten Weise mit dem Ecraseur. M. B. fügt bei grofser Ge- 


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280 Bakeu; Coates, Exstirpation d. Zunge. - Hkuing, Ph&rynxmycosis. No. 16. 

schwulst die Incision des Mundwinkels bis zum Vorderrande des 
M. masseter hinzu; in sehr weitgediehenen Fällen operirt er nach vor¬ 
heriger Durchsägung des Kiefers vom Halse aus; ganz umschriebene 
Geschwülste im vordersten Theile der Zunge können einfach auf 
blutigem Wege excidirt werden. Im Ganzen hat M. B. die krebsig 
entartete Zunge 36 mal bei 35 Patienten (darunter nur 2 Frauen) 
entfernt. Nur 5 unter diesen 35 starben und von den 5 nur 4 teile 
an Septicbaemie, teils an septischer Pneumonie, teils an Diphtherie 
in Folge der Operation. Angaben Ober die Dauer der Heilung sind 
nicht beigebracht, dasselbe gilt von solchen Ober die Nachbehand¬ 
lung. Zu bemerken ist, dass M. B. nicht den Ketten-, sondern den 
Schlingen-Ecraseur gebraucht. Dieser kann etwas schneller zuge¬ 
zogen werden als jener, indem er gewöhnlich nach Durchtrennung 
des Muskelfleisches der Zunge einen Strang, enthaltend die grofsen 
Nerven und Gefäfse, stehen lasst, welche letztere dann isolirt dop¬ 
pelt unterbunden werden können. 

2) Der von C. operirte Fall erfolgte unter Benutzung des 
Ketten-Ecraseurs, dessen Vorzöge eingehend besprochen werden. 
Uebrigens handelte es sich hier, wie man vielleicht aus der Ueber- 
schrift schüefsen könnte, nicht um eine Operation vom Halse aus, 
sondern vom Munde her, und geschah die Kieferresection entsprechend 
einem nach unten geführten Schnitte vom Kieferwinkel aus. 

P. Güterbock. 


Ph. Hering, Ueber Pharynxmycosis leptothricia. Ztschr. f. klin. Med. 

VII. S. 358. 

Als Pharynxmycosis ist eine Erkrankung der Tonsillen und des 
Zungengrundes zu bezeichnen, welche sich durch das Auftreten 
weifslicher oder gelblich grauer, manchmal hornartiger, öfters ge¬ 
stielter Knötchen oder Stachel artiger Excrescenzen charakterisirt. 
Dieselben haben ihren Sitz in den Krypten der Tonsillen, manchmal 
auf der Schleimhaut derselben, den Gaumenbögen oder der hinteren 
Bachen wand, deren Seitenteile öfters bis tief hinunter mit ihnen be¬ 
setzt sind. Auf dem Zungengrunde nehmen sie fast ausnahmslos von 
den Papillae circumvallatae und den Balgdrösen ihren Ursprung 
und bilden 2—8 Mm. lange und bis 2 Mm. dicke Fäden oder 
Büschel. Sie zeichnen sich durch enorme Hartnäckigkeit in dem 
Bestehen und die rasche Reproduction nach der künstlichen Ent¬ 
fernung aus, verursachen für gewöhnlich nnr unbedeutende locale 
Beschwerden und rufen in der Regel keine entzündliche Reaction 
in den von ihnen afficirten Teilen hervor. Nur in seltenen Fällen 
sind aufser localen Beschwerden Störungen des Allgemeinbefindens 
constatirt worden. Frauen scheinen häufiger, als Männer zu erkran¬ 
ken und scheint die Affection mit Vorliebe zwischen dem 28. und 
35. Jahre aufzutreten. Obwohl die Krankheit ein ganz prägnantes 
Bild bietet, so ist sie doch mit Diphtherie, mit Tonsillitis follicularis 
und Concrementbildungen verwechselt worden. Von der Diphtherie 
unterscheidet sie sich jedoch durch den Mangel localer Entzündungs¬ 
erscheinungen, den fieberlosen Zustand, das discrete Auftreten der 


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No. 16. DEüTScbMAhw, Experimentelle Erzeugung sympathischer Ophthalmie. 281 

Herde» die Härte und das gleichzeitige Ergriffeosein des Zungen¬ 
grundes. Ebenso wird sie von der Tonsillitis follic. leicht zu unter¬ 
scheiden sein. Schwieriger ist die Unterscheidung von Concrementen 
der Tonsillen, in denen manchmal auch Leptothrixfäden Vorkommen 
sollen. Jedoch sollen dieselben nicht die charakteristische Jodreac- 
don zeigen. Die Therapie kann nur in Entfernung oder Zerstörung 
der Pilzmassen mit dem scharfen Löffel oder dem Galvanokauter 
bestehen. W. Lublinski. 


R. Deatschmann, Ueber experimentelle Erzeugung sympathischer 
Ophthalmie, v. Guäfk’s Arch. XXIX. 4. S. 261. 

D., dem es bereits früher gelungen war, eine sympathische 
Papillitis beim Kaninchen hervorzurufen, setzte diese Versuche weiter 
iört, bis es ihm glückte, eine wirklich sympathische Ophthalmie, 
eine typische Entzündung des Uvealtractus zu produciren. Er in- 
jidrte Sporen des Aspergillus in 0,75 procentiger Chlornatriumlösung 
4 Mal in einem Zeiträume von 24 Tagen in das linke Auge dreier 
Versuchskaninchen. Bei 2 Tieren misslang der Versuch, während 
sich beim dritten 7—8 Tage nach der ersten Sporen-Injection an 
der rechten Papille Hyperaemie der Gefäfse zeigte, welcher bald 
die übrigen Erscheinungen der Papillitis folgten. Darauf trübte 
sich auch die umgebende Netzhaut und der Glaskörper, bis wenige 
Tage nach der vierten Injection Chorioideal-Affectionen auftraten. 
Um brauchbare mikroskopische Demonstrationspräpate zu erhalten, 
brach D. jetzt den Versuch ab; er tötete das Tier und unterwarf 
dessen Augen einer mikroskospischen Untersuchung. Das erstinficirte 
Auge war an einer eitrigen Iridochorioiditis zu Grunde gegangen. 
Bei der Verfolgung des Opticus nach aufwärts liefs sich eine Neu¬ 
ritis interstitialis und eine Perineuritis constatiren; das Chiasma selbst 
war nur mäßig zellig infilirirt, dagegen sein Pialüberzug außer¬ 
ordentlich stark. Der rechte Opticus, vom Chiasma absteigend 
nach dem sympathisch erkrankten Auge zu, zeigte anfangs mäßige 
interstitielle Neuritis mit Erweiterung der Gefäfslymphräume und 
leichtere Infiltration der Scheide, die nach dem rechten Auge immer 
mehr zunahm und am bulbären Ende selbst die größte Intensität 
erreichte. Die Papille des sympathisirten Auges war stark entzündet, 
welcher Zustand sich auf die umgebende Betina fortpflanzte. Die 
Aderhaut erschien an der Papille um das 3—4 fache verdickt und 
bestand hier eigentlich nur aus Haufen von Eiterzellen. Dieser 
Zustand machte nach vorn zu allmählich einer partiellen Infiltration 
Platz, welche bis zur Ora serrata reichte. Der Glaskörper zeigte 
reichliche Durchsetzung mit Fibrin- und Eiterkörperchen. An 
den Ciliarnerven dagegen war durchaus nichts Pathologisches zu 
beobachten. 

Somit ist der Versuch gelungen, experimentell eine richtige 
sympathische Entzündung beim Kaninchen zu erzeugen. Als Lei- 
tsngsweg für dieselbe sind der Opticus und seine Scheiden anzusehen. 

Horstmann. 


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282 Lakdouzy u. H. Martin, Tuberculose hereditär. - Chatkaubourg, No. 16. 

L. Landouzy et H. Martin, Faits cliniques et exp4rimentaux pour 
servir k l’histoire de I’h4r&lit6 de la tuberculose. Revue de m6A. 
1883, 12. 

Vff. suchen klar zu legen, dass die Auffassung der Heredität 
als einer blofsen ererbten Anlage zur Erkrankung gerade der 
Tuberculose gegenüber eine durchaus einseitige ist. Es giebt 
menschliche Föten, welche nicht blos bereits tuberculisirt sind, 
sondern welche auch — und zwar viele Wochen vor der Geburt, 
die Fähigkeit erworben haben, durch einige ihrer Organe, wenn 
Teilchen davon gesunden Tieren inoculirt werden, die Tuberculose 
bis zur evidenten weiteren Uebertragungsfähigkeit mitzuteilen, welche 
also in hohem Grade bereite vor der Geburt „tuberculisirend“ 
sind. Der 6 { / 2 monatliche Fötus einer hochphthisischen moribunden 
Mutter wird mit minutiöser Sorgfalt von anhängenden Geburts- 
flüssigkeiten gereinigt, mit geglühten Instrumenten secirt, ein Stückchen 
seiner makroskopisch (!) gesund erscheinenden Lunge einem 
Meerschweinchen implantirt und dieses wird nicht nur selbst Opfer 
einer generalisirten Tuberculose, sondern seine Bronchialdrösen 
pflanzen bei weiteren Implantationen dieselbe bis in die vierte Ge¬ 
neration fort. — Als Ausgangsobjecte fflr eine zweite Versuchsreihe 
dienen das tuberculöse Lungengewebe der Mutter, Placentarstückchen, 
Herzblut und einige Organteile des 5 monatlichen Fötus. Die mit 
diesen Objecten inficirten Meerschweinchen erkrankten nicht allesammt, 
indem das Lungengewebe der Mutter, die Placentarfragmente, das 
Herzblut des Fcetus generalisirte Tuberculose hervorriefen; — die 
mit Leber, Lunge und Gehirn des Fcetus inoculirten Tiere dagegen 
gesund blieben. — Eine klinische Beobachtung, nach welcher ein 
•Cuberculöser Vater 5 Kinder erzeugt hatte, von welchen 4 starben, 
regte L. und M. zu Untersuchungen über die Infectionsffthigkek 
des Samens tuberculisirter Tiere an. Aus den gesund erscheinenden 
Testikeln eines tuberculösen Meerschweinchens (des dritten in einer 
gröfseren Uebertmgungsserie) wurde eine Quantität der Central¬ 
pulpa entnommen und mit positivem Erfolge in das Peritoneum 
inoculirt. Auch der Inhalt der Samenblasen zweier tuberculi¬ 
sirter Meerschweinchen brachte bei anderen (schon nach 9 resp. 
16 Tagen), in das Peritoneum verimpft, eine generalisirte Tuber¬ 
culose hervor. Wernich. 


A. de la Celle de Chateaubourg, Recherches sur l’albuminurie 
physiologique. Paris 1883, 4°. 97 Stn. 

Vf. hat, im Anschluss namentlich an die Monographie von 
Caimtan (Cbl. 1883, S. 667), an einer grofsen Anzahl von Individuen 
die Verhältnisse der sog. physiologischen Albuminurie studirt. Er 
fand, dass Albuminurie bei gesunden Menschen aufserordentlich 
häufig ist: unter 701 darauf untersuchten Personen fand sie sich 
bei 592, d. h. in 84 pCt. der Fälle. Wichtig war der Einfluss von 
körperlichen Anstrengungen: während z. B. von 120 Infanteristen, 
die am frühen Morgen untersucht wurden, sich bei 92 (d. h. in 
76 pCt.) Albumen fand, stieg dieser Procentsatz nach einem an- 


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No. 16. Physiologische Albuminurie. — Senator, Selbstinfectiou etc. 283 


strengenden Marsche auf 90 pCt.; auch die Quantität des aus¬ 
geschiedenen Eiweifses nahm zu. Ebenso wirkte anstrengende geistige 
Tätigkeit befördernd auf die Eiweifsausscheidung: unter 50 jungen 
Leuten, die sich auf Examina vorbereiteten, fand sich bei 46' (d. h. 
in 92 pCt.) Albumen und zwar meist in nicht unbedeutender Quantität. 
Höchst eclataat war der Einfluss des kalten Bades: 53 nüchterne, 
nicht ermüdete Soldaten zeigten nach einem solchen Bade von 
5 Minuten Dauer sämmtlich Eiweifs im Harn. Dagegen konnte Vf., 
abweichend von Senator, Rkndall u. A. (Cbl. 1883, S. 667), einän 
erheblichen Einfluss der Nahrungsaufnahme nicht constatiren. — 
Unter 142 Kindern im Alter von 6—14 Jnhren fand sich bei 111 
(d. h. in 78 pCt.) Albumen, aber meist in geringerer Menge, als 
(ceteris paribus) bei Erwachsenen. Perl. 


H. Senator, Ueber Selbstinfection durch abnorme Zersetzungsvor¬ 
gänge und ein dadurch bedingtes (dyskrasisches) Coma (Kussmaui,’- 
scher Symptomencomplex des „diabetischen Coma“). Ztschr. f. klin. 
Med. VII. S. 235. 

S. weist darauf hin, dass acute und chronische Dyskrasieen 
nicht nur durch Zurückhaltung normaler Ausscheidungsstoffe (wie 
Galle, Harn, Kohlensäure), sondern auch durch Resorption abnormer 
oder doch abnorm reichlicher Umsatzproducte des Körpers entstehen 
können („autochlone oder autogenetische Dyskrasieen“). Hierher 
gehört das sog. „diabetische Coma“, ferner eine Anzahl von Stö¬ 
rungen, deren Quelle zweifellos im Verdauungsapparat zti suchen 
ist: so die früher von S. beschriebene Selbstinfection durch Schwefel¬ 
wasserstoff (Cbl. 1868, S. 491), vielleicht auch Störungen durch 
Resorption der bei der normalen Eiweifsverdauüng auftretenden 
giftigen Fäulnissproducte (Phenol, Indol). Alle' diese Verdaüungs- 
.producte wirken besonders auf das Nervensystem toxisch ein und 
vielleicht beruhen auf ihrer Resorption u. A. die so häufig im Gefolge 
von Verdauungsstörungen vorkommenden nervösen Symptome 
.(„Vertigo stomachalis“). 

Auch in der Function der Nieren kann die Resorption vom 
Darmkanal her zu Tage treten, und zwar durch manche Formen 
der Albuminurie (Cbl. 1882, S. 441). Auch die harnsaure Diathese, 
die Gicht, die Rachitis u. a. haben ihre Quelle im Verdauungs¬ 
apparat. 

Eine andere Ursache der Selbstinfection liegt in Erkrankungen 
der Harnblase, und zwar handelt es sich bei der langsamen In- 
fection, die zu veralteten eitrigen Blasenkatarrhen oft hinzutritt, um 
ein Gemenge der verschiedensten toxischen. Substanzen (neben dem 
Ammoniak noch die mannigfachen Zersetzungsproducte des Eiters, 
darunter wahrscheinlich auch das Trimethylamin). — Endlich ver¬ 
mutet S., mit Rücksicht auf einige Beobachtungen bei Anaemie 
(s. unten), dass bei mangelhafter Blutzufuhr vielleicht auch in den 
Geweben selbst sich abnorme Umsetzungsproducte bilden, die auf 
das Nervensystem toxisch wirken. 


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284 


Auaairikwk z, Hirndruck. 


No. 16. 


Was nun das von Kussmaui. beschriebene sog. „ diabetische Coma“ 
anlangt, fQr welches Vf., da es auch bei Nicht-Diabetikern beobach¬ 
tet wird, den Namen „KussMAUi/scher Symptomencomplex“ 
vorschlftgt, so fand S. dasselbe in typischer Ausbildung namentlich 
mit der eigentümlichen Atmung im prseagonischen Stadium, einige 
Male bei Nicht-Diabetikern, und zwar in 2 Fallen von chronischem 
Blasenkatarrh, in 2 Fällen von Magenkrebs, die mit schwerer 
Anaemie einhergingen, sowie endlich in 3 Fällen von perniciöser 
Ansemie, ohne dass die sog. „ Acetonreaction“ des Harns vorhanden 
war, und Vf. spricht die Vermutung aus, dass es sich hier um eine 
mit der Ansemie verbundene Intoxication handele. Perl. 


A. Adamkiewicz, Die Lehre vom Hirndruck und die Pathologie 
der Hirncoinpression. Wiener akad. Sitzungsb. LXXXVIII. 1883, Juni. 

Die sich auf Tierexperimente stützende Abhandlung enthält die 
Kritik der bestehenden Lehre vom Hirndruck. Nach der gegen¬ 
wärtigen Anschauung kommt der Hirndruck dann zu Stande, wenn 
raumbeschränkende Herde in der Schädelhöhle eine Zunahme der 
Spannung des Liquor cerebrospinalis hervorrufen, indem die elasti¬ 
schen Bänder des Rückenmarkes die Verdrängung des Liquor nicht 
mehr compensiren können. Der Effect der Spannungszunahme ist 
dann Compression der Capillnren und damit Hirnansemie. Vf. hält 
es für notwendig, die Methode einer Revision zu unterziehen, durch 
die man experimentell, den intracraniellen Druck zu steigern, ver¬ 
sucht hat. Was die vielfach benutzte Methode der Injection von 
Flüssigkeiten in den Schädelraum angeht, so ist dieselbe nicht ge¬ 
eignet, einen gesteigerten Hirndruck zu erzeugen, da die Flüssigkeit 
auf der Bahn aller den Schädel verlassenden Nerven schnell in den 
Lymphstrom und in die Venen des Schädels gelangt, der Schädel 
also sehr bald wieder von der injicirten Flüssigkeit entlastet wird, 
wenn nicht mit grofser Gewalt sehr grofse Quantitäten eingespritzt 
werden. Die Erscheinungen, die nach derartigen Injectionen ein- 
treten, sind nicht der Ausdruck gesteigerten Hirndruckes, sondern 
der Effect einer directen Reizung der Hirnsubstanz, die sich mit 
jenen Flüssigkeiten imbibirt. Denn dieselben Symptome sind, wie 
Vf. zeigt, zu erzeugen durch Eintreiben von Flüssigkeit in das peri¬ 
phere Carotisende und sie sind um so intensiver ausgeprägt, je reizen¬ 
der die eingespritzte Flüssigkeit auf die Hirnsubstanz wirkt. (Vf. 
hat chemisch differente Körper, sowie verschieden temperirte Flüssig¬ 
keit angewandt.) Es traten zunächst Reizungs-, dann Lähmungs¬ 
erscheinungen hervor; letztere versetzen das Tier in einen der „Para¬ 
lyse“ ähnlichen Zustand. 

Es blieb nun noch zu erörtern, ob intracranielle Raumbeschrän¬ 
kungen wirklich die Spannung des Liquor erhöhen und ob damit 
Circulationsstörungen im Gehirn hervorgerufen werden. Die Antwort 
darauf lautet, „dass jede Tendenz der Cerebrospinalflüssigkeit, eine 
höhere Spannung anzunehmen, paralysirt wird durch Rücktritt der 
Flüssigkeit in das Blut und dass diese Resorption so lange vor sich 


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No.ie. 


Chrrchrvsky, Intestinale Neurosen. — Lrsskr. 


285 


geht, bis zwischen der Transsudatspannung und dem Blutdruck 
wieder Gleichgewicht hergestellt ist.“ Die Cerebrospinalflüssigkeit 
kann daher nie die Ursache cerebraler Circulationsstörungen sein. 

(Die Wege, auf denen A. zu diesen Ergebnissen gelangt ist, 
können natürlich auf diesem engen Raum nicht wiedergezeichnet 
werden. Ref.) Oppenheim. 

Cherchevsky, Contribution k la Pathologie des növroses intestinales. 
Revue de m6d. 1883, No. 12. 

Bei Personen, die sich geistig übermäfeig anstrengen, hat Ch. 
wiederholt eine Art .Neurasthenie“ beobachtet, die sich vorzüglich 
in der nervösen Sphäre des Darmkanals localisirt. Sie leiden an 
Stuhl Verstopfung, Gasauftreibung, an Aufstossen; die fäcalen Ent¬ 
leerungen sind bandförmig oder rosenkranzartig, der Appetit ist. aber 
nicht beeinträchtigt. Anfallsweise kommt es, namentlich nach einer 
psychischen Erregung oder Ueberanstrengung zu Steigerung aller 
Symptome: in Folge des starken Meteorismus wird die Respiration 
möhsam, selbst dyspnoisch, Bauchschmerzen und Tenesmus (ohne 
Entleerung) kommen hinzu. Während Abführmittel die Schmerzen 
und die Obstipation vermehren, haben Opiate und Belladonna eine 
entleerende Wirkung. Nach stunden- oder tagelanger Dauer hört 
der Anfall plötzlich auf, meist unter reichlichen Entleerungen. 
Zwischendurch kommen auch Zeiträume völliger Gesundheit vor. Die 
Personen sind anaemisch, bieten Zeichen allgemeiner Nervosität, 
klagen Ober Schwäche in den Beinen, vage Schmerzen etc. 

Vf. nimmt, eine Erkrankung des nervösen Darmapparates an, 
die zu krampfhaften Coutractionen der circulären Darmmusculatur 
führt. Daraus erklären sich die Krankheitserscheinungen, sowie die 
beruhigende und abführende Wirkung der Narcotica. Er warnt vor 
der Verwechselung mit chronischem Katarrh. Oppenheim. 

A. Lesser, Ueber die wichtigsten Sectionsbefunde bei dem Tode 
durch Ertrinken in dünnflüssigen Medien. Vierteljahrsschr. f. ger. 
Med. etc. 1884, XL. S. 1. 

Durch den Zwiespalt der Anschauungen der Autoren über den 
Wert des Leichenbefundes für die Diagnose des Ertrinkungs-Todes 
hat sich L. veranlasst gefunden, seine eigenen Beobachtungen aus 
dem Materiale des Berliner forensischen Institutes zusammenzustellen. 

Es lagen ihm zunächst die Protokolle von 30 Sectionen frischer 
Leichen Ertrunkener vor. Er gelangt auf Grund deseiben u. a. zu 
folgenden Resultaten: 

Die Ertrinkungsflüssigkeit dringt beim Menschen stets bis in 
die feineren Bronchien und bewirkt eine reichliche Schleim-Abson¬ 
derung. Die die kleineren Bronchien verstopfenden Massen sind 
zähflüssig, gewöhnlich luftblasenfrei; der Inhalt der gröfseren Bron¬ 
chien, der Luftröhre und des Kehlkopfes ist im Allgemeinen dünn¬ 
flüssiger und kann feinschaumig sein. Nach dem Tode kann sich diese 
schaumige Beschaffenheit bald zu verlieren beginnen. In dem Lun¬ 
genparenchym selbst findet man sehr wenig Ertrinkungsflüssigkeit; von 


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286 Lesskk, Lungenbefund bei Ertrunkenen. — Gram. No 16. 

einem gröfseren Teile derselben ist anzunehmen, dass seine Resorption 
während des Sterbens Statt gefunden hat. Auch der in der Mundhöhle 
und dem Rachen während des Ertrinkens sich bildende oder aus 
dem Kehlkopf dorthin gelangte Schaum kann zur Zeit der Section 
mehr oder minder vollständig geschwunden sein. Im Magen Er¬ 
trunkener ist nicht immer Wasser zu constatiren; hoch seltener ge¬ 
langt Ertrinkung8flö88igkeit in die Paukenhöhle. 

Aufserdem wurden noch 30 faule Leichen Ertrunkener unter¬ 
sucht; es ergab sich, dass durch die faulige Zersetzung des Bron- 
chial-Inhaltes dessen Consistenz vermindert wird, so dass dann die 
Lungen nach Eröffnung der Pleuren collabiren können. Auch bei 
faulen Leichen ist die Menge der ErtrinkungsflQssigkeit im Lungen¬ 
gewebe keine beträchtliche; ebenso kann die Menge des Inhaltes 
der grofsen Luftwege des Rachens und des Mundes sehr gering 
sein, Luftblasen können darin fehlen. Der Inhalt der Paukenhöhlen 
ist von einfachem Fäulniss-Transsudat nicht zu unterscheiden. 

Schließlich ergaben Beobachtungen an post mortem in’s Wasser 
gelangten menschlichen Körpern, dass nach dem Tode Wasser oder 
wässrige Massen leicht bis in’s Lungengewebe dringen können, falls 
die Bronchien frei sind und dass diese Flüssigkeiten auf Druck als 
feinblasiger Schaum hervorquellen; ebenso kann die Flüssigkeit post 
mortem in den Magen und in die Paukenhöhle dringen. 

Bei Neugeborenen, bei denen (ebenso wie bei den gewöhnlichen 
Versuchstieren) das Stadium der terminalen, die ErtrinkungsflQssig¬ 
keit den Lungen zufQhrenden Atembewegungen, länger dauert, als 
bei Erwachsenen, kann man beträchtliche Mengen der Ertrinkungs¬ 
medien innerhalb der Alveolen finden (nicht aspirirten Schleim 
innerhalb der Bronchien fand Vf. bei Neugeborenen nicht.) 

Danach schreibt L. dem Sectionsbefunde nur ein geringes Ge¬ 
wicht für die Eruirung des Ertrinkungstodes zu. 

Nur wenn sich sehr reichliche Mengen feinblasigen Schaumes in 
dem Kehlkopf und der Trachea finden und zugleich Schleim in den 
kleinen Bronchien den Lungencollaps verhindert, soll man berechtigt 
sein, schon aus dem anatomischen Befunde den Ertrinkungstod zu 
deduciren. Das Fehlen von Luftblasen in den nachweislich aus den 
Ertränkungsmedien stammenden laryngealen und trachealen Massen 
spricht nicht gegen das Hineingeraten des noch lebenden Körpers in 
die Flüssigkeit, die Gegenwart von Luftblasen nicht gegen das post¬ 
mortale Eindringen des Fluidum. Falk. 


Ch. Gram, Untersuchungen über die Gröfse der roten Blutkörperchen 
im Normalzustände und bei verschiedenen Krankheiten. Fortschr. 
d. Med. 1884, No. 2. 

Beim Gesunden schwankt die GrOfse der einzelnen roteq Blutkörperchen von 9,3 
bh 6,7 ß ; die DurchschnittsgrOfoe beträgt 8,0—7,7 fi. Bei Kranken (hauptsächlich 
Aoaunieen) schwankt die GrOfse in ziel weiteren Grenzen zwischen 12,9 and 2,9 fi; 
die Durchschnittsgrofse beträgt 8,0 und 6,2 fi. Zwergblutkörper (6 fl and - kleiner) 
kommen fast bei allen Anaemieen in reichlicher Menge vor; sie sind als neugebildete 
BlutkOrper aqzusehen. Riesenblutkörper (10 fi und grOfser) kommen zuweiten bei 
Leuktemie, Chlorose und Lebercifrbose, regelmftfsig bei perniciöser AAamie vor. Bei 


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No. 16. 


Plosz. — Schulz. — v. Bergmann. 


287 


Icterus ist die Dnrchschnittsgröfse der roten Blutkörper regelmäfsig vermehrt, ohne 
dass die Gröfse der einzelnen Blutkörper' das normale Maximum zu überschreiten 
braucht; die procentische Häufigkeit der grofsen roten Blutkörper (über S ß) ist ver¬ 
mehrt. Broeslkc. 

P. PIosz, Ueber einige Chromogene des Harns und deren Derivate. 
Ztschr. f. physiol. Chem. VIII. S. 85. 

Aus mit Salzsäure gekochtem Harn geht neben Indigo in das Aetherextract ein 
roter Farbstoff über, den P. Urorubin nennt und den man bei sehr vorsichtigem Ver¬ 
dunsten des Aethers günstigen Falles in rhombischen Krystalleo erhalten kann. Die 
Substanz ist unlöslich in Wasser, löslich in Alkohol, Chloroform und besonders in 
Aether mit prachtvoll granatroter Farbe. Starke Säuren und Alkalien führen ihn in 
Lösung, entfärben ihn indess schon nach kurzer Zeit: ebenso wirkt Zinn und Salzsäure. 
Urorubin ist nicht praformirt enthalten, sondern bildet sich erst durch Oxydation aus 
einem unbekannten Chrotnogen, sowohl im sauren, als im ammoniakalischen Harn. 
Es scheint ähnlich wie das Indigo der Eiweifsfäulniss seine Entstehung zu verdanken, 
findet sich besonders reichlich bei Fleischnahrung und schwindet bei vorherrschend 
vegetabilischer Nahrung fast gänzlich. Der mit Salzsäure gekochte, an Urorubin und 
Indigo erschöpfte Harn giebt an Amylalkohol bedeutende Mengen eines braunschwarzen 
Körpers ab, den Vf. Uromelanin nennt. Die Substanz, bisher nicht krystalliniscb, 
aber aschefrei erhalten, ist in Wasser und verdünnten Säuren unlöslich, ebenso ht 
siedender starker Natronlauge. Die Lösung in concentrirter Salpetetersäure büfst beim 
Verdünnen mit Wasser ihre kirschrote Farbe ein, wobei ein roter flockiger Nieder¬ 
schlag entsteht. Die Lösung in Natronlauge wird durch Zinkstaub entfärbt. Uro¬ 
melanin bildet einen constanten Harn bestand teil; seine tägliche Ausscheid ungsgröfae 
soll 5—6 Grm. (!) und darüber betragen, sodass diese Substanz an Menge unmittelbar 
nach dem Harnstoff folgt. P. erinnert an Voit's Beobachtung, der im Hundeharn bis 
so 12 Grm. Kohlenstoß' pro Tag mehr gefunden, als dem C-Gehalt des Harnstoffs ent¬ 
spricht, und meint, dass das Uromelanin diesen C-Ueberschuss zum grofsen Teil zu 
decken vermag. (Es ist nicht entschieden, ob man es bei dem Urorubin mit einem 
einheitlichen Körper oder vielmehr mit einem Gemenge verschiedener Zersetzungspro- 
producte zu tun hat. Ref.) J. Munk. 

Rieh. Schatz, Pathologisch -anatomische Mitteilungen. Vmaiow’s 
Arch. XCV. S. 122. 

I. Embryonale Abschnürung von Epidermis. In der Achselhöhle eines 
halbjährigen Kindes fanden sich zwei kleine, von geröteter Haut bedeckte Tumoren, 
anf deien Spitze eine serös-eitrige Flüssigkeit aus einer kleinen Oeffnung hervorsickerte. 
Aus dieser wurden durch einen kräftigen Druck zwei bohnenförmige, lappige Geschwulst- 
masfen von drüsenartigem Bau an das Licht gebracht. Sie bestanden aus Epithel¬ 
zapfen und einem minimalen biudegewebigen Grundstock, und stellten somit vermutlich 
Epithel keime dar, die während des embryonalen Lebens abgeschnürt worden waren. 

II. Sarkomatöse Degeneration einer Flexorensehne. Spindelzellen¬ 
sarkom , wahrscheinlich auf dem Boden eines Pan&ritium tendin. entstanden. 

H. 8tilling (Strasburg). 

E. V. Bergmann, Die Schicksale der Transfusion im letzten De- 
cennium. (Rede zur Feier des Stiftungstages der militärärztlichen Bildungs- 
Anstalten am 2. August 1883.) Berlin, 8°. 31 Stn. 

Vf.’s Rede, welche eine eingehende Kritik der neueren und neuesten Arbeiten 
über Transfusion enthält, gipfelt in dem Ausspruch: „Jede Transfusion mit de- 
fibrinirtem Blut bringt ein die Blutkörperchen zerstörendes Gift in die Bluthahn. Nur 
die Transfusion aus der Arterie eines Menschen unmittelbar in die Vene eines anderen 
Hülfsbedürftigen liefse sich vielleicht rechtfertigen, doch ist ein Weiterleben der über¬ 
führten roten und weifsen Blutkörperchen in Frage zu ziehen. Zweifellos findet letz¬ 
teres nicht statt, wo volles Tierblut einem Menschen oder einer anderen Tierepecies 
zugeleitet wird, ja es gerät hierbei das eigene Blut des Empfängers in Gefahr. So oft 
dnreh die Transfusion ein Verblutender gerettet worden, geschah das, weil die eingespritzte 
Flüssigkeit durch Spannung der Gefäfswände die. stockende Blntsänle wieder in Bewegung 
setzte, und zn diesem Zwecke genügt die indifferente Kochsalzflüssigkeit an Stelle einer 
concentrirten Lösung des Blutferments vollständig. 14 p. Güterbock, 


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288 Watson. — Ari.oino; Corkkvin; Thomas. — Hirt. — Madrr. No. 16. 


Spencer Watson, Note on a hitherto undescribed appearance of 
the retioa, or „shot-ailk“ retina. Brit. med. J. 1884, Jan. 12. 

W. macht auf eine bis jetzt noch nicht beschriebene Erscheinung in der Retina 
aufmerksam, welche sich an Augen von Kindern findet, die mit Strabismus behaftet 
sind. Das Sehvermögen ist hierbei herabgesetzt und es findet sich fast immer Hyper* 
metropie. Die Erscheinung hat das Aussehen einer weiblich schimmernden Linie, 
welche in der Mehrzahl der Fälle längs der Gefäfse verläuft oder quer Über sie hin* 
zieht und bei Bewegung des Auges die mannigfachsten Formen annimmt. Dieselbe 
ist nicht zu verwechseln mit den doppelconturirten Nervenfasern, sie hat vielmehr ein 
seidenartiges Aussehen, weshalb Vf. den Zustand als „Shot-silk* retina bezeichnet. 

Horstmann. 


Arloing; Cornevin; Thomas, Recherches experimentales sur la 
maladie infectieuse appel^e charbon symptomatique ou bactörien. 
Revue de m6d. 1884, 1. 

Im ersten noch dem Jahrgang 1883 angehOrenden Teile ihrer umfangreichen 
Arbeit hatten die Vff. festgestellt, dass das frisch im Tierkörper entwickelte Milzbrand* 
virus viel attaquabler ist, als das eingetrocknete. Sie führen eine Menge von Stoffen 
auf, welche besonders im ersteren Falle nach ihrer Ansicht als Abtötungsmittel des 
Virus betrachtet werden können. — Auch in das Detail der zweiten Versuchsreihe, 
welche die Impfsicherheit bei Anwendung von „natürlichem* mit derjenigen von „attenuir- 
tem“ Milsbrandgift vergleicht, können wir den Vff.*n nicht folgen, da die Resultate 
von denen der ursprünglichen Erfinder und Lobredner der bezüglichen Methoden kaum 
abweichen. Es handelt sich um eine Menge kleiner Modificationen der Injectionstechnik, 
bei deren Befolgung, nach dem festen Glauben der Vff., noch weit sichere Resultate 
seitens der Präventiv-Infection erzielt werden dürften, als bisher. Die intravenöse Ap¬ 
plication schien die vollkommensten Impferfolge zu ergeben. Wernich. 


L. Hirt, Ueber das Auftreten von Transferterscheinungen während 
der Behandlung der partiellen Epilepsie. Neurolog. Cbl 1884, I. 

Bei gewöhnlicher Epilepsie waren sowohl Kauterisationen, als Vesicatore, an ver¬ 
schiedenen Stellen applicirt, erfolglos. Dagegen erwiesen sich in 5 Fällen, welche H. 
als corticale (JACKsoN’sche) Epilepsie bezeichnet, ringförmige spanische Fliegenpflaster 
wirksam. 2 erwachsene Männer, 2 Mädchen und 1 Knabe von 9 Jahren erfuhren 
eine Unterbrechung der halbseitigen Convulsionen, welche zum Teil seit Jahren be¬ 
standen hatten. Bei den 4 Erwachsenen traten dafür die Anfälle auf der anderen 
Körperhälfte auf, und in 2 Fällen gelang es durch eine neue Application des Haut¬ 
reizes an Ober- und Unterextremitäten auf der neubefallenen Seite ein Verschwinden 
der Anfälle zu erzielen (Beobachtung über 3 Monate.) H. betont, dass er das Ver¬ 
fahren nur dann für indicirt hält, wenn ausnahmslos jedem Anfalle eine deutliche 
sensible Aura vorausgeht. — Es war nur bei einer Kranken Bewusstlosigkeit (Zungen¬ 
biss) vorhanden, alle anderen Patienten blieben während der Zuckungen bei Bewusstsein. 

lfoelt. 


Blader, Ausgedehnte Atrophia muscul. combinirt mit Lichen ruber 
universalis. Ungeheilt. Bericht der Rudolph-Stiftung in Wien vom Jahre 
1882, S. 504. 

Die 42jährige Patientin zeigt eine vom Scheitel bis zu den Zehen diffus gerötete 
und mit Schuppen und Borken bedeckte Haut Am Stamme sind rote Flecken zer¬ 
streut , welche etwas erhaben sind und unter Fingerdruck nicht schwinden. Hand- und 
Fufsrücken sind cedematös infiltrirt Die Hauterkrankung hat sich im Laufe von 
3 Jahren entwickelt Gleichzeitig hat ein Muskelleiden begonnen, welches schliefslich 
zu einer ausgedehnten Muskelatrophie geführt hat 

M. glaubt, dass beide Affectionen bedingt sind durch eine Erkrankung in den 
trophischen Centren der Medulla spinalis. Lewinski. 

Verlag Ton An gast Hirschwald in Berlin. — Druck Yen L. 8chnmacher Sn Berlin. 


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Centralblatt 

»et- Bsd 6*ehr«giitoz. 

für die 


Frei« des Jahrgftngöj 
20 Mark; zu beziehen 
durch alle Buchhandlun¬ 
gen und Postanstalten. 


medicinischen Wissenschaften. 


Redigirt von 

Prot Dr. H. Kronecker, und Prot Dr. H. Senator, 

Berlin (NW.), Dorotheenstr. 35. Berlin (NW.), Bauhofitr. 7 (am Hegelplatz). 


1884. *«• April. No. 17. 


■■halt: t. Sx ilaoyi, WabrnehmuDgsstärke der Pigmentfarben (Orig.-Mitt ). 

A. Köllikee, Entwickelung des Auges und Gerachsorgans. — H. Vibchow, 
Bewegungen des Menschen. — F. Klug und J. Ko reck, Function der Dickdarm- 
4ruseo. — E. Bcegehold, Verletzungen des Ductus thoracicus. — F. Riegel, 
Herzhypertrophie bei acuter Nephritis. — B. Beck, Hirntumoren. — Kaposi, Haut- 
Erkrankungen bei Diabetikern. — Kämmerer, Gonorrhoische Gelenkentzündung. — 
A. Schröder, Hydrochinon. — Sydney Ringer und W. Mürrell, Wirkung des 
salpetrigsMren Natrons. 

Fubini und Spallita, Lympbherzbewegung bei thermischer Rückenmarks- 
reizinig. — Hammbrbacber, Physiologie der Oxalsäure. — Griffini und Trom- 
iitta, Chondro-Careinom der Unterkieferspeicheldrüse. — E. Raynal, Achilles- 
sebseuentzuudung. — Srmok; SchAffrr, Partielle Lähmung des Laryngeus inferior.— 
P. K. Pil, Unterscheidung von Pneumonie und Pleuritis. — C. Gerhardt, Inter- 
mittens-Impfungen bei Menschen. — H. Wälle, Hereditäre Ataxie. — Massali- 
tisoff. Neue Geburtszange. — Druckfehler. 


Ueber Bestimmung der Einwirkungsenergie der 
Pigmentfarben. 


Von Dr. Eie t. SiUagjl, o. ö. Prof. d. Ophth.-Uoirersität Klausenburg. 

Jedes farbige Licht, als Bruchteil des weifsen, besitzt eine 
geringere Lichtintensität, als dem weilsen Lichte, aus dem das farbige 
entstanden gedacht werden kann, zukommt. Wenn man sich das 
absolute Schwarz dem gänzlichen Mangel an Licht gleichwertig 
denkt, so ist es ohne Weiteres richtig, dass jedes farbige Licht eine 
größere Intensität, als das absolute Schwarz haben muss. Denkt 
man sich das weifse Licht durch irgendwelche Mittel in Hinsicht 
seiner Intensität gegen das Schwarz zu abgestuft, so können ein¬ 
zelne Abstufungen irgend einem farbigen Lichte an Intensität 
gleich sein. 

Wenn man die Licht-Intensität der Einwirkungsenergie (auf 
die Empfindung) als gleich oder wenigstens gerade proportional 
anoimmt, so können einzelne Abstufungen des weifsen Lichtes irgend 
einem farbigen Lichte an Intensität und zugleich an Einwirkungs¬ 
energie gleich sein. 

Nimmt man dagegen an, dass eine gerade Proportionalität 
zwischen Intensität und Energie (immer nur den roten bis violetten 

X2U. Jahrgang. 19 


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290 v. Szylagyi, Wahmehmungsstärke der Pigmentfarben. No. 17. 

Teil des Spectrums in Erwähnung ziehend) nur eben als annähernd 
richtig zu erlauben ist, so ist es doch nicht von der Hand zu 
weisen, dass innerhalb gewisser (vorläufig noch nicht näher be¬ 
stimmter) Grenzen, die eine fßr die andere genommen werden kann. 

Eine solche Abstufung des weifsen Lichtes, welche irgend einem 
farbigen Lichte an Einwirkungsenergie als gleichwertig gedacht 
wird, kann der Kürze halber als das einer Farbe äquivalente Grau 
oder als die Aequivalenz einer Farbe in Grau bezeichnet werden. 

Unter diesen Annahmen ist die Aequivalenz in Grau ein Maafe- 
stab fQr farbiges Licht, mittels dessen Farben in mancher Beziehung 
als Zahlengröfsen behandelt werden kOnnen, umsomehr, da an dem 
Grau nur eine Dimension angenommen wird. Eine solche Beziehung 
kann bei den Farbenmischungen obwalten, ebenso, wenn ein Licht 
mit farbiger Wirkung resultirt, als wenn eines ohne farbige Wir¬ 
kung entsteht. Die letztere Combination ist auch schon darum 
wertvoll, weil das entstandene farblose Grau ein unmittelbares 
Vergleichen mit abgestuftem weifsen Lichte, ein Abmessen daran 
zulässt. 

Vollführt man einerseits diese Abmessung des Mischungsgrau 
und bestimmt dadurch seine Lichtintensität, berechnet man anderer¬ 
seits die Aequivalenzen der einzelnen farbigen Bestandteile, summirt 
diese Anteile, so sind aus dem Vergleiche dieser Summe mit der 
unmittelbar bestimmten Intensität des Mischungsgrau mit einiger 
Sicherheit Folgerungen gestattet einerseits darüber, ob die Compo- 
nenten als Complemente oder Contraste wirken, andererseits ob die 
Annahme der Aequivalenz zwischen farbigem und grauem Licht 
annähernd richtig sei, oder nicht. 

Nach diesen Grundsätzen habe ich Versuche mit Pigmentfarben 
ausgeführt und gefunden, dass die Intensität des Mischungsgrau mit 
der Summe der Aequivalenzen bis auf geringe Unterschiede über¬ 
einstimmt. Die benutzten Apparate waren ein Farbenkreisel (von 
Rothk) und ein Prismenapparat. Am Kreisel wurden zwei con- 
centrische Scheiben angebracht, die innere kleinere war die Pigment¬ 
scheibe, die gröfsere bestand aus einer weifsen und einer schwarzen 
Scheibe, die nach Notwendigkeit in verschiedenem Verhältnisse ein¬ 
gestellt wurden. 

Der Prismenapparat (welchen ich schon früher angegeben*) 
besteht aus einem kleinen astronomischen Fernrohre, vor dessen 
Objectiv auf einem Schlitten zwei, mit der brechende Kante zu¬ 
sammengefügte astronomischen Prismen von 4° angebracht sind. 
Die Pri8mencombination ist in einer auf die Fernrohraxe senk¬ 
rechten Ebene vor dem Objectiv verschiebbar, so dass von dem 
einen Prisma ein Teil des Objectivs gedeckt wird, und der übrig- 
bleibende Teil von dem anderen Prisma; das Verhältniss der bei¬ 
den Teile kann durch das Verschieben des Prismenpaares verändert 
werden. 


*) Cbl. f. d. med. Wissenscb. 1881, No. 28: Ueber monocularische* Mischen der 
Farben. 


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No. 17. 


v. SzYLAGYi, Wahrnehmungsstärke der Pigmentfarben. 


291 


Vor dem einen Prisma wurde das MixwKLL’scher Scheibenpaar 
in Rotation gesetzt, vor das andere Prisma eine graue, mit einem 
dunklereu Streifen versehene Platte aufgestellt. Durch die zwei 
Prismen wurden die Bilder der Scheiben und der Platte im Fernrohr 
zur Drehung gebracht, so dass das Bild der Platte und des Streifens 
zur Hälfte auf der Pigment-, zur Hälfte auf der äufceren Scheibe 
erschien. Durch Verschieben der Prismen wurde das Bild der 
grauen Platte immer lichtschwächer, bis der dunklere Streifen auf 
der Pigmentscheibe verschwand. Geschah dieses nicht auch gleich¬ 
zeitig auf der äufseren grauen Scheibe, so wurde die Einstellung 
der Sectoren verändert, bis das gleichzeitige Verschwinden auf 
beiden Scheiben erreicht wurde: das gefundene Grau verhält sich 
dann der Zumischung des schwachen weifsen Lichtes — der grauen 
Platte — gegenüber dem Pigmente gleich, und wurde als dessen 
sequivalentes Grau angenommen. 

Das dabei befolgte Priincip ist also dasselbe, welches Vibrordt 
bei der Bestimmung der Spectralfarben anwendete. Das zu 360° 
Pigment äquivalente Grau wurde in Graden der weifsen und 
schwarzen Scheibe notirt, und nachdem mehrere Farbenscheiben 
bestimmt waren, wurden aus den gleichen Scheiben grau ergebende 
Combinationen in solcher Anzahl hergerichtet, dass ein jedes Pigment 
wenigstens in zwei Combinationen eintrat. Es wurde ferner in der 
combinirten Scheibe das gleiche Grau aufgesucht und ebenfalls in 
Graden der weifsen und schwarzen Scheibe notirt; hierauf wurden 
die Grade der einzelnen Pigmentsectoren auf den Combinations- 
scheiben gemessen und es ward der entsprechende Betrag des 
äquivalenten Grau — aus dem Werte für 360° Pigment — be¬ 
rechnet. Die Versuche und Rechnungen haben folgende Resultate 
ergeben: 


Pigment 

Parpar 

P 

Orange 

Or 

Gelb 

Gb 

Gelbgrün 

Og 

Grün 

Gr 

Blaugrün 

Bg 

Blau 

B 

Violett 

V 

sequiT&l. 

4P 

136* 

250* 

13C 

134* 

100" 

32» 

15® 

Gran 

weif» 

weif» 

weifs 

weif» 

weife 

weife 

weifs 

weife 

für 360° 

+ 319 

+ 224 

+ 110° 

+ 224* 

+ 226 

+ 260° 

+ 328" 

+ 345* 


schwarz 

schwarz 

schwarz 

schwarz 

schwarz 

schwarz 

schwarz 

schwarz 


Für die Combinationssc^eiben: 


Bezeichnung 
der Zusammenstellung 

Directer Vergleich 

Ans den Aeq. 
berechnetes 
Weifs 

Differenz 

128* Gr + 74° Or + 15S® V 

86° weifs + 274° schwarz 

82,17° weifs + 

-4 

31 § B + 95° Or -f- 234° Bg 101° weifs + 259° schwarz 

103,52° weifs + 

+ 2 


19* 


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292 


v. SzilAgti, Wahrnehmungsstärke der Pigmentf&rben. 


No. 17. 


Bezeichnung 
der Zusammenstellung 

Directer Vergleich 

Aus den Aeq. 
berechnetes 
Weife 

Differenz 

42° Gr + 82* Gb + 236 V 

80® weifs + 28tf* schwarz 

82,04® weife + 

+ 2 

97* 0 -|- 139* Gr + 124* B 

101° weifs + 259 schwarz 

99,39® weif* + 

— 2 

208* P + 16® Bg + 136° Gr 

82® weife + 278° schwarz 

79,78° weife + 

— 3 

141° P + 49° Gb + 170" Bg 

98° weife + 262° schwarz 

97,17® weif* + 

— 1 

167® P + 55® B + 138® Gg 

76 weife + 284® schwarz 

76,018® weif« + 

0 

103® Or + 257® Bg 

114® weifs + 246 schwarz 

110,28® weife 4 

— 4 

65® Or+134® Gg + 161® V 

83® weife -f* 277 schwarz 

81,88® weife + 

-2 


Die Berechnung kommt also der directen Beobachtung ziemlich 
nahe, und zwar ebenso, wenn man dunkle oder helle, gesättigte oder 
weißliche Pigmente an wendet. 

Die Versuche gestatten diese Folgerungen: 

1) Es ist möglich, durch das angedeutete Verfahren das zu 
einem Pigmente äquivalente Grau, somit deren physiologische Energie 
mit einiger Genauigkeit zu bestimmen; 

2) die bei der Vermischung Grau ergebenden Pigmente wirken 
als Complemente, es summirt sich ihre physiologische Energie positiv, 
oder man müsste annehmen, dass die Farbigkeit gegenüber der 
Helligkeit ebenso bei den weifslichen, wie bei den gesättigten und 
dunklen Pigmenten eine gleich unbedeutende physiologische Energie 
besitze. 

Bezüglich der Complementarität hat schon Rood dasselbe Re¬ 
sultat erreicht (Beibl. z. d. Ann. d. Phys. und Chemie 1879, III. 
S. 805); seine Methode setzt aber eine sehr ausgebildete Farben¬ 
beurteilung voraus. Leider war mir die Original-Arbeit nicht zu¬ 
gänglich. 


Die Pigmente zeigen auf äquivalent grauem Grunde eine eigen- 
tQmliche, der Irradiation sehr ähnliche und doch gut unterscheid¬ 
bare, in der entgegensetzten Ursache begründete Erscheinung. 

Wenn man ein Quadrat von 10—12 Mm. Breite irgend eines 
Pigmentes auf den sequivalenten grauen Grund aufträgt und daneben 
gleichgroße Quadrate derselben Farbe, aber von dunklerer und 
hellerer Nuance, und diese Tafel aus 5—6 Meter Entfernung be¬ 
trachtet, so erscheint das äquivalente Pigmentquadrat der Reihe 
wie an den Ecken abgerundet, mit unbestimmten Conturen, in nicht 
gutzu erkennender Form, während sowohl die helleren, wie die dunkleren 


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Äo. 17. t. Szilaoti, Wahrnehmungsstärke der Pigmentfarben. 293 

Quadrate noch gut scharf viereckig erscheinen. Die Erscheinung 
zeigt sich sowohl an Quadraten, deren Pigment die bekannte Ton- 
inderung für die Entfernung eingeht, als auch bei solchen, die ihren Ton 
nicht Indern: die formverändernden Quadrate behalten die Farbig¬ 
keit Diese Erscheinung bietet sogar ein Mittel, die Aequivalenz 
lufzusuchen, aber die Messung mit dem Apparate giebt strengere 
Resultate. 

Wenn man vor einer rotirenden MAxwBLt’schen Scheibe aus 
eiosteilbarem Weifs und Schwarz ein Pigmentquadrat auf einem 
dönnen schwarzen Drahte befestigt, so findet man bei einer be¬ 
stimmten Proportion des Weifs und Schwarz, dass — aus einiger 
Entfernung betrachtet — das Quadrat die angedeutete Form- 
taderung eingeht; aber wenn man die Sectoren anders stellt, sodass 
nur ein gutes StQck helleres oder dunkleres Grau entsteht, dann 
gewinnt das Quadrat seine scharfe Viereckigkeit wieder; man wird 
so finden, dass fOr eine helle Farbe ein heller, für eine dunkle Farbe 
eio dunkles Grau notwendig ist. 

Wäre die Ursache der Erscheinung die Irradiation (Volkmann), 
so müsste sie sich nicht an den äquivalenten, sondern entweder an 
den helleren oder an den dunkleren Quadraten zeigen, die am 
menten von dem Grunde an Lichtstärke differiren, und beim Kreisel¬ 
versuch dann, wenn die graue Scheibe viel dunkler oder heller ist. 
Aus eben derselben Ursache ist die Erscheinung vom Lichthofe 
und simultaner Lichtinduction Hkrino’s (Sitzungsbericht der kaiserl. 
Acad. d. Wissensch. in Wien, 8. Juni 1872 und 18. Decbr. 1873) 
zu unterscheiden. 

Aus der Aequivalenz des grauen Grundes und des Pigmentes 
«giebt sich die Erklärung, dass bei annähernder Gleichheit der 
physiologischen Energie die Differenziruog der Empfindung bei Teilen 
kleiner Ausdehnung nicht so leicht stattfindet, als wenn die physio¬ 
logische Energie ungleich ist. 

Aobkkt fand für Weifs auf grauem Grunde den minimalen Seh- 
•iokel gröfser, als auf schwarzem Grunde (Gräfk-Sämis( h’s Lehrb. 
«ler Ophth. II. S. 250). BrCckp. (Sitzungsber. d. k. Acad. in Wien, 
LXXX. S. 63) konnte die Quadrate im Schachbrettmuster leichter 
erkennen, wenn die Helligkeitsdififerenz grofs war. 

Mittels skalenmäfsig hergestellter Tafeln lässt sich nachweisen, 
dass bei verschiedenen Individuen nicht dieselben Pigmente und 
Gnu äquivalent sind; es lassen sich die verschiedenen Verhältnisse 
mit ziemlicher Leichtigkeit feststellen und in Zahlen ausdrücken; 
hei solchen Bestimmungen sind Refraction und Sehschärfe sorgfältig 
zu berücksichtigen. 

Vorläufige Untersuchungen haben das Resultat ergeben, dass 
» io physiologischer Farbenblindheit Fälle giebt, bei denen der 
Mangel an Farbenempfindung zugleich einen Abbruch an physio¬ 
logischer Energie bedeutet; es sind aber Fälle denkbar, wo dieses 
acht stattfindet. In pathologischer Farbenblindheit ist diese Ver¬ 
moderung wahrscheinlich immer vorhanden. 


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294 Köllikkr, Entwickelung des Auges und Geruchsorgans. No. 17. 

Nicht uninteressant dürfte es sein, dass die Aequivalenz in der 
Malerei und den mit Farben arbeitenden Kunstgewerben einige 
Bedeutung besitzen kann, indem der sog. Schmelz der Farben, 
deren Tiefenwirkung, auch der einheitliche Eindruck bunter Farben¬ 
zusammenstellungen darin eine Erklärung finden können. 


A. Kölliker, Zur Entwickelung des Auges und des Geruchsorgans 
menschlicher Embryonen. Würzburger phys.-med. Verhandl. XVII. N. F. 
No. 8, 8°. 29 S. 4 Taf. 

K. hat mehrere frühzeitige menschliche Embryonen untersucht, 
nämlich zwei von 8 bezw. 8,5 Mm. im gröfsten Längendurchmesser 
(Ende der 4. Woche), einen von 15 Mm. (5.—6. Woche) und einen 
von 21 Mm. Scheitelsteifslänge (8.—9. Woche). 

Beim Embryo A. fand eich ein Stadium, wo die offene Linsen¬ 
grube des Auges noch sichtbar war, während der Glaskörper zwischen 
Linse und retinalem Blatt der Augenblase als eine helle, mit zahl¬ 
reichen spindel- und sternförmigen Zellen durchsetzte Masse erschien. 
Die Glaskörpergefäfse enden nicht, wie dies K. früher beschrieben 
hat, als einfache Schlingen, sondern es tritt ein Hauptgefäfs vom 
Sehnervenende aus gegen die secundäre Augenblase von unten heran 
und stülpt beide ein. Von ihm aus treten Aeste im Bereiche der 
Glaskörperspalte unterhalb der Linse nach vorn und verbinden sich 
mit den Gefäfeen, die um die secundäre Augenblase herum sich 
entwickelt haben (erste Andeutung der Verbindung der A. hyaloidea 
mit den Gefäfsen der Membrana pupillaris). Die Wand des hohlen 
Opticus besafs in seiner medialen Hälfte stellenweise Gefäfse; sie 
bestand einzig und allein aus einer dicken Lage verlängerter Zellen. 
Die gesammte secundäre Augenblase war von einer feinen Grenz¬ 
linie umgeben, die wohl als erster Ausdruck der späteren structur- 
losen Begrenzungsmembran anzusehen ist, die beim Embryo B. auch 
um die Linse sichtbar war. 

Der Embryo von 15 Mm. Länge zeigte einen zellen- und 
gefäfsreichen Glaskörper. Die Zellen stimmten mit denen des Meso¬ 
derms vor der Linse und an den Rändern der secundären Augen¬ 
blase überein und mit dem Mesoderm hing auch der Glaskörper 
unmittelbar zusammen. — Auch bestand bereits eine deutliche 
Hornhaut. 

An dem Embryo von 21 Mm. Länge fand sich ein eigentüm¬ 
liches Verhalten der Linse: die das Auge senkrecht zerlegenden 
Frontalschnitte zeigten nämlich, je weiter sie nach vorne fielen, dass 
die Linse immer mehr aus der secundären Augenblase heraustrat, 
endlich am Eingang dieser und zuletzt ganz vor derselben gelegen 
ist. Von dem übrigen Befunde, der im Original nachzulesen ist, 
wäre nur der der Tränenorgane hervorzuheben: die Tränenkanälchen 
gehen mit einem einfachen Gange aus der Anlage des Saccus hervor, 
sind an der lateralen Seite wenig gekrümmt und scheinen am ver¬ 
breiterten Ende bereits eine Mündung zu haben. 

Was das Geruchsorgan betrifft, so fand sich die Riechgrube 


bv Google 


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No. 17. 


H. Virchow, Bewegungen des Menschen. 


295 


beim Embryo B. als ein kaum merklich vertieftes Feld vorn am 
Vorderkopf, bekleidet von einem dicken Epithel. Beim Embryo A. 
bestand bereits ein eigentlicher Riechblindsack. Am Embryo D. 
(21 Mm.) fand sich ein gut entwickeltes Jacobson ’sches Organ; der 
Lobus olfactorius erscheint an seiner Verbindungsstelle mit dem 
secundftren Vorderhirn als eine einfache Ausbuchtung desselben, 
deren Hohlraum direct in den Seitenventrikel Qbergeht. 

Die Olfactoriusfasern entwickeln sich weit vorn im Lobus, und 
zwar znerst am medialen Rande der dorsalen Oberfläche dieses, 
dann an der ganzen medialen Seite, zuletzt im ganzen Bereich des 
Lobus. Gegen die Nasenhöhle abgehende Nervenbündel erscheinen 
zuerst an der medialen Seite. Die Nervenfasern bestehen in ihrer 
ganzen Länge aus kernhaltigen BOndeln feinster paralleler Axen- 
cylinder oder Fäserchen; der Kernreichtum in der Nasenschleimhaut 
ist Örtlich verschieden und wechselnd. Dabei wandelt sich das Netz 
sternförmiger Zellen im Lobus in ein kernhaltiges BOndelnetz von 
feinsten Olfactoriusfasern um und wächst dann mit zellenreichen 
Sprossen in die Nasenschleimhaut ein. • Die kernhaltigen Fibrillen- 
bündel des embryonalen N. olfactorius sind die Vorläufer der kern¬ 
haltigen Blasenfasern des Erwachsenen. Dieselben sind daher mit 
den Axencylindem anderer Nerven zu vergleichen, ihre Kerne mit 
denen der Nervenzellen. 

Den Schluss bilden Angaben Ober die weitere Entwickelung 
des Tractus olfactorius und der Wurzeln desselben. Bei Embryonen 
von 8 Wochen fanden sich übrigens im Jacobson ’schen Organ zahl¬ 
reiche Nerven, welche bei älteren Embryonen sich nicht mehr nach- 
weisen liefsen; auch wird dessen Epithel später absolut dQnner, als 
frßher, so dass das Organ in früheren Stadien Oberhaupt entwickelter 
erscheint, als in späteren. Rabl-Rückhard. 

H. Virchow, Beiträge zurKenntniss der Bewegungen des Menschen. 

Wöraburg 1883, 8°. 42 Stn. 

I. Ueber Gehen und Stehen. Die Gebrüder Wkbkr haben 
nur eine Mechanik der menschlichen Gehwerkzeuge gegeben und 
die Muskelleistung ganz von der Hand gewiesen. Sie haben die 
Bedeutung der mechanischen Einrichtungen dabei überschätzt. Man 
muss bei jeder realen, nicht schematischen Bewegung im Auge be¬ 
halten, dass nie ein einzelner Muskel agirt, dass es sich stets um 
eine Synergie handelt, die als Oekonomie für den einzelnen Muskel 
dient. Die Synergie kann zusammengesetzt sein, wenn es sich um 
ein Zusammenwirken von Muskeln handelt, die auf mehrere Gelenke 
verteilt sind und einfach, wenn die Muskeln nur auf einen Knochen 
wirken. Die häufigste Synergie ist diejenige, in welcher sich „gleich¬ 
gerichtete und „antagonistische“ Synergie mischen, wie bei der Beugung 
der Hüfte, welche Synergie zwar nicht eigentlich Ökonomisch ist, 
aber die Bewegung sehr verfeinert und unter den Begriff der 
Zweckmäfsigkeit fällt. — V. behandelt dann die antagonistische 
Hemmung, die an den Beinen am meisten ausgebildet ist; besonders 
kommt sie bei den militärischen Uebungen in Betracht. Die mili- 


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296 F. Klug u. J. Koreck, Function der Dickdarmdrüsen. No. 17. 

tärische Stellung ist eine Stellung auf den Ballen; die Fersen dienen 
nur als Tastorgane, die Absätze der Stiefel als Sonden. Andrücken 
der Muskeln gegen Bänder fördert die Sicherheit der Muskel- 
action. — 

II. Bewegungen der Schlafenden. Die Bewegungen der 
Extremitäten, des Kumpfes und des Kopfes muss man hier als „un¬ 
bewusste willkürliche“ bezeichnen oder auch als „unbewusste speciell 
zweckmäßige“. Es giebt auch unfertige zweckmäßige Handlungen, 
die namentlich Kinder im ersten Lebensjahre machen, aber auch 
Schlafende. Ferner ist die Disharmonie in der Erscheinung der 
Schlafenden ein charakteristischer Zug, ebenso die Neigung zu Beuge¬ 
stellungen. Dem gegenüber steht das Becken, meist gegen Ende 
des Schlafes, eine Opposition der Streck- gegen die Beugemuskeln. 
Aeufsere Reize rufen zwar Reactionen hervor, aber es sind nicht 
etwa complicirte, auf die Abwehr des Reizes direct geriohtete 
Handlungen. 

III. Photographien des Beinkünstlers Untf.rthan. 

J. Sander. 


F. Klag und J. Koreck, Ueber die Aufgaben der LtEBERKüHü’schen 
Drüsen im Dickdarm, du Bois-Reymond’s Arch. 1883, S. 463. 

An Hunden wurde nach Eröffnung der Bauchhöhle der Dick¬ 
darm in einer Entfernung von 6—10 Ctm. vom Dünndarm durch¬ 
schnitten und beide Enden getrennt in die Bauchwunde eingeheilt. 
Die operirten Hunde — nur „Wolfshunde“ — überstanden die 
Operation, hatten somit einen Anus praeternaturalis und konnten in 
gewöhnlicher Weise ernährt werden; andererseits stand den Vff.’n 
der vom Dünndarm abgelöste untere Teil des Dickdarms zu Ver¬ 
suchen zu Gebot. Fibrin und Stärkemehl, welche — in Füllsäckchen 
eingeschlossen — in den Dickdarm eingeführt wurden, zeigten keine 
entschiedene Gewichtsabnahme, sodass dadurch eine verdauende 
Wirkung des Dickdarms ausgeschlossen erscheint. Ein eigentliches 
Secret der Dickdarmschleimhaut konnten die Vff. auch durch Pilo- 
carpin-Injection nicht erzielen; der Inhalt des Dickdarms bildete 
vielmehr, wie sich nach dem Töten der Tiere zeigte, eine wasser- 
helle, geruchlose, dick gelatinöse klebrige Masse von neutraler 
Reaction in der Menge von 4—10 Grm. Die sulzige Masse wurde 
vom Wasser zum größten Teil nicht gelöst, nach längerer Digestion 
damit ließ sich im Wasser Eiweiß und Mucin nachweisen. Eine 
verdauende Einwirkung dieser Masse auf Fibrin oder Amylum 
konnte nicht constatirt werden, ebensowenig wirkte sie auf Oel 
emulgirend. Dem Dickdarm kommt somit nach Vff. lediglich eine 
resorbirende Wirkung zu, die sich auch durch einen besonders darauf 
gerichteten Versuch für Fett nachweisen ließ: nach Fütterung mit 
Milch und Olivenöl zeigten sich die protoplasraatischen Cylinder- 
zellen der Dickdarmdrüsen mit Fett angefüllt. Die LiEBERKÖHN’schen 
Drüsen lassen die Vff. überhaupt nicht als Drüsen gelten, halten 
sie vielmehr für Einstülpungen der Schleimhaut, welche zur Ver¬ 
größerung der resorbirenden Oberfläche dienen. E. S&lkowski. 


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No. 17. Bögehold, Verletzungen d. Duct. thor. - Riegel, Herzhypertrophie. 297 

E. Boegehold, Ueber die Verletzungen des Ductus thoracicus. Arch. 
f. klin. Chir. XXIX. S. 442. 

Im März 1880 assistirte Vf. dem verstorbenen Wilms bei einer 
Exstirpation eines faustgrofsen Carcinoma der linken Halsseite, in 
deren Verlaufe bei Ausschaben einiger verdächtiger Stellen in der 
Nähe des Zusammenflusses der V. jug. comm. sin. und V. subclav. 
sin. sich plötzlich ein ca. Strohhalm dicker Strahl weifslicher Flüssig¬ 
keit mit dem ziemlich reichlich fliefsenden Blute mischte. Durch 
Tamponade mit Salicyl-Watte stand sowohl dieser Flüssigkeitserguss, 
als auch die Blutung und erfolgte die Heilung per granulationem 
ohne Zwischenfall. Aus der Localität der Verletzung und der 
weilsen Farbe der ausströmenden Flüssigkeit folgert Vf., dass es 
sich nur um eine Verwundung des Milchbrustganges oder wenig¬ 
stens eines sehr starken Astes desselben gehandelt. Aus einer Zu¬ 
sammenstellung der bisher veröffentlichten Fälle von Compression, 
Zerreissung oder Verwundung des Milchbrustganges, sowie aus einer 
Reihe eigener, vornehmlich an Hunden angestellter Versuche 
kommt Vf. zu dem ferneren Schluss, dass namentlich in Anbetracht 
der zahlreichen Anomalien des Duct. thorac. eine Verletzung dieses 
ohne lebensgefährliche Mitbeteiligung anderer Organe sehr wohl 
möglich ist, und dass eben diese Verletzung für den Fortbestand 
des Lebens nicht absolut hinderlich erscheint. Bereits durch Sclmidt- 
Mühlhkim publicirte Tier-Experimente haben dargetan, dass, wenn 
unter antiseptischen Cautelen Wund-Complicationen fern gehalten 
sind, sich sehr schnell Collateralbahnen zu entwickeln vermögen. 
Doch drohen dem Kranken mit Verletzung des Duct. thorac., wenn 
keine Verstopfung eintritt, zwei andere Gefahren, nämlich die Com¬ 
pression der Lungen und des Herzens durch den ausflieftenden Chylus 
und Inanition durch den Säfteverlust. Die Therapie der qu. Ver¬ 
letzung hat daher in Punction der Pleura Behufs Abwendung der 
Erstickungsgefahr und Darreichung von sehr kräftiger Nahrung bei 
Läsion des Duct. thorac. innerhalb seines Verlaufes in der Brusthöhle 
zu bestehen. Ist diese Läsion in seinem Halsteil resp. bei oberfläch¬ 
lichem Verlauf desselben und 6peciell in der Nähe seiner Einmün¬ 
dungsstelle in die Venen erfolgt, so genügt die Tamponnade um¬ 
somehr, als die Vis a tergo im Strome des Milchbrustganges stets 
eine mehr oder weniger geringe ist. P. Güterbock. 


F. Riegel, Ueber die Veränderungen des Herzens und des Gefäfe- 
systems bei acuter Nephritis. Ztschr. f. klin. Ued. VII. S. 260. 

R. hat schon früher darauf aufmerksam gemacht, dass bereits 
im Beginne der acuten Nephritis eine auffällige Erhöhung des 
arteriellen Druckes beobachtet werden können; ebenso wies Galabin 
vom klinischen Standpunkte aus auf das Vorkommen von Herzhyper¬ 
trophie bei Epithelialnephritis hin. Friroländku hat dann anatomisch 
nachgewiesen, dass bei der Nephritis scarlatinosa eine erhebliche 
excentrische Hypertrophie des Herzens, entweder beiderseits gleich- 
mäfsig oder meist links stärker als rechts, einen regelmäftigen Be- 


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298 


Bkck, Hirntumoren. 


No. 17. 


fand darstellen. Vf. hat nun eine grofse Anzahl von Scharlach¬ 
kranken von Anfang der Erkrankung an mit Beziehuug auf diese 
Verhältnisse untersucht und ist zu folgenden Resultaten gelangt: 
Fast in allen Fällen von Scharlachnephritis sind schon im Beginne, 
beinahe gleichzeitig mit dem Auftreten der Albuminurie, die Zeichen 
erhöhter Spannung des arteriellen Gefäßsystems nachweisbar, die in 
ausgeprägten Graden stets mit Verlangsamung der Herztätigkeit, 
häufig zugleich mit leichter Irregularität der letzteren einhergeht 
Mit der Abnahme der Nephritis nimmt die Druckerhöhung ab, die 
Pulsfrequenz zu. Eine klinisch nachweisbare Herzvergröfserung (in 
vielen Fällen lediglich auf Dilatation beruhend) ist als secundäre 
Folge der Druckerhöhung nnzusehen; sie findet sich nur bei sehr 
hohen Graden der letzteren, und zwar erst, nachdem der Druck 
einige Zeit hindurch erhöht war. Aehnlich sind die Verhältnisse bei 
anderen acuten Nephritiden, auch Erwachsener. — R. meint, dass 
die Schwere der acuten Nephritis sich viel sicherer aus dem Grade 
der Erhöhung der Gefäfsspannung, als aus der Menge des ausge¬ 
schiedenen Eiweißes beurteilen lasse. Perl. 


B. Beck, Zur Casuistik der Hirntumoren. Vikchow’s Arch. XCIV. 3. 

1) Ein Rekrut zeigte zunächst Unsicherheit beim Gehen, Schling¬ 
beschwerden, anarthrische Sprachstörungen, Abnahme der Sehschärfe, 
Unregelmäfsigkeiten in der Urinexcretion. Kein Trauma, keine Lues. 
Weiterhin trat hinzu vollkommene linksseitige Anaesthesie (Schleim¬ 
häute des Kopfes mit einbegriffen), Geschmacksempfindung links 
wesentlich herabgesetzt, Geruchssinn links erhalten. Rechte Pupille 
enger, als die linke, rechtsseitige Abducenslähmung, kein ausge¬ 
sprochener ophthalmoskopischer Befund; später rechtsseitige Ptosis, 
bedeutende Amblyopie (ohne ophthalmoskopischen Befand). — Pa¬ 
rese der linken Extremitäten, später auch des rechten Armes; hef¬ 
tige Stirn-Hinterhauptskopfschmerzen und öfteres spontanes Erbrechen: 
linksseitige Herabsetzung der Hauttemperatur. Apathie, Schlafsucht, 
dann und wann plötzliche erhebliche Temperatursteigerung. Die Ob- 
duction ergab: Hirnwindungen verstrichen, Seitenventrikel erweitert. 
Eine npfelgrofse Geschwulst (Myxogliom) nahm den ganzen Pons 
ein; nach vorn reichte sie bis an die Hirnschenkel, hob die Vierhügel 
mit deren Fortsätzen in die Höhe und erstreckte sich bis in die 
Med. obl. hinein. In der Substanz des rechten Sehhögels eine 
zweite kleinere Geschwulst (Glioma verum medulläre). 

2) Bei einem zweiten Soldaten bestanden eigentümliche Anfälle 
von Schwindel, Schwächegefühl und Neigung, Kopf und Rumpf 
plötzlich nach vorn zu bringen: Dabei linksseitige Oculomotorius¬ 
lähmung (Bewegungen nach oben und unten noch nicht ganz auf¬ 
gehoben), linke Pupille weiter als die rechte, auf Licht nicht reagi- 
rend. Rechtsseitige Hemiplegie, schwere, unverständliche Sprache, 
zeitweilig auch rechtsseitige Ptosis, welche, wie die übrigen Erschei¬ 
nungen, eich temporär besserte. — Schliefslich trat der Tod ein. 
Ausdehnung aller Ventrikel: im linken Hirnschenkel ein etwa 2 Ctm. 
im Durchmesser haltender, derber Tumor (Rundzellensarkom), bis zu 


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Ko.17. 


Kaposi, Hauterkrankangen bei Diabetikern. 


299 


den grofsen Ganglien reichend. Der linke N. oculom. platt ge¬ 
drückt, der N. trochl. sin. verschoben, die VierhDgel abgeflacht, 
pajnerdOnn. 

In einem dritten Falle hatte ein 30jähriger Mann früher an 
Syphilis, Jahre danach an den heftigsten Kopfschmerzen gelitten und 
dabei vollkommenen Verlust des Geruchssinnes, sp&ter psychische 
Anomalien (Gemütsverstimmung, Schwachsinn) gezeigt. (Siehe die 
•dir ausführliche Krankengeschichte im Orig.) Bei der Obduction 
fand man im Inneren des Schädeldaches in der Nähe der Nähte 
reichliche osteophytische Wucherungen. Beiderseits über den zu- 
«ammenged rückten Hirnwindungen die gleichsam aus verschiedenen 
(neugebildeten) Lagen bestehende Dura, an deren Innenfläche sich 
gröbere und kleinere, flächenartig ausgebreitete, mit dunklem Blut 
gefüllte Hohlräume befinden. Verwachsungen der Dura mit den 
nnter ihr liegenden Häuten und der Hirnoberfläche an verschiedenen 
Stellen. Cs handelte sich also um ein Hsematoma durae matris syphi¬ 
litischen Ursprungs. Bernhardt. 

Kaposi, Ueber besondere Formen von Hauterkrankung bei Dia¬ 
betikern — Dermatosis diabetica. Wiener med. Wochenscbr. 1884, 
Ko. 1—4. 

Eine 51jährige Frau -hatte an ihrem linken Unterschenkel drei 
gangraenöse Herde von rundlich-dreieckiger Form mit nach der 
einen Seite concav-, nach der entgegengesetzten convex-randiger 
Begrenzung. Der kleinste war kaum über taler-, ein zweiter zwei- 
taler- und der gröfste über flachhandgrofs. Zwischen diesen Herden 
fanden sich unregelmäßig zerstreut 15—20 erbsen- bis bohnengrofse 
ziemlich pralle rundliche und längliche Blasen von molkig-trübem 
Inhalte. An 2—3 Blasen fehlte die Epidermis und sah man den 
Grund als gelblich-weifse Verschorfung der Lederhaut. Auch die 
gangrsenösen Herde hatten unter Bildung von Blasen begonnen. 
Unter der Blasendecke war Verschorfung eingetreten. Sodann hat 
anfangs ringsum, bald aber nur in einem vom vorderen Centrum 
nach außen gerichteten Teile der Peripherie fortschreitende Blasen¬ 
bildung und Gangrsenescenz stattgefunden, während in jenem Centrum 
die nekrotische Partie eich abstiefs und von dem gesunden sub- 
cutanen Gewebe sich Granulatiouen und teilweise Vernarbung ent¬ 
wickelte. K. bezeichnete daher den Zustand als Gangrana bullosa 
•erpiginosa und vermutete, dass derselbe in Folge von Diabetes 
entstanden sei. Die Untersuchung des Harns ergab einen Zucker¬ 
gehalt von 5,15 pCt. — Nachdem zunächst unter dem Gebrauch 
von Mühlbrunnen und entsprechender Diät eine Besserung ein¬ 
getreten war, verschlimmerte sich jedoch der Zustand bald wieder, 
es traten Brandherde auf und die Pat. ging unter den Erscheinungen 
des Collaps zu Grunde. 

Im Anschluss an diesen Fall bespricht K. die bei Diabetes 
vorkommenden pathologischen Zustände der Haut: es sind teils 
fianetionelle, teils nutritive Störungen, nämlich: 1) Asteatosis und 
Anhidrosis der Haut. 2) Pruritus cutaneus. 3) Urticaria chronica. 


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300 Kammeukb, Gonorrhoische Gelenkentzündung. No. 17. 

4) Akne cachecticorum. 5) Roseola und erythemarüge Fl Achen, 
welche nach Marchal hk Cai.vi die Krankheit durch mehrere Jahre 
begleiten können, bevor es zur Entzündung kommt. 6) Ekzema, 
welches in Folge Benetzung durch den zuckerhaltigen Harn ent¬ 
steht und dem entsprechend die Genitalien und deren Umgegend 
betrifft. Bisweilen ist unter dem raacerirenden und irritirenden Ein¬ 
fluss des zuckerhaltigen Harnes die Haut zu intensiverer Entzündung 
geneigt. Es kommt zu diffuser phlegmonöser Entzündung und Gan¬ 
grän oder zu circumscripter Abscessbildung und Furunculosis an 
den Genitalien und deren Umgebung. Doch möchte Kaposi für diese 
Dinge die diabetische Blutmischung verantwortlich machen, nament¬ 
lich in jenen Fällen, wo die Phlegmone weit über den Bereich der 
vom Harn direct getroffenen Hautpartieen hinausgreift. 7) Parony¬ 
chie diabetica. K. hat dieselbe öfter an den Zehen gesehen. 8) Fu¬ 
runculosis und Anthrax. 9) Gangraen. Als charakteristisch für die 
diabetische Gangraen betrachtet K. das disseminirte Auftreten, die 
Unabhängigkeit von der äufsersten Peripherie, die Beschränknng auf 
die allgemeine Decke, das serpiginöse Fortschreiten mit nachfolgen¬ 
der Reparation und endlich die Entwickelung aus entzündlichen 
Formen, Quaddeln oder Blasen auf normal entwickelter Haut. Als 
Ursache für diese Processe betrachtet. K. den Zuckergehalt der Ge¬ 
webe: ihrem Wesen nach aber charakterisiren sie sich als Entzün¬ 
dung mit Ausgang in Gewebsnekrose und mit sehr geringer Ten¬ 
denz zur entzündlichen Gewebsproduction. 10) Schliefelich schildert 
er noch einen Fall von Papillomatosis bei einem Diabeüker. 

Lewinski. 


Kämmerer, Ueber gonorrhoische Gelenkentzündung. Cbl. f. Chir. 

1884, No. 4. 

1) Ein 32jähriger Müller, dem wegen Zermalmung der Weich¬ 
teile des Unterschenkels mit Fractur beider Knochen eine Ober¬ 
schenkelamputation gemacht wurde, zeigte in den nächsten Tagen 
hohes Fieber, obwohl die Wunde gut aussah. Es gesellten sich 
hierzu Schmerzen im rechten Kniegelenk, woselbst sich ein geringer 
Erguss, aber grofse Schmerzhaftigkeit bei der Palpation fand. Als 
das Gelenk stärker anschwoll, wurde durch eine Punction Eiter 
entleert. In diesem Eiter konnten Gonokokken, wenn auch nicht 
sehr reichlich, nachgewiesen werden. Als später die Temperatur 
wieder anstieg und das Gelenk wieder schmerzhaft wurde, wurde 
dasselbe 17 Tage nach der Punction incidirt, drainirt und antiseptisch 
verbunden. In diesem Eiter waren keine Mikroorganismen nach¬ 
weisbar. Eine Untersuchung der Harnröhre ergab das Vorhandensein 
eines spärlichen Ausflusses. 

2) Eine 22jährige Köchin bekam angeblich nach einem Schlage 
gegen die Vorderfläche des rechten Kniegelenks einen Erguss in 
diesem^bei grofser Schmerzhaftigkeit. Der durch Punction au dem 
Gelenk' entleerte Eiter enthielt keine Gonokokken; dagegen liefs 
sich ein specifischer Fluor' albus' nachweisen. Vf. glaubt, dass auch 
diese Gelenkentzündung gonorrhoischer Natur sei. Er ist der 


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Ro.17. Schröder, Hydrochinon. — Ringer u. W. Murrkll, Wirkung 301 

Ifeinung, dass das Trauma dabei als Gelegenheitsursache gewirkt 
kabe. Wenn aber hier keine Gonokokken im Eiter gefunden 
wurden, so liegt das, wie K. annimmt, daran, dass die Tripper- 
bkken in dem Exsudate der gonorrhoischen Gelenkentzündung 
sehr bald zu Grunde gehen und dann nicht mehr oder vielleicht 
nur noch in dem Gewebe der Synovialis gefunden werden können. — 
Schliefslich erinnert K. daran, dass die gewöhnliche Annahme, als 
ob die gonorrhoischen GelenkentzOndungen nur seröser Natur seien, 
nicht richtig ist, sondern dass sie, wie die beiden Fälle beweisen 
and wie auch König annimmt, sich häufig als Gelenk-Empyeme 
darstellen. Lewinski. 


A. Sehröder, Ueber Hydrochinon als Antipyreticum. Diss. Berlin. 

1883, 33 Stn. 

Nach den an der Stettiner Kinderheilanstalt unter Stkefkn 
gemachten Beobachtungen bewirkt Hydrochinon bei Typhus abdo¬ 
minalis eine Herabsetzung der Temperatur, die in den 3 mitgeteilten 
Flllen fast nie unter 1°, meist 2° und darüber, sogar über 3° 
betrug; jedoch ist die Dauer derselben eine kurze, nur in den 
günstigsten Fällen über 3 Stunden. Auch die Pulsfrequenz wird 
erheblich herabgesetzt. Weniger leistete es bei Scharlach (3 Fälle), 
indem sowohl der temperaturherabsetzende, als der pulsverlang- 
stmende Effect ein geringerer war, als beim Typhus. — Bei acuten 
fieberhaften Lungenaffectionen (Bronchitis und Pneumonie) erwies 
rieh die temperaturerniedrigende Wirkung prompt, ausgiebig und 
auf längere Zeit anhaltend. Gleichfalls günstig wurde die Tempe¬ 
ratur bei Phthisis pulmonum beeinflusst. 

Bei einem tötlichen Masernfall wurde die nach Anwendung 
eines kalten Bades erniedrigte Pulsfrequenz durch Hydrochinon 
nicht unerheblich gesteigert und der durch Herzparalyse erfolgte 
Tod lässt S. , entgegen der Behauptung Skikkkt’s, dass drohende 
Herzparalyse das Mittel nicht contraindicire, in einem solchen Falle 
rar Vorsicht raten. 

Hiernach ist das Mittel für die angeführten acut fieberhaften 
Krankheiten als ein recht brauchbares Antipyreticum anzusehen. — 
Bei 2 Fällen von Intermittens tertiana erzielte S. durch 3 malige 
Verabfolgung von 1,0 Hydrochinon Heilung; in einem dritten Falle 
blieben die Anfälle schon nach dem ersten Gramm aus. 

Langgaard. 


Sydney Ringer und William Murreil, On nitrite of sodium as 
a toxic agent. Lancet. 1883, II. 18. 

Die Beobachtungen von R. u. M. über die Wirkung des salpetrig- 
sauren Natron (Natrium uitrosum) bestätigen die Angaben anderer For¬ 
scher, namentlich die von Binz und Bai<th, nach welchen die salpetrig- 
ssuren Salze schon in verhältnissmäfsig kleinen Dosen sowohl für 
Warmblüter, als auch für Kaltblüter ein heftiges Gift sind. Bei Katzen 
gcnfigt ungefähr 1 Gran (0,06) pro Pfund Katze, subcutan injicirt, 
■n nach Verlauf von 15 Minuten keuchende, beschleunigte Respira- 


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302 d. salpetrigs. Natrons. - Fübim u. Spallita. - Hammrrbacher. No. 17. 

tion, dunkelbläuliche Färbung der Schleimhäute, grofse Muskel¬ 
schwäche, Verminderung der Sensibilität und Reflexerregbarkeit, 
darauf gänzlichen Verlust der Motilität, Convulsionen und 20 bis 
30 Minuten nach der Injection den Tod herbeizuführen. Bei der 
unmittelbar nach erfolgtem Tode vorgenommenen Section zeigte sich 
das Blut schon dunkel, die Lunge chocoladefarben, gefleckt, die 
Leber gleichfalls sehr dunkel; der linke Herzventrikel war contrahirt, 
der rechte mit Blut gefüllt, der Herzmuskel selbst durch die stärk¬ 
sten Inductionsstrüme unerregbar; die Körpermusculatur war blass 
und verlor schnell ihre Erregbarkeit. 

Von besonderem Interesse sind die klinischen Beobachtungen, 
welche zur gröfsten Vorsicht in der Dosirung des Mittels mahnen. 
Schon eine einmalige Dosis von 10 Gran (0,6) ruft bei Erwachsenen nach 
wenigen Minuten die heftigsten Intoxicationserscheinungen hervor, 
bestehend in grofser Schwäche, Muskelzittern, blauer Färbung der 
Lippen, Uebelkeit, zuweilen Erbrechen, Schwindel, furchtbarem 
Kopfschmerz, starker Schweifssecretion. Nach 5 Gran (0,3) waren die 
Symptome zwar schwächer, aber doch noch so ausgesprochen, dass 
die Vff. sich genötigt sahen, die Dosis bei weiteren Versuchen auf 3 Gran 
(0,15) herabzusetzen; jedoch erzeugte auch diese noch bei einzelnen 
Individuen cyanotische Färbung, Schwindel und Kopfschmerz. Be¬ 
sonders empfindlich schienen Frauen gegen das Mittel zu sein. Nach 
diesen Erfahrungen sind die Vff. der Ansicht, dass in den Fällen, 
wo bei Epilepsie, Angina pectoris Dosen von 20 Gran (1,2) 3 mal täglich 
während 2—3 Monate ohne Schaden gegeben wurden, es sich um 
ein unreines, der Hauptmenge nach aus Natronsalpeter bestehendes 
Präparat gehandelt hat. Da die jetzt im Handel vorkommenden Prä¬ 
parate fast reines salpetrigsaures Natrium sind, so warnen die Vff. 
vor Anwendung so grofser Dosen, die sicher verderblich wirken 
würden. L&ngg&rd. 


Fubini e Spallita, Influenza degli eccitamenti termici sopra i mo- 
vimenti dei cuori linfatici nei batraci. Giorn. della R. Accademia di 
Med. di Torino. 1883, Aagust. 

Die Versuche sind an Rana esculenta nnd Bufo vulgaris angestellt worden. Als 
Resultat hat sich ergeben, dass ein Wärmereiz von 20—60° C., auf das Rückenmark 
applicirt, gröfsere Frequenz der Bewegungen der Lymphherzen hervorruft, während 
Kälte (bis zu — 4 0 C. angewendet) dieselbe herabsetzt. j. Sander. 


Hammerbacher, Zur Physiologie der Oxalsäure. Pklügkr’s Arch. 
XXXIII. S. 89. 

Durch Versuche an Hunden, die gleichmäfsig gefüttert wurden, hat H. fest¬ 
gestellt, dass bei Zusatz von Natr. bicarb. (10—24 Qrm. täglich) zur Nahrung die 
Oxalsäureausscheidung durch den Harn (4—9 Mgrm. pro Tag und 100 Kgrm. Körper¬ 
gewicht) regelmäßig an Mengen zunimmt, in maximo bis auf das 40fache der Norm. 
Nach Aussetzen des Natr. bicarb. fällt die Oxalsäureausscheidung mehr oder weniger 
rasch, der Schnelligkeit der vollständigen Ausscheidung des Salzes aus dem Körper 
entsprechend, zur Norm herab. Reichliche Zufuhr von Fett war ohne Einfluss auf 
die Oxalsäureausscheidung. Auch ein Zusammenhang zwischen der Oxalsäure und 
Harnsäure konnte nicht nachgewiesen werden: bei Zusatz von Natr. bicarb. fiel, wäh¬ 
rend die Oxalsäure im Harn anstieg, die Harnsäureausscheidung von 0,245 Gros, auf 


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No. 17. Griffini u. Trombetta. - Raynal. - Semon; Schaffer. - Pbl. 303 


0,13 Grm., ein anderes Mal stieg sie Ton 0,039 Grm. in der Norm auf 0,096 Grm. 
Zusatz Ton 1—3 Grm. Harnsäure zum Tagesfutter beeinflusste die Gröbe der Oxal- 
säureausseheidung nicht im mindesten. j. Munk. 


Griffini e Trombetta, Condro-Carcinoma primitivo della ghiandola 
sottomascellare. Atti degla R. Accademia delle scienze di Torino, 
1883, xvm. 

Primäre bösartige Tumoren der Glandula submaxillaris sind sehr selten; der hier 
beschriebene Fall ist der erste bis jetzt beschriebene eines Chondro - Carcinoms. Vff. 
geben die Krankengeschichte und eine genaue Beschreibung des Tumors, die den ge¬ 
wählten Namen rechtfertigt; die carcinösen Teile überwiegen die knorpligen. Die 
secundären Knoten iu der Pleura etc. sind entstanden, indem die carcinösep Zellen 
durch die Lymphgefäfse, die chondromatösen durch die Blutgefäfse transportirt worden 
sind. Die Geschwulst hat viel Aehnlichkeit mit den Chondro-Adenomen, denen die 
Bösartigkeit fehlt. _ J. Ssnder. 

E. Raynal, Cellulite pöritendineux du tendon d’Achille. Arch. gen. 
de Med. 1883, 12. 

Die schon früher von Folet hescbriehene und von R. in 3 Fällen beobachtete 
Entzündung des die Achillessehne begleitenden Bindegewebes führt nicht immer zur 
Eiterung und hat als charakteristisches Symptom, dass die beiden Gruben zur Seite 
der Sohlen hinter den Knöcheln schmerzhaft und verstrichen sind. Zu bemerken ist, 
dass das ergriffene lockere Gewebe in der Scheide des Tendo Achillis im Gegensatz zu 
dem Inhalte der anderen Sehnenscheiden keine Synovia führt; jene Sehne daher in 
ihren Bewegungen von der Lockerheit bezw. Dehnbarkeit dieses Zellgewebes abhängig ist. 

P. Güterbock. 


1) F. Semon, Ueber die Lähmung der einzelnen Fasergattungen 
des N. laryngeus inferior (recurrens). Berliner klin. Wochenschr. 1883, 
No. 46—49. — 2) Schäffer, Ein Beitrag zur Frage über die 
Lähmung der einzelnen Fasergattungen des N. laryngeus inferior. 
Das. 1884, No. 9. 

1) Du vk h b cg hatte in einer Dissertation, unter Zugrundelegung eines von Schhitzuer 
beobachteten Falles, die Behauptung aufgestellt, dass die S.*sche Ansicht, nach welcher 
bei organischer Erkrankung der Centren oder Stämme der motorischen Kehlkopfnerven 
im Anfang regelmäfsig eine isolirte Lähmung der die kehlkopferweiternden Muskeln 
▼ersorgenden Nervenfasern zu constatiren sei, als falsch zu betrachten sei. Gegen 
diesen Angriff ist die gegenwärtige Arbeit S.*s gerichtet, welche die DuvxNnr&’sche 
Annahme um so leichter zu widerlegen im Stande war, als S. den betreffenden 
ScHHiTZLER'schen Fall selbst gesehen hatte und denselben zu Gunsten seiner Annahme 
sehr leicht zu deuten im Stande war. Gleichzeitig benutzte Vf. diese Gelegenheit, um 
an der Hand von 57 zum Teil selbst beobachteten und zu mehr als einem Drittel 
durch die Obduction bestätigten Fällen von ein- und doppelseitiger Lähmung des M. 
crico-arytsenoideus posticus, noch einmal die Gültigkeit seiner obigen Annahme zu 
constatiren. 

2) Sch. bestätigt in dieser rein casuistischen Mitteilung Semoh’s Ansicht. (Bef. 
kann an der Hand von 5 doppelseitigen und 23 einseitigen Paralysen der M. crico- 
aryt. postici bei organischen Läsionen sich ebenfalls für Skmon’s Ansiebt entscheiden.) 

W. Lublinski. 


P. K. Pel, Zur Differentialdiagnose zwischen Pneumonie und Pleu¬ 
ritis, nebst Bemerkungen über den Wert der Probepunctionen. 
Ztschr. f. klin. Med. VII. S. 335. 

P. bespricht die bekannten Schwierigkeiten bei der Diagnose zwischen Pnenmonie 
und exsndativer Pleuritis und bei der Combination beider. Die für Lungen-Infiltration 
charakteristischen physikalischen Erscheinungen (Bronchialatmen, Broncbophonie, ver¬ 
stärkter Fremitus pectoralis) können fehlen wegen Verstopfung der zum infiltrirten 
Gebiete führenden Luftwege; auch kann, bei starrer Infiltration eines Lappens und 


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304 


Gerhardt. — Wälle. — Massalitinoff. 


No. 17. 


dadurch bedingter Volumenzunahme desselben, eine Compression der betreffenden 
Bronchialzweige stattfinden, falls die bereits erweiterte Brustwand nicht mehr nach* 
geben kann. Endlich kann auch die durch starke Verdickungen resp. Schwarten- 
bildung der Pleurablätter bedingte Abschwfichung des Pectoralfremitus die Diagnose 
einer pneumonischen Infiltration erschweren. — Seltener sind die Fälle, wo ein Pleura¬ 
erguss fälschlich zur Annahme einer Pneumonie führte, wie bei ausgebreiteter Ver¬ 
wachsung der relaxirten oder comprimirten Lunge an dor Wirbelsäule. Die Probe- 
punction ist nur bei positivem Resultate von Wert; ein negatives (wie es trotz bestehenden 
Ergusses, z.B. durch eine beim Einstechen sich verstopfende Canüle, oder durch Einstechen 
in eine Pleuraschwarte, oder durch zu dicke Consistenz des Eiters bedingt sein kann) 
lässt keine sicheren Schlussfolgerungen zu. Perl. 


C. Gerhardt, Ueber Intermittens-Impfungen. Ztschr. f. klin. Med. VII. 
S. 372. 

G. hat von 2 Kranken, die sich im Intermittensanfall befanden, Blut entnommen 
und davon eine PiuvAz’sche Spritze voll 2 gesunden Individuen subcutan injicirt In 
beiden Fällen wurde die Fieberursache übertragen, doch unterschied sich die so er¬ 
zeugte Intermittens, die übrigens mit Milztumor einherging, von der gewöhnlichen 
durch unrege]mäfsigeren Verlauf; erst nach einer Anzahl von Anfällen entwickelte sich 
am 12. resp. 25. Tage eine dem Fiebertypus der Impfquelle entsprechende, ziemlich 
regelmäfsige Quotidiana. Die Anfälle, die fast stets zur Stunde der Einimpfung ein¬ 
traten oder ihre Akme erreichten, mussten in einem Falle am 19., in dem anderen 
am 28. Tage wegen zu bedeutender Intensität durch Chinin beendet werden. Die In- 
cubationszeit war in beiden Fällen ungleich und wegen der anfangs vereinzelten Anfälle 
schwer zu bestimmen. PerL 

H. Wälle, Zwei neue Fälle von hereditärer Ataxie. Corresp.-Bl. f. 
Schweizer Aerzte 1884, No. 2. 

Die Eltern der beiden kranken Individuen (Söhne von 20 und 12 Jahren) waren 
selbst gesund. Die Mutter des Vaters war eine Zeit lang geisteskrank gewesen. Die 
beiden Kranken hatten noch 15 Geschwister; von diesen starbeu 7 jung; 5 Schwestern 
und 1 Bruder sind zur Zeit gesund. Das Leiden begann bei dem älteren im siebenten 
Lebensjahre mit schwankendem Gange; im Alter von 11 Jahren wurde die Sprache 
schwer. ZurZeit kann Pat nicht allein stehen oder gehen: hochgradige Ataxie der 
unteren Extremitäten; Atrophie der Unterschenkel, Pes cquinus, starke Dorsal¬ 
flexion beider grofsen Zehen. Kyphoskoliose, Nystagmus beim Fixiren, sonst 
gutes Sehvermögen, Pupillen gleich weit, gut reagirend; Schl uck vermögen intact, Sprache 
näselnd, schleppend, besonders für manche Consonanten schwer. Ataxie auch der 
oberen Extremitäten bei Augenschluss, Muskelsinn erhalten, Kniephsenomene 
beiderseits fehlend, Blasendarmfanction intact. Die Reflexe der Bauchhaut und des 
Hodens fehlen. 

Bei dem zweiten 12 jährigen Knaben begann die Krankheit schon im 4. Lebens¬ 
jahre; hier fehlen noch die Sprachstörungen, sonst finden sich im Wesentlichen die 
gleichen Symptome. L&ncinirende Schmerzen waren bei den Patienten nicht auf¬ 
getreten. _ Bernhardt. 


Massalitinoff, Du Forceps droit aux branches paralleles. Ann. de 
Gyn. 1884, 1. 

M. berichtet über einen von Lazarewitsch neu constrnirten und in 3 Fällen von 
engem Becken angewandten Forceps. Derselbe hat keine Beckenkrümmnng, welcher 
Umstand ihn besonders für den hochstehenden Kopf geeignet macht Der Schluss der 
Zange geschieht nicht vermittelst eines Schlosses, wie bei der NjBGKLK*schen Zange, 
sondern vermittelst einer Schraube, welche sich an einem Griffe befindet und an 
welchen der andere Griff angescbraubt wird. Auf diese Weise kann man die Löffel 
nach Bedürfnis weiter oder enger stellen und wird eine zu grofse Compression des 
Kopfes vermieden. _ a. Martin. 

Druckfehleri S. 270 Z. 5 u. 7 von oben lies: Ballsns statt Bulbus. 

Verlag von August Hirschwald ln Berlin. — Druck von L. Schumacher iu Berlin. 


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WAtifTlrh trvebtintn 
1-1 Bogen; am Schlots« 
tu Mrp&gs Titel, Na- 
m« oad Baduifiitir. 


Centralblatt 

für die 


Preis des Jahrganges 
20 Mark; xu beziehen 
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medicinischen Wissenschaften« 


Redigirt von 

Pro! Dr. H. Kroneoker, and Profi Dr. H. Senator, 

Berlin (NW.), Darotheenstr. 86. Berlin (NW.), Baahofrtr. 7 (am Hegelplatx). 


1884. *• m»i. No. 18. 


Pbtri, Kairin bei Phthisikern and Nachweis einer Aetherschwefelsäure 
m Harn (Orig.-Mitt). 

L. Fillner, Bewegung»- and Hemmungsnerven des Rectam. — Vbjas, Be¬ 
ratung der interrertebralen Ganglien. — Dosing, Entwickelung des Hühner-Embryo 
h i beschränktem Gaswechsel. — Mbissl und Strormbr, Bildung von Fett aus 
Kohlehydrates. — 0. Israel, Cultivirbarkeit des Aktinomyces. — G. Hruck, 
Xstdarmkrebse. — E. Franrbl, Experimentelle Erzeugung von Othsematom. — 
Eisberg, Angiom im Kehlkopf. — Auprbcht, Herzhypertrophie; Lebercirrhose; 
sröficielie Nephritis; Tuberkelbacillen; diphtherische Krankheiten; perniciöse Anämie; 
Pleuraexsudate. — T bomben, Sensorische Störungen bei Epileptischen und Geistes¬ 
krankes. 

R. N icolaides, Teilung der Mnskelkerne. — Stb i ne r , Fortpflanzungsgeschwin¬ 
digkeit dar Stromesschwankung im erwärmten Nerven. — Hammbrbachbr, Bildung 
Aetherschwefelsäuren. — Lücas, Nieren-Exstirpation. — Yoltolini, Tuberkel- 
Willen im Ohr. — Tob lg und N biss er, Tötlicher katarrhalisches Icterus. — 
Rosesbach, Der Bacillus der Osteomyelitis ein Eiterpilz. — A. Wirbb, Hypnotismus 
tb Heilmittel. — Hadir, Symmetrische HautafFection bei rheumatischer Nephritis.— 
B. Auerbach, Anorganische Fäulnisskrystalle in Leichen. 


Kairin bei Phthise, sowie Aber den Nachweis einer danach 
im Harn auftretenden Aetherschwefelsänre. 

Mitteilung aus der Heilanstalt des Dr. Brkhmkr in Görbersdorf. 

Von Dr. Petri. 

Die Erfahrungen, welche wir über die Behandlung phthisischen 
Fiebers mit Kairin in unserer Heilanstalt gemacht haben, sind zum 
grofsen Teil puhlicirt in einer letzthin erschienenen Arbeit des 
Collegen Sobgius*). Einige weitere Fälle von Kairinbehandlung 
haben diese schon früher gewonnenen Resultate nur bestätigt. Es 
gelingt hei genügender Sorgfalt und richtiger Individualisirung fast 
stets, das Fieber nicht zum Durchbruch kommen zu lassen. Die 
Einzeldosis schwankt zwischen 0,2 und 0,5. Mehr anzuwenden, ist 
aisslich. Meist genügt 0,25. Diese Dosis wird während der Fieber- 


*) 8okgius: „lieber die Anwendung des Eairins bei Lnngenphthise. 
kfin. Wochensehr. 1884, No. 12. 


Berliner 


XXII. Jahrgang. 

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306 


Pktri, Kairin bei Phthisikern etc. 


No. 18. 


zeit, sowie 1—2 Stunden vor- und nachher mit penibler Sorgfalt 
in V 2 — 3 / 4 8t0ndigem Intervall gereicht. Die neue Dosis muss ge¬ 
nommen werden, bevor die Wirkung der alten erloschen. Vor und 
nach den Mahlzeiten sind für den Zeitraum von einer halben bis 
1 Stunde die Intervalle auf V*— V 2 Stunde abzukQrzen und in 
einigen Fällen die Dosen um ein Geringes zu erhöhen. Unsere 
Tagesdosen schwankten von 3—9 Grm. In einem Falle gaben wir 
sogar innerhalb 24 Stunden 11 Grm. Alle diese Verhältnisse 
müssen für den Einzelfall ausprobirt werden, bevor man dem 
Patienten ein Schema oder vielmehr eine Richtschnur für seine 
Kairinmedication geben kann. 

Bei schweren Fällen mit hohen Temperaturen ohne nennens¬ 
werte Remissionen im Verlaufe des 24stündigen Turnus ist die 
Kairinbehandlung deshalb misslich, weil sofort nach dem Aussetzen 
des Mittels, also z. B. nach Mitternacht, behufs Erzielung einiger 
Schlafstunden, die bisher zurückgehaltene Temperatur über die ihr 
sonst zukommende Höhe steigt und dem Patienten das Schlafen 
unmöglich macht. Solche Fälle sind auch wegen der meist schon 
vorhandenen Inanition auszuschliefsen. Bei Fällen mit mehrstün¬ 
digem fieberfreien Intervall hingegen kann Kairin unter Umständen 
ganz brauchbar sein, obwohl eine Einwirkung auf den phthisischen 
Process selbst bisher von uns nicht constatirt werden konnte. Die 
Brauchbarkeit des Mittels ist vielmehr zu erblicken in der Tatsache, 
dass dem Kranken ermöglicht wird, länger draufsen zu sein. Die 
unangenehmen Nebenwirkungen des profusen Schweifses, starken 
Frostes und subnormaler Temperaturen können bei umsichtiger 
Medication meist vermieden werden. Das Kribbeln in der Nase 
steigerte sich nur in einem Falle zu wirklichem Stirnkopfschmerz, 
dem durch Nachtrinken von Citronenlimonade abgeholfen werden 
konnte. In diesem Falle trat aber auch zuweilen leichtes Nasen¬ 
bluten auf. 

Das Kairin erleidet bei seiner Passage durch den menschlichen 
Körper eine Veränderung. Die eingegebene Substanz ist salzsaures 
Oxychinolinaethylhydrür. Dasselbe wird, wie ich in Gemeinschaft 
mit Hrn. Lkhmann gefunden habe, im Urin ausgeschieden als ein 
setherschwefelsaures Salz. Wegen des im Kairin vorhandenen Phenol¬ 
restes war dieser Befund im Voraus zu erwarten. Die Gegen¬ 
wart dieser Aetherschwefelsäure im Kairinharn ist durch 
eine höchst charakteristische, schöne Reaction für Jeden 
leicht nachweisbar. Nach Ansäuren mit etwas Essigsäure 
wird der Probe eine nicht zu concentrirte Chlorkalk¬ 
lösung (höchstens lOprocentig) vorsiohtig tropfenweise 
zugegeben und umgeschüttelt. Es entsteht nach der aus- 
zuprobirenden Tropfenmenge eine prachtvoll fuchsinrote 
Färbung der Flüssigkeit mit intensiv rotem Schüttel¬ 
schaum. Die Färbung hält sich ungefähr eine halbe Stunde, dann 
blasst sie langsam ab. Fügt man zu wenig Chlorkalk zu, so er¬ 
scheint eie nicht (die an der Einfallstelle der ersten Tropfen ent¬ 
standene Rötung verschwindet beim Umschütteln wieder). Bei 


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Hol 8. Fellner, Bewegungs- and Hemmungsnerven des Rectum. 307 

nmel Chlorkalk wird die Flüssigkeit unter Gasentwickelung sofort 
farblos. Der entstandene rote Farbstoff hat ein charakteristisches 
Spectrum mit einem Absorptionsbande zwischen D */ 2 , E und F. 

Diese Reaction gehört der aus dem Kairin entstandenen Aether- 
rehwefelsäure an und erfordert die Gegenwart freier Säure. Die 
Probe ist äuteerst empfindlich und können minimale Spuren der 
Siare damit nachgewiesen werden. Der Bildung unserer Säure 
entspricht ferner die Tatsache, dass im Eairinharn die so¬ 
genannte präformirte Schwefelsäure auf ein Minimum re- 
dncirt erscheint. Nach dem Kochen des Harns mit Salzsäure 
ist die Aethersäure zersetzt. Die entstandene Schwefelsäure ist 
nun mit Chlorbaryum fällbar, die schöne rote Reaction gelingt nicht 
mehr. Die Aethersäure ist recht haltbar. Erst mehrstündiges Kochen 
mit Salzsäure spaltet ihr alle Schwefelsäure ab. Durch die ammo- 
niakalische Harngärung wird sie nicht zerstört. 

Kairin selbst giebt mit Chlorkalk und Essigsäure weder allein, 
noeh in Gegenwart der sonstigen Harnbestandteile diese schöne 
Reaction, sondern ein ganz anderes Rot, das nach kurzem Stehen 
tiefdankelbraun wird, mit schwach violettem Schimmer. 

Weitere Daten über die Aethersäure, sowie über den Kairin- 
hara gedenken wir binnen Kurzem in einer Fachzeitschrift zu 
publidren. 

Görbersdorf, den 20. April 1884. 


L. Fellner, Die Bewegungs- und Hemmungsnerven des Rectums. 

Wiener med. Jabrb. 1883, 4 Curventafeln. (Aus dem Laboratorium d. Prof. 

t. Basch.) 

1) Die Reizung beider Nervi erigentes, auch die Reizung nur 
ein« derselben, brachte das Rectum stets zur Verkürzung; es traten 
dabei nur die Längsmuskelfasern in Action. Dies geschieht auch 
bei Curarisirung der Tiere. Die Aufzeichnung der Contractions- 
gröfsen wurde durch Flüssigkeit vermittelt, die einen federnden Hebel 
bewegte: derart, dass schon im Zustand der Ruhe der Hebel auf 
die Kapsel drückte, in welche das Flüssigkeitsrohr mündete. — 
Untersuchungen über die Latenz müssen aber noch mit besseren 
Hülfsmitteln ausgeführt werden. — Durch die Versuche des Vf.’s 
scheint somit sichergestellt, dass sich innerhalb des Darms Sum¬ 
mationswirkungen abspielen: und zwar auf Reize, die nicht der 
Darmmusculatur direct zugeführt werden, sondern auf dem Wege 
ihrer Nerven. Als den Ort der Aufstapelung der Reize muss 
man die bekannten gangliösen Gebilde im Darm ansehen; „deshalb 
müssen aber nicht alle solche die Eigenschaft der Summation be¬ 
sitzenden Zwischenapparate unbedingt die Beschaffenheit von Ganglien 
haben.“ In der Regel tritt mit Auf hören der Reizung Ruhe des 
Rectnm ein, doch giebt es Tiere, deren Rectum eine besondere 
Neigung zu spontanen Bewegungen besitzt. Die Erregbarkeit der 
Mnsculatur des Rectum erlischt nicht mit dem Tode des Tieres, son¬ 
dern dauert noch über 1—2 Stunden fort. 

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308 


Vejas, Bedeutung der intervertebralen Ganglien. 


No. 18. 


2) Die Ringmusculatur wird innervirt durch die Nervi hypo- 
gastrici; die graphische Methode ist jedoch hier weniger sicher. 
Reizung dieser Nerven übt noch eine hemmende Wirkung auf die 
Längsmuskelfasern, bewirkt daher eine Verlängerung des Rectum 
und ihre Reizung ist im Stande, die Entwickelung der bei Dyspnceen 
auftretenden Bewegungen zu unterdrücken. Der Versuch, nachzu¬ 
weisen , ob die Hemmung etwa von Splanchnicuafasern, die in 
den Hypogastricis verlaufen, ausginge, gab ein negatives Resultat. 
Die Verlängerung des Rectums ist keine Function der Ringmuskel¬ 
fasern, sondern ist bedingt durch eine Erschlaffung der Längs¬ 
muskeln. Letztere sind auch hier tonisch innervirt, jedoch nicht 
immer. 

Reizung der Erigentes allein bewirkt bei maximaler Stromstärke 
stets eine maximale Verkürzung des Rectums; reizt man zugleich die 
Hypogastrici, so fällt die Zuckung entweder geringer aus, oder kommt 
gar nicht zum Vorschein. Auch in der Nachwirkungsperiode der 
Reizung der Hypogastrici veranlassen die tetanisirten Erigentes gar 
keine oder nur eine submaximale Contraction und erhalten erst 
längere Zeit nach derselben wieder ihre frühere Wirkung. — 
Reizung der Erigentes ist im Stande, sowohl spontane Bewegungen 
der Ringmuskelfasern, als durch die Hypogastricusreizung erregte 
zu unterdrücken. — Für die Peristaltik des Rectum schliefst Vf. 
aus seinen Versuchen, dass sie in einer combinirten Bewegung und 
Erschlaffung seiner beiden Muskelfasersysteme besteht, und zwar so, 
dass die eine Fasergattung nur dann in die Action tritt, wenn die 
antagonistische aufser Action gesetzt ist. J. Sander. 


P. Vejas, Ein Beitrag zur Anatomie und Physiologie der Spinal¬ 
ganglien. Diss. Mönchen, 1883. 

Bezüglich der physiologischen Function der Ganglia interverte- 
bralia weichen Vf.’s Resultate, die auf dem Wege des Tierexperimenta 
gewonnen wurden, in vielen Punkten von denen Wallkr’s ab. — 
Waller’s Versuche hatten ergeben, dass nach Durchschneidung der 
sensiblen Wurzel nur das mit dem Rückenmark in Verbindung ge¬ 
bliebene Faserstück degenerirt, nach Durchschneidung der motorischen 
W urzel die nun vom Rückenmark getrennten peripheren Fasern 
degeneriren. W. hatte deshalb für die motorischen Fasern ein 
trophisches Centrum im Rückenmark angenommen, während auf die 
sensiblen Fasern jedes Ganglion intervertebrale einen trophischen 
Einfluss und zwar nach dem Centrum, wie nach der Peripherie hin 
entfalte. Vf. beobachtete dagegen, dass nach Durchschneidung der 
sensiblen, wie der motorischen Wurzeln die noch mit dem Rücken¬ 
mark in Verbindung stehenden Stümpfe verschwinden, am Ganglion 
selbst Ueberbleibsel von erhaltenen sensiblen Fasern mit der Richtung 
nach dem Rückenmark zu nicht aufzufinden sind, überhaupt die 
durchziehenden motorischen und zutretenden sensiblen Fasern im 
Ganglion fehlen, während die Ganglienzellen völlig normal bleiben 
und vom Ganglion ein dünner weifser Nerv in peripherischer Rich¬ 
tung abgeht. Endlich fand sich, dass das Ganglion selbst bei 


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No. 18. 


Düsnro, Entwickelung des Hühner'Embryo etc. 


309 


Durchtrennung der peripherischen Fasern zu Grunde geht. Vf. 
beseitigt damit, sowie mit dem Nachweis der Unipolarität der Spinal¬ 
ganglienzellen die Stützen der WAM.Kn’schen Lehre. In den von 
dem Ganglion nach der Peripherie verlaufenden Nervenfasern, 
welche nach Durchschneidüng der Wurzeln erhalten bleiben, sieht 
Vf. eine eigene Fasergattung, die von den Spinalganglienzellen ent¬ 
springt und vielleicht mit einer bisher unbekannten Function betraut 
ist. Oppenheim. 


C. DAsing, Versuche Ober die Entwickelung des Hühner-Embryo 
bei beschr&nktem Gaswechsel. Pflügbr’s Arch. XXXIII. S. 67. 

Zur Beschränkung des Gaswechsels wurde die Schale der Eier 
zu einem mehr oder weniger grofsen Teile der Oberfläche imper¬ 
meabel gemacht. Hierzu erwies sich am geeignetsten das Ueber- 
ziehen des Eies mit schwarzem Asphaltlaek (Präparatenlack). Ein 
lackirtes Ei liefe, unter Wasser liegend unter den Recipienten der 
Luftpumpe gebracht, beim Evacuiren keinen Luftstrom austreten, 
wie gewöhnliche Eier, sondern bedeckte sich nur mit einem Ueber- 
zug feiner adhärirender Luftbläschen. Der Gewichtsverlust völlig 
lackirter Eier betrug nur VlO von demjenigen nicht lackirter. Das von 
Dakkste empfohlene Bestreichen der Eier mit Oel fand Vf. unzweck¬ 
mäßig , weil sich dasselbe bald in die Schale einzieht. Ebenso ist 
ein Ueberzug der Eier mit Collodium, Vernis k chaussure — beide 
von Dakkstk gebraucht — ungenOgend. Die normale Entwickelung 
von Hühnchen beobachtete D. noch bei Eiern, welche im Maximum 
zur Hälfte lackirt waren. Die Lackirung war schachbrettartig oder 
in concentrischen Ringen ausgeführt oder in anderer Weise für 
möglichste Abwechselung intacter und lackirter Stellen gesorgt. In 
einem zu 2 Drittel lackirten Ei fand sich ein 20—21 Tage alter 
Embryo, in anderen Fällen trat das Absterben des Embryo früher 
ein, auch in den nur zur Hälfte lackirten. Der Gewichtsverlust 
solcher Eier war viel geringer, als normal. Normale Eier verloren 
während der Bebrütung täglich 0,4498—0,4903—0,4429 Grm., da¬ 
gegen verlor ein zur Hälfte schachbrettartig lackirtes Ei 0,176 und 
0,176 Grm., ein anderes 0,098—0,084—0,060—0,054—0,151 Grm. 
Aehnliche Zahlen ergab der Versuch bei einem zu 9 / n und einem 
zu V 3 lackirten Ei. Bei einem Ei, das während der Bebrütung 
täglich 0,4903 Grm. verloren hatte, wurde nachträglich die Luft¬ 
kammer lackirt: der Gewichtsverlust verminderte sich auf 0,306 Grm. 
Die Tatsache, dass partiell lackirte Eier bei viel geringerem Ge¬ 
wichtsverlust zur Entwickelung kommen können, beweist, wie D. 
hervorhebt, dass die Wasserverdunstung bei der Entwickelung zum 
Teil eine physikalische Nebenerscheinung ist, welche unterbleiben 
kann, ohne dass dadurch die Entwickelung gestört wird. Per ana¬ 
logiam schliefst Vf., dass dasselbe auch für die Aufnahme von 
Sauerstoff und die Bildung von C0 2 gilt. 

Die Allantois war in allen lackirten Eiern normal ausgebildet. 
Das von Bacurimont u. A. an einseitig lackirten Eiern beobachtete 


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310 Meissl u. Strobmeb, Bildung von Fett aus Kohlehydraten. No. 18. 

Hinwachsen der Allantois nach der frei gebliebenen Stelle konnte 
Vf. nicht finden. Ebensowenig hinderte die Lackirung der Stelle 
der Luftkammer die Entwickelung des Hähnchens: auch nicht, wenn 
sie erst am 5. Tage der Bebrütung vorgenommen wurde, zu welcher 
Zeit sich nach Darkstk die Allantois an diese Stelle fest angelegt 
haben soll. E. Salkowski. 


E. Meissl und J. Strohmer, Ueber die Bildung von Fett aus 

Kohlehydraten im Tierkörper. Wiener akad. Sitzungsber. 1883, Ul. 

S. 205. 

Vff. haben die Frage, ob eine Bildung von Fett aus Kohle¬ 
hydraten möglich sei, abweichend von dem bisher befolgten Plan 
durch Bilanzversuche zu lösen gesucht. Ein Schwein von 35 Kilo 
Anfangsgewicht und im Beginn der Fütterung 4 Monate alt, wurde 
zuerst mit 1—2 Kilo Gerste pro die, dann mit Reis und Gerste, 
schliefslich während des eigentlichen Versuches 45 Tage lang aus- 
schliefslich mit 2 Kilo Reis pro die gefüttert, den Soxhlbt als be¬ 
sonders fettarm für diesen Zweck empfohlen hat. Vom 9. bis 
16. August wurde die Nahrung analysirt, ebenso Harn und Kot 
vollständig gesammelt und analysirt. An 2 Tagen wurde in einem 
grofsen Respirationsapparat die CO a -Ausscheidung festgestellt. Die 
so erhaltenen Zahlen gestatten die Aufstellung einer vollständigen 
Bilanz für den Kohlenstoff und Stickstoff. Im Durchschnitt wurde 
pro Tag 765,37 Grm. Kohlenstoff aufgenommen, 476,15 Grm. aus- 
geschieden (12,00 Grm. im Kot, 10,89 Grm. im Harn naeh der 
directen Elementaranalyse, 453,26 Grm. als C0 2 ), somit verblieben 
im Körper 289,22 Grm. Stickstoff wurde aufgenommen: 18,67 Grm., 
ausgeschieden: 12,59 Grm. (2,13 Grm. durch den Kot, 10,46 Grm. 
durch den Harn) also bleiben im Körper 6,08 Grm. Der im Körper 
verbliebene Stickstoff und Kohlenstoff ist auf Ansatz von Körper¬ 
gewebe zu beziehen. Aus 6,08 Grm. N berechnet sich ein Eiweifs¬ 
ansatz von 38 Grm. In diesem Eiweifs sind 20,1 Grm. Kohlenstoff 
enthalten, es müssen somit 269,12 Grm. Kohlenstoff in Form von 
Fett angesetzt sein, entsprechend 351,8 Grm. Fett. Dieses Fett 
kann stammen aus der Nahrung, aus dem im Körper zerfallenen 
Eiweifs und aus den verfütterten Kohlehydraten. Das mit der 
Nahrung aufgenommene Fett beträgt 7,9 Grm. pro die, das mögli¬ 
cher Weise aus dem Eiweifs gebildete nach Maafsgabe der Stick¬ 
stoffausscheidung höchstens 33,6 Grm.; zieht man diese beiden Werte 
ab, so bleiben immer noch 310,3 Grm. Fett pro die, welche nur 
aus den Kohlehydraten entstanden sein können. — Bezüg¬ 
lich des Kotes machen Vff. darauf aufmerksam, dass ein grofserTeil 
desselben nicht aus unverdauten Nahrungsresten, sondern aus Stoflf- 
wechselproducten besteht. Annähernd die Hälfte des Aetherextract- 
rückstandes besteht aus Fettsäuren, annähernd ein Viertel aus 
Cholesterin und Gallenbestandteilen. E. Salkowski. 


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No. 18. 0. Israel, Cultivirbarkeit des Aktinomyces. — Heuck. 311 

O. Israel, Ueber die Cultivirbarkeit des Aktinomyces. Virchow’s 
Areh. XCV. S. 140. 

Es ist Vf. geglückt, den Strahlenpilz außerhalb des Tierkörpers 
&nf schwach coagulirtem Rinderserum zu züchten. Er verschaffte 
sich das Material zu seinen Culturen aus den bekannten aktinomy- 
kotiechen Kiefergeschwülsten der Rinder; die Auswahl desselben 
erforderte die gröfste Vorsicht, da sich bald herausstellte, dass wegen 
des langsamen Wachstums des Pilzes bereits die erste Cultur von 
allen entwickelungsfähigen Beimengungen frei sein .müsste. Un¬ 
erlässlich war ferner eine beständige Sättigung der Thermostaten 
mit Wasserdampf. 

Die erhaltenen Vegetationen stimmen völlig mit denjenigen 
fiberein, welche im Tierkörper auftreten; aufser zahlreichen Sporen, 
die denen mancher Schimmelpilze gleichen, sah Vf. die charakte¬ 
ristischen keulenförmigen Mycelien in der typischen centrifugalen 
Anordnung. 

Die Fructification, welche im Tierkörper nicht einzutreten scheint, 
erfolgte in den Culturen zwischen dem 10. und 14. Tage. 

Besonders erwähnenswert ist die außerordentlich geringe Wider¬ 
standsfähigkeit des Parasiten gegen verschiedene Zusatzflüssigkeiten. 
Bei Einwirkung von flüssigem Blutserum, 0,6procentiger Kochsalz¬ 
lösung, destillirtem Wasser, Glycerin treten alsbald Quellungs¬ 
erscheinungen auf, welche bis zu vollständigem Zerfall der Mycelien 
fahren können. 

Die Sporen scheinen eine gröfsere Resistenz zu besitzen. 

H. Stilling (Strassburg). 


C*. Heuck, Zur Statistik und operativen Behandlung der Mast¬ 
darmkrebse. (Aus d. Klinik des Hm. Prof. Czerny in Heidelberg.) Arcli. 
f. klin. Chir. XXIX. S. 536. 

Das Material für die vorliegende Arbeit bilden die 43 in den 
letzten 6 Jahren auf der Heidelberger chirurgischen Klinik be¬ 
handelten Mastdarmkrebse. Nach einer kurzen Mitteilung der be- 
zfiglichen einzelnen Krankengeschichten giebt Vf. die Altersver- 
h&ltnisse der betreffenden Patienten in einer besonderen Tabelle, 
ans welcher erhellt, dass gleich wie in den einschlägigen Statistiken 
von Billroth und Gurlt ca. 2 /a > d. h. 67,3 pCt. = 29 unter 43 
Fällen dem Alter von 40—60 Jahren angehören, wobei allerdings 
ein in vereinzelter Weise sehr frühes Vorkommen des Mastdarm¬ 
krebses nicht ausgeschlossen ist. Berücksichtigt man lediglich den 
Beginn des Krebses, so fand Vf. unter 41 hier verwertbaren Fällen 
ein Durchschnittsalter von 49,7 Jahren (nach Fischkr’s Berechnung 
ans 11 Fällen 50,1 Jahre). Dem Geschlechte nach zählt Vf. 
31 Männer und 12 Frauen (nach Billroth kommen auf 29 Männer 
22 Frauen) und berechnet er aus einer Summe von 118 Fällen das 
Verhältniss von Männern zu Weibern beim Mastdarmkrebs auf 1,8:1,0. 
Dem histiologischen Bau nach waren unter 36 untersuchten 
Neubildungen 26 (76,2 pCt.) gewöhnliche Cylinderzellencarcinome 
aart Bindegewebsgerüst, je 3 gallertig entartete und klcinalveoläre 


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312 


Heuck, Mastdarmkrebse. 


No. 18. 


Krebse, je 1 gallertig entartetes, kleinalveoläres und 1 grofsalveo- 
läres Carcinom mit nicht - cylindrischen Zellen und endlich 1 
Epithelialkrebs der Afterhaut. Nur 6 Geschwülste hatten den 
Analrand ergriffen. Dagegen waren 33 (76,7 pCt.) fast oder ganz 
circulär und zwar 14 (darunter 8 einfache Cylindercarcinome) derb 
und stark stenosirend. Derb, aber nicht stark stenosirend war die 
Geschwulst bei 9 Patienten (8 Mal lag einfacher Cylinderkrebs vor). 
Circuläre, daher stenosirende Geschwülste von mehr weicher Be¬ 
schaffenheit fanden sich 10 (darunter 7 einfache Cylindercarcinome). 
Flache, nur ‘den kleineren Teil der Mastdarmcircumferenz ein¬ 
nehmende ulcerirte Infiltrationen wurden 3 Mal (1 Mal ein einfaches 
Cylindercarcinom), isolirte, in das Mastdarmlumen vorspringende 
Tumoren 7 Mal (2 Mal Cylindercarcinom), Verwachsung mit der 
Umgebung des Rectum 21 Mal (darunter nur 5 Mal nicht bei ge¬ 
wöhnlichen Cylindercarcinomen) notirt. — Unter 26 Cylinderkrebsen 
eigneten sich 17 zur Exstirpation, von diesen leben 8 ohne 
Recidiv, 1 Pat. ist an Pleuritis (ohne localen Rückfall) gestorben 
und von einem Patienten ist es zweifelhaft, ob er ein Recidiv hat 
oder nicht. — Von den übrigen Krebsfällen bekannter Structur 
wurden 6 exstirpirt, 3 ausgeschabt und zwar mit dem Erfolge, dass 
einer der exstirpirten 1 Jahr ohne Rückfall blieb, 1 an septischer 
Peritonitis in Folge nachträglicher Dilatation der Narbenstenose, die 
anderen aber alle der Krebskrankheit erlagen. 

Einen sicheren Schluss auf den Einfluss der histologischen 
Natur der Mastdarmgeschwulst auf den klinischen Verlauf möchte 
Vf. aus diesen Zahlen aber nicht ableiten, und Aehnliches gilt von 
der Beantwortung der Frage, ob das Uebergreifen der Neubildung 
auf die Umgebung des Rectum bei gewissen Kategorien früher statt 
hat, als bei anderen, über welchen Punkt zwei ausführliche Tabellen 
höchstens das eine zeigen, dass die meisten gelatinösen und klein¬ 
alveolären Krebse rascher zunehmen bezw. verwachsen, als die 
eigentlichen Cylindercarcinome. Praktisch wichtiger dürfte vielleicht 
die Unterscheidung der Mastdarmkrebse sein, je nachdem ihr Sitz 
mehr die oberflächlichen Schichten der Schleimhaut primär betrifft, 
oder es sich von vornherein um ein submucöses Umsichgreifen der 
Ulceration handelt. In den letzteren Fällen findet man öfter ein 
klein alveoläres, zu den hochgradigsten Stenosen führendes Carcinont. 
Zur Aetiologie des Mastdarmkrebses ergiebt sich, dass unter den 
Fällen Vf.’s 2 Mal Erblichkeit, 6 Mal Vorangehen von Haemorrhoidal- 
beschwerden erweislich war. Leistendrüsenschwellung ist nur 8 Mal, 
darunter 6 Mal als geringfügig erwähnt und zwar letzteres bei 2 
bislang recidivfreien Patienten, bei denen die Drösen stationär ver¬ 
blieben. Sieht man von der histiologischen Zusammensetzung der 
Mastdarmgeschwülste ab, so wurde die Exstirpation — mikroskopisch 
untersuchte und nicht untersuchte Tumoren zusammengerechnet — 
25 Mal ausgeführt; weitere 11 wurden mit Ausschabung und Aetzuog 
behandelt und als völlig inoperabel waren 4 zu bezeichnen, während 
einer 1 Mal in Folge von Adhäsionen nicht über den Versuch einer 
Exstirpation hinauskam. Von den 25 als radical operirt aufgeführ- 


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Heuck, Mastdarmkrebse. 


313 


ten starb nur 1 in Folge der Operation; von den übrigen, von 
denen der letzte am 17. Juni 1882 operirt worden, lebten bis Mitte 
März 1883 noch 11 (44 pCt.), darunter mit Recidiv 1, mit zweifel¬ 
haftem Recidiv bei gutem localen und allgemeinen Befinden 1, ohne 
Recidiv 9, und 3, bei denen die Operation vor mehr denn 3 Jahren 
ausgeföhrt ist, die mithin als „ziemlich“ sicher geheilt zu betrachten 
and. Diesen 3 = 12 pCt. stehen 15 = 60 pCt. Recidive unter den 
Exstirpirten gegenüber, und zwar betrug die Durchschnittszeit bis zum 
Eintritt des Recidivtodes 11,7 Monate. — Die Gesammtdauer der 
Erkrankung schwankte zwischen 5 Monaten und 5 Jahren, bei den 
ohne Revidiv lebenden zwischen 5 Monaten und 4 Jahren, was deshalb 
bemerkenswert ist, weil es zeigt, dass unter Umständen trotz recht 
langen Bestehens der Neubildung doch noch eine radicale Heilung 
durch gründliche Exstirpation möglich ist. 

Operationsverfahren. Es ist zu unterscheiden: 1) Exstir¬ 
pation eines mehr oder weniger grofsen Abschnittes der unteren 
Mastdarmpartie in seiner ganzen Circumferenz mit dem After oder 
mit Zurücklassung eines schmalen gesunden Schleimhautstreifens 
und des dazu gehörigen Stückchens des Analrandes (weniger zu 
empfehlen, weil letzteres möglicherweise den Ausgangspunkt von 
Recidiven bildet). 2) Exstirpation eines isolirten Tumors oder 
kleineren Geschwürs aus der Mastdarmwand. 3) Circuläre Resection 
einer höheren carcinomatösen Mastdarmpartie mit circulärer innerer 
Naht des Darms. Am häufigsten wurde das sub 1. beschriebene 
Verfahren angewandt und wegen der Ausschliefsung der Beschmutzung 
mit Kot Wert auf die Vernähung des oberen Darmendes mit der 
luCseren Haut gelegt, zumal die Heilung dieser Nähte seit Ein- 
f&hrung des Jodoforms ungleich besser von statten ging, als früher. 
Als Hauptpunkte bei der Operation selbst werden gute Antisepsis 
und sorgfältige Blutstillung (durch Ligatur mit Carbolseide) be¬ 
zeichnet. Der Thermokauter von Paqobun wurde 2 Mal versucht, 
doch genügte die Verschorfung durch ihn nicht zur Blutstillung. 
Das Bauchfell wurde 11 Mal bei 25 Operationen verletzt, 6 Mal 
sofort durch Sutur geschlossen, 5 Mal nicht. Es starb unter letz¬ 
teren 1 Pat., bei dem aus dem nicht mit der Haut vereinigten 
Mastdarmstumpf der Kot direct in die Bauchfelltasche zu dringen 
vermochte, an Peritonitis septica. Im Ganzen bildete daher der 
hohe Sitz der Geschwulst keine Gegenanzeige gegen die Operation, 
eine solche bestand nur in zu festen Verwachsungen der Geschwulst 
mit der Umgebung, abgesehen von den Fällen, in denen zu grofse 
allgemeine Schwäche oder der Befund von inneren Metastasen Vor¬ 
tag. Sehr ungünstig ist das Resultat dort, wo nicht operirt oder 
nur die Ausechabung resp. Auskratzung angewandt worden. Die 
Gesammtdauer von 8 hierher zählenden Fällen, in denen diese be¬ 
kannt, betrug für das Krebeleiden 19,1 Monate — in maximo 
3*Zs Jahr, in minimo 9 Monate. Bei 13 mit der Ausschabung Be¬ 
handelten ist 1 Todesfall an Periton. sept. am 7. Tage in Folge 
Perforation der Rectalwand, keine Besserung 7 Mal, vorüber- 


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314 


Fränkkl, Othaematom. 


No. 18. 


gehende Besserung 4 Mal zu registriren. Dennoch ist diese Operation 
immerhin bei wuchernden weichen, ringförmig stenosirenden Krebsen 
zu versuchen. 

Den Schluss der bemerkenswerten Abhandlung bilden: die Ge¬ 
schichte einer Colotomie bei Carcinoma recti, welche Pat. fast zwei 
Jahre Qberlebte und die Mitteilung dreier Fälle von Dickdarmkrebs. 

P. Gäterbock. 


£. Fr Senkel, Ueber den Einfluss stumpfer Gewalten auf das ftufsere 

Ohr, mit besonderer BerQcksichtigung der Othasmatombildung. 

Vihchow’s Arch. XCV. S. J02. 

Dem Vf. ist es gelungen, an 12 Ohren von 10 Kaninchen ver¬ 
schiedenen Alters durch stumpfe Gewalt (Druck mit den Fingern 
oder Schläge mit einem Holzhammer) ein in Bezug auf sein klinisches 
Verhalten dem menschlichen Othaematom absolut analoges Krankheits¬ 
bild zu erzeugen. Veränderungen des Knorpels, welche durch 
multiple Durchstechungen des Ohres, Injectionen von reizenden 
Flüssigkeiten (Jodtinctur) etc. bewirkt wurden und sich als circum¬ 
scripta auf das Perichondrium übergreifende Entzündungen mani- 
festirten, hatten gar keinen Einfluss auf das Entstehen derOthsematome: 
es mussten die Traumen in gleicher Weise einwirken, wie bei ganz 
intacten Ohren. Die Bildung des Othaematoms, die sich an dem 
durchscheinenden Kaninchenohr leicht verfolgen lässt, geht in der 
Weise vor sich, dass zunächst eine strotzende Füllung der das Ohr 
versorgenden Gefäfse beobachtet wird; sehr bald entstehen fleckige 
Extravasate, welche, bei fortgesetzten Traumen, über grölsere Strecken 
confluiren; schliefslich treten pralle, deutlich fluctuirende, bald nach 
der Innen-, bald nach der AuCsenfläche des Ohres prominirende 
bläulichrote Wülste auf. Nicht selten hat sich das Othaematom 
innerhalb der ersten 24 Stunden in sämmtlichen Durchmessern ver- 
gröfsert. Die Haut über der Ohrblutgeschwulst erwies sich regel¬ 
mäßig intact. Bei expectativer Behandlung bildet sich die An¬ 
schwellung im Verlaufe von 2 — 3 Wochen zurück; das Ohr ist, 
namentlich an den das Haematom begrenzenden Rändern, verdickt, 
weniger durchscheinend, als seine Umgebung und hat an Elasticität 
eingebüfet. Ueber den Modus der Aufsaugung des die Ohren¬ 
schwellung bedingenden Haematoms s. Orig. Die durch das Trauma 
bedingten anatomischen Veränderungen waren entweder auf das 
Unterhautgewebe und das Perichondrium beschränkt, oder griffen 
außer auf diese auch auf den Knorpel über. In den ersteren Fällen 
fanden sich haemorrhagische Infiltrationen, die besonders auch die 
tiefsten, dem Knorpel zunächst gelegenen Schichten des Perichon- 
driums betrafen, und entzündliche Aflectionen des Perichondriums, 
welche sowohl unabhängig von in ihm vorhandenen Extravasaten, 
als auch gleichzeitig mit solchen angetroffen wurden und als eine 
der die späteren Difformitäten des Ohres bedingenden Ursachen 
aufzufassen sind. Am Knorpel selbst zeigten sich die anatomischen 
Veränderungen fast regelmäßig als Continuitätstrennungen und deren 
Folgezustände. Dieee sowohl, als auch die secundären sich an diese 


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No. 18. 


Elsbkbg , Angiom im Kehlkopf. 


315 


Ereignisse anschliefsenden Veränderungen am Kaninchenohr fand Vf. 
auffallend fibereinstimmend mit den von Güdden an menschlichem 
Othsematom beobachteten (s. Vikchow’s Arch. LI. S. 460). 

F. trägt auch, gestützt auf seine Versuche, kein Bedenken, sich 
auf die Seite Guddrn’s und aller derer zu stellen, welche auch für 
das Zustandekommen des menschlichen Othsematoms das Vorangehen 
eines das Ohr treffenden Trauma’s verlangen. — Bezüglich der 
Behandlung der Ohrblutgeschwulst schliefst sich F. dem Rate Kömo’s 
an, sich chirurgischer Eingriffe zu enthalten, da dieselben eine 
schnellere Resorption, als bei expectativem Verhalten herbeizuführen 
nicht im Stande sind, und man überdies sein Bestreben darauf 
richten muss, die vorhandenen Continuitätstrennungen, d. h. Fracturen 
des Knorpels nicht durch Verletzung der darüberliegenden Haut in 
complicirte zu verwandeln, was ohne Weiteres geschieht, wenn das 
extravasirte Blut durch Incision entleert wird. Schwabadk. 


L. Eisberg, On Angioma of the larynx. Arohires of Med. 1884, 
Februar. 

An der Hand zweier selbst beobachteter Fälle dieser sehr 
seltenen Erkrankung bespricht Vf. deren Erscheinungen auf das 
Genaueste. 

In dem ersten Falle handelte es sich um einen 37jährigen 
Herrn, der sonst gesund, seit 6 Jahren an zeitweise auftretender 
Heiserkeit litt, die, von geringem Husten begleitet, weder einen 
Schmerz, noch irgend eine andere Abnormität erkennen liefe. Die 
Untersuchung ergab einen erbsengrofsen schwärzlichen Tumor, der 
an der Grenze des ersten und zweiten Drittels des rechten Stimm- 
bandes sitzend, mit einem dünnen dunklen Stiel bis in die vordere 
Commi88ur reichte. Nachdem der gröfsere Teil desselben mit einer 
Schlinge abgetragen, erfolgte eine heftige Blutung, die auf Inhala¬ 
tionen von Liq. ferr. sesq. in 5 Minuten stand. Unter dem Gebrauch 
dieser Inhalationen verging auch der Rest des Tumors und war 
nach 2 Monaten jede Spur desselben vollkommen verschwunden. 
Die mikroskopische Untersuchung ergab, dass man es mit einem 
Angioma cavernosum zu tun hatte. Ein Recidiv trat nicht ein; die 
Stimme wurde ganz normal. 

Der zweite Fall betraf einen 28jährigen Mann, der bis vor 
5 Jahren vollkommen gesund, nach einer starken Anstrengung 
seines Organs plötzlich heiser geworden war. Diese Heiserkeit 
verlor sich aber bald wieder und Pat. widmete sich dem Gesänge. 
Aber 3 Jahre später begann er die Macht über sein Organ zu 
verlieren und die Töne unrein zu produciren. Ein Arzt hielt die 
vergröfBerten Tonsillen für die Ursache und entfernte dieselben. 
Eine Zeit lang ging es nun zwar besser, aber bald kehrte der alte 
Zustand zurück und nach verschiedenen anderen Kurversuchen 
constatirte Vf. das Vorhandensein eines dunkelroten bimförmigen 
Tumors, der, von der vorderen Commissur der Stimmbänder aus¬ 
gehend, bis zum zweiten Drittel des rechten Stimmbandes reichte. 
Dabei war Pat. noch im Stande, beim Singen ziemlich klare und 


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316 


Aufrecht, Herzhypertrophie; Lebercirrhose etc. 


No. 18. 


reine Töne hervorzubringen. Die Beseitigung des Tumors war 
nicht ganz einfach, weil Pat. sehr empfindlich war. Jedoch gelang 
es, mit einer Zange den Tumor in verschiedenen Sitzungen zu ver¬ 
kleinern und die Blutungen durch leichte Höllensteinätzungen zu 
beseitigen. Auch hier war die Wiederherstellung eine vollkommene 
und auch bei der genauesten Untersuchung keine Spur des Tumors 
mehr zu entdecken. Die mikroskopische Untersuchung stellte auch 
hier die Diagnose eines Angioma cavernosum sicher. 

Die fibrigen bekannten Fälle von intralaryngealem Angiom 
sind von Fadvf.l (2 Fälle) und Hkikzr beschrieben worden. Hierzu 
kommt ein von Fauvel beobachtetes Angiopapillom, während die 
von Johnsoh, Fournikr und Mrckrnzik erwähnten nicht den intra- 
laryngealen beizuzählen Bind. W. Lublinski. 

E. Aufrecht, Pathologische Mitteilungen. II. Magdeburg 1883, 8°. 

92 Stn. 

A. fand, dass die Hypertrophie des Herzens histiologisch 
lediglich durch eine Volumenzunahme der Muskelfasern, zu der 
auch eine solche der Muskelkerne gehört, bedingt ist; dagegen 
findet weder eine Vermehrung der Muskelfasern, noch der Kerne 
statt. — 

Bei der hypertrophischen Lebercirrhose kommt es nach 
A. in Folge des Genusses grofser Quantitäten von Alkohol zu einer 
bedeutenden Wucherung des inter- und des intraacinösen Gewebes 
(im Gegensätze zur atrophischen Lebercirrhose, wo der geringere 
Reiz im Wesentlichen nur das interacinöse Gewebe afficirt). Bei 
genügend langer Dauer der Krankheit kommt es zur Verkleinerung 
des Organs, und zwar wesentlich durch den Untergang ganzer Acini, 
während bei der atrophischen Cirrhose die Verkleinerung vorwiegend 
auf Einengung der Acini von der Peripherie her beruht. — Das 
Studium der bei Kaninchen durch subcutane Injection von Cantha- 
ridin experimentell erzeugten Nephritis führte Vf. zu folgenden 
Ergebnissen bezüglich der Lehre von der Nierenentzündung: Die 
Erkrankung beginnt mit einer Veränderung der Epithelien (An¬ 
schwellung derselben, sowie ihrer Kerne, Entstehung hyaliner Kugeln 
innerhalb ihres Protoplasma’s), und zwar besonders der Epithelien 
der Nierenkapseln, demnächst derGlomeruli und der Harnkanälchen; 
die Fibrincylinder entstehen aus den in den Epithelien gebildeten 
hyalinen Kugeln. Nach der Veränderung der Epithelien kommt es 
zur Schwellung der Kerne der Glomeruluscapillaren, welche durch 
Behinderung der Circulation eine Verödung des Glomerulus herbei¬ 
führt; schliefslich tritt das ausgeprägte Bild der Schrumpfniere auf. 

Aus den Bemerkungen des Vf.’s über Bakterien heben wir 
hervor, dass er nach wie vor den Kocii’schen Tuberkelbacillus nicht 
für die Ursache der menschlichen Phthise hält, welche (im Gegen¬ 
sätze zur acuten Miliartuberculose) nicht als reine Infectionskrankheit 
anzugehen sei. 

Unter dem Namen: „Diphtheriegruppe der Infections- 
krankheiten“ fasst Vf. eine Reihe von Krankheiten (Diphtherie, 


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No 18. Thomskn , Sensorische Storungen bei Epileptischen etc. 317 

Croup, Pneumonie, Dysenterie, Endometritis puerperalis diphtherica, 
acute Sommerdiarrhoeen der Kinder, manche Fälle von traumatischer 
Meningitis, endlich viele zur Septikaemie gerechnete Erkrankungen) 
zusammen, bei welchen im Blute und in verschiedenen Organen 
sich ein übereinstimmender Befund von gleich grofsen Mikrokokken 
und Mikrokokkenketten nach weisen liefe. — In 3 Fällen von per- 
niciöser Anaemie fanden sich im Leichenblute lebhaft sich be¬ 
wegende Vibrionen, die an Länge und Dicke den Recurrensspirillen 
ähnelten und welche Vf. in aetiologischen Zusammenhang mit der 
Krankheit bringt. — Bei frischen Pleuraexsudaten wendet Vf. 
mit gutem Erfolge die Salicylsäure an, und zwar 8—10 Tage lang 
(anfangs 5—6 Grm. täglich, nach 2—3 Tagen 3—4Grm. pro die). 
Kleine Exsudate zu punctiren ist zwecklos; grofse Exsudate, d. h. 
solche, die vorn die Höhe des dritten Intercostalraumes erreichen, 
punctirt Vf. sofort, ohne Röcksicht auf das vorhandene Fieber, und 
zwar entleert er in minimo 1500 Cctm , in maximo 2500 Cctm. in 
einer Sitzung; eine Wiederholung der Operation, die in der Rücken¬ 
lage des Patienten und zwar in der Axillarlinie im vierten Inter- 
costalraume vorgenommen wird, ist nicht zweckmäfsig. — Wegen 
der sonstigen casuistischen Mitteilungen verweisen wir auf das Orig. 

Perl. 


Thomsen, 1) Das Verhalten des Gesichtsfeldes zum epileptischen 
Anfall. Nenrol. Cbl. 1883, No. 23. — 2) Ueber das Verhalten der 
allgemeinen und speciellen Sensibilität bei Krampf- und Geistes¬ 
kranken. (Vorl. Mitt.) Das. 1884, No. 2. 

Th. hat bei ca. 100 Kranken der Irren- und Krampfabteilung 
der Charitä die sensorischen Functionen genauer untersucht und 
festgestellt, dass sensorische Anaesthesieen und Hemianaesthesieen — 
d. h. concentrische Gesichtsfeldeinengung, Störungen des Gehörs, 
Geruchs, Geschmacks und des Muskelsinns — mit oder ohne Be¬ 
teiligung der cutanen Sensibilität keineswegs nur bei Hysterischen, 
sondern auch bei Epileptischen, sowie bei einer Reihe von Geistes¬ 
störungen, die vorwiegend affectiver Natur sind, Vorkommen. Die 
sensorische Anaesthesie der Epileptischen (concentrische Gesiohts- 
feldeinengung, weniger häufig Störungen der übrigen Sinnesorgane 
und des Muskelgefühls) ist meist keine stationäre, sondern schliefst 
eich an einen Anfall an, nicht aber an den echten motorischen 
Krampfanfall, sondern an jene Anfälle und Aequivalente, die mit 
einem hallucinatorischen Delirium oder mit einer Beeinträchtigung der 
affectiven Sphäre einhergehen, an Angst- und Schwindelzufälle mit 
oder ohne Bewusstseinstrübung etc. Wenn diese Zustände wieder 
schwinden, erreicht das Gesichtsfeld seine normale Ausdehnung. 
Mit der Einengung des Gesichtsfeldes kann sich eine Herabsetzung 
der Sehschärfe verbinden. 

Der hysterische (convulsible oder psychische) Anfall ist in 
seinem Einfluss auf die sensorischen Functionen dem epileptischen 
gleichwertig, nur sind hier völlige Intermissionen selten. 


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318 


Nicolaides. — Stkinrb. — Hammbrbachbb. 


No. 18. 


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Beeinträchtigungen der allgemeinen und speciellen Sensibilität 
hat Vf. ferner beobachtet: bei der acuten hallucinatoriscben Ver¬ 
wirrtheit jüngerer weiblicher Personen, bei primären Angstzuständen 
ganz ohne Vorstellungen (Angst nach Kopfverletzung, Platzangst etc.), 
im melancholischen Stadium einer Folie circulaire, in einem Falle 
von Zwangsvorstellungen. Oppenheim. 


R. Nicolai des, Ueber die karyokinetischen Erscheinungen der 
Muskelkörper, dü Bois-Rbymond’s Arch. 1883, S.441. 

Auch an den MuskelkBrperchen des Froschmuskels fand Vf. indirecte Kernteilungs- 
figuren, welche sich am zahlreichsten wAhrend der Zeit zeigten, in welcher die 
Muskelfasern noch im Wachstum begriffen waren, jedoch auch bei ausgewachsenen 
Fröschen nicht fehlten. Im jugendlichen Alter ist das Breitenwachstum der Muskel¬ 
faser ein TerhAltnissmAfsig viel gröfseres, als später; doch hört das Breitenwachstum 
dann überhaupt auf, wenn auch das Längenwachstum abgeschlossen ist. Die Mnakel- 
körperchen sind, wenn auch nicht die eigentlichen Genitoren, so doch jedenfalls Teil¬ 
nehmer an dem Wachstum der Primitivfasern. Broeike. 


J. Steiner, Ueber den Einfluss der Temperatur auf den Nerven- 
8trom und die Fortpflanzungsgeschwindigkeit seiner negativen 
Schwankung, du Bois-Rkymond's Arch. 1883, Sappl. -Bd., Festgabe, 
S. 178. 

Nachdem St. früher gezeigt hatte, dass die elektromotorische Kraft des Nerven auch 
Function der Temperatur ist (der Ruhestrom des Nerven wächst mit steigender Tem¬ 
peratur, erreicht ein Maximum bei 14—24° C. und nimmt bei Ueberschreitung dieser 
Grenze wieder ab), ermittelte er in den vorliegenden Versuchen mit Hülfe des 
B rkhbteik * sehen Rheotoms den Einfluss der Temperatur auf die Fortpflanzungs¬ 
geschwindigkeit der negativen Schwankung des Nervenstroms. Es zeigte sich, dass 
dieser Einfluss ein sehr bedeutender ist und zwar so, dass die Fortpflanzungsgeschwin¬ 
digkeit der negativen Schwankung mit steigender Temperatur zunächst zuuimmt, bei 
15° und 20• ein Maximum besitzt, um bei weiterer Erwärmung (25•) wieder geringer 
zu werden. Die absoluten Zahlen (im Mittelwert) zeigt folgende Tabelle: 

bei 0 § 5• 10° 15° 20° 25° 

Fortpflanzungsgeschwindigkeit: 9 14Vs 28 30 l /s 31 21 M. in der Secunda. 

Da Tboitzky schon früher durch Versuche am Myographion Über die Veränderung 
der Leitungsgeschwindigkeit der Erregung im Nerven bei verschiedenen Tieren zwischen 
0° und 30° gefunden hatte, dass dieselbe ebenfalls zwischen 15° und 20° ihr Maximum 
erreicht, um nach beiden Seiten abzunehmen, so sieht St. in dieser „hinreichend“ grolseo 
Uebereinstimmung einen weiteren Beweis für die Annahme, dass der Process der 
Fortleitung der Erregung und jener der negativen Schwankung identisch sind. 

Martina. 


Hammerbacher, Ueber die Bildung der Aetherechwefelsäuren. 
PklOokr’s Arch. XXXIII. S. 94. 

Von der Tatsache ausgehend, dass von den drei Oxybenzoösäuren die Eiweifs 
fällende Salicylsäure Aetherechwefelsäuren nicht bildet, wohl aber die beiden anderen: 
die Meta- und ParaoxybenzoSsäure (Baumahh und Hkrtxr), welche Eiweifs nur teil¬ 
weise oder gar nicht fällen, hat Vf. die drei Nitrophenole, das a- und /9-Naphtol, 
sowie das Ortho- und Paratoluidin darauf geprüft, ob eine Beziehung zwischen der 
Bildung von Aetherschwefelsänren und dem sichtbaren Verhalten der genannten 
Substanzen zu den Eiweifskörpem sich auffinden lässt Es hat sich non eine 


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No. 18. 


Lücas. — Voltolini. — T 6lq xx. Nküssbr. 


319 


Regelmäßigkeit in dem erw&hnten Sinne nicht ergeben. Sowohl Orthonitrophenol, 
welches Eiweifs nicht fällt, liefert Aetherschwefels&uren (Steigerung bis auf das 10fache 
der Norm nach 2,5 Grm.), als auch die Meta- und Paraverbindung, welche Eiweifs 
f Illen. Nach 1,5 Grm. Metanitrophenol stieg die Menge der Aetherschwefels&uren auf 
das 6—12fache, nach 0,5 Grm. Faranitrophenol nur um */s g*£ en die Norm an. 
Sowohl das Eiweifs f&llende a-, sowie das Eiweifs nicht f&llende /9-Naphthol liefsen 
die Menge der Aetherschwefels&uren auf das 2 — 3 fache ansteigen. Im Gegensatz zu 
den Oxybenzoös&uren bildet das Eiweifs f&llende Orthotoluidin Aetherschwefels&uren 
(Steigerung auf das 3fache), das Eiweifs nicht f&llende Paratoluidin war darauf ohne 
Einfluss. Schon 0,5 Grm. Paratoluidin wirkt toxisch: wiederholtes Erbrechen, starke 
Depression, Tollst&ndige Nahrungsverweigerung, heftiger Katarrh der Rachen- und 
Nasenschleimhaut, Albuminurie; der Reizungszustand h&lt bis zu 8 Tagen an. Die¬ 
selben toxischen Erscheinungen traten auch nach subcutaner Injection auf. Orthotol¬ 
uidin rief nur Erbrechen, keine sonstigen krankhaften Erscheinungen hervor. 

J. Munk. 


Cl. Lueas, On surgical diseases of the kidney and the operations 
for their relief. Brit. med. J. 1883, Sept. 29. 

L. giebt eine Uebersicht des jetzigen Standes der Nierenchirurgie. Zur Nieren- 
Exstirpation wird eine Combination von zwei Schnitten empfohlen, von denen der erste, 
etwas höher, als die Colotomie-Incision verlaufend, etwa einen halben Zoll von der 
letzten Rippe und parallel mit dieser geht, w&hrend ein verticaler Schnitt l&ngs der 
iutseren Kante des M. quadrat. lumbar. am oberen Ende der Rippe beginnt und sich 
bis zum Darmbeinkamm ausdehnt Praktisch verwertet ist diese Doppel-Incision bis 
jetzt in England von Babwkll und Mohbaht Baku, sowie von Goldibq Buu> und 
HOWC». P. G fiter bock. 


Voltolini, Tuberkelbacillen im Ohr. Deutsche med. Wochenschr. 1884, 
No. 2. 

V. hat hei tuberculösen Personen, die an eitrigem Mittelohrkatarrh litten, in 
dem eitrigen Secrete des Ohres zahlreiche Tuberkelbacillen gefunden und „will heute 
nur die Aufmerksamkeit der Herren Collegen auf diesen wichtigen Punkt hinlenken*, 
sich weitere Mitteilungen vorbehaltend. (In No. 30 der Deutschen med. Wochenschr. 
1883 hat Esghls bereits über das Vorkommen von „Tuberkelbacillen in dem Ausfluss 
bei Mittelohr-Eiterungen von Phthisikern 11 berichtet [s. Cbl. 1883, S. 682]. Bef.) 

8ehwaback. 


J. Tülg und E. Neusser, Ein Fall von Icterus catarrhalis mit 
letalem Ausgang. Ztschr. f. klin. Med. VII. S. 321. 

Ein 39j&hriger kr&ftiger, früher gesunder Tischler, m&fsiger Potator, erkrankte 
unmittelbar nach dem Genüsse verdorbener Leberwurst an gastrischen Störungen, die 
nach ca. 10 Tagen von einem offenbar katarrhalischen Icterus complicirt wurden. Im 
Verlaufe des letzteren kam es zu den Erscheinungen einer hochgradigen hämorrhagi¬ 
schen Diathese: ausgedehnte Sugillationen im suboutanen Gewebe, in der Zunge etc«; 
dabei Vergröfserung von Leber und Milz. Unter Auftreten von Nierenblutung geht 
Pat, ca. 7 Wochen nach Beginn des Icterus zu Grunde. Bei der Obduction fand sich 
als Ursache des Icterus lediglich ein katarrhalischer Verschluss des Ductus choledochus 
mit starker Erweiterung der Galleng&nge; blutige Suffusionen verschiedener Organe, 
freier meist geronnener Bluterguss in der Bauchhöhle und dgl. mehr. Während also 
in diesem Falle die gewöhnlichen Symptome des Icterus gravis (namentlich die Er¬ 
scheinungen abnormer Hirnfunction) gänzlich fehlten, ging Pat. an acuter Blutdisso¬ 
lution zu Grunde, als deren Veranlassung Vf. den deletären Einfluss der resorbirten 
GsJlens&uren betrachtet. Perl. 


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320 


ttoSRNBACtt. — WlKBR. — HADER. — AüRRBACH. 


No. 18. 


Rosenbftch, Vorläufige Mitteilung über die die acute Osteomyelitis 
beim Menschen erzeugenden Mikroorganismen. Cbl. f. Chir. 1884, 
No. 5. 

E. teilt Gründe mit, die ihn bewegen, den STBUCK-BBcm’schen Mikrokokkos 
(d. Bl. 1S83, S. 216) der acnten Osteomyelitis für nichts anderes za halten, als für den 
gewöhnlichsten Eiterpilz — von ihm als Staphylococcns pyogenes anrens bereits seit 
1881 auf testen Nährböden gezüchtet. — Da die Mitteilung in ihrer vorläufigen Ge¬ 
stalt doch noch der subjectiven Auffassung zuviel Spielraum giebt, wird die genauere 
Darstellung — auch der Infectionsexperimente — und die Vorlegung der Abbildungen 
abzuwarten sein. Wernfeh. 


A. Wiebe, Einige Fälle von therapeutischer Anwendung des Hypno¬ 
tismus. Berliner klin. Wochenschr. 1884, No. 3. 

W. hat bei 4 weiblichen Patienten, die an Hysterie und Neuralgieen litten, 
mittels der Hypnose Besserung verschiedener krankhafter Erscheinungen (Zittern, 
Anästhesie) erzielt Wenngleich W. die Anwendung der Hypnose „versuchsweise“ 
bei den genannten Neurosen empfiehlt, so hält er doch einmal mit dem Bekenntniss 
einzelner Misserfolge sodann auch mit der Warnung nicht zurück, Vorsicht in dem Ge* 
brauche dieser Procedur zu gebrauchen, um factische Schädigungen (spotan auftretende 
hypnotische Zustände, psychische Anomalien etc.) zu verhüten. Bernhardt. 


Mader, Nephritis subacuta im Verlaufe des Rheum. artic. Auftreten 
symmetrischer Hautaffectionen an Händen und Föfsen, analog der 
symmetrischen Gangren. — Tod. Bericht der Rudolph-Stiftung vom 
J. 1882. Wien, 1883, S. 482. 

Bei einer 25 jährigen an Nephritis leidenden Patientin traten 10 Tage vor dem 
Tode, als bereits hydropische Erscheinungen mehrere Wochen lang bestanden hatten, 
bläQlich*rote Flecken in den Vol® manus und Plant® pedum auf. Die Flecken waren 
nicht deutlich erhaben, erblassten nicht auf Fingerdruck, von Hanfkorngröfse bis zu 
einem Durchmesser von 1—4 Ctm. Sie nahmen in den Hohlhänden and an den 
Fufssohlen vorzugsweise die lateralen Partieen ein. Die Flecken waren nicht schmerz¬ 
haft, aber auch nicht an&sthetisch; erst einige Tage nach der Eruption klagte die 
Kranke über heftiges Brennen in beiden Hohlhänden, was durch Eis, auch durch 
Faradisation gelindert wurde. Hand- und Fufsrücken waren frei von Flecken. Nur 
der Rand der Nase, welche stark infiltrirt erscheint und schwer durchgängig ist, sieht 
den Flecken ähnlich aus. Lues war nicht zu constatiren. — Die Section ergab neben 
Anderem auch eine frische ganz geringfügige Myelitis. — Vf. glaubt, dass diese 
symmetrische Hautaffection mit den Trophoneurosen, speciell mit der symmetrischen 
Gangrsen auf eine Stufe zu stellen ist. Lewinski. 


B. Auerbach, Fäulnisakrystalle in Leichen. Vierteljahrsschr. f. ger. 
Med. 1884, XL. S. 66. 

Zwei Kinder von 5 bezw. 6 Wochen wurden 110 und 134 Tage nach dem Tode 
gerichtlich obducirt, nachdem sich Verdacht auf Vergiftung durch Strychnin erhoben 
hatte. Die Fänlniss war in dem feuchten Lehmboden bei der niedrigen Wintertempe¬ 
ratur nicht besonders weit vorgeschritten und es ergab die Obduction bei dem einen 
Kinde nur an der inneren Magenoberfläche „hanfkorn- bis über stecknadelkopfgrofse, 
krystallgleiche* Körnchen, letztere auch auf der dem Magen entsprechenden Zwerch- 
fellshftlfte, wie auf dem parietalen Blatt des Peritoneums der linken Bauchseite. — 
Auch bei dem zweiten Kinde wurde der nämliche Befund am Magen, hier aber 
Überdies an der Dünn- und Dickdarmschleimhaut, wahrgenommen. Die chemische 
Untersuchung erwies die Krystalle als Tripel-Phosphat, und zwar stellten weitere Er¬ 
mittelungen fest, dass die Kinder vor ihrem Tode kohlensaure Magnesia und Hufblahd'- 
sches Kinderpulver bekommen hatten, somit für die Entstehung gröfserer Mengen von 
phosphorsaurer Ammoniak-Magnesia im Verdauungskanal die Bedingungen gegeben 
waren. Falk. 


Verlag von August Hirschwald in Berlin. — Druck von L. Schumacher iu Berlin. 


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WSek—llloh •rtehtlnen 
1—9 Bog tu | Okn Schlatt« 
de« Jihrgufi tlul, No- 
Mi* «ad SaehregUler. 


Gentralblatt 

für die 


Plnll 4m Jahrgmnf«« 
SO Mark; su botioht« 
dank all« Buchhandlaa« 
|ia «ad Poitan«ta2t«ii fl 


medieinMen Wissenschaften. 


Redigirt von 

Pro! Dr. H. Kroneoker, und Prof. Dr. H. Senator, 

Berlin (NW.), Danthsaastr. U. Berlin (NW.), Bamhefrtr. 7 (en> Hece^Utt). 


1884. IO. Mal. No. 19. 


Inhalts Biitoi, Bau der Kleihirnrinde. — Bnli, Eigenschaften der Japaner. — 
C. Hasse, Triebkräfte der Nährflüssigkeit im Körper. — Nbkcki and Sibbbb, 
Bildung de« Phenol bub Benzol als Maafs tierischer Oxydation. — Kohhr und 
Cbittbhdbx, Spaltungsproducte der Eiweifskörper. — A. Zbmakx; H. Chiari, 
Aktinomykose der Baucheingeweide bei Menschen. — Th. Kochbb, Magen* und 
Dannnaht. — Kibchbbb, Gehörleiden bei Meningitis cerebrospinalis. — Kibmaxx, 
Ex anthematischer Typhus. — B. Vibchow, Nephritis arthritiea. — Ballst und 
Mixox, Hinter- und Seitenstrangsklerose. — Fbirbbbo, Vasomotorische Wirkungen 
elektrischer äufserer Reise. — J. GbOhdlbs, Jodausseheidung nach Jodoformgebrauch. — 
Saboaxbk, Ozalsäurerergiftung. 

McWilliax; Rikobr, Innerration des Aalbersens; SalsbedQrfniss der Fische.— 
Grobbr, Stiekstoffgleichgewicbt beim Hunde. — H. Mabtik, Schädlichkeit ungekochter 
Milch. — E. Kostbr, Jodoformbehandlung. — A. r. Rbuss, Pilze in den Tränen¬ 
röhrchen. — Proebstixg, Agariein gegen Nachtschweiise. — M. Bbrnhabdt, 
Partielle Empfindungslähmung. — Bsbvor, Schwindel als Ursache des epileptischen 
Anfalles. — Doutrblbfoht, Sublimat gegen Lupus. — Dohbx, Ein rerheirateter 
Zwitter. 


Cb. Beevor. Die Kleinhirnrinde, du Bois-Retmond’s Arch. 1883 , 
4 u. 5. (Aus d. physiol. Institute zu Leipzig.) 

I. Die Körnerschicht. Jede PuuKiNJti’sche Ganglienzelle 
der Kleinhirnrinde steht mit einer isolirt verlaufenden markhaltigen 
Nervenfaser in Verbindung. Aufser den letzteren giebt es indessen 
noch eine andere Art von Fasern, die einen Plexus bilden, welcher 
die Körnerschicht nach allen Richtungen durchzieht und nach der 
einen Seite in den Markstrahl, nach der anderen in die molecul&re 
Schicht fibergeht. Diese Fasern sind von außerordentlich ver¬ 
schiedener Dicke, mit einer varicösen Markscheide versehen und 
anastomosiren mit einander. Die Fasern der ersten Art brechen 
zwischen ihnen durch, ohne mit ihnen zusammenzuhftngen und 
werden vom Vf. als »unverzweigte“, die der zweiten Art als »ver¬ 
zweigte“ bezeichnet. — Mit Dknisskkko unterscheidet B. ferner in 
den Zwischenräumen der Fasern der Körnerschicht die Haematoxylin- 
zellen, — welche demjenigen entsprechen, was man bisher Körner 
nannte, welche aber Bindegewebszellen sind — und die Eosinzellen, 
welche mit Nervenfasern Zusammenhängen. Die Hsematoxylinzellen 


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XXII. Jahrgang. 

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322 


Bbevor, Ban der Kleinhirnrinde. 


No. 19. 


sind Gliazellen mit Kernen, Protoplasma und anastomosirenden 
Fortsätzen, finden sich auch zwischen den Nervenfasern des Mark¬ 
strahls und bilden ein Stützgerüst, ähnlich wie in der weifsen 
Substanz des Rückenmarks. Die Eosinzellen möchte Vf. nicht als 
Zellen bezeichnet wissen, da sie oft nur als Verdickungen des Axen- 
cylinders erscheinen. 

II. Die moleculare Schicht. Vf. sieht die Grundsubstänz 
derselben, im Einklang mit neueren Anschauungen, als ein feines 
Netzwerk an, dessen Bälkchen wahrscheinlich aus Neurokeratin be¬ 
stehen. Zwischen der molecularen und der Körnerschicht befindet 
sich die vom Vf. sog. Limitans interna, d. h. eine besondere in der 
Fläche ausgebreitete Schicht, welche bei Zerreifsungen jedesmal an 
der molecularen Schicht haften bleibt und aus einer mehrfachen 
Lage von Gliazellen besteht, die ebensowohl den PußjuNJE’schen 
Ganglienzellen, wie den zu ihnen tretenden Nervenfasern und Blut- 
gefäfsen mittels ihrer anastomosirenden Fortsätze zur Stütze dienen. 
Einzelne stärkere Fortsätze dieser Schicht würden in Form der 
von Bergmann gefundenen Stütz- oder Radiärfasern zu der unter 
der Pia mater gelegenen Limitans externa aufsteigen. Die Ganglien¬ 
zellen sind von einem Netz feiner Neurokeratinfäden umsponnen, 
in welchem eine stärkere Anhäufung von Gliazellen sich vorfindet. 
Dasselbe Netz bildet auch eine röhrenartige Verdickung um die 
Fortsätze der Ganglienzellen und hängt im Uebrigen mit dem Glia- 
netz zusammen. 

Was den Zusammenhang des nervösen Systems in sich an¬ 
betrifft, so stellt Vf. folgendes Schema auf: Je eine unverzweigte 
Faser hängt mit je einer PuiuciNJK’schen Zelle zusammen, indem ihr 
Axencylinder in das Protoplasma, ihre Markscheide in die gliöse 
Kapsel derselben übergeht. Der Axencylinder wird in der Zelle 
aufgefasert in eine Anzahl Fibrillen, welche in die verzweigten 
Fortsätze übergehen. Die Fibrillen verlaufen in den gleichfalls von 
einer gliösen Scheide umgebenen Fortsätzen als vollständig distincte 
Fäden bis zur Peripherie. Bei der Verzweigung der Fortsätze 
werden die in der Höhe der Zelle zahlreich in einem Fortsatze 
liegenden Fibrillen allmählich bis zu einzelnen verteilt. Die durch 
die Verzweigung isolirten Fibrillen biegen unter einem Winkel von 
90 0 um, breiten sich in parallel der Oberfläche liegenden Ebenen 
aus, sammeln sich dann in bestimmter Anordnung wieder zu Fasern, 
die sich mit Marie umgeben und laufen in diesen, die Fasern häufig 
wechselnd, daher in Plexusbildung wieder zum Markstrahl herunter. 
Der letztere Satz enthält nach der eigenen Erklärung des Vf.’s viel 
Hypothetisches. Eigentümlich ist es, dass häufig an ein und dem¬ 
selben Läppchen die PcRKiNJK’schen Zellen an ihrem Kern und 
Protoplasma nicht allein ein ganz verschiedenes Aussehen zeigen, 
sondern auch auf Färbemittel in durchaus verschiedener Weise 
reagiren. Broesike. 


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No. 19. Balz, Eigenschaften der Japaner. — Hasse, Triebkräfte etc. 323 


E. Bffilz, Die körperlichen Eigenschaften der Japaner. Mitt. der 
deutschen Gesellsch. f. Natur- und Völkerkunde Ostasiens. 28. Heft. Yoko¬ 
hama 1883. 

B. föhrt zuerst aus, wie in der bisherigen Litteratur über 
diesen Gegenstand die Beschreibungen ungemein verschiedene, gradezu 
entgegengesetzte gewesen sind. Die japanische Sprache gehört zu 
den agglutinirenden, ural-altaischen Sprachen. Im japanischen Volke 
sind 3 ethnische Factoren repräsentirt: 1) die Aino, die nur noch 
in geringer Zahl vorhanden sind; 2) ein mongoloider Stamm, den 
besseren Klassen der Chinesen und Koreaner ähnlich, welcher vom 
Festland über Korea einwanderte, sich im südwestlichen Teile der 
Hauptinsel zuerst niederliefs und sich von da weiter über diese 
Insel ausbreitete (vielleicht mit den Akkadiern zusammenhängend, 
aber nicht semitisch); 3) ein anderer mongoloider, deutlich malayen- 
ähnlicher Stamm, der sich zuerst im Süden auf Kiushiu niederliefs 
und von da auf die Hauptinsel übersetzend, dieselbe allmählich er¬ 
oberte; er ist der Zahl nach im ganzen Volke überwiegend. 

Vf. behandelt sodann ausführlich die Maafse und Proportionen 
des Körpers und seiner einzelnen Teile (hierzu 4 Tafeln). Die 
persistirendc Jochbeinnaht ist bei Japanern sehr häufig (unter 124 
Schädeln 24 Mal); die persistirende Stirnnaht hat er unter 119 
Schädeln 17 Mal gefunden. Beides nicht bei 3 untersuchten Aino¬ 
schädeln. Schädel mit Stirnnaht zeigen häufiger, als andere Schädel 
Schaltknochen. J. Sander. 


C. Hasse, Ueber die Ursachen der Bewegungen der Ernährungs¬ 
flüssigkeiten im tierischen Körper. Pflüokk’s Arch. XXXIII. S. 52. 

Ausgehend von seinen Studien über die vergleichende Anatomie 
des Knorpels, Knochens und des Bindegewebes, fragt sich Vf., auf 
welche Weise diese Gewebe von ihren Nährsubstanzen durchsetzt, 
Bowie von den Abfallsproducten des Stoffwechsels befreit werden; 
vor Allem, welche Kraft diese Flüssigkeiten in Bewegung setzt. 
Wesentlich fufsend auf vergleichend anatomischen Betrachtungen 
kommt er zu Schluss, dass neben der Triebkraft des Herzens und 
der aspiratorischen Action der Atemmuskeln die Tätigkeit sämmt- 
licher Körpermuskeln, genauer ausgedrückt: der contractilen Elemente 
der Muskelzellen, eeien dieselben glatt oder gestreift, von hervor¬ 
ragendem Einfluss auf die Bewegung von Blut und Lymphe sein 
müsse. 

Ohne hiermit gerade ein wesentlich neues Princip aufstellen 
zu wollen, hebt H. hervor, dass der Einfluss der Körpermusculatur 
auf die Bewegung des Lymphstroms nicht nur da Statt hat, wo 
die die Emährungsflüssigkeit führenden Safträume, Saftlücken, Saft¬ 
kanäle in weichem, nachgiebigem Gewebe sich befinden, sondern 
auch da sich geltend macht, wo sich zwischen und an Muskeln 
die festen, so gut wie uncomprimirbaren Teile des Körpers, die 
Skelettmassen, Knorpel und Knochen heranschieben. Beim Knorpel 
z. B. sichert zwar die Imbibitionsfähigkeit der Knorpelgrund¬ 
substanz in ausgiebigster Weise die Raschheit und Ausgiebigkeit 


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324 


Nkncki u. Sirbrr, Bildung des Phenol ans Benzol. 


No. 19. 


des Hineindrängens der Ernährungssubstanzen; allein auch das 
Herausdringen ist gesichert, und zwar, wie Vf. sich überzeugt hält, 
durch Vermittelung der Saftkanäle und Safträume des umgebenden, 
bindegewebigen, weichen Perichondrium, an welches sich entweder 
Muskeln mit ihren Fascien anlehnen, oder an welches sich Muskel¬ 
fasern direct oder indirect anheften. Durch die abwechselnde Zu¬ 
sammenziehung und Erschlaffung dieser Muskeln muss die seröse 
Flüssigkeit, welche in den genannten perichondrialen Safträumen 
sich befindet, entweder aspirirt oder an andere Orte verdrängt 
werden. Bei der Erweiterung der Saftlücken im ersteren Falle 
aber lässt sich voraussetzen, dass dadurch das Austreten der imbi- 
birten Ernährungsflüssigkeit des Knorpels in dieselben bewirkt wird. 
Ganz denselben Einfluss aber üben die Skelettmuskeln auf die in 
der Beinhaut der Knochen befindlichen Safträume aus und sichern 
dadurch das Abströmen der serösen Ernährungsflüssigkeit aus den 
starren Knochen in vollkommenster Weise. 

Dasselbe gilt, nach H., für die Gelenkflüssigkeit, für die serösn 
Flüssigkeiten der Bauch-, Brust- und Pericardialhöhle, sowie der 
vorderen Augenkammer. Durch die Bewegungen der Gelenk¬ 
muskeln, der Muskeln an der Bauchwand etc. werden luftleere 
Bäume erzeugt, in welche hinein die serösen Flüssigkeiten gesogen 
werden, um von da in der nächsten Phase wieder andere Orte 
aufzusuchen. M&rtius. 


M. Nencki und N. Siebör, Ueber eine neue Methode die phy¬ 
siologische Oxydation zu messen und über den Einfluss der Gifte 
und Krankheiten auf dieselbe. PFLDOKu’sArch. XXXI. S.319. 

Benzol wird im Tierkörper zum Teil zu Phenol, zum Teil zu 
Hydrochinon und Brenzkatechin oxydirt. Nun wechselt zwar die 
Menge des nach Eingabe von Benzol auschiedenen Phenols nicht 
allein je nach der Tierspecies, sondern auch bei derselben Species 
je nach der Individualität und zwar nach den Beobachtungen der 
Vff. bei Hunden in maximo um das 3 fache, bei Kaninchen um das 
Doppelte, bei Menschen um die Hälfte. Nichtsdestoweniger ist 
die Methode, aus der Menge des nach Eingabe von Benzol aus¬ 
geschiedenen Phenols die Intensität der Oxydation zu messen, an¬ 
wendbar, da, wie die Vff. finden, bei dem nämlichen Individuum ceteris 
paribus auch innerhalb eines Intervalles von mehreren Monaten stets 
die gleiche Menge von Benzol zu Phenol oxydirt wird. So schied ein 
Hund vonlOKgrm. (beiFleisch- und Brodfütterung) nach Aufnahme von 

1 Grm. Benzol zu verschiedenen Zeiten fast genau 0,15 Grm. Phenol 
aus und nach mehreren Monaten wiederum nach 2 Grm. Benzol 
0,32 Grm. Phenol. — Bei Selbstversuchen fand Buzkzikski nach 

2 Grm. Benzol eine Ausscheidung von 0,92 Grm. Phenol. Hunger 
und unzureichende Ernährung beeinflussen die Oxydationsgröfse nur 
wenig. — Durch Phosphor-Intoxication wird im Organismus die 
Oxydation so gut wie aufgehoben; so schied ein Kaninchen, das 
nach 1 Grm. Benzol 0,15 Grm. Phenol entleerte, nach aubcutaner 
Injection von Phosphoröl von 1 Grm. nunmehr einverleibten Benzols 


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No.19. Kühne n. Chittrnden, Sp&ltuugsproduote der Ei weifskörper. 325 

bis zu dem nach 17 Stunden erfolgten Tode nur unwägbare Mengen 
von Phenol aus; ein anderes, das erst nach 27 Stunden einging, nur 
8 Mgrm. Phenol aus. Ein drittes, das infolge einer geringeren 
Phosphorgabe erst nach 3'/ 2 Tagen verendete, hatte bis zum Tode 
0,16 Grm. ausgeschieden, während seine Ausscheidung in der Norm 
0,263 Grm. betragen hatte. Dagegen haben selbst tötliche Gaben, 
sowohl von arseniger, als von Arsensäure, keinen Einfluss auf die 
Oxydation des Benzols zu Phenol. 

Nach Hkss und Brzkzinski setzen Kupfersalze die Oxydations- 
gröfse herab, so beim Kaninchen auf etwa die Hälfte der vorher 
beobachteten Gröfse. Sehr bemerkenswert ist ferner der Einfluss 
der Anaesthetica, von denen Aether, Chloroform und Chloral die 
Oxydationsgröfse des Benzols zu Phenol um l / 3 bis in maximo 3 / s 
herabsetzen. 

Da weder bei der Aether-, noch Chloroformnarkose, vollends 
nicht bei der Phosphor- und Kupfervergiftung Mangel an Sauerstoff 
als ursächliches Moment der verminderten Oxydationsintensität zu 
beschuldigen ist, so ist letztere zweifellos als die Folge einer spe- 
cifischen Wirkung dieser Gifte auf das lebendige Protoplasma der 
Zellen anzusehen. Da ferner ungeachtet der herabgesetzten Oxy¬ 
dation unter dem Einfluss des Aethers beim Kaninchen nach Ein¬ 
verleibung gleicher Mengen von Phenol oder Resorcin genau so viel 
Aetherschwefelsäuren ausgeschieden werden, wie normal, endlich 
bei der Phosphorvergiftung ungeachtet des fast gänzlichen Erlöschens 
der Oxydationen annähernd ebensoviel Aetherschwefelsäuren gebildet 
werden, wie in der Norm, scr ergiebt sich der Schluss, dass die 
synthetischen Processe unabhängig von der Oxydation verlaufen. — 
Bei gesunden Individuen wurde nach Eingabe von 2 Grm. Benzol 
0,62—0,92, im Mittel 0,8 Grm. Phenol ausgeschieden. Von Krank¬ 
heiten wurden auf deren Oxydationsgröfse untersucht: Chlorose, 
perniciöse Anaemie, Pneumonie, Leukaeraie, Pseudohypertrophie der 
Muskeln. Nur bei den beiden letzten Processen ist die Oxydations¬ 
gröfse merklich herabgesetzt und zwar bei der Muskelatrophie auf 
fast die Hälfte, bei der Leuksemie nahezu auf '/, der Norm. 

Schliefslich heben die Vff. noch hervor, dass ihre Methode weit 
davon entfernt ist, die Untersuchung des respiratorischen Gaswechsels 
und der N-haltigen Ausscheidungsproducte ersetzen zu sollen; viel¬ 
mehr dürfte durch die Anwendung dieser Methode neben jenen 
bisher geQbten bei physiologischen und namentlich pathologischen 
Untersuchungen unsere Erkenntniss der chemischen Vorgänge in 
den Geweben wesentliche Fortschritte machen. J. Munk. 


W. Kühne und R. Chittenden, Ueber die nächsten Spaltungs- 
producte der Eiweifskörper. Ztschr. f. Biol. XIX. S. 159. 

K. ist durch seine früheren Untersuchungen zu der Anschauung 
gelangt, dass das Eiweifsmolecül aus zwei in ihm präformirten 
Gruppen: Antialbumid und Hemialbumin besteht, welche bei der 
Einwirkung des Magensaftes schliefslich beide in das entsprechende 
Pepton übergehen, sich aber durch ihre verschiedene Resistenz 


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326 Kühne u. Chittknden, Spaltungsproducte der Eiweifskörper. No. 19. 


gegenüber der Pepsinverdauung unterscheiden. Als Zwischenglieder 
zwischen dem Eiweifs und dem Pepton treten sowohl bei der 
Magenverdauung, als auch bei einfacher Säurewirkung die ent¬ 
sprechenden Albumosen auf: Antialbumose und Hemialbumose, von 
denen die letztere schon einige Zeit bekannt. Die beiden Peptone 
unterscheiden sich durch ihr Verhalten zum Trypsin. Das Hemi- 
pepton wird durch dasselbe in Leucin und Tyrosin gespalten, indem 
nur ein kleiner Rest von Pepton unangegriffen bleibt; das Antipepton 
wird dagegen durch noch 60 lange fortgesetzte Digestion mit Trypsin 
nicht angegriffen. 

Die vorliegende Abhandlung von K. und Ch. giebt eine genaue 
Beschreibung von der Darstellung und den Eigenschaften der ver¬ 
schiedenen Körper aus Hühnereiweifs, Serumalbumin, Syntonin und 
eine grofse Zahl von Analysen derselben. Für die Spaltungsproducte 
des Eiereiweifs fanden die Vff. folgende Zahlen: 



Antialbumid 

Antipepton 

Hemialbumose 

Hemipepton 

c 

53,79 

49,87 

50,96 

49,38 

H 

7,08 

6,89 

6,85 

6,81 

N 

14,55 

15,21 

15,88 

15,07 

S 

0 

{ 24,58 

28,03 

1,45 

24,86 

1,10 

27,64 


Mit Ausnahme des Antialbumids ist der Kohlenstoff merklich 
geringer, wie der der eigentlichen Eiweifskörper, ein Umstand, der 
sich sehr wohl mit der Anschauung verträgt, dass die in Rede 
stehenden Substanzen Hydrate des Eiweifs darstellen. 

Das Antialbumid wird aus Eiereiweifs am besten gewonnen 
durch längeres Erhitzen von coagulirtem, gut ausgewaschenem 
Eiweifs mit verdünnter Schwefelsäure von nur 0,5 pCt. S0 4 H a bei 
100°, Auswaschen mit Wasser und Digestion mit Magensaft, welcher 
es nicht löst, aber es in einen gallertigen Zustand überführt etc. 
Behandelt man es in Sodalösung mit Trypsin, so geht es in Anti¬ 
pepton über; ein Anteil des gelösten Albumids geht jedoch in 
eine schwer lösliche Modification über und scheidet sich in Form einer 
Gerinnung wieder aus. Aus der Lösung erhält man das Antipepton 
durch Fällung mit Alkohol. Eine Bildung von Leucin und Tyrosin 
findet auch bei fortgestzter Digestion des Antipeptons mit Trypsin 
nicht statt. Die Antialbumose konnte dnrch Einwirkung von 
Säure nicht erhalten werden, sondern nur durch fractionirte Pepsin¬ 
verdauung. Auch die Antialbumose geht durch Trypsin in Antipepton 
über. 

Zur Isolirung der Hemialbumose und des Hemipepton 
diente die durch kurzdauernde Einwirkung von Magensaft auf Eiweifs- 
coagulum erhaltene Lösung. Nachdem dieselbe neutralisirt und 
von dem entstandenen Niederschlage abfiltrirt war, wurde sie ein¬ 
gedampft, mit Alkohol gefällt und damit ausgewaschen. Aus dem 


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No. 19. Zkmann ; Gbiabi, Aktinomykose d. Baucheingeweide bei Menschen. 327 

Niederschlag ging beim Behandeln mit kaltem Wasser Pepton und 
ein Teil der Hemialbumose in Lösung, ein anderer Teil löste sich 
erst in heifsem Wasser. 

In ähnlicher Weise wurden auch aus Serumalbumin die ge- 
nannten Spaltungsproducte erhalten. In sehr auffälliger Weise zeigte 
sich wiederum die Eigenschaft des Antialbumids, in alkalischer Lösung 
durch Trypsin zur Ausscheidung zu gelangen: nach 20ständiger 
Digestion damit wurde die Lösung gallertig und hach weiteren 
2 Stunden beinahe fest. 

Mit besonderer Ausführlichkeit ist die Darstellung der ver¬ 
schiedenen Verdauungsproducte aus dem Fibrin beschrieben, doch 
muss in dieser Beziehung auf das Orig, verwiesen werden. Die 
rechtzeitig unterbrochene Zersetzung des Fibrins duroh Trypsin ist 
ein guter Weg Antialbumid zu gewinnen, das als schwer löslich 
zurückbleibt. Die Verdauung der Hemialbumose durch Trypsin 
lieferte neben Leucin und Tyrosin auch etwas Pepton. 

£. Salkowski. 


1) Ad. Zemann, Ueber die Aktinomykose des Bauchfelles und der 
Baucheingeweide beim Menschen. Wiener med. Jahrb. 1883, IV. — 
2) H. Chiari, Ueber primäre Darmaktinomykose des Menschen. 
Prager med. Wochenschr. 1884, No. 10. 

1 ) Z. berichtet über 5 Fälle von Aktinomykose der Unterleibs¬ 
organe, ven denen 3 von Kundrat, je einer von Schopf und Paltauf 
obducirt wurden, von denen ein Fall, auf der BiLi.ROTH*schen Klinik, 
schon intra vitam diagnostirt worden war. Es handelte sich hier 
um eine chronische, wie es scheint, von den Geschlechtsorganen aus¬ 
gegangene Peritonitis, die zur Perforation des Rectums und der Blase 
mit consecutiver Pyelonephritis geführt hatte. 

Der zweite Fall scheint sich wesentlich auf die Leber beschränkt 
zu haben, während im dritten Fall relativ geringfügige Herde sich im 
untersten Teile des Ueum und im Coecum fanden. Vom Ileum aus 
erfolgte Perforation der Darmwand mit partieller Peritonitis, Im Fall 4 
ging der aktinomykotische Process von der rechten Tuba aus. 
Jauchige Abscesse in Leber, Lunge und Gehirn, in denen keine 
Strahlenpilze gefunden wurden, führten den Tod herbei. Im fünften 
Falle, der allgemeine chronische Peritonitis darbot, fanden sich kleine 
Narben an der Dünndarmschleimhaut, aus denen Z. schliefst, dass 
dort „katarrhalische Ulcerationen“ dem Pilze den Eintritt in 
den Körper ermöglicht hatten. 

2) Ch. beschreibt einen Fall von einem 34jährigen Phthisiker, 
wo er, neben tuberculösen Geschwüren im Ileum, im Dickdarm bis 
5 Mm. dicke und 1 □Ctm. grofse Plaques fand, die sich, nicht 
ohne Verletzung der Schleimhaut, abheben liefsen und aus Akti- 
nomycesrasen bestanden, welche in grofeer Ausdehnung verkalkt 
waren. Auch verkalkte Epithelien hat Ch. wahrgenommen. 

0. Israel. 


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328 Kochbb , Magen-und Darmnabt. — Kirchner , Gehörleiden etc. No. 19. 

Th. Kocher, Zur Methodik der Magen- und Darmnaht. CbL f. 

Chir. 1883, No. 45. 

K. teilt die Ansicht Kraskk’b, dass nach der Magenresection 
schon geringe Grade von Peritonitis ausreichen, um den Tod, wenn 
auch nicht direct zu verursachen, so doch in hohem Grade zu be¬ 
günstigen. Für die Aetiologie dieses, welche zuweilen unter den 
Todesfällen durch Shock miteinbegriffen sind, fällt nicht nur die 
Berührung der Serosa des Darmes resp. des Magens von aufsen, 
sondern auch von der Schleimhautseite, sei es durch Magendarm- 
inhalt, sei es durch Krebsjauche, in’s Gewicht. Einen völlig sicheren 
Abschluss för den Magen, so dass man jeden Ausfluss aus dem¬ 
selben vermeiden kann, erreicht man nur durch Zangen und Com- 
pressorien. K. hat daher in seinem letzten — günstig verlaufenen — 
Falle von Resection des krebsigen Pylorus die Duodenalseite vor 
der Excision durch Anlegung von 2 von ihm ad hoc besonders 
angegebenen Klammern, die Magenseite dagegen durch Benutzung 
der von Bu.lroth zum Plattquetschen des Ovarialstieles angegebenen 
Compressorien zu schützen gesucht. Die Verkleinerung des Magen¬ 
stumpfes durch eine GELv’sche Naht geschah hier vor Abtrennung 
desselben bei noch liegendem mit aller Kraft zugeschraubten Com- 
pressorium; dann erst wurde dasselbe entfernt und die Vereinigung 
mittels der „inneren Darmnähte“ (Wölfler, Rydygikr) geschah 
noch innerhalb des Bereiches der durch das Compressorium und 
die Klammern erzeugten nicht abgetragenen Quetschung, ohne dass 
hieraus nur der geringste Schaden resultirte. Die Application der 
zweiten Etage von Nähten, welche nach dem LBMBERr’schen Principe 
Serosa von Magen und Darm an einander schliefst, erfolgte hierauf 
in gewohnter Weise. „Wie sehr durch diese Methode die Naht 
vereinfacht und ihre genaueste Ausführung erleichtert wird, wird 
Jeder sehen können, dem es beliebt, dieselbe nachzuprüfen“. 

P. Güterbock. 


Kirchner, Ueber Meningitis cerebrospinalis und deren Bedeutung 
für das Gehörorgan. Deutsche med. Wochenschr. 1884, No. 5. 

K. beobachtete bei den während der letzten Jahre in Würzburg 
aufgetretenen kleinen Epidemieen von Meningitis cerebrospinalis 
erhebliche Schwerhörigkeit und complete Taubheit. In letzterem 
Falle boten sich der objectiven Untersuchung keine anderen Anhalts¬ 
punkte dar, als völlige Unempfindlichkeit gegen Schall- und Ton¬ 
eindrücke. In manchen Fällen liefsen sich dagegen deutliche Zeichen 
von Mittelohrerkrankungen constatiren, die einer Behandlung zu¬ 
gänglich waren. Die Wechselbeziehung zwischen den Gefäfsen des 
Gehörapparates und denen der Gehirnhäute, spielt jedenfalls, nach 
K., bei der Entstehung mancher Ohrleiden eine bedeutende Rolle 
und auch bei der für das Gehör so unheilvollen Meningitis cere¬ 
brospinalis werde der definitive Schaden bedingt sein von der Aus¬ 
breitung des Entzündungsprocesses entweder nur über die Teile des 
mittleren Ohrgebietes: Paukenhöhle, Tuba Eustachi, Warzenzellen, 
oder über die inneren wichtigsten Teile des Ohres, das Labyrinth. 


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No. 19. Kirchner, Gehörleiden bei Meningitis cerebrospinalis. 329 

Während in den meisten Fällen die Gehörstörungen nach Me¬ 
ningitis cerebrospinalis erst nach Ablauf der schweren Krankheits¬ 
erscheinungen zur Beobachtung des Ohrenarztes kommen, konnte Vf. 
einen Fall auf der Klinik Gkhhariit’s von Anfang bis zu Ende 
beobachten. 

Bei dem 19jährigen Pat. ergab die Untersuchung des Gehör¬ 
organs am 3. Tage der Krankheit linkerseits bedeutende Herab¬ 
setzung der Hörfähigkeit (Uhr nur beim AndrQcken an das Ohr 
gehört), rechts etwas geringer (Uhr 5 Ctm. vom Ohr). Von Stimm¬ 
gabeln wurde g, a' und c" sowohl durch Luft-, als durch Knochen¬ 
leitung, a" und cweder bei Luft-, noch bei Knochenleitung 
linkerseits, dagegen rechterseits alle Töne schwach, aber deutlich 
durch Luft- und Knochenleitung gehört. Befund am Trommelfell 
negativ. Die Untersuchung der Augen (Prof. Michki.) ergab links 
Lähmung des N. trochlearis und sämratlicher Zweige der Nn. ocu- 
lomotorii. In den nächsten Tagen Delirien, Nackenstarre, Puls¬ 
verlangsamung und völlige Taubheit. Erst nach Ablauf aller 
übrigen Erscheinungen trat (gegen Ende der 12. Woche) eine 
Besserung des Hörvermögens ein; auch die Perception der Stimm¬ 
gabeltöne durch die Kopfknochen trat allmählich deutlich hervor. 
Gleichzeitig besserte sich das anfangs schwache, später sehr heftige 
Ohrensausen. Pat. hörte schliefslich rechts die Uhr in 12 Ctm. 
Entfernung vom Ohr, liuks jedoch nur beim AndrQcken. Neben 
der Labyrinthaffection, die hier von vornherein aufgetreten war, war 
in den letzten Wochen auch die Paukenhöhle, wenn auch in geringem 
Grade, in Mitleidenschaft gezogen, was sich durch Gefäfsinjection 
längs des Hammergriffes, stärkere Einziehung des Trommelfelles und 
diffuse Bötung desselben documentirte. 

Vf. hat aufser diesem noch 14 Fälle von Meningitis cerebro¬ 
spinalis in der Umgegend von Würzburg beobachtet. Bei 3 jugend¬ 
lichen Individuen von 9, 14 und 21 Jahren verlief die Krankheit 
fast genau wie in dem beschriebenen Falle: auch hier blieb auf dem 
einen Ohre ein höherer Grad von Taubheit zuröck, als auf dem anderen. 
Bei 3 Patienten blieben nur unbedeutende Gehörstörungen, in 4 
leichten Fällen war kein Schaden mehr zu constatiren. Bei den 
für das Gehörvermögen günstig abgelaufenen Fällen handelte es 
sich auch um eine Complication, die den Labyrinthapparat weniger 
intensiv in Mitleidenschaft zog, dagegen zu einer mäfsigen Entzün¬ 
dung und Hyperemie der Paukenhöhlteile führte. Es empfiehlt 
sich also jedenfalls, das Gehörorgan bei Meningitis cerebrospinalis 
sorgfältig zu untersuchen, da man beim Vorhandensein von Pauken- 
höhlenprocessen in der Lage ist, durch rechtzeitiges Einschreiten 
das Gehör zu erhalten, während eine bleibende Schädigung desselben, 
namentlich im kindlichen Alter, leicht dadurch herbeigeführt wird, 
dass man geneigt ist, bei hochgradiger Taubheit fast immer eine 
Labyrinthaffection anzunehmen, welche nur in selten günstigen Fällen 
eine Erhaltung des Gehörs erwarten lässt. Schwab&oh. 


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330 


Kibmakn, Exanthematischer Typhus. — R. Vmuiow. 


No. 19. 


Kiemann, Ueber Typhus-Exanthematicus. (Bericht der k. k. 

Krankenanstalt Rudolph-Stiftung in Wien vom Jahre 1882.) Wien, 

1883, S. 284. 

In dem Berichtsjahre wurden 100 Flecktyphuskranke in das 
Krankenhaus aufgenommen, zum allergröfsten Teile Vagabunden, 
Obdachlose und dergl.; während keiner der behandelnden 7 Aerzte 
erkrankte, wurden 10 Wärterinnen und 6 anderweitig erkrankte 
Individuen (die in Folge eines diagnostischen Irrtums sich der In- 
fection aussetzten) befallen. — Die Incubationszeit war nur in 
5 Fällen zu bestimmen und schwankte hier zwischen 1 und 8 Tagen. 
Die differentielle Diagnose zwischen exanthematischem und Ileo- 
typhus kann sehr schwierig sein; wichtig ist in dieser Beziehung 
das sehr frühe Auftreten des Bronchialkatarrhs beim exanthematischen 
Typhus. — Was die Körperwärme (in der Achsel gemessen) 
anlangt, so erreichte dieselbe ihren Höhepunkt fast stets gleichzeitig 
mit der vollständigen Entwickelung des Exanthems; die Durch¬ 
schnittstemperatur des Tages stieg dann auf 39,9—40 °C.; Fälle 
mit höheren Durchschnittstemperaturen gaben eine bedenkliche Pro¬ 
gnose. Die Entfieberung, die nur selten plötzlich, meist innerhalb 
48 Stunden erfolgte, trat in ganz leichten Fällen einige Male vor 
dem 10., in mittelschweren zwischen dem 12. und 14., in schweren 
zwischen dem 14. und 16. Tage ein. Eine noch längere Verzögerung 
des Fieberabfalles wies auf die Entwickelung secundärer Processe 
hin. — Das Exanthem trat meist zwischen dem 3. und 6., seltener 
zwischen dem 7. und 9. Tage auf, nur in wenigen Fällen schon 
am zweiten Tage und nur 2 Mal innerhalb der ersten 24 Stunden; 
es zeigte fast ausschliefslich den Charakter der reinen Roseola und 
war bald spärlich, bald enorm reichlich. In leichten Krankheits¬ 
fällen erbleichte es nach 4—6 Tagen, während es in schweren eine 
petechiale Umwandelung durchmachte und bis zum 12. Tage bestand. 
Wirkliche Petechien, die nur in 9 Fällen vorkamen, gaben eine 
schlechte Prognose* — Der sehr früh auftretende Bronchial¬ 
katarrh ist diagnostisch von Wichtigkeit. Bei 12, übrigens ge¬ 
nesenen Kranken trat Haemoptoö ein (ohne dass Tuberculose oder 
Herzfehler bestanden). — Entzündliche Procesee im Respirations¬ 
apparate waren meist die directe Todesursache. — Auffallend war 
der Heifshunger der meisten Kranken, selbst der heftig deliri- 
renden. — Bei 35 Kranken bestanden Diarrhoeen mit Meteorismus; 
Ileocoecalgurren etc. — Während die Mortalität an Typhus 
exanth. in der Rudolph-Stiftung im Laufe der Jahre 1870—1881, 
wo die Kranken mit lauen resp. kühlen Bädern behandelt wnrden, 
ca. 22 pCt. betrug, sank sie im Jahre 1882, wo die Bäderbehandlung 
mit der Darreichung grofser Gaben von Chinin resp. Chinidin com- 
binirt wurde, auf 12,75 pCt. Perl. 

R. VirchOW, Ueber Nephritis arthritica. Berliner klin. Wochenschr. 

1884, No. 1. 

Vf. vermag den nicht selten betonten Zusammenhang zwischen 
Gicht und harnsauren Concretionen der Harnwege (Blasen- und 


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No. 19. 


Vikchow, Nephritis arthritica. 


331 


Nierensteine, Nierengries) nicht anzuerkennen. — Das am Leichen¬ 
tische nicht ganz seltene Auffinden sauren harnsauren Natrons in 
Form von Ablagerungen in den verschiedensten Körperteilen und 
-Organen, ohne dass intra vitam die charakteristischen Anfälle der 
Gicht bestanden hätten, weist darauf hin, dass es aufser der Gicht mit 
paroxysmenhaftem Verlaufe, noch eine Form mit latentem, schlei¬ 
chenden Verlaufe giebt; letztere findet sich vorzugsweise bei Indi¬ 
viduen von ärmlicher und kümmerlicher Lebensweise, erstere bei 
reichlich und üppig lebenden Menschen. — Was die bei der Gicht 
vorkommenden Nierenaffectionen anlangt, so hat Vf., im Gegen¬ 
satz zu Ebstkin, noch niemals saure harnsaure Ablagerungen 
im interstitiellen Gewebe gefunden, sondern lediglich in den Harn¬ 
kanälchen, und zwar wesentlich in der Medullarsubstanz. Sie 
liegen in Form einzelner, auffallend weifser, kurzer Striche, die 
mikroskopisch aus ziemlich grofsen, farblosen, schiefen rhombischen 
Säulen bestehen, in erweiterten Teilen gerader Harnkanälchen, und 
zwar gewöhnlich im mittleren Teil der Markkegel, seltener an der 
Spitze der Papille und noch seltener im peripherischen Teile des 
Markkegels. In der weitaus überwiegenden Mehrzahl der Fälle, 
in welchen sich diese Pfröpfe in den Nieren finden, sind auch 
sonstige harnsaure Ablagerungen an den Prädilectionsstellen der 
Gicht zu constatiren; för die vereinzelten Fälle, in denen dies nicht 
gelingt, glaubt Vf. schon aus dem beschriebenen Nierenbefunde auf 
die Existenz der Gicht schliefsen zu dürfen. 

Neben jenen Veränderungen der Medullarsubstanz zeigen sich 
gewöhnlich Befunde, die auf eine chronische interstitielle Ne¬ 
phritis zu beziehen sind, und zwar vorwiegend an der Ober¬ 
fläche der Niere und von da in die Rindensubstanz sich 
hineiner6treckend: es kommt zu narbenartigen Vertiefungen der 
Oberfläche, zur Höckerbildung an derselben, allmählich zu einem 
hohen Grade von Schrumpfung des ganzen Organes. — Es finden 
eich also in der Niere die harnsauren Ablagerungen und die Ent- 
zündungsprocesse räumlich getrennt; ähnlich sind die Verhältnisse 
an den befallenen Gelenken: Die harnsauren Krystalle liegen 
innerhalb der gefäfslosen Partieen (Knorpel und Ligamente), 
während der den Gichtanfall charakterisirende entzündliche Pro- 
cess an der Synovialis haftet. Hieraus schliefrt Vf., dass nicht 
das in Form von Krystallen festgewordene, sondern das noch in 
der Flüssigkeit gelöste harnsaure Salz den Entzündungsreiz dar¬ 
stellt. Es ergiebt sich hieraus die Frage, ob es nicht auch eine 
arthritische Nephritis geben kann, bei welcher überhaupt keine 
harnsaure Salze abgelagert werden. Vf. erläutert diesen Punkt 
durch die Geschichte seiner eigenen Erkrankung, bei welcher es, 
ohne Anfälle oder sonstige Symptome der Gicht, zu heftiger Reizung 
der Harnorgane mit anhaltender Absonderung eines stark eitrigen 
Urins kam. Als sich bei mikroskopischer Untersuchung des letzteren, 
nach Zusatz concentrirter Essigsäure, sofort eine starke Ausschei¬ 
dung von Harnsäurekrystallen zeigte, schlug Vf. ein energisches 
alkalisches Regime ein und zwar mit günstigstem Erfolge; er ist 


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332 Ballkt u. Minor, Hinter- und Seitenstrangsklerose. - Fkinberg, No. 19. 

der Ansicht, dass es hier durch starke Ueberladung mit harnsauren 
Salzen, die sich in voller Lösung befanden, zu einer Aber die ganze 
Fläche der Harnorgane ausgebreiteten Reizung mit exquisitem eitrigen 
Katarrh gekommen war. Perl. 

G. Ballet et L. Minor, ßtude d’un cas de fausse* scl4rose syst£- 
matique combin^e de la moelle. Arch. de Neurologie. 1884. VII., 
No. 19. 

Vff. berichten Ober einen Fall, in welchem die klinischen Symp¬ 
tome auf eine combinirte Erkrankung der Hinter- und Seitenstränge 
des Röckenmarks hin wiesen, die anatomische Untersuchung zwar eine 
Affection derselben ergab, aber keine combinirte Systemerkrankung 
sondern eine diffuse Sklerose in den genannten Teilen des Rücken- 
marks. Im Anschluss daran besprechen sie die in der Literatur enthal¬ 
tenen Fälle von combinirten Erkrankungen der Hinter- und Seiten¬ 
stränge und suchen nachzuweisen, dass es eich in denselben aller- 
meistens nicht um Affection zweier Strangsysteme (ira physiologischen 
Sinne) handelt. Sie stellen 5 Typen auf, nach welcher sich Erkran¬ 
kungen der Hinterstränge und Seitenstränge miteinander compliciren 
können: 1) diffuse Sklerose in diesen beiden Stranggebieten; 2) Ta¬ 
bes mit Erkrankung der Kleinhirnseitenstrangbahnen (Affection aller 
centripetalen Bahnen); 3) Erkrankung der Hinterstränge nebst einer 
von den Meningen ausgehenden diffusen Myelitis; 4) diffuse inter¬ 
stitielle Myelitis mit secundärer Systemerkrankung; 5) Combination 
von ächten Systemerkrankungen (Hinterstränge einerseits, Pyramiden¬ 
bahnen andererseits) — sehr selten. 

Die Vff. entwerfen dann die Symptomatologie dieser combinirten 
Erkrankungen: Dieselbe eetzt sich aus den Erscheinungen zusammen, 
welche die Affection jedes der beiden Rßckenmarksstränge för sich 
hervorrufen würden, soweit dieselben einander sich nicht ausschliefsen. 
Sie glauben sich nun irriger Weise in Uebereinstimmung mit Wkstphai,, 
wenn sie das Verhalten der Kniephänomene und des Muskeltonus 
davon abhängig machen, ob die Hinterstränge nur in beschränkter 
Ausdehnung oder in ganzer Höhe entartet sind. Wkstphai. betont 
ausdrücklich, dass die Kniephänome und die Contracturen bei der 
combinirten Erkrankung der Hinter* und Seitenstränge dann fehlen, 
wenn die Hinterstränge in der Höhe des Lendenmarks von der 
Degeneration ergriffen sind. Oppenheim. 

Feinberg, Ueber das Verhalten der vasomotorischen Centren des 
Gehirns und Röckenmarks gegen elektrische, auf Schädel, Wirbel¬ 
säule und Cutis gerichtete Ströme. Experimentelle Studie. Ztschr. 
f. klin. Med. VII., S. 282. 

Aus den an Hunden und Kaninchen angestellten Experimenten 
zieht Vf. folgende Schlösse: Galvanische, auf den Schädel applicirte 
Ströme bewirken contralaterale Gefäfsverengerung und Temperatur¬ 
erniedrigung in den Extremitäten. Diese kann beträchtlich sein 
(3°—4°) und etwa 15 Minuten andauern, um sich allmählich aus- 
zugteichen und manchmal die frühere Temperatur zu übersteigen. 


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No. 19. Vasomotorische Wirkungen elektr. Hirnreize. — GrüNDLKR, Jod. 333 


Die Einwirkung des Stromes auf die graue Rückenmarkssubstanz 
(Wirbelsäulenströme) giebt sich in einer Temperaturherabsetzung in 
allen Extremitäten kund. Durch Application eines Stromes in der 
Höhe vom 3 —11 Dorsalwirbel kann die Circulation in Leber und 
Niere (durch Vermittelung der in der Sympathicusbahn verlaufen¬ 
den Vasomotoren) beeinflußt und eine Hyperämie dieser Organe 
hervorgebracht werden. Cutane Pinselungen bewirken reflectorisch 
erst Contraction, später Erweiterung der Hirngefäße und der Ge- 
fäfse an den Extremitäten. — Die Versuchsergebnisse beim Men¬ 
schen weichen in mancher Hinsicht von dem oben Mitgeteilten ab. 
Einseitige frontoparietale Schädelgalvanisation bewirkt nämlich so¬ 
wohl im Gehirn, wie an den Extremitäten Gefäßdilatation: Aehn- 
liches ist nach HautpinBelungen zu beobachten. Bernhardt. 


J. Gründler, Heber die Form der Ausscheidung des Jodes im 
menschlichen Harn nach äußerlicher Anwendung des Jodoforms. 
Diss. Halle, 1883. 

Die unter Leitung von Harnack ausgeführte Arbeit G.’s schliefst 
sich an die frühere HARKACK’sche Arbeit „Ueber den Nachweis des 
Jods im Harn nach der Anwendung von Jodoform“ (Berliner klin. 
Wochenschr. 1882, No. 20) an. Das Material für die Untersuchungen 
G.’s lieferten 20 mit Jodoformverbänden behandelte Individuen und 
zwar wurden bei 19 derselben keine Intoxicationeerscheinungen 
beobachtet, während ein Fall, bei welchem nach einer Exstirpation 
eines Myoms des Uterus ungefähr 7—8 Grm. Jodoform in die Peri¬ 
tonealhöhle gebracht waren, unter den Erscheinungen einer Jodoform¬ 
vergiftung tötlich endete. Ausserdem berichtet G. über einen Ver¬ 
such an Kaninchen und einen am Hunde. Das Resultat der Unter¬ 
suchung ist folgendes. In einzelnen Fällen tritt trotz localer Jodo¬ 
formanwendung im Urin gar kein Jod auf. In allen den Fällen, 
in welchen die Jodoformanwendung zu einer Allgemeinvergiftung 
nicht führt, findet die Ausscheidung des Jodes im Harn im Wesent¬ 
lichen in Form von Jodalkali statt, zuweilen treten neben Jodkali 
nicht unbeträchtliche Mengen von jodsauren Salzen auf. Kommt 
es dagegen nach Jodoformanwendung zu einer Allgemeinwirkung, 
so wird das Jod im Harn größtenteils nicht als Jodkali, sondern 
in Form organischer Verbindungen ausgeschieden. Hieraus schließt 
Vf. dass die Ursache der Allgemein Vergiftung zu der Form, in wel¬ 
cher das aus dem Jodoform an der Applicationsstelle abgespaltene 
Jod zur Resorption kommt, in nächster Beziehung steht. Falls es 
daher gelingt ein Mittel aufzufinden, welches die Ueberführung des 
Jodes in Jodkali vor der Resorption sicherte, so würde damit ein 
erheblicher Schutz gegen den Eintritt der Vergiftung gegeben sein. 

Langgaard. 


P. Sarganek, Ein Beitrag zur Oxalsäure-Intoxication. Diss. Berlin, 
1883, 31 Stn. 

Nach S. sind die widersprechenden Angaben über die Wirkungs¬ 
weise der Oxalsäure daraus zu erklären, dass die Schlüsse mehr 


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334 Sargarrk, Oxalsäurevergiftung. - McWii.uam; Ringer. Gruber. No. 19. 

aus Experimenten an verschiedenen Tierklassen, als aus klinischen 
Beobachtungen hergeleitet sind. Vf. teilt die Krankengeschichte von 
5 auf der v. FiiRRicHs’schen Klinik beobachteten Fällen von Oxal¬ 
säurevergiftung mit. In allen bestanden gastrische Erscheinungen, 
doch waren dieselben hinsichtlich ihrer Intensität sehr verschieden. 
Ziemlich constant wurde Empfindlichkeit zwischen den Schulter¬ 
blättern, als Ausdruck einer Anätzung des Oesophagus, beobachtet; 
ebenso waren regelmäßig oberflächliche Corrosionen des Mundes 
und Rachens vorhanden. Zu tieferen Aetzungen dürfte es, nach S., 
wohl nur nach sehr concentrirten Lösungen kommen. Erbrechen 
trat bis auf einen Fall regelmäfsig ein, meist schon einige Minuten 
nach dem Verschlucken der Oxalsäure; die erbrochenen Massen 
hatten ein marmorirtes, blutig tingirtes Aussehen und enthielten ge¬ 
wöhnlich viel Schleim. Die gastrischen Erscheinungen schwanden 
gewöhnlich schnell. Der Harn enthielt constant Oxalatkrystnll^; 
Eiweiß, Epithelien, Cylinder waren in den meisten Fällen vorhanden, 
jedoch nicht in allen. Eine reducirende Substanz, deren Auftreten 
von Kobkrt und Küssneu als pathognostisch bezeichnet wird, wurde 
nur ein Mal beobachtet. Strangurie war in einem Falle vorhanden, 
niemals Anurie, wohl aber 1 Mal erhebliche Verminderung der täg¬ 
lichen Harnmenge. In einem Falle erfolgte der Ausbruch eines 
roseolaartigen Exanthems, welches besonders stark an den Innenseiten 
der Arme und Beine, derVolamanus und Planta pedis ausgebildet 
war. — 

Die Erscheinungen von Seiten des Centralnervensystems waren 
sehr verschieden. Constant wurde nur sehr große Prostation be¬ 
obachtet. In einzelnen Fällen traten auf: das Gefühl von Formi- 
cationen, spontane und reflectorische Krämpfe einzelner Muskel¬ 
gruppen, temporäre Anaesthesie, schmerzhafte Affectionen einzelner 
Gelenke; dagegen wurden allgemeine Krämpfe, sowie Tetanus nicht 
beobachtet. Symptome, welche darauf hindeuten, dass die Oxalsäure 
eine directe Wirkung auf das Herz hat, waren nie vorhanden und 
S. schreibt der Oxalsäure daher auch keinen specifischen Effect auf 
dieses Organ zu. Langg&ard. 


McWilliam; Ringer, Proceeding of the physiological society. 
(13. Dec. 1883.) London. 

HcWilliam demonstrirte eine Anzahl das Aalherz betreffender Tatsachen, nament¬ 
lich solche, die den Stillstand auf reflectorischem Wege oder durch elektrische Reize 
herrorrofen. — Ringer besprach die Notwendigkeit des Vorhandenseins unorganischer 
Salze im Wasser, damit Fische in demselben leben können; sie sterben in destillirtem 
Wasser sehr schnell, woran nicht der Mangel an O schuld ist, sondern eben der 
Mangel an Salzen._ j. Sander. 

M. Gruber, Zweiter Beitrag zur Frage der Entwickelung elemen¬ 
taren Stickstoffs im Tierkörper. Ztschr. f. Biol. XIX. S. 563. 

Da gegen die Beweiskraft seines früheren zu Qunsten des von Voit behaupteten 
sogenannten Stickstoffgleichgewichts ausgeführten Versuches (Cbl. 1881, S. 328) ein¬ 
gewendet worden ist, dass der Hund während der Versuchsdauer 920 Grm. an Gewicht 
eingebüfst hat und dieser Verlust möglicher Weise durch Abgabe von Körpereiweifs 
bedingt war, so hat Vf. eine neue, 5 Wochen umfassende Versuchsreihe an einem 


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No. 19. 


H. Martin. — E. Küster. — v. Rkcss. — PröBSTiNo. 335 


Hände von 19 Kgrm. durchgeführt. Während früher das Tier täglich nur 600 Grm. 
Fleisch und wenig Wasser erhielt, wobei es zwar seinen Bedarf an Eiweifs, nicht 
aber an Fett und Wasser decken konnte, wurden im jetzt pro Tag 500 Grm. Fleisch, 
50 Grm. Speck und 250 — 300 Cctm. Wasser gereicht und während voller 5 Wochen 
hindurch die N-Ausfuhr durch Harn und Rot bestimmt. Mit diesem Futter hat sich 
nun der Hund dauernd aufN- und Körpergleicbgewichfc erhalten; die Differenz zwischen 
N-Einfuhr und N-Ausfuhr schwankt nur zwischen 0,2 und 1 pCt. — Bei Beginn des 
Versuches betrug das Körpewicht 19,05 Kgrm., am Ende desselben 18,954 Kgrm. 
Damit ist die fundamentale Tatsache des N - Gleichgewichts gegen jeden Einwand ge¬ 
schert. Die von Röhmann anfgestellte Hypothese, dass der nicht im Harn wieder¬ 
erscheinende Anteil von eingeführten salpetersauren Salzen sich im Organismus durch 
Reduction zu salpetrigsaurem Ammon umbilde, dieses sich in Stickstoff und Wasser 
dissociire und so eine Quelle gasförmigen Stickstoffs abgebe, trifft für den vorliegenden 
Versuch nicht zu, da Fleisch keine Spur von Nitraten enthält und da, wie Rühmahn 
seihet nachgewiesen, Salpetersäure oder salpetrige Säure im Organismus nicht neu¬ 
gebildet werden. J. Munk. 


H. Martin, Recherches ayant pour but de dämontrer la fr4quence 
de la tuberculose cons^cutive & l’inoculation du lait, vendu k 
Paris sous les portes coch&res. (Vorl. Mitteilung.) Revue de Mdd. 
1884, 2. 

M. liefs unter den Torwegen in verschiedenen Strafsen von Paris Milch kaufen, 
woher sie auch die Mehrzahl der Pariser Bevölkerung bezieht und machte 13 Mal 
mit derartiger Milch Meerschweinchen intraperitoneale Injectionen. Da die ersten 
Versuche trotz sauberer Instrumente zu acuter allgemeiner Peritonitis führten, ver¬ 
mischte M. bei den weiteren Experimenten gleiche Teile Milch und 12 p. M. Koch¬ 
salzlösung, wodurch er seines Erachtens ein der physiologischen NaCl- Lösung ent¬ 
sprechendes Injectionsmaterial herstellte. Hiervon diente M. 1 Grm. zur Injection. 
Aus einer Anzahl negativer und zweifelhaft positiver Versuche gelangt M. za dem 
Schlosse, dass man untör keinen Umständen Milch geniefsen dürfe, die nicht vorher 
ausreichend gekocht sei. O. isrteL 


E. Köster, Ueber Jodoformbehandlung, insbesondere bei Wunden 
der Bauchhöhle. Arcb. f. klin. Chir. XXIX. S. 720. 

K. berücksichtigt die Exstirpation der Gebärmutter von der Scheide aus, sowie die¬ 
jenigen des Mastdarms. In beiden Fällen wurde bei etwaiger Eröffnung des Bauchfellsacks 
die Toilette der Bauchhöhle durch Ueberstreicheo sämmtlicher sichtbarer Darmschliugen 
mit einem in Jodoform gewälzten Stielschwamm ergänzt. Tamponade der Scheide 
bezw. des Mastdarms mit Jodoformgaze bildete den Beschluss. P. G&urbock. 


A. T. Renss, Pilzconcretionen in den Tränenröhrchen. Wiener med. 

Presse 1884, No. 7 u. 8. 

v. R. entfernte aus dem unteren Tränenröhrchen eine Concretion vou Pilzmassen, 
welche sich als Cladothrix Foersteri (F. Cohn) erwiesen. Er hält es nicht für un¬ 
wahrscheinlich, dass es sich bei den meisten bisher beobachteten Fällen von Concre- 
tiooen um das Vorkommen des oben bezeichneten Pilzes handelte. Horstmtnn. 


Prcebsting, Ueber die anthidrotische Wirkung des Agaricin. Cbl. 
f. klin. Med. 1884, No. 6. 

Wie Seifkbt (Cbl. 18S4, S. 9), so bat auch P. Agaricin gegen profase Schweifse 
der Phthisiker und anderweitig Erkrankter angewandt, und zwar in Einzeldosen von 
0,005—0,01, uoter Zusatz kleiner Mengen von Pulv. Doveri. In den meisten Fällen 
werden die Schweifse unterdrückt, und zwar trat die Wirkung bald rasch, bald 
langsam ein; üble Nebenwirkungen wurden nur ausnahmsweise beobachtet. Das Mittel 
ist eben so wirksam, wie Atropin, aber auf die Dauer weniger nachteilig. Perl. 


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336 


Bernhardt. — Bkevor. — Doütrrlrpont. — Dorrm. 


No. 19. 


M. Bernhardt, Beitrag zur Lehre von der sogenannten „partiellen 
Empfindungslähmung“. Berliner klin. Wochenschr. 1884, No. 4. 

Bei einem 19jährigen Menschen trat nach einer starken Anstrengung (oder nach 
derselben gesteigert) eine Sensibilitätsstörung der rechten Schultergegend und des 
rechten Arms, zum Teil auch des rechten Gesichts ein: die Schmerzempfindlichkeit 
ist vollständig, der Temperatursinn sehr erheblich gestört, während die übrigen Em- 
pfindungsqualitäten nicht wesentlich beeinträchtigt sind. Die Motilität, die Schleim* 
häute und die Sinnesorgane sind frei, dagegen ist eine Fractur der rechten Ulna und 
eine Veränderung im Ellbogengelenk möglicher Weise mit dem Nervenleiden in Be¬ 
ziehung zu bringen. B. nimmt eine Veränderung der grauen Substanz der rechten 
Seite des Cervicalmarkes, in welcher die hinteren Wurzeln eintreten, an, wobei die 
mäüsige Beteiligung der rechten Gesichtshälfte auf eine Mitaffection der aufsteigenden 
Trigeminuswurzel beruhen könnte. Namentlich mit Rücksicht auf einen ähnlichen Fall 
von Fübsthbr-Zachbr denkt B. an die Möglichkeit einer centralen Höhlenbildung im 
Halsmark als Ursache der Symptome. lloalb 

Cb. £. Beevor, On the relation of the „aura“ giddiness to epileptie 
sciesures. Brain 1884, 1. 

B. sucht nach Beziehungen zwischen dem Charakter des Schwindels, der • zuweilen 
als Aura einem epileptischen Anfalle vorausgeht und der Art des Anfalles selbst. 
Unter Schwindel sei hier die Scheinbewegung der Gegenstände in der Umgebung, 
sowie die Bewegung, von welcher der Pat, selbst erfasst zu sein wähnt, verstanden, 
ln der Mehrzahl der beobachteten Fälle begann der epileptische Anfall in der Körper¬ 
seite, nach der hin sich die Gegenstände zu drehen schienen, d. h. wenn Pat. vor 
dem Anfall von einem Schwindelzufall erfasst wurde, in welchem er sich und seine 
Umgebung in der Richtung von rechts nach links fortbewegt glaubte, so begannen 
die tonischen Krämpfe in der Regel in der linken Körperhälfte; der Kopf wurde 
nach links gedreht, der linke Arm wurde zuerst vom Krampf befallen etc. Eine Er¬ 
klärung für dieses Verhalten zu geben, ist Vf. nicht im Stande. Oppenheim. 

Doatrelepont, Zur Therapie des Lupus. Monatshefte f pract. Der¬ 
matologie III. 1. 

Ausgehend von der Vorstellung, dass die Tuberkelbacillen die Ursache des Lupus 
sind, und dass das Sublimat, nach den Untersuchungen Kocb’s, das stärkste parasiten¬ 
tötende Mittel und ein noch in starken Verdünnungen sehr wirksames Antisepticum 
ist, hat D. dieses Mittel gegen Lupus angewandt. Es wurde eine mehrfach zusammen¬ 
gelegte Compresse, nachdem sie in eine 0,1 procentige Sublimatlösung getaucht und 
ausgepresst war, auf die von Lupus befallene Haut aufgelegt, mit Guttaperchapapier 
bedeckt und durch Bindetouren angedrückt gehalten. D. teilt 3 Fälle kurz mit, in 
denen diese Behandlung mit Erfolg angewandt ist. — In der letzten Zeit hat D. bei 
den hypertrophischen Formen des Lupus, mögen sie exulcerirt oder überhäutet sein, 
Stichelungen mit 1 procentiger Sublimatlösung mit günstigem Resultat ausgeführt. 

Lewinski. 

Dohrn, Ein verheirateter Zwitter. Arch. f. Gyn. XXII. S. 225. 

Es handelt sich um ein 31 Jahre altes Individuum, welches als Frau G Jahre 
verheiratet lebt. Brüste und Haarwuchs zeigen weiblichen Charakter. Blutungen 
sind erst nach der Ehe ab und an aufgetreten. An das weibliche Geschlecht erinnern 
die Genitalien nur in ihrer äufseren Form, dagegen konnte von den Ausschlag gebeoden 
inneren Organen, besonders von den Ovarien, nichts nachgewiesen werden. Wohl 
aber fand man in den grofsen Labien ziemlich gut ausgebildete Testikel mit Neben¬ 
hoden. Die Clitoris gleicht einem Penis infantilis und trägt auf ihrer Spitze ein 
kleines Grübchen, welches sich nach unten in eine kleine Kerbe fortsetzt, an deren 
unterem Ende sich die Urethralöflhung vorfindet. Eine Vagina fehlt; das Orificium 
urethra? ist erweitert durch die Cohabitationen. Pat. ist ein Hypospadimus. Der Aus¬ 
gangspunkt der Missbildung ist in dem mangelnden Zusammenschluss der äufseren 
Teile der Urethra und der Scrotalhälften zu suchen. w. Sckfiiein. 

Verlas von August Hlrachwald In Berlin. — Druck von L. Schumacher In Berlin. 

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WSehiatlleh «rteheintü 
1—9 Bogen; am SchltuM 
<u Jahrgangs Titel, Na¬ 
ttern • and Sachregister. 

fftr die 



Preis des Jahrgangoj 
90 Mark; su besiehen 
daroh alle Baehhaadlun« 
gea and Postanstaltea, 


medicinMen Wissenschaften. 


Redigirt von 

Prot Dr. H. Kroneoker, und Prof Dr. H. Senator, 

Berlin (NW.), Boretheenstr. U. Berlin (NW.), BadhefMr. T (ab Eege^lats). 


1884. «• m**i- No. 20. 


Inhalts E. W ■btbkimbs, Entwickelang der weiblichen Geschlechtsorgane. — 
GiOtsibk, Die elektrische Oeffnangserregong. — vah di Yslds und Stokvis, 
Hippnrsftarezerlegnng im lebenden Orgmnismns. — Wobm Mollbh; Nylahdbb, 
Zackerbestimmang im Harn. — Kabg, Curare gegen Tetanus. — t. Bergmann, 
Operationen am Oesophagus. — J. G bub er, Ausbreitung der Entzündung von 
Mittelohr, Pharynx und Parotis. — W. Hesse, Filtration in Luft suspendirter Mikro¬ 
organismen. — F. Falk; Baumgabtbn, Mitigation der Tuberkelbacillen durch 
Ftulniss. — Hknocb, Chorea. — Lahdouzt und D£jebine, Allgemeine progressixe 
Muskelatrophie bei Kindern. — Pellacani, Wirkung Ton Präparaten der Campher- 
gruppe (Campherol, Borneol, Menthol). 

Danillo, Ein „Reflexometer 14 . — Mabcui, Bau der Streifenhügel. — K. B. 
Lihmahm, Darmfistel an der Ziege. — Pauli, Diphtherie mit Gelenkentzündung. — 
Yak Duysb, Centrales Colobom. — E. Hbkocb, Nephritis nach Varicellen. — 
DtBiGMAC und Moussoks, Gonorrhoische Endocarditis. — L. Löwbkpbld, Mittel¬ 
form der chronischen Poliomyelitis anterior. — Reichel, Universelles Erythem durch 
localen Sublimatrerband. 


E. Wertheimer, Recherches sur la structure et le döveloppement 
des Organes g6nitaux externes de ia femme. J. de l’anat. et de la 
pbysiol. XIX. 6., S. 551. 

Die Haut, welche das Vestibulum auskleidet, entsteht'aus 
einem Teile des Sinus urogenitalis und der Genitalfurche, sie ver¬ 
dient den Namen einer Schleimhaut, und trägt besondere Drüsen: die 
BAUTUoLiK'schen. 

Die Grenze dieser Schleimhaut gegen die Oberhaut bilden die 
kleinen Schamlippen. Anfangs fehlt ihr jedes Anhangsgebilde. Erst 
vom vierten Lebensmonat an treten die ersten Spuren von Drüsen 
in der Gestalt solider Knospen des Rete Malpighii auf; allmählich 
treiben dieselben Seitensprossen, die aber noch im dritten bis vierten 
Lebensjahre aus unveränderten Zellen bestehen. Erst im fünften 
Jahre werden sie hohl. Dann entstehen fortwährend neue Drüsen 
bis zur Pubertät, die aber vorerst immer rudimentär bleiben, und 
nur zur Zeit der Schwangerschaft sich in vollständige Drüsenbläs¬ 
chen umwandeln. Daneben finden sich selbst dann noch Drüsen¬ 
rudimente. — 

Von Interesse ist somit die späte und langsame Entwickelung 
der Drüsen, die erst mit der Menopause zu erloschen scheint. 


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XX1L Jahrgang. 

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338 


Grutznrr , Die elektrische Oeffnungserregung. 


No. 20. 


Die Glans clitoridis ist nicht erectil, zwischen ihrer Oberfläche 
und dem Praeputium finden sich beim weiblichen Foetus dieselben 
Epidermiskugeln, wie sie Schweiggkr-Srvdrl am Penis fand. Talg- 
drfisen fehlen beiden. Neben den KiuusR’schen Wollustkörperchen 
an der Basis der Papillen kommen noch andere von gleicher Form 
und Gröfse vor, die in der Tiefe der Glans sitzen und eine Gruppe 
PAciNi’scher Körperchen darstellen. Rabl-Rückhard. 


P. Grützner, Beiträge zur allgemeinen Nervenphysiologie. Ueber 
das Wesen der elektrischen Oeffnungserregung. Pfi.ügrr’s Arch. 
XXXLI., S. 357. 

G. begründet in vorliegender Arbeit ausführlich seine bereits 
in einer vorläufigen Mitteilung (Breslauer ärztl. Zeitschr., 1882, 
No. 23) ausgesprochene Ansicht, dass es gar keine Oeffnungs- 
erregungen giebt, dass vielmehr jede sogenannte Oeffnungserre- 
gung in ihrem Wesen eine Schliefsungserregung ist, eine Ansicht, 
zu der ungefähr um die nämliche Zeit auf Grund ähnlicher Versuche 
und Schlussfolgerungen unabhängig von G. auch R. Tigkbstkut ge¬ 
langt ist. Nach dieser Auffassung werden also bei den sogenannten 
Oeffnungszuckungen Nerven und Muskeln nicht dadurch in Erregung 
versetzt, dass ein Strom aus ihnen verschwindet, sondern dadurch, 
dass bei der Oeffnung von Reizströmen andere Ströme entstehen, 
die sich durch den ableitenden Bogen (Nebenschliefsung des Rheo- 
chords bei Oeffnung im Kettenkreise) oder durch den Nerven selbst 
abgleichen. Diese entstehenden Ströme sind entweder Organströme 
(H kring und Biedermann) ' oder polarisatorische Nachströme. Die 
letzteren kommen allein in Frage bei den Versuchen von G., bei 
denen die unpolarisirbaren Elektroden an eine indifferente, stromlose 
Stelle eines Nerven gelegt wurden. Die Tatsachen des PflCgkh- 
schen Zuckungsgesetzes sind demnach in diesen Falle von der An¬ 
nahme aus zu erklären, dass der Oeffnungsreiz eines Stromes weiter 
nichts ist als der Schliessungsreiz eines Polarisationsstromes. Dies 
geschieht nun in folgender Weise. Nach dem Zuckungsgesetz nimmt 
bekanntlich die Wirksamkeit absteigender Ströme, welche bei einer 
gewissen Stromstärke beginnt, bei Steigerung derselben zu, um nach 
kurzer Zeit ein Maximum zu erreichen, auf welchem sie verharrt. 
Ganz ähnlich verhalten sich die Oeffnungserregungen aufsteigender 
Ströme, nur dass sie überhaupt erst bei stärkeren Strömen wirksam 
werden. — Andererseits ist es bekannt, dass die Schliefsungszuckun- 
gen aufsteigender Ströme bis zu einer gewissen Grösse der StrGme 
zunehmen, bei weiterer Verstärkung der Ströme abnehmen und 
schliefslich ganz verschwinden. Ganz denselben Gang in der wech¬ 
selnden Grösse der Zuckungen sehen wir, nur dass sie wiederum 
erst bei stärkeren Strömen beginnen, in der Reihe der Oeffnungs¬ 
zuckungen absteigender Ströme. Dies Zusammenfallen jener beiden 
Erscheinungsreihen ist nun zunächst nach der GrOtznrr-Trjkrstedt’- 
schen Hypothese selbstverständlich; denn die Oeffnung absteigender 
Ströme ist gleichwertig der Schliefsung aufsteigender, schwächerer 


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No. 20. van de Vkldk u. Stokvis, Hippursäurezerlegung olc. 339 

Ströme, die Oeffnung aufsteigender dagegen gleichwertig der 
Schliefsung absteigender. Ferner, die Erregung eines Muskels oder 
Nerven ist eine polare und findet nach den bisherigen Anschauungen 
beim Schluss des Stromes an dessen Kathode, bei Oeffnung des 
Stromes an dessen Anode statt. Nach der Annahme von G. und 
Tigkrstedt dagegen findet die Heizwirkung eines Stromes immer 
nur bei seinem Schluss an der Kathode statt; bei seiner Oeffnung 
geht die Heizwirkung allerdings von der Anode aus, aber nur dess- 
halb, weil diese die Kathode des sich schliefsenden Polarisations- 
Stromes ist. — Zu erklären bleibt das Ausbleiben der Oeffnungs- 
zuckungen bei starken, absteigenden Strömen. In der Gegend der Anode 
herrscht herabgesetzte Erregbarkeit und bei starken Strömen ist dieselbe 
för Reize nicht durchgängig; daher bekanntermaafsen das Schwächer¬ 
werden, resp. Verschwinden der Schliessungszuckungen aufsteigender 
Ströme, daher nunmehr aber auch das Verschwinden der Oeffnungs- 
zuckungen absteigender Ströme; denn so wie vordem die Anode 
des ursprönglichen Stromes sich störend zwischen Reizort und Mus¬ 
kel eingeschoben, so schiebt sich jetzt diejenige des Polarisations¬ 
stromes ein. — Wenn man einen polarisirenden Strom öffnet, so 
herrscht bekanntlich unmittelbar nach der Oeffnung in der Gegend 
der Kathode herabgesetzte, in der Gegend der Anode erhöhte Er¬ 
regbarkeit. Das Verhältniss hat sich umgekehrt; nach der Hypo¬ 
these von G. und Tigkrstedt selbstverständlich. Denn die Kathode 
des ursprönglichen Stromes ist Anode des sec. Polarisationsstromes 
und umgekehrt. — Ebenso einfach und ungezwungen erklären sich 
die sogenannten VoLTA’schen Alternativen, die darin bestehen, dass 
ein Nerv oder Muskel, welcher einige Zeit von einem Strom durch¬ 
setzt worden ist, ungemein erregbar wird, för die Schliefsung eines 
Stromes in entgegengesetzter Richtung, dagegen wenig erregbar för 
die Schliefsung eines Stromes in der ursprönglichen Richtung. Sehr 
einfach desshalb, weil der neue Reizstrom im ersten Falle mit dem 
Polarisationsstrom die gleiche, im zweiten die entgegengesetzte Rich¬ 
tung hat. — Man sieht, dass die Annahme von G. und Tigkrstedt, 
die der erstere in der vorliegenden Arbeit noch eingehend, nament¬ 
lich gegen Hkrmann verteidigt, mit den bekannten und gesicherten 
Thatsachen gut öbereinstimmt. Martius. 


TAU de Velde und Stokvis, Experimentelle Beiträge zur Frage 
der Hippursäurezerlegung im lebenden Organismus. Arcb. f. exp. 
Path. u. Pharmak. XVII., S. 189. 

Stokvis und Jaarsvbld (Cbl. 1879, S. 789) hatten gefunden, 
dass nach dem Gebrauche von Hippursäure, letztere sowohl bei 
Herbivoren wie bei an Albuminurie leidende Menschen eine Spal¬ 
tung erfährt. Weiter hatte Schmikdkbkrg (Cbl. 1882, S. 570) in 
den Organeu des lebenden Tieres ein sogenanntes Histozym aufge¬ 
funden, welches die Zerlegung der Hippursäure in deren Componen- 
ten bewirken soll. Vff. haben nun untersucht, ob und unter wel¬ 
chen Umständen eine Zerlegung der Hippursäure nach der Ein- 

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340 van de Velde u. Stokvis, Hippursäurezerlegang etc. No. 20. 

fQhrung derselben in den Organismus zu Stande kommt. Zunächst 
überzeugten sie sich durch Control versuche, dass die Sronvis- 
JaAR svKi.i/sche Methode: Extraction des eingedampften und mit Salz¬ 
säure versetzten Harns mit Essigäther und Erschöpfen des Rückstan¬ 
des mit warmem Petroleumäther zur Bestimmung der freien Benzin¬ 
säure; Kochen des in Petroleumäther unlöslichen Rückstandes mit 
Natronlauge, Ansäuern, Ausschütteln mit Petroleumäther zur Be¬ 
stimmung der Hippursäure als gebundene Benzinsäure — verlässliche 
Resultat liefert. Die Versuche an Hunden, Kaninchen und fiebern¬ 
den Menschen, denen hippursaures Natron in den Magen oder sub- 
cutan beigebracht wurde, haben zu dem Ergebniss geführt, dass sich 
kaum oder höchstens nur eine unbedeutende Zerlegung der Hippur¬ 
säure in allen den Fällen vorfindet, in welchen der Harn eine saure 
Reaction darbietet, dass dagegen jedesmal, wenn der gesammelte 
Harn alkalisch reagirt, eine beträchtliche Spaltung der Hippursäure 
nachweisbar ist. Wurde durch Beigabe von Natr. tartar. zum Futter 
beim Hunde die Ausscheidung alkalischen Harns bewirkt, so fand 
sich ein Teil der mit den Harn ausgeschiedenen Hippursäure darin 
gespalten, als freie Benzoesäure vor und zwar zu 0,3 resp. 0,1 Grtn. 
neben 1,6 resp. 3,9 Grm. Hippursäure. Weitere, aufserhalb des 
Organismus augestellte Controlversuche lehrten, dass, wenn in alka¬ 
lischen Flüssigkeiten bei Körpertemperatur die Hippursäure sehr 
leicht in Benzoesäure und Glykokoll zerfällt, dann die alkalische 
Reaction nicht als solche schuld ist, sondern die in der Flüssigkeit 
schon vorhandenen oder erst in dieselbe von aussen eingedrungenen 
Fermente. Ebenso zeigt es sich, dass eine teilweise Spaltung der 
Hippursäure auch im sauren Harn zuStande kommt, wofern der¬ 
selbe nurEiweifs enthält, und zwar ist die Intensität der Zerlegung 
im Allgemeinen dem Eiweifsgehalt des Harns proportional. Nächst 
dem Eiweifsgehalt ist die Dauer der Einwirkung der Brutwärme 
auf den Umfang der Zerlegung von Banfluss: Nach Zusatz von 
*/a Grm. Hippursäure zu 50 Cctm. Harn waren nach 6 Stunden 
höchstens Spuren, nach 12 Stunden bereits 0,05 und nach 24 Stun¬ 
den sogar 0,46 Grm. freier Benzoesäure nachweisbar. Auf Grund 
dieser Erfahrungen deuten Vff. nun die von Stokvis und Jaakskkld 
erhaltenen Resultate nicht mehr auf eine Beschränkung der Hippur¬ 
säurebildung nach Benzoesäuregenuss unter dem Einfluss von Nieren- 
affectionen, vielmehr dahin, dass die Hippursäurebildung im Orga¬ 
nismus keine Beschränkung erlitten und dass die normal gebildete 
Hippursäure unter dem Einfluss der alkalischen Reaction oder des 
Eiweifsgehaltes in Folge eines Fermentationsprocesses im Harn selbst 
aufserhalb des Organismus zerlegt worden ist. Zum Beweise dessen 
zeigen sie ferner, dass, wenn man bei Kaninchen subcutan oder in 
das Blut oder in den Magen Hippursäure einführt, der aus einer 
Ureterfistel frisch gewonnene und durch Auffangen in verdünnter 
Salzsäure vor Zersetzung geschützte Harn auch nicht eine Spur 
freier Benzoesäure enthält. Da endlich weder beim gesunden noch 
beim nephrotomirten Kaninchen nach Einführung von Hippursäure 
eine Spur freier Benzoesäure im Blute nachweisbar ist, so ist die 


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No. 20. 


Wurm Möller; Nylandkh, Zackerbestimmung im Harn. 


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Vermutung, es möchte zwar im Blute und in den Geweben eine 
Spaltung der Hippursäure zu Stande kommen, aber deren Compo- 
nenten in den Nieren wieder synthetisch zusammengefQgt werden, 
zuröckzuweisen. Die abweichenden Resultate von Schmikdkbkkg 
glauben Vff. auf Grund eines Controlversuches, in welchem nach 
1 ständigem Stehen hippursäurehaltigen Blutes bei Zimmertemperatur 
bereits 6,5 Mgrm., ferner Benzoesäure nachweisbar waren, dahin 
deuten zu wollen, dass die Spaltung der Hippursäure nicht im Blute 
während des Lebens, sondern erst nach der Entleerung ausserhalb 
des Organismus zu Stande gekommen ist. — Während endlich bei 
Kaninchen nach Einführung von Benzoesäure in den Magen im 
Harn nnr Hippursäure und keine freie Benzoesäure zu finden ist, 
wird bei subcutaner Injection sowie bei Injection in das Blut circa 
15 pCt. der ausgeschiedenen Substanz der Synthese entzogen. Es 
steht dies in Einklang mit den Erfahrungen von Kühne, W. Salomon 
u. A., welche ausser den Nieren auch den Magen, den Darm und 
die Leber als Bildungsstätten der Hippursäure in Anspruch nehmen. 

J. Munk. 


1) W. Mflller, Roberts’ Methode und die quantitative Bestimmung 
von kleinen Mengen Traubenzucker im Harn. Pflöoer’s Arch. 
XXXIII. S. 211. — 2) E. Nylander, Ueber alkalische Wismuth- 
lösung als Reagens auf Traubenzucker im Harn. Ztschr. f. physiol. 
Chemie VlII. S. 175. 

1 ) Kleine Mengen von Zucker im Harn (unter 0,5 pCt.) lassen 
sich nach M. durch Polarisation nicht sicher bestimmen, weil sie 
den Fehlergrenzen zu nahe liegen. Die Bestimmung mit der Knapp’- 
sehen Flüssigkeit — alkalische Lösung von Quecksilbercyanid — 
ist ausführbar, liefert aber zu hohe Werte wegen der stets im Harn 
vorhandenen reducirenden Substanzen, welche 0,05—0,4 pCt. Trauben¬ 
zucker sequvivalent sein können, dagegen giebt, nach M., diese 
Methode sichere Werte, wenn man den Harn vor und nach der 
Gärung mit Hefe titrirt. Die Differenz zwischen beiden Bestim¬ 
mungen entspricht dem Traubenzuckergehalt mit einer Genauigkeit 
bis zu 0,05 pCt. Spuren von reducirender Substanz, etwa ent¬ 
sprechend 0,01—0,02 pCt. Traubenzucker, wurden auch in normalem 
Harn durch Gärung nicht zerstört. In Lösungen von Traubenzucker 
in Harn, welche enthielten: 

pCt. pCt. pCt. pCt. pCt. pCt. 

2,0 1,0 0,5 0,25 0,125 0,624 

wurden so gefunden: 1,91 1,015 0,494 0,248 0,113 0,074 

Die RoBERTs’sche, später von ManasskIn u. A. empfohlene 
Methode, den Zucker nach der Differenz des specifischen Gewichts 
vor und nach der Gärung zu bestimmen, ergab richtige Werte bis 
zu 0,4—0,5 pCt. (jedoch nur unter Anwendung eines Piknometers); 
darunter wird die Bestimmung unsicher. E. Salkowski. 

2 ) Bekanntlich verdient die Wismuthprobe im Princip vor der 
TaoHMBR’schen den Vorzug, da weder Harnsäure, noch Kreatinin 


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Karo, Curare gegen Tetanus. 


No. 20. 


Wismuthoxyd reduciren. Da indeas jeder normale Harn, mit Wismuth- 
aubnitrat und Natronlauge längere Zeit erhitzt, aich schwärzt, so 
hat Salkowski empfohlen, die Wiamuthprobe mit Natriumcarbonat 
anzustellen, das man im Harn bis zur Sättigung auflöst; dadurch 
erleidet wiederum die Schärfe der Probe Abbruch, indem dann 
Zuckermengen von 0,1 — 0,2 pCt. keine Schwärzung mehr geben. 
Nach dem Vorgänge Almen’s hat N. (unter Hammarrsten’s Leitung) 
die Empfindlichkeit und Brauchbarkeit einer alkalischen Wismuth- 
lösung für den Zuckernachweis im Harn geprüft. Das Reagens 
enthielt neben wechselnden Mengen von Natriumhydroxyd 2 pCt. 
Bismuth. subnitr. und 4 pCt. Seignettesalz. Die gröfste Empfind¬ 
lichkeit wird nach Vf.’s Versuchen erreicht, wenn das Reagens 8 pCt. 
Natriumhydroxyd enthält und zu 1 Vol. Harn 0,1 Vol. der Reagens¬ 
lösung gegeben wird; hier liefe sich noch 0,25 p. M. Zucker im Ham 
nachweisen; mit steigendem Zusatz des Reagens und mit steigendem 
Gehalt von Natriumhydroxyd nimmt die Empfindlichkeit ab. (Da 
die Natronlauge der Ph. G. 10 pCt. Natriumhydroxyd enthält, so 
wäre das Reagens etwa so zusammenzusetzen: 2 Grm. Bismuth. 
subnitr., 4 Grm. Natr. kal. tart., 50 Grm.Liq. Natr. caust. und 50 Grm. 
Aq. dest. Ref.) 

Durch Untersuchung von mehr als 100 Harnen ist, bei Ein¬ 
haltung der oben gegebenen Vorschrift, die Zuverlässigkeit der Probe 
erwiesen; bei positiver Wismuthprobe konnte auch durch Wohm- 
Müllkr’s Modification der TRosiMER’schen Probe (Cbl. 1882, S. 807), 
sowie durch die Gärungsprobe das Vorhandensein von Zucker dar¬ 
getan werden. Die gleichzeitige Gegenwart von Eiweifs neben 
0,1 pCt. Zucker stört erst dann den Nachweis mit der Wismuth¬ 
probe, wenn das Eiweifs zu ca. 0,3 pCt. vorkommt; 0,2 pCt. Eiweifs 
geben noch eine gute und 0,1 pCt. Eiweifs eine sehr schöne Reaction, 
auch wenn daneben nur 0,1 pCt. Zucker sich findet. Die Reagens¬ 
lösung ist übrigens nach Vf.’s Beobachtungen mindestens ein halbes 
Jahr lang haltbar. J Munk. 

Karg, Die Behandlung des Tetanus mit Curare. (Aus d. chir. Klinik 
zu Leipzig.) Arch. f. klin. Chir. XXIX. S. 338. 

Nach einer kurzen historischen Mitteilung über die bisherige 
Anwendung des Curare in Tetanusfällen berichtet K. über 4 Vor¬ 
kommnisse der genannten Complication, welche unter einander wohl 
eine Reihe von Verschiedenheiten boten, im Allgemeinen aber der 
acuten oder sogar peracuten Form der Krankheit angehörten, tötlich 
endeten und hauptsächlich mit Curare behandelt wurden. Während 
sich nun hierbei ergab, dass Curare nur bis zu einem gewissen 
Grade einer symptomatischen Indication beim Tetanus genügte, er¬ 
schien der lindernde Einfluss des Mittels unleugbar. Gleichzeitig 
erkannte man, dass man die bisherigen, meist kleinen Dosen des 
Mittels, um eine nachhaltige Wirkung zu erzielen, ungestraft über¬ 
schreiten konnte. Gewöhnlich waren erst zwei Injectionen von je 
•,§5 Curare im Verlaufe von l / 2 —1 Stunde von Erfolg begleitet, 
welcher letztere desto ausgesprochener war, je weniger weit die 


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No. 20. 


v. Bergmann, Operationen am Oesophagus. 


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Krankheit vorgeschritten war. Vergiftangsersoheinungen, so dass 
kOnstliche Respiration erforderlich war, wurden einige Male gesehen, 
wenn die genannte Dosis, sei es hinsichtlich der Frequenz der 
Darreichung, sei es hinsichtlich der Höhe, überschritten wurde. Den 
eigentlichen Lähmungssymptomen, welche vorzugsweise die Respi¬ 
ration, weniger die Extremitäten betrafen, ging, wie bei gewissen 
Tierversuchen, eine erhebliche Beschleunigung der Herztätigkeit 
vorauf, so dass diese ein Zeichen ist, dass man die Darreichung des 
Mittels unterbricht, um nicht die Intoxication bis zur völligen 
Lähmung zu steigern. Die Behufs Erleichterung der künstlichen 
Respiration in 2 Fällen vorgenommene prophylaktische Tracheotomie 
erwies sich nicht von genügendem Nutzen, um sie später zu wieder¬ 
holen. Am Vorteilhaftesten zeigte sich die systematische Combination 
von Curare-Einspritzungen mit Gaben anderer Narcotica (Morphium), 
wie solche speciell in dem letzten Falle versucht wurden. Im 
Grofsen und Ganzen waren aber auch hier die Erfolge nur vor¬ 
übergehende. Das Curare ist eben gleich allen anderen bislang 
gekannten Medicamenten kein „Heilmittel“ des Tetanus. Man soll 
daher eines Teils selbet von relativ grofsen Dosen desselben nicht 
allzuviel erwarten, andererseits es aber in einer so qualvollen 
Krankheit nicht ganz verschmähen, da es namentlich, so lange diese 
noch nicht auf der vollen Höhe ist, stundenweise und längere 
Remissionen nicht nur der gesteigerten Reflexerregbarkeit, sondern 
auch des Fiebers zu schaffen vermochte. Ob übrigens die bisher sehr 
verschieden zusammengesetzten Curaresorten durch das analog wir¬ 
kende in seiner Dosirung genau zu bemessende Coniinum hydro- 
bromicum (Schui.z) in Zukunft zu ersetzen sind, müssen weitere 
Experimente lehren. P. Güterbock. 

E. V. Bergmann, Ueber Operationen am Schlundrohr. Deutsche 
med. Wochenschr. 1883, No. 42 n. 43. 

1 ) Exstirpation der tieferen Teile des Pharynx, sammt 
Mundboden bei Zungenkrebsoperationen, v. B. hat zu die¬ 
sem Zweck den v. Langen BKcit’schen Schnitt gewählt, welcher vom 
Mundwinkel in einem nach oben convexen Bogen den Angulus 
maxillae trifft und von dort an die Haut schichtweise durchdringt. 
Der Kiefer selbst muss dem Schnitte entsprechend durchsägt oder 
aber, wenn dieses nicht genügenden Zugang zu den erkrankten 
Teilen gewährt, mehr oder minder ausgedehnt excidirt werden. Nur 
in dem ersteren Falle, oder dort, wo das resecirte Stück ein kleines 
ist, gelingt es, durch Silberdrahtsuturen eine knöcherne Vereinigung 
der Kieferenden herbeizuführen. Der Hauptwert ist darauf zu legen, 
dass nirgends eine Stagnation von Wundsecret oder von Absonderung 
der Mund-, Nasen- und Rachenhöhle stattflndet, und dieses wird am 
besten dadurch vermieden, dass man die Schleimhaut des Pharynx, 
dort, wo sie zur Seite des Kehlkopfs liegt, in den unteren Winkel 
der Hautwunde näht und hierdurch eine lippenförmige Fistel an 
der tiefsten Stelle der Wunde schafft. Aufserdem werden 3 Benzoö- 


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y. Bergmann, Operationen am Oesophagus. 


No. 20. 


oder Jodoformtampons eingelegt: nämlich einer vom Munde, zwei 
von der soeben beschriebenen Fistel; nur ersterer ist häufiger zu 
wechseln, d. h. täglich, während die beiden letzteren nur alle 3 bis 
6 Tage erneuert werden. Gegen längeres, d. h. Tage währendes 
Liegenlassen von Schlundsonde und TamponcanOle der Trachea er¬ 
klärt sich v. B. entschieden. Er hat mit dem beschriebenen Verfahren 
unter 8 Fällen nur 1 an einer bis zum Mediastinum sich erstreckenden 
Phlegmone verloren. 

2 ) Ringförmige Exstirpation des Oesophagus. Da 
nach den Zusammenstellungen von Pktri und Zenker Krebse der 
Speiseröhre nur in 7 pCt. aller Fälle das obere Drittel betreffen, 
ist diese Operation nur selten indicirt. Die Schwierigkeiten der¬ 
selben bestehen nicht so sehr in der Isolation des betreffenden 
Oesophagusabschnittes, als in der Exstirpation der miterkrankten 
Lymphdrßsen und der schwer oder gar nicht zu vermeidenden Ver¬ 
letzung des N. laryng. inf. Der einzige durch v. B. berichtete Fall 
ging in der Tat schon am Tage nach der Operation an eitriger 
Mediastinitis und Schluckpneumonie zu Grunde. 

3) Operationen wegen Stricturen der Speiseröhre. 
Während die innere Oesophagotomie nur auf ganz kurze durch¬ 
gängige Verengerungen anwendbar ist, hat Güssenbaukr dieselbe 
neuerdings zur Wegbarmachung einer ganz feinen Strictur bei einem 
2 jährigen Kinde Ober derKardia in Verbindung mit einem oesopha- 
gotomischen Schnitte oberhalb dieser gebraucht, v. B. hält es aber 
fraglich, ob das hier erfolgreich ausgeföhrte energische Anziehen 
des Oesophagus von einer Halswunde aus auch bei einem Erwachsenen 
möglich ist, zumal wenn es sich um eine längere Strictur der Pars 
cardiaca der Speiseröhre handelt. 

In einem Falle, welcher einen 46jährigen Pat. betraf, hat daher 
v. B. von einem zu diesem Behufe, sowie zur Ernährung des Kranken 
angelegten Magenmunde aus die Strictur zu passiren versucht. Aus 
der eingehend mitgeteilten Krankengeschichte ist ersichtlich, wie 
dieses nur nach Ueberwindung aufserordentlicher Schwierigkeiten 
möglich war. Der etwas grofs angelegte Magenmund liefe sich nur 
schwer durch einen passenden Obturator schliefsen. Die Empfind¬ 
lichkeit und namentlich der Faltenreichtum der Magenschleimhaut 
machte es ferner nicht leicht, selbst mit dem Finger die Kardia 
aufzufinden, und als dieses endlich erreicht war, liefe die Nähe des 
Zwerch feil Überzuges des Herzbeutels, sowie der Aorta es nicht 
rätlich erscheinen, die feste Scheidewand, die sich hier zwischen 
dem Finger einerseits und der oben eingeföhrten Oesophagussonde 
andererseits ohne Weiteres zu durchbohren. Es gelang dieses mehr 
durch Zufall, indem die harte metallene Schlundsonde von Tag zu 
Tag weiter vorgeschoben werden konnte und schliefslich den resti- 
renden Narbenring in unblutiger Weise völlig durchstiefa. 

P. Qüterbock. 


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Mo. 20. J. Grcbku, Ausbreitung d. Entzündung von Mittelohr etc. 345 

J. Gräber, Zur Pathogenese der EntzQndungen in der Gegend 
der Ohrspeicheldrüse und der Seitenwand des Rachens. Wiener 
allg. med. Ztg. 1884, No. 4—6. 

Nach G. stehen Entzündungsprocesse in der Gegend der Ohr¬ 
speicheldrüse viel häufiger, als man bisher annahm, mit EntzQndun¬ 
gen im Gehörorgane in Verbindung. Die Erfahrung lehre, dass 
EntzQndungen des Mittelohres direct und ohne den äufseren Gehör¬ 
gang als Mittelglied zu benutzen, auf die Parotisgegend sowie auf 
die Pharynxgebilde Qbergreifen können. Auf den Weg, auf welchen 
die eitrige Mittelohrentzündung auf die Gebilde der Parotisgegend 
übergreift, bezeichnet G. die Fissura Glaseri, sowie die in deren 
Verlängerung befindlichen Lücken und Spalten im Schläfenbeine. 
Beim Neugeborenen sei das vordere, obere Ende des Annulus tym- 
panicua bereits mit dem äusseren Blatte des horizontalen Schuppen¬ 
teiles durch Knochenmasse vereinigt (Abbildung s. Orig.). Diese 
Verschmelzung, durch welche die Gi-Asi'.n’ache Spalte nach aussen 
und oben begrenzt wird, sei aber nur an einer kleinen Stelle zu 
Stande gekommen; medial und abwärts davon zeige sich eine ver- 
hältnissmäfsig weite, klaffende Spalte, welche nur dort eine Veren¬ 
gerung erfährt, wo die den Sulcus malleolaris nach unten begren¬ 
zende Leiste des Annulus tympanicus (Crista tympanica) sich nach 
oben schiebt. Bei erwachsenen normal entwickelten Individuen fand 
G. die Crista tympanica stets mit dem über ihr gelegenen Tegmen 
tympani und dem Schuppenrande knöchern vereinigt; doch kommen 
auch Fälle vor, wo diese Vereinigung nicht zu Stande gekommen 
sei: dann führe eine lange, mehr oder weniger weite Spalte, 
welche der Gi-AsKR’schen Spalte entspricht, aus den Räumen des 
Mittelohres nach aussen und zwar vermittele diese Spalte von ihrem 
oberen mehr lateralen Abschnitte, wie die GLASKii’schen Spalte 
überhaupt, die Communication mit der Grube hinter dem aufsteigen¬ 
den Aste des Oberkiefers, während das untere Ende dieser Spalte 
mehr nach jener Stelle hin die Communication vermittele, welche 
gegen den Pharynx liegt G. fand am Schläfenbeine eines an Tuber- 
culose verstorbenen 27jährigen Mannes, bei nicht durchlöchertem 
Trommelfelle, das ganze Cavum tympani, die Zellen des Warzen¬ 
fortsatzes und den knöchernen Teil der EosTAcni’schen Röhre von einer 
eitrigen sulzigen Substanz erfüllt, nirgends eine Affection des Knochens 
und doch die Gewebe ausserhalb der Fissura Glaseri, medial von 
der Ohrspeicheldrüse, mit Eiterkörperchen imprägnirt. Solche Fälle 
beweisen, nach G., dass der Fissura Glaseri, bezüglich des Ueber- 
greifens von Mittelohrentzündungen auf die äufseren Teile, auch 
ohne cariöse Affection des Knochens, dieselbe Bedeutung beigelegt 
werden müsse, wie der Fissura mastoideo-squamosa. 

G. macht weiter darauf aufmerksam, dass in umgekehrter Weise 
wohl auch EntzQndungen der Ohrspeicheldrüse auf dem genannten 
Wege sich nach dem Gehörorgane fortsetzen könnten und so sich 
vielleicht die in manchen Fällen von Mumps beobachtete Schwer¬ 
hörigkeit resp. Taubheit erklären lasse — Vf. hebt ferner hervor, 


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346 Hesse, Filtration in Luft suspendirter Mikroorganismen. No. 20: 

dass aus den anatomischen Verhältnissen sich zur Genüge erkläre, 
wie Entzündungsprocesse in der Tiefe der Regio parotidea wohl 
leicht entstehen können, aber wegen der Schlaffheit des tiefer liegen¬ 
den Gewebes, so lange sie niederen Grades sind, keine sehr auffälli¬ 
gen Erscheinungen verursachen und dass bei hochgradigen Affectionen, 
wegen der straffen Spannung der Fascia parotideo-masseterica, die 
Entzündungsgeschwulst sich gerne nach einer Richtung verbreitet, 
welche den ursprünglichen Sitz der Krankheit leicht maskirt. Durch 
die anatomischen Verhältnisse erklärt sich auch das Uebergreifen 
der Entzündung an der Trommelhöhle gegen die Seitenwand des 
Rachens durch die Tuba Eustachii. Sehr oft kommen Schwellungen 
der Schleimhaut an und hinter dem Limbus cartilagineus vor; ferner 
entstehen auch grofse Abscesse an der Seitenwand des Pharynx und 
im weichen Gaumen ex contiguo bei eitrigen Mittelohrentzündungen. 

Schvrabach. 


W. Hesse, Ueber Abscheidung der Mikroorganismen aus der Luft. 

Deutsche med. Wochenschr. 1884, No. 2. 

Von der piaktischen Frage ausgehend, auf welche Weise man 
Respiratoren construiren könne, welche die Eigenschaft der .Luft¬ 
durchlässigkeit mit derjenigen keimdichter Filter verbinden, hat H. 
im kaiserlichen Gesundheitsamte verschiedene Stoffe auf ihre Keim¬ 
dichtigkeit untersucht; hauptsächlich handelte es sich um Watte und 
Filtrirpapier. Die Versuchsanordnung hinsichtlich der Aspiration 
und ihrer Druckstärke, der Umschüttelung des Staubes etc. muss 
im Orig, nachgesehen werden; als Versuchsobject diente trockner 
Lumpenstaub. Unter den 10 untersuchten Filtrirpapieren kamen 
einige vor, welche bereits in zweifacher Schicht keimdicht waren; 
keines war darunter, welches in 5facher Schicht nicht diese Eigen¬ 
schaft gezeigt hätte. Eine wesentliche Verminderung des Absatzes 
von Luftkeimen auf empfänglichen Gelatineflächen trat stets schon 
durch die Einschaltung einer einfachen Schicht leicht durchlässigen 
Filtrirpapiers ein. Mit jeder dazu eingeschalteten Schicht vermindert 
sich die Zahl der noch durchdringenden Keime in schneller Pro¬ 
gression. Die Geschwindigkeit des Luftstromes hat nur einen unter¬ 
geordneten Einfluss auf die Zahl der durch ein keimdichtes Filter 
etwa noch durchdringenden Keime. Keimdurchlässige Filter werden 
durch den in ihnen aufgefangenen Staub allmählich keimdichter, 
selbstverständlich aber auch zugleich weniger luftdurchlässig. Diesem 
Umstande gegenüber lässt sich einer Combination des Filtrirpapier- 
Respirators mit einer nicht geleimten, mäfsig comprimirten zwischen 
Baumwollengaze eingenähten, aus amerikanischer Baumwolle her¬ 
gestellten Watte das Wort reden. — Der zweite Teil der Unter¬ 
suchungen lenkte sich auf die Differentialdiagnose der die Filter 
durchsetzenden Staubteilchen und giebt für diese einige wertvolle 
Aufschlüsse. Wernich. 


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No.20. Falk ü. Baum« arten, Mitigation der Tuberkelbacillen etc. 347 

1) F. Falk , Beitrag zur Impftuberculose. Berliner klin. Wochenschr. 
1883, No. 50. — 2) Baumgarten, Ueber die Uebertragbarkeit 
der Tuberculose durch die Nahrung und Ober Abschwächung 
der pathogenen Wirkung der Tuberkelbacillen durch Fäulniss. 
Cbl. f. klin. Med. 1884, No. 2. 

1) F. hatte schon früher bemerkt, dass das Tuberkelgift an 
Kraft einbüfet, wenn in tuberculösen ursprünglich sehr infections- 
kräftigen Gewebsstücken die Fäulniss sich entwickelt und fort¬ 
schreitet. Den von französischer Seite so zahlreich unternommenen 
Versuchen gegenüber, attenuirte Krankheitsgifte zu prophylaktischen 
Impfungen zu verwerten, lag die Versuchung nahe, auch das 
durch Fäulniss abgeschwächte tuberkelhaltige Infectionsmaterial auf 
Hervorbringung einer milderen Krankheitsform resp. auf an diese 
eich anschliefsende Immunität zu prüfen. Die allerhöchsten Fäulniss- 
stadien schienen nicht opportun zu sein; es wurden daher Meer¬ 
schweinchen tuberculose Lungenstückchen applicirt, in denen zwar 
die Fäulniss merklich, aber nicht bis zu den höchsten Stufen ent¬ 
wickelt war. Die Tiere reagirten darauf mit einer localen Tuberculose 
ohne innere Erkrankung: käsigen Abscedirungen, deren Inhalt weiter 
mit gleichen Wirkungen übertragen werden konnte. In vielen Fällen 
gelangte der locale tuberculose Process durch Verkreiden zur Heilung, 
die Tiere erlangten ihr Wohlbefinden wieder und wurden nun mit 
genuinem tuberculösem Material inficirt. Von einer etwa er¬ 
langten Immunität war keine Bede: die vorgeimpften Tiere 
wurden sogar viel schneller durch die Infection angegriffen und 
coneumirt, als nur einmal geimpfte. Der Einwand, dass es sich 
hier um protrahirte Folgen der ersten Impfung reBp. um eine blofse 
allgemeine Schwächung durch dieselbe handle, wurde vom Vf. noch 
durch besondere Parallelversuche widerlegt. 

2) B. berichtet über Experimente, welche mit frischer Milch, die 
künstlich mit Tuberkelbacillen versetzt war, angestellt wurden. Schon 
der einmalige Genuss von 50—100 Grm. derartiger Milch zieht 
bei Kaninchen mit ausnahmsloser Conetanz in 10—12 Wochen eine 
klassische Tuberkel-Infiltration der Darmschleimhaut, der Mesenterial- 
drüsen und der Leber nach sich, die um so massiger ausfällt, je 
stärker der Bacillenzusatz zur Milch war. In weitgediehenen Fällen 
zeigte sich aufser der Schleimhaut des Dünndarms, auch diejenige des 
Proc. vermiformis und die des Dickdarms stellenweise mit käsigen 
Geschwüren bedeckt, in deren Band und Grund zahlreiche mit 
Tuberkelbacillen in enormer Menge bevölkerte Epithelioidzellen- 
tuberkel nachweisbar waren. Auch die Knötchen der Mesenterial¬ 
drüsen, der Leber, der Lymphdrüsen an Hals und Unterkiefer 
zeigten die entsprechenden histologischen Bilder. Auch bacillen¬ 
haltige Tonsillargeschwüre wurden constatirt, so dass B. die Invasion 
der mit der Nahrung eingebrachten Bacillen bereits in die Tonsillen, 
die Bachen- und Mundschleimhaut verlegen möchte. Von entfern¬ 
teren Organen erkrankten die Lungen allein. — Im Uebrigen er¬ 
gaben die Versuche vielfach Gelegenheiten, die Herabsetzung der 


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348 Hknoiii, Chorea. * Landupzt u. Dbjekink, Allgemeine progressive No. 20. 

Virulenz der Massen mittels desFäulnissherganges zu bestätigen, so 
dass B. sie för ein „durchgreifendes Princip“ erklären möchte. 
(Fai.r’s locale Tuberculose [s. oben] zieht B. als solche etwas in 
Zweifel.) Wernich. 

£. Henoch, Ueber Chorea Berliner klin. Wochenschr. 1883, Ko. 52. 

Es giebt eine Reihe durch „choreatische* 4 Bewegungen aus¬ 
gezeichnete Krankheitsformen, die nicht in das Gebiet der gewöhn¬ 
lichen Chorea gehören. Die blitzartigen Zuckungen, die vom Vf. 
als „Chorea electrica 44 bezeichnet worden sind, können sich wohl einmal 
mit den eigentlichen choreatischen Bewegungen combiniren, stellen 
aber eine besondere Krankheitsart dar. Symptomatische Chorea im 
Geleit eines Centralleidens hat H. in Fällen von Tuberculose des 
Gehirns, sowie von Meningitis tuberculosa beobachtet. Fand sich 
auch einige Male ein Tuberkel im Thalamus opticus, so ist man 
nicht berechtigt, die Chorea von diesem Herde abzuleiten, denn man 
sieht analoge Bewegungen bei Meningitis tuberculosa, wo im Gehirn 
selbst gar keine Tuberkel vorhanden sind. Aufserdem können im 
Thalamus opticus Tuberkel sitzen, ohne dass Chorea dabei auftritt. 
Chorea hysterica hat Vf. im Kindesalter nicht gesehen; nur ein Fall 
ist vielleicht hierher zu rechnen, in welchem sich die Chorea mit 
einer Hemianaesthesie, die das Gesicht freiliefs (von den sensorischen 
Functionen erwähnt Vf. nichts, Ref.), verband; unter Einwirkung 
des faradischen Pinsels zeigte sich die Erscheinung des Transfert. 
Die echte Chorea minor, die eigentliche Kinderkrankheit, zeichnet 
sich durch ihre begrenzte Dauer, ihre fast immer stattfindende Heilung 
und durch das Fehlen erheblicher paralytischer oder sensibler Stö¬ 
rungen aus. 

Bei all den genannten Formen ist als Krankheitssitz das Gehirn 
anzusehen; daför sprechen die psychischen Veränderungen, die 
Hemichorea, die Teilnahme des Facialis und der Einfluss psychischer 
Einwirkungen. 

Was die Beziehung des acuten Gelenkrheumatismus zur Chorea 
angeht, so ist nach H.’s Ansicht der rheumatische Process an und 
för sich, nicht die Erkrankung des Herzens, die Ursache der Chorea. 

Oppenheim. 

L. Landouzy et J. D£j£rine, De la myopathie atrophique pro¬ 
gressive (myopathie h£r£ditaire ddbutant, dans l’enfance, par la 
face, sans altdration du syst&me nerveux). Comptes rendus 1884, 
7. Janvier. 

Vff. haben einen jungen Mann Jahre lang beobachtet, der im 
Alter von 3 Jahren anfing an einer Atrophie der Gesichtsmuskeln 
zu leiden, zu der sich später (nach 15 Jahren) eine fortschreitende 
Atrophie der gesammten Körpermusculatur (von den oberen Extre¬ 
mitäten her beginnend) gesellte. Keine Lähmungserscheinungen, 
keine Sensibilitätsstörungen. Der Vater des Kranken litt an pro¬ 
gressiver Muskelatrophie; ein Bruder und eine Schwester des Pat. 
leiden zur Zeit nur an einer Atrophie der Gesichtsmusculatur. Der 


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No. 20. Maskel&trophie bei Kindern. — PbllAcaNI, Campherwirkung. 349 


von den Vff.’n beobachtete Kranke starb, 24 Jahre alt, an Tuber- 
culose. Alle Muskeln waren atrophisch (einfache Atrophie der Muskel- 
primitivbündel), mit Ausnahme derjenigen der Zunge, des Schlundes, 
des Kehlkopfes, des Auges, des Zwerchfells, der Zwischenrippen- 
und der Subscapularmuekeln. Die intramusculftren Nervenenden 
waren durchaus und Qberall intact, ebenso die vorderen Wurzeln 
und die Wurzeln nebst dem Stamm des N. facialis. Rückenmark, 
Med. obl. durchaus normal. Die grofsen motorischen (trophischen) 
Ganglienzellen vollkommen normal. 

Bei der progressiven Muskelatrophie der Kinder sind also 
Rückenmark und peripherische Nerven intact: es ist eine Affection 
des Muskelsystems. Sie unterscheidet sich von dem bei Erwachsenen 
vorkommenden Leiden (AnAN-DucHENNB*scher Typus) dadurch, dass 
die Krankheit im Gesicht beginnt und dass das Nervensystem 
nicht verändert ist. 

Vff. geben der (übrigens schon von Duchenne beschriebenen und 
«Atrophie musculaire progressive de l’enfance“ genannten) Affection 
den Namen: Myopathie atrophique progressive. Bernhardt. 


P. Pellacani, Zur Pharmakologie der Camphergruppe. Arch. f. 
exp. Path. XVII. S. 369. 

Im Anschluss an die Arbeiten von Wikdkmann, Schmiedkbkuo 
und Mkyku über die Wirkung des Camphers hat P. das Campherol, 
Bomeol und Menthol, sowie den Monabromcampher einer experi¬ 
mentellen Prüfung unterzogen. 

Campherol, das Spaltungsproduct der nach Campherfütterung 
erhaltenen Camphoglykuronsäure, zeigte in seiner Wirkung grofse 
Aehnlichheit mit der des gewöhnlichen Camphers. Wie dieser, 
wirkt Campherol auf Frösche lähmend, hebt die Reflexerregbarkeit 
auf und führt zu Respirationsstillstand, während es bei Säugetieren 
Respirationsstörungen und Convulsionen durch Reizung der Medulla 
oblongata und des Rückenmarks erzeugt. 

Auch in seiner Wirkung auf die Circulation verhält es sich 
dem Campher insofern ähnlich, als es bei Fröschen Zunahme der 
Energie der Herzcontractionen durch directe Erregung der Herz- 
musculatur und eine vom Vagus unabhängige Abnahme der Frequenz 
der Pulsationen hervorruft. Bei Säugetieren bewirkt Campherol 
zwar ebenso wie Campher durch Reizung der vasomotorischen 
Centren Steigerung des Blutdruckes und eine vom Vagus unab¬ 
hängige PulsverlaDgsamung, unterscheidet sich aber von dem Campher 
(welcher bei Säugetieren weder die Gröfse noch die Frequenz der 
Herzschläge verändert) durch seine erregende Wirkung auf die 
Herzmuscuiatur. — Ein weiterer Unterschied besteht darin, dass 
das Campherol in sehr viel kleineren Dosen wirksam ist, als der 
Campher. 

Die Wirkung des Borneols und des Menthols auf das ce¬ 
rebrospinale Nervensystem ist, bis auf quantitative Unterschiede, die 
gleiche. Beide wirken lähmend, heben Sensibilität und Reflex¬ 
erregbarkeit auf, sowohl bei Kalt-, als auch bei Warmblütern, er- 


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35Ö 


ÖANILLO. — MaRCRI. 


No. 20. 


zeugen Abnahme der Frequenz und Tiefe der Atmung und töten 
durch Lähmung der Medulla oblongata. Die Wirkung auf den 
Circulationsapparat ist dagegen fQr beide eine wesentlich ver¬ 
schiedene. Während Borneol bei Fröschen den Herzmuskel ohne 
vorherige Erregung lähmt, wirkt Menthol in kleinen Dosen erregend 
auf den Herzmuskel und nur in grofsen Dosen lähmend. Noch be¬ 
deutender ist der Unterschied bei Säugetieren. Borneol bewirkt 
eine vom Vagus unabhängige Abnahme der Pulsfrequenz, setzt 
durch Wirkung auf die Herzmusculatur die Energie der Herzcontrac- 
tionen herab und erzeugt Sinken des Blutdrucks durch Lähmung 
sowohl der vasomotorischen Centren, als auch der vasomotorischen 
Nerven. Menthol dagegen verursacht, wie Campher, periodische 
Erhöhungen des Blutdruckes, während eine Beeinflussung der Zahl 
und Beschaffenheit der Pulsationen nicht stattfindet. 

Durch den Urin werden Borneol und Menthol als Glykuron- 
säure ausgeschieden, die teils als schneeweifse, lockere, krystallinische, 
in Wasser und Alkohol lösliche, in Aether unlösliche Masse, teils 
in amorphem Zustande erhalten wurde. Auch konnte Vf. geringe 
Mengen von Uramidoglykuronsäure nachweisen. 

Als Spaltungsproduct der Borneolglykuronsäure erhielt P. eine 
mit dem Campherol in verschiedenen Eigenschaften übereinstimmende 
Substanz; die Mentholglykuronsäure lieferte ein nicht krystallisirendes 
Product in Form öliger Tropfen. 

Die Wirkung des Bromcamphers fand Vf. nicht wesentlich 
verschieden von der des gemeinen Gamphers; nur wirkte derselbe 
auf Hunde stärker, als auf Kaninchen und zwar in Dosen, in 
welchen der gemeine Campher ganz indifferent ist. Heryorgehoben 
muss noch werden, dass kleine Dosen, bei welchen es noch nicht 
zu Reizerscheinungen an den Centralorganen kommt, keine depri¬ 
mierende Wirkung, keine Schläfrigkeit, keine Herabsetzung der 
Reflexerregbarkeit erzeugen. 

Vf. empfiehlt das Campherol in Folge seiner erregenden Wir¬ 
kung auf das Herz als Ersatz des gemeinen Camphers und Borneol, 
sowie namentlich Menthol wegen ihrer deprimirenden Wirkung auf 
Sensibilität und Reflexerregbarkeit als beruhigende Mittel. 

Langgard. 


Danillo, Rdflexom&tre pour les r&lexes tendineux avec signal dlec- 
trique. Coniptes rend. bebd. dos sä&nces de la soc. de Biologie 1882, IU. 
No. 30. 

D. beschreibt ein nach seiner Angabe von Galante construirtes Instrument, das 
dazu dienen soll, um bei der Herrorrnfung von Sehnenreflexen die hieran nötige Per- 
cnssionskraft und die Zeit zn bestimmen, die vom Impuls bis zum Eintritt der Be* 
wegung verfliefst. J. 8and«r. 


V. Marchi, Sulla fina anatomica dei corpi striati. Rivista sperimentale 
di Freniatria e di medic. legale 1883, IX. fase. 2 — 3. 

Die graue Substanz der Corpp. striata besteht aus Ganglien, Fasern und Nenroglia; 
die Zelten sind von zweierlei Art, grobe und kleine. Die kleinen messen S —10 fi. 


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No. 20. 


Lehmann. — Pauli. — van Duyse. 


351 


die groben IS — 20 /x; letztere sind nur spärlich vorhanden. Wo viele Zellfortsätze 
sich entwickeln, ist nur einer nervös, die anderen sind protoplasmatisch. Der nervöse 
Fortsatz entspringt meist aus dem Zellkörper, seltener aus einer protoplasmatischen 
Wnrzel und zeigt sehr bald den Charakter eines Achsencyliuders, aber nicht ohne 
einige feine Fädchen zur grauen Substanz zu schicken. Meistens teilt sich der nervöse 
Fortsatz bei grofsen, wie kleinen Zellen sehr bald in 2 oder 3 Fasern, die sich weiter 
io feinste Fädchen teilen und ein sehr complicirtes (wohl sensibeles) Netzwerk bilden. 
(Aelinliches hat Goloi in den Hinterhörnern des Rückenmarks gefunden). — Zum 
Schluss beschreibt Vf. seine Präparationsmethode. j. Sander. 


K. B. Lehmann, Eine THiRY-VKLLA’sche Darmfistel an der Ziege. 
Pflügkr’s Arch. XXXIII. S. 180. 

Mit Unterstützung von L. Hebmann hat Vf. an der Ziege eine THiRT*scke Darm* 
fistel mit der von Vella (Cbl. 1882, S. 734) angegebenen Verbesserung — beide Enden 
des isolirten Darmstücks nach aufsen zu führen — mit Glück angelegt. Das aus der 
Continuität ausgeschnittene Dünndarmstück hatte 40 Ctm. Länge. Vom 13. Tage ab 
worde Darmsaft aufgefangen, der übrigens nur auf Reiznng (Einführung eines Glasr 
stabet) abgeschieden wurde; meist wurde so pro Stunde ca. 1,6 Grm. eines fast klaren, 
nur leicht opalisirenden Secrets von gelblicher Farbe, stark alkalischer Reaction und 
schwach salzigem Geschmack erhalten; spec. Gewicht 1017 —1021. In dem Maafre, 
als sich die Schleimhaut aus der Fistel hervorwulstete, nahm die Secretionsgröfse bis 
auf das Doppelte und Dreifache zu. Das Secret enthielt 3,6—4,7 pCt feste Bestand* 
teile und darunter 0,76 — 0,83 pCt. Asche; von organischen Stoffen fanden sich darin 
Mucin und Albumin (kein Pepton), in der Asche reichlich Chloride und Phosphate, 
nur in Spuren Sulphate, keine Carbonaie, auch kein Calcium. Das Secret zeigte 
seihst bei längerer Digestion im Brütofen keine Einwirkung auf Stärke, noch auf 
Fibrin, mochte auch der Darmsaft mit Soda alkalisch oder mit Salzsäure schwach 
angesäuert sein; nicht einmal eine deutliche Rohrzucker-In verdräng war zu beobachten. 
Es stimmt dies überein mit den Ergebnissen der unter des Ref. Leitung von Frick 
(C bl. 1883, S. 478) ausgeführten Untersuchung, in welcher die sorgfältig bereiteten 
Extracte aus der frischen Dannschleimhaut von Pferd, Schaf, Schwein und Kaninchen 
sich ohne Einwirkung auf Stärke und auf Fibrin erwiesen haben. Auch der aus der 
abgeschabten Dünndarmschleimhaut der getöteten Ziege hergestellte und alkalisch ge¬ 
machte Extract löste Fibrin nicht auf. — Bezüglich mancher Einzelheiten, die Opera¬ 
tionsmethode und den Obductionsbefund anlangend, muss auf das Original verwiesen 
werden. J. Munk. 


Pauli, Diphtherie mit GelenkentzQndung. Berliner klin. Wochenschr. 
1883, No. 45. 

In dem ersten Falle, einen 15jährigen Kadetten betreffend, erkrankten am 6. Tage 
der Diphtherie beide Kniegelenke, im zweiten, bei einem 13jährigen Kadetten, vom 
8. Tage an hintereinander die meisten gröfseren Gelenke, sowie der Herzbeutel. Trotz¬ 
dem trat ebenso, wie im ersten Falle (hier nach einem leichten Recidiv) völlige Ge¬ 
nesung bei Salicylbehandlung ein. P. möchte die diphtherische Gelenkaffection nicht 
als Rheumatismus (Senator, Vohben) ansprechen, sondern will ihr multiples Auf¬ 
treten durch directe und wiederholte Einwirkung des diphtherischen Giftes aus dem 
Blute dureh das Lymphgefäfssystem auf die Gewebe der Gelenke (Hüter) erklären. 
[Bel glaubt, dass der Fall der Diphtherie sich nicht von dem des lleotyphus, des 
Scharlach, der Variola etc. unterscheidet, bei welchen Infectionskrankheiten man eben 
gewisse Formen der Gelenkentzündung als „rheumatische 14 bezeichnet, um sie von 
anderen, z. B. den acuten Vereiterungen, den pysemischen Arthritiden, den spontanen 
Luxationen etc. zu sondern.] _ P. Gflterboek. 


VAU Duyse, Du colobome central ou maculaire. Ann. d’oulistique 
XCI. 1. 

Vf. beobachtete am linken amblyopischen Auge eines 23jährigen Malers ein 
Chorioidealcolobom, welches die Gegend der Macula lutea eionahm. Dasselbe ist 
2 Papillendurchmesser vom Sehnerven entfernt und hat die Form eines länglichen 


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352 Hekoch. — Dkrignac u. Moüssoks. — LöWrnPrlp. — Rrichrl. Ko.26. 


Dreiecks. Seine horizontale Ausdehnung beträgt 3, seine vetticale 1 */* Papillendurch¬ 
messer. Das Colobom, welches vom übrigen Augenhintergrund scharf durch einen 
Pigmentring abgegrenzt ist, zeigt eine gelblichweifse nach der Peripherie glänzende 
Oberfläche. Während sich an den dieser Bildung benachbarten Teilen ein emmetro¬ 
pischer Refractionszustand nachweisen lässt, findet sich in ihrer Peripherie eine Myopie 
von 1,5 D und im Centrum von 4 D. Auch der Verlauf der Gefäfse bestätigte diese 
Ni?eaudiflferenz. 

Vf. ist der Ansicht, dass die beschriebene Bildung die Folge des nicht vollstän- 
digen Verschlusses des foetalen Chorioidealspaltes sei. Letzterer hat anfangs zwar eine 
verticale Richtung, Mahz jedoch glaubt, dass der Bulbus während seiner Entwickelung 
eine Drehung Ton 90 9 um seine Aze macht, und erklärt so die Lage jener Hem¬ 
mungsbildung. Horatmanu. 


E. Henoch, Nephritis nach Varicellen. Berliner klin. Wochenschr. 1884, 
No. 2. 

H. hat bei 4 Kindern ca. 8—14 Tage nach dem Ausbruche von Varicellen, der 
meist reichlich und unter Fiebererscheinungen erfolgte, die Entstehung einer acuten 
Nephritis beobachtet. Während 3 Fälle glücklich verliefen, erfolgte im vierten Falle 
der Tod durch Lungenödem. _ PcrL 


Dkrignac et Moussons, Endocardite blennorrhagique. G&z. med. 
1884, No. 7. 

Ein 25jähriger, sonst stets gesunder Maurer wurde ca. 3 Wochen nach Beginn 
einer Gonorrhoe, während welcher er das Zimmer hütete, von einer Entzündung des 
rechten Schultergelenks befallen, in deren Verlauf es, unter plötzlicher Steigerung des 
Fiebers, zu einer Endocarditis kam. Perl. 


L. Löwenfeld, Ueber Erb’s „Mittelform der chronischen Polio¬ 
myelitis anterior“. Deutsche med. Wochenschr. 1884, No. 4 u. 5. 

Nach Mitteilung zweier eingehend beobachteter Fälle von atrophischer Lähmung 
(vgl. das Orig.), welche wenigstens noch vor wenigen Jahren sicher der von Ebb zuerst 
aufgestellten Mittelform der chronischen Poliomyelitis anterior zugerecbnet worden 
wären, erörtert L. die Schwierigkeit dieser Diagnose und empfiehlt bei der Stellung 
derselben die grOfste Vorsicht. Durch das Bekanntwerden von Zuständen, welche als 
multiple Neuritis und Myositis beschrieben sind, wird dem Kliniker die Pflicht auf¬ 
erlegt, sorgfältig auf gewisse Symptome (Sensibilitätsstorungen, Druckschmerz bei 
Ner?- und Muskelpalpation, Auftreten von Blasenstörungen etc.) zu achten. Die 
Prognose ist nicht immer günstig, auch nicht in den Fällen, welche unserem heutigen 
Wissen nach in der Tat der EsB'schen Form zugezfihlt werden müssen; auch betont 
L. dass das Auftreten der faradischen Entartungsreaction, wie er sie selbst ausgespro¬ 
chen im ersten seiner Fälle beobachtete, eine recht ernste Erkrankung durchaus nicht 
immer ausschliefst (Cbl. 1883, S. 508). Bernhardt. 


Reichel, Fall von einem durch Sublimatgazeverband erzeugten 
Erythema universale. Berliner klin Wochenschr. 1884, No. 2. 

Der Fall betraf einen 20jährigen Bäcker, dem wegen eines linksseitigen Genu 
valgum die Osteotomie gemacht war, worauf das Bein in einen von den Fufsknöcheltt 
bis zur Leistenbeuge reichenden Sublimatgazeverband gehüllt wurde. 5 Tage später 
entwickelte sich Brennen, welches sich immer mehr steigerte, so dass 9 Tage nach 
der Operation der Verband entfernt werden musste. Man fand ein intensives papnlö- 
vesiculöses Ekzem, zu welchem sich ein über den ganzen Körper mit Ausnahme von 
Hals und Gesicht sich erstreckendes Erythem gesellte. Es wurde die Sublim&tgaze 
durch Salicylwatte ersetzt, eine weitere Therapie nicht eingeleitet. Das Exanthem 
verschwand schnell. — Vf. giebt an, dass er öfter in Folge von Sublimatgaze locale 
Ekzeme gesehen, dass dies aber der erste Fall von universellem Exanthem sei, welchen 
er beobachtet. Lewinaki. 

Verlag Ton August Hirschwald in Berlin. — Druck von L. ßchumacber in Berlin. 


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Mebutlkk itnImImb 
1—> Bof n; ia Sch l ot— 
4ct Jahrgangs Titel, Nt- 
ma- and flaehragUter. 


Centralblatt 

fftr die 


frais dos Jahrgängej 
JO Hark; ia bestehe* 
daroh all« Buehhandlun» 
gw and Postanstalten« 


mediclnischen Wissenschaften. 


Redigirt von 

Prot Dr. H. Kroneoker, und Profi Dr. H. Senator, 

Berlin (NW.), SmtiuMMtr. U. Berlin (NW.), lnakeMr. T (na Kefe^Uts). 


1884 . **• M»>- No. 2 t 


Inhalt: S. Samubl, Störungen des Gewebswachstums (Orig.-Mitt.). — Haubbb, 
Vorkommen von Mikroorganismen im lebenden Gewebe (Orig.-Mitt.). 

M. Oqata, Verlnderungen der Zellen des seeernirendeo Pankreas. — Tigbr- 
stidt und Brrgqvist, Apperceptionsdauer zusammengesetzter GesichtsTorstellungen. — 
Minkowski, Hippursäarespaltang im Tierkörper. — W. H. Cripps; £. Hahn, Be¬ 
handlung der Mastdarmstricturen, Colotomie bei syphilitischen Mastdarmulcerationen. — 
Förster, Entstehung der Myopie. — Johamnkssbh, Scharlaeh-Epidemieen in Nor¬ 
wegen. — A. Weil, Hereditärer Diabetes insipidus. — Spitze a, Ponshcemorrhagie. — 
J. Nbumarr, Immunität gegen Syphilis nach Heilung derselben. — Glkvbcxi, 
Subcntaoe Eisen-Injectionen. 

Wbigbbt, Färbung centralen Nervengewebes. — Rumpf, Raumsinnreränderung 
bei Narkose. — K. B. Lehmann, Salzresorption im Darm. — A. Pawlowski, 
Adenome der Leber. — Zbllbb, Radicaloperation angeborner Hernien. — Hofpa, 
Hemmung des Knochenwachstums nach Trauma. — Moos, Neuralgie des zweiten Tri¬ 
geminusastes nach Affection des dritten. — Dujardin-Beaumrz und W. Obttinobr, 
Krämpfe nach starken Entleerungen ron Darm und erweitertem Magen. — A. Eulbn- 
idbo, Wirkung „magnetelektrischer* Ströme auf degenerirte Nerren und Muskeln. — 
ZwsirsL, Ophthalmoblennorrhcs der Neugeborenen. 


Heber die Störungen des Gewebswachstums. 


Vod Prof. Dr. 8. Sanuel in KSnigsberg (Prenueo). 

Zum Studium der Gesetze und der Störungen des Gewebs¬ 
wachstums eignet sich kein Gewebe in gleichem Grade, wie das 
Federgewebe. Die 10 grofsen Schwungfedern der Taube sind Epi- 
dermoidalgebilde von ausgezeichneter Gröfse und Schönheit, die sich 
ganz regelmäfsig regeneriren, deren Gefcfsinjection überdies fast bis 
zu Ende ihres Wachtums dem Auge des Beobachters zugänglich 
ist Was sie aber vor allen Geweben zu solchen Versuchen quali- 
ficirt, ist die Beobachtung, dass die Federn dem Gesetze der 
bilateralen Symmetrie in nahezu idealem Grade folgen, so dass bei 
gleichzeitigem Ausziehen der gleichnamigen Federn beiderseits jede 
kleinste Abweichung von der Norm mit Sicherheit erkennbar ist 
und auf pathologische Bedingungen zurückgeführt werden darf. — 
Lässt mau nun bei den Regenerationsversuchen die vordersten 
Schwungfedern jeder Seite stehen und siegelt deren Spitzen anein¬ 
ander, siegelt man auch gleichzeitig eine Anzahl Oberarmfedern 


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XX1L Jahrgang. 

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354 Samübl, Störungen des Gewebswachstams. No. 21. 

beiderseits zusammen, so wird auch der operirte, ansemische und 
gelähmte Flügel in seiner natürlichen Lage erhalten, die Selbst¬ 
verletzungen sind auf ein Minimum beschränkt. Die Versuchs¬ 
resultate lassen alsdann eine 3fache Prüfung zu: die der Verände¬ 
rungen im Gange der Gefäfsinjection, der Differenzen zwischen dem 
beiderseits sonst ganz symmetrischen Wachstum, endlich die Ver¬ 
gleichung der Producte jeder neuen Regenerationsperiode mit den 
auf bewahrten Vorfedern der früheren Perioden, deren Länge von 
den Nachfolgern in der Norm zum mindesten erreicht werden muss. 
Meine Jahre langen Untersuchungen unter diesen Cautelen haben 
zur Erkenntniss folgender Wachstumsgesetze geführt: 

> -I. Die Verminderung des Blutzuflusses vor Beginn 
der Regeneration vermag den Anfang derselben um viele Wochen 
zu verzögern, die Neubildungen selbst an Zahl und Stärke zu ver¬ 
mindern' Bei bereits eingetretener Regeneration dauert 
dieselbe jedoch längere Zeit auch bei geringerem Blutzufluss fort, 
bis sie allmählich stillsteht und das Wachstum ein vorzeitiges Ende 
nimmt. Die histogenetische Energie bedarf also zu ihrem 
Erwachen einer gröfseren Blutmenge, als zu ihrem Unter¬ 
halt nötig ist. Im Wachstum begriffene Teile fesseln eine relativ 
grofse Blutmenge an sich, von der histogenetischen Energie 
ist also die feinere Verteilung des Blutes in den Geweben 
abhängig. 

II. Wird durch Arterienunterbindung, venöse Stauung oder 
Neuroparalyse die histogenetische Energie einerseits herab¬ 
gesetzt, so vermindert sich dieselbe in den Epidermoidal- 
gebilden der anderen Seite ebenfalls consensuell und ganz 
spontan, wenn auch auf dieser völlig intacten Seite in weit ge¬ 
ringerem Grade uud auf weit kürzere Zeit. Trotz gleicher bilateral- 
symmetrischer Anlage der Hautgebilde und gewisser paariger Drüsen 
ist ihr Verhalten bei einseitigen Störungen ein geradezu entgegen¬ 
gesetztes. Während bei den Epidermoidalgebilden ein nu¬ 
tritiver Consensus sich einstellt, zeigt sich bei den Drüsen 
ein nutritiver Antagonismus, da bei Entfernung oder Functions¬ 
unfähigkeit einer Niere, eines Hodens, eines Eierstocks, einer Brust¬ 
drüse — die andere Niere, der andere Hoden, das andere der 
paarigen Organe überhaupt in compensatorische Hypertrophie ver¬ 
fällt. Diese beiden Vorgänge bewegen sich demnach in umgekehrter 
Richtung, gemeinsam ist beiden aber die hochgradige Zweckmäfsigkeit 
für die Specialaufgaben des Organismus. 

III. Wie sehr auch nach Arterienunterbindung die Federn der 
ersten 7 wöchentlichen Regenerationsperiode leiden, so erlangen doch 
bereits die Federn der zweiten, spätestens die der dritten Periode 
beiderseits die frühere Länge nicht nur, sondern gehen über 
dieselbe hinaus. Gerade umgekehrt verhalten sich die grofsen 
Flügelfedern nach Lähmung des Plexus axillaris. Sie zeigen in 
der ersten Regenerationsperiode zwar deutlich nachweisbare, aber 
geringe Veränderungen (kleine Verkürzungen des Kiels, unvollständige 
Ausbildung des Schaftes). Auch die zweite Periode giebt ähnliche, 


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No.21. Hausse, Vorkommen von Mikroorganismen im lebenden Gewebe. 355 

doch noch immer nicht flagrante Resultate. Jede spatere Regene¬ 
ration gestaltet sich aber immer unregelmäfsiger, in verspätetem 
nngleichmä&igem Ausbruch der Federn, im ungleichen Wachstum, 
in Brüchigkeit des Markes, endlich in vollem Ausbleiben vieler 
dieser grofsen Federn. Die späteren Stadien der Neuroparalyse 
werden schliefslich durch Erschöpfung dem ersten Stadium der 
Ansemie vergleichbar. Daraus folgt das Gesetz: die Atrophie 
durch Verminderung des Blutzuflusses nimmt je länger, 
desto mehr ab, die Atrophie durch Neuroparalyse nimmt 
je länger, desto mehr zu. 

Diese Gesetze sind einer gröfseren Arbeit entnommen, die unter 
dem Titel: „Die Störungen des Gewebe Wachstums“ an anderer Stelle 
erscheinen und auch Berichte Ober den Einfluss gewisser Allgemein¬ 
störungen auf das Looalwachstum enthalten wird. 


Ueber das Vorkommen tob Mikroorganismen im lebenden 
Gewebe des normalen tierischen Organismus. 


Vorläufige Mitteilung von Dr. Hauser, Privatdocent der patb. Anatomie Erlangen. 


Die Frage, ob bereits in dem lebenden Gewebe eines gesunden 
Tieres Mikroorganismen — seien es Reime von irgend welchen 
unschädlichen Spaltpilzarten, oder seien es Reime von Fäulniss- 
erregern, welche nach dem Tode unfehlbar faulige Zersetzüng des 
Gewebes herbeiführen müssten — vorhanden wären, war schon 
vielfach der Gegenstand sehr eingehender, wichtiger Untersuchungen 
gewesen. 

Obwohl bereits verschiedene Autoren zu negativen Resultaten, 
welche hier jedenfalls mehr in’s Gewicht fallen, als positive, ge¬ 
kommen sind und körzlich von Zahm mit Bestimmtheit der Nachweis 
erbracht wurde, dass wenigstens das Blut gesunder Tiere absolut 
frei von jeglichen derartigen Reimen ist, so ist doch die ganze Frage 
noch lange nicht als gelöst zu betrachten. 

Eine gröbere Reihe von in dieser Richtung angestellten Ver¬ 
suchen, welche in den letzten Monaten am hiesigen pathologisch¬ 
anatomischen Institute von mir ausgeföhrt wurden, ergab nun ein 
Resultat, welches im Stande sein dürfte, einen wesentlichen Beitrag 
zur Lösung dieser Frage zu liefern, nnd welches ich daher, da 
mich die Fertigstellung der ganzen Arbeit, sowie das Studium 
anderer daran sich knöpfender Fragen wohl noch eine geraume 
Zeit beschäftigen werden, schon jetzt der Oeffentlichkeit übergeben 
möchte. 

Bis jetzt wurden 49 Versuche angestellt, von welchen 36 bereits 
zum Abschluss gebracht sind, während die übrigen 13 noch nicht 
auf ihr Ergebniss geprüft worden sind. 

Es wurden zu den Versuchen dem frisch getöteten Tiere ganze 
Organe oder gröfsere Gewebsstücke einfach mit ausgeglühten In¬ 
strumenten ohne jegliche besondere Cautelen entnommen und dann 
in mit Watte verschlossene Reagensgläser oder in Glasdosen gebracht, 


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35ö HacSrr, Vorkommen von Mikroorganismen im lebenden Gewebe. No.21. 

welche zuvor im Trockensterilieationsschrank durch Erhitzen sterilisirt 
worden waren. 

Benutzt wurden folgende Organe: Herz, Milz, Leber, Niere, 
Muskel, Hoden und aufserdem ganze Embryonen. 

Um das Vertrocknen der Prftparate zu verhindern, kamen die 
Gläser in eine feuchte Kammer und wurden dann meistens in den 
Brütofen gestellt, wo sie einer constanten Temperatur von 27—30° C., 
in mehreren Fällen bis zu 38° C. ausgesetzt waren. 

Obwohl nun die Präparate zum Teil länger als 2, ja selbst 
3 Wochen in dieser Weise aufbewahrt waren, so ist doch unter den 
36 bis jetzt abgeschlossenen Versuchen in keinem einzigen 
eigentliche Fäulniss eingetreten; 26 Mal, d. h. in 72,2 pCt., blieb 
Oberhaupt jegliche Entwickelung von Mikroorganismen 
aus und trat ausschließlich spontane Zersetzung des Gewebes ein, 
bei welcher dasselbe einen eigentümlichen, an Fleischextract oder 
starke Fleischbrühe erinnernden Geruch erhält. 

Bei den übrigen 10 Versuchen entstand einmal ein kleiner 
Schimmelpilzrasen, einmal eine Hefepilzcolonie und nur 8 Mal ent¬ 
wickelten sich Bakterien, welche aber durch nachträgliche Züchtung 
stets als einzelne Reinculturen verschiedener Arten erkannt wurden, 
welche für sich allein, selbst bei massenhafter Entwickelung, niemals 
die gewöhnliche faulige Zersetzung herbeigeführt hatten. 

Es erscheint mir zweifellos, dass in den 8 Fällen die Bakterien¬ 
entwickelung, gerade so wie die Entwickelung des Schimmelpelz¬ 
rasens und des Hefepilzes, lediglich auf zufällige Verunreinigungen 
von aufsen zurückzuführen ist, wie denn auch in 2 Fällen die Fehler¬ 
quellen sich evident nachweisen liefsen. 

Es wurden auch Untersuchungen daraufhin angestellt, ob ver¬ 
schiedene Gasarten einen wesentlichen Einfluss auf die Bakterien¬ 
entwickelung in den Geweben und die faulige Zersetzung der letzteren 
ausüben. 

Bis jetzt sind Wasserstoff, Sauerstoff und Kohlensäure geprüft 
worden, jedoch ist die Anzahl der in dieser Hinsicht vorgenora- 
menen Versuche noch zu klein, um bereits ein abschliefsendes Urteil 
hierüber abzugeben. 

Sichergestellt ist nur soviel, dass weder im Wasserstoffgas, noch 
in der Kohlensäure Bakterienentwickelung in den Geweben erfolgt, 
wenn nicht Keime von aufsen hinzugetreten sind; Kohlensäure 
scheint in letzterem Falle die Bakterien-Entwickelung und die 
Fäulniss etwas zu verzögern, reiner Sauerstoff dagegen dieselben zu 
begünstigen. 

Die chemische Untersuchung der bei der spontanen Gewebs- 
zersetzung, welche also zunächst lediglich durch den Tod des Ge¬ 
webes bedingt ist und ohne jegliche Einwirkung von' Mikroorganismen 
vor sich geht, entstehenden Zerfallsproducte hat Hr. Privat-Docent 
Dr. Fleischkr übernommen und wird derselbe das Resultat seiner 
Untersuchungen in einer besonderen Arbeit veröffentlichen. 


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No. 21. Ogata , Veränderung der Zellen des secernirenden Pankreas. 357 

Masanori Ogata, Die Veränderungen der Pankreaszellen während 
der Secretion. dd Bois-Rbymond’s Arch. 1883, 4 u. 5. 

Um das Pankreas aus dem ruhenden in den tätigen Zustand 
fiberzuföhren, bediente sioh Vf. der drei möglichen Arten der Reizung, 
nämlich 1) des normalen Reizes durch die Fütterung, 2) der Rei¬ 
zung vom Nervensysteme aus, 3) der Vergiftung durch Pilocarpin 
and Atropin. Die mittels besonderer Methoden (s. Orig.) gehärtete 
und gefärbte Pankreaszelle zeigt im Zustande der Ruhe zunächst 
das Zellstroma, d. h. die farblose durchsichtige Substanz, welche die 
ganze Zelle durchzieht und mit den Zellgrenzen zusammenhängt, 
ferner das Protoplasma, d. h. die um die Kerne angehäufte, fein¬ 
körnige, mit Nigrosin sich vorzugsweise färbende Substanz, endlich 
drittens die in der Innenzone liegenden Zymogenkörner, welche Vf. 
als ein zu besonderem Zweck differenzirtes Plasma, als sog. Para¬ 
plasma bezeichnet. Die Grenzen der ziemlich gleich grofsen Zellen 
sind in den äußeren Teilen deutlich, die Innenzone mit Zymogen- 
körnern mehr oder weniger stark gefüllt. In dem Kerne ist die 
Kernmembran deutlich, das Kerngerüst außerordentlich fein; in den 
Maschen desselben liegen zwei Arten von Kernkörperchen, welche 
Vf. als Karyosomen, d. h. die gewöhnlichen, die Kernfärbung an¬ 
nehmenden Nucleolen und als Plasmosoma von einander unter¬ 
scheidet. Das Plasmosoma, welches hin und wieder auch mehrfach 
vorkommt, färbt sich nicht mit Haematoxylin, sondern mit Eosin, 
wie die Zymogenkörner und ist viel gröfser, als die anderen Kern¬ 
körperchen. Außerhalb des Kernes, in der äußeren Zone der 
Zelle, kommt noch der Nebenkem vor, ein halbmondförmiges Ge¬ 
bilde, welches meistens gröfser ist, als das Plasmosoma und dessen 
Auftreten eine Tätigkeit der Drüse bedeutet. 

Im letzteren Zustande zeigen sich die Pankreaszellen in sehr 
verschiedener Weise in den verschiedenen Acini verändert, da niemals 
die Drüse mit allen ihren Elementen gleichmäßig tätig ist. Diese 
Veränderungen betreffen zunächst die Form der Zelle, welche von 
der größeren oder geringeren Ausstoßung der Zymogenkörner ab¬ 
hängig ist. Die auftretenden Nebenkerne besitzen eine große Ver¬ 
wandtschaft zu Safranin, wachsen mehr und mehr heran und zeigen 
dann einen blätterigen Bau. Sie entstehen aus den ausgewanderten 
Plasmosomen und bilden sich schließlich, nach der Ansicht des 
Vf.’s, zu vollständigen jungen Pankreaszellen mit Kern und Zymogen- 
körnern um, welche innerhalb der alten Zellen stecken. Die alten 
Zellen verlieren nun mit der stärkeren Ausdehnung der jungen 
mehr und mehr ihren Keru und ihr Protoplasma, so dass sie zuletzt 
ganz von dem neugebildeten Zellkörper ersetzt sind. 

Um nun zu prüfen, ob der eben angegebene Process der Zell¬ 
erneuerung wirklich mit der Secretion im Zusammenhänge stehe, 
reizte Vf. das Pankreas in der Eingangs des Referates erwähnten 
Weise und zählte die Nebenkerne mit Rücksicht auf die Frage, ob 
ihre Zahl der aus der Stärke des Reizes und der Menge des ab¬ 
fließenden Secretes erschlossenen Tätigkeit entspräche. Er fand 
hierbei, dass das Pilocarpin eine colossale Steigerung des Vorganges 


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358 Tigerstkdt u. Bkrgqvist, Apperceptionsdauer etc. No. 21. 

der Zellerneuerung in der Drfise bewirkt, welche sehr bald nach 
der Pilocarpingabe eintritt, da schon nach 2 Stunden dieser Process 
bis zur Bildung der Nebenkerne gediehen ist In 24 Stunden sind 
die Nebenkerne schon wieder verschwunden, d. h. es ist schon zur 
Bildung neuer Zellen gekommen. Die DrQse erschöpft hierbei ihren 
Vorrat an Material, aus dem sie neue Zellen bilden kann. 

Einen ähnlichen, jedoch viel schwächeren Effect ergab auch 
die Beizung der Medulla oblongata mittels elektrischer Ströme und 
des BiRGR’schen Stichelapparates. — Weniger deutliche Ergebnisse 
brachten die Fötterungsresultate. 

Jedoch entwickelt sich nur ein Teil der Nebenkerne zu neuen 
Zellen; ein anderer Teil zerfällt in Zymogenkörner; ja, man kann 
sagen, dass der Endzweck des ganzen Vorganges der Bildung der 
Nebenkerne immer die Bildung der Zymogenkörner ist, auch wenn 
dieser Vorgang vorher zur Zellerneuerung gefQhrt hat Steht die 
Zellerneuerung an irgend einem Punkte still, so kommt es doch 
immer zur Entwickelung von Zymogenkörnern. Man muss also 
wohl zwischen der „Zellvermehrung* durch karyokinetische Zell¬ 
teilung und der „Zellerneuerung* unterscheiden: die erstere tritt 
da ein, wo es sich darum handelt, die Zahl der Zellen zu ver¬ 
mehren, die zweite dient der Secretion, wo es darauf ankommt, 
Ersatz für das bei der Secretion verbrauchte Material zu schaffen. 

Brossike. 


R. Tigerstedt und J. Bergqvist, Zur Eenntniss der ApperceptionB- 
dauer zusammengesetzter Gesichtsvorstellungen. Ztschr. f. Biologie 
XIX. S. 5. 

Nach einer von T. und B. als d-Methode bezeichneten Methode 
von Wurst wird die wahre Apperceptionszeit einer zusammengesetzten 
Vorstellung in der Weise festgestellt, dass dem Auge des Reagirenden 
in einer Versuchsreihe ein zusammengesetztes Object (beispielsweise 
eine dreistellige Zahl), in der anderen ein einfacher Lichtreiz ge¬ 
boten wird. Die Differenz der entsprechenden Reactionszeiten, d. h. 
also die Zeit, um welche die Apperceptionsdauer eines zusammen¬ 
gesetzten Objectes gröfser ist, als die Apperceptionszeit eines ein¬ 
fachen Lichtreizes, oder mit anderen Worten, die zur Apperceptions¬ 
zeit eines einfachen Lichtreizes hinzukommende Zeit, welche nötig 
und zureichend ist, um eine bestimmte Eigenschaft des Objectes zu 
unterscheiden, wird als wahre Apperceptionszeit einer zusammen¬ 
gesetzten Vorstellung bezeichnet. — Diese Methode halten die Vff. 
insofern nicht för einwandsfrei, als sie voraussetzt, dass in beiden 
zu vergleichenden Versuchsreihen der Willensimpuls in ganz der¬ 
selben Weise verläuft, die Willenszeiten also gleich sind. Dies ist 
jedoch keineswegs der Fall. Bei der Bestimmung der Reactionszeit 
auf einen einfachen Lichteindruck wartet man lediglich auf einen 
bestimmten, vorher bekannten Reiz und reagirt sofort, sobald der¬ 
selbe erscheint, denn man braucht hier keine besondere Eigenschaft 
des Reizes zu erkennen. Nach einiger Uebung wird allmählich die 
ganze Reaction fast wie eine Reflexbewegung ausgeföhrt, wodurch 


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No. 21. 


Minkowski, Hippursäurespaltung im Tierkörper. 


359 


natürlich die Willenszeit immer mehr der Null sich nähert. Hat 
man dagegen auf das Erscheinen eines zusammengesetzten Objectes 
zu reagiren, dann kann der Willensimpuls erst dann beginnen, sich 
geltend zu machen, wenn das äufsere Object wirklich apperoipirt 
»t Im Gegensatz zu der reflexartiged Beaction im ersten Falle 
intervenirt im zweiten gewissermaafsen jedesmal erst noch der be¬ 
stimmte Beschluss, «jetzt ist es Zeit zu reagiren 1 *, wodurch die 
Willen8zeit in diesem Falle natürlich länger wird, als bei der Beaction 
auf einfachen Lichtreiz. 

Um diesen Fehler auszuschliefsen, haben nun die Vff. die 
d-Methode dahin modificirt, dass der Versuchsperson die Ordnung 
unbekannt ist, in welcher die verschiedenen Objecte dem Auge 
dargeboten werden, dass man also einen einfachen Lichtreiz mit 
zusammengesetzten Objecten regellos wechseln lässt. Weil dis Ver¬ 
suchsperson nicht vorher weife, ob t. B. eine Zahl oder nur ein 
einfacher Lichtreiz hervortreten soll, kann sie die Beaction nicht 
früher ausführen, als sie sich von der Beschaffenheit des Eindrucks 
überzeugt hat; die Art, den motorischen Willensimpuls auszulösen, 
wird daher in beiden Fällen dieselbe sein. Wenn demnach ein 
Unterschied beider Beactionszeiten sich geltend macht, so kann 
derselbe nur darin seinen Grund haben, dass die Apperoeption eines 
zusammengesetzten Objectes eine längere Zeit erfordert, als die eines 
einfachen Lichtreizes. 

Als Besultat der nach dieser „modificirten d-Methode“ aus¬ 
geführten Versuche hat sich nun — entgegen der gewöhnlichen 
Vorstellung und besonders entgegen den Versuchen Frikdrich’s — 
ergeben, dass die wahre Appercerptionszeit einer ein- bis dreistelligen 
Zahl aufserordentlich kurz ist und wenige Hundertstel einer Secunde 
nicht überschreitet (für die Untersucher ungefähr 0,015—0,035 Sec. 
beträgt). Diesen Werten ist zwar keine andere Bedeutuug, als die 
eines ungefähren Maafses der Zeitdauer derartiger Processe zuzu¬ 
schreiben. Immerhin aber beweisen sie, dass die eigentlich psycho¬ 
physischen Vorgänge äufeerst schnell verlaufen. (Die specifische 
Versuchsanordnung, sowie die eigentümliche Methode, die Versuchs¬ 
ergebnisse rechnerisch zu verwerten, sind im Orig, nachzulesen.) 

M&rtius. 


0. Minkowski, Ueber Spaltungen im Tierkörper. Arch. f. exp. Path. 

XVU. S. 445. 

Stokvis und Vblde (Cbl. 1884, S. 339) hatten bei nephrotomirten 
Kaninchen nach Einführung von Hippursäure keine Benzoösäure im 
Blute und in den Organen gefunden; M. bestätigt dieses Besultat, 
kann sich aber dem von diesen Autoren gezogenen Schlosse, dass 
eine HippursäureSpaltung im Organismus überhaupt nicht vor- 
komme, nicht anschliefsen, da derselbe Versuch beim Hunde einen 
positiven Erfolg hatte: es liefs steh regelmäfsig bei nephrotomirten 
Tieren nach Einführung von Hippursäure in dem frisch verarbeiteten 
Blute und in der Leber Benzoösäure nach weisen. Die Existenz des 
Spaltungsvorganges ist damit erwiesen. — Weiterhin stellte M. 


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360 


Cripps; Hahr, Behandlung der Mastd&rmstricturen, 


No. 21. 


Versuche Aber die Verbreitung und Wirkung dee die Spaltung be¬ 
wirkenden Fermentes an, das nach Schmiebkbrrg am reichlichsten 
in den Schweinenieren vorkommt Wurden 50 Grm. der zerhackten 
Schweinenieren mit 50 Cctm. Wasser und 0,5 Grm. Hippursäure als 
Natriumsalz 17 Stunden bei 20—22° digerirt, so fanden sich 0,158 
bis 0,212 Grm. BenzoSsäure in dem Gemisch. Die Spaltung der 
Hippursäure wird erheblich beschleunigt durch Digestion bei Brut¬ 
wärme, sie wird etwas, jedoch nicht wesentlich gestört durch anti- 
septische Mittel. In bedeutend geringerem Grade als der Niere, 
kommt der Leber des Schweines die Fähigkeit der Hippursäure- 
spaltung zu; nur in zweifelhaftem Grade dem Blute und den Muskeln 
des Schweines. 

Vollständig negative Resultate ergaben die Fermentationsversuche 
mit Kaninchen- und Rinderorganen. — Von den Organen des 
Hundes konnte nur an den Nieren die Fähigkeit, Hippursäure zu 
spalten, nachgewiesen werden. Daför, dass dieses Ferment auch 
an der intra vitam constatirten Hippursäurespaltung beteiligt ist, 
vermag sich Vf. nicht bestimmt zu entscheiden. 

Während die Organe des Kaninchens nicht im Stande sind, 
Hippursäure zu spalten, vermögen sie nach M. Benzylamin zu 
zerlegen, und den entstandenen Benzylalkohol zu oxydiren und sie 
tun dieses auch aufserhalb des Körpers, in Berührung mit benzylamin¬ 
haltigem Blut, wenn fortdauernd ein Luftstrom durch das Gemisch 
getrieben wird. 

Auch die Hundeleber und die Hundenieren zeigen diese Fähigkeit. 
Eine Zersetzung von Hippursäure im Organismus des Kaninchens 
liefe sich auch dann nicht nachweisen, wenn die Tiere in fieberhaften 
Zustand versetzt waren. Versuche, Glykokoll durch Digestion mit 
zerhackten Organen in Glykolsäure und Ammoniak, Leucin in 
Leucinsäure und Ammoniak zu zerlegen, führten bisher zu keinem 
Resultate. E. Salkowski. 


1) W. II. Cripps, Four cases of advanced fibrous stricture of the 
rectum treated by proctotomy. Brit. med. J. 1883, Dec. 8 a. 15. — 
2) E. Hahn, Zur Behandlung der syphilitischen Mastdarm-Ulce- 
rationen durch die Colotomie. Arch. f. klin. Chir. XXIX. S. 395. 

1) C. wandte in 4 mit allen Einzelheiten beschriebenen Fällen 
hartnäckiger fibröser Mastdarmstrictur Vkrkrüii.’s „lineäre Procto- 
tomie“ an, bestehend in „Transfixirung“ des Mastdarms mittels 
eines schmalen graden Bistouri’s jenseits des Stricturringes, so dass 
die Spitze des Messers neben dem Steifsbeinende nach aufsen drang. 
Der Operationserfolg war jedes Mal ein äufeerst befriedigender, 
wenn gleich bei der auf zwischen 5—15 Monate sich beschränkenden 
Dauer der Beobachtung der sämmtlich dem weiblichen Geschlecht 
und dem erwachsenen Alter angehörigen Patienten über eine defi¬ 
nitive Heilung nichts ausgesagt werden kann. Selbstverständlich 
muss der „Transfixirung“ des Mastdarms die blutige Erweiterung 
der Strictur vorangehen und ebenso versteht es sich von selbst, dass 
eine Nachbehandlung durch Bougies unerlässlich ist; letztere hat 


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No. 21. 


Colotomis bei syphilitischen Mastdarm-Ulcerationen. 


361 


dabei relativ früh zu beginnen, da eine Wiederzusammenziehung des 
incidirten Stricturringes schon in der zweiten Woche nach der 
Operation eintreten kann. 

2) Bei den sog. syphilitischen Mastdarm-Ulcerationen, auf deren 
ursächliche Verhältnisse H. im Uebrigen för dies Mal nicht näher 
eingeht, versagen häufig die üblichen Localbehandlungen, so dass 
die betreffenden — lediglich dem weiblichen Geschlecht angehörigen — 
Kranken trotz ausgezeichnetster Pflege, in Folge des Eiterverlustes 
durch die weit nach oben und sehr in die Tiefe gehenden Geschwüre 
zum Skelett abmagern und durch Erschöpfung zu Grunde zu gehen 
drohen. Um die für die Ulcerationsfläche deletären Fsecalstoffe 
dauernd abzuhalten, hat H. in verzweifelten Fällen, nach dem Vor¬ 
bilde englischer Chirurgen, die Colotomie ausgeführt. H. hat die 
Colotomia anterior gewählt, und zwar deshalb, weil sie 1) den 
Patienten die Möglichkeit gewährt, sich selbst zu reinigen und 
2) weil dieselbe exacter und genauer ausgeführt werden kann und 
endlich 3) weil sie, beim Operiren in zwei Zeiten, gestattet bis zur 
Eröffnung des Darmes die Wunde aseptisch zu halten. Das Ver¬ 
fahren von H. besteht im Einzelnen in der Anlegung eines 5—6 Ctm. 
langen, ca. V 2 Ctm. über dem äufseren Teile des Lig. Poupart. ver¬ 
laufenden, teils unterhalb, teils oberhalb der Spin, anter. sup. et. 
liegenden Schnittes, welcher das Peritoneum parietale durchdringt. 
Mit diesem werden dann durch 8—10 Catgutnähte die Wundränder 
umsäumt und hierauf an letztere der durch seine Haustra, die 
Plicie epiploicse, die Taenien etc. erkannbare untere Abschnitt des 
Colon descendens resp. der Anfang des Sromanum, ohne dasselbe zu 
eröffnen, derart fixirt, dass etwa '/ 2 Ctm. breite Flächen beider 
Peritonealblätter einander innig berühren. Die hierbei verwendeten, 
aus Carbolseide bestehenden Fäden müssen lang gelassen werden. 
Ohne diese Vorsicht kann man nämlich schon nach wenigen Tagen 
in der von Granulationen ausgefüllten Wunde nicht das angenähte 
Colon mehr erkennen, und ist es dann möglich, bei einem Er¬ 
öffnungsversuche derselben die Grenze seiner Adhäsionen zu über¬ 
schreiten, die Peritonealhöhle frei zu legen und (wie dieses in einem 
der H.’schen Fälle tatsächlich erfolgte) tötliche Peritonitis zu er¬ 
zeugen. Was die Eröffnung des Darms selbst betrifft, so hat sie 
am zweckmäfsigsten am 6. Tage nach dem aus Fixirung des Colon 
bestehenden ersten Operationsacte, zu geschehen: und zwar, um 
einem Prolapse vorzubeugen, in nicht allzugrofser Ausdehnung. Aus 
dem gleichen Grunde müssen die Patienten, sobald sie das Bett 
verlassen, mit einer Pelotte oder einem auf einer Platte befestigten 
Gummiringe versehen werden. Das Resultat dieser Operation war 
— abgesehen von dem oben erwähnten Todesfall — ein vorzüg¬ 
liches, sowohl quoad vitam, als auch hinsichtlich des localen Pro- 
cesses. Von 7 Patienten, welche den Eingriff überlebten, starben 
3 mehr oder minder lange Zeit nach diesem an intercurrenten 
Krankheiten und konnte H. hier bei der Section die Heilung und 
Vernarbung der Geschwüre constatiren. 

Für Vorkommnisse noch weiter nach oben ausgedehnter Ulce- 


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36*2 Fukstkb, Entstehung der Myopie. — Johanhbssen, No.21. 

rntion oder das absteigende Colon verlegender, nicht entfernbarer 
Geschwülste empfiehlt indessen H. eine andere Operation, welche 
er als Colotomia media bezeichnet. Es handelt sich hier um 
die Eröffnung des Colon transversum, welches man durch Ein¬ 
schnitt in die Lin. alba regelmäfsig 7—8 Ctm. aufwärts vom Nabel 
an der Stelle trifft, an welcher sich diese Incision mit der gedachten 
Verbindungslinie der beiden 11. Rippen kreuzt. Operationstechnik 
und namentlich Fixation, sowie Eröffnung des Darme sind genau 
so, wie sie vorher beschrieben wurden, doch hat man, um ein Zu- 
rOcksinken des angehefteten Querdarmes zu vermeiden, unter den¬ 
selben eine mit Gummirohr überzogene Sonde zu schieben, welche, 
nachdem das Gummirohr an seinen Enden zugeknotet ist, durch 
einen Faden in der Lage erhalten wird. Die Entfernung dieser 
Sonde geschieht am 3. oder 4. Tage, die Eröffnung des Colon 
transversum dagegen ganz so, wie die des Col. descend., nicht früher 
als am 6. Tage nach dem ersten Operationsact. P. Qüterbock. 


Förster, Ueber die Entstehungsweise der Myopie. Bericht über die 
15. Vers. d. ophthalm. Ges. 1883, S. 119. 

Bekanntlich bestehen zwei Hypothesen, welche zur Erklärung 
der in den Schuljahren sich entwickelnden bezw. wachsenden Myopie 
dienen: die Tensorhypothese und die Convergenzhypothese. 
Die erstere beschuldigt die allzn starke Spannung des Tensor cho- 
rioidete als ursächliches Moment, die andere den bei vermehrter 
Convergenz verstärkten äufseren Druck. 

F. hat nun häufig die Beobachtung gemacht, dass durch Jahre 
langes Tragen von völlig corrigirenden oder sogar Obercorrigirenden 
Concavgläser kein Fortschreiten der Myopie festzustellen war, welche 
Erfahrung entschieden gegen die Tensorhypothese, aber fQr die 
Convergenzhypothese spricht; deshalb versuchte er als Mittel gegen 
die Zunahme der Kurzsichtigkeit die Convergenzminderung anzu¬ 
wenden, indem unter völlig corrigirenden Concavbrillen beim Lesen 
und Schreiben eine Objectdistanz von nicht unter 40 Ctm. stets 
eingehalten wurde, was am besten durch Anwendung mechanischer 
Hilfsmittel (Geradehalter) zu bewerkstelligen war. Die Resultate 
entsprachen vollständig seinen Erwartungen; er konnte in allen 
Fällen eine geringe Verminderung oder ein Stationärwerden der 
Myopie und eine Besserung der Sehschärfe constatiren. 

Horstmann. 


Axel Johann essen , Die epidemische Verbreitung des Scharlach¬ 
fiebers in Norwegen. Gekrönte Preischrift. Kristiania 1884, 214 Stn. 

Nach einer historischen und literarischen Uebersicht wendet sich 
die überaus lehrreiche Monographie J.’s sofort zu ihrem Haupt¬ 
object und beleuchtet — mit einem reichen Material an Tabellen, 
Karten und graphischen Darstellungen — das Vorkommen des 
Scharlachfiebers in Norwegen von 1825—1878 übersichtlich und 
im Einzelnen. Eine Charakteristik des Vorkommens und die Ver- 


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No. 21. 


Scbarlaoh-Epidemieen in Norwegen. — Wkil. 


363 


breitungsverhältnisse der Krankheit sind besonders ausführlich be¬ 
sprochen. Die Städte und jene Districte, in denen mehr Städte 
sich vorfinden, erscheinen in Norwegen für Scharlach mehr prae- 
disponirt; doch erinnert Vf. mit Recht an die genauere Controle, 
wie sie in städtischen Bevölkerungen geübt wird. Eine zeitlich 
angeordnete Tafel veranschaulicht den Gang der Epidemie. Was 
die Sterblichkeit beim Scharlachfieber anlangt, so zeigten sich auch 
in Norwegen die Epidemieen oft sehr verschieden während ihrer 
Anfangsperiode und später, so dass die einfache Unterscheidung 
in gutartige und bösartige Epidemieen nicht genügte. Ansteckungen 
wnrden registrirt sowohl durch kranke, als durch gesunde Personen. 
Auch mangelte es nicht an Tatsachen, dass durch Versammlungen, 
Beerdigungen, Hochzeiten den Ansteckungen Vorschub geleistet 
wurde. Mehrere Facta werden als Beweis der Uebertragung durch 
leblose Objecte aufgeführt. 1817, 1864, 2 Mal 1870, 2 Mal 1875 
und 1876 liefe sich Importation des Ansteckungsstoffes vom Aus¬ 
lande her nachweisen. Hinsichtlich der Incubation, des mehrmaligen 
Auftretens und der Complication resp. der Nachkrankheiten ergeben 
sich manche beachtenswerte, wenn anch nicht neue Facta; besonders 
übersichtlich sind die Hals-Affectionen und Hydropsieen behandelt, 
und ebenso die Combinationen mit anderen exanthematischen Krank¬ 
heiten aufgezählt. Die Präventivmaafsregeln (das norwegische Gesetz 
vom 16. Mai 1862 enthält Isolations- und Desinfectionsvorschriften) 
kritisirt J. an der Hand der aus den einzelnen Epidemieorten ein¬ 
gegangenen Berichte und Erfolglosigkeitsklagen. Wernich. 

A. Weil, Ueber die hereditäre Form des Diabetes insipidus. 

Virchow’s Aroh. XCV., S. 70. 

W. giebt die genaue Familiengeschichte, sowie den Stammbaum 
einer bisher durch 4 Generationen zu verfolgenden hessischen Familie, 
in welcher der Diabetes insipidus erblich besteht. Die Krankheit 
nahm ihren Ausgang von einem im Jahre 1772 geborenen, im 
83. Lebensjahre gestorbenen Manne, von dem 5 Kinder, 29 Enkel, 
56 Urenkel abstammen. Unter diesen 91 Personen, von denen 70 
noch am Leben sind, sind 23 (in 4 Generationen) mit Diabetes 
insipidus behaftet; von diesen hat Vf. 17 aufgesucht und unter¬ 
sucht. Ein jedes mit der Krankheit behaftete Familienglied ver¬ 
erbte dieselbe, jedoch nur auf einen Teil seiner Nachkommen (etwa 
die Hälfte); Verschiedenheit des Geschlechts kommt nicht in Be¬ 
tracht. Die Constitution sowohl der diabetischen, als der nicht¬ 
diabetischen Familienmitglieder ist eine ganz vortreffliche; von Scro- 
phulose, Tuberculose und sonstigen Erkrankungen fand sich keine 
Spur. Unter den 17 vom Vf. untersuchten Diabetikern war der 
älteste 76, der jüngste noch nicht 2 Jahre alt. — Was die eigent¬ 
lichen Krankheitserscheinungen betrifft, so wird der Durst als 
äufserst quälend und unwiderstehlich geschildert; dem entsprechend 
wurden enorme Mengen von Wasser getrunken (z. B. seitens eines 
11 jährigen Mädchens 7—8 Liter in 24 Stunden) und durch den 
Harn entleert. War auch nur 1 — l‘/ a Stunden lang kein Urin 


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364 Weil., Hereditärer Diabetes insipidas. - Spitzea, Ponshämorrhagie. No. 21. 

entleert worden, so liefe sich eine Ausdehnung der Blase bis an 
und Ober den Nabel hinaus nach weisen. Die in Gegenwart des Vf.’s 
vorgenommenen Einzelentleerungen waren von kolossaler Gröfee 
(z. B. mehr als 2 Liter bei einem 42jährigen Manne). Der Harn 
war stets ganz blass, fast geruchlos, von sehr schwach saurer, oft 
neutraler Reaction; specifisches Gewicht durchschnittlich zwischen 
1001 und 1003. Zucker und Eiweifs waren niemals vorhanden. 
Sonstige krankhafte Erscheinungen, wie sie beim gewöhnlichen 
Diabetes insipidus zuweilen vorkamen, fehlten g&nzlich. — Ganz 
junge Kinder (im Alter von 4—6 Monaten) waren durch die Mutter^ 
brust allein nicht zu beruhigen, sondern nur durch gleichzeitig ge¬ 
reichtes Wasser. Schwangerschaft steigerte die Erscheinungen. — 
In einem Falle einer intercurrenten fieberhaften Krankheit (Typhus) 
schwanden die Erscheinungen des Diabetes, um während der Re- 
convalescenz wieder aufzutreten. — Vf. kommt zu dem Schlüsse, 
dass diese hereditäre Form des D. insip. eine quoad vitam absolut 
gOnstige Prognose giebt, ja dass sie sogar einen für das Leben sehr 
zuträglichen Zustand darzustellen scheint. Perl. 

Ed. C. Spitzka, A contribution to the morbid anatomy of pons 
lesions, including a description of a descending degeneration of 
the Stratum intermedium. J. of nearology and psychi&try 1883, 11. 

Vf. berichtet über einen Fall von Ponehaemorrhagie, welchen 
er Gelegenheit hatte, 6 Jahre hindurch zu beobachten. Es handelte 
sich um einen 58 Jahre alten Bandagisten. Derselbe erlitt plötzlich 
während des Stuhlganges einen apoplectiformen Insult, in Folge 
dessen sich auf der ganzen rechten Körperhälfte ein abnormes Gefühl 
einstellte. Pat. war nicht mehr im Stande, seiner Beschäftigung 
nachzugehen. Es existirte Unsicherheit im Gange. 

Kein Schwanken bei geschlossenen Augen. Kniephaenomen 
rechts stärker, links gut erhalten. Handschrift unsicher, zitterig. 
Zunge weicht nach rechts ab. Zittern der Lippen. Geringe Arti- 
culationsstörung beim Sprechen. 

Schlingbeschwerden. Tactile Sensibilität ist rechts an den 
Fingern und Zehen sehr stark vermindert, weniger an der Palma, 
der Planta und dem Dorsum des Vorderarme. Unvermögen des 
Pat., Gegenstände durch Betasten bei geschlossenen Augen zu er¬ 
kennen. Keine Muskelschwäche. Beweglichkeit der Extremitäten 
frei. Elektrische Untersuchung negativ. Die Diagnose wurde ge¬ 
stellt auf haemorrhagiache Laesion der linken Ponshälfte an der Ver¬ 
bindung des Fufees und Haubenteiles. Im Verlaufe. der Krankheit 
traten noch einige Male apoplectiforme Insulte auf mit nachfolgender, 
bald vorübergehender Sprachstörung. Schliefelich gesellten sich 
hinzu unwillkürliche Urin- und Stuhlentleerung. Vollkommene 
Hemiparesis rechts. Oedem der rechten Hand. In einem comatöseo 
Zustande ging Pat. zu Grunde. 

Section 4 Stunden post mortem. Im Grofe- und Kleinhirn 
finden sich an verschiedenen Stellen frische nekrotische Erweichungs¬ 
herde und frische Hsemorrhagieen. Auf gehärteten Querschnitten 


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Ko. 21. NruMann, Immunität gegen Syphilis hach Heilung derselben. 305 


des Pons ist links eine Höhle von unregelmäfsiger Gestalt mit or- 
ganisirten Rändern und Veränderungen des Nachbargewebes sichtbar. 
Diese Höhle nimmt den Raum ein zwischen Raphe und motorischer 
Trigeminuswurzel und zeigt in ihrer Form ein wechselndes Verhalten. 
Sp. hält die Höhle för eine Resorptionscyste, resultirend aus einer 
alten Haemorrhagie. An diese schliefst sich bei der weiteren Unter¬ 
suchung eine absteigende Degeneration, welche sich beschränkt auf 
das Stratum intermedium und eine aufsteigende in den Seitenteilen 
der Schleife. Der Verlauf der degenerirten Partie entspricht der 
Zwischenolivenschicht Flkchsio’s, der unteren Fortsetzung des Stratum 
intermedium (Mbynrrt) und der tieferen Abteilung des Böndels vom 
Fufs zur Haube (Hrni.k). Ihr Ende findet die Degeneration in den 
grauen Kernen der Hinterstränge. Eine Reihe Abbildungen von 
Querschnitten aus verschiedenen Höhen des Pons und der Medulla 
oblongata illustriren den Verlauf der Degeneration. 

Durch Vergleich zweier anderer gut untersuchter Fälle von Pons¬ 
verletzungen (P. Mbtkr und Hombn, Virchow’s Arch. LXXXVHI. 
S. 61) mit seinem eben beschriebenen gelangt Vf. zu dem Schluss, 
dass im mittleren Teile der Schleifenschicht ein besonderes Faser¬ 
bfindel (Stratum intermedium) von hoher physiologischer Wichtigkeit 
verläuft, welches in der MRVNKRT’schen sensorischen Kreuzung eine 
Decussation eingeht. Dieses Bfindel scheint ihm die Bahn fQr den 
Muskelsinn zu sein. 

Am Schluss seiner Arbeit giebt Vf. einige vergleichende ana¬ 
tomische Bemerkungen Ober Faserverlauf in dem Pons des Elephanten. 

Siemerling. 


J. Reumann, Ueber Reinfectio syphilitica. Kann man Syphilis 
mehrere Male acquiriren? Wiener med. Presse 1884, Ho. 1, 2, 4, 5. 

N. ist der Meinung, dass man einen Fall von Reinfectio syphi¬ 
litica als beweiskräftig nur dann ansehen kann, wenn man bei der 
zweiten Infection eine Initialsklerose mit consecutiven Erscheinungen 
zu beobachten Gelegenheit hat. Dagegen ist das Auftreten von 
Geschworen mit knorpelartiger Consistenz, ohne dass Secundär- 
erscheinungen folgen, kein Beweis för eine erneute Infection. Denn 
alle Entzfindungen, welche namentlich das männliche Glied befallen, 
vermögen „wahrscheinlich wegen des grofsen Reichtums an Lymph- 
und Blutgefäfsen leicht eine beträchtliche Exsudation und bei engem 
Praputium auch eine bedeutende Stauung mit ihren consecutiven Er¬ 
scheinungen, Verdickung und Verhärtung des Gewebes herbeizuffihrenP 
Auch Gummata sitzen bisweilen zu mehreren am Preputium und zeigen 
hier eine beträchtliche Härte, exulceriren an ihrer Oberfläche oder 
bringen eine mehr diffuse Infiltration mit sklerosirendem Gewebe 
hervor. Legt man nun diesen Maafsstab an die als Reinfectio pu- 
blicirten Fälle an, so zeigt es sich, dass diese Erscheinung außer¬ 
ordentlich selten ist. Damit stimmt Oberein, dass Syphilidologen 
mit so reicher Erfahrung, wie Ricord, Bärrnsprung, Sigmund, Fduknibr 
keinen Fall von Reinfectio syphilitica beobachtet haben. — Indess 
erkennt N. an, dass es einzelne unzweifelhafte Fälle von zweimaliger 


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366 GlÄvbckb, Subcut&ne Eisen-Injectionen. — Wrigrbt. - Kumpf. No. 21. 

syphilitischer Infection giebt. Doch soll damit nicht gesagt sein, 
dass die Syphilis unheilbar sei: vielmehr glaubt N., dass das ein¬ 
malige Ueberstehen der Syphilis eine Immunitftt schafft gegen eine 
erneute Erkrankung, ähnlich, wie man das auch bei anderen In- 
fectionskrankheiten (z. B. Variola) sieht. Lewinski. 

Glsevecke, Ueber subcutane Eisen-Injectionen. Arch. f. exp. Path. etc. 
XVII. S. 466. 

Von allen versuchten organischen und unorganischen Eisen¬ 
salzen wurde Ferrum citric. oxydat. am besten und sichersten re- 
sorbirt. Ferrum sulfur. oxydulat. lässt sich nach Gr. durch Hinzu- 
fQgen von der doppelten oder 3fachen Menge Natr. citric. 6ubcutan 
leidlich resorbir machen, während Ferrum peptonatum nur schlecht 
und Ferrum sulfuricum ammoniat. gar nicht zur Resorption gelangt. 
Die Ausscheidung erfolgt in gröfserer Menge durch die Nieren, in 
kleinerer Menge durch die Leber und beginnt durch den Harn 
ungefähr V, Stunde nach der Injection, erreicht innerhalb 2— 4 
Stunden ihr Maximum und ist nach 25 Stunden beendet. Stets 
fand Vf. das Eisen im Harn sowohl als Oxydul-, wie als Oxydsalz, 
gleichgültig ob Oxydul- oder Oxydsalz injicirt war, doch war die 
injicirte Oxydationsstufe vorwiegend; die Galle dagegen enthielt das 
Eisen in Form eines Oxydsalzes. Blutserum und die bei Kaninchen 
sich stets findende freie Ascitesflüssigkeit war nach der Injection 
stets eisenhaltig, während im Humor aqueus nie Eisen angetroffen 
werden konnte. Hiernach nimmt Vf. an, dass das Eisen im Körper 
als Oxyd und zwar in Form eines Albuminates vorkomme und nur 
im Urin eine Reduction zu Oxydul erleide. 

Therapeutisch versuchte G. das Ferrum citricum bei 10 Patienten 
mit gutem Erfolge. Für Erwachsene beträgt die Injectionsdosis 0,1, 
für Kinder durchschnittlich die Hälfte, am besten in lOprocentiger 
Lösung; dieselbe muss klar und nicht über 1 Monat alt sein. Bei 
gröfseren Dosen kann es zu Intoxicationserscheinungen kommen, 
bestehend in allgemeinem Unwohlsein, das sich nach 20—30 Minuten 
bis zum Erbrechen steigert. 

In 2 Fällen von Nephritis wurden die Injectionen gemacht in 
der Absicht, die Eiweifsausscheidung zu verringern, jedoch erwiesen 
sich dieselben als wirkungslos. Langgaard. 

C. Weigert, Ausführliche Beschreibung der in No. 2 d. Zeitschrift 
erwähnten neuen Färbungsmethode für das Centralnervensystem. 
F.ortschr. d. Med. II. No. 6. 

Die Schnitte vom Hirn resp. Kückenmark verweilen 1—2 Standen lang in einer 
HaematoxylinlösuDg bei 35—45 ü C., werden in Wasser abgespült und entfärbt in einer 
Borax-Ferridcyankaliumlüsung. Nach längerem Verweilen in dieser Flüssigkeit resnltfrt 
eine scharfe Differenzirung der grauen und weiften Substanz. Der wesentliche Vorzug 
dieser Methode besteht darin, dass der Faserverlauf in der grauen Snbstans deutlich 
hervortritt. — Das Nähere muss im Orig, nachgesehen werden. Skmerilng. 

Rumpf, lieber die Einwirkung der Narcotica auf den Raumsinn 
der Haut. Vortrag, 2. med. Congress zu Wiesbaden, 1883, 20. April. 

Bei BobcnUoer Injection von Morphium hydrochloricum (0,01 — 0,015) lieft sich 


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No.21. 


Lehmann. — PawloWski. — Zeu.hr. — Hoffa. 


367 


schon nach 6—8 Minuten eine sich meist über den ganzen Körper erstreckende Herab¬ 
setzung des Raumsinnes nachweisen, die etwa in einer Stunde ihr Maximum erreichte, 
aber auch nach 24 Stunden noch nachweisbar war. Dabei besteht am Ort der Injection 
keine gröbere Herabsetzung; von einer peripheren directen Einwirkung kann nur in¬ 
sofern die Rede sein, als durch das Einsteehen und die Einführung einer Salzlösung 
ein leiohter Reiz gesetzt wird. — Chloralhydrat ergab einen viel geringeren Einfluss. 
— Alkohol setzte die Sensibilität hauptsächlich am Unterkörper herab; Bromkalium 
wirkte sehr stark, Extractum Hyoscyami sehr gering. Gannabinum tannicum wirkte 
sehr intensiv herabsetzend, dagegen Coffein stark erhöhend auf den Raumsinn. 

J. Sander. 


K. B. Lehmann, Notiz über die Resorption einiger Salze aus dem 
Darm. Pfi.ügkr’s Arch. XXXIII. S. 188. 

Zur Prüfung der Frage, wie sich die Aufsaugung der Salze auf die Blut- und 
Lymphgefäße des Darms verteilt, ist Vf., wie folgt verfahren: Nach 24—48stündigem 
Hungern erhielten Kaninchen Olivenöl durch die Schlundsonde eingeführt, Hunde und 
Katzen Milch resp. Fleisch; mehrere Stunden danach wurde aus der eröffneten Bauch¬ 
höhle eine Dünndarmschlinge von 6 —10 Ctm. Lange hervorgezogen, an dem einen 
Ende verschlossen und in das andere Ende eine Messingcanüle mit Hahn fest ein¬ 
gebunden; mittels letzterer wurden 2 — 4 Cctm. der öprocentigen Salzlösung: Jod¬ 
kalium, Rhodanammon, Nitroprussidnatrium, Schwefelammon in den Darm eingespritzt; 
durch Berieseln der Darmschlinge mit auf Körpertemperatur erwärmter 3 / 4 procentiger 
Kochsalzlösung wurde die Functionsfähigkeit der Darmschlinge möglichst zu erhalten 
gesucht. 2—3 Minuten nach der Injection wurde damit begonnen, mittels capillar 
ausgezogener kleiner Glaspipetten aus einem angeschnittenen Blut- oder Lymph¬ 
gefäße tropfenweise Flüssigkeit zu entnehmen, deren Prüfung auf das gesuchte Salz 
sofort vorgenommen wurde (bezüglich der Nachweismethoden ist das Orig, zu ver¬ 
gleichen). Es ergab sich, dass Jodkalium und Rhodanammon sowohl durch das Blut, 
wie durch die Lymphgefäfse resorbirt werden und zwar ungefähr gleichzeitig. 

J. Munk. 


A. Pawlowski , Zur Lehre von den Adenomen der Leber. — Tubulöe- 
cavernöses Adenom. Petersburger med. Wocbenschr. 1884, No. 8. 

In dem stark vergröfserten rechten Leberlappen fand sich eine Geschwulst, die 
überall durch eine Bindegewebskapsel gegen die Umgebung abgegrenzt, in ihrem 
Innern eine mit Blut gefüllte Höhle von der Gröfse eines Kindskopfes hatte. P. be¬ 
schreibt das Geschwulstgewebe als eine epitheliale Neubildung, deren Elemente nach 
dem Typus der tubulären Drüsen angeordnet, vielfach in Beziehungen zu den Gallen¬ 
gängen stehen und die sehr gefäßreich ist. O. Israel. 


A. Zeller (Mitteilungen aus der kgl. chir. Universitätsklinik in Berlin) , Zur 
Radicaloperation congenitaler Hernien. Berliner klin. Wocbenschr. 
1883, No. 51. 

Ausführliche Mitteilung von 6 Operationsgeschichten, welche gegen Kraske be¬ 
weisen , dass selbst bei relativ schwerer Lösbarkeit des Samenstranges und seiner Gefäfse 
vom Brachsack die Radicaloperation ohne Castration erfolgreich ist. In 3 Fällen 
wurde eine partielle Exstirpation des Brachsacks mit darauffolgender innerer Naht des 
Bruchsackhalses (Czerny, cfr. Cbl. 1883, S. 431) ausgeführt, von diesen in 2 die 
dauernde Radiealheilung constatirt. Wie andere Chirurgen, lässt auch Z. in der 
nächsten Zeit nach der gelungenen Operation ein Bruchband tragen, p. Güterbock. 

A. Hoffa (Aus der chir. Klinik d. Hrn. Prof. Dr. Maass zu Würzburg), Ein 
Fall von traumatischer Epiphysentrennung mit folgender Hem¬ 
mung des Längenwachstums. Berliner klin. Wochenschr. 1884, No. 4. 

Der 29jährige Pat. hatte als 9jähriger Knabe einen heftigen Schlag auf die 
rechte Schultergegend bekommen: Länge des Humerus: Techts 28,5 Ctm., links 
35 Ctm., Dicke des Humerus: Querdurchmesser des Kopfes rechts und links 
7,5 Ctm., Qnerdurchmesser in der Linea intercondylica rechts und links 8 Ctm. 

P. Güterbock. 


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868 MOOS. DüJAftDIH-ßKAÜMRfc U. OfiTTlNGEB. feüLEHBUÄQ. ÄWBIFBL. No.2i. 


Moos, Ein Fall von Neuralgie, hauptsächlich im Bereiche des 
zweiten Trigeminusastes, durch Exostosenbildung im äufeeren 
Gehörgange bedingt. Berliner klin. Wochenschr. 1884, No. 8. 

Als Ausgangspunkt sehr heftiger Schmerzanfälle im Gebiete des zweiten und 
dritten Trigeminusastes (namentlich war der rechte Oberkiefer beim Kauen ao schmerz¬ 
haft, dass nur auf der linken Seite gekaut werden konnte), eruirte M. bei einer 
Dame, die schon wiederholt an Entzündungen des rechten lufseren Gehörganges ge¬ 
litten hatte, eine erbsengrofse Exostose an der hinteren Gehörgangswand. Es fanden 
sich anfserdem noch 2 ebensolche Exostosen je an der oberen und vorderen Gehör* 
gangswand, doch verlegte Pat. beim Sondiren mit aller Bestimmtheit den Sitz der 
Schmerzen in die hintere Exostose. Unmittelbar nach Entfernung der letzteren mitteb 
des graden Meifsels verschwanden die Schmerzanfälle und zwar für immer. — Als 
besonders bemerkenswert hebt M. die Tatsache hervor, dass die Schmerzparoxjsmen 
hauptsächlich dem Verbreitungsbezirk des zweiten Trigeminusastes entsprachen, wäh¬ 
rend der Ausgangspunkt derselben einen Zweig des dritten Astes betraf. 

_ Schsrabach. 

Dujardin-Beaumez et W. Oettinger, Note sur un cas de dila- 
tation de l’estomac combinäe de t4tanie gän£ralia4e. Union mäd. 
1884, No. 15 a. 18. 

Die tonischen Krämpfe, von denen der 46jährige seit langen Jahren ao Magen- 
ektasie leidende Kranke befallen wurde, an denen er zu Grunde ging, erklären die Vff. 
mit KussacauL als eine Folge der raschen Bluteindickung und Austrocknung von Nerv 
und Muskel, verursacht durch heftige Diarrhrnen nach dem Gebrauch von SchweizerpiUen, 
sowie durch übermäfsige Entleerung des Magens mittels der Sonde. l. Roaentäal. 


A. Eulenburg, Ueber das Verhalten erkrankter (degenerirter) 
Nerven und Muskeln gegen magnet-elektrische Ströme. Neurolog. 
Cbl. 1884, No. 3. 

E. fand, dass sich bei Kranken mit quantitativer Veränderung der elektrischen 
Erregbarkeit, die Erregbarkeit für magnetelektrische Ströme der faradischen (volta- 
elektrischen) vollständig gleich verhielt. Ebenso war dies unter 4 Fällen mit EaR 
3 Mal der Fall. Dagegen sah E. bei einer in Besserung übergehenden rheumatischen 
Facialislähmung zu einer Zeit, wo die faradische Reaction erst spurweise im Nerven 
wiedergekehrt wer, eine deutliche, wenngleich schwächere und trägere Bewegung so¬ 
wohl am Nerven, wie an den faradisch noch gänzlich unerregbaren Gesichtsmuskeln 
auf magoetelektrische Ströme eintreteo. Die Zahl der notwendigen Drehungen war 
auf der kranken Seite 4—8 Mal so grofs, wie auf der gesunden. Der Unterschied in 
der Reaction beruht wahrscheinlich auf der viel längeren Dauer der einzelnen Strom- 
stöfse bei den magnetelektrischen Strömen, da wir wissen, dass in einem gewissen 
Stadium der Degeneration der Muskel nur auf Reize von längerer Dauer reagirk Im 
vorliegenden Falle trat nach einem kurzen Uebergangsstadium der ausschiiefslichen 
Erregbarkeit gegen magnetelektrische Ströme, die Erregbarkeit auch für den Inductions- 
strom wieder ein. llceli 


P. Zweifel, Zur Aetiologie der Ophthalmoblennorrhoe» neonatorum. 
Arch. f. Gyn. XXII. S. 318. 

Z. brachte in die Angen von 6 Kindern ganz normales Locbialsecret, welches 
von vollkommen gesunden Müttern stammte, von denen erwiesen war, dass weder 
sie, noch ihre Ehegatten jemals gonorrhoisch inficirt waren, und kam so dem Resultat, 
dass bei sämmtlichen Kindern nicht einmal eine Ophthalmoblennorrhoe entstand. Z. 
schliefst daraus, — obwohl die Zahl der Versuche sehr klein ist — dass zur Erzeu¬ 
gung dieser Krankheit das specifische Virus notwendig sei nnd dass dieselbe durch 
Uebertragung und Verschleppung der Gonorrhoe entstehe. (Weitere Versuche wären 
wünschenswert, ebenso der Nachweis der Gonokokken, falls wirklich einmal eine Ophthal¬ 
mia neonatorum nach Einimpfung von gesundem Locbialsecret entstehen sollte. Bef.) 

W. Seküleln. 

Verlag von August Hirschwald in Berlin. — Druck von L. Schumacher ln Berlin. 


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W&eheotlleh •rsehtinftii 
1—3 Bogtn; am Schloss« 
d«s JikrgABfi Titel, He- 
an« and SschrcfisWr. 


Centralblatt 

fftr die 


Prell des Jahrgangs* 
30 Hark; au beziehen 
durch alle Buchhandlun¬ 
gen und Postanataltsfe 


medicinischcn Wissenschaften. 


Redigirt von 

Prof. Dr. H. Kroneoker, un( j Profi Dr. H. Senator, 

Berlin (BW.), Doroiheenstr. 3f. Berlin (NW.), B nn hef rt r. t (am Eegdplais). 


1884. St- Mal- No. 22. 


Inhalt! Baumgartbn, Reincultnr der Tuberkelbacillen (Orig.-Mitt.)« — Brltbow, 
Mikroorganismen bei Pyiemio (Orig.-Mitt.). 

Hbhkr, Ban des weiblichen Thorax. — P. Mollik, Das Porenfeld der Nieren.— 
P. GrOtznbr, Verschiedene Beweglichkeit und Erregbarkeit der Skelettmuskeln. — 
W. Birdbrmann, Erregbarkeit des Rückenmarks. — J. Munk; C. v. Voit, Nähr¬ 
wert des Asparagins. — G. F. A. Koch, Harnstoffausscheidung erhitzter Menschen nnd 
Tiere. — Schbuplbin, Luxation der Wirbelsäule mit vorübergehendem Diabetes. — 
W. Hkbsog, Fibrome der Baachdecken. — M’Bridb, Larynxnearose. — H. Hbsslbr, 
Mittelohreiterung mit Pyemie.— H. Quincke, Aetioiogie des Ioterus. — Thomatbr, 
Tubercalose nnd Carcinomatose des Bauchfells. — Schrubb; Körniger, Beriberi. — 
Samdohr; Gaffkt, Aetioiogie des Abdominaltyphus. — W. Hbssb, Mikroorganismen 
in der Luft. — C. W. Mollbr, Trigeminuslähmung. — Ballst; Mendelssohn; 
Jakubowitsch; Lisbaubb; Wbiobbt, Zur Lehre von der Tabes. — Atkinson, 
Multiple Haut-Ulceration. — Maschka, Sublimatvergiftnng. 

K. B. Lbhmann, Geschmacksempfindung. — Hoopbb, Spannung der Stimm¬ 
bänder. — R.Küle, ürochloralsänre and Urobutylchloralsäure. — Hammbbbachbb, 
Milchbildung nach Einnahme von Pilokarpin und Atropin. — Nauwbkk, Nieren- 
Endothel boi acuter Nephritis. — E. r. Wahl, Systolisches Schwirren bei Arterien- 
wnnden. — H, SchAfbr, Angen Tanbstnmmer. — Canstatt, Sublimat gegen 
Diphtherie. — Pbdbll, Gicht nnd Nierenschrnmpfnng bei Bleivergiftung. — J. W. 
Runkbbbg, Künstliche Anfbiähnng von Magen und Dickdarm. — Hbgar, Dehnung 
des Rückenmarks. — Madir, Tuberkel im Pons; Sarkom in einem Thalamus. — 
Eichhoff, Xanthelasma planum et tubercnlosum. — Sokoloff, Elytrorrhaphia 
mediana. — Fihklbb nnd Pbior, Amorphes borsaures Chinin. 

A. Lilibnfbld, Entgegnung auf Sbnator*» Kritik, betreffend den Gaswechsel 
fiebernder Tiere. — Senat ob, Replik auf vorstehende Entgegnung. 

Druckfehler. 


lieber ein neues Reinculturverfahren der Tuberkelbaeillen. 


Von Prof. Dr. med. Baumgarten in Königsberg i. Pr. 

Wenn man ein kleines Fragment eines dem lebenden Tiere 
entnommenen (oder eines ganz frischen bacillenreicheren mensch¬ 
lichen) Tuberkelknötchens unter aseptischen Cautelen in die vordere 
Augenkammer lebender Kaninchen öberträgt, so bleibt danach, wie 
bekannt, jedwede makroskopische Entzündung aus, gleichwohl ver¬ 
größert sich das Impfstöckchen sichtlich im Laufe der nächsten 
8 —14 Tage, und die mikroskopische Untersuchung ergibt, dass das 


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XXn Jahrgang. 

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Brltzow, Mikroorganismen bei Pyämie. 


No. 22. 


Wachstum des Impfstückchens zum größten Teile bewirkt ist durch 
die massenhafte Vermehrung der in dasselbe eingeschlossenen Tu¬ 
berkelbacillen, während die ursprüngliche Gewebssubstanz des 
Tuberkelfragmentes entsprechend abgenommen hat. Nimmt man 
nun die Tuberkelstückchen nach 6 — 8 tägiger Lagerung aus der 
vorderen Augenkammer heraus, trägt kleine Teile davon ab und 
überpflanzt diese wiederum in die Vorderkammer anderer Kaninchen, 
lässt sie wieder 6—8 Tage liegen, entfernt sie dann, trennt kleine 
Partikel davon ab, bringt diese in die vordere Augenkammer einer 
dritten Reihe von Versuchstieren, und fährt in dieser Weise fort, 
so gelangt man schliefslich zu absoluten Reinculturen der Tu¬ 
berkelbacillen, d. h. die in der Vorderkammer befindliche Masse 
besteht, abgesehen von feinkörnigen und feinfadigen Faserstoffpro- 
duoten, vereinzelten aus dem Kammerwasser stammenden Leukocyten 
und einigen neugebildeten fibroplastischen Elementen, ausschliefs- 
lich aus Tuberkelbacillen; von der ursprünglichen Tuberkelgewebs- 
substanz ist keine erkennbare Spur mehr vorhanden und anderwei¬ 
tige Mikroorganismen fehlen ebenfalls vollständig. 

Das beschriebene Reinculturverfahren hat vor den Reinzüch¬ 
tungsmethoden ausserhalb des lebenden Körpers mit künstlichen 
Culturapparaten den Vorzug, dass es, ausser den aseptischen Cau- 
telen bei der Operation, keine weiteren Vorsiohtsmaafsregeln behufs 
Sterilisirung und Wärmeconstanz der Apparate notwendig macht, 
weil die vordere Augenkammer des lebenden Tieres in Folge ihrer 
Vitalität die Ansiedlung der gewöhnlichen Faulnissbakterien verhin¬ 
dert, und von Natur aus eine constante, der Bluttemperatur glei¬ 
chende, Brutwärme darbietet. 

Die mit den, auf obigem Wege erhaltenen, Tuberkelbacillen- 
reinculturen angestellten Impfungen in die vordere Augenkammer 
rufen, wie ich nicht unterlassen habe zu constatiren, mit ausnahms¬ 
loser Constanz typische locale Augen- mit nachfolgender Allgemein¬ 
tuberkulose hervor. 


Zur Frage der Mikroorganismen bei Pyaemie. 

Vorl&ufige Mitteilung von Dr. A. Beltstw (aas Petersburg). 

(Aus dem Laboratorium des Hrn. Prof. Fbisch in Wien.) 

In der umfassenden Literatur dieser Frage begegnen wir zwei 
verschiedenen Anschauungen. Nach der Ansicht Koch’s*) wird die 
Pyaemie durch Infection mit den specifischen Mikrokokken hervor¬ 
gerufen, welche alle die pathologisch - anatomischen Veränderungen 
bewirken, die an Cadavern von Tieren, welche durch diese Krank¬ 
heit zu Grunde gegangen sind, beobachtet werden. Zu diesen Re¬ 
sultaten gelangte der genannte Autor auf rein experimentellem Wege, 
indem er bei Kaninchen einen der Pyaemie ähnlichen Process künst- 

*) Untersuchungen über die Aetiologie der Wandinfectionskrankheiten. Leipzig, 
1878 . 


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No. 22. 


Brltzow, Mikroorganismen bei Pyamie. 


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lieh hervorrief. Nach dem Tode der Tiere fand Koch conetant im 
Blute und in verschiedenen Organen derselben Mikrokokken-Colonien. 
Billroth**), Frisch und Tikokl erkennen, Koch gegenQber, den 
Mikroorganismen keine besondere, specißsche Rolle zu, sondern 
nehmen an, dass sie mit den Pilzen, denen wir bei der Fäulniss 
begegnen, identisch sind. 

Ich habe es mir zur Aufgabe gemacht, zu untersuchen, wie 
sich die stäbchenförmigen Bakterien bei der Pyaemie verbreiten und 
in welchen Formen sie Vorkommen. Ich untersuchte bisher 6 Fälle, 
darunter 5 Fälle von Pyaemie und 1 Fall von Pyoseptikaemie. Die 
för die' Untersuchung bestimmten Organe wurden Leichen ent¬ 
nommen , welche 15 — 20 Stunden nach dem Tode secirt worden 
waren und welche bis zur Section unter annähernd gleichen Be¬ 
dingungen sich befanden. 

Aus den in Alkohol gehärteten Präparaten machte ich dünne 
Schnitte in der Gröfee von l‘/ 2 —2Q-Ctm. 

Zur Färbung benutzte ich 2procentige wässrige Lösungen von 
Gentianaviolett und Vesuvin oder eine schwach ammoniakalische Lö¬ 
sung von Gentianaviolett (Wkiqkkt). Die Doppelfärbung geschah 
mit Eosin, Pikrocarmin und dem GRKUNcHBR’schen Carmin. Zur 
Entfärbung der Präparate benutzte Alkohol, Jod-Jodkaliumlösung 
(Gram) und eine schwache Lösung von Acidum aceticum. Die 
übrige Procedur wurde nach den allgemein bekannten Regeln vor¬ 
genommen. Alle Präparate wurden unter Anwendung des Be¬ 
leuchtungsapparates von Abbk bei 300—850 maliger Vergröfserung 
untersucht. 

In allen 6 Fällen fand ich eine gröfsere oder geringere Menge 
von Mikrokokken-Colonien, obgleich die Zahl derselben in ver¬ 
schiedenen mikroskopischen Schnitten bei Weitem nicht constant 
war. Manchmal beobachtete ich in einem Präparate 3 — 5 Mikro¬ 
kokkennester, in anderen fehlten sie gänzlich. In mancher Serie 
von Präparaten konnte ich gar keine Mikrokokken constatiren. Am 
häufigsten fand ich die Mikrokokken-Colonien in der Lunge und 
in der Niere, seltener in der Leber; sehr selten fand ich sie in der 
Milz und im Herzen. Meist beobachtete ich in der Umgebung der 
Mikrokokken-Colonien keine Reactionserscheinungen. 

In 3 Fällen von Pyaemie, also in der Hälfte der von mir 
untersuchten Fälle, fand ich neben den Kokken-Colonien eine an¬ 
sehnliche Menge von Stäbchen, die entweder über gröfsere Strecken 
diffus ausgebreitet waren oder hie und da zerstreut in einzelnen 
Gruppen angetroffen wurden. Niemals erschienen eie durch Glia 
in der Art, wie die Kokken zu gröfseren Ballen und Haufen ver¬ 
einigt. In den Nieren waren sie in grofser Menge: im interstitiellen 
Bindegewebe, in den Gefäfeen, den Harnkanälchen und den Glo- 
merulis enthalten. Die Menge der Stäbchen war so grofs, dass 
einzelne Gefäfee von denselben vollständig thrombosirt erschienen. 


**) Untersuchungen über die Vegetationsformen von Kokkobakterium septicum. 
Berlin, 1874. 


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372 


Brltzow, Mikroorganismen bei Pyämie. 


No. 22. 


Man konnte deutlich unterscheiden, wie sie aus den Gefoßen in 
das interstitielle Bindegewebe eindrangen und umgekehrt. In der 
Leber fand ich dieselben in den Gallenwegen, den Capillaren, aber 
auch im interstitiellen Bindegewebe. Hie und da drangen die 
Stäbchen zwischen den Leberzellen in die Tiefe der Läppchen, 
häufiger aber lagen sie zerstreut im interstitiellen Zellgewebe. Ein¬ 
zelne Lebercapillaren erschienen in einem Falle von Bacillenmassen 
vollständig thrombosirt, die bei näherem Zusehen der Leptothrix 
buccalis sehr ähnlich waren. In der Lunge . lagen die Stäbchen 
gewöhnlich zwischen den Epithelialzellen der Alveolen und im 
interstitiellen Bindegewebe, im Verein mit einer grofsen Menge von 
Pigment. Die größte Menge von Stäbchen fand sich in der Niere, 
weniger in der Leber, noch weniger in der Lunge. In der Milz 
fand ich sie sehr selten, in der Herzmusculatur kein einziges Mal. 
Das Gewebe anlangend, in welchem die Stäbchen-Colonieen ent¬ 
halten waren, ist zu bemerken, dass dasselbe gewöhnlich keine 
Reactionserscheinungen zeigte, oder aber von runden, zeitigen 
Elementen infiltrirt war. In einem solchen Falle hatte die Infiltration 
einen diffusen Charakter und konnte auch an Stellen beobachtet 
werden, an denen keine Stäbchen vorhanden waren. — Einer der 
pyaemischen Fälle war mit hypostatischer Pneumonie complicirt. 

Die Gröfse der Stäbchen war verschieden. Sie erschienen bald 
dicker und länger und waren den Bacillen beim malignen Oedem 
sehr ähnlich, bald kürzer und dQnner und bildeten ihrer Gröfse 
nach das Mittelding zwischen den Tuberkelbacillen und den Bacillen 
der Mäuseseptikaemie. In einem und demselben Falle aber waren 
sie in allen Organen, sowohl was die Länge, als auch was die Breite 
betrifft, völlig gleich. 

Nur in einem Falle und zwar in der Leber beobachtete ich 
neben diesen Bacillen eine andere Form von Bacillen (Leptothrix). 
Bei 850maliger Vergrößerung konnte man wahrnehmen, dass die 
Stäbchen an den Enden abgerundet waren, allein nicht so stark, 
wie Bacterium termo. Sehr häufig lagen sie vereinzelt und paar¬ 
weise, seltener in Reihen zu dreien und vieren. Im letzteren Falle 
bildeten sie Fäden, welche gleichsam gegliedert erschienen, was 
darin seinen Grund hatte, dass die einzelnen Glieder nicht fest 
aneinander schlossen, wie dies an Bacterium termo zu sehen ist, 
sondern Zwischenräume offen ließen, welche unter dem Mikroskope 
deutlich unterschieden werden konnten. 

Was die topographische Lagerung der Bacillen anlangt, so 
lagen dieselben ausschließlich central; in den peripheren Schichten 
der Organe, wie z. B. unter der Kapsel, traf ich sie niemals. In 
den peripheren Teilen der untersuchten Organe fand ich manches 
Mal eine lange, aber nicht besonders breite Zone, welche zwischen 
der Kapsel und dem Parenchym lag und mit Anilinfarben sich 
intensiver färbte, als die umliegenden Gewebe. Diese Zone bestand 
aus Kokken-Colonieen, welche grobkörnig erschienen, mit unregel¬ 
mäßiger Verteilung der einzelnen Körner. Einen Zusammenhang 


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No. 22. 


Henke, Bau des weibliohen Thorax. 


373 


zwischen dieser Zone und den centralen Teilen der Organe, wo 
Stäbchen enthalten waren, habe ich nicht wahrgenommen. 

Auf Grundlage der eben aufgezählten Merkmale sind die von 
mir an pyämischen Organen beobachteten Stäbchen weder dem 
Bacterium termo, noch den von Billroth (1. c.) und Koch*) im 
Blute nnd in der Pericardialflüssigkeit nicht secirter Leichen ge¬ 
fundenen Stäbchen ähnlich. Eher waren sie mit den Bacillen zu 
vergleichen, welche für das maligne Oedem als pathogen gelten. 
Ich bemerke aber, dass in den von mir untersuchten Fällen die Er¬ 
scheinungen des malignen Oedems im Leben fehlten. 

Was die Frage betrifft, ob sich die beschriebenen Bacillen- 
Colonieen während des Lebens oder nach dem Tode entwickelt 
hätten, so ist es am wahrscheinlichsten, auf Grund ihrer bedeutenden 
Verbreitung in parenchymatösen Organen, ihres Vorkommens fern 
von der Kapsel und der vollständigen Thrombosirung der Capillaren 
an einzelnen Stellen zu schliefsen, dass sich dieselben noch intra 
vitam, jedoch in dieser Krankheitsperiode zu entwickeln begannen, 
da die Gewebe das Vermögen, auf Reize zu reagiren, bereits ver¬ 
loren hatten, also kurz vor dem Tode, weil sonst in der Um¬ 
gebung der Bacillen-Colonieen, ebenso wie in der Umgebung jedes 
anderen Fremdkörpers sich Reactionserscheinungen hätten ent¬ 
wickeln mössen, welche ich in meinen Fällen nicht wahrgenommen 
habe. — 

Endlich erlaube ich mir folgende Schlussfolgerungen zu ziehen: 

1) In pysemischen Organen des Menschen kommt, aufser Kokken- 
Colonieen, eine bedeutende Menge von Bacillen vor, welche in zwei 
Formen auftreten. Die eine Form ist den Bacillen des malignen 
Oedems sehr ähnlich, die zweite Form steht an Gröfse in der Mitte 
zwischen Tuberkelbacillen und den Bacillen der Mäuse-Septikaemie. 

2) Neben Kokken und Bacillen-Colonieen fand sich in einem Falle 
in der Leber die Leptothrix buccalis, welche die Capillaren throm- 
bosirte und gleichzeitig zwischen Leberzellen wucherte. 

Wien, im April 1884. 


W. Henke, Zur Topographie des weiblichen Thorax. His’ u. Braun k’s 
Arch. 1883, 4—6. 

Der Thorax zeigt bei weiblichen Leichen einen charakteristischen 
Habitus mit ein wenig nach unten zur Taille sich veijöngendem 
Ende und mit etwas kürzerer, schwächerer unterer Hälfte des 
Brustbeins (wenn man den Knorpelansatz der dritten Rippe als 
Grenze der beiden Hälften annimmt). Bei Männern sind beide 
Hälften ziemlich gleich grofe, was hauptsächlich auf die bekannte 
Tatsache zurßckzuföhren ist, dass bei denselben das Manubrium 
verhältnissmäfsig kleiner, das Corpus gröfser ist. Zu gleicher Zeit 
zeigen sich beim Weibe aber auch die untersten wahren Rippen 


*) Cohn, Beiträge zur Biologie der Pflanzen. Bd. II. H. 3, Pliotogramin No. 6 auf 
Tat XYI. 


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374 


P. Möller , Das Porenfeld der Nieren. 


No. 22. 


mit ihren Knorpeln an und unter dem Ende des Brustbeinkörpers 
enger zusammen gerückt; der Thoraxwinkel ist zugespitzt und sein 
Scheitel vom unteren Ende des Brustbeinkörpers durch eine Strecke 
Vereinigung der beiderseitigen siebenten Rippenknorpel abgerückt. 
In extremer Steigerung sind diese Eigentümlichkeiten des weiblichen 
Thorax bereits als Schnürthorax (Sömmkring) bekannt und auch 
äufserlich durch eine mediane Einkerbung am unteren Thoraxende 
markirt. An antiken Statuen fehlt die letztere. Die geringere Länge 
des unteren Thoraxendes ist jedoch beim Weibe verbunden mit einer 
gröfseren Länge der Knorpel der unteren wahren Rippen, welche 
als compensatorisch bei der gröfseren oder geringeren Einschnürung 
des Thorax mitwirkt. 

Entsprechend diesem Verhalten des Thorax müsste man auch 
topographische Differenzen in der Lage der Brusteingeweide bsim 
Weibe und beim Manne annehmen. Dies ist aber nur insoweit der 
Fall, als der vordere scharfe Rand, also die untere Grenze des 
Herzens beim Manne zwischen Corpus und Froc. xiphoideus liegt, 
beim Weibe dagegen tiefer, sodass also bei dem letzteren nur ein 
Stück des Proc. xiphoideus an Stelle des unteren Körperendes des 
Sternums tritt. Die obere Grenze des Herzens liegt bei beiden 
Geschlechtern gleicher Weise an der Stelle des Ansatzes des dritten 
Rippenknorpels an das Sternum, so dass die gröfseren GefoJ.se also 
über dieser Stelle, hinter der oberen Hälfte des Brustbeins gelegen 
sind. Die Herzspitze steht dagegen beim Weibe etwas höher, als 
beim Manne, nämlich entsprechend der tiefsten Stelle der Convexität 
der fünften Rippe. 

In einem Nachtrage teilt H. mit, dass in einer älteren Schrift 
von Ackermann aus dem Jahre 1788, die ihm erst nach Abfassung 
der eben besprochenen Arbeit zu Händen kam, die Eigentümlichkeiten 
des weiblichen Thorax bereits in den wesentlichen Zügen auf dieselbe 
Weise, wie von ihm beschrieben worden sind. Broesike. 


P. Müller, Das Porenfeld (Area cribrosa) oder Cribrum benedic- 
tum ant. der Nieren des Menschen und einiger Hauesäugetiere. 
His’-Braunk’s Archiv 1883, 4—6. 

Für den Ausdruck Cribrum benedictum schlägt M. die Bezeich> 
nung „Porenfeld, Area cribrosa“ vor, anstatt der „Papillen“ den 
Ausdruck „Pars pelvina der Marksubstanz“. Die beim Hunde und 
Pferde in der Nierensubstanz befindlichen „Gänge“ oder „Hörner“ 
bezeichnet er als Recessus. Untersucht wurden die Nieren von Hasen 
und Meerschweinchen, welche einfachere, dann vom Schaf, Hund 
und Esel, welche complicirtere Verhältnisse zeigen, endlich vom 
Ochsen und Schwein, welche sich den menschlichen Nieren am 
meisten anschliefsen. Die Art und Weise, wie die Ductus einmün- 
den, sowie die Zahl derselben ist sehr verschieden. Beim Ochsen 
z. B. besitzt das Porenfeld 50 — 300 kurze Ductus, während beim 
Schwein nur 10 — 60 Poren vorhanden sind. Das Epithel ist an 
den Seitenflächen der Papille meistens mehrschichtig, in den Ductus 
meistens einschichtig, aber auch bei einzelnen Tieren zweischichtig. 


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No. 22. Gbötznbb, Beweglichkeit n. Erregbarkeit d. Skelettmuskeln. 375 

Die Cylinderzellen zeigen beim Hasen und Schaf eine deutliche 
Längsstreifung. Ferner finden sich in den Ductus zwischen den 
cylindrischen Epithelzellen bei vielen Tieren schmale zeitige Elemente 
eingekeilt, welche besonders durch ihren tief dunkel gefärbten Kern 
auffallen. Die Mitte ihres Zellenleibes erscheint zuweilen schmäch^ 
tiger als das basale und freie Ende und da sie durchaus den Binde¬ 
gewebszellen des Stroma der Papille ähneln und mit ihrem Vor¬ 
kommen eine stärkere Entwickelung des letzteren verknüpft ist, so 
hält M. dieselben fQr „stützende Elemente“, welche nach ihrer Ab¬ 
stammung dem Gefäfsblatt angehören. 

Beim Menschen beträgt die Zahl der Poren auf den einfachen 
Papillen 10—24, selten darüber, auf den zusammengesetzten meist 
über 30, zuweilen über 80. Die Ductus erreichen entweder die 
Papillenfiäohe direct, münden dann mit rundlichen oder länglichen 
Oeffnungen (als Halbkanäle) und sind in diesem Falle unregelmäfoig 
verteilt; oder ihre trichterförmigen Eingänge befinden sich (2—4 an 
der Zahl) im Grunde von flachen Grübchen und sind dann oft zu 
4 —12 in Gruppen angeordnet. Das Epithel in den Grübchen ist 
mehrschichtig. Der Ringmuskel der Papille wurde ausser beim 
Menschen noch beim Schwein nachgewiesen. Papillen fanden sich 
in der Schleimhaut des Nierenbeckens vom Schaf, Hund, Meer¬ 
schweinchen und Hasen. Endlich konnte M. die von vielen Autoren 
geleugneten Drüsen der Beckenschleimhaut, ausser beim Menschen 
noch in geringer Menge beim Hunde und sehr zahlreich beim Pferde 
constatiren. Ihrem Baue nach, stehen sie zwischen den acinösen 
und tubulösen Drüsen und sind beim Menschen fast ganz mit 
radiär angeordneten cylindrischen und spindelförmigen Zellen ange¬ 
füllt, so dass sie also am meisten den Talgdrüsen der Haut ähneln 
würden. Broesike. 


P. Grützner, 1) Ueber physiologische Verschiedenheiten der Skelett¬ 
muskeln. Breslauer ärztl. Ztschr. 1883, No. 18. — 2) Zur Physiologie 
und Histologie der Skelettmuskeln. Das. No. 24. 

1) In Betreff der von Rittf.r zuerst behaupteten, von Rollkt 
bestätigten physiologischen Verschiedenheit verschiedener Muskel- 
gruppen (gröfsere Erregbarkeit der Beuger, geringere der Strecker), 
stellte G. durch Curarisirung zunächst fest, dass diese Verschieden¬ 
heit nicht von den nervösen Apparaten abhänge, vielmehr die ver¬ 
schiedene Erregbarkeit eine specifische Eigenschaft der Muskel¬ 
substanz selbst sei. Des Weiteren fand er, dass die leichter erreg¬ 
baren Muskeln (die Beuger) sich schneller zusammenziehen, aber 
auch leichter ermüden. Ebenso werden dieselben durch Blutarmut, 
sowie durch verschiedene Gifte schneller geschädigt, als die trägeren, 
aber widerstandsfähigeren Strecker. Derselbe Gegensatz, wie zwi¬ 
schen den vom Hüftnerv versorgten Muskeln, tritt auch bei 
Reizung jedes beliebigen Nerven, der vielerlei Muskeln versorgt, so 
der Nerven der oberen Extremitäten, des Vagus, des Facialis hervor. 
Hieraus folgt, dass der eine Muskel mit seinem nervösen Apparat 
nicht absolut das gleiche Ding ist, wie irgend ein anderer, sondern 


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376 


Bikdermaxn , Erregbarkeit des Rückenmarks. 


No. 22. 


dass die MuskelD je nach ihrer physiologischen Tätigkeit ganz ver¬ 
schiedene und verschieden erregbare Organe sind. Es giebt dem¬ 
nach eine ganze Stufenleiter verschiedener contractiler Elemente, 
welche, mit der glatten Musculatur beginnend, mit den erregbarsten, 
quergestreiften weifsen Muskeln endet, während die Herzmusculatur 
und die sogenannte rote Skelettmusculatur (Rakvikr) die Mittelstufen 
einnehmen. 

2) Nachdem Rarvier (am Kaninchen) gezeigt hat, dass es zwei 
verschiedene Arten von Skelettmuskeln giebt, nämlich schnell siel 
zusammenziehende, leichte erreg- und ermüdbare weif Be uni 
langsam sich zusammenziehende, weniger erreg- und ermüdbare 
rote Muskeln, findet G., dass die meisten einzelnen Muskelindividum, 
die der Gesammtheit ihrer Fasern nach weder der einen, noch <er 
anderen dieser beiden Gruppen ausschliefslich angehören, Gemische 
von Fasern darstellen, von denen die einen die anatomischen und 
physiologischen Charaktere der weifsen, die anderen die der loten 
Muskeln tragen. Vermittelst gewisser Kunstgriffe kann man bald 
die eine, bald die andere Gruppe von Fasern zur Zuckung bringen, 
so dass derselbe Muskel sich entweder langsam, wie ein Wurm, zu¬ 
sammenzieht, oder schnell hüpfend (blitzartig) hin und her zuckt. 
Pathologisch lässt sich diese Beobachtung insofern verwerten, als 
G. fand, dass bei Säugetieren nach Nervendurchschneidungen die 
roten Muskeln, beziehungsweise die roten Anteile in den weifsen 
Muskeln, viel resistenter sind, als die weifsen. Die ersteren bleiben 
deshalb allein übrig und sind noch lebensfähig, während die anderen 
schon ihre Erregbarkeit verloren haben. G. vermutet nun, das« 
hierauf die sog. Entartungsreaction beruhe. Martius. 

W. Biedermann, Ueber die Erregbarkeit des Rückenmarkes. 

Wiener akad. Sitzungsb. III., 1883, Hai. 

In dem alten Streite über die Erregbarkeit des Rückenmark« 
tritt B. auf Grund eigener Versuche mit aller Entschiedenheit für 
das Vorhandensein direct erregbarer, motorischer Elemente in der 
vorderen Rückenmarkshälfte ein. ohne dabei zu verkennen, dass so¬ 
wohl hinsichtlich der Erregungsbedingungen, wie auch der Art und 
Weise der Reaction wesentliche und tiefgreifende Unterschiede be¬ 
stehen, je nachdem ein Muskelapparat durch Reizung des zugehöri¬ 
gen motorischen Nerven oder des Rückenmarks in Erregung versetzt 
wird. Anstatt aber in diesem Mangel an Uebereinstimmung in 
beiden Fällen, wie frühere Forscher (auch Schiff) geneigt waren, 
einen Einwand gegen die Annahme einer directen Erregbarkeit des 
Rückenmarks zu sehen, vertritt B. mit Fick die Auffassung, dass 
diese Unterschiede nicht nur erklärlich, sondern gewissermaafsen 
selbstverständlich seien, weil die motorischen Fasern des Rücken¬ 
marks nicht, wie die peripheren motorischen Nerven unmittelbar mit 
den Muskeln verbunden, sondern zunächst mit den Gangliennetzen 
in der grauen Substanz verknüpft sind, aus denen die peripheren 
Nerven entspringen. Es sei dem zu Folge von vornherein die 
Uebereinstimmung der Erfolge der Rückenmarkreizung nicht mit 


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No.22. J. Munk; C. v. Voit, Nährwert des Asparagins. 377 

den direct, sondern vielmehr mit den reflectorisch ausgelösten 
Muskelzuckungen zu erwarten, sowohl hinsichtlich der zeitlichen 
Verhältnisse und des Verlaufes dieser selbst, wie auch in Betreff 
der Auslösungsbedingungen. Diese erwartete Analogie zwischen den 
durch Rßckenmarksreizung hervorgerufenen und den reflectorisch 
ausgelösten Muskelzuckungen besteht nun nach B. in der Tat im 
weitgehendsten Maafse, wie des Genaueren und im Einzelnen im 
Original nachzulesen ist. Martins. 

1) J. Munk, Der Einfluss des Asparagin auf den Eiweifsumsatz 
und die Bedeutung desselben als Nährstoff. Virchow’s Arch. XCIV. 
S. 436. — 2) C. V. Voit, Ueber die Bedeutung des Asparagins 
als Nahrungsstoff. Bayer, akad. Sitznngsb. 1883, S. 401. 

1) Von allen Amiden findet sich im Pflanzenreiche in weitester 
Verbreitung das Asparagin, welches in den Leguminosen und Ce¬ 
realien und in noch beträchtlicherer Menge in den Kartoffeln (hier 
bis zu 40 pCt. des Gesammtstickstoffs) und in den R&ben vorkommt. 
Durch Fütterungsreihen an Hunden hatte Wkiske gefunden, dass 
das Asparagin ebenso, wie z. B. der Leim, ein Nahrungsstoff ist, 
der eiweifsersparend zu wirken und dadurch bei eiweiisarmer Fütte¬ 
rung Eiweifsansatz herbeizuführen vermag; Zuktz und Bam.mann 
geben an, dass bei Kaninchen das zu N-freier Nahrung hinzugefügte 
Asparagin eine beträchtliche Erspamiss des zersetzten Körpereiweifs 
bewirkt. Ref. hat nun zwei längere Fütterungsreihen mit Asparagin 
an einem grofsen Hunde von ca. 35 Kgrm. durchgeführt: die eine 
bei reiner Fleischfütterung (1 Kgrm. pro Tag), die andere bei 
Fütterung mit Fleisch (700 Grm.) und Kohlehydraten (60 Grm. 
Stärke und 60 Grm. Zucker). Jedes Mal wurde nach erreichtem 
N-Gleichgewicht an 3 auf einander folgenden Tagen im Ganzen 
85 Grm. Asparagin gegeben; bestimmt wurde die N-Ausscheidung 
durch Harn und Kot, ferner in der ersten Reihe die Gesammt- 
schwefelsäure, in der zweiten der Gesammtschwefel des Harns zur 
Controle für den Eiweifsumsatz. 

In der ersten Reihe war die Mehrausscheidung an N noch um 
6 pCt. gröfser, als der N-Entleerung der Vorperiode -j- dem N des 
gereichten, im Körper in Harnstoff übergehenden und als solcher 
austretenden Asparagins entspricht; die S0 3 -Ausscheidung war um 
3,5 pCt., das tägliche Harnvolumen um ca. 16 pCt. vermehrt. So¬ 
wohl die harntreibende, wie die N- und S-Entleerung steigernde 
Wirkung des Asparagins machte eich noch 2- -3 Tage nach dem 
Aussetzen des Stoffes geltend. Die Resorption des Asparagins in 
der angeführten Gabe ist, nach Maalsgabe des N im Kot, eine fast 
vollständige; auch wird die Resorption des Eiweifs im Darm 
durch gleichzeitige Darreichung von Asparagin nicht merklich be¬ 
einträchtigt. 

In der zweiten Reihe stieg unter der Einwirkung des Asparagins 
die tägliche N-Ausscheidung aufser um den N des Asparagins noch 
um 1,2 Grm. = ca. 5 pCt. an, die Gesammtschwefelausfuhr durch 
den Harn um 0,1 Grm. = 7 pCt., das Harnvolumen von 545 Cctm. 


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378 J. Munk; C. v. Voit, Nährwert des Asp&ragins. No.22. 

auf 715 Cctm., also um 31 pCt. an, und zwar erstreckte sich die 
Nachwirkung des Asparagins noch auf die folgenden 5 Tage nach 
dem Aussetzen des Mittels. Es bewirkt also die Zufuhr, von Aepa- 
ragin in Gaben bis zu 1 Grm. pro Körperkgrm. keine Herabsetzung 
des Eiweifsumsatzes, sondern eher eine mäfsige zwischen 3,5 und 
7 pCt. sich bewegende Steigerung des Eiweifszerfalls. Die Zufuhr 
von Asparagin hat eine so tiefgreifende Nachwirknng auf die Vor¬ 
gänge der Wasserausscheidung und der Eiweifszersetzung des Körpers 
zur Folge, dass in der ersten Versuchsreihe noch der dritte, in der 
zweiten Reihe sogar noch der fünfte Tag der Nachperiode ersicht¬ 
lich unter dem Einfluss der voraufgegangenen Fütterung steht. Eine 
solche Wirkung üben nicht diejenigen Substanzen, welche als Nähr¬ 
stoffe anzusehen sind, so z. B. der Leim, die Kohlehydrate und 
Fette, sondern nur die für den Körper heterogenen Stoffe. Dem¬ 
nach ist das Asparagin weit davon entfernt, wenigstens für die 
Carnivoren, ein Nährstoff, etwa nach Art des Leims zu sein. 

2) Ziemlich gleichzeitig ist v. V. auf anderem Wege zu dem 
nämlichen Resultate gelangt. Nach seinen Erfahrungen sind weiCse 
Ratten zu länger dauernden Fütterungsreihen, bei denen die Wirkung 
eines dem täglichen Futter zugesetzten Stoffes ermittelt werden soll, 
vorzüglich geeignet; aus dem dauernden Gleichbleiben oder Fallen 
des Körpergewichtes, sowie aus dem früher oder später eintretenden 
Tode lässt sich entscheiden, ob ein Futtergemisch alle zur Erhaltung 
des Körpers nötigen Nahrungsstoffe einschliefst. — Unter v. V.’e 
Leitung hat G. Politis die Versuche mit 4 Futtergemischen durch¬ 
geführt, welche folgende Zusammensetzung hatten: 



i. 

IL 

m. 

IV. 

Fett. 

36,6 

30,9 

29,3 

25,4 

Stärkemehl... 

36,6 

30,9 

29,3 

25,4 

Fleischextract 

26,8 

22,7 

21,4 

18,5 

Asparagin.... 

— 

15,5 

— 

13,4 

Fleischmehl . 



19,8 

17,2 


Hungernde Ratten gingen nach 7—8 Tagen zu Grunde; giebt 
man ihnen nur Fleischextract, so verenden sie ebenfalls nach 8 Tagen 
unter Verlust von 1 / 4 ihres Körpergewichts. Mit N-freiem Futter 
(Gemisch I) gehen sie erst zwischen 32 — 63 Tagen, unter Verlust 
von 46—54 pCt. ihres Körpergewichtes, zu Grunde. Giebt man 
einer Ratte, die durch Gemisch I in 18 Tagen 26 pCt. ihres Ge¬ 
wichtes eingebüfst, die eiweifshaltige Mischung III, so erlangt sie 
nach und nach (in 67 Tagen) ihr früheres Körpergewicht wieder, 
obwohl sie von Gemisch III nicht mehr verzehrt hat, als von Ge¬ 
misch I. Fügt man zu N-freiem Futter noch Asparagin (Gemisch II) 
hinzu, so verenden die Tiere nach 40 — 50 Tagen unter Einbufse 
von 43 — 50 pCt. ihres Körpergewichtes; eins dieser Tiere zeigte 
nach 18 Tagen eine Gewichtsabnahme von 28 pCt. * während eine 


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No.22. Koch, Harnstoffausscheidung erhitzter Menschen und Tiere. 379 

mit Gemisch I gefütterte nach 18 Tagen ziemlich ebensoviel, 26 pCt. 
an Gewicht verlor. Ratten, welche mit Mischung IV. an Gewicht 
zugenommen hatten, nahmen bei weiterer Fütterung mit Gemisch I 
oder II an Gewicht ab und verendeten in ca. 40 Tagen. Würde 
das Asparagin eine in Betracht kommende eiweifssparende Wirkung 
ausüben, dann hätten die mit Mischung II gefütterten Tiere länger 
am Leben bleiben müssen, als bei Fütterung mit I. Dass das 
Asparagin den Tieren keine Schädlichkeit bringt, geht daraus hervor, 
dass mit Mischung IV. eine Ratte sich während 47 Tagen auf ihrem 
Gewicht erhalten hat. J. Munk. 


C. F. A. Koch, Ueber die Ausscheidung des Harnstoffs und der 
anorganischen Salze mit dem Harn unter dem Einfluss künstlich 
erhöhter Temperatur. Ztschr. f. Biol. XIX. S. 447. 

Entsprechend der Erfahrung, dass im Fieber der Eiweifszerfall 
gesteigert ist, haben die Versuche von Bartkls sowie die von Schlkich 
am Menschen und die von Nauryn vom Hunde gezeigt, dass auch 
bei künstlicher Erhöhung der Temperatur z. B. durch ein heisses 
Bad, die Harnstoffproduction und -Ausscheidung erheblich zunimmt; 
demnach schien die erhöhte Harnstoffausscheidung im Fieber allein 
die Folge der erhöhten Temperatur zu sein. Gegen die Verallge¬ 
meinerung dieser Auffassung sind von Hoppk-Skylkr und Sknatou 
Zweifel geäufsert worden. Vf. hat nun auf Veranlassung und unter 
Leitung von Stokvis (Amsterdam) an sich selbst den Einfluss der 
künstlichen Erhitzung auf die Ausscheidung des Harnstoffs und der 
anorganischen Salze untersucht. Er nahm täglich 500 Cctm. Milch, 
200 Grm. Brod, 100 Grm. Butter, 200 Grm. Beefsteak, 300 Grm. 
Kartoffeln, 160 Grm. Schnitzbohnen, 30 Grm. Kochsalz, 2 Eier 
und 750 Cctm. Bier zu sich, täglich wurde das Körpergewicht, im 
Harn der Harnstoff nach Likbig - Pflügkr , sowie NaCl, P 2 0 6 , S0 3 
bestimmt. An 5 Tagen wurde ein Bad von 39 — 40° C. 1 Stunde 
lang gewonnen. Die Harnstoffzahlen sind: 34,0,31,1, 34,7, 35,9, 32,95, 
30,9, 38,6, 37,8, 35,9, 37,0, 38,4, 37,7, 34,2, 31,7, 34,7, 34,9, 
33,2, 37,3, 34 Grm. Der Durchschnitt der Normaltage ergiebt 
35,7 Grm., demnach ist an den Badetagen und an den unmittelbaren 
darauf folgenden Tagen eher weniger Harnstoff ausgeschieden worden 
als an den Normaltagen. Auch hielt sich Vf. während der Ver¬ 
suchsreihe auf seinem Körpergewicht, nur dass durch das Bad in¬ 
folge der reichlichen Schweissbildung das Körpergewicht vorüber¬ 
gehend um %—1 Kgrm. (1,7 pCt) sank. Auch die Ausscheidung 
des NaCl und P 2 0 5 war ziemlich unverändert, eher wie eine geringe 
Abnahme des NaCl und P 2 O s im Harn an den Badetagen zu con- 
statiren; die Gesammtschwefelsäure betrug in der Norm 2,65 Grm., 
an den Badetagen 2,66 Grm. Auch ein Kaninohen von 1,6 Kgrm., 
das täglich 240 Cctm. Milch durch die Schlundsonde erhielt und 
vier Tage einer längeren Reihe l 3 / 4 — 3 Stunden lang im Wärme¬ 
kasten bei 37 — 39 0 gehalten wurde (seine Körpertemperatur stieg 
in der Regel bis zu 42°, einmal sogar bis 44° C. an) beharfte auf 
seinem Körpergewicht; im Mittel schied es täglich 2,3 Grm. Harn- 


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380 ScHEüPLBiN, Luxation der Wirbelsäule mit Diabetes geheilt. No. 22. 

etoff aue, an den Badetagen stete etwas weniger: 1,58, 2,25, 1,89, 
2,28. Die Ansscheidung von P 3 O g war an den Tagen kfinstlicher 
Erwärmung eher etwas geringer, die des NaCl zuerst etwas erhöht, 
weiterhin eben so hoch wie in der Norm; Albuminurie trat nicht 
auf. An tracheotomirten Kaninchen wurde endlich die exspirirte 
C0 2 neben dem Harnstoff bestimmt, sowohl bei gewöhnlicher Zimmer¬ 
temperatur wie bei kfinstlicher Erhöhung der Temperatur im auf 
39° erwärmten Kasten (1*/* Stunden lang). Während vorher 
368 Cctm. C0 2 per Stunde ausgeschieden wurde, stieg infolge der 
Erwärmung des Tieres die C0 2 -Exhalation auf 800 Cctm. an; als 
später das Kaninchen, infolge subcutaner Eitereinspritzung, Fieber 
bekam (39,5°), schied es per Stunde 728 Cctm. CO a aus; zwischen 
Harnstoffausscheidung und Körpertemperatur fand sich auch hier 
kein directer Zusammenhang. Dem Vf. scheint kfinstliche Erwär¬ 
mung vielleicht ebenso zu wirken wie starke Muskelarbeit: der Ver¬ 
brauch an Kohlehydraten und Fetten erleidet eine starke Steigerung, 
während der Eiweissumsatz fast unverändert bleibt. J. Munk. 


C. Scheuplein, Verletzung der Wirbelsäule, Diabetes mellitus acu¬ 
tus. — Vollständige Heilung. Arch. f. klin. Chir. XXIX. S. 365. 

Bei einem 23jährigen Dragoner, der vor einigen Stunden 
42 Fuss hoch aus dem Fenster gestfirzt war, bemerkte man einen 
faustgrossen Tumor der unteren Rficken- bezw. oberen Lendenwir- 
belgegend bei intacter Haut. Die Palpation ergab, dass der be¬ 
treffende Tumor zum grofsen Teil aus Bluterguss bestand, im Uebri- 
gen aber: 1) eine auffallende Prominenz des Proc. spin. des ersten 
Lendenwirbels, namentlich im Verhältniss zum zwölften RfickenWir¬ 
bel; 2) freie Abweichung des siebenten Lendenwirbeldornfortsatzes 
nicht nur nach vom, sondern zugleich nach rechts derart, dass die 
Dornen des zehnten Kficken- und ersten Lendenwirbels in einer 
resp. der normalen Linie, der Dorn des eilften etwa um die Hälfte, 
der des zwölften KQckenwirbels aber ungefähr um seine ganze 
Kflckenbreite nach rechts von dieser standen; 3) eine abnorm grofse 
verticale Entfernung und abnorme Tiefe zwischen den zwölften 
Kficken- und Lendenwirbeldornfortsätzen, so dass der quergestellte 
Finger bequem zwischen denselben ein-, und ohne besonderen Wider¬ 
stand zu finden Behr weit, anscheinend bis an die Basis der Dorn¬ 
forteätze vorzudringen vermochte; 4) eine mäfsige kyphotische Aus¬ 
beugung der Wirbelsäule vom zehnten oder eilften Brust-, zweiten 
Lendenwirbel (incl.j, so zwar dass der Dorafortsatz des ersten Len¬ 
denwirbels den Scheitel und in Gemeinschaft mit dem zwölften 
Brustwirbel eine winklige Knickung innerhalb dieses Bogens dar- 
stellte. — Entsprechend der Kyphose bestand eine vornfi bergebeugte 
Haltung des ganzen Rumpfes und konnte der auf der linken Seite 
liegende Patient denselben weder activ noch passiv ändern; schon 
der Versuch hierzu löste die heftigsten Schmerzen aus. Beweglich¬ 
keit einzelner Wirbel resp. Teile von solchen konnte ebenso wenig 
wie Crepitation entdeckt werden: auffallender Weise fehlte jede 


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No. 22. 


Hbrzoo, Fibrome der Baaohdeckett. 


381 


Lähmung, doch standen Tasterzirkel, Elektricität zur Prüfung in 
dieser Hinsicht nicht zur Verfügung. Die Diagnose lautete auf 
Luxation des zwölften Brustwirbels nach vorn und rechts, wahr¬ 
scheinlich mit Compression des ersten Lendenwirbelkörpers, mit Ab¬ 
sprengung von kleineren Teilen der Schief- und Querfortsätze der 
beiden genannten Wirbel. Die Therapie bestand in Extension des 
Rumpfes an den Schultern, während der Arzt das Becken mit der 
einen Hand fixirte und mit der anderen einen directen Druck auf 
den Vorsprung des zwölften Brustwirbeldorns ausübte. Unter merk¬ 
barem Geräusch gelang beim zweiten Versuch bei geringem Kräfte¬ 
aufwand die Reduction; es blieb nur noch eine kleine Hervorragung 
des Proc. spinös, des ersten Lendenwirbels und eine leichte Con- 
vexität von dem zehnten Rücken- bis zum zweiten Lendenwirbel zurück. 
Die reactive Behandlung bestand ausser in Antiphlogose in Bauch¬ 
lage des Patienten für die ersten 10 Tage nach der Verletzung. 
Bereits nach 5 Wochen konnte Patient ohne Behinderung gehen. 
Höchst bemerkenswert erschien das Auftreten eines acuten Diabetes 
mellitus vom 11. Tage nach dem Trauma an, welcher sehr bald 
eine bedeutende Höbe erreichte, um bei einer wesentlich indifferenten 
Therapie 4 Wochen vor der am 70. Tage erfolgenden Entlassung 
des Patienten gänzlich zu schwinden. Das völlige Wohlsein des 
als Bauernknecht Arbeitenden bis auf einen kleinen Gibbus an der 
Stelle der Verletzung normalen Patienten wurde noch 2 Jahr später 
constatirt. P. Gäterbock. 


W. Herzog, Ueber Fibrome der Bauchdecken. Vier Fälle aus 
der V oLKMAMi’schen Klinik. München 1883, gr. 8. 15 Stn. 

H. will nicht auf alle Fibrome der Bauchdecken die Cohnhkim’- 
sehe Theorie der embryonalen Anlage ausgedehnt wissen, sondern 
hält es für sehr wahrscheinlich, dass die betreffenden im Bereiche 
des M. rect-abdom. gelegenen Geschwülste aus partiellen oder to¬ 
talen Rupturen dieses Muekels bezw. aus einem sogenannten Muskel- 
callus desselben hervorgehen. Mit dieser Anschauung findet auch 
der Umstand eine Erklärung, dass vorzugsweise Frauen, die öfter 
geboren haben, von Bauchdecken-Fibromen befallen werden. An 
und für sich gutartig können letztere nach aussen wie nach innen 
ein erhebliches Wachstum zeigen. Früher pflegte man bei ihrer 
Exstirpation vor dem Peritoneum Halt zu machen und die in dieses 
hineingewachsenen Geschwulstäste zurückzulassen: unter den jetzt 
gebräuchlichen antiseptischen Maafsnahmen hat man hiervon um so 
mehr Abstand nehmen, als nachträgliches Wiederwachsen solcher 
stehengebliebenen Fibrom-Massen gesehen wurde. Im Ganzen sind 
die Fibrome der Bauchdecken ziemlich seltene Geschwulstformen. 
Die meisten Fälle derselben sind bis jetzt aus der EsMABCH’schen 
Klinik in den Dissertationen von Cobnils und Suadicani sammt der 
früheren Literatur veröffentlicht; neuere Beobachtungen stammen von 
Grbsüng (Billboth), Chrkvrr, Szrparowicz, Bard, Nicajsr, Ebner, 
Rokitansky und Gbaatzer. Die 4 aus der VoLKMANN’schen Klinik 
von H. mitgeteilten Fällen, 1 Mann und 3 Frauen betrffend, boten 


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382 M’Bripr, tarynxneurose.-HKSst.RR, MittelohreiteVrtng mit Pyämie. No. 22. 

3 Mal Beteiligung des Bauchfelles; im 4. Falle lag dieses als pa¬ 
pierdünne Membran im Grunde der Wunde. 2 Mal mäfsig grofs, 
erreichte der Tumor 1 Mal Kindskopf-, 1 Mal sogar Mannskopfgröfse, 
doch scheint auch hier die Operation, abgesehen von der Notwendig¬ 
keit das Loch im Bauchfell durch eine Naht zu schliefsen, nichts 
Besonderes geboten zu haben, indem hier wie in den übrigen 
3 Fällen nach normalem Wundverlauf völlige Genesung eintrat. 

P. Gütetfbock. 

P. M’Bride, A rare form of laryngeal neurosis. Edinburgh med. J. 
1884, 3. 

Vf. beschreibt einen Fall der von Charcot im Jahre 1876 
zuerst erwähnten Vertigo laryngea. Ein 35jähriger Mann hatte 
eine Gräte verschluckt, die nach seiner Angabe etwa */* Stunde 
in der Kehle stecken geblieben war. 2 Tage später bekam er beim 
Schlafengehen so starke Atembeschwerden, dass er die ganze Nacht 
außerhalb des Bettes zubringen musste. Anf den Gebrauch von 
Ricinusöl und warmen Halsumschlägen besserten sich dieselben; es 
blieb jedoch ein Gefühl zurück, als wenn ihm der Hals zugeschnürt 
würde. Ebenso stellten sich Schwindelanfälle ein, dabei wurde das 
Gesicht bleich, aber weder das Bewusstsein getrübt, noch wurden 
irgend welche Krämpfe beobachtet. Die Anfälle wurden durch einen 
kurzen Husten eingeleitet; der Hals war alsdann wie zugeschnürt, 
ohne dass irgend ein Gefühl des Kitzels in der Kehle gefühlt wurde 
und „die ganze Atmungsmaschine“ schien vollständig still zu stehen, 
so dass Pat. bei einem dieser Anfälle, als er plötzlich hinstürzte, 
für dem Tode nahe gehalten wurde. Die Untersuchung des Kehl¬ 
kopfes ergab aufser einer geringen Rötung und Behinderung in der 
Beweglichkeit der Stimmbänder nichts Abnormes, namentlich keinen 
Fremdkörper. Manchmal hatte Pat. Beschwerden beim Schlucken 
fester Speisen, jedoch rührte dies von dem Abusus spirituosorum 
her, dem sich derselbe öfters hingab. Die Behandlung bestand in 
der Anwendung starker Adstringentien auf den Pharynx, als Gegen¬ 
reiz gegenüber dem Kehlkopf, der inneren Anwendung von Bromkali 
und Bromammonium, sowie der Vermeidung von Alkoholicis. Unter 
dieser Behandlung genas der Patient. W. Lublinski. 

H. Hessler, Pyaemie bei acuter Mittelohreiterung. Arch. f. Ohren- 
heilk. XX. S. 223. 

Bei einem 8jährigen Knaben traten im Verlaufe einer acuten 
eitrigen Entzündung der Pauken- und Warzenfortsatzhöhle pyae- 
mische Erscheinungen auf, die sich namentlich durch jähe Steige¬ 
rungen der Temperatur abwechselnd mit starkem Abfall und durch 
schwerere Allgemeinaffection (Collaps) documentirten. Ein initialer 
Schüttelfrost war nicht beobachtet worden. Das Sensorium war stets 
vollständig frei; Metastasen' in den Lungen waren nicht nachzuwei- 
sen. Da an eine cariöse Anätzung der Mittelohr wände bei der 
kurzen Dauer der Eiterung, nach Vf., nicht gedacht werden kann, 
so glaubt er die Pyaemie alB Folge von Phlebitis in den knöchernen 

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No. 22. 


H. Qotnckb , Aetiologie des Icterus. 


383 


Wandungen des Mittelohres ansehen zu müssen. Die Aufnahme der 
phlogogenen Eitermassen sei dadurch eingeleitet worden, dass durch 
Blutentziehung unter dem Ohr und durch die, in den ersten Tagen 
vorgenommene Paracentese des Trommelfelles eine Druckverminde- 
rung in den Gef&fsen der entzündeten Mittelohrschleimhaut einge¬ 
treten sei: „Vorher stand die Blutcirculation in den Gef&fsen und 
dadurch wieder letztere selbst unter starkem Druck, wie bei jeder 
Entsendung; mit der Entspannung aber wurde der Seitendruck in 
den Gef&fsen so weit herabgesetzt, dass er sogar negativ wurde und 
auf die aufserhalb der Gef&fswandungen liegenden Massen, die Eiter¬ 
pfropfe aus den angrenzenden vereiterten Knochenvenen, aspirirend 
ein wirkte“. Der Fall endete mit Genesung. Sohwabach. 


H. Quincke, Beitrage zur Lehre vom Icterus. Virchow’s Arch. XLV. 

S. 195. 

Bei Einspritzungen von Hundeblut (direct aus den Gef&fsen 
desselben oder eines anderen Hundes, oder nach vorheriger Defibri- 
nirung) unter die Haut von Hunden fand Q. stets vom 8. Tage an 
Bilirubin in Form gelber Flecken innerhalb des Extravasationebe- 
zirkes, und zwar war die gallige F&rbung stets an Elemente des 
eigentlichen Bindegewebes (fixe und Wanderzellen, einige Bindege- 
websbfindel, namentlich aber die elastischen Fasern) gebunden. 
Aufser diesen gelben Flecken zeigt das Unterhautzellgewebe, nach 
dem Verschwinden der blutigen F&rbung, eine ausgedehnte bräun¬ 
liche F&rbung, die durch gelbbraune eisenhaltige, zumeist in Binde¬ 
gewebs- und Wanderzellen gelegene PigmentkOrner bedingt ist. 
Während letztere durch die Aufnahme der unversehrten roten Blut¬ 
körper in die Wander- und Bindegewebszellen und demn&chstigen 
Umwandlung innerhalb derselben entstehen, wird Gallenfarbstoff Bil¬ 
dung da auftreten, wo das in gröfseren Massen angeh&ufte Blut der 
Nekrose verfällt: hier tritt Hsemoglobin aus den roten Blutkörper¬ 
chen aus, und während sich im Bindegewebe Gallenfarbstoff bildet, 
gelangt der Eisenrest des Hämoglobins gelöst in die Circulation. 
Als Gegensatz zum „hepatogenen“ Icterus schl&gt Q. (anstatt 
des Ausdruckes „htematogener“ I.) den des „anhepatogenen“ vor, 
speciell auch mit Rücksicht darauf, dass die Bildung von Gallen¬ 
farbstoff im lebenden Blute bisher nicht erwiesen ist. — Bemerken¬ 
wert ist das differente Verhalten verschiedener Tierspecies gegen¬ 
über dem Gallenfarbstoffe, nicht nur was z. B. die oben erwähnte 
Bildung des letzteren aufserhalb der Leber anlangt, sondern auch 
was Schnelligkeit und Maats des Ueberganges desselben in Gewebe 
resp. Urin bei Gallenstauung betrifft. Selbst der neugeborene und 
der erwachsene Mensch zeigen Differenzen: bei I. neonatorum z. B. 
wird nach Q., trotz intensivem Hauticterus, Gallenfarbstoff im Harn 
meistens vermisst. (Vergl. dagegen Crusb, Cbl. 1881, S. 122. Ref.) 
Man darf also aus bezüglichen Versuchen an einzelnen Tierspecies 
nicht allzu schnelle Schlüsse betreffend die allgemeine Pathologie des 
Ieterus ziehen. — Schließlich sprioht sich Q. auf Grund eigener 


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384 1'homayrr, Tuberculose u.Carcinomatose d. Bauchfells. - Schrubr; Ko. 22. 

Untersuchungen gegen die Existenz eines sog. „Urobilin-Ioterus“ 
aus; die mit diesem Namen bezeichneten Fälle seien lediglich ge¬ 
ringere Grade eines Gallenicterus. Bei einem gewissen Grade un¬ 
vollkommener Gallenstauung tritt gewöhnlich auch Urobilin im Harn 
auf, kann aber niemals im Serum oder in den Geweben nachge¬ 
wiesen werden. Perl. 


J. Thomayer, Beitrag zur Diagnose der tuberculösen und carci- 
nomatösen Erkrankungen des Bauchfells. Ztschr. f. klin. Med. V1L 
S. 378. 

Indem Vf. die Schwierigkeiten betont, welche sich der differen¬ 
tiellen Diagnose zwischen freiem nicht entzünlichem Ascites chroni¬ 
scher tuberculöser resp. carcinomatöser Peritonitis und cystischen 
Geschwülsten des Eierstockes entgegenstellen können, weist er darauf 
hin, dass die Contouren des tympanitischen Darmschalles und ihre 
Localisation an den Bauchdecken mitunter charakteristisch sind. In 
5 Fällen von Carcinose und dreien von Tuberculose des Bauchfells 
fand er, bei Anwesenheit von mehr oder weniger reichlicher Flüssig- 
keit in der Peritonealhöhle, den tympanitischen Darmschall vorwie¬ 
gend über der rechten, den dumpfen Flüssigkeitsschall dagegen vor¬ 
wiegend über der linken Hälfte des Unterleibes; er erklärt diese, 
von der gewöhnlichen halbmondförmigen Dämpfungsfigur des freien 
Ascites abweichenden percussorischen Verhältnisse dadurch, dass es 
bei der Carcinose und Tuberculose des Bauchfelle leicht zur Schrum¬ 
pfung des Mesenteriums kommt; da die Wurzel des letzteren aber 
vom 2. Lendenwirbel zur rechten Symphysis sacro-iliaoa verläuft, 
so zöge das schrumpfende Gekröse den Dünndarmknäuel nach der 
rechten Seite hin. — Bei dieser Verteilung der Dämpfung ist 
Verwechselung mit linksseitiger Ovarialcyste resp. einem abgesackten 
Peritonealexsudat immerhin möglich. — Uebrigens kann auch, falls 
Dünndarmschlingen an die linke Bauchwand entzündlich angelötet 
sind, die Verteilung von tympanitischem und gedämpftem Schall eine 
der beschriebenen entgegengesetzte sein. Perl. 

1) B. Scheube, Weitere Beiträge zur pathologischen Anatomie und 
Histologie der Beriberi (Kak-ke). Vibchow’s Arch. XCV. S. 1. — 
2) Königer, Ueber epidemisches Auftreten von Beriberi in Ma¬ 
nila. Deutsches Arch. f. klin. Med. XXXIV. S. 419. 

1) Während Sch. seinen früheren Mittheilungen über die Beri- 
berikrankheit nur 3 (japanische) Obductionen hatte zu Grunde legen 
könneu, verfügt derselbe nach seiner Anwesenheit in Batavia und 
nachdem noch 2 japanische Autopsien dazukamen, nunmehr über 20 
secirte Fälle, — wohl das umfänglichste Material, welches bis jetzt 
ein Beobachter der Krankheit beisammen gehabt hat. (Ref. fand auf 
Java zwar eine nicht unerhebliche Zahl Erkrankter vor, konnte 
jedoch zu einer Section dort nicht kommen.) Zunächst bestätigt Scu., 
was die Symptomatologie betrifft, die von Pompp. van Mkkrdkroost 
und Ref. bestimmt ausgesprochene Identität von Kak-ke und Beri¬ 
beri; sodann seine schon früher festgestellten Befunde an den Nerven; 


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No. 22. 


Kömoer, Beriberi. 


385 


Anschwellungen und Einschnürungen der Markscheide, Zerklüftung 
und Zerfall derselben in Tropfenform, Auftreten von Fettkörnchenzellen, 
Resorption des Markes und Axencylinders, ferner Vermehrung der Kerne 
des Endoneuriums, in chronischen Fällen auch Bindegewebszunahme 
in demselben. Entsprechende Befunde beschreibt er in den Muskeln. — 
Da es Vf. möglich war, in 6 Fällen das Rückenmark genau zu er¬ 
forschen, so vermag er zu den früheren makroskopischen Befunden 
folgende mikroskopische hinzuzufügen: zwei Mal Durchsetzung mit 
Amyloidkörperchen (ein Befund, dem nach Sch. eine Bedeutung 
nicht zukommt), einmal Atrophie der Vorderhömer im mittleren 
Teil des Dorsalmarks (nach Sch. eine secundäre Veränderung); ein¬ 
mal, wo die periphere Nervendegeneration sehr weit vorgeschritten 
war, auch in den Spinalganglien Infiltration des Bindegewebes, — 
ein Befund, der nur mit zu dem Beweise dienen könne, dass der 
primäre Process als Neuritis (multiple degenerative Neuritis) auf¬ 
gefasst werden müsse. 

Auch in den Ram. cardiaci der Nn. vagi zeigten sich degene¬ 
rative Veränderungen mit einer gewissen Regelmäfsigkeit; seltener 
wurden sie in den Vagusstämmen, in den Lungenästen und im Re¬ 
currens gefunden. Aus dem ersteren Befunde wie auB der ebenfalls 
ziemlich regelmäfsigen Fettdegeneration des Herzmuskels erklärt Sch. 
die am Herzen schon vielfach beschriebenen Erscheinungen. — Der 
Ankylostomenbefund im Darm — der in 15 Sectionen 13 mal wie¬ 
derkehrte — scheint dem Vf. wichtig für die Ausbildung der An¬ 
ämie. Höher noch schlägt er die Wichtigkeit des Befundes an der 
Milz an, die sich bei seinen Obductionen meistens vergröfsert fand. 
Er sieht in der Milzvergröfserung einen neuen Fingerzeig für das 
Wesen der Krankheit, die er bereits in seinen früheren Mitteilungen 
als Infectionskrankheit angesprochen hatte. Das Suchen nach Mi¬ 
kroorganismen war auch in der neuen Reihe von Autopsien er¬ 
folglos. 

2) Die Stadt Manila wurde nach 17jährigem Freibleiben im 
August 1882 von einer Choleraepidemie befallen, die eine Durch¬ 
schnittsmortalität von 75 pCt. der Erkrankten hatte. Im October 
während die Cholera noch herrschte, trat Beriberi — bis dahin in 
Manila nicht bekannt — und zwar sehr maligne auf. K. glaubt mit 
einer Mortalität von 68 pCt. nicht zu hoch zu greifen. Nach einer 
kurzen, aber sachgemäfsen Recapitulation der klimatischen Popula- 
tions- und Ernährungsverhältnisse auf der Insel giebt er die beson¬ 
deren Eigentümlichkeiten der Beriberi-Epidemien an. Weiber waren 
nicht, wie sonst so häufig, nahezu ausgenommen; die Mittelklassen 
schienen ihm mehr befallen, als die am schwersten arbeitenden nie¬ 
deren Klassen. Dem Lebensalter nach schienen nur die Kinder 
(vor der Pubertät) fast ganz geschützt zu sein; Greise wurden 
in gleiohem Verhältniss heimgesucht, wie junge Männer. — Der 
acute Verlauf (wie er vorwiegend in der ersten Periode der Epide¬ 
mie zur Beobachtung kam), war den der perniciösesten Kak-ke- 
Fälle sehr ähnlich; in den späteren Monaten zogen sich die mehr 
in protrahirter hydropisch-atrophischer Form auftretenden Fälle mei- 

XXII. Jahrgang. 25 


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386 Rampohr; Gapfkt, Aetiologie des Abdominaltyphus. No.22. 

stens Ober Monate hin. — Vf. geht auch auf die pathogenetischen 
Auffassungen, wie sie am differentesten von Sen. einerseits und dem 
Ref. andererseits vertreten werden, ein, und kann der Auffassung 
des Ersteren, dass z. B. ein specifisches Gift die Veränderungen 
in den Nerven primär bedinge, nicht beitreten: „Erst müsste der 
Beweis geliefert, dass die stets vorhandenen Aenderungen in den 
Muskeln und im Gefäfssystem secundärer Art seien und von der 
Nervenerkrankung abhängen u . — Die Behandlung war nach man¬ 
cherlei vergeblichen Versuchen mit Specificis eine symptomatische 
und als solche zuweilen nachweisbar erfolgreich. Wernich. 

1) H. A. Raindohr, Die Typhusepidemie im königl. sächs. 1. Ulanen- 
Regiment No. 17 zu Oschatz im Herbst 1882. Mit 1 lithogr. Tafel 
und 7 Abbildungen. Leipzig 1884. — 2) Gaffky, Zur Aetiologie des 
Abdominaltyphus. Mit einem Anhänge: eine Epidemie von Ab¬ 
dominaltyphus unter den Mannschaften des 3. brandenburgischen 
Infanterie-Regiments No. 20 im Sommer 1882. Milt, des kais. Ge¬ 
sundheitsamtes Berlin. II., 1884. S. 372. 

1) Die von R. beschriebene, ihren näheren Umständen nach im 
Titel gekennzeichnete Epidemie brach im September, als das Regi¬ 
ment von den Herbstübungen zurückkehrte, in der fiscalischen Ka¬ 
serne aus und ergriff von den Unterofficieren und Mannschaften 
33 pCt., von den Frauen und Kindern 14 pCt.; sie erstreckte sich 
auch auf einzelne Stadtquartiere und auf das Gamisonlazaret. In 
den ersten 2 Dritteln des October erfuhr sie eine bedeutende Stei¬ 
gerung und erlosch Anfangs December. Von 100 ausgeprägten 
Typhusfällen wurden 83 im Gamisonlazaret behandelt; unter diesen 
konnten als schwere Fälle 31 gelten, von denen 3 starben. Die 
Behandlung — Abkühlungsbäder von 22° R. Anfangstemperatur und 
Calomel — erzielte also bei 3,6 pCt. Mortalität vortreffliche Resul¬ 
tate. — Die Aetiologie nimmt das Hauptkapitel der Broschüre ein. 
R. erürterte genau alle localen Beziehungen und Möglichkeiten: Ein¬ 
schleppung, Bodeninfection etc., weist die sog. „Bodenhypothese“ 
als ungenügend zurück und kommt zu dem Schlüsse, dass Ausbruch 
und Verlauf der Epidemie in der Kaserne nur durch Infection 
mittels Trinkwasser in natürlicher und ungezwungener Weise 
erklärt werden kann und die secundären Fälle in der Stadt und im 
Gamisonlazaret durch Einschleppung. 

2) G. fand in 26 Typhusleichen charakteristische Bacillenhaufen: 
in den Mesenterialdrüsen, in der Milz, der Leber oder Niere; in zwei 
Fällen (bei denen charakteristische Darmgeschwüre vorhanden waren) 
sah Vf. keine Bacillenhaufen. Er ncceptirt die Ansicht von dem Ein¬ 
dringen der Bacillen von der Schleimhautfläche des Darms und zwei¬ 
felt die Bedeutung der — übrigens von ihm nur ausnahmsweise 
gefundenen — Mikrokokken an. (Vgl. Cbl. 1883, S. 267). — Als 
charakteristisch für die von ihm auf Fleischwasserpeptongelatine bei 
37° C. cultivirten Typhusbacillen giebt er an: Eigenbewegung, — 
verhältnissmäfsig geringe Aufnahmefähigkeit für Anilinfarbstoffe, — 
Unfähigkeit die Fleischwasserpeptongelatine zu verflüssigen, — cha- 


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No. 22. 


Hksse, Mikroorganismen in der Luft. 


387 


rakteri8tisch gleichmäßiges (eine Decke bildendes) Wachsen auf 
Kartoffelflächen, — endständige Sporenbildung. — Tierinfectionsver- 
suche, mannigfach variirt, führten weder bei 16 Kaninchen, 13 Meer¬ 
schweinchen, Ratten, Mäusen, Tauben und Hühnern, noch selbst bei 
5 Javaaffen und 1 Kalbe zu einem positiven Resultat. „Als wesent¬ 
lichstes Moment gegen die Annahme, dass die Typhusbacillen mit 
Fäulniss irgend etwas zu schaffen haben, möchte ich die Tatsache 
hervorheben, dass sie aufserhalb des Körpers gezüchtet, soweit meine 
Untersuchungen gestatten, niemals zu Fäulnisserregern werden“. 
(Dieser etwas schwache Einwand soll sich wohl gegen die vom Ref. 
an oben citirter Stelle begründeten Anschauungen richten.) — Zum 
Verhalten der Typhusbacillen aufserhalb des Körpers resp. zu den 
Wegen der Infection liefert G. nun den im Titel namhaft gemach¬ 
ten Beitrag, nachdem er sich vorher die Anschauung angeeignet hat, 
dass bei sinkendem Grundwasser die in den Boden gelangten 
Typhuskeime in die Brunnen, resp. das Trinkwasser und so in den 
Körper gelangen. — Die auf ein Bataillon beschränkte Typhusepi¬ 
demie in Wittenberg bot Gelegenheit zu genauen Local- und Wasser- 
Untersuchungen, als deren Resultat Vf. das Urteil ausspricht, dass 
„das aus dem Zeughaus-, Kasernen-Brunnen geschöpfte Wasser als 
die Ursache der Epidemie zu betrachten ist, nachdem es von 
der Latrine her durch Typhuskeime iqficirt war“. Wernioh. 

W. Hesse, Ueber quantitative Bestimmung der in der Luft enthal¬ 
tenen Mikroorganismen. Mitt. aus dem Kais. Gesundheitsamt. II. S. 182. 

Die Methode, aus der Luft niedersinkende oder sonst auf eine 
Weise aufgefangene Keime, auf durchsichtigen Gelatine-Nähr¬ 
böden zu Reinculturen zu entwickeln, vervollkommete H. Durch 
ein Verfahren, abgemessene Luftmengen so langsam über die Ge- 
latioefiäclie streichen zu lassen, dass die Keime sämmtlich an den 
Nährboden abgegeben wurden, ein Verfahren mithin, durch welches 
eine quantitative Bestimmung derselben ermöglicht wird. Hierzu 
diente eine vorher sterilisirte, an der Innenfläche mit 5proc. Fleisch- 
infus-Pepton-Gelatine ausgekleidete Glasröhre, durch einen besonders 
construirten Wattepfropf an dem einen Ende verschlossen; die Aspi¬ 
ration der Luft wurde durch empirisch nach ihrer Durchlasszeit gra- 
duirte Ansatzröhrchen geregelt. — Alle im Mantel der mit Gelatine 
ansgekleideten Röhre aufgefangene Luftkeime liefsen sich auf der 
unteren Seite nieder; die Pilzkeime als die leichteren (resp. als 
wirklich vereinzelt auftretende Keimindividuen) am Ende, die Bak¬ 
terienkeime (als Haufen oder an fremden Trägern haftend, daher 
schwerer) am Anfangsteile der Röhre. Alle auswachsenden Culturen 
waren Reinculturen. Ob sämmtliche Keime zur Ansiedlung genötigt 
waren, wurde an der durch ein besonderes Verfahren ermittelten 
Sterilität des verschliefsenden Wattepfropf controlirt. Die Ablage¬ 
rung erfolgte in der Röhre in Gestalt eines langgestreokten Drei¬ 
ecks, da das Plus der Keime (dessen Basis bildend) sich nahe der 
EingaDgsöffnung der Röhre, das Minus (die Spitze des Dreiecks) 
sich am Aspirator vorfand. — Aus den Resultaten seien folgende 

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C. W. Müu.kr , Trigeminuslähmung. 


No. 22. 


hervorgehoben: Luft aue dem Tierarzneischulgarten enthält in 20 L. 
Luft mindestens 20, höchstens 4, durchschnittlich 10 Keime, zur 
Hälfte Pilze; bei feuchter Witterung nahm die Zahl der Keime 
ab. Steglitzer Luft enthielt in 12 L. Luft einen Keim für eine 
Pilzcolonie. Bewegt gewesene Zimmerluft gab in 5 L. Luft Keime 
zu 90 Colonien (3 Pilzcolonien) her, ruhige Luft desselben Zimmers 
1 Keim. Im Laboratorium wurde eine Luft aufgefangen, die in 20 L. 
130 größtenteils in Pilzcolonien aufgehende Keime enthielt. In 
einer Schule wurden in je 2 L. Luft vor dem Unterricht 6, während 
desselben 40, beim Austritt der Schüler 80 keimfähige Staubteilchen 
ermittelt. In einem Lumpensortirsaal lieferte die Luft in 1 L. Luft 
Tausende von Keimen. Zahlreiche Versuche, welche in Kranken¬ 
sälen und mit der Luft verschiedener Bodenarten angestellt wurden, 
waren, was das Auffinden charakteristischer Krankheitskeime anlangt, 
bis jetzt ergebnisslos. Wernich. 

C. W, Maller, Zwei Fälle von Trigeminus-Lähmung. Arch. f. Psych. 
etc. XIV. S. 263 und S. 513. 

1) Ein 43jähriger Mann, nicht syphilitisch, bemerkt zuerst im 
Jahre 1870 ein stumpfes knebelndes Gefühl in der r. Zungenhälfte; 
allmählich wird die ganze rechte Gesichtshälfte von diesen Parästhesien 
ergriffen und im Laufe der nächsten Jahre die Hinterhauptsgegend 
und die r. Oberextremität. Die 6 Jahre nach Beginn des Leidens 
vorgenommene Untersuchung weist eine völlige Anästhesie im Be¬ 
reich des zweiten Astes, eine fast complete im Gebiet der sensiblen 
Fasern des dritten Astes und eine partielle im ersten Ast des r. 
Trigeminus nach. Der Geschmack fehlt auf den vordem V 3 der 
r. Zungenhälfte. Im Ausbreitungsbezirk des Occip. maj. und min. 
sowie des Auricul. mag. besteht Anästhesia doloros. Die Schweifs-, 
Speichel- und Tränensecretion ist in der r. Gesichtshälfte erheblich 
eingeschränkt. Trophische Störungen fehlen und die motorischen 
Functionen sind gewahrt. 

Bezüglich der Localisation kommt Vf. zu dem Schluss, dass 
die Erkrankung anfänglich in einer peripheren Neuritis der sensi¬ 
blen Trigeminu8fasera centralwärts vom Gangl. Gasseri bestanden 
habe, und dass durch ascendirende Neuritis die Affection der sämmt- 
lichen erwähnten sensibeln Nerven vor ihrer Kreuzung erfolgt sei. 

Nach 6jähriger Behandlung mittels galvanischer Elektricität er¬ 
folgt fast complete Heilung. 

2) Dieser Fall, der eine 51jährige Frau betrifft, bietet eine 
Reihe interessanter klinischer Erscheinungen. Die Störung im 1. 
Trigeminusgebiet wird eingeleitet durch wiederholte Augenentzün¬ 
dungen, die Jahre lang dem Eintritt von Sensibilitätsstörungen vor¬ 
ausgehen. Die Anästhesie erfasst dann den ganzen sensibeln Bezirk 
der Quintus mit Ausnahme des Buccalis und Auriculotemporalis. 
Continuirliche reissende Schmerlen und Parästhesien, Schluck- und 
Kaubeschwerden — Atrophie- und Parese des Muse, masseter und 
temporalis. Die neuroparalytische Keratitis besteht fort, nachdem 
die Aesthesie des Bulbus zurückgekehrt ist. Es besteht eine Otitis 


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Ko.22. Baj.lkt. Mkndei,ssohn, Jakubuwitsch, Lissaukb, Wkiokrt, Tabes. 389 

auf dem 1. Ohr, die ebenfalls auf trophische Störungen bezogen wird. 
Die Lähmung des einzigen vom Quintue versorgten Gaumenmuskels, 
des M. sphenostaphylinus, mit ihren diagnostischen Merkmalen wird 
ausführlich besprochen. 

Die Geschmackstörung war in diesem Falle eine partielle, indem 
nur salzig und bitter nicht erkannt wurden. In der Folge erkrankt 
auch das r. Trigeminusgebiet und zwar ist die erste Erscheinung 
ein Ulcus corneae, während die Sensibilität noch vollkommen er¬ 
halten ist. 

Der Vf. nimmt an, dass es sich um eine Erkrankung handelt, 
die zunächst das linke Ganglion Gasseri ergriffen und indem sie von 
der medialen noch der lateralen Seite vordrang, nacheinander die 
trophischen, motorischen und sensibeln Fasern lädirte; durch Gefäfs- 
vermittelung sei dann der krankhafte Process auf das r. Ganglion 
Gasseri übergewander. Oppenheim. 

1) G. Ballet, De l’hemiatrophie de la langue dans le Tabes dorsal 
atonique. Arch. de Neurol. 1884, Ko. 20. — 2) M. Mendelssohn, 
Ueber die elektrische Reaction der sensiblen Hautnerven bei Ta¬ 
bikern. Petersb. med. Woohenschr. 1884, No. 7. — 3) W. Jakn- 
bowitsch, Tabes im Kindesalter. Arch. f. Kinderheilk. 1884, No. 5—6. 
— 4) H. Lissauer, Ueber Veränderungen der CLARKK’schen 
Säulen bei Tabes dorsalie. — 5) C. Weigert, Zusatz zu dem 
Obigen. Fortschr. d. Med. 1884, No. 4. 

1) B. bespricht die in der Literatur enthaltenen Beobachtungen 
über halbseitige Zungenatrophie im Verlauf der Tabes dorsalis und 
führt einige Fälle seiner eigenen Beobachtung an. Er glaubt, dass 
man diesem Symptom öfter begegnen werde, wenn man seine Auf¬ 
merksamkeit darauf lenkt. Wie es sich bei der Atrophie der Extre¬ 
mitätenmuskeln, die zuweilen bei Tabes vorkommt, um ein Ueber- 
greifen des degenerativen Processee von den Hintersträngen mittels 
der hintern Wuurzelzonen auf die grauen Vordersäulen handelt, so 
ist nach B. in der Medulla oblongata die sensible Trigeminuswurzel 
der Weg, auf dem der tabische Krankheitsprocess zu den motori¬ 
schen Nervenkernen gelangt; man müsse daher, wenn im Verlauf der 
Tabes dorsalis Atrophien im Bereich der Hirnnerven auftreten, nach¬ 
forschen, ob nicht auch das Trigeminusgebiet Störungen aufweist. 

Oppenheim. 

2) Bei gesunden Menschen ist das Erregungsgesetz der sensib¬ 
len Nerven demjenigen bei den motorischen analog: die KaSE (Ka- 
thodenschliefsungsempfindung) ist gröfser, als die ASE, diese > 
als AOE und KaOE. Die AOE endlich gleich der KaOE. — 
Bei 21, Sensibilitätsstörungen darbietenden Tabeskranken^ fand M. 
nun öfter abnorme Reactionen: AOE war gröfser als KaSE, und 
2 Kranke wieder fühlten (bei normaler Tastempfindung, ,aber vor¬ 
handener Analgesie) bei AO gar nichts. Aufserdem unterschied sich 
die Anodenempfindung öfter nicht nur in der Intensität, sondern 
auch der Qualität von der Kathodenempfindung (AS-Brennen, 
KaS-Stechen). Schliefslich wurden in Fällen mit vorwiegender AE 


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Atkinson , Multiple Hautulceration. 


No. 22. 


auch die anderen Formen der Sensibilitätsstörung (verlangsamte 
Leitung etc.) mit AS beobachtet (Cbl. 1882, S. 864). 

Als „Tabes“ (? Ref.) beschreibt J. (3) die Krankheit eines lOj&hr. 
Knaben, der anPachymeningitis (? Ref.) gelitten hatte und dadurch taub 
geworden war. Die übrigen Sinne normal, Unterextremitäten schwach, 
Gehen unmöglich, Muskelkraft auch der oberen Extremitäten ver¬ 
mindert; TastgefOhl etwas herabgesetzt, Temperaturempfindung nor¬ 
mal, keine Krämpfe, keine Contracturen. Patellarreflex links ver¬ 
schwunden, rechts nur vermindert. Muskelsinn und elektromusku- 
läre Erregbarkeit vermindert. Bernhardt. 

Durch die WKiGKirr’sche Färbemethode mit Fuchsinlösungen 
konnte L. (4) nachweisen, dass die normaler Weise an feinen Fasern 
besonders reichen CLARKR’schen Säulen des Röckenmarkes bei der 
Tabes diesen Faserreichtum mehr oder weniger verlieren. Es scheint, 
dass in den späteren Stadien der Krankheit die Abnahme der Ner¬ 
venfasern an dieser Stelle mehr hervortritt, als im Bginne der Er¬ 
krankung; jedoch auch im letzteren Falle enthält die CLAiutE’sche 
Säule weniger mit Fuchsin färbbare Fasern als die Umgebung, 
während im normalen Rückenmarke das Umgekehrte der Fall ist. 
Die Ganglienzellen der ClaRKE’ schen Säulen bleiben intact. 5) W. 
empfiehlt eine neue Färbung mit Hämatoxylin und einer alkalischen 
Lösung von rotem Blutlaugensalz, welche die Nervenfasern tief 
schwarz, die Ganglienzellen bräunlich färbt. Moeli. 

Atkinson, Multiple cutaneus ulceration. Amor. J. of the med. scienc. 

1884, Jan. 

Ein 2 jähriges Kind, welches durch eine mehrere Monate lang 
bestehende Diarrhoe sehr heruntergekommen war, bekam Papeln an 
der Dorealfläche der Hände, Füsse, Finger und Zehen. Auf den 
Papeln entwickelten sich Blasen, und daraus gingen flache Ulcera- 
tionen hervor. Bald darauf stellten sich ähnliche Ulcerationen ein 
an den Armen, den Beinen in der Nähe der Malleolen, auf der 
Zunge, auf der rechten Wange und hier in besondere grofser Aus¬ 
dehnung. Nach einigen Wochen begann das Gewebe am rechten 
Zeigefinger sehr schnell zu zerfallen, gleichsam zu schmelzen in dem 
Maafse, das schliefslich die beiden Endphalangen ausgestossen wurden. 
Die Patientin rieb fortwährend an den wunden Stellen: Störungen 
der Sensibilität oder andere nervöse Alterationen liefsen sich nicht 
constatiren. Durch Hebung des allgemeinen Gesundheitszustandes, 
durch passende Diät erholte sich das Kind und die Ulcerationen 
vernarbten. — Nach des Vf.’s Ansicht gehört dieser Fall zu der 
Gruppe jener Krankheiten, welche O. Simon als multiple kachektieche 
Gangrän bezeichnet hat. Nach Simon soll diese Gangrän durch 
Thrombose entstehen. A. rechnet indess diese Affection, um so 
mehr, da in seinem Falle das Herz sich als ganz intact erwies, zu 
den Neurosen und glaubt, dass sie zu jenem Leiden in Beziehung 
steht, welches von Raynaud u. A. als symmetrische Gangrän be¬ 
schrieben ist. Lewinski. 


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Ko. 22. 


Masciika , Sublimatvergiftung. 


391 


ÜMehka, Zwei Fälle von Sublimatvergiftung. Prager med. Wochen¬ 
schrift 1884, No. 5 u. 6. 

M. hatte vor einiger Zeit einen Fall mitgeteilt, in welchem 
eine 16jährige Frau eine gröfsere Menge concentrirter Sublimat¬ 
lösung zu sich genommen hatte und nach Verlauf von 6 Stunden 
verstorben war; es hatte sich dann die Schleimhaut der Lippen, des 
Mundes, der Zunge und Speiseröhre grau gefärbt, gerunzelt, des 
Epithels beraubt gezeigt. — Die Magenschleimhaut war von hm- 
morrhagisch-nekrotischer Beschaffenheit, im Darm blutige Suffusion 
der Mucosa, an der Basis der Nierenpyramiden waren kleine Blut- 
austretungen. 

Jetzt handelt es sich um ein Liebespaar, welches in selbst¬ 
mörderischer Absicht in Wasser aufgelösten Sublimat genommen 
hatte. l*/ a Stunden danach nahm man an dem in’s Krankenhaus 
Überfahrten 28 Jahre alten Mädchen Unfähigkeit zu sprechen, Sin- 
gultus, heftiges Erbrechen wahr. Das Krankenlager dauerte 6 Tage; 
Magenschmerzen, Erbrechen hielten zuächst an, es gesellte 6ich 
Albuminurie hinzu, diarrhoische, dann blutige Stöhle folgten; bei 
Nachlass der Schmerzen und des Erbrechens trat Anurie auf; die 
Temperatur war subnormal. 

Aus dem Sectionsbefunde ist als pathologisch zu erwähnen: Im 
unteren Dritteil der Speiseröhre ist die Schleimhaut bräunlich, gerunzelt, 
das Epithel „teils abgelöst, teils in Fetzen herabhängend“, in der 
Leber bei mikroskopischer Untersuchung geringe fettige Infiltration 
der Zellen, in den Nieren Verfettung des Epithels der Harnkanälchen. 
Der Magen wenig ausgedehnt, seine äufsere Fläche blass, in seiner 
Höhle nahezu V« Liter einer graulich-gelblichen, neutral reagirenden 
Flüssigkeit, die Schleimhaut etwas geschwollen, am Fundus gerötet 
und lediglich einzelne stecknadelkopfgrofse Ekchymosen sichtbar. 
Die Mucosa des Duodenum nur schwach gerötet. Der Darm ent¬ 
hält eine graulich-gelbe, mit Flecken gemengte, höchst öbelriechende 
Flüssigkeit. Die Schleimhaut des gesammten Dickdarms ist geschwollen, 
dunkelbraunrot, mit zahlreichen gelbgrönen Schorfen besetzt; diese 
waren rundlich, bohnengrofs, 2—3 Mm. dick, symmetrisch, stets 3 
nebeneinander, in Reihen nach der Längsachse des Darms gestellt. 
Die Submucosa war blutig suffundirt, stellenweise bis zur Serosa 
verschorft, einzelne Schorfe sind abgelöst, so dass tiefe Gewebsverluste, 
aber ohne Perforation resultiren. An der Schleimhaut des Ileum 
dicht an der Ccecalklappe traf man quergestellte Verschorfungen 
einzelner Falten. 

An dem in ein anderes Krankenhaus gebrachten 25 Jahre alten 
Liebhaber war der intravitale Symptomencomplex analog dem jenes 
Mädchens, doch trat schneller Collaps und Tod am 4. Tage nach 
der Vergiftung ein. — An der Leiche sah man die Speiseröhren¬ 
schleimhaut bräunlich, leicht gernnzelt, das Epithel abgelöst, die 
Submucosa etwas serös infiltrirt. 

Im Magen eine bräunlich-gelbe, neutral reagirende Flüssigkeit, 
die Schleimhaut dunkelbraun, geschwollen, blutig suffundirt, „tief 
verschorft“, die Mucosa des Dünndarms nur etwas geschwollen und 


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392 


Lehmann. — Hoopbr. — Külz. 


No. 22. 


injicirt. Im Dickdarm, und zwar namentlich im Colon transversum, 
finden eich zahlreiche rundliche, erbeengrofee Verschorfungen, sym¬ 
metrisch nach der Längsachse in Reihen gelagert, bis zur Serosa 
Tordringend; stellenweise waren die Schorfe abgestofsen und Ulce- 
rationen entstanden. Die Milz war intumescirt, die Leberzellen 
mäfsig, die Nieren stark verfettet. 

Bei dem Mädchen war der Magen weniger afficirt, weil vor 
der Injection des Giftes mehr Speise genommen war. Der Umstand, 
dass derartige Darmverscborfungen von Hkilborn, Tatlor, Anders eck 
und Hamburger, Vidai. auch nach endermatischer Sublimat-Application 
beobachtet worden sind, weist darauf hin, dass es sich nicht am 
locale Anätzungen, sondern um Wirkungen vom Blute ans handelt, 
ob dabei die im Blute enthaltenen Quecksilberoxyd-Albuminate oder 
durch die Nierenerkrankung im Blute retinirte Stoffe ursächlich 
beteiligt sind, lässt sich schwer bestimmen. Falk. 


K. B. Lehmann, Ein Beitrag zur Lehre vom Geschmackssinn. 
Pflöger’s Arcb. XXXIII. S. 194. 

L. hat einen Mann beobachtet, bei dem durch einen Unfall neben Verletzungen 
anderer Gehirnnerven rechts (Facialis, Hypoglossus, Acusticus), auch die Geschmacks- 
perceptionsfähigkeit der rechten Zungenhälfte (Glossopharyngens) fast aufgehoben war. 
Bei der Prüfung des Geschmacks zeigte sich die linke Zungenhälfte intact; als empfind¬ 
lichste Region erwies sich eine Zone an der Zungenspitze, danach der seitliche Zungen¬ 
rand und der Zungengrund in der Gegend der Papillas circumvallatie, weit weniger 
die Zungenmitte, aber deutlich empfindlich für die meisten Geschmäcke. Rechterseits 
zeigte die kleine Spitzenregion eine schwächere Reaction; an allen anderen Stellen 
fehlte der Geschmack vollständig. Die Sensibilität der beiden Zangenhälften war voll¬ 
kommen erhalten. Der vorn erhaltene Geschmack rührt vielleicht von Glossopharyngeus- 
fasern her, die von links her die Mittellinie überschreiten. — Vf. pflichtet nach seinen 
Untersuchungen in diesem Falle v. Vimtschgau bei, dass im Sauren und auch im 
Salzigen und Adstringirenden Geschmackscomponenten vorhanden seien, was von an¬ 
deren Autoren bestritten worden war. j. Sander. 


Hooper, Experimental researches on the tension of the vocal bands. 
Boston. Physiolog. Lab. Harvard medical scbool. 1883. 

Die mit Bowditch gemeinschaftlich angestellten Versuche ergaben, dass der M. 
thyreo-cricoideus (der als von der Cart. thyreoidea zur C. cricoidea ziehend angesehen 
werden muss) dazu dient, die Cart. cricoidea zu der Cart. thyreoidea heranzuziehen, 
während letztere fixirt bleibt. Dadurch werden die Stimmbänder natürlich gespannt. 
Bei hohem Druck der von der Trachea her durch die Stimmritze ausströmenden Luft 
wird die C. cricoidea stärker bewegt, als die C. thyreoidea. Nach Durchschneidung 
der äufseren Kehlkopfmuskeln bewegen sich beide Knorpel freier; dadurch wird die 
Spannung der Stimmbänder verringert. Der Exspirationsstrom hebt nicht nur den 
ganzen Kehlkopf, sondern noch besonders die C. cricoidea. Das Lumen des Kehl¬ 
kopfes wird durch Aufwärtsbewegung der C. cricoidea vergrößert; starke Anstrengung 
der Stimme muss also die C. cricoidea gegen die C. thyreoidea so bewegen, dass sie 
die Stimmbänder spannt, weil auf diese Weise die Capacität des Larynx wächst. Der 
Luftstrom dient also als directer und wichtiger Längsspanner der Stimmbänder. 

J. Sander. 


R. Kfilz, Zur Darstellung und Kenntniss der Urochloralsäure, sowie 
der chlorhaltigen Spaltungsproducte der Urochloralsäure und 
Urobutylchloralsäure. Pflöger’s Arch. XXXIII. S. 221. 

K. giebt einige Nachträge zu der betreffenden Abhandlung von E. Külz. Die 
Reindarstellung der Urochloralsäure selbst gelang am besten durch Ausziehen der rohen 


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No. 22. 


Hammkrbacheb. — Nauwerk. — v. Wahl. 


393 


Store mit heilsam Aether, die des urochloralsauren Natron durch Auskochen des 
Natriumsalzes mit Alkohol, aus dem sich beim Erkalten das Salz aasscheidet. Die 
Trichlorsethylalkohol als Spaltungsproduct beim Kochen von Urochloralsäure mit ver- 
dünnter Schwefelsäure nach v. Mering wird bestätigt, ebenso die des Trichlorbutyl- 
alkohol aus Urobutylchloralsäure. — Schließlich empfiehlt K. f künftighin die Be¬ 
nennungen Trichlorathylglycuronsäure und Trichlorbutylglycaronsäure su gebrauchen. 

E. Salkowski. 


Fr. Hammerbacher, Ueber den Einfluss des Pilokarpin und 
Atropin auf die Milchbildung. Pflügkr’s Arch. XXXIII. S. 228. 

Die Versuche sind an einer Milchziege angestellt, welche fast während der ganzen 
Dauer der Lactation (vom 11. October bis 2. Februar) beobachtet wurde. Da sich 
in der Normalzeit vielfache Unregelm äfsigkeiten in der Milchsecretion bemerklich 
machten, zum Teil abhängig von wechselnder Fütterungaufnahme, so ist zur Bildung 
der Vergleichszahlen überall das Mittel aus einigeo der Pilocarpinwirkung vorangehen¬ 
den Tagen gezogen. Das Pilocarpin wurde in der Dosis von 0,15 Mittags unter die 
Haut gespritzt; kleinere Dosen waren ohne Wirkung. Es ergab sich zunächst, dass 
das Pilocarpin die Milchsecretion nicht vermehrt; die Nachmittagsmilch zeigte sich 
sogar an Menge erheblich vermindert. Die in den ersten 4 Stunden nach der Ein¬ 
spritzung des Pilocarpins gebildete Milch war auch ärmer an festen Bestandteilen, als 
die normale Milch. — Atropin (0,12—0,18 Grm. Atropin sulfur. gleichfalls um die 
Mittagszeit eingespritzt) setzte die Milchmenge gleichfalls herab. Die in den ersten 
4 Stunden nach der Einspritzung secernirte Milch zeichnete sich, aber im Gegensatz 
zur Pilocarpinmilch, durch einen auffallend hohen Gehalt an Trockensubstanz aus. In 
der Trockensubstanz dieser Milch ist aufserdem das Fett in gröfserer Menge vorhanden, 
als normal. E. Salkowski. 


C« Nauwerk (Aus dem patholog. Institut der Universität Tübingen), Ueber 
Endothelver&nderungen bei acuter Nephritis. Deutsche med. Wochen- 
schr. 1884, No. 10 u. 11. 

N. untersuchte neuerdings Nierenstückchen, die seit dem Jahre 1875 in Alkohol 
gelegen hatten und von einem an Urämie, in Folge von acuter Nephritis nach Diph¬ 
therie gestorbenen 22jährigen Manne stammten. Er fand fast nur Veränderungen an 
den Glomeruli und zwar aufser Desquamation des Epithels starke Proliferation und 
degenerativen Zerfall der Endothelien überwiegend an den Knäueln, aber auch in den 
intertubulären Capillaren des Labyrinths und einigen Arterien. Verstopfung der Capillar- 
bahn war nirgend eingetreten. Aufser anderen Details hat N. vielfache geecbwollene 
Kerne an Epi- und Endothelien beobachtet o. Israel 


E* V. Wahl, Ueber die diagnostische Bedeutung der systolischen 
Geräusche bei partieller Trennung des Arterienrohres. Petersburger 
med. Wochenschr. 1884, No. 1. 

Anknüpfend an einen bereits 1881 veröffentlichten Fall und einige in der Lite¬ 
ratur enthaltene einschlägige Beobachtungen teilt Vf. eine Krankengeschichte mit, be¬ 
treffend einen 23jährigen Mann, der einen Messerstich im rechten Oberarm erhalten 
und 8 Tage nachher eine 2 1 / 2 Ctm. klaffende und 4 Ctm. lange trichterförmige Wunde 
im Sulc. bicipit. ezt. mit deutlicher Pulsation, sowie systolischem Schwirren, 
2 Fingerbreit über dem Ellenbogengelenk an einer etwas stärker hervorgewölbten Haut¬ 
stelle zeigte. Der Radialpuls war wohl fühlbar. Eine schon am nächsten Tage er¬ 
folgende Nachblutung zwang zur doppelten Ligatur der A. brach., sowie zur Ezcision 
des verletzten Arterienstückes. Dasselbe bot einen ca. 6 Mm. langen klaffenden, schräg 
verlaufenden Schlitz. Der Patient genas vollkommen. — Als Gegenstück berichtet 
Vf. über einen Revolverschuss durch die A. subclavia, in welchem Falle das Fehlen des 
systolischen Schwirrens und Aufhebung des Radialpulses schon vor der Ligatur die 
Diagnose auf völlige Dcrchtrennung des Gefäfses stellen liefsen und diese bei der Ope¬ 
ration bestätigt wurde. P. Güterbock. 


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394 Schafki'. — Canstatt. — Pkdell. — Ruskbkrg. — Hkgar. No. 22. 


H, Schäfer, Die Augen der Taubstummenanstalt in Gerlachsheim. 
Cbl. f. Aagenheilk. 1884, 3. 

Unter 95 Taubstummen fanden sich 21 Emmetropen, 62 Hypermetropen. 7 Myopen 
und 5 Astigmatiker. Die Refractionsanomalien zeigten nur einen sehr geringen Grad. 
Aufifallend war es, dass bei 5 Zöglingen das Bestehen von Retinitis pigmentosa con- 
statirt werden konnte. Die Taubheit war bei 4 angeboren und beim fünften nach 
Typhus im zweiten Lebensjahre aufgetreten. Letztere Tatsache liefert den Beweis, 
dass, wie bereits Ljsbbxich und Hocquard gezeigt haben, die Retinitis pigmentosa 
mit angeborener Taubheit oder erworbener Schwerhörigkeit in einem gewissen Zu¬ 
sammenhänge Steht. Horatmann. 


R. C all statt, Die Behandlung der Diphtherie mittels Sublimat¬ 
lösung. Aerztl. Intelligenz-Bl. 1884, No. 4. 

Besprengung des Fufsbodens 5—6 Mal des Tages mit 2 1 /* procentiger Carbolsäure- 
lösung, stündliches Auspinseln der ergriffenenen Teile mit Sublimatlosung (1 auf 10,000); 
3 Mal täglich Abreibung mit nassen Laken. Zur Beruhigung der Kinder bei den 
stündlichen Pinselungen Chloralbydrat in gröfseren oder kleineren Dosen. Keins der 
so behandelten Kinder bekam Stomatitis. L. ttosenthai. 


Pedell, Wahre Gicht mit Nierenschrumpfung bei Blei-Intoxication. 

Deutsche med. Wochenschr. 1884, No. 9. 

P. veröffentlicht die Krankengeschichten zweier Maler, bei denen es neben chro¬ 
nischer Bleivergiftung zur Nierenschrumpfung und zur harnsauren Gicht kam. Diese 
Fälle unterstützen die Annahme des namentlich von englischen Autoren betonten ur¬ 
sächlichen Zusammenhanges zwischen chronischer Blei-Intoxication und den eben an¬ 
geführten Krankheitsprocessen. Perl. 


J. W. Runeberg, Ueber künstliche Aufblähung dee Magens und 
des Dickdarms durch Einpumpen von Luft. Deutsches Arch. f. klin. 
Med. XXXIV. S. 460. 

R. empfiehlt zur Aufblähung des Magens oder des Dickdarms zu diagnostischen 
Zwecken statt der Kohlensäure das Einpumpen atmosphärischer Luft vermittelst eines 
RiCHABJDSOH'schen Spray-Apparates durch eine in den Magen eingeführte weiche Magen¬ 
sonde resp. ein bis zur Höhe von 15—20 Ctro. in das Rectum eingeführtes weiches 
Analrohr (oder einen elastischen Katheter). Der Vorzag dieses Verfahrens besteht 
namentlich darin, dass man den diagnostisch wünschenswerten Grad der Aufblähung 
hier vollständig beherrscht. — R. belenchtet an 2 Fällen die Wichtigkeit dieser Unter¬ 
suchungsmethode für die Diagnose von Tumoren der Bauchhöhle. Perl. 


A. Hegar, Die Dehnung des Rückenmark*. Wiener med. Blätter 1884, 
No. 3 u. 4. 

Durch Versuche an der Leiche hat H. festgestellt, dass man in der Vorwärts¬ 
beugung der Wirbelsäule ein Mittel besitzt, um einen bedeutenden mechanischen Effect 
auf das Mark, seine Hüllen, sogar auf das Gehirn auszuüben. Das Rückenmark 
und seine Hüllen werden dabei wie über eine Rolle ausgespannt: an den Nerven, 
welche am oberen und unteren Abschnitt des Marks entspringen, wird dabei ein in 
der Richtung nach dem Wirbelkanal zu gehender Zug ausgeübt. Man kann diese 
Beugung der Wirbelsäule mit denjenigen Manipulationen an den Extremitäten com- 
biniren, welche man für die sogenannte „unblutige Dehnung“ anwendet. Durch Nicht¬ 
beugen des Kopfes kann die Halswirbelsäule ausgeschaltet werden. Chloroformnarkose 
ist bei der Operation am Lebenden zu widerraten: der Kranke sitzt auf einem festen 
Tisch, die unteren Extremitäten liegen diesem fest auf, die Kniee werden durch einen 
Assistenten gestreckt gehalten, Kopf und Brust werden nach den unteren Extremitäten 
zu gebeugt, event. hebt man die gestreckten Beine nach dem Kopfe zu (Combination 
mit unblutiger Iscbiadicusdehnung). Vorsicht und Maafshalten ist auch bei diesen 
Handgriffen geboten. Bernhardt. 


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No. 22, Madkk. — Eichhoff. — Sukolofk. — Finkler u. Prior. 395 


Hader, 1) Tuberkel im Pons Varoli. Bericht der Rudolph-Stiftung. 
Wien, 1883, S. 366. — 2) Sarcoma thalami opt. dextri. Ebendas. 
S. 370. 

1) Ein 37 jähriger tuberculöser Mann zeigte eine rechtsseitige Hemiparese und 
Abmagerung; Algesie und Localisationsgefühl rechts (incl. Kopf) vermindert, Mund¬ 
schleimhaut intact Plantarreflex rechts schwächer, Patellarreflex rechts stärker, als 
links. Linker Abducens gelähmt; später linksseitige Facialislähmung. ln der Rinde 
der ersten linken Stirnwindung ein haselnussgrofser Knoten. Im Anfang des mittleren 
Ponsdrittels (links) eine käsige Masse, die nach rückwärts zu einer mit Eiter gefüllten 
Hehle führt von Bohnengröfse und nur wenig nach rechts hinüberreichend. 

2) 61 jährige Frau; Kopfschmerzen, Schwindelanfälle mit Bewusstseinsverlust. — 

Linksseitige Hemiplegie, keine* Sensibilitätsstörungen. Sieht mit dem rechten Auge 
nicht, mit dem linken schlecht. (Keine genauere Untersuchung.) Hirnwindungen 
platt — An Stelle des rechten Sehhügels eine hühnereigrofse sarkomatöse Geschwulst: 
dahinter schon in der Markmasse der äufseren Wand des Anfangsteils des Hinterhorns 
ein zweiter haselnussgrofser Tumor. Ped. cerebri und der von punktförmigen Blutungen 
durchsetzte rechte Tract. opt comprimirt. Bernhardt. 

Eiehhoff, Mitteilung eines Falles von Xanthelasma planum et tu- 
berculosum multiplex. Deutsche med. Wochenschr. 1884, No. 4. 

Der Fall betrifft ein 1 \ Jahre altes Kind, bei dem seit dem zweiten Lebensmonate 
die Flecke aufzutreten anfingen (demnach die früheste Lebensperiode, in der bis jetzt 
ein derartiger Fall beobachtet ist) und sich seit jener Zeit vergröfsert und vermehrt 
hatten. Sie fanden sich auf der Haut des ganzen Körpers, vornehmlich auf dem 
Rücken und den Extremitäten, sowie auf der behaarten Kopfhaut. Die Augenlider 
und die sichtbaren Schleimhäute zeigten keine Abnormitäten ähnlicher Art. Die 
zwischen den afficirten Teilen liegende normale Haut war heil, geschmeidig und 
kräftig, nur etwas dunkler gefärbt, als gewöhnlich. Das Kind war sonst gut ent¬ 
wickelt. — Die mikroskopische Untersuchung eines excidirten Flecken ergab starke 
Pigmentinxng des Rete Malpighi, im Papillarkörper zeliige Wucherung, teils diffus, 
teil fleckweis: die Zellen rnnd, oval oder eckig und geschwänzt, sind größtenteils fein¬ 
körnig getrübt und dann gröfser und dichter beisammenliegend. Lymphgefäfserweite- 
rnng ist nicht vorhanden. — Der excidirte Knoten recidivirte nicht. — ' Aetiologisch 
ist noch zu erwähnen, dass die Mutter der kleinen Patientin eine auffällig duokle 
Hautfarbe und sehr grofse, duukel-pigmentirte Nsevi hat, und dass der Vater der Mutter 
des Vaters, wie Vf. sich überzeugte, auf Brust, Armen und Rücken mit Xanthelasma- 
Eruptionen behaftet ist Lewln*ki. 

Sokoloff, Elytrorrhaphie mediane. Ann. de Gyndc. 1884, 1. 

S. berichtet über 14 Fälle von Elytrorrhaphia mediana, welche Slavjahbki nach 
NsuemAUBB mit gewissen Modificationen operirt hat Er operirt ohne Narkose. Die 
Anfrischung macht er 4 — 5 Ctm. lang und 2 1 /*—3 Ctm. breit; doch löst er die Haut¬ 
lappen nicht sofort gänzlich ab, sondern, um übermäfsige Blutung zu vermeiden, 
schrittweise und vernäht sogleich. Als Nähmaterial verwendet S. Silberdraht, welchen 
er in Achtertouren durch beide Wundflächen führt; d. h. er legt den Draht zuerst 
durch die rechte Hälfte der vorderen Anfrischungsstelle und durch die linke Hälfte der 
hinteren; der zweite Draht wird umgekehrt gelegt und dann werden an beiden Seiten die 
Enden zosammengedreht. In 10 Fällen wurde die Operation in einer Sitzung vollendet; 
io 2 Fällen waren 2 — 3 Sitzungen erforderlich. Der Erfolg war überall ein guter 
und konnte in einzelnen Fällen noch nach l'/j—3 Jahren constatirt werden. — In 
einem Falle gebar die Pat. 1 \ 2 Jahr nach der Operation und musste die 4 Ctm. dicke 
Wand durchschnitten werden. Entbindung und Wochenbett verliefen ohne Störung. 

A. Martin. 


Finkler und Prior, Mitteilungen Ober das Chininum amorphum 
boricum. Deutsche med. Wochenschr. 1884. No. 6. 

Dm von C. ZnocKB in Frankfurt a. M. bezogene io ungefähr der gleichen Menge 
Wasser lösliche, bittre Pulver setzte bei einer Anzahl acuter und chronischer fieber¬ 
hafter Erkrankungen (Typhus abdominalis, septisches Heber, Erysipelas, Pneumonie, 


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396 


Lilienfeld, Entgegnung. 


No. 22. 


Phthisis) in Gaben Ton 0,5—3,0 die Temperatur sicher herab, allerdings langsamer, als 
Kairin, aber nachhaltiger und intensiver als Chinolin, Hydrochinon und Eesorcin. 

Bei einer typischen Trigeminusneuralgie wurde durch 2 Gnu. der Anfall abgeschwächt 
und dann durch 6 tägigen Gebrauch von 0,5 pro die beseitigt. 

Vff. empfehlen das Chininum atnorphum boricum (in Kapseln oder in Pulverform) 
als billigen Ersatz der gebräuchlichen Chininsalse etwa in doppelter Dosis, wie diese. 

_ Langgmard. 

Entgegnung auf Hm. Prof Senators Kritik meiner „Unter¬ 
suchungen über den Gasweohsel fiebernder Tiere“. 

Von Dr. Albert Lilienfeld. 

Herr Prof. Skhator giebt in No. 11 d. Bl. eine Kritik meiner Untersuchungen 
über den Gaswechsel fiebernder Tiere, nach welcher, besonders für denjenigen, der 

die Resultate meiner Arbeit nur aus diesem Referat kennen'lernt, diese selbst wenig 

glaubwürdig erscheinen müssen. 

8. spricht mir ror Allem die Berechtigung ab, aus meinen Versuchen auf eine 
ausnahmlose Steigerung des Gaswechsels im Fieber schliefsen zu dürfen. Ich habe 
aber die Einschränkungen, die dieser Satz, wie ich ihn auf S. 326 als wesentliches 
Ergebniss meiner Versuche hingestellt habe, erfordert, selbst auf den folgenden Seiten 
präcisirt. Nur mit Rücksioht auf flüchtige Leser wäre es vielleicht richtiger gewesen, 
wenn ich in diesem Satz selbst schon das Vorhandensein solcher zum Ausdruck ge¬ 
bracht hätte. — S. sucht dem Leser die wesentlichen Ergebnisse meiner Versuche 

durch eine kurze, aus meinen Werten zusammengestellte Tabelle darzulegen. Wenn 
in dieser Tabelle mehrfach keine Steigerung des Gaswechsels im Fieber hervortritt, so 
beruht dies auf einer Art der Berechnung, mit der ich mich nicht einverstanden er¬ 
klären kann. S. hat einfach die Mittelzahlen, wie ich sie in meinen Generaltabellen 
für die verschiedenen Stadien einer Versuchsserie zusammengestellt habe, addirt und 
ihre Summe durch die Anzahl der addirten Werte dividirt. Ein solches Verfahren ist 
jedoch schon aus rein algebraischen Gründen nicht berechtigt: stellt z. B. in meinen 
Generaltabellen eine der Zahlen für den 0-Verbrauch das Mittel von 2, die andere 
das von 6 gleichlangen Versucbsperioden dar, so liegt der diesen S Perioden gemein¬ 
same Mittelwert natürlich der letzteren Zahl näher, als der ersteren, nicht aber, wie 
S. annimmt, in der Mitte zwischen beiden. Es sollte aber eine solche Rechnungsweise 
zur Widerlegung der Lehre, dass der 0-Verbrauch im Fieber gesteigert ist, umsoweniger 
herangezogen werden, als, wie ich mehrfach hervorgehoben habe, diese Steigerung 
keineswegs während des ganzen Fieberanfalles besteht, vielmehr im Stadium der wieder 
sinkenden Temperatur selbst einem Abfall unter die Norm Platz machen kann. Da¬ 
durch wird natürlich in einem die ganze Serie umfassenden Mittelwerte das anfäng¬ 
liche Plus leicht mehr oder weniger compensirt. — Ferner hat S. Zahlen, welche, 
wie No. 41 — 43 in Serie IV., nur des besseren Vergleichs wegen doppelt 
hervorgehoben wurden, auch bei der Bildung des Mittels doppelt ge¬ 
rechnet. Ich habe eben absichtlich in den Generaltabellen die Mittelwerte für die 
verschiedenen Stadien des Fieberanfalles nur einfach nebeneinandergestellt. — Es ist 
aber noch ein zweiter Punkt zu Gunsten der aus meinen Versuchen gezogenen Schlüssen 
hier zu nennen, den ich in der Abhandlung selbst besonders hervorzuheben versäumt 
habe. Ich habe bei der Reduction der direct gewonnenen Werte für 0-Verbrauch 
und COj-Abgabe stets das zu Anfang einer Serie ermittelte Tiergewicht zu Grunde 
gelegt, obgleich dasselbe naturgemäß während einer längeren Fieberperiode, in der 
das Tier hungert, ständig abnimmt. Ich tat dies deshalb, weil diese Art der Rech¬ 
nung für die aus meinen Versuchen gezogenen Schlüsse die am wenigsten günstige 
ist, die letzteren daher zu um so sicherer werden. Es wird sich dieser Umstand na¬ 
türlich in den längere Zeit fortgesetzten Serien ganz besonders geltend machen und 
es ist also nicht zu verwundern, dass gerade in den Zahlen der Serie IV. S. den 
wesentlichsten Einwand gegen die Constanz der Steigerung zu finden glaubt. Dieselbe 
wird aber sofort hinfällig, wenn ich für die Versuchsperioden des zweiten Tages das 
wahre Tiergewicht (2050 Grm. für P. 39 — 43, 2030 Grm. für P. 44—47) an Stelle 
des ursprünglichen (2310 Grm.) bei der Berechnung einsetze. Ich stelle die nach 
beiden Arten der Berechnung sich ergebenden Mittelwerte für Gaswechsel und Wärme' 
production (pro Kilo und Stunde) einander gegenüber: 


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No. 22. 


Liliknfbld, Entgegnung. 


397 



Man sieht, S. IV. rechtfertigt, wie alle übrigen, vollkommen die Annahme einer 
Gaswechselsteigerang im Fieber. 

Während ferner alle Übrigen Serien bei einer der Norm entsprechenden Tier* 
temperatur begonnen wurden (mit Ausnahme vielleicht von Serie IX., wo dieselbe zu 
Beginn nicht gemessen worden), betrug diese zu Anfang von Serie VII 38,5 gegen 
39,3 vor der Tracheotomie, eine Differenz, die wohl dazu berechtigt, den Stoffwechsel 
hier während der ersten Perioden als einen regulatorisch abnorm gesteigerten anzu¬ 
sehen. Ein Vergleich aller Perioden vor dem Fieber mit denen nach der Injection, 
wie ihn S. will, muss daher hier besonders unstatthaft erscheinen, umsomehr als das 
Tier grofse Unruhe zu Beginn des Versuches zeigte. Aufserdem war das Fieber in 
dieser Reihe nur schwach und von ungewöhnlich kurzer Dauer. 

Das Gesagte wird dem unbefangenen Leser genügend motiviren, weshalb ich in 
Serie VII. nur die Mittelwerte der letzten 2 dem Fieber vorangehenden Stunden mit 
diesen vergleiche. Aus ähnlichen Gründen geschah dies in Serie III. Es muss daher 
als unberechtigter Vorwurf erscheinen, wennS. sagt, dass ich, wo ohne Fieber mehrere 
Bestimmungen Vorlagen, wie in III. und VII., nur den niedrigsten gewählt, „weil 
sonst noch öfter keine Zunahme der Wärmeproduction herausgekommen wäre/ Die 
einfache Tatsache, dass ich diejenigen Vorversuche, welche mir zum Vergleich mit 
dem Fieber ungeeignet erschienen, ebenso ausführlich, wie die anderen mitteilte, hätte 
ihm zeigen müssen, wie fern mir jeder Gedanke an eine Gruppirung der Tatsachen 
zu Gunsten einer vorgefassten Meinung lag. 


Betreffs der Abnahme von 


CO, 

0 


während einer längeren Fieberperiode, so ist die¬ 


selbe nicht, wie S. meint, dem Fieber als solchem zususchreiben. Denn dass bei einem 
den ganzen Tag über hungernden Tiere der resp. Quotient stetig abnimmt, ist eine be¬ 
kannte von dem Fieber durchaus unabhängige Tatsache**). Der Quotient zeigt sich 


*) Mit Recht monirt S. an dieser Stelle das Fehlen des Minuszeichens. Für den 
aufmerksamen Leser kann jedoch dieser Druckfehler kaum zu Täuschungen Anlass 
geben. Die beste Entschuldigung giebt mir übrigeus S. selbst, indem ein eigentüm¬ 
licher Zufall es wollte, dass in seinem Referate gerade bei dem Passus, welcher über 
das fehlende Minuszeichen handelt, — 2,9 statt —3,9 steht. — Einen störenderen 
Druckfehler zeigt das Referat auf 8. 175 unten, wo es anstatt „die Einwirkung des 
Fiebers war im Allgemeinen bei den vorher gefütterten Tieren stärker, als bei 
hungernden 41 , „schwächer 44 heifsen muss. 

**) Ich erinnere z. B. an die Versuche von Fihklxr: .Ueber die Respiration in 


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398 


Senator, Replik auf vorstehende Entgegnung. 


No, 22. 


dementsprechend bei den Versuchstieren constant, die auch längere 
Zeit vor dem Beginn des Versuches schon ohne Nahrung waren. 

Was meine Beurteilung der citirten Arbeiten Rsqhard’s und Wsrthkdc's betrifft, 
so verwerfe ich dieselben nicht, wie der Leser aus der Anmerkung in S.’s Referat zu 
schließen geneigt sein möchte, weil sie zu meinen Versuchsergebnissen sohlecht passen, 
sondern weil sie kein Vertrauen verdienen. Regnard's einschlägige Versuche sind in 
meiner Abhandlung ausführlich genug kritisirt. Wkrtheim’s Metoden werden für den 
mit gazometrischen Untersuchungen Vertrauten genügend dadurch charakterisirt, dass 
Wbbtheiii den CO 2 - und H 2 0-Gehalt der Exspirationsgase gemeinsam mit einer Kali¬ 
kugel absorbirt, die 10 Minuten indem Gasgemisch verweilt. Der Fundameutalfehler 
seiner Untersuchungen aber ist die Ignorirung der Tatsache, dass die Atemgröfse und 
damit natürlich der Gehalt der Exspirationsluft an CO 2 und 0 durch die geringste 
Aenderung der Widerstände, unter denen die Atmung erfolgt, alterirt wird. Wer dies 
bedenkt, kann mit mir Versuchen, in denen die Athemgröfse durch Füllung eines leeren 
Kautchoucsacks mit Exspirationsluft bestimmt, hinterher aber zur Analyse unter 
ganz anderen Widerständen (in eine LossBii'sche Flasche) exspirirt wird, keinen Glauben 
schenken. 

Wenn S. endlich eine von mir S. 355 hingeworfene bezügliche Bemerkung auf- 
greifend die Möglichkeit einer Zersetzung der Knochen mir zur Erklärung des ver» 
mehrten C0 2 -Gehalts der Exspirationsluft im Fieber entgegenhält, so ist darauf zu er¬ 
widern, dass, abgesehen von der Unwahrscheinlichkeit eines so tiefgreifenden Zersetzungs- 
processes in der Knochensubstanz, welche die Constanz ihrer Zusammensetzung selbst 
in der Inanition aufrecht erhält, ein solches Verhalten erst bewiesen werden müsste. 
Es müsste doch, wenn die Knochen im Fieber wirklich zersetzt würden, der dadurch 
disponibel gewordene Kalk irgendwo zum Vorschein kommen; es ist aber, wie mehrere 
Untersucher (auch S. selbst) fanden, die Kalkausscheidung im Fieber sogar 
vermindert. Zudem lehrt eine Ueberschlagsrechnnng leicht, dass eine Steigerung 
der CO*-Ausscheidung im Fieber um 10 pCt, wenn dies Plus allein durch die Knochen 
geliefert werden sollte, binnen 24 Stunden die gesammte GO 1 aus der letzteren ver¬ 
schwinden, machen würde, eine Annahme, die wohl Niemandem wahrscheinlich dünken 
dürfte. — Dass auch der CO*-Vorrat der übrigen Gewebe nicht zur Erklärung der 
vermehrten CO 2 -Ausscheidung ausreischt, habe ich auf S. 353 u. f. meiner Artbeit ge¬ 
zeigt. Dabei ist mir freilich auf S. 354 ein Fehler unterlaufen, wenn ich sagte, dass wir 
durchschnittlich pro Viertelstunde eine CO 2 • Steigerung von mehr als 30 Cctm. 
constatiren konnten. Er muss dies, wie aus den Generaltabellen hervorgeht, natürlich 
beifsen pro Stunde. Da jedoch diese Durchschnittsteigerung selbst mehrere Stunden 
hindurch vorhanden war, so behält der Schluss volle Gültigkeit: sie kann nicht die 
Folge einer Verarmung der Gewebe an CO 2 sein. — 


Replik auf vorstellende Entgegnung 

von I. Senaten 

In dem von Herrn Dr. A. Lilienfeld bemängelten Referat habe ich gegen die 
Glaubwürdigkeit seiner Untersuchungen nicht den geringsten Zweifel ausgesprochen, 
sondern Bedenken erhoben gegen die Art, wie er die Ergebnisse darstellt und 
und Schlussfolgerungen wiederholt mit gesperrter Schrift als „ohne Ausnahme" 4 giltig hin¬ 
stellt, obgleich seine eigenen Protocolle und Tabellen Ausnahmen zeigen. Dass diese 
Bedenken, oder wenigstens einige davon berechtigt waren, giebt ja Herr L. selbst zu, 
teils ausdrücklich an mehreren Stellen seiner Entgegnung, teils stillschweigend, indem 
er nachträglich Auseinandersetzungen bringt, die zu geben er vorher versäumt habe. 

Mit diesem Zugeständnis könnte ich wohl zufrieden sein. Da aber Herr L. na¬ 
mentlich die von mir der Kürze wegen aus seinen Mittelzahlen zusammengestellte 
kleinere Tabelle als ungeeignet zur Veranschaulichung seiner Resultate angreift und 
zwar, was die Berechnung anbetrifft, ganz mit Recht angreift, so lasse ich hier die 
unveränderten Zahlen seiner eigenen Tabelle, soweit sie die beiden von mir als 
„Ausnahmen 44 bezeichneten beiden Versuche betreffen, folgen: 

der Inanition 44 (Pflügkr's Arch. XXIII., S. 197), welcher in 3 Versuchsserien an 
Meerschweinchen folgendes Verhalten des resp. Quotienten fand: 

Der resp. Quotient sank 1) nach 4VtStündigem Hunger von 0,88 auf 0,80, 

2) * 6 „ * 0,94 „ 0,75, 

3) * GV* „ „ „ 0,96 „ 0,74. 


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No. 22. 


Sknator , Replik auf vorstehende Entgegnung. 


399 



II 

Vor dem Fieber jj Im Fieber 

pro Kilo und Stunde pro Kilo und Stunde 

Versuch 

Zeit 

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£=*- 

* 

! 

8*25,5 

485,3 

l r 

! 1 h 30'—7 h 45' 

/ (Ito. 14-38) 
10h 25'—11 h40' 
(No. 39-43) 

(am anderen Tage) 

! [10h 55'—11 h 40' 
5 h 25'—6 h 22' 

! (No. 44-47) 

665,5 

637,4 

601,1] 

610,0 

470.2 

402.2 

I 

1 

VII. 

10h50'-lh 5' 
lh 5'—2 h 50' 

834,4 

757,8 

604,1 

3 h 5'—4 h 50' 
j 4 h 50'—5 h 50' 

785,0 

724,6 

6*26,2 


Im Versuch IV hat die CO a -Abgabe von Anfang bis zu Ende des Fiebers 
abgeuommen, im Versuch VH ist die Aufnahme schon in der 2. Stande des 
Fiebers erheblich gesunken. Die Originaltabelle zeigt also dieselben 2 Ausnah¬ 
men, wie meine Tabelle. Wie Herr L. die eine Ausnahme (VÜ) zu erklären versucht, 
habe ich in dem Referat angegeben. Von der 2. Ausnahme findet sich in seiner Ab¬ 
handlung keine Silbe. Jetzt erst erfahren wir, dass die dort angegebenen 
Werte zu berichtigen sind, da er der Rechnung ein falsches Körperge¬ 
wicht zu Grunde gelegt hat. 

Herr L. hat demnach allen Grund dankbar dafür zu sein, dass meine Kritik ihn 
veranlasst hat, seiner Arbeit eine wesentliche Berichtigung folgen zu lassen. Uebri- 
gens bleibt auch dabei die Abnahme der CO* immer noch bestehen. 

CO a 

Betreffs der Abnahme von rügt Herr L. mit Unrecht, dass ich sie nur dem 


Fieber als solchem zuschreibe. Das tue ich nicht, sondern ich sehe nur in dem Fieber 
eine „entschiedene Tendenz zur Abnahme 44 neben der etwaigen Inanition. Der Einfluss 
der letzteren scheint mir allerdings bei Kaninchen, die bekanntlich den Magen immer 
voll haben und die gar noch bis 3 Stunden vor Beginn des Fiebers gefüttert worden 
sind, zu unbedeutend. Herr L. sucht die Gröfse dieses Einflusses hervorzuheben; da¬ 
rüber lässt sich streiten. Aber eben deswegen und ganz besonders, weil alle bishe¬ 
rigen Forscher übereinstimmend im Fieber eine Abnahme von C0 2 ge¬ 
funden haben, ist die apodictische Form, mit welcher Herr L. wiederholt die „Constanz M 
jenes Quotienten betont, zum mindesten auffallend, und ebenso auffallend die Art seiner 
Kritik. Dieselbe betrifft nämlich von den 3 Forschern, welche darüber Untersuchungen 
angestellt haben, nur zwei: Wertheim und Regkard. Dieses Letzteren Methode wird na¬ 
mentlich deshalb verurteilt, weil seine absoluten Zahlen mit denen Anderer nicht stimmen. 
Von der Methode des dritten Forschers, Finkler, ist gar keine Rede. Findet Herr L. 
sie, wie wohl anzunehmen, untadelhaft, dann hätte er nicht unterlassen dürfen anzu¬ 
geben, dass die nach untadelhafter Methode gefundenen Resultate Fihkleb's 
mit den seinigen in Wiederspruch stehen. Statt dessen findet sich bei einer 
anderen Gelegenheit in einer Anmerkung nur ein Versuch zu erklären, wieso wohl 


im 


C0 2 

Fieber der Quotient “q” abnimmt! 


Eine solche Darstellung ist wohl geeignet. 


den Schein einer allzusubjectiven Auffassung zu wecken. 

Drittens ist Herr L. nicht einverstanden mit meiner Bemerkung, dass für die 
Würdigung der gesteigerten C0 2 -Abgabe auch die CO a der Knochen zu berücksichtigen 
sei, und er lässt sich hier zu Behauptungen verleiten, die ihn in Widersprüche mit sich 
Qnd seinen Tabellen und mit Thatsachen der Physiologie und Pathologie bringen. Zu- 
nHchst widerspricht er sich selbst insofern, als er jetzt, und wieder mit grüfster Be- 


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400 


Senator, Replik auf vorstehende Entgegnung. 


No. 22. 


stimmtheit, erklärt „die Steigerung der CO*-Abgabe kann nicht die Folge der Verar¬ 
mung der Gewebe an CO, sein*, während er in seiner Abhandlung (S. 355) doch 
wenigstens die Möglichkeit zugiebt, diese Steigerung durch den Zerfall des kohlensauren 
Kalks der Knochen zu erklären, wenn er auch einen solchen für sehr unwahrscheinlich 
hält Sodann übersieht Herr L. in seiner Entgegnung: 

1) dass es sich hierbei nicht um einen * tiefgreifenden Zersetzungsprocess der 
Knochensubstanz* sondern um eine einfache Resorption des festen Knochens unter Zu 
nähme der Marksubstanz und Markhöhle handelt wobei die zurückbleibende Knochen¬ 
substanz ihre ursprüngliche Zusammensetzung behalten kann, 

2) dass in der Tat eine solche Abnahme, wodurch der Knochen im Ganzen leichter 
und dünner wird, bei der Inanition stattfindet, wie ferner auch im fortschreitenden 
Alter und in Krankheiten, 

3) dass der dadurch „disponibel gewordene Kalk auch irgendwo zum Vorschein 
kommt*, und zwar 

4) dass der Ort, wo dieser Kalk zum Vorschein .kommt, hauptsächlich der Kot 
ist (welcher auch in der Inanition und selbst beim Foetus reichlich Kalk enthält!) 
und dann erst der Harn, 

5) dass über die Kalkausscheidung im Kot beim Fieber gar Nichts bekannt ist und dass 

6) die äufserst dürftigen Angaben über die Kalkausscheidungen im Harn bei 
Fiebernden meist ohne Vergleichung mit der Inanition angestellt sind, übrigens wo eine 
solche geschehen, auch eine relative Vermehrung ergeben haben. 

Sämmtliche Angaben also, die Herr L. über den Knochenstoff¬ 
wechsel gemacht hat, sind unhaltbar. 

Ebenso unhaltbar ist die Behauptung, dass „nach einer Ueberschlagsrechnung eine 
Steigerung der CO,-Abgabe um 10 pCt., wenn das Plus allein von den Knochen ge- 
liefrt würde, binnen 24 Stunden die gesammte CO, aus denselben verschwinden machen 
würde*. Da Herr L. die Rechnung, die ihm zu einem solchen Resultat führt, nicht 
mitteilt, so gestatte er mir, sie an der Hand seiner eigenen Versuche hier auszuführen. 
Unter allen seinen Versuchsreihen ist nur eine (IV), bei welcher die Untersuchung 
der Atmungsgase über den ersten Tag hinaus gemacht ist. Gerade in dieser hat die 
CO, aber überhaupt weder bei seiner alten, noch seiner neuen Berechnung zu-, 
sondern abgenommen!! (Vgl. oben.) Wie sich das mit der „starken Er¬ 
höhung der Kohlensäurebildung* im Fieber verträgt, überlasse ich 
Herrn L. zu erklären. 

Da es also mit diesem Versuch nicht geht, so müssen wir uns an den Durchschnitt 
sämmtlicher Versuche (mit Ausschluss der zwei, bei denen die Tiere sich in perma¬ 
nentem Wasserbade befanden) halten. Und zwar nehmen wir zu Gunsten des 
Herrn L. für das Fieber immer die höchste seiner Mittel zahlen und erhalten so pro 
Kilo Tier und Stunde 40,1 Cctm. (d. h. eine durchschnittliche Zunahme von höch¬ 
stens 7,4 pCt.). Nehmen wir ferner wieder zu Gunsten des Herrn L. an, was 
sehr unwahrscheinlich ist, dass auch im Schlafe und in der Nacht dieselbe Zunahme 
und dass endlich auch noch am Ende der 24 stündigen Periode dieselbe Zunahme, wie 
zu Anfang stattgefunden habe, so ergiebt sich günstigsten Falles in 24 Stunden 
eine Mehrausscheidung von 962,4 Cctm. pro Kilo Kaninchen. 

Nun enthält aber ein Kilo eines ausgewachsenen Kaninchens p. p. 100 Gnn. 
Knochen mit 2,76 Grm. CO, = 1400 Cctm. (0°,760 Mm.), also noch die Hälfte 
mehr, als die unter den allergfinstigsteu Annahmen aus L.’s Versuchen 
berechnete Mehrausscheidung beträgt. Und selbst wenn die Steigerung gar 
10 pCt. betrüge, würde der CO,-Vorrat der Knochen bei einem Fieber, wie Hr. L. 
es bei Kaninchen erzeugt hat, in 24 Stunden nicht erschöpft sein. 

Wenn Hr. L. dann noch den doch auch nicht zu vernachlässigenden CO,-Vorrat 
des Blutes und der Weichteile in Rechnung zieht, wird er wohl die Möglichkeit, die 
Mehrausscheidung der CO, ganz oder wenigstens zum Teil aus einer Abnahme des 
Vorrats im Körper, wie sie vom Blute auch nacbgewiesen ist, zu erklären, nicht so 
ungeheuerlich finden. 

Auf einige andere Bemerkungen in meinem Referate ist Hr. L. nicht eingegangen, 
woraus ich wohl schliefseu darf, dass er ihre Berechtigung anerkennt. 


Druckfehlers S. 340 Z. 5 u. 8 v. o. statt „Benzinsäure* lies: „Benzeesäure"; S. 341 
Z. 7 v. o. lies: „6,5 Mgrm. freier . S. ^42 Z. 17 v. o. statt „10 pCt.* lies: „15 pCt.*. 

Verlag tod August Hlrschwald in Berlin. — Druck vou L. Schumacher in Berlin. 


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Wöchentlich «rtohelntn 
1—J Bogen; im Schiaase 
des Jahrgangs Titel, N»- 
men* und Sachregister. 


Centralblatt 

für die 


Preis des Jahrganges 
SO Mark; au bestehen 
durch alle Buehhandlun« 
gen und Postanataltem 


medicinischcn Wissenschaften. 


Redigirt von 

Prot Dr. H. Kroneoker, und Prot Dr. H. Senator, 

Berlin (NW.), DorotluMutr. SS. Berlin (BW.), Banhofrtr. 7 (na H.jelpUtx). 


1834« Jeei. No. 28. 


Inhalt : Oboe.« Das Anthraxvirm (Orig.-Mifct). — S. ▼. Stein, Nene Methode 
H&moglobinkrystalle darzustellen (Orig.-Mitt.). 

A. Brenner, Varietäten im Verlaufe des N. laryngeus inf. — Bloch, Per* 
eeptionsdauer von Sinneseiodrücken. — M. Rubnbr, Körpergröfse und Stoffwechsel. — 
Ke Ith, Hysterektomie nnd Ovariotomie. — Hbsslbr, Gumma der Ohrmuschel. — 
B. Fiscbkb und B. Proskaueb, Desinfection mit Chlor und Brom. — Minkowski, 
Primäre Seitenstrangsklorose nach Lues. — J. Schreiber, Vergiftung durch Fische. 

Prbyer, Abkühlungsmethode. — Danillo, Epileptische Krämpfe durch Hirn- 
rindenreizung. —M. Grubbs; ▼. Merino, Bestimmung der Chloride im Hundeharn.— 
L. H. Pbtit, Schulterblatt-Exarticulation. — J. M. Finnt, Lungengangrsen. — 
Bleuler, Milzbrand beim Menschen. — Kohts, Myositis ossificans progressiva. — 
McLanb Hamilton, Aphasie und RanmsinnstOrang. — Duhbino, „Ainham“, 
(Zehenabfall). 


Das Anthraxvirus. 

(Aus dem pathol. Institute des Hrn. Prof. £. Sbmmer in Dorpat.) 

Vorläufige Mitteilung ron K. Osel. 

Seit der Entdeckung der stäbchenförmigen Gebilde im Blute 
an Milzbrand gefallener Tiere von Dklafond, Pollehdbr, Davaink 
und Braoell ist die Ansicht, dass die Bacillen das Anthraxconta- 
gium bilden, zur Geltuug gekommen. Obgleich zahlreiche Forscher 
der Neuzeit die Identität der Milzbrandbacillen mit dem Milzbrand¬ 
virus als etwas Selbstverständliches und als unumstöfsliches Factum 
sich darzustellen bemühen, muss ich doch, gestützt auf eine ansehn¬ 
liche Reihe von Versuchen, zeigen, dass die Anthraxbacillen nur als 
Producenten eines Anthraxvirus anzusehen sind. 

Bereits im Jahre 1869 constatirte Prof. E. Semmer*) im Blute 
eines Füllens, welches nach der Injection von Sepsin in die Blutbahn 
an Septiksemie zu Grunde gegangen war, zahlreiche Mikrokokken 
bewegungslos und einzelne sich bewegende Bakterien. Tiere, welche 
mit diesem Blute geimpft wurden, gingen nach kurzer Zeit (binnen 


*') E. Sxum: Ein Beitrag zur Lehre über die putride Vergiftung. Oesterreichische 
Vierteljabrsschr. f. Wissenschaft!. Veterin&rkunde. XXX. 2, 1Ö69. 


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XXII. Jahrgang. 

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26 

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402 


Osol , Das Anthraxvirus. 


No. 23. 


16—24 Stunden) an Septiksemie ein. — Rosknbrrgkr*) hat mit ge¬ 
kochtem septischen Blute, welches vollständig als mikroorganismen¬ 
frei sich erwies, den charakteristischen Symptomencomplex der Sep- 
tikaemie hervorgerufen und die hochwichtige Tatsache gefunden, dass 
im Blute und den Transsudaten der serösen Höhlen der Versuchs¬ 
tiere merkwQrdiger Weise dieselben Mikroorganismen sich vorfanden, 
wie bei Tieren, welche durch Beibringung von nicht gekochtem sep¬ 
tischem Blute eingegangen waren. 

In Anbetracht dieser Tatsachen unternahm ich unter der Lei¬ 
tung des Herrn Prof. E. Semmkr seit dem 11. December v. J. eine 
gröfsere Keihe von Versuchen, um Anthraxblut, welches durch 
gründliches Kochen von Sporen und Bacillen befreit war, auf sein 
Verhalten gegenüber dem Tierkörper zu prüfen. Zur Lösung dieser 
Aufgabe wurden gröfsere Tiere namentlich Pferde und Schafe mit 
virulenten Milzbrandbacillen geimpft. Das Blut dieser an ausge¬ 
sprochenem Milzbrände eingegangenen Tiere wurde sorgfältig ge¬ 
sammelt und, nachdem es mit der gleichen Menge Wasser versetzt 
war, in Ballonflaschen längere Zeit gekocht und darauf heifs filtrirt. 
Der Filterrückstand und die beim Kochen geronnenen Massen wur¬ 
den nochmals mit Wasser übergossen, abermals gekocht und filtrirt. 
Die beim beidesmaligen Filtriren gewonnene dunkelgelbe Flüssigkeit 
wurde, um mit Bestimmtheit alle Mikroorganismen zu töten, an den 
drei folgenden Tagen zu je zwei Stunden täglich in Ballonfiaschen 
gekocht, bis schliefslich eine dickliche, fadenziehende Masse übrig 
blieb. — Von diesem stark eingedampften Anthraxvirus wur¬ 
den gröfsere Mengen mit einer vorher gründlich ausgekochten 
und nachher mit einer concentrirten Sublimatlösung desinficirten 
Spritze meist Kaninchen und Mäusen subcutan injicirt. Zugleich 
wurden Controltiere, um das Anthraxvirus auf seine Reinheit von 
Mikroorganismen zu prüfen mit kleinen Quantitäten geimpft — ferner 
wurden Züchtungsgefäfee, welche vorher mit sterilisirter Bouillon 
gefüllt waren, mit je einem Tropfen des eingedampften Anthraxvirus 
beschickt und in den Brütofen gestellt. 

Zur Ausübung einer weiteren Controle behandelte ich normales 
Pferde- resp. Schafblut in derselben Weise, wie es beim Anthrax- 
blute angegeben ist, und injicirte von demselben Kaninchen und 
Mäusen genau ebenso grofse Quantitäten, wie von dem Anthraxblute. 

Als Resultat meiner Experimente ergab sich, dass die mit ge¬ 
kochtem Anthraxvirus geimpften Tiere im Laufe von 3—6 Tagen 
eingingen. Bei der meist sofort nach dem Tode vorgenommenen 
mikroskopischen Untersuchung des Blutes und der drüsigen Organe 
konnte ich in */ 4 der Fälle die charakteristischen Milzbrandbacillen 
nachweisen, fehlten diese, so fand sich anstatt derselben regelmäfsig 
eine Unmasse von Mikrokokken, wie solche schon im Jahre 1871 von 
Prof. E. Skmmek und von Bollingkk im Jahre 1872 im Milbrand¬ 
blute beobachtet worden. Diese beiden Forscher sprachen sich schon 


*) Robknbxbqkb : Festschrift rar Feier des 300j&hrigen Jubiläums der Maximilians 
Universität zu Würxburg, 1882. 


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No. 23. 


Osol, Das Antbr&xvirus. 


403 


damals dahin aus, dass die Stäbchen und Kugeln zwei Formen sind, 
die sich gegenseitig ergänzen, d. h. da, wo es keine Stäbchen giebt, 
die Mikrokokken in zahlloser Menge vorhanden sind. Ferner habe 
ich in dem Blute der genannten Tiere nie die in der neuesten Zeit 
von Archakoki,ski*) als Vorstufen der Bacillen nachgewiesenen Proto- 
kokken vermisst. Wurde das Blut von den Tieren, welche durch 
gekochtes Anthraxgift getötet waren in sterilisirten Nährlösungen 
oder auf Gelatine ausgesät und in den Brötofen gestellt, so wuchsen 
aus demselben die typischen Anthraxbacillen heran; wie auch das 
Blut der in Rede stehenden Tiere Kaninchen zu mehreren Cubik- 
centimetern, Mäusen zu einigen Tropfen unter die Cutis gebracht, 
den Tot derselben herbeifQhrte, und zwar in den meisten Fällen mit 
Bacillen im Blute und den inneren Organen. In den wenigen Lei¬ 
chen, wo dieselben sich nicht nachweisen liefsen, fanden sich stets 
Mikrokokken und Protokokken, aus denen in sterilisirten Nährlösun¬ 
gen Anthraxbacillen heranwuchsen. Das Blut von den in 2. Gene¬ 
rationen an gekochtem Anthraxvirus gefallenen Tieren bewirkte selbst 
bei Schafen zu gröfseren Quantitäten injicirt den Tod durch klassi¬ 
schen Milzbrand. 

Da die Controltiere, welche mit kleinen Quantitäten gekochten 
Anthraxblutes geimpft wurden, keine Krankheitserscheinungen dar¬ 
boten — die zur Controle beschickten Culturgefäfse Wochen lang 
klar und, wie die mikroskopische Untersuchung lehrte, frei von Mi¬ 
kroorganismen blieben — eine Verunreinigung des Impfmaterials oder 
der Impfinstrumente durch pathogene Organismen in jedem Falle 
ausgeschlossen werden muss — so geht aus meinen Experimenten 
unzweifelhaft hervor, dass in dem Blute an Milzbrand gefallener 
Tiere ein in Wasser löslicher, nicht flüchtiger, seiner chemischen 
Constitution nach nicht näher gekannter, specifischer Giftstoff ent¬ 
halten ist, welcher, Tieren ein verleibt, die Beschaffenheit der Säfte 
des Körpers so verändert, dass die schon während des normalen Zu¬ 
standes im Körper vorhandenen indifferenten Mikroorganismen unter 
dem Einflüsse dieses Virus im Laufe von 3—6 Tagen, in einigen Fällen 
in die typischen Anthraxbacillen, in anderen in die Vorstufen der 
genannten Bacillen sich umzuformen vermögen. 

Ferner muss ich bemerken, dass die mit genau ebenso grofsen 
Quantitäten stark eiogedampften normalen Blutes geimpften Controi- 
tiere, abgesehen von einer Steigerung der Temperatur um ca. 1,5° C. 
am nächstfolgenden Tage, keine Abnormität darboten. Sämmtliche 
Tiere erholten sich sehr schnell und zeigten im Laufe einer längeren 
Beobachtungszeit keine Krankheitssymptome. Schon dieses Factum 
an und für sich, wenn auch gar keine typischen Mikroorganismen 
im Blute deijenigen Tiere, welche in Folge der Injection von ge¬ 
kochtem Milzbrandblute eingegangen waren, gefunden wären, würde 
deutlich für ein chemisches Anthraxgift sprechen. 

Ich bin aber weit entfernt, damit behaupten zu wollen, dass 


*) Abchahozlski : Ein Beitrag zur Lehre rom Milzbrandcontaginm etc. Mag.-Diss. 
Dorpat, 1884. 


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26* 

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404 t. Stein, Neue Methode Hämoglobinkrystalle darzustellen. No.23. 

die Bacillen keine Bedeutung, weil keinen Einfluss beim Milzbrände 
hätten — es geht gerade das Gegenteil aus meinen Versuchen aufs 
Deutlichste hervor, nämlich, dass die Anthraxbacillen einzig und 
allein es sind, die das Anthraxvirus im lebenden Tierkörper repro- 
duciren. Sie stellen aber nicht das Primäre, sondern das Secundäre 
dar und erhalten ihre Virulenz erst durch den Einfluss eines unor- 
ganisirten chemischen Giftstoffes. 

Dorpat, April 1884. 


Eine neue Methode Hämoglobinkrystalle zu erhalten. 

Vorläufige Mitteilung ron Dr. SUnUlaus Ten Stein in Moskau. 

(Nach einem in der physico-med. Ges. in Moskau den 16./28. April 

1884 gehaltenen Vortrag.) 

Die ersten Krystalle nach meiner Methode erhielt ich im Juni 
1877 aus Menschen- und Pferdeblut, den 19. April 1878 aus dem 
Blute des Meerschweinchens und den 5. Juni 1879 aus Ratten- nnd 
Eichhörnchenblut. Seit jener Zeit bis heute haben sich Form und 
Farbe des Haemoglobins gut erhalten. Einige von den gröfseren 
Krystallen haben Spalten bekommen. 

Zur Darstellung benutzt man Blut aus jedem beliebigen Teile 
des Oganismus. Es kann noch ganz warm, gerade aus der Wunde, 
defibrinirt oder aus einem Gerinnsel ausgepresst sein. Ein Tropfen 
wird auf ein Objectglas gebracht und so lange der Luft ausgesetzt, 
bis er an seiner Peripherie eiazutrocknen anfängt. Dann trägt man 
Canadabalsam auf, zuerst rund herum um das Blut, um das 
etwage Entweichen zu verhindern, und dann erst föllt man den öbrig 
gebliebenen Raum. Hierbei ist darauf zu achten, dass man den 
mittleren Teil des Bluttropfens zur Peripherie abdrängt; dadurch 
schafft man freien Raum fQr die Erystallisation, sonst bekommt man 
meist kleine Formen oder einen solchen Filz von Krystallen, dass 
man ihre Contouren nicht unterscheiden kann. Man darf auch 
nicht eine zu dicke Schicht Blut nehmen, da in diesem Falle der 
Canadabalsam in die tiefer liegenden Partien nicht eindringt und in 
Folge dessen die hellrote Farbe des Blutes einen Stich in’s Violette 
bekommt, was keineswegs die Crystallisation fördert. Ich verfahre 
noch auf eine audere Weise, indem ich das Blut nicht verdunsten 
lasse, sondern sogleich mit dem Reagens behandle und mit einem 
Deckgläschen bedecke. 

Am besten ist derjenige Canadabalsam, welcher gelb und nicht 
ganz klar aussieht. Im flössigen Balsam bilden sich die Krystalle 
schneller, haben manches Mal auch gröfsere Dimensionen; aber daför 
werden dieselben in 1 oder 2 Tagen braun, dann schmutzigschwarz 
und werden in kurzer Zeit durch viele Spalten in kleine Stöcke 
zerklöftet. Die eben beschriebene Erscheinung beobachtet man noch 
schneller, wenn man das Präparat mit einem Deck- oder Uhrgläs¬ 
chen überdeckt. 


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No. 23. Brbdmkb, Varietäten im Verlaufe d. N. laryngeus inf. 405 

Wenn der flössige Balsam lange Zeit an der Luft steht oder 
auf einem Wasserbade bis zu einer solchen Consistenz eingedampft 
wird, dass sich das Reagens durch einen in die Höhe gehobenen 
Glasstab in durohsichtige, aber nicht milchiggetröbte Faden zieht, 
so erhält man bei der Anwendung eines solchen Reagens dauerhafte 
Präparate mit Beibehaltung der Form und Farbe. 

Ist das Blut nach dem einen oder anderen Verfahren bearbeitet 
worden, so muss es unbedingt unbedeckt an der Luft bis zur Beendi¬ 
gung der Krystallisation und bis jenen Moment gelassen werden, wo der 
balsamische Geruch fast ganz verschwunden ist, was gewöhnlich ein 
Paar Tage dauert. Dann streift man mit einem Messer, das in Aether, 
Terpentin- oder Nelkeoöl (von den beiden letzten Substanzen soll man 
nicht zu viel nehmen) eingetaucht ist, den oberen öbrigen Teil des 
Balsams ab, bedeckt das Ganze mit einem Gläschen und schliefst das 
Präparat mit Asphalt oder Balsam ein. Die Erfahrung hat mich ge¬ 
lehrt, dass mit der Zeit durch das zu starke Eintrocknen des Reagens 
in den grofsen Krystallen sich Spalten bilden, die sich bei Beachtung 
der obigen Vorsichtsmaafsregel vermeiden lassen. 


A. Brenner, Ueber das Verhältnis des Nervus laryngeus inf. vagi 
zu einigen Aorten Varietäten des Menschen uud zu dem Aorten¬ 
system der durch Lungen atmenden Wirbelüere überhaupt. His’ 
und Bbaonk’s Arch. 1883, S. 373. 

Die von B. untersuchten Aortenvarietäten gliedern sich in zwei 
Gruppen: die erste Gruppe zeigte den Bogen der Aorta normal ge¬ 
lagert, aber die Art. subclavia dextra entsprang als letzter Ast des 
Bogens, wo derselbe in die Aorta descendens Obergeht. In den 
Fällen der zweiten Gruppe war der Aortenbogen um den rechten 
Lungenstiel geschlungen und außerdem waren Abnormitäten im Verhal¬ 
ten des Ductus Botalli und der Art. subclavia sin. vorhanden. — Den 
abnorm gelagerten Ursprung der Art. subclavia dextr. als letzten 
Ast der normal gelagerten Aorta beobachtete B. dreimal. In zwei 
von diesen Fällen ging der N. laryngeus inf. nicht um die Subclavia 
herum, sondern in Bündel aufgelöst, direct vom Stamme des Vagus 
zum Larynx und zur Trachea. Bei dem dritten Falle entsprangen 
von rechts nach links gezählt 1) ein starker Stamm für die Art. 
vertebr. dextr. und die carotis comm. dextra, 2) die A. carotis comm. 
sin., 3) die Art. vertebr. sin., 4) die Art. subclavia sin., 5) die Art. 
subclavia dextra. Beide Artt. vertebrales traten erst in das Foraraen 
transversarium des IV. Halswirbels ein und unter der rechten ver¬ 
lief der N. laryngeus inf. nach hinten zum Kehlkopfe, während 
einige Bündel von Vagusfasern direot zur Trachea zogen. 

Der erste Fall der zweiten Gruppe zeigte von rechts nach links 
gezählt 1) die Art. carotis sin., 2) weiter nach rückwärts die Art. 
carotie dextra, 3) die Art. subclavia dextra, 4) aus einer Vorbuch- 
tung der linken Aortenwand die Art. subclavia sin. Zwei obliterirte 
Ductus Botalli treten von den beiden Pulmonalarterien: der eine 
links von Traobea und Oesophagus zum Ursprung der Art. sub- 

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406 


Bloch , Perceptionsdauer von Sinneseindraoken. 


No. 23. 


clavia ein., der andere an der rechten Seite dieser Organe zur Con- 
cavität des Arcus aortae gegenüber der Subclavia dextra. Ganz ähn¬ 
lich zeigte sich ein zweites Präparat in Bezug auf den Ursprung 
der grofsen Arterien; nur ging der linke ganz unwegsame Ductus 
Botalli in einen kegelförmigen Blindsack, das Anfangsstöck der lin¬ 
ken Schlüsselbeinarterie über, aus welcher die Hauptstämme der 
letzteren entsprangen. Trotzdem der obliterirte Strang völlig un¬ 
wegsam war, zeigte die Subclavia schon 3 Ctm. von demselben das¬ 
selbe Caliber, wie auf der rechten Seite. Die Communication zwi¬ 
schen Aorta und Subclavia dextra wurde durch kleinere anastomo- 
tische Aeste vermittelt. Der N. laryngeus inf ging beiderseits um 
den Ductus Botalli seiner Seite herum nach hinten. In einem dritten, 
an einem 3 Tage alten Kinde beobachteten Falle zeigten die groi'sen 
Gefäfse bis auf die beiden Artt. vertebrales, welche direct aus der 
Aorta entsprangen, ein annähernd normales Verhalten. Doch nahm 
die Subclavia sinistra Ursprung am IV Brustwirbel, eingekeilt zwi¬ 
schen Oesophagus und Wirbelsäule, und in dieselbe senkte sich der 
starke und weit offene linke Ductus Botalli ein, so dass also durch 
diese Gefäfse, sowie die Aorta und Lungenarterie um die Trachea und 
den Oesophagus ein Gefäfskranz gebildet wurde. Von den beiden Nn. 
laryngei inff. ging der rechte um den Arcus aortae, der linke um 
den Ductus Botalli nach hinten. Alle die eben beschriebenen Va¬ 
rietäten finden leicht in der Entwickelungsgeschichte ihre Erklärung, 
wenn man derselben das Schema der fünf paarig angelegten Aor¬ 
tenbogen von v. Bakr und Rathkr zu Grunde legt (s. Original). 

In einem zweiten Teile der Arbeit erörtert B. das Verhalten 
des N. vagus und seiner Aeste zum Aortenstamm bei verschiedenen 
Tierklassen. Für die ganze Reihe der Amnioten zeigt sich das Ge¬ 
setz gültig, dass sich der N. laryngeus inf., um vom Stamm des 
Vagus zu seinem Bestimmungsorte zu gelangen, den untersten, letz¬ 
ten der erhaltenen Aortenbogen umschlingt. Schlingt er sich um 
den fünften Bogen, so liegt er nach aufsen vom Abgänge des Pul¬ 
monalastes. Auch dieses Verhalten ist in der Weise zu erklären, 
dass das Herz und die Anlage des Tubus respiratorius ursprünglich 
am Hinterkopfe entstehen und ihre Nerven bei ihrer Lageverschie¬ 
bung in den Brustraum von dorther mitnehmen. Diese Wanderung 
des Herzens ist an dem einzelnen Individuum die Wiederholung 
einer Entwickelungsperiode, welche auch der Stamm der Wirbeltiere 
durchgemacht hat und deshalb sehen wir auch, dass die Gefäfs- 
varietäten des Menschen im Bereiche des Aortenbogens zum Teile 
Verhältnisse wiederholen, welche wir in anderen Tierklassen als nor¬ 
mal erkennen. Broesike. 


Bloch, Exp4riences sur la vitesse relative des transmissions visuelles, 
auditives tactiles. J. de l’anat. et de la physiol. etc. XX. 1. 

Unter Excitation versteht B. die in einem Sinnesorgan selbst 
localisirten Facta: von dort findet die Uebertragung auf das Gehirn 
statt; dann folgen Sensation und Perception. „Transmission senso¬ 
rielle“ ist ihm die Zeit, die vergeht zwischen dem Moment, in dem 


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No. 23. 


Rübnrh , Körpergröfse and Stoffwechsel. 


407 


die Reizung physikalisch wirkt und dem, wo sie zur Perception gelangt. 
Jegliche Empfindung (Sensation) besitzt eine gewisse Dauer. Wahrend 
einer bestimmten Periode dieser Zeit bleibt die Empfindung in unserem 
Bewusstsein ebenso deutlich wie in ihrem Beginn. Die Geschwindigkeit 
der SchallQbertragung ist um Vst Sec. gröfser, als die tactile Uebertra- 
gung, wenn letztere von einem Finger ausgeht. Die Schalldauer 
betragt in seinen Versuchen V 84 Sec. — Die Geschwindigkeit der 
Gesichtstransmission ist um V72 Sec. gröfser als die der Gehörs¬ 
transmission; endlich: die Geschwindigkeit der Gesichtstransmission 
ist um Vit Sec. gröfser als die der Gefühlstransmission, wenn letz¬ 
tere von einem Finger ausgeht. Dieser letzte Wert ist aber nicht 
das Ergebniss eines directen Experiments, sondern das der Rech¬ 
nung. — Vf. beschreibt darauf, wie es unmöglich ist, willkürlich 
einen Sinneseindruck durch Muskelaction zu markiren, weil aufser 
der besprochenen Transmission ja nun auch die Zeit hinzukommt, 
die för die Umsetzung einer Empfindung in Wollen vergeht. Seine 
Curven ergeben hier nur, dass man schneller auf einen Gehörsein¬ 
druck und selbst auf einen Geföhlseindruok antwortet, als auf einen 
Gesichtseindruck. DieLange derNervenbahn beeinflusst die Reactions- 
zeit nicht merklich. Wir antworten auf Reize der Hand schneller, 
als z. B. auf Reize der Schulter, der gröfeeren Uebung wegen. — 
Unter „^quation personelle“ verstand man einen Kreis, der mit einem 
Sinnesreiz anfangt und mit einer freiwilligen Bewegung aufhört; 
hierför schlagt Vf. auf Grund seiner Versuche den Namen „Limite 
d’appr^ciation“ vor und will unter der ersten Bezeichnung nur den 
Schatzungsirrtum („Erreur d'appr4ciation“) verstanden wissen, der 
hierbei in sehr verschiedener Weise entstehen kann. J. Sander. 


M. Rubner, Ueber den Einfluss der Körpergröfse auf Stoff- und 
Kraft Wechsel. Ztsohr. f. Biol. XIX. S. 535. 

Unter den vielen Factoren, welche die Gröfse der Stoffzer- 
setzung im Tierkörper beeinflussen, ist einer bislang nicht besonders 
studirt: die Gröfee des Tieres. Schon die Untersuchungen von 
Rkon.ujlt und Rkiskt haben evident gelehrt, dass kleine Tiere relativ 
mehr Sauerstoff verbrauchen, als grofse. Vf. hat sich nun bemöht, 
diese Frage för eine bestimmte Tierart, den Hund zu lösen. Von 
verschieden grofsen hungernden und unter denselben aufseren Be¬ 
dingungen (Bewegung, Umgebungstemperatur) erhaltenen Hunden 
wurde der Eiweifsverbrauch aus dem Harnstickstoff, der Fettverbrauch 
aus dem Kohlenstoff der ausgeschiedenen C0 3 und dem im Harn 
Vorfindlichen Kohlenstoff nach Abzug des im zersetzten Eiweife ent¬ 
haltenen C festgestellt (vgl. Cbl. 1884, S. 150); der Gesammtstoff- 
wechsel wurde nach Maafsgabe des calorischen Wertes der ver¬ 
brennenden Verbindungen bestimmt: 1 Grm. zersetztes N entspricht 
25,64 Cal., 1 Grm. zersetztes Fett 9,686 Cal. Aus den Einzelwerten 
sind, nach Reduction auf eine mittlere Umgebungstemperatur von 
15° C., folgende Durchschnittswerte für den Harnstoffwechsel erhalten 
worden: 


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Rubneb, Körpergröfse and Stoffwechsel. 


No. 23. 


Körpergewicht 

des 

Handes 

Cal. im Tag 
pro Kenn. 
Hand 

Relative 

Wflrmebildung 

31,2 

35,68 

100 

24,0 

40,91 

114 

19,8 

45 87 

128 

18,2 

46,2 

129 

9,6 

65.16 

182 

6,5 

66,07 

184 

3,2 

88,07 

247 


Mit dem Sinken des Körpergewichtes ist demnach ein allmäh¬ 
liches Ansteigen der Intensität der Verbrennung verbunden. Die 
Ursache des relativ höheren Gesammtstoffwechsels kleiner Tiere 
ist, wie Vf. weiter findet, einzig und allein in der relativen Gröfse 
der Oberfiächen-Entwickelung zu suchen. Die directe Bestimmung 
der Oberfläche (vgl. daröber das Orig.) der oben angeführten Ver- 
suchshunde ergab folgende Werte, die zugleich mit anderen Reduk¬ 
tionen in folgender Tabelle aufgeffihrt sind: 


Gewicht 

in 

Kgrm. 

Oberflftche 

in 

Q.-Ctm. 

pro 1 Kgrm. 
Oberflftche 
in Q.-Ctm. 

Cal. pro Kgrm. 
and 

24 Stunden 

31,2 

10750 

344 

35,68 

24,0 

8805 

366 

40,91 

19,8 

7500 

379 

45,87 

18,2 

7662 

421 

46,2 

9.6 

5268 

550 

65,16 

6,5 

3724 

573 

66,07 

3,2 

2423 

726 

88,07 


Es steigt also die Zersetzung ebenso, wie die Oberflächen- 
entwickelung zunimmt, d. h. für je eine bestimmte Zahl von QCtm. 
Oberfläche wird beim Hunde auch die gleiche Anzahl von Wärme¬ 
einheiten abgegeben, folglich ist der Gesammtstnffwechsel hungernder 
Hunde direct proportional ihrer Oberflächenentwickelung. 

Grofse und kleine Hunde zersetzen verschiedene Mengen von 
Nahrungsstoffen, weil die von der Haut ausgehenden durch die 
OberflächennbkOhlung bedingten Impulse die Zellen zur Tätigkeit 
anregen, für gleiche Oberflächen werden annähernd isodyname Stoff¬ 
mengen verbraucht. Im Mittel aller Bestimmungen des Vf.’s lieferte 
ein Hund für den Quadratmeter Oberfläche 1143 Cal.; Vf. berechnet, 
dass die auf ihre Wärmeproduction untersuchten Hunde von Skkatok 
einen Wert von 1065 Cal. und der von Rkghaüi.t und Rkiskt unter¬ 
suchte Hund 1177 Cal. geben, in durchaus genügender und über¬ 
raschender Uebereinstimmung. Durch Berechnung der Oberflächen 
aus dem Gewichte anderer auf ihre Wärmeproduction untersuchten 


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No. 23. 


Kbith, Bysterektomie und Ovariotomie. 


409 


Tierarten: Ratte, Huhn, Kaninchen, Mensch kommt Vf. weiter zu 
dem allgemeinen Satz, dass die Unterschiede im Stoff- und Kraft¬ 
wechsel irgend eines Warmblüters nur durch die bestimmten Ver¬ 
hältnisse der die Wärmeabgabe modificirenden Bedingungen zu er¬ 
klären sind. Aus den bisherigen Zusammenstellungen von Von und 
von Kukbik über den Stoffverbrauch grofser und kleiner hungernder 
Tiere schien hervorzugehen, dass kleine Tiere im Verhältnis zum 
Fett mehr Eiweifs verbrauchen, als grofse. Aus den Bestimmungen 
des Eiweifs- und Fettverbrauche seiner Versuchstiere (vgl. das Orig.) 
glaubt Vf. ableiten zu können, „dass das Eiweifs sich unter gleichen 
Verhältnissen i bei den kleinen Tieren in keinem anderen Verhältnis 
am Gesammtstoffwechsel beteiligt, als bei grofsen. „Die bisher beob¬ 
achteten Schwankungen sind nur bedingt durch den verschiedenen 
Fettgehalt der Tiere. Eiweifs und Fettverbrauch sind also bei 
kleinen Tieren in gleichem Grade bei Abnahme des Körpergewichts 
in ihrer Zersetzung gesteigert. Aber es steht fest, dass der Eiweifs- 
zerfall bei kleinen Tieren für die Körpergewichtseinheit beträcht¬ 
licher ist, als bei grofsen.“ Kleine Tiere verbrauchen eben deshalb 
relativ mehr Eiweifs, als grofse, weil sie in der Regel weniger 
Körperfett besitzen, als grofse. Wegen vieler Details in den Bestim¬ 
mungen und Berechnungen, die sich auszüglich nicht gut wiederge¬ 
ben lassen, sei auf das Orig, verwiesen. J. Munk. 

Th. Keith, On supravaginal hysterectomy, with remarks on the 
principle of the extraperitoneal method of treating the pedicle. 
Brit. med. 1883. Deo. 8. 

K. in Edinburgh hat sich erst relativ spät entschlossen, die Ge¬ 
bärmutter wegen mehr oder minder grofser Fibroide durch Lapara- 
tomie zu entfernen. Seiner Erfahrung nach sind die Fälle, in denen 
die Neubildung stärkere Beschwerden hervorbringt, keineswegs so 
häufig wie andere Autoren meinen; K. schätzt sie auf etwa 5 pCt. 
der Gesammtheit seiner einschlägigen Beobachtungen und selbst un¬ 
ter diesen 5 pCt. dürfte die Mehrzahl nach Aufhören der Menstrua¬ 
tion die betreffenden Beschwerden vollständig verlieren. K.’s erste 
Operation datirt daher nur 10 Jahre zurück. Er hat sie im Ganzen 
25 Mal ausgeführt mit nur 2 Todesfällen, wenn man nämlich einen 
tätlichen Ausgang auf dem Operationstisch in Folge (schon vorher 
bestehender? Ref.) Blutung nicht mitgezäjilt. Von den beiden Todes¬ 
fällen in Folge der Operation kommt einer zum Teil auf Rechnung 
einer Carboisäurevergiftung, und K. operirt neuerdings, d. h. in den 
19 letzten Fällen zwar ganz streng antiseptisch, aber ohne Spray. 
Die Dauer der Operation betrug durchschnittlich ca. eine Stunde, in 
maximo über 2 Stunden, vereinzelter Weise nur V'a Stunde. K. be¬ 
zeichnet die Vorschrift vor der Operation die Blase zu leeren, als 
eine törichte; nur dadurch, dass er das Organ gefüllt gelassen, 
hätte er sich vor Verletzungen desselben bewahrt. Das Durch¬ 
schnittsgewicht der entfernten Fibroide betrug 17 Pfd.; nichts desto 
weniger versichert K. nie eine Patientin zur Operation durch die 
Redensart gedrängt zu haben, dass ihr Leben in Gefahr sei. Trotz- 


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410 


Hbsslkr, Gamma der Ohrmuschel. 


No. 23. 


dem war, wie aus den vorher ausgeföhrten Daten sattsam hervor¬ 
geht, die grofse Mehrzahl der von K. operirten Fälle zu den schwe¬ 
ren zu zählen, und ist sein die bisherigen Ergebnisse von Tait, Svhrö- 
dkr u. A. erheblich 0 begreifendes Genesungsverhältniss desto mehr 
anzuerkennen. — Was die Operationsmethode betrifft, so war sie in 
einem Falle völlig intraperitoneal, von den übrigen war die Mehr¬ 
extraperitoneal, der Rest halb intra-, halb extraperitoneal. Für diese 
letztere Klasse von Fällen fand Vf. Kobbkklk’s Instrument sehr nütz¬ 
lich. Die breiten Mutterbänder wurden dabei besonders durchtrennt 
und auch für sich allein unterbunden. Zu den extraperitonealen 
Operationen wurde eine grofse Klammer alter Gonstruction ge¬ 
braucht. Wenn man die Teile unter dieser genügend dqrch Draht 
abgeschnürt hat, so besteht keine Schwierigkeit für die schnelle Ver¬ 
einigung der übrigen Wunde Die EierstOcke waren in jedem Falle 
erkrankt, meist auch vergröfsert, und wurde in 5 leichteren Fällen 
Anfangs versucht mit einer Ovariektomie auszukommen. Es zeigte 
sich indessen, dass die vergrößerten Eierstöcke so vielfach verwachsen 
waren, dass ihre isolirte Entfernung nach den anderweitigen Erfah¬ 
rungen K.’s in höchstem MaaGse gefahrvoll erscheinen musste. Hierzu 
kommt, dass die gleichzeitige Exstirpation des Tumors sammt dem 
Gebärmutterkörper ohne jede üblen Folgen war. Selbst eine sehr 
ausgedehnte Durchtrennung der Bauchdecken gab zu keiner Bruch¬ 
entwickelung Anlass, wofern man die Wunde genau vereinigt und 
die Pat. nicht zu zeitig aufstehen lässt. Der Hauptnachteil der 
extraperitonealen Methode ist die lange Convalescenz: will man den¬ 
selben vermeiden, so müsste man för die Zukunft auf Verbesserungen 
des intraperitonealen Verfahrens sinnen. Andere Vorwürfe gegen 
die extraperitoneale Methode stammen aus den ersten Zeiten ihres 
Gebrauchs bei der Ovariotomie. K. selbst hatte in seinen ersten 
200 Ovariotomien, in denen er die Klammer anwandte, eine Mor¬ 
talität von nur 14,8 pCt., während die Behandlung des Stieles mit 
eine Ligatur aus Seide, weil diese nicht aseptisch gemacht war, ein 
viel schlechteres Resultat ergab. Es ist nach K. keinem Zweifel 
unterworfen, dass die Klammercomplication unter antiseptischen Cau- 
telen eine noch viel niedrigere Sterblichkeitsziffer bieten würde, und 
dass dieser daher nicht nur bei der Hysterektomie, sondern auch bei 
der Ovariotomie in England wenigstens die Zukunft gehört. 

P. Gfiterbock. 


Hessler, Gumma der Ohrmuschel. Arch. f. Obrenheilk. XX. S. 242. 

H.’s Beobachtung betrifft einen 24jährigen Mann, an dessen 
rechter Ohrmuschel auf dem Anthelix sieh ein Geschwür von ca. 
3 Mm. Ausdehnung mit gelbem, speckigem Rande und Boden fand. 
Die ganze Ohrmuschel war blauroth verfärbt, geschwollen, glänzend, 
doppelt so dick als die linke und stand senkrecht vom Kopfe ab. 
In der Regio mastoidea starke Schwellung, ebenso vor und Über der 
Muschel, Gehörgang verengt, Trommelfell normal. Trotz wieder¬ 
holter Aetzungen mit Arg. nitr. trat keine Besserung ein, vielmehr 
zeigte sich, als Pat. nach längerer Unterbrechung der Behandlung 


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No. 23. Fischrb u. Phoskaüer, Desinfection mit Chlor und Brom. 411 


sich wieder vorstellte, die Haut in der concaven Ohrmuschel fläche 
in der Ausdehnung eines 50 Pfennigstücks unterminirt, der Knorpel 
in derselben Ausdehnung blofsliegend und an einer Stelle durch¬ 
brochen. Nach der nunmehr vorgenommenen Spaltung der Haut, 
Auskratzung der Abscesshöhle, Einführung eines Drainrohrs und 
Carboiverband schloss sich der Fistelgang zwar vollständig, doch 
blieb noch Schwellung der Haut zurück. Sehr bald brach die 
frühere Schnittwunde wieder auf und es entstand ein Geschwür mit 
derselben Unterminirung der Haut und demselben speckigen Grunde 
wie das alte. Wiederholte Spaltung und Abtragen der Wundrän¬ 
der, Touchirungen mit Arg. nitr. führten nicht zur Heilung. Als 
sich nach mehreren Monaten eine vom .Knochen ausgehende, höcke¬ 
rige Anschwellung an der rechten Tibia zeigte, die man für eine 
syphilitische halten musste, wurde nunmehr auch das Ohrgeschwür 
als ein ulcerirendes Gumma gedeutet. Obgleich Vf. bereits bei der 
ersten Besichtigung an Syphilis gedacht hatte, war durch die Anamnese 
und die Untersuchung des ganzen Körpers kein Anhalt für diese 
Diagnose gegeben worden. Nachdem dieselbe nunmehr festgestellt war, 
wurde durch Gebrauch von Jodkali sowol die Anschwellung an der 
Tibia als auch das Ohrgeschwür, und zwar ohne jede weitere locale 
Behandlung definitiv geheilt. Schwabach. 


B. Fiseber und B. Proskauer, Ueber die Desinfection mit Chlor 
und Brom. Mitt. d. k. Gesundheitsamtes 11. S. 228. 

Die günstigen Besultate, welche Koch bei seinen Versuchen 
über die Abtötung von Bacillensporen durch Chlor, Brom und Jod 
erhalten, hatten vielfach die Erwartung belebt, dass eines dieser Mittel 
sich als unfehlbarer zur Desinfection von Bäumen bewähren würde, als 
es seither, speciell seitens der schwefligen Säure, der Fall gewesen 
war. Es wurde zunächst mit Chlor eine gröfsere Reihe von Glas- 
flaschen-Experimente gemacht, bei denen eine genau bestimm¬ 
bare Entwickelung von Chlor, das Verhalten des Chlors in der 
Flasche, sowie die Mitwirkung der Feuchtigkeitsverhältnisse durch 
verschiedene sinnreiche Vorrichtungen controllirbar waren. Eine 
sehr grofse Anzahl von Sporen verschiedener Abstammung, sowie 
von Bacillen und Mikrokokken, auch Hefe und Sarcine wurden in 
mannigfacher Preparation verschieden lange Zeit den Chlordämpfen 
in der Glasflasche ausgesetzt und ihre Wirksamkeit resp. Entwicke¬ 
lungsfähigkeit (und das Gegenteil) durch Verimpfungen und Cultur- 
aussaaten geprüft. Es wurde kein einziger Mikroorganismus er¬ 
mittelt, dessen Abtötung durch Chlor nicht schließlich gelungen 
wäre. „Bei einer mittleren Luftfeuchtigkeit kann durch 1 Volum¬ 
procent Chlor innerhalb 24 Stunden' eine Desinfection aller in luft- 
trocknem Zustande befindlichen Mikroorganismen erreicht werden“, 
— „vorausgesetzt, dass sie in nicht zu dicker Schicht angeordnet 
und nicht besonders umhüllt sind, wenn ein Chlorgehalt von 0,3 
Volumprocent 3 Stunden lang, ein solcher von 0,04 Volumprocent 
24 Stunden lang einwirkt.“ — In einem geeigneten Kellerraum ver¬ 
teilte sich das entwickelte Gas sehr ungleichmäßig; es ging eine 


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412 


Minkowski, Primäre Seitenstrangsklerose nach Lnes. 


No. 23. 


sehr bedeutende Menge desselben (laut Berechnung) verloren und 
erst nach mehreren fehlgeschlagenen Versuchen gelang es, den in 
der Glasflasche als genügend erprobten Chlorgehalt während einer 
erwünschten Zeitdauer herzustellen. Von den oberflächlich aus¬ 
gelegten Desinfectionsobjecten erwies sich bei hoher Luftfeuchtigkeit 
der weitaus gröfste Teil abgetütet, die dem directen Zutritt 
des Gases entzogenen waren dagegen kaum angegriffen. 

Hinsichtlich des Broms ging man ganz ähnlich, wie beim Chlor 
vor, speciell wurde auch dem Luftfeuchtigkeitsgehalt eine besondere 
Berücksichtigung zugewandt. Es zeigte sich, dass dieses Moment 
auch bei Brom von grosser Bedeutung ist; denn während einer 
künstlichen Steigerung des Luftfeuchtigkeitsgehalts bis zum Maximum 
genügten 0,21 Volumprocent Brom, um innerhalb 3 Stunden alle 
zum Versuch verwandten Mikroorganismen abzutöten (Versuch IL 
S. 286). Des Weiteren ging aus dem dritten Versuche hervor, «dass 
ein Bromgehalt, der 4 Stunden lang ungefähr 0,03 Volumprocent 
beträgt, nach dieser Zeit aber allmählich auf 0,01 Volumprocent 
herabsinkt, bei 24stündiger Einwirkung noch sämmtliche Mikro¬ 
organismen abzutöten vermag. Bei geringerem Bromgehalt in der 
Flasche bleiben die widerstandsfähigeren Mikroben am Leben. Bei 
der Prüfung des Broms im Eellerraum gingen die Vff. von des 
Bef. Ergebnissen (Cbl. 1882, No. 11) aus und entwickelten ebenfalls 
das Brom nach dem FßANK’sohen Verfahren aus mitBrom getränktem 
Kieselguhr. Temperatur und Feuchtigkeit wurden genau berücksich¬ 
tigt und es ward zunächst festgestellt, dass in der Tat die Entfernung 
der Objecte von der Broroquelle auf den Grad der Desinfection von 
Einfluss war. Den — auf Grund der Flaschenversuche — an¬ 
gestrebten Bromgehalt im Keller festzuhalten, glückte nicht. Die 
sehr genau verglichenen Maalsbestimmungen des Bromgehaltes an 
verschiedenen Stellen des Raumes liefsen auf eine — in sämmtlichen 
Dimensionen — sehr ungleichmäßige Verteilung des Broms schliefsen. 
Auch die Vff. erzielten (S. 306) «an Objecten, die in grofser 
Nähe der Bromquelle gelegen hatten, eine mehr oder 
weniger vollständige Desinfection“ (in Uebereinstimmung mit 
den Resultaten der oben citirten Arbeit des Ref.), — aber die 
daraus abgeleitete Berechnung der Desinfectionswirkung des Broms: 
4 Grm. auf den Kubikmeter Raum — fanden sie bei der praktischen 
Prüfung zu niedrig und geben an, durch 37,7 Grm. pro Cubikmeter 
eine vollständige Desinfection aller Desinfectionsobjecte noch nicht 
erreicht zu haben. Durch Feuchtigkeit wird beim Brom, wie beim 
Chlor, das Zustandekommen der Desinfection auch dann unterstützt, 
wenn sie in tropfbar flüssigem Zustande — als Wasser — mitwirkte. 

Wernioh. 


Minkowski, Primäre Seitenetrangsklerose nach Lues. (Aas d. med. 
Klinik d. Herrn Prof. Nauntn in Königsberg.) Deutsches Aroh. f. Min. Med. 
XXXIV. S. 433. 

M. berichtet über einen Fall von primärer Seitenstrangsklerose, 
bei welchem syphilititsche Infection eine Rolle zu spielen scheint: 


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No. 23. 


ScHRRiBBR, Vergiftung durch Fische. 


413 


Ein Mädchen von 19 Jahren, mit syphilitischen Antecedentien, 
bietet aufser den Zeichen einer fortschreitenden Lugentuberculose 
die Symptome der spastischen Spinalparalyse. Es besteht nämlich: 
Schwäche der oberen, besonders aber der unteren Extremitäten, so 
dass die Pat. ohne UnterstQtzung nicht gehen kann; der Gang ist 
spastisch, die Beine geraten dabei in starkes Zittern, die Sehnenreflexe 
sind erheblich gesteigert. Sensibilität, Blasen- und Mastdarmfunc¬ 
tion sind intact. Es wird eine Schmiercur eingeleitet und nach 
kurzer Zeit hat sich der Zustand soweit gebessert, dass die Pat 
ohne Unterstützung umhergehen kann und die Sehnenphaenomene 
kaum mehr abnorm gesteigert erscheinen. Das Lungenleiden führt 
nach einigen Monaten den Tod herbei. — Die Untersuchung des 
Rückenmarks weist eine Degeneration der Pyramidenseitenstrangbah- 
nen und der Kleinhirnseitenstrangbahnen nach. Aufser einem kleinen 
Blutextravasat in der Längsrichtung des Hinterhorns, in der Höhe 
der Cervicalanschwellung, sowie einer Verringerung der Ganglien¬ 
zellen in den CLARKK’schen Säulen bietet die graue Substanz nur un¬ 
erhebliche Veränderungen. 

Der Effect der Schmiercur macht den syphilitischen Charakter 
der Erkrankung sehr wahrscheinlich. Auffallend sei das Schwinden 
der klinischen Erscheinungen bei bestehenbleibender Erkrankung des 
Rückenmarks. Oppenheim. 


J. Schreiber, Ueber Fischvergiftung. Berliner klin. Wochenschr. 1884, 
Ho. 11 nnd 12. 

Im Juli v. J. erkrankten plötzlich 6 Mitglieder einer Haushal¬ 
tung, von 15—59 Jahren, unter Uebelkeit und Öfterem Erbrechen. 
Letzteres liefs bald nach, als am Tage danach alle 6 über grofse 
Trockenheit im Munde zu klagen begannen und gleichzeitig bemerk¬ 
ten, „dass sich ihnen die Augen verdunkelten“. Fortschreitend 
wurde das Schlucken schwerer, Doppeltsehen trat auf; Schwere und 
Schwäche in den Gliedern zwangen drei der Erkrankten zu anhal¬ 
tender Bettlage. An der ältesten, der Hausfrau constatirte S., dass 
die Augenlider herabgesunken waren, ohne dass die Kranke sie er¬ 
heben konnte; bei passiver Hebung zeigten sich beide Pupillen auf¬ 
fallend dilatirt, ohne jede Reaction; es bestand Lähmung der Bewe¬ 
gung im Gebiete der Nn. oculomotorii; Personen und Gegenstände 
erscheinen den Patienten verschleiert. Die Sprache klang leise und 
stark näselnd. Der weiche Gaumen hing schlaff herab und hier sowie 
auf der Pharynxwand breitete sich ein eigenartiger, weifslich-schmie- 
riger, mit der Unterlage fest verfilzter Belag aus. Das Schlucken 
war aufserordentlich erschwert, auch bestand hartnäckige Obstruction. 
Etwas milder waren die Symptome bei den 5 anderen Patienten. 
— Am 10. Tage des Krankenlagers wurde die ersterwähnte Kranke 
plötzlich cyanotisch und sehr dyspnoisch, und bei ganz freiem Be¬ 
wusstsein erfolgte ihr Tod. Die 19jährige Tochter war ebenso wie 
ein 15jähriger Knabe noch nach 4 Wochen nicht völlig genesen. 
Eine 25jährige Tochter blieb andauernd schwer krank, bekam wie- 


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414 Prrybr. — Danillo. — Qrubrr; t. Mkrino. No.23. 

derholt Anfälle von Dyspnoe und Cyanose, an deren letzteren sie, 
3Va Wochen nach Beginn der Krankheit verschied. 

Nach Ausschluss von Atropinvergiftung, gegen welche das Feh¬ 
len circulatorischer und cerebraler Symptome sprach, wurde der 
Verdacht auf die kurz vor der Erkrankung genossenen Speisen 
hingelenkt und es ergab sich, dass die Erkrankten (und noch ein 
siebentes Mitglied des Hauses) Fische genossen hatten, die seit 5 bis 
6 Tagen in Essig eingelegt und so in einem irdenen sauberen Ge- 
fälse aufbewahrt gewesen. Die älteste Tochter hatte die Fische 
sogleich für verdorben gehalten und noch vergeblich von dem Ge¬ 
nüsse abgeraten. 

Bei der Obduction der Tochter war aufser einem bereits intra 
vham diagnosticirten Lungeninfiltrate nichts Krankhaftes zu finden. 

S. weist auf die völlige Identität der Symptomatologie von 
Fisch- oder Wurst-Intoxication hin und glaubt, dass sich das Fisch¬ 
gift am besten den Ptomainen anreihen lasse. Uebrigens zeigen sich 
Tiere, namentlich Hunde und Katzen för das Fischgift unempfäng¬ 
lich. Falk. 


Preyer, Ein neues Verfahren zur Herabsetzung der Körpertempe¬ 
ratur. Jenaische Sitzgsb. f. Med. o. Naturwissensch. 1884, Febr. 22. 

Zur Abkühlung Fieberkranker empfiehlt P. den Sprühnebel durch Zerstäubung 
von lauem bis kaltem Wasser auf die Körperoberfläcbe wirken su lassen. Bei Ver¬ 
suchen an Meerschweinchen, die allerdings wegen der im Verhältniss su ihrem Gewicht 
groben Oberfläche günstigere Abkühlungsbedingungen bieten, als gröfsere Tiere und 
Menschen, kann die Mastdarmtemperatur bei Zerstäubung von 3—7° C. warmen 
Wassers innerhalb 5—10 Minuten um mehr als 1 0 herabgehen und sinkt dann noch 
längere Zeit in Folge der Verdunstung des in den Haaren haften gebliebenen Wassers 
(Abweichend von F. Hoppb’s Versuchen an Hunden, 1S57. Ref.) Senator. 


8 , Danillo, Darf die Grofshirnriude der hinteren Partie als Ur¬ 
sprungsstätte eines epileptischen Anfalles betrachtet werden? duBois- 
Rrymond’s Arch. 1884, S. 79. 

In Aethernarkose wurde die Oberfläche einer ganzen Hirnhälfte bei 4,5—7 Kilo 
schweren Hunden nach einer vorgängigen Morphiumeinspritzung (1—3 Cgrm. pro Kilo) 
blofsgelegt. 25 — 30 Minuten nachher geschah die elektrische Reizung mit Platin- 
knopfelektroden, einem Scblitten-Inductorium und einem Schlüssel ton du Bois-Rbtmojcd. 
Es ergab sich, dass, während man vorn einen sehr deutlichen Krampfanfall bei einem 
gewissen Reizwerte erzielt (motorische Sphäre), derselbe subminimal für verschiedene 
Punkte der hinteren Lappen (Sehsphäre in ihrem ganzen Umfange, Hörsphäre und 
andere Stellen) bleibt. Wenn man von hinten her Krämpfe erreicht, so geschieht dies 
nur bei sehr verstärkten, resp. länger andauernden Reizungen; diese rufen Strom¬ 
schleifen hervor, welche sich nach allen Richtungen ansbreiten. Tiefer liegende Faser- 
schichten vermitteln die Uebertragn ng des Reizes nicht. J. Sander. 

1) M. Grub er, Zur Titrirung der Chloride im Hundeharn nach 
Volhard. Ztschr. f. Biol. XIX. S. 569. — 2) V. Mering, Die Be¬ 
stimmung der Chloride im Hundeharn. Zeitschr. f. phyaiol. Chemie 
VIII. S. 229. 

1) Bei der von Salkowuu für den Hundeharn der VOLHABo’schen Titrinnethode 
gegebenen Modification, den Silberniedersehlag, dem neben Chiorsilber nooh Schwefel- 
silber beigem engt iat, mit etarker Salpetersäure so lange za kochen, bie er völlig 


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No. 23. 


Pbtit. — Pinnt. 


415 


weif» geworden ist, wird nach G. der Harn zuweilen so dunkelrotbraun, das» die 
Erkennung der Endreaction sehr ersehwert wird. Vf. entfernt daher jenen schwefel¬ 
haltigen Körper durch naschenden Wasserstoff, der ihn unter Schwefelwasserstoffent¬ 
wickelung zersetzt 10 Cctm. Harn auf 30 Cctm. verdünnt, mit 5 Cctm. Schwefel- 
sture (1: 20) und einigen Stücken granulirten Zinks versetzt und l / A —Vs Stunde unter 
öfterem Umschütteln auf 40—50° C. erwärmt; alsdann, ohne zu filtriren, die trübe 
Flüssigkeit vom überschüssigen Zink abgegossen, mit Wasser nachgespüit und weiter 
nach den Angaben von Salkowski für Menschenharn verfahren. Die Resultate stimmen 
gut unter sich, wie mit den nach Salkowski’s Modification erhaltenen. 

2) Unabhängig von G. hat v. M., behufs Bestimmung von Chloraten im Harn 
neben Chloriden, normalen Hundeharn mit Zinkstaub und Essigsäure in der Wärme 
behandelt und danach für die Chloride Werte gefunden, welche sehr nahe kommen 
denen, die man in dem mit Soda und Salpeter geschmolzenen Hundeharn erhält. 
Dagegen kommt es nach seinen Beobachtungen vor, dass Hundeharn, auch bei reiner 
Fleischnahrung, nach der von Salkowski vorgeschlagenen Modification: den Hundeharn 
nach dem Silberzusatz mit Salpetersäure aufzukochen und erst nach Erkalten mit 
Rhodanlösung zu titriren, aufser Chlorsilber noch andere Silberverbindungen in er¬ 
heblicher Menge enthalten kann, wodurch der Chlorgehalt bis zu 50 pCt. zu hoch 
auzfällt. In anderen Fällen hat Vf. bei reiner Fleisch-, als auch gemischter Nahrung 
mit der SALxowsKi'schen Modification durchaus gute Resultate erhalten. Infolge dessen 
plaidirt Vf. für die Bestimmung der Chloride nach Erhitzen mit Zinkstaub und vor- 
dünnter Säure, gleich wie G., nur dass er ca. 1 Stunde auf dem Wasserbade zu er¬ 
wärmen rät. 

Im Hundeham kann man Chlorate neben Chloriden einfach so bestimmen: Ham 
mit Silberlösung und Salpetersäure ausgefällt, der Niederschlag mit Zinkstahb und 
verdünnter Essigsäure erwärmt; da» Filtrat enthält die Chloride. Eine andere Portion 
Harn kocht man behufs Zersetzung der Chlorate mit Zinkstaub und verdünnter Schwefel¬ 
säure; das Filtrat enthält die präformirten und die aus den Chloraten durch Reduction 
gebildeten Chloride. _ J. Munk. 


L. H. Petit, De la d&articulation inter-scapulo-thoracique. Service 
de M. Vbrnruil. Union m^d. 1884, No. 1. 

Die von Vkeh ep il nach dem Vorgänge von Despb&s und Bzrgbb geübte gleich¬ 
zeitige Entfernung der erkrankten Scapula mit dem ausgelösten Oberarm zeigte in dem 
einen 28jährigen Pat. mit Osteosarkom betreffenden Falle Vf.'s das Besondere, dass 
Vbbxkuil der eigentlichen Entfernung der oberen Extremität nebst Schulterblatt die 
Ligatur der A. sublavia voranschickte. Dieselbe war dadurch sehr erleichtert, dass V. 
vorher das Schlüsselbein an der Grenze des äufseren und mittleren Drittel» durch¬ 
sägt batte, indem jenes, d. h. da» äufsere Drittel, mit exstirpirt werden musste. Der 
Blutverlust bei der Operation betrug noch nicht 20 Grm. und war der Wundverlauf 
unter offeoer antiseptischer Behandlung — eine vollständige Vereinigung der sehr 
grofsen Wundflächen war nicht möglich — ein guter. Leider erfahren wir Nichts 
über die ferneren Schicksale de» bei Abschluss de» Berichtes noch nicht völlig genesenen 
Patienten. P. Güterbock. 


J. HI. Finny, Gangrene of the lung, in which the cavity was tapped. 
Dublin J. of med. science 1884, 1. 

Bei einem 30jährigen Arbeiter, bei dem es, im Anschluss an eine linksseitige 
Pleuritis, zu massenhafter Expectoration fcetider Massen, sowie zu einer deutlich zu 
constatirenden Cavernenbildung in der linken Lunge kam, wurde die noch durch eine 
Probepunction constatirte gangränöse Höhle durch eine im siebenten linken Intercostal- 
raum, nahe dem Angulus scapulse, angelegte Incision entleert, jedoch nur mit vor¬ 
übergehendem Erfolge. Bei der Autopsie fand sich aufser dieser gangraenösen Caverne 
noch eine gröfsere linkerseits, sowie eine dritte in der rechten Lunge. — Vf. giebt 
für ähnliche Fälle den Rat, die operative Entleerung so früh wie möglich vorzunehmen, 
ehe es von dem gangrsenösen Herd zur Infection des Körpers oder zur Ausbreitung 
der Gangrän (entweder durch directen Contact benachbarter Lungenpartieen oder durch 
Aspiration in Bronchien derselben oder der anderen Lunge) gekommen ist. Perl. 


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416 Bleuler. — Kohts. — McLane Hamilton. — Duhring. No. 23. 


Bleuler, Ueber den Milzbrand beim Menschen und die Milzbrand- 
Impfung. Corr.-Bl. f. Schweizer Aerzte No. 7 u. 8. 

B. teilt einen durch zweifellose Infection beim Ausweiden eines milzbrandkrankeu 
Ochsen erzeugten Anthraxfall mit: Erst nach 20tägiger Incubation entwickelte sich 
die Beule am Vorderarm des betreffenden 64jährigen Metzgers, erregte eine umfang- 
reiche entzündliche Haut-Infiltration und wurde excidirt. Die mikroskopische Unter¬ 
suchung des ausgeschnittenen Hautstückes zeigte neben manchen sonstigen interessanten 
histologischen Einzelheiten die Anthraxbacillen fast ausschliefslich in der Exsudatschicht 
zwischen Papillarkörper und Bete liegend, — aufserdem nur noch in den Papillen. 
Bei im Uebrigen recht ungleicher Verteilung concentrirte sich die Hauptmasse der 
Bacillen um den Mittelpunkt der Pustel. Sie fanden sich aber auch äufserst zahlreich 
zwischen den teilweise zerstörten untersten Schichten des Rete, in unentwirrbaren 
Klumpen und in Rasenform längs des unteren freigelegten Randes des Rete angeordnet. 
In den Papillen waren sie sehr ungleich verteilt und drangen in deren Tiefe nicht 
Über 1 Mm. vor. Dass eine weitere Verbreitung der Bacillen (in die Gefäfse, die 
Schweißdrüsen, Haarbälge etc. der makroskopisch entzündeten Hautpartieen) statt¬ 
gefunden, stellt B. ausdrücklich in Abrede. — Angeschlossen ist eine Recapitulation 
Über den gegenwärtigen Standpunkt der Milzbrand-Impfungs- und -Abschwächungsfrage. 

_ Wernich. 

0. Kohts, EiD Fall von Myositis ossificans progressiva. Jahrb. f. 
Kinderheilk. XXI. 3. 

Der sehr genau beschriebene Fall betrifft einen 23jährigen Menschen, der von 
Kindheit an leidend war und erst im 9. Lebensjahre die ersten Gehversuche gemacht 
hatte. Er stammte nicht aus einer neuropathisch belasteten Familie, ebensowenig 
hatten Erkältungen oder sonstige rheumatische Schädlichkeiten auf ihn eingewirkt. — 
Neben Atrophien und Schwund der Muskeln und wirklichen Verknöcherungen der¬ 
selben fand man auch ankylotische Zustände, z. B. an den Wirbeln, den Kiefer¬ 
gelenken etc. Trotz der langen Krankheitsdauer war das allgemeine Befinden ein 
gutes, nur zeitweise gestört durch Auftreten schmerzhafter Schwellungen an einzelnen 
Muskelgebieten, nach denen nnr 1 Mal Vf. eine ausgedehnte Verknöcherung sich ent¬ 
wickeln sah. Im Urin nichts Besonderes. Die faradische Erregbarkeit wurde in den 
atrophischen Muskeln nicht vermisst Intelligenz, den Verhältnissen entsprechend, gut 
entwickelt VI ist mit Anderen geneigt, das Leiden als eine reine Muskelerkrankung 
aufzufassen. Bernhardt. 


A. McLane Hamilton, A caae of word-blindnees with impairment 
of the faculty of space-aesociation. Med. News 1884, 4. 

Ein Schriftsetzer erkrankte an Agraphie, Aphasie, Alexie und rechtsseitiger Hemi¬ 
parese. Die erste Störung trat ein, als er mit dem Setzen eines Schriftstückes beschäftigt 
war. In jeder Linie wiederholte er ein Wort mehrmals, andere wurden verstellt etc.; 
er war nicht im Stande, die Fehler zu verbessern; dann erst folgte die rechte Hemi¬ 
parese, die Aphasie und darauf ein Anfall von Bewusstseinsstörung. Die Sprache 
kehrte nach einiger Zeit wieder, die Hemiparese trat mehr zurück, dagegen bestand 
die Alexie fort. — Eine auffällige Erscheinung war nur die, dass der Pat. nicht im 
Stande war, räumliche Dimensionen abzuschätzen, sich räumlich zu orientiren und 
die örtliche Beziehung der Gegenstände zu einander richtig zu taxiren. Oppenheim. 

Duhring , A case of Ainhura. Amor. J. of the med. sc. 1884, 4. 

Ein Neger bemerkte, als er 10 Jahre alt war, dass sich eineFurcbe au der Sohlen¬ 
seite seiner beiden kleinen Zehen und zwar in der digito-pl&ntaren Falte gebildet. Die 
Furche vertiefte sich immer mehr, bis schließlich nach mehr als 20 Jahren die beiden 
kleinen Zehen abfielen. In gleicher Weise batte auch der Vater des Patienten seine 
kleinen Zehen verloren. — Das Leiden kommt hauptsächlich vor: an der Westküste 
Afrika*«, in Südamerika und in den südlichen Teilen Nordamerika’«. — Die mikro¬ 
skopische Untersuchung der Haut einer solchen kleinen Zehe führte den Vf. zu der 
Annahme, dass hier ein chronisches entzündliches Oedem vorliege. Er fand eine Ex¬ 
sudation von Lymphkörperchen. Das Exsudat hatte sich stellenweise zu Bindegewebe 
organisirt, besonders in der Nähe der Abtrennungsstelle der kleinen Zehe. Lewinaki. 

Vorlag von August Hirschwald ln Berlin. — Druck von L. Bchumacbsr ln Bari in. 


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ts-sr-tss 

VV1AU CUllliWVV durch alle Buchhandlun- 

gen und PosUnitoltea« 

für die 

medicinkhcn Wissenschaften. 

Redigirt von 

Prof. Dr. H. Kroneoker, un( j Prof Dr. H. Senator, 

Berlin (NW.), Darotheenstr. S5. Berlin (NW.), Banhofrtr. 7 (am HegelpUts). 


Wöchentlich erseheinen 
1—7 Bogen j am Schlüsse 
des Jahrgangs Titel, Na- 
man* and Sachregister. 


1884 . td. Juni. No. 24 . 


Inhalt: L. Fbllnrb, Wirkung der Hydrastis Canadensis (Orig.-Mitt). — C. lb 
Nobel, Aceton und Alkohol in der Exspirationslnft der Diabetiker (Orig.-Mitt.). 

Tbchadssow, Dammmuskeln nnd ihre Venen. — L. Hermann, Lnftgehalt 
der Lungen Neugeborener. — Simanowbky und G. Schoumoff, Einfluss Ton Al¬ 
kohol und Morphium auf Oxydation. — Gussenbaurr, Operation der Pankreas- 
cysten. — • Schwabach, Geböratflrungen durch Chinin und Salicylsfture. — Pst, 
Eigentümliches Empyem. — Gaffst; E. Schilt, und B. Fischer, Tuberkelbacillen 
in Sputis und deren Zerstörung. — Eisen lohr, Syphilitische chronische Meningitis 
spinalis. — Nothnagel, Halbseitige mnltiple Hirnnervenlähmung. — Murri, Anti¬ 
febrile Wirkung des Kairin. — Wkrnbr, Nitrobenzol Vergiftung. 

Bütschli, Morphologische Bedeutung der Richtnngskörperchen. — KOolbr, 
Muskelstarre. — Th. Wbyl und Apt, Fettgehalt kranker Organe. — Kniqht 
Tr kv es; Cb. Firkbt, Aktinomykose. — Rein hold, Verletzungen des Hirnsinus. — 
WagenhAubre, Bau der Ohrpolypen. — A. Flint, Präsystolisches und diastolisches 
Mitralisgerftusch bei Insufficienz der Aortenklappen. — Dbmuth, Arsenik gegen 
Tuberculose. — Ballet und Dutil, Nachkradkheiten der KinderlAhmung. — 
Mkcrblson, Haut-Anästhesie und Urticaria factitia. 


Die physiologische Wirkung der Hydrastis Canadensis. 

Vorläufige Mitteilung von Dr. kopeld Fellner (Franzensbad)« 

(Aus dem Laboratorium des Prof. v. Basch in Wien.) 

Die nachstehenden Resultate beziehen sich auf die Wirkung 
des Fluid Extracts von Hydrastis Canadensis, oder Golden 
Seal, auf dessen therapeutische Verwertung Prof. Schatz in der 
letzten Naturforscherversamrolung die Aufmerksamkeit gelenkt hat. 

Die Versuche wurden sämmtüch an curarisirten Hunden an¬ 
gestellt und es wurde das Verhalten der Gefäfse, des Herzens, des 
Dünndarms und des Uterus nach directer Einspritzung des Fluid 
Extract in die Venen, das Verhalten der zwei ersteren auch nach 
subcutaner Einspritzung und nach Einführung desselben in den Magen 
und Darm studirt. 

1) Directe Einspritzung grofser Dosen (2,5—5,0 Grm.) 
steigert vorübergehend den Blutdruck; dieser Steigerung folgt 
aber sofort ein beträchtliches Sinken mit lange dauern¬ 
dem Tiefstand, aus welchem der Blutdruck Bich langsam und 


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XXU. Jahrgang. 

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Feldieb, Wirkung der Hydrastis Canadensis. 


No. 24. 


allmählich wieder erhebt, ohne seine frühere Höhe zu erreichen. In 
einigen Fällen tritt diese Restitution gar nicht ein, sondern es erfolgt 
unter fortwährendem Sinken des Blutdruckes Herztod. 

2) Nach Einspritzung mittelgrofser Dosen (V, — I 
PBAVAz’sche Spritze) erfolgt das Sinken viel später, ist viel 
geringer, erhält sich aber ebenfalls sehr lange. Eine Wieder¬ 
erhebung findet ebenfalls statt. Die der Einspritzung unmittelbar 
folgende primäre Blutdrucksteigerung hält aber viel länger an. 
Zwischen das Stadium der primären Erhebung und des terminalen 
Sinkens ist ein Stadium der Unruhe eingeschaltet. Es zeigt hier die 
Curve Schwankungen, ähnlich den TaAUBE-HEKiNo’schen. 

3) Kleine Dosen (1—3 Teilstriche einer PRAVAz’schen Spritze) 
bewirken umgekehrt ein geringes vorübergehendes Sinken, dann 
anhaltende Steigerung des Blutdrucks. 

4) Die mehrmalige Einspritzung mittelgrofser Dosen hat 
denselben Endeffect, wie eine einmalige starke Dose und die mehr¬ 
malige Einspritzung schwacher Dosen den Endeffect einer einmaligen 
mittelgrofsen Dose. 

5) Nach subcutaner Einspritzung starker Dosen (2,0Grm.) 
sinkt zunächst, wie nach schwachen Dosen, der Blutdruck vorüber¬ 
gehend, dann steigt derselbe ebenfalls nur für kurze Zeit und sinkt 
dann allmählich, aber nicht continuirlich, vielmehr unter Entwicke¬ 
lung ausgesprochener Schwankungen. Diesem Sinken folgt wieder 
eine Erhebung, nach welcher der Blutdruck abermals unter Schwan¬ 
kungen absinkt. Diese Erscheinung wiederholt sich in gleioher Weise 
mehrere Male. 

6) Aehnlich wie subcutane, wirken Einspritzungen in’s 
Rectum, in den Magen. 

7) Durchschneidung der Nervi splanchnici ändert nicht 
wesentlich die eben beschriebene Wirkungsweise grofser und kleiner 
direct eingespritzter Dosen. 

Ebensowenig Compression der Bauchaorta. 

8) Nach Durchschneidung des Halsmarkes bewirkt die 
Einspritzung ebenfalls ein Sinken des Blutdrucks, eine Steigerung 
war hier nicht wahrzunehmen. 

9) Während des Stadiums des Sinkens bewirkt Strychnin 
sowohl, wie Dyspnoö, eine Steigerung des Blutdrucks. 

10) Die Inspection des Darmes während der Einspritzung 
lehrt, dass mit dem Sinken des Blutdruckes der Darm sich rötet, 
und mit dem Steigen erblasst. 

Die Hydrastis übt also eine ausgesprochene vasomo¬ 
torische Wirkung aus. 

Diese ist, wie die Strychnin- und Dyspnoö-Versuohe lehren, 
wohl eine centrale und zwar werden nicht blos die Urtprungs- 
stätten der Nn. splanchnici, sondern auch Centren von Nerven, 
welche andere Gefäfee, als die der Baucheingeweide, innerviren, 
erregt, resp. deren Erregbarkeit herabgesetzt. 

Ob der Hydrastis auch eine periphere Wirkung zukommt, ist 
vorläufig unentschieden. 


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No. 24. 


le Nobel, Aceton in der Exspirationsluft der Diabetiker. 


419 


11) Im ersten Wirkungsstadium ist bei grofsen sowohl, 
wie bei mittleren Dosen eine beträchtliche Verlangsamung 
des Pulses, mitunter auch vollständiger Herzstillstand zu 
beobachten. Die Ursache dieser Erscheinung ist eine centrale 
Vagusreizung. Sie fällt aus oder wird unterdrückt, wenn man die 
beiden Nn. vagi durchschneidet. 

12) Nach grofsen Dosen kommt es, während der Blut¬ 
druck sehr tief steht, ebenfalls zur Pulsverlangsamung, auch 
zur Arhythmie. Durchschneidung der Nn. vagi beeinflusst diese 
Erscheinungen nicht. 

13) Die Einspritzung von Hydrastis bewirkt Con- 
tractionen des gesammten Uterus, des Körpers sowohl, wie 
der Hörner. Der Maximaleffect tritt kurz nach der Einspritzung, 
zugleich mit dem ersten Steigen und Sinken des Blutdruckes ein; 
doch kommt es auch später zu deutlichen Contractionen, an denen 
sich namentlich die Hörner beteiligen. Diese Contractionen fallen 
ebenfalls zeitlich mit Gefäfscontractionen zusammen. 

Die Versuche werden demnächst an anderer Stelle ausführlich 
Veröffentlicht werden. 

Heber die jodformbildenden. Körper in der Exspirationsluft 

der Diabetiker. 

Von C. Ic Nabel, Assistent am pbysiol. Institut za Leiden. 

Wie bekannt, haben Pettkrs *), Kaulioh , 2 ) u. A. im Harne, 
Blute, und in der Exspirationsluft der Diabetiker, die Gegenwart von 
Aceton constatirt, welches sich durch einen eigentümlichen Geruch 
verriet. Spätere Untersuchungen haben nun mittelst chemischer 
Reactionen das Aceton im Harne wirklich nachgewiesen; doch waren 
die Methoden zum Nachweise dieser Substanz in der Exspirations¬ 
luft weniger zuverlässig. So konnte Rupstein 8 ), wohl im Harne 
einer diabetischen Frau das Aceton nachweisen, hatte aber keine 
Gelegenheit die Exspirationsluft dieser Kranken zu untersuchen. 
Dkichmöller machte Versuche an nicht diabetischen Individuen, 
und an sich selbst, bei Enthaltung von alkoholischen Getränken und 
fand aowol im Harne als in den condensirten Respirationsgasen 
öfters eine Substanz, welche die Lir.BEN’sche Jodoformreaction zeigte, 
doch lässt er es dahingestellt, ob jene Substanz Aceton, Alkohol 
oder eine andere noch unbekannte ist. 

Hilobr 4 ) konnte in der durch Eiswasser condensirten Aus¬ 
atmungsluft eines Diabetikers Aceton und Alkohol nachweisen. Er 
giebt wohl an, welche Methode er benutzt hat, um im Harne neben 
Aceton den Alkohol nachzuweisen, nicht aber, wie er es in der 
Exspirationsluft nachwies; aufserdem ist auch im ersteren Falle seine 
Methode nicht einwurfsfrei. 

a ) Prager Vierteljahrsschr. 1857. 

*} Ebendaa. 1860. 

*) Dieses Centralbl. 1874, S. 865. 

4 ) Annalen d. Chemie Bd. 195, S. 314—317. 

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420 lb Nobel, Aceton in der Exspirationsluft der Diabetiker. No.24. 

Da nun in der letzten Zeit verschiedene neue charakteristische 
Acetonreactionen bekannt geworden sind, so habe ich versucht Ober 
die Natur der Jodoform bildenden Substanz in der Exspirationsluft 
der Diabetiker genauere AufschlQsse zu erlangen. 

Der Harn des betreffenden Patienten enthielt bei seiner Auf¬ 
nahme auf der Klinik von Hrn. Prof. Rosksstrin, dem ich fQr seine 
Bereitwilligkeit meinen besten Dank sage, keine Spur Aceton. Einige 
Tage nachher, bei ausschliefslicher Fleischdiät, enthielt er jedoch 
grofse Mengen desselben. Die Exspirntionsluft untersuchte ich auf 
folgende Weise: Anfänglich liefe ich den Pat. durch einen Kautschuk- 
schlauch, welcher mittels eines durchlöcherten Stöpsels in einem 
Nasenloch fixirt worden, während das andere geschlossen war, in eine 
mit destillirtem Wasser gefüllte WoDLFF’sche Flasche ausatmen. 
Nach einer halben Stunde wurde zu dem Wasser eine Lösung von 
Jod in Jodammonium und Ammonia liquida zugesetzt (GüKKiso’sche 
Jodoformreaction); am nächsten Tage hatte sich auf dem Boden der 
Flasche ein gelber Niederschlag abgesetzt, welcher bei mikroskopi¬ 
scher Untersuchung die schönsten Jodoformplättchen zeigte. 

Bei einem anderen Diabetiker dagegen, dessen Harn nur schwache 
Acetonreactionen gab, bekam ich auch nur eine schwache Jodoform- 
Abscheidung. Bei einem zweiten Versuche liefe ich den Kranken 
während einer vollen Stunde ausatmen und verarbeitete die 400 Cc. 
betragende Flüssigkeit. Sie wurde 6 Stunden bei einer Temperatur 
von 58° C. im Wasserbade destillirt und das Destillat in drei gleiche 
Teile verteilt: 

a) Wurde mit J-JNH, und NH S versetzt und so ein reichlicher 
Niederschlag von Jodoform erhalten. 

Zu b wurden einige Tropfen Quecksilberchlorid gefögt und das 
Ganze mit einer alkoholischen Lösung von Kali causticum bis zur 
deutlich alkalischen Reaction versetzt, dann filtrirt und zum klaren 
Filtrate Schwefelammonium gefögt: es bildete sich ein schwarzer 
Niederschlag von Schwefelquecksilber (GuNMMo’sche Acetonreaction); 
mit c erhielt ich mit der von mir angegebenen Aceton-Reaction 
(Nitroprussidnatrium und Ammonia liquida) ein positives 
Resultat. 

Es unterliegt somit keinem Zweifel, dass die Jodoform bildende 
Substanz Aceton war. 

Bei fortgesetzter Destillation konnte ich nach einer Stunde kein 
Aceton mehr nachweisen, obschon es mittelst der Jodoformreaction 
gelingt 7, 0000 Mgrm. aufzufinden. 

Die Destillation wurde nun bei einer Temperatur von 80° C. 
unternommen und nach 12 Stunden das neutral reagirende Destillat, 
tvelches sehr deutlich die LiKBKN’sche Jodoform-Reaction zeigte 
mit dem nach der Vorschrift Liebio’s bereiteten Platinschwamm ver¬ 
setzt; das in dem Beginne der Oxydation auftretende Acetylalde- 
hyde durch die Reduction einer ammoniakalischen Silberlösung und 
durch die von mir gefundene Farbenreaction (mit Nitroprussidnatrium, 
Kalilauge und Essigsäure) nachgewiesen. 

Bei weiterer Oxydation hatte sich Essigsäure gebildet und färbte 


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So. 24. 


Tschaussow, Dammmuskeln und ihre Venen. 


421 


die Flüssigkeit darübergehaltenes blaues Lakmuspapier rot; bei vor¬ 
sichtiger Neutralisation mit sehr verdünnter Natronlage, gab das 
Gemisch mit Eisenchlorid eine rote Farbe, welche durch verdünnte 
Schwefelsäure verschwand. Es wurde also in der Exspirationsluft 
dieses Kranken neben Aceton auch Aethylalkohol gefunden. Ich 
muss jedoch bemerken, dass die nach der Vorschrift Ckhksolk’s dar¬ 
gestellte Acetessigsäure, abgesehen von der Rotfärbung mit Eisen¬ 
chlorid, durchaus die gleichen Reactionen giebt wie Aceton (worüber 
später); so dass die Möglichkeit nahe liegt, dass es sich in meinem 
Versuche nicht um Aceton, sondern um diese Säure gehandelt habe; 
doch bietet dieses augenfällig weniger Interesee. 

Was nun das Schicksal des Alkohols im tierischen Organismus 
anbelangt, so nimmt ja ein Teil der Forscher an, dass derselbe 
größtenteils verbrannt wird, und ihm somit ein Wert als Nahrungs¬ 
mittel nicht abzusprechen ist, während er nach Anderen zum gröfs- 
ten Teil unverändert durch Nieren, Haut und Lungen ausgeschieden 
werden soll. Wie dies auch sei, es leuchtet ein, dass man hieraus 
keinen Schluss ziehen kann auf sein Verhalten im Körper des Dia¬ 
betikers, bei denen die Oxydationsvorgänge in Folge der Stoffwechsel¬ 
anomalien sich vielleicht wesentlich anders verhalten, so dass der in 
seinem Körper gebildete Alkohol möglicherweise größtenteils unver¬ 
ändert ausgeschieden wird, was mit obenstehenden Resultate recht 
gut im Einklänge stände. 


T&ehailSSOW, Resultate makro- und mikroskopischer Untersuchun¬ 
gen über die tiefen Muskeln des vorderen Dammes beim Manne 
und über das Verhalten der Venen zu ihnen. His’ und Braunk’s 
Arch. 1883, 4—6. 

T. unterscheidet an der tiefen Muskelschicht des vorderen Dam¬ 
mes (dem Diaphragma urogenitale ant.) zunächst einen hinteren Ab¬ 
schnitt, den M. transversus perinei prof., welcher am Septum perinei 
inserirt und mit der Urethra gar nicht in Contact steht; dieser Mus¬ 
kel soll die mittlere Dammfascie spannen und einige Aestchen der 
Venae profund® penis comprimiren. Der vordere Abschnitt der 
Muskelschicht umgiebt die Pars prostatica und Urethrae und die 
ganze Pars membranacea bis zur mittleren Fascis; dieser Abschnitt 
besteht aus einer Kreismuskel- und einer schlingenförmigen Schicht, 
von denen die letztere eich vor der Urethra kreuzt und hinter ihr 
am Septum perinei inserirt. Er wird vom Vf. als Compressor s. 
constrictor urethr®, Sphincter vesic® bezeichnet. Die Fasern dieses 
Muskels sind quergestreift Und ihr schleifenförmiger Teil umgiebt 
scheidenförmig die CowPKk’schen Drüsen. Einen besonderen Wilson- 
schen Muskel (M. pubourethralis), einen Erweiterer der Urethra, 
einen Compressor der Vena dorsalis penis konnte T. nicht auffinden. 
Der Stamm der Vena pudenda comm. setzt sich nach ihm aus der 
Vena dorsalis und den Ven® profund® penis zusammen und der 
Plexus Santorini bildet sich hauptsächlich auf Kosten dieser Vene. 
Die gröfseren Stämme der Venengeflechte liegen mit wenigen Aus- 


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422 Hermann , Luftgehalfc der Lungen Neugeborener. — Simanowsky No. 24. 

nahmen aufserhalb des Diaphragma urogenitale und der engen 
Stämme, welche dasselbe durchsetzen, bilden kein enges Netz, so 
so dass T. meint, die Muskelschicht desselben wäre nicht im Stande, 
durch ihre Contraction und die dadurch bedingte Compression der 
Venen die Erection zu unterstützen. Die Ursache des verhinderten 
Blutabflusses bei der Erection sieht er im Zusammenpressen der blut- 
abführenden Venenwurzeln durch das erweiterte Corpus oavernosum 
penis wie schon früher Langer dieses behauptet hat. Broesike. 

L. Hermann, Das Verhalten des kindlichen Brustkastens bei der 
Geburt. Pflügkr’s Arch. XXX. S. 276. 

Der Streitfrage über die Entstehung der Aspiration des Thorax 
beim Neugeborenen giebt H. dadurch eine neue Wendung, dass er 
nach weist, dass diese Aspiration in der Leichenstellung ebenso wenig 
nach der ersten Atmung existirt, wie nach Berns tkin’s neuesten Er¬ 
mittelungen (Cbl. 1883, S. 340) vorher. Anstatt wie Bernstein es 
getan hat, wo es sich darum handelte, die Aspiration nach der ersten 
Lungendehnung nachzuweisen, die Lungen totgeborener Kinder mit 
dem Blasbalg aufzublasen, hat er die Leichen solcher Neugeborenen auf 
Aspiration des Thorax untersucht, welche erst einige Zeit nach der 
Geburt gestorben waren und unzweifelhaft und kräftig geatmet hatten. 
Zur Untersuchung kamen Leichen von Kindern, die eine Stunde bis 
acht Tage nach der Geburt gelebt hatten. Bei diesen sinkt die 
Lunge, welche der Thoraxwand überall anliegt, nach Eröffnung des 
Thorax nicht zusammen. Teilt man die Reserveluft und Residual¬ 
luft, welche in der Leiche des Erwachsenen die Lunge erfüllt, in 
die Luftmenge, welche bei Eröffnung des Thorax aus der Trachea 
entweicht („Collapsluft“) und diejenige, welche danach noch zurück¬ 
bleibt („Minimalluft“), so kann man sagen, dass die Lunge in der 
Leiche des neugeborenen Kindes, welches geatmet hat, nur Minimal¬ 
luft und keine Collapsluft enthält. Ist die Luftröhre bei der Her¬ 
stellung eines Pneumothorax geschlossen, so entfernt sich, wenn man 
die Wirkung der Schwere ausschliefst, die Thoraxwand dieser Leichen 
nicht von der Lungenoberfläche, der Brustkorb hat in diesen Leichen 
also auch schon vor der Eröffnung seine Gleichgewichtsßgur. Vf. 
bezeichnet es als demnächstige Aufgabe, zu bestimmen, in welchem 
Stadium der extrauterinen Entwickelung die Ueberlegenheit der 
Wachstumsintensität des Thorax über diejenige der Lunge zu der 
später sicher vorhandenen Aspiration des Thorax führt. 

Gad (Würzburg). 

N. Simanowsky und C. Schoumoff, Ueber den Einfluss des Alko¬ 
hols und des Morphiums auf tierische Oxydation. Pfi.ügkr’s Arch. 
XXXIII. S. 251. 

Die Versuche der Vff. schliefsen sich an die von Nbncki und 
Sieber (Cbl. 1884, S.324) an und sind gleichfalls mit Benzol in Nbncki’b 
Laboratorium ausgeführt. Nach Einspritzung von 1 Grm. Benzol 
unter die Haut schied ein Kaninchen von 2580 Grm. Körpergewicht 
im Laufe von 3 Tagen 0,2831 resp. in einem zweiten Versuche 


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No. 24. u.Schoumoff, Einfluss von Alkohol u. Morphium. - Gussrnbaükr. 423 

0,2489 Grm. Phenol aus. Die Menge des entstandenen Phenols wurde 
erheblich geringer, wenn aulher dem Benzol noch Alkohol gegeben 
wurde: sie betrug nach Verabreichung von 0,3Grm. Alkohol pro Kilo 
Körpergewicht 0,1649 Grm., nach Gaben von 3,1 Grm. Alkohol pro Kilo 
0,1256 Grm., dagegen stieg diegebildete Phenolmenge nach Einspritzung 
von 0,02 Morph, hydrochl. auf 0,309. Ein Versuch an einem zweiten 
Kaninchen hatte bezQglich des Alkohols dasselbe Resultat; die Mor- 
phiuminjection beeinflusste die Oxydation des Benzols nicht erheblich. 
Ein Hund schied normal 0,1595 Phenol nach 1 Grm. Benzol aus, 
als er 2 Grm. Alkohol pro Kilo Körpergewicht erhalten, nur 
0,0772 Grm. Dasselbe Resultat hatte ein zweiter in annäherndem 
Stickstoffgleichgewicht ausgeföhrter Versuch, durch welchen gleich* 
zeitig gezeigt wurde, dass ein wesentlicher Einfluss des Alkohols 
auf die Harnstoffausscheidung nicht besteht. — Ein Mann im Alter 
von 27 Jahren schied nach dem Einnehmen von 2,0 Grm. Benzol 
im Lauf von 3 Tagen 0,8205 Grm. Phenol aus; als er gleichzeitig 
150 Grm. absoluten Alkohol eingenommen — 2 Grm. pro Kilo Körper¬ 
gewicht — dagegen nur 0,3301. Die Menge des für die Oxydation 
des Benzols disponiblen atomistischen Sauerstoffs war also um das 
2,6 fache vermindert. Derselbe Effect — eine bedeutende Verringe¬ 
rung der Oxydation des eingefßhrten Benzols — wurde auch an einem 
Kaninchen erreicht durch eine 9stündige Verengerung der Trachea. 
Der Harn enthielt nach dem Einspritzen von 1 Grm. Benzol nur 
0,0765 Grm. Phenol, während das Tier vorher daraus 0,284 resp. 
0,248 Grm. Phenol gebildet hatte. E. Salkowski. 

C. Güssenbauer, Zur operativen Behandlung der Pankreas-Cysten. 

Aroh. f. klin. Chir. XXIX. S. 355. 

Bei einem 40jährigen Musiker hatte sich 14 Tage nach einem 
Diätfehler eine Geschwulst der Magengegend gebildet, welche stetig 
wachsend ihn durch allerlei Beschwerden, namentlich Erbrechen, 
Schmerzen, Abmagerung etc., 3 Monate später zur Aufnahme in 
das Krankenhaus zwang. Hier fand man eine sich nach unten bis 
zum Nabel erstreckende, mit einem convexen Rande ziemlich scharf 
abgegrenzte und in querer Richtung vom linken Rippenbogen an 
Breite abnehmende und fast bis zur rechten Unterbauchgegend 
reichende Geschwulst, deren gröfster Durchmesser in der Mittellinie 
18 V 2 Ctm. und vom linken Rippenbogen bis gegen die rechte Unter¬ 
bauchgegend 22 Ctm. betrugen. Durch künstliche Aufblähung des 
Magens konnte man dessen grofse Curvatur und im Anschluss daran 
den Querdarm über die Mitte der Geschwulst quer verlaufen sehen 
und waren diese beiden Organe bei erschlafften Bauchdecken gegen 
die den Atembewegungen folgende Geschwulst als verschieblich zu 
erkennen. Die Percussion ergab über der ganzen vorderen Ober¬ 
fläche der Geschwulst hellen vollen tympanitischen Schall; percutirte 
man dagegen, indem man die Bauchwand gegen den Tumor an¬ 
drückte, so wurde der Percussionsschall leer. Der sonstige Befund 
war negativ, abgsehen von dem starken Kräfteverfall und einer 
schmutzig graubraunen Verfärbung der Haut des Patienten. — Die 


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424 Gossenbauer , Operation der Pankreascysten. — Schwabach , No. 24. 

Diagnose vor der Operation lautete auf eine Cyste, welche entweder 
vom Pankreas oder der linken Nebenniere stammte, zumal von 
diesen beiden Organen cystische Geschwülste und unter diesen 
sog. Hsematome aus pathologisch-anatomischen Arbeiten her bekannt 
sind. 

Die Operation, welche G. unternahm, bestand in Fixation der 
Cystenwand an das Peritoneum der incidirten Bauchwand, nachdem 
vorher ihre Oberfläche mittels Ablösung des Querdarms von der 
grofsen Krümmung des Magens freigelegt war. Hierauf wurde die 
stark gespannte Cyste mit dem Troikart teilweise entleert, dann 
incidirt und schließlich, nachdem 1900 Cctm. einer grauschwarzen 
Flüssigkeit aufgefangen waren, mit dem Finger eingegangen, durch 
welchen von den Cystenwandungen festere Partieen einer schwarz- 
braunen Masse abgelöst werden konnten. Sowohl der Finger, wie 
die Sonde ergaben nunmehr überall glatte Wandungen der Cyste 
und konnte man bis zur Gegend des Pankreas Vordringen und hier 
die hintere Cystenwand über der Aorta ganz deutlich verschieben. 
Die entleerte Flüssigkeit enthielt, bei einem specifischen Gewicht 
von 1,610, veränderte Blutbestandteile, keinen Gallenfarbstoff, kein 
Metalbumin, kein Pepton, auch keinen Zucker, wohl aber Albumin, 
einen mucin-ähnlichen Körper und Zerfallsproduote der roten Blut¬ 
körperchen. — Aus dem übrigens günstigen Wundverlauf ist zu 
bemerken, dass man vom 7. Tage der Operation an, eine Art Ver¬ 
dauungsekzem in der Umgebung der Wunde bemerkte. Es ent¬ 
leerten sich in der zweiten Woche noch mehrmals schwarz-braune 
Massen, denjenigen, die bei der Operation entfernt wurden, völlig gleich. 
Später fand nur noch eine beschränkte Secretion einer mehr wässerig- 
klaren Flüssigkeit aus der sehr verkleinerten Höhle statt. Es ergab 
sich, dass diese alkalisch reagirende Flüssigkeit Eiweifs verdaute, 
Leucin und Tyrosin bildete, Stärke in Zucker verwandelte und 
demnach nichts anderes als Pankreassecret war, so dass die Cyste 
tatsächlich als Haematom des Pankreas aufzufassen war. Pat. erholte 
sich inzwischen fortdauernd; als er am 84. Tage nach der Operation 
auf seinen Wunsch entlassen werden musste, bestand noch eine, 
geringe Mengen von Pankreasflüssigkeit absondernde Fistel, welche 
in eine kaum 3 Ctm. tiefe Höhle führte. P Güterbock. 


Schwabach, Ueber bleibende Störungen im Gehörorgan nach 
Chinin- und Salicylsäuregebrauch. Deutsche med. Wochenschr. 1884, 
No. 11. 

Entgegen der Ansicht, dass die unangenehmen Nebenwirkungen 
des Chinins und der Salicylsäure auf das Gehörorgan, soweit es 
sich um die gewöhnlichen Dosen handelt, von selbst wieder ver¬ 
schwinden, dass man dagegen den nach allzu grofsen Dosen zu¬ 
weilen eintretenden dauernden Gehörsstörungen machtlos gegenüber 
stände, macht Vf. darauf aufmerksam, dass einerseits schon bei 
mäfsigen Gaben von Chinin und Salicylsäure dauernde 
Störungen des Gehörorgans eintreten können, andererseits 
aber auch hochgradige, schon längere Zeit bestehende 


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No. 24. Gehörstörungen durch Chinin u. Salicylsäure. — Pbl, Empyem. 425 

Schwerhörigkeit und subjective Geräusche der Therapie 
noch zugänglich sind. 

In dem einen der vom Vf. mitgeteilten Fälle war nach ein¬ 
maligem Gebrauch von 1,2 Grm. Chin. sulf. Schwerhörigkeit, Ohren¬ 
sausen, Schwindel und auf dem einen, stärker afficirten Ohre auch 
Schmerzhaftigkeit desselben eingetreten. Während letztere bald 
schwand, blieben Schwerhörigkeit und Ohrensausen besonders auf dem 
linken Ohre 10 Monate lang bestehen. Die objective Untersuchung 
ergab am linken Trommelfell Veränderungen, wie sie nach chro¬ 
nischen EntzOndungeprocessen in der Paukenhöhle beobachtet werden 
(Trübung mit sehnenartiger Färbung, starke Einziehung) und aulser- 
dem deutete die Prüfung mit Uhr und Stimmgabel auf das Vor¬ 
handensein einer Affection des inneren Ohres (Fehlen der Kopf¬ 
knochenleitung, mangelnde Perception hoher Töne). Die Behandlung 
bestand in Anwendung der Luftdouche und zeitweisen Injectionen 
einiger Tropfen einer etwa 3procentigen Lösung von Chloralhydrat 
per tubam in die Paukenhöhle. Danach verschwanden Ohrensausen 
und Schwindel fast vollständig und die Hörfähigkeit wurde bedeutend 
gebessert. Die Erscheinungen, welche durch die Affection des 
inneren Ohres bedingt waren: mangelnde Perception hoher Töne, 
fehlende Kopfknochenleitung blieben unverändert. — In dem zweiten 
Falle wurden die Störungen: Ohrensausen, Schwerhörigkeit durch 
Natr. salicyl. hervorgerufen, von welchem im Verlaufe von 14 Tagen 
im Ganzen 30 Grm. in Dosen von 1,0 Grm. verbraucht worden 
waren. Die Schwerhörigkeit verschwand, das Ohrensausen blieb 
bestehen und ist heute, nach 5 Jahrdh, noch ebenso stark, wie bei 
seinem Auftreten. Die Therapie blieb in diesem Falle ohne jeden 
Erfolg. 

Vf. hebt hervor, dass namentlich der erste Fall die von Kirchnkr 
bereits an Tieren experimentell eruirte Tatsache bestätigt, wonach 
durch Chinin- und Salicylsäure entzündliche Processe im Gehör¬ 
organ (Mittelohr und Labyrinth) hervorgerufen werden können und 
dass, wenn durch objective Untersuchung das Vorhandensein der¬ 
selben constatirt sei, auch die Therapie dementsprechend eine anti¬ 
phlogistische sein müsse. Beim Nachweise von Residuen voraus¬ 
gegangener Entzündungsprocesse dürfte, wie in Vf.’s erstem Falle, 
die Anwendung der Luftdouche per Katheter, eventuell Einspritzung 
der oben erwähnten Chloralhydratlösung per tubam in die Pauken¬ 
höhle, von Vorteil sein. — Vf. macht auch auf die Beobachtungen 
Schii.likg’s (Münchener ärztl. Intelligenzbl. 1883, No. 3 u. d. Bl. 1883, 
S. 330) aufmerksam, welche der Hoffnung Raum geben, dass durch 
die Combination von Salicylsäure resp. Chinin mit Secale cornutum 
die unangenehmen Nebenwirkungen der beiden ersteren Medicamente 
vermieden werden können. Schwabach. 


C. K. Pel, Ein merkwürdiger Fall von Empyem. Berl. klin. Wochen- 
schr. 1884, No. 8. 

Einem 32jährigen Dienstmann, der an den Erscheinungen eines 
linksseitigen Empyems litt, wurde ca. 4 Wochen nach Beginn der 


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426 Gaffky; Schill u. Fischkh, Tuberkelbacillen in Sputis etc. No. 24. 

Krankheit, nach vorheriger Probepunction durch Incision im 8. In¬ 
te rcostal raum in der Scapularlinie eine beträchtliche Menge guten 
Eiters entleert. Trotz Ausspülung des Pleurahöhle Fortdauer des 
intermittirenden Fiebers; es fand sich nun Hervorwölbung der Regio 
cordis, eine an der 3. Rippe beginnende und sowohl den rechten 
Stcrnalrand, als die linke Mammillarlinie in Form eines abgestumpf¬ 
ten Dreiecks überragende Dämpfungsfigur, bedeutende Abschwächung 
der Herztöne, eine schwache undulatorische Bewegung an der Stelle 
des nicht sicht- und fühlbaren Spitzenstofses, endlich ein irregulärer 
Puls. Es wurde deshalb ein pericardiales Exsudat diagnosticirt, 
durch Probepunction im 3. linken Intercostalraum, 3 Ctm. median- 
wärts von der Lin. mamm., Eiter entleert und demnächst an dieser 
Stelle durch Incision ca. l'/ 2 —2 Liter Eiter, der isochron mit der 
Herzaction im Strahl hervorsprang, entfernt. Trotz baldiger Besse¬ 
rung: Tod 3 Tage nach der Operation an peritonitischen Erschei¬ 
nungen. Bei der Autopsie fand sich kein Erguss im Pericardium, 
dessen Blätter vielmehr mit einander verwachsen waren; doch be¬ 
standen zwei von einander ganz getrennte abgekapselte Empyeme, 
das eine an der hinteren Seite gelagert und durch die 1. Incision 
geöffnet, das andere (durch die 2. Operation entleert) an der Vor¬ 
derfläche des Thorax einerseits von der Pleura pericardiaca, anderer¬ 
seits von der Pleura pulmonalis des linken Oberlappens begrenzt, 
unmittelbar dem linken Herzen entlang gelagert und daher intra 
vitam sowol die klinischen als die physikalischen Sympsome eines 
eitrigen Pericardialergusses liefernd. Perl. 

_ a _ 

1) Gaffky, Ein Beitrag zum Verhalten der Tuberkelbacillen im 
Sputum. Mitt. aus dem Kaiseil. Gesundheitsamt, Berlin, II. S. 126. — 
2) E. Schill und B. Fischer, Ueber die Desinfection des Aus¬ 
wurfs der Phthisiker. Das. S. 131. 

1) An 14 Phthisischen stellte G. täglich das Vorkommen oder 
Nichtvorhandensein von Tuberkelbacillen im Sputum fest: und zwar 
bei einzelnen bis zu 120 Tagen und darüber, bei anderen, die aus 
dem Krankenhause austraten oder starben, kürzere Zeit. Auoh bei 
den letzteren war der Bacillenbefund, wenn auoh ein regelmäfsiger, 
so doch keineswegs ein enormer. Bei gebessert Entlassenen war er 
allerdings oft Tage lang hintereinander minimal, bei einzelnen der¬ 
selben aber auch wiederum sehr hervortretend. G. kommt deshalb 
zu der Ansicht, dass, um über ein etwa zu prognostischen Zwecken 
verwertbares Verhalten der Bacillen etwas auszusagen, man Hunderte 
von Fällen täglich untersucht haben müsse. 

2) Getrocknete Sputa Tuberculöser hatten laut der Koc-H’schen 
Versuche, nach 2, 4 resp. 8 Wochen noch an Meerschweinchen, 
auf welche sie verimpft wurden, Tuberculose hervorgerufen. Doch 
darf die Infectionstüchtigkeit derselben nicht für unbegrenzt gelten; 
denn während sie am 95. Tage sich noch vollständig virulent er¬ 
wiesen, versagten dieselben Sputa, 143 Tage lang aufbewahrt, bereits 
teilweise und am 186. Tage gänzlich. Die Vff. fanden es demnach 
indicirt, auch das frische Sputum zu ihren Desinfectionsversuchen 


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24. 


Eiskklohr, Syphilitische chronische Meningitis spin&lis. 


4*27 


heranzuziehen; den Controlmodus der Verimpfung auf Meerschweinchen 
behielteu sie bei. — Zunächst wird vorausgeschickt, dass mehr¬ 
wöchentliches Faulen dem flüssigen Sputum seine specifisch virulenten 
Eigenschaften nicht raubt. Der strömende Wasserdampf von 100° C. 
muss längere Zeit — V,—1 Stunde — auf getrocknete Sputa ein¬ 
wirken, um sie zu Bterilisiren; frischen gegenüber wird der Zweck 
bereits in 15 Minuten erreicht. — Zur Desinfection von Sputis Tu¬ 
bereulöser dürfte also die lstündige Einwirkung heifsen Wasser¬ 
dampfes als praktisch zu empfehlen sein. Kochen (10—20 Minuten) 
zerstört ebenfalls die Virulenz. Sublimatlösungen von 1 :1000, ja 
von 1: 500 versagten — besonders dem frischen Sputum gegen- 
flber. Absoluter Alkohol wirkte im Verhältniss von 1 Teil Sputum 
zu 5 Teile Alkohol noch nioht vollkommen sicher. — Carbolsäure 
wirkt in der gleichen Menge einer 2,5procentigen Lösung noch 
nicht, wohl aber, wenn eine 5—lOprocentige Lösung der gleichen 
Quantität frischen Sputums zugesetzt wurde. Gesättigtes Anilin¬ 
wasser musste in zehnfacher Menge dem Sputum zugesetzt werden, 
um die specifische Virulenz der Sputa zu beseitigen. Wernich. 

C. Eisenlohr, Meningitis spinalis chronica der Cauda equina mit 
secundärer Rückenmarkedegeneration, wahrscheinlich syphilitischen 
Ursprungs. Neurolog. Cbl. 1884. 4. 

Ein 30jähriger Mann, vor 7 Jahren specifisch inficirt, erkrankt 
im Jahre 1876 mit Obstipation, Incontinentia urinas und motorischer 
Schwäche der unteren Extremitäten. Bald tritt complete Lähmung 
der Blase und des Mastdarms ein. Dumpfe, bohrende Schmerzen 
in den Beinen, im Mastdarm, quälender Urindrang bestehen wäh¬ 
rend des ganzen Krankheitsverlaufs in intensiver Weise. Die mo¬ 
torische Störung, von der das r. Bein stärker befallen ist, zeigt 
deutliche Remissionen, dasselbe gilt für die Anästhesie, welche vor¬ 
nehmlich das Ischiadicusgebiet betrifft. Die gelähmten Muskeln 
magern erheblich ab; im r. Peroneusgebiet Entartungsreaction. De¬ 
cubitus über dem Kreuzbein und in der Trochanterengegend. 

Tod im Jahre 1878. Befund: Verwachsung und Verdickung 
der Häute des Rückenmarks vom 10. Dorsalnerven nach abwärts, 
Nerven der Cauda equina untereinander fest verlötet, durch von der 
Pia ausgehende derbe, bindegewebige Septa, die Nervenfasern der 
Cauda equina stark degenerirt, hintere Wurzeln des ganzen Lum- 
barteils stark atrophisch, die Hinterstränge durch das ganze Rücken¬ 
mark degenerirt, und zwar im Lumbarteil total, vom mittleren Dor¬ 
salmark nach aufwärts in Form eines Keils, dessen Spitze sich im 
Halsteil von der hinteren Commissur entfernt — Für die syphili¬ 
tische Natur des Processes war kein directer anatomischer Nachweis 
zu liefern, doch dürfte diese Form der chronischen Infiltration der 
Rückenmarkshäute, die mit der Bildung dicker, die nervösen Organe 
umechnürende Schwielen einhergeht, fast immer syphilitischer Natur 
seien. — Für klinisch beachtenswert hält Vf. den Beginn mit ab¬ 
normen Sensationen in Blase und Mastdarm und die baldige Läh¬ 
mung dieser Organe. Oppenheim. 


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428 Nothnagel, Halbseitige multiple Hirnnervenlähmung. — Munai, No.24. 

H. Nothnagel, Ein Fall von halbseitiger multipler Hirnnerven¬ 
lähmung. Wiener med. Blätter 1884, No. 9. 

Die Krankheit begann bei einem jungen skrophulösen und 
tuberculösen Mädchen mit reilsenden Schmerzen in der linken 
Gesichts- und Kopf-Nackenhälfte; weiter trat Ohrenfluss und Verlust 
des Gehörvermögens auf der linken Seite ein. Neben dem Fieber 
(Lungen-Infiltration) bestand Lähmung und Atrophie der linken 
Zungenhälfte, Parese des linken M. sternocl. und cucullaris, Lähmung 
der linken Gaumensegelhälfte und des linken Stimmbandes, zugleich 
Anästhesie der linken Kehlkopfhälfte. Die Geschmacksempfindung 
ist an den hinteren Partieen der linken Zungenhälfte herabgesetzt; 
es bestand vollkommene Taubheit links (aufgehobene Kopfknochen¬ 
leitung). Neben vollständiger linksseitiger Facialislähmung ist noch 
eine Lähmung des linken N. abducens zu constatiren, ferner An* 
aesthesie im linken Trigeminusgebiet, linksseitige neuroparalytische 
Augenentzündung, linksseitige Chordalähmung (Geschmacksverände¬ 
rung an der linken Zungenspitze) und doppelseitige Neuroretinitis 
(mit erhaltenem Sehvermögen). Die Extremitäten sind beiderseits 
alle frei beweglich; aber es besteht Nackenstarre und Druck¬ 
empfindlichkeit der Halswirbel. Es sind also alle linksseitigen 
Hirnnerven gelähmt, mit Ausnahme der Nn. opticus, olfactorius, 
oculom. und trochlearis. Trotz der Schwierigkeiten, welche durch 
die Annahme eines nur linksseitig und auch dort nur partiell loca- 
lisirten entzündlichen Processes an der Schädelbasis bereitet wird, 
glaubt N. doch, nach Berücksichtigung aller anderen Möglichkeiten 
(s. das Orig.), als Ursache der zu beobachtenden Erscheinungen 
eine partielle, linksseitige (tuberculöse) Basilarmeningitis annehmen 
zu sollen. Bernhardt. 


A. Murri, Sul mecanismo dell’ antipiresi Cairina. Estratto dai rendio. 
delia soc. Med.-Chir. di Bologna 1884, Marzo-Aprile. 

M. hält das Kairin für das kräftigste antifebrile Arzneimittel. 
Den Mechanismus seiner Wirkung zu erforschen, scheint ihm um 
so wichtiger, als mit dessen Kenntniss die ungeeignete Anwendung 
desselben vermieden wird. 

Das Auffallendste bei der Wirkung des Kairins ist, dass das¬ 
selbe im Stande ist, beim Fieberkranken die Temperatur um 3, ja 
5° herabzusetzen, während es den Gesunden nur um einige Zehntel 
Grade abkühlt. 

M. weist zuerst die Ansicht Lkubf.’s zurück, dass dies Medica- 
ment die, nach der Theorie der Bonner Schule während des Fiebers 
gesteigerte Oxydation innerhalb des Organismus beschränke. Er 
selbst hat gerade umgekehrt eine Steigerung der Oxydation ge¬ 
funden, indem die Temperatur der Haut des Patienten wesentlich 
zunahm, hierauf profuse Schweifssecretion eintrat und danach erst 
Abkühlung. 

Bei der Schnelligkeit dieser Steigerung kann eine Quelle für 
dieselbe lediglich im Blute angenommen werden, und zwar giebt es 
hier zwei Möglichkeiten: Erstlich kann, wie Hkiuenhain annimmt. 


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Ko. 24. Antifebrilo Wirkung des Kairin. - Werner, Nitrobenzol Vergiftung. 429 

der Tonus der Gefäfse gesteigert werden, das Blut dadurch mit 
vermehrter Geschwinigkeit durch die Gefäfse Oberhaupt, speciell 
diejenigen der Haut gejagt werden und hierdurch die Hautwärme sich 
steigern. Nach einer zweiten Theorie tritt umgekehrt eine Er¬ 
weiterung der Hautgefäfse, damit ein stärkerer Zufluss von Blut 
zu diesen ein. 

M. leugnet die erste Möglichkeit nicht, indessen hält er die 
zweite för begröndeter. Er hat an Fieberkranken, denen er Kairin 
gereicht, eine Volumenzuuahme der Gliedmaafsen, somit also eine 
Erweiterung und stärkere Füllung der Gefäfse constatirt. Dies 
könne, so schliefet er weiter, durch Lähmung der Vasomotoren, 
oder auch durch Reizung der Vasodilatatoren bewirkt werden. Bei 
der Schnelligkeit nun, mit welcher nach Aussetzen des Mittels die 
Haut kühl und welk wird, ist wohl eher an das letztere zu denken, 
nämlich, dass die nicht mehr gereizten Dilatatoren aufser Function 
treten und die Motoren, von ihren Antagonisten befreit, den Gefäfs- 
tonus vermehren. 

Warum aber werden alle diese Erscheinungen vermisst, wenn 
der Gesunde Kairin einnimmt? M. giebt folgende Erklärung dafür: 
Auch beim Gesunden erfolgt nach Kairingebrauch eine Erweiterung 
der Hautgefäfse, eine geringe Wärmezunahme der Haut, Ausbruch 
von etwas Schweifs; indessen hat dies Alles auf die Körpertempe¬ 
ratur im Grofsen und Ganzen keinen Einfluss, da hier alle Centren 
intact sind. Beim Fiebernden aber ist der Tonus der Gefflfse ein 
geringerer, die Erregbarkeit der Gefäfsnervencentren eine höhere, 
die Erweiterung und der Zufluss des Blutes zu den Hautgefäfsen 
somit eine wesentlich gröfsere. Und da das Blut selbst eine erhöhte 
Temperatur besitzt, so ist auch die Wärmeabgabe an die Aufaenwelt 
weit intensiver. Also die gröfsere Körperwärme ist daran Schuld, 
dass bei Fieberkranken das Kairin eine so viel stärkere Wirkung 
ausübt, als bei Gesunden. Dies hat M. durch das Experiment 
nachgewiesen, indem er zeigte, wie bei Gesunden, bei denen die 
Temperatur künstlich durch Bäder gesteigert war, ebenfalls eine 
gröfsere Füllung der Hautgefäfse, eine gröfsere Schweifssecretion 
auftrat. 

Schliefslich versichert M., man könne das Kairin 10—15 Tage 
hintereinander geben, ohne dass seine Wirkung im Mindesten nach- 
llsst. Er hält die subcutane Einspritzung für nicht wirksamer, als 
die Darreichung per os oder per Klysma. P. Kronecker (Strassburg). 

Werner, Ein Beitrag zur Kenntniss und Behandlung der Nitro¬ 
benzolvergiftung. Berliner klin. Wochenschr. 1884, No. 4. 

Eine 20 Jahre alte Frau, welche angeblich 30,0 Grm. Nitro¬ 
benzol verschluckt hatte, bekam bald darauf Erbrechen; der Atem 
roch nach Nitrobenzol und im Verlauf einiger Stunden entwickelte 
sich eine eigentümlich bleigraue Färbung der Haut und der Lippen, 
dann Somnolenz. Nach Anwendung von Magenpumpe, Campherin- 
jectionen und Cognacklystieren wurde das Sensorium nur vorüber¬ 
gehend freier; schliefslich trat Coma ein. Die Respiration war 


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430 


Bütschli. — Kügler. — Wryij und Apt. 


No. 24. 


oberflächlich und beschleunigt, der Puls anfangs voll und schnell, 
wurde immer schwächer und zuletzt kaum fühlbar. Störungen der 
Reflexerregbarkeit waren nur in geringem Grade vorhanden; auch 
während des Comas reagirte Patientin auf starke Hautreize mit 
leichten Abwehrbewegungen. 13 Stunden nach Einführung des 
Giftes, nach mehrstündigem tiefem Coma wurden durch Aderlass 
500 Cctm. auffallend schwarzen, deutlich nach Bittermandeln riechen¬ 
den Blutes entleert und 350 Cctm. defibrinirten, erwärmten Menschen¬ 
blutes transfundirt, auch mit nur vorübergehender Besserung, auf 
welche eine Verschlimmerung folgte. Dann aber trat eine günstige 
Wendung ein und 10 Stunden nach der Transfusion war Patientin 
vollkommen bei Bewusstsein schmerzfrei und klagte über Hunger 
und Durst. Von nun an besserte sich der Zustand sehr schnell; nur 
die bleigraue Färbung der Haut und der Bittermandelgeruch der 
Exspirationsluft blieben noch bis zum fünften Tage nach der Ver¬ 
giftung bemerkbar. Vf. empfiehlt nach dieser Erfahrung bei schweren 
Fällen von Nitrobenzolvergiftung die frühzeitige Ausführung einer 
reichlichen Transfusion nach vorheriger ausgiebiger Venaesection. 

Langgaard. 


O. Bfitschli, Gedanken über die morphologische Bedeutung der 
sog. Richtungskörperchen. Biol. Cbl. 1884, No. 1. 

B. beschreibt zuerst die geschlechtliche Fortpflanzung einiger Yolvocineen (Pan- 
dorina, Eudorina und Volvox), von denen Volvox die Ueberleitungsstufe zu der ge¬ 
schlechtlichen Fortpflanzung der Metazoen bildet Bei Volvox lässt sich annehmen, 
dass in den aus weiblichen Gameten zusammengesetzten Colonieen eine Diflerenzirang 
der Zellindividuen eintrat, so dass nur wenige und schliefslich nur eines sich zu 
Eizellen entwickelt hätten, während die übrigen kleine Nährzellen geblieben seien 
(Richtungskörperchen). Dies führt auf die Vermutung, dass eben in der scheinbar 
zusammenhangslosen Bildung derselben noch ein Anklang an die ehemaligen weiblichen 
Gametencolonieen der Metazoen und ihrer protozootischen Vorläufer zu suchen sei. 
Wir hätten uns daher vorzustellen, dass die Abschnürung einiger kleinen Zellen, welche 
teils früher, meist jedoch auf der Hohe der Entwickelung der Eizellen der Metazoen 
sich ereignet, uns noch die Bildung einer dem Spennatozoenbündel entsprechenden 
mehrzelligen Gametencolonie andeutet j. Sander. 


E. Kügler, Ueber die Starre des Säugetiermuskels. Diss. Dorpat, 
1883. 

Im Anschluss an die Untersuchungen von Grubbrt und Klemptxkk über die 
Starre des Froschmuskels fand K., dass ebenso, wie bei diesem, auch die Totenstarre 
des Säugetiermuskels auf SpaltungsprocesBen in der Muskelsubstanz beruht, deren 
Product das Fibrinferment ist Martins. 


Th. Weyl u. L. Apt, Ueber den Fettgehalt pathologischer Organe. 
Virchow’s Arch. XCV., S. 351. 

Auf Grund einer Reihe eigener und fremder Beobachtungen Anden VfF. den Fett¬ 
gehalt der normalen Leber schwankend zwischen 2,4 und 5,9 pCt., im Mittel 3,7 pCt 
Für den Fettgehalt des Herzens ergaben sich 1,7 — 2,4, im Mittel 2,2 pCt. Dem¬ 
gegenüber betrag der Fettgehalt der Leber beim Fieber 17,8—8,6—15,1 —14,2—7,6— 
8,7 pCt., der des Herzens 7,8—10,0 pCt; es ist also der Fettgehalt beider Organe 
im Fieber untweifelt vermehrt Ebenso zeigte sich eine Steigerung auch in einigen 
Fällen, in denen man eine Beschränkung der Sanerstoflfzufubr annehmen kann. Der 
Fettgehalt des Herzens betrug bei Tuberculose 7,8—6,5 pCt., der der Leber 17,8 bis 
8,6 pCt.; der Fettgehalt bei Leukaemie 15,1 pCt £.8alkowskl. 


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No. 24. Kmght Trkves; Pirket. — Rein hold. — Wagbnhäoser. 431 


1) W. Knight Treves, On a case of Actinomycosie. Lancetl884, 
I. 3. — 2) Ch. Firket, L’actinomycose de Thomme et des 
animaux. Revue de med. 1884, 4. 

1) Bei einem kräftigen 45 jährigen Ziegelbrenner kam dem Vf. eine gröfsere Anzahl 
▼on Geschwüren und GeschwQrsknoten auf der Haut des Gesichts, des Nackens und der 
Brost zur Beobachtung, die sich sehr langsam entwickelten nnd sich als Strahlenpilz- 
haltig erwiesen. Das Leiden hatte bei der Aufnahme des Pat. in das Hospital bereits 
16 Monate bestanden. Nähere Angaben fehlen; jedoch ist das Orig, durch einen guten 
Holzschnitt illustrirt. 

2} F.'s Arbeit bringt zur Kenntniss des Tatsächlichen der Aktinomykose nichts 
Neues, dagegen ein bis zur Mitte des Jahres 18S3 reichendes anscheinend vollständiges 
Literaturverzeichnis* und die historisch interessante Angabe, dass die erste Beschreibung 
aktinomykotischer Erkrankung beim Menschen von Lebest stammt, der sie 1857 in 
seiner pathologischen Anatomie (T. 1. S. 54) publicirt und in dem Atlas (T. I. PI. II. 
Fig. 16) abgebildet hat Deswegen nimmt F. für Frankreich den Ruhm in Anspruch, 
dass hier die erste Beobachtung von Aktinomykose gemacht sei und hebt die italieni¬ 
schen Beschreibungen der veterinären Aktinomykose von Rivolta und Prrroncito her¬ 
vor, welche die Krankheit bereits vor BorxisouR beobachteten. [Uebrigens hat Lbbkrt 
(bekanntlich ein Deutscher), wie es scheint, nur ein Mal aktinomykotisches Material 
erlangt, und ist daher, trotz der vortrefflichen Beschreibung, die er giebt, nicht dahin 
gelangt, die pflanzliche Natur der Körner zu erkennen, sondern er hielt sie, verleitet 
durch eine eingehende chemische Untersuchung, welche die Charaktere des Chitins fest¬ 
stellte, dagegen nichts von Eiweifs und Fett erkennen liefs, für die Reste zu Grunde 
gegangener tierischer Parasiten. Ref.] O. Israel. 


H. Beinhold. Ein Beitrag zur Caeuistik der Verletzungen des Hirn- 
sinus. Deutsche Ztschr. f. Chir. XIX. S. 522. 

Zwei Hiebe mit einem Bierglase anf den Schädel eines 28jährigen Schlossers. 
Bei der Trepanation am nächsten Tage ergiebt sich die Wandung des Sin. longit. 
maj. auf einer Strecke von 1 V 2 Ctm. der Länge nach eingerissen und aufserdem etwas 
vor diesem Riss ein kleines rundliches Loch. Application von 4 Schieberpincetten, 
die liegen bleiben müssen an den Riss und Compression des Loches mit Jodoform- 
Krüllgaze stillten die colossale Blutung. Anfangs Unruhe, Krämpfe, Delirien und 
Schlafsucht mit Lähmung der unteren Körperhälfte (Patellarrefiexe normal). Nach 
gutem Wundverlaufe findet sich 2 Monate nach der Entstehung des Splitterbruches 
folgender Status prses.t Kniee frei beweglich, Patellarreflex links stärker, als rechts. 
In deo lioken Fufs- und Zehengelenken die activen Bewegungen noch subnormal; 
Sensibilität beiderseits intact. — An Stelle der Verletzung noch eine kleine längliche 
granulirende Fläche; die Kopfhaut ringsum etwas invertirt (eingezogen; deutliche 
HirnbewegungeD). P. Göterboek. 

Warenhäuser, Zur Histologie der Ohrpolypen, Arch. f. Ohrenheilk. 
XX. S. 250. 

An einem aus der Paukenhöhle exstirpirten Polypen fiel dem Vf. an der Durch- 
schnitUstelle eine weiTsliche Partie auf, die wie ein Stiel oder Knöpfchen hervorragte. 
Nach Erhärtung des Polypen in Alkohol und nachdem, behufs Entziehung des Alkohols 
zur Anfertigung von Schnitten mit dem Gefriermikrotom, die Stücke einige Zeit in 
Wasser gelegt worden waren, zeigte die weifsliche, leicht bröcklige Masse schon 
makroskopisch das Ansehen von Cbolesteatombildungen. Unter dem Mikroskop sah 
man einen Saum MALPioHt’scher Zellen, die bald in der Anordnung von nur zwei 
Reihen, bald dichter, in S und mehr Reihen übereinander standen und stellenweise 
in Form von Kegeln oder Zapfen in das Innere von Hohlräumen hineinragten, die 
rundlich oder länglich, schon mit unbewaffnetem Auge erkennbar, in der Gröfse von 
V 4 — 1 Mm. bald mehr im Centrum, bald mehr nach aufsen zu gelagert waren. Als 
Ueberreste des Inhaltes dieser Hohlräume fanden sich grofae polyedrische Zellen mit 
mit meist einem, manchmal 2 Kernen, selten nnr fanden sich grofse länglich runde 
Platten mit 5— G Kernen und Ausläufern dazwischen vor. Cholestearintafeln konnte 
Vf. wohl wegen der fortwährenden Alkoholbehandlung in keinem der Präparate con- 


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432 Flint. — Dkmuth. — Ballet u. Dutil. — Michblson. No. 24. 


statiren. Der Polyp selbst erwies sich als eine ron den Geschwulstfonnen, die Moos 
und Stbinbrügob als Angiofibrome bezeichnen. Dieselben Autoren haben auch bereits 
auf das Vorkommen centraler Cholesteatombildung in der Polypenmasse, wie Vf. es 
in seinem Falle fand, aufmerksam gemacht. Schwabach. 


A. Flint, On the mitral presystolic and a mitral diastolic heart* 
murmur. Lancet 1884, I. No. 10. 

In einigen Fällen, in welchen intra vitam ein wohl charakterisirtes präsystolisches 
Geräusch über dem linken Ventrikel gehört worden war, ergab die Autopsie keine 
Steuose am Ostium atrioventriculare sin., sondern neben völliger Intactheit der Mitral¬ 
klappe lediglich eine Insufficienz der Aortenklappen. F. erklärt die Entstehung des 
Geräusches unter diesen Umstanden dadurch, dass das im Beginne der Ventrikel¬ 
diastole von zwei Seiten her in den Ventrikel einströmende Blut die beiden Mitral¬ 
klappen in enge Berührung mit einander bringt, so dass bei der nun folgenden Systole 
des linken Vorhofes und der dadurch bedingten stärkeren prsesystolischen Einströmung 
des Vorhofsblutes das letztere durch eine stenosirte Partie dürchpassiren muss. — 
Weshalb das präsystolische Geräusch so selten vorkommt, ist schwer zu sagen, viel¬ 
leicht ist zur Entstehung desselben ein gewisser Grad von Hypertrophie des linken 
Vorhofes erforderlich. Perl. 


Demuth, Casuistische Beitrage zur Behandlung der Lungentuber- 
culose mit Arsenik. Bayerisches ärztl. Int.-Bl. 1884, No. 9. 

Bei 15 Phthisikern aus der Hospital- und Privatpraxis bewirkte das Arsenik, je 
3—4 Monate hindurch in der von Büchner angegebenen Dosirung angewandt, keine 
günstige Beeinflussung des localen Processes; in einzelnen Fällen eine vorübergehende 
Hebung der Körperkrflfte. Das Mittel kann zu bronchitischen Reizungen und dadurch 
vielleicht zu blutigen Sputis führen. Port. 


G. Ballet et A. Dutil, De quelques accidents spinaux d&ermines 
par la prösence dans la mobile d’un ancien foyer de mydlite in¬ 
fantile. Revue de med. 1884, 1. 

Wer eine essentielle Kinderlähmung Überstanden hat, schwebt in der Gefahr, in 
der Folgezeit von weiteren Erkrankungen des Rückenmarks befallen zu werden. Daa 
Rückenmark und besonders die grauen Vordersänlen sind durch den poliomyelitischen 
Herd ein Locus minoris resistenti® geworden, die zu neuen Erkrankungen disponiren. 
Auf Grund eigener und fremder Beobachtungen schliefsen Vff., dass Individuen, welche 
in der Kindheit an essentieller Lähmung gelitten, von folgenden 4 Krankheitsarten 
in der Folgezeit bedroht sind: 1) vorübergehenden Paresen und Paraplegien; 2) der 
acuten Spinallähmung der Erwachsenen; 3) der „Paralysie generale spinale antirieure 
subaigue"; 4) der chronischen Polyomyelitis (progressive Muskelatrophie). 

Oppenheim. 


Michelson, Ueber Dujaroin-Braumktz’s „Femme autographique* 
und Urticaria factitia im Allgemeinen. Berliner klin. Wochenschr. 1884, 
No. 6 u. 7. 

M. weist darauf hin, dass der Fall D.-B.'s, welcher vor 4 Jahren in Paris ein 
gewisses Aufsehen erregte, nicht irgend wie auffällig ist, wenn auch die Tatsache, 
dass hier neben totaler Ancesthesie der Haut gleichzeitig eine künstliche Quaddel- 
bildung vorhanden war, vereinzelt dasteht. Vf. zeigt, dass schon Batbman Fälle von 
Urtic. factit. gesehen und dass von den verschiedensten Autoren derartige Beobachtungen 
publicirt sind. Er selbst teilt ö hierher gehörige Krankengeschichten mit. Anch die 
Combination mit totaler Anffistbesie ist nicht auffällig, wenn man bedenkt, dass die 
Quaddelbildung als durch Reflex ausgelöst aufgefasst werden muss, dass die Haot bei 
totalem Verlust der Empfindung sehr wohl die Fähigkeit, Reflexe auszulösen, behalten 
kann. Lewinski. 

Verlag von August Hirschwald ln Berlin. <— Druck von L. 8chumacher In Berti». 


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PreU des Jalirgmugftj 
20 Mark; su bestehen 
durch alle Buchhandlun¬ 
gen und Postanataltcit. 



Wöchentlich ertchelnen 
1—2Bogen; am Schluss# 
des Jahrgangs Titel, Ka¬ 
men* und Sachregister. 


Centralblatt 


für die 


Redigirt von 

Prof. Dr. H. Kroneoker, und Prot Dr. H. Senator, 

Berlin (NW.), Dorotheenstr. 35. Berlin (NW.), Bauhofktr. 7 (am Heftlplats). 


1884. *1. Juni. No. 25. 


Inhalt: Suchobsky, Atmung Verdichter Luft (Orig.-Mitt.). 

Nussbaum, Erste Befrnchtongsvorgftnge. — Lucia ki, Bedeutung des Klein* 
hirns. — Zahn, Giftentwickelung in blutleeren Teilen. — E. Kost kr, Operation 
des Broskrebses. — Lkddkrbosi; E. M. Moobb, Hüftgelenksankylose. — Lu ca, 
Behandlung anbjectiver Gebörsempfindungen. — Pasteur, Das Hundswutgift. — 
S. Steinthai.; t. Zikmssrk, Das Typhusrecidiv. — Nothnagel, Rückenmarks* 
abscess. — Hartmann, Geistesstörungen nach Kopfverletzungen. — v. Pfunorn, 
Augenmuskell&hmnngen bei Meningitis. — Behring, Jodoform Vergiftung. 

Lachi, Epilepsie bei Gehirn mit Entwickelungshemmungen. — Waddrl, 
Harnstoffaasscheidung nach Fluorkaliumgebrauch. — 0. Pinn er, Ellenbogenbrnch. — 
Webster, Syphilitische Erkrankung des Labyrinths. — Hayrm und Gilbert, 
Typhoide Pneumonie. — Locri, Magenaffection durch Larynzentzündnng bei Kindern. — 
Dejrrinr, Acute centrale Myelitis syphilitischen Ursprungs. — S. Krukenbrrg, 
Verhütung der Augen-Entzündung Neugeborener. — Lustgarten, Neues Qneck- 
silberpräparat. 


Zur Lehre von der Wirkung verdichteter Luft auf die 

Respiration. 

Vorläufige Mitteilung von Dr. N. 8aek#rskj. 

(Aus dem pathologisch-physiologischen Laboratorium des Nicolai- 
Militärhospitals in St. Petersburg, dirig. von Prof. S. Tschirjbw.) 

Einerseits die Uneinigkeit gewisser Untersuchungen Ober die 
Wirkung verdichteter Luft auf die Respiration, wie auch die Nicht¬ 
übereinstimmung derselben mit den neueren Ansichten vom Zustande 
der Blutgase und den die Sauerstoffaufnahme im Organismus be¬ 
stimmenden Bedingungen, — andererseits vieljährige eigene Beob¬ 
achtungen Ober die therapeutische Wirkung verdichteter Luft bei 
Erkrankungen der Respirationsorgane, haben mich bewogen, diese 
Frage wieder einer experimentellen Prüfung zu unterwerfen. Drei 
pneumatische Apparate, welche in dem Nicolai - Militärhospital ein¬ 
gerichtet sind, wie auch experimentelle Mittel, die ich im pathologisch¬ 
physiologischen Laboratorium vorfand, haben mich in den Stand 
gesetzt, die nötigen Untersuchungen anzustellen, wobei besondere 
Aufmerksamkeit der Methodik Oberhaupt und der Aufnahme der 
ausgeatmeten Luft unter den dem natOrlichen Atmen möglichst nahe¬ 
stehenden Bedingungen zugewendet wurde. 


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XXII. Jahrgang. 

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434 


Suchobsky, Atmung verdichteter Luft. 


No. 25. 


Die Hauptresultate, zu denen ich kam, sind kurz folgende: 

1) Die absolute Menge der ausgeatmeten Kohlensäure und des 
aufgenommenen Sauerstoffs beim Atmen in verdichteter Luft ver¬ 
mindert sich. 

2) Die Verminderung der Kohlensäureausscheidung ist dabei 
unmittelbar durch die Volum Verminderung der geatmeten Luft be¬ 
dingt, welche Verminderung ihrerseits durch Verminderung der Anzahl 
oder des Volums (Tiefe) einzelner Respirationen, oder durch Ver¬ 
minderung beider bedingt wird. 

3) Der Frocentgehalt der ausgeatmeten Luft an Kohlensäure 
bei erhöhtem Luftdruck ist fast derselbe, wie auch bei gewöhnlichem 
atmosphärischem Drucke. 

4) Die Menge des aufgenommenen Sauerstoffs vermindert sich 
beim Atmen in verdichteter Luft etwas weniger, als die Menge 


der ausgeatmeten Kohlensäure, so dass der Coefficient 


C0 2 

o 


sich dabei 


vermindert. 

5) Beim Atmen in verdichteter Luft geschieht eine relativ 
gröfsere O-Aufnahme, als bei gewöhnlichem atmosphärischen Luft¬ 
drucke. 


6) Alle diese Wirkungen verdichteter Luft sind desto bedeu¬ 
tender, je mehr der respiratorische Gasaustausch der Versuchsperson, 
in Folge dieser oder jener Atmungsbedingungen oder der patholo¬ 
gischen Veränderungen des Respirationsorgans, .erschwert ist. 

7) Die nicht selten vorkommenden Abweichungen von diesen 
Regeln hängen gewöhnlich von den zufälligen Veränderungen der 
Anzahl oder des Volums (Tiefe) der Respirationen ab. 

8) Die Anzahl und das Volumen (Tiefe) der Respirationen 
vermindern sich, wie schon erwähnt, beim Atmen in verdichteter 
Luft; aber deren Charakter oder eigentlich Rhythmus, d. h. die 
relative Dauer der In- und der Exspiration — wenigstens bei der 
Luftverdichtung, die in meinen Versuchen angewandt wurde (s. u.) — 
bleibt unverändert. 

9) Der Rhythmus der respiratorischen Bewegungen wird einer¬ 
seits durch die Individualität der Person bestimmt — wobei jedoch 
normal auf die Exspiration immer eine mehr oder weniger lange 
Pause folgt, — andererseits durch Widerstände beim Atmen — 
ganz gleichgöltig, ob dieselben in einer Durchgangsverminderung 
der Luftwege (mechanische Hindernisse, Bronchitis), oder Beschrän¬ 
kung der Excursionen des Respirationsorgans (Emphysema, Pleuritis), 
oder endlich in der Verminderung der atmenden Fläche (Pneumonia, 
Pleuritis exsudativa, teils auch Emphysema) bestehen. In allen 
diesen Fällen besteht die Veränderung des respiratorischen Rhythmus 
in einer Verminderung, bis zum vollständigen Verschwinden, der 
Pause und in einer Vergröfserung auf Kosten derselben, der Dauer 
der Exspiration und dann der Inspiration; die Dauer dieser letzteren 
kann dabei der Exspirationsdauer ganz gleich sein und die Hälfte 
der Dauer des ganzen respiratorischen Actes einnehmen. 

10) Verdichtete Luft wirkt auf die Bluteirculation in doppelter 


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No. 25. 


Nussbaum. Erste Befrachtungsvorgänge. 


435 


Weise: einerseits comprimirt sie alle ihr zugänglichen Capillarnetze 
der äui'seren Körperfläche und des Respirationsorgans und bewirkt 
eine vollständigere Ausleerung der Venen, andererseits ändert sie 
die Blutverteilung im Körper in dem Sinne, dass sie den Blutzufluss 
zu den Bauchorganen vermehrt. 

11) Die therapeutische Wirkung verdichteter Luft lässt sich 
ausschliefslich auf die mechanische Wirkung auf den Organismus 
und die Vermehrung des 0-Partialdrucks zurDckfQhren. Diese 
letztere übt dabei, ebenso wie im Falle des Atmens in der an 
Sauerstoff reicheren Luft, keinen merklichen Einfluss auf die Oxv- 
dationsprocesse im Körper aus und vergröfsert keinesfalls die letz¬ 
teren; im Gegenteil: in pathologischen Fällen, wo der respiratorische 
Gasaustausch mehr oder weniger behindert ist, führt sie, wie oben 
erwähnt, zur Verminderung der absoluten Mengen des aufgenomme¬ 
nen O und der ausgeatmeten C0 2 , indem sie dem Organismus die 
Aufgabe des nötigen Gasaustausches erleichtert und überflüssig ver¬ 
schwendete Kräfte in Form vermehrter Muskelarbeit des Respirations¬ 
apparates erspart. Daraus folgt, dass man bei der therapeutischen 
Anwendung verdichteter Luft keinenfalls auf eine directe Beförderung 
der Oxydation und der Ernährung des Körpers bei Kranken rechnen 
darf, sondern nur auf die Ersparung der Kräfte desselben in den 
Fällen, wo der für Kranke nötige respiratorische Gasaustausch mehr 
oder weniger erschwert und mit bedeutenden Muskelanstrengungen 
verbunden ist. Nichtsdestoweniger wäre es falsch, daraus zu schliefsen, 
dass in diesen Fällen die Anwendung verdichteter Luft durch Ein¬ 
atmen von Luft mit entsprechend gröfserem O-Gehalt ersetzt werden 
könnte, da die verdichtete Luft, aufser der Vermehrung des O- 
Partialdrucks, noch eine Reihe sehr günstiger Einflüsse auf den 
kranken Organismus überhaupt und auf den respiratorischen Apparat 
besonders ausübt — die Einflüsse, die aus der mechanischen Wirkung 
des erhöhten Luftdrucks sich ableiten lassen. 

Der erhöhte Luftdruck in den pneumatischen Apparaten variirte 
bei meinen Versuchen zwischen 1045 und 1143 Mm. Hg. Für die 
Gas-Analysen waren ausschliefslich die BuNSKN’schen gasometrischen 
Methoden angewendet. 

Die ausführliche Beschreibung dieser Versuche wird nächstens 
in einer der speciellen Zeitschriften erscheinen. 

St. Petersburg, Mai 1884. 

91. Nussbaum, Ueber die Veränderungen der Geschlechtsproducte 
bis zur Eifurchung. Ein Beitrag zur Lehre der Vererbung. 
Arcb. f. mikr. Anat. XXIII. S. 155. 

N. stellte seine Untersuchungen vorwiegend an den Geschlechts- 
producten von Ascaris megalocephala (im Dünndarm des Rindes 
lebend) an und zwar an gehärteten Präparaten. Die herauspräpa- 
rirten Uteri entwickeln ihre Eier in 30procentigem Alkohol noch 
Wochen hindurch weiter, durch spätere Härtung in 70procentigem 
Alkohol, worin die Embryonen noch 2 Tage lebend bleiben, kann 
man sich ganze Entwickelungsserien verschaffen. 

28 * 


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436 


Luciaki, Bedeutung des Kleinhirns. 


No.25. 


Die Abschnürung der beiden Richtungskörper vom Keimbläschen 
findet bereits beim unbefruchteten Eichen statt. Die Spermato- 
somen bestehen aus einer glänzenden Kopf kappe, dem Kern und 
dem feinkörnigen Protoplasma; erstere kann bereits vor dem Ein¬ 
dringen in das Ei abgeworfen werden, wird es aber regelmäfsig 
nach diesem und verschwindet hier spurlos. Die Copulation des 
Eikerns mit dem Spermakern (das Protoplasma des Spermatosoms 
wird unsichtbar) findet auch hier nach dem HKRTWio’schen Schema 
statt (gegen Anton Schneider). — Aus dem übrigen vorwiegend 
theoretisirenden Inhalte der Arbeit ist folgendes Tatsächliche her¬ 
vorzuheben: N. macht auf die sog. Maulbeer- (besser wohl lappige) 
Kernform, die man auch vielfach im Hoden von Rana fusca findet, 
aufmerksam, die möglicherweise ein Anfangsstadium der Kernteilung 
(unentschieden ob indirecter oder directer) ist. Das Protoplasma 
solcher Zellen ist amoeboid. Eine Veränderung im Sinne der Phasen 
der indirecten Kernteilung wurde indess noch nicht beobachtet. Die 
Spermatogenese spielt sich, nach Beobachtungen an Rana fusca, 
folgendermaafsen ab: Zunächst teilt sich die Spermatogonie in ihrer 
Follikelhant. Peripherisch gelegene Zellen liefern eine zweite Haut, 
die Cystenhaut, um die übrigen aus der Teilung der Spermatogonie 
hervorgegangenen Zellen (Spermatocyten). Diese bilden anfangs 
dicht gedrängt einen kugel- oder eiförmigen Körper (Spermato- 
gemme). Jedes Spermatocyt giebt nun einen Teil seines Proto- 
plasma’s zur Bildung einer centralen Kugel ab und lagert sich der 
Cystenhaut eng an, 60 dass dadurch ein Gebilde entsteht, das mit 
der Rhachis der niederen Tiere vergleichbar ist. Später liegen alle 
Köpfe der Membrana propria, die Schwänze dem Lumen des Kanals 
zu. Die Spermatoblasten oder Stützzellen der Säugetierhoden müssen 
mit dieser Protoplasmakugel des Froschhodens verglichen werden. 
Der Cysten- und Follikelhaut kann man das Granulosa-Epithel der 
Eier insofern homologisiren, als auch dieses wahrscheinlich direct 
durch Teilung des Eies entsteht (cf. Follikelepithelien der Insekten¬ 
eier nach A. Schneider). 

Weiterhin enthält die Arbeit Mitteilungen über die Entwicke¬ 
lung der Samen-Elemente beim Flusskrebs, die im Orig, nachzulesen 
wären. Aus denselben geht hervor, dass man noch nicht genötigt 
ist, hier eine Ausnahme von dem sonst allgemeinen Gesetz anzu¬ 
nehmen, wonach der Kern immer zum Kopf der Spennatozoen 
wird. Auch hier entsteht aus dem Nebenkern die Kopfkappe, der 
Kern bleibt verdichtet in der Zelle erhalten, das Protoplasma treibt 
strahlige Fortsätze. — Ebenso konnte N. auch bei der Weinberg¬ 
schnecke den Nachweis führen, dass der Kern zum Kopf wird, ob¬ 
gleich dies die zweite angebliche Ausnahme obiger Regel war. 

Rabl-Rückh&rd. 


L. Luciani, Linee generali della fisiologia del cervelletto. I. me¬ 
moria. Firenze, 1884. 

Zum ersten Zweck hat L. es sich gemacht, die Folgen einer 
Functionsunterdrückung des Kleinhirns aufzusuchen. Dazu muss 


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No. 25. 


Zaun, Giftentwickelung in blutleeren Teilen. 


437 


man die Tiere gut aussuchen; am besten eignen sich junge, kaum 
erwachsene Hunde, die klein, gut genährt und von robuster, reiner 
Race sind. — Um das ganze Kleinhirn zu exstirpiren (Vf. schildert 
seine Operationsmethode genau), fängt man am besten mit dem 
Mittellappen an, indem man möglichst immer erst die Blutung stillt, 
ehe man weiter schreitet. Operirt man vorsichtig, so ist es gar 
nicht schwer, die Tiere zu erhalten. — Bei einer H&ndin, die 
Vf. 8 Monate lang am Leben erhalten hat, fand er för die inzwischen 
verlaufenen Symptome drei Perioden. In der ersten Periode, un¬ 
mittelbar nach der Operation, erscheint ein Stadium von Agitation 
mit fortdauerndem Wehklagen durch viele Stunden, zugleich Con- 
tractur der vorderen Glieder in Form tonischer Extension und der 
Muskeln der Wirbelsäule. Diese Erscheinungen nehmen allmählich 
ab; nach mehreren Tagen bleibt nur klonisches Zittern der Muskeln 
und die Contracturen kommen nur bei dem Versuch, zu stehen. 
Die hinteren Glieder nehmen an den Contracturen nicht Teil, son¬ 
dern sind nur sehr schwach und zeigen auch nur langsame klonische 
Bewegungen. Während dieser ganzen Zeit ist das Tier bei jeglicher 
willkörlichen motorischen Function sehr behindert; es handelt sich 
um „Incoordination“, die wohl auf Rechnung der Verwundung und 
Reizung, namentlich der Pedunculi cerebelli, kommt. Allmählich 
nehmen diese Symptome ab. In der zweiten Periode ist die In- 
coordination verschwunden mit den Contracturen. Auf Rechnung 
der Exstirpation des Kleinhirns kommt dann Mangel an Festigkeit 
und Energie der Muskelbewegungen (klonische Bewegungen, öfteres 
Zusammenstürzen): ein Zustand, den man als „Ataxia cerebellaris“ 
bezeichnen könnte. Die Sinne sind dabei unverändert; die Ataxie 
ist also bedingt durch die verminderte Kraft und den Tonus der 
Muskeln, nicht durch unvollkommenes Gleichgewichtsgeföhl und 
durch unvollkommene Coordinationsfähigkeit. Darum kann das Tier 
schwimmen, weil es hier weniger Kraft braucht, um den Körper 
im Gleichgewicht zu erhalten. Diese Erscheinungen sind also die 
Folge der auf die Unterdrückung der Kleinhirnfunctionen folgenden 
„Asthenia“. — In der dritten Periode kommen zunächst die acci- 
dentellen Krankheiten in Betracht: die Otitis suppurativa bilat., die 
Conjunctivitis catarrh., die eitrige Entzündung einiger Gelenke 
(trophische oder vasomotorische Action der Kleinhirns oder äufsere 
Verletzungen?). Ueberhaupt verfällt das Tier jetzt schnell und 
gerät in einen äufsersten Grad von Marasmus; damit nehmen die 
motorischen Functionen schnell ab. — Zu zeigen bleibt noch, auf 
welchem Wege und bis zu welchem Punkt der Einfluss des Klein¬ 
hirns sich nicht auf die Functionen des animalischen Lebens be¬ 
schränkt, sondern sich auch auf diejenigen des vegetativen ausdehnt. 

J. Sander. 


F. Zahn, Beitrag zur Physiologie und Pathologie des Blutes. 
Vikchow’s Arch. XCV. S. 391. 

Vf. hat sich die Frage vorgelegt, ob die Ursache des nach 
der Unterbindung der Aorta oder dieser und der Vena cava inf. 


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438 


E. Küstkr, Operation des Brustkrebses. 


No. 25. 


unterhalb der Nierenarterie eintretenden Todes vielleicht darin zu 
suchen sei, dass in den nicht mehr mit arteriellem Blute versorgten 
und daher der Nekrose anheimfallenden Körperteilen giftige Sub¬ 
stanzen entstehen. Ffir diese Vermutung schien zu sprechen, dass 
die Krankheitserscheinungen heftiger werden und der Tod schneller 
eintritt, wenn man die Ligatur, nachdem sie einige Zeit gelegen, 
lüftet und die Circulation eich wiederherstellt. Als allgemeines 
Reagens auf derartige Stoffwechselproducte benutzte Z. auf Vor¬ 
schlag von A. Danilkwsky die sog. Azoreaction, welche durch ein¬ 
tretende orangerote Färbung die Gegenwart von Oxy- und Amido- 
derivaten des Benzols anzeigt (das Reactiv selbst ist nicht näher 
angegeben, es steht vermutlich dem Em<f.icH’schen sehr nahe; Ref.). 
Vf. überzeugte sich zunächst, dass das Extract von Blut verschie¬ 
dener Bezirke (über die Herstellung des Extractes vergl. das Orig., 
Ref.) beim gesunden Kaninchen keine Reaction giebt, mit Ausnahme 
des Mesenterialvenenblutes, das stets sehr deutliche Azoreaction 
zeigte. Die Substanzen, welche derselben zu Grunde liegen, werden 
also in der Leber zerstört oder ausgeschieden, die zurückbleibenden 
finden wohl in der Lunge ihren Untergang. Dagegen zeigte das 
Blut nach gelungenem STKnsoj.’schen Versuch und namentlich, wenn 
die Wiederherstellung des Kreislaufes geglückt war, stets eine Azo¬ 
reaction, am stärksten das Blut des rechten Herzens. Die Vermutung 
von Z. fand sich also bis zu einem gewissen Grade bestätigt. Der 
Nachweis der Giftigkeit der betreffenden Blutextracte gelang zu¬ 
nächst nicht. E. Salkowski. 


E. Küster, Zur Behandlung des Brustkrebses. Arch. f. klin. Chir. 

XXIX. S. 723. 

K. bezeichnet es als unabweisliche Forderung, dass man in 
jedem einzelnen Falle von Brustkrebs, auch in jenen, bei welchen 
das Leiden noch im ersten Anfänge und die Achseldrüsen noöh 
ganz gesund zu sein scheinen, die typische Ausräumung der Achsel¬ 
höhle neben der Amputation der Brust vornehme. In consequenter 
Weise erklärt K. daher, dass jede Partialoperation in dem Sinne, 
dass dazu auch die Abtragungen der ganzen Brust, aber ohne 
Ausräumung der Achselhöhle gerechnet werden, für einen Fehler. 
Da indessen die mit Ausräumung der Achselhöhle verbundenen 
Brustoperationen entschieden eine höhere Mortalität haben, als die 
einfachen Amputt, mammae, welche heut zu Tage kaum noch zu 
den gefährlichen Eingriffen zu rechnen sind, so muss der gröfseren 
Sterblichkeit eine gröfsere Ziffer definitiver Heilungen gegenüber¬ 
stehen. Wenn man — was allerdings nicht ganz genau — die¬ 
jenigen als definitiv geheilt rechnet, welche mindestens 3 Jahre 
ohne Recidiv blieben, so schwanken in den bisherigen Statistiken 
die einschlägigen Zahlen von 5,59 pCt., welche nach v. Winiwartkr 
Bii.i.koth erhielt, bis zn 16,19 pCt., welche die von Spukm.ki. ge¬ 
gebene Statistik Volkmann’s bietet. K. batte dagegen uuter 131 in 
den Jahren 1871 bis Ende 1882 von ihm operirten Fällen, deren 
Einzelheiten, soweit sie nicht bereits früher veröffentlicht 6ind, am 


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No. *25 


Lbdukrhosk; Mookk, Hüftgelenksankylose. 


439 


Schloss dev Arbeit sich zusammengestellt finden, folgende Resultate, 
wobei zu bemerken, dass fast durchgängig antiseptische Cautelen 
sowohl bei der Operation, wie auch bei der Nachbehandlung streng 
befolgt wurden. Von 15 in obigem Sinne als Partialoperationen zu 
bezeichnenden Eingriffen, welche alle in die erste Zeit der eben 
angeführten Periode kommen, endete kein einziger direct tätlich; 
nur ein Pat. erlag einer nachträglich erforderlichen Exstirpation der 
Achseldrüsen. Die Ziffer der definitiven Heilungen beträgt aber 
nur *2, d. h. 13,33 pCt , darunter 1 Fall in Bezug auf die Malignität 
der ausnahmsweise nur makroskopisch untersuchten Geschwulst. Von 
den übrigen 117 mit Ausräumung der Axilla ausgeführten Opera¬ 
tionen sind eigentlich nur diejenigen zu verwerten, bei denen der 
Eingriff mindestens 3 Jahre zurückliegt. Es sind dieses im Ganzen 
60 Patienten mit nicht weniger denn 13, d. h. 21,60 pCt. definitiven 
Heilungen. Berücksichtigt man diejenigen, bei denen der Eingriff 
nur 2 Jahre zurückliegt, so sinkt diese Ziffer definitiver Heilungen, 
weil hier 4 Pat. mitgezählt werden müssen, über deren späteres 
Sckicksal weiter keine Auskunft zu erhalten war. Rechnet man 
diese aber ebenso wie 14 im Anschluss an die Operation oder 
intercurrent gestorbene Frauen ab, so bleiben von 81 vor Ende 
Februar 1881 Operirten 63 übrig, deren definitive Heilung in Frage 
kommt. Davon sind geheilt geblieben 16 = 25,39 pCt., also mehr 
als der vierte Teil der Frauen, welche überhaupt die Operation 
überstanden haben. P. Gäterbock. 


1) Ledderhose (Aas d. chir. Klinik za Strassbarg), Doppelseitige Osteo- 
tomia subtrochanterica wegen Ankylose beider Hüftgelenke. Deutsche 
Ztschr. f. Chir. XIX. S. 463. — 2) E. M. Moore, Section of the 
femur for relief of bony anchylosis of the hippjoint in bad position. 
Transact. of the Araeric. sarg, assoc. I. S. 111. 

1 ) Bei einem 20jährigen Pat.; Ursache war multiple Osteo¬ 
myelitis. Wir geben den hauptsächlichsten Befund, wie er über 
2 Jahre nach der letzten Operation aufgenommen worden. Wäh¬ 
rend vor der Operation Pat. das Bild der sogenannten „Cross 
legged deformity“ (Ref.) bot, war derselbe danach wieder arbeits¬ 
fähig geworden und in den Stand gesetzt, beliebig lange zu 
stehen und namentlich bei Anlehnung des Rückens. — Beim 
Gradestehen krümmt er die Wirbelsäule lordotisch, stellt die rechte 
Beckenseite weiter nach hinten, als die linke und senkt die rechte 
Spin. ant. sup. il. um mehrere Centimeter, was wieder eine leichte 
skoliotische Verkrümmung der Wirbelsäule zur Folge hat. In beiden 
Hüftgelenken völlig Ankylose, an den Stellen der Osteotomie sind 
die Knochenenden ebenfalls unbeweglich verwachsen. Rechtes Knie 
in schwacher Beugung ankylotisch, linke untere Extremität ver¬ 
kürzt mit in Spitzfufsstellung ankylosirtem Fufs und mit bis zu 
einem Hyperextensionswinkel von 35° beweglichem Kniegelenk. Beim 
Gehen wird zunächst der linke Fufs durch möglichste Hyperextension 
im linken Knie nach vorn gesetzt, wobei wegen der spitzwinkligen 
Ankylose des Fufsgelenkes nur die Köpfe der Metatarsalknochen 


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440 Lucak, Behandlung subjectiver Gehörsempfindungen. No.25. 

den Boden berühren. „Indem dann durch Vorneigen des ganzen 
Körpers das Becken mehr und mehr vorgeschoben wird, geht das 
linke (active) Bein aus der recurvirten allmählich in die vollkommen 
gestreckte Stellung Ober und gleichzeitig wird der rechte Fufs 
soweit vom Boden abgewickelt, bis nur noch die Spitze der grofsen 
Zehe denselben berührt. “ Jetzt verlässt das rechte Bein den Boden 
und schwingt in der Lendenwirbelsäule an dem Unterschenkel 
vorüber nach vorwärts. „Gleichzeitig drückt der linke Fu(s nach 
Art der Ruderwirkung den Körper nach vorn zu ab, indem das 
linke Kniegelenk aus der Streckung in Flexion übergeht. “ 

2 ) Die Osteotomia subtrochanterica, welche bei einer nicht 
reducirten Verrenkung nach der Spin. ant. sup. il. und dieser fol¬ 
genden knöchernen Ankylose ausgeführt war, hatte in Bezug auf 
die Function des früher sehr verkürzten Beines ein gutes Ergebniss. 
Wie die Autopsie des 2'/a Jahre nach der Operation an Lungen- 
tuberculose verstorbenen Mannes dartat, hatte sich aber an der Stelle 
der Durchsägung des Femurschaftes kein neues Gelenk entwickelt, 
sondern eine reichliche Neubildung von Knochen stattgefunden. 

P. Giiterbock. 


Lucae, Zur Lehre und Behandlung der subjectiven Gehörsempfin¬ 
dungen. Verhdl. d. physiol. Ges. zu Berlin 1883/84, Ko. 10. 

Bei L.’s Untersuchungen handelt es sich um eine bestimmte 
Gruppe von sehr häufig bei Schwerhörigen, seltener bei Normal¬ 
hörenden vorhandenen chronischen, nicht pulsirenden subjectiven 
Gehörsempfindungen, deren Ursachen noch völlig im Dunkeln liegen. 
Die bei Weitem gröfste Zahl dieser subjectiven Gehörsempfindungen 
findet sich in den meist mit progressiver Schwerhörigkeit einher¬ 
gehenden chronischen Fällen, in denen in der Regel weder die 
Anamnese, noch die objective Untersuchung uns über den Sitz der 
Krankheit belehrt, das äufsere und mittlere Ohr sich vollkommen 
frei und lufthaltig zeigt und die Continuität des Trommelfells voll¬ 
kommen erhalten ist. L. sieht vorläufig ganz ab von einem Ver¬ 
suche, eine Erklärung für die in Rede pathologischen subjectiven 
Klänge und Geräusche geben zu wollen, und weist nur darauf hin, 
dass sämmtlich objectiv außerhalb des Ohres vorkommenden, sowohl 
einfache, als zusammengesetzte Klänge und Geräusche in der ver¬ 
schiedensten Intensität auch im Ohre subjectiv beobachtet werden. 
Vf. stellt sowohl aus physiologisch, als therapeutisch wichtigem 
Grunde zwei Gruppen pathologischer Gehörsempfindungen auf: 

1 ) solche, welche durch äufseren Schall an Intensität zunehmen; 

2 ) solche, welche durch äufseren Schall an Intensität abnehmen. 
Von Wichtigkeit sind für diese subjectiven Gehörsempfindungen die 
Beobachtungen über den auf äufseren Schall erfolgenden Nach- 
klang. Während derselbe bei Normalhörenden zwar auch nach 
dauernder Einwirkung eines Klanges eintritt, nach kurzer Zeit 
aber wieder verschwindet, hält die Nachempfindung in pathologischen 
Fällen Wochen, Monate, selbst Jahrelang an. Die Therapie hat 
zunächst die Aufgabe, die betreffenden Kranken vor jedem Schallreiz 


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Fö. 25. 


Pasteur, Hundswatgift. 


441 


möglichst zu schützen: Verstopfen der Ohren mit Wachs, Gutta¬ 
percha, Aufenthalt an stillem Orte. Die Zahl derjenigen Kranken, 
deren subjective Gehörsempfindungen durch äufseren Schall mehr 
oder weniger verdeckt werden, ist gröfser, als diejenigen der ersten 
Gruppe. 

Zu seinen therapeutischen, auf dem erwähnten Nachklang ba- 
sirenden Versuchen hat Vf. vorläufig nur solche Fälle ausgewählt, 
wo in einem und demselben Ohre nur eine subjective Gehörs¬ 
empfindung ihren Sitz hatte, welche je nach ihrem Charakter und 
ihrer Höhe als hohes Geräusch (Zischen) oder hohes Tönen 
(Klingen, Pfeifen), in einer anderen Zahl von Fällen als tiefes 
Geräusch (Sausen, Summen) oder tiefes Tönen (Brummen, tiefes 
Glockenläuten) nach genauester Prüfung aufzufassen war. Die ein- 
geschlagene, mit „Tonbehandlung* vom Vf. bezeichnete Therapie 
fand in der Weise statt, dass das betreffende Ohr längere Zeit 
hindurch Stimmgabeltönen ausgesetzt wurde, welche in der Scala 
von dem subjectiven Tone oder Geräusche weit entfernt lagen, so 
zwar, dass ein hohes subjectives Zischen oder Klingen mit einem 
tiefen Tone (c, C 1 ) und ein tiefes subjectives Sausen oder Brummen 
mit einem hohen Tone (c 3 , c 4 ) behandelt wurde. Es wurden zu 
diesem Zwecke teils einfache Stimmgabeln, teils solche mit Resona¬ 
toren angewendet. — Die Dauer der Sitzungen betrug anfangs 
1 Minute mit allmählicher Steigerung auf 3 Minuten. Der nächste 
Erfolg war ein allmähliches Schwinden, bezw. eine wesentliche Ab¬ 
nahme der subjectiven Gehörsempfindungen, welche Erscheinung 
auch noch längere Zeit nach dem Auslöschen des äufseren Tones 
anhielt, während letzterer einige Minuten bis mehrere Stunden lang 
in dem Ohre als lauter Nachklang zurückblieb. In einigen Fällen 
wurde sogar die stark herabgesetzte Hörfähigkeit för die Flüster- 
eprache beträchtlich (um mehrere Meter) gebessert. 

Zur Erklärung der so auffallenden Gehörsverbesserung stellt 
Vf. die Hypothese auf, dass in den vorliegenden Fällen die be¬ 
treffenden, den subjectiven Gehörsempfindungen entsprechenden Fasern 
des Acusticus einem permanenten pathologischen Reize unterworfen 
säen und zwar auf Kosten der anderen, aufser Tätigkeit gesetzten 
zahllosen Nervenfasern, welche zur Perception der aus einer gar 
nicht zu berechnenden Zahl von Tönen und Geräuschen zusammen¬ 
gesetzten Sprache erforderlich sind. Schwabach. 

Pasteur (avec la collaboration de Chambbrland et Roux), Nouvelles 
recherches sur la rage. Gaz. med. de Paris 1884, No. 10. 

In seiner neuesten Mitteilung Ober das Wutgift giebt P. zunächst 
einen Röckblick auf die Resultate, welche er als feststehend er¬ 
achtet. Das Virus, in die Blutbahn gebracht, erzeugt bei Hunden 
zunächst den Symptomencomplex der charakteristischen Lähmungen 
unter Fehlen der eigentlichen Wutsymptome und des eigenartigen 
Gebells. Tötet man diese Hunde beim ersten Einsetzen der Läh¬ 
mungen, so findet man am Rückenmark bereits die Lenden¬ 
anschwellung entsprechend anatomisch verändert. Mit Teilchen 


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44*2 


Pastkür, Handswatgift. 


No. 25. 


des Vagus, des Ischiadicus, des Gehirns kann man alsdann bereits 
die Krankheit anderen Tieren inoculiren. Auch der Speichel teilt 
— intracraniell oder intravenös applicirt — gesunden Tieren die 
Krankheit mit. — In der Hirnsubstanz, wie in der des Rücken- 
marks conservirt sich das Virus der Rabies unabgeschwächt wochen¬ 
lang, wenn man nur durch Kälte der Zersetzung vorbeugt; auch 
in der Cerebrospinalflüssigkeit lässt sich das Gift conserviren. — 
Sonstige Culturen desselben gelangen indess nicht. Nur eine Methode 
hat bis jetzt zur Reinzüchtung der unendlich kleinen, im eigentlichsten 
Sinne punktförmigen Mikroben geführt, welcher der Träger des 
Lyssagiftes ist. Wenn man nämlich einem wutkranken Tiere in 
dem Moment, in welchem es die ersten Erscheinungen der Asphyxie 
zeigt, von dem Gift intravenös etwas beibringt, welches aus der 
Lendenanschwellung eines an Wut gestorbenen Tieres entnommen 
ist, so wird das Blut des so injicirten Tieres mit den charakteristi¬ 
schen Mikroben so durchsetzt, dass man dieselben fast rein gewinnen 
und auch mit Anilinfarben sichtbar machen kann. — Eigentümlich 
waren die Resultate, die in Bezug auf die Incubation mit sehr 
kleinen Giftquantitäten intracraniell erzielt wurden, indem sie die-* 
selbe zu verlängern im Stande waren; eine Immunität wurde jedoch 
durch die Verminderung der Quantität nie erzielt: Tiere, welche 
durch gar zu minimale Meegen Wutgift nicht erkrankten, blieben 
für spätere Inoculationen durchaus empfänglich. Aber auch ohne 
eine zweite Inoculation kehrten in einzelnen Fällen, beim Hunde, 
wie beim Kaninchen, die Symptome wieder, nachdem sie bereits 
einmal verschwunden gewesen waren, — nnd zwar nach Wochen. 
Bei Hühnern, denen Rabiesgift inoculirt worden, äufserte sich die 
Erkrankung in Somnolenz, Appetitverlust, Lähmung und häufig 
auch in Entfärbung des Kammes. 

P. glaubt, nach seinen neuesten Versuchen, sicher zu sein, dass 
Kälte das Lyssagift in seiner Wirkung nicht schwächt, dass ein 
Durchtritt desselben von der Mutter auf den Fötus nicht statthat; 
dass als Verbreitungswege nicht allein die Nervengewebe, sondern 
auch die Blutbahnen zu betrachten sind. — Als sicherste, ja bis jetzt 
einzige Methode, das Rabiesgift zu modificiren (einer „Attenuation“ 
zu unterwerfen), betrachtet P. die Passage durch verschiedene 
Tierspecies. — Aufser den Hunden sind empfänglich: Kaninchen, 
Meerschweinchen, Hühner, Affen. Durch fortwährendes Uebertragen 
innerhalb derselben Tierspecies kann man die Incubationszeit sehr 
constant machen resp. sehr verkürzen; durch Variiren zwischen ver¬ 
schiedenen Tierspecies erhält man eine Modification des Giftes, 
welches immer längerer Zeiten bedarf, um im Tierkörper wirksam 
zu werden und schliefslich dazu dienen kann, Tiere vollständig 
refraetär (immun) gegen das Gift ihrer Species zu machen. *23 Hunde 
besitzt P., welche diese Eigenschaft z. Z. besitzen; die genauere 
Methode, wie er dieselbe bei ihnen erzielt hat, will er jedoch erst 
in einer späteren Mitteilung darlegen. Wernich. 


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No. 25. 


Steinthal; v. Zibmsskn, Typhusrecidiv. 


443 


1) S. Steinthal, Ein Beitrag zur Lehre vom Recidiv des Typhus 
abdominalis mit BerQcksichtigung seiner Pathogenese. Deutsches 
Arch. f. klin. Med. XXXIV. S. 357. — 2) T. Ziemssen, Ueber das 
Typhusrecidiv nebst Bemerkungeu zu der vorstehenden Arbeit 
des Hrn. Dr Stkinthai.. Das. S. 375. 

1 ) Im Anschluss an eine einschlägige Arbeit von v. Zikmsskn 
(W ürzburger Jubiläumsschrift 1882), welche die Typhusrecidive in 
München behandelte, hat S. die betreffenden Verhältnisse an dem 
Material der WAnNKu’schen Klinik in Leipzig studirt. Unter 539 
in den Jahren 1877—1881 behandelten Fällen waren 45 Mal (d. h. 
in 7,5 pCt) Recidive notirt (darunter in einem Falle 2 Mal). Die 
Recidive folgten in fast gleicher Häufigkeit den leichten, wie den 
mittelschweren Primäraffectionen, beiden zusammen in 77,7 pCt. 
aller Fälle, schweren Haupttyphen in nur 22,2 pCt. Dauer und 
Intensität des Recidivfiebers war in den meisten Fällen geringer, 
als die des Haupttyphus: in den allermeisten Fällen begann das 
Recidiv innerhalb 14 Tagen nach Ablauf der primären Erkrankung. 
Als sicherstes Kriterium ffir das Recidiv ist der staffelförmige Beginn 
des Fiebers anzusehen, so dass die Temperatur am dritten Tage 
nach Beginn desselben ca. 40° erreicht; doch war in einzelnen 
Fällen auch ein ziemlich steiler Fieberanfang (bei dem die Tempe¬ 
ratur in 1 — 2 Tagen continuirlich auf ca. 40 0 stieg), in anderen 
ein acuter Beginn der zweiten Erkrankung zu constatiren. Nächst 
dem eigentümlichen Fieberbeginn ist die Roseola das diagnostisch 
bedeutungsvollste Symptom; dagegen stehen Milztumor, Darm¬ 
erscheinungen, Dikrotie des Pulses und Bronchitis jenen beiden 
Symptomen an Wert nach. 

Auf Grund einer kritischen Sichtung kommt Vf. zu dem Re¬ 
sultat, dass von den obigen 45 Fällen, die als Recidive notirt 
waren, in der Tat nur 35 (d. h. 5,9 pCt. aller Fälle) als wirkliche 
Recidive anzusehen sind; die Mortalität betrug 11,4 pCt. Vf. hält 
demnach das Recidiv für viel seltener, als allgemein angenommen 
wird; er ist der Ansicht, dass sein Anfang zwar in manchen Fällen 
durch Diätfehler oder psychische Erregungen beeinflusst wird, dass 
es aber in der Natur der Krankheit angelegt ist und durch keine 
Maafsregeln während der Apyrexie verhütet werden kann. — 
Auch Vf. hat den Eindruck erhalten, dass unter energischer anti¬ 
pyretischer Behandlung des Typhus die Recidive häufiger werden. 

2 ) v. Z. hat unter 832 Typhuskranken (aus den Jahren 1878 
bis 1881) in 108 Fällen (also in ca. 13 pCt.) Recidive beobachtet 
(Mortalität derselben 2,8 pCt.); er glaubt, dass Stbinthal bei der 
Revision seines Materials zu skeptisch verfahren sei. In diagnosti¬ 
scher Beziehung hält v. Z. den staffelförmigen Beginn des Fiebers, 
die Roseola und den Milztumor für ziemlich gleichwertig und ver¬ 
langt fär die Diagnose „Recidiv“ mindestens zwei dieser Symptome. 
In der Pause zwischen Haupttyphus und Recidiv kann der Milz¬ 
tumor unverändert oder verkleinert fortbestehen, ein Umstand, der 
den Arzt auf die Möglichkeit des Eintrittes eines Recidivs hin weisen 
muss; auch dieses Fortbestehen eines Milztumors spricht dafür, dass 


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444 Nuthka<>ki< . Rückenmarksabscess. • Hartmann , Geistesstörungen. No.'25. 

das Recidiv auf dem Wirksamwerden eines im Körper latent ge¬ 
bliebenen, im Haupttyphus nicht aufgezehrten Teiles des Infections- 
stofies beruhe. — Bei den bedeutenden örtlichen und zeitlichen 
Schwankungen in der Frequenz der Typhusrecidive lässt sich Ober 
den etwaigen Einfluss der Kaltwasserbehandlung auf dieselbe nichts 
Positives feststellen. Perl. 


H. Nothnagel, Ueber Rückenmarksabscess. Wiener med. Blätter 1884, 
No. 10. 

Ein an Bronchiektasien leidender Mann wird plötzlich von 
heftigem Gürtelschmerz in der Abdominalgegend befallen; innerhalb 
weniger Tage entwickelte sich Blasenlähmung, complete Paraplegie 
und Anaesthesie der unteren Extremitäten mit Fehlen der Haut- und 
Sehnenreflexe. Die Annahme einer acuten transversalen Myelitis 
war zuröckzuweisen, wegen des Mangels der Reflexe; es hätte die 
ganze untere Partie des Markes functionsunfähig sein müssen. Der 
Nachweis der Bronchiektasien weckte den Verdacht auf einen Rücken- 
marksabscees. 5 Tage nach dem Eintritt der Rückenmarkserschei¬ 
nungen erfolgte der Tod, und die Autopsie bestätigte glänzend die 
Diagnose. Es fand sich eine Meningitis suppurativa cerebralis, sowie 
Hirnabscesse im Centrum semiovale (diese Kraukheitsvorgänge hatten 
im Leben keine merklichen Symptome gesetzt), ferner Meningitis 
spinalis suppurat., und nun das Wichtigste: die unteren Partien 
des Brust- und Lendenmarks sind rosenkranzförmig geschwollen, 
indem die centralen Partieen in graugrünen Eiter verwandelt sind, 
welcher von einem dünnen Markmantel umhüllt wird. 

Die erfahrungsgemäfse Häufigkeit von Himabscessen bei putrider 
Bronchitis, der Nachweis von Meningitis cerebrospinalis suppurat., 
sowie von Rückenmarkseiterung führen den Vf. zu der Anschauung, 
dass in dem putriden Secret ein Gift enthalten ist, welches besondere 
nAffinität* zum centralen Nervensystem hat. Oppenheim. 


IIArtmann, Ueber Geistesstörungen nach Kopfverletzungen. Arch. 
f. Psych. XV. S. 98. 

Die sich auf eine reiche Casuistik stützende Abhandlung führt 
zu folgenden Schlüssen: 1) Das traumatische Irresein ist keine spe- 
cifische nosologische Form; 2) am häufigsten sind Exaltationszustände 
und Demenz; 3) die primär-traumatische Psychose schliefst sich 
unmittelbar an die Commotio cerebri an: sie hat den Charakter 
einer primären Demenz oder einer primären Tobsucht, oft mit 
Krämpfen; 4) die secundär-traumatische Psychoee folgt nach einem 
längeren oder kürzeren Vorläuferstadium dem Trauma; die Psychose 
hat meist von vornherein das Gepräge psychischer Schwäche und 
geht meist in Paralyse über; 5) zu den secundären Psychosen ge¬ 
hören auch die psychischen Aequivalente einer im Anschluss an 
das Trauma entstandenen Epilepsie, sowie die von Narben reflectirten 
Psychosen; 6) die Prognose ist bei den primär-traumatischen und 
den Reflexpsychosen günstiger, als bei den übrigen Formen; 7) Art 


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No. 25. t. Pfungkn , Augenmuskellähmung bei Meningitis. — Behring. 445 

und Ort des Trauma'e sind ohne Einfluss auf die Psychose; 8) Kopf¬ 
verletzungen hinterl&8sen noch auf viele Jahre eine Invalidität des 
Gehirns, die sich bei Concurrenz anderer ätiologischer Momente zur 
Psychose steigern kann; 9) das männliche Geschlecht ist natQrlich 
der traumatischen Psychose weit mehr ausgesetzt; 10) der Eintritt 
der Psychose variirte bis zu 23 Jahren; 11) der ursächliche Zu¬ 
sammenhang zwischen Psychose und Kopfverletzung ist mit Sicher¬ 
heit nur bei den primär entstandenen und reflectirten, sowie bei 
den Psychosen anzunehmen, wo die Obduction die traumatische 
Läsion bestätigte. Im Uebrigen bieten die psycho-cerebralen Ver¬ 
änderungen im intermediären Stadium einen Hinweis auf den Zu¬ 
sammenhang; 12) pathologisch-anatomische Merkmale hat die trau¬ 
matische Psychose nicht. Oppenheim. 

V. Pfungeu, lieber topische Begründung der Bewegungsstörungen 
an den Augenmuskeln bei Meningitis. Wiener med. Blätter 1883, 
No. 8—11. 

Als wesentliche Erklärung für die Augenmuskellähmungen bei 
Meningitis galt bisher diejenige von Ch. Bell, der sie von einem 
Exsudat, welches die Nerven an der Schädelbasis einhüllte, ab¬ 
leitete. Schon Hugobnin und Alkr. Gräfe wiesen auf das Unzu¬ 
längliche dieser Erklärung für viele Fälle von Augenmuskellähmungen 
bei Meningitis hin. 

Vf. berichtet über den klinischen Verlauf und die Sections- 
ergebnisse in 3 Fällen von Meningitis tuberculosa, in 2 Fällen von 
Meningitis luetica, in einem Falle mit Hydrocephalus acutus und einem 
mit Meningitis simplex. Sämmtliche Fälle complicirten sich mit 
Augenmuskelstörungen der verschiedensten Art. 

Die ausführlich mitgeteilten Krankengeschichten und Sections- 
ergebnisse müssen im Orig, eingesehen werden. 

Auf Grund seiner Untersuchungen fasst Vf. seine Resultate selbst 
ungefähr folgendermaafsen zusammen: 

„An 3 Orten kann die Entzündung der Häute einen lähmenden 
Einfluss auf die Bewegungen der Bulbi ausüben: 

1) als basales Exsudat im Sinne von Charles Bell; 

2) im Gehirnschlitz (Gegend zwischen Vierhügel und Balken- 
splenium). Hier trifft die Läsion den Trochlearisstamm, die Nerven¬ 
kerne, die Coordinationscentren und ihre Associationssysteme; 

3) in der Gehirnrinde. Hier kann die Gesammtheit der ein¬ 
seitigen Bewegungsimpulse gehemmt werden. Siemerling. 

Behring:, Ueber Jodoformvergiftung und ihre Behandlung. Deutsche 
med. Wochenschr. 1884, No. 5. 

Auf Grund von Tierexperimenten schliefst B., dass die nach 
Jodoformgebrauch zu beobachtenden Vergiftungserscheinungen nur 
teilweise als Symptome einer Jodvergiftung anzusprechen sind. Das 
in dem Organismus in Gestalt von Jodoform CHJ 3 eingeführte Jod 
erscheint im Harn als Alkalijodid resp. -jodat wieder. Jodoform 
wirkt also alkalientziehend und kann, nach B., wenn in genügender 


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446 Bkhrino. Jodoformvergiftung. — Lachi. — Waddki.. No. 25. 

Dosis eingeführt, hierdurch den Tod verursachen. Eine Stütze für 
diese Anschauung findet Vf. erstens in der Gleichartigkeit der 
Symptome einer Jodoform Vergiftung und einer durch verdünnte 
Mineralsäure bewirkten Alkalientziehung bei Kaninchen und zweitens 
iri der antidotarischen Wirkung von Alkalicarbonat, welches, in 
geeigneter Weise verabreicht, den Tod nbzuwenden im Stande ist. 
Bei Fleischfressern, welche gegen eine Herabsetzung der Alkalescenz 
des Blutes eine gröfsere Resistenz zeigen, als Pflanzenfresser, nimmt 
Vf. eine Verarmung der gesammten Aschenbestandteile des Blutes 
an und bezeichnet als prtedisponirendes Moment für das Zustande¬ 
kommen einer Jodoform-Intoxication die vorausgehende Anwendung 
von Chloroform bei chirurgischen Operationen , da Chloroform, nach 
den Untersuchungen von Zki.lkr, ebenfalls alkalientziehend wirkt. 

B., welcher öfters beim Menschen die günstigen Wirkungen 
von Kal. bicarb. (5—lOprocentige wässrige Lösung) bei Intoxications- 
erscheinungen gesehen hat, teilt 2 Fälle von psychischer Alteration 
nach Jodoformgebrauch mit, welche unter Anwendung von Kal. 
bicarb. sich schnell besserten. L&ngga&rd. 


P. Lachi, Un caso die mancanza del setto lucido, consociato ä 
Porencefalia. Rivista clinica 1884, Febr. 

Die Pat. hat von Kindheit an an epileptischen Anfällen gelitten und war nach 
einem solchen Anfall hemiplegiscli geblieben (Körper rechts, Gesicht links). Das linke 
Ange ging durch CornealgeschwQre verloren. Sie war schwachsinnig, konnte aber 
allein gehen und arbeiten. Der Tod trat plötzlich durch die in einem Anfall erlitte¬ 
nen Verletzungen ein. Bei der Section zeigte sich der Mangel des Septum lucidum 
und die Communication der Fissura Syhii, die bedeutend vergröbert ist, mit dem 
Seitenventrikel links. Beide Seitenventrikel communiciren weit mit einander. — Vf. 
deutet seinen Fall als ein Stehenbleiben auf embryonaler Stufe. J. «ander. 

L. Waddell, The urea elimination under the use of potassium 
fluoride in health. J. of anat. and pl)ysiol. 1884, XVIII. S. 145. 

Bei möglichst gleichbleibender Diät schwankte die Harnstoffausscheidung des Vf.*s 
im Laufe von 6 Tagen zwischen 274 und 305 Grains p. d., an den 5 folgenden 
Tagen, an welchen Fluorkalium eingenommen wurde — und zwar 3—12 Grains 
täglich — zwischen 300 und 367 Grains. An dem darauffolgenden Tage stand die 
Harnstoffausscheidung mit 350 Grs. noch unter dem Einfluss des Fluorkalium, dann 
sank sie etwas unter die Norm. Aufser an sich selbst, hat Vf. noch an 2 Aerzten 
Ton 25 resp. 26 Jahren Versuche angestellt. Im Mittel von je 6 Tagen betrug die 
Harnstoffausscheidung: 



Grains 

Grains 

Grains 

a) vorher... 

297 

251 

1S9 

b) während des Gebrauchs von Fluorkalium 

339 

300 

255 


An den Tagen nach dem Gebrauch des Mittels zeigte sich nur eine unbedeutende 
Verminderung gegenüber der Norm, so dass man auf eine vermehrte Bildung von 
Harnstoff unter dem Einfluss des Fluorkaliums schliefsen kann, nicht nur auf ver¬ 
mehrte Ausscheidung.— In 2 anderen Fällen wurde Fluorwasserstoffsäure gegeben: und 
zwar 1—2 Drachmen einer V 3 procentigen Lösung. Der Erfolg war „im Allgemeinen 
ähnlich* dem oben angegebenen. K. Salkowtki. 


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Ko. 25. 


PlNNKB. 


Wkbstkb. 


Haykm u. Gilbbkt, 


447 


0. Pinner, Die Fractur des Processus cubitalis. Berliner klin. 
Wochenschr. 1884, No. 5. 

Im Anschlags an einen selbst bei einem 17jährigen Mädchen nach Fall auf die 
gestreckte Hand beobachteten Fall, sowie an die Analyse der in der Literatur ent¬ 
haltenen Casuistik hält Vf. als sicherstes diagnostisches Moment der vorliegende^ 
Fractnr „die unter Crepitation verlaufende abnorme Beweglichkeit unterhalb der Con- 
dylen*. In einer Reihe vielfach roodificirter Leichenexperimente gelang es auch die 
Fractar des Proc. cubit. hum. am Cadaver nachzuahmen und zwar nach Entfernung 
des Olecranon durch Hammerscblag bei Beugestellung des Armes. Allerdings glückten 
nur 2 der hierhergehörigen Versuche, was Vf. darauf schiebt, dass eine Localisation 
des Schlages auf das obere Ende der Ulna allein nur schwer ausführbar ist. Sowohl 
diese Experimente, wie die klinische Beobachtung lassen ihn die bisherigen Erfahrungen 
über die Fractur des Proc. cubit. humeri dahin resumireo: 1) dass eine solche isolirt 
bis jetzt noch nicht gesehen worden; 2) dass sie dagegen mit gleichzeitigem Bruch 
des Olecranon Vorkommen kann; 3) dass dabei die Gewalt auf den Ellenbogen selbst 
eiogewirkt haben muss; während 4) bei Fall auf die Hand nur partielle Abbrüche 
dn Gelenkfortsatzes entstehen können. P. Güterbock. 


D. Webster, Zwei Fälle von Erkrankung des Labyrinths in Folge 
von Syphilis, mit epikritischen Bemerkungen. (Uebersetzt von 
Steikbrüook.) Ztschr. f. Ohrenheilk. XIII. S. 93. 

W.'s Fälle, bei denen die Diagnose einer Labyrintherkrankung wegen der totalen 
oder fast totalen Taubheit des afficirten Ohres gegen äufsere Scballeindrücke, sowie 
für die Stimmgabel gestellt wurde (im ersten Falle ist, nach Vf., die Diagnose zweifel¬ 
haft), sind, nach W.'s Ansicht, bemerkenswert wegen der Wiederherstellung des GehOrs, 
welche nach Monate langem Bestehen der Taubheit erfolgte. — Im ersten Falle war 
während des gesamtsten Krankheitsverlaufes nur ein Ohr afficirt. Dasselbe ertaubte 
entweder plötzlich, oder das Hörvermögen war allmählich erloschen, ohne dass Pat. 
es bemerkt halte, bis derselbe zufällig die Entdeckung machte. Er blieb einige Mo¬ 
nate lang vollständig oder fast vollständig taub, bis das Hörvermögen unter antisyphi¬ 
litischer Behandlung allmählich wiederkehrte, ohne dass ein Rückfall eintrat. — Im 
zweiten Falle ertaubte das rechte Obr für die Dauer einiger Monate, worauf dasselbe 
das Hörvermögen allmählich wiedererlangte und fast 1 Jahr laug behielt, bis Pat. 
eines Morgens mit vollständiger Taubheit auf demselben Ohre erwachte. Nachdem er 
einige Monate lang antisyphilitisch behandelt worden war, stellte sich das Gehör bis 
xu einem gewissen Grade wieder ein, bald darauf aber war Pat. vollständig taub an 
beiden Ohren. Während auf dem rechten Ohr die Hörfähigkeit nicht wiederhergestellt 
wurde, konnte dieselbe links so weit gebessert werden, dass Pat. der Conversation gut 
folgen kann. (Die Taubheit auf dem linken Obr entstand nach einem Schlag mit 
einem Hebebaum auf die linke Schläfe und es erscheint demnach fraglich, ob die 
Syphilis hier als ätiologisches Moment mit in Betracht kommt. Ref.) Sohwmbtch. 


Hayem et Gilbert, Note sur deux cas de pneumonie typhoide. 
Arch. gen. de mdd. 1884, 3. 

Im Anschluss an die Krankengeschichten zweier tätlich verlaufenen Fälle von sog. 
asthenischer (typhoider) Pneumonie weisen Vff. auf die diagnostischen Schwierigkeiten 
bin, welche solche Fälle, sobald sie sporadisch sind, darbieten können. Als häufige, 
jedoch durchaus nicht constante Symptome, gogenüber der gewöhnlichen croupösen 
Pneumonie, sind anzuführen: Der unbedeutende und selbst fehlende Seitenschmerz; die 
oft haemoptofsche Beschaffenheit der Sputa; die nicht deutlich ausgeprägten physikali¬ 
schen Symptome: die häufige Localisation der Affection in einem resp. beiden Ober¬ 
lappen: die fast gewöhnlich eintretende Complication mit Pleuritis. — Für beachtens¬ 
wert halten Vff. den in dem einen Falle constatirteu Blutbefund, der von dem von 
Haie* schon früher beim Entzündungsblut constatirteu (engmaschiges Fibrinnetz, Ver¬ 
mehrung der weifsen Blutkörperchen etc.) differirte. — Noch bedeutend schwieriger 
kann die differentielle Diagnose zwischen asthenischer Pneumonie und einem mit 
Pneumonie coroplicirten Ileotyphus sich gestalten. Perl. 


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448 


Löri. — Dbjbrikk. — Krükrkökro. — Lustgarten. 


No.25 


E. Löri, Krankhafte Erscheinungen von Seite des Magens in Folge 
entzündlicher Erkrankungen des Larynx bei Kindern. Jahrb. f. 
Kinderheilk. N. F. XXL S. *208. 

Hartnäckiges bisher erfolglos behandeltes Erbrechen 1—2 Minuten nach jeder 
Mahlzeit bei einem 11 jährigen Knaben. Starke Schwellung der hinteren Larynxwand 
in Folge einer dort eingedrungenen 5 Ctm. langen Fischgräte. Nach Extraction der¬ 
selben sofortiger Nachlass aller krankhaften Erscheinungen. 

Ein 5 Jahre alter Knabe klagt seit 3 Wochen über Schmerzen in der Larynx* 
und Magengegend und wird besonders durch sehr häufiges Aufstofsen, das auch wäh¬ 
rend des Schlafes nicht gänzlich auf hört, geqnält. An der hinteren Fläche der hinteren 
Kehlkopfwand bildet der Schleimhautüterzng der Giefskannenknorpel zwei mehr als 
linsengrofse halbkugelige« stark gerötete Erhabenheiten. Nach Tannin • Insufflationen 
bald Besserung der örtlichen und der Magensymptome. 

Aehnliches wurde bei einem 10jährigen Mädchen beobachtet. L. Rosenthal. 


D4j6rine, De la my41.ite aigue centrale survenant chez les syphi- 
litiques a une 4poque rapproch^e du d^but de l’aifection. Revue 
de med. 1884, 1. 

Die acute centrale Myelitis gehört zu den seltenen Erkrankungen des Rücken¬ 
marks, die, nach D., in vielen Fällen auf syphilitischer Basis beruht. Den syphili¬ 
tischen Charakter verrät jedoch weder das Symptomenbild, noch der anatomische Befund, 
sondern nur die Anamnese. 

In den beiden von D. mitgeteilten Fällen ist die Erkrankung 1 Jahr nach dem 
Termin der Primär-Infection ausgebrochen; eine Behandlung des syphilitischen Leidens 
hatte gar nicht (Beobachtung I) oder unzureichend (Beobachtung II) stattgefunden. 
Die Rückenmarkserkrankung documentirte sich durch: complete Paraplegie der Unter¬ 
extremitäten, Anästhesie, Blasen- und Mastdarmlähmung und Decubitus. Der Verlauf 
war ein rapider, namentlich im zweiten Falle, in welchem der Tod 8 Tage nach 
Ausbruch der Krankheit erfolgte. Oppenheim. 

G. Krukenberg, Zur Verhütung der Augen - Entzündung Neu¬ 
geborener. Arch. f. Gyn. XXU. S. 329. 

K. tritt für das von Cukoe angegebene Verfahren zur Verhütung von Blennorrhoe 
der Neugeborenen ein. Von 703 Kindern erkrankten nur 4, also 0,56 pCt. An Stelle 
der 2procentigen Höllensteinlösung benutzte er eine 2procentige Höllensteinvaseline¬ 
salbe; auiserdem wurden die Augen unmittelbar nach der Geburt des Kindes statt 
mit reinem Wasser mit einer 2 procentigen Carbollösung ausgewaschen. — (Die überaus 
ungünstigen Resultate, welche K. mit dem Olshauskn 'sehen Verfahren erzielte, liegen 
wohl zum Teil daran, dass dasselbe nicht gründlich genug ausgeführt war und dann 
auch an der geringen Zahl von Kindern, bei welchen dasselbe in Anwendung kam, 
wodurch der Procentsatz erhöht wird. Ref.) w. Schftiein. 


Lustgarten, Ueber ein neues Quecksilberpräparat. Wiener med. 
Presse 1884, No. 1. 

Es handelt sich um Hydrarg. tannicum oxydulatum, welches ein ca. 50 pCt. 
Quecksilber haltiges, dunkelgrünes, geruch- und geschmackloses Pulver darstellt,^das 
unzersetzt nicht löslich ist, von verdünnter Salzsäure nicht angegriffen, dagegen von 
verdünnten Alkalien in der Weise verändert wird, dass sich schon nach kurzer Zeit 
ein aus äufserst kleinen Quecksilberpartikelchen bestehender Schlamm ausscheidet. 
Schon 24 Stunden nach der Eingabe konnte Quecksilber im Harn nachgewiesen werden. 
Das Mittel wurde von den Kranken gut vertragen, rief trotz der bis zu 6 Grm. be¬ 
tragenden eingeführten Quecksilbermenge keine Stomatitis oder Salivation hervor, 
wirkte aber sehr gut gegen die schwersten und hartnäckigsten Syphilide, wie klein¬ 
papulöse und pustulöse Ausschläge. Vf. verabreichte pro die in 2—3 Dosen 0,1 Grm. 
innerlich. Lewinskl. 

Verlag von August Hirsch wald in Berlin. — Druck von L. Schumacher in Berlin. 


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W&oheutlleh «rtehelnou 
1-^2 Bogon; am Sehlust« 
du Jahrgangs Titel, Na* 
ma* und Sachregister. 


Gentralblatt 

für die 


Preis des Jahrgaugeo 
SO Mark; su beziehen 
durch alle Buchhandlun¬ 
gen und Postanstalten. 


medtcinischen Wissenschaften. 


Redigirt Ton 

Prof Dr. H. Kroneoker, und Profi Dr. H. Senator, 

Berlin (NW.), Dorothsenstr. SS. Berlin (NW.), Banhofbtr. 7 (am Hegelplats). 


1884. *nnl. No. 26. 


1 ailiAlts Os sr 9 Innervation des Pylorus (Orig.-Mitt.). 

Gottschiü, Ban und Entwickelung der Nebennieren. — S. Mayer and 
Pribram, Erregung and Lähmung der Papille. — Kroll« Atmung bei Erregung 
▼on Vaguszweigen. —H. Smith, Keratingehalt der Knochen. — A. Drmnio, Sauerstoff- 
xohrung im lebenden Zeigefinger. — J. Israel, Nieren •Exstirpation. — Gabre, 
Exstirpation tnberoaloser Drüsen. — Boos a, Wirkung von Gerinsehen auf die HftrschArfe. — 
D tcr* Du ex worth. Halbseitige Zangen - Entzündung. — C. Gram, FArbang der 
Schizomyceten. — Fischl, Nierenaffection bei Diphtherie. — Ros er h bim, Knie- 
pbffinomeo. — Harkack nnd Hrnnickb, Aconitin. — Cöstkr, Vergiftung mit 
Arsen Wasserstoff. 

Labordb, Atemstillstand durch mechanische Reizung der Rautengrube. — 
F. Za br, Abwesenheit der FAulnisskeime im frischen Blute gesunder Tiere. — 
P. GOtbrbock, Durchbruch von Echinokokken daroh Longen und Darmkanal. — 
H. POrckhaurr, Schlundl&bmung durch Soor. — A. Hausmann, Gelbes Fieber. — 
Cursor mark und Eiserlohr, Neuritis und Herpes zoster. — A. Eulbrburg, 
OsmiumsAnre gegen Neuralgien. — Shbbwrll, Maligne papillare Dermatitis. — 
Fbbliro, 10 Orariotomien. 

Ankündigung des internationalen medicinischen Congresses. — Ankündigung 
der 57. deutschen Naturforscher-Versammlung. 


Ueber die Innervation des Pylorus. 

Vorläufige Mitteilung von Dr. L Oaer in Wien. 

(Aus dem Laboratorium des Prof. v. Basch in Wien.) 

Aas den mit Mikulicz ausgefQhrten gastroskopischen Unter¬ 
suchungen, welche die fast continuirliche Unruhe des menschlichen 
Pylorus und die leichte Erregbarkeit desselben im Vergleiche zu 
den übrigen Magenteilen zeigten, gewann ich die Anregung zur 
folgenden experimentellen Arbeit: 

Bei jungen curarisirten Hunden, welche die letzten 24 Stunden 
vor dem Versuche gefastet hatten, wurde vom Duodenum oder vom 
Magen aus in den Pylorusring eine federnde myographische Zange 
eingeführt, welche, mit dem v. Basl Hachen Wellenschreiber in Ver¬ 
bindung gebracht, die Contractionen und Erschlaffungen des Pylorus 
in Form von Erhebungen nnd Senkungen registrirte. Die Versuchs¬ 
ergebnisse sind folgende: 


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XXII. Jahrgang. 

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450 


ÖoTTSctuu, Bau und Entwickelung der Nebennieren. 


No. 26. 


1) Sowohl bei durchschnittenen Vagis und Splauch- 
nicis, als auch bei unversehrten Nerven zeigt der Pylorus 
Contractionen von verschiedener Intensität und unregel¬ 
mäßiger Aufeinanderfolge. 

2) Reizung der Vagi am. Halse ruft constant eine 
Pyloruscontraction hervor. Je intensiver der Reiz, desto 
mächtiger die Contraction. Die letztere tritt in der Regel 
unmittelbar nach der Reizung ein, jedoch besteht zuweilen eine 
mehr oder weniger lange Latenz, bis zur Dauer von 7 Secunden. 
Je stärker der Strom, desto länger dauert die Contraction. Nur 
selten folgen einer Reizung zwei Contractionen. Nach Ablauf des 
Reizes kehrt der Pylorus in seinen früheren Zustand zurück. 

3) Reizung der Splanchtiiöi in der Brusthöhle..unter¬ 
drückt die spontanen Pyloruscontractionen. Die_Wirkung 
der Splanchnicusreizung entwickelt sich allmählich, er¬ 
reicht zwischen erster und zweiter Minute nach Beginn 
der Reizung ein Maximum — Stadium der absoluten Ruhe 
und maximalen Erweiterung des Pylorus — und klingt 
dann langsam ab. Hierauf entwickeln sich von'Neuem schwache 
spontane Contractionen, die zumeist erst nach Ablauf der dritten 
Minute die frühere Höhe erreichen. 

4) Während gleichseitiger Reliung der Vagi am Halse 
und der Splanchnicb in der Brusthöhle offenbart sich die 
hemmende Wirkung der letzteren nur durch eine wesent¬ 
liche Beeinträchtigung bezw. Verkleinerung der Pylorus¬ 
contractionen. Maximale Splanchnicusreizungen können 
selbst schwächere Vagusreizungen nicht vollständig pa- 
ralysiren. Erst nach Anfhören der gleiehieitigen Reisaag der 
Vagi und Splanchnici entwickelt sich die Splanchnicus- 
pause in normaler Weise, erreicht — wie ad 3 — ihr Ma¬ 
ximum, und allmählich entwickeln sich spontane Contrac¬ 
tionen. Die während des Maximums der Splanchnicus- 
wirkung — Stadium der absoluten Ruhe — ausgeführte 
Vagusreizung bleibt entweder ohne Wirkung, oder erzeugt 
nur eine kaum erkennbare Erhebung. Naoh Ablauf der 
Splanchnicuspause kommt die Vagusreizung wieder zur 
vollen Geltung. 

5) Reizung des linken Splanchnicus ergab eine er¬ 
kennbar stärkere Wirkung, als die des rechten. 


Wien, am 15. Juni 1884. 


M. Gottschau, Structur und embryonale Entwickelung der Neben¬ 
nieren bei Säugetieren. His* u. Braükk’s Arch. 1883, 4—6. 

Beim Menschen und einer grofsen Anzahl von Säugetieren 
treten in die Nebenniere stets Nerven ein, welche wahrscheinlich 
aus Ganglien kommen, die in der Nähe der Kapsel oder in der¬ 
selben gelegen sind. — Ganglienzellen im Mark kommen bei ver¬ 
schiedenen Tierklassen vor, ohne jedoch bei allen Tieren vorhanden 


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No. 26. 


GottscBaü, Bau und Entwickelung der Kebennieren. 


451 


zu sein. Doch finden sich zuweilen in den Nebennieren Zellen, 
welche Ganglienzellen Ähnlich sind, ohne zu denselben gezählt 
werden zu können. Ueberhaupt ist noch keineswegs erwiesen, dasB 
die Marksubstanz ausschließlich oder hauptsächlich zu den nervösen 
Elementen zu rechnen sei, weil sich neben den letzteren stets noch 
anderes Gewebe vorfindet. Die Kinde zeigte sich im Allgemeinen 
bei allen untersuchten Tieren in ihrem Bau übereinstimmend. Die 
Zellen derselben nehmen allmählich von außen nach innen an Gröfse 
zu, wobei sich auch ihr Aussehen verändert. In der innersten Zone, 
der Zona reticularis, können sie Farbstoff enthalten und Ganglien¬ 
zellen sehr ähnlich sehen; doch kann diese Zone auch gänzlich 
fehlen. Nach außen davon liegt die Zone der DrQsenschläuche 
(Zona fasciculata) und endlich in der Peripherie der Rinde die sog. 
Zona glomerulo8a. In dem inneren Teile der Zona fasciculata und 
der Zona reticularis fand Vf. nun ganze Zellenreihen in einen Pro¬ 
toplasmastrang mit eingestreuten Kernen verwandelt, welcher den 
Kaum zwischen zwei Gefäßen ausfQllte. Ein ähnlicher Befund, nur 
meist in rundlichen Haufen, ließ sich auch in der Marksubstanz 
constatiren. Außerdem zeigt die letztere die charakteristischen 
braunen Zellen der Zona reticularis und endlich Zellen von rhom¬ 
bischer und vielseitiger Form, welche zwischen Bindegewebszögen 
in unregelmäßigen Haufen gelagert sind. Die Anordnung und Zahl 
dieser Zellen ist manchmal bei derselben Tierspecies eine sehr ver¬ 
schiedene. Ebenso kann das Verbältniss zwischen dem Volumen 
der Mark- und Rindensubstanz ein sehr schwankendes sein (zwischen 
1: 5 und 1: 2). Bei trächtigen Tieren ist im Durchschnitt eine 
Verringerung der Größe der Nebennieren zu beobachten. 

G. sieht die Nebenniere för eine secernirende Drüse an, welche 
dem venösen Blute chemische und morphologische Bestandteile zu- 
führt. Diese morphologischen Bestandteile sind völlig gleich den 
beim Zerzupfen des Markes und der inneren Rindensubstanz beob¬ 
achteten, indem steß Zellen neugebildet werden und zerfallen. Die 
Neubildung der Zellen geht an der inneren Fläche der Kapsel des 
Organs in kugeligen oder walzenförmigen Hohlräumen des Binde¬ 
gewebes vor sich. G. bezeichnet diese Zone als Zona bulbosa. Aus 
den hier gelegenen großen Protoplasmahaufen mit zahlreichen 
Kernen scheiden sich allmählich Zell-Individuen für die Zellstränge 
der Rindensubstanz ab. Diese Region ist die Zona germinativa. 
Die Zellen vergrößern sich alsdann nach dem Mark hin, ändern 
ihr Aussehen und können einen braunen Farbstoff aufnehmen; sie 
bilden, nach G., in der Zona fasciculata die eigentlich functionirenden 
Elemente, indem sie ihren Inhalt oder ihr Secret in das anliegende 
venöse Gefäß abgeben. Die Marksubstanz entwickelt sich allmäh¬ 
lich aus der Rindensubstanz. G. bezeichnet die Zona reticularis und 
das Mark zusammen als Zona consnmptiva. 

Entwickelungsgeschichtliche Untersuchungen bestätigten, dass 
die Nebenniere schon bei ihrer ersten Anlage in nächster Beziehung 
zu den venösen Gefäßen steht. Auch vermehrt sich die Zahl der 
das Organ durchziehenden Blutgefäße stetig, und schon frühzeitig tritt 

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452 Mayrs u. Pribram, Erregung und Lähmung der Pupille. No. 26. 


darin ein System geregelter Blutbahnen auf. Die erste Anlage der 
Nebenniere entsteht rechts als ein Zellcomplex an der Vena cava, 
links als gleiche Anlage an der Vena renalis. Weiterhin sondern 
sich die Zellen in Gruppen und es treten Ausläufer der medialen 
Sympathicusanlage in das Organ hinein. Das Auftreten der Mark- 
Substanz, welche sich auch bei Embryonen allmählich aus der Rinde 
entwickelt, zeigt sich immer erst in späterer Periode des Embryonal¬ 
lebens, oder nach der Geburt. Broesike. 

Sigm. Mayer u. Alfr. Pribram, Studien Ober die Pupille. Prager 

Ztschr. f. Heilk. V. S. 15. 

AnknQpfend an die Untersuchungen Kussmaul’s Qber das Ver¬ 
halten der Pupille von Tieren bei Abschluss der vier Hirnarterien 
(carotides et subclavise), gelang es den Vff.’n mit Hälfe besonderer 
Cautelen (Curarisirung, Verhütung des Lungenödems) beim Kaninchen 
das Hirn in einen längere Zeit anhaltenden Zustand von Ansemie 
zu versetzen. 

Vff. stimmen darin mit Kussmaul öberein, dass nach kurz¬ 
dauerndem Abschluss der arteriellen Blutzufuhr zum Gehirn zunächst 
eine Verengerung, dann eine Erweiterung der Pupille eintritt und 
nach Wiederherstellung und Vermehrung des arteriellen Zuflusses 
constant eine Erweiterung der Pupille entsteht. 

Die schnell vorübergehende Verengerung fassen Vff. als einen 
durch die Gehirn-Anämie bedingten Reizzustand des Oculomotorius 
auf, hervorgerufen durch die in Folge der Anaemie bedingten Er¬ 
regungserscheinungen. 

Die Erweiterung leiten sie von der Lähmung des Sphinkter ab. 
Als Begründung dieser letzten Auffassung nehmen sie einmal die 
Lähmung in Anspruch, welche in allen centralen Apparaten, die 
unter den Einfluss der Anssmie geraten, nach einem kurzandauernden 
Stadium der Erregung eintritt, und erweisen dies ferner direct durch 
das Experiment. Sie durchschnitten den Sympathicus einschliefslich 
des Ganglion cervicale supremum, und selbst dann trat durch Hirn¬ 
arterienklemmung nach vorangegangener Verengerung eine Erweite¬ 
rung der Pupille ein. — Diese Erweiterung der Pupille macht 
schliefslich einer allmählich (nach ca. 5 —10 Minuten) eintretenden 
Verengerung Platz, welche ganz unabhängig von der Einwirkung 
der venösen Centralorgane in einer Tätigkeitsäulserung der con- 
tractilen Elemente des Irisgewebes gelegen sein soll. Ein Analogon 
hierzu bietet Wiederverengerung der Pupille im Tode, nur mit dem 
Unterschiede, dass die Verengerung einer toten Pupille schnell eintritt 
durch vollständiges Erlöschen der Circulation; bei der Arterien¬ 
klemmung findet immer noch eine, wenn auch nur geringe Circu¬ 
lation im Hirn statt, welche die peripheren irritablen Apparate einige 
Zeit vor der Wirkung der gestörten Ernährung schützt. 

Dieselbe Erklärung findet ihre Anwendung bei der Deutung 
der Pupillenverengerung, welche auftritt, wenn nach länger bef- 
stehender Hirnarterienklemmung der Blutstrom nach dem Gehirn 
wieder freigegeben wurde. Auch hier handelt es sich einzig und 


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No .26. Kkoll, Atmung bei Erregung vou Vaguszweigen. 453 

allein um Veränderungen in dem Contractionszustande der musculösen 
Elemente der Iris. Wenn M. und P. auch nicht im Stande sind, 
diese Myosis in ihren ursächlichen Beziehungen genügend aufzu¬ 
klären, so glauben sie doch auf die Wichtigkeit dieser Deutung 
hinweisen zu müssen bei Beurteilung der Pupillenenge im Schlafe 
und vielleicht auch bei Krankheiten. 

„Nicht nur die jeweiligen Zustände des centralen Nervensystems 
und die von demselben ausgesendeten wechselnden Erregungen, 
sondern auch die in den irritablen Bestandteilen der Iris selbst 
stattfindenden Vorgänge“ müssten dabei ihre Berücksichtigung 
finden. 

Zum Schluss werden die Besultate der Versuche verwertet, um 
die Annahme eines Centrum cilio-spinale (Büdgk) im Bückenmark 
zu stützen, im Gegensatz zu anderen Autoren (Schiff, Salkowski, 
Hehsrn und Völkkbs), welche das Centrum für die Pupillenerweite¬ 
rung in die Med. oblongata verlegten. Wird auf der einen Seite der 
Sympathicus mit dem Ganglion cervicale supremum exstirpirt, so tritt 
nach Ausschaltung der Hirnfunction durch Klemmung der Hirn¬ 
arterien auf der operirten Seite eine Verengerung der Pupille ein. 
Läge das Centrum in der Oblongata, so müsse es durch die Ansemie 
aufser Function gesetzt sein, und es dürfte in Folge dessen auf der 
operirten Seite (Sympathicus-Exstirpation) und der unverletzten Seite 
keine Differenz in der Pupillenweite zu constatiren sein. 

Siemerling. 

Pb. Knoll, Atmung bei Erregung der Vaguszweige. Wiener akad. 

Stzgsb. LXXXIII. 3. 

K. unterwarf die centripetalen Fasern aller Vagusäste (aus- 
schliefslich des Bamus auricularis) einer systematischen Untersuchung 
bezüglich ihrer Wirkungsweise auf die Atmung und teilweise auch 
in Bezug auf ihr Ausbreitungsgebiet. Beizung am centralen Stumpf 
des Nervus pharyngeus (Kaninchen) übt keinen Einfluss auf die 
Atmung aus, weder direct, noch durch Vermittelung des Schluck¬ 
mechanismus; die einzige beobachtete Beaction war leichte Contraction 
des Pharynx. — Die auf mechanische Beizung des Ausbreitungs¬ 
gebietes dieses Nerven erfolgenden Schluckbewegungen und „Schluck¬ 
atmungen“ werden durch den Nerv, trigeminus vermittelt. Jegliche 
Reizung des centralen Stumpfes des Laryngeus superior giebt am 
nicht nafkotisirten Kaninchen exspiratorische Atmungshemmung mit 
eingeschalteten Schluckatmungen, welche letzteren, ebenso wie das 
gelegentliche Husten (Kaninchen!) in genügend starker Chloral- 
narkose ausbleiben. Die Anschauung von Fhak^ois - Franck , dass 
der Nervus laryngeus in derselben Weise auf die Atmung wirke, 
wie jeder andere sensible Nerv, trifft weder für das Kaninchen, 
noch auch für den Hund und die Katze zu, wenn auch bei letzteren 
beiden Tierarten mit den typischen Einwirkungen auf das Atem- 
ceotrum solche allgemein sensibler Natur interferiren. Ausbreitungs¬ 
gebiet der centripetalen Fasern des Laryngeus superior ist beim 
Kaninchen die Kehlkopfschleimhaut oberhalb des Bingknorpels und 


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454 Knoll, Atmung bei Erregung von Vaguszweigon. No. *26. 

zwar nicht ganz unilateral. Gegen mechanische Beize ist diese 
Gegend sehr empfindlich und auf dieselben, sowie auch auf Ein- 
tropfen einer physiologischen Kochsalzlösung von Zimmertemperatur 
reagirt sie wie der Nervenstamm auf elektrische Reize. Gegen Gase und 
Dämpfe aber ist sie sehr unempfindlich und zwar auch gegen stark 
abgekühlte Luft, Tabackrauch, Dampf von Chloroform, Aether, ja 
von Ammoniak. Der Laryngeus inferior versorgt beim Kaninchen 
die Schleimhaut des Atemrohrs vom Ringknorpel bis unterhalb der 
Brustapertur. Uebertritt von Fasern aus dem Laryngeus superior 
in den Recurrens (Galrn’s Anastomose) ist bei diesem Tier nicht 
nachzuweisen. Eine wesentliche Differenz in der Reaction dieser 
beiden Nerven und ihres Ausbreitungsgebietes konnte nicht constatirt 
werden, nur dass vom Laryngeus superior leichter Schluckbewe¬ 
gungen , vom Laryngeus inferior leichter Husten ausgelöst wird 
und dass in tiefer Narkose die Atmungshemmung bei letzterem 
leichter versagt, als bei ersterem. 

Beim Hunde nimmt der Laryngeus inferior nur an der In¬ 
nervation des Brustteils der Trachea Anteil, während der ganze 
Halsteil vom Laryngeüs superior durch Vermittelung der GALKn’schen 
Anastomose versorgt wird. Da die GAMtN’sche Anastomose beim 
Menschen verhältnissmäfsig dünn ist, die Trachealzweige jedoch sehr 
zahlreich sind, da der L. inferior sich beim Menschen im Aufsteigen 
von der Brust zum Kehlkopf stark veijüngt, während die Veijüngung 
dieses Nerven beim Hunde gerade in umgekehrter Richtung erfolgt, 
so hält es K. für sehr wahrscheinlich, dass die sensible Innervation 
der Trachea beim Menschen wenigstens vorwaltend durch den L. 
inferior erfolgt. Gegen kalte Luft ist die innere Lungenoberfläche 
und die Schleimhaut des Brustteils der Trachea ebenso unempfind¬ 
lich, wie die der höheren Partien des Atemrohres. Im Uebrigen 
vermitteln die Rami tracheales inferiores et pulmonales des Brust¬ 
vagus inspiratorische und exspiratorische Reflexe. Dies geht aus 
den HKRiNo-BRRUKit’schen Versuchen hervor; ferner daraus, dass In¬ 
halation von Chloroform, durch tiefe Trachealfistel, inspiratorischen, 
von Ammoniak teils inspiratorischen, teils exspiratorischen Reflex 
hervorruft. Auf Reizung dieser Fasern führt K. auch die Atmungs¬ 
störungen zurück, die Fraxjois-Franck nach Chloral-Injection in’s 
Herz eintreten sah und auf Reizung sensibler Herznerven bezogen 
hat. Umschnürt man an dem mit Schonung der Pleurasäcke frei¬ 
gelegten Herzen des Kaninchens die Pulmonalis, so tritt zunächst 
keine wesentliche Aenderung der Atmung ein, und zwar auch dann 
nicht, wenn man gleichzeitig mit der Umschnürung Chloralhydrat 
in die Jugularvene injicirt. Da also weder die Einwirkung reizender 
Substanzen auf das Endocard, noch die Compression des Herzens 
(Knoll) einen Reflex auf die Atmung auslöst, und da endlich, wie 
K. im Gegensatz zu Fran$ois-Franck findet, die isolirte Depressor¬ 
reizung die Atmung nur in äufserst geringfügiger und inconstanter 
Weise beeinflusst, so sieht er keine Veranlassung für die Annahme* 
dass eine wesentliche Beziehung zwischen dem Erregungszustände 


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No. 26. Smith , Keratingebalt d. Knochen. — Dknniu , Sauerstoffzehrung. 455 

der sensiblen Herznerven und den Atembewegungen besteht. — 
Centripetale Erregung des Bauchvagus vermittelt bei Hunden und 
Katzen ausgeprägte Atmungshemmung, bei Kaninchen nicht. 

Gad (Würzburg). 

H. Smith, Enthalten die Knochen Keratin? Ztschr. f. Biol. XIX. 
S. 469. 

Horngewebe in Form eines zusammengedrQckten Ballens weifser 
Kaninchenhaare erwies sich völlig resistent gegen die Wirkung von 
Magensaft und Trypsinlösung, nur zerfielen die Haare in die, sie 
zusammensetzenden Zellen; bei der Oberhaut vom Menschen war 
auch diese Wirkung nicht zu beobachten, oder doch sehr viel un¬ 
vollkommener. — Aetzende Alkalien lösen in mittlerer Concentratioti 
(20 pCt.) Epidermidalgebilde auf, stärkere Lösungen (40 pCt.) wirken 
schwächer; Kalilauge im Allgemeinen stärker, als Natron. Eine 
Einwirkung schwacher ( l / 2 —1 procentiger) Lösungen ist nicht zu 
constatiren. 

Dieselben Keagentien wandte S. nun auf die Knochen an, um 
die Angaben von Brorsikr (Cbl. 1883, S. 403) zu prüfen, dass die 
Membranen der HAVRRs’schen Kanäle, der Knochenkörperchen und 
deren Ausläufer aus Keratin bestehen. Beim Verdauen von Knochen 
mit gut wirksamer Pepsinsalzsäure blieb nur ein sehr geringfügiger 
Rückstand, der sich, in Wasser suspendirt und zur Entfernung von 
Fett mit Aether geschüttelt, vollständig löste, als dem Wasser Aetz- 
natron oder Aetzkali bis zu einem Gehalt von V 2 —1 pCt. zugesetzt 
wurde. Der bei der Trypsinverdauung erhaltene Rest verhält sich 
ebenso. Auch an den nach Angaben Broksikk’s dargestellten iso- 
lirten Knochenkörperchen konnte sich S. von der Gegenwart von 
Keratin nicht überzeugen. E. Salkowski. 

A. Denilig, Spectralanalytische Messungen der Sauerstoffzehrung 
der Gewebe in gesunden und kranken Zuständen. Ztschr. f. Biol. XIX. 
S. 483. 

Die Messungen sind nach der Methode von Vikrordt angestellt. 
Der Zeigefinger einer Hand, in der Regel der linken, wird mit 
einem Kautschukband von einigen Millimeter Dicke mäfsig umschnürt 
und durch Beobachtung mittels des BRowNiKG’schen Spectroskops die 
Zeit festgestellt, welche zwischen dem Moment der Umschnürung 
und dem Verschwinden der Absorptionsstreifen des Oxyhmmoglobin 
verstreicht. Bei Versuchen an sich selbst fand D. diese Zeit (= V) 
Nachts zwischen 146 und 135 Secunden betragend, Vormittags von 
7—12 Uhr 152—114 Secunden, nach dem Mittagessen 92, in den 
Abendstunden wenig über 100 Secunden. Im kindlichen Alter ist 
ist V durchgehends kleiner. Beoachtungen in den Nachmittags¬ 
stunden ergaben für das Alter von 2 3 / x —6'/ 2 Jahren V = 63—75. 
Eine bedeutende Abkürzung von V wird durch Muskeltätigkeit 
hervorgebracht, und zwar nicht allein durch Gehen, sondern auch 
durch angestrengte Armbewegungen, wie beim Fechten. Dabei 
zeigte sich weiterhin V am tätigen Arm kleiner, als am ruhenden. 


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456 


J. Israel, Nieren-Exstirpation. 


No. 26. 


Durch willkürliche Verlangsamung resp. Unterdrücken der Atmung 
wird, wie Vierorpt schon nachgewiesen hat, V erheblich verkleinert 
wegen Anh&ufung reducirender Stoffe im Blute. Durch Abkühlen 
der Hand lässt sich eine erhebliche Vergröfserung von V bis zu 
300 Secunden herbeiführen; durch Erhöhung der Temperatur um¬ 
gekehrt eine Verkleinerung. Eine grofse Anzahl von Versuchen an 
Kranken ergab bei den verschiedensten Affectionen, ganz besonders 
aber beim Fieberzustand, fast ausnahmslos erheblich kleinere Werte 
für V, als in der Norm. — Bei einem Hemiplegisohen war be¬ 
merkenswerter Weise V auf der gelähmten Seite kleiner, als auf 
der gesunden. E. Salkowski. 

J. Israel, Ein Fall von Nieren-Exstirpation. Berliner Hin. Wochen- 
sehr. 1883, No. 45. 

Bei einer 28jährigen Frau hatte sich im Gefolge einer Gravi¬ 
dität eine linksseitige Pyonephrose entwickelt, während Menge und 
specifisches Gewicht des Harns auf eine gesunde rechte Niere 
schliefsen lassen mussten. 6 Tage vor der von Vf. am 6. Mai 1883 
ausgeführten Nieren - Exstirpation trat die Krankheit in ein neues 
Stadium insofern, als unter qualvollen Schmerzen der Leib bedeutend 
aufgetrieben wurde und eine diffuse Schwellung und Härte nicht 
mehr die Conturen des Nierentumors erkennen liefsen. Bald lieben 
sich Oedem der Lumbalgegend und Fluctuation constatiren, so dass 
man an den Durchbruch eines Nierenabscesses bezw. eine peripher- 
nephritische Phlegmone zu denken hatte. Die mit einem etwas 
modificirten SiMon’schen Lumbalschnitt verrichtete Operation bestä¬ 
tigte diese Diagnose. Nach Entleerung des perinephritischen Ab- 
scesses sah man aus dem unteren Pole der Niere einen feinen Strahl 
Eiters hervordringen: offenbar die Stelle der Perforation. Die Aus¬ 
schälung der Niere selbst war nicht ohne Schwierigkeit, indem die 
Kapsel, soweit sie nicht durch Granulationen zerstört war, schwielig 
verdickt und adhärent war. Doch gelang dieser Teil der Operation 
ebenso, wie die Sicherung des Stiels, bei welcher sich ein grofser 
den Ureter fast völlig obturirender Stein im Hilus fand. Wund¬ 
verlauf unter Thymol-Gazeverband, sowie Urinsecretion liefsen nach 
der Operation Nichts zu wünschen übrig; mit der zweiten Woche 
entwickelte sich aber unter Temperatursteigerungen ein Lungen¬ 
leiden, dem Patientin am 34. Tage nach der Operation erlag. Die 
Obduction zeigte, dass es sich um metastatisch-pyaemisohe Abscesse 
in den Lungen handelte, bedingt durch Aufnahme des Virus von 
den Venen im Ausbreitungsbezirke einer retroperitonealen Phlegmone, 
deren Beginn Vf. auf den Durchbruch des Nierenabscesses 6 Tage 
vor der Operation zurückdatirt. Mit Recht ermahnt daher Vf., die 
Pyonephrose in Zukunft schon dann zu operiren, ehe es zum 
Durchbruch gekommen: man dürfte dann sicher sein, Alles entfernen 
zu können und keinen Infectionsherd zurückzulassen. 

P. Güterbock. 


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No. 26. Garbe, Exstirpation tuberculoser Drüsen. — Roosa. 457 

C. Garr£, Ueber DrQsentuberculose und die Wichtigkeit frühzeitiger 
Operation. Dentsche Ztschr. f. Chir. XIX. S. 529. 

O. berichtet über 80, teils dem Hospital, teils der Privatpraxis 
Kochrr’s entstammende Fälle, von denen nur 40 näher zu ver- 
werten seien. Nur bei der Hälfte derselben gelang es, eine be¬ 
stimmte Aetiologie herauszufinden, zum Teil bestand bei diesen 
noch die Infectionsquelle. Nicht selten wurde auch ein Fortschreiten 
der Infection entgegen dem Lymphstrom beobachtet, so dass z. B. bei 
einer Mastitis erat die AxillardrÜsen, dann diejenigen der Fossa supra- 
olavic. und schliefslich die längs desM. sternocleidomast. inficirt wurden. 
Heredität kam bei 16 Fällen in Frage, darunter aber befanden sich nur 
6, bei denen nicht zugleich auch eine directe Ursache der Drüsen¬ 
schwellung sich dartun liefs. Ueberwiegen der weiblichen Patienten 
liefs sich im Verhältniss von 3:2 feststellen, die Hälfte der Fälle 
betraf das Alter unter 20 Jahren. Was die Endresultate betrifft, 
so lässt sich hinsichtlich der Recidive sagen, dass solche 21 Mal 
vüllig fehlten und 7 Mal nur in kleineren, etwa haselnussgrofsen 
Drüsen bestanden, während ein ungünstigeres Ergebniss hinsichtlich 
der Recidive in 10 Fällen zu constatiren war. Von diesen 10 liefs 
sich bei 5 eine locale Ursache dartun; 2 andere gingen aufserdem 
innerhalb der nächsten 6 Monate nach der Operation an Lungen¬ 
phthise zu Grunde, während bei weiteren 4 Patienten nachträglich 
eine zur Zeit der Operation nicht vorhandene, mehr chronisch ver¬ 
laufende Lungenaffection dargetan werden konnte. Bei ferneren 
4 Patienten ist es nicht ersichtlich, einesteils ob wirklich eine Lungen¬ 
erkrankung vorhanden, anderenteils ob die früher vorhandene Affection 
wirklich Fortschritte gemacht, und bei 3 Operirten endlich ist ein 
entschiedener Stillstand des Lungenleidens nach der Operation zu 
erweisen. — Wir bemerken noch, dass sowohl hinsichtlich des 
Auftretens der Lungenaffection, wie ihres etwaigen Fortschreitens die 
der Privatpraxis von Kocher entstammenden Kranken besser gestellt 
waren, als die in dem Hospital Operirten. Von letzteren, 19 an 
der Zahl, zeigten überhaupt nicht weniger als 7 Recidive, während 
auf 21 Privatpatienten nur 3 kamen. P. Güterbock. 

3, Roosa, Die Wirkung von Geräuschen auf kranke und gesunde 

Ohren. (Uebersetzt von Strirbbügge.) Ztschr. f. Ohrenheilk. XIII. 

S. 102. 

R. glaubt aus seinen Beobachtungen folgende Schlüsse ziehen 
zu können: 1) Es giebt viele Personen, welche an ruhigen Plätzen 
an Schwerhörigkeit leiden, während eines starken Getöses oder 
Lärmens jedoch scharf und ohne Anstrengung hören (Päracusis 
Willisiana). 2) Die Erkrankung, welche die durch Lärm vermin¬ 
derte Schwerhörigkeit bedingt, hat ihren Sitz im Mittelohr. Man 
beobachtet die letztere meistens bei den chronischen, nicht eitrigen 
Formen des Mittelohrleidens; sie kann aber auch beim acuten oder 
subacuten Katarrh dieser Region, wie auch beim chronisch-eitrigen 
Prooess, mit Verlust eines Teiles oder des ganzen Trommelfelles 
auftreten. 3) Die Ursache dieses Phänomens war bis jetzt nicht 


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458 Roosa, Wirkung von Geräuschen. - Dyck-Dcckwoutu, Halbseitige No. 26. 

mit Sicherheit zu ergründen. Es beruht wahrscheinlich auf einer 
veränderten Action der Gehörknöchelchen. 4) Die Hörschärfe der 
in dem Getöse der Kesselfabriken arbeitenden Personen nimmt ab. 
5) Die durch diese Beschäftigung erzeugte Erkrankung betrifft das 
Labyrinth, oder den Stamm des Hörnerven. 6) Derartig afficirte 
Personen hören nicht besser im Geräusch. Ihre Hörschärfe ist 
besser an ruhigen Plätzen und nimmt nach längerer Abwesenheit 
von der die Schwerhörigkeit veranlassenden Schädlichkeitsquelle zu. 
(Während R. in einer frfiheren Arbeit rAmer. J. of med. sc. 1874] 
als Resultat seiner Untersuchungen an Kesselarbeitern die Behaup¬ 
tung aufgestellt hatte, dass dieselben während des Lärmes ihrer 
Arbeit besser hören, sieht er sich jetzt, auf Grund neuer Unter¬ 
suchungen genötigt, „die früher von ihm aufgestellte Behauptung 
als vollständig unrichtig“ zu bezeichnen und zu erklären, dass 
Kesselarbeiter während des Lärms nicht besser hören. (Eine Er¬ 
klärung, wie es möglich war, zu zwei sich so widersprechenden 
Resultaten zu kommen, giebt R. nicht. Ref.) 7) Die Fälle von 
verhärtetem Ohrenschmalz, Mittelohrkatarrh, welche bei Kessel¬ 
arbeitern Vorkommen, sind die gleichen, wie sie bei Arbeitern anderer 
Professionen gefunden werden (! Ref.); sie maskiren und compliciren 
nur die primäre, zu Grunde liegende und seit langer Zeit als 
„Kesselarbeitertaubheit“ bekannte Erkrankung. 8) Bei Erkrankung 
des Labyrinthes oder des Hörnerven wird die Stimmgabel „C“ lauter 
und länger in der Luftleitung, als in der Knochenleitung gehört. 

Schwabach. 


Dyce-DuckWOrth , On Hemiglossitis. Liverpool medico-Chirurg. J. 

1883, July. 

Acute idiopathische Entzündung der Zunge ist eine höchst 
seltene Krankheit, welche Vf. nur 5 Mal beobachtet hat, darunter 
in 2 Fällen mit halbseitiger Erkrankung. 

Ein 53jähriger Mann erkrankte mit Frost und Halsschmerzen. 
Während Pat. in den beiden ersten Tagen noch schlucken konnte, 
war es ihm später unmöglich, weil die Zunge auf der linken Seite 
stark geschwollen war. Die Anamnese ergab keine Verletzung der¬ 
selben, keine Syphilis, weder den Gebrauch des Mercurs, noch den 
einer corrosiven Substanz. Die Zähne waren schlecht, die Molares 
fehlten. Die Oberfläche der Zunge war feucht, rein, aber mit 
Schleim bedeckt, blutig-rot und cedematös, wie das lockere Gewebe 
unter derselben. Die Drüsen im linken Kieferwinkel vergröbert. 
Keine Beschwerden von Seiten der Nase oder Ohren. Nachdem in 
den nächsten Tagen auch die rechte Seite mehr angeschwollen war, 
während die linke sich besserte, endete derProcess in 8 Tagen nach 
Auftreten von Herpes am Munde unter Gebrauch von Eis, Kali 
chloricum und Chinadecoct mit vollkommener Genesung. 

Der zweite Fall betraf einen 20jährigen Knüfmann, welcher 
2 Tage nach einem starken Excess in Baccho bemerkte, dass die 
linke Seite seiner Zunge geschwollen und schmerzhaft war. Gleich¬ 
zeitig klagte Pat. über Schmerzen in dem linken Ohr und in der 


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No.26. Zungenentzündung. - Guam, Färbung der Schizomyceten. 459 

linken Seite des Halses. Dabei bestand starkerSpeichelfluss und foetider 
Atem. Die Zunge war dick belegt, die Lymphdrüsen waren nicht 
vergröfsert. Geringes Fieber. Am nächsten Tage war keine Ver- 
gröfserung der Zunge zu bemerken, welche herausgestreckt werden 
konnte. Unter ähnlicher Behandlung, wie ira ersteren Falle, endete 
auch dieser innerhalb 1 Woche mit Genesung. 

Vf. rechnet diesen Process zu den katarrhalischen Affectionen, 
der mit erysipelatösen und herpetischen Erkrankungen in Zusammen¬ 
hang steht und sieht die locale Entzündung als einen Reflex und 
nicht als das Resultat einer directen Aussetzung einer Schädlichkeit 
an. Die Einseitigkeit hat nach Guerbau de Musst darin ihre Be¬ 
gründung, dass die Nerven der Zunge mehr von einander geschieden 
sind, als die in irgend einem anderen Gewebe. Ferner spricht für 
den nervösen Ursprung der Heroigloasitis der plötzliche Anfall und 
der Schmerz, welcher dieselbe begleitet und die nämliche Seite des 
Kopfes, des Nackens, des Halses, des Ohres und der Zunge selbst 
einnimmt. Die Salivation ist höchst wahrscheinlich auch ein nervöses 
Symptom in Folge der Reizung der Submaxillardrßse. 

W. Lublinski. 


C. Gram, Ueber die isolirte Färbung der Schizomyceten in Schnitt- 
und Trockenpräparaten. Fortschr. d. Med. II. No. 6. 

Als Mitarbeiter von C. FrikdlAndkr fand G. eine Färbungs- 
methode, „durch welche die Kerne und andere Gewebselemente 
ungefärbt bleiben, während die Kokken stark gefärbt hervortreten“, 
zunächst bewährt bei Schnittpräparaten von Lungen der Pneumoniker; 
dann erprobte er dieselbe Methode bei einer grolsen Reihe ander¬ 
weitiger Schizomyceten-Untersuchungen. Sie besteht darin, dass 
man die Schnitte, welche man färben will, in Alkohol absolutus 
aufhebt, sie aus diesem direct in die EHaucH’sche Anilin-Gentiana- 
violettlösung bringt, wo sie 1—3 Minuten (Tuberkelpräparate 12 
bis 24 Stunden) bleiben, und sie dann in eine wässerige Jod-Jod¬ 
kaliumlösung (1 resp. 2 : 300) einlegt. Dabei tritt in dieser Lösung 
ein Niederschlag ein; die früher dunkelblau - violetten Schnitte er¬ 
langen eine schwarzpurpurrote Färbung, welche letztere aber sich 
durch — einige Male erneuerten — absoluten Alkohol vollständig 
entfernen lässt. In Nelkenöl eingelegt, welches die letzten Farbe¬ 
reste aus den Geweben aufnimmt, erscheinen die letzteren dann 
schwachgelblich, die Schizomyceten tief schwarzblau. Will man 
Doppelfärbungen bewirken, so genügt hierzu ein momentanes Ein¬ 
tauchen der entfärbten Schnitte in schwache Lösungen von Vesuvin. 
Trockenpräparate sind ganz derselben Procedur zu unterwerfen, 
indem man das Deckgläschen, woran man sie hat auftrocknen lassen, 
wie einen frischen Schnitt behandelt. — Diagnostisch wichtig ist, 
dass von den bis jetzt untersuchten nur folgende Mikrobenformen 
sich in Alkohol nach der Jodbehandlung entfärbten: Typhus¬ 
bacillen und 2 Fälle von croupöser Pneumonie, der eine mit, der 
andere ohne Kapselkokken. — Regel dagegen ist, dass die Kokken 
der croupösen Pneumonie (19 Fälle) nach der Jodbehandlung im 


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460 


Fiscul, Nieren alleciion. — Koskkhkiai, Kniephänomen. No. 26. 


Alkohol ihre Farbe behalten, und es teilten mit ihnen diese 
Eigenschaft: Pyaemie-Schizomyceten (9 Fälle), Kokken bei einem 
Falle von Leberabscess nach Perityphlitis, Kokken und kleine 
Bacillenformen bei einem Falle von Schluckpneumonie, Kokken 
bei Osteomyelitis (2 Fälle), bei Nephritis supp, nach Cystitis (3 Fälle), 
bei multiplen Gehirnabscessen nach Empyem (2 Fälle), Tuberkel* 
bacillen (5 Fälle), Milzbrandbacillen (3 Fälle), Fäulnissbacillen und 
-Kokken, die Kokken bei einem Fall von Erysipelas. Wernicb. 


J. Fischl, Zur Kenntniss der Nierenaffection bei der Diphtherie. 

Ztschr. f klin. Med. VII. S. 427. 

Nach F. ist einfache Albuminurie, selbst in sehr schweren Fällen 
von Diphtherie, keine so häufige Erscheinung, wie man gewöhnlich 
annimmt. Wirkliche acute Nephritis ist bekanntlich im Verlaufe 
jener Krankheit sehr selten. F. veröffentlicht 2 Fälle von diesem 
Nierenleiden, die nach dem Auftreten hydropischer Erscheinungen 
günstig verliefen. Er hat ferner anatomisch die Nieren von 10 an 
Diphtherie verstorbenen Individuen untersucht, bei denen intra vitam 
Albuminurie, hie und da auch Harncylinder constatirt worden waren. 
Von den Resultaten mikroskopischer Nierenuntersuchnng heben wir her¬ 
vor: an den Arterien: Veränderungen derAdventitia (teils zellige Ein¬ 
lagerung, teils Anhäufung faseriger Massen), sowie in einzelnen 
Fällen an der Intima (Vergröfserung und Desquamation des Endothels). 
An den MALPiGni’schen Körperchen fanden sich die der Glo- 
merulo-Nephritis eigentümlichen Veränderungen; nicht selten fanden 
sich auch Schrumpfungsprocesse an jenen Gebilden. — Im Befunde 
von interstitiellen Veränderungen stimmt Vf. mit den meisten 
Beobachtern überein. — An den Harnkanälchen constatirte F.: 
Schwellung und Verfettung am Epithel der Tubuli contorti, rote 
Blutkörperchen und Rundzellen in wechselnder Häufigkeit im Lumen 
der letzteren, sowie der Schleifenschenkel und Sammelröhren. .— 
Mikroorganismen vermochte Vf. in den untersuchten Nieren nicht 
aufzufinden. Perl. 


Th. Rosenheim, Experimentelle Untersuchung der unter dem 
Namen „Sehnenphaenomene“ bekannten Erscheinungen, unter mög¬ 
lichster Berücksichtigung von Versuchen am Menschen und patho¬ 
logischer Beobachtungen. Arch. f. Psycb. XV. S. 184. 

Nach R. ist das Sehnenphsenomen ein Reflex, wie Eub es auf¬ 
gefasst wissen wollte, im Gegensatz zu Wkstphal, welcher die Rei¬ 
zung des Muskels durch Dehnung der Sehne geschehen lässt. Zur 
Entscheidung der Frage benutzt er eine exacte Bestimmung der 
Zeit der latenten Reizung. 

Mit Hülfe besonders construirter Apparate erhält er als geringste 
Zeit der latenten Reizung für das echte Kniephänomen 0,025 Sec. 
Diese Zeit reicht also hin, um einen refiectorischen Vorgang zu 
erklären. 

Als zweiter Beweis seiner Auffassung dient ihm die bisher 


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No. 26. Harnack a. Mrnnickk , Aconitin. — Cöstrr, Vergiftung. 461 

nicht gelungene Hervorrufung des Kniephaenomens durch elektrische 
Beize (mit dem Saxton-StöhRRR’ schen Rotationsapparat). 

Elektrische Beize riefen nur dann von der Sehne aus eine 
Contracüon des Quadriceps hervor, wenn die Patellargegend an- 
sesthetisch gemacht war (Anspritzen von Aether). 

Vf. untersuchte einen Falt, bei dem eine totale Ansesthesie 
beider Beine bis 10 Ctm. oberhalb der Patella vorhanden war. Das 
Kniephsenomen war beiderseits duroh einen mechanischen Schlag 
nachweisbar, der Plantarreflex war erloschen. Hier war das Knie¬ 
phsenomen mit dem Rotationsapparat von der Sehne aus regelmftfsig 
hervorzurufen, sonst von keiner anderen Stelle. 

Da nun nach Kronkckrr und Stikung „Reflexe nur durch wieder¬ 
holte Anstöfse (in diesem Falle durch die frequenten Reize des 
magneto-elektrischen Rotationsapparates) der nervösen Centren aus¬ 
gelöst werden", so glaubt sich Vf. berechtigt, das Kniephsenomen als 
Reflex aufzufassen. Siemerling. 

E. Harnack und R. Biennicke, Ueber die Wirksamkeit verschie¬ 
dener Handelspräparate des Aconitins. Berliner blin. Woohenscbr. 
1883, No. 43. 

Die Untersuchungen der Vif. ergeben, dass fQr die Wirkungs¬ 
weise der verschiedenen Aconitinarten — Aconitin aus Aconit. Na- 
pellus, schweizer und tyroler Knollen, MKRx’sches Praeparat, Aconitin 
Dcquksnkl, Pseudaconitin aus A. feroc., Japaconitin aus A. japoni- 
cum — hauptsächlich die Darstellungsweise von Bedeutung ist. Die 
untere Grenze der wirksamen Dosis war bei den neueren PrSparaten 
verschiedener Abkunft die gleiche; die letale Dosis dagegen fanden 
die Vff. fQr Japaconitin etwas niedriger, als fQr die anderen Sorten. 
Als charakteristisch fQr alle Aconitinarten bezeichnen die Vff. die 
lähmende Wirkung auf die gesammte motorische Sphsere. Dieselbe 
ist zunächst auf das Gehirn gerichtet, greift dann Ober auf das 
Rackenmark und die intramusculären Nervenendigungen und erstreckt 
sich bei grösseren Dosen auch auf die quergestreifte Muskelatur. — 
Was die Wirkung auf das Herz betrifft, so stimmen die Beobach¬ 
tungen der Vff. im Wesentlichen mit denjenigen Böhm’s Qberein. 
Auch sie nehmen eine anfängliche Erregung der automatischen 
Centren des Herzens, sowie eine dieser Erregung folgende Lähmung 
derselben Apparate und des Herzmuskels an, lassen es dagegen 
unentschieden, ob die Erfolglosigkeit der Vagusreizung bedingt ist 
durch eine Lähmung der herzhemmenden Nerven oder durch Schwä¬ 
chung der Energie der Herztätigkeit. Langgaard. 

Cöster, Vergiftung durch Arsenwasserstoff mit tötlichem Ausgang. 
Berliner klin. Wochenschr. 1884, No. 8. 

Ein 43 Jahre alter kräftiger Arbeiter einer Anilinfabrik hatte 
eines Abends bei einem plötzlichen Aufwallen der in einem Kessel 
befindlichen Flüssigkeit von den Gasen eingeatmet, so dass ihm 
•schlecht geworden". Bald danach hatte er im Bette einen starken 
SchQttelfrost, Schmerzen im Kopfe und in der Nierengegend, sowie 

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462 Cöstkr, Vergiftung mit Arsenwasserstoff. — Labordk. — Zahk. No. 26. 


mehrmaliges Erbrechen bekommen. Vf. fand aufser diesen Symptomen 
einen schwarz aussehenden Harn; die Achseltemperatur betrug 
38,5° C., Puls 88. Die genauere Untersuchung des Harns (die 
spectroskopische wird nicht erwähnt) wies Hsemoglobinnrie auf. 
Tags darauf stellte sich Icterus ein, die Menge des Urins sank auf 
durchschnittlich 5 Cctm. in 24 Stunden. Die Gelbsucht war nach 
7 Tagen gewichen, die Defsecation nach medicamentöser Nachhölfe 
geregelt. Am fünften Krankheitstage constatirte Vf. zuerst leichte 
Zuckungen in der beiderseitigen Vorderarmmusculatur, 3 Tage später 
vorübergehende Contractionen der Gesichtsmuskeln. Die Therapie 
bestand in PitiKSSNiTz’schen Umschlägen, grofsen Calomelgaben und 
Ol. Ricini, sowie Mandel-Emulsion mit Liq. kal. acetic., hernach 
wurden täglich warme Bäder (27 0 R.) mit darauf folgender Ein¬ 
wickelung des Kranken in wollene Decken angewandt. Am 9. Tage 
starb Pat. plötzlich. 

Die Section konnte erst nach 60 Stunden gemacht werden und 
lieferte namentlich auch in Folge vorgeschrittener Fäulniss, ein im 
Wesentlichen negatives Resultat. Ein kleines Stück Leber wurde 
im Laboratorium von Frksknius in Wiesbaden untersucht und ergab 
deutliche, quantitativ nicht zu bestimmende Mengen Arsenik. 

Die Recherchen in der Fabrik hatten schon vorher zur An¬ 
nahme einer Vergiftung mit Arsen Wasserstoff geführt, da das Zink 
und die Salzsäure, welche in dem betreffenden Apparate verwendet 
wurden, öfters durch Arsenik verunreinigt waren. Falk. 


Laborde, Sur l’ind^pendaoce fonctionelle des phdnom&nes mdca- 
niques de - la respiration et des mouvements du coeur & la suite 
d’une piqüre 14gire, superficielle ou du voisinage du bulbe au 
niveau du bec du calamus scriptorius. Compt. rend. de la soc. de Biol. 
1883, 181. 

L. ruft durch percutanen Einstich in den Boden des vierten Ventrikels, welcher 
den Noeod vital nur oberflächlich oder eine Stelle in seiner Umgebung trifft, vorüber- 
gehende respiratorische Synkope bei unverändertem Herzschlag von soconden- bis 
minutenlanger Dauer hervor. Das Tier erholt sich und der Versuch wird mit glei¬ 
chem Erfolg wiederholt. Vagotomie und bei jungen Katzen Abtrennung des Grofs- 
hirns ändert nichts. Gad (Würmbarg.) 


F. Zahn, Untersuchungen über das Vorkommen von Fäulnisskeimen 
im Blute gesunder Tiere. Virchow’s Arch. XCV., S. 401. 

Z. entnahm Blut aus gröberen Arterien oder Venen gesunder Tiere (Kaninchen, 
Hunde, Schafe, Kälber), indem er mit verdünnter Luft, Sauerstoff, Kohlensäure, 
Wasserstoff gefüllte, beiderseits zugeschmolzene Pipetten mit der Spitze in das Gefäb 
einführte, dann die Spitze innerhalb des Gefäfses abbrach und, nachdem eine gewisse 
Quantität Blut in Folge des negativen Druckes in der Pipette eingesogen war, die 
Spitze abschmolz. Dabei bleiben in Folge der eintretenden Dampf bildung leicht kleine 
Oeffnungen in der Spitze. Die so abgeschlossenen Blutproben worden Tage, Wochen 
und selbst Monate bei Bruttemperatur aufbewahrt. In den gelungenen Versuchen 
zeigte das Blut nach Eröffnung der Gefäfse niemals Fäulnisserscheinungen, nie wurden 
Bakterien gefunden und nie lieb sich eine Azoreaction aus dem Extracte des Blutes 
erhalten, dagegen roch das Blut, wenn die Zuscbmelzung nicht völlig gelungen war, 
stets nach Ammoniak oder Schwefelwasserstoff; seine Keaction war alkalisch oder neutral; 
es enthielt alsdann massenhaft Mikrokokken oder Bakterien der verschiedensten Formen. 
Das Blut gesunder Tiere enthält somit keine Fäulnisskeime. K. Saikowaki. 


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No. 26. GÜTKBBOCK. EÜRCKHAüKR. HaUSMAKN. CöBSCUMANN U. ElSKRLOHR. 463 


P. Güter bock, Ueber Echinococcus subphrenicus mit Durchbruoh 
durch Lungen und Dannkanal. Deutsche Ztschr. f. Chir. XX. S.82. 

Bei dem 19 jährigen Pat von Ref. worden nach der Rippenresection Echino- 
kokkneblasen sowohl durch die Wunde, wie per os und per anum entleert, vom 
4. Tage nach der Operation an erfolgte auch Kotententleernng durch Wunde und 
Mund. Nach 15 Tagen wurde eine Naehresection nötig. Hierauf am 19. Tage Auf¬ 
hören der Entleerung ron Echinokokkusblasen, sowie bald darauf auch der Faecalien 
durch die Wunde in der Pleura, sowie durch Aushusten. Fast 4 Monate nach der 
ersten Operatinn konnte Pat. als definitiv geheilt entlassen werden. In der Epikrise 
bespricht Ref. die Möglichkeiten in Bezug auf das Verhältnis zwischen Echinokokkus¬ 
sack und Pleura einerseits und Dickdarm und Leber andererseits. Zum Schluss wird 
ein analoger Fall von Stokks (der einzige aus der Literatur Ref. zugängliche, meist 
aber unter anderen Namen eitirte) in extenso wiedergegeben. P. Güterbock. 

H. Pfirckhauer, Ein Fall von Schlundlähmung im Verlaufe des 
Soors. Jahrb. f. Kinderheilk. N. F. XXI. S. 210. 

9 Tage nach der Geburt wurde ein bis dahin gut gediehenes, künstlich ernährtes 
Sind unruhig, versuchte die dargereichte Flasche zu nehmen, verschlackte sich aber 
nach einigen Saugeversuchen, so dass die Nahrung zum gröfsten Teile aus der Nase 
hervorkam und Husten und Erstickungs&nfälle andeuteten, dass ein Teil in den Kehl¬ 
kopf gelangt sei. Diese Erscheinungen mussten als Schlundlähmung gedeutet werden, 
#ls wahrscheinliche Ursache derselben aber das einzige objective Symptom — ein nur 
mäßig ausgebreiteter 8oor in der Mundhöhle. Im Rachen angehäufte schneeweifse 
Massen, die anfänglich auch für Soor gehalten wurden, erwiesen sich als geronnene 
Milch, ohne Soorpilze. Das Kind wurde durch die Schlundsonde (Katheter) ernährt 
und sofort trat Beruhigung und nach einigen Tagen auch Heilung ein. 

L. Rosenthal. 


A. Hausmann, Beobachtungen über das gelbe Fieber; mit ein¬ 
leitenden Bemerkungen von C. Gerhardt. Würzburger phys.-med. 
Verhdlg. 1884, XVIII. 6. 

H., welcher 1878 während der Gelbfieber-Epidemie in St. Louis als Quarantäne- 
Arzt fungirte, beobachtete 97 Gelbfieberkranke (151 mit 71 Todesfällen kamen im 
Ganzen vor). Directe Ansteckung konnte er nur in einem Falle constatiren, wobei 
noch unsicher blieb, ob die Person oder die Effecten des ansteckenden Kranken mehr 
in Frage kamen. Bezüglich des Verlaufs und der Symptome bringt die Mitteilung 
nichts Neues; seine pathologisch-anatomischen Befunde veranschaulicht H. durch Ab¬ 
bildungen, welche 1) die Leberzellen körnig und trübe, vielfach mit grofsen Fett¬ 
körnern erfüllt, auch geborsten, mit wolkig hervorgequollenem Inhalt darstellen; 

2) in der Niere erseheint das Epithel der Niere wie geschwollen, körnig trübe; die 
Glomeruli erscheinen als gleichmäfsige, rundliche, der Structur verlustig gegangene 
Körper; im interstitiellen Nierengewebe zahlreiche traubenartige Fettablagerungen; 

3) in den Primitivmuskelfasern aus dem Herzen zeigt sich vollständiger Verlust der 
Querstreifung, wolkige Trübung ihres Inhaltes, zwischen ihnen zahlreiche grofse Fett¬ 
zellenbündel. — Die Therapie ist auch nach H. ausschließlich symptomatisch. 

Wernioh. 


H. Cur schm ann und C. Eisenlohr, Zur Pathologie und patho¬ 
logischen Anatomie der Neuritis und des Herpes Zoster. Deutsches 
Arch. f. klin. Med. XXXIV. S. 409. 

Nach C. und E. ist die Bedeutung der Spinalganglien für die Entstehung des 
Herpes Zoster bisher überschätzt worden. Vff. teilen Fälle mit, bei denen Neuralgie 
und Herpes Zoster durch eine Perineuritis acuta nodosa bedingt waren. Die neuralgisch- 
affidrten Nervenäste, in deren Bereich der Zoster aufgetreten war, zeigten sich mit 
hirsekorngrofsen Knötchen besetzt; während innerhalb dieser Knötchen die Nervenfasern 
intact waren, bot das Bindegewebe erhebliche Veränderungen: Rundzellen-Infiltration, 
Hsmorrhagien, Vergröfserung und Schwellung der Bindegewebszellen. Es scheint also 
Neuritisformen zu geben, die sich durch Zosterausbruch und Entwickelung von circum- 
scripten perineuritischen Anschwellungen charakterisiren. Oppenheim. 


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464 Eulenburg. — Sherwell. — Fehling. — Ankündigung. No. 26. 


A. Eulenburg, Die Oemiums&ure - Behandlung der peripheren 
Neuralgien. Berliner klin. Wochenschr. 1884, No. 7. 

Nach Nbubbb’s Vorgänge behandelte auch E. peripherische Neuralgien durch 
subcutane Osmiumsäure-Injectionen (0 V 1 auf 10,0). Injicirt wurde 0,05 der Sture (0,5 
der Lösung); im Ganzen genügten innerhalb 1—6 Wochen 3—14 Injectionen. Die¬ 
selben sind nicht schmerzhaft: man injicire in möglichster Nthe des affioirten Nerven, 
in das paraneurotische Bindegewebe. Unter 12 Ftllen hatte E. 3 Heilungen, 4 Besse¬ 
rungen (mehr oder weniger ungenügend), 5 Mal keinen Erfolg. Bernhardt. 


Sherwell, Pagets disease or malignant papillary dermatitis (Thin). 
Amer. J. of the med sc. 1884, Jan. 

Bisher sind 25 Fälle dieses Leidens von englischen Autoren beschrieben. Vf. fügt 
denselben 2 weitere hinzu. Das Leiden 'betrifft die Haut über der weiblichen Brust¬ 
drüse, beginnt in der Umgebung der Brustwarze und dehnt sich dann immer weiter 
aus. Anfänglich finden sich nur die Erscheinungen eines gewöhnlichen Ekzema. Weder 
Induration in der Mamma, noch Schwellung der Acbseldrüsen sind vorhanden, noch 
besonders heftige Schmerzen, wohl aber etwas Jucken. Allmählich retrahirt sich die 
Brustwarze, wie das beim Carcinom bekanntlich oft vorkommt. Ein von This zuerst 
beschriebenes Symptom, welches relativ früh sich zeigt und ziemlich charakteristisch 
ist, sind weiehe warzige, epitheliale Bildungen in der Umgebung des Warzenhofs. — 
Die Krankheit hat einen sehr chronischen Verlauf. Paget nimmt 2 Jahre an für die 
Zeit vom Beginn des Leidens bis zum Auftreten deutlicher carcinomatöser Erscheinungen. 
Vf. hat einen noch langsameren Verlauf beobachtet. Lewinski, 


H. Fehling, Zehn Castrationen. Arch. f. Gyn. XXII. S. 441. 

F. bat ein Mal wegen Ovarialueuralgie in Folge von kleincystischer Follikel¬ 
entartung, 6 Mal wegen Fibromyomen, ferner 1 Mal wegen starker Blutung bei chro¬ 
nischer Hypertrophie der Gebärmutter und schliefslich 2 Mal wegen hochgradiger 
hysterischer Beschwerden verbunden mit localer Erkrankung operirt Er hatte keinen 
Todesfall zu beklagen, doch konnte 1 Mal die Operation wegen starker Verwachsungen 
nicht aosgeführt werden. — Am günstigsten waren die Erfolge bei den wegen Fibro¬ 
myomen Operirten. 5 Mal trat Menopause sofort oder nach der Operation ein mit 
Schrumpfung des Tumors, im 6. Falle bestanden die Blutungen fort, doch konnte ein 
Kleinerwerden des Fibroids ebenfalls constatirt werden. In dem Falle von Ovarial- 
neuralgie trat der Erfolg erst langsam ein. Nicht befriedigend waren die Resultate 
bei den wegen hysterischen Beschwerden Operirten, wie das wohl anzunehmen war. — 
Nach einer Zusammenstellung der Fälle von Hzgab, Tait, Taupfzr, Bardbmbiubb und 
Fehling ergeben sich auf 114 Fälle 10,5 pCt. Mortalität — Was die Ausführung der 
Operation anbetrifft, so empfiehlt F. nach Unterbindung der Ovarien das Abbrenneu 
des Stiels mittels Paquelin zur Zerstörung des etwa im Stiel mitgefassten Ovarial- 
gewebes. Er hebt die Vorteile der Operation, besonders bei kleineren Fibroiden mit 
starker Blutung, hervor. w. Cohftlei». 


Der internationale med . Congress findet vom 10. — 16. August d. J. in (Kopenhagen 
statt . Teilnehmer haben 20 Kronen (dänisch = 22,25 MkJ zu zahlen , wofür sie ein 
Exemplar der Verhandlungen erhalten . Vorausbestellungen von Wohnungen nimmt bis 
zum 20. Juli der Generalsecretär Prof. Lange an . 


Die 57. Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte findet vom 18. — 23. Sep¬ 
tember d. J. in Magdeburg statt. Mitglieder - oder Teilnehmerkarten, die auch zur 
unentgeltlichen Empfangnahme einer Damenkarte berechtigen , sind gegen Einsendung 
von 12 Mark von den „Herren Ziegler und Koch* daselbst , welche auch Voraus¬ 
bestellungen von Wohnungen annehmen, zu beziehen. Sonstige Anfragen , sowie Be¬ 
stellungen des soeben ausgegebenen Programms mit den bereits angemeldeten Vortragen , 
sind unter der Adresse „Naturforscher-Versammlung* nach Magdeburg zu richten . 

\erlag von August Hirschwald in Berlin. — Druck von L. Schumacher in Berlin. 


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Wöchentlich erscheinen 
1—9Bogen; am Schlüsse 
des Jahrgangs Titel, Na¬ 
men- and Sachregister. 


Centralblatt 

für die 


Preis des Jahrganges 
90 Hark; sa beziehen 
durch alle Buchhandlun¬ 
gen .und Postanstalten« 


mediemkhen Wissenschaften* 


Redigirt von 

Prot Dr. H. Kroneoker, und Prot Dr. H. Senator, 

Berlin (NW.), Dorotheenstr. 86. Berlin (NW.), Banhofrtr. 7 (am Hegelplats). 


1884. J«ii* No. 27. 


Inhalt: Zuc kkbkandl, Aenderung der QehirnWindungen durch Schädelwachstum ; 
Varietäten der Sprachwindung. — Frkdrricq, Innervation der Atmung. — t. Mo¬ 
nakow, Pyramiden- nnd Schleifenbahn. — Landwehr, Mucin; Metalbumin; Par¬ 
albumin; tierisches Gummi. — S immonds, Adenom der Leber. — Prrktorius, 
Lriörink, Exstirpation des Kehlkopfs. —J. N. Mackenzie, Nasenschwellung durch 
Genitalreizung. — W. Lublinski, Distanzgeräosche bei Herzklappenfehlern. — 
0. Rosrnbach; H. Engel, Musikalische Herzgeräusche. — Eisknlohu, Progressive 
atrophische Lähmungen. — 0. Berg kr, Glossopharyngolabial-Paralyse. — Mory, 
Neue toxikologische Versuche Über die Wirkungen des Wismut. — Falk, Fall von 
Kohlenoxydvergiftnng. 

O. Langkhdobpp, Atmnngscentrum der Jnsecten. — G. Salouon, Schweine¬ 
harn. — Dittrich, Anomales Zungenbein. — Angbnstein, Kehlkopfstenose nach 
Typhus. — C. Williams, Klonischer Krampf der Gaumenheber. — G. Strin, Milch 
perlsüchtiger Kühe. — R. Lee, Lnftdesinfection. — Masoin, Arsensäure gegen 
Curarediabetes. — M. Buch, Scheintod. — Klamakn, Uebertragung von Herpes 
zoster. — Br aus, Uterusperforation. — Flinzbb, Fleischvergiftung. 


E. Zuckerkandl, Beiträge zur Anatomie des menschlichen Körpers. 

Wiener med. Jahrb. 1883, 3 u 4. 

I. Ueber den Einfluss des Nahtwachstums und der 
Schädelform aut die Richtung der Gehirnwindungen. Das 
Gehirn giebt auch im befreiten Zustande die Form des deformen 
Schädels nicht auf. Bei den Spitzköpfen fand Z. die Stirnlappen 
verkürzt, ihre Windungen schmäler und an den Ursprüngen reich¬ 
licher geschlängelt, wie durch Gewalt aneinandergepresst. Einzelne 
Teile des etwas verkürzten, dafür aber dickeren Schläfenlappens 
waren mächtiger, als sonst entwickelt, über das Niveau der Ober¬ 
fläche vortretend und stellenweise selbst zu unförmlichen Lappen 
zusammengeschmolzen. Aufserordentlich viel hängt von der Zeit 
ab, in der die Synostose beginnt; je frühzeitiger sie sich einstellt, 
desto gröfser wird der Effect sein und desto schärfer ausgeprägt 
die Umlagerung der Gehirnwindungen. 

Bei den Dolichocephalen waren die Windungen, namentlich die 
am Stirnlappen, gestreckt und sagittal gerichtet und auch die Co- 
incidenz der an einem scaphocephalen Gehirne gefundenen, die Per- 
pendiculärspalte verlegenden Tiefenwindungen mit einer Stenose 

XXII. Jahrgang. 30 


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466 Zockerkakdl, Aenderung der Gehirnwindungen etc. No.27. 

erschien dem Vf. sehr auffallend. Auch bei normalen Gehirnen 
kann man constatiren, dass vorn und unten am Stirnbeine, wo keine 
Naht dem Gehirn das Wachstum in die Länge bequem macht, die 
sich verlängernden Windungen genötigt sind, sich mehr zu concen- 
triren und aneinander zu pressen. Die Windungen sind hier reich¬ 
licher, mehr geschlängelt und schmäler. Einen ähnlichen Einfluss, 
wie die Kranznaht auf das Stirnhirn, Oben die Quernaht der Schläfen¬ 
gruben auf die Schläfenlappen und die Lambdalnaht auf den Ueber- 
gangsteil zwischen Scheitel- und Hinterhauptslappen. 

Weiterhin bespricht Z. den Einfluss von Synostosen verschie¬ 
dener Nähte auf den Windungsverlauf im Einzelnen. Endlich erörtert 
er einen Fall, in welchem nach seiner Ansicht der Uterus einen 
abnormen Druck auf den Schädel des Foetus ausgeübt hatte, weil 
zwischen Uterus und Frucht nur eine geringe Menge amniotischer 
Flüssigkeit eingeschaltet war: die Form des Schädels war ähnlich 
derjenigen, welche man an den durch künstliche Bandage deformen 
Huancaschädeln beobachtet. Auch hier war die Configuration der 
Sulci und Gyri dementsprechend beeinflusst. 

II. UeberDefecte an der Sprachwindung nebst einigen 
Bemerkungen zur normalen Anatomie dieses Windungs¬ 
zuges. Meistens werden jetzt zwei Ausläufer oder vordere Schenkel 
der Fissura Sylvii beschrieben, die man nach ihrer Richtung als 
Ramus anterior horizontalis und als Ramus ant. ascendens bezeichnet 
und von denen der erstere vor dem letzteren in die dritte Stirn¬ 
windung einschneidet. Die letztere wird dadurch in einen hinteren 
Abschnitt (Pars ascendens), in einen mittleren, zwischen den beiden 
Schenkeln eingeschobenen Teil (Pars triangularis) und in basalen 
Abschnitt eingeteilt, der als Bestandteil des Orbitallappens Pars 
. orbitalis genannt wird. Von diesen drei Teilen soll die Pars ascendens 
das Sprachcentrum enthalten. Die genannten Furchen variiren nun 
der Länge und der Tiefe nach ziemlich bedeutend, letzteres insofern, 
als sie häufig den Mantel nicht ganz durchbrechen. Häufig kann 
sich eine Compensation bemerkbar machen, insofern die Pars triangu¬ 
laris sich in demselben Maafse verkleinert, wie die Pars ascendens 
an Gröfse gewinnt. Sehr häufig tritt aufser den bisher aufgezählten 
beiden Fortsätzen noch ein dritter Schenkel der SvLvi’schen Spalte 
auf, welcher ebenfalls sehr variiren kann und unterhalb des hori¬ 
zontalen Schenkels gelegen ist, so dass also zwischen diesem dritten 
und dem horizontalen Schenkel ein Stück eingeschaltet ist, welches 
den Uebergang zur Pars orbitalis der unteren Stirnwindung ver¬ 
mittelt. Alle ebengenannten Varietäten sind bei der Beurteilung der 
dritten Stinwindung wohl zu berücksichtigen. AuÜser denselben 
giebt es jedoch noch eine grofse Reihe von anderen Varietäten, auf 
deren Zustandekommen die Sn.vi'sche Spalte keinen Einfluss übt; 
unter ihnen hebt Z. hervor: 1) eine Teilung der Pars ascendens 
in zwei Lappen, 2) die Varietäten, die aus der wechselnden Ver¬ 
bindung zwischen unterer und mittlerer Stirnwindung hervorgehen 
und von denen bei vollständiger Ausbildung 4 quere Verbindungs¬ 
brücken zu verzeichnen sind. — Im Anschluss an diese Beobach- 


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No. 27. 


FkkoericQ, Innervation der Atmung. 


467 


tungen bespricht Z. die Defecte, besonders der Sprachwindung, 
welche sich in 3 Gruppen teilen lassen. Bei den Gehirnen der 
ersten Gruppe (2 Cretins und 2 Idioten) war stets eine oberfläch¬ 
liche Windung zu einer Tiefenwindung geworden (Operculisation). 
Bei dieser Art von Defecten, welche besonders häufig in der unteren 
Stirnwindung zur Beobachtung gelangt, bemerkt man, dass die Pars 
ascendens an Dicke abnimmt, mehr und mehr an Oberfläche verliert 
und schliefslich förmlich in der Furche zwischen Gyrus centralis 
und Pars triangularis verschwindet. So lange über dem operculi- 
sirten Gyrus die nachbarlichen Windungen nicht aneinanderschliefsen, 
wird der Defect durch vermehrte Ansammlung von subarachnoidealer 
Flüssigkeit markirt. — In einer zweiten Gruppe von Fällen handelte 
es sich hauptsächlich um eine mangelhafte Entwickelung an den 
Berührungsflächen mehrerer Windungen oder Lappen. Typische 
Stellen für derartige Defecte finden sich am Scheitellappen und an 
den Grenzflächen der SYi.vi’schen Spalte. An letzterer gewinnen 
sie mitunter eine solche Ausdehnung, dass die Insel ihrer ganzen 
Länge nach freiliegt. Der grubige Defect am Scheitellappen ist 
überhaupt nicht selten und häufig mit operculisirter Pars ascendens 
verbunden. Die hierhergehörigen Fälle betrafen einen Cretin und 
zwei Gehirne von anscheinend unbekannter Herkunft. — Eine dritte 
Gruppe von Fällen war endlich nur durch ein Beispiel repräsentirt. 
Es handelte sich um einen grofsen Defect der Sprachwindung, 
welcher an dem Gehirn einer 35jährigen Magd beobachtet wurde. 
Die defecte Stelle hatte die Form eines Vierecks und war 40 Mm. 
lang, 34 Mm. breit und ungefähr 20 Mm. tief. Ihren Hintergrund 
bildete die frei zu Tage liegende Ruti/sche Insel. Von der unteren 
Stirnwindung war blos der orbitale Teil und möglicher Weise ein 
vorderes Stückchen der Pars ascendens vorhanden. Das Organ 
der Sprache muss also der linken Hemisphäre gefehlt haben und 
da ein solcher Mangel mit dem Beruf der Trägerin nicht wohl ver¬ 
einbar gewesen wäre, so meint Z., dass die betreffende Person rechts- 
birnig gewesen sei. Broesike. 


L. Frädäricq, Expdriences sur l’innervation respiratoire. i>o Bois^ 
Rkvmond’s Arch. 1883, Suppl.-Bd., Festschrift, S. 51. 

F. beherrscht die Frequenz der Atmung bei Kaninchen dadurch 
in sicherer Weise, dass er den Boden des vierten Ventrikels ab¬ 
wechselnd abkühlt und erwärmt. Die Abkühlung geschieht durch 
EisstQckchen, welche auf die Rautengrube aufgelegt werden, und 
sie bedingt Verlangsamung der Atmung (^nicht bis zum Stillstand) 
durch Verlängerung der activ gewordenen Exspirationen. Zur Er¬ 
wärmung diente, nach Wegnahme des Eises und Auftupfen des ab¬ 
getauten Wassers, strahlende Wärme, bei deren Einwirkung die 
Atmung wieder beschleunigt wird. Nimmt man die Abkühlung so 
vor, dass die Kälte (erzeugt durch Verdunstung von Aether oder 
Appliction von Kältemischungen) durch die Membrana obturatoria 
hindurch auf die Medulla oblongata wirkt, so tritt die Kältewirkung 
zwar später ein, kann aber bis zu vollständigem Atemstillstand bei 

30* 


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468 


v. Monakow, Pyramiden- and Schleifen bahn. 


No. 27. 


schlagendem Herzen getrieben werden. Bei Tieren, die durch Ab¬ 
kohlung der Medulla oblongata oder durch toxische Chloraldosen 
dem Tode nahe gebracht sind, ruft Reizung des centralen Stumpfes 
des Halsvagus Atemstillstand in Exspiration hervor, an den sich 
der Tod unmittelbar anschliefsen kann. F. nimmt, wohl mit Recht, 
an, dass die von ihm beschriebene K&ltewirkung auf eine durch 
localisirte Abkohlung hervorgerufene Erregbarkeitsverminderung der 
Medulla oblongata zurQckzufOhren sei. Da während der Kälte¬ 
wirkung Zerstörung des Noeud vital ebenso deletär wirkt, wie sonst, 
die von Beown-Sequard und Lanoknuobff fQr diese deletäre Wirkung 
verantwortlich gemachte Reizung hemmender Fasern aber durch die 
Kältewirkung ausgeschlossen zu sein scheint, so erkennt F. in seinen 
Versuchen einen Beweis für die Existenz des Atemcentrums in der 
Medulla oblongata und, abgesehen von jungen strychnisirten Tieren, 
für die functioneile Abhängigkeit der tiefer gelegenen Atemmuskel- 
centren von ersterem (vgl. Obrigens Cbl. 1881, S. 395). — Beim 
Kaninchen und noch weit ausgesprochener bei der Ente (Taucher) 
ruft Eintauchen von Schnauze resp. Schnabel in Wasser, ja schon 
Bespritzen mit Wasser exspiratorischen Atemstillstand, bei der Ente 
bis zur Dauer von 12 Minuten hervor. Beim Kaninchen ist die, 
weit frQher erfolgende erste Atembewegung Inspiration, bei der Ente 
Exspiration. Gad (Würeburg). 

T. Monakow, Experimentelle Beiträge zur Kenntniss der Pyramiden- 
und Schleifenbahn. Corr.-Dl. f. Schweizer Aerzle 1884, No. 6 u. 7. 

Die Untersuchungen des Vf.'s Ober die Pyramidenbahn beziehen 
sich auf das Katzen- und das Kaninchenhirn. Alle Tiere wurden 
in den ersten Tagen nach der Geburt operirt und lebten mehrere 
Monate. Behufs Feststellung des Ursprunges der Pyramidenbahn 
in der Grofshirnrinde trug M. bei einer Katze den rechten Gyrus 
sigmoideus isolirt ab. Die mikroskopische Untersuchung ergab eine 
Atrophie der rechten Pyramide in der Medulla oblongata nebst 
einem Schwund der medialen Hälfte des Tuberculum ant. des rechten 
SehhOgels und einer kleinenReduction des VuQ-n’Azvu’schen Bündels. 
Da nun der Gyrus sigmoideus der Katze den Frontal Windungen 
des Menschen entspricht (Mkvnkut), so glaubt sich v. M. zu dem 
Schlüsse berechtigt, dass die Pyramidenfasern aus einem Teile der 
Frontal Windungen ihren Ursprung nehmen. Mit diesem Experiment 
widerlegt Vf. die Ansicht Chahcot’s und Flkchsiu’s, welche den 
Ursprung der Pyramide in den oberen Partien der vorderen und 
hinteren Centralwindung und in den vorderen Regionen des Prse- 
cuneus suchen. 

Auch damit tritt v. M. in Widerspruch zu Fi.kchsio, dass er die 
Pyramidenbahn durch die Processus reticulares eine Unterbrechung 
erleiden, resp. in den hier zerstreuten Ganglienzellen endigen lässt. 

v. M. trug bei einer Katze rechts, unter Schonung des Gyrus 
sigmoideus, des Lobus olfact. und der äufseren Windungen, sämrnt- 
liehe Parietalwindungen mit der zugehörigen Marksubstanz und 
einen Teil der vorderen inneren Kapsel ab; bei einem Kaninchen 


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No. 27. Laudwkhr, Macin, Metalbumin, Paralbumin etc. 469 

darchschnitt Vf. die linke Rückenmarkshälfte dicht unterhalb der 
Pyramidenkreuzung. — Die Untersuchung des Rückenmarkes bis 
zum Cervicalteil ergab eine Atrophie der Proc. reticulares und vor 
Allem der hier gelegenen Ganglienzellen. Wohl erhalten waren die 
Ganglienzellen des Vorderhorns. Also ist für die Katze und das 
Kaninchen die Hypothese von Fi.kchsio, dass die Pyramidenfasern 
im Vorderhorn endigen, unerwiesen. 

Die Untersuchungen Ober die Schleifenbahn beziehen sich nur 
auf diejenigen Fasern, welche von der Großhirnrinde abhängen und 
durch deren Laeeion in ihrer Entwickelung beeinflusst werden. — 
Die Resultate, zu denen v. M. gelangt, sind folgende: Die aus der 
Rinde des Parietalhims stammenden Schleifenfasern ziehen höchst 
wahrscheinlich durch Vermittelung der Zellen des äußeren und des 
hinteren Sehhügelkerns in das dorsale Mark der Regio subthalamica 
und treten von hier aus in das Gebiet der sogenannten Schleifen- 
Schicht und verlaufen hier, stets dieselbe Richtung verfolgend, bis 
in die Ebenen des Corp. trapezoides, wo sich deren Bündel zu 
kreuzen anfangen. Die Hauptkreuzung geschieht in den unteren 
Ebenen der unteren Olive. 

Nach der Kreuzung verlaufen die Rindenschleifenfasern als 
circuläre Fasern in den Kern der zarten Stränge. Siemerling. 


H. Landwehr, 1) Ueber Mucin, Metalbumin und Paralbumin. 
Zeitscbr. f. physiol. Chemie VIII. S. 114. — 2) Ein neues Kohlehydrat 
(tierisches Gummi im menschlichen Körper). Das. S. 122. 

1) Das Mucin zeigt, nach L., je nach seiner Herstammung, 
verschiedene Eigenschaften, ist also nicht derselbe Körper. Das 
Mucin der Weinbergsschnecke liefert beim Kochen mit Säuren 
gärungsfähigen Traubenzucker, das Mucin der Submaxillaris eine 
reducirende Substanz, die nicht Traubenzucker ist, das Gallenmucin 
keine reducirende Substanz. Das letztere erklärt L. für ein Gemisch 
von Serumglobulin und gallensauren Salzen. Das Mucin der Wein¬ 
bergsschnecke besteht, nach L., aus Eiweißkörpern und Achroo- 
glykogen, das der Submaxillaris aus Eiweifskörpern und einem 
neuen Kohlehydrat. Allen Mucinen ist außerdem Nuclein bei- 
gemischt. — Das Paralbumin ist durch Hammarstrn als ein Gemisch 
von Metalbumin und Eiweißkörpern erkannt, aber auch das Met¬ 
albumin ist keine einheitliche Substanz, wie aus dem wechselnden 
N-Gehalt desselben je nach der Stärke des zur Fällung angewendeten 
Alkohol hervorgeht. 

2) Zur Darstellung des oben erwähnten Kohlehydrates werden 
fein zerkleinerte Speicheldrüsen, Schleimgewebe etc. portionsweise 
in siedendes Wasser eingetragen, dann nach 8—5 Stunden im Pa pir¬ 
schen Topf gekocht, colirt, abgepresst und durch Aufkochen unter 
Essigsäurezusatz vom Eiweiß befreit, der letzte Rest des Eiweiß 
durch Zusatz von etwas Eisenchlorid beseitigt. Das Filtrat wird mit 
dem gleichen Volumen Alkohol versetzt, alsdann mit Eiseuchlorid 
und Calciumcarbonat, welche das tierische Gummi ausfällen. Aus 


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470 Simmords, Adenom der Leber. — Prbetorius; Lkisrikk, No.27. 

der Eisenverbindung erhält man es durch Auflösen in Salzsäure 
und Fällen mit Alkohol. Zur Reinigung wird es mehrmals in Wasser 
gelöst und wieder mit Alkohol gefällt. 

Das tierische Gummi besitzt die Formel C 10 H 30 O, 0 ; Ober 
Schwefelsäure getrocknet, enthält es noch 2 Mol. Wasser. Es ist 
in Wasser langsam löslich, die Lösung schäumt stark, wird durch 
Jod nicht gefärbt, durch Methylviolett nur und zwar rot, wenn ee 
nicht ganz rein ist. Es ist gärungsfähig, bildet bei der Fäulniss 
Milchsäure, später Buttersäure und Essigsäure. — Die alkalische 
Lösung löst Kupferhydroxyd mit hellblauer Farbe; beim Kochen 
scheiden sich bläulich-weifse Flocken aus. Beim Kochen mit ver¬ 
dünnten Säuren wandelt sich das tierische Gummi in einen Kupfer¬ 
oxyd reducirenden Körper um. Das von Pouch kt aus phthisischen 
Lungen dargestellte Kohlehydrat ist, nach L., unreines tierisches 
Gummi, findet sich übrigens auch in gesunden Lungen in grofsen 
Mengen. E. S&lkowski. 

IH. Simmonds, Die knotige Hyperplasie und das Adenom der 
Leber. (Ans dem städtischen allg. Krankenhause in Hamburg.) Deutsches 
Arch. f. klin. Med. XXXIV., S. 388. 

S. schliefst sich der natürlichen Unterscheidung zwischen knotiger 
Hyperplasie und Adenom der Leber an und nimmt als Kriterium 
der Differenzirung innerhalb dieser Gruppen das Zahlenverhältniss 
an, ob die Geschwülste Solitär oder multipel sind, da er folgende 
principielle Merkmale aus seinen eigenen Beobachtungen (9 Fälle) 
und der Literatur herleitet: 

1) Die solitäre knotige Hyperplasie der Leber ist ein ab¬ 
gekapselter bindegewebsreicher, aus hyperplastischem Lebergewebe 
bestehender Tumor, der als Nebenbefund in sonst normalen Lebern 
angetroffen wird und vielleicht als congenitale Bildung aufzu¬ 
fassen ist. 

2) Die multiplen knotigen Hyperplasieen sind meist kleinere, 
nicht abgekapselte, aus hyperplastischem Lebergewebe bestehende 
Knoten, die nur bei ausgedehnter Degeneratioon des Lebergewebes 
sich finden und als oompensatorische Gebilde anzusehen sind. 

3) Die multiplen Adenome sind drüsenähnlich gebaute, früh¬ 
zeitig sich abkapselnde Tumoren, deren Zellen von Leberzellen ab¬ 
stammen. Den Anstofs zu der Neubildung giebt die begleitende 
interstitielle Hepatitis. Die Adenome verursachen keine Metastasen, 
gehen aber bisweilen in Carcinom über. 

4) Die solitären Adenome finden sich in sonst normalen Lebern. 

0. Israel. 


1) A. Preetoriuft, Ein Fall von Exstirpatio laryngis. (Mitteilangen 
aus d. Strassburger chir. Klinik.) Deutsche Ztschr. f. Chir. XIX. S. 621. — 
2) Leisrink, Ein Fall von Kehlkopf-Exstirpation bei einem 
72jährigen Manne. Berliner klin. Wochenschr. 1884, No. 5. 

1) Der eine 54jährige Frau mit Cancroid betreffende Fall, in 
welchem die prophylaktische Tracheotomia inf. 16 Tage vor der 


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No. 27. Exstirpation d. Kehlkopfs. — Mackknzik, Nasenschwollung etc. 471 

eigentlichen Operation ausgeführt wurde, zeigt das UngenQgende 
der TaKKDKLKKBURß’schen Tamponcanöle bei dauernder Application. 
Schadhaftwerden und Herabgleiten des Darmsäckchens brachten die 
Pat. wiederholt in Lebensgefahr, bis es gelang, am 4. Tage eine 
mit dem oberen Ende eines weichen Schlundrohres überzogene ge¬ 
wöhnliche Trachealcanüle von Lukr einzuführen. Eine weitere Be¬ 
sonderheit des vorliegenden Falles bildet die Erhaltung der vorderen 
Oesophaguswand, deren Vorteil indessen Vf. sehr fraglich erscheinen 
muss, indem er sich der Ansicht nicht entziehen kann, „dass die 
tiefere Lage der Trachea das Ausfliefsen von Speiseresten begünstigt 
hat und . . . dass dies vermieden wird, wenn nicht die Trachea, 
sondern der Oesophagus die tiefste Stelle einnimmt oder beide in 
gleicher Höhe liegen. “ Nach verschiedenen Vorversuchen gelang 
schliefslich die Application des künstlichen Kehlkopfes mit gegliederter 
Canüle nach P. Bruns, mit der die Sprache zwar flüsternd, aber 
auf Bettl&nge deutlich vernehmbar ist. Pat. trug diesen Kehlkopf 
noch ca. 2 Monate nach der Operation. 

2) Bei dem 72jährigen Pat. wurde die prophylaktische Tra¬ 
cheotomie 5 Tage der Kehlkopfexstirpation vorangeschickt. Nach 
dieser letzteren wurde erst die Micium/sche Canüle und nach 5 Tagen, 
als diese zu viel Schmerzen machte, eine gewöhnliche Trachealröhre 
eingelegt und das obere Trachealende durch einen Pfropfen Sublimat¬ 
gaze gegen Speisereste geschützt. Die Ernährung geschah dabei 
durch ein Schlundrohr und musste selbiges auch später für Ein¬ 
führung flüssiger Massen beibehalten werden. Zum dauernden Tragen 
bewährte sich auch hier der Apparat von P. Bruns, doch konnte 
Pat. damit nicht sprechen. Nach den verschiedensten Versuchen 
gelang es, eine Metallzunge in. einer Elfenbeincanüle zu befestigen 
und mit einer solchen in dem BRONs’schen Kehlkopf konnte der 
Kranke laut und deutlich sich vernehmlich machen. Leider starb er 
4 Monate nach der Operation an croupöser Pneumonie, ohne dass 
ein Recidiv aufgetreten wäre. (Die feinere Zusammensetzung der 
exstirpirten Geschwulst ist nicht angegeben.) P. Güterbock. 


J. N. Mackenzie, Irritation of the sexual apparatus as an etiological 
factor in the production of nasal disease. Amor. J. of the med. sc. 
1884, April. 

Nach einem längeren historischen Resumd führt M. zum Beweise 
seiner Behauptung, dass ein naher physiologischer Zusammenhang 
zwischen gewissen Teilen des reproductiven Systems und den Schwell¬ 
körpern der Nase bestehe, folgende Tatsachen an: 

1) Dass bei einer gewissen Anzahl von Frauen, deren Nasen 
gesund sind, eine Anschoppung der Nasenschwellkörper mit gröfster 
Regelmäßigkeit zur Zeit der Menstruation stattfindet und mit dem 
Auf hören derselben wieder verschwindet; 

2) das Auftreten einer vicariirenden nasalen Menstruation, welche 
später meist durch den Uterinfluss ersetzt wird, manchmal aber doch 
während des ganzen menstrualen Lebens anhält; 


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472 


Loblikski, Distanzgeräusche bei Herzklappenfehlern. 


No. 27. 


3) die bekannte Sympathie zwischen den erectilen Teilen des 
Generation8tracte und anderen erectilen Geweben des Körpers; 

4) die gelegentlich in der Nase bei geschlechtlicher Aufregung 
auftretende Phaenomene, wie Niesen etc.; 

5) die gelegentlich auftretende Reizung des urogenitalen Tracts 
bei Erkrankung der Nase; 

6) ist es möglich, dass bei den Tieren die Liebesgier durch 
gewisse Gerüche wachgerufen wird, welche von dem andersgeschlecht¬ 
lichen Tier ausgehen und den Olfaotorius des ersteren reizen. 

Auf diese Tatsachen werfen folgende klinische Beobachtungen 
einiges Licht: 

1) In einer ziemlichen Anzahl von Fällen ist bei Frauen, 
welche ein Nasenleiden haben, während der Menstruation dasselbe 
verstärkt; 

2) Ezcesse in venere scheinen die Tendenz zu besitzen, eine 
Entzündung der Nasenschleimhaut hervorzurufen oder, wenn eine 
solche besteht, zu vermehren; 

3) dasselbe ist bei Masturbanten zu bemerken, die gewöhnlich 
an Affectionen der Nase und an abnormen Geruchsempfindungen 
leiden; 

4) der Zusammenhang zwischen Genital- und Nasenleiden. Es 
giebt Affectionen der Nase, welche jeder Therapie widerstehen und 
erst nach Beseitigung des Genitalleidens verschwinden. 

W. Lublinski. 


W. Lublinski, Ueber Distanzgeräusche bei Herzklappenfehlern. 

Ztscbr. f. klin. Med. VII. S. 523. 

L. hat in einem Falle von Insufficienz der Aortenklappen das 
diastolische, in einem Falle von Stenose am Aortenostium mit In¬ 
sufficienz ein systolisches Geräusch schon in einiger Entfernung von 
dem Kranken wahrzunehmen vermocht; dieselbe Beobachtung machte 
er auch noch mit dem systolischen Geräusch bei einer Stenose des 
Pulmonalostium. Derartige „Distanzgeräusche“ sind sehr selten 
beobachtet worden, aber doch (abgesehen von den vom Pericardium 
fortgeleiteten) bei Klappenfehlern des Herzens jeder Art, mit Ausnahme 
derer der Tricuspidalis und der Insufficienz der Pulmonalis; das 
Geräusch gelangte entweder während des ganzen Verlaufes der 
Krankheit, oder nur zeitweise zur Perception. Für letztere Geräusche 
acceptirt Vf. die Erklärung von Ebstkin, wonach dieselben durch 
höchst energische Tätigkeit des in Folge eines Klappenfehlers hyper¬ 
trophsten Herzmuskels entstehen und mit Erlahmung der Energie 
des Herzens verschwinden (so namentlich bei complicirten Herz¬ 
fehlern, wo der zu entleerenden Blutmasse der eine Ausweg erschwert 
ist und dieselbe daher mit desto gröfserer Gewalt, z. B. durch einen 
insufficient gewordenen Klappenapparat dringt). Die constanten 
Geräusche dagegen scheinen auf bedeutenden Verkalkungen der 
Klappensegel oder, nach Tittingkk (Cbl. 1883, S. 507), auf Zer¬ 
reißungen der Herzklappen oder der Chord» tendinese zu beruhen. 

Perl. 


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No.27. Rosknbach; Engel, Musikalische Herzgeräusche. 473 

1) O. Rosenbach, Ueber musikalische Herzgeräusche nebst Be¬ 
merkungen über die Entstehung pseudokardialer Geräusche. Wiener 
Klinik 1884, 3. — 2) H. Engel, Musical murmurs of the heart. 
Philad. med. Times 1884, March 8. 

1) Die in der Herzgegend wahrzunehmenden musikalischen 
Geräusche sind entweder kardiale (endo- und perikardiale) oder 
pseudokardiale d. h. aus den Beziehungen des Herzens zu den 
Nachbarorganen resultirende und den Herzrhythmus innehaltende). 
Am häufigsten werden beobachtet die Herzlungengeräusche. 
Sie beruhen auf den durch die Volumenveränderungen und die 
Locomotion des Herzens bedingten Luftströmungen in gewissen 
Bezirken der Lunge (namentlich in der Gegend der Herzspitze und 
über dem linken Ventrikel), sind schlürfend, hauchend, pfeifend, 
schnurrend oder vom Charakter der Rasselgeräusche. Sie zeichnen 
sioh durch ihre Inconstanz aus, werden teils durch Modiflcation der 
Atmung (z. B. durch forcirte In- und Exspiration), durch Husten, 
Lagewechsel des Körpers, ferner auch durch Druck auf den be¬ 
treffenden Intercostalraum wesentlich alterirt oder zum zeitweisen 
Verschwinden gebracht. — Aehnliche Geräusche können in der 
Gegend des Pulmonalis- und Aortenursprunges entstehen (in Folge 
des Einflusses der wechselnden Füllung dieser Gefftfse auf das be¬ 
nachbarte Lungengewebe), sowie in der Gegend der Bifurcation 
der Trachea (in Folge der in die Trachea sich fortpflanzenden Luft¬ 
strömungen, welche auf der rhythmischen Ausdehnung und Zusam- 
menziehung der Lungengefäfse beruhen. — Auch kann der Ent¬ 
stehungsort pseudokardialer Geräusche in den Venen liegen (Vena 
jugularis dextra, Vense anonym»); die in den letzteren entstehenden 
continuirlichen Geräusche („Venensausen“) werden durch eine von 
den Phasen der Herztätigkeit abhängige Verstärkung oder Ab¬ 
schwächung zu rhythmischen und häufig wird nur eine besonders 
intensiv tönende Componente jener Geräusche bis zum Herzen fort¬ 
geleitet (von blasendem, summendem, brummendem, am seltensten 
von pfeifendem Charakter). Diese Geräusche sind meist systolisch; 
die diastolischen fallen mehr in den Anfang der Diastole; durch 
horizontale Lagerung des Kranken, durch Anhalten des Atems, 
endlich durch Compression der Jugularis am Halse werden sie ab¬ 
geschwächt oder zum Verschwinden gebracht. — Perikardiale 
musikalische Geräusche (von pfeifendem Charakter) hat Vf. in ein¬ 
zelnen Fällen beobachtet; ihre Entstehung ist auf die bereits ein¬ 
getretene Abglättung der Auflagerungen zu beziehen. — Was end¬ 
lich die innerhalb der Herzhöhlen entstehenden musikalischen 
Geräusche anlangt, so hält Vf. den Anteil abnorm verlaufender 
Sehnenfäden an der Entstehung derselben für problematisch. Viel¬ 
mehr entstehen diese Geräusche, unter der Voraussetzung einer ver- 
hältnissmäfsig kräftigen Herztätigkeit, bei Durchlöcherung der Segel 
der arteriellen Klappen, bei Verwachsungen, die nur spaltartige 
Oeffnungen freilassen, sowie bei eingelagerten Kalkplatten, die in 
das Lumen vorspringen oder starre Röhren bilden: d. h. also, wenn 
die Oeffnung, die der starke Blutstrom passirt, möglichst einer 


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474 


Eisenlohk, Progressive atrophische Lähmungen. 


No. 27. 


Lippenpfeife ähnlich ist, wenn die Lippen der Oeffnung regelm&fsig 
und scharf sind und alle unregelmäfsigen Auflagerungen fehlen. 
Solche Verhältnisse liegen besonders bei gefensterten oder durch ein 
Trauma (Ueberanstrengung) zerrissenen arteriellen Klappen vor. 

2) In E.’s Falle ergab sich als Veranlassung eines eigentüm- 
lichen musikalischen, pfeifenden Geräusches, das sich bei einer In- 
sufficienz der Aortenklappen im Beginn der Diastole hören liefe, 
und bei äufserer Ruhe schon in einer Entfernung von mehr als 
3 Fufs vom Patienten wahrgenommen werden konnte, ein feiner 
Faden, der sich vom Nodulus der hinteren total adhärenten Aorten¬ 
klappe zu der rechtsseitigen Klappe erstreckte. Perl. 

C. Eisenlohr, Ueber progressive atrophische Lähmungen, ihre 
centrale oder periphere Natur. Neurol. Cbl. 1884, No. 7 u. 8. 

E. teilt folgenden Fall mit: Ein 23jähriger Mann erkrankte mit 
Fieber, Husten und Auswurf; er wurde auffallend schnell hinfällig 
und kraftlos. Es trat eine rasch an wachsende Lähmung der unteren 
Extremitäten ein mit rapid fortschreitender Muskelatrophie. Von 
der atrophischen Lähmung wurden bald auch die Arme befallen, 
und das Zwerchfell contrahirt sich nicht bei der Inspiration. Die 
elektrische Prüfung ergab in den atrophischen Muskeln aus¬ 
gesprochene Entartungsreaction. Keinerlei Schmerzen; auch waren 
Nervenstämme und Muskeln nicht druckempfindlich. — Sehnen- 
phaenomene erloschen, Hautreflexe erhalten. Leichte Abstumpfung 
des Tastgefühls. Voröbergehend Incontinentia alvi et urinae. Unter 
Erstickungserscheinungen erfolgte ca. 8 Wochen nach Ausbruch der 
Erkrankung der Tod. Die Section wies aufser Tuberculose der 
Lungen erhebliche Veränderungen am peripheren Nerveumuskel- 
apparat, geringere im Rückenmark nach. Und zwar ergab sich in 
dem untersuchten Nervus ischiadicus eine je mehr peripher, desto 
intensivere Degeneration, während die centralen Partieen des Nerven- 
stammes normale Beschaffenheit zeigten. Plexus sacralis sowohl, 
wie vordere Nervenwurzeln waren intact. Am stärksten sind die 
intramusculären Nervenäste betroffen; die Muskeln selbst weisen 
degenerative Veränderungen auf. — Ferner sind die multipolaren 
Ganglienzellen in den Vorderhörnern des Rückenmarks im Lumbal- 
und Sacralteil deutlich alterirt; am auffallendsten tritt Vacuolen- 
bildung und Vacuolendegeneration in denselben hervor etc. Diese 
Veränderungen im Rückenmark sind nach der Auffassung des Vf.’s 
die primäre Störung, während die peripheren Degenerationen als 
secundär-trophische Alterationen aufzufassen sind. Zwischen dem 
erkrankten trophischen Centrum und den in Abhängigkeit davon 
degenerirten peripheren neuromusculären Organen können also ganz 
lange Strecken der motorischen Bahn intact bleiben. 

Die Ansicht des Vf.’s schliefst sich somit eng an die bekannte 
EaB’sche Anschauung von dem Zustandekommen gewisser peripherer 
atrophischer Lähmungsformen an. Oppenheim. 


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17. 


Berger , GJossopharyngolabial-P&ralyse. 


475 


0. Berger, Paralysis glosso-labio-pharyngea cerebralis (Pseudo¬ 
bulbärparalyse). Breslauer ärztl. Ztschr. 1884, No. 3, 5, 7, 8. 

In 3 sehr ausführlich mitgeteilten Fällen, bei denen der Symp- 
tomencomplex der Glossopharyngolabial-Paralyse ausgeprägt war, 
ergab eine sorgfältig ausgeführte Obduction völlig intactes (makrosko¬ 
pisches und mikroskopisches) Verhalten der Med. oblongata, dagegen 
fanden sich Herde im Grofshirn. 

1) Der erste Fall betraf eine 77jährige Frau: im Alter von 
75 Jahren plötzlicher Sprachverlust. Vollständige Lähmung der 
Zunge, Erschwerung des ächlingvermögens, Salivation. Keine 
Atrophie der Zunge, normale elektrische Erregbarkeit, Reflexerreg¬ 
barkeit erhalten. — Kleine Erweichungsherde im Kopfe des linken 
Streifenhögels und der Marksubstanz des rechten oberen Scheitel¬ 
läppchens. Verlängertes Mark intact. 

2) 53jährige Frau: im 47. Lebensjahre apoplektiformer Verlust 
des Sprach- und Schlingvermögens. Lähmung der Zunge, der 
Lippen und des weichen Gaumens. Salivation. Lähmung aller 
4 Extremitäten, später nur der rechten Körperhälfte. Keine Muskel¬ 
atrophie. Normale elektrische Erregbarkeit der gelähmten Muskeln. 
Tod nach 11 Jahren. Doppelseitige Erweichung der Basalganglien. 
Secundäre Degeneration der beiderseitigen Pyramidenbahn. Med. 
obl. und Bulbusnerven intact. 

3) 76jährige Frau: Im 61. Lebensjahre apoplektischer Anfall 
mit voröbergehender Hemiplegia sin., 6 Jahre später neue Apoplexie, 
schwere rechtsseitige Hemiplegie mit Sprach- und Schlinglähmung. 
Lähmung der Zunge, der Lippen und des weichen Gaumens. Doppel¬ 
seitige Grofshirnherde, secundäre Degeneration der rechtsseitigen 
Pyramidenbahn. Med. obl. intact. 

Der vierte, einen 61jährigen Mann betreffende Fall ist noch 
nicht zur Obduction gekommen. 

Dass doppelseitige Gro&hirnläsionen unter Umständen den 
Symptomencomplex der Bulbärparalyse hervorbringen, hatte schon 
Lkpikk, auch nicht als der Erste, (Cbl. 1878, S. 362) nachgewiesen; bei 
einseitigem Herd hat Kirciihokf (Cbl. 1881, S. 352) ein derartiges 
Vorkommen bekannt gegeben; eine Erklärung hierfür liegt wohl 
in der Tatsache, dass gerade die Muskeln der Zunge und die Schliefser 
und Oeffner des Unterkiefers von beiden Hemisphären aus moto¬ 
rische Fasern beziehen und also in jeder Hemisphäre Innervations- 
centren und Bahnen für die beiderseitigen Hälften besitzen. — In 
den beiden anatomisch untersuchten Fällen von cerebraler Glosso- 
labialparalyse fand sich der einseitige Herd rechts; in der vierten 
Beobachtung Bkrgbr’s und im Falle Lkpink’s ist er links zu suchen. 
Wenn nun aus irgend einem Grunde (Entwickelung, einseitige Aus¬ 
bildung) nur die von der einen Hemisphäre ausgehenden Faser- 
syeteme die physiologische Leitung übernommen haben, muss deren 
Unterbrechung doppelseitige Functionsstörungen zur Folge haben. 
Wissen wir doch auch ferner, dass bei einseitigen Herden oft 
eine secundäre Degeneration beider Pyramidenseitenstrangbahnen 


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476 


Mory, Wirkungen des Wismut. 


No. 27. 


gefunden wird, und dass bei Hemiplegischen auch die nicht ge¬ 
lähmten, scheinbar intacten Extremitäten eine deutliche Kraftver¬ 
minderung zeigen. 

Hinsichtlich der Differentialdiagnose zwischen wahrer und 
Pseudobulbärparalyse wäre hervorzuheben: Der brüske, apoplekti- 
.forme Beginn bei der Pseudobulbärparalyse, das Befallen werden 
früher schon (apoplektisch) erkrankter Menschen, das Fehlen der 
Progression der Lähmung, ja der Eintritt einer gewissen Besserung, 
das Vorhandensein noch anderer auf cerebrale Processe deutender 
Symptome, das Ausgeprägtsein der Erscheinungen bald mehr auf 
der einen, bald auf der anderen Seite, das Fehlen ausgesprochener 
atrophischer Zustände, die stets normale elektrische Erregbarkeit 
(keine EaR) der gelähmten Muskeln, die Intactheit der Reflexerreg¬ 
barkeit, das Fehlen von Lähmungserscheinungen an den Kehlkopfs¬ 
muskeln und der schwereren dyspnoischen Zustände und der syn¬ 
kopalen Anfälle. Nie erreicht die Schlinglähmung so hohe Grade, 
wie bei der wahren Bulbärparalyse; nie tritt progressive Muskel¬ 
atrophie hinzu. Apoplektiforme Bulbärlähmungen endlich führen, 
unter schweren Störungen der Respiration und Circulation, meist 
schnell zum Tode; bleiben die Kranken am Leben, so findet man 
meist Lähmung von Bulbärnerven, gewöhnlich mit Lähmung der 
Extremitäten (doppelseitige Lähmungen, Hemiplegia alternans, cru- 
ciata); meist sind auch die Erscheinungen im Gebiete der Bulbär¬ 
nerven ausgeprägter, als bei der Pseudolähmung. 

Als Ergebniss der bisher bekannten Obductionen findet sich 
der cerebralen Glossopharyngolabial-Paralyse zu Grunde liegend: 
Doppelseitige, symmetrische Herdaffection der Basal¬ 
ganglien, besonders der Linsenkerne; 2 Mal fand man einen 
einseitigen Herd [haemorrhagische Cyste im unteren Teile der 
Centralwindungen (Fall Magmas), und einen embolischen Erweichungs¬ 
herd im rechten Corp. striat. (Fall Kirchhoff)]. Bernhardt. 

E. Mory, Einige neue toxikologische Versuche über die Wirkungen 
des Wismuts. Diss. Bern, 1883. 

M. bediente sich bei seinen Untersuchungen des citronsauren 
Wismut-Ammonium und des citronsauren Wismut-Natron, die beide 
in Wasser löslich sind, Blutserum nicht coaguliren und daher zum 
Studium der entfernten Wismutwirkung besonders geeignet erschienen. 
Dieselben riefen bei Fröschen nach vorübergehender Reizung der 
motorischen Nervenendigungen, sich kundgebend durch fibrilläre 
Zuckungen, Lähmung derselben Apparate und der quergestreiften 
Musculatur hervor. Auch fär den Herzmuskel erwiesen sich die 
Wismutsalze als heftiges Gift, indem sie die auch bei anderen 
Muskelgiften zu beobachtende eigentümliche Peristaltik des Herzens 
und schiefslich Lähmung der Musculatur erzeugten. 

Bei Säugetieren (Kaninchen, Hund, Katze) ist das Vergiftungs- 
bild wesentlich verschieden je nach der angewandten Dosis. 

Bei rascher Vergiftung durch grofse Dosen gehen die Tiere 
unter Convulsionen durch Herzlähmung zu Grunde; bei chronischer 


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No. 27. 


Falk, Kohlensäure Vergiftung. 


477 


Vergiftung durch wiederholte kleine Gaben findet zwar auch eine 
Schwächung des Herzmuskels statt, doch erfolgt der Tod unter be¬ 
trächtlicher Temperaturabnahme und Sinken des Blutdrucks durch 
Lähmung der Skelettmusculatur, besonders der Atmungsmuskeln. 
Neben dieser Wirkung auf die Musculatur findet sich constant eine 
Erkrankung des Magens und des Darmes, welche sich während 
des Lebens in profusen Diarrhoeen, bei der Section durch starke 
Hyperaemieen und zahlreiche Ekchymosen kundgiebt. Ganz be¬ 
sonders stark sind diese Erscheinungen von Seiten des Darmtractus 
bei Hunden ausgeprägt. Die stets zu beobachtende Erniedrigung 
des Blutdrucks führt Vf. hauptsächlich auf Lähmung der Darmgefäise 
zurück und nur zum Teil ist dieselbe abhängig von einer Schwächung 
des Herzmuskels. 

Die Ausscheidung des Wismut erfolgt einerseits durch den 
Darm, wo dasselbe, als Reiz wirkend, die geschilderten Verände¬ 
rungen hervorruft, andererseits durch die Nieren, welche im Zustande 
parenchymatöser Entzündung angetroffen werden. Der Urin ist 
häufig ei weifshaltig. Eine Beeinflussung des Centralnervensystems 
konnte Vf. nicht constatiren. Langgaard. 

F. Falk, Ueber einen Fall von Kohlenoxydvergiftung. Ei'lrsbüuo’s 
Viertelj&brsschr. f. ger. Med. etc. XL. S. 279. 

Eine 42 Jahre alte Schwangere wurde nebst ihrem 1 '/* Jahre 
alten Sohne, welcher in ihren Armen ruhte, auf Betten am Boden 
ihres Wohnzimmers tot liegend aufgefunden. In beiden Leichen 
fanden sich die gewöhnlichen anatomischen und spectroskopischen 
Befunde letaler Kohlenoxyd-Intoxication; hingegen war das Blut 
der 8monatlichen, wohlgebildeten, weiblichen Frucht dunkel und 
erwies sich bei der Natronprobe und der spectroskopischen Unter¬ 
suchung frei von Kohlenoxyd. Das Kohlenoxyd, an die mütter¬ 
lichen Blutkörperchen gebunden, geht danach nicht in die foetale 
Blutbahn über, doch hat Limakn einen Fall mitgeteilt, wo das 
Kohlenoxyd spectroskopisch im Leichenblute der Mutter und der 
6monatlichen Zwillingsfrucht sich constatiren liefe Auch die Ver¬ 
suche mit Vergiftung trächtiger Foeten mit Kohlenoxyd haben in 
dieser Beziehung bisher inconstante Ergebnisse geliefert. 

Vf. injicirte gewöhnliches defibrinirtes Blut kurz vor oder bald 
nach Beginn einer Leuchtgasvergiftung in die Bauchhöhle von Meer¬ 
schweinchen und fand nach eingetretenem Tode das eingespritzte 
Blut gewöhnlich kohlenoxydfrei, nur in einem Falle nicht, wo die 
Intoxication lange protrahirt, sogar mehrere Male unterbrochen und 
geringe Blutmengen eingespritzt waren. Wenn ferner Vf. aufser- 
halb des Tierkörpers, defibrinirtes mit Kohlenoxyd ganz oder nahezu 
gesättigtes Blut bei starkem Ueberdruck und langsamer Strömung 
durch tierische Membran hindurch in gewöhnliches Blut diffundiren 
zu lassen versuchte, eo gelang dies nur in einem Ausnahmefalle, 
wo Froschdünndarm, nicht wo menschlicher Ureter als Scheidewand 
gedient hatte. Dank der besonderen Dünne der placentaren Scheide¬ 
wand und der geringeren Blutmenge des Foetus in früheren Schwanger- 


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478 


Lanokndorff. — Salomon. — Dittrich. 


No. 27. 


Schaftsperioden ist zu dieser Zeit der Uebertritt von Kohlenoxyd in’s 
foetale Blut eher zu gewärtigen, als in späteren Graviditätsstadien, 
wie man Aehnliches an natürlichen (Infections-) Krankheitsstoffen 
wahrnehmen kann. 

Vf. registrirt dann noch die Beobachtung, wie am nämlichen 
Tiere und bei gleichzeitiger Untersuchung in kurz vor oder bald 
nach Beginn der Kohlenoxydeinatmung subcutan erzeugten Extra¬ 
vasaten das Oxyhtemoglobin, andererseits in den in der Narkose 
hervorgerufenen Ekchymosen das Kohlenoxyd-Haemoglobin nachzu¬ 
weisen war, letzteres auch, wenn das Tier aus tiefem Coma wieder 
vollständig hergestellt und am Leben belassen oder wenn es einer 
anderen gewaltsamen Todesart unterlegen war. P&lk. 


0. Langendorff, Das Atmungscentrum der Insecten. du Bois- 
Retmord’s Arch. 1883, S. 81. 

Nach L. atmen Maikäfer, denen Kopf und erster Brustring abgerissen ist, noch 
1 Stunde lang ungeschwächt weiter. Bei Libellen (der mutmaafslich phylogenetisch' 
ältesten Insectenform) kann man sogar Kopf und Thorax vollständig entfernen, ohne 
dass am isolirten Hinterleibe die Atmungen zunächst auch nur zeitweise erloschen. 
Auch an Fragmenten des Hinterleibes der Libelle sah L., selbst wenn sie nur noch 
1V* Abdominal ringen entsprachen, Atembewegungen. Jedes Hinterleibssegment der 
Libelle hat also sein eigenes Atemcentrum. Die Frequenz der Atembewegungen des 
Maikäfers ist in hohem Grade von der Temperatur abhängig, beide ändern sich in 
gleichem Sinne. Chloroformirte Maikäfer zeigen, nach einer Sistirung der Atmung 
von mehreren Minuten Dauer, periodisches Atmen — alle Minuten etwa erschien eine 
Gruppe von 3—6 tiefen langsamen Atmungen, dann Pause bis zur nächsten Gruppe. 

_ Gad (Wftrsburg). 


G. Salomon, Ueber die chemische Zusammensetzung des Schweine¬ 
harns. Vikchow’s Arch. XCV. S. 527. 

Die bisher im Schweineharn vermisste Harnsäure fand S. in einer gröfseren durch 
Ausstreichen der Blasen von 40 Schweinen gewonnenen Quantität Urin. Der Urin 
war blutfrei, klar, von dunkelgelber Farbe und deutlich saurer Reaction, 1021 spe- 
cifischem Gewicht. Aus 5 V a Liter Urin wurden 0,65 Grm. eines gut krystallisirten, asche¬ 
freien , fast weifsen Präparates erhalten, das sich durch Murexidprobe und Elementar- 
Analyse als Harnsäure auswies. Neben der Harnsäure fanden sich Xanthinkörper, and 
zwar einerseits Xanthin, andererseits ein Xanthinkörper, der nach seinen Reactionen 
dem Guanin sehr nahe stand, beim Erhitzen auf Platinblech jedoch nicht den isonitril¬ 
artigen Geruch gab, welcher nach S.*s Erfahrungen dem Guanin zukommt Das Yer- 
hältniss zwischen Harnsäure und Harnstoff ergab sich in einer zweiten Harnquantität 
= 1 : 150. 

In einem Nachtrage erwähnt S. eine Notiz von Meissl und Stohmbb, nach welcher 
diese Autoren in dem Harn eines zu Stoffwechsel versuchen dienenden Schweins „Spuren 
von Harnsäure u qualitativ nachweisen konnte. E. Salkowsld. 


P. Dittrich, Ueber eine seltnere Form von Entwickelungs-Anomalie 
im Bereiche des Zungenbeins. (Aus dem pathologisch-anatomischen 
Institut zu Prag.) Prager Ztscbr. f. Heiik. V. 1884, S. 71. 

D. bespricht 2 Fälle von Yorlagerung des Zungenbeins vor den Schildknorpel mit 
Vergröfserung des Zungenbeinkörpers; der eine derselben ist in Frontalansicht und auf 
dem Durchschnitt abgebildet O. Israel. 


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No. 27. 


Angbkstkik. — Williams. — Stkin. — Lek. 


479 


Augenstern, Perichondritis des ßingknorpels nach Typhus mit 
zurßckbleibender Stenose des Kehlkopfes. Deutsche militärräztl.Ztschr. 
1884, S. 20. 

Die Tracheotomie, welche in extremis ausgeführt wurde, zeigte einige Schwierig¬ 
keit, indem das Messer anfänglich in eine Eiteransammlung zwischen Ringknorpel und 
Schleimhaut geriet; erst eine Verlängerung des Schnittes nach unten durch intacte 
Luftrührenringe schaffte freiere Atmung. Die Canüle musste in der Folge dauernd 
getragen werden; als Ursache der Stenose ergaben sich Narbencontracturen mit Ver- 
lötung des linken Stimmbandes, sowie Verlosung der Gietskannenknorpel nach «b- 
gelaufener Perichondritis des Ringknorpels. P. Güterbock. 


C. Williams, Gin Fall von klonischem Krampf der Gaumenheber, 
wodurch ein rhythmisch tickendes Geräusch hervorgebracht wurde. 
(Uebersetzt von Steinbrüggk.) Ztschr. f. Ohrenheilk. XIII. S. 99. 

Bei einem 12 jährigen Mädchen beobachtete W. klonischen Krampf der Gaumen¬ 
heber mit gleichzeitigem objectiv wahrnehmbarem Geräusch. Dasselbe glich dem Ticken 
einer kleinen Messinguhr, wiederholte sich 120 Mal in der Minute und war auf 
20 Fufs Entfernung zu hOren. Eine Bewegung des Trommelfelles konnte W nicht 
constatiren. Während des Schlafes hört der Krampf der Levatoren auf. ln unregel¬ 
mäßigen Intervalleo, vielleicht 50 oder 100 Mal am Tage, stellt sich ein kurz¬ 
dauernder Krampf des Zwerchfelles ein, wodurch eine plötzliche und tiefe Inspiration 
in 2 oder 3 Absätzen, wie beim Schluchzen, zu Stande kommt; darauf folgte eine 
längere Inspiration. Die Erscheinungen traten zuerst vor 2 Jahren nach einem heftigen 
Schrecken ein. — W. glaubt, dass die Affection mit Chorea zusammenhängt und als 
choreatische Affection der Muskeln des weichen Gaumens aufzufassen sei. Das tickende 
Geräusch werde wahrscheinlich durch das Vacuum hervorgebracht, welches in dem 
Augenblicke entsteht, in dem die obere Fläche des Velum das Dach des Nasenrachen¬ 
raums, an welches es sich in Folge der krankhaften Contraction angelegt hat, verlässt. 

Sohwab&ch. 


6. Stein, Experimentelle Beiträge zur Infectiosität der Milch perl- 
süchtiger Kühe. Diss. Berlin, 1884. 

In München unter Bollikgkr’s Leitung entnahm St. Milch aus den Milchgängen 
des gespaltenen Euters geschlachteter und perlsüchtig befundener Kühe und spritzte 
dieses Material mit desiofieirter Spritze und Canüle Meerschweinchen in die Bauch¬ 
höhle ein. Schnell nach der Impfung (an septischer Peritonitis) starben von 21 
Tieren 7; hier waren die Euter unvorsichtig — nämlich mit fanlenden anatomischeu 
Präparaten — aufbewahrt worden. Die übrigen Versuche sind protokollarisch mit¬ 
geteilt: generalisirte Miliartnberculose (positives Resultat) fand sich bei 4 Meer¬ 
schweinchen nach 26—35 Tagen vor. Tuberkelbacillen wurden nur in 2 Fällen nach¬ 
gewiesen, denn Sr. beansprucht „so lange noch selbst vom geübten mit der neuen 

Methode vertrauten Forschern in vielen Knötchen, welche dem klininischen und patho¬ 
logisch-anatomischen Bilde nach für echte Tuberkel gehalten werden müssen, keine 

Bacillen gefunden werden können*, das Recht, „eine nicht bacilläre Tuberculosis* 
zu diagnosticiren. _ Wernich. 

R. Lee, Atmospheric deainfection, and ita application in the treatment 
of disease. Brit. med. J. 1884, April 12. 

L., welcher unter dem obigen Titel für Keuchhusten, Diphtherie und Phthisis 
einen primitiven Apparat zur Herstellung von Carboidämpfen empfiehlt, macht sich 
selbst einige Skrupel sowohl über eine reelle Desinfection der Atmosphäre durch diese 
Methode, als auch besonders darüber, wie sich bei der Evaporation die quantitativen 
Verhältnisse der ans der Lösung in die Luft übergehenden Carbolmengen stellen 
mögen. (Versuche son Schotte nnd Gärtner [Cbl. 1881, S. 62], wie die bezüglichen 
Arbeiten in den „Mitteilungen des Kaiserlichen Gesundheitsamtes L und II.* seien 
snm Vergleich empfohlen. Ref.) Wernich. 


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480 Masoin. — Büch. — Klamann. — Brküs. — Funzrb. No. 27. 


E. Masoin, Diabfete artificiel, moyens de le produire et moyens 
qui pourraient empccher sa production. Revue m6d. de Louv&in 
1884, S.-A. 

Wie Saikowskt (Cbl. 1865, S. 769) durch Arsenstnre, bet M. versucht, durch 
arsenige SAure den Curarediabetes bei Kaninchen sn verhüten, was nach der einen 
ausführlich mitgeteilten Versuchsreihe gelang, wenn bei einem Tiergewicht von 1600 
bis 1900 Grm. mehrere Tage ror der Curarisirung hintereinander 2—5 Millignn. der 
SAure gegeben worden. _ Senator. 


M. Buch, Zur Diagnose des Scheintodes. Cbl. f. Nervenheilk. 1884, 
No. 4. 

Noch mehrere Stunden nach dem Tode gelingt es bekanntlich die quergestreiften 
Muskeln zur Contraction zu bringen. WAhrend bei Lebenden die Temperatur der 
über dem zusammengezogenen Muskel liegenden Haut ansteigt, bleibt bei Leichen die 
Hanttemperatur über dem contrahirten Muskel unverAndert und sinkt erst nach 10 
Minuten etwas. Man kann also dieses gegensAtzliche Verhalten der Hauttemperatur 
benutzen, um im gegebenen Falle Über Leben oder Tod eines Individuums zu ent¬ 
scheiden. Ist kein Inductionsapparat zur Hand, so kann man krAftige mechanische 
Reizungen (Knetungen des Muskels) zu demselben Zweck und mit demselben Erfolge 
benutzen. Bernhardt. 


Klamann, Mitteilungen aus der Praxis. Allg. med. Ctrlztg. 1884, 
No. 21. 

Aus dieser Mitteilung ist hervorzuheben - ein Fall von Uebertragung des 
Herpes zoster facialis von der linken Wange eines 1 jAhrigen Knaben auf die 
rechte Wange der Mutter, an welche das Kind beim Umhertragen die schmerzhafte 
Wange angelegt hatte. Die Erkrankung der Mutter erschien, als die Eruption beim 
Kinde schon in der Verschorfung begriffen war. Senator. 


Breus, Ueber perforirende Usur des Uterus. Wiener med. Bläiter 
1884, No. 13. 

In die G. BaAUN’sche Klinik wurde eine VparA mit allgemein verengtem ra¬ 
chitischem Becken (Conj. ver. 8, Spin. 22, Crist. 22) aufgenommen, an der bereits 
aufserbalb der Anstalt ein 2 ständiger Forcepsversuch gemacht worden war. Nach 
Vollendung der Geburt durch Kraniotoraie wurde an der hinteren Wand des 10 Ctm. 
langen, schlaffen Cervix eine rundliche fetzige Lücke für 3 Finger passirbar gefunden« 
welche in eine faustgroße Höhle im linken Parametrium führt. Das Peritoneum nach 
rückwArts ist mehrfach durchbrochen. Der Defect entspricht seiner Lage nach dem 
Promontorium und führt B. die Ursache auf den Druck des Kopfes zurück, welcher 
durch die Forceps versuche hin und her gezogen wurde. — Die Therapie bestand io 
2procentiger Carbolausspülung, Bauchbinde, Eisblase. Keine Drainage. Am 23. Tage 
wurde Patientin geheilt entlassen. a. Martin. 


Flinzer, Eine Fleischvergiftung. Vierteljahrsschr. f. ger. Med. etc. XL. 
S. 318. 

Nach Genuss von Fleisch einer Kuh, welche bald nach der GebuTt eines toten 
Kalbes erkrankt und getötet war und an welcher eine Entzündung der GebArmutter 
und Nieren festgestellt worden, erkrankte eine gröfsere Anzahl von Personen der ver¬ 
schiedensten Altersklassen. Die Symptome waren meist heftiges Erbrechen und Durch¬ 
fall, schweres Krankheitsgefühl, Frost, Durst und Kopfweh. Die Genesung erfolgte 
bei allen innerhalb weniger Tage. Für Auge und Geschmack hatte das Fleisch nichts 
Besonderes dargeboten. Personen, welche dasselbe in gekochtem Zustande wiederholt 
genossen hatten, sind nicht erkrankt; vereinzelt war auch der Genuss des rohen 
Fleisches (mit Schnaps) ohne Folgen geblieben. Falk. 

Verlag von Angott Hirschwald in Berlin. — Druck von L. 8chumacher in Berlin. 


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Wöchentlich ortch einen 

1-? Dogen; am Schluss« 
des Jahrgangs Titel, Na¬ 
men* und Sachregister. 


Centralblatt 

{Qr die 


Preis des Jahrganges 
20 Mark; au beziehen 
durch alle Buchhandlun« 
gen and Postanstalten. 


luedicmischcii Wissenschaften. 


Redigirt von 

Prot Dr. 9- Kroneoker, un( j Profi Dr. H. Senator, 

Berlin (NW.), Dorotheenstr. 86. Berlin (NW.), B&nhofktr. t (am HegelplaU). 


1884 . **. ■»«»• No. 28 . 


lahsUs L. Frankl und E. Freund, Muskelatrophie. — Roux, Eifurchung. — 
Josiph, Atemreflexe. — Strinib, Schluckcentrum und Atemcentrum. — Pavy, 
Inrertireudes Ferment in Magen- und Darmschleimhaut. — Habnack; Baumann, 
Jodbestimmung im Ham. — A. Sperling; Witte lshöfbb, Harnblasengeschwülste.— 
Scbbnkl, Augenleiden Syphilitischer. — Hbubnrr, Multiple infectiöse Entzündung 
seröser Haute bei Kindern. — Go dlkk. Acute (Scorbut-) Rachitis. — R. Koch; Gappky; 
Löffler, Abschwächung der Milzbrandbacillen und Infection durch, Fütterung. — 
Kisch, Puls bei Fettherz. — P. Guttmann, Zwerchfellshernie. — Bernhardt, 
Kopftetanus. — Fbbrieb, Folgen halbseitiger Rückenmarksdurchschneidung beim Affen.— 
Clausskn, Hyoscinum hydrojodium, Atropin und Eztractum hyoscyani. 

L ihoard, Vererbung der Hypospadie direct und durch Rückschlag. — Fano, 
Atmung der Schildkröten. — J. Schiffer; E. Salkowski, Umwandelung des Sarkosins 
im Tierkörper. — R. Langerha*8, Arachnoidea-Cysten. — Feld, Darmresection und 
Darmnaht. — Sommrrbrodt, Schwellkörper der Nase Ursache krankhafter Reflex- 
▼orginge.— Queirolo, Verhalten der Gefäfse im Fieber und Wirkung des Kairiu. — 
C. Reinhard, Hypochondrienreflex. — Baikklacher, Kniephänomen nach Morphium- 
Injeetion. — Ddbler, Neuritis bei Herpes zoster. — Dirnbk, Doppelte Gebärmutter 
mit doppelter Scheide. 


L. Frankl und E. Freund, Ueber Schwund in der Skelettmuscu- 
latur. Wiener akad. Sitzungsber. 1883. Juni-Juli. 

Die Volumsverminderung von Muskeln atrophischer Individuen 
ist nur zum geringsten Teile dem Umstande zuzuschreiben, dass 
die atrophirenden Fasern sich verschmälern; zum gröfsten Teile ist 
sie eine Folge des Verlustes, den der Muskel an der Zahl der Fasern 
und Bfindel erleidet. Die Atrophie ist gleichmälsig über den ganzen 
Muskel verteilt und betrifft nicht nur die Oberfläche der Muskel¬ 
bäuche; letztere verlieren im Gegenteil ßöndel in allen ihren 
Schichten. Dennoch ergreift der Zerfallsprocess meist gewisse Faser- 
bOndel in toto, während die umgebenden noch fast intact sind. Mit 
der Atrophie geht Hand in Hand eine sichtbare Bindegewebsver¬ 
mehrung, welche die Folge des Zerfalls der Muskelfasern darstellt. 
Während nun selbstverständlich die Ansatzverhältnisse und mithin 
auch die Wirkungsqualitäten der Muskeln intact bleiben, können 
accessorische FaserzOge, welche von Fascien oder benachbarten 
Muskeln oder von einem Muskelteil zum anderen ziehen, gänzlich 
resorbirt werden. Broesike. 


XX1L Jahrgang. 

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482 


Roux, Eifurchang. 


No. 28. 


W. Roux, Beiträge zur embryonalen Entwickelungsmechanik. Bres¬ 
lauer ärztl. Zeitschr. 1884. No. 6. 

R. hatte früher gefunden, dass bei den Eiern des grünen Wasser¬ 
frosches (Rana esculenta s. viridis) eine Schiefstellung der die Mitte 
der oberen schwarzen mit der unteren weifslichen Hälfte verbinden¬ 
den sog. Eiaxe, welche bei den Eiern des braunen Frosches (R. fusca) 
immer senkrecht steht, normalerweise statthat, so dass bei der Be¬ 
trachtung von oben eine helle Randsichel von der unteren Hälfte 
sichtbar bleibt. Die erste Furchungsebene geht constant durch den 
höchsten Punkt dieser Sichel und senkrecht durch die schief gestellte 
Axe, und da diese Ebene zugleich der Medianebene des späteren 
Embryos entspricht, so konnte man sagen, dass schon am reifen 
Ei alle Hauptrichtungen des Embryo vor der Befruchtung gegeben 
wären. 

Dieses gewissermaafsen natürliche Experiment hat E. Pfi.üorr 
künstlich wiederholt, indem er die Eiaxe in eine schiefe Stellung 
brachte. Er constatirte dabei, dass dann die erste Furchungsebene 
in jedem beliebigen Winkel zur ursprünglichen Eiaxe zu stehen 
kommt, ihre Richtung aber immer senkrecht bleibt. Die raschere 
Furchung, .welche bei der physiologischen Eilage immer an der 
oberen dunklen Hälfte vor sich geht, findet dann auch stets an der 
experimentell nach oben gekehrten Partie statt, selbst wenn diese 
die sonst unten hellere Eihälfte ist. — Hieraus und aus weiteren 
Versuchen schloss dann Pfj.öokr, dass die Schwere allein die Rich¬ 
tung der Eiaxe bestimmt, und dass sie die Organisation beherrscht. 
Das befruchtete Ei an sich habe keine wesentliche Beziehung zur 
späteren Organisation des Tieres, dass aus dem Keime immer das¬ 
selbe entstehe, komme daher, dass er immer unter dieselben äufseren 
Bedingungen gebracht werde. 

Diesen Schlussfolgerungen tritt nun R. auf Grund einer An¬ 
zahl sehr interessanter Versuche entgegen. — Das Nähere derselben 
muss im Original nachgesehen werden, das Princip beruhte in einer 
Anordnung, der zu Folge die Schwerkraft, welche auf die Eier 
wirkt, durch die Centrifugalkraft vermindert, bezw. aufgehoben oder 
fibercompensirt wurde. — Wenn Eier w’ährend der Entwickelung an¬ 
dauernd umgedreht werden, so dass in jedem Moment ein anderer 
Meridian der obere ist (der weifse Pol des rotirenden Eies stellt 
sich dabei immer centrifugal ein), so lag trotzdem die erste Fur¬ 
chungsebene immer in der Eiaxe, während die erste Horizontalfurche 
fast ausnahmslos dem dunklen Pol des Eies näher lag und dfe 
dunklen Zellen sich schneller teilten, als die hellen. In der Zeit 
und Art der Entwickelung zeigte sich sonst kein Unterschied von 
der unter gewöhnlichen Verhältnissen verlaufenden. Dabei zeigte 
sich, dass der mittlere Teil des weifsen Pols sehr lange ungefurcht 
blieb, so dass eine unpaare grofse weilse Polzelle mit eigentüm¬ 
licher Pigmentbegrenzung bestand, und dass die beiden ersten 
Furchen der langsam gedrehten Eier in der Tiefe weifs waren, in¬ 
dem vom weifsen Pole aus die weifse Substanz in die Furchen bis 
an die Mitte des schwarzen Pols eingedrungen war, also ein um- 


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►.28. 


Joskph, Atemreflexe. — Steiner, Sohlaokoentrum etc. 483 


gekehrtes Verhältnis von dem des rnhenden Eies. Vf. zieht, unter 
Zurückweisung etwaiger Ein würfe, aus diesen Versuchen den Schluss, 
dass die formale Entwickelung des Froscheies keiner richtenden und 
gestaltenden Einwirkung von aufsen bedarf, dass das befruchtete Ei 
alle zur normalen Entwickelung nötigen gestaltenden Kräfte in sich 
selber trägt: die formale Entwickelung des befruchteten 
Eies ist ein Process vollkommener Selbstdifferenzirung. 

Rabl-Rückhard. 


M. Joseph, Zeitmessende Versuche über Atemreflexe. du Bois- 
Rkymokd’s Arch. 1883, S. 480 and Diss. Königsberg, 1883. 

J. bestimmte unter Lanokndorff’s Leitung die Zeit, welche 
vergeht 1) von Reizung des Halsmarks zwischen 3. und 4. Wirbel 
beim Kaninchen, dessen Medulla oblongata unmittelbar unterhalb 
des Calamus scriptorius durchschnitten war, und welches zwischen 
den Reizungen durch künstliche Atmung am Leben erhalten wurde, 
bis zum Beginn der durch die Reizung ausgelösten Inspiration zu 
1'/, Hundertel Secunden (Spinallatenz); 2) nach Durchtrennung der 
Med. oblongata oberhalb der Alse cinerese und Vagotomie von Reizung 
der distalen Oblongatahälfte bis zu der hierdurch (in einer der 
langen Atempausen des spontan atmenden Tieres) ausgelösten In* 
spiration zu 4V 4 Hundertel Secunde (Bulbärlatenz); 3) von der 
Reizung des N. ischiadicus, welche in einen durch Trigeminusreizung 
hervorgerufenen Atemstillstand fiel, bis zu der hierdurch ausgelösten 
Inspiration bei intacter Med. oblongata sowohl, wie nach Abtrennung 
derselben vom Halsmark zu 4 — 5 Hundertel Secunden (Reflex¬ 
latenz): 4) von Reizung des Vagus während einer Atempause wie 
sub 2 bis zu der hierdurch ausgelösten Inspiration zu 14 Hundertel 
Secunden. Aus der beträchtlichen Differenz zwischen der Bulbär¬ 
latenz und der Spinallatenz wird geschlossen, dass die aus der 
Oblongata stammende inspiratorische Erregung nicht direct, sondern 
durch Vermittelung spinaler Centren auf die Atemmuskeln über¬ 
tragen wird; aus der Einflusslosigkeit der Intactheit der Medulla 
oblongata auf die Reflexlatenz, dass die von sensiblen Spinalnerven 
ausgelösten Atemreflexe durch diese spinalen Centren und nicht 
durch die Med. oblongata vermittelt werden; aus der grofsen Länge 
der Vaguslatenz, dass der Vagus durch Vermittelung sowohl bul- 
bärer, als auch spinaler Centren auf die Atmung wirkt. 

Gad (Würzburg). 


J. Steiner, Schluckcentrum und Atmungscentrum. du Bois-Rkt- 
mord’s Archiv. 1883, S. 57. 

St. führt den Nachweis, dass die Atembewegung, welche den 
Schuckact begleitet, nicht auf Verschiebung der Lungen durch die 
Bewegung des Digestionstractus, sondern auf Innervation des Zwerch¬ 
fells beruhe, von welcher er zeigt, dass sie mit Dondkrs’ zweitem 
Stadium des Schluckactes (Contraction des Pharynx) synchron er¬ 
folgt. In der Apnoß löst centripetale Erregung des Laryngeus Su¬ 
perior Schluckbewegungen und bei jeder derselben eine zugehörige 

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484 Pavy, Invertirendes Ferment in Magen- und Dannschleimhaut. No.28. 

Atembewegung aus. Nach grofser Morphiumgabe mit darauf fol¬ 
gendem ergiebigem Aderlass zeigen Kaninchen einen Zustand, den 
St. „toxohämorrhagische Asphyxie“ nennt und der charakterisirt ist 
durch Stillstand der Atmung bei Fortdauer des Herzschlages und 
bei Erhaltung der Reflexerregbarkeit und des Gefäfetonus. Im ersten 
Stadium dieses Zustandes löst Vagusreizung eine Reihe von Atem¬ 
bewegungen aus, die so lange dauert wie der Reiz, und in diesem 
Stadium ist auch jede Schluckbewegung noch von einer Atem¬ 
bewegung begleitet. Bald verliert der Vagus seinen Einfluss auf 
die Atmung, und dann ist durch Reizung des Laryngeus superior 
zwar noch Schluckbewegung zu erzielen, jeder Schluck verläuft nun 
aber ohne Atembewegung. Hieraus schliefst Sr., dass die Schluck¬ 
atmung nur durch Vermittlung des Atemcentrums ausgelöst werden 
könne. Die Stimmbandbewegungen, welche bei Atem- und Schluck¬ 
bewegungen in gleichem Sinne auftreten, begleiten auch in jenem 
zweiten Stadium der toxohämorrhagischen Asphyxie die Schling¬ 
bewegungen, sind aber in demselben ebenso wenig, wie die Atem¬ 
bewegungen durch Vagusreizung hervorzurufen. St. nimmt deshalb 
för diese Stimmbandbewegungen ein besonderes Centrum an, welches 
einerseits vom Schluck- andererseits vom Atemcentruin aus in Er¬ 
regung versetzt werden könne. Gad (Würzburg). 

F. W. Pavy, On the physiology of the carbo-hydrates in the animal 
System. Lancet 1884 I., No. 1 — 5. 

P. hat gefunden, dass Traubenzucker bei Digestion mit Streifen 
der fein zerschnittenen Magen- oder Darmschleimhaut vom frisch 
getöteten Kaninchen (bei Brutwärme) in einen Körper von geringe¬ 
rem Reductionsvermögen öbergeht. Die Zuckerbestimmung mittels 
der von ihm angegebenen ammoniakalischen Kupferlösung ergab 
nach der Digestion bei der Titrirung nur 58 — 64 pCt. des vorher 
gefundenen Gehaltes; wurde alsdann die digerirte Flüssigkeit mit 
2 procentiger Schwefelsäure am aufsteigenden Köhler gekocht, nach 
dem Erkalten neutralisirt und nunmehr titrirt, so fand sich der 
ursprüngliche Gehalt wieder, also ist zu schliefsen, dass der Trauben¬ 
zucker bei der Digestion in eine Substanz von geringerem Reduc¬ 
tionsvermögen öbergeht, welch’ letztere durch Behandlung mit 
Schwefelsäure wieder in Traubenzucker rückverwandelt wird. — 
Wurden vor der Digestion die zu verwendenden Magen- oder 
Darmstücke gekocht, so änderte sich das Reductionsvermögen der 
Lösung nicht; somit ist die Wirkung auf ein dem Magen und Darm 
anhaftendes Ferment zuröckzuföhren. Da dies Reductionsvermögen 
der Maltose nur 66pCt. von demjenigen des Traubenzuckers beträgt und 
nach Kochen mit Schwefelsäure auf 100 pCt. ansteigt, indem nun 
die Maltose in Glukose verwandelt ist, so hält sich Vf. berechtigt, 
anzunehmen, dass die bei der Digestion gebildete Substanz in der 
Hauptsache Maltose ist. Dieselbe Umwandelung trat auch ein, 
wenn Traubenzuckerlösung, in die Magen- oder Darmhöhle ein¬ 
geschlossen, der Brutwärme ausgesetzt ward. Wurde dann der 


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No. 28. Payy . Invertirendes Ferment in Magen- und Darmschleimhaut. 485 

Magen oder Darm in Wasser versenkt, so fand sich, dass nach 
einer halben Stunde in letzteres nur wenig unveränderte Glukose 
diffundirt war; nach 24 Stunden dagegen enthielt die Aufsenflfissig- 
keit einen Körper von einem Reductionsvermögen von nur 53 bis 
55 pCt. und der Inhalt des Magens resp. Darms besafs nur ein 
Reductionsvermögen von 59—67 pCt., verglichen mit der ursprüng¬ 
lich in den Magen eingebrachten Flüssigkeit. Mund- und Bauch¬ 
speichel dagegen verändern, wie schon bekannt, den Traubenzucker 
nicht. 

Nach Cl. Bkhsard wird der, in reinem Zustande Kupferoxyd 
nicht reducirende Rohrzucker von Mund- und Bauchspeichel nicht 
verändert; nur der Dünndarm enthält ein Ferment, welches Rohrzucker 
in Traubenzucker überführt. 

Vf. findet nun, dass auch die Magenschleimhaut vom Schwein, 
Pferd, Hund und von der Katze ein solches invertirendesFermententhält; 
eine Rohrzuckerlösung, von der 5 Cctm. einen Gehalt, entsprechend 
einem Aequivalente von V 4 Grm. Traubenzucker,' hatte, zeigte bei 
Digestion mit Magenschleimhout nach 2 Stunden, auf je 5 Cctm. 
berechnet, 0,02 Grm. Traubenzucker; also war etwa der zwölfte Teil 
des vorhandenen Rohrzuckers invertirt worden. Sehr viel grölser 
(3—7 Mal stärker) erwies sich das invertirende Vermögen der Darm¬ 
schleimhaut; letztere hatte schon nach 2 Stunden in maximo 68 pCt. 
des Rohrzuckers in Traubenzucker umgewandelt. — Wurde eine 
reichliche Portion Darmschleimhaut zum Versuche verwandt, so war 
schon nach einer Stunde der gesammte Rohrzucker in Trauben¬ 
zucker übergeführt. Die Untersuchung des Blutes der Pfortader 
von Kaninchen und Hunden, welche vorher 24 Stunden gehungert 
resp. nur Fleisch erhalten hatten, ergab, eine halbe Stunde nach 
der Einführung von 28—40 Grm. Rohrzucker, 0,05 resp. 0,1 pCt. 
Traubenzucker bei directer Titrirung des Alkohol -Extractes und 
mehr als die doppelte Menge, nachdem das Alkohol-Extract mit 
Schwefelsäure gekocht war; da Vf. sich überzeugte, dass beim Kochen 
mit Citronensäure das Reductionsvermögen nicht zunahm, wie es hätte 
der Fall sein müssen, wenn neben dem Traubenzucker noch Rohr¬ 
zucker vorhanden war, so glaubt er schliefsen zu dürfen, dass die 
Zunahme des Reductionsvermögens beim Kochen mit Schwefelsäure 
auf neben der Glukose vorhandene Maltose zu deuten ist. Anders 
liegen die Verhältnisse bei den Wiederkäuern; das stärkste Inver- 
tirungsvermögen kommt dem Vormagen zu und zwar in der Reihen¬ 
folge: Pansen, Psalter (Blättermagen), Haube (Netzmagen); der 
eigentliche Labmagen invertirt kaum: sehr schwach der Dünndarm. 
Endlich hat Vf. beobachtet, dass, während das Ferment, welches 
nach seinen Erfahrungen Glukose in Maltose verwandelt, zumeist 
in den tieferen Schichten der Magen- und Darmschleimhaut sich 
findet, das den Rohrzucker invertirende Ferment ziemlich gleich- 
mäfsig durch die ganze Darmschleimhaut verteilt ist. J. Munk. 


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486 Harnack; Baümann, Jodbestimmnng im Harn. — Sperling; No.28. 

1) E. Harnack, Ueber die Methode der quantitativen Jodbestim- 
mung im Harn. Ztschr. f. physiol. Chem. VIII. S. 158. — 2) E. 
Baumann, Zur Frage der Jodbestimmung im Harn. Ebendas. 
S. 282. 

1) Die in einem Harn enthaltene Gesammtmenge von Jod 
(incl. etwa vorhandenen organisoh gebundenen Jods) lasst sich, wie 
H. zeigt, leicht bestimmen durch Veraschen des Harns unter Zusatz 
von Natriumcarbonat, Fällung des Jods in der Lösung durch Palla- 
diumchlorör, Wägung des ausgeschiedenen Palladiumjodörs nach dem 
Trocknen bei 100°. Im Harn lässt sich diese Methode direct nicht 
anwenden, trotzdem normaler Harn durch Palladiumchlorör nicht 
gefällt wird, sie liefert vielmehr stets zu hohe Resultate, vermutlich 
weil das PalladiumjodQr organische Substanzen mitreifst. — Die 
Fällung als Jodsilber und Trennung von dem gleichzeitig gefällten 
Chlorsilber durch Digeetion mit Ammoniak lieferte H. gleichfalls 
zu hohe Resultate; die Destillation des Harns mit Schwefelsäure 
und Bestimmung des Jods im Destillat erscheint H. zu umständlich. 
Die Fällung des Jods durch Palladiumchlorör lässt sich dagegen 
anwenden und liefert gute Resultate, wenn man den erhaltenen Nieder¬ 
schlag von Palladiumjodör unter Zusatz von Natriumcarbonat glüht 
und in den Auszug das Jod nochmals mit Palladiumchlorör fällt. 

2) B. verteidigt die von Zkllkr angewendeten Methoden der 

Jodbestimmung. Zkllkr erhielt die Controlbestimmungen mit der 
HiLGER’schen Methode (Titrirung des Jodalkali im Harn durch 
Palladiumchlorör) beim Menschenharn sehr genaue Resultate; beim 
Hundeharn konnte sie nicht angewendet werden, weil Palladium- 
chlorör in angesäuertem Hundeharn einen Niederschlag von Schwefel¬ 
palladium giebt; Hundeharn wurde daher nach Kkssling mit Schwefel¬ 
säure destillirt und der im Harn enthaltene Jodwasserstoff durch 
Palladiumchlorör bestimmt. Dass die Wägung des aus dem jod¬ 
haltigen Harn durch Palladiumchlorör erhaltenen Niederschlages zu 
hohe Resultate giebt, ist natürlich und kann, wie B. hervorhebt, 
nichts gegen die Brauchbarkeit des Palladiumchlorör zu volume¬ 
trischen Bestimmungen aussagen. — Weiterhin beschreibt B. das 
von Zkllkr in einem Falle angewendete Verfahren der Bestimmung 
des Jod als Jodsilber näher und führt einige Control-Analysen an, 
in denen nachträglich der Gehalt des gewogenen Jodsilbers an bei¬ 
gemischtem Chlorsilber bestimmt wurde. Die Bestimmungen ergaben 
vollständig befriedigende Resultate. Das wiedersprechende Resultat 
von H., nach welchem der Jodgehalt bei Weitem zu hoch ausfiel, 
erklärt B. durch das von H. angewendete abweichende Verfahren, 
bei welchem das Chlorsilber ungenügend vom Ammoniak auf¬ 
genommen wurde. E. Salkowski. 

1) Arth. Sperling, Zur Statistik der primären Tumoren der Harn¬ 
blase. Diss. Berlin, 1883. — 2) R. Wittelßhöfer, Bemerkungen 
Ober die Operation intravesicaler Tumoren. Wiener med. Wochenschr. 
1883, No. 52. 

1) Sp. hat in seiner unter Schöllku’s Leitung geschriebenen 


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No. 28. WittblshÖfkr, Hamblasengeschwülste. - Schknkl, Augenleiden. 487 

Ioauguralabhandlung 120 Fälle von primären Blasengeschwttlsten 
ans der Literatur in Form tabellarischer Uebersichten zusammen¬ 
gestellt, und zwar handelte es sich 76 Mal um männliche und 34 Mal 
um weibliche Patienten, während 10 Mal das Geschlecht nicht fest- 
gestellt wurde. S. macht einen Versuch, die gutartigen villösen 
Geschwülste unter dem Namen Zottenfibrom bezw. Fungus oder Pa¬ 
pillom von den eigentlich bösartigen Neubildungen zu trennen, welche 
er unter die drei Rubriken Carcinoma medulläre — Zottenkrebs im 
engeren Wortsinn —, ferner Carcinom — nicht näher zu classifi- 
ciren — und endlich Scirrhus vertheilt. Auf die gutartigen Zotten¬ 
geschwülste schreibt S. 42 Fälle, auf den Zottenkrebs 19, auf das 
Carcinom 24 und auf den Scirrhus 6 Fälle; alle übrigen Geschwulst¬ 
formen bringt S. in 29 Nummern unter: nämlich die Schleimpolypen 
in 10, die Myome in 6, die Sarkome in 7, und wiederum die Fibro- 
sarkome in 6. Eine nähere Verwertung in den den Tabellen vor¬ 
angehenden Bemerkungen Verf.’s finden nur die Blasenkrebse. Die¬ 
selben führen anscheinend seltener zu Blutungen, als man im All¬ 
gemeinen annimmt, insofern solche nur in 20 Fällen besonders notirt 
sind. Dagegen scheint ein langsamer, sich über Jahre erstreckender 
Verlauf etwas häufiger zu sein. Eine operative Entfernung wurde 
nur 1 Mal (bei einer Frau) versucht. Recidiv erfolgte in 6 Monaten, 
ob mikroskopisch die Diagnose gestellt, erhellt nicht mit Sicherheit. 

2) Nach W. entfielen im Wiener Allgemeinen Krankenhause 
-auf 1490 Obductionen des Jahres 1880 3 auf primäres Blasen- 
carcinom; für 1881 betrugen diese Zahlen 1866 und 1, für 188*2 
1776 und 3, also im Ganzen 7 Fälle von Blasencarcinom auf 
5132 Obductionen. Die betreffenden Tumoren gehörten meist der 
hinteren Wand, bezw. dem Trigonum an. Nach Spkkmko kamen 
41 Tumoren auf das Trigonum, 18 auf die hintere Wand, 19 auf 
den Fundus und nur 17 waren in weiterer Ausdehnung verbreitet. 
In einem ausführlich von W. mitgeteilten, einen 30jährigen Pat. 
der DrrTKi/schen Abteilung betreffenden Fall bot sich das klinische 
Bild unstillbarer Blasen bl utungen dar und ging der Kranke unter 
den Erscheinungen des plötzlichen Collaps zu Grunde. Die Section 
zeigte das Afterproduct in Form einer feinzottigen, größtenteils 
zerfallenen und incrustirten Ueberkleidung der Schleimhaut überall 
mit Ausnahme des Grundes und der Blase, so dass der einzig mög¬ 
liche, aber durch grofse Schwäche des Patienten contraindicirte 
Eingriff die palliative Eröffnung der Blase gewesen wäre. 

P. Güterbook. 


Schenkt, Beobachtungen an den Augen Syphilitischer, insbesondere 
über das Vorkommen von Netzhautreizung bei Syphilis. Prager 
Ztscbr. f. Heilk. 1883 IV., S. 432. 

Unter 123 mit Syphilis behafteten Kranken boten 41 patholo¬ 
gische Veränderungen an den Augen dar. Hiervon mussten jedoch 
8 Fälle ausgeschieden werden, bei denen der Augenbefund in keinem 
Zusammenhang mit dem Grundleiden stand. Bei den 33 übrigen 
Fällen bestanden 5 Mal Synechiae posteriores, 4 Mal Chorioretinitis, 


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488 Hkubnf.r , Multiple infectiöse Entzündung seröser Häute. No. 28. 

1 Mal Retinitis diffusa und 25 Mal Netzhautreizung. Letztere Fälle 
kennzeichneten sich durch auffällige Rötung der Netzhaut und Seh¬ 
nervenscheibe, durch Dickenzunahme und Schlängelung der Venen. 
Wenn auch die Netzhautreizung das häufigste Spiegelbild bei Sy¬ 
philitischen ist, so besteht doch kein sicherer Anhaltspunkt, dass 
dieser Retinalbefund die Bedeutung eines Symptoms der Syphilis 
habe. Und zwar spricht gegen diese Annahme das Vorkommen der 
Affection in den verschiedensten Stadien der Syphilis, das mitunter 
ungewöhnlich frühzeitige Auftreten derselben, das zuweilen beob¬ 
achtete Beschränktbleiben auf ein Auge und die außerordentliche 
Hartnäckigkeit des Leidens, auf welche die antisyphilitische Therapie 
nur einen sehr geringen Einfluss batte. Interessant bleibt aber immer 
das häufige Vorkommen von Netzhautreizung bei Syphilis. 

Horstmann. 


Heubner, Ueber eine multiple infectiöse Entzündung der serösen 
Häute im Eindesalter. Jahrb. f. Kinderheilk. N. F. XXI. S. 43. 

Das Eigentümliche der bisher wenig beachteten Erkrankungs¬ 
form besteht darin, dass stets mehrere seröse Häute, sei es der 
Körperhöhlen, sei es der Gelenke, eitrig entzündet sind, ohne dass 
aber, wie bei Pyämie, in anderen Gebilden (Muskeln, Lungen, Leber, 
Milz) Eiterherde vorgefunden werden. In den 5 von H. beob¬ 
achteten Fällen befand eich immer wenigstens eine Pleurahöhle 
unter den erkrankten Serösen, die sich mit den anderen serösen 
Häuten folgendermaafsen combinirte: 2 Mal beide Pleurahöhlen und 
das Perikard; je einmal beide Pleurahöhlen und Peritoneum; linke 
Pleurahöhle, Perikard und rechtes Sprunggelenk; beide Pleurahöhlen 
und Meningen. Die Eiterung an den Pleuren war niemals diffus, 
sondern scharf abgekapselt, weniger deutlich ausgesprochen war dieses 
Verhalten am Pericardium und Peritoneum, doch schien bei letz¬ 
terem die allgemeine Peritonitis von einer umschriebenen, am stärksten 
afficirten Stelle auszugetien. Der Eiter war fast immer von sehr 
dicker Beschaffenheit und geringer Menge. Die Lungen und Bron¬ 
chien waren stets afficirt, doch nur in leichterem Grade; croupöse 
Pneumonie wurde niemals constatirt. 

Die Krankheit ist aller Wahrscheinlichkeit nach bakteritischen 
Ursprungs, denn H. fand nicht nur in dem Gewebe der erkrankten 
Lungen und Pleuren, resp. den eitrig-fibrinösen Auflagerungen, 
sondern auch in sehr zahlreichen Capillaren und Venen der Lungen 
und ebenso der Nieren sehr reichliche Bakterien (Mikro- und Diplo¬ 
kokken). Sie lagen zum Teil diffus zerstreut, zum Teil in dichten, 
herdartigen Anhäufungen in den erkrankten Partien. Der Invasions¬ 
weg der Bakterien ist bis jetzt noch nicht aufgeklärt. Eines von 
den Kindern wurde mit Kuhmilch ernährt, ein anderes aber von 
der Mutter gesäugt, die allerdings an einer vielleicht scrophulösen 
Fufsgelenkentzündung litt. Die Frage, ob die Krankheit durch den 
Genuss von an Lungenseuche erkrankten Kühen verursacht werden 
könne, bleibt daher noch ungelöst (vgl. Wikdknmann, Cbl. 1880, S.650). 
Ueber den Verlauf der Krankheit ist das Orig, einzusehen. L. Rosenthal. 


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No.28. Godlkk, Defonnirende Rachitis. — Koch; Gaffky; Löffler. 489 

R. J. Godlee, A case of so-called scurvy rickets. Lancet 1884 I., 
No. 2. 

Ein 11 monatliches mit condensirter und Kuhmilch, vom dritten 
Monat an mit Amylaceen ernährtes Mädchen erkrankte vor 9 Wochen 
an Diarrhce. Nach 14 Tagen bekam das Kind Schmerzen in den 
Knieen und Hßften, in den Knöcheln, Fufs- und Schulterknochen, 
während die Arme bis zur Aufnahme in’s Hospital ganz schmerzfrei 
blieben. Es konnte den Kopf frei bewegen, dagegen war das Auf¬ 
richten im Kreuz unmöglich. Syphilis war nicht nachweisbar. Bei 
der Aufnahme bot das bleiche und anseraische Kind das Bild einer 
vorgeschrittenen Kachitis dar. Indessen war die Anschwellung der 
Gelenke ungewöhnlich stark und die Deformation der unteren Ex¬ 
tremitäten ganz auffallend. Beide Epiphysen der Unterschenkel¬ 
knochen, sowie die untere Epiphyse der Femora waren vom Knochen 
vollständig abgetrennt, so dass man den Knochen jede mögliche Art 
von Verschiebung geben konnte, doch schienen die Bewegungen 
dem Kinde Schmerzen zu bereiten. Eine extensive, harte, aber 
elastische Geschwulst umgab die untere Hälfte des rechten Femur, 
ähnlich, aber von geringerem Umfange war die Geschwulst am 
linken Femur und den oberen Enden der Unterschenkel. Fluctuation 
war nicht nachzuweieen. Innere Organe gesund, keine Zeichen von 
Syphilis oder Skorbut. — Das Kind wurde zu Bett gebracht und 
die Extremitäten zwischen Sandsäcken fixirt. Innerlich erhielt es 
Ferrum phosphoricum, Lebertran, Limonade; zur Nahrung verdQnnte 
Kuhmilch. Nach 14 Tagen war die Anschwellung verschwunden 
und die getrennten Epiphysen waren mit dem Knochen verwachsen. 

L. Rosenthal. 


R. Koch, Gaffky, Löffler, Experimentelle Studien Ober die künst¬ 
liche Abschwächung der Milzbrandbacillen und Milzbrandinfection 
durch Fötterung. Mitt. aus dem Kais. Gesundheitsamte, Berlin. II, S. 147. 

Durch vielfache Versuchsreihen Ober die Möglichkeit, „abge¬ 
schwächte Milzbrandculturen zu gewinnen und solche als „Vaccine“ 
gegen unabgeschwächt virulenten Milzbrand zu verwerten, gelangten 
die Vff. zu folgenden Ergebnissen. Man kann durch ein Wachstum 
in einer Temperatur zwischen 42° und 43° virulenten Milzbrand 
unwirksam machen. Die Abschwächung tritt in verschiedenen Cul- 
turen nicht gleichmäßig ein; ist sie einmal eingetreten, so nimmt 
bei der Weitercultivirung die Virulenz nicht wieder zu. Milzbrand¬ 
culturen, welche noch nicht vollständig abgeschwächt waren (vom 
24. Tage des Attenuationsverfahrens) tödteten noch Mäuse, aber 
nicht mehr Meerschweinchen — Mäusemilzbrand. Impfte man 
Meerschweinchen mit solchem Mäusemilzbrand, so wurden sie nicht 
immun, ebensowenig Hammel. Man musste also in der Attenuation 
noch weiter zurQckgehen, um ein „Vaccin“ im Sinne Pastkür’s zu 
erhalten — und es wurden 6 tägiger, 12tägiger, 17tägiger Milzbrand 
nunmehr cultivirt und in verschiedenen ZQchtungsgenerationen auf 
die Fähigkeit, ein unter allen Umständen zuverlässiges Vaccin vor¬ 
zustellen untersucht. För Meerschweinchen existirte ein eolohes 


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490 Koch; Gakfkt; Löffler, Abschwäohnng der Milzbacilien etc. No.28. 

überhaupt nicht. — Durch sehr sinnreich combinirte Culturve rauche 
gelang es, einer Verunreinigung der abgeschwächten Culturen nahezu 
sicher vorzubeugen (was Pastkur mehr dem Zufall überlassen hatte) 
und festzustellen, dass der 11 tägige Milzbrand am ehesten dem „se- 
cond vaccin“ Pasteür’s entsprach (zum Vergleich war solcher von 
Boxtroux bezogen worden). Eine unbedingte Schutzimpfung liefe 
sich jedoch auch bei Hammeln durch diese Vaccine nicht erzielen: 
von 5 schutzgeimpften Hammeln starben 2, resp. von 6 einer. „Wenn 
P astkür bei der Probeimpfung Verluste nicht mehr zu verzeichnen 
hat, so muss eben sein virulenter Milzbrand dem von uns ver¬ 
wandten an Virulenz nachstehen“. — Der Streit, ob die „Att 6 - 
mation“ dem Sauerstoff der Luft oder der Temperatur zuzuschreiben 
sei, scheint den Vff. im Sinne der letzteren Meinung (Chauvkau) 
entschieden werden zu müssen. Dass Fälle von „unzweifelhafter 
Rückkehr der Virulenz“ auch von ihnen beobachtet sind, setzen 
Vff. auf Seite 164 auseinander. 

Von fundamentalem praktischem Interesse ist nun, gegenüber 
dem wissenschaftlichen Factum, dass Hammel durch Einimpfung 
von Culturen abgeschwächten Milzbrandes immun gemacht werden 
können gegen den Impfmilzbrand, das Verhalten solcher Thiere 
gegen die auf anderen, resp. den natürlichen Infectionswegen ihnen 
drohende Milzbrandgefahr. Die letztere ist, wie ganze Reihen von 
Versuchen erwiesen, kaum vorhanden, wenn Milzbrandbacillen bei 
Vermeidung von Maul Verletzungen an Hammel verfüttert werden; 
die Bacillen gehen als solche im Magen zu Grunde. Ganz anders 
stellt sich die Gefahr bei der Verfütterung von Sporen material: 
die Sporen werden vom Magen nicht bewältigt, sie wachsen viel¬ 
mehr im Darm aus, dringen durch die unverletzte Schleimhaut des 
Darmtractus in die Gewebe und führen auf diese Weise schnelle 
tödtliche Infectionen herbei. Und vor dieser Gefahr sind auch die 
immun gemachten (dem virulentesten Impfstoff Koch’s nicht mehr 
zugänglichen) Hammel keineswegs durchweg sicher. 10 solcher 
immunen Hammel standen zur Disposition: 5 immun durch Pastkuh’s 
Vaccin II, 5 immun durch die abgeschwächten Culturen der Vff. 
— Diese wurden nun — gleichzeitig mit Controlhammeln, die 
sämmtlich starben — mit Sporenmaterial gefüttert: Von der Pastkur- 
schen Gruppe erlagen 2 schnell an Milzbrand, 2 im Laufe einiger 
Monate an Pneumonie. 6 Hammel dagegen (also 5 der Gruppe 
Koch und 1 der Gruppe Pasteük) hielten diese Fütterung wieder¬ 
holt, und zwar auch noch nach 9 Monaten aus, ohne zu er¬ 
kranken. ■— Die genauen Sectionsprotokolle über die erlegenen 
Hammel sind am Schluss mitgetheilt. Werpich. 

E. H. Kisch, Ueber den Einfluss des Fettherzens auf den Puls. 

Berliner klin. Wochenschr. 1884, No. 9 und 10. 

Vf. hat von 400 Personen, bei denen, neben Obesitas nimia, 
die Diagnose „Fettherz“ (d. h. Fettumwachsung des Herzens) mit 
einer an Sicherheit grenzenden Wahrscheinlichkeit gestellt werden 
konnte, das Verhalten des Arterienpulses vermittelst sphygmogra- 


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I. Kisch, Einfluss des Fettherzens anf den Pols. — P. Gottmann. 491 


phischer Untersuchung etudirt. Die Resultate lassen sich in fol¬ 
gende 4 Gruppen sondern: 1) Bei 145 sehr fetten Personen im 
Lebensalter zwischen 35 und 50 Jahren, die teils mäfsige, teils hef¬ 
tige Atembesch werden, keine wesentlichen Veränderungen am Herzen 
und ebenso wenig die Zeichen der Arteriosklerose darboten, fand 
eich ein Pulsus tardus von verschiedener Abstufung; Vf. glaubt, 
dass die Ursache desselben auf der mechanischen Behinderung der 
Arterienausdehnung in Folge der excessiven Fettablagerung in der 
Umgebung der Arterien und des Herzens beruhte, zumal, da in ein¬ 
zelnen Fällen nach einem das Fett stark reducirenden Verfahren 
jener Puls sich in einen normalen verwandelte. — 2) Bei 128 meist 
jugendlichen Individuen, namentlich weiblichen Geschlechts, die 
neben sehr starkem Fettansatz die Erscheinungen der Anämie dar¬ 
boten oder über Schwächezustände klagten, wo ferner Zeichen des 
geschwächten Herzens, oft mit ausgesprochenem kardialen Asthma 
bestanden, wurde ein unterdikroter bis vollkommen dikroter 
Puls constatirt; als Ursache desselben betrachtet Vf. die Herab¬ 
setzung des Blutdruckes in Folge der Anämie neben hochgradiger 
Fettablagerung, resp. die beginnende organische Erkrankung des 
Herzens mit Erschlaffung und Dilatation des letzteren. — Bei 96 
meist älteren Personen, die an Dyspnoe, asthmatischen und Schwindel¬ 
anfällen litten, bei denen sich objectiv Arteriosklerose, sowie excen¬ 
trische Hypertrophie des linken Ventrikels constatiren liefe, wurden 
Curvenbilder gefunden, welche auf die vermehrte Gefäfspannung in 
Folge der angeführten Arteriendegeneration zu beziehen waren. Ueber- 
mälsige Fettleibigkeit stellt ein disponirendes Moment für Arterio¬ 
sklerose dar. — 4) In 31 Fällen bestand Arhythmie des Pulses 
von einfacher (ohne wesentliche Beschwerden einhergehender) Inter- 
mittenz bis zu ausgesprochener Irregularität, dem sog. „Delirium 
cordis“ (das mit starkem cardialem Asthma und mit Herzschwäche 
einherging und, als Ausdruck einer erheblichen Muskeldegeneration 
des Herzens, ein sehr schlimmes Zeichen darstellte). — Bezüglich 
der sphygmographischen Curvenbilder müssen wir auf das Orig, ver¬ 
weisen. Perl. 


P. Guttmann, Ueber einen Fall von Hernia diaphragmatica. Deutsche 
med. Wochenscbr. 1884, Mo. 14. 

Unter den 290 publicirten Fällen von Zwerchfellshernien sind 
ca. 90 pCt. vollständige (wobei eine freie Communication zwischen 
Brust- und Bauchhöhle besteht), ca. 10 pCt. unvollständige (wobei 
nur ein Defect im musculösen Theile des Diaphragma’s besteht und 
die nach der Brusthöhle andrängenden Unterleibsorgane aus den beiden 
serösen Ueberzügen des Zwerchfells sich eineo Bruchsack bilden). 

— Die kleinere Hälfte der Zwerchfellshernien ist angeboren, die 
gröfsere erworben (duroh verschiedene traumatische Einwirkungen.) 

— Nur in 6 Fällen war die Anomalie intra vitam erkannt worden. 

— Der Fall des Vf. betraf eine 42jährige Patientin, bei welcher 
das (in Folge einer Mitralaflfection) hypertrophische Herz in der 
rechten Brusthälfte lag, und zwar musste diese seit der Kindheit 


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492 P. Guttmann, Zwerobfellshernie. - Brrnhardt, Kopftetanus. No.28. 

bestehende Dextrokardie per exclusionem als congenital angenommen 
werden; aufserdem bestand ein ren mobilis dexter. Unter bestän¬ 
diger Atemnot, die auf den Herzfehler bezogen wurde, sowie unter 
häufigen, von der rechten Bauchseite aus irradiirenden Schmerzen 
(die als Folge der Nierendislocation gedeutet wurden), ging Pat. an 
Oedemen und Herzschwächen zu Grunde. Bei der Obduction fand 
sich in der linken Hälfte des Diaphragmas ein offenbar angeborener 
Defect, der die bequeme EinfOhrung von 4 Fingern gestattete und 
durch welchen der Magen, ein Theil des Dünn- und des Dick¬ 
darmes und der ganze linke Leberlappen in die linke Brusthöhle 
dislocirt waren; die retrahirte linke Lunge reichte nur etwa bis zur 
zweiten Rippe herab, das Herz lag, fast vertical, in der rechten 
Brusthäifte. Vf. betont, dass intra vitam der Percussionsschall des 
dislocirten Magens von dem der retrahirten Lunge sich nicht unter¬ 
schied, dass ferner auch über ersterem Organe vesiculäres Atmen 
wahrzunehmen war; wegen der Einzelheiten dieser Verhältnisse ver¬ 
weisen wir auf das Orig. — Schliefslich betont Vf., dass für die 
Diagnose der (vorwiegend häufigen) linksseitigen Zwerchfellshernien 
die abnorme Rechtslagerung des Herzen einen wesentlichen Anhalt 
giebt. Eine solche kommt zu Stande 1) durch linksseitiges Empyem 
oder Pyopneumothorax (ist sehr leicht erkennbar, auch wenn diese 
Processe abgelaufen sind); 2) durch angeborenen Situs inversus des 
Herzens (ist fast immer Theilerscheinung eines physikalisch leicht 
nachweisbaren allgemeinen Situs inversus); 3) durch linksseitige 
Zwerchfellshernie. Perl. 


M. Bernhardt, Ein Beitrag zur Lehre vom Kopftetanus. (Tetanus 
hydrophobicus, Rosb.) Ztschr. f klin. Med. VII. S. 410. 

B. teilt einen neuen Fall dieser nicht häufig beobachteten Form 
von Tetanus mit. Einige Tage nach einer an einem 30jährigen 
Manne vorgenommenen Exstirpation einer Dermoidgeschwulst am 
linken Arcus supraorbitalis traten folgende Erscheinungen ein: Schwie¬ 
rigkeit beim Oeffnen des Mundes, Schlingkrämpfe bei jedem Ver¬ 
such zu schlucken, sowie complete linksseitige Facialislähmung. 
Die elektrische Prüfung ergab normale Verhältnisse, nur bestand in 
dem M. frontalis Entartungsreaction (nach B.’s Ansicht vielleicht 
directe Läsion des Frontalastes bei der Operation). Nach ca. lOTagen 
erfolgte der Tod des Pat. Die makroskopische Besichtigung des 
Hirns und Rückenmarks wies nichts Abnormes nach. Auch an den 
Facialisästen fand sich nichts Pathologisches. 

An die Besprechung dieses Falles reiht Vf. eine Betrachtung 
der übrigen in der Literatur enthaltenen, deren Symptomatologie 
im Allgemeinen übereinstimmt. Ganz charakterisch ist die mit dem 
Sitz der Wunde gleichseitige Facialislähmung; zuweilen tritt in den 
gelähmten Muskeln Contractur auf. — Von 8 Fällen gelangten 3 
zur Heilung. Oppenheim. 


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No. 28. Frrrikr, Halbseitige Rückenmarksdurchschneidung. - Claüssf.n. 493 

D. Ferriep, Hemisection of the spinal cord. Brain 1884, 4. 

Nach einer am Affen vorgenommenen halbseitigen Rücken- 
marksdurchschneidung zeigte das der Seite der Läsion entsprechende 
Bein complete motorische Lähmung bei erhaltener (nicht deutlich 
gesteigerter) Sensibilität, die gekreuzte Extremität Verlust der Sen¬ 
sibilität bei intacter Motilität. Das Kniephänomen war auf der ge¬ 
lähmten Seite anfangs geschwunden, kehrte aber bald zurDck. Wah¬ 
rend die Erscheinungen also im Allgemeinen dem Bruwn-Srouakii*- 
schen Symptomencomplex entsprechen, trat doch ein fundamentaler 
Unterschied insofern hervor, als das Muskelgefühl — das Gefühl 
von der activ eingenommenen und der passiv veränderten Lage der 
Glieder — nicht auf der der Läsion entsprechenden, sondern auf 
der gekreuzten Seite fehlte. — Vf. spricht den entgegenstehenden 
Beobachtungen, nach denen das Muskelgefühl auf der anästhetischen 
Seite fehle, jede beweisende Kraft ab. 

Die Hemisection war so vorgenommen, dass die rechte Rücken¬ 
markehälfte ganz verschont blieb und von der linken die den Median¬ 
fissuren und dem Centralkanal benachbarten Teile erhalten blieben. 
In aufsteigender Richtung erwiesen sich der linke BuunAcH’eche Strang 
und die linke directe Kleinhirnseitenstrangbahn degenerirt, in ab¬ 
steigender Richtung nur die linke Pyramidenseitenstrangbahn. 

Oppenheim. 


J. A. Claussen, Die Wirkungen des Hyoscinum hydrojodicum und 
hydrobromicum im Vergleiche mit denen des Atropin und des 
Extr. Hyoscyami. Diss. Kiel 1883. 

Hyoscinum hydrojodic. und hydrobromic. (Lahknbuko) wirken 
mydriatisch und hypnotisch, setzen die Respirationsfrequenz herab 
und erzeugen durch Reizung des Herzvagus Pulsverlangsamung. 
Bei Hunden beobachtete Vf. eine Verminderung der Pulsfrequenz, 
darauf ein schnelles Ansteigen und schließlich wiederum ein Sinken 
derselben unter die Norm. Die genannten Verbindungen weichen 
in dieser Wirkung auf Herz und Respiration vom Atropin und vom 
Extr. Hyoscyami ab, welche letztere Respirationsbeschleunigung 
und, durch Lähmung des Herzvagus, eine Steigerung der Herz¬ 
frequenz hervorrufen. 

Subcutane Injectionen von 0,001 Hyoscin. hydrojodic. oder 
hydrobromic. mitunter schon solche von 0,0005—0,00075, rufen beim 
Menschen deutliche Vergiftungserscheinungen hervor, bestehend in 
Trockenheit in Nase, Mund und Rachen, Schlingbeschwerden. 
Accomodationsstörungen, Mydriasie, Pulsverlangsamung, wankenden 
Gang, Benommenheit des Sensoriums, Koplschmerz, Müdigkeit, 
Trockenheit der Haut. ;Vf., welcher an 4 aufeinanderfolgenden 
Tagen Dosen von 0,00075—0,0027 teils subcutan, teils inner¬ 
lich genommen hatte, erkrankte am 5. Tage unter Schüttelfrost an 
einer heftigen Angina, die für 3 Tage das Schlucken unmöglich 
machte. Der Katarrh pflanzte sich auf Nasen- und Mundschleimhaut 
fort und zuletzt auf die linke TubeEustachii und endete mit Perforation 
des Trommelfells. Auch auf die Haut soll Hyoscin. irritirend wirken. 


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494 Hyoscinum hydrojodium. - Lingard. Fano. Schiffrr; Salkowski. No. 28. 

Aufser in der Augenheilkunde hält Vf. das Hyoscin. indicirt 
bei Neuralgien des Magens und Darms, bei Trigeminus-Neuralgien, 
bei Asthma, bei Keuchhusten, bei Epilepsie, gegen profuse Schweisse, 
gegen Paralysis agitans und nervöses Herzklopfen. 

Bei der Dosirung ist jedenfalls Vorsicht notwendig. C. räth 
mit den kleinsten Dosen zu beginnen, bis die Toleranz gegen das 
Mittel je nach der Individualität festgestellt ist. Bei subcutaner 
Anwendung sind die Dosen niedriger zu greifen als bei innerlicher 
Darreichung. L&ngga&rd. 


Alfr. Lingard, The hereditery transmission of Hypospadias and 
its transmission by indirect atavism. Lancet 1884 I., 16. 

Die in der Literatur bereite oiedergelegten Beobachtungen von erblicher Ueber- 
tragung der Hypospadie werden vom Vf. durch einen Fall bereichert, wo diese Bildungs- 
hemmung sich durch 6 Generationen fortpflanzte, und zwar in directer männlicher 
Linie vom Vater auf den Sohn. Sehr interessant ist nun, dass die (aus gesunder 
Familie stammende) Frau des einen Hypospadiseus, nachdem sie ihm 3 Hypospadisei 
geboren, nach dessen Tode einen zweiten Mann heiratete, in dessen Familie diese 
Difformität nicht vorgekommen war, und nun diesem 4 Söhne gebar, die alle Hypospa¬ 
disei waren. Zwei derselben zeugten wieder Hypospadisei, einer aber hatte 3 völlig 
normale Söhne, während der älteste Hypospadissus war. Somit erlosch allmählich 
die von der Mutter erworbene Prädisposition. (Man bezeichnet in der Viehzucht der¬ 
artige Fälle, wo Weibchen nach Befrnchtnng durch ein zweites Männchen die Eigen¬ 
schaften eines Männchens reproduciren, von dem sie früher belegt waren, als indirecten 
Atavismus oder Rückschlag.) Rabi-Rückhani. 

G. Fano, Sulla respirazione periodica e sulle cause del ritmo re- 
spiratorio. Lo Sperimentale LI., S. 561. 

F. findet, dass Schildkröten, die im wachen Zustande regelm&fsiges rhythmisches 
Atmen zeigen, im Winterschlafe und in Chloroformnarkose periodisch atmen (Typus 
▼on Biot). Die Periode ist eine doppelte, insofern als die Dauer der Pausen allmäh¬ 
lich zu und wieder abnimmt. Wache Schildkröten zeigen beim Atmen indifferenter 
Gase Dyspnoö, winterschlafende nicht: bei letzteren sind sogar die Pausen bei Saner- 
stoffatmung kürzer, als bei Atmung von Stickstoff oder Wasserstoff. Winterschlafende 
Schildkröten reagiren in der Atempause nicht durch Atmung auf sensible Reizung. 
Sie vertragen reine Stickstoff-, Wasserstoff-, ja Kohlenoxydatmung sehr lange. 

_ Gad (Würxburg). 

1) J. Schiffer, Weitere Beiträge zum Verhalten des Sarkosins im 
tierischen Organismus. Zeitschr. f. pbysiol. Chemie VII. S. 479. — 
2) E. Salkowski, Ueber die Bildung von Harnstoff aus Sarkosin. 
Das. VIII. S. 149. 

1) Sch. versuchte, ob vielleicht im Organismus aus gleichzeitig eingegebener 
Benzoösäure und Sarkosin eine Synthese za Sarkosinhippnrsäare (welche statt Glykokoli 
Sarkosin enthält) zu erzielen sei. Die an einem Hunde und einem Kaninchen aus¬ 
geführten Versuche ergaben jedoch die gewöhnliche Hippursänre im Harn. — Weiter¬ 
hin hat Scb. einen FütterungsTersuch am Kaninchen mit Sarkosin angestellt, um die 
Angabe des Referenten zn prüfen, dass ein Teil des Sarkosins in Harnstoff übergehe; 
es ergab sich bei der Ausführung der BunsKN’schen Bestimmung allerdings ein kleines 
Pins an gebildetem kohlensaurem Baryt; Sch. bezieht dasselbe jedoch anf im Harn 
enthaltenes Methylhydantoin. 

2) S. lässt die Ausführungen Sch. ’s hinsichtlich des Verhaltens des Sarkosins im 

Tierkörper nicht gelten, vor Allem, weil in den Versuchen von Sch. nioht festgestellt 
ist, wieviel von dem eingegebenen Sarkosin wirklich resorbirt ist. S. bleibt dabei, 
dass ein wechselnder, mitunter (beim Kaninchen) ansehnlicher Teil des Sarkosins in 
Harnstoff übergeht. E. Salkowski. 


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No. 28. Lahgrrhans. — Feld. — Sommbrbrodt. — Qukirolo. 495 

Rob. Langerhans, Vier Falle von cyetoider Degeneration der 
Arachnoides. Diss. Berlin 1884. 

L. giebt eine eingehende Beschreibung von vier Füllen von Cystenbildung der 
Arachnoides mit schweren Gehirnanomalien, welche in der ersten Hftlfte des Winter- 
Semesters 1883—84 im Berliner pathologischen Institut zur Beobachtung kamen. Im 
ersten Falle multiple Defecte der Grofshirnhemisphüren, Fall II. hühnereigrotse Cyste 
am Kleinhirn, Fall III. Cyste an der Basis des linken Schlüfenlappens von reichlich 
Taubeneigrüfee t Fall IV. Cyste an der Spitze des linken Schlüfenlappens von der 
Grö&e eines Taubeneies. — Klinische Symptome, welche auf derartige Befunde hin- 
weisen , waren in keinem der Fülle beobachtet worden. O. Israel. 


Feld, Ein Fall von Darmresection und Darmnaht. Arcb. f. klin. Chir. 
XXX. S. 222. 

Ein 33jühriger Schlossermeister, welcher in der Bonner Klinik mit einer vielleicht 
schon seit 4 Tagen eingeklemmten (und wahrscheinlich vorübergehend en bloe reponirten) 
gangränösen Leistenhernie von Vf. operirt wurde. Die Resection, 15 Ctm. an der 
concaven, 18 Ctm. an der convexen Seite des Darmes betreffend, war eine primäre; 
die Darmnaht bestand aus ca. 16 Feinsuturen und 11 —12 Etagennühten. Dieselbe 
ist dadurch bemerkenswert, dass sie mit gewöhnlichen feinen Heftnadeln und mit der 
dünnsten Sorte der gewöhnlich gebrauchten Seide verrichtet wurde. Der Wuudvertauf 
war durch Retention, so dass sümmtliche üufsere Nähte geöffnet werden mussten, 
und durch Pneumonie complicirt, doch konnte Pat. ca. 6 Wochen nach der Operation 
als völlig geheilt entlassen werden. P. Gftterbock. 


Sommerbrodt (Breslau), Mitteilung von Heilungen pathologischer 
Zustände, welche durch Reflexvorgänge von der Nase her bewirkt 
waren. Berliner klin. Wochenschr. 1884, No. 10. 

Seitdem die Aufmerksamkeit auf die Abhängigkeit asthmatischer Zustünde von 
Erkrankungen der Nase und des Rachens hingelenkt wurde, batte S. vielfach Ge¬ 
legenheit, diese Tatsache zu bestütigen und gewann die Ueberzeugung, dass es sich 
um Reflexvorgänge handele, welche vdn hier ausgelöst würden. Als anderweitige 
Reflexvorgünge erkannte namentlich Hack in vielen Füllen Migrüne, Schwindel, 
Neuralgien im Trigeminusgebiet, Nieskrampf, ferner vasomotorische Neurosen in der 
Hant des Gesichts, in der Conjnnctiva, secretorische Neurosen in Form von serösem 
Nasenfluss und Tränentrüufeln. Der Schwerpunkt in praktischer Beziehung liegt aber 
non in dem von Hack durch zahlreiche Beispiele gestützten Satze, dass diese Kette 
nervöser Erregungszustände unterbrochen werden kann, wenn es gelingt, das vermit¬ 
telnde Glied, die Schwellorgane, auf operativem Wege ansznschalten. Diese operative 
Maafsregel ist die galvanokaustische Zerstörung der Schwellkörper. — S. teilt nun 
eine Reibe hierher gehöriger Beobachtungen mit, welche die HACK’schen, Anschauungen 
bestätigen und den Wert derselben noch steigern sollen, um die Fachgenossen auf 
dieses neue Gebiet therapeutischen Handelns aufmerksam zu machen, w. Lublinski 


G. B. Queirolo, Richerche pletismografiche sulla febbre e sulla 
cairina. (Istit. di clinica med. della R. Univ. di Genova.) La Salute, Italia 
nied. 1884, S.-A. 

Das Ergebuiss seiner an Gesunden und Kranken angestellten Untersuchungen fasst 
Vf. vorläufig in folgenden Sätzen zusammen: Die fieberhafte Temperatursteigerung geht 
mit einer Verengerung der peripherischen Gefäfse einher. Letztere beginnt etwas 
früher, als jene und ist nm so stärker, je stärker und schneller die Temperaturstei¬ 
gerung ist. Der Fieberabfall ist von Erweiterung jener Gefäfse begleitet und letztere 
erfolgt auch etwas früher, als ersterer. Einem Auf hören des Temperaturabfalles ent¬ 
spricht auch ein Auf hören der Gefäfserweiterung (vgl. Ref. Cbl. 1874, S. 252), 

K airin bewirkt bei nichtfiebernden Personen eine Erweiterung der peripherischen 
Gefäfse und bei fiebernden auch einen Temperaturabfall, welcher jener Erweiterung 


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496 


Rrirhard. — Baibrlachrr. — Düblkr. — Dirrrr. 


No. 28. 


nachfolgt. lat die Wirkung de« Mittels erschöpft« so tritt erst eine Verengerung jener 
Gef&fse und darauf die Temperatursteigerung wieder ein. Der Fieberabfall scheint also 
bei Kairin in derselben Weise« wie bei der spontanen Defervescenz sich zu vollziehen 
(▼gl. MurrI, d. Bl. S. 428)._ Senator. 


C. Reinhard, Der Hypochondrienreflex. (Vor). Mitt.) Cbl. f. Nerven- 
heilk. 1884, No. 6. 

R. macht auf einen bei gesunden Individuen stets vorhandenen Reflex aufmerksam. 
Man erhält denselben« wenn man in der Gegend der Mammillarlinie oder an irgend 
einer Stelle zwischen dieser und der Axillarlinie rasch und elastisch die Bauchwand 
unter den freien Rippenrand drängt; es tritt dann „ein sehr promptes und ziemlich 
energisches Beugen des Rumpfes nach der gereizten Seite und etwas nach vorn 1 *, sowie 
eine krampfhafte Inspiration ein. Es handelt sich nicht um einen Ritzelreflex; die 
geringere Latenzzeit und andere Kritorien unterscheiden dieses Phänomen vom Bauch¬ 
reflex; es kann vorhanden sein« auch wenn der Bauchdeckenreflex fehlt. R. ist ge¬ 
neigt« es zu den Sehnen- (oder Muskel- resp. Fascien-) Reflexen zu rechnen. Bei einer 
bestimmten Ausbreitung des tabischen Rrankheitsprocesses scheint der Hypochondrien- 
reflex zu fehlen. Oppenheim. 


Baierlacher, Eine Beobachtung Ober das Kniephaenomen Cbl. f. 

Nervenheilk. etc. 1884, 7. 

Bei einem seit Jahren dem Vf. bekannten, an mannigfachen Beschwerden leiden¬ 
den Manne fehlte seit 6 Monaten das Kniephänomen beiderseits. Nach Morphium- 
Injectionen (0,01 pro die) kehrte, wie B. sich wiederholt überzeugte, nach wenigen 
Minuten das Phänomen in ausgesprochener Weise zurück. Gelingt es bei Tabes nicht, 
das erloschene Phänomen wieder hervorzurufen, so dürfte Morphin ein wichtiges Hülfs- 
mittel zur Sicherstellung der Diagnose „Tabes tt werden. Bernhardt. 


Dnbler, Ueber Neuritis bei Herpes zoster. Virchow’s Arch. XCVII. 
S. 195. 

D. hat in 2 Fällen als Grundlage des Herpes zoster eine verbreitete bis in die 
subcutanen Zweigehen verfolgbare Neuritis parencbymatosa und interstitialis beobachtet. 
Seiner Meinung nach ist der Zoster in diesen Fällen durch Diffusion der Entzündung 
von den Hautnerven auf das Hautgewebe entstanden. Vf. hält alle bisher für die 
trophoneurotische Natur des Zoster erbrachten Beweise für nicht einwandsfrei. — 
Schliefslich fand D.« dass, wie bei anderen Formen der Neuritis, auch in seinen Fällen 
die Entzündung aufser den sensiblen, noch die motorischen Nerven ergriffen hatte. 

Lewinaki. 


G. A. Dimer, Ein Fall von doppelter Gebärmutter mit doppelter 
Scheide. Arch. f. Gyn. XXII. S. 463. 

D. beschreibt genau einen recht charakteristischen Fall von Uterus didelphys cum 
vagina duplice, der in mancher Hinsicht von Interesse ist Das Septum vaginale 
war unten breit, stark fleischig und verdünnte sich nach den Portiones vaginales za 
membranartig. Die Trennung zwischen beiden UteruskOrpern ist deutlich zu fühlen, 
zwischen den Uterushälsen befindet sich ein 1 — 2 Finger breites, sie verbindende« 
membranOses Gebilde. Das Septum vaginale war am Introitus so derb, dass zuerst der 
Coitus durch die Urethra ausgeführt wurde, wodurch es in Folge Zerreißung der 
HarnrOhrenschleimhaut zu einer starken wulstartigen Verwölbung der letzteren kam. 
Nach Dehnung der linken etwas weiteren Vaginalhälfte erfolgte Schwangerschaft im 
linken Uterus. Abort nach 4 Monaten. Nach operativer Entfernung des Septum bis 
einige Centimeter von den Vaginalportionen entfernt und Beseitigung des aus der 
Harnröhre sich hervorwOlbenden Wulstes erfolgte nochmals Schwangerschaft, jedoch 
wiederum Abort und darauf wurde ein Kind in der rechten Gebärmutter vollkommen 
ausgetragen. Geburt und Wochenbett verliefen normal. w. SehQiein. 

Vtrlz« von August Hirschwald in Berlin. — Druck ?«n L. Schumacher In Berlin. 


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Wöchentlich crtchclnen 
1—-2Bogen; amSchlofi« 
4 m Jahrgangs TiUl, Na- 
man- and Sachregister. 


Centralblatt 

für die 


Preis des Jahrgänge j 
SO Mark; au beziehen 
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gen und Postanstalten, 



edicinischen Wissenschaften. 


Redigirt von 

Prof. Dr. H. Zroneoker, und Prof Dr. H. Senator, 

Berlin (NW.), Dorotheenstr. SS. Berlin (NW.), Bavhofrtr. 7 (na Eegelplnla). 


1884. *»• Juli. No. 29. 


Inhalt: Lustig, Fnserrerlauf im menschlichen Rückenmark. — W. Könnt, Ver¬ 
bindung der Nenrenscbeiden mit dem Sarkolemm. — E. ▼. Flrischl, Verbindung 
der Retinazapfen mit dem Gehirne. — H. Landwehr, Darstellung und Messung 
des Glykogens. — J. Tarchanoff, Eierei weifs von Nestflüchtern und Nesthookern, 
„Tataeiweifs". — P. Reichel; Partocb; W. Körte, Darmnaht und Darmscheere. — 
Julliard; Kocher; Zambianchi, Kropfexstirpation und ihre Folgen. — Sattleb, 
Antiaeptische Augenbehandlung. — J. Cassels, Künstliche Taubheit durch Trommel- 
fellspannung. — Bürnett und Oliver, 8jähriger Mittelohrkatarrh mit Schwindel 
und Sehstörungen sich complicirend. — Mobell Mackenzie, Schwellung der Nasen¬ 
schleimhaut. — An. Ott, Pharynx und Larynx Taubstummer. — A. FrAkkel, Puer¬ 
perale Peritonitis. — H. Siegmund, Chylurie. — Ebb, Juvenile Muskelatrophie und 
Pseudohypertrophie. — Bechterew, Ursachen und Folgen abnormen Hirndrucks 
bei Paralytikern. — F. Greife, Hirnbefunde bei Hemichorea. — G. Wrstphal, 
Spastische Spinalparalyse und Erkrankung der Pyramidenseitenstrangbahnen. — Cornil 
nnd Leloir, Lupus-Impfung. — W. Filehne; P. Guttmann; Falkenkeim; C. 
Rank; Alexander, Antipyrin. 

Ratmond, Das Rindencentrum des Facialis. — S. Mater, Lähmung des 
Atemeentrum. — Ph. Knoll, Periodisches Atmen. — Bubnow, Chemische Bestand¬ 
teile der Schilddrüse. — Bunge, Sauerstoffbedürfoisslosigkeit der Darmparasiten. — 
v. Merino, Wirkung des Ferricyaukalium auf Blut. — Wesen kr, Tuberkelbacillen 
in den Organen. — Krönlein, Struma iutrathoracica retrotrachealis. — Mikulicz, 
PharynxcarciQom. — Meinhard Schmidt, Anomale Leistenhernie; Spontangangren 
der Hoden. — Jonquiere, Lähmung der Stirnmbändermuskeln. — Moos, Pilocarpin 
gegen Mittelohrkatarrh mit Labyrinthaffection nach Scharlach. — Kusch best, Xerosis 
conjunctivae. — Ad. Ott, Lähmung der Mm. cricoarytcenoidei postici.— R. Albrbcht, 
Typhus recurrens beim Fötus. — Scherschewskt, Thermoneurosen. — S. E. Post, 
Jodoform gegen Diabetes. — Richer und G. de la Touebtte, Psychische Läh¬ 
mungen. — M. Rosenstein, Nervendehnung bei Tabes. — H ammond, „Miryachit“, 
sibirische Nervenkrankheit. — Obkrstrikbr, Pruritus „hiemalis* in Kairo. — 
P. Zweifel, Ablfeld's Bestimmung der Schwangerschaft — R. Bkuntzrl, Fibroid 
der Bauchdeckeu. 

Druckfehler. 


A. Lustig, Zur Kenntniss des Faserverlaufes im menschlichen 
Rückenmark. Wiener akad. SUzungsber. 1883, Juni, Juli. 

Die Resultate seiner Untersuchungen fasst L. dahin zusammen, 
dass im Allgemeinen die Zahl der wohlgebildeten markhaltigen 
Nervenfasern der grauen Substanz des menschlichen Rückenmarkes 
bedeutend gröfser ist, als gewöhnlich angenommen wird, und dass 
da, wo von Vielen eine körnig-faserige Substanz geschildert wird, 
meistens markhaltige Fasern verschiedener Dicke zu sehen sind. Die 


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XXII Jahrgang 

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498 Kühnk, Verbindung der Nervensoheiden mit dem Sarkolemm. No.29. 

vordere Commissur wird aus markhaltigen Fasern verschiedenen 
Verlaufes gebildet, und zwar 1) aus solchen, die von dem Vorder¬ 
strang der einen Seite in den der anderen Seite übergehen; diese 
bringen die Kreuzung der vorderen Commissur zu Stande und 
werden zu längsv erlaufenden Fasern der Vorderstränge; 2) aus 
Fasern, die beiderseits parallel zu der inneren Grenze der medialen 
Theile des Vorderstranges im Vorderhorn verlaufen, sich später in 
der grauen Substanz desselben fächerförmig ausbreiten und in das 
complicirte Geflecht zwischen den Nervenzellen eintretend sich der 
weiteren Beobachtung entziehen; 3) aus Nervenfasern, die in die 
Septa des entsprechenden Vorderstranges eintreten; 4) aus quer¬ 
verlaufenden Fasern, die sich in dem Fasergewirre des entsprechen¬ 
den grauen Seitenhorns verlieren. Die hintere graue Commissur 
besteht 1) aus Fasern, die geradlinig verlaufend durch die graiie 
Substanz der entsprechenden Seitenhörner bis an die innere Grenze 
der Seitenstränge gelangen; 2) aus Fasern, die mit bogenförmigem 
Verlauf ihren Weg nach der grauen Substanz der Hinterhörner 
nehmen, um dort längsverlaufende Fasern derselben zu werden; 
3) aus Fasern, die in den Hinterstrang der entsprechenden Seite 
gelangen; 4) aus Fasern, die in die bindegewebigen Septa der 
Hinterstränge eintreten. Was die vorderen Wurzeln der Spinal¬ 
nerven betrifft, wird in der vorliegenden Arbeit gezeigt, dass 1) ein 
Theil der lateralen vorderen Wurzelfasern direct durch das Vorder¬ 
horn derselben Seite in den entsprechenden Seitenstrang Übertritt, 
um zu Längsfasern desselben zu werden; 3) die mittleren Fasern 
der vorderen Wurzel bis zum vorderen Anteil des entsprechenden 
Vorderhornes verfolgt werden können. Von den hinteren Wurzeln 
der Spinalnerven findet Vf., dass 1) der seitlichste Anteil der la¬ 
teralen hinteren Wurzelfasern durch das Hinterhom eintritt, in den 
hinteren Teil des Seitenstranges derselben Seite einbiegt, um zu 
längsverlaufenden Seitenstrangfasern zu werden; 2) die weniger seit¬ 
lich gelegenen Bündel der lateralen hinteren Wurzelfasern horizontal 
gegen den vorderen Teil der Substantia gelatinosa Rolandi hinziehen 
und, dort angelangt, teilweise in die senkrechte Richtung umbiegen; 
3) ein anderer Teil dieser Bündel sich gleich nach seinem Eintritt 
in das Hinterhorn jeder Beobachtung entzieht, indem er sich in dem 
um die Zellen liegenden Geflechte verliert; 4) andere Fasern dieses 
Bündels bis an die hintere Grenze der grauen Substanz des ent¬ 
sprechenden Vorderhornes verfolgt werden können. Broesike. 


W. Kühne, Die Verbindung der Nervenscheiden mit dem Sarko¬ 
lemm. Ztschr. f. Biol. Bd. XIX, S. 501. 

Unter dem Ausdruck „Nervengeweih“ versteht K. eine jede 
directe hypolemmale Fortsetzung des Axencylinders und kein anderes 
am Innervationsorte vorkommendes Gebilde. „Zur Unterscheidung 
von verschiedenartigen Geweihen kann man von Stangen-, Band- 
und Schaufelgeweihen reden, selbst Gestänge und Platten daneben 
benutzen und Teile des Geweihes, Wurzeln, Sprossen, Aeste, Bajo- 


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No. 29. v. Flbischl, Verbindung der ftetinazapfen mit dem Gehirn. 499 

nette, Windungen, Lappen, Spitzen und Kolben nennen 1 *. An den 
Nervengeweihen der Eidechsen fand K. stets in verschiedener Aus* 
dehnung und ganz unabhängig von der Form und Gröfse der Geweih- 
äste deren Ränder mit feinen radiären Streifen besetzt. Diese Streifen 
oder „Borsten“, die man mit Fransen, Stiftchen oder Nägelchen 
vergleichen kann, kommen immer nur in einer Ebene vor und sind 
weder mit der Querstreifung der Muskelfaser noch mit den von 
Krause beschriebenen, fein gezähnelten Grenzen der motorischen 
Nervenenden identisch. Bei Degeneration der Nerven nach Durch¬ 
schneidung wird der Borstensaum gemeinsam mit dem Nervengeweih 
verändert, reduoirt und geht ein. Doch ist derselbe unabhängig 
vom Geweih, weil er von dessen Grenzcontour in keinem Falle be¬ 
stimmt ist und nicht in dessen Ebene fällt, sondern stets Ober der 
letzteren liegt. An dem Zustandekommen des Borstensaumes be¬ 
teiligen sich wahrscheinlich drei Membranen. Nach der Ansicht 
von K. giebt es nämlich 2 Blätter an dem Nervenhügel, zwischen 
denen die Kerne des ersteren gelegen sind und erst jenseits der 
Geweihausläufer ein einziges, das gewöhnliche Sarkolemm. Diese 
Doppelmembran bezeichnet er als Telolemm und unterscheidet an der¬ 
selben ein Endolemm und ein Epilemm. Das Epilemm ist die Expansion 
der perineuralen, das Endolemm die Ausbreitung der ScHWAMü’schen 
Scheide. Die zwischen beiden gelegenen „Aufsenkerne" gehören 
zum Epilemm („Epilemmalkerne“). Die Vereinigung des Endo- und 
Epilemms geschieht im Borstensaume, in welchen als drittes das 
Sarkolemm eingefQgt ist, und die Borsten sind somit als Kittleisten 
zwischen diesen drei Membranen aufzufassen. Hiernach gäbe es 
strenggenommen keinen continuirliohen Uebergang von der Schwann- 
schen Scheide zum Sarkolemm: das periphere Ende der ersteren 
mQs8te man Bich zu feinen Fugen ausgefranst und mittels eines 
Kittes an das Sarkolemm gefügt denken. An denselben Fransen¬ 
saum würde sich auch die perineurale Scheide ansetzen, deren endo¬ 
thelialer Charakter ja zur Zeit unbestritten ist Broesike. 

E. T. Fleisch!, Zur Physiologie der Retina. Wiener med. Wochenschr. 

1884, No. 10 and 11. 

Nach den Untersuchungen von Sulzkr beträgt die Zahl der 
Nervenfasern im Sehnerven etwa eine halbe Million, während die 
Zahl der Zapfen in der Retina ungefähr 3‘/2 Millionen ausmacht. 
Auffallend ist dieses Missverhältniss. Da nun, wie Claude du Bois- 
Reymond nachgewiesen hat, die Sehschärfe in der Fovea centralis 
nahezu der Zahl der Zapfen entspricht, welche Sulzer gefunden hat, 
so glaubt F., dass jeder Zapfen der Fovea mit dem Gehirne durch 
eine eigene Nervenfaser verbunden ist, in der Zone, welche an die 
Mitte der Retina anstöfst, werden je 2 Zapfen von einer Faser ver¬ 
sorgt, in der daran grenzenden Zone 3 Zapfen u. s. w., dann ent¬ 
sprechen in der Peripherie der Netzhaut 30—40 Zapfen einer Nerven¬ 
faser. 

Zur Erklärung des letzteren Verhältnisses kann die ExNRR’sche 
Hypothese dienen, dass die ganze Peripherie unserer Retina beson- 

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500 Landwkhb, Darstellung und Messung des Glykogens. No. 29. 

ders ausgezeichnet ist durch die Fähigkeit zur Wahrnehmung von 
Bewegungen. F. glaubt, dass die einzelnen Nervenfasern nach ihrem 
Eintritt in die Netzhaut sich theilen und deren Aeste zu den Zapfen 
hingehen; auiserdem bilden in der Netzhautperipherie die von einer 
Nervenfaser versorgten Zapfen nicht auch anatomisch eine Gruppe, 
sondern sie stehen mit Zapfen vermischt, welche von anderen Nerven¬ 
fasern versorgt werden. Durch dieses Verhalten lagert sich eine 
Reihe von Empfindungskreisen in einander bezw. Ober einander, 
welches Verhalten es ermöglicht, dass eine Bewegung Oberhaupt 
zwar wahrgenommen wird, dass man aber von den Bildern nicht 
eine hinreichende Eenntniss erlangt, um sie sicher beurtheilen zu 
können. Horstmann. 


H. Landwehr, Eine neue Methode zur Darstellung und quanti¬ 
tativen Bestimmung des Glykogens in tierischen Organen. Ztschr. 
f. physiol. Chemie. VIII. S. 165. 

I. Zur Darstellung des Glykogens werden die vereinigten Leber¬ 
auszüge zum Sieden erhitzt, mit einer kleinen Menge essigsauren 
Zinks versetzt und bis zur vollständigen Coagulation des Eiweifs 
im Sieden erhalten — hat man zum Auskochen der Leber dem 
Wasser Alkali zugesetzt, so muss dieses vorher neutralisirt werden — 
dann filtrirt; das Filtrat wird im Wasserbad erhitzt und mit concen- 
tirter Eisenchloridlösung versetzt, alsdann unter UmrQhren mit soviel 
Sodalösung, dass alles Eisen ausfällt. Eine Probe des Filtrates darf 
keine Jodreaction mehr zeigen, anderenfalls mufs noch weiter Eisen¬ 
chlorid zugefögt werden. Der Niederschlag wird abfiltrirt, mit 
heifsem Wasser gewaschen, dann in der Reibschaale in Salzsäure 
gelöst und die Lösung in die 3fache Menge absoluten Alkohols ge¬ 
gossen. Statt den Niederschlag direkt in Salzsäure zu lösen, kann 
man ihn auch in Essigsäure oder Weinsäure auf dem Wasserbad 
lösen, dann mit Salzsäure versetzen und mit Alkohol Dillen. Das 
so gewonnene Glykogen ist Stickstoff- und aschefrei, verhält sich 
genau so, wie das nach BRücKft’scher Methode dargestelltes, zeigt je¬ 
doch weit geringere " Opalescenz. Die specifische Drehung betrug 
213,3°. Etwa vorhandenes Dextrin und Traubenzucker findet sich 
im Filtrat und Waschwasser. 

II. Zur quantitativen Bestimmung empfiehlt sich am meisten 
die Wägung des nach obiger Methode rein dargestellten Glykogen. 
Der Eisenoxydniederschlag selbst läfst sich nicht direct benutzen, 
da bei der Föllung immer etwas überschüssiges Eisen vorhanden 
sein muss und der Niederschlag in jedem Fall freies Eisenoxydhydrat 
enthält. Auch die Bestimmung der Gewichtsdifferenz zwischen dem 
bei 120° getrocknetem Niederschlag und dem beim Veraschen zurück- 
bleibenden Eisenoxyd giebt kein ganz genaues Maafs des Glykogens, 
weil das Eisenoxydhydrat trotz 1—2 ständigen Trocknens bei 110—120® 
sich etwa 8 pCt. Wasser zurQckhält. Durch Trocknen des Eisen¬ 
oxydhydrates selbst bei verschiedenen Temperaturen erhielt L. die 
Hydrate: (Fe 2 0 3 ) 2 + 3H 2 0; Fe 2 0 3 + H,0; (Fe s 03) 2 -f H 2 0. 
Das letzte Hydrat verliert das Wasser erst beim Glühen. Für die 


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No. 29. Tabchakofk, Eiereiweifs von Nestflüchtern und von Nesthockern. 501 

quantitative Bestimmung des Glykogens nach der Methode des 
Veraschens ist es nötig, dem siedenden Organauszug ausser dem 
Zinkealz gleich anfangs auch etwas Chlorbaryum zuzusetzen, um die 
Phosphorsäure zu entfernen, die sonst den Eisenniederschlag ver¬ 
unreinigen würde. Der Ueberschuss von Zink und Baryutn wird 
von dem Eisenchlorydzusatz durch das Soda entfernt. Die Control¬ 
bestimmungen ergaben ganz genßgende Uebereinstimmung auch bei 
sehr wechselndem Zusatz von Eisenchlorid. E. Salkowski. 


J. Tarchanoff, Ueber die Verschiedenheiten des Eiereiweifs bei 
gefiedert geborenen Vögeln (Nestflüchter) und bei nackt geborenen 
(Nesthocker) und Ober die Verhältnisse zwischen dem Dotter und 
dem Eiereiweifs. (Biologisch-chemische Untersuchung.) Pfi.ügkr’s 
Arch. XXXIII. S. 303. 

Das Eiereiweifs von Eiern der Uferschwalbe zeigte sich bei 
einer zufälligen Beobachtung nach dem Kochen vollkommen durch¬ 
sichtig wie Glas. Diese Beobachtung bildet den Ausgangspunkt 
der vorliegenden umfangreichen Untersuchung. Da das Eiweifs dieser 
Eier auch in frischem Zustand viel dönnfiössiger und wässriger als 
das Hölmereiweif8 ist, so untersuchte T. zunächst, ob die abweichende 
Eigenschaft desselben — T. nennt dieses Eiweifs „Tataeiweifs“ — 
vielleicht auf dem gröfseren Wassergehalte beruht. Allerdings ergab 
sich der Wassergehalt bei dem Tataeiweifs um etwa 2 pCt. höher, 
da man aber dem gewöhnlichen Eiweifs 5—10 pCt. Wasser zusetzen 
kann, ohne dass es seine Eigenschaft, in undurchsichtiger Form zu 
gerinnen, einböfst, so kann der Unterschied nicht hierauf beruhen. 
Dafür, dass tiefere Unterschiede vorliegen, sprechen auch verschie¬ 
dene andere abweichende Eigenschaften. Das Tataeiweifs fluorescirt 
stärker, es gerinnt erst bei weit höherer Temperatur, es filtrirt und 
diffundirt viel leichter und wird in geronnenem Zustande vom künst¬ 
lichen Magensaft acht bis zehnmal rascher als Hühnereiweifs ver¬ 
daut und peptonisirt u. s. w. Aufser bei der Uferschwalbe fand T. 
das Tataeiweifs bei der Drossel, Gartenammer, Taube, Nachtigall, 
Kornkrähe, beim Canarienvogel, Gimpel, Fink, Gartenrotschwänzchen, 
Sperling, Rabe. — Das optische Drehungsvermögen des Hühner- 
eiweifs und des Rabeneiweifs erwies sich identisch. Alle genannten 
Vögel sind Nesthocker; das Eiweifs einiger zur Gegenprobe unter¬ 
suchter wildlebender Nestflüchter zeigte das Verhalten des Hühner¬ 
eiweifs. Die Taubeneier haben oft nach dem Kochen einen etwas 
opaken Anschein, in Uebereinstimmung damit, dass die Tauben eine 
Mittelstellung zwischen Nestflüchter und Nesthocker einnehmen. 
Dasselbe ergab sich für den Kiebitz. 

Nur ganz frische Eier zeigen das Tataeiweifs in ausgesprochener 
Weise, je älter das Ei ist und namentlich je weiter es in der Ent¬ 
wickelung vorschreitet, desto mehr zeigen die betreffenden Eier das 
gewöhnliche Verhalten des Hühnereiweifs. Der Zusatz kleiner 
Mengen neutraler Salzlösungen hebt das charakteristische Verhalten 
des Tataeiweifs auf, dagegen ändert vorsichtiger Zusatz von Essig- 


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502 Rbichkl; Part och; Körtk, Dannnabt und Dannscheere. No. 29. 

säure das Verhalten beim Sieden nur wenig, nach stärkerem Ansäuern 
und Kochen entsteht ein opakes weifses Gerinsel; dasselbe geschieht, 
wenn das flüssige Tataeiweifs einige Zeit der Einwirkung der C0 2 
ausgesetzt worden. Auf Unterschiede in der Alkalescenz ist, wie eine 
genauere Untersuchung zeigte, das eigentümliche Verhalten des 
Tataeiweifs nioht zu beziehen. 500 Grm. trockene Eiweifesubetanz 
enthieltm u. A. KHO: beim Raben 5,3—5,0—4,5, beim Huhn 
7,3—6,8—7,1—7,5, die Alkalescenz ist vielmehr im Gegentheil bei 
dem Hühnereiweifs grösser, der Gehalt an Asche zeigt keine wesent¬ 
lichen Differenzen. Das aus Tataeiweifs dargestellte Natronalbuminat 
wird viel leichter vom Magensaft verdaut, als aus Hühnereiweifs 
erhaltenes. Aus allen diesen Unterschieden schliefet T., dass das 
Tataeiweifs in der Tat ein vom Hühnereiweifs wesentlich verschie¬ 
dener Körper ist, dessen abweichendes Verhalten nicht von irgend 
welchen Nebenumständen abhängt. 

Bei der normalen Entwickelung geht das Tataeiweifs allmählich 
in gewöhnliches über, dasselbe geschieht auch bei der Digestion von 
Tataeiweifs mit Eidotter, bei der Brutwärme, dagegen nicht bei der 
Digestion des Eiweifs allein; die Mitwirkung des Dotters kann also 
nicht entbehrt werden. Nach Ausschluss verschiedener anderer Mög¬ 
lichkeiten gelangt T. zu dem Schluss, dass es wahrscheinlich die 
bei der Bebrütung enstehende Glycerinphosphorsäure ist, welche einer 
Mutmaafsung Pflügkr’s zu Folge, diese Umwandelung bewirkt. Die 
Untersuchung der Gewichtsverhältnisse des Eidotters und Eiweifs 
ergab, dass das Gewicht des Eidotters im Verhältniss zum Eiweifs 
in den Eiern der Nesthocker bedeutend geringer ist, wie in den 
Eiern der Nestflüchter, eine Ausnahme bildete nur ein Nesthocker, 
die Meise, bei der das Verhältniss des Gewichts 1 : 1,19 gefunden 
wurde; möglicherweise war die schon beginnende Entwickelung des 
Eies Schuld. Weiterhin ergab sich, dass der Dotter der Nesthocker 
10—16 pCt. mehr Wasser enthält, als derjenige der Nestflüchter. In 
Beziehung auf die folgenden Abschnitte, welche namentlich eine 
kritische und experimentelle Untersuchung über den Vorgang der 
Bildung des Eies im Eileiter enthalten, muss auf das Orig, verwiesen 
werden. E. S&lkowski. 


1) P. Reichel (Aus d. chir. Klinik zu Breslau), Casuistische Beiträge 
zur circulären Darmresection und Darmnaht. Deutsche Zeitschr. f. 
Chir. XIX. S. 230. — 2) Partoch, Laparotomie wegen Krebs des 
Dünndarms. Cbl. f. Chir. 1883, No. 52. — 3) W. Körte, Ueber 
die Behandlung des widernatürlichen Afters mittels der Dann¬ 
scheere. Berliner klin. Wochenschr. 1883, No. 50 u. 51. 

1) Die 58 Seiten umfassende Arbeit von R. enthält 13 ausführ¬ 
liche Operationsgeschichten aus der privaten und klinischen Praxis 
von H. Fjschkr und fügt diesen ausser den in den bekannten Arbeiten 
von Maoklung und Rydygikk gesammelten Fällen einige neuerdings 
veröffentlichte Beobachtungen von Darmresection und circulärer Darm¬ 
naht bei. Wir sehen uns, um unser Referat nicht allzu lang zu 
machen, gezwungen, wegen der erst genannten Operationsgeschichten 


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No.29. Rbichkl; Paktoch; Körte, Darmnabt und Darmscheere. 503 

auf das Original zu verweisen, hier uns lediglich auf die Daten von 
allgemeiner Wichtigkeit und die aus selbigen gezogenen Schluss¬ 
folgerungen zu beschränken. Die Gesammtsumme der von R. beige¬ 
brachten Darmresectionen beläuft sich auf 121, hiervon kommen auf 
Operationen zur Beseitigung eines Anus praeter naturam bezw. einer 
Kotfistel 37, darunter 21 Heilungen, 2 Mal Bildung einer bleiben¬ 
den Kotfistel, 14 Mal tötlicher Aüsgang; bei Hermia gangraenose 
wurde ferner die Operation 56 Mal ausgeführt (24 Heilungen, 
3 bleibende Kotfisteln, 29 f), zur Exstirpation bösartiger Neubil¬ 
dungen 10 Mal, (f 5), bei Darmverschluss 8 Mal, (f 6), bei Ver¬ 
letzungen des Darms 10 Mal, (f 4). Es kommen mithin auf die 
121 Darmresection 58 Todesfälle und 5 unvollständige Heilungen 
durch Kotfistelbildung, wärend ausserdem unter 13 geheilten Fällen 
vorübergehend wenigstens Kotfistelbildung eintrat. Als specielle 
Todesursachen führt R. auf: Aspiration erbrochener Massen und Tod 
während der Operation 1 Mal, Collaps unmittelbar nach der Ope¬ 
ration 6 Mal, Ileus 3 Mal, Carbolintoxication und Lungenentzündung 
1 Mal, Ursachen unabhängig von dem Eingriffe als solchem 5 Mal; 
nicht erwähnte Ursachen 7 Mal, septische Peritonitis nicht 
weniger als 34 Mal. Wenn nun auch in einer Reihe von Fällen 
eine gewisse Concurrenz der verschiedenen Gründe des tötlichen 
Ausganges eintritt und von den 34 septischen Peritonitiden viel¬ 
leicht 7 schon vor der Operation bestanden, so bleiben nach R.’s 
eigenen Worten immer no6h 27 Fälle übrig, in denen die Patienten 
den Eingriff selbst, der mangelhaften Operationstechnik zum Opfer 
fielen: und zwar starben 14 von diesen 27 Kranken vor Ablauf der 
ersten 24 Stunden nach der Operation. Da durch die LisrKtt’schen 
Cautelen die septische Peritonitis als Folge einer nicht aseptischen 
Operation zu vermeiden ist, so ist die Hauptgefahr hier in dem Ein¬ 
fliegen von Darminhalt in die Bauchhöhle zu suchen; in der Tat 
wird dieses fatale Ereigniss in 6 der 14 schnell tötlichen Fälle 
septischer Peritonitis ausdrücklich erwähnt, während in den übrigen 8, 
wo die Section den genügend festen Schluss der Darmnaht ergab, 
eben dieses Ereigniss mit Sicherheit vorausgesetzt werden muss. Der 
Rest von 13 Fällen kommt auf Perforationsperitonitis in Folge 
Platzens der Naht. Rechnet man hierzu 18 Fälle von Kotfistel¬ 
bildung hinzu (darunter 5 Mal eine solche, die persistent blieb), so 
erhält man 31 Fälle, in denen die Naht insufficient war. Eine 
nähere Analyse der einzelnen Fälle zeigte aber, dass einerseits, trotz 
der verschiedenen empfohlenen speciellen Verfahren zum temporären 
Verschluss der resecirten Darmenden, Ueberfüllung desselben mit ko¬ 
tigem Inhalt und übertriebene Ausdehnung durch dieselben die Heilung 
illusorisch' machen, so dass sich unter vielen Verhältnissen (gangränöse 
Hernien, Darmtumoren, Darmverschluss) als vorbereitender Eingriff die 
Anlegung eines Anus praeter naturam zur völligen Darmentleerung 
vor der eigentlichen Operation empfiehlt. Andererseits aber leitet 
sich aus den bisherigen klinischen wie experimentellen Erfahrungen 
ab, dass eine circuläre Darmresection und Darmnaht, unter möglichst 
normalen Verhältnissen, d. h. am gesunden und nicht durch Kot 


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504 Reichkl; Partoch; Körtk, Darmnaht und Darmscheere. No. 29. 

ausgedehnten Darm ausgeführt, mit ziemlicher Sicherheit Aussicht 
auf einen glücklichen Ausgang gewährt. Im Besonderen spricht 
dabei fQr die Wahrheit dieses Satzes, dass von 37 wegen Anus 
praeter naturam operirten Patienten nur 2 in unmittelbarem Anschluss 
an die Operation in Folge von Peritonitis zu Grunde gingen. Die 
übrigen Schlussfolgerungen R.’s ergeben sioh hieraus von selbst und 
lauten dieselben dahin, dass bei AusfOhrung der Naht die Peritoneal¬ 
höhle durch provisorische Bauchdeckennaht abzuscbHessen ist, dass 
ferner die genähte Schlinge in toto zu reponiren und wie R. in 
längerer Polemik gegen Bardknhkukk ausführt, keine Draenirung der 
Bauchhöhle anzulegen ist, ebenso wie auch die Fixation der ge¬ 
machten Schlinge (Kuester) verworfen werden muss. Schliefslich 
spricht sich R. aufs Eindringlichste aus für knappe Diät in den 
ersten Tagen nach der Operation, bezw. völliges Fasten in den ersten 
2 Mal 24 Stunden nach dieser. Als Nachtrag giebt R. einen 14. Fall 
von Darmresection aus der Praxis von H. Fischkk, betr. einen Anus 
praeter naturam nach Hernia gangraenosa bei einer 50jähr. Frau, 
welche leider schon am 4. Tage an Collaps starb. Die Operation 
in einem ungenügend erwärmten Hause hatte l 3 / 4 Stunden gedauert. 

2) Auch der von P. operirte Fall entstammt der FiscHKit’schen 
Klinik. Entsprechend den in der vorher mitgeteilten Arbeit dargeleg¬ 
ten Principien wurde bei der 65jähr. Pat., um Collaps zu vermeiden, 
nur bei dem Hautschnitt die Chlorformnarkose angewandt, die übrigen 
l'/ 4 Stunden dauernde Operation aber an der durch Chlorsäure 
halb betäubten Kranken ausgeführt. Um sicher Kotaustritt in die 
Bauchhöhle zu verhüten, wurde der Darm erst nach weitgehender 
Ablösung desselben vom Mesenterium und Herausleiten desselben 
durchschnitten, und dann die Vereinigung der beiden Enden sowohl 
unter sieb, als in dem unteren Winkel der bereits vorher verkleiner¬ 
ten Bauchdeckenwunde vorgenommen. Eine Darmgangrän trat nur 
in der peripheren Hälfte des vorliegenden Stückes ein, übrigens aber 
keinerlei Reaction oder Bauchfellentzündung. Leider ging Patientin 
5 Tage später unter Hirnerscheinungen zu Grunde und die Obduc- 
tion zeigte, dass der ganze Eingriff nur ein palliativer gewesen, 
indem es sich um einen primären Faserkrebs des Magens mit In- 
fection der Drüsen und des Bauchfelles gehandelt. 

3) K. geht von der Ansicht aus, dass die primäre Darmresection 
mit Darmnaht beim brandigen Bruch zu verwerfen, die Anlegung 
des Anus praeternaturalis vorzuziehen sei. Zur Heilung des 
letzteren concurriren 2 Methoden: die neuerdings empfohlene secun- 
däre Darmnaht, und die Anwendung der älteren Methode mit der- 
Darmscheere nach Dupuytren. K. bespricht die Erfahrungen, welche 
mit letzterer Methode gewonnen wurden, auf Grund von 28 haupt¬ 
sächlich im Krankenhause Bethanien in Berlin von Wii.ms behan¬ 
delten Fälle und 2 eignen Beobachtungen. Von diesen 30 Patienten 
starben 16; 12 wurden hergestellt; 2 mit Fisteln aber größtenteils 
normaler Kotentleerung entlassen. Vielfach war der Brand des 
Darmes auf gewaltsame Taxis zurückzuführen, und zum Teil in Zu¬ 
sammenhang hiermit erlagen von 16 nach Anlegung des Anus prseter 


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No.29. Jolliaro; Kocher; Zambianchi, Kropf-Exstirpation. 505 

oaturam verstorbenen Kranken, 10 sehr bald nach der Operation 
(Collaps, Peritonitis). Gleichzeitig rät aber K., sich auf eine mit¬ 
geteilte Beobachtung stützend, die Bruchpforte trotz der Anlegung 
des Anus praeter naturam immerzu erweitern. Von den 6 Kranken, 
welche später starben, erlagen 2 mittels der Darmscheere Operirte 
kurz vor vollendeter Heilung intercurrenten Leiden, 3 der In- 
fection von der Wunde aus, 1 der Inanition. Unter den 14 Ge¬ 
heilten bestand bei 4 keine Spornbildung, bei 10 war der „Sporn“ 
das Hinderniss der Heilung. Diese 10, sowie die 2 oben erwähnten 
an intercurrenten Krankheiten gestorbenen, wurden mittels des En- 
terotoms von Dupuytren behandelt. Folgendes sind die dabei be¬ 
folgten Hauptregeln: 1) Die Darmscheere darferst angelegt werden, 
wenn alle Reizerscheinungen an Wunde und Periteneum völlig, ge¬ 
schwunden sind. (6 Wochen bezw. 2 Monate post operirt.) 2) Beide 
Darmrohre und der Sporn müssen gut zugängig sein (event. vor¬ 
bereitende Operation.) 3) Es darf auf einmal immer nur wenig vom 
Sporn gefasst werden. 4) Der angewendete Druck ist nicht sogleich 
zu stark zu machen, sondern allmählich zu steigern. 5) Die Darm- 
scbeere muss wiederholt angelegt werden, weil die geschaffene Lücke 
sich etwas zusammenzieht bei der Vernarbung. Ist der Sporn be¬ 
seitigt, so wird die Fistel durch das Glüheisen oder plastische Ope¬ 
rationen geschlossen. Die Herstellung der Continuität des 
Darmrohres wurde in allen Fällen erreicht, gefährliche 
Zufälle traten nicht ein, keiner der Patienten starb in 
Folge der Anwendung des Enterotoms. Die Heilungsdauer 
war eine lange. Vier Kranke, welche weiter beobachtet wurden, 
befanden sich völlig wohl, verrichteten schwere Arbeiten. 

Auf Grund der vorliegenden, sowie von andren durch Hkymann 
zusammengestellten analogen Beobachtungen, wird für jene Fälle von 
Anus praeternaturalis, bei denen die Spornbildung das Hinderniss 
der Heilung bildet, und bei denen der Sporn sowie zu- und ab¬ 
führendes Darmende zugänglich gemacht werden kann, die Behand¬ 
lung mittels der Darmscheere empfohlen als zwar länger dauernd 
und umständlicher, aber daf&r sicherer als die Methode der secun- 
dären Darmresection und Darmnaht, soweit nach den jetzigen Be¬ 
richten zu urtheilen ist. Die Fälle jedoch, bei denen die Verhält¬ 
nisse der abnormen Darmöffnung sehr complicirte sind, oder bei 
denen Inanition zu befürchten ist, sind mittels Laporotomie und 
Darmnaht zu behandeln. (Die Krankengeschichten der Geheilten 
sind im Anhang angeführt.) P. Güterbock. 

1) J. Julli&rd, Trente et une exstirpations de goitre. Revue de 
Chir. 1883, S. 585. — 2) Th. Kocher, Ueber Kropfexstirpation 
und ihre Folgen. Arch. f. klin. Chir. XXIX. S. 254. — 3) Fr. 

Zambianchi, Sulla metodica estirpazione del Gozzo. Annali 
univ. di med. e chir. CCLXV. S. 350. 

1) Während früher die Kropfexstirpationen nur ganz ausnahms¬ 
weise und unter sehr ungünstigen Bedingungen unternommen wurden, 
sind jetzt die Hnuptgefahren der Operation, bestehend in der Blutung 


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506 Julliard; Kochkr; Zambiakchi , Kropf-Exstirpation. No. 29. 

und der Wundinfection, durch eine bessere Methodik und die anti¬ 
septische Behandlung überwundener Standpunkt geworden. J. in 
Genf beschreibt auf Grund einer Serie von 31 selbst operirten Fällen 
(darunter f 5), das von ihm bei der Kropfexstirpation beobachtete 
Verfahren des Weiteren und ist als wichtig zunächst hervorzuheben, 
dass J. sich wegen der Gefahr der Asphyxie und ferner wegen der 
Brechneigung in Folge der Chloroforminhalationen gegen die Narkose 
bei der qu. Operation erklärt. Dort, wo die Kranken sich ohne 
eine solche nicht dem Messer anvertrauen, soll man nur bei der 
Durchtrennung der W eichteile eine combinirte Morphium-Chloroform- 
Narkose anwenden und die weiteren, im Ganzen ziemlich schmerz¬ 
losen Manipulationen bei wachem Zustande des Patienten vornehmen. 
Aether, welchen J. sonst dem Chloroform vorzieht, ist bei Strumen 
wegen seiner Wirkung auf die Bronchialschleimhaut durchaus zu 
verwerfen. Die von J. gewählte Incision ist die in der Medianlinie; 
man soll auf diese Weise quere Durchtrennung von Muskeln und 
Fascien, welche Heilung durch erste Vereinigung erschwert, er¬ 
weitern. Nach Durchschneidung der Haut geht F. schichtweise vor; 
alle Gefäfse müssen doppelt unterbunden werden, und bedient er 
sich, um zu diesem Behufe den Doppelfaden bequem unterführen zu 
können, einer eigens dazu construirten Pincette mit der Kante nach 
gebogener Spitze. Als Ligaturmaterial ist Catgut besser als Seide, 
wegen der grossen, oft 60—80 erreichenden Zahl von Unterbindun¬ 
gen. Die Ausschälung der strumös veränderten Schilddrüse ver¬ 
richtet J. möglichst mit Zurücklassung der Kapsel: sollte hierbei 
ein Rest von Schilddrüsengewebe mit Zurückbleiben, so ist dieses, 
wofern es sich um keine bösartige Neubildung handelt, völlig un¬ 
schädlich. Manchmal, besonders bei beweglichen Kröpfen, fehlt die 
Kapsel bezw. ist nur schwer zu erkennen. Während im ersten Falle 
der Tumor aus der eingeschnittenen Kapsel mit dem Finger heraus¬ 
geschält werden kann und nur etwaige Adhaesionen zwischen zwei 
Ligaturen mit der Scheere durchschnitten werden, ist hier die Ex¬ 
stirpation tatsächlich schwieriger, und alles kommt darauf an, den 
Kropf aus dem äufseren Einschnitt herauszudrängen und etwaige 
Verwachsungen zwischen 2 Ligaturen zu durchtrennen. Bei der 
Nachbehandlung bildet die Hauptschwierigkeit nach J. diejenige 
Stelle der Wunde, welche der Lage des Kropfes hinter dem Brust¬ 
bein entspricht. Eine Ansammlung von Wundsecret ist hier nur 
auf prophylaktischem Wege, nicht durch die sonst empfehlenswerthe 
Drainage, zu bekämpfen und Heilung per prim, intent. muss daher 
die Regel sein. J. vermeidet deshalb jede Ausspülung der Wund¬ 
höhle, zumal da diese auch die frei gelegten Nerven reizen soll; er' 
operirt mit Spray und besorgt die Toilette der Wunde durch des- 
inficirte Schwämme, die in schwache Carbollösung getaucht sind. 
Eine besondere Sorgfalt widmet J. der comprimirenden Wirkung 
des ersten Wundverbandes; dieselbe wird durch directe Application 
von 5—6 grossen Schwämmen und Ueberwickeln des ganzen Ver¬ 
bandes mit einer Kautschukbinde hervorgerufen. Des Weiteren spricht 
sich J. für absolute Ruhe deB Operationsterrains in den ersten 


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No. 29. Jülliard; Kochbr; Zambianchi, Kropf-Exstirpation. 507 

48 Stunden aus, indem man den in sitzender Haltung gelagerten 
Patienten Sprechen und Schlucken möglichst verbietet; letzteres ist 
überdies in den ersten 4—5 Tagen erschwert. Wegen der anfäng¬ 
lich reichen Wundsecretion findet der erste Verbandwechsel schon 
am 2. Tage statt; etwaige Drainröhren werden alle bis auf eins 
herausgenommen, welche man erst allmählich und nicht zu zeitig 
entfernen darf. Bei allen 26 geheilten Patienten J.’s ist erste Ver¬ 
einigung der Wunde, soweit sie genäht war, stets eingetreten, nur 
aus dem hinter dem Sternum gelegenen Teile der Wundhöhle fand 
öfters länger eine eiterige Absonderung statt. 5 Mal sah J. un¬ 
mittelbar nach der Operation eine später sich verlierende Aphonie 
erfolgen, 3 Mal eine nachträgliche Entwickelung von Heiserkeit, 
welche er einer Narbencompression des Nn. recurrentes zuschreibt. 
In Bezug auf den häufigeren Fall eines günstigen Einflusses Seitens 
der Operation auf die Stimme will sich J. nach seinen Erfahrungen 
keinen übertriebenen Erwartungen hingeben. Uebele Zufälle in der 
Nachbehandlungsperiode hatte J. im Uebrigen nur einmal in Form 
eines secundären Abscesses zu registriren. Derselbe war die Folge 
der Anwendung eines resorbirbaren Drains, das nicht resorbirt wor¬ 
den, jedoch ungangbar geworden war. J. erklärt sich daher für die 
Zukunft gegen den Gebrauch solcher Drains. Von den 5 Todes¬ 
fällen kommen nur 2 auf die eigentliche Nachbehandlung und waren 
die Todesursachen je 1 Mal Aspirations-Pneumonie und Blutsufifusion 
des N. pneumogastricus; die 3 anderen letalen Ausgänge zeigten sich 
in directer Verbindung mit der Operation als unmittelbare Folgen 
des lebensgefährlichen schon vorher entwickelten Zustandes der be¬ 
treffenden Patientin. Nachträgliche Störungen der Gesammternährung 
nach Kropfexstirpation beschreibt J. 2 Mal, darunter 1 Mal die Aus¬ 
bildung eines dem Cretinismus ähnlichen Verhaltens. Dergleichen 
auch von Rkyhrwi« und Borkl gemachte Beobachtungen erachtet J. 
für Ausnahmen, selbst dort, wo man die ganze Drüse entfernt hat; 
dennooh soll man Angesichts dieser Möglichkeit auch bei sog. suflfo- 
cativen Strumen, wenn tunlich, immer zuerst die Jodbehandlung ver¬ 
suchen. Beim Fehlschlagen dieser geben Athmungsbeschwerden, 
speciell Erstickungsanfälle, sowie Grösse, Tiefe, Lage und geringe 
Beweglichkeit Anzeigen zur Exstirpation, mit welcher man unter 
obwaltenden Verhältnissen nicht zu lange warten soll. Unter den 
entgegengesetzten Bedingungen, wenn nämlich der Kropf keinerlei 
Beschwerden macht, bieten namentlich weit hervorragende und be¬ 
sonders cyetieche Kröpfe nicht nur wohl begründete Anzeigen, son¬ 
dern auch gute Aussichten auf definitiven Erfolg der Operation, 
zumal da man hier meist nur den prominenten Teil bezw, die Cyste 
zu entfernen hat. Im concreten Falle dürfte sogar die Exstirpation 
einer solchen Kropfcyste den anderen Methoden, namentlich der 
Incision und der Injection, vorzuziehen sein. 

2) Auch K. beginnt seine über 80 Druckseiten umfassende Ab¬ 
handlung, welcher ein fast gleichzeitig mit der Veröffentlichung der 
so eben referirten Jui.LiAKD’schen Arbeit auf dem XII. Congress' der 
Deutschen Gesellsch. f. Chir. gehaltener Vortrag zu Grunde Hegt, 


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508 Jui.liard; Kocher, Zambianchi, Kropf-Exstirpation. No.29. 

mit Betonung der relativen Ungefährlichkeit der Kropfexstirpation 
in neuesten Zeiten. Von 101 seiner eigenen Operirten sind nur 13 
(= 12,8 pCt.) gestorben, von seinen 43 in den letzten 7 Monaten 
von ihm ausgeführten Kropfexstirpation erlagen nur 3 (= 6,9 pCt.) 
Im Allgemeinen ergaben aber 240 seit 1877 gesammelte Excisionen 
nicht maligner Kröpfe 28 Todesfälle (11,6 pCt.) und 28 Exstirpa¬ 
tionen maligner Strumen 16 (57,1 pCt). Eine nähere Analyse der 
43 neueren Fälle K.’s in dieser Beziehung ergiebt für die nicht¬ 
malignen Kröpfe, 39 an Zahl 2 Todesfälle, för die 4 malignen da¬ 
gegen 1; doch waren dieselben nicht Folge der Operation, sondern 
von Complicationen (Larynx-Paralyse, vorheriger Pyaemie art.), so 
dass an Blutung oder Septichaemie nach der Operation kein Kranker 
mehr zu Grunde gegangen ist. Die Technik der Kropfexcision be¬ 
steht nach K. ebenso wie nach Julmakd, heut zu Tage in der Ver¬ 
hütung der Sepsis (von den 43 neuen Fällen wurden je 1 mit Carbol 
und Sublimat, 12 mit Chlorzink und 28 mit Wismut behandelt), 
ferner aber in der sicheren Vermeidung jeder Blutung, sowie der 
Verletzung der Nn. recurrentes. Zu diesem Behufe müssen statt der 
früher von mancher Seite empfohlenen Massenligaturen alle Gefäfse, 
venöse ebenso wie arterielle, isolirt doppelt unterbunden werden, und 
ist ins Besondere die unblutige Freilegung der unteren Arterien nur 
möglich nach vorheriger doppelter Unterbindung und Durchschnei¬ 
dung einer Anzahl von Venen. Gegenüber der namentlich von 
Virchow betonten Häufigkeit von Gefäfsanomalien an strumösen 
Hälsen, stellt K. ein bestimmtes anatomisches Schema der Verteilung 
der betr. Gefäfse auf: Hat man nach der Incision der Haut, welcher 
K. die Form eines „Buckelscbnittes“, einer Combination von Me¬ 
dial- und Schrägschnitt giebt, das Platysma durchtrennt, so treten, 
abgesehen von den Vv. jugul. ext und den Vv. med. colli sivejugul. 
anter. zwei am Vorderrande des M. Sterno-cleido mast verlaufenden, 
meist sehr ektatische Venen zu Tage, von K. als V. jugul. obliq. 
bezeichnet, zu Tage. Bei gröberen Kröpfen hat man nach doppelter 
Unterbindung dieser oberflächlichen Venen und Durchschneidung 
der Mm. Sterno-hyoid., Sterno-thyreoid. und Omohyoid., durch 
welche die oft von colossalen Gefäfsen bedeckte Kropfgeschwulst 
frei gelegt wird, sich der gröberen Gefäfse zu versichern, ganz be¬ 
sonders aber der Venen, ehe man an die Auslösung des Tumors, 
resp. Verletzung ihrer Kapsel geht. Es ist dies ein bislang nicht 
betonter Punkt, und kommen die 3 Vv. thyreoid. (sup., inf. und med., 
von letzteren die rechte gewöhnlich stärker als die linke) mit einer 
Anzahl wichtiger Nebenstämme, welche K. als V. thyreoid. commu- 
nicans super., Ven. thyreoid. super-accessoria und thyreoid. transv. 
sup. und V. thyr. inf. accessor. hervorhebt, hier in Frage. Die 
äulserste Vorsicht ist gegenüber dem N. laryng. inf. s. recurr. nöthig, 
weil er sich mit dem quer hinter ihm verlaufenden Stamme der A. 
thyreoid. inf. kreuzt. Diese ist lateralwärts zu unterbinden, damit 
man ihre Aeste ohne eine den Nerven schädliche Zerrung der Stru- 
men-Geschwulst auszuüben dicht vor ihrem Eintritt blutlos durch- 
schneiden kann. Man beginnt am besten mit der Ligatur der A. 


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No. 29. 


Jüixiard; Kocher ; Zambianchi, Kropf-Exstirpation. 


509 


und V. thyreoid. sup., welche man oberhalb der Struma mittels 
einer mit 3 Hohlrinnen versehenen „Knopfsonde“ isolirt und unter¬ 
bunden. Vom oberen Pole am Aufsenrande abwärts gehend, gelangt 
man zur queren V. thyreoid. sup. access., welche aussen vom Kropf 
nach doppelter Unterbindung durchschnitten wird, und ebenso ver¬ 
fährt man mit der V. thyr. commun. sap. Jetzt wendet man sich 
zum unteren Pol, und ist es hier bei grossen stark comprimirenden 
Strumen schon im Interesse der Narkose nötig, dieselbe recht früh 
entweder mit dem Finger oder einer besonderen, mit Quetschung 
versehenen „Kropfzange“ emporzuheben. Dadurch spannt sich die 
V. thyreoid. comm, oft ein sehr mächtiges Gefäfs. Nach dessen 
Sicherung wurden auch die V. thyr. inf. und weiter lateralwärts die 
V. thyr. inf. access., gelegentlich auch eine V. thyr. commun. inf. 
doppelt unterbunden. Nunmehr kann der Tumor medianwärts her¬ 
ausgewälzt werden und der Moment ist da, sich von jetzt an dicht 
an der Oberfläche der Dröse zu halten. Zunächst wird die Kapsel 
(selbstverständlich die Caps, externa) gespalten und dann die schon 
vorherangedentete Isolation des Stammes der A. thyr. inf. in der 
Rückwand der Wundhöhle Behufs deren Ligatur ausgeföhrt und 
zwar möglichst weit gegen die A. carot. zu, hinter welcher er her¬ 
vortritt. Erst jetzt darf man dicht an der Rückseite der Struma gegen 
die Trachea hin vorgehen, jedes spritzende Gefäfs auf der centralen 
Seite fassen und kann schlieislich auch den Isthmus unter sofor¬ 
tigem Ergreifen jedes blutenden Gefäfses allmählich trennen. Der 
günstige Einflufs dieses Verfahrens auf Erhaltung des N. recurr. 
war in den letzten 20 Fällen so evident, dass nur 1 Mal, wo der¬ 
selbe schon vor der Operation gelähmt war, nachher Heiserkeit be¬ 
obachtet wurde. 

Gewöhnlich genügt der „Buckel-“ oder „Winkelschnitt“ zur 
Entfernung selbst des vollständigen Kropfes. Ist dies nicht der Fall, 
so wird ein Schnitt in T-Form, dem in T-Form nach Rose vor¬ 
gezogen. Ebenfalls gegen Rusk spricht sich K. für nicht Ausfüh¬ 
rung der Tracheotomie, schon der Ermöglichung einer vollständigen 
Antisepsis wegen, aus. Bim.uotii verlor von 5 tracheotomirten Kropf¬ 
kranken 3, K. von 4 ebenfalls 3. K. hält für die gewöhnliche Ur¬ 
sache der Einknickung der Luftröhre bei Kropfkranken in 
Folge von Bewegung oder ungünstiger Lagerung, sowie des Zu¬ 
sammenklappens derselben durch den Luftdruck nach Kropfopera¬ 
tionen ihre säbelscheidenförmige Compression. Letztere er¬ 
klärt einerseits das Umkippen der Luftröhre, wenn man sie, wie in 
dem Rosit’schen Experiment, senkrecht nach oben hält, andererseits 
die Unwirksamkeit der Tracheotomie, sei es gegen die eben genannte 
Compression, sei es gegen die nach K.’s Erfahrungen übrigens sehr 
seltenen Erweichung des Luftrohres. Die Tracheotomie hat nach 
K. nur eine Anzeige bei unmittelbarer Erstickungsgefahr. 

Zur Feststellung der späteren Schicksale der entkropften Per¬ 
sonen stand K. ein Material von 55 nicht krebsigen Kröpfen unter 
seinen 115 Operirten zur Verfügung. Vor. diesen sind 2 inzwischen 
gestorben, von den übrigen betrafen 29 partielle Exstirpationen. 


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51Ö Jülliard; Kocher; Zambianchi, Kropf-Exstirpation. No.29. 

Unter Letzteren trat 1 Mal Com plication mit Geisteskrankheit ein, 
die übrigen 28 erfreuen sich einer guten Gesundheit, namentlich sind 
dieselben frei von sog. Recidiven geblieben. Von den übrigen 24 
hat K. 18 persönlich untersucht, 6 haben schriftlich berichtet, dar¬ 
unter 4 — alles vollständig Erwachsene mit hochgradigen Athem- 
beschwerden vor der Operation — in durchaus günstigem Sinne. 
Dasselbe gilt von 2 der 18 von K. selbst Untersuchten. Die übrigen 
2, welche schriftlich berichtet haben, und in noch höherem Grade 
die weiteren 16, welche K. selbst gesehen, zeigen, mit Ausnahme 
von 2 Fällen von Recidiven, ein eigentümliches Bild allgemeiner 
progressiver Erkrankung. Von K. als „Cachexia strumipriva“ be¬ 
zeichnet, charakterisirt sich dieselbe durch starke Anämie, Anschwel¬ 
lung, besonders des Gesichts und Abnahme der geistigen Regsam¬ 
keit; sie gleicht, wie in dem einen bereits vorher besprochenen Falle 
Jclliard’s, dem Symptomencomplex des Cretinismus. Dieser Complex 
ist am ausgesprochendsten dort, wo es sich um in der Wachstums¬ 
periode befindliche Operirte handelt, und ferner je länger die seit 
der Operation verstrichene Zeit ist. Man hat die Annahme ausge¬ 
sprochen, dass die Schilddrüse etwas mit der Blutbildung und der 
Gesammternährung zu tun hat, ebenso wie man dies von der Milz 
oder dem Knochenmarke glaubt. Sicherer erscheint, dass die Hin¬ 
wegnahme der Schilddrüse schädlichen Einfluss auf die Ernährung der 
Luftröhre in Folge Unterbindung der für diese besonders wichtigen 
unteren Schilddrüsenschlagadern ausübt, und dass die hierbei unaus¬ 
bleiblichen Erscheinungen von Atemnot und anderen ähnlichen Stö¬ 
rungen so in den Hintergrund treten, weil der betr. Einflufs nur ein 
sehr allmählicher ist. In wieweit dieses richtig ist, lässt sich defi¬ 
nitiv nur sagen, wenn man Leichen entkropfter Personen näher 
untersucht und ferner eine Reihe hierauf bezüglicher Tierexperimente 
gemacht hat. Diese beiden Voraussetzungen fehlen aber bis heute 
vollständig, und deshalb iet die fernere Annahme einer Einwirkung 
der Schilddrüse nicht nur als Regulator der Circulation des Halses 
sondern auch als solcher des Gehirnkreislaufes, durch welche man 
die Verminderung der geistigen Regsamkeit, die Gedunsenheit des 
Gesichts u. dgl. m. erklären könnte, bis jetzt nur eine Hypothese. 
Als wirklich feststehend ist für heut zu erachten, dass durch das 
Auftreten des dem Cretinismus eigenen Symptomencomplexes nach 
Totalexcision der Schilddrüse zum ersten Mal ein directes ur¬ 
sächliches Verhältniss zwischen Kropf und Cretinismus constatirt 
worden ist. 

3) Bottini, über dessen 10 in den Jahren 1882 und 1883 in 
der chirurgischen Klinik zu Pavia durchweg erfolgreich operirte 
Kropf kranken von Z. ausführlich berichtet wird, schliesst sich viel¬ 
fach den von Kocher vertretenen Principien an. Als Besonderheit 
des von ihm gewählten Verfahrens ist hervorzuheben, dass er einen 
einzigen Schrägschnitt durch die Weichteile des Halses entsprechend 
der gröfsten Ausdehnung der Geschwulst macht Für die Blut¬ 
stillung empfiehlt er eine modificirte PEAu’sche Klemme, als Unter¬ 
bindungs-Material Catgut und zwar solchen, der durch 24stündige 


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No. 29. 


Sattler , Antiseptische Augenbehandlung. 


511 


Maceration in Ol-Juniperi bereitet ist. Die Tracheotomie verwirft 
er und zwar aus gleichen Gründen wie Kochkr. Als Antisepticum 
leistete ihm in einem Falle von Eiterretention, Irrigation mit Bor¬ 
säure gute Dienste. Spätere Nachteile für die von ihm Operirten hat 
er im Gegensätze zu Kucbkr nie gesehen. P. Güterbock. 

Sattler, Ueber die Anwendung der Antiseptica in der Ophthal¬ 
mologie, besonders des Sublimats, und über Cauterisation der 
Cornea. Bericht über die 15. Versamml. d. opbthalm. Ges. za Heidelberg 
1883, S. 89. 

S. stellte eingehende Versuche über den Wert der ver¬ 
schiedenen Antiseptica an. Er suchte deren Wirkung an dem in- 
ficirten tierischen Gewebe, speciell am Auge kennen zu lernen. Zu 
diesem Zwecke nahm er durch Hitze sterilisirte Seidenfäden, welche 
in den Culturen von Tränensackmikrokokken oder Jaquiritybacillen 
mit den betreffenden Organismen gehörig durchtränkt waren, trock¬ 
nete dieselben mit Fernhaltung weiterer Verunreinigung und taucht 
dann diese Fäden mit ihren Culturen kürzere oder längere Zeit, 
entsprechend der Zeitdauer, mit welcher die desinficirende Flüssigkeit 
mit dem Gewebe in Berührung steht, in die verschiedenen asep¬ 
tischen Flüssigkeiten ein. Demnach wurden die Seidenfäden von 
Neuem auf den Culturboden gebracht und beobachtet, ob sie neue 
Keimsprossen trieben oder ob dieselben getötet erschienen. 

Es zeigte sich nun, dass das Chlorwasser alle anderen Antisep¬ 
tica bei Weitem übertraf, dasselbe hatte schon nach einer Minute 
alle Keime entwickelungsunfähig gemacht. Diesem völlig ebenbürtig 
zur Seite stand das Sublimat 0,5 bis 1 p. M. Bei Lösungen von 
1: 5000 genügte ein 3 Minuten langer Contact. Zunächst diesen 
beiden Mitteln erwiesen sich das Resorcin und Hydrochinon in 
3proc. Lösung als äufeerst zuverlässige Antiseptica. Sehr günstige 
Wirkungen wurden mit der concentrirten wässerigen Salicyl- 
säurelösung erzielt. Ungefähr ebenso verhielt sich die 2—2Viproc. 
Carboisäurelösung. Eine äufserst geringe Wirkung hatte die 
Borsäure, selbst in der stärksten Concentration; etwas besser erwies 
sich das Thymol in concentrirter wässeriger Lösung (1: 1100). Das 
Wasserstoffhyperoxyd fand sich wenig brauchbar, ebenso das 
Jodoform und der absolute Alkohol. Wählt man als Versuchs¬ 
objecte widerstandsfähigere Keime, z. B. Milzbrandsporen, so ändert 
sich die Liste zu Gunsten des Chlorwassers und des Sublimats und 
zu Ungunsten der anderen. 

Wesentlich anders gestalten sich die Verhältnisse, wenn man 
antiseptische Wirkungen erzielen will, d. h. die Fortpflanziings- 
fähigkeit der Mikroparasiten hemmen oder aufheben will in Herden, 
wo sie sich in voller Entfaltung ihrer Lebenseigenschaften befinden. 
Zu diesem Zwecke wurden in einer Anzahl mit Nährgelatine oder 
Blutserumgallerte beschickten Näpfchen 3—4 Mm. im Durchmesser 
haltende Herde zur Entwickelung gebracht. Dieselben wurden nun 
mit einem Tropfen der zu prüfenden antiseptischen Flüssigkeit voll¬ 
kommen bedeckt. Auch hier hob das Chlorwnsser am sichersten 


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512 Cassels, Künstliche Taubheit durch Trommelfellspannung. No. 29. 

jede Weiterentwickelung der Cultur auf, annähernd gleiche Wirkung 
hatte der Sublimat (0,2: 1000), sowie das Resorcin und Hydrochinon. 
Die Carbolsäure wirkte sicher erst in 5proc. Lösung, das Wasserstoff¬ 
superoxyd nur dann, wenn es in genögender Reichlichkeit als Tropfen 
Ober dem Herd stand. Als unbrauchbar erwiesen sich hier die 
Salicylsäure, die Borsäure, das Thymol und das Jodoform. 

Bei den septischen Hornhautgeschwüren ist das beste Anti- 
septicum das Ferrum candens, wie es sich im galvanokaustischen 
Apparat am schicklichsten an wenden lässt. Hochgradige Hypopyen 
resorbiren sich dann oft in unerwartet kurzer Zeit und die heftigen 
Ciliarneuralgien verschwinden aufserordentlich schnell. Horstmann. 

J. Cassels, Ueber die Erzeugung künstlicher Taubheit und deren 
Beziehung zur Aetiologie und Entwickelung von Ohrleiden. Ztschr. 
f. Ohrenheiik. XIII, S. 126. (Uebersetzt von Stkikbröogk.) 

In einer früheren Arbeit (1876) hatte C. folgende Sätze auf¬ 
gestellt: 1) dass ein gewisser Spannungsgrad des Trommelfelles für 
eine vollkommene Function desselben, d. h. für normales Hören er¬ 
forderlich sei; 2) dass die wesentliche Ursache aller Gehörstörungen 
auf einer Veränderung der normalen Trommelfell-Spannung beruhe; 
3) dass alle pathologischen Erscheinungen bei den Ohrleiden sich 
in regelmäfsiger Folge entwickeln. Da nun Vf. zugeben musste, 
dass eine Lücke zwischen seinem 1. und 2. Satze besteht, so suchte 
er dieselbe durch Experimente auszufüllen, bei welchen er beab¬ 
sichtigte, künstliche Schwerhörigkeit zu erzeugen. Zur Veränderung 
der Trommelfellspannung wurden zwei Methoden angewendet: der 
VALSAi.vA’sche Versuch, um die Luft in der Paukenhöhle zu ver¬ 
dichten, und der MAissiAt’sche (TovNBKK’sche) Versuch, um die Luft 
in der Paukenhöhle zu verdünnen. Beim VALSAi.VA’schen Versuch 
wurden keine positiven Resultate erzielt, wohl aber beim Maissiat- 
schen. Wenn Vf. nämlich bei fest verschlossener Nase mehrere Mal 
hinter einander den Schlingact ausführen liefe, dann sank das Queck¬ 
silber des in die äufsere Mündung des Gehörganges luftdicht ein¬ 
gefügten Ohrmanometers mit jeder Schlingbewegung um ein Be¬ 
trächtliches. Untersuchte man während der Ausführung des Schling¬ 
actes das Trommelfell, so zeigte dasselbe eine, mit jeder neuen 
Schlingbewegung zunehmende Concavität, bis es schließlich beim 
dritten Schlingact straff fixirt erschien. Die beim Beginn des Ver¬ 
suches eintretende Congestion der Gefäße längs des Hammergriffes 
nahm rapid zu, und unter ebenfall9 zunehmendem Ohrenklingen 
trat eine deutliche Dämpfung aller Töne und Geräusche ein; nur 
das Ticken der Uhr wurde klar und deutlich und in größerer Ent¬ 
fernung, als beim Anfang des Versuches, gehört. Die Versuchs¬ 
person glaubte den Grund des Besserhörens der Uhr darin finden 
zu dürfen, dass alles Uebrige undeutlich gehört wurde. Nach dem 
Oeffnen der Nase und einigen Schlingbewegungen traten wieder 
die normalen Verhältnisse, wie sie vor dem Versuche gewesen waren, 
•in, nur hielt das dumpfe Hören noch eine Zeit lang an. Vf. stellte 
ferner den Versuch in der Weise an, dass das rechte Ohr fest ver- 


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No. 29. Bi’RNKTT u. Ouvrk, 8jähriger Mittelohrkatarrh mit Schwindel etc. 513 

schlossen wurde, während das linke offen blieb. Während auf dem 
letzteren die oben geschilderten Erscheinungen sich alsbald einstellten, 
blieb das rechte Ohr frei. In dem Augenblick jedoch, als der Pfropfen 
aus demselben entfernt wurde, stellten sich die Erscheinungen auch 
auf diesem Ohre ein. Dasselbe Resultat erhielt Vf. auch, wenn er 
den Verschluss des einen Ohres durch den pneumatischen Trichter 
bewirkte. Während an der Membran des geschlossenen Ohres keine 
Veränderung wahrgenommen wurde, trat Rötung und Einziehung 
ganz wie auf dem offenen Ohr, sofort auf, als mit Entfernung des 
Trichters der Luftzutritt zu dem betreffenden Ohre gestattet wurde. 
Vf. hält nach diesen Versuchen die Annahme för berechtigt, dass, 
wenn drei der gewöhnlichen Symptome eine Ohr-Erkrankung durch 
ein Experiment in wenigen Minuten könstlich erzeugt werden können, 
bei einer Fortdauer desselben Experimentes auf Stunden oder Tage, 
diese Symptome sich weiter entwickeln und complicirtere Gewebs¬ 
veränderungen nach sich ziehen können. Schwabach. 


Burnett and Oliver, Clinical history of a case of recurrent dropsy 
of the left middle ear, complicated after eight years duration, 
by an acute attack of monucular optic neuritis (choked-disk.) on 
the same side, followed, by general tabetic Symptoms: with remarks. 
Amer. J. of the med. Sc. 1884 January. 

Bei einem 25jährigen j. Manne, der als Kind schon an eitrigem 
Ohrenfluss mit Polypenbildung rechterseits gelitten hatte, bei den 
in Folge dieser Affection Obliteration des Meat. audit. ext. ein ge¬ 
treten war, beobachtete B. einerseits chronischen Mittelohrkatarrh 
mit Ansammlung serös schleimiger Flüssigkeit in der Paukenhöhle 
in Folge dessen hochgradige Schwerhörigkeit. Das Eigentümliche 
des Falles besteht darin, dass, nachdem einmal durch Paracentese des 
Trommelfelles, die Flüssigkeit aus der Paukenhöhle entleert und 
das Gehör gebessert war, B. sich veranlasst sah, nunmehr jedes 
Mal nach Wiedereintritt der subjectiven Beschwerden, die Operation 
zn wiederholen, so dass dieselbe im Verlaufe von 8 Jahren 38 Mal 
ausgeführt wurde. Bei den letzten Operationen wurde nur wenig 
oder kein Secret aus der Paukenhöhle mehr entleert und Vf. meint, 
dass die Art des Katarrhes sich insofern geändert habe, als der¬ 
selbe sich jetzt mehr als „hypertrophischer Katarrh“ des Mittelohres 
documentirt. Die im letzten Jahre aufgetretenen Erscheinungen, 
welche möglicherweise mit dem Gehörleiden in Zusammenhang ge¬ 
bracht werden könnten: Schwindel, taumelnder Gang, führen Vf., 
namentlich mit Rücksicht auf die ebenfalls im letzten Jahre erst 
hervorgetretenen Sehstörungen (Neuritis optica) zu der Annahme, 
dass, abgesehen von der localen Affection des Gehörorganes, cen¬ 
trale Störungen vorhanden seien, nämlich: Pachymeningitis chronica 
neben einer Neubildung mit 6ehr langsamer Entwickelung. Ausser¬ 
dem bestanden Zeichen von Tabes. (Das Nähere hierüber siehe im 
Original.) Schwabach. 


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XXII. Jahrgang. 

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514 Mackenzie , Schwellung der Nasenschleimhaut. - Ott, Pharynx No. 29. 

Morell Mackenzie, Hypertrophy of the mucous membrane of the 
nose. Ann. des maladies de l’oreille etc. 1883, 12. 

Wenn ein chronischer Nasenkatarrh, namentlich bei skrophulösen 
Kindern, Jahre lang besteht, so tritt eine Verdickung der Schleim¬ 
haut entweder im vorderen oder im hinteren Teile der Nase ein. 
Die Farbe der geschwollenen Schleimhaut ist alsdann vorn ge¬ 
wöhnlich glänzend rot, während dieselbe in dem nach hinten ge¬ 
legenen Teil öfters ein tieferes oder purpurnes Rot zeigt. Meist ist 
die untere Muschel der Sitz der Hypertrophie, die oft zu polypösen 
maulbeerartigen Wucherungen führt, welche bei Berührung leicht 
bluten. Gewöhnlich ist der Process bilateral und symmetrisch, das 
Septum nicht selten gleichfalls verdickt. Die Symptome sind denen 
des chronischen Katarrhs gleich, doch sollen Reflexphänomene, wie 
Asthma, Husten etc., seltener, als bei wahren Polypen eintreten. 
Die Diagnose ist bei genauer Untersuchung leicht zu stellen und 
eine Verwechselung mit Polypen zu vermeiden, wenn man bedenkt, 
dass die Hypertrophie bilateral und symmetrisch gewöhnlich die 
unteren Muscheln befcllt, während Polypen meist von der mittleren 
uod oberen Muschel ausgehen. Natürlich kommen auch beide . Zu¬ 
stände combinirt vor. Die pathologischen Veränderungen sind denen 
gleich, welche bei der chronischen Entzündung der Schleimhäute 
eintreten; die Epithelialzellen sind vermehrt, zeigen an einigen 
Stellen fettige Degeneration; die Basalmembran ist verdickt und die 
Mucosa mit kleinen Rundzellen infiltrirt; die Drüsen und ihre Aua- 
führungsgänge sind mit wuchernden Epithelzellen angefüllt, die Ge- 
fäfse stärker ausgedehnt, die Trabekeln verbreitert. Die Prognose ist 
günstig. Die Behandlung muss mit den mildesten Mitteln begonnen 
werden, tägliche Einführung von elastischen Bougies, die zuerst nur 
5 Minuten liegen bleiben, milde alkalische Ausspülungen etc. Sollten 
diese einfachen Mittel nicht zum Ziele führen, dann wären energischere 
am Platze. Jedoch warnt Vf. vor dem allzu geschäftigen Vorgehen 
mancher Specialisten, welche die Nase mit einem „Eifer und einer 
Energie klären, die einem fleifsigen Waldausroder alle Ehre macht.* 
(Ref. ist mit dieser Warnung vollkommen einverstanden, denn man 
kann manchmal die unglaublichsten Verheerungen in einer so be¬ 
arbeiteten Nase zu sehen bekommen.) Sollte also die Hypertrophie 
den schon erwähnten einfacheren Mitteln widerstehen, so ist die 
Galvanokaustik anzuwenden, entweder der Porzellanbrenner oder 
der Ecraseur. Auch ist die Pasta Londinensis, Arg. nitr. und Acid. 
acet glac. mit Erfolg zu gebrauchen. Anstatt die hypertrophische 
Partie zu zerstören, kann dieselbe auch mit einer Schlinge oder 
scharfen Zange abgetragen werden. W. Lublinski. 


Ad. Ott, Beobachtungen über den Pharynx und Larynx von Taub¬ 
stummen. Prager med. Wochenschr. 1884, No. 14. 

Die Untersuchungen bezogen sich auf 120 Taubstumme, die 
ein befriedigendes Resultat ergaben, während bei 15 Kranken di$ 
Untersuchung meist wegen hochgradiger Hyperplasie der Tonsillen 


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No.29. and Larynx Taubstummer. — Fränkkl, Puerperale Peritonitis. 515 

nicht ausführbar war. — Im Allgemeinen stimmt Vf. Krishabkr 
darin bei, dass Taubstumme sehr leicht laryngoekopisch zu unter¬ 
suchen sind. 

Was den Pharynx anbetrifft, so ist, wie schon Kkishabrr be¬ 
merkt hat, die Hyperplasie der Schleimhaut, namentlich der Tonsillen, 
ungemein häufig. Vf. fand dieselbe 61 Mal und glaubt wohl mit 
Recht, dass dieselbe als eine Teilerscheinung der Skrophulose, an 
der die Kinder zum gröfsten Teil litten, anzusehen sei. Die Epi¬ 
glottis, welche, nach Krishabbr, namentlich bei den Taubstummen, 
welche bereits gesprochen hatten und erst später das Gehör verloren, 
sehr häufig eine bedeutende RDckwärtslagerung zeigte, war in Vf.’s 
Fällen nur 15 Mal bedeutend, 18 Mal ein wenig in dieser Stellung 
zu constatiren, während sie sich in 87 Fällen in aufgerichteter Stel¬ 
lung befand. Im Innern des Larynx liefe sich kein wesentlich 
krankhafter Zustand nachweisen, auch konnte die von Kkishabrr 
öfters Vorgefundene und als Ursache der eigentümlichen Vox rauca 
der Taubstummen beschuldigte, Schleimansammlung im Kehlkopf 
nicht gefunden worden. (Ref. hat in 5 Fällen, die zu beobachten 
er Gelegenheit hatte, diese Schleimabsonderung ebensowenig con¬ 
statiren können.) — Der Befund an der Stimmritze während de6 
Phonirens war dagegen um so auffälliger. Dieselbe fand sich in 
den wenigsten Fällen geschlossen, sondern meist mehr oder weniger, 
ganz oder teilweise geöffnet. Die Dimension des Abstandes betrug 
2—3 Mm. (Ref. hat dasselbe in 3 unter obigen 5 Fällen beobachtet.) 
Vf. glaubt daher, dass die den Taubstummen eigentümliche Stimm¬ 
bildung auf diese fehlerhafte Einstellung und unzweckmäßige Span¬ 
nung der Stimmbänder zurückzuführen sei. W. Lublinski. 

A. Fr&nkel, Ueber puerperale Peritonitis. Deutsche med. Wochenschr. 

1884, No. 14. 

Da das Puerperalfieber, den heutigen Anschauungen gemäß, 
den Wund-Infectionskrankheiten zugerechnet wird, so muss man a 
priori — was auch durch die Erfahrung bestätigt wird — bei ver¬ 
schiedenen Fällen dieser Erkrankung auf das Vorkommen ver¬ 
schiedener mikroparasitischer Krankheitserreger gefasst sein. Erfolge 
die Invasion der letzteren direct in das Blutgefäfssystem hinein, 
so kommt es fast regelmäfsig zu einer sog. „Misch-Infection“, d. h. 
zur gleichzeitigen Invasion von zwei oder mehreren Arten von 
Mikroben, und zwar auf dem Wege zerfallender Thromben, welche 
das Virus im Körper verbreiten und in den durch sie gesetzten 
Herderkrankungen (z. B. im Exsudat einer consecutiven putriden 
Pleuritis) die verschiedensten Bakterienformen erkennen lassen. — 
Uebrigens kann es, nach Ehrlich (Cbl. 1882, S. 920), auch bei 
solchen Misch-Infectionen zur Anhäufung je eines bestimmten wohl 
charakterisirten Mikroorganismus in einem bestimmten Organe (z. B. 
von Bacillen in einem Pleuraexsudat, von Kugelbakterien in der 
Milz) kommen; für solche Fälle muss man annehmen, dass ver¬ 
schiedene der inficirten Emboli Träger je einer besonderen Bakterien¬ 
art waren. — Dagegen findet sich in der überwiegenden Mehrzahl 

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516 


Sikgmünd, Chylurie. 


No. 29. 


der Fälle, io welchen die Invasion des Organismus durch das 
Lymphgefäfssystem erfolgt (phlegmonöse oder lymphangoi- 
tische Form des Puerperalfiebers), eine enorme Menge Kugel¬ 
bakterien von ganz bestimmter Form, sowohl in den Lymphgefäßen 
der Ligamenta lata und des Diaphragma, als auch im eitrigen Inhalt 
der Peritonealhöhle und etwaiger afficirter Gelenke, spärlichere auch 
im Blut; man muss also annehmen, dass die Krankheitserscheinungen 
durch das Eindringen eines einzigen wohl charakterisirten und höchst 
virulenten Mikroorganismus von den inficirten Wunden am Genital- 
Apparat in das Lymphgefäfssystem bedingt sind. Mit diesen aus 
der PeritonealflQssigkeit entnommenen Puerperalkokken hat Vf. Rein- 
culturen vorgenommen und mit letzteren Uebertragungsversuche an 
Tieren angestellt. Wurden bei Kaninchen Injectionen der verflüs¬ 
sigten Cultur in die Lunge oder Pleurahöhle gemacht, so fanden 
sich im Exsudate der letal verlaufenden Pleuritis und Perikarditis 
die eingespritzten Kokken, massenhaft vermehrt, in ganz derselben 
Kettenform, die sie im peritonealen Exsudat des Menschen besitzen. 
Diese dem Kaninchen entnommenen Flössigkeiten, resp. das Blut 
dieser Tiere zeigten nun eine weit gröfsere Virulenz, als die ur¬ 
sprünglichen, von dem menschlichen Körper gewonnenen Culturen, 
und zwar traten bei Haut-Impfungen an anderen Kaninchen die 
deutlichen Erscheinungen des phlegmonösen Erysipels auf. — F. 
weist, im Anschluss hieran, einerseits auf die morphologische Aehn- 
lichkeit zwischen den puerperalen Kokken und den bei phlegmonösem 
Erysipel sich findenden hin, andererseits auf die grob anatomischen 
und klinischen Beziehungen' zwischen beiden Erkrankungen. Perl. 

H. Siegmund, Ein Fall von Chylurie. Berliner klin. Wochenschr. 1884, 
No. 10. 

Ein 45jähriger in Schlesien geborener Mann, der niemals im 
Auslande, speciell nicht in den Tropen gelebt, klagte Ober Mattig¬ 
keit und verschiedene unbestimmte Krankheitserscheinungen. Bei der 
Untersuchung des Harnes zeigte sich letzterer schwach sauer bis 
schwach alkalisch, von einem spec. Gewicht von 1010—1023 und 
weisslich gelbem, gleichmäßig trübem Aussehen. Beim Kochen fiel 
ein aus Eiweiß und etwas mitgerissenem Fett bestehendes Coagulum 
nieder; die Flüssigkeit klärte sich jedoch nicht vollständig, zeigte 
vielmehr eine durch fein verteiltes Fett bedingte gleichmäßige Trü¬ 
bung. Nach Entfernung des Fettes Vermittelst Aether, blieb noch 
immer eine von einem Eiweifskörper (fibrinogene Substanz naoh 
Eggkl und Bkiegbr) herrührende gelatinöse Trübung der Flüssigkeit 
zurück. Quantitativ enthielt dieser Harn an Eiweiß 0,12—0,22 pCt. 
an Fett 0,17—1.038 pCt.; mikroskopisch zeigte er Lymphkörperchen, 
nicht zahlreiche Fettkügelchen von geringer Gröfse, dagegen eine 
ausserordentliche Menge von Fett in molecularer Verteilung bei 
gänzlichem Mangel von pflanzlichen oder tierischen Organismen. 
Die Ausscheidung dieses chylösen Urins bildete nun durchaus nicht 
die Regel, vielmehr waren von 428 Partieen Harn die in 60 Tagen 
ausgeleert wurden, 46 Chylusharn, 13 schwach chylös (diese nur 


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No. 29. Eub, Juvenile Muskelatrophie und Pseudobypertrophie. 517 

Spuren von Fett und Eiweifs enthaltend), die Obrigen 369 chylus- 
frei. Nach Tagen bestimmt waren 9 Tage absolut chylusfrei, 
7 nahezu, während an den übrigen Tagen Chylueharn abgesondert 
wurde. Fast ausnahmslos erschien der Chylusharn nur einmal in 
24 Stunden, und zwar durchschnittlich zwischen 5 und 6 Uhr 
Morgens, ohne dass längere Innehaltung der horizontalen Lage oder 
Chloralschlaf wärend des Tages dieses zeitliche Verhältniss zu ändern 
vermochten. Allmählich schwanden die Störungen im Allgemein- 
befinden des Kranken ohne Aenderung der Harnbeschaffenheit. — 
Vf. ist der Ansicht, dass der Cylusharn als solcher in keiner Be¬ 
ziehung zu den Nieren steht; . vielmehr müsse auf der Strecke 
zwischen dem Nierenbecken und deüi Anfang der Urethra eine rein 
mechanische, übrigens interraittirende Beimengung eines Lymph- 
resp. Chylusstrome8 zum Harn stattfinden. Schliefslich glaubt Vf. 
die Fälle von „Chyluria nostras“ vorläufig noch von denen der 
„Chyluria endemica“ trennen zu müssen. Perl. 


W. Erb, Ueber die „juvenile Form“ der progressiven Muskel¬ 
atrophie uud ihre Beziehungen zur sogenannten Psendohyper- 
trophie der Muskeln. Deutsches Arcli. f. klin. Med. XXXIV. S. 467. 

Bei der als „juvenile Form“ bezeichneten, atrophische Zustände 
herbeiführenden Muskelerkrankung, handelt es sich um eine im 
Kindes- oder Jünglingsalter beginnende, fortschreitende, stationär 
werdende Atrophie und Schwäche bestimmter Muskelgruppen, ins¬ 
besondere des Schultergürtels, der Oberarme, des Beckengürtels, 
der Oberschenkel und des Rückens; häufig combinirt sich die 
Atrophie mit wahrer oder falscher Muskelhypertrophie. Nie werden 
fibrilläre Zuckungen, nie Entartungsreaction beobachtet. Auserlesene 
Krankengeschichten erläutern diese Behauptungen. Nachweisbare 
Veränderungen in den grauen Vordersäulen des Marks oder den 
vorderen Wurzeln bestehen nicht. In Bezug auf die Differential¬ 
diagnose von der spinalen Form der Muskelatrophie ist die Ent¬ 
stehung des Leidens (in der Jugend) das Freibleiben bestimmter 
Muskelgruppen (der kleinen Handmuskeln), die Anwesenheit wahrer 
oder falscher hypertrophischer Zustände, das Stationärwerden des 
Leidens, der Mangel einer Combination mit Bulbus- und Rücken¬ 
markserkrankung, das Auftreten in „familiären“ Gruppen oder iu 
„hereditiärer“ Form besonders charakteristisch. Im weiteren Ver¬ 
laufe seiner Betrachtungen kommt E. zu dem Ergebniss, dass die 
drei Krankeitsformen, die mau als Pseudohypertrophie der Muskeln, 
als hereditäre Form der Muskelatrophie und als juvenile Form 
derselben beschrieben, die allernächste Verwandschaft miteinander 
zeigen, wenn sie nicht gar untereinander vollkommen identisch sind. 
Für die spinale Form der progressiven Muskelatrophie schlägt Vf. 
die Namen vor: Amyotrophia spinalis progressiva (Dochknne-Ak.\>); 
für die andere Gruppe (juvenile, hereditäre Muskelatrophie und 
Pseudohypertrophie) wähle man nach E. die Bezeichnung: Dys¬ 
trophia muecularis progressiv^; Unterarten dieser Form wären die 


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518 Bkchterkw, Ursachen u. Folgen abnormen Hirndrucks. - Grbiff, No. 29. 

juvenile Muskelatrophie und die Pseudohypertrophie; die Benennung 
hereditär sei fallen zu lassen, da jede von beiden Unterarten bald 
* hereditär “ ist, bald nicht Bernhardt. 


Bechterew, Die Bedeutung der pathologisch-anatomischen Ver¬ 
änderungen in der progressiven Paralyse der Irren bezüglich des 
Auftretens apoplektoider und epileptoider Anfälle. Arch. f. Psych. 
XIV. S. 552. 

B. sieht die apoplektoiden und epileptoiden Anfälle der Para¬ 
lytiker als Ausdruck einer Compensationsstörung an, hervorgerufen 
durch veränderten Hirndruck. Gerade im Hirn der Paralytiker 
begünstigen eine Beihe von Umständen das Auftreten allgemeinen 
oder Örtlichen Hirndruckes. Die Wucherung der Bindegewebs- 
elemente, sowohl der Hirnsubstanz als der Hirnhäute schafft Hinder¬ 
nisse in den Bahnen der Ernährungsflüssigkeit. Solche Störungen 
werden gesetzt 1) durch Verwachsung der weichen Hirnhäute mit¬ 
einander und mit der Hirnrinde, 2) durch Obliteration des Aquäductus 
Sylvii und der aperturse laterales ventr. IV. in Folge von Ependym- 
granulationen, 3) durch Verschmälerung des Lumens der lympha¬ 
tischen Gefäfsräume in Folge starker Entwickelung von spinnen¬ 
förmigen Elementen in deren Umgebung. Diese Veränderungen 
hemmen die Cerebrospinalflüssigkeit in ihrer freien Bewegung. So 
lange der Seitendruck im Gefäfssystem normal bleibt, gleichen sich 
die dadurch gesetzten Störungen aus. Sinkt der Blutdruck in 
den Arterien, so ist der Druck von der Cerebrospinalflüssigkeit ge¬ 
nügend, die kleinen Gefäfsstämme zu comprimiren und es treten 
Symptome allgemeinen Hirndruckes in Gestalt apoplektoider Anfälle 
auf. Für die Anfälle, welche mit ansemischen Vorboten auftreten, 
zieht B. diese Erklärung heran. In anderen Fällen treten die An¬ 
fälle unter Erregungszuständen mit Hirncongestion auf. Hier kann 
die Cerebrospinalflü8sigkeit nicht unbehindert in die natürlichen 
Bahnen abfliefeen, weil diese durch Bindegewebswucherung verengt 
oder verwachsen sind und übt somit einen Druck auf die umgebende 
Hirnmasse aus, durch welchen der Anfall hervorgerufen wird. 

Als Ursache der epileptoiden Anfälle beschuldigt B. die schon 
bekannten oystenartigen mit seröser Flüssigkeit gefüllten Säcke im 
Innern des Subarachnoidalraumes, durch welche eine locale Atrophie 
des darunter befindlichen Bindenpartie hervorgerufen wird. Dieselben 
finden sich hauptsächlich in der psychomotorischen Bindenregion 
und sollen bei epileptoiden Anfällen mit unilateralen Convulsionen 
immer an der Oberfläche der gegenüberliegenden Hemisphäre be¬ 
sonders entwickelt gewesen sein. Zu Störungen im Hirndruck 
geben diese Säckchen Veranlassung, sobald eine Abnahme oder Zu¬ 
nahme des Seitendruckes eintritt. Siemerling. 

F. Greiff, Zur Localisation der Hemichorea etc. Arcb. f. Psych. XIV. 

S. 598. 

G. teilt 2 Fälle von Hemichorea mit, welche er mikroskopisch 
sorgfältig untersucht hat. Im ersten Falle handelte es sich um eine 


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No. 29. Hemichorea. — Wkstphal, Spastische Spinalparalyse etc. 519 

74 Jahr alte Frau. In Folge eines Schlaganfalles bestand eine 
vorhergehende Lähmung der linken Seite. In den nächsten drei 
Jahren traten noch 2 weitere Schlaganfälle auf, ohne andauernde 
motorische Störungen zu hinterlassen. Psychisch bot Pat. das Bild 
der Dementia senilis. Ganz plötzlich zeigten sich choreatische Be- 
wegungen links in der Muskulatur des Halses und des Armes. Im 
linken Arm bestanden Hyperästhesie, welche nach 14 Tagen zurück¬ 
ging, und schmerzhafte Sensationen, bis zum Tode anhaltend. Der 
Arm war stärker gerötet, heisser anzufühlen. Es traten kleine sub- 
cutane Hämorrhagien daselbst auf. Die choreatischen Bewegungen 
hielten 2 Monate lang an, bis zum Tode. Als wesentlichen Befund 
ergab die Section im rechten Sehhügel einen braunrot gefärbten 
hämorrhagischen Heerd. Derselbe lag am unteren Umfang des 
Sehhügels zwischen diesem und der Mitte des pes pedunculi; zwei 
kleine Fortsätze des Herdes gingen in den Hirnschenkelfuss. Ent¬ 
sprechend der Lage des Herdes zeigte sich absteigende Degeneration. 
Dieser Thalamusherd soll durch seine Einwirkung auf die im pes 
pedunculi verlaufende Pyramidenbahn die Hemichorea erzeugt haben. 

Der zweite Fall verlief unter dem Bilde der progressiven Para¬ 
lyse. (Frau 52 Jahre alt.) Häufig auftretende paralytische Anfälle. 
Nach einem solchen längeren paralytischen Anfall, traten chorea¬ 
tische Bewegungen ein im linken Arm, welche 4 Tage lang an¬ 
hielten. Hochgradige Parese des linken Armes, Steigerung der 
Temperatur. Sensibilität links herabgesetzt. Links Hemianopsie. 
Die Section ergab zahlreiche Ekchymosen in der Hirnrinde an den 
verschiedensten Stellen. In der Rinde der rechten Hemisphäre 
waren die Gefäfse stark erweitert, mit Zellinfiltration umgeben, 
welche so hochgradig war, dass dadurch eine Verdrängung des 
Rindengewebes zu Stande gekommen ist. Diese Veränderungen 
waren am hochgradigsten in beiden Centralwindungen. In der 
Rinde der linken Hemisphäre waren diese Erscheinungen weniger 
deutlich ausgesprochen. Neben diesem Rindenbefund zeigte sich 
im Pons ein beginnender Erweichungsherd, die rechte Pyramiden¬ 
faserung einnehmend und von da gegen das crus cerebelli ad pontem 
ziehend mit entsprechender absteigender Degeneration. Die grofsen 
Ganglien waren sämmtlich intact. G. hält es für das Wahrscheinlichste, 
den Sitz der Hemichorea in diesem Falle in der Hirnrinde anzu¬ 
nehmen und zwar in der motorischen Rindenpartie, in welcher die 
Pyramidenfaserung ihre Ausstrahlung findet. Siemerling. 

C. Westphal, Ueber einen Fall von sogenannter spastischer Spinal¬ 
paralyse mit anatomischem Befunde, nebst einigen Bemerkungen 
über die primäre Erkrankung der Pyramidenseitenstrangbahnen. 
Arch. f. Psych. etc. XV. S. 224. 

Ein 38jähriger Mann, früher syphilitisch, erkrankt mit Schwäche 
und Steifigkeit in den Beinen; bei der Harnentleerung wurden die 
Beine brettartig steif. Die Untersuchung weist in den unteren Ex¬ 
tremitäten den für die spastische Spinalparalyse charakteristischen 
Symptomencomplex nach; aufserdem bestehen Harnbeschwerden, 


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520 


Corkil u. Lkloir, Lupus-Impfung. 


No. 29. 


insofern der -Harndrang abnorm h&ufig eintritt und Patient den Urin 
nicht lange zurückhalten kann; ferner ist der Temperatursinn an den 
Beinen deutlich herabgesetzt. 

Von Seiten des Hirns und der oberen Extremitäten treten zu¬ 
nächst keinerlei Anomalien hervor. In dem 4jährigen Verlauf der 
Erkrankung tritt vorQbergehend Besserung einzelner Symptome ein. 
Kurz vor dem Tode ändert sich das Krankheitsbild insofern, als 
Parästhesien im rechten Bein, darauf eine Lähmung des rechten 
Armes und psychische Anomalien auftreten. 

Die Diagnose war auf eine multiple Degeneration oder eine 
combinirte Strangerkrankung gestellt worden. 

Die Section und die mikroskopische Prüfung ergiebt: im Rücken¬ 
mark: doppelseitige, nahezu symmetrische Degeneration der Pyra¬ 
miden- und Kleinhirnseitenstrangbahnen, außerdem partielle Affection, 
der Goi.i/schen Stränge aber nur bis in die Gegend des unteren 
Brustmarks; im Gehirn: Erweichung in der Marksubstanz der linken 
Hemisphäre, nur geringe Veränderungen in deijenigen der rechten. Vf. 
macht darauf aufmerksam, dass die ersten Anfänge einer spastischeu 
Contractur bei plötzlich und kräftig ausgeführten passiven Bewe¬ 
gungen ermittelt werden. 

Der Grad der motorischen Schwäche lässt sich bei dieser 
Krankheitsform schwer bemessen, da die activen Bewegungen durch 
die Muskelspannungen gehemmt werden; es lässt sich jedoch be¬ 
weisen, dass Lähmungserscheinungen von vornherein vorhanden sind, 
wenn vorübergehend die Spasmen sistiren. 

Der Krankheitsfall beweist wiederum, dass die geschilderten 
Symptome bei combinirter Erkrankung der Seiten- und Hinter¬ 
stränge hervortreten, wenn die Affection der letzteren nicht bis in 
den Lendenteil hinabreicht. 

Für das Vorkommen der isolirten primären Erkrankung der 
Seitenstränge fehlt noch der Nachweis, da auch der Fall von 
Mono an und Drkschfklo nicht beweisend ist. Einzig und allein 
sicher festgestellt ist die primäre Erkrankung der Seitenstrangbahnen 
bei der allgemeinen Paralyse der Irren; der Einwurf, dass es sich 
auch hier um secundäre Degeneration handelt, ist falsch, da sich 
die Degeneration nicht einmal bis in die innere Kapsel ver¬ 
folgen lässt. 

Bei paralytisch Geisteskranken tritt trotz Seitenstrangdegene¬ 
ration das Bild der spastischen Spinalparalyse nicht prägnant hervor, 
weil sie in Folge des Cerebralleidens zu Grunde gehen, bevor der 
Process die gehörige Entwickelung erreicht hat. 

In welcher Beziehung in dem beschriebenen Fall das Hirnleiden 
zu dem Rückenmarksleiden stand, liefe sich nicht klar erkennen. 

Oppenheim. 

Cornil 6t Lcloir, Recherches experimentales et histologiques sur 
la nature du lupus. Arch. de physiol. etc. 1884, 3. 

Vff. berichten ausführlich über Impfversuche mit lupösen Massen 
an Kaninchen und Meerschweinchen, worüber sie bereits im vorigen 


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No. 29. Filbbsk, Gcttmann, Falkkkhkim, Rink, Albxandkb, Autipyrin. 521 

Jahre eine kleine Mitteilung publicirt hatten. (Cbl. 1883, No. 48) : . 
Unteir 14 mit Lup. tuberculosus inoculirten Meerschweinchen war 
5 Mal eine allgemeine Tuberkulose nachweisbar, während bei 9 Tieren 
keine Tuberkeln durch die Autopsie aufgefunden werden konnten. 
Indessen lebten die Tiere im Durchschnitt nicht Ober 50 bis 70 Tage, 
sie wurden entweder getötet oder starben an accidentellen Krank« 
heiten, ja eins am 31. Tage an Indigestion; ein zweites wurde am 
54. Tage duroh Ratten getötet. Da aber nach Maurin Meer¬ 
schweinchen, welche mit tuberculösen Massen inoculirt werden, 5, 6 
und selbst 7 Monate noch leben können, so wäre es immerhin 
möglich, dass von den 9 erfolglosen Versuchen bei längerer Lebens¬ 
dauer der Tiere manche noch tuberculös geworden wären. — Von 
3 Meerschweinchen, welche mit den Producten von Lupus erythe¬ 
matosus geimpft waren, wurde eins tuberculös. Doch waren hier 
keine Massen von Lupus erythemato-acneiform., sondern von eryth. 
tubercul. benutzt. — Vier Kaninchen, welche mit Lup. tuberc. in 
die vordere Augenkammer geimpft waren, ergaben positive Resul¬ 
tate. — Vff. untersuchten schliefslich Lupus-Massen, welche von 
Liebenden entnommen waren, auf Bacillen, und zwar standen ihnen 
12 Fälle zur Verfügung, von denen 5 auch zu den Impfversuchen 
benutzt waren. Trotz sehr sorgfältiger Durchforschung fanden sie 
keine Bacillen, mit Ausnahme eines Falles, wo es sich um einen an 
Tuberkulose leidenden Kranken handelte, und auch hier war es nur 
möglich, einen Bacillus in einer Serie von 12 Schnitten zu finden. 
Merkwördiger Weise aber waren die Massen von einem dieser Lupus¬ 
fälle, in dem bei sorgfältigster Untersuchung keine Bacillen gefunden 
waren, zur Inoculation benutzt und hatten Tuberkeln mit exquisiten 
Bacillen zur Folge gehabt. Lewinski. 

1) W. Fi lehne, Ueber das Antipyrin, ein neues Antipyreticum. 
Ztschr. f. klin. Med. VII. S. 641. — 2) P.Gnttmann, Ueber die Wir¬ 
kung des Antipyrin. Berliner klin. Wochenscbr. 1884, No. 20. — 

3) H. Falkenheini, Zur Wirkung des Antipyrin. Das. No. 24. — 

4) C. Rank, Ueber den therapeutischen Wert des Antipyrin. 
Deutsche med. Wochenschr. 1884, No. 24. — 5) Alexander, Ueber 
das Antipyrin und seine Wirkung bei fieberhaften Krankheiten. 
(Aus d. Klinik des Hrn. Bikkmeh in Breslau.) Breslauer ärztl. Ztschr. 1884, 
No. 11. 

1) Ein neues von Filehur untersuchtes, von Kmorr (Erlangen) 
dargestelltes und »Antipyrin“ benanntes Chinolinderivat stellt ein 
weisses, krystallinisches, in Wasser leicht lösliches Pulver dar, von 
nur schwachem, leicht zu verdeckendem Geschmack. Zu 5,0—6,0, 
welche am zweckmäfsigsten in 3 Dosen mit je einer Stunde Intervall 
(am besten 2,0 -f- 2,0 -f- 1*0 resp. 2,0) setzt es nach F. prompt und 
sicher bei Fiebernden die Körpertemperatur herab. Der Temperatur¬ 
abfall erfolgt allmählich, meist ohne Schweife und erreicht sein 
Maximum 3—5 Stunden nach Beginn der Medication. Die Dauer 
der Wirkung ist verschieden lang; meistens nur 7—9 Stunden, oft 
aber erst nach 18—20 Stunden ist die Temperatur wieder in die 


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522 Filkhne, Guttmann, Falkkkhkim, Rauk, Ai.kxandkr. Antipyrin. No.29. 

Hohe gegangen. Das Wiederansteigen erfolgt allmählich und stets 
ohne Frost. — Gleichzeitig mit der Temperatur sinkt die Puls¬ 
frequenz, wenngleich hierbei keine volle Proportionalität besteht. 
Ueble Nebenwirkungen kommen nicht vor, nur beobachtete Vf. zu¬ 
weilen Brechneigung und Erbrechen, namentlich nach gröfseren 
Dosen. Der Urin war stets eiweifsfrei und zeigte keine auffallenden 
Farbenveränderungen. 

Für Kinder empfiehlt F. 1 / 2 —*/j der oben angegebenen Dosis. 
Die Darreichung geschieht zweckmäfsig in Wasser gelöst mit Zusatz 
eines aromatischen Corrigens (Aqua Menthen) oder in Wein. 

2) F.’s Angaben konnte G. nach Beobachtungen an 27 hoch 
fieberhaften Kranken bestätigen. Der Temperaturabfall geschah 
continuirlich und allmählich, erreichte sein Maximum nach 3—4, 
ausnahmsweise nach 5 Stunden und beträgt mindestens 1,5, öfter 
2—3° C. Nachdem die Temperatur 1—2 Stunden auf dem niedrig¬ 
sten Punkte verharrt hat, steigt sie wiederum allmählich, ohne Frost, 
um nach 5—6, oft aber erst nach 12 oder gar 18 Stunden ihr 
Maximum zu erreichen. Das Antipyrin unterscheidet sich dadurch 
wesentlich von dem Kai rin und zeigte eine mehr denn Chinin ähn¬ 
liche Wirkung. Gleichzeitig mit der Temperatur sinkt die Puls¬ 
frequenz; bei sehr starkem Temperaturabfall beobachtete G. öfters 
Schweifse. Unangenehme Nebenwirkungen traten nicht auf, nur in 
einzelnen Fällen kam es zu Erbrechen. 

3) Auch F., welcher das neue Mittel auf der Königsberger 
Universitäts-Klinik versuchte, bestätigt die günstigen Angaben Ober 
die Temperatur erniedrigende Wirkung ihrem vollen Umfange nach. 
Bei Intermittens dagegen versagte es selbst in sehr grofsen 
Dosen — in einem Fidle 25,0 innerhalb 24 Stunden, — voll¬ 
kommen. 

4) Aehnlich lauten die Angaben R.’s, aus denen hervorzuheben, 
dass bei empfindlichen Frauen sich einige Mal 1—2 Stunden nach 
der Einnahme Erbrechen einstellte, was bei subcutaner Anwendung 
ausblieb. Diese Anwendungsweise ist nach R. besonders em¬ 
pfehlenswert. 

Die Einspritzungen bewirken aufser einer leichten, vorüber- 
gehenden Schmerzhaftigkeit der Einstichstelle keine weiteren Örtlichen 
Erscheinungen; nur in einem Falle trat V 2 Stunde nach der In- 
jection ein sich Ober den ganzen Körper verbreitender, rasch wieder 
verschwindender urticariaartiger Ausschlag auf. 

Die antipyretische Wirkung tritt nach subcutaner Injection 
schneller und schon nach kleineren Dosen als bei interner Dar¬ 
reichung, so dass hier gewöhnlich eine einmalige Injection von 2,0 
hin genügte, um einen ausgiebigen Temperaturabfall zn erzeugen. 
R. zieht daher die subcutane Anwendung der internen Darreichung 
in allen Fällen vor, wo nicht ein rascher Temperaturabfall mit Ge¬ 
fahren verbunden ist, wie bei Kindern und schwachen, herunter¬ 
gekommenen Personen. Vf. empfiehlt eine heifs bereitete Lösung 
von 1 TI. Antipyrin : 0,5 TI. Wasser. Diese Lösung bleibt, trotz¬ 
dem 1 TI. Antipyrin 3 TI. kalten Wassers zur Lösung erfordern, 


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No. 29. 


Raymom). — Maykr. 


523 


nach dem Erkalten vollkommen klar und halt sich für mehrere Tage 
unverändert. 

5) Auch A. beobachtete die günstige Wirkung des Mittels in 
15 Fällen (Phthisis, Pneumonie, Typhus etc.). Bei einem Fall von 
Intermittens tertiana gelang es, durch Antipyrin, welches im Be¬ 
ginn des Anfalles gereicht wurde, denselben zu unterbrechen, doch 
konnte sein Wiedereintreten nicht verhindert werden; auf der Höhe 
des Anfalles gereicht, beschleunigte es die Röckkehr zur normalen 
Temperatur um mehrere Stunden. Bei Recurrens liefe sich erst 
nach Anwendung einer grofsen Dosis und nachfolgenden kleineren 
Dosen die Temperatur auf einer fast normalen erhalten; die Spi¬ 
rillen im Blute waren unter dieser Behandlung jedoch zahlreicher 
als im Anfänge. Eine specifische Wirkung bei Gelenkrheuma¬ 
tismus scheint dem Mittel nicht zuzukommen. Abgesehen von Er¬ 
brechen, welches häufiger bei Frauen, als bei Männern auftritt, beob¬ 
achtete Vf. keine unangenehme Nebenwirkung. 

Im Anhänge teilt G. Rosbnfkl» mit, dass der Urin nach 
Darreichung von Antipyrin, ebenso wie eine wässerige Lösung des¬ 
selben, auf Zusatz einer verdönnten Eisenchloridlösung rotbraune 
Färbung annimmt; diese Färbung tritt auch auf nach dem Kochen 
des Urins. Die Reaction ist am stärksten ungefähr 20 Stunden 
nach Darreichung von 4,0 Antipyrin. Nach 36 Stunden scheint 
die Ausscheidung des Antipyrins oder eines ihm nahestehenden Um- 
wandlungsproduotes beendet zu sein. Langgaard. 


Raymond, Sur l’origine corticale du facial införieur. Gaz. med. 
1884, No. 21, 22. 

In dem Gehirn einer Person * welche an Aphasie und Monoplegie des rechten 
unteren Facialis gelitten hatte, fand sich ein Erweichungsherd, der den Fufs der dritten 
linken Stirnwindung und das untere Drittel der vorderen Centralwindung einnahm. 
Dieser Fall, wie andere in der Literatur enthaltene, in denen eine isolirte Lähmung 
des unteren Facialis bestanden batte, lehren, in Uebereinstimmung mit dem Tier- 
Experiment, dass das corticale Gentrum des unteren Facialisgebietes im unteren Drittel 
der vorderen Gentoralwindung gelegen ist. Oppenheim. 


S. Mayer, Beitrag zur Kenotnies dos Atem centrums. Prager Ztschr. 
f. Heilk. IV. S. 187. 

M. bat die »Atempause* und »terminale Atmung* erstickender Tiere (Högtks) 
einer näheren Untersuchung unterzogen. Bringt man die Tiere beim Beginn der Atem¬ 
pause unter Bedingungen, die für die Atmung günstig sind, so kann die »terminale 
Atmung* den Tod nicht abwenden, wohl aber kann man die Tiere vollkommen wieder¬ 
herstellen, wenn man bei Beginn der Atempause oder auch erst bei Beginn der ter¬ 
minalen Atmung kräftige künstliche Atmung einleitet. Wiederholt man diesen Ver¬ 
snob« so wird die Atempause immer kürzer. Atempause und terminales Atmen tritt 
auch nach Sperrung der Hirnarterien and nach Unterdrückung der gesammten Gircu- 
lation auf, ebenso bei Ersticken durch Pneumothorax und Verschluss der Trachea, bei 
Ersticken in kleinem abgeschlossenen Raum (O- Mangel) oder in grofsem (C0 5 -Anhäu- 
fung), auch ändert Vagotomie nichts. In der Atempause reagirt der Atemapparat 
nicht anf sensible Reize. Im Gegensatz zum Atemcentrum stellen diejenigen Gentren, 
welche GefäTstonns, Herzperiode und willkürliche Muaculatnr beherrschen, ihre Tätig- 
k eit ein, ohne dass einem Stadium der Functionslosigkeit sieb ein letztes Aufflackern der 
Lebensäufserong anschliefst. Gad (Wftntmrg). 


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524 Knoll. — Bubnow. — Bunge. — v. Mering. No. 29. 

Ph. Knoll, Ueber unregelmäfsiges und periodisches Atmen. Lotos. 

Naturw. Jahrb. N. F. III.—IV., S. 58. 

K. dringt in einem, bekannte Tatsachen behandelnden Vertrage darauf, dass 
man scharfer zwischen derjenigen Atemform, deren Typus Biot's meningitisehes Atmen 
ist (Gruppen gleich frequenter und gleich tiefer Atemzüge durch Pausen getrennt) und 
dem CHEYNE-STOKRs'schen Phänomen (Pause, Anschwellen der Atmung in Frequenz und 
Tiefe, Abschwelien, Pause) unterscheiden möge. Gesunde Menschen zeigen im Sehlaf 
nie CHBYNR-STOKBg*sches, sondern nur BioT’sches Atmen. Letzteres Ulst sich bei Tieren 
leicht hervorrufen, erster*« nur durch Combination verschiedener Eingriffe, am besten 
durch sensible Reize in tiefer Narkose. Gad (wanbarg). 


N. ßubnow, Beitrag zu der Untersuchung der chemischen Bestand¬ 
teile der Schilddrßse des Menschen und des Rindes. Ztschr. f. 
physiol. Chemie VIII. S. 1. 

Die ron Fett, Bindegewebe und den Gefäfsen gereinigten Drüsen wurden in kleine 
Stücke geschnitten, wiederholt mit Wasser, alsdann mit 10prOcentiger Kochsalzlösung 
extrahirt. Der filtrirte Kochsalzauszug wurde mit dem doppelten Volumen Wasser 
verdünnt und durch Essigsäure gefällt, mit Wasser, Alkohol, Aether gewaschen: Thy- 
reoprotein I. Der Rückstand von der Kochsalzextraction wurde mit verdünnter Kali¬ 
lauge (1 : 1000) extrahirt, der filtrirte Auszug gleichfalls mit Essigsäure gefällt: Thy- 
reoprotein II. Eine nochmalige Behandlung des Rückstandes damit und Fällung durch 
Essigsäure etc. ergab das Thyreoproteiu III. Die Analyse dieser Niederschläge lieferte 
eine dem Eiweifs sehr nahestehende Zusammensetzung. — Die verschiedenen Proteine 
zeigten unter einander kleine Differenzen, dagegen stimmten die betreffenden Nieder¬ 
schläge ans Menschen- und Rinderschilddrüsen ganz überein. — Im wässerigen Auszüge 
der Schilddrüsen waren Eiweilskörper — u. A. Globulin, Kreatinin, Hypoxanthin, 
Xanthin, Milchsäure nachweisbar. E. s&Jkowskj. 


G. Bunge, Ueber das Saueratoffbedürfniss der Darmparasiten. Ztschr. 
f. physiol. Chem. VIII. S. 48. 

Zu deu Versuchen dienten die im Dünndarm der Katze lebenden Spulwürmer 
(Ascaris mystax), die sich durch besondere Lebhaftigkeit der Bewegungen auszeichnen. 
In verdünnter Kochsalzlösung, die etwas Natriumcarbonat enthält ( 1 pCt. NaCl and 
0,1 pCt. Na,C0 3 ) leben die meisten Tiere 7—10, einige 13—14 Tage. In solchen 
Lösungen, die durch Anskochen von der absorbirten Luft befreit und dann durch 
Quecksilber abgesperrt wurden, lebten die Tiere unter lebhaften Bewegungen G Tage. 
B. berechnet, da» den Tieren höchstens 0,02 Cctm. Sauerstoff auf 1 Grm. Körper¬ 
gewicht in 24 Standen zur Verfügung stand» während im Winterschlafs erstarrte 
Eidechsen, nach den hierüber vorliegenden Angaben, immer noch 0,41 Cctm. auf 
1 Grm. Körpergewicht verbrauchen. Selbst wenn man den Ascariden den Sauerstoff 
so vollständig entzieht, als es mit den gegenwärtigen Hülfsmitteln möglich ist (durc)i 
Pyrogallussäure, Eisenoxydul, hydroschwefligsaures Natron), so leben tlfe'Tiere doch 
4 — 5 Mal 24 Stunden. Daraas geht hervor, dass bei diesen Tieren die Oxydation 
nicht die Quelle der Muskelkraft sein kann, wenigstens nicht die einzige. 

B. Mkowakt 


V. Mering, Ueber die Wirkung des Ferricyankalium auf Blut. 
Ztschr. f. physiol. Chemie VIII. S. 186. 
v. M. beobachtete, dass frisches Blut, mit concentrirter Lösung von Ferricyankalium 
versetzt, seine hellrote Farbe behielt, während nach der gewöhnliohen Angabe Fern- 
cyankalium Hämoglobin sehr rasch in Methcemoglobin überführt. Diese Umwandlung 
trat auch ein, als das Blut mit Wasser verdünnt wurde, dagegen nicht beim Ver¬ 
dünnen mit einer Lösung von schwefelsaurem Natron oder Kochsalz. Ebenso wie 
Wasserzusatz, wirkte Durchschütteln des Blutes mit Aether oder Chloroform oder 
Gefrierenlassen und Wiederauftauen. Das Ferricyankalium wirkt also nur auf gelöstes 
Hämoglobin verändernd ein, nioht auf in Blutkörperchen gebundenes Hsemoglobin. 

£. Salkowski. 


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No. 29. Wrskkkr. — Krönlein. — Mikulicz. — Schmidt. — Jonquikrr. 525 

F. Wesener, Ueber das Vorkommen der Tuberkelbacillen in den 
Organen Tuberkulöser. (Aus dem pathologischen Institut zu Giessen.) 
Deutsches Arch. f. klin. Med. XXXIV. S. 583. 

W. untersuchte 19 Fälle von chronischer Lungenphtbise, 4 Falle von acuter Mi- 
liartuberoulose und 3 Falle von localer Tuberoulose auf das Vorhandensein der Bacillen. 
Mit Ausnahme von einem Darm und einer Niere, sowie von Je zwei Lebern und 
Milien fand er sie in allen darauf untersuchten Organen. o.lorul. 

Krölllein, Ueber Struma intrathoracica retrotrachealis. Deutsche 
Ztsehr. f. Chir. XX. S. 93. 

Bei einem 63jährigen Pat., bei welchem in Extremis die Tracheotomie gemacht 
werden musste und welcher 10 Tage später an fortschreitender Kohlensäure Vergiftung 
starb, liefs sich bei Lebzeiten nur eine nach unten immer mehr zunehmende Verenge¬ 
rung der Luftröhre dartun. Die Leichenöffnung ergab einen von dem unteren und 
hinteren Pol der im Uebrigen nicht vergröfserten Schilddrüse ausgehenden und sich 
zwischen Trachea und Oesophagus hineindrängenden Fortsatz, der einen intrathoracischen 
Colloidkropf von 8 Ctm. Länge, 7 Ctm. Breite, 5 Ctm. Dicke und 19 Ctm. Umfang 
darsieUte. Nachträglich ergab sich, dass Pafc. schon seit frühester Jngend, in der er 
einen Croup-Anfall gehabt, an Atmangsbeschwerden bezw. an Asthma gelitten. — K. 
meint daher, dass hier eine angeborene Bildnngs - Anomalie der Schilddrüse, ein Pro¬ 
cessus accessorius congenitns intrathoracicus retrotrachealis vor Hegt, der strnmös dege- 
nerirend, sohon frühzeitig sich vergröfsert habe, bis er schliefslich den Tod im 63. Le¬ 
bensjahre znr Folge hatte. _ P.Gäterbock. 

J. Mikulicz, Zur Operation des Pharynxcarcinoms. Ein Beitrag 
zur Pharyngotomie. Deutsche med. Wochenschr. 1884, No. 3. 

In dem eine 65jährige Dame betreffenden Falle modificirte M. die temporäre 
Durchschneidung des Unterkieferastes nach B. v. Langenbbck dahin, dass er denselben 
ca. 1 Ctm. oberhalb des Winkels in toto dauernd resecirte. Diese Abänderung hat nicht 
so sehr den Vorteil, mehr Raum zu schaffen, als das Verfahren v. Langenbeck’s; ihr 
Vorzug besteht vielmehr in der freien und leichten Bloslegnng der seitlichen Pharynx¬ 
wand von aufsen her, sowie in der Möglichkeit, die Operation fast bis an*s Ende 
extra cavum oris et pharyngis ausführen zu können. Der äufsero Schnitt verläuft 
dabei vom Proc. mastoid. am vorderen Kopfnickerrand 7—8 Ctm. nach unten bis an 
das grofse Zungeobeiohorn; eine prophylaktische Tracheotomie ist nicht nötig und 
lässt sich die ganze Wundhöhle bequem mit Jodoform - Gaze von aufsen tamponiren. 
(Heilung wer im vorliegenden Falle noch nach 6 Monaten za constatiren.) 

P. Güterbock. 


Meinhard Schmidt, Casuistieche Mitteilungen. Deutsche Ztschr. f. 
XXXX. S. 116. 

1) Eine anomale Leistenhernie. „Properitoneale 14 Hydrocele einen wahr¬ 
scheinlich angeborenen Leistenbrnch hei einem 27 jährigen Pat. complicirend. Hernio- 
tomie mit Ansgang in Heilung und Wiederanfüllung des Hydrocelensackes. 

2) Acute 8pontaugangraen des Hodens mit Entwickelung von Fäul- 

nissgasen, eine Hernie vortäuschend. Als einzige Aetiologie dieses an den 
acuten embolischen Iufarct des Hodens nach Volkmaki« (und Vallin, Ref.) erinnernden 
Vorkommnisses ist ein alter Tripper anzusehen, indem bereits Kocheb und Küster 
einen solchen in der Aetiologie der Hodeogangfeen beschreiben. p. Güterbock. 

Jonquifere, Bleibende Lähmung der Abductorenfasern eines Stimm« 
bandes durch Druck auf den Recurrens, verbunden mit vorüber¬ 
gehender Parese der Adductoren. Berliner klin Wochenschr. 1884, 
No. 14. 

J. teilt einen charakteristischen Fall mit, welcher Skmoh's Behauptung bestätigt, 
das« hei Erkrankung oder Verletzung der Centren oder der Stämme der motorischen 
Kehlkopfnerven die Abdnetoren der Stimmbänder die Neigung haben, aussehHefslich 
oder doeh früher zu erlahmen, als die Adductoren. w. Lublinski. 


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526 Moos. — Kuschbkrt. — Albrrcht. — Sc hrrschrwsrt. No. 29. 


Moos, Ein Fall von doppelseitiger Labyrinthaffection in Folge von 
Scharlach, günstig beeinflusst durch Pilocarpin-Injection. Ztschr. f. 
Ohrenheilk. XIII. S. 162. 

M. brachte in dem, ein 7 jähriges Mädchen betreffenden Falle von Labyrinth¬ 
affection, die an einer eitrigen Otitis media in Folge ron Scharlach sich hinzugeeellte, 
subcutaoe Einspritzungen Ton: Pilocarp. mnriat. 0,02, Aq. dest. 2,0 anfangs täglich, 
später jeden zweiten Tag 10 Tropfen zur Anwendung. Obgleich bereits am Morgen 
Tor der ersten Einspritzung auf der einen (linken) Seite wieder etwas Gehör sich ein* 
gestellt hatte, so glaubt M. doch den günstigen Einfluss des Mittels auf den Verlauf 
des Gehörleidens nicht bezweifeln zu sollen. Die bei der ersten Untersuchung con* 
statirte absolute Gehörlosigkeit für alle Tonquellen war schliefslich so gebessert, dass 
das Kind auf dem linken Ohr mäfsig lautes Sprechen in 3 1 /« Meter Entfernung rer* 
stand. Das Ticken der Taschenuhr wurde links lOCtm., rechts 5 Ctm. weit gehört. 

8chwab*eh. 


Kuschbert, Die Xerosis conjunctivae und ihre Begleiterscheinungen. 
Deutsche med. Wochenschr. 1884, No. 21 u. 22. 

Bei der Xerosis conjuntivse werden in erster Linie Erkrankungen der Respirations¬ 
organe , Tom einfachen Broncbialkatarrh bis zur schweren Pneumonie und Gangrani* 
bildung, beobachtet. Eine constante Veränderung zeigt ferner die Haut und zwar 
ebenfalls io sehr verschiedener Abstufung, ron kaum merklicher Verfärbung und 
Trockenheit, bis zur excessiven Rauhigkeit, Abschuppung, ja sogar gangränösem Zerfall. 
Sehr häufig ist die Xerose von krankhaften Erscheinungen seitens des Darmkanals, 
weniger constant von Zahnfleischaffectionen begleitet. 

Wahrscheinlich ist es, dass die auf der Conjunctira und in den Geweben gefun* 
denen Bacillen die eigentlichen Krankheitserreger sind. 

Die Xerose mit den sie begleitenden Krankheitserscheinungen muss somit als eine 
typische Infectionskrankheit angesehen werden. Horstmann. 


R. Albrecht, Zwei weitere Fälle von Typhus recurrens beim Fötus. 
Petersburger med. Wochenschr. 1884, No. 14. 

Seiner früheren Beobachtung (Gbl. 1880, S. 576) ron Recurrens beim Fastus reiht 
A. folgende weitere Mitteilnngen an: 1) Eine 28jährige, im 8. Monat schwangere 
Tagelöhnerin tritt nach dem vermutlich ersten Recurrensanfall in's Hospital ein, schwitzt 
hier noch mehrmals stark und gebar am 5. Tage nach der Aufnahme. Am nächsten 
Tage (bei 40 • Temperatur) ergab die Untersuchung ihres Blutes die Anwesenheit ron 
Spirochäten. Im Blnte des Foetus worden dieselben — im bewegungslosen Zustande — 
52 Standen p. m. constatirt. — 2) Eine 32 jährige Schwangere, die anscheinend nach 
dem dritten Anfall einen 30wöchentlichen Foetus zur Welt brachte, der eine sehr 
vergröfserte brüchige Milz zeigte, aber keine Spirillen im Blute. — A. erinnert 
an seine früheren mikroskopischen Befunde minimal kleiner Entwickelungsformen der 
Spirillen und vindicirt diesen die Fähigkeit, das Filter der Placenta leichter zo durch¬ 
wandern, als die fertig ausgebildeten Spirillen. Er fügt noch den Fall einer Zwillings* 
Entbindung bei, in welchem die Nicbtvergröfserung der fatalen Milzen und das Fehlen 
der Spirillen bei gleichzeitigem Spirillenbefnnde im Blute der Mutter, die Ansicht 
nabegelegen, dass eine Erkrankung des Fötus in utero mit dem Befallenwerden der 
Mutter nicht a tempo zusammenzufallen braucht. Werotefc. 


M. Scherschewsky, Ueber Thermoneurosen. (Material zur Pa* 
thologie der vasomotorischen Neurosen.) Virchow’s Arch. XCVI., 
S. 131. 

Vf. bringt 4 Krankengeschichten, in denen es sich, seiner Auffassung nach, um 
eine „thermische Neurose des vasomotorischen Centrums“ handelte. — Der erste Fall 
betrifft eine bei einem 12jährigen Mädchen aufgetretene diphtherische Lähmung, in 
deren Verlauf es, ohne sonstige nachweisbare Veranlassung, zu bedeutender und be¬ 
drohlicher Erhöhung der Körpertemperatur (bis 41°) kam, die erst unter fordrten 
Einatmungen von Sauerstoff schwand. — Im zweiten und dritten Falle handelte es 
sich um 2, ein 9jähriges resp. 8jähriges, nervös erregbare Mädchen, bei welchen in 


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Ko.29. » 3 öst; - Rk-hkr ü. :v- < .* r.w - Rw&vnixu-.? Hammuk». 53t • 

**i*ehisdeiu:n Lefotiiasfcltefit berdeomttf? $*te4U*tt#:-Vxr'u otjna je<k ürsach» auf* 
tr&r«n un^ tt ii$ bitöiiihfnlÄir lirs Ke**ypsy ««ms (Debilität • dur Pu ; 

• |^&pßa4Uelikftf. de* . ä.nd <io> linken Pt int tu 

tracbisli* etc.) *i» beringe». IföftrJf.. '$£&*> ’fl. du* )%» tihU* 

iüli&h&i} M&khetj. wÜTttenÜm tfaatratea Un?imiug*$ fwj s 

Wwg/m Mc kkwöiwh&a Aü-ys &4yi > i nu £ $ u <)m Vi ^ rgL ikfc Ori^ ito» 

S, E, Pögf, Jodoform in .• • •► A.->« ..•’.'►. ivs4. Kl» S • i* ; . 

ln zwei TJUteu Tön ' Qi*böi*& *■&* ooW d*t . Aowtt> JUwg von .Jätfoforo» 

(I—2 Üftn.'.'pro ditj in qjehm:^ * • n ven.^iR wA i*: f.*v.!u‘ *•?<•* 

nrag 4*r Zqetar* ond Hiinskjira'^r--h•>>•• u> >>: ;• .cV'"v »*8tei^ma£ »Ko 
«in, dafth bfe*cbrftnkt* >im -Miußk sof Äte ersten W*rJ<*v *&$«* Ap); 

wendung und ich**xi4 mit SuJfvtiiföW 

Dwrbai, J£itfcerp, ‘Scblnfto*lgkbU\-Wü: t »;;.•• .&*•' «uiiv^u amu jcdwcdl:*. i»ec 

jffurofttisssh* Unterbrechungen »vrfov l.fc; 

P, Richer -ei • &* de ia Tour<‘ffr . pur k> Con^fueh 

ProgT^s njed, 1884; #*>., JX 

Sog*n&Qpt* ioppediÜft* töW- l'itflwwxw Us**n tr.u '>•< &yuuot*Ut*o w 

dirtin suüKi&mlwlem oder kiitAl^M * ^-• <\*^yjmd u*r <orbetrigrift nti.l . tiaou &ac»k 

vlhrpnd dar wnöheo 2ä£*au&8B 4»r*Ki^7 eny fc¥^OMi*A»ö<t6r SVr*ü*i«ta blpitwi. 

Auch obßt roth«T^giLftg«öe byp^t4it4bu- l'fü^iüueij koun^ft <>k» Mud 

für deo Hypöötkmut bäipßlngli‘t*^a J\rw^^ru i« auch feid ^M-r gsöjijfi 

MenascbÄU |»fodacin #eedsn, viijiviP.ttb. ottei ■ * eio. 

fit dÄs Gue4 ^hSärf , »o bilde- ^ öf^c. m&w ia? »tueiV 4$> 

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ÖBHRSTRINRR. — ZwRlFRt.. — BrPWTZRL. 


No. 29. 


Miryachit benannt), darin bestehend, dass ein Individnnm aHe lanten Geräusche, alle 
ihm vorgemachten Gesten sofort und ohne widerstehen su können nachahmt. Genauer 
beschrieben wird ein am Ussurfinss (Nebenfluss des Amur) beobachteter Kranker. — 
H. vergleicht das Leiden mit den von Bkabd in Maine und New-Hampshire bei den 
französischen „Springern“ (Sauteurs, Jumpers) beobachteten Zuständen und (vielleicht 
etwas gewaltsam) mit einigen bei uns als „Schlaftrunkenheit 14 bekannten Affectionen. 

_ Bernhardt. 

Obersteiner, Ueber Pruritus hiemaliß. Wiener med. Wochenschr. 1884, 
No. 16. 

O. beobachtete dieses in Europa bis Jetzt wenig beschriebene Leiden bei einem 
kräftigen in Cairo ansässigen 37 jährigen Manne. Es stellt sioh bei demselben seit 
einer Reihe von Jahren ein heftiges Jucken in der Haut beider Waden regelmäfsig 
im Monat October ein, steigert sich im Laufe des Winters bis zu einem sehr hohen 
Grade, um mit Beginn des Frühjahrs im Monat März wieder zu verschwinden. Bei 
Tage geht es dem Pat. noch erträglich, aber des Nachts erreicht das Jucken seinen 
Höhepunkt. Alle dagegen angewandten Mittel waren vergeblich. Nach GemÜtsaflecteii 
hat Pat. eine Steigerung seines Leidens beobachtet. — Während nun Duhrdki, der 
erste Beobachter dieses Leidens, dasselbe nur nördlich von Philadelphia (40° n. B.) 
beobachtet hat, ist dieser Fall in Cairo aufgetreten, also unter dem 30. Grade nörd¬ 
licher Breite. Schliefslich kann hier kaum die Kälte als Ursache der Krankheit an¬ 
gesehen werden, da die Temperatur in Cairo fast niemals unter 5* C. sinkt, die 
Mitteltemperatur des Monats October, zu welcher Zeit der Anfall gewöhnlich beginnt, 
22,5° C. betrögt. Der Winter ist in Cairo weder abnorm feucht, noch abnorm trocken. 

Lewin&ki. 


P. Zweifel, Ueber die Bestimmung der Schwangerschaft durch 
Messungen. Arch. f. Gyn. XXII. S. 491. 

In der vorliegenden Arbeit wendet sich Z. gegen die von Albfbldt zur besseren 
Bestimmung der Schwangerschaftszeit angegebenen Messungen der Entfernung des 
Fundus uteri vom oberen Symphysenrande, welche dieselben Zahlen, wie die intra¬ 
uterine Länge resp. die Fruchtaxe ergeben sollen, und weist durch eine Reihe von 
Fällen nach, dass diese Messungen ungenaue Resultate liefern und nicht besser zu 
verwerten sind, als die seit langer Zeit geübte Abschätzung nach sorgfältig ausgeföhrter 
Palpation. 

Am Schluss der Arbeit wendet er sich noch gegen einige von A'HLFBldt seiner 
geburtshilflichen Operationslehre gemachten Angriffe, welche sich besonders gegen die 
Behandlung der Retroflezio uteri gravidi, der Nachgeburtsperiode und die Tamponade 
richteten. w. Sch&ietn. 


R. Bruntzel, Zur Casuistik der bindegewebigen Neubildungen der 
Bauchdecken. Deutsche med. Wochenschr. 1884, No. 15. 

B. hat bei einer 28jährigen Ilpara ein sehr schnell gewachsenes, 5 Pfund schweres 
Fibroid, welches von der hinteren Scheide des linken Muse, rect abdominis ausging 
und Mannskopfgröfse erreicht hatte, durch einen der Linea alba parallel verlaufenden 
Längsschnitt entfernt. Der Tumor war fest mit der Musculatur der Transversi und 
Obliqui abdominis und dem Peritoneum verwachsen. Letzteres riss bei der Lostreonung 
ein und wurde durch Catgutnaht geschlossen. Drainage der Höhle. Naht der Haut¬ 
decken. Jodoform watteverband. Heilung ohne Störung. — Was die Aetiologie dieser 
Geschwülste anbetrifft, so tritt B. für die CoHNHKm*sche Theorie der embryonalen 
Anlage für diese Tumoren ein und weist die von Herzog gegebene Genese derselben 
zurück, welcher sich diese Geschwülste aus den durch partielle oder totale Rupturen 
entstandenen Blutextravasaten hervorgegangen denkt — B. rät, diese Tumoren der 
Bauchdecken möglichst frühzeitig zu entfernen, da dieselben bisweilen maligne Misch¬ 
geschwülste Bind. W. ßchölein. 


Druckfehler: S. 493 Z. 14 von oben lies: Muskelgefühl auf der gelähmten Seite 
fehle. 

Verlag von August Hirsch «ald in Berlin. — Druck von L. 8chumacher In Berlin. 


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«MH 


ierbcij»*iotu 
1-2 Üog'tlv «m ScMüss* 
d« Tliel f K*- 

and S»ciiregi«üör. 


i’Ör die 


Preis ä*9 Jiliifgtugeu 
20 Hark; tu bexiettoa 
durtU »ilo BueUbtittilun» 
g<m und PosuuiUitaa, 






Eedtgirt von 


Prat Dr. H. Kroneoker, 

. ( -IterUv ; N 2kr*tk*w*tr. 35/ 


Profi Dr. H. Senator, 

Üerüu (NW»), Bafchaftte., ? (fc» fUfiipUtij. 


1884 . 


»e. Juli. 


30 . 


Inhalts t PöOüimak<it|us 

8. Fui'fl», Entvicfc-eluog <fer Gjofrhff »rinde.' — ?* Krtk^ Ahhtlttglgk*tt der 
Erregung Tom R&«w!ftufe., — 31* v n.* « Merc«pcursäure. X Folgen 

dsr feiÄiirpatbn der Schilddrüse. — J; A f .buei ii r>, Fufcgüae GeJeoke»iK&»du#gens — 
ro**.w* f Gefahre»* der.’-Je^uiwty -Ö.tfhtha|nf^*- - *' K. Pfb Tyifho^fkoj^ieh. 

; a >*kku hv Qydfe?iiib'elie•Le^krKsytft.oisfc« J. Rosa*> A tuest hesie' nach ifßtiit&wg ron 
'Xwmgen d*s Pl&füs byachiaBs. - Butsw*»*i , Wirkung Adonis .**&&}&" 

€*öfcrip*fcite Hei^Wkai/ dfc* N?< phrenteus- — K.3 wnu!n, 
T^oiphaiigiotn, — W r*t a ffn».-Eniju'e3fiö?ig. der iöfection bei Tn bereu iose der Drüsen, 

Knochen und äfs^iSühi»;: Aüjw eodnug des; krysullimscben '4d4ofarets> ™ Ät>. Ott.» 
J^hramig fler Mf». tnpScoAry^^ ?• JRtv.ftftJfcftq *• Klus rntersas *iieoruiu- — 

8 Qßi^«jr, Abkühltt«#«littete — 

A; U. StA'Kat, Spopunp Huptüf HydroaephÄlun:* Bxitftj^a^ DchjÄdinuÄ- 

Etoümitmg dord/ MdMt JnJ^Önjöy — EL *, H -k * n * r BdiÄndiung dei Sykosts, — 

ik» övjurtet-* \<irfasr' v ^lJ'jr3r^lalö[^e^0lt , - * 


Ein Boitrag *ur Keuiitttiss 4 #h PnemnokökkMs; 

Voö f>, Klein ib London. 

Bekanntlich behaupten Fhikpi.>nu£U und Phobrnh's '), Zikki.' 2 ), 
S r ji.Vim,i und Z.isi.Kiij 3 ), d«?s die »ciiie ftriipö»!; Pneumonie durch 
einen besonderen Mikrokökkve — den Pneumokokkus — bedingt 
sei. Derselbe ist von ovaler Gestalt, erscheint als einfacher Mikro- 
kokkus oder hl» Diph>köfcktt» oder auch als kettenförmig augeord- 
neter Organismus» nnd demibe ist durch eine besserndsre hyaline, 
wahrscheinlich gelatinöse. Hölle oder Kapsel ausgezeichnet. Nach 
Zikht. Soll derselbe dupßh s^ijif Äniahl dem pneuKiöriieeben Sputum 
iwu^uhörakieristische braisnek|a#e verleihen. 

FuiKrti.Ä>r»RH und Fkorrniiüs» soycie auch ÖAi.viuy uml Zlsi.ui.ti 
haben den Pneumokokkus feiXost.Heh geznehtet, und mit den CuHurcn 
gelang es ihnen an Tieren i;Mauser», Ratten und Kaninchen) Pneu¬ 
monie zu erzeugen. 


*) Bor. d. phy*. Qes. in Berlin 1883, No. Ö.. 

■*j GbL t &. «sei. .Wik 188», N* ÖS. 

*) m. ?. 4. ined, Wia. ms. No. 44, 

XX i L Jahrgang. 




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530 


Klein, Pneumokokkus. 


No. 30. 


Ich habe mich durch einige Zeit mit diesem Gegenstände be¬ 
schäftigt und meine Resultate beweisen, dass diese Lehre von dem 
Pneumokokkus eine ganz bedeutende Einschränkung und Abänderung 
zulässt. 

. Bie_ Untersuchung des typischen Sputums von an croupöser 
Pneumonie leidenden Kranken zeigt, dass in demselben neben Bacillen 
verschiedene Arten von Mikrokokken Vorkommen, die sich durch 
Größe, Gehalt und Anordnung von einander unterscheiden. Die 
Behauptung von Zieht, , dass die bekannte braune Farbe des typischen 
Sputums von der Zahl der Mikrokokken abhängen soll, ist mir ganz 
und gar unverständlich. In der Lunge selbst — vor der Krise 
Verstorbener Patienten — finden sich hier und da, doch verhält¬ 
nismäßig selten, in dem Inhalte mancher Alveolen kettenartig an¬ 
geordnete ovale Mikrokokken; doch die überwiegend gröfste Mehrzahl 
der Alveolen enthält neben dem sie erfüllenden Fibrin und den 
Blutkörperchen keinerlei Mikrokokken. — Daraus schon muss es 
zweifelhaft erscheinen, ob jene Mikrokokken in einem causalen Zu¬ 
sammenhänge mit der crupösen Infiltration stehen. 

Experimente mit typischem Sputum zwischen dem dritten und 
siebenten Tage, die ich an Mäusen und Kaninchen angestellt, lehren, 
dass viele Sputa, die in jeder Beziehung typisch für crupöse Pneu¬ 
monie sind, ganz und gar wirkungslos sind; andere hingegen töten 
Mäuse und Kaninchen unter Symptomen, wie sie für die Septikaemie 
charakteristisch sind: und zwar sterben die Kaninchen am zweiten, 
dritten oder vierten Tage anscheinend unter Symptomen und mit 
anatomischen Veränderungen, die auf zwei Arten von Septikaemie 
schliefsen lassen. 1) Die eine Art der Septikaemie ist charakterisirt 
durch folgende Symptome: Die Körpertemperatur (bei Kaninchen) 
steigt nach 24 Stunden auf 41,2° C. und darüber und bleibt so 
oder noch höher bis zum Tode des Tieres. Während dieser Zeit 
leiden die Kaninchen an intensiver Diarrhoe. Nach dem Tode findet 
man: trübes peritoneales Exsudat mit Pseudomembranen auf den 
Därmen,' der Leber und der Milz; der Dünndarm ist mit einer 
schleimigen zähen Masse erfüllt; die Milz ist wenig oder garnicht 
vergrößert, die Nieren sind blass; das Herz ist erweitert, besonders 
in seiner rechten Hälfte und mit geronnenem Blute erfüllt, die 
Lungen sind hyperaemisch, zeigen auf mikroskopischen Schnitten 
capilläre Apoplexie, aber nicht crupöse Pneumonie; perikardiales 
und pleurales Exsudat. Im Blute des Herzens und der grofsen 
Gefäfse, in den Gefäßen der Lunge, der Niere und der Leber, im 
peritonealen Exsudate finden sich in großer Anzahl Mikrokokken, 
vereinzelt, als Diplokokken und besonders in kettenförmiger An¬ 
ordnung; dieselben sind von einer schmalen hyalinen Zone umgeben. 
Die Mikrokokken sind oval oder eingeschnürt oder nach vollendeter 
Teilung sphärisch und dann liegen sie als Diplokokken in der 
Kette. 

Das Blut dieser Tiere in minimaler Quantität auf andere Ka¬ 
ninchen inoculirt, ruft dieselbe Septikaemie hervor. 

2) Die zweite Form der Septikaemie ist dadurch charakterisirt, 


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No. 30. 


Klrim, Pneumokokkus. 


531 


dass 24 Stunden jiach der Inoculation mit Sputum die Temperatur 
der Tiere (Kaninchen) etwas steigt, beiläufig um V* Centigrad höher, 
als die Normaltemperatur und so bis zum Tode verbleibt, doch 
nicht bis zu der Höhe ansteigt, wie bei der ersten Form der Sep¬ 
tiksemie. Die Tiere sterben etwas später: 24—36 Stunden, als bei 
der ersten Septiksemie. Keine Diarrhceen. Nach dem Tode findet 
man kein peritoneales Exsudat, doch ist die Milz deutlich ver¬ 
gröbert und dunkel gefärbt, das Herz ist contrahirt, beide Lungen 
sind hyperaemisch, zeigen auf mikroskopischen Schnitten die Capil- 
laren erweitert und mit Blut erföllt; keine croupöse Pneumonie. Im 
Herzblute und im Blute der Lungengefäße, einschließlich der Ca- 
pillaren, findet sich eine Unzahl von Mikrokokken; dieselben sind 
oval, selbst etwas zugespitzt, vereinzelt oder häufiger als Diplokokken, 
und von einer deutlichen hyalinen Zone umgeben. 

Das Blut dieser Tiere, in minimaler Quantität auf andere Ka¬ 
ninchen Qberimpft, ruft Septiksemie unter denselben Erscheinungen 
hervor. 

Wenn das Sputum in minimaler Dose auf Mäuse subcutan ge¬ 
impft, sich wirksam zeigt, ruft es Septiksemie hervor. Die Tiere 
sterben am zweiten, dritten oder vierten Tage. Nach dem Tode 
findet man: den Dünndarm entzündet, mit einer zähen, schleimigen 
Masse erfüllt, die Milz um das Mehrfache vergröfsert, dunkel gefärbt, 
die Ventrikel des Herzens contrahirt; zuweilen Perikarditis und 
Pleuritis, die Lungen hyperaemisch, ein wenig entzündet, aber nicht 
crupös. Im Herzblute und im Blute der grofsen Lungengefäfse, 
im pleuralen Exsudate finden sich in sehr großer Anzahl dieselben 
ovalen Mikrokokken, vereinzelt, als Diplokokken und als Ketten, 
und sind dieselben auch von einer deutlichen hyalinen Kapsel 
umgeben. 

Das Herzblut solcher Tiere, in minimaler Dosis auf Mäuse ver- 
impft, ruft dieselbe Septiksemie hervor. 

Eigentümlich ist, dass das Blut eines an der ersten Form der 
Septiksemie verstorbenen Kaninchen, in kleinster Menge auf Mäuse 
verimpft, wieder dieselbe Form von Septiksemie hervorruft, in 
welcher die Peritonitis mit Pseudomembranen das auffallendste 
Symptom ist. 

Durch artificielle Culturen der Blutmikrokokken vom Kaninchen 
und von der Maus auf Nährgelatine, auf Blutserum und auf Agar- 
Agar-Peptone gelingt es, bei 38°C. dieselben Mikrokokken zu 
züchten; sie wachsen nur langsam und zeigen erst nach 2—3 Tagen 
deutlichen Fortschritt. Impfungen mit kleinsten Mengen dieser ge¬ 
züchteten Mikrokokken auf Mäuse und Kaninchen rufen die Septi¬ 
ksemie mit zahlreichen Mikrokokken im Blute hervor. 

Aus dem Umstande, dass man nur hie und da auf Sputum 
stößt, dessen Impfung auf Kaninchen und Mäuse Tod unter den 
obigen Erscheinungen hervorruft, während die Impfung mit anderen 
Sputis crupöser Pneumonie, die in jeder Beziehung typisch sind 
und dem activen Stadium der Krankheit (3 — 7 Tage) entstammen, 
keinerlei positiven Erfolg nach sich zieht, muss man schließen, dass 

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532 


Fuchs, Entwickelung der Großhirnrinde. 


No. 30. 


'das den Tod der Tiere bedingende Gift nicht .dem Sputum als 
solchem eigen ist, sondern eine accidentelle Beimischung ist. Zudem 
sind die Symptome, unter denen die Tiere eingehen, von denen der 
crupösen Pneumonie verschieden, aber mit denen der Septikaemie 
identisch. 

Dafür spricht auch ganz besonders der Umstand, dass, wenn 
ein Tier eingeht, dessen Blut, auf M&use und Kaninchen eingeimpft, 
unfehlbar Tod an Septikaemie hervorruft. 

Wir haben es also mit denselben Formen der Septikaemie zu 
tun, wie sie durch Koch (Untersuchungen Ober die Aetiologie der 
Wund-Infectionskrankheiten, Leipzig 1879) an Kaninchen bekannt 
geworden sind. 

Die hyalinen Hollen oder Kapseln, die man an unseren Mikro- 
kokken wahrnimmt und die Fkikdländkr als etwas Charakteristisches 
für den Pneumokokkus hält, habe ich ebenso deutlich an den Mi¬ 
krokokken boi Pyaemie der Kaninchen gesehen, die durch Impfung 
mit dem Safte der entzündeten Lunge von an Schweineseuche ver¬ 
storbenen Schweinen hervorgerufen wurde. 


S. Fachs, Zur Histogenese der menschlichen Großhirnrinde. Wiener 
akad. Sitzgab. 1883, Juni-Juli. 

Die Grundsubstanz der menschlichen Großhirnrinde ist beim 
Foetus im 6. Lunarmonat noch fein granulirt und aufserordentlich 
spärlich vascularisirt. Beim Neugeborenen zeigt sie schon die Nei¬ 
gung sich in feine Fäden und Reiser anzuordnen, während gleich¬ 
zeitig eine beträchtliche Volumzunahme, sowie eine stärkere Körnung 
der Grundsubstanz Platz greift. Die Diariats’schen Zellen des Stütz¬ 
gewebes, die Vf. in typischer Ausbildung schon beim 5 monatlichen 
Kinde beobachten konnte, zeigen völlig jene Charaktere, die ihnen 
Dkitkrs vindicirt hat. Nur in Bezug auf die behauptete gabelförmige 
Spaltung ihrer Ausläufer spricht F. sich im Gegensatz zu Dkitkrs 
dahin aus, dass diese Teilung nicht nur nicht die Regel sei, sondern 
dass er dieselbe sogar niemals in unzweifelhafter Weise wahrnehmen 
konnte. Was die Pyramidenzellen anbetrifft, so hatte Magalhaks 
Lkmos dieselben schon in typischer Ausbildung vorgefunden; F. 
konnte nur constatiren, dass ihr Verbreitungsbezirk höher in das 
Rindengrau hinaufreicht, als es dieser Autor anzunehmen geneigt 
ist. Den fünfschichtigen MKYNKirr’schen Rindentypus traf F. zum 
ersten Male bei einem 7 Monate alten Kinde wohl ausgeprägt. Noch 
das neugeborene Kind besitzt weder in Mark, noch Rinde eine Spur 
markhaltiger Nervenfasern; dieselben treten im Mark zum ersten 
Male gegen das Ende des ersten Lebensmonats auf, in der Rinde 
ist die Zeit ihres Auftretens in den verschiedenen Schichten eine 
verschiedene. In dem obersten Rindenstratum findet man die ersten 
markhaltigen Nervenfasern schon im fünften Lebensmonate, die 
zweite Schicht zeigt sie erst nach Vollendung des ersten Lebens¬ 
jahres, während die Radiärbündel der tieferen Schichten schon im 
zweiten Lebensmonate auftreten; die dem Systeme der Fibr« ar- 


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No. 30. v. Kriks, Abhängigkeit der Erregung vom Reizverlaufe. 533 

cuatse angehörigen Associationsfasern der dritten Schicht sind sicher 
schon im siebenten Lebensmonate vorhanden. — Von diesen Zeit¬ 
punkten aus nehmen die markhaltigen Fasern stetig an Kaliber und 
Zahl in der Weise zu, dass sie in Mark und Rinde beim 8jährigen, 
vielleicht auch schon beim 7jährigen Kinde die beim Erwachsenen 
zu constatirende Anordnung erreicht haben. Zuerst treten diejenigen 
markhaltigen Fasern der Rinde auf, welche in späteren Stadien die 
dicksten sind, ferner spricht Alles dafDr, dass die einfache Faser 
im Laufe der individuellen Entwickelung an Kaliber zunimmt. Die 
allmähliche Entwickelung der Associationsfasern macht es begreiflich 
wie gleichzeitig mit derselben das unbeholfene Tappen und Haschen 
des Kindes allmählich durch jenes harmonische Zusammenwirken der 
verschiedenen Muskeln mit ihrem bis ins feinste Detail gegliederten 
Maafse des Anteils ersetzt wird, das in den combinirten Bewegungen 
des Erwachsenen in so bewunderungswürdiger Weise ausgeprägt ist. 

Broesike. 


V. Kries, Ueber die Abhängigkeit der Erregungsvorgänge von dem 
zeitlichen Verlaufe der zur Reizung dienenden Elektricitätsbewegung. 
Bericht d. Naturf.-Ges. zu Freiburg i. B. VIII. 2., Sep.-Abdr. 

Um die Abhängigkeit der Reizwirkungen von dem zeitlichen 
Verlaufe der elektrischen Bewegung zu studiren, construirte v. K. 
einen dem FLKiscm/schen Ortho-Rheonom im Princip sehr ähnlichen 
Reizapparat, der es gestattete, bei beliebiger Intensität die Dauer 
des linearen Stromanstieges bequem von 4 /« — V 180 Secunde zu va- 
riiren. Die durch einen derartigen langsamen Anstieg des Stromes 
von 0 bis zu einer bestimmten Intensität hervorgebrachten Reize 
unterscheidet er als Zeit reize von den gewöhnlichen durch plötz¬ 
liche Herstellung eines Contactes erzeugten Momentanreizen. Mit 
Hfilfe dieses Reizapparates gelang es zunächst, das Fundamental- 
gesetz der Elektricitätswirkung deutlich zum Ausdruck zu bringen. 
Vergleicht man nämlich die Schwellenwerte der Zeitreize unter¬ 
einander, so findet sich, dass bei wachsender Steilheit des Anstiegs 
die fflr Minimalreizung erforderlichen Intensitäten geringer werden. 
Dass aber die Zeitreize während der ganzen Dauer des Anstiegs 
erregend wirken (nicht etwa erst dann, wenn der Strom ganz oder 
annähernd seine maximale Höhe erreicht hat), das will Vf. aus dem 
Umstande folgern, dass bei Stromschwankungen gleicher Steilheit, 
aber verschiedener Dauer die Wirkung (die Zuckungsgröfse des 
Muskels) bis zu erheblichen Werten mit der Dauer an wächst. 

Das wichtigste Ergebniss der vorliegenden Untersuchung be¬ 
zieht sich jedoch auf den zeitlichen Verlauf der negativen Schwan¬ 
kung des Muskelstroms bei Zeitreizen. Es gelang v. K., festzu¬ 
stellen, dass der Actionsstrom bei Zeitreizen viel länger dauern 
kann, als die von Bkb.sstkik für momentane Reize ermittelte Zeit 
von V 250 Secunden. Es fanden sich Werte von ‘/so — 1 40 Secunde. 
Die einfache Tatsache, dass bei Zeitreizen die negative Schwankung 
länger dauert, als bei Momentanreizen, lässt sich sehr schön durch 
die Vergleichung der Wirkung in beiden Fällen auf einen ström- 


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534 


Baumann, Mercaptursäure. 


No. 30. 


wirkenden Froschschenkel einerseits und auf ein Capillarelektrometer 
andererseits demonstriren. Denn es zeigte sich, dass die durch 
Zeitreize einerseits, durch Momentanreize andererseits erzeugten 
negativen Schwankungen auf das Capillarelektrometer gerade den 
entgegengesetzten Effect hervorbringen, wie auf das secundäre 
Präparat. Zeitreize verursachen nämlich stärkeren Ausschlag am 
Elektrometer, aber geringere Zuckung des secundären Präparats, 
als Momentanreize. Aus dieser Tatsache geht mit voller Sicherheit 
hervor, dass die negative Schwankung bei Momentanreizung einen 
anderen zeitlichen Verlauf nimmt, als bei Zeitreizung, und zwar im 
ersteren Falle schneller verläuft, als im zweiten. Demgemäfs hält 
sich Vf. zu folgendem Ausspruch berechtigt: „Der Erregungsanstois, 
welchen der Nerv dem Muskel erteilt, ist nicht ein stets gleich- 
mäfsiger, fest präformirter Vorgang, der nur durch verschiedene 
Intensität und durch mehr oder weniger frequente Wiederholung 
verschiedene Wirkung hervorbringt, er ist vielmehr selbst ein Vor¬ 
gang von einer bedeutenden Variabilität des zeitlichen Verlaufs* 1 . 

Die mitgeteilten Tatsachen sind für das Verständniss der phy¬ 
siologischen Innervation insofern von besonderer Wichtigkeit, als die 
Vermutung Lovrn’s, dass der physiologische Einzelreiz zeitlich viel 
gedehnter sei, als der durch den Inductionsschlag zu erzielende 
Momentanreiz, eine wertvolle, positive Stütze findet. Martins. 


E. Baumann, Ueber die Bildung der Mercaptursäure im Organis¬ 
mus und ihre Erkennung im Harn. Ztschr. f. physiol. Chem. VIII. 
S. 190. 

B. hat früher in Gemeinschaft mit Pkeusse angegeben, dass 
die nach Fütterung mit Chlor oder Brombenzol im Harn auftretende 
Chlor- resp. Bromphenylmercaptursäure ursprünglich nicht als solche 
im Harn enthalten ist, sondern in Form einer stark links drehenden 
sehr zersetzlichen Verbindung, welche beim Versetzen mit Säuren 
die Mercaptursäure liefert. Aus gröfseren Mengen von Harn, der 
nach Eingeben von Chlorbenzol entleert war, konnte B. das Kaliumsalz 
der Säure in ziemlich reiner Form gewinnen; die freie Säure ist 
jedoch nicht existenzfähig, sondern wird durch Mineralsäure sofort 
in Mercaptursäure und eine schwach linksdrehende, in Wasser und 
Alkohol leicht lösliche Säure zerlegt, welche letztere FEBUNo’sche 
Lösung reducirt und wahrscheinlich eine linksdrehende Glykuron- 
säure darstellt. — Zur Erkennung der Mercaptursäure überhaupt 
wendet B. folgendes Verfahren an: der Harn wird mit Bleiacetat 
gefällt, das Filtrat durch Schwefelwasserstoff entbleit, das vom 
Schwefelwasserstoff befreite Filtrat mit starker Natronlauge und einigen 
Tropfen FEHUNo’scher Lösung 10 Minuten lang gekocht, dann mit 
Salzsäure angesäuert; enthält der Harn Mercaptursäure, so entsteht 
eine käsig-flockige gelbe Fällung der Kupferverbindung des be¬ 
treffenden Mercaptans. Durch diese Reaction wurde festgestellt, dass 
nur die Halogenderivate des Benzols und Naphtalins wesentliche 
Mengen von Mercaptursäure im Organismus bilden. — Benzonitril 


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No.30. Wagner, Folgen der Exstirpation der Sohilddrüse. — Albrrcht. 535 

giebt keine Spur von Mercaptursäure, sondern Aetherschwefelsäuren 
der Nitrile von Salicylsäure und Paraoxybenzoösäure, die Giacosa 
vermutet, aber nicht hatte nachweisen können. Bildung von Benzoe¬ 
säure aus Benzonitril findet im Organismus nicht statt. 

E. Salkowski. 

J. Wagner, Ueber die Folgen der Exstirpation der Schilddrüse. 
Wiener med. Blätter 1884, No. 25. 

Nach dem Vorgänge von Zksas, Schiff u. A. hat W. an Hunden 
und Katzen, vornehmlich an letzteren, Exstirpationen der Schild¬ 
drüsen vorgenommen und die dann folgenden nervösen Störungen 
studirt. Hunde eignen sich weniger zu derartigen Versuchen; die 
operirten Katzen waren meist nur wenige Wochen alt Nach voll¬ 
kommener ExBtirpation treten (aber erst nach einigen Stunden) 
Zittern der Extremitäten und fibrilläre Muskelzuckungen auf, die, 
anfangs nur fühlbar, später sichtbar wurden und den Gang der 
Tiere beeinträchtigten. Zeitweilig steigerten sich .die Zuckungen 
zu klonischen Krämpfen, die ihrerseits wieder mit Zuständen teta- 
nischer Steifheit abwechselten. Der Gang war steif, gespreizt; die 
Respiration, auch in der krampffreien Zeit, dyspnoisch. Die Sen¬ 
sibilität war sehr herabgesetzt; wahrscheinlich bestanden auch Par- 
aesthesieen. Bei einem Tiere konnte deutlich eine hochgradige 
Steigerung der elektrischen und mechanischen Nervenerregbarkeit 
nachgewiesen werden. Zwischen dem zweiten und vierten Tage trat 
jedes Mal der Tod ein. — Bei allen Tieren bestand übrigens die 
Neigung, rückwärts zu laufen. — Die Obductionsbefunde waren 
negative: die N. recurrentes waren stets unversehrt. — Nach Vf. 
besteht in den Folgen der Schilddrüsen-Exstirpation vielleicht eine 
Analogie mit den Erscheinungen nach der Nephrektomie: es üben 
vielleicht gewisse im Organismus sich anhäufende Substanzen die 
beschriebenen schädlichen Wirkungen auf das Nervensystem aus (vgl. 
d. Bl. S. 505). Bernhardt. 

J. Albrecht, Ueber den Ausgang der fungösen Gelenkentzündungen 
und die Bedeutung der Gelenkresection bei solchen. Deutsche 
Ztsohr. f. Chir. XIX., S. 137 u. 401. 

Die vorliegende Arbeit stützt sich auf das Material der chirur¬ 
gischen Klinik in Zürich unter Rose bezw. Krönlein. Es handelt 
sich im Ganzen um 325 Kranke, darunter 162 resecirte und 163 
nicht resecirte Fälle, erstere gehören den Jahren 1867—1878 an, 
die letzteren fallen auf 1867—1880 und zwar ist der Zeitraum für 
die resecirten Patienten etwas kleiner genommen, um im Besitz einer 
desto gröfseren Anzahl definitiver Resultate zu sein. Als fehlend zu 
bezeichnen ist ein Vergleich mit der Behandlung der fungösen Ge¬ 
lenkentzündung durch Amputation, sowie weiterhin mit den Ergeb¬ 
nissen der Gelenkresectionen aus anderen Ursachen, als wegen 
Caries. Im Uebrigen enthält die mehr denn 8 Bogen starke Ab¬ 
handlung Vf.’s, welche von einer Reihe tabellarischer Uebersichten 
begleitet ist, jede nur mögliche Auskunft über die ihn zu Grunde 


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536 


Albrecht, Fangöse Gelenkentzündungen. 


No. 30. 


liegenden Fälle, und ist häufig die Geschichte der einzelnen Pa¬ 
tienten bis auf die allerneuste Zeit fortgeführt. Ref. kann seinem 
Prinzipe zu Folge nur die wichtigsten der allgemeinen Punkte aus 
dem reichen Material hervorheben, gleichzeitig bemerkend, dass die 
Zahlen Vf.’s nicht immer ganz stimmen, weil einige Beobachtungen 
deren Ausgang unsicher erschien, im weiteren Verlaufe der Arbeit 
fortgelassen werden mussten. Wir geben nunmehr eine Uebersicht 
der Gesammtzahl der Beobachtungen: 



Gelenke. 

Conserr&tire Behandlung. 


Resectionen. 


Summa. 



m. 

w. 

Sa. 

t 

D>. | 

w. 

Sa. 

t 

Zahl 

t 

I. 

Handgelenk... 

6 

6 

12 

3 

6 

4 

10 

2 

22 

5 

IL 

Ellenbogen.... 

7 

6 

13 

3 

22 

17 

39 

10 

52 

13 

UI. 

Schalter. 

1 

— 

I 

1 

8 

8 

16 

5 

17 

6 

IV. 

Fafggelenk.... 

12 

4 

16 

11 

7 

6 

13 

3 

29 

14 

V. 

Knie.. 

32 

36 

68 

25 

20 

15 

35 

20 

103 

45 

VI. 

Hafte. 

25 

28 

53 

14 ! 

32 

17 

49 

38 

102 

52 

s». 

83 

80 1 

163 

57 

95 

67 

162 

78 

325 

135 


Des Weiteren giebt Vf. eine Reihe von Notizen über die so- 
socialen und physischen Verhältnisse der am Gelenkfungus Behan¬ 
delten, da eben diese Verhältnisse oft viel ausschlaggebender sind, 
als die Therapie selbst. Letztere bestand bei den Resecirten bis 
zum Jahre 1875 fast ausschliefslich in der offenen Behandlung; seit¬ 
dem wurde wenigstens teilweide streng nach Listkr verfahren, in 
einer Reihe von Fällen endlich waren genaue antiseptische Prinzipien 
befolgt, gleichzeitig aber Gypsverband applicirt. Der Gypsverband 
war auch die Hauptbehandlung für die nicht operirten Patienten: 
schon aus dem Grunde, um sie möglichst früh aus dem Spital zu 
entlassen, da vielfach unter den elendsten häuslichen Lebensbedin¬ 
gungen eine Besserung eintrat, dort eintrat, wo im Krankenhause 
die Prognose höchst ungünstig gestellt werden musste (Billroth). 
Im Ganzen waren aber, wie ausdrücklich hervorgehoben werden 
muss, die allgemeinen Grundsätze der Behandlung sowol bei den 
Resecirten, wie bei den Nicht-Operirten die gleichen und unter¬ 
scheidet sich hierdurch das vom Vf. benutzte Material von analogen 
Zusammenstellungen anderer Autoren. Wenn dennoch Vf. zum Teil 
die gleichen Ziffern wie z. B. Billroth erhalten hat, so beruht dieses 
mehr auf Zufälligkeiten, doch ist es immerhin besonders zu betonen, 
dass das Verhältnis der Erkrankungen der oberen Extremität zu 
denen der unteren annähernd dasselbe wie bei Billroth war. Die 
betr. Zahlen Vf.’s sind nämlich 91 für die obere und 234 für die 
untere Extremität d. h. 1 : 2'/ 2 . Für eine allgemeine Betrachtung 
kann man aufserdem die Fälle danach sondern, je nachdem sie als 
auf scrophulös-tuberculöser Grundlage, auf traumatische Ein¬ 
wirkungen und auf unbestimmte Ursachen zurückzuführen sind, 


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No. 30. 


Albrf.cht , Fangöse Gelenkentzündungen. 


537 


wenn gleich zuweilen hier keine ganz scharfe Trennung zu ziehen 
ist. Es zeigte sich nun, dass von 117 der ersten Gruppe Angehörigen 
eben 64 =- mehr denn 55 pCt. gestorben von den öbrigen aber 
nur 35 = 30 pCt. als geheilt (ohne Amputation) zu bezeichnen sind. 
Dagegen erfolgte bei den fungösen Gelenkleiden auf traumatischer 
Basis der Tod von 57 Fallen nur 19 Mal (33 pCt.), Heilung dagegen 
23 Mal (40 pCt.) und vom Rest wurde die gröfsere Hälfte (8) noch 
durch Amputation wenigstens relativ geheilt. Aehnliche Zahlen 
liefert auch die 3. Gruppe, die eine ganz kleine Ziffer als Nach¬ 
krankheit von Infectionskrankheiten, acutem Rheumatismus u. dgl. m. 
in sich schliefsend nicht weniger als 140 Fälle umfasst, von denen 
49 (ca. 33 pCt.) starben, die Heilziffer aber 72 d. h. mehr als die 
Hälfte (51 pCt.) aufweist. Während also von sämmtlichen Erkran¬ 
kungen Vs auf die scrophulös-tuberculose Gruppe, 1 6 auf die trau¬ 
matische Aetiologie und der Rest, d. h. fast die Hälfte auf die so¬ 
genannten unbestimmten Ursachen kommen, ist die Mortalität in dem 
ersten Falle um 22 pCt. gröfser, als wenn die Krankeit aus äufserer 
oder sonstiger Ursache eintrat. Dabei ist nicht aufser Acht zu 
lassen, dass ausgesprochene Scrophulose in der Regel schon ale 
Gegenanzeige gegen die ev. Operation betrachtet wurde. 

Die letztgenannten Ziffern sind fQr die fungösen Erkrankungen 
der verschiedenen Extremitäten resp. Extremitäten-Abschnitte ziem¬ 
lich identisch. Anders steht es mit den Todesursachen. Von diesen 
kommen, indem auf Pyaemie und accidentelle Erkrankungen nur 11 
bezw. 6 letale Ausgänge zu rechnen sind, unter den 135 Todes¬ 
fällen 64 (48 pCt.) auf Tuberculose, 23 auf Inanition (27 pCt.) und 

14 auf Amyloid (10 pCt.), wobei unter den an Inanition und Amy¬ 
loid Gestorbenen nicht wenige sind, die bei der Section die Com- 
bination mit Tuberculose boten. Während nun im Allgemeinen die 
Tuberculose etwa die Hälfte der Patienten dahinraffte, gestalten sich 
die Verhältnisse an den Extremitäten folgender Maafsen: Auf die 
obere Extremität mit 91 Erkrankungen (f 24) kommen letale Aus¬ 
gänge an Tuberculose 13, an Amyloid 1, Inanition 3, Pyaemie 1, 
unbekannt 6; auf die untere mit 234 Erkrankungen (f 111), an 
Tuberculose 51, Amyloid 13, Inanition 20 Pyaemie 10, unbekannt 
etc. 17. Die Mortalität nach Erkrankung einer gröfseren Extre¬ 
mität ist demnach nahezu doppelt so grofs, als bei der oberen; bei 
fungöser Entzündung am Arm erfolgte der Tod an Tuberculose in 

15 der Fälle, an der unteren Extremität in 21, 4 pCt. Vorherr¬ 
schend ist nach Gelenkeiterung an Fuss, Knie und Höfte das Auf¬ 
treten von amyloider Degeneration der Unterleibsorgane und der 
Erschöpfung in Folge der lange dauernden und nicht versiegenden 
Eiterung; beide Vorkommnisse sind an den oberen Extremitäten 
sehr viel seltener. 

Ebenfalls sehr verschieden gestalten sich von den einzelnen 
Extremitäten bezw. Extremitätenabschnitten Ausdehnung der conser- 
vativen Behandlung und Anzeige zur Resection. An der oberen 
Extremität ist erstere möglichst lange fortzusetzen und verdient 
schliefslich die Resection den Vorzug vor der Amputation. Speciell 


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538 


Vossios, Gefahren der Jequirity-Ophthalmie. 


No. 30. 


an der Hand sind zwar die functioneilen Resultate nach der Resec- 
tion nicht eo ermunternd, indessen sind dieselben noch immer besser 
als jede Prothese. Aehnlich steht es mit dem Ellenbogen- und 
Schultergelenke. Die Möglichkeit der Ausheilung nach der Resec- 
tion ist bei jenem eine relativ grofse; Ober die Hälfte der Fälle er¬ 
gab ein gutes Resultat und unter rein conservirender Behandlung 
heilte ein solches Gelenk mit fungöser Eiterung nur äufserst selten 
mit Beweglichkeit aus. Am Schultergelenk liegen die Verhältnisse 
so, dass die keinen grofsen Eingriff darstellende Resection die einzig 
ausführbare ist. Anders stellen sich die Dinge an der unteren 
Extremität dar. Hier war die Heilung einer Resection des Fuss- 
gelenkes ein so seltenes Ereigniss, dass nach Vf.’s Angabe Rush 
von ihm zu Gunsten der «primären“ Amputation bei Caries ganz 
abgekommen ist. An Knie und Hüfte spielte das Alter eine grosse 
Rolle. Resectionen dieser beiden Gelenke sind relativ eingreifend, 
namentlich im Hinblick auf den relativ heruntergekommenen Zustand 
der betr. Patienten. Noch mehr gilt dies von einer etwaigen nach¬ 
träglichen Amputation. Außerdem ist zu berücksichtigen, dass, 
während die Aussicht auf definitive Ausheilung der Kniegelenk- 
resection eines Erwachsenen, wie auch an anderen Orten eine über¬ 
aus geringe war, das Operationsergebniss bei Kindern durch die 
Wachstumsbeeinträchtigung der Extremität sehr beinflusst wurde. 
Da man nun selbst durch eine noch so frühe Resection am Knie 
und an der Hüfte die Gefahr der allgemeinen Tuberculose nicht auszu- 
schliefsen vermochte und man eine Amputation dem Kranken „primär" 
nicht zugemutet hat, so tritt am Knie und Hüfte die expectativ- 
conservative Behandlung in ihr vollstes Recht und verbleiben der 
Resection nur sehr wenige Fälle. 

Etwas günstiger stellt sich das Resultat, wenn man die Pat. 
mit multipler Caries und Lungenschwindsucht ausscheidet. Aber 
auch hier fällt dasselbe nicht gerade zu Gunsten der Resection 
aus. Aus einer Schlussübersicht, betreffend die conservirende Be¬ 
handlung von Fällen, welche mit Fisteln, Abscessen und dergl. 
complicirt waren, berechnet Vf. ungefähr ein Drittel Heilungen; ein 
Ergebniss, das die Resectionen unter diesen Bedingungen nicht ge¬ 
zeigt hatten. P. Güterbock. 

A. Vossius, Die heilsamen Wirkungen der Jequirity-Ophthalmie. 

Berliner klin. Wochenschr. 1884, No. 17. 

V. behandelte 50 Fälle von Trachom mit der Jequiritymace- 
ration. Dieselbe war nach den Vorschriften von Sattlkr zubereitet 
worden. Seine Resultate waren nicht ermutigend. Das Mittel heilte 
weder die Granulationen, die hypertemischen, wie die trockenen, 
harten, mehr chronischen Formen ohne Zuhülfenabme der früheren 
gebräuchlichen Adstringentien, noch wirkte es einigermaafsen günstig 
auf die Fälle von Pannus, die mit dichter Vascularisation und 
starker Trübung der Cornea einhergingen und der sonst gebräuch¬ 
lichen Therapie hartnäckigen Widerstand leisteten. Aufserdem sah 
aber Vf. bei leichten Fällen von Pannus oft Gefahren für die Cornea 


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No. 30. Pfbiffee , Typhusfamilien. — Eschrricb, Leukocytose. 539 

auftreten; bei 3 Kranken entwickelte sich eine einseitige Dacryo- 
cystitis mit starker Anschwellung der Haut und Verhärtung der 
Tränensackgegend, welche glücklicher Weise durch warme Umschläge 
wieder beseitigt wurde. Bei einer vierten Kranken trat neben dem 
Tränensackleiden eine Gangrtenescirung der Haut des oberen und 
unteren Lides auf, die Stirn- und Wangenhaut schwoll stark an, 
heftiger Schnupfen, Fieber mit Benommenheit des Sensoriums und 
Delirien stellten sich ein, welche eine Schwerhörigkeit zur Folge 
hatten. Schliefslich entwickelte sich noch eine secundäre Periostitis 
beider Nasen- und Tränenbeine, welche erst nach einiger Zeit zur 
Heilung gelangte. — Bei einem Kranken mit sehr gefäfsreichem Pannus 
bildete sich Kerektasie und unmittelbar darauf ein acuter Glaukom¬ 
anfall aus, wodurch auch der Lichtschein verloren ging. — Die 
traurigste Wirkung von Jequirity wurde bei einer 48jährigen Frau 
beobachtet, bei welcher die Cornea eitrig zerfiel und Panophthal- 
mitis sich einstellte, welche Atrophia bulbi zur Folge hatte und die 
Enucleation nötig machte. 

Gestützt auf diese Erfahrungen warnt Vf. vor der Anwendung 
der Jequiritymaceration bei Trachom. Horstmann. 

E. Pfeiffer, Ueber Typhusfamilien. Berliner klin. Wocbenschr. 1884, 
Ho. 13. 

Anknüpfend an die Beobachtungen E. Waonkr’s (Cbl. 1883, 
S. 272) betont Vf. aus seinen Erfahrungen die Tatsache, dass es 
Familien giebt, in welchen eine erhöhte Disposition zu Ueotyphus 
besteht, so zwar, dass alle, oder doch die meisten Familienglieder 
während einer oder verschiedener Epidemieen befallen werden; dem 
gegenüber stehen immune Familien, welche innerhalb mehrerer 
Generationen, trotz engen Zusammenlebens mit Typhösen, keinen 
Fall von Typhus aufzuweisen haben. — Aus diesen mit Beispielen 
belegten Tatsachen schliefst Vf., dass die Disposition zur Erkrankung 
an Typhus ebensowohl eine hereditäre sei, wie die Disposition zur 
Infection mit Tuberculose. 

E. Wagkkh hat ferner darauf aufmerksam gemacht, dass Typhus¬ 
fälle innerhalb derselben Familie häufig sehr gleichmäfsig verlaufen, 
woraus er sogar für einzelne Familien auf eine Disposition zu Be¬ 
sonderheiten im Verlaufe des typhösen Processes schliefst. — Vf. 
ist der Ansicht, dass diese Erblichkeit der vermehrten oder ver¬ 
minderten Dispositionen vielleicht mit einer Erblichkeit der gröfseren 
oder geringeren Entwickelung der Darmfollikel in Zusammenhang 
steht. Perl. 


Escherieh, Hydrämische Leukocytose. Berliner klin. Wochensohr. 1884, 
No. 10. 

E. suchte durch Blutkörperchenzählungen die Frage zu ent¬ 
scheiden, ob die bei kachektischen Ansemieen so häufig beobachtete 
Leukocytose lediglich eine scheinbare, durch Zerfall zahlreicher 
roter Blutkörperchen bedingte, oder eine wirkliche, auf Vermehrung 
der weissen neben Verminderung der roten beruhende sei, event. 


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540 Ross, Anästhesie nach Verletzung von Zweigen d. Plexus brach. No.30. 

wodurch eine solche Vermehrung bedingt sei. Er ging von den 
Angaben von Dupkrie aus, wonach sich in 1 Cctm. Blut 5 500 000 
rote und 5000 weifse Körperchen befinden (Verhältniss 1 : 1100). 
— r Durch frßhere Erfahrungen und Experimente (Virchow, Lassak) 
ist festgestellt, dass von gereizten, resp. entzündeten Lymphdrüsen 
eine concentrirte, zellenreichere Lymphe producirt wird. E. fand 
entzündliche Leukocytose bei allen Erkrankungen, die mit 
Drüsenreizungen resp. entzündlicher Hyperplasie der Lymphdrüsen 
complicirt sind (lleotyphus, Erysipel, Pneumonie, Eczema capillitii 
mit Schwellung der Cervicaldrüsen, Prurigo mit Panadenitis). Hier 
handelt es sich um eine in ausgebildeten Fällen unzweifelhaft schäd¬ 
liche Veränderung eines vorher normalen Blutes. Andererseits fand 
sich eine absolute, nicht nur relative Vermehrung der weifsen Blut¬ 
körperchen (auf 8000—32000) ohne jede erheblichere Lymphdrüsen- 
schwelluug bei ausgesprochen ansemischen resp. kachektischen Indi¬ 
viduen (vorgeschrittene Lungen-Phthise, langdauernde Knochen- 
Eiterungen, Nephritis, Chlorose, Carcinome mit secundärer Anämie). 
Diese kachektische oder hydrämische Leukocytose ist aus¬ 
gezeichnet durch Neigung der farblosen Zellen zu amöboiden Be¬ 
wegungen, ferner aber durch das Vorkommen haemoglobinführender 
Leukocyten (Hayem), welche letztere auf intensivem Zerfall roter 
Blutkörperchen und Aufnahme ihrer Trümmer seitens der farblosen 
beruhen. Diese kachektische Leukocytose beruht auf enormer 
Steigerung der Lymphcirculation und ist als zweckmäßige vicariirende 
Einrichtung anzusehen, welche „den durch die hydrsemische Blut¬ 
beschaffenheit bedingten geringen Nährwert des Säftestromes durch 
reichlichere Zufuhr zu ersetzen bestrebt ist. 44 Perl. 


J. Ross, Distribution of antesthesia in cases of disease of the branches 
and of the roots of the brachial plexus. Brain 1884, 4. 

Folgende Schlüsse zieht R. aus fremden und eigenen Beobach¬ 
tungen von Verletzungen und Erkrankungen der Aeste des Plexus 
brachialis bezüglich des Verhaltens der Sensibilität: 1) Die Durch¬ 
trennung eines der Nervenstämme des Plexus brachialis braucht in 
keinem Teile seines Ausbreitungsbezirks zu completer Anaesthesie 
zu führen. Das von der Ansesthesie betroffene Gebiet ist in der 
Regel viel kleiner, als der anatomische Ausbreitungsbezirk der sen¬ 
siblen Aeste des Nerven. 2) Die durch die Continuitätstrennung 
eines Hautnerven bedingte Ansesthesie nimmt mit der Zeit an In¬ 
tensität und Ausdehnung ab; 3) die Ausdehnung, der Grad und 
die Oertlichkeit der Ansesthesie schwankt sehr in verschiedenen 
Fällen, ohne dass wir den Grund dafür erkennen können; 4) die 
Beschreibungen, welche Krause und Hf.nlk von der anatomischen 
Verbreitung der Nervenzweige an den Fingern geben (dass nämlich 
die Dorsalfiäche der beiden Endphalangen der Finger mit Ausschluss 
des Daumens von den entsprechenden Nerven der Palmarseite mit¬ 
versorgt wird) entspricht weit genauer den Ergebnissen pathologischer 
Beobachtung, als die in den englischen anatomischen Werken ent¬ 
haltenen Darstellungen. Oppenheim. 


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No. 30. Bcbnovk. Wirkung y.op Adonis vornalis. 541 

Jf. A. Bubüoff, Ueber die pbyaiologiäoho und therapeutische Wir¬ 
kung der Adonis vertmlis-Pfläfize. Deutsches Ärtjb. f» klin. M«4. XXXII1. 
S. 2G2, 

B, bediente sich zu seinen Tierversuchen haoptÄ^Öpä| eines 
aus der ganzen Pflanze gewonnenen wässrigen Bxtr&oieä oder eines 
Iofuses. Nur wenige Versuche "wurden Angeetellt snit einer Anzahl 
von Gönthkr dargestellter amorpher, hrimmiger Substanzen >. hiri- 
«ichtUch deren Gewinnung auf das Orig, verwiesen werden muss. 
AUe Präparate wirkten qnnlitativ gleich; Unterschiede zeigten sich 
'•ur der Intensität nach 

Bei Fröschen ist die Wirkung hauptsächlich auf das Herz ge¬ 
richtet Dieselbe giebt sich zu erkennen in einer Abnahme der 
Zahl der Veutrikelcontrscüonen mit gleichzeitiger Steigerung ihrer 
Energie. Im weiteren Verlaufe der Vergiftung kömmt es zu Ein¬ 
schnürungen mul Aüsetfilpungeit ms Ventrikel, bedingt durch locale 
während der Diaatjole verharrende Oontracfeionen und nach, einem 
Stadium eriVdgt Stillstand des Herzens 

mit fest contrahirt€^ro Ventrikel URti erweiterten Vorhöfen. Nur in 
seltenen Fället! geht der V'ferzft^iirni^ ;'dei; Herzcn'iitractiotoen eine 
geringe Beschleunigung vorauf. Vf> führt diese Ersehe!ntmgen atn 
Herzen zurück auf eine ; Brregubg. dea tm Herzen gelegenen Hem- 
mnngsapparates. sowie der motorische« Ceotien des Herzen«. — 
(Gleichzeitig nimmt B. aber auch eine Veräuderting des Herzinnskels 
selbst an, die hauptsächlich in einer gesteigerten Oontraetüitat, viel¬ 
leicht auch in einer vermehrten Elasticität besteht und nach grofsen 
Dosen sehr bald mit dem Tode de« Muskeln endet. Attlser diesen 
Erscheinungen atn Herzen konnte Vf. ' du reit'direct« • Beobachtung 
eine Verengerung der kleinem artethdleo Geftfee consiaftrisn. 

Auch bei Warmblütern wird dife interesse vorwiegend dürcli 
die Wirkung auf Herz- und Blutdruck in Ansprueh genommen. 
Kleine Dnse« erzeugen Pufeyerlangsamung, Verstärkung dec einzelnen 
Conträctiohen und ßlntdllicbsteigerung? nach gröfseren Dosen folgt 
der Verlangsamung eine Pulsbeschleunigung mit noch höherem Blut¬ 
druck, Noch gröfeefe Dören bewirken (mäochüiäi nach kurz 
dauernder Pulyverlangsaiiiurig) «tacke PnlsbesebleUrtigurtg, -Sinken 
des Blutdruckes unter die Normv der Tod cffolgt plötzlich hei stark 
beschleufügtemv auesetz^ndern, schliefslich etwiw verzöge t lern Pulse. 
Nach dein Tode fltuiet man 'das- - .Herz meist in aller» Teilen aus¬ 
gedehnte •. V#b|tikol-.-«ad’V-hur durch gäriz schwache 
Zuckungen oder gnrnkdit, wäldf#hd Körper- und Darinruusculatur, 
sowie moiüri^che Nerven yollkplrttneit erregbar 'Sind. 

Durchschneidung der Vag» hebt die. PulsyerhihgSamung auf: wird, 
nachdem die Vagi ihm:lischnUten sind*, vergifte^ so stellt kickeine deut¬ 
lich -merkbare • Ptti«b$«shfettnlg urig. ein» nährend Welch*? es nicht 
gelingt, vom Vagus aus Verzögerung Oder Herzstillstand zu er¬ 
zeugen. Be» atropinisiHcn Tlereo bonbaebtet man nach der 
Injeotion von Adonis keine Veriangsanümg, sondern eine noch 
stärkere, von der durch Atropin erzeugten eicht abhängigen Bc- 
sebfemrigung des Pulses. 






542 


SCHBEIBRK. — KÖHNLKIN. 


No. 30. 


Nach diesem Verhalten nimmt Vf. eine Erregung der centralen 
Vagusursprfinge, bei weiterer Einwirkung eine Lähmung der peri¬ 
pheren Vagusendigungen mit gleichzeitiger Erregung des Beschleu¬ 
nigungssystems des Herzens an. Gegen Ende der Vergiftung tritt 
wahrscheinlich eine Paralyse des motorischen Nervenapparates des 
Herzens, sowie eine Lähmung des Herzmuskels ein. 

Die Blutdrucksteigerung ist, nach B., Folge einer Gefäfsver- 
engerung, welche nur zum Teil von einer Einwirkung auf das 
vasomotorische Centrum abhängig ist; doch hält Vf. nach den am 
Frosche erhaltenen Resultaten auch die Arbeit des Herzens selbst 
unmittelbar fOr gesteigert. 

Vf. teilt außerdem eine Anzahl von Krankengeschichten mit, 
die zu Versuchen mit Adonis vernalis aufzufordern geeignet sind. 
Als das eigentliche Feld für dieses Mittel bezeichnet B. Hydropsien, 
die von einer Störung der Compensation der Herztätigkeit her- 
rfihren; auch bei chronischen Nierenerkrankungen, wo das Herz¬ 
leiden secundär ist, bei gesunkener Herztätigkeit und niedrigem 
Blutdruck, sowie bei Hydrops in Folge von Lebererkrankungen sah 
Vf. gute Erfolge. Unter der Einwirkung des Mittels wurde der 
Herzstofs stärker, die Herztöne und Herzgeräusche traten schärfer 
hervor, der Puls wurde regelmäßiger und langsamer, die Pulswelle 
stärker und voller. Unter Steigerung der Diurese, Vermehrung 
der durch den Harn ausgeschiedenen Chloride und des Harnstoffs, 
nehmen die Oedeme bis zum vollständigen Verschwinden ab, Cyanose 
und Dyspnoe wurden schwächer, die Respiration wurde tiefer und selte¬ 
ner, das subjective Befinden wurde wesentlich gebessert. — In einigen 
Fällen erwies sich Adonis wirksam, nachdem Digitalis im Stich ge¬ 
lassen hatte; cumulative Wirkung, wie bei Digitalis, hat Vf. nie 
beobachtet, dagegen trat öfter Uebelkeit, Erbrechen und Durchfall 
ein. Die Verordnung geschah im Infus Drachmen I—II: Unzen VI 
(3,75—7,5:180,0 Grm.) Colatur; 2stöndlich 1 Esslöffel. Langgard. 


J. Schreiber, Ueber die Functionen des Nervus phrenicus. Pplü- 
okr’s Arcb. XXXI. S. 577. 

Vf. weist nach, dass bei narkotisirten and cararisirten Hunden mechanische und 
elektrische Beize des centralen Phrenicosstumpfes im Bereiche des Stammes und der 
Wurzeln von einer« meist geringen« aber nachweisbaren Blutdrucksteigerung beantwortet 
wird. Nach Durchschneidung der Wurzeln (obere aus dem fGnften, untere aus dem 
sechsten Cervicalnerren) war die Reizung im Bereiche des Stammes erfolglos. Die 
obere Wurzel erwies sich gelegentlich als unwirksam, während der Stamm reagirte. 

_ Gad (Würm bürg). 

B. Köhnlein, Ueber den Inhalt eines Lymphangioma cavernosum. 
Ztschr. f. physiol. Chemie VIII. S. 198. 

Derselbe, durch Punction erhalten, stellte eine leichtflüssige, klare, lichtgelbe 
Flüssigkeit dar, aus welcher sich bald nach der Entleerung ein Fibrinknchen abschied. 
Die Flüssigkeit reagirte alkalisch und hatte 1,015 speci fisch es Gewicht. Das Fibrin- 
gerinnsei betrug 0,054 pCt. Die vom Fibrin getrennte Flüssigkeit zeigte folgende Zu¬ 
sammensetzung: Eiweifs 3,67, Cholesterin 0,08, Lecithin 0,01, Fette und Seifen 0,30, 
Wassereztractstoffe 0,02, Asche 0,62 pCt. 

Von den unorganischen Salzen waren 0,4127 Grm. in Wasser lOslich, 0,0260 Grm. 
in Wasser unlöslich. & Balkowski. 


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\Vmm*8& -Ott. ~ 


II. WiskfiWillltk ,. =:ÜDie v.efschieflen^n -W^gr der 'Gwi&e 

des •Reeidsv^ resp. der . tubercn.h»s(*!i * xmch 

der O^rtiliievn.: OVttaen ; Km^fen >md 0*r 

lenke, .mch- eigenen \ Ti>o^ip»Mtti^oHe 

Folgerungen.. 4r«h. f. Min. Cbi- XXX ;;t l. 
w. h*»f J*tiV 167«* bis ,3<MiK*r. *n btoowä. $ gnifesu 

MMltJInlk;. ,|(i XindAr 'and ; ^^iUtlioi»e foäiyi(iu*ti &n jEfir! 

kruifcuag ' Lyjäphurti**ii * Küodiea ^oÄ I^Jankst* heh*ucuwd 
opttauvg Eingriffe 4ttsg«fRhrt;- In keinen TVl**- .&|ifr \ß^ättßitßl}6 Vf rm«iTr*hklU>rr 
*üLnur 3 kneten, d*ninm Ü'. ,&o- tufc»»^ut^^r M&urigliä*. - io 4 m V]«4> hieyiifro 
%röfTftx*fc& £i&tettn»g rmth iedeneu &nb vrttljzti di* 

eifeuut :«,, rwJli WV ntnhfffg Arten und Dn;^(ivm»« %itf 4 denen, er Auf“ di* 

g*ni blonderen Wert «a k legoti ^i.UeiuL <!•**« pentlwlioj» W 

»rjitag* *ltid .ufola neu} Hematy^mug r#ed&ü* nur *?Spe Etf^ehteog de* 
IrystaUÜttt *« b^to".d tulafnrms \ dessen -^^uenb.eveoi^e ^reh Er*o!o *t> 

rtumi W<ts*4*n (pri^hy^Äktisch), u|s &vi ptfluMtfcwieti RAther». Wtfälrot, »m UfcVftgeu 
it*r durtkaiig tiicht mis der.^primär *ta »»J; t\ vi'^w^d 


j. lieliti^ -:k -eim'M eotjjple« öjfMfc»? vüwm ; hHK 

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E. ferööenüicht den ifcfijad eine*. ‘ Sm«* ***m'«t*»* ;$<*?#$&# &e:. *it:Mj» 

äSjibfjßfcö Kinde, dk* äji fcm»T in;f#£<* l>*£üV’^V^ 

dftrmb*n(rtr**nd&rt*i getUtan b*U«. : • V+*y. . 


ti« Quitltk#* Ueb'er/ÄbköWöOg :i Wn.-^i b*-cn- f*r:p-.v-!»:, ati'il 
Wocb^naGhr/1^S4> Na £& 

Gestiftet »trf ÄrfÄhrQtigen bei Typhus; Pfcffrnd* \\n& ft <yz i jurtbs.. ?tfjpitehU' 

Yl 4ie Ab kfi Mutig Hebpm/iar th&rch Lfc^'rjng aci yti/^ o- ♦ Ab* 

bei einer C*p4tit&e *t>o ;»0 Litern miV V/*rr-f fW V T,V r i" . Hä*. 

wied.er ffotieert^ Wasser tilgte «in*. W&rn^ ^^evnU^r* ff ,<> u * 1>7»> ^'OVou d.v 

'K^f|«#ttnfa'pöratur. bei ’K«-<rJR|.lJucg. 4es Ki^fifc ?w »'^ctntv m^i^h ^Knkiii*' .»nd 

:2* i?*V ■ |tt nidüt/.jiö'. wfe. ^»^«v t FJimIv. • OvT*,;»- st«jg.v-.*>V. T . 

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544 


Manby. — Bakbirr. — y. Hkbra. — Landau. 


No. 30. 


A. R. Manby, Spontaneous rupture of hydrocephalus. Med. Times 
et Gazette 1884, No. 1765. 

Wahrend eine sämmtliche Lumbar- und 1 — 2 Donalwirbel einnehmende Spina 
bifida nach einfacher Compression sich allmählich verschloss, sodass zuletzt an der 
betreffenden Stelle nur eine fleischige Masse zurückblieb, welche dem Rinde keine 
Unbequemlichkeit verursachte, nahm der Umfang des Kopfes allmählich zu und es 
entwickelte sich ein umfangreicher Hydrocephalus. Im Alter von 9 Monaten trat 
plötzlich eine spontane Ruptur ein (an welcher Stelle wird nicht erwähnt) und es 
wurden 7 3 / 4 Pints (etwa 4 Liter) einer leicht blutigen serösen Flüssigkeit in einem Eimer 
aufgefangen. Gleich nach der Ruptur war das Kind ruhiger als gewöhnlich, und 
nahm Nahrung zu sich; 17 Stunden nach der Ruptur starb es. Section wurde nicht 
gemacht. _ L. Roieuthal. 


Barbier, Mal perforant du pied, cons£cutif k une n£vrite sciatique 
produite par une injection interstitielle d’&her. Union mdd. 1884, 

No. 66. 

Nach einer tiefen Aether- Injection in die Hinterseite des rechten Oberschenkels 
(wegen ischiadischer Beschwerden) war hei einem früher gesunden Manne eine schwere, 
mit Sensibilitätsstörungen und degenerativer Atrophie der Unterschenkelmusculatur 
einhergehende Neuritis eingetreten. )m Verlaufe derselben war aus unscheinbaren 
Anfängen (Bläschen) am Innenrande der rechten Ferse ein tiefes, bis auf den Knochen 
gehendes, von einem dicken Epidermiswulst umgebenes, durchaus schmerzloses und 
unempfindliches Geschwür entstanden, was bei ruhiger Lage des Kranken allmählich 
zur Heilung kam. Fortgesetzte elektrische Behandlung hatte auch eine Besserung der 
Anästhesie und Lähmung zur Folge. Sonstige trophische Störungen fehlten. 

Bernhardt. 


H. V. Hebra, Ueber Sycosisbehandlung. Wiener med. Blatter 1884, 
No. 17. 

v. H. empfiehlt für die Behandlung der Sykosis die WiLKiHSON'sche Salbe und 
will damit auch in veralteten Fällen gute Erfolge erzielt haben. Sein Verfahren ist 
dabei folgendes: Zunächst sucht er die etwaigen Krusten und Borken durch einfache 
Salbenverbände (am liebsten Ung. emoll.) zu erweichen, lässt sie dann mit Seife ab* 
waschen und den Bart möglichst sorgfältig rasiren. Durch das Rasiren werden die 
Kuppen der meisten Pusteln abgetragen und so ihrem Inhalt der Austritt an die 
Oberfläche ermöglicht. Unbekümmert um diese wunden Stellen wird dann die ganze 
sycotische Partie mit der Wn.KiNsoN’schen Salbe bedeckt, indem diese mittels eines 
weichen Charpiepinsels m alle Vertiefungen, so weit es möglich, eingedrückt nnd 
schliefslich noch eine ziemlich dicke Lage davon aufgetragen wird. Die Salbe wird 
mit einem Stück Flanell bedeckt und dieser mittels einer Calicotbinde entsprechend 
befestigt. Dieser Verband wird alle 24 Stunden gewechselt, dabei werden jedes Mal 
die kranken Stellen gereinigt und die Haare möglichst sorgfältig epilirt. Es genügt 
ferner, wenn 2 Mal in der Woche rasirt wird. Lewintki. 


L. Landau, Ueber die Bedeutung des sogenannten Ovarial- oder 
Iliacalschmerzes bei Hysterischen. Deutsche med. Wochenschr. 1884, 
No. 17. 

L. verteidigt die gegen CHAROOT'sche Ansicht, dass die Ovarialgie von den Ovarien 
ausgehe, geltend gemachten Gründe. Er operirte einen Ovarialtumor bei einer Hyste¬ 
rischen , bei welcher der leiseste Druck auf denselben die heftigsten Schmerzen erregte. 
Dieselben bestanden jedoch nach Entfernung des Tumors unverändert fort. — Mksdkl 
hat neuerdings bei hysterischen Männern denselben Schmerz in der Uiacalgegend nach¬ 
gewiesen. L. führt die Schmerzen auf eine centrale Erkrankung, auf eine Hyper¬ 
ästhesie im Bereiche eines oder mehrerer dem Plez. lumb. angehörenden Nerven 
zurück. A. Martin. 

Verlag von August Hirschwald ln Berlin. — Druck von L. Schumacher iu Berlia. 


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WSohentllch erscheinen 
1—9 Bogen; am Schlüsse 
des Jahrgangs Titel, Ka¬ 
men- und Sachregister» 


Centralblatt 

für die 


Preis des Jahrganges 
90 Mark; zu beziehen 
durch alle Buchhandlun¬ 
gen und Postanstalten. 


medicinischen Wissenschallten. 


Redigirt von 

Prot Dr. H. Kroneoker, und Profi Dr. H. Senator, 

Berlin (NW.), Darotheenstr. 85. Berlin (NW.), Bnuhofttr. 7 (am Hegelplatz). 


1884. *• August. No. 31. 


Inhalt: T. L. Brunton und T. T. Cash, Vorbeugende Gegengifte (Orig.-Mitt.). — 
F. Tartupbri, Bau des Zellkerns (Orig.-Mitt.). 

A. KÖllik er, Die embryonalen Keimblätter. — v. Monakow, Sehsphäre, 
Opticnscentren und Sehnerv. — Hoppb-Sbylrb, Bedeutung des Sauerstoffs für 
Spaltpilze. — Stolnikow, Bedeutung der Hydroxylgruppe in Giften. — B. Bbck, 
Zerreifsnng von Unterleibsorganen. — Besold, Obren-Affectionen bei Ileotypbns. — 
F. A. Hopfmann, Absolute Milchdiät. — HyLA Gbkvbs, Bedeutung der Herz- 
geräosche. — Adamkiewiuz, Färbung des Rückenmarksgewebes durch Safranin und 
Methylenblau. — Zacher, Progressive Paralyse mit spastischen Erscheinungen. 

Lafpont, Glottis Verschluss in der Narkose. — Bribgbr, Aetherschwefelsäuren 
im Urin. — J. Otto, Indoxyl- und Skatoxylschwefelsäure im diabetischen Harn. — 
Bbck, Teratom der Hypophysis cerebri. — Karbwbki, Orthopädisches Corset. — 
Moos, Atresie der Gehörgänge durch chronisches Ekzem. — Hartmann, Orbita- 
Ab&cess nach acutem Schnupfen; fcetide Nasenblennorrhcen. — Ashby, Acute gelbe 
Leberatrophie. — ▼. Wehdb, Luft der Krankenzimmer von Phthisikern. — Mcbbius, 
Tabes and Syphilis bei Frauen. — Ferguson, Allgemeine periphere Neuritis. 


Heber vorbeugende Gegengifte. 

Von T. Lander Kroaten und T. Theodore Cash in London. 

Im Cbl. 1883, S. 81 haben wir mitgeteilt, dass die Wirkung 
des Veratrins auf den Froschmuskel aufgehoben werde durch die An¬ 
wendung eines Kalisalzes. In einer Abhandlung, die wir der Royal 
Society am 13. Februar 1883 zugeschickt haben, erwähnten wir, dass 
durch Barium der Froschmuskel in sehr ähnlicher Weise afficirt 
wird, wie durch Veratrin und dass diese Wirkung in derselben Weise, 
wie die Veratrin Wirkung, durch Wärme und durch Kalisalze auf¬ 
gehoben werden kann. Wir haben versucht, die Wirkung des Bariums 
auf Meerschweinchen durch die gleichzeitige Injection eines Kali¬ 
salzes aufzuheben, und haben gefunden, dass Kalisalze die Wirkung 
des Bariums verzögern und bisweilen den letalen Ausgang ver¬ 
böten. Aehnliche Versuche mit Veratrin und Kalisalzen haben bis 
jetzt negative Resultate gegeben. 

Wir versuchten, die Tiere durch Fütterung mit Kalisalzen 
weniger empfindlich gegen die Bariumwirkung zu machen. In der 
Tat gelang es auf diese Weise, die Wirkung des Bariums um mehrere 
Stunden zu verzögern; die Symptome waren auch weniger stark, 

XXII. Jahrgang. 35 


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Tartukkri, Bau des Zellkerns. 


No. 31. 


wenn sie endlich zum Vorschein kamen. Durch die vorbeugende 
Fütterung mit Kalisalzen wurde das Leben der Tiere bisweilen für 
mehrere Stunden verlängert. Diese Versuche zeigen, dass die alte 
Idee: den Körper durch systematische Fütterung mit Antidoten 
resistenzfähig gegen Gifte zu machen, nicht ganz grundlos ist. 


Ueber den feineren Ban des Kerns. 

Vorläufige Mitteilung von Fernielo Tirtofert, Prof, an der UnWeniMt zu Messina. 

Im Inneren von Kernen vieler in Chromsäure gehärteter Ge¬ 
webe höherer Tiere, die mit einem doppelten Contur (Membran), 
1—2 oder mehreren Kernkörperchen und homogenem oder schwach 
granuliriem Inhalt versehen sind, habe ich ganz kleine, schwer zu 
beobachtende spindelförmige Gebilde gefunden. 

Diese Formationen werde ich wegen ihrer Lage und um sie 
von den bekannten Kernspindeln der indirecten Kernteilung [wie 
man sie in Eiern vieler Tiere, in Pflanzenzellen, in Geschwülsten*), 
in entzündlichen Neubildungen der Haut beobachtet**)], zu unter¬ 
scheiden, „iatranicleare Spindeln“ nennen. 

Wenn wir z. B. den Kern einer Zelle der Bindehaut, in wel¬ 
cher sich zwei sogenannte Kernkörperchen in der Richtung der 
Achse und nicht weit von einander (ca. 4 fi) befinden, mit besonderer 
Aufmerksamkeit betrachten, so finden wir beständig zwischen ihnen 
eine kleine Linie von Pünktchen oder von kurzen, ganz feinen 
Strichen, welche sich in der Richtung der grofsen Achse des Kerns 
an einander reihen. 

Diese kleine Linie bildet die gemeinschaftliche Basis von zwei 
Dreiecken, an deren Spitzen sich zwei Kernkörperchen befinden: 
Dreiecke, welche eich nicht selten ein wenig heller, als die übrige 
Kernsubstanz darstellen. Wenn wir dagegen einen schief gestellten 
Kern betrachten, alsdann finden wir an Stelle der kleinen Linie 
einen Halbkreis von Pünktchen zwischen den zwei Kernkörperchen. 
Wenn man den Tubus des Mikroskops senkt oder hebt, so zieht 
sich der Halbkreis zusammen und endet in einem der Kernkörperchen. 
Diese Erscheinung zeigt uns, dass die Pünktchen nichts Anderes 
sind, als optische Querschnitte von Fädchen, welche in dem Kern¬ 
körperchen zusammenlaufen. In der Tat, wenn diese intranuclearen 
Spindeln gut entwickelt sind, habe ich deutlich die äufserst feinen, 
farblosen Fasern, welche diese intranuclearen Spindeln bilden, und 
besonders die seitlichen beobachtet. 

Aus meinen Beobachtungen ergiebt sich also, dass im Innern 
des schon von einer Membran umgebenen Kerns sowohl im ge¬ 
sunden, als auch im kranken Gewebe, besondere spindelförmige 
Formationen, welche man „intraaieleare Spiadela“ nennen könnte, 
sich befinden. Die Pole dieser Spindeln werden von den so- 


*) J. Abhold, Vibchow’s Arch. LXXVII. S. 279. 

**) Oztry, Zeitschr. f. Heilk. IV. 


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No. 31. 


Tartuferi, Bau des Zellkerns. 


547 


genannten Kernkörperchen gebildet, ihr Aequator von der schon 
oben beschriebenen kleinen Linie, welche zuweilen aus einer 
Reihe dicht gestellter kleiner Punkte besteht. Die Pole sind 
mit dem Aequator durch sehr feine farblose Fasern verbunden. Die 
Polpunkte der primitiven Spindeln sind die Kernkörperchen. Die 
intranuclearen Spindeln sind sehr klein: in den epithelialen Zellen 
der Conjunctiva des Menschen, z. B. in einem Kern von 6 (i Breite 
und 12 fi Länge, messen diese Spindeln, wenn sie in der Mitte und 
einzeln liegen, in der LäDge 4 ja, in der Breite 3 ja. 

Im Innern eines Kerns können wir eine einzige oder mehrere 
Spindeln beobachten. Wenn nur eine Spindel da ist, so kann sie 
entweder central sein und den oben angegebenen Dimensionen ent¬ 
sprechen, oder eie kann gröfser sein und ihre Pole und den Aequator 
nahe bei oder vereint mit der inneren Oberfläche der Membran 
des Kerns haben. In diesem zweiten Falle zeigt der Kern neben 
dem Aequator der Spindel einen schwachen Eindruck. 

Wenn mehrere Spindeln da sind, so sind sie gewöhnlich mit 
einander verbunden, so dass die erste Spindel nur einen Pol frei 
hat, während der andere Pol in Verbindung mit der zweiten steht. 
Die zweite Spindel hat also mit der ersten einen gemeinschaftlichen 
Pol und den anderen gemeinschaftlich mit der dritten Spindel etc. 
Wenn im Innern des Kerns mehrere Spindeln sich befinden, dann 
können sie die Ebenen ihrer Aequatoren parallel haben und in der 
Richtung der grofsen Axe gestellt sein, oder die Ebenen ihrer 
Aequatoren können sich durchkreuzen und dann fallen ihre drei 
Pole in die Ecken eines gleichseitigen Dreiecks. Ich habe bis vier 
oder fönf Spindeln im Innern eines Kerns beobachten können; je 
mehr es sind, desto schwieriger ist ihre Beobachtung. Nach den 
bisherigen Beobachtungen ist es sehr wahrscheinlich, dass die Ent¬ 
wickelung der Urcentralspindel durch Teilung des einzelnen Kern¬ 
körperchens stattfinde, und das körnige Aussehen, welches der Kern 
annimmt (wenigstens in den Geweben, in denen ich durch Experi¬ 
mente eine aufserordentliche karyokinetische Tätigkeit bemerkte), 
hervorgebracht werde durch die fortlaufende Entwickelung der intra¬ 
nuclearen Spindeln, deren Pole und äquatorialen Pünktchen die 
Körnchen des Kerns bilden würden. 

Bis jetzt habe ich solche intranucleare Spindeln bei der mensch¬ 
lichen, besonders krankhaften Bindehaut sehr deutlich in allen ihren 
Einzelheiten beobachtet. Dieselben waren auch klar zu sehen in 
der experimentell gereizten Bindehaut des Meerschweinchens und 
des Kaninchens, in den Epidermisschichten, in manchen Zellen des 
Nervensystems, in den Zellen der MKiBoivt’schen Drüsen und Talg¬ 
drüsen, der Leber, in den Epidermiszellen der Larven der Kröte 
u. s. w.; sie waren auch sehr gut entwickelt und immer im Innern 
der Kerne in den Zellen eines Epithelioms. Dagegen sah ich in 
den fein und staak gekörnten Kernen der Zellen der Magenschleim¬ 
haut, der Hornhaut (Larve der Kröte), der Nieren, der Linse (Ka¬ 
ninchen) ganz regelroäfsige Reihen von sehr kleinen Punkten, welche 
eine besondere und eigentümliche Anordnung zeigten, die jener der 

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548 Kölliker, Die embryonalen Keimblätter. No. 31. 

Aequatoren der intranuclearen Spindeln mit homogenem Inhalt sehr 
ähnlich war. 

Deshalb und in Folge anderer Tatsachen, welche ich der Kürze 
halber auszuführen unterlasse, glaube ich, dass solche feinpunktirte 
Reihen nichts anderes darstellen, als die Aequatoren intranuclearet* 
Spindeln, bei welchen wir das System der achromatischen Fäden 
nicht beständig sehen können, weil sie Oberaus klein sind. 

Ueber die Bedeutung der spindelförmigen Formation, die ich 
hier beschreibe, d. h. Ober die Bedeutung, die sie im Leben und 
der Vermehrung der Zelle haben, kann ich noch nichts Gewisses 
sagen. Wenn einerseits der Eindruck, den der Kern nicht selten 
neben dem Aequator der Spindel zeigt, auf eine directe Teilung 
des Kerns schliefsen lassen könnte, so wOrde andererseits der L T m- 
stand, dass sie sich viel zahlreicher als gewöhnlich in Geweben 
finden, in welchen eine außerordentliche karyokinetische Tätigkeit 
veranlasst wird, und die Beobachtung, dass sie mit ihrer fortlaufen¬ 
den Vermehrung jene körnige Erscheinung des Kerns, welche der 
Bildung des Korbgerüstes vorangeht, bewirkt, sie als das wahre 
Anfangsstadium des karyokinetischen Processes bezeichnen. 

Die Untersuchungen, welche ich fortzusetzen gedenke, werden 
meine bisherigen Resultate, von denen ich die interessantesten kurz 
mitgeteilt habe, ergänzen. Nach beendeter Untersuchung werde 
ich das von mir bei denselben angewendete und am zweckmäßigsten 
gefundene Verfahren veröffentlichen; för jetzt bemerke ich, dass 
auch ein neuer Farbstoff mir gute Resultate ergeben hat: Carmin- 
säure entweder in destillirtem Wasser gelöst oder in concentrirter 
Alaunlösung auf warmem Wege. 

Messina, Juni 1884. 


A. Kölliker, Die embryonalen Keimblätter und die Gewebe. Ztschr. 
f. wiss. Zoologie 1884, XL. S. 179. 

Nach K. entsteht der Keim des Säugetier- und Vogel-Eies le¬ 
diglich aus Furchungszellen, ohne eine directe Beteiligung von 
Nahrungsdotter. Es giebt ferner keine besondere Keimschicht, kein 
Primitivorgan, das nur Gefäfse, Blut und Bindesubstanz liefere. 
Alle diese Gewebe entstehen, wie auch das gesammte Muskelgewebe, 
die Urnieren und der Geschlechtsapparat im Mesoderm. Das Blut 
und die Gefäfse nehmen ihren Ursprung in den peripheren Teilen 
des Keime, in der Area opaca, zum Teil auch in der Area pellucida, 
und wachsen die Gefäße als Endothelröhren von hier aus in den 
Embryo hinein, in welchem in der ersten Zeit keine selbstständige 
Gefäfsbildung statthat. Die Bindesubstanz und das Bindegewebe 
im weitesten Sinne hat seine Bildungsstätte in allen Primitivorganen 
des Mesoderms, in den Urwirbeln, der Haut- und Darmfaserplatte 
und entsteht unabhängig von den Gefäfsen. 

Die allererste Bindesubstanz entsteht beim Hühnchen in der 
Area opaca im Mesoderm, indem die ursprünglich ganz gleichen 
rundlichen Zellen sich teils in sternförmige anastomosirende ver- 


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No.31. v. Monakow, Sehsphäre, Opticuscentren und Sehnerv. 549 

wandeln, während andere zu Gefäfsanlagen uud Blut sich gestalten. 
Erstere füllen als sogenannte Substanzpinsel alle Lücken zwischen 
diesen Gefäfsen aus. Bindegewebe und Gefäfse entstehen also un> 
abhängig von einander und gleichzeitig. Auch an der gefäfslosen 
Mesodermschicht des Amnios, die die Hautplatte liefert, entsteht 
Bindegewebe ohne Beteiligung von Gefäfsen, die zur Zeit ihrer 
Bildung im Embryo noch ganz fehlen. 

Am deutlichsten ist die Erzeugung von Bindegewebe aus der 
Hautplatte des Mesoderms ohne Gefäfsbeteiligung in den Extremi¬ 
tätenanlagen. Weniger einfach ist dieser Nachweis für die Darm¬ 
faserplatte, doch lässt er sich beim Kaninchen an der Bildung des 
Herzens führen, ebenso an der Bindegewebsschicht der Serosa des 
Darms. Endlich liefern die Urwirbel sicher Bindegewebe ohne 
Gefäfsbeteiligung. 

Was die Stellung der Keimblätter zu der Bildung der ver¬ 
schiedenen Gewebe betrifft, so hält K. dafür, dass jedes derselben 
die Fähigkeit besitzt, alle Hauptgewebe aus sich zu erzeugen, und 
dass sie nur morphologische Primitivorgane darstellen. — Das 
Ektoderm liefert das Haut- und das Centralnervensystem und in 
letzterem die eigentümliche Stützsubstanz, Neuroglia, die mit vollem 
Recht als eine Bindesubstanz aufgefasst werden kann. Das Mesoderm 
liefert quergestreifte und glatte Muskeln, Bindesubstanz, alle Drüsen 
des Urogenital Systems, die Endothelien. Das Entoderm erzeugt, 
wenigstens bei niedrigen Wirbeltieren, die Chorda dorsalis, ein als 
Bindegewebe zu deutendes Gebilde, beim Amphioxus auch die 
Urwirbel und alle Bindegewebe und Muskeln erzeugenden Teile. — 
Auch die heterologen Geschwülste in der Pathologie zeugen für 
die Ansicht K.’s, da die CoHNHKiM’sche Hypothese, dass dieselben 
„atypische Gewebsneubildungen auf embryonaler Anlage“ seien, so 
lange unbegründet sein wird, bis man die supponirten embryonalen 
Keimzellen im Organismus des Erwachsenen nachweist. K. hält 
es übrigens mit Rücksicht darauf, dass ja alle späteren Zellen eine 
gemeinsame Mutter, die Eizelle, haben, für möglich, dass auch noch 
beim Erwachsenen Elemente von solchem embryonalem (indifferentem) 
Charakter Vorkommen, aus denen unter Umständen Alles werden 
kann. Auch bereits differenzirte Zellen können sich vielleicht in 
solche embryonale zurückbilden (cfr. Fettgewebe, Osteoblasten). 

R&bl-Rückhard. 


V. Monakow, Experimentelle und pathologisch-anatomische Unter¬ 
suchungen über die Beziehungen der sogenannten Sehsphäre zu 
den infracorticalen Opticuscentren und zum Nervus opticus. Arch. 
f. Psych. XIV. S. 699. 

Vf. berichtet über den Befund bei einem 3monatlichen Embryo 
mit doppelseitigem, symmetrischem, porencephalischem Defect beider 
Occipitallappen, von der tiefen Markschicht ausgehend. Die Höhle 
nahm den oberen Rand der hinteren Centralwindung, das obere 
Scheitelläppchen und sämmtliche Occipitalwindungen ein. Schon 
makroskopisch sah man die Nn. optici und die Tract. optici deutlich 


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550 Hoppk-Seylkr, Bedeutung des Sauerstoffs für Spaltpilze. No. 31. 

degenerirt. Bei der mikroskopischen Untersuchung der rechten 
Hemisphäre, welche successive in Schnitte zerlegt wurde, fand sich 
eine Atrophie des vorderen Zweihügels, des Corp. genic. ext., des 
Pulvinar, des Thalamus opticus. Angeregt durch diesen Fall, bemüht 
sich v. M., experimentell die Beziehungen zwischen Sehnerv und 
Occipitalrinde klar zu legen, indem er seine Versuche an neu¬ 
geborenen Kaninchen und Katzen anstellt. Teils entfernt er um¬ 
schriebene Stellen aus dem Gebiete der Occipitalrinde, teils werden 
Enucleirungen eines Bulbus vorgenommen. Ferner brachte er Ka¬ 
ninchen Zerstörungen im Gebiete der inneren Kapsel und der zu¬ 
gehörigen Stabkranzbündel bei, welche nach Entfernung der Seh¬ 
sphäre zu Grunde gehen. Die operirten Tiere lebten einige Monate. 
Die Gehirne wurden in doppeltchromsauren Kali oder Ammoniak 
gehärtet und Schnittserien angefertigt. Durch seine Versuche am 
Kaninchen kommt Vf. zu dem Resultate, dass auch bei diesem Tiere 
der Nervus opticus, unter Vermittelung der infracorticalen Centren, 
(d. h. vord. Zweihügel, Corp. gen. ext., Pulvinar) mit besonderen 
Schichten der Occipitalrinde in enge Beziehungen tritt und dass so¬ 
mit diese Schichten vor allen anderen in der Sehsphäre beim Sehact 
in Tätigkeit sein dürften, v. M. teilt nämlich nach dem Vorgänge 
Mkynkkt’s beim Menschen auch die Occipitalrinde des Kaninchens 
in 5 Schichten. Die Degeneration betreffe die Körnerschicht mit 
den grofsen Pyramidenzellen und die am nächsten der Markleiste 
gelegene Schicht der multipolaren Ganglienkörper. 

Die an Katzen angestellten Versuche berechtigen den Vf. zu 
dem Schlüsse, dass, nach Abtragung umschriebener Regionen aus 
der sogen. Sehsphäre bei neugeborenen Katzen, sich bei den er¬ 
wachsenen Tieren Entwickelungshemraungen einstellen (frühestens 
6—8 Wochen nach der Operation), die hauptsächlich die infracorti¬ 
calen Gesichtscentren betreffen und sich bis in die beiden Sehnerven 
erstrecken. 

Das mit den Nn. opticis in Beziehung tretende Feld im Occi- 
pitalhirn der Katze scheint mit der McKK’schen Sehsphäre beim 
Hunde zusammenzufallen. 

Am Schlüsse seiner Arbeit erwähnt Vf. einen Fall von Ence- 
phalomalacie in beiden Occipitallappen mit Defect der 1. linken 
Temporalwindung. Auch hier fanden sich ähnliche degenerative 
Prozesse, wie bei der Porencephalie. Das Nähere hierüber soll nach 
genauer Durcharbeitung veröffentlicht werden. Siemerling. 

F. Hoppe-Seyler, Ueber die Einwirkung von Sauerstoff auf die 
Lebenstätigkeiten niederer Organismen. Zeitschr. f. physiol. Chemie 
VIII. S. 214. 

Durch weitere Versuche mit dem bereits früher (Cbl. 1882, 
S. 644) erwähnten Schüttelapparat, welcher eine fortdauernde Zufuhr 
von Sauerstoff und Absorption der Kohlensäure, sowie eine teilweise 
Ueberführung des Ammoniak in Ammoniumsulfat durch zugesetztes 
Calciumsulfat gestattet, gelangte Vf. zu dem Resultat, dass bei Bteter 
Gegenwart von freiem indifferentem Sauerstoff, die einzigen bestimmt 


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No. 31. 


Stolnikow , Morphinätherschwefelsäure. 


551 


nachweisbaren Producte der Fäulniss eiweifshaltiger Flüssigkeiten 
Kohlensäure, Ammoniak und Wasser sind. Weder Wasserstoff, noch 
Sumpfgas sind nachweisbar, ebensowenig Indol und Skatol. Leucin 
und Tyrosin werden, wenn überhaupt, nur vorübergehend gebildet. 
Somit verhielten sich die Spaltpilze (und Hefearten), so lange sie 
bei gutem Sauerstoffzutritt leben, hinsichtlich ihres Lebens im We¬ 
sentlichen nicht anders, als alle übrigen Organismen: sie nehmen 
Sauerstoff auf und scheiden C0 2 , H 2 0 und NH 3 oder dem Ammoniak 
nahestehende stickstoffreiche Stoffe aus. — Bei Abwesenheit von 
Sauerstoff veranlassen sämmtliche Organismen Gftrungserscheinungen; 
während aber Spaltpilze und Hefearten, zum Teil wenigstens, lange 
Zeit in diesem Zustande fortbestehen können, geben die übrigen 
Organismen bei Sauerstoffmangel bald zu Grunde: die einen früher, 
die anderen später; die Pilze der Cellulosegärung vertragen Sauer¬ 
stoffmangel sehr lange. — Dass es Spaltpilze giebt, welche nur 
bei Abwesenheit von Sauerstoff leben können, ist nicht erwiesen. 
Die gewöhnlichen Spaltpilze vermehren sich bei reichlicher Sauer¬ 
stoffzufuhr weit mehr, als bei ungenügender; dasselbe gilt auch für 
Bierhefe. Für letztere lässt sich dieses auch durch Gewichtsbestim¬ 
mungen erweisen, während diesem Nachweise für Spaltpilze technische 
Schwierigkeiten entgegenstehen. E. Salkowski. 

Stolnikow, Ueber die Bedeutung der Hydroxylgruppe in einigen 
Giften. Ztschr. f. physiol. Chem. VIII. S. 236. 

I. Morphin und Morphinätherschwefelsäure Durch 
Erhitzen von Morphin mit Aetzkali und pyroschwefelsaurem Kali 
nach dem von Baumann zur Darstellung von Phenolschwefelsäure 
angegebenen Verfahren, Ansäuern mit Essigsäure und Umkrystalli- 
siren des Niederschlages erhielt St. Morphinätherschwefelsäure von 
der Zusammensetzung C,,H 18 N0 2 S0 4 6 -|- 2 H 2 0 in langen feinen 
Nadeln, die sich sehr schwer in kaltem Wasser, Alkohol und Aether, 
etwas leichter in heifsem Wasser, leicht in Alkalien lösen. Beim 
Erwärmen mit verdünnter Salzsäure zerfällt sie in Morphin und 
Schwefelsäure, welche in annähernd theoretischer Menge gewonnen 
werden konnten. Das durch Spaltung erhaltene Alkaloid zeigt alle 
Eigenschaften und Reactionen des reinen Morphins. Die Reactionen 
der Morphinschwefelsäure stimmen gröfstenteils mit denen des 
Morphins überein. 

H. Vergleichung der Wirkung des Morphins und der 
Morphinschwefelsäure. Beide Substanzen wurden möglichst 
gleich grofsen Fröschen teils subcutan, teils vom Magen aus bei¬ 
gebracht und zwar in äquivalenten Mengen (Morphin = 303, 
Morphinschwefelsäure = 401. Einer 1 procentigen Morphinlösung 
entspricht eine Lösung von 1,323 Grm. Morphinschwefelsäure in 
100 Cctm. Wasser). Während 0,05 Grm. Morphin den Frosch töten, 
blieb eine äquivalente Menge von Morphinschwefelsäure ohne toxische 
Wirkung; nur die willkürlichen Bewegungen wurden etwas „abrupter“ 
und es trat dann ein leicht somnolenter Zustand ein, der in 1 bis 
2 Stunden verging. Wurden 3—5 fach gröfsere Dosen von Morphin- 


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Stolnikow , Morphinätherschwefelsäure. 


No. 31. 


schwefelsäuregegeben, so traten tetanische und klonische Krampfanfälle 
ein, wie bei der Vergiftung mit Codein oder Strychnin; in dem Zu¬ 
stande des Tetanus gehen die Tiere, jedoch nicht immer, zu Grunde. 
Die Narkose ist meistens ausgeprägt. 

Nach Versuchen an Kaninchen ist die Morphinaetherschwefel- 
säure ohne jeden Einfluss auf den Blutdruck, auf die Herztätigkeit 
und die Respiration. — Auf Hunde übt die Morphinaetherschwefel- 
säure nur eine äufserst schwache Wirkung aus: nach 4,9 Grm. 
derselben erschien ein kleiner Hund nur etwas schläfrig. — 
Beim Menschen blieben 0,1—0,12 Grm. Morphinschwefelsäure 
wirkungslos. 

III. Veränderungen des Morphins im Organismus. In 
dem Harn von Hunden, welche 2 Grm. essigsaures Morphin erhalten 
hatten, liefsen sich nur Spuren von Morphin nachweisen; auch 
Morphinschwefelsäure fand sich nicht in wesentlichen Mengen. — 
Nebenher notirt St., dass die Indoxylschwefelsäure des Harns in 
den Amylakoholauszug übergeht. 

IV. und V. Das Verhalten der Morphinsetherschwefel¬ 
säure im Organismus. Dem Harn zugesetzte Morphinschwefel¬ 
säure lässt sich mit Leichtigkeit wieder daraus darstellen: von 
0,117 Grm. der Säure, die zu 200 Cctm. Harn zugesetzt waren, 
wurden 0,110 Grm. =- 94 pCt. wiedergewonnen. Der nach gröfseren 
Dosen Morphinschwefelsäure — 2 resp. 4,9 Grm. — beim Hund 
gesammelte Harn enthielt weder freies Morphin, noch durch Salz¬ 
säure abspaltbares, also auch keine Morphinschwefelsäure: im zweiten 
Versuch sind demnach 3,702 Grm. Morphin, als Schwefelsäurever¬ 
bindung zugeführt, völlig verschwunden. Dagegen zeigten eich die 
Aetherschwefelsäuren des Harns sowohl nach Verabreichung von 
Morphin, wie von Morphinschwefelsäuren unverkennber gesteigert. 
Daraus geht hervor, dass das Morphin im Körper zersetzt wird und 
Zersetzungeproducte desselben sich mit Schwefelsäure verbinden. 
Auffallend ist, dass die Aetherschwefelsäure dem Organismus gegen¬ 
über nicht beständiger ist, als die ursprüngliche Verbindung. 

VI. Phenol und phenolschwefelsaures Kali. Bei Fröschen 
wirkt phenolschwefelsaures Kali sehr viel schwächer, als eine sequi- 
valente Dosis Phenol. Die Wirkung äufsert sich nach grofsen Dosen 
in Verlust der spontanen Bewegungen; nach 2 — 3 Stunden geht 
diese Wirkung vorüber, jedoch wirken sehr grolse Dosen tötlich. 
Die Art der Wirkung ist von der des Phenols durchaus verschieden. 
Auf Warmblüter wirkt die Phenolschwefelsäure nach Baümann und 
Hkrtkr durchaus nicht ein. 

VII. und VIII. Pyrogallol und Phloroglucin wirken weit 
stärker, wie Pyrogallolschwefelsäure, ebenso Resorcin stärker, als 
Resorcinschwefelsäure (am giftigsten ist Phloroglucin, dann Resorcin, 
dann Phenol). — Die Giftigkeit aller untersuchten Substanzen hängt 
somit von den Hydroxylgruppen ab; vertauscht man sie mit der 
Schwefelsäuregruppe, so nimmt die Giftigkeit beträchtlich ab, öfters 
wird auch die Art der Wirkung eine ganz andere. E. Salkowski. 


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tfo.31. 


Brok, Zerreifsang von UntorJeibsörganen. 


553 


B. Beck, Neue Beobachtungen über Zerreifsung wichtiger Organe 
des Unterleibes. Deutsche Ztsehr. f. Cbir XIX. S. 4SO. 

1.■■■Traumatische . Zevreifsuiog der Harnblase. Von 11 
Schuesverlfetzungen -der Blase* trat 4 .Mal perfect« .Heilung ein. Bei 
iien ? anderen JPäiiert hesiaride« weifgehende Crmtinuilätsstöriingen, 
wie totale’ Zerreifsung de« Bbtscn Halses. Verletzung des Mastdarme, 
Zersplitterung von Backenknochen etc. Die üblen Folgen der Urin- 
filtration traten nicht vor der zweiten Woche ein, und führten bei 
einigen Patienten binnen ’2 — 3 Woohen zum ‘Tode- Von iniraperi- 
tonealen Verletzungen hat ö überhaupt nur einen Fall im Feld- 
lazaret in'Gesteht bekommen ; die meisten dieser Verwundeten starben 
schon auf dem Verbandplätze. B: scbHefiü siqb lm Uebrigen Bakj jtr > 
darin an, dass der einzige geheilte Fall von intraperitoneal«r Blasen- 
ruptur der dtirch WAgr^ot Jo jplititjitirg; mit 'PtiijLeite der Bauchhöhle 
behandelte ist: in allen übrigen ul- gebellt berichteten derartigen 
Fallen ist die Diagnose nicht zweifelsfrei, Trotz der üblen Erfah¬ 
rungen mit der Blttseno'tthi dusch Wiu.Kr und Hkat.ii empfiehlt B, 
in betreffenden Fällen auf's Neus» dieselbe, aber rechtzeitiger zu 
versuchen, da alle sonstigen Mittel höchstens die Beschwerden der 
Kranken mildern r auf den endlichen Ausgang abef ohne Ein¬ 
fluss sind. Blasenrupiuretv ohne äufeere Verletzung bat B. in den 
letzten ‘2 Jahren 4 Mal gesehen, darunter extraperitoneale 3, von 
welchen bereits früher f Fall ausführlich beschrieben iss und welche 
ebenso wie die vierte in vorliegender Arbeit In extenso mifgeteilte 
intraperitonenle Ruptur (bedingt durch Fall eines Pferdes auf den 
Bauch desherubgüstürzten Briten»'} tötlieb endete. Die wichtigen? 
Schlussfolgerung, welche B aur seinen Beobachtungen sieht, dürfte 
wohl in der Annahme bestehen, dass da« rötliche Ende bei reinen 
Blasenrupturen nicht durch septische Peritonitis, «sondern durch ln- 
toxieaUon.seitens; des morbirten, in '-Zersetzung begriffenen Urins 
unter den Erscheinungen von Herztähmung. erfolgt. 

I! Hup tu? vier Leber- Bei einem Kanonier zeigten eich in 
den ersten 24 Stunden nach mehreren, gegen den Unterleib er- 
haltenen Hofechlägen'Ei'scbeitibngen, welche auf eine Darmperforation 
echltefeen 6 Tagen gingen..aber Blahrmgen, 2 Tage 

später .auch."-normale Stnliicutleeruhgen >ib und etet einige Tage 
später machten sich Scbmej^en In der Lebergegend und dann unter 
starker Temperaturerhöhung ein Ergti*$ m - der rechten Pleurahöhle 
geltend, Gerade 30 Tage nach der Verletzung; wurde durch Tho ra¬ 
uen lese das eitrige Exsudat entleert und dato ein NtfMTa.v’schcr 
Caiheter nach Art eines Hebers -eingelegt,. Trotzdem trat Hektik 
mit maraattseben Thrombosen, Decnhltu«, seflundären Entzündungen in 
linker Pleura und gl??cbiett?gemPerikard «fei* {leiten P«t, nach mehr 

denn einem halben Jahre erlag Die Autopsie ergab auf der Ober¬ 
fläche des 'linken, sowie des Stuft-,w/schep Lappene eine 4 Mm, tief 
eindringende Narbe, 3 CHm. breit, 3 .Gtin.Jangv nteis.b strahlig, zum 
Teil mit dem Bauch teil V er waebsen; ans der oberen Zwerchfells- 
ß&cbe sieht man eine ca. OtBi. dicke sulzige Auflagerung, welche 
mit der rechten Lunge leicht verwachsen ist, ebenso wie auch das 


Gob§il 




554 


Bkzold, öhrenaffectionen bei Ileotyphus. 


No. 31. 


Zwerchfell an dieser Stelle mit der Leberoberfiäche etwas adhärirt. 
Die Auflagerungen auf Darm und Pleura hatten zum Teil schon 
deutlich tuberculösen Charakter. 

III. Darmzerreifsungen. 10 Fälle in den letzten 2 Jahren, 
vorzugsweise durch Hufschlag, darunter 3 eingehend mitgeteilte 
tötliche, die das Colon descendens gleichzeitig mit Verletzung der 
Weichteile des Beckens und Fractur des rechten Femur und der 
Tibia (durch Ueberfahren), ferner eine quere Durchreilsung des 
Dünndarms mit Umstülpung der Schleimhaut und Erguss in die 
Unterleibshohle (durch Hufschlag) und endlich eine circuläre Ruptur 
des Dünndarms mit Einreifsung des Mesenteriums (durch Sturz vom 
Pferde; f ewt am 6. Tage durch septische Peritonitis) betrafen. 

P. Güterbock. 


Bezold, Ueber die Erkrankungen des Gehörorganes bei Ileotyphus 
mit 6 Obductionsberichten. Arch. f. Ohrenbeilk. XXI. S. 1. 

Unter 1243 Typhusfällen, welche in den Jahren 1876—1880 
auf der v. ZiKMssKs’schen Klinik in München zur Behandlung kamen, 
wurden 50 Mal Complicationen von Seiten des Gehörorgans con- 
statirt, wobei die rein nervOsen Störungen in der Zählung aufser 
Acht blieben (wegen Schwierigkeit der Untersuchung in den Kranken¬ 
sälen etc.). Diese 50 Erkrankungen betrafen sftmmtlich entzünd¬ 
liche Veränderungen im mittleren Ohr. — Primäre Affectionen 
des äufseren Ohres, wie sie früher von Seiten der Aerzte im Ver¬ 
laufe des Typhus angenommen wurde, konnte niemals constatirt werden. 
Als diejenigen Formen der Mittelohrerkrankung, welche überhaupt 
zur Beobachtung kamen, giebt B. an: 1) Verschliefsung der Tuba 
mit den consecutiven Einsenkungserscheinungen des Trommelfelles, 
2) eitrige Entzündung der Mittelohrräume: a) ohne Durchbruch des 
Trommelfelles, b) mit Durchbruch des Trommelfelles und Otorrhce, 
Otit. media purulenta acuta. — Die unter No. 1 erwähnte Affection 
fand sich unter den 50 Fällen 2 Mal und zwar das eine Mal erst 
in der Reconvalescenz. Im Allgemeinen hat B. die Ueberzeugung 
gewonnen, dass im Verlaufe des Abdominaltyphus frische Tuben- 
processe nicht wesentlich häufiger Vorkommen, als unter den übrigen 
gesunden Erwachsenen. Die unter No. 2 registrirte Affection, die 
Otitis media acuta, kam 48 Mal zur Beobachtung (unter 1243 
Typhuskranken überhaupt, also im Verhältniss von 4 pCt. aller 
Typhusfälle). Mit Perforation des Trommelfelles und Otorrhce ver¬ 
liefen von diesen 48 Fällen 41, also 3,3 pCt. sämmtlicher Typhus¬ 
fälle. Die Entzündungserscheinungen traten meist erst gegen Ende 
der Allgemeinerkrankung (zwischen dem 25. und 30. Krankheits¬ 
tage) auf. Von den spontanen acuten Mittelohr-Eiterungen unter¬ 
scheiden sich diese eitrigen Entzündungen bei Typhösen, trotz 
stärkerer Beteiligung der Warzenzellen und des Labyrinths bei einem 
Teile derselben, nur insofern, als ihre Dauer eine durchschnittlich 
längere war. Sie zeigten übrigens nicht den destructiven Charakter, 
wie er bei Scharlach-Otorrhoeen oder bei Phthisis beobachtet wird, 
ln den Fällen, welche bis zu Ende verfolgt wurden, konnte Ver- 


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No. 31. 


Hoffmann, Milohdiät. 


555 


Schluss der Trommelfellöffnung beobachtet werden und stellte sich 
nahezu vollkommene Hörweite wieder ein. Therapeutisch kam von 
1878 an die antiseptische Behandlung mit Borsäure zur Anwendung; 
5 Mal wurde vor Durchbruch des Trommelfelles die Paracentese 
gemacht. Wegen entzündlicher Schwellung der Pars mastoidea und 
Eiteransammlung unter ihrem Periost wurde 5 Mal die Will»:’ sehe 
Incision ausgeführt. 

B. berichtet ferner über Sectionsbefunde bei Typhus-Eiterungen 
des Ohres und auch in diesen Fällen (6) beschränken sich die 
Untersuchungen auf den Befund in den Mittelohrräumen. Betreffs 
der Details muss auf das Orig, verwiesen werden. Um zu erfahren, 
ob nicht auch bei Typhuskranken, bei denen weder Schwerhörigkeit, 
noch Entzündungserscheinungen in den Vordergrund treten, doch 
dos Mittelohr afficirt wird, untersuchte B. in einer Reihe von Fällen, 
die zur Obduction kamen und keine auffälligen Erscheinungen seitens 
des Ohres geboten hatten, die Schläfenbeine und fand in der Mehr¬ 
zahl der Fälle frische, wenn auch im Ganzen leichte entzündliche 
Processe in den Mittelohrräumen an, deren Entstehung in die Zeit 
der Typhuserkrankung zu verlegen ist. Was die Entstehungsweise 
der acuten eitrigen Mittelohrentzündung bei Typhus anlangt, so er¬ 
geben sich, nach B., drei Möglichkeiten für dieselbe: 1) die directe 
Propagation der Entzündung vom Nasenrachenraum durch die Tuba, 
während der einfache Tubenabschluss als ursächliches Moment we¬ 
nigstens für die Eiterungsprocesse wahrscheinlich auszuschliefsen ist; 
2) das Hineinschleudern septischen Materials vom Nasenrachenraum 
direct in das Mittelohr; 3) Embolien in die Gefäfse der Mittelohr¬ 
schleimhaut, ausgehend entweder von Endokarditis und Thromben 
des linken Herzens oder von Eiterungsherden in der Peripherie. 

Schwabach. 


F. A. Hoffmann, Betrachtungen über absolute Milchdiät. Ztschr. 
f. klin. Med. VII., Suppl.-Heft S. 8. 

Die Milchdiät als wirkliches Heil- (nicht blos Nahrungs-)mittel 
wird angewendet: erstlich bei chronischen Magenkrankheiten, zweitens 
in Fällen, wo in Folge eines anderweitigen Leidens eine Kachexie 
besteht und die Ernährung bei der gewöhnlichen gemischten Diät 
sich ungünstig gestaltet. — Für Magenkranke erscheint die Milch 
a priori sehr rationell, da Eiweifs und Fett äufserst fein in der 
Flüssigkeit verteilt sind; trotzdem ist sie durchaus nicht leicht ver¬ 
daulich, hat vielmehr eine gewisse Neigung, im Magen in grofsen 
Klumpen zu gerinnen (weshalb sie zuweilen nur bei löffelweiser 
Darreichung vertragen wird!) und liefert ziemlich voluminöse, an 
Fett und Eiweifs reiche Faeces. Da aulserdem die Milch die Nei¬ 
gung besitzt, abnormen Gärungen (Essigsäure, Buttersäure u. dgl. 
mehr) zu verfallen, so ist ihre Darreichung contraindicirt bei den¬ 
jenigen Magenkrankheiten, welche mit abnormen Zersetzungen einher¬ 
gehen, ferner da, wo die Secretion des Magensaftes für vermindert 
anzusehen ist, d. h. bei den meisten Fällen von chronischem Magen¬ 
katarrh und bei Ektasieen des Magens, während sie in gewissen 


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556 Hyla Qrevks, Bedeutung der Herzgeräusche. No. 31. 

Stadien des Ulcus rotundum von Nutzen ist. — Für kachektische, 
durch langdauernde Krankheiten heruntergekommene Individuen hat 
die Milch vor allen Dingen den Vorteil, das so notwendige Fett in 
leicht resorbirbarer Form zu liefern. Andererseits bietet die an¬ 
dauernde absolute Milchdiät für den gesunden und arbeitenden 
Menschen ein grofses Deficit an Kohlehydraten (weshalb man in 
praxi oft zu einer Milch-Weifsbroddiät greift); Kranke jedoch, deren 
Musculatur nur sehr wenig in Anspruch genommen wird, können 
mit dieser verminderten Aufnahme von Kohlehydraten sehr wohl 
auskommen, so dass sie bei absoluter Milchdiät sich erholen und 
schwerer werden. 

Aus Versuchen von Laptschinsky, Scatkowsky und Sassktzky 
geht hervor, dass für die Dauer einiger Tage bis zu einer Woche 
geeignete Personen mit etwas über 3 Liter Milch pro Tag leben 
können, ohne einen Verlust an Stickstoff und an Körpergewicht zu 
erleiden, während nach den Berechnungen des Vf.’s ein gesunder 
Arbeiter zu diesem Zweck 4,6 Liter beansprucht. Vf. selbst hat 
an einem gesunden, kräftigen und tätigen Mediciner 2 Versuchs¬ 
reihen, die eine im strengen Winter, die andere im Sommer an¬ 
gestellt. — Indem wir wegen der Details auf das Orig, verweisen, 
heben wir hervor, dass das Versuchsobject nicht im Stande war, 
ganze 3 Liter täglich zu geniefsen. Nachdem bei dieser Diät das 
Körpergewicht anfänglich bedeutend herabgegangen war, blieb es 
dann constant; aber auch in der letzteren Periode wurde ein be¬ 
deutender Stickstoffverlust des Körpers durch Urin und Faeces 
gegenüber der Stickstoffeinnahme durch die Milch constatirt, so 
dass eine bedeutende Schwächung des Körpers zu befürchten war, 
und der Versuch abgebrochen wurde. Uebrigens war der N-Verlust 
bei dem Sommerversuch wesentlich geringer, als bei dem Winter¬ 
versuch. — Aus den angeführten Untersuchungen geht hervor, dass 
für Individuen, die sich körperlich anstrengen und starke Wärme¬ 
verluste haben, die strenge Milchdiät eine Hungerdiät darstellt, 
während sie bei Kranken, die auf das Bett oder wenigstens auf das 
Zimmer angewiesen sind, sogar einen gewissen Körperansatz be¬ 
wirken kann. — Vf. schliefst mit einer theoretischen Auseinander¬ 
setzung über den etwaigen Nutzen einer Milchdiät bei Neigung zu 
Fettbildung im Körper. Perl. 

E. Hyla Greves, The varation and disappearance of cardiac mur- 
murs. Liverpool med. -Chirurg. J. 1883, No. 5. 

Vf. belegt durch mehrere Krankengeschichten die Tatsache, 
dass, obgleich Herzgeräusche zu den constantesten physikalischen 
Zeichen der Herzkrankheiten gerechnet werden, dennoch ihre An¬ 
wesenheit nicht mit Notwendigkeit auf die Existenz oder ihr Fehlen 
auf den Mangel einer organischen Herzaflfection zu schliefsen ge¬ 
stattet; vielmehr muss die gröfste Sorgfalt auch auf die übrigen 
Symptome verwendet werden, welche häufig allein eine correcte 
Diagnose sichern. So kann selbst das typischste aller Geräusche, 
das bei Stenose am linken Ostium atrio - ventriculare vorkommende 


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No. 31. 


Adamkiewicz , Färbung des Rüokenmarksgewebes. 


557 


praesystolische, trotz Fortbestehens der Lsesion schwinden (sobald 
die Muskelkraft des linken Ventrikels nachlässt). Die sog. ansemi¬ 
schen Mitralgeräusche, welche Vf. auf eine durch Relaxation und 
Dilatation des Herzens bedingte Mitral-Insufficienz bezieht (was u. A. 
durch den häufig verstärkten zweiten Pulmonalton erwiesen wird), 
schwinden meistens völlig unter geeigneter Behandlung. Relative In- 
sufficienz der Tricuspidalis, wie sie durch Erweiterung des rechten 
Ventrikels bei Bronchialkatarrhen u. s. w. zu Stande kommen kann, 
und die durch sie erzeugten Geräusche können mit Heilung der 
ursächlichen Krankheit verschwinden. Dagegen schwinden systolische 
Aortengeräusche, die auf einer Lsesion am Orificium aortae beruhen, 
niemals vollständig, während das för Aorten-Insufficienz pathogno- 
monische diastolische Geräusch in einzelnen äufserst seltenen Fällen 
verschwunden ist bei Fortbestehen eines gleichzeitig vorhandenen 
systolischen. Systolische Geräusche Ober der Pulmonalarterie sind 
constant, wenn sie auf einer organischen Laesion beruhen; im entgegen¬ 
gesetzten Falle können sie zeitweise oder för immer verschwinden. 

Perl. 


A. Adamkiewicz, 1) Neue Rfickenmarkstinctionen und ihre Er¬ 
gebnisse am normalen Gewebe. Anz. d. Wiener Akad. d. Wissensch. 
1884, No. VII. — 2) Ergebnisse der Safraninfärbung am kranken 
Röckenmarksgewebe. Das. No. X. 

A. hat im Safranin und Methylenblau zwei Farbstoffe kennen 
gelernt, deren Einwirkung auf das Röckenraark sich von den 
öblichen Tinctionsmethoden unterscheidet, indem jeder derselben 
Doppelfärbung hervorruft. Er findet, dass bestimmte Partieen in 
den Röckenmarkssträngen eine besondere Affinität zum Farbstoff 
haben und nennt sie die chromoleptische Substanz; und zwar ist der 
Träger des Farbstoffs nicht der Axencylinder selbst, sondern eine 
Substanz, welche meist dem Axencylinder anliegt und auf Quer¬ 
schnitten halbmondförmige Gestalt hat. An in Chromsalzen gehärteten 
Röckenmarken werden die Kerne der Pia, der Septa und der 
Neuroglia violett bis blau, die Markscheiden der Nerven orange bis 
braunrot. Die chromoleptische Substanz tritt jetzt in Gestalt von 
Ringen auf, die sich Ober die ganze weifse Substanz verbreiten, 
die Markscheide zeigt auf Querschnitten meist drei conceutrische 
Ringe. Die Untersuchungen am kranken Rückenmark erstrecken 
sich auf Tabes, multiple Sklerose, secundäre Degeneration, Myelitis 
und Sklerose der Vorderstränge. 

„Die parenchymatöse Form der Tabes besteht in einer Dege¬ 
neration der hinteren chromoleptischen Partie, die weder mit den 
Got.i.’schen, noch mit den Büiu>a< H’schen Strängen öbereinstimmt.“ 
Bei der multiplen Sklerose sind zwei Formen zu unterscheiden: 
bei der einen ist der Schwund der chromoleptischen Substanz das 
Primäre, bei der zweiten geht die Krankheit von der grauen Substanz 
aus etc. etc. Oppenheim. 


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558 Zachbr, Progressive Paralyse etc. — Laffont. Brif.geb. Otto. No. 31. 


Zacher, Beiträge zur Pathologie und pathologischen Anatomie der 
progressiven Paralyse. (Fortsetzung.) Arch. f. Psychiatrie etc. XX. 2. 
S. 359. 

Z. berichtet über 5 gut beobachtete Fälle von progressiver 
Paralyse mit dem Symptomencomplex der spastischen Spinalparalyse. 
Unter diesen sind 2, welche sich aufserdem mit grauer Degeneration 
der Hinterstränge combiniren. Die ausführlich mitgeteilten Kranken» 
geschichten, die Sectionsbefunde und mikroskopischen Untersuchungen 
entziehen sich dem Referat. Z. sieht die spastischen Erscheinungen 
bei der progressiven Paralyse entstanden an: entweder durch patho¬ 
logische Veränderungen des Gehirns resp. des motorischen Rinden¬ 
gebietes oder aber durch eine Affection der Pyramidenbahnen im 
Rückenmark. Der Verlauf der spastischen Symptome findet wahr¬ 
scheinlich seine Begründung in pathologischen Veränderungen im 
Hirn, resp. der Hirnrinde. 

Bei gleichzeitiger Affection der Hinterstränge, namentlich der 
Wurzelgebiete, können die spastischen Symptome an den Körper¬ 
abschnitten, welche der afficirten Rückenmarkspartie entsprechen, 
nicht zur Entwickelung gelangen. Ihre Erklärung finden die spasti¬ 
schen Symptome wahrscheinlich in gewissen Reflexvorgängen, welche 
entweder vom Gehirn aus vermittelst Nervenbahnen, die innerhalb 
der Pyramidenstränge verlaufen müssen, oder aber von diesen Lei- 
tungsbahnen selbst aus, in Folge von pathologischen Processen eine 
Steigerung erfahren haben. Siemerling. 

Laffont, Modifications des mouvements respiratoires sous l’influence 
de l’anesth4sie. Compt. rend. XCVII. S. 578. 

L. iah bei erwachsenen Tieren die Reizung des peripheren Vagns oder Recurrens* 
stumpfes keinen Einfluss auf die Atmung ausüben, bei jungen Tieren dagegen im 
wachen Zustande die Atmung Stillstehen nnd in der Narkose eine Atmung mit dent* 
liehen Zeichen absoluten Glottisverschlusses hervorrufen (inspiratorisches Einziehen des 
oberen Thorax). Vf. erklärt die Erscheinungsreihe so, dass bei Alteren Tieren die 
Glottis respiratoria, selbst bei fester Anlagerung der Giefsbeckenknorpel, offen bleibe, 
bei jungen Tieren dagegen völlig verschlossen werde. In wachem Zustande merke das 
Tier die Unf&higkeit zu atmen und hOre auf Atemanstrengungen zu machen; in der 
Narkose trete diese Hemmung nicht ein. Gad (Wünburg). 

L. Brieger, Zur Darstellung der Aetherschwefelsäuren aus dem 
Urin. Ztschr. f. physiol. Chemie VIII. S. 311. 

Frischer Ham wird mit Bleizucker, das Filtrat mit Bleiessig versetzt; das durch 
Schwefelwasserstoff entbleite Filtrat von letzterer Fällung zu Syrup eingedampft, 1 isst 
im Vacuum Blättchen auskrystallisiren, welche, aus heifsem Alkohol umkrystallisirt, 
sich als eetherschwefelsaures Kalium, und zwar vorzugsweise parakresolschwefelsaures 
Salz erwiesen. So einfach diese Methode ist und so schnell sie auch zum Ziele führt, 
so ist sie doch für quantitative Bestimmung der Aetherschwefelsäuren nicht anwend* 
bar, weil durch Bleiessig auch noch geringe Mengen cetherschwefelsaurer Salze mit 
niedergerissen werden. j. Hank. 

J. Otto, Das Vorkommen grofser Mengen von Indoxyl- und 
Skatoxylschwefelsäure im Harn bei Diabetes mellitus. Pfi.ügkr’s 
Arch. XXXUI. S. 607. 

O. fand in dem Harn eines anf ausschließliche mineralische Diät neben ein wenig 
Gemüse nnd Glutenbrod gesetzten Diabetikers an 9 anf einander folgenden Tagen 


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No. 31. 


Beck. — Karkwski. — Moos. — Hartmann. 


559 


0,1617 bis abnehmend 0,0768 Onn. Indigo (ans Indican); auch die Phenolmenge war 
anfangs erheblich, nahm dann ab. Das Yerhftltniss der gepaarten Schwefelsäure zu 
präformirter betrug 1:8,8—10,6, der Zuckergehalt zwischen 1,5 und 2,8 pCt. Znr 
Zeit dieser hohen Indicanausscheidung, welche nachher wieder abnahm, war leichte 
Diarrhoe vorhanden. Aus 10 Liter Harn konnte indoxylschwefelsaures Kali dargestellt 
werden. — Bezüglich der von 0. discutirten Frage, ob in diesem Falle neben Indoxyl- 
schwefelsäure vielleicht auch Indoxylglykuronsäure vorhanden war, vgl. das Orig. — 
In einem anderen Falle von Diabetes gab der Harn bei Anstellung der Indicanprobe 
starke rotviolette Färbung, welche, nach BuitoaBR, auf Skatoxylschwefelsäure zn be¬ 
ziehen ist. In der Tat gelang es 0., ans 11 Liter Harn ungefähr 0,8 Grm. skatoxyl- 
schwefelsaures Kali darzustellen und durch Bestimmung des Stickstoffs und der Schwefel¬ 
säure, sowie durch Vergleich mit den von Brirger angegebenen Eigenschaften zu 
identificiren. — Weiterhin erörtert 0. die Frage, ob in dem Harn noch andere skatol- 
bildende Substanzen vorhanden waren, namentlich die von E. und H. Salkowski als 
Fäulnissproduct aufgefnndene Skatolcarbonsäure; die zn kleine Harnmenge gestattet 
jedoch keine sichere Entscheidung. E. Saikowakl. 


H. Beck, Ueber ein Teratom der Hypophysis cerebri. Prager Ztschr. 
f. Heilk. 1883 IV., 5 u. 6. 

B. untersuchte eine Geschwulst der Glandula pituitaria, welche Chiari bei einer 
74jährigen Frau gefunden hatte, an der Sehstörungen beobachtet waren; dieselben 
liefsen sich auf eine Abplattung des Chiasma opticum durch die wallnumgrofse Ge¬ 
schwulst beziehen. Der Tumor enthielt Cysten mit gelatinösem Inhalt, Zähne und 
Knochen und mit Flimmerepithel ausgekleidete Hohlräume. o. Israel. 


K&rewski, Ein neues orthopädisches Corset. Arch. f. klin.Chir. XXX. 
S. 445. 

Vf. benutzt Platten von verzinktem Drahtgeflecht, von denen die eine vordere, 
während der Pat. nicht suspendirt ist, zurecht geschnitten wird. Von der anderen 
hinteren wird die „Taille“ ebenfalls, während der Kranke nicht hängt, zurecht ge¬ 
macht und nur die der Verkrümmung entsprechende Stelle wird bei Suspension des 
Pat. angepasst. Die vordere Platte reicht vom Jugulum bis zwei Querfinger oberhalb 
der Scbamfuge, die hintere vom Spatium des ersten Brustwirbels bis zum Os sacrum. 
Die Breite entspricht ungefähr der halben Beckencircumferenz; den Armen entsprechend 
sind Ausbiegungen angebracht und wird das Ganze dann mittels Wasserglasbinden 
fixirt, so dass das Drahtgeflecht sich während der vom Becken an beginnenden Appli¬ 
cation der Binden immer mehr und mehr der Körperconfiguration anschmiegt. Damit 
das Drahtgeflecht nicht zu sehr drückt, werden die abgeschnittenen Kanten mit Heft* 
pflasterstreifen umwickelt. Die ganze Procedur darf nicht länger dauern, als beim 
Gypscorset, vor dem sich das Corset des Vf.’s durch Leichtigkeit, Porosität und Dauer¬ 
haftigkeit (wie Ref. bestätigen kann) auszeichnet. P. Güterbock. 


MOOS, Erworbene Atresie beider äufseren Gehörgänge in Folge 
von chronischem Ekzem. Ztschr. f. Ohrenheilk. XIII. S. 165. 

Die in der Ueberschrift angegebene Affection beobachtete M. bei einem 33 jährigen 
Mädchen. Auf beiden Seiten zeigte sich die Configuration des äufseren Gebörganges 
ungefähr in seiner Mitte trichterförmig; beide Gehörgänge solid verschlossen, so dass 
die Sonde in der Tiefe des Trichters auf harte Knochen stöfst. Hörweite für Sprache 
rechts 1 Meter, links 2 Meter. Knochenleitung für Uhr und Stimmgabel erhalten. 
M. glaubt, dass der Verschluss durch chronische Periostitis des knöchernen Gehör¬ 
ganges als Folge des Ekzems bedingt war. Schwabach. 


Hart mann, Abscessbildung in der Orbita nach acutem Schnupfen, 
mit Bemerkungen Ober die Behandlung fötider Blennorrhoen der 
Nase. Berliner klin. Wochenscbr. 1884, No. 21. 

H. teilt einen der seltenen Falle mit, in welchem eine Entzündung der Nasen- 
achleimhant die Ursache für eine Abscessbildung in der Orbita abgab, welche durch 


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560 


Ashby. — v. Wejide. — Möbius. — Ferguson. 


No.31. 


locale Behandlung, Entfernung eines Sequesters und Aasspülung mit der vom Vf. 
angegebenen Nasenröhre geheilt wurde. Gleichzeitig teilt Vf. mit, dass es in einer 
Reihe von Füllen mit fötidem eitrigem Ausfluss durch Untersuchung mit der Sonde 
gelingt, in Hohlrftume (Siebbein- und Oberkieferhöblen) zu gelangen, welche alsdann 
ausgespült werden können und auf diese Weise eine Heilung herbeigeführt wird. Die 
OefFnung, durch welche die Ausspülung gemacht wird, ist höchstwahrscheinlich die 
hinter dem Infundibulum gelegene, nach Zuckrrkandl in jedem 9 — 10 Falle Yorhandene 
zwischen Nasen- und Kieferhöhle belegene zweite CommunicationsöfFnung, durch 
welche die Entzündung der Nasenschleimhaut leicht auf die Schleimhaut des Sinus 
m axillaris übergehen kann. w. Lublins kl. 


H. Ashby, A case of acute yellow atrophy of the liver in a boy 
of four years. Liverpool med. -Chirurg. J. 1883, No. 5. 

A. beobachtete bei einem 4 jährigen Knaben einen durch die Autopsie sicher- 
gestellten Fall Yon acuter gelber Leberatrophie. Die hervorstechendsten Symptome 
intra vitam waren Icterus (ohne nachweisbare Gröfsenabnahme der Leber), Neigung 
zu Blutungen, Erbrechen, Oedeme, endlich mannigfache Hirnerscheinungen (vgl. Cbl. 
1876, 8. 139 und 1878, S. 735). PerL 


L. V. Wehde, Ueber die Infectiosität der Luft in Räumen, welche 
von Phthisikern bewohnt werden. Bayer, ärztl. Int.-Blatt 1884, 
No. 17, 18. 

In handgrofseo mit Glycerin gefüllten Schalen fing v. W. den Staub aus der Luft 
von Privatkrankenzimmern (Münchener Poliklinik) auf, in welchen Phthisiskraoke 
atmeten. Das Glycerin erwies sich makroskopisch nach Verlauf von 1, 1 Vf und 
2 Tagen sehr verunreinigt. Noch Arger war ein Wasser getrübt, in welches er den 
auf einem Teller trocken aufgesammelten Staub aufgenommen hatte. Mit den so ver¬ 
unreinigten Flüssigkeiten wurden 15 Tiere geimpft. Nur 11 derselben gelangten — 
da 4 „an anderen Processen bald nach der Impfung zu Grunde gegangen waren M (?) — 
zur Obduction mit durchweg negativem Befunde. (Rein culturen von Tuberkelbacillen 
aus dem verdächtigen Staube dürften bei Wiederholungen solcher Versuche wohl den 
mit beliebigen Verunreinigungen erfüllten, den möglicher Weise vorhandenen 
Bacillen keine geeigneten Lebensbedingungen bietenden Flüssigkeiten vorzuziehen 
sein. Ref.) _ Wernich. 


P. J. Möbius, Ueber Tabes bei Weibern. Cbl. f. Nervenheilk. 1884, 
No. 9. 

In 5 Fällen von Tabes bei Frauen konnte 4 Mal eine vorangegangene Syphilis 
nachgewiesen werden, während alle anderen Krankheitsursachen fehlten. — Aus den 
weiteren im Orig, nachzulesenden Auseinandersetzungen des Vf.’s geht hervor, dass er 
der Syphilis als ätiologischem Moment der Tabes eine bedeutende, wenn nicht die 
hervorragendste Stellung einräumt, während er den von französischen Autoren besondere 
hervorgehobenen erblichen Verhältnissen nur eine sehr untergeordnete Rolle zuerteilt. 

Bernhardt. 


J. Ferguson, Peripheral paraplegia. Medical News 1884, 12. April. 

Unter obigem Titel beschreibt F. Krankheitsfälle, welche sich charakterisirea 
durch den Eintritt allgemeiner körperlicher Schwäche und Zittern, Prickeln in den 
Gliedern; damit kann die Krankheit ihre Höhe erreicht haben, sie kann aber anch 
mit Störungen der Urin-Excretion sich verbinden, Gürtelgefühl tritt auf und stärker 
accentuirte Lähmung; dabei besteht Abmagerung und grolse Muskelschlaffheit. Das 
Leiden tritt nach intensiven Erkältungen und Durchnässungen ein. (Eine eingehendere 
Beschreibung der Symptome fehlt.) Als pathologisch-anatomische Grundlage des Leidens 
wird vom Vf. eine generalisirte periperische Neuritis angenommen (Cbl. 1881, S. 762). 

Bernhardt. 

Verlag von August Hirschwald in Berlin. — Druck voo L. Schumacher in Berlin. 


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Wöchentlich erscheinen 
1—2Bogen; am Schlüsse 
des Jahrgangs Titel, Na¬ 
men- and Sachregister. 


Gentralblatt 

für die 


Preis des Jahrgänge j 
20 Mark; zu beziehen 
durch alle Buchhandlun¬ 
gen und Postanstalten, 



edicinischen Wissenschaften. 


Redigirt von 

Prot Dr. H. Kroneoker, und Prof. Dr. H. Senator, 

Berlin (NW.), Derotheenatr. SS. Berlin (NW.), BanhoMr. 7 (am Hegelplatz). 


1884. 9 . August. No. 32. 


Inhalt: A. Eulenburg, Temperatursinnmessung (Orig.-Mitt.). 

M. SchOllbb, GARTNiK'sche Kanäle an der Harnröhre. — Eitelbero, Ge* 
wicht der Gehörknöchelchen. — E. Stadelmann; O* Minkowski, Ammoniak und 
Oxybuttersfture im diabetischen Harn. — A. Halla, Hämoglobin und Blutkörperchen 
im Blute Fiebernder. — A. v. Pdky; Schaedla, Thoracocission and Thoracoplastik; 
antiseptische Behandlung des Empyems. — Jacoby, Caries des Schlllfenbeins. — 
L. K i r s s; M. Litten, Symptome des diabetischen Coma ohne Diabetes. — Hein; 
Hader, Gehirnabscesse. — Blackwood, Syphilitische Infection des Fötus ohne Er* 
krankong der Mutter. — ▼. Merino, Ausscheidung des Kairins. 

Suttoh, Schaltknochen an der Schlflfenfontanelle. — Gr i pp in i. Partielle 
Regeneration der Leber. — L. Bribgbr, Spaltungsproducte der Bakterien. — 
Averbrck, Behandlung der Rannla. — da Gama Pinto, Kernteilungsbilder im 
Epithel der entzündeten Conjunctiva. — M. Bernhardt, Schnellender Finger. — 
R. y. Jacksch, Typhus recurreos. — A. Rosenthal, Multiple syphilitische Erwei¬ 
chungsherde im Hirn. — C. A. Ewald, Choreatische Zwangsbewegungen. — Al. Ja¬ 
cobson, Keloidartiges Sarkom. 


Ein neues Verfahren zur Temperatursinnsmessnng. 

Von Prof. A. Eulenbarg, Berlin. 

Zur Messung des Temperatursinns der Haut pflegt man sich 
bekanntlich der Methode von E. H. Wkber zu bedienen, welcher 
mit Oel gefüllte Glasphiolen, die in verschiedenem Grade erwärmt 
waren, oder auch Metalletäbe von verschiedener Temperatur nach 
einander auf die zu prüfende Hautstelle aufsetzte. Nothnagel hat 
dieses Verfahren modificirt, indem er statt der Glasphiolen, mit 
Wasser gefüllte Holzkästchen benutzte, die einen metallenen Boden 
hatten und durch eine Oeffnung im Deckel eingeführte Thermometer 
enthielten. 

Ich selbst habe bereits vor vielen Jahren*) eine Vorrichtung 
angegeben, welche aus zwei verschiebbar an einem Stativ befestig¬ 
ten Thermometern besteht, deren möglichst breite und ebene Queck- 
silbergefäfse in messbarem Abstande von einander gleichzeitig gegen 
die Haut angedrückt werden. Man bringt beide Thermometer auf 
weit von einander entfernte Temperaturgrade, und indem dieselben 


*) Ein Thermcstheiiometer. Berliner klin. Wochenschr. 1866, No. 46. 
XXII. Jahrgang. 36 


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5#2 Et LnsBi'ui; , Tetnpemtarsmiimossung. No Z‘2. 

sich allmählich «B3gl«ieh#n. iwd der Eigentemperatur der berührten 
Hautstelle/ äRnäherö, iieobaghtei uian, wann die Ver#«ch$per#on auf-- 
•Kört., die Differenz der beiden Themjonieterständn uls solche noch 
jmi empfinde«. ' Die Oröfse der .njatfoun noch yorhsmdsneu DiSerenz 
kann mar» unmittelbar abiesen und als Schwellen vmt für den Tem- 
pefftlüfsifjn der gepröhen Hautsielle benuizKO. 

Diesem Verfahren, welche« fffr,gröbere pnthijlogische Anntnaiien 
vWti$iiBt und.zur. raschen Eruirungr derselben auch ganz brauchbar 
wer, haften für feine« physiologisch e Zwecke gewisse Uebelstände 
an, die nanisntlich ans der gewählten Verwuchs m e tho d i k hervor- 
gehen. Mau kann offenbar deii Temperatürainn der Haut in dop¬ 
pelter Weise bastiöiment entweffeif durch sueeesßive Berührung 
•••der nämlichen ungleich temperirien Objecten (E H. 

Wi«i;u), oder durch gleichzeitiges Andrücken von. .shlchtHt|^Bfß 
einander beruiehbßj te Hauistelie«, nach dem von mir beschfi«diene.H 
Verfahren, Beide Methoden haben ihre Vorzüge und Nachtedbi die 
Ergebnisse aind' allerdings bei detn erste reo Verfahren dürditebniu- 
bei» genauer, doch ist auch das zweiu?,* von der grüfseren B^jucrulich- 
keit und Raschheit der Probe'ganz abgesehen, als Parallel- uodCüntrol- 
njethode innerhalb gewisser GreuzenTerwertbar. Man darf jedoch dabei 
nicht, • >vie : leb*« früher für pathologische Fälle ?irf<gppfolde?i' habe, 
die allmählLob^ Auagleichnng zwiecKew ;zrp«i.Aaji.e»o- 
ander liegeoilen Wftrnvegraden und deren beiiler^eitige 
Annäherung an die EigenHtnperattrr der H*twt »ttr Bestito- 
uiu.og des Schwellenwertes benutzen; sondern man ermittglf den 
letzteren vielmehr, indem rnan zwei gleich texA.pe.rirt*, der 
Bigentemperatur der geprüften Stelle ent^|jreohepde Ob¬ 
jecte aufsetzt und tf.ÄÄö' eine allmählich sieh steigeifftde 
WärmedilTerenz z wiaxiheüdsxsye! ben herb erführt. - So ist 
man Auch in der Lage, bei etüi vter Feinheit de« Tempet-aHirÄinns, 
welche’ bekanntlich der neuh^teü Eigenicmperatnr des thermischen 
Endapparates entspricht (ungefähr zwischen S? und 33° 0.), die 
Prüfung iuisführfri m können 

Um die für dieeen Zweck ei-fofderliche, langsame und sbstuf- 
bäre WÄrnmdifferenztrnhg' der beiden Ö^Ae dttfeh graduelle Er¬ 
wärmung eines derselben zu bewirken, habe ich folgende V'ornchtung 
iliil- i^uhdüjcn^.t^lelf^ffizttng des Herrn W. A> Berlin 

mmcrdingR anlcrtigen lassen. 

An dem 5 Ctti!. breiten horizontalen Balken eine* Jkftgumnii- 
Alativsbefwnieh =idt zivei, in ca. 2 Ctui. Abstand von eibtmder be¬ 
festigte, 22 C:tm. bohfi und mit dftchscbeibenförniigtm, 1$ Mm' breiten 
Quecteiihfrgefäfscii versehene Tbermomeier. Dieselben sind mit 
einer Scala von \ r e>*s.iehett; um) nach Decigraden nbgeteUt. 

Der Abstand der betdet) Thermometer an ihrer Basis «wisöhen de« 


*3 Statt Wöii nx&i* nö$( feerer $fchnerk*QFtftiö*g ti o d#&* 

m£<fV«Uberief&fts* taüütte&g t2ie nicht die jtßft’ncta RiasUcnüt der flach gedrückte» 
Kugeln liesifteeu <md allerdings kostspielig aud in hohem Grade £&t- 





No. 32. 


Ei’LKMü'iu;, Temperatursinnmessung. 


563 



Gefäfsen entspricht ziemlich genau dem Durchmesser der letzteren, 
also 13 Mm. — Dass beide Thermometer möglichst gleich auszu- 
wfthlen sind, namentlich was Form, Gröfse und (tunlichst geringe) 
Elasticität der Quecksilbergefäfse betrifft, ist wohl selbstverständlich. 
Das eine dieser beiden Thermometer ist nun unmittelbar 
oberhalb der Gefäfsscheibe bis zu der 2‘/ 2 Ctm. darüber 
beginnenden Ausweitung mit einem isolirten Platindraht 
umwickelt und kann durch einen in diesem Platindraht 
kreisenden elektrischen Strom beliebig erwärmt werden; 
die Intensität des Stromes und somit der dadurch be¬ 
wirkten Erwärmung lässt sich durch einen als Neben¬ 
schliefsung angebrachten Rheostat wirksam und bequem 
reguliren. Als Elektricitätsquelle dient dabei am besten ein kräftiges 
Flaschen-Element (Tauch-Element) mit Chromsäurefüllung. Die 
von hier ausgehenden Drähte verlaufen zu zwei Klemmschrauben 
oberhalb des Stativs und von dort in einem dickeren, mit Seide 
äbersponnenen Kabel längs des Thermometers abwärts, durch den 
erwähnten Platindraht und von diesem zurück auf dem gleichen 
Wege aufwärts. Aufserdem zweigt sich aber von den beiden Klemm¬ 
schrauben eine Nebenschliefsung ab; dieselben stehen nämlich durch 
zwei Kupferstreifen mit den Enden eines sehr feinen Metalldrahts 
in Verbindung, welcher dem Strome einen verhältnissmäfsig gröfseren 
Widerstand bietet. Auf diesem Drahte schleift nun eine an einem 
Verticalstabe befestigte Feder, welche, herausgezogen, den Wider- 
standsdraht derartig verkürzt, dass eine äufserst kurze, fast wider¬ 
standslose Verbindung zwischen den beiden Polklemmen dadurch 
resultirt — während bei Hereinschieben des Stabes und der Feder 
eine entsprechende Vergröfserung des Widerstandes in der Neben¬ 
schliefsung erzielt wird. In jenem Falle ist somit die Stromstärke 
hn Hauptkreise (dem das Thermometer umgebenden Platindraht) 
eine relativ geringe, während sie beim Hereinschieben des Stabes 
der Widerstandszunahme in der Nebenschliefsung entsprechend an¬ 
schwillt; in jenem Falle erfolgt die Erwärmung des Thermometers 
langsamer, in diesem plötzlicher und rascher. 

Das in dieser Weise hergerichtete „Thermsesthesiometer“ 
eignet sich für beide oben angegebene Methoden der Temperatur¬ 
sinnsprüfung in gleicher Weise; man kann nämlich entweder die 
beiden, ungleiche Wärmegrade darbietenden Thermometer successiv 
auf eine und dieselbe Hautstelle aufsetzen — oder auch beide an 
benachbarten Hautstellen gleichzeitig aufdrücken und die eben 
wahrnehmbare Minimaldifferenz in auf-, oder, wenn man will, in 
absteigender Richtung ermitteln. [In Ermangelung einer geeigneten 
Elektricitätsquelle könnte die Erwärmung des einen Thermometers 
zum Zwecke augenblicklicher Prüfung nötigenfalls auch auf andere 
Weise, durch Berührung eines heifsen trockenen Körpers, der Hand 
ü. s. w. vorgenommen werden.] — Nach beiden Methoden erhält 
man mit diesem Instrumente bei nur einiger Uebung ganz vorzüg¬ 
liche Resultate, welche übrigens, soweit es sich um die physiologischen 
Verhältnisse handelt, das bisher über diesen Gegenstand Bekannte, 

36* 


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564 


■SchC'U.kä,. Qartskü*»' Kanäle an 


äer.SarnrÖht*. .Kö.32. 

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namentlich die relativ geringen Temperatursinnsdiffererizen verschie¬ 
dener Hautstellen tm normalen Zustande, im Allgemeinen be¬ 
stätigen. 

Hierüber, sowie Tiber die beobachteten pathologischen Abwei¬ 
chungen de« Temperatursinne behalte ich mir vor, an anderem Orte 
ausführlichere Mitteilungen zu machen. 




M. SehöHt^T, Ein Beitrag zur Anatomie der weiblichen Harnröhre. 

^ ; ; ; .» , 

Bekarmüich hhdfftt sich m der Schleimhaut der weiblichen 
.Harnröhre zwei kleiae, dicht an der hinteren Peripherie des Ori- 
fiClum -etti aBisfuöddeude Kanälchen, deren Analogie mit den bei 
Tieren Vorkommen den sog. GAH'rsKn’scheo Kanälen behauptet und 
auf welche neuerdings von SkjüOv ale Sitz häufiger Erkrankungen 
die Aufmerksamkeit gelenkt worden ist. Diese Gänge, welche Vf. 
Ms üretbralgäng« bezeichnt wurden von ihm an einer Anzahl von 
Individuen aus alle« Lebestsaliem untersucht. Bei geschleehtsreifeu 
Personen «lad die •Mündungen «Jet Gänge gewöhnlich r,ur für eine 
etwa 1 Mim ••dieke ;Söi^ dfthtötftr sich der 

Kanal erheblich erweitert und entweder eint* gkdclimäfsige oyiindriscbe 
Lichtung hat oder zunächst «ine ampuHenförndgc Erweiterung dar- 
bieu-t. Wahre,nd der Gravidität und heia». Puerperium, aufserdem 
bei Personen mit BUtzOndUehc/i Processen de« Urogenitaiapparates 
waren sie besondere stark eniwickelt und es liefe sich durch Druck 
an» diesen erweiterten Gängen sine kleine. Quantität zähen, wesent¬ 
lich . au« . Epilhelien bestehenden Schleimes hervorpressen. Schon 





abwärts und zugleich »«»tttclt aüseina«dergezogen wird. Je weiter 
jedoch da« Individuum :iti den klimakterischen J&hrett vorrückt, 
: desto mehr gebe« dieselben zurück* indem sie kürzer werden und 
schrumpfe«, Beim Ftctüs, Neugebovnen und vor den Pübertäts- 
jnhrep sind aie ebenfalls, wenngleich schwächer entwickelt, vorzu- 
h'ndcn und in einzelnen Fällen fand sich geoa« in der Mitte zwischen 
den Mündungen der beiden Ürüthralgänge noch eine dritte, welche 
in einem Pulle sogar' meinen bis zu 1,5 Cun. langen blinden 
Kanal führte. Efkrastknnge« der Gänge eiud entweder kautrrlm* 
liacher oder rdvsnüiver iSatur, jedoch weder sehr häufig» noch 
eigenartig. 

An kann man «ich davon überzeugen, dass der 

•«omlirbare Teil «fet Urethrafgänge einen mit mehrschichtigem Epithel 
ausgekleidöten Uöhlgaiig durstellt, welcher mh kurzen iubulösen 
Drüsen he«»tzf. ist und auch in äiuJieh« Drüsen auäiäuft. Der 
Verlauf derselbe# ist innerhalb der cavernüsen Schicht Tier S&letni« 
^t. : hiutCn aufwärts bis gegen die Kmgmusculatür 
der Harnröhre.; ■ Das Epithel zeigte die bekannten Forme» de« 
Uebergmigs-Epithels. Bei Foeten machen die Urethralg&nge gänz¬ 
lich den Eindruck von drüsigen Bildungen; ihre erste Anlage er« 


e 



No. 32. 


Eitelberg, Gewicht der Gehörknöchelchen. 


565 


folgt zu derselben Zeit oder nur wenig vor der Zeit, zu welcher 
sich die Drüsen der Harnröhrenschleimhaut überhaupt zu entwickeln 
beginnen. 

Aus diesen Verhältnissen schliefst Vf., dass die Urethralgänge 
nicht mit den GARTNER’schen Kanälen zu identificiren sind, welche bei 
gewissen Säugetieren als Ueberreste der WoLKF’schen Gänge über 
das Fcetalleben hinaus bestehen bleiben. Wenngleich die Gartnku’- 
schen Gänge auch in dem Septum zwischen Orificium urethrae und 
Introitus vaginse ausmünden, so gelangt man zu ihren breiten 
Oeffnungen nicht von der Urethra, sondern vom Vestibulum oder 
von der Vagina aus und sie gehören auch nicht zur Urethral-, 
sondern zur Vaginalwand. — Auch besteht die Auskleidung der 
GAKTNßR’schen Kanäle aus einem meist ein- oder zweischichtigen, 
deutlich ausgeprägten Cylinderepithel. — Ebensowenig sind die 
Urethralgänge mit den Lacunen der Harnröhrenschleimhaut zu 
identificiren, sondern dienen wahrscheinlich ähnlichen Zwecken, wie 
die Drüsen der Harnröhrenschleimhaut überhaupt. Indessen „ob 
sie physiologisch nur zum Harnapparat in Beziehung stehen oder 
ob sie auch bei der Geschlechtstätigkeit des Weibes eine Rolle 
spielen, welchen drüsigen Organen der männlichen Harnröhre sie 
entsprechen, ob sie etwa den prostatischen Drüsen aequivalent sind, 
oder ob sie überhaupt ein Analogon beim Manne haben, an dessen 
Harnröhre eine genau gleiche Bildung anscheinend bislang nicht 
bekannt ist, muss bis auf Weiteres dahingestellt bleiben.“ Broesike. 


Eitelberg, Resultate der Wägungen menschlicher Gehörknöchelchen. 

Monatsschr. f. Ohrenheilk. 1884, No. 5. 

E. hat Gewichtsbestimmungen der Gehörknöchelchen, welche 
30 Paukenhöhlen von Individuen in den verschiedensten Lebens¬ 
altern entstammten, vorgenommen und gefunden, dass das Gewicht 
des Hammers im vorgerückten embryonalen Leben (7. und 8. Monat) 
zwischen 0,009 und 0,013 Grm. beträgt, in den ersten Lebens¬ 
wochen auf 0,017 Grm. steigt und im 6. Lebensjahre bereits die 
durchschnittliche Höhe des vollkommen entwickelten Hammers von 
beiläufig 0,022—0,024 Grm. erreicht. Das Gewicht des Amboses 
betrug bei dem 7monatlichen Embryo 0,007 Grm., bei dem 8mo¬ 
natlichen 0,014—0,015. Vom 6. Lebensjahre ab schwankt das Ge¬ 
wicht desselben zwischen 0,02 und 0,03 Grm., beträgt durchschnittlich 
0,025 Grm. Das Gewicht des Steigbügels beträgt durchschnittlich 
0,002Grm. Während also, nach den Untersuchungen von Urbantsohitsch, 
das Wachstum der Gehörknöchelchen bereits im frühesten Kindes¬ 
alter abgeschlossen sein soll, scheint die Massenzunahme, nach 
den Ergebnissen von Vf.’s Wägungen, über das zarteste Kindes¬ 
alter hinaus noch vor sich zu gehen, den Steigbügel ausgenommen, 
bei welchem eine solche Massenzunahme nicht constatirt werden 
konnte. Bei einer Vergleichung der Gewichtsverhältnisse der Gehör¬ 
knöchelchen einer Seite zu denen der anderen Seite desselben In- 


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5ßf> ß'i «)<>•! ; Mi>u•iw.tivi. .Ammoniak und örybuttprsättre -Nt». 3*2. • 

'li' viiuuuiö femintflii , «ufTäinge Differenzen röcht t werden, 

>;) pft ujsu vuu einer Asymmetrie der (»ehocknoidipieben «le»» 
Mensbbefr'dft '••«1er Zunahme der Masse flieht die- Rede ; ein kann. 

♦ '• ‘ •/' y>- ; 


i| E^tiidclntäUi), TJeber die Ursache« der- p»thaibg'-i*che.iir Am- 
«»•vn * ft köa*seheid«».»g beim Diabetes meliia»? und de« Coma dia- 
betmum. Avcii. i. *\j,. PuUi. Nvn, s, 44 tV r i.i-^/, 2 ) &; Minkowski, 

bei 



Steigerung Mer A ;Hs*ebe'idmu: «iehi oder mir io 'unbedeutendem 

:-in t-,i.»Ati_-. i .,'• • .1^.. ’vu . 


fo^-,näru I ick-,«m Grin., an einem 

anderem 7$bl Grio.. ,L;2y2/<B - Grm,, während m 


m 

ä=». 


sonst die 

p. «1. 


Aniöiooiaka«e<scböi(iong in diesem Falle v V2.l.l 
betrug, (St. rec1io«t, das»- die .i£ t "H3 IS'II- 3N..H Cetm, CQticefltfirter 
SeiltrefelsSure eptspreche n; statt Oo?i«. mü?P e« i« de? *ew Gr m. hei fsen; 
12,243 NH S entsprechen nur etwa. 1 j&|$;ipöt»V^ Sebwefeisäilf^., was 
freilich jtnseJiolich genug Öeibokeb nieht 



Mure u. s. w. oft in bedtuuend erh*’>hter Menge* vomahdivb; richtiger 
Wäre es ■'gewiesen, Nil^A^H^0f^ü0ßiwk:mi» 

zu «etzeb: es wfbiile ;«iäb danYi mawdm «1« eine 

scheinbare ergebe«. R-f) in dem Barm diese« Pat. bestimmte St.. 
Art 5• X^fiB Hämtnillebe. Säuren, «ä»bft tih §ebw^lidMup«? Phtt®j|>bor- 
SotzBäurb und, Harnsäure-,-. sowie *t>e Ihtae« Cjilcmio. Magne- 
sim:o, Natrium, Kalium, Ammoniak, bciw-hnete fiiv die Säuren das 
Bedörfrofs an Natrium iltj«' •^Ths^SeSte die Basen auf 

Natrium um. Oh'njß Avmhahnie reichte die Quantität der gefundene« 

. S&urefc nfght hin,, uta die Basen- zu. neutralen Salzen (bei -der 
Phofepborsäure augßnomOien) zu decke», daraus folgi, 

«lass der Drin noch e’u>e, unzweifelhaft »t gnrtieebe Säure enfbnUe« 
nu?5«te. Zur Sicherung dieses Schlüsse« bcstimtute Sr. noch an 
;s Tugen «ätnrniliidic Säuren und Basen -in einetw nrirnntkn llarn 
ünd fand -die, Basen nicht ganz auBfeichand, -»o* die 

SäuMn au hirtdeu. hI««> gerade, da« Gegenißil, wk iia diabfetkeheu 
ilaro. Als niese, organische Säure-, von der ?.uni*.l*®t festgesudit 
Wurde, «>e rilditt;. roit Wassferdüujpfe« fhkdnig ifaul auch -nicht 

Miieheäiire iäts $rgab «ich nach (1 ert Aoäiy«er» ii«d tfefftÄ'^Tigon 
Verhalten mit grotser : 'W'ah.p?chcioböhkei't (.’rotons&tire. Die im llnn 
enilndteiic Qu and tat dieser Säure- Nt, »ach der Menge des bei der 




No. 32. 


im diabetischen Harn. 


567 


Darstellung des Baryumsalzes zurNeutralisirung verbrauchten Baryum- 
carbonats beurteilt, eine sehr erhebliche; in dem genau untersuchten 
Falle etwa 6 — 8 Grm. pro die. Auch in verschiedenen anderen 
Fällen konnte die Säure nachgewiesen werden, in einzelnen dagegen 
licht. Mit der Acetessigsäure hat die vorliegende Säure, betreffs 
ehren Darstellung auf das Orig, verwiesen werden muss, nichts zu 
tu«. — Der Kranke, dessen Harn die grofse Ammoniakausscheidung 
uni. die grofse Quantität Crotonsäure aufwies, starb an Coma dia- 
betioim. St. weist darauf hin, dass der Tod in diesem Falle auf 
der \'ergiftung durch die im Organismus entstandenen Säuren be¬ 
ruhen könne, deren Menge so grofs ist, dass der Regulations- 
mecharismus der Bindung an Ammoniak insufficient wird. — Sr. 
schlägt v>r, in ähnlichen Fällen eine gröfsere Menge von Alkalien 
anzuwenchn. 

2) Ntch dem von St. angewendeten Verfahren, hält es M. für 
möglich, da?s diese Crotonsäure nicht primär im diabetischen Harn 
vorhanden is\, sondern erst bei der Behandlung aus einer anderen 
Säure hervorgshe. Als solche ergab sich eine Säure von der Zu¬ 
sammensetzung der Oxybuttersäure (vergl. die Orig.-Mitt. d. Bl. 
No. 15). Zur Darstellung der Säure aus diabetischem Harn — erst 
der sechste Fall, den M. untersuchte, enthielt die Säure in gröfserer 
Menge — empfiehlt er schliefslich folgendes Verfahren: Das alko¬ 
holische Harnextract wird verdampft, mit Schwefelsäure angesäuert, 
mit Aether wiederhi.lt ausgeschöttelt, der Aether abdestillirt, der 
Rückstand mit Wasser aufgenommen und nach einiger Zeit tiltrirt, 
das Filtrat mit Tierko'nle möglichst entfärbt, mit Natronlauge genau 
neutralisirt und auf der» Wasserbade zum dicken Syrup eingedampft. 
Versetzt man diesen Sjrup mit einigen Tropfen einer möglichst 
concentrirten Lösung von Silbernitrat, so erstarrt derselbe bei 
Gegenwart von Oxybuttersäure zu einem Brei haarfeiner dicht ver¬ 
filzter Krystalle. — Die zu den Untersuchungen dienende Säure 
hat M. auf einem etwas anderen Wege dargestellt. Die Analysen 
des Zinksalzes, Natronsalzes und Silbersalzes führten mit aller Be¬ 
stimmtheit zu der Formel C 4 H e 0 3 . Die Eigenschaften der Säure 
stimmen mit der von Wislicknus und Markownikokf dargestellten 
/S-Oxybuttersäure (Acetonsäure) von der Formel CH 3 — CH(OH) 
— CH 2 — COOH überein. Von dieser Säure ist es bekannt, dass 
sie bei der Destillation mit Schwefelsäure unter Wasserabspaltung 
/S-Crotonsäure liefert, wodurch der Befund von Sr. vollständig er¬ 
klärt wird. Ein weiterer Beweis für die angenommene Constitution 
der Säure liegt in ihrem Verhalten zu Oxydationsmitteln. Wisucknus 
hat seine ß -Oxybuttersäure durch Behandlung von Acetessigsäure 
mit Natriumamalgam erhalten; M. vermutete, dass umgekehrt die 
^-Oxybuttersäure bei der Oxydation Acetessigsäure oder, da diese 
sehr zersetzlich ist, direct Aceton und CO., liefern müsse. In der 
Tat erhielt M. beim Destilliren seiner Säure mit chromsaurem Kali 
und Schwefelsäure im Destillat reichlich Aceton. — Weiterhin er¬ 
örtert M. die Beziehung der Oxybuttersäure zum Coma diabeticum. 
Wie St., ist M. der Ansicht, dass eine Anzahl von derartigen Fällen 


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568 Hai.la, Hämoglobin und Blutkörperchen im Blute Fiebernder. No.32. 

auf einer Entziehung von Alkali durch die entstandene Oxybutter¬ 
säure beruht. Auf Grund dieser Anschauung wurde in einem Falle 
von Coma diabeticum, in dem die Urinuntersuchung grolse Quan¬ 
titäten von Oxybuttersäure ergeben hatte, Natron carbonicum in 
Dosen von 20 Grm. mehrmals teils innerlich, teils per Clysma an« 
gewendet. Der tätliche Ausgang konnte allerdings nicht verhinde*t 
werden, jedoch trat vorübergehend Besserung ein und der Um 
behielt trotz der grofsen Menge des eingegebenen Alkali, sture 
Reaction, was für einen sehr bedeutenden Mangel an Alkai* im 
Körper spricht. 

In dem Nachtrage erörtert M. das Verhältnis der vor Külz 
in diabetischem Harn aufgefundenen Paraoxybuttersäure zu ier von 
ihm entdeckten. M. constatirte nachträglich, dass auch seiie Säure 
Linksdrehung zeigt, die för die freie Säure 20,6° beträgt, für das 
Natriumsalz 15°; damit ist die Identiät beider Säuren eiwiesen. — 
Was das Verhältnis der Säure zu den bisher bekannter Oxybutter- 
säuren betrifft, von denen nach Külz keine mit der aus dem dia¬ 
betischen Harn erhaltenen Dbereinstimmt, so überzeugte sich M., 
dass die könstlich aus Acetessigaether durch Reducticn mit Natrium¬ 
amalgam erhaltene ß- Oxybuttersäure mit der aus iem diabetischen 
Harn dargestellten Qbereinstimmt, bis auf den einen Punkt, dass sie 
optisch inactiv ist. Es liegt hier also, nach M., ein ähnlicher Fall 
vor, wie bei den Milchsäuren. Statt „Pseudooxyöuttersäure“ schlägt 
M. den Namen vor: „Paraoxybuttersäure“ ode. r „Acetonsäure“. 

E. Salkowski. 


Arth. Halla, Ueber den Hämoglobingehtlt des Blutes und die 
quantitativen Verhältnisse der roten uno weifsen Blutkörperchen 
bei acuten fieberhaften Krankheiten. (Schluss.) Prager Ztschr. för 
Heilk. IV. S. 331. 

In der Fortsetzung seiner früher (Cbl. 1883, S. 935) mit¬ 
geteilten Untersuchungen kommt H. zu folgendem Schlüsse: Nicht 
bei allen acuten fieberhaften Erkrankungen besteht während des 
Fiebers eine Vermehrung der weifsen Blutkörperchen im 
Blute. Ein constanter Parallelismus zwischen Körpertemperatur und 
Zahl der weifsen Zellen ist aber auch nicht einmal bei solchen Pro¬ 
cessen, bei denen wirklich eine Vermehrung der letzteren vorkommt, 
immer nachzuweisen. Eine Vermehrung war namentlich oft nach¬ 
zuweisen bei fortschreitender mit Fieber verbundener Tuberculose. 

Sehr häufig finden sich gleichzeitig die weifsen Blutkörper¬ 
chen und die Blutplättchen vermehrt, so namentlich in der 
Schwangerschaft, in vielen Fällen chronischer secundärer Anämie, 
in manchen Fällen von chronischem Morb. Brightii, in verschiedenen 
fieberhaften Zuständen. Doch besteht kein Parallelismus zwischen 
der Vermehrung beider, und oft ist nur die eine Art vermehrt. 
Häufig sieht man auf der Höhe eines entzündlichen Processes beide 
Elemente vermehrt, dann nach Ablauf des Fiebers eine Abnahme 
der weifsen Körperchen, während die Plättchen vermehrt bleiben 
oder sogar noch mehr zunehmen und bis weit in die Reconvalescenz 


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No. 32- V..PVKT.: Scuiv-Lft, ThoracoöissiöD und Thoraoopjastiktdc. 569 

hinein ungewöhnlich zahlreich bleiben. Oder auf der Höbe der 
EntzSndung und dek v ; die Reiften Körperchen deut¬ 

lich verwehrt; und erst wentJ drege abhehmen, vermehrt sich die 
Zahl der Plättchen • in •■aeßslleuder Webe« Eine '■.Verwehrung der 
letzteren findet eich also;;-,uamerstü<i* dahnY weoh eine Verwehrung 
der weiten Blutkörperchen hoch besieh? oder vorangegangen war. 

Dieses Verhalten legt ndGwehr dem Verf: deo Gedanken nahe, 
dass die Plättchen au« dein inir.wascülären Zerfall der weiften Blut¬ 
körperchen hervorgehen könnten, Senator. 


4, V. Puky, Beitrage zur Behandlang der Pleura - Affeetione« mittels 
Rippepresection. Arcb, f. kli«. Chir. .XXX. S. 17, — $eli&dla> Geber 
die Endresultate der Empyemhebamlfung unter dem Einflüsse der 
Antiseptik. (Aus d, chir. Klinik zu QöUingeo.i Deutsche Ztschr. 1. Chif. 
XIX. S 

v. P., welcher i» den letzten 2 Jahren 5Beobachtungen von 
ehiriirgischet Behandlung betreffend Pleurahöhlen -Aflfecüoneu hei 
Erwachsenen, darunter 2 bereift in der k ungar. Gfeaellsck, d, Äerst« 
mitge teilte, gesammelt InU öipff öber dieselben aafeerordentlicb .ein¬ 
gehend berichtet, Unterscheidet an« «TborAeo- 

plastifc**. Erstere ist die antfteptftche Incisiön föH Reseetton eines 
relativ kleineu ^ppeostß^l^«äR:i : ; letztere die von EkrwwRR (Gbh 
1880, S. 238) empfohlene sjsieühaische Entfefnung einer Anzahl 
von Bippenfragroenten behufs querer Verengerung der Thoraxhöhle. 
Die Thoracocission ist nach v. P; jwliciri 1) bei Pleuritis suppu¬ 
rativa (gleichviel ob pathologischen oder traumatischen Ursprunges); 
T) bei nach Phthise entstandenem PyopneuniOthorax; 3) bei der 
Echinofeokkiisoperatiou. Die Thoracoplastik ist dagegen angezeigt: 
1) hei chronischem Empyero mit Compression. der Lunge und Ver¬ 
dickung der Pleurablätter und 2) bei Exstirpation von Nenplasmeo. 
Ein 40 Nun'imero urofasseodes fftbrigea« nicht volfttändtges) Literatur« 
Verzeichnis» schließe die Arfenlft ' '• ' v ;, ; ] 

Die Zusamnrengtellung' von iS, berßcksichligt, unter Benutzung 
des MMermfe frfther V eröffeptHchungen ynft ifyr Ktf sw’sche« Klinik 
in Göttmgen, sowie der Privstpraxia v6n Kxtahr,-selbst, 28 Fälle 
unter folgenden, nicht immer ganz strenge «üsernander zu haltenden 
Rubriken; 

I. Einfache« Empyem hei Kiaiiern* an Ganze« 10 Fälle, 
darunter f 1 an acutem GarboHsmus, 1 nlsgeheilt, 1 noch ir« Be¬ 
handlung, der Rest von 7 mit normai<er Funchon der Lunge wieder 
hergesteHi — II Empyem bei Kindern mif Durchbruch 
nach einer Seit* hin, 2 bereits Fietel« darbietende Fälle, darunter; 

1 Mal osch einem ftöhereti■'.'•operativen Eingriff; beide geheilt. ~ 

III, Emj > y e m b e % K in de. r n mit-schwerer Com pl i ca t i o n, wieder 

2 Fälle, beide Mal mit Ltingengangr«ndarunter f 1 an Lungen« 
Embolie, Thrombose der Hals- und Aehselvenen, Fettleber etc, — 

IV. Einfaches Empyem bei Erwachsenen. 2 Patienten von 
17 und 20 Jahren, beide geheilt, — V. Empyem bei Durch« 




*»?0 ' iii.-,, No. 32. 

t. r »lol? jWMSiIt eiütr h m b,S Fnvscheetien. ä meist Ciber- 

•-,»« vs^rÄtUtk*j.jiJA 1 . IT. ’.K TT und 45 Jahren, darunter 

•i i unyi-bf.MU ijjit w-kknd"-«?' •••ose in .Folge- sii!« C'om- 

\ ci T ; :! b. ■ — VI, $£ !,» 0 v V i*i b ei E C W il ’.C H 1V6 B Hl i l 

i •• •.•» t:.i; !' ,••• 11 .-t;.; : : Fälle, däraftter % nach 

> fi;ivi bU/.i.iti;. 1 (.-."j; Sr.eji wunde •' durch . Göfnplicatioü»ult 
» »*ri J**il ii'n, (<»••«• j >•: • * < : f : ' ‘ • 11 i6 < - $ -i < b-■» , Jiaclj Angina (ifphliie- 

mici. Pyanoie i fV -uml mit alter .Findokärditi« 

and iCuibi.i; • •; •. •..,--cn*«>vi:-s.. v*; ■■■ IXifi einzige tOtliehe Ende, 

d-i , l . der Gesammtsusntue der 

ij 5 .I»-• •>'!••«!( -t • • i ... !.-ii :oxieatioo.: zieht fr»an die 

Tn-.S-.vi üi- n . i ab, »o bleiben auf '24 

i ih endgidtiy' Gi!lc. ’• n-.,-h i<"< Behändlung Befindliche, 

! r,ihr 1 und ! * i >.><•- Dur.eltscltpUtedauer der 

liv-ibing ivr dejiniiiv -Tvs-.v und leichte. entfache und 

F;Ule. Rjo/Jkv r»mi s< nifaknf Ätjsfvrnmengerwhnek belief 

; t‘ . VVX'. .!•«,•». 1.. ' tbe genuinen nicht -eumjdi* 

uu.t4ft. fön py eine jlw; K’inySvi viel krtr«'vkf'Heilting«termini*. 

’T • .;' ’ ' v-'-Sfös 'T : 'S c - l\ GüterbocV. 


Jat’Oby, 'ia-t i'(tefs.iiivc.»< BeFandftJ»)g Oaries dßf Schläfenbeines. 

, ■ ■ ■ ' . • ■ • - , 

T.Vtei' -den iS Fa He» Tv.«,* t.u.'k.- .fr-.--’ Schläfenbeines kamen 1b 
/•.«) 0 j'i-ri:iv- 1 : kr:,‘ =. m - l-umeilseluuj^ des VVarzen- 

l'oj'ffifitziv Bi d<-j* u iii-r.-r.M > iii!• • f* -v ;:de ’2 Mal von der Ope- 

enden Patienten nicht in 
der LHgt- a-et-ntt, . sinh - -<})?.»- ^HeÜbeb’aodlung zu rtpter- 

xieken. Ilt'oiei keo.iwei t ist d;^-. «ü» X«. #n*v*t» «Heser Fälle trotz bereits- 
• i' - -i j'- u.- V.«•...= - tention, doch auch ohne 

( '■<<■■... j4 -,i. :i< -eieren Fall« ■' erfolgte der 

-• tu..- ... /.'U -i-;-.;.---,■ ulo?e. In dem dritten,, 

ui.-bi (.).-■ I:-i..■:..•!{•■ < - -i, i> -en mit primärer Luogen- 

inlHuvuliKv heitaifefftt» iMugeu Mou«, iau dem wegen dieser 'Allee-, 
km» vit d.-r i *j>-. tu Ab f.uv.! wurde. tTiiier den ojpe- 

ririfn j*> Fr,iG 4 . . TI. i.c. d.e Affection des Koocbens 

in Folg». v;.u! u.-u>«r eib-igr! .Mkiobtb •> .. ' Vudung, und nur .4 Fälle, 
in denen rie .«*.!- t.lfmiplk^tion * lu.'uit-idu'f t Ihreneiterting aaftrftt. In 
i‘i 1‘ dl- iiiuid/dfe es -ich um tri»5>w.U!t«sehe ttbecedirende Ostam 
de- Pme niast. nor.li bereit- tbcplftoienbv Otitis ('DajfVer- 

baltn 1 -;- der 1 vn 1 <chnnaßk(linn r r. hei ivtubdi n.nd tdiriintsehcr Mittelohr'» 
ivi*tirur,g von 11 zu 4 raues ah eia <»>üht beträif-htiiehes beaeichoet 
Wardeti, -zwA »>ur in *2 •dar m uietc-..es «ich u«n Entzöridungen 
ü/H-ii Schruj-icl.. in den ßhrigen IV.FäIl|k»;.tto 4 idiopathisoh» Afecüonen 
lunuicii ii-ti t IS • ■<]...»• Fällen waren meistpeteils- 

Vb-tcbi 'it,: V>.,. v.., . y.n-i rn einigen Fällen waren 

. , , v. .. kt P.röCi äUVserlich 

! - ’ - Siieh zur gennhdeft’ Beite 

, - v;-.:-t, vberi und vit*- inu’lb. b bei leichter Brsehutteruog 

mit d«rc P.e.r.!;.0S9if:i«>harnjngr V -.n, dnivn letzten 3 Fälleo verliefen 


Co gle 





m>/32 Riks$} Littkk, Symptome- diabeuiehen Coma öti% 571 

trotz der Operation .2 letale xh einem würfle, wie au 3. der plötzlich 
«intretenden starken, durch eine gewisse Periodieititt des Ausströmens 
sich ausseichneude, Blutung angenommen werfien musste, höchst- 
wahrscheinlich der Sinus trw$v*tm» eröffnet. Trotz dieses Umstandes 
und obgleich Eifer dWrcät die Öperation nicht entleert wurde, er¬ 
folgte doch (nach 4 Monaten) vollständige Heilung. In den übrigen 
13 Fälle« kaftt es. 4#44ftt zuv Heilung und nur in einem Falle 
trat der Exitus letafi* öin Und; zwar in Folge dyr GKloroform- 
oarkoee. Die Zeit, wnltsHe nach der Operationzur deftnitiven Hei¬ 
lung erforderlich \var, sehw^nkte zwischen 6 VTociren uxid 1 Jahr. 

Svl* ^ bücil. 

1) L. Riess, Ueber das Vofkomxneh eines dem pogenanht?» Conra 
diabeiicnm gleichen SynijdehiencOmplexes ohne Diabetes, Ätschr 
ß Hin. «r*l. ¥11. Suppf-Iieft. \ .54. - 2) M, bitten, Ueber einen 

eigenartigen SytHpu.)«,o?iiconi}»!ex m Folge-.'von Selbstinfection bei 
dyspeptbcheu Zuständen fConva dvapepticunt). bas. $. 81. 

1) H. hat den Ki.ss jiA tu-achen SyusptoniencOGfiplcx des diubeti- 
sehen Goran im End^'adi^tB Von’ : lf Werschiedeiten Krankheitsfälle» 
beoliaohteU die mit Diabetes oder iiücit nur vorübergehender Gly« 
kosurie 'Nichts zu tun Hutten- Unter diesen Fällen befanden sich: 
1) 8 von. reine? A »reim» (darunter 3 ■ausgesprochene und 2 wahr« 
scbeinliche vom perniciösei’ AuaMnie; ■ ■ferner 3 Ansemieen, deren 
Hauptnrsache vorausgegiingene Dh»t»hgen waren):. 2) 5 Falle von 
4jtt®mie und Kachexie, mit Nk-renerkrankung coniplicvt; 
3) 4 Fälle von ('M’agQnr- «nd. Uetjer«) Oarcinom. — In fast allen 
Fällen fehlte <I5e Ew£neldbFnlie^endn dis« Urins. so flasä s« Intoxi- 
Cution mit einer de ui ÄCetor* Verwandter» Substanz: nicht zu «lenken 
ist; ebenso.' Schliefst R. in den 3 jfallch (yph Niereüerferankung eioe 
Uraunie ans. Vielmehr sucht er die Ursache de# beschriebenen 
Symptomencornplexes bei den oben erwähn tön Kranke« iß der tiefen 
Ern4h ru ng$q.\ii : .tu;ag. des .Diutei?» besfeheufl ln einer Verarmung, 
des letzteren an -giften. Dlutkuj^percHen. -— SitaArup,, der einige ähn¬ 
liche Fidle ''beobachtet hat (d. Bl. 1884, S. 28'3), nimmt dagegen an, 
•Ws die Attäuuie nicht als solche, «onderri durch eine von ihr er¬ 
zeugte giftige Substanz, die zur ^SelbslKifection** des Örganismus 
führe. Jene Symptome Hervorrufe.. Schliefsüch betont U., das? 
der mehrfach e rwahmg • :{fÖr d?U ‘%y ifoii Namen 

-dyspnuische» Confn*■■ ■vorscblägt-i einerseits dttreb Ihtoxicfttion 




des Organismus mit bestimmten St 

äh ä* 111 chkeiten {\v?e be i n 

ly Diabetes), UfU 


andererseits durch VeKirtöhftjg dö* 

» Blutes au roten Bbr 

fkÖrperchext;; , ; 


Hervorrufen werden k/ion fl 


j\, . y y > >■ r *■ > 

ff ' ' | tt t WÜf 

2/ h. ;hat. 4^ gfle^ntUche 

Auftreten der ghaml 

Eteristisohen . : 


Eisench!oridreactiöh det* II 

am h bei 25 viS^c^-h 

sdeuartigerj, 



uiebt-dia hetischeo Euankfeh zu. con«tatiieji yermdplill^.:^ seinen 
BeolcubtUngen, verglichen mit denen anderer Auto reo, geht hervor, 
dass diese Reactio« ^gelegentlich bet allen Krankheiten gehngt, jedoch 
verhältnifsniäfsig sehr reiten; relativ häutiger kommt «ie bet den 
ccuten ;-%diarlach) vor, hanienliieh iw kind- 




v.1*" j * 

y. ^ ¥ '• MjLJ 

* **. *• 1 v>*jrr j i wJVtfcMi 

* fi 1 ? 

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UCHtG^ÖrSI , 


■ 11 




H r.tH ; M a rom. 0»Kif?iabscesse 


Hohen Alter, und zwar viuziig« weise im Evuptionsstadiuin. Unter 
<3enerwähnten 25: Fällen «ah Vf. nur ein Mal, und zwar bei einer 
dÖjährigeö ScharlHchkrnnkeo, $«£ ausgesprochene Bild des Kü-’ssmau*- 
scben Svmptomencnroplexes; «owöbl der Atem, als auch der Urin 
dör P?4: zeigten den eigefjiOroitehen Obstgeruch. Dagegen con- 
siÄtirte er an 5 männlich?;« lärtdlvidueo {teils* Erwachserjen, teils 
Kinder« häcH ^ SÄp^lingBaBer), die mit erheblichen 

gastrischen'^ Erscheinungen, zürn Teil unter mftfsigem Fieber, 
erkranki waren, nach ieMuge» Tage» einen Intensiven obstartigen 
Geruch der Esr^piratiorsslult und des Harns, die cbaFakteristische 
EiseiitiHloßclreätctioR des Igtatere« u*vd gleichzeitig den Eintritt eine« 
soporösen, jedoch nicht eomatöseri Zustande-Si ob p e »Ke von Ki^aAux, 
beschriebene Veränderung leidem Vf. darauf 

verweist, dass «ach den Beobaclitung^n yerschiedener vVotoren, so 
M A. v-. -Fkksis' ii«: lj\, :Bl -X8BX $>450), beim difibetischftn Coro» die 
Dyepn.u« keine#v'bVriüiäntön Bestendieil de* Sympimeocomtifexw- 


Dyspnoe keiiiencortsta nt e n Bestandteil: <J$k Symptcmencpmpl 
bildet, betoöt # dM klinbche UieichaKigkett d.e* oben beschriebenen 

beim dtabeKschen Ubm& zu conetatireraden. 
JEe handelt .sich hier um eine' I»torifcsiio«k" der»« Quelle iro Orga¬ 
nismus, uo<? «Ä in dtm rh Rede stehenden Fällen apeoiell im 
Digestionstractüs zu suchen- ist. Das toxische Agens ist offenbar 
jene »Jurch den Gerrteh und durch ( liarakieristi.Hchc Reactionea mt 
Ham nachweisbar.? Substanz, deren Identität mit Acthyldiacetsäure 
von y^ FatJüi-, ns geleugnet wird. Perl 


1) Hein, Metastatische Grofshirnahscesse—- 2) Mader, Chronischer 
Kleinhirnahsees«. B*t iilicr \i. Kudoiph-StifiiMy iß Wien 1-883. 

1} In H/s Fidle litt eiTi ÄÖjähnger Mann seil 8 Monaten an 
Schlingbesch werden, Erbreche«, liegurgitire» genossener Speisen, 
Husten und Abmagerung Pat konnte 000 h 5 Tage ante mortem 
beobachtet werdet»'. i*r war zuletzt \ schwer; besinnlich, antwortete 
Zwar auf Fragen mH KM]l»Wn?ei|^^pgenden \V0tep, aber ungenau. 
Die activen Bewegungen der E-vtremitillcij waren im vollen 
Umfange tttöglfMh Oherfotlb $ir, itarilia ein carcinomatöses, 
15 Ctu». lange- Geschwür. An der Spitze der rechten mittleren 
Stirnvv'indung ein wallnuzsgrofser Äbscess; in der Mitte derselben 
Stirnwindmig rio der Rinde) ein fcirsehkerngrohrer Abscess.. Ein 
dritter, ibohrtengrofeer Alices.« *ais links iö der mittleren Stirn- 
windung 2 Qotsrßngcr vordervorderen Central Windung, ein vierter 
Ähsceas . aafr .Mark des linke« Stirnlappens. 

Fünfter, walinussgrofeer AbäcW Itn Kopf des linken Corp, strmt,; 
eit» ; •^Tei) | ?:t‘]g«hig, tl«# Kopfes in den 

Schweif de« Strriftrobügeis,- ein • siebenter, von 2 1 2 * 4 .. €tm Länge und 
• Ou.k Breite i« der Ba3is des linken Ltnstjrtkernf- (Innere, ft«feere 
Liuseukapeei intact) 

2) M.'s Patient, ein -34jähriger Manu, Ult seif 3 Tagen an 

Kopfschmerz, Schwindel, Erbrechet!, Bauchschmerzen. Kein Trauma 

»rntröDestiscb festzustellen. Später Schlafsucht, Nackenschmerz nur 





No. 32. Blackwood, Syphilitische Infeotion des Fötas etc. 573 

bei Bewegungen, nicht bei Druck, linke Lidspalte enger, als die 
rechte. Im Centrum der linken Kleinhirnhemisphaere ein eigrofser, 
mit stechend riechendem Eiter erfüllter Abscess. Keine Verletzung 
an der Schädelbasis, kein Exsudat in der Paukenhöhle. 

Bernhardt. 


Blackwood, Can a man affected with syphilis communicate the 
disease to a healthy fcetus without infecting its mother? — Can 
a man heget a syphilitic child without infecting its mother? 
Philadelphia med. Times 1884, April 19. 

In Bezug auf die erste Frage erzählt Vf. folgende Beobachtung: 
Ein junger gesunder Ehemann, der ein gesundes 3jähriges Kind 
hatte, inficirte sich mit einem harten Chanker gelegentlich einer 
Reise in eine fremde Stadt zu einer Zeit, wo seine Frau schwanger 
war. B. verhinderte nun jeden geschlechtlichen Verkehr, was ihm 
um so leichter wurde, als die Frau gleichzeitig eine leichte Ischias 
bekam und er diese Gelegenheit benutzte, um auch ihr jede ge¬ 
schlechtliche Berührung zu verbieten. Nach 6 Wochen zeigten sich 
beim Manne secundäre Erscheinungen; er wurde mit Mercur be¬ 
handelt, bis die Erscheinungen schwanden. Unglücklicher Weise 
erfährt er jetzt gelegentlich einer Unterhaltung mit einem ihm be¬ 
kannten Arzte, dass eine Cohabitation nicht schade, wenn am Gliede 
keine Ulceration sei, und in Folge dessen hatte er 2 Mal Verkehr 
mit seiner Frau etwa in der 13. Woche der Schwangerschaft. Zu 
normaler Zeit gebar die Frau ein abgemagertes, schwaches Kind, 
welches nach 12 Tagen einen Schnupfen bekam und nach 2 Wochen 
Roseola und Ulcerationen am weichen Gaumen und am Pharynx. 
Die Placenta war klein, missfarbig. — Nach 2 Jahren hatte die 
Frau ein Mädchen, welches die Erscheinungen der hereditären 
Syphilis darbot. Die Frau selbst blieb frei von allen Erscheinungen 
der Lues (die Infection des Mannes fand 1878 statt). — In der 
Epikrise weist Vf. darauf hin, dass er den Mann seit seiner frühesten 
Jugend kenne, da er seit 20 Jahren Arzt in dessen Familie sei. 
Derselbe ist vordem immer gesund gewesen und entstammt einer 
gesunden, kräftigen Familie. Auch die Familie der Frau kenne er 
als Arzt auf das Genaueste und habe er schon als Arzt ihrer Mutter 
bei deren Entbindungen Hülfe geleistet. Eine aufsereheliche In¬ 
fection der Frau hält Vf. nach ihrem Charakter und den Ergebnissen 
seiner ärztlichen Beobachtung für absolut ausgeschlossen. Er ge¬ 
langt demnach zu dem Schluss, die Frage, ob auf einen gesunden 
Foetus Syphilis ohne Infection der Mutter übertragen werden könne, 
bejahen zu müssen. 

Auch die Frage, ob ein Mann ein syphilitisches Kind zeugen 
könne, ohne die Mutter zu inficiren, bejaht Vf. auf Grund der eben 
mitgeteilten Beobachtung; hängt aber zur weiteren Stütze noch zwei 
Krankengeschichten hinzu, in welchen syphilitische Väter kranke 
Früchte zeugten, während die Mütter vollkommen gesund blieben. 

Lewinski. 


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574 v, Mf.Rin*! , Äussclici«3tmg’ des Katrins- — Si tton. — öuh- vt>(. {$&. 32, 

V* Ufering, Ufcbßr (las SehtoKs*öl 4es fitfnrin im menschlichen Or- 
gaoismus, SJtschr. f Mim Med VH.. Suppt •■■ lieft. 5. 149. 

Nach Vf. wird da« Kaii-in ssui« gri’dseferi Teil als lirtirinSdiwefei- 
s«ure? Balz durch den Ürrn anageschmdert Das kairinsebtwfelsaure 
Kalium erhielt V r {‘. »na i3eiv> Huhn von PatieiUer», welche täglich 
odd-~4,Ö Koirifi ci'h:iiu>(: hftUen, unch der von Hci'Pt^St.vnmt für 
iruk>sylechwefe3s;ähfee Kalnim angegcheneo Methode in; Form :yor% 
häufig eteitifÖFöiig gruf>|jirtcn Priswiei« von fl«!?; Kushmtneisstellung 
C, k B f jKO«BO : ,K- ;Dieselben erwiesen sich feststem gegen Alkalien, 
färbten Vrch mit. VSUhuüii'tviit tnler chif Kist?f>cldorid schon porpurrot 
und wuteien durch!&}ahu(V ffeit tcfdinnnter i>äl^äure in Knwn und 
Schwe?«lRä«re 'Crify '■ ;;>•'/ V '•'• • •' . . 

Nach sehr ^roftCn.^oscrt Kami, treten noch andere Verände¬ 
rungen des Harn» aiif: dcrsell-'.- v cd iinkedröhendundt rCducirt 
nach «lern KdChen; itdi•■ $n\?Min* V'c'uiNiV/be Lösung, — Vf. 
nimmt in diesem falle eine Fftnriuig de? Kai rin? mit Glykuron- 
alturtf j&k • . . '; !'•'.• eff 

In einem FhHc von Ti-igcmimifiteunrlgie, hei welchem frfther 
-ühinin mit Ef ftdg: vofuhrhR^rV ^Hfy : dd*0h Kairtn «'irlruhgstos. ’i-V 

Langgard. 




J. B. SUttoii» On die rclatn.n <»t the orbuo-sphenoid to tbe region 
pttrion in ihn .-»de : w«lt af the skull- J. of anat. and. pliys. 18S4, 
Januar/. 

in der hegend der ^rJdarrrif'.intapeJk* findet sich bekanntlich riemlibh h.vuig eiu 
klniner .S'ffialiluinc1tf.n t„Kpipti>rn ftmrg *«5 Tcowsa], welcher rvjioheo Stirnbein. 
Scheuetfcein. S«hl(|fo»«£clinjipP und Keilbein gelegen ht. .Diesen 5?chfttt>.t)ochen ftittd 
S, dftiiitftni bei alten von ihre nnterswiiten TitPU*ehlicli«n Schädeln (die Zahl isc nicht 
»ögegtbeif,. üof.) rsnscbtn» .1 und 15 Jftbren vor und er ist Ja=wcgeü gÄiungi , ihn 
Jör' einen imegrirendeh Hcstaniiteil des . SrMdvls ta halten. kt defwüie kleini so 
lulioo die jSai.bbftrhuochtn den Idefect öm'; • ist er graft, so rerwliclist «teraelhe syn- 
ostotm-ii tnit doti ehengenßüiiten NacbhnrknociiPii oder er bleibt ^usoaittnsweien . ron 
d#n leiitöreo ■wührehd dev gihtett Lebens getrennt. iHrerüüiilJ WJtrt «»ich 4w? *og. 
prticewtts {Kitriilii itier• jSüW&fefScVtopjie tVihCiJnw) iJnrch Synpstose •swlseifeh disjtem 
SchaStknvchen tiQil >|„t- Sgtiania. hssis. tnuiporäoii liervorgegaogeu, eie*; Ansicht, die 

?choo : früher rptt eiiirelee» Autoreji tutIgestelit, aber Von V.«:v.tt*-.w tstteehteJeii be- 
stfitteu i«t.: Bef.) Hhulig kann.mwt ag der AwfseosBitP Je* ScfiSdeft keine &pur 
rt» jem SchsVtloiochen wahmbltrohdi »rährhttj die* initon »fthr göt Khilgltch »st, Jwteo- 
faiLs stellt demlbe, nach oiclit alleitt hei Tierwi» noitdcrti auch hoiat Msusdien 
ein consuntes Elcwettt vor.. ; iVxvwik«*.. 

Cirifü.ni,. Stailiu sp^mnentale snl )a trf^fievuziouu partiale He! legato, 

' Vor!. Mitt.j . Ap s him pi>* \$ *< >y ! ;\ ;niLd. : ^\\ No, 8. 

Im Anschluß ön wne frtihBr^P; VerftTCh^ df<? K^Y^iluctiotf *ie? M|j«* bat 

Vf. \ r erso^Ji^ frter di^ E^ptnducti ah i l^r t«W/. Ha&fan 

ffoäj mnii , 

HbiIik iiaeh - 1 j zits? webr titleV. *Kt)ig%r ithikb ÖhAUiug. 

•die- *shmi\ dOtdt Tbrombo?;o *ipr nngexcliDiH^efV Oöfätüe - ^»iUwfaiV 

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No. 32. Brirokr. — Averbeck. — da Gama Pinto. 


Bernhardt. 575 


Parenchym entsteht so ans dem Balkennetz. Die weifsen Blutkörperchen wandeln sich 
nicht in Leberzellen um. — Die Regeneration der Leber stimmt völlig mit ihrer 
embryologischen Entwickelung überein. j. Sander. 


L. Brieger, Ueber Spaltungsproducte der Bakterien. Zeitschr. f.phys. 
Chemie VIII. S. 306. 

In künstlichen Fftulnissgemengen, wie in Fceces, finden sich in enormer Menge 
Mikrokokken, ungefähr von der GrOfse der Pneumoniekokken, welche sowohl auf 
Eiweifs, wie auf Kohlehydraten wachsen: und zwar am schnellsten bei Blutwärme; sub- 
cutan eingespritzt, erwiesen sich diese Kokken als durchaus unschädlich. Der rein 
cnltivirte Kokkus vermehrt sich in Sprocentiger Rohr- oder Traubenzuckerlösung sehr 
rasch und ruft Alkoholgärung hervor; neben reinem Aethylalkohol fand sich einige 
Male: Essigsäure, allerdings nur spurweise. — Neben dem Kokkus trifft man noch 
zwei Bacillenspecies an, von denen die eine chromogen ist; die andere besteht aus 
äufserst kleinen Stäbchen, die noch einmal so lang als breit sind. Auch diese wachsen 
sowohl auf Eiweifs, wie auf Zucker und töten, selbst in minimaler Menge, Meer¬ 
schweinchen eingeimpft, diese ausnahmslos innerhalb 72 Stunden, während sich »Ka¬ 
ninchen und Mäuse gröfstenteils immun erwiesen. — In dem Blute der so getöteten 
Tiere findet sich stets der Bacillus wieder; er vermehrt sich in sterilisirtem Blute sehr 
schnell, geradezu rapide auf Eiweifs oder Kohlehydraten bei Brutwärme. Aus 3pro- 
centigen Traubenzuckerlösungen spalten diese Bacillen schon in kurzer Zeit nur flüchtige 
Säuren ab, vorzugsweise Propionsäure. — Der Pneumoniekokkus gedeiht auf (mit 
Calciumcarbonat versetzten) Zuckerlösungen vortrefflich und ruft in letzteren nach 
ca. 3 Tagen eine äufserst lebhafte Gärung unter stürmischer C0 2 -Entwickelung hervor; 
dabei entstehen reichlich flüchtige fette Säuren, vorzugsweise Essigsäure, neben kleinen 
Mengen von Ameisensäure. Auf Zuckerlösungen entwickelte Pneumoniekokken blieben 
hei Injection in die Lungen von Meerschweinchen oder Mäusen ohne jede Wirkung; 
wurden sie aber dann auf Fleischwasserpeptongelatine zurückgeimpft, so brachten sie 
bei dem gröfsten Teile der Versuchstiere, welche sich vorher immun erwiesen hatten, 
Pneumonie bezw. Pleuritiden hervor. j. Munk. 


Averbeck, Zur Behandlung der Ranula. Arcli. f. klin. Chir. XXX. 
S. 452. 

Punction und Injection mit Lucoi/scher Lösung der von aufsen her freigelegten 
und ezcidirten Cyste. Nach 48 Stunden Entleerung der Flüssigkeit. Am 7. Tage 
fieberfrei, völlige Heilung in 4 Wochen. p. OGterbock. 

da Gama Pinto, Ueber das Vorkommen von Karyokinese in der 
entzündeten Bindehaut des Menschen. Cbl. f. prakt. Augenheilk. 1884, 
S. 97. 

Vf. untersuchte mikroskopisch die Conjunctiva in 5 Fällen von Trachom, zwei 
Fällen von Bindehautcronp, einem Falle von acuten Granulationen, einem Polyp aus 
der Uebergangsfalte, einen nach Canthoplastik entstandenen Granulationsknopf, einen 
Fall von Lupus conjunctivse und ein Stück enorm geschwollener und gewucherter 
Conjunctiva bulbi nach anhaltendem Oedem bei acutem Glaukom. In sämmtlichen 
Objecten konnte er eine ziemlich grofse Anzahl Kernteilungsbilder im Epithel consta- 
tiren: teils in der oberflächlichen Cylinderzellenl&ge, gröfstenteils aber in den tieferen 
Schichten plattrundlicher Zellen. Gestützt auf diese Befunde, spricht Vf. die Ansicht 
aus, dass die Vermehrung des Conjunctival-Epithels im entzündlichen Zustande durch 
indirecte Kernteilung stattfindet, und dass die sogenannte papilläre Schwellung durch 
die vermehrte Zellproliferation verursacht wird. Horatmann. 


M. Bernhardt, Beitrag zur Lehre vom schnellenden Finger. Cbl. 
f. Nervenheilk. 1884, No. 5. 

B. führt 2 eigene Beobachtungen au, die erste, eine 6Sjährige Wirtschafterin 
betreffend, mit Erkrankung des dritten Fingers beider Hände, die zweite, betreffend 
einen 49jährigen Mann mit Affection des dritten Fingers rechter Hand. Nur bei 
letzterem ist eine — bis jetzt noch nicht abgeschlossene — Behandlung eingeleitet 


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576 


y. Jacksch. — Rosenthal. — Jacobson. 


No. 32. 


Auf Grund der localen Befunde nimmt B. im ersten Falle eine Contractnr der Palmar» 
fasele, umschriebene Verdickungen, welche der freien Bewegung des Mittelfingers ein 
Hinderniss entgegensetzen, als Ursache der Behinderung der Extension nach beendeter 
Flexion an. — In dem zweiten Falle dagegen kam eine rheumatische Disposition des 
Pat. hinzu, „und unter der gleichfalls contracturirten und verdickten Palxnarfascie bat 
sich die durch den rheumatischen Process geschwollene Sehnenscheide mit ihrer Sehne 
hin und her zu bewegen/ _ P. Güterbock. 


R. T. Jacksch , 3 Fälle von Typhus recurrens. Wiener med. Wochen- 
schr. 1884, No. 5—7. 

Aus dem Bericht über diese 3 Recurrensfälle, die ersten, welche aus Wien über¬ 
haupt mitgeteit werden, ist hervorzuheben, dass Vf. in der fieberfreien Periode 
die früher von Bubsbkbr beschriebenen glänzenden, beweglichen Doppelkügelchen in 
sehr grober Anzahl im Blute fand, zumal kurz vor dem Anfall. Im Beginne den 
Anfalles schienen diese Diplokokken zu kurzen dicken Stäbchen auszuwachsen, ana 
denen sich die Spirillen entwickeln. — Vf. legt dem zahlreichen Vorkommen jener 
Diplokokken eine Bedeutung für die Diagnose der Recurrens in der Apyrexie bei. 

8enator. 


A. Rosenthal, Ein Fall von multiplen Erweichungsherden im Ge¬ 
hirn auf luetischer Basis. Cbl. f. Nervenheilk. 1884, No. 10. 

In dem mitgeteilten Falle handelt es sich um Erweichungsherde an drei verschie¬ 
denen Stellen des Gehirns: im rechten Schläfenlappen, rechten Hinterhauptslappeo 
und rechten Kleinhirn. Vf. sucht nun aus dem klinischen Bilde für jeden der beiden 
erstgenannten Herde einen bestimmten Symptomencomplex abzugrenzen. Ferner wird 
die oomplete Taubheit und die dadurch bedingte Verwirrung (!) auf einen Herd im 
rechten Schläfenlappen bezogen, ohne dass erwähnt ist, ob der übrige Gehürsapparat 
intact war. _ Oppenheim. 


Al. Jacobson, Beitrag zur Lehre vom Keioid (Sarcoma keloido- 
forme). Arch. f. klin. Chir. XXX., S. 39. 

Eine 22 jährige Frau hat an der Spitze des linken Acromions eine Schwellung von 
glatter sphärischer Form, deren Mitte am höchsten ist, während sie nach der Peri¬ 
pherie allmählich abnimmt und ganz unmerklich in die umgebende gesunde Haut 
übergeht, mit welcher zusammen sie vollständig frei beweglich ist. Consistenz und 
Aussehen der Geschwulst entsprechen vollkommen denen einer nach saftiger Narbe. 
Die Farbe ist blass-rosa, teils mit leichtem bläulichem Schimmer, teils jedoch voll¬ 
kommen weifs. An dem einen Ende scheint die Geschwulst durch eine Furche in 
zwei kurze flache Ausläufer geteilt. Oberhalb des rechten Schultergelenks befindet 
sich eine zweite Geschwulst, weiche nach innen zu alle die Eigenschaften des links¬ 
seitigen Tumors besitzt, nur dass ihre Form unregelmäfsig ist und an eine Rosette 
erinnert. Nach aulsen hin aber erscheint sie als eine pilzartige Bildung, zum Teil 
höckerig, wobei stellenweise die Höcker selbst ganz glatt sind. Im Centrum und nach 
aulsen hin ist der Tumor von Epidermis entblöfst, gerötet, fleischig und etwas weicher, 
als der periphere mit Epidermis bedeckte Teil. Hier blutet derselbe leicht — Vf. 
nahm an, dass die linksseitige Geschwulst ein Keioid ist; die rechtsseitige repräsentirt 
ebenfalls in ihrem inneren Teil die Eigenschaften dieser Geschwulstform, während der 
äufsere pilzartige, leicht blutende die Diagnose eines Sarkoms nahelegt. Auf Grund 
einiger nicht ganz exacter Angaben der Patientin kam Vf. zu der Vorstellung, dass 
es sich ursprünglich beiderseits um Keloide gehandelt habe, dass aber der rechtsseitige 
Tumor sich nachträglich in ein Sarkom umgewandelt habe. — J. exstirpirte beide 
Geschwülste. Bei der mikroskopischen Untersuchung zeigte sich indess, dass es sich 
an beiden Stellen um primäre Spindelzellensarkome handelte. Demnach muss man 
neben dem Sarcoma tuberosum, welche später in fungöse oder polypöse Formen über¬ 
geben, und neben der mehr warzenartigen Form (Verruca sarcomatosa) noch eine 
dritte Form unterscheiden, welche keloidartig erscheint (Sarcoma keloidoforme). 

Lewinski. 

Verleg von An gast Hirschweld in Berlin. — Druck von L. Schumacher ln Berlin. 


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W&*hto)lüth $r«£h*ia«n 
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.-.; ^ ^ .'-■■n^/A-/ i;-,. Vf.- ; y ■ lv*‘dijf** i ;vn*» 

Prof Dr. H. Kroneok>: ....., Prof. Dr. H. Senators 

Berit» (NWj* Bwlhaftnatr. 35 tmmo'NVV;/, Btn/Kofafcr. 7 ^airr 


1884. 


f.Äi- 


No. 33. 


'l^halti Wirkv»u Vr\U»*- i 4 » a >$ i \ ü £' {&$ rOrlgv- 

Mittj. W' Asdeub,P hforogfuin' VÖn£ Afn^Vv 

Hb tfma y*o ETit*»)>kci^Hj .ä*V f».-■)£»iMn. - ft *. sVfv « . Ei. - Lc o-ai-ivs. 



HovP'tf.i s 5'; Äeats &n/$t*igpn r U V* ■ ' ' ' * I*'sdic £tjjb $|Afe>:-t.V.i&pfÜV bw 

M'isfcelß« -VV'Mo»r4**hAffe^ -JlhsuF'V : - : - 

t o e u a c « * *, !&ßiÄr tü. 

Btj > « »s-i und T * 8 * i w»-. < , • ci,.! Vy «m.ü ;\r- 

k&Qgigk«^ 'MtxtMznbkTing n?n. , J ^,r toitkv r4n- ftb} ^ Ort, 

Qn^arijU.tite B^£T«miaiig ßtWife'%vv.- ; V : ’F* * \r' ; F H 

' Mbu}* * MiÄibtldüft^ ijef- Qhrmu^ih^ . .F*?)« ft*fcäivj!u'ff£ -JV* 

Licw in* Aiv Ö£iiitf£ jtfit&f Aschäii. • v f : Ä. E vM* ; , ZAang? bfr**gn,ng6i< 

Pu 4Kti. Gekaute S^nxibiliti‘ P • - ' : * 

Z i s<>t . Bemerkung« 

Wirkung «Jea Atrcpiö* aujj 4i»» f,«*».sfmiu- *!>».*• I(«m*z:*»iih. 

"V«a '#. .fejlafh* ,*i.fafir« jVj-' -t>r, 

(Aua der sfieciel! Vphy *; ;<:i »wv; 

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h^r.ft i«?*h die Wirkung <1? > .•♦ L: ; :; : j uns” ^»Aiti.y.»* A.t de*. Iler-, 

l! ''' v Telia Hnievsuciit»■"»oweix * *■', ik&w.w*-. 

Meiwc; VersMche hfib;':i <■<••• .. ■■> !!•/ ■ -.' •<■,■; -O-.-. <.'i:(>n...- 



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iractiooctJ.' ätttiiK. Attttpi**.«.}.**fe. ^Mrrm^i-r. t'Jii 

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« r M8 SOHApiRUj Wirkung 4«s Ajri>piRä .aiif difyLittAtftlg ,Öö5 Herzens. No.33. 



Mehrere von mir rnit Hülfe der Perfusiouseanöle angestellte 
pm-ahspülnng?vemrd»« mit indifferenter fCrichenldösmg {(^6 ipCt ) 
hüben gezeigt, fjaas (Hg Letstunggf&higkeit des Herzens bei der Ein- 
Vojl ^\tro|>ii4 adtnaller sißkit fttä ohne letzteres. '''-i&'&Hr.- 


wir 


hei rächt dessen, dass, wie durch ünterwubuoged Iüb&. K»?Ä«t*Ktt, 

.W, ■ ....... - i ^ . -i-4. ■ iii i L t ^‘sü, • . ; w „ i% i; ?*„ • j - >•> „ . rt ~ . - ... ^ ,. i ., _ 



W derselhe^|htW»Nef3?t- 

Gaiwr-.-wie das Atropin, nur viel intensiver, wirkt auf de« Tonus 
der •Nfthrspuiten des -Bterzeiw erhöhte Tempemtür. Wenn letztere 
-$%'dicht übersteigt, sümtnirt *ich der Einfluss des Atropins mit 
demjenigen der 'Wärme; hei 'höheren Temperaturen jedoch wird die 
Einwirkung- des Atropins «ncoerkhnf. 

Bei langsamer Erwärmung des Herzens, über 15" G,, wurden 
tim ilochsotoß}«) seine Contrueiioueo immer kleiner..;. Bei Abküh¬ 
lung bis- ; allmählich zu, doch bei weiterer Herab¬ 

setzung der Temperatur wurden sie wieder kleiner. Bei der oben 
'•angegebenen Analogie zwischen der Wirkung von Atropin und 
Tempemturerhohung, wirkt das.'Atropiniairen des Herzens bei 7—Sv 
wabmdiemlich in der nämlvdien Weise, wie Erhöhung der Tempe¬ 
ratur hi* U>" C Tn Folge deesfen werden die Contraethmcn :d*<s 
Herzens größer. 

Die Analogie in der Wirkungsweise von Atropin und höherer 
Temperatur lässt-'sich auch aus ihrem Einfluss auf die Nrn vagi 
ersehen. Beim Erwärmen des Herzens wird die Vagusreizung un¬ 
wirksam: bei Warmblütero ist dazu eine höhere Temperatur erfor¬ 
derlich, fil* bei Kaltblütern. 

Öurchspöiuiig des Herzens ttut Pfefd&sfemr», welches mit Koblen- 
s.’iure gesättigt ist, verkletoeri die Herzcontractionen sehr schnell 
bis Auf Oi wf£- erholte« 

wir , wie MVOomk und gezeigt haben y von Neuem die an- 

ffimduihf» fit üf’»« «iUr tTonirabtJrjii»«: .iiiiliit dteni Einfluss von Atrotiin 



lie-her Weise wirkt das Atropin, weu« das Herz in ein mit Kohlen¬ 
säure gesättigte» .Ba»l- eiogeschuissers ist: also wird auch der Tonus 
des Herzsnsmel* (Pom -Pism). herabgesetzt, 

Auch Wßrmblflterbefzeti, deren Vagi durchtmm’t worden, schei¬ 
ne« die Asphyxie (AuOtebung der Atmung bei üurarisirten Tieren) 
nicht lange wÄhreml AiropitiVergÜ’tuug, ertraget», wie vor 
und »ach. derselben., 

Wenn man atrppinisirte Herzen der Schildkröte mit schwach 
nikalischt«' *) Kochsalzlösung durchspült, m : .verfallen sie, wenn sie 

*V W.thfetid FroÄcIilierxeO. uiifc ßiner KocHSftfclus&ug kon. tc(K)3 Sa.tr. carbon. rälfig 
auw£*w«hcitön , Jd Tot«\w. gtfr&ten (MartUjs), rbTtTzgen ScinldbrOi^ftbetri^ft 0,0 ? 

Nähr. carbon. 


'py.'.VZ 


C.O gje 




No. 33. 


Antiker, Phloroglucin. 


579 


ziemlich vollständig ausgewaschen sind, in tonische Contraction, 
während ein nicht atropinisirtes Herz durch eine solche Lösung 
nicht diesen krampfhaften Contractionen verfällt. 

Die abgeklemmte Herzspitze bleibt, nach Bkbnstkin und Bowditch, 
am unvergifteten lebenden Frosche dauernd in Ruhe. Unter dem 
Einfluss von Atropin und erhöhter Temperatur machen die ab¬ 
geklemmten Herzspitzen von Fröschen und Schildkröten häufig 
Reihen selbstständiger Pulse, wie solche v. Basch nach Gaben von 
Muscarin combinirt mit Atropin beobachtet hat. 

Ausführlichere Angaben sowohl, wie die betreffenden Curven, 
will ich in du Bois-Retmond’s Arch. f. Physiologie veröffentlichen. 


Das Resorcinderivat: Phloroglucin. 

(Fortsetzung, vergl. No. 12 d. Bl.) 

Von Dr. Jastus Andeer. 

In Bezug auf das Mischungsverhältniss des Phloroglucins zur 
Salzsäure und Behufs richtiger Anwendungsweise beider in ihrer 
vereinten Wirkung, mögen noch die folgenden Winke, die ich bislang 
als zutreffend gefunden habe, dienen. 

Eine Messerspitze voll gepulverten oder besser helldurchsichtiger 
Krystalle von Phloroglucin wird beispielsweise vorerst in einem 
Liter kalten, bezw. warmen Wassers durch mehrmaliges SchQtteln 
gelöst. Tritt die Lösung einer Minimalmenge restirender Phloro- 
glucinkörner oder -krystalle nicht glatt ein, zum Zeichen, dass die 
Lösung mit Phloroglucin gesättigt ist, so versetzt man hierauf diese 
mit der erforderlichen Menge Salzsäure. Will man ganze Tiere 
oder auch nur einzelne Teile derselben durch den Phloroglucin- 
Salzsäure-Einfluss osteomalazisch und schnittfähig machen, so ver¬ 
fährt man mit der Addition der möglichst reinen, jedoch nicht 
rauchenden Salzsäure in dem Sinne, dass man mit zunehmender 
Härte, d. h. mit steigendem Phosphorsäuregehalt der Knochen des 
Tier-Individuums auch die Salzsäuremenge proportional vermehrt; 
proportionale Verminderung derselben ist dann aDgezeigt, wenn an 
Stelle des phosphorsauren, der kohlensaure Kalk vorherrscht. Ein¬ 
gedenk dieser Vorschrift, wird es Jedem einleuchten, dass zur 
richtigen Erweichung von Zähnen, Felsenbeinen, Kniescheiben von 
Säugetieren, welche vermöge ihres höchsten Phosphorgehaltes auch 
die festeste und härteste Bindung ihrer Kalksalze bekunden, der 
gröfste Zusatz von Salzsäure notwendig ist, während die Kalkgebilde 
der Kaltblüter, welche in absteigender Reihe immer mehr aus 
kohlensaurem Kalk und einem einfachen Bindegewebsgerüst bestehen 
(z. B. Epiphragma der Schnecken), nur geringe Zusätze der Säure 
verlangen. Dass es zwischen diesen zwei Extremen von höchster 
und niedrigster Wirkung der Phloroglucin-Säurewirkung alle Ab¬ 
stufungen giebt, ist wohl selbstredend. Zur Erweichung leicht lös¬ 
licher Knochen, beispielsweise von Batrachiern, pflege ich der ge¬ 
sättigten Phloroglucinwasserlösung 5—10 pCt., von Cheloniern und 

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Hü>'KMASfN , Entwickelung der Reptilien. 




reud die untere Entoderro bleibt. — Das so durch Einfalumg 'ge¬ 
bildete 'Mesoderm wird fibrigens werter hinten durch Zellen verstärkt, 
die durch Abspaltung; aüs dem Entodertn entstanden sind Die 
Entniehdßg 'Ales^Mesoderme ist. also ei«*- verschiedene ;it< nach der 
Begrün, überall. aber fehlt es in der As« def Eßtbrym S 

Ein älterer Etobryo von 6 Urwirbeln zeigteFolgcml'äii per 
axiale Ted des hier eylindrischen Emoderfüß, «las JDhp*:d^B!ntöilenn' u j..;;v;! 
wächst als vollständig selbstständiges Stöek uäi?h hinten, ' indem 
allmählich die ganze untere Wandung des Cannrlis ri^.ircniencus 
darin aufgeht. Hier fehlt axiales Mesoderm, während iu »Bshi.pnet- 
enibryomilen Teile, dem Primilivsireifen, solches sieh->.endet. •— 
Ursprünglich liegen hier alle fi Keimblätter getrennt übereiromdev, 
verwachsen aber sehr frühzeitig seoundär. 

Dies die Deutung, welche H. seinen Schnittserien giebt und 
Aber deren Zuverlässigkeit blofee Zeichnungen' freilich nicht immer 
eine Entscheidung gestalten können. 

Die. Alfantoia fand H. bei dem Embryo mit B Wirbeln hinter 
dem C’analie neucerUericus als eine runde blind da rmförndge. Ein- 
^ülptirtg des EfitmierniÄ, welchee hier in der Axe mit defr beiden • 
anderen Keimblättern verschroolzen ist Dieselbe wird »bgesebnOrt. 
indem das Mesoderm sie unvwäcliHt Später dehnt sich die Hillile 
der Ällantois imregelmälsig nach hinten innerhalb der Pleuropento- 
ueaihohle aus. Ihr luthler Stiel wächst dem Schwanrdann entgegen 
und beide vereinigen sich erst später durch Auflösung der sic 
trennenden, Schicht Frirtdtjystreifens. Die AUnntors entsteht 
also nicht «a? dem zum Canalis »eurentencfts fahrenden. Gmigfgegen 
Kofkkej*)! 

Das Animos entsteht im Kopfteil a«? den beiden primären 
Keimblättern, dem • Ektode rmttmll.v®Äfpderi«i^ Ecpr spaterwächst 
zwischen diesen fei de» Antniöshölleis ditj» anfangs paarig».,. später 
durch Verwachsung unpaarige Blaetodermeoelom hinein und bildet 
sekundär eine rneVöderinale AmnioshCtlle . Dabei drängt es das bei 
der Bildung des entodermaie» Animo« liatsU ohen, dorsal vorn 
Embryo, geecKobene Entoderm wieder »ach der ventralen Sette 
zurück. /' ■ ■ ■ G'/G • 


die jenseits der Stelle, wo Snmatopieura- in Splaoehfioplcur« uro- 
biegen, zwisehert Enutdem» und 'Ektoderm »» getroffen werde» und 
die H. von ersterejii herleitet, da sich alle Uvi>>?igstig<? ru den 
Zellen desselben Htuien Ein Her?, besteht zur Zeit noch nicht. So 

diesen Zelle» «b*h bildet, während die AdVeotitia spfttßr von der .Ay; 
Darmfarerplatfe geliefert wird. , Da# Blut, entstehtalso hier äue deni 
Entodemv, aöcfa ehe Mesoderm a« der Sietle seinef Bibbmg vor¬ 
handen bl. Eine Beteiligung des Nahrui*g*dorler.v daran findet nicht 
Statt. f\;dji-htH’.KUf*nt. 




gle 


GA 






582 Ranvikr, Eleidin. — Lkhmann, Einfluss des comprimirten. No.33. 

L. Ran vier, De l’eleidine et de la repartition de cette substance 
dans la peau, la muqueuse buccale et la muqueuse oesophagienne 
des vert«$br4s. Archives de phys. normale etc. 1884, No. 2. 

Im Gegensatz zu Waldkykk konnte R. das Eleidin niemals in 
der Epidermis, den Federn, dem Schnabel und der Mundschleim¬ 
haut der Vögel, in der Epidermis und den Horngebilden der 
Schlangen und Eidechsen, endlich ebensowenig bei den Batrachiern 
auffinden. Das Eleidin scheint also nur bei den Säugetieren zu 
existiren, ist jedoch bei den letzteren keineswegs auf die Epidermis 
beschränkt, sondern findet sich bei mehreren Species in der Schleim¬ 
haut des Mundes, des Oesophagus und selbst des Magens. — Die 
Ansichten von Unna über das Wachstum der sog. Voll wurzelhaare 
kann R. nicht teilen. Bei den letzteren finden sich keine Eleidin¬ 
körner in irgend einer der Epithelzellen, mit welchen der Bulbus 
pili in Contact steht. Dagegen besitzt die Epidermis des Follikel¬ 
halses in der Höhe und der Mündung der Talgdrüsen ein Stratum 
granulosum, welches sehr reich an Eleidin ist. — Bei den Haaren 
mit Hohlwurzel findet R. ebenso wie Waldkykk grofse Eleidinkörner 
nicht allein in den Epithelialzellen des Haarmarks, sondern auch in 
der H kn Loschen und HuxLK.v’schen Scheide, während er in den 
Zellen des Haarschaftes und des Oberhäutchens niemals Eleidin 
constatiren konnte. Diese Tatsachen, besonders an den marklosen 
Hohl wurzelhaaren, beweisen, dass der Process der Verhornung im 
Haarschaft und in den Nägeln sich ohne Teilnahme des Eleidin 
vollzieht. — Bei menschlichen Embryonen zeigt sich die Epidermis, 
welche den Nagel bedeckt, aus mehreren Lagen von weichen Zellen 
bestehend, welche reich an Glykogen sind und aufserdem grofse 
Tropfen Eleidin enthalten. In der eigentlichen Nagelplatte, Nagel¬ 
matrix oder im Nagelbett fanden sich diese Dinge nicht. 

Zum Schluss bespricht R. das Vorkommen des Eleidin bei ver¬ 
schiedenen Hautkrankheiten: bei schuppigen, blasigen oder pustulösen 
Affectionen der Haut ist diese Substanz nicht mehr an der Stelle 
der Schuppen oder Bläschen vorhanden, während dieselbe umgekehrt 
bei Epitheliomen, papillären Hypertrophieen aller Art, in der Um¬ 
gebung von Variolapusteln, ebenso bei der Akne varioliformis stark 
vermehrt auftritt. Broesike. 


K. B. Lehmann, Ueber den Einfluss des comprimirten Sauerstoffs 
auf die Lebensprocesse der Kaltblüter und auf einige Oxydationen. 
Diss. Zürich 1883. 

Zur Prüfung des von P. Bkkt aufgestellten Satzes, dass com- 
primirter Sauerstoff toxisch wirke, hat Vf. unter L. Hkkmann’s Lei¬ 
tung in umfassender Weise die Wirkung hoher Sauerstoffdrucke auf 
das Froschherz und auf ganze Frösche studirt. Bei den Versuchen 
bediente er sich der HKRMANN’schen Gaskammer, eines 7 Ctm. hohen 
und V 2 Ctm. dicken durch zwei Messingplatten abgeschlossenen 
Glascylinders, der durch Anschrauben an eine eiserne Flasche ge¬ 
füllt wird, welche einen Vorrat von durch die NATTKiiKu’sche Gas¬ 
pumpe auf 8—16 Atm. comprimirten Sauerstoff enthält. Die ge- 


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No. 33. Sauerstoffs auf die Lebensprocesse der Kaltblüter etc. 583 

wonnenen Ergebnisse lassen sich, im Anschluss an des Vf.’s eigenes 
Resum£, dahin zusammenfassen: „Während ein ausgeschnittenes 
Froschherz wenigstens 24, meist 48—56 Stunden pulsirt, kommt 
in comprimirtem Sauerstoff (von 10—13 Atm.) der Stillstand nach 
8—9 Stunden bei Zimmertemperatur, nach 12 Stunden bei Abküh¬ 
lung auf 2—3°C. zu Stande; allein, aus dem Apparate heraus¬ 
genommen und an die Luft gebracht, zeigen sie noch Erregbarkeit 
auf Reize. Aehnlich verhalten sich die Herzen in reinem (sauer¬ 
stofffreien) Wasserstoff, nur, dass ein 24stündiger Aufenthalt die 
Herzen tötet, gleichviel ob abgekühlt oder nicht. Compression mit 
10—12 Atm. Stickstoff, dem ca. 1 Atm. Sauerstoff beigemischt ist, 
schädigt in vielen Fällen das Froschherz kaum. Im comprimirten 
Sauerstoff von 10—14 Atm. verhalten sich Frösche genau so, wie 
nach Acbrut in reinem Stickstoff oder in stark verdünnter Luft; 
allmählich wird das Centralnervensystem, ohne hervorstechende Er¬ 
regungssymptome, gelähmt. — Entgegen Bkrt wurde weder an 
Fröschen, noch an Mäusen eine der Lähmung vorangehende Stei¬ 
gerung der Erregbarkeit oder Krämpfe beobachtet; Mäuse sterben 
in comprimirtem Sauerstoff dyspnoetisch. Mit der Rückenmarks- 
lähmung geht eine Dunkelfärbung der Haut Hand in Hand, im 
akmetischen Stadium pulsiren Blut- und Lymphherzen noch lebhaft, 
auch Muskeln und Nerven sind noch erregbar. Brüske Decom- 
pression nach längerer Compression mit Sauerstoff von 8—12 Atm. 
führt zu reichlicher Gasentwickelung in Blut und Geweben der 
Kaltblüter auch bei Anwendung eines Sauerstoffs, der nur 5 pCt. 
Stickstoff enthält. Die dabei auftretenden Krämpfe glaubt Vf. auf 
mechanische Reizung des Rückenmarks durch die Gasentwickelung 
zurückführen zu dürfen; die frei gewordenen Gase bestehen zum 
gröfsten Teil aus Sauerstoff. Analog wie in O-freien Gasen, ver¬ 
längert auch in comprimirtem O Abkühlung das Leben der Frösche 
sehr beträchtlich. Noch nach 30ständigem Aufenthalt bei 12 Atm. 
findet vollständige Restitution statt. Da Gifte durch Abkühlung 
nicht günstig beeinflusst werden, ist comprimirter O nicht als Gift 
anzusehen, wie dies P. Bkrt vertritt. Die Tiere sterben vielmehr 
im comprimirten O bei stark herabgesetztem Stoffwechsel unter den 
Symptomen einer Erstickung. 

Aus dem zweiten Abschitt: „Ueber den Einfluss des compri¬ 
mirten O auf einige Oxydationsprocesse mit besonderer Berücksich¬ 
tigung des Phosphorleuchtene“ ist zu erwähnen, dass leuchtende 
Organismen: Leuchtkäfer (Lampyris), leuchtendes Holz (das Mycelium 
von Agaricus melleus) und die Lenchtbakterien (des leuchtenden 
Fleisches) im comprimirten S;niei>u»flf stundenlang unverändert 
leuchten, schliefslich werden sie, wie alle Organismen, geschädigt. 
Dagegen zeigt der Phosphor im comprimirten O bis zu 14 Atm. 
keine Spur von Leuchten. Bezüglich der übrigen, das Phosphor¬ 
leuchten betreffenden Ergebnisse sei auf das Orig, verwiesen. 

J. Munk. 


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584 Gussenbaüer, Skalpirung durch Maschinengewalt. - Eitelberg, No.33. 

C. Glissenbauer, Ueber Skalpirung durch Maschinengewalt. Prager 
Ztsohr. f. Heilk. IV. S. 380. 

Den bisher nur vereinzelten Veröffentlichungen von totaler Ab- 
reifsung der Kopfhaut durch Maechinengewalt („Skalpirung“) 
fügt G. zwei Beobachtungen aus der Prager Klinik bei, von denen 
indessen die eine noch durch G.’s Vorgänger, v. Heine, aufgenom¬ 
men worden ist. Der Mechanismus der beide Male in der gleichen 
Fabrik erfolgten Verletzung bestand hier, wie in den früheren Fällen, 
darin, dass durch einen rotirenden Cylinder die aufgelösten Frauen¬ 
haare aufgewickelt wurden und dabei ein Zug von grofser Gewalt 
erfolgte, während die ganze Last des Körpers als Gegenzug wirkte 
und unter Einwirkung dieser im entgegengesetzten Sinne wirkenden 
Gewalten, die Kopfhaut von ihrer Unterlage abgehoben und endlich 
abgerissen wird. In der v. HuiNK’schen Beobachtung, betreffend 
eine 16jährige Arbeiterin, erfolgte tötlicher Ausgang 11 Monate 
23 Tage nach der Verletzung durch Meningitis nach vorangegangenem 
diphtheritischen Zerfall der Granulationen. Bei G.’s eigener Pat., 
einem 17jährigen Mädchen, bestand der glückliche Zufall, dass der 
„Skalp“ mit einem allerdings stark gezerrten und torquirten Stiele 
auf der linken Kopfseite in 9 Ctm. Breite mit der Haut und der 
bis auf den knorpligen Teil des Meatus auditor. ext. abgerissenen 
linken Ohrmuschel zusammenhing. Es gelang hier wenigstens eine 
partielle Anheilung und wurde die Vernarbung des Uebrigen in 
einer mehr als 20 Monate dauernden Behandlung durch zahlreiche 
RKVKRDiN’sche Hauttransplantationen befördert. Im Ganzen wurden 
— wenn man die Nachoperationen, die wegen nachträglichen, eine 
nochmalige Hospitalbehandlung erfordernden Narbenzerfalles gemacht 
wurden — mileinrechnet, nicht weniger als 340 Hautstellen aus 
den verschiedensten Körperstellen der Pat. überpflanzt und davon 
auch wirklich 270 abgeheilt. (Auf die beigegebenen photographi¬ 
schen Aufnahmen der Pat. ist besonders aufmerksam zu machen.) 

P. Gäterbock. 


Eitelberg, Ein Beitrag zur Bougierung der Ohrtrompete. Ztschr. 
f. Ohrenheilk. XIII. S. 132. 

E. hat die Bougierung von 163 Tuben an 100 Individuen zur 
Bestimmung der Häufigkeit von Verengerungen in der Ohrtrompete, 
namentlich am Isthmus derselben, bei verschiedenen Erkrankungen 
des Gehörorganes vorgenommen. Er bediente sich dazu der fran¬ 
zösischen Gewebsbougies mit knopfförmiger Anschwellung von V 3 , 
*/ s , */s und */ 3 Mm. Dicke (No. 1 , 2, 3, 4 Chakimekk). Verenge¬ 
rungen am Isthmus tubas fand E. bei 53 Fällen von doppelseitigem 
Mittelohrkatarrh 35 Mal, bei 11 Fällen von einseitigem Mittelohr¬ 
katarrh 3 Mal, bei 6 Fällen von doppelseitigem Tymp. pur. chron. 

3 Mal, bei 7 Fällen von einseitiger Tymp. pur. chron. 6 Mal, bei 

4 Fällen einseitiger Tymp. pur. acuta 3 Mal, bei 8 Fällen abgelau¬ 
fener doppelseitiger Tymp. pur. 6 Mal, bei 2 Fällen einseitiger Tymp. 
pur. 1 Mal, bei doppelseitiger Affectio acusticie in 6 Fällen 4 Mal 
und bei 3 Fällen von verschiedenen Affectionen aui beiden Seiten 


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No. 33. Bougierung d. Ohrtrompete. - Sassetzki, Einfluss derAntipyretica. 585 


2 Mal. Als normal weit scheint E. mit Urbantscritsch eine Tuba 
anzusehen, deren Isthmus ffir eine 1 '/ 3 Mm. dicke Bougie (No. 4) 
noch ziemlich leicht passirbar ist. Von seinen 163 bougierten Tuben 
waren nur fOr Bougie No. 4 79, für No. 3 61 und für No. 1 14 
Ohrtrompeten passirbar. In 9 Fällen konnte auch Bougie No. 1 
nicht durch den Isthmus geführt werden. Dass in diesen Fällen 
nicht etwa ein Verschluss der Tuba vorlag, ergab eich aus der 
Tatsache, dass es noch gelang, Luft in die Paukenhöhle per tubam 
einzutreiben. (Demnach hätte es sich, die 79 für No. 4 passirbaren 
als normal angesehen, um 84 verengte Tuben gehandelt, während 
nach der oben vom Vf. gegebenen Zusammenstellung nur 63 resul- 
tären. Leider hat Vf. seine Beobachtungen nicht übersichtlich genug 
zusammengestellt, so dass es nicht möglich war, die Ursache dieser 
Differenz zu eruiren. Ref.) — Vf. hebt übrigens hervor, dass er 
in 3 Fällen mit einer dickeren Bougie relativ weiter im Tuben¬ 
kanal vorzudringen vermochte, als mit einer dünneren. 

Zur Vergleichung seiner Resultate an Lebenden mit den Befunden 
an der Leiche hat E. die Section von 25 Gehörorganen vorgenommen 
(15 Erwachsenen und 10 Kindern bis zum dritten Lebensjahr ge¬ 
hörig) und gefunden, dass die Länge der Ohrtrompete bei Erwach¬ 
senen zwischen 36 und 44 Mm. beträgt und der Isthmus 24 bis 
28 Mm. vom Ostium pharyngeum entfernt ist. Bei Neugeborenen 
fand er die Tuba durchschnittlich 19 Mm. lang. Durch den Isthmus 
tubae an den von Erwachsenen herrührenden Präparaten konnte eine 

2 Mm. dicke Sonde nur 2 Mal gezwängt werden, während derselbe 
bei Neugeborenen jedes Mal für eine solche passirbar war. Die 
Höhe der Rachenmündung der Tuba maafs bei Erwachsenen 6 bis 
9 Mm., die Breite bei klaffendem Ostium 5—6 Mm. Bei Neu¬ 
geborenen ist das Ostium pharyng. 3—4 Mm., das Ostium tympan. 

3 Mm. hoch; beim Erwachsenen nimmt das letztere kaum mehr als 

um 1 Mm. noch zu. Sohwabach. 


N. A. Sassetzky, Ueber den Einfluss fieberhafter Zustände und 
antipyretischer Behandlung auf den Umsatz der stickstoffhaltigen 
Substanzen und die Assimilation Stickstoff haltiger Bestandteile der 
Milch. Vm< how’s Arcb. XC1V. S. 485. 

An 15 fiebernden Kranken (14 Fälle von Typhus exanthema- 
ticus, 1 von Recurrens) hat S. den Einfluss der antipyretischen Mittel 
auf den Stoffwechsel der stickstoffhaltigen Substanzen und auf die 
Ausscheidung der Phosphate, sowie auf die Assimilation der stick¬ 
stoffhaltigen Bestandteile der Nahrung studirt, und zwar wurden in 
9 Fällen kalte Bäder, in 4 das Chinin, in 2 salicylsaures Natron 
angewandt. Indem wir wegen der Details der Arbeit, sowie wegen 
der theoretischen Schlussfolgerungen auf das Orig, verweisen, führen 
wir hier lediglich die Ergebnisse an: Der Umsatz der stickstoff¬ 
haltigen Substanzeu und die Ausscheidung der Phosphate wird durch 
alle 3 angeführten Antipyretica vermindert, jedoch durch Chinin 
und salicylsaures Natron in geringerem Maafse, als durch kalte 
Bäder. Die Quantität des Harns wurde unter der Anwendung von 


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586 Adam, Immunitätszone. - Hoffmakk, Acute aufsteigende Paralyse. No. 33. 

Chinin und salicylsaurem Natron constant, unter dem Einfluss kalter 
Bäder meistenteils vermehrt. Die festen Bestandteile und der Stick- 
Stoff der als Nahrung eingeführten Milch wurden bei antipyretischer 
Behandlung besser resorbirt, als ohne solche, und zwar bei An¬ 
wendung von Chinin und Natron salicylicum in geringerem Maafee, 
als bei kalten Bädern. Perl. 


Adam, Notizen zur Frage von der relativen Immunität der Ge- 
birgsbevölkerung gegen Lungenschwindsucht. Vrhdlg. d. 12 . schle¬ 
sischen Bädertages 1884, S.-A. 

Nach Jaccoud beträgt für Schlesien die untere Grenze der re¬ 
lativen Immunitätszone der Lungenschwindsucht 550 Meter. Vf. 
weist nun an den langjährigen Mortalitätstabellen von Flinsbrrg 
(450—650 Meter hoch gelegen), sowie von verschiedenen anderen 
Orten nach, dass in der Tat die eingeborene Bevölkerung speciell 
des schlesischen Gebirges schon in einer Höhe von 500 Meter an 
von Phthisis relativ selten heimgesucht wird, ein Umstand, der nicht 
auf der Luftverdönnung allein beruht, sondern daneben auf ver¬ 
schiedenen anderen Momenten (Reinheit der Luft, viel Bewegung 
und Beschäftigung der Leute im Freien, gutes TrinkwasBer und 
dergl. mehr); letztere Factoren können sich, wenngleich wesentlich 
seltener, auch an Orten mit höherem Luftdruck geltend machen. — 
Uebrigens steigt auch in salubren Gegenden die Phthisen-Mortalität 
in Folge von Zuheiratung, Zuzug und besonders durch ältere In¬ 
dustrie. — Mit der niedrigen Tuberculoseziffer steht eine hohe 
Sterblichkeit der Säuglinge in Zusammenhang. Perl. 

J. Hoffmann, Ein Fall von acuter ansteigender Paralyse. Arch. 
f. Psych. etc. 1884, XV. 1. 

Im Falle H.’s handelte es sich um eine 36jährige Frau, bei 
der sich innerhalb zweier Wochen von den Beinen her aufsteigend 
eine bald auch das Gebiet der Med. obl. ergreifende Lähmung ent¬ 
wickelt hatte. Keine Sensibilitätsstörungen; erhaltene Sohlen-, er¬ 
loschene Patellarreflexe. Die elektrische Untersuchung ergab (etwa 
dritte Krankheitswoche) überall normale Reaction för den faradischen 
Strom; nur das rechte Facialisgebiet zeigte bei directer, wie in- 
directer Reizung erhebliche Herabsetzung der Erregbarkeit. Ueberall 
sonst durchaus normales Verhalten gegenöber dem galvanischen 
Strome. 

Die Obductiou ergab: blntige Suffusion der Pia an der Hinter¬ 
fläche der Med. obl. Im Lendenteil, besonders im Rückenteil und 
der Halsanschwellung undeutliche graue Flecke in den Hinter¬ 
strängen und in einzelnen Partieen der Seitenstränge In den 
Pyramiden und Corp. restif. sehr gequollene Axencylinder, die Gefäfs- 
wände dort und weiter abwärts im Rückenmark, ebenso die Meningen 
mit Rundzellen infiltrirt. Gequollene Axencylinder in Gruppen oder 
einzeln fanden sich, oft deutliche Vacuolenbildung zeigend, besonders 
in den Seitensträngen des Hals- und Brustteils; die Ganglienzellen 
glänzend, gedunsen; im Brust- und Halsteil kleine Haemorrhagien 


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No.33. Günther, Pseudohypertrophia musc. • Möbius, Halssymp&thious. 587 

in der grauen Substanz. Muskeln und Nerven normal; nur in ein¬ 
zelnen Fasern des N. fac. dexter sah man an manchen Stellen die 
geronnenen Markkügelchen von dunkelbrauner bis schwarzer Farbe. 
Keine Trübung der UnterleibsdrQsen; nichts Abnormes im Blute. 
Es fand sich also im Wesentlichen eine Myelomeningitis und Bulbo- 
meningitis; hauptsächlich verändert erwiesen sich die Pyramiden¬ 
bahnen der Med. obl. und die Vorder- und Seitenstränge der Med. 
spin. — Bei der LANmtv’schen Paralyse sind es eben diese Bahnen 
für die Willensimpulse, welche ergriffen werden; greift der Entzün- 
dungsprocess auf die vordere graue Substanz über, so resultire die 
DucHKNNK’sche Lähmung; Uebergangsformen kommen vor. 

Bernhardt. 


B. Günther, Zwei Fälle von Pseudohypertrophia musculorum. Diss. 

Berlin. 1884. 

Die beiden vom Vf. mitgeteilten Fälle betreffen 2 Brüder (16 
und ll 3 4 Jahre alt), welche Kinder derselben Mutter, aber ver¬ 
schiedener Väter sind. Aus der sehr ausführlichen Krankengeschichte 
wären folgende Momente als besonders interessant hervorzuheben, 
zunächst, dass, wie gewöhnlich, die Pseudohypertrophie einzelner 
Muskeln sich mit unzweifelhafter Atrophie in anderen Muskeln (so 
besonders der Arme, der Brust und des Rückens) verband. Wäh¬ 
rend aber im ersten Falle neben dem enormen Umfange der Waden 
die Atrophie der Mm. deltoid. und derer am Daumenballen auffiel, 
bestand eine colossale Massenzunahme des rechten M. serratus ant. 
major, im zweiten des M. infraspinatus. 

Die mikroskopische Untersuchung aus der Wade excidirter 
Muskelstücke liefs die Masse der Muskeln eigentümlich grau gefärbt 
erscheinen, das interstitielle Binde- und Fettgewebe war vermehrt; 
die Muskelsubstanz hatte meist die Querstreifung verloren, erschien 
teils fein- oder grobkörnig, teils zu wachsartig glänzenden Schollen 
zerfallen. Keine Verschmälerung der veränderten Primitivbündel, 
eher an einzelnen Stellen das Gegenteil. Die elektrische Erregbarkeit 
war für beide Stromesarten herabgesetzt. — Gehirn, Rückenmark, 
Nervenmark, Nervenwurzeln und Nerven erschienen in beiden Fällen 
unverändert (keine mikroskopische Untersuchung). Bernhardt. 


M. J. Möbius , Zur Pathologie des Halssyrapathicus. Berliner klin. 

Wochenschr. 1884, No. 15 ff. 

Neben einer ausführlichen Darstellung des bisher über die Phy¬ 
siologie und Pathologie des Halssympathicus Bekannten giebt Vf. in 
der Krankengeschichte eines 22jährigen Mannes einen neuen Beitrag. 
Nach einem Messerstich in die rechte Halsseite am rechten Ang. 
mandib. waren folgende Erscheinungen aufgetreten: Rechte Lidspalte 
enger als die linke, rechte Conjunctiva feuchter und injicirter, rechte 
Pupille nur halb so grofs, als die linke, von guter Reaction bei 
Lichteinfall und Convergenz, aber unbeweglich bei sensiblen Rei¬ 
zungen. Rechte Gesichts- und Kopfhälfte wärmer, das rechte Ohr 



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588 


Möller, Castration. 


No. 33. 


röter, als links; verlangsamter Puls, Herzklopfen; keine Atrophie 
am Gesicht rechts: dort will Pat. und am rechten Halse nicht 
schwitzen. Keine Stellungsveränderung des rechten Bulbus oculi im 
Ganzen. (Näheres s. im Orig.) 

In dem zweiten Teil der Arbeit wendet sich Vf. gegen die 
seiner Ansicht nach irrtömliche Auffassung einiger Neurosen als 
Krankheiten des Sympathicus. So sei bei nachgewiesenen Erkran¬ 
kungen des Halssympathicus nie ein migräneartiger Zustand be¬ 
obachtet worden, nie trat dabei Schmerz auf, vielmehr scheine dieser 
erst die Sympathicuserscheinungen reflektorisch hervorzurufen; 
ebensowenig sei die „halbseitige Gesichtsatrophie“, der Morb. Base¬ 
dow», Angina pectoris, progressive Muskelatrophie und „nervöses 
Herzklopfen* 4 als eine Erkrankung des Halsssympathicus aufzufassen. 

Bernhardt. 


P. Müller, Beiträge zur operativen Gynsekologie. Deutsche Ztschr. 
f. Chir. XXII. S. 1. 

M. veröffentlicht 21 Fälle von Castration. Er hat 6 Mal wegen 
Fibromyom des Uterus operirt, davon 1 Todesfall; 3 Fälle, die 
wegen Blutungen castrirt wurden, geheilt, da die Blutungen auf¬ 
hörten und Stillstand des Wachstums resp. Röckgang des Tumors 
constatirt wurde. In einem Falle trat Besserung ein, in einem 
anderen blieb der alte Zustand. In einem jener 3 als geheilt ge¬ 
führten Fälle konnten die Ovarien nicht entfernt werden, der Tumor 
wurde später unter Ergotinbehandlung teilweise durch den Cervical- 
kanal ausgestofsen. Vf. hält die Castration sowohl der Myotomie, 
als der Ergotinbehandlung gegenöber, welche letztere er stets vorher 
versuchen will, för indicirt bei Tumoren, welche mehr das untere 
Uterinsegment einnehmen, in die Ligamente sich ausbreiten, oder 
die sich nicht in das grofse Becken schieben lassen, es sei denn 
unter grofser Gefährdung der Patientin. — Als weitere Indication 
betrachtet M. kleinere Tumoren, die aulser Blutungen keine be¬ 
trächtliche locale Beschwerden verursachen. — M. kommt zu dem 
Schluss, dass die Castration sich für kleinere Tumoren eigene, bei 
grofsen jedoch nur Notbehelf und hier die Exstirpation vorzuziehen 
sei. Bei gleichzeitigem Auftreten nervöser Erscheinungen nütze die 
Castration nichts. 

In 11 Fällen hat M. wegen Oophoritis oder cystöser Degene¬ 
ration operirt. 3 Mal konnten die Ovarien garnicht, 1 Mal nur das 
eine Ovarium entfernt werden; hier trat Besserung ein, in den 
anderen Fällen blieb der Zustand der gleiche. Von den 7 Fällen 
starb 1 bei der zweiten Operation; bei zweien trat eine Art von 
Heilung ein, bei zwei anderen geringe Besserung, die übrigen sind 
ungeheilt. 

2 Mal wurde die Operation bei apfel- bis faustgrofsen Cysten 
der Ovarien versucht, wegen starker Verwachsungen aber nicht 
vollendet, sondern die Tumoren nur punctirt. Eine Besserung. 
Eine letzte Indication gaben 2 Fälle von Gestaltveränderung des 


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No. 33. 


Lf.cbttschrr , Convallamarin. 


589 


Uterus mit intensiver Dysmenorrhoe ab, nämlich starke Anteflexion 
bei Nulliparen. Hier hat sich die Castration als unzulänglich er¬ 
wiesen; eine Verminderung der Beschwerden trat nicht ein. 

A. Martin. 


G. Leubuscher, Physiologische und therapeutische Wirkungen des 
Convallamarin. Ztschr. f. klin. Med. VII. 1884, S. 587. 

L. erhielt mit einem von Trommsdorf in Erfurt bezogenen Con¬ 
vallamarin von den älteren Angaben Marmk’s wesentlich abweichende 
Resultate. Während Maumb bei Warmblütern nach kleineren Dosen 
eine Verlangsamung der Herzfrequenz, nach grösseren Dosen auf 
ein kurzes Stadium der Verlangsamung eine bedeutende Beschleu¬ 
nigung mit gleichzeitiger Steigerung des Blutdrucks beobachtete, 
konnte L. nach größeren Gaben nur eine Verlangsamung der Herz¬ 
tätigkeit, welche bei letalen Dosen direct in Herzstillstand Qbergeht 
und ein stetiges Sinken des Blutdrucks — ohne nochmaliges An¬ 
steigen vor dem Tode — constatiren. Der Tod erfolgte durch 
Herzstillstand, das Herz bleibt in einem mittleren Contractions- 
zustande stehen. 

Bei Fröschen, bei denen die Puls Verlangsamung weniger aus¬ 
gesprochen ist, treten ohne vorherige Irregularität plötzlich wurm¬ 
förmige, unregelmäßige Herzbewegungen auf. Bis zum Eintritt der 
letzteren gelingt es durch Sinusreizung diastolischen Herzstillstand 
hervorzurufeu, nach dem Auftreten der peristahischen Contractionen 
nicht mehr. Der schließlich systolisch contrahirte Ventrikel reagirt 
auf keinen Reiz mehr. — Convallamarin vermag bei Fröschen den 
durch Blausäure erzeugten diastolischen Herzstillstand in einen 
systolischen überzuföhren, umgekehrt dagegen \yird durch Blausäure 
der systolische Convallamarinstillstand wohl hinausgeschoben, kann 
aber nicht verhindert werden; ebenso hebt Convallamarin den durch 
Atropin bewirkten diastolischen Herzstillstand auf, während Atropin 
auf die Convallamarin Wirkung ohne Einfluss ist. Die Erregbarkeit 
der Vagi fand Vf. zuerst etwas gesteigert, dann aufgehoben. Die 
Atmung wurde durch das Mittel nicht bestimmt beeinflusst, die 
Reflexerregbarkeit des Rockenmarks bei Fröschen auch nicht we¬ 
sentlich alterirt. 

Beim Menschen blieb nach Dosen bis 0,01, subcutan injicirt, 
die Beschaffenheit des Pulses unverändert; nach Dosen von 0,01 
bis 0,02 konnte Vf. eine geringe Abnahme der Pulsfrequenz und 
des Blutdruckes beobachten. 

In Uebereinstimmung mit den experimentell bei Tieren erhal¬ 
tenen Resultaten hinsichtlich der Wirkung auf Herz und Blutdruck 
waren die therapeutischen Erfahrungen sehr ungönstig. In 2 Fällen 
von chronischer Myokarditis mit Oedemen, Dyspnoe, Cyanose und 
stenokardischen Anfällen, in 3 Fällen von Herzschwäche in Folge 
chronischer Bronchitis und Emphysem, Hypertrophie und Dilatation 
des rechten Ventrikels versagte das Mittel vollkommen. 

Bei keinem Kranken trat eine Steigerung der Diurese und Ab¬ 
nahme der Oedeme ein, bei keinem der Kranken wurde der Puls 


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590 Büfalim u. Tassi. — Tiokrstet>t u. Willharp. — Ott. No.38. 

regelmäfsiger, noch der Blutdruck gesteigert. Dagegen wurde in 
einzelnen F&llen der vorher noch ziemlich regelmäfsige Puls so 
irregulär, dass er kaum gezählt werden konnte. Die gegebenen 
Dosen waren bis 0,02 subcutan oder 0,05—0,06 1—2 stündlich 
innerlich. Langgaard. 


G. ßufalini e Fl. Tassi, Contribuzione all’ avvelenamenti per je- 
quirity. Rivista di chimica medice e farmac. II. 1884, Febr. 

Vff. haben früher gezeigt, dass der Jequirityaufguss, mit verschiedenen antisepti¬ 
schen Substanzen gemischt, die Eigentümlichkeit behält, croupöse Conjunctivitis bei 
Kaninchen hervorzurufen. Diese Wirkung ist au einen specifischen Bacillus gebunden 
und zeigt sich auch bei subcutaner Injection. Meerschweinchen und Kaninchen sterben 
in 24—40 Stunden. Sterilisirt man das Infus von Abrus precatorius nach Gautikr, 
so bleibt jede Wirkung aus. — VfF. glauben aber jetzt, dass aufserdem noch ein 
anderer giftiger Stoff in dem Infus wirkt. Sie haben die Infuse einer Reihe von Samen 
anderer Leguminosen angefertigt und sie stets vor der Injection oder vor dem Einbringen 
in den Conjunctivalsack auf Bakterien untersucht Sie haben gefunden, dass Bakterien 
von Abrus precatorius und Rhynchosia precatoria specifisch sind und den Antisepticis 
starken Widerstand leisten. Injicirt wirken schwache Infusionen der beiden Pflanzen 
wohl nur durch die Bacillen, starke aufserdem durch ein besonderes Gift von noch 
unbekannter chemischer Natur. J. Sander. 

R. Tigerstedt und A. Willhard, Die Muskelzuckung in ihrer 
Abhängigkeit von der Stärke elektrischer Reizung. Mitt. vom phy¬ 
siologischen Labor, in Stockholm 1884, S.-A. 

Eine historisch*kritische Uebersicht der bisherigen Arbeiten Über das Yerhftltniss 
zwischen der Stärks des elektrischen Reizes und der Gröfse der aufgelösten Muskel- 
zuckung (Hermann, Fick, Lamansky, Tiegel) führt Vff. zu dem Schluss, dass diese 
Frage als abgeschlossen noch nicht betrachtet werden könne. — Das Resultat ihrer 
eigenen Versuche fassen sie dahin zusammen, dass „bei gleichförmigem Zuwachs der 
Stärke des elektrischen Reizes die Muskelzuckungen zuerst schnell, dann immer lang¬ 
samer zunehmen, um schliefslich sich einem Maximum asymptotisch zu nähern. Dieses 
Gesetz gilt, sowohl bei directer Muskelreizung, als bei indirecter vom Nerven aus, für 
constante und inducirte Ströme, in welcher Richtung sie den Nerven durchfliefsen 
mögen.“ 

In Betreff der Methode sei hervorgehoben, dass T. und W., um die Stärke der 
Inductionschläge einander jenen proportional zu erhalten, anstatt die Entfernung der 
Rollen zu graduiren, es vorzogen, bei constanter Entfernung der Rollen, die Stärke 
des in der primären Rolle kreisenden Stromes mit Hülfe eines Rheochords propor¬ 
tional abzustufen. Martius. 


A. Ott, Zur quantitativen Bestimmung der Eiweifskörper im Harn. 
Prager med. Wochenschr. 1884, No. 16. 

Zur Bestimmung des im Eiweifsharn enthaltenen Globulins hat Hamkarstkn em¬ 
pfohlen, den Harn mit Magnesiumsulfat zu sättigen, wodurch das Globulin vollständig 
ausgefällt wird. Bei der sauren Reaction des Harns liegt jedoch die Gefahr nahe, 
dass dabei gleichzeitig Albumin mit gefällt wird. In der Tat überzeugte sich 0., dass 
aus reinen Serumalbuminlösungen, welche mit wechselnden Mengen von nentralem 
und saurem Natrium- oder Kaliumphosphat versetzt waren, beim Sättigen mit Magne¬ 
siumsulfat alles Albumin zur Ausscheidung gelangte, wenn sie nur saures Phosphat 
enthielten; bei geringerem Gehalt, wenigstens ein Teil. Wenn jedoch die Hälfte des 
gesammten Phosphorsäuregehaltes als neutrales Salz vorhanden war, fiel beim Sättigen 
mit Magnesiumsulfat kein Albumin mehr aus. 

0. empfiehlt darauf hin, den Harn soweit zu neutralisiren, bis er amphetere 
Reaction zeigt: damit wird die Gefahr gleichzeitiger Albuminausfällung vermieden. — 
Die Angaben über Globulingehalt des Harns, bei denen die Reaction des Harns nicht 
berücksichtigt ist, können demnach nicht als beweisend angesehen werden. 

E. SalkowskL 


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No. 33. Pabtsch. — Moos. — DornblCth. — Lrwinski. — EWAI. 11 . 591 


Partseh (Ans der chirurgischen Klinik za Breslaa), Heber Harnröhren¬ 
steine. Deutsche med. Wochenscbr. 1884, No. 7. 

Bei einem fast seit seiner Gehört an Urinbeschwerden leidenden 6 jährigen Knaben 
wurden aos einem Harnröhrenventrikel ca. 2 Ctm. hinter der äufseren Mündung fünf 
Steine durch äufseren Einschnitt entfernt. Dieselben, zusammen 216 Grm. schwer, 
waren durch Selbstzertrümmerung aus einer einzigen gröfseren Concretion entstanden 
und aus einem gleichmäßigen Gemenge von Harnsäure, harnsaurem Natron mit Phos- 
phaten gebildet. _ P. Güterbock. 

MOOS, Eine eigentümliche Missbildung des rechten Ohres mit in- 
tactem Labyrinth. Ztschr. f. Ohrenheilk. XIII. S. 166. 

Die Missbildung fand sich bei einem 20jährigen Manne am rechten Ohr. Der 
mittlere Teil der Auricula war nach vorn über die Tragusgegend geklappt, den Tragus 
vollständig zudeckend und der auf diese Weise umgekrämpte Teil der Auricula an 
seinem Rande mit den Weichteilen des Ohres und denen vor dem Tragus derart ver¬ 
wachsen, dass nach oben und unten von der verwachsenen Stelle blind endigende Ver¬ 
tiefungen vorhanden waren. Das ganze äußere Ohr war im Verhältnis zum linken 
etwas verkümmert. Sprache hörte Pat. rechts nicht Knochenleitung für Uhr und 
Stimmgabel erhalten. _ Schwabach. 


O. Dornblüth, Zur Praxis und Theorie der Arzneibehandlung des 
Diabetes mellitus. Diss. Rostock, 1884. 

Sorgfältige Beobachtungen, welche D. unter genauer Berücksichtigung des Ein¬ 
flusses der Diät an 4 Diabetikern anstellte, ergaben, dass Jodoform, nach Moleschott 
gereicht (Cbl. 1882, S. 762), die Zuckermenge, wie das Allgemeinbefinden gar nicht 
beeinflusste, dagegen hatte Salicin (am besten 3 Mal täglich 3—6 Grm. eine halbe 
Stunde vor dem Essen) eine sehr günstige Wirkung auf beides, ebenso salicylsaures 
Natron, nur dass es zumal in den notwendigen gröfseren Dosen unangenehme Neben¬ 
wirkungen hat, die jenes nicht zeigt (Cbl. 1877, S. 893). Auch die Car boisäure 
(3 Mal täglich 0,5) wirkte fast ebenso günstig, ist aber auch gefährlicher in seiner 
Anwendung, namentlich bei gröfseren Dosen. 

Vf. ist geneigt, die günstige Wirkung dieser und anderer Mittel (Opiate, Chinin, 
Ergotin) aus einer Einwirkung auf das vasomotorische Centrum im verlängerten Mark 
herzuleiten. Senator. 


L. Lewinski, lieber den gedämpften Percussionsschall. Ztschr. f. 
klin. Med. VII., S. 632. 

Indem wir bezüglich der Versuche und theoretischen Auseinandersetzungen L.’s, 
die eine abgekürzte Berichterstattung nicht zulassen, auf das Orig, verweisen, be¬ 
merken wir, dass er die SnoDA’sche Reihe vom vollen zum leeren Schall für voll¬ 
kommen begründet und von den anderen üblichen Schallqualitäten trennbar erachtet. 
Skoda’8 gedämpfter und heller Schall repräsentirt, nach L., keine einheitliche 
Schallqualität, sondern einen in seine Bestandteile zu zerlegenden Complez von Gehörs¬ 
eindrücken : indessen empfiehlt es sich, vom praktischen Standpunkte aus, diese Aus¬ 
drücke beizubehalten in dem Sinne, dass man mit dem Ausdrucke gedämpft die 
verschiedenen Schallqualitäten zusammenfasst, welche durch das Vorhandensein eines 
Dämpfers veranlasst sind, mit dem Ansdruck hell den Mangel derselben. — Der 
gedämpfte Schall charakterisirt sich gegenüber dem hellen durch das Kürzer-, 
Leerer- und schliefslich Leiserwerden des Schalles. Perl. 


C. A. Ewald, Zwei Fälle choreatischer Zwangsbewegungen mit aus¬ 
gesprochener Heredität. Ztschr. f. klin. Med. VII., Suppl.-H., S. 51. 

Eine der Chorea verwandte, aber durch verschiedene Momente von derselben ab¬ 
weichende Krampfform wurde von E. bei 2 Franen beobachtet, von denen die eine 
37, die andere 50 Jahre alt ist. Es handelt sich um kurze Zuckungen in roordinirten 
Muskelgruppen, durch welche die verschiedenartigsten ungewollten Bewegungen erzeugt 
werden. Psychische Erregung steigert die Krämpfe erheblich, während sie bei inten- 
dirten Bewegungen auf hören. 


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592 


Picard. — Page. — Ziehl, Bemerkung. 


No. 33. 


In beiden Fällen tritt eine ausgesprochene Heredität hervor, die sich über mehrere 
Generationen erstreckt. Der Beginn der Krämpfe fiel mit Regelmäfsigkeit in den 
Anfang der 30er Jahre. Aufser der Heredität konnte kein ätiologisches Moment auf- 
gefunden werden. 

Vom Paramyoclonus multiplex unterscheidet sich die Krampfform schon dadurch, 
dass ganze Muskelgruppen erfasst werden und es zu Locomotionen der betroffenen 
Glieder kommt. Oppenheim. 


H. Picard, Paralyeie de la motilitö d’un cöt4 et de la sensibilit^ 
de l’antre. L’ßncephalie 1884, 3. 

Nach einem apoplektiformen Anfalle bei einem 65 Jahre alten Herrn trat an den 
Extremitäten und dem Gesicht eine gekreuzte Sensibilitätsstörung auf. — Links: He¬ 
miplegie, keine Störung der Sensibilität. — Rechts: keine Störung der Motilität; 
völlige Ansesthesie und Analgesie der rechten oberen und unteren Extremitäten. Am 
Rumpfe ist die Sensibilität normal. 

Gesicht, links: Sensibilität an der Schläfe, Stirn, Wange herabgesetzt; rechts 
vollkommen erhalten. 

Zunge, links: Sensibilität herabgesetzt. Sehkraft links herabgesetzt. 

Gehör beiderseits gleich. Blasen lähmung. — Die Erscheinungen verschwanden 
mit geringem Wechsel nach wenigen Wochen. — Vf. nimmt eine circumscripte Pons¬ 
läsion an. __ Sterne rllng. 


Page, On neuropathic plica. Brit. med. J. 1884, 26. Jan. 

Ein 17jähriges Mädchen fühlte sich seit einigen Tagen unwohl und bekam dann 
einen heftigen Stirnkopfschmerz mit Stechen und Prickeln auf dem Scheitel. In der 
Hoffnung auf Besserung wusch sie den Kopf mit warmem Wasser. Aber während sie 
das Haar abtrocknete, bemerkte sie, dass es sich auf der linken Seite ausziehen lief«. 
Gleichzeitig bekam sie rechts einen stechenden Schmerz, als ob das Haar ihr dort 
ausgerissen würde, und als sie ihre Hand auf den Kopf legte, bemerkte sie, dass das 
ganze lange Haar der rechten Kopf hälfte in einen harten Klumpen geballt war — 
der ganze Vorgang hatte sich in 2 Minuten abgespielt. Die Eltern, welche zugegen 
waren und die Veränderung gesehen hatten, mühten sich nun einen grofsen Teil der 
Nacht vergeblich ab, um die Masse zu entwirren. — Bei der Untersuchung fand Vf. 
das Haar auf der* linken Seite des Kopfes ganz glatt, sehr wenig gekreuselt und nicht 
im Geringsten durch einander verwirrt. Auf der rechten Seite dagegen war die ganze 
Masse zu einem festen Klumpen geballt, welchen zu entwirren es unmöglich schien. 
Bei genauerer Betrachtung zeigte es sich, dass unter der oberflächlichen Schicht die 
Haare in geradezu schöner Art guirlandenartig gewunden waren. Die mikroskopische 
Untersuchung ergab nun, dass alle Haare, welche verklebt und gänzlich verworren 
waren, mehr oder weniger abgeplattet erschienen, während die guirlandenartig ge¬ 
wundenen rund waren. — Vf. hält es für unmöglich, dass etwa diese Dinge künstlich 
gemacht wären, wie er jede Simulation bei der übrigens hysterischen Patientin aus- 
schliefst. Er betrachtet die Veränderung als durch nervöse Störung bedingt. 

LewinskL 

Bemerkung zu dem Aufsatz des Hrn. Klein betr. Pneumokokkus. 

Von Dr. Frans ZlehL 

ln dem „ Beitrag zur Kenntniss des Pneumokokkus u in No. 30 d . BL schreibt 
Klein: n Die Behauptung von Ziehl , dass die bekannte braune Farbe des typischen 
Sputums von der Zahl der Mikrokokken abfuingen soll, ist mir ganz und gar unver¬ 
ständlich k 

Unverständlich ist dabei ganz und gar nur, wie K. eine so törichte Behauptung 
Jemandem unterschieben mag , der dieselbe nie gemacht hat. Zu seiner Entschuldigung 
muss ich annehmen, dass er den von ihm citirten Aufsatz nur vom Hörensagen kennt 
und über dessen Inhalt falsch unterrichtet war. 


Verlag von August Hirschwnlrt in Berlin. — Druck tou L. Schumacher in Berlin. 


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Wöchentlich erscheinen 
X—3 Bogen; am Schlosse 
des Jahrgangs Titel, Na* 
men* und Sachregister. 


Centralblatt 

für die 


Preis des Jahrganges 
20 Hark; zu beziehen 
durch alle Buchhandlon* 
gen und Fostanstalten. 


medicmMen Wissenschaften. 


Redigirt von 

Prot Dr. H. Kroneoker, un) | Prot Dr. H. Senator, 

Berlin (NW.), Dorotheenstr. 35. Berlin (NW.) f Bauhofstr. 7 (am Hegelplatz). 


1884. *»• August. No. 84. 


Inhalt: Wibdbrshbim, Mechanische Aufnahme der Nahrungsmittel in der Darm- 
Schleimhaut. — Landowsky, Leukocyten. — Kühne und Chittendbn, Albu- 
xnosen. — Wesen br, Leiomyom; Pankreascarcioom. — v. Lessrk, Catgut; Hetero¬ 
plastik. — Moo8 und Stbinbrüggb, Felsenbeincaries; Mittelohrentzündung. — 
Bbissbl nnd Mater, Aachener Thermalkur und Gicht. — Gbödbl, Singende Herz- 
ger&usche. — Stab; Hamilton, Centrale Angenerkrankungen. — Mannkopf, 
Hirnerkrankung mit secundärer Degeneration. — Ehrlich and Bbibgbr, Ausschal¬ 
tung des Lendenmarkgrau. — Krönig, Spondilolisthese. — Duncan, Sterilität bei 
Frauen. — Nobiling, Sectionsbefunde bei Erhängten. 

Symington, Natesfalte. — Blix, Specifische Energie der Haufcnerven. —■ 
Jaworski, Verhalten von Gasen im Magen. — Vbalk, Quantitative Eiweifsbestim- 
mung im Urin. — A. Wbichsblbaum, Tuberkelbacillen im Blute. — Stokes; 
Bar ton, Radicaloperation von Hernien.— Uhthoff, Sehnervenatrophie. — F ulton. 
Milk sickness. — Sbibert, Witterung und croupöse Pneumonie. — Kundrat, 
Multiple Hirnnervenlähmung. — A. Matthiku, Sklerodermie. 


R. Wiedersheim, Ueber die mechanische Aufnahme der Nahrungs¬ 
mittel in der Datmechleimhaut. Festschr. d. 56. Vers, deutscherNaturf. 
u. Aerzte, Freiburg 1883. 

An den frisch untersuchten Darmepithelien des Höhlenmolches 
(Spelerpes fuscus) konnte W. constatiren, dass das Protoplasma der 
Darmepithelien sich am freien Rande einzelner Zellen in activer 
ameeboider Bewegung befand, indem sich an den lappigen faser¬ 
artigen Zellfortsätzen des freien Randes langsame Formveränderungen 
zeigten und dieselben auch in einzelnen Fällen wieder in den Zell¬ 
leib zurückgezogen wurden. — Bei Fütterungen von zwei jungen 
Haifisch-Exemplaren mit Graphitpartikelchen zeigten sich die Lyrnph- 
körperchen des Oesophagus und zum Teil auch des Mitteldarms 
tief schwarz gefärbt und auch die Epithelzellen schienen hier und 
da Farbstoffteilchen zu enthalten, weshalb W. auch den Darm¬ 
epithelien der Fische dieselbe Fähigkeit zu amoeboiden Bewegungen 
vindicirt. 

W. meint nun, dass der ursprüngliche Modus der Nahrungs¬ 
aufnahme ein rein mechanischer, durch das active Eingreifen sowohl 
der Lymphzellen, wie der Darmepithelien bedingt sei, was natürlich 
nicht ausschliefst, dass die eigentliche Assimilation intracellulär auf 
chemischem Wege vor sich geht. Den höheren Vertebraten geht 

XXII. Jahrgang. 38 


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594 


Landowsky, Leukocyten. 


No 34 


diese Fähigkeit der Darmepithelien verloren. Betreffs der in dem 
Darmrohr einzelner Wirbeltiere vorkommenden Flimmerepithelien 
glaubt W. annehmen zu mQssen, dass die einzelnen Cilien nicht 
cuticulare Abscheidungen des Zellprotoplasma, sondern rapid her- 
vorgestofsene Fortsätze des letzteren sind, so dass also das Spiel 
der Flimmerhaare gewissermaafsen als eine mit rapider Schnelligkeit 
verlaufende amoeboide Bewegung des Zellprotoplasma und jedes 
Flimmerhaar als ein blitzschnell hervorgestofsenes Pseudopodium 
erscheint. Auch zwischen den Flimmerhaaren und dem Basalsaum 
der Darmepithelien existiren allmähliche Uebergftnge und kein prin- 
cipieller physiologischer Unterschied. Broesike. 


M. Landowsky, Mikroskopische Untersuchungen einiger Lebens¬ 
vorgänge des Blutes. Virchow’s Arch. XCVI. S. 1. 

Die Wanderung oder das Kriechen von Leukocyten kann nur 
dann zu Stande kommen, wenn 1) das umgebende Medium inner¬ 
halb einer gewissen Grenze indifferent ist und sich physiologisch 
reich an Wasser verhält, 2) wenn dasselbe eine normale Temperatur 
und normalen Atmosph&rendruck hat, 3) wenn es mehr oder weniger 
Sauerstoff enthält, 4) wenn die Elemente eine Stütze oder Unter¬ 
lage haben. Unter den bekannten Formen derselben treten zwei 
Grundtypen immer wieder zu Tage: das sind die homogenen oder 
feinkörnigen und die grobkörnigen Leukocyten. — Was nun die 
homogenen farblosen Blutkörperchen der Amphibien anbetrifft, so 
konnte L. constatiren, dass sie in lebendem Zustande durchaus nicht 
die Eigenschaft der „Viscosität“, die Fähigkeit zu kleben besitzen, 
sondern nur den Anschein erwecken, wenn sie zu wandern beginnen. 
Dagegen tritt an den Blutplättchen und den roten Blutkörperchen 
beim Absterben die Neigung zur Klebrigkeit bekanntlich in hohem 
Grade auf. Mit den homogenen Zellen verwandt ist eine andere 
Art von homogenen Körperchen bei Tritonen, welche mehr kuglig, 
kernlos und von sehr geringer Bewegungsfähigkeit sind; sie bilden 
nur leistenartige Erhöhungen und kürzere, dickere Pseudopodien aus, 
die sich sehr langsam ausstrecken. Die grobkörnigen Leukocyten 
der Amphibien sind lebhafteste Wanderzellen. Ihr Protoplasma ist 
hell homogen und besitzt mitunter ein dichtes, schwach licht- 
brechendes Fadengerüst; in dieser Substanz liegen die Körnchen, 
welche zum Teil Fettpartikelchen, zum Teil Eiweifekörnchen nach 
Art der Zymogenkörner des Pankreas, zum Teil glykogenähnliche 
oder Pigmentkörnchen zu sein scheinen. Ueberall war ein schöner, 
grosser Kern oder auch mehrere Kerne vorhanden. Bei der Be¬ 
wegung werden die Körnchen in die Pseudopodien mehr oder 
weniger regelmäfsig, einzeln oder in Gruppen hineingedrängt — 
Ueberhaupt zeigen die grobkörnigen Leukocyten eine viel stärkere 
Kraftentfaltung, als die homogenen. Diese kann soweit gehen, 
dass ein Pseudopodion in ein rotes Blutkörperchen einen kanal¬ 
artigen Weg bohrt, welchen dann die Zelle mit dem Kern durch¬ 
wandert. 


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No. 34. 


Kühne u. Chittknden, Albumosen. 


595 


Ganz ähnliche Beobachtungen wie für die grofsen Leukocyten 
der Amphibien konnte Vf. auch fQr die kleineren Elemente der 
Säugetiere und des Menschen machen. Was den Kern der färb* 
losen Blutkörperchen anbetrifft, so konnte er in demselben meistens 
ein Faden- oder Balkengerüst (chromatische oder kinetische Sub¬ 
stanz) und die (achromatische oder akinetische) Furchungssubstanz 
unterscheiden. Doch ist zu bemerken, dass die sog. chromatische 
Substanz gerade hier sehr wenig die Neigung zeigt, sich zu färben. 
Formveränderungen kommen am Kern zunächst als active Bewe¬ 
gung, wie z. B. das Auftreten von Buckeln, Schenkeln oder Ein¬ 
schnürungen vor, ohne dass übrigens dieselben als Vorbereitungen 
zur Teilung aufzufassen wären und ohne dass sie von den Bewe¬ 
gungen des Zellprotoplasma abhängig wären. Von karyokinetischen 
Figuren konnte aulserdem Vf. die lockere Knäuelform, die mono¬ 
centrische, sowie dicentrische Sternform auffinden. Neben diesen 
Formveränderungen kommt eine einfache oder, wie Vf. sagt, „ge¬ 
waltsame“ Teilung bei den Leukocyten vor, indem die Kerne sich 
zugleich mit dem Protoplasma der Zelle lang ausziehen und schliefs- 
lich zerreifsen können. Broesike. 


W. Kühne und R. H. Chittenden, Ueber Albumosen. Ztschr. f. 

Biol. XX. S. 11. 

Aus der bei der Digestion von Fibrin mit künstlichem Magen¬ 
saft gewonnenen Verdauungsfiüssigkeit haben Vff. nach Entfernung 
des Neutralisationspräcipitats au feer dem Pepton vier verschiedene 
Albumosen isolirt. Diese sind Protalbumose, durch festes NaCl im 
Ueberschuss fällbar, in kaltem und heifsem Wasser löslich; Hetero- 
albumose, durch NaCl-Ueberschuss fällbar, in kaltem und siedendem 
Wasser unlöslich, dagegen in verdünntem, wie in concentrirtem Salz¬ 
wasser löslich; Dysalbumose, ebenfalls durch NaCl-Ueberschuss 
fällbar, aber in kaltem, wie in siedendem Wasser, wie in Salzwasser 
unlöslich; endlich Deuteroalbumose, durch NaCl-Ueberschuss nicht, 
wohl aber durch NaCl und Säuren fällbar, in reinem Wasser lös¬ 
lich. Aufser durch Verdauung von Fibrin, durch Pepsin und Salz¬ 
säure wurden diese Körper auch zum Teil aus dem WiTTK’schen 
sog. Pepton (das schon Salkowski als eine Mischung von Hemi- 
albumose und Pepton erkannt hatte), teils aus der Hemialbumose 
eines Harns von einem Osteomalicischen (Cbl. 1884, S. 325) ge¬ 
wonnen. Bezüglich der Details der Darstellung der einzelnen Körper 
muss auf das Orig, verwiesen werden. Durch NaCl-Ueberschuss 
wurde die Prot-, Dys- und Heteroalbumose ausgefällt und aus den 
Filtraten die Deuteroalbumose durch Essigsäure abgeschieden. Aus 
der nur mit NaCl erzeugten Fällung wurde durch Auswaschen erst 
mit 5procentiger NaCl-Lösung, dann mit Wasser die Dysalbumose 
als unlöslicher Rückstand erhalten, durch Dialisiren der salzhaltigen 
Lösung bis zum Verschwinden der Chlorreaclion die Heteroalbu¬ 
mose als gummiartige Ausscheidung, worauf die Protalbumose allein 
in Lösung blieb. Die aus letzterer mit Alkohol gefällte und mit 
Alkohol und Aether ausgewaschene Protalbumose löst sich in Wasser 

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596 


Kühne u. Chittf.ndkn , Albumosen. 


No. 34. 


reichlich. Die wässrige Lösung, schwach angesäuert, giebt bei 
Zusatz von reichlich NaCl in der Kälte massenhafte Fällung, die 
sich beim Sieden auflöst, um in der Kälte wiederzukehren; ähnlich 
verhält es sich bei Zusatz von Essigsäure -f- Ferrocyankalium; mit 
Natronlauge und Kupfervitriol entsteht schöne rote Färbung (Pepton* 
reaction). Präparate verschiedener Darstellung gaben 50,4—51,5pCt. C, 
6,7—6,85 pCt. H, 17—17,34 pCt. N, 0,94—1,17 pCt. S, das spe- 
cifische Drehungsvermögen schwankte von —71,4 bis —79°. 

Am nächsten der Protalbumose steht die Deuteroalbumose, nur 
dass sie erst in NaCl -j- Säure löslich ist; dasselbe ist auch hin¬ 
sichtlich ihrer chemischen Zusammensetzung und des specifischen 
Drehungsvermögens der Fall, welches —71,4 bis —73,8° beträgt 

In Wasser quillt die Heteroalbumose nur auf und kocht man 
nun, so coagulirt der Körper nach Art vieler ungelöster Eiweifs- 
stoffe, aber wie es scheint, unter Schmelzung; in 1— 5 procentiger 
NaCl-Lösung coagulirt sie ebenfalls in der Hitze, durch hinreichen¬ 
den SalzQberschuss (3—5 fache Menge NaCl-Lösung) wird die Lö¬ 
sung beim Erhitzen uncoagulabel, aber nur durch allmählichen Zu¬ 
satz von Essigsäure mehr und mehr getröbt, weiterhin wieder klar. 
Die gekochte Heteroalbumose löst sich unter Quellung langsam, aber 
vollkommen in 0,1—0,2procentiger HCl, kaum merklich in */ 4 bis 
3procentiger Sodalösung; das in verdünnten Säuren gelöste Coagulat 
ist zum grofsen Teil in genuine Heteroalbumose, zum anderen Teil 
in Dysalbumose zurückverwandelt. Wird eine nahezu gesättigte 
Auflösung von Heteroalbumose in 3 — 4procentiger NaCl-Lösung 
tropfenweise mit concentrirter HCl oder NaHO versetzt, so erhält 
man Lösungen, die nach Art der Albuminate durch Neutralisation 
gefällt werden. In alkalischer, neutraler oder sehr schwach saurer 
Lösung wird Heteroalbumose durch Sublimat nicht getrübt, auf 
Zusatz von Essigsäure erfolgt starke, erst in grobem Ueberscbuss 
von Eisessig wieder lösliche Fällung; durch Eisessig gelöst, wird 
sie erst durch Ueberschuss von Sublimat gefällt. Die Heteroalbu¬ 
mose zeigt ein spec. Drehungsvermögen von nur —68,65°. 

Die Dysalbumose, in 1 procentiger Sodalösung aufgelöst, ist 
nach dem Neutralismen in NaCl löslich und lässt sich durch Dialyse 
mit allen Eigenschaften der Heteroalbumose wiedergewiunen; auch 
hinsichts der Reactionen steht sie letzterer am nächsten. — In den 
conservirten Albumosen aus dem Harn des Osteomalacischen war 
Prot-, Hetero- und Dysalbumose sicher nachzuweisen. Zwischen 
den Albuminen und Peptonen stehen die genannten Albumosen, 
deren Zusammensetzung auf einen stufenweisen Gang der hydro¬ 
lytischen Spaltung deutet; sie sind sämmtlich als erste Hydrate zu 
betrachten. Auch aus dem Eiweifs, dem Myosin u. A. gelang es 
durch künstliche Verdauung mehrere Albumosen zu erzielen, die 
den beschriebenen sehr ähnlich sind. Aus der Heteroalbumose er¬ 
hielten Vff. durch Trypsinverdauung unersetzliches, nur peptonisir- 
bares Antialbuminat. — Wegen mancher Einzelheiten, die sich im 
Auszuge nicht gut wiedergeben lassen, sei auf das Orig, verwiesen. 

J. Munk. 


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No. 34. 


Wksenkr, Leiomyom; Pankreascarcinom. 


597 


J. Wesener, Beiträge zur Casuistik der Geechwftlete. (Aus dem 
pathol. Inst, zn Giessen.) Vikchow’s Arch. XCIII. S. 377. 

I. Ueber ein telangiektatisches Myom des Duodenum 
von ungewöhnlicher Gröfee. W. berichtet über einen durch 
die Section constatirten Fall von Myom des Duodenum, welcher 
8owohl wegen der Seltenheit dieser Geschwülste, als wegen der in 
diesem Falle erreichten Gröfse von Interesse ist. 

Bei einem wegen Gonorrhoe, Cystitis und Polyarthritis in die 
chirurgische Klinik aufgenommenen Pat. trat 2 Monate vor dem 
Tode plötzlich Stuhlverstopfung und Erbrechen auf, welche zwar 
zuweilen wieder verschwanden, aber schliefslich unter zunehmendem 
Kräfteverfall zum Tode führten. Schmerzen waren nie aufgetreten, 
auch war auch Tumor in abdomine niemals fühlbar gewesen. 

Bei der Section zeigte sich nach Ablösung des Colon ascendens 
ein mit demselben locker verwachsener schwärzlicher Tumor von 
Faustgröfse. Magen und Pylorus waren erweitert, und ca. 15 Ctm. 
unterhalb des Pylorus ragte in das Darmlumen ein höckriger Tumor 
von Pflaumengröfse, welcher in der Mitte eine tiefe Delle mit 
Ulceration der Schleimhaut aufwies. Derselbe war der kleinere 
Teil der faustgrofsen aufserhalb des Duodenums liegenden Geschwulst. 
Eine feste Verwachsung mit benachbarten Organen bestand nirgends, 
ebensowenig eine Infiltration der umliegenden Lymphdrüsen. Auf 
dem Durchschnitt zeigte der ziemlich weiche Tumor eine graurötliche 
Farbe mit zahlreichen erweiterten Gefäfsen. Nach der Härtung 
zeigte sich, dass der Tumor auf dem Durchschnitt etwa die Form 
einer plattgedrückten 8 wiedergab. Die Darmmuscularis konnte 
. schon makroskopisch deutlich bis an den Tumor heran verfolgt 
und ein deutliches Uebergehen in die Geschwulstmasse constatirt 
werden. 

Mikroskopisch erwies sich der Tumor als ein typisches Leiomyom, 
welches von der Ringmuskelschicht ausgegangen war, da an der 
Grenze des Tumors dieselbe plötzlich in die Geschwuletmasse auf¬ 
ging. Die Längsmuskelschicht konnte als atrophisches Band ein 
Stück auf der äußeren subserösen Hälfte des Tumors verfolgt werden, 
verschwand aber schließlich ganz; eine Beteiligung derselben scheint 
daher nicht wahrscheinlich zu sein. 

Nach der ausführlichen Schilderung dieses Falles bespricht Vf. 
kurz die spärliche Literatur über die Myome des Darms, er er¬ 
wähnt besonders eines von Fökstkr und eines von Böttcher be¬ 
schriebenen Falles; sie betrafen aber kleinere Tumoren, ebenso wie 
die von anderen Autoren (Rokitansky, Virchow, Klebs etc.) er¬ 
wähnten Beobachtungen stets nur Geschwülste von geringerer Aus¬ 
dehnung betreffen, die wohl nur ganz ausnahmsweise so hochgradige 
Symptome, wie das beobachtete, zur Folge gehabt haben. 

Zum Schluss erwähnt der Vf. noch eines ähnlichen, kleineren 
Präparates aus der Giessener pathologisch-anatomischen Sammlung, 
welches ein Myom darstellt, dessen Ausgangspunkt beide Muskel- 
schichten zu bilden scheinen, welches aber fast nur in das Cavum 
peritonei hineingewuchert war. 


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598 


v. Lksskr, Catgut; Heteroplastik. 


No. 34. 


II. Ein Fall von Pankreascarcinom mit Thrombose 
der Pfortader. Die.Section eines 54jährigen Knechtes, welcher 
11 Tage in der medicinischen Klinik gelegen hatte, ergab ein Pan¬ 
kreascarcinom mit der seltenen Complication einer Thrombose der 
Pfortader, auf dem Peritoneum fanden sich zahreiche metastatische 
Carcinomknoten, ferner allgemeiner Icterus, eine Embolie der rechten 
Lungenarterie und blutiger Inhalt im Magen und im Darm. — 
Seinem Bau nach war das Carcinom ein bindegewebiges Cylinder- 
zellencarcinom. Der Thrombus bestand aus Bindegewebe mit zahl¬ 
reichen gröfseren und kleineren Gefäfslumina. 

Obgleich die Fälle von Pankreascarcinom nicht sehr selten sind, 
hat Vf. in der Literatur doch nur 2 Fälle gefunden, bei denen die 
gleichzeitige Complication einer Thrombose der Pfortader erwähnt 
wird; und diese beiden Fälle (mitgeteilt von Bowditch, Molandkr 
und Blix) unterscheiden sich besonders dadurch von den vorliegen¬ 
den, dass in jenen die Thrombose aus Krebsmasse zusammengesetzt 
war. — 

Als wichtige Folgeerscheinung der Thrombose verdient noch 
hervorgehoben zu werden, dass im vorliegenden und in dem von 
Molandkr und Blix mitgeteilten Falle mehrfach Blut im Stuhlgang 
beobachtet wurde und sich auch bei der Section beträchtliche Blut¬ 
mengen im Intestinum vorfanden. 

In dem von W. beschriebenen Falle bestand lange Zeit hoch¬ 
gradiger Ascites, nach dessen Punction 2 Tage später der Tod 
eintrat unter starken Schmerzen und Blutbrechen, dessen Zustande¬ 
kommen Vf. durch den plötzlich erhöhten intraabdominellen Druck 
erklärt. Den Ascites fasst W. nicht als Stauungsascites auf, sondern 
als Product einer serösen Peritonitis, hervorgerufen durch die 
Metastasen auf dem Peritoneum. S. Schultze (Breslau). 


L. V. Lesser, Ueber das Verhalten des Catgut im Organismus und 
Ober Heteroplastik. Virchow’s Arch. XCV. S. 211. 

Die Versuche Vf.’s, welche in 2 Abschnitten berichtet werden, 
je nachdem es sich bei ihnen um Catgut oder heteroplastisches Ma¬ 
terial gehandelt, stammen aus relativ weit zurückliegenden Jahren, 
die mit dem Catgut gemachten bereits aus dem Jahre 1874, die 
übrigen aus dem Jahre 1878 und sind dieselben im Berliner patho¬ 
logischen Institute angestellt. Eine Berücksichtigung der einschlä¬ 
gigen experimentellen Erfahrungen anderer Autoren konnte schon 
durch die Länge der seit der Ausführung der Versuche Vf.’s ver¬ 
strichenen Zeit in nur sehr beschränkter Weise stattfinden*). An¬ 
gesichts der allmählich eich vollziehenden Verdrängung des Catgut 
durch mit Carbolsäure (resp. anderen Antisepticis) bereiteter Seide 
rechtfertigt Vf. seine nachträgliche Veröffentlichung hauptsächlich 
durch den Umstand, dass er die Methode des subcutanen Durch- 


*) Nach einer Schlussbemerkung Vf.’s geschah das Weglassen der Literatnrangaben 
aus Raumersparniss. 


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No.34. Moos u. Stkuujrüogk, Felsenbeincaries; Mittelohrentzünduug. 599 

Stiches — sei es durch Körperhöhlen, sei es durch Musculatur oder 
Zellgewebe — und in gleichmäßiger Weise ein* und dasselbe Catgut 
anwandte und zwar ausschließlich an Kaninchen. Bei letzteren 
pflegt sich nämlich durch eitrige oder käsige Processe schnell ein 
nicht völlig aseptischer Wundverlauf zu documentiren, so dass man 
von vornherein im Stande ist, etwa nicht ganz reine Versuche aus¬ 
zuschalten. Auch außerhalb des Organismus wurde die Wider¬ 
standsfähigkeit des Catgut in den verschiedenen Menstruen geprüft. 
Das Gesammtergebniss war das schon bekannte, dass das Catgut 
nicht organisirt, sondern resorbirt resp. durch Narbengewebe ersetzt 
wird, und dieses unter dem Einfluss der Eiterung und Fäulniss ganz 
besonders schnell vor sich geht. 

Was die Versuche mit heteroplastischem Material betrifft, so 
ist Vf. nicht in der Lage, das Ergebniss derselben zusammenzu- 
fassen, indem er sie zum Teil lediglich als Vorversuche ansieht, 
deren vollkommenere Ausführung erst die gewünschten Resultate 
liefern dürfte. Da Ref. schon aus äußeren Gründen nicht die ein¬ 
zelnen Versuche und deren Methodik an dieser Stelle recapituliren 
kann, glaubt er den Interessen der Leser des Cbl. durch den Hin¬ 
weis am besten zu dienen, dass Vf. hauptsächlich mit Kork, Gummi 
und Blei manipulirt hat und seine Experimente bezweckten: 1) den 
Verschluss von Defecten im Schädeldach; 2) die Ausfüllung gröfse- 
rer Substanzverluste in der Continuität der Diaphysen; 3) die Unter¬ 
suchung, ob es möglich sei, durch Unterfütterung das Nachgeben 
von Narben zu verhindern, die einem dauernden Drucke ausgesetzt 
sind, wie solches besondere nach der Laparotomie an der vorderen 
Bauchwand und nach der Radicaloperation von Hernien beobachtet 
wird und 4) ob Ersatz von verloren gegangenen Sehnenstücken 
(durch Gummistränge z. B.) möglich ist. P. Güterbock. 

Moos und Steinbrfigge, l) Ein Fall von Caries des Felsenbeins 
mit Facialislähmung und tötlicher Carotisblutung. Ztschr. f. Ohren- 
heilk. XIII. S. 145. — 2) Fortpflanzung einer nicht eitrigen Mittel¬ 
ohrentzündung auf die perilymphatischen Räume des Labyrinths. 
Das. S. 149. 

1) Der Fall betrifft einen 29jährigen Mann, bei dem nach 
acuter Otitis media sinistra die in der Ueberschrift angegebenen 
Erscheinungen auftraten. Die Obduction ergab Tuberculose beider 
Lungen, des Netzes, der Serosa des Dünndarms und des Coecums, 
sowie der Blase und des Mastdarms. Das Trommelfell war total 
zerstört, die knöcherne Umrahmung des Ostium tympan. tubae cariös. 
In der knöchernen Außenwand des carotischen Kanals ein 14 Mm. 
breiter, 7 Mm. hoher Substanzverlust. In dieser ganzen Ausdehnung 
die Carotis freiliegend und in der Nähe des Promontoriums an¬ 
gefressen. Die Schleimhaut auf diesem fehlt, der Knochen fühlt 
sich rauh an. Dieselbe Rauhigkeit an der inneren, und unteren 
Wand des Canalia caroticue. Der Facialiskanal oberhalb des ovalen 
Fensters durch Caries eröffnet, der Nerv in einer Ausdehnung von 


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Bkisskl u. Maykb, Aachener Thermalkar and Gicht. 


No. 34. 


2 Mm. freiliegend. Warzenforteatz vollständig sklerosirt. Ueber 
das mikroskopische Verhalten des N. facial. und acustic. s. das Orig. 
Vff. machen besonders, abgesehen von dem Interesse, welches der 
Fall in Betreff der Carotisblutung bietet, auf die rapide Entwicke¬ 
lung der Caries aufmerksam (der ganze Process verlief innerhalb 
4 Monaten) und weisen ferner darauf hin, welche ungeahnte 
Schwierigkeiten bei der Eröffnung der Zellen des Zitzen¬ 
fortsatzes sich uns entgegenstellen können, selbst in Fäl¬ 
len von Caries, in welchen man eher eine morsche, als 
eine sklerotische Beschaffenheit erwarten durfte. 

2) Die hier beschriebenen Veränderungen fanden Vff. an dem 
rechten Felsenbein desselben Pat., der schon vor der Acquisition 
seiner linksseitigen eitrigen Mittelohrentzündung an Ohrensausen 
und Schwerhörigkeit beiderseits, in Folge von Typhus, gelitten 
hatte. Der Warzenfortsatz war auch auf der rechten Seite sklerosirt, 
Sinus tympani verkümmert, mit Bindegewebsneubildung ausgefüllt, 
Adhäsionen zwischen Steigbügelschenkel und in der Nische des 
ovalen und runden Fensters. Im Schleimhautüberzug der Stapes¬ 
platte und im Lig. orbiculare braunes Pigment. Am Labyrinth zeigte 
sich bei mikroskopischer Untersuchung die Membran des runden 
Fensters verdickt und an ihrer Innenseite eine Auflagerung von 
bröckligen und zeitigen Detritusmassen und durch dieselben an einer 
Stelle der Aquseduct. cochl. verstopft. Am Uebergang der vorderen 
zur oberen Vorhofswand ein bindegewebiger vom Periost ausgehender 
Strang, von einer Wand zur anderen sich erstreckend. Viel braun¬ 
rotes und gelbes Pigment in Kugelform oder in Form von Körnchen¬ 
haufen an der horizontalen Ampulle und deren Bogengang. Der 
ganze Befund giebt, nach Vff., ein getreues Bild einer vom Mittel¬ 
ohr auf das Labyrinth fortgepflanzten Entzündung, welche sich in 
diesem vorzugsweise als eine mit kleineren Haemorrhagieen und 
bindegewebigen Neubildungen einhergehende Periostitis des Vorhofs 
geltend macht. Scbwabaoh. 

J. Beissel u. Gr. Mayer, Aachener Thermalkur und Gicht. Berliner 
hlin. Wochenschr. 1884, No. 13. 

B. hat an einem im Hospital unter geregelter Lebensweise ge¬ 
haltenen Manne Untersuchungen über den Einfluss der energisch 
durch 15 Minuten applicirten und mit der Massage verbundenen 
Aachener Thermaldouche auf den Stoffwechsel angestellt. Es ergab 
sich, dass an den Douchetagen die Urinmenge vermindert, jedoch 
der 24stündige Gehalt des Harns an Harnstoff und Harnsäure be¬ 
deutend vermehrt war, während die ausgeschiedene Schwefelsäure 
keine bemerkenswerte quantitative Veränderung zeigte; an den den 
Douchebädern folgenden Tagen war keine Vermehrung der Harn¬ 
stoff- und Harnsäureausscheidung zu constatiren, so dass, wie es 
schien, unter dem Einflüsse der Douchen der Vorrat an Harnstoff 
und Harnsäure verausgabt wurde und weniger Tage zu erneuter 
Ansammlung bedurfte. 


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No. 34. Gböbrl, Singende Herzgeräusche. — Star; Hamilton. 601 

M. hat in den letzten Jahren bei einer immer steigenden An¬ 
zahl von Gichtkranken sehr günstige Resultate von einer combinirten 
Aachener Trink-, Bade- und Douchekur (mit Anwendung der 
Massage) gesehen. Er schiebt dieselbe auf Rechnung der von B. 
bei dieser Kur nnchgewiesenen Steigerung der Harnsäureausschei- 
dang durch den Urin und ist der Ansicht, dass auch die directe 
Einwirkung der Douche und Massage auf die Bildungsstätten der 
Harnsäure und deren Ausscheidungsorte, besonders in den Gelenken, 
in Betracht komme. Perl. 


Grödel, Die Entstehung des singenden, diastolischen Distanz¬ 
geräusches am Ostium aorticnm. Berliner klin. Wochenschr. 1884, 
No. 16. 

G. hat in 3 Fällen, welche die unzweifelhaften Erscheinungen 
einer Aorten-Insufficienz darboten, ein sehr lautes diastolisches, 
musikalisches Geräusch mit der gröfsten Intensität in der Aorten¬ 
gegend und noch in verschieden grofser Entfernung vom Kranken 
constatirt. Die als anatomische Grundlagen solcher musikalischen 
Distanzgeräusche angenommenen abnormen Sehnenfäden sind nur in 
vereinzelten Fällen zur Erzeugung dieser Geräusche fähig. An den 
Aortenklappen jedoch kann es zur Entstehung derartiger Geräusche 
kommen, wenn sie zwar insufficient, dabei aber doch in einem Zu¬ 
stande sind, dass sie während der Diastole durch das regurgitirende 
Blut in regelmäfsige Schwingungen versetzt werden. Diese Be¬ 
dingungen liegen vor: erstlich bei durch (endarteritische) Dilatation 
des Anfangsstückes der Aorta hervorgerufenen relativen Insuffi¬ 
cienz der Klappen, ferner aber bei wirklicher Insufficienz der Aorten¬ 
klappen, falls die letzteren durch den ursächlichen pathologischen 
Process an ihrer normalen Schwingungsfähigkeit keine Einbufse er¬ 
litten haben. Die während der Diastole gespannten, aber sich mit 
ihren freien Rändern nicht berührenden schwingungsfähigen Mem¬ 
branen werden hier durch den vorbeipassirenden Blutstrom in laut 
tönende Schwingungen versetzt. Perl. 


1) M. Allen Star, The Visual area in the brain determined by a 
study of hemianopsia. Amer. J. of the med. sc. 1884, CLXXIII. — 
2) J. Hamilton, Destruction of occipital lobe accompanied by 
blindness. Brain 1884, XXV. 4. 

1) St. bringt eine dankenswerte übersichtliche Zusammenstellung 
der meisten bisher veröffentlichten Fälle über Hemianopsie mit Ver¬ 
letzung eines Thalamus opticus und über Verletzungen des Occipital- 
lappens. — Die Schlüsse, zu denen Vf. gelangt, enthalten die Re¬ 
sultate, welche bisher bekannt sind über die Function des Hinter¬ 
hauptlappens als psychooptisches Centrum. 

2) H. berichtet über folgenden Fall: Bei einer 36 Jahre alten 
Patientin, welche bisher immer gesund gewesen, auch nicht erblich 
belastet war, stellten sich Mattigkeit, Erbrechen und Kopfschmerzen 


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602 Stab; Hamilton, Augenerkrankungen. - Man nkopk, Hirnerkrankung. No. 34. 

ein. Es gesellten sich Ohnmachtsanfälle ohne Krämpfe und Bewusst¬ 
losigkeit hinzu. Das Sehvermögen wurde schlechter und war Pat. 
nach Verlauf von 6 Monaten völlig erblindet. 

Ophthalmoskopisch: beiderseits Neuritis optica. 

Section: In dem oberen Lappen der linken Lunge ein krebs¬ 
artiger Tumor. Phthisis pulmonum. Am Hinterhauptslappen, von 
der linken Seite ausgehend und den ganzen Hinterhauptslappen ein¬ 
nehmend, ein Tumor von der Gröfse einer Billardkugel. Derselbe 
nahm seinen Ausgang von der Dura und erwies sich als ein Epi¬ 
theliom (Metastase). 

Die Untersuchung des optischen Sti*ahlenbündels (Gbatiolkt) 
ergab: Degeneration in der Mitte des Bündels. Schon mit blofsem 
Auge sichtbar. Die degenerirte Partie war durchsichtiger, als die 
normale Umgebung. — Mikroskopisch: Körnchenzellen, Schwund 
der Nervenfasern. Nervi optici: Verdickung der Septa und Kern¬ 
vermehrung. Beim linken Opticus an einer Stelle dicht an der 
Oberfläche (ein Drittel des Nerven einnehmend): Nervenfasern ge¬ 
schrumpft und größtenteils zerstört. 

Corp. quadrig., Cerebellum, Medulla obl., Rückenmark normal. 

Siemerling. 


E. Mannkopf, Beitrag zur Lehre von der Localisation der Gehirn¬ 
krankheiten, von der secundären Degeneration und dem Faser¬ 
verlauf in den Centralorganen des Nervensystems. Ztschr. f. klin. 
Med. VII. Suppl.-Heft, S. 100~ 

M. beobachtete folgenden Krankheitsfall: Ein ldjähr. Mädchen, 
das an Insufficienz der Valvula mitralis leidet, fällt bewusstlos um 
und ist linksseitig gelähmt. Die Hemiparesis beschränkt sich in der 
Folge auf die linke Gesichts- und Zungenhälfte, sowie auf die linke 
Oberextrimität, auch die Sensibilität ist leicht gestört, der gelähmte 
Arm föhlt sich kühler an etc. 7 Monate nach dem apoplektischen 
Anfall trat der Tod ein in Folge der Herzerkrankung. Die sehr 
genaue anatomische Untersuchung des Gehirns zeigt als Ursache der 
Monoplegia facio-linguo-brachialis eine Erweichungscyste, welche die 
unteren zwei Drittel der rechten hinteren Centralwindung und das 
entsprechende Markgebiet, zu nur sehr kleinem Teil die vordere 
Centralwindung und beide Scheitelläppchen in ihrer Rinden- und 
Marksubstanz betrifft. 

Dieser Fall lehrt, in Uebereinstimmung mit anderen in der 
Literatur enthaltenen Beobachtungen, die von M. in umfassender 
Weise berücksichtigt werden, dass in der hinteren Centralwindung 
die unterste und mittlere Partie in Beziehung zu den Bewegungen 
des Gesichts, der Zunge und des Armes stehen. Vf. mahnt jedoch, 
einstweilen die Grenzen für die einzelnen Localisationen noch nicht 
zu eng stecken zu wollen. 

Vf. verfolgte nun den Weg der secundären Degeneration: Eine 
Bahn degenerirter Fasern schiebt sich zwischen die Aufsenwand des 
Linsenkerns und die Vormauer in die Capsula externa. Der Haupt- 


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No. 34. Ehrlich u. Bkikgkh, Ausschaltung des Lendenmarkgrau. 603 

zweig geht durch die innere Kapsel, verliert Fasern an den Thalamus 
opticus (Verbindungsfasern der Hirnrinde mit dem Thalamus), nimmt 
in seinem Verlauf die äufsere Hälfte der inneren Kapsel ein und 
liegt im obersten Teil in ihrem hinteren Fünftel, etwas tiefer in 
ihrem hinteren Drittel, in dessen hinteren Hälfte er weiter verläuft. 
Ein Teil der Pyramidenbahn liegt hier also hinter dem vou Chahcot 
und Flkchsiq für dieselbe angenommenen Gebiete, da die Pyramiden¬ 
bahn nach diesen Autoren nicht in das hintere Drittel der inneren 
Kapsel hineinreicht. Entweder handelt es sich um eine individuelle 
Verschiedenheit in der Lage der Pyramidenbahn — analog den 
individuellen Verschiedenheiten im Verhältniss der Kreuzung der 
Pyramidenbahnen — oder um ein reguläres Verhalten. Das weitere 
Verhalten der secundären Degeneration im Hirnschenkel, Pons, 
Med. obl. und Rückenmark steht in Uebereinstimmung mit den vor¬ 
liegenden Erfahrungen. Oppenheim. 

Ehrlich und Brieger, Ueber die Ausschaltung des Lendenmark¬ 
grau. (I. Mitteilung.) Ztschr. f. klin. Med. VII. Suppl. S. 155. 

Vff. versuchten experimentell die Veränderungen festzustellen, 
welche das Absterben der motorischen Ganglienzellen des Rücken¬ 
marks in den von ihnen versorgten Gebieten hervorruft. Es gelang 
ihnen, eine reine Ausschaltung der grauen Substanz dadurch her¬ 
beizuführen, dass sie die Aorta des Kaninchens umstachen und die 
Ligatur etwa 1 Stunde liegen liefsen. Lag dieselbe kürzere Zeit, 
so waren die nervösen Zellen des Rückenmarks noch so erregbar, 
dass schwere Reizsymptome auftraten, während bei genügend langer 
Einwirkung der Blutleere nur Lähmungserscheinungen sich aus¬ 
bildeten. Die motorische und sensible Lähmung der hinteren Ex¬ 
tremitäten war eine complete, die Blase war völlig gelähmt, ebenso 
der Sphincter ani externus. Keine trophischen Störungen der Haut. 
In der Blasenwand kam es frühzeitig zur Hypertrophie, die, da 
jede Arbeitsleistung fehlte, durch die excessive Dehnung angeregt 
worden sein muss. Nach etwa 12 Tagen bildete sich Contractur 
in den gelähmten Muskeln aus, ferner atrophisch-degenerative Pro- 
cesse. Schon 3 — 4 Tage nach dem Eingriff ist der Nervenstamm 
unerregbar für den elektrischen Strom, während die Muskelerreg¬ 
barkeit noch erhalten ist; die Nerven entarten also ungefähr so 
schnell, wie nach Unterbrechung ihrer Continuität. Die Verände¬ 
rungen im Rückenmark betreffen in der ersten Zeit nur die graue 
Substanz, in der die nervösen Fasern fast völlig zerfallen und die 
Ganglien geschrumpft sind; nach einem längeren Zeitraüm ist die 
ganze graue Substanz bindegewebig entartet, aufserdem fanden sich 
erhebliche Veränderungen in dem nervösen Anteil der Vorderseiten¬ 
strangbahnen; die Hinterstränge erwiesen eich intact, das trophische 
Centrum der letzteren muss also aufserhalb der Spinalaxe liegen. 

Oppenheim. 


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604 Kbünig, Spondilolistbese. — Dcnoan, Sterilität bei Frauen. No.34. 

G. Krönig, Spondilolisthese bei einem Tabiker. Ztschr. f. klin. Med. 

VII. Suppl., S. 165. 

Zu den 2 in der Literatur beschriebenen Fällen von Spondy- 
lolistbese bei Männern fügt K. einen dritten, dem ein besonderes 
Interesse dadurch verliehen wird, als das betreffende Individnum an 
Tabes dorsalis leidet. Die ersten lancinirenden Schmerzen traten bei 
dem jetzt 35jährigen Manne im Jahre 1872 auf, allmählich gesellten 
sich andere Symptome der Tabes dorsalis hinzu. Im Jahre 1882 
glitt Pat. mit dem linken Bein 3 Treppenstufen herab und fühlte 
dabei ein Knacken in der Wirbelsäule, konnte jedoch ohne Be- 
schwerden weiter gehen. Bei der Aufnahme in die Charit4 — im 
Mai 1883 — wurde aufser den typischen Zeichen der Tabes dor¬ 
salis eine Spondylolisthese des fünften Lendenwirbelkörpers constatirt. 
Vf. setzt auseinander, wie es nicht mit Sicherheit zu entscheiden 
ist, ob es sich um einen congenitalen Bildungsdefect handelt, oder 
ob die Spondylolisthese auf dem Wege einer tabischen Wirbel¬ 
arthritis zu Stande gekommen ist. Gegen letztere Annahme seien 
zwei Bedenken zu erheben: einmal ist eine tabische Wirbelarthritis 
bisher nicht beobachtet worden, zweitens ist von Wucherungsvorgängen 
an der Knochensubstanz im vorliegenden Falle nichts wahrzunehmen. 

Oppenheim. 


Matthews Duncan, Sterilität bei Frauen. (Aus d. Englischen 
von Dr. S. Hahn.) 8°. Berlin, 1884. 

D. unterscheidet drei Klassen weiblicher Sterilität: 1) absolute 
Sterilität: Frauen, welche nie concipiren oder deren befruchtetes Ei 
stets ohne Spuren zu Grunde geht; 2) nicht absolute Sterilität: 
Frauen mit habituellem Abort; 3) relative Sterilität. 

Auf statistische Arbeiten anderer Autoren, sowie eigene Nach¬ 
weise aus Registern von Edinburgh und Glasgow sich stützend, 
entscheidet D. die Frage, welche Frauen normal fruchtbar, welche 
steril sind, wie folgt: 

Eine normal fruchtbare Frau hat ihre erste Entbindung durch¬ 
schnittlich 17 Monate nach ihrer Hochzeit, hat zwischen je 2 Geburten 
20 Monate Intervall. Mit 20—26 Jahren beginnt die Fruchtbarkeits¬ 
periode, endet mit 38 Jahren; dauert 14—15 Jahre. Eine normal 
fruchtbare Frau hat demnach etwa 10 Entbindungen. Ein Mehr 
oder Weniger ist nicht normale Fruchtbarkeit. Excessive Frucht¬ 
barkeit ist mit Sterilität nahe verwandt. 

Der zweite Abschnitt der Vorträge bespricht Theorie und 
Ursachen der Sterilität. Eine Hauptursache der Sterilität ist bei 
vielen Frauen Verheiratung in zu jugendlichem oder vorgerücktem 
Alter. — Andere Ursachen sind Inzucht, vor Allem auch die 
spasmodische Dysmenorrhoe. Absolut sterile Frauen zeigen oft 
Fehlen von sexueller Lust oder sexuellem Verlangen, oder Beides 
mangelt. 

Der dritte Abschnitt behandelt Prophylaxis und Therapie der 
Sterilität. Wichtig ist die Verhütung zu früher oder zu später Ver- 


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No. 34. 


Nobiling, Sectionsbefunde bei Erhängten. 


605 


heiratung, ferner hygienisches Verhalten, Regulirung des Geschlechts¬ 
genusses, schliefslich genaue Untersuchung der Genitalien und die 
geeignete gynäkologische Behandlung. A. Martin. 


Nobiling, Zwei seltene Sectionsbefunde an den Leichen zweier 
Erhängter. Aerztl. Int.-Bl. 1884, No. 20. 

1) Ein 24 Jahre alter, kleiner, magerer Mann hatte ein weiches, 
baumwollenes Taschentuch „nach der Diagonale“ zusammengeknotet, 
den geknüpften Teil an die Türklinke befestigt und durch die auf 
diese Weise gebildete Schlinge den Kopf geschoben; die hintere 
Halshälfte blieb vom Tuche unberührt. Die Entfernung der Tür¬ 
klinke vom Fufsboden betrug nur etwa llOCtm., so dass der Selbst¬ 
mörder, dessen untere Extremitäten im Kniegelenk im nahezu rechten 
Winkel gebeugt waren, mit der Vorderseite der Unterschenkel fast 
den Boden berührte, auf welchen die Zehen mit ihrer Plantarfläche 
ruhten. 

Am Halse der Leiche war keine Strangfurche sichtbar; das 
Zungenbein, der Rücken und die Wurzel der Zunge waren sehr 
stark nach rück- und aufwärts gedrängt, der hinteren Pharynxwand 
fest anliegend; das Gaumensegel mit dem Zäpfchen fand sich nach 
hinten und aufwärts geschlagen. Aufserdem sah man 10 punkt¬ 
förmige Extravasate in der Conjunctiva beider Augäpfel, einzelne 
linsengrofse, subpleurale Haeroorrhagieen und zwei eben so grofse 
subpericardiale nahe der Herzspitze; auch im Endokardium, na¬ 
mentlich links waren kleine Blutaustritte, starkes Lungenödem nach¬ 
weisbar. Die Dura mater war sehr fest mit der Glastafel ver¬ 
wachsen, die Knochen des Schädeldaches sklerosirt, an der Innen¬ 
fläche der Dura Reste einer vor nicht langer Zeit überstandenen 
Pachymeningitis. 

2) Ein sehr corpulenter Mann von Mitte der 40 er Jahre hatte 
eine dünne, mit Draht durchflochtene Rebschnur an einem Fenster¬ 
kreuze befestigt, war auf einen 30 Ctm. hohen Schemel getreten 
hatte nach Anlegung der Schlinge um seinen Hals den Schemel 
mit den Füfsen weggestofsen. Der Körper fiel etwa 15 Ctm. tief, 
so dass die Zehenspitzen beträchtlich von dem Fufsboden entfernt 
blieben. An der Leiche zeigte sich eine, den ganzen Hals um¬ 
ziehende, von oberhalb des Schildknorpels schräg naoh hinten und 
oben laufende Strangfurche, welche, braunrot, vertrocknet, 1 ‘/ 2 Mm. 
breit, die fette Haut über 1 Ctm. tief einschnürte. Auch hier waren 
Zungenbein und Zungenwurzel stark nach aufwärts und hinten ge¬ 
drängt und letztere lag der hinteren Schlundwand fest an. Die 
sich am Zungenbein ansetzenden Muskeln, der Kopfnicker und die 
obersten hinteren Halsmuskeln waren von der tiefen Schnürfurche 
fast zur Hälfte durchtrennt und neben dieser schmalen, tiefen 
Strangrinne war in ziemlicher Ausdehnung eine beträchtliche Blutung 
in das Muskelgewebe erfolgt. Ferner waren in der die grofsen 
Halsgefäfse und den Vagus einhüllenden Bindegewebsscheide ziem¬ 
lich viele IVa—2 Ctm. lange und 3—4 Mm. breite, frische, streifige 


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606 


Symjngton. — Blix. — Jaworski. 


No. 34. 


Extravasate, besonders an der Carotis. — Weiterhin fanden sich: 
Hutung und Schwellung der Schleimhaut des Kehlkopfeinganges 
und von da hinab bis in die feinen Bronchien, eine umfangreiche 
Haemorrhagie am rechten Stimmbande, feinblasiger Schaum im Kehl¬ 
kopf und in der Trachea, subpleurale Haemorrhagieen, einzelne kleine 
diffuse Extravasate in’s Lungengewebe. Aufserdem alte Perikarditis, 
Fettherz, Stenosis des Orific. cord, sinistr., Muskat-Leber, Schrumpf¬ 
niere, chronische Gastro-adenitis. Falk. 


J. Symington , The fold of the nates. J. of anat. and phys. 1884, 
January. 

S. betont, dass die unterhalb der Nates befindliche Hantfalte oder Forehe nicht 
mit dem unteren Rande des Glutaeus maximus zusammenfällt, sondern sich mit dem 
letzteren kreuzt. Die Kreuzungsstelle liegt bei erwachsenen männlichen Individuen 
mehr in der Mitte, bei weiblichen mehr am lateralen Teile des unteren Glutaeua- 
randes; bei ersteren ist der Winkel zwischen der Furche und dem unteren Rande des 
Glutaeus nahezu ein rechter, bei Weibern mehr spitz. Bei Beugung des Oberschenkels 
wird die Glutaealfalte weniger deutlich, sie liegt tiefer als auf der anderen Seite und 
mehr nach abwärts und aufsen. Bei rechtwinkliger Stellung des Beins ist sie nicht 
mehr sichtbar. Broesike. 


M. Blix, Experimentelle Beiträge zur Lösung der Frage Ober die 
specifische Energie der Hautnerven. Ztschr. f. Biol. XX. S. 141. 

Aus dem Gesetz der specifischen Sinnesenergien von Job. Mülle* folgt als logisches 
Postulat, dass in der Haut für die verschiedenen durch die Hautnerven vermittelten 
Empfindungsarten (Druck; Temperatur*, Schmerzempfindungen) specifisch verschiedene 
und räumlich getrennte Aufnahmeorgane (Nervenapparate) existiren müssen. B. hat 
nun in der Tat gefunden, „dass elektrische Reizung verschiedene Empfindungen an 
verschiedenen Hautstellen bewirken kann. An der einen Stelle entsteht nur Schmerz, 
an der anderen Kälteempfindung, an einer dritten Stelle Wirmeempfindung, an einer 
vierten möglicher Weise Druckempfindungen. Hierdurch wird bestätigt, dass die Art 
der Empfindung nicht an die Art des Reizmittels gebunden ist, sondern vielmehr von 
der specifischen Energie des erregten Nervenapparates abhängt. u 

Speciell auf den Temperatursinn übergehend behauptet B. die Existenz räumlich 
getrennter „Kaltpunkte“ und „Warmpunkte“ in der Haut, d. b. von einander isolirter 
kleiner Hautpartieen, von denen die einen zur Auslösung von Kälteempfindungen, die 
anderen nur für Auslösung von Wärmeempfindungen dienen, während die zwischen¬ 
liegenden Teile der Haut für beide Arten von Reizmitteln unempfindlich sind. Hieraus 
folge, dass die verschiedenen Empfindungen von Kälte und Wärme durch Erregung 
getrennter, specifischer Nervenapparate in der Haut entstehen. Uartlus. 

W. Jaworski, Experimentelle Ergebnisse über das Verhalten der 
Kohlensäure, des Sauerstoffs und des Ozons im menschlichen 
Magen. Ztschr. f. Biol. XX. S. 234. 

Im Verfolg seiner Beobachtung, wonach mit freier Kohlensäure gesättigte Salz¬ 
lösungen den Magen in viel kürzerer Zeit verlassen, als diejenigen, welche kein* freie 
C0 2 enthalten (Cbl. 1884, S. 172), hat Vf. den directen Einfluss der CO,, als auch 
von reinem Sauerstoff und Ozon auf die Magenschleimhaut geprüft. Nach Auspumpung 
des Magens bei einem gesunden 30jährigen Menschen wurde das mittels Wassers ab¬ 
gesperrte Versuchsgas durch den Druck des aus dem höher gestellten Gefäfse in die 
Gasflasche nachfliefsenden Wassers in den Magen per Sonde eingetrieben, sodass die 
Menge des eingeführten Gases gemessen werden konnte. Einige Zeit danach ward der 
Mageninhalt aspirirt, quantitativ und qualitativ untersucht und zwar durch Bestim¬ 
mung des Trockenrückstaudes, des Chlorgehalts, der Acidität and der Verdauunge- 
intensität, die derselbe auf gekochtes Hühnereiweifs ausübte. Ans den vorerst noch 
wenig zahlreichen (6) Versuchen gelangt Vf. zu folgenden Ergebnissen, die nach dessen 
eigener Zusammenstellung mitgeteilt werden mögen: Kohlensäure, Sauerstoff und Ozon 


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No. 34. Veale. — Weichsrlbaum. — Storks ; Barton. — Uhthoff. 607 


wermehren die Quantität des secernirten Magensaftes und zwar am stärksten das Ozon. 
Qualitativ sind die die resp. Veränderungen verschieden: Sauerstoff bewirkte in einem 
Falle die Ausscheidung eines stark alkalischen Magensaftes, welcher vom Eiweifs nur 
etwas auf löste, aber nicht verdaute. Ozon bewirkte eine bald schwache, bald stärkere 
Abnahme der Alkalität des Magensaftes. Kohlensäure vermehrte in zwei Fällen die 
Acidität des Magensaftes erheblich, im dritten Falle gar nicht; der stark saure Magen¬ 
saft erwies sich in hohem Grade fäulnisswidrig. Nur der unter dem Einfluss von C0 2 
secemirte Magensaft war stark peptonisirend; sonst wurde ein neutraler bis alkalischer 
Saft gewonnen, der das Eiweifs zwar löste, aber nicht peptonisirte. Nach Maafsgabe 
des geringeren Chlorgehalts, ist der unter dem Einflüsse der Gase secemirte Magen¬ 
saft als verdünnter zu erachten und zwar entsprechend dem Anwachsen der Secretions- 
gröfse. J. Munk. 

H. Veale, Note on Esbach’s Method for estimating the quantity of 
albumen in arme. Brit. med. J. 1884, S. 898. 

V. giebt specielle Vorschriften für die Schätzung der Menge des Albumins im 
Harn nach der Höhe des durch Pikrinsäure bewirkten Niederschlages. Die von V. 
benutzte Lösung enthält 1 Grm. Pikrinsäure und 2 Grro. Citronensäure auf 100 
Wasser. Der Harn wird, falls er nicht deutlich sauer reagirt, mit Essigsäure an¬ 
gesäuert Im Mittel geben 10 Bestimmungen nach dieser Methode und durch Wägung 
4,06 p. M. Die Einzelbestimmungen stimmten annähernd mit einander überein. 

& Salkowski. 


A. Weichselbaum , Ueber Tuberkelbacillen im Blute bei allgemei¬ 
ner acuter Miliartuberculose. Wiener med. Wochenschr. 1884, No. 12 
und 13. 

In 3 Fällen von acuter Miliartuberculose fand W. in den der Leiche entnommenen 
roten, sowie speckhäutigen Blutgerinnseln, von denen Trockenpräparate hergestellt 
wurden, Tuberkelbacillen in geringer Menge. Aufserdem constatirt W. das regelmäßige 
Vorkommen der Bacillen in den miliaren Tuberkeln. O. Israel. 


1) w. Stokes, On the radical eure of hernia by peritoneal and 
intercolumnar suture. Dubl. Journ. of med. sc. 1884, Febr., S. 97. — 
2) J. K. Bar ton, The radical eure of inguinal hernia. Ebendas. 
S. 105. 

1) Die von St. u. A. im Ricbmond- Hospital zu Dublin geübte Methode der Ra- 
dicaloperation freier Heroien besteht in der Eröffnung des Bruchsackhalses und Ver- 
nähnng desselben dicht am äußeren Leistenring mittels tiefgreifender Catgutsotur. 
Durch eine zweite, ans stärkerem Material (Chromcatgut, Carbolseide, Silberdraht) 
zusammengesetzte Naht wird mit Hülfe der Annäherung der Pfeiler des Leistenkanals 
dieses selbst geschlossen. Von 4 in extenso mitgeteilten Fällen (darunter 1 Frau), 
in welchen eine derartige zweischichtige Naht von St. angewandt wurde, erfolgte, so¬ 
weit es die relativ kurze Beobachtungsdauer beurteilen liefs, 3 Mal Heilung; in einem 
vierten Falle, betreffend einen 3jährigen Knaben, trat aber sehr bald der Bruch 
wieder hervor, als Pat. herumzugehen begann. 

2) B. operirte in 3 Fällen nach der Methode von Gross in Philadelphia, bei 
welcher das Wesentliche in der Vereinigung der Pfeiler des Leßtenkanales durch 
eine permanente Metallnaht zu suchen ist Alle 3 Fälle heilten. Doch handelte es 
sich auch hier nur nm unverhältnismäßig kurze Beobachtungsfristen. p. GOterbock. 


W. Uhthoff, Weitere Beiträge zur Sehoervenatrophie. Beitr. zur 
Pathologie des Sehnerven und der Netzhaut bei Allgemein¬ 
erkrankungen von Schölkr und Uhthoff. Berlin, 1884. H. Prtkrs. 
S. 3. 

Unter 183 Fällen von Sehnervenatrophie beruhten 59 auf spinaler Basis, 41 auf 
cerebraler; die einfache progressive Sehnervenatrophie wnrde 22 Mal beobachtet, 17 Mal 
war sie die Folge von incomplicirter Neuritis optica, 8 Mal und zwar einseitig von 


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Fülton. — Seibert. — Kündbat. — Matthieü.* 


No. 34. 


Embolie der Arteria centralis retinae, S Mal von einem Orbital processe, 7 Mal ron 
Dementia paralytica, 4 Mal Ton Blutverlust und 4 Mal von Alkoholismus; auf here¬ 
ditärer Grundlage beruhte sie 3 Mal, ebenfalls 3 Mal folgte die Atrophie einem Trauma 
und in 2 Fallen einer Blei-Intoxication; bei 2 Fallen mussten als Ursache epilepti- 
forme Anfälle angenommen werden, 1 Mal Nephritis und 1 Mal Railway Spine, 1 Mal 
war die Atrophie congenital und mit Hydrophthalmus der anderen Seite gepaart. 

Horstmann. 


FllltOIl, Milk sickness. Med. and surgic. Reporter 1884, L. 15. 

Yf. giebt eine Skizze der eigentümlichen, in manchen Distrikten von Nordamerika 
endemischen Krankheit, die als „Milk sickness 44 bezeichnet wird (Cbl. 1868, S. 861) 
und deren Hauptsymptome, nach einem Stadium prodromorum, bestehen in: äufserst 
heftigem und anhaltendem Erbrechen, hartnäckiger Obstipation mit Einziehung des 
Abdomens, eigentümlichem Geruch des Atems, sowie in einem charakteristischen 
Wehklagen. Daneben kommt eine analoge Krankheit bei verschiedenen Haustieren, 
namentlich dem Rindvieh, vor und wird durch den Genuss von Fleisch, Milch und 
Butter der befallenen Tiere auf den Menschen übertragen. — Vf. weist die Ansicht 
mancher Beobachter zurück, wonach der Genuss bestimmter Pflanzen seitens der Tiere 
die Krankheit erzeugen soll, beschuldigt vielmehr das den Tieren zur Tränkung dienende 
Wasser. Perl. 


A. Seibert, Witterung und croupöse Pneumonie. Berliner klin. 
Wochenschr. 1884, No. 18, 19. 

Auf Grund seiner in New-York angestellten Beobachtungen, sowie unter kritischer 
Würdigung der Arbeiten von Köhmhorn (Cbl. 1881, S. 863), Port, Keller (Cbl. 1883, 
S. 564) und Senfft kommt Yf. zu dem Resultat, dass die Entstehung der croup&sen 
Pneumonie durch das plötzliche Auftreten und längere Bestehen von feucht - kalter 
Witterung stark begünstigt wird; es ist dies derselbe Witterungseinfluss, durchweichen 
auch die Entstehung katarrhalischer Processe der Respirationsschleimhaut begünstigt wird. 

Perl 


Kundrat, Multiple Hirnnervenlähmung bei Caries necrotica des 
Hinterhauptbeins in Folge von Otitis media. Wiener med. Blatter 
1884, No. 19. 

K. teilt das Sectiousergebniss des von Nothnagel beobachteten Falles (d. Bl. No. 24, 
S. 428), wie folgt, mit: Atrophie der linken Zungenhälfte, der linken Stimmbänder. 
Nekrotisiruug der ganzen linken Felsenbeinpyramidenspitze und der linken Hälfte des 
Gelenkanteils der Hinterschnppe, überall von Abscessen nmgeben. Ein Abscess an 
der Spitze der Felsenbeinpyramide stand in Verbindung mit dem oberen Ende der Tuba 
und dem Mittelohr. In diesem fehlte die Schleimhaut und der Knochen war rauh 
und porös. Im Pharynx ragte links aus einem Spalt ein isolirtes Knochenstück hervor, 
welches sich als der laterale Teil der linken basalen Hälfte des Hinterhauptbeins er* 
wies. Beim Fehlen jeder tuberculösen Erkrankung führt K. den ganzen Process auf 
eine Mittelohrentzündung zurück, von welchor die Nekrose der Knochen ihren Ansgang 
genommen hatte. _ Siemerüng. 

A. Matthieü, Sclerod^rmie d’abord sym&rique, puis diss^min^e 
prec6d4e au d4but par des ph^nomenes d’aephyxie des extr4mit&. 
Revue de med. 1884, 2. 

Der Fall betraf einen 49jährigen Mann, welcher vorübergehend an Intermittens 
gelitten hatte. Der Umstand nun, dass an den Extremitäten erst die Erscheinungen 
der Asphyxie sich fanden, bevor sich die typische Sklerodermie entwickelte, führt den 
Yf. zu der schon von Anderen aasgesprochenen Ansicht, dass Sklerodermie und Asphyxie 
nur Manifestationen desselben krankhaften Zustandes sind. Die Läsionen waren an 
den Extremitäten exquisit symmetrisch, nicht aber im Gesicht und am Rumpf. Der 
Kranke verliefs trotz mehrfacher therapeutischer Versuche unverändert das Hospital. 

Lewinski. 


Verlag von August Hirschwald in Berlin. — Druck van L. Schumacher in Berlin. 


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WSehentlich erscheinen 
1—2Bogen; am Schlüsse 
des Jahrgangs Titel, Na* 
men* and Sachregister. 


Centralblatt 

für die 


Preis des Jahrgange.) 
20 Mark; su beziehen 
durch alle Buohhandlun* 
gen und Fostanstalteo. 


medicinischen Wissenschaften. 


Redigirt yon 

Profi Dr. H. Kroneoker, und Profi Dr. H. Senator, 

Berlin (NW.), Dorotheenatr. 35. Berlin (NW.), Baahofstr. 7 (am Hegelplati). 


1884 . »o. August. No. 85 . 


Inhalt: Harb, Bestimmung der Lage der RoLAtroo’schen Furche, der Fissura 
parieto-occipiulis und Syl?ii am Lebenden. — Wündt, Das WBBKK’scho Gesetz. — 
Petri, Verhalten einiger Substanzen gegen Diazobenzolsulfos&ure. — Külz; Bau- 
Misx, Cystin und Cystein. — Bibbert, Anencephalie. — Albbrs, Heilung eines 
Lendenwirbellochschusses. — Kümmel; Packard, Unterbindung der Art. iliaca 
communis. — Moos, Doppelseitige Labyrinth-Affection; doppelseitige Trommelfell- 
ruptur. — Krause, Mikrokokkus bei acuter infectiOser Osteomyelitis. — Leyden, 
Spontane Peritonitis. — Nothnagel, Combinirte posthemiplegische motorische Reiz¬ 
erscheinungen. — Longuet, Transitorische Aphasie bei Typhus. — Winckbl, Zur 
operatiren Gynäkologie. — Röhrig, Sterilität des Weibes. — Erb, Nebenwirkungen 
der Saiicylsflure. 

Cunnikgham, Musculus sternalis. — Grubbrt, Totenstarre. — Külz, 
Trichloraethyl - und Trichlorbuty 1 - Alkohol. — Cobnil und Leloir, Lupus und 
Tuberculose. — König, Diffuse peritoneale Tuberculose. — Tan ge mann, Ersatz des 
Trommelfells durch Hauttransplantation. — Wood und Form ad, Diphtherie. — 
Dupfky, Diabetes und Pankreaskrebs. — Wolfendkn; Wildermuth, Behandlung 
der Epilepsie. — Joffroy, Radialislähmung. — Tappbinbr, Giftige Eigenschaften 
des Acetons. 


A. W. Hare, On a method of determining the position of the fissure 
of Roi.anpo and some other cerebral fissures in the living subject. 
J. of anat. and phys. 1884, Jannary. 

Zieht man in der Medianlinie des Kopfes Ober das Schädel¬ 
dach eine Verbindungslinie zwischen Glabella und Protuberantia 
occip. ext., so ist die Lage des oberen Endes des Sulcus Rolandi 
dadurch bestimmt, dass die Distanz zwischen der letzteren und der 
Glabella 55,7 pCt. der ganzen Entfernung zwischen Protuberanz 
und Glabella ausmacht. In 11 untersuchten Fällen variirte diese 
Lage der Centralfurche nur wenig; niemals überstieg diese Variation 
ein Drittel Zoll. Die Länge der Furche schwankte zwischen 3 '/g 
und 3* 2 Zoll und der Winkel, welchen dieselbe mit der oben¬ 
erwähnten medialen Verbindungslinie bildete, zwischen 60 und 73°; 
letzterer betrng also im Durchschnitt 67°. Gröfsere Variationen in 
ihren Beziehungen zu den Hirnwindungen und Nähten zeigte die 
Fissura parieto-occipitalis: in einem Falle entsprach dieselbe der 
Sutura lambdoidea (Broca und Bischoff), aber in allen übrigen lag 
sie durchschnittlich % Zoll vor der Naht (Tornrr). Am Lebenden 
bestimmt man dieselbe am besten, indem man sich zuerst die Lage 


XXII. Jahrgang. 

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Wundt, Das W KBRR’schs Gesetz. 


No. 35 


der RoLAuno'schen Furche bestimmt und dann l 1 /« Zoll weiter nach 
hinten misst. Die Lage der Fissura Sylvii hat am meisten Be¬ 
ziehungen zu dem Proc. zygom. des Stirnbeins, hinter welchem sie 
ungefähr l‘/ 8 Zoll weit gelegen ist. — Zum Schluss folgen zwei 
Tabellen, welche die genaueren Maafsverhältnisse der 11 unter¬ 
suchten Schädel erläutern. Broesike. 


W. Wundt, Ueber das WEBKu’sche Gesetz. Philos. Studien II. 

1) E. H. Wkbkr fasste seine Beobachtungen in dem Satze zu¬ 
sammen, „dass wir bei der Vergleichnng äufserer Eindrücke über¬ 
haupt nur deren Verhältnisse, nicht aber ihre absoluten Werte zu 
bestimmen im Stande sind.“ Dieses Gesetz gilt aber zunächst nur 
für einfache und rein intensive Empfindungen und lässt sich auch 
so ausdrücken: „Der Unterschied zweier Reize muss proportional 
den Reizgrüfsen wachsen, wenn gleich merkliche Unterschiede der 
Empfindung entstehen sollen.“ Fkchkkr’s Gesetz lautet: „Der Unter¬ 
schied zweier Reize muss proportional den Reizgrüfsen wachsen, 
wenn gleiche Unterschiede der Empfindung entstehen sollen.“ Dem 
hat Hering durch seine Betrachtungen ein Gesetz substituirt, das 
lauten würde: „Der Unterschied zweier Reize muss proportional 
den Reizgrüfsen wachsen, wenn der Unterschied der Reize gleich 
grofs geschätzt werden soll.“ Letzteres Gesotz ist falsch. Geprüft 
sind diese Gesetze genau nur für die Lichtempfindung; ähnlich 
scheint es sich aber auch mit den Schall- und Temperaturempfin¬ 
dungen zu verhalten. 

2) Ueber die Müglichkeit einer Maafseinheit der Em¬ 
pfindung. Die Umwandlung des WKBRa’schen in das Fi-x-HNKR’sche 
Gesetz beruht auf der Voraussetzung, dass die Empfindung über¬ 
haupt messbar sei. Vf. bespricht zuerst die physikalischen Messungs¬ 
methoden, von denen sich die psychischen Maafsbestimmungen haupt¬ 
sächlich dadurch unterscheiden, dass bei ihnen nicht blos über die 
Gleichheit zweier Empfindungen entschieden wird, sondern dass 
ungleiche Empfindungen verglichen werden. In Wirklichkeit handelt 
es sich bei dem Vergleich aber nicht um den Vergleich zweier 
Empfindungen, sondern um den von zwei Unterschieden je zweier 
Empfindungen. Das Urteil bezieht sich freilich nicht auf den Em¬ 
pfindungsunterschied, sondern auf den Merklichkeitsgrad dieses 
Unterschiedes. Daraus ergiebt sich, dass man das Urteil: „zwei 
gegebene Empfindungsunterschiede sind gleich merklich“ ebenso ein 
Gleichheitsurteil nennen kann, wie bei den physikalischen Messungen 
und damit ist die Berechtigung des WaBKR’schen Gesetzes gegeben, 
wenn auch noch nicht des FKctiNKR’schen. Die Maafseinheit bleibt 
hier ebenso willkürlich, wie jede physikalische und tritt zunächst 
in vollständige Analogie mit der Messung der Zeit. Wkbkr hat die 
eben merklich werdende Aenderung des Reizes benutzt, was sich 
noch vielfach ändern liefse. Festhalten muss man stets, dass wir 
die Aenderungen der psychischen Effecte nach constanteD Merklich- 
keitsgraden derselben abschätzen müssen. 


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No. 35. Wündt, Das WKBKii’sche Gesetz. 611 

3) Die Bedingungen für die Zurückführung des Wk- 
BEü’8chen auf das FRCHNKR’sche Maafsprincip. Da die eben 
merklichen Unterschiede ohne Zweifel als gleichwertige zu statuiren 
sind, wäre gegen das FRCHNF.tt’sche Maafsprincip niehts einzuwenden; 
freilich wird dabei zunächst die Bedingung eines constanten Zu¬ 
standes der Aufmerksamkeit erfüllt sein müssen. Sodann verhält 
sich unser Bewusstsein gegenüber verschiedenen Sinnesgebieten oder 
sogar gegenüber den verschiedenen Empfindungsqualitäten eines und 
desselben Sinnes durchaus nicht gleichartig. Der Grundsatz der 
Aequivalenz gleich merklicher und gleicher Unterschiede gilt überall 
da, wo es sich um reine Intensitätsänderungen einer qualitativ con- 
stant bleibenden Empfindung handelt. Ebenso verhält es sich bei 
qualitativen Aenderungen von stetigem Charakter, wenn gleichzeitig 
die Intensität der Empfindung constant bleibt. Andere Bedingungen 
treten ein, wenn Intensität und Qualität einer Empfindung gleich¬ 
zeitig sich verändern. Vf. schliefst: „eine Uebertragung des Wrbrr’- 
schen Gesetzes in das FRCHNRR’sche Maafsprincip ist nur dann ge¬ 
stattet, wenn die mit einander verglichenen Empfindungsunterschiede 
einer und derselben Reihe einsinniger, unter constanten zeitlichen 
und räumlichen Bedingungen stattfindender Veränderungen an¬ 
gehören.“ Als Voraussetzung bleibt dabei, dass bei constantem 
Zustand unserer Aufmerksamkeit gleichen Veränderungen unserer 
Wahrnehmung gleiche Veränderungen ihrer Ursachen entsprechen. 
Diese beruht wieder auf der Voraussetzung einer durchgängigen 
Gesetzmäfsigkeit unserer geistigen Vorgänge. 

4) Die physiologische Bedeutung des 1 Webkr* sehen 
Gesetzes. Das WRBRR’sche Gesetz ist ein Apperceptionsgesetz, 
das FKCHRKR’sche ein Empfindungsgesetz. Vf. definirt die Apper- 
ception als denjenigen Vorgang, durch welchen die Klarheit einer 
im Bewusstsein zuvor percipirten Vorstellung erhöht werde. Klar¬ 
heit und Intensität einer Vorstellung dürfen nicht mit einander ver¬ 
wechselt werden, indem die erstere auch von der Adaptation der 
Aufmerksamkeit abhängig ist. Letztere ist in der Regel von Muskel¬ 
spannungen begleitet und Eindrücke, die wegen ihrer geringen In¬ 
tensität unserer Wahrnehmung völlig entgehen, können durch die 
Aufmerksamkeit wahrnehmbar werden. Die motorische Innervation 
hängt mit Anpassungen der den äufseren Sinnesorganen beigegebenen 
Hülfsmuskeln zusammen, die sich nach der Beschaffenheit des zu 
appercipirenden Eindrucks richten und so die Schärfe der Auffassung 
wesentlich mitbedingen. Vielleicht üben schon die Erregungsvor¬ 
gänge in dem centralen Apperceptionsorgan eine bestimmte Wirkung 
ans, indem die Erregungen der Sinnescentren, welchen die centri- 
fugale Reizung zuströmt, vermöge der correspondirenden Miterregung 
des Apperceptionsorgan einen grofsen Wert für das Bewusstsein 
gewinnen, da sie die Wirkung von Localzeichen haben könnten. 

J. Sander. 


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612 Petri, Verhalten einiger Substanzen gegen Diazobenzolsulfosäure. No.35. 

Petri, Zum Verhalten der Aldehyde, dea Traubenzuckers, der 
Peptone, der Eiweifskörper und des Acetons gegen Diazobenzol- 
sulforsäure. Ztschr. f. phys. Chemie VIII. S. 291. 

I Die Traubenzucker-Aldehydreactionen. DieAldehyde 
der Fettreihe und der Traubenzucker geben, wie schon Pkkzui.dt 
und Fischer angeben, in verdünnter Lauge gelöst, mit alkalischer 
Lösung der Diazobenzolsulfosäure versetzt, nach 10 — 20 Minuten 
Stehen eine schön fuchsinrote Färbung, die sich, wenn die Verhält¬ 
nisse richtig getroffen sind, tagelang unverändert hält. Die Lö¬ 
sungen zeigen, bei passender Verdünnung spectroskopisch unter¬ 
sucht, einen Absorptionsstreifen zwischen D und F und einen zweiten 
bei G. Zusatz von Mineralsäuren vernichtet die Reaction. Alkali 
ruft sie wieder hervor. 

II. Die neuen Pepton-Eiweifsreactionen. Versetzt man 
eine concentrirte alkalische Peptonlösung mit einer frischbereiteten 
alkalischen Lösung von Diazobenzolsulfosäure, so entsteht eine tief 
braunrote Färbung mit blutrotem Schüttelschaum. Serumeiweifs, 
käufliches Albumin, Eiereiweib, Casein zeigen eine gelbe bis orange¬ 
gelbe Färbung. Säuren heben die Färbung auf, beim Alkalisiren 
erscheint dieselbe wieder. — Lässt man auf die Reactionsmischung 
metallische Reductionsmittel — Natriumamalgam oder Zinkstaub — 
ein wirken, so bildet sich allmählich eine intensive Fuchsinfärbung 
aus, die sich spectroskopisch, sowie in dem Verhalten zu Säuren in 
Nichts von der Aldehyd-Zuckerreaction unterscheidet. Wird bei 
der Reduction der Luftsauerstoff ausgeschlossen, so resultirt eine 
gelbe Flüssigkeit, welche schon beim Filtriren an der Luft sich 
fuohsinrot färbt. 

III. Die Acetonreaction. Aceton giebt in wässriger Lösung 

mit alkalischer Diazobenzolsulfosäure ebenfalls eine tiefrote Reaction, 
der aber der bläuliche Schein fehlt. E. Salkowski. 


1) E. Külz, Zur Kenntniss des Cystins. Ztschr. f. Biol. XX. S. 1. — 
2) E. Baumann, Ueber Cystin und Cystein. Ztschr. f. pbysiol. 
Chem. VIII. S. 299. 

1) Sorgfältigst gereinigtes Cystin ergab im Mittel von 10 Ana¬ 
lysen 29,99 pCt. C und 5,3 pCt. H, ferner 26,6 pCt. S, was besser 
zu der Formel C,H # NS0 2 (verlangt 30,0 pCt. C und 5,0 pCt. H) 
stimmt als zu der bisher angenommenen C 3 H 7 NSO., (verlangt 
29,75 pCt. C und 5,78 pCt. H). Für in Ammoniak gelöstes Cystin 
fand Vf. ein Drehungsveimögen von —141 bis —142°, wärend 
die Linksdrehung des in Salzsäure gelösten Cystins nach L. Mauthnkr 
— 205,88° beträgt. 

2) Auf anderem Wege ist B. zu dem Schluss gelangt, dass 
dem Cystin die Formel C 6 H, 2 N 2 S 2 0 4 (das Doppelte der von Kürz 
gefundenen) zukommt. Bringt man in die salzsaure Lösung des 
Cystins Zinnfolie, so löst sich letztere zunächst ohne Gasentwicke¬ 
lung und unter stetiger Abnahme der Linksdrehung, dabei wird 
das Cystin so gut wie quantitativ in ein basisches Reductionsproduct 
verwandelt, das B. Cystein nennt und das in Wasser, Ammoniak, 


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No. 35. Küi.z; Baumann , Cystin und Cystein. — Ribbkrt, Anencephalie. 613 

noch schneller in alkalischer Essigsäure und Mineralsäuren leicht 
löslich ist. 'In wässriger Lösung geht Cystein in das in Wasser 
unlösliche Cystin Ober, fast augenblicklich, wenn man zur wässrigen 
Lösung ein gelindes Oxydationsmittel, wie Eisenchlorid, hinzusetzt; 
unter einer schnell verschwindenden schönen Blaufärbung bildet 
sich Eisenchlorör und Cystin fällt krystallinisch aus. In saurer 
Lösung ist Cystein beständig. Diesem Reductionsproduct, dem 
Cystein, kommt die früher fälschlich dem Cystin zugeschriebene 
Formel: C 3 H,NS0 2 zu; das als substituirtes Cystin benannte Phenyl¬ 
cystin und dessen Chlor- und Bromderivate sind nunmehr als 
Cysteine zu bezeichnen. Das Cystein zeigt ebenfalls Linksdrehung 
wie das Cystin, doch beträgt dessen specifisches Drehungsvermögen 
nach den bisherigen Beobachtungen nur etwa V» von dem des 
Cystins. Beim Erhitzen mit concentrirtem Jodwasserstoff ist bis 
135° das Cystin beständig (nur wird es teilweise in Cystein ver¬ 
wandelt), Ober 140° zersetzt es sich unter Austritt des gesammten 
Stickstoffs als Ammoniak und dabei entsteht in geringer Menge ein 
leicht flüchtiges nach Mercaptan riechendes Oel und eine flüchtige, 
S-freie Säure; Thiomilchsäure wurde nicht erhalten. J. Munk. 


H. Ribbert, Beitrag zur Entstehung der Anencephalie. Virchow’s 
Arch. XC1II. S.396. 

R. beschreibt 2 Fälle von Anencephalie, welche nach seiner 
Ansicht nur durch frühzeitig ausgebildeten Hydrocephalus entstanden 
sein können, in Folge dessen die weichen Gehirnhüllen gesprengt 
wurden. Die Verhältnisse liegen allerdings so klar, dass auf diese 
beiden Fällen eine der beiden anderen unzweifelhaft wohl ebenso 
berechtigten Erklärungsweisen nicht anwendbar ist, denn eine Ver¬ 
wachsung mit dem normalen Amnion oder zu starke Krümmung 
des Kopfendes des Embryo lag hier nicht vor. 

Vf. fand bei einem 2 Ctm. langen Ziegen- und einem 2 , /. i Ctm. 
langen Rindsembryo einen länglichen Defect der Schädeldecken, 
umgeben von einem gefalteten, pilzförmig überhängenden Wall, an 
welchem noch zarte flottirende Epidermisfetzen hingen. Durch 
eine mediane, quer verlaufende Commissur war in beiden Fällen 
der Defect in zwei Hälften geteilt, beim Ziegen-Embryo war die 
vordere Hälfte noch zum Teil verschlossen durch eine zarte Membran. 
Auf dem Durchschnitt ergab sich, dass der Defect dem dritten 
Ventrikel und dem Mittelhirn, die Commissur dem mittleren Schädel¬ 
balken entsprach. 

Die Schädelbasis entsprach fast vollkommen den normalen Ver¬ 
hältnissen, nämlich eine convexe Krümmung. Vf. bemerkt, dass 
die Fordertmg nach einer concaven Schädelbasis, wie sie bei Hy¬ 
drocephalus sich findet, eine überflüssige ist, da beim Embryo die 
zarten Schädeldecken bei Hydrocephalus reifsen, ehe der Druck auf 
die weit resistenteren Teile der Schädelbasis und der Balken ein¬ 
zuwirken vermag. S. Schnitze (Breslau). 


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Albkks. Heilung eines Lendenwirbellochsohusses. 


No. 35. 


Albers, Erste Heilung eines Lendenwirbellochschusses. Deutsche 
milit&rärztl. Ztschr. 1884, S. 10. 

Die ausführliche Krankengeschichte, betreffend einen am 7. No¬ 
vember 1880 durch einen Pistolenschuss im Duell verwundeten 
Officier, der, seinem Gegner die rechte Seite zukehrend, 2 Ctm. 
oberhalb des rechten Hüftbeinkammes getroffen wurde, erstreckt 
sich Ober einen 1 */□ Jahre langen Zeitraum und war der Verletzte 
erst nach weiteren 1 % Jahren soweit hergestellt, um wenigstens als 
Platzmajor wieder Dienst tun zu können. Hervorzuheben ist, dass 
die Kugel nicht extrahirt werden konnte, obschon in dem langen 
Verlaufe der Heilung sowohl Zeugstücke, wie das Kugelpflaster 
zum Vorschein kamen. Einmal, ca. 1 Jahr nach der Verwundung, 
glaubte man die Kugel durchzuföhlen, als man aber die den für 
die Kugel angesehenen harten Gegenstand umgebende teigige Ge¬ 
schwulst einige Tage später in der Narkose untersuchte, war nichts 
von demselben wahrzunehmen. Im Uebrigen erhellt nicht, wann 
und ob Oberhaupt die äufsere Mündung des Schusskanals sich gänz¬ 
lich geschlossen. Aus den Schlussfolgerungen Vf.’s ist das Wesent¬ 
lichste; 1) Die Erhaltung des Lebens war in diesem Falle nur 
durch die sofort geleistete ärztliche Hülfe gleich nach der Ver¬ 
wundung durch die Blutstillung möglich; 2) der Transport solcher 
Verwundeten ist nach erfolgter Blutstillung gleich nach der Ver¬ 
letzung (im vorliegenden Falle 3 / 4 Stunden weit) möglich; 3) die 
Anlegung eines modificirten antiseptischen Verbandes (Salicylwatte 
in dicken Lagen, welche mit Benutzung des Beckens als feste Stütze 
durch Binden fixirt wurden) reichte bis zur Application eines „rich¬ 
tigen 14 'antiseptischen Verbandes aus, um die Wunde aseptisch zu halten; 
4) eine Sondirung der Wunde darf erst nach Eintritt beginnender 
Eiterung an der Mündung des Schusskanals mittels grofser langer Sonde 
mit dickem Knopf (nach 5—6 Tagen) vorgenommen werden; 5) eine 
vorsichtige Sondirung ist nötig zur Beurteilung der Schwere der Ver¬ 
letzung und sofortiger Anlegung der Drainage, welche bis in den 
Wirbel reichen muss zur Ableitung des Knocheneiters und Ver¬ 
hinderung - des Austrittes des Eiters in die Bauchhöhle und zur 
Bildung eines Granulationewundkanales; 6) durch den in den ersten 
Monaten täglich zu erneuernden antiseptischen Verband ist es mit 
Hülfe der stets offen zu haltenden Drainage möglich, die Wunde 
tunlichst aseptisch zu halten und Abscesse zu verhüten; 7) bei der 
mehr als 1 Jahr in Anspruch nehmenden Heilung ist die gröfete 
Sorgfalt in der Lagerung zur Verhinderung des Wundliegens zu 
treffen; dass dieses möglich, beweist vorliegender Fall, aufserdem 
ist auf Ernährung und gute Luft zu achten und die betreffenden 
Verletzten von anderen Patienten zu isoliren, da sonst kein günstiger 
Erfolg bei der jahrelangen Eiterung in Aussicht steht; 8) die Ent¬ 
fernung der Kugel muss meist der eigenen Schwere resp. der fort¬ 
schiebenden Granulationsentwickelung überlassen werden, welche 
letztere dieselbe in die äufeeren Weichteile führt, wo sie gefahrlos 
entfernt werden kann; Einkapselung in die Bauchhöhle dürfe seltener 


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No.35. Kümmki,; Paikaki», Unterbindung der Art. iliaca communis. 615 

erfolgen; 9) eelbst nach Ablauf von 1 Jahr ist Wiederherstellung 
bis zur Brauchberkeit einer durch Quetschung des Rückenmarks 
entstandenen Lähmung der unteren Extremitäten möglich. 

P. Güterbock. 

1) H. Kümmel, Die Unterbindung der Art. iliaca communis. Arch. 
f. klin. Chir. XXX. s. 67. — 2) J. H. Packard, Ligation of the 
primitive iliac artery for the relief of secondary haemorrhage after 
amputation at the hipjoint. Transact. of the Amerioan sorg, association I. 
1883, S. 225. 

1) K. machte 4 Tage, nachdem die Unterbindung der A. femor. 
dicht unterhalb der Lig. Poupart. durch Schrdk wegen diphtheriti- 
scher Blutung aus dem qu. Gefäfs in einer nach einer Bubonen¬ 
operation zurQckbleibenden Wunde verrichtet war, wegen Blutung 
aus dem centralen Ende der ligirten Arterie, erst mittels Catgut 
die Unterbindung der A. iliax. ext. und dann, als diese sich völlig 
machtlos zur Stillung der Blutung erwies, die der A. iliac. comm. 
3 Ctm. oberhalb ihrer Gabelung. Es stand hierauf die Blutung, 
jedoch erneut trat diese aus dem peripheren Ende der A. femor. 
10 Tage später ein nnd, als diese gestillt, folgte Gangrsen. K. war 
gezwungen, um das Leben des 21jährigen Pat. zu retten, nach 
weiteren 3 Tagen die Amputation des Oberschenkels im unteren 
Drittel zu machen. Es entwickelte sich jetzt eine chronische Pyaemie, 
aber auch diese öberstand Pat. und konnte er nach mehrmonatlichem 
Siechtum als geheilt entlassen werden. — Ein zweiter Fall, eine 
21jährige Frau betreffend, wurde wegen Platzens eines Aneurysma 
der Wade mit Catgutligatur der A. iliac. ext. behandelt, da ein 
gleichzeitig bestehendes Aneurysma der Regio inguinalis die Ligatur 
der A. femor. behinderte. Wegen Nachblutung musste aber schon 
nach wenigen Stunden die A. iliac. ext. unterbunden werden, welche 
Patientin, ohne Nachblutung zu haben, 12 Stunden überlebte und 
dann an Erschöpfung starb. 

2) P.’s Fall betrifft einen Fall von secundärer Hüftgelenks- 
Exarticulation wegen Osteomyelitis des Femurstumpfes nach Ab¬ 
setzung des Oberschenkels wegen einer Neubildung bei einem 20jähr. 
Manne. Bei der Exarticulation war die A. femor. dicht unter dem 
Lig. Poupart. in prophylaktischer Weise unterbunden worden und 
war es diese Wunde, aus welcher am 6. Tage nach der Operation 
eine nicht zu stillende Blutung kam. Da auch Compression des 
Gefäfses oberhalb des Lig. Poupart. ohne Einfluss auf letztere war, 
so machte P. sofort die Ligatur der A. iliaca comm. (mit Seiden¬ 
faden?). Nach Abstofsung des Fadens am 20. Tage trat Heilung 
ohne Zwischenfall ein. 

Beide Arbeiten, sowohl die von K., wie die von P., enthalten 
eine wertvolle Beigabe, die erstere durch Zusammenstellung von 62, 
die letztere durch Tabularisirung von 67 Fällen von Ligatur der A. 
iliac. comm. Eine Anzahl der aufgeführren Fälle ist indessen bei 
beiden Autoren nicht identisch und bringt K. in einem Anhänge 
aufserdem eine kurze Uebersicht von der qu. Ligatur betreffenden 


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616 


Moos, Doppelseitige LabjrinthaiTectioii etc. — Kuausk. 


No 35. 


Literaturangaben, die er im Original nicht ausfindig machen konnte. 
Ref. ist daher nicht in der Lage, auf die von K. aus seiner Statistik 
gezogenen Schlösse einzugehen und giebt hier nur ganz kurz die 
Resultate seiner eigenen Zusammenstellung aus der von E. und P. 
veröffentlichten Casuistik. Im Ganzen liegen 75 einzelne Fälle von 
Ligatur der A. iliaca comm. vor; von diesen ist bei 3 der Ausgang 
nicht genau bekannt, 19 wurden geheilt und der Rest starb. Wegen 
Blutstillung wurde die Ligatur der A. il. comm. 26 Mal gemacht 
(geheilt 5), wegen Aneurysma 41 Mal (geheilt 10, 3 ungeheilt), 
wegen pulsirender Geschwülste 5 Mal (geheilt 1) und als prophy¬ 
laktische Operation 3 Mal (geheilt 0). P. Güterbock. 

MOOS, Zwei seltenere Fälle von mechanischer Beschädigung des 
Gehörorgans. Ztschr. f. Ohrenheilk. XIII. S. 150. 

Erster Fall. Doppelseitige Lahyrinthaffection, ent¬ 
standen 15 Minuten nach 30stündigem Aufenthalt in einem 
Taucherapparat. Ein Beitrag zur pathologischen Wir¬ 
kung der comprimirten Luft. M/s Beobachtung betrifft einen 
26jährigen Mann, der unter pneumatischem Druck — 9 Meter 
Wasserdruck 30 Stunden gearbeitet und dann den Ausgleichskasten 
rasch verlassen hatte. Etwa l/ t Stunde nach dem Austritt aus dem 
Behälter trat Schwindel, Uebelkeit, später auch Erbrechen ein, wozu 
sich aufser subjectiven Geräuschen alsbald auch totale Taubheit 
beiderseits gesellte. Objectiv nur leichte Einziehung der Trommel¬ 
felle nachzuweisen. Enochenleitung für Uhr und Stimmgabeln C' 
und A' aufgehoben, C wird gefühlt, nicht gehört. Nach M. wurden 
die Erscheinungen wahrscheinlich durch eine Blutung in das La¬ 
byrinth hervorgerufen, für deren Genese er folgende Erklärung als 
die plausibelste erachtet: Während des langen Aufenthaltes in der 
stark comprimirten Luft nahm auch der Druck innerhalb der Blut- 
gefäfse bedeutend zu. Mit diesem gesteigerten Blutdruck hat Pat. 
die Taucherglocke verlassen und so kam es in Folge des zu grofser 
Druckdifferenz innerhalb und außerhalb der Blutgefäfse in den 
ersten 15 Minuten nach Verlassen des Apparates zu einer Gefäfs- 
ruptur in beiden Labyrinthen; warum gerade in diesen, lässt sich, 
nach M., allerdings nicht erklären. 

Zweiter Fall. Doppelseitige Ruptur des Trommel¬ 
felles durch Luftverdichtung in Folge explodirenden 
Chlorphtalaether bei der Eosinbereitung. Bei trockner 
Ohrbehandlung heilten die Perforationen nach 14 Tagen. Hör¬ 
schärfe rechts l / 2 , links \ 6 . Knochenleitung: für schwaches Uhr¬ 
ticken beiderseits, für alle Stimmgabeln links. Schwabach. 

F. Krause, Ueber einen bei der acuten infectiösen Osteomyelitis 
des Menschen vorkommenden Mikrokokkus. Fortschr. d. Med. 1884, 
No. 7 u. 8. 

Durch Reinculturen auf sterilisirtem festgemachtem Hammel¬ 
blutserum, auf Fleischinfus-Peptongelatin und Fleischinfus-Agaragar 
erhielt K. aus osteomyelitischem Eiter einen Mikrokokkus, der mit 


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No. 35. 


Mikrokokkus bei acuter infectiöser Osteomyelitis. 


617 


dem von Struck-Bkckkr (Cbl. 1884, S. 216) beschriebenen identisch 
war. Auch auf Kartoffelscheiben gelang die Züchtung; bei allen 
Züchtungsmethoden wurden die strengsten Cautelen beobachtet. — 
Unter diesen gelang es dem Vf. auch, die Mikrokokken aus dem 
Eiter eines spontan aufgebrochenen osteomyelitischen Abscesses in 
zwei Arten zu trennen, von denen die eine dem charakteristischen 
orangefarbenen, die andere einem gleicbgrofsen, in Reinculturen 
stets seine weilse Farbe beibehaltenden Mikrokokkus entsprach. — 
Inficirte K. Milch mit dem Osteomyelitis - Kokkus, so gerann die¬ 
selbe — unter saurer Reaction — zu einem dicken zusammen¬ 
hängenden Klumpen. Dagegen zeigt Fleischinfus-Peptongelatine, 
welche sich beim Wachstum des Mikroben verflüssigt, keine saure 
Reaction. 

Wie lange sich im menschlichen Organismus die einmal an¬ 
gesiedelten Osteomyelitis-Mikrokokken lebensfähig erhalten können, 
davon giebt ein über 30 Jahre chronisch verlaufener Fall des Leidens, 
der (als zweiter) ausführlicher mitgeteilt wird, Zeugniss. — Zu 
Uebertragungen auf Tiere verwandte Vf. Gelatineculturen frühestens 
6. Generation, die er Kaninchen, Meerschweinchen und Mäusen 
beibrachte. Impfungen, sowie subcutane Injectionen in die Haut 
und Impfungen in die Hornhaut siedelten die Mikroben in diesen 
nicht an; intraperitoneale Injection erregte bei Mäusen, wie bei 
Kaninchen acute Peritonitis mit einem Exsudat, welches die Mikro¬ 
kokken in grofser Anzahl enthielt. Intravenöse Injectionen stellte 
K. bei 18 Kaninchen und 7 Meerschweinchen an. Ob nach den¬ 
selben den betreffenden Tieren eine Fractur oder Knochenquetschung 
beigebracht wurde, erwies sich in seinen Versuchen weniger maafs- 
gebend, als bei denen der früheren Autoren (s. oben). Kein Tier 
verhielt sich — auch bei kleineren Mengen der Injectionsflüssigkeit — 
absolut refractär. Die Meerschweinchen starben sämmtlich nach 
der ersten Injection; 2 Kaninchen überlebten die erste Injection, 
gingen aber nach einer ihnen 2 — 3 Monate später nochmals appli- 
cirten Injection zu Grunde. — Hinsichtlich der Zeit, die bis zum 
Ableben verstrich, erwiesen sich besonders die Kaninchen von sehr 
verschiedener Widerstandsfähigkeit. Den Befund Bkcker’s: „an der 
Stelle der Quetschung oder Fractur hatte sich eine grofse Menge 
Eiter angesammelt, die Knochen waren entblöfst vom Periost und 
bei Fracturen war die Markhöhle mit Eiter angefüllt u — bestätigt 
Vf. für seine bezüglichen Fälle. Stets fanden sich Nierenherde 
vor, die genau beschrieben sind, und um so ausgedehnter waren, 
je später nach der Injection das Tier verendete. In den Lungen 
fanden sich meistens nur Haemorrhagieen; neben ausgedehnten 
Knochenmarkveränderungen, welche 3 fracturirte Tiere darboten, 
ergaben sich kleine Eiterherde auch bei einem Tiere im gänzlich 
unverletzten Knochenmark. — In den secundären Muskel- 
abscessen war der Eiter zuweilen käsig; die Untersuchungen auf 
etwaige Tuberkelbacillen hatten jedoch stets ein negatives Resultat, 
wohingegen aber die charakteristischen Kokken reichlich gefunden 
wurden. 


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618 Lkydkn, Peritonitis. - Nothnagel, Combinirte posthemiplegische No.35. 

Von hohem Interesse ist nun . die im Anschluss mitgeteilte Tat¬ 
sache, dass K. den bei infectiöser Osteomyelitis vorkommenden 
Mikrokokkus, der sich, in genOgender Menge in die Blutbahn ge¬ 
bracht, mit besonderer Vorliebe an den Gelenken, in den Knochen 
und Muskeln localisirt, auch bei 3 Fällen von Nackencarbunkeln 
constatirt hat. Nicht nur die sämmtlichen sonstigen Kriterien unter¬ 
stützten die Identificirung, sondern auch der Tierversuch, in dem 
5 Kaninchen und 2 Meerschweinchen auf Einverleibungen des ge¬ 
züchteten Karbunkeleiters genau so reagirten, wie auf den Osteo- 
myelitismikrokokkus. — Vergebens wurde derselbe gesucht bei: 
4 Fällen ausgedehnter Phlegmone, 3 Fällen acuter Lymphdrüsen¬ 
vereiterung, 2 Fällen von Bursitis phlegmonosa prepatellaris und 
je 1 Fall von lymphangoltischem Abscess, septischer Knie-Eiterung 
und ßauchdeckenabscess. Wernich. 

E. Leyden, Ueber spontane Peritonitis. Deutschs med. Wochenschr. 
1884, No. 17. 

L. hat von der, von manchen Seiten in Zweifel gezogenen 
spontanen Peritonitis zwei letal verlaufende Fälle bei weiblichen 
und einen mit Genesung endenden Fall bei einem männlichen In¬ 
dividuum beobachtet. Bei den beiden Autopsieen fand sich ein 
eitriges Exsudat in der Peritonealhöhle, für das sich weder eine 
Perforation, noch eine tiefere Erkrankung des Darms oder der 
Geschlechtsteile und dergl. mehr als Ursache constatiren liefe. In 
dem daraufhin speciell untersuchten zweiten Falle enthielt das eitrige 
Exsudat zahlreiche, in Form von Diplokokken und Ketten an¬ 
geordnete Mikrokokken. Auf welchen Wegen letztere in den Körper 
eindringen, ist im einzelnen Falle schwer zu sagen; doch ist, da 
die spontane Peritonitis häufiger beim weiblichen Geschlecht vor¬ 
zukommen und hier gewöhnlich mit der Menstruation in Zusammen¬ 
hang zu stehen scheint, an eine Ansiedelung jener Parasiten in den 
im Uterus restirenden Blutteilen und nn ein Eindringen von da aus 
durch die Tuben in die Bauchhöhle zu denken. — Bei der im 
Verlaufe des acuten Gelenkrheumatismus zuweilen beobachteten 
„metastatischen “ Peritonitis handelt es sich fast stets um ein seröses 
Exsudat und also um einen andersartigen erregenden Keim. — 
Bezüglich der Therapie regt Vf. die Frage an, ob es nicht möglich 
sei, der Peritonitis auf operativem Wege beizukommen. Perl. 

H. Nothnagel, Ueber einen Fall von combinirten posthemiplegi- 
schen motorischen Reizungserscheinungen. Wiener med. Blätter 1884, 
N°. 19. 

N. stellt einen Kranken vor, bei dem sich in Folge eines heftigen 
Sturzes (mit Bewusstlosigkeit, Erbrechen) 2 Jahre nachher wieder 
ein Zustand von Bewusstlosigkeit einstellte. Nach Wiederkehr des 
Bewusstseins traten Hallucinationen und krampfhafte Bewegungen 
in den rechten Extremitäten auf. Solche Anfälle wiederholten sich 
in der Folgezeit. Die motorischen Reizungen in den rechten Ex¬ 
tremitäten äufserten sich als spontanes Zittern im rechten Fufee, 


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No. 35. motorische Reizerscheinungen. — Lonouet, Aphasie bei Typhus. 619 


klonische Zuckungen in den Schultermuskeln mit dauernder Con¬ 
tractur, Athetose der rechten Hand. Der Athetose waren Bewegungen 
vorausgegangen, welche sich als ausgesprochen choreatische charak- 
terisirten. Interessant ist bei dem Pat. die Contractur des M. rectus 
superior an beiden Seiten: Pat. ist nicht im Stande, sobald er nach 
oben schaut, die Augen sofort wieder nach unten zu bewegen. 
Erst nach einiger Zeit, wenn er die Augen gerieben, gelingt 
es ihm. 

Wahrscheinlich hängen diese Reizungserscheinungen in den 
Extremitäten und die doppelseitige Contractur des M. rectus sup. 
von der Läsion desselben Herdes ab. Die Localisation lässt sich 
mit Bestimmheit nicht angeben. 

Chorea und nachherige Athetose lassen darauf schliefsen, dass 
der Herd wahrscheinlich im hinteren Teil der inneren Kapsel seinen 
Sitz hat. Die Contractur der Recti ist vielleicht durch Läsion des 
Thalamus opt. zu erklären. Siemerling. 

R. Longuet, De l’aphasie transitoire de la fifevre typhoide. Union 
med. 1884, No. 60, 61. 

Gewissermaafsen im Anschluss an die Arbeit Köhn’s: „Ueber 
transitorische Aphasie bei Typhus“ (Deutsches Arch. f. klin. Med. 
XXXIV. S. 56) bespricht Vf. unter Ergänzung der von Kühn ge¬ 
lieferten Literaturangaben diese Frage noch einmal. Am häufigsten 
ist das Kindesalter vor dem 15. Jahre befallen, selten das reifere 
Alter; auf 2 Knaben kommt 1 Mädchen. — Aphasie erscheint im 
Verlaufe des Typhus früher, als andere Symptome: sie kann auf 
der Höhe, bei der Annahme der Krankheit oder in der Reconvalescenz, 
selten in der ersten Woche auftreten, und zwar entweder isolirt, 
meist mit anderen Lähmungs- oder atactischen Zuständen, am häu¬ 
figsten mit Hemiplegie combinirt. Die „atactische“ Form der Aphasie 
herrscht vor; einige Male fand sich Agraphie und Ataxie, ob auch 
„sensorische“ Aphasie (Worttaubheit) vorkommt, ist nicht ganz sicher 
gestellt, ebensowenig das Vorkommen der amnestischen Form. Die 
Prognose quoad vitam ist eher günstig, ebenso auch die in Bezug 
auf vollkommene Wiederherstellung. Die Heilung tritt oft plötzlich, 
oft erst in Wochen und noch später ein; demgemäfs sind schwerere 
Läsionen der Hirnsubstanz als pathologisch-anatomische Grundlage 
des Krankheitsbildes ausgeschlossen; wahrscheinlich handelt es sich 
um ausgleichbare circulatorische Störungen. Bernhardt. 


F. Will ekel, Zur operativen Gynaekologie. Rückblicke. Neue 
Vorschläge. Demonstrationen. Arch. f. Gyn. XXIII. S. 159. 

Nach einem Rückblick auf die schnellen Fortschritte der Gy¬ 
näkologie, rät W. zur besseren Erkenntniss der einzelnen Leiden, 
besonders wenn das gynäkologische Material ein geringeres ist, als 
an gröfseren Universitäten, den Studirenden eine Anzahl anatomischer 
Präparate mit dazu gehörigen Abbildungen vorzulegen und durch 
Uebungen am Phantom und Abhaltung gynäkologischer Operations- 


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620 Wisckki-, Operative Gynäkologie. - Röhui«, Sterilität d. Weibes. No. 35. 

curse an demselben die Geschicklichkeit des angehenden Arztes za 
entwickeln. — Nach einem ausführlichen Berichte der Geschichte des 
geburtshilflichen Phantoms, worin er sich besonders für das Bcdin’- 
und PiNARD’sche und das von Schultzr ausspricht, rät er, in das 
ScHULTZh-’sche Phantom die aus der Leiche geschnittenen weiblichen 
Geschlechtsteile derartig einzufügen, dass die Peripherie der aus¬ 
geschnittenen Vulva mittels einer Matratzennaht in die Kautschuk- 
Öffnung eingeheftet wird. Das obere Ende des Mastdarms wird 
dann mittels einer Gummischnur umstochen und deren beide Enden 
in der Höhe des dritten Lendenwirbels im Phantom befestigt. Das 
Ligamentum infundibulo-pelvicum wird seitlich und die Ligamenta 
rotunda, sowie der Vertex vesicae nach vom durch eine Gummi¬ 
schnur festgehalten. An diesem Phantom ist es möglich, alle De¬ 
monstrationen und den gröfsten Teil der gynäkologischen Operationen 
auszuführen. — Die Leichenteile wurden dadurch weich und elastisch 
erhalten, dass W. sie nach gehöriger Auswässerung in eine 1 pro- 
centige Sublimatlösung, der ihres Volumen Glycerin beigemengt 
war, legte. W. Schälein. 

A. Röhrig, Die Sterilität des Weibes und ihre Behandlung. Vikchow’s 
Arch. XCVI. S. 234. 

R. findet die Diagnose auf weibliche Sterilität verschieden nach 
der Individualität des Falles. Befruchtung findet immer da statt, 
wo gesundes Sperma dem reifen Ovulum rechtzeitig in dem zur 
Brutstätte bestimmten normalen Abschnitte des Genitalapparates 
begegnet. Die weibliche Zeugungsfähigkeit knüpft sich also an die 
normale Function der Ovarien, die Wegsamkeit des Genitalschlauches 
für das freie Vorrücken des Ovulum von oben, des Sperma von 
unten her und daran, dass der Uterus und seine Schleimhaut dem 
befruchteten Ei das geeignete Terrain für Ernährung und Wachstum 
bieten. 

Wichtig ist zuerst zur Conception ein gesundes, auf der Wander¬ 
schaft befindliches Ei. Ovarialkrankheiten sind wohl Ursachen der 
Sterilität, ihre Diagnostik aber dunkel und schwierig; sie sind zum 
Glück aber selten, meist einseitig. 

Weitere Ursachen der Sterilität sind Tubenkrankheiten; ver¬ 
hängnisvoller, als die der Ovarien, weil sie meist doppelseitig sind, 
letztere gewöhnlich einseitig. 

Von der Vagina aus können mechanische Begattnngshindernisse 
vorliegen; das saure Vaginalsecret ist wohl kein völliges Conceptions- 
hinderniss. 

Wichtig sind die Gestaltsverhältnisse des äufseren Muttermundes 
und des Cervicalkanals, der Uterushöhle, des Verlaufes des Uterus¬ 
kanals, besonders bei Lageveränderungen des Uterus. Häufigste 
Ursache ist bei allen diesen durch Erkrankung des Collum und des 
Corpus bewirkten Verhältnissen für das Zustandekommen der Steri¬ 
lität, katarrhalische Schwellung der Schleimhaut des Collum, wo¬ 
durch eine Stenose entsteht. Der stenosirte Kanal ist mit zähem 
katarrhalischem Secret erfüllt, in welchem die Spermatozoen in 


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No. 35. 


Röbuio. Sterilität des Weibes. 


621 


ihrer Bewegung erlahmen, daran hängen bleiben, wie Fliegen 
an der Leimrute. — Retention des Secretes in der Uterushöhle 
bewirkt Atrophie der Corpusschleimhaut mit Disposition zum 
Abort. 

Von Sterilität bedingenden Uterus*Anomalien sind wichtig: 
Uterus infantilis und pubescenz, vor Allem Tumoren, Fibromyome, 
welche letztere alle genannten Erkrankungen des Uterus und seiner 
Adnexe nach sich ziehen können. Dieselben Folgen haben Peri- und 
Parametritiden und daher oft Sterilität oder Abort im Gefolge. 

Bei Störung der Potentia gestandi neigt der Uterus zu Abort, 
so bei Endometritis, fixirten Lageveränderungen, Fibromen. 

Was die Sterilität der beider Geschlechter in ihren gegen¬ 
seitigen Beziehungen betrifft, so kann z. B. durch abstoßende sinn¬ 
liche Eindrücke der Impetus coeundi des Mannes geschwächt, so 
relative Sterilität des Mannes erzeugt werden. 

Im zweiten Teil bespricht R. die Therapie der Sterilität. 

Man beobachtet oft Spontanheilung der Sterilität durch spontane 
Rückbildung entzündlicher Producte. Wichtig ist zur Verhütung von 
Sterilität hygienisches Verhalten im Entwickelungsalter, im ehelichen 
Verkehr, bei Wochenbetten. 

In Bezug auf Behandlung der Erkrankung der Ovarien, Tuben, 
der Parametrien, des Uterus ist hervorzuheben die Empfehlung der 
Jod- und bromhaltigen Soolbäder, besonders Kreuznachs. — In 
Bezug auf Tubenerkrankungen hält R. die Prophylaxe für wichtig, 
erprobte zur Beseitigung gonorrhoischer Scheidenkatarrhe Acidum 
pyrogallicum 25 pCt., Zinc. sulfur. 5 pCt. in Vaselin mit Tampons 
in die Scheide einzuführen bis in den Cul de sac. 

Ist partielle Uterushypertrophie Conceptionshinderniss, so em¬ 
pfiehlt R. bei mäfsiger Vergrößerung Application des Ferrum candens, 
bei größerer Verlängerung des Collum Abtragung mit Messer und 
Scheere und Blutstillung mit Ferrum candens oder Liquor ferri 
sesquichlorati. 

Zur Behandlung der Stenosen des Cervicalkanales rät R. me¬ 
chanische Dilatation des Cervicalkanals mit Laminariakegeln, auch 
von Nyssa aquatica sah er guten Erfolg. Bei Dislocationen des 
Uterus sind Pessarien nur erforderlich bei Complication mit Endo¬ 
metritis und Stenose; dann muss mechanische Dilatation vorher¬ 
gehen. Bei uncomplicirter einfacher Flexion erscheint eine ortho¬ 
pädische Behandlung nicht direct indicirt. Ist die Malposition des 
Uterus nicht dauernd zu heben, so empfiehlt sich Aufrichtung des 
Uterus vor dem Coitus und Stützung durch Einführung von Watte¬ 
tampons in das Scheidengewölbe oder Coitus in Knie-Ellenbogen- 
lage. 

Bei Uterus pubescens empfiehlt sich allgemein roborirende Be¬ 
handlung, locale Reizung des Uterus von der Portio aus durch 
Elektricität und trockne Schröpf köpfe. Gegen idiopathischen Vagi¬ 
nismus wandte R. mit Erfolg systematisch durchgeführte Dilatation 
mit Speculis an. A. Martin. 


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622 Erb, Nebenwirkungen der Salicylsäure. - Cunningham. Grubkrt. No.35 

W. Erb, Zur Kenntniss der Nebenwirkungen der Salicylsäure. 
Berliner klin. Woohenschr. 1884, No. 29. 

E. beobachtete nach Salicylsäure das Auftreten eines weit ver¬ 
breiteten erythematösen Exanthems unter Schüttelfrost und bedeu¬ 
tender Temperatursteigerung. Der Fall betraf einen 21jährigen 
Kaufmann, der in geringem Grade den als Urticaria factitia be¬ 
zeichnten Zustand darbot und wegen eines subacuten mäfsig fieber¬ 
haften (38,5°) Gelenkrheumatismus mit Acid. salicylicum behandelt 
wurde. Pat. hatte im Ganzen 36,0 Grm. der Säure ohne üble 
Nebenwirkungen genommen, als in Folge eintretender Diarrhoe die 
Salicylsäure während 2 Tage ausgesetzt wurde. Nachdem dann im 
Laufe eines Tages 6,5 Grm. (4 Dosen k 0,5 1 stündlich, die weiteren 
2stündlich) gegeben waren, erfolgte, unter starkem Schüttelfrost, 
Temperatursteigerung (bis auf 40,2°), Pulsbeschleunigung, Kopf¬ 
schmerz, Durst, Gefühl von Brennen und Prickeln in der Haut 
der Ausbruch eines Exanthems, welches im Gesicht und am Rumpf 
sich als eine gleichmäfsige, intensive, an Scharlach erinnernde Röte, 
ohne papulöse Erhabenheiten darstellte, an den Extremitäten mehr 
grofsfleckig erschien. Die Rachenschleimhaut war leicht, die Con- 
junctiven waren sehr stark gerötet. Am dritten Tage war Patient 
wieder fieberfrei und das Exanthem verschwand bis auf geringe 
Spuren. Dieselben Erscheinungen traten auf, als nach ungefähr 
2 Wochen wiederum Salicylsäure und nach einer neuen Pause von 
etwa 3 Wochen Natr. salicylic. verordnet wurde; doch erfolgte der 
Ausbruch hier schon, nachdem nur 1,5 Acid. salicyl. resp. 1,0 Natr. 
salicyl. verabreicht waren. In den beiden letzten Fällen beobachtete 
Vf. das Auftreten der Rötung ehe eine erhebliche Temperatur¬ 
steigerung bestand und vor dem Schüttelfrost; in allen 3 Fällen 
überdauerte das Exanthem die Temperatursteigerung. (Michelson 
rät [Berliner klin. Wochenschr. 1884, No. 7] bei Urticaria factitia 
bei bestehenden arthritischen oder dyspeptischen Zuständen zu einem 
Versuch mit Natr. salicyl. 1,5 3 Mal täglich. Ref.) Langgaard. 

J. Cunningham , The musculus sternalis. J. of anat. and phys. 1884, 
Jannar. 

Betreffs der Bedeutung des sog. M. sternalis, der gelegentlich als Varietlt sich 
an der vorderen Fläche des menschlichen Sternum rorfindet, existircn bekanntlich ver¬ 
schiedene Auffassungen, insofern die Autoren denselben zum Teil als Abkömmling des 
Bectus abdominis, zum Teil des Sternocleidomastoideus, zum Teil des Platysma oder 
endlich für einen besonderen Muskel anseben. Im Einklang mit Abhaham , der diesen 
M. sternalis bei anencephalen Föten nahezu constant vorfand, halt C. denselben für 
ein aberrirendes Fascikel des M. pectoralis major. da der Muskel in einem von ihm 
untersuchten Falle von einem Nervenzweige versorgt wurde, welcher vom medialen 
Nervus thoracicus anterior entsprang und durch den Pectoralis zum Sternalis hinzog. 

Broeaike. 

Grubert, Ein Beitrag zur Physiologie des Muskels. Diss. Dorpat, 
1883. 

G. glaubt aus seinen an Fröschen angestellten Versuchen schliefsen zu können, 
dass Totenstarre und Fibringerinnung Wirkung eines and desselben Fermentes auf 
ähnliche Substracte sind nnd dass gelöstes Hämoglobin in einem Muskel sein Ab¬ 
sterben beschleunigt. J. Sander. 


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No. 35. 


Külz. — Cornil u. Leloir. — Könio. — Tanobmann. 


623 


E. Külz, Uebei* Wirkung und Schicksal des Trichloraethyl- und 
Trichlorbutyl-Alkohols im Organismus. Ztschr. f. Biol. XX. S. 157. 

Die nach Einführung von Chloral und Butylchloral im Harn auftretende, links¬ 
drehende Urochl oralsäure resp. Urobutylchloralsäure lässt sich durch Mineralsäuren 
nach r. Mkring * sowie nach Vf. in rechtsdrehende Glykuronsäure und in Trichlor- 
«thylalkohol resp. Trichlorbutylalkohol spalten (Cbl. 1882, S. 671). Nun hatte Vf. 
schon erwiesen, dass weder nach Chloroform, noch nach Trichloressigsäure im Harn 
Urochl oralsäure auftritt, wohl aber nach flüssigem, wie polymerisirtem Chloral und 
Chloralhydrat, ebenso, wie Vf. nunmehr findet, auch nach Trichlorathylalkohol. — 
Demnach könne die schlafmachende Wirkung des Chlorals und Chloral hydrats nicht 
auf einer Abspaltung von Chloroform beruhen. Nach Einverleibung von 1 Grm. Tri- 
chlorsethylalkohol per os schliefen Kaninchen von 1,26 resp. 1,4 Kgrm. Körpergewicht 
innerhalb 3—S Minuten ein und erwachten erst wieder nach S Stunden; 0,4 Grm. 
Trichlorbutylalkohol bewirkte in wenigen Minuten einen Schlaf von 1V 4 ständiger Dauer, 
nach 1 Grm. der Substanz währte der Schlaf 3Va Stunde; im Harn Hofs sich danach 
Trichloraethyl- resp. Trichlorbutylglykuronsäure nachweisen. — Nach 3 Grm. Urochlo- 
ralsäure oder dessen Natriumsalz schliefen Kaninchen von 1,15—1,2 Kgrm. Körper¬ 
gewicht, allerdings erst nach Verlauf von 1V 4 —1V* Stunden, ein und wachten erst 
nach 6—8—10—26 Stunden wieder auf; die Urochloralsäure, wie das Natriumsalz 
erschienen zum gröfsten Teil im Harn wieder. 0,5 Grm. Chloralhydrat führte schon 
innerhalb 5 Minuten zu einem Schlaf von 2 ständiger Dauer. — Auch die Urobutyl- 
chloralsäure bewirkte zu 0,8 Grm. beim jungen Kaninchen von ca. 0,3 Kgrm. Gewicht 
erst nach 1 z j x Stunden völligen Schlaf, der nach 4 f /2 Stunden zum Tode führte. — 
1,7 Grm. Trichlorbutylglykuronsäure hatte nach 2 Stunden Schlaf und nach 11 Stunden 
ebenfalls den Tod des Tieres zur Folge. <T. Munk. 

Cornil et Leloir, Recherches experimentales et histologiques sur 
la nature du lupufl. Arch. de physiol. normale etc. 1884, 3. 

Zahlreiche in Hinblick auf die ätiologische Identität von Lupus und Tuberculose 
unternommene Uebertragungsversuche auf Meerschweinchen, Kaninchen und ein Ferkel 
ergaben zwar einen Teil positiver Resultate, allein die mikroskopische Untersuchung 
des Impfmaterials auf Bacillen fiel bis auf einen Fall negativ aus; gerade dieser Lupus 
gehörte einem Phthisiker. Die Zoogloen und Mikrokokken Malassbz's fanden die Vff. 
nicht. Sie führen die negativen Resultate auf die bekannte Spärlichkeit der Bacillen 
bei längerem Bestände der Tuberkel zurück. o. Israel. 


König, Ueber diffuse peritoneale Tuberculose und die durch solche 
hervorgerufenen Scheingeschwülste im Bauch nebst Bemerkungen 
zur Prognose und Behandlung dieser Krankheit. Cbl. f. Chir. 
1884, No. 6. 

Die „Scheingeschwülste* sind Eitersäcke, welche aus einer pyogenen Tuberkel¬ 
membran bestehen: wenn klein, sind sie durch ihre Beweglichkeit ausgezeichnet, wenn 
grofs, mit Eiterstockgeschwülsten zu verwechseln, jedoch eine ganz eigentümliche 
grofswellige Fluctuation bietend. Ihre Prognose ist keineswegs immer schlecht; In- 
cision mit Carbol-Jodoformbehandlung und Drainage liefsen vielmehr Heilung zu, die 
in einem Falle noch nach 2 Jahren zu constatiren war. P. Güterbock. 


Tangemann, Ersatz des Trommelfelles durch Hauttransplantation. 
Ztschr. f. Ohrenheilk. XIII. S. 174. 

Bei einem 28jährigen Manne, dessen Trommelfell beiderseits in Folge von chro¬ 
nischer Mittelohreiterung bis auf einen schmalen Rand zerstört war, erzielte T. 
durch Transplantation kleiner dem Arm des Pat. entnommener Hautstückchen nahezu 
vollständigen Ersatz des Trommelfelles (es waren nur zwei sehr kleine Perforationen 
zurückgeblieben, als Pat. aus der Behandlung entlassen werden musste) mit vollstän¬ 
diger Wiederherstellung der Functionsfähigkeit desselben. Hörweite von 7 « rechts 
und 7*8 Bobs auf 48 /48 beiderseits gebessert. Schwabach. 


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624 Woonu.FnitMAn. Duffry. Wolfeniien, Wildermuth. Joffroy. Tappeirkr. 


H. C. Wood and II. F, Formad, Memoir on the natu re of diph- 
theria. Appendix A zum Report of the national board of health. 1883. 

Der etwas Alteren Mitteilung der amerikanischen Autoren (vgl. Cbl. 1882, S. 700) 
ist die obige monographisch gehaltene und im Auszuge nicht wiederzugebende Publi- 
cation gefolgt. Mittels einer gröfseren Reihe von Abbildungen und ganz besonders 
zahlreicher Kaninchen-Experimente, die in tabellarischen Uebersichten angeordnet sind, 
suchen Vffi. wahrscheinlich zu machen, dass der Mikrokokkus gewisser Wundkrank* 
heiten, ganz besonders auch der des phlegmonösen Erysipels (Micrococcus septicus) 
gemfif» der „optischen, chemischen und vitalen Kriterien 11 mit dem Micrococcus diph- 
thericus identisch sei. — Ueber die Beziehungen dieses Mikroben zu dem der malignen 
Masern, des Scharlachs und des Puerperalfiebers werden weitere Aufschlüsse vor* 
behalten. Weroich. 


G. F. Duffey, On the connexion of acute Diabetes with disease of 
the Pancreas. Dublin J. of med. sc. 1884, CXLIX. May. 

Ein kräftiger 24jähriger Landmann erkrankte nach schwerer Landarbeit ohne 
sonstige nachweisbare Veranlassung an Diabetes und starb 2 Monate nach dem Auf* 
treten der ersten Symptome. Die Section ergab Krebs des Pankreas. 

Im Anschluss hieran stellt D. die Ansichten über den Zusammenhang von Diabetes* 
und Pankreas*Erkrankungen zusammen. Senator. 


1) R. N. Wolfenden, Epilepsy treated with Hydrobromate of 
Conia. Practioner 1884, June, No. 20. — 2) Wildermuth, Notiz 
öber Anwendung der OsmiumsAure gegen Epilepsie. Berliner klin. 
Wochenschr. 1884, No. 23. 

1) W. hat in 7 Fällen von Epilepsie Conium hydrobromatum angewandt und 
glaubt, in den meisten derselben einen Erfolg erzielt zu haben.* Er empfiehlt weitere 
Versuche mit diesem Präparat. Der Genuss desselben erzeugt Kopfschmerz und 
Schwindel. 

2) W. hat seit 2 Jahren Osmiumsänre und zwar osmigsaures Kalium (in Pillen 

mit Bolus, je 0,001 Kalium osm. pro dosi) gegen Epilepsie versucht. — Id einzelnen 
Fällen war ein entschiedener Erfolg zu verzeichnen; es wird ein Fall von veralteter 
Epilepsie mit psychischer Degeneration mitgeteilt, in welchem unter Anwendung von 
osmigsaurem Kalium die Zahl der Anfälle sich rasch verminderte, bis dieselben völlig 
sistirten und auch der psychische Zostand sich besserte. Oppenheim. 

A. Joffroy, Paralysie radiale. — Theorie de la compresaion. Arch. 
de physiol. normale etc. 1884, 4. 

J. vertritt die Ansicht, dass in allen jenen Fällen von isolirter Radialislähmung, 
die rapide auftreten und alle Muskeln betreffen, Compression die Ursache ist; genau 
beobachtete Fälle, in denen nur ein rheumatischer Einfluss anzuklagen, lägen nicht 
vor. — In einem Falle J.*s hatten die Finger der gesunden Hand, indem sie den 
anderen Oberarm amgriffen, einen Druck aaf den N. radialis ausgeübt; hier war auch 
der Triceps brachialis an der Parese beteiligt Oppenheim. 

H. Tappeiner, Ueber die giftigen Eigenschaften des Acetons. 
Dentsches Arch. f. klin. Med. XXXVI. S. 450. 

T., welcher das Aceton bei Hunden mittels einer Trachealcanüle durch MOLLsn’sche 
Ventile einatmen lief», unterscheidet zwei Stadien der Einwirkung. Das erste Stadium 
ist charakterisirt durch Erhöhung des Blutdrucks und Steigerung der Pols- und Re* 
spirationsfrequenz. Im zweiten Stadium tritt vollständige Anästhesie, Erlöschen der 
Reflexe und Erschlaffung der Musculatnr ein; gleichzeitig wirken Blutdruck, Puls* und 
Respirationsfrequenz, sowie Körpertemperatur. Der Tod erfolgt durch Lähmung der 
Respiration, tritt aber erst nach langer Einatmung und nach hohen Dosen ein. — 
Beim Kaninchen fehlt die eigentliche Blutdrucksteigerung, vielmehr sinkt der Druck 
bald nach Beginn der Einatmung; dagegen ist die Vermehrung der Pulsfrequenz stark 
ausgesprochen. Langgaard. 

Verlag von August Hirschwald in Berlin. — Druck vou L. Schumacher io Berlin. 


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Wöchentlich erscheinen ■ JLJL Pr ®l® <1®® Jahrgänge j 

1—3 Bogen; am Schlüsse fl W 11% I WW 20 Mark; au beziehen 

4es Jshrgangs Titel, Na- Wyf MM BjJll VMUlUWV durch alle Buchhandlun« 

neu- and Sachregister. gen und Postanstalten. 

für die 

mcdicinischen Wissenschaften. 

Redigirt ron 

Profi Dr. H. Kronecker, un( ] Prof. Dr. H. Senator, 

Berlin (NW.), Doroth.en.tr. 35. Berlin (NW.), B»uhof»tr. 7 (am Hefolplntz). 

1884. ®. September. No. 36. 


Jnlins Cohnheim -f». 


Am 15. August um Mitternacht ist Dr. Julius Cohnheim, ordent¬ 
licher öffentlicher Professor der allgemeinen Pathologie und der 
pathologischen Anatomie an der Universität Leipzig im Alter von 
45 Jahren, nach langen Leiden, in Folge eines Herzschlages sanft 
and schmerzlos entschlafen. 

Gichtanfälle, deren erster ihn schon vor 15 Jahren betroffen, 
gaben den Anlass zu immer sich steigernder Erkrankung seiner Nieren, 
in Folge deren sein Herz in ganz ungewöhnlichem Grade hyper¬ 
trophisch wurde. Seine grosse Lebensenergie und die aufopfernde 
Pflege seiner edlen Gemahlin und befreundeter Aerzte haben 2 Jahre 
lang die beständig drohende Lebensgefahr von ihm abgewendet. 

Nachdem die Sorge vorüber, bleibt das Bewusstsein des grossen 
Verlustes. Seine geistigen Kräfte waren noch im Wachsen, als die 
Krankheit seinen Körper lähmte. 

Es ist hier nicht der Ort, die Bedeutung Cohnheim’s als Gelehrter 
za würdigen. Er hat sich in seinem Handbache der allgemeinen 
Pathologie ein Denkmal errichtet, welches lange Zeit die nachstre¬ 
benden Forscher für seine hohen Ziele begeistern wird. Einfach und 
lebenswarm wie sein wahrheitliebender Charakter, so ist seine Dar¬ 
stellung. Seine Schaffensfreudigkeit ward durch harte oder selbst durch 
unssgünstige Kritik seiner bahnbrechenden Untersuchungen niemals ge¬ 
trübt. Offen gestand er Irrtümer, die er begangen hatte, ein; mit 
Freuden erkannte er fremdesVerdienst an. Rückhaltslos teilte er seine 
klaren Ideen den Fachgenossen mit. Daher sammelte er einen grossen 
Kreis von Schülern, in denen seine Gedanken und seine Methoden 
fortleben werden. 

Sein reicher Geist nahm verständnisvollen Anteil an jeder geistigen 
Bewegung und erfreute sich im Verkehre mit Freunden aus ver¬ 
schiedensten vornehmen Berufskreisen. 


Diesem Blatte hat er von dessen Beginn an nahegestanden: als 
Mitstifter, Mitarbeiter und in den Jahren 1866—68 als Mitherausgeber. 
Ein trener Freund ist uns gestorben. Sein Geist bleibt uns 

lebendig. h. Kroneoker. H. Senator. 




1 



626 CathcAkt, Bewegung im Sehultergelenk. — QriNCKR, Alkalische No 36. 

Inhalt : Cathcart, Bewegung im Sehultergelenk. — Quincke, Alkalische Reaction 
des Barns. — Salomon, Paraxanthin. — Zahn, Implantation. — Maurer, Zur 
Magenchirurgie. — Mikulicz, Plastische Operationen an der Nase. — Moos, Sy- 
philitische Ohrenerkrankungen. — Jegu: Zucker, Syphilitische Erkrankung der 
Ohrmuschel. — Fränkel, Hyperplasie der Nasenrauschelbekleidung. — Lun in, Stimm¬ 
bildung nach Zerstörung eines Stimmbandes. — Eberstall er, Gehirnwindungen. — 
Häutig an, Trismus neonatorum. — Secheyron, Ruptur des Uterus. 

Andrrson, Maafse für die Rippen. — Raymond und Artaud, Hypoglossus- 
centrum. — Paschkis, Phytosterin. — Reichert, Hühner-Eiweifs. — Zahn, 
Ulcus rotundum simplex Tagine. — ?. Lessrr, Antiseptische Patronenhülse. — Locke, 
Zur Aetiologie des Genn yalgum. — Luc«, Federnde Drucksonde. — Fried* 
Länder, Pneumoniekokkus. — Pütz, Tuberculose und Perlsucht. — McGuirk, 
Syphilom des Corpus callosum. — Cotard, Melancholie. — Handford, Erythema 
nodosum. 


Cll. W. Cathcart, Movements of the shoulder involved in those 
of the arm on the trunk. J. of anat. and phys. 1884, January. 

Wird der Arm aus der hängenden Stellung zur verticalen er¬ 
hoben, so dreht sich die Scapula während der ganzen eben be- 
zeichneten Bewegung mit Ausnahme einer kurzen Zeit beim Beginn 
und Ende derselben. Diese Drehung der Scapula, welche durch 
das LateralwärtsrQcken des unteren Winkels der Scapula charakte- 
risirt ist, beginnt, wenn der Arm etwa einen Winkel von 30° mit 
dem Körper bildet und ist durch eine deutlich sichtbare gleich¬ 
zeitige Contraction des Deltoideus, Cucullaris und Infraspinatus 
bewirkt, während die Zusammenziehung des Serratus anticus zuerst 
schwieriger, später sehr deutlich wahrzunehmen ist. Zugleich mit 
der Scapula bewegt sich aber auch der Humerus im Schultergelenk 
während der ganzen Bewegungszeit, d. h. also nicht nur von der 
hcrabhängenden bis zur horizontalen Stellung, sondern auch, wenn 
er über die horizontale Position hinaus sich nach oben erhebt. Die 
Clavicula bewegt sich bei der Hebung des Armes nicht allein wäh¬ 
rend der zweiten Hälfte des Hebungsactes, sondern ebensowohl, 
wenngleich in geringerem Grade, während des ersten Teiles des¬ 
selben. Während der zweiten Hälfte des Actes erhebt sich das 
acromiale Ende der Clavicula und bewegt sich rückwärts; zugleich 
macht dasselbe eine geringe Rotation um seine Längsaxe. Der 
Infraspinatus ist schon contrahirt, bevor der Arm die horizontale 
Lage erreicht und scheint also nach C. neben seinen sonstigen 
Functionen noch die Fähigkeit einer gewissen Abduction zu besitzen 
oder sich wenigstens der letzteren gegenüber nicht antagonistisch 
zu verhalten. Broesike. 


H. Quincke, Ueber einige Bedingungen der alkalischen Reaction 
des Harns. Ztschr. f klin. Med. VII., Suppl.-Heft, S. 23. 

I. Q. weist zunächst darauf hin, dass der Harn ganz ebenso, 
wie nach Aufnahme kohlensaurer Alkalien, auch durch Resorption 
alkalischer Transsudate alkalisch werden könne; so sah Q. den Harn 
bei der Resorption von Oedem und Ascites im Y T erlaufe von Nephritis, 
Herzkrankheiten oder anderer Erkrankungen alkalische Reaction an¬ 
nehmen. 


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No. 36. 


Reaction des Harns. — Sai.omon, Paraxanthin. 


627 


Aach experimentell gelang es bei Hunden durch Einspritzung 
von Transsudaten in die Bauchhöhle alkalische Reaction des Harns 
herbeizuföhren. Ebenso wirkt die Einspritzung von Blut unter die 
Haut oder in die Bauchhöhle; dementsprechend beobachtete Q. auch 
bei starker Blutung in den Intestinaltractus alkalischen Harn. In 
dieselbe Categorie gehört auch die von Paküm, Landois, Ponfick 
bei Infusionen fremden Blutes neben Haemoglobinurie und die von 
Rosknbach bei spontaner Hmmoglobinurie beobachtete alkalische 
Reaction des Harns. Während der Bildung seröser Transsudate 
beim Menschen muss das darin aufgespeicherte Alkali dem Gesammt- 
vorrat des Körpers entnommen sein; man darf demnach annehmen, 
dass dadurch eine vermehrte Säureausscheidung durch den Harn zu 
Stande kommt, welche ihrerseits die Ausscheidung von Harnsäure 
befördert. 

Q. führt einen Fall von Insufficienz der Mitral» mit beginnen¬ 
dem Hydrops an, bei dem der Harn trotz regelmäfsiger Verabrei¬ 
chung beträchtlicher Mengen von Kali tartaricum resp. Natron ace- 
ticum sauer blieb. 

II. Ebenso kann alkalische Reaction die Folge von Verlust 
sauren Magensaftes sein, wie dieses Q. schon früher ausgeführt hat. 
Nur der Verlust von Salzsäure im Magensaft hat diese Wirkung, 
der Verlust organischer Säuren natürlich nicht; man kann also auch 
aus der Beschaffenheit des Harns bei Entleerung des Mageninhaltes 
Rückschlüsse auf die Natur der Säure machen. Bekanntlich wird 
auch nach der Mittagsmahlzeit der Harn häufig alkalisch; Q. er¬ 
örtert die Gründe, warum dieses nicht regelmäfsig der Fall ist. 

III. Abgesehen von den Mahlzeiten zeigt der Säuregrad des 
Harns auch sonst noch Schwankungen im Laufe des Tages; nach Q. 
fällt das Säureminimum im Allgemeinen auf den Vormittag und ist 
der Harn in den Morgen- und Vormittagsstunden garnicht selten 
alkalisch und durch phosphorsauren Kalk getrübt. Wahrscheinlich 
findet auch in anderen Organen, nicht nur im Verdauungsapparat, 
eine zeitweilige Säure- oder Alkaliaufspeicherung statt und es erklärt 
sich so der vielfache Wechsel der Reaction des Harns. Besonders 
disponirt zu zeitweilig alkalischer Beschaffenheit des Harns sah Q. 
erregbare nervöse Individuen. 

IV. Endlich hat Q. noch constatirt, dass der in den ersten 
Morgenstunden vor Aufnahme von Nahrung secernirte reichliche 
und relativ dünnere Harn eine Tendenz zur Abnahme der Acidität 
resp. Auftreten alkalischer Reaction zeigt. Im Anschluss daran hat 
Q. den Grad der Alkalescenz einiger Transsudate bestimmt. Der¬ 
selbe wechselte von 61—265Mgrm. Na 2 0 für 100 Cctm. Flüssigkeit. 

E. Salkowski. 


G. Salomon, Ueber das Paraxanthin, einen neuen Bestandteil des 
normalen menschlichen Harns. Ztschr. f. klin. Med. VH., Suppl.-Heft, 
S. 63. 

S. giebt eine ausführlichere Beschreibung der Darstellung und 
Eigenschaften des Paraxantbin, welche durch die inzwischen ge- 

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«28 


Zahn, Implantation. 


No. 36. 


1 


machten Beobachtungen wesentlich erweitert ist. S. hat mit dem 
Namen „Paraxanthin“ bekanntlich einen neuen von ihm im Harn 
aufgetundenen Xanthinkörper bezeichnet, der sich von allen anderen 
Xanthinkörpern durch das Auftreten in makroskopischen Krystallen 
unterscheidet. Er teilt mit denselben die Fällbarkeit mit Silber¬ 
lösung, welche auch der Darstellung zu Grunde liegt, öber deren 
Einzelnheiten aui das Orig, verwiesen werden muss. Bezöglich der 
Eigenschaften des Paraxanthin kann zum Teil auf das frühere Re¬ 
ferat (Cbl. 1883, S. 54) verwiesen werden; nachzutragen wäre 
hauptsächlich Folgendes: Während das Paraxanthin in seinen Lös¬ 
lichkeitsverhältnissen, der Reaction mit Salpetersäure und Natron, 
der WKiDKL’schen Reaction, dem Verhalten zu Fällungsmitteln teils 
dem Xanthin, teils dem Hypoxanthin, teils dem Guanin gleicht, 
unterscheidet es sich von allen durch die mangelnde Fällbarkeit mit 
Sublimat und Mercurinitrat, sowie durch sein Verhalten zu Natron¬ 
lauge. Die Fällbarkeit der anderen Xanthinkörper durch Queck¬ 
silberchlorid ist ein gutes Mittel, Reste anhängender Xanthinkörper 
zu erkennen, resp. zu beseitigen. — Lässt man einen Tropfen 
Natronlauge in eine Paraxanthinlösung einfliefsen, so scheidet sich, 
je nach der Concentration, sofort oder nach einigen Minuten die 
Natronverbindung des Paraxanthins krystallinisch aus. Diese Natron- 
reaction ist auch sehr geeignet zur Auffindung des Paraxanthins in 
unreinen, noch andere Xanthinkörper enthaltenden Lösungen. Die 
Elementaranalyse führte zu der Formel C T H 9 N 4 0 2 . Dieselbe stimmt 
überein mit der des Theobromin und einem von E. Fischkr in 
neuester Zeit dargestellten Harnsäurederivat, dem Dioxydimethyl- 
purin, das Fischkr selbst als verschieden vom Paraxanthin bezeichnet. 
Von der Verschiedenheit des Paraxanthins vom Theobromin konnte 
sich S. gleichfalls überzeugen. 

Es war nun noch die Frage zu entscheiden, ob das Paraxanthin 
in der Tat als solches im Harn präformirt ist oder vielleicht, so 
unwahrscheinlich dieses auch an sich ist, aus den Xanthinkörpem 
oder anderen noch unbekannten Substanzen durch Einwirkung der 
bei der Darstellung angewendeten Salpetersäure hervorgehe. Zu 
dem Zweck wurde aus 650 Liter Harn Paraxanthin unter Vermeidung 
von Salpetersäure und Entfernung der übrigen Xanthinkörper durch 
Sublimat dargestellt und die Identität der erhaltenen Substanz durch 
von Arzkum ausgeführte Krystallmessungen bestätigt. — Die Ab¬ 
handlung enthält eine durch photographische Abbildungen erläuterte 
Beschreibung der Krystallformen, sowie die Ergebnisse der von Arzkuki 
ausgeführten Winkelmessungen. E. Salkowski. 


F. W. Zahn, Ueber das Schicksal der in den Organismus implan- 
tirten Gewebe. Virchow’s Arch. XCV. S. 369. 

Z. giebt eine ausführliche Darstellung seiner bekannten, seither 
durch Lkopulr und E. Fischkr bestätigten Transplantationsversuche, 
deren vornehmste Ergebnisse er schon auf dem internationalen Congress 
in Genf (1877) mitgeteilt hatte. 


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No. 36. 


Zahn, Implantation. 


629 


Ungefähr 1,5 Mm. grofse Epiphysen- und Rippenknorpelstück- 
chen von Kaninchen- und Katzenpföten, die warm oder mehrere 
Stunden nach dem Tode der Mutter in die vordere Augenkammer, 
in den Hoden, unter die Haut, in die Submaxillardrüse oder in die 
Niere von Kaninchen eingepflanzt wurden, heilten nicht nur ein, 
sondern wuchsen auch um ein Beträchtliches weiter; sie hatten 
nach einigen Wochen mindestens die doppelte Gröfse, als zur Zeit 
der Implantation. 

Je reicher das einheilende Organ an Gefäfsen war, desto 
rascher erfolgte das Wachstum der kleinen Fragmente, die sich im 
Allgemeinen von dem hyalinen Rippenknorpel erwachsener Indivi¬ 
duen nicht wesentlich unterschieden. Jedoch waren sie in der Mitte 
arm an Zellen — hie und da fanden sich sogar kleine fibrilläre 
Erweichungsherde — und in der Peripherie bemerkte man eine 
Wucherungszone, die zellenreich und arm an Intercellularsubstanz 
war. Sie erschien da am deutlichsten, wo die wachsenden Keime 
dem geringsten Widerstande begegneten. 

Kleinste, in amniotischer Flüssigkeit möglichst fein zerteilte und 
in die Vena jugularis eingebrachte Epiphysenstöckchen fanden sich 
später als knorplige Knötchen in den Lungen wieder. Die Gefäfs- 
Avand war um grofse Stöcke verdünnt, um kleinere eher verdickt 
und zellig infiltrirt; das Endothel erschien gewuchert. 

In den centralen Partieen solcher Knorpelteilchen war hie und 
da eine Verkalkung der Grundsubstanz eingetreten, was bei ander¬ 
wärts implantirten nicht beobachtet wurde; in der Peripherie waren 
Proliferationsvorgänge erkennbar und von dem anliegenden Binde¬ 
gewebe waren Capillargefäfse auf die Oberfläche und in die ein- 
geschraolzene Grundsubstanz gelangt. 

Z. versuchte ferner, Stückchen eines hyalinen Enchondroms 
unmittelbar nach der Exstirpation zu implantiren. Nach 80 Tagen 
zeigte sich in der Lunge eines der zu dem Experiment benutzten 
Kaninchen ein Knorpelkern, der offenbar gewachsen war; dagegen 
hatten sich die Teilchen, welche in die vordere Kammer und in die 
Jugularvene eines zweiten Tieres gebracht worden waren, zurück- 
gebildet. 

Lange Extremitätenknochen mit den Gelenkknorpeln nnd der 
von seinen Weichteilen entblöfste Schwanz blieben, wenn man sie 
in die Niere einführte, ebenfalls erhalten, sie wurden von der Um¬ 
gebung aus vasculasirt und vergröfserten sich. Die Knochen nah¬ 
men eine der Convexität der Niere entsprechende Krümmung und 
eine plumpe Form an, an der Oberfläche der Diaphysen sprossten 
zahlreiche Exostosen, während die Epiphysen mit Ekchondrosen 
besetzt waren. 

Im Centrum der Schwanzwirbelkörper ging die Markbildung 
vor sich, unter dem Perichondrium begann die Verknöcherung. 

Aber nach längerer Zeit fand ebenso, wie bei den implantirten 
Knorpelstückchen ein weiteres Wachstum der eingebrachten Knochen 
nicht mehr statt. Osteoblasten und Markgewebe schwanden, die 
schon fertige Knochensubstanz wurde durch Osteoblasten zerstört, 


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630 


Maurkr, Zur Magenchirurgie. 


No. 36. 


an die Stelle des ganzen Organs trat nach und nach das Binde¬ 
gewebe. 

Transplantationsversuche mit fötalen Bindesubstanzen (Perichon- 
drium, Periost, Markgewebe) ergaben, dass dieselben zwar stete 
erhalten blieben, aber ihren embryonalen Charakter verloren und 
sich dann schlielslich in gewöhnliches fibrilläres Bindegewebe um¬ 
wandelten. 

Experimente mit quergestreiften Muskeln, Nerven etc. miss¬ 
langen sämmtlich. Die Teile fielen stets der Resorption anheim. 

H. Stilling (Strassburg). 

F. Maurer , Beiträge zur Chirurgie des Magens. Arch. f. klin. Cbir. 

XXX., S. 1. - 

M. beschreibt das von Czkrny in einem Fall von stenosirendem 
einfachen Magengeschwür bei einem 41jährigen Pat. erfolgreich 
eingeschlagene Verfahren mit folgenden Worten: „Man dringt durch 
einen auf der vorderen oder oberen Magenwand quer zur Längsaxe 
verlaufenden Schnitt in das Magenlumen ein, schält, wenn möglich 
die Geschwörsfläche aus der verdickten Magenwand heraus, vernäht 
den Defect von innen und verschliefst dann die Wunde auf der 
Vorderwand durch tiefe und oberflächliche äufsere Nähte. War 
die Ausführung wegen nicht genügender Dicke der Wandung un¬ 
ausführbar, so macht man eine entsprechende elliptische Excision 
aus der Dicke der Magenwand und verschliefst den Defect in der 
gewöhnlichen Weise. Durch die Incision auf der Vorderfläche des 
Magens, welche man nötigenfalls auch noch nach oben hin erweitern 
kann, wird sich das erfahrungsgeraäfs meist auf dem der Hinterwand 
gelegenen Ulcus genügend präsentiren. Hat es seinen Sitz mehr 
nach oben, oder ist es besonders ausgedehnt, so wird (wie z. B. in 
dem vorliegenden Falle) der Excisionsschnitt mit der zur Eröffnung 
des Magens angelegten Incision zusammenfallen.“ — Der Rest der 
Abhandlung wird durch Schilderung von 2 Fällen von Probeindsion 
bei inoperablen Magenkrebsen und eine Erwähnung der weiteren 
Schicksale der im Jahre 1881 von Czkrny bei einem 38jährigen Pat. 
verrichteten Resection des carcinomatösen Pylorus (Cbl. 1881, S. 815) 
ausgefüllt. Der betreffende Patient erfreute sich noch Anfang 1882 
guter Gesundheit, starb aber 1 Jahr später, also 17 Monate nach 
der Operation an den durch die Section bestätigten Erscheinungen 
des localen Recidives, sowie der carcinomatösen Peritonitis und des 
Carcinoms des Mesenteriums. Der Anfangsteil des Duodenum war 
durch umwuchernde Schwarten so stark stenosirt, dass man (am 
Spirituspräparat) mit einem Bleistift gerade nur hindurchkam, wäh¬ 
rend der Magen selbst sich — ebenfalls am Spirituspräparat — 
nicht sonderlich erweitert zeigte. Im Gegensatz hierzu steht das 
Präparat desjenigen Hundes, welchem von Dr. Kaiskr im December 
1876 der gröfste Teil des Magens resecirt und welcher im Frühjahr 
1882 im physiologischen Institute zu Leipzig getötet worden war. 
Der zurückgebliebene Magen hatte im gefüllten Zustande die Gröfse 
einer Orange. Wenn auch die beiden Hälften vor und hinter der 


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No. 36. 


Mikümcz, Plastische Operationen an der Nase. 


631 


Nahtlinie ebenso wie diese selbst deutlich differenzirt waren, so sah 
man doch, abgesehen von einer durch Schleimhautfaltung bedingten 
Einfurchung inmitten zwischen Nahtlinie und Pylorusring nichts von 
Stenosirung und die von Ewai.i» angestellte mikroskopische Unter¬ 
suchung ergab nirgends eine Unterbrecheng des Epithels. — Es 
erhellt demnach, dass selbst bei ausgedehnter Excision das Zustande¬ 
kommen einer narbigen Verengerung des Magenlumens an der Naht¬ 
linie nicht zu fürchten ist, wofern es gelingt, alles Krankhafte, was 
Recidive oder Peritonitis verursacht, zu entfernen. P. Güterbock. 


J. Mikulicz, Beiträge zur plastischen Chirurgie der Nase. Arch. 
f. klin. Cbir. XXX. S. 106. 

Bei den von M. beschriebenen Methoden zur Aufrichtung ein¬ 
gesunkener Nasen bei Defect sei es im knorpeligen Teil allein, sei 
es im knorpeligen und auch im knöchernen Nasengeröst, handelt 
es sich mehr oder minder um palliative Curen, bei denen die 
Application von Stützapparaten das Wesentliche ist. Eine wirkliche 
plastische Operation ist dagegen die von M. in einem Falle von 
syphilitischer Zerstörung des häutigen Septums erfolgreich geübte 
Neubildung desselben aus Nasenspitze und Nasenrücken. — Von 
dem ähnlichen DiKKFBNBAcH’schen Verfahren unterscheidet sich diese 
Operation dadurch, dass die Nase durch Loslösung und Ab- 
kappung der Nasenflügel und durch Kürzung des knorpeligen Sep¬ 
tums verkleinert wird, und dass gleichzeitig keine von aufsen sicht¬ 
bare gröfsere entstellende Narbe sich entwickelt. 

Den Schluss der Arbeit bildet ein Fall von totaler Rhinoplastik, 
bei welchem M. die noch erhaltene, aber verschrumpfte Nasenhaut 
nebst dem häutigen Septum benutzte. — M.’s Plan war hierbei 
folgender: Man führt zunächst von jeder Nasolabialfalte aus dem 
Seitenrande der Incisura pyriformis entsprechend einen nach oben 
gehenden Schnitt, welcher die alte Nasenhaut von der Wange trennt. 
Nun hängt die erstere unten mittelst des häutigen Septums an der 
Oberlippe, oben mittels einer 8—10 Mm. breiten dem Nasenrücken 
entsprechenden Brücke an der Haut der Nasenwurzel. Man schält 
nun von der äufseren Fläche der alten Nasenhaut die Epidermis 
und oberflächliche Cutis ab, verwandelt dieselbe auf diese Weise in 
eine breite Wundfläche; dann schlägt man die beiden Seitenhälften 
nach vorn zusammen, so dass sich Wundfläche mit Wundfläche be¬ 
rührt, indem deren Ränder mit einigen Nähten vereinigt werden. 
Dieses so gebildete Septum besitzt nur nach oben einen Wundrand, 
sonst ist es überall von Epidermis bekleidet und kann daher nur 
mit der Innenfläche des Rückens der neuen Nase, nicht aber mit 
deren Seitenteilen verwachsen. Die Operation der Nasenbildung 
selbst bietet hierauf nichts Besonderes, man braucht indessen für 
die Neubildung des häutigen Septums nicht so viel Haut aus der 
Stirn wie sonst zu entnehmen: namentlich ist keine Duplirung der 
Haut zu diesem Behufe notwendig. — In dem von M. nach vor¬ 
stehendem Verfahren operirten Falle, betreffend eine 40jährige Dame, 


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Moos, Syphilitische Ohrenerkrankungen. 


No. 36. 


sah die neue Nase nach vollendeter Plastik „recht massiv und plump“ 
aus. Nach einem Jahre war die Nase bis auf die richtige Gröfse 
geschrumpft, doch waren kleine Nachoperationen wegen nachträg¬ 
licher Schrumpfung der Nasenlöcher und Wulstbildung aus dem der 
Stirnhaut entnommenen mit dem Rest der alten Nase verwachsenen 
Septum notwendig. M. liefs zunächst die Enge der Nasenlöcher 
unberücksichtigt, den auffälligeren Missstand durch Excision eines 
ovalen Septumstückchens beseitigend. Berichte, ein halbes Jahr 
nach dieser Nachoperation datirt, lauteten sehr zufriedenstellend, 
besonders was die Festigkeit der neuen Nase betrifft. Doch genügt, 
wie M. mit Recht hervorhebt, solch ein kurzer Zeitraum nicht zur 
Beurteilung des definitiven Zustandes der neuen Nase. 

P. Güterbock. 


MOOS, Drei seltenere Ohrenleiden in Folge von Syphilis. Ztschr. 
f. Obrenheilk. XIII. S. 157. 

Erster Fall. Continuirliche subjective Gehörempfin¬ 
dungen im Kopfe in Folge von Syphilis, bei anscheinend 
normaler Hörschärfe. Diese soll för die Uhr in Luft- und 
Knochenleitung (? Ref.), sowie auch för Flüstersprache normal ge¬ 
wesen sein. Dagegen fehlte absolut die Knochenleitung für C, C' 
und a' Stimmgabel, welche aber in der Luftleitung 15 Ctm. weit 
gehört werden. Die objective Untersuchung der Nase, des Nasen¬ 
rachenraums und des mittleren Ohrs ergab völlig negatives Resultat. 
M. hebt hervor, dass der grofse Gegensatz der Hörschärfe in der 
Luftleitung einer-, in der Knochenleitung andererseits mit den Er¬ 
fahrungen über den diagnostischen Wert der mangelnden Knochen¬ 
leitung in auffallendem Widerspruche stehe; er lässt es daher un¬ 
entschieden, ob nicht der Sitz der anatomischen Störung anderswo 
als im Labyrinth zu suchen sei. 

Zweiter Fall. Rasche gänzliche Vernichtung des Ge¬ 
hörs, zuerst links, gleichzeitig mit einem leichten apo- 
plektischen Anfall, dann rechts, ohne solchen, in Folge 
von Syphilis. Die Genese dieser Störungen sucht M. in einer 
luetischen Erkrankung des Gefäfssystems. Unter dem Einfluss des¬ 
selben habe das gleichzeitige Auftreten von Blutextravasaten an 
verschiedenen Stellen, wie beim ersten Anfall im Gehirn und La¬ 
byrinth zugleich, wenig Befremdendes. Dass Schneckenblutungen 
als concomittirende Veränderungen bei Gehirnblutungen Vorkommen, 
davon hat sich Vf. schon früher in einem Falle von Gehirnblutung 
an der Leiche überzeugt. Bei dem zweiten Anfall, bei welchem 
das Ohr auf der rechten Seite vernichtet wurde, ohne dass sonst 
ein anderes Symptom auftrat, müsse man eine isolirte Blutung in 
die Schnecke aus gleicher anatomischer Ursache — luetische GefÄfs- 
veränderung — annehmen. 

Dritter Fall. Doppelseitige Labyrinth-A ffection in 
Folge von Syphilis; bedeutende Besserung nach 2jähriger 
Dauer des Leidens. Die Labyrinthaffection documentirte sich 
durch heftigen Schwindel, doppelseitige beständige Geräusche, Nausea 


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No. 36. Jkuu ; Zuckkr , Syphilitische Erkrankung der Ohrmuschel. 633 

und hochgradige Schwerhörigkeit: Hörschärfe för laute Sprache 
direct, Uhr je ,2 iooo> Knochenleitung för Uhr und Stimmgabeln 
total aufgehoben. Trommelfell und Mittelohr normal. Nach Ge¬ 
brauch von Roob Laffecteur mit Jodkalium wurden die syphilitischen 
Erscheinungen (Exanthem und Geschwür der rechten Tonsille) be¬ 
seitigt, der Schwindel blieb weg und das Gehör soll „sehr merklich“ 
gebessert worden sein. M. hatte keine Gelegenheit mehr, die Pat. 
zu untersuchen und kann deshalb auch nicht angeben, wie es sich 
am Ende der Kur mit der Enochenleitung verhielt. Scbwabach. 

1) J£gu, De la syphilis de l’oreille. (ßtat actuel de nos connais- 
sances.) These Paris 1884, Janv. — 2) ZtlCkCF, Ueber Syphilis 
des äufseren Ohres. (Zwei Beobachtungen vot# Condylombildung 
und ein Fall von syphilitischem Primäraffect am Ohre. Ztschr. f. 
Ohrenheilk. XIII. S. 167. 

1) Aus J.’s im Wesentlichen compilatorischer Arbeit sind einige, 
auf der Klinik Fournikr’s beobachtete, bisher noch nicht veröffent¬ 
lichte Fälle wegen der Seltenheit ihres Vorkommens bemerkenswert. 
Die Fälle betreffen syphilitische Affectionen der Ohrmuschel und 
zwar handelte es sich in dem einen Falle um einen syphilitischen 
Primäraffect, in den anderen beiden um Gummata. — Der erstere 
kam zur Beobachtung bei einem 20jährigen Manne, welcher die 
Affection von einer ihm bei einem Streite zugefögten Bisswunde 
herleitete. Die linke Ohrmuschel in ihrem unteren Drittel, die 
Anheftungsstelle der Ohrmuschel und die Regio mastoidea waren 
der Sitz eines phagedsenischen Schankers. Indolente Drüsenschwel- 
lungen fanden sich in der Regio submaxillar., parotidea, occipitalis. 
Anderweitige syphilitische Allgemeinerscheinungen: Exantheme etc. 
waren bereits aufgetreten. Später griff die Affection der Ohrmuschel 
auf den äufseren Gehörgang und das Trommelfell über, nach dessen 
Perforation auch die Paukenhöhlenschleimhaut in Mitleidenschaft 
gezogen wurde. 

In den Fällen von Gummabildung der Ohrmuschel fand sich 
das eine Mal die haselnussgrofse Geschwulst, neben einem ulcerösen 
Syphilid der Concha, am Tragus, das andere Mal war die Concha, 
der Anfangsteil des Helix, die obere Partie des Tragus, teilweise 
auch der äufsere Gehörgang an der gummösen Ulceration, deren 
Durchmesser ungefähr 12 Mm. betrug, befallen. — Die übrigen 
Mitteilungen J.’s über die syphilitischen Affectionen des äufseren 
Gehörganges, des Mittelohres etc. enthalten nichts Neues. 

2) In Z.’s Fall von syphilitischem Primäraffect am Ohre fand 
sich die vordere Wand des knorpeligen Gehörganges in einer Aus¬ 
dehnung von etwa 1 Ctm. an der äufseren Ohröffnung stark nach 
innen und hinten vorgewölbt, der Tragus selbst lividrot, verdickt 
und an seiner Vorderfläche von einer dunkelpigmentirten strahligen 
Narbe bedeckt. Regio parotideo-massetrica geschwollen, hart anzu¬ 
fühlen, nicht schmerzhaft. Lymphdrüsen unter dem Kieferwinkel 
geschwollen, ebenso die Nacken- und Axeldrüsen, Psoriasis palmnri*. 
Heilung erfolgte in kurzer Zeit durch Schmierkur. Scbwabach. 


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634 Fhänkkl, Hyperplasie der Nasemrmschelbekleidung. No. 36. 

E. Fr&nkel, Ein Beitrag zu den Hyperplasien der Nasenmuschel¬ 
bekleidung. Deutsche med. Wochenschr. 1884, No. 18. 

Diese Hyperplasien betreffen nur die Bekleidungen der mittleren 
und unteren Muschel entsprechend dem physiologisch auf dieselben 
beschränkten Vorkommen des cavernösen Gewebes, das sich patho¬ 
logisch, wenn auch selten, am hintersten Abschnitt des Septums 
findet. Wenn man auch bei der Section diese Erkrankung oft findet, 
ohne dass Symptome während des Lebens bestanden, so treten die¬ 
selben im Allgemeinen doch so hervor, dass eine Beseitigung der¬ 
selben notwendig erscheint. Es erkranken in erster Linie die unteren 
Muscheln, recht häufig eine oder die andere der unteren, combinirt 
mit einer oder beiden mittleren. Sehr viel seltener ist ein isolirtes 
Ergriffensein beider mittleren Muscheln, oder je einer derselben 
oder der unteren. Am häufigsten erkrankte die Altersklasse zwischen 
30 und 40 Jahren; hinsichtlich des Geschlechts soheiot ein un¬ 
wesentliches Ueberwiegen der männlichen Ober die weiblichen In¬ 
dividuen stattzufinden. 

Die Symptome der Affection waren nur in '/« aller Fälle rein 
locale, in den übrigen 3 4 waren dieselben allgemeine, sämmtlich in 
das Gebiet der Reflexneurosen fallende. Die localen Symptome 
waren häufig auftretende Anfälle von Schnupfen, Blutungen aus der 
erkrankten Nasenseite, Erkrankungen der Conjunctiva. Tuben- und 
Mittelohrkatarrhe waren nur selten, im Gegensatz zu der aufser- 
ordentlichen Häufigkeit bei mit adenoiden Vegetationen behafteten 
Personen. Anosmie war nur in Gemeinschaft mit einer der localen 
oder allgemeinen Ercheinungen zu constatiren. Zu den letzteren 
gehört vor Allem, fast in der Hälfte aller Fälle, das Bronchial¬ 
asthma, öfters beim männlichen, als beim weiblichen Geschlecht, 
krampfhafter Husten, Sensibilitätsneurosen des Schlundes und des 
Kehlkopfes, vasomotorische Neurosen, wie Erythem der Nase und 
des Gesichts, Gesichtsödem, Schwindelanfälle, secretorische Neurosen, 
wie seröser Ausfluss aus der Nase, Salivation. 

Die Prognose ist hinsichtlich der localen Erscheinungen absolut 
gut, nur bezüglich der Anosmie ist Vorsicht in der Prognose ge¬ 
boten. Bei den in das Gebiet der Reflexneurosen gehörenden Er¬ 
scheinungen ist dieselbe nicht für alle Zustände gleich günstig. Am 
besten gestaltet sich dieselbe hinsichtlich der Heilung der Schlund¬ 
neurosen, auch die Hustenattaquen scheinen sich meist bald zu ver¬ 
lieren, während es mit der Heilung des Bronchialasthma verhältniss- 
mäfsig ungünstig steht, da von 18 Operirten nur 8 geheilt, 2 un¬ 
geheizt, der Rest wesentlich gebessert wurde; bei einigen Fällen 
war der Effect eclatant, bei anderen kehrten die Attaquen, wenn 
auch milder, wieder. (Ref. hat dieselbe Erfahrung gemacht, da 
von 22 Operirten nur 9 geheilt, 6 ungeheilt, die übrigen zwar zeit¬ 
weise sich besser befanden, aber bald die Anfälle, wenn auch, wie 
es scheint, in geringerem Maafse, wieder bekamen. W. Lublinski. 


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No. 36. Lunih, Stimmbildung etc. — Ebbrstallkh, Gehirnwindungen. 635 

Lunin, Ein Fall von Stimmbildung nach Zerstörung des einen 

Stimmbandes. Petersburger med. Wochensohr. 1884, No. 17. 

Da bei der Tonerzeugung im Kehlkopf aufser den Schwingungen 
des Luftstroms die schwingenden Stimmbänder in gewisser Beziehung 
beteiligt sind, so sind jene Fälle von Bedeutung, bei denen der eine 
Factor, das Stimmband, ausgefallen und dennoch die Stimmbildung 
möglich ist. Einen solchen Fall beschreibt L. Es handelte sich um 
einen 8jfthr. Knaben, der mit vollkommener Aphonie, hochgradiger 
Dypnoce und Stenosengeräusch in das Krankenhaus aufgenommen 
wurde. Die laryngoskopische Untersuchung zeigte starke Rötung 
der Schleimhaut der Epiglottis und beider Aryknorpel. Das linke 
Taschenband war so stark geschwollen, dass vom linken Stimmband 
nur ein schmaler Saum zu sehen war, unter dem man eine starke 
subchordale Schwellung bemerkte. Das rechte Taschen- und Stimm¬ 
band waren stark ulcerirt und mit Eiter und schlaffen Granulationen 
bedeckt. Der rechte Aryknorpel geschwollen und unbeweglich, so 
dass die Stenose sich leicht erklären liefe. Aufser geschwollenen 
Lymphdrösen kein weiteres Zeichen für Lues. Therapie: Schmier¬ 
kur und Pinselung mit lprocentiger Sublimatlösung. In kurzer 
Zeit reinigten sich die Geschwüre, die subchordale Schwellung 
schwand, das linke Taschenband schwoll ab, so dass die Stenose 
vollkommen behoben war. Vom rechten Taschenband blieb ein Teil 
erhalten, das rechte Stimmband war aber ganz zerstört und an seine 
Stelle ein Narbenstrang getreten. Der rechte Aryknorpel blieb un¬ 
beweglich. Indessen lernte das linke Stimmband stärkere Excursionen 
machen und sich dem Narbenstrang des rechten immer mehr nähern. 
Aber eine kleine Granulationsgeschwulst des letzteren verhinderte 
die vollkommene Annäherung. Nachdem diese Geschwulst entfernt 
war, bekam der Knabe sofort Stimme, die allerdings noch heiser 
und belegt war; aber allmählich an Stärke zunahm und wenn auch 
etwas rauh und falsetartig, für gewöhnliche Unterhaltung vollkommen 
genügte. W. Lublinski. 

Eberstaller, Zur Oberflächen-Anatomie der Grofshirnhemisphären. 

Wiener med. Blätter 1884, No. 16, 21. 

E. bemöht sich, möglichst genau den Verlauf der Windungen 
und Furchen mit ihren zufälligen Abweichungen, welche noch nicht 
als anormal anzusehen sind, darzustellen, um auf diese Weise ein 
„rectificirtes Normalschema“ zu schaffen, nach welchem sich die 
Abnormitäten beurteilen lassen. Die Untersuchungen wurden an 
50 Männer- und 50 Weibergehirnen gemacht. Die Resultate wurden 
mit Hirnen von Föten und Erwachsenen verglichen. Berücksich¬ 
tigung fand dabei das Orangutanhirn des Wiener anatomischen 
Museums. Die vorläufige Mitteilung erstreckt sich auf das Studium 
des Hinterhauptlappens und des unteren Scheitelläppchens. Ersterer 
hat nach E. viel engere Grenzlinien, als die bisherigen Autoren ihm 
zuerteilt haben. Nach ihm ist die Grenze nach vorn die Region 
der Affenspalte, nach unten die seitliche Occipitalfurche (Sulc. occip. 
inf. Eckkk oder die untere Occipitalfurche Webnickk’s). Der ganze 


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636 


Hautkjan , Trismus neonatorum. — Skcukyhon. 


No.36. 


Hinterhauptslappen reducirt sich auf die Hälfte der sonst für ihn 
angenommenen Oberfläche. Vf. sieht hierin eine Bestätigung der 
Ansicht Gkatimlkt's für die Primatenreihe, in welcher eine geringere 
Ausdehnung des Hinterhauptlappens Hand in Hand geht mit der 
höheren Organisation der Individuen in dieser Klasse. Auf der 
anderen Seite erfährt das untere Scheitelläppchen (Partie des Scheitel¬ 
lappens unterhalb der Interparietalspalte) durch diese Verkleinerung 
des Hinterhnuptlappens eine erhebliche Vergröfserung. Vielleicht 
sind nach Vf. die Beziehungen dieser Region zum Sprachvermögen 
(Sitz der acustischen Wahrnehmung) als Ursache der Bevorzugung 
anzusehen. Das Nähere muss in der mit Abbildungen versehenen 
Originalabhandlung eingesehen werden. Siemerling. 


J. F. Hartigan, Trismus Nascentium, or the lockjaw ofinfants: its 
History, Cause, Prevention and Cure. Illustrated by cases and 
post mortem -examinations, with Statistical table of 229 deaths. 
Amer. J. of the med. sc. 1884. CLXXIII. S. 84. 

Nach einer einleitenden Zusammenstellung und Besprechung 
der einschlägigen Literatur giebt Vf. eine Schilderung von 49 in 
eigener Praxis beobachteten Fälle von Kinnbackenzwang der Kinder. 
Charakteristische Symptome dieser Krankheit sind die Unfähigkeit 
der Kinder zu saugen und der Opisthotonus, welcher nach H. stets 
eine Begleiterscheinung der Congestion oder Extravasation des 
Rückenmarks und nicht der Hirncongestion ist. — Aetiologisches 
Moment des Trismus bildet nicht eine Entzündung der Nabelschnur 
mit oder ohne Eiterung, auch nicht eine Veränderung der Witterungs¬ 
verhältnisse, sondern die Ursache ist zu suchen in einer Verschiebung 
des Hinterhauptbeins oder der Scheitelbeine. Entweder schieben 
sich die Scheitelbeine unter das Hinterhauptbein oder umgekehrt. 
Die Dislocation kann auf beiden Seiten verschieden sein. Von der 
Stärke der Verschiebung und dem daraus resultirenden Druck hängt 
die Schwere der Krankheitserscheinungen ab. Eine solche Ver¬ 
schiebung der genannten Schädelknochen kann leicht zu Stande 
kommen durch unzweckmäfsige Bettung und Lagerung der Neu¬ 
geborenen in den modernen Kinderwagen. 

Die Therapie besteht in Ausübung eines zweckentsprechenden 
Fingerdruckes auf die verlagerten Schädelknochen. Gelingt die 
Reposition, tritt oft eine sofortige Besserung der drohenden Er¬ 
scheinungen ein. 

Die statistischen Zusammenstellungen über 229 Fälle entziehen 
sich diesem Referat und müssen im Orig, eingesehen werden. 

Siemerling. 

Secheyron, Note sur un cas de rupture complcte de l’utdrus. Ann. 
de Gyncrol. XXI. 1884, 6. 

S. beschreibt einen Fall von vollständiger Ruptur des Uterus 
mit Austritt des Fcetus und seiner Annexe in die Bauchhöhle. 

Frau P., 22 Jahre alt, Ilpara, erste Geburt regelmäßig ver- 


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No 36. 


Srchrtrok, Ruptur dos Uterus. 


637 


laufen, fühlte im siebenten Monate der Schwangerschaft nach einer 
Anstrengung einen Krach in der rechten Seite und empfand an 
dieser Stelle einen heftigen andauernden Schmerz. Blutung und 
Wasserausfluss gering; kein Fieber, Allgemeinbefinden stark alterirt. 
Herztöne des Fötus nicht vernehmbar. Durch die äufsere Unter¬ 
suchung zeigte sich das Kind in Querlage. Während der dem 
Krnch folgenden zwei Tage litt P. heftige Schmerzen, die durch 
zwei Klystiere mit je 12 Tropfen Laudanum gestillt wurden. Der 
Allgemeinbefund war so drohend, dass Vf. sich zu einer schnellen 
Behandlung entschloss. — Wegen starken Meteorismus war die 
Diagnose sehr schwierig. Die manuelle Untersuchung ergab nach 
Freilegung des Collum: Rechte einen abgeplatteten Tumor, oval, 
5—6 Ctm. diametral. Links eine voluminöse Masse, welche ohne 
Zweifel den Uteruskörper bildete; man drang in die Höhle durch 
eine Oeffnung ein, die links mit dem Collum zusammenhing. Zwi¬ 
schen beiden Tumoren befand sich ein Durchgang, durch welchen 
die Hand in die Bauchhöhle gelangen konnte. Das Kind lag unter 
dem Zwerchfell und wurde vermittelst Expression von oben nach 
unten in die Hand des Operateurs gebracht und von diesem sammt 
Placenta durch die Uterusruptur und die Genitalien extrahirt. — 
Fötus weiblichen Geschlechts, macerirt. Nach der Extraction reich¬ 
liche Einspritzung von öprocentiger Carholsäurelösung, die einen 
Cotyledon und Membranenreste herausbrachte. 

Consecutive Behandlung: Kräftige, erregende Getränke, sub- 
cutane Injectionen von Aether, 7—8 Sublimat-Injectionen V 20 oo P ro 
Tag. Keine Spuren von Peritonitis. 10 Tage nach der Extraction 
Tod. — Die Obduction ergab: Uterus bicornis, linkes Horn faust- 
grofs, rechtes Horn nussgrofs und von einer Peritonealfalte bedeckt, 
welche von der hinteren Wand der Blase nach der inneren Seite 
des linken Hornes, dem sie sich wie ein Görtel anlegte, und von 
da nach dem Mastdarm verlief. Die Ruptur fand am Intersections- 
punkt der beiden Hörner und dem unteren Rande der Peritoneal¬ 
falte statt. Das linke Horn in der Medianlinie zerrissen, die Wände 
desselben stark verdickt, die Ränder der Ruptur unregelmäßig; das 
linke Horn enthält in seinem Innern Granulationen und Cotyledon- 
reste im Zersetzungszustande. Die übrigen Organe fast normal. 

S. giebt als Todesursache die Zersetzung der Cotyledonreste 
und als Ursache der Ruptur die Entwickelungsfehler des Uterus 
und die Existenz der Peritonealfalte an, welche die Erweiterung 
des Collums beim Kreifsen hinderte. Von den zwei Wegen, die 
sich darboten, hat Vf. die Extraction durch die Genitalien gewählt, 
weil er fürchtete, dass der traumatische Shock den ohnehin schon 
gefährlichen Zustand verschlimmern möchte. S. meint, dass in An¬ 
betracht unläugbarer Fälle von Heilung und des erst nach 12 Tagen 
eingetretenen Todes (nicht in Folge von Peritonitis), die Prognose 
der Uterusruptur nicht so ungünstig sei, als angenommen wird. 

A. Martin. 


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638 Anperson. - Raymond u. Artaüp. - Paschxis. - Reichert. - Zahn. No. 36. 


R. J. Anderson, The transverse measurements of human ribs. J. 

of anat. and phya. 1884, January. 

Die Breite der ersten Rippe nahe dem Sternalende übertrifft bedeutend die Breite 
aller übrigen, mit Ausnahme der siebenten; auf die letztere folgen die vierte, sechste, 
dritte, fünfte, achte, zweite, endlich die neunte bis zwölfte Rippe. Vf. giebt dann 
weitere Ma&fse für die Rippen in verschiedenen Entfernungen vom Sternalende, welche 
im Orig, eingesehen werden müssen. Bitstike. 


E. Raymond et G. Artaud, Contribution a l’&ude des localisa- 
tions c^r4brales. (Trajet intra-c^r^bral de l’Hypoglosse.) Arch. 
de Neurol. III., No. 20, 21. 

Vff. suchen an der Hand des vorliegenden casuistischen Materials und eigener 
Beobachtungen das Centrum des Hypoglossos in der Hirnrinde und den Verlauf der 
Hypoglossusbahn von da bis in die Medulla oblongata zu bestimmen. Sie kommen 
zu dem Resultate, dass das Hypoglossusbündel seinen Ursprung nimmt vom Fufse der 
ersten Centralwindung, von da weiterverlftuft in dem unter dieser Windung gelegenen 
Markfaserzug (Faisceau frontal inferieur), die innere Kapsel im Niveau des Knies 
durchschneidet, im Pedunculus nach inoen vom Pyramidenbündel gelegen ist und im 
Pons den hinteren inneren Teil der Pyramidenbahn einnimmt Vor dem Uebergang 
in den Bulbuskern erfolgt die Faserkreuzung. Oppenheim. 


H. Paschkis, Ueber das Vorkommen des Phytosterins.— Zeitschr. f. 
physiol. Chem. VIII. S. 356. 

Aus dem „Fett“ von Colchicnmsamen gewann P. auf dem gewöhnlichen Wege 
der Verseifung und Ausziehen der Seife mit Aether eine Substanz von dem Habitus 
des Cholesterins, welche mit dem aus Erbsen und Calabarbohnen erhaltenen „Phyto¬ 
sterin“ übereinstimmte. Der Schmelzpunkt desselben lag bei 133°, die specifische 
Drehung (a)D betrug für die Chloroform lösung —32,7. B.Salkowikt 


J. Reichert, 1) The proximate proteid constitutions of the white 
of the egg. Philad. med. Times XIV. No. 430. — 2) A new method 
of preparing egg-albumen. Med. News XLIV. No. 24. 

1) R. giebt an, dass der in Essigsäure unlösliche Anteil des Weifsen vom Hühnerei 
ein Globulin sei und dass dieses aufserdem noch Pepton enthalte. 

2) Zur Darstellung von Hühoereiweifs schreibt R. vor, das Weifse des Eies, so 

wie Hoppe-Seilkh angiebt, mit der Scheere sn zerkleinern und dann mit dem gleichen 
Volumen Wasser zu mischen; statt des gewöhnlichen Wassers wendet R. jedoch mit 
Kohlensäure gesättigtes an. Dieses bewirkt nach R. einen flockigen Niederschlag ln 
beträchtlicher Menge. Das Filtrat ist ganz klar nnd wird weder durch Essigsäure, 
noch durch Kohlensäure getrübt. Man kann es damit bei 40° eintrocknen oder vorher 
durch Dialyse von Salzen befreien. B.6alkow»kt. 


F. W. Zahn, Ueber einen Fall von Ulcus rotundum simplex vagin». 

Virchow’s Arch. XCV. S. 388. 

Im oberen Teile der Scheide einer 76 jährigen Frau fand Z. ein beinahe kreis¬ 
rundes, im Längsdurchmesser 23, im Querdnrchmesser 25 Mm. messendes Geschwür 
mit scharfen Rändern und sehr blutreichem, von einem dünnen eitrigen Belag be¬ 
decktem Grunde. Bei der mikroskopischen Untersuchung liefs derselbe keine besonde¬ 
ren (krebsigen) Einlagerungen erkennen. 

Es bestand eine weitverbreitete Endoarteriitis chronica sämmtlicher Körperarterien, 
namentlich waren die Wandungen der Art. uterina und vaginalis stark sklerotisch; ein 
gegen die Ulceration ziehender Ast der letzteren war gänzlich verschlossen. 

Z. vergleicht das seltene Geschwür mit dem einfachen Ulcus ventriculi nnd sieht 
die Hauptursache seiner Entstehung in der durch den Verschloss der zuführenden 
Arterie bedingten trophischen Störung. H. Stllling (Stratsburg). 


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No. 36. 


v. Lksser. — Lücke. — Lccae. — FRmnhÄNnKR. 


639 


L. V. Lesser, Ein kriegschirurgischer Vorschlag. Cbl. f. Chir. 1884, 
No. 7. 

Das Wesentlichste ist eine antiseptische Patronenhülse, welche als 20. Patrone in 
der Patrontasche getragen werden soll. Genannte Hülse enthält ein antiseptisches 
Verbandpulver, außerdem bekommt der Soldat ein Verbandpäckchen von 10 Ctm. 
Höhe and 5 Ctm. Breite mit Mullbinde, dreieckigem Tuche, Verbandwatte und Sicher* 
heitsnadel. _ P. Güterbock. 

Lücke, lieber eine gewöhnliche Ursache von Genu valgum bei 
Kindern. Cbl. f. Chir. 1884, No. 10. 

L. sieht für das doppelte Genu valgum bei nicht mit derbem Knochenbau und 
gut entwickelter Musculatur begabten Kindern in dem Tragen der Strumpfhalter, 
welche am Strumpf aul’sen festgenäht sind und am Corset oder Unterjäckchen fest¬ 
geknöpft werden, ein ätiologisches Moment. Bei jedem energischen Ausschreiten, so¬ 
wohl bei Beugung, wie bei Streckung in der Hüfte, wird dieses Band gespannt und 
die Wirkung dieses Zuges auf den vom Strumpf umschlossenen Unterschenkel über¬ 
tragen, so dass dessen Wirkung sich vorzugsweise im Knie geltend machen und in 
demselben eine Auisenrotation hervorrufen muss. Gewöhnlich wird letztere Bewegung 
von den Kindern freiwillig, gleichsam instinctiv ausgeführt, um der hemmenden und 
unangenehmen Zugwirkung nach Möglichkeit nachzugeben; zuweilen wird aber ein 
stärkeres elastisches Band durch directe Gewalt wirken. P. Güterbock. 


Lucae , Ueber eine Methode zur mechanischen Behandlung der 
chronischen Beweglichkeitstörungen im schallleitenden Apparate 
des Gehörorgans. Arch. f. Ohrenheilk. XXI. S. 84. 

Die von L. empfohlene mechanische Behandlung der in der Ueberschrift genannten 
Affectionen besteht darin, dass unter möglichst heller Beleuchtung mittels eines kleinen 
Instrumentehens, welches L. „federnde Drucksonde** nennt (Abbildung und Beschrei¬ 
bung s. im Orig.) und dessen Pelotte auf dem kurzen Fortsatze des Hammers fixirt 
wird, stempelartige Bewegungen anfangs nur 1—2 Mal, später, je nach dem indivi¬ 
duellen Falle, 2—10 Mal hintereinander ausgeführt werden. — Von den 54, allen 
Altersstufen angehörigen Kranken, welche mit dieser Methode behandelt wurden, 
beobachtete L. 44 längere Zeit und constatirte, dass der Erfolg „sehr gut“ war (Zu¬ 
nahme der Hörweite um 2,5—5 Meter) in 13 Fällen, „gut“ (Zunahme der Hörweite 
um 1,0—2,5 M.) in 10 Fällen, „wenig gebessert* 4 (Zunahme der Hörweite um 0,5 bis 
1,0 M.) wurden 14 Fälle und kein Erfolg erzielt in 7 Fällen. Die vorangegangene Luft- 
douche hatte in sämmtlichen Fällen Nichts ausgerichtet, doch bewirkte dieselbe, wenn 
nachträglich angewendet, in vielen Fällen eine weitere Hörverbesserung. Schwabach. 


C. Friedländer, Weitere Bemerkungen Ober Pneumonie-Mikro¬ 
kokken. Fortschr. d. Med. 1884, No. 10. 

In diesem Nachtrage zu seiner Entdeckung (s. Cbl. 1884, S. 107) berichtet F. 
zunächst über Pneumonie-Mikrokokken im Blute. Bei G unzweifelhaften Fällen acuter 
Pneumonie wurde das mittels sterilisirter Schröpfapparate gewonnene Blut aufgefangen 
und zu Züchtungen verwendet. Nur ein Fall gab insofern ein positives Besultat, als 
aus einem in Fleischwasserpepton-Gelatine angelegten Impfstich sich die nagelförmige 
Mikroorganismen-Colonie entwickelt, die in ähnlicher typischer Weise auch in secundären 
Culturen verpflanzbar und auf Mäuse mit dem Ergebniss einer Pneumonie-Erkrankung 
inoculabel war. Mithin kommt „in gewissen Fällen von Pneumonie oder vielleicht in 
bestimmten Stadien* 4 der lebensfähige Pneumonie-Mikrokokkus im Blute vor. — Cha¬ 
rakteristisch ist, wie F. gegenüber einigen ihm gemachten Einwürfen gegenüber her¬ 
vorhebt, lediglich der geschlossene Kreis der Erscheinungen, nicht ein 
einzelnes der Merkmale. Es können möglicherweise die Pneumoniekokken schon nicht 
mehr lebenstüchtig sein zu einer Zeit, wo sie mikroskopisch noch nachweisbar sind; 
es kann verschiedene Erreger der Pneumonie geben, die Kapselkokken mögen mög¬ 
licherweise die Leichen der eigentlichen Mikrobien sein. Dafür jedoch hält F. den 
Beweis für erbracht, dass bei der menschlichen Pneumonie im Lebenden, wie in der 
Leiche, sich ein bestimmt charakterisirter, züchtungs- und übertragungsfähiger Mikro- 
kokkttS vorfindet. Wernich. 


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640 


Putz. — McGpirk. — Cotard. — Handfori). 


No. 36. 


Pütz, Ueber den gegenwärtigen Stand der Tuberculoeefrage mit 
besonderer Rücksicht auf die ursächlichen Beziehungen der Tu- 
berculose der verschiedenen zoologischen Species. Cbl. f. Tiermed. 
1884, No. 9, 10. 

Ein gesundes Kalb wurde mit 7 frischen Lungenflügeln ton 4 an Lungentuber- 
culose verstorbenen Menschen gefüttert; nach 170 Tagen geschlachtet, wies es nicht 
die geringsten Spuren von Perlsucht oder Tuberculose auf. — Auch über sonstige 
Versuche an Kälbern mit menschlichem Tuberculosegift hat P. schon früher berichtet. 
Durch dasselbe eine typische Tuberculose oder Perlsucht zu erzeugen, 
gelang nie. Dagegen würde unter der Vorraussetzung das Resultat als ein positives 
zu bezeichnen sein, insofern man jede locale Entstehung von tuberkelbacillenhaltigen 
Knötchen für eine echte Tuberculose ansehen wollte. — Auf die Impfversuche ver¬ 
schiedener Autoren kritisch eingehend, fand P., dass die Uebertragbarkeit des Tuberkel¬ 
giftes vom Menschen auf das Rind (nie auf Kaninchen) eine so beschränkte und un¬ 
vollkommene ist, dass von einer Uebertragbarkeit unter gewöhnlichen natürlichen 
Lebensverhältnissen, namentlich mit dem Erfolg einer typisch verlaufenden Lungen- 
tuberculose nicht die Rede sein kann. „Ich halte es deshalb für unerwiesen, dass 
die Tuberculose des Menschen für die Perlsucht des Rindes — und umgekehrt, dass 
die Perlsucht des Rindes eine Quelle für die Tuberculose des Menschen ist.* 4 

Wernlch. 


Fr. A. McGllire, Case of nodular tumor of the corpus callosutn. 
Contributions to the anatomy and pathology of the nerous syatem. 
Seriös III. No. 2. 

Bei der Section eines 31jährigen Mannes, welcher sich 10 Jahre vor seinem Tode 
syphilitisch inficirt hatte, fand sich im Gehirn ein Tumor, ausgezeichnet durch die 
Seltenheit seines Sitzes. Derselbe, ß’/a Ctm. lang, 2 Ctm. breit, safs am Vorderende 
des Corpus callosum, hatte an beiden Hemisphären in der Gegend des aufsteigenden 
und horizontalen Teiles des Sulcus calloso-marginalis geringe Zerstörung des Hirn¬ 
gewebes hervorgerufen. Die mikroskopische Untersuchung liefs ein Syphilom erkennen. 
Die Erscheinungen intra vitara erlaubten keinen Schluss auf den Sitz des Tumors. 
Die Hauptsymptome waren: Linksseitige Facialisparese, welche bereits 1 Jahr vor dem 
Tode auftrat. Starker Kopfschmerz mit nächtlichen Exacerbationen, epileptische Anfälle 
mit nachfolgender Demenz. Die ophthalmoskopische Untersuchung ergab ein negatives 
Resultat. _ Siemeriing. 

Cotard, Perte de la vlsion mentale dans la melancolie anxieuse. 
Arch. de Neurol. VII. 1884, S. 289. 

C. erwähnt zwei Fälle von Melancholischen mit ängstlichen Erregungszuständen, 
welche ein eigentümliches psychisches Symptom darboteo. Die Kranken waren nicht 
im Stande, sich in ihrem Geiste eine Vorstellung zu machen von dem Aussehen ihnen 
wohl bekannter Personen und Gegenstände. Die Patienten empfinden dieses Unvermögen 
ihres seelischen Sehens peinlich und beklagen sich darüber. Eine Erklärung dieses 
Symptoms ist sehr schwierig. Siemerling. 

Handford, The local distribution and aetiology of erythema no- 
dosum. Med. Times and Gaz. 1884, May 3. 

H. macht im Anschluss an die Mitteilung eines Falles von Erythema nodosum 
darauf aufmerksam, dass die Knoten immer nur auf der Extensorenseite sitzen. Man 
findet Knoten gelegentlich im Gesicht, noch seltener am Rumpfe. An der unteren 
Extremität sitzen sie auf der vorderen Seite der Tibia, den Seitenteilen des Kniegelenks 
und der vorderen und äufseren Seite von dem unteren Teile des Oberschenkels; niemals 
aber am Fufse oder Knöchel. An der oberen Extremität finden sich dieselben ober¬ 
halb der Ulna, nie auf der Hand oder den Fingern; dagegen reichlicher um das 
Ellenbogengelenk, sowie am Oberarm oberhalb des Triceps. Die Knoten in der Gegend 
des Ellenbogens oder Koiees sind klein; die gröfsten finden sich auf der Tibia. Als 
Ursachen dieser Localisation betrachtet Vf. die Einwirkung von Kälte, schlechter 
localer Circulation, sowie leichter und unbedeutender Insulte. Lewinaki. 

Verlag von August Hirschwald in Berlin. — Druck von L. Schumacher in Berlin. 


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medicinischen Wissenschaften. 


Redigirt yon 

Prof, Dr. H. Kroneoker, und Prot Dr. H. Senator, 

Berlin (KW.), Dorotheenstr. 95. Berlin (NW.), Bauhof«tr. 7 (am Hegelplats). 


1884. 13 . September. NO. 87. 


Inhalt: S MiKNOw, Wirkung des Schwefelwasserstoffs auf Atmung, Blutdruck und 
Stoffwechsel (Orig.-Mitt.). 

Bisdsb, Die GARTNKR'schen Kanäle. — H. Munk, Seh- und Httrcentren bei 
Nagetieren. — H. Tappbinkb, Gärung und Verdauung der Cellulose. — Thoma, 
Aenderung der Aortenwandstructur nach Verschloss der Nabelarterien. — Rönnbbrg, 
Verbandmittel aus Holz. — A. Politzer, Hör - Instrument für Schwerhörige. — 
LLbtdbm, Sklerose der Coronararterien. 

Mb io s, Caseingebalt der Frauenmilch.— Höf n kr, Krystallinisches Methiemo- 
globin. — L. Tait, Merkwürdige Temperatursteigerangen bei operirten Frauen. — 
Psterson, Operation des eingewachsenen Nagels. — P. Gotbbbock, Verrenkung 
des zweiten Daumengliedes. — N l e d b n , Lähmung der Augeuäste eines Sympathicus. — 
E. Franc*, Magensaft nicht desinficirend. — Voltomni, Tuberkelbacillen im 
Larynxschleim. — Sakaki, Degeneration peripherer sensibler Nerren bei Tabiker. — 
V1GOUBOD1, Statische Elektricität zum Schutz gegen Cholera. — Raudolpb und 
Roüsssl, Fettreichtum der Faces nach Lebertran - Innunction. 


Ueber die Wirkung des Schwefelwasserstoffe auf den 
tierischen Organismus, nebst einigen Daten zur Pathologie 
des Cheyne-Stokes’schen Respirationsphänomens. 

Von 6 . Smlranr. 

(Vorläufige Mitteilung aus dem Laboratorium des Prof. S. P. Botkin.) 

Vor nun zwei Jahren schlug uns Prof. S. P. Botkin vor, die 
Wirkungen des Schwefelwasserstoffs in kleinen Quantitäten, haupt¬ 
sächlich in Verbindung mit der atmosphärischen Luft oder mit 
Wasser auf den tierischen Organismus zu studiren. Es ist das eine 
Aufgabe, welche nicht nur in toxikologischer, sondern auch in 
therapeutischer Beziehung ein grofses Interesse darbietet. Ohne 
uns weiter auf die Kritik und auf die Herzählung des einschlägigen 
literarischen Materials einzulassen, gehen wir direct zur Aufzeichnung 
der Resultate Ober, welche wir in unseren Versuchen an Warmblütern 
erzielten. 

I. Um den Einfluss des Schwefelwasserstoffs auf die Respiration 
zu studiren, bedienten wir uns folgender einfacher Methode. Die 
tracheotomirten Tiere (Hunde, Kaninchen) atmeten durch MöLu-ut’sche 
Ventile aus grofsen Kautsohukkissen ein Gemisch von H,S mit 
atmosphärischer Luft oder mit Sauerstoff von einem bestimmten Pro- 


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XXII. Jahrgang. 

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642 Smirnow, Wirkung des Schwefelwasserstoffs auf Atmung, No. 37. 

centsatz ein. Die Atmungscurven wurden gewöhnlich mit dem 
MARK/r’schen Polygraphen aufgezeichnet und folgende Ver&nderungen 
der Respiration dabei beobachtet: 

1) '/io pCt. H 2 S der Luft beigemengt verursacht gewöhnlich 
keine toxischen Erscheinungen. Nur atiqpt das Tier tiefer «nd aus- 
giebiger. 

2) Ve—’/jjpCt. H 2 S der Luft beigemengt ruft bei kleinen Tieren 
ein klassisches Chkyne- StokK s'sches Atmen hervor. */ 2 —1 Minute, 
nachdem das Tier angefangen hat das Gasgemisch einzuatmen, tritt 
ein starker Krampfanfall ein, die Respiration nimmt einen dyspnoi- 
schen Charakter an, wird allmählich schwächer und steht mit einer 
Exspiration still. Die Pupillen erweitern sich dabei, die Sensibilität 
der Cornea schwindet, der Puls ist verlangsamt. Nach einer Pause, 
welche manchmal gegen eine Minute andauert, werden die Atem¬ 
bewegungen wieder sichtbar, verstärken sich allmählich, nehmen 
den normalen Charakter an, werden wieder schwächer, hören auf; 
es tritt wiederum eine Pause ein u. s. w. 

Diese Erscheinungen dauern fort, so lange das Tier das Gas» 
gemisch einatmet. Wird ihm inzwischen reine atmosphärische Luft 
zugeföhrt, so nimmt die Respiration sehr bald einen vollkommen 
normalen Charakter an. 

3) Auf die Periodicität und auf das allmähliche Stärker- und 
Schwächerwerden der Atembewegungen hat die Durohschneidung 
der Nn. vagi und der beiden Nn. laryngei keinen Einfluss. 

4) Die Messung des Blutdrucks während des oben beschriebe¬ 
nen Atemtypus ergab, dass derselbe mit dem Aufhören der Respi¬ 
ration sinkt, sich während der Pause auf derselben Höhe hält und 
mit dem Wiederbeginn des Atmens zur Norm zurQckkehrt. Wäh¬ 
rend der Pause ist auch jedesmal der Herzschlag verlangsamt. — 
Nach Durchschneidung der Nn. vagi verschwindet diese Verlangsa¬ 
mung, doch bleibt die Erniedrigung des Blutdrucks bestehen. Es 
ist uns also im gegebenen Falle gelungen, beinahe das vollständige 
Bild des Chktnk'~Stokrs 'sehen Atmungsphänomens hervorzurufen. 
Ein genaues Studium dieser interessanten Erscheinung zeigt, dass 
aller Wahrscheinlichkeit nach die Periodicität des Atmens nur durch 
eine Schwäche des Atmungscentrums bedingt wird. Was aber die 
übrigen Erscheinungen anbelangt, welche dabei zur Beobachtung 
kommen, wie die Verlangsamung des Herzschlages, die Erweiterung 
der Pupillen, die Krämpfe u. s. w., so röhren dieselben von einer 
gleichzeitigen Affection der entsprechenden Nervencentren her und 
stehen daher mit dem obenerwähnten Atemtypus in keinerlei Zu¬ 
sammenhang. 

5) Dieselben initialen Vergiftungssymptome treten auf, wenn 
H 2 S zu l / 6 —Vs pCt. der Luft beigemengt ist, nur dauern di« 
Atempausen länger an und können bei kleineren Tieren direct zum 
Tode führen, während bei gröfseren der Atem wiederkehren und 
eine neue Pause eintreten kann; doch wird meist die Respiration 
auch hier seltener, dabei gleichmäfsig bis zu dem früher oder später 
eintretenden letalen Ende. 


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No. 37. 


Blutdruck und Stoffwechsel. 


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6) V» pCt. H a S der Luft beigemengt tötet fast immer die Tiere 
sehr schnell. 

7) Wird an Stelle der Luft Sauerstoff eingeatmet, so hat dies 
auf den toxischen Effect des H 2 S fast gar keinen Einfluss. 

8) Das Einbringen von mit H 2 S gesättigtem Wnsser in das 
Blut eines Tieres hat blos einen mehr oder weniger anhaltenden 
Atemstillstand zur Folge, nach Ablauf dessen das Tier wieder gleich- 
roäfsig zu atmen beginnt 

9) Die spectral- analytische Untersuchung von Blut, welches 
sorgfältig vor Luftzutritt geschQtzt wurde, zeigte während aller Phasen 
der toxischen Einwirkung des H 2 S immer nur zwei Oxyhaemoglobin- 
streifen. DasSchwefelwasserstoffspectrum findet man bei solchen Tieren 
nicht. Es wird nur dann erhalten, wenn man durch eine Hsemoglobin- 
lösung 1 Stunde lang Luft von V,— l / 4 pCt. H 2 S-Gehalt durchleitet. 

II. Als Untersuchungsmittel für den Einfluss des H 2 S auf das 
Herz und auf den Kreislauf bedienten wir uns hauptsächlich des 
Luowiu’schen Kymographen. Den H 2 S brachten wir entweder als 
damit gesättigtes Wasser in das Blut, oder aber es wurden die schon 
oben erwähnten Gasgemische von dem Tiere entweder freiwillig 
oder künstlich eingeatmet. Die danach eintretenden Veränderungen 
im Kreislauf lassen sich folgendermaafsen formuliren: 

1) Spritzt man einem normalen, nicht vergifteten Tiere mit 
HjS gesättigtes Wasser in das Blut ein, so steigt der Blutdruck 
jedes Mal sehr rasch, so lange noch kein Atemstillstand vorhanden 
ist; tritt letzterer ein, so sinkt der Blutdruck und bleibt ein niedriger 
bie zum Wiederbeginn der Respiration, wo er dann zur Norm zu¬ 
rückkehrt. (Eine weitere Erforschung dieser Erscheinung behalten 
wir uns vor.) 

2) Die schon früher erwähnte auffallende Verlangsamung des 
Herzschlages wird durch Durchschneidung der Nn. vagi aufgehoben, 
doch erscheint sie nach starken Dosen wieder, sogar bei Tieren, 
welche zuvor mit Atropin vergiftet worden. 

3) Bei curarisirten Tieren tritt jedes Mal ein starkes Steigen des 
Blutdruckes ein, sowohl nach Einspritzungen von H 2 S-Wasser in 
das Blut, wie nach Einatmen H 2 S-haltiger Luft. 

4) Bei Durchscheidung der Nn. splanchnici solcher Tiere fällt 
der gestiegene Blutdruck wieder, jedoch nur insoweit, als durch die 
Operation die Verbindung des vasomotorischen Centrums mit der 
Peripherie unterbrochen ist. 

5) Bei Tieren mit durchschnittenem Rückenmark bemerkt man 
zuerst ein Sinken, dann ein Steigen des Blutdrucks. 

6) Weder die Höhe des Schnittes, noch die Durchschneidung 
der Nn. splanchnici hat einen Einfluss auf diese beobachtete Er¬ 
scheinung: eine Tatsache, welche die Teilnahme der spinalen Centren 
daran ausschliefot. 

7) Die Reizung der peripheren Enden der Nn. splanchnici mit 
dem Inductionsstrom bei Hunden mit durchschnittenem Rückenmark 
erzeugt eine geringere Erhöhung des Blutdrucks bei Vergiftung mit 
Schwefelwasserstoff, als im normalen Zustande. 

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Rirdkr, Die G.vRTNRR’schen Kanäle. 


No. 37. 


8) Nach Einleitung eines kGnstlichen Kreislaufs durch eine isolirte 
Extremität bemerkt man beim Durchleiten von H 2 S-haltigem Blut 
eine gegenGber dem Einleiten von normalem Blut bedeutende Gefäfs- 
erweiterung. 

Stellen wir alle diese Tatsachen zusammen, so können wir nicht 
umhin die sonderbare Erscheinung zu berücksichtigen, dass eine und 
dieselbe Substanz in verschiedener Weise auf das centrale und auf 
das periphere vasomotorische System einwirkt. 

Denn während die erste Versuchsreihe unzweifelhaft eine Ein¬ 
wirkung des H 2 S auf das vasomotorische Centrum klarlegt, spricht 
in der zweiten Versuchsreihe Alles ffir eine Paralyse der peripheren 
Gefäfse. 

III. Um eine mehr chronische Wirkungsweise des H 2 S sowohl 
in toxischen, wie in kleinen Dosen kennen zu lernen, versuchten wir 
seinen Einfluss auf die Stickstoffmetamorphose zu erforschen. 

Zu dem Zwecke wurde Hunden, bei welchen vorher sorgfältig 
das Stickstoffgleichgewicht hergestellt war, H^S in Form von damit 
gesättigtem Wasser durch die Schlundsonde 4—5 Stunden nach der 
Mahlzeit in den Magen eingebracht. Die Versuche ergaben, dass 
sowohl bei toxischen, als auch bei kleineren Dosen sich der 
Stoffwechsel mehr oder minder bedeutend erhöht zeigte. Mit einer 
Vermehrung der Hatnstoffausscheidung ging auch eine solche der 
Schwefel- und Phosphorsäure Hand in Hand. Die Menge des im 
Kot ausgeschiedenen Stickstoffes verringert sich unter dem Einfluss 
des H 2 S. Bei der Bestimmung des Stickstoffes im Harn und im 
Kot arbeiteten wir nach der neuen Methode von Kjkldahl. Die 
Untersuchung hinsichtlich der Verdauungsfähigkeit des Magen- und 
des pankreatischen Saftes ergab keine Veränderung derselben im Ver¬ 
gleich mit den Controlportionen, welche mit der entsprechenden 
Menge destillirten Wassers verdOnnt waren. 

Die Versuche endlich, welche uns eine Aufklärung Ober den 
Einfluss des H 2 S auf die Quantität der genannten Säfte, sowie der 
Galle, geben sollten, fOrten zu keinem bestimmten Resultat. 

Eine genauere Beschreibung obiger Versuche und ihrer Resultate 
wird in nicht allzulanger Zeit erscheinen. 


C. Rieder, Ueber die GARTKKit’schen (WoLKK’schen) Kanäle beim 
menschlichen Weibe. Vuuhow’s Arch. XCVI. 1. 

Die Resultate seiner Untersuchungen fasst R. in folgenden 
Worten zusammen: 

1) Residuen der GAimJKii’schen Gänge finden sich beim mensch¬ 
lichen Weibe ungefähr in jedem dritten Falle und bleiben bis in’s 
hohe Alter bestehen, etweder ale ein mit Muscularis umschlossener 
Epithelschlauch (in */ 5 der Fälle), oder als ein MuskelbQndel ohne 
Epithel (in V 6 der Fälle). Beide Formen sind der Uterus- und 
Scheidenmuscularis vorn seitlich eingelagert und finden sich häufiger 
rechts als links. 


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No. 37. 


Munk, Seh- und Hörcentren bei Nagetieren. 


645 


2) Der Epithelschlauch ist ausgekleidet mit doppelten in ein¬ 
andergreifenden, ausnahmsweise nur mit einschichtigen, mittelhohen 
(durchschnittlich 16 fi) Cylinderzellen. 

3) Das Epithel wird von einer Bindegewebslage und diese von 
einer Muskelschicht umgeben. Letztere besteht aus glatten Muskel¬ 
fasern einer inneren und äufseren longitudinalen und einer mittleren 
ringförmigen Schicht. 

4) In einem oberen cylindrischen Anteil entspricht der Gang 
dem Vas deferens; im Bereiche des Cervix, wo die Ausbuchtungen 
sich finden, der Ampulle und dem Samenbläschen; in seinem Ver¬ 
laufe durch die Vaginalwand, wo sein Querschnitt spaltförmig er¬ 
scheint, entspricht er dem Ductus ejaculatorius des Mannes. 

5) Im unteren Teil der Vagina ist mir der Gang nie zur An¬ 
schauung gekommen, ebensowenig seine Ausmündung; die regel¬ 
mäßige Atrophie dieses Teiles ist auf das starke Wachstum des 
Septum urethro-vaginale zurückzuführen. 

6) Dass sich aus dem Gange eine Form von Vaginalcysten 

entwickeln könne, ist nach den mitgeteilten Beobachtungen nicht 
unwahrscheinlich, wird aber erst dann sicher bewiesen sein, wenn 
es gelingt, eine Cyste als Fortsetzung eines GARTNEa’schen Kanals 
zu erweisen. Broesike. 


H. Munk, Ueber die centralen Organe für das Sehen und Hören 
bei den Wirbeltieren. Berliner akad. Sitzgsb. 1884, XXIV. S. 1. 

Die Untersuchungen erstrecken sich auf das Kaninchen, das 
Meerschweinchen und die Ratte. Gegenüber der im Jahre 1881 von 
Chkistiani aufgestellten Behauptung: dass Kaninchen, ihresGrofshirns 
beraubt, sehen könnten, kommt Vf. zu dem Resultat, dass auch bei 
den niederen Säugetieren mit dem Verlust des Grofshirns der Ge¬ 
sichtssinn eine völlige Einbufse erleide. Nach eigener sorgfältiger 
Methode wurden die Grofshirnhemisphären abgetragen. Kaninchen 
blieben nach der Operation ca. 50 Stunden, die Meerschweinchen 
und Ratten ca. 90 Stunden am Leben. Das Verhalten der operirten 
Tiere charakterisirt sich nach M. durch 3 besondere Stadien: 1) das 
Erschöpfungsstadium unmittelbar nach der Operation, 1 ' 2 —1 Stunde 
anhaltend; 2) das Ruhestadium, auf Stunden sich erstreckend, in 
welchem das Tier selten einzelne Bewegungen ausführt; 3) das 
Laufstadium. In diesem treten Perioden von Laufbewegungen auf, 
mit zunehmender Dauer und Intensität, abwechselnd mit ruhigem 
Verhalten des Tieres. Hat das Stadium seinen Höhepunkt erreicht, 
so werden die Laufperioden wieder kürzer, die ruhigen Pausen länger. 
Unter den Erscheinungen der Dyspnoe stirbt das Tier. — M. fasst 
diese Laufbewegungen in der Hauptsache als „Zwangsbewegungen u 
auf „in Folge der entzündlichen Vorgänge, welche in den Thalami 
optici und den Corpora quadrigemina statthaben.“ 

Zur Beobachtung über das Sehvermögen am geeignetsten ist 
das Ruhestadium. Der Pupillarreflex ist erhalten. Im Uebrigen 
zeigen die Tiere keine Reaction gegen Licht und Finsterniss. Be- 


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Tappeikeb, Garung und Verdauung der Cellulose* 


No. 37. 


wegen sie sich, so stofsen sie gegen Hindernisse an, ja rennen in 
dieselben hinein. Das ganze Verhalten beweist, dass sie völlig er¬ 
blindet sind. Siemerling. 

H. Tappeiner, Untersuchungen über die Gärung der Cellulose, 
insbesondere Ober deren Lösung im Darmkanal. Ztschr. f. Biol. XX. 
S. 52. 

I. VerdauungsverBuche mit Darminhnlt. Abgewogene 
Mengen des Inhaltes von Pansen, Dünndarm und Dickdarm mit 
Heu gefütterter Rinder wurden zur Beobachtung der Nachgärung 
in Flaschen gebracht, die über dem Brei stehende Luft wurde durch 
C0 2 verdrängt. Ein Teil der Flasche blieb ohne weitere Behand¬ 
lung, ein anderer Teil wurde aufgekocht, um alle fermentativen Zer¬ 
setzungen auszuschliefsen; ein dritter Teil endlich wurde mit anti¬ 
septischen Mitteln versetzt, um festzustellen, ob eine etwa beobachtete 
Auflösung von Cellulose von geformten oder ungeformten Fermenten 
abhängt. In allen Einzelversuchen wurde die Quantität der Cellu¬ 
lose (= Rohfaser) bestimmt. Die Digestion geschah bei Brut¬ 
temperatur. Im Dünndarminhalt war eine Abnahme der Cellulose, 
also Lösung derselben nicht zu constatiren, im Dickdarminhalt eine 
Abnahme von im Maximum 6 pCt., im Pansen eine Abnahme von 
im Maximum 36 pCt. Die Lösung beruht auf der Tätigkeit von 
Organismen; in den Controlversuchen fand Lösung nicht oder nur 
in minimalem Umfange statt. 

II. Ueber die Frage, aus welchen Substanzen die 
Darmgase entwickelt werdeh. Durch grobporiges Papier fil- 
trirter Panseninhalt lieferte bei der Digestion mit Fibrin, Hühner¬ 
ei weifs, Stärkemehl nur geringe Mengen von Gas; essigsaurer Kalk 
wurde nicht davon angegriffen. Da von Fett als Quelle der Darm¬ 
gase nicht die Rede sein kann, so geht daraus mit Wahrscheinlich¬ 
keit hervor, dass die Quelle der Gase des Darms die Cellulose sei, 
doch hatten directe Versuche mit Cellulose und filtrirtem Paneen- 
inhalt zunächst kein positives Resultat, wenigstens nicht in Beziehung 
auf die Bildung von Sumpfgas. 

HI. Experimentelle Erzeugung der Cellulosesumpf¬ 
gasgärung. Mit lprocentiger neutralisirter Fleischextractlösung 
und Cellulose (Bauus’sche Watte oder Papierbrei, sog. Ganzzeug) 
beschickte Flaschen wurden durch mehrstündiges Erhitzen bei 110 
bis 120° sterilisirt, dann mit etwas Panseninhalt geimpft, sodass ein 
wenig Luft miteingeschlossen war. Nach 3 — 8 Tagen trat regel¬ 
mäßig starke Gasentwickelnng ein, welche wochenlang dauerte. Das 
entwickelte Gas bestand nur aus Kohlensäure und Sumpfgas, ab¬ 
gesehen von den ersten Anteilen, welche noch Stickstoff enthielten 
und relativ weniger C0 2 , weil die Flüssigkeit Bich zunächst mit 
C0 2 sättigte. Das Verhältniss von CH 4 : C0 2 betrug in den ein¬ 
zelnen Versuchen 1:7,2, 1:3,4, 1:3,0. Die Cellulose löste sich 
sichtlich auf, unter Bildung grofser Mengen von flüchtigen fetten 
Säuren, wahrscheinlich Essigsäure und Buttersäure. Aufser diesen 
und kleinen Mengen von Aldehyd, der bisher als Gärungsproduct 


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No. 37. 


Tappkimkr, Gärung und Verdauung der Cellulose. 


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noch nicht beobachtet, waren keine anderen Producte zu finden. 
In einem quantitativen Versuche nahmen 38,2 pCt. der Cellulose die 
Form von CO s und CH 4 an. 

IV. Die bei der Nachgärung des Panseninhaltes ent¬ 
wickelten Gase stimmen mit den bei deT Cellulosegärung sich 
bildenden fiberein. Ebenso fanden sich im Wesentlichen dieselben 
nichtgasförmigen Gärungsproducte, nämlich: Spuren von Ameisen¬ 
säure, kleine Mengen von Aldehyd (durch SilberreaCtion, Jodoform¬ 
bildung, Reaction mit Diazobenzolsulfosäure erkannt), grofse Mengen 
ven Essigsäure, Normal buttersäure und eine Säure von der Zusam¬ 
mensetzung der Buttersäure, aber mit charakteristischen, sowohl von 
der Normal-, wie Isobuttersäure abweichenden Eigenschaften. Von 
diesen Producten waren die Ameisen-, Propion- und Normalbutter- 
säure bei der kfinstlichen Cellulosegärung nicht erhalten. Zur Unter¬ 
suchung diente ausschliefslich der Panseninhalt von mit Heu ge¬ 
fütterten Rindern. 

V. Es war nun noch nachzuweisen, dass diese Substanzen nicht 
im Heu präformirt waren; die Untersuchung ergab in der Tat kleine 
Mengen von Säuren, jedoch so wenig — ca. 0,5 Giro, auf 500 Grm. 
Heu, dass die im Panseninhalt gefundenen Säuren nur zürn kleinsten 
Teil hierauf zurfickzuffihren sind, zum bei Weitem gröfsten Teil aus 
dem Heu stammen. Ihre Abstammung ans der Cellulose desselben 
ist nach allen anderen Beobachtungen sehr wahrscheinlich. (Wenn 
T. meint, dass ihre Menge die Entstehung aus dem Eiweifs aus¬ 
schliefst, so kann Ref. dem allerdings nicht zustimmen; T. unter¬ 
schätzt wohl die Quantität der aus dem Eiweifs möglicherweise ent¬ 
stehenden Säure erheblich.) 

VI. Die Vergleichung der im Blinddarm und Grimmdarm des 
Pferdes stattfindende Gärung ergab gleichfalls vollständige Ueber- 
einstimmung mit der Cellulosesumpfgasgärung. Das Verhältniss 
zwischen CO, und CH 4 betrug bei der Gärung von Coecuminhalt 
im Beginn 6,5:1, bei der Papiergärung im Anfang 7,2: 1, bei der 
Gärung des Coloninhaltes 3:1, bei der Papiergärung am Ende 
3,4: 1. Ebenso fanden sich im Inhalt des Coecnm und Colon des 
Pferdes neben Aldehyd grofse Mengen flfichtiger Säuren und zwar 
vorwiegend Essigsäure und die Säure von der Zusammensetzung 
der Buttersäure. 

VH. Auch die im Dickdarm der Wiederkäuer stattfindende 
Gärung konnte mit der Cellulosegärung identifioirt werden. Die 
frfiher beobachtete Abweichung, dass bei der Nachgärung des Dick¬ 
darminhaltes sich ein wenig Säure bildet, klärte sich dahin auf, dass 
diese Gärung Oberhaupt nur schwach verläuft, wenn man den Dick- 
darminhalt von mit Heu geffitterten Rindern verwendet; als hierzu 
Dickdarminhalt nach Körnerffitterung genommen wurde, fanden sich 
reichliche Mengen von Essigsäure etc. Auch konnte im frischen 
Dickdarminhalt Aldehyd nachgewiesen werden. 

VHI. Auf Grund von einigen Versuchen, in denen die Eiweifs- 
fäulniss ohne wesentliche Bildung von Sumpfgas verläuft und den 
vorliegenden Angaben Ober die Menge des von Wiederkäuern ge- 


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648 Thoma , Aenderung der Aortenwandstruotur nach Verschluss der No. 37. 

bildeten Sumpfgases kommt T. zu dem Schluss, dass die Cellulose- 
Sumpfgasgärung der einzige Vorgang ist, durch den im Darm des 
Wiederkäuers Cellulose aufgelöst oder vielmehr zersetzt wird. — 
Welchen Wert die nichtgasförmigen Producte — die fetten Säuren — 
för die Ernährung haben, ist noch nicht zu sagen; in jedem Falle 
aber nützt die Lösung der Cellulose durch die Aufschliefsung der 
, Nahrungsmittel. 

IX. und XI. Bei einer gewissen Zusammensetzung der Nähr¬ 
lösung, so u. A. bei Verwendung von nlkalisirter Fleischextractlösung, 
löst sich die Cellulose unter ausschliefslicher Entwickelung von CG 2 
und H 2 , ohne alle Bildung von CH 4 : Cellulosewasserstoffgärung. 
Die nicht-gasförmigen Producte derselben scheinen fast ganz dieselben 
zu sein. Die Uebereinstimmung der gasförmigen Producte bei dieser 
Cellulosewasserstoffgärung und der im Magen des Pferdes statt¬ 
findenden Gärung, sowie auch der im Mageninhalt befindlichen 
Säuren, zeigt, nach Vf., dass die im Magen des Pferdes stattfindende 
Gärung die Cellulosewasserstoffgärung ist. E. S&lkowski. 

R. Thoma, Ueber die Abhängigkeit der Bindegewebsneubildung 
in der Arterienintima von den mechanischen Bedingungen des 
Blutumlaufes. I. Die Rückwirkung des Verschlusses der Nabel¬ 
arterien und des arteriösen Ganges auf die Structur der Aorten¬ 
wand. Vikchow’s Arch. XCII1. 3. 

Sich stützend auf eingehende mikroskopische Untersuchungen, 
stellte sich T. die Frage: „Erleidet die Intima einer Arterie Structur- 
veränderungen, wenn die Circulation des Blutes in derselben erheblich 
verändert wird durch Ausschaltung eines beträchtlichen Teiles des zu¬ 
gehörigen Capillarbezirkes?“ Durch den plötzlichen Verschluss der 
Nabelarterien nach der Geburt wird nun ein beträchtlicher Teil des 
Capillargebietes der Aorta ausgeschaltet, und eine Veränderung der 
Circulationsverhältnisse resultirt als Folgeerscheinung. Da sich an 
der Aorta keinerlei Contractionserscheinungen nachweisen lassen, so 
ist ein auffallendes Missverhältnis zwischen der Weite der Aorta 
und der von ihr abgehenden Zweige die nächste Folge. Dies Miss¬ 
verhältnis liefert nun Structurveränderungen der Aortenwand, 
welche sehr klare Bilder abgeben, die sich aber nach oben nur bis 
zum Ligamentum arteriosum erstrecken, da der Verschluss des Ductus 
Botalli eine Zunahme des Blutzufiusses in die Aorta adscendens und 
in den Arcus und eine entsprechende Erweiterung dieser Teile ver¬ 
anlasst, welche hier kein Missverhältnis zwischen der Weite des Stam¬ 
mes und deijenigen der abgehenden Aeste zu Stande kommen lässt. 

Es wurden im Ganzen die Aortensysteme von 19 Leichen 
untersucht, und zwar an Serienschnitten der Art, dass zwischen 
einzelnen Reihen dünnster Schnitte in regelmäßiger Weise kleine 
Stufen von Gewebe fehlen. 

Zunächst wurden die Arteriensysteme von 3 neugeborenen 
Kindern aus der 20. bis 33. Woche der Gravidität untersucht an 
3 Reihen von Stufenschnitten, welche das ganze Gebiet von der 
Teilungsstelle der Caroti communis über die ganze Länge der 


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No. 37. Nabelarterien. — Rf» mikro, Verbandmittel aus Holz. 649 

Aorta, der Iliacae und Ober die Umbilicalis bis zur Nabelgegend 
umfassen. Die Intima war hier stets zusammengesetzt aus einem 
Endothel und einer Tunica elastica interna; letztere fehlte nur an 
der Aorta asc. und einem Theil der Art. umbilicalis. Aulserdem 
an den Teilungs- und Verästigungsstellen zwischen beiden elastisch- 
musculöse Gewebsmassen. Nirgends fanden sich Elemente binde¬ 
gewebiger Natur in der Intima, mit Ausnahme der Region der Se¬ 
milunarklappen, wo sie aber in directem Zusammenhänge mit den 
Klappen stehen. 

Nach der Geburt nahmen die musculösen und elastischen Fa¬ 
sern der Intima an Zahl und Gröfse erheblich zu. Aulserdem 
aber konnte bei sämmtlichen Fällen, welche in ziemlich grofser 
Anzahl von den ersten Monaten nach der Geburt an bis in das 
mittlere Lebensalter hinein entnommen wurden, die Entwickelung 
eines neuen Gewebes unter dem Endothel der Gefäfsstrecke, welche 
die kürzeste Verbindung zwischen dem Ductus Botalli und der 
Arteria umbilicalis darstellt, constatirt werden. Nach seiner Struc- 
tur muss dieses neue Gewebe als hyalines Bindegewebe bezeichnet 
werden; es war zusammengesetzt aus Zellen von verschiedener 
Grötse, welche stets mehrere lange, zuweilen anastomosirende Aus¬ 
läufer besafsen, und aus hyaliner, schwach faseriger Intercellular- 
substanz. Vf. konnte den Nachweis liefern, dass sich dies Gewebe 
zunächst in den Wandungen des Ductus Botalli und der Art. um¬ 
bilicalis etablirte und von da allmählich nach unten und oben in 
der dazwischen liegenden, von ihm als „Nabelblutbahn“ bezeichneten 
Strecke weiter entwickelte, stets direct unter dem Endothel ver¬ 
laufend und besonders mächtig an den Verzweigungs- und Teilungs¬ 
stellen der Aorta und der Iliacae. Bei einem 5jährigen Knaben 
fehlte diese Schicht des hyalinen Bindegewebes bereits in keinem 
Abschnitte der ganzen Nabelblutbahn. Bis zum 24. Jahre konnte 
eine stetige Neuproduction von hyalinem Bindegewebe in der In¬ 
tima der ganzen Nabelblutbahn erkannt werden; nach dieser Zeit 
begannen bereits die senilen Veränderungen. 

Die scharf localisirte Neubildung, sowie die bedeutende Mäch¬ 
tigkeit derselben an den Verzweigungen der Aorta lässt nun Vf. 
mit aller wünschenswerten Sicherheit den Schluss ziehen, dass diese 
Bindegewebsentwickelung in der Intima die Folge des Missverhält¬ 
nisses ist, welches besteht zwischen der Weite der Aorta und ihrer 
Zweige und es also zurückzuführen ist auf die Circulationsstürun- 
gen, welche die Ausschaltung des Placentarkreislaufes bedingt. 

S. Schultz© (Breslau). 


Rönnberg, Die physikalischen und chemischen Eigenschaften un¬ 
serer Verbandmittel als Maafsstab ihrer Brauchbarkeit; nebst Mit¬ 
teilung über neue Verbandmittel aus Holz. Arch. f. klin. Chir. XXX. 
S. 377. 

I. Die Aufsaugungsfähigkeit der Verbandstoffe. Die 
bisherigen Untersuchungen haben weniger durch die absoluten Er¬ 
gebnisse, als durch die gefundenen Verhältnisszahlen einen Wert, 


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650 


Rönnbkrg, Verb&ndmittel aus Holz. 


No. 37. 


weil sie nach ungleichen, zum Teil unvollkommenen Methoden ge¬ 
macht worden sind. Um die Verhältnisse einer mit aufsaugendem 
Verbandmaterial bedeckten Wunde nachzuahmen, hat Vf. einen Glas- 
cylinder mit seinem durch Mull und Verbandgaze abgeschlossenen 
unterem Ende in Wasser tauchen lassen, von oben her aber den 
zu prüfenden Verbandstoff eingeschoben und durch Hagelkörner, 
welche den Druck der bei den antiseptischen Verbänden unumgäng¬ 
lichen Bindeneinwickelung nachahmen sollten, beschwert, so lange 
beobachtet, bis kein Uebertritt von Flüssigkeit in den betreffenden 
Stoff’ mehr statthatte. Teils durch Ablesen des Standpunktes der 
einströmenden Flüssigkeit an einer Marke, teils durch Wägen kann 
man sowohl die Imbibitionsgeschwindigkeit, als auch die imbibirte 
Flüssigkeitsmenge bestimmen und bei einer der gewöhnlichen Dicke 
der antiseptischen Verbände entsprechenden Verbandstoffschicht von 
5 Ctm. ergiebt sich, dass Kiefersägespähne, Seesand und Torf ein 
für Verbandzwecke nur beschränktes Aufsaugungsvermögen besitzen, 
während dasselbe bei den verschiedenen Holzstoffen, Charpie, Pappel- 
sägespähnen und Steinkohlenasche unbegrenzt erscheint. — Eine 
Controle haben diese Versuche durch die mikroskopische Prüfung 
der einzelnen Verbandstofffasem in Bezug auf ihr Imbibitionsvermögen 
mit gefärbten Medien, andererseits kann man die Versuchsanordnung 
den Verhältnissen einer secernirenden, antiseptisch behandelten Wunde, 
wenn man viscide Lösungen (z. B. Leim oder Gummi) in trogartigen 
Gefälsen, welche mit feinstem, dichten Wundschwamm ausgefüllt 
sind, mit Verbandkissen aus den verschiedensten Stoffen in Berührung 
bringt. Hier zeigte sich, ebenso wie bei entfetteter Watte und Seesand, 
bereits wenige Millimeter oberhalb des Schwammes ein Stillstand 
der Aufsaugung; alle übrigen schon genannten Stoffe sogen sich in 
5—6 Stunden mit der Lösung voll und war namentlich bei Holz¬ 
wolle und Sägespähnen die fixirende Gazebinde mehrfach rings 
durchtränkt, ehe die Imbibition des Kissen vollendet war. 

II. Sonstige notwendige Eigenschaften der Verband¬ 
mittel. Entfettete Watte, Torf, auch wohl Steinkohlenasche und 
Seesand können, da sie am Krankenbette mit Erfolg angewandt wor¬ 
den sind, vom rein theoretischen Standpunkte aus nicht wohl be¬ 
anstandet werden. Anders liegt die Sache betreffs der Holzstoffe. 
Von diesen ist die Holzwolle an und für sich nicht sicher aseptisch; 
doch kann durch den Gehalt an Pflanzensäuren, Harzen, {etherischen 
Oelen etc., auch wenn die Holzwolle in Gazesäckchen der Wunde 
nicht direct aufliegt, eine günstige Wirkung auf diese ausgefibt 
werden. Alle anderen Holzzerkleinerungen, Holzmehle und Säge- 
spähne sind daher mindestens gleichwertig der Holzwolle, von der 
als einem Kunstproduct sie sich durch den billigeren Preis aus¬ 
zeichnen. Zellstoff- und Holzstoffwatte sind nichts weiter, als durch 
ein besonderes, lediglich mechanisches Verfahren in feinflockigen Zu¬ 
stand gebrachte reine Cellulose resp. brauner Holzstoff, und kann die 
Cellulose und die daraus bereitete Zellstoffwatte ihrer ganzen Her¬ 
stellung nach als aseptisch bezeichnet werden. P. Gäterbock. 


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No. 37. Pulitzer, Hör-Iuslrument für Schwerhörige. — Leyden. 651 

A. Politzer, Ein neues kleines Hör-Instrument für Schwerhörige. 

Wiener med. Wochenschr. 1884, No. 22. 

Von der Erfahrung ausgehend, dass die Schwingungen der 
Knorpelplatte der Ohrmuschel selbst vermittels eines elastischen 
Schallleiters auf das Trommelfell übertragen werden, construirte P. 
behufs Hörverbesserung ein kleines Instrument, welches aus einem 
Drainröhrchen dünnster Sorte bestand, dessen inneres Ende durch 
Spaltung in der Ausdehnung von ‘/ 4 Ctm. und Abtragung eines 
Teiles des so geteilten Stückes in eine schmale Platte umgeändert 
wurde, die sich leicht an einen gröfseren Teil des Trommelfelles 
ansclimiegt. Das äufsere Ende dieses Röhrchens wird durch Ein¬ 
schieben eines dünnen Drahtes so gebogen, dass es leicht mit dem 
Knorpel der Concha in Berührung gebracht werden kann und mit 
einer 1 — 1 */ 4 Ctm. im Durchschnitt haltenden Kautschukmembran 
in der Weise verbunden, dass die Concavität dieser Membran gegen 
die Concavilät der Concha gerichtet war. Durch diese Combination 
des Schallleitungsröhrchens mit der Membran wird bewirkt, dass 
diese durch die von aufsen auffallenden Schallwellen in Schwingungen 
versetzt wird, welche auf das Leitungsröhrchen und das Trommelfell 
übertragen und dass ferner die von der Concha refleetirten Schall¬ 
wellen durch die Concavität der Kautschukmembran aufgefangen 
und in den Gehörgang gegen das Trommelfell reflectirt wird (Ab¬ 
bildung 8. im Orig.). 

Eine hörverbessernde Wirkung dieses Instrumentes constatirt 
P. bei allen Formen von Mittelohraffectionen, bei welchen Schall¬ 
leitungshindernisse in der Trommelhöhle die Ursache der Hörstörung 
bildeten und zwar sowohl bei einfachen Mittelohrkatarrhen, als auch 
bei chronischen Mittelohr-Eiterungen mit kleineren oder gröfseren 
Perforationen des Trommelfelles. In letzteren Fällen war die Wir¬ 
kung des neuen Instrumentes oft gleich jener des künstlichen Trommel¬ 
felles, in vielen Fällen jedoch war die Hörverbesserung ungleich 
gröfser, als bei diesen. — Bei gröfseren Trommelfelldefecten war es 
nötig, auch das innere Ende des Instrumentes, wie beim künstlichen 
Trommelfell Toynbkk’s, mit einer rundlichen Gummiplatte zu ver¬ 
sehen. Schwabach. 


E. Leyden, Ueber die Sklerose der Coronar-Arterien und die 
davon abhängigen Krankheitszustände. Zeitschr. f. klin. Med. VII., 
S. 459 n. 539. 

Die mannigfach vorgenommenen experimentellen Verschlie- 
(sungen der Coronar-Arterien haben zum Teil von einander ab¬ 
weichende Resultate ergeben: teils sofortige, teils allmähliche Ver¬ 
langsamung und Abschwächung der Herzcontractionen mit schliefs- 
lichem Herzstillstand; Absinken des Blutdrucks in gleichem Schritt 
mit der Abnahme der Herzcontractionen, oder aber ganz plötzlich 
eintretendem Stillstand des Herzens nach vorheriger Arhythmie, ver¬ 
langsamten Contractionen und dergl. mehr. — Die ebenfalls sehr 
mannigfachen anatomischen Befunde teilt L. in folgende vier 
Gruppen ein: 


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652 


Lkydkn, Sklerose der Coronar-Arterien. 


No. 37. 


1) Sklerose der Coronar-Arterien ohne sonstige Veränderungen 
nm Herzen (wobei die Kranzarterien zwar erkrankt, aber nicht 
wesentlich verengt sind, so dass der Herzmuskel genügend ernährt 
werden kann). — 2) Acute thrombische Erweichung oder 
haemorrhagische Infnrctbildung im Herzfleisch (ZiKoi.Ka’s Myomalacia 
cordis, vollkommen der Encephalomalacie entsprechend), am häu¬ 
figsten in Folge sklerotischer Thrombose der linken Kranzarterie; 
in den erkrankten Partien kann es zu fettiger Entartung des Muskel¬ 
fleisches oder zur Erweichung mit nachfolgender Ruptura cordis 
kommen — 3) Aus dieser acuten Form geht die chronische fibröse 
Degeneration des Herzfleisches (Myocarditis fibrosa, Binde- 
gewebsschwiele des Herzens) hervor; diese Schwielen sind 
entweder disseminirt, oder bilden größere diffuse Herde, oder be¬ 
treffen aus8chliel‘8lich die Herzspitze (wo sie in Folge von Verdftn- 
nung der fibrösen Partie zum sog. Aneurysma cordis fahren). 
4) Häufig findet sich eine combinirte Form: fibröse Entartungen 
neben acuten htemorrhagischen Erweichungen; offenbar ist hier die 
Sklerosirung der Kranzarterien in mehreren Schüben erfolgt. 

Dem klinischen Verlaufe nach kann man drei verschiedene 
Krankheitsgruppen unterscheiden: 1) Fälle mit acutem Verlauf, 
plötzliche Todesfälle. Nach mehr oder weniger deutlichen Pro¬ 
dromen (bestehend in zuweilen ziemlich undeutlichen stenokardischen 
Symptomen, in Ohnmächten, Schwindel und dergl. mehr) tritt ein 
heftiger Anfall auf, entweder unter dem Bilde der Angina pectoris 
oder unter dem einer Ohnmacht mit Herzschwäche oder als Anfall 
von acutem Lungenödem. Anatomisch finden sich (abgesehen von 
einer etwaigen Herzruptur) entweder kleinere Blutungen resp. hae¬ 
morrhagische Infarcte oder chronische Processe (Herde von fettiger 
Entartung des Muskels neben einer eben nur angedeuteten Erwei¬ 
chung, oder chronische fibröse Processe mit Atrophie). — 2) Fälle 
mit subacutem Verlauf: meist bei Männern gegen das Ende der 
50er oder im Beginn der 60er Jahre: nicht selten sind vor kürzerer 
oder längerer Zeit Vorboten (Husten, Kurzatmigkeit, Angina pectoris, 
Hydrops) aufgetreten. Die Krankheit steigt in einigen Wochen an, 
unter heftigen stenokardischen Anfällen, mit Angstempfindung in 
den Intervallen; die sich allmählich an Intensität steigernden Anfälle 
verbinden sich mit Dyspnoe oder Asthma, mit Herzschwäche und 
Lungenödem. Nachdem zuweilen anscheinende Besserung eingetreten 
ist, erfolgt nach einem oder mehreren heftigen Anfällen der Tod. 
Diagnostisch wichtig ist für diese Anfälle von Angina pectoris die 
Zunahme und die (allerdings nicht constante) Unregelmäfsigkeit 
der Herzaction. Anatomisch findet man die der Myomalacie ent¬ 
sprechenden Zustände, gleichzeitig aber ältere fibröse Züge im 
Muskelfleisch. — 3) Fälle mit chronischem Verlauf: bei Per¬ 
sonen in vorgeschrittenem Alter entwickeln sich ganz allmählich 
Herzsymptome, die zeitweise exacerbiren und sich errnäfsigen, aber in 
letzterem Falle eine gewisse Kurzatmigkeit zurücklassen; zuweilen 
treten Anfälle von Angina pectoris oder kardialem Asthma auf. Fast 
stets ist der Verlauf progressiv, und indem allmählich das Bild schwerer 


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No. 37. 


Lryden, Sklerose der Coronar-Arterien. 


653 


Herzkrankheit sich ausbildet, tritt nach meistens mehrjähriger Dauer 
der Tod ein. — In diesem Verlaufe kann man drei Stadien unter¬ 
scheiden: die sich etablirende Krankheit entwickelt sich im ersten 
Stadium entweder allmählich mit Kurzatmigkeit und Hustenreiz 
oder mit einem plötzlichen Anfall von Angina pectoris. Im zweiten 
Stadium, das 5—10 Jahre und noch länger dauern kann, befindet 
sich der Kranke in einem recht erträglichen Zustande, etwa wie ein 
Herzkranker im Stadium der Compensation: gewöhnlich besteht nur 
eine gewisse Kurzatmigkeit, verminderte Leistungsfähigkeit, Andeu¬ 
tung der Anfälle von Angina pectoris, Neigung zu Katarrhen; phy¬ 
sikalische Symptome am Herzen fehlen oder sind unbedeutend; der 
nicht sehr kräftige Puls ist öfters unregelmäßig. Im dritten Stadium 
manifestiren sich unter hervortretender Herzschwäche die Zeichen 
der Compensationsstörung und führen entweder schnell (unter äußerst 
heftigen Anfällen von Angina pectoris, von acutem Lungenödem) 
oder langsam unter den qualvollen Erscheinungen von Orthopnoe, 
Hydrops u. 8. w. zum Tode. 

Unter den Symptomen sind die typischen Anfälle der Angina 
pectoris allerdings am häufigsten bei der von Erkrankung der 
Coronar-Arterien abhängigen Herznffection beobachtet worden; sie 
fehlen aber mitunter bei den chronischen, bisweilen selbst in acuten 
Fällen, während sie andererseits auch im Zusammenhang mit anderen 
Herzkrankheiten (z B. diphtheritischer oder syphilitischer Myocarditis), 
ja bei Frauen ohne jede Complication mit Herzaffectionen constatirt 
sind. — Vf. deutet die Angina pectoris als „eigentlichen Herz¬ 
schmerz. “ 

Die namentlich den chronischen Fällen eigentömlichen Anfälle 
von Asthma cardiale haben große Aehnlichkeit mit den Anfällen 
von Bronchialasthma; die leichteren pflegen als „Stauungskatarrh“ 
bezeichnet zu werden, während die schwereren das Bild des acuten 
Lungenödems darbieten. — In manchen Fällen kommt es weder zu 
ausgesprochener Angina pectoris, noch zu kardialem Asthma, son- , 
dern es besteht nur dauernde Kurzatmigkeit und eine sich allmäh¬ 
lich bis zur Erschöpfung steigernde Herzschwäche („Weakened 
heart“), wie sie auch bei Fettherz, sowie bei überangestrengtem 
Herzen zu Stande kommt. — Nicht selten kommen Ohnmächten 
vor. — Die Herztätigkeit kann die gröfsten und entgegengesetzten 
Verschiedenheiten in Frequenz und Rhythmus darbieten, aber auch 
eine jede Abnormität vermissen lassen. Bemerkenswert ist die in 
seltenen Fällen beobachtete Abnahme der Pulsfrequenz auf 40, 30, 
ja auf 8 Schläge in 1 Minute. — Wenig constant und charakteristisch 
sind auch die physikalischen Zeichen am Herzen. Von Be¬ 
deutung ist, wenn vorhanden, eine vergröfserte Herzdämpfung bei 
schwachem Herzstofs. 

Unter den ätiologischen Verhältnissen sind vorgerücktes 
Alter, Constitution (gute Ernährung, Fettleibigkeit), Erblichkeit 
hervorzuheben; wichtig sind ferner körperliche und geistige An¬ 
strengungen, sowie namentlich Gemütsbewegungen. — Heilung ist 
möglich, aber nur in der Minderheit der Fälle beobachtet. 

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654 


Mrios. — Hüfner. — Tait. 


No. 37. 


Aus den therapeutischen Bemerkungen de6 Vf.’s heben wir 
hervor, dass im stenokardischen Anfall die Anwendung der Narcotica, 
speciell eine Morphium-Injection, von zauberhafter Wirkung ist, 
wenn die Ursache der schweren Erscheinungen in der Intensität 
des Schmerzes und der Beklemmung liegt; dagegen ist bei drohender 
Erlahmung der Herzmusculatur von Narcoticis eine Beförderung 
des Collapses zu erwarten. Im Allgemeinen erscheint das Narcoti- 
cum contraindicirt, wenn der Puls fast fadenförmig ist; in zweifel¬ 
haften Fällen beginne man mit ganz kleinen Injectionen. — Ein¬ 
atmungen von Amylnitrit sind gefährlich för das Herz und deshalb 
zu unterlassen. — Digitalis ist in acuten Anfällen von Angina 
pectoris im Allgemeinen cotraincidirt, in chronischen Fällen kann sie 
bei gestörter Compensation, bei drohendem Lungenödem vortreff¬ 
liche Dienste leisten. — Ueber die Wirkung kohlensäurereicher 
Bäder (Nauheim, Cudowa) drückt sich Vf. sehr reservirt aus. 

Perl. 


A. MeigS, Proof that human milk contains only about one per cent 
of casein with remarks upon infant feeding. Med. and sarg. Reporter 
1884, No. 7 u. 8. 

M. kommt auf einem sehr anfechtbaren Wege au dem Schloss, dass die Frauen¬ 
milch nur etwa 1 pCt Casein enthalte. Die Summe von Casein + Zucker in der 
Kuhmilch sei, nach M., von allen Untersnchern ziemlich gleich gefunden (in der vom 
Vf. angeführten Tabelle finden sich indessen Schwankungen von 7,4 — 9,1 pCt.; die 
Mehrzahl bewegt sich allerdings etwa um 8,5 pCt., Ref.). Da nun, so argumentirt 
M., kein Grund zu der Aunahme bestehe, dass dieses Verhältnis! bei Frauenmilch 
nicht Geltung habe, diese aber über 7 pCt. Zucker enthalte, so könne der Casein* 
gebalt nicht mehr, wie etwas über 1 pCt. betragen. Directe Bestimmungen hat Vf. 
nicht gemacht. Bikdeiit’s Ansicht, dass das Casein der Frauenmilch chemisch von 
dem Casein der Kuhmilch differire, hält Vf. nicht für ausreichend begründet, anch 
das von B. für die Kinderernfthrnng empfohlene Rahmgemenge llsst er nicht gelten, 
weil es zu wenig Zucker enthalte. M. schlügt vor, die Kuhmilch zur Anwendung 
beim S&ngling zuerst soweit zu verdünnen, dass ihr Caseingehalt nur etwas über 
1 pCt. betrügt, alsdann durch Zusatz von Milchzucker und Rahm den richtigen 
, Zucker- und Fettgehalt herzustellen, und giebt Anweisungen zur Bereitung diesen 
Gemisches. Ein Teil des zugesetzten Wassers soll Kalkwasser sein, sodass */ t des 
ganzen Gemisches aus Kalkwasser besteht. Das Gemisch soll wührend der ganzen 
S&uglingsperiode — 9 bis 11 Monate — in derselben Concentration gegeben werdeo. 
Die übliche abnehmende Verdünnung der Milch mit zunehmendem Alter verwirft Vf., 
weil die mensohliche Milch nichts derart zeigt. E. Ssikowski. 


G. Hüfner, Ueber krystallinisches Methaemoglobin vom Hunde. 
Zeitschr. f. physiol. Chemie VIII. S. 366. 

Die Darstellung von krystallinischem Methaemoglobin beim Hunde gelingt ebenso 
leicht, wie beim Schwein: die möglichst concentrirte wässrige Lösung des Oxyhämo¬ 
globin wird mit etwas Ferridcyankalinm versetzt♦ durchgeschüttelt, erkalten gelassen, 
mit V 4 Vol. kaltem Alkohol versetzt und in der Kftltemischung stehen gelassen; nach 
1—2 Tagen finden sich reichliche braune Nadeln von Methaemoglobin, etwa gleich 
lang und dick und wie das Oxyhaemoglobin. — Auf gleiche Weise lassen sich auch 
aus dem Oxyhaemoglobin des Pferdes Methsemoglobinkrystalle gewinnen. J. Munk. 

Lawson Tait, Two instances of remarkable elevation of tempera- 
ture. Lancet 1884, II. 2. 

Bei einer Patientin, bei welcher wegen sehr grofser Cystome eine doppelseitige 
Ovariotomie ohne besondere Schwierigkeiten gemacht war, fing die Temperatur mm 


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No. 37. 


ffiTERSOK. — ÖÜTF.RnOCK. — NlRRBN. — FRANK. 


655 


Tage darauf zu steigen an und erreichte am Abend des nächstfolgenden Tages 111 »0° F. 
(43,9° C) mit 120 P. Am nächsten Morgen war sie schon ganz von selbst auf 101,4° F. 
(38,6 • C.) mit 100 P. gefallen und dann trat schnelle Recouvalescenz ein. Auffallend 
ist, dass die Pulsfrequenz bis su jener enormen Temperatursteigerung sich umgekehrt 
wie die Temperatur verhielt, nämlich zuerst 140 (bei 102,2° F.) betrug und dann 
mit geringen Schwankungen fiel. Gemessen wurde von einer Wärterin und von T. 
selbst mit 3 verschiedenen Thermometern. 

Bei einer anderen Patientin mit chronischer Ovaritis, einer früheren Kranken¬ 
wärterin, ist nach den Angaben derselben (!) die von 2 Aersten gemessene Temperatur 
währeod einer Exacerbation an mehreren Tagen ebenfalls bis auf 111 0 F. gestiegen 
und sägt nach der mitgeteilten Tabelle ganz auffallende Sprünge (z. B. in 2 Stunden 
von 111* auf 101° [!]). Nähere Angaben fehlen. (Vergl. Cbl. 1880, S. 747.) 

Senator. 


P. Peterson, Beitrag zur Operation des eingewachsenen Nagels. 
Deutsche med. Wochenschr. 1884, No. 13. 

Man sticht ein spitzes Messer an der Stelle, wo der hintere Teil des Nagelwalles 
in den seitlichen übergeht, zwischen Nagel und Wall senkrecht vom Dorsum nach 
der Yola durch, so dass die Spitze an der Vola hervortritt, wo diese in die Seiten¬ 
fläche übergeht. Die Schneide ist dabei nach der Zehenspitze gekehrt. Das Messer 
wird jetzt immer platt am Nagel gehalten, mit sägenden Zügen gerade nach vorn 
geführt, so dass ein die ganze Seite des Zehen einnehmender und die ganze entzündete 
Partie enthaltender Hautlappen gebildet wird. Dieser wird jetzt abgeschnitten. Auf 
diese Weise ist die ganze Seite des nageltragenden Zehenteils eine relativ grofse 
Wunde geworden, welche indessen, weil zum Teil auf entzündlicher Schwellung be¬ 
ruhend, nach der Operation sehr bald kleiner wird. Lediglich um die Wunde aseptisch 
zu machen, hat man jetzt noch den ganzen Nagel abzutragen; die Heilung erfolgt 
am besten unter einem Zinkschorf, doch muss, damit das Zinkoxyd besser haftet und 
nicht durch die nachträgliche Blutung fortgespült wird, es vermieden werden, mit 
localer Anästhesie oder bei EsuARcvTscher Constriction zu operiren. Heilungsdauer: 
14 Tage Bettruhe. _ P. Güterbock. 


P. Güterbock, Verrenkung des zweiten Daumengliedes nach aufsen 
und hinten. Arcb. f. klin. Cbir. XXX., S. 678. 

Bei einem 79jährigen Manne durch Fall auf den ausgestreckten Daumen ent¬ 
standen. Redoction durch Zug und direetep Druck geht leicht von statten. Ref. denkt 
sich die Verschiebung nach anfsen secundär entstanden, vielleicht in Folge Lockerung 
des entsprechenden Seitenbandes durch die ursächliche Gewalteinwirkung. 

T. Qü torbock. 


A. Nieden, Fall einer Sympathicusaffection im Gebiete des Auges. 
Cbl. f. prakt. Augenheilk. 1884, S. 153. 

Bei einem 51jährigen Manne trat nach einem kalten Bade auf der rechten Seite 
Lidspalten Verengerung, Pupillarcontraction, leichtes Zurückgezogensein des Bulbus und 
Anhidrosis der Stirn- nnd oberen Augenlidbaut ein. Aufserdem liefs sich vermittelst 
des Sphygmographen an der Arteria temporal» der ergriffenen Seite eine Lähmung 
der Gefäfswand nachweisen (?). Aus diesen Erscheinungen ist es klar, dass es sich hier 
um eine Lähmung der Sympathicnsäste, welche die Ocnlopupillar- und MOT.LKR*schen 
Muskeln, die Arteria temporal», frontal» and sapraorbitalis versorgen, handelte. 

Horatmann. 


E. Fr ank , Ueber das Verhalten von Infectionsstoffen gegenüber 
den Verdauungssäften. Deutsche med. Wochenschr. 1884, No. 20. 

Bezugnehmend auf die gleichsinnigen Versuche F. Fai.k’s (Cbl. 1884, S. 347), be¬ 
triebt F. Experimente, die er mit tnberculOaem Material nnd mit Milsbrandmaterial 
rorher aoatellte. Es zeigte sich, dass weder Pepsinlosungen (1 :1000) an sich, noch 
rsnnischt mit 0,05—0,1 pCt Salzsftnre, noch Salzs&ure allein, noch Galle (0,3 pCt.) 


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656 Voltoliki. — Sakaki. — Vigouroux. — Raudoi.ph u. Rousskl. No.37. 


im Brütkasten die Tuberkelbacillen in ihrer InfectionstQchtigkeit beeinflussten. Bei 
zerriebener Anthrazmilzsnbstanz zeigte sich die Einwirkung etwas verschieden: Das mit 
Pepsin behandelte Material tütete die Versuchstiere binnen 24 Stunden, die Galle ent¬ 
haltende Flüssigkeit erst nach 24% Tagen; dagegen blieb bei Verimpfung der 
mit Salzsäure oder mit Pepsin und Salzsäure behandelten Flüssigkeiten die Milzbrand- 
Infection aus. — Was die Desinfectionskraft der Salzsäure betrifft, so bestehen Ver¬ 
schiedenheiten je nach der Dauer der Einwirkung. Eine 0,12 pCt. Salzsäure enthal¬ 
tende Flüssigkeit war nach einer Stunde noch virulent, nach 6 Stunden Einwirkung 
nicht mehr. — So vertritt auch Fb. die Ansicht, dass die Verdauungssäfte nicht im 
Stande sind, den pathogenen und specifisch infectiüsen Mikroorganismen Hindernisse 
zu bereiten. Weroich. 


Voltolini, Tuberculoae des Larynx bei einem 5jfthrigen Kinde. 
(Tuberkelbacillen.) Deutsche med. Wochenschr. 1884, No. 24. 

Die Tuberculose des Larynx ist ein bei Rindern sehr seltenes Leiden und daher 
jeder diesbezügliche Fall von besonderem Interesse. Es handelt sich um ein 5jähriges 
Kind, dessen Atmen beengt und von einem auffallenden Stridor im Kehlkopf begleitet 
war. Die Untersuchung der Lungen ergab Katarrh auf beiden Seiten; die Stimme 
war ganz heiser. Die laryngoskopiscbe Untersuchung ergab die Epiglottis als enorm 
geschwollen; das Innere des Kehlkopfes war bei der nur einmaligen Untersuchung 
nicht zu erblicken. Mit einem kleinen Schwamm wurde nunmehr der Larynx aus¬ 
gewischt und im Secret wurden Tuberkelbacillen gefunden. Nach einigen Wochen 
starb das Kind; die Section wurde nicht gestattet. w.Lubilnslri. 


Igakuski Hasun6 Sakaki, Ueber einen Fall von Tabes dorsal is 
mit Degeneration der peripherischen Nerven. Arch. f. Psych. etc. 
XV. S. 584. 

S. beschreibt einen in der Nervenklinik der Charit4 beobachteten Fall von Tabes 
dorsalis. Aufser der typischen grauen Degeneration der Hinterstränge fand S. erheb¬ 
liche Veränderungen in den sensiblen Hautnerven der unteren Extremitäten. Der 
Grad der atrophischen Degeneration tritt besonders deutlich hervor durch den Ver¬ 
gleich mit deq Querschnitten entsprechender gesunder Hautnerven: so fand sich im 
peripheren Teil des N. saphenus major nur etwa der vierte Teil markhaltiger Nerven¬ 
fasern , von den im normalen Nerven des Erwachsenen gefundenen. Die Muskelnerven 
verhielten sich beinahe normal. Die Veränderungen treten in den peripheren Partien 
der Hautnerven viel stärker hervor, als in den centralwärts gelegenen Partien. 

_ Oppenheim. 


R. Vigouroux, De l’ölectricit^ statique comrae agent pr4ventif du 
chol^ra. Progres med. 1884, No. 29. 

Vf. glaubt die Anwendung der statischen Elektricität als ein Präventivmittel 
gegen die Cholera empfehlen zu sollen. Die Erzeugung des „antiseptisch wirkenden“ 
Ozon durch die Influenzmaschine, die Einatmung der auf diese Weise ozonisirten Luft* 
die Imprägnirung der Kleider mit diesem Agens sei nach dieser Richtung auf das 
Angelegentlichste zu empfehlen. _ Bernhardt. 


N. A. Raudolph und A. E. Roussel, An Examination of the faces 
of twenty persons receiving inunctions of Cod-liver oil. Philadelphia 
med. Times XIV. No. 420. 

Vff., welche ihre Beobachtungen an 14 Kindern und 6 Erwachsenen anstellten« 
konnten nach 2 Mal täglich während längerer Zeit (11 Tage bis 3 Wochen) aoa- 
geführten Einreibungen mit Lebertran in SO pCt. der Fälle eine beträchtliche Zunahme 
im Fettgehalt der Faeces constatiren. Sie nehmen in diesen Fällen eine Ueberladnng 
des Organismus mit Fett an, in Folge deren das eingeführte Nahrangsfett nicht re- 
sorbirt wird, sondern unverändert den Körper verlässt. Laacs**ni. 

Verlag von August Hirsehwald in Berlin. — Druck von L. Schumacher ln Berlin, 


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WÖehsoUloh erscheinen 
1—2 Bogen; am Schlüsse 
de» Jahrgangs Titel, Na¬ 
men- and Sachregister. 


Centralblatt 

für die 


Frei» de» Jahrgang^a 
20 Mark; tu bestehen 
durch alle Buchhandlun¬ 
gen und Postanstalten. 


medicinischen Wissenschaften. 


Redigirt von 

Prof, Dr. H. Kroneoker, un( j Prot Dr. H. Senator, 

Berlin (NW.), Darotheenstr. SS. Berlin (NW.), BnuheMr. 7 (am Hegelplatx). 


1884. SO. September. No. 38. 


Inhalt: Luys, Beweglichkeit des Qehirns. — R. Stinteino, Nervendehnung. ~ 
Drechsrl, Elektrolysen und Elektrosynthesen. — Külz, Pseudooxybutters&ure in 
diabetischem Harn. — E. Makchand, Bildung der Riesenzellen um Fremdkörper. — 
E. Klein, Bakterien der Schweiueseuche. — Kaltenbach, Adenom der Harnblase 
von der Scheide aus exstirpirt. — Uhtboff, Alkohol*Amblyopie. — Kbidbl, 
Fehlen der Salzsftnre im carcinomatösen erweiterten Magen. — Straus, Roux, 
Nocard und Thuillikr, Anatomische Untersuchungen der französischen Cholera- 
Commission in Egypten. — Robson; Bridon, Posttraumatische Paralysen. — Briegbr, 
Erytheme bei Infectionskrankheiten. — Seifert, Hydrochinon als Antipyreticum. — 
Flinzbr, Fleischvergiftung. 

H. Brrhmbr, Diazoreaction des Harns Schwindsüchtiger. — J. Cohnstein, 
Blutkörperchen und Haemoglobin im Blute von Schwangeren. — F. Busch, Exstirpation 
von Hautgeschwülsten durch Locheisen. — E. Hahn, Operation von Pseudarthrosen 
der Tibia. — A. Hartmann, Aufmeifselung des Warzenfortsatzes. — Coionard, 
Physiologische Albuminurie. — B6kai, Gürtelrose nach Arsenbehandlung. — Lunin, 
Secale gegen Diabetes insipidus. — Harkin, Empfindlichkeit des vierten und fünften 
Rückenwirbels. — Raymond und Artaud, Halbseitige Zungenatrophie bei Tabes. — 
v. Z e i s 8 l , Intrauterine syphilitische Infection eines Embryo. 


M. J. Luys, De la locomobilitd du cerveau ou des changements 
de position du cerveau suivant les differentes attitudes de la töte. 
L’Encephale 1884, No. 3. 

L. hat die Beobachtung gemacht, dass das Gehirn innerhalb 
der Schädelkapsel beweglich ist, dass es den Gesetzen der Schwere 
folgend seine Lage mit den Stellungsveränderungen des Schädels 
wechselt. Steht das Individuum aufrecht, so entfernt sich die Hirn¬ 
oberfläche von der Concavität des Schädeldaches, in der horizontalen 
KOckenlage sinkt das Gehirn nach hinten und es bleibt ein Zwischen¬ 
raum zwischen ihm und dem Os frontale, in der Seitenlänge drängt 
sich die höher gelegene Hemisphäre wider den Falx cerebri etc. 
Diese Erfahrungen wurden an der Leiche gewonnen, indem der 
Schädel in der Verticalstellung eröffnet und Lageveränderungen des 
Kopfes vorgenommen wurden; ebenso konnte durch Oeffnungen im 
knöchernen Schädel mittels in das Hirn eingeföhrter Nadeln dasselbe 
constatirt werden. Daäs dieses Gesetz auch för den Lebenden gilt, 
hält Vf. durch Beobachtungen, die von Salattk an der Fontanelle 
des Kindes und von Anderen bei Kopfverletzungen mit Eröffnung 
der Schädelhöhle gewonnen wurden, för erwiesen. 

X7CIL Jahrgang. 42 


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658 


Stintzikg , Nervendebnung. 


No. 38. 




Diese Locomobilität wird nun zur Erklärung vieler physiolo¬ 
gischen und klinischen Erscheinungen herangezogen. 

Die vielen Verschiebungen, welche das Gehirn im Wachen er¬ 
fährt, führen den Zustand der Ermüdung herbei, umgekehrt trägt 
die Lageveränderung beim Aufrichten aus der Horizontallage zum 
Erwachen bei. Die Seekrankheit ist die Folge der vielen brüsken 
Hirnbewegungen; am günstigsten wirkt hier die horizontale Lage. — 
Kranke, die an Meningitis leiden, vermeiden jede Bewegung des 
Kopfes, weil die Bewegung des Gehirns die Schmerzen steigert. 
Aus demselben Grunde erklärt sich die steife Kopfhaltung der 
Paralytiker. Bei vielen Geisteskranken treten Nachts Aufregungs¬ 
zustände ein; auch hierfür sei die Erklärung in der Lageveränderung 
des Gehirns zu suchen. Man soll Geisteskranke, Paralytiker etc. 
nicht reisen lassen wegen der durch das Fahren mit Wagen oder 
der Eisenbahn erzeugten Hirnschaukelung etc. etc. Oppenheim. 


R. Stintzing, Ueber Nervendehnung. Eine experimentelle und 
klinische Studie. Leipzig, 1883, 172 Stn. 3 Tal. 

Seiner umfassenden Arbeit schickt Vf. einen ausführlichen histo¬ 
rischen Ueberblick über die bisherigen Beobachtungen auf dem 
Gebiete der Nervendehnung voraus, in welchem auch die Unter¬ 
suchungen ausländischer Forscher sehr eingehend berücksichtigt sind. 
Die Dehnungen, die Vf. selbst an Tieren (Kaninchen, Hunden, 
Meerschweinchen, Füchsen) vorgenommen hatte, erstreckten sich 
ausschliefslich auf den operativ leicht erreichbaren Ischiadiacus (meist 
rechten). Das Maafs der Dehnung wurde bei dem kleineren Teil 
der Versuche nach dem * Kraftgefühl", in den übrigen vermittelst 
einer Waage bestimmt, auf deren einem Hebel ein Gewicht zu ver¬ 
schieben war. Die Versuche hatten den Zweck, zu prüfen: die 
Motilität und Sensibilität (und zwar mechano- und farado-cutane 
Schmerzempfindung), die elektrische Erregbarkeit vom Nerven und 
vom Muskel aus, die trophischen Verhältnisse und die Reflexe. Es 
wurden Ischiadicusdehnungen 1) „mit approximativ-variirter“, 2) „mit 
variirter und genau bemessener Kraft“, 3) Parallelversuche von 
centraler und peripherischer Ischiadicusdehnung mit approximativ- 
variirter Kraft ausgeführt (im Ganzen 21 Versuche). 

Die Resultate seiner experimentellen Untersuchung fasst Vf. un¬ 
gefähr folgendermaafsen zusammen: Die Dehnung eines gesunden 
gemischten Nerven hat im Allgemeinen eine lähmende Wirkung auf 
dessen Gebiet, die proportional der bei der Dehnung angewandten 
Kraft ist. Die Lähmung erstreckt sich ziemlich gleichmäßig auf 
die motorische, sensible, trophische bezw. vasomotorische Nerven¬ 
tätigkeit. Die Symptome entsprechen im Wesentlichen der degene- 
rativen Atrophie der Nerven, zeigen jedoch in ihrem Ablauf vielfache 
Abweichungen von dem typischen Verlauf d£r letzteren. Die Läh¬ 
mungserscheinungen, selbst weit vorgeschrittene, sind in hohem Grade 
restitutionsfähig. Eine Regeneration ist selbst noch möglich, wenn 
die Dehnung mit einer Kraft ausgeübt ist, die mehr als die Hälfte 


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No. 38. 


Drf.chskl, Elektrolysen and Elektrosynthesen. 


659 


des Körpergewichts beträgt. — In der Nervendehnung ist ein Mittel 
gegeben, durch Yariirung der angewandten Kraft, Lähmungen ver¬ 
schiedenen Grades zu produciren und somit die Degenerations¬ 
vorgänge in ihrer Entwickelung genauer zu studiren. — Die Nerven¬ 
dehnung übt auch auf nicht direct lädirte Nerven eine Wirkung aus, 
besonders auf die gleichnamigen der anderen Körperhälfte. Diese 
transmedulläre Wirkung giebt sich kund in einer Steigerung der 
Erregbarkeit in der sensiblen, vielleicht auch in der motorischen 
Sphäre. — Was die Richtung der Dehnung anlangt, so ist dieselbe 
bei starker Dehnung in Bezug auf die primären Effecte irrelevant, 
weil dabei die Läsion des Nerven in den Vordergrund tritt. Da¬ 
gegen exiatirt bei schwacher Dehnung nur ein quantitativer Unter¬ 
schied: und zwar sind die Lähmungserscheinungen bei peripherischer 
Dehnung intensiver, die transmedullären Reizerscheinungen gewöhn¬ 
lich weniger intensiv, als bei der centralen Dehnung. 

Der klinische Teil der Monographie erstreckt sich auf 6 sorg¬ 
fältig und durch längere Zeit (1% Jahre) beobachtete Fälle (spastische 
Spinalparalyse, Paralysis agitans, 4 Tabes), bei welchen die un¬ 
blutige Nervendehnung angewendet wurde. Hierbei hat sich er¬ 
geben, dass die unblutige Ischiadicusdehnung auf gewisse System¬ 
erkrankungen des Rückenmarks (Hinter- und Seitenstrangsklerose) 
unter Umständen in der Tat einen modificirenden Einfluss öbt. 
Letzterer kommt auf centralem Wege zu Stande, wie die energischen 
Wirkungen auf nicht direct durch die Dehnung afflcirtem Nerven¬ 
gebiete beweisen. Diese Distanzwirkungen vollziehen sich sowohl 
in transversaler, wie in longitudinaler Richtung durch das Rücken¬ 
mark. Die modificirenden Wirkungen sind teils erregende, teils 
lähmende; die letzteren erstrecken sich meist nur auf das direct 
lädirte Nervengebiet, sind von vorübergehender Dauer und Bchlagen 
oft in die gegenteilige Wirkung um. Der Einfluss der Nerven¬ 
dehnung, welche in allen citirten Fällen eine durchweg günstige 
war, ist teils erregender, teils lähmender Art. — Speciell bei der 
Tabes erscheint die Nervendehnung um so aussichtsvoller, je früher 
sie vorgenommen wird. Der am regelmäfsigsten eintretende Effect 
ist Linderung oder Beseitigung der Schmerzen. Heilung ist bei 
Rückenmarkskrankheiten von der Dehnung nicht zu erwarten. Wie 
lange die erzielten Besserungen anhalten, lässt sich zur Zeit nicht 
entscheiden. Bleibt bei der subcutanen Ischiadicusdehnung jeg¬ 
licher Erfolg aus, so ist die blutige Operation in dem Falle contra- 
indicirt, wo durch Blasen- und Mastdarmschwäche eine Verunreinigung 
der Wunde zu befürchten ist. Zederbaum. 


E. Drechsel, Elektrolysen und Elektrosynthesen. J. f. prakt. Chemie 
N. P. XXIX. S. 229. 

Im Verfolg seiner Untersuchungen über die elektrolytische Wir¬ 
kung der Wechselströme bestätigt D. zunächst die bereits von j>k la 
Rivk gemachten, aber in Vergessenheit geratenen Erfahrungen. An 
Elektroden mit kleiner Oberfläche wird Gas entwickelt, an solchen 

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660 


Drkchskl, Elektrolysen und Elektrosynthesen. 


No. 38. 


mit grofser Oberfläche aber nicht, oder nur anfangs; die Oberfläche 
der Elektroden bedeckt sich dabei mit fein zerteiltem Metall (Pt, 
Pd, Au, Ag, Cu, Pb). An beiden Elektroden entwickelt sich Knall¬ 
gas und wenn man zwei Drähte von verschiedenen Metallen als 
Elektroden einander gegenQberstellt, so Qberzieht sich jeder nur mit 
Teilchen des eigenen Metalles. 

Die Elektrosynthese der Phenolaetherschwefelsäure ist auf fol¬ 
gendem Wege geglückt: Eine gesättigte Lösung von Magnesinm- 
bicarbonat und Magnesiumsulfat, zu gleichen Teilen gemischt und 
mit reinem Phenol gesättigt, wird je 30 Stunden lang unter Ab¬ 
kühlung mit Wechselströmen, wobei die Stromrichtung ca. 60 Mal 
in der Secunde wechselte, elektrolysirt; die Flüssigkeit wurde alle 
3—4 Tage durch frische ersetzt, sodass schliefslich 10—12 Liter 
elektrolytischer Flüssigkeit erhalten wurden. Infolge der Anwesen¬ 
heit von braunen amorphen Substanzen ist die Darstellung krystal- 
1 isirter Producte aus der Flüssigkeit sehr erschwert; es muss be¬ 
züglich des hierbei befolgten sehr umständlichen Verfahrens auf das 
Orig, verwiesen werden. Mit Sicherheit liefs sich nachweisen und 
durch die Elementar-Analyse bestätigen: Diphenol (Schmelzpunkt 
270°), reichlich Hydrochinon, nur wenig Brenzcatechin, Phenol¬ 
setherschwefelsäure (das Barytsalz, mit Salzsäure zersetzt, liefert 
Schwefelsäure und Phenol, wurde von Essigsäure, selbst beim 
Kochen, nicht zersetzt). Aufserdem konnten in den Reactions- 
flüssigkeiten nachgewiesen werden, mit Sicherheit: Ameisensäure, 
Bernsteinsäure, Oxalsäure; mit Wahrscheinlichkeit: Normalvalerian- 
und -Buttersäure, Malonsäure. Es spielen sich also unter dem Ein¬ 
fluss von abwechselnder Oxydation und Reduction, bewirkt durch 
Elektrolyse mit Wechselströmen, sowohl synthetische (Bildung 
von Diphenol- und gepaarten Schwefelsäuren), als auch analytische 
Processe ab (Entstehung von ein- und zweibasischen Säuren mit 
abnehmendem C- Gehalt). Vf. meiut, dass das Phenol zunächst zu 
Hydrochinon und Brenzcatechin (Resorcin wurde nicht gefunden) 
oxydirt wird, von denen das letztere durch Aufnahme von H und 
O in Säuren der Ameisensäure- und Oxalsäurereihe übergeht. Daher 
findet sich neben relativ viel Hydrochinon nur wenig Brenzcatechin. 
— Alle bisher bekannten Methoden, Diphenol, Hydrochinon und 
Brenzcatechin aus Phenol zu bilden (Schmelzen mit Aetzkali, Ein¬ 
wirkung von Palladiumwasserstoff), haben das Gemeinsame, dass 
die Oxydation stets in Gegenwart sehr kräftiger Reductionsmittel 
stattfindet. 

Schliefslich erinnert Vf. daran, dass auch der Tierkörper aus 
Phenol Aetherschwefelsäuren, Hydrochinon und Brenzcatechin bildet; 
da aber vom eingeführten Phenol ein Teil nicht in diesen Formen 
ausgeschieden wird, sondern verschwindet, so dürfte es geboten sein, 
den Phenolharn künftig auch auf die oben angeführten Säuren, 
namentlich Bernsteinsäure, zu untersuchen. J. Munk. 


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No. 38. 


Külz, Pseudobattersäare in diabetischem Harn. 


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E. Külz, Ueber eine neue linksdrehende Säure (Pseudooxybutter- 
säure). Ein Beitrag zur Kenntniss der Zuckerruhr. Ztschr. f. Biol. 
XX. S. 165. 

In einigen diabetischen Harnen hat Vf. nach dem vollständigen 
Vergären des Traubenzuckers deutliche Linksdrehung beobachtet; 
die active Substanz war weder durch Bleizucker, noch durch Blei- 
essig, noch endlich durch Bleiessig und Ammoniak fällbar, es konnte 
sich also auch nicht um die von Haas (Cbl. 1876, S. 149) im 
normalen Menschenharn beobachtete linkedrehende Substanz handeln 
(nach Vf.’s Erfahrungen dreht der normale Harn von Kälbern, 
Kühen, Pferden und Schweinen stärker nach links, als der Menschen¬ 
harn). Zur Isolirung der linksdrehenden Substanz wurden ein Mal 
40, ein anderes Mal 70 Liter diabetischen Harns verwandt. Nach 
Vergärung des Zuckers und nach starker Concentration wurde mit 
Bleizucker, Bleiessig und Bleiessig -f- Ammoniak ausgefällt, das 
Filtrat entbleit, eingedampft, mit wenig starkem Alkohol aufgenom¬ 
men und mit absolutem Alkohol reichlich versetzt; aus dem alko¬ 
holischen Filtrat schied die 5 fache Menge von Aether den grössten 
Teil der linksdrehenden Substanz aus. Oder es wurde nach der 
Vergärung des Zuckers die saure Flüssigkeit zum Syrup eingeengt, 
aus dem die active Substanz durch grofse Mengen von Aether aus¬ 
geschüttelt wurde. Die so gewonnene Säure wurde möglichst ge¬ 
reinigt (vergl. das Orig.) und dann in das Barytsalz übergeführt 
und aus diesem das Na-, Ka-, Mg-, Cu-, Zn- und Ag-Salz dar¬ 
gestellt; das Silbersalz krystallisirte besonders schön in teils stern¬ 
förmig, teils garbenartig gruppirten Nadeln; seine Analyse führte zu 
der Formel C 4 H 7 Ag0 3 , seine specifische Drehung ergab sich zu 
— 8,6° — Die aus dem Silbersalz durch Schwefelwasserstoff ab¬ 
geschiedene Säure hat sich bisher nur als farbloser Syrup gewinnen 
lassen; die Analyse der Säure stimmte zu der Formel der Oxy- 
buttersäure C 4 H 8 0 3 , die Säure gab mit Eisenchlorid keine Farben- 
reaction und war mit Wasserdämpfen nicht flüchtig; da ihre Eigen¬ 
schaften zu keiner der vier bekannten Oxybuttersäuren stimmen, schlägt 
Vf. vor, seine Säure Pseudooxybuttersäure zu nennen. 

Eine genauere Prüfung der Harne von im Ganzen 52 Diabe¬ 
tikern, die sich stets auf mehrere Tage, in manchen Fällen sogar 
auf Wochen und Monate erstreckte und deren Resultate sich ta¬ 
bellarisch zusammengestellt finden, hat nun ergeben, dass die durch 
die Pseudooxybuttersäure bedingte Linksdrehung in allen jenen 
schweren Fällen der schweren Form des Diabetes beobachtet wurde, 
deren Harn gleichzeitig die durch Acetessigsäure bedingte burgunder¬ 
rote Färbung mit Eisenchlorid lieferte, sodass dem Auftreten der 
Säure diagnostisches und prognostisches Interesse zukommen dürfte. 
Prognostisch auch, insofern man den Verlust in Anschlag bringen 
muss, den der Organismus durch die Ausfuhr der Säure auiser dem 
Zucker erfährt; diesen Verlust berechnet Vf. für einen Fall annähe¬ 
rungsweise auf über 200 Grm. für die 24stündige Harnmenge. — 
Das Vorkommen der linksdrehenden Oxybuttersäure erklärt zugleich, 


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662 Marchand , Bildung von Riesenzellen um Fremdkörper. No. 38. 

weshalb die polarimetrische Bestimmung des Zuckers bisweilen nie¬ 
driger ausfällt, als die titrimetrische. (Das Vorkommen von Oxy- 
buttersäure im Harn bei Diabetes hat inzwischen schon Minkowski 
beschrieben [Cbl. 1884, S. 242]). J. Munk. 

E. March and, Ueber die Bildungsweise der Riesenzellen um 
Fremdkörper und den Einfluss des Jodoforms hierauf. Virchow’s 
Arch. XCIII. 3. 

Nach einem kurzen Ueberblick Ober die verschiedenen Ansichten 
hinsichtlich der Natur und Bildungsweise der Riesenzellen geht M. 
zu seinen eigenen Experimenten Ober, welche er in der Weise an 
Kaninchen anstellte, dass er denselben fein zerriebene carbolisirte 
Seidenfäden und SchwammstOcke unter antiseptischen Cautelen unter 
die Haut brachte und den Erfolg von Tag zu Tag teils in frischen 
Zupfpräparaten, teils an Schnitten nach Härtung beobachtete. Am 
10. Tage wurden zuerst die Riesenzellen constatirt; am 15. Tage 
waren sie am zahlreichsten und konnten alle Uebergänge von mehr¬ 
kernigen epithelioiden Zellen zu echten Riesenzellen nachgewiesen 
werden. Die Riesenzellen lagen meistens den Seidentäden und 
Schwammbälkchen an, oder umschlossen dieselben; im letzteren Falle 
zeigte sich häufig eine deutliche Wandstellung der Kerne. An den 
Schwamm Stückchen konnte beobachtet werden, wie die Gewebs- 
bildung von der Peripherie nach dem Centrum fortschritt. Auch die 
Bildung der Riesenzellen begann in der Peripherie und war erst 
am 20. Tage bis in das Centrum, welches bis dahin stets nur von 
Eiterkörperchen und Fibrinnetzen eingenommen war, vorgedrungen. 
Am 50. Tage waren noch zahlreiche Riesenzellen vorhanden, an 
denen aber keinerlei Degenerationsvorgänge beobachtet werden 
konnten. 

Eine Versuchsreihe, bei welcher die Wanderzellen bei der Bildung 
von Riesenzellen ausgeschlossen, sowie die Genese derselben aus 
wuchernden Endothelien direct beobachtet werden sollte, führte 
leider zu keinem positiven Resultat. 

Die Wiederholung der SENFTUiBKN’schen Versuche über Riesen¬ 
zellenbildung innerhalb toter in die Bauchhöhle lebender Tiere ein¬ 
geführter Hornhäute ergab, dass die Riesenzellen nur innerhalb 
schmaler Sprossen jungen Bindegewebes lagen, dass dagegen die 
eingewanderten Wanderzellen stets sehr bald zerfallen waren. 

Aus alledem zieht Vf. den Schluss, dass die Bildung der Riesen¬ 
zellen stets aus epithelioiden Zellen vor sich gehe, dass die Wander¬ 
zellen dagegen niemals bei derselben sich beteiligen. Die Epithelioid- 
zellen sollen nach Vf. sich höchst wahrscheinlich stets aus Endothel¬ 
zellen , niemals aber aus extravasirten farblosen Blutkörperchen ent¬ 
wickeln. 

Bei der Anwendung von Jodoform ergab sich, dass die Bildung 
von Riesenzellen vollständig hintangehalten wurde; es fanden sich 
stets nur Eiterzellen; erst zwischen dem 30. und 40. Tage, als das 
Jodoform weder makroskopisch noch mikroskopisch mehr nachweis¬ 
bar war, traten die ersten Riesenzellen auf. S. Schnitze (Breslau). 


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No. 38. 


Kleis, Bakterien der Schweineseuche. 


603 


E. Klein, Die Bakterien der Schweineseuche. Virchow’s Arch. XCV. 

S. 468. 

K. bestreitet die Angabe Pastkur’s, der Pilz der Schweineseuche 
(Ronget des porcs) sei kein stabförmiges Bakterium, sondern ein 
Mikrokokkus von der Form einer 8 (Revue scientifique 1883, 
1. Dec.). Er vermutet, dass P. und Thuilukr mit unreinen Culturen 
gearbeitet haben, in welchen sich zu dem von ihm früher als 
Urheber der Krankheit bezeichnetem Bacillus jener Doppelmikro- 
kokkus gesellt hatte. 

Dafür spricht ihm besonders der Umstand, dass die von Pasteur 
geimpften Tauben an Erscheinungen zu Grunde gingen, welche in 
klinischer und anatomischer Beziehung der Hühnercholera glichen, 
während diese Tiere durch das von ihm gebrauchte virulente Material, 
welches Schweine, Kaninchen und Mäuse prompt inficirte, gar nicht 
berührt wnrden. 

Bei einer erneuten Untersuchung, welche mit Hülfe der mo¬ 
dernen Methoden angestellt wurde, fand K. die von ihm früher 
geschilderten Bacillen vereinzelt oder in Gruppen in folgenden 
Teilen der an der Seuche gefallenen Tiere: im Inhalt der Bronchien, 
in dem Saft der kranken Lungenpartieen, dem peritonealen Exsu¬ 
date und zuweilen im Blute; ferner in der Schleimhaut und in der 
Submucosa des typisch ulcerirten Dickdarms. Vollgepfropft mit 
Stäbchen waren die Capillaren und kleinsten Venen der geschwollenen 
Inguinal- und Mesenterialdrüsen; zahlreiche Bakterien fanden sich 
in den entzündeten Lungenpartieen und in den übrigens selteneren 
Geschwüren der Zungenschleimhaut. 

Bei geimpften Tieren constatirte K. dieselben im Saft der 
kranken Lunge, in der Leber und in der Milz, einige Male auch 
im Herzblut; weiter in den Glomerulis, deren Capillaren in hyaline 
Massen umgewandelt waren. 

Die Stäbchen sind 0,001—0,005 Mm. lang und ein Drittel so 
breit. Sie sind also etwas länger, als das Bacterium termo, mit 
dem eie sonst grofse Aehnlichkeit haben; sie färben sich vorzüglich 
mit Fuchsin. 

Es gelang, dieselben auf Agar-Agar, in Hühnerbouillon etc. 
bei einer Temperatur von 35—40 0 C. zu cultiviren. Das Material 
zu diesen Culturen wurde unter den bekannten Vorsichtsmaafsregeln 
hauptsächlich aus Bronchialdrüsen gefallener Schweine oder aus 
dem Blute, der Leber oder der Milz geimpfter Mäuse nnd Kaninchen 
genommen. 

Nach 24 Stunden finden sich in der benutzten Nährsubstanz 
eine grofse Zahl 0,002—0,003 Mm. langer, sich lebhaft bewegender 
Stäbchen, vereinzelt oder zu zweien und dreien verbunden. In den 
späteren Tagen nimmt ihre Beweglichkeit ab, sie werden länger 
und bilden Sporen. 

Mäuse und Kaninchen, die mit kleinsten Tröpfchen der Culturen 
geimpft worden waren, erlagen nach 5 — 7 Tagen sämmtlich unter 
den charakteristischen Erscheinungen der Schweineseuche. 

2 Schweine zeigten nach einer Incubation von 2 Tagen blos 


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664 Kaltenbach, Adenom d. Harnblase von d. Soheide aus exstirpirt. No.38. 

Symptome der Affection: Temperatursteigerung, Schwellung der 
Inguinaldrüsen auf der Seite der Oculation. (Die Impfung geschah 
in das subcutane Gewebe des Oberschenkels.) 

Aber K. behauptet, nach früheren Erfahrungen, dass auch bei 
solchen anscheinend sehr leicht verlaufenden Fällen Lungen und 
Darm in grofser Ausdehnung erkrankt gefunden werden, wenn man 
die Tiere schlachtet. 

Diese milde Form der Seuche wird auch, wie von Pasteur be¬ 
hauptet ist, durch die Ueberimpfung von Organfragmenten inficirter 
Mäuse und Kaninchen hervorgerufen Die so oculirten Schweine 
sind dann gegen jedwede folgende Impfung geschützt. 

H. Stilling (Strassburg). 

R. Kaltenbach, Exstirpation eines papillären Adenoms der Harn¬ 
blase von der Scheide aus. Arch. f. klin. Chir. XXX. S. 659. 

K. legt der Erweiterung der Harnröhre behufs Exstirpation 
von BlasengeschWülsten mehr einen diagnostischen Wert bei und 
hält sie außerdem hauptsächlich da für passend, wo ein deutlich 
gestielter und in der Nähe der inneren Harnröhrenmündung inse- 
rirter Tumor sich soweit herableiten lässt, dass man den Kiel inner¬ 
halb der erweiterten Harnröhre oder gar von derselben abschnüren 
kann. Bei bösartigen, wie gutartigen Geschwülsten mit breiter Im¬ 
plantationsfläche ist es dagegen Hauptaufgabe, eine recht freie Zu¬ 
gänglichkeit und Uebersicht des Operationsfeldes zu gewinnen, und 
dies lässt sich — wie ein einschlägiger von K. operirter Fall, betreffend 
ein papilläres Adenom von Wallnussgröfse, ausgehend von den 
Schleimfollikeln der vorderen Wandung, dartut — nur durch Anlegung 
einer künstlichen Blasenscheidenfistel und Herabziehen der invertirten 
Blase erreichen. K. glaubt, dass man diese Methode bisher nicht 
verfolgt, weil man die Schwierigkeiten des Schlusses der post partum 
znrückbleibenden Bl äsen sch ei den fisteln zu sehr berübksichtigte. Hier 
handelt es sich aber nicht um Defecte inmitten eines narbig ver¬ 
änderten Gewebes, sondern um lineare glatte Schnitte durch eine 
normale Schleimhaut. Daher kann der Vaginalschnitt mit dem hohen 
Blasenschnitt auch bei Tumoren der vorderen Blasenwand so lange 
noch concurriren, als die Blasenwand in der Umgebung der Neu¬ 
bildung ihre normale Beweglichkeit beibehalten hat und sich dem¬ 
zufolge invertiren lässt. Es müssten hier zunächst Umstechungs¬ 
nähte durch die invertirte gesunde Blasenwand jenseits der Grenze 
der Neubildung durchgeführt und nach Excision derselben als Ver¬ 
einigungsnähte für die Wundränder der eröffneten Blase benutzt 
werden. P. Güterbock. 


W. Uhthoff, Ueber die Veränderungen des Augenhintergrundes in 
Folge von Alkoholismus, sowie über die pathologisch-anatomischen 
Veränderungen bei der Alkohol-Amblyopie. Berliner klin. Wochen¬ 
schrift 1884, No. 25. 

Vf. hatte die Gelegenheit, den Sehnerv und die Augen von 
zwei Alkoholikern einer anatomischen Untersuchung unterwerfen zu 


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No. 38. Uhthoff, Alkohol-Amblyopie. - Krkdel, Fehlen d. Salzsäure etc. 665 


können. Während des Lebens zeigten beide Fälle ophthalmosko¬ 
pisch eine atrophische Abblassung der temporalen Papillenhälfte. 
Die Sehschärfe war herabgesetzt und bei dem einen war ein aus¬ 
gesprochenes centrales Skotom nachzuweisen, während der Nachweis 
davon bei dem zweiten nicht mit Sicherheit gelang. 

Die anatomischen Veränderungen der Sehnerven bieten in beiden 
Fällen die gröfsten Analogien und unterscheiden sich hauptsächlich 
nur durch die Intensität. Dieselben mOssen als partielle neuritische 
Sehnervenatrophie bezeichnet werden, besonders charakterisirt durch 
eine starke Wucherung des interstitiellen Bindegewebes mit erheb¬ 
licher Eernvermehrung, durch Neubildung von Gefäfaen und durch 
Atrophie der Nervenfasern. 

Was die Localisation der pathologischen Veränderungen anlangt, 
so liegen dieselben auf der Papille nach au Isen von den Central- 
gefäfsen bis zur Peripherie in keilförmiger Anordnung, ungefähr 
den dritten Teil derselben einnehmend. In den nächstgelegenen 
retrobulbären Teilen des Sehnerven bleibt die Anordnung nahezu 
dieselbe, dann geht die Eeilform verloren und es zeigt sich eine 
mehr aufrecht ovale Form. Ungefähr 8 Mm. vom Bulbus verlässt 
der Herd die Oberfläche des Nerven, um sich allmählich nach seiner 
Mitte hinzuschieben. Im intracraniellen Teile des Opticus bildet er 
ein liegendes Oval. Im Chiasma ist auf jeder Hälfte eine deutlich 
degenerirte Partie nachweisbar und im Tractus findet sich dieselbe 
in dessen innerem Teile, um sich von dort nach oben innen zur 
Peripherie zu erstrecken. Horstmann. 

Kredel , Ueber die diagnostische Bedeutung des Nachweises freier 
Salzsäure im Mageninhalt bei Gastrektasie. Ztschr. f klin. Med. VII. 

S. 592. 

An 36 Fällen von Gastrektasie, die in der medicinischen Klinik 
zu Giessen zur Beobachtung und teilweise zur Section gelangt sind, 
prüfte Vf. die von van dek Vki.iikn (d. Bl. 1879, S. 664) aufgestellte Be¬ 
hauptung, dass bei den durch carcinomatöse Pylorusstenose bedingten 
Magenerweiterungen die freie Salzsäure fehlt, während sie bei einfacher 
Gastrektasie stets nachweisbar ist. Als Reagentien auf freie Salz¬ 
säure im ausgespölten Mageninhalt wurde Tropaeolin (Rotfärbung), 
Methylviolett (Blaufärbung) und nach dem Vorgang von Uffki.mann 
Eisenchloridcarbol nebeneinander gebraucht; die amethystblaue Lö¬ 
sung des letzteren wird durch die allergeringsten Spuren einer 
V I0 procentigen Milchsäure gelblich gefärbt, während geringe Mengen 
einer V20 procentigen Salzsäure stahlgraue Farbe, gröfsere Mengen 
gänzliche Entfärbung hervorrufen. Die Combination der genannten 
3 Proben bietet den Vorteil möglichster Sicherheit. Bei vermuteter 
gleichzeitiger Anwesenheit von Milch- und Salzsäure wurde zumeist 
die Probe auf das Verdauungsvermögen des Filtrates mit einer 
Fibrinflocke gemacht, die bei Abwesenheit von Salzsäure nur sehr 
langsam aufgelöst wird. Bei keinem der 17 Fälle einfacher Magen¬ 
dilatation wurde die freie Salzsäure vermisst; im Laufe längerer 
Beobachtung blieb die Salzsäurereaction meist von gleicher Intensität, 


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666 Stbaus, Roux, Nocabd et Thuillikb, Anatomische Untersuchungen. No. 38. 

selten zeigte sie eine vorübergehende Abnahme. — Auch in einem 
Falle von einfacher Gastrektasie (auf Grund eines durch die Section 
festgestellten kreisförmigen Geschwürs) mit so hochgradiger Anämie 
und Consumption, dass zu Nährklysmen gegriffen werden musste, 
fand sich stets freie Salzsäure vor. — Von 19 Fällen von Magen- 
carcinom mit Dilatation kamen 5 zur Section, in den anderen nicht 
obducirten Fällen wurde die Diagnose durch die bekannten Symp¬ 
tome: fühlbarer Tumor, Kachexie, Abnahme des Körpergewichts etc. 
gestützt. In keinem dieser 19 Fälle fand sich freie Salzsäure, wäh¬ 
rend Anwesenheit von freier Milchsäure aus der Gelbfärbung der 
Eisenchloridcarbolprobe hervorging. Bei den 5 zur Autopsie ge¬ 
langten Fällen, die sich sämmtlich als Pyloruscarcinome mit Steno- 
sirung des Pylorus und Dilatation des Magens erwiesen, konnten 
innerhalb der monatelangen Beobachtung sehr häufig Untersuchungen 
vorgenommen werden; nur in einer derselben stellte sich die bei 
den ersten Ausspülungen fehlende Salzsäure weiterhin wieder durch 
einen Monat hindurch ein und damit ging eine mäfsige Besserung 
des Allgemeinzustandes parallel; ähnlich verhielt es sich in einem 
zweiten nicht zur Section gelangten Falle. — Auf Grund dieser 
Erfahrungen, wonach sich nur seltene Ausnahmen von der durch 
vak dkb Vkldkn aufgedeckten Regel finden, dass nämlich bei durch 
carcinomatöse Pylorusstenose bedingter Gastrektasie die freie Salz¬ 
säure fehlt, gelangt auch Vf. zu dem Schluss, dass in dem Nach¬ 
weise freier Salzsäure bei Gastrektasie ein wichtiger diagnostischer 
und prognostischer Anhaltspunkt gegeben ist. Wie oben an einem 
Falle gezeigt, kann übrigens die Ursache des Fehlens freier Salz¬ 
säure bei Magencarcinom nicht in der Anacmie gesucht werden. 

J. Munk. 


Straus, Roux, Nocard et Thuillier, Recherches anatomiques 
et experimentales sur le chol^ra observ4 en 1883, en Egypte. 
Arcb. de phys. normale et pathol. 1884, No. 4. 

Die mit 3 Farbendrucktafeln ausgestattete Abhandlung stellt 
den Bericht der französischen Cholera-Commission dar. Vff. secirten 
7 männliche und 17 weibliche Choleraleichen, meistens Individuen 
zwischen dem 25. und 30. Lebensjahr, von sehr verschiedener Na¬ 
tionalität. Sie beschreiben sehr erschöpfend die Veränderungen im 
Dünndarm, deren feinere auf den Abbildungen dargestellt sind und 
gehen erklärlicherweise besonders auf die Mikroorganismenformen 
ein. Irgend eine besonders charakteristische Gestalt (etwa Komma¬ 
schweifung) zeigen die auf den Tafeln wiedergegebenen Stäbchen 
nicht; auch findet sich in der Beschreibung keine Andeutung über 
diesen Punkt. Dagegen wird ausdrücklich hervorgehoben: „Der 
Bacillus, von dem wir sprechen, überschreitet niemals die Muscu- 
laris.“ — Besondere Aufmerksamkeit ist den Nieren zugewandt 
worden, welche im Wesentlichen — bei den dem Choleratyphoid 
erlegenen Fällen ausgesprochener als in bald zu Grunde gegangenen — 
in einer Destruction des Epithels der Harnkanälchen und in einer 
enormen Blutstase und Blutüberfüllung des ganzen GefäCsapparate6 


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No. 38. 


Robson ; Bbidon, Posttraumatische Paralysen. 


667 


der Niere bestehen und in deren Deutung sich die Vfif. an Cohnhkim 
anschliefsen. Die Leber, die Mesenterialdrüsen, das Blut der Cholera¬ 
kranken wurden ebenfalls genau untersucht. Im letzteren imponirten 
kleine Körperchen beim blofsen Sehen als Mikroben; ZQchtungs- 
versuche misslangen jedoch constant. Ebensowenig reussirten die 
Autoren bei ihren Tier-Infectionsversuchen, zu denen sie Hühner, 
Mftuse, Meerschweinchen, Kaninchen mit denselben Misserfolgen ver¬ 
wandten, wie die deutsche Cholera-Commission. Wemich. 


1) A. W. M. Robson, A case of reflex paralysis. Lancet 1884, I. 

15. — 2) H. Bridon, Sur la paralysie par irritation p4riph£rique. 

Revue de Med. 1884, No. 4. 

1) Nach einer Wunde am inneren Rande der Beugeseite des 
rechten Vorderarms war bei einer 15jährigen Patientin R.’s eine 
Schwäche der rechten Hand und eine Atrophie der kleinen Hand¬ 
muskeln (EaR) eingetreten. Die Wunde soll im Verlaufe des N. 
cutaneus internus gelegen gewesen sein (ob auch Verletzung des N. 
medianus oder ulnaris bestanden, ist nicht direct erwähnt). Alsbald 
trat auch Schwäche und Atrophie der Musculatur des Vorder- und 
Oberarms derselben Seite und des rechten Schultergörtels ein. Die 
Hand war kühl, livide, die Sensibilität vermindert. Allmähliche 
Heilung durch Galvanisation; am längsten widerstanden dem hei¬ 
lenden Einfluss dieser Procedur die Thenarmuskeln. 

2) Br. fögt den schon bekannten Fällen derart zwei neue 
Beobachtungen hinzu: Ein 24jähriger Soldat föhlte sofort nach 
einer Schusswunde in die untere Partie des rechten Oberschenkels 
eine Schwäche im rechten Arm. Nach einem Monat war dieser 
letztere ganz gelähmt und gefühllos. Nur langsame, allmähliche 
Besserung. 

Ein zweiter Fall betraf einen 40jährigen, sehr erregten Jour¬ 
nalisten, der sich durch Zufall eine Verwundung in der Gegend des 
Anus und Os coccygis zugezogen. Nach 10 Tagen zeigte sich an 
beiden Genitocruralfalten ein erst in Wochen heilender pustulöser, 
ekthymaartiger Ausschlag. Später kam eine gangrenescirende Haut¬ 
entzündung am rechten Darmbeinkamm und der Aufsenseite des 
rechten Unterschenkels hinzu, zuletzt unter dem Auftreten von 
Kriebeln, später von fast vollkommener Anaesthesie eine progressiv 
alle Körpermuskeln, vorzüglich die Extremitäten befallende Lähmung; 
namentlich waren die feineren Handbewegungen (Schreiben etc.) un¬ 
möglich geworden. Sehnenreflexe verschwunden, rechte Seite mehr 
afficirt, als die linke. Sinne und Psyche durchaus intact. Langsame 
Reconvalescen, Heilung. 

Br. teilt die posttraumatischen Paralysen ein: in solche, 
die unmittelbar nach einer Verwundung auftreten und in solche, 
die erst später (nach Tagen oder Wochen) sich einstellen. Die 
ersteren hängen vielleicht von einem reflectorisch erzeugten Zustande 
von Anaemie des Rückenmarks ab (Brown-Seqoaro), oder sind Shok- 
erscheinungen (Wkik Mitchhix), welche durch die Wunde zu einer 


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668 Bkiegkr, Erytheme bei Infectionskrankheiten. — Seifert, No.38. 

gewissen Dauer gebracht werden (Jaccoud). Die später auftretenden 
paralytischen Erscheinuugen hängen, nach Vf., vielleicht ab von 
neuritischen (adscendirenden) Processen, wie sie z. B. nach Diphtherie 
und ähnlichen Leiden zur Beobachtung kommen. Immerhin muss 
das betreffende Individuum eine gewisse Praedisposition zu nervösen 
Erkrankungen haben, da sonst derartige Vorkommnisse öfter beob¬ 
achtet werden müssten. Bernhardt. 


Brieger, Ueber Erytheme, insbesondere bei Infectionskrankheiten. 

Charitä-Ann. IX. (1884) S. 115. 

B. teilt 5 Fälle mit, von denen 2 an Septicopyasmie im Puer¬ 
perium und 3 an Typhus erkrankt waren. Bei allen 5 entwickelten 
sich auf dem Höhestadium des krankhaften Processes Erytheme. 
Die im Puerperalfieber auftretenden Erytheme werden bekanntlich 
von einzelnen Autoren als echte Scarlatina aufgefasst. B. glaubt 
nun, dass dies nicht richtig ist. Hierfür spricht das Auftreten des 
Erythems auch bei anderen Infectionskrankheiten, z. B. Typhus. 
Sodann meint B., dass die Entwickelung des Erythems verschieden 
ist von dem des Scharlachs. — B. beobachtete in seinen Fällen 
zunächst isolirte rote Flecke, welche schnell sich vergrößern, con- 
fiuiren und durch ihre Verschmelzung allmählich den von ihnen 
bedeckten Flächen ein gleichmäßiges scharlachähnliches Aussehen 
gewähren, während die echte Scarlatina zugleich über einer grofsen 
Fläche verbreitet zu Tage tritt. Ferner nehmen die Erytheme 
häufig von den Oberextremitäten ihren Anfang und verschwinden 
ohne Desquamation. — Schliefslich nimmt B. an, dass die Erytheme 
kein directes Symptom des Grundleidens sind; er glaubt vielmehr, 
dass sie parasitäre Hautkrankheiten darstellen, doch so, dass erst 
durch das Grundleiden (Puerperalfieber, Typhus), die Wucherung 
der Pilze ermöglicht würde. Es handelt sich also in diesen Fällen 
um Misch - Infectionen. Doch sind bis jetzt die Pilze, die diese 
Erytheme bedingen sollen, von ihm nicht nachgewiesen. Lewinski. 


P. Seifert, Hydrochinon als Antipyreticum. Berliner klin. Wochenschr. 

1884, No. 29. 

S. empfiehlt das Hydrochinon als sicher und prompt wirkendes 
Antipyreticum, welches zwar nicht so nachhaltig Temperatur erniedri¬ 
gend wirke, wie Chinin, aber bei dem Fehlen irgend welcher übler 
Nebenwirkungen, durch wiederholte Darreichung wirksamer Dosen 
eine methodische Bekämpfung des Fiebers ermögliche, ohne dass 
man nötig habe, so ängstlich zu individualisiren, wie beim Kairin. 
Die Erfahrungen des Vf.’s erstrecken sich auf 15 Fälle von Typhus 
abdominalis, auf 5 Fälle von croupöser Pneumonie, 5 Fälle von 
Scarlatina, 2 Fälle von Pleuritis, 10 Fälle von Phthisis pulmonum, 
1 Fall von Endocarditis, bei welchen im Ganzen 300,0 Hydrochinon 
verbraucht wurden. 

Die Wirkung einer einmaligen Dosis von 1,0 auf die Fieber¬ 
temperatur beginnt nach S. ohne Ausnahme bereits nach 10 — 20 


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No. 38. Hydrochinon als Antipyreticum. — Flinzkr, Fleischvergiftung. 669 

Minuten; der Abfall erfolgt unter Schweifs, beträgt im Durchschnitt 

1— 2° C., oft sogar 3—4° C. und erreicht den tiefsten Punkt nach 

2— 3 Stunden; unter Nachlassen des Schweifses und unter Frösteln 
steigt darauf die Temperatur allmählich innerhalb einer Stunde bis 
zur vorigen Höhe. Parallel der Wirkung auf Temperatur geht eine 
Beeinflussung der Pulsfrequenz, während die Respiration nicht 
alterirt wird. — Durch Einzeldosen von 1,0 Hydrochinon pro die 
gelang es dem Vf., die Temperatur auf einer mittleren Höhe von 
38,5 zu erhalten; kleinere Dosen von 0,5 hatten nur geringen 
Erfolg; Ober den Effect gröfserer Dosen fehlen genügende Beob¬ 
achtungen. 

Bei 4 Patienten wurde in Folge von Erbrechen die Hydrochinon¬ 
behandlung aufgegeben. 

Als besonders geeignet für die methodische Anwendung des 
Hydrochinon bezeichnet Vf. croupöse Pneumonie und Typhus ab¬ 
dominalis, bei welchem letzteren auch eine günstige Beeinflussung 
des Sensoriums beobachtet wurde. — Bei Phthisikern mit schon 
bestehender Neigung zu Schweifsen wird das Mittel besser ver¬ 
mieden. — Bei Kindern (Diphtherie 3, Scharlach 5, Typhus 2) 
war der Erfolg gleichfalls ein günstiger. Das Mittel wurde von 
denselben ohne Weigerung genommen und zu V 3 Grm. von Kindern 
im Alter von 2 — 4 Jahren, zu V 2 Grm. von älteren Kindern gut 
vertragen (vgl. Brikgkr, Cbl. 1881, S. 796). Langgaard. 


Flinzer, Weiterer Beitrag zur Lehre von der Fleischvergiftung. 

Vierteljabrsschr. f. ger. Med. etc. XLI. S. 97. 

Der Buchhalter F. kaufte 3 Pfd. Kuhfleisch, welches alsbald 
teils ausgekocht, teils roh gereinigt wurde; noch am selben Abend 
afs die 9jährige Tochter von dem gereinigten rohen Fleisch; in der 
darauf folgenden Nacht erkrankte das Kind an heftigem Durchfall, 
war am nächsten Tage noch sehr schwach und erholte sich gegen 
Abend wieder. Am anderen Mittage hatte auch F. ein wenig von 
dem angekochten Fleische genossen; nicht lange danach wurde er 
von einem Angstgefühl befallen, es stellten sich „in allen Teilen des 
Körpers Zuckungen ein u und es brach starker Schweifs aus; das 
Schwächegefühl war beträchtlich, am folgenden Tage traten Durch¬ 
fälle auf, die Genesung war erst am dritten Tage zu constatiren. 
Aufserdem erkrankten noch 11 andere Personen, welche von dem¬ 
selben Fleische genossen hatten, in milderer Weise. 

Das Fleisch hatte beim Kaufe eine bläulich-graue Farbe gehabt, 
ähnlich wie Pferdefleisch ausgesehen und einen üblen Geruch ver¬ 
breitet, der in’s besondere beim Kochen stärker hervortrat. 

Ermittelungen ergaben, dass die fragliche Kuh 3 Tage zuvor 
unter Beistand eines Tierarztes entbunden war, welcher 48 Stunden 
hernach angeblich die Nachgeburt entfernt hatte. Da das Befinden 
der schon vorher kranken Kuh zusehends schlechter wurde, so fand 
das Abstechen statt. Das Kalb wurde gleichfalls getötet; das Kalb¬ 
fleisch sah weifs aus und zeigte nichts Auffälliges. Es wurden 


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670 


Brkhmkr. 


Cohrstkin. — Busch. 


No. 38. 


noch gröCaere Mengen des Kuhfleisches vorgefunden und beschlag¬ 
nahmt. Der Veterinärbeamte fand das Fleisch faul, besonders in 
der Nähe der Knochen zeigten sich schwarz-blaue Flecken und 
Streifen. Uterus, Scheide und Blase hatten stark verdickte Wan¬ 
dungen, das Gewebe merklich dunkel und blutreich, auf der Gebär¬ 
mutterschleimhaut mehrere 3—7 Ctm. grofse Verletzungen, die Nach¬ 
geburt fest aufsitzend, Placenta etwas mürbe, grau-bräunlich, in der 
Uterushöhle ungefähr 1 Liter trüber, rotbrauner, fötider Flössigkeit, 
Muttermund verschlossen, stark angeschwollen. Falk. 

II. ßrehmer jun., Das Verhalten des Urins Schwindsüchtiger 
gegenüber der Diazobenzolsulfonsäure Diss. Leipzig 1884. 

An dem reichhaltigen Material der Görbersdorfer Heilanstalt seines Vaters hat 
Vf. die Angaben Ehrlich's und seiner Schüler (s. Cbl. 1884, S. 51) über die Beden* 
tung der Diazoreaction im Harn der Phthisiker nachgeprüft. Aus der grofsen Reihe 
seiner Beobachtungen, die von den resp. Krankengeschichten begleitet sind, gelangt 
Vf. im Wesentlichen zu folgenden Resultaten: In dem Harn Gesunder scheint eine 
intensive Rotf&rbung mit Ebblich’s Diazoreagens nicht zu entstehen. Der (secund&rej 
Schaum hat eine mehr oder minder starke Gelbfärbung, ja ausnahmsweise kann er 
sogar einen Stich in’s Rote haben. In der Regel bietet bei vorhandener Reaction der 
pathologische Harn Rotfärbung dar; der Schaum ist nicht als Kriterium für die In* 
tensität der Rotfärbung zu verwerten. Auch der allmählich ausfallende grüne Nieder* 
schlag ist nicht in dem Grade, wie E. annimmt, charakteristisch. Ferner richtet sich 
die Intensität der Reaction nicht nach derjenigen des Fiebers. Reaction kommt bei den 
hoffnungslosen Phthisen sehr oft vor und namentlich einige Zeit vor dem Tode des 
Patienten. Indess ist das Auftreten der Reaction nicht immer von übler Vorbedeu¬ 
tung. Bei chronisch verlaufenden Phthisen gehört Reaction nicht zu den notwendigen 
Zeichen einer selbst sehr stark ausgeprägten Exacerbation. Nach alledem trägt die 
Diazoreaction zur Diagnostik der Phthise in zweifelhaften Fällen wohl kaum etwas 
bei. — Bezüglich mancher Einzelheiten, die gröfsere und geringere Concentration der 
Diazolösung, deren Einfluss der Ansäuerung des Reagens u. A. m. anlangend, muss 
auf das Orig, verwiesen werden. J. Munk. 

J. Cohustein, Blutverämlerung wahrend der Schwangerschaft. 

Pki.ügkk’s Arch. XXXIV. S. 233. 

Während die Autoren zumeist darin übereinstimmen, dass bei trächtigen Tieren 
die Zahl der roten Blutkörperchen abnimmt, variiren die Angaben Über den Hcmo* 
globingehalt, der in der Gravidität zumeist vermindert, zuweilen aber auch unver* 
ändert gefunden worden ist. — Die Untersuchungen Vf.'s an trächtigen und nicht 
trächtigen Schafen haben nun zu folgenden Ergebnissen geführt: Bei trächtigen Schafen 
finden sich (im Mittel von 7 Bestimmungen) 9,74 Millionen Blutkörperchen im Cubik- 
millimeter Blut, bei nicht trächtigen dagegen 12,09 Millionen (Mittel aus 5 Bestim¬ 
mungen). Dagegen fand sich bei den trächtigen Tieren (Mittel von 5 Bestimmungen) 
7,8 pCt. Hämoglobin, bei den nicht trächtigen 5,5 pCt. (Mittel von 4 Bestimmungen). 
Bei den nicht trächtigen Tieren besafsen die roten Blutkörperchen aus dem Carotiden* 
blut einen Durchmesser von 4,9, bei den trächtigen von 6,3 Mikromm. Demnach 
wird der Ausfall in der Zahl der roten Blutkörperchen durch die Volumszunahme der¬ 
selben reichlich gedeckt und wird es auch verständlich, dass der procentarische Hae- 
moglobingehalt bei den trächtigen Tieren gröfser werden kann, als bei den nicht 
trächtigen, indem den einzelnen grölseren Blutkörperchen bei jenen auch ein gröfserer 
Hsmoglobingehalt zukommt. J. Munk. 


F. Busch, Ueber die Exstirpation kleiner runder Geschwülste der 
Haut durch schnell rotirende Locheisen. Berliner Hin. Wochenschr. 
1884, No. 20. 

Man stellt die Schneide des Locheisens des HEURTELoup’schen künstlichen Blutegels 
soweit aus der Messinghülse hervor, wie es die Dicke der Cutis erfahrungsgemäfs er- 


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No. 38. 


Hahn. — Hartmann. — Coignark — Bökai. 


671 


fordert. Dann setzt man das Locheisen so auf die Geschwulst, dass es die Grenzen 
derselben umschreibt. Für verschiedene Geschwulstgröfsen muss man natürlich auch 
verschiedene Grüßen von Locheisen haben. Nun drückt man den Apparat leicht gegen 
die Haut und zieht an der Schnur, wodurch die Geschwulst im Moment aus der Cutis 
berausgeschnitten wird. Da sie jetzt nur noch an einigen Fasern des Unterhautbinde¬ 
gewebes lose haftet, so hebt man sie mit einer Pincette in die Höhe und trennt diese 
Fasern mit flachem Scheerenschnitt. Die leichte Blutung wird mit antiseptischen 
Compressen gestillt und der kleine scharfrandige Defect mit etwas Salicylwatte aus- 
gefüllt. Nähte anzulegen ist nicht ratsam; Heilung erfolgt unter Schorf in 8—10 
Tagen, nach welcher Zeit höchstens noch eine oberflächlich granulirende Wunde 
▼erbleibt. P. Güterbock. 


Eng. Hahn, Eine Methode, Pseudarthrosen der Tibia mit grofeem 
Knochendefect zur Heilung zu bringen. Cbl. f. Chir. 1884, No. 21. 

Bei einer nach complicirter Fractur bei einem 39j&hrigen Arbeiter zurückgeblie¬ 
benen Pseudarthrose der Tibia mit conisch zugespitzten Knochenenden und einer liga- 
mentüsen Zwischenmasse von ca. 4 Ctm. gelang es H. durch Implantation des unteren 
Endet der Fibula in die Markhohle ein functionstüchtiges Bein herzustellen. Für die 
Zukunft rät H. nur soviel vom oberen Ende der Tibia zu entfernen, dass man die 
Fibula implantiren kann und das untere Ende der Tibia schräg von oben und iunen 
nach aufsen und unten anzufrischen, so dass der Defect dadurch nicht vergröfsert wird 
und die als Stütze dienende Fibula durch das Anlegen des unteren Endes der Tibia 
verstärkt werden kann. P.Göterbock. 


A. Hartmann, 14 während des Berichtsjahres 1883 in der Poli- 
. klinik vorgenommene Aufmeiiselungen des Warzenfortsatzes. Ztschr. 
f. Ohrenheilk. XIII. S. 186. 

Unter den 14 Krankheitsfällen, welche die Anfmeifselungen des Warzenfortsatzes 
erforderlich machten, befanden sich 4, bei welchen di^Warzenfortsatzerkrankung sich 
acnter Mittelohrentzündung direct angeschlossen hatte. Unter diesen 4 Fällen war 
bei der Operation 2 Mal die äufsere Oberfläche des Warzenfortsatzes gesund, in den 
beiden anderen Fällen hatten sich Abscesse und Fisteln gebildet. — Bei einem der 
ersteren Fälle hatte die von Bezold zuerst beschriebene Ausbreitung der Eiterung durch 
die innere Oberfläche des Warzenfortsatzes stattgefnnden. In den 10 übrigen Fällen 
handelte es sich um Complicationen bei chronischer Mittelohreiterung, 4 Mal um 
Sequesterbildung, 4 Mal um Caries bei Kindern, 1 Mal um Polypenbildung im 
Warzenfortsatze und im Mittelohr, 1 Mal um Cholesteatombildung im erweiterten 
Antrnm m&stoid. In 2 EäUen trat der Tod ein, in dem einen, nachdem schon vor 
der Operation Facialisparalyse und meningitische Erscheinungen bestanden hatten. Im 
zweiten wurde die Operation als letztes Mittel vorgenommen bei: bestehender Pyaemie 
und Thrombose, so dass von vornherein die Prognose als eine äufserst ungünstige zu 
betrachten war. Betreffs der einzelnen Krankengeschichten, sowie der Operations- 
methode muss auf das Orig, verwiesen werden. Schwabach. 


Coignard, De Talbuminurie physiologique. Union med. 1884, No. 77. 

C., Arzt in Vichy, hat unter 4S0 Personen jeden Alters und Geschlechts 235 
mit Albuminurie gefunden und zwar enthielt der Urin oft nur vorübergehend Eiweifs, 
bald nur in Spuren, bald in wägbarer Menge, immer mit einem Ueberschuss von 
Harnsäure und Oxalsäure. 98 Mal war auch Zucker nachweisbar. Senator. 


J. Bökai jun., Chorea minor, Arsenbehandlung, Herpes Zoster. 

J&hrb. f. Kinderheilk. N. F. XXI. S. 411. 

In 3 Fällen von Chorea, welche mit Sol. Fowleri erfolgreich behandelt wurden, 
trat nach wesentlicher Besserung des Leidens neben Conjunctivitis Herpes zoster 
auf. Da nach Arsen-Intoxication erfahrungsgemäß verschiedene Hautausschläge be¬ 
obachtet worden sind, sieht B. mit Hutchinson (Cbl. 1869, S. 192) das Auftreten der 
Gürtelrose als eine Folge der Arsenbehandlung an. L. Roaentbai. 


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672 Lunik. — Harkin. — Raymonb u. Artaud. — v. Zkissl. No. 38. 


N. Lunin, Ein Beitrag zur Therapie des Diabetes insipidus. Jahrb. 
f. Kinderheilk. N. F. XXI. S. 420. 

Ein 11 jähriges, etwas blasses, aber gut genährtes Mädchen leidet seit ihrem 
zweiten Jahre an vermehrtem Durst und dementsprechender Harnabsonderung. Sie trank 
zur Zeit der Aufnahme täglich ca. 9 —10 Liter Wasser und entleerte 7— S Liter 
Harn von 1001 specifischem Gewicht. Nach Natr. salicylic. (3—4 Mal 0,5) fiel die 
Harnmenge von 7 auf 5 Liter, blieb aber trotz gesteigerter Dosis constaut auf dieser 
Hohe. Infusum Valeriana? (5 : 100) verringerte das Quantum bis auf 2,5 Liter; nach¬ 
dem es eine fernere Wirkung versagt, wurde Infus, secal. cornuti (2: 100) verordnet 
und die Urinmenge sank bleibend auf 1,1 Liter. Das specifische Gewicht war 1010. 
Das Kind hatte während dessen 16 Kilo an Körpergewicht zugenommen. 

L. Roseothal. 


A. Harkra, Some observations on the spinal cord in health and 
disease at the region of the fourth and fifth dorsal vertebral. 
Lancet 1884 II., July 12. 

H. macht darauf aufmerksam, dass sowohl bei Gesunden (ohne Rücksicht auf 
Geschlecht, Beschäftigung und Alter), wie auch namentlich bei an Nervenkrankheiten 
leidenden Personen der vierte und fünfte Dorsalwirbel auf Klopfen und Druck eine 
ganz besondere Empfindlichkeit zeige. Auf diese Region applicirte Reize (spanische 
Fliegen etc.) seien häufig ganz besonders leicht im Stande, die mannigfachsten Be¬ 
schwerden (Trigeminusneuralgien, reflectorisches Erbrechen, Zahnweh, Gastralgien etc.) 
günstig zu beeinflussen bezw. zu heilen. Zur Erklärung glaubt H. die BfiowN-SkquARD’sche 
Fernwirkungs-(Inhibitions-)Theorie heranziehen zu sollen (Cbl. 1883, S. 502). 

Bernhardt. 


Raymond et G. Artaud, Note sur un cas d’h^miatrophie de la 
langue survenue dane le cours d’un tabes dorsal. Arch. de Pbysiol. 
norm. etc. 1884, No. 3. 

Zn den gewöhnlichen Symptomen der Tabes dorsalis trat in einem von R. und A. 
beobachteten Falle Atrophie der Extremitätenmusculatur, sowie eine Atrophie der 
rechten Zungenhälfte. Die Untersuchung wies aufser der grauen Degeneration der 
Hinterstränge, Entartnngsprocesse in der grauen Substanz nach; vor Allem waren die 
Vordersäulen in den Bereich der Erkrankung gezogen; die multipolaren Ganglienzellen 
zeigten sich stark verändert etc. In der Med. oblongata wurden Veränderungen in 
einem Teil der motorischen Nervenkerne aufgefunden; einen deutlichen Zellschwund 
zeigte der Kern des rechten Hypoglossns. 

Die atrophischen Processe sind als eine Complication der tabischen Erkrankung 
aufzufassen, der anatomisch das Uebergreifen der Degeneration auf die grauen Vorder¬ 
säulen des Rückenmarks und die motorischen Nervenkerne der Medulla oblongata 
entspricht. Oppenheim. 


M. v. Zeigst, Ein neuer Fall von Infectio in uteri. Wiener med. 
Presse 1884, No. 20. 

Ein 2Sjähriger Ehemann hatte im Anfang des Monats April 1883 das letzte Mal 
mit seiner Frau den Coitus ausgeübt. Die Menstruation blieb weg und die Frau wurde 
schwanger. Am 12. April hatte er einen außerehelichen Beischlaf aasgeführt und sich 
hierbei inficirt. Das Geschwür heilte schnell, aber es entwickelte sich eine Induration, 
welche erst nach Wochen schwand. Da er glaubte, dass er ohne ein Geschwür am 
Penis nicht inficiren könne, so führte er vom 25. Mai 1883 ab zu wiederholten Malen 
den Coitus bei seiner Frau aus. Die Frau wurde syphilitisch und brachte am 31. De- 
cember 1883 ein Kind zur Welt, welches unter den Erscheinungen der hereditären 
Syphilis zu Grunde ging. Es ist demnach das von der Zeugnng her gesunde Kind 
erst in utero im Verlaufe der Schwangerschaft von der während der Gravidität in- 
ficirten Mutter angesteckt. Lewinski. 

Verlag von August Hirschwald in Berlin. — Druck von L. Schumacher ln Berlin. 


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Wöchentlich erscheinen 
1—9 Bogen; am Schlüsse 
des Jahrgangs Titel, Na¬ 
men- und Sachregister. 


Centralblatt 

für die 


Preis des Jahrganges 
90 Hark; tu bestehen 
durch alle Buchhandlun¬ 
gen und Postanstalten« 


medicinischcn Wissenschaften. 


Redigirt von 

Profi Dr. H. Kroneoker, und Profi Dr. H. Senator, 

Berlin (NW.), Dorotheenstr. 35. Berlin (NW.), Bauholktr. 7 (am Hegelplatt). 


1884. *7. September. No. 39. 


Inhalt 1 Maraqliano, Kai rin (Ong«-kCit&.). 

Ghaniswbki, Fettbildung ans Kohlehydraten. — R. Vibcbow, Trichinose 
and Aktinomykose bei Schweinen. — Zahn, Vernarbungsvorgang der Arterien nach 
Umschnürung. — v. Czbrhy, Magenoperationen. — Foot, Verlagerung des Magens 
In Scrotalhemien. — Kibssklbach, Nasenblutungen. — Pasteur, Hundswutgift. — 
Scbnkttbk, Behandlung der Darmverschliefsungen. — Rumpf, Rückenmarksblutnng 
nach Nervendehnung. — Löwbnfbld, Spinal I&hmungen mit Ataxie. — Pit res. 
Doppelseitige Rückenmarkssklerose nach einseitiger Hirnverletzung. — Rbinl, Wellen¬ 
bewegung der Lebensprocesse des Weibes. 

Hofhbr, Oxyhämoglobin des Pferdes. — Bouvbbbt, Krebsknoten in der 
Leber. — v. Amtal, Geza, Erweiterung von Harnröhrenstricturen durch Massage. — 
Richtrr, Uebermangansaures Kali gegen Lupus. — Artigalas, Ursache der Nets- 
bautblutungeu. — Quetsch, Resorption durch die Magenschleimhaut. — Hüb bk, 
Hans-Epidemie von Typhus. — Wrill, Hemichorea bei Pleuritis. — Zillner, 
Ruptur des kindlichen Dickdarms während der Geburt. 


Ueber das Kairin. 


Collectivmitteilung der in der medicinischen Klinik zu Genua vor- 
genommenen Untersuchungen. 

Von Prof. E. laragliuo. 

Ich habe in meinem klinischen Institute das Kairin einer längeren 
Serie von Untersuchungen unterworfen und besonders folgende Punkte 
festzustellen gesucht: 

a) Biologische Wirkung, 

b) Wirksamkeit gegen das Fieber und die Gesetze, nach 
welchen sich diese Wirkung offenbar macht, 

c) Dosirung, 

d) Therapeutischen Wert. 

Was die biologische Wirkung anbelangt, so wurde in erster 
Linie den Circulationsverhältnissen Aufmerksamkeit geschenkt, indem 
bei einem Arzneimittel, welches bei hoch febrilen Krankheiten An¬ 
wendung finden soll, ein schädlicher Einfluss auf den Herzmuskel 
mit Sicherheit ausgeschlossen sein muss. 

1) Es wurde beim Gesunden mittels des Sphygmomanometers 
nach v. Basch sein Einfluss auf den intraarteriellen Blutdruck geprüft 

XXIL Jahrgang. 43 


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674 


Mabagliano, Kairin. 


No. 39. 


und mit Hülfe des Luftsphygmographen von Mossn auf der roti- 
renden Trommel von Bkkuukt aufgezeichnet. Aus diesen Versuchen, 
welche ich durch meinen Assistenten, Dr. Qukirolo, habe ausfQhren 
lassen, geht hervor, dass der arterielle Blutdruck auch nach Verabrei¬ 
chung von 5 Grm. Kairin (innerhalb 3 Stunden) nie abnimmt, son¬ 
dern eher noch um einige Millimeter steigt, die sphygmographische 
Curve aber in keiner Weise erheblich modificirt wird. 

2) Die Frequenz des Pulses, ebenfalls durch Dr. Qdrirolo 
untersucht, nimmt immer ab, und zwar um 6 —18 Schläge in der 
Minute. 

3) Ausscheidung durch den Urin. Diese Untersuchungen 
wurden von Dr. dkcla Cki.i.a im chemischen Institut der medicinischen 
Klinik angestellt, und es wurde nachgewiesen, dass das Kairin schon 
eine halbe Stunde nach der Verabreichung im Urin auftritt; in 6 
bis 8 Stunden der Hauptmasse nach ausgeschieden sein, aber noch 
nach 36 Stunden im Urin nachgewiesen werden kann. 

4) Einfluss auf die Urinsecretion. Während des Kairin- 
gebrauchs nimmt die Harnausscheidung zu, wie auch der Blutdruck 
eher zu- als abnimmt. 

Was dann die übrigen Symptome, welche bei Kairingebrauch 
beobachtet werden, an belangt, so haben unsere Versuche vollkommen 
bestätigt, was schon andere Autoren darüber festgestellt haben, 
nämlich: a) Abnahme der Atemfrequenz; b) Brennen in Nase und 
Augen; c) Schweifs beim Sinken und d) Frost beim Wiederansteigen 
des Fiebers. 

Die von de Renzi mitgeteilten nervösen Symptome sind in einem 
Falle zur Beobachtung gekommen, nämlich zweimaliges Auftreten 
von sehr starken epileptiformen Krämpfen bei einem kräftigen jungen 
Manne, der weder selbst, noch von Seiten der Eltern her irgendwie 
neuropathisch belastet war. 

Cyanose wird nur bei Kranken, wenn die Temperatur also 
künstlich heruntergesetzt wird, nie bei Gesunden beobachtet. 

Gastrische Erscheinungen werden nur durch starke und wieder¬ 
holte Dosen und zwar selten bewirkt. 

Die Wirkung auf die Temperatur wurde durch Dr. Qokiroi.o auch 
bei 10 Gesunden untersucht, und gefunden, dass kein Temperatur¬ 
abfall stattfindet, auch wenn 4—5 Grm. pro Stunde gegeben werden; 
es bestätigen also hierin unsere Untersuchungen diejenigen von 
Filkhne 1 ), Skiffkrt 2 ) und Hoffkr 3 ) und stehen im Widerspruch mit 
denen von Draschkk 4 ) und Pribram, welche letzteren Autoren auch 
bei Gesunden ein Absinken der Temperatur um mehr als 1 Grad 


') W. Filehni, Ueber neue antipyretische Mittel. Berliner klin. Wochenschr. 1882, 
No. 45. 

*) Skiffkrt, Untersuchungen Aber die Wirkungsweise einiger neuer Arzneimittel. 
Würzbarg, 1883. 

*) Hoffer, Ueber Cairinam muriaticnm. Wiener med. Wochenschr. 1883, No. 30 
nnd 31. 

4 ) Therapeutisches Centralblatt, Juni 1883. — Wiener med. Wochenschr. 1883, 
No. 32. 


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No. 39. 


Mabagliano, Kairin. 


675 


gefunden haben. Uebrigens beziehen sich letztere auf einen einzigen 
Fall und müssen als Ausnahmen, wohl durch besondere Versuchs¬ 
bedingungen hervorgerufen, angesehen werden, während die unsrigen 
eben die Ergebnisse von ausgedehnten Studien sind und deshalb 
auch mehr Gewicht beanspruchen dürfen. 

Die antifebrile Wirkung des Cairins wurde in ausgiebigem 
Maafse erprobt und wir kamen zu folgenden Resultaten: 

1) Das Kairin kann die höchsten Temperaturen auf das phy¬ 
siologische Mittel zurückbringen, indem ein Temperaturabfall von 
4 Graden und mehr beobachtet wird. 

2) Die Wirkung beginnt in der ersten halben Stunde, erreicht 
ihr Maximum in 1—2 Stunden, hält im Allgemeinen 2 Stunden an; 
kann aber auch bis 6 Stunden nach wirken. — Die antipyretische 
"Wirkung des Kairins ist proportional der thermischen Resistenz des 
Kranken. 

Dieses Gesetz muss etwas näher erläutert werden; dasselbe 
gründet sich auf folgende Tatsachen: 

a) Bei demselben Individuum haben dieselben Dosen des Mittels 
an demselben oder an 2 verschiedenen Tagen auf gleich hohe Tem¬ 
peraturen verschiedene Wirkung. 

b) Die Verschiedenheit in der Wirkung derselben Dosen macht 
sich geltend bei Individuen, die sich in Bezug auf Gewicht, Kräfte¬ 
zustand und Temperaturhöhe gleich verhalten. 

c) Bei demselben Kranken werden gleichhohe Temperaturen 
durch gleichhohe Kairindosen zu verschiedenen Tageszeiten ver¬ 
schieden beeinflusst, und es hat sich gezeigt, dass die Wirkung am 
Vormittag gröfser ist, als am Nachmittag. 

d) Dieselbe Dosis ist um so wirksamer, je höher die Tempe¬ 
ratur gerade vor der Verabreichung war, um so geringer, je niedriger 
dieselbe war. 

e) In verschiedenen Krankheiten ist auch bei derselben Dosis 
die Wirkung verschieden. 

Diese Beobachtungen zeigen, dass die antifebrile Wirkung des 
Kairins sich in ihrer Stärke nach der mehr oder minder grofsen 
Widerstandsfähigkeit des betreffenden Organismus gegen die anti¬ 
pyretische Kraft des Medicaments richtet und zwar ist dieselbe un¬ 
abhängig von der thermometrischen Höhe des Fiebers; die Aus¬ 
giebigkeit der Temperaturabnahme richtet sich vielmehr nach uns 
bis dahin unbekannten Gesetzen. Fii.khnk, welcher diese Unter¬ 
schiede bemerkt, jedoch nicht, wie wir, genauer beschrieben hat, 
glaubt, dass dieselben auf dem besseren oder minder guten Kräfte¬ 
zustand des Individuums beruhen; es wird jedoch diese Deutung 
durch unsere Untersuchungen schlagend widerlegt. 

Diese Eigenschaft der febrilen Temperatur bei verschiedenen 
Individuen mehr oder weniger Widerstandskraft gegen antipyretische 
Medicamente zu besitzen, verstehe ich unter der Bezeichnung 
„thermische Widerstandskraft“ (Resistenza termica). 

In Rücksichtnahme dieser Umstände haben wir die Dosirung 
folgendermaafsen festgestellt: 


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676 


Maraoliano, Kairin. 


No. 39. 


a) Einzeldosen von 20 Centigrm. bringen höchstens einen Tem¬ 
peraturabfall von 0,6 Grad hervor und machen gar keine Magen¬ 
beschwerden. 

b) Dosen von 50 Centigrm. machen im höchsten Falle das 
Fieber um 2 Grad fallen, wenn auch die thermische Resistenz noch 
so gering ist. 

c) Die Dosen von 1 Grm. können eine Depression von 2 bis 
4 Grad verursachen und sind also auch bei hohem Fieber fähig, voll¬ 
kommene Apyrexie hervorzurufen; selten machen dieselben gastrische 
Störungen. 

d) Höhere Dosen als 1 Grm. sind für den Magen sehr fühlbar 
und sind nicht anzuraten. 

Es ist also die Minimaldose zwischen 20 und 50 Centigrm. za 
setzen und för die Maximaldose 1 Grm. festzustellen. 

Um zu bestimmen, in welchen Zwischenräumen die Einzeldosen 
zu verabfolgen sind, ist noch die CumulativWirkung untersacht 
worden und es hat sich herausgestellt, dass dieselbe eintritt, wenn 
die Einzeldosen in Zwischenräumen von ca. 1 Stunde gegeben werden; 
ist die Zwischenzeit länger (2—3 Stunden), so wurde keine Cumu- 
lativwirkung beobachtet. — In Anbetracht aller besprochenen Ver¬ 
hältnisse stelle ich folgende Normen för Dosirung und Art des 
Gebrauches dieses Medicaments fest: 

Zuerst muss die thermische Resistenz des Kranken bestimmt 
werden und man giebt zu diesem Zweck, wenn die Temperatur 40° 
oder mehr beträgt, eine Grammdose, wenn die Teperatur niedriger, 
nur 20—50 Centigrm. Nun wird stündlich die Temperatur bestimmt, 
genau beobachtet wie rasch und wie stark die Temperatur be¬ 
einflusst wird, und wenn man die mittlere thermische Resistenz des 
Individuums bestimmt hat, so giebt man gröfsere oder geringere 
Dosen, in kürzeren oder längeren Zwischenräumen stets gemäß» 
dem schon erzielten Resultate und demjenigen, das man erreichen 
will, ohne jedoch die Maximaldose zu überschreiten. Wenn Apyrexie 
eintritt, so wird pausirt, bis die Temperatur eben wieder zu steigen 
beginnt. 

In 14 Stunden kann man 10—12 Grm. geben; ich bin bis auf 
17 Grm. gestiegen, ohne irgendwelche Inconvenienzen, sondern nur 
günstige Folgen für den Patienten beobachten zu können. Ich ver¬ 
abreiche gewöhnlich Kairin in Dosen von 50 Centigrm. in Oblaten, 
doch kann dasselbe auch hypodermatisch applicirt werden, wenn es 
vom Magen nicht gut vertragen wird. Zu diesem Zweck wird 
1 Grm. in 2 oder auch in 1 Grm. destillirtem heifsem Wasser ge¬ 
löst; diese Lösung darf nicht erkalten und muss warm eingespritzt 
werden. In dieser Weise wurden von Dr. Qükirolo zahlreiche Ex¬ 
perimente angestellt und es hat sich gezeigt, dass die Wirkung des 
Kairins, hypodermatisch beigebracht, früher eintritt und länger 
dauert, als wenn dasselbe durch den Magen passirt und zwar ist 
die Wirkung im Allgemeinen doppelt so stark. Uebrigens genügt 
für gewöhnlich die halbe der sonst nötigen internen Dose; doch 
kann es bei sehr starker thermischer Resistenz Vorkommen, dass 


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No. 39. 


Chanikwski, Fettbildung aus Kohlehydraten. 


677 


man auch hypodermatisch eine Grammdose verabfolgen muss; es 
soll dies jedoch nur geschehen, nachdem man sich überzeugt hat, 
dass geringere Dosen nicht genügen. 

Die Unannehmlichkeiten an der Injections^telle sind nicht gröfser, 
als bei den sonst gebräuchlichen unter die Haut gespritzten Medi- 
camenten; immerhin wird die subcutane Application die Ausnahme 
bilden müssen, indem wenig Patienten verschiedene Male im Tage 
sich die Einspritzungen gefallen lassen, was eben bei der immerhin 
temporären Wirkung dieses Heilmittels nicht zu umgehen ist. 

Die Indication hängt vom Fieber ab und Contraindicationen 
giebt es nicht, aufser den gastrischen Symptomen, die durch die 
hypodermatische Anwendung kaum umgangen werden. (Schluss folgt.) 


St. Chaniewski, Ueber Fettbildung aus Kohlehydraten im Tier¬ 
organismus. Ztschr. f. Biol. XX. S. 179. 

Die Versuche von Soxht.kt an Schweinen und von B. Schülzk an 
Gänsen (Cbl. 1882, S. 708) schienen Vf. die Frage der Fettbildung nicht 
endgültig zu erledigen und so hat er denn in Peterhof, der Versuchs¬ 
farm des Rigaer Polytechnicum, mit Unterstützung von v. Knikrikm, 
Mastversuche an Gänsen ausgeführt. Die Gänse, von ziemlich 
gleichem Körperzustande und Lebendgewicht: I. wog 3374, II. 3263, 
III. 3671 Grm., befanden sich in Zwangsställen, die sowohl das 
Füttern, wie das verlustfreie Aufsammeln der Excremente gestatteten. 
Während der 28 tägigen Verfütterung erhielten die Tiere Gerste, 
ca. 100 Grm. pro Tag, wobei sie sich im Beharrungszustande er¬ 
hielten; an den 4 letzten Tagen wurde die Gerste durch Reis, mit 
welchem dem Versuchsplan gemäfs die Mast erzielt werden sollte, 
ersetzt, um den vielleicht ungünstigen Einfluss des Futterwechsels 
controliren zu können. Dann wurde Tier I zur Controle geschlach¬ 
tet, um dessen Gesammtkörpergehalt an Protein und Fett festzu¬ 
stellen, II und III zunächst durch 3 Tage nur mit Reis (ca. 230 
Grm. pro Tag) gefüttert, und da bei der reinen Reisfütterung die 
Tiere den Appetit verloren, weiterhin dem Reis Gerste zugemengt. 
Nach 18 tägiger Mast wurde Tier II bei einem Lebendgewicht von 
3816 Grm., nach 26tägiger Mast Tier III bei einem Gewicht von 
4471 Grm. geschlachtet. Das Verhältnis der N-haltigen zu den 
N-freien Nährstoffen war in der Gerste 1: 5,1, im Reis 1: 10,3 — 
Bezüglich des Verfahrens, den Gesammtstickstoff und das Gesammt- 
fett der Schlachttiere zu bestimmen, sowie der Analyse der Excre¬ 
mente sei auf das Orig, verwiesen. Es enthielt 


Trockensubstanz Protein Fett 

pCt. Grm. Grm. 

Gans I bei 32,48 683,2 215,9 

II 36,38 711,44 488,9 

III 41,21 725,2 890,1 


In Procenten des Lebendgewichts berechnet hatte Gans I 
6,7 pCt. Fett und (den N-Gehalt des Protein zu 16 pCt. angesetzt) 


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678 


Chanikwski , Fettbildung aus Kohlehydraten. 


No. 39. 


3,34 pCt. N. Denselben Procentgehalt wie vor der Mast in den 
Tieren angenommen, berechnen sich als angesetzt bei 

Gans II 4,02 Grm. N und 269 Grm. Fett. 

III 3,6 „ „ 640,2 „ 

Während der Mast hatte in Reis und Gerste verzehrt 



Fett 

Protein 

N 


Grm. 

Grm. 

Grm. 

Gans H 

34,4 

302,81 = 

48,45 

IH 

62,27 

537,40 = 

85,93 


In den Excrementen fanden sich in Harnsäure und sonstigen 
Stoffwechselproducten (aufser dem in der Harnsäure und im Aether- 
extract gefundenen N wurde der übrige N der Excremente als un¬ 
verdauter Anteil angesehen) bei II 17,53 Grm. N =• 109,56 Grm. 
Protein, bei ITI 32,48 Grm. N = 203 Grm. Protein. Diese Mengen 
umgesetzten Proteins könnten, unter der Annahme, dass sich aus 
dem Eiweifs 51 pCt. Fett in maximo bilden (Hknnkbkrg), höchstens 
54,93 resp. 104,85 Grm. Fett liefern. Verdaut hatte vom Nahrungs¬ 
fett II 20,44, III 31,67 Grm. Fett. Rechnet man von dem Gesammt- 
fettansatz die aus Nahrungsfett und aus dem Nahrungseiweifs ge¬ 
bildeten Fettquantitäten ab, so bleibt für Tier II ein Plus von 
193,63 Grm., für Tier III ein Plus von 503,68 Grm. Fett, för 
welches nur die Kohlehydrate des Futters als Quelle denkbar sind. 
Demnach wären von dem angesetzten Fett bei Tier II 
71,7 pCt., bei Tier III sogar 78,6 pCt. als aus Kohle¬ 
hydraten gebildet anzusehen. Controltier I hatte einen Wasser¬ 
gehalt von 67,5, n von 63,6, III von 58,8 pCt , was für die be¬ 
kannte Tatsache der Abnahme des Körpers an Wasser beim Fett¬ 
werden einen neuen Beleg liefert. 

In einer zweiten Versuchsreihe wurden 2 Gänse (I Lebend¬ 
gewicht 3381 Grm., II 3706 Grm.) je 5 Tage hungern gelassen, 
wobei I 14 pCt., II sogar 18,2 pCt. an Gewicht verlor. Dann 
wurde I zur Controle geschlachtet, II 16 Tage lang mit im Ganzen 
1290 Grm. Gerste und 2820 Grm. Reis gemästet, wobei sie 390 Grm. 
an Gewicht gewannen. Es enthielt nun 



Trockensubstanz 

Protein 

Fett 


pCt. 

pCt. 

pCt. 

Gans I bei 

29,79 

16,09 

3,25 

II 

39,93 

14,43 

16 


Demnach ergaben sich als Masteffect bei II eine Zunahme von 
5,38 Grm. Protein und 445,24 Grm. Fett. Verfüttert waren 45,85 
Grm. N, in den Excrementen umgesetzt gefunden: in Form von 
Harnsäure etc. 1601 Grm. N; den 16 Grm. verdauten N entsprechen 
100 Gun. Protein, die höchstens 51,4 Grm. Fett liefern konnten, 
dazu das verdaute Nahrungsfett mit 8,68 Grm., giebt zusammen 
60 Grm. Fett als disponibel aus dem Nahrungsfett und dem ver¬ 
dauten Eiweifs. Es bleiben also noch 385 Grm. = 86,7 pCt. 


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No.39. Vibchow, Trichinose und Aktinomykose bei Schweinen. — Zahn. 679 

des neugebildeten Fettes zu Gunsten der Kohlehydrate. 
In der Fettbildung bei Gänsen ist die Hauptrolle den Kohlehydraten 
zuzuschreiben. Ein Futter mit dem Nährstoffverhältniss 1 : 6,5—7,5 
ist bereits als genügendes Mastfutter anzusehen. Auch bei dieser 
gemästeten Gans war der Wassergehalt des Körpers von 70 auf 60 pCt. 
gesunken. Bemerkenswert ist endlich auch die relativ kolossale 
Fettablagerung direct nach dem denkbar schlechtesten Ernährungs¬ 
zustände. J. Munk. 


R. Virchow, Beiträge zur Kenntniss der Trichinosis und der Acti- 
mykosis bei Schweinen. Vihchow’s Arch. XCV. S. 534. 

I. Die genauesten in einer beträchtlichen Zahl von gröfseren 
deutschen Städten durch V. angestellten Nachforschungen haben das be¬ 
merkenswerte Resultate ergeben, dass trotz der weiten Verbreitung 
der amerikanischen Fleischwaaren eine Trichinen-Epidemie durch 
dieselben niemals veranlasst worden ist. Die Angabe einiger Aerzte 
in Bremen, dass daselbst 1873 mehrere Personen nach dem Genüsse 
eines amerikanischen Schinkens erkrankt seien, steht ganz ver¬ 
einzelt da. 

Es erwies sich ferner, dass, mit Ausnahme eines überdies nicht 
ganz sicheren Falles, lebende Trichinen in diesen Fleischwaaren bisher 
nicht ermittelt worden sind. 

II. Im Schweinefleisch kommen neben verkalkten Trichinen, 
Guaninknoten, Cysticerken, weifse, von einer ungewöhnlich starken 
intramusculären 'Wucherung umgebene Concremente vor, welche 
sich durch ihre Gröfse, ihre solide Beschaffenheit und durch ihre 
mehr rundliche Form von allen öbrigen unterscheiden. In einigen 
Fällen safeen sie auch im Herzfleisch, wo Trichinen nur ganz aus¬ 
nahmsweise beobachtet worden sind. 

Wie Donkkr nachwies, handelt es sich um Actinomyces. V. 
fand die Pilze, ähnlich wie die Trichinen, ursprünglich im Innern 
der Primitivbündel; um diese ist das Sarkolemm stark verdickt; 
daneben Anden sich die Erscheinungen einer interstitiellen Ent¬ 
zündung. 

Da neben älteren, verkalkten Knoten leicht auch frische vor¬ 
handen sein können, erscheint es ratsam, derartiges Fleisch nicht 
als Nahrungsmittel zu verwenden. H. Stilling (Strassburg). 


F. W. Zahn, Untersuchungen über die Vernarbung von Querrissen 
der Arterien intima und Media nach vorheriger Umschnürung. 
V ibchow’s Arch. XCVI. S. 1. 

Z. bewerkstelligte durch kurze, ‘/ 2 — 1 Minute dauernde Um¬ 
schnürungen der Carotis oder der Femoralis von Kaninchen mit 
starken Seidenfäden eine scharfe Durchtrennung der Intima und eines 
grölseren Teiles der Media. 

Schon am dritten Tage nach diesem Eingriff ist eine deutliche 
Ueberhäutung der Rissstelle zu erkennen, welche von dem Endothel 
ausgeht und ungefähr vom vierten Tage ab vollständig zu werden 


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680 


Zahn, Vernarbung der Arterien. — v. Czkrny, 


No. 39. 


pflegt. In den spindelförmigen dicken Zellen an den Rändern des 
Defectes finden sich deutliche Kernteilungsfiguren. Im Grunde 
desselben sieht man ein spärliches fibrilläres Gewebe. Veränderungen 
der elastischen Membranen sind nicht erkennbar. 

Von Ende der dritten Woche ab haben die wuchernden Epi- 
thelien den Riss ganz ausgeföllt; zwischen den Zellen erscheint eine 
geringe Menge homogener Grundsubstanz; die erwähnten feinen 
Fibrillen sind anscheinend Ausläufer spindelförmiger Elemente. 

Während die Muskelfasern und die elastischen Membranen kaum 
eine Veränderung erkennen lassen, zeigt die Adventitia anfangs eine 
hyperaemische Schwellung, dann eine zellige Infiltration, welche später 
zu einer Verdickung dieser Haut fahrt. 

Niemals traten in Folge der Einrisse aneurysmatische Aus¬ 
buchtungen auf; auch Thrombenbildung wurde nicht bemerkt. Sie 
scheiterte vermutlich an der Gröfse des Blutdrucks und an der 
Blutgeschwindigkeit. 

Die Herstellung der Narbe ist also lediglich auf eine Wucherung 
des Endothels zurackzufOhren. H. Stilling (Strassbarg). 


V. Czerny, Beiträge zu den Operationen am Magen. Wiener med. 

Wochenschr. 1884, No. 17—19. 

Die bisherigen 36 Pylorektomien, welche sich auf 27 Operateure 
verteilten, lieferten nach C. 27 tätliche Ausgänge, von denen 18 
innerhalb der ersten 24 Stunden erfolgten, so dass man wohl den 
Schluss daraus ziehen kann, dass die betreffenden Patienten so ent¬ 
kräftet waren, dass sie Oberhaupt einem so schweren Eingriffe nicht 
mehr gewachsen waren. Tatsächlich dürfte der Magenkrebs immer 
erst relativ spät zur Operation kommen, nnd ist daher kaum auf 
eine Ziffer von 10 pCt. definitiv Geheilter unter den nach der Ope¬ 
ration Genesenen zu rechnen. Andererseits ist es aber immer noch 
zu früh eine eigentliche Statistik der Magenkrebsoperation aufzu¬ 
stellen, wie schon daraus hervorgeht, dass die Mortalität in fort¬ 
dauernder Abnahme begriffen ist; denn von den ersten 18 Operirten 
starben 15, von den zweiten 18 aber nur 12, und während Billkoth 
von 7 nur noch 3 verlor, hatte C. selbst unter 4 analogen, in extenso 
mitgeteilten Operationen nur 2 Todesfälle, beide bedingt durch 
Dickdarmgangran in Folge Ablösung des Mescolons dicht am 
Darm. Versucht hat aufserdem C. die Magenresection noch 4 Mal, 
doch war die krebsige Erkrankung zu weit vorgeschritten, um mehr 
als eine Probeincision zu erlauben. Ueberhaupt muss man die 
Erwartungen radicaler Heilungen nach Magenkrebsoperationen 
sehr einschränken. Bei seinen beiden genesenen Fällen fand C., 
durch genaue mikroskopische Untersuchung, dass die Schnittränder 
des excidirten Stackes, die scheinbar ganz gesundes Gewebe betrafen, 
nicht frei von Krebsalveolen waren und sind die betreffenden Kranken 
nach 2 bezw. l'/ 4 Jahren ihren Recidiven und Metastasen erlegen. 
Die temporäre Erleichterung der Beschwerden und die Befreiung von 
den entsetzlichen Qualen der Pylorusstenose sind aber aulserordent- 


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No. 39. Magenoperationen. — Fogt, Verlagerung des Magens. 681 

lieh bedeutend und erholten sich die Operirten überraschend schnell, 
so dass bei weiterer Herabdrückung der Mortalität nach der Pylorus- 
resection, vielleicht auf l / 3 , derselben als Palliativoperation immer 
noch eine grofse Zukunft bleibt. Als solche ist dieselbe eine wahre 
„Gastroplastik.“ 

Von sonstigen Operationen am Magen hat C. noch die Gastro- 
tomie bei Krebs der Speiserühre 2 Mal ausgeführt; beide Patienten 
erlagen aber der Inanition. Eine elliptische Excision eines einfachen 
runden Magengeschwürs wegen ist nur in einem (bereits von Macker 
berichteten) Falle erfolgreich von ihm verrichtet worden, und ebenso 
genas ein Pat., bei dem er die gleiche Operation gelegentlich der 
Entfernung eines mit der grofsen Curvatur verwachsenen Netztumors 
machte. — In den technischen Details bei allen diesen Eingriffen, 
speciell bei der Pylorusresection, richtete sich C. im Wesentlichen 
nach Billkotii, Rydygikk und Wöi.klkk. Seine geringen Abweichungen 
sind im Orig, einzusehen. P. Güterbock. 


L. Fogt (Aus d. Chirurg. Poliklinik der Universität München), Ueber Ver¬ 
lagerung des Magens in Scrotalhernien, nebst Mitteilung eines neuen 
Falles. Bayerisches ärztt. Int.-Bl. 1884, No. 26. 

Ein 60j&hriger Mann mit einer mannskopfgrofsen Scrotalhernie 
war unter den Erscheinungen der Localperitonitis, ohne eigentliche 
Incarcerationszeichen am Bruche nach nur kurzem Krankenlager 
mit Collapssymptomen gestorben. Die Autopsie ergab neben anderen 
unwesentlichen Befunden als Bruchinhalt den Pylorusteil des collossal 
erweiterten Magens, Netz, Coecum mit Proc. vermiform., Colon 
ascend., Colon transvers., Anfangsteil des Colon descend. Der 
Magen hatte entsprechend der Pforte des Bruches ein sanduhrfürmige 
Anschwellung, doch fand sich der Pylorus selbst außerhalb der 
Hernie, indem die kleine Curvatur sich normaler Weise etwas nach 
oben zurückkrümmte, überhaupt nur wenig verlängert war, haupt¬ 
sächlich die grofse Curvatur und der Körper des Organs aus¬ 
gebaucht sind. Der ungeheuren Ektasie des Magens entsprechend 
zeigte sich der übrige Inhalt der Bauchhöhle völlig dislocirt, so waren 
die dünnen Därme links unten im Becken, und selbst die Leber 
erschien völlig nach rechts von der Mittellinie abgedrängt. So 
häufig nun auch in Zwerchfellhernien Teile des Magens eintreten, 
so selten sind sie in Leistenbrüchen zu finden. Vf. bringt aus der 
Literatur nur noch zwei analoge Beobachtungen bei: von Lam,kmand 
und Lkbert. Letzterer stellte schon bei Lebzeiten die Diagnose, 
und zwar aus der Veränderung des Percussionsschalles unmittelbar 
nach Nahrungsaufnahme in dem der Bauchgeschwulst angehörigen 
Magenteile. Auch dieser Pat. starb ganz plötzlich nnd Vf. glaubt 
daher bei Beteiligung von Magenpartien an dem Inhalte einer 
änfseren Hernie schon wegen der grofsen Ektasie die Prognose von 
vornherein schlecht stellen zu müssen. P. Güterbock. 


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682 Kikssklbach, Nasenblutongen. — Pastkukr, Huodswutgift. No.39. 

Kiesselbach , Ueber spontane Nasenblutungen. Berliner klin. Wochen- 
schr. 1884, No. 24. 

K. berichtet über 20 Fälle von spontanem Nasenbluten, bei 
denen es ihm immer gelang, die Quelle der Blutung zu finden. In 
den meisten war die Quelle der Blutung in der vorderen unteren 
Gegend der knorpligen Nasenscheidewund, weit seltener reichten 
die blutenden Stellen bis hinauf zum oberen Rande des Sept. carti- 
lagineum, nur in einem Falle weiter nach hinten als bis zum vorderen 
Ende der mittleren Muscheln, die übrigens in diesem Falle unge¬ 
wöhnlich weit nach vorn ragten; in 2 Fällen war auch der Ueber- 
gang vom Septum zum Boden der Nasenhöhle in der Gegend des 
For. incisivum beteiligt. 

Zur Auffindung der Blutung bedient sich Vf. des geschlossenen 
Speculum, und man hat alsdann recht verschiedene Befunde. Oft 
ist das Epithel vollständig unverändert: man sieht nur einen oder 
mehrere dunkelrote, wie mit der Nadelspitze gestochene Punkte, 
aus denen bei leiser Berührung gewöhnlich sofort die Blutung 
wieder beginnt. Mitunter findet man einzelne flache Geschwürchen; 
es kommen aber auch Fälle vor, wo nichts Abnormes zu sehen ist, 
höchstens eine geringe Abweichung im Glanz und in der Farbe der 
Schleimhaut. 

Die Therapie besteht in Aufdrücken von Wattebäuschchen auf 
die blutende Stelle; bei stärkeren Blutungen Ferr. sesquichl. mit 
wenig Wasser vermischt, als Brei mit dem Wattepinsel aufgetragen; 
sollte dieses vergebens sein, dann Ausbrennen mit dem Furchen¬ 
brenner. 

(Ref. hat die meisten Blutungen ebenfalls in der vorderen un¬ 
teren Gegend der knorpligen Nasenscheidewand beobachtet und Auf¬ 
legen von Tampons aus Eisenchloridwatte als meist zum Ziele führend 
gefunden.) W. Lublinski. 

Pasteur (avec la collaboration de Chambkiu.am» et Roux), Expd- 
riences sur la rage. Gaz. hebd. de med. et de chir. 1884, No. 21. 

Wir teilen nach der obigen Quelle — einstweilen ohne jeden 
Commentar — die von P. neuerdings der französischen Akademie der 
Medicin mitgeteilten Sätze mit: „Wenn man das Wutgift vom Hunde 
auf den Affen überträgt und dieses wiederum vom Affen auf Affen 
überimpft, so schwächt sich das Virus bei jeder dieser Ueber- 
tragungen mehr und mehr ab. Wenn man nun von dem auf solche 
Art (d. h. durch mehrfache Ueberimpfungen von Affen zu Affen) 
bereits abgeschwächten Virus wiederum auf den Hund, auf Ka¬ 
ninchen oder Meerschweinchen überträgt, so zeigt es sich, dass 
dieses Virus auch hier noch abgeschwächt bleibt. Die Abschwächung 
von Virus ist also leicht zu bewerkstelligen durch eine geringe Zahl 
von Inoculationen von Affen auf Affen und auf diesem Wege wird 
schliefslich die Wirkung des Giftstoffs dermaafsen abgeschwächt, 
dass er, einem Hunde subcutan beigebracht, diesen nicht mehr im 
Stande ist, wutkrank zu machen. Selbst die Inoculation dieses 
Virus auf dem Wege der Trepanation (einer zur Uebertragung der 


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No. 39. Schnkttkr , Behandlung der Darmverschliefsungen. 683 

Watkrankheit sonst unfehlbaren Methode) ist nicht im Stande, die 
Krankheit zu erzeugen; wohl aber wird durch die Impfung das 
Tier in einen für die Tollwut refractären Zustand versetzt. — Es 
wird die Virulenz des Wutgiftes gesteigert durch Ueberimpfung von 
Kaninchen auf Kaninchen, von Meerschweinchen auf Meerschweinchen. 
Wenn nun das Gift auf diese Art bei einem Kaninchen bis zu 
maximaler Intensität gesteigert oder verstärkt worden ist, so erzeugt 
es, auf den Hund übertragen, ebenfalls maximale Vergiftungserschei- 
nungen, die viel intensiver sind, als diejenigen, die bei dem ge¬ 
wöhnlichen tollen Hunde der Strafse beobachtet werden. Das Gift 
ist in dem gegebenen Falle so heftig, dass es, in das Gefäfssystem 
des Hundes übergeführt, ausnahmslos tötlich wirkt. — Obgleich 
also die Virulenz sich steigert durch Inoculirungen von Kaninchen 
auf Kaninchen, von Meerschweinchen auf Meerschweinchen, so sind 
doch, wenn man zuvor das Gift durch Impfungen auf Affen ab¬ 
geschwächt hatte, wiederum eine Anzahl Uebertragungen des Virus 
von Kaninchen auf Kaninchen notwendig, damit dasselbe seine ur¬ 
sprüngliche maximale Giftigkeit wieder gewinne. In gleicher Weise 
erlangt das von einem tollen Hunde auf ein Kaninchen verimpfte 
Virus erst dann wieder das Maximum seiner Intensität, wenn es 
von diesem Kaninchen auf andere Kaninchen übergeimpft wurde 
und so die Körper einer Anzahl Exemplare dieser Gattung gleich¬ 
sam durchlaufen hat." Wernich. 

J. Schnettcr, Zur Behandlung der Darmverschliefsungen. Deutsches 
Arch. f. klin. Med. XXXIV. S. 636. 

S. spricht sich zunächst für die Behandlung der Darmverschlie- 
feungen mit regulinischem Quecksilber aus. Bleibt bei vollkommenem 
Verschluss das Hg an der tiefsten Stelle liegen, so bilde es dort eine Art 
Divertikel und halte den Darm gleichsam nach unten fest (s. d. Bl. 1883, 
S. 223). Durch verschiedene Manipulationen, wie plötzliche Lage¬ 
veränderung des Kranken, Kneten, Schütteln, Massiren u. dgl. m., 
sei man dann im Stande, auf die oberhalb der Obstruction gelegenen 
Darmpartien einen Zug auszuüben und so öfter die Obstruction zu 
lösen. — Die Elektricität, faradische sowohl, als galvanische, hat 
sich als unwirksam erwiesen. — In Bezug auf grol'se Wasser- 
Injectionen bezweifelt S. das Vordringen der Flüssigkeit bis zur 
Ueoccecalklappe, geschweige denn darüber hinaus. Wirksamer als 
reine Wasser-Injectionen sind solche von kohlensäurehaltigem Wasser, 
die am bequemsten durch Siphons, deren Ausmündungsende mit 
der Klystierspritze durch einen Gummischlauch verbunden wird, 
herzustellen sind. Um Choc zu vermeiden, lasse man erst einen 
Teil der Flüssigkeit aus dem Siphon entweichen. 5 Siphon (20 Liter 
Kohlensäure) genügen. Gewöhnlich werden die ersten eingegossenen 
Quantitäten wieder ausgestofsen, doch gewöhnt sich der Darm bald 
daran; das Gas, dessen Volum durch die Körperwärme um ein Be¬ 
deutendes erhöht wird, bleibt V 2 —1 Stunde im Darm und wird 
absorbirt. L. Rosenthal. 


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684 Rumpf, Rückenmarksblutung nach Nervendehnung. - Löwkkkkmjt, No.39. 

Th. Rumpf, Ueber Rückenmarksblutung nach Nervendehnung nebst 
einem Beitrag zur pathologischen Anatomie der Tabes dorsalis. 
Arch. f. Psychiatrie etc. XV. S. 419. 

Bei einem 58jährigen, seit 3 Jahren an Tabes leidenden Manne 
wurde eine doppelseitige Ischiadicusdehnung ausgeführt. Erfolg: Zu¬ 
nahme der Anaesthesie, Auftreten klonischer Krämpfe in Bein- und 
ROckemnuskeln, Blasen- und Mastdarmlähmung. — Tod nach einigen 
Wochen (an Pneumonie). — Am Rückenmark fand sich in der 
Hohe des 8. Brustwirbels innerhalb der Pia ein 3 Ctm. langer, 
1 */ 4 Ctm. breiter, nur die Pia afficirender Bluterguss; aufserdem 
Hyperaemie und kleine Haemorrhagien in den Hintersäulen. Im 
Uebrigen zeigte sich der für Tabes typische pathologisch-anatomische 
Befund (Ergriffensein der Bandelettes externes im Lendenmark und 
eines Teiles des Goi.i/schen Stränge; vergl. die för die einzelnen 
Rückenmarksabschnitte geltenden genaueren Angaben im Orig.) — 
Durch die Untersuchung von Längsschnitten durch die erkrankten 
Partien gelangte R. zu der Ueberzeugung, dass im Gegensatz zu 
den Vorgängen bei secundärer Degeneration, z. B. wo die Gef&fee 
in keiner Weise beteiligt waren, es sich im vorliegenden Falle um 
eine sehr erhebliche Erkrankung der Rückenmarksgefälse ge¬ 
handelt habe, da das perivasculäre Bindegewebe vermehrt, die Ge- 
fäfsscheiden verdickt, die Kerne in ihnen gewuchert gefunden wurden. 
Es wurde so mehr als wahrscheinlich, dass in diesem Falle der 
pathologisch-anatomische Process seinen Ausgangspunkt in den Ge- 
fäfsen und dem Bindegewebe genommen habe, obgleich die erkrankten 
Teile des Rückenmarks durchaus dem Typus der Systemerkrankung 
(der parenchymatösen Affection der Nervenfasern selbst) entsprachen. 
(Vgl. Adamkikwicz, Cbl. 1882, S. 787.) Bernhardt. 


L. Löwenfeld, Ueber Spinallähniungen mit Ataxie. Arcb. f. Psych. 

XV. S. 438. 

Im Anschluss an eine Arbeit Fischkr’s (1882) über eine eigen¬ 
tümliche Spinalerkrankung bei Trinkern veröffentlicht Vf. die Kranken¬ 
geschichten zweier Individuen, bei denen sich im Laufe von 6 bis 
8 Wochen ohne schwerere Schädigung des Allgemeinbefindens an 
allen vier Extremitäten Motilitäts- und Sensibilitätsstörungen ent¬ 
wickelten (Schwäche, Parese, Paralyse einzelner Muskelgebiete, teil¬ 
weise atrophische Zustände, Veränderungen der elektrischen Erreg¬ 
barkeit, teils Mittelförmen, teils vollkommene Entartungsreaction; 
dabei ataktische Zustände, Verlust des Kniephaenomens, auch objectiv 
nachweisbare Sensibilitätsstörungen; dagegen Sinnesnerven, Harn- 
und Stuhlexcretion intact; endlich gutartiger Verlauf, baldige Besse¬ 
rung, wahrscheinlich vollkommene Genesung). — In Anbetracht des 
Vorhandenseins deutlich ataktischer Symptome glaubt L. die Diagnose 
auf eine Erkrankung des Rückenmarks (Poliomyelitis anterior) mit 
Läsion der Hinterstränge und Hinterhörner) stellen zu müssen und 
nennt daher die von ihm beschriebene Krankheit: „Spinallähmung 
mit Ataxie“ oder „ataktische Spinallähmung“. — Da auch bei den 


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No. 39. Spinallähmungen. • Pitrks, Doppelseitige Rückenmarkssklerose. 685 

L.’schen Patienten, wie bei den FistHEß’schen, eine psychische 
Störung (Schwachsinn) im Krankheitsbilde nicht fehlte, so glaubt 
Vf. mit Fischer, dass diese Combination von ataktischer Spinal¬ 
lähmung mit Schwachsinn eine specielle Form des chronischen Al¬ 
koholismus darstelle (auch die Patienten L.’s — wenigstens die 
erste — waren bis zu ihrer Erkrankung dem Biergenuss sehr er¬ 
gehen gewesen). — In Bezug auf die Einzelheiten der sehr aus- 
föhrlich mitgeteilten Krankengeschichten und die sorgfältig erhobenen 
und erörterten elektrischen' Befunde vgl. das Orig. Bernhardt. 


A. Pitres, Recherches anatomo-cliniques sur les scl4 roses bilaterales 
de la moelle ^pinifere cons^cutives a des Idsions unilaterales du 
cerveau. Arch. de Physiol. 1884, 4. 

P. hat in 10 von 40 Fällen, in denen eine einseitige Hirn- 
affection (meistens Blutung, seltener Erweichung) zu Hemiplegie 
geföhrt hatte, Sklerose beider Seitenstränge des Rückenmarks ge¬ 
funden. Während im Hirnschenkel und Pons die Degeneration nur 
die Pyramidenbahn der der Hirnerkrankung entsprechenden Seite 
betrifft, tritt nach der Kreuzung die Degeneration in beiden Pyra¬ 
midenseitensträngen hervor, während die TöucK’schen Vorderbahnen 
sich intact erwiesen. Die Erklärung für dieses scheinbar nicht so 
seltene Verhalten sucht Vf. in der Annahme eines abnormen Kreu¬ 
zungsmodus: derart, dass die Pyramidenbahn einer Seite sich in beide 
Seitenstränge des Röckenmarks fortsetzt. 

Man könnte daran denken, dass dieser anatomische Befund in 
Beziehung stehe zü gewissen klinischen Erscheinungen, welche 
lehren, dass die Kraft auch in den Extremitäten der nicht gelähmten 
Körperhälfte herabgesetzt ist, dass in diesen zuweilen Coctractur 
auftritt, die Sehnenphsenomene dieser Seite nicht selten gesteigert 
sind, der Fufsclonus manchmal auch hier zu erzeugen ist. Dagegen 
ist aber, wie Vf. auseinandersetzt, einzuwenden, dass diese Erschei¬ 
nungen auch bei einseitiger Sklerose beobachtet werden und bei 
bilateraler fehlen können. Nur die Gleichgewichtsstörung, die Er¬ 
schwerung des Stehens und Gehens scheint bei bilateraler Sklerose 
in höherem Maafse hervorzutreten. Oppenheim. 


C. Reinl, Die Wellenbewegung der Lebensprocesse des Weibes. 

Yoi.kmanh’s Samml. klin. Vortr. No. 243. 

Goodmanm verglich, auf die alte Erklärung der Menstruation 
als Ausdruck eines im ganzen Körper sich abspielenden Vorganges 
zuröckgehend, das periodische Wechseln aller Lebenvorgänge mit 
einer Wellenbewegung, stellte die Theorie der „Menstruationswelle“ 
v. auf. Alle Leoensfuuetionen verlaufen gleichzeitig mit den Men¬ 
struationsepochen periodisch in bestimmtem Cyclus ansteigend und 
sinkend, wie Ebbe und Flut, gleich einer Welle. Auf den Beginn 
der Ebbe fällt die Menstruation. Entsprechende Befunde erhielten Mrs. 
Mart Jacobi, v. Ott, Stephekson. R. fand durch genaue Temperatur- 


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686 Reinl, Wellenbewegung d. Lebensprocesse d. Weibes. — Hüfker. No. 39. 


messungen, dass während der Menstruationsepoche eine regelmäßige 
Temperaturveränderung, deren Curve eine Welle darstellt, besteht. 
Teilt man das Intervall zwischen zwei Menstruationen in zwei 
Hälften und die letzten Tage vor den Menses als Prämenstrualzeit, 
die ersten Tage nach denselben als Postmenstrualzeit, so verteilt 
sich die Welle wie folgt. In der zweiten Hälfte des Intervalles 
steigt die W r elle an, hat ihren Apex in der Prämenstrualzeit, fällt 
stark während der Menses weiter in die Postmenstrualzeit und bleibt 
in der ersten Hälfte des Intervalles auf dem Minimum. 

Dieses Resultat bestätigt die Befunde obengenannter Autoren. 
Bei der Untersuchung pathologischer Fälle fand sich bei Patientinnen 
mit profusen Menses, mit Allgemeinstörungen Zusammenfallen von 
Menses und Spitze der Welle, bei Erkrankung der Adnexa aber 
zeigte sich bei regelmäfsiger Menstruation die Welle normal, bei un- 
regelmäfsiger Menstruation zeigte auch die Welle Anomalien. 

Untersuchungen an Laparatomirten (Ovariotomie, Castration) 
zeigten, dass Operationen in der Praemenötrualzeit bei Eintritt der 
Menses, oder den nach Castration gewöhnlichen Blutungen, den 
Menses entsprechend auftreten, bedeutende Temperatursteigerungen 
zur Folge hatten. Einseitige Ovariotomie hatte nach der Wund¬ 
heilung keinen Einfluss auf die Welle Beim Fehlen beider Ovarien, 
jeder Blutung erlitt die normale Welle zur Menstruationszeit keine 
wesentliche Veränderung. 

Diese letzten Befunde beweisen, dass nicht der Blutverlust den 
Temperaturabfall während der Eatamenien bewirke. Es verdient 
auch die prämenstruelle Zeit, wo alle Lebensfunctionen auf der 
Aknae der Welle stehen, mehr Aufmerksamkeit von Seiten des 
Praktikers. A. Martin. 


G. Hüfner, Ueber das Oxyhsemoglobin des Pferdes. Zeitschr. f. 
physiol. Chem. VIII. S. 358. 

Strassburg’s Versuche mittels der Gaspumpe hatten ebenso wie die absorptio- 
metrischen von Srtschbnow für das Pferdeheemoglobin, auf die Gewichtseinheit be* 
rechnet, ein viel kleineres Volumen lose gebundenen Sauerstoffs ergeben, als für das 
Hundeheemoglobin. Vf. giebt nun die Resultate einer auf diese Frage bezüglichen, 
unter seiner Leitung angestellten Untersuchung von BOchki.rr. — Aus den isolirten 
Blutkörperchen wurden durch 3 maliges Umkrystallisiren meist grofse makroskopische 
Madeln von 2—3 Mm. Lange und etwa '/j Mm. Dicke gewonnen, welche sehr schnell 
in kleinere Bruchstücke auseinanderfielen. Der über Schwefelsäure und Phosphor¬ 
säureanhydrid bei 0" getrocknete Krystallbrei gab, im Wasserstoffstrome auf 115* 
erwärmt, 3,94 pCt. Krystallwasser ab. In Wasser von 1° lösen sich die Krystalle zu 
2,614 pCt., in Wasser von 20° zn 14,375 pCt. Die Elementaranalyse ergab 54,4 C, 
7,2 H, 17,61 N, 0.65 S, 0,47 Fe, 19,67 0, also nur geringe Abweichungen von 
den Analysen von Kossrl und Otto. Zur Feststellung des wirklichen Gehaltes des 
Hämoglobins an lose gebundenem Sauerstoff wurde die Verdrängungsmethode benutzt; 
der Sauerstoff des Oxyhämoglobins wurde durch Kohlenoxyd verdrängt; es fand sich 
so, dass 1 Grm. Pferdeheemoglobin 1,31 Cctm. 0 (bei 0* und 1 Meter Druck) bindet. 
In einer zweiten Versuchsreihe, in der das Kohlenoxyd aus dem CO-Hemoglobin 
durch Stickoxyd ausgetrieben wurde, fand sich im Mittel von 12 Versuchen 1,34 Cctm. 
Hundeoxyheemoglobin bindet im Mittel 1,27 Cctm. 0. Da nun Hundehsemoglobin nur 
0,43, Pferdeheemoglobin im Mittel 0,46 pCt. Eisen enthält, so entsprechen die Resul¬ 
tate der bisher gültigen Annahme, dass die von der Gewichtseinheit irgend eines 
Blutfarbstoffs lose gebundene 0-Menge um so gröfser ist, je mehr Eisen ersterer 
enthält. j. Munk. 


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Ko.39. Bouvbrbt. - v. Aktal, Geza. - Richter. - Artigalas. - Quetsch. 687 


Bouveret, Note sur le d^veloppement du cancer primitif du foie. 

Revue de med. 1884, No. 7. 

Bei einer 37 jährigen Freu, die seit einem Jahre an Verdau nngsbeschwerden ge* 
litten« fand sich in der Leber, welche 13 Pfand und 237 Grm. wog, eine grofse An¬ 
zahl Ton Krebsknoten verschiedener Gröfse. Wahrend der Magen und Darm intact 
war, zeigte das Netz einige Knoten. B. sieht die Geschwülste, deren Hauptmasse 
an der Convexität der Leber lag, aus dem Epithel der kleinsten Gallengange entstan¬ 
den an. O. UrMi. 


V. Antal, G6z&, Die Anwendung der Massage bei der Erweiterung 
der callösen Strictur der Harnröhre. Cbl. f. Cbir. 1884, No. 23. 

8—10 Minuten andauernde Streichungen werden bei Sitz der Verengerung in der 
Pars cavernosa von der Haut aus, bei tieferer Lage der Strictur vom Mastdarm aus 
verrichtet; doch sind die von Vf. kurz angeführten 6 Beobachtungen viel zu geringe 
Zeit hindurch verfolgt, um über den Wert der Methode zu entscheiden. 

P. Güterbock. 


Richter, Behandlung des Lupus in der Klinik för Hautkranke des 
Dr. Schultz in Kreuznach. Allg. med. Ctrl.-Ztg. 1884, No. 25. 

Saturirte, lOproc. starke Lösung von Kali hypermanganicum wird auf die 
kranken Stellen täglich oder jeden zweiten Tag mit einem Pinsel aufgetragen, bis 
sich eine dünne schwarze Kruste bildet. Die Schmerzen dabei sind gering und treten 
erst nach mehrfacher Wiederholung des Pinseins eigentlich während 15—40 Minuten 
stärker auf. Die einzelnen Lupusknötchen lösen sich gleichzeitig damit allmählich auf, 
so dass man bei jeder Sitzung eine Partie Lupusgewebe mit Watte auswischen kann. 
Nach Zerstörung der Knötchen wird die Behandlung noch eine Zeit fortgesetzt und 
besonders die Haut in der Umgebung energisch bepinselt. Es entwickelt sich dann 
eine platte flache Narbe, die anfangs rot, beim Weiterpinseln aber abblasst und nach 
und nach die Färbung der normalen Haut annimmt Die Dauer dieser Kur soll im 
Durchschnitt 8—10 Wochen betragen. Dort, wo man die Bepinselungen mit dem 
Kali hypermang. nicht täglich vornimmt, soll man an den freien Tagen eine Salbe 
von Kali hypermang. (1 : 20) oder je nach der Empfindlichkeit Ung. leniens appli- 
dren. Auch Bäder von Kal. hypermang. werden empfohlen. P. GQterbock. 

C\ Artigalas, Contribution k l’ätude s4m#ologique des h^morrhagies 
du fond de Pceil. Ann. d’Oculist XCI. 1884, S. 237. 

Im Anschluss au die Veröffentlichung von & Fällen von Retinalhsemorrhagien 
stellt A. die Behauptung auf, dass alle Netzhautblutuugen nicht traumatischen Ursprungs 
ihren Grund in einer Veränderung der Gefäfswände haben. Eine solche findet sich 
alsdann auch immer an den Gehirnarterien, weshalb den Retinalbacmorrhagieen stets 
Hirnblutungen folgen, sobald der degenerative Process fortscbreitet. Bei Affectionen 
der Nieren, der parenchymatösen, sowie interstitiellen Nephritis, des Herzens, der 
Lungen und des Gehirns pflegen Netzhautblutnngen vorzukommen. Die Ursache der¬ 
selben liegt in einer allgemeinen Arteriosklerose. (Hiermit ist das Käpitel der Retinal- 
h&morrhagieen jedoch nicht erschöpft; so erklärt Vf. z. B. die Netzhautblutungen bei 
Icterus nicht. Ref.)_ Horstmann. 

C. Quetsch, Ueber die Besorptionsffthigkeit der menschlichen 
Magenschleimhaut im normalen und pathologischen Zustande. 
(Ans der med. Klinik des Hrn. Prof. Ribokl in Giessen.) Berliner klin. 
Wochenschr. 1884, No. 23. 

Gleich Pbktzoldt und Fabkb (Cbl. 1882, S. 742) gab Vf. den Versuchspersonen 
0,2 Jodkali in Gelatinekapseln, das Jod wurde aber nicht im Speichel, sondern in dem 
durch Glaskatheter entleerten Harn nachgewiesen. Bei Gesunden im nüchternen Zu¬ 
stande trat die Reaction zwischen 9—18, im Mittel in 13,5 Minuten ein. Bei chro¬ 
nischem Magenkatarrh mit Dilatation, ebenfalls in nüchternem Zustande, war die 
Resorption entschieden verlangsamt. Wurde der Mageu vorher ausgespült, so verminderte 
rieh die Resorptiouaceit um ein Geringes. Unmittelbar naoh einer, wenn auch geringen 


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688 


HüBRR. - WKILL. — ZlLLHKR. 


No. 39. 


Nahrungszufuhr war die Resorption beträchtlich verlangsamt, verlangsamter als im 
nüchternen Zustande bei nicht erfolgter Aasspülung des Magens. Selbst vorherige 
Ausspülung hatte nur geringen Einfluss auf die Schnelligkeit der Aufsaugung. Am 
längsten dauerte indessen die Resorption, wenn das Jod bei nicht ausgespültem Magen 
unmittelbar nach der Einnahme des Frühstücks gereicht wurde. Je später nach ein¬ 
genommener Mahlzeit der Versuch angestellt wurde, desto schneller erfolgte die Re¬ 
sorption. Bei Ulcus ventriculi war unter gleichen Bedingungen die Resorptionszeit nicht 
nur nicht verlangsamt, sondern eine auflallend rasche. Bei Carcinom war der Resorp¬ 
tionstermin auffällig verspätet. L. Rosenthal. 

Hfiber, Die Typhus-Epidemie in der Deutschhauskaserne zu Ulm 
1881 —1882, nebst einer Uebersicht Ober den dermaligen Stand 
der Typhusfrage. Würzburg 1884, 8°. 

Das Material der sehr eingehenden Besprechung einer überschriftlich gekenn¬ 
zeichneten Haus-Epidemie bildeten 16 gastrisch-typhöse Erkrankungen mit noch 5 
nachträglichen Fällen, die sich in der Zeit vom December 1881 bis Mai 1882 er¬ 
eigneten (9,5 pCt. f). Die Deutschhauskaserne ist ein den hygienischen Anforderungen 
nicht entsprechendes Gebäude, besonders mangelhaft auch hinsichtlich der Abtritta- 
anlagen, so dass Vf. das ätiologische Moment „in einer Vergiftung der Atemluft durch 
die einem fäulnissschwangeren Untergründe entstammenden fiodenluft M , event. im Verein 
mit den Ausdünstungen und Zersetzungtproducten der benachbarten Abtrittagrnben 
suchen zu müssen glaubt, — Bemerkenswert ist, dass auch hier 66 pCt. der FAlle 
Rekruten betrafen. Wernich. 

E. Weill, H&nichor^e pleur&ique. Revue de Med. 1884, 7. 

Nach einer Punction und Auswaschung des linken Pleurasackes wegen eitriger 
Pleuritis hatte sich bei einem 24 jährigen Manne Abmagerung und Schwäche der linken 
oberen Extremität eingestellt. Eine zweite, ähnliche Operation fand bei demselben 
Individuum ein Jahr später statt und wieder (nach einem halben Jahre) eine dritte 
(mit Rippenresection). Nach 2 Tagen zeigten sich veitstanzartige Bewegungen an der 
linken oberen, nach 10 Tagen an der linken unteren Extremität. Aufserdem bestand 
Abmagerung und Schwäche der linksseitigen Glieder und Hyperästhesie am Daumen 
und Dauroenballen links, sowie Parssthesie für Berührungen. Am Beine fehlten 
Sensibilitätsstörungen. 

Aehnliche Beobachtungen (wenigstens was die Lähmung der dem Sitze der 
Pleuritis entsprechenden oberen Extremität betrifft) hatte L£pinb schon 1875 veröffent¬ 
licht. Dieser „Hemiplegie pleuretique“ kann man nun eine „Hemichoräe* desselben 
Ursprungs zugesellen: es bestehen eben offenbar innige Verbindungen zwischen der 
Innervation der Pleura und den Gliedern (besonders dem oberen) derselben Körper¬ 
hälfte. Bernhardt. 

Ed. Zillner, Ruptura flexurae sigmoidee inter partum. Wienor med. 
Blätter 1884, No. 22 u. 23. 

In 4 Fällen, die Neugeborene betrafen, welche bis zu 15 Stunden alt geworden 
waren, beobachtete Z. an der S-Schlinge eine bis über 1 Ctm. lange, klaffende 
Trennung der Darmwand: die Rissränder meist geschwollen; aufserdem bestand Peri¬ 
tonitis. Jene Stellen des Colon waren für eine Klystierspritze nebst Ansatz gar nicht 
erreichbar; auch durch Extraction der (in Kopflage geborenen) Kinder konnte die 
Verletzung nicht entstanden sein. 

Vf. giebt folgende Erklärung, welche er durch Leichenexperimente an mit Luft, 
mit Wasser oder mit Meconium gefüllten Darmschlingen gestützt hat: Während die 
Geburtswege der Mutter auf den Unterleib des Kindes drücken, fixiren sie die hoch 
gewundene S-Schlinge, die strotzend mit Meconium gefüllt ist, in ihrer Lage oder 
drücken sie in's kleine Becken hinein. Wird nun der Druck auf den Unterleib ao 
stark, dass die S-Schlinge, zwischen Lendenwirbelsäule oder Linea arcuata pelvis 
einerseits und den Bauchdecken andererseits, bis zur Unwegsamkeit comprimirt wird, 
so kann das Kindspech weder gegen das Colon descendens, noch gegen den Mastdarm 
ausweichen und dann genügt ein geringer Ueberdruck, um die Beratung der Darm¬ 
schlinge an deren Scheitel hervorzurufen. Falk. 

Verlag von August Hirschwild in Berlin. — Druck von L. Schumacher In Berlin, 


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Wöchentlich erscheinen 
i— 2Bogen; am Schlüsse 
des Jahrgangs Titel, Na¬ 
men« und Sachregister. 


Centralblatt 

für die 


Preis des Jahrganges 
20 Mark; su bestehen 
durch alle Buchhandlun« 
gen and Fostansulten, 


meiicinischen Wissenschaften. 


Redigirt von 

Prof. Dr. H. Kroneoker, und Profi Dr. H. Senator, 

Berlin (NW.), Dorotheenstr. 35. Berlin (NW.), Bauhofrtr. 7 (am Hegelplats). 


1884. d. October. No. 40. 


Inhalts P as c butiN) Kohlehydratentartung der Gewebe (Orig.-Mitt.). — J. Hein, 
Typhusbacillen im Milzblute (Orig.-Mitt.). —Maraguano, Kairin gegen Pneumonie 
und Typhös (Orig.-Mitt. [Schluss.]). 

Browning, Hirnvenen. — Politis, Phosphorsäure und Stickstoff im Harn 
nach Gehirn Fütterung. — Tappbiner, Eiweifsfäulniss im Darme der Pflanzenfresser. — 
Liborius, Mediastinaltumoren. — Bode, Fötale Rachitis. — Tealb, Heilung eines 
Lungen abscesses durch Incision und Drainage. — Dkm me, Spina bifida. — Knapp, 
Pulsirender Exophthalmus. — S. West, Pneumothorax. — Moslrr, Milzekchino- 
kokkus. — H ILLER, Syphilitische Phthise. — D£jerinb, Degeneration peripherer 
Nerven mit dem Bilde der Tabes. — P. Marie, Multiple Sklerose bei Infections- 
kraokheiten. — G. Fischer, Halbseitenverletzung des Rückenmarks. — White, 
Myxödem und Geisteskrankheit. — Pospblow, Veränderungen der Haut bei acuter 
Leberatrophie. — Haybm und Gilbert, Veränderungen des Nervensystems bei einem 
Amputirten. — Gussbrow, Operation kleiner Geschwülste des weiblichen Geschlechts- 
apparates. — Dujabdin-Bbaumrtz, Hamamelis virginica. 

Königstein, Entwickelung der Cilien und MsiBOM’schen Drüsen. — Cbam- 
brrland, Filter zur Wasserreinigung. — Messerer, Indirecte Schussfractur des 
Schädels. — Trzbbicky, Krebs der Harnröhre. — v. Hacker, Pylorusresection. — 
Scbäppbr, Nasenleiden und Reflexneurosen. — Leber, Wirkung von Metallsplittern 
im Auge. — J. Samtrr, Combinution von Tuberkelbacillen und Pneumoniekokken.— 
Gra sei und Calandruccio, Häufigkeit der Echinokokken in Sicilien. — Brirgbr, 
Seltene Entstehung von Ileus. — Leyden, Arsenik bei Lungentuberculose. — M. 
Weiss; Hagbnbach, Behandlung der Rachitis mit Phosphor. — Binswangkr, 
Hirnbefund bei Dementia paralytiva. — Lubrbcht, Amaurose bei Bleivergiftung. — 
8. C. Sh mit e, Automatische Handlungen während des epileptischen Anfalles. — 
Bbraud, Schwangerschaft und Epilepsie. — Haslund, Lupus im Kehlkopf. — 
C. Bock, Erythema multiforme und Halsentzündung. — Petbrsbn, Syphilis hae- 
morrhagica bei Neugeborenen. — Pozzi, Nierenerkrankungen durch Druck von Uterus¬ 
fibromen auf die Ureteren. — Lumpe, Kaiserschnitt nach Porro. — Lahs, Unteres 
Uterinsegment und Beckeneingangsstrictur. 


Heber Kohlehydratentartung der Gewebe. 

Von Prof. Y. Paschutln in St Petersburg. 

Schon 1871 veröffentlichte ich*) eine Reihe von Beobachtungen 
und Ansichten, welche darauf hinweisen, dass die Zuckerbildung, 
abgesehen vom Darmkanal, nicht allein in der Leber, wie dies nach 
der Lehre Cl. Bbrnard’s angenommen wird, sondern auch in vielen 


*) Medicinsky Westnik 1871, No. 45 (russisch). 


XXII Jahrgang. 

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Pasc hutin , Kohlehydratentartung der Gewebe. 


No. 40. 


anderen Geweben vor eich gehe; ich hatte dabei vorzugsweise einen 
pathologischen Zustand des Organismus — die Zuckerharnruhr — 
im Auge. In meinen Vorlesungen besprach ich den Diabetes mellitus 
immer als eine der bösartigsten Formen der Kohlehydrat-(Zucker-) 
Degeneration, welche sich über viele Gewebe ausbreitet und habe 
diese Anschauung im J. 1878 veröffentlicht*). 

Die Idee einer besonderen Art von Gewebsdegeneration (Gly¬ 
kogen - Zuckerdegeneration und s. f.) st fitzte sich teils auf einige spär¬ 
liche Angaben in der Literatur Ober den Gehalt des Körpers an Kohle¬ 
hydraten bei Diabetikern, teils auf die Betrachtung vom chemischen Bau 
der Eiweifskörper und ihrer Derivate, insofern die Untersuchungen 
von Mui.dkr, Bkrzklius, Likbig u. A. vermuten liefsen, dass in 
diesen Körpern auch ein Kohlehydratanteil vorhanden sei. Das 
käufige Fehlen von Lebererkrankungen bei Diabetikern, sowie die 
deutlich ausgesprochenen Gewebsstörungen, welche nach klinischen 
und pathologisch-anatomischen Untersuchungen bei Diabetikern Vor¬ 
kommen, zeigen, dass die Genese des Diabetes durchaus nicht in 
der Erkrankung eines Organs, z. B. der Leber, zu suchen sei. Die 
mikroskopisch leicht nachweisbare Fettdegeneration gestattet, auf 
Grund einer chemischen Analogie, auch eine Kohiehydratdegeneration 
anzunehmen, welche von den Mikroskopikern deshalb unbemerkt 
blieb, weil dabei ein leicht veränderliches, durch seine optischen 
Eigenschaften nicht auffallendes, pathologisches Product in die Ge¬ 
webe gesetzt wird. Auch die grofse Aehnlichkeit im Charakter der 
Lebensveränderungen, wie dies bei Diabetes und bei ausgebreiteter 
Fettdegeneration (z. B. bei Phosphorvergiftung) zu beobachten ist, 
bringt uns unwillkürlich auf den Gedanken, dass der Diabetes eine 
solche, über den ganzen Organismus ausgedehnte Kohlehydratdege¬ 
neration sei. 

Der Unterschied zwischen diesen beiden pathologischen Zu¬ 
ständen beruht blos auf der Verschiedenheit des Zerfalles des Körper- 
eiweifses. In beiden Fällen werden von den Eiweifskörpern stick¬ 
stoffhaltige, leicht bis zu Harnstoff oxydirbare Producte abgespalten 
und neben diesen treten auch stickstofflose Producte des Eiweifs¬ 
zerfalles auf, welche aus irgend einem Grunde in der Oxydation 
zurückgeblieben sind, namentlich Fett bei Phosphorvergiftung und 
Kohlehydrat bei Diabetes. 

Leider ist es mir nie gelungen, vollkommen frische Gewebe 
eines Diabetikers zu chemischen und mikroskopischen Untersuchungen 
zu erhalten. Es blieb mir daher, um die Richtigkeit meiner Idee 
zu prfifen, nur der Weg des Tierexperiments, obgleich wir leider 
noch nicht im Stande sind, bei Tieren die ausgesprochendste Form 
der Kohlehydratdegeneration der Gewebe: einen eigentlichen Diabetes 
künstlich hervorzurufen. Mir blieb daher nur übrig, möglichst sorg¬ 
fältig den Gehalt an Kohlehydraten verschiedener Gewebe von 
Tieren in völlig normalem Zustande mit solchen bei verschiedenen 
Ernährungsstörungen zu vergleichen. Der Einfachheit wegen (ich 


*) Vorlesungen über allgemeine Pathologie. Teil I. (russisch.) 


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No. 40. 


Paschutin, Kohlehydratentartung der Gewebe. 


691 


konnte wegen vielfacher anderer Beschäftigung nur mit Unterbrechung 
arbeiten) bestimmte ich blos das Glykogen, welches ich möglichst 
rein, nach der Methode von Brücke*) darstellte. Das durch Alkohol 
gewonnene Product löste ich in einer kleinen Quantität Wasser und 
prüfte es durch die Farbenreaction mit Jod und durch Kochen mit 
schwacher Schwefelsäure, wodurch ich eine Substanz erhielt, welche 
Kupferoxyd reducirte: einige Mal wurde zur Umwandelung des 
Glykogens in Zucker gemischter menschlicher Speichel benutzt. 
Meine Untersuchungen führte ich während des Lehrjahres 1883 
bis 1884 aus. 

Nachdem das Tier mittels Durchschneidung der Carotiden allein, 
oder der Carotiden nebst Trachea getötet war, wurden die Organe 
möglichst rasch herausgenommen, grob zerstöckelt in kochendes 
Wasser geworfen, dann fein zerkleinert und viele Stunden hindurch, 
unter Hinzufögung einer concentrirten Lösung von kohlensaurem 
Natron bis zu stark alkalischer Reaction ausgekocht. Das Quantum 
der hinzugefögten starken Jodlösung betrug ungefähr 1 , (u des Ge¬ 
misches. Das Hinzutögen eines Ueberschusses der genannten Natron¬ 
lösung geschah, um Gärungsprocesse zu verhindern, denn das Ge¬ 
misch musste manchmal über Nacht ohne weitere Bearbeitung stehen 
bleiben und wurde während dieser Zeit nicht gekocht. Es ist ja 
bekannt, dass auf das Glykogen nicht nur schwache Lösungen von 
kohlensaurem Natron, sondern sogar concentrirte Lösungen von 
Aetzalkalien nur eine schwache Wirkung ausöben, wenigstens im 
Bezug auf die Jodreaction. Bei meinen weiteren Versuchen aber 
setzte ich das kohlensaure Natron auch in jenen Fällen zu, in 
welchen keine Unterbrechung in der Bearbeitung der Gewebe statt¬ 
fand, weil es sich erwies, dass Alkalien nicht nur das Auskochen 
der Gewebe erleichtern, sondern auch ermöglichen, das Glykogen 
aus solchen Geweben zu gewinnen, welche, wie Knochen und 
Knorpel, ihr Glykogen gar nicht an das destillirte Wasser ab¬ 
geben, wenigsten nicht nach 6stündigem Kochen bei gewöhnlichem 
Druck. 

Zuerst untersuchte ich Fröchte von Kühen, welche ich aus dem 
städtischen Schlachthaus, Dank der Liebenswürdigkeit des W. Magister 
Iokatikfp, unmittelbar nach der Extraction aus dem getöteten Tiere 
erhielt. Wegen der Entfernungen verflossen zwischen dem Tode 
der Frucht und dem Auskochen derselben einige Stunden, doch 
wurde dieser Versuch im Winter ausgeffihrt, so dass beim Transport 
die Embryonen einer starken Kälte ausgesetzt waren. Die von mir 
erhaltenen positiven und negativen Resultate in Bezug auf den 
Glykogengehalt der verschiedenen Gewebe des Embryo stimmen 
ungefähr mit denen Bkknahd’s überein, das fötale Skelet ausgenom¬ 
men, in welchem B. gar kein Glykogen gefunden hat. Rouget**) 
erwähnt den Glykogengehalt in den embryonalen Knorpelzellen. — 
McDonkki***) fand Glykogen im Knorpel eines Hühnerembryo. — 

*) Sitzungsberichte der Wiener Akademie 1871, 63. 

**) Journal de la Physiologie de l’homme et des animaux 18.01). 

***) The American Journal of the medical Sciences 1863. 

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Paschütin, Kolilehydratentartung der Gewebe. 


No. 40. 


Als ich das embryonale Skelet des ßindes in einer Lösung von 
kohlensaurem Natron angekocht und nach der Methode von Brücke 
die Flüssigkeit weiter behandelte, fand ich nicht nur immer Glykogen, 
sondern überzeugte mich auch, dass das embryonale Skelet zu den 
an Glykogen sehr reichen Geweben zählt. 

Von erwachsenen Tieren habe ich nur bei den Hunden nach 
Glykogen gesucht. Sie wurden am Tage vor ihrem Tode mit Fleisch 
satt gefüttert. Auch vordem waren sie einige Tage lang fast aus- 
schliefslich mit Fleisch gefüttert worden. Bei gesunden Tieren fand 
ich Glykogen selbstverständlich immer: in der Leber und in den 
Muskeln, fast immer: — mit wenigen Ausnahmen — in den Lungen, 
in den Samendrüsen und in der Haut. Spuren von Glykogen 
fand ich einige Male in der Milz und in den Nieren; niemals 
Glykogen im Gehirn gesunder Hunde. Das Skelet erwachsener 
Tiere ist, meines Wissens, noch niemals auf Glykogen untersucht 
worden. 

Ich untersuchte nun die grofsen Knochen der Extremitäten und 
die Rippenknorpel, nachdem sie sorgfältig von anhaftendem Muskel¬ 
gewebe, vom Periost und vom Perichondrium befreit waren. Um 
letztere zu entfernen, wie auch, um Gärungsprocesse in den ge¬ 
nannten Geweben zu verhindern, wurden die frischen Knochen und 
Knorpel, nachdem sie rasch von Muskeln befreit waren, auf 10 bis 
15 Minuten in kochendes Wasser geworfen. Nachdem sie dann 
gewaschen und getrocknet waren, wurden sie fein zerhackt und in 
kohlensaurer Natronlösung gekocht. Dabei wurden von den Knochen 
nur die Diaphysen benutzt, die an Knorpelgewebe reichen Epiphysen 
dagegen entfernt. Es fand sich in den Knochen, wie in den Knor¬ 
peln gesunder Hunde immer Glykogen und zwar in den Knochen 
sehr wenig, blos Spuren von Glykogen, dagegen viel in den Knor¬ 
peln, welche, ihrem Glykogengehalt nach, gleich nach Leber und 
Muskeln kommen, ja sie stehen vielleicht den letzteren gleich. Genaue 
quantitative Bestimmungen des Glykogengehaltes habe ich nicht 
ausgeführt, sondern mich mit der colorimetrischen Methode, welche 
zuerst von Goi.dstkin*) vorgeschlagen wurde, begnügt. Es erweist 
sich also, dass von allen Geweben des gesunden Organismus, in 
welchen Glykogen nachgewiesen werden kann, sei es in bedeutenden 
Quantitäten oder in deutlich bestimmbaren Spuren, fast 9 /to d®® 
Organismus dieses Kohlehydrats als constanten Bestandteil enthält, 
nicht nur während des intrauterinen Lebens, sondern auch im er¬ 
wachsenen Zustande**). 


*) Würzburger Verhandlungen, neue Folge. T. 7. 

**) Ich bemerke hierbei gelegentlich, dass ich eine bedeutende Menge von Glykogen 
in einer Geschwulst auffand, welche mir aus der Klinik des Prof. Boodahowskt mit 
der Diagnose „ Adenosarcom“ zugeschickt wurde. Dank der Liebenswürdigkeit des 
Dr. Raspopofp erhielt ich den Tumor unmittelbar nach der Exstirpation. Die Neu¬ 
bildung, welche mehr als 1V 2 Kilo wog, hatte sich bei einer bejahrten Jungfrau in 
der Gegend der Brustdrüse entwickelt und war bereits das vierte Recidiv. Metastasen 
in den Drüsen waren nicht bemerkbar. 


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No. 40. 


Paschutin, Kohlehydratentartung der Gewebe. 


693 


Als meine Untersuchungen schon teilweise beendet waren, ver¬ 
öffentlichte Landwehr (aus dem Laboratorium von Hoppe-Seyler) 
in der „Zeitschr. f. physiologische Chemie“ seine Untersuchungen. 
Diese Untersuchungen stimmen teilweise mit den meinigen Dberein. 
Auch er fand in verschiedenen Geweben (Schleimdrüsen, Gehirn, 
Lungen) besondere Kohlehydrate (Achrooglykogen, tierisches Gummi), 
welche sich u. A. vom gewöhnlichen Glykogen durch das Fehlen 
der Jodreaction unterschieden. Die Jodreaction war aber bei 
meinen Untersuchungen maafsgebend für den Kohlehydratgehalt der 
Gewebe. Nach einiger Zeit gedenke ich meine Untersuchungen 
wieder aufzunehmen, was schon deshalb keine Schwierigkeiten ver¬ 
ursachen wird, weil ich einen Vorrat von Alkoholniederschlägen 
habe, welche bei Bearbeitung verschiedener Gewebe (gesunder und 
kranker) nach der Methode von Brücke gewonnen wurden. Alkohol 
hat bekanntlich die Eigenschaft, alle Arten von Anhydriden der 
Kohlehydraten zu fällen. Auch abgesehen von den Untersuchungen 
Landwehr’s halte ich es für sehr wahrscheinlich, dass in den Ge¬ 
weben des tierischen Organismus Anhydridkohlehydrate Vorkommen, 
welche keine Jodreaction geben und vielleicht sogar quantitativ den 
Glykogengehalt öberwiegen. So erhielt ich bei Bearbeitung des 
Gehirns nach Brücke’s Methode bei längerer Aufbewahrung der 
alkoholischen Mischung, einen geringen, halb gallertartigen Nieder¬ 
schlag, der, auf ein Filter gebracht und mit einer kleinen Menge 
Wasser extrahirt, keine Spur von Jodreaction zeigte. Die Bei¬ 
mischung einer besonderen Substanz zum Glykogen war am be¬ 
deutendsten in den Alkoholniederschlägen, welche bei Bearbeitung 
der Knochenproducte nach der Methode von Brücke erhalten worden 
waren. Alkohol giebt, nach Beseitigung der Eiweifsstoffe vermittels 
Quecksilbersalzes, einen voluminösen, grobflockigen, schwachgelblichen 
oder bräunlichen Niederschlag, welcher nicht selten bedeutend gröfser 
ist, als der aus einem entsprechenden Quantum Leber, bei der gleichen 
Bearbeitung gewonnene. Wird der aus Knorpel erhaltene Nieder¬ 
schlag auf ein Filter gebracht und ohne Erwärmung mit dest. Wasser 
extrahirt, so geht blos ein Teil dieses Niederschlages in die Lösung 
über, welche deutliche Glykogenreaction zeigt. Der andere Teil 
geht blos beim Erhitzen in eine opalescirende Lösung über, welche 
gar keine Jodreaction zeigt oder blos Spuren derselben zeigt; bei 
Extraction mit Alkalien löst sich der Niederschlag leicht und giebt 
eine vollkommen klare, kaum opalescirende Flüssigkeit. Die Ent¬ 
deckung Landwkhr’s, dass in den Geweben des Organismus auch 
noch solche Kohlehydrate vorhanden sind, welche sich der Jodreac¬ 
tion gegenüber indifferent verhalten, ist in so fern wichtig, weil sie 
darauf weist, dass Kohlehydrate als Gewebebestandteile noch häu¬ 
figer vorhanden sind, als ich dies aus meinen positiven Resultaten 
über das, gegen Jod so empfindliche, Glykogen anzunehmen be¬ 
rechtigt bin. 

Der zweite Teil meiner Untersuchungen bezieht sich auf die 
pathologisch veränderten Gewebe des Hundes. Kranken Tieren 
wurden genügende Quantitäten Fleischnahrung geboten; trotzdem 


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Paschutim, Kohlehydratentartung der Gewebe. 


No. 40. 


aber verloren die Hunde an Gewicht und frafsen wegen der ihnen 
zugefögten Schädigungen wenig. Diese schädlichen Eingriffe bestan¬ 
den in starken entzündlichen Reizungen verschiedener Gewebe. So 
wurden verdünnte Ammoniaklösung oder Crotonöl in’s Gehirn, in 
die Lungen, in die Testikel eingespritzt. Reizungen der Haut wur¬ 
den durch Bestreichen mit Crotonöllösung, oder durch Verbröhen 
mit heifsem Wasser hervorgerufen; einmal wurde Chloroform (lCctm.) 
in den peripheren Teil der Arteria femoralis eingespritzt, um Ne¬ 
krose hervorzurufen, worauf die den nekrotischen Stellen angrenzen¬ 
den eotzöndeten Weichteile auf ihren Glykogengehalt untersucht 
wurden '). In denjenigen Fällen, wo die Reizung der Gewebe nur eine 
einmalige war, wurde die Untersuchung nicht später als 2 Tage 
darauf und nicht früher als nach 7—8 Stunden gemacht. Wir fanden, 
dass sogar im Gehirn, welches bei gesunden Tieren auch während 
des intrauterinen Lebens kein Glykogen enthält, letzteres bisweilen 
bei Entzündungen auftritt, wenn auch nur in sehr kleinen Mengen. 
Alle anderen von mir untersuchten Gewebe aber zeigten bei ent¬ 
zündlichen Ernährungsstörungen einen viel bedeutenderen Gly¬ 
kogengehalt als normal. In frischen pleuritischen Exsudaten, welche 
durch Einspritzungen reizender Substanzen hervorgerufen wurden, 
war immer ziemlich viel Glykogen enthalten. Dagegen war im Eiter 
eines durch Einspritzen einer Terpentinemulsion erzeugten, subcu- 
tanen Abscesses keine Spur davon nachzuweisen. Aehnliche Resul¬ 
tate erhielten bei Untersuchung von Eiter Hoppk-Sf.ti.kr 2 ), Kühnk und 
Naünyn 3 ). 

Meines Wissens hat bis jetzt noch Niemand bei künstlich er¬ 
zeugten Gewebsentzündungen den Kohlehydratgehalt untersucht. Es 
giebt allerdings einige Analysen von entzündeten Lungen des Men¬ 
schen, wobei auch ohne Diabetes Glykogen nachgewiesen worden 
ist [Pavy 4 ), Kühnk 5 ), Sotnitsciikwski 6 )]. Unlängst hat Pouchkt 1 ) in 
den Lungen eines Schwindsüchtigen ein besonderes Kohlehydrat 
entdeckt, welches mit Jod keine Reaction giebt, wohl aber 
Kupferoxyd reducirt nach vorausgegangenem Kochen mit Säure etc. 
Ein solches Kohlehydrat kommt nach Landwehr auch in gesunden 
Lungen vor, was der Behauptung Poochkt’s widerspricht. Wir 
müssen hier noch des Versuches von Hoppe-Skylkr erwähnen (l. c.), 
welcher die Krystalllinse eines Ochsen in die Bauchhöle eines Hundes 
einführte. Die Linse enthält im frischen Zustande kein Glykogen ; 
hat sie aber eine gewisse Anzahl vvn Tagen in der Bauchhöhle ge¬ 
legen, so ist in der Linse Glykogengehalt nachweisbar. H.-S. 
schreibt dies der Einwanderung von farblosen Blutkörperchen zu. 

*) Die künstliche, entzündliche Gewebsreizung brachte mein geschätzter Assistent. 
Dr. Kastjurin , hervor. 

*) Medicinisch-chemische Untersuchungen. 1874, Heft 4. 

*) Arch. f. exp. Pathol. und Pharmakol., Teil 3. — Der Autor untersuchte den 
Eiter bei Empyem eines Menschen. 

4 ) Researches on tbe nature and treatment of diabetes. 1849, 2. Ausgabe. 

5 ) Vikchow’s Arch. XXXVIII. 

*) Ztschr. f. physiol. Chemie IV. 1880. 

7 ) Comptes rendus 1883, pag. 1506 et 1601. 


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No. 40. 


Hkih, Typhusbacillen im Milzblute resp. Milzsaft. 


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Die Ansicht einer Kohlehydratdegeneration der Gewebe ist vor Kur¬ 
zem auch pathologisch-anatomisch bestätigt. So finden wir in einer 
Arbeit von Frkkichs*), auf Grund von Ehrlich’s Untersuchungen, 
den Ausdruck: „glykogene Entartung* in verschiedenen Orga¬ 
nen, besonders in den Nieren von Diabetikern etc. Ehrlich sieht in 
in der „Glykogenentartung“ der Diabetiker keine Degeneration, son¬ 
dern nur Infiltration, und scheint dieser Entartung keine wesentliche 
Bedeutung bei Diabetes zuzu6chreiben. Diesem kann ich nicht bei¬ 
stimmen und werde dies anderorts genauer besprechen**). Meiner 
Meinung nach bestätigen Ehkliui’s Untersuchungen die von mir 
schon längst in die Reihe verschiedener Degenerationen aufgenommene 
Rubrik einer „glykogenen Entartung.“ 

Wir kommen also zu dem Schluss, dass Kohlehydrate Be¬ 
standteile fast aller tierischen Gewebe sind. Bei einigen Nutritions¬ 
störungen werden einige complicirte organische Stoffe, welche Be¬ 
standteile der organisirten Materie sind, derart geschieden (dissociirt), 
dass eine grofse Menge von Kohlehydraten frei wird, die dann mit 
dem Harn meist in Form der gewöhnlichen Glykose entfernt wer¬ 
den. Abgesehen vom eigentlichen Diabetes, welcher die ausge- 
sprochendste Form einer Kohlehydratatrophie darstellt, deren Aetio- 
logie noch sehr dunkel ist, kommt eine solche Atrophie noch sehr 
häufig als ein rasch verschwindendes, auf kleine Bezirke beschränktes 
Leiden vor. Hierher gehören, meiner Meinung nach, nicht diejenigen 
Fälle von Glykosurie, welche durch unmittelbare Absonderung des 
mit der Nahrung eingeföhrten Zuckers entsteht, sondern diejenigen 
Fälle, welche bei EntzOndungen und Nekrose einzelner Gewebs- 
bezirke, bei Eindringen gewisser Gifte, Infectionsstoffe u. 8. w. beob¬ 
achtet werden. Kurz, wir haben auch bei der Kohlehydratentartung, 
hinsichtlich der Intensität des Processes, ebensolche Form Verände¬ 
rungen, wie dies bei der Fettdegeneration vorkommt. 


Typhusbacillen im Milzblute resp. Milzsafte. 

Vorläufige Mitteilung von Dr. Isidor lein, Primararzt und Docent in Wien. 

An einem 27jährigen Manne, welcher bei der Aufnahme in’s 
Rudolfspital die Symptome eines schweren Abdominaltyphus zeigte, 
und am 20. August unter Vorherrschen von Cerebralerscheinungen 
starb, wurde am Ende der 2. Krankheitswoche — 5 Tage vor dem 
Tode — folgender Versuch gemacht: 

Ich entnahm aus der Milz mittels PßAvAz’echer Spritze, deren 
Nadel ich in der mittleren Axillarlinie zwischen 9. und 10. Rippe 
eingestochen hatte, etwa 0,5 Cctm. einer blutigen Flüssigkeit; diese 
bestand wohl wesentlich aus Blut, aber nicht ausschließlich, da sie 
blässer als solches erschien und in großer Anzahl Lymphkörperchen 

*) Ztschr. f. klin. Med. 1883. 

**) Eine ausführliche Besprechung der Kohlehydratentartung der Gewebe werde 
ich in der neuen Ausgabe meiner „Vorlesungen über allgemeine Pathologie“, welche 
gegenwärtig bereits im Drucke begriffen ist, briugen. 


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Maragmano, Kairin, 


No. 40. 


von sehr verschiedener Gröfse enthielt. — In mittels Methylviolett 
gefärbten Trockenpräparaten fanden ich und W. Phiupowh z einzelne 
Typhusbacillen (mit Rkkhert’s Oelimmersion 1 io)- Stäbchen der¬ 
selben Art fanden sich in ziemlicher Menge in Zupfpräparaten, 
welche Phimpowicz nach dem Tode des Kranken aus Teilchen der 
Milz und der Mesenterialdrüsen angefertigt hatte. Diese Stäbchen 
entsprechen der von Eberth, Koch und Gaffky gegebenen Beschrei¬ 
bung der Typhusbacillen auf das vollkommenste; gleiche Stäbchen 
enthält auch ein mir vorliegendes Präparat, welches Weichselbaum 
aus gelungenen Reinculturen des Typhusbacillus hergestellt hat. 

Bei der Section fanden sich typhöse Geschwüre im unteren 
Ileum, die Serosa der ergriffenen Darmpartien war stärker injicirt, 
die Milz zeigte an der noch erkennbaren Einstichstelle eine adhä- 
rente kleine weifsliche Auflagerung, sonst keine auffälligen Reactions- 
erscheinungen. 

Die Untersuchung des Milzblutes, resp. des Milzsaftes kann 
demnach ein Hilfsmittel abgeben, um in zweifelhaften Fällen die 
Diagnose Typhus sicherzustellen, besonders wenn man sich nicht 
mit der mikroskopischen Untersuchung begnügt, sondern die gewon¬ 
nene Flüssigkeit auch zu Culturversuchen benutzt. (Nach Gaffky’s 
Mitteilungen entwickeln sich in Fleischwasser-Pepton-Gelatine schon 
24 Stunden nach geschehener Impfung wohl charakterisirte Colonien 
von Typhusbacillen.) 

Durch die mikroskopische Untersuchung des Milzblutes dürfte 
es auch manchmal gelingen, das Vorhandensein von acuter Tuber- 
culose mit voller Bestimmtheit nachzuweisen; denn 'Weichsklbaum hat 
bereits im Blute an Miliartuberculose Gestorbener Tuberkelbacillen 
aufgefunden und es ist wahrscheinlich, dass die Untersuchung des 
Blutes auf den Gehalt an Bacillen häufiger ein positives Resultat 
ergeben wird, wenn man das Untersuchungsobject der Milz anstatt 
der Körperoberfläche entnimmt. 

Aus weiteren Beobachtungen wird sich ergeben, ob die be¬ 
sprochene Untersuchungsmethode in einer gröfseren Zahl von Fällen 
sich bewährt und ob der Einstich in das Milzparenchym jedesmal 
ohne nachteilige Wirkung bleibt. 


Ueber das Kairin. 

Collectivmitteilung der in der medicinischen Klinik zu Genua vor¬ 
genommenen Untersuchungen. 

Von Prof. E. Haragllaus. 

(Schluss.) 

Ich habe das Kairin in den verschiedensten fieberhaften Krank¬ 
heiten angewendet, besonders häufig bei Pneumonie (34 Kranke) 
und Typhus abdominalis (63 Kranke). Bei ersterer Krankheit ver¬ 
mag es das Fieber zu beseitigen, bringt aber im ganzen Krankheits¬ 
verlauf weiter keine Veränderung zu Stande; auch zeigen Pneu- 
moniker eine sehr starke thermische Resistenz und es müssen be- 


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Original fro-m 

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No. 40. 


Maragliano, Kairin. 


697 


trftchtliche Dosen angewendet werden, um den gewünschten Erfolg, 
der zudem von kurzer Dauer ist, herbeizuführen; dennoch waren 
keine schlimmen Folgen zu beklagen. 

Ich bin daher mit Fii.rhnk nicht einverstanden, welcher an 
einen specifischen Effect des Kairins bei Pneumonikern glaubt; es 
mögen vielleicht Spontandefervescenzen mit der Wirkung des Kairins 
zusammengefallen sein, was ihn, als Nichtkliniker, zu jener An¬ 
schauung brachte; übrigens giebt er nirgends genauere Notizen über 
den Verlauf der von ihm mit Kairin behandelten Fälle. 

Wenn ich nun auch den Enthusiasmus, welchen Fh.khnk für 
den Kairin an den Tag legt, nicht teilen kann, so bin ich doch 
von der pessimistischen Anschauung von Draschkk und Riegw,, die 
vor dem Gebrauch sogar warnen, weit entfernt; wir haben eben 
keine unangenehmen Folgen gesehen, die jedoch eintreten mögen 
bei unvorsichtigem Gebrauch oder Nichtbeachtung der thermischen 
Resistenz der betreffenden Individuen. 

Betreffs der Pneumonie, geht meine Ueberzeugung dahin, dass 
bei dieser Krankheit die Indication für Kairin vorübergehend ein¬ 
treten kann, und es ist kein Grund da, dasselbe gewöhnlich oder 
gar in hervorragender Weise anzuwenden. 

Beim Typhus dagegen hat das Kairin einen bedeutenden Wert, 
denn auch die mit sehr hohem Fieber verlaufenden Fälle können 
fast gänzlich apyretisch gehalten werden und ich habe mich über¬ 
zeugt, dass bei fortgesetzter Anwendung, wie dies auf unserer Klinik 
der Brauch ist, und bei Verabreichung von der ersten Woche an 
der Krankheitsverlauf milder und die Dauer kürzer wird. Ich 
glaube deshalb, dass das Kairin einen abortivirenden Einfluss auf 
das typhöse Virus und die charakteristischen Mikroorganismen ausübt 
und es wäre somit das Kairin ein passendes Mittel, um die Abortiv¬ 
kur gegen den Typhus auszuführen, eine Kur, die ja gegen alle 
Infectionskrankheiten heutzutage angestrebt wird. 

Auf diese Verhältnisse Bezug nehmend habe ich durch meinen 
Assistenten, Dr. Zäslkin, die betreffenden Untersuchungen vornehmen 
lassen, aus welchen hervorgeht, dass bei Gegenwart von sehr geringen 
Mengen von Kairin, bei welchen sich z. B. Fäulnissbakterien noch 
ganz gut entwickeln, die Typhusmikroorganismen gar nicht wachsen. 
(Reinculturen in Fleischbrühe.) 

In allen fieberhaften Krankheiten, bei welchen Kairin angewendet 
wurde, gelang es stets, das Fieber zu unterdrücken, ohne jedoch 
irgend einen Einfluss auf die Krankheit oder deren Verlauf herbei¬ 
zuführen. 

Um die Art und Weise, wie Kairin die antifebrile Wirkung zur 
Ausführung bringt, näher kennen zn lernen, habe ich folgende 
Untersuchungen unternommen: 

a) Ueber die Wärmeabgabe des Körpers durch die 
Haut. Mit Hülfe des Calorimeters von Wintkukitz wurde gefunden, 
dass die Wärmeabgabe unter Kairingebrauch höher ist, als sonst, 
bis Apyrexie eintritt; sobald das Fieber wieder zu steigen beginnt, 
nimmt die Wärmeabgabe wieder ab; diese Verminderung geht also 


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Beowniko, Hirnvenen. 


No. 40. 


dem Steigen des Fiebers um etwas voraus, existirt bei dessen Ein¬ 
tritt und begleitet noch die steigende Temperatur. 

b) Einfuss auf die Blutfölle der Hautgefäfse. Mittels 
des Wasserplethysmographen von Prof. Mosso wurde nachgewiesen, 
dass sowohl bei Gesunden, als auch bei Fiebernden unter der Wirkung 
des Kairin6 sich die Hautgefäfse erweitern; dass diese Erweiterung 
der Temperaturabnahme vorangeht und dieselbe begleitet; dem Ein¬ 
tritt des Fiebers jedoch geht ein Engerwerden der Gefäfse voran 
und dauert an während der erhöhten Temperatur. Diese Unter¬ 
suchungen wurden durch meinen Assistenten, Dr. Qpkiuoi.o, aus- 
geföhrt. 

c) Einfluss auf den Stoffwechsel des Körpers. Sowohl 
beim Gesunden, als auch beim Fiebernden nimmt die Urinquantität 
ab. Die Elimination der Kohlensäure, untersucht nach der Methode 
von Pkttknkofkb, nimmt ebenfalls sowohl bei Fiebernden, als auch bei 
Apyretischen ab. Das Körpergewicht nimmt bei solchen an Fieber 
Erkrankten, welche Kairin erhalten, weniger ab, als bei denjenigen, 
welche ohne Kairin behandelt werden. 

d) Einfluss auf die Fixationskraft des Blutes für 
Sauerstoff. Diese Untersuchungen wurden mittels eines neuen 
von mir zusammengestellten Apparates, zu klinischen Zwecken sehr 
passend und leicht in der Anwendung, angestellt, dessen Beschrei¬ 
bung ich baldigst veröffentlichen werde. Es zeigte sich, dass das 
Kairin den Gasaustausch des Blutes alterirt und zwar kommt es zu 
einer Asphyxie der Blutkörperchen, welche bei Gegenwart von Kairin 
weniger Sauerstoff aufnehmen, ohne dass sich jedoch die Fähigkeit, 
O aufnehmen zu können, verringert hätte; dies ist erst dann der 
Fall, wenn durch längeren Kairingebrauch auch die Asphyxie der 
Blutkörperchen längere Zeit angedauert hatte. 

Aus diesen verschiedenen Untersuchungen ziehe ich den Schluss, 
dass das Kairin seine Wirkung durch veränderten Gaswechsel des 
Blutes zu Stande bringt, indem es die Reductionsprocesse verlang¬ 
samt; zum Beweise hierfür dient die verminderte Stickstoff- und 
Kohlensäureausscheidung und das langsamer abnehmende Körper¬ 
gewicht. Es wären also die beobachteten Erscheinungen an den 
Gefäfsen nur in zweiter Linie vom Kairin hervorgebracht und nicht 
mit der Entfieberung eng verknöpft, denn dieselbe findet noch ohne 
Auftreten jener Phänomene statt. 


W. Browning, The veins of the brain and its envelopes. Brooklyn. 

N. Y. 1884. gr. 8°. 79 Stn. 

B. hebt zunächst hervor, dass im Einklang mit den Unter¬ 
suchungen von Rüoikgkk ein Confluens sinuum im Sinne der alten 
Autoren nicht existirt und dass das Foramen jugulare in seiner 
Form und Gröfse von den zahlreichen Emissarien des verschieden¬ 
sten Calibers sehr beeinflusst ist. In Uebereinstimmung mit Langer 
findet er bisweilen an den Oeffnungen der Venae diploöticae Klap¬ 
pen. Die Vena ophthalmica scheint bei einer Druckzunahme einen 


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No. 40. 


Bkownisg, Hirnvenen. 


699 


Ausführungskanal für den Sinus cavernosus darzustellen und es 
können sich durch ihre Verbindungen mit der Vena facialis ant. 
Thrombosen von der Oberfläche des Gesichtes nach den Hirnsinus 
fortpflanzen. Der Sinus cavernosus repräsentirt einen collossalen 
perivasculären Bau um die Carotis, ganz ähnlich gewissen perivascu- 
lären Lymphgefäfsen, welche Venen begleiten. Was die eigent¬ 
lichen Hirnvenen anbetrifft, so sind dieselben ebenso wie die Venen 
der Pia mater ganz von denen der Dura mater getrennt. Von 
den mannigfachen Verbindungen zwischen den Venen der Hirnober¬ 
fläche ist bisher nur eine, nämlich die sogenannte Vena anastomatica 
magna cerebri (Tkouard’s la grande veine anastomotique) genauer er¬ 
wähnt und beschrieben worden. 

B. bespricht nun im Detail diese Communicationen, sowie die 
eigentlichen Hirnvenen, welche man in drei Gruppen teilen kann, 
nämlich: 1) in die Venae cerebrales superiores und andere, welche 
sich in den Sinus longitudinalis öffnen; 2) das System der Vena 
magna Galeni oder die Venae cerebri internae; 3) die Venae cere¬ 
brales inferiores, welche den Sinus der Schädelbasis zufliefsen. 
Näheres hierüber muss im Original eingesehen werden. In entwick¬ 
lungsgeschichtlicher Hinsicht betont B., dass sich der Winkel zwi¬ 
schen den eintretenden Venen und Sinus im Laufe der Zeit ver- 
gröfsert und die Einmöndungsstelle der Venen allmählich von oben 
nach unten zum Boden des Sinus wandert (bei den Venae cerebri 
superiores). Doppelte Venenstämme finden sich an den Venae cerebri 
superiores, der Vena cerebri media, den Venae intimae cerebri und 
den Venae meningeae mediae. Betreffs des Verlaufs correspondiren 
mit einander die Art. fossae Sylvii und Vena cerebri media, die 
Art. cerebri ant, und Vena corp. callosi ant. ext., die Art. choroi- 
dea und Vena comm. inf., endlich die Art. und Venae perforantes 
und meningeae mediae. Es folgt eine genaue Aufzählung derjeni¬ 
gen Venen, welche aus der Schädelhöhle nach aufsen heraustreten. 

Glatte Muskelfasern konnte B. an den Hirnvenen niemals nach- 
weisen und den letzteren kann somit ein activer Einfluss auf das 
Entstehen der Hyperämie oder Anämie nicht zugeschrieben werden. 
Eine stärkere Blutanhäufung in diesen Venen kann einerseits die 
Folge eines verhinderten Blutabflusses aus denselben, andererseits 
eines mangelnden arteriellen Blutabflusses sein. Die Blässe des Ge¬ 
sichts bei venöser Hirnhyperämie (Buch) ist wohl nur ein Teil der 
arteriellen Anämie des Kopfes, welche zu einer passiven Ausdeh¬ 
nung der Hirnvenen führt. B. spricht sich weiterhin gegen Mosso’s 
Ansicht aus, dass die venöse Circulation im Schädel unter einem 
höheren Druck als in irgend einem anderen Teile des Körpers stehe; 
nach ihm ist der Druck in den Venen höher als in den Sinus, aber 
selbst in den Venen nicht der Art, dass dickwandige Gefäfse erfor¬ 
derlich wären, jedenfalls also für gewöhnlich sehr niedrig. Doch 
sind die verschiedenen Circulationsverhältnisse sehr vom Alter be¬ 
einflusst, indem in Folge der Abnahme von Nervensubstanz in vor¬ 
gerückterem Alter eine gröfsere Tendenz zu negativem Druck ein- 
tritt. Was die bisher bekannten Tatsachen betreffs venöser Ana- 


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700 Pülitis , Verhalten der Phosphorsäure zum Stiokstoff im Harn. No. 40. 

stomosen anbetrifft, so meint B. mit einer gewissen Sicherheit schliefsen 
zu können, dass eine Verschliefsung des Sinus rectus oder des kur¬ 
zen Stammes der Vena magna Galeni mittels derselben gut com- 
pensirt werden kann. Wenn zu gleicher Zeit der Abfluss durch 
die compensirenden Gefäfse unterbrochen ist, kann Hydrocephalus 
internus daraus resultiren und wenn diese Unterbrechung sehr plötz¬ 
lich oder in grofsem Maafsstabe stattfindet, tingirt sich die Flüssig¬ 
keit mehr oder weniger mit Blut oder es erfolgen schliefslich Hae- 
morrhagien oder Hirnerweichungen. Soweit die jetzt bekannten 
Tatsachen reichen, verhält sich von den inneren Hirnvenen ein von 
B. als „Portio curvata“ beschriebener Teil der Art, dass sein Ver¬ 
schluss jeden Abfluss aus den gesummten Ventrikelvenen unmöglich 
macht, da dieselben sich alle in diesem Teil vereinigen. Diese Portio 
curvata hat allein wichtige Anastojnosen mit oberflächlichen Hirnvenen. 

Broesike. 


G. Politis, Ueber das Verhältnis der Phosphorsäure zum Stick¬ 
stoff im Harn bei Fütterung mit Gehirnsubstanz. Ztschr. f. Biol. 
XX. S. 193. 

Bekanntlich leitet Zülzer und nach ihm Edi.efsbn u. A. aus 
einer Erhöhung der Ausscheidung der Phosphorsäure im Verhält¬ 
nis zum Stickstoff eine vermehrte Zersetzung von Gehirnsubstanz 
ab, Voit stellt die Möglichkeit dieses Rückschlusses aus verschie¬ 
denen Gründen in Abrede. P. hat nun im Laboratorium von Voit 
den Einfluss vermehrter Zersetzung von Gehirnsubstanz auf dieses 
Verhältnis aufs Neue untersucht. Zum ersten Versuch diente ein 
Hund von 10 Kilo, welcher mit 500 Grm. Fleisch gefüttert war; 
an 3 Tagen erhielt das Tier je 5 Grm. Ochsengehirn — etwa ent¬ 
sprechend der Hälfte des Gehirns des Hundes, während eine 
dem Stickstoffgehalt des Gehirns gleichkommende Quantität Fleisch 
= 27 Grm. in Fortfall kam. In Harn und Kot wurde Stickstoff 
und Phosphorsäure bestimmt. Im Durchschnitt von 5 Normaltagen 
betrug das Verhältnis von Phosphorsäure zu Stickstoff 1 : 6,7, genau 
ebensoviel im Durchschnitt von 3 Hirnfütterungstagen. Sieht man 
von einer kleineren Steigerung der N- Ausscheidung an den Hirn¬ 
fütterungstagen ab, so wird das Verhältnis 1: 6,3, eine Schwankung, 
welche noch durchaus in die Fehlergrenzen fällt. 

Der zweite Versuch an einem Hunde von 22 Kilo umfasste 
5 Tage, von denen erste und letzte Tag Hungertage sind; am zwei¬ 
ten, dritten und vierten Tage erhielt das Tier je 518,8 Grm. von 
Gefäfsen und Hüllen befreites Rinderhirn. Die Gehirne wurden 
jedes Mal analysirt. Am zweiten und dritten Versuchstage wurde 
von 9 Uhr Vormittags bis 9 Uhr Abends der Harn alle 3 Stunden 
durch Katheterisiren entleert, sodann noch von 9 Uhr Abends bis 
9 Uhr Vormittags, am vierten Tage 2 Mal in 24 Stunden. Von 
dem im Gehirn enthaltenen Stickstoff erschienen 13—14pCt. in den 
Darmentleerungen wieder, die sicher zum gröfsten Teil dem Aether- 
extract des Gehirns, d. h. dem Lecithin, angehören. Dass dasselbe 
nur schwer resorbirt wird, geht daraus hervor, dass die Phosphor- 


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No.40. Tappeiner, Eiweifsfäulniss im Darmkanal der Pflanzenfresser. 701 

Säureausscheidung am zweiten Gehirnfütterungstage (dritter Versuchs¬ 
tag) höher ist, wie am ersten. Setzt man die am ersten und zweiten 
Gehirnfütterungstage (zweiter und dritter Versuchstag) im Ganzen 
durch den Harn ausgeschiedene Quantität Stickstoff =100, so 
beträgt die Ausscheidung in den einzelnen Tagesperioden (an denen 
die 4 ersten 3 Stunden umfaseen, die fünfte 12 Stunden): 



Zeit in 
Stünden. 

zweiter 

Tag. 

dritter 

Tag. 

Periode I. ... 

3 

11,6 

11,3 

„ H. ... 

3 i 

22,3 

18,6 

* UI. . k . 

3 , 

20,4 

17,5 

„ IV. ... 

3 

• 13,6 

14,6 

- V.... 

12 

31,9 

37,7 


Sehr ähnlich sind die Zahlen, die Feder nach Fütterung mit 
Fleisch resp. Fleisch und Speck erhielt. Die Resorption der Eiweifs¬ 
körper des Gehirns erfolgt also in demselben zeitlichen Verlaufe, 
wie beim Fleisch. Ganz anders dagegen verhält sich die Aus¬ 
scheidung der Phosphorsäure. Bei der Fleischfütterung wird die 
Phosphorsäure schnell ausgeschieden, bei der Gehirnfütterung ver¬ 
teilt sie sich fast gleichmäfsig auf die ganzen 24 Stunden und ist 
nur in den ersten 3 Stunden gering, offenbar, weil in dieser Zeit 
noch wenig Lecithin zur Resorption gelangt. Dementsprechend 
zeigt das Verhältniss zwischen Phosphorsäure und Stickstoff in den 
eizelnen Tagesperioden sehr geringe Schwankungen. Wenn also 
bei der Resorption und Zersetzung eines phosphorreichen Gewebes 
keine Tagesschwankungen in dem Verhältniss zwischen Phosphor¬ 
säure und Stickstoff eintreten, kann man auch die von Feder bei 
Fleischfütterung constatirten Tagesschwankungen dieses Verhältnisses 
nicht auf eine stärkere oder geringere Beteiligung phosphorreicher 
Gewebe am Stoffwechsel beziehen, sondern allein auf die Resorption 
und Ausscheidung der im Fleisch enthaltenen phosphorsauren Salze. 

E. Salkowski. 


H. Tappeiner, Untersuchungen über die Eiweifsfäulniss im Darm- 
kanale der Pflanzenfresser nach Versuchen von L. Böhm und 
O. Schwenk. Ztschr. f. Biol. XX. S. 214. 

Aus dem Inhalt eines jeden Darmabschnittes des Pferdes und 
Rindes konnte Phenol erhalten werden, aus dem Pansen und Dick¬ 
darm nach Fällung mit Bromwasser Fibromphenol in wägbarer 
Menge. Skatol fand sich im Pansen des Rindes und im Colon des 
Pferdes, Indol im Dünndarm des Pferdes und Rindes, im Blind¬ 
darm des Pferdes, im Blinddarm und Colon des Rindes. Dass alle 
diese Körper aus der aromatischen Gruppe ihren Ursprung der 
Fäulniss des Eiweifs verdanken, kann nicht zweifelhaft sein. T. 
versucht annähernd den Eiweifsverlust zu berechnen, welcher durch 


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702 


Liborius, Mediastinaltumoren. 


No. 40. 


die Fäulniss im Darm möglicher Weise stattfindet und gelangt 
für das Rind zu 10 pCt. des eingeföhrten Eiweits. 

Beim Pferde beginnt die Eiweifsfäulniss sehr früh; schon im 
Magen lassen sich Spuren von Phenol nachweisen, entsprechend der 
anatomischen Gliederung des Magens, dessen „Schlundpartien* 
eigentlich nichts Anderes, als eine Erweiterung der Speiseröhre ist 
und nichts mit der Secretion des Magensaftes zu tun hat. Bedeu¬ 
tendere Dimensionen nimmt die Eiweifsfäulniss im Dickdarm an; sie 
ist hier entschieden gröfser, als im gesammten Verdauungsschlauch 
des Rindes. Dem entspricht auch, dass die Phenolausscheidung 
beim Pferde nach J. Münk viel höher ist, als beim Rind. Es findet 
also ein noch gröfserer Verlust an Nahrungseiweifs statt. 

ln Betreff der hieran angeschlossenen Discussion Ober das ver¬ 
schiedene Verhalten eingeföhrten Phenols bei Hunden und Pferden 
muss auf das Orig, verwiesen werden; es sei nur erwähnt, dass T. 
die stärkere Oxydation des Phenols bei Pferden nicht mit J. Munk 
auf eine stärkere Oxydationskraft des Organismus bezieht, sondern 
auf die langsamere Resorption des Phenols bei Pferden. 

E. Salkowski. 

P. Liborius, Zur Casuistik der Mediastinaltumoren. Vikchow’s Arcb. 

XCI11. S 401. 

Im Verlaufe von 12 Jahren wurden im Kronstädter Marine¬ 
hospital unter 7566 Leichenöffnungen 31 Fälle sarcomatöser Neubil¬ 
dungen angetroffen; 4 derselben hatten den Herzbeutel bezw. das 
Herz ergriffen, Ober diese berichtet Vf. 

Der erste Fall betrifft einen 34jährigen, kräftig gebauten Feld¬ 
webel der Marine. Die ersten, auf einen Mediastinaltumor zu be¬ 
ziehenden Symptome traten 7 Monate vor dem Tode auf und be¬ 
standen in mäfsigen Schmerzen in der linken Seite und im linken 
Arm, die nach einigen Tagen wieder verschwanden. 3 Monate später 
constatirt ein Arzt, dass die Herztöne nicht ganz rein sind. Nach 
einem Monat erkrankt der Mann an acutem Gelenkrheumatismus. 
Die Gelenkaffectionen verschwinden zwar allmählich, es bleibt aber 
ein hartnäckiger Husten zurück und die Kräfte sinken. Bei Eintritt 
ins Hospital, 5 Wochen vor dem Tode, besteht Atemnot, Husten, 
Cyanose des Gesichts und der oberen Extremitäten, Stauungserschei¬ 
nungen in Leber und Nieren. Das Herz ist im Breitendurchmesser 
vergröfsert, der Spitzenstofs im 5. Intercostalraum schwach, die 
schwachen Herztöne werden von einem systolischen Geräusch be¬ 
gleitet. Der Puls ist klein, »rhythmisch und unzählbar. Die Atem¬ 
not nimmt langsam zu, die Herzdämpfung schreitet bis zur linken 
Axillarlinie vor, zuerst wird die linke obere Extremität, später werden 
auch die unteren Extremitäten ödematös, der Auswurf wird blutig, 
am Tage vor dem Tode treten Delirien ein. Der Patient stirbt, 
ohne dass eine bestimmte Diagnose gestellt werden konnte, ln Be¬ 
treff eines etwa voraufgegangenen Traumas war nichts zu eruiren 
gewesen, charakteristische Erscheinungen, wie Lymphdrüsenschwel- 
lungen, Venenerweiterungen und -Thrombosen, partielle Oedeme, 


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No. 40. 


Liborius, Medi&siin&ltumoren. 


703 


Druckerscheinungen fehlten stets und außerdem schien der vorauf¬ 
gegangene Gelenkrheumatismus den ganzen Krankheitsverlauf beein¬ 
flusst zu haben. 

Bei der Section fand sich ein Tumor von Mannskopfgröße, der 
seinen Sitz fast ganz in der Höhle des Herzbeutels hatte, letzterer 
war in weitem Umfang mit ergriffen, verdickt, nach links und oben 
wie perforirt und an der Perforationsstelle fest mit dem Tumor ver¬ 
wachsen. Im Oberlappen der linken Lunge fanden sich zwei Ähn¬ 
liche Tumoren von Cedernnussgrölse. Die mikroskopische Unter¬ 
suchung ergab ein teleangiektatisches Rundzellensarkom mit stellen¬ 
weise ziemlicher reichlicher Bindegewebsentwickelung. Das Herz 
war intact geblieben, aber stark nach rechts verdrängt und compri- 
mirt. Ueber den Ausgangspunkt des Tumor spricht der Vf. die 
Vermutung aus, dass wohl nur der Herzbeutel selbst als solcher 
anzusprechen sei, da gegen das lockere Bindegewebe des Mediasti¬ 
num die fast ausschließliche Wucherung im Innern des Herzbeutels 
gegen eine Lymphdrüse erstens weder die Richtung des Wachstums, 
zweitens die normale Beschaffenheit der benachbarten isolirten Lymph- 
drQsen spreche. 

Der zweite Fall betrifft einen vor etwa 10 Jahren in demselben 
Hospital verstorbenen, 30jährigen kräftigen Mann. Es fand sich ein 
Medullarsarcom des hinteren Mittelfellraumes, von 12 bis 13 Ctm. 
Durchmesser; die obere Hohlvene von der Geschwulst perforirt, 
welche dann in den rechten Vorhof und in den rechten Ventrikel 
hineingewuchert war. Thrombose aller in die obere Hohlvene mün¬ 
denden Venen, sowie der rechten Schenkelvene. Hydrothorax du¬ 
plex, Oedem der Lungen und des Unterhautzellgewebes am ganzen 
Körper. Metastasen fanden sich nirgends. 

Der dritte Fall betrifft eine 50jährige Frau. Bei ihr fand sich 
an der Stelle des rechten Vorhofs eine faustgroße, hückrige Ge¬ 
schwulst von fester Consistenz, in die Musculatur eindringend; das 
Innere des rechten Vorhofs war dicht besetzt von runden Auflage¬ 
rungen bis zu Taubeneigröfse. Aehnliche Tumoren fanden sich noch 
auf der Oberfläche beider Lungen, in der linken Nebenniere, im 
rechten Corpus Striatum und rechten Sehhügel und in der linken Augen¬ 
höhle, in welcher von den knöchernen Teilen derselben ausgehend, 
der Tumor die Gröfse eines halben Hühnereies erreicht hatte; bei 
gleichzeitiger Perforation des linken Augenhöhlendaches war er in 
die Schädelhöhle hineingewuchert und bildete eine mandelgrofse Ge¬ 
schwulst unterhalb des kleinen Keilbeinflügele. Die mikroskopische 
Untersuchung ergab ein Spindelzellensarkom mit reichlicher Gefäß- 
entwickelung. 

Im vierten Falle fand sich bei einer 76jährigen Frau im hin¬ 
teren Mittelfellraum ein Rundzellensarkom von beträchtlicher Gröfse 
und von diesen ausgehend, saßen auf der inneren Oberfläche der 
linken Hälfte des Herzbeutels bis haselnussgroße Wucherungen. 

S. Schultze (Breslau). 


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704 


Book, Fötale Rachitis. 


No. 40 


E. Bode, Ueber sogenannte fötale Rachitis. Virchows Arch. XCIII. 

S. 420. 

An der Hand eines im Dresdener Entbindungsinstitut beobach¬ 
teten und genau beschriebenen und illustrirten Falles verbreitet sich 
B. ausführlich über diese nach nicht ganz aufgeklärte intrauterine 
Erkrankung. Der männliche Fötus von 3100 Grm. Gewicht wurde 
von einer vollständig gesunden und kräftig gebauten Mutter, die 
nur eine mäfsige Struma besafs, geboren. Er zeigte ein auffallendes 
Missverhältnis zwischen dem deutlich hydrocephalischen Kopf und 
dem Rumpf, dessen Haut allerwärts stark gewulstet und gefaltet 
war. Der Brustkasten war eingedrückt und kurz, der Leib stark 
vorgewölbt. Die Gesammtlänge betrug 37 Ctm. Die Schwanger¬ 
schaft hatte 6—8 Wochen weniger gedauert als normaler Weise. 
Die grofse Fontanelle war 7 Ctm. lang, 6 Ctm. breit, die Stirnnaht 
klaffte 1 —1,5 Ctm. Die Thymusdrüse war ungewöhnlich stark ent¬ 
wickelt, die Dura mater abnorm dick, die Ventrikel des Gehirns 
bedeutend erweitert. Am Skelett erscheinen die Extremitäten viel 
zu stark, die oberen reichen nicht einmal bis zur Darmbeinkamm¬ 
höhe. Die Diaphysen sind fest verknöchert, plump, kürzer und 
dicker als normal und stark gekrümmt, sie umfassen die mächtig 
entwickelten Epiphysenknorpel becherförmig. Die Hände sind auf¬ 
fallend grofs. Der Thorax verkürzt, die Rippen plump, an den 
Sternalenden rosenkranzförmig aufgetrieben, die Rippenknorpel sehr 
lang. Das Becken erscheint viel zu klein, das Kreuzbein ist tief in’s 
Becken hineingesunken. Die Wölbung des Schädeldaches ist eine 
aufserordentliche, die Fontanellen und Nähte sind breit offen. Das 
Foramen magnum des Os occipitis ist abnorm klein. Die Pars occip. 
ist durch 2 Spalten (Sut. mendosa) in ein hinteres und vorderes 
Stück getrennt. 

Auf Längsschnitten von Femur und Fibula bemerkt man, dass 
zwischen Epi- und Diaphyse Trennungsetücke vorhanden sind; das 
Periost ist verdickt und leicht lösbar, die ganze Knochenhöhle ist 
ausgefüllt mit spongiöser Knochensubstanz. An der Uebergangszone 
des Epiphysenknorpels zur Diaphyse ist zunächst auffallend, dass 
die Knorpelzellen spindelförmig sich gestalten und in parallel zur 
Grenze stehenden Reihen verlaufen. Vom Periost und Perichondrium 
aus zieht eine bindegewebige Schicht zwischen Epi- und Diaphyse 
hinein, welche axial allmählich endet. An diese Schicht schliefsen 
sich einerseits die fertige Knochensubstanz, andererseits die parallel 
damit verlaufenden spindelförmigen Knorpelzellen an. Axial findet 
zwar eine Reihenbildung gerichteter Zellen statt, aber die Reihen 
sind unregelmäßig, manchmal schräg verlaufend und bestehen nur 
aus 4—5 Zellen. In der bindegewebigen Schicht treten stellenweise 
Spalten auf, welche den Beginn der Ablösung der Diaphyse darzu¬ 
stellen scheinen. 

Die ziemlich grofse Zahl der als fötale Rachitis beschriebenen 
Fälle zeigt meist genau dasselbe Bild, wie das vorliegende. Vf. er¬ 
wähnt, dass man 2 Formen zn unterscheiden habe: erstens die Ra¬ 
chitis intrauterina micromelica, eine nach Winklkr rein fötale Form, 


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No. 40. Teale, Heilung eines Lungenabscesses. - Demmk, Spina bifida. 705 

deren Beginn in frühe Gestationsperioden, und deren Endpunkt 
weit vor Beginn der extrauterinen Existenz fällt. Zweitens die Ra¬ 
chitis annulans, welche in späteren Gestationsperioden entsteht und 
die Gestation überdauert, sie zeichnet sich aus durch Knochenringe 
und multiple Fracturen. In Bezug auf die eigentümliche Formation 
der Knochen, besonders der des Beckens, hält Vf. die Erklärung 
Fkhlino’s, welche eine Wachstumsstörung als Hauptmoment hinstellt, 
für die beste. Ferner weist er darauf hin, dass in mehreren Fällen 
bereits Anomalien der Eianhänge beschrieben worden sind, so dass 
der Gedanke, der fötal rachitische Process habe vielleicht stets seinen 
Grund in solchen Abnormitäten, ein recht naheliegender sei. 

Schliefslich wird noch hervorgehoben, dass die mikroskopischen 
Untersuchungen von Eberth und Urthx mit denen des Vf.’s genau 
übereinstimmen, und dass ein wahrscheinlicher Zusammenhang der 
fötalen Rachitis mit Cretinismus nach mehreren Autoren nicht ganz 
von der Hand gewiesen werden könne. S. Schultze (Breslau). 


T. Pridgin Teale, Abscess of lung cured by incision and drai- 
nage. Lancet. 1884. Vol. 1. No. 2. 

Die unter nicht ganz klaren Symptomen in 3 Monaten sich 
entwickelnde Krankheit des 45jährigen Anwaltes wurde allgemein 
für ein rechtseiges Empyem gehalten und bei der Probepunction 
etwas unterhalb und vor dem Schulterblattwinkel im 9. Zwischen¬ 
rippenraum stinkender Eiter entleert. Bei einer sofort neben der 
Punctionsstelle ausgeführten Incision ergab sich aber, dass man in 
den leeren, nur durch zahlreiche Adhäsionen beschränkten Pleura¬ 
raum drang. Es wurde nun der Trocart aufs Neue eingeführt, der¬ 
selbe durchbohrte die Lunge und nach Erweiterung der Punctions¬ 
stelle wurden 2 Pints höchst fötiden Eiters entleert. Die Höhle in 
der Lunge war so grofs, dass ein Drainagerohr von 6" Länge ein¬ 
geführt werden konnte. Trotz antiseptischer Cautelen war der Ver¬ 
lauf zunächst kein befriedigender; erst nach 3 Wochen nahm die 
Absonderung aus der Drainage einen besseren Charakter an und 
die allgemeinen Symptome chronischer Sepsis dauerten noch recht 
lange an. Erst allmählich besserte sich das Gesammtbefinden, nach¬ 
dem eine kurze Zeit lang auch eine jauchige Expectoration per os 
stattgefunden; V, Jahr nach der Operation fiel das inzwischen sehr 
gekürzte Drainagerohr beim Verbandwechsel spontan heraus und 
die zurückbleibende kleine Fistel schloss sich binnen wenigen Tagen. 
Patient von allen subjectiven Symptomen frei und nur der früheren 
Erkrankung entsprechend verminderte Resonanz zeigend, konnte 
schliefslich seinem Berufe als „Sollicitor“ wieder nachgehen. 

P. Güterbock. 


Demme (Aus d. Kinderspitale in Bern), Ueber Spina bifida. Wiener med. 
Blätter 1884, No. 17. 23, 26, 27. 

Wir entnehmen einige statistische Daten. Unter 36148 Patienten 
des J Kj.NKR’schen Kinderspitals in Bern sind bisher 57 Falle von 

XXII. Jahrgang. 45 


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706 


Knapp, Pulsirender Exophthalmus. 


No. 40. 


Spina bifida beobachtet worden. Von diesen waren 31 weibliche, 
26 männliche Kinder. 29 waren Erstgeborene, bei den übrigen war 

3 mal bei je 1, 2 mal bei je 2 älteren Geschwistern die gleiche De¬ 
formität beobachtet worden; ferner fand sich in 13 Fällen außerdem 
angeborener Klumpfufs, in 3 eine einfache Hasenscharte und in 1 
eine Blasenectopie vor. Nur in 5 Fällen litten auch die Eltern an 
congenitalen Störungen, nämlich 2 Mal die Mutter an Hasenscharte 
und 3 Mal der Vater am Klumpfufs. Von den 57 Fällen mit Spina 
bifida kamen 22 bald nach der Geburt, 35 erst innerhalb der 2. 
bis 4. Lebenswoche in Behandlung. Von ersteren hatten nur 6 ein 
3000 und mehr Gramm betragendes Körpergewicht. Im Uebrigen 
liefs sich bei einem durch Operation Nichtgeheilten eine constante 
Gewichtsabnahme bis zum Tode dartun. 

Sitz der Geschwulst. In 5 Fällen an den Halswirbeln, in 
2 an den untersten Hals- und Brustwirbeln, in 13 ausschließlich 
Ober den Brustwirbeln (2 Mal fanden eich 2 Geschwülste über den 
Bruttwirbeln), in 17 über den Lendenwirbeln, in 11 über den un¬ 
tersten Lenden- und obersten Kreuzbeinwirbeln, in 7 über dem 
Kreuzein. Der Form nach waren 3 Fälle „Hydromeningocelen“ 
ohne und 19 solche mit Spaltung und Defect einzelner Wirbel¬ 
bögen, während in den übrigen 35 Fällen eine „Myelomeningocele“ 
vorhanden war. 17 Mal bestand Complication mit Hydrocephalus. 
Rachischisis anterior ist bislang im Berner Kinderspital noch nicht 
beobachtet worden. Ncht operirt wurden 32 Kinder, von denen nur 

4 die ersten 4 Lebensmonate überlebten, und zwar starben 10 an 

Ruptur des Sackes (darunter 5 unter allgemeinen Convulsionen im 
Verlauf weniger Stunden), 15 an Marasmus und 7 an intercurriren- 
den Erkrankungen. Was die Operirten betrifft, so starben von 25 
15; 7 wurden geheilt, 3 ungeheilt entlassen. Als Methode wurde 
die Total-Excision 5 Mal angewendet mit dem Erfolge, dass die betr. 
Kinder in den ersten 36—72 Stunden an eitriger Meningitis starben. 
Aussichtsvoller hält D. die KocH’sche Operation, durch wiederholtes 
Ausschneiden unter antiseptischen Cautelen den Sack zu verkleinern. 
Es gelang auf diese Weise, eine hühnereigrofse Myelomeningocele 
auf Wallnuss-Volum zu bringen, doch ging das Kind am 31. Tage 
an Capillarbronchitis zu Grunde. Die Methode der Punction und 
Injection erachtet D. nur bei dünngestielter reiner Hydromeningo- 
cele für zulässig. Dieselbe ist im Ganzen 15 Mal unter den 25 
einschlägigen Fällen ausgeführt worden. P. Güterbock. 


H. Knapp, Ein Fall von traumatischem pulsirenden Exophthalmus. 

Arch. f. Augenheilk. XIII. S. 375. 

Bei einer 48jährigen Frau entwickelte sich im Laufe von 6 
bis 12 Monaten nach einem Schlage auf die- linke Schläfe ein pul¬ 
sirender Exophthalmus derselben Seite; die Symptome verschlim¬ 
merten sich 7 Jahre lang, sodass die Unterbindung der Carotis 
communis erforderlich war, da der Exophthalmus durch eine arterio¬ 
venöse Communication nach Zerreißung der Carotis interna im 


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No. 40. 


Wüst, Pneumothorax. — Moslbr, Milzekchinokokkas. 


707 


linken Sinus cavernosus bedingt war. Jene Operation hatte nur 
einen vorübergehenden Erfolg; nach 2 Jahren war ein so starker 
Exophthalmus wieder aufgetreten, sodass sogar die ganze Masse des 
Orbitalgewebes beträchtlich über das Niveau der Augenhöhle her¬ 
vortrat und die Hornhaut zerstört wurde. Dieser Zustand vernnlasste 
K., den ganzen Inhalt der Orbita herauszunehmen. Die Hauptmasse 
desselben stellte einen Varix aneurysmaticus dar, der kleinere Teil 
ein pulsirendes Cavemom. Wahrscheinlich war durch die Unter¬ 
bindung der Carotis communis das Loch in der Carotis interna 
verkleinert, aber nicht vollständig verstopft. Der arterielle Blut¬ 
zufluss durch den Circulus Willisii war hinreichend, um die Pulsation 
in denen Venen der Augenhöhle aufrecht zu erhalten. Die Aus¬ 
räumung des Orbitalinhalts bewirkte die Heilung der arterio-venösen 
Communication im Sinus cavernosus in der Art, dass die plötzliche 
Verstopfung des orbitalen Abzugskanals eine Thrombose im Sinus 
cavernosus bedingte, welche von der Mündung der Vena ophthal- 
mica ausging, aber sich soweit in den Sinus erstreckte, dass sie 
den bei der Operation noch offenen Biss in der Carotis verlegte. 

Horstmann. 


S. West, A contribution to the pathology of pneumothorax. L&ncet 
1884, I. 18. 

Während mindestens 90 pCt. aller Fälle vom Pneumothorax 
auf Lungenphthisis beruhen, kamen von den 101 Fällen, die Vf. aus 
dem Material des „London Hospital for Diseases of the Chest“ aus 
den Jahren 1856—1883 zusammenstelt, 99 bei Phthisikern vor und 
in den beiden anderen war diese Krankheit nicht mit Sicherheit 
auszuschliefsen. Ungefähr 5 pCt. aller (in erwähntem Hospital beob¬ 
achteter) Todesfälle von Phthisikern erfolgte durch Pneumothorax. 
Die Mortalität an dieser Krankheit betrug ca. 66 pCt. der Befalle¬ 
nen), und davon starben ca. 75 pCt. innerhalb der ersten 14 Tage, 
ca. 90 pCt. innerhalb der ersten 4 Wochen, die übrigen erlagen zum 
Teil erst nach Monaten. Ein flüssiger Erguss war häufig, aber nicht 
constant zu finden (20 Mal unter 43 Autopsien); derselbe war durch¬ 
aus nicht immer eitrig, vielmehr kam seröse, serös-eitrige und rein 
eitrige Beschaffenheit in fast gleicher Frequenz vor; ein Anfangs 
seröses Exsudat wird bei langer Dauer der Affection gewöhnlich 
purulent. — Pneumothorax kommt gewöhnlich bei schnell fortschrei¬ 
tenden Fällen von Phthisis zu Stande, wo es nicht zur Bildung 
fester Pleuraadhäsionen kommt; dem entsprechend liegt die ursäch¬ 
liche Perforation nicht immer an der am meisten afficirten Lunge. 

Perl. 


F. Mosler, Ueber Milzekchinokokkus und seine Behandlung. Wies¬ 
baden 1884, 8°. 75 Stn. 

M. giebt die Krankengeschichte eines 22jährigen Schäfers, der 
beim Heben einer Last plötzlich stechende Schmerzen unterhalb des 
linken Rippenrandes empfand. Es wurde dort ein kindskopfgrofser, 
fluctuirender Tumor gefunden, der sich bei einer Probepunction 

45* 


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708 


Moslkr , Milzekchinokokkus. 


No. 40. 


durch den Nachweis von Tänienhaken als Ekchinokokkus charakte- 
risirte. Während zuerst ein Leberekchinokokkus angenommen wurde, 
konnte in Folge einer durch mehrfache Punctionen erzielten Ver¬ 
kleinerung des Tumors die Diagnose auf Milzekchinokokkus gestellt 
werden. Wiederholte Puuctionen mit nachfolgender Aspiration und 
Ausspülung des Sackes durch 2—3procentige Carbollösung führten 
nicht zur Heilung, vielmehr ging der Sack in Eiterung über, senkte 
sich in die Lumbargegend und wurde hier durch eine ausgiebige 
Incision entleert; es blieb ein Fistelgang zurück, nach dessen bei¬ 
nahe völliger Schliefsung Patient sich der weiteren Beobachtung 
entzog. — Im Anschluss an diese Beobachtung stellt Vf. aus der 
Literatur 66 Fälle von Milzekchinokokkus zusammen; darunter be¬ 
finden sich 30 Fälle solitärer Milzekchinokokken, ohne Betei¬ 
ligung anderer Organe, und 36 Fälle von multiplen Ekchino- 
kokken, wobei aufser in der Milz auch in anderen Organen Ekchi- 
nokokkenblasen sich fanden. Was die Symptome des solitären 
Milzekchinokokkus betrifft, so gab letzterer in einer Anzahl von 
Fällen zu gar keinen Erscheinungen intra vitam Veranlassung, wurde 
vielmehr lediglich durch die Obduction aufgefunden. Unter den 
während des Lebens zu diagnosticirenden Fällen riefen einige nur 
durch das Volumen der langsam wachsenden Geschwulst Beschwer¬ 
den hervor; zu dem durch diesen Tumor bedingten Druckgefühl 
künnen nachträglich Schmerzen und andere Beschwerden hinzutreten. 
In anderen Fällen treten von Anfang an intensive Schmerzen auf; 
letztere beruhen auf entzündliche Veränderungen, welche ebenso¬ 
wohl durch körperliche Ueberanstrengung (beim Heben), als auch 
durch ein vorausgegangenes Wochenbett oder einen überstandenen 
Typhus hervorgerufen werden können. — Der Ekchinokokkustumor 
unterscheidet sich von anderen Tumoren fast nur durch das Fluc- 
tuationsgefühl; das sog. Hydatidenschwirren konnte von den 
meisten Beobachtern nicht constatirt werden. — Was das Vorkom¬ 
men der multiplen Ekchinokokken betrifft, so ist Vf. der An¬ 
sicht, dass es eich hierbei meist um eine einmalige Infection, nicht 
um eine wiederholte Aufnahme von Keimen handelt. — Progno¬ 
stisch ist der mit Ekchinokokken anderer Organe complicirte Milz¬ 
ekchinokokkus viel ungünstiger als der solitäre; von 18 Fällen des 
letzteren verliefen 7 günstig, 8 letal, während in 3 der Ausgang 
unsicher oder nicht bekannt war. Von Bedeutung ist die Gröfee 
des Tumors, der Inhalt desselben (Vereiterung des Sackes ist höchst 
gefährlich!), sowie die Einwirkung auf das benachbarte Bauchfell. 
Als recht günstiger Ausgang ist Verfettung und Schrumpfung resp. 
Verkalkung des Sackes anzusehen. — Was die Therapie anlangt, 
so verweisen wir bezüglich der detaillirten Angaben Vf.’s auf das 
Original und bemerken nur, dass von 15 Patienten mit solitärem 
Milzekchinokokkus, die nach verschiedenen Methoden operativ be¬ 
handelt wurden, 6 geheilt wurden, 6 starben, während in 3 Fällen 
der Erfolg der Operation unbekannt blieb. Perl. 


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No. 40. 


Hillfk. Syphilitische Phthise. 


709 


A. Hiller, Ueber Lungensyphilis und syphilitische Phthisis. Charite- 
Ann. IX. (1884.) S. 184. 

Die von den verschiedensten Forschern in den Lungen syphili¬ 
tischer Individuen erhobenen anatomischen Befunde bestehen vor 
Allem in Wucherungen des interlobulären und interalveol&ren Binde¬ 
gewebes mit consecutiver Induration und Skerosirung ganzer Lun- 
genabechnitte (sog. syphilitische interstitielle Pneumonie), 
nicht selten zu Retractionen und Einpinselungen der Lungenober¬ 
fläche fahrend („gelappte Lunge“). Daneben können auch Gum- 
mata Vorkommen, teils vereinzelt, teils in gröfserer Anzahl, von 
Hanfkorn- bis zu Gänseeigröfse. Ob die von manchen Autoren an¬ 
genommenen syphilitischen Inflltrationen einzelner Lungenlappen 
(ähnlich der croupösen Pneumonie) Vorkommen, erscheint Vf. zweifel¬ 
haft, dagegen wird eine durch die Syphilis modificirte Form der 
katarrhalischen Pneumonie beobachtet. Dieselbe tritt entweder (bei 
Neugeborenen, auch bei Erwachsenen) als sog. weifse Hepatisa¬ 
tion auf nnd besteht in einer ausgebreiteten zelligen Infiltration der 
Alveolarsepta und der Alveolarräume, oder sie manifestirt sich als 
sog. gelatinöse Infiltration, wobei jene zeitige Infiltration sich 
noch mit einer ödematösen Durchtränkung des betroffenen Lungen¬ 
abschnittes complicirt. Ziemlich häufig kommt es in syphilitischen 
Lungen zur Bildung von bronchiektatischen Cavernen. 

Während dies die anatomischen Befunde bei Syphilis der Lunge 
sind, ist von einer Reihe von Autoren auch die Existenz einer 
syphilitischen Lungenschwindsucht angenommen worden, also 
einer syphilitischen Affection der Lunge, welche zu ganz ähnlichen 
Zerstörungen des Parenchyms führen können, wie die Tuberculose. 
Vf. giebt eine ausführliche kritische Darstellung der einschlägigen 
Literatur und kommt dadurch zu dem Schluss, dass in den bisher 
mitgeteilten Fällen von „Phthisis syphilitica“ weder der Nachweis 
des wirklich phthisischen (destructiven, ulcerösen) Charakters der 
Lungenaffection, noch auch immer der Nachweis des syphilitischen 
Ursprungs der letzteren mit genügender Sicherheit geführt worden 
ist, dass es mithin eine über allen Zweifel sicher gestellte „syphili¬ 
tische Lungenschwindsucht“ bisher noch nicht giebt. Einzelne, schein¬ 
bar durch die Autopsie gestützte Fälle lassen auch die Deutung zu, 
dass es sich um eine Combination von constitutioneller Syphilis mit 
echter Tuberculose handelte, während in anderen Fällen die gefun¬ 
denen Cavernen nicht syphilitischer, sondern bronchiektatischer Na¬ 
tur waren. 

Im Anschluss hieran publicirt Vf. zwei exquisite Fälle von 
Lungensyphilis eigener Beobachtung, in welchen intra vitam wohl 
Kachexie, Atemnot, Brustbeschwerden, Husten u. s. w. bestanden, 
das Krankheitfbild aber von der Phthisis durchaus verschieden war. 
Ebenso fanden sich bei den Autopsien in beiden schon lange be¬ 
stehenden Fällen keine Zeichen der Phthisis, sondern lediglich die 
oben beschriebenen der Lungensyphilis. 

Endlich hat Vf. aus der Literatur 87 Fälle von Lungen¬ 
syphilis mit Sectionsbefunden gesammelt und in tabellarischer 


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710 Dejerink, Degeneration peripherer Nerven mit dem Bild der Tabes. No. 40. 

Uebersicht zusammengestellt. Unter jenen bezeichnet Vf. 29 Fälle 
als zweifelhafte (wobei es sich entweder um reine Tuberculose oder 
um eine Combination der Syphilis mit Tuberculose resp. Krebs 
handelte), 58 dagegen als unzweifelhafte Fälle von Lungensyphilis. 
Von typischen Veränderungen (abgesehen von denen der grösseren 
Bronchien) fanden sich am häufigsten: interstitielle Bindegewebs¬ 
wucherungen, demnächst peribronchiale fibrOse Indurationen des 
Lungengewebes; in absteigender Frequenz folgten dann; die diffuse 
lobuläre Verdichtung des Parenchyms, das Gummi syphiliticum 
und die circumscripte peribronchiale Induration (sog. knotige Bron¬ 
chopneumonie). Als „atypisch“ bezeichnet Vf. solche Fälle, in denen 
sich entweder rein zufällige Gomplicationen (z. B. eine Schluckpneu¬ 
monie) oder entzündliche, auch sonst vorkommende Processe fanden, 
die nur durch die gleichzeitigen syphilitischen Veränderungen der 
Lunge in ihren Erscheinungen beeinflusst wurden (siehe oben). 

Die Diagnose der Lungensyphilis ist intra vitam niemals mit 
absoluter Sicherheit möglich. Sie stützt sich vor Allem auf die Ana¬ 
mnese, auf das Vorhandensein anderer unzweifelhafter Symptome 
von constitutioneller Syphilis, sowie auf die Befunde bei der laryngo- 
und rhinoskopischen Untersuchung. Der Befund von Tuberkelbacillen 
im Auswurf bei tuberculöser Lungenschwindsucht ist das wichtigste 
Moment zur klinischen Unterscheidung der letzteren Krankheit von 
der Lungensyphilis. Perl. 

J. D6j6rine, tätude sur le Nervo-Tabes pdripherique. Arcb. de 
Physiol. 1884, 2. 

D. giebt hier die ausführlichen Mitteilungen über zwei Krank¬ 
heitsfälle, in denen die Diagnose Tabes dorsalis gestellt werden 
musste, während die Autopsie eine normale Beschaffenheit des 
Rückenmarks und der hinteren Wurzeln ergab, hingegen eine aus- 
gesprochenene Degeneration der peripheren Nerven und zwar vor¬ 
wiegend der sensiblen Hautnervenäste, während die Muskelnerven 
nur in geringem Grade beteiligt sind. Beidemale handelt es sich 
um eine schnell-fortschreitende Erkrankung, deren Symptome: 
Schmerzen in den Extremitäten, Anästhesie und Analgesie, Rombrrg’- 
sches und WssTPHAL’sches Zeichen, sowie deutliche Ataxie waren 
Damit verband sich eine Parese und wenigstens im zweiten Falle 
auch eine Atrophie der Musculatur (mit fehlender faradischer Erreg¬ 
barkeit). Der Tod wurde durch schwere Erkrankung innerer Or¬ 
gane herbeigeführt. Als ätiologischer Factor konnte in dem einen 
Falle mit Sicherheit, in dem anderen mit Wahrscheinlichkeit Alcoho- 
lismus nachgewiesen werden. Der Vf. vergleicht nun das vorliegende 
Krankheitsbild mit dem der Tabes dorsalis und hebt als eventuell 
für die Differentialdiagnose zu verwertende Momente hervor; Die 
schnelle Entwickelung des Leidens, das frühzeitige Auftreten von 
Parese und Atrophie, sowie das Fehlen oculärer Symptome. Er 
sieht ferner in seinen Beobachtungen eine Stütze der Lehre, dass 
die Ataxie nur die Folge von Sensibilitätsstörungen (Anästhesie der 
Haut und tiefergelegenen Teile, Fehlen des Muskelgefühls etc.) ist. 

Oppenheim. 


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No. 40. Maiuk, Multiple Sklerose. — Fischer, Halbseitenverletzung. 711 

P. Marie, Sclörose en plaques et maladies infectieuses. Progrös med. 

1884, No. 15, 16, 18, 19. 

Im Laufe eines Typhus stellte sich bei einem 30jährigen Manne 
eine linksseitige Venenthrombose an der unteren Extremität ein; 
später kam Schwerfälligkeit der Sprache hinzu, weiterhin Geh¬ 
störungen, Nystagmus bei Blickfixation, Doppelsehen, Zittern bei 
iotendirten Bewegungen, auffallende Langsamkeit der Sprache, Steifig¬ 
keit des Ganges, Schwäche, dabei Erhöhung der Sehnenreflexe, kurz 
Symptome, die Vf. als charakteristisch ffir die herdförmige, insel¬ 
förmige ScleroBe ansehen zu müssen glaubt. Aus der vorhandenen 
Literatur hat M. nun eine Reihe von Beobachtungen zusammen¬ 
gestellt, welche dartun, dass der Symptomencomplex der Sclörose 
en plaques nicht nur nach Typhus, sondern in Folge der verschieden¬ 
sten Infectionskrankheiten (Pocken, Scharlach, Masern, Dysenterie, 
Erysipelas, Pneumonie etc. etc.) sich entwickeln kann. — Ursache 
sei die Erkrankung der Blutgefäfse, deren Umgebung im centralen 
Nervensystem mitleidet; es sind die nervösen Störungen nicht als 
„Complicationen“ der Infectionskrankheiten aufzufassen, sondern nur 
als „spätere* Erscheinungsformen dieser Infection. Treten die Stö¬ 
rungen des Nervensystems zu früher Zeit des infectiösen Fiebers 
auf, so können sie rückgängig werden, schwieriger ist dies, wenn 
sie erst in späteren Stadien sich einstellen, weil sie dann selbst¬ 
ständig und progressiv werden können. Bernhardt. 


6. Fischer, Eine halbseitige Stichverletzung des Rückenmarks. 

Deutsche Ztschr. f. Chir. XX. S. 411. 

Ein 18jähriger Arbeiter wurde nach Messerstichen in den Nacken 
und Rücken gelähmt. Zwei Wunden salsen links neben dem 6. und 

7. Halswirbel, die obere 2 Ctm., die untere 5 Ctm. vom weit Dorn¬ 
fortsatz dieser Wirbel entfern). Beigebracht waren die Verletzungen 
durch ein Taschenmesser. — Das rechte Bein war bewegungslos; 
es bestand dort ferner Hyperästhesie. Links war Parese des Beins 
vorhanden und vollkommene Anästhesie, diese erstreckte sich vorn 
bis zur Brustwarze, hinten bis zur Crista scap. Die Grenze der 
Sensibilität lag genau in der Mittellinie des Körpers; auch die linke 
Seite des Penis und des Hodensacks war gefühllos. Haut- und 
Sehnenreflexe erhalten; Blasenlähmung bestand, Stuhl war retardirt, 
der Penis innerhalb der ersten 24 Stunden erigirt. Schmerzen be¬ 
standen bei Bewegungen und bei Druck auf die Wirbelsäule. In 
der 4. Woche Besserung der Motilität; in der 8. Woche wurden 
beim Gehen „Schleuderbewegungen* des rechten Beins notirt; in 
der 16. Woche geht Pat. ohne Stock; in der 22. Woche war die 
Sensibilität links überall wieder vorhanden. Als wichtigste sieht Vf. 
die obere Wunde an, die trotz äufserer linksseitiger Lage die rechte 
Rückenmarksbälfte durchtrennt habe; die anfängliche linksseitige 
Parese beruhte vielleicht auf einer mechanischen Quetschung dieser 
Seite oder einer früh eingetretenen traumatischen Myelitis. 

Bernhardt. 


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712 White, Myxödem. — Posfelow, Veränderungen der Haut etc. No.40. 

E. W. White, A case of myxoedema aseociated with insanity. 

Lancet 1884, I. 22. 

Es handelt sich um eine 56jährige verheiratete Frau, deren 
Schwester durch Selbstmord zu Grunde gegangen war. Pat. hatte als 
Kind Scharlach, klagte immer Ober Herzpalpitationen und Schwäche. 
Sie lebte in schlechten Verhältnissen und hatte viel häuslichen 
Kummer. Ohne sonst nachweisbare Ursache stellte sich plötzlich 
ein Oedem des Gesichts und des Nackens ein mit neuralgischen 
Schmerzen in den Armen, Händen und Beinen. Zu gleicher Zeit 
erkrankte sie an ausgesprochenem Verfolgungswahn mit zahlreichen 
Hallucinationen. Das Oedem erstreckte sich im Laufe der Krankheit 
auf sämratliche Extremitäten. Keine Albuminurie. — Aus dem 
Symptomencomplex sind folgende Punkte besonders hervorzuheben: 
1) Abnahme des Körpergewichts; 2) Verminderung der Anzahl der 
Pulsschläge (52—60 in der Minute), der Respiration (10—14), Sinken 
der Körpertemperatur (34,2 in der Axilla, 34,6 im Munde); 3) Ge¬ 
ringe Urinmenge; 4) Atrophie und Exfoliation der Haarfollikel, der 
Schweifs- und Talgdrüsen, Ausfallen der Zähne. Vf. leitet die Er¬ 
krankung von einer Parese des Sympathicus ab, insonderheit von 
einer Atrophie der Halsganglien mit Lähmung der Rami cardiaci. 
Dadurch bedingt eine Verlangsamung der Herzaction und des Blut¬ 
stromes mit Veränderung der Blutbestandteile: Eiweifs des Blutes 
wandelt sich in Mucin um. Durch Transsudation durch die Gefäfs- 
wände gelangt dieses in das benachbarte Gewebe. Siemerling. 

Pospelow, Pathologisch-anatomische Veränderungen der Haut in 

einem Falle von acuter Leberatrophie. Vierteljahrsschr. f. Dermat. u. 

Syph. 1883, S. 455. 

Eine 20jährige Bäuerin, zum 4. Male gravida, kam wegen Sy¬ 
philis in’s Hospital. In der 4. Woche ihres Aufenthalts im Hospital 
entwickelten sich die Erscheinungen einer acuten Leberatrophie, unter 
welchen die Pat. zu Grunde ging. Die Obduction ergiebt in Bezug 
auf die Haut: Die Haut stellt (überall resp. an den Extensorflächen 
der Ober- und Unterextremitäten eine Cutis anserina dar und ist 
gelb gefärbt. Das Strat. corneum erscheint lockerer als im normalen 
Zustande, was mit einer in den letzten Lebenstagen beobachteten 
schwachen Abschuppung zusammenhängt. Das Strat. granulös, ist 
nicht so deutlich gekörnt wie gewöhnlich. Die Zellen des Rete 
Malpighi erscheinen gequollen, ödematös, sind im Volumen ver- 
gröfsert, ihr Protoplasma ist körnig, eine beträchtliche Anzahl der 
Kerne in einem Zustande der Teilung. Die Papillen ragen bedeutend 
nach oben hervor, stellenweise s<nd sie abgerundet und dick. Die 
Bindegewebsbündel und die elastischen Fasern, die das Stroma der 
Papillen bilden. sind sehr derb und innig mit einander durchwebt, 
hauptsächlich in der Nähe der Blutgefäfse. Die Capillargefäfse der 
Papillarechlingen sind bedeutend erweitert, prall mit roten und weifsen 
Blutkörperchen erfüllt, ihr Endothelium ist körnig und ragt scharf 
in das Gefäfslumen hinein; in der Nähe der Capillargefäfswandungen 
ist eine beträchtliche Anzahl von Granulationszellen, zu bemerken. 


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No. 40. Haybm u. GiLBEnr, Veränderungen d. Nervensystems eto. 713 

Die gröfseren Arterien des Unterhautgewebes steilen das vollständige 
Bild einer Arteriitis dar: die Venen daselbst sind etwas erweitert, 
doch ihre Wandungen normal. — Die Muskeln der Haut, sowohl 
die schräg und horizontal verlaufenden, wie die Arrectores piloruin, 
erscheinen gequollen, ödematös, ihre Fasern sind stellenweise trübe 
und körnig. Das intermusculare Gewebe ist ödematös, verdickt und 
von Kernen durchsetzt (Mykositis). — Das Endothel der Lymph- 
wege ist etwas körnig und gequollen. — Die Haarbälge sind ver¬ 
dickt, ihre Blutgefäfse erweitert; in der Nähe der Gefäfse sind eine 
grofse Anzahl von Hund- und Spindelzellen. Die äufsere Wurzel¬ 
scheide ist stellenweise verdünnt, die innere gleichförmig, körnig und 
trübe. Die Cuticula des Haares erreicht stellenweise eine bedeutende 
Hyperplasie. Die Schweifsdrüsenknäuel sind vergröfsert, ihre Mem¬ 
brana propria verdickt, ihre Kerne an Zahl vermehrt. Das Epithel 
des Ausführungsganges und der Drüsenschläuche ist gequollen, 
körnig, mit fettigem Inhalt. — Vf. glaubt, dass diese Veränderungen 
der Haut „eng an die Erkrankung des ganzen Organismus der 
schwangeren Frau, bei der sich diese schwere und fast immer 
tätliche Krankheit, die acute Leberatrophie, entwickelt hatte, ge¬ 
bunden sind“. Lewinski. 


6. Hayem et A. Gilbert, Note sur les modifications du syst&me 
nerveux chez un amputA Arch. de Pbysiol. 1884. 4. 

Vff. fanden erhebliche Veränderungen in den Nervenstämmen, 
den Rückenmarkswurzeln und in dem Rückenmarke eines Mannes, 
dem mehrere Jahre vor dem Tode der rechte Arm araputirt worden 
war. Die Neurome an den Amputationsenden der Nerven bestehen 
zum grofsen Teil oder vorwiegend aus nervösen Fasern. An Stelle 
der starken Fasern des Nervenstammes traten im Neurom Bündel 
von feinen nervösen Fasern auf, die an der Peripherie sehlingen- 
förmig umbiegen. Sie entstehen auf dem Wege der Neubildung aus 
den Nervenenden des Amputationsstumpfes. In den Nervenstämmen 
selbst tritt eine deutliche Atrophie der nervösen Gebilde hervor, die 
Fasern haben an Zahl und Volum verloren, der Verlust kommt so¬ 
wohl auf Rechnung des Markes, wie der Axencylirider. Es finden 
sich im Stamme Bündel feiner Fasern, analog denen, wie sie im 
Neurom beobachtet werden. Vordere und hintere Rückenmarkwur¬ 
zeln eind in dem dem Plexus brachialis entsprechenden Gebiete er¬ 
heblich atrophirt, es sind verhältnissmäfsig mehr schmale Fasern 
vorhanden, als an den gesunden Wurzeln etc. Die graue Substanz 
und besonders die vorderen Säulen zeigen beträchtliche Verände¬ 
rungen: Schwund der Ganglienzellen, Verluste der Fortsätze etc. 

Oppenheim. 


A. Gusserow, V. Ueber die Entfernung kleiner Geschwülste des 
weiblichen Geschlechtsapparates bei gleichzeitig bestehenden Ent¬ 
zündungszuständen im Becken. Charite-Annalen IX. 1884, S. 333. 
Unter dem Begriff resp. der Indication der Lawson Tait’s -Ope¬ 
ration sind bis jetzt eine Menge der verschiedensten Dinge durch- 


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714 Gusskkow, Operation kleiner Geschwülste. - Diuauiun-Bkaumbtz, No. 40. 

einander geworfen. Die meisten Beobachter handeln unter dem Be¬ 
griff der Castration ab die Entfernung der Ovarien wegen chroni¬ 
scher Oophoritis, Perioophoritis, kleiner Geschwülste, Tubencysten etc. 
Andere (A. Martin, Prociiownick) trennen die Entfernung von 
Tubencysten bei chronischer Perimetritis als Salpingotomie ab. 

Vf. bespricht zunächst nun das in solchen Fällen sich darbie¬ 
tende Krankheitsbild. Der Krankheitsbeginn ist, oft im Anschluss 
an eine Entbindung oder einen Abort, wie bei Perimetritis oder 
Parametritis, auch der Verlauf kaum zu unterschieden. Es finden 
sich aber differentielldiagnostische Unterschiede der Symptome, des 
Befundes der Vaginalexploration und des Verlaufes. Charakteristisch 
sind Druck und Schmerzempfindungen im kleinen Becken, ein im 
kleinen Becken localisirter Schmerz über einem Schambeinaste; die 
progressiv allmählich sich steigernden Beschwerden trotz der, bei 
einer einfachen Perimetritis zur Heilung führenden, Behandlung. 
Wiederholte Untersuchung in Narcose ergiebt fast immer in den Ex¬ 
sudaten einen prall elastischen Tumor. Dies sichert die Diagnose. 
Welcher Tumor es sei, ist oft schwer zu finden. Wurstförmige, 
elastische, fast fluctuirende Beschaffenheit des Tumor spricht für 
Tubencyste. 

Schwierig ist der Zusammenhang zwischen Tumor und den 
chronischen Entzündungszuständen in der Umgebung zu erklären. 
Jedes von Beiden kann primär sein. Die Anwesenheit des Tumore 
giebt stets Veranlassung zu neuen Entzündungen in seiner Umge¬ 
bung und das zunehmende Siechtum der kranken Frau indicirt die 
Operation. 

G. giebt im Anschluss daran die Krankengeschichten von sieben 
Patientinnen, bei welchen aus den angeführten Indicationen Lvwsos 
TArr’s-Operation ausgeführt wurde. Alle sieben überstanden die Ope¬ 
ration ohne allen Nachteil; sämmtlichen Kranken hat der Eingriff 
genutzt, teils wurden dieselben gebessert, teils geheilt. In einem 
Falle konnte der Tumor nicht entfernt werden, in 2 Fällen war die 
Entfernung ausführbar, in 4 Fällen wurde der Sack der Geschwulst 
in die Bauchwand eingenäht und erfolgte Heilung durch Granula¬ 
tion und Vernarbung. A. Martin. 

Dujardin-Beaumetz, Sur rHamamelis virginica et sur ses pro- 
pri&^s therapeutiques. Bullet, general de sherap. 1884. S. 193. 

Hamamelis virginica, ein zur Familie der Hamamelaceen gehö¬ 
riger, 5—15 Fufs hoher, in Nord-Amerika einheimischer und „Witch- 
hazel“ (Hexen-Haselstrauch) genannter Baum, wird seit Alters her 
von den Indianern bei entzündlichen Krankheiten benutzt. Neuer¬ 
dings werden Früchte, Blätter, Rinde dieser Pflanze in Abkochung 
(Dosis: innerlich 30,0 : 500,0 gläserweise) oder in Form einer Tinc- 
tur (Dosis: 5—30 Tropfen) oder eines Extr. fluid. (Dosis: 10Tropfen 
bis 1 Teelöffel) sowohl äufserlich wie innerlich bei Hämorrhagien, Hä¬ 
morrhoiden, Varicen empfohlen. Nach D.-B. scheint das Extr. fluid. 
2stündlich 10 Tropfen bei Hämorrhoiden nützlich zu sein, dagegen 


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Go», gle 


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No. 40. Hamamelis virginica. - Königstrin. - Chambkrland. - Mkssbrkr. 715 

sah Vf. bei Varicen keinen Erfolg und bei Hämoptoö leistete es 
nicht mehr, wie andere Adstringentien. 

(Hamamelis ist in die Pharmakopoe der Vereinigten Staaten 
aufgenommen. Aufser eines Extr. fluid, kommen im Handel vor: 
Hamamelin oder Hamamelidin, ein aus der Rinde bereiteter, pulver¬ 
förmiger, rötlich-brauner Extract (bei Hämorrhoiden 0,05 in Suppo- 
sitorien) und Hazeline, ein wässrig-alkoholisches Destillat. Ref.) 

Langgard. 


L. Königstein, Die Entwickelung der Cilien und der MiiiBoM’schen 
Drüsen. Arcb. f. Ophthalm. XXX. S. 135. 

Während Ewbtzkt's Untersuchungen über die Entwickelung der Lider und der in 
ihnen sich befindenden Organe fast ausschliefslich nur an Rindsembryonen gemacht 
waren, beruhen die Resultate von K. auf Untersuchungen an menschlichen Em¬ 
bryonen. 

An einem 25 Grm. schweren Embryo liefs sich die Anlage der Cilien erkennen, 
dagegen die der MsiBoii’schen Drüsen erst bei einem 37 Grm. wiegenden. Ein Embryo 
von 100 Grm. zeigte einen deutlichen Haarschaft der Cilien und eine Andeutung der 
Talgdrüsen, bei einem 263 Grm. schweren waren die Augenwimpern fast vollständig 
ausgebildet, nur ihre Talg- und Schweifsdrüsen noch im Wachstum zurückgeblieben; 
dagegen hatten die MsiBou'schen Drüsen in ihrer Entwickelung grofse Fortschritte ge¬ 
macht. Ein Embryo von 340 Grm., der also der also dem 6. Lunarmonat entsprach, 
zeigte schon eine weit vorgeschrittene Entwickelung der Lidorgane. Die Losung der 
Lider fing an sich vorzubereiten, die Talgdrüsen waren vollkommen entwickelt, die 
Schweifsdrüsen begannen sich an ihrem Grunde zu kräuseln und die MziBOH'schen 
Drüsen zeigten schon ihre acinöse Bildung. Horstmann. 


Ch. Chamberland , Sur un filtre donnant de l’eau physiologiquement 
pure. Compt. rend. XCIX. 1884, No. 5. 

Die physiologische Reinheit des Wassers ist erreicht, wenn das Filter keinerlei Keime von 
Mikroben mehr passiren lässt. Leider macht Cr. (wenigstens in der obigen Mitteilung) 
keine Angaben darüber, wie die Wände etc. seines „Tube poreux, ou bougie filtrante, 
ayant 0,20 de longueur sur 0,025 de diam&tre" näher beschaffen waren, mit denen er 
jene Wirkung erreichte, die zu erzielen anderen Experimentatoren bis jetzt schlechter* 
dings versagt blieb. Wernich. 


O. Messerer, Ein Fall von indirecter Schuesfractur des Schädels. 
Cbl. f. Chir. 1884, No. 19. 

Den bis jetzt in der Literatur enhaltenen 17 einschlägigen Fällen (6 v. Brrgmann’s, 
3 in der Dissertation von Rocker, je 2 von Longmore und Ons, je 1 von Macleod, 
Dem», Tiling und Huguibr [?]) fügt Vf. eine neue eigene Beobachtung bei, betreffend 
einen 24jährigen Selbstmörder, der nach 4 Tagen auf der NussBAUM’schen Klinik zu 
München seiner Verletzung erlag. Der Eingang des Revolverschusses fand sich an 
der rechten Schläfenseite, ziemlich weit vom äufseren Augenwinkel und Meat. andil. 
ext Im Gehirn begann er nach Durchbohrung des Schädels kurz vor der Centralfurche, 
verlief erst horizontal bis zur linken Centralfurche, wo die Dura mater etwas verletzt 
schien, dann unter einem Winkel von 45° wieder nach rechts und rückwärts, um in 
der Mitte des Scheitellappens (wo man auch die Kugel fand) blind zu endigen. Nach 
Entfernung der Dura fand sich an der Basis cranii, völlig unabhängig von der Schuss- 
fractur, eine Fissur, welche, auf dem linken Orbitaldache beginnend, von hier quer 
über die Siebbeinplatte auf die andere — rechte — Orbita sich erstreckte und dann 
bis zur rechten Felsenbeinpyramide nach rückwärts ging. Vf. erklärt diese indirecte 
Fractur durch Sprengwirkung Seitens des incompressiblen Gehirns. P, Güterbock, 


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Tbzebicky. — v. Hacker. — Schaffer. 


No. 40. 


R. Trzebicky, Ein Fall von Krebs der m&nnlichen Harnröhre. 
Wiener med. Wochenschr. 1884, No. 20 u. 21. 

Ein 68 jähriger Pat., welcher vor 10 Jahren auf das Mittelfleisch gefallen war, 
bot alle Zeichen der traumatischen Harnröhrenstrictnr mit Fistelbildung. Bei der 
Operation dieser Fisteln fand Mikulicz die Harnröhre knorpelhart und in ein gelblich* 
weifses markiges Gewebe verwandelt, welches in jeder Richtung an den Durchschnitt 
eines Lippencarcinoms erinnerte. In dieser Masse bildete das HarnrOhrenlumen eine 
an der Grenze der Pars bulbosa und Pars membran. von harten Rändern umgebene 
Oeffnung. M. entfernte daher den ganzen Penis sammt den Schwellkörpern, diese auf 
thermokaustischem Wege in der Nähe ihrer Wurzeln abtragend. Bei der Untersuchung 
der Harnröhre zeigte sich, dass vor der Fistel, also am Anfang der Pars pendula 
urethree, das Corp. cavernos. urethr. einen etwas unebenen Knoten von der Gröfse einer 
Wellschnuss bildete, welcher nach und nach in einen normalen Schwellkörper über* 
gehend, die Corpp. cavern. penis völlig intact liefs. Die mikroskopische Prüfung des 
Gewebes dieses Knotens ergab ein typisches Schleimhautcarcinom der Harnröhre. — 
Pat. genas vollkommen, doch trat nach 4 Monaten ein Recidiv in der Leistendrüse 
ein. — In der Epikrise macht Vf. auf die Seltenheit des primären Harnröhrenkrebses 
aufmerksam, und ferner darauf, dass hier, wie in einigen anderen ähnlichen Beob¬ 
achtungen die Neubildung sich an der Stelle einer alten narbigen Verengerung ent¬ 
wickelt hat. P. G fiter bock. 


V. V. Hacker (Mitteilungen aus d chir. Universitätsklinik d. Prof. Billkoth 
in Wien), Ueber einen neuen Fall von gelungener Pyloruareaection. 
Wiener med. Wochenschr. 1884, No. 29. 

Der eine 39jährige, seit einem Jahre am Magen leidende Frau betreffende Fall 
ist in diagnostischer Beziehung dadurch ausgezeichnet, dass der Tumor meist hinter 
dem Rippenbogen lag und nur bei stärkerer Magenfüllung deutlicher fühlbar wurde. 
Das excidirte Stück maafs 10 Ctm., die Schnittränder verliefen in ca. 2 1 * Ctm. Ent¬ 
fernung von den makroskopisch als krank erkennbaren Stellen. Operation und Verlauf 
boten im Uebrigen nichts Besonderes; hervorzuheben ist, dass nach der Operation kein 
Erbrechen eintrat, dieses vielmehr nach Vf. nur ausnahmsweise kein ungünstiges 
Symptom ist. Ein in der Nähe der grofsen Curvatur gelegene Lymphdrüse musste 
mitentfernt werden. p. Güterbock. 


Sehäffer, Nasenleiden und ßeflexneurosen. Deutsche med. Wochenschr. 
1884, No. 24. 

Durch Hack’s Arbeiten über die mit Nasenkrankheiten der damit verbundenen 
nervösen Erscheinungen veranlasst, teilt Vf. seine bezüglichen Erfahrungen, die im 
Grofsen und Ganzen wohl mit denen H.’s übereinstimmen, aber denn doch in ihreu 
Erfolgen nicht so günstige Resultate gegeben haben, vielmehr sich eher den von 
Sommbkbrodt, B. Fränkkl und den vom Ref. dazn mitgeteilten Bemerkungen nähern. So 
wurden von 66 Asthmatikern 27 geheilt, 30 gebessert (d. b. die Fälle, bei denen die 
Polypen recidivirten und die Asthmaanfälle wiederkehrten), 6 ungeheilt, 3 entzogen 
sich der Behandlung. 

Die Fälle von Migrsene, welche von Schleimpolypen, Papillomen und chronischer 
Rhinitis begleitet waren, wurden 6 an der Zahl, bis auf einen geheilt, ebenso 4 Fälle 
von Supraorbitalneuralgie, — Schwellang und Rötung der Nasenhaut, welche durch 
chronische Entzündung der Nasenschleimhaut unterhalten wird und wohl kaum nach 
Hack auf angioneurotische Mischformeo beruht, wurden zum gröfsten Teil (12 von 
16 Fällen) beseitigt. Schwindelanfälle wurden von 5 Fällen in 4 beseitigt, anch ein 
epileptiformer Anfall (? Ref.), sowie Secretionsanomalien, als: Nieskrämpfe, Tränen¬ 
kräuseln etc. Jedoch bemerkt Vf., dass er selten einen so prompten Erfolg von den 
galvanokaustischen Operationen auf die verschiedenen Reflexerscheinungen constatiren 
konnte, wie das Hack getan, vielmehr oft eine sorgfältige local medicamentöse Be¬ 
handlung, als auch eine Berücksichtigung der GesammtconstitaUon des Kranken nötig 
war, um den vollen Erfolg der Behandlung dauernd zu sichern. (Ref. kann sich mit 
diesem Schlusspassus nur vollkommen einverstanden erklären. w. Lubltnaki. 


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No. 40. Leber. — Samtkr. — Grassi u. Calardrüccio. — Brieqkr. 717 

Th. Leber, Beobachtungen über die Wirkung in’s Auge ein¬ 
gedrungener Metallsplitter. Arch. f. Ophthalm. XXX. S. 243. 

L. veröffentlicht 6 Beobachtungen, bei denen Eisen- oder Kupferteile in das 
menschliche Auge eingedrungen waren. Dieselben bestätigten die bisher gültige An* 
nähme, dass Fremdkörper aus oxydablen Metallen für sich allein entzündungserregend 
wirken können, aber es nicht in allen Fällen tun müssen. Die Wirkung hängt nicht 
nur von der Art des Metalls ab, sondern auch von dem Sitze des Fremdkörpers. 

Horstmann. 


Jos. Samter (Casuistische Mitteilungen aus dem Stadtlazaret in Posen), 
Mischinfection von Tuberkelbacillen und Pneumonie-Mikrokokken. 
Berliner klin. Wochenscbr. 1884, No. 25. 

Ans der Autopsie seiner ersten, einen marastischen Greis von 65 Jahren betref¬ 
fenden Falles, schloss S.: „Pat. hatte bereits seit längerer Zeit an chronischer Tuber- 
culose geliiten, welche, wie ja häufig unter der Form eines senilen Marasmus und 
Bronchialkatarrhs latent blieb, als eine acute Invasion pneumonischer Kokken ihn 
befiel, den vorhandenen Bacillen einen besseren Nährboden schuf, zu einer acuten 
Miliartuberculose in dem pneumonischen Gewebe den Anlass gab und den marastischen 
Kranken unter Collapserscheinungen, welche auch in der Körpertemperatur ihren Aus¬ 
druck fanden, tötete.“ — Der doppelte Mikrobenbefund war bereits während des 
Lebens (3 Tage vor dem tätlichen Ausgange) constatirt worden. 

Der zweite Fall, der unter den Erscheinungen eines septischen Typhoids mit Pa¬ 
rotitis zum Tode führte, war durch eine unzweifelhafte Tuberkelbacillen-Caverne aus¬ 
gezeichnet; im Sputum waren solche während des Lebens nicht aufzufinden gewesen; 
ebenso fehlten auch Bacillenbefunde in anderen Organen. Wernloh. 


B. Grassi 6 S. Calandruccio, Intorno ad una malattia parasitaria. 

S.-A. Catania 1884. 

Neben Notizen über die sonstigen parasitären Yiehkrankheiten auf Sicilien geben 
die Vif. speciell einige Daten bezüglich der Häufigkeit des Vorkommens von Echino¬ 
kokken beim Menschen in Catania und Umgegend. Nicht weniger als 6 solcher Vor¬ 
kommnisse wurden unter 120 Sectionen festgestellt, während in deutschen Statistiken 
die Frequenz dieses parasitären Leidene auf 0,7. in Oesterreich und der Schweiz auf 
0,02 pCk beziffert ist. Warnich. 


L. Brieger, Beiträge zur Kenntniae der Pathogenese des Ileus. 
Charitö-Ann. IX. (1884), S. 144. 

Eine 34jährige Arbeiterfrau, die früher wahrscheinlich mehrmals an Perityphlitis 
gelitten hatte, wurde auf der Hohe eines Ueotyphus von heftigen Erscheinungen des 
Ileus befallen; starke peristaltische Bewegungen ausgedehnter Darmschlingen im rechten 
Hypochondrium. Bei der Obduction fand sich: allgemeine Peritonitis; typhOse Ge¬ 
schwüre des Ueum, von denen eines in die Bauchhöhle perforirt war. Circa 1 Meter 
oberhalb der BAUHiN’schen Klappe ein 5 Ctm. langes Darmdivertikel, dessen Mesente¬ 
rium sich durch eine Verbindungsbrücke mit dem des Ueum über die Wand des Darm¬ 
rohres hinüber verband; durch diese beiden, das betreffende Darmstück umfassenden 
Mesenterialansätze war eine Azendrehung und Verengerung des Darms hervorgebracht, 
die durch den von der chronischen Peritonitis erzeugten Indurationsprocess und durch 
die Zunahme der Succulenz des Darmes in Folge des Typhus schliefslich in eine totale 
Stenose übergeführt wurde. 

Bei einer 70jährigen Frau waren die Erscheinungen des Ileus durch eine, von 
einem Magencarcinom bedingte carcinöse Peritonitis hervorgerufen, welche zu einer 
winkligen Knickung des Anfangsteiles des Dickdarms geführt hatte. Das Koterbrechen 
war aber nicht allein auf diese Darmstenosirung zu beziehen, sondern auch auf das 
nach dem Colon und dem Duodenum perforirte Magencarcinom, wodurch eine freiere 
Communication zwischen dem Magen und diesen Darmabschnitten hergestellt war. 

Perl. 


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718 Leyden. Weiss; Bagenbach. Binswanoer. Lubrecht. Smith. No.40. 


E. Leyden, Ueber die Arseniktherapie der Lungentuberculose. 

Charitö-Ann. IX. (1884), S. 164. 

Auf Grund von 20 kurz mitgeteilten Krankengeschichten spricht sich L. in Ueber- 
einstimmung mit Stottzing (Cb). 1883, S. S57) dahin aus, dass der Arsentherapie bei 
Lungentuberculose ein Wert nicht zuzuerkennen ist; weder das Allgemeinbefinden und 
der Ernährungszustand, noch der physikalische Zustand der Lungen und der Auswurf 
wurden durch das Arsen günstig beeinflusst. Feri 


1) M. Weis», Ueber Phosphorbehandlung der Rhachitis. Prager 
med. Wochenschr. 1884, No. 23—25. — 2) E. Hagenbach, Die 
Behandlung der Rhachitis. Schweizer ärztl. Corr.-Bl. 1884, No. 13. 

Unter 8 mit Phosphor nach Kassowitz's Vorschrift (Cbl. 1884, S. 235) behandelten 
rachitischen Kindern beobachtete W. nur eins, bei welchem sich die krankhaften Er¬ 
scheinungen unter der eingeleiteten Behandlung sichtlich gebessert hatten. 4 Mal 
blieben die Erscheinungen constant, 3 Mal wurde ein Fortschreiten des rhachitischen 
Processes beobachtet. — Ebensowenig wurde mit Ausnahme jenes einen Falles eine 
Besserung der einzelnen Symptome: Craniotabes, Laryngospasmus, Kopfschweifse, 
Bronchialkatarrhe u. s. w. bemerkt. L. Rosenthal. 

H. dagegen spricht sich auf Grund von 7 Beobachtungen günstig über die Wir¬ 
kung des Phosphors auf die Verknöcherung der Schädelknochen, auf die Krämpfe, 
insbesondere den Stimmritzenkrampf, endlich auf das Allgemeinbefinden aus, nur die 
Dentition wurde abweichend von Kassowitz’s Angaben nicht wesentlich gefördert. 

Senator. 


Binswanger, Die pathologische Histologie der Dementia paralytica. 
Verhdlg. d. Jenaiscben Ges. f. Med. u. Natarw. 11. Januar u. 13. Juni. 

Die Veränderungen, welche Vf. in Paralytikergehirnen constatirt hat, beziehen 
sich 1) auf den Gefäfsapparat. Die kleinen Blutgefäfse der Rinde und des Marklagers 
zeigen Um Wandelungen in der Scheide nebst Verengerung des Lumens (Arteriitis obli- 
terans). Im Gefolge dieser Gefäfserkrankung finden sich circumscripta Zellherde in 
der Gröfse von miliaren Tuberkeln, zusammengesetzt aus Zellen resp. Kernen, durch 
eine fibröse Randzone gegen das benachbarte Gewebe abgegrenzt. 

2) Veränderungen an den Riesenpyramidenzellen (Bbtz) des Paracentalläppchens. 
Dieselben beziehen sich auf den Kernkörper, den Kern und den Zellkörper. Das 
Nähere muss im Orig, eingesehen werden. siemerllng. 


R. Lubrecht, Ein Beitrag zur Encephalopathia saturnina cum 
amaurosi. Berliner klin. Wochenschr. 1884, No. 24. 

Nachdem andere Erscheinungen der Blei -Intoxication vorangegangen, wird der 
vom Vf. beobnchtete Pat. somnolent und verwirrt; aufserdem zeigt sich, dass er völlig 
erblindet ist. Die Pupillarreaction ist beiderseits aufgehoben oder nur spurweise vor¬ 
handen. — Die ophthalmoskopische Untersuchung ergiebt eine geringe Trübung des 
peripheren Teiles der Papille und der Umgebung derselben. Nach kurzer Zeit geht 
unter der Besserung der Übrigen Erscheinungen auch die Blindheit zurück. Vf. ist 
der Ansicht, dass der saturninen Amaurose eine palpable Erkrankung der Sehnerven 
zu Grunde liegt, die vielleicht dem primären Stadium der chronischen saturninen 
Neuritis entspricht. Mit einer ursmischen Amaurose, welche auf einer durch die Blei¬ 
vergiftung hervorgerufenen Nierenerkrankung beruht, ist diese Amaurose schon deshalb 
nicht zu verwechseln, weil bei jener die Pupillarreaction erhalten ist etc. 

, _ Oppenheim. 


S. C. Smith, A case of epileptic automatism. Lancet 1884 I., 22. 

Vf. berichtet über einen jungen Menschen, welcher an Anfällen von Petit mal 
litt. Dieselben gingen mit tiefer Bewusstseinsstörung einher. Und doch führte Pat. 
während derselben coraplicirte Verrichtungen geordnet aus, ohne nachher von den 
Vorgängen eine Erinnerung zu haben (Klavierspielen, Manipulation mit Maschinen). 

Siemeriiag 


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No.4Ö. 


BeRAÜD. — itASLUND. — BoECK. — ßETERSEN. 


719 


R. Berand, Groseesse et Epilepsie. L’Encephale 1884, 3. 

Patientin stammt von einem Vater, welcher Potator strenuus war. Seit ihrer 
frühesten Kindheit litt sie an epileptischen Krampfanfällen. Anzahl und Intensität 
derselben steigerten sich später während jeder Menstruation. Am heftigsten traten 
dieselben in der Schwangerschaft auf. In einer solchen wurde Patientin mit Brom* 
Präparaten behandelt (pro die Bromammonium und Bromnatrium aa 5 Grra., ferner 
Pillen ron Zinkoxyd und Extract Bellad.) Unter dieser Medication gingen die An* 
fälle zurück, um schliefslich völlig zu verschwinden. Die Behandlung hatte keinen 
übten Einfluss auf die Schwangerschaft; es wurde ein ausgetragenes Kind geboren. 

8iemerling. 

Haslund, Zur Statistik des Lupus laryngis. Vierteljahrsschr. f. Derm. 
u. Syphilis 1883, S. 471. 

In der unter Leitung von H. stehenden dermatologischen Abteilung des Kopen* 
hagener Commune-Hospitals werden seit dem Jahre 1866 alle Lupusfälle laryngosko- 
pisch untersucht. In den ersten 11 Jahren fanden sich unter 106 Kranken nur & 
Kehlkopf leidende, d. h. ein Procentsatz von 4,7. In den letzten Jahren sind 109 
Fälle von Lupus vulgaris behandelt, unter denen sich 10 Mal eine Atifection des 
Larynx fand, d. h. 9,1 pCt. In der Gesammtzeit waren demnach unter 215 Kranken 
15 KehlkopfafFectionen = 6,94 pCt — Von den letzten 10 Fällen, deren Kranken¬ 
geschichte kurz erzählt wird, betraf nur einer einen 16jährigen Mann, alle anderen 
dagegen nur Frauen. Nur 4 von diesen 10 Kranken sind über 25 Jahre alt und bei 
2 deuten weifse Narben darauf hin, dass die Afiection im Larynx schon längst an¬ 
gefangen hat. Von den übrigen sind 2 unter 20 Jahren, die letzten 2 im Alter von 
22 resp. 24 Jahren. — Vf. hält es anderen Autoren gegenüber für unmöglich, dass 
die lupösen KehlkopfafFectionen mit syphilitischen verwechselt werden könnten. Ein 
Irrtum könnte höchstens bei tertiärer Syphilis (Chondritis, Perichondritis und tiefen 
Ulcerationen) Vorkommen, aber hier doch auch nur bei oberflächlicher Untersuchung. 
Denn die lupöse Chorditis resp. Perichorditis geht immer von der Schleimhaut aus, 
man findet demnach den entzündeten Knorpel von einer zum Teil ulcerirten, unebenen 
granulirten Fläche gedeckt, während man bei der entsprechenden syphilitischen Affection 
eine glatte ausgespannte, oft ödematüse Schleimhaut hat. Schliefslich haben die aus 
zerfallenen Gummiknoten entstehenden Geschwüre einen tiefen unreinen Boden, scharfe 
Ränder, rote geschwollene und injicirte, jedoch glatte Umgebung, während bei Lupus 
sich unregelmäfsige, meist oberflächliche, granulirende, bei Berührung zum Bluten 
geneigte und in der nächsten Umgebung der Schleimhaut immer von einem lupösen 
Processe umgebene Substanzverluste finden. 

Zum Schluss teilt Vf. einen Fall von primärem Lupus des Larynx mit. 

Lewinski. 


Caesar Beeck, Essentielle Erythantheme — Erythema multiforme 
und Purpura rheumatica — durch Schlundentzilndungen hervor¬ 
gerufen. Vierteljahrsschr. f. Derm. u. Syph. 1883, S. 481. 

In einem Falle traten 11 Tage nach Beginn der Schlundentzündung und während¬ 
dem die Symptome derselben noch nicht ganz vorüber waren, ein charakteristisches 
Erythema multiforme und in einem zweiten Falle haben sich ungefähr 1 Monat (! Ref.) 
nach dem Auftreten einer charakteristischen folliculären Angina und „während noch 
der nach dieser Krankheit oft sehr ausgesprochene und lange fortdauernde Zustand 
der Schwäche und Debilität bei Weitem nicht überwunden war* 4 , rheumatische Aflec- 
tionen mit Purpura rheumatica complicirt eingestellt — Vf. ist der Meinung, dass 
diese Dinge Zusammenhängen und dass es bei der Halsaflection nur auf den Sitz, nicht 
auf die Form der Erkrankung ankomme; in dieser Beziehung scheinen ihm die zahl¬ 
reichen Nervenverbindüngen des Schlundes mit dem Sympathicus von Bedeutung zu sein. 

Lawinski. 


Petersen, Syphilis hsemorrhagica neonatorum. Vierteljahrsschr. f. 
Denn. n. Syph. 1883, S. 509. 

Gegenüber den Bestrebungen einzelner Autoren, eine sich durch Ekchymosfcn- 
bildung auf der Haut, sowie durch Blutungen aus dem Nabelhöcker nach Abfallen 


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720 


Pozzi. — Lumpe. — Lahs. 


No. 40. 


des Nabelschnurrestes cherakterisirende hämorrhagische Form der Syphilis Neiigeboreoer 
anzunehmen, teilt P. die Krankengeschichte eines in typischer Weise erkrankten Kindes 
mit, bei dem post mortem sich aber als Ursache der Blutungen eine septische Infection 
fand. Das Kind hatte eine septische Umbilical-Phlebitis bekommen, und aus der 
Thrombose der Umbilicalvene waren Embolieen von mykotischen Massen in die Langen, 
Haut etc. entstanden, welche die Veranlassung zu den Blutungen gegeben hatten. — 
In der Epikrise weist Vf. darauf hin, dass bis jetzt noch keine exacte (auch anato¬ 
mische) Beobachtung vorliegt, welche das Vorkommen einer hämorrhagischen Form 
der congenitalen Syphilis zu beweisen im Stande wäre. Lewinski. 


Pozzi, De la valeur des alt^rations du rein cons4cutives aux corps 
fibreux de Put4rus pour les indications et le pronostic de Physt^ro- 
tomie. Ann. de Gyn. 1884. XXI. S. 1. 

P. berichtet über 5 Falle, in denen gröfsere fibröse Uterustumoren durch Druck 
auf einen oder beide Ureteren eine Erkrankung und Degeneration der betreffenden 
Niere verursacht hatten. In dem ersten Falle waren beide Nieren mit einer grofisen 
Anzahl kleiner Abscesse durchsetzt und ging die Kranke unter urämischen Erschei¬ 
nungen zu Grunde. — Im zweiten Falle handelte es sich um eine BRiOHT'sche Dege¬ 
neration, doch scheint dieselbe nicht durch den Tumor veranlasst zu sein. — In dem 
dritten Falle comprimirte das Fibrom den Blasenhals; die Blase wurde punctirt. 
Patientin erlag einer Phlebitis. — In einem vierten Falle, Pat. war am dritten Tage 
nach der Cysterotomie gestorben, fand man die Blase leer, die rechte Niere cystisch 
entartet, den Ureter beträchtlich dilatirt. Bemerkenswert ist hier, dass Pat. seit den 
Operationen keinen Urin mehr entleert hatte. — Der fünfte Fall genafs. Hier wurde 
neben dem Fibrom in der Nierengend ein zweiter grofser Tumor constatirt, die er¬ 
krankte Niere. Die Punction ergab eitrigen Inhalt. Es wurde zuerst das Fibrom per 
laparatomiam entfernt, dann kurze Zeit nach der Operation die Nierengeschwulst 
punctirt und mit Sublimat ausgespült. Eine erneute Eiteransammlung erfolgte nicht 
wieder. A. Martin. 


Lumpe, Ein Kaiserschnitt nach Porro. Arch. f. Gyn. etc. XXIII. 2, 
S. 276. 

Der mitgeteilte Fall ist von Späth operirt. — Es handelte sich um eine IXpara, 
bei welcher sich in der letxten Schwangerschaft Osteomalaciö mit den charakteristischen 
Beckenverengerungen ausbildete. Die Operation wurde am Ende der Schwangerschaft, 
15 Stunden nach Wasserabfluss ohne Spray ausgeführt. Der Uterus wurde schnell 
eröffnet, die Placentarstelle lag dem Schnitt gegenüber und ein lebendes Mädchen 
extrahirt, darauf der BtLLHOTH’sche Ekraseur um den Cervix gelegt und der Uterus 
abgetragen. Extraperitoneale Stumpfbehandlung. Verlauf vollkommen normal. — In 
der darauffolgenden Betrachtung spricht sich L. zu Gunsten der PoRBo’schen Operation 
im Gegensatz zu der Methode der alten Sectio csesarea aus. w. Sehöl ein. 


Lahs, Was heilst „unteres Uterinsegment“? Arch. f. Gyn. etc. XXIII. 
S. 215. 

Da die Bezeichnung „unteres Uterinsegment“ auf verschiedene Bezirke des Uterus 
angewendet ist, so rät L., um eine Einigung zu erzielen, den ganzen Abschnitt der 
Gebärmutter, welcher bei der Hochschwangeren und im Beginn der Geburt abwärts 
vom Beckeneingang gelegen ist oder denselben überdeckt, mit diesem Namen zu be¬ 
nennen, so dass also Vaginalportion, sowie Cervicalkanal Teile dieses unteren Uterin¬ 
segments bilden. Die Bezeichnung: Os internem, BuAUHH’sches Os internem, Con- 
tractionsring, mechanischer oder klinischer Muttermund will er durch einen neuen 
Terminus „Beckeneingangsstrictur“ ersetzt haben, weil er den Beckeneingang als die 
erste Ursache der Bildung dieser Strictur ansieht. Die Beckeneingangsstrictur kann, 
abhängig von der Abnormität des Geburtsverlaufes, eine stärkere oder geringere Ent¬ 
wickelung erfahren und erheblich nach aufwärts dislocirt werden. Diese Strictur bildet 
die obere Grenze des unteren Uterinsegments. w. Schüietn. 

Verlag von Angnst Hiraehwald In Berlin. — Druck von L. Schumacher in Berlin. 


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Wöchentlich erscheinen VfL V JVJV Preis des Jahrgnngej 

1—2 Bogen; am Schlüsse fl I TT 20 iIark *> xu beziehen 

des Jahrgangs Titel, Ne- wäb CUlrMwIlW durch alle Buchhandlun- 

men- und Sachregister. gen und Fostanatalten. 

für die 

medicinischcn Wissenschaften. 

Redigirt von 

Proi Dr. H. Kroneoker, und Prof, Dr. H. Senator, 

Berlin (NW.), Dorotheenrtr. 36. Berlin (NW.), Bnnhofrtr. 7 (Mn Hegelplntx). 


1884. **• Octobcr. No. 41. 


Inhalt: Mbltzeb und Welch, Veränderung des Blotes durch Schütteln mit un¬ 
löslichen Stoffen (Orig.-Mitfc ). 

Christiani. Zur Physiologie des Gehirns. — J. Munk, Resorption und 
Ansatz von Fett. — Sabourin, Adenome der Nieren. — Nicoladoni, Cubitus 
▼arus. — v. Frbkichs, Diabetes. — Starr, Herderkranknngen des Gehirns. — 
A. Strümpell, .Multiple Neuritis und Poliomyelitis. — Nbissbr, Leucoderma 
syphiliticum. 

W ooLDBiDGB, Ferment im Blutplasma. — Pbarsrn, Kniekappe. — Franks, 
Exstirpation der Zunge, der linken Mandel und des Gaumensegels. — Undbrhill, 
Rippenbrach durch Muskelaction. — Kipp, Geschwülste der Ohrmuschel. — Howe, 
Ergotin - Einspritzung bei Ohrhsematom. — Nettes, Wasserzufuhr in den Darm and 
die Bauchhöhle gegen Cholera. — Krannhals, Kephir. — Mat, Lähmung der 
Facialis durch leukämische Infiltration. — E. Re hak, Juvenile Form der progressiven 
Muskelatrophie. — Eichhorst; Wolppberg, Trichorhexis nodosa. — Slavianski, 
Laparatomieen. 

Druckfehler. 


Zur Histiophysik der roten Blutkörperchen. 

Von 8. J. Heltier und W. I. Welch in New-York. 

Durch Vorverauche angeregt, haben wir Blut mit unlöslichen, 
körnigen Substanzen geschüttelt, um den mechanischen Einfluss auf 
die roten Blutkörperchen zu studiren. Wir verwendeten einerseits 
constant frisches Ochsenblut und versuchten andererseits die ver¬ 
schiedensten Substanzen und in verschiedenster Feinkörnigkeit. Zu 
klaren Resultaten gelangten wir erst, als uns in der bekannten 
hiesigen Mineralwasserfabrik des Herrn Cabl H. Schultz*) in der 
liberalsten Weise eine Schüttelmaschine zur Verfügung gestellt 
worden ist, wodurch dieselbe Blutprobe nicht nur stunden-, sondern 
auch tage- und sogar wochenlang geschüttelt werden konnte. 

Wir können im Allgemeinen aufstellen: dass beim längeren 
Schütteln von Blut mit einer unlöslichen, körnigen Sub¬ 
stanz ein Zeitpunkt kommt, wo die roten Blutkörperchen 
völlig verschwunden sind; man kann dann weder in der Blut¬ 
flüssigkeit, noch in der ausgewaschenen Substanz Blutkörperchen 


*) Es sei uns gestattet, Hrn. Schultz auch an dieser Stelle für seine Gefälligkeit 
bestens zu danken. D. Vff. 


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XXII. Jahrgang. 

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722 


Mrltzkr a. Welch, Veränderung des Blutes durch 


No.41. 


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entdecken, während sie in der Controlprobe sich unvermindert zeigen. 
Die Blutkörperchen verschwinden ferner um so früher: 1) je 
grölser das specifische Gewicht der Substanz ist; 2) je 
feinkörniger sie verwendet wird; 3) je gröfser die Menge 
der Substanz ist im Verhältniss zum Blute; endlich 4) bei 
gleichbleibender Substanz- und Flässigkeitsmenge, je kleiner die 
Zahl der darin enthaltenen Blutkörperchen ist — beim ver¬ 
dünnten Blute früher, als beim unverdünnten. — Die längste Dauer 
von fast 3 Tagen war beim Schütteln mit Bimstein und mit Schrot¬ 
körnern; bei er6terem wegen des geringen specifischen Gewichtes, 
bei letzterem wegen der sehr starken Grobkörnigkeit — fa9t 2 Mm. 
Durchmesser! (Die Blutkörperchen in ungeschütteltem oder ohne 
Substanzen geschütteltem Blute können wochenlang erhalten bleiben.) 
Die kürzeste Zeit von 7 — 8 Stunden brauchte Quecksilber wegen 
seines grofsen specifischen Gewichts und wegen seiner Fähigkeit, 
sich sehr fein zu zerteilen. Wir benutzten daher für unsere weiteren 
Untersuchungen ausschliefslich das Quecksilber. 

Wir haben das Blut von Beginn des Schütteins bis zum Ver¬ 
schwinden der Blutkörperchen stündlich untersucht, uib die Zwischen¬ 
stadien kennen zu lernen. Makroskopisch kann man bemerken, wie 
das Blut vom Beginn au continuirlich immer dunkler wird, 
bis es etwa um die achte Stunde (für Quecksilber) das Minimum 
der Schwärze erreicht. Mikroskopisch kann man erst etwa von der 
dritten Stunde au das Trüberwerden der Zwischenflüssigkeit deutlich 
constatiren. Zu derselben Zeit kann man anch schon eine geringe 
Abnahme der Zahl der Blutkörperchen erkennen. Die Haupt¬ 
abnahme geschieht jedoch ziemlich plötzlich, etwa in der sechsten 
Stunde; dann bleibt noch ein kleiner Rest, der lange widersteht. 
Zu keiner Zeit bis zum völligen Verschwinden der roten 
Blutkörperchen vermochten wir weder erkennbare Trüm¬ 
mer derselben, noch Schatten oder von Blutfarbstoff ver¬ 
lassene Stromata zu entdecken, obschon die Blutkörperchen 
in den vorgeschrittenen Stunden ein wenig blasser zu sein scheinen. 
Der Zerfall der roten Blutkörperchen beim Schütteln 
scheint demnach ein moleculärer und ziemlich plötzlicher 
zu sein! 

Aber noch folgende Tatsache: Schüttelt man Blut mit einer 
der unlöslichen, körnigen Substanzen eine nur kurze Zeit, etwa 
15—20 Minuten, so sieht man zunächst keinerlei Veränderungen; 
lässt man dann das Blut ruhig stehen, so findet man darin 
nach 15—18 Stunden fast nichts als mehr oder weniger 
blasse Schatten, während die Blutkörperchen einer Controlprobe 
natürlich noch völlig intact sind! Demnach scheint es, dass schon 
eine geringe Erschütterung ausreicht, den Zusammen¬ 
hang zwischen Blutfarbstoff und Stromata zu lockern; 
freilich nur zu lockern, nicht aber den Austritt zu veranlassen, der, 
wie es scheint, auch nicht durch ein weiteres Schütteln herbeigeführt 
wird; es scheint vielmehr, dass der Blutfarbstoff nur allmählich 
durch und in die Zwischenflüssigkeit ausgeschwemmt wird; 


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No. 41. 


Schütteln mit unlöslichen Stoffen. 


723 


durch ein fortgesetztes Schütteln jedoch zerfällt das gesammte Blut¬ 
körperchen moleculär, noch bevor der Blutfarbstoff ausgeschwemmt 
werden kann. 

Den Einfluss des Schöttelns haben wir ferner untersucht nach 
Zusatz von verschiedenen Reagentien zum Blute. Während der 
Zusatz concentrirter Lösungen von Kochsalz, Magnesiumsulphat, 
Natriumsulphat, Zinksulphat, Bleiacetat, Zucker den oben dargelegten 
Erfolg des Schöttelns nicht erkennbar beeinträchtigt, bleibt das 
Schütteln ganz ohne jeden Einfluss beim Zusetzen von 
Alkohol (absol.), Tannin (lOproc.), Kupfersulphat (lOproc.), Pyro- 
gallussäure (20proc.), Kaliumchlorat (6proc.) und Silbernitrat 
(3proc.). Mit den 3 letzten Reagentien haben wir die Blutproben 
sogar Ober 14 Tage schötteln lassen — ohne den geringsten 
Erfolg: die Blutkörperchen sahen ganz so aus wie vor dem 
Schötteln! 

Unter diesen Umständen dürfen wir bei der Einwirkung der 
Reagentien nicht an eine blol'se Cohaerenzvermehrung der 
Blutkörperchenmoleköle denken; vielmehr handelt es sich hier 
offenbar um eine solche constitutionelle Veränderung der 
roten Blutkörperchen, welche eie nunmehr för eine solche 
mechanische Einwirkungsweiee, wie das Schötteln, über¬ 
haupt unzugänglich macht. — Wahrscheinlich giebt es noch 
andere ähnlich wirkende Reagentien, daher ist es auch noch nicht 
Zeit, eine abschließende Meinung über das gemeinsame Princip 
aller bezüglichen Substanzen zu versuchen. Wir wollen indessen 
nicht unterlassen, darauf hinzuweisen, dass sich als annähernd 
gemeinsame Principien aufdrängen: 1) die Fähigkeit, Eiweifse zu 
coaguliren, 2) die Fähigkeit, Heemoglobin in Methaemoglobin 
zu verwandeln! 


Bei unserem Bemühen, Schatten in geschütteltem Blute zu er¬ 
kennen, haben wir eine ganze Reihe von ausgezeichneten Reagentien 
gefunden, um die blässesten Schatten wieder sichtbar zu machen. 
Wir können eigentlich kurz sagen: alle eiweifscoagulirenden 
Mittel machen die Schatten mehr oder weniger sichtbar. 
Die bisher benutzten Mittel waren wesentlich färbende. — Als 
besonders geeignete Mittel wollen wir hervorheben: Pikrinlösung 
(gesättigte Lösung), Pyrogallussäure (20procentige), Kupfersulphat 
(lOproc.), Kaliumchlorat (6proc.) und Silbernitrat (3proc.). Die 
ersten beiden Reagentien machen die blässesten Schatten deutlich, 
sie verwandeln jedoch selber mehr oder weniger intacte Blutkör¬ 
perchen in Schatten. Die letzten 3 Reagentien tun es nicht und 
machen docli die Schatten sehr gut sichtbar — am vorzüglichsten 
Silbernitrat.. — Bei allen Reagentien erscheinen die Schatten als 
dunkle Ringe, mit Ausnahme bei Kaliumchlorat, wo die Schatten 
als blassbläuliche runde Scheiben erscheinen. 

Ausführlicheres wird im Journal of Physiology erscheinen. 

New-York, September 1884. 

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724 


Christiani, Zur Physiologie des Gehirns. 


No.41. 


A. Christiani, l) Zur Kenntniss der Functionen des Grofshirns 
beim Kaninchen. Berliner akad. Sitzgsber. 1884 XXVIII., S. 635. — 

2) Zur Physiologie des Gehirns. Verhdl. d. physiol. Ges. zu Berlin 
1883—84, No. 15 u. 16. 

1) H. Munk (s. d. Bl. S. 645) gegenüber hebt Vf. sein Ent¬ 
hirnungsverfahren und dessen nächste Folgen hervor. Er betont 
die Wichtigkeit einer möglichst kurzen Dauer der gesammten Ope¬ 
ration. Der Hauptkunstgriff der letzteren ist die von hinten nach 
vorn vorzunehmende Umklappung der grofsen Hemisphären mit der 
unteren Fläche nach oben bis zum Sichtbarwerden der Striae corneae, 
die Hauptschwierigkeit ist die tadellose Ausführung des trennenden 
Schnittes, wie derselbe vom Vf. genau vorgeschrieben wird. Günstigen 
Falles erhält man die Tiere ohne initialen Erschöpfungszustand, 
überhaupt aber charakterisirt sich eine gelungene Operation: 1) durch 
normale Atmung und Pupille (erstere höchstens etwas vertieft, letztere 
etwas erweitert); 2) durch sehr bald nachweisbare Erhöhung der 
Reflexerregbarkeit (für Sinnesreize); 3) keine venöse Blutung und 
keine Krämpfe; 4) Coordination für Stand und Locomotion gar 
nicht alterirt; 5) keine Zwangsbewegungen und keine Zwangs¬ 
stellungen (in maximo 12 Stunden unmittelbar nach der Operation 
während). 

2) Die vom Vf. aufgefundenen Atmungscentren: a) für Inspi¬ 
rations- und Hautreflexe am Boden des dritten Ventrikels, b) für 
Inspiration zwischen vorderen und hinteren Vierhügeln (schon von 
Ma ktin und von Bookkk beschrieben), c) ein Exspirations- und 
Hemmungscentrum am Eingänge des Aquseductus Sylvii — beein¬ 
flussen auch das Herz: bei genügenden Reizen sieht man Stillstand 
des Herzens und darauf — nach systolischem Stillstand — be¬ 
schleunigte Schläge, nach diastolischem — verlangsamte. Vor a) 
liegt das Coordinationscentrum (vom Vf. entdeckt): nur die Zer¬ 
störung dieses letzteren führt sofortige nnd dauernde Einnahme der 
Seitenlage herbei — die nach Abtragung der Hemisphären und der 
Streifenhügel vorgenommene totale Entfernung des Kleinhirns lässt 
die Coordinationsfähigkeit merklich beeinträchtigen, aber dennoch 
bestehen. Exstirpirt man die Sehhügelcentren, so tritt Temperatur¬ 
abfall von 3 — 5° C. ein; epileptiforme Erstickungskrämpfe durch 
Trachealunterbindung oder Carotidenverblutung kommen dabei gar 
nicht oder fast gar nicht zum Vorschein. Im dritten Ventrikel und 
in den vorderen Vierhügeln eines bis zu den Sehhügeln enthirnten 
3jährigen Hundes beobachtete Vf. Inspirations- und Exspirations¬ 
centrum, wie beim Kaninchen. — Auf mechanische Reizung der 
vorderen Sehhügelgrenze winselte das Tier, es machte auch Schluck¬ 
bewegungen und bewegte auf Anrufen die Augen; Reflexe auf 
Pupillen und Augenlider fanden statt. Wegen des starken Blut¬ 
verlustes war das Coordinationsvermögen aufgehoben, und ergab 
Reizung des Inspirationscentrums des dritten Ventrikels nur schwach 
beschleunigte und etwas vertiefte Atmung. An des Grofshirns und 
der Streifenhügel beraubten Kaninchen, deren Coordinationscentrum 
aber intact geblieben, findet Vf. immer — im Gegensatz zu Münk — 
spontanes Bewegungsvermögen und die Fähigkeit, Hindernissen aus- 


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No.41. 


J. Mufk, Resorption und Ansatz von Fett. 


725 


zuweichen, auch ohne dieselben zu beröhren. Anders verhalten sich 
die Tiere nur nach Durchschneidung der Optici, oder wenn die 
Enthirnung nachweisbar schlecht ausgefallen ist (Nachblutungen, 
Stehenbleiben gröfserer Reste vom Corpus Striatum etc.). Bei in- 
tacten Opticis und in den bestgelungenen Fällen ist das hin und 
wieder vorkommende Anstofsen an Hindernisse nach Vf. daraus zu 
erklären, dass die enthirnten Kaninchen (überempfindlich sind, schnell 
ermüden u. s. w. Rechtsamer. 


J. Munk, Zur Lehre von der Resorption, Bildung und Ablagerung 
der Fette im Tierkörper. Virlhow’s Arch. XCV. S. 409. 

Ira Anschluss an seine fröheren Versuche beschäftigt sich M. 
mit dem Nachweise, dass bei Fütterung mit gröfseren Mengen Fett¬ 
säuren nicht diese, sondern Fett im Körper angesetzt wird. Vorher 
stellte M. einen Fütterungsversuch mit Rüböl an, um sich zu über¬ 
zeugen, ob es in der Tat, entsprechend den Angaben Lkbkdkkf’s, 
möglich ist, ein abnormes Fett zum Ansatz zu bringen. Der zum 
Versuch dienende Hund erhielt, nachdem er durch 12 tägigen Hunger 

34.5 pCt. seines Körpergewichts eingebüfst hatte, 17 Tage hindurch 
täglich 300 Grm. Fleisch und 130 Grm. Rüböl, also im Ganzen 
2*260 Grm. Rüböl neben 5250 Grm. Fleisch. Sein Körpergewicht 
stieg dabei von 11,54 Kilo auf 13,03 Kilo, also um 13 pCt. Durch 
Ausschmelzen des Fettgewebes aus dem Panniculus adiposus, der 
Bauchhöhle und der Brusthöhle wurden 1,42 Kilo eines bei Zimmer¬ 
temperatur flüssigen Fettes erhalten. Auch die Muskeln und die 
Leber erwiesen sich nach der mikroskopischen und chemischen Unter¬ 
suchung sehr fettreich; der Fettgehalt des ganzen Körpers betrug 
rund 2 Kilo. Das Fett, das sich schon äufserlich durch seine flüssige 
Beschaffenheit bei Zimmertemperatur als durchaus verschieden von 
gewöhnlichem Hundefett darstellte, enthielt 82,4 pCt. Oelsäure und 

12.5 pCt. feste Fettsäure, normales Hundefett ergab im Mittel 
65,8 pCt. Oelsäure und 28,8 pCt. feste Säuren. — Von besonderem 
Werte für den Nachweis, dass sich Rüböl im Körper ablagert hatte, 
musste der Nachweis des dem Rüböl eigentümlichen Fettes, des 
Erucin resp. der Erucasäure sein. Rakziijkwski hat diesen Nach¬ 
weis schon versucht, jedoch ohne beweisendes Resultat; M. gelang 
die Isolirung einer Säure, welche in ihren Eigenschaften mit der 
Erucasäure übereinstimmte, allerdings um 4—5 0 höher schmolz, als 
diese, also noch eine gewisse Quantität Palmitin- nnd Stearinsäure 
enthält, deren völlige Abscheidung nicht gelang. 

Zu dem Versuche über die Ablagerung von Fett nach Fütterung 
mit Fettsäure wählte M. die aus Hammeltalg dargestellten Fett¬ 
säuren, weil nach Fütterung mit diesen ein von dem gewöhnlichen 
Hundefett abweichendes Fett im Körper zu erwarten, der Versuch 
also um so beweisender war. In einem Vorversuch überzeugte sich 
M. von der Resorbirbarkeit dieses Fettes und der Fettsäure. Von 
100 Grm. gefüttertem Hammelfett erschienen 10 Grm. im Kot wieder, 
von der ans 100 Grm. Hammeltalg dargestellten Fettsäure ungefähr 
12 Grm. Die Zusammensetzung der im Kot enthaltenen Fettkörper 
war folgende: 


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726 


J. Monk, Resorption und Ansatz von Fett. 


No.41. 



nach 

nach 


Hammeltalg 

Fettsäuren 

Neutral fett. 

1,003 

0,971 

Freie FettsÄuren. 

1,887 

2,519 

Seifen . 

7,020 

8,388 


Bei VerfQtterung gröfserer Mengen von Fettsäuren steigt der 
procentische Verlust. Wie vorauezusehen, ergab ein Stoffwechsel- 
versuch, in Uebereinstimmung mit den früheren Versuchen des Vf.’s 
über die stoffliche Wirkung der Fettsäuren aus Schweineschmalz, 
dass auch die Fettsäuren des Hammeltalges den Hammeltalg selbst, 
sowie das Schweinefett in ihrer Einwirkung auf den Eiweifszerfall 
nahezu zu ersetzen im Stande sind. — Ein Hund von 31,3 Kilo 
Körpergewicht, der mit 600 Grm. Fleisch und 100 Grm. Schweine¬ 
fett nahezu im Stickstoffgleichgewicht war, erhielt in Perioden von 
6 resp. 5 Tagen an Stelle des Schweinefettes Hammeltalg resp. die 
Fettsäuren dieses. Die tägliche Stickstoffausscheidung durch Harn 
und Fseces betrug im Mittel bei: 

Fütterung mit Schweinefett. 20,06 Grm. 

n „ Hammeltalg. 19,91 * 

, „ Hammeltalgfettsäure . 20,44 „ 

Zu dem Hauptversuch diente ein Hund von ca. 17 Kilo Anfangs¬ 
gewicht, der nach 2 Wochen fortgesetzter Fütterung mit reinem 
Fleisch und daran sich anschließenden 19 Hungertagen etwa 36 pCt. 
seines Körpergewichts eingebüfst hatte. Nachdem derselbe in 14Tagen 
3200 Grm. Fleisch und 2858 Grm. Fettsäuren aus Hammeltalg auf¬ 
genommen hatte, wurde er durch Verbluten getötet. Das Tier zeigte 
einen sehr entwickelten Panniculus adiposus von weifser Farbe und 
fester Consistenz. Durch Ausschmelzen wurden 1100 Grm. eines 
weifsen Fettes gewonnen, das die gröfste Aehnlichkeit mit Hammel¬ 
fett darbot. Dasselbe begann bei 40° zu schmelzen, wurde bei 46° 
ganz flüssig, bei 39° wieder fest. Dasselbe enthielt ein wenig über 
1 pCt. freie Fettsäuren. — Die Untersuchung auf die Zusammen¬ 
setzung ergab 28,8 pCt. Oelsäure, 66,3 pCt. feste Fettsäure, während 
normales Hundefett 65,8 pCt. Oelsäure und 28,8 pCt. feste Fett¬ 
säure enthält. Aus der Zusammensetzung des Hammelfettes, sowie 
aus dem Schmelzpunkt von Gemischen von Hammel- und Hundefett 
leitet Vf. ab, dass das vorliegende Fett etwa aus 3 Teilen Hammel¬ 
fett und 1 Teil Hundefett bestand. — Die Leber bestand zu l / 3 
ihres Trockengewichts aus Fett. — Damit ist die Möglichkeit einer 
umfangreichen Synthese von Fett aus Fettsäuren und Glycerin, 
welches letztere der Körper liefert, bewiesen. Den Ort dieser 
Synthese verlegt M. mit Wahrscheinlichkeit in die Lymphzellen der 
Darmschleimhaut. 


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No.41. Sakouiun, Adonom d. Nieren. — Niem ahoni, Cubitus varus. 727 

Hinsichtlich der Frage, inwieweit dieser Vorgang für die Norm 
io Betracht kommt, d. h. inwieweit man eine Spaltung des Neutral¬ 
fettes der Nahrung anzunehmen hat, spricht sich M. auf Grund der 
von ihm aufgefundenen Tatsache, dass die Zusammensetzung der im 
Kot enthaltenen Fettkörper aus Fett, Fettsäuren, Seifen nahezu 
dieselbe ist, mag mit Fett oder Fettsäuren gefüttert sein, sowie der 
weiteren Beobachtung, dass bei Verdauung von Neutralfett 12 pCt. 
des Fettes im Dünndarminhalt aus Fettsäuren besteht, dahin aus, 
dass ein beträchtlicher Teil des Nahrungsfettes im Darm in Fett¬ 
säuren und Glycerin gespalten wird. — Der Schluss der Abhandlung 
ist der Widerlegung der dem Vf. von Lbbkkkkt gegen seine früheren 
Versuche gemachten Ein würfe gewidmet (vergl. hierüber das Orig. 
Ref.). E Salkowski. 

S&bourin, Sur quelques cas de cirrhose renale avec ad^nomes 
multiples. Revue de rnädecine 1884, No. 6. 

Einem früher publicirten Falle von miliaren Adenomen der 
Niere bei vorgeschrittener Schrumpfung des Organs fügt S. die Be¬ 
schreibung von drei anderen Fällen hinzu, welche sich gleichfalls 
durch die grol'se Anzahl der Geschwülste auszeichnen, die in dem 
ersten, durch einen Holzschnitt illustrirten Falle eine nicht unbe¬ 
trächtliche Gröfse erreichen. Nach der Form der die Hohlräume 
auskleidenden Zellen teilt der Vf. diese Tumoren ein in „ Adenomes 
k type cubique“ und solche „ä type cylindrique“. Nachdem diese Ge¬ 
schwülste aus den Harnkanälchen entstanden sind, sollen sie 
sich, wenn sie eine gewisse Entwickelung erreicht haben, einkapseln 
und dadurch ihre scharf begrenzte Erscheinung erlangen. Der 
jüngst von Gkawitz (Vjrchow’s Arch. Bd. 93) versuchten Ableitung 
der sogenannten Lipome der Niere aus versprengten Keimen der 
Nebennieren tritt S. entgegen, doch scheint es, dass bei aller Aehn- 
lichkeit der äufseren Erscheinung beide Autoren verschiedene Gebilde 
im Auge haben, deren mikroskopischer Bau, wie ihre Genese erheb¬ 
lich von einander abweichen. 0. Israel. 


C. Nieoladoni, Ueber den Cubitus varus traumaticus. Frager Ztschr. 
f. Heilkunde V. S. 37. 

Bei gestreckter oberer Extremität bilden die Axen des Vorder- 
und Oberarms einen lateral geöffneten stumpfen, innerhalb ziemlich 
enger Grenzen individuell variirenden Winkel. Beim * Cubitus 
varus“ ist diese Stellung eine entgegengesetzte, so dass die Axen 
beider Gliederteile einen nach innen zu offenen stumpfen Winkel 
bilden, welcher seine Ureache in einer anderen Lage der Ellenbogen- 
gelenkaxe findet, indem deren äufseres Ende beträchtlich tiefer steht 
als das innere. Die Ursachen des Cubitus varus sind entweder 
Rachitis oder Traumen; wie Vf. an je zwei Präparaten (von 
denen eins durch Zuckerkand! schon früher beschrieben) und 
klinischen Beobachtungen nach weist, kann es sich dabei aber nicht 
um gewöhnliche Fracturen handeln, denn Pronation und Supination, 
überhaupt der ganze Gelenkmechanismus sind als Zeichen, dass keine 


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728 


v. Frerichs, Diabetes. 


No. 41. 


plötzliche Störung erfolgte, wohl erhalten; dagegen kann man es 
mit namentlich die mediale Seite betreffenden Epiphysen- 
bröchen zu tun haben, deren laterale Fortsetzungen nicht mehr 
in der Epiphysenlinie, sondern schräg nach oben in der Diaphyse 
verlaufen. Hierdurch wird der Einfluss der medialen Epiphyse auf 
das Längenwachstum, der, wenn auch nicht dem des oberen Endes 
gleich, doch keineswegs zu unterschätzen ist, in Frage gestellt, und 
tatsächlich wird die Varusstellung des Ellenbogengelenks um so 
ärger, in je früheren Jahren der Kindheit die Verletzung statt¬ 
gefunden hat. Unausbleibliche Folgezustände sind dabei eine me¬ 
diale Abknickung der Ulna unterhalb des Gelenks, entstanden 
durch den auf den Radius übertragenen Wachstumsdruck der un¬ 
verletzt gebliebenen Epiphyse, der mittelst des unteren Radiusendes 
die Ulna von aufsen her treffend diese in der Nähe des Gelenks 
medialwärts abbiegen musste, — und ferner als Teilerscheinung 
dieses Druckes die schief von innen nach aufsen verlaufende 
Führungsfurche und die analoge Schiefheit der ganzen 
T röchle a. P. Güterbock. 


Th. v. Frerichs, Ueber den Diabetes. Berlin 1884, 8°. 292 Stn. 

5 Taf. 

Bei der Besprechung dieses auf ausgedehnten eignenen Erfah¬ 
rungen und Untersuchungen Vf.’s und seiner Assistenten und Schüler 
basirenden und zahlreicher Krankengeschichten versehenen Werkes 
müssen wir aus räumlichen Gründen eine gewisse Beschränkung 
auferlegen. — Einleitungsweise wird das Vorkommen des Zuckers 
erwähnt, der sich in einer Menge von 0,12 pCt. bis 0,33 pCt. stets 
im Blute des lebenden Menschen findet, ferner das Glycogen und 
sein constantes Vorkommen im Blute, in entzündlichen Exsudaten 
(in welche es vermittelst der weifsen Blutkörperchen transportirt wird), 
in Knorpeln, Hoden u. s. w., vorzugsweise aber in der Leber und 
in den Muskeln bezüglich des Herkommens des Glykogens 
betont Vf., dass dasselbe nach der Einfuhr jeder Art von Nahrung 
sich in der Leber und in den Muskeln anhäufen kann und spricht 
eich, trotz des Mangels sicherer Beweise, für die Umwandelung des 
durch die Leber tretenden Zuckers in Glykogen aus (als Analogon 
wird die glykogene Degeneration der Nieren bei Diabetes mellitus 
angeführt). Was den Verbrauch des Blutzuckers anlangt, so 
verliert sich letzterer einige Zeit nach der Entnahme des Blutes 
aus den Gefäfsen vollständig, und zwar gröfstenteils durch Umwan¬ 
delung in Milchsäure; ob derselbe Vorgang im lebenden Blute statt- 
findet, ist nicht zu erweisen. Glykogen der Muskeln wird bei der 
Tätigkeit der letzteren verbraucht unter Bildung von Kohlensäure 
und Wärme. Die Umwandelung des Leberglykogens in Zucker 
sieht Vf. für einen vitalen Process an. Die Leber hat demnach für 
den Stoffwechsel der Kohlehydrate eine doppelte Function: Glyko¬ 
gen wird in ihr gebildet und für den Bedarf aufgespeichert aus 
einem Teile des mit der Pfortader zugeführten Zuckers, anderer¬ 
seits Glykogen in Zucker umgewandelt und Kohlehydrate an das 


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No.41. 


v. Fkehrhs, Diabetes. 


729 


Blut zurQckgegeben für die allgemeinen Zwecke der Lebensvorgänge. 
För einen Verbrauch von Kohlehydraten in der Leber fehlen alle 
Anhaltspunkte. 

Steigt der Zuckergehalt des Blutes über die normale Grenze, 
so erscheint Zucker im Harn. Der noch nicht definitiv entschiede¬ 
nen Frage, ob sich im Harn gesunder Menschen stets Spuren von 
Zucker finden, legt Vf. keine besondere Bedeutung bei. Zu beson¬ 
derer Ausführlichkeit wird die Glykosurie besprochen, d. h. das 
oft nur vorübergehende Auftreten geringer Mengen von Zucker 
im Urin. Vf. unterscheidet 3 Gruppen derselben: 1) Glykosurie 
nach Vergiftungen. Constant kommt dieselbe vor nach Einver¬ 
leibung von Curare, nach Kohlenoxydgas-Vergiftung, nach Einfüh¬ 
rung von Amylnitrit, Orthonitrophenylproprionsäure und Methyl¬ 
delphinin in den Organismus. Eine andere Beihe von Giften (Mor¬ 
phium, Chloralhydrat, Blausäure, Schwefelsäure, Quecksilber, Alkohol) 
lassen nicht constant und nur bei Einführung grofser Gaben das 
Auftreten von Zucker im Harn erkennen. Hieran reiht sich die 
Glykosurie nach ansteckenden Krankheiten: Cholera, Anthrax, Diph¬ 
therie, Ileotyphus, Scarlatina, Malaria (bei letzterer Krankheit vom 
Vf. nur einmal unter vielen Hunderten von Fällen constatirt). Das 
von verschiedenen Autoren nach Einführung mannigfaltiger anderer 
Substanzen beobachtete Auftreten eines reducirenden Körpers im 
Harn beruht nicht auf Anwesenheit von Zucker. — 2) Glykosu¬ 
rie in Folge von Störungen der Verdauungstätigkeit. 
Während gewöhnlich bei gesunden Menschen die Aufnahme grofser 
Mengen von Zucker ohne Einfluss auf den Harn ist, giebt es ver¬ 
einzelte Ausnahmen, bei denen in solchem Falle kleine Mengen 
von Zucker im Harn nachweisbar sind. Abgesehen hiervon ist Gly¬ 
kosurie zuweilen im Anschluss an Magenkatarrhe zu constatiren, 
namentlich bei Individuen mit ererbter gichtischer Anlage, über¬ 
haupt bei Gichtkranken in den Intervallen der Anfälle. Experimen¬ 
telle Untersuchungen mit Einführung von Zucker in Fällen von 
Phosphorvergiftung, Lebercirrhose, Pfortaderverschliefsung beim 
Menschen ergaben dem Vf. fast durchgängig negative Resultate in 
Beziehung auf das Auftreten von Zucker im Harn. — 3) Glyko¬ 
surie in Folge gestörter Nerventätigkeit, und zwar nach 
psychischen Erregungen (anhaltende Geraüthsbewegungen, geistige 
Ueberanstrengung), Neuralgien (Ischias, Trigeminus-, Occipitalneur- 
algie), Commotio cerebri, sowie nach den verschiedensten Verletzun¬ 
gen des Schädels und der Wirbelsäule, endlich nach Hirnerkranknn- 
gen (teils Hirnblutungen, teils Aneurysmen der Gehirnarterien, 
auch Meningitis cerebrospinalis.) 

Von der Glykosurie untersceidet sich der Diabetes mellitus 
durch das Auftreten eingreifender Störungen des gesammten Stoff¬ 
wechsels, welche zum Verfall, zu zahlreichen örtlichen Erkrankun¬ 
gen und meist zum Tode führen. Bezüglich der Schilderung der 
Symptome und Folgekrankheiten des Diabetes verweisen wir 
auf das Original, speciell bezüglich des vom Vf. schon früher publi- 
cirten Abschnittes über den plötzlichen Tod und das Coma 


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730 


v. Fhkku hs, Diabetes. 


No.41. 


der Diabetischen auf das Referat in d. Bl. 1883, S. 450. — 
Was die Ausgänge der Krankheit anlangt, so berichtet Vf. zwölf 
Fälle von Heilung. Häufiger geht Diabetes in eine andere schwere 
Krankheit Ober: Nephritis; Diabetes insipidus; Arteriosklerose mit 
ihren Folgen. Am häufigsten tritt der tötliche Ausgang ein, und 
zwar erfolgte derselbe bei einer Gesammtsumme von 250 letal en¬ 
denden Fällen des Vf.’s: durch Erschöpfung 18mal; durch Lungen¬ 
schwindsucht 34mal, durch Pneumonie 7mal (darunter 4 mit Lun- 
gengangrän); durch Nephritis 8 mal; durch Carbunkel mit jauchender 
Phlegmone 7mal, durch Complicationen 9mal (darunter 6mal dnrch 
Carcinome); in allen fibrigen Fällen erfolgte der Tod unter den 
Erscheinungen der Hirnlähmung, welche lOmal durch Hämorrha- 
gie, 2 mal durch Hirnerweichung, 3 mal durch Meningitis cerebro¬ 
spinalis bedingt war, in allen übrigen Fällen aber lediglich die 
Symptome des Coma diabeticum ohne örtliche Veränderungen in 
der Schädelhöhle darbot. — Bezüglich der von 55 Fällen mitge¬ 
teilten und in tabellarischer Form angeordneten Obductions- 
befunde müssen wir auf das Original verweisen. 

Unter den U rSachen des Diabetes sind als prädisponirende 
zu berücksichtigen: Lebensalter (vorzugsweise werden die Jahre 
von 40—60 befallen), Geschlecht (unter 400 Kranken waren 282 
männlichen, 118 weiblichen Geschlechts), Abstammung (unter 
400 Kranken 102 semitischer Race), Erblichkeit (39mal unter 
400 Fällen), Fettleibigkeit (59mal unter 400 Kranken). Unter 
den näheren Veranlassungen stehen obenan: Störungen der Ner¬ 
ventätigkeit, sodann acute Infectionskrankheiten, consti- 
tutionelle Erkrankungen (Syphilis, Gicht), Erkältungskrank¬ 
heiten, Affectionen der Leber und des Pancreas. Häufig 
sucht man vergeblich nach einer Ursache. Wiederholt constatirte 
Vf. mehrere Diabetesfälle in einem uud demselben Hause. Vf. unter¬ 
scheidet je nach der Erscheinungsweise: 1) leichte und schwere 
Formen, die bekannte Einteilung auf Grund des Einflusses, den 
die Art der Ernährung, speciell der Ausschluss von Kohlehydraten 
auf die Zuckerausscheidung ausübt, 2) Diabetes mit vermehr¬ 
ter oder mit geringer Harnausscheidung. Ersterer, wobei 
die tägliche Harnmenge auf 6—12 Liter ansteigen kann, stellt die 
häufigere Form dar und führt fast stets zu raschem Kräfteverfall; 
letzterer, ohne Polyurie verlaufend (Diabetes decipiens), zeigt, trotz 
erheblicher Zuckerausscheidung (4—8 pCt.), eine normale Harn¬ 
menge und wird leicht übersehen. 3) Diabetes in Folge von 
Hirnkrankheiten. Letztere beruhen a) auf verschiedenartigen 
organischen Hirnläsionan mit dem Sitze entweder in der Medulla 
oblongata oder im Kleinhirn, seltener im Grosshirn oder Rücken¬ 
mark; b) auf allgemeinen Störungen geistiger Art, welche im Vor¬ 
dergründe stehen, während die Zuckerausscheidung auf Wochen und 
selbst Monate ausbleiben kann („accidenteller Diabetes“); 

c) auf Gemütsbewegungen, geistiger Ueberanstrengung u. dgl. in.: 

d) auf Schädel Verletzungen verschiedener Art; e) auf einer durch 
Reizung peripherer Nerven (speciell des Vagus, Trigeminus, Ischia- 


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No. 41. 


v. Führichs, Diabetes. 


731 


dicus) reflectorisch eingeleiteten Erregung der Medulla oblongata; 
4) Diabetes in Folge von Infectionskrankheiten, vom Vf. 
mehrfach nach Cholera asiatica, ferner nach Pocken, Typhus, Schar¬ 
lach, Masern, einmal nach Diphtherie beobachtet. 5) Diabetes in 
Folge von Erk&ltungen, unmittelbar nach einer Durchnässung 
und dergl., gleichzeitig mit einem Bronchialkatarrh sich entwickelnd. 
6) Diabetes in Folge von constitutionellen Krankheiten, 
und zwar a) von Syphilis, welche zu Verftnnerungen des Gehirnes 
und seiner Häute geführt hat; b) von Gicht, häufig in Form von 
Glykosurie oder günstig verlaufender intermittirender Zuckerausschei¬ 
dung, unter Umständen aber auch tötlich verlaufend; c) von Fett¬ 
leibigkeit. 7) Diabetes mit Pankreaskrankheiten: abgesehen 
von dem ziemlich häufigen postmortalen Befunde verschiedener Affec* 
tionen (Atrophie, Verfettung, Verdichtung) des Pankreas constatirte 
Vf. zweimal die Entstehung des Diabetes in unmittelbarem An¬ 
schluss an eine acute, zur Vereiterung führende Krankheit dieser 
Drüse. 8) Diabetes bei Leberkrankheiten, und zwar neben 
Icterus, Leberkrebs, Gallensteinen u. s. w., mehrere Male im 
Anschluss an eine Quetschung des Organes. 9) Diabetes der 
Kinder (häufig durch Enuresis nocturna sich ankündigend, schnell 
verlaufend und meist zum Coma führend) und der Greise (mit 
günstigerer Prognose). 10) Intermittirender Diabetes: der 
Zucker kann zeitweilig, für Wochen und Monate, aus dem Harn 
verschwinden, aber nach unbedeutenden Schädlichkeiten oder auch 
ohne solche von Neuem auftreten. Solche Intervalle kommen bei 
der gichtischen und bei der sog. leichten Form vor. Heilung kann 
man nur da annehmen, wo viele Jahre lang bei jeder Diät der 
Harn frei von Zucker bleibt. 

Die Therapie ist nicht so ohnmächtig, wie häufig angenommen 
wird; Vf. hat Diabetiker durch 10—16, einmal sogar 20 Jahre lang 
behandelt. Von größter Wichtigkeit ist eine angemessene geistige 
und körperliche Diät; Muskelbewegungen sind von grofsem Vorteil, 
aber unter sorgfältiger Berücksichtigung des Kräftezustandes. Von 
der Milch, speciell auch von der DuNKiN’schen Kur mit abgerahmter 
Milch, hat Vf. meist ungünstige Erfolge gesehen. Von grofsem 
Nutzen ist der Gebrauch mancher alkalischen Wässer (Carlsbad, 
Neuenahr, Vichy) an Ort und Stelle. Unter den Narkoticis ist von 
Wichtigkeit das Opium, bei dessen Gebrauch häufig Durst, Harnmenge 
und Zuckergehalt sich vermindern, während das Körpergewicht 
zunimmt. Aus der fast lediglich negativen Würdigung der sonstigen 
als Specifica empfohlenen Mittel heben wir hervor, dass Vf. von 
der Milchsäure (Camani) gänzliche Erfolglosigkeit, vom Glycerin 
(Schultzhn) nur ungünstige Wirkung sah. Salicyisäure, salicylsaures 
Natron und Jodoform eignen sich zu Versuchen. Alle schwächenden 
Eingriffe (Blutentziehungen) und Hautreize sind zu vermeiden. 

Was endlich das Wesen des Diabetes betrifft, so ist der 
Ausgangspunkt des letzteren stets der vergrößerte Zuckergehalt 
des Blutes. Durch Entnahme von Leberstückchen an lebenden 
Menschen (vermittels Punction des Organes, ausgeführt von Ehrlich) 


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732 Sr akk, Herderkrankungen d. Gehirns. — Stkümpkll, Multiple No. 41. 

wurde nachgewiesen, dass bei vorgeschrittenem Diabetes die Glyko¬ 
genbildung in der Leber allmählich erlischt, so dass der aus dem 
Darm resorbirte Zucker mit dem Pfortaderblute direct in den grofsen 
Kreislauf übergeht. Ueber einen verminderten Verbrauch des Blut¬ 
zuckers bei unserer Krankheit fehlt uns noch die genügende Ein¬ 
sicht. Perl. 


Allen Starr, Cortical Lesions of the brain. A collection and ana- 
lysis of the american cases of localised cerebral disease. Amer. J. 
ofthemed.se. CLXXIV. 1884, April. 

St. giebt eine übersichtliche Zusammenstellung von 50 in der 
amerikanischen Literatur veröffentlichten Fällen, welche sich auf 
Localerkrankungen des Grofshirnes beziehen, hervorgerufen durch 
die verschiedensten Ursachen (Trauma, Abscess, Tumor). Bei 
23 Fällen war der Sitz der Läsion das Stirnhirn. Das Hauptsym¬ 
ptom bei diesen bestand neben allgemeinen cerebralen Erscheinun¬ 
gen in einer geistigen Störung, welche sich insonderheit charakteri- 
sirte als Verlust der Selbstbeherrschung und einer Characteränderung. 
Interessant ist, dass sich als erstes Anzeichen der psychischen Alte¬ 
ration verminderte Aufmerksamkeit zeigte. Die Patienten waren 
nicht mehr im Stande, eiuem zusammenhängenden logischen Ge¬ 
dankengange zu folgen. 

Die zweite Gruppe mit 11 Fällen umfasst Läsionen des Tem¬ 
porallappens. Sie können ohne jedes locale Symptom verlaufen. Am 
häufigsten kommen Störungen vor im Bereiche des Gehörs und 
Geruchs. 

In der dritten Gruppe stellt Vf. Verletzungen des Occipital- 
lappens zusammen. Bei den meisten traten als charakteristisches 
Symptom Störungen der Gesichtsinns in den Vordergrund. 

Die vierte Gruppe enthält 4 Fälle, betreffend Verletzungen des 
Parietallappens. Eine bestimmte Symptomgruppe lässt sich bei 
diesen nicht aufstellen. Die Schwierigkeit der genauen Localisation 
liegt schon in der unbestimmten Abgrenzung dieses Lappens gegen 
die benachbarten. Treten motorische Störungen auf, so lassen sich 
diese zurückfüren auf Läsionen der Centralwindungen. 

Die meisten der angeführten Fälle eignen sich nicht für die Dia¬ 
gnose von Rindenerkrankungen, weil die Verletzungen mehr oder 
weniger das weifse Marklager in Mitleidenschaft gezogen haltten (Ref.). 

Siemerling. 

A. Strümpell, Ueber das Verhältnis dar multiplen Neuritis zur 
Poliomyelitis. Xeurol. Cbl. 1884. No. 11. 

Die von Ekb vertretene Anschauung, dass die multiple Neu¬ 
ritis vielleicht nur eine Folgeerkrankung, resultirend aus einer Pri- 
märaffection functioneller Natur der motorischen Nervencentren im 
Rückenmark sei, wird von Sr. bekämpft. Es liege kein Bedürfnis 
für eine solche Hypothese vor, die Erkaankung peripherer Nerven 
habe ihr Analogon in der Primärerkrankung der Muskeln, gewisser 
Fasersysteme im Rückenmark etc. Es wäre zu verwundern, wenn 


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No. 41. Neuritis und Poliomyelitis. - Nkisskk, Leucoderma syphiliticum. 733 

bei einer Erkrankung der Zellen des Vorderhornes, die zu trophi- 
schen Veränderungen in den peripheren Nerven fährt, die vorderen 
Wurzeln intact blieben, wie das in den meisten hierherzählenden 
Fällen beobachtet wird. Die Schmerzen uud Sensibilitätsstörungen, 
welche besonders im Beginn der multiplen Neuritis beobachtet wer¬ 
den, sprechen dagegen, dass es sich um eine secundäre, sich auf 
die motorischen Nervenbahnen beschränkende Erkrankung handelt. 

Der Einwurf, dass man bei den chronschen Formen der mul¬ 
tiplen Neuritis nur die Zeichen atrophischer Degeneration und nicht 
wie bei den acuten entzQndlichen Veränderungen findet, sei zurück- 
zuweisen, da alle Uebergangsformen zwischen den acut-entzündlichen 
und chronisch-degenerativen beobachtet werden. Sr. betont noch¬ 
mals seine Auffassuug, dass eine principielle Scheidung zwischen 
der Polymelitis anterior und der multiplen Neuritis nicht am Platze 
ist, da „dieselben Krankheitserreger gleichzeitig und nebeneinander 
sowohl in den peripheren Nerven als auch im Rückenmark anato¬ 
mische Veränderungen hervorrufen könuen. und dass andererseits 
die Krankheit sich vorwiegend oder sogar ausschliefslich bald in 
dem Rückenmark, bald in den peripheren Nerven localisirt.“ 

Oppenheim. 

Neisser, Ueber das Leucoderma syphiliticum. Vierteljahtsschr. f. 

Dermat. und Syphilis 1883. S. 491. 

Mit Leucoderma syphiliticum bezeichnet N. die Bildung pigment¬ 
loser Flecke, welche durch den Abheilungsprocess teils von Roseola¬ 
flecken, teils papulösen Efflorescenzen hervorgerufen werden. Diese 
Flecken sind auf der Höhe ihrer Entwickelung weifser als die nor¬ 
male Haut. Sie haben die Fähigkeit, sich durch peripheres Wachs¬ 
tum zu vergröfsem. Benachbarte ursprünglich isolirte Flecken con- 
fluiren auf diese Weise, so dass allmählich auf einem bestimmten 
Bezirk die pigmentlosen Stellen über die pigmentirten öberwiegen. 
Es kann somit allmählich ein Netzwerk von dunkeln Trabekeln 
zwischen weifsen Flächen sich herausbilden. Charakteristisch und 
gesetzmälsig ist dabei, dass die weifsen Flächen stets mit nach aufsen 
convexen Bogenlinien gegen die dunkeln Streifen sich abgrenzen. 
Die Affectiou befällt regelmäfsig den Hals; sodann Schultergegend, 
Bauchfläche, Extremitäten, Gesicht in absteigender Häufigkeit: sie 
findet sich ausschliefslich bei mit Lues behafteten Kranken und ist 
als ein für die Syphilis charakteristisches Symptom anzusehen. Das 
Leiden entsteht im Frühstadium der Syphilis, in der zweiten Hälfte 
des ersten resp. in der ersten Hälfte des 2. Jahres der Erkrankung. 
Das Lebensalter der Patienten ist ohne Einfluss. Die Dauer des 
Leucoderma ist durchschnittlich 4 Monate, kann aber auch in selte¬ 
nen Fällen sich auf 3—4 Jahre erstrecken. Subjective Symptome 
sind mit der Affection nicht verbunden. Eine Einwirkung irgend 
welcher Arzneimittel ist weder auf das Zustandekommen, noch auf 
das Verschwinden des Leukoderma beobachtet worden. Das Leuco¬ 
derma befällt viel häufiger das weibliche als das männliche Geschlecht. 
— In Bezug auf die Differentialdiagnose mit idiopathischer Leuco- 


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734 


WOOLDRIDOE. — PrARSKK. - FRANKS. 


No. 41. 


pathie bemerkt N., dass die letztere durch eine ungleich gröfsere 
Weifse der Flecken, sowie durch den tiefgef&rbten Rand, durch den 
sich der leucopathische Fleck von der gesunden Haut abgrenzt, 
sich unterscheidet. 

Im Anschluss hieran fasst N. die Pigmentanomalien zusammen, 
welche bei Syphilis Vorkommen, nämlich: 1) Zurückbleiben starker 
Pigmentreste an vorausgegangenen Exanthemstellen; 2) Auftreten 
von abnormen Pigmentflecken durch Syphilis (Syphilis pigmentosa); 
3) Leucoderma syphiliticum, d. h. Pigmentverlust an Stellen früherer 
maculöser und im Anschlüsse an papulöse Efflorescenzen; 4) zu¬ 
fälliger, durch Narben hervorgerufener Pigmentverlust auf Chloasma etc. 
(Pseudopigmentary Syphilis nach Bciki.ky). 

Zum Schluss macht N. auf die grofse praktische Bedeutung 
des Leucoderma syphiliticum hin, da er vermittelst desselben nicht 
selten bei Leuten, die kein einziges sicheres Symptom von Syphilis 
darboten, die später als richtig bestätigte Diagnose hat machen 
können. Lewinski. 

L. C. Wooldridge, Ueber einen neuen Stoff des Blutplasma’s. ne 
Bois-RKTMONn’s Arch. f. Physioi. 1884, S. 313. 

Ans dem Plasma von „ Peptonbint“ (kurze Zeit nach der Injection von Pepton 
entzogenes Blut, Ref.) scheidet sich nach Vf. bei Abkühlung auf 0° ein flockiger 
Niederschlag aus, der sich beim Erwärmen wieder löst. Derselbe erscheint mikrosko¬ 
pisch in Form rundlicher Kügelchen, ist von schleimiger Consistenz, quillt in 4pro- 
centiger Kochsalzlösung noch weiter auf, ohne sich indessen zu lösen: dagegen löst 
er sich in verdünnten Alkalien. In verdünnter Essigs&ure schrumpft er und wird opal. 
Sehr bemerkenswert ist die Beziehung dieser Substanz zur Gerinnung. Das Proto¬ 
plasma lflsst sich durch CO } oder Verdünnung mit Wasser nur dann zur Gerinnung 
bringen, wenn diese Substanz noch darin vorhanden ist. Je vollständiger sie entfernt 
war, um so schwieriger ist tritt die Gerinnung ein. Bringt man Peptonplasma durch 
CO, zur Gerinnung, so ist nur in dem Serum Fibrinferment nachweisbar, welches 
vorher nicht darin enthalten war, die fragliche Substanz muss somit entweder Fibrin¬ 
ferment bilden oder zut Bildung Veranlassung geben. E. Salkowski. 


C. Yelverton Pearsen, The after treatment of lateral dislocation 
of the patella by a new form of knee-cap with the object of 
preventing recurrence. Lancet 1884 II., No. I. 

Die aus bestem poroplastischen Filz bestehende Kniekappe hat die Form eines 
umgekehrten U, dessen Concavität etwas breiter, als die Patella ist. Ein besonderer 
Riem dient zur greiseren oder geringeren Annäherung der beiden Schenkel, während 
an der Rückseite angenähte und mit Schnallen versehene Riemenpaare die Befestigung 
in der Kniekehle bewirken. P. GütexWk. 


Kendal Franks, Excision of the entire tongue, left tonsil and part 
of the velum palati for cancer. Lancet 1884, I. No. XXVI. 

Das Bemerkenswerteste an dem einen 45jäbrigen Mann betreffenden Falle ist 
der Umstand, dass es durch einen vom linken Mundwinkel bis zum Masseterraode 
nach unten leicht gekrümmten Schnitt gelang, hinreichend Platz zu schaffen nnd dass 
keine prophylaktische Tracheotomie ausgeführt wurde. Die Excision selbst geschah 
am sitzenden, durch Methylenchlorid Narkose mittels des JtJNK£R*schen Apparates be¬ 
täubten Pat. auf galvanokaustischen Wege. Leider trat schon nach 3Monaten, 
nachdem vorher noch eine Kieferdrüse entfernt worden, in Folge Mandbodenrecidivs 
der Tod durch Marasmus ein. p. Gfttcrbock. 


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No. 41. Undkriull. - Kipp. - Hoavk. - Nkttkil - Kuannii als. - May. 735 


Edgar Underhill, Fracture of three ribs from muscular aetion. 
Lancet 1884 I.. No. XXVI. 

Brach der 6., 7. und 8. Rippe links in Folge eines sehr kräftigen, aber fehl¬ 
gehenden Hiebes mit einem 8 Pfand schweren in der rechten Hand gehaltenen 
Hammer, durch welchen der Verletzte sich gleichsam rund um sich seihst drehte. 

P. Güterbock. 


Kipp, Tumors of the auricle. Philad. Med. News. 1884, July 26. 

Von den von K. mitgeteilten Fällen bezieht sich der eine auf ein Epitheliom der 
Ohrmuschel bei einem sonst gesunden 19jährigen Manne, das erst vor S Tagen auf¬ 
getreten sein soll und mittels des scharfen Löffels entfernt wurde; in dem anderen 
Falle handelte es sich um ein caveroöses Fibro-lipom bei einem 85jährigen Manne, 
das seit mehreren Jahren schon bestand und nur sehr langsam gewachsen war. Der 
Tumor hatte die Gröfse einer Wallnuss und wurde, unter geringer Blutung, durch 
Excision entfernt. ______ Schwabsch. 

Howe, Haematoma auris in a sane person, treated with injections 
of ergot. Philad. Med. News. 1884, July 26. 

In einem Falle von H&matoma auris erzielte H. günstige Resultate durch wieder¬ 
holte Injection von 2 — 4 Tropfen von Eztr. Sec. cornut. in Zwischenräumen von 8 
bis 10 Tagen, insofern, als der Tumor dadurch um die Hälfte verkleinert wurde. Die 
Injectionen waren sehr schmerzhaft. Sohwabach. 

A. Netter, Rdle pathogEnique de 1’altEration Epitheliale de la 
muqueuse intestinale dans le cholEra. Gaz. med. 1884. No. 26. 

N. kommt auf einige bereits in seinem Buche „Vues nourelles sur le cholära* 
(1S74) verteidigte Ansichten über den Wert intravenöser Injectionen bei gleichzeitigem 
massenhaftem Trinken zurück und erörtert an der Hand erfolgreicher Fälle von 
Lorain und von Dujardin - Braumetz , dass nicht die Injection — sei es von Wasser 
oder von Salzlösung — an sich, sondern die gleichzeitige Auswaschung des Darmes 
durch continuirliches Trinken dieses Organ von den anhängenden nekrotisirten 
Epithelfetzen befreite und der Anlass zu erneuter Resorptionstätigkeit uud zur Wieder¬ 
aufnahme der Secretionsfunctionen der sonstigen Organe wurde. Im Uebrigen verweist 
N. selbst auf sein an die Akademie der Wissenschaften gerichtetes Memoire (Säance 
du 17. Mars 1884), in welchem er auch die Vorzüge der Injection in die Bauch¬ 
höhle vor der intravenösen Injection begründet bat Wernioh. 

H. Kr Almhals, lieber das kumys-ähnliche Getränk „Kephir u und 
Ober den „Kephir*-Pilz. Deutsches Arch. f. klin. Med. XXXV. S. 18. 

Makroskopisch besteht die Kephirhefe aus verschieden grofsen „Gribki u (-Ballen, 
Körner) von gelblicher Farbe und zerklüfteter Oberfläche (ähnlich Blumenkohlköpfchen), 
die sich bei fest elastischer Gonsistenz leicht zerzupfen lassen. In die Milch geworfen, 
fallen sie nieder, tauchen aber durch Gasbläschen, die sich bei dem Gärungsprocess 
ansetzen, abwechselnd wieder auf. Mikroskopisch sind kleine rundliche Haufen 
mit einander verfilzter Fäden zu constatiren, durchzogen von Hefezelleolagern; 10 
verschiedene Arten Fäden nnd Stäbchen, 2 verschiedene Sporenmorphen sind neben 
den rundlichen oder eiförmigen Hefezellen mit Leichtigkeit wahrzunehroeu. Als spe- 
cifische Bestandteile möchte K. „die mit kugligen Endanschwellungen (endständigen 
Sporen Kebh's) versehenen Stäbchen 14 ansprechen. Es finden bei der Kephirzersetzung 
folgende Processe statt: Zerlegung eines Teiles des Milchzuckers in Kohlensäure nnd 
Alkohol; Zerfall eines anderen Teiles desselben in die 4fache Menge Milchsäure; 
Peptonisirung eines Teiles des Gaseins und Albumins der Milch. Daneben Bildung 
kleiner Mengen von Glycerin, Bernstein-, Butter- und Essigsäure, wie bei jeder 
Alkohol- und Milchtäuregärung. Wernich. 

E. May, Eine seltene Ursache peripherer Facialislähmung. Acrztl. 
Intell.-Bl. 1884, No. 31. 

Als eine bisher nicht beobachtete Ursache der peripheren Facialislähmung wird 
vom Vf. eine leukämische Infiltration des Nervenstammes beschrieben. Ein an 


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736 


Remak. — Eichhorst; Wolffbkrg. — Slayianski. 


No.41. 


Leukämie leidender Mann wird von einer Lähmung des rechten Facialis befallen, die 
auch das obere Facialisgebiet beteiligt; die elektrische Prüfung weist beginnende Ent- 
artungsreaction nach. Die Autopsie bestätigte die Diagnose: Leuktemie und zeigt als 
Grundlage der Facialislähmuug eine leuk&niische Infiltration des Nerven im Canalis 
Fallopiae. Der Nerv ist auf d / 4 Gtm. Ausdehnung spindelförmig verdickt; die Nerven¬ 
fasern an dieser Stelle zerfallen, eingebettet in reichliche Anhäufungen von Lymph- 
zellen etc. Vf. macht darauf aufmerksam, dass sich solche leukämischen Lähmungen 
vielleicht häufiger finden dürften. _ Oppenheim. 

E. Remak, Ueber die gelegentliche Beteiligung der Geaichta- 
musculatur bei der juvenilen Form der progressiven Muskel¬ 
atrophie. Neurol. Cbl. 1884, No. 15. 

In einem von R. beobachteten Falle von progressiver Muskelatrophie, der sich 
durch den hereditären Charakter, die eigentümliche Muskellocalisation, das Fehlen der 
Entartungsreaction und der fibrillären Zuckungen als der Ersehen juvenilen Form 
zugehörig erwies, bestand eine fast complete atrophische Diplegia facialis, die sich, wie 
die übrige Erkrankung, schleichend entwickelt hatte. Die anderen Hirnnerven waren 
intact. Diese doppelseitige Gesichtsmuskelatrophie kann nach Annahme des Vf.*s nicht 
auf eine Bulbärkernerkrankung zurückgeführt werden und spricht für eine periphere 
Basis. Vf. glaubt an das Vorkommen einer rein myopathischen Form der progressiven 
Muskelatrophie. Oppenheim. 

1) Eichhorst, Beobachtungen Ober Trichorhexis nodosa. Ztschr. 
f. klin. Med. VII. Suppl.-Heft, S. 58. — 2) Wolffberg, Zur Aetiologie 
der Trichorhexie nodosa. Deutsche med. Wochenschr. 1884, No. 31. 

I) E. fand in einem Falle von Trichorhexis nodosa, dass an den spindelförmigen 
Auftreibungen der Haare die Markzellen mit grofsen Fetttropfen und Fettklümpchen 
überladen waren. So entsteht seiner Meinung nach die Auftreibung des Haares, durch 
welche secundär die oberflächlichen Partieen der Rinde gesprengt und zerfasert 
werden. 

2) W. hält die vorhandenen Anschauungen, auch die von Eichhorst, nicht für 
richtig. Nach Beobachtung an sich selbst und Anderen spricht er die Meinung aus, 
dass wiederholte Misshandlung dicker markbaitiger Barthaare, z. B. durch stärkeres 
Reiben beim Abtrocknen des Gesichtes nach dem Waschen, bei vielen Personen aus¬ 
reicht, um Trichorhexis nodosa hervorzurnfen. W. hat an sich selbst behufs Demon¬ 
stration an einer Backenbartseite das Leiden durch Reiben hervorgerufen. 

_ Lewinski. 

Slavianski, Vingt-eept Laparatomies. Ann. de Gynecol. 1884, XXL 
S. 17. 

Wenn die Resultate, die S. erzielt hat, 30 pCt. Mortalität, keine besonderen 
sind, so muss man hier den aufserordentlich ungünstigen Verhältnissen Rechnung 
tragen. Wagte S. es doch nicht einmal in seinem eigenen Krankenhanse zu operiren, 
sondern wählte dazu kleinere Hospitäler in der Umgegend von Petersburg. Ebensowenig 
konnte er sich auf seine Assistenz und das Dienstpersonal verlassen, welche entere 
sich nicht scheute, von einer an Sepsis Gestorbenen direct zur Laparatomie zu gehen. 
Unter diesem Gesichtspunkte betrachtet, erscheinen die Resultate vielleicht etwas gün¬ 
stiger. b Mal operirte er behufs Exploration darunter 1 Todesfall. 6 Mal handelte 
es sich um partielle, 11 Mal um complete Ovariotomie. Die Zahl der Todesfälle be- 
• trug 3 resp. 2. Je 1 Mal handelte es sich um Carcinom des Ovariums, Echino¬ 
kokkus, Myom, wo die supravaginale Amputation mit Erfolg gemacht wurde, um 
Hydrometra und endlich eine Sectio caesarea bei retrocervicalem Uterusmyom. — Von 
diesen 27 Operirten starben 7 an Sepsis, 1 an Collaps; die anderen genasen. — Die 
Technik ist die allgemein übliche, als Nähmaterial benutzt er Seide und Catgut In 
letzterer Zeit operirte er ohne Spray. a. Martin. 

Druckfehler: S. 707 in dem Referat: Most.br etc. lies Echinococcus statt Ekch. — 
S. 709 Z. 8 von oben lies: Einliebungen der Luugenoberfläche. 

Verlag von August Hirschwald in Berlin. — Druck von L. 8cbumacher in Berlin. 


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Wöchentlich erscheinen 
1—2Bogen; am Schlüsse 
des Jahrgangs Titel, Ka¬ 
ssen- und Sachregister. 


Centralblatt 

für die 


Preis des Jahrgaugej 
20 Mark; au beziehen 
durch alle Buchhandlun¬ 
gen und Postanstalten. 


medicinischen Wissenschaften. 


Redigirt von 

Prot Dr. H. Kroneoker, un a Prot Dr. H. Senator, 

Berlin (NW.), Dorotheenstr. 86. Berlin (NW.), Bauhofstr. 7 (am Hegelplatz). 


1884. t». october. No. 42. 


Inlutlt: Anders, Resorcingelb (Orig.-Mitt). 

Fa lcbi, Neubildung des Epithels der vorderen Linsenkapsel. — Cambrbr; 
Petri und Th. Lehmann, Bestimmung des Stickstoffs im Harn und Kot. — 
Lba und Green, Fibrinferment. — F. W. Zahn, Perforation des Uterus durch 
Placeutarpolypen. — Maclaken, Ezarticulation im Hüftgelenk. — J. Jacobson seu., 
Glaukom. — H. Senator, Pleuritis nach Unterleibsaffectioneu und subphrenischen 
Abscessen. — E. G. West, Myxcedem. — P. Hebuet; Raymond; Gauches und 
Duflocq; Rummo. Zur Lehre von der Tabes (Taubheit, vasomotorische uud tro- 
phische Storungen, Bulbärsymptome). — Wallach Beatty, Besondere Art von Urti¬ 
caria pigmentosa. — Schauta, Wiederbelebung Neugeborener nach Schultzk. — R. 
Bosbnthal, Extrauterinschwangerschaft, Laparatomie bei Schwangerschaft, Fibrom 
der Bauchdecken. — Alexander, Antipyrin. 

Halliburton, Albuminate des Serum. — Freemann, Recidivirendes Fibrom 
am Halse. — Chavasse, Magenfisteloperation. — Burnett, Subjective Ohrgeräusche 
reflectoriscben Ursprungs. — J. Krattbr, Cretinismus. — Frltz, Dauer der Wirk¬ 
samkeit der Milzbrandschutzimpfung. — Srouin, Tabes nnd Syphilis. — Ranne y. 
Atrophische Lähmuug vorwiegend tätiger Extremitäten. — Lbidksdorf, Psychosen bei 
Kindern. — Schiff, Excision der syphilitischen Initialsklerose. — v. Nussbaum, 
Myomotomie in zwei Zeiten. — Unna, Dünndarmpillen. 


Heber Resorcingelb. 

Von Dr. Justus Audeer. 

In No. 51 d. J. 1881 und No. 47 d. J. 1883 d. Bl., sowie auf 
S. 3 der „Einleitenden Studien über das Resorcin zur Einführung 
desselben in die praktische Medicin“, Jahrgang 1880, habe ich nach 
Versuchen dargetan, wie und unter welchen Bedingungen das von 
mir entdeckte „Resorcinblau“ im Hühner-, Zooorgan- und Pflanzen- 
Eiweifs entstehen und vergehen kann. Auch der künstlichen Dar¬ 
stellungsweise dieses neuen Farbstoffes, die mir beim Erhitzen von 
1 Molecül Harnstoff mit 2 Molecülen Resorcin gelang, habe ich 
damals ebenfalls gelegentlich erwähnt. 

Wenn ich nunmehr gleichsam anhangsweise ein weiteres aus 
Resorcin darstellbares Chromogen, das Resorcingelb, ebenfalls einer 
kurzen Erwähnung würdig erachte, so hat dies seinen Grund in der 
Wichtigkeit, welche dasselbe, meinen langjährigen Erfahrungen zufolge, 
für die physiologische, wie nicht minder für die pathologische Chemie 
zu besitzen scheint. 

XXIL Jahrgang. 47 


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738 Fai.chi , Neubildung des Epithels der vorderen Linsenkapsel. No. 42. 

Wie dae Resorcinblau = Resorcinicyanin, so lässt sich auch 
das Resorcingelb = Resorcinixanthin aus Pfianzenteilen allein oder 
aus Organen von gewissen Tieren, denen man reichliche mit aro¬ 
matischen Verbindungen versehene Nahrung dargereicht hat, dar¬ 
stellen. — Wird unter Anderem das erwähnte Resorcingelb der 
Destillation unterworfen, so kann man dasselbe analytisch verschie¬ 
dentlich spalten, je nachdem man dabei Säuren oder Alkalien in 
Anwendung bringt. So kann man beispielsweise das Resorcingelb 
durch Zugabe von Ammoniak in Resorcinphthalefri und dieses 
hinwiederum durch weitere chemische Behandlung leicht in Mono¬ 
phenol fiberföhren — ein Process, der sich auch mitunter im Tier¬ 
organismus ganz natürlich abspielt. Ueberhaupt scheint das Resorcin¬ 
gelb auch bei gewissen pathologischen Producten eine nicht un¬ 
wichtige Rolle zu spielen und dabei mehr färbende und fixirende 
Kraft zu besitzen, als der gelbe Gallenfarbstoff, dem man bislang, 
in dieser Beziehung wenigstens, entschieden eine zu hohe Bedeutung 
beigelegt hat. 

Gleich der künstlichen Cyanogenie des Resorcins ist mir auch die 
Synthese des gelben Resorcinfarbstoffes gelungen. — Mischt man 
nämlich gleiche Molecüle (1 Molecül ana) concentrirter, bezw. reiner 
Schwefelsäure mit reinem Resorcin, so zeigt sich alsbald, schon bei 
gewöhnlicher Temperatur, eine lichte Gelbfärbung der Mischung. 
Diese wird schön goldgelb, wenn man sie einer Temperatur von 
über 900 0 Grammcalorieen aussetzt. Abgekühlt und mit Ammoniak 
versetzt, giebt sie ebenfalls eine schöne moosgrüne Fluorescenz, d. h. 
ein Fluorescein, Ober dessen Natur ich später berichten werde. 


F. Falchi, Neubildung des Epithels der vorderen Linsenkapsel bei 
erwachsenen Tieren im gesunden und im krankhaften Zustande, 
v. Grakfk’s Arch. f. Ophthalm. XXX. S. 144. 

Die Bildung neuer Elemente im Epithel der normalen vorderen 
Linsenkapsel erwachsener Tiere durch indirecte Zellenteilung war 
bisher nicht dargetan worden. Vf. gelang es, indem er die Linsen¬ 
kapsel von den Linsenfasern isolirte, sie dann 48 Stunden lang in 
Alkohol legte, sie darauf mit Hfematoxylin färbte und mit absolutem 
Weingeist entwässerte, später in Nelkenöl tauchte und schliefslich 
in Damarfirniss einschloss, beim Schwein, der Ratte, dem Huhn 
und dem Frosch die Neubildung der Elemente des Epithels der 
vorderen Linsenkapsel auf dem Wege der indirecten Teilung nach¬ 
zuweisen. 

Im Epithel der verletzten vorderen Linsenkapsel des erwachsenen 
Kaninchens kommt eine Zellenneubildung durch indirecte Teilung 
zu Stande, während eine solche bei demselben Tiere im vorderen 
Kapselepithel des unverletzten Auges durchaus vermisst wird. Am 
stärksten zeigt sich dieselbe in der Nähe der Wunde, während sie 
schon in einiger Entfernung davon vermisst wird. 

Vf. ist der Ansicht, dass die in der normalen vorderen Linsen¬ 
kapsel erwachsener Tiere stattfindende Bildung neuer epithelialer 


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No.42. Camerkr; Pktri u. Lehmann, Bestimmung d. Stickstoffs etc. 739 

Elemente durch indirecte Zellteilung dazu bestimmt ist, den epithe¬ 
lialen Ueberzug der Innenfläche dieser Membran unversehrt zu er¬ 
halten; eben dieselbe Bestimmung scheint dieser Vorgang auch im 
Epithel der verletzten vorderen Kapsel zu haben; die Zellneubildung 
soll die in Folge des Trauma verloren gegangenen Epithelialelemente 
der vorderen Kapsel ersetzen. Horstmann. 


1) W. Camerer, Zur Bestimmung des Stickstoffs im Urin und 
Kot des Menschen. Ztschr. f. Biol. XX. S. 255. — 2) Petri und 
Th. Lehmann, Die Bestimmung des Gesammtstickstoffs im Harn. 
Zeitschr. f. physiol. Chemie VIII. S. 200. 

1) Bestimmung des Urinstickstoffes durch Natron¬ 
kalk. C. empfiehlt, die Verbrenung mit Natronkalk in der Röhre 
zu machen. Der Urin wird in einem kleinen Glasgefäfschen ab¬ 
gewogen (5—7 Grm.), dieses dann mit einem Paraffindeckel gut 
verschlossen und in die Verbrennungsröhre eingeschoben, nachdem 
diese mit einer 8 Ctm. langen Schicht Natronkalk gefüllt ist. Nach 
völliger Füllung der Röhre und Ansetzen der Absorptionsapparate 
wird das Paraffin durch gelindes Erwärmen zum Schmelzen gebracht, 
der Harn verteilt sich dann in dem Natronkalk. Die Beleganalysen 
mit Harnstoff, sowie Doppelbestimmungen an demselben Harn zeigen 
gute Uebereinstimmung 

Bestimmung des Kotstickstoffes mit Natronkalk. Aehn- 
lich verfährt C. auch beim Kot. Es wurden dabei etwas höhere 
Zahlen erhalten, wie beim Trocknen des Kotes und N-Bestimmung 
im Rückstand. 

Die Stickstoffbestimmung im Harn nach Hüfner. Aus 
zahlreichen Doppelanalysen leitet C. ab, dass diese Methode bei Zu¬ 
grundelegung der HüFNKR’schen Formel 10,9 pCt. weniger N liefert, 
als die Verbrennung mit Natronkalk. E. Salkowski. 

2) Kjkldahi, hat vor Kurzem für die Stickstoffbestimmung in 
organischen Substanzen empfohlen, die letzteren mit concentrirter 
Schwefelsäure mehrere Stunden zu kochen, noch siedendheifs mit 
pulverigem Kaliumpermanganat zu oxydiren, nach dem Erkalten zu 
verdünnen und stark alkalisch zu machen, das daraus freigewordene 
Ammoniak abzudestilliren und dieses alsdann titrimetrisch zu be¬ 
stimmen (Cbl. 1883, S. 878). Vff. haben dieses Verfahren für die 
Gesammt-N-Bestimmung im Harn geprüft und finden die Methode 
mit folgenden, von ihnen angegebenen Modificationen handlich und 
zugleich genügend scharf. 5 Cctm. (10 Cctm. bei solchen mit spe- 
cifischem Gewicht unter 1020) Harn werden mit 10 Cctm. starker 
Schwefelsäure (reine Schwefelsäure mit rauchender zu gleichen Teilen 
gemischt) in einem 200 Cctm. fassenden Kolben zuerst vorsichtig, 
dann, wenn das Harnwasser verjagt, stärker erhitzt und im Sieden 
erhalten; nach 1 Stunde, wenn die Mischung wieder durchsichtig 
und fast farblos geworden ist, wird (nach Entfernung des Brenners) 
vorsichtig und in kleinen Portionen mit im Ganzen wenigen Centi- 
grammen Kaliumpermanganatpulver oxydirt und der mit Kautschuck- 

47* 


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740 


Lea u. Green, Fibrinferment. 


No. 42. 


kappe verschlossene Kolben erkalten gelassen. Dann wird der er¬ 
kaltete Inhalt in einen ERLKMMEYKR’schen Kolben gegeben, mit 
60 Cctm. 30procentiger Natronlauge versetzt und zuerst über freiem 
Feuer, dann, wenn das Stofsen beginnt, unter Zuhülfenahme des 
Dampfstromes 15—20 Minuten lang abdestillirt, bis dass 100 bis 
150 Cctm. übergegangen sind, und das Destillat in 10 — 20 Cctm. 
Normalsäure aufgefangen. — Die so ausgeführten Stickstoffbestim¬ 
mungen weichen von den nach Domas resp. Wii.l-Varuentrapp er¬ 
haltenen Werten, wie eine Reihe von Beleganalysen zeigen, sowohl 
für Substanzen mit bekanntem N-Gehalt, als für normalen und 
pathologischen Harn (Eiweifs-, Zuckerharn) nur sehr wenig ab; 
über die Hundertstel Procente geht die Differenz, bald positiv, 
bald negativ, nicht hinaus. J. Munk. 

Sh. Lea und (Jreeu, Einige Bemerkungen über das Fibrinferment. 

J. of physiol. IV. S. 380. 

Nach Buchanan und Gamokf. sollte das Fibrinferment eine Protein¬ 
substanz aus der Gruppe der Globuline sein, während es nach 
A. Schmidt wahrscheinlich kein Eiweifsstoff ist, obwohl letzteren 
näher stehend, als jeder anderen Gruppe von Substanzen. Vff. 
stellten das Ferment so dar, dass sie Blut, mit dem 10 —15fachen 
Vol. Wasser versetzt, gerinnen liefsen; das abgeseihte und mit 
Wasser gut ausgewaschene Fibrin wurde mit 8proc. Kochsalzlösung 
2 Tage lang auf Eis extrahirt; das Filtrat stellte eine leicht opa- 
lescirende Lösung von außerordentlicher Wirksamkeit vor: 3 Tropfen 
davon machten 10 Cctm. (aufs 10 fache) verdünntes Plasma von 
Pferdeblut bei 38° in 4 Minuten gerinnen. Znr Entfernung des 
noch im Extract reichlich vorhandenen Eiweifs wurde ersteres mit 
dem 20fachen Vol. 95proc. Alkohols versetzt, nach 24 Stunden der 
Niederschlag abfiltrirt, zwischen Filtrirpapier abgepresst, zuerst mit 
destillirtem Wasser einige Stunden behandelt, abfiltrirt und, da das 
Wasser nur wenig gelöst hatte, dann noch mit 5—8proc. Kochsalz¬ 
lösung extrahirt. Beide Extracte gaben nunmehr nur noch sehr 
schwache Eiweifsreactionen und erwiesen sich aulserordentlich fer¬ 
mentativ wirksam: und zwar erschien das Salzextract stärker als das 
Wasserextract. Von ersterem wurde ein Teil noch durch Alkohol ge¬ 
reinigt und der Niederschlag erst mit Wasser und dann mit Salz¬ 
lösung aufgenommen. In letzterer fand sich kaum noch eine Spur 
Eiweifs; von diesem Salzextract wurde die eine Hälfte durch Dialyse 
vom Kochsalz befreit und erwies sich noch dann wirksam, während 
nach Gamgek das Ferment durch Dialyse vernichtet werden sollte. 
Die andere Hälfte des Salzextracts wurde mit Alkohol im Ueber- 
schuss gefällt, der Niederschlag, durch Alkohol vom Kochsalz befreit, 
gab an destillirtes Wasser Ferment ab (wenige Tropfen coagulirten 
verdünntes Blutplasma in 5 Minuten), daher das Ferment, als in 
Wasser löslich, nicht zu den Globulinen gehören kann. Es erklären 
sich die Angaben Gamgke’s wie folgt: In die Salzlösung geht nicht 
nur das Ferment, sondern auch Globulinsubstanz über, und solch 
eine Mischung zeigt die von Gamgee beschriebenen Eigenschaften; 


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No. 42. 


Zahn, Perforation des Uterus darob Pl&oent&rpolypen. 


741 


werden aber die Globuline durch länger dauernde Einwirkung von 
Alkohol coagulirt, so kann aus dem Niederschlag durch Wasser 
das Ferment ausgezogen werden, dessen Lösung sich fast eiweifsfrei 
erweist. Beim Erhitzen wird um 70 °C. herum das Ferment un¬ 
wirksam, aber, wie auch Schmidt gefunden hat, schon hei 60° ist 
seine Wirksamkeit abgeschwächt. Bezüglich der Erfahrung, dass 
das Ferment durch Salzlösung besser extrahirt wird, als durch 
Wasser, erinnern Vff. daran, dass auch für das Lahferment Analoges 
festgestellt ist. J. Munk. 

F. W. Zahn, Ueber einen Fall von Perforation der Uteruswandung 
durch einen Placentarpolypen mit nachfolgender Haematocele retro- 
uterina. Vjrchow’s Arch. XCVI., S. 15. 

Eine 43jährige Wittwe, Mutter von 5 Kindern, deren jüngstes 
13 Jahre alt war, hatte sich, abgesehen von Menstruationsstörungen 
bisher immer einer guten Gesundheit erfreut und erkrankte jetzt unter 
den Symptomen eines Darmverschlusses. Bei der Laparotomie fand 
man die Därme intact, aber eine Veränderung der inneren Genitalien, 
welche erst bei der Autopsie genauer festgestellt werden konnte. 

Neben einer frischen allgemeinen Peritonitis bemerkte man in 
dem DoucLAs’schen Raume Blutgerinnsel und grünliche fibrinöse 
Pseudomembranen, die namentlich den hinteren Teil des Uterus, die 
Ovarien und Tuben bedeckten. In der Excavatio vesico-uterina 
war die Serosa nur schwach gerötet. 

In der hinteren Wand des Uterus, etwa 0,5 Ctm. unterhalb 
des Scheitels fand sich eine quergerichtete, kleine, ovale Oeffnung 
mit glattem Rand, welche durch eine rote höckerige Geschwulst¬ 
masse verschlossen war, neben der aber bequem eine Sonde in die 
Uterushöhle eingeführt werden konnte. 

Der Tumor hatte seinen Sitz in dem linken Horn, an der 
vorderen Wand nach links aufsen und oben von der Mittellinie, 
und erstreckte eich von da bis zu einer Vertiefung im oberen Teil 
der hinteren Wand, innerhalb welcher die erwähnte Perforations¬ 
öffnung lag. Die Uteruswand war in der Nähe der Geschwulst 
erheblich verdünnt, die Schleimhaut sonst verdickt, wulstig und 
hyperämisch. 

Die Neubildung hatte eine Länge von 25 Mmtr., sie war weich, 
gefäfsreich; an der Spitze hatte sie ein etwas zerfetztes Aussehen 
und war mit frischen Blutgerinnseln bedeckt, sonst war sie mit an¬ 
scheinend normaler Schleimhaut üherkleidet. 

In ihrem feineren Bau zeigte sie eine außerordentliche Aehn- 
lichkeit mit Placentargewebe (grofse Blutrinnen mit zottenähnlichen 
Gebilden etc.), auch Z. nimmt an, dass sie sich aus einem früher 
zurückgebliebenen Placentarrest entwickelt habe. Sie bedingte durch 
ihr Wachstum die Druckatrophie der gegenüberliegenden Uterus¬ 
wandung und die schliefsliche Perforation derselben mit nachfolgender 
Haematocele retrouterina, die ihrerseits vielleicht auf Zerreissungen 
des grofsen Venensinus des Tumors zurückgeführt werden darf. 

H. Stilling (Strassburg). 


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742 Ma<. lauen, Exarticulation im Hüftgelenk. - Jacobson, Glaukom. No.42. 

R. Maclaren, Remarks on five caseö of amputation of the hip-joint. 

Brit. med. J. 7. 1884, No. 1223. 

M. hat 5 Mal in zum Teil ausführlich mitgeteilten F&llen wegen 
Hüftgelenksentzündung die Absetzung des Gliedes in der Hüfte 
gemacht; der älteste Pat. war 20, der jüngste 6 Jahre alt, nur ein 
wegen acuter Gelenkvereiterung derart operirter lOjähr. Knabe starb 
3 Wochen nach der Exarticulation an Erschöpfung. Vf.’s Methode 
besteht in möglichst peripherer Durchschneidung der Weichteile, 
am besten in der Oberschenkelmitte, worauf ein Schnitt an der 
Aufsenseite des Gliedes mit der Auslösung des Knochens folgt. — 
Dieser von Furnkaux Jordan in Birmingham angegebene Modus 
procedendi erfordert kaum mehr Zeit, als die Operation mit zwei 
Lappen; er lässt sich an der Leiche in ca. 3 / 4 Minuten vollenden 
und dauert nur 11 Secunden länger, als letztere. Die durch die 
Operation mit „tiefer“ Incision geschaffene Wundfläche misst 641 I 7 
gegen 40 Q", welche bei der Lappenoperation exponirt werden. 
Aber der Blutverlust bei ersterer ist unendlich viel geringer, und 
Vf. rät nur die gröfseren Gefäfse zu unterbinden, dann die Wunde 
in ihren abhängigen Teilen zu vernähen, an ihrem oberen Ende 
aber offen zu lassen und mit Carboischwämmen, welche, um nicht 
festzubacken, in antiseptische Gaze gehüllt sind, auszutamponiren. 
Besondere antiseptische Cautelen sind sonst nicht nötig, der Stumpf 
wird nur auf Teerwerg („Oakum“) gelagert. Als Compressorium 
empfiehlt Vf. Davy’s „Lever“; weniger gut ist die EsMARCH’sche Ein¬ 
wickelung oder die Anwendung von Lister’s Aortentourniquet. — 
Aus einer Zusammenstellung von 25 zum Teil noch nicht publi- 
cirten, nach vorstehender Methode operirten Fällen von Exarticul&tio 
femoris, welche ausschliefslich von Chirurgen des nördlichen Englands 
verrichtet sind, geht hervor, dass — ein Fall von Tod nach 3 Mo¬ 
naten eingerechnet — nur 6 Mal ein ungünstiger Ausgang zu ver¬ 
zeichnen ist. Meist handelte es sich um verzweifelte Fälle chro¬ 
nischen Hüftleidens bei jugendlichen Patienten; nicht weniger als 
9 Mal ging eine Resectio coxae der Exarliculatio mehr oder weniger 
lange Zeit vorher; nur bei einem einzigen Kranken lag eine Stumpf- 
exarticulation wegen Epitheliom vor. Der älteste Exarticulirte war 
46 Jahre, der jüngste 2*/ 2 Jahre alt; letzterer (von Marshabl in 
Nottingham operirt) genas. P. Güterbock. 

J. Jacobson sen., Klinische Beiträge zur Lehre vom Glaukom. 

v. Grakfk’s Arch. f. Ophtbalm. XXIX. S. 1 u. XXX. S. 165. 

Vf. entkräftet die von Mauthnkr (Vorträge aus dem Gesammt- 
gebiete der Augenheilkunde, 9. Heft, Glaukom) gegen Graefb’s 
Drucktheorie bei Glaukom erhobenen Einwände, welche nicht be¬ 
wiesen, was sie beweisen sollten. Ebenso seien die Krankengeschichten 
von Mooren (vergl. Arch. f. Augenheilkunde XHI. Heft 1) nur 
zweifelhafte Stützen der Secretionsneurose. Vf. fasst die Resultate 
seiner Untersuchungen folgendermaafsen zusammen: „Die Excava- 
tion bei Glaukom ist immer eine Druckexcavation. Die Störungen 


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No. 42. 


Sknatok, Pleuritis nach Unterleibsaffectionen. 


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des centralen rund peripheren Sehens lässt sich ihr das Glaucoma 
chronicum aus der Excavation des Sehnerven erklären. Die Rand- 
excavation ist ein spätes Symptom, dem eine Gefäfsverschiebung 
nach hinten, zuerst in der Nähe des Centralkanals, dann am Exca- 
vationsrande vorhergeht. Das Prodromalstadium des chronischen 
Glaukoms charakterisirt sich durch vier Symptome, die vereinzelt 
oder verschieden combinirt auftreten können, subjective Obscuratio- 
nen, Excavation des Centralkanals, Erweiterung der Pupille und 
Drucksteigerung. Die Iridektomie leistet am meisten im Prodromal¬ 
stadium. Wartet man die Randexcavation ab, so kommt die Ope¬ 
ration oft zu spät. Unter den Ursachen des Prodromalstadiums 
sind die Accommodationsanstrengungen hypermetropischer, nicht 
jugendlicher Augen wegen der venösen Stauungen, die im Gefolge 
anhaltend starker Muskelanstrengungen auftreten, zu beachten. Der 
glaukomatöse Bulbus behält seine Härte nach der Enucleation län¬ 
ger, als der normale. Die Ursache der Härte ist die Volumzunahme 
des Glaskörpers. Der vergröfserte Glaskörper weicht rückwärts 
nach dem Centralkanal des Sehnerven, vorn nach dem Zwischen¬ 
raum zwischen Linse und Processus ciliares aus, er dröckt die letz¬ 
teren gegen den Irisursprung, diesen gegen die Cornea und ver¬ 
schliefst so den Fontana-Raum. Die Trübung der brechenden Medien 
im acuten Glaukom und Prodromalanfall ist ein Oedem. Ihre Art, 
ihre Flüchtigkeit, ihr Verhalten gegen Eserin und Atropin schliefsen 
die Annahme eines entzündlichen Productes aus. Die Obscurationen 
des Prodromalstadiums ohne Medientrübung weisen auf eine ver¬ 
breitete Circulationsstörung als Ursache hin. Mit der vermehrten 
Füllung des Glaskörpers ist eine dauernde Ursache für weitere 
venöse Stauung, ödematöse und entzündliche Ausscheidungen ge¬ 
geben. Der Uebergang vom acuten zum chronischen Glaukom er¬ 
klärt sich unmittelbar aus der Drucksteigeruqg, der vom chronischen 
zum acuten vielleicht aus der Stauungshyperämie im vorderen Aug¬ 
apfelabschnitt, als Folge von Volumzunahme des Glaskörpers. “ 

Horstmann. 


11. Senator, Ueber Pleuritis im Gefolge von Unterleibsaffectionen, 
namentlich von subphrenischen Abscessen. Charitö-Ann. IX. (1884), 
S. 311. 

Pleuritis im Gefolge einer Affection der Bauchorgane kann auf 
dreierlei Art entstehen: 1) durch Perforation des Zwerchfelles 
mit Erguss reizender Substanzen in den Pleurasack; 2) durch Me¬ 
tastasen in Folge von Verschleppung inficirter Thromben aus dem 
Bereich der Bauch- in die Brusthöhle; meist entsteht hier die 
Pleuritis erst secundär neben der embolischen Lungenentzündung, 
zuweilen aber auch ohne eine solche; 3) seltener pflanzt sich die 
Entzündung von der Bauchhöhle aus per continuitatem oder 
contiguitatem auf die Pleura fort, ohne dass das Diaphragma 
perforirt worden ist oder ein embolischer Vorgang stattgefunden 
hat; bei intraperitonealen Entzündungsherden geschieht diese Fort¬ 
leitung auf dem Wege der Lymphbahnen zu beiden Seiten des 


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Sknator, Pleuritis nach Unterleibsaffeotionen. 


No. 42. 


Zwerchfelles, bei extraperitonealen Affectionen (Paranephritis, seltener 
Perityphlitis) durch das Bindegewebe zwischen den Zacken des 
Zwerchfelles und in den Lücken, welche den durchtretenden Gebilden 
gelassen werden. — Ein- oder doppelseitige Pleuritis tritt sehr 
häufig zu acuter diffuser Peritonitis, doch handelt es sich 
hier meist um eine Combination von embolisch-metastatischer und 
in der Continuität fortschreitender Entzündung; übrigens kommt, 
bei der Gefahr des Grundleidens, dieser Pleuritis meistens keine 
grofse praktische Bedeutung zu. Seltener führt die circumscripte 
Peritonitis zu einer Pleuritis, und zwar am häufigsten noch eine 
Eiterung im oberen Bauchraum: ein subphrenischer Abscess 
im engeren Sinne (d. h. ein unter dem Zwerchfell belegener Abscess, 
bei welchem dieser Muskel selbst eine Wand des Abscesses bildet), 
ein Leberabscess, auch wohl einer der seltenen Abscesse der 
Milz oder des Pankreas. 

Von den diagnostischen Momenten, welche Lkydkn (Cbl. 1880, 
S. 910) als für den Pyopneumothorax subphrenicus charakteristisch 
aufgeführt hat, bleiben für die nicht lufthaltigen subphrenischen 
Abscesse die folgenden übrig: 1) die Entwickelung der Krankheit, 
nachdem die Erscheinungen der allgemeinen (Perforations-)Peritonitis 
oder Eiterentleerungen durch den Darm vorangegangen sind; 2) die 
Bildung eines unter entzündlichen Erscheinungen auftretenden Ex¬ 
sudates im unteren Teil des Thorax rechter- oder linkerseits; dabei 
für längere Zeit Fehlen von Husten und Auswurf; 3) oberhalb des 
Exsudates zeigt sich die Lunge intact und ausdehnungsfähig; 4) die 
Zeichen des gleichmäfsig vermehrten Druckes im Pleuraraum fehlen 
oder sind wenig ausgeprägt; 5) die noch zweifelhaft gebliebene 
Diagnose kann durch etwaige Perforation in die Luftwege mit 
plötzlichem massenhaftem Auswurf von jauchigem Eiter sicher gestellt 
werden; 6) nach Pfuhi, (Cbl. 1877, S. 521) kann auch eine mit 
einer Punction verbundene Manometermessung zur Sicherung der 
Diagnose beitragen, da innerhalb der Pleurahöhle ein inspiratorisches 
Sinken und exspiratorisches Steigen des Druckes stattfindet, während 
unterhalb des Zwerchfelles die umgekehrten Verhältnisse obwalten 
müssen. 

Durch kritische Würdigung aller dieser Momente kommt S. zu 
dem Schluss, dass die Diagnose der nichtlufthaltigen subphrenischen 
Abscesse noch schwieriger, als diejenige der lufthaltigen ist. Vor 
Allem ist die Unterscheidung derselben von peripleuritischen 
Abscessen häufig nicht möglich. 

Bei Combination nun eines gröfseren Pleuraergusses mit 
einem subphrenischen Abscess lassen für die Erkennung des 
letzteren fast alle angeführten diagnostischen Momente im Stich. — 
Von Wichtigkeit bleibt dann die Anamnese (ein der Pleuritis voran¬ 
gegangenes chronisches Magengeschwür, eine Perityphlitis u. dgl., 
Leberabscesse), ferner gewisse in ihrer Gesammtheit beachtenswerte 
Symptome: heftige Schmerzen vorzugsweise im Epigastrium und in 
einem Hypochondrium; Schmerzhaftigkeit und Steifigkeit im Rücken; 
schmerzhaftes Aufstofsen und Schluchzen; die erhöhte Lage des 


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No.42. Wbst, Myxödem. — Hkrmbt; Raymond u. Artaüd; Gaucher 745 

Kranken auf dem Rficken trotz erheblichen Pleuraergusses; Oedem 
in der unteren seitlichen und hinteren Thoraxwand. Von Wichtig¬ 
keit ist endlich noch die Probepunction. — 4 einschlägige Kranken¬ 
geschichten dienen zur Stfitze des Gesagten. Perl. 


E. G. West, A case of myxcedema with autopsy. Boston med. and 
snrgic. J.. Joly 1884, CXI. No. 3. 

Der Fall, der eine in günstigen Verhältnissen lebende, hereditär 
nervös belastete junge Frau betrifft, schliefst sich in seinen Symp¬ 
tomen den früher publicirten (Cbl. 1881, S. 34; 1883, S. 455 und 
S. 684) im Wesentlichen an. Die Erscheinungen entwickelten sich 
allmählich nach der Geburt mehrerer Kinder; es zeigte sich: öde- 
matöse, auf Fingerdruck nicht weichende Schwellung, namentlich 
im Gesicht und am Hals, Schwellung der Zunge, rauhe und trockene 
Beschaffenheit der Haut, dunkelrote Färbung der Wangen, Herab¬ 
setzung der Körpertemperatur, sowie des Gesichts-, Gehörs- und 
Geschmackssinnes und der Intelligenz, Verminderung der Menge, 
sowie des specifischen Gewichtes des Urins, dabei Intactbleiben von 
Lungen, Herz, Leber, Nieren. Nach Jahre langer Dauer des Leidens 
trat der Tod plötzlich ein und zwar in Folge einer Schwellung des 
submukösen Gewebes im Larynx. — Aus dem Obductionsbefunde 
heben wir hervor, dass die Untersuchung des Gehirns keine Ab¬ 
normität erkennen liefs. Perl. 

1) P. Hermet, De la surditd dans le tabes syphilitique. Union med. 
1884, No. 86. — 2) M. F. Raymond et M. G. Artaud, Note 
sur un cas de sueurs localise4s dans le cours d’un tabes dorsal. 
Revue de Med. 1884. Mai. — 3) E. Gaucher et Dllflocq, Arthro¬ 
pathie tibio-perin4o-tarsienne gauche tab4tique. Ebend. — 4) G. 
Inmmo, Sur un cas non commun de „tabes“ bulbaire primitif 
et sur les formes qui s’ecartent du type ddcrit par Duchenne (de 
Boulogne) sous le titre d’Ataxie locomotrice. Union med. 1884. 
No. 81. 

1) H. teilt mehrere Beispiele von ziemlich plötzlich entstandener 
Taubheit bei (früher syphilitisch inficirten) Tabikern mit. Die Taub¬ 
heit sei meist ein in früherem (vorataktischem) Stadium des Leidens 
sich einstellendes Symptom, kann aber auch in vereinzelten Fällen 
zur schon ausgebildeten Krankheit hinzutreten. Eigentümlich sind 
für diese Taubheit: die Schnelligkeit ihres Auftretens und ihrer Ent¬ 
wickelung, sowie die Intactheit der schallleitenden Apparate (Trom¬ 
melfell, Gehörknöchelchen und Tuba Eust.). — Es liegt höchst 
wahrscheinlich ein Leiden des Hörnerven selbt vor (in Analogie 
mit der Atrophie des Sehnerven). — Bemerkt man bei einem 
Syphilitischen eine „derartig plötzlich auftretende Gehörsstörung“, 
so suche man nach anderen, für Tabes charakteristischen Symptomen. 
Von der hysterischen Taubheit ist das in Rede stehende Leiden 
leicht zu unterscheiden (man achte auf die Symptomatologie der 
Hemiansesthesie): Bei Syphilis hereditaria finde sich ähnlich ein 


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746 u. Duklocq; Rummo, Taubheit bei syphilitischer Tabes. - Bkattt, No. 42. 

solches Gehörleiden, es träte aber vorwiegend bei Personen im 
Alter zwischen 15 und 20 Jahren auf; auch sei die Anamnese 
hier ein wichtiges differentiell diagnostisch zu verwertendes Hülfs- 
mittel. 

2) Der Fall von R. und A., betreffend einen 43jährigen, früher 
syphylitisch inficirten Mann, zeichnet sich durch die bedeutenden 
Schmerzanfälle (in der Wade, den Schenkeln, der Dorsalwirbel¬ 
säule, den Händen) aus und durch sehr ausgeprägte vasomotorische 
und trophische Störungen. An der Wade und dem Schenkel zeigten 
sich häufig nach den heftigsten mit Schwindelgefühl, auch mit Be¬ 
wusstseinsverlust einhergehenden Schmerzanfällen Ekchymosen unter 
der Haut (Cbl. 1882, S. 284). Aufserdem bestanden Rectalkrisen; 
wiederholt fielen einzelne Zähne aus, lösten sich spontan einzelne 
Fufsnägel ab (schmerzlos). Ferner trat nach jeder Mahlzeit rechts 
am Kopf eine profuse Schweil'ssecretion ein (Cbl. 1880, S. 941), 
auch wurde diese Gesichtshälfte wärmer, als die linke und etwas 
röter, als diese. Die Pupille rechts bleibt dabei unverändert; ebenso 
sind die Kopfhaare rechts, wie links in ihrer Färbung gleich. — 
Geschmack und Geruch sind rechts unverändert. Mit der Schweifs- 
secretion an der rechten Kopfhälfte soll nach Aussage des Kranken 
eine vermehrte rechtsseitige Speichelsecretion einhergehen. 

3) Bei einem 59jährigen (nie syphilitisch inficirt gewesenen) 
Tabiker beobachteten G. und D. folgende seltenere Anomalie der 
Knochen und Gelenke: Die linken Fufswurzelknochen, ebenso wie 
die linken Ossa metatarsi sind intact, der Malleolus intern, (links) 
ist geschwollen, das interne Tibiadrittel concav nach innen gekrümmt. 
Das Wadenbein ist vom unteren Viertel ab, nach dem äufseren 
Knöchel hin zunehmend geschwollen; vorn am Malleolus findet sich 
eine osteophytische Knochenauflagerung, gleichsam einen zweiten 
Knöchel darstellend. Die übrigen Knochen und Gelenke sind ge¬ 
sund. Die Affection besteht jetzt 4 Jahre; sie entstand unter Auf¬ 
treten von Oedem allmählich und ohne jeden Schmerz. 

4) R. giebt die ausführliche Krankengeschichte eines 42jährigen 

Tabikers, bei dem sich Symptome einer Erkrankung von Bulbär- 
nerven (Trigeminus, Vagus, Accessorius) sehr früh, vor den übrigen 
Erscheinungen der Tabes einstellten und namentlich die sogenannten 
„Crises laryng^es“ (Erstickungs- und Hustenaniälle nach voraus- 
gegangenem Reiz- und Kitzelgefühl im Kehlkopf) in den Vorder¬ 
grund traten. — Pulsfrequenz dauernd sehr hoch, oft bis zu 110 
Schlägen in der Minute. Bernhardt. 

Wallace Beatty , Notes on a rare form of skin disease, resembling 
in some of its features Urticaria pigmentosa. The Dublin J. of med. 
Science GL. p. 512, 1884, June. 

Ein 15jähriger Knabe hatte vor 5 Jahren zuerst rote juckende 
Flecken im Gesicht bekommen; darauf entwickelte sich analoges 
Jucken am Rumpf. Vf. sah: 1) rote leicht elevirte meist zerkratzte 
Flecken von der Gröfse eines Stecknadelkopfes bis zu der einer 
Erbse; 2) dunkelbraune kreisförmige Maculse, etwa 3 / 8 Zoll im 


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No. 42. Urticaria pigmentosa. - Schaüta, Lungenblähung. - Rosbnthal. 747 

Durchmesser, im Niveau mit der gesunden Haut, welche bei Druck 
ihre Farbe nicht änderten; 3) ähnliche wie die sub 2, nur mit einem 
hellen Centrum versehen; 4) weifse Flecke von verschiedener Gröfse, 
doch kaum so grofs, wie die braunen; sie liegen im Niveau der 
Haut und fohlen sich fest an. — Die Localisation anlangend, so 
fand sich das Exanthem im Nacken, an Brust, Rücken, auf der Ex¬ 
tensorenseite der Arme, der Vorderarme, der Hüften und Beine; 
fehlte dagegen an den Händen und Füfsen, den Achseln, der 
Flexorenseite der Kniee, dem Abdomen und den Genitalien. — 
Ein jüngerer Bruder zeigte einen ganz analogen Ausschlag. — Was 
nun diese Fälle anlangt, so glaubt Vf., sie der Urticaria pigmentosa 
anreihen zu dürfen. Die quaddelartigen roten Flecken liefsen 
Pigment zurück, welches zunächst in der Mitte resorbirt wurde, 
dann aber in toto. — Doch unterschieden sich diese Fälle von den 
bisher beschriebenen: 1) durch das späte Auftreten des Leidens, 
während es sonst immer einige Monate nach der Geburt begann; 
2) durch die Kleinheit der Flecken, mit denen die Eruption hier 
begann, während in den anderen Fällen es sich mehr um Tuberkeln 
oder localisirte Infiltrationen bis zur Gröfse eines Schillings han¬ 
delte und 3) durch das Verschwinden des Pigments. Lewinski. 


Schauta, Experimentelle Studien über den Effect der ScHui/rzK’schen 

Schwingungen zur Wiederbelebung asphyktischer Neugeborener. 

Wiener med. Blättor 1884, No. 29. 

Im Gegensatz zu Hofmann, welcher an Kindern, die vor dem 
Blasensprung abgestorben waren, nachwies, dass die mit demselben 
vorgenommenen ScHULizK’schen Schwingungen keine Luft in die 
Lungen zu treiben vermochten, veröffentlicht Sch. 3 Fälle, in denen 
ihm dies gelungen ist. Im 1. und 2. Falle ist es ziemlich sicher, 
im 3. vollkommen sicher, dass die Kinder vor dem Blasensprung 
abgestorben waren; in den letzten beiden Fällen wurde aufserdem 
noch durch die Percussion constatirt, dass die Lungen luftleer waren. 
Schon nach 10 Schwingungen hörte man ein schlürfendes Geräusch, 
welches bis zur 30. Schwingung zunahm. Die sofort gemachte Sec- 
tion und Lungenprobe ergab in allen Fällen, dass die Lungen voll¬ 
kommen mit Luft gefüllt waren. Die Misserfolge von Hofmann 
sind vielleicht auf eine inexacte Ausführung der SctuiLTZK’schen 
Schwingungen zurückzuführen. Bei ihnen sind nämlich 2 Momente 
besonders zu beobachten, erstens muss der Kopf des Kindes so ge¬ 
halten werden, dass der Hals gestreckt bleibt, damit die Luft un¬ 
gehindert einströmen kann, und zweitens muss das Abwärtsschwin¬ 
gen sehr kräftig und ruckweise geschehen. A. Martin. 


R. Rosenthal, I. Ein Fall von Extrauterinschwangerschaft (Gra- 
viditas tuboabdominalis). Charitd-Annalen IX. (1884), S. 349. 

Die 30jährige Ilpara erkrankte unter den Erscheinungen einer 
Extrauterinschwangerschaft. Palpation ergiebt im Abdomen einen 


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Rosknthal , Extrauterinschwangerschaft. 


No. 42. 


grolsen prallelastischen Tumor, die linke Seite vom Os pubis bis 
zur Regio hypochondriaca ausfüllend, die Mittellinie nach rechts um 
5 Ctm. überragend, nur wenig verschieblich. Im Tumor links oben 
ein compacter Körper, zeigt Pergamentknistern auf Druck, links 
unten kleine Teile. Scheide weit, schlaff-feucht; Portio grofs, weich, 
Muttermund bequem für 2 Finger durchgängig, Cavum Uteri mit 
Decidualgewebe ausgekleidet, Uterus 12 Ctm. lang, Fundus dem 
Tumor dicht anliegend, nach rechts verdrängt. 

Der Tumor erwies sich bei der Laparotomie als Tuboabdomi- 
nalschwangerschaft. In die Bauch wunde wurde der Fruchtsack ein¬ 
genäht, dann eröffnet. Die stark macerirte Frucht wurde entfernt, 
dann der Sack desinficirt, in die Bauchwunde eingenäht, bis auf 
4 Ctm. Länge vernäht, drainirt, mit feuchter Carbolgaze tamponirt, 
darüber Salicylwatteverband. 

Im Laufe der nächsten Zeit stiefs sich die Placenta ab in ne¬ 
krotischen Fetzen, dabei erfolgte am 12. Tage p. o. eine gefährliche 
Blutung aus der Placentarstelle. Die Wundhöhle füllte sich all¬ 
mählich mit Granulationen und verheilte. Drainage des Frucht¬ 
sackes nach der Vagina war nicht indicirt. 

III. Eine Laparotomie bei Schwangerschaft. 30jährige 
Ilpara. Ein sehr grolser rechtsseitiger Ovarialtumor verursachte 
im 5. Monat der Gravidität hochgradigste Dyspnoe. Die Laparo¬ 
tomie ergab ein grofses rechtsseitiges Ovarialkystom mit sehr kurzem 
Stiel am Uterus inserirend. Der Stiel musste ganz knapp abgebunden 
werden. Eine Zerrung des Uterus war dabei unvermeidlich. Der 
Stiel des Tumors wurde versenkt, die Bauchwunde geschlossen. 
Die Wundheilung verlief normal und gut. In den 2 ersten Tagen 
nach der Operation gleich Wehen. Am 19. Tage nach der Operation 
Abort einer etwa 5 monatlichen Frucht. 

Interessant war das rapide Wachstum des Tumors während der 
Gravidität. Dielndicatio vitalis gebot operatives Vorgehen. Punction 
hätte wohl den Abort nicht aufgehalten. Die mit der Entleerung 
der Flüssigkeit verbundenen Druckschwankungen in den Sexual¬ 
organgeschwülsten hätten den Abort gefördert. Die Kürze des 
Stieles und die dadurch bedingte Zerrung des Uterus führten den 
Abort herbei. 

IV. Grol'ses Fibrom der Bauchdecken. Die Bauchdecken¬ 
fibrome finden sich besonders im Bereiche des M. rectus abdominie 
und im oberen Teile der Leistengegenden, bevorzugen das weibliche 
Geschlecht, besonders Frauen, welche geboren haben, und treten 
meist jenseits der 20er Jahre auf. Ihr Wachstum soll langsam 
stattfinden. Gcsskrow sah meist die Tumoren in 1 —1' 2 Jahren 
von Haselnuss- bis zu Mannskopfgröfse an wachsen. Die Fibrome 
wachsen central, bringen die Nachbargewebe durch Druckatrophie 
zum Schwund, liegen in einer Kapsel, sind leicht ausschälbar. 

Die operirte Patientin, eine 30jährige Vpara, bemerkte vor 
1 •/, Jahren eine haselnussgrofse Geschwulst oberhalb der rechten 
Leistenbeuge. Bei der Aufnahme in die Charitd, 18 Monate später, 
zeigte sich ein grolser fester Tumor an der rechten Bauch wand, 


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No. 42. 


Alexander, Antipyrin. 


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oval, mit dem langen Durchmesser senkrecht zur Längsaxe des 
Körpers stehend, vom vorderen Rande des Darmbeins bis 5 Ctm. 
nach links Ober die Linea alba reichend, nach unten bis zum hori¬ 
zontalen Schambeinaste, nach oben die Crista fiberragend. 

Es wurde ein 20 Ctm. langer Schnitt parallel dem vorderen 
Darmbeinrande gemacht. Der Tumor, ein 8‘ 2 Pfund schweres 
Fibrom, lag zwischen den schrägen Bauchmuskeln in einer Kapsel; 
leicht ausschälbar; nur an der Hinterfläche eine Verwachsung mit 
dem Peritoneum, das in Handtellergröfse mitentfernt wurde. Der 
Defect im Peritoneum wurde vernäht, die Hautwunde geschlossen, 
drainirt. Patientin wurde nach 4 Wochen als geheilt entlassen. 

A. Marli d. 

Alexander, Zweiter Bericht über die Wirkungen und Nebenwir¬ 
kungen des Antipyrins. (Aus d. Klinik d. Hrn. Prof. Bikkmrr in Breslau.) 
Breslauer ärztl. Ztschr. 1884, No. 14. 

A. hat nach seiner ersten Mitteilung (d. Bl. 1884, S. 521) das 
Antipyrin bei weiteren 51 fiebernden Kranken angewendet. Hier¬ 
nach ist Folgendes hinzuzufögen: Beim Typhus abdominalis erstreckt 
sich die Wirkung des Mittels auf Temperatur und Pulsfrequenz, 
ohne dass die Krankheit coupirt oder in zweifelloser Weise abgekürzt 
wird. Dagegen wird das Sensorium günstig beeinflusst und der 
Krankheitsverlauf scheint milder zu sein. — Während A. in seiner 
ersten Mitteilung dem Antipyrin eine specifische Wirkung bei Gelenk¬ 
rheumatismus nicht glaubte zuerkennen zu dürfen, hat Vf. durch 
weitere Beobachtungen die Ueberzeugung gewonnen, dass das Mittel 
nicht nur auf die Fiebertemperatur, sondern auch auf die Gelenk- 
affectionen einen günstigen Einfluss äufsere. Unter 8 Fällen war 
es nur in einem nutzlos; bei einem anderen Kranken wirkte es 
zwar anfänglich gut, als aber später ein Recidiv auftrat, zeigte das 
Mittel wohl antipyretische Wirkung, aber keine Beeinflussung der 
Gelenkaffectionen. — Nachdem auch Natr. salicyl. ohne Erfolg ver¬ 
sucht war, wurde wieder Antipyrin gegeben und jetzt blieb auch 
die Wirkung auf die Temperatur aus. Eine Untersuchung des Pat. 
ergab die Zeichen einer bestehenden Endokarditis mitralis. Unter 
den zahlreichen Beobachtungen war dies der einzige Fall, in wel¬ 
chem das Antipyrin als Antipyreticum versagte. — Um das nicht 
selten auftretende Erbrechen zu vermeiden, empfiehlt A. die Ver¬ 
abreichung des Mittels im Klysma (10,0:150,0 Aqua, davon zwei 
Esslöffel mit Wasser auf 200,0 verdünnt stündlich, bis die Tempe¬ 
ratur auf 38 0 C. heruntergegangen ist). — Die Erfahrungen, welche 
Vf. mit den von Rank (s. d. Bl. 1884, No. 29) empfohlenen sub- 
cutanen Injectionen machte, waren wenig ermutigend. 

Bei einer Versuchsinjection, welche A. sich in der Gegend der 
rechten Scapula machen liefe, kam es zur Bildung eines Abscesses, 
der sich spontan öffnete und in ein Geschwür verwandelte, welches 
mehrere Wochen zur Heilung bedurfte; bei einem Mädchen bildete 
sich an der Injectionsstelle eine schmerzhafte Anschwellung, welche 
die Anwendung eines Eisbeutels nötig machte. 


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750 


Hallibürton. 


Frbkmann. — Chavassk. 


No. 42. 


Aufser Erbrechen beobachtete Vf. bei einigen Typhuskranken 
das Auftreten eines Exanthems nach Antipyringebrauch. In drei 
Fällen hatte dasselbe ein maserähnliches Aussehen; es trat auf 
ohne Exacerbation des Fiebers, ohne wesentliche Störung des All¬ 
gemeinbefindens und verschwand nach mehrtägigem Bestehen unter 
heftigem Jucken ohne jede Schuppung, bei fortgesetztem Antipyrin¬ 
gebrauch. 

Bei einem 17jährigen Maurerlehrling, welcher beim Eintreten 
der Entfieberung stets stark schwitzte, kam es zur Entwickelung 
einer Miliaria alba mit ungewöhnlich grofsen Bläschen am ganzen 
Rumpfe und den Extremitäten. Nach dem Platzen der Bläschen 
schälte sich die Epidermis in grofsen Fetzen ab. 

In einem fünften Falle endlich entwickelte sich jedes Mal, wenn 
Nachmittags Antipyrin gegeben war, am folgenden Morgen eine 
6ehr starke Urticaria. — 3 an Gonorrhoe leidende Patienten be¬ 
handelte Vf. mit Injectionen einer lprocentigen Antipyrinlösung. 
Dieselben wurden zwar gut vertragen, leisteten aber nicht mehr, 
als andere gebräuchliche Mittel. L&nggaard. 

Halliburton, Report on the proteids of serum. Brit. med. J. 1884, 
S. 176. 

Durch fractionirtes Erhitzen konnte Vf. beim Blntzernm vom Hnnde, Menschen. 
Affen, der Katze, dem Schwein und von Kaninchen das Serumalbumin in 3 Eiweifs- 
stoffe differenziren, welche zumeist bei ca. 73 resp. 77 und 84 °C. coagulirten; beim 
Hundeserum entstand zuweilen schon bei 56“ eine Coagulation. Das Blutserum ron 
Ochs, Schaf und Pferd gab erst bei 79° und dann wieder bei 84° eine Coagulation. 
Hammarstbn hatte gefunden, dass durch Sättigen des Blutserums mit Magnesiumsulfat 
das Globulin vom Albumin vollständig getrennt werden kann; Vf. findet, dass diese 
Wirkung auch dem Natriumnitrat, -Carbonat und -acetat zukommt. Kaliumacetat 
und Calciumchlorid fällen aus dem Serum alle Eiweifsstoffe aus. Durch doppelte Sätti¬ 
gung des Serums mit gewissen Salzen z. B. Magnesium- und Natriumsulphat oder 
Magnesiumsulphat und Natriumnitrat oder Magnesiumsulphat und Alaun, oder endlich 
Natriumchlorid und Natriumsulphat wird aus dem Blutserum das Serumalbumin aus¬ 
gefällt. _ J. Hank. 

H. W. Freemann , On recurrent fibromata of the neck and their 
relation to the branchial archee. Brit. med. J. 1884, No. 1223. 

Bei einem Arbeiter wurde am Halse links unterhalb des Kiefers ein hühnerei- 
grofses Fibrom entfernt. Nach 18 Monaten kam er mit einer viel gröfseren Recidiv- 
geschwulst, welche, mit Kiefer und Halsfascie verwachsen, sich bis zum Zungenbein 
mit einem Fortsatze erstreckte. Während die erstere Geschwulst ein weicheres Centrum 
mit kleinen Rundzellen bot, zeigte das Recidiv völlig die Natur eines klein -spindel- 
zellenförmigen Sarkoms. Vf. vermutet einen branchiogenen Ursprung der beiden Tu¬ 
moren, doch sind seine Gründe hierfür ganz allgemein gehaltene embryologische Er- 
örterungen ohne Bezugnahme auf die einschlägige deutsche und französische Literatur. 

P. Qfiterbock. 

T. F. Chavasse, On a case of gastrostomy, with remarks on the 
Operation. Brit. med. J. 1884, No. 1223. 

52 jähriger Mann mit Epithelialkrebs des Oesophagus; Operation in 2 Zeiten; 
t 16 Tage nach der Eröffnung des Magens an Pneumonie des rechten Oberlappens. 
Das Bemerkenswerteste ist die Mitteilung eines Briefes von Howss, dem Chirurgen an 
Gur’s Hospital. Dieser näht den Magen nicht ein, sondern befestigt ihn mittels zweier 
Klammern, deren Enden, um nicht Gangrsen zu erzeugen, mit Gummi überzogen 
sind. Diese Klammern werden am 6.—8. Tage entfernt, die Eröffnung des Magens 
geschieht am 10. Tage. P.Qüttrbock. 


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No. 42. Burnktt. — Krattkr. — Fkctz. — Skouin. 


Rannky. 751 


Ch. H. Barnett, Reflex aural phenomena from nasopharyngeal 
catarrh; objective noice9 in and from the ear. Philad. med. News 
1884, July 26. 

Auf Grand einiger Beobachtungen glaubt B. annehmen zu müssen, dass in 
ähnlicher Weise wie durch Reizung der Schwellkörper in der Nase krampfhafter Husten 
entsteht, auch Erscheinungen von Seiten des Ohres, namentlich die mehrfach beobachteten 
objectiv wahrnehmbaren Ohrgeräusche, entstehen können. Er stellt sich vor, dass 
durch Reizung der Nase und des Nasenrachenraumes reflectorisch klonische Contrac- 
tionen der Muskeln des weichen Gaumens, des M. constrict. pharyng. sup. oder des 
M. pterygoid. zu Stande kommen, welche dann, in gröfserer oder geringerer Entfer¬ 
nung vom Patienten, als feine Geräusche objectiv wahrgenommen werden können. (Die 
Krankengeschichten s. im Orig.) _ Schwabach. 

J. Kratter, Der alpine Kretinismus, insbesondere in Steiermark. 
Graz, 1884. 

Nach der Volkszählung von 1880 kommen auf 100 000 Einwohnern in Vorarl¬ 
berg 34, in Istrien 36, in Krain 51, in Görz und Gradiska 64, in Niederösterreich 
79, in Tirol 112, in Oberösterreich 155, in Steiermark 240, in Salzburg 309, in 
Kärnten 343 als Kretinen bezeichnet© Individuen — d. h. durchschnittlich 69 und 
bei einer Gesammtbevölkerung von etwas über 22 Millionen 15195. Kärnten weist 
10 Mal, Salzburg 9 Mal, Steiermark 7 Mal soviel Kretinen auf, als das auf der süd¬ 
lichen Kalkalpenparallelkette gelegene Küstenland. Vf. hat nun die Verteilung des 
Uebels auf die einzelnen Districte Steiermarks genau studirt und kartographisch dar¬ 
gestellt. Auffällig selten finden sich Kretinen — den Bodenformen nach — auf den 
Alpenkalkterritorien; der Kretinismus tritt auf den gesammten Tertiärformationen des 
Landes entschieden numerisch zurück. Die intensivsten Herde finden sich in den 
offenen Tälern; speciell gehäuft erscheint das Uebel auf dem Diluvium jener Flüsse, 
deren Quellgebiete im Urgestein liegen; das Elevationsgebiet erscheint schmal begrenzt 
(zwischen 300—1000 M. verticaler Erhebung), mit einer Prädilection für die Zone 
zwischen 450—700 M. — Trotz dieser anscheinend gegebenen Bedingungen legt K. 
doch auf hygienische Prophylaxe grofses Gewicht. Wemich. 


Feltz, De la dur£e de Timmunit^ vaccinale anticharbonneuse chez 
le lapin. Compt. rend. XC1X. 1884, No. 5. 

Kaninchen, welche 7 Monate nach der Schutzimpfung mit Milzbrandculturen 
geimpft wurden, durch welche 6 Controltiere bereits am 3.-4. Tage erlagen, wurden 
in keiner Weise beeinflusst. Nach 17—18 Monaten jedoch hielten von 6 Kaninchen 
die Reinfection nur noch 2 aus. F. möchte diesen Zeitraum daher als die Maximal¬ 
dauer des Milzbrandimpfschutzes bezeichnen. Werntch. 


E. C. Seguin, Analysis of seventy-fice consecutive cases of posterior 
spinal sclerosis, with special reference to a syphilitic origin. Ar- 
chives of Med. 1884 XII., S. 71. 

Unter 75 Fällen von Tabes dorsalis können 54 bezüglich der Frage nach den 
Beziehungen zwischen Syphilis und Tabes verwertet werden. Es fand sich: Ulcus in 
23 = 42,59 pCt., Ulcus mit secundären Symptomen in 16 = 29,63 pCt., keinerlei 
syphilitische Antecedentien in 15 = 27,18 pCt. Oppenheim. 


A. L. Banney, An unique case of poliomyelitis anterior acuta of 
the adult. Archives of Med. 1884 XII., S. 67. 

Ein 20jähriger Arbeiter, dessen Tätigkeit stets das linke Bein und den rechten 
Arm in Anspruch nahm, wird nach einem Erkältungseinfluss unter Fiebererscheinungen 
von einer sich in ganz kurzer Zeit entwickelnden Lähmung nur dieser beiden Extre¬ 
mitäten befallen. Während das Bein sich schnell wieder erholte, dauerte die Lähmung 
des Armes fort. Die befallenen Muskeln atrophiren und die faradische Erregbarkeit 
ist erheblich herabgesetzt. Keine Sensibilitätsstörungen etc. Oppenheim. 


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752 


Lkidksdorf. — Schiff. 


v . Nüssbaum. — Unna. 


No. 42. 


Leidesdorf, Ueber psychische Störungen im Kindesalter. Wiener 
med. Wochenschr. 1884, No. 26 u. 27. 

Wirkliche Geisteskrankheiten im Kindesalter sind selten, dagegen bilden tran¬ 
sitorische psychische Störungen ein häufiges Vorkommen. Vf. teilt aas eigener and 
fremder Erfahrung eine Reihe von Beispielen für derartige Storungen mit. Es finden 
sich im kindlichen Alter: Angstzustände, Hypochondrie, maniakalische Exaltations¬ 
zustände, schreckhafte Hallucinationen (Pavor nocturnus), Somnambulismus, Zwangs¬ 
vorstellungen. In Begleitung schwerer Neurosen (Chorea, Epilepsie, Hysterie) sind 
Psychosen bei Kindern nicht selten. Auch Moral insanity will L. bereits bei Kindern 
beobachtet haben. 

Beachtenswert ist der Fall von progressiver Paralyse bei einem 16 jährigen 
Mädchen. Krankheitsverlauf und Sectionsbefund sind mitgeteilt 

Aufser diesem findet sich in der Literatur nur noch ein Fall von progressiver 
Paralyse bei einem 12jährigen Knaben (von Dr. Tubnbull in dem Journal of mental 
Science). _ Siemerling. 


Schiff, Ueber Excision der syphilitischen Initialsklerose. Viertel- 
jahrsschr. f. Dermat. u. Syphilis 1883, S. 519. 

Vf., ein Assistent von Auspitz, fasst seine Erfahrungen Über die Excision der 
Initialsklerose in folgenden 4 Punkten zusammen: 1) Die Excision der syphilitischen 
Initialsklerose hat bis jetzt als einzig möglicher Versuch einer Abortivbehandlung der 
Syphilis zu gelten, wenn sie genügend frühzeitig vorgenommen wird; 2) nur jene 
Initialsklerosen eignen sich zur Vornahme der Excision, welche genau umschrieben 
von ihrer Basis abhebbar und verschiebbar die vollkommene Exstirpation ermöglichen; 

3) die Gegenwart von Leistendrüsenschwellungen darf nicht als Moment gegen die 
Operation aufgefasst werden, obwohl dadurch die Prognose sich ungünstiger gestaltet; 

4) in Fällen, in denen ein Zweifel herrscht, ob man es mit Sklerose oder Entzündungs¬ 

härte bei einem weichen Geschwüre zu tun hat, gestattet die Gerinfügigkeit der Ope¬ 
ration, dieselbe unter allen Umständen vorzunehmen. Lewinski. 

V. Nussbaum, Operation einer Uterusgeschwulst in zwei Zeiten. 
Bayerisches ärztl. Int.-Bl. 1884, No. 23. 

Von der Ansicht ausgehend, dass die Myotomieen in Folge der starken Blu¬ 
tungen noch eine zu grofse Mortalitätsziffer ergeben, schlägt v. N. vor, diese Opera¬ 
tionen in zwei Zeiten zu machen. In der ersten Sitzung will er den Tumor aus der 
Bauchhöhle herausheben und mit derselben vernähen. Nach 5—6 Tagen, wenn der 
serOse Ueberzug der Bauchdecken mit dem serOsen Ueberzug des Tumors solide ver¬ 
wachsen ist, will er in einer zweiten Sitzung mit dem Thermokauter den Uterus er¬ 
öffnen und den Tumor entfernen. — Diese Methode wandte Vf. bei einer Frau mit 
mannskopfgrofsem verjauchendem Myom an, die bereits unter allen Symptomen der 
Sepsis litt. Patientin ertrug zwar die einzelnen Eingriffe gut und es trat auch nach Ent¬ 
fernung des Jaucheherdes eine kurze Besserung ein, dennoch ging sie am 3. Tage 
septisch zu Grunde. Der Blutverlust soll aber nur ein mäfsiger gewesen sein. 

A. Martin. 


P. G. Unna, Eine neue Form medicamentöser Einverleibung. Fortschr. 
d. Med. 1884, No. 15. 

„Dünndarmpillen“ nennt U. eine neue Form von Pillen, welche zur Grundlage 
eine Fettsubstanz (Cacaobutter, Talg, Oel mit Pflanzenpulver) haben und mit einer 
dünnen Schicht gereinigten Hornstoffs überzogen sind. Solche keratinirte Pillen werden 
vom Magensaft nicht angegriffen, lösen sich aber, wenn sie den Magren unversehrt 
passirt haben, im Darme auf. Sie eignen sich daher stets dann, wenn man die 
Magenschleimhaut vor Einwirkung des Medicamentes schützen will, andererseits ge¬ 
statten sie auch, die Arzneisubstanz unverändert bis in den Darm vorzuschieben, wenn 
man dieselben concentrirt auf den Dünndarm einwirken lassen will. Vf. weist auch 
darauf hin, dass es mit Hülfe dieser Dünndarmpillen vielleicht gelingen möge, Tieren 
infectiöse Darmkrankheiten (Typhus, Cholera) experimentell beizubringen. LanggaanL 

Verlag von August Hirschwald in Berlin. — Druck von L. Schumacher ln Berlin. 


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Wöchentlich erscheinen 

1—9 Bogen; am Schlüsse 
des Jahrgangs Titel, Na¬ 
men- and Sachregister. 

Centralblatt 

für die 

Preis des Jahrgänge j 
20 Mark; *u beziehen 
durch alle Buclihandlun- 
gen and Postanstalton. 

Jl ft ff Ml 

lllüUltlll 

IMjICII ff ÜSiStlliSi 

Redigirt von 

19(11 teile 

Prof. Dr. H. Kroneoker, und Prot Dr. 

H. Senator, 

in Bern 

Berlin (NW.), Bauhofstr. 7 (am Hegelplatz). 

1884. 

95. October. 

No. 43. 


Inhalt: See gen, Levulose im diabetischen Harn (Orig.-Mitt). 

E. van Beneden und Julin, Furchung der Ascidieneier. — Luciani, Ge- 
hirnrindencentren. — Vandbvblde, Chemie des Bacillus subtilis. — lb Nobel, 
Reactionen von Aceton, Acetessigäther, Aldehyd, Kreatinin. — Krön lein, Knopfnaht 
mit Plattennaht, Operation der Hasenscharte.— Knapp; Lippincott, Trepanation des 
Warzenfortsatzes. — Hack, Exstirpation der Schwellapparate der Nase. — Lbale, 
Scharlachübertragung von Mutter auf Fötus. — Febb; Botbb; Halb White; 
Kino, Knochen- und Gelenkaffectionen bei Tabikern. — v. Hoboch, Wirkungen des 
Bromoforms. 

Pflüger, Ueber die Entdeckung des elektropolaren Erregungsgesetzes. — 
Hammabstbn, Magnesiumsulfat zur Maafsbestimmung von Serumalbumin und Glo¬ 
bulin. — Spbbngbl, Empyem-Operation. — Hoffa, Wiedereinheilen gezogener 
Zähne. — Vbrmynb, Blindheit und Taubheit durch Myxofibrom. — Lebuotez, 
Tuberculose Vegetationen im Kehlkopf. — Gibibk, Wut-Mikrokokken. — Redtbn- 
bachbb, Ueberosmiumsäure gegen periphere Neuralgien. — Beaunis, Hypnotisiren 
gegen Chorea. — Rbinl, Sicheres Schwangerschaftszeichen. 

Druckfehler. 

Ein Fall von Levulose in diabetischem Harn. 

Von Prof. J. Seegei (Wien). 

Daa Vorkommen von linksdrehendem Zucker im Harn von 
Diabetikern ist überaus selten, v. Gorüp-Bksanez*) erwähnt, „dass 
in diabetischem Harn sich zuweilen eine bedeutende Menge Zucker 
finde, der vollkommen unkrystallisirbar ist und sich in dieser Be¬ 
ziehung, als auch in Bezug auf eein Rotationsvermögen wie Frucht¬ 
zucker verhält“. Nähere Daten werden nicht angegeben. Zimmer**) 
hat einen Fall mitgeteilt, den auch Czapek mitbeobachtet und be¬ 
schrieben hat, bei welchem der Harn neben Traubenzucker, auch 
eine beträchtliche Menge Levulose enthielt. Der zuerst untersuchte 
Harn hatte ein spec. Gewicht von 1055, gab durch Titriren mit 
FEHLtuo’scher Lösung 9,8 pCt. Zucker, als Traubenzucker berechnet, 
während durch Polarisation 2,2 pCt. linksdrehender Zucker angezeigt 
wurde. 

Külz***) hebt mit Recht hervor, dass in diesem Fall der Beweis 

*) Gobup-Besanbz, Anleitung zur zoochemischen Analyse 1872. 

* # ) Deutsche med. Wochenschr. 1876, No. 28. 

***) Külz, Ueber eine neue linksdrehende Säure. Ztschr. f. Biol. XX. 2. 

XXII. Jahrgang. 48 

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754 


Skkokn, Levulose im diabetischen Harn. 


No. 43. 


fflr das Vorhandensein von Levulose nicht voll erbracht sei, weil 
Zimmer nicht nachgewiesen hat., dass die vermeintliche Levulose durch 
Gärung zerstört wurde. Indess ist es doch wohl kaum denkbar, 
dass (da Eiweils ausgeschlossen war) ein anderer linksdrehender 
Körper in solcher Menge vorhanden gewesen sein konnte, um die 
rechtsdrehende Wirkung von so grofsen Mengen Traubenzucker 
zu paralysiren und noch eine Linksdrehung zu bewirken. Es ist 
also wohl Zimmkr’s Beobachtung als ein unzweifelhafter Fall von 
Levulose anzusehen. 

Ich habe bis jetzt noch nicht Gelegenheit gehabt, Levulose im 
Harn zu beobachten, trotzdem mir mehr als 1000 Fälle von Diabetes 
mellitus zur Behandlung kamen. Wohl wurde nicht in allen diesen 
Fällen der Harn durch Titrirung und durch Polarisation untersucht 
und die annähernde Uebereinstimmung der nach beiden Methoden 
gewonnenen Resultate für Traubenzucker wäre erforderlich, um mit 
Bestimmtheit das Vorhandensein von Levulose ausschliefsen zu 
können. Aber die Zahl dieser nach beiden Methoden ausgeführten 
und mit Berücksichtigung der bekannten Differenz gut stimmenden 
Versuche war doch zahlreich genug, um zu dem Ausspruche zu be¬ 
rechtigen, dass Levulose ein sehr seltenes Vorkommen ist. 

Im abgelaufenen Sommer war ich so glücklich, einen Fall von 
Levulose zu beobachten. Ich habe ihn, soweit ich konnte, zu ver¬ 
werten getrachtet und teile nachstehend das Ergebniss meiner 
Beobachtung mit. 

Frau F. aus Schweden, 46 Jahre alt, zart, gut gefärbt; ihre 
Mutter soll an Diabetes mellitus gelitten haben. Näheres weifs 
Patientin nicht anzugeben. Sie selbst war stets gesund, nur ziem¬ 
lich hochgradig nervös. Vor 3 Jahren klagte sie über Mattigkeit 
und Trockenheit im Munde; es wurde Zucker entdeckt und ein 
entsprochenes Regime eingeleitet, vorwaltend Fleischkost, grüne 
Gemüse und sehr rnäisig Brod. Patientin blieb seitdem wohl; ein 
weiteres diabetisches Symptom ist nicht aufgetreten. Der Arzt giebt 
an, dass der Harn zuweilen Zucker enthalte und bezeichnet den 
Fall als Diabetes intermittens. 

Da nach meiner Erfahrung die Fälle von intermittirendem Auf¬ 
treten von Zucker meist auf Schwankungen im Regime zurückzuführen 
sind, wollte ich auch diesen Fall nach dieser Richtung genau be¬ 
obachten. Ich liefs schon am ersten Tage etwas mehr Brod essen; 
der im SoLKii.-VENTZKK’schen Polarisationsapparate untersuchte Harn 
drehte nach links. Die Linksdrehung würde, für Traubenzucker 
berechnet, 0,9 pCt. betragen haben. Die FBHUKG’sche Lösung wurde 
reichlich reducirt, doch war eine Titrirung nicht gut ausführbar, 
weil sich die ganze Flüssigkeit durch Ausscheidung von Kupfer¬ 
oxydulhydrat trübte. Ich überzeugte mich durch genaue Analyse, 
dass der Harn weder Eiweifs, Hemialbumose, noch Pepton enthalte, 
und es war im höchsten Grade wahrscheinlich, dass die Links¬ 
drehung durch Levulose veranlasst sei. 

Ich liefe nun durch 3 Tage eine bedeutend gröfsere Menge 
Brod geniefsen und untersuchte den 3—4 Stunden nach dem Mittag- 


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No. 43. 


Skkoen, Levulose im diabetischen Harn. 


755 


essen gelassenen Harn. Derselbe war klar, enthielt keine Spur 
von Eiweifs. — Es wurden mit demselben folgende Proben aus¬ 
geführt: 

2. Juni 1884. a) Es wurden 10 Cctm. Harn auf 100 verdünnt. 
Zur Reduction von 2 Cubctm. FKHLiNo’sche Lösung (1 Cubctm. = 
10 Mgrm. Taubenzucker) wurden verbraucht 20 Cubctm. des ver¬ 
dünnten Harns = 1 pCt., als Traubenzucker berechnet = 1,08 pCt. 


92.4 

Levulose. (Das Reductionsverinögen der Levulose zu — vom Re- 


ductionsvermögen des Traubenzuckers angenommen.) 

b) Die Ablenkung wurde mittels eines nach Solkii.-Vektzkk 
(von Schmidt und Häksch) construirten Polarisationsapparates be¬ 
stimmt. Derselbe ist für Harnzucker gestellt. Als specifische Drehung 
für Traubenzucker ist in diesen Apparaten älterer Construction 
-f- 56 der Teilung zu Grunde gelegt. Als Lichtquelle diente eine 
Petroleumlampe. Die Ablenkung nach links ergab 1,8 pCt. 

c.) 5 Cctm. des Harns wurden mit gewaschener Hefe und einem 
Tropfen Weinsäure in eine Endiometerröhre über Quecksilber ge¬ 
bracht und nach 3 Tagen aus der entwickelten Kohlensäure der 
Zuckergehalt bestimmt. Derselbe betrug 1,05 pCt. 

d) Ein anderer Teil wurde in einem Kölbchen mit Hefe ver¬ 
setzt, nach 3 Tagen wurde die Flüssigkeit filtrirt; sie reducirte sehr 
schwach und lenkte den polarisirten Lichtstrahl nicht ab. 

Die linksdrehende Substanz war also unzweifelhaft 
Levulose. Die specifische Drehung wurde berechnet nach der 
5 6 

Formel (a)j = —-—. Die abgelesene Drehung ist mit a und 


die durch Titrirung oder Gärung gefundene Procentzahl durch p 
bezeichnet. Bei Zugrundelegung der durch Titrirung gefundenen 
Ziffer w r äre die specifische Drehung — 93,3, bei der durch Gärung 
gefundenen Ziffer würde dieselbe —96,4 sein. Die eine, wie die 
andere Ziffer stimmt nahe mit der von Tüchsciimidt für Levulose 
gefundenen specifischen Drehung (a)D bei einer Temperatur von 
18° C. überein. 

Nach 2 Tagen (4. Juni) fast gleiches Ergebniss. Morgenharn 
leise Reduction, keine Ablenkung. Nachmittagsharn Ablenkung nach 
links 1,8 pCt., durch Titre 0,8 pCt. 

Ich gestattete nun durch 6 Tage einen grösseren Genuss von 
Amylaceen, Brod, Kartoffeln und Mehlspeise zum Mittagmahle und 
untersuchte dann abermals den Harn. 

10. Juni. Morgenharn lenkt nicht ab. Reduction minimal. 

Nachmittagsharn 4 Stunden nach der Mahlzeit: 


a) durch Polarisation (linksdrehend) 

als Traubenzucker berechnet 2,8 pCt. 

b) durch Titrirung mit FEHLiiso’scher Lösung desgl. 1,*>3 .. = l,G pCt. Levulose 

c) durch Vergärung nach 3 Tagen desgl. LG „ 

12. Juni. Nachmittagsharn: 


48* 


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756 


Sekmkn, Levulose im diabetischen Ham. 


No. 43. 


a) durch Polarisation (wie früher) . . . 3,2 pCt. 

b) „ Titrirung desgl. 1,69 w = 1,84 pCt. Lernlose 

c) „ Vergärung nach 24 Stunden 1,5 „ 

„ 4 Tagen . 1,64 „ 

* 9 „ • 1,83 „ 

„ 15 „ . 2,03 „ 

Die Gärung hatte rasch begonnen und schien nach 24 Stunden 
abgeschlossen; bei genauer Beobachtung sah man dann noch immer 
kleine Luftblasen aufsteigen und auch nach 15 Tagen war die Gas¬ 
entwickelung noch nicht völlig zu Ende. Ich schloss den Versuch 
ab, und überzeugte mich, dass das gesammte entwickelte Gas 
Kohlensäure sei. 

Ich hatte eine kleine Quantität dieses Harns in’s Laboratorium 
von Prof. E. Ludwig nach Wien geschickt, mit dem Ersuchen, die 
specifische Drehung mit dem Wir.n’schen Apparate, der mir nicht 
zu Gebote stand, zu bestimmen. 

Hr. Dr. J. Mauthnek hatte die collegiale Freundlichkeit, die Be¬ 
stimmungen auszuföhren. Da der Harn etwas trübe ankam. wurde 
er mit Bleiessig gefällt. 

Die Ablenkung (a) betrug bei 23 0 C. —3,084. 

Die Reduction ergab nach einer Reihe von Bestimmungen 
1,47 pCt. Traubenzucker = 1,591 pCt. Levulose; es ergiebt sich 
daraus 



100 a 

1. c 


100 X 3,084 ___ 
_ 2. 1,591 _ 


Die Gärungsprobe hat Mauthnkr mit dem genuinen nicht aus¬ 
gefällten Harn vorgenommen. Die Kohlensäure wurde gewichts¬ 
analytisch bestimmt und ergab nach 4 Tagen 1,96 pCt. Die Gärung 
dauerte langsam fort, der Versuch wurde unterbrochen, weil M. sich 
für einen längeren Versuch nicht auf die absolute Dichtigkeit des 
Apparates verlassen konnte. 

Ich habe die Patientin wieder auf ihre ursprüngliche Diät ge¬ 
setzt und Amylacea mit Ausnahme von kleinen Mengen Brod aus¬ 
geschlossen. 

Nach 2 Tagen wurde der Harn wieder untersucht. 

17. Juni. Ablenkung (links) entspricht 0,4 pCt. Traubenzucker. 
Der genuine Harn, auf’s lOfache verdünnt, gestattet keine genaue 
Titrirung; es entsteht eine schmutzig grüngelbe, sich nicht klar 
absetzende Ausscheidung. Harn durch Blutkohle filtrirt, die Kohle 
ausgewaschen bis auf das ursprüngliche Harnvolumen, 20 Cctm. auf 
100 Cctm. verdünnt, 1 Cctm. Kupferlösung wird durch 25 Cctm. 
der Harnflüssigkeit vollständig entfärbt, nach einigem Stehen erfolgt 
dichte Ausscheidung von gelbem Oxydulhydrat, die darüber stehende 
Flüssigkeit farblos. Der Harn enthielt ca. 0,2 pCt. = 0,21 pCt. 
Levulose. 

Die Ergebnisse dieser Beobachtung lassen sich in Folgendem 
zusammenfassen: 


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No. 43. 


Sf.egkn , Levulose im diabetischen Harn. 


757 


1) Der Harn enthält einen linksdrehenden Körper, dieser 
Körper kann nur Levulose sein, da der vergorene Harn keine Links« 
drehung zeigt; 

2) der Harn enthält nur linksdrehenden Zucker; Traubenzucker 
war nicht vorhanden, weil bei Zugrundelegung der durch Titrirung 
gefundenen und auf Levulose berechneten Zuckermenge die ge¬ 
fundene Ablenkungsgröfse för Levulose stimmte. 

Die specifische Drehung war bei allen unseren Versuchen, die 
bei einer Temperatur von 18—19 °C. angestellt wurden, = —93° 
bis —96 °. Tcchschmird giebt die specifische Drehung för Levuloee 
bei 17,5° C. = —97,1, eine Ziffer, die der unserigen nahe steht. 
Die Differenz ist schon darum von geringer Bedeutung, weil es 
nicht bekannt ist, in welcher Weise das Drehungsvermögen der 
Levulose durch die beigemengten fremden Stoffe des Harns beein¬ 
flusst ist. 

Die Gärung ergab nach den ersten Tagen, in welchen dieselbe 
sehr energisch von Statten ging, einen Zuckergehelt, der mit dem 
durch Titre gefundenen nahezu vollkommen stimmte. Es ent¬ 
wickelten sich dann noch durch viele Tage, nur sehr langsam, 
kleine Mengen Kohlensäure. Ich habe ein ähnliches Verhalten bei 
der Vergärung der durch Fermente aus Glykogen und Stärke ent¬ 
standenen Zuckerarten beobachtet. Sind es dem Zucker beigemengte 
Stoffe, welche gärungsfähig sind, aber nicht reduciren? ist es die 
Selbstvergärung der Hefe, welche diese langsame Kohlensäure¬ 
entwickelung bewirkt? Darüber müssten weitere Versuche Auf¬ 
schluss geben. 

3) Von grofsem Interesse ist es, dass die Ausscheidung resp. 
Bildung von Levulose durch Einfuhr von Amylaceis gesteigert, ja 
geradezu veranlasst war. Der Morgenharn war, wie beinahe stets in 
der leichten Form von Diabetes, zuckerfrei. Nach der Mahlzeit, bei 
welcher Brod gegessen worden, wurde Levulose gefunden; mit der 
gesteigerten Zufuhr von Amylaceis nahm die Ausscheidung von 
Levulose in beträchtlicher Menge zu, und schon 2 Tage, nachdem 
die Zufuhr von Amylaceis eine sehr beschränkte war, finden wir 
auch die Ausscheidung der Levulose auf ein Minimum gesunken. 
Die Levulose ist, wie Traubenzucker bei anderen Diabetikern 
leichter Form, auf Kosten der Amylacea entstanden. 

4. Ueber die Ursache der Levulosebildung fehlt es an jedem 
Anhaltspunkt. Es müsste erst eine grofse Reihe von Beobachtungen 
vorliegen, um auch nur empirjsch feststellen zu können, unter 
welchen Bedingungen Levulose statt Traubenzucker entsteht. Wir 
wissen, dass in dem unreifen Teile des Zuckerrohres Levulose ent¬ 
halten ist und dass erst mit der Reife die Levulose allmählich ver¬ 
schwindet. Sollte auch beim Diabetes durch Levulose ein frühes 
Entwickelungsstadium angedeutet sein? Aber in diesem Falle müsste 
doch das Vorkommen häufiger zur Beobachtung kommen. 


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758 


van Bkm.iii-:n und Jumn, Furchung der Ascidieneier. 


No. 43. 


E. van Beneden et Ch. Julin, Ln Segmentation chez les Ascidiens 
et ses rapports avec l’organisation de la larve. Arch. de Biol. V. 1, 
S. 111. 

Die Untersuchungen sind hauptsächlich an den ausgestolsenen 
Eiern von Corella parallelogramma zu Lervig (Stordö, Norwegen) 
im August und September 1880, sowie an einer Species von Lepto- 
clinum in Ostende angestellt worden; die Beschreibung begründet 
sich indess auf Beobachtungen an den Eileitereiern von Clavellina 
(Risso) in Neapel. — Corella und Clavellina erzeugen jede zwei 
verschieden gefärbte Eier: erstere gelbe und graue, letztere rosa 
und gelbliche, die sich aber ganz gleich entwickeln. Die Ergebnisse 
sind folgende: 

Bereits vor dem Beginn der Furchung, vom Auftreten der 
ersten karyokinetischen Figur an, kann man im Ei die rechte, linke, 
vordere, hintere, wahrscheinlich auch die obere und untere Seite 
der künftigen Gastrula und somit auch der Larve unterscheiden. 
Jene Figur nimmt nämlich nicht den geometrischen Mittelpunkt des 
Eies ein, sondern liegt excentrisch und der Punkt der Oberfläche 
des letzteren, welcher dem Centrum der Kernfigur zunächst liegt, 
entspricht dem hinteren, caudalen Ende der Larve, der entgegen¬ 
gesetzte dem vorderen. Die erste Furchungsebene ist die Median¬ 
ebene der künftigen Ascidie; die zweite, darauf senkrechte, trennt 
Kopf- und Schwanzregion; im 8zelligen Stadium vollzieht sich die 
Trennung von Bauch- und Rückenregion. 

Das Ektoderm trennt sich schubweise vom Entoderm (8- bis 
44zelliges Stadium); im 8zelligen Stadium hat das Ei das Aussehen 
einer Placula (Bütschli). 

Die Furchung schreitet immer von hinten nach vorn vor, indem 
alle Furchen zuerst am hinteren Zellende auftreten und die hinteren 
Zellen sich früher und rascher furchen, als die vorderen. Die Ka- 
ryokinese vollzieht sich ganz wie dies vaj; Bknbdkn an den Eiern 
xon Ascaris megalocephala beschrieben hat. — Jedesmal, wenn eine 
Zelle sich zur Teilung anschickt, treten an deren Oberfläche zwei 
Systeme concentrischer Ringe auf, für die Vff. den Namen der 
„antipoden Systeme“ vorschlagen. Der innere Kreis umgrenzt 
eine stärker hervorspringende Partie: die Polzone. Um dieselbe liegt 
der circumpolare Ring. Die beiden Ringe erscheinen im optischen 
Querschnitt als Furchen der Oberfläche. Sie stehen in Beziehungen 
zu der karyokinetischen Figur, indem diejenigen Strahlen der achro¬ 
matischen Ästeren, die nach ihnen zu gerichtet sind, deutlicher, als 
die übrigen sind und sich in den* Furchen inseriren. Wahrschein¬ 
lich verdanken letztere ihre Entstehung der stärkeren Contractilität 
jener Fäden. Diese bilden zwei in einander eingeschachtelte Kegel: 
den Polar- und den Circumpolarkegel. Die Spitzen der Kegel 
entsprechen den Centren der Attractionssphären. 

Sie verlaufen in entgegengesetzter centripetaler Richtung zu 
den Kegeln, die ebenfalls von den Attractionssphären centripetal 
ausgehend, sich beiderseits .an die Kernplatte anheften und jeder 
für sich ein achromatisches Halbbündel darstellen. Je ein Polar- 


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No. 43. 


Luciani, Gehirnrindencentren. 


759 


und Circumpolarkegel bildet mit dem Halbkegel seiner Seite eine 
Sanduhrfigur. Für die Halbbündel wird der Name: Hauptkegel 
(C6ne principal) vorgeschlagen. — Nach Trennung der chromatischen 
Platte n&hern sich die Asteren den Antipoden und gleichzeitig ver- 
kürzen sich die Fäden der Polar-, Circumpolar- und Hauptkegel. 
Schliefslich gelangen die Tochterkerne an die Oberfläche der Fur¬ 
chungszellen und dann sind Attractionssphären, Hauptkegel und die 
antipoden Systeme verschwunden. Alsbald treten zwei neue Attrac- 
tionscentren und neue Asteren auf etc. Es scheint also, als ob die 
Ursache der Zellteilung im Protoplasma, nämlich in der Contracti- 
lität der Fäden, welche die Asteren bilden, liegt und das Aus¬ 
einanderweichen der chromatischen Platten eine Wirkung gleicher 
Art, wie das Auftreten der oberflächlich gelegenen antipoden 
Systeme ist. Rabl-Rückhard. 

Luciani, On the sensorial localisations in the cortex cerebri. Brain 
1884, XXVI., July. (Vorläufige Mitteilung.) 

L. operirte an Affen und Hunden und kam in Betreff der 
Hirnlocnlisation zu folgenden Schlüssen: 

1) Gesicht. Zerstörungen der Rinde im Occipital-, Parietal-, 
Temporallappen, im Cornu Ammonis rufen wahrnehmbare Seh¬ 
störungen hervor. Im Frontal- und Temporallappen sind diese 
vorübergehend, im Occipital- und Parietallappen bleibend. An 
Umfang geringe Verletzungen im Frontal- und Temporallappen 
setzen keine Sehstörung, gleichgrofse Verletzungen im Occipito- 
parietallappen setzen constant solche. 

Für die Verteilung der Retina auf der Hirnrinde stellt L. folgende 
Sätze auf: 

a) Bilaterale homonyme Hemiopie resultirt nicht allein aus 
einer completen Exstirpation eines Occipitallappens, sondern auch 
nach ausgedehnten Rindenzerstörungen eines Parietal- und eines 
Temporallappens. 

b) Partielle bilaterale Exstirpationen im Occipitallappen (Seh¬ 
sphäre Münk’s) rufen niemals die Erscheinungen deutlicher Rinden¬ 
blindheit hervor, sondern nur mehr oder weniger ausgesprochene 
Sehstörungen, welche gleichmäfsig oder fast gleichmäfsig über die 
verschiedenen Segmente der 2 Retinae verteilt sind. 

c) Die hemiopischen Effecte nach ausgedehnter einseitiger Ex¬ 
stirpation im Occipitotemporallappen und im Parietallappen und die 
Sehstörungen nach circumscripten bilateralen Exstirpationen in der¬ 
selben Gegend, welche über das ganze Retinafeld verteilt sind, sind 
nicht bleibende, sondern transitorische Erscheinungen. 

2) Gehör. Die Gehörssphäre liegt im Temporal-, Parietal-, 
Frontallappen und im Cornu Ammonis. — Wie beim Auge, nimmt 
Vf. auch beim Gehör einen gekreuzten Verlauf der Nervenfasern 
an. Jedes Ohr steht in Verbindung mit beiden Hörsphären, aber 
hauptsächlich mit derjenigen der entgegengesetzten Auch hier tritt 
kein bleibender Gehörsverlust ein. 

3) Geruch. Die Geruchssphäre erstreckt sich längs der 


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760 


Vakdeyelde, Chemie des Bacillus subtilis. 


No. 43. 


SrLvi’schen Spalte; dehnt sich aus in den Parietal- und Frontal¬ 
lappen. — Das för’s Gehör Gesagte findet auch hier seine An¬ 
wendung. 

Zerstörungen eines circumscripten Rindengebietes (nach Fritsch 
und Hitzig) beschränken sich in ihrer Wirkung nicht auf dieses, 
sondern ziehen auch die übrigen Rindenfelder für dieselbe Körper¬ 
seite in Mitleidenschaft. Siemerling. 


G. Vandevelde, Studien zur Chemie des Bacillus subtilis. Ztschr. 
f. phys. Chemie VIII. S. 367. 

I. 3 Kolben A., B., C. wurden mit Fleischextractlösung zur 
Hälfte gefüllt und sterilisirt, alsdann mit Bacillus subtilis geimpft. 
A. enthielt 5, B. 2,5, C. 10 Grm. Fleischextract in 500 Cctm.; 
A. wurde 14 Tage bei 36° C. gehalten, B. 18 Tage, C. 23 Tage, 
dann die Quantität des gebildeten Ammoniak bestimmt. Es ergab sich in 
A. 0,108 NH 3 , in B. 0,055, in C. 0,182; in 5 Grm. Fleischextract 
selbst wurden 0,014 NH 3 gefunden. Aus diesem Versuche folgt 
also, dass die Menge des gebildeten Ammoniak der Quantität des 
Fleischextracts in der Lösung proportional ist; ein zweiter Versuch 
von längerer Dauer zeigte, dass das Ammoniak sich nach den ersten 
Tagen nur unbedeutend vermehrt. — Ebenso enthielten die Culturen 
auch mehr Fettsäure, als die ursprünglichen Lösungen; im Gegen¬ 
satz zum Ammoniak bilden sich diese aber hauptsächlich in der 
letzten Zeit. Als Material für die Ernährung des Bacillus ergaben 
sich: das Kreatin (resp. Kreatinin) und die Milchsäure, welche beide 
in den Culturen in sehr viel geringerer Menge vorhanden sind, als 
in der ursprünglichen Fleischextractlösung. Zur Bestimmung der 
Gewichtsmenge der Bacillen resp. ihrer unlöslichen Bestandteile 
wurden Anteile der Culturen mit Essigsäure gekocht und filtrirt. 
Aufs Ganze berechnet, ergaben sich für A. 0,27 Grm., B. 0,114, 
für C. 0,498 Grm. Die Menge der Bacillen ist also der Concen- 
tration der Nährlösung direct proportional. 

II. Gärung des Glycerins durch Bacillus subtilis. Eis 
gelang immer nur, einen verhältnismäßig kleinen Teil des Glycerins 
zur Vergärung zu bringen. Als Producte wurden Buttersäure und 
Milchsäure neben Spuren von Bernsteinsäure constatirt; Alkohole 
fehlten, doch ist hieran vielleicht die geringe Menge des verwendeten 
Glycerins — wenige Gramme — Schuld. — Die bei der Gärung 
entwickelten Gase bestanden anfangs aus 22,52 C0 2 , 15,35 EL,0, 
62,13 N, später trat der Wasserstoff mehr zurück und fehlte schlie߬ 
lich vollständig, vermutlich, weil er zu Reductionen verbraucht 
wird. — Auf Grnnd von Erwägungen, die im Orig, verglichen 
werden müssen, gelangt Vf. zu dem Schluss, dass sich in der ersten 
Zeit der Gärung sicher 2 Mal mehr Wasserstoff, als Kohlensäure 
gebildet hat, entsprechend der von Hoppk-Skyi.kk für die Umsetzung 
des Glycerins in Milchsäure aufgestellten Umsetzungsformel. Die 
Buttersäure geht secundär aus der Milchsäure hervor. 

IH. Gärung des Traubenzuckers durch Bacillus sub¬ 
tilis. Als Producte ergaben sich: Milchsäure, Butters&ure, Spuren 


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No. 43. 


lk Nobel, Aceton, Aoetessigäther, Aldehyd, Kreatinin. 


761 


von Bernsteinsäure, kleine Mengen von Alkoholen, die nicht genauer 
untersucht sind. Auf Oxalsäure wurde mit negativem Erfolge unter¬ 
sucht. — In einem Falle fand sich eine beträchtliche Quantität 
Mannit, der als Reductionsproduct aufzufassen ist — 5,1 Grm. aus 
10 Grm. Traubenzucker; in einem anderen Falle wurde nicht darauf 
untersucht. E. Salkowski. 


C. le Nobel, Ueber einige neue chemische Eigenschaften des Acetons 
und verwandter Substanzen und deren Benutzung zur Lösung 
der Acetonuriefrage. Arch. f. exp. Path. XVIII. S. 6. 

N. macht zunächst auf einige nicht genügend beachtete Angaben 
von Gonkino über das Verhalten des Acetons aufmerksam: 1) dass 
Aceton mit Jodtinctur (wohl alkoholische? Ref.) und Ammoniak 
Jodoform giebt, während Alkohol dieses nicht tut; 2) dass Aceton 
frischgefälltes Quecksilberoxyd löst, das sich im Filtrat leicht nach- 
weisen lässt, sowie fernerhin darauf, dass Aceton mit Nitroprussid- 
natrium und Natronlauge rote Färbung giebt, die beim Zusatz von 
Essigsäure violett wird (diese Reaction ist von Legal bereits be¬ 
schrieben, conf. Cbl. 1883, S. 613; Ref.). — Ueber die Reactionen 
von Aceton, Acetessigäther etc. giebt N. folgende Tabelle: 



Aceton 

Acetessig¬ 

äther 

Aldehyd 

Kreatinin 

Nitropruisidnatrium + KHO 

rubinrot. 

rubinrot. 

rubinrot, 
dann gelb. 

rubinrot, 
rasch gelb 
werdend. 

„ 4- Säuren 

violett. 

stärkere Fär¬ 
bung. 

keine Verän¬ 
derung. 

keine Verän 
derung. 

„ + Ammoniak 

allmäh¬ 
lich rosa¬ 
violett. 

rubinrot. 

i 

i 

i 

: 

0 

0 


N. ist der Ansicht, dass es die diesen Körpern angehörende 
Gruppe CO—CH 3 ist, welche die Reaction bewirkt. — In 15 Liter 
normalem Harn an einem Individuum, das wochenlang keine alko¬ 
holischen Getränke zu sich genommen hatte, fand N. nur Spuren 
von Aceton (mit Jod-Jodammonium), dagegen gab das Destillat 
des Harns, nachdem kein Aceton mehr nachweisbar war, noch die 
gewöhnliche Jodoformreaction. — Der Harn Fiebernder enthielt 
häufig, aber nicht immer Aceton; der Harn in 5 Fällen von Magen- 
carcinom oft und viel. Die Ausscheidungsverhältnisse des Acetons 
beim Diabetes fand N. aufserordentlich wechselnd und unabhängig 
vom Zuckergehalt und der Stärke der Eisenchloridreaction. — 
Betreffs der Erörterungen über das Coma diabeticum muss auf das 
Orig, verwiesen werden. E. Salkowski. 


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762 KrÖnlkin, Knopfnaht mit Plattennaht. — Knapp; Lihpincott, No.43. 

Krönlem, Beiträge zur plastischen Chirurgie. Arch. f. klin. Chir. 

XXX. S. 353. 

I. Ueber operative Behandlung der Epispadie und 
die Verwendung der Plattennaht bei dem Verschlüsse 
lippenförmiger Fisteln und Defecte. Vf.’s Methode, welche, 
wie er selber anfiihrt, an Dfxork’s „Suture ä etager“ erinnert und 
in der Kürze als zweiseitige Knopfnaht mit intermediärer 
Platten naht zu bezeichnen ist, empfiehlt sich, namentlich zum 
Schluss solcher Defecte, durch deren Randanfrischung es nicht ge¬ 
lingt, hinreichend breite Wundflächen zu schaffen. Hier werden 
nach der Vollendung der inneren — directen — Naht die beider¬ 
seitigen Hauptwundränder durch tiefgreifende Plattonnähte so stark 
gegeneinander gedrängt, dass sie sich nicht nur berühren, sondern 
sogar falten und zusammen einen über das Niveau der Umgebung 
senkrecht aufsteigenden Hautkamm oder eine Hautduplication bilden, 
deren Rücken nun erst die äufsere Nahtlinie trägt. Von plastischen 
Operationen, welche durch diese zweiseitige Knopfnaht mit inter¬ 
mediärer Plattennaht von Vf. vollendet sind, werden der Schluss 
einer lippenförmigen Harnröhrenfistel, die Operation einer Tracheal- 
fistel und die Deckung eines gefensterten Nasenflügels ausführlich 
beigebracht; aufserdem gelang die Plastik bei einer vollkommenen 
Epispadie eines 5jährigen Knaben, welche in zwei Zeiten (Umwan¬ 
delung der Eichelrinne in ein geschlossenes Rohr und Schluss der 
Penisrinrie sammt dem Trichter) verrichtet mit Einschluss verschie¬ 
dener kleiner Nachoperationen ca. IV 2 Jahre beanspruchte. Das 
Eigentümliche des Modus procedendi Vf.’s in diesem Falle bestand 
hauptsächlich nur darin, dass zur Verwandelung der Penisrinne in 
einen Kanal keine Lappenbildung, sondern die mit Hülfe der 
eben genannten Naht directe Anfrischung der Ränder benutzt 
wurde. 

II. Notiz, die Rücklagerung des „Bürzels“ bei der 

complicirten beiderseitigen Hasenscharte betreffend. Hier 
liefert die zweiseitige Knopfnaht mit intermediärer Plattennaht den 
Erfolg der Operation in einer Sitzung. P. Güterbock. 


1) II. Knapp, The indications for opening the mastoid procese, 
based on some recent observations. Philad. Med. News., July 26, 
1884. — 2) A. Lippincott, A case of mastoiditis interna chro¬ 
nica with sclerosis, trephining, recovery. Das. 

1) Während K. früher sich nicht veranlasst fühlte, bei Fällen 
von Otitis media, wo äufsere Symptome von Eiterung in der Regio 
mastoidea nicht vorhanden waren, oder der Eiter aus dem äufseren 
Gehörgange freien Abfluss hatte, operativ einzugreifen, hat er seine 
Meinung nicht nur bezüglich dieser beiden Punkte geändert, sondern 
hält auch die operative Eröffnung des Warzenteils angezeigt in ge¬ 
wissen Fällen mit intactem Trommelfell, bei denen überhaupt eine 
Eiterung in der Paukenhöhle resp. in den Zellen des Warzenfort¬ 
satzes nicht besteht, nämlich bei sklerosirender Mastoiditis. Zur 


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No.43. Trepanation des Warzenfortsatzes. - Hack, Exstirpation etc. 763 

Hlu9trirung seiner Ansichten teilt K. 3 Fälle mit, in denen durch 
diese Operation Heilung herbeigefiihrt wurde. In dem ersten Falle 
handelte es sich um acute Tympano-mastoiditis. Durch die Para- 
centese des Trommelfelles wurde reichliche Eiterentleerung bewirkt, 
ohne dass die Schmerzen in der Regio mastoidea nachliefsen. Nach 
Eröffnung der Pars mastoid. mit dem Meifsel entleerte sich reich¬ 
lich Eiter aus dem Antrum; die Schmerzen liefsen sofort nach und 
Heilung erfolgte in kurzer Zeit. Denselben Erfolg erzielte K. in 
dem zweiten Falle, wo in Folge von chronischer eitriger Mittelohr¬ 
entzündung heftige Kopfschmerzen bestanden. Obgleich sich äufser- 
lich in der Regio mastoidea keine Veränderungen fanden, wurde 
der Warzenfortsatz mit dem Meifsel eröffnet, etwas eitriges Secret 
entleert und damit sofortiger Nachlass der Schmerzen erzielt Die 
Wunde ist noch nicht verheilt, doch schreitet die Besserung fort. — 
Im dritten Falle wurde die operative Eröffnung des Warzenfort¬ 
satzes wegen chronischer sklerosirender Mastoiditis vorgenommen, 
die sich durch Empfindlichkeit und Schwellung der Regio mastoidea 
und heftige Kopfschmerzen documentirte. — Gehörgang verengt, 
Membrana tympani intact. Nach der Operation, wobei, wie voraus¬ 
zusehen war, kein Eiter sich entleerte, verschwanden die Kopf¬ 
schmerzen bald und es erfolgte Heilung in kurzer Zeit. 

2) Aehnlich dem dritten Falle K.’s ist die von L. mitgeteilte 
Beobachtung. Auch hier gaben die langdauernden Schmerzen in 
der Gegend des Warzenfortsatzes die Indication für die operative 
Eröffuung desselben. L. begann die Operation mit dem konischen 
Handtrepan, den er bei weiterem Vordringen durch den Drillbohrer 
ersetzte. Als in der Tiefe von 17 Mm. das Antrum noch nicht 
erreicht war, stand L. von der Beendigung der Operation ab. 
Trotzdem war dieselbe insofern von Erfolg, als die Schmerzen voll¬ 
ständig beseitigt wurden. Schwabach. 

W. Hack, Beiträge zur Exstirpation der nasalen Schwellapparate. 

Deutsche med. Wochenschr. 1884, No. 28. 

Im weiteren Verlaufe seiner Beobachtungen fand H., dass nicht 
nur von den Schwellparti een am vorderen Ende der unteren Muschel, 
sondern auch vom erectilen Gewebe der mittleren Muschel secundäre 
Reflexe: wie Asthma, Migracne, Trigeminusneuralgieen, secretorische 
Neurosen, ihren Ursprung nehmen können. Namentlich in Fällen 
hartnäckiger Migraene war diese Art der Erkrankung häufig zu 
bemerken. In anderen Fällen ereignete es sich, dass nach sorg- 
sältiger Exstirpation der an den vorderen Enden der unteren Muscheln 
befindlichen Schwellung die Nasenverstopfung und die nervösen Be¬ 
schwerden sich wieder einstellten und die Untersuchung eine Schwel¬ 
lung der nach rückwärts gelegenen mittleren Partieen der unteren 
Muscheln ergab. In Fällen einseitiger Entwickelung der nasalen 
Erscheinungen bringen die operativen Eingriffe zwar auf dieser 
Seite die Symptome zum Verschwinden, dieselben treten aber dann 
auf der anderen früher freien Seite mit gleicher, sogar vermehrter 


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764 


Lkat.k, Scharlachübertragung von Mutter auf Fötus. 


No. 43. 


Heftigkeit auf, indem allmählich die Schwellpartieen auch dieser 
Seite erkranken. Ferner können die früheren Reflexerscheinungen 
noch längere Zeit nach der Operation bestehen bleiben, wenn die 
Wunden von schlechter Beschaffenheit, durch eingetrocknetes Secret 
gereizt werden und geringe Tendenz zur Heilung zeigen. Es ist 
daher eine gutgeleitete Nachbehandlung dringend notwendig. Vor 
Allem ist die Douche zu vermeiden, ebenso das Wegreifsen der 
Borken von der Operationswunde, während schwache Lösungen 
von Natrium bicarbonicum eingetropft gewöhnlich von guter Wir¬ 
kung sind. 

Was die Operation selbst betrifft, so ist vor Allem das Ope¬ 
rationsgebiet genügend freizulegen: vermittels des JcRAsz’schen oder 
eines anderen Speculums und die Schwellpartie gründlich zu zer¬ 
stören, wie es im Orig, ausführlich dargestellt wird. 

Die bestehenden Reflexerscheinungen sind als von der Nase 
abhängig zu betrachten, wenn eine wechselnde vorübergehende Ver¬ 
stopfung der Nase, seröser Nasenfluss, häufiges Niesen ohne be¬ 
sondere Veranlassung auftreten. W. Lublinski. 


Ch. A. Leale, Scarlet fever of the foetus in utero, and of the 
mother at the ninth month of pregnancy. The med. News 1884, 
May 31. 

Im ersten Falle wurde die Scharlachansteckung einer ganzen 
Familie mitgeteilt, indem aufser der dicht vor der Entbindung 
stehenden Mutter, noch ein 4jähriger Sohn, sowie die Magd er¬ 
krankten und kaum mit dem Leben davon kamen. Die Entbindung 
erfolgte 14 Stunden nach der Eruption; noch weitere 56 Stunden 
später war die Wöchnerin eine Leiche. Das sonst kräftig ent¬ 
wickelte Neugeborene bot einen tiefpurpurroten Hautausschlag, 
Himbeerzunge, kurz charakteristische Scharlachsymptome dar und 
konnte, da ein zäher Schaum den Pharynx, die Fauces und die ersten 
Luftwege ausfüllte, nur mit Mühe zum Atmen gebracht werden. 
Auch war das Schlingen noch eine ganze Woche sehr erschwert. 
Dann erfolgte unter Abschuppung in grofsen Fetzen, die vom 10. 
bis 17. Lebenstage dauerte, die Genesung. 

Auch im zweiten Falle war die Mutter am Ausgange der 
Schwangerschaft angelangt, als ihr 4jähriger Sohn an Scharlach 
erkrankte und ihr dasselbe fast unmittelbar mitteilte. Wenige 
Stunden nach dem Erscheinen des Exanthems wurde auch hier das 
Kind, welches Krämpfe zu haben schien („fron: its violent motions 
appeared to be in convulsions -4 über dessen sonstige Beschaffenheit 
jedoch Angaben fehlen) ausgestofsen. Die Mutter ging unter rapide 
sich steigernden Fieber- und sonstigen Scharlachsymptomen innerhalb 
48 Stunden zu Grunde. — Später erkrankte noch die Amme des 
Kindes an Scharlach, blieb indess — wie auch dieses selbst — 
am Leben. Wernick. 


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Original fro-rri 

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No. 43. Fbre; Boykii; Halb Wiuri.; Kion, Gelenkaffection bei Tabikern. 705 

1) Ch. F6r£, Note sur un nouveau cas de pied tab^tique. Revue 
de Med. 1884, No. 6. — 2) Boyer, Ataxie loco motrice. — Pied 
tabdtique; luxation coxo-fömorale, arthropathies et l^sions osseuses 
pr&mces, atrophiques et hypertrophiques. Ebenda. — 3) Haie 
* White, On Charcot’s joint disease. Lancet 1884 II., July 12. — 
4) H. Kidd, Charcot’s joint disease (ataxic arthropathy; tabetic 
arthritis. Ebenda. 

1) F. beschreibt einen neuen Fall von „tabischem Fufs“ (Cbl. 
1884, S. 240) bei einem 52jährigen Tabiker: Verdickung der Mitte 
des Innenrandes des rechten Fulses, Abplattung der Sohle und zu¬ 
gleich deutliches Schmälerwerden derselben im Vergleich zu links 
(eins oder beide Ossa cuneiformia sind durch die pathologische Zer¬ 
störung ihrer Gelenkbänder nach oben gedrängt). 

2) Von B.’s Mitteilung giebt die Ueberschrift den wesentlichen 
Inhalt wieder. 

3) Wh. erörtert die Frage, ob die bekannten Gelenkaffectionen 
Tabischer für diese Krankheit als solche charakteristisch, ob sie 
überhaupt als von nervösen Störungen (wenn auch nur peripheri¬ 
scher Nerven) abhängig zu denken sind, und kommt zu dem Schluss, 
dass beide Leiden, Gelenkerkrankung und Tabes, durchaus von 
einander unabhängig sind; sie kommen eben nur bisweilen an 
einem und demselben Individuum vor, und wird die Gelenkaffection 
vielleicht in geringem Maafse durch die nervöse Krankheit in etwas 
modificirt. 

4) K. teilt einen Fall von Hüftgelenksaffection bei einem Tabiker 
mit (doppelseitig) und ist mit Althaüs geneigt, diese Störungen, 
ebenso wie die Ule. perf., die gelegentlich bei Tabischen Vorkommen, 
als von einer peripherischen Neuritis abhängig anzunehmen. 

Bernhardt. 

V. Horoch, Untersuchungen über die physiologischen Wirkungen 
des Bromoforms. Wiener med. Jahrb. 1883, S. 457. 

Nach Versuchen an Tieren erzeugt Bromoform sowohl von den 
Lungen aus, als auch vom Magen und dem Unterhautzellgewebe 
aus allgemeine Anaesthesie. Dabei wird die Atmung nicht wesent¬ 
lich beeinflusst, der Puls bleibt kräftig und von unveränderter 
Frequenz; die peripheren Vagusendigungen behalten ihre Erreg¬ 
barkeit. Während der Narkose sinkt der Blutdruck, steigt aber 
wieder mit dem Nachlassen derselben. Das vasomotorische Centrum 
ist in seiner Erregbarkeit herabgesetzt, die reflektorische Erregbarkeit 
ganz erloschen; ebenso ist die Erregbarkeit der motorischen Hira- 
rindencentren in tiefer Narkose vollkommen aufgehoben, stellt sich 
aber in dem Maafse wieder her, wie die Narkose nachlässt, so dass 
bei gleichbleibendem Reiz immer intensiver werdende Zuckungen in 
den Muskelgruppen der contralateralen Seite auftreten. Die Körper¬ 
temperatur wirkt allmählich, oft um 3—5 0 C. Bei subeutaner In- 
jection gelingt es durch relativ kleine Dosen eine tiefe und lang 
dauernde Narkose hervorzurufen. Hierbei ist der Eintritt der Narkose 
nicht so sehr von der Gröfse der Dose, als von der obwaltenden 


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766 v. Hokoch, Bromoform. - Pklürkr. - Hammarstkn. - Sprengel. No.43. 


Resorptionsverhältnissen abhängig, dagegen wird die Dauer der 
Narkose durch die injicirte Fliissigkeitsnienge bestimmt. — Nie 
beobachtete Vf. Abscessbildung, noch irgendwie erhebliche Reiz¬ 
erscheinungen an der Einstichstelle, während Chloroform-Injectionen 
Abscessbildungen zur Folge hatten. 

Ob Bromoform als Inhalationsansestheticum dem Chloroform 
gegenüber Vorzüge hat, lässt eich aus den 4 mitgeteilten, an Menschen 
ausgeführten Narkosen nicht ersehen. Erbrechen wurde nicht be¬ 
obachtet, dagegen erzeugten die Bromoformdämpfe starke Reizung 
der Conjunctiven. Langgaard. 

E. Pflüger, Zur Geschichte des elektropolaren Erregungsgesetzes. 
Pi'lügkr’s Arcli. XXXI. S. 119. 

P. weist historisch nach, dass es durchaus ungerechtfertigt ist, wenn in der 
neueren Literatur Chauveau neben ihm als selbstständiger Entdecker des genannten 
Gesetzes aufgeführt werde. Einmal ist die betreffende Arbeit von Ch. erst fast 1 Jahr 
nach dem Erscheinen von P.’s Werk über den Elektrotonus erschienen. Dann aber 
geht aus der von Ch. aufgestellten Theorie der elektrischen Reizung durchaus nicht 
hervor, dass er eine klare Vorstellung von dem Wesen des elektropolaren Erregung«* 
gesetzes gehabt hat. Martius. 

O. HammarSteil, Ueber die Anwendbarkeit des Magnesiumsulfates 
zur Trennung und quantitativen Bestimmung von Serumalbumin 
und Globulinen. Zeitschr. f. physiol. Chem. VIII. S. 467. 

Zur Prüfung von Burckhahdt’s Angabe (Cbl. 1883, S. 841), dass durch MgS0 4 
aufser dem Serumglobulin auch ein Teil des Serumalbumin ausgefällt werde, hat H. 
ausgedehnte Untersuchungen vorgenommen. Gegen B. zeigt er zunächst, dass das 
Globulin aus dem Serum durch Dialyse, Durchleiten von C0 2 etc., nicht vollständig 
ausgefällt werden kann; der dabei in Lösung hinterbleibende Restanteil wird erst 
durch Einträgen von MgS0 4 niedergeschlagen; die Giobulinnatur dieses Niederschlages 
liefs sich in allen Fällen nachweisen. Dagegen wird vom typischen Serumalbumin 
weder bei neutraler, noch bei schwach alkalischer Reaction eine Spur mitausgefällt, 
während alle anderen, im Serum oder in den Transsudaten enthaltenen coagulablen 
Eiweifsstoffe dadurch vollständig ausgefällt werden. Das nach den älteren Methoden 
dargestellte Serumalbumin ist dagegen stets von nicht unerheblichen Anteilen von 
Globulin verunreinigt; wenn es sich darum handelt, das Serumalbumin vollständig 
von anderen Eiweifsstoffen zu trennen und in reinem Zustande darzustellen, ist MgS0 4 
das einzige bisher bekannte zuverlässige Mittel. Da das typische Seruroalbumin seiner 
ganzen Menge nach aus dem Filtrate von der MgS0 4 -Fällung durch Erhitzen coagolirt 
oder auch als Differenz zwischen der Gewichtsmenge des Gesammteiweifses und des 
MgS0 4 -Niederschlages sich berechnen lässt, ist die Brauchbarkeit des MgS0 4 zur 
quantitativen Bestimmung des Serumalbumins nicht anzuzweifeln. Da man ferner zur 
Zeit in dem Blutserum und in den Transsudaten aufser dem Serumalbumin und event 
Spuren von Peptonen keine anderen Eiweifsstoffe als die Globuline kennt und da man 
in dem MgS0 4 *Niederschlage nichts anderes als Globaline gefunden hat, muss MgS0 4 
auch als zuverlässiges Mittel zur quantitativen Bestimmung der Globuline betrachtet 
werden. 

In einer Schlussbemerkung führt Vf. an, dass zur Ausfällnng der Globuline 
MgS0 4 bereits vor ihm von Denis verwendet worden ist. J. Munk. 


O. Sprengel, Eine Modification der ScHBDK’schen Empyemoperation. 

Arch. f. klin. Chir. XXX.. S. 618. 

Die ScHEDE’sche Empyem-Operation, welche bis jetzt (abgesehen von ihrem Autor) 
nur eine beschränkte Anwendung erfahren hat — Vf. zählt 3 Fälle von Schede selbst, 
je 1 von Wiesinger und Nkuber und 2 von Stelzner — besteht bekanntlich darin, 
dass ein Stück aus der Thoraxwand resecirt wird, um dadurch eine muldenförmige 
offene Höhle herzustellen, in der die äufsere Haut mit der Pleura pulznonalis zur 


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No. 43. 


Hoffa. — Vkrmynk. 


Lkrmoykz. 


767 


directen Verwachsung kommt. In einem einschlägigen Falle, betreffend ein 10jähriges 
Mädchen, mit einem vor einem halhen Jahre spontan entleerten linksseitigen Empyem, 
hat Vf. dieses Verfahren dahin modificirt, dass er die Resectiou auf 2 Rippen in der 
Aasdehnung von mehreren Centimetern beschränkt, die Pleurahöhle auskratzt und 
desinficirt und mit einem antiseptischen Verbandstoff austamponirt, damit sich die 
Pleura durch Granulationen ausfüllt und ihre Höhlung einem schnellen Schrumpfuugs- 
process unterliegt. _ P. Guterbock. 

A. Hoffa, Das Wiedereinsetzen kranker Zähne. (Aus der chir. Klinik 
des Hrn. Prof. Dr. Maas zu Würzburg.) Berliner klin. Wochenschr. 1884, 
No. 19. 

Der Zahn wird mit möglichster Schonung der Alveole extrahirt und sofort in eine 
0,1 procentige Sublimatlösung gelegt, während dessen die Alveole mit trockener Subli- 
mat-Kochsalzgaze tüchtig ausgerieben, gereinigt und schliefslich mit der Gaze aus* 
gefüllt wird. Der Tampon wird 4—5 Mal in einer halben Stunde erneuert. Nachdem 
der Zahn so schon einige Minuten in der Sublimatlösung gelegen hat, wird er nun¬ 
mehr mit Bürste, Sublimatgaze und -Lösnng sorgfältig desinficirt, etwaige Uneben¬ 
heiten werden abgefeilt; ganz erkrankte Wurzeln können völlig abgesägt werden. War 
der Zahn cariös, so werden die erkrankten Partieen ausgebohrt und ausgeschabt und 
der Zahn wird darauf wieder in die Sublimatlösung gelegt, in der er eine halbe Stunde 
verweilt. Kurz vor der Replantation, die man nach Ablauf dieser Zeit vornimmt, 
werden die durch Entfernung der cariösen Teile erhaltenen Cavitäten des Zahnes mit 
etwa« angefeuchtetem Cement ausgefüllt, welcher sehr rasch trocken und hart wird. 
Ist der Zahn so präparirt, so wird die Gaze ans der Alveole entfernt und der Zahn 
sofort eingesetzt und festgedrückt. Erschweren schiefstehende Wurzeln die Implan¬ 
tation, so werden die Hindernisse einfach mit der Knochenzange entfernt. Ein An¬ 
binden des Zahnes an seine Nachbarn ist durchaus zu widerraten. Anfangs bekommen 
die Patienten nur flüssige Diät und wird der Mund mit einer Salicyl-Alkohollösung 
häufig desinficirt. Nach 8 Tagen können feste Speisen ohne Schmerzen gekaut werden. 

P. Göterbock. 


Vermyne, Myxofibroma at the baeis cranii, caiising blindness, 
and, seven yeara after, complete deafness by destruction of the 
labyrinth. Philad. Med. News. 1884, July 26. 

Als V. den hier mitgeteilten Fall zuerst sah (1870), klagte Pat. über geringe 
Abnahme des Sehvermögens; Papillen und Retinalgefäfse hyperämisch, sonst nichts 
Abnormes. 3 Monate später führten die eingetretenen heftigen Kopfschmerzen und 
die nachweisbare Neuritis optica zur Diagnose eines Cerebraltumors. Erst b Jahre 
darauf sah V. den Pat. wieder und fand secundäre Atrophie und vollständigen Verlust 
des Sehvermögens; bald darauf trat auch vollständige Taubheit ein. Tod 8 Jahre 
nach Beginn der Affection. Die Autopsie ergab einen 6 Ctm. langen, 4 Ctm. breiten 
und 2 Ctm. dicken Tumor in der linken Fossa occipital. inf., der das linke Cerebellum 
auf ein Drittel seiner normalen Gröfse comprimirt hatte. — Grofs- und Kleinhirn 
anämisch; reichliche Flüssigkeit in den Ventrikeln. Der jüngste Teil der Geschwulst 
nimmt die Pars petrosa des Schläfenbeins ein, welches zwischen seiner hinteren Partie 
und der Paukenhöhle, welche offen liegt, vollständig zerstört ist. Membrana tympani 
intact. Der Tumor war ein Myxofibrom. SchwabacU. 


Lermoyez, Vegetation tuberculeuse enorme. Ann. des raalad. de 
l’oreille 1884, 7. 

Eia 40jähriger Schlosser mit Tuberculose in beiden Lungenspitzen, bemerkte, 
dass seine Stimme allmählich rauher, verschleierter wurde, um endlich vollkommen 
zu erlöschen. Gleichzeitig wurde er, namentlich bei Anstrengungen oder des Nachts 
von Erstickungsanfällen heimgesucht, während er bei jedem Atemzug ein keuchendes 
Geräusch vernahm und dabei das Gefühl hatte, als ob ein fremder Körper sich in 
seinem Kehlkopfe bewege. Die Untersuchung ergab starke Rötung der Schleimhaut, 
Stimmbänder beweglich, keine Lähmung derselben. Die Aphonie und Dyspnoe schienen 
ausschliefslicb durch eine dicke fleischige Geschwulst bedingt, welche zwischen den 
Stimmbändern flottirte und deren Ansatzpunkt unterhalb der Glottis zu sein schien. 


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768 


GlHIKR. — RkDTKMUCHKK. - BkAUNIS. 


Rkinl. 


No. 43. 


Da Pat. in der Nacht einen heftigen Erstickungsanfall bekam, wurde die Tracheotomie 
gemacht, die zwar die Dyspnoe sofort beseitigie, aber durch Verjauchung der Wunde 
den Tod des Pat. herbeiführte. Die Section zeigte, dass die polypöse Vegetation ihren 
Ursprung an dem vorderen Winkel des rechten Stimmbandes nahm. AuTserdem fand 
sich noch eine Ulceration von beträchtlicher Tiefe mit pulpösem eitrigem Inhalt im 
Niveau der Aryknorpel, sowie der Beginn einer Vegetation an seinem freien Rande, 
und eine Schwellung der Taschenbftnder. w. Lublinski. 


P. Gibier, Recherches experimentales sur la rage. Union m$d. 1884, 
No. 122. 

G. fand bei allen Tauben und Hübnern, deren Gehirn er mit Wutgift inficirte, 
das Vorhandensein eines von ihm am 11. Juni 1883 der Academie des Sciences de- 
monstrirten specifischen Mikrokokkus bestätigt. Auch das Resultat, dass die Wut* 
krankheit bei Vögeln spontan heilt, wiederholte sich. An neuen Ergebnissen lieferten 
seine jüngsten Experimente folgende: Vögel werden nicht zum zweiten Male wut¬ 
krank. — Von einem wutkrank gemachten Vogel kann die Krankheit auf einen 
zweiten übertragen werden; hier scheint sich die Intensität des Giftes von einem Vogel 
zum anderen zu vermehren (bei Hunden ist nach den Erfahrungen des Vf'*s eine Ab¬ 
schwächung die Regel). — Die Menge des inoculirten Giftes scheint die Stärke des 
Wutphänomene wesentlich zu beeinflussen. Als Infectionsmethode scheint dem Vf. die 
Inoculation in die vordere Augenkammer einerseits und die Durchstechung der Schädel¬ 
decke mit der PRAVAz'schen Canüle andererseits vor der früher von ihm angewandten 
Trepanation den Vorzug zu verdienen. Wernich. 


L. Redtenbacher, Beitrag zur Behandlung peripherer Neuralgien 
mit Ueberosmiumsäure. Wiener med. Blätter 1884, No. 27. 

Bei einem 70jährigen Manne, welcher schon Jahre lang an paroxysmenweise an 
der Aufsenseite des linken Oberarmes und gleichzeitig im linken vierten Intercostal- 
raume etwas vor der Axillarlinie auftretenden Schmerzen litt, minderten sich nach 
wenigen Injectionen einer 1 procentigen Ueberosmiumsäurelösung die Schmerzen auf¬ 
fallend schnell. — Es empfiehlt sich, immer nur ganz kleine Quantitäten frisch be¬ 
reiten zu lassen und mit der ganz frischen Lösung zu operiren. Bernhardt 

M. Beaunis, Un fait d’Hypnotisme. Gaz. med. 1884, 2. Aoat. 

Heilung von Hemichorea dextra bei einem 12 */* jährigen Mädchen durch Hypno- 
tisiren. Das sonst gut entwickelte Kind bestand bereits im Alter von 4 Vs Jahren in 
Folge eines Schreckes einen Anfall von allgemeiner schwerer Chorea: Patientin konnte 
nicht gehen und kaum essen. Durch kalte Douchen wurde eine vorübergehende Hei¬ 
lung erzielt; im Alter von 7 1 /* Jahren trat ein gleicher Anfall ein. Die beiden nach¬ 
folgenden Anfälle erwiesen sich halbseitig (rechts). Beim letzten Anfall gelang es 
durch Hypnotisiren und zwar in wenigen Tagen die choreatischen Bewegungen zum 
Verschwinden zu bringen. Slemerling. 

C. Reinl, Ein neues sicheres Zeichen der Schwangerschaft in den 
ersten Monaten. Prager med. Wochenschr. 1884, No. 26. 

Dasselbe stammt aus der HBOAR*schen Klinik und besteht in dem Nachweis einer 
ungewöhnlichen Weichheit des unteren Uterinsegmentes. R. hat dieses diagnostische 
Merkmal in 6 Fällen gefunden, welche sämmtlich im dritten Schwangerschaftsmonat 
waren. Wenn er per rectum untersuchte, so liefs sich das untere Uterinsegment so 
zusammendrücken, dass es nur als eine dünne Membran fühlbar war. Beobachtungen 
aus einer früheren Schwangerschaftszeit fehlen. a. Martin. 

Druckfehler; S. 690 Z. 13 von oben lies „Kohlehydratteil“ statt Kohlehydrat¬ 
anteil; Z. 14 von oben lies „häufige“ statt käufige. — S. 691 Z. 17 von oben lies 
„Sodalösung“ statt Jodlösung; — S. 692 Z. 2 von oben lies „ausgekocht“ statt 
angekocht; — S. 693 Z. 27 von oben lies „Knorpeldecocte“ statt Knochenprodncte; 
S. 694 Z. 47 von oben lies „1869“ statt 1849. 

Verlag tou August Hirschwald in Berlin. — Druck von L. Schumacher in Berlin. 


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Wöchentlich erscheinen jflM I SA Preis des Jahrgänge. 

1—t Bogen; am Schluss# f| ® I ftl Sk W iT 20 Mtrk i * u bexiehen 

des Jahrgangs Titel, Na- Wr V£HwE HwVMVVwW durch alle Buchhandlun- 
men- and Sachregister. gen and Postanstalten, 

für die 

medicinMen Wissenschaften. 

Redigirt von 

Prot Dr. H. Kroneoker, und Prot Dr. H. Senator, 

in Bern Berlin (NW.), Bauhofstr. 7. 

1884. t. November. NO. 44. 


Inh Alt: Gar tani, Gerbsäure warme Euteroklysie bei der Behandlung der Cholera 
(Orig.-Mitt.). 

Zuckerkanül, Schwellgewebe der Nasenschleimhaut. — M. Mendelssohn, 
Aenderung der Zuckungscurre der Muskeln in Krankheiten. — Dick, Urobilinurie. — 
S. Lukjahow, Aufnahme von Sauerstoff bei erhöhtem Partialdruck. — Gi kbe¬ 
richt bb, Ellenbogenresection. — A. Lüning, Laryngo- und Tracheostenosen bei 
Typhus. — Stbttbb, Beseitigung einer Ohrmissbildung. — Albrecht, Recurrens 
beim Fötus. — Ybbaouth; Wargunin, Erzeugung von Inhalationstuberculose. — 
Möli, Alkoboliflmu8. — Kahler, Spinale Amyotrophien. 

▼. Virtbchgau und Lubtig, Dauer der Entstehung des Nachbildes. — 
Hoppe-Srtler, Seifen im Blut nnd Chylus. — Petersbn, Caput obstipum. — 
Blau, Krampf der äufeeren Ohrmnskeln, Diphtherie des Gehörganges. — Ribbkrt, 
Trichterbrust. — Lermoyez, Caries des Ringknorpels. — Imlach, Uebertragung 
Ton Tubercnlose durch Milch. — Eulenburg, Hypertonia muscul. pseudohyper- 
trophia. — Buchwald, Hautatrophie. 

Die gerbsaure warme Euteroklysie bei der Behandlung 

der Cholera. 

Vorläufige Mitteilung von Prof. Arnaldo Cantaal (Neapel). 

Die günstigen Erfolge, die ich bisher mit dem von mir 1870 
eingeführten Enteroklysma in den verschiedensten Darmkrankheiten 
erhalten habe, indem nach den verschiedenen therapeutischen Indi- 
cationen diese oder jene Flüssigkeit angewandt wurde, bestimmten 
mich, auch bei der Cholera die Methode der localen Behandlung 
des Darmkanals mittels der Enteroklyse zu versuchen. Natürlich 
dachte ich, um die alkalische Reaction des Darminhaltes in eine 
saure zu verwandeln, welche, wenn nicht absolut dem Leben, doch 
der Vermehrung der Cholerabacillen feindlich entgegenzutreten im 
Stande wäre, mich zu diesem Zweck saurer Flüssigkeiten zu be¬ 
dienen. Von der Carbolsäure absehend, welche, so lange nicht 
alle Resorption im Darmkanal aufgehört hat, in greiseren Dosen 
nicht ohne Gefahr eingeführt werden dürfte, dachte ich zunächst 
an die Salzsäure und an die Gerbsäure, und stellte mit beiden 
Versuche an. Die Gerbsäure namentlich hatte mir schon gute 
Dienste nicht nur bei frischen und chronischen Darmkatarrhen und 
bei chronischen Darmgeschwüren, sondern namentlich auch bei 

XXII. Jahrgang. 49 

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770 


Cantani, Gerbsäure warme Enteroklysie bei Cholera. 


No. 44. 


(infectiver) Dysenterie geleistet; es war hiermit auch bei der prae- 
monitorischen und bei der bereits charakterisirten Choleradiarrhöe 
die Anwendung der Gerbsäure eines Versuches nicht unwert, um 
so mehr als die Eigenschaft der Gerbsäure organische Gewebe 
vor Fäulniss zu schützen, wie dies beim Gerben der Fall ist, der¬ 
selben eine desinficirende Wirkung nicht von vornherein absprechen 
lässt. — 

Diese Versuche haben nun bereits bei hunderten und hunderten 
von Fällen einen so ausgesprochenen Erfolg gehabt, dass ich die 
Ueberzeugung gewonnen habe, eine allgemeine Einführung 
dieser Methode bei Beginn der Choleradiarrhöe während 
einer Choleraepidemie könne die Entwickelung des schweren 
Choleraanfalles auf ein bisher ungehofftes Minimum der Fälle re- 
duciren. 

Die von mir gebrauchte Formel ist: Aq. (ebull.) calidaj 2000.0, 
Acid. tann. 5,0—6,0—10,0, Gummi arab. 50,0, Laudan. liq. gutt. 
30—50. 

(Meine Freunde und Assistenten Paoi.ihci und Pkri.i ziehen dem 
einfachen (gekochten) Wasser ein Infus, flor. Chamomillae vor. 

In gewissen Fällen, wo das von mir angegebene Enteroklysma 
(3—4 Meter hoch zu appliciren) aus verschiedenen Ursachen nicht 
praktisch anzuwenden war, genügte, nach der Erfahrung Paoi.i c« i’s, 
sogar die gewöhnliche Klysopompe, einen guten Erfolg zu erzielen, 
doch nur, wenn die Fälle ganz im Beginn waren.) 

Die praemonitorische Diarrhöe (bei Mitgliedern einer von Cholera 
betroffenen Familie) wird gewöhnlich uach einer einzigen Application 
der 38 0 C. warmen gerbsauren Enteroklyse vollkommen coupirt; 
die bereits charakterisirte Choleradiarrhöe wird sogleich aufgehalten 
und gestattet ein freies Intervall von 8—12 Stunden, und nach 
jeder neuen Entleerung applicirt, welche nur 4 — 5 Mal sich zu 
wiederholen pflegt, hat die gerbsaure Enteroklyse auch hier den 
Erfolg, den Wasserverlust des Blutes aufzuhalten, die Urinsecretion 
fortbestehen zu lassen, und das reactive Fieberstadium ohne schwere 
typhoide Zustände direct einzuleiten, und daher das algide Stadium 
zu ersparen. Bei keinem der so behandelten Fälle ergab sich eine 
ausgesprochene Indication für die Hypodermoklyse. 

Wie wirkt die Gerbsäure? Ich will dies vor der Hand un¬ 
entschieden lassen. Die adstringirende Wirkung dürfte hierzu bei¬ 
tragen, und die von vielen angenommene vasomotorische Paralyse 
der Darmgefäfse bekämpfen. Die saure Reaction, welche die 
Darmentleerungen nach der gerbsauren (warmen) Enteroklyse geben, 
ist jedenfalls bezüglich der Umwandelung der alkalischen Reaction 
des Darminhalts zu berücktigen. Aber die wirklich rasche Wirkung 
lässt auf eine wichtigere, directere Wirkung der Gerbsäure gegen 
die Cholerabacillen schliefsen. Ich liefs deshalb von meinem hiermit 
beauftragten Privat-Assistenzarzt Dr. Mankkkoi Versuche mit Gerb¬ 
säurebehandlung der in Fleischbrühe cultivirten commaförmigen 
Bacillen der Choleradejectionen anstellen, und das Resultat war, 
dass der Zusatz von Gerbsäure diese Bacillen zwar nicht tötet, aber 


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No. 44. 


Zückerkandl, Schwellgewebe der Nasenschleimhaut. 


771 


ihre Weiterentwickelung, ihre Vermehrung in der Culturflüssigkeit 
aufhebt und selbst ihre Beweglichkeit 24—36 Stunden lang unter¬ 
drückt. Diese Sterilisirung der commaförmigen Bacillen dürfte viel 
dazu beitragen, die wohltätigen Wirkungen der gerbsauren Entero- 
klyse, welche direct auf die Wirkungsstätte der Bacillen im Darm¬ 
kanal Einfluss hat, zu erklären, während die Wärme von 38° C. 
nur wohltätig excitirend wirken kann. 

Vielleicht werden andere Flüssigkeiten, mit der Enteroklyse 
eingeführt (welche sie fast in allen Fällen über die BAUHiN’sche 
Klappe, oft bis in den Magen treibt), noch besser als die Gerbsäure 
wirken: vor der Hand ist aber die letztere für eine mittels der 
Enteroklyse möglich gewordene Abortivbehandlung der Cholera 
wärmstens anzuempfehlen. 

Neapel, 18. October 1884. 


E. Zückerkandl, Das Schwellgewebe der Nasenschleimhaut und 
dessen Beziehungen zum Respirationsspalt. Wiener med. Wochenschr. 
1884, No. 38. 

Bei den meisten Säugetieren besitzt die Nasenschleimhaut im 
Vergleich zum Flächeninhalt der Nasenhöhle eine bedeutende Aus¬ 
dehnung, so dass die Nasenhöhle wesentlich verengt erscheint. Diese 
Verengerung ist entweder durch ein stark entwickeltes Binnenskelelt 
der Nase oder durch eine Combination des Skelettes mit Schwell¬ 
organen der Nasenschleimhaut bedingt. Bei den Carnivoren ist im 
Binnenskelett namentlich das Siebbein, bei den Herbivoren nament¬ 
lich die Länge der Nasenmuschel bemerkenswert, während beim 
Menschen der Ausfall an Skelettteilen durch Schwellgewebe ersetzt 
wird, das nur in der engen Riechspalte fehlt. Durch diese reich¬ 
liche Verwendung von Schwellgewebe wird die Nasenspalte regu¬ 
lationsfähig; ihre Weite kann sich ändern, während bei den Tieren 
dies nicht der Fall ist. Die Nasenschleimhaut besteht aus einem 
Bindegewebegeflecht, dem elastische Fasern beigemischt sind. Die 
freie'Fläche trägt Flimmerepithel, während die dem Knochen auf¬ 
liegende zugleich als Periost fungirt. Zwischen den Bindegewebs¬ 
fasern sind lymphoide Zellen eingelagert, auch Follikel kommen 
vor, ebenso reichlich Drüsen. Die Zwischenräume der Drüsen 
nimmt das Gefäfssystem in Beschlag. Die Dicke der Schleimhaut 
ist in der Riechspalte am geringsten, am stärksten da, wo die 
Schwellorgane sich befinden. Wo die Schwellkörper nicht vor¬ 
handen sind, besitzt die Schleimhaut ein starkes Venennetz, in 
welches die Schwellorgane an ihrer Peripherie allmählich übergehen. 
Die Schwellorgane sind aus Röhrencomplexen zusammengesetzt, 
deren einzelne Stücke eine frontale Richtung besitzen, so dass ihre 
Füllung rasch eine Verengerung der Nasenspalte veranlassen kann 
An der periostalen Seite der Schleimhaut finden sich Abzugskanäle, 
die das Blut nach verschiedenen Richtungen abführen. In die Cir- 
culation ist das Schwellorgan folgendermaafsen eingeschaltet: Die 
Arterien ziehen spiralförmig gegen die Schleimhautoberfläche und 

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772 


Mendelssohn, Aenderung d. Zuckungscurve d. Muskeln. 


No. 44. 


lösen sich in ein periostales, ein Drösen- und ein oberflächliches Netz 
auf. Das letztere bildet Schlingen, deren venöse Schenkel mit dem 
oberen Teile der Drösencapillaren in das Rindennetz einmfinden, 
während der untere Teil der Drösencapillaren und das periostale 
Netz in die lakunäre Schicht des Schwellkörpers, bezw. in die Ab¬ 
zugsvene mönden. Das An- und Abschwellen der cavenösen Ge¬ 
bilde vermitteln Nervenbahnen, die in den ersten und zweiten Ast 
des Quintus eingeschaltet sind, vor Allem das seit Mbckbl mit Recht 
sogenannte Ganglion rhinicum. W Lublinski. 

M. Mendelssohn, 1) Recherches sur la courbe de secousse muscu- 
laire dans differentes maladies du Systeme neuro - musculaire. 
Compt. rend. 1883, Juli. — 2) Nouvelles recherches sur la courbe 
de la secousse dos muscles, dans differentes maladies du systöme 
neuro-musculaire. Das. 1883, August. 

Ausgehend von der Ueberzeugung, dass eine klinische Unter¬ 
suchung von Muskeln, die in einer blolsen Beobachtung der Be¬ 
wegung erkrankter Glieder durch das Auge besteht, völlig wertlos 
ist, hat M. auf der CHARcoT’schen Abteilung in der Salpötriere bei 
einer sehr grofsen Anzahl von Kranken das myographische Ver¬ 
fahren Mahkt’s zur Anwendung gebracht. Als Resultat ergab sich, 
dass bei den meisten Erkrankungen des neuromusculären Systems 
die Zuckungscurve ihrem Charakter und ihrer Form nach sich 
ändert. In der veränderten myographischen Curve sieht daher Vf. 
den wahren Ausdruck der nutritiven Veränderungen, die ein kranker 
Muskel erleidet und glaubt, dass dieselbe in ausgedehntem Maafse 
als diagnostisches und prognostisches Hölfsmittel dienen kann. Bei¬ 
spielsweise findet man bei allen amyotrophischen Paralysen schon 
zu einer Zeit, wo die Zeichen der Entartungsreaction noch nicht 
hervortraten, immer eine verlangsamte Muskelzuckung, die sich 
durch eine langhingezogene Curve charakterisirt, ähnlich der eines 
ermüdeten Muskels (vermehrte Dauer, verminderte Amplitude). 

Bei der Pseudo-Hypertrophie zeigen die Partieen des Muskels, 
deren Reizbarkeit noch erhalten ist, eine sehr verlängerte Zuckung, 
auf einen steilen Anstieg der Curve folgt ein sehr allmählicher 
Abfall, ein Beweis, dass der Muskel nach einer relativ brüsken Ver¬ 
kürzung während einer mehr oder weniger langen Zeit noch im 
Zustande tonischer Contractur verharrt. 

Bei der „Ataxie locomotrice progressive“ findet man Verände¬ 
rungen der Zuckung, wenn die ataktischen Glieder paretisch zu 
werden anfangen. Die Zeit der latenten Reizung und die Dauer 
der Zuckung werden gröfser; beide, der ansteigende und der ab¬ 
steigende Schenkel der Curve werden länger, die Amplitude der 
Curve kleiner. 

Bei der Scl^rose en plaques hängt der Charakter der Zuckung 
ganz von der Localisation des Plaques ab und kann so zum dia¬ 
gnostischen Hölfsmittel werden, um den Sitz und das Weiter¬ 
schreiten des krankhaften Processes in den nervösen Centren fest¬ 
zustellen. 


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No.44. Dick, Urobilinurie. — Lukjanow, Aufnahme von Sauerstoff etc. 773 

Die Chorea ergiebt eine kurze Zuckung, die Paralysis agitans 
dagegen, wenigstens in ihren letzten Stadien, eine verlängerte Curve. 

Martins. 

R. Dick, Ueber den diagnostischen Wert der Urobilinurie für die 
Gynaekologie. Arch. f. Gyn. XXIII. S. 126. 

Bei Ausscheidung erheblicher Mengen von Urobilin durch den 
Harn nimmt der letztere eine dunkelbraune Farbe an und zeigt bei 
spectroskopischer Untersuchung an der Grenze von Grün und Blau 
zwischen den FuAUKNHoFKR’schen Linien b und F ein charakteristi¬ 
sches Absorptioneband; die ammoniakalische Lösung giebt schon 
an sich oder nach Zusatz einiger Tropfen Chlorzinklösung gröne 
Fluorescenz. Dauert die Urobilinurie einige Tage, so kommt es 
durch Ablagerung von Urobilin zu einer der ikterischen entfernt 
ähnlichen, nur schmutzig bräunlichen Hautverfärbung: Urobilin- 
Icterus. Urobilin ist ein Reductionsproduct des Gallenfarbstoffs und 
da dieser, wie es scheint, identisch ist mit Haematoidin, so ist es 
verständlich, wenn bei Resorption von Blutextravasaten innerhalb 
der Gewebe Urobilin reichlicher in den Harn Qbergeht, auch mQssen 
begreiflicher Weise zwischen dem Eintritt des Blutergusses und dem 
der Urobilinurie einige Tage verstreichen. — Vf. teilt 3 dahin¬ 
gehörige Fälle mit; in den beiden ersten schliefst sich das Auf¬ 
treten des Urobilin an einen klinisch diagnosticirten Bluterguss in 
die Bauchhöhle (Platzen des Fruchtsackes bei Graviditas extrauterina) 
an; in dem einen Falle war Urobilin so reichlich, dass er nach 
20facher, später nach 5facher Verdünnung deutlich den Absorptions¬ 
streifen zeigte. Im dritten Falle föhrte die Beobachtung von Uro¬ 
bilinurie zur Diagnose einer Haematocele retrouterina, welche durch 
Punctionen, Incision und Entleerung des Sackes bestätigt werden 
konnte. Dass die Urobilinurie nicht etwa dem Fieber seine Ent¬ 
stehung verdanke, geht daraus hervor, dass einmal Urobilinurie 
gerade zu Zeiten auftrat, wo die Temperatur sich innerhalb normaler 
Grenzen hielt, und hinwiederum fehlte oder in nur geringen Mengen 
gerade zur Zeit des Temperaturmaximums auftrat. Im dritten Falle 
fanden sich im Harn neben Urobilin auch Haematoidinkrystalle. 
Das Erscheinen des Urobilin im Harn schwankte zwischen 2 und 
7 Tagen nach erfolgtem Bluterguss, die Dauer der Ausscheidung 
zwischen 4 und 7 Tagen. — Nach Nbncki lässt sich übrigens durch 
Ausschötteln mit saurem Amylalkohol aus jedem Menschenharn eine 
Lösung gewinnen, die das Absorptionsband des Urobilin zeigt, 
sodass man Urobilinurie erst dann sprechen kann, wenn der Harn 
an sich schon, vollends nach mehrfacher Verdünnung, den charak¬ 
teristischen Absorptionsstreifen giebt. J. Munk. 

8. Lukjanow, Ueber die Aufnahme von Sauerstoff bei erhöhtem 
Procentgehalt desselben in der Luft. Ztschr. f. physiol. Chemie VIII. 
S. 315. 

Nach Regnault und Reiset soll die O-Aufnahme der Säugetiere 
und Vögel von dem Partialdruck des O in der Luft, wenigstens 


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774 Lukjanuw. Aufnahme von Sauerstoff bei erhöhtem Partialdruck. No. 44. 

bei Steigerung bis auf das 5fache des normalen Gehaltes, ganz 
unabhängig sein. Dagegen will Paui, Bkkt neuerdings gefunden 
haben, dass bei Erhöhung der O-Spannung in der Atemluft die 
O-Aufnahme zunächst bis zu einem Maximum, das zwischen 40 
und 60 pCt. einer Atmosphäre liegt, ansteigt, dann aber allmählich 
wieder abnimmt. Zur Entscheidung dieser principiellen Frage hat 
Vf. (unter Hkktkk’s Leitung) Versuche an Ratten, Meerschweinchen, 
Hunden, Katzen, Tauben und Kanarienvögeln angestellt. Die Ver¬ 
suchstiere atmeten in einem nach dem Princip von Rkgnault und 
Rkisbt gebauten Respirationsapparat (vgl. darüber das Orig.) bald 
normale oder wenig O-reiche (21 —30 pCt. O) Luft, bald ein O- 
reicheres Gasmenge (von 60—90 pCt. O). Stets fanden die zur 
Vergleichung dienenden Versuche mit normaler Luft an demselben 
Tage, zumeist in directem Anschluss an die Einatmung einer O- 
reicheren Luft statt, sodass der ganze Versuch 5—8 Stunden dauerte; 
am Versuchstage hungerten in der Regel die Tiere. Das allgemeine 
Verhalten, die Körpertemperatur und die Atmung der Versuchs¬ 
tiere liefsen keine bestimmte Wirkung der erhöhten O-Spannung 
erkennen. 

Aus den tabellarisch zusammengestellten, erhobenen Zahlen¬ 
werten für die O-Aufnahme bei den Versuchen, 60 an Zahl, geht 
hervor, dass dem O-Gehalt der Atmungsluft ein dominirender Ein¬ 
fluss auf den O-Verbrauch der Tiere nicht zukommt. Im Mittel 
von allen, an Säugern angestellten Versuchen wurde pro Kilo Tier 
in 1 Stunde verbraucht: in Luft mit 21—30 pCt. O ^46 Versuche) 
1478 Cctm. O, in O-reicheren Gasgeraengen (40 Vers.) 1519 Cctm.; 
für letztere berechnet sich also eine Steigerung um 2,8 pCt. Auf 
diese geringe Differenz kann indess um so weniger Wert gelegt 
werden, als die einzelnen, in Luft mit 21 — 30 pCt. O-Gehalt an¬ 
gestellten Versuche noch gröfsere Differenzen unter einander zeigen. 
Demnach nähern sich die Resultate denen von Rkgnaui.t und Rbiskt; 
die Erhöhung der O-Spannung in der Atmungsluft führt nicht mit 
Notwendigkeit zu einer Steigerung der O-Aufnnhme. Aus den bei 
ca. 60 pCt. O-Gehalt in der Atmungsluft angestellten 3 Versuchen 
berechnet sich sogar, entgegen den Angaben von Bkrt, eine Minder¬ 
aufnahme von 5,5 pCt. gegenüber dem O-Verbrauch in atmosphä¬ 
rischer Luft. 

In einer weiteren Zahl von Versuchen wurden pathologische 
Zustände gesetzt, in denen eine bessere Ausnutzung des in höherer 
Spannung gebotenen O eher erwartet werden konnte. Herabsetzung 
der Blutmenge durch einen „mäfsigen“ Aderlass (wie grofs das 
entzogene Blutquantum im Verhältnis» zum Körpergewicht gewesen, 
ist nicht angegeben, Ref.) hatte bei 3 Versuchen (Ratte und Hund) 
eine, wie es scheint, bald vorübergehende Steigerung der O-Auf¬ 
nahme gegen die Zeit vor dem Aderlass zur Folge und zwar um 
5—9 pCt., sowohl wenn die Tiere in den beiden Versuchsperioden 
in gewöhnlicher Luft, als wenn sie in einem 80—90 pCt. O-haltigen 
Gasgemisch atmeten, und zwar war die Steigerung der O-Aufnahme 
in der O-reichen Luft nicht höher, als in der normalen.- Künst- 


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No. 44. 


Gikbk-Rlchtkr, Ellenbogenresection. — Lüning. 


775 


liehe Erzeugung von septischem Fieber durch subcutane Einspritzung 
von fauligem Fleischinfus (8 Versuche an Ratte, Katze und Hund) 
hatte Steigerung des O-Verbrauchs zur Folge; indess war ein Ein¬ 
fluss des O von höherer Spannung auf die O-Aufnahme nicht sicher 
zu constatiren. J. Munk. 


C. Giebe-Richter, Ueber eine Resection des Ellenbogengelenks. 

(Aus d. chir. Klinik d. Prof. Dr. Maas in Freiburg i./B. Arch. f. klin. Chir. 

XXX. S. 119, 409, 626. 

Die 122 Seiten lange Monographie, welche sich vielfach an 
G i'rlt's Resectionswerk anlehnt und ohne dessen genaue Kenntniss 
nicht gewQrdigt werden kann, berücksichtigt die Geschichte, die 
Indicationen und Contraindicationen, die Ausdehnung und den Zeit¬ 
punkt der Ellenbogengelenkresectionen, ferner die Complicationen 
derselben, sowie die Nachbehandlung und Ausgänge. — Aus den 
Schlusssätzen Vf.’s ist hervorzuheben, dass er die betr. Resection in 
Friedenszeiten, speciell bei tuberculösen Gelenkprocessen, ffir eine 
häufigere Anwendung geeignet hält, indem die tuberculöse Gelenk¬ 
entzündung die typische, totale Resection verlangt und diese nicht 
durch andere unsicherere Eingriffe: wie Ausschaben, Auskratzen 
und dgl. m. ersetzt werden kann. Im Kriege dürfte dagegen die 
Frequenz der Resectio cubit. sich in Zukunft kaum erheblich steigern, 
da dier Antiseptik mehr denn früher eine rein conservative Behand¬ 
lung zulässt. Sowohl im Kriege, wie im Frieden möchte aber die 
Prognose ad vitam wie ad functionem eine wesentliche Besserung 
zulassen. Einen sehr grofsen Teil der Arbeit Vf.’s nehmen casuistische 
Uebersichten ein, welche in 6 Abschnitte zerfallen, nämlich in: 
I. Ellenbogenresectionen, über deren nähere Resultate und Umstände 
nichts Genaueres bekannt ist (284 Nummern); II. Resectionen, bei 
denen das Resultat allgemein klassificirt angegeben ist, event. einiges 
Nähere über Operationsmethode etc. bekannt ist (200 Nummern); 
III. Resectionen, bei welchen functioneile Details innerhalb eines 
Jahres näher bekannt sind (117 Nummern); IV. Resectionen, bei 
denen das functionelle Resnltat innerhalb des zweiten Jahres näher 
bekannt ist (34 Nummern); V. Resectionen, bei welchen ein näheres 
Resultat nach 2 und mehr Jahren bekannt ist (83 Nummern); 
VI. Resectionen, bei welchen nachträglich amputirt werden musste 
(23 Nummern); VII. Resectionen mit tötlichem Ausgange, wobei 
die Todesursache und der Zeitpunkt des Todes bekannt sind 
(88 Nummern). P. Güterbock. 

A. Lfining, Die Laryngo- und Tracheostenosen im Verlaufe des 

Abdominaltyphus und ihre chirurgische Behandlung. Arch. f. klin. 

Chir. XXX. S. 225 u. 523. 

Von dieser 202 Seiten starken, ihr Thema vollständig nahezu 
erschöpfenden Monographie wird die Hälfte von einem Literatur- 
verzeichniss (191 Nummern umfassend), von der Aufführung von 
147 operirten Fällen (darunter 14 zum Teil noch nicht oder nicht 


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776 


Lönino, Laryngo- u. Tracheostenosen bei Typhus. 


No. 44. 


vollständig veröffentlichte Fälle aus der Züricher Klinik) und einer 
Tabelle von 52 nicht operirten Fällen eingenommen. Der übrige 
Text berücksichtigt nach einer längeren geschichtlichen Einleitung 
auf Grund des vorhandenen Materials das Vorkommen der typhösen 
Larynx- und Trachealaffectionen. Von den schweren Erkrankungen 
der Larynxhöhle (ohne Epiglottis), die in etwa '/ t0 aller Sectionen 
bei Typhuskranken zu finden sind, fällt ein kleiner Bruchteil auf 
diphtheritische Larynxaffectionen (1 pCt.). Ulcerationen ohne Er¬ 
griffensein des Knorpels und solche mit Bioslegung desselben sammt 
Folgezuständen (Perichondritis) sind ungefähr gleich häufig und 
kommen je in ca. 5 pCt. der Sectionen vor. Abweichungen hiervon 
finden indessen entsprechend den verschiedenen Oertlichkeiten des 
Auftretens des Typhus und dem wechselnden Gange seiner Epide¬ 
mien statt. Im Allgemeinen fallen die Häufigkeit schwerer Laryngo- 
stenose und die höhere Typhusmortalität in auffälliger Weise zu¬ 
sammen. 

In pathologisch-anatomischer Hinsicht kann man am 
besten die typhösen Larynxaffectionen danach gruppiren, je nachdem 
sie von einer mykotischen Epithelialnekrose und dem bekannten 
typhösen Infiltrat ausgehen. Die Stellung der wenigen diphtherisch- 
croupösen Erkrankungen ist dabei eine etwas unsichere, indem man 
sie in eine typhös-mykotische und eine septisch - mykotische Reihe 
trennen kann. Im Speciellen aber ergab sich unter 115 Sections- 
befunden: Oedem 9 Mal, Palcymone (submucöser Abscess) 4 Mal, 
Ulceration der Weichteile 7, bis auf den Knorpel dringendes Ge¬ 
schwür 2, perichondraler Abscess ohne Nekrose 7, Perichondritis 
mit Knorpelnekrose 59, Gangrain 4, Diphterie und Croup 17, 
Posticuslähmung durch Eiterung um die Nn. recurrentis 1, Com- 
pression durch Strumitis 3, äul'sere Abscesse 2 Mal. Der Verlauf 
der Perichondritis ist dabei der gewesen, dass die betreffende Affec- 
tion der Aryknorpel eine frühere Entwickelungsform gegenüber den 
combinirten und den Nekrosen der Ringknorpel repräsentirt und 
letztere daher für eine Consequenz ersterer zu erklären sind. Ge¬ 
heilte und tötliche Fälle zusammengerechnet bieten ein von den 
vorstehenden Zahlen etwas abweichendes Bild der Frequenz der 
einzelnen Larynxaffectionen. — In der Züricher Klinik kamen auf 
2200 Typhusfälle 14 mit der Tracheotomie behandelte schwere 
Kehlkopf leiden, nämlich Perichondritis 5 (geh. 3), Diphtherie 3, 
Glottisödem 2, eitrige Strumitis 2, nicht eitrige Strumitis 2 geh. 1). 
Geschlecht und Alter spielen für die Häufigkeit der qu. Leiden 
nur eine geringe Rolle. Für die Erkennung der typhösen Kehl¬ 
kopferkrankungen ist der Wert der Laryngoskopie kein grofser, 
dagegen dient sie zur feineren Analyse der consecutiven Zustände. 
Bei letzteren handelt es sich meist um stenosirende Zustände, welche 
von einer Perichondritis nach überstandener Tracheotomie geblieben 
waren, denn ohne diese Operation ist die Chance der Genesung 
fast 0, während von 147 Tracheotomirten nur 77 starben. In der 
Therapie steht die Tracheotomie oben an, andere Mittel: wie 


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No. 44. 


Stettkr, Beseitigung einer Ohrmissbildung. 


777 


Scarificatioo, Catheterismus des Larynx etc. sind nur selten angewandt 
worden und nur ausnahmsweise zulässig. Von den Heilungen nach 
der Tracheotomie betreffen ca. 75 pCt. die Vorkommnisse von Peri- 
chondritis; es steigt bei diesen die Genesungsziffer auf 60 pCt. und 
zwar verdient nach den bisherigen Erfahrungen hier die Tracheo- 
tomia superior den Vorzug. Complicationen bei der Ausführung 
der Tracheotomie waren im Uebrigen relativ häufig; Hervorhebung 
verdient das Auftreten parenchymatöser Blutungen, welche Vf. mit 
der typhösen Blutalteration zum Teil in Beziehung bringen möchte. 
Dass die Tracheotomie als solche nur palliativ wirkt, ergiebt sich 
aus der grofsen Zahl nachträglich gestorbener Operirter. — Ein 
Schlusskapitel berücksichtigt die typhöse Kehlkopfstrictur. 

P. Güterbock. 


Stetter , Zur operativen Beseitigung angeborner Ohrmuechelmiss- 
bildungen. Arch. f. Obrenheilk. XXI. S. 92. 

Die Missbildung, welche Sr. bei einem 16jährigen Manne be¬ 
obachtete, bestand darin, dass die Ohrmuschel von oben und hinten 
nach unten und vorn Ober die Oeffnung des äulseren Gehörganges 
herübergelegt war. Der obere Rand der im Bereich des Anthelix 
umgeknickten Ohrmuschel lag dem Tragus dicht an, so dass man 
nur von unten her in den äulseren Gehörgang hineinsehen konnte. 
Zur Verbesserung der Form des Ohres und um gleichzeitig das 
Orificium meati auditor. extern, ganz freizulegen, operirte Sr. in 
folgender Weise: Nach Lösung eines dreieckigen Hautlappens, dessen 
Spitze nach oben und dessen Basis in der Höhe des Ansatzes des 
Ohrläppchens lag, wurde das darunter liegende Unterhautzellgewebe 
durch viele kleine, quere Incisionen (wie bei der Operation der 
Dupuytren ’schen Fingercontracturen) durchtrennt und dadurch die 
Spitze der Muschel ziemlich weit erhoben. Um nun die Muschel 
durch Annähen an die die Schläfenbeinschuppe bedeckende Haut 
zu fixiren, machte St. zwei parallele Incisionen, ca. 3 Ctm. lang 
und 1 Ctm. von einander entfernt, welche von der hinteren Fläche der 
Ohrmuschel von vorn unten nach hinten oben gegen die Schläfen¬ 
beinschuppe hin verliefen (Abbild, s. im Orig.). Den so gebildeten 
Hautlappen unterminirte St. mit Hinzunahme des Unterhautzell¬ 
gewebes, zog ihn in seiner Mitte stark in die Höhe, so dass sich 
die beweglichen, vorn unten an der Ohrmuschel gelegenen Punkte, 
den festen, hinten oben an der Schläfenbeinschuppe gelegenen 
Punkten nähern mussten. Die beiden Wundflächen der dadurch 
entstandenen Hautduplicatur wurden an der Basis und in ihrer 
weiteren Ausdehnung mit Matratzennähten zusammengenäht und ein 
besonders einen Druck auf den Helix gegen den Schädel hin aus¬ 
übender Verband angelegt. Nach vollständiger Vernarbung der vor 
dem Ohre gelegenen Wunde trennte St. den überflüssigen Teil der 
Hautduplicate ab, nur ein Drittel zurücklassend, um dem Resultate 
gröfsere Sicherheit und vor Allem Dauer zu garantiren. Durch 
die Operation wurde die beabsichtigte Besserung der Form der 
Ohrmuschel annähernd erreicht und auch die Hörfähigkeit insoweit 


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778 Albrkcht, Recurrens beim Fötus. — Veraguth; Wargünü;, No.44. 

gebessert, dass Pat. die vorher in 15—20 Ctm. weit percipirte Uhr 
nunmehr ca. 1 Meter weit hörte (normale Hörweite för St.’s Uhr 
2 Meter). 

Da alle übrigen Obrteile normal gebildet waren und auch keine 
Krankheitssymptome Vorlagen, glaubt Vf. den Grund für die nicht 
erzielte normale Hörweite in der auch nach der Operation noch 
abnormen Form der Ohrmuschel suchen zu müssen. Schwabacb. 


R. Albrecht, Ueber Recurrens beim Foetus. Wiener med. Blätter 
1884, No. 24. 

Seiner früher (s. Cbl. 1880, S. 576) mitgeteilten Beobachtung 
über Recurrens beim Fötus ist A. zwei weitere Fälle anzureihen in 
der Lage. Ein wenig entwickeltes Siebenmonatskind, dessen Mutter 
anscheinend nach dem zweiten Anfalle entbunden wurde, starb nach 
76stündigem Leben. Neben der enorm vergröi'serten Milz ergab 
der Sectionsbefund eine Menge bewegungsloser Spirochaeten, einzeln, 
aber auch ganze Büschel bildend. Erwärmen der Präparate brachte 
Bewegungen der Organismen nicht zu Stande. — Der zweite Fall 
betraf eine schwangere Waschfrau, die im OßueHow’schen Hospital 
einen doppelten Recurrensanfall durchmachte und 8 Tage danach 
von einem 7 i . 2 monatlichen Fötus entbunden wurde. Dieser wurde 
nach 18 Stunden secirt und zeigte zwar keine Spirillen im Blute, 
aber „eine bedeutende Vergröfserung der Milz bei sehr grofser 
Härte und Brüchigkeit des Organs.“ — Um seine positiven Blut¬ 
befunde mit der Ansicht früherer Forscher, über die Undurchdring¬ 
lichkeit des Placentarapparates für organisirte Gebilde in Einklang 
zu setzen, macht A. die Annahme, dass nicht die Spirochaeten selbst, 
wohl aber deren Keime in Sporenform „das Filter der Placenta 
durchwandern“ und stützt die Hypothese durch eine Zeitberechnung 
in der Weise, dass in seinen Fällen Mutter und Kind nicht gleich¬ 
zeitig resp. durch gleichzeitig entwickelte Spirillen erkrankten, son¬ 
dern dass die fötalen Erkrankungen von den mütterlichen grade 
eine solche Zeitdistance hatten, wie sie für die in Frage kommenden 
Entwickelungsphasen der Mikroorganismen angenommen werden muss 
(5—8 Tage). Wemich. 

1) V. Veraguth, Experimentelle Untersuchungen über Inhalations- 
tuberculose. Arch. f. exp. Pathol. XVII. S. 261. — 2) W. Wargunin, 
Ueber die bei Hunden durch Inhalation der Sputa phthisischer 
Individuen und anderer organischer Substanzen erzeugten Lungen¬ 
erkrankungen. Viiu how’s Arch. XCVI. S. 366. 

1) Die Ergebnisse dieser Experimentalarbeiten stehen in einem 
stark ausgeprägten Gegensatz, der wohl nur zum Teil durch die 
Verschiedenheit der Versuchstiere seine Erklärung findet. In V.’s 
Versuchen handelte es sich um 18 Kaninchen, denen durch Zer¬ 
stäubung in ihre Atemluft Partikelchen tuberculösen Sputums ap- 
plicirt wurden und um eine Anzahl von Controlkaninchen, welche 


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No. 44 


Erzeugung von Inhal&tionstuberculose. 


779 


zerstäubte Lösungen katarrhalischen Sputums oder anderweitiger 
käsiger Massen einatmeten. Von 12 Kaninchen der ganzen Reihe 
hat V. durch Nachweis des KocH’schen Bacillus die Ueberzeugung 
gewonnen, dass sie wirklich tuberculös erkrankt waren und hält es 
ffir unzweifelhaft, dass eine echt tuberculöse Infection auf dem Re- 
spirationswege nicht allein möglich ist, sondern auch, dass sie durch 
Vermittelung des Bacillus erzeugt werde. 

2) W. recapitulirt zunächst die Zuspitzung der Controverse 
Ober die Infectionstöchtigkeit des aus den Lungen Phthisischer 
stammenden Materials, wie sie sich in dem Streit zwischen Tahpkinkh 
und Schottklios entwickelte. Koch’s Forschungsresultate öber den 
Tuberkelbacillus wurden ihm erst bekannt, als er am Ende seiner 
Untersuchungen stand. Bei diesen konnte daher das Kriterium des 
Bacillenbefhndes noch nicht verwertet werden. Die Anordnung 
der 21 Versuche (die an Hunden angestellt wurden) war der¬ 
jenigen der früheren Experimentatoren ganz ähnlich. In einer ersten 
Versuchsreihe entwickelten sich unter dem Einflüsse des Inspirirens 
frischer phthisischer Sputa ohne Ausnahme pathologische Processe 
in den Lungen, die „makroskopisch das charakteristische Bild der 
acuten Miliartuberculose“ zeigen. Als für die zweite Versuchsreihe 
die zu zerstäubenden Sputa mit einem starken Zusatz von Carbol- 
säure angeröhrt und dann gekocht waren, erkrankte von 3 Hunden 
nur 1, doch hatte man die beiden anderen zu früh getötet und 
secirt. Käse, Weizenmehl, Sputum eines Emphysemetikers wurden 
für die Hunde der dritten Versuchsreihe inhalationsfähig gemacht 
und — bewirkten, von 7 Hunden eingeatmet, einen „Process, der 
anatomisch vollkommen dem bei den Versuchen der ersten und zwei¬ 
ten Kategorie erhaltenen gleicht.“ 

Hinsichtlich der Gründlichkeit, mit welcher W. nun die histo¬ 
logischen Veränderungen in den Geweben der getöteten Versuchs¬ 
tiere durchmustert, wird man ihm gewiss Anerkennung nicht ver¬ 
sagen. Wenn er aber zu dem Schluss gelangt und zwar „auf 
Grundlage des klinischen Bildes, der Ausgänge und der Histologie 
des Processes in den Lungen der Hunde“, dass in allen Fällen 
und Arten von Inhalation der angewandten Massen „ein und der¬ 
selbe Process als Folge auftritt und dass dieser Process nicht zur 
Tuberculöse gerechnet werden darf“, — so wird man das Nicht¬ 
stellen der Bacillenfrage im Interesse des Wertes der Unter¬ 
suchungen nur lebhaft bedauern können. Anders wenn diese Frage 
für die eine oder andere Gruppe der inhalationskrankgemachtcn 
Hunde affirmativ oder negativ entschieden worden wäre. — Der 
Aetiologie nach rechnet W. die von ihm erzielten pathologischen 
Veränderungen natürlich zur Fremdkörperpneumonie; pathologisch 
charakterisiren sie sich „als lobuläre Bronchopneumonie, welche in 
vielen Beziehungen der Desquamativpneumonie Buhl’s gleicht.“ 

Wernich. 


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780 


Möm, Alkoholismus. 


No. 44. 


C. Modi, Statistisches und Klinisches Aber Alkoholismus. ChariW- 
Ann. IX. (1884), S. 524. 

Nach den statistischen Zusammenstellungen des Vf.’s aus der 
Zeit vom 1. April 1880 bis Ende November 1883, betreffend die 
Aufnahme der Geistes- und Krampfkranken und Deliranten (nur 
Männer) in die Charit^, hat die Anzahl der Deliranten eine sehr 
erhebliche Steigerung erfahren. Mit Hinzurechnung der wenigen 
unter den Geisteskranken aufgenommenen Patienten mit Delirium 
tremens ergiebt sich eine allgemeine Steigerung von ca. 60 pCt. in 
der Aufnahme der Delirium tremens-Kranken innerhalb dieses Zeit¬ 
raums, während die Zahl der Geisteskranken nur um etwa 12 pCt. 
schwankt und die Krampfkranken um ca. 23 pCt. zugenommen 
haben. 

Von der Gesammtaufnahme liefs sich fast bei 40 pCt. der 
Ursprung der Erkrankung im Alkoholismus nach weisen. Als Geistes¬ 
kranke im engeren Sinne (abgesehen von der bei Säufern häufigen 
Degradation des gemütlichen und intellectuellen Lebens) konnte nur 
etwa der neunte Teil der Kranken, bei denen Alkoholmissbrauch 
als Ursache der Erkrankung galt, angesehen werden. Unter der 
Gesammtzahl der Geisteskranken geben diese alkoholistischen Geistes¬ 
kranken einen Procentsatz von 12,5. Maafsgebend für die An¬ 
nahme der alkoholistischen Natur des Irrseins war einmal das kli¬ 
nische Bild der Erkrankung, weiterhin die körperlichen Erschei¬ 
nungen (Vomitus matutinus, Tremor, sensible Reizerscheinungen, 
epileptische Anfälle) und Angaben über abnorm hohen Alkohol¬ 
missbrauch. Besonderer Wert wurde auf den Befund am Sehorgan 
gelegt. 

Epileptische Krämpfe sah Vf. in 36 — 40 pCt. der Alkohol- 
Deliranten und der Alkoholkrampfkranken, während bei den alko¬ 
holischen Geisteskranken nur in 10 pCt. der Fälle Epilepsie nach¬ 
zuweisen war. Complication des Deliriums mit Epilepsie trübt die 
Prognose: unter den Gestorbenen ergiebt sich ein Procentsatz von 
58 für die an Krämpfen Leidenden. — Bei der Section war in 
9 Fällen das Resultat ein negatives, bei den übrigen fanden sich 
Veränderungen im Centralnervensystem oder an den inneren 
Organen. 

Die im Augenhintergrunde bei Alkoholisten vorkommenden 
Veränderungen: Abblassung des temporalen Abschnittes der Papille 
fand sich in 16 pCt., Trübung des Augenhintergrundes mit leichter 
Verwischtheit der Papillengrenzen in 20 pCt. Bei Geisteskranken 
sind diese Befunde seltener. Dagegen ist die von Thomskn hervor¬ 
gehobene concentrische Gesichtsfeldeinengung und zwar immer zu¬ 
gleich mit Sensibilitätsstörungen nur bei krampf kranken Alkoholisten 
beobachtet worden. 

Am Schlüsse seiner Arbeit teilt M. eine Beobachtung mit, in 
welcher ein Potator strenuus, welcher häufig an Delirium tremens 
litt, unter Schwäche der Strecker des Unterschenkels, starker Em¬ 
pfindlichkeit der Muskeln gegen Druck, Abblassung der temporalen 
Papillenhälften, von einer zunehmenden Lähmung, namentlich der 


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No 44. 


Kahler, Spinale Amyotrophien. 


781 


Streckmusculatur der Oberschenkel mit Volumsabnahme und Ver¬ 
änderung der elektrischen Erregbarkeit der Muskeln befallen wurde. 
Die Section ejgab aufser Pachymeningitis haemorrhagica fettige De¬ 
generation der Extensoren am Oberschenkel und einer Degeneration 
beider Nervi crurales. Das Rückenmark liefs nichts Abnormes 
wahrnehmen. Siemerling. 


Kahler, Ueber die progressiven spinalen Amyotrophien. Ztschr. f. 

Heilkunde 1884 V., S. 169. 

Auf Grund sorgfältigen Literaturstudiums und durch Mitteilungen 
eigner neuester Beobachtungen sucht K. den Nachweis zu führen, 
dass die unter den Namen der „progressiven Muskelatrophie“, der 
„progressiven Bulbärparalyse“, der „amyotrophischen Lateralsklerose“ 
bekannten Krankheitsformen nicht von einander verschiedene und 
selbstständige Leiden sind, sondern nur der Ausdruck verschieden¬ 
artiger Localisation, Verbreitung und Verlaufsweise eines einzigen 
die motorischen Leitungen befallenden Degenerationsprocesses. — 
Indem wir, was die Einzelheiten dieser Arbeit betrifft, auf das Orig, 
verweisen, begnügen wir uns, das Ergebniss derselben mit den eignen 
Worten des Autors hier mitzuteilen: 

„Die primäre Degeneration der motorischen Leitungen im 
Centralorgan bildet, die Beteiligung der nervösen Elemente in den 
motorischen Bezirken der grauen Substanz vorausgesetzt, die Grund¬ 
lage der klinischen Symptomencomplexe, welche unter dem Namen 
der progressiven Muskelatrophie (spinale Form), progressiven Bulbär¬ 
paralyse und amyotrophischen Lateralsklerose bekannt sind. Es 
sind diese Krankheitsbilder nicht der Ausdruck für verschiedene 
Krankheitsspecies, sondern nur die Folge der verschiedenen Aus¬ 
breitung und Localisation eines und desselben Degenerationsprocesses, 
sowie gewisser Eigentümlichkeiten des letzteren, welche vor Allem 
in dem mehr oder weniger raschen Ablauf der Degene¬ 
ration zu suchen sein dürften. 

Sind in gewissen Stadien der Erkrankung die motorischen 
Leitungen in der weifsen Substanz (vornehmlich die Pyra¬ 
midenbahnen) überwiegend erkrankt, dann treten neben den übrigen 
Krankheitserscheinungen spastische Symptome hervor, welche 
sicher fehlen, wenn die Erkrankung vorwiegend oder allein die 
nervösen Elemente in den motorischen Bezirken der grauen Sub¬ 
stanz befällt. — Die im letzteren Falle nachweisbaren klinischen 
Symptome bestehen in Lähmung und Muskelatrophie, von denen 
bald die eine, bald die andere mehr hervortritt. Je langsamer die 
Degeneration abläuft, umsoweniger gelingt es, Lähmung neben der 
Atrophie nachzuweisen, bis schliefslich bei ganz chronischem Ab¬ 
lauf der Degeneration das klinische Bild der reinen Atrophie der 
Muskeln resultirt. 

Aus dieser Auffassung ergiebt sich mit Notwendigkeit das Vor¬ 
kommen von Uebergängen zwischen den als Typen bekannten Krank- 
keitsbildern. 


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782 


Virtschgau u. Lustig. — Hoppk-Sf.yler. — Peterskn. No. 44. 


Da solche Uebergangsformen nun ohne Zweifel angetroffen 
werden, so ist in jedem einzelnen Falle die Aufgabe der klinischen 
und anatomischen Untersuchung in der Herstellung des Zusammen¬ 
hanges gegeben zwischen den Krankheitssymptomen und der je¬ 
weiligen Localisation, Ausbreitung und Verlaufsweise des Degene- 
rationsprocesses in den motorischen Leitungen des Centralorgans. 44 

Bernhardt. 


M. V. Vintschgau und A. Lustig, Zeitmessende Beobachtungen 
über die Wahrnehmung des sich entwickelnden positiven Nach¬ 
bildes eines elektrischen Funkens. Pflügkr’s Arch. XXXIII. 1884, 
S. 494. 

Vff. legten sich die bisher experimentell noch nicht in Angriff genommene Frage 
vor: wie viel Zeit verstreicht von dem Augenblicke, in welchem ein momentanes Licht 
auf die Netzhaut einwirkt, bis zu jenem, in welchem das positive Nachbild hin* 
reichend deutlich geworden ist, um zum Bewusstsein zu gelangen. Durch eine im 
Orig, nachzulesende Versuchsanordnung (Methode der einmaligen Signalisirung) fanden 
sie, dass zwischen der Einwirkung des Lichtes eines elektrischen Funkens und der 
Signalisirung des eben hinreichend deutlich entwickelten Nachbildes eine Zeit von im 
Mittel 0,344 Secunden verstreicht. Nunmehr wurde die Reactionszeit einer Licht¬ 
empfindung durch eine besondere Versuchsreihe auf 0,136 Secunden bestimmt. Wenn 
man diese für die Lichtempfindung gefundene Reactionszeit von jener für das positive 
Nachbild abzieht, so bleiben 0,208 Secunden, eine Zeit, die aus der Summe folgender 
Zeitteilchen besteht: 1) der Zeit des Abklingens der Netzhauterregung; 2) der Zeit, 
bis das Nachbild hinreichend deutlich geworden ist und 3) einem Bruchteile der Zeit, 
welche zur Erkennung der Deutlichkeit der Nachbildung erforderlich ist. Martins. 


F. Hoppe-Seyler, Ueber Seifen als Bestandteile des Blutplasma 
und des Chylus. Ztschr. f. physiol. Chemie VIII. S. 503. 

Gegen die wiederholt seitens des Leipziger physiologischen Instituts aufgestellte 
Behauptung, dass Blut, sowie Chylus Alkaliseifen fetter Säuren nicht enthielten, aueh 
wegen des Vorhandenseins an Kalk- und Magnesiasalzen gar nicht enthalten können, 
wendet sich Vf. Die Anwesenheit von Calcium- und Magnesiumverbindungen schliefst 
durchaus nicht die Anwesenheit von Alkaliseifen aus; sowohl Blutplasma, wie Chylus 
enthalten stets Natriumcarbonat, daher sie auch frei von Calcium- und Magnesium- 
seifen sein müssen. Zur Darstellung der Natriumseifen fftllt man Blutserum resp. 
Chylus reichlich mit Alkohol, dampft das alkoholische Filtrat bei 55° zum Syrup ein, 
extrahirt letzteren gründlich mit Aether, giebt zum Rückstand absoluten Alkohol und 
verdunstet das Filtrat bei 55®. Der in wenig warmem Wasser gelöste Rückstand er¬ 
starrt beim Erkalten zu gallertigen Seifenleim; bei reichlichem Zusatz von destillir- 
tem Wasser, trübt sich die Lösung und lässt allmählich seidenglänzende Plättehen 
von saurem stearinsaurem Alkali ausfallen. Zusatz von Säure erzeugt Niederschlag, 
der beim Erwärmen in öligen Tropfen an der Oberfläche schwimmt. Bleizucker erzeugt 
pflasterartigen Niederschlag, aus dem sich ölsaures Blei mittels Aether extrahiren 
lässt; in dem in Aether nicht löslichen Teil liefs sich ein Gemenge von Palmitin- und 
Stearinsäure (Schmelzpunkt 55°) nachweisen. Im Blute von Rind, Pferd, Hund fand 
Vf. 0,05—0,12 pCt. fette Säuren der Seifen, in einer chylösen Ascetesflüssigkeit vom 
Menschen 0,235 pCt., im Blutserum eines Pneumonikers 0,06 pCt. Seifen. — Zur 
Trennung der fetten Säuren von Neutralfetten hat Vf. übrigens nicht Kochen mit 
starker Sodalösung, sondern nur Erwärmen mit raäfsig verdünnter Lösung und nach- 
heriges Verdunsten auf dem Wasserbade empfohlen. j. Mnnk. 


F. Petersen, Caput obstipum. (Zur Aetiologie und Behandlung.) 
Arch. f. klin. Chir. XXX. S. 784. 

In längerer historischer Darstellung kommt P. zu dem Schluss, dass der Riss 
des Kopfnickers in der Aetiologie des Torticollis zu streichen ist. Allerdings lässt sich 


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No. 44. 


Blau. — Ribbrrt. — Lkrmoyez. 


783 


eine andere bestimmte Ursache für die Deformität zur Zeit mit Sicherheit nicht 
dartun. — Zur Behandlung wird u. A. eine in der Kieler Klinik gebräuchliche schiefe 
Ebene mit einer GLissou’schen Schwebe empfohlen. r. Güterbock. 


Blau, Zwei seltene Erkrankungen des fiufseren Ohres. Berliner klin. 
Wochenschr. 1884, No. 33. 

I. Isolirte krampfhafte Contractionen der Musculatur der Ohr¬ 
muschel, die sich dadurch kundgaben, dass beide Ohrmuscheln in verticaler Richtung 
Minuten lang schnell auf- und abwärts gezogen wurden, beobachtete B. bei einem 
ansmischen Knaben, der aufserdem an Otalgia nervosa litt; hervorgerufen wurden 
die Zuckungen durch die leiseste Berührung der Muscheln und Ziehen am Ohr¬ 
läppchen. Unter Anwendung eines roborirenden Verfahrens und Einreibungen von Ol. 
Olivar 10,0, Morph, mur. 0,2 schwanden die Erscheinungen nach einigen Wochen. — 
B. glaubt, dass die Zuckungen auf refiectorischem Wege: durch Uebertragong eines 
Reizes von Fasern des Nerv, trigeminos auf den Nerv, facialis zu Stande gekommen 
seien. — 

II. Morbillen; Diphtherie des änfseren Gehörganges; Diphtheritis 
faucinm. Der Fall betrifft ein 15jähriges Mädchen, das im Dequamationsstadium 
der Masern an einer schmerzhaften Entzündung des änfseren Gehörganges (links) mit 
Bildung dicker, fest an den Wänden adhärirender Pseudomembranen erkrankte. Eine 
Perforation der Membr. tympani konnte nicht constatirt werden. Die Diagnose wurde 
anf „Diphtheritis des äufseren Gehörganges 4 * gestellt. Vf. betont, dass die diphthe¬ 
rische Natur der Pseudomembranen durch die mikroskopische Untersuchung festgestellt 
worden sei. Während die Affection des Gehörganges bereits in der Rückbildung be¬ 
griffen war, trat noch Diphtheria faucium hinzu, die in wenigen Tagen günstig 
verlief. Die Gehörgangsentzündung heilte unter Borsäurebehandlung. Schwab ach. 


H. Ribbert, Zur Aetiologie der Trichterbrust. Deutsche med. Wochen¬ 
schr. 1884, No. 33. 

Für die Entstehung der sog. „Trichterbrust 44 (d. BI. 1882, S. 795; 1883, S. 588) 
sind verschiedene Erklärungen versucht worden: Fötale Rachitis, Traumen, Mediasti¬ 
nitis, Entwickelungshemmung des Sternum etc. — R. schliefst sich der Annahme 
Zuckekkandi/r an, wonach der Druck des Unterkiefers auf das Sternum zu der in 
Rede stehenden Deformität führen kann und belegt diese Ansicht durch den Befund 
bei einem nur 5 Tage alten toten männlichen Kinde. Möglich sei es, dass gelegent¬ 
lich auch die Fersen die Stelle des Kinnes vertreten. Perl. 


Lermoyez, Carle du cricoide, dysphagie. Ann. des malad, de foreille 
et du larynx 1884, 7. 

Ein 38jähriger Weinhändler magerte seit 2 Monaten bedeutend ab, ohne zu 
husten oder irgend ein anderes Leiden zn haben, als eine gewisse Rauheit der Stimme 
und einen sich später noch hinzugesellenden Schmerz bei der Deglutition namentlich 
fester Nahrungsmittel. 4 Wochen später traten nächtliche Erstickungsanfälle ein und 
eine täglich sich steigernde Dyspnoe. Die Untersuchung ergab aufser einer gewissen 
Schwierigkeit beim Auseinandergehen der Stimmbänder, nichts Abnormes, ebensowenig 
die Auscultation der Lungen und des Herzens. Innerhalb 8 Tagen nahmen die Be¬ 
schwerden bedeutend zu und die Untersuchung ergab nunmehr Stillstand beider Stimm¬ 
bänder in der Medianlinie. Die sofort vorgenommene Tracheotomie schaffte baldige 
Erleichterung, nur blieb immer ein Schmerz an beiden Seiten des Kehlkopfes zurück. 
4 Wochen später bewegten sich die Stimmbänder etwas besser, waren aber gerötet 
und verdickt, ebenso äufserlich beiderseits die Regio arytaenoid. Die Abmagerung 
machte Fortschritte, der Schmerz beim Schlucken vermehrte sich. Im Sputum fanden 
sich Tuberkelbacillen, in der linken Spitze Rasselgeräusche. f» Wochen später bot 
der Kranke einen traurigen Anblick dar; die äufsere Halswunde sah sehr schlecht 
aus, der untere Rand der Cart. thyreoid. zum Teil entblöfst, war verknöchert und 
nekrotisch; die Aphonie war eine vollständige, die Stimmbänder und die Aryfalte 
waren infiltrirt. Nachdem Pat. gestorben, zeigte sich, dass beide Langen hochgradig 


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784 


Imlach. — Eulenburg. — Büchwald. 


No. 44 


tuberculös waren und dass die hauptsächlichste Läsion eine Caries der Platte der 
Cart. cricoidea war. Dieselbe bildete eine verknöcherte rareficirte, von Eiter infiltrirte 
Masse, welche in den Oesophagus hineinragte und beiderseits eine Verdickung der 
Regio aryt. herbeigeführt hatte. w. Lnbiinaki. 


Fr. Im lach, Report on the transmissibility of bovine tuberculosis 
through milk to young animals. Brit. med. J. 1884, July 26. 

Mit der Milch dreier schon bei Lebzeiten evident tuberculöser Kühe, deren 
Krankheit nachträglich durch die Section constatirt wurde, stellte Vf. Fötteroiiga- 
versuche an jungen Tieren an. Von 2 Kälbern, 2 Schweinen, einer jungen Ziege, 
4 Meerschweinchen und 2 Affen, welche die Milch erhielten, waren es nur die letz¬ 
teren , an denen ein positiver Befund sich nachweisen liefs. Controlfütterungen wurden 
angestellt; doch wird auch von der Milch der kranken Kühe ausdrücklich angegeben, 
dass Bacillen darin nicht entdeckt wurden. Wernieh. 


A. Eulenburg, Ein Fall von Hypertonia musculorum peeudo- 
hypertrophica. Neurol. Cbl. 1884, No. 17. 

Der von E. beobachtete, der sogenannten THOtfSBN*schen Krankheit zuzurechnende 
Fall zeichnet sich zunächst vor den bisher bekannten dadurch aus, dass er einen 
erblich nicht belasteten 27jährigen, bis zu seinem 20. Lebensjahre nicht kranken 
Mann betrifft. Quadriceps- und Wadenmuskeln sind starr, rigide, hypervol ominös; 
die mechanische Contractilität der starren Muskeln war eher vermindert; bei Vorhan¬ 
densein von Hautreflexen fehlt das Kniephänomen beiderseits; andererseits fand 
sich Westphal's Phänomen der paradoxen Contraction (im Tib. anticus) bei passiver 
Dorsalflexion des Fufses. Starrheit und Hypertrophie der Muskeln fand sich auch an 
den oberen Extremitäten (Delt., Tric., Extensores manus), sonst keine bedeutenderen 
Anomalien, Sensibilität intact; aber Blasenbeschwerden in Form von Retention, Tenee- 
mus vesicae und zeitweiser Incontinenz. — Die indirecte nnd directe Erregbarkeit für 
beide Stromesarten zeigte sich erheblich herabgesetzt, sowohl in den oberen, wie 
unteren Extremitäten. — Nach Vf. handelte es sich bei seinem Kranken um eine 
schwere, iotr&medulläre Neuropathie. Bernhardt. 


A. Buchwald, Ein Fall von diffuser idiopathischer Haut-Atrophie. 
Vierteljahrsschr. f. Dermat. und Syphilis 1883, S. 553. 

Der Fall betraf einen kräftig gebauten musculösen, sonst völlig gesunden 36jäh¬ 
rigen Maurer, der wegen eines Fufsgeschwürs in das Hospital kam. Die Haut beider 
Oberschenkel, rechts intensiver, wie links, erscheint dünn, trocken, leicht schuppend 
und mit teils schrägen, teils queren Faltungen bedeckt. Dabei lässt sie sich leicht 
verschieben, ist nirgends straff oder ödematös, lässt sich leicht in gröfseren Falten 
auf heben, welche nur sehr langsam wieder verstreichen oder ganz stehen bleibeo, bis 
eine Bewegung sie verschwinden macht. Am intensivsten ist die Faltung über den 
Knieen nnd in der Gefäfsgegend. Steht der Kranke, so injiciren Bich in einer von 
Minute zu Minute stärker sichtbaren Weise äufserst zahlreiche dilatirte gröfsere und 
kleinere cutane resp. subcutane Venengeflechte; die vorher blassbranne an einzelnen 
Stellen lichter erscheinende blattdünne Hant nimmt dabei allmählich ein cyanotiscbes 
Colorit an. Ein Temperaturunterschied zwischen den kranken nnd gesunden Partien 
ist auch zur Zeit gröfserer Blutfülle nicht zu erkennen. Die Haare sind sparsam, 
blau, dünn, weich. Keine Narben oder Geschwüre. Tastsinn normal. Schweifr- 
secretiou herabgesetzt. — Die mikroskopische Untersuchung eines exstirpirten Haut¬ 
stückchens ergab Fehlen des Fettgewebes, Gesaromtatrophie, auffallende Sparsamkeit 
der Schweifsdrüsen und Haarbälge, sowie Fehlen der Papillen. Das Bindegewebe 
dicht unter der glatt verlaufenden Epithelgrenze sah wie gequollen aus und war 
aufserdem mit reichlichen Zellkernen durchsetzt. Die Dicke der Gesammthaut betrug 
1,5 Mm., wovon 0,1 auf die Epidermis kamen. — Das Leiden hatte sich ohne be¬ 
kannte Ursache im 20. Lebensjahre entwickelt. Levinski. 

Verlag tob August Hirsohwald in Berlin. — Druck von L. Schumacher In Berlin. 


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Wöchentlich «raehebito 
1—9Bogen; am Schlüsse 
des Jahrgangs Titel, Na¬ 
men- und Sachregister. 


Centralblatt 

für die 


Preis des Jahrgang© j 
20 Mark; au beziehen 
durch alle Buchhandlun¬ 
gen und Postanstalton. 


medicinischen Wissenschalten. 


Redigirt von 

Pro£ Dr. H. Kroneoker, und Prot Dr. H. Senator, 

ln Bern Berlin (NW.), B*ahofrtr. 7. 


1884. November. No. 45. 


Inhalt: Caktani, Reaction des Blutes Cholerakranker (Orig.*Mitt.). 

Mradr Smith, Wärme des gereizten Muskels. — Cohnstein und Zuntz, 
Blut, Kreislauf, Atmung des Säugetierfttus. — Wiktobowskt, Entstehung des 
Magengeschwürs. — Dittbl, Piroooff’s Gyps-kjonr-Verband. — Moos nnd Stbin- 
bbOoob, Gehörorgan Taubstummer. — B. Koch, Cholera. — Bechterew und 
P. Rosbnbach; R.Schultzb, Bedeutung der Intervertebralganglien. 

Burdon-Sandkrson, Photogramm der elektrischen Schwankungen des tätigen 
Herzens. — Th. Lbhmann, Bestimmung der Alkalien im Harn. — Hbnbichsbn, 
Psendohermaphroditismns. — ▼. Fillbnbaum, Extraction eines Katheters ans der 
Harnblase. — Gat, Croup, Diphtherie und Tracheotomie. — Löwbnbbho, Modifi- 
cation des PoLiTZBs’schen Verfahrens. — Matthieu, Einfluss der Ermüdung auf die 
Entstehung rheumatischer AfFectionen. — Comby, Magenerweiterung bei Kindern. — 
Sbolas, Melancolia anxiosa. — Pontoppidah, Ueberimpfung von syphilitischen 
Initialsklerosen. 


Die Reaction des Blutes der Cholerakranken. 


Vorläufige Mitteilung von Prof. Arnald. Cantanl (Neapel). 

Nachdem Strauss die Reaction des Blutes ganz schnell nach dem 
Tode secirter Choleraleichen saner gefunden hat, lag die Idee nahe, 
das Blut von schweren Cholerakranken während des Lebens und 
während der Agonie zu untersuchen. 

Ich trug daher meinem ganz verlässlichen privaten Assistenz¬ 
ärzte, Dr. Manfrrdi, auf, die diesbezüglichen Untersuchungen in 
den verschiedenen Perioden der Krankheit anzustellen, weil, wie 
bekannt, ein gewisser Grad der Alkalinität des Blutes für die Fort¬ 
dauer des Lebens unumgänglich notwendig ist und eine bedeutende 
Herabsetzung derselben für sich allein den Tod bedingen muss. 

Das Resultat dieser von mir controllirten Untersuchungen ist, 
dass die Alkalinität des Blutes der Cholerakranken bereits 
während des Lebens, im asphyktischen Stadium, rasch 
abnimmt, dass sich hierauf eine neutrale Reaction und noch 
vor dem Tode eine saure Reaction einstellt. Diese Abnahme 
der alkalischen bis zur ausgesprochenen sauren Reaction muss na¬ 
türlich, neben dem Wasserverluste, zur Aufhörung des Lebens ganz 
entschieden beitragen, und giebt einen praktischen Wink für 
die Zusammensetzung der zur Hypodermoklyse zu ver¬ 
wendenden Flüssigkeit. 


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XXn. Jahrgang. 

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Meade Smith, Wärme des gereizten Muskels. 


No.45. 


Ich bemerke ganz ausdrücklich, dass diese Tatsache bei Kranken 
constatirt wurde, welche keine Säure weder per os noch per rectum 
erhalten hatten. Die Erklärung scheint mir vor der Hand nicht 
leicht. Die äufserst stark saure Reaction des letzten Harns oder 
des ersten nach dem asphyktischen Stadium zurückkehrenden Harns, 
in welchem unser Chemiker Arena mit grofser Wahrscheinlichkeit 
eine bedeutende Menge von Milchsäure vermutet, lässt glauben, dass 
die starken Muskelkrämpfe das Blut mit Muskelmilchsäure über¬ 
laden, während dasselbe mit dem Wasser neben Kochsalz kohlen¬ 
saures Natron durch den Darm verliert. Es könnten aber doch 
anderweitige Gärungen, die im Organismus des Cholerakranken 
secundär Vorkommen dürften und durch die Mikrobien selbst ein¬ 
geleitet werden könnten, vor der Hand nicht absolut ausgeschlossen 
werden. 

Selbst für den Fall aber, dass die Säure des Blutes blos von 
einer aufserordentlichen Ueberladung mit Kohlensäure herrührte, 
wäre praktisch der Schluss zu ziehen, dass man Alles aufbieten 
müsse, um dem Blute seine alkalische Reaction wiederzu¬ 
geben, und könnte hiermit nicht nur der Zusatz von mehr Natrum 
carbonicum (NaO, C0 2 ), sondern sogar der Zusatz von etwas 
Natron causticum (NaO) zu der Natriumchlorürlösung der Hypo- 
dermoklyse indicirt erscheinen, nachdem dieselbe in mehreren Fällen 
bereits ganz glänzende, unerhoffte Erfolge gehabt, in anderen zwar 
bedeutende, aber blos vorübergehende Erleichterungen gebracht 
hat. Hierüber könneu nur weitere Beobachtungen und Experimente 
entscheiden: so viel darf ich aber schon heute behaupten, dass die 
von mir seit 1865 und später von Michael und Samuel (die meinen 
Vorschlag nicht kannten) gleichfalls vorgeschlagene Hypodermoklyse 
sich, mit den namentlich die Zusammensetzung der einzulührenden 
Lösung betreffenden Modificationen, in der Behandlung des schweren 
Choleraanfalles Bahn brechen, und, sobald die Zusammensetzung 
des Cholerablutes in den schweren Stadien näher bekannt, denselben 
in den meisten Fällen bekämpfen wird. 

Neapel, 18. October 1884. 


R. Meade Smith, I. Die Temperatur des gereizten Säugetier¬ 
muskels. DcBois-RETMoNn’s Arch. 1881, S. 105. — II. Die Wärme 
des erregten Säugetiermuskels. Das. 1884, S. 261. 

I. Die Temperatur des Muskelvenenblutes fängt 10 —15 Se- 
cunden nach begonnener Reizung des N. cruralis zu steigen an, 
erreicht ihr Maximum ganz oder nahezu schon in den ersten beiden 
Minuten und fällt dann wieder ab resp. sie steigt langsam noch 
etwas empor — letzteres öfters selbst nach Einstellung der Reizung, 
speciell auch in dem Falle, wo das Venenblut wärmer war, als das 
arterielle; solches ist bei einem Tetanus von 1 — 2 Minuten und 
länger die Regel. Die venöse Temperatur steigt nie mehr als 0,6° 
über die arterielle, abhängig von der absoluten Temperatur beider 
Blutarten vor dem Beginn des Tetanus; wie die venöse Temperatur 


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No. 45. 


Mhadk Smith, Wärme des gereizten Muskels. 


787 


von dem jeweilig angenommenen Grade dauernd weiter steigt, so 
kann es auch mit der arteriellen geschehen. Eine Reihe von Muskel¬ 
zuckungen scheint mehr Wärme zu erzeugen, als ein entsprechend 
langer Tetanus; nicht minder ist es wahrscheinlich, dass im ersteren 
Falle dem Muskel durch das strömende Blut mehr Wärme entzogen 
wird, als im letzteren. 

2. Die Temperatur des Muskelfleisches, welches fortwährend 
einen Teil der vom arteriellen Blute zugeführten Wärme abgiebt, 
ist in verschiedenen Bezirken verschieden, ändert sich aber bei Ruhe 
und Tetanus gleichzeitig und gleichsinnig. Entgegen den am aus¬ 
geschnittenen Froschschenkel gemachten Erfahrungen: 1) erweist 
sich das erreichbare Maximum der Temperatur und nicht minder 
die Geschwindigkeit der Ersteigung desselben unabhängig von der 
bei der Spannung des contrahirten Muskels; 2) existirt zwischen 
Wärmebildung und Form Veränderung des erregten Säugetiermuskels 
kein strenges Verhältniss, denn ein Mal wächst mit dem Reize nur 
die erstere und das andere Mal nur die letztere (beides zusammen 
kommt allerdings im Verlaufe eines Versuches auch zur Beobachtung); 
3) existirt zwischen den Maximis der Eigentemperatur (Temperatur 
des Muskels minus Temperatur des Arterienblutes) eines auf ver¬ 
schiedenen Ermüdungsstufen befindlichen Muskels ebenfalls kein 
bestimmtes Verhältniss. Der beendigten Reizung folgt mit der Er¬ 
schlaffung zuweilen ein weiteres Ansteigen der Eigentemperatur, 
selbst der positiven, oder mindestens ein längeres Anhalten desselben 
auf der maximalen Höhe. 

3. Nach Unterbindung der zuführenden Gefäfse bringt ein 
Tetanus von nicht über 2 Minuten Dauer dieselbe Temperatur¬ 
erhöhung zur Beobachtung, wie vor der Unterbindung; doch fällt 
die Temperatur des blutleeren tetanisirten Muskels am Ende der 
zweiten Minute steil ab, während sie im durchbluteten noch jetzt 
andauernd wächst. Aehnlich verhält es sich hier mit der Hub¬ 
fähigkeit des Muskels. Dem Verschluss des Blutstromes während 
einer Reizung folgt steiles Sinken der Temperatur, wenn man aber 
gleichzeitig den Nervenreiz erhöht, so steigt für kurze Zeit die 
Temperatur. Die Muskeltemperatur curarisirter Tiere zeigt ein 
stetiges Wachstum oder mindestens ein Anhalten auf der einmal 
erreichten Höhe — selbst in den Ruhepausen und im stromlosen 
Zustande, nicht aber nach erneuten Einspritzungen; sie ist sehr 
unabhängig von der arteriellen Temperatur, vor dem Beginn eines 
Tetanus höher, als die venöse, während desselben niedriger, endlich 
nach beendigtem Tetanus — wieder höher. Der gereizte Curare- 
muskel verwandelt seinen allmählichen Erwärmungsgang in einen 
rascheren, welcher erst einige Minuten nach beendigtem Tetanus 
zur früheren Geschwindigkeit sich ermäfsigt. Auch bei 20 Minuten 
dauernder Erregung beträgt dar Gesammtzuwachs der Temperatur 
günstigen Falles nur 0,5 0 C. — also weniger als ohne Curare nach 
selbst kürzer anhaltenden Zusammenziehungen. Zweifellos kann auch 
der ruhende Curaremuskel in einen wärmebildenden Stoffumsatz 

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Mkadk Smith, Wärme des gereizten Muskels. 


No. 45. 


verfallen. — Selbst nach sehr mächtigen Aderlässen bewirkt der 
Nervenreiz ähnliche Temperaturerhöhungen des Muskelvenenblutes 
wie vordem. 

4. Künstlicher Blutstrom, durch eine ausgeschnittene Muskel¬ 
masse geleitet, erhält die Fähigkeit derselben zur Wärmebildung 
aufrecht. 

II. Nach Verschliefsung der Aorta descendens sinkt die Tempe¬ 
ratur des Carotisblutes mit abnehmender Geschwindigkeit bis zum 
endlichen Stillstand, sie steigt nach Wiederherstellung der normalen 
Verhältnisse und zwar über den vor der Aortensperre abgelesenen 
Grad; in den stromfreien Körperteilen aber steigt die Temperatur, 
um mit der Rückkehr der freien Blutcirculation wieder zu sinken. 
Speciell für den Muskel — den ruhenden, als auch den tetanisirten 
— gilt in hohem Grade die temperirende Wirkung des strömenden 
Blutes, neben der die der festen Umgebung unbedeutend erscheint. 
Die weiteren Ergebnisse lauten: 

1) Die Temperatur des stromlosen Muskels fängt mit dem 
Beginn der Tetanisirung mit maximalen Reizen plötzlich zu steigen 
an, anfangs rasch und später immer langsamer, bis zum endlichen 
Stillstand; in den ersten 30 Secunden ist der Zuwachs dem der 
ganzen übrigen Zeit fast gleich, auch höher. Der Verlauf der 
Temperaturcurve wird nicht wesentlich von der zwischen Beginn 
der Aortensperre und Beginn der Reizung verstrichenen Zeit be¬ 
einflusst, aber mit der Wiederholung des Tetanismus, je nach einer 
von Blutdurchspülung begleiteten Ruheperiode des Muskels, nimmt 
die Steilheit und Ausdauer des Temperaturwachstums stetig ab. Die 
während der ganzen Dauer eines Tetanus in je 1 Grm. Muskel ge¬ 
bildete Wärmemenge bewegt sich zwischen 0,54 und 0,17 Wärme¬ 
grammen: die grölsere Zahl ist das Product von 0,8*25 — Wärme- 
capacität des Muskelstoffes nach Rosbnthal — in das Maximum des 
beobachteten Temperaturzuwachses (0,66 0 C.), die kleinere Zahl ist 
das Product von 0,825 in das Minimum (0,21 0 C.). 

2) Wird ein Tetanus bei offener Aorta eingeleitet, dieselbe 
spätar geschlossen und dann wieder geöffnet, so ist in der ersten 
Periode eine anfangs rasche Wärmeentwickelung innerhalb des 
Muskels bemerkbar, dann eine immer langsamere, die in der zweiten 
Periode kaum weiter geht und in der dritten rasch abnimmt, um 
nach Einstellung der Reizung abermals — bis zum endlichen Still¬ 
stand — zu sinken. Da also im längeren Verlaufe des Tetanus 
auch nach Sistirung des kühlende Wirkung übenden Blutstromes 
kein Temperaturzuwachs mehr stattfindet, so ist auf eine verminderte 
Wärmebildung innerhalb des Muskels zu schliefsen. 

3) Tetanisirt man den Muskel ein Mal von Blut durchströmt, das 
andere Mal nicht durchströmt, so kommt es im ersten Falle zu einem 
gröfseren Temperaturmaximum, als im zweiten; im ersteren wird 
dasselbe später erreicht, obwohl anfangs — in den ersten 30 Se¬ 
cunden — das Thermometer in beiden Fällen annähernd gleich 
steigt. Die Begünstigung des Wärme erzeugenden Vorganges durch 
das strömende Arterienblut documentirt sich noch in der Weise, 


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No. 45. Cohnstein u. Zuntz, Blut, Kreislauf, Atmung d. Säugetierfötus. 789 

dass die während einer Aortensperre stationär gewordene Temperatur 
des Muskels von dem Moment der Freilassung des Blutstromes 
wieder in die Höhe geht. Es geschieht aber auch nicht selten, 
dass die abköhlende Wirkung des Blutes die Oberhand gewinnt 
Ober die erwärmende der chemischen Umsetzung, und dann tritt 
das umgekehrte Verhältniss ein. 

4) Lässt man den ein Mal tetanisirten Muskel — durchströmt 
oder stromfrei — unmittelbar darauf nicht im durchströmten Zu¬ 
stande ruhen, sondern blutleer, so zeigt sich mit dem Eintritt des 
noch stromfreien Muskels in dem folgenden Tetanus zwar eine 
Temperaturerhöhung, aber in bedeutend geringerem Grade, als zuvor, 
und viel langsamer. Mit dem Beginn eines neuen Tetanisirens und 
gleichzeitiger Lösung der Aortensperre, steigt die Temperatur des 
stromlos erholten Muskels anfangs wenig, dafür aber anhaltend bei 
Fortdauer der Erregung. Aus diesen Tatsachen erhellt die Gröfse 
des Anteiles, den das zum ruhenden Muskel hintretende Blut an 
der Wärmebildung nimmt. 

Die verkürzende Kraft des durchströmten Muskels ist der des 
stromfreien gleich — beim Beginn des Tetanus, in dessen weiteren 
Verlauf dagegen tritt eine sehr rasche Ermüdung des stromlosen 
ein, und nur der wiederkehrende Blumstrom vermag letztere zu 
beseitigen, jedoch nie vollständig und auch dies nicht immer. 

5. Im tetanischen stromfreien Muskel ändern sich Hub- und 
Wärmebildung in gleichem Sinne; damit übereinstimmend gewinnen 
beide einen neuen Aufschwung, wenn nach scheinbarem Erschöpfen 
des Muskels in Folge einer schwächeren Reizung eine stärkere an¬ 
gewendet wird. Dasselbe gilt für den tetanischen durchströmten 
Muskel, aber das Verhältniss der Temperatur des durchströmten zu 
deijenigen des stromfreien fällt stets grölser aus, als das Verhältniss 
des Hubes; umgekehrt gestaltet sich dieses Verhältniss, sobald der 
Blutstrom nicht zum ausgeruhten, sondern zum durch Arbeit und 
Blutleere ermüdeten Muskel zugelassen wird. Rechtsamer. 


J. Cohnstein und N. Zuntz, Untersuchungen über das Blut, den 
Kreislauf und die Atmung beim Säugetier-Fötus. Pflügbr’s Archiv 
XXXIV. S. 173. 

Die Untersuchungen beziehen sich vornehmlich auf Kaninchen 
und Schafe, in vereinzelten Fällen auch auf Meerschweinchen, Hunde. 
Die Menge der roten Blutkörperchen wurde mit Hilfe der Haykm- 
schen Zählkammer und des nach Thoma’s Vorschlag modificirten 
Melangeur von Malasskz an dem mit 3 procent. NaCl-Lösung ver¬ 
mischten Blut bestimmt. In den frischen Stadien der Entwicklung 
ist der Gehalt des Blutes an Blutkörperchen nur gering (V 2 —'/ 3 — 
1 Million Blutkörperchen im Cubikcentimeter Blut) und nimmt 
weiterhin ganz allmählich zu bis 4 , / 2 Millionen (bei 5,2 Millionen 
im Blut des Muttertieres). Für Schafföten fanden sich höhere 
Werte 7,5—8,5 Millionen gegenüber 8,5—10 Millionen beim Mutter¬ 
thier. Im Blute Ungeborener erreicht mithin die Menge der Blut- 


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790 Cohnstkin u. ZujiTz , Blut, Kreislauf, Atmung d. Säugetierfötus. No. 45. 

körperchen niemals diejenige des mütterlichen Blutes, und diese 
Differenz ist selbst bei reifen ungeborenen Föten deutlich ausge¬ 
sprochen. Dagegen ist bei Früchten, welche geatmet haben, die 
Menge der Blutkörperchen überhaupt gröfser als bei solchen, die 
nicht respirirt haben, z. B. 4,85 Millionen gegen 4 Millionen. Bei 
spät abgenabelten Früchten ist das Blut concentrirter als bei früh 
abgenabelten; ferner bei Neugeborenen (Kaninchen) bis zu 5 Stun¬ 
den Lebensdauer concentrirter als bei den spät abgenabelten und 
sofort getöteten Geschwistern, sodass die Blutkörperchenmenge der 
Mütter nahezu erreicht wird; so zeigte von 4 excidirten Früchten 
die eine sofort abgenabelte nur 3,2, die zweite nach 5 Minuten ab¬ 
genabelte 3,5, die dritte, welche nach 1 */ 4 Stunden respirirt hatte, 
5,23, die vierte, welche 3 */ 2 Stunden geathmet hatte, 5,3 Millionen, 
das Blut des Muttertieres 5,5 Millionen Körperchen. Bei Neuge¬ 
borenen von 5—18 Stunden Lebensdauer kann das Blut concen¬ 
trirter sein, als das des Muttertieres. Vom 6. Tage ab findet beim 
Neugeborenen wieder eine Abnahme der roten Blutkörper statt. In 
sämmtlichen Fällen war das Fötalblut erheblich ärmer an Hämo¬ 
globin als das mütterliche (z. B. 5,2 gegen 8 pCt.); mit fortschrei¬ 
tender Reife nimmt der Hämoglobingehalt zu (6,6 gegen 8,4 pCt.). 
Die ersten Atemzüge bedingen eine plötzliche weitere Zunahme, 
sodass in der ersten Zeit des extrauterinen Lebens die Hämoglobin¬ 
menge des Neugeborenen in der Regel die der Mutter übertrifft 
(9,4 gegen 9 pCt.). Aus der Zahl der Blutkörperchen und dem 
gefundenen Hämoglobingehalt des Blutes berechnen Vff., dass die 
einzelnen Blutkörperchen beim Fötus */ 4 mehr Hämoglobingehalt 
enthalten als bei der Mutter, entsprechend dem größeren Durch¬ 
messer der einzelnen Blutkörperchen des Fötus. Die Blutmenge im 
Körper der Föten schwankt in ziemlich weiten Grenzen; bei Ka¬ 
ninchen zwischen y 3I und bei Meerschweinchen, Hunden und 

Schafen zwischen */i und V H des Körpergewichts. Wurde auch 
die in Placenta enthaltene ßlutmenge bestimmt, so zeigte der so 
ermittelte Gesammtvorrat des Fötus an Blut in den verschiedenen 
Stadien gesetzmäfsige Beziehungen zum Körpergewicht, derart, dass 
die Blutmenge in Fötus -f- Placenta mit fortschreitender Entwick¬ 
lung der Frucht allmählich von 22 bis auf 7 pCt. des Fötusgewichtes 
abeinkt. Der Eintritt von Placentarblut in den Körper des Fötus 
erfolgt mit grofser Geschwindigkeit, sodass bei später Abnabelung 
und vorhandener Respiration das Blutvolumen der Placenta nur 
noch 1 pCt. vom Fötusgewicht beträgt, während bei apnoischen 
Früchten der Blutgehalt der Placenta sich noch auf 7,7 pCt. vom 
Fötusgewicht stellte. Im Moment der Geburt wird der gröfste 
Teil des Placentarblutes durch die Aspiration des kindlichen Thorax 
bei beginnender Athmung, unterstützt durch den Druck des sich 
contrahirenden Uterus, dem Fötus einverleibt. Indess bleibt der 
Blutüberschuss dem Fötus nicht unverändert erhalten. Sehr bald 
beginnt die Eindickung des Blutes, welche eine Abnahme der Ge- 
sammtmenge mit entsprechender Zunahme der Concentration be¬ 
wirkt, wie aus der Zählung der Blutkörperchen und der Bestim- 


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No. 45. Cohnstkin u. Züktz, Blut, Kreislauf, Atmung d. Säugetierfötus. 791 

mung des Hämoglobingehaltes in der Volumeinheit des Blutes her¬ 
vorgeht (s. oben). Die physiologische Transfusion bei der Geburt 
wirkt genau so, wie in späterer Lebenszeit experimentell herbei¬ 
geführte Transfusion; nach Panum u. A. wird die durch Transfusion 
vermehrte Blutmenge in kurzer Zeit dadurch auf ihr normales Maafs 
zurückgeführt, dass die überschüssige Flüssigkeit zur Ausscheidung 
gelangt, während die Blutkörperchen länger erhalten bleiben. Bei 
Schafen und Kühen, bei denen die Geburt fast ohne Blutverlust 
verläuft, wird bei der rapiden Verkleinerung des Uterus das Blut 
der mütterlichen Placenta in das Muttertier gleichsam transfundirt, 
was beim Muttertier ebenfalls eine Eindickung des Blutes zur Folge 
hat. — Die Untersuchungen über den Kreislauf und die Atmung 
des Fötus sind an im Ganzen 5 Schafföten ausgeführt worden. 
Beim Schaf finden sich 2 Nabelarterien und 2 Venen, die vor der 
Insertion in die Cotyledonen reichliche Anastomosen mit einander 
bilden; an jedem Versuchstier wurden die Untersuchungen über 
Blutdruck, Stromgeschwindigkeit und Gase des Blutes mit einander 
combinirt. Bezüglich der angewandten Methoden ist das Original 
zu vergleichen. Bei Föten von 1,2—1,5 Kgrm. schwankte die Puls¬ 
frequenz zwischen 114—210, bei einem ausgetragenen von 3,6 Kgrm. 
nur zwischen 77—125 in der Minute, während die des erwachsenen 
Schafes 70—80 beträgt; ein Aderlass von etwa 3 pCt. des Körper¬ 
gewichtes Hess die Pulsfrequenz innerhalb 3 Minuten von 190 auf 
114 sinken, dann begann wieder langsames Ansteigen. Der arte¬ 
rielle Mitteldruck scheint mit zunehmender Reife des Fötus zu 
wachsen; so betrug bei einem Fötus von 1,29 Kgrm. 43, von 
1,56 Kgrm. 51 Mm. Hg, dagegen bei einem fast reifen Fötus vou 
3,6 Kgrm. 84 Mm. Hg. Aus dem Umstande, dass der Mitteldruck 
längerer Zeitperioden (2—5 Minuten) sich fast constant stellt, lässt 
sich erschliefsen, dass der Placentarverkehr durch den operativen 
Eingriff nicht merklich gelitten hatte. Aderlässe (von 3 pCt. des 
Körpergewichte) bewirkten momentanes Absinken des Druckes, so 
von 39 auf 21 Mm. Hg, der sich aber bereits nach 2 Minuten 
wieder fast auf das frühere Niveau erhob. Während der arterielle 
Druck beim Fötus kaum halb so grofs ist als beim Geborenen, ist 
der venöse Druck umgekehrt sehr viel höher; er betrug in der 
Umbilicalvene zwischen 16 und 34 Mm. Hg, während er in der 
Cruralvene des Schafes nur zu 11 Mm. Hg gefunden worden ist. 
Der hohe Venendruck erklärt sich aus dem Fehlen der Thorax¬ 
aspiration. Ueberhaupt betrug die Druckdifferenz zwischen arte¬ 
riellem und venösem Druck nur 14—51 Mm. Hg, während er beim 
erwachsenen Tier auf mindestens 100 Mm. Hg zu veranschlagen 
ist. Vflf. weisen darauf hin, dass demzufolge die Druck Verhältnisse 
in den Gefäfsen der fötalen Niere einer stärkeren regelmäfsigen 
Secretion so ungünstig wie möglich sind, indem der arterielle Druck 
an der Grenze liegt, wo die Secretion zu versagen pflegt, während 
der venöse Druck ganz erheblich gesteigert ist. 

In 3 Versuchen schwankte die Stromgeschwindigkeit in der 
Nabelarterie zwischen 0,08 und 0,36 Cctm. in der Secunde, in der 


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792 


Wiktobowsky, Entstehung des Magengeschwürs. 


No. 45. 


Nabelvene wurde sie in einem Versuche zu 0,08 Cctm. gefunden, 
annähernd eben so grofs, als in der Arterie desselben Fötus. Hin¬ 
sichtlich der Blutgase liegen beim Ungeborenen ziemlich dieselben 
Verhältnisse vor, wie beim selbstständig atmenden. Dagegen kommt 
dem fötalen Blut die Eigentümlichkeit der starken O- Zehrung zu, 
sodass bei nicht momentaner Entgasung schon nach 2 Stunden der 
O-Gehalt bis auf 0,3 pCt. sinkt. Gefunden wurde im Blute der 
Nabelarterie 2,3—6,7 pCt. O und 46,5 pCt. C0 2 , in dem der Nabel¬ 
vene 6,3 pCt. O und 41 pCt. C0 2 . — Der O-Gehalt des durch 
Schütteln mit Luft gesättigten fötalen Blutes betrug (bei 0° C. 
und 0,76 Meter Hg) 11,4—21 pCt., bei einem Gehalt an Haemo- 
globin von 5,5—11,6 pCt.; daraus berechnet sich, dass 1 Grm. 
Haemoglobin im Mittel 2,03 Cctm. O bindet, während im mütter¬ 
lichen Blute 2,22 Cctm. O, also nicht viel mehr, gebunden wird. 
Der C0 2 -Gehalt im mütterlichen Blute betrug 46,1—46,7 pCt., ist 
also auffallend gleich dem des fötalen; daraus geht hervor, dass die 
Diffusion zwischen mütterlichem und fötalem Blute einen sehr voll¬ 
kommen Ausgleich der die C0 2 -bindenden Alkalien bewirkt. Der 
Vergleich der Blutgase in der zuführenden Nabelarterie und ab¬ 
führenden Vene ergiebt für letztere ein Plus von 4 pCt. O und ein 
Minus von 6,5 pCt. C0 2 , während beim atmenden Tiere die Differenz 
etwa 8,2 pCt. 0 und 9,2 pCt. C0 2 beträgt; danach wäre die Ver¬ 
änderung im Gasgehalt, welche das fötale Blut in der Placenta er¬ 
fährt, etwa halb so grofs, als die beim atmenden Tiere in der Lunge 
zu Stande kommende. Nun durchströmen günstigen Falles in ca. 
2 2 / a Minuten 100 Cctm. Blut die Placenta, sodass also in 2 a /j Mi¬ 
nuten dem Blute 4 Cctm. O seitens des Fötus entzogen werden; 
daraus lässt sich für den Schaffötus ein Verbrauch von 1,16 Ctm. O 
per Kgrm. seines Gewichtes und per Minute berechnen, während 
das erwachsene Schaf nach Rkisbt 5,8 Cctm. O per Kgrm. und 
Minute verbraucht, also 4 Mal mehr als der Fötus. Wird endlich 
die kleinere Stromgeschwindigkeit (s. oben) der Berechnung zu 
Grunde gelegt, so stellt sich der O-Verbrauch des Fötus sogar nur 
auf 0,3 Cctm. per Kgrm. und Minute, also auf nur V, 6 von dem 
O-Gebrauch des erwachsenen Schafes. 

Vff. sind sich wohl bewnsst, dass ihre bislang wenig zahl¬ 
reichen Versuche »nur den ersten Schritt auf dem Wege der quan¬ 
titativen Erforschungen des Stoffwechsels und seiner Bedingungen 
beim Säugetierfötus darstellen. “ J. Munk. 

P. Wiktorowsky, Ueber das Verhältnis der productiv-entzünd¬ 
lichen Processe zu dem ulcerösen im Magen. Beitrag zur Lehre 
vom sogenannten runden oder perforirenden Magengeschwür. 
Vibchow’s Arch. XCIV., 1. 

W. giebt die hauptsächlichsten Resultate seiner in einer Disser¬ 
tation mitgeteilten Untersuchungen. Dieselben wurden gewonnen 
bei der Untersuchung von 8 Magen, welche verschiedene Formen 
und Stadien von runden Magengeschwüren und stark productiv¬ 
entzündliche Vorgänge aufwiesen. 


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No. 45. 


Wiktorowskt, Entstehung des Magengeschwürs. 


793 


Die Bildung und Entwickelung des Magengeschwürs steht nach 
W. in innigstem Zusammenhänge mit folgenden 4 Momenten: 

1) Bei der chronischen interstitiellen Magenentzündung, welche 
auf rein localen, nicht constitutioneilen Ursachen beruht, hyper- 
trophirt ein grofser Teil von Pepsindrüsen. 

2) Nach innen von der Muskelschicht, vorzugsweise am Pylorus, 
der Cardia und der Curvatura minor, entwickelt sich eine grofse 
Menge von Bindegewebe, welches die mit zahlreichen Windungen 
und Furchen besetzte Schleimhaut fest an die Muskelschicht fixirt. 
Da sich letztere niemals in die Windungen der Mucosa hineinzieht, 
bildet das neue Bindegewebe ein System derber Wülste im Bereiche 
der Windungen, während in der Tiefe der Furchen die Mucosa 
gewöhnlich direct auf der Muscularis fest fixirt ist. 

3) Entsprechend der Bindegewebsentwickelung in der Sub- 
mucosa hypertrophirt die Muskelschicht. 

4) An geschwürigen Stellen bildet sich in der Serosa eine 
circumscripte Bindegewebsschicht, welche später in die Muscularis 
eindringt und dieselbe häufig ganz verdrängt, so dass sie schliefslich 
den Geschwürsgrund bildet. Es kommt in Folge dessen zu einer 
localen Behinderung resp. Sistirung der Muskelarbeit. 

Die hauptsächlichsten Schlussfolgerungen, zwölf an der Zahl, 
werden von W. nunmehr aufgezählt; in Bezug auf die genauere 
Begründung wird stets auf die Dissertation und seine Präparate 
verwiesen. 

I. Das runde oder perforirende Magengeschwür ist ein ge¬ 
wöhnliches entzündliches Geschwür. 

II. Die erwähnten 4 Momente sind unumgänglich mit der 
Geschwürebildung verknüpft. Die Bindegewebsentwickelung in der 
Serosa kann bei genügender Intensität zur Verheilung führen. 

III. Die Geschwürsbildung nimmt ihren Anfang in der Tiefe 
der pathologischen Schleimhautfurche. Hier kommt es in Folge der 
festen Verwachsung mit der Muscularis und in Folge starker Con- 
tractionen der letzteren einerseits zu Insulten und Atrophien der 
Mucosa, andererseits zur Bildung eines kleinen Entzündungsherdes. 
Das Geschwür ist also eine Folge der chronischen Entzündung des 
Magens. 

IV. Sofort nach der Geschwürebildung stülpen sich durch 
Contractionen der Muscularis die mit normalen oder sogar hyper¬ 
trophischen Pepsindrüsen besetzten Schleimhautränder in das Ge¬ 
schwür hinein und stören somit die Tendenz zur Heilung. Das 
runde Magengeschwür ist demnach ein Ulcus complicatum. 

V. Die neue Bindegewebsmasse kann bei genügender Stärke 
die Action der Muscularis und somit die Einstülpung der Ränder 
verhindern. Eine Verheilung kann aber erst erfolgen, wenn auch 
die Pepsindrüsen der Ränder, die stets das Bindegewebe anätzen, 
atrophiren. 

VI. Eine rationelle Therapie müsste erstens die Hypertrophie 
der Muscularis, zweitens die Einstülpung der Ränder beseitigen. 


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794 


Dittkl, Piroooff's Gyps-4-jour-Verband. 


No.45 


drittens die Atrophie der Pepsindrösen der Bänder erstreben. Die 
Chirurgie muss also eine Operation vornehmen, welche der bei 
Entropium des Augenlides analog sein muss. 

VIL Einfache Erosionen, haemorrhagische Geschwüre, zer¬ 
fallende Infarcte, Abscesse, Nekrosen nach atheromatöseu Degene¬ 
rationen und Embolien der Gefäfse und ähnliche Vorgänge, welche 
nicht zur Einstülpung der mit gesunden Pepsindrüsen armirten 
Schleimhaut führen, können nie Perforation machen. Beweise hier¬ 
für sollen sich in der Dissertationsschrift finden, welche dem Bef. 
leider nicht vorlag. 

VIII. Wenn die Erkrankung des Magens einer constitutioneilen 
Ursache, z. B. der Syphilis, ihre Entstehung verdankt, so kommt 
es nicht zur Perforation, da die Pepsindrüsen des eingestülpten 
Bandes frühzeitig untergehen und der Tod gewöhnlich bald wegen 
der Allgemeinerkrankung eintritt. 

IX. Der saure Mageninhalt hat gar keinen Einfluss auf die 
Entwickelung des Geschwürs. Das neue Capillarsystem auf dem 
Geschwürsgrunde, sowie die Eiter- und Granulationsbildung daselbst 
können erst die Verheilung einleiten, wenn die Pepsindrüsen des 
Bandes und die Muscularis des Grundes atrophisch und insufficient 
sind. — 

X. Durch Verwachsung der eingestülpten Schleimhautränder 
mit der Peritonealoberfläche wird zuweilen die Perforation ver¬ 
hindert. 

XI. Die Form des Geschwüre ist anfangs linear, später erst 
rund. Die schiefe Stellung des trichterförmigen Defectes wird her¬ 
vorgerufen durch eine stärkere Einstülpung des Bandes auf einer 
Seite. 

XII. Besser als alle früheren Benennungen ist diese: Ulcus 
ventriculi chronicum s. complicatum. 

Die Verhältnisse sind also nach W. diese: Während eines pro¬ 
ductiv-entzündlichen Vorganges entsteht ein geschwüriger. Als Com- 
plication wirkt sofort die Hypertrophie der Muscularis und die Ein¬ 
stülpung der Mucosa; dieselbe wird bekämpft durch eine reactive 
Entzündung in der Serosa. Je nach Praevalenz eines dieser Factoren 
ist der Ausgang: Perforation oder Vernarbung. 

S. Schultze (Breslau). 


Dittel , Der Gyps-ä-jour-Verband für die osteoplastische Amputation 
nach Pirogoff. Wiener med. Wochenschr. 1884, No. 28. 

D. hat seinen Gyps-ä-jour-Verband für die Amputation nach 
Pirogoff neuerdings mit der antiseptischen Behandlung combinirt. 
Die Wundflächen werden mit Jodoformpulver angeblasen und dann 
die Wundränder mit 5 Knopfnähten vereinigt, nämlich 1 in der 
Mitte und je 2 an der Seite. Sodann führt man einen Heftpflaster¬ 
streifen aus der Kniekehle nach abwärts und über die Mitte des 
nach oben geklappten Fersenhöckers nach aufwörts. Ein zweiter 
ähnlicher Streifen verläuft zwischen den seitlichen Knopfnähten 


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No. 45. 


Moos q. Stf.inbrüggr, Gehörorgan Taubstummer. 


795 


quer Ober die Fersenkappe zu beiden Seiten aufwärts. Ist hierauf 
durch eine auf den Stumpf gedrückte Carbolcompresse jede Spur 
von Blut zwischen den Wundflächen entfernt, so führt man eine 
6 Ctm. breite Gypsgazebinde aus der Mitte der Kniekehle ebenso 
wie den Heftpflasterstreifen (der jedoch nur V 3 —‘/ 2 so breit sein 
darf) über den Fersenlappen nach abwärts und zurück wieder nach 
aufwärts, diese Tour durch Zurückgehen mit der Binde verdoppelnd. 
Befestigt werden diese Längstouren durch Zirkeltouren an der 
Wade. Wo der Stumpf frei von der Gypsbinde bleibt, kommen 
auf die Wundränder Jodoformgaze und Watte, das Ganze wird mit 
einer Calicotbinde befestigt. Drainage ist meist nicht nötig; ge¬ 
wöhnlich kann der Verband 1—2 Wochen liegen und ist die Heilung 
nach 2—3 solcher Verbände vollendet; doch kommen auch Fälle 
vor, wo sich an den Seiten umschriebene Eiterherde ausbilden. — 
D. hat unter 40 Amputationen nach Pirogoff 12 Todesfälle gehabt, 
worunter 10 auf die ersten 20 nicht antiseptisch verbundenen Fälle 
kommen. Die Uebertragung des A-jour-Gypsverbandes auf die 
Amput. genu nach Gritti hat er bis jetzt 15 Mel ausgeführt, doch 
sind die Resultate nicht angegeben. Die Heilungsdauer nach der 
Amp. cruc. Pirogoff betrug im Mittel 68 Tage, eine hohe Ziffer, 
die sich indessen aus der Häufigkeit der Caries als Amputations¬ 
ursache erklärt. P. Güterbock. 


Moos und Steinbrflgge, Untersuchungsergebnisse von 4 Felsen¬ 
beinen zweier Taubstummen. Ztschr. f. Ohrenheilk. X1U. S. 255. 

Als wesentlicher Befund bei den Untersuchungen der Vff. ergab 
sich an allen 4 Felsenbeinen: 1) Mangel der Nerven in der Lamina 
spiral, ossea sämmtlicher ersten Schnecken Windungen; 2) Ver¬ 
kümmerung und Atrophie der Ganglienzellen innerhalb des Roskn- 
THAi.’schen Kanales; 3) mangelhafte Ausbildung resp. fettige Um¬ 
wandelung des CouTi’schen Organes; 4) Anfüllung des Ductus 
cochieari8 in dem einen Falle und der Scala vestibuli in dem an¬ 
deren Falle mit verkästen Massen, welche durch geronnene Lymphe 
innig verbunden waren; 5) das Vorkommen hyaliner Massen an 
verschiedenen Stellen des häutigen Labyrinths. 

Als besonderen Befund in dem linken Labyrinth des einen 
Falles führen Vff. an: bindegewebige und knöcherne Verwachsung 
in der Scala tympani des Anfangsteiles der ersten Schneckenwindung 
und in dem anderen Falle das Fehlen des Nervenepithels und der 
Nerven im linken Sacculus. Dieser Befund sowie der Nachweis 
eingedickter käsiger Massen in den Scalen sind nach Vff. als Folge¬ 
zustände einer frühzeitigen Entzündung im ganzen Labyrinth anzu¬ 
sehen. Ob dieselbe schon während des intrauterinen Lebens oder 
kurze Zeit nach der Geburt eingetreten ist, lassen Vff. unentschieden. 
Auch für die Nervenatrophie in der Schnecke und die Atrophie der 
Ganglienzellen im Rosenthalschen Canal bleibt es zweifelhaft, ob sie 
als Folgezustände eines entzündlichen Vorganges oder einer lang 
dauernden Inactivitätsatrophie anzusehen sind. Bezüglich der Ver¬ 
wertung der anatomischen Befunde für die Functionsprüfung bei 


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796 


R. Koch, Cholera. 


No. 45. 


Taubstummen sind Vff. der Ansicht, dass letztere in diesen Fällen 
zu dem Resultate geführt haben würde, dass entweder gar keine 
oder nur sehr wenig musikalische Töne noch wahrgenommen worden 
wären. Schwabach. 


Conferenz zur Erörterung der Cholerafrage. (Vortrag von R. Koch 
im Kaiserl. Gesundheitsamte am 26. Juli 1884 nebst Discussion.) 
Berliner klin. Wochenschr. 1884, No. 31 ff., Deutsche med. Wochenschr. 1884, 
No. 32 und 32A. 

Als wesentlichster Inhalt des obigen Vortrages wie der ihm 
angeschlossenen Erörterungen steht die Frage da, ob der Cholera- 
infectionsstoff mit dem sogenannten Kommabacillus soweit identificirt 
werden kann, dass der letztere behufs widerspruchsloser Con- 
statirung primärer, nach sonstigen Beziehungen fraglicher Fälle 
verwertbar ist? — Koch bejaht diese Frage auf Grund folgender 
Tatsachen. 1) Je reiner und frischer ein Cholerafall ist, um so 
mehr prävalirt im Darminhalt eine bestimmte Bakterienart: 
halb oder höchstens zwei Drittel so lang wie Tuberkelbacillen, aber 
viel dicker, plumper und mit einer leichten Krümmung versehen. 
Ob (wegen einer entsprechenden Entwickelungsform) es sich um 
eine Uebergangsform zwischen Bacillen und Spirillen, möglicher¬ 
weise um Bruchstücke eines echten Spirillum handelt, bleibt einst¬ 
weilen dahingestellt. — 2) In nahezu 100 darauf untersuchten 
Cholerafällen hatten sich die oben gekennzeichneten Mikroorga¬ 
nismen vorgefunden; im unteren Abschnitt des Dünndarms waren 
sie am reichlichsten vorhanden, nach oben hin nahmen sie an Reich¬ 
lichkeit ab; je älter die Fälle, resp. je secundärer die im Darm zu 
constatirenden Veränderungen waren, desto mehr treten die Mikro¬ 
organismen in den Hintergrund. — 3) Die gründliche daraufhin 
vorgenommene Durchsuchung von 30 anderweitigen Leichen, 
worunter auch solche von Personen, die 7 — 42 Tage vorher 
Choleraanfälle gehabt hatten, stellte das Fehlen der Cholera¬ 
mikroben fest. 

Soweit die zum Beweise verwertbaren Tatsachen, zu denen 
— wie K. selbstverständlich unumwunden hervorhebt — als weiteres 
Beweisstück (als hauptsächlichstes?) der gelungene Infections- 
versuch zu treten hätte. (Was in diesem Punkte später teils von 
Koch, teils von anderer Seite Positives beigebracht worden ist, wird 
in einem weiteren resumirenden Referat zur Darstellung gebracht 
werden.) Die Auslassung K.’s in der Conferenz lautete: «Ich glaube 
deswegen auch, dass alle Tiere, die uns zu solchen Versuchen zu 
Gebote stehen, und ebenso diejenigen, welche mit den Menschen 
gewöhnlich in Berührung kommen, sämmtlich für Cholera immun 
sind und dass ein richtiger Choleraprocess bei ihnen auch nicht 
künstlich erzeugt werden kann. Wir müssen daher auf dieses 
Beweismittel verzichten.“ An die Stelle desselben möchte K. 
die Ansteckungen durch Cholerawäsche setzen, welche — da 
sich der Choleramikrobe nachweisbar auf beschmutzter feuchter Wäsche 
vermehrt und indem man den Mechanismus der Wäsche-Manipula- 


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No. 45 Bkchtkrkw u. Rosen hach, Bedeutung d. Invertebralganglien. 797 

tionen heranzieht, „eigentlich so gut wie Experimente am Men¬ 
schen sind“ (K. hält sie für gleich bedeutend mit dem absichtlichen 
Verschlucken der Bacillen, indem er wörtlich sagte: „auf jeden Fall 
liegen hier die Verhältnisse so, wie bei einem Experiment, in wel¬ 
chem ein Mensch mit geringen Mengen einer Reinkultur von 
Kotamabacillen gefüttert wäre“). 

Bemerkenswerte Eigenschaften des präsumirten Choleramikroben 
sind: Cultivationsfähigkeit in Fleischbrühe, in verschiedenen 
Nährgelatinen, in Milch, auf Kartoffeln; Prädilectionstemperatur: 
30—40°, Tötungstemperatur niedriger als—10°, Entwickelungs¬ 
hemmung bei -f-16° und tiefer; O ist für das Wachstum nötig, 
C0 2 behindert dasselbe, stärkere Säuren wirken stark entwickelungs¬ 
hemmend. Desgleichen Alkohol, wenn zu 10, — Eisensulfat, wenn 
zu 2, — Alaun, wenn zu 1, — Kampher, wenn zu 0,3, — Carbol- 
säure, wenn zu 0,25, — Pfeffermünzöl, wenn zu 0,05, — Kupfer¬ 
sulfat, wenn zu 0,04, — Chinin, wenn zu 0,02, — Sublimat, wenn 
zu 0,0001 pCt. dem Nährboden zugesetzt. Außerordentlich leicht 
sterben die Cholerabacillen ab, wenn sie getrocknet werden — 
Morphologisch charakterisirte Dauerzustände haben sich bis jetzt 
ebensowenig für den Choleramikroben wie für sonstige schrauben¬ 
förmige Bakterien ermitteln lassen. Eine ektanthrope Daseins¬ 
periode desselben ist nachgewiesen, indem K. ihn in einem der 
„Tanks“ bei Kalkutta und mehrfach auf von Cholerakranken be¬ 
schmutzter Wäsche fand; dass der Mikrobe jedoch in jener Gegend 
des Gangesdelta, welches K. als die eigentliche Heimat der Cholera 
schildert („Sundarbans“), tatsächlich im ektanthropen Zustande vor¬ 
gefunden sei, wird nicht mitgeteilt. — Aus der Discussion gingen 
neue Gesichtspunkte nicht hervor. Wemich. 


1) W. Bechterew und P. Rosenbach, Ueber die Bedeutung der 
Intervertebralganglien. Neurolog. Ctrbl. 1884, No. 12. — 2) R. 

Schultze, Einige Bemerkungen zu der Mitteilung von Bkchtkrkw 
und Rosknbach über die Bedeutung etc. Ebendas. No. 12. — 3) 

Bechterew und Rosenbach, Ueber die Bedeutung etc. Das. 
No. 14. 

1) B. und R. durchschnitten die Gesammtmasse der Wurzeln, 
die unter der LendenanBchwellung vom Rückenmark abgehen. Die 
Tiere (Hunde) gingen nach 10—13 Tagen zu Grunde oder wurden 
nach 2—3 Monaten getötet. Aufser der Degeneration im centralen 
Ende der durchschnittenen hinteren Wurzeln fanden eie ausgespro¬ 
chene atrophische Veränderungen in den Nervenzellen der grauen 
Substanz im untersten Abschnitt des Rückenmarks. Die Ganglien¬ 
zellen sind völlig geschwunden oder ihrer Fortsätze, ihres Kerns 
beraubt, von Vaccuolen durchsetzt etc. Bei den Tieren, die nach 
der Operation zu Grunde gingen, hatte sich der pathologische 
Process auch auf höhere Rückenmarksabschnitte ausgebreitet. Zeichen 
einer traumatischen Einwirkung seien selbst unmittelbar über der 
Durchschneidungsstelle nicht hervorgetreten. — Vff. ziehen aus 


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798 


Bürdon-Sandrrson. 


Th. Lrhmann. 


No. 45. 


diesen Beobachtungen den Schluss, dass die Intervertebralganglien 
nicht nur den sensiblen Fasern und Wurzeln der Rückenmarksnerven, 
sondern auch den Ganglien-Elementen des Rückenmarkes als tro- 
phische Centren dienen. Andererseits fassen sie die Ausbreitung 
des degenerativen Processes auf die höheren Abschnitte der grauen 
Säulen nicht als directe Folge der Ganglienabtrennung, sondern als 
ein Fortschreiten per contiguitatem auf. 

2) Sch. ’s Kritik wendet sich gegen die genannten Experimente 
und lässt die aus ihnen gezogenen Schlüsse nicht gelten. Die tat¬ 
sächlichen Resultate, die durch das eingreifende Tierexperiment er¬ 
zielt worden sind, seien schon längst durch Beobachtungen am 
Menschen festgestellt, in den Fällen, in welchen ein Trauma oder 
eine Neubildung die Fasern der Cauda equina vernichtet hatte. — 
Was aber den Befund der Atrophie der Ganglienzellen in den grauen 
Säulen betrifft, so seien die Vff. den Beweis schuldig geblieben, dass 
nicht eine directe Einwirkung des Trauma vorliegt etc. 

3) Dagegen halten B. und R. an ihren Schlüssen fest: Die 
im Rückenmark gefundenen Veränderungen zeigten nicht den 
Charakter einer traumatischen Gewebsentzündung, auch treten in 
den Rückenmarkshäuten keine entzündlichen Veränderungen hervor; 
eine traumatische Einwirkung würde sich auch an den durch¬ 
schnittenen vorderen Wurzeln bemerkbar gemacht haben, diese er¬ 
wiesen sich aber intact. Wenn bei pathologischen Läsionen der 
Cauda equina am Menschen Degeneration der Nervenzellen nicht 
beobachtet wurde, so sei vielleicht die Aufmerksamkeit der Forscher 
diesem Punkte nicht genügend zugewandt worden. Oppenheim. 

Burdon - Sanderson , On the electrical phenomena of the excita- 
tory process in the heart of the frog and of the tortoise, as in- 
vestigated photographically. J. of physiol. IV. No. 6. 

B.-S. ist es gelungen, die durch die elektrischen Schwenkungen des tätigen Herz¬ 
muskels in einem Cspillarelektometer hervorgerufenen Bewegungen des Quecksilber- 
meniskns auf einer gleichmäfsig vorbeibewegten lichtempfindlichen Platte zo photo- 
graphiren. Die beigegebenen Reproductionen des gewonnenen Photogramms beweisen 
die Leistungsfähigkeit der Methode. Martin*. 

Th. Lehmann, Zur Bestimmung der Alkalien im Harn. Zeitschr. 
f. physiol. Chem. VIII. S. 508. 

Das umständliche und, wie L.’s Beleganalysen zeigen, nicht fehlerfreie Verfahren 
von Nkobauxb znr Bestimmung der Alkalien im Harn hat Vf., wie folgt, modifidrt. 
50 Cctm. (100 Cctm. bei spec. Gewicht unter 1020) Harn werden unter Zusatz von 
3—4 Grm. Ammoniumsulfat eingedampft und verascht (bei überschüssigem Ammonium¬ 
sulfat ist nach des Vf.'s Controlbestimmungen selbst bei starkem Erhitzen ein Verlust 
an Alkalien nicht zu befürchten). Die Asche wird in heifser verdünnter Salzsäure 
gelüst, filtrirt, mit Barytwasser ausgefällt und mit dem Filtrat weiter nach Nbubaoer 
verfahren. Da das znr Trennung von KaCl von NaCl verwendete käufliche Platin¬ 
chlorid stets freie Säure enthält, welche anf das Kaliumplatinchlorid lösend wirkt, so 
verdampft Vf. die mit Platinchlorid versetzte Lösung der Alkalichloride zur Trockene; 
der Rückstand wird mit Wasser versetzt, zum Syrup verdampft, 96procentiger Alkohol 
hinzugefügt und dann sofort nach dem Absetzen des Niederschlages filtrirt. Nach 
seinem Verfahren erhält Vf. etwas höhere Werte, als bei Nkubaukb’s Methode. 

J. Munk. 


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No. 45. Hknrichsen. — v. Fillbnbaum. — Gay. — Löwknberg. 799 


K. Henrichsen , Pseudohermaphroditigmus maeculinus externus 
completus. Virchow’s Arch. XCIV. 2. 

H.’s Fall betrifft eine in’s städtische Krankenhaus zn Odessa autgenommene 
Person, welche unter den Erscheinungen einer linksseitigen eingeklemmten Inguinal* 
hernie plötzlich erkrankt war. Der kräftige Knochenbau, besonders der des Thorax 
und des Beckens entsprachen dem männlichen Geschlecht, der Haarwuchs, die Stimme, 
die Brustdrüsen dagegen dem weiblichen. In der rechten Leistengegend direct unter* 
halb der äufseren Oeffuung des Leistenkanals konnte ein in seiner Entwickelung etwas 
zurückgebliebener Hoden constatirt werden. In der linken Leistengegend befand sich 
eine 8 Ctra. lange fluctuirende und auf Druck sehr schmerzhafte Geschwulst, welche 
einen der Gröfse nach kindlichen Penis nach rechts drängte. Die Uretralüffnung lag 
auf der Unterseite des Penis in einer deutlichen Raphe, sie führte in den für den 
kleinen Finger durchgängigen Sinus urogenitalis. Ferner konnte noch ein linkes 
Samenbläschen constatirt werden; jedoch keine Prostata. Nächtliche Pollutionen sollen 
zuweilen erfolgt sein, dagegen niemals Erectionen. 

Auf Grund dieses Befundes erklärt Vf. die betreffende Person für einen Mann, 
behaftet mit Pseudohermaphroditismus masculinus completus. 

Zwei ähnliche Fälle sind beschrieben von Pech und Vibchow. 

S. Schultze (Breslau). 

y. Fillenbaum , Extraction eines Nelaton-K atheters aus der Harn¬ 
blase. Deutsche Ztschr. f. Chir. XX. S. 453. 

Das Wichtigste an diesem einen 54 jährigen mit Blasenlähmung behafteten Officier 
betreffende Falle besteht darin, dass der in die Blase gerutschte, 37 Ctm. lange, 
5 Mm. starke Katheter mit dem NrrzE-LEiTEB’schen Endoskop deutlich sichtbar ge¬ 
macht werden konnte. Ob hierdurch die Extraction durch einen kleinen Brise-pierre 
nach Leroy d’Etiolles wesentlich erleichtert wurde, erhellt nicht; dagegen giebt Vf. 
an, dass Pat., der 157 Kilometer weit nach Wien transportirt worden war, durch 
die Untersuchung „recht fatiguirt schien“. Der Katheter war in diesem Falle im 
Ganzen 105 Stunden in der Blase geblieben. p.GQterbock. 


G. W. Gay, Tracheotomy in croup. Med. News 1884, July 12. 

G.’s Vortrag vor der Amer. surg. Society giebt ein gutes Bild des Standpunktes 
der Tracheotomiefrage bei Croup in Nord-Amerika. Croup und Diphtherie werden 
deutlich unterschieden: ersterer aber wie bei uns, als sehr selten und die heut mit 
diesem Namen bezeichneten Fälle als fast ausschliefslich diphtherischer Natur an¬ 
gesehen. Die Prognose für letztere ohne chirurgische Intervention ist eine sehr schlecht; 
Vf. vermochte ans der Praxis der hervorragendsten Aerzte Neu-Englands nur 30—40 
Genesungen Nichtoperirter zu sammeln. Im Boston City-Hospital starben in den letzten 
20 Jahren 40 Nichtoperirte sämmtlich, dagegen genasen von 118 hier Tracheotomirten 
— alles Fälle, welche ohne jede Wahl im letzten Augenblicke operirt werden 
mussten — 31; Vf. selbst hatte unter 62 Tracheotomirten 20 Genesungen. Art der 
Operation und Nachbehandlung bieten keine Abweichungen von dem hier zu Lande 
Bekannten. Die hohe Tracheotomie wird vorgezogen und man steht nicht an, auch 
den Ringknorpel zu durchtrennen. Die Behandlung mit Wasserdämpfen (ohne Medi- 
camentenzusatz) wird sehr empfohlen. Aufsaugen von Trachea-Inhalt aber geradezu 
verpönt und dafür Einblasen von Luft angeraten. P. Gfiterbock. 

Löwenberg, Eine neue Methode, die Wirkung des PouTZBR’schen 
Verfahrens auf ein Ohr zu localisiren. Berliner klin. Wochenschr. 
1884, No. 37. 

Um den in der Ueberschrift angegebenen Zweck zu erreichen, lässt L. gleich¬ 
seitig mit dem durch Tuba und Paukenhöhle auf die Innenfläche des Trommelfelles 
aufprallenden Luftstrom einen zweiten von nahezu gleicher Stärke auf die äufsere 
Fläche dieser Membran wirken, so dass dasselbe nach keiner Richtung hin ausgebaucht 
wird, sondern in seiner Stellung verharrt. Dieser zweite Luftstrom wird vermittelst 
eines, gewöhnlich zur Luftdouche verwandten Ballons, angebracht und mit einem 
durchbohrten Kautschukpfropfen, der in den Gehörgang des nicht zu behandelnden 
Ohres gedrückt wird, versehenen Gummischlauch in das letztere geleitet (Abbild, s. 
im Otig.). Soliwabach. 


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800 


MATTH1EU. — CoMBY. — SEOLAS. - PONTOPPIDAN. 


No. 45. 


A. Matthieu, Sur une forme de (tetermination rhumatoide qui 
survient chez les rhumatisants sous Pinfluence de la fatigue. 
Archives gen. de med. 1884, 7. 

M. bringt eine Anzahl Ton Krankengeschichten als Beläge seiner Ansicht, dass 
die Erscheinungen des subacuten Gelenkrheumatismus bei disponirten Individuen we¬ 
sentlich mit durch den Einfluss der Ermüdung hervorgerufen werden; namentlich er¬ 
klärt sich durch letzteres Moment die häufige Localisirung der Krankheit an den 
unteren Extremitäten bei Personen, die viel und anhaltend stehen und gehen müssen. 
Die Symptome sind entweder die der einfach rheumatischen Gelenkaffectionen, oder 
es sind (namentlich, wenn auch feuchte Kälte eingewirkt hat) gleichzeitig ischiadische 
Schmerzen auf beiden Seiten vorhanden; zuweilen entsteht unter dem Einfluss der 
Uebermüdung, speciell nach forcirtem Marschiren, ein acuter Hydarthrus. — Nicht 
selten gehen diese rheumatischen Affectionen mit Eruptionen von Purpura (Peliosis 
rheumatica) einher. (Der Einfluss der Ermüdung auf die Entstehung des Gelenkrheu¬ 
matismus ist lange bekannt und insbesondere von Senator in v. Zamsa*g Pathol. 
XIII. 1, S. 30 ausführlich erörtert. Ref.) PerL 


J. Comby, De la dilatation de l’estomac chez lea enfants. Arch. 
gen. de möd. 1884, 8 u. 9. 

Die Magenenreiterung ist ein nicht seltenes Vorkommnis« bei kleinen Kindern. 
Sie ist ein häufiger Begleiter der Rachitis, da beide Krankheiten aus einer und der¬ 
selben Ursache, unzweckmäßiger Ernährung, entstehen. Im Anfänge schwer erkenn¬ 
bar, bietet sie in vorgeschrittenem Stadium deutlich erkennbare physikalische und 
functionelle Symptome dar. Erstere documentiren sich durch Vergrößerung des Bauch¬ 
umfanges, Tympanitis und klatschende Geräusche, letztere durch dyspeptische Erschei¬ 
nungen, zuweilen durch Krämpfe und Schlaflosigkeit oder Hauterkrankungen (Impe¬ 
tigo, Urticaria) u. s. w. Die Behandlung besteht in zweckmäfsiger Ernährung, zu¬ 
weilen muss auch die Magenausspülung vorgenommen werden. L. Rosenthal. 

J. Seglas, Note sur un cas de melancolie anxieuse. Arch. d« neu- 
rologie 1884, No. 22. 

Angeregt durch Cotard’s Veröffentlichungen (Ann. m6d. - psychol. 1880, Septbr.) 
giebt S. die ausführliche Krankengeschichte einer Dame, welche an schwerer Melan¬ 
cholie mit Angstzuständen litt. Dieselbe, hereditär belastet, litt in der Kindheit an 
Convulsionen, überstand 2 Anfälle von Melancholie, nach denen sie gebessert in ihre 
Familie zurückkehren konnte. 2 Monate nach dem letzten Anfall trat eine wesentliche 
Verschlimmerung ihres Zustandes ein. Die ausführlich mitgeteilte Krankengeschichte 
entzieht sich dem Referat. Die Punkte, welche das Krankheitsbild charakterisiren 
und welche S. berechtigen, die Psychose als eine besondere Form der Melancholie, 
als „Melaniolie anxieuse* aufzufassen, sind folgende: Melancholische Angstzustände, 
Wahn, verurteilt oder vom Teufel besessen zu sein, Neigung zum Suicidium und zu 
Selbstverstümmelungen, Analgesie, hypochondrische Wahnvorstellungen, Unsterblich¬ 
keitswahn. — Die Schwere der Erkrankung lässt die Prognose im trübsten Lichte 
erscheinen. siemerling. 

E. Pontoppidan, Ueber einige Inoculationsresultate von Sklerosen 
auf den Träger. Vierteljahrsschr. f. Derm. u. Syph. 1883, S. 566. 

In 3 Fällen ergab eine Inoculation von der ersten beginnenden noch etwas du¬ 
biösen Induration auf den Träger nach einer 2—3 wöchentlichen völlig reactioosloseu 
Incubation das Auftreten ganz kleiner, anfangs kaum fühlbarer Papeln, welche dem 
Ausbruche constitutioneller Symptome vorausgingen und nach einem kürzerem oder 
längeren Wachstum bis zur Erbsengröfse wieder mit dem Ausbruche allgemeiner Syphilis 
abflachten und schwanden. 

P. fasst diese Papeln als abortive Sklerosen auf, welche nicht besonders cum 
Zerfall und zur Ulceration kommen, sondern bei dem Eintritt der Allgemein-Infection 
sich schnell zurückbilden. Diese Anschauung passt sehr gut in die Lehre von der 
graduellen Ausbildung der Syphilis von dem nur localen Herd der primären Induration. 

_ Lewlniki. 

Verlag von August Hirschwald in Berlin. — Druck von L. Schumacher ln Berlin. 


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WÖehentlioh erscheinen 
1—2Bogen; am Schluss« 
d«s Jahrgangs Titel, Na- 
man- und Sachregister. 


Centralblatt 

für die 


Preis des Jahrganges 
20 Mark; zu beziehen 
durch alle Buchhandlun¬ 
gen and Postanstalten. 


medicinMen Wissenschaften, 


Redigirt von 

Prot Dr. H. Kroneoker, Qnd Prot Dr. H. Senator, 

ln Bern Berlin (MW.), Bnnhofrtr. 7. 


1884. 25. November. No. 46. 


Inhalt: M ARAOLUNO, Zur Pathologie und Therapie der Cholera (Orig.-Mitt.). 

Braun 18 , Reactionszeit der Oeruchsempfindung. — Tigerstbdt, Schätzung 
der Reactionszeiten. — Jos. Hoffhann, Zur Physiologie des Harns. — Serosn, 
Quelle des Blutzuckers. — North, Einfluss tou Arbeit auf die Stickstoffausscheidung. — 
Sasaki, Veränderungen der Darmwand bei pernieiöser Anämie. — Ackermann, 
Weifser Infarct der Placenta. — Plbnio; Chaym; Backhaus, Diphtherie nnd 
Tracheotomie. — Schramm, Laparotomie bei innerem Darm Verschluss. — Rose, 
Herztamponade. — Robson, Epiphysentrennung am Oberschenkel. — Kipp, Er¬ 
krankung des nervösen Hörapparates. — Sutphrn, Caries des Schläfenbeins. — 
O. Seifert, Kehlkopfmuskellähmung bei Bleivergiftung. — Dslstanchb und 
Mar iqub, Epithelialkrebs der Nasenhöhle. — de Renzt, Verhütung der Cholera. — 
Lewis; Finkler und Prior, Commabacillen. — W. Ebstein, Harnsteine. — 
O. Ro8bnbach, Verschiedene Leitung der Tast-, Wärme- und Schmerzempfindung. — 
Färä und Bi net, Transfert bei Hypnotismus. — Cknas; Ballet, Affectionen des 
N. ulnaris. — Lbichtenstbrn, Vergiftung mit Kali chloricum. — Nobilino, 
Befunde bei erstickten Neugeborenen. 

Kühe, Einfluss der Wärme und Kälte auf Nerven und Iris. — Kossbl, 
Histou, Bestandteil des Zellkerns. — Hobbaczbwski, Urämie. — Schuchabdt, 
Geschwülste der mäunlichen Brüste. — Parker, Zusammengesetzte Geschwulst. — 
Walker, Exstirpation der Zunge. — Macdouoall, Beschleunigung der Atmung 
bei Otitis media. — v. Jaksch, Propeptonurie. — Hampeln, Diagnose visceraler 
Carcinome. — Tschkrnoff, Fettdiarrhöe der Kinder. — Ball, Gleiche Geistes¬ 
krankheit bei Zwillingen. — Wiolesworth und Bickbrton, Augenhintergrund bei 
Geisteskranken. — Kkönio, Generalisirte Bleilähmung. — Horslby, Elektrodiagnostische 
Reizung einer Encephalocele. — Dorn 10, Gummöse Lidaffection. — Barthelbmt, 
Syphilis hereditaria tarda. — Crbdk und Weber, Behandlung des Nabels Neu- 
geborner. — Hekbkhsen, Krampfhafte Strictur der Vagina. — A. Nbisser, 
Jodoform-Exantheme. 

Druckfehler. 


Ueber Pathologie und Therapie der Cholera. 


Vorläufige Mitteilung von E. Maragllano (Genua). 

Im bürgerlichen Choleraspital Sanct-Andrea, welches w&hrend 
der diesjährigen Choleraepidemie in Genua von mir dirigirt wurde, 
habe ich verschiedene Untersuchungen Ober Pathologie und Therapie 
dieser Krankheit gemacht. Indem ich für das Detail auf meine 
später erscheinende Hauptarbeit Ober Cholera aufmerksam mache, 
halte ich es fQr angemessen, einstweilen in dieser Form die Haupt- 
resultate zu veröffentlichen. 


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XXII Jahrgang 

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51 


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802 


Maragmano, Pathologie und Therapie der Cholera. 


No. 46. 


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a) Respirationscapacität des Blutes bei Cholera. — 
Es ist bekannt, dass bei schon vorgeschrittenen Symptomen der 
Krankheit starke Cyanose eintritt, derselben folgen bedeutende 
asphyktische Symptome, unter welchen oft der Tod eintritt. 

Es schien mir deshalb angezeigt, festzustellen, ob diese Tat¬ 
sache, welche zweifelsohne auf ungenügender Oxydation des Blutes 
beruht und somit den Gaswechsel stört, ihren Grund darin hat, 
dass entweder die roten Blutkörperchen wegen einer in ihnen vor¬ 
gegangenen Alteration an und für sich weniger Sauerstoff fixiren 
können, oder aber, dass dieselben nichts von dieser Fähigkeit ein- 
gebüfst haben, jedoch den nötigen Sauerstoff nicht vorfinden; in 
letzterem Falle also wäre ihre Respirationscapacität intact geblieben. 
Hierzu habe ich mich meiner eigenen Messungsmethode bedient und 
gefunden, dass bei Cholera sowohl im sogenannten Kältestadium 
(periodo algido), als auch bei der später folgenden Asphyxie die 
Respirationscapacität intact bleibt; sie ist sogar vermehrt, indem die 
roten Blutkörper den nötigen Sauerstoff, welchen sie wohl befähigt 
gewesen wären aufzunehmen, nicht erhalten haben; dasselbe findet 
man in allen asphyktischen Zuständen, welche in mechanischen Ur¬ 
sachen ihren Ursprung haben. Es beruhen also diese beiden Sta¬ 
dien der Krankheit nicht auf Veränderungen der Respirationscapa¬ 
cität des Blutes, sondern dürften wohl eher in der verminderten 
Energie der Circulation zu suchen sein, welche letztere hinwiederum 
von der Eindickung des Blutes und von Modificationen der vasomo- 
tojischen Innervation abhängig sein mögen. 

b) Wirkung und Wert der Hypodermaclyse. Wie be¬ 
kannt hanen zuerst Camani, dann Samukl gesucht, durch Wasser¬ 
einspritzung unter die Haut den Flüssigkeitsmangel bei Cholera 
auszugleichen. 

Wir haben uns vorgenommen, den Einfluss zu untersuchen, 
welchen diese Therapie auf den intraarteriellen Druck, auf die Puls- 
curve und auf die Herzenergie ausübt. 

Mittels des Sphygmomanometers von Bascii haben wir die 
Oscillationen des Blutdrucks vor, während und nach der Injection 
beobachtet und gefunden, dass eine halbe Stunde nach gemachter 
Hypodermaclyse der Druck zunimmt und bis in einer Stunde sein 
Maximum erreicht; die Zunahme ist beträchtlich und kann bis 
30 Mm. Hg und mehr ausmachen. 

Um eine genaue sphygmische Curve zu erlangen, wurde der 
Arm hermetisch in eine Glasröhre eingekittet, welche in Verbindung 
mit dem Polygraph war. Es zeigte sich, dass die systolischen Er¬ 
hebungen höher wurden, der Puls nahm an Frequenz ab. 

Es geht also zur Genüge hervor, dass durch die Hypoderma¬ 
clyse die Circulation gebessert wird. Was nun ihren therapeutischen 
Wert anbelangt, so haben wir aus unseren zahlreichen Versuchen 
gesehen: 

1) Sie ist ein schätzbares Mittel in der Therapie der Cholera. 

2) Um nützlich zu sein, muss sie unter Bedingungen gemacht 
werden, welche der Resorption günstig sind; diese haben wir er- 


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No. 46. 


Maraoliano, Pathologie und Therapie der Cholera. 


803 


reicht, indem wir gleich vor oder gleich nach der Operation ein 
Bad von 40° C. uiit Senfzusatz gaben. 

3) Da diese Therapie gänzlich ungefährlich ist, so sollte sie 
jedesmal sofort gemacht werden, wenn ein Cholerakranker in ärzt¬ 
liche Behandlung tritt; auch muss sie methodisch fortgesetzt werden, 
d. h. von 4 zu 4 Stunden. 

4) Um die Resorption leicht und rasch herzustellen, muss die 
Gesammtquantität an verschiedenen (wenigstens zwei) Punkten ein¬ 
gespritzt werden. 

5) Die Hypodermaclyse genügt natürlich nicht als alleinige Be¬ 
handlung bei Cholera, sie kann jedoch die Circulationsstörung und 
somit den ungenügenden Gaswechsel des Blutes heben. So haben 
wir denn auch gesehen, dass Individuen, bei welchen zeitig diese 
Therapie in Anwendung kam, die aber dennoch starben, nicht mehr 
cyanotische und asphyktische Symptome darboten, jedoch später an 
Collaps, wie er ja auch anderen Infectionskrankheiten zukommt, zu 
Grunde gingen. Die Section wies auch nicht jene allgemeine Aus¬ 
trocknung der Gewebe nach, wie dies bei den nicht in obiger Weise 
behandelten Kranken öfter zur Beobachtung kam. 

Hieraus ziehe ich den Schluss, dass diese Therapie nicht nur 
bei solchen Kranken anzuwenden ist, welche durch Diarrhoe und 
Brechen grofse Verluste an Flüssigkeit erlitten haben, sondern 
auch dann, wenn diese Verluste nur gering waren; denn auch bei 
diesen letzteren finden sich schon ausgesprochene Symptome von 
Eindickung des Blutes und darauffolgenden Circulationsstörungen. 
Die Quantität der jedesmal eingespritzten Flüssigkeit war 1 bis 
1 1 2 Liter, die in zwei und mehr Stellen injicirt wurde; die Tempe¬ 
ratur 37—40° C. Die Lösung war die von Cantani angegebene 
(Soda 3,0; Jodnatrium 3,0, Aqua 1000,0), der wir jedoch noch 
3,0 Natriumsulfit zugesetzt haben. 

c) Wirkung der Tannin-Enteroclysmen. Um die Diar¬ 
rhoe zu bekämpfen, leisten Clysmata mit 1 procent. Tanninlösung 
bei 40° C. zu 2 Liter angewendet, gute Dienste. Oft hört schon 
nach einmaliger Application die Diarrhoe definitiv auf. 

d) Allgemeinbehandlung. Es ist festzustellen, dass bei 
Cholera, wie bei vielen anderen Infectionskrankheiten, wenn einmal 
die Krankheit ausgebrochen ist, die Therapie die symptomatische 
sein muss. Es kommen in Betracht 1) das Hypodermaclysma 
aus oben angeführten Gründen, 2) das heisse Bad von 40° C. 
mit Senfzusatz; es muss verlängert werden, bis die Temperatur im 
Munde auf 37,5—38° C. gestiegen ist; wiederholt, so oft die Tem¬ 
peratur (Achselhöhle) unter 36,5 fällt. 3) Die Excitantien; von 
diesen Aetherinjection dem Alkohol bedeutend vorzuziehen, da letz¬ 
terer das oft schon sistirte Brechen wieder hervorrufen kann. 4) Die 
nervösen Tonica: Chinin und Strychnin in hypodermatisehen In- 
jectionen. 

e) Klinischer Charakter der Krankheit. Das hervor¬ 
stechendste Symptom besteht in einer schweren Functionsstörung des 
Nervensystems; dieselbe kann besonders gut beobachtet werden, 

51* 


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804 Beaünis, Reactionszeit der Geruchsempfindung etc. No. 46. 

wenn es möglich wird, den Kranken durch das tumultuarische kalte 
asphyktische Stadium durchzubringen. Ob diese Functionsstörungen 
wie wir es glauben, in der Störung der Ernährung der nervösen 
Centren liegt, kann noch nicht bewiesen werden. 

Jedenfalls aber halten wir dafür, dass das schädliche Agens, 
sei es, was es wolle, direct oder indirect einen ihm eigentömlichen 
Einfluss auf die nervösen Centren ausflbt; aus dieser Wirkung erst 
erfolgen und werden bedingt die vielfachen symptomatischen Er¬ 
scheinungen. 


H. ßeaunis, 1) Recherches experimentales sur les conditions de 
l’activite cerebrale et sur la physiologie des nerfs. 2) Recherches 
sur le temps de r^action des sensations olfactives. Paris 1884, 
166 Stn. 

Mit Hülfe einer im Orig, nachzulesenden Methode bestimmte 
B. die einfache Reactionszeit der Geruchsempfindung bei verschie¬ 
denen Substanzen. Die Resultate sind nachfolgend zusammen¬ 
gestellt (die Zahlen bedeuten die Reactionszeiten in Hundertstel 
Secunden): 




Mittel. 

Minimum. 

Maximum. 

1. 

Ammoniak. 

37,8 

33 

43 

2. 

Essigsflure... 

46,2 

43 

50 

3. 

Campher.. 

50,2 

41 

50 (? wohl ein Druckfehler! Ref.) 

4. 

Asa foetida. 

52,5 

47 

58 

5. 

Schwefel-Ammoniak . 

54,4 

38 

58 

6. 

Chloroform. 

56,3 

40 

67 

7. 

Schwefelwasserstoff ... 

59,0 

45 

75 

8. 

Valeriana. 

60,0 

38 

82 

9. 

Pfeffermünz - Essenz... 

63,0 

i 45 

90 

10. 

Carbols&ure. 

67,0 

62 

76 

11 . 

Berührungsgefühl 





durch Anblasen.... 

63,0 

50 

81 


B. unterscheidet unter diesen Substanzen 1) solche, welche nur 
auf die Endigungen der Olfact. erregend wirken, 2) solche, welche 
ausschliefslich die sensiblen Nervenendigungen reizen und 3) Sub¬ 
stanzen, welche beide zugleich erregen. Ein Beispiel der ersten 
Kategorie bietet die PfefFermönze. Ammoniak wirkt nur tactil. 
Die Essigsäure erregt beide Arten der Nervenendorgane gleichzeitig. 
Die Beweise hierfür findet B. in der Untersuchung eines Mannes, 
dem der Geruchssinn vollkommen fehlt. Derselbe empfindet Essig¬ 
säure und Ammoniak, ohne sie jedoch zu unterscheiden; Aether, 
Chloroform, Moschus, Asa foetida, Pfeffermünze etc. erregen keinerlei 
Empfindung. Die nur auf die Riechnervenendigungen wirkenden 
(also die letztgenannten) Substanzen, die reinen Gerüche, teilt B. 
noch weiter in „Senteurs oder Parfüms“ und in „Odeurs“ ein. Die 


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No. 46. Tihkrstkdt, Merkbarer Unterschied zwischen Reactionszeiten. 805 


Nötigung hierzu, überhaupt der Unterschied dieser beiden Klassen 
wird trotz des Vergleichs mit Sand und Kieselsteinen nicht ganz 
klar. — 

Zum Vergleich führt B. die durch eigene Versuche festgestellten 
Reactionszeiten der anderen Sinne auf. Er fand 



Mittel. 

Minimum. 

Maximum. 

für das Tastgefühl ... 

10,6 

i 8 

15 

für das Gehör. 

15,9 

i 11 

23 

für das Gesicht. 

23 

18 

27,6 


Die Untersuchung des Geschmacksinnes machte begreiflicher¬ 
weise besondere Schwierigkeiten. Die Resultate gehen dementspre¬ 
chend für verschiedene Substanzen und verschiedene Stellen der 
Zunge soweit auseinander, dass Mittelwerte sich nicht gewinnen 
liefsen. Dass die Reactionszeiten von Geruch und Geschmack auf¬ 
fallend gröl’ser sind, wie die der 3 anderen Sinne, hat leicht be¬ 
greiflicherweise seinen Grund lediglich in dem Umstande, dass die 
riech- und schmeckbaren Substanzen eine gewisse Zeit gebrauchen, 
um durch den Ueberzug der Schleimhaut hindurch zu den erreg¬ 
baren Nei'venendigungen vorzudringen, wahrend bei den übrigen 
Sinnen der Zugang zu den sensiblen Elementen für die adaequaten 
Reize gewissermaafsen sehr viel offener und darum die Zeit viel 
kürzer ist. Martins. 


R. Tigerstedt, Ueber den kleinsten subjectiv merkbaren Unter¬ 
schied zwischen Reactionszeiten. Mitth. vom physiol. Laborat. in Stock¬ 
holm. 1884. 

Exnbr versteht unter subjectiver Schätzung von Reactionszeiten 
einfach die Angabe der Versuchsperson, ob dieselbe die stattgefun¬ 
dene Reaction für gelungen halte oder nicht. Die Verwertung der¬ 
artiger Angaben erhellt am besten aus einem Beispiel. Die Mittel¬ 
zahl der beobachteten Reactionszeiten war in einer Versuchsreihe 
0,1840. Mit Ausnahme eines Falles hatte nun der Reagirende 
(Exnkr selbst) jedes Resultat, welches gröfser als 0,1994 Secunden 
war, als zu spät geschätzt, während er Resultate, die kleiner als 
0,1781 waren, als sehr gut gelungene bezeichnete. Hieraus folge, 
dass er auf ungefähr ein Hundertteil einer Secunde genau geschätzt 
habe. Diesen Schluss unterzieht T. einer nicht unberechtigten Kritik. 
Exnrr’s Betrachtungsweise setze voraus, dass die Versuchsperson ge¬ 
wissermaafsen a priori eine Vorstellung von der normalen Dauer 
einer Reaction habe, mit welcher sie dann jede einzelne Reaction 
vereleicht. Das sei aber eine ganz unberechtigte Annahme. Die 
subjective Schätzung der Reactionszeiten komme vielmehr dadurch 
zu Stande, dass die Versuchsperson die Dauer von jeder folgenden 
Reaction mit deijenigen der unmittelbar vorher gehenden vergleicht. 


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806 


Hoffmakn . Semiologie des Harns. 


No. 46. 


Von dieser Annahme aus betrachtet, führen die eigenen Zahlenan¬ 
gaben Exnkh’s zu viel gröfseren Werten, als 0,01 Secunden. — T. 
hat nun mit zwei Studirenden (Bovsen und Willhari») eine grofee 
Reihe neuer Versuche angestellt, bei denen die Reagirenden anzu¬ 
geben hatten, ob ihnen eine Reaction gleich lang, kürzer oder länger 
als die unmittelbar vorhergehende erschiene. Eine Berechnung der 
gewonnenen Resultate ergab, dass B. im Allgemeinen Unterschiede 
zwischen Reactionszeiten, welche 0,05 überstiegen, W. solche, welche 
0,06 — 0,07 Secunden übersteigen, richtig beurteilt hat, Zahlen, die 
die von Exnkr angenommenen Werte bedeutend übersteigen. 

Eine Discussion der Frage, um welches Zeitintervall es bei 
dteser Schätzung sich eigentlich handelt, führt T. zu dem Schluss, 
dass dasselbe zwischen Apperception und Willenserregung liegt, 
also mit der Willenszeit identisch ist. Martius. 


Jos. Hoffmann, Beiträge zur Semiologie des Harns. Diss. Berlin. 

Hempkl. 1884. 8°. 40 Ss. 

H. hat die Untersuchungen (unter Zülzer’s Leitung) an sich 
selbst (Körpergewicht 56 Kilo) unter Innehaltung ziemlich gleicher 
Diät vorgenommen; die zwischen je 2 Mahlzeiten entleerten Harn¬ 
portionen wurden gesondert auf Volumen, spec. Gewicht, Acidität, 
Stickstoff und Phosphorsäure analysirt. Sein mittleres 24stündiges 
Harnvolumen betrug 1550 Ccm.; dasselbe wurde, aufser durch 
reichliche Flüssigkeitsaufnahmen, sowie durch Kaffee und Bier, durch 
die Einwirkung des warmen Bades vermehrt, durch körperliche An¬ 
strengung und in der Zeit nach dem warmen Bade vermindert. 
Das Harnvolumen, welches auf 8 Nachtstunden entfiel, betrug 
15,5 pCt., das der übrigen 16 Tagesstunden 84,5 pCt. von der 
24stündigen Menge. Auf die Menge der Fixa im Harn (aus dem 
spec. Gewicht mittels der HÄSKu’schen Zahl und dem Volumen be¬ 
rechnet) hat die Quantität des Harnwassers keinen besonders her¬ 
vortretenden Einfluss. Der 24stündige Säuregrad des Harns ent¬ 
spricht im Mittel 1,74 Grm. reiner Salzsäure. Nach reichlicher 
Schweil'sabsonderuug nimmt die Acidität ab, nach starker Muskel- 
anstrengung zu; jeder Mahlzeit folgt zunächst ein Ansteigen und 
dann erst ein Absinken der Acidität. Letztere ist am höchsten am 
Nachmittag, an» niedrigsten während der Nacht. Gesteigerter oder 
herabgesetzter Zerfall des Nervengewebes lässt sich aus dem Ver¬ 
hältnis der Phosphorsäure zum Stickstoff des Harns (nach Knop- 
Hüfner bestimmt) erkennen; bei Depressionszuständen, z. B. unter 
dem Einfluss des Schlafes, der Chloroformnarkose ist die Phosphor¬ 
säure des Harns relativ vermehrt, bei Excitationszuständen vermin¬ 
dert. Vor der Chloroformnarkose betrug die in organischer Ver¬ 
bindung vorhandene Phosphorsäure 8,8 pCt., nach der Narkose 
22 pCt. der Gesammtphosphorsäure. Letztere wurde durch Kochen 
des Harns mit Salpetersäure (behufs Zerstörung der organischen 
Phosphorsäure), Ausfällen mittels Salmiak und Magnesiamischung 
und Titriren des in Essigsäure gelösten Niederschlags mittels Uran- 


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No. 46. 


Sekgen, Zucker im Blute. 


807 


lösung, die in Form von anorganischen Salzen vorhandene Phos¬ 
phorsäure durch Titrirung der aus dem Harn direct ausgefällten 
Phosphate nach deren Lösung in Essigsäure bestimmt und die Diffe¬ 
renz zwischen beiden so erhaltenen Werten als organische Phosphor¬ 
säure in Rechnung gestellt. J. Munk. 


J. Seegen, Zucker im Blute, seine Quelle und seine Bedeutung. 

Pklüoer’s Arch. XXXIV. S. 388. 

S. gelangte durch umfangreiche Untersuchungen an Hunden 
zu einer Reihe sehr bemerkenswerter Resultate. Im Blut gesunder 
Tiere fand er in Uebereinstimmung mit früheren Autoren stets 
Zucker und zwar ziemlich gleich viel im venösen nnd arteriellen 
Blut, nämlich 0,1—0,15 pCt., nur das Pfortaderblut enthält nahezu 
regelmäßig weniger Zucker, wie das Carotisblut. Das Lebervenen¬ 
blut ist constant reicher an Zucker, wie das in die Leber einströ¬ 
mende Blut: im Mittel von 13 Versuchen fand S, im Lebervenen¬ 
blut 0,23 pCt. Zucker, dagegen im Pfortaderblut nur 0,119 pCt. 
Die Zuckermengen, welche von der Leber aus in den Kreislauf ge¬ 
langen, müssen bei der bedeutenden Strömungsgeschwindigkeit des 
Blutes sehr beträchtliche sein. S. stellte hierüber Versuche an, in¬ 
dem er eine Canüle in die Pfortader einband und das in eine be¬ 
stimmte Zeit ausfliefsende Blut in graduirten Cylindern auffing; an 
jedem curarisirten Tier wurden mehrere Messungen ausgeführt. Aus 
diesen Versuchen berechnet sich die in 24 Stunden in die Leber 
strömende Blutmenge für 3 Hunde von 7—10—47 Kilo auf resp. 
179—233—433 Liter. Wenn das Blut im Durchschnitt 0,1 pCt. 
Zucker in der Leber aufniramt, so würden diese Tiere in 24 Stun¬ 
den 179—233—433 Grm. Zucker ausgeführt und iii die allgemeine 
Circulation gebracht haben. Als Quelle dieses Zuckers kommen 
wenigstens bei Fleischfressern nur die Eiweifskörper in Betracht und 
zwar so bedeutend, dass nach S. der allergröfste Teil des im ver¬ 
fütterten Fleisch enthaltenen Kohlenstoffs für die Zuckerbildung ver¬ 
wertet wird. Dieser Körper wird ohne Zweifel im gesammten Kör¬ 
per oxydirt; es erscheint ja auch von grofsen Mengen gefütterten 
Traubenzuckers bei gesunden Tieren im Harn nichts wieder. Es 
lag nun nahe, die stetig zuckerbildende Function der Leber durch 
Ausschaltung derselben aus der Circulation zu erweisen: der Zucker¬ 
gehalt des Carotisblutes muss danach, wie leicht ersichtlich, sinken, 
da der Zucker fortwährend verbraucht wird und neuer nicht nach¬ 
strömt. An 1 3 Hunden wurde zuerst eine Probe Carotisblut ent¬ 
nommen, dann die Aorta und Vena cava unterbunden, künstliche 
Respiration eingeleitet, nach l /j—1 Stunde eine zweite Probe aus 
der Carotis genommen. In der Tat ergab sich ein Sinken des pro- 
centischen Zuckergehaltes auf die Hälfte, ja ein Drittel des ursprüng¬ 
lichen. — Bei seinen Versuchen machte S. noch die auffallende 
Beobachtung, dass die Unterbindung der Vena cava im Bauchraum 
den Zuckergehalt des Carotisblutes beträchtlich steigerte, die Ur¬ 
sache hiervon aufzufinden, gelang zunächst nicht. E. Salkowski. 


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808 North, Einfluss der Arbeit auf die Stickstoffausscheidang. No.46. 


W. North, Abstract of a report on the influence of bodily labour 
upon the discharge of nitrogen. Brit. med. J. 1884 II., S. 112. 

N. hat Versuche über den Einfluss der Arbeit auf die Stick¬ 
stoffausscheidung an sich selbst ausgeführt, indem er sich dabei 
einer Nahrung bediente, welche einerseits erlaubte, die gewohnte 
Diät fortzusetzen, andererseits eine sehr genaue Bestimmung des 
Stickstoffs gestattete. Sie bestand aus Fleischmehl, gewöhnlichem 
Mehl, getrockneten Gemüsen, getrockneten Kartoffeln und conden- 
sirter Milch. Mit Recht hebt N. als Vorzüge dieser Materialien 
hervor, dass sie stets in ganz gleichmäßige Beschaffenheit und in 
beliebiger Menge zu haben sind und eine Stickstoff bestimmung 
ohne weitere Vorbereitung ermöglichen. (Fett erwähnt N. nicht 
unter den Nahrungsbestandteilen, vermutlich nur, weil es nicht 
N-haltig ist. Ref.) Außer dem Stickstoff wurde auch die Phosphor¬ 
säure der Nahrung bestimmt, ebenso Stickstoff in Harn und Fäces, 
Phosphorsäure in Harn und Fäces, Schwefelsäure im Harn. Es 
wurden im Ganzen drei Versuchsreihen von längerer Dauer aus¬ 
geführt, betreffs deren Einzelheiten auf das Orig, verwiesen werden 
muss. Die Arbeit bestand in Zurücklegen von je 30—47 englische 
Meilen an einem Arbeitstag unter Belastung mit einem Gewicht 
von etwa 27 Pfund. Es mögen die erhaltenen Zahlen des zweiten 
Versuches in abgekürzter Form hier Platz finden. Im Mittel des 
ganzen Versuches wurde täglich 



Stickstoff 

Phosphorsäure 

Eingeführt. 

17,64 

3,87 

Ausgeführt. 

16,74 

3,92 

Differenz. 

— 0,90 

+ 0,05 


Die Verteilung auf Ruhetage und Arbeitstage war folgende: Es 
wurde täglich ausgeschieden 



Stickstoff 

Phosphorsäure 

Schwefelsäure 

Rahe. 

15,22 

3,59 

2,74 

Arbeit. 

15,95 

4,19 

2,97 

Differenz... 

+ 2,73 

+ 0,60 

0,23 


Es ergab eich also eine nicht ganz unerhebliche Steigung der 
Ausscheidung von Stickstoff, Phosphorsäure und Schwefelsäure bei 
der Arbeit. In demselben Sinne lauten auch die Ergebnisse der 


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No. 46. 


Sasaki, Veränderungen d. Darmwand. — Ackermann. 


809 


anderen Versuche. — In dem dritten Versuche, an dem 47 englische 
Meilen an einem Tage zurtickgelegt wurden, sind die Differenzen 
noch viel erheblicher; sie betragen für N, Phosphorsäure und 
Schwefelsäure 5,04 resp. 1,56, 0,68 pro Tag. An der Steigerung 
des Eiweifszerfalles durch forcirte Arbeit in diesen Versuchen kann 
somit kein Zweifel sein. E. Salkowski. 


Sasaki, Ueber Veränderungen in den nervösen Apparaten der Darm¬ 
wand bei perniciöser Anämie und bei allgemeiner Atrophie. 
Virchow’s Arch. XCVI., S. 287. 

In einem Falle von progressiver perniciöser Anämie fand S. 
die Nervengeflechte des gesammten Darmtractus hochgradig verändert. 

Die Ganglienzellen des Plexus myenter. ext. lagen in den 
Knotenpunkten zerstreut, sie waren auffallend klein und deformirt. 
Die meisten hatten keinen Kern, manche sahen glänzend, homogen, 
sklerosirt aus. Die Nervenfasern erschienen sehr schmal und fein¬ 
körnig. Zwischen diesen Gebilden, an einzelnen Stellen auch zwischen 
den Muskelfasern lagen kleine, den Corpora amylacea ähnliche 
Körperchen, bei denen sich die Jodreaction aber nicht erzielen liefe. 
Ihre Herkunft ist unaufgeklärt geblieben. S. vermutet, dass sie den 
Zellen des Neurilemms entstammen. 

Die Musculatur des Darms war atrophisch; die Zotten waren 
schmal und niedrig. 

In einem zweiten Falle beobachtete der Vf. eine fettige Dege¬ 
neration des ganzen AuKRBACH’schen Plexus, verbunden mit einer 
Fettentartung der musculösen Elemente. 

Die Affection des MBissNRR’schen Geflechts war geringer. Die 
Zotten waren von normaler Gröfse, zeigten aber eine körnige Trübung. 

Eine Veränderung der Gefäfse wurde in beiden Fällen nicht 
bemerkt. 

S. vertritt die Ansicht, dass die beschriebene Läsion des ner¬ 
vösen Apparates des Darms als selbstständiges Leiden, als die Ur¬ 
sache der zu Lebzeiten der Patienten beobachteten schweren Ver¬ 
dauungsstörungen und mithin als der eigentliche Grund der Anämie 
zu betrachten sei. 

Aehnliche Degenerationen der Ganglienzellen wie die erwähnten, 
traf er auf dem Grunde und in der nächsten Nähe typhöser, tuber- 
culöser etc. Geschwüre; dieselben waren jedoch an die Stelle der 
localen Affection gebunden. 

In einer Reihe von Fällen allgemeiner (durch Krebskachexie, 
Phthise veranlassten) Atrophie war eine Degeneration der Plexus 
nicht nachzuweisen. H. Stilling (Strassburg). 

Ackermann, Der weifse Infarct der Placenta. Virchow’s Arch. 
XCVI., S. 439. 

Mit dieeem Namen belegt Vf. die als Fibrinkeile bekannten 
Herde der Placenta, welche früher als Folgezustände hämorrhagischer 
oder entzündlicher Vorgänge betrachtet wurden und vor mehreren 
Jahren (von Langhans) als Verdickungen der auf der placen- 


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810 Ackermann, WeiCser Infarct der Placenta. — Plknio; Chatm; No.46. 

taren Seite des Ghorion befindlichen Fibrinlage hingestellt wor¬ 
den sind. 

Er findet, dass sie nicht ohne Weiteres als voluminösere Ent¬ 
wickelung jener Schicht aufgefasst werden können, da sie oft durch 
intactes Placentargewebe von ihr geschieden werden. 

Ihre wesentlichen Bestandteile sind Fibrin, Placentarzotten und 
Bindegewebe. 

Das erstere tritt in zwei Formen auf; einmal als der netzförmige 
Faserstoff der gewöhnlichen fibrinösen Exsudate, dann als das ana- 
lysirte Fibrin von Langhans, als das Hyalin von v. Recklinghausen. 

Die Gefäfse der Zotten sind in der Regel undurchgängig, ihre 
Epithelien und ihr Parenchym erleiden eine Art hyaliner Umwandlung. 

Die gröfseren Gefäfse der Placenta sind sowohl im Innern der 
Infarcte wie in der übrigen Substanz von einem derben neugebildeten 
Bindegewebe eingescheidet; die Lumina sind innerhalb der Herde 
gewöhnlich verschlossen. 

Dieser zur ischämischen Nekrose einzelner Gewebspartien dispo- 
nirende und als Periarteriitis fibrosa multiplex bezeichnete Prozess 
wird von A. als die eigentliche Ursache des weifeen Infarctes hin¬ 
gestellt, welcher somit in die Categorie der Coagulationsnekrosen 
gehöre. 

Die Entstehung des Fibrins führt er auf eine durch die ab¬ 
sterbenden Zottenepithelien veranlasste Gerinnung des in den inter- 
villösen Räumen circulirenden Blutes zurück. H. Stilling (Strassburg). 


1) Plenio, Tracheotomie bei Diphtheritis. (Aus der chir. Universitäts¬ 
klinik zu Königsberg i. P.) Arch. f. klin. Chir. XXX. S. 753. — 2) G. 
Chayrn, Die Tracheotomie bei Kindern unter zwei Jahren. Diss. 
Berlin 1883. — 3) Ludw. Backhaus, Tracheotomie und Diph¬ 
therie. Diss. Berlin 1883. 

1) In der Königsberger Universitätsklinik sind 2, abwechselnd 
in Gebrauch befindliche Isolir-Baracken für Diphtherie-Kinder vor¬ 
handen, welche bei einem Maximal-Bestand von 8 Betten jedem Pa¬ 
tienten 75 Cbm. gewähren. Besondere Einrichtungen zur Sättigung 
der Krankenluft mit Wasserdampf existiren nicht; auch bei der 
äufserst wenig Wasserdampf führenden Saalluft sind günstige Erfolge 
erzielt worden, doch ist stets für eine gleichmäfsige Temperatur von 
nicht unter 14° R. gesorgt. Mit Uebergehung der Nachweise des 
Einflusses der Jahreszeit und des Lebensalters auf Diphtherie und 
Tracheotomie — beides Momente, die nichts Neues bieten — kommen 
wir zu den Genesungsresultaten, welche 1878 79 auf 16 Fälle 7 
(1 Kind behielt Larynxstenose), 1879/80 auf 21 8 (1 Kind behielt 
wieder Larynxstenose), 1880/81 auf 28 12 und 1881 81 auf 111 
64 (1 Kind behielt Larynxstenose) betrugen. Mit der Zunahme der 
Frequenz der Operationen ist daher im Gegensatz zu anderen Sta¬ 
tistiken keine Vermehrung der Mortalität verbunden gewesen. Be¬ 
sondere Erwähnung verdient die Nachbehandlung. So weit dieselbe 
eine constitutioneile ist, wird sie vornehmlich als roborirende. 


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No. 46. 


Backhaus, Tracheotomie und Diphtherie. 


811 


excitirende gehandhabt und spielte hier der söfse Oberungerwein 
eine Hauptrolle. Derselbe wurde bei einem Alkoholgehalt von bis 
17 pCt. zweijährigen Kindern in Dosen von '/ 6 — 1 /, Liter verab¬ 
reicht, so dass zuweilen eine leichte Ebrietas eintrat. Der einzige 
Nachteil dieses Mittels bestand aber darin, dass nach Entlassung der 
Patienten, welche oft schon 2—4 Tage nach Entfernung der Canöle 
zu erfolgen hatte, beim Aussetzen des Weines leicht sich nachträg¬ 
lich Collapserscheinungen entwickelten. Die locale Therapie wurde 
nach der Operation zunächst dadurch eingeleitet, dass die Canflle 
mit einem in Salicyllösung getauchten Gazeläppchen bedeckt wurde. 
Direct auf die Zustände in der Trachea wie im Larynx wurde aber 
durch die Darreichung von Apomorphin und den Salicyl-Spray ein¬ 
gewirkt. Apomorphin, welches bereits Linonkk in der Dosis von 
0,04 pro die bei Kindern Ober 2 Jahren gegeben, wurde mit Salz¬ 
säure zusammen nach folgendem, für einen ca. 4jährigen Patienten 
passenden Recept verschrieben. Rp. Apomorph. mur. (0,15) 500, 
Ac. mur. 1,0. MDS 2stündl. 1 Kinderl. Die auf diese Weise pro 
die verabfolgte Dosis betrug ca. 0,022 Grm. pro die, eine Menge, 
die nicht so leicht zu Collapserscheinungen föhrte, aber völlig aus¬ 
reichte, stärkere Absonderung auf der Luftröhrenschleimhaut, ver¬ 
bunden mit stärkerer Exspectoration zu erzeugen. Wofern letztere 
nicht genügte, lieferte der Salicyl-Spray von 1 , pCt. Stärke, V a bis 
2 stündlich angewandt, den nötigen Hustenreiz, wobei die gleichzeitig 
erregte Hyperämie der Atmungsschleimhaut nicht ungünstig für die 
Lösung diphtherischer Membranen und Infiltrate war. Die com- 
binirte Apomorphin- und Salicyl-Spray-Behandlung wurde immer 
nur so lange beibehalten, als die Membranbildung von Statten ging. 
Mit Aufhören dieser trat an Stelle des Salicyl-Spray eine 1 3 pCt. 
starke Alaunlösung. Trotzdem waren in einer gröfseren Reihe ge¬ 
heilter Fälle Störungen zu verzeichnen gewesen, welche eine beson- 
dei*e Behandlung erfordert haben und die nebst einigen Nachkrank¬ 
heiten des Weiteren von Vf. besprochen werden. In operativer 
Hinsicht sei noch bemerkt, dass ca. */ 3 der Fälle der unteren, der 
Rest aber der oberen Tracheotomie unterworfen wurde. 

2) Bei einer Erwägung der Schwierigkeiten, welche die Tra¬ 
cheotomie bei Kindern unter zwei Jahren zeigt, hat die bisherige 
Erfahrung ergeben, dass wenn möglich, die Operation oberhalb 
des Isthmus der Schilddrüse auszuführen ist. Zu meiden ist dabei 
jedoch die Durchtrennung des Ringknorpels, da diese in den ge¬ 
heilten Fällen öfters die Genesung verzögert hat. Eine Haupt¬ 
schwierigkeit bietet in den beiden ersten Lebensjahren die Durch¬ 
führung der Nachbehandlung und ist hierauf die hohe Sterblichkeit 
zum Teil zuzuschreiben. Während die Durchschnittsmortalität der 
wegen Diphtherie Tracheotomirten von M<»nti auf 75,04 und von 
Küstku auf 67,86 pCt. berechnet wird, kommen auf 977 Tracheoto¬ 
mien bei Kindern unter zwei Jahren 832 Todesfälle, d. i. 85,16 pCt. 
Dabei ist die Mortalität in jedem der ersten beiden Lebensjahre nur 
unwesentlich schwankend, allerdings die Zahl der Operationen bei 
Kindern unter einem Jahre viel geringer, als bei den 1—2 Jahre 


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812 


Schramm, Laparotomie bei innerem Darmverschluss. 


No. 46. 


alten Patienten, nach den Zusammenstellungen von C. kommen auf 
56 unter 1 Jahre 921 Tracheotomirte von 1—2 Jahren. 

3) In den Jahren 1879 und 1880 wurden im Augustahospital 
zu Berlin 110 Diphtheriefälle behandelt, darunter die überwiegende 
Summe bei Kindern unter 8 Jahren. Die Mortalität betrug 53, also 
48,1 pCt. Tracheotomirt wurden 89 Patienten, davon starben 51, 
also 57 pCt.; doch mussten 3 Patienten mit der Canüle entlassen 
werden, und ist über deren weitere Schicksale Nichts bekannt ge¬ 
worden. Die Haupttodesursachen waren Beteiligung des Respira¬ 
tionsapparates jenseits der Bifurcation und allgemeine Sepsis, und 
ist überhaupt die Prognose nicht nur von Ausdehnung der Erkran¬ 
kung nach unten, sondern auch nach dem Pharynx und der Nase 
zu abhängig gewesen. Meist wurde die obere Tracheotomie aus- 
gefflhrt, nur 5 Mal kam es zur Tracheot. inferior. P. Güterbock. 


H. Schramm, Die Laparotomie bei innerem Darmverschluss. Ärcfa. 
f. klin. Chir. XXX.. S. 685. 

S. berichtet aus der Klinik von Mikulicz in Krakau über 3 Lapa¬ 
rotomien in Folge inneren Darmverschlusses (Axendrehung, Inva- 
gination, Krebs des Colon descend.), welche alle 3 tödtlich endeten, 
allerdings die beiden ersten Fälle geraume Zeit nach der Operation 
an von dieser unabhängigen Complicationen und nur die letzte in 
Folge von Necrose der Ränder des resecirten Darmes, bedingt durch 
zu weitgehende Ablösung desselben vom Mesenterium. S. ist daher 
trotz dieser Misserfolge Anhänger der Laparotomie bei Darmocclu- 
sion und er hat von dieser Operation’ im Ganzen 190 Fälle aus der 
Literatur zusammenstellen können. Von diesen 190 starben 122 = 
64,2 pCt.; von den seit 1873 in der Regel antiseptisch ausgeführten 
112 Laparotomien aber nur 65, d. h. 58 pCt. Leider wird die 
Operation meist zu spät gemacht, denn nicht weniger aU 57 starben 
schon wenige Stunden nach der Operation, bei 34 wird «ber aus¬ 
drücklich hochgradiger Collaps schon vor dem operativen Eingriff 
hervorgehoben. Wie lange die Darmocclusion vor der Laparotomie 
bestanden, lässt sich leider nicht immer genau ermitteln, überhaupt 
ist die Verschiedenartigkeit der Fälle eine so grofse, dass jede 
Categorie ihre eigene Prognose bietet. So finden wir von 27 Fällen 
Invagination 8 geheilt, 49 Fällen mit Strängen- und Divertikelbildung 
13, von 16 mit Verwachsungen 7, von 11 mit Reposition en masse 
7, von 10 mit Torsionen 1, von 12 mit Knotenbildungen 4, von 
12 inneren Einklemmungen im engeren Sinne 4, von 7 mit Fremd¬ 
körpern 4, von 28 mit Neubildungen 16, von 8 aus unbekannten 
Ursachen 5 geheilt. Im Ganzen ist die Sterblichkeit nach der 
Enterotomie immer noch um etwas geringer als nach der Laparo¬ 
tomie, indem dieselbe nach ersterem Verfahren 57 pCt. (Adklmahn) 
resp. 53 pCt. (Chahpektin) beträgt, doch ist dasselbe aus bekannten 
Gründen zu verwerfen. Den Schluss der Arbeit bildet ein 78 Nummern 
starkes Literaturverzeichniss. P. Güterbock. 


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No.4G. 


Rosk, Herztamponade. 


813 


£. Rose, Herztamponade. Ein Beitrag zur Herzchirurgie. Deutsche 
Ztschr. f. Chir. XX.. S. 329. 

Unter „Herztamponade“ versteht R. die pralle AnfOllung des 
Herzbeutels voll Blut, so dass dadurch eine mechanische Behinde¬ 
rung der Herztätigkeit bezw. der asphyktische Tod eintritt. R. 
meint, dass um diese Herztamponade sich die ganze Chirurgie der 
Herzverletzung dreht und sucht in längerer Auseinandersetzung, ge¬ 
stützt auf 16 selbst behandelte und 4 obducirte Fälle von Herz¬ 
verletzung, die bisher in Deutschland herrschende ungünstige An¬ 
sicht von der Paracentese des Herzbeutels zu widerlegen. Wir 
können aus der sehr ausführlichen Abhandlung R.’s nur das Wichtigste 
der Schlussfolgerungen hervorheben und entnehmen diesen, dass R. 
von seinen 16 von ihm behandelten Herzverletzungen nur 1 un¬ 
mittelbar an der Verwundung selbst verlor, 3 andere starben unab¬ 
hängig von anderen Läsionen und 1 erst nach 14 Tagen an der 
complicirenden Lungenschusswunde. Bei 3 dieser 4 Fälle war die 
Herzverletzung zur Zeit des Todes so gut wie geheilt. Man muss 
daher von vornherein die Herz Verletzung richtig zu diagnosticiren 
suchen. Am leichtesten ist dies möglich bei gleichzeitiger Läsion 
der linken Lunge, wegen der sehr charakteristischen Zeichen des 
Pneumocardium und Pneumothorax. Eine zweite Gruppe bilden 
die Herzwunden ohne Beteiligung der Lunge, aber mit starker Blu¬ 
tung. Am wenigsten leicht zu beurteilen ist aber die dritte Gruppe, 
betr. Herzverletzungen mit schnell verklebter Wunde (bei Herz¬ 
rupturen durch Bruch der Rippen, bei Stichwunden, bei Revolver¬ 
schüssen). Hier kommen sowohl die späteren Folgen — Verjauchung 
der Wunde, allgemeine Wassersucht, Brand der Gliedmaafsen — in 
Frage, als ganz besonders die directe Gefahr, bedingt durch primäre 
oder secundäre Nachblutung in den Herzbeutel bei unruhigem Ver¬ 
halten der Patienten. Zur Würdigung solcher Fälle ist die von R. 
constatirte Tatsache, dass beim Gesunden schwerlich eine Verletzung 
des Herzbeutels ohne eine solche des Herzens vorkommt, von Be¬ 
deutung und veranlasst zu fortdauernder Aufmerksamkeit auf die 
Herzaction derartiger Verletzten. Der Heilungsmodus besteht hier 
in Verklebungen, welche Anfangs nur sehr zarter Natur, allmählich 
zu breit sich retrahirenden Massen werden. Begünstigt wird dieser 
Vorgang durch ein absolut ruhiges Verhalten der Kranken bei einem 
sehr strengen Regime. Im gegenteiligen Falle tritt als Hauptgefahr 
bei Mangel oder Kleinheit der äufseren Wunde die Nachblutung in 
den Herzbeutel, die „Herztamponade“ ein, die unter äufserster 
Cyanose und Herzschwäche den Tod herbeiführen kann, um so mehr, 
wenn kein Loch im Pleurapericardialblatt vorliegt, wodurch das Blut 
in den geräumigen und nachgiebigen Pleurasack abzufliefsen ver¬ 
möchte. Die Therapie besteht hier aufser dem Aderlässe in der 
operativen Eröffnung des Herzbeutels. Letztere tritt auch in ihr 
Recht, wenn aus inneren, nicht traumatischen Ursachen, durch Blut¬ 
erguss, durch Exsudat etc. eine Herztamponade erfolgt. Die Be¬ 
deutung der operativen Eröffnung des Herzbeutels ist die der 


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814 Robson, Trennung d. unteren Femur-Epiphyse. - Kmp, Erkrankung No. 46. 

Tracheotomie bei Croup; sie kommt einer plötzlichen Rettung bei 
äußerster Lebensgefahr gleich und ist dort eine radicale Hilfe, wo 
nicht unheilbare Vorgänge die „Herztamponade“ veranlassten. 

P. Qüterbock. 


A. W. Mayo Robson, Separation of the lower epiphysis of the 
femur. Liverpool med.-chir. Journ. 1883. Ro. 5. July. 

Von den drei berichteten Fällen von Trennung der unteren 
Femur-Epiphyse, welche alle jüngere, einer erheblichen groben Ge- 
walteinwirkuug unterworfene Individuen betraf, wurde bei zwei die 
die Diagnose an dem amputirten Gliede gestellt. In der 3. Beob¬ 
achtung, betreffend einen 15jährigen Knaben, welcher von einer 
Maschine an den Beinen gefasst und um eine Stange mehrmals her¬ 
umgeschleudert war, bestand sehr starke Schwellung beider unteren 
Extremitäten ohne Wunde. Man diagnosticirte links eine Fractur 
des Tibia-Kopfes, rechts nahm man eine Verrenkung des Unter¬ 
schenkels nach vorn an. Dieselbe liel's sich indessen selbst mit Hilfe 
der Narkose nicht reduciren, und nach dem Schwinden der Ge¬ 
schwulst erkannte man, dass man es mit einer Fractur der unteren 
Femur-Epiphyse mit Dislocation des Femurschaftes nach hinten zu 
tun hatte. Da das von der Epiphyse gebildete Fragment an seiner 
abnormen Position vorn am Femurschafte durch festen Callus un¬ 
beweglich fixirt erschien, entschloss man sich — ca. 2 V 3 Monat nach 
der Verletzung — zu einem blutigen Redressement. Durch einen 
der Incision bei der Kniegelenk-Resection analogen Schnitt wurde 
die dislocirte Epiphyse blofsgelegt, durch Meissei und Hammer be¬ 
weglich gemacht und durch Drahtsutnren an das untere vorher 
leicht angehängte Ende des Femurschaftes befestigt. Anfrischung 
der Gelenkfläche der Tibia schloss die Operation. Der weitere Ver¬ 
lauf war ein guter, doch konnte leider nichts über das fernere Ver¬ 
halten der Extremität, welche vorher um 1 , / 2 // verkürzt war, sowie 
über die Gehfähigkeit des Patienten berichtet werden, da der Fall 
noch zu frisch war. P. Giiterbock. 


Kipp, Klinische Berichte über Fälle von Erkrankung der nervösen 
Gebilde des Gehörorganes. Ztschr. f. Ohrenheilk. XIII. S. 283. 

Der erste Fall betrifft einen 48jährigen Mann, der auf dem 
rechten Ohr von Kindheit an taub war. Auf dem linken Ohre vor 
einigen Wochen zuerst subjective Geräusche, Schwerhörigkeit; 
Schwindel nach vorausgegangenem Schüttelfrost. Nach einigen Tagen 
Besserung, doch wiederholten sich die Anfälle von Schwindel etc. 
noch mehrmals und schliel'slich trat vollständige Taubheit ein. Als 
Complicationen gesellten sich zu diesen Erscheinungen neuralgische 
Schmerzen in der linken Seite des Gesichtes und Halses und An¬ 
schwellung der Haut der linken Gesichtshälfte. Schmerzen und An¬ 
schwellung verloren sich nach einigen Tagen. Das Gehör wurde 
nur insoweit wieder hergestellt, als Pat. laute Sprache am Ohr ver¬ 
stand. Der objective Befund am linken Ohr negativ. Vf. glaubt, 
dass es sich im vorliegenden Falle um eine circumscripte Entzündung 


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No. 46. d. nervösen Hörapparates. - Sctphin. Caries d. Schläfenbeins. 815 

der Häute an der Basis des Gehirns gehandelt habe, die sich auf 
das Labyrinth fortpflanzte und später auch das Ganglion Gasseri in 
Mitleidenschaft zog. Auf eine Hypersemie oder leichte Entzündung 
desselben sei wahrscheinlich die Neuralgie und die Dermatitis zu¬ 
rückzuführen. In dem 2. Falle traten bei einem 41jährigen nervösen 
Manne, der von subjectiven Ohrgeräuschen, Schwindel, taumelndem 
Gang und vollständiger Taubheit auf dem rechten Ohre befallen 
worden war, ebenfalls nach einigen Wochen neuralgische Schmerzen 
sowie Rötung und Anschwellung der rechten Gesichtshälfte auf, um 
nach 5 Tagen vollständig wieder zu verschwinden. Das Gehör 
besserte sich nicht. Schwindel und taumelnder Gang traten noch 
zeitweise auf. Trommelfell beiderseits tröb und eingezogen. Tuben 
durchgängig. Es ist nach Vf. nicht unwahrscheinlich, dass in diesem 
Falle als Ursache der beschriebenen Affection eine Entzündung des 
Labyrinthes vorhanden war, als deren Folge Hyperaemie der Hirn¬ 
häute an der Basis des Gehirnes und am Ganglion Gasseri eintrat. 
— Im 3. Falle, der eine 50jährige zarte Dame betrifft, trat unter 
intensiven Ohrgeräuschen vollständige Taubheit auf dem linken Ohre 
ein. Kein Schwindel, kein Erbrechen. Objectiver Befund negativ. 
Während die subjectiven Geräusche nach wenigen Tagen ver¬ 
schwanden, blieb die Taubheit unverändert bestehen. Nach Vf. 
können Haemorrhagie in die Schnecke oder eine Embolie des 
Schneckenzweiges der Art. anditiva interna die Ertaubung möglicher¬ 
weise verursacht haben. Schwabach. 

Sutphen, Zwei Fälle von Caries des Schläfenbeines mit tötlichem 

Ausgange; Eröffnung des Paukenhöhlendaches; Sectionsbefunde. 

Ztschr. f. Ohrenheilk. XIII., S. 295. 

In dem ersten Falle S.’s, in welchem Caries der hinteren oberen 
Wand des linken Gehörganges und des Warzenfortsatzes in Folge 
chronischer Ohreneiterung nachgewiesen war, wurde angenommen, 
dass eine Eiteransammlung in der unmittelbaren Nachbarschaft des 
erkrankten Knochens vorhanden und die Entleerung desselben das 
einzige Mittel sei, um das Leben des Kranken zu verlängern. Unter 
der Voraussetzung, dass eine weitere Eröffnung des Warzenfortsatzes 
keinen Wert habe, hielt man es am geratensten, das Dach des 
cariüsen Hohlraumes zu durchbohren, was mit einem gewöhnlichen 
Troicart ausgeführt wurde.“ Trotz wiederholter Einführung der 
Sonde in die Schädelhöhle entleerte sich keine Flüssigkeit. Tod 
nach 26 Stunden. Die Section ergab einen grofsen Abscess, wel¬ 
cher fast den ganzen Stirn- und Schläfenlappen der linken Hemi¬ 
sphäre des Gehirns einnahm. Die durch die Operation hergestellte 
Oeffnung führte von der Oberfläche des Felsenbeines in die Schädel¬ 
höhle, dicht vor dem Sin. petros. super, und an einer Stelle, welche 
der durch den oberen halbzirkelförmigen Canal gebildeten Hervor- 
ragung entsprach. Nach aufsen die circumscripte neurotische Stelle 
des Knochens. In der Umgebung circumscripte Meningitis. Dass 
Eiterabfluss bei der Operation, obgleich das Instrument in die 
Abscesshöhle eingedrungen war, nicht erfolgte, erklärt sich Vf. da- 


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Skikkrt, Kehlkopfmuskellähmung bei Bleivergiftung. 


No. 46. 


durch, dass entweder die erweichte Hirnsubstanz oder die Dura 
mater sich klappenförmig vorgelegt hatte, was durch Vergröfserung 
der Oeffnung hätte vermieden werden können. Vf. glaubt übrigens, 
dass in diesem Falle selbst bei ausgiebiger Eröffnung des Abscesses 
ein günstiger Ausgang nicht zu erwarten war, da die Zerstörungen 
der Hirnsubstanz bereits zu weit vorgeschritten waren; eine früh¬ 
zeitige Operation wäre, seiner Meinung nach, ohne Zweifel von 
Nutzen gewesen. 

In dem 2. Falle wurde bei dem von Kindheit auf an eitrigem 
Ohrenfluss leidenden Patienten, der mit pyaemischen Erscheinungen 
zur Aufnahme kam, ebenfalls Caries des äufseren Gehörganges con- 
statirt. Die Sonde drang am Ende des 2. Drittels des knöchernen 
Gehörganges in einen cariösen Gang, durch welchen sie in die 
Schädelhöhle gelangte. Obgleich die Symptome nicht auf das Vor¬ 
handensein eingeschlossenen Eiters deuteten, hielt man es für ge¬ 
raten, diesen knöchernen Gang zu erweitern, was mittelst eines 
Troicarts bewerkstelligt wurde (!). Eiter entleerte sich nicht. Tod 
noch am selben Tage. Bei der Section zeigte sich der rechte Sinus 
lateralis und superior von einem langen und zum Teil organisirten 
Pfropf, welcher an verschiedenen Stellen zerbröckelte, eingenommen. 
Im Bereich des erkrankten Schläfenbeins circumscripte Meningitis. 
Eiteransammlung fand sich nicht. Schläfenbein in grofser Aus¬ 
dehnung cariös. 

Vf. macht auf den Contrast der wichtigeren Symptome in diesen 
beiden Fällen von Caries des Schläfenbeins in Folge chronischer 
Mittelohrerkrankung aufmerksam. Im ersten Falle (Gehirnabscess) 
fand sich Abnahme der Eiterung, deutlicher Wechsel der Pupillen¬ 
weite, Stauungspapille, ausgedehnte Lähmung (des N. facialis auf 
der betreffenden (linken) Seite, der Extremitäten auf der entgegen¬ 
gesetzten Seite), frühzeitiges Coma und rapider tötlicher Ausgang. 
Im 2. Falle (Thrombose) zeigte sich vermehrte Absonderung, nor¬ 
male Pupillenweite, Anschwellung der Papille, leichte Lähmung und 
langsam erfolgender letaler Ausgang. In keinem Falle bestand 
Uebelkeit oder Erbrechen und ebensowenig war Anschwellung oder 
Oedema der Warzenfortsatzgegend vorhanden. Schwabach. 


O. Seifert, Kehlkopfmuskellähmung in Folge von Bleivergiftung. 

Berliner klin. Wochenschrift 1884, No. 35. 

Den wenigen bisher bekannten Fällen von Lähmung der Sprach- 
und Stimmmuskeln durch Bleivergiftung fügt S. drei neue hinzu. 
In dem ersten handelte es sich um eine Parese des M. arytaenoideus 
proprius bei einem 19jährigen Schreiner, der soeben eine Colica 
saturnina durchgemacht hatte. In dem zweiten handelte es sich um 
einen Lackirer, der wiederholt an Bleikolik gelitten und nunmehr 
an einer Nephritis saturnina mit Oedemen darniederlag. Die laryngo- 
skopische Untersuchung zeigte die Schleimhaut über beide Ary- 
knorpel stark ödematös; die Stimmbänder blieben auch bei tiefer 
Respiration mehr an einander stehen und zwar erschien das linke 


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No.46. Dklstanchk u. Marique, Epithelialkrebs der Nasenhöhle. 817 

der Mittellinie etwas mehr genähert, als das rechte. Bei der Pho¬ 
nation traten die Stimmbänder zwar an einander, machten aber nicht 
die normalen Schwingungen. Die ödematösen Stellen wurden scari- 
ficirt und mit allmählicher Abnahme des Oedems schwand auch die 
Heiserkeit fast völlig, nur blieb das linke Stimmband auch bei 
tiefer Respiration der Mittellinie genähert. Nachdem Patient an 
Urämie zu Grunde gegangen, fand man im Larynx aufser anderen 
Veränderungen eine starke Atrophie des linken M. crico-aryt. post. 
Im dritten Fall handelte es sich um eine complete Lähmung aller 
inneren Kehlkopfmuskeln der rechten Seite bei einem 30jährigen 
Lackirer, der wiederholt heiser gewesen und vor einem Jahre eine 
Bleikolik überstanden hatte. An den Lungenspitzen war keine Ver¬ 
änderung, ebensowenig war eine Schwellung der supraclavicularen 
Lymphdrüsen zu constatiren. (Ref., der bei seinen Untersuchungen 
über die chronische Bleiintoxication und ihr Verhältnis zur Albu¬ 
minurie [Deutsche med. Wochenschr. 1883, No. 24] eine sehr grofse 
Menge von Bleikranken zu untersuchen Gelegenheit hatte, fand 
laryngoskopisch eine nicht kleine Anzahl von Kehlkopfslähmungen, 
die auf andere Weise nicht erklärt werden konnten und bei Gelegen¬ 
heit veröffentlicht werden sollen. Vorläufig möchte er nur bemer¬ 
ken, dass die Lähmung nur die Adductoren des Kehlkopfs betraf, 
also gleichsam ein Analogon der Extensorenlähmung zu sein scheint. 
Im Uebrigen glaubt Ref., dass von den 3 Fällen des Vf.’s nur der 
letzte den Bleilähmungen beizuzählen sei.) W. Lublinski. 


Delsfanche et Marique, Cancer £pith41ial primitif de la fosse na¬ 
sale. Ann. des malad, de l’oreille etc. 1884. 7. 

Ein 53jähriger Mann, bisher gesund, klagte seit einem Sturz 
auf die Kante des Trottoirs, wobei er sich das Hinterhaupt und 
die Nase stark verletzt hatte, so dass eine heftige, lang andauernde 
Blutung aus derselben stattfand, über die Unmöglichkeit, durch die 
Nase genügend atmen zu können. Patient von mittlerer Figur, war 
zwar ziemlich muskulös, hatte aber eine äufserst blasse Gesichtsfarbe 
und ein stark leidendes Aussehen. Die Nase ist dick, aus derselben 
entleert sich eine eitrige Flüssigkeit, gemischt mit bräunlichen Brocken 
von höchst unangenehmem Geruch. Trotz der gröfsten Anstrengung 
kann Patient durch die linke Nase nicht exspiriren, während die 
rechte noch einigermaßen durchgängig ist. Die Untersuchung der 
letzteren ergiebt nur eine starke Schwellung und Rötung der 
Schleimhaut, während man in der linken 2 Ctm. einwärts einen 
rötlichen Tumor bemerkt, von leberähnlicher Consistenz der bei Be¬ 
rührung leicht blutet. Eine Begrenzung der die ganze Nasenseite 
ausfüllenden Geschwulst festzustellen, war nicht möglich. Die Rhioo- 
scopia posterior war wegen der grofsen Reizbarkeit des Patienten 
nicht durchzuführen, während der eingeführte Finger den Nasen¬ 
rachenraum frei erscheinen und nur in der linken Nase eine weiche 
Geschwulst erkennen liefe, welche als die Verlängerung der vorde¬ 
ren anzusehen war. Die Halsdrüsen sind nicht geschwollen. Der 


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XXII. Jahrgang. 

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de Renzt, Verhütung der Cholera. 


No. 46. 


Appetit ist gut und trotz des heftigen Stirnkopfschmerzes ist Patient 
noch immer in seinem Geschäft tätig. Um die Diagnose zu sichern, 
wurden nunmehr von dem Tumor mit der Schlinge mehrere kleine 
Stöcke abgetragen, die zu heftigen Blutungen Veranlassung gaben. 
Die mikroskopische Untersuchung ergab, dass der Tumor ein Epi¬ 
theliom war. Nach und nach wurde auch das Septum perforirt, die 
rechte Nasenhälfte ergriffen, der Nasenrachenraum ausgefOllt, der 
Boden der Nasenhöhle durchbrochen und auch die Mundhöhle er¬ 
griffen, so dass die Spitze der Geschwulst auf der Zunge zu liegen 
kam. Gleichzeitig bestand linksseitiger Exophthalmus mit Oedem 
der Augenlider, doppelseitige Otorrhoe und vollständige Taubheit, 
wiewohl die N. acustici noch functionirten, da die Stimmgabel auf 
dem Scheitel sowohl rechts als auch links noch wahrgenommen 
wurde. Um dem Kranken wenigstens einige Erleichterung zu 
schaffen, wurde der Teil der Geschwulst, welcher in den Mund hin¬ 
einragte, abgetragen, aber innerhalb 3 Wochen musste die Operation 
noch zweimal stattfinden, so hochgradig war das Wachstum der Neu¬ 
bildung. Ca. 14 Tage später starb Patient bei voller Besinnung. 
Die Section ergab, dass der Tumor von der linken Nasenseite aus¬ 
gegangen, das ganze Cavum pharyngonasale ebenso ausgefOllt hatte, 
wie die Sinus sphaenoid. und ethmoid., dabei den Körper des Keil¬ 
beins und die Lamina cribrosa des Siebbeins, sowie das Vomer 
und den Boden der Nasenhöhle zerstört hatte. Die mikroskopische 
Untersuchung ergab, dass der Tumor aus zahlreichen abgeplatteten 
polygonalen Zellen bestand, die in einem sehr durchsichtigen fein- 
granulirten Netz lagen. Die epithelialen Zellen bildeten einen Kegel, 
an dessen Spitze man Perlenkugeln constatiren konnte, während in 
dem Zwischengewebe zahlreiche lymphatische Zellen eingebettet lagen. 

W. Lublinski. 


A. C. C. de Renzy, The prevention of cholera. Lancet 1884. Vol. 11. 

N. VI. 

Die Mitteilung de R.’s, der lange Jahre als Schiffsarzt Gelegen¬ 
heit hatte, die Gewohnheiten der indischen Kulis, welche auf den 
Brahmaputradampfern nach Assam ObergefQhrt werden, zu studiren, 
ist in hohem Grade geeignet, auf die Choleraverbreitung mit¬ 
tels Trinkwasser neues Licht zu werfen. Während die Schiffs¬ 
mannschaften der besagten Fahrzeuge fast nie an Cholera während 
der Fahrten erkrankten, kamen unter den Kulis fortwährend schwere 
Cholerafälle vor, so dass in den Jahren 1874—1878 zwischen 1,46 
und 3,28 pCt. der Kopfzahl derselben starben. Dabei war das 
zu den Reisen mitgenommene Wasser sorgfältig in der Mitte des 
Stromes gepumpt und wurde in sehr reinen neuen eisernen Behäl¬ 
tern auf bewahrt. Diese hatten jedoch nur einen Hahn, und die 
Wasserverteilung mochte den Kulis zu lange dauern. Durch Zufall 
kam dk R. dahinter, dass dieselben auf alle Weise sich ander¬ 
weitig Wasser zu verschaffen suchten. Wo die Schiffe in der Nähe 
der Ufer anlegten, holten sie verbotenermaafsen Wasser aus den dort 
befindlichen verunreinigten Tanks oder sie schöpften sich solches aus 


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No. 46. 


Lewis; Finkler u. Prior, Commabacillen. 


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dem Stromlauf dicht am Ufer, oder aber (was Vf. mit eigenen Augen 
gesehen) sie eigneten sich Wasser aus Eimern an, welche 
zum Abwaschen der Latrinen in Benutzung waren und in 
welche (beim Abscheuern etc.) unbedingt Latrineninhalt gelan¬ 
gen musste. Nachdem diese Missbräuche unmöglich gemacht, resp. 
die mit dem guten Wasser gefeilten eisernen Behälter mit einer 
ausreichenden Anzahl von Hähnen versehen waren, was Anfangs 
1879 geschah, war die Mortalität durch Cholera unter diesen (sonst 
absolut wie fröher gehaltenen) Kulis die folgende: 

1879 : 0,81 pCt. der Kopfstärke; 

1880 : 0,42 „ 

1881 : 0,88 * 

1882 : 0,65 * 

1883 : 0,65 „ „ Wemich. 


1) T. R. Lewis, Memorandum on the „Commashaped bacillus“, 
alleged to be the cause of cholera. Med. times and Gaz. 1884., 
Septbr. 20. — 2) H. Finkler und J. Prior, Untersuchungen 
über Cholera nostras. Deutsche med. Wocbeoschr. 1884., No. 36. 

1) Das Wichtigste aus L.’s Mitteilung ist eine Tabelle, welche 
die übereinstimmenden Gröfsen Verhältnisse von kommaförmigen 
Bacillen zeigt, welche entstammten: a) den Entleerungen dreier 
Cholerakranken, — b) dem Dünndarm eines zur Section gekomme¬ 
nen Cholerafalles, — c) den aus diesen Organismen in Agar-Agar- 
Gelatine gezüchteten Culturen, — d) den Mundsecreten dreier ge¬ 
sunder Personen. L. fühlt sich nach den aufgezeichneten Vergleichen 
berechtigt, die KocH’schen Kommabacillen so lange mit den ad d 
genannten zu identificiren, bis die beiderseitige physiologische Diffe¬ 
renz klar nachgewiesen ist. 

2) Eine in mehrfacher Beziehung auffällige Mitteilung ver¬ 
öffentlichen F. und P. aus dem Laboratorium der med. Klinik in 
Bonn. Schon das einfache Factum, welches das Material zu den 
Untersuchungen lieferte: 29 Fälle von Cholera nostras im Juli, 
darunter Serien von je 5, bezw. 3 Fällen in einzelnen Häusern, 
wovon einige mit Prostration der Kräfte, Vox cholerica, stehen¬ 
bleibenden Hautfalten, Wadenkrämpfen — verliefen, hätte seinerzeit 
lebhaftes Aufsehen erregen können. Nun aber machten Vff. Mi¬ 
kroben-Untersuchungen an dem Darminhalt dieser (im Uebrigen 
sämmtlich mit dem Leben davon gekommenen) Choleranostras-Kran- 
ken und betonen: dass sie in mehreren dieser Fälle kommaähn¬ 
liche Bacillen gefunden, die den von Koch gezüchteten aufser- 
ordentlich ähnlich sind. Diese Gebilde (und in Masse aufzu¬ 
findende Spirillen) waren die einzigen Mikroben von specifischem 
Aussehen, die ihnen in den untersuchten Stühlen sichtbar wurden. 

— Tiere wurden nicht krank, wenn man ihnen die Stuhlentleerungen 

— selbst in Masse — beibrachte; auch dann nicht, wenn ihr Magen 
vorher malträtirt worden war. — Endlich besprechen Vff. in einem 
kurzen Abschnitt ihre „Culturversuche“ wie folgt. „Kleine Partikel- 

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Ebstein, Harnsteine. 


No. 46. 


chen der Stuhlentleerungen pflanzten sie teils auf Kartoffelstückeu, 
teils auf feuchte Leinwand.“ „Auf der Leinwand wurden etwa 50 
verschiedene Culturen gezüchtet, auf den Kartoffeln einige 30 ge¬ 
trennte Pflanzungen; die Züchtung wurde gemacht in einem Ofen 
bei 30—35° C. — Zuerst nach 2 mal 24 Stunden, dann später ent¬ 
nahmen wir den Culturen Präparate. Das Resultat dieser Versuche 
ist, dass die Bacillen vollkommen verschwanden, und nur noch kleine 
Mikrokokken in ungeheurer Vermehrung übrig blieben. Ganz 
selten erscheint in einem Gesichtsfeld überhaupt ein Ba¬ 
cillus, aber wir möchten nicht behaupten, dem Komma¬ 
bacillus ähnliche Individuen in den Culturen gesehen zu 
haben. — Dass bei den Culturversuchen die Bedingungen zur 
Existenz von Mikroben überhaupt vorhanden waren, geht hervor 
aus der Vermehrung der Kokken; dahingestellt müssen wir es aber 
lassen, welche specielle Bedingungen zum vorzugsweisen Wachstum 
der kommaähnlichen Bacillen unserer Fälle erfüllt werden müssten.“ 
(Dies ist doch aus Koch’b Mitteilungen genügend ersichtlich. Ref.) 

Weraich. 


W. Ebstein, Die Natur und Behandlung der Harnsteine. Wiesbaden 
1884. gr. 8°. VIII. u. 306 Ss. 5 Taf.’ 

Im ersten Abschnitt behandelt E. die Naturgeschichte und 
die Untersuchung der Harnsteine. Man kann die Harncon- 
cremente nach 3 Gesichtspunkten einteilen: 1) nach ihren allge¬ 
meinen physikalischen Eigenschaften: Gröfse, Gestalt, Farbe, 
spec. Gewicht, Beschaffenheit der Oberfläche etc.; 2) nach ihrem 
Verhältnis zu den Harnwegen (Nieren-, Blasen-, Urethral¬ 
steine); 3) nach ihren chemischen Eigenschaften: danach sind 
die Steine entweder einfache, d. h. aus nur einem steinbildenden 
Körper bestehend (am häufigsten beim Menschen: Harnsäure-, Urat-, 
Phosphat- und Oxalat-, weit seltener die Cystin-, Xanthin-, endlich 
die aus kohlensaurem Kalk bestehenden Concremente) oder, sehr 
häufig, zusammengesetzte, welche 2 oder mehrere jener Bestand¬ 
teile enthalten. Nach Berücksichtigung einzelner sehr seltener Be¬ 
standteile der Harnsteine, sowie der Harnsteine bei Tieren wird die 
mikroskopische Untersuchung der Dünnschliffe (betreffs 
der Ergebnisse verweisen wir auf das Orig.) und die chemische 
besprochen. In allen Concrementen, auch im Harnsand, findet sich 
ein organisches Gerüst, aus einer durch seine Reactionen den 
Ei weifsstoffen sich anschliefsenden Substanz; dies Gerüst bleibt zu¬ 
rück, wenn man die übrigen Bestandteile der Steine chemisch löst, 
zeigt bei den verschiedenen Kategorien von Steinen bestimmte, im 
Orig, einzusehende Structurverhältnisse, lässt in einzelnen Fällen 
eine Verkieselung erkennen. Den Ursprung dieses organischen 
Gerüstes verlegt E. in erster Reihe in die Nieren. Speciell für 
die Harnsäuresteine statuirt er Beziehungen zu dem harnsauren 
Niereninfarct der Neugeborenen, bei dem er in den Sammel¬ 
röhren des Papiilarteiles, seltener auch in den gewundenen Kanäl¬ 
chen der Rinde gelbe, aus Harnsäure und einem geschichteten eiweifs- 


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No. 46. 


Ebstkin, Harnsteine. 


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artigen Gerüst bestehende kugelige Körper nachgewiesen hat, welche, 
nachdem sie in die ableitenden Hamwege gelangt sind, dort den 
Grundstock für die Entwickelung harnsaurer Steine liefern können. 
Ebenso können die in der Gichtniere sich bildenden, aus abge¬ 
storbenen Eiweifssubstanzen und auskrystallisirten Uraten bestehen¬ 
den Herde, wenn sie an Ort und Stelle wachsen, oder in die Harn¬ 
wege fortgeschwemmt werden und hier liegen bleiben, zu grölseren 
Harnsteinen sich entwickeln, während diese Massen, wenn sie mit 
dem Harn nach aufsen entleert werden, als typischer harnsaurer 
Nierensand imponiren. Auch manche anderen Krankheitszustände 
der Nieren (z. B. die mikroskopischen Concretionen in 
Nierencysten) dürften als Grundlagegen für Harnsteinbildung fun- 
giren. — In relativ reichlichen Fällen wird die organische Grund¬ 
lage för die Harnsteinbildung erst in den Nierenkelchen, dem 
Nierenbecken oder in den tieferen harnableitenden Orga¬ 
nen geschaffen. Unter Verwerfung des specifischen „steinbildenden 
Katarrhes“ (H. Meck kl) nimmt Vf. als häufigste Veranlassung der 
hier zu Stande kommenden Steinbildung einen epithelialen Ka¬ 
tarrh an, der durch die mannigfachsten Ursachen entstehen und 
bis zur vollzogenen Steinbildung fast symptomlos verlaufen kann. 
Auch chronische eitrige Katarrhe, bei denen es zur mangelhaften 
Entleerung der Entzündungsproducte und zur alkalischen Harn- 
gährung gekommen ist, fOhren in seltenen Fällen zur Steinbildung, 
ebenso Nekrotisirungen der Blasenschleimhaut (in Folge 
von Entzündungen oder Neoplasmen). Dagegen haben die in die 
Harnwege gelangten Blutgerinnsel keinen erheblichen Anteil an 
der Concrementbildung. 

Der zweite Abschnitt behandelt die Aetiologie und Patho¬ 
genese der Harnsteine. Fremde Körper in der Blase können 
zu Kernen von Harnsteinen werden, wenn daneben ein entzünd¬ 
licher Process von einer gewissen Intensität in den Harnwegen vor¬ 
handen ist, der das organische Gerüst liefert, sonst kommt keine 
Steinbildung zu Stande, sondern höchstens eine geringfügige Incru- 
station (Ueberrindung) des fremden Körpers. — Welche Harnbe¬ 
standteile, beim Vorhandensein eines organischen Gerüstes, in das 
letztere deponirt werden, das hängt ab erstlich von der Löslichkeit 
der Harnbestandteile *(je unlöslicher, desto leichter beteiligen sie 
sich an der Concrementbildung), ferner aber von dem Stoffwechsel 
des betreffenden Individuums. — Das Wachstum der Harnsteine 
erfolgt teils durch concentrisch-schalige, radialfaserige Apposition, 
teils durch Anlagerung krystallinischer, ungeordneter, wirrer Massen, 
teils durch Combination beider Arten, stets unter Mitbeteiligung or¬ 
ganischer Substanz; sobald diese versiegt, hurt das Wachstum der 
Concremente auf. 

Unter den beim Menschen vorkommenden Steinen sind die 
Harnsäure- und Uratsteine die häufigsten. Für den oben er¬ 
wähnten Einfluss, den der harnsaure Niereninfarct der Neugeborenen 
auf ihre Entstehung hat, spricht das sehr häufige Vorkommen der 
harnsauren Concremente bei Kindern, wobei übrigens zuweilen auch 


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Ebstein, Harnsteine. 


No. 46. 


noch eine gewisse hereditäre Disposition vorhanden ist. Für einen 
Zusammenhang von Gicht und Concrementbildung, welche beide auf 
einer als „harnsaure Diathese“ zu bezeichnenden Stoffwechselano¬ 
malie beruhen, spricht u. A. das Alterniren von Gicht und harn¬ 
sauren Steinen in verschiedenen Generationen derselben Familie. 
Aus einem Ueberblick Ober die geographische Verbreitung der Stein¬ 
krankheit schliefst E., dass das endemische Vorkommen der letzteren 
auf einer angeborenen, oft vererbbaren Krankheitsanlage eben dieser 
“harnsauren Diathese“ beruhe (worunter Vf. eine krankhafte Dispo¬ 
sition versteht, in Folge deren ohne nachweisbare sonstige functio- 
nelle oder organische primäre Stöningen, besonders auch ohne jede 
Atmungsinsufficienz mehr Harnsäure, als in der Norm gebildet wird). 

Steine aus oxalsaurem Kalk kommen in manchen Gegenden 
häufig vor, im Ganzen jedoch weit seltener, als harnsaure Steine; 
Harnsand aus oxalsaurem Kalk ist sehr selten. Uebrigens bildet in 
den Oxalatsteinen der kleesaure Kalk fast nie den einzigen Bestand¬ 
teil. Meistens wird angenommen, dass die Oxalsäure in den Harn¬ 
steinen durch Zersetzung der Harnsäure entstehe. Nach E können 
sich auch primär Oxalatsteine entwickeln (mit einem charakteristi¬ 
schen organischen Gerüst), auf Grund einer „oxalsauren Diathese“, 
welche mit der harnsauren verwandt ist. 

Die seltenen Cystinsteine kommen nur in einzelnen Fällen 
bei der ebenfalls sehr seltenen Cystinurie (von welcher im Ganzen 
63 Fälle publicirt sind) zu Stande. In manchen Fällen von Cystin¬ 
urie resp. Cystinsteinen wurde eine Familiendisposition beobachtet. 

Die Phosphatsteine (aus phosphorsaurem Kalk oder phos¬ 
phorsaurer Ammoniakmagnesia oder aus beiden Salzen bestehend) 
sind seltener, als die harnsauren, dagegen häufiger, als die Oxalat¬ 
steine. Im Gegensatz zu den bisher abgehalten Concrementen ent¬ 
wickelt sich die gröfste Zahl dieser Steine (deren Kern übrigens 
nur relativ selten ebenfalls aus Phosphaten besteht) in der Harn¬ 
blase, und zwar bei mangelhafter Entleerung derselben und bei Ent¬ 
zündung der Schleimhaut (welche letztere das organische Gerüst 
für die Concremente liefert). Solche Momente walten ob bei Cysto- 
cele vaginalis, bei allen Lähmungen der Blasenmuskulatur, bei pri¬ 
mären Blasenentzündungen, Neoplasmen der Blase etc. 

Primäre, lediglich aus kohlensaurem Kalk bestehende Harn¬ 
steine sind beim Menschen äufserst selten; ihre Enstehung ist schwierig 
zu erklären. 

Im dritten Abschnitt werden die Harnsteine vom klini¬ 
schen Standpunkte betrachtet und die (bekannten) Symptome, 
sowie die Folgezustände ausführlich besprochen. 

Was die Beschaffenheit des Harnes bei der Urolithiasis 
betrifft, so lässt weder die Anwesenheit von Blut und Eiter, noch 
die von irgend welchen Sedimenten (Uraten, Oxalaten, Cystin, Phos¬ 
phaten) mit Sicherheit auf die Anwesenheit von Steinen schliefsen. 

Unter den Ausgängen der Steinkrankheit erwähnen wir die 
nicht häufigen spontanen Verkleinerungen und Zerklüftun¬ 
gen der Concremente, teils durch Lösung von der Peripherie her, 


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No.46. Rosenbach, VerschiedeneTast-,Wärme- u. Schmorzempfindung. 823 

teils (bei den harnsauren Steinen) durch centrale Spaltbildung in 
Folge chemischer Veränderung einzelner Schichten bedingt. — Sehr 
unerfreulich sind die Steinrecidive, meist nach unvollständigen 
Steinoperationen zu Stande kommend, aber auch nach vollständig 
gelungenen (sobald Nierensteine nachträglich in die Blase gelangen, 
oder der früher beschriebene Zustand der Blase die erneute Stein- 
bilduug begünstigt). 

Die Therapie ist eine diätetische und medicamentöse. 
Bei harnsaurer Diathese resp. harnsauren Steinen empfiehlt E. 
dnsselbe Regime wie bei Fettleibigkeit. Abweichend von Angaben 
anderer Autoren sah er in einer von ihm veranlassten Untersuchungs¬ 
reihe keine Verminderung der Harnsäureausscheidung durch reich¬ 
liches Wassertrinken und lauwarme Bäder. Auf seine Veranlassung 
hat Jahns Untersuchungen über den Einfluss der gebräulichen Mi¬ 
neral-Wässer auf die Lösung der Harnsäure angestellt, die im 
Orig, einzusehen sind und aus denen E. folgende Schlüsse zieht: 
Bei der medicamentösen Behandlung der harnsauren Steine kann 
sich eine temporäre kurmäfsige Anwendung schwacher kohlensäure- 
reicher Natronwässer nützlich erweisen; die Verminderung der Harn- 
eäureauescheidung bei den betr. Mineralwässern, speciell bei dem 
Karlsbader Brunnen, ist jedoch inconstant; ein intensives und anhal¬ 
tendes alkalisches Regime schliefst Gefahren ein für den Gesammt- 
organismus, sowie für den Magen und die Harnorgane (durch Phos¬ 
phatniederschläge auf die vorhandenen Steine); sicher ist nur die 
mechanische ausschwemmende Wirkung jener Wässer, wahrschein¬ 
lich ist ein günstiger Einfluss auf die erkrankten Harnorgane bei 
vorsichtigem Gebrauch der betreffenden Quellen. 

Aehnliche Vorschriften wie für die harnsaure gelten für die 
oxalsaure Diathese. — Für die Verhütung resp. Behandlung der 
Phosphatsteine ist die sorgfältigste Therapie der veranlassenden 
Blasenkrankheiten erforderlich etc. Perl. 


0. Rosenbach, Ueber die unter physiologischen Verhältnissen zu 
beobachtende Verlangsamung der Leitung vonScltmerzempfindungen 
bei Anwendung von thermischen Reizen. Deutsche med. Wochenschr. 
1884, No. 22. 

Berührt man flüchtig einen erhitzten Gegenstand (von Stein z. B.) 
mit der Zeigefingerkuppe, so hat man im Moment der Berührung 
eine deutliche Tust-, unmittelbar darauf eine Wärme- und erst 
deutlich später eine Schmerzempfindung. Das Zeitintervall kann 
bis zu 2 1 /. 2 Secunden betragen. Berührt man zu stark, so kann 
die Schmerzempfindung sofort eintreten und die anderen Sensationen 
verdecken, berührt man zu kurze Zeit und zu schwach, so kann 
nur die Tastempfindung auftreten. — Es ist dies kein physiologischer, 
sondern ein physikalischer, von den Widerständen, welche den Reiz 
leiten, abhängiger Zustand: von Schicht zu Schicht pflanzt sich der 
Wärmereiz in der Haut fort, gemäfs ihrer Dicke (namentlich der 
Dicke der Epidermis), ihres Gefäfsreichtums etc. Es gilt dies für 


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824 Febe u. Bjnet, Transfert bei Hypnotismus. — Cenas; Ballet, No.46. 

den Wärmereiz nicht allein, sondern auch für die Kälte, für chemische 
Reize und den elektrischen. Das der NAüHYs’schen verlangsamten 
und verdoppelten Schmerzempfindung entsprechende Phänomen des 
2—3 mal hinter einander erfolgenden An- und Abschwellen des 
durch die Wärme hervorgerufenen Schmerzreizes beruht nach R. 
ebenfalls auf einen rein physikalischen Vorgang: die an die Epidermis 
zunächst abgegebenen Wärmemengen entladen sich eben absatzweise, 
mehrfach hinter einander durch die zu dicken und schlecht leitenden 
Deckschichten hindurch. Bernhardt. 


Ch. F6r6 et A. Binet, Note pour servir k l’histoire du transfert 
chez les hypnotiques. Progrös med. 1884, No. 28. 

Mit Hilfe von Magneten gelang es den Vff., bei halbseitig 
kataleptischen Individuen (die andere Seite blieb lethargisch; vergl. 
übrigens über diese Zustände Cbl. 1882, S. 619), diesen Zustand 
auf die andere Seite zu „transferiren*. Diesen Transfert der Hemi- 
lethargie und der Hemikatalepsie war vollkommen, nur blieb das 
Auge der lethargischen Seite offen, das der kataleptischen geschlossen. 
Ebenso liefs sich der durch die bekannten Proceduren einseitig er¬ 
zeugte Hemisomnambulismus durch den Magneten transferiren, und 
desgleichen alle einseitigen Phänomene der drei Stadien, des Hypno¬ 
tismus. Es beweist dieses Factum übrigens nach den Vff, dass es 
sich bei den teilweise ganz des Bewusstseins beraubten, zum Ver¬ 
such dienenden Individuen durchaus nicht um die „Expectant atten¬ 
tion“ der Engländer handeln konnte. Interessant war bei diesen 
Transferterscheinungen das Auftreten uud die mit dem Transfert 
stattfindende Wanderung eines fixen Schmerzes am Schädel (douleur 
de transfert), entsprechend in seiner Lage den Bezirken der Hirn¬ 
rinde, welche den betreffenden Functionen vorstehend gedacht wer¬ 
den (z. B. bei Stellungen der nnteren Extremität oben am Scheitel, 
entsprechend einem höchsten Punkt am Sulcus Rolando etc.) Der 
Transfert von Geschmacks- und Geruchshallucinationen erzeugte 
einen lebhaften Schmerz oberhalb der Crista occip. externa. — 
Weitere Mitteilungen werden in Aussicht gestellt. Bernhardt. 


1) L. C£nas, Troubles nerveux complexes des extr^mitös cons^cu- 
tifs k une blessure du nerf cubital. Revue de M6d. 1884, No. 6. — 
2) G. Ballet, Accidents cons^cutifs k la compression habituelle 
du cubital, chez un ouvrier employ^ k ouvrager le verre. Ebenda. 

1) Nach einer den rechten N. ulnaris schädigenden Schussver¬ 
letzung hatte sich bei einem 39jährigen Mann eine Summe von 
nervösen, nicht nur das Ulnarisgebiet allein betheiligender Störungen 
eingefunden (Lähmungszustände und Atrophien auch im Radial- 
und Medianusgebiet). Aber auch die ganz unbeteiligte linke obere 
Extremität zeigte in partiellen Atrophien der Handmuskeln und an¬ 
ästhetischen Zuständen, in eigentümlicher Weise auch im Auftreten 
von Contracturzuständen der Palmaraponeurose trophische Läsionen, 
die den Vf, zum Schlüsse drängen, dass ein aufsteigender neuriti- 


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No. 46 Affection d.N. ulnaris. - Leichtenstbrn , Kali chloric.-Vergiftung. 8'25 

scher Process vom rechten N. ulnaris aus im Rückenmark sich auch 
quer von der ursprünglich nur rechts afficirten Seite nach links hin 
im Querschnitt ausgebreitet habe. 

2) Ein Glasarbeiter, welcher bei seinen Verrichtungen den 
rechten Ellenbogen zwischen dem Cond. int. und Olecranon täglich 
Jahre hindurch einem nicht unbedeutenden Druck ausgesetzt hatte, 
klagte über folgende Symptome: Eingeschlafensein der beiden letzten 
Finger der Hand, ein Gefühl, das sich häufig auf die ganze rechte 
obere Extremität ausbreitete, wenn Patient darauf lag: Schmerz an 
der Innenseite des rechten Vorderarms. — Die Ab- und Adduc- 
tionsbewegungen der Finger waren behindert, Extensions- undFlexions- 
bewegungen unversehrt, der M. adductor poll. atrophisch; Sensibili¬ 
tät intact. — Ruhe, elektrische Behandlung sind die besten Heil¬ 
mittel. Auf diese „professionellen “ Paresen im Ulnargebiet ist be¬ 
sonders von Leudkt (aus Rouen) aufmerksam gemacht worden. 

Bernhardt. 


Leichtenstern , Kali chloricum-Vergiftung. Allg. ärztl. Verein in Cöln. 

Jahresber. 1882—83 u. Deutsche med. Wochenschr. 1884. 

Der Fall betraf einen kräftigen Mann, bei welchem 6 Stunden 
nach dem Verschlucken von 75,0 Grm. Kali chloricum unter den 
bekannten Erscheinungen der Tod eingetreten war. Aus dem Er¬ 
gebnis der mikroskopischen Untersuchung der stark vergrößerten, 
dunkel braunroten Nieren ist besonders hervorzuheben eine enorme 
Blutfüllung des Gefäßsystems, besonders der Capillaren, sowie das 
Verhalten der Harnkanälchen. Dieselben waren vollgepfropft teils 
mit trüben, braunroten, körnigen, teils mit glänzenden, grobkörnigen 
oder scholligen, muschelartig oder wolkenförmig aufeinander ge¬ 
ballten Massen. Jedoch erstreckten sich diese Anhäufungen haupt¬ 
sächlich auf die Sammelröhren, während der größere Teil der 
Tubuli contorti frei von solchen Massen war. Hyaline Cylinder 
fehlten gänzlich. Die mit hellen, scharf conturirten Kernen ver¬ 
sehenen Epithelzellen der gewundenen Harnkanälchen waren braun 
tingirt, teils hell, teils dunkel oder schmutzig braun, teils homogen 
gefärbt, teils mit feinkörnigen braunen Massen gefüllt. 

Auf Grund dieses Befundes hält L. es für wahrscheinlich, dass 
das durch die Rindencapillaren austretende, gelöste Hämoglobin 
oder Methsemoglobin von den Epithelien aufgenommen und in das 
Lumen der Harnkanälchen abgegeben wird, wo dasselbe einer wei¬ 
teren Veränderung anheimfällt. Durch den von den Glomerulis 
her nachsinkenden Wasserstrom werden die durch Wasserresorption 
eingedickten Massen bis in die Sammelröhren vorgeschoben, um 
dort ahgelagert zu bleiben, wenn bei schwächer werdender Herzkraft 
der Secretionsdruck nicht mehr im Stande ist, die Massen weiter 
zu spülen. 

Hinsichtlich der Todesursache bei Kali chloricum-Vergiftung 
unterscheidet L. die peracuten, nach sehr 'großen Dosen schnell 
letal endenden und die chronischen oder subacuten Fälle. — Bei 
ersteren handelt es sich, nach L.j lediglich um eine Kaliwirkung, 


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826 


Nobilino, Befände bei erstickten Neugeborenen. 


No. 46. 


der Tod tritt durch Herzlähmung ein, ehe sich die Folgen des Blut¬ 
körperchenzerfalles und der Nierenverstopfung geltend machen 
können. Bei den chronischen Fällen dagegen spielen, neben der 
Kaliwirkung auf das Herz, die Ablagerungen der Blutkörperchen- 
zerfallsproducte in den Nieren eine wichtige Rolle. Bei der durch 
die Kaliwirkung geschwächten Herztätigkeit vermag der verminderte 
Secretionsdruck die Widerstände in den Nieren nicht zu flber- 
winden; es tritt Anurie und in ihrem Gefolge Uraemie auf, an 
welchen die Kranken zu Grunde gehen. Dies erklärt, nach L., 
auch die Beobachtung, dass unter gewissen Umständen, wenn näm¬ 
lich das Herz schon in seiner Leistungsfähigkeit geschwächt ist, 
wie z. B. bei Diphtherie, relativ kleine Dosen, die für gewöhnlich 
unschädlich sind, deletäre Wirkungen äufsern. 

Im Anschluss hieran berichtet L. über einen Vergiftungsfall, 
welcher nach dem Bestehen einer 7tägigen, completen Anurie in 
Genesung endete. Der zuerst wieder spärlich auftretende Urin war 
dunkel, enthielt mäfsig Eiweifs und zahlreiche braunkörnige Sedi¬ 
mente. Die Urinsecretion hob sich schnell. Auf das Stadium der 
Anurie folgte Polyurie und nach wenigen Tagen war Pat. voll¬ 
ständig wieder hergestellt. Eine Erklärung dieses Falles im Sinne 
L.’s ergiebt sich aus dem Mitgeteilten von selbst. 

Für die Behandlung einer Kaliumchloratvergiftung empfiehlt L. 
Reizmittel für das Herz, unter Umständen bei chronischen Fällen 
vorsichtige Versuche mit Digitalis und anderen Diureticis. 

Langgaard. 

Alfr. Nobiling, Der pathologisch-anatomische Befund bei dem Er¬ 
stickungstode der Neugeborenen und seine Verwertung in gericht- 
lich-medicinischer Beziehung. Aerztl. Int.-Bl. 1884, No. 38 — 40. 

Das Material für diese Arbeit lieferten Sectionen der Leichen 
von 173 neugeborenen, reifen, wohl entwickelten oder wenigstens 
der Reife sehr nahe stehenden Rindern, 138 totfaul ausgestofsenen 
Früchten aus dem 7.—9. Monate und 142 Föten vom Ende des 4. 
bis zum Ausgange des 7. Monats, welche zum gröfsten Teil lebend 
geboren, aber nach wenigen Minuten bis einigen Stunden verstor¬ 
ben waren; die überwiegend gröfste Zahl der Leichen stammte aus 
der Münchener Universitäts-Entbindungs-Klinik und Poliklinik. Be¬ 
sonders erwähnenswert sind die Befunde in der Nasenhöhle und am 
Auge. Erstere macht sich Vf. durch ein einfaches Verfahren bei . 
der Section zugänglich: nach Entfernung der Zunge mit Kehlkopf 
und Schlund und Durchschneidung des die beiden Unterkieferhälftten 
median verbindenden Knorpellagers wird durch je einen auf beiden 
Seiten des Nasenseptums parallel durch den harten Gaumen ge¬ 
führten und mit einem durch die knöcherne und knorpelige Scheide¬ 
wand gelegten Horizontalschnitt der Boden der Nasenhöhle entfernt. 
Fa6t ausnahmslos bemerkt man dann eine intensive Rötung der 
Schleimhaut-Auskleidung der Nase; gewöhnlich zeigt sich die 
Schleimhaut, besonders an den Muscheln, erheblich geschwollen, mit 
bis über hanfkorngrofsen Blutaustritten. Solche Ekchymosen können 


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No. 46. 


Kuhb. 


Kosskl. 


827 


sich auch in der Schleimhaut der Tuba, der Choanen bie herab in 
den Pharynx vorfinden; hat der Erstickungsvorgang längere Dauer 
beansprucht, so kann Zerreifsung der Venen an den Choanen er¬ 
folgen, das Blut sich die Nasenhöhle und den Nasenrachenraum er- 
giefsen und sogar in die Lungenalveolen aspirirt werden. 

Am Auge ist zunächst der Befund in den Muskeln zu erwäh¬ 
nen: man begegnet Blutergössen zwischen die Bündel in der Längs¬ 
achse des Muskels; diese Extravasate sind mohnkopf- bis linsengrofs, 
doch können sie in der Art zusammenfiiefsen, dass die hintere 
Hälfte des Augapfsls von einer halbkugelförmigen Bluthölse um¬ 
geben ist. An den Bindehautplatten gewahrt das bewaffnete Auge 
eine strotzende Fölle der Blutgefälse, mitunter auch Blutungen in 
der Conjunctiva bulbi. Auch die Gefäfse der Aderhaut sind über- 
föllt, manchmal zerrissen. Der Hauptsitz von Blntaustritten ist die 
Netzhaut; die Eintrittsstelle des Sehnerven und der gelbe Fleck 
bleiben von den Hämorrhagien verschont; um jene zu erkennen, 
muss man die Netzhaut bei schwacher Vergröfserung besichtigen 
und feine, in verlicaler Richtung durch die Bulbuswand gelegte 
Schnitte untersuchen; die Netzhaut erscheint dann durch die Blut¬ 
ergüsse gleichsam bucklig emporgetreten. — Die übrigen Augen¬ 
teile bleiben dabei unbeteiligt. 

In ähnlicher Weise sind aber namentlich Mittelohr und inneres 
Ohr Sitz von kleinen Blutherden. Falk. 


Fr. Kühe, Ueber den Einfluss der Wärme und Kälte auf ver¬ 
schiedene irritable Gewebe warm- nnd kaltblütiger Tiere. Diss. 
Bern 1884. 

Die Frage über den Einfluss von Kälte und Wärme auf motorische und sensible 
Nerven der Warmblüter ist ebensowenig erledigt, als die Frage über den Einfluss von 
Wärme und Kälte auf die Iris der Kaltblüter. Erneute Untersuchungen beider Fragen 
nach verbesserten Methoden erlauben folgende Sätze aufzustellen: 

1) Kälte ist ein Reiz sowohl für sensible Nerven der Warmblüter, als für mo¬ 
torische (mögen letztere an quergestreifte oder an glatte Muskelfasern herantreten), 
Wärme aber ist ein Reiz — vorzüglich für sensible Nerven. 

2) Erwärmung der Iris von 0* 0. bis zu einem bestimmten höheren Grade — 

beim Frosch bis etwa 40°, bei der Kröte bis 10 und beim Aal bis ca. 7° C. — 
bewirkt stets entsprechende Verengung der Pupille, weiteres Erwärmen oder Abkühlen 
vom charakteristischen Punkte an hat eine nachträgliche Erweiterung zur Folge. Be¬ 
merkenswerter Weise schlägt die Erweiterung der Froscbiris wieder in eine Verengung 
am, sobald das exstirpirte Auge unter -f-12° C. abgekühlt wird; am nicht exstirpir- 
ten Auge tritt diese Erscheinung nur in Gegenwart des Lichtes oder nach Zerstörung 
des Centralnervensystems auf. _ Rechteamer. 


A. Kossel, Ueber einen peptonartigen Bestandteil des Zellkerns. 
Ztschr. f. phys. Chemie VIII. S. 511. 

Löst man die durch Senkung isolirten roten Blutkörperchen des Vogelblutes (Gans) 
in Wasser bei Gegenwart von Aether, so bleibt eine lockere, flockige Masse zurück, 
die, vom Blutfarbstoff durch Auswaschen befreit, hauptsächlich aus den Zellkernen 
besteht und reichlich Nuclein enthält. Auf Zusatz von verdünnter Säure geht ein 
Stoff in Lösung, der zur Gruppe der Albumosen (Kühnb) gehört. Für diese durch 
Einwirkung der Säure gebildete oder aus einer Verbindung in Freiheit gesetzte Substanz 
schlägt Vf. den Namen * Qiston * vor; sie ist fällbar durch Essigsäure -j~ Ferrocyau- 


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828 


HoRBACZRWSKI. — SCHUCHARDT. — PARKER. 


No. 46. 


kalium, durch Uebersättigen mit Steinsalz (auch in neutraler Lösung), durch Salpeter¬ 
säure (Niederschlag löst sich beim Erwärmen und erscheint beim Erkalten wieder); 
die Alkoholfällung ist in Wasser vollkommen löslich; die Fällung durch Natronlauge 
löst sich im Ueberschuss wieder auf. Das Histon giebt die Peptonreaction und bildet 
beim Erhitzen mit Wasser Leucin und Tyrosin. Durch Zusatz von wenig Ammoniak 
zu der neutralen, salzfreien wässerigen Lösung wird das Histon vollständig in eine 
unlösliche, den coagulirten Eiweifsstoffen ähnliche Substanz umgewändelt. Die Analyse 
ergab für das Histon 50,67 C, 6,99 H, 17,93 N, 0,5 S; für den durch Ammoniak 
umgewandelten Körper 52,31 G, 7,09 H, 18,28 N. Das Histon wird also beim 
Uebergang in den coagulirten Eiweifskörper reicher an C und N, ähnlich wie dies 
Vf. früher bei Vergleichung der Producte der Pepsin Verdauung mit den ursprünglichen 
Eiweifskörpern gefunden hat. j. Munk. 


J. Horbaczewski, Beiträge zur Lehre von der Ursemie. Wiener 
rned. Jahrb. 1883, S. 389. 

H. hat die von Feltz und Ritter, sowie die von Astaschbwsky ausgesprochene 
Ansicht, dass die Ursemie durch eine Anhäufung von Kalisalzen im Blute bedingt sei, 
an 3 Fällen von Eklampsie und 2 Fällen von Ursemie geprüft. Es wurde bestimmt: 
Gesammtasche des Blutes, in Wasser löslichen und unlöslichen Anteil, Kali und 
Natron. 1000 Grm. Blut enthielten: 



Eklampsie 

Urcemie 

| Normales 
j Blut nach 



2. 

3. ' 

5. 

6. 

j Jarisch. 

Gesammtasche 
Kali. 

9,007 

2,070 

2,290 

8,811 

2,080 

2,163 

9,100 

2,036 

2,438 

9,166 

8,885 

2,080 

2,430 

8,9-9,3 

2.2— 2,5 

2.3- 2,4 

Natron. 

_ 




Die Gesammtaschenmenge fällt also innerhalb der normalen Grenzen, das Kali 
ist eher vermindert; das Ergebniss widerspricht also der erwähnten Theorie. 

E. 8alkowski. 


B. Schuchardt, Ueber die Vergröfserung der männlichen Brüste. 
Arch. f. klin. Chir. XXXI. S. 59. 

Sch. unterscheidet bei eingehender Benutzung der einschlägigen Literatur die 
Mammillargeschwulst und die Fettbrust von der eigentlichen „Gynsecomastie“. Be¬ 
merkenswert sind einige historische Schlussnotizen, betreffend die Beschreibung der qu. 
Anomalie durch Paulus Aeoiheta. Dieser (wie nach ihm die Araber Haly Abras 
und Abul Casim) gab bereits ein Operationsverfahren durch halbmondförmigen Doppel¬ 
schnitt an, während die spätere Chirurgie, insbesondere Fabricius ab Aquapendsktb 
die Operation zur Entfernung der grofsen Männerbrüste verwirft und dafür das Auf¬ 
legen eines in mineralisches Wasser oder Kalklauge getauchten Schwammes empfiehlt. 

P. Güterbook. 


Rushton Parker, Account of a large tumour, composed of fat, 
cartilage, bone and blood; with remarks on teratomata and the 
congenital origin of growths. Liverpool med. - chir. J. 1883, No. 5, 
July. 

Die kolossale, die obere Hälfte des linken Oberschenkels nebst der entsprechenden 
angrenzenden Partie des Bauches einnehmende Geschwulst, welche abgekapselt und 
durch eine Art Stiel in Zusammenhang mit dem Bindegewebe zu sein schien, bestand 
in ihrem unteren Abschnitt aus einer grofsen mit meist geronnenem, zum Teil auoh 
bräunlich verfärbtem Blute gefüllten Cyste. Die übrige, zwar geringere, aber nicht 
unbeträchtliche Masse des im Ganzen 87 b Pfd. schweren Tumors bildete ein Gemisch 


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No. 46. 


Walkkr. — Macdouoall. — v. Jaksch. — Hampeln. 


829 


▼on Bindegewebe. Fett, Knorpel and Knochen. Die 54 jährige Patientin, welche den 
Ursprung des Auswuchses zu ihrem ersten vor 20 Jahren überstandenen Wochenbette 
in Beziehung brachte, überlebte die mit grofsem Blutverluste verbundene Operation 
der Geschwulst nur wenige Stunden. P. GOterbock. 


F. Walker, Excision of the tongue. Liverpool med.-chir. J. 1883, 
No. 5, July. 

Behufs besserer Zugänglichkeit der Mundhöhle zur Totalexcision der krebsig er¬ 
krankten Zunge macht Vf. einen von Kieferwinkel zu Kieferwinkel längs dem Kiefer¬ 
rande verlaufenden Einschnitt, durch den ein etwa V förmiger Lappen mit abgerun¬ 
deter Spitze entsteht. Dieser Lappen wird dann abpräparirt und vom Mundboden 
aus eine mit der Ecraseurkette bewaffnete Nadel durch die Wurzel der Zunge erst 
auf der einen und dann auf der anderen Seite herumgeführt und schliefslich durch 
einige Messerzüge die Trennung am Zungengrunde vollbracht. Der Stumpf wird 
hierauf am Kiefer befestigt und der Lappen mit seiner Spitze wieder festgenaht, wah¬ 
rend die Seiten zur Drainage offen bleiben. Zu bemerken ist, dass die erste — 
gröfsere — Hälfte der Operation in Narkose ausgeführt werden kann; erst bei der 
blutigen Durchschneidung der Adhäsionen der Zunge am Mundboden ist dieselbe nicht 
mehr zul&ssig. — In einem einschlägigen ausführlichst berichteten Falle entstand im 
Uebrigen eine vorübergehende Störung der Encheirese dadurch, dass die Ecraseurkette 
riss. Verlauf und Nachbehandlung boten im Weiteren aber nichts Besonderes. 

P. QQterbock. 


Maedougall, The influence of acute otitis media on the respiration. 
Edinb. raed. J. 1884, Sept. 

M. beobachtete bei einem 20jährigen anaemischen Mädchen im Verlaufe einer 
acuten Otitis media hochgradige Steigerung der Respiration (bis zu 60 in der Minute). 
Dabei war die Temperatur wenig erhöht; 38,3° C. (101° F.). Die Pulsfrequenz stieg 
nicht Über 92 (meist nur 76—88). Kein Husten. Die Untersuchung der Brustorgane 
ergab keine Abnormität. Einige Tage nach Eintritt der Perforation des Trommelfelles 
wurden Temperatur und Puls normal, die Respirationsfrequenz verminderte sich erst 
einige Tage sp&ter allmählich und betrug bei Entlassung der Patientin noch immer 
32 in der Minute. — M. hält es für das Wahrscheinlichste, dass die Steigerung der 
Respiration auf reflectorischem Wege: durch Uebertragung eines Reizes vom Pauken¬ 
höhlenaste des N. glossopharyngeus auf den N. vagus zu Stande gekommen sei. 

Schwabacb. 


R. V. Jaksch, Ueber Propeptonurie. Zeitschr. f. klin. Med. VIII. 

S. 216. 

Propepton (Hemialbumose) im Harn hat Vf. unter mehreren Hundert daraufhin 
untersuchten acuten und chronischen Krankheitsfällen nur ein einziges Mal gefunden 
und zwar bei einem Kranken mit Lungen- und Darmtuberculose. (Vgl. dagegen Cbl. 
1882, S. 442 und 1883, 8. 925.) Bis jetzt gestatten die vorliegenden Beobachtungen 
keinen Schluss darauf, unter welchen pathologischen Verhältnissen jener Eiweifskörper 
im Harn auftritt. Perl. 


P. Hampeln, Zur Symptomatologie occulter visceraler Carcinome. 
Ztschr. f. klin. Med. VIII. S. 221. 

H. hebt die Wichtigkeit des Marasmus für die Diagnose verborgener Carcinome 
hervor, der bald dem senilen oder Involutionsmarasmus, bald dem bei perniciöser 
Anämie gleichen kann. Die zur Stütze mitgeteilten Krankengeschichten betreffen: 

1) Falle, in denen wegen des Marasmus, der als einziges Krankheitssymptom auffallend 
mit dem Alter des Patienten contrastirte, die Diagnose eines Carcinoms gestellt wurde; 

2) Falle, in denen trotz des Marasmus bei alten Leuten die Diagnose eines Carcinoms 
nicht gestellt wurde, da das Siechtum als Marasmus senitis gedeutet wurde; solche 
Falle liefern das grtfste Contingent zu den scheinbar latenten Carcinomen; 3) Falle, 
in denen Erkrankungen (Lungenschwindsucht, Anaemia perniciosa, Anaemia splenica) 
ein Carcinom vortauschten oder durch dasselbe vorgetauscht wurden. — In 2 Fallen 


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830 Tschrrm>ff. - Bau,. - Wihlksworth u. Bickkrtok. - Krönio. No. 46. 


von visceralen Carcinomen hat H. ein intermittirendes, lediglich auf das Carcioom 
zu beziehendes Fieber beobachtet, das unter Umständen efne Malaria~Interraitteos Vor¬ 
täuschen kann, sich von letzterer aber durch den Mangel eines regelmäfcigen Fieber¬ 
typus, eines Milztumors und eines Herpes unterscheidet. Perl. 


W. E. TschernofF, Ueber sogenannte Fettdiarrhöe der Kinder 
nach Prof. Dkmmk und Dr. Biedert. Jahrb.f. Kinderheilk. N. F. XXII. 
S. 1. 

Fettdiarrhöe im Sinne Dmafs's und Bikdbet*s (Cbl. 1883, S. 803) giebt es nicht, 
d. h. es giebt keine besondere Darmerkrankung, deren Wesen in der geringeren Auf¬ 
nahme und stärkeren Ausgabe von Fett besteht. Alle Darmerkrankungen, namentlich 
die mit Temperaturerhöhung verbundenen, liefern einen das Normale bedeutend über¬ 
steigenden Fettgehalt der Fäcen dar. Dies gilt nicht nur von Kindern, sondern auch 
von Erwachsenen. T. hat nachgewiesen, dass in fieberhaften Krankheiten die Menge des 
durch .die Fäces entleerten Fettes in umgekehrtem Verhältnisse zu dem durch den 
Verdauungsapparat weniger aufgenommenen stehe. So nehmen z. B. fiebernde Er¬ 
wachsene aus Kuhmilch 7,2 pCt. weniger auf, als nicht fiebernde; ihre Fäces ent¬ 
halten dagegen 14 pCt. mehr Fett. Bei Kindern ist das Verhältniss von 10 pCt. za 
18,6—19 pCt 

Die Menge des in den dargereichten Speisen enthaltenen Fettes ist für diese Er¬ 
scheinungen ganz irrelevant und es ist durchaus nicht nötig, bei reichlicher Fett¬ 
entleerung den Kindern eine gar zu fettarme Nahrung zu reichen; letztere muss nur 
so beschaffen sein, dass sie von dem Dannkanal des erkrankten Kindes überhaupt 
vertragen und verdaut werden kann. Die vermehrte Fettentleerung hängt ebensowohl 
von der verminderten Absonderung der Galle und des pankreatischen Saftes, als auch 
von der geringeren Aufsaugungsfähigkeit der Schleimhaut ab. L. Rosenthai. 

Ball, De la folie gemellaire ou ali^nation mentale chez les jumeaux. 
L’ßncephale 1884, Ko. 4. 

Interessante Beobachtung der gleichen Geisteskrankheit bei Zwillingsgeschwistern. 
Der Vater ist am Schlaganfall zu Grunde gegangen. Beide Schwestern, körperlich 
und geistig gut entwickelt, erkrankten innerhalb 4 Tagen an maniakalischer Exaltation, 
mit intensiven Hallucinationen des Gesichts und des Gehörs, mit GröfsenWahnvor¬ 
stellungen. Im ganzen Krankheitsverlauf tritt eine überraschende Aeholichkeit zu 
Tage, so dass man an eine vollkommene Uebereinstimmung der cerebralen Functionen 
denken möchte. — Ara Schlüsse der Arbeit teilt Vf. einige hierher gehörige Fälle 
aus der Literatur mit Siemerling. 

"Wiglesworfh and Bickerton, On the condition of the fundus 
oculi in insane individuals. Brain 1884 XXV., April and XXVI. July. 

Vff. teilen den Befund von 313 Augenspiegeluntersuchungen bei Geisteskranken 
mit. Unter ihnen waren 66 mit Paralysis progressiva, 247 mit anderen psychischen 
Störungen. Nur in 43 Fällen fanden sich Veränderungen am Augenhintergrunde, 
Die Schlüsse, zu welchen die Vff. gelangen, sind ungefähr folgende: Veränderungen 
am Augenhintergrunde bei Geisteskranken (mit Ausnahme der Paralysis progressiva) 
sind sehr selten. Ein Zusammenhang zwischen dem Augenspiegelbefund und dem 
psychischen Verhalten des Patienten existirt nicht. Auch bei der Paralyse sind Ab¬ 
normitäten am Augenhintergrunde selten. Die Veränderungen, welche hier Vorkommen, 
charakterisiren siel» als leichte Neuritis und Atrophie. — Pathologisch-anatomisch be¬ 
gründet sind diese Krankheitsprocesse in einer Wucherung des interstitiellen Binde¬ 
gewebes und daraus resultirender Atrophie der nervösen Elemente. Bei der primären 
Atrophie findet das Umgekehrte statt: erst Schwund der Nervenfasern und dann 
Wucherung des Bindegewebes. Siemerling. 


Krönig, Ein Fall von Encephalopathia saturnina mit generalisirter 
Bleilähmung. Charite-Ann. IX. 0884), S. 154. 

Ein 24jähriger Schuhmacher, welcher bereits 4 Mal an heftigen Anfällen von 
Bleikolik mit Erbrechen und Stuhlverstopfung erkrankt war, suchte bei einem fünften 


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No. 46. 


Horslky. — Dornig. — Barthglkmy. 


831 


derartigen Anfall die Aufnahme in der Charite. Er bot die ausgesprochenen Symptome 
chronischer Blei-Intoxication. In Kurzem bildete sich ein Status epilepticns aus mit 
Delirien und Somnolenz; zu gleicher Zeit entwickelten sich nach einander innerhalb 
5 Tagen: totale Parese beider unteren Extremitäten mit Fehlen der Kniephänomene, 
lähmungsartige Schwäche des linken Deltoides neben Parese der Streckmusculatnr des 
linken Vorderarms bei Freibleiben säramtlicher Beuger, sowie des Triceps. Nach Ab¬ 
lauf des Status epilepticus allmähliche Rückbildung der Lähmungen, welche sämmtlich 
bis anf eine Schwäche der Extensoren des rechten Vorderarmes, vollkommen wieder 
verschwanden. Siemerling. 


Y. Horsley, Case of occipital encephalocele in which a correct 
diagnosi8 was obtained by means of the induced carrent. Brain 
1884 XXVI., S. 228. 

H. giebt die ausführliche Schilderung eines Falles von Encephalocele bei einem 
Knaben. Der sackartige Tumor safs in der Hinterhauptgegend, hatte ca. 12V a Zoll 
Durchmesser. Somatisch war aufser einer beständigen Starre der Flexorengruppe des 
linken Vorderarmes bei dem Kinde sonst Nichts zu bemerken. Bei Druck auf die 
Geschwulst stellten sich allgemeine klonisch-tonische Krämpfe, hauptsächlich auf der 
linken Seite ein. Faradisation in horizontaler Richtung durch den Tumor hatte keinen 
Erfolg; bei verticaler Stromesrichtung dagegen erfolgte eine plötzliche conjugirte De¬ 
viation beider Augen nach der gereizten Seite. Nach Fortnahme der Elektroden 
kehrten die Auge ruckweise in ihre frühere Stellung zurück. Vf. schliefst aus diesem 
Experiment, dass es sich um die vorgefallenen Vierhügel handelt. Bei einer nachher 
unternommenen Operation ging das Kind zu Grunde. — Die Section bestätigte die 
Annahme. Siemerling. 


J* Dornig, Ein Fall von gummöser Augenlid-Affection. Viertel- 
jahrsschr. f. Demi. u. Syph. 1883, S. 572. 

Ein 3S Jahre alter Tagelöhner, der übrigens jede venerische Infection leugnete, 
kam in's Krankenhaus mit einer Anzahl von unzweifelhaft specifischen durch gummösen 
Zerfall bedingten Hautgeschwüren. Ferner ist am rechten unteren Augenlid die Lidhaut 
in ihrer ganzen Ausdehnung vom äufseren bis zum inneren Augenwinkel von einem 
bis an den Lidrand reichenden lebhaft gJanulirenden, stark eiternden Geschwüre oc- 
cupirt, welches infiltrirte nach innen steil abfallende Ränder zeigt und am Canthus 
interuus bereits zu einem tiefen Substanzverluste geführt hat. Vom Canthus externus 
sendet das Geschwür einen einen kurzen Fortsatz nach abwärts auf die Wangenhaut. 
Das Lid ist ectropionirt und seiner Cilien vollständig beraubt, die Conjunctiva intensiv 
gerötet und gewulstet. Unter localer Behandlung mit Jodoform und Darreichung von 
Jodkalium besserten sich die Erscheinungen und bereits am 17. Tage nach der Auf¬ 
nahme war das Lidgeschwür verheilt. Es zog sich jetzt längs des Lidrandes vom 
äufseren zum inneren Augenwinkel ein über 1 Mm. dicker derber, weifser narbiger 
Strang hin, welcher nahe am inneren Augenwinkel eine seichte Einkerbung zeigt. 
Das Ganze macht den Eindruck, als ob der Cilienboden durch einen operativen Eingriff 
abgetragen wäre. Das Lid ist in geringem Grade ectropionirt. Lewinski. 


Barthälemy, Syphilis h^r^ditaire tardive. L^sions du foie. Arch. 
gen. de raed. 1884, Mai, S. 513, Jain, S. 674. 

B. kommt auf der Unterlage einer literarischen Zusammenstellung zu dem Schluss, 
dass die Syphilis hered. tard., ebenso wie die acquirirte Syphilis, 4 verschiedene Leber- 
Affectionen zu produciren vermag, nämlich: 1) eine congestive Form; 2) die inter¬ 
stitielle Entzündung (Cirrhose plutöt hypertrophique qu’atrophique); 3) die gummöse 
Form und 4) die amyloide Degeneration. Diese Läsionen sind häufiger, als man 
glanben sollte, namentlich wenn man bedenkt, dass die hereditäre Syphilis nur eine 
geringe Zahl von Kranken am Leben lässt. Nach der Meinung B.'s ist es notwendig, 
bei jedem Fall von Leberaffection mit zweifelhafter Aetiologie nicht nur der frühesten 
Jagend, sondern auch des späteren Kindesalters an die Möglichkeit einer hereditär¬ 
syphilitischen Affection zu denken, umsomehr als dies für die Therapie von grofser 
Bedeutung ist. Lewinski. 


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832 


Crede u. Weber. 


Henrichsen. — NßlSSKR. 


No. 46. 


Cred6 und Weber, Die Behandlung des Nabels des Neugeborenen. 

Arch. f. Gyn. XXIII. S. 65. 

Vff. prüfen zunächst die verschiedenen Methoden der Unterbindung der Nabel¬ 
schnur und kommen zu dem Resultat, dass das von Budin angegebene Verfahren der 
Unterbindung mit Kautschukschnürchen das beste und sicherste ist. Es wird das 
Kautschukbändchen oder Drainrohr mit seinen beiden Enden an einander und auf die 
entstandene einfache Schlinge die Nabelschnur gelegt; dann werden die beiden Enden 
durch die Schlinge mit der dazwischen liegenden Nabelschnur gezogen und die Enden 
nun nach einander entgegengesetzter Richtung ein halbes Mal um den Nabelstrang 
herumgeführt und festgeknotet. (Auffallend ist das von den Vff. erwähnte so häufige 
Vorkommen von Blutungen nach Unterbindung mit leinenen Bändchen. Ref. kann 
nach seinen Erfahrungen als Assistent der hiesigen Frauenklinik, in der die Versorgung 
der Nabelschnur in gleicher Weise erfolgte, nur sagen, dass Nabelschnurblutungen 
äufserst selten vorkamen.) — Der Nabelschnurrest soll trocken behandelt, mit ein¬ 
facher entfetteter Watte bedeckt und dieselbe täglich nach dem Bade erneuert werden. 
Watte'wird den Leinwandstückchen deshalb vorgezogen, weil sie die zum Nabelstrang 
hinzutretende Luft durch Filtration von etwaigen Fäulnisserregern befreit und das 
Hin- und Hergleiten des Strangrestes unter der Nabelbinde, sowie die dadurch be¬ 
dingten Zerrungen besser verhütet Die von Dohbn und Sängrr empfohlenen anti- 
septischen Occlusivverbände werden verworfen. w. Schülein. 


K. Henrichsen, Strictur des Scheidengewölbes, bewirkt durch 
Krampf des Musculus levator ani. Arch. f. Gyn. XXIII. S. 59. 

H. erhob bei einer Unterleibskranken folgenden Befund: Am unteren Teil der 
Vagina constatirte er eine ca. 3 Ctm. breite, ringförmige Einschnürung, durch die 
der untersuchende Finger nur mit grofser Anstrengung und vielen Schmerzen von 
Seiten der Kranken eindringen konnte. In der Vagina konnte die zweite und dritte 
Fingerphalanx bequem bewegt werden und hoher herauf fand sich eine zweite Ein¬ 
schnürung der Vagina im oberen Teil derselben unmittelbar vor der Portio. Es wurde 
linksseitige chronische Oophoritis constatirt. Der Vaginismus, sowie die Strictur im 
oberen Scheidenteil, ersterer bedingt durch Krampf des Constrictor cunni, letztere 
durch einen solchen des Levator ani, verschwand sofort, als H., um genauer den 
Befund festzustellen, per rectum untersuchte. — H. glaubt, dass dieser Krampf des 
Levator ani auch einen Penis captivus hervorrufen kann. Die Glans wird hinter der 
Eichelkrone umfasst und der dazukommende Vaginismus presst die Wurzel des Penis 
zusammen und vermehrt dadurch die Blutstauung in den Corpora cavernosa. Als 
Mittel dagegen empfiehlt er die Einführung des Fingers in’s Rectum, wodurch eine 
Erschlaffung des Musculus sphincter ani und des Constrictor cunni, welche in engem 
Zusammenhänge stehen, und ebenso des Levator ani, dessen mittlere Fasern sich mit 
dem Sphincter ani externus verweben, bewirkt wird. w. Schn;«in. 


A. Neisser, Ueber Jodoform-Exantheme. Deutsche med. Wochenschr. 
1884, No. 30. 

N. beschreibt das Auftreten einer sehr acut sich entwickelnden, erythematösen 
und klein-vesicufösen Dermatitis nach externer Jodoformanwendung. Wenige Stunden 
nach der Application des Mittels entwickelt sich um die behandelte Stelle unter 
heftigem Brennen und Jucken eine intensive nach der Umgebung allmählich ab- 
blassende Räte; nach einigen Stunden schiefsen dann bis linsengrofse, mit wasserhellem 
Inhalt gefüllte Bläschen hervor und im weiteren Verlauf kommt es zu Krustenbildung 
oder znr Entwickelung mehr pustuföser und circumscript impetiginöser Stellen. Diese 
Nebenwirkung des Jodoforms scheint nicht gerade selten zu sein, da Vf., nachdem 
die Aufmerksamkeit auf dieselbe gelenkt war, in kurzer Zeit 8 Fälle zu beobachten 
Gelegenheit hatte. Langgaard. 


Druckfehler: S. 765 Z. 4 von unten lies: sinkt allmählich statt wirkt allmählich; 
S. 765 letzte Zeile lies: von den obwaltenden statt von der etc. 


Verlag von August Hirschwald iu Berlin. — Druck von L. Schumacher in Berlin. 


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UNIVERSETY OF MICHEGAN 



fSduatlleh 
1—9 Bogen; am Sehlueet 
das Jahrgangs Titel, Na- 
ntn - and Snohrefieter. 

für die 



Preis das Jahrgangs* 
90 Marie; su beziehen 
durch alle Buchhandlun« 
gen und Postenstaiten. 


medicmischen Wissenschaften. 


Redigirt von 

Prof Dr. H. Kroneoker, und Prof Dr. H. Senator, 

ln Brn B«lln (NW.), BmÜmMt. 7. 


1884. 19 * November. No. 47. 


Iah mit t Pbtbi, Spontanes Auftreten Ton malignem Oedem and Septiksemie bei 
Timren (Orig.-Mitt.). 

H. Krause, Beziehungen der Hirnrinde zu Kehlkopf und Rachen. — Tb. 
Wbyl, Nitrate des Tier- und Pflanzenkörpers. — ▼. Rroeczt, Diffusion ron Eiweifs- 
lösungen. — Boström, Missbildungen im uropoötischen System. — Jüngst, Qangren 
nach Verletzung der Arterienintima. — J. Jacobson, Präparatorische Iridectomie 
und Antisepsis bei Staaroperation. — Curbchmann, Zuckergussleber. — Eichhobst, 
Hersbigeminie. — E. Schütz, Thoracocentese und Lungenödem. — Färb, Eklampsie 
und Epilepsie. — RA über, Periodische Haarreränderung bei einem Epileptiker. — 
Mbllbr, Sklerodermie. — Bbriskt, Pessarium. 

Grähant und Quinquaud, Giftigkeit des Harnstoffs. — Strassmann, 
Tu bereu lose der Tonsillen. — lrDrntu; S. Rawdon, Exstirpation von Nieren¬ 
geschwülsten. — Jaworskt, Trinktemperatur der Karlshader Wässer. — Dixon 
Mann, Apopleotische Bulbärlähmung. — Tooth, Gummigeschwulst der Rücken* 
markshäute. — Sbobhakbr, Naphthol. — Wrlandrr, Gonokokken. — Düvblius, 
Operation des Hnmatoma periuterinum extraperitoneale. — F. Ribobl, Caffein- 
präparate. 


Spontanes Auftreten Ton malignem Oedem bei Kaninehen, 
sowie einer Septiksemie bei G&nsen, Enten und 

Hühnern. 


(Aus der bakteriologischen Abteilung des Laboratoriums der Heil¬ 
anstalt des Dr. Brehmkr zu Görbersdorf.) 

Von Dr. Petri. 

Bei dem grofsen Interesse, welches bakteriologischen Arbeiten 
gegenwärtig allerseits entgegengebracht wird, bedarf eine Mitteilung 
neuer Tatsachen auf diesem Gebiete wohl keiner weiteren Recht¬ 
fertigung. 

Ich hatte die glöckliche Gelegenheit, bei gewissen Tieren das 
spontane Vorkommen zweier mikroparasitärer Infectionskrankheiten 
constatiren zu können, welche bisher nur kfinstlich erzeugt, in 
den letzten Jahren wiederholt Gegenstand bakteriologischer For¬ 
schung gewesen sind. Beide gehören zu den septikaemischen Affec- 
tionen im weiteren Sinne. 

Die eine ist das von Koch so benannte maligne Oedem, wie be¬ 
kannt, wegen der Prävnlenz dieses Symptoms von den Sepükasmien 

XXII. Jahrgang. 53 


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834 Prtri, Spontanes Auftreten von malignem Oedem und No. 47. 

im engeren Sinne getrennt. Brikgkr und Ehrlich haben 1882 diese 
Krankheit in zwei Fällen auch beim Menschen beobachtet, wo sie 
durch unglückliche Einbringung bacillösen Materials in Folge sub- 
cutaner Injection einer Moschustinctur ebenfalls künstlich erzeugt 
war*). Eine eigentliche Septiksemie fand ich in der zweiten 
Affection. Sie wird hervorgerufen durch einen äufserst charakte¬ 
ristischen, kleinen Mikroparasiten. Länge und Breite desselben 
verhalten sich ungefähr wie 3:2. Er ist an den Enden abgerundet 
und nimmt Anilinfarben in der Weise auf, dass das mittlere Drittel 
in Gestalt eines Querbandes beinahe ungefärbt bleibt, während die 
beiden Enden intensiv colorirt sind. Die mittlere Zone ist nach 
den Polen zu meist leicht biconcav begrenzt, so dass das kurze 
Stäbchen oft einem Diplokokkus ähnlich ist. 

Das maligne Oedem wurde von Skmmkr, Pasteür, Ravitsch, 
Lkwis etc., sowie in reiner Form von Koch, Gaffky und Löfflk.r 
bei Kaninchen, Meerschweinchen und Mäusen experimentell er¬ 
zeugt**). Ein spontanes Auftreten dieser Krankheit bei Kaninchen 
beobachtete ich in folgender Weise: In einem lange nicht aus¬ 
gemisteten Stalle wurden wiederholt frisch puerperale, sowie hoch¬ 
trächtige Weibchen tot vorgefunden. Die Section ergab als fast 
einzige pathologische Erscheinung starke Rötung und serös-ödematöse 
Durchtränkung der Uterusadnexa, sowie geringe peritonitische und 
pleuritische Ergösse und kleine Haemorrhagieen. In den patholo¬ 
gischen Flüssigkeiten, sowie auf dem Ueberzug der Bauch- und 
Brustorgane fanden sich zahllose Mikroben von Beschaffenheit und 
Form, wie sie 1. c. für das maligne Oedem beschrieben und ab¬ 
gebildet sind. Im Blute der gefallenen Tiere nur vereinzelte der¬ 
selben Organismen. — Von den bei diesen Tieren gefundenen 
Bakterien ausgehend, habe ich nun durch beinahe 30 Generationen 
hindurch bei Kaninchen, Meerschweinchen, Hausmäusen, 
Feldmäusen und Ratten durch Weiterübertragung eine Krankheit 
verfolgt, welche mit dem von Koch, Gaffky und Löfflbr beschrie¬ 
benen Oedem übereinzustimmen scheint. Ferner habe ich, wie die 
letztgenannten Autoren, sowohl durch Gartenerde, als auch durch 
Cadaverflüssigkeiten bei Kaninchen und Meerschweinchen malignes 
Oedem erzeugt und in beiden Fällen viele Generationen beobachtet. 
Der Vergleich ergab Identität aller drei Erkrankungsreihen. Meine 
ziemlich ausgedehnten Versuche führen zwar im Wesentlichen zur 
Bestätigung der I. c. deponirten Angaben, jedoch bin ich im Stande, 
dieselben nach einigen Seiten hin zu erweitern und dann finden sich 
doch einzelne Differenzen. 

Zunächst ist es mir gelungen, den Mikroorganismus des ma¬ 
lignen Oedem in Reinculturen zu züchten. Obwohl er auch auf 
Kartoffel- und Möhrenscheiben bei Temperaturen zwischen 17 und 38° 
wächst, sind die Gelatineculturen doch am charakteristischsten. Ich 


*) Berliner klin. Wochenschr. 1882, No. 44. 

**) Die dieibextkglichen Arbeiten im ersten Bande der Mitteilungen atu dem 
kaiserl. Gesundheitsamt (1881) setze ich ala bekannt voraus. 


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No. 47. 


Septikaemie bei Tieren. 


835 


nahm neutralisirte (mit Kaliumcarbonat) Fleischinfus-Pepton-Hausen- 
blase-Gelatine. Das Infus von 500 Grm. Rindfleisch pro Liter, 
Pepton 2% pCt., Hausenblase 5 pCt. An Stelle des Infuses konnte 
auch eine in annähernd demselben Verhältnis bereitete Rinder¬ 
bouillon benutzt werden. Die Culturen wuchsen bei Zimmertempe¬ 
ratur, allerdings ziemlich langsam. Ein Minimum der mikroben¬ 
haltigen pathologischen Flüssigkeit mit dieser Gelatine zusammen 
ausgegossen, gab an der Oberfläche der erstarrten Schicht kleine, 
graue durchscheinende Kreise von demselben Glanz, wie die Gelatine. 
Die Kreise vergrößern sich nur sehr wenig und bleiben schon nach 
2—3 Wochen anscheinend unverändert. Eine Verflüssigung der 
Gelatine findet nicht statt. Wird eine solche kleine kreisförmige 
Cultur oder auch genügend verdünnte Tierflüssigkeit (Oedem, Ex¬ 
sudat, Blut 8. u.) durch Impfstrich auf vorher erstarrte Gelatine 
gebracht, so ist das Wachstum folgendes: Von den Impfstrichen 
ausgehend schiebt sich ein grauer, glänzender Beleg allmählich über 
die disponible Fläche. Derselbe lässt in unregelmäßigen Abständen 
ganz flache, dem Impfstrich parallele concentrische Wälle erkennen. 
Am höchsten erscheint der äußerste, leicht gelappt-sinuöse Wall, 
sowie der ursprüngliche Impfstrich. 

Die Cultur lässt sich als grauweißer, dicklicher Rahm leicht 
von der Gelatine abstreichen, welche anscheinend intact darunter 
liegt. Die Mehrzahl der Individuen solcher Cultur besteht aus 
Kurzstäbchen, welche ungefähr drei Mal so lang, als breit sind. 
Jedoch finden sich in jeder Colonie ziemlich viele längere Stäbchen, 
sowie einzelne Fadenformen und auch ganz kurze, fast runde oder 
ovale Gebilde, die man den Kokken zuzäblen dürfte. An den 
längeren Stäbchen erkennt man häufig eine leicht gekörnte Structur. 
In freier Flüssigkeit zeigen alle eine leicht oscillirende Bewegung. 
Frische Culturen, sowie die bei den Sectionen erhaltenen Objecte 
weisen nur Organismen auf, welche die Anilinfarben gleichmäßig 
kräftig annehmen. In mehrere Wochen alten Culturen dagegen 
verliert sich diese Färbefähigkeit, bis auf einzelne rundliche Gebilde, 
welche zum Teil in den jetzt blass gefärbten Stäbchen zu liegen 
scheinen. 

Alte und frische Culturen, in Wasser suspendirt oder ge¬ 
schmolzen, erzeugen, in das subcutane Gewebe vorgenannter Tiere 
gebracht, fast ausnahmslos das Oedem. Subcutane Injection ist fast 
immer, subcutane Impfung oft, einfache Impfung nie mit Erfolg 
gekrönt. Der Tod tritt zuweilen schon in 5—6 Stunden, meist nach 
16—24, selten nach 2 oder 3 Tagen ein. — Bei Kaninchen habe 
ich prämortal wiederholt äußerst heftige Krämpfe beobachtet. Tem¬ 
peratur zuerst fieberhaft erhöht bis über 42 °, zuletzt sehr gesunken 
bis unter 34°. — Beim Befund verdient Folgendes Beachtung: Ein 
gut ausgebildetes, oft ganz colossales und weit ausgedehntes Oedem 
findet sich in den meisten Fällen bei Kaninchen und Meerschweinchen, 
aber auch bei Feldmäusen, Hausmäusen und Ratten ist es sehr 
häufig. Bei allen diesen Tieren kommen nun Fälle vor, wo das 
Oedem minimal ist, ja ganz fehlt, so dass selbst Tupfpräparate, vom 


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836 Kbaüse, Beziehungen der Hirnrinde zu Kehlkopf und Rachen. No. 47. 

subcutanea Gewebe an der Injections- resp. Impfstelle entnommen, 
keine Mikroben anfweisen. Im Blute und in den Organen sind 
dieselben stets vorhanden. Bei kleineren Tieren, sowie in den 
Fällen ohne ausgesprochenes Oedem scheinen sie dort zahlreicher 
vertreten zu sein. Auch bei den gröfsten Tieren fehlen sie dort 
nie ganz. Man findet sie bei Kaninchen und Meerschweinchen 
beispielsweise auch in der Thymus, den Nebennieren, den Hirnsinus 
und in dem Arachnoidealplexus. — Ferner habe ich aus kurz vor 
dem Tode von Kaninchen und Mäusen entnommenem Blute Rein* 
culturen gewonnen und Infectionen erzeugt. In weitaus den meisten 
Fällen finden sich seröse Ergüsse in der Bauch-, Brust- und Peri¬ 
kardialhöhle. Wenn dieselben fehlen, so ist doch die Oberfläche 
aller Organe pathologisch feucht. In den Ergössen, sowie auf dem 
Ueberzuge der Organe sind die Oedemmikroben in zahlloser Menge 
als Reinculturen vorhanden und kann durch Injection dieser Liquida 
die Krankheit mit grölster Sicherheit öbertragen werden. In Tupf¬ 
präparaten von der Leberoberfläche findet man die Mikroparasiten 
oft zu enorm langen Fäden ausgewachsen, während in den freien 
Flüssigkeiten, wie im Oedem das Kurzstäbchen vorherrscht. In 
den Organen, Milz, Nieren und Nebennieren, sind mehr Lang¬ 
stäbchen. Im Perikardialliquor fehlen die Mikroben meist gänzlich, 
selbst wenn Pleuraraum und Herzblut davon voll sind. Es ist dies 
bemerkenswert, da das Perikard bei Kaninchen und Meerschweinchen 
eine äufserst zarte Membran darstellt. Häufig sind kleine Hs- 
morrhagieen, subcutan, intramusculär (besonders am Zwerchfell, den 
Intercostalen, derBauchmusculatur), interacinös (Milchdrüsen,Thymus) 
und subserös (Peritoneum, Pleura, seltener Epikard). Zuweilen 
finden sich diese in exquisiter Form in den flächenhaft ausgebreiteten 
Darmdrüsen. Sehr zierlich sieht so manchmal von zahllosen punkt- 
föimigen Blutergüssen übersäet der Processus vermiformis aus oder 
die Drüsenplatten am Ein- und Ausgange des Coecum. Die Milz 
ist meist prall, geschwollen, dunkelgefärbt und ihre Pulpa leicht 
zerreiblich; jedoch kommen Fälle vor, wo sie klein, runzelig, blass 
und von normaler Consistenz ist. Bacillen enthält sie in beiden 
Fällen meist ziemlich reichlich. Einzelne Individuen der in den 
Versuch gezogenen erwähnten Tierspecies scheinen für das Oedem 
weniger empfänglich zu sein. Absolute Immunität oder Schutz durch 
überstandene Affection konnte ich nicht constatiren. (Schlau folgt.) 


II, Krause, Die Beziehungen der Großhirnrinde zu Kehlkopf und 
Rachen, du Bois-Rktmond’s Aroh. 1884, 3. 

Nach den Ergebnissen der elektrischen Reizversuche an der 
Grofshirnrinde hat man sich die letztere als in verschiedene Regio- 
uen geteilt vorzustellen, auf welche die Körperteile mit grofser 
Regelmäfsigkeit projecirt erscheinen. Zu denjenigen der Willkür 
unterstehenden motorischen Leistungen, für welche ein Rindenbezirk 
noch nicht festgestellt wurde, gehören die Bewegungen des Kehl¬ 
kopfs und Rachens. Nachdem nun Munk die laterale Partie der 


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No. 47. 


Wkyl, Nitrate des Tier- und Pflanzenkörpers. 


837 


Nackenregion als die Eindenstelle bezeichnet hatte, hei deren Rei¬ 
zung Bewegungen der vorderen Halsmuskulatur ausgelöst wurden, 
glaubte er in derselben auch das Rindengebiet für die Kehlkopf¬ 
bewegungen festsetzen zu dürfen. Vf. hat nun unter Leitung Münk’s 
diese Annahme gepröft und richtig befunden. Nach Reizung des 
Gyrus prtefrontalis an seiner steil nach unten abfallenden Fläche 
traten zuerst eich häufig wiederholende Schluckbewegungen auf, 
fernerhin aufser Zusammenziehung der vorderen Halsmuskulatur mit 
Hebung des Kehlkopfs, Hebung des Gaumensegels, Contractionen 
des M. constr. phar. sup., des hinteren Teils des ZungenrOckens, 
des Arcus palatoglossi, endlich partieller oder totaler Verschluss des 
Glottis. Wurde diese Rindenpartie exstirpirt, so büfsten die Tiere 
die Bewegungsvorstellungen für die zur Phonation erforderliche Ein¬ 
stellung der Stimmbänder ein, so dass die Tiere entweder Oberhaupt 
nicht mehr bellen konnten, oder doch nur quietschende kreischende 
Laute, wie ein nengeborenes Tier von sich geben konnten. 

W. Lublinski. 


Th. Weyl, Ueber die Nitrate des Tier- und Pflanzen körpere. I. 

VnuHow’s Arch XCVI. S. 462. 

W. behandelt in vorliegener Abhandlung zunächst nur den 
Nachweis der Salpetersäure. Derselbe lässt sich, wie W. gefunden 
hat, statt durch Reduction zu Nitrit und Nachweis dieses nach 
Svhönbkin oder durch Bildung von Stickoxyd durch Kochen mit 
Salzsäure und Eisenchlorör, leichter dadurch sichern, dass man 
200 Cctro. Harn mit , / 5 — V« seines Volumens concentrirter Schwefel¬ 
säure oder Salzsäure destillirt. Das Destillat enthält salpetrige 
Säure, welche aus der Salpetersäure entstanden ist, neben etwas 
Salpetersäure. Das Destillat zeigt alle bekannten Reactionen der 
salpetrigen Säure (mit Metaphenylendiamin, mit Pyrogallussäure -f- 
Schwefelsäure, mit Schwefelsäure -j- Sulfanilsäure -|- Naphthylamin- 
chlorhydrat, mit angesäuertem Jodkaliumkleister, mit dem Reagens 
von Mklhola). Weiterhin wurde noch das Destillat mit übermangan¬ 
saurem Kali oxydirt, mit Natronlauge neutralisirt und aus dem Rück¬ 
stand durch Behandeln mit Salzsäure -j- Eisenchlorür Stickoxyd in 
Freiheit gesetzt. — Hundeharn zeigte alle diese Reactionen nicht, 
wohl aber, wenn er mit sehr kleinen Mengen Salpeter versetzt war. 
— Im menschlichen Harn fand eich bei der Destillation ausnahms¬ 
los Gehalt an Salpetersäure; ebenso in einigen darauf geprüften Ge¬ 
müsen, im LiKBix’schen Fleischextrat, in einigen Erlanger und Ber¬ 
liner Bieren. — Bei diesem Nachweis der Salpetersäure resp. salpe¬ 
triger Säure im Harn ist es auffallend, dass in das Harndestiilat 
überhaupt salpetrige Säure übergeht, da nach der gewöhnlichen An¬ 
gabe salpetrige Säure sofort zersetzend auf Harnstoff einwirkt und 
dabei selbst in Stickstoff äbergeht. Vf. konnte sich dem gegenüber 
überzeugen, dass Harnstoff und salpetrige Säure in wässeriger Lö¬ 
sung sehr wohl neben einander bestehen können, auch bei kurzem 
Erwärmen und dass auch in das Destillat salpetrige Säure übergeht. 

E. Salkowski. 


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838 v. Rrgkczt, Diffasion vonEiweifslösuagen.- Bosteöm, Missbildungen No.47. 

E. T. Regeczy, Beiträge zur Lehre der Diffusion von Eiweifs¬ 
lösungen. Pklügkk’s Arch. XXXIV. S. 431. 

Durch Diffusionsversuche mit Tonzellen, Fliefspapier, tierische 
Membranen, Hühnereimembran, Pergamentpapier, Schreibpapier, 
sowie ohne Scheidewand, gelangte R. zu folgenden Resultaten: 

1) Eiweifs diffundirt leichter gegen Salzlösung, als gegen destillirtes 
Wasser und zwar wird die Diffusion umsomehr befördert, je con- 
centrirter die Salzlösung ist; 2) aus dünneren EiweifslOsungen dif¬ 
fundirt Eiweifs früher, wie aus concentrirtem; 3) ist die Eiweifs- 
lOsung mit Salzen gemischt, so diffundirt das Eiweifs schwieriger 
gegen destillirtes Wasser, wie aus salzfreien Losungen und zwar 
um so schwieriger, je gröfser der Salzgehalt der EiweifslOsung; 
4) aus mit Salz gemischten EiweifslOsungen diffundirt in der Regel 
zuerst das Salz, Albumin fängt dann an durchzutreten, wenn der 
Unterschied der specifischen Gewichte der Flüssigkeit auf beiden 
Seiten auf einen gewiesen niedrigen Grad gesunken ist. Je dichter 
resp. je dicker die trennende Membran ist, ein um so geringerer 
Unterschied der speciBschen Gewichte genügt, um den Durchtritt 
von Eiweifs zu verhindern; 5) gegen Salzlösungen diffundirt Eiweifs 
auch durch eine so dicke resp. dichte Membran, durch welche es 
gegen Wasser nicht hindurchgeht; 6) der Druck befördert die 
Diffusion des Eiweifs, wenn er auf die Membran von der Seite der 
EiweifslOsung wirkt. 

Bezüglich der theoretischen Erörterungen über die Ursachen 
dieser Erscheinungen muss auf das Orig, verwiesen werden; ebenso 
lässt sich die Erklärung, die Vf. von der Erscheinung giebt, dass 
zeitweise auch unter physiologischen Verhältnissen ohne Schädigung 
der Nierenepithelien Eiweifs in den Harn Übertritt, welche auf den 
von Vf. gemachten Beobachtungen basirt, nicht im Auszug wieder¬ 
geben. E. S&lkowski. 

Eng. Bostroem, Beiträge zur pathologischen Anatomie der Nieren. I. 

Freibarg und Tübingen, gr. 4°. 48 Stn. 4 Taf. 

Die von B. untersuchten Präparate, wegen deren Detailbeschrei¬ 
bung auf das Orig, verwiesen werden muss, stammen von Fällen, 
welche congenitale Abweichungen des Harnapparates darboten: 

1) 23 Wochen altes Mädchen mit doppelseitiger Hydronephrose 
in Folge von angeborenem Verschluss eines Ureters und cysten¬ 
artiger Vorstülpung der Hamblasenschleimhaut; trotz totaler an¬ 
geborener Spaltung der Harnleiter waren die Mündungen derselben 
und der Urethralmündung von der erwähnten Cyste verlegt. 

2) Ohne Angabe der Herkunft. Vorstülpung des rechten Ureters 
in die Harnblase anscheinend bei einem erwachsenen Manne; die Mün¬ 
dung des betreffenden Harnleiters obliterirt, die des linken normal. 

3) Bei einem 12jährigen Knaben ganz analoger Fall, wie der 
zweite; Fehlen der Mündung des Ureters links. Die blasenförmige 
Vorstülpung verlegte die Mündung der Urethra. Hypertrophie der 
Blasen musculatur, Hydronephrose rechts. Die linke Niere war total 
verödet. 


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No.47. im uropoetischen System. • Jüngst, Gangrän nach Verletzung eto. 839 

4) Bei einem 73jährigen Manne fand Hkllrr 1869 in Erlangen 
Defect der linken Niere und cystische Entartung des Ureters. Die 
nähere Untersuchung ergab, dass eine in die Harnblase vorgestülpte 
Cyste mit dem linken Ureter und dem gleichseitigen dilatirten Samen« 
bläschen communicirte. 

5) und 6) Bei totgeborenen Knaben Verschluss der Urethra. 
Dilatation des Pars prostatica urethrae. Dilatation der Ureteren und 
Cystennieren. 

An 3 com pensa torisch vergrößerten menschlichen Nieren con- 
statirte B, die bekannten Veränderungen. — Auf seine Anregung 
exstirpirte Constantimoks jungen Katzen und Kaninchen bald nach 
der Geburt die linke Niere und 27—36 Tage später fanden sich 
die Veränderungen an der zuröckgelassenen Niere, welche schon 
Vorjahren von Gl'dkkn , sowie von Gkawitz und dem Ref. ermittelt 
und später von Ribbkrt bestätigt wurden. 0. Israel. 


C. Jüngst (Aus der chir. Klinik des Hrn. Geh.-R. Czkrnv zu Heidelberg), 

Gangrän nach subcutaner isolirter Verletzung der Arterienintima. 

Berliner blin. Wochenscbr. 1884. No. 15. 

Während Gangrän nach einfachen, subcutanen Frac- 
turen ein ziemlich seltenes Ereigniss, machen die des Vorderarmes 
eine unröhmliche Ausnahme. Man hat hier bald eine zu frühzeitige 
oder zu feste Anlage des Verbandes, bald auch die PKTir’schen 
Compressen für den Zwischenknochenraum beschuldigt. Mögen diese 
Ursachen auch zuweilen bestehen, ein von Vf. veröffentlichter Fall 
bietet eine andere für den Gerichtsarzt, wie für den Practiker gleich 
wichtige Möglichkeit, welche in der Art der ursprünglichen Ver¬ 
letzungen begründet, sich aber Anfangs wenigstens der Diagnose 
entziehen muss. Bei dem betreffenden 19jährigen Patienten war 
der rechte Vorderarm in den Zwischenraum zwischen Riemen und 
Riemenscheibe einer in Gang befindlichen Maschine geraten. Als¬ 
bald in die Krankenanstalt gebracht, zeigte er einen subcutanen 
Querbruch beider Vorderarmknochen mit verschiedenen Schrunden 
an Hand und Bruchstelle. Das Extravasat war mäfsig. Der Arm 
wurde in eine wohlgepolsterte Drahtschiene gelegt, dort einfach 
fixirt und eine Eisblase applicirt. Am 4. Tage Morgens — der Ver¬ 
band war mehrfach revidirt worden — fiel ungewöhnliche Kälte und 
livide Verfärbung der Hand auf. Cyanose und Ischsemie, sowie 
Fehlen des Pulses in A. rad. nnd uln. unterhalb der Fracturstelle 
ließen sich constatiren. Am nächsten (5 ) Tage waren Finger und 
und Handrücken ganz anästhetisch und anämisch und trotz andauern¬ 
der warmer Umschläge kam auch am nächsten Tage keine Besse¬ 
rung zu Stande. Eis wurde daher zur Amputation des Vorderarms 
zwischen oberen und mittleren Drittel gesohritten; aber die Ampu¬ 
tationsfläche war völlig blutlos, und an den unterbundenen Geiäfsen 
keine Spur von Pulsation. Da indessen die A. brachial, im Sulc. 
bicipitalis deutlich schlug, wurde sofort der Oberarm 4 Finger ober¬ 
halb des Ellenbogengelenkes abgesetzt. Hier zeigte sich normales 


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840 Jacobsok, PräparatorischeIridectomieu. Antisepsisb. Staaroper&tion. No. 47. 

Verhalten der Gefäfse und Weich teile und Heilung erfolgte, abge¬ 
sehen von einer oberflächlichen Hautnekrose, ohne Zwischenfall 
durch erste Vereinigung. Die Autopsie der amputirten Extremität 
ergeben neben den Veränderungen an den Knochen selbst in der 
Nähe der Bruchstelle keinerlei Läsionen der Weichteile. Dagegen 
war die A. brachial, an der oberen Amputationsfläche thrombosirt 
und liefa sich der frische weiche Thrombus 1 Ctm. weit in die A. 
rad., aber nicht in die A. uln. verfolgen. Derselbe adhärirte an 
einer 3 Ctm. oberhalb der Teilung gelegenen Stelle, an der sich an 
der hinteren inneren Wand der Arterie ein 3 Mm. langer, querver¬ 
laufender, etwa die halbe Circumferenz umfassender Riss der In¬ 
tima zeigte, welche sonst nicht weiter abgelöst, aber in der Um¬ 
gebung hämorrhagisch verfärbt und matter glänzend war. Media 
und Intima waren zwar blutig imbibirt, doch nicht durchtrennt. Die 
nur einfach vorhandene Vene war ebenfalls unverletzt; ferner fand 
sich die innere Hälfte des M. brach, int., ca. 5 Ctm. oberhalb seiner 
Ulnarinsertion zerrissen, das intermusculäre Bindegewebe der Ellen¬ 
bogenbeuge blutig infiltrirt und die Gelenkkapsel vorn eingerissen. 
Vielleicht war es diesen Läsionen zuzuschreiben, dass sich nicht, wie 
in anderen ähnlichen Fällen nach Vorlegung der A. brach, ein 
Collateral-Kreislauf ausbildete. In einem anderen ähnlichen Falle 
von Thrombosirung der A. poplit. nach Intiroa-Zerreifsung in Folge 
schwerer Gelenkverletzung war der Nichteintritt des Collateral- 
Kreislaufes bezw. die Gangrän jedenfalls minder auffällig. 

P. Gäterbock. 


J. Jacobson, Praeparatorische Iridectomie und antiseptische Be¬ 
handlung. v. Gkakfk.’s Arcb. XXX. 2. S. 261. 

J. empfiehlt die praeparatorische Iridectomie vor der Cataract- 
operation auszufQhren, da hierdurch die Zeit der fortschreitenden 
Erblindung vor der vollkommenen Staarreife verkürzt und die 
eigentliche Extraction erleichtert wird. Auch vermindert dieselbe 
das Trauma direct dadurch, dass sie den vielleicht eingreifendsten 
Act der Operation vorher absolvirt und indirect, dass sie eine 
reinere weniger klaffende Wunde zur Folge hat und den Entzün¬ 
dungen durch Irisreste und Blutcoagula vorbeugt. 

Um gute Erfolge durch die Cataractoperation zu erzielen, ist 
es außerdem erforderlich, dass die Instrumente mit Alkohol abso- 
lutus und Carbolsäure sorgfältig gereinigt werden. Das Wasser 
muss durch desinficirende Flüssigkeiten, der Charpie und die 
Schwämme durch Verbandwatte ersetzt werden. Diese Maafsregeln, 
verbunden mit den allgemein bekannten chirurgischen Cautelen, 
verhindern eine Infection der Wunde so weit, als es bei der eigen¬ 
tümlichen Lage des Auges und seiner Nachbarschaft vorläufig 
möglich ist. Nach der Operation wird auf die Wunde ihrer ganzen 
Breite nach Jodoform aufgestreut, da dadurch die Wundränder ver¬ 
klebt, das Eindringen fremder Körper gehemmt und der Abfluss 
des Humor aqueus verhindert werden. Horstmann. 


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No. 47. Curschmann, Zuckergussleber. — Euhhoust, Herzbigeminie. 841 


H. Curschmann, Zur Differential-Diagnostik der mit Ascites ver¬ 
bundenen Erkrankungen der Leber und des Pfortadersystems. 
Deutsche med. Woebensohr. 1884, No. 35. 

Neben dem entweder durch intrahepatische Erkrankungen oder 
durch Pfortaderstammveränderungen bedingten Ascites giebt es noch 
ein drittes mechanisches Moment fOr hochgradige Stauung im Pfort¬ 
adersystem, das unter bestimmten Bedingungen Bauchwassersucht 
veranlassen kann, nämlich eine gewisse Form chronischer Entzün¬ 
dungen des Leberüberzugs, durch deren Producte die Leber all¬ 
seitig comprimirt und verkleinert und die Circulation in dem intra¬ 
hepatischen Pfortadersystem erheblich behindert wird. Es ist dies 
die Perihepatitis chronica hyperplastica, die sogen. Zuckergussleber. 
Wiewohl dieselbe fast ganz dieselben Symptome, wie die Granular- 
atrophie darbietet — Verkleinerung, Formveränderüng und Härte 
des Organs, Pfortaderascites —, so giebt es doch einige diagnostische 
Momente, welche eine Differentialdiagnose ermöglichen dürften. 
Wesentliche Unterschiede zwischen beiden Zuständen liegen im Ver¬ 
lauf. Die Zuckergussleber beginnt gewöhnlich ganz acut unter Er¬ 
scheinungen der circum8cripten Peritonitis, resp. Perihepatitis. Ihr 
Verlauf ist langsam; zeitweilig, selbst auf Jahre hinaus kann ein 
Stillstand des Processes eintreten, wobei der Ascites stabil bleibt. 
Dagegen ist die Granularatrophie ein stetig fortschreitendes, sicher 
zum Tode führendes Leiden. Die in der Literatur als Heilung, 
resp. zeitweiliger Stillstand der Lebercirrhose aufgeführten Fälle 
beruhen sicherlich auf Verwechselung mit Zuckergussleber, bei der eben 
während der verschiedensten Stadien die Krankheitserscheinungen 
einen Stillstand erfahren können, wenn das durch die Perihepatitis 
bedingte, die Leber umschnürende derbe Exsudat sich nicht weiter 
verdickt und schrumpft und die Widerstände im Pfortadersystem 
keine Steigerung mehr erfahren. Nicht jede chronisch entzündliche 
Verdickung der Leberkapsel führt zu dem der Cirrhose ähnlichen 
Zustande. Sie tut es nur dann, wenn das Exsudat bei einem hohen 
Grade von Derbheit und Neigung zur Schrumpfung das Organ 
überall gleichmäßig umhüllt und damit von allen Seiten zusammen¬ 
presst, wodurch eine wesentliche Circulationsbehinderung innerhalb 
der intrahepatischen Pfortaderverzweigungen bedingt wird. — Ein 
von C. beobachteter und in Folge hiuzugetretener tuberculöser Peri¬ 
tonitis letal verlaufener Fall erläutert die vorstehenden Ausführungen. 

L. Rosenthal. 


H. Eiehhorst, Ueber Herzbigeminie. Schweiz, ärztl. Correspond.-Blatt. 

1884., No. 15. 

Von dem POgenannten „allorhythmischen - Pulse (Sommkubkout) 
kann man 3 Unterarten unterscheiden: Pulsus bigeminus, P. alter- 
nans und P. paradoxus. Der P. bigeminus ist dadurch charakte- 
risirt, dass immer *2 Pulse zusammengehöreu, die von der nächsten 
Doppelgruppe durch eine längere Pause getrennt sind; je nach der 
Höhe der Gipfel dieser beiden Pulse unterscheidet Vf. den gleich- 
und den ungleichgipfeligen P. bigeminus. In einem Falle 


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842 


Schütz, Thoracocentese und Lungenödem. 


No. 47. 


von Stenose und Insufficienz der Mitralklappen, bei dem die Palpa¬ 
tion des Herzens einen abwechselnd kräftigen und weniger kräftigen 
Spitzenstofs mit nachfolgender längerer Pause erkennen liefs, con- 
Btatirte Vf. an dem Cardiogramm die Verhältnisse einer ungleich¬ 
gipfel igen Herzbigeminie; behufs der Erklärung musste man 
annehmen, dass der Herzmuskel bereits eine 2. Systole einging, bevor 
die vorausgehende Diastole völlig beendet war, dass diese 2. systo¬ 
lische Contraction von geringerer Kraft war als die 1., dann aber 
von einer vollkommeneren Diastole gefolgt wurde. Nur die erste 
stärkere Herzcontraction rief einen Puls in der Radialarterie hervor; 
zeitweise jedoch erstarkte die Herztätigkeit derart, dass auch die 
2. Herzcontraction einen Radialpuls erzeugte, wobei sich dann auch 
am Sphygmogramm eine ungleichgipfelige Bigeminie manifestirte. — 
Auf Grund dieses Falles schliefst sieh Vf. der Anpicht von Rikorl 
und Toczkk (Centralbl., 1879, S. 591) an, wonach sich die Fälle 
von sog. „Hemisystolie“ des Herzens auch durch Herzbigeminie er¬ 
klären lassen. Perl. 


E. Schätz, Ueber acutes Lungenödem nach Thoracocentese. Prager 
med. Wochenschr. 1884., No. 26. 

Eine 24jährige Frau, die durch eine vorzeitige, mit heftiger 
Blutung einhergehende Entbindung geschwächt war, erkrankte ca. 
4 — 5 Wochen später mit einer rechtsseitigen Pleuritis, welche in 
ziemlich kurzer Zeit, unter Verdrängung des Herzens, ein die ganze 
rechte Thoraxhälfte ausfüllendes Exsudat setzte. Durch Punction 
mittelst Hebermethode wurden langsam und absatzweise im Verlaufe 
einer Stunde über 2 Liter einer klaren gelblichen Flüssigkeit ent¬ 
leert; darauf subjective Erleichterung und physikalisch nachweisbare 
erhebliche Abnahme der Dämpfung. Bald darauf Collaps, Cyanose, 
Dyspnoe, heftiger Husten mit Expectoration sehr reichlicher zäher, 
schaumiger, weifser und blassrötlich gefärbter Massen; oberhalb 
der hell schallenden Partie rechterseits kleinblasiges und Knister¬ 
rasseln, über der linken Lunge normale Verhältnisse. Unter Appli¬ 
cation einer Morphiuminjection und Darreichung von Excitantien 
besserte sich der Zustand relativ schnell. Völlige Heilung. — Der¬ 
artige Fälle von „Expectoration s4ro-albuminense u nach Thoraco¬ 
centese sind vorwiegend von französischen Autoren mitgeteilt und 
zum Teil als auf Perforation des Exsudates in die Lunge (in Folge 
von Punction der letzteren, forcirte Aspiration des Exsudates, heftigen 
Hustenstöfeen) beruhend, dargestellt worden. Wenngleich die Mög¬ 
lichkeit eines solchen Vorganges nicht ausgeschlossen werden kann, 
so spricht doch die in einer Anzahl von Fällen nachgewiesene 
chemische Differenz der durch Punction und der durch Expectora¬ 
tion entleerten Flüssigkeit gegen denselben. In der Mehrzahl der 
Fälle handelt es sich vielmehr um ein acutes Oedem der vorher 
comprimirten Lunge, bedingt durch die plötzliche Drucksteigerung 
in den durch längere Compression durchlässiger gewordenen Lungen- 
gefälsen. In dem in Rede stehenden Falle sieht Vf. die durch die 


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No. 47. Ebbe, Eklampsie etc. — Räuber, Periodische Haarveränderung. 843 

vorhergegangenen Blutungen bedingte Hydraemie und eine damit 
einhergehende Schwächung des linken Ventrikels als begünstigende 
Momente an. Perl. 


Ch. F6r6, Eclampsie et Epilepsie. Arch. de neurologie 1884, 7. No. 22. 

F. sucht den Zusammenhang zwischen Eklampsie und Epilepsie 
klar zu legen. Er teilt 8 Fälle, meistens eigener Beobachtung, mit. 
Unter diesen fand sich bei 5 eine neuropathische, hereditäre Veran¬ 
lagung. — Bei 5 handelt es sich um puerperale Eklampsie; 2 Mal 
traten die eklamptischen Anfälle nach Scharlach, 1 Mal nach Masern 
auf. In letztem Falle waren bereits convulsivische Anfälle voraus¬ 
gegangen. Die ausführlichen Krankengeschichten müssen im Orig, 
eingesehen werden. 

Nach diesen Beobachtungen spielt eine neuropathische Prädispo¬ 
sition die Hauptrolle in der Nosogenie. Erkrankungen, wie Zahnen, 
Intestinalaffectionen, Scharlach, Schwangerschaft, Wochenbett bilden 
das ursächliche Moment für die Eklampsie resp. Epilepsie. Aus 
der Eklampsie entwickelt sich leicht eine gewöhnliche Epilepsie. 
Als Erklärung für manche Fälle von Epilepsie bei Individuen, 
welche niemals im Anschluss an eine Erkrankung an Convulsionen 
gelitten haben, zieht Vf. die Existenz „epileptogener Zonen“ heran 
(gastrische, uterine, periphere u. s. w.). Durch den Reiz dieser 
Zonen würden die Anfälle ausgelöst. Siemerling. 


Rftuber, Ein Fall von periodisch wiederkehrender Haarveränderung 
bei einem Epileptiker. Vmutw’s Arch. XCVII. S. 50. 

Ein Epileptiker zeigt im Geleit von Anfällen, die R. als „hyste¬ 
rische“ auffasst, auffällige Veränderungen an den Haaren, deren 
Entwickelung durch das allmähliche Fortschreiten des Processes ge¬ 
nauer verfolgt werden konnte. Das sonst dunkelblonde glatte Haar 
begann an einer circumscripten Stelle des Kopfes sich zu kräuseln, 
glanzlos und fuchsig-rot (nur im ersten Anfall) zu werden. Das 
Krollhaar fühlte sich starr an und zeigte an einzelnen Stellen die 
der Trichorrhexis nodosa entsprechenden Veränderungen. Während 
der Process sich innerhalb mehrerer Tage über das ganze Kopfhaar 
verbreitete, traten Alterationen des Allgemeinbefindens, sowie Sensi¬ 
bilitätsstörungen an der Kopfhaut hervor. Aufser Krampfanfällen 
und anderen Erscheinungen hysterischer Natur wurde Rötung, Hyper¬ 
ästhesie und Anästhesie der Kopfhaut beobachtet. Die Anästhesie, 
die ebenfalls ein allmähliches Umsichgreifen erkennen liefe, wurde 
zu einer fast completen sensorischen Anästhesie, indem auch die 
Sinnesorgane an der Störung teilnahmen. In einem der Anfälle 
bildeten sich gleichzeitig nässende Flecke in der Gesichtshaut, die 
sich mit Borken bedeckten etc. Der dritte Anfall endete mit Aus¬ 
fallen der Haare. 

Vf. ist der Ansicht, dass den geschilderten Erscheinungen an 
den Haaren atrophische Vorgänge zu Grunde liegen. Oppenheim, 


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844 


Mkllkb, Sklerodermie. 


No. 47. 


J. Meller, Beitrag zur Lehre vom Skleroderma adultorum. Diss. 

Strassburg, 1883. 

M. hat im Strassburger Börgerhospital 2 Falle von Skleroderma 
adultorum beobachtet, denen er dann noch 3 bisher nicht publicirte 
anschliefst: 1) Der erste Fall betraf einen 67j&hrigen Holzhauer, 
welcher nach einer heftigen Erkältung ein äufserst lästiges Jucken 
bekam und bald eine Anzahl blassroter geschwollener Flecken ver¬ 
schiedener Ausdehnung beobachtete. Vf. constatirte Ober dem M. 
deltoid., Ober der Scapula und in der vorderen Achselgegend beider¬ 
seits symmetrische, je 3 lividrote, scharf von der Umgebung ab¬ 
gezeichnete etwas erhabene Flecke, deren Oberfläche glatt, gespannt 
und mit Schüppchen bedeckt ist. Die Dorsalseite beider Hände 
ödematös; etwas Steifigkeit in der rechten Hand; doch sind alle 
Gelenke frei. Tast* und Temperatursinn überall normal; Pat. starb 
außerhalb des Hospitals an Phthise. Eine Obduction wurde nicht 
gestattet; doch konnten 2 etwa talergrofse Partieen der erkrankten 
Stellen exstirpirt werden, an welchen bei der mikroskopischen Unter¬ 
suchung sich die Papillen verflacht und zwischen den ein enges 
Maschenwerk bildenden Bindegewebszügen der Cutis eine Anhäufung 
dicht gelagerter Rundzellen, namentlich in der Umgebung der Ge- 
fäfse fand. Nerven liefsen sich an den exstirpirten Stöcken nicht 
nachweisen. 

2) Bei einem 49jährigen Manne hatten sich nach einer heftigen 
Erkältung Paraesthesieen in beiden Händen entwickelt, denen eigen¬ 
tümliche Schmerzen in den Gliedern und Gelenken folgten, na¬ 
mentlich in den Knie- und Fingergelenken, die dabei eine An¬ 
schwellung zeigten. Nach einiger Zeit entstand Schwellung und 
Rötung der Hände und Unterarme, zuerst rechts, dann links, wozu 
sich ein iutensives Jucken am ganzen Körper gesellte. Dann ergriff 
die Anschwellung nach einander die Oberarme, die Brust, den 
Bauch, den Röcken, den Ober- und Unterschenkel, zuletzt das 
Gesicht, die behaarte Kopfhaut und den Nacken. Nach 1 Jahre 
gingen die Anschwellungen zurück und es entwickelten sich atro¬ 
phische Zustände der Haut, und zwar an den verschiedenen Körper¬ 
stellen in der eben genannten Reihefolge. — Gleichzeitig trat 
Pigmentirung hinzu. Vf. fand den Pat. in jenem Zustande von 
Starrheit und Unbeweglichkeit der Haut, welche die Körper¬ 
bewegungen verhinderten, daneben Pigmentbildung abwechselnd 
mit pigmentlosen Stellen. Die weifse Farbe tritt am intensivsten 
an den Knochenvorspröngen auf, wo die Spannung der Haut am 
gröfsten. Sensibilität normal. Die Schweifssecretion war an den 
erkrankten Partieen sehr verringert. Pat. verliefe unverändert das 
Hospital. 

3) Der dritte Fall betraf eine 56jährige Frau, bei der sich 
zunächst die Infiltration an den Füfsen, dann an den Beinen, den 
Armen, am Rumpfe und am Kopf zeigte, und welche eine geringe 
Steifigkeit in den Gliedern hatte. 

4) Bei einem 47jährigen Manne entwickelten sich die Ver¬ 
änderungen ebenfalls angeblich nach einer Erkältung zuerst an den 


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No. 47. 


Brkisky, Pessarium. 


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Händen, nach einigen Mouaten an der Stirn, der oberen Sternal- 
gegend und den unteren Extremitäten und schritten von da rapide 
waren' Pat. wurde schwermütig und ging mit Selbstmordgedanken 
um. Schliefslich traten Atembeschwerden ein, als wenn die Brust 
durch zu enge Haut nmschnürt wurde; Pat. starb unter den Er¬ 
scheinungen der Asphyxie. 

5) Bei einem aus tuberculöser Familie stammenden Steinhauer 
begann die Krankheit mit rheumatischen Beschwerden; war sym¬ 
metrisch über den ganzen Körper verbreitet und führte nach 18 
Monaten zum Tode. 

In der Epikrise weist Vf. darauf hin, dass die Sklerodermie 
öfter Vorkommen müsse, als angenommen war. Er schliefst sich in 
Bezug auf die Auffassung der Krankheit denjenigen Autoren an, 
welche dieselbe für eine Trophoneurose halten und weist in dieser 
Beziehung auf die öfter dabei vorkommenden Athropathieen hin, 
welche er in Parallele stellt mit den von Chakcot u. A. bei Nerven¬ 
krankheiten verschiedener Art beobachteten GelenkafFectionen. 

Lewinski. 


Breisky, Ueber die zweckmäßigste Methode der palliativen Be¬ 
handlung des Gebärmutter- und Scheidenvorfalles alter Frauen. 
Prager med. Wochenschr. 1884, No. 33. 

Da die jetzt üblichen versohiedenen Formen von Pessarien un¬ 
zureichend sind und unpraktisch, indem sie entweder zu klein sind, 
um den Vorfall zurübkzuhalten, oder, wenn sie hinreichend grofs 
sind, als Fremdkörper reizend auf Vulva, Scheide und Nachbar¬ 
organe wirken, ist B. auf die alte Form der Passarien, die Kugel¬ 
form, zurückgegangen. Er empfiehlt dieselbe bei älteren Frauen, 
welche eine Radicaloperation verweigern und bei welchen auch die 
Hauptcontraindication gegen Kugel pessarien, Verhütung des CoTtus 
und des Abflusses des Menstruationsblutes nicht in Betracht 
kommt. 

B. verwendet eiförmige Pessarien von Hartgummi, glatt, polirt 
und hohl, in 5 Grüßen, mit zunehmender Größe sich der Kugel¬ 
form nähernd. 

Diese Pessarien bewirken eine gleichmäßige Anspannung der 
reponirten Scheide über dem Diaphragma pelvis, sind stabil gelagert 
und reizen die Umgebung in keiner Weise. Sie brauchen nur alle 
3—6 Monate entfernt zu werden zur Controllirung der Verhältnisse. 
Zur Herausnahme aus der Vagina construirte B. eine Zange, ähn¬ 
lich einer kleinen Geburtszange, aus Stahl oder Eisendraht. Secret- 
verhaltung findet nicht statt hinter dem Pessarium. Der absolute 
Luftabschluss lässt eine Zersetzung eventuell retinirter Secrete nicht 
zu. In 2 Fällen sah B. rasche Heilung von Erosionen der Portio 
unter dem gleichmäßigen Druck des Pessars eintreten. B. glaubt 
auch, dass dieses Pessar auf den Tonus des Levator ani kräftigend 
wirkt und so eine spontane Verminderung des Prolapses erfolgen 
könne. Nur in seltenen Fällen bedurfte es einer Bandage zum 


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846 Grehant u. Qüihqüaüp. - Sthassmank. - le Dektü; Rawdon. No.47. 

Zurfickhalten des Vorfalles; er wendete dazu eine Bandage an, 
deren zwischen den Beinen durchlaufender Streifen auf einem 
elastischen Stiel eine Birne aus Hartgummi trägt. 

Bei beginnendem Prolaps, sowie bei Anwesenheit von Ulcera- 
tionen der Schleimhaut empfiehlt B. zur Beförderung der Rück¬ 
bildung. beider Tampons aus antiseptischer Verbandwatte, welche 
die Patientinnen mittels seines Speculums mit Tampontrftger selbst 
einführen können. A. Martin. 


Grähant et Qinquaud, L’ur4e est un poison; mesure de la dose 
toxique dans le sang. Compt. rend. 1884, XCIX. S. 383. 

SubcnUne Injection wässriger Harnstofflösungen ruft, wofern die Dose V tM — Vst 
des Körpergewichts beträgt, bei Fröschen, Meerschweinchen, Kaninchen and Taaben 
tonische and klonische Krämpfe hervor, welche bald früher (40 Minuten), bald später 
(3 Standen) infolge Stillstandes der Atembewegungen zam Tode führen; im Blate der 
verendeten Tiere fand sich 0,66—0,82 pCt. Harnstoff. Hände starben schon, wenn 
die eingeführte Harnstoffmenge nur 1 pCt. vom Körpergewicht beträgt; in diesen 
tötlichen Fällen betrag der Harnstoffgebalt im Blote 0,6 pCt Beim Menschen fanden 
Vff. in einem Falle von Anarie den Harnstoffgehalt im Blute za 0,41 pCt., bei Harn¬ 
retention 0,28 pCt., in einem Falle von interstitieller Nephritis mit urämischer Dyspnoe 
0,21 pCt., endlich bei einem Pat., der an urämischem Coma za Grande gegangen 
war, 0,22 pCt. — Bei den in Folge der Harnstoffeinspritzung eingegangenen Tieren 
fanden sich alle Organe mit Harnstoff überladen; die Leber enthielt 0,58, das Herz 
0,31, die Milz 0,66 pCt. Harnstoff. Bemerkenswert ist noch, dass der sabcntan ein* 
gespritzte Harnstoff bis zum Eintritt des Todes, selbst wenn dieser ent nach 10 Standen 
erfolgte, noch nicht vollständig resorbirt war. Das Blut der verendeten Tiere, bei 
40° in luftleerem Raum destillirt, wies kein Ammoniak auf. — Durch Versuche am 
Dynamometer konnten Vff. sich überzeugen, dass der Harnstoff die Energie der Muskel- 
contraction nicht beeinträchtigt. j. ifank. 


E. Strassmann, Ueber Tuberculose der Tonsillen. Virchow’s Arcb. 
XCVI. S. 319. 

Während man die Tuberculose der Tonsillen bisher als eine seltene Erscheinung 
betrachtete, fand S. bei der anatomischen Untersuchung tuberculöser Personen unter 
21 Fällen 13 Mal Tuberkeln in den Mandeln. Es handelte sich um miliare, an 
Riesenzellen reiche Knoten mit Käseherden von geringer Ausdehnung. Sie enthielten 
nur spärliche Bacillen, die umliegenden Gewebepartieen waren kaum verändert 

Makroskopisch zeigten die erkrankten Tonsillen gewöhnlich nichts Auffallendes. 

S. will die Affection, welche sich nur als Begleiterscheinung der tuberculösen 
Lungenphthise, nicht aber neben Tuberculose anderer Organe vorfand, auf eine In- 
fection durch bacillenhaltige Sputa zurückführen. H. StilUng (Strassburg). 


1) Le Deiltu, Fistule urinaire de Panus gauche cons^cutive & 
Pincision d’une volumineuse hydron^phrose. Exstirpation de rein 
correspondent. Guerison. Arch. gen. 1884, S. 642, Juin. — 2) H. 
S. Rawdoil , Removal of a large renal tumour by abdominal 
section. Liverpool med.-chir. J. 1883, No. 5, July. 

1) D. hat zum ersten Male in Frankreich die Nierenexstirpation m i t Erfolg aus¬ 
geführt. Es handelte sich um einen 32jährigen Schauspieler, bei welchem sich ohne 
Vorerkrankung in ziemlich acuter Weise ein kollossaler, bis zum Lig. Poupart herab¬ 
steigender und dort einen Vorsprung bildender perinephritischer Abscess entwickelte. 
Eine an Stelle dieses Vorsprunges gemachte Incision gab zu einer Fistel Anlass, aus 
der sich nach 11 Tagen Urin in reichlicher Menge entleerte. Die Consistenz des 
letzteren war nur etwas concentrirter, als die des aus der Blase entleerten bei gleich¬ 
zeitig bestehender alkalischer Reaction. Sehr bald verminderte sich die Menge des 


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No. 47. Jaworsjci. — Dixon Mann. — Tooth. — Shormakrh. 847 


Fiatelnrins und gab diese selbst zunächst nur wenig Anlass za Beschwerden. Allmäh¬ 
lich in den letzten Jahren verstopfte sich indess wiederholt die Fistel: es bildeten sich 
mehrfach unter Fiebererscheinungen Abscesse und kam der Kranke sehr herunter, so 
dass er schliefslich auf den Vorschlag der Nierenexstirpation einging. Vf. wählte den 
Lmnbarschnitt, der aber nicht am Rande des M. quadrat. lumb. verlief, sondern dessen 
Substanz wegen der etwaigen Vergrüfserung der Niere etwas beteiligte, während aber 
die Niere selbst, deren obere 3 / 4 in eine grofse Höhle verwandelt waren, sich leicht 
herausschälen liefs, bereitete die Verbreiterung des Stieles der Ligatur einige Schwie¬ 
rigkeit, bis diese mit der CooPKB’schen Aneurysmanadel gelang. Däbridement und 
Drainage der Fistel beendete die Operation, Mit geschlossener Operationswunde und 
sehr verkleinerter kaum noch eiternder Fistel war der völlig erholte Pat. wieder im 
Stande, seinem Berufe weiter zu folgen. 

2) Das nur 16 Monate alte Mädchen starb 15 Stunden nach der Entfernung der 
linksseitigen Geschwulst. Die Obduction ergab ca. 1 Unze veränderten Blutes oder 
saniösen Serums im Peritoneum. Der Tumor selbst, 16£ Unzen schwer, liefs nichts 
mehr von der normalen Nierenstructur erkennen; makroskopisch erschien er mit 
weichen, brüchigen Hervorwölbungen und verschiedenen, tief-strohgelbe Flüssigkeit 
enthaltenden Cysten, im Uebrigen wird er als „carcinomatös“ bezeichnet und entspricht 
die Structur seinem schnellen, nur 2 Monate betragenden Wachstum. P.Güterbock. 


W. Jaworski, Beobachtungen und Betrachtungen Ober die Trink- 
temperaturen der Karlsbader Thermen an der Quelle und in der 
Hauskur. Wiener med. Wochenschr. 1884, No. 35. 

Uebersteigt die Temperatur des Wassers 55 1 C., so übt es einen nachteiligen Ein¬ 
fluss auf die Verdauung ein. Die angenehmste Temperatur ist 50°, welcher Mühl- 
und Schlossbrunnen ziemlich entsprechen. Heifsere Quellen müssen vor dem Trinken 
abgekühlt, Flaschenwasser darf zum Gebrauch einer Hauskur nur bis zu 50° erwärmt 
werden. L. Rosenthal. 

Dixon Ufann, Notes on a case of pure apoplectic bulbar paralysie. 
Brain 1884 XXVI., S. 244. 

Eine 42jährige Frau, ff&ber an Gelenkrheumatismus erkrankt, verlor plötzlich 
vollkommen die Sprache. Es bestand eine Lähmung der Zunge und des weichen 
Gaumens, ebenso der Pterigoydei und der unteren mimischen, vom Facialis versorgten 
Gesichtsmusculatur, namentlich auf der rechten Seite, weniger auf der linken. Spei¬ 
chelfluss. Unmöglichkeit zu schlucken. An der Mitralis ein leichtes systolisches Ge¬ 
räusch. Schon nach 8 Tagen war eine geringe Besserung zu constatiren, welche im 
Laufe der nächsten Woche fortschritt. Siemerling. 


Howard H. Tooth , A case of dorsal Pacchymeningitis. Brain 1884, 
XXVI. S. 254. 

Bei einem 60jährigen Manne entwickelte sich ganz allmählich eine Schwäche der 
unteren Extremitäten fast bis zur ausgesprochenen Parese. Dabei heftige lancinirende 
Schmerzen in den Beinen. Reflexerregbarkeit an den unteren Extremitäten gesteigert. 
Später Contractur derselben. Cystitis. 

Bei der Section fand sich im Dorsalmark eine gummöse Geschwulst der Häute 
des Rückenmarks. Dieses selbst in seiner Form verändert, Schwund der Nervenfasern 
in der weifsen Substanz und Atrophie der Ganglienzellen in den Vorderhörnern. Im 
Halsmark Degeneration der Hinterstränge. 

An den Gefäfsen syphilitische Veränderungen. Siemerling. 


Shoemaker, Ueber Naphthol. Monatshefte f. prakt. Dermatologie III. 
No. 2 u. 3. 

Gegenüber den von Nbissbr und Kaposi beschriebenen giftigen Wirkungen des 
Naphthol weist Vf. darauf hin, dass reines Naphthol absolut unschädlich, das im 
Handel käufliche aber nicht rein ist. Lewintki. 


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848 


Wrlandrr. — Dövkmüs. — Rikokl. 


No. 47 


Ed. Welander, Quelques recbercbea sur les miorobes pathogenes 
de la blenorrhagie. Gaz. med. de Paris 1884, No. 23. 

W. findet den Gonokokkus in allen Füllen von Blennorrhoe, welche durch In- 
fectlon entstanden sind. Er überzeugte sich ferner, dass nur gonokokkenhaltiges 
Secret im Stande ist, eine Gonorrhoe bervorzurufen. Er hält demnach diese Mikroben 
mit einer an Sicherheit grenzenden Wahrscheinlichkeit für die Ursache der Gonorrhoe, 
sicher bewiesen wäre diese Tatsache, wenn es gelinge, die Mikroben zu züchten und 
dann mit Erfolg zu impfen. Diese Forderung erscheint ihm noch nicht erfüllt, da 
die ein Mal ron Bockhardt mit Erfolg gemachte Züchtung und Impfung durch nega¬ 
tive Versuche Löppi.kr's zweifelhaft geworden ist W. hat in dieser Beziehung auch 
nur negative Erfolge aufzuweisen. — Auch die Aogabe Bockhabdt’s, dass die Gono¬ 
kokken zwischen den Epithelialzellen der Harnröhre in die Lymphe gelangen und dort 
sich erst vermehren, bestreitet W.; er lässt ihre Vermehrung in der Harnröhre selbst 
vor sich gehen. Diese Anschauung ist nicht gleichgültig in Bezug auf die abortive 
Behandlung. W. hält in den ersten 3 Tagen die abortive Behandlung für vollkommen 
gerechtfertigt; er wendet Argent nitricum in Lösung zu diesem Zwecke an. 

Lewinski. 


J. DüveüUS, Beitrag zur Lehre von der operativen Behandlung 
des Haematoma periuterinum extraperitoneale. Arch. f. Gyn. XXIU. 
S. 104. 

Den bisher von Miim reröffientlichten 4 Fallen (Ztschr. f. Oeb. n. Gyn. VIII.), 
bei denen er zur Heilung des Leidens die Laparotomie und oach Oeffnung des Sackes 
die Entfernung des in denselben ergossenen Blutes vornahm, fügt D. 4 weitere von 
Martih operirte Fälle hinzu, welche mit glücklichem Erfolge operirt wurden, so dass 
im Ganzen von den 8 Fällen nur 2 ungünstig verliefen, und wendet sich besonders 
gegen Zwziprl, welcher diese Beckenblutgeschwülste von der Scheide aus zu eröffnen 
vorgeschlagen hatte (Arch. f. Gyn. XVIII. S. 463). Gegen das Verfahren des Letzteren 
führt D. an die grofse Gefahr der Blutung aus einem Recessus der Geschwulst, ferner 
die mangelhafte Entfernung der Blutgerinnsel und schliefslich bei der Auskratzung des 
Sackes die Möglichkeit eines Durchbruchs der Sackwandungen und eines Ergueses von 
veränderten ßlutmassen in die Bauchhöhle, welche dann schlechter von der Vagina 
aus gereinigt werden kann. — Nach der Laparotomie ist ein Vernähen des Sackes 
wegen des morschen Gewebes nicht immer möglich. Bestehen Verwachsungen der 
Geschwulst mit den Darmschlingen, so geben dieselben kein absolutes Hioderniss für 
die Beendigung der Operation ab. Man hat nicht nötig, diese Verwachsungen voll¬ 
kommen zu lösen, sondern man soll versuchen, zwischen den Schlingen an die Ge¬ 
schwulst zu kommen. — Weitere Versuche werden zeigen, ob dieser operativen Be¬ 
handlung des Leidens durch die Laparotomie oder der Operation von der Vagina ans 
der Vorzug zu geben ist. _ w. Sch&leln. 


F. Riegel, Ueber die therapeutische Verwendung der Caffeln- 
pr&parate. Berliner klin. Wochenschr. 1884, No. 19. 

Nach R. erzeugte Caffein zu 0,4 —1,0 (oder dessen Doppelsalze? Ref.) bei Ge¬ 
sunden mftfsige Verlangsamung der Herzaction, Gröfsenzunahme der Pulswellen nnd 
Spannungszunahme des Pulses, niemals aber Druckverminderung. Es ist ein herz- 
regulirendes Mittel im Sinne der Digitaliswirkung und indicirt bei Herzfehlern im 
Stadium gestörter Compensation, wo es die Herzkraft vermehrt, die Herzaction ver¬ 
langsamt, den arteriellen Druck erhöht und auch rasch eine beträchtliche Vermehrung 
der Urinausscheidung bewirkt. Häufig wurde es mit Erfolg gegeben, wenn Digitalis 
sich unwirksam erwies und wird im Allgemeinen besser vertragen. Von dieser unter¬ 
scheidet es sich durch das schnelle Eintreten der Wirkung und das Fehlen einer Cu- 
mulation. Die zweckmäfsigste Form ist die der löslichen Doppelverbindungen: Caffeinum 
natrobenzoicum, natrosalicylicum und natrocinnamylicum, welche sich auch ihrer leich¬ 
ten Lösliichkeit wegen zur subcutanen Injection eignen. (Caffefni 2,5, Natr. benzoic. 
2,95, Aq. ad CCX. oder Caffeini 4,0, Natr. salicyl. 3,10, Aq. ad OCX. nach Tauest. 
Ref.) Langgaard. 

Verlag von August Hirschwald In Berlin. — Druck von L. Schumacher In Berlta. 


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Wöchentlich eraoheinen ■ Preli Jihrgängoü 

1—2 Bogen; am Schlüsse 1 "AllTy ft IIH jill 20 Mark; zu beziehen 
du Jahrgangs Titel, Na- W vUU CULI^ACvWW durch alle Buchhandlun- 
men» und Sachregister. gen und PoataniUlten, 

für die 

medicinischen Wissenschaften. 

Redigirt von 

Prot Dr. H. Kroneoker, Qnd Pro! Dr. H. Senator, 

in Bern Berlin (NW.), B&uhofttr. 7. 

1884. SB. lovember. NO. 48. 


Inhalt: Pi tri. Spontanes Auftreten von malignem Oedem und Septiksemie bei 
Tieren (Orig.-Mitt.). [Schluss.] 

M kltzbr; Kronbcksr, Schluckmechanismus. — Robin, Acholie pigmentaire, 
Unterdrückung der Bildung ron Gallenfarbstoff. — Tackr, Vorkommen brennbarer 
Gase beim Kaninchen. — Sblenkoff, Arhinencepbalia unilateralis. — Billroth, 
Nieren-Exstirpation. — Scbuchardt, Neubildungen der männlichen Brust. — 
Brandeis; Gottstkin, Catarrhe des mittleren und äufseren Ohres. — R. Koch, 
Cholerabakterien. — MühlhAusrr, Spirillen. — Dumolard, Endemie von acuter 
schmerzhafter Paraplegie. — G. Lbwin, Halbseitige Atrophieen und Hypertrophieen. — 
Legroux und Brun, Verhalten der Sensibilität bei cerebraler Hemiplegie. — Gehle, 
Vergiftung mit Salzsäure. — Lustgarten, Hydrargyrum tannicum oxydul. 

G. ▼. Lieb io, Veränderung der Pulscurven in der pneumatischen Kammer. — 
Röhmann, Zunahme des Leberglykogens bei Ammoniakfütterung. — Käst, Bacillen* 
haltiger Pericardialeiter bei Tuberculose der Mediastinaldrüsen. — Parker, Operation 
des Anus imperforatus. — A. König, Neutraler Punkt bei Farbenblinden. — Pöhl, 
Gehalt des Petersburger Wassers an Mikroorganismen. — Haupt, Auscultation mit 
solidem und hohlem Stethoskop. — Jastrowitz, Zwangsvorstellungen. — Kirn, 
Trunksucht und Dipsomanie. — Du hring, Dermatitis mit wechselndem Exanthem. — 
W oltebing, Morphium-, Carbol- und Phosphorvergiftung. 

Druckfehler. 

Spontanes Auftreten Ton malignem Oedem bei Kaninchen, 
sowie einer Septiksemie bei Gänsen, Enten und 

Hühnern. 

(Aus der bakteriologischen Abteilung des Laboratoriums der Heil¬ 
anstalt des Dr. Brbhmkr zu Görbersdorf.) 

Von Dr. Petri. 

(Schluss.) 

Eine sogenannte reine Septiksemie beobachtete ich vor Kurzem 
unter dem Geflügel eines Dominiums im Kreise Oels. In einer 
einzigen Nacht starben dort 8 Gänse, 6 Enten und 20 Hühner an 
einer rätselhaften, so gut wie symptomlos verlaufenden Krankheit. 
Weitere Todesfälle derselben Art folgten, auch auf einem Nachbar¬ 
gute. Im Ganzen gingen im Verlaufe zweier Wochen zu Grunde 
einige 30 Gänse, 25 Enten und 50 Hühner. Abends anscheinend 
munter in die Ställe eingesperrt, fand man sie am anderen Morgen 
totenstarr vor. In einigen Fällen wurde der Tod am Tage beob¬ 
achtet. Unmittelbar . vorher trat livide Färbung der Füfse und 

XXU. Jahrgang. 54 

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850 Petri, Spontanes Auftreten von malignem Oedem und No. 48. 

Schnäbel auf, sowie mehrmaliges krampfhaftes Flögelschlagen. Das 
Blut der gefallenen Tiere wies unzählbare Mengen der kleinen, 
Eingangs geschilderten bipolar sich tingirenden Bakterien auf — 
Minimale Spuren desselben erwiesen sich bei echter Verimpfung in 
nicht blutende Hautwunde exquisit infectiös für: Gänse, Enten, 
Hühner, Tauben, Kaninchen, Feldmäuse, Hausmäuse und 
Ratten. Hingegen erwiesen sich Meerschweinchen zunächst 
refractär. Schliefslich wurden aber auch hier, und zwar bei ganz 
jungen Tieren, Todesfälle constatirt, jedoch nur selten, während die 
vorgenannten Tiere bei den bisher angestellten Versuchen aus¬ 
nahmslos in 10—24 Stunden der Affection erlagen. 

Kurz vor dem Tode wurden bei allen Tieren leichte Krämpfe 
beobachtet. Bei Kaninchen ist vor diesem Stadium die Temperatur 
häufig bis über 42° erhöht. Praemortal sinkt sie bedeutend, bis oft 
unter 34 °. Praemortale Dyspnoe ist ein charakteristisches Symptom. 
Ferner läuft während oder kurz nach dem Tode (bei Kaninchen) 
aus Maul und Nase eine klare, feinschaumige Flüssigkeit, welche 
von stets vorhandenem Lungenödem herröhrt. 

Gestalt und Gröfse der aufgefundenen Mikroben, die Ueber- 
tragungsversuche auf andere Tierspecies, sowie die bei Kaninchen 
beobachteten Symptome stimmen ziemlich genau überein mit dem, 
was Gaffky (1. c. S. 93ff.) von einer experimentell durch Injection 
von Pankewasser oder Pökelfleischlake erzeugten Kaninchen-Septi- 
ksemie mitteilt. Die oberflächlichsten Impfungen, wie leichte Ritzung 
der Cornea mit inficirter Nadel oder Skalpell, erwies sich unfehlbar 
tötlich bei genannten Tieren. Fütterungsversuche waren bei Ratten 
und Mäusen bisher nicht von Erfolg begleitet. — Der Bacillus ist 
im Blute der gefallenen Tiere gleichraäfsig verteilt, besonders bei 
Vögeln in ganz enormer Zahl. Bei den wenigen gestorbenen Meer¬ 
schweinchen fand ich ihn sehr spärlich, aber er war doch vorhanden 
und das Blut der betreffenden Tiere wirkte gut infectiös. 

Ich zweifle nicht, dass meine Septikaeraie dieselbe ist, welche 
Gaffky experimentell erzeugte, obwohl meine Sectionsbefunde doch 
nicht so ganz negativ sind, wie die von diesem Autor 1. c. an¬ 
gegebenen. Zunächst ist, von der Impfstelle ausgehend, selbst wenn 
eine Verletzung des Unterhautgewebes mit Sicherheit ausgeschlossen 
ist, wie bei flachen Impfungen auf die Cornea, eine meist nicht 
unbedeutende Reaction der Haut und des subcutanen Gewebes zu 
constatiren. Oedematöse Anschwellung der Ohrwurzel, pathologische 
Rötungen und Gefäfs-Injectionen der Conjunctiven, der Hautgefäfse, 
des subcutanen Gewebes, starke abnorme Durchfeuchtung daselbst 
bis zu deutlichem Oedem herab bis auf den Thorax habe ich stets 
gefunden. Nicht im Entferntesten mit den exquisiten Fällen der 
zuerst beschriebenen Form vergleichbar, konnte doch an dem Vor¬ 
handensein seröser Oedemflüssigkeit nicht gezweifelt werden. Im 
Gegensatz nun zum malignen Oedem findet sich der diese Septi- 
ksemie charakterisirende Mikroparasit in der Oedemflüssigkeit äu(serst 
spärlich, selten einmal in größerer Menge. Er fehlt ebenfalls, resp. 
ist bei der Durchmusterung mehrerer Präparate nicht mit Sicherheit 


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No. 48. Septikaemie bei Tieren. — Mrltzkk; Kronkckeb. 851 

zu constatiren in den zum Teil recht beträchtlichen serösen Ergüssen 
der Pleura, des Peritoneums und Perikards, welche bei unserer 
Septikaemie nie fehlten. Besonders charakteristisch ist der Erguss 
in den Pleuren, dort fand ich zuweilen auch eulzige, farblose Ge¬ 
rinnsel. Tupfpräparate von der Organoberfläche enthalten meist 
keine Mikroben. Sehr häufig und bei Enten und Gänsen sich in 
den Vordergrund stellend, sind die vielen kleinen Hsemorrhagieen. 
Bei Enten sieht zuweilen die gesammte Unterfläche der Haut rot 
gesprenkelt aus. Fast nie fehlen solche punkt- und strichförmigen 
Blutergüsse unter dem Epikard und Endokard, manchmal setzen 
sie sich auf die grolsen Gefäfse fort. Dabei ist das Endokard der 
Klappen häufig ödematös geschwollen und gerötet, auch die Intima 
der Aorta oft rot. In den Darmzotten zuweilen Blutung an Blutung. 
Milz meist klein, runzlich und blass, das Gegenteil selten. — In 
hohem Grade charakteristisch ist das Verhalten der Lungen: fast 
ausnahmslos starkes Oedem ohne Atelektasen. Bei Kaninchen sehen 
diese Organe hellgraurot aus, mit dunklerer im Niveau tiefer 
liegender Marraorirung. Die Bronchien, sowie die Luftröhre bis 
zum Munde hinauf stets voll weifsem, fein blasigem Schaum. Das 
Innere der Trachea dunkelrot in Folge starker Gefäfsfüllung im 
submucösen und perichondralen Gewebe. Rechtes Herz voll dicker, 
dunkler Gerinnsel. Aus den Lungengefäfsen lässt sich oft ein 
Gerinnselbaum herausziehen. 

Reinculturen der septiksemischen Mikroben sind mir in der¬ 
selben Weise geglückt, wie es Gakfky 1. c. von seiner Kaninchen- 
Septiksemie angiebt. Vom Impfstrich ausgehend wachsen kleine, 
kreisrunde wasserhelle Tröpfchen. 

Eine ausführlichere Arbeit über die beiden Krankheiten mit 
Darlegung des tatsächlichen Materials und Mikrophotogramraen hoffe 
ich demnächst an geeigneter Stelle geben zu können. 


1) S. Meitzer, Die Irradiationen des Schluckcentrums und ihre 
allgemeine Bedeutung, uu Bois -Reymond’s Arch. 1883, S. 209. — 
2) H. Kronecker und 8 . Meitzer, Der Schluckmechanismus, 
seine Erregung und seine Hemmung. Das., Suppl.-Bd., S. 337. 

1) Nachweisbar ist der Schluckact centraler und reflectorischer 
Natur und befindet sich das Schluckcentrum in der Med. oblongata. 
Mit jeder Schluckauslösung läuft in demselben zuerst eine Hemmungs-, 
daraufhin eine Bewegungserregung ab. Die minimalen Reize für das 
Schluckcentrum sind zugleich seine maximalen — seine Erregung 
dehnt sich normaler Weise auf alle Glieder des Schluckmechanismus 
aus — und doch ist die betreffende Reizschwelle derjenigen für die Er¬ 
regung der anderen Centren gleich. Die Beziehungen des Schluck¬ 
centrums zu diesen letzteren erhellen aus folgenden am Menschen 
gemachten Beobachtungen: a) Mit jeder Schluckauslösung erfahren 
die Herzschläge eine Beschleunigung, die procentisch um so gröfser 
ist, je niedriger die Anfangsfrequenz; auf das Beschleunigungs¬ 
stadium folgt ein Stadium der Verlangsamung, die absolut und pro- 

54* 


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852 


Mei.tzbr; Krokkckkr, Scbluckmechanismus. 


No. 48. 


centisch der Beschleunigung nachsteht; b) während des Schluckens 
sinkt der Blutdruck; c) während der Erregung des Schluckcentrums 
ist das AtmungsbedQrfniss herabgesetzt; beginnt die Schluckreihe 
gleichzeitig mit der Atmungssuspension, so muss letztere früher 
unterbrochen werden, als ohne Schlucken; d) das Schlucken öbt 
einen hemmenden Einfluss auf die Wehen; e) das Schlucken Qbt 
einen hemmenden Einfluss auf die Erection, auch beim Fortbestehen 
der Reflexursache. — Alle diese Erscheinungen sind völlig un¬ 
abhängig von der Qualität und der Quantität der zu verschluckenden 
Medien: der Effect ist der Schluckzahl direct und der Gröise der 
Intervalle zwischen den Schlucken umgekehrt proportional. 

2) In dem Schluckrohre bis zur Eardia sind 5 Muskelringe 
zu unterscheiden. Der erste unvollständige Ring — wesentlich die 
Mylohyodei — bedingt den Hauptschluckact, indem er allein den 
normalen Schluck (leicht verschieblicher Massen) vom Munde bis zur 
Kardia herabspritzt. Beim Menschen dauert dieser Act nicht länger 
als 0,1 Secunde, auch wenn entgegen der Richtung der Schwere (mit 
herabhängendem Oberkörper) geschluckt wird. Im Momente des 
Schluckanfanges öffnen die Mm. geniohyodei die Eingangsgegend des 
Oesophagus, den die tätigen Mm. thyreoidei zur selben Zeit mit- 
heraufziehen und spannen. 

Der zweite Muskelring — die Constrictoren des Pharynx — 
und 3 Ringe, in die der gesammte Oesophagus zerlegt werden kann, 
welche sich wie nach Gilkttk anatomisch, so auch physiologisch durch 
verschiedene Contractionsdauer dieser Teile unterscheiden, stellen nur 
Reservekräfte der Schluckbahn dar. Letztere treten gesondert, aber jede 
auf ihrer ganzen Strecke fast gleichzeitig in Action und zwar so (bei 
Mk i.tzkr selbst), dass etwa 0,3 Secunden nach der Bewegung der 
Mylohyodei die Constrictoren sich zusammenziehen, etwa 0,9 Secunde 
hierauf der oberste Oesophagusabschnitt sich schnört, nach weiteren 
1,8 Secunden der mittlere und endlich nach 3 Secundender unterste. 
Die Zahlen der Pausen bilden eine arithmetische Reihe zweiter Ord¬ 
nung mit der Differenz 1 und dem constanten Factor 0,3. Ein 
jedes dieser Contractionsintervalle erscheint kleiner, als die Dauer 
der demselben vorhergehenden Contraction. Dadurch wird das Zu- 
röcktreten der herabgedröckten Speisereste gehindert. 

Die Eardia, welche för ihre coordinirte Bewegung die Centren 
in sich zu enthalten scheint, ist als sechster Abschnitt der Schluck¬ 
bahn zu betrachten, da ihre Bewegung — eine Verengung und 
Ein8tßlpung in den Magen — bei Eaninchen jedem Schlucke etwa 
2 Secunden nach der Eehlkopfhebung folgt; die Contractionen 
wiederholen sich einige Male in immer gröfseren Zwischenräumen 
und mit abnehmender Intensität, bis endlich eine Mittelstellung 
zwischen Contraction und Erschlaffung als Ruhepunkt erreicht ist. 
Den functioneilen Zusammenhang zwischen Eardia und Oesophagus 
kann erst die Durchschneidung der Vagi aufheben. — Unter 
normalen Verhältnissen ist die Eardia beim Menschen geschlossen; 
auch im Falle des Aufstofsens öffnet sie sich durch die wenn auch 
sehr schwache Gasspannung. Das Aufs to Csen selbst geschieht ohne 


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No. 48. 


Robin, Acholie pigmentaire. 


853 


Antiperistaltik; hernach aber läuft im Oesophagus (des Menschen, 
auch des Hundes) eine Bewegung von oben nach unten ab — ganz 
wie nach einem Schlucke. 

Beim Menschen, auch beim Hunde und beim Kaninchen, wird 
gleichzeitig mit jeder Erregung zur Bewegung des ersten Abschnittes 
der Schluckbahn — hauptsächlich der Mylohyoidei — eine schnell 
vorübergehende Hemmung der tieferen Abschnitte eingeleitet. Die 
bereits begonnene Contraction eines Oesophagusnbschnittes wird 
durch den zweiten Schluck nicht aufgehoben, nur manchmal etwas 
verzögert. Rechtsamer. 

A. Robin, Untersuchung des Harns in einem Falle von „Acholie 
pigmentaire“. Gaz. med. 1884, No. 10. 

Als Acholie pigmentaire bezeichnet Hanot diejenigen Fälle 
von Unterdrückung der Leberfunction, in welchen nur die Bildung 
des Gallenfarbstoffs, nicht aber die der Gallensäuren aufgehoben 
ist. In einem solchen Falle (die Krankheitsgeschichte ist nicht 
wiedergegeben) hat die vom Vf ausgeführte Harnuntersuchung zu 
folgenden Ergebnissen geführt: Tagesvolum 3 Liter, specifisches 
Gewicht = 1012, Farbe blassgelb, Aussehen sehr trübe, sehr reich¬ 
liches krystallinisches Sediment von Tripelphosphaten und> Kalk¬ 
phosphat. Der Harn enthielt 82,9 Grm. feste Stoffe, davon waren 
21,9 Grm. Harnstoff, 17,4 Grm. Chloride, 2,25 Grm. Phosphate, 
2,28 Grm. präformirte, 0,23 Grm. Aetherschwefelsäure, 0,44 Grm. 
leicht oxydabler Schwefel (gewonnen durch Zersetzen mit chlor¬ 
saurem Kali und Salzsäure), 1,5 Grm. schwer oxydabler Schwefel 
(erhalten durch Schmelzen mit Salpeter), Gesammtschwefel, als 
Schwefelsäure ausgedrückt, 4,45 Grm. An Phenol fand sich eine 
unwägbare Menge. Gallenfarbstoff, Eiweifs, Zucker, Inosit waren 
nicht nachzuweisen. Von dem Gesammtschwefel des Harns fanden 
sich also ca. 44 pCt. in Form des unvollständig oxydirten oder 
neutralen (Sai.kowski) Schwefels. Da nun nach Züi.zkr und Lbpink 
zwischen dem Gallenschwefel (Schwefel des Taurin resp. der Tauro- 
cholsäure) und dem neutralen Schwefel des Harns ein constantes 
Verhältniss besteht, indem ersterer mit der Galle in den Darm 
ergossen und dort resorbirt, die Quelle des letzteren ist, so dass in 
der Norm der Neutralschwefel 10—12, höchstens 20 pCt. des Ge- 
sammtschwefels im Harn beträgt, so ist nach Vf. hier, wo das Ver¬ 
hältniss sich bis auf fast 44 pCt. erhebt, eher eine vermehrte Aus¬ 
scheidung an Schwefel durch die Galle anzunehmen, während die 
Bildung und Ausscheidung von Gallenfarbstoff seitens der Leber 
vollständig aufgehoben erscheint. Und daraus glaubt Vf. folgern 
zu können, dass die Bildung des Gallenfarbstoffes und der Gallen¬ 
säuren in der Leber zwei von einander getrennte Vorgänge sind, 
die sich wahrscheinlich auch an verschiedenen Zellprotoplasmen 
abspielen. Anderweitige, wenig begründete Hypothesen, die Vf. 
weiter an die Ergebnisse seiner Harnuntersuchung anknüpft, können 
hier füglich übergangen werden. J, Munk. 


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854 


Tacke, Vorkommen brennbarer Gase beim Kaninchen. 


No. 48. 


B. Tacke, Ueber die Bedeutung der brennbaren Gase im tierischen 
Organismus. Diss. Berlin, 1884. 

Unter Leitung von Zuntz hat T. Versuche über die Ausschei¬ 
dung von Wasserstoff und Grubengas (CH 4 ) an Kaninchen an¬ 
gestellt. Die Versuchsanordnung war derart, dass die in Wasser 
versenkten tracheotomirten Kaninchen in einem geschlossenen Raume 
atmeten, in welchen nach dem REGNAUi.T-RKisK-r’schen Princip Sauer¬ 
stoff nach Maafsgabe des Verbrauches nachströmte, während anderer¬ 
seits die Kohleneäure durch mit Kalilauge gefüllte Ventile entfernt 
wurde: etwa gebildetes H oder CH 4 muss sich dabei, wie leicht 
ersichtlich, in dem Raume bei längerer Dauer des Versuches an¬ 
häufen und ist auch bei geringer Production durch die Analyse 
der Luft des Raumes am Ende des Versuches unschwer zu er¬ 
kennen. Der Sauerstoff wurde, um jede Verunreinigung mit Stick¬ 
stoff auszuschliefsen, nicht im Gasometer aufbewahrt, sondern wäh¬ 
rend des Versuches selbst frisch dargestellt. 

Ein eigentümlicher selbsttätiger Mechanismus sorgte dafür, dass 
die Entwickelung von Sauerstoff sich nach der Gröfse des Ver¬ 
brauches richtete. Aufser der Atmungsluft wurde auch die Ent¬ 
leerung von H und CH 4 durch die Darmgase berücksichtigt. Zu 
diesem Zweck war über die Analöffnung ein mit Wasser gefüllter 
Trichter gestülpt, welcher mit einem Eudiometer communicirte; 
kleine Verluste liefsen sich dabei nicht vermeiden, jedoch fand in 
vielen Versuchen eine Ausscheidung von Gasen durch den Darm 
überhaupt nicht statt, in anderen, in denen sie eintrat, war sie 
äul'serst gering. — Die Gasanalysen sind nach den von Gkppkbt 
angegebenen vereinfachten Methoden ausgeführt. Die Mittelwerte 
der erhaltenen Resultate sind (mit Auslassung der Versuchsdauer, 
die von 1 Stunde 42 Minuten bis 10 Stunden 5 Minuten variirte) in 
der folgenden Tabelle zusammengestellt, wobei zu bemerken ist, 
dass in einzelnen Fällen eine teilweise Wiederabsorption des secer- 
nirten Wasserstoffs beobachtet wurde. 


No. 

Gewicht 

des 

Tieres in 
Grm. 

Nahrang. 

H 

ausgeschieden 
per Kilo und 
Stande 

ch 4 

aasgeschieden 
per Kilo and 
Stande 




Cctm. 

Cctm 


I. 


II. 

III. 


IV. 

V. 

VI. 


1880 

1650 

1940 

1940 

1698 

1320 


Cellalosereiches 

Futter. 

Roggenkleie. 

Gras. 

Gras. 

Kohl and Gras. 
Hungertier 
Magnesia snlf. 


1 ) 

2 ) 

1 ) 

2 ) 

3 ) 


2,142 
—1,049 
0,439 
0,663 
1,980 
2,390 
—2,2oO 
3,900 

3,4 1 5 


1,690 


1) 2,730 

2) 2,550 

3) 3,240 
3,610 

1,214 


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No.48. 


Ski.knkofk, Arhinencephalia unilateralis. 


855 


Beim Kaninchen treten also regelmäfsig brennbare Gase in die 
Exspirationsluft über, die Entleerung durch den Darm ist nicht 
regelmäfsig und in jedem Falle geringer, wie durch die Lungen. 
Die Quelle dieser Gase sind natürlich Gärungsvorgänge im Darm¬ 
kanal, die sich auch durch längeres Hungern und starkes Abführen 
nicht unterdrücken liefsen. Die Frage, ob einmal gebildete Gase 
im Körper verbrannt werden können, lässt T. noch offen, ist jedoch 
der Ansicht, dass diese Verbrennung jedenfalls eine nur sehr be¬ 
schränkte ist. G. Salkowski. 


A. Selenkoff, Ein Fall von Arhinencephalia unilateralis bei einem 
erwachsenen Manne. Virchow’s Arch. XCV. 1. 

Bei einem 34jährigen finnischen Bauern, welcher im aufser- 
städtischen Hospital in St. Petersburg an Delirium potatorum zu 
Grunde ging, fand Vf. folgende Missbildung des Gesichtes: 

Die rechte Nasenhälfte war ersetzt durch ein vom inneren oberen 
Rande der Orbita herabhängendes, weiches, rüsselförmiges Gebilde. 
Dasselbe war frei beweglich an einem rein häutigen Stiel, von 
0,8 Ctm. Durchmesser; die Länge betrug 4,4 Ctm., der Durchmesser 
in der Mitte 1,3, im unteren Drittel 2,0 Ctm. An der Ansatzstelle 
war ein knöcherner Fortsatz von 0,9 Ctm. Länge durchzufühlen. 
Am unteren abgestumpften Ende führte eine hanfkorngrofse Oeffnung 
in einen den ganzen Rüssel durchsetzenden Kanal, welcher, mit 
Schleimhaut ausgekleidet, blind endete an der Orbitaldecke. 

Die linke wohlgebildete Nasenhälfte von 3,6 Ctm Länge ragte 
an der Spitze ca. 0,7 Ctm. über die Medianlinie nach rechts; das 
länglich ovale Nasenloch stand etwas mehr frontal, als gewöhnlich. 

Die rechte Augenspalte, ein ungefähr gleichschenkliges Dreieck 
bildend mit der Spitze im lateralen Augenwinkel, nur 2,4 Ctm. 
breit. Die Basis des Dreiecks, von dem beschriebenen Rüssel be¬ 
deckt, wurde von dem umgeknickten oberen Augenlide gebildet und 
war 1,1 Ctm. lang. Die Augenlider waren nicht schlussfähig, am 
unteren leichtes Ektropium, beständiges Tränenträufeln, keine Tränen¬ 
punkte, die Cornea pannös, undurchsichtig. Die rechte Augenbraue 
ging über die Ansatzstelle des Rüssels auf die linke Nasenhälfte über 
und bis zur Hälfte derselben herab. 

Der harte Gaumen war rechts von einer spaltförmigen Längs¬ 
furche durchzogen, welche aber nur die Schleimhaut durchsetzte. 

Ferner fand sich ein rechtsseitiges Fehlen des Olfactorius und 
des Os ethmoidale bei sonst normalem Gehirn, des Nasenbeins, der 
Stirnhöhle, der Nasenhöhle, des Canalis naso-lacrymalis und der 
Highmorshöhle, welche durch Knochengewebe mit vorn eingelager¬ 
tem Knorpel ersetzt sind, desVomer und des Zwischenkiefers nebst 
einem Schneidezahn. 

Diese Missbildung gehört in die von Kunduat eingehend be¬ 
arbeitete Gruppe der Arhinenceplialen, steht aber wegen ilirer Ein¬ 
seitigkeit bei einem erwachsenen Manne mit sonst guter Gehirn¬ 
bildung als Unicum da. S. Scbultze (Breslau). 


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8.56 Bii.lroth, Nieren-Exstirpation. - Schücharut, Neubildungen etc. No. 48. 

Th. Billroth, Ueber Nierenexstirpation. Wiener med. Wochenschr. 1884, 
No. 23—25. 

B. hat unter 6 Nierenexstirpationen 2 Erfolge bei der Ent¬ 
fernung von Neubildungen der Niere zu verzeichnen gehabt. Im 
Allgemeinen bevorzugt er, wenn irgend möglich, den (extraperi¬ 
tonealen) Lumbar-Schnitt, wie dieses auch Czerny tut, da bei der 
Laparotomie die Verhältnisse immer complicirter liegen. Aus einer 
Zusammenstellung von Schustern geht hervor, dass mit Ausschluss 
der sogen, „zufälligen“ Nierenexstirpation 132 Nephrectomien bisher 
ausgeführt sind: die Sterblichkeit betrug 62, d. h. 47 pCt. Die 
Entfernung einer gesunden Niere ist in Folge Verletzung und 
Vorfalls durch die Bauchwandungen 3 mal (t 0), wegen unheilbarer 
Ureterenfistel 9mal (f 3), wegen ren mobilia 14mal — darunter 
Martin in Berlin mit 7 Operationen — (f 6) verrichtet worden. Auf 
40 Operationen bei Pyonephrose mit oder ohne Stein kommen 
18 Todesfälle, darunter verschiedene, die noch einige Wochen die 
Entfernung der Niere überlebend, der Erkrankung der anderen Niere 
und Erschöpfung erlagen. Hydronephrose gab meist unabsicht¬ 
lich unter der Diagnose retroperitonealer Ovarial-Cysten zur Ope¬ 
ration Anlass, im Ganzen 9mal mit f 3, und von 83 wegen Neo¬ 
plasmen ausgeführter Nephrectomien führten 20 zum Tode — die 
einzige Categorie, in der die Mortalität die Heilungsziffer übersteigt. 

P. Güterbock. 


B. Schuchardt, Zur Casuistik und Statistik der Neubildungen in 
der männlichen Brust. Arch. f. klin. Chir. XXXI. S. 1. 

Vf. bestätigt in dieser, die bisher bekannte Casuistik mit grofser 
Genauigkeit wiedergebender Monographie die schon von Sir James 
Payrt gefundene Häufigkeit von 2 pCt. der auf das männliche Ge¬ 
schlecht entfallenden Brustkrebse. Im Ganzen vermochte Vf. 272 
hierhergehörige Fälle von Geschwulst der männlichen Brustdrüse 
zu sammeln; doch sind von diesen ca. 100 Fälle ohne nähere Details 
beigebracht. Nur 22 der 272 Patienten hatten nicht heterologe 
Neubildungen (nämlich 1 Enchondrom, 1 Kalkablagerung, 2 Ade¬ 
noide, 3 Fibrome, 1 Myom, 15 cystöse Geschwülste und 2 tuber- 
culöse Gechwülste), während die übrigen 247 heterologe Neoplasmen 
— meistens Krebse — betrafen. — Von der Gesammtsumme der 
272 Fälle kamen auf Grofsbritannien und Irland 154, auf Frank¬ 
reich 56, auf Deutschland und Oesterreich 42, auf Nordamerika 8, 
auf Italien 4, auf Holland und Belgien je 2 und auf die Schweiz, 
Portugal!, Dänemark und Schweden je 1 Fall. Nur von 147 krebs¬ 
artigen Brusttumoren des männlichen Geschlechtes sind genauere 
Notizen vorhanden, und nur bei 90 solche, welche sich auf das 
Alter beziehen. Kein Pat. war unter 20 Jahr alt, nur 3 unter 30 
und nur 10 über 70; von den anderen kamen 8 auf das Alter von 
30—39, 26 auf das von 40—49, 27 auf das zwischen 50—59 und 
16 auf da« zwischen 60 — 69 Jahren. Von 68 Pat., über welche 
bezügliche Daten vorhanden sind, ist 32 Mal Sitz der Geschwulst 
rechts, 38 Mal links und 3 Mal in beiden Brüsten erwähnt. Bei 


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No. 48. Bkanpkis; Gottstkin, Catarrhe d. mittleren u. äufseren Ohres. 857 


67 dieser Kranken ist die Dauer erwähnt; dieselbe schwankte 
zwischen '/ 4 und 15 Jahren; doch betrug sie bei der Mehrzahl, d. h. 
bei 45 Fällen 1—4 Jahre. — Bemerkungen Ober eine operative 
Encheirese finden sich 77 Mal und zwar beziehen sich diese auf 64 
operirte und 13 nicht operirte Fälle. Unter 51 ferneren Fällen mit 
entsprechenden Angaben bestand Ulceration bei 46, bei 5 nicht; 
42 Mal unter 53 Fällen waren ferner die AxeldrOsen infiltrirt, 
11 Mal nicht. P Güterbock. 


1) Brandeis, Behandlung der eitrigen Mittelohrerkrankungen mit 
Boroglycerid. Ztschr. f. Ohrenheilk. XIII. S. 299. — 2) J. Gottstein, 
Die Anwendung des Calomeis in der Behandlung der Otorrhoe. 
Das. S. 318. 

1) B. empfiehlt gegen Otorrhoe Einträufelungen von Boro¬ 
glycerid (Ober die Herstellung desselben s. d. Orig.) in 10—50pro- 
centiger Lösung. Die Lösung geschieht am leichtesten in Glycerin, 
weniger leicht in kaltem oder heifsem Wasser (10 pCt.). Gegen 
polypöse Wucherungen oder üppige Granulationsbildung verwendet 
er eine 50procentige Lösung Boroglycerid mit gleichen Teilen 
8bgradigen Alkohols. In 3 Fällen von Perforation des Trommel¬ 
felles bei chronischer Mittelohr-Eiterung hat er Boroglycerid als 
kßnstliches Trommelfell benutzt und zwar in der Weise, „dass von 
einer 75procentigen Lösung desselben (d. h. 75 Teile Boroglycerid 
auf 25 Teile Glycerin) wenige Tropfen in den Gehörgang geträufelt 
wurden, welche, entsprechend ihrer Klebrigkeit, an dem Beste der 
Membran hafteten“. Um die Flüssigkeit in dieser Lage zu erhalten, 
wurde sie mit einer dünnen Schicht Collodium überzogen. Die 
günstige Wirkung dieses künstlichen Trommelfelles hielt 8—10 Tage 
an. Bei acuten Affectionen verursacht das Boroglycerid Schmerz, 
den B. durch Zusatz von Aconittinctur oder einer 1 2 procentigen 
Atropinlösung beseitigt. 

2) G. hat günstige Resultate bei Behandlung der acuten und 

chronischen Otorrhoe durch combinirte Anwendung des Ca- 
lomels mit Sublimat erzielt. Die Application dieser Mittel ge¬ 
schieht in der Weise, dass nach Ausspritzung mit 0,1 procentiger 
Sublimatlösung, vollständiger Entfernung des eitrigen Secrets aus 
der Paukenhöhle mittels des PouTzKR’schen Verfahrens und Aus¬ 
trocknung des Gehörganges Calomel vapore parat, eingeblasen wird. 
— Durch Einpulverung von Calomel mit Kochsalz verrieben 
erzielte G. besonders in den Fällen gute Resultate, wo bedeutende 
Schwellung der Mittelohrschleimhaut bei Otorrhoe mit 
grofser Perforation des Trommelfelles bestand. Schwabach. 

R. Koch, Ueber die Cholerabakterien. Deutsche med. Wochenschr. 1884, 
Mo. 45. 

K. widerlegt neben einigen weniger Aufsehen erregenden An¬ 
griffen speciell den von T. R. Lkwis und den von Prior-Finki.kr 
herrührenden (d. Bl. S. 819). Hätte der Erstere sich der geringen 
Mühe unterzogen, den bacillenhaltigen Speichel mit Nährgelatine 


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858 


Koch, Cholerabakterien. — Mühlhäusku, Spirillen. 


No. 48. 


zu untersuchen, so würde er gefunden haben, dass seine Komma* 
bacillen in schwach alkalischer Fleisch wasser-Pepton-Gelatine nie¬ 
mals gedeihen, während Cholerabacillen ausnahmslos darin an- 
gehen. Aufeerdem sind aber auch die gekrümmten Baoillen des 
Speichels etwas gröfser, schlanker und an den Enden weniger stumpf 
als die Cholerabacillen. 

P.-F. angehend, so charakterisirt auch K. (wie dies im obigen 
Referat schon früher angedeutet) die Culturmethoden der Autoren 
als unzulässig und jeder Beweiskraft ermangelnd. Es fanden sich 
in der Tat nicht weniger als 4 verschiedene Bakterienarten 
in den Züchtungsgemischen, welche P.-F. an Koch als Reinculturen 
übersandten. Die ähnlichste Art war ein allerdings gekrümmter, 
aber viel plumper und gröfser, als der Cholerabacillus, aussehender 
Mikrobe, der sich auch biologisch wesentlich von dem letzteren 
unterschied. Er wächst viel rascher aus dem Impfstich, geht bei 
gewöhnlicher Temperatur und sehr schnell auf Kartoffeln an und 
verflüssigt die Gelatine auf Platten ebenfalls in unverhältnissraäfsig 
kürzerer Zeit. Auch muss bezweifelt werden, ob die P.-F.’schen 
Bacillen mit Cholera nostras irgend etwas zu schaffen haben, da 
sie aus einem in unreinem Gefäfs aufgehobenen älteren Stuhl oder 
einem Stuhlgemisch herstammen. In Präparaten von frischen Cholera 
nostras-Entleerungen, welche P.-F. ihm vorlegten, hat K. „nur die 
in allen Stuhlentleerungen regelmäfsig vorkommenden kurzen Bacillen 
von verschiedener Dicke finden können, aber keine Kommabacillen % 
K. selbst fand in von ihm untersuchten Cholera nostras-Leichen solche 
ebenfalls nicht und hält den Satz aufrecht: „Die Kommabacillen 
sind specifische, ausschliefslich der Cholera asiatica an- 
gehörige Bakterien“. 

Den Schluss der Replik bildet die interessante Mitteilung, dass 
es im kaiserl. Gesundheitsamte geglückt ist, Meerschweinchen 
mit Cholerabacillen zu inficiren. Eine Reincultur derselben 
wurde so verdünnt, da die injicirte Menge kaum ein Hundertsteil 
eines Tröpfchens der Culturflüssigkeit enthielt. Die Flüssigkeit 
wurde, ohne vorher den Ductus choledochus zu unterbinden, in 
das Duodenum injicirt. Tod mit entsprechendem Darmbefunde und 
unzählichen Kommabacillen im Dünndarm wurde erzielt. Jedenfalls 
lassen die letzthin geglückten Tierversuche die pathogenen Eigen¬ 
schaften der Kommabacillen nicht mehr zweifelhafterscheinen. 

Wemioh. 


F. A. Mühlhäuser, Ueber Spirillen. Virchow’s Arch. XCVII. S. 84. 

Spirillen können, wie M. entdeckte, jederzeit in der frischen 
Dunggrubenjauche aufgefunden werden, welche sie sehr zahlreich 
und zu allen Jahreszeiten enthält. Sie sind hier die gröfsten unter 
den gleichzeitig mit ihnen vorkommenden Mikroorganismenbildungen, 
da Pisciculus, Musculus, Punctum saltans und einige kleinere be¬ 
wegliche Bildungen, sowie kleine unbewegliche Körperchen, die 
M. als Vorstufen des Bacterium termo auffassen zu sollen glaubt, 
an Gröfse bedeutend gegen die Form des Spirillum tenue zurück- 


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No.48. Dumulard, Endemie von acuter schmerzhafter Paraplegie. 859 

treten. Neben dieser kommt in der ganz frischen Jauche noch 
Spirillum propellor vor, jeweilig auch eine der dicken Vibrio rugula 
(Cohn) gleichende Figur. — Das Spirillum tenue, dessen Eigen¬ 
schaften M. sich vornehmlich zu erforschen bemühte, besteht aus 
einem ganz gleichmäfsigen feinen Faden, der in Windungen von 
0,0025—0,003 Mm. Höhe gerollt ist. Die Länge der Fäden, die 
Zahl der Windungen kann bedeutend sein. Ueber eine etwaige 
Structur lässt sich nur aassagen, dass bei sehr starker Vergrösserung 
eine etwas ungleiche Querteilung und eine zusammengesetzte Hülle 
sichtbar wird. Geifseln (wie Cohn sie bei Spirillum volutans fand) 
konnten bis jetzt nicht constatirt werden; aus der Art der Bewe¬ 
gungen wäre aber allerdings auf ihr Vorhandensein zu schliefsen. 
Eine Sporenbildung im Inneren von Spirillen hat M. nie gesehen. 
— Bemerkenswert ist ihm noch das Drängen nach der Oberfläche 
resp. nach Luft gewesen, welches die Spirillen zeigen und ihre 
minimale Resistenzkraft gegen Trockenheit, gegen Sonnenlicht, Ueber- 
schu8s an Wasser in der Nährflüssigkeit, die übrigens stets neutral 
reagirt. 

M. kommt schliefslich hinsichtlich der Entwickelung der Spirillen 
zu einer Ansicht ähnlich derjenigen, welche Albkkuit für die Spiro¬ 
chäten bei Rückfalltyphus verteidigt hat. „Indem man sich hält an 
die Beweglichkeit der gleichzeitig vorkommenden Formen, an ihre 
stets gleichbleibende Dicke und an die täglich fortschreitende Gröfse 
dieser beweglichen Formen, kann man sich nicht wohl irren in der 
Annahme des genetischen Zusammenhanges zwischen ihnen 
und mit ihnen allein.“ Da dieser genetische Zusammenhang jedoch 
nirgend an einem Exemplar verfolgt ist, etwa auf dem heizbaren 
Objecttisch oder in fractionirten Culturen, hat es doch etwas Ueber- 
raschendesj, wenn Vf. auf Grund seiner blofsen Annahme zu dem 
Satz kommt: „Spirillen sind die Ursache des Rückfalltyphus, wie 
Bacterium termo die Ursache der Fäulniss ist. Denn Bacterium 
termo ist der Anfang, die erste Anlage der Spirille, und diese ist 
das Endglied von Bacterium termo“ (?). Wernich. 


Dumolard, Paraplegie douloureuse aiguö. Revue de Med. 1884, 7. 

Als „acute, schmerzhafte Paraplegie“ beschreibt D. einige von 
ihm bei Bewohnern des Dorfes Vizille (Dauphin^) beobachtete 
Krankheitsfälle, die folgendermafsen verliefen: „Unter lebhaften 
Schmerzen in der Lendengegend und den unteren Extremitäten ent¬ 
wickelte sich schnell eine lähmungsartige Schwäche der letzteren, 
Dabei bestand eine sehr erhebliche Steigerung der Reflexerregbarkeit, 
die Blasentätigkeit war gehemmt: dann und wann sprang die Krank¬ 
heit von der Lenden- nach der Nackenregion, dort und in den 
Armen ähnliche Erscheinungen hervorrufend, wie in den Beinen. 
Fieber bestand nicht; die Prognose ist günstig; in 3—4 Wochen 
tritt Heilung ein. Kälte und Nässe sind wichtige ätiologische Mo¬ 
mente: die Krankheit befällt das mittlere Lebensalter; vorwiegend 
wurde das Leiden im Februar und März beobachtet. Die Behänd- 


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860 Lewin, Halbseitige Atrophieen u. Hypertropbieen. - Lkgboux u. No.48. 

hing bestand in Application von Reizmitteln auf die Wirbelsäule, 
Abführmitteln und Bromkalium, gegen die Schlaflosigkeit und Schmer¬ 
zen Morphium und Chloral; gegen die Symptome der Lähmung 
Elektricität. — Das Leiden hat grofse Aehnlichkeit mit einer in 
Spanien (1872) zu Azannon beobachteten Epidemie und erinnert 
aufserdem an die als Lathyrismus beschriebenen Zustände; übrigens 
nährten sich die vom Vf. beobachteten Kranken nicht von Platt¬ 
erbsen (gesses). — Ueber das Wesen der Krankheit spricht sich Vf. 
nur mit grofser Reserve aus; er verwirft die Annahme einer ausge¬ 
bildeten Spinalmeningitis und nimmt ein bisher ungekanntes „Krank- 
heitsprincip“ an, welches das Mark und die Rückenmarkshäute be¬ 
einflusst. Bernhardt. 


G. Lewin, Studien über die bei halbseitigen Atrophien und Hyper¬ 
trophien, namentlich des Gesichtes, vorkommenden Erscheinungen, 
mit besonderer Berücksichtigung der Pigmentation. Charite-Annalen 
IX. (1884), S. 619. 

Auf Grund der in der Literatur bekannt gewordenen Fälle 
halbseitiger Gesichtsatrophie und Hypertrophie, sowie einseitiger 
Körperhypertrophie unter Hinzuziehung seiner eigenen Beobachtungen 
gelangt L. zu folgenden Resultaten: 

Die einseitige Gesichtsatrophie (41 M., 27 W.) und Gesichts- 
hypertrophie (5 M., 5 W.) ist gleich häufig rechts wie links. Bei 
der einseitigen Körperhypertrophie (15 M., 4 W.) hat das männ¬ 
liche Geschlecht mit der rechten Seite den Vorzug (13 rechts — 
6 links). Der Beginn der einseitigen Gesichtsatrophie fällt am 
häufigsten in die Zeit vom 11.—20. Lebensjahre. 

Unter den ätiologischen Momenten spielt bei der Atrophia 
facialis lateralis das Trauma die Hauptrolle, während bei der ein¬ 
seitigen Gesichts- und Körperhypertrophie eine congenitale Ent¬ 
stehung in den Vordergrund tritt. 

Die bei der Hypertrophie und Atrophie häufig vorkommende 
Alteration des Pigments unterzieht L. einer genauen Besprechung, 
welche jedoch noch nicht ihren Abschluss gefunden hat. Siemerling. 


A. Legronx et H. d6 Brun, Des troubles de la sensibilit4 dans 
l’h^mipl^gie de cause c^röbrale. L’Encephale 1884, No. 3 u. 4. 

Die die Hemiplegieen begleitenden halbseitigen Sensibilitäts- 
störungen haben in ihrem Charakter etwas Wechselndes und Un¬ 
bestimmtes. 1) Findet sich Hemiplegie ohne jegliche Beteiligung 
der Sensibilität; 2) Hemiplegie mit Hemianresthesie von gleich¬ 
mäßiger Verbreitung über die gelähmten Glieder; 3) die Sensibilitäts¬ 
störung nimmt an Intensität von den centralen Teilen der Extremi¬ 
täten nach den peripheren hin zu oder es ist umgekehrt, Oberarm und 
Oberschenkel sind stärker betroffen, als Hand und Fufs; 4) äufsere 
oder innere Hälfte der Extremitäten ist allein oder vorwiegend 
ansesthetisch; 5) die Sensibilitätsstörung tritt fleckweise auf und zeigt 
besonders in diesem Falle ein äufserst unbeständiges Verhalten. 


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No. 48. Brun, Verhalten d. Sensibilität. • Gkhi-r, Salzsäure Vergiftung. 861 


Die halbseitigen Anaesthesieen scheinen von anderen Gesetzen 
beherrscht zu werden, als die halbseitigen Lähmungen. Gegenüber 
den distincten Erscheinungen der durch Erkrankung der inneren 
Kapsel bedingten Hemianaesthesie ist die die Rindenerkrankungen 
begleitende nicht die directe Folge der Herderkrankung, sondern 
eine functionelle Störung. „II semble que dans les paralysies nio- 
trices avec h^mianesthdsie il y a une hyst4rie de la sensibilit^“. 
Daraus erklärt sich die Wirksamkeit des Magneten, der Metalle, 
localer Hautreize — welche gewissermaafsen die schlummernde 
Sensibilität wieder wecken. Oppenheim. 


H. Gehle, Ueber einen Fall von Vergiftung mit Salzsäure. (Aus 
der Klinik des Prof. Ekb.) Berliner klin. Wochensohr. 1884, No. 22. 

Bemerkenswert an diesem Fall ist, dass der Tod erst nach un¬ 
gefähr 5 Monaten eintrat, nachdem es zur Ausbildung einer hoch¬ 
gradigen Stenose des Pylorus und colossaler Dilatation des Magens 
gekommen war. Vf. nimmt an, dass die Säure nach ihrem Eintritt 
in den Magen durch die Peristaltik gegen den geschlossenen Pylorus 
geschleudert ist, welcher, sich noch kräftiger zusammenziehend, die 
Säure lange festhielt. So erkläre sich die starke Verätzung gerade 
dieser Stelle. Von einer Resection des Pylorus, welche Vf. bei 
ähnlichen Fällen für indicirt hält, musste Abstand genommen wer¬ 
den, weil der Kräftezustand des Patienten zur Zeit, als die Pylorus¬ 
stenose mit Sicherheit diagnosticirt werden konnte, einen günstigen 
Ausgang nicht mehr erwarten liefs. Das Vorkommen von Eiweifs, 
von roten und weifsen Blutkörperchen, hyalinen, granulirten und 
Epitheliar-Cylindern im Urin während des Lebens deutet auf eine 
durch die Salzsäure hervorgerufene Nephritis, dagegen zeigte die 
mikroskopische Untersuchung der Nieren aufser einer leichten Trü¬ 
bung der Epithelien keine Anomalie. Es war also der Process an 
den Nieren zur Zeit des Todes bereits ziemlich ausgeheilt. 

Langgaard. 


S. Lustgarten, Ein neues Quecksilberpräparat. Wiener med. Wochen¬ 
schrift 1884, No. 11. 

Als Beleg für die bereits früher mitgeteilten günstigen Resultate 
(Cbl. 1884, S. 448), welche L. mit Hydrargyrum tannicum oxydu- 
latum bei Syphilis erzielte, werden 12 Krankengeschichten gegeben. 
Wenn auch in den mitgeteilten Fällen speciell Diarrhöen nicht 
beobachtet wurden, so wären dieselben doch nicht von vornherein 
absolut ausgeschlossen. Vf. empfiehlt daher bei schwächlichen oder 
zu Diarrhöen neigenden Personen die gleichzeitige Verordnung von 
Acid. tannicum, event. mit einem weiteren Zusatz von Opium. — 
Rp. Hydrarg. tannicum oxydulat. 0,1, Acid. tannic. 0,05, Sacch. lact. 
oder Pulv. gummös 0,4 (Pulv. opii 0,005). Die Darreichung ge¬ 
schieht zweckmäßig in Oblaten. 

Vf. betont übrigens ausdrücklich, dass alle seine Angaben sich 
nur auf das von ihm selbst oder nach seinen Angaben dargestellte 


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&62 Lustgarten, Hydrargyrum. - v. Liebig. - Röhmann. - Käst. No.48. 


Präparat, welches von der chemisch-pharmaceutischen Fabrik G. 
Hkkl u. Co., Wien, entnommen werden kann, beziehen. (Nach 
der Pharmaceutischen Centralhalle 1884, No. 41 wird ein gutes, 
mit dem im Handel vorkommenden, übereinstimmendes Präparat 
erhalten durch Verreiben von 50 Teilen möglichst oxydfreiem fein 
zerriebenem Hydrargyrum nitric. oxydulat. mit einer Mischung aus 
30 Teilen Tannin und 50 Teilen Wasser. Das Verreiben wird so 
lange fortgesetzt, bis ein gleichmäfsiger Brei entstanden ist und auf 
dem Boden des Mörsers mit dem Pistill nichts Körniges mehr zu 
fühlen ist. Die Masse wird mehrmals mit kaltem Wasser aus¬ 
gewaschen, bis im Filtrat keine Salpetersäure mehr vorhanden ist 
und darauf an einem lauwarmen Orte getrocknet. Eine gröfsere, 
als die angegebene Menge Wassers zu nehmen, ist zu verwerfen, 
weil sonst die Einwirkung des Tannins aui das Quecksilbersalz eine 
unvollständige ist und sich basisch-salpetersaures Oxydulsalz bildet. 
Ref.) Langgaard. 

G. v. Liebig, Die Veränderung der Pulscurven in der pneumatischen 
Kammer. Deutsche med. Wochenschr. 1884, No. 12. 

Vf. gelangt za dem Schlüsse, dass die Pulscurven selbst unter dem gewöhnlichen 
Luftdrucke einem beständigen Formenwechsel unterworfen sind, dass dieser Formen* 
Wechsel keineswegs durch die Druckhöhe der pneumatischen Kammer beeinflusst wird. 
Dagegen erscheint die Höhe der Curven, sobald bei jeder Aufnahme tief inspirirt wird, 
beträchtlicher im ansteigenden Drucke, als in dem gewöhnlichen und in dem bleibend 
erhöhten; die Curven des fallenden Druckes haben häufig eine geringere Höhe. Da 
bei tiefen Inspirationen unter ansteigendem Drucke die Lunge aus dem Venensysteme 
etwas mehr Blut erhalten muss, unter fallendem — etwas weniger, so dürfte auch 
in die Arterien im ersteren Falle etwas mehr Blut gelangen, im letzteren — etwas 
weniger: hieraus würde die Vergrößerung resp. Verkleinerung der Pulscnrven erklärt 
sein, die Vergröfserung — auch aus der Verengung der Abfiusswege des Arterien* 
blutes bei steigendem Luftdrucke. Stauung tritt im arteriellen Systeme jedenfalls 
nicht auf, sodass die durch den Druck vielleicht verstärkte Reibung des Blutes an 
den Gef&fswänden dio Verlangsamung des Pulses in der pneumatischen Kammer hin* 
reichend erklären könnte. Beohtsamar. 


F. Röhmann, Ueber die Beziehungen des Ammoniaks zur Glykogen¬ 
bildung in der Leber. Cbl. f. klin. Med. 1884, No. 36. 

Kaninchen, welche neben Kohlehydraten (Stärke, Zucker und Salze) Asparagin 
mit der Nahrung erhalten hatten, enthielten in der Leber «3—11 Mal soviel Glykogen, 
wie nur mit Kohlehydraten gefütterte. Dieselbe Wirkung hatte kohlensaures Ammo* 
niak in Mengen von 2—4 Grm. pro die. Kohlensäure Alkalien übten diesen Einfluss 
nicht aus. R. hebt hervor, dass nach diesen Versuchen ein Endproduct des Stoff* 
Wechsels an einer charakteristischen Zellfunction, der Glykogenbilduug, beteiligt ist, 
ein Verhältniss, das unsere Anschauungen über die Bedeutung der Endproducte we¬ 
sentlich zu modificiren geeignet ist. E. Saikowski. 


Rast, Ueber eitrige Perikarditis bei Tuberculose der Mediastinal- 
drösen. Virc how’s Arch. XCVI. S. 489. 

K. fand in dem bei einem 53jährigen Manne durch die Punction entleerten 
eitrigen Perikardialezsudate eine grofse Menge von Tuberkelbacillen. Die Perikarditis 
war, wie die Autopsie zeigte, durch den Durchbruch einer, im Centrum käsig er¬ 
weichten, aufserhalb des Herzbeutels gelegenen Lymphdrüse verursacht worden. Trotz 
des Reichtums des Exsudates an Bacillen war auffallender Weise keine Tuberculose 
des Perikardiums vorhanden; auch fanden sich in den übrigen Organen nur ältere 
tuberculöso Herde. 


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No. 48. 


Parker. — A. König. — Pöhl. — Haupt. 


868 


Da das haemorrhagische Exsudat bei der auf miliarer Tuberculose beruhenden Ent¬ 
zündung der serösen Haute keine Bacillen enthalten soll, glaubt K. die Gegenwart 
derselben in Punctionsflüssigkeiten für die Diagnose des Durchbruchs eines peripherisch 
gelegenen Kftseherdes in die Pleura oder den Herzbeutel verwerten zu können. 

H. Stilling (8trassburg). 

Rushton Parker, Two cases of imperforate rectum successfully 
operated upon with remarks on the varieties of the deformites. 
Liverpool med.-chir. J. 1883, No. 5, July. 

Zwei Fälle, 3tägige Kinder betreffend, bei welchen von dem blindsackförmigen 
äufseren Darmstück auf grob-mechanischem Wege durch Perforation mittels Sonde 
und Pincette die Verbindung mit dem übrigen Darm hergestellt wurde. In dem 
ersten Falle scheint gleichzeitig eine (abnorme) Communication mit der Blase getroffen 
worden zu sein, da hier während der ersten 3 Monate des Lebens Urin durch die 
neue Verbindung entleert wurde. P.GQterbock. 


Arthur König, Zur Kenntniss dichromatischer Farbensysteme, 
v. Ghäkk’s Arch. XXX. 2. S. 155. 

Bei dem Farbensysteme der Rotgrünverwechseler herrscht in dem einen Teile des 
Spectrums die Grundempfindung Gelb und in dem anderen Blau vor. Zwischen diesen 
beiden Teilen muss eine Stelle vorhanden sein, wo beide sich zu der Empfindung 
Weifs zusammensetzen. Diesen Punkt nennt man den „neutralen Punkt“. Vf. fand, 
dass derselbe bei den Rotgrünverwechslern nicht im „Urgrün“, wie Hering und Pbtbr 
angenommen haben, liegt, d. h. an derjenigen Stelle, welche besonders bei grofser 
Intensität im normalen Auge den reinsten Eindruck von Grün macht. Eine scharfe 
Trennung der „Rotblinden“ und „Grünblinden“ ist aus der Wellenlänge des neutralen 
Punktes nicht zu folgern, da bei ersteren nicht überall kleinere Werte dafür gefunden 
wurden, als bei letzteren. Bei geringeren Lichtintensitäten rückt der neutrale Punkt 
nach dem blauen Ende des Spectrum ziemlich schnell vor; bei den gröfsten Intensitäten 
aber tritt fast völliger Stillstand ein. Horstmann. 

A. Pöhl, Chemische und bakteriologische Untersuchungen, betref¬ 
fend die Wasserversorgung St. Petersburgs nebst einem Beitrag 
zur Biologie der Mikroorganismen. Petersburger med. Wochenscbr. 
1884, No.31 u. 33. 

Aus den für locale Fragen viel Interessantes bietenden Untersuchungsergebnissen 
sei erwähnt, dass an verschiedenen Stellen der „alten Leitung“ auf 1 Cctm. Wasser 
20 000—71 000 entwickelungsfähige Keime, nirgend aber unter fiOOO ermittelt wurden, 
während die „neue Leitung** an ungünstigen Stellen zwar bis zu 3120, aber an 
günstigen nicht viel über 300 derartiger Keime aufwies, und das Wasser der Newa 
ebenfalls durchschnittlich 300 Keime auf 1 Cctm. enthält. Wo eine lebhafte Bewegung 
des Wassers stattfand, war der Bakteriengehalt ein nicht nur in weiteren Grenzen 
schwankender, sondern auch absolut geringer; als Vf. (ähnlich wie schon früher 
üoewath) Wasser mit vielen Keimen schüttelte oder ceotrifugirte, ging die Anzahl 
der entwickelungsfähigen Keime auf die 4— 8 fach geringere zurück. Wernich. 


Haupt, Die Schall Wahrnehmung bei der Auscultation. Bayerisches 
ärztl. Int.-Bl. 1884, No. 36. 

H. spricht sich aus theoretischen und experimentellen Gründen dafür aus, dass 
beim Auscultiren mit angelegtem Ohr der Schall nur durch die Knochenleitung, nicht 
durch die Luft des Gehörgange« Übertragen wird; wenn man den Gehörgang vorsichtig 
verschliefst, so dass kein Druck auf das Trommelfell eotsteht, so auscultirt man eben 
so gut, wie mit offenem Ohre. Von der Röhre des Stethoskops, die als eine Ver¬ 
längerung des Gehörganges zu betrachten ist, gilt dasselbe: die Schallübertragung ge¬ 
schieht ausschliefslich durch die Wandungen des Instrumentes. Da nun auch von 
einer Resonanz beim Stethoskop, sobald man dasselbe behufs des Auscultirens beider¬ 
seits schliefst, nicht die Rede ist, so empfiehlt H. aus den angeführten Gründen die 
Anwendung des soliden „Hörholzes“ anstatt des hohlen Stethoskops. p«ri. 


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864 


JastrowiIz. — Kirn. — DühriNg. — Woltrring. 


No. 48 


M. Jastrowitz, Ueber einen Fall von Zwangsvorstellungen vor 
Gericht, nebst einigen Bemerkungen Ober Zwangsvorstellungen. 
Deutsche med. Wochenschr. 1884, No. 31 u. 32. 

Ein sonst unbescholtener Mann entwendet auf dem Pferdebahn wagen aus dem 
Jaquet einer Dame das Portemonaie. Bald nach der Tat sucht er den ärztlichen 
Beistand des Vf.'s nach mit der Versicherung« dass er schon seit längerer Zeit« wenn 
er Dinge sehe, die zum weiblichen Gebrauche dienen, unter sexueller Erregung den 
unwiderstehlichen Drang verspüre, sich diese Dinge anzueignen. In einem solchen 
krankhaften Zustande habe er auch diese Tat vollbracht. — Da Angeklagter Stimmer 
in einer Pianofortefabrik war, ist Vf. geneigt, anzunebroen, dass die sehr angestrengte 
Tätigkeit des Gehörsinnes eine Impressionabilität des Gehirns erzeugt habe, in Folge 
deren die Zwangsvorstellung entstanden sei. 

In einer längeren Auseinandersetzung über die Zwangsvorstellungen kommt J. zu 
dem Schlüsse, dass Zwangsvorstellungen immer durch einen impressionablen Zustand 
des Gehirns hervorgerufen würden. _ siemerllog. 

Kirn, Trunksucht und Dipsomanie. Deutschem.Wochenschr.l884,No.34. 

K. bemüht sich, eine scharfe Grenze zu ziehen zwischen der Dipsomanie und 
der Trunksucht. Erstere ist eine krankhafte Erscheinung. Sie verläuft typisch in 
Anfällen, welche sich durch psychische Depressionszustände mit entsprechenden Par¬ 
sest hesieen einleiten. Im weiteren Verlaufe treten Zustände von Gereiztheit und Auf¬ 
regung und endlich auf der Höhe des Anfalles alkoholistische Erscheinungen auf. Die 
Dipsomanie entwickelt sich auf Grundlage erblicher Veranlagung« früher vorhandener 
Erscheinungen von Nervosität oder geistiger Eigenart oder in Folge des Eintritts der 
Pubertät und namentlich des Klimacterium. 

Bei einem aus seiner Praxis mitgeteilten Falle hat dem Vf. Opium (0,06 3 Mal 
pro die) im Beginne der Depression gute Dienste geleistet. Siemeriing. 

Duhring, Notes of a case of deimatitis herpetiformis, extending 
over eleven years, illustrating the eeveral varieties of the disease. 
Philadelphia medical Times XVI. No. 434. 

Der Fall betraf einen 38jährigen Mann, bei welchem in verschiedenen Zeiten 
die verschiedenen Krankheitserseheinungen zu constatiren waren, und zwar waren bald 
Pusteln, bald Vesikeln, bald Balls, bald Papeln sichtbar. LewinskL 

Woltering, 1) Morphiumvergiftung hei einem 2jährigen Kinde 
durch ein Klysma mit Ausgang in Genesung. 2) CarboUäure- 
vergiftung in 10 Minuten. 3) Phosphorvergiftung. Tod am 
dritten Tage. Allg. ärztl. Ctztg. 1884, No. 67. 

1) Eine Mutter spritzte ihrer 2 jährigen Tochter ungefähr 0,08 Morph, muriatic. 
in Aqua amygdalar. amarad. gelöst, aus Versehen statt einer Tanninlösung mit wenigen 
Tropfen Tinct. opii crocat. in den Mastdarm ein. 3 Standen hernach fand Vf. das 
Kind halbwach, stark verengte Pupillen und heftigen, vergeblichen Harndrang; auch 
haschte die Kranke wiederholt mit den Händchen in der Luft herum. Darmausleerung 
wurde durch Einspritzung von verdünntem, dann pnrem Essig erzielt, innerlich wurde 
Tinct. Bellad. 4 Tropfen auf 30 Flüssigkeit Theelöffelweise gegeben, aufserdem: warmes 
Bad mit kalter Begiefsung, Eisblase auf den Kopf; am anderen Tage war das Kind 
in der Genesung. 

2) Ein Lehrling eines Droguengeschäftes nahm aus Versehen einen * gehörigen 
Schluck" dOprocentiger Carbollösung, ging auf den Hof, um Wasser zu trinken und 
brach dann bald zusammen. 

3) Eine Schauspielerin nahm einen Aufguss von mehreren 100 Köpfchen von 

Streichhölzern im Kaffee. Etwa 20 Minuten hernach spülte Vf. den Magen mit 10 Liter 
Wasser aus und verordnete Cuprum sulfur. und 01. Terebinth. abwechselnd. Trotzdem 
traten Leberschwellung, Icterus und am 4. Tage der Tod ein. Falk. 

Druckfehler: $. 840 Z. 14 von oben lies: Adventitia statt Intima und Z. 20 
von oben Verlegung statt Vorlegung. 

Verlag von August Hirschwald iu Berlin. — Druck von L. Schumacher la Berlin. 


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Wöchentlich er «ehe Inen 
1—3 Bogen; am Schlüsse 
de« Jahrgangs Titel, Na¬ 
men- und Sachregister. 


Centralblatt 

fQr die 


Preis des Jahrgangvj 
30 Mark; zu beziehen 
durch alle Buchhandlun¬ 
gen und Postanstalten. 


medicinischen Wissenschaften. 


Redigirt von 

Pro£ Dr. H. Kroneoker, und Pro! Dr. H. Senator, 

ln Bern Berlin (NW.), BMhofttr. 7. 


1884. O. December. NO, 49. 


Inhalt l Flbmmino« Regenerationsvorgänge in den Lymphdrüsen. — Marckwald, 
Einfluss tod Ergotin, Ergotinin, Sklerotinsäure auf Blutdruck, Blutungen und Gebär¬ 
mutter. — W. Salomon, Verteilung der Ammoniaksalze im Tierkörper und Ort der 
HarnstoflTbildung. — Jüngst, Intercanaliculftren Myxom der Mamma mit hyaliner 
Degeneration. — P. Bruns, Sublimatverband mit Holzwolle. — E. Küster, An¬ 
wendung versenkter Nähte. — Köniostbin (Koller), Cocainum muriat. in der 
Augenheilkunde. — Marct und Griffith, Muskelhypertrophie des Magens. — 
Ja wo rs ki, Resorption des Kissinger und Karlsbader Wassers und des Karlsbader 
Salies. — ArkIno, Bacillen hei Lepra ancesthetica. — Rogbr; Pitrbs, Darm-, 
Muskel-, Clitoriskrisen bei Tabes. — Riehl, Erkraokung des Gangl. cemcale supr. 
bei Hyperhidrosis unilateralis. — Senator, Sklerodermie und Sklerodactylie. — 
E. Hofmann, ScHULTZs'sche Schwingungen bei asphyctischen Neugeborenen. — Pott, 
Vergiftung durch salpetrigsaure Dämpfe. 

König und Dibtbrici, Empfindlichkeit des Auges für Wellenlängen-Unter¬ 
schiede des Lichts. — Oliver, Schätzung der Eiweifsmenge im Harn. — Bostrom, 
Distoma hepaticum beim Menschen. — Euo. Fränkbl; Szumann, Einspritzungen 
von Ueberosmiumsäure bei Neuralgieeo und Kropf. — 0. Rosenthal, Polypen der 
männlichen Harnröhre. — Besser, Künstliche Erzeugung der Ruhr. — H. Oppenheim, 
Hemikranie und Tabes. — Lutz, Symmetrische Gangrsen. — Gallakd, Exstirpation 
der krebsigen Portio vaginalis durch Galvanocaustik. — Luchsingbr, Wirkung der 
Santonsäure. 


W. Flemming, Studien über Regeneration der Gewebe. Arch. f. 
mikr. Anat XXIV. S. 50. 

Nach F.’s neuester Methode hftrtet man kleine Stücke frischen 
Gewebes in einem Gemisch von 2 Teilen 2 procent. Osmiumsäure, 
7 Teilen 1 procent. Chromsäure, 0,2 — 0,5 Teilen Eisessig; Aus¬ 
waschen, Nachhärtung in Alkohol; die Schnitte werden mit Safranin 
oder Gentiana gefärbt, mit leicht durch Salzsäure angesäuertem 
Alkohol ausgezogen, nach Behandlung mit Alkohol und Nelkenöl 
in Damarlnck conservirt. Auf diese Weise erzielt F. eine so scharfe 
Färbung der Kernteilungsfiguren, dass dieselben selbst beim Säuge¬ 
tier schon bei 150—200facher Vergröfserung erkannt werden können, 
und so eine Uebersicht über ihre Verteilung ermöglicht wird. 

Diese Methode ergab in Bezug auf die Regenerationsvorgänge 
in den Lymphknoten, in denen F. die Bildungsstätte der Leuko- 
cyten sieht, Folgendes: Die Rindenknoten und Markstränge der 
Lymphdrüsen, die Lymphknoten der Mundschleimhaut und der Ton¬ 
sillen zeigen im Inneren gewöhnlich secundäre Knötchen (His’ Va- 


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XXII. Jahrgang. 

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866 Marckwald, Einfluss von Ergotin, Ergotinin, Sklerotinsänre etc. No. 49. 

cuolen), die sich in gefärbten Präparaten durch eine hellere Fär¬ 
bung auszeichnen, da die Kerne durch breitere Protoplasmaschichten 
von einander getrennt sind. Diese secundären Knötchen sind der 
Fundort für aufserordentlich zahlreiche Kernteilungsfiguren, die sich 
in anderen Teilen der Lymphknoten nur spärlich antrefifen lassen, 
und F. sieht in ihnen demgemäfs die Kei)mcentren der Leuko- 
cytenbildung. Sie sind, wie F. vermutet, nicht als ständige anato¬ 
mische Einrichtungen der Lymphknoten, sondern als fluctuirende 
Dinge, als der Ausdruck einer mit Vorliebe herd- und schubweise 
auftretenden Zellteilung aufzufassen. Die Knötchen der PKVKR’schen 
Drfisenhaufen zeigen unregelmäfsige Verstreuung der Kernteilungs¬ 
figuren, sie stellen in toto Keimcentren dar. 

Die in den Lymphknoten beobachteten Kernfiguren waren die 
gewöhnlichen mitotischen, die Knäuelform war etwas schwieriger zu 
erkennen, als anderswo. Formen, welche als directe Kernteilungen 
gelten konnten, waren sehr selten und wahrscheinlich Wanderzellen 
zuzuschreiben. 

Die von Arnold in pathologisch veränderten Lymphdrösen be¬ 
schriebenen, von ihm der indirecten Fragmentirung zugerechneten 
Formen fanden sich in den normalen Lymphdrösen bei der von F. 
angewandten Untersuchungsmethode nicht. 

Bemerkenswert ist schliefslich noch der Befund von eigentüm¬ 
lich geformten, in ähnlicher Weise wie die Mitosen färbbaren Körner¬ 
bildungen in den Zellen der Lymphdrösen, vorzugsweise auch der 
Keimcentren. Sie finden sich in Zellen mit ruhenden Kernen, haben 
also keine Beziehung zu Kernteilungen. F. bezeichnet sie einfach 
als „tingible Körper“, über ihre physiologische Bedeutung ist nichts 
ergründet. C. Benda. 

M. Marckwald, Ueber die Wirkungen von Ergotin, Ergotinin und 
Sklerotinsäure auf Blutdruck, Uterusbewegungen und Blutungen. 
du Bois-Rrymond’s Arch. 1884, S. 434. 

Mit vervollkommneten Methoden untersuchte Vf. das Extract. 
sec. corn. aquos. bis purificatum (sive Ergotin. dialysat.), das Ergo- 
tininum Tanrkt — in einer Lösung von 0,001 Ergotinin auf 1,0 
Flüssigkeit, das Ergotininum citricum (von Gkhk) — ebenso, das 
Ergotininum solutum (von Bombklon) — ebenso, das Acidum scle- 
roticum — in 0,6 procentiger NaCl-Lösung gelöst und mittels kohlen¬ 
saurem Natron neutralisirt. Die Versuche erstreckten sich auf Hunde 
und Kaninchen. 

I. Durch das Ergotin wird der Blutdruck anfangs schnell vor¬ 
übergehend gesteigert, dann oft ziemlich bedeutend gesenkt und 
endlich lange andauernd und allmählich wieder gehoben. Das erste 
Stadium ist oft unmerklich, das zweite — selten; das dritte ist häufig 
sehr wenig ausgeprägt und nur selten tritt es in den Vordergrund. 
Die Ergotininpräparate wirken vorwiegend blutdrucksteigernd, die 
Sklerotinsäure — im Allgemeinen blutdruckerniedrigend. Durch 
das Ergotin wird die Pulsfrequenz bei Hunden in der Kegel ver- 
gröfsert, bei Kaninchen — gemindert; durch die beiden übrigen 


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No. 49. Salomok, Verteilung der Ammoniaksalze im Tierkörper etc. 867 


Mittel wird sie fast ausnahmslos gemindert. Nach Durchtrennung 
beider Vagusst&mme am Halse wirkt das Grgotin auf den Puls in 
den meisten Fällen nicht mehr; auch die central tonisirende Wirkung 
des Ergotinins, die bei Hunden vorQbergehend eine bedeutende 
Blutdruckerniedrigung erzeugen kann, hört nach dieser Operation 
auf. Nach Abtrennung der Gefäfenervencentren in der Med. obl. 
vermag Ergotinin nicht mehr den Blutdruck, zu erhöhen. Auch 
das Ergotin blieb in einer Reihe von Fällen ohne Wirkung, wogegen 
in einer anderen Reihe noch ein Absinken des Blutdruckes, zuweilen 
nach schnell vorübergehender Hebung desselben, merklich war; nur 
ausnahmsweise waren alle drei Phasen noch angedeutet. Das Ergotin 
wirkt auf die Atmung stark beschleunigend, das Ergotinin — 
scheinbar etwas verlangsamend. Selbst die gröfsten Dosen dieser 
Präparate waren nicht direct tötlich (die curarisirten Tiere wurden 
künstlich respirirt). 

II. Durch das Ergotin und die Sklerotinsäure wurden die 
spontanen rhythmischen Contractionen des Uterus vorübergehend 
enorm verstärkt und verlängert gefunden, die vorher unregelmäfsigen, 
für lange Zeit, regelmäfsiger, tiefer und frequenter. Ein wirklicher 
Tetanus wurde nie beobachtet, sondern nur eine von oben nach 
unten fortschreitende Bewegung. Nach Abtrennung der Gefäfs- 
nervencentren in der Med. obl. blieb der Einfluss beider Mittel auf 
die Uteruscontractionen ungestört. Letztere waren stets unabhängig 
von der Blutdruckänderung. Das Ergotinin hatte absolut keine 
Wirkung weder bei trächtigen Tieren, noch bei puerperalen oder 
jungfräulichen. 

HI. Die Sklerotinsäure scheint den Blutausfluss nach Arterio- 
tomie zu verlangsamen, das Ergotinin — zu beschleunigen. Das 
Ergotin ist ohne Wirkung. Rechtsamer. 


W. Salomon, Ueber die Verteilung der Ammoniaksalze im tierischen 
Organismus und über den Ort der Harnstoffbildung. Virchow’s 
Arch. XCVII. S. 149. 

Bekanntlich hat v. Schröder durch Durchströmungsversuche an 
der ausgeschnittenen Leber des Hundes nachgewiesen, dass dieselbe 
im Stande sei, Ammonsalze in Harnstoff überzuführen. S. hat vor 
dem Erscheinen der Arbeit von v. Schröder Versuche über den 
Ort der Harnstoffbildung in etwas anderer Richtung angestellt. — 
Er bestimmte zunächst den normalen Ammongehalt des Blutes und 
verschiedener Organe unter Anwendung der Scm.ösiNo’schen Methode 
auf die völlig eiweifsfreien Extracte. Zur Entfernung des Eiweifs 
diente meistens die vom Ref. angegebene Fällung mit Kochsalz -|- 
Essigsäure in der Kälte, nur mitunter, wenn das Verfahren nicht 
gelang, die Coagulation in der Hitze. Es wurde so Ammoniak ge¬ 
funden in 

100 Cctm. Blut 2,2—4,9 Mgrm. (7 Proben von Hund, Kaninchen, Rind); 
100 Grm. Leber 7,0—11,8 Mgrm. (2 Proben von Kaninchen); 

100 Grm. Muskeln 6,1 —12,4 Mgrm. (4 Proben von Hund und 

Kaninchen). 


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868 


Jüngst, Intercanaliouläres Myxom der Mamma. 


No. 49. 


Es wurde nun zunächst die Exstirpation der Nieren an Ka¬ 
ninchen vorgenommen, denselben alsdann NH 3 (250—500 Mgrm.) in 
Form von Chlorammonium oder Ammon citrioum zugeföhrt und 
nach etwa 24 Stunden wiederum der Ammongehalt in den Organen 
bestimmt. 

Es fand sich NH, in 

100 Cctm. Blut 5,7 Mgrm. (1 Fall), 

100 Grm. Leber 8,5 -25,3 Mgrm. (4 Fälle), 

100 Grm. Muskeln 4,6—14,3 Mgrm. (4 Fälle). 

Der Ammongehalt ist also kaum höher, jedenfalls (mit Aus¬ 
nahme eines Falles) im Verhältniss zu der zugeführten Menge doch 
nur sehr unbedeutend erhöht: mithin ist im Körper ohne Mit¬ 
wirkung der Nieren Ammoniak in Harnstoff Qbergegangen. — S. 
wendete sich nun zu Durchströmungsversuchen, nachdem vorher 
festgestellt war, dass die Anordnung des Versuches, das Durchleiten 
von Luft u. s. w. keinen wesentlichen Verlust an NH 3 bedinge, 
vielmehr das zugesetzte Ammoniak bis auf 9 pCt. wiedergefunden 
werden konnte. — Ein Durchströmungsversuch an den Hinter¬ 
extremitäten eines Hundes ergab keine ganz eindeutigen Resultate. 
— In 3 Durchströmungsversuchen, die mit der Leber nach dem 
Vorgang v. Schköiucr’s angestellt wurden, konnte Vf. sich von der 
Zunahme des Harnstoffgehaltes in dem mit Ammonium carbonat 
versetzten Blute in Folge der Durchströmung überzeugen. Zwei 
dieser Versuche sind mit Hammelblut an Hammellebern angestellt, 
sodass der von v. Sen. aufgestellte Satz über den Ort der Harn¬ 
stoffbildung aus Ammonsalzen also auch für den Pflanzenfresser 
gilt. — In einem Durchströmungsversuch an den Hinterextremitäten 
eines Hundes konnte das Ausbleiben der Harnstoff bildung constatirt 
werden; es fand sich jedoch eine auffällige, bisher noch unauf¬ 
geklärte Abnahme des Ammoniaks. G. S&lkowski. 


C. Jüngst, Ein intracanaliculäres Myxom der Mamma mit hyaliner 
Degeneration. Vnuiiow’s Arch. XCV. 2. 

In der vorliegenden Arbeit beschreibt Vf. ausführlich eine Brust¬ 
drüsengeschwulst von Mannsfaustgröfse, welche durch Amputation 
von Prof. Czkrny entfernt wurde. Dieselbe war innerhalb 10 Jahren 
langsam gewachsen und hatte der 46 Jahre alten Frau nur während 
der Periode etwas Schmerz verursacht. 

Makroskopisch zeigte sich der Tumor zusammengesetzt aus 
erbsen- bis haselnussgrofsen Lappen, welche durch lockeres Binde¬ 
gewebe zusammengehalten, in dünnwandige Höhlen eingeschlossen 
waren und der Wandung mit breiter Basis aufsafsen. Mikroskopisch 
ergab sich, dass einzelne Gruppen von Gewebsinseln, welche durch 
Epithelzellenreihen umsäumt wurden, von Bindegewebszügen um¬ 
schlossen waren; von letzteren ragten häufig polypöse Wucherungen 
zwischen die Inseln hinein. 

Die Gewebsinseln waren zusammengesetzt aus runden, spindel- 


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No. 49. 


Bkuns, Sublimatverband mit Holzwolle. 


869 


förmigen und sternförmigen Zellen und dazwischen eine zwischen 
den sternförmigen Zellen am reichlichsten vorhandene Intercellular¬ 
substanz , welche entweder völlig durchsichtig oder feinfaserig war, 
oder drittens ein stark lichtbrechendes, eigentümlich glänzendes und 
sehr durchsichtiges Aussehen zeigte und sich durch Ammoniakcarmin 
mäfsig färbte. 

Vf. erklärt demnach den Tumor für ein intracanaliculäres 
Myxom mit stellenweise hyaliner Metamorphose. Die hyalin de- 
generirten Partieen zeigten nur einen ganz geringen Zellenreichtum 
und eine bedeutende Abnahme der an anderen Stellen ziemlich zahl¬ 
reichen Gefäfse. 

In Betreff der Genese der hyalinen Substanz wagt Vf. nicht 
eine bestimmte Meinung zu äufsern; er neigt sich aber der Ansicht 
von v. Rkckkinokaokkn zu, dass sie aus dem Zellprotoplasma entstehe 
und zwar in Folge eines erhöhten Druckes auf dasselbe. 

S. Schultze (Breslau). 


P. Bruns, Ueber den Sublimatverband mit Holzwolle und das 
Princip des Trockenverbandes. Arch. f. klin. Chir. XXXI. S.92. 

Seit Januar 1883 bis März 1884, seit 15 Monaten also, sind 
in der Tübinger Klinik 54# blutige Operationen ausgeführt worden, 
darunter 48 Amputationen und Exarticulationen, 54 Resectionen 
(darunter 15 der Hüfte, 24 des Kniees), 163 Geschwulstexstirpa¬ 
tionen (darunter 30 der Mamma und 8 Kropfoperationen), 31 Ne¬ 
krosenoperationen und Osteomieen, 45 Ausschabungen cariö6er 
Knochen, 63 Spaltungen und Ausschabungen von Abscessen, 7 
Herniotomieen, 8 Hydrocele-Operationen, 7 Castrationen, 6 Arthro- 
tomieen etc.' Aufserdem wurden 17 schwere Verletzungen und com- 
plicirte Fracturen conservativ behandelt. Von den 557 Verletzten 
und Operirten der stationären Klinik starben nur 1# (1,7 pCt.) und 
zwar sämmtlich ohne Zusammenhang mit der Art der Wund¬ 
behandlung. Von accidentellen Erkrankungen der Wunden kamen 
unter diesen Kranken nur 2 vor, nämlich je 1 Fall von Erysipel 
und Trismus, beide mit Ausgang in Genesung, das Erysipel bei 
einer fast völlig geheilten, nur noch mit Salbe verbundenen Wunde 
nach Mamma-Exstirpation. Dagegen wurde Erysipel bei nicht 
operirten und mit Sublimat verbundenen Patienten mit Drüsen- und 
Lupusgeschwüren 5 Mal beobachtet. 

Ueber die Heilungsdauer bei 37 an den grofsen Gliedmaafsen 
Operirten ist angegeben, dass 32 per primam, 5 aber mit durch 
Eiterung, keiner mit Lappengangrasn geheilt sind. Unter den 5 
mit Eiterung Geheilten befanden sich 2, bei denen die Absetzung 
im Bereich der Infiltration gemacht werden musste. Im Speciellen 
betrug die Heilungsdauer bei 15 am Oberschenkel Amputirten 
(darunter 11 primär geheilt) 23 und bei 8 Unterschenkelamputa¬ 
tionen (sämmtlich per prim. int. geheilt) 18 Tage. — Von 30 
Mamma-Exstirpationen sind 25 primär, 5 mit Eiternng (darunter 
3 mit grofsen Hautdefecten) geheilt und betrug im ersteren Falle 
die mittlere Heilungsdauer 15 Tage. Von 24 Kniegelenkresectionen 


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870 Küster, Anwendung versenkter Nähte. - Königstein (Kuller), No. 49. 

bezw. Kapselexstirpationen betrafen 2 traumatische Eiterungen, 22 
fungöse Erkrankungen und von diesen letzteren heilten nicht nur 20 
primär, sondern es konnte auch bei den meisten der Bestand der 
Heilung ohne Fistel bislang constatirt werden. P. Güterbock. 


E. Küster, Ueber die Anwendung versenkter Nähte, insbesondere 
bei plastischen Operationen. Arch. f. klin. Chir. XXXI. S. 126. 

Von Wert» bei der Dammplastik, von Schröder bei der Stumpf¬ 
behandlung in der Myotomie und von Nkcbkr zum Schluss von 
Amputationswunden empfohlen, werden die versenkten Nähte von 
K. besonders bei plastischen Operationen gerühmt. Wir geben die 
Ectropiumoperation mit seinen eigenen Worten: Durch einen bogen¬ 
förmigen, dem Lidrande parallelen Schnitt wird der untere, die 
Cilien tragende Abschnitt des Lides so abgelöst, dass er nur noch 
in der Gegend der beiden Augenwinkel zwei Ernährungsbröcken 
behält. Darauf schneidet man aus der stark gewulsteten Bindehaut 
des oberen Lidteiles eine quere Ellipse, so grofs, dass der gegen 
diesen Wundrand hinaufgezogene bewegliche Lidrand eine nahezu 
normale Stellung erhält. Nunmehr werden von der Hautseite her 
die beiden Bänder der Bindehautwunde durch eine Beihe von 
Catgutnähten mit einander vereinigt und zwar so, dass Wundfläche 
gegen Wundfläche genäht ist, die Wundränder also ein wenig gegen 
die Bindehaut sich umstQlpen. Nach Vollendung dieser Naht wird, 
damit die Cilien völlig normal stehen, über die erste eine zweite 
Nahtreihe der Wundflächen angelegt: sollte diese noch nicht genügen, 
so ist eine dritte Nahtreihe auszuführen. — Auch abgesehen von 
den plastischen Operationen steht nach K.’s Ansicht den versenkten 
oder Etagennähten eine grofse Zukunft bevor, so z. B.: bei Schluss 
der Wunde nach Geschwulstoperationen, bei Vereinigung der Bauch¬ 
decken nach Laparotomieen etc. Zum Teil dürften sie hier die 
Drainage ersetzen, doch darf man hierin nicht zu weit gehen, viel¬ 
mehr warnt K. in einer Anmerkung zum Schluss davor, nach dem 
Vorbilde Nhuber’s, unzweckmäßige Operationsmethoden zu wählen, 
lediglich um unter Application der Etagennaht kein Drain einlegen 
zu brauchen. P. Güterbock. 


L. Königstein, Ueber das Cocainum muriaticum in seiner An¬ 
wendung in der Okulistik. Wiener med. Presse 1884, No. 42. 

In der diesjährigen Sitzung der ophthalmologischen Gesellschaft 
zu Heidelberg wurde eine Mitteilung von Dr. Carl Koller über 
die Wirkung eines Alkaloids aus den Cocablättern, des Cocainum 
muriaticum, verlesen. Dieses Mittel, in 2 procentiger Lösung in das 
Auge geträufelt, veranlasst nach etwa 1—2 Minuten eine vollständige 
Anästhesie der Cornea und Conjunctiva, welche 7 —10 Minuten 
lang dauert; 15—20 Minuten nach der Einträufelung beginnt eine 
Mydriasis, die nie maximal ist, in einer Stunde ihren Höhepunkt 
erreicht, in der zweiten wesentlich abnimmt und nach einigen 
weiteren Stunden ganz verschwunden ist 


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No. 49. Coacinum murial. — Makct u. Gkiffitu, Muskelhypertrophie. 871 

Auch Vf. beobachtete nach Einträufelung einer lprocentigen 
Cocainlösung das Auftreten von Aneesthesie und Analgesie der Con- 
junctiva und Cornea, sowie Antemie der ersteren, von Erweiterung 
der Lidspalte, Protrusion des Bulbus, Mydriasis und unbedeutender 
Accommodationsbeschränkung. Die so veranlasste Anaesthesie erlaubt 
uns, das Auge traumatischen, chemischen oder elektrischen Angriffen 
auszusetzen; sie ist aufserdem im Stande, uns der Narkose bei 
Augenoperationen von kurzer Dauer zu entheben. — Aufserdem 
führte Vf. bei einem nicht narkotisirten und ungefesselten Hunde, 
nachdem er in die TKNoN’sche Kapsel Cocain -Injectionen gemacht 
hatte, die Enucleation eines Auges aus, ohne dass der Hund irgend 
eine Schmerzempfindung laut werden liefe. — Auch bei schmerz¬ 
haften Affectionen der Conjunctiva, der Cornea und der tiefer 
liegenden Teile des Bulbus hatte die Einträufelung von Cocain stets 
eine Analgesie zur Folge. Die danach ebenfalls auftretende 
Ansemie der Conjunctiva erlaubt uns die Anwendung des Mittels 
bei allen mit lebhafter conjunctivaler Injection einhergehenden Augen¬ 
erkrankungen. Horstmann. 

A. Marey jr. and J. P. C. Griffith , On muscular hypertrophy of 
the stomach. Amer. J. of the med. sc. CLXXV. 1884, July. 

Ein 46jähriger Potator, welcher bereits viele Jahre an Gelb¬ 
sucht, häufigem Erbrechen und zeitweiliger Diarrhoe gelitten hatte, 
war nicht im Stande, mehr als 2 Esslöffel FlQssigkeit auf einmal zu 
schlucken. Er war sehr abgemagert, hatte keine Schmerzen und 
bot aufser einer unbedeutenden Lebervergröfserung nichts Abnormes 
dar. Er starb in Folge einer Pneumonie 3 Tage, nachdem er in 
Behandlung gekommen. Neben der Lungenaffection waren alle 
Organe, bis auf Magen und Duodenum, gesund. Magen sehr 
verkleinert (Länge 12,5 Ctm., Durchmesser am Pylorus 3,75 pCt., 
an der Kardia 4,35 Ctm.); Capacität 0,6 Liter. Ungefähr im Centrum 
des Magens befand sich ein das Lumen desselben verengerndes 
Band, an einer Seite desselben eine sternförmige Narbe. Pylorus 
bis auf kaum Gänsekieldicke verengert. Schleimhaut auffallend 
glatt, Magenwände bedeutend verdickt (am Pylorus 1,5 Ctm., an 
der grofsen Curvatur 1,0 Ctm. messend). Die Verdickung und 
Verengerung erstreckt sich auch auf das Duodenum, bis zum 
Ductus choledochus, welcher vollständig comprimirt ist. Jenseits 
desselben normale Verhältnisse. Die mikroskopische Untersuchung 
ergab: Schleimhaut sehr wenig verändert, besonders nicht verdickt, 
nur zwischen den Drüsen etwas neugebildetes Bindegewebe. In 
der Muscularis mucosae beträchtliche Vermehrung der Muskelfasern, 
sodass diese Schicht auf das 7 — 8fache des Normalen verdickt ist. 
Ebenso ist die Tunica muscularis um mindestens das 3 fache verdickt 
in Folge von Hypertrophie des Muskelgewebes, das an einzelnen 
Stellen mit neugebildetem Bindegewebe vermengt ist. Das lockere 
Gewebe der Serosa ist ein wenig verdickt, die Serosa selbst un¬ 
verändert. Das Lumen der Blutgefäfse der Submucosa, sowie ihre 
Wandstärke sind gröfser, als im normalen Magen. L. Rosenthal. 


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872 Jawobski, Resorption des Kissinger u. Karlsbader Wassers etc. No. 49. 

W. Jaworski, Vergleichende experimentelle Untersuchungen über 
das Verhalten des Kissinger und Karlsbader Wassers, sowie des 
Karlsbader Quellsalzes im menschlichen Mageu. Deutsches Arch. f. 
klin. Med. XXXV. S. 38. 

J. stellte sich die Aufgabe, zu erforschen: 1 ) welche Quanti¬ 
täten von in den Magen eingeftihrtem Wasser nach einer gewissen 
Zeit in demselben zurückblieben; 2 ) welche Quantitäten von den 
in den Mineralwässern gelösten Stoffen nach einer gewissen Zeit im 
Magen zurückblieben, endlich 3) welchen Einfluss verschiedene 
Temperaturen des Wassers auf die Magenschleimhaut ausübten. Ale 
Maafs dieser Einwirkung wurde die Verstärkung oder Verringerung 
der Concentration der Magenflüssigkeit an ausgeschiedenen Chloriden 
betrachtet. Die hierbei angewendete Methode war die von J. schon 
anderweitig angegebene (Cbl. 1883, S. 517 u. 543; 1884,' S. 172 
und 606). — Folgendes sind die Hauptresultate der ausgeführten 
Untersuchungen: 

DestillirtesWasser (V, Liter) verschwindet nach Vj Stunde 
gänzlich aus dem Magen; nach V* Stunde ist fast noch die Hälfte 
zurückgeblieben. Warmes Wasser verschwindet viel schneller. Die 
Schleimhautreizung ist nach kaltem Wasser fast 2 Mal so grofs, als 
nach warmem. 

Von Kissinger Rakoczy verschwindet nach V* Stunde un¬ 
gefähr V 3 » stets jedoch mehr als */,; bei erwärmten ist der Process 
etwas schneller. Nach */ a Stunde Anden sich nur noch Spuren. 
Kaltes Wasser reizt die Schleimhaut stärker, als erwärmtes. Die 
Resorptionsreihe für die im Kissinger Brunnen enthaltenen Salze ist: 
C0 2 > S0 3 > CaO > MgO > CI. Die Gröfse der Resorption 
steigt mit der Temperatur des eingeführten Wassers. 

Karlsbader Mühlbrunnen. Wenn kalt eingeführt, Andet 
sich V 4 Stunde noch mehr als die Hälfte im Magen vor; von er¬ 
wärmtem Wasser kaum noch ‘/ 8 . Die Anregung der Magenschleim¬ 
haut zur Secretion ist proportional der Temperatur des Wassers. 
Die Resorptionsreihe der Salze, NajS0 4 )> Na 2 CO s > NaCl. Mit 
Erhöhung der Temperatur des eingeführten Wassers vergrößert sich 
die Resorption des Natriumsulfats, während die des Natriumcarbonats 
sich bedeutend verringert. 

Von einer Lösung des Karlsbader Quellsalzes verschwindet 
das Natriumcarbonat in größerer Menge, als das Sulfat. Resorp¬ 
tionsreihe: NaHCOj > Na 2 SO > NaCl. Es regt die Magenschleim¬ 
haut gar nicht zu stärkerer Secretion der Chloride an. 

Aus diesen Versuchen erhellt, dass die Mineralwässer schneller 
aus dem Magen verschwinden, als destillirtes Wasser; auffallend ist 
besonders der Unterschied zwischen warmem Mühlbrunnen und 
warmem destillirtem "Wasser (2 */ 2 Mal). Kaltes Kissinger Wasser 
wirkt energischer auf die Magenschleimhaut als erwärmtes, aber 
4 Mal schwächer, als Karlsbader, das seinerseits erwärmt energischer 
wirkt, als kaltes. Die Sulfate des Karlsbader Wassers werden ver- 
hältnissmäfsig in größerer Menge resorbirt, als aus dem Rakoczy- 
wasser und zwar in um so höherem Grade, als das Karlsbader Wasser 


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No. 49. 


Arnikg , Bacillen bei Lepra anästhetica. 


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mehr erwärmt wird, während umgekehrt mit Erhöhung der Tem¬ 
peratur des Rakoczy die Sulphate desselben schwerer resorbirbar 
werden. Dagegen ist die Resorption der Carbonate im Karlshader 
Wasser, wenn es erwärmt ist, um die Hälfte geringer, als im kalten; 
das Umgekehrte findet man beim Rakoczywasser. 

Ueber das Verhalten der einzelnen Bestandteile der Mineral¬ 
wässer im Magen ist zu bemerken, dass die sauren Carbonate am 
leichtesten resorbirt werden, während die neutralen Carbonate zu 
den schwer resorbirbaren Verbindungen gehören. Die Calciumsalze 
werden leichter als die entsprechenden Magnesiumsalze resorbirt, das 
Natriumsulphat leichter, als diese beiden. Chloride gehören zu den 
am schwersten resorbirbaren Verbindungen; neutrale Carbonate regen 
die Magenschleimhaut stärker zur Secretion an, als saure. 

Indem wir in Bezug auf die einzelnen Versuche auf das Orig, 
verweisen, erwähnen wir noch die Schlösse und klinischen Betrach¬ 
tungen auf Grund der erhaltenen Resultate. Die durch die Er¬ 
fahrung adoptirten 15—20 Minuten langen Pausen zwischen den 
einzelnen Bechern beim Gebrauch von Mineralwässern entsprechen 
dem Verschwindungsvermögen des Wassers bei im Ganzen normalem 
Magen. Kaltes Wasser vor dem Essen, oder im nöchternen Zustande 
getrunken regt chemisch und mechanisch die Magentätigkeit an 
und kann bei gewissen Arten von Dyspepsie eine therapeutische 
Wirkung her Vorbringen. Es ist vorteilhafter, das Kissinger Wasser 
kalt und das Karlsbader erwärmt zu trinken, als umgekehrt. Bei 
veralteten Magenkatarrhen ist das Karlsbader dem Kissinger vor¬ 
zuziehen, weil es energischer auf die Magenschleimhaut uud die 
Musculatur einwirkt. Da es aber nur kurze Zeit im Magen ver¬ 
weilt, dürfte es seine Hauptwirkung auf den Darm ausöben. Da 
das Karlsbader Wasser länger im Magen bleibt, als das warme, so 
sind die kälteren Quellen bei Magenaffectionen, die heifseren bei 
Darmleiden anzuwenden. Aehnlich verhält es sich mit dem Kissinger 
Wasser, das erwärmt, nur bei Erkrankungen der Gedärme angezeigt 
ist. Zu Ausspülungen des Magens eignet sich vor Allem das warme 
Karlsbader Wasser. Für dyspeptische Zustände, welche auf Atonie 
der Magenmusculatur beruhen, eignet sich das kalte Kissinger 
Wasser, für Magenkatarrhe mit excessiver Schleimabsonderung das 
abgekühlte Karlsbader Wasser aui besten. Künstliche Salzlösungen 
werden schwerer resorbirt, als die natürlichen Mineralbrunnen, 
weshalb auch der Gebrauch des Karlsbader Wassers der gebräuch¬ 
lichen Lösung von Karlsbader Salz vorzuziehen ist. L. Rosenthal. 


E. Arning, Ueber das Vorkommen des Bacillus leprae bei Lepra 
ansesthetica sive nervosum. Virchow’s Arch. XCV1I.. S. 170. 

Bei 2 Aussalzkranken, die „keine Spur der Knotenform der 
Lepra zeigten“, wurden die Nn. ulnares freigelegt und aus den an 
ihnen wahrzunehmenden spindelförmigen Anschwellungen Stücke 
excidirt und gehärtet. Die charakteristischen Bacillen nachzuweisen 
gelang dann bei äufserst sorgfältiger Färbung resp. Entfärbung. 


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874 Roger; Pitrks, Darm-, Muskel-, Clitoriskrisen bei Tabes. No.49. 

Der erste Fall war der eines bereits 15 Jahre mit lepröser Defor¬ 
mität der linken Hand behafteten Chinesen; die Bindegewebsneubildung 
zwischen den Nervenbündeln war bereits weit vorgeschritten, neben 
kleinen länglichen Häufchen unregelmäfsiger Pigmentkörner fanden 
sich — innerhalb der Bindegewebszüge — spärliche Gruppen von 
4—5 Bacillen. — Weit gröfser war die Anzahl der letzteren dagegen 
in den vom rechten Ulnarnerven eines 14jährigen sawaiischen Kna¬ 
ben bereiteten Präparaten, wenngleich die Häufung derselben auch 
hier weit hinter dem Grade zurückblieb, wie sie in leprösen Haut¬ 
knoten demonstrirt werden kann. Ueber das Verhalten einzelner 
(anscheinend freier) Bacillen zu den Nervenfasern vermag A. noch 
keine Auskunft zu geben, da ihm bis jetzt seine Versuche, Nerven¬ 
fasern und Bacillen durch combinirte Färbemanipulationen gleich¬ 
zeitig deutlich erkennbar zu machen, nicht glückten. Wernich. 


1) G. H. Roger, Contribution & l’4tude des troubles intestinaux 
dans l’ataxie locomotrice progressive. Revue de Med. 1884, 7. — 
2) A. Pitres, 1) Des crises de courbalure musculaire au d^but de 
l’ataxie locomotrice progressive. Progres tned. 1884, No. 28. 2) Des 

crises clitoridiennes au döbut ou dans le cours de l’ataxie locomo¬ 
trice. Das. No. 37. 

1 ) Nach ausführlicher Mitteilung eines selbst beobachteten Falles 
und gestützt auf andere (relativ seltene) Beobachtungen in der Lite¬ 
ratur entwirft R. ein Bild von den bei Tabischen zu beobachtenden 
Störungen der Darmtätigkeit, die er mit dem Namen der 
„Crises enterorrh&ques* bezeichnet. Dieses Symptom (3 — 7mal im 
Laufe eines Tages erfolgende diarrhoische Stuhlentleerungen) kann 
meist ohne Schmerzen (also zu trennen von den schmerzhaften 
Anfällen der Gastralgie) im Vorstadium der Tabes, oder auch neben 
schon in die Erscheinung tretenden blitzartigen Schmerzen und an¬ 
deren Symptomen auftreten und oft 1—2 Jahre lang anhalten, in 
dem Sinne, dass die Diarrhoe Tage lang besteht, dann aufhört, um, 
vielleicht nach heftigen lancinirenden Schmerzen in den Gliedern, 
oder auch scheinbar ohne jede äufsere Veranlassung wiederzukehren. 
— Vielleicht handelt es sich hier um eine excessive Darmsecretion, 
wie ja derartige Hypersecretionen von Speichel und Schweiss gerade 
bei Tabikern des Oefteren beobachtet worden sind: vielleicht auch 
ist die Med. obl. hierbei beteiligt, wie dies für andere in diese Kate¬ 
gorie gehörige Störungen von einigen Autoren angenommen wird. 
Darreichung kleiner Gaben schwefelsauren Atropins hat sich dem 
Vf. in dem von ihm beobachteten Fall wohltätig erwiesen. 

2 ) P. sah in mehreren Fällen den eigentlichen Symptomen der 
Tabes (auch den lancinirenden Schmerzen) eigentümliche Anfälle 
von Steifigkeit und peinlicher Schwere der Glieder voraufgehen. 
Die Empfindungen der Kranken gleichen denen, wie sie bei durch 
grofse Muskelanstrengungen ermüdeten Menschen beobachtet wer¬ 
den; sie erscheinen aber (als Krankheitssymptome) eben auch dann, 
wenn die betreffenden Individuen sich gar keiner Körperarbeit aus- 


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No. 49. Riehl, Erkrankung d. Gangl. cerv. supr. b. Hyperhidrosis unilat. 875 

gesetzt haben. Vielleicht sind diese in den Gliedern und Sacro- 
lumbalmuskeln sitzenden Schmerzen, welche Stunden oder Tage 
lang andauern, um dann plötzlich früherem Wohlsein Platz zu 
machen uud die mehrere Jahre lang die einzigen prämonitorischen 
Symptome der Tabes ausmachen können, den als Magen-, Darm-, 
Blasenkrisen bezeichneten Zuständen der Tabiker gleichzustellen. 

Ferner beschreibt P. drei Tabesfälle bei Frauen, bei denen 
ganz zu Beginn und auch im Verlaufe des Leidens anfallsweise, 
ohne äufsere Veranlassung oder psychische Anregung sich wollüstige 
Empfindungen in den Geschlechtsteilen einstellten, die den beim 
Beischlaf empfundenen ähnlich waren. Bei der ersten Kranken bil¬ 
deten diese „Crises clitoridiennes“ 4 Jahre hindurch das ein¬ 
zige subjective Symptom der Krankheit; bei der zweiten Patientin 
gingen gastrische und die in Rede stehenden Krisen ein Jahr lang 
dem Ausbrnch lancinirender Schmerzen voran; bei der dritten Kran¬ 
ken bildeten diese Krisen und neuralgische Kopfschmerzen 10 Jahre 
lang die einzigen Tabessyraptome. Es ist also bei Vorhandensein 
derartiger Zustände (bei Männern sind abnorm häufige Pollutionen 
nach spontan aufgetretenen Wollustempfindungen vielleicht als ana¬ 
loge Zustände aufzufassen) an das Vorhandensein von Tabes wenig¬ 
stens zu denken: die Diagnose würde nach Vf. zweifellos, wenn 
etwa noch das WnsTPHAi/sche Phänomen, Augensymptome, gastrische 
Krisen zu gleicher Zeit vorhanden sind. Bernhardt. 


G. Riehl, Hyperhidrosis unilateralis. Beitrag zur Kenntniss der 
Sympathicus-Erkrankungen. Wiener med. Presse 1884, No. 34 u. 35. 

Eine 41jährige Frau leidet seit mehreren Jahren an linksseiti¬ 
gem Kopfschmerz, der in unregelmäfsigen Intervallen auftritt und 
mit Rötung, Hitzegefühl und starkem Schweiss an der linken Kopf¬ 
hälfte verbunden ist. In einem solchen von Vf. beobachteten An¬ 
fall zeigte sich die linke Gesichtshälfte intensiv hell gerötet — die 
Rötung schloss scharf in der Mittellinie ab —, die Temperatur 
dieser Seite war erhöht; die Haut, soweit sich die Röte erstreckte, 
mit Schweifs bedeckt, die linke Pupille beträchtlich erweitert. Der 
Anfall dauerte ca. 36 Stunden. Patientin starb in Folge einer anderen 
Erkrankung. Im Gangl. super, des linken Sympathicus fanden sich 
folgende Veränderungen: Rötung, Rundzelleninfiltration, Gefäfsüber- 
füllung, punktförmige Hämorrhagien; die Ganglienzellen waren im 
Wesentlichen intact, ebenso die Nervenfasern. Auffallend ist in 
diesem Falle die Pupillenerweiterung, während in den meisten bis¬ 
her mitgeteilten Beobachtungen dieser Art von Myosis die Rede ist. 

Vf. erörtert, dass man eine Lähmung der vasomotorischen 
Fasern neben einer Reizung der oculo-pupillaren annehmen müsse; 
es sei aber auch denkbar, dass es sich nur um Reizerscheinungen 
handele: die Gefäfsüberfüllung ist dann auf Reizung der Vasodila¬ 
tatoren zu beziehen. Oppenheim. 


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876 Senator. Sklerodermie und Sklerodactylie. — Hufmann, ScautTZK’sche 

H. Senator, Ueber einen Fall von Sklerodermie und Sklerodactylie. 

Berliner klin. Wochenscbr. 1884, No. 31. 

S.’s Fall betraf eine 25 Jahre alte, aus einer wohlhabenden 
gesunden Familie stammende Dame, welche seit dem Auftreten der 
Menstruation im 14. Lebensjahre an Mattigkeit, Kopfschmerzen, Taub¬ 
heit und Eingeschlafensein, sowie Kribbeln in den Händen litt. Aehn- 
liche Erscheinungen stellten sich auch bald an den unteren Extremitäten 
ein, namentlich bei kühlerer Temperatur der Umgebung. Dann 
kamen Schwindel- und Ohnmachtsanfälle und weiterhin ab und zu 
Schüttelfröste, namentlich Abends beim Zubettgehen. Nicht lange 
darauf stellten sich Verkrümmungen an den Händen ein; dann Ge¬ 
schwürsbildung an den Fingern. Der Zustand verschlimmerte sich 
langsam. S. fand die oberen Extremitäten in den verschiedenen 
Gelenken mehr oder weniger fixirt; die Hände insbesondere in 
Klauenstellung. Dabei sind mehrere Phalangen aus ihren Gelenken 
gewichen, subluxirt, und so eine Unregelmäfsigkeit in der Klauen¬ 
stellung bedingt. Beide Arme sind atrophisch. Die Hände schmal 
und verkürzt; auch die Phalangen sind verkürzt. Die Haut an 
den Armen ist dunkler, als dem Teint entspricht; an den Unter¬ 
armen und Händen hat sie einen bräunlichen Farbenton. Ferner 
sieht man auf beiden Armen zahlreiche braune bis schwärzliche 
Leberflecke von Stecknadelkopf- bis Erbsengröfse. An einzelnen 
Stellen, wo die Phalangen aus ihren Gelenken gewichen sind, er¬ 
scheint die Haut sehr verdünnt und sieht man die Epiphysen 
gelblich-weifs hindurchschimmern. An solchen Stellen platzt die 
Haut öfter und entstehen schwer heilende Ulcerationen. An den 
Händen bis zur Mitte der Vorderarme ist die Haut straff über die 
darunter liegenden Knochen gespannt, fühlt sich kühl an und ist 
fast immer trocken. Die Nägel zeigen vielfache Längsrisse und 
quere Einkerbungen und Runzeln. Ein Panniculus ist nicht vor¬ 
handen und auch die Musculatur erscheint atrophisch; ferner siud 
auch die Knochen atrophisch und verkürzt. Diese Verkürzung ist 
nicht durch Ulceration entstanden, sondern es handelt sich um ein 
einfaches Zusammenschrumpfen durch Atrophie. — Nach Pilocarpin- 
Injectionen trat aufser starker Salivation ziemlich reichliche Schwei߬ 
absonderung im Gesicht und dem oberen Teil des Rumpfes ein, 
während die Extremitäten, obere, wie untere, trocken blieben; doch 
gab die Pat. an, sich danach wohler zu fühlen. Lewinski. 


E. Holmann, Ueber den Effect der sogenannten Sciiui/rzE’schen 
Schwingungen und ähnlicher Vorgänge. Wiener med. Blätter 1884, 
No. 34. 

Im Anschluss an die Publication von F. Schauta in No. 29 
und 30 d. Ztschr. berichtet H. über 4 Fälle, welche bei aus der 
toten Mutter entfernten reifen oder nahezu reifen Früchten der Ver¬ 
such, durch Si Hui.rzK’sche Schwingungen die kindlichen Luftwege mit 
Luft zu erfüllen, misslang. 

Die Ursache des Misslingens der Versuche siebt B darin, dass 


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No 49. Schwingungen etc. — Pott, Vergiftung d. salpetrigsaure Dampfe. 877 

bei jeder Inspirationsbewegung die Trachealwände durch den äui'seren 
Luftdruck aneindergepresst werden und so das Lumen geschlossen 
wird, weil die Trachealringe noch zu wenig entwickelt sind, sodass 
sie nicht durch eigene Elasticität die Trachea offen zu erhalten 
vermögen und active Kräfte, die dies tun können, nicht in Action 
kommen. Entsprechend dürfte sich die Trachea toter oder hoch¬ 
gradig asphyktischer Kinder verhalten. 

H. hält daher für wichtig, bei Wiederbelebungsversuchen ähn¬ 
licher Art an Neugeborenen, fOr Offenhalten der Trachea Sorge zu 
tragen und hält es für opportun, auf die Weichteile des Vorder¬ 
halses einen leichten seitlichen Druck gegen die Trachea auszuQben, 
weil so am ersten die Wirkung der Trachealringe unterstützt und 
somit die Trachea offen gehalten wird. A. Martin. 


R. Pott, Eine Massenvergiftung durch „salpetrigsaure“ Dämpfe. 

Deutsche med. Wocheoschr. 1884, No. 29 u. 30. 

Die Quelle för die massenhafte Entwickelung von salpetrigsauren 
Dämpfen war ein auf einem Speicher lagerndes Gemenge von ca. 
900 Ctr. Chilisalpeter und Superphosphat (aufgeschlossene Knochen¬ 
kohle). Wahrscheinlich hat es sich um die Benutzung eines stark 
abersäuerten Superphosphates gehandelt, dessen freie Säure auf den 
Chilisalpeter zersetzend einwirkt und zur Entwickelung der salpetrig¬ 
sauren Gase Veranlassung gab. In dem Glauben, dass die aus dem 
Gebäude dringenden gelbbraunen Dämpfe von einem Feuer her¬ 
rührten, versuchte man den vermeintlichen Brand zu löschen. Alle 
bei diesen Lösch- und Rettungsarbeiten beteiligt gewesenen Per¬ 
sonen, etwa 30 meist kräftige, junge Männer, waren längere oder 
kürzere Zeit der Einwirkung der Dämpfe ausgesetzt und erkrankten 
mehr oder weniger stark. — Wie bei anderen früher beobachteten 
Vergiftungen, so waren auch in diesen Fällen die Hauptsymptome 
die einer starken acuten hyperämisch-entzündlichen Reizung und 
Schwellung der Respirationswege. Brennender, zusammenschnüren¬ 
der Schmerz in der Kehle, bei einigen auch in der Zwerchfells¬ 
gegend, Atemnot und Erstickungsangst, bei den schwersten Fällen sich 
steigernd bis zur Orthopnoe, heftige, krampfhafte Hustenparoxysmen, 
zum Teil mit Entleerung zähflüssiger, citronengelber oder graugelber 
Sputa. Eine genauere Untersuchung derselben in einem Falle er¬ 
gab: vereinzelt vorkommende Platten- und Cylinderepithelien, eine 
grol’se Menge freier Kerne, rote und weifse Blutkörperchen, aufser- 
dem Gruppen von staubförmigen, deutlich gelb gefärbten, nicht 
lichtbrechenden, sich lebhaft bewegenden Pigmentmolecülen. Die 
Percussion ergab überall normalen Lungenschall, die Auscultation 
trockene Rasselgeräusche, Giemen und Pfeifen. Der Puls war in 
den schwersten Fällen klein, fadenförmig, das Gesicht bleich, die 
Extremitäten kühl; bei einigen wurde Erbrechen grünlich-gelber 
Schleimmassen beobachtet; der Durst war gesteigert, der Appetit 
gering. Der Urin war ei weifsfrei, enthielt auch in den schweren 
Fällen keine Blutkörperchen, keine Cylinder. In keinem Falle be- 


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878 König u. Dif.terici. - Ouvkr. - Boström. - Frankel; Szumann. No, 49. 

etand Fieber, in dem einen tätlich endigenden Fall war die Tempe¬ 
ratur subnormal. Die Kranken fohlten sich abgeschlagen, matt, wie 
gelähmt in den Gliedern, der Kopf war eingenommen, doch fehlten 
heftige Kopfschmerzen und Schwindelerscheinungen. 2 Fälle endeten 
letal, der eine nach 12, der andere nach 40 Stunden unter den Er¬ 
scheinungen eines Lungenödems. Section wurde in beiden Fällen 
nicht gestattet. Die ersten Vergiftungssymptome (Atemnot) stellten 
sich erst mehrere Stunden nach Einwirkung der Säuredämpfe ein. 
Die Behandlung bestand in Darreichung von Kalkwasser, Inhalationen 
von Ammoniakdämpfen (anscheinend mit gutem Erfolge), innerlich 
Expectorantien (Ipecacuanha und Senega) und Excitantien. 

Langgaard. 


A. König und C. Dieterici, Ueber die Empfindlichkeit des nor¬ 
malen Auges für Wellenlängen-Unterschiede des Lichtes. v.Gräfe’s 
Arch. XXX. 2. S. 171. 

VfF. untersuchten die Empfindlichkeit des normalen Auges für Verschiedenheiten 
der Wellenlfinge des Lichtes im Verlaufe des ganzen Spectrums. Sie fanden, dass 
die Unterschiede der Farbenempfindung im roten Ende des Spectrums lediglich durch 
die vorhandenen Intensitätsunterschiede bedingt waren. Das Maximum der Empfind¬ 
lichkeit für Wellenlängenverschiedenheiten im Gelben lag für beide Beobachter an 
verschiedenen Stellen des Spectrums. Die beiden anderen Maxima, im Blaugrünen 
und am Uebergange von Indigo in Violett, fanden sich bei derselben Intensität für 
beide Beobachter an denselben Stellen; sie wanderten aber, ebenso wie der in der 
Gegend des ersteren dieser beiden Maximen liegende, neutrale Punkt der Rotgrün- 
verwechsler, mit steigender Intensität nach dem violetten Ende des Spectrums hin. 

fiorstmann. 

G. Oliver, Quantitative estimation of albumen. Practitioner TXXIII. 
1884, S. 9. 

0. empfiehlt zur Schätzung der Eiweifsmenge die Trübung zu benutzen, welche 
in eiweifshaltigem Harn durch verschiedene Reagenspapiere, vor Allem durch Kalium- 
quecksilbeijodidpapier erzeugt wird. Man vergleicht die Intensität der Trübung mit 
der in einer VtoP r<>cent 'g en Lösung von Serumalbumin hervorgerufenen. Die Ver¬ 
gleichung wird erleichtert durch ein hinter die Flüssigkeit gehaltenes Papier mit 
Strichen. Da die Serumalbuminlösung nicht jederzeit zur Hand ist, ist es zweck- 
mäfsig, sie durch ein opakes Glas zu ersetzen, das ein für allemal hinsichtlich seiner 
Durchsichtigkeit mit Hülfe der Vio procentigen Serumalbuminlösung geprüft ist oder 
durch eine mit Ammon versetzte Alaunlösung. E. S&lkowski. 


Eug. Bostrcem , Distoma hepaticum beim Menschen. Deutsch es Arch. 
f. klin. Med. XXXIII. S. 557. 

Im Ductus hepaticus eines 65 Jahre alten Schleusenwärtergehülfen am Donau- 
Mainkanal bei Erlangen fand sich ein Distoma, welcher zu einer erheblichen entzünd¬ 
lichen Stenose geführt hatte. Es hatte intra vitam schwerer Icterus bestanden, der 
Tod war an intercurrenter fibrinöser Pneumonie erfolgt. O. Israel. 

1) Eug. Frankel, Ueber parenchymatöse Ueberosmium-Injectionen. 
Berliner klin. Wochenschr. 1884, Ko. 15. — 2) L. Szum&DIl, Mit¬ 
teilung einer günstigen Wirkung von Ueberosmiumsäure-Injection 
in eine grofse Kropfgeschwulst nach Delbastaillk’s Methode. 
Ebenda. 

1) Tierversuche, bestehend in wiederholten Iujectionen einer 1 procentigen Lo¬ 
sung von Ueberosiniumsäure iu von wenigen Tropfen ansteigenden Dosen, ergaben, dass 


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No. 49. 


RoSKNTHATi. — BESSER. — ÖPPF.NUElM. 


879 


es unter Einfluss derselben an Nerven und Muskeln zu schweren, die Function er¬ 
heblich beeinträchtigenden Veränderungen kommen kann, welche am Nerven in pa¬ 
renchymatösem Zerfall vieler Fasern und unter Umständen einer schwieligen zur Com- 
pression des Nervenstammes führenden Epineuritis bestehen und sich am Muskel aufser 
in gleichfalls parenchymatösen, die contractile Substanz betreffenden Alterationen in 
einer interstitiellen, mit Atrophie des Muskels einbergehenden Entzündung äufsern. 
Kurze Mitteilung von Anwendung des Mittels in 2 Fällen am Menschen — einfaches 
Lymphoma (ohne Erfolg) und Lymphangioma congenitum (mit Erfolg, das Kind starb 
indessen später an Darmkatarrh) — ohne genauere Daten über Oröfse der Dosis und 
Dauer der Kur. 

2) 19jähriges Mädchen mit Struma; erst, während eines Monats tägliche, dann 

3 Mal, zuletzt 2 Mal wöchentlicher Injection einer halben Spritze einer 1 procentigen 
Lösung. Vom 4. Mai bis Anfang August wurden 70 Grm. der Lösung, d. h. 0,7 Grm. 
Ueberosmiumsäure verbraucht. Umfang der Struma am 4. Mai 1883 = 48,5 Ctm., 
am 5. October ej. a. dagegen nur 44,5 Ctm. P. Güterbock. 


O. Rosenthal , Ueber einen Fall von zahlreichen Polypen der 
männlichen Harnröhre. Berliner klin. Wochenschr. 1884, No. 23. 

Bei einem an chronischem Tripper leidenden 31jährigen Pat. fand sich nach 
vergeblichen anderweitigen Kurversuchen bei der Endoskopie eine grofse Menge von 
zum Teil weit über das Niveau der Schleimhaut hinausragender Ezcrescenzen. Ent¬ 
gegen den sonstigen Erfahrungen war die gröfsere Zahl derselben nicht in der Fossa 
navicul., sondern in den tieferen Abschnitten der Harnröhre und konnte man hier 
eine förmliche Anordnung von Nestern unterscheiden. Entfernung der Polypen bezw. 
Heilung des Kranken gelang auf endoskopischem Wege mit Hülfe eines kleinen be¬ 
sonders angefertigten scharfen Löffels von ca. 15 Ctm. Stiellänge, und wurden die ein¬ 
zelnen, in 1—2- bezw. 4 wöchenlichen Intervallen auf einander folgenden Sitzungen 
bis auf die Dauer von einer halben Stunde ausgedehnt. Zur Vermeidung von Blu¬ 
tungen und auch von Recidiven wurden nach jeder Einführung des Löffels Aetzungen 
mit lOprocentiger Höllensteinlösung vorgenommen. Histologisch zeigten die kleineren 
Polypen ein Bindegewebsstroma mit Cylinderepithel, die gröfseren mehrschichtiges 
Pflaster-Epithel. In manchen Ezcrescenzen waren im Inneren Papillen und papillen¬ 
ähnliche Gebilde, die dann mit zahlreichen Epithellagen versehen waren. 

P. Güterbock. 


L. Besser, Experimenteller Beitrag zur Kenntniss der Ruhr. Diss. 
Dorpat, 1884. 

Nachdem B. auf mikroskopischem Wege einen besonders charakterisirten Ruhr¬ 
mikroben nicht hatte ermitteln können, auch 36 blofse Injectionen von Ruhrfäces in 
das Rectum von 7 Kaninchen eine Erkrankung nicht erzeugt hatten, reizte er das 
Rectum präparatorisch durch Injectionen von 0,66—1 proceotiger NH 3 -Lösung. Auch 
so liefs sich kein Ruhrprocess zur Entwickelung bringen, sondern es liefs sich durch 
Control versuche evident machen, dass diejenigen Hunde und Kaninchen, welche in 
Folge der doppelten Injection eingingen, ihr Schicksal dem chemisch reizenden, nicht 
aber dem bakterienhaltigen Klysma verdankten. Es blieben also die 121 directen 
Uebertragungen menschlicher Ruhrstühle ohne Resultat. — Dagegen gelang es B., 
mit Culturen aus dem Blute Ruhrkranker zunächt Katzen per rectum zu in- 
ficiren. Innerhalb der Katzenspecies konnten dann weitere, directe Uebertragungen 
mittels der aus dem Blute der ruhrkranken Katzen gewonnenen Culturen bewerkstelligt 
werden, nicht aber erwiesen sich die letzteren fähig, Schweine, Hunde, Schafe oder 
Kaninchen zu inficiren. — Vf. giebt das Verfahren, mittels dessen er die zur Infection 
führenden Culturen aus dem Blute gewann auf S. 48—50 resp. 56—57 seiner Arbeit 
ausführlich an; es würde sich — die Reinheit dieser Culturen vorausgesetzt, um 
eine „Mikrokokkusart* handeln. Weraich. 


H. Oppenheim, Die Beziehungen der Hemikranie znr Tabes dor- 
salis. Berliner klin. Wochenschr. 1884, No. 38. 

Unter 85 Tabeskranken fand 0. 12, bei denen typische Migrsene- Anfälle be¬ 
standen hatten oder zur Zeit der Beobachtung noch bestanden. Es waren 10 Frauen, 


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880 


Lutz. — Gallard. — Luchsinokr. 


No. 49. 


2 Männer. Dies Zusammentreffen von Hemikranie nnd Tabes, so schliefst O., ist kein 
zufälliges. Von 3*2 tabeskranken Frauen litten 10 an Migrsene; gerade bei Frauen 
also findet sich diese Complication häufiger. Meist besteht sie viele Jahre, ehe die 
ersten Tabeserscheinungen Auftreten. Die Kopfsymptome können dann zurücktreten 
(manchmal hören auch sämmtliche Migrsene-Erscheinungen auf), nur das Erbrechen 
bleibt, so dass ein unmittelbarer Uebergang io die sogenannten Crises gastriques statt¬ 
zufinden scheint. Selten dauert die Hemikranie an oder bildet sich gar erst im Ver¬ 
laufe der Tabes aus. Man achte also bei Migrsenekranken, namentlich bei sich häu¬ 
fender Zahl der Anfälle, auf andere Symptome der Tabes (speciell auf das WssTraai/sche 
Phänomen); ist dies vorhanden, so kann man die Wahrscheinlichkeitsdiagnose: Tabes 
incipiens stellen. Bernhardt. 


Lütz, Ein Fall von symmetrischer Gangraen nebst Epikrisis desselben. 
Aerztl. Int.-Bl. 1884, No. 24. 

Der Fall betraf einen 44jälirigen kräftigen Biertrinker. Die Krankheit verlief in 
zwei Parozysmen, von denen nur dem ersten eine allgemeine Depression voranging. 
Vasomotorische Störungen waren nur unbedeutend und bestanden in Rubor von kurzer 
Dauer. Störungen der Sinnesnerven, sowie motorische Alterationeu waren nicht vor¬ 
handen. In jedem Parozysmus entstanden 3 brandige Blasen, aus denen sich gangrä¬ 
nöse Stellen entwickelten. Die 6 Blasen verteilten sich genau symmetrisch auf beide 
Hände und waren: je eine am Handrücken, je eine an der ersten und je eine an der 
zweiten Pbalanz gelegen. Die Gangrsn war überall oberflächlich nnd liefs nach der 
Heilung dementsprechend oberflächliche Narben zurück. — Vf. ist der Meinung, dasa 
der gangränöse Process nicht als letzte Consequenz eines Gefäfskrampfes aufzufassen 
ist, sondern dass er durch Störung oder Aufhebung eines specifisch trophischen Nerven¬ 
einflusses zu Stande komme. Lewinski. 


T. Gallard, Du traitement du Cancer uterin. Avantages de l’am- 
putation du col de la matrice par l’anse galvanique. Ann. de Gyn. 
1884, 8. 

G. empfiehlt den Gebrauch der galvanokaustischen Schlinge als bestes Mittel zur 
Exstirpation des Krebses der Portio. Er zieht diese Methode deijenigen mit dem 
Messer vor, weil sie die Eröffnung der Blase und des Peritoneum vermeidet und weil 
sie nicht nur in den gut begrenzten Fällen, sondern auch in denjenigen, wo die 
Gewebe sehr stark carcinomatös infiltrirt sind, brauchbar ist und selbst in verzweifelten 
Fällen die Patienten während oiniger Monate ihre Beschwerden los werden lässt. Er 
stellt 10 gut erwiesene, vermittelst dieser Methode behandelte Fälle vor, von denen 
3, ohne Recidiv in 2 1 /* Jahren, geheilt worden sind. In den Fällen von starker In¬ 
filtration der Gewebe wendet G. die Schlinge, combinirt mit starken Aetzungen ond 
Cauterisationen an. Nach der Operation hatte er nur die bekannten Nachblutungen, 
keine ernsteren Complicationen beobachtet. A. Martin. 


B. Luchsinger, Ist San tonsäure wirklich ein ausschliefsliches Hirn¬ 
krampfgift. PflGokr’s Arch. XXXIV. S. 293. 

Wurde Kaninchen, denen dnrch Unterbindung der 4 Halsarterien Hirn and Med. 
oblongata abgetötet war, bei Unterhaltung künstlicher Respiration eine Lösung von 
sautonsaurem Natron in die Jugularvene injicirt, so stellten sich wenige Minuten nach 
der Injection krampfhafte Bewegungen an dem Hintertiere ein, welche am Schwänze 
beginnend, bald auf die Hinterbeine Übergriffen. Das Herz schlag dabei kräftig fort, 
so dass diese Krämpfe nicht als dyspnoische aufzufassen sind. Die Santoosäura wäre 
also ebensowenig ein ausschliefsliches Hirnkrampfgift, wie Pikrotozin, Kampher, für 
welche Vf. ein ähnliches Verhalten nachgewiesen hat* L. tritt der Lebro von der 
Ezistenz specifischer Hirukrampfgifte entgegen and betont d&s Bestehen „einer prin- 
cipiellen Einheit im Verhalten aller motorischen Ganglien des gesammten Central- 
NerveDsystems irgend welchen reizenden Giften gegenüber“. Langgaard. 

Verlag von August Hirschwald io Berlin. — Druck von L. Schumacher io Berlin, 


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Wöchentlich erickeiatn 
1—2 Bogen; am Schluss« 
das Jahrgangs Titel, Na¬ 
men* and Sachregister. 


Centralblatt 

für die 


Preis des Jahrganges 
20 Mark; zu beziehen 
durch alle Buchhandlun¬ 
gen und Postanstalten. 


medicinischen Wissenschaften. 


Redigirt von 

Prot Dr. H. Kroneoker, und Profi Dr. H. Senator, 

ln Bern Berlin (NW.), BnnhoMr. 7. 


1884. 18« »ecember. NO. 50. 


Imhalts Ma raoliano, Methode zur klinischen Bestimmung der Respirations- 
capacität des Blutes (Orig.Mitt.). 

Vio» al, Strnctur der grauen Substanz des Rückenmarks beim Embryo. — 
Bkaukis, Zuckungscurve der Mnskeln bei verschieden hohem Sitz der Reizung. — 
Krukknberg, Absorptionsspectrum von Harn- und Gallenfarbstoffen. — Schum¬ 
büro, Vorkommen des Labferments bei Neugeborenen und Kranken. — J. Arnold, 
Teilungsvorginge in Knochenmarkszellen und weifsen Blutzellen. — Znambnsky, 
Partielle Resection der Harnblasen wand. — Euo. Hahn, Exstirpation des krebsigen 
Kehlkopfs. — M. Landsbeuo, Sehstörung durch Intermittens. — Th in, Bacillen, 
bei Lepra des Kehlkopfes. — Bürt; Chauffard, Klappenfehler des rechten Ven 
trikels. — Foulis, Offenbleiben des Ductus Botalli und Aneurysma der Pulmonar 
arterie. — S. W. Lbwaschrw, Einfluss von Alkalien auf die Oallenabsouderung. — 
J. Wagnrr; Baumgarten, Kropfexstirpation, Cachexia strumipriva ond BASPDow'scbe 
Krankheit.*- Eickholt; dbMonttel, Aetiologie und Statistik der Dementia paralytica. - 
Drrschfbld, Paralysis alcoholica. — Gilles de la Tourrllb, Myriachit. — 
Hitzig; Reinhard, Subnormale Temperaturen. — Webber. Multiple Neuritis. — 
J. Pick, Melanosis lentricularis progressiva. — A. Bidder, Rückbildung von Fibro- 
myomen des Uterus. — Herrgott, Behandlung der Vesicovaginalfisteln nach 
Bozbmanh. — Habnack, Digital inartig wirkendes Glykosid aus Pfeilgift. 

Kasem-Beck, Zellen der Herznerven. — Bechterew, Natur der Rinden¬ 
lähmung. — J. Bernstein, Einfluss von Salzen auf die Resistenz der roten Blut¬ 
zellen. — Rieder, Stickstoffausscheidung des Darms. — Boström, Knocheucysten. — 
Ehrlich, Zerfall farbloser Zellen in der Milz. — R. Parker, Radicalkur von 
Hernien. — W. M Oller, Nervennaht. — 0. DornblOtu, Heilung einer Ellenbogen- 
Ankylose. — Woakbs, Acid. sulphurosum bei Caries der Paukenhöhle. — A. Hoff¬ 
man k; J. Comby, Zur Pathologie der Varicellen. — Peipeh, Resorptiopsfähigkeit 
der Lungen. — J. Wolff, Verhalten der Ausscheidungen durch Harn und Speichel 
bei Nierenkrankheiteu. — Douty, Sauerstoffmangel als Ursache von Melancholie. — 
Möbius, Tabes bei Weibern. — Riehl, Urticaria und Prurigo. — Credb, Wärm¬ 
wanne für schwächliche Kinder. — Crf.dk und Colpe, Dammschutz durch seitliche 
Incisionen. — Lynch, Carbolsäure als Antipyreticum, Rubus procumbens bei Diarrhöen.— 
P. Fuchs, Natrium nitrosum bei Asthma. — Patenko, Brüchigkeit des Kehlkopfs 
durch Verknöcherung. 


Neue Methode zur Bestimmung der Respirationscapacitiit, 
des Blutes zu klinischen Untersuchungen geeignet. 

Vorläufige Mitteilung von Prof. E. Haragllano, Director des klinischen Instituts 

in Genua. 

Die Klinik besitzt bis jetzt keine passende Methode, um leicht 
und rasch die Respirationscapacität des Blutes zu messen. Wenn 
wir uns die Frage stellen: wie grofs ist die Capacität des Blutes, 

XXII Jahrgang 56 


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Maragliano, Methode zur klinischen Bestimmung der 


No. 50. 


Sauerstoff während einer gewissen Krankheit zu fixiren, wie wechselt 
diese Capacität, welchen Schwankungen ist dieselbe unterworfen so¬ 
wohl während irgend eines Krankheitsprocesses, als auch bei An¬ 
wendung bestimmter Medicamente — wenn wir diese Fragen in der 
Klinik selbst lösen wollen, so fehlte uns ein verwendbarer Apparat. 

Man könnte zwar mit Hilfe der bekannten Quecksilberpump¬ 
apparate, mit denen man gewöhnt ist, die Blutgase auszuziehen und 
zu messen, för Tierexperimente die Frage lösen; man entnimmt mit 
einer Spritze nach Grehant eine bestimmte Quantität Blut, bestimmt 
die Quantitöt des darin enthaltenen Sauerstoffs; macht dann die¬ 
selbe Operation mit einer zweiten gleichgrofsen Quantität Blut, das 
aber vorher mit Luft geschöttelt ist. Die absoluten Zahlen geben 
in diesem Falle die Quantität Sauerstoff, welche im Blute enthalten 
ist; die Differenz der beiden Versuchsresultate die Quantität des 
Sauerstoffs, welchen das Blut noch zu binden im Stande war. 

Gerade dieses letztere Verfahren mit venösem Blute ausgeföhrt, 
giebt nach unserer Ansicht genauer die Bespirationscapacität des 
Blutes an, als die absolute Bestimmung des Sauerstoffs; wir sind 
so im Stande, zu bestimmen, ob in einem bestimmten Krankheits¬ 
fälle eine geringere Quantität des im Blute absolut vorhandenen 
Sauerstoffs durch geringere Fähigkeit des Hajmoglobins Sauerstoff 
zn binden verursacht wird, oder aber unabhängig ist von der Re- 
spirntionscapacität eines Blutkörpers und nur durch das Medium, in 
welchem sich derselbe befindet, bedingt wird. 

Wenn man nun zugiebt, dass för Tierexperimente die Pump¬ 
apparate ausreichen, so müssen doch wiederholte Controlversuche 
und verschiedene derselben an einem und demselben Tage ausge¬ 
föhrt werden; es würde also bei einem Individuum an einem Tage 
zu verschiedenen Aderlässen kommen und oft gerade bei solchen, 
welche dieselben absolut nicht ertragen können; deshalb taugt eben 
diese Methode zu klinischen Zwecken doch nicht. Dazu kommt 
noch, dass die Anwendung dieser Pumpen selbst zeitraubend und 
complicirt ist und kommt man auch dazu wirklich das Blut voll¬ 
kommen zu entgasen, so hat man eben doch nicht seine höchstmög¬ 
liche Respirationscapacität herausgefunden, eine experimentelle Be¬ 
stimmung, welche doch für die Pathologie des Blutes von höchster 
Wichtigkeit ist. 

Oder sollte vielleicht das Verfahren von Brrnard mittels Kohlen¬ 
oxyd, oder das von Schützenbkkgkr und Quinquaui» mit Natr. sulf. bei 
seiner höchst complicirten Ausführung für die Klinik passen? Wir 
glauben es nicht und gehen deshalb nicht näher darauf ein. 

Da ich also mit den bis jetzt vorliegenden Mitteln meinen 
Zweck nicht erreichen konnte und für gewisse Arbeiten, die ich 
später publiciren werde, doch einen guten Apparat nötig hatte, habe 
ich folgendes Verfahren eingeschlagen, welches ich hier vorlege; 
dasselbe hat bei über 100 Versuchen ganz befriedigende Resultate 
gegeben. 

Zwei zu 1 io graduirte Büretten nach Mohr (s. Fig. 1), eine 
(A) mit Hahn, die andere (B) ohne, werden mittels eines Gummi- 


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No. 50. 


Respirationscapacität des Blutes. 


883 


Schlauches (C) so vereinigt, dass diejenige, welche den Hahn trägt, 
mit diesem nach oben gekehrt ist und dort frei bleibt. Der Gummi¬ 
schlauch hat in der Nähe des der Bürette mit Hahn zugekehrten 
Endes den Elfenbeinhahn (R) eingeschoben. Die beiden verbunde- 

Fig. 1. 



nen Büretten an passendem Gestell befestigt, stellen also ein Uför- 
ges communicirendes Röhrenpaar dar; die eine Röhre endigt mit 
dem Hahn (D), die andere ist ganz offen in E; dort wird nun (bei 
offenem Hahn) Quecksilber eingeschüttet, bis beide Büretten zur 
Hälfte gefüllt sind; dann wird B gehoben und sämmtliche Luft in 


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884 Makagliano, Methode zur klinischen Bestimmung der No.50. 

A bis zur Ausflussöffnung des Hahnes D verdrängt; dieser wird ge¬ 
schlossen und A ist also gänzlich mit Hg angefüllt; es muss darauf 
gesehen werden, dass auch der Schnabel des Hahns, also alles, was 

Fig. 2. 



oberhalb des eigentlichen Verschlusses liegt, mit Hg angefüllt sei; 
dann wird die Ausflussöffnung des Hahns D mittels eines Gurami- 
schlauches in Verbindung gesetzt mit einem Sauerstoffbehälter. 

Wird nun die Röhre B gesenkt, so beginnt sich A mit Sauer¬ 
stoff zu füllen; hat er sich ungefähr zu 2 /, gefüllt, so wird D ge- 


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No. 50. 


Respirationscapacitat des Blutes. 


885 


schlossen und wir haben also einen geschlossenen Raum mit Sauer¬ 
stoff und Hg gefüllt, welcher mit einem offenen Rohr voll Queck¬ 
silber communicirt. 

Nun werden (s. Fig. 2) A und B nebeneinander gehalten und 
durch Heben oder Senken von A werden die beiden Hg-Oberflächen 
in dasselbe Niveau gebracht; somit hat der eingeschlossene Sauer¬ 
stoff denselben Atmosphärendruck, wie das Hg im offenen Rohr; 
durch Ablesung des Hg-Standes in der geschlossenen Röhre erfährt 
man die Volumquantität des eingeschlossenen Sauerstoffs bei dem 
herrschenden Atmosphärendruck und der Umgebungstemperatur. 
Sodann wird durch Scldiefsung des Hahns R die Communication 
zwischen beiden Röhren aufgehoben und es bleibt somit der Druck 
in A auch bei Bewegungen de6 Apparates unverändert. Schliefslich 
wird mittels einer PiuvAZ-Spritze der Schnabel des Hahne D mit 
Hg gefüllt, die Röhre A wird horizontal gestellt (s. Fig. 3 S. 886) 
und der Hahn D geöffnet; wenn sich nun das im Schnabel befind¬ 
liche Hg nicht bewegt, so ist sicher der äufsere und der innere 
Druck gleich. 

Nun ist der Apparat bereit, um das zuführende Blut aufzu¬ 
nehmen; dasselbe wird mittels einer passenden Spritze direct einer 
Armvene entnommen, es genügen 4 Cctm., und während die Röhre A 
fast horizontal steht mittels der Spritze (H) durch das sich im 
Schnabel des Hahns D befindliche Hg in die Röhre eingespritzt; 
dann wird die Spritze zurückgezogen, D geschlossen und das Blut 
mit dem Sauerstoff gut geschüttelt; die Communication der beiden 
Röhren, die wieder beide vertical gestellt werden (Fig. 2), wird 
durch Oeffnung des Hahns R wieder hergestellt und die beiden Hg 
Niveau einander gleich gemacht. Ich lese nun das obere Niveau 
des Blutes ab, und es giebt die Differenz dieses Niveaus von dem 
früheren vor der Eingiefsung des Blutes abgelesenen die Quantität 
des absorbirten Sauerstoffs an bei dem Atmusphärendruck der Um¬ 
gebung. Der Vorgang ist zweifellos richtig, indem das Hg bei 
nach und vor der Operation gleichbleibendem inneren Druck sich 
je nach der gröfseren oder geringeren Quantität des in der Röhre 
sich befindenden Sauerstoffs und Blutes an einem niederen oder 
höheren Punkte des Tubus in’s Gleichgewicht stellen wird; was fehlt 
von der früheren Gasquantität, muss absolut die Quantität des ab¬ 
sorbirten Sauerstoffs ergeben. 

In weniger als einer halben Stunde ist der ganze Versuch ge¬ 
macht, und es kommen so die während dieser Zeit stattfindenden 
Thermometer- und Barometerschwankungen nicht in Betracht. Wenn 
man jedoch Versuche, die zu verschiedenen Tageszeiten desselben 
Tages oder an verschiedenen Tagen gemacht sind, vergleichen will, 
so wird es nötig, diese Schwankungen mittels genauer Apparate zu 
bestimmen und für jeden einzelnen Versuch mittels der bekannten 
Formeln die atmosphärische Druckhöhe auf 760 und die Temperatur 
auf 0° zu reduciren und auch die verschiedene Spannung des Wasser¬ 
dampfes nicht ausser Betracht zu lassen. 

Die Absorption des Sauerstoffs geht sehr rasch vor sich und 


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.Methode,, welche, soviel mir bekannt, von mir stierst 
vv-nnie, erlftubt. also die FixiiUonscapacitai des venC 
Blutes für *SHUerstoff und somit auch die. Respirßtionadäpacität 
Aifimspbäiendruck ohne irgend eine andere Manipulation direct 


fU '• ; 




'Ü MV Eft 




No. 50. des Blutes. — Vionai., Struotur der grauen Substanz etc. 887 

messen. Dem gegenüber ist zu bedenken, dass das defibrinirte Blut 
und noch mehr das seiner Gase beraubte ein Kunstproduct darstellt, 
wie Vikhordt schon vor längerer Zeit nachgewiesen; die mit solchem 
Blute angestellten Versuche sind also noch viel weniger genau. 

Ich behaupte nicht, dass man mittels meiner Methode zu ganz 
absolut genauen Resultaten komme, aber nichtsdestoweniger können 
dieselben in vergleichendem Sinne für die Klinik von sehr grofsem 
Nutzen sein; sie werden jedoch nicht weniger genau sein als die¬ 
jenigen, welche sich mittels der alten Methode herausfinden liefsen, 
welche eben für wiederholte Versuche und besonders am Kranken¬ 
bette kaum anwendbar ist. 

Die bis jetzt gewonnenen Resultate werde ich bald veröffent¬ 
lichen, doch kann ich schon jetzt sagen, dass im Allgemeinen 
1 Cctm. venöses Blut 8 t0 —1 Cctm. Sauerstoff absorbirt. Die Indi¬ 
vidualität lässt Unterschiede erkennen in der Respirationscapacität, 
die nicht gering sind, ebenso verschiedene Krankheitsprocesse sowohl 
mit, als ohne Anwendung gewisser Medicamente. 

Der abgebildete Apparat schliesslich ist der, wie er mittels der 
in jedem Laboratorium vorhandenen Hilfsmittel sofort kann zu¬ 
sammengesetzt werden; doch beschäftige ich mich jetzt mit der Zu¬ 
sammenstellung eines ähnlichen, der jedoch in der Handhabung be¬ 
quemer sein wird und noch genauere Resultate liefern wird. 


M. W. Vignal, Formation et structure de la substance griee em- 
bryonnaire de la moelle ^pini&re des vert&bree supörieures. Compt. 
rend. XCVIII. 1884, No. 25. 

Vf. constatirte an den Embryonalzellen, die die graue Substanz 
des Rückenmarks bilden, dass trotz der Lebhaftigkeit des Entwicke¬ 
lungsvorganges innerhalb dieser Lagen sich daselbst keine karyo- 
kinetischen Figuren vorfinden, während letztere in den Ependym- 
zellen, die den Centralkanal umsäumen, sehr zahlreich sind. Vf. 
schliefst daraus, dass für die Zellen der grauen Substanz ein anderer 
Teilungsmodue obwaltet, als der indirecte. Nach ihm besteht die 
graue Substanz (10—14 tägiger Kaninchen-Embryo, Osmiumsäure- 
Alkoholmischung) aus Zellen, deren Protoplasma mehrere Fortsätze 
nach verschiedenen Richtungen aussendet: eine Hauptrichtung ist 
der der Radiärfasern parallel, die von den Ependymzellen ausgehen, 
die andere geht von „oben nach unten“ (?). Die Fasern, welche 
ihr folgen, bilden die vordere Commissur. Man findet ferner zwei 
Kernarten, kleinere, sich lebhaft mit Carmin und Haematoxylin fär¬ 
bende und gröfsere, meist runde, granulirte, wenig färbbare. Die¬ 
selben sind indess nicht etwa für Neuroglia- und Nervenzellen 
charakteristisch, vielmehr gehören die grofsen Kerne sich teilenden 
Zellen an (?). Im 2. — 5. Monat verwandeln sie sich in Nerven- 
und Neurogliazellen, wobei der Unterschied in den Kernen ver¬ 
schwindet. Rabl-Rückhard. 


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888 


Bkaukis, Zuckungscurve der Muskeln etc. 


No. 50. 


II. ßeaunis, Recherches sur les formes de la contraction muscu- 
laire et sur [es ph^nomenes d’arrGt. Paris. 1884. 

B. vergleicht die Curven der Muskel Zuckungen und Contrac- 
tionen, die er durch die Reizung von folgenden 8 Punkten des Re¬ 
flexbogens aus erhalten hat. 1) Der Muskel, 2) der motorische 
Nerv, 3) die motorische Wurzel, 4) das nervöse Centrum, Gehirn 
und Rückenmark, 5) die sensible Wurzel, 6) das Ganglion dieser 
Wurzel, 7) der sensible Nerv, 8) die sensible Oberfläche. Von diesen 
8 Reizpunkten fällt No. 6, das Ganglion, zunächst ganz aus, weil 
dasselbe sich nicht isolirt reizen lässt. No. 3 und 5 Reizung der 
beiden Wurzeln ergaben keine von den Erregungen der zugehöri¬ 
gen Nerven wesentlich abweichende Resultate. Die von den öbrigen 
Stellen aus gelieferten Zuckungs- und Tetanuscurven bringen tat¬ 
sächlich nichts wesentlich Neues. Dagegen weicht der Vf., der Ober¬ 
haupt die vielen auf seinem Gebiete bereits geleisteten Arbeiten nur 
wenig berücksichtigt, in der Interpretation der Curven vielfach von 
anderweitig vertretenen Anschauungen ab. Namentlich tritt das 
Bestreben hervor, in ganz schematischer Weise alle irgendwie auf¬ 
tretenden Unregelmäfsigkeiten als Hemmungswirkungen zu erklären. 
Bereits im motorischen Nerven selbst nimmt B. (mit Womit) bei 
jeder Reizung gleichzeitig ablaufende Erregungs- und Hemmungs- 
processe an, um auf diese Weise das Auftreten der Anfangs- und 
Endzuckung zu erklären. Ebenso werden die Unterschiede zwischen 
dem reflectorischen und directen Tetanus lediglich auf Hemmungs¬ 
wirkungen zurückgeführt. „La contraction musculaire r^flexe n’est 
q'une contraction directe modifi^e par des actions d’arrdt“. Dement¬ 
sprechend besteht die Strychninwirkung in einer Lähmung der Hem¬ 
mungsvorgänge der nervösen Centren, so dass die an sich (d. h. 
ohne Eingreifen der Hemmungsvorgänge) rein leitende Natur der 
Rückenmarkscentren deutlich hervortritt. Das Strychnin „verwandelt 
das Rückenmark in ein dem motorischen Nerven analoges Ding.“ — 
Neu ist die Aufstellung von viscero-reflectorischen Contractionen, 
Muskelzuckungen auf Reizung von Herz, Magen, Eingeweide mit 
Inductionsströmen. Die gelieferten Curven zeigen ganz unregel¬ 
mäßige uud wilde Formen, so ungefähr, wie sie die Muskeln eines 
geängsteten Frosches zeigen würden, der die lebhaftesten Versuche 
macht, sich seiner Fesseln zu entledigen. In der Tat ist nicht an¬ 
gegeben, ob bei diesen Versuchen das Gehirn zerstört war, oder 
nicht. — Es ist bemerkenswert, dass B. auf diesen Punkt überhaupt 
wenig Gewicht legt, weil er „häufig constatirt hat, dass die Weg¬ 
nahme der Großhirnhemisphären beim Frosch absolut kein beson¬ 
deres Phänomen hervorbringt, abgesehen von den unmittelbaren 
Folgen der Operation.“ Unvoreingenommenen Perspnen sei es un¬ 
möglich, solche Frösche, wenigstens in der Gefangenschaft, von ge¬ 
sunden zu unterscheiden. — In Betreff der Frage, ob die Hemmungs¬ 
phänomene in besonderen Apparaten vor sich gehen, oder ob die 
Hemmungsvorgänge und die motorischen Vorgänge dieselben Ele¬ 
mente zum Sitz haben, entscheidet sich B. für die letztere Annahme. 
Jedes nervöse Element (sowohl die Fasern, wie die Ganglienzellen) 


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No. 50. Krukkkbkro, Absorptionsspectrum von Harn- u. Gallenfarbstoffen. 889 

ist stets gleichzeitig Sitz von Hemmungs- und Erregungsvorgängen. 
„Jede nervöse Reizung ruft fti der gereizten nervösen Substanz zwei 
Modificationen im entgegengesetzten Sinne hervor, auf der einen 
Seite einen Antrieb zur Activität und auf der anderen Seite eine 
Tendenz zur Hemmung dieser Activität. Jedwede Manifestation, Be¬ 
wegung, Empfindung, Secretion etc., die auf eine nervöse Reizung 
folgt, ist nur die Resultante dieser beiden entgegengesetzten Vor¬ 
gänge. “ Martius. 

C. Fr. W. Krukenberg, Zur Charakteristik einiger physiologisch 
und klinisch wichtigeren Farbenreactionen. Würzburger physiol.-med. 
Verhdlg. N. F. XVIII. 1884. No. 9. 

Aus der viele Einzelbeobachtungen enthaltenden Abhandlung 
kann Ref. hier nur die ihm wichtig oder bemerkenswert erscheinen¬ 
den anfflhren. Die bekannte Reaction auf Indol mittels Fichten¬ 
spahn und Salzsäure stellt man nach Vf. besser so an, dass man die 
zu pröfende Flüssigkeit mit Salzsäure stark ansäuert, mit wenigen 
Tropfen verharzten Terpentinöls schüttelt, bis die bei Gegenwart 
von Indol allmählich eintretende Rotfärbung intensiver geworden 
ist, und den Farbstoff dann mit Aether (auch mit Alkohol, Chloro¬ 
form, Essigäther) ausschüttelt; beim längeren Stehen nimmt die 
Rotfärbung des Aethers immer mehr zu; das Spectrum dieser Farb¬ 
stofflösung zeigt ein breites Absorptionsband im Grün (um E und b). 
Beim Alkalisiren verschwindet die Purpurfärbung, um beim An¬ 
säuern wiederzukehren. — Der bei der Trypsinverdauung aus Fibrin 
entstehende, mit Bromwasser violett werdende Farbstoff lässt sich 
mit Aether oder Chloroform ausschütteln, und zeigt in seinen Lö¬ 
sungen ein deutliches Absorptionsband im Gelb (um D). Neben 
diesem Körper fand sich noch ein zweites diffusibles Chromogen, 
das unzersetzt in’s Destillat überging, welch’ letzterem es durch 
Chloroform oder Aether entzogen werden konnte. Der in alkalischen 
Flüssigkeiten lösliche Farbstoff wurde beim Ansäuern in Flocken 
ausgelällt. Mit Salpetersäure färbt es sich dunkelrot; das Spectrum 
der alkoholischen Lösung zeigt ein breites Absorptionsband im Gelb 
oder Grün (von D bis F). Beim Erhitzen wird dieser Farbstoff 
nur langsam angegriffen. Auch beim Faulen von Fibrin erhält man 
zwei, wie es scheint, mit den vorgenannten völlig identische Farb¬ 
stoffe. Beide Farbstoffe sind nach Vf. „voraussichtlich“ Körper aus 
der Indigogruppe. Ein mit dem zuletzt geschilderten Farbstoff über¬ 
einstimmender Körper wurde (von Fr. Müm.kh) in einem Typhus¬ 
harn beobachtet, der sich bei Ausführung der Indicanrenction rot 
färbte und den Farbstoff an Aether abgab (Absorptiousband der 
ätherischen Lösung zwischen D und F). Bei Berührung mit der 
Luft sich allmählich stark rötende Fäcalmassen zeigten in der alkoho¬ 
lischen oder ätherischen Lösung nur einen, dem sauren Hydrobili- 
rubin-(Urobilin-)Band entsprechend gelagerten Streifen (bei F); 
einen spektroskopisch ähnlichen, zinnoberroten Farbstoff hat Vf. aus 
LiKBUi'schem Fleischextract gewonnen, in dem er indess nicht prä- 
formirt war. Ein anderer Harn eines Typhuskranken gab bei der 


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890 


Schumbuhg, Vorkommen des Labferments. 


No. 50. 


Indicanreaction einen kirschroten, sehr beständigen Farbstoff an 
Aether ab, der wahrscheinlich mit Pi.osz’ Urorubin identisch ist; 
das Spectrum desselben zeigt ein breites Absorptionsband von O 
bis E und noch darüber hinaus. Der Harn zweier Icterischen 
lieferte bei der Indicanprobe eine purpurfarbig-ätherische Lösung, 
dessen Spectrum neben den beiden Indicanstreifen noch ein Band 
zwischen D und E besass. — Wässerige Salicylsäurelösungen gaben 
ein breites Band, das von D bis fast nach F reicht; das Absorp¬ 
tionsband von Phenollösungen ist äufserst schwach und erscheint nur 
in concentrirten Lösungen. Die GtiOTHKRSche Aethyldiacetsäure giebt 
einen breiten Absorptionsstreifen zwischen D und G. In einem 
diabetischen Harne wurde neben Acetessigsäure ein durch Eisen¬ 
chlorid erzeugter rotbrauner Farbstoffkörper beobachtet, der nicht in 
Aether oder Chloroform öberging und auf Salzsäurezusatz im Harn 
sofort verschwand, übrigens kein scharf umgrenztes Absorptionsband 
lieferte. Das Spectrum der PüNzor.oT’schen Traubenzucker-Aldehyd- 
reaction (Absorptionsband von D bis F) erwies sich als mit dem 
des in gleicher Weise behandelten diabetischen Harns übereinstim¬ 
mend. — Die Spectren der Murexidprobe auf Harnsäure zeigen 
einen Absorptionsstreif zwischen D und E resp. E und F. — 
Wässerige, durch Jod rot gefärbte Dextrinlösungen zeigen einen 
deutlichen Streifen zwischen D und E, der in dextrinfreien, wässe¬ 
rigen Jodstärkelösungen sich nicht findet. Es muss deshalb die 
Rötung, welche Dextrinlösungen durch Jod erfahren, auf einem an¬ 
deren Körper beruhen, als auf Verunreinigungen von Brückk’s 
A chroodextrin mit geringen Mengen von Granulöse. J. Munk. 


W. Schumburg, Ueber das Vorkommen des Labfermentes im 

Magen des Menschen. Diss. Berlin, 1884 und Viwchuw’s Arch. XCVII. 

S. 260. 

In Uebereinstimmung mit A. Baoinsky fand Sch. Verdauungssalz¬ 
säure am besten geeignet zur Extraction des Labfermentes aus 
Magenschleimhaut, ziemlich ebenso wirksam Thymol-haltiges Wasser, 
weit weniger Glycerin; Auszüge mit 0,5procentiger Sodalösung er¬ 
wiesen sich unwirksam. Die salzsauren Auszüge, die für die in der 
Ueberschrift erwähnte Frage nunmehr ausschliefslich in Anwendung 
kommen, müssen vorsichtig neutralisirt werden, da ein Ueberschuss 
von kohlensaurem Alkali die Wirkung erheblich stören kann. In 
der Magenschleimhaut menschlicher Leichen (34 Fälle) fand sich 
häufig Labferment, fehlte jedoch auch oft, meistens bei herunterge¬ 
kommenen, decrepiden Individuen oder bei schweren Dyskrasien, 
seltener bei kräftigen Personen. Ein besonderes Interesse hat die 
Frage nach dem Vorkommen des Labfermentes bei Neugeborenen. 
Unter 6 Fällen zeigten nur zwei einen reichlichen Fermentgehalt, 
so dass die Gerinnung in einigen Minuten erfolgte, in 2 Fällen 
waren mehrere Stunden zum Eintritt der Gerinnung erforderlich, in 
zwei Fällen trat eine solche überhaupt nicht ein. In allen diesen 
Fällen gelangte die Schleimhaut erst längere Zeit nach dem Tode 


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No. 50. Arnold, Teilungsvorgänge in Knochenmarks- u. weifsen Blutzellen. 891 

zur Untersuchung. Vier weitere Fälle von Neugeborenen betrafen 
Kinder, die während der Geburt gestorben waren; die Magenschleim¬ 
haut wurde in diesen Fällen möglichst frühzeitig untersucht, nur in 
einem fand sich ein geringer Fermentgehalt, in den drei anderen 
Oberhaupt nicht. 

Weitere Versuche von Sch. betreffen die Frage, ob der Magen¬ 
inhalt während des Lebens Labferment enthält. Ein reichlicher Ge¬ 
halt fand sich in dem Mageninhalt des Kalbes unmittelbar nach 
dem Schlachten, sehr unbedeutende Mengen in der vom Hunde 
durch Auspumpen oder Erbrechen (nach Apomorphin) entleerten 
Flüssigkeit. Die durch Verschlucken von Schwämmen und Aus¬ 
pressen derselben erhaltene Flüssigkeit gab beim Menschen unter 
10 Versuchen nua einmal ein positives Resultat. — Gegen kohlen¬ 
saures Alkali ist das Labferment, wie bereits erwähnt, sehr empfind¬ 
lich. Eine wirksame Lösung von Labferment mit lprocentigem 
Natriumcarbonat versetzt und dann nach 15 Minuten wieder neutra- 
lisirt, erwies sich völlig unwirksam. Da man voraussetzen kann, 
dass das Zymogen des Labfermentes, wenn ein solches existirt, analog 
den bekannten Zymogenen gegen kohlensaure Alkalien weit resi¬ 
stenter ist, so benutzte Sch. dieses Verfahren, um die Schleimhaut 
des Kälbermagens auf ein etwaiges Zymogen zu untersuchen; ein 
solches war in dem Kälbermagen einige Stunden nach dem Tode 
nicht nachweisbar. — Als Ursache der Gerinnung der Milch im 
Magen des Menschen, speciell des Neugeborenen, betrachtet Sch. 
nach besonderen hierüber angestellten Versuchen die gleichzeitige 
Wirkung von Säure und Labferment. E. Salkowski. 

J. Arnold, Weitere Beobachtungen über die Teilungsvorgänge an 
den Knochenmarkzellen und weifsen Blutkörpern. Virchuw’s Arch. 
XCVII. S. 107. 

A. vervollständigt durch die vorliegende Abhandlung die Er¬ 
gebnisse seiner früheren demselben Gegenstände gewidmeten Studien 
(Cbl. 1883, S. 661). 

Er erreichte eine vortreffliche Isolirung der Zellen und selbst 
der grofsen Kernfiguren durch ausgiebiges Schütteln kleiner Fragmente 
des Kaninchenknochenmarks mit der von ihm schon zu Blut¬ 
untersuchungen verwendeten 0,6 procentigen Methylgrünkochsalz¬ 
lösung. 

Der einzige Teilungsmodus, welchen er an den Riesenzellen 
des Knochenmarks beobachten konnte, ist die von ihm sogenannte 
indirecte Fragmentirung. Er unterscheidet 4 Phasen derselben: 

Die erste ist gekennzeichnet durch die Zunahme der chromati¬ 
schen Substanz; die chromatischen Fäden werden zahlreicher und 
bilden Knäuel, Gerüste und Netze. Gegen das Ende der Phase 
erfolgt, wenigstens an der Oberfläche, eine mehr oder weniger 
gleichmäfsige Verteilung der chromatischen Substanz, welcher eine 
bald schwächere, bald stärkere diffuse Färbung des Kerns ent¬ 
spricht. 

Die zweite wird durch eine von der Kernperipherie und zwischen 


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892 Aknoi.d, Teilungsvorgänge in Knochenmarks- u. weifsen Blutzellen. No. 50. 

den chromatischen Fadenschlingert beginnende Einfurchung der Kern¬ 
wandschicht eingeleitet. Dieselbe tritt an vielen Stellen der Peri¬ 
pherie auf und schreitet später gegen die Mitte vor. So entstehen 
sehr complicirte Figuren, welche die chromatische Substanz in Form 
von Fäden und in diffuser Verteilung enthalten. 

In der dritten Phase zieht sich diese- nach verschiedenen Punk¬ 
ten zurück. Dadurch entstehen dunkelgefärbte kernähnliche Gebilde, 
welche durch helle oder nicht gefärbte Zwischenstöcke Zusammen¬ 
hängen. Durch den später erfolgenden Schwund der letzteren 
werden die ersteren zu selbstständigen jungen Kernen, welche aufser 
Fäden diffus angeordnete chromatische Substanz enthalten. Schliefs- 
lich kommt es zur Abschnürung des Protoplasma, entweder endogen 
im Leibe der Riesenzelle oder randständig an diesem, oder aber in 
der ganzen Ausdehnung desselben. Auch in diesem Stadium be¬ 
stehen zuweilen zwischen der Kernfigur und den jungen Kernen 
oder zwischen diesen noch fadenförmige Verbindungen. 

Von der indirecten Segmentirung (indirecte Kernteilung der 
Autoren) unterscheiden sich die geschilderten Vorgänge einmal durch 
eine geringere Gesetzmäfsigkeit in der Anordnung des Chromatins 
und in der Abspaltung des Protoplasma’s, zweitens aber — und 
dies ist ein wesentlicher Punkt — durch eine mehr diffuse Ver¬ 
teilung der chromatischen Substanz. 

Bei den kleinen Zellen des Knochenmarks trifft man sowohl 
mehrfache Kernteilungen, wie Zweiteilungen. Die Form der Kern¬ 
figuren hat im letzteren Falle grofse Aehnlichkeit mit der directen 
Fragmentirung, jedoch unterscheidet sie sich von ihr auf das Be¬ 
stimmteste durch den Chromatingehalt. 

Mit der indirecten Segmentirung hat sie die Zunahme der 
chromatischen Fäden gemein, jedoch ist sie different durch die An¬ 
wesenheit diffus verteilter chromatischer Substanz. 

Das Vorkommen directer Fragmentirung und indirecter Segmen¬ 
tirung, sowie die Möglichkeit der Existenz von Uebergangsformen 
zwischen beiden stellt A. nicht in Abrede. 

Im leukaemischen Blute finden sich zahlreiche Kernteilungs¬ 
figuren. Selten stölst man auf Stern- und schlingenförmig angeordnete, 
die Zelle fast ganz erfüllende Fäden, bei welchen man zweifelhaft 
sein kann. ob sie den ersten Stadien der indirecten Segmentirung 
oder ob sie der indirecten Fragmentirung znzureehnen sind. Häufig 
ist eine Form, welche bei gerüstartiger Anordnung des Fadenwerks 
eine dunkle Färbung der Knotenpunkte und eine hellere der Zwischen¬ 
stücke darbietet. 

Schliel'slich werden Sförmig und knäuelartig gewundene Bänder, 
sowie mehrere längliche oder kugelige, intensiv gefärbte, durch 
Fäden zusammenhängende Körper erwähnt, welche wahrscheinlich 
mit den sogenannten polymorphen Kernen der weifsen Blutkörperchen 
identisch sind. 

Bilder, welche mit Sicherheit auf das Vorkommen der indirecten 
Segmentirung, der directen Fragmentirung hin weisen, konnten nicht 
wahrgenommen werden. 


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No. 50. 


Znamknsky, Partielle Resection der Harnblasenwand. 


893 


Auf Grund seiner Beobachtungen bekämpft A. die Ansichten 
Löwit’s, welcher behauptet, dass die weifsen Blutkörperchen sich 
nur auf dem Wege der directen Kernteilung vermehren, und welcher 
alle indirecteu Kernteilungsfiguren teils als Vorstufen kernhaltiger 
roter Blutkörperchen, teils (die polymorphen) als degenerative Formen 
anspricht. 

Die letztgenannten sind nach A. vielmehr zur fortschreitenden 
Entwickelung bestimmt. Sie finden sich in beträchtlicher Menge 
bei pathologischen Processen, bei denen ein so massenhafter Unter¬ 
gang der Leukocyten nicht vorauszusetzen ist, insbesondere besitzt 
ein grofser Teil der durch die Gefäfswände in die Gewebe ein¬ 
wandernden Zellen solche Kerne. Sie entsprechen einer Entwicke- 
lungsetufe der indirecten Fragmentirung, welche gewöhnlich mit 
Teilung abschliefst. 

In Betreff der übrigen interessanten Auseinandersetzungen muss 
auf das Orig, verwiesen werden. H. Stilling (Strassburg). 


N. Znamensky, Ueber partielle Resection der Harnblasenwand. 

Arch. f. klin. Chir. XXXI. S. 148. 

Z. behandelt durch Experimente an Hunden die Frage, wie weit 
man bei der Exstirpation innerer gröfserer Stücke der Blasenwan¬ 
dungen gehen kann. Gleichzeitig kam es ihm darauf an, zu zeigen, 
welche Naht und welches Nähinaterial am besten im Stande ist, dem 
Andrange des Harnes zu widerstehen und eine Heilung durch 
erste Vereinigung Gewähr zu leisten. Die Anwendung der Doppel¬ 
naht nach Vincknt, nämlich einer seromusculären und einer ober¬ 
flächlichen die LKMBKirr’sche Darmsutur nachahmenden Nahtreihe 
ergab, dass letztere wegen der Zartheit der Blasenserosa durch- 
schnitt und eine peritoneale Ulcerationsfläche zurückliess. Macht 
man die tiefere — seromusculäre — Sutur allein, so ist Catgut 
bei Hunden, bei denen man keinen Verweilcatheter einlegen kann, 
nicht widerstandsfähig genug und verdient Carbolseide den Vorzug. 
Von anderen bei den Versuchen an Hunden wichtigen Cautelen sei 
die Antiseptik insofern hervorgehoben, als man Carbolsäure selbst 
in V 2 procentiger Lösung nicht mit der Bauchhöhle in Berührung 
bringen darf, sondern hier frisch destillirtes Wasser am besten be¬ 
nutzt. Grofser Wert ist auf die Sicherung der A. und V. epigastr. 
zu legen; Abstreifen der Ligatur von diesen Gefäfsen bei Toilette 
der Bauchhöhle hatte einen praevesicalen Bluterguss mit tötlichem 
Ausgange stets zur Folge. Ferner ist bei Anlegung der Nähte 
darauf Rücksicht zu nehmen, dass die Blase sich nachträglich durch 
den sich sammelnden Harn ausdehnen muss; die Kürschnernaht und 
ähnliche Nähte sind daher zu meiden und nahe aneinander gereihte 
Knopfnähte vorzuziehen. Was nun die Gröfse des zu resecirenden 
Stückes betrifft, so zog eine fast gänzliche Vernichtung des M. 
detrusor urinae in Folge von Harnstauung Erweiterung der Ure- 
teren und Nierenbecken mit Urinintoxication nach sich. Bei der 
Resection von V 3 und sogar von 2 / 3 der Harnblasenwand besais 


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894 


Hahn, Exstirpation des krebsigen Kehlkopfs. 


No. 50. 


aber der Detrusor noch so viel Kraft, um die Harnstauung in der 
Blase zu hindern. Application der Sonde k semeure vermag in¬ 
dessen beim Menschen den Detrusor zu ersetzen und den Operirten 
wenigstens am Leben zu erhalten. Weitere Experimente zur Prü¬ 
fung einer Doppelnaht mit Catgut für die innere, Seide für die 
äufsere Nahtreihe, von denen erstere resorbirt, letztere mit ihrem 
in die Blasenhöhle ragenden Teil abfallen und mit dem Urin aus¬ 
geschieden werden, bleiben Vorbehalten. P. Güterbock. 


Eugen Hahn, Ueber Kehlkopfexstirpationen bei Carcinom. Arch. 
f. klin. Chir. XXX. S. 171. 

H. hat 3 totale und 2 halbe Kehlkopfexstirpationen ausgeführt; 
von den ersteren genas 1 (vor 3 Monaten verrichtet), von den 
letzteren sind beide geheilt und zwar ist der eine 71jähr. Pat. seit 
dem Jahre 1880 ohne Recidiv geblieben. Wegen der viel besseren 
Prognose der halben Kehlkopfexstirpation und ferner wegen der 
gröfseren Leichtigkeit der Sprache mit einem partiell exstirpirten an 
Stelle eines künstlichen Kehlkopfes empfiehlt H. den Wirkungskreis 
der halben Kehlkopfexstirpation tunlichst auszudehnen. Wenn 
möglich, soll man jede dieser Operationen einseitig beginnen und 
erat bei sicherer Erkenntniss der Erkrankung der anderen Hftlfte 
auch zur Entfernung dieser schreiten. H. macht daher zuerst auf 
der kranken Seite etwas unterhalb und parallel dem grofsen Horn 
des Zungenbeins einen von der Mittellinie ausgehenden Schnitt und 
dann einen zweiten in der Mittellinie selbst vom Zungenbein bis 
unterhalb des Ringknorpels. Die Weichteile werden nun mit einem 
Elevatorium von der kranken Seite abgelöst und mit dem Wund¬ 
haken vom Kehlkopf abgezogen. Um mit Sicherheit zu bestimmen, 
ob die halbe oder die totale Exstirpation ausreicht, wird jetzt die 
Cart. thyreoid. in der Mittellinie mittelst starken Resectionsmesser 
in ihre beiden Hälften gespalten und diese mit v. Langem BKCK’schen 
Haken auseinandergezogen. Nunmehr können directe Ocularinspec- 
tion und Palpation darüber entscheiden, wie weit man mit der Ex¬ 
stirpation zu gehen hat. Hält man die halbe Exstirpation für mög¬ 
lich, so spaltet man auch die Cart. cricoid., trennt die Verbindungen 
zwischen Os hyoid. und Cart. thyreoid., löst die Mm. constrict. 
pharyng. ab und excidirt den halben Kehlkopf von oben nach unten. 
Es wird gewöhnlich die halbe Cart. thyreoid., die Hälfte des Ring¬ 
knorpels und die eine Cart. arytaen. mit dem Stimmband entfernt. 
Ergiebt dagegen die directe Untersuchung, dass das Carcinom be¬ 
reits eine solche Ausdehnung hat, dass die Total-Exstirpation er¬ 
forderlich ist, so wird von der Spaltung der Cart. cricoid. Abstand 
genommen, das Cavum pharyng. zur Blutstillung mit Bismuthgaze 
tamponirt und die Ablösung der Weichteile auch an der anderen 
Seite vorgenommen. Der Kehlkopf wird dann unterhalb des Ring¬ 
knorpels von der Trachea getrennt und von unten nach oben los¬ 
gelöst. P. Güterbock. 


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No. 50. Landsbrro, Sehstörung durch Intennittens. — Thin. 895 

M. Landsberg, Ueber Sehstörungen durch Intermittens. Arch. f. 

Augenheilk. XIV. 1., S. 87. 

Nach einer Intermittens mit zuerst tertianem, bald aber quo- 
tidianem Typus traten bei einem 20jährigen Maurer beiderseits 
Netzhautblutungen auf, welche die Macula lutea und den Aequator 
einnahmen. Unter Gebrauch von Chinin wurden dieselben allmäh¬ 
lich resorbirt. 

Eine 63jährige Frau, welche 8 Tage lang an Intermittens quo- 
tidiana erkrankt war, klagte während dieser Zeit vielfach (Über 
Flimmern vor beiden Augen. Während dieser Zustand am linken 
Auge vollständig beseitigt wurde, blieb eine Verdunkelung des 
rechten Auges zurück. Dieselbe beruht auf Retinalhtemorrhagieen 
in der Gegend der Macula lutea. Nach Strychnin-Injectionen wurde 
dieselbe total resorbirt; die Sehschärfe aber verbesserte sich nur 
unbedeutend. 

Eine 36jährige Hebamme litt an einer hartnäckigen und ver¬ 
nachlässigten Intermittens mit anfangs unregelmftfsigem, später quo- 
tidianem Typus; nach deren Verschwinden sie eine zunehmende 
Trübung anfangs des rechten und später des linken Auges bemerkte. 
Als Ursache derselben erwiesen sich dichte Glaskörperopacitäten. 

Ein 8jähriges Kind erblindete plötzlich auf dem linken Auge, 
ohne dass sich daran eine Abnormität nachweisen liefe. Am 
nächsten Tage besserte sich das Sehvermögen, aber gegen Abend 
trat Fieber auf, das sich noch einige Male in tertianem Typus 
wiederholte und der Chininbehandlung vollständig wich, während 
das Sehvermögen allmählich zur Norm zurückhehrte. Horstmann. 


Thin, Reports on leprous infiltration of epiglottis and its depen- 
dence on the bacillus leprae. Brit. mdd. J. 1884, Jnly 19. 

Ein 34 jähriger Arbeiter aus New-South Wales bemerkte vor 
6 Jahren einige dunkelrote Knötchen auf der rechten Seite seiner 
Brust, später auch einige im Gesicht und an der Stirn. Dazu 
gesellte sich Nasenbluten, Verdickung der Oberlippe, der Ohren 
und der Extremitäten, sowie eine immer mehr zunehmende Heiser¬ 
keit. Nach einiger Zeit verdickte sich auch die Zunge, welche an 
ihren Rändern wund wurde, der Gaumen ulcerirte, die Tonsillen 
blieben jedoch intact. Knoten auf der übrigen Haut, sowie Ver¬ 
dickung des Periost wurden nicht bemerkt; dagegen ulcerirte später¬ 
hin die verdickte Oberlippe und die eine Wange. Auf dem Vorder¬ 
kopfe waren einige weifse Narben an der Stelle bemerkbar, wo die 
ersten Blattern entstanden waren. Der Vater des Pat., welcher als 
junger Mensch sich in West-Indien längere Zeit aufgehalten hatte, 
litt in seinen letzten 1'/ 2 Jahren an derselben Krankheit. 

Nachdem Pat., dessen Stimme immer mehr erloschen und 
dessen Respiration immer beschwerlicher geworden, an Asphyxie 
zu Grunde gegangen, wurde vom Vf. der in Alkohol gehärtete 
Larynx untersucht. Die Stimmbänder waren gröfstenteils zerstört 
und die Schleimhaut des ganzen Larynx so stark geschwollen, dass 


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896 Thin, Bacillen bei Lepra d. Kehlkopfs. — Büiiy; Chauffard, No.50. 

die Luftpassage während des Lebens äufserst schwierig gewesen 
sein musste. Die Epiglottis war bedeutend verdickt nnd geschwollen. 
Bei der mikroskopischen Untersuchung von Schnitten, welche durch 
die Epiglottis gelegt waren, zeigte es sich, dass die Verdickung na¬ 
mentlich die Submucosa betroffen hatte und dass die Schwellung 
nicht allein durch die lepröse Infiltration, sondern auch durch Oedem 
und Hypertrophie des umgebenden Gewebes bedingt war. Das 
Epithel und der Knorpel scheinen nicht beteiligt zu sein. — Die 
lepröse Infiltration bestand aus einer Masse von Rundzellen, die 
durch einen scharfen Saum von dem umgebenden Gewebe geschieden 
waren und den Granulationszellen glichen, welche die Granulations¬ 
tumoren constituiren. In diesen Zellen konnten die Leprabacillen 
durch Färbung vermittelst Fuchsin und Methylenblaugegenfärbung 
leicht nachgewiesen werden. Die Ausbreitung des leprösen Pro- 
cesses stellte sich Vf. nur in der Weise vor, dass die Bacillen durch 
die weifsen Blutkörperchen in die Gewebe verschleppt wurden und 
deren Gefäfse nach und nach verstopften. Alsdann begann eine 
Auswanderung der weifsen Blutkörperchen aus den Gefäfsen, in 
deren Umgebung nunmehr eine Wucherung der Leprazellen statt- 
fand, welche das fibröse Gewebe zerstörte und durch eine schleichende 
Entzündung zu weiterer Exsudation und Bildung neuen Bindegewebes 
führte. Knorpel und Epithel waren auch von Leprabacillen voll¬ 
kommen frei. W. Lublinski. 


1) J. S. Bury, Congenital contraction of orifice of pulmonary ar- 
tery from fusion of the valves; foramen ovale open. Lancet 1884, 
II. 5. — 2) A. Chauffard, Note sur un cas de r4tr4cissement 
tricuspidien avec l^sions valvulaires complexes du coeur. Revue de 
med. 1884, 7. 

1) Eine 21jährige, stark cyanotische Frau zeigte einen diffusen 
hebenden Herzstofs mit der gröfsten Intensität in der Mamillarlinie 
des linken 5. Inlercostalraumes, eine Vergrößerung der Herzdäm¬ 
pfung sowohl nach rechts als nach links, bei der Auscultation ein 
systolisches Geräusch mit der gröfsten Intensität an der Herzbasis, 
und zwar über dem Manubrium sterni, von dort längs dieses Knochens 
und nach rechts hin stärker, nach links und abwärts schwächer fort¬ 
geleitet. Bei der Obduction fand sich starke excentrische Hyper¬ 
trophie des rechten Herzens, mäfsige des linken; die Klappen der 
Pulmonalarterien unter einander verwachsen, kuppelförmig in das 
Lumen der Arterie hineinragend und am Gipfel dieser Wölbung 
eine spaltförmige Oeffnung zeigend, welche einen gewöhnlichen Son¬ 
denknopf leicht passiren liefs: der Ductus arteriosus Botnlli ge¬ 
schlossen, dagegen das Foramen ovale weit offen stehend; kein De- 
fect im Septum ventriculorum. Letzterer Umstand giebt dem Vf. 
Veranlassung zu der Annahme, dass die Erkrankung der Pulmonal¬ 
arterie in eine ziemlich späte Periode des fötalen Lebens zu ver¬ 
setzen ist. 

2) Im Anschluss an einen von ihm beobachteten, mit einer 
Mitral- und einer Aortenaffection complicirten Fall von Stenose am 


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No. 50. Klappenfehler etc. — Fooi.is, Offenbleibcn d. Dact. Botalli etc. 897 

Ofltium atrioventriculare dextrum betont er, dass letztere Affection 
nicht gar so selten ist, wie es nach den Darstellungen der Lehr¬ 
bücher scheinen könnte, wenngleich sie intra vitam meist übersehen 
wird. Die Diagnose stützt sich auf ein in der Gegend der Basis 
des Proc. ensiformis zu constatirendes rauhes, lang anhaltendes, prae- 
systolisches und systolisches Geräusch, das von dem hauchenden 
systolischen Geräusch bei Insufficienz der Tricuspidalis sich wesent¬ 
lich unterscheidet. Wichtig ist ferner die percussorisch nachweis¬ 
bare Vergröfsernng des rechten Vorhofes, endlich der Mangel eines 
systolischen Venenpulses trotz hochgradiger venöser Stauung. — ' 
Die Affection kommt fast nusschliefslich beim weiblichen Geschlecht 
vor und ist fast immer im extrauterinen Leben erworben; stets be¬ 
stehen noch andere Klappenaffectionen, entweder nur an der Mitralis 
oder auch am Aortenostium. Perl. 


J. Foulis, On a case of patent ductus arteriosus, with aneurism of 
the pulmonary artery. Edinburgh med. J. CCCXLIX. July 1884, S. 17. 

Ein 2'2jähriges anämisches Mädchen zeigte, neben Herzpalpita- 
tionen, Dyspnoß etc., eine starke systolische Pulsation im zweiten 
linken Intercostalraum, einen Zoll weit nach links vom Sternum, 
und ebenda ein lautes systolisches und ein weicheres diastolisches 
Geräusch, die durch einen kurzen lauten Ton von einander geschie¬ 
den wurden. Ueber der Aorta wurden diese Geräusche ebenfalls, 
und besonders deutlich der kurze Ton gehört, während sie an der 
Herzspitze wesentlich abgeschwächt zur Peripherie gelangten. Nach 
dem unter dem Auftreten von Hämoptoß, Pericarditis u. s. w er¬ 
folgten Tode fand sich: Dilatation sämmtlicher Herzhöhlen, excen¬ 
trische Hypertrophie des linken Ventrikels, bedeutende Dilatation 
des Stammes der Pulmonararterie mit Bildung eines wallnussgrofsen 
Aneurysmas, Offenstehen des Ductus arteriosus Botalli mit gänse¬ 
kieldickem Lumen; ausgedehnte endocarditische Wucherungen auf 
sämmtlichen Klappen der Pulmonalarterie, geringfügige auf der 
Aorten- und Mitralklappe. Vf. ist der Ansicht, dass das intra 
vitam vernommene systolische Geräusch auf der Strömung des Blutes 
teils durch das erkrankte Ostium pulmonale, teils durch den offen 
gebliebenen Duct. arter. beruhte, das diastolische auf dem Rück¬ 
strömen des Blutes aus der Aorta durch den Duct. arter., während 
der verstärkte diastolische Ton durch den unter hohem Druck er¬ 
folgenden Schluss der Aortenklappen bedingt war. Perl. 


S. W. Lewaachew, Zur Frage über die quantitativen Verände¬ 
rungen der Gallensecretion unter Einfluss alkalischer Mittel. (Aus 
dem Laboratorium von Prof. S. P. Butkin.) Deutsches Arch. f. klin. Med. 
XXXV. S. 93. 

Im Gegensatz zu H. Nassk (Cbl. 1863, S. 601) und Röimm 
(Cbl. 1874, S. 51) fand L., dass nach Einführung von Alkalien 
(doppeltkohlensaures, kohlensaures, schwefelsaures und phosphor- 


XXII. Jahrgang. 


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898 Lrwaslhew, EinfLv. Alkalien &. d. Gallen Absonderung. • Waonbr; No. 50. 

saures Natron) die Gallenabsonderung stieg. Mit dieser Steigerung 
war gleichzeitig eine Vermehrung der festen Bestandteile und des 
Wassers verbunden, doch übertraf die Zunahme des letzteren die 
der ersteren, und wurden diese zuweilen vermindert. Die Wirkung 
der Alkalien hielt eine kurze Zeit an, worauf die Gallenabsonderung 
auf ihre Norm zurOckkehrte. Neue Dosen brachten stets dieselbe 
Wirkung hervor. Wässerige Lösungen der Alkalien zeigten sich 
wirksamer, als die Verabreichung in Substanz. Eine Bevorzugung 
des phosphorsauren Natron vor den anderen Alkalien, wie es Rüthkr- 
Foan behauptet hat, hat L. nicht constatirt. 

Weit intensiver und namentlich nachhaltiger als diese Mittel 
wirkt das salicylsaure Natron, besonders in etwas stärkerer Dose 
(1V 2 —2 Grm.) auf die Gallensecretion eiu. Da die Steigerung der 
Wasserzunahme die der festen Bestandteile um ein sehr bedeutendes 
Obertrifft, so ist die Abnahme der Gallenconsistenz gröfser, als nach 
Verabreichung der übrigen Alkalien. 

Die alkalischen Mineralwässer (Essenstuck, Vichy, Karlsbad) 
Oben ganz analoge Veränderungen auf die Gallensecretion aus. Sie 
scheinen etwas intensiver als die alkalischen Salze der Mineralsäuren, 
oder deren Lösungen, dagegen aber viel geringer als das salicyl¬ 
saure Natron zu wirken. 

L. führt die beschriebene Wirkung der Alkalien auf die Gallen¬ 
secretion, auf eine Reizung der Drüsenzellen, oder auf die deren 
Function regierenden Nerven zurück. L. Rosenthal. 

1) J. Wagner, Weitere Versuche über Exstirpation der Schild¬ 
drüse, nebst Bemerkungen über den Morb. Basedowii. Wiener 
Med. Blatter 1884, No. 30. — 2) Baumgarten, Zur Cachexia strumi- 
priva. Arch. f. klin. Chir. XXXI. S. 119. 

1) Im Anschluss an seine früheren Versuche (Cbl. 1884, S. 535) 
exstirpirte W. einem Hunde und einer Katze nur die eine Hälfte 
der Schilddrüse, ohne dass diese Tiere besondere Krankheitserschei¬ 
nungen zeigten. Als einige Wochen später auch die andere Hälfte 
fortgenommen wurde, gingen die Tiere unter den bekannten Sym¬ 
ptomen in kurzer Zeit zu Grunde. Interessant war der Befund, 
dass nach vorangegangener halbseitiger Schilddrüsenexstirpation die 
zurückbleibende Hälfte sich bei beiden Versuchstieren hypertro- 
phirt fand. Im Anschluss an diese Experimente macht W. noch 
auf die Aehnlichkeit aufmerksam, welche einige Fälle von M. Base¬ 
dowii mit denjenigen Symptomen haben, wie sie nach Schilddrüsen¬ 
exstirpation bei den von ibm operirten Hunden und Katzen beob¬ 
achtet worden sind (Zittern, fibrilläre Muskelzuckungen, choreaartige 
oderParalysis agitansartige Bewegungen, Neigung nach rückwärts oder 
seitwärts zu gehen). Freilich würde die Besserung der Baskdow- 
schen Krankheit nach Kropfexstirpation, wie sie ja in einigen Fällen 
beobachtet worden ist, mit W.’s Annahme in Widerspruch stehen. 

Bernhardt. 

2) Unter 19 innerhalb der letzten 2 Jahre verrichteten Kropf- 
excisionen verlor B. 3, von den übrigen 16 waren 5 einseitige, 11 


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No.50. Badmoarten, Kropfexstirpation etc. — Eickholt; de Montykl, 899 


aber totale und unter diesen 11 haben 4, Patientinnen im Alter 
von 16 V s » 56, 23 und 22 Jahren betreffend, Üble, mehr oder min¬ 
der in den Rahmen der Cachexia strumipriva passende Folgen auf¬ 
zuweisen. Vf. konnte jedes Mal eine Einengung im Kehlkopf, bezw. 
ein Innervationsstörung hier dartun, und nimmt an, dass die der 
Operation folgenden Adhäsions- und Vernarbungsprocesse genug 
Momente abgeben, um nicht nur noch nach längerer Zeit die Fnnc- 
tion des Kehlkopfes voröbergehend zu beeinflussen, sondern vielmehr 
das ganze Organ dauernd zu stören und namentlich den N. recurr. 
oder dessen Aeste mit völliger Atrophie zu bedrohen. B. rät, bei 
Unterbindung der in den Kropf eintretenden Gefäfse alles zu meiden, 
was Ernährungsstörungen in Trachea, Kehlkopf oder Oesophagus 
verursachen können und daher die Unterbindung der Hauptstämme 
fern von der Geschwulst zu meiden; man solle die Gefäl'se provi¬ 
sorisch kurz vor ihrem Eintritt in den Kropf zwischen zwei Pin- 
cetten fassen und erst nach Herausnahme desselben ligiren. 

P. Güterbock. 


1) Eickholt, Zur Kenntniss der Dementia paralytica. Alig. Ztschr. 
f. Psychiatrie XLI. 1884, s. 33. — 2) Marandon de Montyel, Con- 
tribution A l’4tude de l’in^galit^ de poids des h^misph&res c6r6- 
braux dans la folie nevrosique et la d&nence paralitique. Lence- 
phale 1884, No. 5. 

1) In Gräfenberg beträgt der Procentsatz der Paralytiker aus 
einer Zahl von 1000 männlichen Kranken berechnet 17. Am häu¬ 
figsten kommt dieselbe vor zwischen 35 und 50 Jahren; der Pro¬ 
centsatz der Erkrankung war am gröfsten in den Jahren 40—45. 
Aetiologie: Erblichkeit spielt bei der Paralyse eine geringfügigere 
Rolle, wie bei den acuten Psychosen und zwar ist das Verhältniss 
24; 30. Väterlicher Einfluss ist bei der erblichen Uebertragung 
gröfser, als der mütterliche. Als zweiter ätiologischer Moment ist 
die Trunksucht anzuführen: in 24,2 pCt. konnte dieselbe als veran¬ 
lassende Ursache nachgewiesen werden. — Unter 161 Fällen war 
19 mal Syphilis voraufgegangen. Der Ausbruch der Paralyse nach 
der Infection schwankt in weiten Grenzen (zwischen 5 und 20 Jah¬ 
ren). Antisyphilitische Behandlung hatte keinen Erfolg. — Dass 
primäre Geistesstörungen der Paralyse voraufgehen, ist selten. Vf. 
hatte Gelegenheit nur einen Fall zu beobachten. 

Paralyse bei Frauen wurde unter 1000 Fällen 30mal (3 pCt.) 
beobachtet. Es gelten hier dieselben ätiologischen Momente, wie 
eben angeführt. Hinzu tritt noch der Einfluss des Klimakteriums 
und der Gravidität. Für letztere Kategorie führt Vf. 3 Fälle an, 
bei denen die Krankheit in der zweiten Hälfte der Schwangerschaft 
begann. 

Am Schlüsse seiner Arbeit bespricht E. die Pathogenese der 
paralytischen Anfälle, ohne zu dem Bekannten etwas Neues zu 
bringen. 

2) Luvs hat bereits 1881 darauf aufmerksam gemacht, dass bei 
gesunden Individuen die linke Hemisphäre an Gewicht die rechte 

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900 Aetiologie u. Statistik d. Dementia paral. - Drrschfkld, Paralysis No. 50. 

öbertrifft (um 5—8 Grm.); bei Geisteskranken kehrt sich dieses Ver¬ 
hältnis um. L. sieht in dieser Verschiedenheit ein ursächliches 
Momeut der Geisteskrankheit. Im Gegensatz dazu will Vf. diese 
Facten als entstanden durch die Geisteskrankheit angesehen wissen. 
Derselbe trennt zur Beurteilung der Frage paralytische von allen 
übrigen Geisteskrankheiten. Von letzteren beobachtete er 89 Fälle, 
von ersteren 94 Fälle. Durch Zusammenstellung der aus dem Ge¬ 
wicht gewonnenen Resultate in Vergleich mit dem Lebensalter, in 
welchem die Betreffenden gestorben (die Berechnung erstreckt sich 
nur bis zum 60. Jahre), gelangt Vf. ungefähr zu folgenden Schlüssen: 
1) Bei Geisteskranken hat die rechte Hemisphäre das überwiegende 
Gewicht (im Mittel 14 Grm.). 2) Dieses mittlere Gewicht ist im 
Maximum gröfser als das mittlere Gewicht, welches man findet bei 
ausnahmsweisem Ueberwiegen der rechten Hemisphäre bei Gesunden 
(in solchen Fällen beträgt es nur 8—10 Grm.) — 3) Findet sich 
auf der anderen Seite ein Ueberwiegen des Gewichtes der linken 
Hemisphäre bei Geisteskranken (im Mittel 5 Grm.), so ist dieses im 
Minimum geringer, als beim gewöhnlichen Ueberwiegen des Ge¬ 
wichtes der linken Hemisphäre bei Gesunden. — 4) Das Vorwiegen 
der rechten Hemisphäre wächst mit dem Alter des Kranken. Das 
Maximum der Häufigkeit fällt zwischen 50 und 60 Jahre. — 5) Bei 
der Dementia paralytica ist das Hauptgewicht bei der linken Hemi¬ 
sphäre (unter 94 Fällen 33mal rechts, 61 mal links), im Mittel be¬ 
trägt es 20 Grm. Ueberwiegt die rechte Hemisphäre, ist das mitt¬ 
lere Mehrgewicht gleichfalls 20 Grm. — In vorliegender Statistik 
ist das Ueberwiegen der linken Hemisphäre bei der Dementia para¬ 
lytica häufiger bei den Frauen als bei den Männern. Siemerling. 


Dreschfeld, On alcoholic paralysis. Brain 1884, XXVI. Jnly. 

Auf Grund der in der Literatur bekannten Fälle und seiner 
eigenen Erfahrungen teilt D. die Fälle von Alkoholparalyse in zwei 
scharf gesonderte Gruppen: 

1) Alkoholataxie. Die Hauptsymptome bestehen in Incoordina- 
tion der unteren Extremitäten, WKSTPiui.’schen Phänomen, in lan- 
cinirenden Schmerzen. Die betroffenen Individuen sind in der 
Regel Männer, D. macht auf den Unterschied aufmerksam gegen¬ 
über der gewöhnlichen Ataxie locomotrice. Bei der Alkoholataxie 
verschwinden die geschilderten Erscheinungen wieder, es fehlen bei 
ihr Arthropathien, Parese des Oculomotorius u. s. w. Der Process 
spielt sich hier als Neuritis in den peripheren Nerven ab. 

2) Alkoholparalyse. Am häufigsten bei Frauen. Der Be¬ 
ginn ist mehr oder weuiger acut. Sensorische Störungen: hochgra¬ 
dige Hyperästhesie an den unteren Extremitäten mit oder ohne 
Hyperalgesie. Auf diese folgt eine Anästhesie resp. eine Analgesie. — 
Perversität des Temperatursinnes (alles kalt). Lancinirende Schmer¬ 
zen in den unteren Extremitäten. Schmerzhaftigkeit der Wirbelsäule 
auf Druck. — .Motorische Störungen sind: Paralyse der unteren, 
zuweilen der oberen Extremitäten Hautreflexe vermindert, Sehnen- 


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No. 50. 


alcoholica. — de la Touhellk, Myriachit. 


901 


reflexe fast immer fehlend, zuweilen Contracturen. Vasomotorische 
Störungen: Röte der Füfse und Hände. Oedem der Knöchel, der 
Hand- und Fufsröckens. Nerven und Muskeln zeigen Entartungs- 
reaction. Cerebrale Symptome (Unruhe, Schlaflosigkeit, Delirien) 
sind immer vorhanden. D. teilt einen hierher gehörigen Fall bei 
einer 49jährigen Frau mit. Intelligenz fast intact. Schlaflosigkeit. 
Fast völlige Paralyse der unteren Extremitäten. Reflectorisch starre 
Pupillen (!). Die Section ergab einen negativen Befund im Hirn 
und ROckenmark. Clark i:’sche Säulen intact. Die Untersuchung 
peripherer gemischter Nerven (beider Nn. ischiadici, des Musculo 
cutaneus, der Cruralis ant.) zeigte eine multiple Neuritis (Lanckrbaux). 
Die gewöhnliche multiple Neuritis unterscheidet sich in ihrem Ver¬ 
laufe von der alkoholischen durch den weniger acuten Verlauf, 
durch das Fehlen der cerebralen Symptome, durch das Beschränkt¬ 
sein der Lähmung auf die Extensorengruppe. Die gröfste Aehnlich- 
keit hat die Alkoholparalyse mit der Bleilähmung. Wie bei dieser 
kommen auch beim chronischen Alkoholismus viscerale Neuralgien 
(kolikartige Schmerzen, Angina pectoris, Dyspnoö) vor. Siemerling. 


Gilles de la Tourelle, Jumping, Latah, Myriachit. Archives de 
Neurologie, 7., No. 22. 

Das Wichtigste dieser Arbeit ist eine am Schluss befindliche 
kurze Notiz Ober einen Fall aus der CuARcoT’schen Klinik. Es 
handelt sich um einen 15jährigen, normal entwickelten, intelligenten 
Knaben mit einer aufserordentlich gesteigerten Erregbarkeit. Der¬ 
selbe hat eigentümliche Zuckungen, mit Stölsen des Kopfes und 
Rumpfes. Am Schlüsse jedes Anfalles stöfst er immer mit lauter 
Stimme ein bestimmtes Wort hervor. Spricht man zu ihm, so ist er 
gewissermaafsen das Echo, indem er die letzten Worte des Satzes 
getreulich wiederholt. 

Vf. bringt diese merkwürdige Erscheinung mit den eigentüm¬ 
lichen bisher unter dem Namen: Jumping, Latah, Myriachit beob¬ 
achteten Fällen zusammen. Er giebt am Anfang seiner Arbeit eine 
Uebersicht der einschlägigen Literatur. Bkard (Arch. de Neurolog. 
1881, No. 5) hat solche Fälle von gesteigerter Erregbarkeit, in 
welcher die betreffenden Individuen jedes Wort wiederholen, was 
ihnen zugerufen wird, jede ihnen aufgetragene Handlung mit un¬ 
widerstehlicher Gewalt ausführen, beschrieben. Weitere Beiträge 
besitzen wir von O’Bkikm (Journal of the Straits branch of the royal 
asiatic Society. Singapore, 1883, Juin). Dieser beschreibt in Asien, 
in Malaya ähnliche Fälle. Von den Eingeborenen werden sie hier 
„Latah“ genannt. — Gleiches hat Hammond beschrieben (s. d. Bl. 
S. 527). 

Da vor Kurzem ein zweiter Fall sich auf der CH.moT’schen 
Klinik befindet, sind nähere ausführliche Veröffentlichungen zu 
erwarten. Siemerling. 


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902 Hitzig; Reinhard, Subnormale Temperaturen. - Webber, Multiple No.50. 

1) Hitzig, Ueber eubnormale Temperaturen der Paralytiker. Berl. 
klin. Wochenschr. 1884, No. 34. — 2) Reinhard, Zur Casuistik der 
niedrigsten subnormalen Körpertemperaturen beim Menschen, nebst 
einigen Bemerkungen Ober Wärmeregulirung. Ebendas. 

I. Excessives Absinken der Temperatur kommt nach H. vor¬ 
nehmlich bei Paralyse und dieser verwandten Psychosen vor. Be¬ 
treffend das Verhältni8s der Temperatur zu den Krämpfen gelangt 
er durch seine Beobachtungen zu folgenden Schlüssen: 

1) Starke Sprünge der Temperatur ohne Krämpfe oder ohne 
paralytischen Anfall kommen vor. 2) Absinken der Temperatur 
kann dem paralytischen Anfall um Stunden oder Tage vorausgehen. 
Während des Anfalls steigt die Temperatur trotz mancherlei Schwan¬ 
kungen nicht wieder auf die normale Höhe oder darüber hinaus. 
3) Absinken der Temperatur vor dem Anfall; Ansteigen der Tem¬ 
peratur während des Anfalls unter Schwankungen. Rückkehr zur 
Norm; Hochbleiben derselben bis zum Tode oder Absinken. 

Unsere Erfahrungen reichen noch nicht hin, eine genügende 
Erklärung für diese Facta zu geben. H. ist nicht abgeneigt, der 
Herzschwäche eine Hauptrolle beim tiefen Absinken der Temperatur 
zuzusclireiben. 

II. R. teilt 2 Fälle von progressiver Paralyse mit, in welchen 
nach mehrmonatlicher anhaltender tobsüchtiger Erregung plötzlich 
Collaps mit enormer Temperatursenkung bis 22,6 0 C. bezw. 22,5 0 C. 
im Rectum eintrat, der das eine Mal unaufhaltsam innerhalb von 
4 1 , 2 Stunden zum Tode führte, im anderen Falle noch eine vorüber¬ 
gehende Erholung zu Stande kommen liess. 

R. glaubt die tiefe Temperatursenkung als directen Ausdruck 
einer Lähmung oder Erschöpfung des Centralorgans ansehen zu 
müssen. Siemerling. 

S. G. Webber, Multiple Neuritis. Archives of Med. 1884. XII. S. 33. 

W. bespricht an der Hand eines reichen Materials eigener Beob¬ 
achtung die Pathologie der multiplen Neuritis. Von den 15 Fällen, 
die unter seiner Behandlung standen, endigten 3 tötlich. Der gröfste 
Teil der erkrankten Personen stand im Alter von 20—30 Jahren, 
doch wurde die Krankheit auch bei einem Kinde von 9 Jahren 
beobachtet. In einzelnen Fällen wurden Erkältungseinflüsse be¬ 
schuldigt. Sensibilitätsstörungen sind nach W.’s Erfahrungen immer 
vorhanden und zwar vornehmlich Schmerzen heftiger Art, die sich 
auf ein oder mehrere Nervengebiete erstrecken, bohrend, blitzartig etc. 
sind, ausserdem Druckschmerzhaftigkeit der Haut, der Muskeln und 
besonders der Nervenstämme. Im weiteren Verlauf tritt Anaesthesie 
hervor. Nur in seltenen Fällen treten Schmerzen in den Hinter¬ 
grund. Die gelähmten Muskeln atrophiren und die elektrische Er¬ 
regbarkeit zeigt dem Grade der Degeneration entsprechende Ver¬ 
änderungen. Bald bilden sich Contracturen in den befallenen Ex¬ 
tremitäten aus. Die Sehnenphänomene fehlen fast immer, nicht so 
constant ist die Diminution der Hautreflexe. Die Temperatur ist 
im Anfang und in den letal endigenden Fällen dauernd erhöht, 


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No. 50. Neuritis. — Pick , Melanosis lenticularis progressiva. 903 

dasselbe gilt ffir die Pulsfrequenz. Manchmal bildet sich Oedem 
an den Extremitäten und im Gesicht aus, auch wird excessive 
Schweifssecretion beobachtet. Meistens werden die Beine zuerst 
ergriffen, dann die oberen Extremitäten und eventuell die Respira¬ 
tionen, Kehlkopf-, Schlundmuskulatur etc. Ausser einigen Fällen, 
die in Heilung ausgingen (gewöhnlich mit langdauernder Recon- 
valescenz) teilt der Vf. ausführlich einen tötlich verlaufenen Fall 
mit. Dieser zeichnete sich durch einen schnellen Verlauf, durch 
Uebergreifen der körnigen auf das Vagusgebiet, durch sehr inten¬ 
sive Schmerzen etc. aus. Rückenmark und Gehirn wurde intact 
gefunden, während an den Nervenstämmen der oberen und unteren 
Extremitäten, sowie am N. vagus erhebliche Alterattonen constatirt 
wurden. Die Degeneration betraf besonders die peripheren Ver¬ 
ästelungen der Nerven (Genaueres über die anatomischen Verände¬ 
rungen in dem mit Abbildungen versehenen Original). W. giebt 
noch einige Notizen, die Differentialdiagnose betreffend, wendet sich 
ferner gegen die Annahme, dass eine functionelle Erkrankung der 
Vordersäulen des Rückenmarks zu Grunde liegt: es handelt sich 
um eine Neuritis, die besonders die peripheren Ausbreitungen der 
Nerven betrifft, während die dem Centralorgan benachbarten Teile 
sich nicht verändert zeigen. Oppenheim. 

J. Pick, Ueber Melanosis lenticularis progressiva. Vierteljahrsschr. 
f. Dermatol. 1884. S. 3. 

Mit obigem Namen belegt P. die von Kaposi zuerst als Xero¬ 
derma pigmentosum, von Neissrk (Ctbl. 1883, S. 717) als Liodermia 
essentialia cum Melanosi und Teleangiectasia beschriebene Krank¬ 
heit. P. beobachtete 3 Geschwister, welche daran litten. Die 
Eltern beide gesund, von dunklem Teint, hatten 12 Kinder, von 
denen die beiden ersten (Mädchen) und das jüngste (Knabe) am 
Leben blieben. Bei allen 3 entwickelte sich die Krankheit gleich¬ 
mäßig. Bei vollständigem Wohlbefinden und ohne alle subjectiven 
Beschwerden traten im Alter von 1V 2 Jahren zuerst sommersprossen¬ 
artige Flecken um die Augen auf. Alsdann verbreiteten sich die¬ 
selben über Geeicht und Stirn, Handrücken, Füßen und schritten 
von da langsam auf den Rumpf. An den nicht erkrankten Stellen 
war die Haut bei allen hell gefärbt, die Haare blond, die Iris blau. 
Die älteste 19jährige Schwester hatte Vf. längere Zeit zu beob¬ 
achten Gelegenheit, weil dieselbe sich einmal zur Exstirpation einer 
taubeneigroßen Geschwulst am rechten unteren Augenlid, später 
eines faustgroßen Tumors an der Innenfläche des r. Unterschenkels 
2 Finger breit über dem Knöchel und schließlich eines Recidives 
an der letzteren Stelle in’s Krankenhaus aufnehmen Hess. Die 
Tumoren erwiesen sich bei der mikroskopischen Untersuchung als 
„Sarcoma fusocellulare melanoticum“. An der Haut dieser Patienten 
fanden sich nun ausserdem folgende Veränderungen: 1) flache, den 
Sommersprossen ähnliche gelbe bis gelbbraun gefärbte stecknadel- 
kopf- bis hanfkorngroße Flecke. 2) Hanfkorn- bis linsengrofse, 
scharf umschriebene, dunkelbraune bis schwarze, flache, zuweilen 


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904 Bidder, Rückbildung von Fibromyomen des Uterus. No,50. 

Ober das Niveau der Umgebung schwach erhabene, den Linsen¬ 
flecken ähnliche Flecke. 3) Warzenförmige Gebilde vom Umfange 
der Linsenflecke bis zu der einer Himbeere von dunkelschwarzer, 
fast sepiaartiger Färbung. Die kleineren T.-Geschwölstchen sind 
hart, resistent, die gröfseren weicher. 4) Sehr zahlreiche rote, 
hanfkorn- bis linsengrofse Flecke, an denen sich die Röte von 
kleinsten Gefäfsramificationen gebildet erweist. 5) Inmitten der 
dunklen und roten Flecke runde oder streifenförmige, hellweifse 
narbenartige, zumeist unter dem Niveau der Umgebung liegende 
Stellen. — Die zweite 17jährige Tochter, welche sich zur Exstir¬ 
pation einer Geschwulst am Zahnfleisch aufnehmen Hess, zeigte die¬ 
selben Verfärbungen, und schliefslich fand P. sie auch bei dem 
jüngsten 2 3 /, Jahre alten Bruder. — Vf. hatte Gelegenheit, durch 
Untersuchung exstirpirter Hautstöcke die verschiedenen Stadien der 
Krankheit histologisch zu verfolgen. Es fand sich nun, dass die 
verschiedenen eben angeführten Veränderungen der Haut nur quan¬ 
titativ verschieden waren. An den am schwächsten gefärbten Par¬ 
tien erscheint fast ausschließlich das Rete pigmentirt, die Gefäße 
ectasirt, viele stotzend mit Blut gefüllt. Bei weiterem Fortschreiten 
des Leidens findet man die Adventitia der Gefäße upd deren Um¬ 
gebung von kleinzelliger Infiltration durchsetzt, welche dem Verlaufe 
der Gefäße entlang vorwiegend im papillären Teil der Cutis ent¬ 
wickelt ist und in Form von Strängen und Nestern gelagert das 
normale Gewebe verdrängt. Hier ist die Zellinfiltration die vor- 
wiegendste Trägerin des Pigments. Die weißen Flecken repräsen- 
tiren atrophische Stellen, Endstadien des Processes, während die 
roten einfache Hyperaemien darstellen, welche P. als den Beginn 
des ganzen Leidens ansieht. — P. giebt schließlich folgende Patho¬ 
genese der Krankheit. Vermöge des Einflusses einer angeborenen 
Disposition erweist sich die Haut gegen gewisse Reize, welche auch 
bei sonst nicht belasteten Individuen analoge Veränderungen her- 
vorrufen, ausserordentlich empfindlich und beantwortet dieselbe zu¬ 
nächst mit Ectasie der Geföße, sodann Zellwucherung in den Ge¬ 
fäßen und deren Umgebung, hieran schließt sich die Ablagerung 
von Pigment anfangs in den Retezellen, später vorwiegend in den 
neu gebildeten Zellen. Von der Mächtigkeit der Zellwucherung 
hängt es ab, ob die Pigmentablagerung in Form von flachen oder 
elevirten warzenförmigen Herden vor sich geht. Eine große Zahl 
der Herde verfällt dann der Resorption und es entstehen atrophische 
Zustände. Bei einem andern kommt es zu Geschwulstbildung, welche 
meist den melanotischen Charakter beibehalten und endlich wahre 
Sarcome und Carcinome darstellen. Lewinski. 


A. Bidder, Zwei durch die Art der Rückbildung resp. Heilung 
bemerkenswerte Fibromyome des Uterus bei zwei Schwestern. 
Gymekol. Mitt. Gratulationsschr. zur Feier d. 50jährigen Doctorjubiläums 
von Fn. H. Biookr. 

1) Eine 43'/ 2 jährige Jungfrau bemerkte seit 3 Jahren eine 
allmähliche Zunahme des Leibes, welcher vor jeder Periode an- 


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No. 50. Biddeb , Rüokbildung von Fibromyomen dos Uterus. 905 

schwoll, während und nach der Periode abschwoll. Dabei fühlte 
eich Patientin nach jeder mfenstrualen Blutung sehr erleichtert. Bei 
der ersten Untersuchung zeigte sich ein sehr beträchtlicher Leibes¬ 
umfang, unterhalb des Nabels 103 Ctm. Untersuchung per vaginam 
ergab: Vaginalportio sehr hoch stehend, klein, weich, mit spalt¬ 
förmigem geschlossenen Muttermunde, die in den fast elastischen, 
nicht fluctuirenden Tumor direct öbergeht und sich scharf von ihm 
absetzt, wie die Brustwarze von der Mamma. Der Tumor erwies 
sich also als ein grofses blutreiches, das ganze Corpus uteri ein¬ 
nehmendes Fibromyom. Eine operative Entfernung des Tumors 
schien nicht geraten und man schritt zu einer consequent durch- 
geföhrten Ergotinbehandlung. Von Ende Mai 1876 bis *20. Juni 
1876 nahm sie 3 Mal täglich 0,5 frisches Secalepulver, im Ganzen 
30 Grm. des Pulvers; von Juli bis Ende October 2 Mal täglich 
15 Tropfen Extr. secalis cornuti bis depurati aquosi (Wkknich), im 
Ganzen 37 V 2 Grm. Eintritt von Kriebeln in den Fingern zwang 
zum Aussetzen der Medication. Daneben war Patientin im August 
in Kreuznach. Mit Unterbrechungen wurden die Tropfen genommen 
bis Anfang 1877. Von Ende April 1877 bis Ende September 1877 
maohte Patientin- täglich eine subcutane Injection von V 3 PaAVAz’sche 
Spritze einer Mischung von Extr. secale cornut. bis depur. (Wkrnuii) 
1,0, Aq. dest. 5,0, Acid. salicyl. 0,02 unter die Bauchhaut. 

Die Ergotinbehandlung blieb ohne Erfolg. Während derselben 
nahm der Tumor noch zu. Anfang März betrug der Ringumfang 
unter dem Nabel 112 Ctm. Nur die Injectionen hatten anscheinend 
etwas Wirkung. Der Tumor wurde weicher, schwoll nicht mehr 
während der Menses an, auch nahm der Leibesumfang etwas ab. 
Da trat in den Jahren 1878 und 1879 die Menopause ein und 
der Tumor bildete sich nun schnell zurück, sodass Ende März 1883 
der Leibesumfang in Nabelhöhe nur noch 85 Ctm. betrug, der 
Uterus die Gröfse des dritten Monats der Schwangerschaft zeigte. 
Allgemeinbefinden vorzüglich; Patientin lebenslustig, wie neu¬ 
geboren. Es hatte also, nachdem eine gründliche Ergotinbehand¬ 
lung ohne Erfolg gewesen, die Menopause zu spontaner Rückbil¬ 
dung geführt. 

2) Frau B., mit 35 Jahren verheiratet, überstand eine normale 
Entbindung, 1 Jahr darauf abortirte sie. In den folgenden 2 Jahren 
sich mit steigender Heftigkeit einstellende Menorrhagieen führten 
zu großer Antemie. — Anfang Juli 1879 wurde zum Zweck der 
Feststellung der Diagnose der Cervicalkaual mit Laminariastiften 
dilatirt. Der untersuchende Zeigefinger gelangte leicht in den Cer- 
vicalkanal und es fand sich ein interstitielles Fibromyom der vorderen 
Wand des Corpus uteri. 3 Wochen später erfolgte unter profuser 
Menorrhagie Ausstofsung gangränöser Uterusschleimhautfetzen. — 
Wehen traten ein. In Chloroformnarkose wurde Patientin unter¬ 
sucht. Aus dem äul'seren Muttermunde ragte, eng von ihm ein¬ 
geschnürt, ein apfelgrofser Tumor mit gangränescirender Oberfläche, 
ein Fibromyom der vorderen Uteruskörperwand, welches sich leicht 
ablösen liefs. Unter antiseptischer Behandlung erfolgte eine gute 


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906 Hkrrgott, Behandlung der Viscovaginalfisteln. — Harnack, No. 50. 

Reconvalescenz. Anfang des folgenden Jahres erfolgte Conception. 
Nach 3 Wochen trat Abort ein. 

Unter dem Einfluss der Dilatation des Cervicalkanales war 
Nekrose der den Tumor bedeckenden Schleimhaut und Muskelschicht 
erfolgt und hatte dies zur Aussto/sung des Tumors, geführt. Man 
könnte daran denken, unter dem Schutze der Antiseptik ein solches 
Verfahren bei submucösen oder kleinen intramularen Fibromen zur 
Methode zu erheben. A. Martin. 


Herrgott, Traitement des fistules. V^sico-vaginales. (Methode 
de Bozkmann.) Ann. de Gyn. XXI., Sept. 1884. 

Bei den 10 Operationen von Vesico-vaginalfisteln, die H. aus- 
geföhrt hat, wandte er 7 Mal die alte und 3 Mal die Methode 
Bozkmanm’s an. Während er unter jenen 7 Fällen nach langwieriger 
und schwieriger Operation nur 5 Mal einen Erfolg erzielte, glückten 
diese 3 Fälle ohne jede Schwierigkeit, nachdem er in einem Falle 
die Vorbereitungskur Bozkmann’s (warme Bäder und Touchirungen 
der kranken Teile mit einer 1 l0 procentigen Lösung von Silber¬ 
salpetersäure) 6 Monate, in dem zweiten 3 Wochen lang angewendet 
hatte. Er giebt daher der Methode Bozkmann aus folgenden Gründen 
den Vorzug: 1) die Stellung der Kranken ist dem Operateur sehr 
vorteilhaft, da die Patientin nicht so leicht ermüdet und die kranken 
Gewebe sich genügend dehnen und leicht sichtbar sind; 2) die 
kurze Dauer der Operation in Folge der bequemen Stellung. Er 
giebt keine consecutive Nachbehandlung und lässt nicht den per¬ 
manenten Catheter in der Blase. — Ein Nachteil ist die unerläss¬ 
liche Notwendigkeit des BozKMANN’schen Tisches. A. Martin. 


E. Harnack, Ueber ein digital in artig wirkendes Glykosid aus einem 
afrikanischen Pfeilgifte. Arch. f. exp. Pathol. u. Pharmak. XVIII. S. 1. 

Das in Rede stehende Pfeilgift fand sich als dünner, schwarz- 
glänzender Ueberzug an Pfeilspitzen, welche der RiKBKcn’schen 
Sammlung angehörten und von einer ostafrikanischen Völkerschaft 
herstammten. Die Stammpflanze, aus welcher das Gift gewonnen 
worden, ist unbekannt. Trotz der nur sehr geringen zur Verfügung 
stehenden Menge konnte H. Folgendes feststellen. Die Giftwirkung 
ist bedingt durch ein stickstofffreies, in Alkohol und in angesäuertem, 
weniger leicht in reinem Wasser lösliches, in Aether unlösliches 
Glykosid, welches keine Neigung zur Krystallisation zeigt, durch 
Gerbsäure aus saurer, nicht zu verdünnter Lösung und auch durch 
Phosphorwolframsäure gefällt wird. Die Wirkung desselben stimmt 
genau überein mit der des Digitalin. Beim Kochen mit Salzsäure 
wird eine amorphe, harzartige, in Alkohol leicht lösliche Substanz 
abgespalten, welche nach Art des Digitalinresins, resp. Pikrotoxins 
wirkt, bereits in dem Pfeilgifte selbst enthalten ist und sich an der 
Giftwirkung beteiligt. Begleitet wurden diese beiden Substanzen 
von anderen stickstofffreien Glykosiden, welche nur schwache, wenig 
charakteristische, allgemein lähmende Wirkung äufsern und für die 


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No. 50. Glykosid. — Kaskm-Bkck. — Bkchtkrkw. — Bkrnstkin. 907 

eigentliche Giftwirkung von untergeordneter Bedeutung sind. Bei 
Fröschen erzeugten kleine Mengen des Pfeilgiftes Brechbewegungen, 
erhöhte Reflexerregbarkeit, Muskelzuckungen, ohne dass es zu hef¬ 
tigeren Krampfanfällen kam. Schliefslich bildet sich complete Läh¬ 
mung aus, nachdem das Herz bereits vorher zum Stillstände gekom¬ 
men ist. Eigentümlich gestalten sich in Folge der Zusammen Wirkung 
der beiden oben genauer charakterisirten Substanzen die Erscheinungen 
am Froschherzen. Nach einem Stadium erhöhter Erregung der cen¬ 
tralen Vagussprönge wird die Erregbarkeit der Hemmungsnerven 
derartig gesteigert, dass die geringsten Reize, leichte Berührungen 
der Füsse reflectorisch diastolischen Herzstillstand für einige Zeit 
hervorrufen. Hierauf entwickelt sich dann die typische Digitalin¬ 
wirkung: Herzperistaltik, systolischer Stillstand des Ventrikels und 
nach einiger Zeit auch der Vorhöfe. Lauggaard. 


Kasem-Beck, Zur Kenntniss der Herznerven. Arch. f. mikr. Anat. 

XXIV. S. 11. 

Vf. bestreitet für alle Wirbeltierklassen die Behauptung Vicnal's s Laboratoire 
cThistologie du College de France, travaux de Fannee 1881), dass sympathische und 
cerebrospinale Nervenzellen im Herzen morphologische Unterscheidungsmerkmale zeigen. 
Die zweikernigen bipolaren Ganglienzellen, die Vignal dem sympathischen System 
zurechnet, sieht er für in Teilung begriffen an. c. Benda 


W. Bechterew, Wie sind die Erscheinungen zu verstehen, die 
nach Zerstörung des motorischen Rindenfeldes an Tieren auf- 
treten? Pflügkk’s Arch. XXXIV. S. 137. 

In neuester Zeit hat Scbiff die Existenz echter Bewegungscentren in dem sog. 
motorischen Rindenfelde der Grofshirnhemisphftren bestritten (Pfu 's Arch. XXXHI.); er 
behauptet schon lange, dass die nach der Exstirpation dieser Teile entstehenden Be¬ 
wegungsstörungen durch Beeinträchtigung des Tastgefühls bedingt, die bei elek¬ 
trischer Reizung sich einstellenden Muskelzuckungen etc. reflectorischer Natur seien 
und betont dies jetzt aufs Neue. B. fand, dass nach Exstirpation des motorischen 
Gebietes alle diejenigen beabsichtigten oder willkürlichen Bewegungsacte verloren gehen, 
die nicht zur Kategorie der associirten (Laufen etc.) gehören; ebenso bleiben die Be¬ 
wegungen erhalten, die zum Ausdruck von Gemütsafiecten dienen, ebenso alle, dem 
Willen des Tieres nicht unterliegenden complicirten Reflexacte. Um eine wirkliche 
Lähmung handelt es sich also hierbei nicht; aber auch nicht um das Bestehen irgend 
einer Sensibilitätsstörung, solange die Läsion selbst die Grenzen der erregbaren Zone 
in der Oberfläche (Gyrus sygmoides nach B.) nicht überschreitet. Um dies zu be¬ 
weisen, teilt B. zum Schluss einen Versuch an einer Katze mit. j. Sander. 


J. Bernstein , Ueber den Einfluss der Salze auf die Lösung der 
roten Blutkörperchen durch verschiedene Agentien Tagebl. d. 
Naturf.-Vers. zu Magdeburg 1884, S.96. 

In Verfolg der Beobachtung von Rollbtt, wonach schon ein geringer Zusatz von 
Salzen zum Blute die Resistenz der Blutkörperchen gegen elektrische Schläge zu er¬ 
höhen vermag, hat Scharffenorth unter Leitung des Vf.’s gefunden, dass bei Zusatz 
von Salzen zu 7 3 pCt. zum Blut durch Kaliurasulfat die Resistenz der Blutkörperchen 
(die Zahl der elektrischen Schläge bis zur völligen Aufhellung des Blutes als Maafs 
betrachtet) um mehr als das 10fache, durch Kochsalz um das 6fache, durch Natrium- 
nitrat um das 3fache, durch Natriumcarbonat um das 2 1 / 2 fache und durch Jodkalium 
um mehr als das 2 fache erhöht wird. Wurden 50 Cctm. öprocentiger Lösungen der 
resp. Salze Kaninchen in den Magen eingeführt, so besafs eine dauach aus der Haut- 


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908 


Rieder. — BostrÖm. 


No. 50. 


vene entnommene Blutprobe ebenfalls eine gröfsere Resistenz gegen elektrische Schläge, 
als vor der Salzinjection. Nach Versuchen von Becker erhöht Zusatz ron Vs—2pro- 
centiger Kochsalz- oder Kaliumsulfatlösungen ebenfalls die Resistenz der Blutkörperchen 
gegen Erwärmung auf 60° und Erkältung bis zu —10° mehr oder weniger beträcht¬ 
lich; von —15° C. ab gewährt indeis der Salzzusatz gar keinen Schutz mehr gegen 
die Auflösung der Blutkörperchen. — Anders Terhält es sich bei den chemischen 
Agentien, welche die Blutkörperchen lösen. Die Resistenz der Blutkörperchen gegen 
Galle resp. gallensaure Salze wird durch Zusatz von 1 / 2 — 1 procentiger Salzlösungen 
ausnahmslos vermindert, am beträchtlichsten durch Kaliumcarbonat, weniger durch 
Chlornatrium, noch schwächer durch Chlorkalium, am wenigsten durch Kaliumsulfat 
und Jodkalium. Auch Chininsulfat setzt die Resistenz der Blutkörperchen gegen Galle 
herab. Nicht minder beeinträchtigt Salzzusatz die Resistenz der Blutkörperchen gegen 
Alkoholäther. Somit ergiebt sich das allgemeine Resultat, dass die Salze die Resistenz 
der roten Blutkörperchen gegen physikalische Lösungsmittel erhöhen, gegen chemische 
aber herabsetzen. j. Munk. 


H. Rieder, Bestimmung der Menge des im Kot befindlichen, nicht 
von der Nahrung herrührenden Stickstoffes. Ztschr. f. Biol. XX. 
S. 378. 

Zur Ermittelung dieses Wertes fütterte R. einen kleinen Hund von 7 Kilo, der 
in einer 9 tägigen Hungerreihe 0,094 Grm. Stickstoff pro Tag durch die Faeces aus¬ 
geschieden hatte, 7 Tage lang mit 70 Grm. stickstofffreiem Stärkemehl und 6,4 Grm. 
Fett pro Tag. Das Tier schied dabei 0,11 Grm. Stickstoff täglich durch die Fäces 
aus. — In einer zweiten Reihe ron 4 tägiger Dauer wurde bei Fütterung mit 140 Grm. 
Stärke 0,22 N in den Fäces entleert. Daraus geht hervor, dass die Stickstoffaus¬ 
scheidung seitens des Darms bei erhöhter Tätigkeit desselben ansteigt. — Gleiche 
Versuche wurden auch beim Menschen und zwar bei 2 Individuen von 70 resp. 74 Kilo 
Körpergewicht mit stickstofffreier Kost (Gebäck aus Stärkemehl, Zucker, Schmalz 
und einer Mischung von Kaliumbitartrat und Natriumbicarbonat) angestellt; dabei 
wurde ausgeschieden pro Tag: 



durch 

darch 

Versuch 

den Harn 

die Fäces 


N 

N 

i. 

9,30 

0,54 

2. 

9,50 

0,87 

3. 

7,16 

0,78 


Im Mittel betrug die N-Ausscheidung durch die Fäces 0,73 Grm. = 8 pCt. der 
Gesammt-N-Ausscheidung. Bei Ernährung mit Eiern oder Fleisch fand Rubhkr früher 
0,6—1,2 Grm. Stickstoff in den Fäces. Dieser Stickstoff rührt sicher gröfstenteils 
vom Darm her. K. Salkowski. 


Eug. Bostroßm, Zur Pathogenese der Knochencysten. Festschr. d. 
56. Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte gewidmet. Freiburg, 
S.-A. 

B. giebt die Beschreibung einer bei einer 25jährigen Frau gefundenen Cyste der 
Os sacrum, einer Cyste aus dem Calcaneus eines Mannes im Anfang der 30 er Jahre 
und einer solchen aus der ersten Phalanx des rechten Mittelfingers von einem 19jäh¬ 
rigen Mädchen. Er leitet die Cysten, nach dem Vorgänge Vibchow’s, von der Er¬ 
weichung chondromatöser Neubildungen ab. 

Die Arbeit ist durch 3 prächtige farbige Tafeln nach Abbildungen von Hauser 
illustrirt. O. Israel. 


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No. 50. 


Ehrlich. — Parkkr.. — Möller. — Dornblöth. 


909 


Ehrlich, Zur Kenntniss des acuten Milztumors. Charitö-Ann. IX. 
(1884), S. 107. 

Mit Hülfe neutraler Farbstoffmischungen, am besten mit Orange-G. und Säure¬ 
fuchsin (Herstellung s. Orig.), gelang E. die Färbung ron Körnungen, welche, im 
Milzsaft io reicher Menge vorkommend, mit den bisherigen Färbemethoden sich nicht 
färbten. Die eigentlichen Milzzetlen zeigten diese „neutrophile 44 Körnung nicht, 
dagegen die mehrkörnigen farblosen Blutkörperchen und die angetrocknete Schicht von 
eigentlichem Milzsaft. Aus dem letzteren Befunde schliefst E., dass in der Milz, wo 
dieses Verhalten, namentlich in septischen Fällen, herrortrat, ein Zerfall farbloser 
Blutkörperchen und wenigstens partielle Resorption des zerfallenen Materials vollziehe. 

O. Israel. 


R. Parker, Ueber die Radicalkur von Hernien durch Spontan¬ 
heilung oder Operation und über die Bedingungen, unter denen 
die letztere erfolgreich ist. (Uebersetzt von Dr. Ed. Ascher.) Berliner 
klin. Wochenschr. 1884, No. 26. 

Die Radicaloperation F.'s besteht in der Ligatur der peritonealen Wand des 
Bauchsackes, dort, wo dieselbe in das Peritoneum selbst übergeht. Diese Ligatur 
erscheint selbst bei aufserordentlich grofsen Hernien nicht schwierig, wofern man die 
Wand hinreichend weit ablöst. Wenn z. B. ein Leistenbruch nicht in einem sog. er¬ 
worbenen oder angeborenen Sacke liegt, wird dieser mit allen seinen Wäuden im 
Leistenkanalo biosgelegt, möglichst tief heruntergezogen und möglichst hoch oben 
2—3 Mal mit Catgut unterbunden. Aus einer Statistik Vf.*s über 48 von ihm aus¬ 
geführte Herniotomien ist zu entnehmen, dass in 32 Fällen der Hals des Bruchsackes 
in der oben angegebenen Weise Behufs Radicalkur unterbunden wurde. Von diesen 
32 waren 23 vollkommene Heilungen, 5 letal, 3 Misserfolge, 1 mit Erfolg wiederholt. 
Unter den Heilungen betrafen 14 Leistenbrüche (darunter 8 eingeklemmte), S Schenkel¬ 
brücke (5 eingeklemmte) und ein Nabelbruch ohne Einklemmung. Von den letalen 
Fällen waren: 1 eingeklemmte gangränöse Leistenhernie, 3 Leistenhernien mit weitem 
Halse, fast irreponibel vom Colon an der Rückseite des Sackes (ein Fall bei einem 
7 1 /* Wochen alten Knaben mit dem ganzen Dickdarm und einem grofsen Teil des 
Dickdarms im Bruchsacke). Die Misserfolge betrafen 2 Leistenhernien ohne Ein¬ 
klemmung bei jungen Knaben und eine Nabelhernie ebenfalls ohne Einklemmung. 

P. Göterbock. 


W. Möller (Aus d. chir. Klinik in Göttingen), Beitrag zur Frage der 
Nervennaht. Deutsche Ztschr. f. Chir. XX. S. 305. 

M. teilt zwei Fälle secundärer Nervennaht mit, in welchen 8 Wochen bezw. 
3 Monate vor der Operation eine Durchtrennung des N. radialis am Oberarm in Folge 
Messerstichs stattgehabt hatte. In beiden Fällen liefs sich weder unmittelbar nach 
der Operation, noch in den nächsten Wochen nach dieser irgend eine Besserung 
dartun. Dagegen war im ersten Falle 3 Jahre nach der Operation ein annähernd 
normaler Zustand vorhanden; die Kraft der Bewegungen auf der linken — operirten — 
Seite war nicht ganz so wie rechts und die faradische Erregbarkeit für die Extemsoren 
und den M. supin. long, zwar deutlich vorhanden, aber gegen rechts herabgesetzt. — 
Im zweiten Falle war 2 i / 7 Jahre nach der Operation das Resultat nicht ganz so gut, 
wie im ersten Falle, doch konnte Pat. als Dienstknecht seine Hand zur Arbeit völlig 
gebrauchen. Jedenfalls reicht eine Beobachtung von wenigen Wochen oder Monaten 
nicht aus, um die secundäre Nervennaht in ihren Erfolgen zu beurteilen und teilt 
M. zu diesem Behufe 6 weitere hierhergehörige Fälle mit, in denen das Resultat le¬ 
diglich mit Rücksicht auf die unzureichende Beobachtungsfris? ein negatives war. 

P. Qöterbock. 


Otto Dornblfith, Ein Fall von geheilter Ellenbogen-Ankylose. 
Deutsche med. Wochenschr. 1884, No. 33. 

Allabendliches Einreiben einer nussgrofsen Portion von Kaliseife (Sapo kalinus 
albos) in der von Sshator empfohlenen Weise. In 3 Wochen nahm die Beweglichkeit 
um etwa 10° zu. (Daneben Gebrauch eines Zugapparates.) P. Gütorbock. 


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910 


Woakes. — Hoffmann; Comby. — Peipkr. — Wolff. No. 50. 


E. Woakes, On limited caries of the fundus, a frequent cause 
of obstinate otorrhoea, with suggestions as to treatment. Ann. des 
mal. de l’oreille etc. 1884, No. 3. 

In Füllen von eitrigen Mittelohrentzündungen, bei denen circumscripta Caries an 
irgend einer Partie der Paukenhöhle nachweisbar ist, empfiehlt W. die Anwendung 
von Acid. sulphuros. in der Weise, dass ein Teil derselben in 3 Teilen Wasser gelöst 
und warm in den Gehörgang eingeträufelt und eine halbe Stunde darinnen gelassen 
wird. Diese Flüssigkeit wirkt, nach W., in der Weise, dass sie die Erdsalze der 
mortificirten Knochenpartikelchen löst, die Eiterung beseitigt und die afficirte Ober¬ 
fläche desinficirt; aufserdem übe sie eine reizende Wirkung aus, die in prompter Weise 
Vernarbung herbeiführe. Schwab&ch. 

1) A. Hoffmann , Nephritis hsemoirhagica nach Varicellen. — 
Typhlitis, hervorgerufen durch Einkeilung eines Kirschkerns im 
Proc. vermiformis. Berliner klin. Wochenschr. 1884, No. 38. — 2) J. 
Comby, Note sur l’exanth&me de la varicelle. Progrös med. 1884, 
S. 39. 

1) H. bestätigt das von Hbnoch (Cbl. 1884, S. 352) beobachtete Auftreten von 
Nephritis nach Varicellen mit Ausgang in Genesung. 1 Jahr vorher hatte der 6 jährige 
Knabe Typhlitis überstanden. 

2) Nach C. gebt die Eruption von Bläschen auf Schleimhäuten (Mund, Augen¬ 
lider, Vulva) zuweilen deijenigen auf der Haut vorher. L. Rosenth.i. 


E. Peiper, Ueber die Resorption durch die Lungen. Ztschr. f. klin. 
Med. VIII. S. 293. 

P. hat an Kaninchen und Hunden Versuche Über die Resorptionsf&higkeit der 
(bekanntlich mit einem sehr ausgebreiteten Lymphgefäfssystem versekenen) Lungen 
angestellt und zwar durch Injection von Giften (Strychninum nitr., Curare, Kali nitr.) 
in die Trachea. Es zeigte sich eine schnelle, fast momentane Wirkung, wesentlich 
schneller, als nach subcutaner Injection; durch senkrechte Haltung des Versuchstieres 
wurde die Resorption beschleunigt, offenbar in Folge der dadurch begünstigten Aus¬ 
breitung der infundirten Flüssigkeit. In anderen Füllen wurde die erfolgte Resorption 
durch den Nachweis der injicirten Substanzen im Urin und Blute festgestellt; hierbei 
zeigte sich, dass zähflüssige Substanzen (Hcemoglobin, Hühnereiweifs, Rindergalle) 
langsamer resorbirt werden. Einen Einfluss experimentell erzeugter pathologischer Ver¬ 
änderungen (Durchschneidung der Vagi, Sympathici, Phrenici; Fieber, Asphyxie, 
Pneumonie) anf die Resorption vermochte Vf. nicht zu constatiren. Perl. 


J. Wolff, Zur Diagnostik der Nierenkrankheiten. Deutsche med. 
Wochenschr. 1884, No. 39. 

Giebt man einem normalen Individuum 0,2 Grm. Jodkalium in Gelatinekapselo 
ein, so ist innerhalb 1 ,—l 1 /*, höchstens 2 Tagen das Jod im Speichel and im Urin 
nachweisbar: ca. 1 fl Stunden nach dem Eingeben wird durch den Urin mehr Jod aua- 
geschieden, als durch den Speichel (was sich aus dem Grade der Bläuung des ver¬ 
wendeten Stärkepapiers nach Zusatz eines Tropfens rauchender Salpetersäure erkennen 
lässt). Bei den verschiedensten Nierenkrankheiten (acuter und chronischer parenchy¬ 
matöser Nephritis, amyloider Degeneration, Circulationsstörungen der Niere, Nieren¬ 
tumoren, Schrumpfniere) constatirte jedoch Vf., im Gegensatz hierzu, dass durch den 
Speichel weit mehr Jod ausgeschieden wurde, als durch den Urin (in welchem letzteren 
die Jodausscheidung nicht selten gänzlich vermisst wurde); in einer Anzahl dieser 
Fälle war ferner die Jodausscheidung durch den Speichel beträchtlich verlängert (bis 
zu 7V 2 Tagen). Dieses Symptom der Umkehr der Ansscheidungsdaner für Jod resp. 
Aufhebung der Ausscheidung durch den Harn, mit oder ohne gleichzeitige Verlänge¬ 
rung der Ansscheidungsdaner für den Speichel, war selbst bei fehlendem Eiweifsgehalt 
(so bei der Schrumpfniere) zu constatiren und dann von desto gröfserem Werte. 

PerL 


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No. 50. Douty. — Möbiüs. — Rikrt.. — Crri>e. — Crkde u. Colpk. 911 


J. H. Douty, Melancholia, in its relations to diminution of the 
oxygen supply. Lancet 1884, I. No. XV. 

Nach den vom Vf. im Worcester Asyl beobachteten Fallen von Melancholie sieht 
er in 75 pCt. Circulationsstörungen, welche zu einem Sauerstoffmangel im Organismus 
fQhren, als Ursache der Melancholie an. Er bespricht 10 F&lle ausführlicher, bei 
denen Herzfehler in erster Linie, ferner Fettherz, Lungenkrankheiten als ätiologische 
Momente der psychischen Störung anzusprechen waren. Siemoriing. 


P. J. Möbius, Neue Fälle von Tabes bei Weibern. Cbl. f. Nerven- 
heilk. etc. 1884, No. 20. 

Zu den schon beschriebenen Fällen von Tabes bei Weibern (Cbl. 1S84. S. 560) 
fand M. noch weitere 13, die ausführlicher analysirt werden. Das Ergebniss ist: 1) Bei 
der Mehrzahl der tabeskranken Weiber liefs sich in der Vorgeschichte Syphilis nach- 
weisen; bei fast allen fanden sich Umstände, welche eine frühere Infection wahr¬ 
scheinlich machten; 2) bei Jungfrauen wurde Tabes nicht beobachtet; 3) die Kranken 
waren beim Beginn der Tabes im Mittel 32 Jahre alt; das Intervall zwischen Infection 
und Tabes betrug im Mittel 7 Jahre; 4) die Syphilis war stets eine leichte gewesen; 
deutliche Zeichen von Syphilis fanden sich weder bei denen, die motorisch inficirt 
gewesen waren, noch bei denen, die es nur wahrscheinlich gewesen waren: 5) Haupt- 
ursachen der Tabes fehlten häufig ganz. Es fanden sich als solche puerperale Vor¬ 
gänge, besonders Blutungen; in einzelnen Fällen Erkältung, Gemütsbewegungen, neuro- 
pathische Anlage. Bernhardt. 

G. Riehl, Ueber die pathologische Bedeutung der Prurigo. Viertel- 
jahrsschr. f. Derm. u. Syph. XI, S. 41. 

Ausgehend von der bekannten Tatsache, dass bei Pruriginösen sich im ersten 
Lebensjahre Quaddeln finden und dass erst mit zunehmendem Alter sich die heftig 
jackenden Knötchen, deren primäre Bedeutung R. gegen Auspirz verteidigt, finden, 
glaubt R. beide Efflorescenzengattungen vom klinischen Standpunkte für gleichwertig 
ansehen zu dürfen. Er hält demnach die Prurigo für eine chronische Form der Urti¬ 
caria mit eigentümlicher Localisation und für eine von allen juckenden Hauterkran¬ 
kungen scharf geschiedene selbstständige Erkrankung. Lewinski. 


Cred6, Ueber Erwärmungsgeräte för frühgeborene und schwäch¬ 
liche kleine Kinder. Arch. f. Gyn. XXIV. S 128. 

Um schwächlichen und besonders frühgeborenen Kindern eine gleichmäßige Wärme 
zuzuführen und sie in derselben zu erhalten, legt C. die Neugeborenen in eine kupferne 
Wärmwanne mit doppeltem Boden und Wänden, die dem Aeufseren nach einer ge¬ 
wöhnlichen Kinderbadewanne gleicht und mit einer Eingussöffnung am Kopfende zwischen 
beiden Wänden und einem Hahn zum Ablassen des Wassers am Boden des Fußendes ver¬ 
sehen ist. Die Füllung des Zwischenraumes geschieht etwa alle 4 Stunden mit 50,0° C. 
erwärmtem Wasser. Das Kind liegt in Watte oder Flanell gehüllt und mit einer 
warmen Decke oder einem Federbett bedeckt und wird nur zum Anlegen, Baden 
oder Reinigen herausgenommen. — C. ließ alle Kinder bis 2 500 Grm. Gewicht in 
die Wärmwanne legen und zwar in 20 Jahren 678 Kinder; die Sterblichkeit belief 
sich auf 18 pCt. _ W. Schölein. 


Credö und Colpe, Ueber die Zweckmäfsigkeit der einseitigen seit¬ 
lichen Incision beim Dammschutzverfahren. Arch. f. Gyn. XXIV. 
S. 148. 

VfF. treten für eine einseitige seitliche Incision des Dammes ein, falls entweder 
die Unnachgiebigkeit der äußeren Haut oder des Constrictor cunni einen Dammriss 
befürchten lassen. Zur Incision wird diejenige Seite gewählt, welche sich am meisten 
bervorwölbt und es wird dieselbe unmittelbar nach der Akme der Wehe mittels grader 
Scheere oder Messer ausgeführt. Nach dem Durchtritt des Kindes wird der Schnitt 
genäht und zwar in der Weise, dass die am meisten von einander entfernt liegenden 
Punkte der Stelle, wo Schleimhaut und äußere Haut zusammenstoßen, vereinigt 


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912 


Lynch. — Fuchs. — Patknko. 


No. 50. 


werden. Ist der Schnitt sehr tief gewesen, so wird dann noch Schleimhaut und äufeer# 
Haut durch eine Art fortlaufender, an der äufseren Haut geknoteten Sotur geschlossen. 
Nur in seltenen Fallen wird es trotz der seitlichen Incision noch zu einem Riss 
kommen. Die incompleten unregelmäfsigen Spontanrupturen werden durch den seit* 
liehen Einschnitt seltener und die Totalrupturen gänzlich verhütet. Die Heilung per 
primam int. ist bei der Incision weit günstiger, als bei den spontanen Rupturen. Die 
Gefahr der Infection ist minimal und ebenso bleibt keine Schädigung des Vulva* 
Verschlusses zurück. Ferner wird durch die Incision eine etwaige Druckgangren der 
Vagina verhütet. w. Schü'.ein. 

J. S. Lynch, Observations on the antipyretic effect of Carbolic 
Acid and on the astringent influence of Rubus procumbens in 
diarrhoea and Dysentery. Transacturis of the med. and chir. Facutty of 
Maryland 1883, S. 102. 

Carbolsäure in grofsen Dosen ist ein selten versagendes Antipyreticum bei den 
verschiedensten fieberhaften Erkrankungen. Dieselbe ist selbst in Fällen wirksam, in 
welchen Chinin im Stich lässt. Bei Typhus setzt es nicht allein die Temperatur 
herunter, sondern beseitigt auch Diarrhoen und Meteorismus. Sehr wertvoll erwies 
sich Acid. carbolicum bei hektischem Fieber. Vf. verordnet Acid. carbolici 1 Drachm., 
Tinct. Aconiti Drachm. ß , Glycerini q. s. ad 1 Unze ß , alle 2 — 3— 4 Stunden 1 Tee¬ 
löffel. (Das wäre mindestens 0,4 Acid. carbol. pro dosi. Maximaldosis der Ph. gm. 

O, 1 ! pro dosi, 0,5 ! pro die. Ref.) — Bei hartnäckigen Diarrhoen, Sommerdiarrhoen 

der Kinder, Dysenterie sah Vf. von der Anwendung der Wurzel von Rubus procumbens 
(Dewberry Root) guten Erfolg. Ein im Handel vorkommendes Extr. fluid, wird tee¬ 
löffelweise gegeben. Langgaard. 

P. Fuchs, Ueber die therapeutische Wirksamkeit des Natriumnitrits. 
Diss. Berlin, 1884. 

F. berichtet über die an der Poliklinik von Prof. J. Meter mit Natr. nitrosum 
gemachten Erfahrungen. In 3 Fällen von Angina pectoris leistete das Mittel vorzüg¬ 
liche Dienste, die Anfälle wurden seltener, schwächer und blieben während mehrerer 
Monate ganz aus; in 2 anderen Fällen liefs es, wie alle übrigen Mittel, im Stich. In 
2 Fällen von Herzaffection mit Compensationsstörungen und heftigen asthmatischen 
Anfällen wurde durch Natr. nitrosum wesentliche Erleichterung verschafft, bei einem 
dritten Kranken leistete es Nichts. — Ferner gelangte das Mittel bei 22 Fällen von 
chronischer Bronchitis mit Emphysem zur Anwendung. Es beseitigte die asthmatischen 
Beschwerden in 3 Fällen, bei 11 Patienten bewirkte es Linderung, bei den anderen 
S Patienten war es nutzlos. — Lublinski, der auch die meisten der oben genannten 
Fälle beobachtete, sah bei 10 Epileptikern, welchen das Mittel zn 0,1 pro dosi 
Morgens und Abends gegeben wurde, keinen Erfolg. Langgaard. 


Th. Patenko, Der Kehlkopf in gerichtlich-medicinischer Beziehung. 
Vierteljahrsschr. f. ger. Med. etc. XLI. S. 193. 

Hauptsächlich um die Art der Verknöcherung und die dadurch beeinflussten 
Elasticitätsverhältnisse der Kehlkopfknorpel zu erforschen, hat P. 20 Fälle auch mi¬ 
kroskopisch untersucht, indem er die Kehlkopfschnittpräparate mit Carmin, Haema* 
toxylin oder gemeinsam mit beiden und dem von Bouma empfohlenen Safranin (1 : 1000) 
färbte. Die Schnitte blieben 3—6 Minuten in der Safraninlösung. Wenn die hiermit 
gefärbten Schnitte dann durch 24 Stunden in einer schwachen Lösung von neutralem 
Carmin belassen wurden, so erschien das Bindegewebe intensiv carminrot, das Knochen¬ 
gewebe „erhielt nur einen leicht rötlichen Anflug“, das Knorpelgewebe wird deutlich 
hellgelb. Vf. gelang u. A. zu folgenden Ergebnissen: 

Die Verknöcherung der Kehlkopf knorpel unterliegt in Betreff der Zeit und Oert- 
lichkeit ihres Erscheinens, sowie ihrer Ausbreitung sehr namhaften Schwankungen. 

Beim weiblichen Geschlechte erscheint die Verknöcherung später. 

In Folge der Verknöcherung kann die Elasticität derart gemindert werden, dass 
die Möglichkeit zufälliger Verletzung eher zugegeben, als geleugnet werden darf, auch 
bei den Präparaten können sie unter den Fingern brechen. Falk. 

Verlag von August Hirscbwald in Berlin. — Druck von L. Schumacher in Berlin 


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Original fro-rri 

UNIVERSETY OF MICHIGAN 



WSckantllch emhalnen 
1—7Bogen; am Schluss« 
des Jahrgangs Titel, Na¬ 
men- nnd Sachregister. 


Centralblatt 

fttr die 


Frei« des Jahrgängen 
SO Mark; au bexiehen 
durch alle Buchhandlun¬ 
gen and Postanetalten, 


medicmischen Wissenschaften. 

m 


Redigirt Ton 

Prot Dr. H. Kroneoker, und Pro! Dr. H. Senator, 

in Bern Berlin (NW.), Banhoftrtr. 7. 


1884. «O. Oecember. NO. 51. 


Die geehrtes Abonaeatea werden am rechtzeitige Er- 
■eaeraag des Abeaaeaieats für das Jahr 1885 er sacht, damit 
die Zusendung keine Unterbrechung erleide. 


Inhalt: J. Axom, Vorkommen des Resorcin» im Tierkörper (Orig.-Mitt.). 

Afanassibw, Beziehung der Blutpl&ttchen (Hsematoblasten) zur Regeneration 
den Bluten. — Tarchanoff, Willkürliche Beschlennignng der Herzschl&ge. — H. J. 
Hamburger, Titrirong den Harnstoffs mit Brom. — A. Baoinsky; A. Kossbl, 
Vorkommen von Guanin, Xanthin und Hypoxanthin. — Kaufmann, Encatarraphie 
von Epithel. — Al. Frank bl, Behandlung kalter Ahscesne. — Gkrsunt, Operation 
hei Contractnr der Palmaraponeurone, Apparat zur allmählichen Streckung von 
Contracturen. — J. Hirschbbrg, Conjunctivitis gonorrhoica hei Kindern. — Bibn- 
8tock, Bakterien der F&ces. — Trautwbin, Elektrisches Bad und elektrische 
Douche. — P. Ros bnbach, Pathogenese der Epilepsie. — Osbr, Wert der ver¬ 
schiedenen Impfstoffgattungen. — tan de Wakker, Methode zur Beseitigung des 
Uteruskrehses. — Unruh, Chinolin bei Diphtherie. 

Ribiil, Haarpigment. — OblmOllbr, Kostmaafs siehenhürgischer Feld¬ 
arbeiter. — d*Espinb, Kalianh&ufung im Blute Eklamptischer. — H. Chiari, Ein¬ 
wirkung des Magensaftes auf den Oesophagus. — E. Kost kr, Bruch des Zahnfort¬ 
satzes. — Ju ra 8z, Kehlkopfcysten. — Ott. Rosbnbach, Zuckerprobe für Harn. — 
Boutbillibb, Aetherzerst&ubung auf die Wirbelsäule bei Tetanus und Veitstanz. — 
Albxandbb, Mercurial-Ekzem. — Dick, Laparotomie. 

Druckfehler. 


Der Hauptsitz der aromatischen Verbindungen, speciell 
des Resorcins, im Säugetierkörper. 

Von Dr. Juttas 4a4eer. 

Im Anfänge meiner Untersuchungen behufs Ermittelung der 
desinficirenden Kraft der Mono-, Di- und Triphenole bei den 
tierischen Absonderungen bemerkte ich nicht selten, dass das Re- 
sorcin unter allen aromatischen Körpern seine Gegenwart auf die 
leichteste Art und am meisten explicite offenbarte. Dieser Umstand 
bewog mich bereits im Jahre 1880 auf S. 56 und 57 meiner „Ein¬ 
leitenden Studien Ober das Resorcin, zur Einffthrung desselben in 
die praktische Medicin“ der Wahrscheinlichkeit Ausdruck zu ver¬ 
leihen, dass das Diphenol-Resorcin durch Verlust oder Ausschaltung 
eines Hydroxyls im tierischen Organismus in Monophenol um- 


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XXII. Jahrgang. 

Gougle 


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914 Afanassirw, Beziehung d. Blutplättchen (Hämatoblasten) zur Ko« 51. 


gewandelt werden könne. Als ich hernach auf hoher Alp die Ge¬ 
legenheit zur Beobachtung benutzte: wie einige Repräsentanten der 
Säugetierwelt eine überraschende Vorliebe für die aromatischen im 
Allgemeinen, für die orcin- und resorcinhaltigen Pflanzen im Spe¬ 
ziellen zeigen, da suchte ich vor Allem die Frage auch zu lösen, 
ob denn nicht vornehmlich die zwei letztgenannten Stoffe der aro¬ 
matischen Verbindungen auf natürlichem, d. h. histochemischem Wege 
im Säugetierkörper einer Reduction von Di- in Monophenol fähig 
sind, wie dies ja bekanntlich im chemischen Laboratorium auf 
künstlichem, beziehungsweise synthetischem Wege bereits gelungen 
war? Die experimentelle Bestätigung dieser Prämisse, so schwierig 
sie auch Vorkommen mochte, schien mir dennoch nicht unmöglich 
zu sein. 

Nach mannigfachen Versuchen und Beobachtungen, die ich hier 
der Kürze wegen übergehen muss, versuchte ich die künstliche 
Milcbbildung, d. h. die natürliche, normale Milchfarbe auf künst¬ 
liche Art und Weise zu erzeugen. Dieselbe gelang in der Tat 
endlich nach vielen und vielfachen vergeblichen Versuchen. Indem 
man nämlich aus dem Euter einer geschlachteten Kuh das helle 
Serum, welches noch nicht Milch geworden, nimmt und demselben 
eine gewisse Menge der genannten Aromatica hinzufügt, erhält man 
in der Regel gewöhnliche, bei gewissen Versuchsmodificationen eine 
colostrumartige Milch von natürlicher Farbe und natürlichem Ge¬ 
schmack. Auch vermag diese künstliche, weifs, beziehungsweise 
weifs-gelblich gefärbte Milch, ceteris paribus, sich so lange zu er¬ 
halten, wie die natürliche. Diese künstlich erzeugte Bildung der 
Milchfarbe zwang mich zur weiteren Annahme, dass auch die na¬ 
türliche Milchbildung (Farbe) bei dem lebenden Säugetier durch 
die Mitwirkung der erwähnten Aromatica in dem Kuheuter zu 
Stande kommen könnte. Das erwies sich als Irrtum! 

In der eigentlichen secretorischen Drüse des Tieres konnte 
weder Orcin, noch Resorcin gefunden werden, sondern nur Phenol, 
welches die eigentliche Milchbildung zu vollenden scheint. Ich 
suchte hierauf das Resorcin, den Erzeuger des Phenols, in dem 
Fettlager, welches den Euter mit dem Unterleib verbindet, demnach 
in dem Teile, welchen man am passendsten mit dem Namen „Vor- 
Euter“ bezeichnen kann. In gewissen Provinzen dieses Gewebes 
fand ich in der Tat mein lang gesuchtes Desiderat: das Resorcin, 
welches ich hernach auf chemischem Wege in Succinvl = in Re¬ 
sorcin = und in Phenolphthalein überführen konnte. 

Weiteres später. 

M. Afanassiew, Ueber den dritten Formbestaudteil des Blutes im 
normalen und pathologischen Zustande und über die Beziehung 
desselben zur Regeneration des Blutes. Deutsches Arch. f. klin. Med. 
XXXV. S. 217. 

V on den Methoden A.’s sei hier nur seine Angabe über eine 
Zusatz- und Färbeflüssigkeit für die Blutuntersuchung reproducirt: 
Zu einer physiologischen Kochsalzlösung (0,6 pCt.) werden 0,6 pCt. 


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No. 51. Regeneration d. Blntes. — Tarchanoff, Herzschläge. 


915 


trockenen, neutralen Peptons und ungefähr 1 pro 10000 bis 1 pro 
20000 Methyl violett zugesetzt, die Mischung gekocht, filtrirt und 
möglichst sterilisirt in mit Wattepropfen versehenen Kolben auf be¬ 
wahrt. Mit Hölfe dieses Reagens, das die Gerinnung verzögert und 
eine sehr gute Conservirung und Färbung der Blutbestandteile er¬ 
möglicht, wurde die morphologische und numerische Zusammen¬ 
setzung des Blutes in verschiedenen Zuständen gepröft, und die Auf¬ 
merksamkeit besonders dem neuerdings vielfach discutirten dritten 
Formbestandteil des Blutes, den Hsematoblasten Haykm’s, Blutplätt¬ 
chen Bizzozkro’s zugewandt. Für die interessanten Einzelbeobach¬ 
tungen muss auf das Original verwiesen werden. Das Facit der 
allerdings nach dem eigenen Urteil des Vf.’s nicht sehr zahlreichen 
Krankenbeobachtungen und der drei Tierexperimente wird dahin ge¬ 
zogen, dass för die Perioden der Regeneration des Blutes eine ab¬ 
solute und in noch höherem Grade eine relative Vermehrung der Blut¬ 
plättchen angenommen, und dieselbe zu dem Vorgang der Regeneration 
in Beziehung gesetzt wird. Auch glaubt Vf. in seinen Beobach¬ 
tungen das nötige Material zu haben, um die Möglichkeit einer Ent¬ 
stehung von kernhaltigen roten Blutkörperchen aus den Blutplättchen, 
die er als freie Kerne derselben anspricht, vertreten zu können. 
Daneben soll eine Vermehrung der kernhaltigen roten Blutkörper¬ 
chen durch Teilung und eine Production von Mikrocyten durch 
Knospung zwei weitere Wege för die Regeneration der roten Blut¬ 
körperchen abgeben. C. Benda. 


J. R. Tarchanoff, Ueber die willkürliche Acceleration der Herz¬ 
schläge beim Menschen. Pflügkr’s Arch. XXXV. 1884, S. 109. 

Es ist lange bekannt, dass psychische Gehirnfunctionen die 
Herzaction beeinflussen, beschleunigend und hemmend so: 1) Gefühle 
und Affecte, 2) Denkprocesse, 3) der Wille. Die' beiden letztge¬ 
nannten Einflüsse waren jedoch noch völlig hypothetisch und konn¬ 
ten (nach Wkbkr) die Folge von Aenderungen des Respirations¬ 
rhythmus sein. T. hat nun genaue graphische etc. Untersuchungen 
an einem Studenten gemacht, der zwischen dem 10. und 15. Lebens¬ 
jahre an Herzklopfen litt, das anscheinend und ohne jede äufsere 
Veranlassung aufgetreten war. Es folgte Besserung und Patient 
hätte sich für genesen gehalten, wenn seine Studiengenossen ihn 
nicht auf die sonderbare Fähigkeit seines Herzens aufmerksam ge¬ 
macht hätten, bei relativ unbedeutender äufserer Veranlassung den 
Pulsrhythmus auffällig zu verändern. Dabei bemerkte er zufällig, 
dass es genüge, die Herzschläge nur acceleriren zu wollen und in 
dieser Absicht die gehörige Willensanstrengung aufzuwenden. Bei 
der 1. Begegnung mit T. accelerirte er den Herzschlag von 70 auf 
105, d. i. 35 Schläge in der Minute. Dies Experiment wiederholte 
er mit demselben Erfolge einige Male, der Grad der Acceleration 
nahm jedoch mit jeder Wiederholung deutlich ab. Er gab an, die 
blofse Concentration der Aufmerksamkeit auf die Herzaction genüge 
m der Regel dem Zweck der Acceleration nicht, es sei dazu auch 
Anstrengung der Willenstätigkeit notwendig. Er beherrscht sein 


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916 Tabchahoff, Willkürliche Beschleunigung der Herzschläge. No. 51. 

Muskelsystem in aller Vollkommenheit; „der dem Willenspulse unter¬ 
worfene Herzmuskel erscheint danach gleichsam als ein specieller 
Fall dieser seiner ganz besonderen neuromuscularen Organisation.“ 
T. stellte zuerst Versuche an, um festzustellen, dass nicht Aende- 
rung des Respirationsrhythmus die Schuld trage, es stellte sich dies 
ganz deutlich sichtbar heraus (bei gewöhnlichem Herzschlag 96 Pul¬ 
sationen auf 18 Respirationen, bei Acceleration 123 auf 21). Zu¬ 
weilen wurden die Respirationswellen freilich etwas ungleich, ihre 
Höhe vergröfserte sich etwas, war inconstant und die Gipfel spitzten 
sich zu, auf die Verkürzung der Atempause hinweisend. Dies war 
jedoch nicht constant und viel zu gering. Plethysmographische 
Curven und die Aufzeichnungen des Sphygmomanometers ergaben, 
dass mit Eintritt der Herzschlags-Acceleration mehr oder weniger 
bald auch Blutdrucksteigerung sich einstellte, die auf längere Zeit 
die Herzschlags-Acceleration selbst überdauerte und auch Umfangs¬ 
abnahme der Extremitäten zur Folge hatte. Es handelt sich wohl 
dabei um Erregung vasomotorischer Centren und es zeigt sich auch, 
die Temperatur der Haut betreffend, dieselbe Reihe vasomotorischer 
Erscheinungen, die jede heftige Nervenerregung begleiten: Verenge¬ 
rung der peripheren Gefäfse (Abnahme um 1—2° C.) und Congestion 
zum Kopfe (+ 0,5° C.). Eine Contraction der peripheren Gefäfse 
trat auch bei halblautem Sprechen in dem Zimmer ein. 

Die Acceleration tritt allmählich auf und vergeht allmählich. 
Dies erinnert an die Wirkung der Nn. accelerantes und ihrer Centra. 
Die Pulsbeschleunigung ist von allmählicher, aber auffallender Ab¬ 
schwächung der Wellen begleitet, die auf '/$ der normalen Höhe 
und noch tiefer sinken können. Die mit dem MAUKv’schen Sphygmo- 
graphen erhaltenen Curven beweisen, dass die Charakteränderung 
des Pulses nicht von den Schwankungen des Blutdrucks, sondern 
von Aenderung. der Herzarbeit abhängt. Die diastolische Steilheit 
des Abfalls verringert sich merklich und der Di- und Trikrotismus 
nimmt zu bis zum Polykrotismus. Auch hier zeigt sich wieder, 
dass der Untersuchte nicht durch Depression des hemmenden Herz¬ 
mechanismus , sondern durch Erregung des accelerirenden das Ziel 
erreichte. Ganz dieselben Veränderungen von Frequenz wie Cha¬ 
rakter des Pulses zeigen eich unter dem Einflüsse einer (im Mittel 
auf 57° C.) erhöhten Badestubentemperatur (Kustjüuin). — T. schliefst 
daraus, dass sein Patient die merkwürdige Gabe besitzt, den accele¬ 
rirenden Herzmechanismus willkürlich zu erregen, dagegen vermag 
er willkürlich auch nicht im Geringsten den Herzschlag zu hemmen. 
Am leichtesten wird ihm die Beschleunigung nach einer ruhig ver¬ 
brachten Nacht; jede Ermüdung oder Erschöpfung des Nerven¬ 
systems schwächen diese Fähigkeit, ebenso Wiederholung in kurzen 
Pausen. Einnehmen von Solut. arsen. Fowleri erleichterte ihm die 
Acceleration sehr, Einatmung von N 2 0 (4 + 10) machte sie un¬ 
möglich. T. giebt zum Schluss die Schilderung des Patienten nach 
einer Untersuchung von Botkin. 

Im Anhänge beschreibt T. noch einen ähnlichen Fall von will¬ 
kürlicher Acceleration der Herzschläge bei ebenso entwickeltem 


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No. 51. 


Hamburgkk, Titrirung des Harnstoffs mit Brom. 


017 


Muskelsystem. Sich dann besonders auf diese ganz bedeutend auf¬ 
fallende Fähigkeit, solche Muskelgruppen willkürlich zu contrahiren, 
die bei anderen Menschen dem Willen nicht unterworfen sind, 
stützend, fand er noch 3 weitere analoge Fälle, aber keinen einzigen 
mit gewöhnlicher neuromuscularer Organisation. Neuere Unter¬ 
suchungen haben ja auch gezeigt (Wbdknski), dass im N. vagus rein 
motorische Fasern zum Herzen verlaufen. 

In einem Briefe an den Herausgeber (S. 198) fordert T. auf, 
bei der Anstellung seiner Versuche recht vorsichtig zu sein, da 
heftiges Herzklopfen bis zur Schlaflosigkeit die Folge sein kann. 

J. Sander. 


H. J. Hamburger, Titration des Harnstoffs mittels Bromlauge. 

Ztschr. f. Biol. XX. S. 286 n. Diss. Utrecht 1884. 

Qüikquaud hat eine Methode der Harnstofftitration mittelst Brom¬ 
lauge vorgeschlagen: eine ca. 3proncentige Bromlauge soll den 
Harnstoff (im Verhältniss von 3 Mol. NaBrO zu 1 Mol. CON 2 H 4 ), 
unter Entbindung des gesanunten N in Gasform zersetzen; man fügt 
zu der zu bestimmenden Harnstofflösung Bromlauge im Ueberschuss 
hinzu und bestimmt das Uebermanfs, die Menge der unzersetzten 
Lauge dadurch, dass man eine Lösung von arsenigsaurem Natron 
hinzufügt und den Ueberschuss der letzteren mit einer auf dieselbe 
gestellten und ihr äquivalenten Lösung von Jod in Jodkalium, unter 
Anwendung von Stärkekleister als Indicator, zurücktitrirt. Durch 
mannigfach variirte Prüfungen hat nun Vf. gefunden, dass nicht 
nur die 3procentige, sondern jede beliebige Bromlauge zur Titration 
tauglich ist; wegen der diesbezüglichen analytischen Belege ist das 
Original einzusehen. Er fasst seine Erfahrungen in folgenden Vor¬ 
schriften für die Titration zusammen: 30 Grm. festes NaHO in 
1 Liter Wasser gelöst, mit 20 Ccm. Brom versetzt, durch Asbest 
filtrirt. 38,4 Grm. arsenigsaures Natron in 1 Liter Wasser aufge¬ 
löst, ferner 12,7 Grm. Jod unter Zusatz von Jodkalium in Wasser 
gelöst und auf 1 Liter verdünnt. Zunächst bestimmt man das Ver¬ 
hältniss zwischen der Arsenik- und Jodlösung mittels Stärkekleister 
als Indicator, misst 10 Ccm. Bromlauge ab, lässt dazu 1—3 Ccm. 
Ar^eniklösung fliefsen, leitet */ i Stunde lang C0 2 durch und titrirt 
das überschüssige arsenigsaure Natron mit Jodlösung zurück. So¬ 
dann bestimmt man das Verhältniss zwischen der unbekannten Brom¬ 
lauge und einer Harnstofflösung von bekannter Concentration, indem 
man letzterer vorsichtig so viel Bromlauge zusetzt, bis die Flüssig¬ 
keit eine gelbe Farbe angenommen hat, dann noch 1—3 Ccm. Brom¬ 
lauge hinzufügt und den Ueberschuss der letzteren, wie angeführt, 
zurücktitrirt. Hat man auf diesem Wege festgestellt, wie viel Harn¬ 
stoff 1 Ccm. Bromlauge entspricht, so findet man weiter den unbe¬ 
kannten Harnstoffgehalt im Harn, indem man zu 10—20 Ccm. Harn 
unter Umschütteln Bromlauge hinzufügt, weiter arsenigsaures Natrium 
hinzusetzt, bis die Flüssigkeit heller gelb wird, und im Jodkalium¬ 
stärkepapier nicht mehr gebläut wird, und dann noch 3 Ccm. hin- 
zugiebt. Nach Durchleiten von C0 2 bestimmt man, nach Zusatz 


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918 Baginsky; Kosskl, Vorkommen von Guanin, Xanthin etc. No.51. 

von etwa 20 Ccm. Na 2 C0 3 -Lösung und einigen Tropfen Stärke¬ 
kleister, den Ueberschuss an arsenigsaurem Natron mittels Jodlösung. 
Die Bromlauge hält sich auffallend gut; nach 3 Wochen hatte sich 
der Titer nur um 1 2 pCt. geändert; in einem geschwärzten Gefäfs 
aufbewahrt, behielt auch die Jodlösung wochenlang ihren Titer bei. 

J. Munk. 


1) A. Baginsky, Ueber das Vorkommen von Xanthin, Guanin und 
Hypoxanthin. Ztschr. f. physiol. Chem. VIII. S. 795. — 2) A. Kossel, 
Ueber Guanin. Das. S. 404. 

1) Im Thee und Theeextract konnte B. die Anwesenheit geringer 
Mengen von Xanthin und Hypoxanthin durch die Analyse der resp. 
Silbersalze erweisen; die des Xanthin wurde auch noch durch die 
WEiDRL’sche Reaction bestätigt. — Die quantitative Bestimmung von 
Guanin, Xanthin und Hypoxanthin (nach Kosskl’s Methode) im 
frischen und bei Sauerstoffabschluss gefaulten Rinderpankrea6 lehrte, 
dass alle drei Körper durch die Fäulniss mehr oder weniger stark 
zerstört werden; die erheblichste Einbufse erleidet das Guamin, die 
geringste das Hypoxanthin — 4,3 Grm. Hypoxanthin, an einen 
Hund verfßttert, wurden im Körper fast vollständig zersetzt; der 
danach ausgeschiedene Harn zeigte keine Vermehrung an Hypoxan¬ 
thin, nur trat Xanthin in wägbarer Menge (0,0008 pCt.) darin auf. 
— Im Harn eines an acuter Nephritis leidenden Kindes fand Vf. 
einen in seinem Verhalten uud seiner chemischen Zusammensetzung 
nach dem Guanin ähnlichen Körper zu ca. 0,19 pCt., in einem Harn 
eines anderen Kindes mit Scharlachnephritis erhebliche Mengen von 
Xanthin. Der normale Kinderharn enthält nach Vf. 0,003—0,004 pCt. 
Xanthin (durch AusfäUung mit Salzsäure und Phosphorwolframsäure 
bestimmt, welche Methode sich als hinlänglich sicher erwies), bei 
acuter Nephritis nach Diphtherie und Scharlach nimmt der Gehalt 
um das 3—9fache zu; in maximo wurde 0,028 pCt. gefunden. In 
dem Maafse als der Eiweifsgebalt des Harnes sich vermindert, nimmt 
auch der Xanthingehalt ab. — Kleine Mengen von Xanthin zeigten 
weder bei Fröschen, noch bei Kaninchen irgend welche schädlichen 
Wirkungen. 

2) Das unter den Sdaltungsproducten des Nuclein neben Xan¬ 

thin und Hypoxanthin von K. gefundene Guanin entsteht auch durch 
Einwirkung siedender verdünnter Säuren auf tierische Gewebe, und 
zwar liefs sich zeigen, dass die Quantität des Guanin in Beziehung 
steht zur Menge des Nuclein. Das normale, an kernhaltigen Ele¬ 
menten arme Blut enthält kaum nachweisbare Mengen, das leukä¬ 
mische, an kernhaltigen Zellen reiche Blut viel Guanin, auf trockenes 
Blut bezogen, 0,2 pCt. Im embryonalen kernreichen Muskel fand 
sich eine bedeutend grölsere Quantität von Guanin (0,4 pCt. des 
trockenen Organs), als im Muskel des erwachsenen Tieres (0,02 pCt.). 
Einen hohen Guaningehalt zeigten Leber (0,2 pCt.), Milz (0,3 pCt.) 
und Pankreas (0,2—0,75 pCt. des Trockenorgans). Schnell wachsende 
kernreiche Geschwülste, wie die Sarkome zeigten einen Guaningehalt 
von 0,2—0,28 pCt. J. Munk. 


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No. 51. Kaukmann, Encatarraphie von Epithel. - Fkänkki., KalteAbsces.se. 919 

Kanfmann, Ueber Encatarraphie von Epithel. Viiuhow’s Arch. XCVII. 

S. 236. 

K. grenzte kleine Stückchen der Kämme und Bärte von Hüh¬ 
nern und Hähnen durch einen ovalären Schnitt ab und nähte das 
Gewebe über ihnen zusammen. Aus den so so vergrabenen (ivxa- 
taoQ&mfi, einnähen) Teilen bildeten sich Atherombälge, indem das 
Epithel der versenkten Partie allmählich die bedeckenden Schichten 
überzog. 

Diese Atherome, in deren Hohlraum eine Desquamation der 
Epithelien stattfand, wuchsen nicht weiter, aber sie waren 210 Tage 
nach der Einpflanzung noch nachzuweisen. 

Seitlich von ihnen fanden sich Riesenzellen, welche bei Experi¬ 
menten von längerer Dauer zu Nestern vereinigt, immer zahlreicher 
auftraten und zuletzt sogar linsengrofse Tumoren bildeten, die selbst 
nach Monaten keine regressiven Metamorphosen erkennen liefsen. 

Die Entstehung der Riesenzellen verlegt K. in die Blutgefäfse. 
Er glaubt, dass ihnen eine andere Bedeutung zukomme als denje¬ 
nigen, welche gemeiniglich in der Nähe von Fremdkörpern beob¬ 
achtet werden, weil sie sich auch nach Ablauf der entzündlichen 
Vorgänge vermehrten und schliefslich wirkliche Geschwülstchen dar¬ 
stellten. 

Ref. erlaubt sich hierzu die Bemerkung, dass er vor einer Reihe 
von Jahren ganz ähnliche Versuche mit ähnlichem Erfolge an Hun¬ 
den angestellt hat. Jedoch verschwanden die gebildeten Atherome 
ungefähr nach 6 Monaten und die Riesenzellen, welche aus den 
Drüsenepithelien der Haut abgeleitet werden konnten, wucherten 
nicht in so excessiver Weise wie in den von K. geschilderten Experi¬ 
menten. H. Stilling (Stiassburg). 

Alex Fränkel (Mitteilungen aus der chir. Universitätsklinik des HolVats 
Prof. Billroth in Wien), Behandlung kalter Abscesse mit Injectionen 
mit Jodoformemulsion. Wiener med. Wochenschr. 1884, No. 26 — 28. 

Bii.lhoth betrachtet die Eröffnung kalter Abscesse unter anti¬ 
septischen Cautelen, wofern die Heilung des primären Krankheits¬ 
herdes nicht gelingt, zwar als ungefährlich, aber bei Abwesenheit 
bestimmter anderweitiger Anzeigen für diesen Eingriff als mindestens 
überflüssig. Namentlich würden durch Anlegung einer Abscessfistel 
an Stelle des geschlossenen Abscesses Patienten der ärmeren Klasse 
in ihrer Arbeitsfähigkeit beschränkt.. Aufserdem besteht eine grofse 
Differenz zwischen der plötzlichen Entleerung eines kalten Abscesses 
durch die Hand des Chirurgen und dem allmählichen Ausflielsen 
aus der nach Art eines Ventiles allmählich, durch spontane Perfo¬ 
ration entstandenen Fistel. Die Eröffnung eines kalten Abscesses 
ist daher nur dann indicirt, wenn gleichzeitig der Versuch der Ra- 
dicalcur gemacht wird, und wenn Schmerzen des Patienten vorhan¬ 
den sind. Die Radicalcur selbst kann bekanntlich nur darin be¬ 
stehen, dass Alles krankhafte, speciell der ursächliche Knochenherd 
entfernt wird. Ausgeschlossen von dieser Radicalcur durch den 
Schnitt mit nachfolgendem Evidement sind daher alle diejenigen 


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920 Gkrsuny, Operation bei Contractur der Palmaraponeurose etc. No. 51. 

Fälle kalter Abscesse, die eich durch zu mächtige Gröfee oder zu 
tiefe Lage (namentlich beim Ausgang von der Wirbelsäule) aus¬ 
zeichnen und für solche (wie auch die übrigen kalten Abscesse) 
empfehlen sich die Methoden, welche eine langsame Schrumpfung 
des Abscesses zum Zwecke haben. Voraussetzung ist dabei, dass 
die Abscesswandung noch intact und nicht Erscheinungen nahen 
spontanen Durchbruches bestehen. Während man früher unter der¬ 
artigen Umständen Jodtinctur gebrauchte, ist jetzt diese (weil zu 
reizend) verlassen und an ihre Stelle nach dem Vorgänge von 
Mikulicz Jodoform getreten. Die in der BiLLROTH’schen Klinik 
zur Zeit gebräuchliche Jodoformemulsion ist aus 10 Teilen des 
Mittels auf 100 Glycerin zusammengesetzt. Meist wurden mit Hilfe 
einer etwas stärkeren Canüle des DiKULAFov’schen Apparates ca. 
30 Grm. injicirt, nur 1 Mal stieg man bis auf 100 Grm. Emulsion 
und traten hier leichte Vergiftungserscheinungen ein. Die vorherige 
Entleerung des Eiters ist zuweilen etwas shhwierig, und muss man 
dann die Aspiration anwenden. Der Eingriff im Ganzen ist aber 
so wenig bedeutend, dass er meist bei poliklinischen Patienten aus¬ 
zuführen ist. Auf die Punctionsstelle wird etwas Jodoformgaze und 
ein leicht comprimirender Verband gelegt, und in einzelnen Fällen 
tritt keinerlei Reaction ein, so dass in 2—3 Wochen der Abscess 
völlig geschrumpft ist. Ist die Abscesswandung aber schon vor der 
Punction etwas verdünnt gewesen, so bildet sich eine kleine Fistel 
und erst bei fortgesetztem Jodoformverband tritt trotz dieser die 
Heilung ein. — In einer dritten Reihe von Fällen endlich muss 
dia Injection nach einigen Wochen wiederholt werden, sei es dass 
der Abscess überhaupt nicht vermindert, sei es, dass er nur derber, 
aber nicht kleiner geworden ist. P. Güterbock. 


R. Gersuny, Chirurgische Mitteilungen aus dem Rudolphiushause 
in Unter-Döbling in Wien. Wiener med. Wochenschr. 1884, No. 32 
und 34. 

I. Ope ration bei Contractur der Palmaraponeurose. 
Die Büscn’sche Methode, bestehend in Lospräpariren dreieckiger 
Hautlappen jedem Finger entsprechend und Durchschneidung der 
sich contrahirenden Stränge, ist dahin in einem Falle mit Erfolg 
modificirt. worden, dass die knotigen Verdickungen der Aponeurose 
exstirpirt werden. 

II. Apparat zur allmählichen Streckung contrahirter 
Gelenke. Dem in Contractur befindlichen Kniegelenke legt man 
einen geschlossenen Gypsverband an, welcher von den Knöcheln 
bis nahe an den Damm reicht. In diesen Verbaud schliefst man 
zwei seitliche Gelenkschienen (nach v. Hkink) ein, deren Drehungs¬ 
punkte in der Drehungsaxe des Kniegelenkes oder nach vorn von 
derselben liegen. Nach einigen Stunden durchtrennt man den Ver¬ 
band in der Kniekehle, wo er etwa kleinfingerdick sein soll, in 
querer Richtung mit glattem Schnitte; an der Convexität des Kniees 
schneidet man aus dem Verbände, der an dieser Stelle dipk unter- 


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No. 51. Hiuschbkro, Conjunct. gonorrh. - Bikkstock, Bakterien d. Fäces. 9*21 


polstert und hier nur in dünner Schicht angelegt ist, ein elliptisches 
Stück aus, dessen Spitzen den Drehpunkten des Gelenkes ent¬ 
sprechen. Der Ausschnitt ist so breit, dass die Schnittränder erst 
bei völliger Streckung des Apparates aneinander zu liegen kommen. 
Wenn man jetzt an dem Gypsverbande eine Streckbewegung aus- 
fßhrt, so klafft der Querschnitt in der Kniekehle um so viel, als 
die Polsterung des Verbandes und die Weich teile der Extremität 
an den Enden des Verbandes nachgeben. In diesen klaffenden 
Schnitt man eine einem gewöhnlichen Stöpsel entnommene Kork¬ 
scheibe, so dass sie fest eingeklemmt wird. Am folgenden Tage 
ist — ohne dass der Pat. Schmerzen spört — die Scheibe locker 
geworden, man fögt daher eine zweite hinzu und fährt damit fort, 
bis der Apparat bezw. die Extremität gerade gestreckt ist. 

P. Güterbock. 


J. Hirschberg, Ueber gonorrhoische Bindehautentzündung bei Kin¬ 
dern. Berliner klin. Wochenschr. 1884. No. 33. 

H. veröffentlicht 6 Fälle von acuter Bindehautblennorrhoe bei 
Kindern von 2—8 Jahren. Darunter fanden sich 5 Mädchen, von 
denen 4 an Scheidenfluss litten, bei dem 5. hatte die kleinere Schwester 
einen solchen; der 6. Fall war ein Knabe, welcher das Contagium 
aus der Vagina seiner Schwester erhalten hatte. Das Augenleiden 
trat immer in Form einer höchst acuten Conjunctivitis blennorrhoica 
auf, mehrmals verbunden mit ganz steifer Schwellung und sogar 
netzförmiger diphtherischer Einlagerung; Chemosis wurde öfters 
beobachtet, in einem Falle ging sogar die Hornhaut vollständig zu 
Grunde, ein Beweis dafür, dass das Leiden ein recht schweres ist. 
Bei allen derartigen Fällen empfiehlt H. das zweite Auge, wenn es 
frei geblieben ist, zu schützen, auf das erkrankte bei Tag und Nacht 
neben sorgsamster Reinigung Eisumschläge zu appliciren; wird Eis 
nicht vertragen, oder zeigt sich von vorn herein ein diphtherischer 
Habitus, so sind lauwarme verdünnte Chlorwasserumschläge zu sub- 
stituiren; nach Nachlassen der prallen Spannung der Schleimhaut 
pinsele man sorgfältig adringirende Lösungen (Blei 2 pCt., Argent. 
nitr. 1—2V a pCt.) ein. Horstmann. 


B. Bienstock, Ueber die Bakterien der Fäces. Zeitschr. f. klinische 
Med. VII. S. 1. 

Zur Präcisirung seiner in d. Bl. (1883, S. 949) schon berich¬ 
teten Ergebnisse über Fäcalbakterien hat B. eine längere Reihe 
neuer Versuche für nötig erachtet. Er behauptet — wie damals —, 
dass in den Darmexcretionen des gesunden Menschen lediglich die 
Gattung Bacillus noch vertreten sei; alle übrigen Mikrobenarten 
werden nach ihm durch die Magensalzsäure zerstört. Pepsin da¬ 
gegen hemme die Entwicklung von Bakterien absolut nicht. — 
Wiederholt ist aus der früheren Beschreibung die Charakterisirung 
der 4 von ihm aus den Fäces gezüchteten Bacillusarten: Der vierte 
Bacillus ist der specifische Spaltpilz der Eiweifszer¬ 
setzung. Seiner Entwicklungsgeschichte ist ein größerer Abschnitt 


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922 


Tuautwkin, Elektrisches Bad und elektrische Douche. 


No.51. 


gewidmet, aus welchem hervorgeht, dass die Lebenstätigkeit dieses 
Mikroben im Stande ist, aus Fibrin Propeptone und Peptone, aus 
Pepton die Derivate desselben, aus Tyrosin Paraoxybenzoösäure 
Phenol herzustellen. — B. kommt also zu dem Schluss, dieser Ba¬ 
cillusart den Einfluss auf die Zersetzung des Eiweifses zuzuschreiben, 
welchen man sonst sich an verschiedene und in verschiedenster Weise 
wirksame Spaltpilze verteilt dachte (Flüook). Als seine Behaup¬ 
tung noch ganz besonders unterstützend, sieht B. die charakteristischen 
Eigenschaften der Fäces nur mit Milch ernährter Säuglinge an. Das 
Casein und die Alkalialbuminate werden von B.’s „viertem Bacillus“ 
nicht angegriffen; dafür geht den Stühlen solcher Säuglinge auch 
jede Spur der fäcalen stinkenden Eiweifsfäulniss, resp. der bei ihr 
entstehenden Zwischenproducte ah. — Schliefslich kündigt Vf. an, 
dass er mit einer Nachprüfung der BiuKoi:u’schen Angabe über Iso- 
lirung eines Mikrokokkus aus den Fäces noch beschäftigt sei. 

Wernich. 

J. Trautwein, 1) Zur Kenntniss der Stromverteilung im mensch¬ 
lichen Körper bei Anwendung des galvanische Badee. Berliner 
klin. Wochenschr. 1884, No. 37. — 2) Einiges über die elektrische 
Douche und im Anschluss daran über einen Fall von multipler 
Neuritis. Zeitschr. f. klin. Med. XIII., S. 279. 

1) Statt bei dem sogenannten „monopolaren“ galvanischen Bade 
die eine Elektrode aufserhalb des Badewassers an den menschlichen 
Körper anzulegen, brachte T. mittels einer eigens zu diesem Zwecke 
construirten sogenannten Kissenelektrode (die genauere Beschreibung 
siehe im Orig.) den einen Pol unterhalb, bezw. innerhalb des Bade¬ 
wassers an den Körper und konnte so einen viel stärkeren Strom 
auf denselben einwirken lassen. (Soweit Ref. aus der Beschreibung 
ersieht, bleibt auch so noch eine mehr oder weniger dicke Wasser¬ 
schicht zwischen der Elektrode und dem Körper, und scheint somit 
der Ausdruck „monopolare“ Anordnung im Sinne Eulenbprg’s für 
die TuAirrwKiN’sche Vorrichtung nicht berechtigt.) Um zu unter¬ 
suchen, ob es bei dieser Anordnung gelänge, Zweigströme in einem 
abgeleiteten Bogen nachzuweison, führte Vf. gummirte, in freie Metall¬ 
knöpfe endigende, mit dem Ableitungsbogen verbundene Sonde ein 
in Mundhöhle und Mastdarm, nachdem diese Höhlen vorher mit gut 
leitender Soole ausgefüllt waren; in der Tat zeigte die Nadel des 
HiasctiMAtiN’schen Galvanometers eine Ablenkung von 1 Mmtr. an. 
Sowohl die Breite der Hauptelektroden, als die Ansatzstelle der 
einen von ihnen (ob am Rücken oder vorn am Bauch etc.), als end¬ 
lich die Benutzung von Sool- oder gewöhnlichem Wasser hatte auf 
die Stärke dieses abgeleiteten Stroms einen wesentlichen Einfluss. — 
Zum Schluss fasst Vf. seine Beobachtungen in folgenden Sätzen zu¬ 
sammen: Durch die von ihm angewandte Technik kann man ziem¬ 
lich bedeutende Stromquantitäten dem badenden Körper zuführen 
und durch Ableitungsbogen nachweisen. Compacte Körperteile 
(Rücken etc.) leiten den Strom besser als die von lufthaltigen Or¬ 
ganen (Bauch- und Brusthöhlenseite) eingenommenen. Die den Körper 


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No. 51. 


Roskkdba( H, Pathogenese der Epilepsie. 


923 


durchfliefsenden Ströme linben im Allgemeinen die Richtung des 
Hauptstroms. Bei der T.’schen Anwendung des galvanischen Bades 
werden Hirn und Rückenmark von nicht unerheblichen Stroman¬ 
teilen getroffen. 

2) Bei seinen Versuchen Ober die Wirkung der elek¬ 
trischen Douche bediente sich T. des warmen Soolwassers in der 
Weise, das6 der eine Pol mit dem metallenen Ansätze des Schlauches 
in Verbindung gesetzt wurde, während der andere in das Wasser 
einer Badewanne tauchte, worin der Patient stand. Durch Messungen 
mittels des HtRscHMANN’schen Galvanometers fand Vf., dass die 
2procentige Kochsalzlösung dem Strom einen etwa 10 Mal, die 
Soole einen 8 Mal geringeren Widerstand entgegensetzte, als ein¬ 
faches Wasser. Die Wirkung namenlich der faradischen Douche 
ist eine sehr wohltuende, erfrischende: die Pulsschläge erfahren 
eine Herabsetzung von 8—12, die Atemzfige von 2—4 in der Mi¬ 
nute. Bei geeigneter Stromstärke und hin reichend* verkürztem Douche- 
strahle kann man (sehr gut für die Kräftigung schwacher Individuen 
oder bei Muskelrheumatismen) die gesammte Musculatur in kräftige 
Contractionen versetzen. — Ein nach Vf. als „multiple Neuritis“ 
aufzufassender Fall, der ausführlich mitgeteilt wird (vgl. das Orig.), 
wurde ebenfalls in günstiger Weise durch die Application der elek¬ 
trischen Douche beeinflusst. Bernhardt. 


P. Rosenbach, Ueber die Pathogenese der Epilepsie. Vikchow’s 
Arch. XCVII. S. 369. 

Auf Grund von Literaturstudien sowie eigenen, an Hunden an- 
gestellten Experimenten kommt Vf. zu folgenden, ihrem Hauptinhalt 
nach mit denen Unvkrkicht’s und anderer sich deckenden Resul¬ 
taten: 1) Die Krampfanfälle, die an Hunden durch elektrische Rei¬ 
zung des Gehirns erzielt werden, sind Resultat einer Erregung der 
motorischen Rindencentren und bieten je nach den Reizungsbedin¬ 
gungen die gröfste Aehnlichkeit mit der sogen, corticalen oder mit 
der idiopathischen Epilepsie des Menschen. 2) Es besteht zwischen 
diesen beiden Formen in pathogenetischer Hinsicht kein wesentlicher 
Unterschied; aber in Anbetracht, dass erstere ein Symptom und Re¬ 
sultat organischer Hirnaffectionen bildet und ihrem klinischen Ver¬ 
lauf nach mit der anderen nicht zusammenfällt, so muss sie von 
idiopathischer (functioneller) Epilepsie als organische unterschieden 
werden. 3) Die convulsiven Anfälle der idiopathischen Epilepsie 
wie die von petit mal sind Wirkungen primärer krankhafter Erre¬ 
gung der Hirnrinde. 4) Die Mannigfaltigkeit des klinischen Bildes 
der Epilepsie ist durch Verschiedenheit in der Art und dem Grade 
der Verbreitung der pathologischen Rindenerregung bedingt, welcher 
dem epileptischen Anlall zu Grunde liegt. 5) Die Theorie, welche 
den Ausgangspunkt des epileptischen Anfalls in die Centren der 
Med. obl. und Pons verlegt, ist den klinischen Symptomen der Fall¬ 
sucht gegenüber nicht stichhaltig und stützt eich sogar bezüglich der 
Erklärung der epileptischen Krämpfe nicht auf genügend sichere 
Tatsachen. Bernhardt. 


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924 Oskh, Wert d. verschiedenen Impfstoffgattungen. - van dkWakkkk, No.51. 

J. Oser, Ueber den Wert der verschiedenen Impfstoffgattungen aus 
dem staatlich subventionirten Haschen Kuhpocken-Impfinstitute 
in Wien. Vierteljahrsschr. f. Derm. etc. 1884. S. 69. 

O. teilt die Resultate einer Untersuchung mit, welche ein von der 
Wiener Statthalterei eingesetztes Comit4, in dem O. Referent war, Ober 
die Hvv’sche Lymphe erhalten. Zur Prüfung dienten 2 Haupt- 
categorien von Impfstoff, die rein flüssige und die mit Gewebsteilen 
vermengte Lymphe, welche wieder in 3 verschiedenen Arten ver¬ 
wendet wurde: als Trockenlymphe, als Glycerinpaste und als Gly¬ 
cerinlymphe. Das Comit^ gelangte zu folgenden Schlüssen: 1) Die 
reine flüssige animale Lymphe ist am allerwenigsten für die Weiter- 
impfuug tauglich. Sie haftet sicher viel schlechter und geht viel 
leichter in Zersetzung über als der übrige Stoff, ihre Verwendung 
für die Impfung ist demnach nicht zu empfehlen. 2) Die Impf- 
stoffkategorien aus dem HAv’schen Institute, welche Gewebsteile ent¬ 
halten, sind haltbar und haftbar sicher bis zu dem Alter von einem 
Monat. 3) Die Glycerinbeimengung behindert die Haftbarkeit und 
Haltbarkeit nicht. 4) Die Trockenlymphe giebt ein gutes Resultat, 
wenn die Procedur bei der Vorimpfung eine zweckmäfsige ist, wenn 
der Impfstoff gehörig aufgeweicht und fein verteilt in die Impfwunde 
eingerieben wird. Selbstverständlich muss dieses Aufweichen in 
reinem früher gekochten Wasser geschehen, wie überhaupt bei der 
ganzen Impfoperation die gröfste Reinlichkeit, die Reinigung der 
Instrumente mit Carbol vor jeder Impfung, das sorgfältige Waschen 
der Haut, das Abfliefsenlassen des Blutes vor der Eintragung des 
Impfstoffes notwendig ist. 

Das Comit^ glaubt indess, dass die mit dem H w’schen Impf¬ 
stoff erhaltenen Resultate den von Rkissnku und Haokk dem Reissnkr- 
schen Pulver zugeschriebenen in Bezug auf das Haftungsprocent 
und auf Haltbarkeit nachstehen, und es stellt schliefslich folgende 
Anträge: 1) Bei der nächstjährigen Impfungsperiode die H.AY’sche 
Glycerinlymphe, die Glycerinpasta und die Trockenlymphe bis zum 
Maximalalter von einem Monat zur Impfung zu verwenden und 2) 
im nächsten Jahre die Versuche fortzusetzen und das Comit4 zu 
beauftragen, insbesondere die RKissNKtt’eche Conservirungsmethode 
in Bezug auf ihren Wert zu prüfen. Lewinski. 


E. van de Warker, Nouvelle Methode d’extirpation de la inatrice 
dans le cas d’affection carcinomateuse. Ann. de Gyn. Tom. XXI. 
1884, S. 196. 

Nachdem W. die verschiedenen Nachteile der verschiedenen 
Operationsmethoden des Uteruskrebses besprochen hat, schlägt er 
eine neue, aus einem Eingriffe mit dem Messer und einer Behand¬ 
lung mit einer stark ätzenden Flüfeigkeit bestehende vor. Er 
schneidet das Collum bis zum Niveau der Insertion der Vagina ab 
und excidirt die Gewebe des Collum supravaginalis in Form eines 
ungleichseitigen Dreiecks, dessen Basis die Schnittfläche bildet. Die 
Höhle füllt er mit kleinen, mit schwefelsaurem Eisen getränkten 


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No 51. Methode zur Beseitigung der Üteruskrebse. — Unruh, Chinolin. 925 


Wattebäuschen aus, um das Blut zu stillen. Am nächsten Tage 
zieht er diese Tampons vorsichtig heraus, reinigt die Höhle und 
föllt er sie von Neuem mit in Zinkchlorid getränkten Wattebäuschen. 
Er benutzt zwei Lösungen, eine 3 procentige und eine 1 procentige, 
jene für die dicken Uteruswände, diese für dünne. Die Stärke 
derselben misst er durch Einführung der Sonde in die Blase und 
des Fingers in die Vagina für die vordere Wand und durch die 
Einführung der Sonde in die Wundhöhle und des Fingers in das 
Rectum für die hintere Wand. Die Absicht des Vf. ist, eine mög¬ 
lichst grofse Menge von Gewebe zu zerstören. Je stärkere Schorf¬ 
bildung erreicht wird, um so nachhaltiger wird sein Zweck sein. 

A. Martin. 


Unruh, Ueber Chinolin. Jahresber. d. Gesellsch. f. Natur- u. Heilkunde 
in Dresden. 1882—1883, S. 93. 

Die von U. über die Chinolinbehandlung von Diphterie ge¬ 
machten Erfahrungen sprechen sehr zu Gunsten der Sei FKRT’schen 
Empfehlungen. Das Mittel wurde genau in der von Seifert ange¬ 
gebenen Weise (2 Mal täglich Pinseln mit einer 5 procent. wässerig¬ 
alkoholischen Lösung, in der Zwischenzeit Inhalationen einer Lösung 
von 2 pro mille) angewendet. Häufig schon nach der ersten, „jeden¬ 
falls nach mehreren Pinselungen fängt der diphtherische Schorf {in 
eitrig zu schmelzen, und nach Entfernung des Eiters erscheint eine 
stark zerklüftete Granulationsfläche“. Wird die Pinselung dann 
ausgesetzt, so kommt es zur Bildung eines neuen Belages, der aber 
nicht die Ausdehnung des ersten hat und auch leichter bei erneuter 
Chinolinanwendung schwindet. Werden die Pinselungen zu lange 
fortgesetzt, so kommt es zur Bildung eines schlecht und langsam 
heilenden Geschwüres. Auch soll man nach U. mit einiger Erfah¬ 
rung leicht den Zeitpunkt erkennen können, wann mit den Pinse¬ 
lungen aufzuhören ist. Die Beobachtungen U.’s erstreckten sich auf 
40 Fälle im Alter von 1V 2 —12 Jahren; unter diesen waren 4 schwere 
Fälle mit ausgesprochen septischer Affection, welche alle in Genesung 
endeten. Bei 2 anderen Fällen konnte dagegen der Fortgang der 
schon bestehenden Sepsis nicht verhindert werden. „Während der 
Einfluss des Chinolins auf den gewöhnlichen diphtherischen Belag, 
ja sogar auf die bereits septischen Beläge deutlich erkennbar ist, 
ist er nicht ersichtlich bei jenen spinnwebenartigen weissen, be¬ 
ziehentlich grauweissen, croupösen Auflagerungen, bei jenen Formen 
der Diphtherie des Rachens, zu welchen mit Vorliebe Croup, be¬ 
ziehentlich Kehlkopfdiphtherie zu treten pflegt.“ — Hinsichtlich der 
Wirkung auf die Allgemeinaffection ergab sich, wenn Vf. das Auf¬ 
treten von Albumen im Harn als erstes sicheres Zeichen der All¬ 
gemeinaffection anspricht, dass das Chinolin trotz seiner vorzüg¬ 
lichen Wirkung auf den localen Process, die Allgemeininfection 
nicht in allen Fällen zu hindern im Stande ist. Ob weniger Nach¬ 
krankheiten und Complicationen bei der Chinolinbehandlung Vor¬ 
kommen als bei anderen Behandlungsweisen, vermag Vf. nicht zu 
sagen. In 2 Fällen kam es zu einer starken, zur Eiterung führenden 


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926 


RlEHL. — OhLMÖLLKR. — n'ßsPIKE. 


No. 51. 


Affection der Halsdrüsen, in 4 Fällen zu einer schweren Erkrankung 
des Herzens; 3 Kinder wurden nachträglich von diphtherischen 
Lähmungen befallen. Hervorzuheben ist aber, dass die Diphtherie 
nie auf den Larynx Übergriff, dass es nie zur Larynxstenose und 
Tracheotomie kam, dass der diphtherische Process sich nie in nennens¬ 
werter Weise auf die Nase oder durch die Tuba auf das Mittel¬ 
ohr fortpflanzte. Die Mortalität betreffend, führt Vf. aus, dass in 
derselben Epidemie vor der Chinolinbehandlung 35,2 pCt., nach Ein¬ 
führung derselben 16,6 pCt. der Fälle letal endigten, so dass es wohl 
gestatattet erscheint, der angewendeten Therapie einen wesentlichen 
Anteil an der günstigen Wendung zuzuschreiben. 

Chinolinum tartaricum als Antipyreticum hat den gehegten Er¬ 
wartungen nicht entsprochen. Wohl mag es nach U. vorübergehend 
fieberhafte Temperaturen zu erniedrigen, kann aber unter keinen 
Umständen Chinin oder Salicylsäure ersetzen. Langgaard. 


€1. Riehl, Zur Kenntniss des Pigments im menschlichen Haar. 
Vierteljahrsscbr. f. Denn. u. Syph. 1884, S. 33. 

E. kommt anf Grund seiner Beobachtungen zu der Anschauung, dass das Haar¬ 
pigment immer an Zellen gebunden ist. In der Papille und der Matrix findet man 
dasselbe in Wanderzellen, in den verhornenden und verhornten Rinderteilen immer 
mit dem Protoplasma der Epithelzellen vereinigt. Vf. stellt sich vor, dass die pigment¬ 
führenden Wanderzellen von der Umgebung der Geffifse ihren Ausgangspunkt nehmen 
und von dort in das Gewebe der Haarpapille und in das Haar selbst einwandern. 

Lewinilri. 

W. Uhlmüller, Zusammensetzung der Kost siebenbürgischer Feld¬ 
arbeiter. Ztsclir. f. Biol. XX. S. 393. 

Die Nahrung der während der Erntezeit sehr angestrengt arbeitenden Männern 
bestand nur aus Maismehl, Saubohnen (Fisolen), Salz und Wasser; sie nahmen weder 
Fleisch, noch Käse, noch Wein auf. 15 Mann verzehrten in 23 Tagen 450 Kilo 
Mais, 70 Kilo Bohnen, 12 Kilo Salz, somit kamen auf einen Mann täglich 1304 Grm. 
Mais, 124 Grm. Bohnen, 35 Grm. Salz. Nach den vorliegenden Analysen berechnen 
sich hieraus pro Tag IS 1,9 Grm. Eiweifs, 93,3 Grm. Fett, 967,7 Grm. Kohlehydrate. 
Nach den von anderer Seite vorliegenden Angaben Über die Ausnutzung kann man 
annehmen, dass aus dieser grofsen Nahrungsmenge 153 Grm. Eiweifs, 76 Grm. Fett 
und 936 Grm. Kohlehydrate resorbirt werden. Man sieht hieraus, dass die von Voit 
für einen mittleren Arbeit angenommenen Zahlen (MS Grm. Eiweifs, 56 Grm. Fett, 
500 Grm. Kohlehydrate) nicht zu hoch gegriffen sind und andererseits, dass auch ein 
sehr bedeutendes Bedürfniss an Nahrungsstoffen durch eine rein vegetabilische Nahrung 
befriedigt werden kann. _ E. s*ikow*ki. 

d’Espine, De l’accumulation des sels de potasse dans le serum 
pendant l’attaque d’eclampsie. Revue de med. 1884, S. 689. 

In 2 von Vf. beobachteten schweren Fällen von Eklampsie — der eine betraf 
Ureemie in Folge von Scharlacbnepbritis, der andere puerperale Eklampsie —, welche 
plötzlich auftraten und nach kurzem Bestehen auf eine reichliche Yenssection nach* 
liefsen, hat die von Früttigkr und Jacgard ausgeführte Analyse des Blutes und Harns 
eine Steigerung des Kaligehalts im Serum und beim zweiten Fall ein fast vollständiges 
Verschwinden der Kalisalze im Harn anfgedeckt. In der Norm enthält, nach Carl 
Schmidt, Blutserum 0,38—0,4, das Gesammtblut 1,95 — 2,1 Grm., nach F. und J. 
2,2 Grm. K 2 0 p. M.; in den beiden Fällen wurde gefunden: im Serum 0,78 resp.0,88, im 
Gesammtblut 2,4 resp. 2,47 Grm. K s O p.M. Harnstoff enthielt das Blut zu 2,60—3,3 Grm. 
p. M. gegenüber 0,5 p. M. in der Norm; die Harnstoffsteigeruug liefs sich schon grob 
nachweisen: ein Tropfen des alkoholischen Extractes von Blut gab bei Zusatz von 
Salpetersäure mikroskopische Krystalle von salpetersaurem Harnstoff. Während in 


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No.5l. 


Chiart. — Küster. — Jurasz. 


92? 


24 Stunden mit dem etwa 32 Grm. Harnstoff und 2,1—2,67 Grm. (nach Salkowski 
sogar meist über 3 Grm.) K 2 0 ausgescbieden werden, fanden sich im Harn der ersten 
Patienten vor dem Anfall im 24ständigen Harn (nur 210 Cctm.) 4,4 Grm. Harnstoff, 
nach dem Anfall (in 1200 Cctm.) 27 Grm. Harnstoff; im zweiten Falle vor dem 
Anfalle (nur 125 Cctm.) 1,69 Grm. Harnstoff und 0,12 Grm. K 2 0, nach dem Anfall 
(500 Cctm.) 14 Grm. Harnstoff und 0,6 Grm. K 2 0. Eiweifs enthielt der Harn ror 
dem Anfall 0,7 resp. 0,12 Grm., nach dem Anfall 1,08 resp. 0,8 Grm. J. Munk. 

H. Chiari, Zur Lehre von den durch die Einwirkung des Magen¬ 
saftes bedingten Veränderungen in der Oesophaguswand. Prager 
med. Wochenschr. 1884. No. 28. 

Bei einer Frau von 58 Jahren, welche 17 Tage nach der Operation eines incar- 
cerirten Schenkelhernie in Folge von Perforation des Ductus choledochus bei chro¬ 
nischer Cholecystitis starb, fand Ch. Magen- und Darmschleimhaut völlig intact, da¬ 
gegen einen ulcerösen Substanzverlust des Oesophagus, welcher die untere Hälfte des¬ 
selben einnahm und sich scharf gegen die Kardia begrenzte, wo er jedoch so tief war, 
dass er stellenweise bis an die Längsschicht der Muscularis vordrang. Dem Geschwürs¬ 
grunde hingen vielfach schwärzliche Gewebsfetzen an, auch liefsen sich Tuberculose 
und Neubildungen, speciell Carcinom gänzlich ausschliefsen, so dass sich die Zerstörung 
als eine nicht mehr ganz frische peptische Ulceration darstellte. O.Israel. 

E. Küster, Ein Fall von Bruch des Zahnfortsatzes. Arch. f. klin. 
Chir. XXXI. S. 218. 

Vor 2 Jahren wurde ein damals 16 jähriges Mädchen derartig gemissbandelt, dass 
sie an den Haaren ergriffen und mehrmals heftig gegen einen Balken gestofsen wurde. 
Sie konnte noch herumgehen, klagte aber über Kopfschmerzen und zeigte vom nächsten 
Morgen an Erscheinungen, die eine Läsion der Halswirbelsäule vermuten liefsen. Sie 
wurde auf einem Leiterwagen noch 2 Meilen weit über Land transportirt, wodurch 
sich die genannten Erscheinungen noch steigerten. K. sah Pat. im Augusta-Hospital 
l 1 4 Jahr nach der Verletzung und konnte als wesentlichste Punkte des Krankheits¬ 
bildes constatiren: 1) Motorische Parese der Extremitäten und der Zunge bei intacter 
Blase und Mastdarm und bei normaler und nur wenig gestörter Sensibilität; 2) sehr 
erhöhte Reflexerregkeit und Empfindlichkeit der Halswirbelsäule; 3) die Haltlosigkeit 
des Kopfes und abnorme Vorsprünge am oberen Ende der Halswirbelsäule sowohl vorn 
als hinten. K. nahm eine Verletzung im Bereiche der beiden oberen Halswirbel an 
und gelangte per exclusionem zur Diagnose einer nur bindegewebig verheilten Fractur 
des Proc. odontoid. und einer Compressions-Myelitis in Folge dieser. Die in Gewicbt- 
Extension bestehende Behandlung richtete sich vornämlich gegen letztere. Nach ca. 
7—S Wochen ging Patientin, wenngleich schwankenden Schrittes, im Zimmer umher 
und diese Besserung nahm bis zur Vorstellung auf dem Chirurgen-Congresse in den 
nächsten 5 — 6 Monaten dauernd zu. — In einer längeren Epikrise bespricht K. die 
Diagnose des Falles, der nach einigen von Gurlt beigebrachten Beispielen nicht ent¬ 
gegensteht, dass Patientin in den ersten 24 Stunden nach der Verletzung noch umher¬ 
gegangen sei und ferner auch die forensische Bedeutung der von den früheren Unter¬ 
suchern nicht genau erkannten Läsion. r. Güterbock. 

Jurasz, Zur Lehre von den Kehlkopfcysten. Deutsche med. Wochen¬ 
schrift 1884, No. 39. 

Bei einem 24jährigen mit einem rechtsseitigen Spitzenkatarrh behafteten Manne 
stellten sich Schmerzen beim Schlucken und allmählich Dyspnoe ein. Die Untersuchung 
ergab äufserlich mäfsige linksseitige Struma, laryngoskopisch: Schiefstand der Glottis 
durch eine Geschwulst im linken Sinus pyriformis bedingt. Dieselbe war halbkugelig 
von der Gröfse einer Haselnuss und safs ganz breit auf der Seitenwand des Kehl¬ 
kopfes. Ihre Oberfläche war glatt, die Consistenz hart; Fluctuation konnte nicht con- 
statirt werden. Bei einer Probe-Incision entleerten sich nur wenige Tropfen Blut, 
aber nach einigen Tagen war Fluctuation nachzuweisen. Mit Hülfe eines Adspirators 
wurde nunmehr eine gelbliche etwas zähe Flüssigkeit entleert, in der mikroskopisch 
nur einzelne rote Blutkörperchen und Cholestearinkrystalle nachgewiesen wurden. Pat. 
fühlte sich erleichtert und nachdem die Geschwulst, welche wieder etwas gewachsen 


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928 


Roskkbach. — Boutkilukh. — Alexander. — Dick. 


No. 51. 


war, zum zweiten Male punctirt wurde, wobei sich nur Blut entleerte, hörten die 
Beschwerden vollkommen auf, der Kehlkopf nahm seine normale Stellung wieder ein, 
so dass Pat. als geheilt entlassen werdvn konnte. 

Aufser diesem Fall hat Vf. noch 6 Cysten an der Epiglottis, eine an der linken 
Plica aryepiglottica beobachtet. Von den ersten safsen 5 auf der Vorderfläche der 
Epiglottia und wurden nur zufällig entdeckt, da dieselben keine Beschwerden machten. 
Vf. glaubt daher, dass dieselben viel häufiger Vorkommen und nur für gewöhnlich 
übersehen werden. (Auch Ref. hat wiederholt Cysten an der Zungenfläche der Epiglottis 
gefunden, die gar keine Beschwerden erregten. w. Lnbiinski. 

Ottoni, Rosenbach, Ueber den Nachweis kleiner Zuckermengen 
im Urin. Breslauer ärztl. Ztschr. 1884. No. 19. 

Wenn die TBOMMBn’sche oder FxHLHfG*sche Probe im Urin ein zweifelhaftes Re¬ 
sultat giebt, empfiehlt R. (wie auch schon anderweitig namentlich für Polarisations¬ 
bestimmungen geschehen ist) die Probe nach vorherigem Ausgären des betreffenden 
Urins durch Presshefe (nach Zusatz von einem Tropfen Weinsäure) anzustellen und 
mit der ersten zu vergleichen. Je nach der Menge des vorhanden gewesenen Zuckers 
wird die Reduction in der ausgegorenen Probe schwächer oder gar nicht eintreten. 

Senator. 

G. Bouteiliier, Du traitement du t^tanos traumatique et de la 
choröe par les applications d’4ther pulveris^ sur la colonne ver¬ 
tebrale. Progr&s mdd. 1884, No. 40. 

In einem Fall von (chronischem) Tetanus und einem zweiten (9jähriger Knabe) 
von Veitstanz sah B. von der Application zerstäubten Aethers auf die Wirbelsäule 
günstige Erfolge. — Freilich waren im ersten Falle die Präparate der Calabarbohne 
zugleich gereicht worden und hatte im zweiten die Affection schon 5 Wochen gedauert 

(bei Darreichung verschiedener Mittel gegen Veitstanz); in der 7. Woche war das 

Leiden unter dem zwei Mal pro die angeordneten Gebrauch der Aetherzerstäubungen 
auf die Wirbelsäule zur Heilung gelangt. Bernhardt. 

Alexander, Ein Fall von acutem universellem Mercurial-Eczem. 
(Aus d. Klinik d. Hrn. Prof. Dr. Bikrmkr in Breslau.) Vierteljahrsschr. f. 
Dermat. und Syphilis 1884, S. 105. 

Es handelte sich um ein 21 jähriges Mädchen, welches das universelle Eksem 
nach Einreiben einer kleinen (etwa bohnengrofsen) Quantität von weifser Pra&cipitat- 

salbe (Hydrarg. prcecip. alb. 1,0, Adip. snill. 10,0) auf die beiden Augenlider 

bekam. Lewinakl. 

R. Dick , Bericht Ober 7 Fälle von Laparatomie. Schweizer ärztl. 
Corr.-Bl. 1884, No. 18. 

D. berichtet über 7 von ihm ausgeführte Laparotomieen. Eine derselben, wegeo 
Ovarientumor in der 9. Schwangerschaftswoche aasgeführt, hatte nach glücklicher 
Heilung 4 Wochen später Abortus zur Folge. — Vf. vergleicht die Vorteile und Nach¬ 
teile der extraperitonealen Stielbehandlung mittels Klammer und der intraperitonealen 
mit Stielversenkung. Erstere empfiehlt er bei dicken Stielen, besonders nach Hystero¬ 
tomie, da diese Methode eventuelle Nachblutungen erfolgreich zu bekämpfen ermög¬ 
licht, die zweite bei Ov&riotomie. Zur Arterienligatur verwendet D. J^GEB’sches Catgut 
aus Halle; zur Stielunterbinduog und der Bauchnaht empfiehlt Vf. schwarze mit Eisen 
präparirte Seide von Dr. Pancoast aus Amerika. Diese Seide lasse sich so fest 
schnüren, dass es nicht einmal der Schürzung eines chirurgischen Knotens bedarf. — 
Bei Fibromyomen des Uterus muss zunächst eine energische Injectionskur mit Ergotin 
eingeleitet werden. Ist diese ohne Erfolg, so ist bei kleineren Tnmoren die Castration, 
bei grofsen die Hysterotomie ausznführen. a. Martin. 

Perception statt Peripherie. 

- Druck von L. Schumacher iu Berlin. 


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Druckfehleri S. 897 Z. 24 von oben lies: 

Verlag vou August Hirschwaid iu Berlin. 


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Wfatoatlloh erschein« o 
1—S Bogen; am Sehlasse 
des Jahrgangs Titel, Na¬ 
men* und Sachregister. 


Gentralblatt 

fQr die 


Preis des Jahrgaugoa 
20 Mark; au bestehen 
durch alle Buohhandlun* 
gen und Postanstalten« 


medicinkhen Wissenschaften. 


Redigirt von 

Prof, Dr. H. Kroneoker, und Prof Dr. H. Senator, 

in Bern Berlin (NW.), Btshtfth. I 


1884. W* »ecember. NO. 52. 


Die geehrtes Abensesten werden am rechtzeitige Er- 
■eserssg des Ahessemests für das Jahr 1885 ersieht, damit 
die Ziseidug keine Unterbrechung erleide. 


Inhalt! Tri nklbr, Bäu der Magenschleimhaut. — Onodi, Verhältnis« der ce¬ 
rebrospinalen Fasern «um Sympathien«. — E. und H. Silxowski, Bildung ron 
Indol und Skatol bei der Fäulnis« verschiedener Eiweifskörper. — J. 8. Mills r; 
Pbrscb, Aethernarkose vom Rectum ans. — Habrrmakn, Tenotomie des Muscnlos 
stapedius. — Nauktn, Zur Lehre vom Fieber und von der Kaltwasserbehandlung. — 
Adamkibwicz, Hirndruck. —- Canfibld und Putnam, Befund bei Chorea hemi- 
plegica. — Cahr, Resorption and Ausscheidung des Mangans. — Marti, Wirkung 
von Mangan, Wolfram nnd Molybdän. — Prior, Einflnss des Chinins anf den 
Stoffwechsel. 

Schöbl. Wundernetze im Fettgewebe. — Spibtbopp, Diazoreaction des 
Harns. — Erb, Hsmonrhagie im Corpns callosum. — Alpr. Biddbr, Hebelapparat 
zur Streckung von Oelenkcontractnren. — Euo. Hahn, Operation eines grofsen 
Lipoma fibrosum petrifienm polyposnm. — Marz, Conjunctivitis crouposa. — Glas¬ 
macher, Operation einer Knochenblasenbildnng in der Nase. — Samuel, Subcutane 
Infusion hei Cholera. — Altbaus, Erschwertes Rückwärtsgehen bei Tahischen. — 
Körner, Hysterie eines Knaben. — W. Fischbl, Reste des WoLPp’schen Ganges 
in der Vaginalportion. 


Nie. Trinkler, Ueber den Bau der Magenschleimhaut. Aroh. f. 
mikr. Anat XXIV. S. 174. 

T. studirt an frischen, macerirten und gehärteten Präparaten 
den Bau der Magenschleimhaut bei zahlreichen Repräsentanten 
sämmtlicher Wirbelklassen (mit Ausnahme der Vögel) und nimmt 
in vielen interessanten Details seine Stellung zu den Arbeiten seiner 
Voruntersucher. Wesentlichere neue Daten beziehen sich auf das 
Verhältniss der Haupt- und Belegzellen der Magendrösen. 

Vf. constatirt Uebergangsformen zwischen beiden Zellen. Der 
Umstand, dass sich Hauptzellen nur bei den höheren Wirbeltieren 
finden, sowie der Nachweis von Mucin in den Hauptzellen charak- 
terisirt ihm diese als die höher differenzirten Elemente gegenüber 
den Belegzellen. 

An den Belegzellen, die sich bekanntlich während der Verdau¬ 
ungstätigkeit vermehren, will Vf. Vermehrungserscheinungen beob- 

XXII. Jahrgang. 59 


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930 Onodi, Verhältniss d. cerebrospinalen Fasern zum Sympathicus. No. 52. 

achtet haben, „die in den faserigen Metamorphosen ihrer Kerne 
sich äufsern, und er glaubt berechtigt zu sein, die sehr kleineu 
Belegzellen, welche man nicht selten an der Seite der viel gröl seren 
an trifft, als junge, eben durch Teilung entstandene Formen aufzu¬ 
fassen“ (die Figuren, die sich hierauf beziehen sollen, zeigen jeden¬ 
falls keine echten Mitosen. Ref.). 

Da Vf. endlich in den Hauptzellen Zeichen der regressiven 
Metamorphose beobachtet und die freien Kerne, die er häufig in 
grofser Auzahl im Speichelbrei und im oberen Teile der Drüsen 
antrifft, zu Grunde gegangenen Hauptzellen zuschreibt, so kommt 
er zu dem Schlüsse, dass „die Belegzellen sich während des Ver¬ 
dauungsactes vermehren und die entstandenen jungen Zellformen 
allmählich gegen das Lumen der Drüse rücken, sich in Hauptzellen 
verwandeln und auf diese Weise zum Ersätze der zerstörten Haupt¬ 
zellen dienen.“ 

Während Vf. nun aber in sehr sinnreicher Weise mikroskopisch 
beobachtet, dass isolirte Belegzellen bei der Verdauung von Fibrin¬ 
teilchen agiren, verzichtet er auf das gleiche Verfahren mit Haupt¬ 
zellen, offenbar wegen der Schwierigkeit, diese zu isoliren. Hier¬ 
durch wird die Lücke nur noch fühlbarer, dass ein Beweis für die 
Beteiligung der Hauptzellen bei der Drüsentätigkeit vom Vf. nicht 
erbracht wird. C. Benda. 


Onodi, Ueber das Verhältniss der cerebröspinalen Faserbündel zum 
sympathischen Grenzstrange. His’ u. Braunk's Arcli. 1884, S 145. 

O. bemüht sich, das Verhältniss der cerebrospinalen Fasern 
zum sympathischen Nervensystem und deren Verlauf klar zu legen. 
Er untersuchte an den verschiedensten Tieren; die besten Präparate 
lieferte ihm das Pferd. Leider erstrecken sich die Untersuchungen 
nicht auf den Menschen, da das aus Leichen gewonnene Material, 
welches dem Vf. zu Gebote stand, bereits zu alt war. Unter den 
Methoden redet er der Verdauungsmethode vermittels salzsauren 
Pepsins das Wort. Die frisch herauspräparirten Nerventeile wurden 
in einem Brütkasten bei 38° Wärme 2 — 3 Stunden der Verdauung 
ansgesetzt. Gute Resultate lieferte ihm auch die Behandlung mit 
Osmiumsäure. 

Nach seinen Untersuchungen glaubt sich Vf. berechtigt, „das 
sympathische Nervensystem, resp. die sympathischen Ganglien, also 
als ein vorgeschobenes Gebilde des Nervensystems“ ansehen zu 
dürfen. 

Es gelang dem Vf. zwischen Invertebral- und Sympathicus- 
ganglion folgende Verbindungen nachzuweisen: Verbindungsfasern 
von der vorderen Wurzel und vom dorsalen (hinteren) Aste zum 
Sympathicusganglion, ferner directe Fasern zwischen beiden Ganglien. 
Gewonnen wurden diese Resultate an Querschnitten von 8—9 Tage 
alten Hühner-Embryonen. — Die der Abhandlung beigegebenen 
Zeichnungen illustriren diese Verhältnisse. 

Betreffend den Zusammenhang, der Rami communicantes mit 
dem Grenzstrange gelangte Vf. zu folgenden Resultaten: Beim Pferde 


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No. 52. 


E. u. H. Sai.kowski, Bildung von Indol und Skatol etc. 


931 


stehen die Rami communicantes nur mit den vorderen Wurzeln in 
Verbindung. Der weitere Verlauf dieser durch die Rami commu¬ 
nicantes in den Grenzstrang gelangenden cerebrospinalen Fasern ist 
dann so, dass der gröfsere Teil derselben bis zum sechsten resp. 
siebenten sympathischen Brustganglion an aufwärts, der kleinere 
Teil abwärts steigt; bei den folgenden Brust- und Lendenganglien 
geht der gröfsere Teil der Fasern abwärts, der kleinere aufwärts. 

Siemerling. 

E. Salkowski, Zur Kenntniss der Eiweifsfäulniss. f. Ueber die 
Bildung des Indols und Skatols, nach gemeinschaftlich mit H. Sal- 
kowski in Münster i. W. angestellten Versuchen. Ztschr. f. physiol. 
Chemie VIII. S. 417. 

Ref. hat in Gemeinschaft mit seinem Bruder die Producte der 
Eiweifsfäulniss einer genaueren Untersuchung, namentlich in quan¬ 
titativer Beziehung, unterworfen und die Variationen berücksichtigt, 
welche einerseits durch die Wahl des Eiweifskörpers — Blutfibrin, 
Eiweifskörper des Fleisches, Serumalbumin, Pankreaspepton —, an¬ 
dererseits durch die Zeitdauer der Fäulniss bei demselben Eiweifs¬ 
körper bedingt werden. (Auch dem Eiweifs nahestehende Sub¬ 
stanzen sind in die Untersuchung hineingezogen, doch werden diese 
vorläufig nicht berücksichtigt.) Um vergleichbare Resultate zu er¬ 
halten, war es natürlich notwendig, alle übrigen Bedingungen der 
Fäulniss möglichst gleichmäfsig zu halten, namentlich das Verhält¬ 
nis zwischen Eiweifs und Wasser, den Grad der Alkalescenz, die 
Temperatur, die Berührung mit der Luft. Im Allgemeinen kam in 
jedem Versuch 2 Kilo feuchtes Ei weifsmaterial = annähernd 400 Grm. 
trocken, 8 Liter Leitungswasser, 200—240 Cctm. gesättigte Lösung 
von Natriumcarbonat, 2 Grm. Kaliumphosphat (KH 2 PO,), 1 Grm. 
Magnesiumsulfat zur Anwendung. Die Digestion geschah stets in 
einem zu 3 /4 von der Mischung gefüllten Kolben, welcher nur so 
lange, als sich Gase entwickelten, diesen Abzug gewährte, dann 
aber — nach einigen Tagen — ganz abgeschlossen wurde. Zur 
Impfung diente eine faulende Fleischmaceration, welche durch 24stün- 
diges Hinstellen von gehacktem Fleisch mit alkalisirter Masse bei 
40—42° bereitet war*). 

Ref. beschreibt den bei der Verarbeitung der Fäulnissdestillate 
eingehaltenen Gang, bez. dessen auf das Original verwiesen werden 
muss; das isolirte Indol wurde direct gewogen. Im Destillat fanden 
sich aufser den schon bekannten Substanzen, ein schwefelhaltiger 
mercaptanartiger Körper und eine Substanz, deren wässerige Lösung 
sich mit salpetrigsauerfreier Salpetersäure in der Kälte purpurrot 
färbt, beide in sehr geringer Menge. 

Nach einer Uebersicht über die einzelnen Versuche und die 
bei denselben erhaltenen Indolquantitäten erörtert Vf. in Abschnitt V. 

*) In allen Versuchen wurde das Trockengewicht des verwendeten Eiweifs, sowie 
der am Ende des Versuches ungelöste Rückstand bestimmt und dieser Wert den Be¬ 
rechnungen der procentischen Menge der Fäulnissproducte zu Grunde gelegt. 

59* 

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932 E. u. H. Salkowski, Bildung von Indol und Skatol etc. No. 52. 

die Zusammensetzung des „Fäulnissindols“ und das Vorkommen von 
Skatol in demselben. Das Indol erwies sich in allen Fällen skatol- 
haltig (Ober die Methode der Untersuchung vgl. das Orig.), aber 
oft nur in Spuren oder sehr unbedeutend. Zu einem ansehnlichen 
Bruchteil aus Skatol bestand das „Fäulnissindol“ nur bei der Ver¬ 
wendung von Fleisch, resp. der Eiweifskörper desselben. Doch 
bilden diese Fälle auch beim Fleisch die Minderzahl, in der Mehr¬ 
zahl der Versuche handelte es sich ganz öberwiegend um ein reines 
Indol. Da ein und dasselbe Material bald stark skatolhaltiges Indol 
liefert, bald fast skatolfreies, und die äufseren Bedingungen der 
Fäulniss keinen Unterschied erkennen lassen, so schliefst Ref., dass 
die Ursache hierfür eine mikroskopische, d. h. durch die Verschieden¬ 
heit der Fäulnissorganismen bedingt ist, dass in der Regel der „In¬ 
dolpilz“ Oberwiegt, mitunter aber der „Skatolpilz“. Beide Sub¬ 
stanzen wOrden nach dieser Anschauung aus einer gemeinsamen, im 
EiweifsmolecQl präformirten Atomgruppe stammen. Daför spricht 
auch, dass in den Fällen, in denen viel Skatol erhalten wurde, das 
Intol entsprechend zurOcktrat. — Abgesehen von der Beimischung 
von Skatol erwies sich das Fäulnissindol, so wie es die VfF. zur 
Gewichtsbestimmung benutzten, als vollkommen rein: 3 Versuche 
ergaben darin 98,12—98,25—99,13 pCt. reines Indol (die Methode 
siehe im Orig.). 

Was die Menge des erhaltenen Indols betrifft, so lieferte Blut¬ 
fibrin 7,2—11,5 p. M. des Eiweifs (Trockengewicht), die Eiweifs¬ 
körper des Fleisches 1,7—3,2 p. M., das Serumeiweife 3,6—5,0 p. M., 
das Pankreaspepton 5,0—6,1 p. M. (wahrscheinlich etwas zu niedrig). 
Diese Quantitäten 6ind mit Ausnahme der für Serumalbumin erheb¬ 
lich gröfser, als die früheren Autoren angaben; die Ursache davon 
ist wahrscheinlich, dass in den früheren Versuchen ein ansehnlicher 
Anteil des Indols durch Verdunstung verloren gegangen ist. Be¬ 
sonders bemerkenswert ist ferner, dass das Fibrin constant etwa 
3 Mal soviel Indol liefert, wie die Eiweifskuchen des Fleisches; es 
ist damit zum ersten Mal ein Unterschied in der chemischen Con¬ 
stitution verschiedener Eiweifskörper (im engen Sinne) nachgewiesen. 

Ueber die Art der Entstehnng des Indol kommt Ref. durch 
Versuche, in denen in Zeiträumen von je 2 Tagen der Indolgehalt 
und andererseits die Menge des ungelösten Eiweifs und Pepton be¬ 
stimmt wurde, zu der Ansicht, dass das Indol nicht sofort als solches 
aus dem Eiweifs abgespalten, sondern in Form einer complicirten 
zusammengesetzten Substanz, eine Zwischenstufe, die erst durch wei¬ 
tere Bakterienwirkung gespalten wird. Auch Baumann hat dahin¬ 
gehende Beobachtungen gemacht. 

Abweichend von den früheren Angaben, welche ein ziemlich 
schnelles Abnehmen des Indols mit der Dauer der Fäulniss constatirten, 
war ein solcher Einfluss in den Versuchen der Vff. durchaus nicht 
zu constatiren, das Fibrin lieferte sogar bei 38 tägiger Dauer der 
Fäulniss die gröfste Menge, nämlich 11,5 p. M. Auch diese Ab¬ 
weichung wird auf das Entweichen des Indols aus den in offenen 


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No. 52. Miller; Parsch, Aethernarkose vom Rectum aus. - Habermann. 933 

Gefäfsen angestellten Versuchen der Autoren zurückgeführt. Eine 
fermentative Spaltung oder Ovydation des Indols ist in nicht be¬ 
wegten Flüssigkeiten nicht nachweisbar. E. Salkowski. 


1) J. S. Miller, Etherization by the rectum. Report of four cases 
by Yveksen’s Method. Philadelphia med. Times 1884, July 26. — 
2) B. Persch, Etherization by the rectum. Med. News 1884, 
July 12. 

1) Aus 4 mehr oder minder günstig, übrigens sehr verschieden¬ 
artig verlaufenden Fällen kommt M. zu dem Schluss, dass, obschon 
die Aethernarkose per rectum weniger von Dyspnoe und namentlich 
von keiner Reizung der Atmungsschleimhaut begleitet ist, sie doch 
nur unter ganz bestimmten Verhältnissen mit Vorteil zu verwenden 
ist. Die Entblöfsung des Patienten zur Einführung des Tubus in 
den Mastdarm, die gröfsere Aufmerksamkeit, die der ganzen Narkose 
geschenkt werden muss und die Notwendigkeit, den Mastdarm 
vorher zu entleeren, macht die Benutzung der Aethernarkose per 
rectum in Fällen der Not und in der gewöhnlichen Praxis un¬ 
möglich, ganz abgesehen davon, dass sie bei allen Operationen am 
Unterleib von selbst fortfällt. Diarrhoe ist unter 37 einschlägigen 
Fällen nicht weniger als 7 Mal beobachtet worden. Am einfachsten 
ist die Verwendung eines starken elastischen Katheters ä double 
courant; der eine Arm desselben ist für gewöhnlich verkorkt und 
nur bei zu starker Anhäufung von Aether im Mastdarm zu öffnen, 
der andere steht mit einem Gummischlauch in Verbindung, der zur 
Aetherflasche führt. Letztere steht in einem Wasserbade, dessen 
genau zu regelnde Temperatur nicht 120° F. überschreiten darf. 

2) P. fand in 30 Fällen die gröfste per rectum verbrauchte 

Dosis von Aether 6, die kleinste 1% Unzen, im Durchschnitt 
2,91 Unzen. 20 Mal ward die Verwendung per rectum ausschliefs- 
lich zur Narkose benutzt. Die geringste Zeit bis zum Eintritt der 
Narkose betrug 3 Minuten (bei einem 9monatlichen Kinde), die 
gröfste 32, der Durchschnitt 13 Minuten. — Diarrhoe wurde in 
10 Fällen gesehen, 5 Mal trat blutiger Stuhlgang ein, darunter 
1 Mal mit tötlichem Ausgange. Ein eigentliches Excitationsstadium 
fehlte 16 Mal, 7 Mal war es milde, mäfsig bei 5, heftig bei zwei 
Patienten. Erbrechen trat 14 Mal ein. Grofse Sorgfalt muss auf 
die Ausführung der Narkose gelegt werden; vor Allem zu starke 
Entwickelung von Aetherdämpfen vermieden werden. — Auch P. 
empfiehlt eine Temperatur für das Wasser nicht über 120—130° F., 
doch muss demselben immer alle 5 Minuten neue warme Flüssigkeit 
zugesetzt werden, damit es gleich heifs bleibt. P. Güterbock. 


J. Habermann, Zur Tenotomie des Musculus stapedius. Prager 
med. Wochenschr. 1884. No. 44. 

Bei einer 34jährigen Frau trat im Verlaufe eines klonischen 
Lidkrampfes des rechten Auges und zwar anfangs nur gleichzeitig 


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934 Habkrmann, Tenotomie des Muse, stapedius. — Naunyn, Zur No. 52. 

mit dem Krampf, später als derselbe auf hörte, auch schon beim 
Schliefsen der Augenlider, ein dumpfes Geräusch im rechten Ohre 
auf. Zuweilen gesellten sich zu dem subjectiven Geräusche auch 
Schwindelanfälle und das schon von früher her in Folge von eitriger 
Mittelohrentzündung herabgesetzte Hörvermögen soll seit dem Auf¬ 
treten der Geräusche schlechter geworden sein. Patientin wurde 
durch das Geräusch auch im Schlafe gestört, insofern als dasselbe 
bei jeder stärkeren Bewegung des Kopfes so heftig auftrat, dass sie 
erwachte. Die objective Untersuchung ergab rechts einen grofsen 
Defect des Trommelfelles in dessen hinterer Hälfte; ein Teil der 
Sehnen des Muse, stapedius und der hintere Schenkel des Steig¬ 
bügels waren deutlich zu sehen. — Von der Voraussetzung aus¬ 
gehend, dass das Geräusch durch klonische Spasmen im M. stapedius 
bedingt sei, führte H. die Tenotomie dieses Muskels mittels eines 
einfachen Schnittes mit der Paracentesennadel aus. Unmittelbar 
nach der leicht auszuführenden Operation hörte das Geräusch im 
rechten Ohre vollständig auf und konnte auch durch das kräftigste 
Schliefsen der Lider und das stärkste Schütteln des Kopfes nicht 
wieder hervorgerufen weiden. Auch der Schwindel kehrte nicht 
wieder. Das Gehör besserte sich, allerdings nur in geringem 
Grade. Ein halbes Jahr später war der Erfolg noch unverändert 
und auch ein auf beiden Ohren 8 Tage nach der Tenotomie zuerst 
bemerktes, beim Schlucken auftretendes, objectiv wahrnehmbares 
Knacken war auf dem rechten Ohre verschwunden, während es auf 
dem linken noch bestand. Schwabach. 


B. Naunyn, Kritisches und Experimentelles zur Lehre vom Fieber 
und von der Kaltwasserbehandlung. Arch. f. exp. Path. etc. XVIII. 
1 u. 2. 

Während nach N. für den Ileotyphus die günstige Einwirkung 
der hydriatischen Behandlung auf Verlauf und Mortalität durch 
zahlreiche statistische Zusammenstellungen bewiesen ist, wird für 
andere fieberhafte Erkrankungen die Zweckmäfsigkeit jenes Heil¬ 
verfahrens lediglich aus den von Likbkkmkistkr u. A. über die an¬ 
geblichen Gefahren der Ueberhitzung des Körpers aufgestellten 
Sätzen abgeleitet. 

Aus den von verschiedenen Autoren angestellten Tierver¬ 
suchen geht hervor, dass Ueberhitzungen der Tiere über 43° C. 
bald tötlich wirken; doch konnte N., in Uebereinstimmung mit 
Rosknthai,, nachweisen, dass bei langsamer Ueberhitzung von Ka¬ 
ninchen ira Wärmekasten die Tiere für längere Zeit (selbst bis zu 
einer Beobachtungsdauer von 13 Tagen) auf einer Körpertemperatur 
von durchschnittlich 41,5° mit häufigen Steigerungen über 42° ge¬ 
halten werden konnten, ohne dass erhebliches Uebelbefinden eintrat, 
vorausgesetzt, dass die Tiere nicht durch vorhergegangene Krank¬ 
heit oder Operation geschwächt waren. Die Ursache des nach 
Ueberhitzungen über 43° schnell eintretenden Todes scheint in der 
Wärmestarre der Muskeln zu liegen. — Was die Wirkung der 


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No. 52. 


Lehre vom Fieber und von der Kaltwasserbehandlung. 


935 


experimentellen Ueberhitzung auf die einzelnen Organe und Systeme 
anlangt, so ist (abgesehen von der Beeinflussung des Kreislaufes) 
lediglich eine Erregung der Centra der Respiration (Wärmedyspnoe) 
und der Schweifssecretion nachgewiesen; die parenchymatöse Dege¬ 
neration der Drüsen und des Herzens ist keine constante und auch 
nicht eine alleinige Wirkung der Ueberhitzung. 

Was nun die Gefahren der Ueberhitzung in den fieber¬ 
haften Krankheiten des Menschen anlangt, so sind von vorn¬ 
herein zwei Gruppen von Vorkommnissen auszuscheiden, die eine 
besondere Stellung einnehmen: 1) die letalen Temperatursteigerungen 
beim Hitzschlag, auf übermäfsiger Erwärmung oder Wärme¬ 
stauung beruhend und, ähnlich wie in den oben angeführten Tier¬ 
versuchen, durch schwächende Einflüsse (Fehlen des Trinkwassers) 
unterstützt; 2) die hyperpyretischen agonalen Temperatursteige¬ 
rungen, die für die Mehrzahl der Fälle als Folgen der Functions¬ 
störung des Nervensystems anzusehen sind. 

Bei der Febris recurrens, die meist heruntergekommene 
Individuen befällt, findet man öontinuirliche, 5 — 7 Tage anhaltende 
hochfebrile Temperaturen von 41° bis über 42° C., ohne dass gerade 
die Fälle mit den höchsten Temperaturen tötlich verlaufen; hieraus 
geht hervor, dass die Ueberhitzung als solche nicht für die Gefahren 
bei Pneumonie, Typhus, Scarlatina, Septiksemie etc. verantwortlich 
gemacht werden darf. Vielmehr ist das Perniciöse in diesen Fällen 
die Intensität der Infection, mit welcher allerdings gewöhnlich der 
Grad der Ueberhitzung parallel geht; doch giebt es Ausnahmen 
von dieser Regel (einerseits z. B. Fälle von Ileotyphus, die fast 
fieberlos und doch sehr schwer verlaufen, andererseits das trotz 
hoher Temperatur mit völligem Wohlbefinden einhergehende sog. 
„aseptische Fieber“. Erst anhaltende Temperatursteigerungen über 
42—43° werden als solche verderblich durch die beginnende Wärme¬ 
starre der Muskeln. 

Von der beim continuirtichen Fieber stattfindenden Steigerung 
des Körperconsums kann man, nach Pfi.üurk und Finklk.b, 
höchstens ein Drittteil auf die Wirkung der Ueberhitzung beziehen, 
und beim subcontinuirlichen und remittirenden Fieber ist dieser 
Anteil wahrscheinlich noch sehr viel geringer. 

Von den aufser der Ueberhitzung noch zu constatirenden 
Functionsstörungen bei den acuten fieberhaften Infectionen sind 
hervorzuheben: 

1) Veränderungen des Stoffwechsels. Beachtenswert ist 
namentlich der erheblich verminderte Kohlensäuregehalt des venösen 
Blutes, der auf verminderte Alkalescenz des letzteren resp. vermehrte 
Säurebildung in den Organen zu beziehen ist. 

2) Veränderungen des Blutes. Allgemein nimmt man 
einen gesteigerten Verbrauch von roten Blutkörperchen im Fieber 
an. Doch erscheint derselbe dem Vf. nicht als unzweifelhaft be¬ 
wiesen; so kann z. B. die Zunahme der Kalisalze im Urin, nach Bunok, 
auf einer gesteigerten Abgabe der bei normaler Function der roten 
Blutkörperchen in denselben aufgespeicherten Kalisalze beruhen. 


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936 Naumyu, Zur Lehre vom Fieber und von d. Kaltwasserbehandlung. No. 52. 

3) Secretionsstörungen, speciell im Gebiete der Harn- 
secretion: Albuminurie; Steigerung der Harnstoffausscheidung sowohl 
während des Fiebers, als auch in Form der sog. epikritischen Harn¬ 
stoffausscheidung (letztere ist nach Vf. weniger auf die verspätete 
Ausscheidung von im Körper zurfickgehaltenem Harnstoff, zu be¬ 
ziehen, als auf die nach der Krise eintretende Zersetzung eiweifs¬ 
haltiger Krankheitsproducte oder abgestorbener und liegengebliebener 
Organteile); Sinken der Kochsalzausscheidung; Wasserretention bei 
manchen fieberhaften Krankheiten. — Die nervösen Erscheinungen 
in fieberhaften Krankheiten (speciell beim Typhus) dürften in Fällen, 
wo längere Zeit hindurch Zeichen gestörter Nierenfunction bestehen, 
mit auf die Retention harnfähiger Substanzen zu beziehen sein; doch 
vermochte Vf. im Blute schwer fieberhafter Kranker kein kohlen¬ 
saures Ammoniak nachzuweisen. 

4) Circulationsstörungen. Ob das Fieber, wie viele Autoren 
annehmen, bei längerem Bestehen leicht zur Herzschwäche führe, 
ist nicht sicher zu erweisen; bei bestimmten Infectionskrankheiten 
tritt Herzschwäche als besondere Wirkung der Infection und meist 
auf Grundlage nachweisbarer Erkrankung des Herzmuskels auf. 
Die meisten Collapse in fieberhaften Krankheiten beruhen nicht auf 
Herzschwäche (bei der Pneumonie z. B. vorwiegend auf der Be¬ 
hinderung des kleinen Kreislaufes). — Die mit der fieberhaften 
Temperaturerhöhung einhergehende Zunahme der Frequenz der 
Herzaction beruht, nach Cyon, auf einer Herabsetzung der erregenden 
und der hemmenden Impulse, deren Zusammenwirken die Herz¬ 
tätigkeit regelt. — Eine constante und dem Grade der Ueberhitzung 
parallel gehende Fiebererscheinung ist die Erweiterung der kleinen 
Gefäfse in der Haut (welche nur im Schüttelfrost und im Collaps 
fehlt); der hierdurch bedingte, bedeutend vermehrte Blutgehalt der 
äufseren Teile muss mit erheblicher Verminderung des Blutgehaltes 
der Eingeweide einhergehen. 

Was nun die hydriatische Behandlung des Typhus an¬ 
langt, so hält es N. für erwiesen, dass durch sie der Verlauf der 
Fälle und die Mortalität erheblich (nach Küchknmkistkr von ca. 15 
bis 20 pCt. auf 10—5 pCt. oder noch darunter) herabgesetzt wird. 
Diese günstige Wirkung beruht aber im Wesentlichen nicht auf der 
Verminderung der Ueberhitzung; denn die Rmss’sche permanente 
Anwendung lauer Bäder, durch welche die Fieberwärme so gut 
wie gänzlich beseitigt wird, giebt ebensowenig besonders günstige 
Resultate, wie die Anwendung der Salicylsäure; ferner kommen 
Typhen vor, die trotz niedriger Temperaturen (zwischen 38 und 39°) 
schwer verlaufen und wo unter der eingeleiteten hydriatischen Be¬ 
handlung die Körpertemperatur ansteigt und die Schwere des Falles 
sich mindert; endlich ist ein günstiger Einfluss der Kaltwasser¬ 
behandlung auf die Mortalität bisher nur für den Ueotyphus und 
für keine sonstige fieberhafte Erkrankung mit Sicherheit nach¬ 
gewiesen. — Die Abkühlung als solche ist von wesentlicher Be¬ 
deutung nur beim Hitzschlag und bei sog. perniciösen Temperatur¬ 
steigerungen (namentlich bei gleichzeitigem Auftreten schwerer Nerven- 


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No. 52. 


Adamribwu'z, Hirndruck. 


937 


erscheinungen). Für die gewöhnlichen fieberhaften Zustände ist es 
wahrscheinlich, dass eine Verminderung des fieberhaften Körper- 
consums und eine Vermehrung der Diurese die directen Folgen der 
Abkühlung sind. Die sonstigen gOnstigen Wirkungen der kalten 
Bäder sind nicht ohne Weiteres auf die Abkohlung zu beziehen, 
sondern aus der Einwirkung der hydriatischen Behandlung einer¬ 
seits auf den Kreislauf, andererseits auf das Nervensystem. Durch 
die Contraction der kleineren und mittleren Arterien in den äufseren 
Weichteilen wird eine, wenn auch nur vorübergehend lebhaftere 
Durchströmung der inneren Organe herbeigefOhrt, welche letztere 
die fieberhafte Blutstase in den Eingeweiden zu heben geeignet ist. 
Andererseits wirkt das kalte Bad als Hautreiz im Allgemeinen auf 
das Nervensystem und im Speciellen auf das Sensorium. Bei der 
einen Gruppe hydriatischer Proceduren (kalte Uebergiefsungen, 
Abreibungen oder Einwickelungen) spielt der Hautreiz die Haupt¬ 
rolle, während die Wirkung auf die Gefäfse zurOcktritt; bei anderen 
Proceduren (so beim „allmählich abgeschreckten kalten Bad“) wird 
der Hautreiz vermindert und es machen sich vorwiegend die directen 
Kältewirkungen auf die Gefäfse bemerkbar. — Beim kalten oder 
kohlen Vollbade kann man beide Wirkungen vereint zur Geltung 
bringen oder durch Erniedrigung der Temperatur resp. durch Ver¬ 
längerung der Dauer des Bades die eine oder die andere Wirkung 
besonders hervortreten lassen. Die permanenten lauen Bäder von 
25° R. (Rikss) bewirken zwar Abkohlung des Körpers, ohne jedoch 
die Circulation zu beeinflussen oder als Hautreize zu wirken. 

Zum Schluss giebt N. einen, im Orig, einzusehenden Ueber- 
blick Ober die von ihm geObte praktische Handhabung der hy¬ 
driatischen Behandlung. Perl. 

A. Adamkiewicz, Ueber Gehirndruck und Gehirncompression. 

Wiener Klinik 1884, 8 u. 9. 

In Bezug auf den „Gehirndruck“ sind von A.’s Ansichten 
folgende Punkte als die wichtigsten hervorzuheben: Der Liquor 
cerebrospinalis ist ein Transsudat aus dem Blute. Es bildet sich 
allemal nur so viel davon, als gerade dem zwischen Hirn und 
Schädel vorhandenen Raum entspricht. Die Neigung des Liquor, 
eine höhere Spannung anzunehmen, wird durch seinen Rücktritt in’s 
Blut wieder ausgeglichen. Diese Resorption geht so lange vor sich, 
bis zwischen der Transsudatspannung und dem Blutdruck das 
Gleichgewicht wieder hergestellt ist. Eine gesteigerte Spannung 
des Liquor existirt nicht, denn der die Flüssigkeit enthaltende 
Arachnoidalsack steht mit den Lymphgefäfsen des Halses in offener 
Verbindung, wodurch jeder Ueberdruck schnell ausgeglichen wird. 
Existirte er wirklich, so mOsste er allgemeine Hirnanacmie und 
tetanische Krämpfe hervorrufen; dies kommt aber bei intracranieller 
Raumbeschrftnkung nicht vor. Die Liquorspannung ist bei Anaemie 
des Gehirns gering, bei venöser Hyperämie grofs. Die bisher als 
vom „Hirndruck“ abhängig gedachten Symptome sind nach Vf. 
nur Wirkungen von „Hirnreizungen“; eine erhöhte Spannung 


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938 


Adamkiewicz, Hirndruck. 


No. 52. 


des Liquor, der pathologische Hirndruck existirt Ober¬ 
haupt nicht. (Alles dieses wird durch Experimente zu erhärten 
versucht.) 

Im zweiten Teile der Arbeit wird nach den Erfolgen von an 
Kaninchen angestellten Experimenten, denen, um Gehirncompression 
hervorzubringen, Laminariastifte zwischen die Schädeldecke und 
Gehirnoberfläche beigebracht wurden, nachzuweisen versucht, dass 
die Ansichten von einer Fortleitung eines Druckes im Hirn aufzu¬ 
geben und statt dieser physikalischen eine physiologische Er¬ 
klärung der sogenannten Fern Wirkungen von Tumoren anzu¬ 
nehmen sei. Es entwickeln sich im comprimirten Hirngewebe Ge¬ 
websveränderungen organischer Art. Das Piagewebe wird entzündet 
und auffallend reich an Blutgefäfsen. Im comprimirten Hirngewebe 
werden die vorhandenen Blutgefäf’se gröfser, aber es werden auch 
neue hinzugebildet; die normale Schichtung des Gewebes aber bleibt 
unverändert. Trotz der Compression ist eine Hypertrophie des Ge¬ 
webes eingetreten (vergl. die mikroskopischen Belege im Orig.); A. 
nennt diesen Zustand: „Condensationshypertropie“. Die Wir¬ 
kungen dieses Zustandes sind von dem Grade der Compression 
abhängig. Hält sich bei dem ersten Grade die Compression in 
den Grenzen der Compressibilität der Hirnsubstanz, so treten keine 
Functionsstörungen ein, der Zustand verläuft latent; auch der 
Kopfschmerz fehlt, was vom Vf. besonders hervorgehoben wird. 
Der zweite Grad der Compression ist für die Pathologie der 
wichtigste. 

In bestimmter Reihenfolge treten bei der Compression auf 
ganz bestimmte, von A. für die Oberfläche des Kaninchenhirns 
genau bestimmte Bezirke zuerst halbseitige, die gegenüberliegende 
Kopf-, Gesichts- und Körperhälfte betreffende Krämpfe (jACKSoN’sche 
Epilepsie) ein, welchen bei länger anhaltendem Druck eine aus¬ 
gebildete Hemiplegie folgt, wie sie beim Mensehen vorkommt. 
Es ist nicht der Druck auf die in der Hirnrinde liegenden, von A. 
nach Munk’s Vorgang als Fühlsphäre angesprochenen Territorien, 
wodurch diese Lähmung gesetzt wird, sondern der Druck auf die 
tiefer gelegenen Gebilde. Wir übergehen hier die im Orig, nach¬ 
zulesenden Betrachtungen des Vf.’s über die Bedeutung dieser 
Fühlsphäre für die Bewegung; es wächst dieselbe mit der Zunahme 
der Intelligenz. 

Der Hemiplegie fügt sich bei weiter fortdauerndem Druck 
eine Paraplegie (Lähmung der Hinterpfote auch der mit der 
lädirten Hirnhälfte correspondirenden Körperhälfte) hinzu. Die 
Lähmung der eorticalen Centren einer Seite überträgt sich nach A. 
auf die symmetrisch gelagerten Centren der anderen Hemisphäre, 
wobei die Balkenfasern die vermittelnde Rolle spielen sollen. Dabei 
sind die gelähmten Muskeln gespannt, das Kniephänomen, auch 
das Fufsphänomen ist erhöht; ein Schlag auf die Sehne reicht 
aus, um eine immer grölser werdende Reihenfolge von Zuckungen 
auszulösen (SpinalepilepBie), ja es tritt ganz spontan ein Tremor 


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No. 52. Canfif.ld u. Putnam, Befund bei Chorea hemiplegica. 939 

eia. Zu dieser Zeit ist die Grenze erreicht, bis zu welcher die 
Compression nur moleculär auf die Gehirnsnbstanz eingewirkt hat; 
sie steht im Begriff, den dritten Grad zu erreichen, d. h. die 
zusammengepresste Gehirnmasse materiell zu zerstören. Entfernt 
man um diese Zeit den Fremdkörper aus der Schädelhöhle, so sind 
alle bisher geschilderten Erscheinungen rückgängig zu machen. 
Es resultirt hieraus, dass der Spasmus und die Sehnenphä¬ 
nomene cerebrale Functionen sind; sie wurden vermittelt 
durch vom Hirn aus erregte Nerven. Diese Nerven unterhalten 
unter normalen Verhältnissen den Tonus der Muskeln; dieser wird 
zu einem pathologischen Spasmus gesteigert in dem Grade, als der 
vom Willen beherrschte Nervenapparat der Pyramidenbahnen in 
seiner Function Einbulse erleidet. 

Vf. schliefst mit den Worten, dass die pathologischen Processe, 
die wir mit verschiedenen Namen belegen (Compression, Commotion, 
Contusion), nur Zustände der Reizung und der Lähmung der Hirn¬ 
substanz sind, sie sind der physiologisch-identische Ausdruck ver¬ 
schiedener Intensitäten und Variationen dem Wesen nach gleicher 
Alteration des Gehirngewebes. 

Stauungspapille hat A. bei seinen Experimenten (an Kaninchen, 
Ref.) nie beobachtet; sie gehört nach Vf. nicht zu den Wirkungen 
eines intracraniellen Herdes. Bernhardt. 


R. M. Canfield and J. J. Putnam, A case of acute hemiplegic 
chorea; with autopsy and remarks. Boston med. and surg. J. CXI. 
1884, No. 10. 

Bei einem 59jährigen Manne, welcher seit einigen Jahren dem 
Schnapsgenuss sehr ergeben war, entwickelte sich eine leichte Läh¬ 
mung des rechten Beins mit choreatischen Bewegungen des rechten 
Armes und Beines. Die Sprache war gering afficirt. An den 
rechten Extremitäten keine Verminderung der rohen Kraft. Whst- 
pii.w.’sches Symptom auf der linken Seite, rechts Kniephänomen 
normal. Sensibilität anf der rechten Seite herabgesetzt. Die rechten 
Extremitäten fühlten sich heifser an, waren gerötet. Extractum 
Conii beseitigte nur vorübergehend die heftigen choreatischen Be¬ 
wegungen. 

Bei der Section fand sich ein geringes Oedem der Pia; Athe- 
romatose der basalen Gefäfse, kleinere Erweichungsherde beiderseits 
in den Stammganglien. 

Der Hauptbefund war ein Erweichungsherd im linken Crus 
cerebri und zwar in der inneren Hälfte gegenüber dem hinteren 
Teile des Thalamus. Er ging in die Substantia nigra noch ca. 5 
bis 6 Mm. hinein und in das Tegmentum fast bis zum roten Kern. 
Dieser Herd wird als Ursache der Chorea angesehen. Siomerling. 


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940 Cahn, Resorption a. Aasscbeidang d. Mangans. - Marti, Wirkung No. 52. 

J. Cahn, Ueber die Resorptions- und Ausscheidungsverhältnisse des 

Mangans im Organismus. Arch. f. exp. Pathol. u. Pharmak. XVIII. S. 129. 

Nach intravenöser und subcutaner Injection schwach alkalischer 
Lösungen von citronensaurem Manganoxydulnatrium constatirte Vf. 
die Gegenwart des Mangans im Blute, Magen-, Dünndarm- und 
Dickdarminhalt, in den Nieren, der Leber, Darmwand und im Harn; 
im Gehirn gelang es niemals Mangan nachzuweisen. Am reichlich¬ 
sten fand sich das Metall in der Darmwandung abgelagert; das 
Nierenparenchym enthielt procentisch berechnet gröfsere Mengen als 
die Leber. Die Möglichkeit, dass das in der Darmwand gefundene 
Mangan aus dem Darmlumen dorthin gelangt sei, wird ausgeschlossen 
durch Versuche, welche zeigten, dass von der unversehrten Darm¬ 
schleimhaut eine Resorption irgendwie erheblicher Mengen von 
Mangan nicht stattfindet. — Aus den mitgeteilten Befunden folgert 
C., dass das Metall von den parenchymatösen Organen aufgenommen 
und von ihnen weiter befördert wird. Der gröfste Teil wird auf der 
Darmschleimhaut ausgeschieden und verlässt mit den Fäces den 
Organismus. Hervorzuheben ist noch, dass das in die Blutbahn 
gebrachte Mangan nicht von den roten Blutkörperchen aufgenom¬ 
men, sondern nur im Serum angetroffen wird. Die Trennung der 
Blutkörperchen vom Serum behufs gesonderter Untersuchung wurde 
durch Centrifugiren des defibrinirten, colirten Blutes bewirkt. 

Entzündliche Erscheinungen der Darmschleimhaut hat Vf. weder 
bei intravenöser, noch bei subcutaner Anwendung, ebensowenig wie 
vorher Kobkht beobachtet. Die entgegengesetzten Befunde Luch- 
sinukr’s und Mauti’s führt C. auf die Benutzung eines unzweck- 
mäfsigen Präparates — des schwefelsauren Manganoxyduls — 
zurück. Langgaard. 

J. Marti, Beiträge zur Lehre von den Metallvergiftungen. Diss. 

Bern 1883. 

Mangan. Vf. benutzte zu seinen Versuchen schwefelsaures 
Manganoxydul, welches selbst in concentrirterLösung Blutserum nicht 
coagulirt und daher leicht zur Resorption gelangt. Die Vergif¬ 
tungserscheinungen sind nach M. wesentlich verschieden bei acuter 
und langsam verlaufender Vergiftung. Im ersteren Falle erfolgt 
der Tod durch Herzstillstand in Folge Lähmung der motorischen 
Apparate des Herzens, im zweiten Falle entwickelt sich eine Läh¬ 
mung des Centralnervensystems und der Tod erfolgt durch Läh¬ 
mung des Atmungscentrums zu einer Zeit, wo das Herz noch kräftig 
pulsirend angetroffen wird. Blutdruck und Körpertemperatur sinken 
beträchtlich. — Neben diesen Erscheinungen beobachtet man bei 
Warmblütern Reizerscheinungen von Seiten des Darmes, die bei 
Hunden und Katzen besonders stark ausgesprochen sind; auch kommt 
es bei diesen Tieren zu Erbrechen, welches bei durchschnittener 
Vagis ausbleibt und daher auf periphere Reizung zu beziehen ist. 
In den erbrochenen Massen konnte M. stets Mangan nachweisen. 
Bei der Section fanden sich starke Hyperämien des Darmes, die 
sich, namentlich im Dickdarm, bis zu Hämorrhagien steigern. Im 


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No. 52. von Mangan, Wolfram und Molybdän. - Prior, Einfluss d. Chinins. 941 

Zusammenhang mit dieseu Erscheinungen steht auch der niedrige 
Blutdruck, welcher nur zum Teil auf eine Schwächung des Herz¬ 
schlages und ein Betroffensein des vasomotorischen Centrums zurück¬ 
zuführen ist, zum anderen Teil bedingt wird durch eine Lähmung 
der Darmgefäfse. Splanchnicusreizung bleibt ohne Wirkung auf 
den gesunkenen Blutdruck. Während aber Böhm, Untkrbeiwkk und 
PisTtnm's in der Deutung des von ihnen bei Arsenik beobachteten 
ähnlichen Befundes eine specifische Lähmung der Darmgefäfse als 
das Primäre ansehen und davon erst die entzündlichen Erschei¬ 
nungen des Darmes ableiten, ist für M. eine physiologische Reaction 
des Magens und Darmes, die nach einer vermehrten Ausscheidung 
des Giftes tendirt, das Primäre, die Hyperämie das Secundäre. 

Wolfram und Molybdän. Die benutzten Präparate waren 
wolframsaures Natron und molybdänsaures Natron, welche beide 
dieselben Resultate lieferten, wie das Mangansalz. 

In einem Nachtrage hält Vf. seine Beobachtung hinsichtlich der 
Wirkung des Mangans auf den Darm gegen Kobkkt aufrecht, wel¬ 
cher nach citronensaurem Manganoxydulnatrium niemals entzünd¬ 
liche Zustände des Darmes sah. (Vergl. oben Cahn. Ref.) 

Langgaard. 

Prior, Ueber den Einfluss des Chinin auf den Stoffwechsel des 
gesunden Organismus. Pflüokr’s Arch. XXXIV. S. 237. 

Angeregt durch die Untersuchungen Oppknhkim’s, welcher ent¬ 
gegen den meisten früheren Forschern eine Steigerung des Eiweifs¬ 
zerfalles unter dem Einfluss des Chinins glaubte constatiren zu 
können, hat P. nochmals die Frage über die Einwirkung des Chi¬ 
nins auf den Stoffwechsel einer experimentellen Prüfung unterzogen. 
P. experimentirte teils an sich selbst, teils an einem hungernden 
Hunde mit kleinen, mittleren und gröfseren Chiningaben. Es wurde 
bestimmt Harnmenge, Harnstoff, Harnsäure, Chlornatrium, Schwefel¬ 
säure, Phosphorsäure und der durch die Fäces ausgeschiedene Stick¬ 
stoff. Die Aufnahme des Chinins geschah, nachdem Stickstoffgleich¬ 
gewicht hergestellt war und die Bestimmungen wurden in jeder Ver¬ 
suchsreihe ausgedehnt bis auf die den Chinintagen folgenden Tage, 
so lange bis im Urin keine Chininreaction mehr erhalten wurde. 
Das Resultat war nun folgendes: Neben einer Vermehrung der 
Harnmenge, im Durchschnitt um 10,65 pCt, erfährt die Ausschei¬ 
dung derjenige Stoffe, die als Maafs für die Stoffumsetzungen im 
Tierkörper anzusehen sind, eine Abnahme. Dieselbe betrug im 
Mittel für Harnstoff 19,60 pCt., Harnsäure 72,29 pCt., Kochsalz 
9,06 pCt., Schwefelsäure 33,70 pCt., Phosphorsäure 23,38 pCt. und 
steigert sich proportional der eingeführten Chininmengc. Aus den 
Stickstoffbestimmungen der Fäces geht ferner hervor, dass die ver¬ 
minderte Stickstoffausscheidung durch den Urin nicht Folge einer 
durch das Chinin verzögerten oder gestörten Eiweifsaufnahme im 
Darm ist. Ebensowenig liegt eine Behinderung in der Ausschei¬ 
dung der Stoffwechselproducte vor, wie die Zahlen der den Chinin¬ 
tagen folgenden Zeitabschnitte beweisen. Es handelt sich daher um 


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942 


Schöbri.. — Spiethoff. — Erb. 


No. 52. 


eine durch das Chinin bewirkte Beschränkung des Stoffzerfalles und 
zwar bleiben die Oxydationsvorgänge noch ein oder zwei Tage lang 
beschränkt, um mit beendeter Elimination des Chinins durch den 
Harn allmählich wieder zur Norm zurQckzukehren. Die Ausschei¬ 
dung des Chinins durch den Urin beginnt schon in der ersten 
halben Stunde und ist in den letzten Stunden des zweiten, selten 
erst im Anfänge des dritten Tages beendet. Die vermehrte Diurese 
beruht nach P. zum grofsen Teil auf einer directen Heizung der 
harnbildenden Organe. Die am hungernden Hunde gewonnenen 
Resultate stehen in vollkemmenem Einklänge mit denjenigen, welche 
Vf in den Versuchen an sich selber erhielt. Langgaard. 


Jos. Schöbt, Ueber Wundernetzbildungen im Fettgewebe. Arch. f. 
mikr. Anat. XXIV. S. 92. 

Aufser einigen, vergleichend anatomisch interessanten Befanden von arteriellen 
Wundernetzen im Schwänze von Sauriergattungen (Lacerta und Anguis) beschreibt Vf. 
Wundernetze im menschlichen Mesenterium, die er bei neugeborenen Rindern con- 
statirte. Eis finden sich sowohl arterielle, als venöse, als auch solche von beiderartiger 
Zusammensetzung. Die Maschenräume sind von Fettgewebe ausgefüllt. 

Die Beschreibung seiner „neuesten, äufserst vollkommenen, plastischen* Injections- 
methode, mittels deren die Darstellung jener Wundernetze gelang, bleibt Vf. leider 
schuldig. _ C. Benda. 

H. Spiethoff, Ueber Ehelich’ö Diazoreaction. Diss. Berlin, 1884. 

Gegenüber dem Einwand von Petbi, dass manche Harne erst mit weit stärkeren 
Diazolösungen, als sie Ehrlich angewendet (0,1 Nitrit im Liter) Rotfärbung und 
grünen Niederschlag geben, findet Vf., dass Harne, die gegen das EHRLiCH*sche Reagens 
sich indifferent verhalten, mit stärkeren Mischungen (bis 2 Grm. Nitrit pro Liter) nur 
Pseudoreaction geben, nicht aber die wahre durch Schaumfarbe und grünen Nieder¬ 
schlag Charakterisirte Reaction. Anwendung stärkerer Lösungen ist zu vermeiden, 
weil sie die Beurteilung, ob Reaction vorhanden, erschwert oder vereitelt und manch¬ 
mal auch die Bildung des grünen Niederschlags stört. Entgegen Pknzoldt hat Vf. 
bei vorhandener Reaction nie das Ausfallen eines grünen Niederschlages vermisst. 
Weiter hat Vf. beobachtet, dass diabetischer Harn, der sich mit Eisenchlorid rötet, 
mit stärkeren Diazolösungen und Ammoniak gleichfalls rote Färbung giebt. Um die 
die Eisenchloridreaction bedingende Acetessigsäure oder deren Aether (Aethyldiacet- 
säure) nachzuweisen, bedarf es stärkerer Lösungen, die pro Liter 0,5 —1,0 Nitrit ent¬ 
halten ; zum Harn wird die gleiche Menge Reagens gesetzt und mit Ammoniak ge¬ 
sättigt. Ein Teil davon wird, wenn Rotfärbung eingetreten, mit viel Salzsäure ver 
setzt, wodurch die Färbung in ein schönes Violett übergeht Ist Aethyldiacetsäure 
vorhanden, so entsteht beim Uebersättigen mit Ammoniak oder Kali eine schöne selbst 
bei grofsen Verdünnungen deutliche Rotfärbung. 

In 2 Fällen von Septhiemie resp. Meningitis, die unter dem Bilde schwerer 
Typhen verliefen, erleichterte das Fehlen der Reaction die Differentialdiagnose wesent¬ 
lich; in 19 Typhusfällen fehlte die Reaction niemals; die schweren Fälle von Typhus 
abdom. zeigten gleich von Anfang an starke Reaction. J. Munk. 

Erb, Ein Fall von Haemorrhagie in das Corpus callosum. Virchow’s 
Arch. XCVII. S. 329. 

Ein 61 jähriger Schlosser erkrankte mit den Symptomen einer subacuten Meningitis 
cerebrospinalis. Die genaueste Untersuchung stellte das Fehlen jeglicher Parese oder 
Paralyse, die Abwesenheit von Tremor, Ataxie, von Störungen der Mimik, des Rauens, 
des Schluckens, der Sprache, der Sinnesorgane und der Reflexfunctionen fest. Auch 
die Intelligenz war nicht erheblich getrübt. 

Bei der Section fand sich aufser einer hsemorrhagischen Leptomeningitis cerebralis 
et spinalis, einem grofsen Blutextravasat in das Mesocolon des Colon asoend. und 
einer durch eine alte Harnröhrenstrictur bedingten Cystitis und Pyelonephritis, dass 


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No. 52. 


BinnK.R. — Harn. 


Manz. 


943 


das Corpns callosum fast in seiner ganzen Ausdehnung und in seiner ganzen Dicke 
durch einen Bluterguss zertrümmert war. Nur das Knie und der nach abwärts gegen 
die vordere Commissur verlaufende absteigende Teil des Balkens zeigte sich un¬ 
versehrt. 

In den übrigen Teilen des Gehirns waren bedeutendere Veränderungen nicht zu 
erkennen. 

Dieser seltene Fall beweist, dass bei einem erwachsenen und vorher nicht gehirn¬ 
kranken Menschen fast das ganze Corpus callosum zerstört werden kann, ohne dass 
eine erhebliche Läsion der Motilität, der Coordination, der Sensibilität, der Reflexe, 
der Sinne, der Sprache oder eine schwerere Beeinträchtigung der Intelligenz einzu¬ 
treten braucht. _ H. StUling (8tras§burg). 

Al fr. Bidder, Ein verbesserter Hebelapparat zu allmählicher (am¬ 
bulanter) Streckung contrahirter Kniegelenke und ein ähnlicher 
Apparat zur Behandlung von Ellenbogengelenkscontracturen. Arch. 
f. klin. Chir. XXXI. S. 222. 

Der Apparat für das Kniegelenk, eine Verbesserung einer schon früher 
von Vf. angegebenen Vorrichtung, besteht aus folgenden Stücken: Einer aus Eisen¬ 
blech geformten Wadenrinne, welche sich an das mittlere und teilweise obere 
Drittel des hinteren Unterschenkelumfanges anschmiegen soll. Sie articulirt an der 
Grenze ihres oberen Drittels (am Rande; auf beiden Seiten mit 2 schmalen bogen¬ 
förmig gekrümmten Stahlstangen, welche vor dem Kniegelenke mittels 2 Schrauben 
ohne Ende verbunden sind mit 2 doppelt so langen in einem Winkel von ca. 140° 
gebogenen Stahlstangen. Diese gehen an den Seiten des Oberschenkels entlang bis 
ungefähr in die Höhe des Ursprunges der Adductoren; der Winkel, den diese Stangen 
bilden, beflndet sich etwa in der Höhe des mittleren Drittels des Oberschenkels und 
hier an dem Winkel articulirt, frei beweglich zwischen den beiden Stangen, eine 
Halbrinne aus Eisenblech, welche etwa den mittleren Teil der Vorderfläche des Ober¬ 
schenkels deckt, die sog. Oberschenkelrinne. Die oberen Endpunkte dieser Eisen¬ 
stange tragen Knöpfe, an welche die beiden seitlich schmalen Eisenblecharme angehakt 
werden, welche von der sattelförmig gebogenen und sorgfältigst ausgearbeiteten Rinne 
ausgehen, dann die Gegend zwischen Nates und hinterer oberer Partie deckend, als 
sog. Hinterbackenrinne zu bezeichnen ist. Die drei Rinnen müssen sich übe/all 
wie aufgelegte Handflächen den betreffenden Extremitäten-Abschnitten anschmiegen 
und der Apparat wird ohne jede Polsterung auch von sehr empfindlichen Kindern 
vertragen. (Derselbe ist, wie die analoge Maschine für das Ellenbogengelenk bei 
Dätdrt, Französischestrafse 53, Berlin W., zu haben. P. Güterbock. 


Eug. Hahn, Ein durch Operation entferntes 17 Pfund schweres 
Lipoma fibrosum petrificum polyposum mit Elephantiasis der Haut. 
Berliner klin. Wochenschr. 1884, No. 35. 

Der 74jährige Pat. bemerkte vor 30 Jahren die Geschwulst zum ersten Male 
in der Höhe des fünften Halswirbels. Zur Zeit der Operation befand sich die Im¬ 
plantation des Stieles in der Gegend des vierten Brustwirbels, so dass eine ziemlich 
erhebliche Wanderung des Tumors eingetreten war. In der Umgebung der Monster¬ 
geschwulst waren rechts oben zwischen Spina scapulse und Wirbelsäule, sowie an zwei 
anderen Stellen der Rückenhaut 3 deutlich als Lipome erkennbare Tumoren von 
Tauben- und Hühnereigröfse. Die Operation geschah mit Hülfe der temporären 
elastischen Constriction und Pat. wurde 14 Tage später mit handtellergrofser granuli- 
render Wunde entlassen. P. Güterbock. 

W. Manz, Ueber Conjunctivitis crouposa. Arch. f. Augenheilk. XIV. 
1., S. 63. 

Die Disposition zur Conjunctivitis crouposa ist in einer gewissen krankhaften Be¬ 
schaffenheit der Hautdecken zu suchen, welche entweder angeboren oder durch voraus« 
gegangene Infectionskrankheiten (Exantheme) erworben sein kann. Die directe Ver¬ 
anlassung zum Ausbruch einer solchen Bindehautentzündung ist meistens eine Infection. 
Der Conjunctivalcroup ist nur in selteneren Fällen mit einem solchen der Trachea 
COmbinirt. Horstmanu. 


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944 Glasmachkr. — Samukl. — Althaus. — Köbnrr. — Fischkl. No. 52. 


Glasmacher, Knochenblasenbildung in der Nase. Berliner klin. 
Wochenschr. 1884, No. 36. 

Es handelte sich nm eine Knochenbläsenbildung im Bereiche der zweiten linken 
Nasenmuschel, welche der unteren Muschel aufsitzend, der Scheidewand fest anliegend, 
als elliptische Geschwulst den unteren und mittleren Nasengäng vollständig verstopfte. 
Da die Geschwulst das Septum stark auf die andere Seite herüber gedrängt hatte, 
war auch diese Seite verlegt, so dass die Atmung vollkommen behindert wurde. Die 
Operation wurde mit der schneidenden Knochenzange vollzogen und die Länge der 
Blase, welche stückweise entfernt werden musste, auf 22 Mm., die Breite auf 17 Mm. 
bestimmt. Der Erfolg der Operation war zufriedenstellend, da die vorher bestandenen 
nervösen Beschwerden vollkommen beseitigt und auch die Atmung durch die Nase 
wieder ermöglicht wurde. w. LublinakL 


Samuel, Subcutane oder intravenöse Infusion als Behandlungs¬ 
methode der Cholera. Berliner klin. Wochensohr. 1884, No. 41. 

In wirklich rationeller Weise, d. h. continuirlich, ist die intravenöse Infasion 
bei Cholera noch nicht versucht worden. Sie hat in dieser Gestalt auch zwei grofta 
Schwierigkeiten: einmal die Unruhe (Krämpfe) der Kranken, andererseits die Gefahr 
der Fortschwemmung der Blutgerinnsel. — Somit glaubt S. bei voraussichtlichen Ge¬ 
legenheiten nochmals die subcutane Flüssigkeitsinfusion als das den meisten Erfolg 
versprechende Verfahren empfehlen zu sollen. Er zieht die Halspartie (Oberbrust und 
Achselhöhlen), auch nach den MicHARL’schen Veröffentlichen, als Applicationsstelle den 
unteren Extremitäten vor, rät indifferente Flüssigkeiten zu wählen und die Injec- 
tionsstellen vielfach zu vermehren. — Im Anhänge ist auf die bereits praktisch von 
Cantani mit seinem Hypodermoklysma erzielten günstigen Erfolge Bezug genommen. 
Doch wird über diese der letztere Autor selbst noch in ausführlicher Weise das Wort 
nehmen. (Vergl. d. Bl. 8. 769.) Wernieh. 


J. Althaus, A new Symptom and a new theory oi locomotor ataxy. 

^ Brit. med. J. 1884, Oct. 11. 

Ein frühes Zeichen des zweiten (ataktischen) Stadiums der Tabes ist nach A. die 
Unmöglichkeit, rückwärts zu schreiten, während bei Vorwärtsbewegungen von Ataxie 
noch nichts zu entdecken ist. — Die übrigen Bemerkungen A.*s, die nach Ref. nichts 
Neues bringen, s. im Orig. Bernhardt. 


H. Köbner, Zur Casuistik der Hysterie im Kindesalter. Deutsches 
Arch. f. klin. Med. XXXV. S. 524. 

Bei einem heredittr nicht belasteten 13jährigen Knaben stellte sieh nach einer 
über eine Woche andauernden heftigen Diarrhöe eine Hyperästhesie der Begio epi- 
g&strica ein, ferner Magenschmerzen ohne Verdauungs oder Appetitsstörung, Kopf¬ 
schmerz, Schmerzhaftigkeit der Dorsalwirbelsäule. Hierzu gesellte sich eine Parese 
der beiden unteren Extremitäten, stärker auf der rechten Seite. Im ferneren Verlaufe 
der Krankheit traten Unbesinnlichkeitsanfälle und Gliederzuckungen auf. Anstalts¬ 
aufenthalt, Anwendung der Hydrotherapie und Elektricität waren von gutem Heil¬ 
erfolge begleitet. Siemeriing. 


W. Fischei, Beiträge zur pathologischen Histologie der weiblichen 
Genitalien. Arch. f. Gyn. XXIV. S. 119. 

1. Ueber das Vorkommen von Resten des WoLFr’schen Ganges in 
der Vaginalportion. Abweichend von den bisher gemachten Untersuchungen hat 
F. hei einem ausgetragenen Kinde gefunden, dass der Woi.FF*sche Gang in die Vaginal¬ 
portion herabstieg, ungefähr in der Mitte der Höhe der Portio umbog und eine rück¬ 
läufige Schlinge nach oben schickte, welche unterhalb der Vaginal)unctur blind endete. 
Unterhalb des Vaginalansatzes sind Rudimente dieses Ganges in der Vaginalportion 
bisher nicht gesehen worden. W. Schilda. 

Verlag von August Hirtohwald in Berlin. — Druck von L. Schumacher ln Berlin. 


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Namen-Register. 

(Die surkgedruckten Zahlen bezeichnen Orginal-Mitteilungen.) 


A. 

Abeies, M., Nierensecretion 275 

Ackermann, Der weisse Infarct der 
Placenta 809. 

Adam, Tuberculose b. Gebirgsvölk. 586. 

Adamkiewicz, A., Spleniuskrampf 
270; Hirndruck 284, 937; Rücken- 
raarkstinctionen 657. 

Afanassiew, M., Hämatoblasten 914. 

AIbers, Lendenwirbellochschuss 614. 

Albertoni, P., Cotoin u. Paracotoin 
192, 220. 

Al brecht, R., Recurrens bei Foetus 
526. 778. 

Albrecht, T., Resection bei fung. 
Gelenkentzündung 535. 

Alexander, Antipyrin 520. 749; Mer- 
curialekzem 928. 

Alker, H., Jodoform bei Augenkrank¬ 
heiten 159. 

Allen-Star, M., Centr. Augenerkran¬ 
kung 601. 

Alien-Starr, Heerderkrankung 732. 

Althaus, J., Rückwartsgehen b. Tabes 
944. 

A mbrojewi tsch, P., Leichengift 185. 

Andeer, J., Phloroglucin 193 , 579 ) 
Resorcingelb 727 3 Resorcin bei Kehl¬ 
kopfleiden 119; Resorcin im Säugetier- 
korper 913 . 

Anderson, R. J., Maasse für die Rip¬ 
pen 638. 

Angenstein, Kehlkopfstenose 479. 

v. Antal, Massage bei Harnröhrenstric- 
tur 687. 

Antyllus, Operation nach — 7. 

v. An rep, B., Physiolog. Wirkung der 
Ptomaine 29. 

A pt, L., Fettgehaltpatholog.Organe430. 

Arloing, Milzbrandgift 288. 

Arnold, Calciumposph. i. Organismus 
246. 

Arnold, J., Kernteilung 278; Teilungs- 
vorg i. Zellen 891. 

Arning, E., Bacillus leprae 873. 

Artaud, G., Nephritis und Herzhyper- 

XXIl. Jahrgang. 


trophie 162; Hypoglossuscentra 638; 
halbseitige Lungenatrophie bei tabes 
672. 

Artaud, M. G., Tabes 745. 

Artigalas, C , Ursache der Netzhaut¬ 
blutungen 687. 

Aschenbrodt, Th., Cocain, muriat. 
240. 

Ashby, H., Acut. gelb. Leberatrophie 
560. 

Atkinson, Multiple Hautulceration 390. 

Aubert, Pigraentfarben 293. 

Audland, V. S. t Acute Diabetes 270. 

Auerbach, Fäulnisskrystalle in Leichen 
320. 

Aufrecht, Therapie der Nephritis 269; 
Pathologische Mittheil. 316. 

Averbeck, Behandl. der Ranula 575. 

B. 

Babes, M., Mikrobenin Gelbfieberleichen 

20 . 

Backhaus, L., Tracheotomie u Diph¬ 
therie 810. 

Baelz, E., Die Japaner 323. 

Baginsky, A., Xanthin, Guanin, Hypo¬ 
xanthin 918. 

Baierlacher, Kniephaenoraene 496. 

Bäcker, W. Morrant, Zungenexstir¬ 
pation 279. 

Balko, Al., Nähte der Bauchwand 207. 

Ball, Geisteskrank!), b. Zwillingen 830. 

Ballet, G., Zungenatrophie bei Tabes 
80, 389; Hinter- und Seitenstrang¬ 
sklerose 332; Nachkrankheiten der 
Kinderlähmung 432; Affect. d. nerv, 
uln. 824. 

Balzer, Dermatophyten 191. 

Barbier, Ischiadicusentzündung 544. 

Barth^lemy, Syphilis hered. tardiv. 
831. 

Barton, J. K., Radicaloperat. b. Hernia 
607. 

Baum, W, Resection verletzt. Blutge¬ 
fässe 268. 

Bau mann, V., Ichtyol 15; Enchondrom 
60 


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946 


Namen - Register. 


79; Jodbestand i Harn 486; Cystin 
und Cystein 612; Mercaptursäurebil- 
düng 534. 

Baumgarten, Uebertragbarkeit der 
Tuberkelbacillen 369, 347; Kachexia 
strumipriva 898. 

Bäumler, Abdominaltyphus 9. 

Bayer, Acetonprobe 76. 

Bayerl, B , Entstehung rotber Blut¬ 
körperchen 76. 

Beatty, Wallace, Urticaria pigmentosa 
746. 

Beaunis, H., Psycb. Einfl. auf Urin- 
secretion 4j Reactionszeit der Ge¬ 
ruchsempfindung 802. 

Beaunis, M., Wirk. d. Hypnotisra. 768. 

Bechterew, Fühlcentra und Muskelsinn 
244; Anat. d. progress. Paralyse 518; 
Bedeutung der Intervertebralganglien 
797; Zerstörung des mot. Rinden¬ 
feldes 905. 

Beck, B., Casuistik der Hirntumoren 
298; Zerreiss. v. Unterleibsorg. 553. 

Beck, H., Teratom, d. Hypophysis cere- 
bri 559. 

Beck-Kasem, Herznerven. 

Beevoor, Ch. Kleinhirnrindc 321. 

Beevor, Ch. E , Epilepsie nachScbwin- 
del 336. 

Behring, Jodoformvergiftung 445. 

Beissei, J., Aachener Thermalkur 600. 

Beltzo*, Mikroorg b. Pyämie 370. 

van Benedcn, E., Furche der Asci- 
dieneier 758. 

B en n e t H u g h u e s, Poliomyelit. chron. 
ant. b. Kindern 32. 

Beraud , R., Grossesse et epilepsie 719. 

Berg, Das befr Ei im Eileiter 14. 

Berger, 0., Electr. Läh. bei Gesichts- 
rauskeikrampf 32; Pseudohypertrophie 
223; Pseudobulbärparalyse 475. 

v Bergmann, E., Operat. i. Schlund¬ 
rohr 343; Transfusion 287. 

Bergqvist,J, Apperceptionsdauer358. 

Ber li oz, A., Jequirity-Ophthalmie 200. 

Bernhardt, M., Tabes dors. 160; part. 
Empfindungslähmung 336; Kropfte¬ 
tanus 492; schnellender Finger 575. 

Bernstein, J., Absperrungstrom 60; 
Reizfrequenz der Muskelkraft 149; 
Lösung d. röten Blutkörperchen 905. 

Besser, L., Beitrag zur Ruhr 879. 

Bezold, Gehörkrankh. b. Ileotyphus 
554 

Bickerton, Augenhintergrund bei 
Geisteskranken 830. 

Bidder, A., Fibromyom 904; Apparat 
zur Streckung contrahirter Gelenke 
943. 

Biedermann, W., Erregbarkeit des 
Rückenmarks 376; Nerv* u. Muskel¬ 
physiologie 225. 


Bienstock, B.,Bacterien der Faeces 921. 

B i 11 r o t h, Statistik d. Caries 49; Nieren¬ 
exstirpation 856. 

Bin et, A., Transf b. Hypntism. 824. 

Binswanger, Histologie d. dementia 
paralytica 714. 

B lach et, Chorea laryngis 8. 

Blakwood, Luesin fect. d. Foet. 573. 

B lasch ko, A., Erkrank, d. plex. symp. 
der Darmwand 22. 

Blau, Zwei Obrenkrankbeiten 783. 

Bleuler, Milzbrandgift 416. 

Blix, M., Spez. Energie d. Hautnerven 
606. 

Bloch, Perceptionsdauer von Sinnes¬ 
eindrücken 406. 

Bode, E., Foetale Rachitis 704. 

BÖdländer, G , Ausscheid, von Wein¬ 
geist 198. 

B oeck, Caesar, Essentielle Erythanteme 
710; ein Fall von Polyneuritis 43. 

Boegehold, E., Verletzung d. Ductus 
thoracicus 297. 

Boenig, W., Luxation d. Scapula 268. 

Bökai, jun J., Arsenbehandlung 671. 

Bollinger, 0., Aetiologie der Tuber- 
culo«*e 254. 

Bonnet, Uterinmilch 82. 

Born, Bastardirung von Anuren 35. 

Börner, Spontanruptur v.Ovariencysten 
28. 

Bostroem, E., Distoma hepaticum 43, 
878; Path. u. Anat. der Nieren 838; 
Pathogenese des Knochensystems 908. 

Bourquelot, E., Maltose 159. 

Bouteiliier, G., Aether b. Tetanus 
u. Chorea 928. 

Bouvier, Skoliose des Schädels 73. 

Bouveret, Krebsknoten in der Leber 
687. 

Boy er, Tabischer Fluss 765. 

Brandeis, Boroglycerid b. Mittelohr¬ 
krankheit 857. 

Brecht, M., Diazoreaction 51. 

Brehmer, H,, Harn Schwindsüchtiger 
mit Diazobenzosulfosäure 670. 

Breisky, Uterusvorfall bei Frauen 845. 

Brenner, A., Laryng. inf. und Aorten¬ 
system 405. 

Breus, C., Ruptur d. portio 205; per- 
forirende Usur des Uterus 480. 

Brieger, L., Erytheme b. Infections- 
krankh. 668; Pathogenese des Ileus 
717; Ausschaltung des Lendenmark¬ 
grau 603; — Aetherschwefelsäure im 
Harn 558; Spaltproducte d. Bacterien 
575. 

M* Bride, P., Laryngealneurose 382. 

B r i d o n, H.. Posttraumat. Paralysen 
667. 

Brix, Copaivasäure 18. 

Brooke, Genese der Horngebilde 110. 


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Namen “Register. 


947 


Brown, Abscedieruug des Warzenfort 
s&tzes 15. 

Browning, W., Hirnnerven 698. 

Brücke, Pigmentfarben 293. 

Bruckner, R., Ohreneiterung 268. 

de Brun, H, Sensibilitätsstörung 860. 

v. Brunn, A., Entw. der Samenkörner 
148. 

Bruns, P., Sublimatverband 860. 

Brunton, L., Laudon, Gegengifte S45* 

Bruntzel, R., Biudegew. Neubild, der 
Bauchdecken 528. 

Bubnoff, N. A., Adonis vernalis Pflanze 

541 

Bubnow, N. f Chemie der Schilddrüse 
524. 

Buch, U., Diagnose des Scheintodes 
480 

Buchwald, A, Idiopathische Haut¬ 
atrophie 784. 

Bufalini, G. f Jequirity-Gift 590. 

Bunge, G., Sauerstoffbed. der Darm¬ 
parasiten 524. 

Burd on-Sanderson, Photogramm d. 
electr Schwank, d. Herzens 798. 

Bury, J. S., Klappenfehler 896. 

Burnett, Achtjährig. Mittelohrkatarrh 
513; subjective Ohrgeräusche 751. 

Busch, F., Exstirpation von Hautge¬ 
schwülsten 670. 

Bütschli, 0., Die sog. Richtungskör¬ 
perchen 430. 


c. 

Cahn, J., Mangan im Organism. 940. 

Calandruccio, S., Echinokokken in 
Sicilien 17 

Camerer, W., Stickstoff i. Harn u. 
Kot 739. 

Canfield, R. M., Chorea hemiplegica 
939. 

Canstadt, R., Dublimat b. Diphtherie 
394. 

Cantani, A., Gerbsäure, warme Entero- 
klysie b. Cholera 770j React d. Blutes 
bei Cholera 485* 

Cash, T. Theod., Gegengifte S45 

Casselo, J., Künstl. Taubheit 512. 

Cathcart, 0. W., Beweg, im Schulter¬ 
gelenk 626. 

Cayla, Alb., Contract. d Palmarapo- 
neurose b. Diab. 96. 

Ceci, A., Spaltpilze auf Wunden 30. 

de la Celle de Chateaubourg, A., 
Phys. Albuminurie 282. 

C6 nas, Verletz, d. Nerv, ulnar. 824. 

Chamberland, Ch., Wasserfilter 715. 

Chaniewski, St.. Fettbild, aus Kohle- 
hydr. 677. 

Cbarcot, J. M., Tabischer Fuss 240. 


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Chauffard, A., Klappenfehler 896. 

Chauveau, A., Impfversuche 16; kilz- 
brandimpfung 219. 

Chavasse, P. F., Magenfisteloperation 
750. 

Chaym, Tracheotomie b Diphtherie 
810. 

Cherchevsky, A., Intestinale Neurose 
285. 

Chiari, H., Darmactinomykose 327; 
Bronchialgeschwülste 188; Magensaft 
u. Oesophaguswand 927. 

Chittenden, R. H., Spaltungsproducte 
u. Ei weisskörper 325; Albumosen 595. 

Christiani, A., Functionen d. Gross¬ 
hirns 724. 

Claussen, J. A., Hyoscin. hydrojod. u. 
hydrobromic. 493. 

Coates, W. Martin, Zungenezstirpation 
279. 

Cohen, Solis, Apsithyria 182. 

Cohn, E., Tricuspidalstenose 190. 

C o h n h e i m, Theorie d. Geschwülste 79; 
t 625. 

Cohnstein, J., Blut, Kreislauf u. At¬ 
mung b. Foetus 789; Blutverände¬ 
rungen d. Schwangerschaft 670. 

Coignard, Physiol. Albuminurie 671. 

Colpe, Dammschutzverfahren 911. 

Comby, J., Empyeme pulsatile 233; 
Magenerweiterung b. Kindern 800; 
Varicellen 910. 

Corley, A. H., Dyshydrosis 77. 

Cornevin, Milzbrandgift 288. 

Cornil, V., Jequirity Ophthalmie 200; 
Adenoide Pharynxtumoren 230; Lupus 
520, 623. 

Coster, Arsenwasserstoffvergiftung461. 

Cotard, Melancholie 640. 

Coze, Convallaria majalis 224. 

Credö, Nabel Neugeborener 832; Er¬ 
wärmungsgeräte für Kinder 911; 
Dammschutzverfahren 911. 

Cripps, W. H., Mastdarmstricturen 360. 

v. d. Crone, G., Uterusmyom 191. 

da Cunha, Augenlidmuskeln 222. 

Cunnigham, J„ Muse, sternalis 622. 

Curschmann, H, Differenzialdiagnose 
d. Leberkrankh. 841; Neuritis, herpes 
zoster 463. 

Czerny, V., Operation am Magen 680. 


D. 

Daniliu, S., Ursprungsstätte d. Epi¬ 
lepsie 414; Reflexometer 350. 
Dastre, Gefässnervenreiz 275. 

Davy, R., FibrofemoraleEinkeilung 279. 
Davaine, Milzbrand 401. 

Degen, L., Typhus u. Bodenverunrei¬ 
nigung 257. 

60 • 


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948 


Namen-Register. 


Dell io, C., Subchordale Schwellung 8S; 
Bellender Husten b. Laryngitis 88. 

D6j6 rine, J., Tabes periph. Urspr. 139; 
Muskclatrophie 348; Ac. centr. Mye¬ 
litis 448. 

Delafond, Milzbrand 401. 

Delstancbe, Epithelialkrebs 817. 

Denissenko, Hämatoxylinzellen 321. 

Le Den tu, Exstirp. v. Nierengeschwül- 
sten 846. 

Dem me, Jenner’sches Kinderhospital 
217; Spina bifida 705. 

Demo ns, A., Exstirp. d. Uterus durch 
die Vagina 45. 

Demuth, Arsen b. Lungentuberculose 
462. 

Denning, A., Sauerstoffzehrung d. Ge¬ 
webe 455. 

D4rignac, Gonorrhoische Endocarditis 
352. 

Deutsch mann, R., Ophthalmia sym- 
pathica 281. 

Dick, R., Urobilinurie 773; Laparoto¬ 
mie 928. 

Dieterici, C., Lichtempfindlichkeit878. 

Dirking-Holmfeld, J. Chr., Jequi- 
rity-Ophtbalmie 200 

Dirner, G A., Doppelte Gebärmutter 
u. Scheide 496. 

Dittel, PirogofPs Gyps-ä-jour-Verband 
794. 

Di ttrich, P., Entwickelungsanomalie 
im Zungenbein 478. 

Dixon Mann, Apoplect. Bulbärläh¬ 
mung 847. 

Dohm, Behandlung d. Nachgeb. 96; 
Weites Becken 224: Verheirateter 
Zwitter 336. 

M*Donneil, R., Hammerkrampf 190. 

Dornbluth, 0., Therapie d. Diab. 
mell. 591; Ellenbogen-Ankylose 909. 

Dorning, J., Scarlatina-Variola 190; 
Gummöse AugenlidafFection 831. 

Douty, J. H., Melancholie 911. 

Doutrelepon t, Therapie d Lupus 336. 

Drechsel, E, Electrolysen u. Electro- 
synthesen 659. 

Dreschfeld, Alkoholparalyse 900. 

Drewsen, Acetonprobe 76. 

Dübler, Neuritis b. Herpes Koster 496. 

Dubois, Multiple Neuritis 16 

Duffey, G. F., Diabetes u. Pancreas- 
krebs 624. 

Duflocq, Tabes 745. 

Duhring, Ainhura 416; Dermatitis 
herpeliformis 864. 

Dujardin-Beaumez, Krämpfe nach 
Entleerungen im Magen 368; Hama¬ 
melis virginica 714. 

Dumolard, Acut schmerzhaft. Para¬ 
plegie 859. 


Duraontpalier, Transfert d. Ueber- 
redung 208. 

Duncan, Matthews, Sterilität der 
Frauen 604. 

Duplaise, J. B., Bleilähmung 260. 

Duroziez, P. H., Herzgeräusche 160. 

Dusing, C., Hühnerembryo 309. 

Dutil, A., Nachkrankheiten d. Kinder¬ 
lähmung 432. 

Düvelius J., Haeraat. periuterin, extra- 
perit. 848. 

von Duyse, Centrales Colobora 351. 

Dyce-Duckworth, Acut, idiopath. 
Glossitis 458. 

E. 

Eberstaller, Oberflächenanatom, des 
Grosshirnhemisph. 635. 

Ebstein, W., Behänd!, der Harnsteine 
820 

Ehrendörfer, E., Jodoformstabchen 
bei Geburtshülfe 224. 

Ehrlich, P., Diazoreaction 52: Sulfo- 
diazobenzol, Reag. auf Bilirubin 143; 
Ausschaltung d. Lendenmarkgrau 603; 
Acuter Milztumor 909. 

Eichberg, J., Situs invers, visc. 543. 

Eich ho ff, Xanthelasma plan et tuberc. 
simpl. 395. 

Eich hörst, Trichorhexis nodosa 736; 
Herzbigeminic 841. 

Eickholtt, Dementia paralytica 899. 

Eisenlohr, C., Progr. atr. Lähmung 
474; syph. chron. Meningitis spinalis 
427; Neuritis u. Herpes Zoster 463. 

Eitelberg, Terap. d. äusseren Gehör- 
ganges 7; Wägung menscbl. Gehör¬ 
knöchelchen 565; Bougierung d. Ohr¬ 
trompete 584. 

Eliaschoff, Ida, Wirk. d. Cantharidin 
auf die Nieren 119 

Ellenberger, Verdauung b. Pferde 20. 

Eisberg, L., Angioma laryngis 315. 

Emerson, Gehörprüfung mittelst Stimm¬ 
gabel 231. 

Engel, H., Tbomsens Krankheit und 
Blitzschlag 91 ; Herzgeräusche 473. 

Erb, W., Juvenile Muskelatroph. 109, 
517; Neurot. Atrophie 234; Neben¬ 
wirk. der Salicylsäure 621; Hämorrha- 
gie i. d. Corp. call. 942. 

Erlicki’sche Flüssigkeit 161. 

Escherich, Diazoreaction 52; Embolie 
und Lähmung b. Pleura-Irrigat. 26, 
hydrämische Leukocytose 529. 

d’Espine, Kali i Blut b. Eklampsie 926. 

Etard, Fäulniss d. Eiweisse I, 

Eulau, S, Herzshok 32. 

Eulen bürg, A., Ergotin, subcut. in- 
jicirt 206; Verhalt, erkrankt. Nerven 


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Namen - Register. 


949 


und Muskeln 368; Temperatursinns¬ 
messung 561) Hypertonia musc 784; 
Osmiumsäure bei peripheren Neural- 
gieen 464. 

Ewald, C, A , Fettbildung durch die 
Darmschleimhaut 31; heredit. choreat. 
Zwangsbewegung 591. 

Einer, Ablauf v. Erregung 70. 

F. 

Fahre, P., Gangrän der Beine 189. 

Falchi, F., Epithel der vord. Linsen 
kapsel 738 

Falk, F , Impftuberculose 347; Kohlen¬ 
oxydvergiftung 477. 

Falkenheim, A., Antipyrin 620. 

Fano, G., Neue Funktion d. roth. Blut¬ 
körperchen 20; Autom. Centr. 30; 
Atmung der Schildkröten 494. 

Fehling, H., Zehn Castrationen 464. 

Feiertag, Blutplättchen 207. 

Fe i n b e r g, Verhalt, d. vasomotorischen 
Centr. 332. 

Feitelberg, Alkalescenz d. Blutes 37. 

Feld, Darmresect. u. Darmnaht 495. 

Fellner, Die Beweg.- u. Hemmungsner¬ 
ven i. rectum 307; Physiol. Wirkung 
d. Hydrastis Canadensis 418. 

Feltz, Milzbrandschutzimpfung 751. 

Fe re, Ch., Tabischer Fuss 240, 765; 
Transfert. b Hypnotism. 824; Eclam- 
psie und Epilepsie 843. 

Fergusson, PeripheraleParaptegie560 

Ferrier, Paralyse d. Serratus 270. 

Fi lehne, W., Spitzenstoss 36; Anti¬ 
pyrin 520. 

v. Fi 11 e n ba u m, Katheterextraction aus 
der Blase 799. 

Finkler, Chinin amorp. boric. 395: 
Cholera nostras 819. 

Finny, Lungengangrän 415. 

Firket, Ch., Actinomykose 431. 

Fischei, W., Hyperemesis gravidarum 
264; Wolff'scher Gang 944. 

Fischer, B., Glutealaneurysmen 8; 
Ladestuckverletzung im Gehirn 56; 
Desinfection mit Chlor u. Brom 411; 
Desinfect. des Auswurfs Phthisiker 
426. 

Fischer, G , halbseitige Stich Verletzung 
d. Rückenmarks 711. 

Fisch 1, J., Nierenaffect. b. Diphtherie 
460. 

Fitzgerald , Leistenhernienoperation 
233. 

v. Flei sch 1, E., Physiol. d. retina 499. 

Flcmming, W., Regenerat. d. Gewebe. 
865. 

Flint, A., Mitralisgeräusch bei Insuff, 
d. Arterien 432. 


Flinzer, Fleischvergiftung 480, 669. 

Flourens, Medull. oblong. 210. 

Fogt, L., Verlagerung des Magens bei 
Hernien 681 

Formad. H. F., Diphtherie 624. 

Förster, Entsteh, der Myopie 362. 

Fort, A., Diabetes 223. 

Foulis, J., Offenbleib, d. duct. arteriös. 
897. 

Fränkel, Alex, Therapie kalter Ab- 
scesse 919. 

Fraenkel, A., Puerperal Peritonit. 515. 

Fraenkel, B., Wahrnehmung d. Stimm- 
fremitus 145. 

Fraenkel. E., Othämatomerzeugung 
314; Hyperplasie d. Nasenmuschelbe¬ 
kleidung 634; Ueberosmiuainjection 

Frank, E , Infectionsstoffe und Ver¬ 
dauungssäfte 655. 

Frankl, L., Muskelschwund 481. 

Fr6 dericq, Serumglobulin 245; Inner- 
vatiou der Atmung 467. 

Freemann, H. W., Fibrom am Hals 
750. 

Fremmert, Statistik d. Verbrennungen 
248 

v. Frerichs, Th, Diabetes 728. 

Freund, E, Muskelschwund 481. 

Freund, Sigm., Färbung der Nerven¬ 
bahnen 161. 

Friedländer, C., Mikrokokken d. Pneu¬ 
monie 98, 107, 639. 

Fubini, Thermische Reize der Lymph- 
herzcentra 46; Secret. u. Beweg des 
Dünndarms 62; Lymphherzbewegung 
302. 

Fuchs, E., Myopie b. Cataracta. 223. 

Fuchs, S., Histogenese d. Grosshirn¬ 
rinde 532. 

Fuchs, P., Natriumnitrit 912. 

F ul ton, Milk sickness 608. 

Fürstner, Spinale Höhlenbildung. 

6 . 

Gad, Thränenableit. u. Lidbeweg. 132. 

Gaffky, Milzbrandbacillen 489; Aetio- 
logie d. Abdom.-Typhus 386; Tuber- 
kelbacil 1. im Sputum 426. 

Gallard, Th , Uteruskrebs 880. 

daGamaPinto, Karyokinese d. Binde¬ 
haut 575. 

Ganghofer, Chronischer Kehlkopfabs- 
cess 143. 

Gar re, C., Drüsentuberculose 457. 

Gärtner, F., Atresie u. Stenose des 
Darmes 80. 

Gau eher, E., Tabes 745. 

Gautier, A., Fäulniss d. Eiweisse 6. 

Gay, W. G., Tracheotomie bei Cruup 
799. 


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UNIVERSETY OF MICHIGAN 



950 


Namen - Register. 


Gehle, H., Salzsäurevergiftung 861. 

Gcorgiewsky, Die Harnprobe Ebrlich’s 
52. 

Gerhardt, C., Gelbes Fieber 463; In¬ 
terim ttensimpfung 304. 

Gersuny, R., Chirurg. Mitteil. 920. 

Ge za, Massage b. Harnröhrenstricturen 
687. 

Giacosa, P.. Nitrile im Organism. 228. 

Gibier, P., Wutbmikrokokken 768. 

Giebe-Richter, C., Ellenbogengelenk- 
resection 775. 

Gilbert, Asthenische Pneumonie 447. 

Giraudeau, Aneurism d. art.-bas. 271. 

Glaeser, Gastritis phlegmonora 269. 

Glaevecke, Subcutane Eiseninjection 
366. 

Glasmacher, Knochenblase 944. 

v. Goetschel, Vergl. Analyse des 
Blutes 187. 

Gossel in, aseptische Wunden 47. 

Gottschau, M., Entw. d. Nebennieren 
450. 

Gottstein, J. f Calomel bei Otorrhoe 
857. 

Gouguenheim, Nervöse Aphonie bei 
Tuberculose 95; Tracheotomie b. Kehl¬ 
kopfphthise 121. 

Gram, Ch., Grösse der roten Blut¬ 
körperchen 286; Färb, der Schizomy- 
ceten 459. 

Grashy, Pulscurve 84. 

Grasse, B., Echinokokken in Sicilien 
717. 

Grauz, G., Pleurapunct. b. einer Wöch¬ 
nerin 79. 

Grawitz, P., Amyl. in hyal. Neubild. 
71. 

Green, Fibrinferment 740 

Grefberg, Drüsen der Haut 100. 

Grlhant, Giftigkeit d. Harnstoffs 846. 

Greift, F., Sklerose d. Centralnerven- 
syst. 96 1 Localisation d. Hemichorea 
518. 

Greves, E. Hyla, Fühlen der Herzge¬ 
räusche 556. 

Griffini, Chondrocarcinom 303; par¬ 
tielle Regeneration d. Leber 574. 

Griffith, J. P. C, Muskelhypertrophie 
des Magens 871. 

Groedel, Diast. Distanzgeräusch 601. 

Gruber, J., Entz. bei d. Ohrspeichel¬ 
drüse 345. 

G ruber, M., Entw. von Stickstoff im 
Körper 394; Chloride im Hundeharn 

414. 

Grubert, Zur Muskelphysiologie 622. 

Gründler, J., Jodausscheid, im Harn 
210, 333. 

Grützner, P., Zur Nervenphysiologie 
338; Physiol. u Histol. d. Skeletmusk. 
375. 


Guareschi, J., Ptomaine 221. 

McGuire, Fr. A., Syphilom d. Corpus 
callosum 640. 

Günther, B.. Pseudohypertroph, musc. 
587. 

Gurwitsch, M., Anastomosen zwischen 
Gesichtsv. u. Orbitalvenen 196. 

Gussenbauer, C., Operation nach 
Güssenbauer 15;comb Oesophagotomie 
39; Skalierung durch Maschienenge- 
walt 584; Operation d. Pankreascyst 
423. 

Gusserow, A., Operation kleiner Ge¬ 
schwülste 713. 

Güterbock, P., Lupöse Verkrümmung 
125; Verrenk, d. zweiten Daumenglied. 
655; Echinococcus subphrenicus 463. 

Guttmann, P., Hernia diaphragm. 491; 
Antipyrin 521. 

Gutsch, L., Zwei Fälle von Magen re- 
section 31. 

H. 

Habermann, J., Tenotomie des Sta- 
pedius 933. 

Hack, W., Exstirp. d. nasalen Schwell¬ 
apparate 763; Kehlkopfbildungen 179. 

v Hacker, V., Pylorusresection 716. 

Hagedorn, Moos als Verbandmittel 177. 

Hagenbach, E., Rachitis 718. 

Hadden, W. B., Spast Kinderlähmung 
155. 

Hahn, E., Heilung v. Pseudoarthrosen 
671; Colotomie u. Mastdarmulceration 
301; Keblkopfexstirpat. bei Carcinom 
894; Operation eines 17 Pfd. schweren 
Lipoms 943. 

Ha 11a, Arth., Hämogl. d. Fieberblutes 
568. 

Hallervorden, Harnd.Diabetiker 242. 

Halliburton, AIbuminatei. Serum750. 

Hallopcau, Aneurysma d. Art. basil. 
271 

Hamilton, Harnröhrenschleimhaut bei 
Gonorrhoe 184. 

Hamburger, H. J., Titration d. Harn¬ 
stoffs 917. 

Hamilton, F., Centrale Augenkrank¬ 
heit 601. 

McLane Hamilton, A., Aphasie und 
Raumsinnstörung 416. 

Hammarsten, 0., Magnesiumsulf. zur 
Maassbest. 766. 

Hammerbacher, Pilocarpin u. Atropie 
393; Oxalsäure 302; Aetherschwefel- 
säure 318. 

Hammond, Miryachit 527. 

Hampeln, P., viscerale Carcinome 829. 

Handfort, Erythema nodosum 640. 

Hare, A. W., Lage der Rolando'schen 
Furche 609. 


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Namen - Register. 


951 


Harkin, A., Empfindlichkeit d. 4. u. 5. 
Rückenwirbels 673. 

y. Harlingen, Naphthol b. Hautkrank¬ 
heit 92. 

Harnack, E, Jod im Harn 210, 486; 
Aconitin 461; Ueber ein digitalinartig 
wirkendes Glycosid 906 

Hartigan, J., Trismus nascentium 639. 

Hartmann, Ausmeisselung d. Warzen¬ 
fortsatzes 671; Abscess der Orbita 
nach Schnupfen 559; Geistestör, nach 
Kopfverletzung 444. 

Hasland, Lupus laryng. 719. 

Haslon, Taubheit u. Mumps 178. 

Haubner, Hüttenrauchkrankheit 215. 

Haupt, Schall von Auscultation 863. 

Hauser, Mikroorg. i. leb. Gewebe 355. 

Hausmann, A., Das gelbe Fieber 463. 

Haycr&ft, J. B., Harnstoff i. Blut 188. 

Hayem, G., Veränderung des Nerven¬ 
systems bei Amputirten 713; asthe¬ 
nische Pneumonie 447. 

v. Hebra, H., Sycosisbehandlung 544. 

Hedinger, Path. u. Anat. d Ohrs 106. 

H e g a r A., Dehnung d. Rückenmarks 394. 

Heidenhain, R., Pseudomot. Nerven- 
wirkung 171. 

Hein, Metastat. Grosshimabscesse 572. 

Hein, Isidor, Typhusbacillen im Milz¬ 
safte 695. 

Henke, W.. Weibl. Thorax 373. 

Henoch, E., Lympbosarkombildung 95; 
Obliterat, d. Dünndarms 95; Hydrone- 
phrosis congenita 95; Chorea 348; 
Nephritis nach Varicellen 351. 

Hen richsen, R., Pseudohermaphro- 
ditis masc. 799; Strictur d. Scheiden¬ 
gewölbe 832. 

Hering, Ph., Pharynxmycosis lepto- 
thricia 280. 

Hermann, L., Thorax b. d. Geburt 422. 

Hermet, P., Tabes 745. 

Herrgott, Vesicovaginalfisteln 906. 

Herschel. G., Convallaria majalis 264. 

Hersley, V., Reiz einer Encephalo- 
cele 831. 

Herzog, W., Fibromd. Bauchdecken381. 

Hesse, W., Luftorganismen 346, 387. 

Hessler, Gumma der Ohrmuschel 410. 

Heubner, Entz. der serösen Häute im 
Kindesalter 488. 

Heuck, G., Mastdarmkrebs 311. 

Heusner, Oertliche Anwendung von 
Chloroform 64. 

Hilger, Jod im Harn 5. 

Hi 11er, A., Lungensyph. u Phthise 709. 

v. H i p p e 1, A., Jequirity-Oph tbalmie 213. 

Hirschberg, J., Gonorrhoische Con¬ 
junctivitis 921. 

Hirt, L., Transfert. b. Epilepsie 288. 

Hitzig, Subnormale Temperatur bei 
Paralytikern 902. 


Difitized by Gougle 


Hock, Cysticercus cellulosus. Neuritis 
optica 240. 

Hof fa, A., Traumat. Epipbysentrennung 
367. 

Hoffart, Wiedereinsetzung kranker 
Zähne 767. 

Hoffmann, Jos., Semiologie d. Harns 806. 

Hoffmann, J., Acut, aufsteigende Pa¬ 
ralyse 586. 

H o f f m a n n, F. A., A bsolut. Milchdiät 555. 

Hoffmann, A., Nephritis nach Vari¬ 
cellen 910. 

Hoffmann, C.R., Entw.d.Reptilien580. 

Hof mann, E., Schultze’sche Schwin¬ 
gungen 876. 

Holmeier, M., Diab. mellit. 192. 

v. Hofmeister, Verdauung b.Pferde 20. 

Holmes, Aneurysmen 8 

Hoope r, Spannung d. Stimmbänder392. 

Hopkins, J, Seitenstrangsklerose 155. 

Hoppe-Seyler, F., Niedere Organism. 
im Sauerstoff 550; Seifen im Plasma 
u. Chylus 782. 

Hoppe-Seyler, G., Indigobildung im 
Harn 94; Acetonurie 110. 

Horbaczewsky, Urämie 828. 

v Horooh, Bromoform 765. 

v. HÖsslin, R., Fett u. Wassergehalt 
der Organismen 38. 

Howe, Ergotin bei Ohrhämatom 735. 

Hüber, Kasernentyphus 688. 

Hüf ner, G., Oxyhämoglob d. Pferd. 686; 
kryst. Methämoglob. 654. 

Hundeshagen, Fr. f Synthese d. Leci¬ 
thins 222. 

Hurd, E. F., Apoplexie d. Gehirns 27. 


j. 

Jaarsveld, Hippussäurezerlegung 339. 

Jacobson, J., sen., Glaukom 742; Iri- 
dectomie 840. 

Jacobson, M., Keloidlehre 576. 

Jacoby, Mittelohrentzünd. 251 Operat. 
b. Caries d. Schläfenbeins 570. 

Jacubo witsch, N., Tabes im Kindes¬ 
alter 389. 

Jaffö, Knochent ibereuiose 39. 

v. Jakscb, R., Peptonurie 89. Typbus 
recurrens 576. Propeptonurie 829. 

Jastrowitz, M., Thrombose der Pfort¬ 
ader 144; Zwangsvorstellungen 864. 

Jaworski, W., Resorpt. d. Mittelsalze 
172; Kohlensäure, Sauerstoff, Ozon im 
Magen 606; Karlsbader Thermen 847; 
Kissinger und Karlsbader Wasser im 
Magen 872. 

J6gu, Syphilis d. Ohres 633. 

Jralach, Fr., Uebertr. d. Tuberc. durch 
die Milch 784. 

Joffroy, A., Radialparalyse 624. 


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952 


Namen-Register. 


Johannessen, Axel, Scharlachepide¬ 
mie 362. 

J ohne, A., Hüttenrauchpneumonie 215. 

Jonquiere, Lähmung d. Stimmbänder 
525. 

Joseph, M., Atemreflex 483. 

Jsrael, J M Neubildung d. Hüftgelenkes 
239; Nieren Exstirpation 456. 

Jsrael, 0, Cultur d. Actinomyces 311. 

J u 1 i n, Ch., Furchung d. Ascidieneier 758. 

Julliard, Darmresection 143; Kopf¬ 
exstirpation 505. 

Jüngst, C, Gangrän nach Verletzung 
d. Intima 829; Myxom d. Mamma 868. 

Jurasz, Keblkopfcysen 927. 

K. 

v. K ah Iden, Dactylitis syphilitica 156. 

Kahler, Amyotrophie 77, 781; Rücken- 
markserkr. durch Halswirbelkaries 262. 

Kaltenbach, R , Adenom der Harn¬ 
blase 664. 

Kämmerer, Gonorrhoische Gelenkent¬ 
zündung 300. 

Kamnitzer, J., Granatwurzelrinde 93. 

Kaposi, Dermatosis diabetica 299. 

Karg, 0 berschen keif racturen 111; Cu¬ 
rare bei Diabetes 342. 

Karewski, Orthop. Corset 559. 

Kasem-Heck, Herznerven 907. 

K ass o w i t z, M., Phosphor b. Rachitis 253. 

Käst, Pericarditis 862. 

Kaufmann, Encatarraphie 919. 

Kehrer, F. A., Geburtskunde 263. 

Keith, Th , Hysterektomie und Ovario- 
tomie 409. 

Kelly, J. C., Einrenkung d. Ellenbogen¬ 
gelenks 135; Dislocation d. Daumens 23. 

FranksKendal, Zungenexstirpat. 734. 

Kernig, Pyopneumothorax 10. 

Kersting, Jod im Harn 5. 

Kidd, H., Tab. Gelenk. 765. 

Kiemann, Typhusexanthem. 330. 

Kiesselbach, Spontane Nasenblutung. 
682. 

Kink, H., Lungenschrumpfung 63. 

Kipp, Geschwülste d. Ohrmuschel 735; 
Nervenerkrankung im Ohr 814. 

Kirchner, Gehörorgan bei meningitis 
cerebrospinalis 32S. 

Kirn, Trunksucht u. Dipsomanie 864. 

Kirnberger, Therapie d. Leukämie 
und Pseudoleukämieen 15. 

Kisch, E. H., Fettherz u. Puls 490. 

Klamann, Uebertr. von Herpes zoster 
facialis 480. 

Klein, E., Pneumokokkus 520 j Bacterien 
d. Schweineseuche 663; Jequirity Oph¬ 
thalmie US, 100. 

Klemensiewicz, R., Karyokinese 103. 

Klikowitsch, Galle u. d. Alkalien 103. 


Klug, F., Herzstoss und Cardiogramm 
36; Lieberkühn’sche Drüsen im Dick¬ 
darm 296. 

Knapp, H., Erkrank, des Warzenfort¬ 
satzes 135; traumat pulsirender Ex¬ 
ophthalmus 706; Trepanation des 
Warzenfortsatzes 762. 

Knight, Treves W , Actinomykosis 
431. 

Kn oll, Ph., Atmungsrythmus 524; 
Atmung b. Erreg, d. Vaguszweige 453. 

Knorr, Darstell, d. Antipyrin 520. 

Koch, C. F. A , HarnstofFausscheid. 379. 

Koch, R., Milzbrandbacillen, Cholera¬ 
frage 796; Cholerabakterien 857. 

Kocher, Ph., Compressionsstenose der 
Trachea 94; Magen- und Darmnaht 
328; Kropfexstirpation 305. 

Köbner, H., Hysterie i. Kindesalter 944. 

Köhnlein, B., Inhalt eines lymphang. 
cavern. 542. 

Kohts, 0., Myositis ossific. progr. 416. 

Kojewnikoff, A., Amyotroph. Lateral¬ 
sklerose 77. 

Kölliker, A., Entw. d. Auges u. Ge¬ 
ruchsorgan. 294; embryonale Keim¬ 
blätter 548. 

König, Diffuse peritoneale Tuberculose 
624. 

König, A , Dichromat. Farbensyst. 863 ; 
Lichtempfind. 878. 

Königer, Beriberiepidemie 384. 

Königstein, L., Entw. der Cilien und 
Meibom'schen Drüsen 715; Prophylaxe 
d. Blennorrhoea neonat. 112; Cocainum 
muriatic. 870. 

Kor eck, J., Lieberkühn’sche Drüsen i. 
Dickdarm 296. 

Körte, Anus praeternaturalis 502. 

Kos sei, A., Pepton im Zellkern 827; 
Guanin 918. 

v. Krafft-Ebing, Transit. Irresein b. 
Neurasthenie 28. 

Krannhals, H., Kephir und Kephir- 
pilz 735. 

Kratter, J., Kretinismus 751. 

Krause, F., Mikrokokk. d. infectiösen 
Osteomyelitis 616. 

Krause, H., Bez. d. Grosshirnrinde zu 
Kehlkopf u. Rachen 267, 836. 

Krauss, Jobs., Gallenblasenkrebs 189. 

Kredel, Salzs. beim Magenkrebs 665; 
Pseudoleukämie 223. 

v. Kries, Erregung u Reizverlauf 533. 

Krönig, G., Spondilolisthese b. Tabes 
604; Encepbalopathia saturnina 830. 

Krönl ein, Struma intrathoracica retro- 
tracb. 525; plastische Chirurgie 762. 

Krukenberg, C., Carnin 31; Chondrin 
u. Chondroitsäure 239; Zur Verhütung 
der Augenentzündung Neugeb. 448; 
Gallenfarbstoff, Harnfarbstof 889. 


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Namen-Register. 


953 


Kügler, Mnskelstarre 430. 

Kühe, Fr., Thermischer Einfluss auf 
irritable Gewebe 827. 

Kuh 1 enkampff, Herzembolie 153. 

Küh n^A., Echinokokk.d.Arachnoidea64. 

Ruhne, W., Hemialbumose i. Harn 133; 
Spaltung der Albuminate 323; Verb, 
der Nervenscheide mit d. Sarkolemm 
498; Albumosen 595. 

Külz, E., Pseudooxybutters. u. Zucker¬ 
ruhr 661; Cystitis 12; Trichloräthyl- 
u. Trichlorblutyl-Alkohol im Org. 623. 

Külz, R, Urochloralsäure 392. 

Kümmel, H., Unterbind, d. art. iliac. 
comm. 615. 

Kund rat, Multiple Hirnverletz, b. caries 
occipat. 608. 

Küpper, Epilepsie b. Hirnreiz. 29. 

Kuschbert, Xerosis conjunct. 526; 
Pilze b. Hemeralopie 42. 

Küster, E., Neubildung des Scbenkel- 
kopfes 230; Jodoform b. Bauch wunden 
385, Behandlung d Brustkrebs 438; 
Anwend, versenkter Nähte 870; Bruch 
des Zahnfortsatzes 927. 


L. 

Lachi, P., Epilepsie mit Entwickelungs¬ 
hemmungen 446. 

Lachowicz, B., Anaerobiosefrage 277. 

Laffont, Athemger. b. Anaesthesie 588. 

Lachs, Unteres Uterinsegment 720. 

Laimer, E., Anat. d. Oesophag. 243. 

Landau, L., Ovarial- u. Uiacalschmerz 
544. 

Länderer, Arsen b. Fungus 178. 

Landouzy, L., Wesen des Zoster 160; 
Erblichkeit d. Tuberculose 282; Mus¬ 
kelatrophie 348. 

Landowsky, M., Lebensvorg. im Blut 
594. 

Landwehr, H., Mucin, Metalbumin, 
Paralbumin 469; ein neues Kohle¬ 
hydrat 496; Glycogenbestimmung 500. 

Lange, V., Adenoide Vegetat. 199. 

Langendorff, 0, Atbmungscentr. d. 
Jnsect. 478. 

Langerbans, Rob., Cyst Degenerat 
d. Arachnoides 495. 

Lannois, Taubheit nach Mumps 178. 

Lauder, Brunton, Pathol. d. Hydrops 
26. 

Lawdsberg, M., Sehstorung b. Inter- 
mittens 895. 

Lea, Sh, Caseingerinnungsferment 267; 
Fibrinferment 740. 

Leale, Cb., A., Scharlach d.Foetus 764. 

Leber, Th., Metallsplitter im Auge 717. 

Ledderbose, Hüftgelenksankylose439. 


Lee, R., Luftdesinfect. 479. 

Legroux, A. f Sensibilitätsstörung 860. 

Lehmann, R. B., Darmfistel 351; Ge¬ 
schmackssinn 158, 392; Darmresorp¬ 
tion 367; Einfluss d. compr. Sauer¬ 
stoffs auf d. Herz 582 

Lehmann,Th., Stickstoff im Harn 739; 
Alkalien im Harn 798. 

Leichtenstern, Kali chloric.-Vergif¬ 
tung 825. 

Leidesdorf, Psych. Störung im Kindes- 
alter 752. 

Leloir, Natur des Lupus 520, 623. 

Lernoine, Taubheit nach Mumps 178. 

Lermoyez, Tuberculose d. Kehlkopf 
767; Caries des Ringknorpels 783. 

Lesser, A., Section Ertrunkener 285. 

v. Lesser, L., Catgut im Organismus 
598; kriegschirurg. Vorschlag 639. 

Letnick, Syphil. Impf., Mikroorg. im 
Schanker 48. 

Leubuscher, G., Convallamarin 589. 

Lewaschew, S. W., Galle u. d. Alka¬ 
lien 103, 907. 

L e w in, G., Atrophie u. Hypertrophie 860. 

Lewinski, L , Gedämpfter Percussions¬ 
schall 591. 

Lewis, T. R., Kommabacillen 819. 

Leyden, E., Spont. Peritonit. 617; 
Sklerose der Coronararter. 651; Arsen 
b. Lungen tuberculose 718. 

Liborius, P., Casuistik der Mediastinal- 
tumoren 702. 

Lichtheim, L., Pathogene Mucorineen 
255. 

Lide 11, Contus. v. Gehirn u. Rücken¬ 
mark 105. 

v. Liebig, G., Pulscurve 83, 862. 

Lilienfeld, Alb., Gaswechsel fiebern¬ 
der Thiere 175, 396. 

Limousin’scher Apparat 15. 

Lindner, Unterbind, d. Art. glutae 6. 

Lingard, Alfr., Erbl. Hypospadie 494. 

Lippincott, A., Trepanat* d. Proc. 
mast. 762. 

Lissauer, H., Clarke'sehe Säulen bei 
Tabes 389. 

Litten, M., Coma dyspepticum 571. 

Little, Scoliosis cranii 74. 

Loew, Activ. Albumin 21. 

Loeffler, Milzbrandbacillen 489. 

Loeri, E., Magenaffect in Folge von 
Larynxerkrankung 448. 

Loewenberg, Verbieg.d.Nasenscheide- 
wand 74; »um Pölitz er'sehen Ver¬ 
fahren 799. 

Loewenfeld, L., Spinallähmung mit 
Ataxie 684; Erb’s Mittelform d. Po- 
liomyelit. ant. chronic. 352. 

Loewinson, E., Erlich’s Diazoreac- 
tion 51. 


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954 


Namen-Register. 


Longues, R., Transit. Aphasie b. Ty¬ 
phus 618. 

Lublinski, W., Distanzgeräusch bei 
Klappenfehlern 442. 

Lubrecht, N., Encephalopathia satur- 
nina cum amaurosi 718. 

L u ca e, Wasserstrahlgebläse als Ohrluft- 
douche 47; Federnde Drucksonde 639; 
subject. Gehörsempfind. 440. 

Lucas, CL, Nierenexstirpation 319. 

Luchsiuger, B., Santonsäurs u. Hirn¬ 
krampf 880 

Luciani, Gehirnrindencentren 759; Be¬ 
deut. d. Kleinhirns 436. 

Lücke Ursache von Genu valg. 639. 

Lukjanow, S., Aufnahme von Sauer¬ 
stoff 773. 

Lumpe, Kaiserschnitt 720. 

Lun in, Therap. von Diab. insip. 672; 
Stimmbildung ohne Stimmbänder 635. 

Lüning, A., Laryngo- u. Tracheo-Ste- 
nose nach Typhus 775 

Lustgarten, Quecksilberpräparat 448, 
861. 

Lustig, A., Nachbild, d. electr. Fun¬ 
kens 782; Faserverlauf im Rücken¬ 
mark 497. 

Lutz, Symmetr. Gangraen 880. 

Luys, M. J., Beweglichkeit d. Gehirns 
657; Dementia paralytica 899. 

Luzzati, Secret. u. Beweg, des Dünn¬ 
darms 62. 

Lynch, J. S., Carbolsäure als Anti- 
pyretic. 92. 

M. 

Macdougall, Resp. b. Otitis media 829. 

Maclaren, R. v Exarticulation im Hüft¬ 
gelenk 742. 

Mader. Muskulatur bei Lichen ruber 
288; chronischerKleinhirnabscess 572; 
Tuberc. im Pons Varoli u. Sarcoma 
thalami opt. 395; Nephritis subacuta 
320. 

Magnus, A., Vorübergehende Taubheit 

111 . 

Makenzie, J. N., Nasenschwellung b. 
Genitalreiz 471. 

Malassez, Zoogloea-Tuberculose 134 

Ma n b y , A. R., Hydrocephalusruptur544. 

Mann köpf, C., Hirnerkr. mit sec. De- 
generat. 602. 

M anz. W , Conjunctivitis crouposa 943. 

Maragliano, E., Kairin 173, Ml) Cho- 
leratherapie 801; Respirationscapacität 
des Blutes 881. 

Marboux, Hemichorea 271. 

Marchand, Riesenzellen im Fremd¬ 
körper 662. 

Marchy, V., Glioma cerebr. 111; Bau 
d. Streifenhügel 350. 


Marckwald, A., Wirkung d. Ergotin 
etc. 866. 

Marcy jr., A., Hypertr. d. Magenmus¬ 
keln 871. 

Marey Contract. d. Herzens 36. 

Margoniner, J , Ovarientumoren 180. 

Marie, P., Multiple Sclerose b. infect. 
Kranich. 711. 

Marique, Epithelialkrebs 817. 

Markowniko ff, Harn d. Diabet. 242. 

Marti, J., Mangan 940. 

Martin, H., Erblichkeit d Tuberculose 
282; Desinfect von Tuberkelmassen 
58; Schädlichkeit ungekochter Milch 
335. 

Mascbka, Sublimatvergiftung 394. 

Massalitinoff, Neue Geburtszange 304. 

Masoin, E., Arsensäure gegen Curare 
diabet 480. 

Matray, Pneumoniecoccen im Sput. 97. 

Matthieu, Ermüdung u. Rheumatism. 
800; Sklerodermie 608. 

Maurer, P., Chirurgie d. Magens 630. 

May, E., Facialislähmung 735. 

Mayer, G., Aachener Thermalkur und 
Gicht 600. 

Maver, S., Atemcentrum 523; Pupille 
452. 

Mayo, Robson, Epiphysentrennung 
am Oberschenkel 814. 

Meade-Smith, R., Temp. d. gereitzt 
Muskels 786. 

Megrat, Cb., Peritonitis während der 
Schwangerschaft 157. 

Meigs, A., Caseingebalt d. Frauenmilch 
654. 

Meissl, E., Entsteh, v. Fett aus Kohle¬ 
hydraten. 

Meiler, J., Scleroderma adult. 844. 

Meitzer, S. J., Histiophysik d. roten 
Blutkörperchen 721; Schluckmecha¬ 
nismus 851. 

Mendelsohn, M., Infect. Natur der 
Pneumonie 258. 

Mendelson, W., Nierencirculation 212. 

Mendelssohn, M., Erregbarkeit der 
Vorderstränge im Rückenmark 14; 
Zuckungscurve der Muskeln inKrankh. 
772; Hautnerven bei Tabes 389. 

Mennicke, R., Aconitiu 461. 

Menzel, Statistik d. Caries 39. 

v. Mering, Tierische Oxydation 118; 
Chloride im Hundeharn 414; Ferri- 
cyankalium im Blut 524; Kairin im 
Organismus 574« 

Merkel, 100 Fälle von Craniotomie 11; 
Kairin als Antipyret 265. 

Messerer, 0.. Indirecte Schossfractur 
des Schädels 717. 

Meyer, J o h., Ovarien b. Menstruat 208. 

Meyer, Pemphygusart Dermatitis 85 

Meyer, W., Missbildung am Kiemen 143. 


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Namen - Register. 


955 


Meyer, H., Alkalescenz des Blutes 37. 

v. Meyer, Subst. spong. d. Knochen 3. 

Micbclson, Urticaria factitia 432. 

Mikulicz, Gussenbauer’sche Ope¬ 
rationsmethode; plastische Chirurgie 
der Nase 631; Pharynxcarcinom 525. 

Miller J. S., Aelhernarkose 933. 

Minkowski, 0, Spalt, im Körper 359; 
Oxybutters im Harn bei Diab. mell. 
342 1 566; Seitenstrangsclerose nach 
Lues 412. 

Minor, L., Hinter- und Seitenstrang¬ 
sclerose 332. 

Mitschell, B., Tumoren im Grosshirn 
252. 

Moebius, P. J., Tabes bei Frauen 560, 
911; Halssympathicus 587. 

Moeli, C., Alkoholismus 780. 

v. Monakow, Sebsphäre im Opticus¬ 
centrum 549; Pyramiden- u. Schleifen¬ 
bahn 468; Hirnrindenatrophie 271. 

de Moptyel, Marandon, Dementia 
paralytica 899. 

Moore, E.M. ? Hüftgelenksankylose439. 

Moos, Neuropathologisches 57; Taub¬ 
heit nach Mumps 178; Trigeminus¬ 
neuralgie 368; Pilocarpin bei Laby- 
rinthaffection 526; Erworbene Atresie 
nach Ekzem 559; Missbildung des 
rechten Ohres 591; Caries des Felsen¬ 
beins, Mittelohrentzündung 599; mech. 
Beschädigung des Gehörgangs 616; 
Ohrenleiden in Folge von Lues 632; 
Gehörgorgan Taubstummer 795. 

Moral, Gefässnervenreiz 275. 

Morison, R., Papeln bei Prurigo 112. 

Mory, E., Toxikologie des Wismuth 476. 

v. Mosetig-Moorhof, Resection der 
Ellenbeuge 24. 

Mosler, F., Therapie des Milzechino¬ 
coccus 707. 

Mosso, A., Ptomaine 221. 

Moussons, gonorrh. Endocard. 352. 

Mühlhäuser, F. A.. Spirillen 858. 

Müller, Area cribrosa der Nieren 374. 

Müller, P., Bromäthyl in der Geburts¬ 
hülfe 192; operative Gynäkologie 588. 

Müller, F. C., Multiple Neuritis 234. 

Müller, W., Traubenzucker im Harn 
341; Nervennaht 909. 

Müller, F., Ein Fall von Lepra 140. 

Müller, C. W., Trigeminuslähmung 388. 

Munk, H. f Centr. des Sehens u. Hörens 
645; Bewegung u. Milchsecretion 47. 

Munk, J., Resorption der Fette 725; 
Asparagin als Nahrungsstoff 377. 

Mc. Munn, C. A., Febriles Urobilin 138; 
Urohämatin b Gelenkrheumatism. 138. 

Murrel l, W., Nachtschweisse der Phthi¬ 
siker 127; Salpetrigsaures Natron 301. 

Murri, A., Cheynes-Stokes’sches 
Phänomen 180; Kairin 428. 


N 

Nasse, Milchzuckerprobe 54; Aus dem 
pathologischen Laboratorium zu Genf 
247 

Näther, MetastatischerHirnabscess 144. 

Naunyn, B., Fieber und Kaltwbh. 934. 

Nauwerk, C , Endothelveränderung bei 
Nephritis 393. 

Neisser, Pilze bei Hemeralopie 42; 
Leucoderma syphiiit. 733; Jequirity- 
Ophthalmie 200; Jodoform-Exantheme 
832. 

Nencki, M., Physikalische Oxydation 
324; Anärobiosefragen 277. 

Netter, Angeborene Arterienenge 159. 

Netter, A., Wasserzufuhr in .den Darm 
gegen Cholera 235. 

Neukirch, R., Chronische Quecksilber¬ 
vergiftung 872. 

Neu mann, J., Reinfectio syphilitica 
365. 

Neusser, E., Icterus catarrhalis 819. 

Nicoladoni, C., Cubitus varus trau- 
maticus 727. 

Nicolaides, R., Karyokinese der Mus¬ 
kelkörper 318. 

Nieden, A., Syrapath. Affectionen im 
Gebiet des Auges 655. 

le Nobel, C., Trepanation 17; Ace- 
tonuriefrage 761; Aceton und Alkohol 
in der Exspirationsluft der Diabetiker 
419 

N o bi 1 in g, Erstickung Neugeborener 
826; Sectionsbefund bei Erhängten 
606. 

Nocard, Untersuchungen der Cholera¬ 
commission in Egypten 666. 

Nolen, W., Mikrokokken der Pneumo¬ 
nie 129. 

North, W., Einfluss der Arbeit auf 
Stickstoffausscheidung 808. 

Nothnagel, H, Darmkrankbeiten 52; 
combinirte posthemiplegische Reizer¬ 
scheinungen 617; Hirnnervenlähmung 
428; Rückenmarksabscess 444. 

Nussbaum, M., Lehre der Vererbung 
435. 

v. Nuss bau in, Uterusgeschwulst 752. 

Nylander, E., Alk Wismuthlösung 
zur Zuckerbestimmung 341. 

o. 

Obersteiner, Pruritus hieinalis 528. 

Oberstüchen, Lupus laryngis 74. 

Oemler, Milzbrandimpfung 75. 

Oeller, J. N.. Bleilähmung 260. 

0 e t ti u ger, Krämpfe nach Entleerung 
von Darm und Magen 368 

Ogata Masanori, Veränderung der 
Pankreaszellen 357. 


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956 


Namen-Register. 


Ohlmüller. W., Kost sicbenburgischer 
Feldarbciter 926. 

Oliver, Achtjähriger Mittelohrkatarih 
513. 

Oliver, G., Quantitative Eiweissbestim¬ 
mung 878. 

Olli vier, Troph. Hautstörungen bei 
Tabes 80. 

Onodi, Nervenfasern 930. 

Openchowski, Hirnrindenerkältung 
126 

Oppenheim, W., Sens. Anaesthesie 
81; Hemikranie und Tabes 879. 

Oser, J., Kuhpocken-Impfinstitut in 
Wien 924. 

Oser, L, Innervation des Pylorus 449. 

Osol, R., Anthraxvirus 401. 

Ott, A., Eiweisskörper im Harn 520. 

Ott, Ad., Phaiynx und Larynx bei 
Taubstummen 514; Lähmung des M. 
ericoarythaeuoidei postL 543. 

Otto, J., Zwei Säuren im diab. Harn 
558. 

Otto, J. G , Umwandlung von Eiweiss 
in Pankreasferment 245. 


p 

Pachard, J. H., Unterbindung d. Art. 
iliac. comm. 615. 

Padley, G., Arsen bei Anämie 127. 

Page, Tabes periph. Ursprungs 139; 
Neurotic. Plica 592. 

^ageustecber, H., Augenaffect. nach 
Blitzschlag 253. 

Parker, Strangulation d. Omentum 15. 

Parker, Rushton, Zusammenges. Ge¬ 
schwülste 828; Anus imperforatus 
863; Radicalkur der Hernien 909. 

Parrot, Desinfection von Tuberkel¬ 
massen 58. 

Part och, Laparotomie 502. 

Partsch, Harnröhrensteine 591. 

Paschkis, H., Phytosteriu 638. 

Paschutin, B., Kohlehydratentartung 
der Gewebe 689. 

Passow, Solitärfollikel 68. 

Pasteur, Milzbrandimpfung 75; Mi¬ 
kroben des Rothlauls 257; Hunds- 
wuthgift 441, 682. 

Patenko, Th., Kehlkopf in gerichtl.- 
anatom. Beziehung 912. 

Pavy, F. W., Kohlehydrate im Orga¬ 
nismus 484. 

Peassen, C Yelverson, Kniekappe 754. 

Pecirka, Jod im Harn 5. 

Pedell, Gicht mit Nierenschrumpfung 
394. 

Peiper, Solut. ars. Fowleri beim leuk. 
Milztumor 208; Resorption durch die 
Lungen 910. 


Pel, P. K., Differenz, diag. zwischen 
Pneumonie u. Pleuritis 303; Empyem 
425. 

Pellarini, P , Die Camphergruppe 549. 

Penzoldt, Spitzenstoss 36; Diazoreact. 
52; Acetonurie 76. 

Per sch, B, Aethernarkose 933. 

Peretti, J., Paraldehyd 125. 

Petersen, Syph. haemorrhag. neonat. 
719. 

Petersen, F„ Caput obstipum 782. 

Petersen, 0., Urethritis 224. 

Peterson, P., Eingewachsener Nagel 
655. 

Petit, L. H, Exartic. des Schulterge¬ 
lenkes 655. 

Petri, Diazobenzosulfosäure im Harn 
51; Färbung der Koch’schen Bacillen 
127; Kairin bei Phthise, Aether- 
schwefelsäure im Harn 305; Verhalten 
einiger Substanzen gegen Diazobenzo¬ 
sulfosäure 612; Stickstoff im Harn 
739; Malignes Oedem und Septikämie 
S33, 841. 

Pflüger, E., Bastardirung anurer Ba- 
trachier 50; Typhusfamilien 539. 

Pfeiffer, Erregungsgesetz 765. 

Pfeiffer, L, Secret. vacuol. der Leber¬ 
zellen 186. 

v. Pfungen, Augenmuskelähm. bei 
Menigitis 445 

Philipp, R. W., Entwicklung der Tra¬ 
chea 207. 

Picard, H., Paralysen 592. 

Pick, amyotr. Veränderungen 77; Chi¬ 
ninanwendung 543; Melanosis lentic. 
progr. 903. 

Pinn er, 0., Fractur des Proc. cubital. 
467. 

Pint6r, G., Myositis ossific. 203. 

Pit res, A., Doppelseitige Rückenmarks- 
sklcrose 685; Kriseu bei Tabes 874. 

Plenio, Tracheotomie 810. 

Plosz, P,, Chromogene des Harns 287. 

Pöhl, A., Biologie der Mikroorganis¬ 
men 863. 

Poels, J., Mikroben der Pneumonie 

129. 

Pohl, Fäulnissalkalien 29. 

Politis, G., Phosphorsäure und Stick¬ 
stoff im Harn nach Gehirnfütterung 
700. 

Politzer, A., Hör-Instrument f. Schwer¬ 
hörige 651. 

Ponfick, E, Hämoglobinämie 123. 

Pontoppidan, Ueberimpf. von syph. 
Initialsklerose 801. 

Po s p e 1 o w, Hautveränderung bei acuter 
Leberatrophie 712. 

Post, S. E., Jodoform b. Diabetes 527. 

Pott, R., Massenvergiftung durch sal¬ 
petrige Säure 877. 


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Namen-Register. 


957 


Potthast, Stickstoff und Stoffwechsel 
118. 

Pozzi, Nierenerkrankung in Folge von 
Uterusfibrom 780. 

Pozzi, S., Neuritis traumatic. 128. 

Preyer, Körpertemperatur 414. 

Pribram, Alfr., Pupille 452. 

Prior, Chin. amorph, bor. 395; Cho¬ 
lera nostras819; Chinin u. Stoffwechsel 
941 

Proebsting, Agaracin als Anthidrotic. 
385. 

Proshauer, Desinfection mit Chlor u. 
Brom 411. 

Purckhauer, H., Schlundlähmung bei 
Soor 463. 

Pütz, Tuberculose und Perlsucht 640. 

v. Puky, A., Rippenresection beiPleura- 
affection 569. 

Puls, Cystofibrom der Mamma 239. 

Purtscher, 0., Augenaffeot. n. Blitz 
253. 

Pusch, G., Lungenaktinomykose 111. 

Putnam, J. J. Chorea hemipl. 939. 


Queirolo, G. B., Gelasse b. Fieber, 
Wirk. d. Kairin 495. 

Quetsch, C., Resorption durch die 
Magenschleimhaut 687. 

Quincke, H., Harn nach Copaivabals. 
141; Icterus 383; Wasserkissen 543; 
Alkal. Reaction d. Harns 626. 
Quinquaud, Giftigkeit des Harnstoffs 
846; Harnstofftitration 917. 


R. 

Randolph, N. A., Fett in den Faeces 
nach Leberth ran 656. 

Rank, C., Antipyrin 520. 

Ranvier, Eleidin 582. 

Ramdohr, H. A , Typhusepidemie 386. 

Räuber, Haarveränderung 843. 

Rauschenbach, Blutplasma 101. 

Rawdon, H. S., Exstirpirung von Nieren¬ 
geschwülsten 546. 

Raynal, E, Achillessehnenentzündung 
303. 

Raymond, Halbs. Zungenatrophie bei 
Tabes 672. 

Raymond, Rindencentr. des Facialis 
523. 

Raymond, E, Hypoglossuscentr. 638. 

Raymond, M. F., Tabes 745. 

v. Recklinghausen, Ranula 199. 

Redtenbacher, L., Ueberosmiumsäure 
bei peripher. Neuralgie 768. 


v. Regeczy, E., Diffus, von Eiweiss- 
lösung 838. 

Reichel, Ausschlag nach Sublimat 352. 

Reichel, P., Darmoperation 502. 

Reichert, J., Hühnereiweiss 638. 

Reinhard, Subnormale Temperaturen 
bei Paralytikern 902. 

Reinhard, C., Hypochondriumreflexe 
496. 

Reinhard, H., Casuistik der Hirnsinus¬ 
verletzung 431. 

Reinhardt, Wechsel der Haarfarbe 262. 

Reinl, C., Schwangerschaftszeichen 768; 
Lebensprocess 655. 

Remak, E., Juvenile Muskelatrophie 
736. 

Renney, A. L., Atrophische Extremi¬ 
tätenlähmung 751. 

Renson, Entwickelung der Harnorgane 
168. 

de Renzy, A. C. C., Verhüt, der Cho¬ 
lera 818. 

R6 tbi, L., Fremdkörper in Luftwegen63. 

Ribbert, H., Trichterbrust 783; Ent¬ 
stehung der Anencephalie 613. 

Richer, P., Psychische Lähmung 527. 

Richter, Therapie des Lupus 687, 

Rieder, C., Gartner’sche Canäle beim 
Weibe 644. 

Rieder, H., Stickstoff im Roth 908. 

Riedel, Ligatur der Art. glutaea 8; 
Wismuthverband 21. 

Riegel, Herz und Gefässsyst. bei Ne¬ 
phritis 297; Caffeinpräparate 848; 
Athemkrampf 190; Venenkollaps 189. 

Riehl, G., Hyperhydrosis unilateralis 
875; Pathologie d. Prurigo 911; Haar¬ 
pigment 926. 

Riess, L., Coma diab. ohne Diabetes 
571; Kairin als Antipyret. 205. 

Rik, Naht d. N rad. 183. 

Ringer, Sidney, Salpetrigs. Ammo¬ 
nium 301. 

Rinsema, Th., Stenose d. Ost pulmo¬ 
nales 47. 

Ritter, Ad., Resorpt. durch die Haut 
32, 191. 

Robert, Traubenzucker best. 341. 

Robin, A., Acholie pigmentaire 853. 

Robson, A. W. M., Posttraumat. Pa¬ 
ralyse 667. 

Roger, G. H., Krisen bei Tabes 874. 

Röhraann, F., Ammoniak und die 
Glycogenbildung 862. 

Röhrig, A., Sterilität des Weibes 620. 

Roloff, F., Milzbrandimpfung 75. 

Rönnberg, Nährwert der Carne pura 
62; Verbandmittel aus Holz 649. 

Rooser, J., Wirk. d. Geräusche 457. 

Rosenbach, Mikroorganism. d. acuten 
Osteomyelitis 320. 


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958 


Namen - Register. 


Rosenbach, Ottomar, Zuckernach¬ 
weis 928; Schraerzleitung 823; Herz¬ 
geräusche 473. 

Rosen bach, P., Intervertebralgangl. 
397; Pathogenese der Epilepsie 923. 

Rosenberg, A., Alkaliaibuminat 85. 

Rosenheim, Th., Sehphänomene 460. 

Rosenstein, M., Nervendehn. b. Tabes 
dors. 527. 

Rosenthal, A., Cortic. Hemiplegie 272; 
luet. Erweichungsherde 576. 

Rosenthal, R, Extrauterinschwanger 
schaft 747. 

Rosenthal, 0., Polyp, der männlichen 
Harnröhre 879. 

Rosen, Volvulusoperation 127. 

Ross, J., Anästhesie nach Brachialis¬ 
lähmung 540. 

Rossbach, Papaiotin und Papain 13. 

Roth, Beschäftigungsneurose 112. 

Roussel, A. E., Fett in den Faeces 
nach Leberthran 656. 

Roux, W., Unters, derCholeracommiss. 
in Egypten 666; Embryonale Ent¬ 
wicklungsmechanik 482. 

Rose, E, Herztamponade 813. 

Rubner, M., Vertretungswerte der or¬ 
ganischen Nährstoffe 150; Körper¬ 
grösse und Stoffwechsel 407. 

Rüdingcr, Sprachcentrum 49. 

Rummo, G., Physiol. Wirk. d. Jodo¬ 
form 237; Tabes 745. 

Rumpf, Narcotica und Ortssinn der 
Haut 366 j Rückenmarksverbl. und 
Nervendehnung 684. 

Runeberg, J. W, Transudationspro- 
cesse 70; Künstliche Aufblähungen 
von Magen und Darm 394. 

Runge, M., Todesursache bei Neuge- 
geborenen 92. 

Rüssel, M W. H., Hysterischer Atem¬ 
krampf 190. 


s. 

Sabourin, Adenom d. Nieren 727. 
Sakaki, Igak. Hus., Tabes dorsalis 
656. 

Salkowski, E., Entsteh, v. Harnstoff a. 

Sarkosin 494; Eiweissfäulniss 931. 
Salem on, G., Paraxanthin 627; 
Schweineharn 478; Ammoniaksalze im 
Organismus 867. 

Salomonson, C. S., Jequirity-Oph¬ 
thalmie 200. 

Saroter, Jos., Mischinfection 717. 
Samuel, S., Störung des Gewebewachs¬ 
tums 353; Cholera 944. 

Sappey, M. C., Access. Pfortadervenen 
195. 

Sarganek, P., Oxalsäureintoxicat. 333. 


Sasaki, Veränderungen der Darmwand 
809 

Sassetzki, N. A., Antipyretica im 
Stoffwechsel 585. 

Sattler, Jequirity-Ophthalmie 11S: An- 
tiseptic. in der Augenheilkunde 511. 

Schädla, Antiseptik b. Empyem 569. 

Schäfer, H., Augen d. Taubstummen¬ 
anstalt 394. 

Schäfer, E. H., Hirnrinde operirter 
Affen 238. 

Schäffer, Nasenleiden und Reflexneu¬ 
rosen 716; partielle Recurrenslähmung. 

Schapiro, H., Atropinisirtes Herz f77. 

Schauta, F., Kyphosis lumbosacr. 93; 
Wiederbelebung Neugeborener nach 
Schulze 747. 

Sehen kl, Augen b Syphilis 487. 

Scherer, Eiweissbest. 71. 

Scherschewsky, M., Thermoneurosen 
526. 

Scheube, B., Beriberi 384. 

Scheuplein, C, Diabetes mell. acut. 
380. 

Schi eck, einseit. Gesichtsatrophie 270. 

Schiff, Funct. d. Kleinhirns 209; Sy- 
philit. Initialsklerose 752. 

Sch iffer, J., Sarkosin i. Organism. 494. 

Sohill, E., Desinfectin phthisischen Aus¬ 
wurfs 426. 

Schilling, F., Blutung aus Magen u. 
Oesophagus 270. 

Schmiedeberg, Hippursäure Zerleg. 
339 

Schmidt, C. M., laryngit. subglott. 234. 

Schmidt, M., Parenchymatöse Kröpfe 
269. 

Schmidt, Meinhard, Anom. Leisten¬ 
hernien 525; Spontangangraen des 
Hodens 525. 

Schmucker, Punctio pericardii 80. 

Schnetter, J., Darmverschliessungen 
683. 

Schöbl, Jos., Wundernetze 942. 

Schoenborn, Gastrotomie 250. 

Schotten, C., Ichtyol 15; Hippursäure 
78. 

Schoumoff, C., Einfl. d. Alkohols u. 
Morphium auf die Oxydation 422. 

Schramm, H., Laparotomie 812. 

Schreiber, J., Funct. d. nerv, phrenic. 
542; Fischvergiftung 413. 

Schreiber, S. H., Epileptische Dreh¬ 
bewegung 48. 

Schröder, A., Hydrochinon als Anti- 
pyreticum 301. 

Schuchardt, B., Männliche Brüste 
828, 856. 

Schücking, A., Injection i. d. Uterin¬ 
gewebe 64. 

Schüller, M., Anat. d. weiblichen Harn¬ 
röhre 564. 


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Namen-Register. 


959 


Schultze, Fr., Anatom, d. Tabes 204; 
aufsteig. atr. Paralyse 45. 

Schultze, R, Intervertebralganglien 
797. 

Sch u 1 z, R., Bpidermisabschnürung287; 
Veränder. des Rückenmarks 207. 

Schumburg, W.. Labferment 890. 

Schuster ,Quecksi Iberausscheidung 273. 

Schütz, E., Lungenoedem nach Thora- 
cocenthese 842. 

Schwabach, Gehörsstör, nach Chinin 
u. Salicyl 424. 

Schweckendick, Basedo w’sche Krank¬ 
heit 48. 

Schwerin, Methylenjodid 130, 170. 

Secheyron, Uterusruptur 636. 

Seegen, J., Levulose i. diab. Harn 753; 
Zucker im Blut 807. 

Seglas, J., Melancholie mit Angst 800. 

Seguin, J. C., Tabes u. Syphilis 751. 

v. Sehlen, D., Mikrokokken bei area 
Celsi 202. 

S e i b e r t, A., Witterung u.Pneumonie608. 

Seifert, 0., Agaracin gegen Nacht- 
schweiss 9; Kehlkopflähmung nach 
Bleiintoxication 816. 

Seifert, P., Hydrochinon als Antipy- 
reticum 668. 

Seitz, J., Kropftod 201. 

Selenkoff, A., Arhinencephalia uni* 
lateralis 855. 

Semon, F., PartielleRecurrenslähm.303. 

Senator, H, Wirkung der Wärme auf 
Kreisl., Atmung u. Harnsecretion 197, 
Heerderkrankungen der Brücke 219; 
Selbstinfect. 283; Gaswechsel b. Fieber 
398; Pleuritis und Unter leibsaffectio- 
nen 743; Sklerodermie u. Sklerodac- 
tylie 876. 

Sesemann, Anast zw. Gesichts- und 
Orbitalvenen 196. 

Se tschenoff, J. M., Nierenkreislauf 33. 

Seymour, W., Tumor im Gehirn 27. 

Sherwell, Maligne papillare Derma¬ 
titis 464. 

Shoemaker, Naphthol 847. 

Sieber, N., Physiol. Oxydation 324. 

Siegmund, H, Chylurie 516. 

Silbe rmann, 0., Pavor nocturnus 128. 

Simanowsky,N., Alkohol u. Morphium 
b. d. Oxydation 422. 

Simmonds, M , Adenom d. Leber 470. 

Simon, P., Convallaria majalis 224 

Singer, J., Nierenabscess 96. 

Slavianski, Laparotomie 736. 

Smirnow, W., Wirkung des Schwefel¬ 
wasserstoffs 641. 

Smith, H., Enthalten Knochen Krea¬ 
tin? 455. 

Smith, W. J., Bastardirung anurer Ba- 
trachier 50. 

Smith, S.C., Epileptic. automatism.718. 


Smyly, W. J ., Icterische Harverfärbung 
64. 

Snively, J. N., Darmsteinc im Ileum 
80; Ernährende Klystiere 80. 

Soboleff, Amniosverletzung 142. 

Sokoloff, Elytrorrhaphie med. 395. 

Sokolowsky, A., luetische Phthise 122. 

Soramerbrodt, Schwellkörper d. Nase 
495 

Sonnenburg, E., Ranula 199. 

Sormani, Tuberkelbacillus 16. 

Sousa, Augenliderrauskeln 222. 

Spallita, Lymphherzcentr. 46; Lymph- 
herzbeweg. 302. 

Sperling, A., Tumoren d. Blase 486. 

Spiethoff, H., Diazomaction 942. 

Spitzka, Ed. C, Ponshämorrhagie 364. 

Sprengel, 0., Empyemoperation 766. 

Stadel mann, Harn d. Diabetiker 242, 
566. 

Stadthagen, Quecksilberausscheidung 
275; Sklerose nach Diphtherie 90. 

Starr, Allen, Herderkr. d. Gehirns732. 

Star, M. Allen, Centr, Augenerkr. 601. 

Stein, G., Milch perlsücht. Kühe 479. 

v. Stein, St., Verbesserung d. Mikrotom 
100; Hämoglobinkrystalle 404. 

Steinbrügge, Gehörorg. Taubstummer 
795; Caries d. Felsenbeins 599. 

Steiner, J., Temperat. u. Nervenstrom 
222, 318; Schluck- u. Atemcentr. 483. 

Steinthal, Recidivierend. Typhus 443. 

Stetter, Missbild. d. Ohrmuschel 177. 

Stinzing, R., Arsen bei Lungenleiden 
355; Nervenenddehnung 658. 

Stokes, W., Radicaloperation v. Her¬ 
nien 607. 

Stokvis, Hippursäurezerlegung 339. 

Stolnikow, Hydroxylgruppe i. Giften 
551. 

Stone, L. R., Osteomalacie 154. 

Story, J. B., Hemiatrophia facial. 260. 

Strassmann, E, Tonsillentuberkulose 
846. 

St rau ss, Choleracommiss. i. Egypt. 666. 

Strübing, Lehre vom Husten 137. 

Struck, Mikroorg. d. infect Osteomye¬ 
litis 216. 

Strümpell, A., Multiple Neuritis 732. 

Strümpell, Multiple degenerat. Neu¬ 
ritis 124. 

Sturges, 0., Rheuma als Ursache von 
Chorea 201. 

Suchorsky, N., Atmung i. verdünnter 
Luft 433 

Sutphen, Caries d. Schläfenbeins 15. 

Sutton, J. A., Schaltknochen an der 
Schläfenlamelle 574. 

Symington, J., Natesfalte 605. 

Szilagyi, Ed., Einwirkungsenergie der 
Pigmentfarben 289. 

Szili, Ad., Conus nach unten 208. 


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Original fro-rn 

UNIVERSITY OF MICHIGAN 



960 


Namen-Register. 


Szumanr., L., Ueberosmiuminject. in 
Kropfgeschwülsten 878. 

T. 

Tacke, B., Gase im Organismus 854. 

Tait Lawson, Temperatursteig. 654. 

Tangemann, Ers. d. Trommelfell, d. 
Hauttranspl. 623. 

Tappeiner, H., Giftige Eigenschaften 
d. Aceton 624; Cellulose im Darm¬ 
kanal 646; Eiweissfäulniss im Darm¬ 
kanal 701. 

Tarchanoff, J., Eiweisse von Nest¬ 
flüchtern u. Nesthockern 501; Acce- 
leration d. Herzschläge 915. 

Tartuferi, Bau des Kernes 546. 

Tassi, PL, Jequirity Gift 590. 

Taylor, Paralyse der Abductoren im 
Kehlkopf 24. 

Teale, P. Ridgin, Incision bei Lungen- 
abscess 705. 

Ter eg, Calciumphosphat im Organis¬ 
mus 246. 

Thierfelder, Entsteh, einiger Milch¬ 
bestandteile 54. 

Th in, Lepra laryngis mit Baciil. 895. 

Thoma, R., Aortenwandstructur 648. 

Thomas, Milzbrandgift 288. 

Thoraayer, J., Bauchfellerkrankung 
384. 

Thompson, H., Abtasten des Blasen¬ 
inneren 86. 

Thomsen, Sensibilität bei Krämpfen 
81; sens. Störung, bei Epilepsie und 
Geisteskrankh. 317. 

Th ui Hier, Mikroben des Rotlaufs 257. 

Tigerstedt, R., Apperceptionsdauer 
358; subject. Schätzung von Reactions- 
zeit 805; Muskelzuck. u. Reizstärke 
590. 

Tobold, Stimmfremitus 145. 

Tölg, J., Icterus catarrh. 319. 

Tooth, Howard H., Gummigeschwulst 
der Rückenmarkshäute 847. 

de la Tourette, G, Psychische Läh¬ 
mungen 527; Jumping, Latab, My- 
riachit 901. 

Trautwein, J., electrische Douche, 
galv. Bad 922. 

Treitel, Th., Sarkom d C-horioidea 
189. 

Treitz, Oesophagus 243. 

T r e p p e r, Traumat. Glutealaneurysma 7. 

Trinkler. Nie., Magenschleimhaut 929. 

Trombetta, Chondrocarcinom 303. 

Trommsdorf, Metacopaivasäure 18. 

Truchot, C., Gynäkologisches 184. 

Trzebicky, R., Krebs der Harnröhre 
716. 

Tschaussow, Dammmuskeln und ihre 
Venen 421. 


Tschernoff, W. E., Fettdiarrhoe d. 
der Kinder 830. 

Turrö, R., Circulation des Blutes 142. 

v . 

üghetti, C. B., Contagiosität d. Cere¬ 
brospinalmeningitis 269. 

Uhthoff, W., Path. d. opticus 607; 
Alkoholamblyopie 664. 

Underhill, Edgar, Bruch von drei 
Rippen 735. 

Ungar, E, Atelectasie d. Lungen Neu¬ 
geborener 61. 

Unna, P. G., Neue medicamentose Ein¬ 
verleibung 752. 

Unruh, Chinolin 925. 

Unterthan, Beinkünstler 296. 

Urbantschitsch, Trigeminusreiz 69. 

v. 

Vandevelde, G., Bacillus subtilis 760. 

Veale, H., quantitative Eiweissbestand¬ 
teile im Harn 607. 

Vejas, P., Spinalganglien 308. 

van de Velde, Hippursäurezerlegung 
359. 

Veraguth, C., Inhalationstuberkulose 
778. 

Vermyne, Myxoftbrom 767. 

Vierordt, R., Schallmessung; Schall* 
Schwächung im Telephon 94. 

Vierordt, 0., Degeneration d. Vorder¬ 
hörner 60; Multiple degenerative Neu¬ 
ritis 234. 

V i g n a 1, Zoogloeatuberculose 134; graue 
Substanz im Rückenmark des Em¬ 
bryo 887. 

Vigouroux, R., Stat. Electr. gegen 
Cholera 656. 

v. Vintschgau, M., Nachbild, electr. 
Funken 782. 

Virchow, H., Beweg, d. Menschen 295. 

Virchow, R., Encephalit. congenit. 
174; lymphat. Constitution 68; Ne¬ 
phritis arthritica 331; Trichinosis u. 
Actinomykosis bei Schweinen 679. 

Viti, A., N. depressor. 187. 

Vogt, P., Gefahr bei Fettembolie 153. 

Voigt, Pemphig. nach Erkält. 236. 

v. Voit, C., Asparagin als Nährstoff 
377. 

Volkmann, Centren d. Lymphherzen 
46. 

Voltolini, Tuberkelbac. im Ohr 319; 
Tuberkulose des Larynx 656. 

Vogel, Alb., Vagusresect. 188. 

Vossius, A., Anat. d. Nerv. opt. 232; 
Jequirity-Ophthalmie 538. 

Vulpian, Chloral im Ohr 117; Nach- 
krankh d. Typhus 11. 


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UNIVERSITY OF MICHIGAN 



Namen-Register. 


961 


Waddell, L., Harnstoffausscheidung 
nach Fluorkaliumgebrauch 446. 

Wagenhäuser, Ohrpolypen 431. 

Wagner, E., Typhusfamilien 539. 

Wagner, H., Carmin 81. 

Wagner, J., Exstirpat d. Schilddrüse 
535, 898 

v. Wahl, E., Diagnost. d. diastoi. Ge¬ 
räusches 393 

Wälchli, G, Vogelnetzhaut 19. 

Waldeyer, Eleidin in Harnzellen 110. 

Walker, F., Zungenausschneid 829. 

Wille, H, Hereditäre Ataxie 304. 

Wall stab, H., Dammrisse 144. 

Walton, G. L., Railway-Spine 191. 

Walzberg, Th., Tic douloureux und 
Zahnneuralgie 159. 

Warfringe, W., Arsentherapie 136. 

Wargunin, W., Inbalatioustuberkulose 
778. 

van de Warker,E., Uteruskrebs 924. 

Warlomont, Aetiologie d. Pocken 16. 

Watson Spencer, Seidenfadenretina 
288. 

Webber, S. G., Multiple Neuritis 902. 

Weber, Nabel Neugeb. 8S2. 

Weber-Liel, Ohrschwindel 153 

Webster, D., Syphilitische Erkrankung 
d. Labyrinths 447. 

de Wecker, Jequirity - Ophthalmie 
113. 

Wedenskii, Teleph. Ersch. am Herzen 
1; Ermüdung d. Nerven 65. 

v. Weh de, L., Luft in d. Umgebung v. 
Phthisikern 560. 

Weichselbaum, A., Tuberkelbac. im 
Blut 607. 

Weigert, C., Färb. d. Centralnerven- 
systems 366; Tabes 389. 

Weil, A., Diab. insip. bered. 363. 

Weili,E., H6michoree pleur6tique 688. 

Weiss, M., Phosphor u. Rachitis 718. 

Welander, E., Gonokokkus 848. 

Welch, W. H., Histiophys. d. roten 
Blutkörperchen 72L 

Werner, Nitrobenzolvergiftung 429. 

Werner, W., Acute Nephritis 36. 

Werth, Part. Inversio uteri 272. 

Wertheimber, A., Eklampsia infan¬ 
tum 240. 

Wertheimer, E., Entwickelung weibl. 
Geschlechtsorgane 337. 

Wesener, F., Tuberkelbac. im Organ. 
Tuberkulöser 525. 

Wesener, J, Casuistik d. Geschwülste 
597. 

West, E. G., Myxoedem 345. 

West, S, Pneumothorax 707. 

XXII. Jahrgang. 

Difitized by Gougle 


Westphal, C., Spast. Spinalparalyse 
519 . 

WeyI, Th , Torpedo 173; Nitrate des 
Organismus 837; Fettgehalt patholog. 

s Organe 430. 

White, E. W., Myxoedem u. Geistes¬ 
krankheiten 712. 

White Haie, Tabisches Geleuk 765. 

Wiebe, A. f Hypnotismus in d. Thera¬ 
pie 320. 

Wiedersheim, R., Darmresorption 593. 

Wiethe, Th., Zellgewebsentzündungen 
d. Orbita 252. 

Wiglesworth, Augenhintergrund bei 
Irren 830. 

Wiktorowski, P., Magengeschwür 793. 

Wildermuth, Osmiumsäure bei Epi¬ 
lepsie 624. 

Willhard, M., Muskelzuckung u. Reiz¬ 
stärke 530. 

McWilliam, Innervation d. Aalherzens 
334. 

Williams, C., Klonischer Krampf d. 
Gaumenheber 479. 

Winckel, F., Operative Gynäkologie 
619. 

Wiskemann, M., Tuberkuloseinfection 
543. 

Wislicenus, Harn d. Diabetiker 242. 

Wittelshöfer, R., Tumoren d. Blase 
486. 

Witzei, 0., Muskulärer Schiefhals 72 

Woakes, E , Caries der Paukenhöhle 
9i0. 

Wolfen den, R. W., Epilepsie 624. 

Wolfers, J., Alkohol im Stoffwechsel 
118. 

Wo 1 ff, Jul., Primäre Gclenkleiden 230. 

Wolff, J., Doppelseitige Gesichtsatro¬ 
phie 260; Diagnose d. Nierenkrank¬ 
heiten 610. 

Wolffberg, Trichorhexis nodosa 736. 

Wo 11 ering, Verschiedene Vergiftungen 
864. 

Wood, H C., Diphtherie 624. 

Wooidridge, L, Blutgerinnung 207; 
Ferment im Blutplasma 734. 

Wundt, W., Weber’sches Gesetz 610. 

z. 

Zabludowski, Eleidin und Hornzellen 

110 . 

Zacher, Spinale Höhlenbildung 191; 
progress. Paralyse 218, 558. 

Zahn, F., Atm in verdicht. Luft 437; 
Fäulnisskeime im Blut 462. 

Zahn, F. W., Implantirte Gewebe 628; 
Ulcus vaginae 638; Vernarb, d. Art. 
nach Umschnürung 679; Uterusper¬ 
foration 741. 


61 

Original from 

UNIVERSITf OF MICHIGAN 



962 


Kamen -Register. 


Zambianchi, Fr., Kropfexstirpation 
505. 

v. Zeissl, M. y Infectio in utero 672. 

Zeller, A., Jodoform und Chloroform 
im Organismus 210; Congenitalhernien 
367. 

Zeraann, Ad., Actinomykose d. Bauch¬ 
fells 327. 

Zenker, W., Beschäftigungsneurose 112. 

Zesas, D. 0., Durchtrennung des M. 
ulnar. 183. 

Ziehl, Fr., Pneumokokk im Sputum 
97; Pneumokokk. 592; Pemphig. acut. 
236. 

v. Ziemssen, Typhus-Recidiv 443. 

Zillner, Ed, Ruptura flex. sigm. intra 
partum 688. 


Zimmerlin, Heredit. progress. Muskel¬ 
atrophie 109. 

Znamensky,N., Resect. d. Harnblasen¬ 
wand 893. 

Zucker, Syphilis des äusseren Ohrs 
633. 

Zuckerkandl, Anat. des menschlichen 
Körpers 465; Schwellkörper der Nase 
77 ?. 

Zuntz, N. f Tierische Oxydation 118; 
Gefässnervenreiz 275; fötales Leben 
789. 

Zweifel, P., Ophthalmoblennorrhoe* 
neonat 368; Schwangersohaftsbestim- 
mung 528. 

Zwicke, Schussverletzung 63; Fett 
embolie d Lungen 153. 


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UNIVERSfTY OF MICHIGAN 



Sach-Register. 

(Die starkgedruokten Zahlen beieiehnen Orginal-Mitteilungen.) 


A. 

Aachener Thermalkur 600. 

Abductoren d. Stimmbänder 24. 

Absces9ed. Hirnhälfte 26; d. Warzen¬ 
fortsatzes 15; Pleuritis nach subphre¬ 
nischen Abscessen 743; Injection und 
Jodoformemulsion b. kalten Abscessen 
919. 

Aceton in der Exspirationsluft der Dia¬ 
betiker 419) giftige Eigenschaften dess. 
624; -probe 76; Acetonurie, 76, 761. 

Achillessehn e, Entzündungders. 303. 

Acidalbuminat 85. 

Aconitin 461. 

Actinomyces, Cultur ders. 311. 

Actinomykose 327, 679, 430. 

Adenom s. Geschwülste. 

Adenoide Vegetat. im Nasenrachen¬ 
raum 199. 

A donis vernalis, Physiologisches und 
Therapeutisches über dass. 541. 

Aether-Injection 544; Narcose 933; 
-Schwefelsäurebildung 318, 558; A. 
bei Tetanus und Veitstanz 928. 

Aethylschwefelsäure im Ham 305. 

Affen, Hirnrinde operirter A. 238. 

After s. Darm. 

A gariein gegen Nachtschweiss 9; gegen 
Schweiss 335. 

Ainhum 416. 

Albumin 85; actives A. 21; physio- 
gische Albuminurie 282, 671; Albu- 
minate des Serum 750; s. a. Biweiss. 

A 1 bumosen 595 

Alkalialbuminat 85. 

Alkalien im Harn 798. 

A lkohol, Wirkung dess. auf den Stoff¬ 
wechsel 118; -Amblyopie 664; Alko- 
lismus 780; Einfluss dess. auf die 
tbierische Oxydation 422; A. in der 
Eispirationsluft der Diabetiker 410) 
Ausscheidung dess. 198; -Paralyse 
900. 

Allongement atrophique 230 

Amaurose nach Bleivergiftung 718. 


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Ambo9, -Steigbfigelgelenk 69. 

Ammoniak-Ausscheidung bei Diabet 
mell. 566; -Salze im Organ 867. 

Amnios-Verletzung während der Be¬ 
brütung 142. 

Amputation, Veränderung d. Nerven¬ 
systems nach A. 713; osteoplastische 
A. 794. 

Amyotrophie 781. 

Anämie, Arsenik bei A. 127; essen¬ 
tielle chronische A. 72; pernieiöse A. 

317, 809. 

Anaerobiosefrage 277. 

Anästhesie, sensorische A. 81, A. nach 
Verletzung d. Plex. brach. 540; Ein¬ 
fluss der A. auf Atmung 558. 

Anastomose zwischen Gesichts- und 
Orbitalvenen 16. 

Anencephalie 613. 

Aneurysma, traumatisches Gluteal A. 

7; A. nach Verletzung der Art. basil. 

271; A. der Art pulm. 897. 

Angiom s. Geschwulst. 

Angst, Melancholie 800. 

Ankylose des Hüftgelenkes 439; Ellen¬ 
bogen- A. 909; Behandlung 943. 

Anthraxvirus 40L 

Antialbumid 326. 

Antialbumose 326. 

Antipyrin, Wert des A. 521; Neben¬ 
wirkungen des A. 749. 

Antipyreticum, Kairin als A. 265, 

673, 696; Hydrochinon als A. 301; 

668; A. im Stoffwechsel 585; Carbol- 
säure als A. 912. 

Antiseptica bei Ophthalmie 511; A. 
bei Kmpyem 569. 

Anuren, Bastardirung der A. 35, 50. 

Aphasie 416. 

Aponeurose, Contract. der Palmar- 
aponeurose 920. 

Apoplexie 27. 

Apsithyria 182. 

Arachnoidea, Echinococcus der A. 

64; 8. auch Nervensystem. 

Arbeit und Stickstoffausscheidung 808. 

Area Celsi, Mikroben bei A. 272. 

61* 

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UNIVERSITY OF MICHIGAN 



964 


Sach-Register. 


Arhinencephaliaunilateralis 855. 

Arterien s. Blutgefässe; A.-Enge als 
Krankheitsursache 159. 

Arteritis umbilic. 92. 

Arsen bei Chorea minor 671; bei 
Pseudoleukämie 15, 136; bei perni- 
ciöser Anämie 127, 136; bei Leuk¬ 
ämie 136, 208; bei Fungus 188; bei 
Lungenleiden 255, 432, 718; A.-Säure 
bei Diabetes 480; A.-Wasserstoffver¬ 
giftung 461. 

Ascidieneier, Furchung ders. 158. 

Ascites, Albumingehalt bei A. 71; 
die mit A verbundenen Krankheiten 
841. 

Asparagin als Nährstoff 377. 

Asphyxie, Einfluss der A. auf Gefäss- 
nerven 275. 

Ataxie, hereditäre A. 304; Spinal¬ 
lähmung mit A. 684. 

Atelectasie 61. 

Atmung, Stillstand der A bei Reiz 
der Rautengrube 462; Rhythmus der 
A. 494, 524; Innervation der A. 467; 
Atmungscentrum der Insecten 478; 
Atmungscentrum der Menschen 483, 
523; Atmungskrämpfc 190; Einfluss 
der Wärme auf die A. 197; A. bei 
Säugetierfoetus 789; Atmungsbewe¬ 
gung bei Anästhesie 558; Einfluss 
der Otitis med. auf die A. 829; A. 
in verdichteter Luft 433; asphyctisch 
Neugeborene 747; Atmungscapacität 
des Blutes 882 

Atresie, A. des äusseren Gehörganges 
559; multiple A. des Darmes 80. 

Atrophie, A. des Gesichts 260, 860; 
A. der Muskeln 288, 736; A. des 
Opticus 56; A. des Darms 22; A. des 
Uterus 192; A. der Zunge 80, 672; 
A. der Haut 80,. 784; A. der Leber 
712; allgemeine A. 809. 

Atropin, atropinisirtes Herz I, 577j 
Wirkung des A. 393, 493. 

Auge, infantile Hornhautverschwärung 
41; Einwirkung auf den Lichtsinn 69; 
Prophylaxe der Blenn^rrhoea neonat. 
112, 368; Inquirity-Ophthalmie 113, 
11«, 200, 203, 215, 538, 590; Ent- 
fernung der Pupillarmembran bei Ko¬ 
relyse 127; Nystagmus nach Chloral 
im Ohr 117; Thränenableitung und 
Lidbewegung 132, 222; venöse Hyper¬ 
ämie der Retina 144; Jodoform bei 
Augenkrankheiten 159; Karyokinese 
in fix. Hornhautzellen 163) Sarcom. 
chorioideal 189; Conus nach unten 
208; Myopie bei Cataract senil. 223; 
Anatomie des Nerv. opt. 232; Cysti¬ 
cercus cellulosus 240; Zellgewebs¬ 
entzündung der Orbita 252; Augon- 


affection nach Blitzschlag 253; Sym- 
pathicusophthalmie 281; Seidenfaden¬ 
retina 288; Pigment färben 289 j Ent¬ 
wickelung der Augen 294; Gesichtsfeld 
bei Epilepsie 317; Pilzconcretionen 
aus den Thränenröhrchen 335; Colo- 
boma centrale 351; Apperceptions- 
dauer der Gesichtsverstellungen 358; 
Entstehung der Myopie 362; Augen 
der Taubstummen 394; Pupille 452; 
Augenentzündung Neugeborener 448; 
Physiologie der Retina 499; Netzhautr 
reiz 1; Syphilis 485; Antiseptica in 
der Ophthalmie 511; Cauterisation 
der Cornea 511; Sehstörung bei Mittel- 
ohrcatarrh 513; Xerosis conjunctivae 
526; Sehsphäre und Opticuscentra 
549; Abscess d. Orbita nach Schnupfen 
559; Karyokinese in der Conjunctiva 
575; centrale Augenerkrankung 601; 
Opticusatrophie 607; Sehcentren 645; 
Sympathicus-Affection im Gebiete des 
Auges 655; Entwickelung der Cilien 
und Meibom’schen Drüsen 715; Al¬ 
kohol-Amblyopie 664; Netzbautblu- 
tungen 687; pulsirender Exophthal¬ 
mus 706; Metallsplitter im Auge 717; 
Epithel der Linsencapsel 738; Glau¬ 
kom 742; Nachbildung des elektri¬ 
schen Funkens 782; Augenhinter¬ 
grund bei Geisteskranken 830; Gum¬ 
möse Augenlidaffection 831; Iridec- 
tomie 840; Farbenblindheit 863; Coc- 
muriaticum in der Oculistik 870; Em¬ 
pfindlichkeit des Auges 878; Seh¬ 
störungen bei Intermittens 895; go¬ 
norrhoische Bindehautentzündung bei 
Kindern 921; Conjunctivitis crouposa 
943. 

Auerbach’soher Plexus, Degenera¬ 
tion dess. 22. 

Aufmeisselung des Warzenfortsatzes 
671. 

B. 

Bacillen s. Mikroorganismen. 

Bakterien s. Mikroorganismen. 

Baisamum Copaivae 19. 

Bastardierung, B. von Anuren 35; 
B. anurer Batrachier 50 

Basedowsche Krankheit 48; s. a 
Nieren. 

Bauch, tuberculöse und carcinomatose 
Erkrankungen des Bauchfells 384; 
B.-Schussvorletzungen durch zwei Ku¬ 
geln 63; Nähte der B.-Wand 207. 

Belladonna, B. bei Chorea laryng. 8. 

Beriberi s. Kak-ke. 

Bewegungen des Menschen 295. 

Bi ge minie, Herz-B. 841. 


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Original fro-m 

UNIVERSITY OF MICHIGAN 



Sach-Register. 


965 


Blei, Anatomie der Bleilähmung 260; 
B.-Intoxication 394, 816. 

Blennorhoe, Mikrokokken der B. 41. 

Blitzschlag, Thomsen’s Krankheit 
nach B. 91; Augenaffect nach B. 253. 

Blut, Alkalescenz des B. 37: Septi- 
kaemie 58 , 833 , 849) Nierenkreislauf 
33; Blutdruck in transsudierenden Ge- 
fassen 70; Plasma und Protoplasma 
101; Blutplättchen 101, 207; Leuko- 
cyten 101; Hämoglobinämie 123; Cir- 
culation des B. 142, 197; rote Blut¬ 
körperchen 20, 158, 286, 722) vergl. 
Anatomie des B. 187; Harnstoff im B. 
188; Gerinnung 207; aspbyctisches 
B. 275 ; üirndruck 284, 937; Mikroorg. 
d. Pyäraie 370) Pyämie bei acuter 
Mittelohreiterung 382; neue Dar¬ 
stellung der Hämoglobinkrystalle 404; 
Physiologie und Pathologie d. B. 437 j 
I äulnisskeime im B. 462; Ferricyan 
kalium im B. 324; hydrämische Leu- 
kocytose 539; Hämoglobinmenge bei 
Fieber 568; Tuberkelbacillen im B. 
607; Methaemoglobin v. Hunde 654; 
Blutveränderuög während d. Schwan¬ 
gerschaft 670; Oxyhämoglobin des 
Pferdes 686; neuer Stoff im Plasma 
734; Fibrinferment 740; Albuminate 
im Serum 750; Reaction des Cholera¬ 
blutes 785, Seifen im Plasma 782; 
B. des Foetus 789; Zucker im Blut 
807; Urämie 828; Blutdruck nach Er- 
gotin, Ergotinin, Sklerotinsäure 866; 
Respirationscapacität des Blutes 882; 
Teilungsvorg. in den weissen Blut¬ 
körperchen 891; Lösung der roten 
Blutkörperchen 907; Hämatoblasten 
u. Blutregeneration 916; Kali-Anhäu¬ 
fung im Blut Eclamptischer 926. 

Blutgefässe, Entzündung der Gefäss- 
wände 70; Thrombose der Vena port. 
bei Lues 144; Tonus der Arterien 
142; angeborene Arterienenge 159; 
Venencollaps 189 ; Resection verletzter 
Gefasse 268; Aneurysma der Art. 
bas. 271; Gefässnerven 275; Verän¬ 
derungen der Gefasse bei acuter Ne¬ 
phritis 297; die vasomotorischen Cen 
tra 332; part. Durchtrennuug des 
Arterienrohres 393; Dammvenen 421; 
Aorten Varietäten 405; Gefässe bei Fie¬ 
ber 495; Neubildung in der Intima 
der Arterien 648; Sclerose der Art. 
coronaria 651; Querrisse der Art. in- 
tima und media 579; Hirnvenen 698; 
Gangrän nach Verletzung der Art. In¬ 
tima 839; Aneurysma der Art. pul- 
raonalis 897; Offenbleibcn des Ductus 
Bot. 897; Wundernetze im Fettge¬ 
webe 942. 

Blutstillungspincette 185. 


Bomb, igneus 35, 50. 

Borneol 349. 

Boroglycerid bei eitriger Mittelohr¬ 
erkrankung 857. 

Bougierung, B. der Ohrtrompete 68, 
584. 

Bontonniere, B. bei Abtasten der 
Blase 87. 

Broca’sche Windung s. Nerven¬ 
system. 

Brorakali, B. bei Chorea laryngis 9; 
B. als Desinficiens 411. 

Bromlauge, zur Titration des Harn¬ 
stoffs 917. 

Bromoform, B. im Organismus 212; 
physiol. Wirkung des B. 765. 

Brust, Vergrösscrung der männlichen 
Brüste 828; Neubildung der männ¬ 
lichen B. 856. 

Bufo, B. cinereus 35, 50; B. variabilis 
35, 50. 

Bulbärparalyse nach Diphtherie 91. 

Burdach , sche Stränge, Veränderun¬ 
gen des B. 55; s. a. Nervensystem. 


c. 

Cachexia strumipriva898; s. Kropf. 

Caffein, Wert der C Präparate 848. 

Calabarbohne, C. gegen Nacht- 
sebweiss 127. 

Calciumphosphat, C. im Organismus 
246. 

Calomel bei Otorrhoe 857. 

Carapher, Pharmakologisches der C.- 
Gruppe 349; Campherol 349. 

Cantharidin, Wirkung des C. auf die 
Nieren 119. 

Caput obstipum 782. 

Carbolsäure als Antipyreticum 912. 

Carcinom s. Geschwülste. 

Cardiogramm 36. 

Caries, C. der Cart. cricoid. 783; 
Knochencaries s. Knochen. 

Carlsbader Sprudel 104; Temperatur 
des C. 847. 

Carne pura, Nährwert des C. 62. 

Carnin, Darstellung, Reaction, Ver¬ 
breitung des C. 31. 

Casein, C.-Gerinnungsferment 267; 
C.-Gehalt der Frauenmilch. 

Castration, C. bei Weibern 588; zehn 
Fälle von C. 464. 

Catgut, C. im Organismus 598 

Cau terisation der Cornea 511. 

Cavum tympani, Erkrankung des C. 
69; s. a. Ohr. 

Cellulose, Gährung der C. 646. 

Centrum, Automat. C. im Tract. bulbo- 
spiu.; C. der Lymphherzen 46; s. Ner¬ 
vensystem. 


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966 


Sach-Register. 


Cheyne-Stokes’schcs Phänomen 
100, 641; C.-sche Atmung bei Apo¬ 
plexie 27. 

Chinin, C. als Suppositorium 543; 
Chininum amorph, boric. 395; Einfluss 
des C. auf das Gehör 424; auf den 
Stoffwechsel 941. 

Chinolin 925. 

Chlor, C. als Desinficiens 411; Titri- 
rung der Chloride 414 

Chi oral, C. bei Chorea laryngis 8; 
C. im Ohr 117. 

Chloroform, Oertliche Anwendung v. 
C. 64; C. im Organismus 210. 

Cholera, Untersuchungen der franz. 
C -Commission in Egypten 666; st&t. 
Electricität beiC.656; Wasserinjection 
bei C. 735; Enteroklysie bei C. 766) 
Reaction des Blutes von C. Kranken 
785) Koch’s Vortrag vom 26. Juli 
796; Pathologie und Therapie der C. 
861, 944; Verhütung d.C. 818; Komma¬ 
bacillen 819; Cholerabakterieu 857; 
s. a. Mikroorganismen. 

Chondrin 239. 

Chondroitsäure 239. 

Chorea, Rheumat. Ursprung der C 203; 
allgemeine C. 348; C. laryngis 8; 
Arsen bei C. minor 671; choreatische 
Zwangsbewegung 591; Aether bei C. 
928; posthepiplegica 939. 

Chromogene des Harns 287. 

Cbylurie s. Harn. 

Cbylus, Seifen im C. 782. 

Circumduction bei luxirtem Daumen 
23. 

Cirrhoese Geschwulst 31; s. a. Ge¬ 
schwülste. 

Clarke’sche Säulen bei Tabes 389. 

Cocain, Physiolog. Wirkung 240; mu- 
riatic. in der Okulistik 870. 

Colotoraie 360. 

Coma, C. nach Apoplexie 27; C. dia- 
betic. 76, 283, 566; C. diab ohne 
Diabetes 283, 571. 

C ombustionen, Statistik der 0. 248. 

Compressionsstcnosed. Trachea 94. 

Conjunctivitis s. Auge. 

Co nus nach unten 208. 

Convallaria majalis 224, 264. 

Convallamarin 589. 

Copaiva, C.-Balsam 17; Harn nach 
C.-Balsam 141; C. Oel 18, 141. 

Corpulenz u. Epilepsie 719. 

Corti’sches Organ, Verstimmung 
desselben 58. 

Corset, Orthopädisches C. 539. 

Co toin, Wirkung des C. 192, 220. 

Croup, Tracheotomie bei C. 799. 

Cubitus varus traumaticus 727. 

Curare, Vergiftung mit C. 2; C. bei 
Tetanus 342. 


Cyste s. Geschwülste. 

Cysticercus, Subretinaler C. 240. 

Cystin und Cystein 112. 

Cystovarium 28. 

D. 

Damm, Statistik der -Risse 144; Mus¬ 
kulatur d. 421; s. auch Geburtshülfe. 

Darm, Verstopfung des 15; chronischer 
-Katarrh 59; Atresie u. Stenose d. 80; 
-Ganglien 59; -Steine 80; Secern. d. 
Dünnd. 62; Obstr. d. grad. Colon 15; 
Obliter, d Dünnd. 95; Resect. des, b. 
falsch. After. 143; Atrophie des D. 
22; Follikel des Dünnd. 168; Cotoin 
und Paracotoin im D. 220; Lieber- 
kühn*sche Drüsen im Dickd. 296; Hem- 
mungs- und Bewegungsnerven i. rect. 
305; Operat. d. Mastdarmkrebse 311 ; 
Primäre Darmaktinomykose 327; Me¬ 
thodik d.-Naht, Thiry-Vella’sche Fistel 
351; Mastdarmstricturen 360; Mast- 
darmulc syphilit. Natur 380; Colo- 
tomie 360; Salzresorpt. i. Darm 367; 
künstl. Aufbläh, des Dickdarms 394; 
-Resect 495; -Naht 495, 502; Wider- 
natürl. After 502; Krebs des Dünnd. 
502; -Parasiten 524; -Zerreissung 554; 
• Verschliess. 683; Ileus 717; Plexus 
d. -Wand b. Anämie u. Atrophie 809; 
Laparotomie bei innerem -Verschluss 
812; -Krisen b. Tabes 874; Anus im- 
perforat. 863; Ruhr 879; D.-Syphilis 
910. 

Daumen, Dislocat. des D. 623; Ver¬ 
renk. d D. 655. 

Dehnung, unblutige d. Rückenm. 394. 

Dementia, s. Nervensystem. 

Dermatitis, pemphigusartige 55. 

Desinfection, der Luft 479; -mit 
Chlor u. Brom 411. 

Diabetes, künstliche D. 480; D. nach 
Chloroformnarkose 223; Jodoform bei 
D. 527; mit Contract d. Palmarapo- 
neurose 96; D. mell. Einfluss auf Geni¬ 
talien 192; D. mell.acut.380,270;Ham 
b. D. mell. 242; mell. Oxybutters. i. 
Harn 566; Ammoniakaussch.b.D mell. 
266; Iudoxylschwefels. i.Harn b.D. mell. 
558; D. u. Pankreaskrebs 624; Arinei- 
behandl. bei D. mell. 591; Beitrag 
zu D 651; Therapie d. D. insip. 
672; Ueber die D. 728; Lcvuiose im 
Harn b. D. 7SS) Exspirationsluft bei 
D. 419; Pscudooxybutters. i. Diab. Harn 
661 S auch Coma. 

Diaphysc, Lamellentypus d. D. 3. 

Diasto le, s. Herz. 

Diarrhoe, Fett-D. d. Kinder 830; Ru- 
bus procumbens bei D. 912; Darm¬ 
katarrh 59. 


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Sach* Register. 


967 


Diazo, *benzosalfosäare 51, 612; -Re- 
action 51, 52, 942. 

Diphtherie, mit Gelenkentzündung 
48, 351; Sublimat b. D. 394; Sklerose 
nach D. 90; «Groppe der Infections- 
krankheiten 317; D. mit Gelenkentz. 
351; Natur der 624; Tracheotomie b. 

D. 810; Nierenerkrank. b. D. 460. 

Dipsomanie 864. 

Distoma hepatio. 43, 878. 

Drusen, Entw. d. Hautd. 100; Tuber* 
culose d. D. 457. 

Ductus thor. Verletz, des D. 297. 

Duct. Botalli, s. Blutgefässe. 

Dünndarm, s. Darm. 

Dura, einer Röhrendi&physe 3. 

Durchfall, s. Diarrhoe. 

Dysenterie, Tod nach 72. 

Dyshidrosis, 2 Fälle von 77. 

Dyskrasie, autoohthonisohe 283. 


E. 

Echinococcus d. Arachnoidea 64; E. 
d. Milz 707; E. subpbrenicus 463; E. 
in Sicilien 717. 

Eclampsie, -u. Epilepsie 843; Kali 
im Blut bei E. 926. 

Ectasie d. Magens 368. 

Ectropium b. Schädeldefect 31. 

Ehrlich'sc he Reaction s. Diazo. 

Ei, das befruchtete der Saugetiere 14; 
-Furchung 435. 

Eisen, -Injection 366. 

Eiweiss, Fäulniss d. 6,701, 931; -Stoffe 
i. Pankreas 245; i. Transsudat 70; im 
Leut. 70; -krystalloide i. Ectodam 83; 
Spaltungen der -Körper 325; Nest¬ 
hocker- u. Flüchter-E. 496; -Körper 
i. Harn 590, 607; Hühner-E. 636; 
Diffusion i. -Lösung 838; Quant. -Best. 
878; s. auch Albumin. 

Ekchymosierung bei Brustbyperämie 
83. 

Eklampsia infant. 240. 

Ekzem, chronisches 559 

Elektricität, Galvanometerversuche a. 
Froschherzen 1) electr. Strom im ent¬ 
nervten Muskel 225; elektr. Ströme 
a. vasomotorische Centren 332; electr. 
Ströme a. erkrankte Nerven u. Mus¬ 
keln 368; Erregungszeit und Reizver¬ 
lauf 533; Reizstarke u. Muskelzuokung 
590; Stat Elektric. zur Verhütung d. 
Cholera 656; Elektrolysen u. Elekro- 
Synthesen 659; elektropolares Erre¬ 
gungsgesetz 766; Reizstarke u. Muskel* 
Zuckungen 690; galvanisches Bad, 
electrische Douche 922. 

Eleidin, Vorkommen d. 582. 


Ellenbogen-Gelenk, Verrenkung d. 

E. 135; Resection d. E. 24, 775; -An¬ 
kylose 909. 

Elytrorrhaphia mediana 395. 

Embolie b. Pleura-Irrigation 26. 

Embryo, -nale Entwicklung 482; -nale 
Keimblätter 548; Syphilis d. E. 622; 
•nale Entwickl. d. Nebennieren 450; 
Rückenmark d. E. 887.. 

Empyem, Antiseptik b. E. 569; Ope¬ 
ration 766; seltener Fall von E. 425. 

Encatarraphie v. Epithel 919 

Encephalitis congenita 174. 

Encephalopathia saturnina cum 
amaurosi 719; -mit allg Lähmung 830. 

Enchondrom s. Geschwülste. 

Endomyocarditis 38. 

Endothelveränderung bei acuter 
Nephritis 393. 

Entzündung des Mittelohrs 58; der 
Hornhaut 163; der Gefässwände 70. 

Epilepsie, duroh Fremdkörper i. Ge¬ 
hörgang 79; Transfertersoheinungen 
bei E. 288; -in Folge von Schwindel 
336; Gesichtsfeld bei E. 307; -i. Folge 
von Hirnrindenreiz 414; Osmiumsäure 
gegen E. 624; -mit Automatism. 718; 
u. Schwangerschaft 719; Pathogenese 
d. E. 923. 

Epilepsie pleurötique 26. 

Epilepsia rotatoria 48; Eklampsie 
u. E. 843; Haarvecänderung bei E. 
843; Entwicklungshemmung b. E. 446. 

Epiphyse, Lamellentypus der E. 3; 
Trennung der E 367, 814. 

Ergotin, Subcutane Injection von -in 
206; E. bei Othämatom 720; Wirk, 
d. E. auf Blutdruck etc. 866. 

Ergotismus 30. 

Erbrechen, b. Hirntumor 27. 

Erhängen, Path. d. E. 605. 

Ermüdung, Rheumatismus nach E 800 

Erstickung, E. Neugeborener 826. 

Ertrinken, Path. d. E. 283. 

Erysipelas, bei Reconvalescenz 15; 
Diazoreaction bei E. 53. 

Essentukiwasser, Wirk d. E. auf 
die Galle 104 

Eserin, gegen Nachtschweiss 127 

Exarticulatio, E. d. Schulterblattes 
415; E. im Hüftgelenk 746. 

Extract. Hyoscyami 492. 


F- 

Facialis, Paralyse des F. 64; Centra 
des F. 523; periphere -Lähmung 735. 
Faeces, Fettreichtum der F. 656; 
Stickstoff in den F. 908; Bacterieu d. 

F. 921. 


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968 


Sach - Register. 


Färbungen des Rückenmarks 557. 

Far ben bl indheit 863 

Faulniss d. ßiweisse 6,931; -Krystalle 
in Leichen 320; - Alkaloide 6; -Emana¬ 
tion als Ursache von Typhus 9; F. 
d. Tuberkelbacillen 347; -Keime im 
Blut 462. 

Felsenbein s. Knochen oder Ohr. 

Fettgewebe, Wundernetze 942. 

Fett-Säuren bei Fäulniss von Riweiss 
6; Gehalt d. Org. 38; -Tröpfchen in 
Uterinmilch 83; -Embolie bei Knie- 
resection 153; Bildung von F. aus 
Kohlehydraten 310, 677; F. in der 
Faeces nach Lebertran 656; -Gehalt 
path. Org 431; -Herz und Puls 490; 
F. im Thierkörper 725; -Diarrhoe d. 
Kinder 830; -Bildung in der Darra¬ 
schleimhaut 731; F. aus Kohlehydra¬ 
ten 677. 

Ferrocyan kalium im Blut 524. 

Fieber 175, 396, 398, 934. 

Fibrosarkom s. Geschwülste. 

Fibroid s. Geschwülste. 

Fibrofemorale Einkeilung 279. 

Filter, Wasser-F. 715. 

Finger, Lehre vom schnellenden F. 575. 

Fisch-Vergiftung 413. 

Fleisch-Vergiftung 480. 669. 

FI u o r k a Ii u m, Harnstoffaussch. nach 
F 446. 

Foetus, Syphiiit des F. 573; Typhus 
recurr. des F. 526; Rachitis des F. 
704; Scharlach des F. 764; Recurrens 
des F. 778. 

Fractur des Oberschenkels alter Leute 
111; F des Proc. cubitalis 447. 

Fremdkörper in Luftwegen 63. 

Freund’sche Operation 46. 

Frigidite antiseptique 47. 

Froschwecker 149 

Fungus, Arsen bei F. 188. 

6 # 

Gallen-CapiHaren 186; Einfluss d. G. 
auf die Peristaltik 62; -Blasenkrebs 
189; Einwirkung alkalischer Mittel 
auf die G. 103, 897; Absorptionsspect. 
d. G.-Farbstoffe 889 

Galvanokauter gegen Lupus 74. 

Gangrän der Beine 189; G. der Lun¬ 
gen 415; G. des Hodens 525; sym¬ 
metrische G. 880; G. nach subcutaner 
Verletzung der Arterienintiraa 839. 

Gastritis phlegmonosa 260. 

Gastrotomie bei Haargeschwulst 250. 

Gastrectasie, Salzsäure bei G 665. 

Gas Wechsel, Einfluss auf Hühnerem¬ 
bryonen 309; G. fiebernder Tiere 
175, 396, 398; Gase im Organismus 
854. 


Geburtshülfe und Gynäkologie (s. 
auch die betreff. Organe), spontane 
Ruptur von Ovariencysten 28; Epi¬ 
lepsie bei Schwangerschaft 48, 719; 
Pleurapunction im Puerperium 79j 
Arteritis umbilicalis 92; Tod intra 
partum 92; Entbindung bei Lordose 
93; Pelveoperitonitis 93; Nachgeburts¬ 
zeit 96; Statistik der Dammrisse 144; 
Peritonitis während der Schwanger¬ 
schaft 157; Bromäthyl in d. Geburts¬ 
hülfe 192; Ruptur d. Vaginalport, bei 
der Geburt 205; Ovarium bei Men¬ 
struation 208; Jodoformstäbchen in 
der Gehurtshülfe224; zu weites Becken 
224; Beiträge zur Gynäkologie 263; 
Hyperemosis gravidarum 264; Inversio 
Uteri 272; Geburtszange 304; Ovario- 
tomie 409; Perfor. Usur des Uterus 
480; Schwangerschaftsbest 528; Ste¬ 
rilität bei Frauen 604, 620; operative 
Gynäkologie 588, 619; Caseingehalt 
d. Frauenmilch 654; Blutveränderung 
während der Schwangerschaft 670; 
Lebenspröcess beim Weibe 685; Riss 
d Flex. sigm. intra partum 688; 
kleine Geschwülste des weiblichen Ge¬ 
schlechtsapparates 713; Uterusfibrom 
720; Kaiserschnitt nach Porro 720; 
Placentarpolypen 741; Extrauterin¬ 
schwangerschaft 747; Scharlach im 
Uterus 764; Schwangerschaftszeichen 
768; Urobilinurie 773; weisser Infarct 
d Placenta 809; Uterus- und Vagi¬ 
nalvorfall bei alten Frauen 845; Hä- 
matoma periuterinum extraperitoneale 
848; Clitoriskrisen bei Tabes 874; 
Fibromyome des Uterus 904; Vesico- 
vaginalfisteln 906; Dammschutz verfah¬ 
ren 911. 

Geburtszange, eine neue 304. 

Gegengifte 545. 

Gehirn s. Nervensystem. 

Gehör s. Ohr. 

Geisteskrankheit, gleicheG bei Zwil¬ 
lingen 830; Augen bei G. 830. 

Gelbfieber, Mikroben bei G. 90 

Gelbsucht bei Distoroa 48. 

Gelenk, fungöse G.-Entzündung 535* 
Resection des G. 535; tuberculöse 
G.-Entzündung 543; G.-Entzündung 
bei Diphtherie 48, 351; Anatomie d. 
Metacarpophalangealg. 23: trophische 
Störungen bei G.-Leiden 230; G.-Tu- 
berculose 40: gonorrhoische G-Ent¬ 
zündung 300; Neubildung des Hüftg. 
239;-Schulterg. 626; Exarticulat. im 
Hüftg. 743; Resect. des Ellenbogeng. 
775; Ankylose des Hüftg. 439; Knieg.- 
Resection 279; Streckung contrahirter 
Gelenke 920, 948. 

Genitalien (Allgemeines, s. auch die 


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Original fro-m 

UNIVERSUM OF MICHIGAN 



Sach-Register. 


969 


einzelnen Organe), Entwicklung der 
weibl. G. 471; Gartner’sche Kanäle 
beim Weibe 644; Gangrän d. Hoden 
525; Clitoriskrisen bei Tabes 874; Hi- 
stol. d. weibl. Genit. 944 

Geruchsorgan, Entwickl. des G. 294. 

Geschmackssinn 158, 392; G bei 
Tympanitis 69. 

Geschwülste, Tumor im Gehirn 27; 
Stirntumor 31; Cystovariura 28; cir- 
rhöse G. 31; Fibrosarkom am Stirn¬ 
hocker 31; Carcinom38; Enchondrom 
d. Schädeldecken 79; Malignität der 
Ovarialtumoren 160; bilocul. Cystome 
des Lig. lat uteri 185; Arsen bei 
Fungus 188; Bronchialg. 188; Sar- 
coma cborioidea 189; Garcinom der 
Gallenblase 189; Uterusmyom 191; 
Ranula 199; Beb. eines Angioms mit 
Salpetersäure 214; adenoide Pharynxg. 
230; hereditäresCystofibrom d. Mamma 
239; Sarkom des Periost 247; Spin¬ 
delzellensarkom im Mesenterium 248; 
Haarg. ini Magen 250; Tumoren im 
Grosshirn 259; parenchymatöse Kröpfe 
269; Gastritis phlegmonosa 269; G. 
als Ursache der Inversio uteri 272; 
Garcinom der Zunge 279; sarkoma- 
töse Degeneration einer Flexorensehne 
287; Casuistik der Hirntumoren 298; 
primäres Chondrocarcinom 303; Ope¬ 
ration der Mastdarm krebse 311; An¬ 
gioma laryngis 315; Zungenkrebsope¬ 
ration 343; Goloboma central. 351; 
Adenom der Leber 367; Fibrom der 
Bauchdecken 381; Garcinom d. Bauch¬ 
fells 384; Sarcoma thalami opt. 395; 
Pankreascyste 483; Brustkrebs 439; 
Hyperplasie und Adenom der Leber 
470; Tumoren der Harnblase 486; 
Cystenbildung der Arachnoides 495; 
Krebs des Dünndarms 502; Kropfex¬ 
stirpationen 505; Struma in terthoracica 
retrotracheal. 525; Operation des Pha- 
rynxcarcinom 525; Fibroid d. Bauch¬ 
decken 528; Casuistik der G. 597; 
Pankreaskrebs 624; Nodulartumor d. 
Corp. call. 640; Adenom d. Harnblase 
664; Exstirpation kleiner G. 670, 713; 
Mediastinaltumoren 702; Spina bifida 
705; Harnröhrenkrebs 716; Adenom 
der Nieren 727; Ohrtumoren 735; 
Otbämatom 720; Glaucom 742; Fibrom 
am Halse 750; Myxofibrom an d. Ba¬ 
sis cranii 767; Krebs d. Nasenschleim¬ 
haut 817; zusammenges. G. 828; Vis¬ 
cerale Carcinomc 829; Myxom der 
Mamma 868; Uteruskrebs 880; Kehl¬ 
kopfkrebs 894; Fibromyom d. Uterus 
904; Knochencysten 908; Kehlkopf¬ 
cysten 927; Operation eines Lipom 943. 


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Gewebe, Störungen des Wachstums 
353; Regeneration der G. 865; Mikro- 
org. ira lebenden G. 355: embryonales 
G. 544; irritable G. 827. 

Gicht mit Nierenschrumpfung 394; 

Aachener Thermen gegen G. 600. 
Gifte, Einfluss der G. auf Oxydation 
324. 

Glykogen, Darstellung des G. 500; 

Bildung in der Leber 862. 
Glycosid, digitalinartiges Wirken des 

G. 906 

Gonorrhoe, Harnröhre bei G. 184; 
gonorrhoische Gelenkentzündung 300; 
Endocarditis nach G. 352; gonorrhoi¬ 
sche Bindehautentzündung 921. 
Granatwurzelrinde, Wirkung der G. 
93. 

Grundwasser und Typhus 251. 
Guanin, Vorkommen des G. 918. 
Gumma s. Syphilis. 

Gynäkologie s. Geburtshülfe. 

Gyps ä-jour-Verband 794. 

BL 

Haar. Periodischer Wechsel der H.-Farbe 
262, 843; s. a. Haut. 

Hämatocele retrouterina 741. 
üammerkrampf 190. 

Hämoglobin s. Blut. 

Hamamelis virginica 714. 
Hämorrfaagie bei Brusthyperämie 53 
Harn. Jod im H. 5. 210, 333; Secre- 
tion des H. 4, 34; Ehrlich’sche 
H-Probe 52; Hippursäure im H. 78; 
Pepton im H 89; Indigobildung im 

H. 94; Aceton im H. 110; Hemialbu- 
mose im H. 133; Mercaptursäure im 
H. 534; Eiweiss im H. 590, 607; 
Paraxanthin im H. 627; Phosphor 
im H. 700; Stickstoff im H. 700, 739; 
Urohämatin bei Gelenkrheumatismus 
138; febriles Urobilin 138; H. nach 
Copaivabalsam 141; H bei Osteomala- 
cie 155; H.-Absonderung bei Erwär¬ 
mung 197; Oxybuttersäure im H. 
242; pbysiol. Albuminurie 282; Chro- 
mogene des H. 287; Aetherschwefel- 
säure im H. nach Kairin 305; Zucker- 
bestimraung nach Robert 341; Chlo¬ 
ride im Hundch 414; Chemie des 
Schweineh. 478; Jodbestiramung im 
H. 486; Chylurie 516j Darstellung 
der Aetherschwefelsäure aus H. 558; 
zwei Säuren im diabetischen H. 558; 
Oxybuttersäure im diabetischen H. 
566; Eisenchloridreaetion ohne Dia¬ 
betes 571; alkalische Reaction des H. 
626; H. Schwindsüchtiger 640; Levu- 
lose im diabetischen H. 753; Urobili- 


Original frorn 

UNIVERSITf OF MICHIGAN 



970 


Sach-Register. 


uurie 773; Alkalien im H. 798; Se- 
miologic des H. 806; Therapie der 
H.-Steine 821; Urämie 828; Propep- 
tonurie 829; H. bei Acholie pigmen- 
taire 852; Absorptionsspectr. der H.- 
FarbstofFe 889. 

Harnapparat. Entw. des H.-Apparates 
168; Schleimhaut der Harnröhre bei 
Gonorrhoe 184; weibliche Harnröhre 
564; Stein und Krebs der Harnröhre 
716; Polyp, d. männlichen Harnröhre 
879; Massage bei Strictur d. Harnröhre 
687; Vesicovaginalfisteln 906. 

Harnstoff. H. im Blut 18S; Aussch. 
bei höherer Temp. 379; Bildung von 
H. aus Sarcosin 494; H.-Ausscb. nach 
Fluorkalium 446; Giftigkeit des H. 
846; Titration d. H. m. Bromlauge 917. 

Ab tasten des Blaseninnern 86; Blasen¬ 
geschwülste 87; Selbstinfeot. in Folge 
Erkrankung der Blase 283; Tumoren 
der Blase 486; traumatische Zerreiss. 
d. Blase 553; Adenom d. Blase 664; 
N61aton-Katheter in d. Blase 798; 
partielle Resection d. Harn blasen wand 
893. 

Haut. Resorptionsfähigkeit d. H. 32, 
191; Purpura bei Poliomyelitis acuta 
43; atroph. Störung d. H. 80; Naph- 
thol bei H-Krankheiten 92; Entw. d. 
H-Drüsen 100; Papeln bei Prurigo 
112) Lepra 140; Zoster 160; Derma- 
topbyten 191; Pilze bei Pemphigus 
236; Sensibilität d H. 244; embryo¬ 
nale Abschnürung d. Epidermis 287; 
Lichen ruber bei atroph, muscul. 288; 
Dermatosis diab. 299; symmetr. H.- 
Affection an Händen u. Füssen 320; 
Erythema univers. nach Sublimatver¬ 
band 352; Einwirkung d. Narcotica 
auf deu Raumsinn d. H. 366; H.- 
Nerven bei Tabes 389; multiple fl.- 
Ulceration 390; Xanthelasma plan, 
et tuberc. multiplex. 395; papilläre 
Dermatitis 464; Urticaria factitia 432; 
Uebertragung v. Herpes zoster facial. 
430; Neuritis bei Herpes zoster 496; 
Pruritus hiemalis 528; spec. Energie 
d. H.-Nerven 606; Skleroderma 608: 
Aetiologie von Erythema nodosum 
640; Operation des eingewachsenen 
Nagels 655; Erythem, bei Infections- 
kranheiten 668; Herpes poster. 468, 
671; Veränderungen d. H. nach acut, 
gelb Leberatrophie 712; essentielle 
Erytheme 719; Purpura rheumatica 
719; Leukoderm, syphil. 733; Tri- 
chorhexis nodosa 736; Urticaria pig¬ 
mentosa 746; H.-Atrophie 484; Jodo¬ 
form- Exantheme 832; Skleroderma 
adult. 844; Dermatitis herpetiform. 
864; Sklerodermie u. Sklerodactylie 


876; Bacill. bei Lepra 895; Melanosis 
lentic. progr. 903; Prurigo 911; Haar¬ 
pigment 926; Elephantiasis b Lipom 
943. 

Hebelapparat zur Streckung der Ge¬ 
lenke 943. 

Hemeralopie bei Xorosis 42. 

Hemialbumose 326. 

Hemiohorea 272; H. pleuritique 688. 

Heraiglossitis 458. 

Hemipepton 326. 

Hemiplegie, oorticale H. 272. 

Hemmung. H.-Wirkung des Vagus 1; 
H.-Nerven des Reet. 307; H. d. Län¬ 
genwachstums 367; H. d. Entw. bei 
Epilepsie 446. 

Hermaphroditismus, Pseudo-mas- 
oulinus 799. 

Hernia. Radicaloper. congenit H. 367, 
919; H. diaphragmatioa 491; anomale 
H. inguinalis 225; Radicaloperat. bei 
H. 223; Strangulation d. Omentum bei 
H. 15; Magenlage bei Scrotal-H. 681. 

Herz. Toleph. Ersch. am H. bei Vag.- 
Reiz 1; H.-Shok 32, 36; Fettgehalt d. 
H. 38; Diazoreaction bei H.-Fehlern 
52; Fett-H. 490; H.-Hypertrophie 152, 
316; H.-Embolie 153; Diagnose der 
H.-Geräusche 160, 556; Innervation 
des Aal-H. 334; musikalische H.-Ge- 
räusche 473, 601; H.-Bigeminie 841; 
electr. Schwank des tätigen H. 798; 
H.-Tamponade 813; atropinisirtes H. 
577 ; Distanzgeräusche bei Klappen¬ 
fehlern 472; Veränderungen des H. 
bei acuter Nephritis 297; Mitralis¬ 
geräusch bei InsufF. aort 432; Klap¬ 
penfehler des rechten Ventrikels 896; 
H.-Nerven 907; Acoeleration der H.- 
Schläge 915. 

Hippursäure. Entsteh, d. H. 78; Zer¬ 
legung der H. 339, 359. 

Hirn s. Nervensystem. 

Hoden. Gangrän des H. 525. 

Holz. Verbandmittel aus H. 649. 

Horngebilde. Genese d. H. 110. 

Hornhaut s. Auge. 

Hühnerembryo. Entwick. des H. 309. 

Hundswut 441, 682. 

Husten, bellender H. bei Larynxaffect 
88; Lehre vom H. 137. 

Hyalinknorpel, afficirter H. 79. 

Hydrämische Leukocytose 539. 

Hydrocephalus, Echinokokkus bei 
H. 64; spontane Ruptur von H. 544. 

Hydrastis Canadensis 417 . 

Hydrochinon als Antipyret. 301, 668. 

Hydrocollidin 6. 

Hydrops, Entstehung von H. 26; Dia¬ 
gnostik des H. abd. 196. 

Hyla arborea 50. 

Hymen imperforat. 185. 


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Sach-Register 


971 


Hyoscinnm hydrojod. 492. 
Hyperemesis gravidar. 264. 
Hyperhidrosis, Agaricin bei U. 9; 

H. onilateralis 875. 

Hyperplasie, H. der Hilz u. Lymph- 
drüsen 278; H. der Leber 470. 
Hypertrophie, H. des Gesichts 270, 
860; H. d. Muskeln s. Muskel. 
Hypertonie, H. d. Muskeln 784 s. a. 
Muskeln. 

Hypnotismus, tberap. Anwendung d. 

H. 320; ein Fall von H. 768; Trans- 
fert bei H. 824. 

Hypopyon, H. bei M. Basedowii 48. 
Hypospadie 336; weibl. u. atavische 
H. 494. 

Hypoxanthin, Vorkommen d. H. 918. 
Hystereetomie 709. 

Hysterie, Ovarial- u. Iliacalschmerz 
bei H. 544; H. bei Kindern 944. 


I. und J. 

Japaner, Anthropologisches 323. 
Ichtyol 15. 

Icterus, I. mit Harn Verfärbung 64; 

I. bei Hämoglobinamie 124; I. ca* 
tarrbalis letalis 319; zur Lehre vom I. 
383. 

Ileotyphus s. Typhus. 

Ileus, Pathogenese dess. 717. 
Impfung. Syphilis-I 48; Milzbrand-I. 
75, 269, 416, 751; Impfungstubercu- 
lose 347; I. mit luposen Massen 520; 
Kuhpocken-Impfinstitut in Wien 924. 
Implantation 628. 

Inanition, Ausscheidung bei totaler 

I. 5. 

In die an, l.-Reaction 17. 

Indigo, I. im Harn 94. 

Indol 931. 

Indoxy (Schwefelsäure im diabet. 
Ham 558. 

Inoculationsresultate von Scle- 
rosen 800. 

Insecten, Atmungscentren der I. 478. 
Intermittens, Diazoreaction bei I. 
53; I.-Impfung 304; Sehstorung bei I. 
895 

Jod, J.-Ausscheidung im Ham 333, 5; 

J. Injection bei Struma 203; J. im 
Harn 210, 486. 

Jodoform, therapeutischer Werth des 

J. 159; J. im Organismus 210; phy¬ 
siologische Wirkung des J. 237; 
237; J.-Stäbchen in der Geburtshulfe 
224; J. bei Baucbwunden 335; J. bei 
Diabetes 527; Einfluss des J. auf die 
Riesenzellen 662; J.-Exantheme 332; 
J.-Vergiftung 445; Jodoformemulsion 
bei kalten Abscessen 919. 


Irresein, transitorisches bei Neur¬ 
asthenie 28. 

Ischiadicus, Entzündung des 1. 544; 
Ischias 60. 

Jumping 901. 

K. 

Kachexie, Transsudate bei K. 71. 

Kai rin, K. als Antipyreticum 265, 495; 

K. bei Phthise 305; K. im Organismus 
574, «73, 198, 428. 

Kak-ke, Histologie derselb. 43, 384; 

K. Epidemieen 384 

Kali chloric.-Vergiftung 825. 

Kali- Anhäufung im Blute Eclamp- 
tischer 926 

Kaltwasser-Behandlung 934. 

Katheter, Katheterismus der Tuba 
Eust. 74; Extract eines N6laton-K. 
aus der Blase 799. 

Kehlkopf s. Luftwege. 

Keimblatt, embryonales K. 548. 

Keloid s Geschwülste. 

Kepbalotryp ter 12. 

Kephir und Kephirpilz 435. 

Keratitis, eitrige K. 41. 

Keratomalacie s. Auge. 

Kern, K.-Teilung bei Hyperplasie 27S; 
Karyokinese 183 , 318, 575; feiner Bau 
des K. 548 ; Pepton im Zellkern 000 

Keratin, K. in Knochen? 455. 

Kiemen, Missbildung 143. 

Kly stier, ernährendes K. 50. 

Kniekappe 784. 

Kniephänomen 460; Morphium zur 
Erzeugung des K. 496. 

Knochen, Spongiosa des K. 3; Osteo- 
phytenbildung 48; K.-Tuberculose 39, 
543; Osteomalacie 154; Osteomyelitis 
216; fungöses Knochenleiden 217; 
K. des Fusses bei Tabes 240; Sarcom 
de9 Periostes 247; Mikroorganismen 
der Osteomyelitis 320, 616; Schalt¬ 
knochen an der Schläfenlamelle 574; 
fötale Rachitis 704; Phosphor bei 
Rachitis 223, 718; ist Keratin in den 
Knochen? 455; Knochencaries 40; 
Caries der Halswirbel 262; Caries des 
Schläfenbeins 570, 815; Caries des 
Felsenbeins 599; acute Scorbut-Rachi¬ 
tis 489; Maasse für die Rippen 638; 
Rippenresection bei Pleuraaffection 
569; Bruch von 3 Rippeu 735; Rei¬ 
bungen in den Knochenmarkzellen 
891; Knochencysten 908; Caries der 
Paukenhöhle 910; Bruch des Zahn¬ 
fortsatzes 921; Knochenblasenbildung 
i. d. Nase 944. 

Kohlehydrat, ein neues K. 469; K. im 
Organismus 484; K.-Entartung 889 . 

Kopftetanus 492. 


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972 


Sach-Register. 


Kostmaass siebenbürgischer Feld¬ 
arbeiter 926. 

Kraftwechsel 407. 

Krampf, Gesichtsmuskel * K. 32; mi¬ 
mischer Gesichts-K. 57; Sensibilität 
bei K 81; K. im Splenius 270; to¬ 
nische Krämpfe mit Magenectasie 368; 
klonischer K. der Gaumenheber 479; 
K. des Muse. lev. ani 832. 

Kraniotomie, 100 Fälle von K. 11. 

Krebs s. Geschwülste. 

Kretinismus 751. 

Kriegschirurgie 639. 

Kropf, K.-Excision 94, 505; Therapie 
des K. 269, 202; Ueberosmiumsäure 
bei K. 878. 

Kussmaul’scher Symptomencom- 
plex 283. 

Kyphosis, K. lumbocarsalis 93; phy¬ 
siologische K. 273. 


L. 

Labdrüsen des Pferdemagens 21. 
Laboratorium, pathologisches zu Genf 
247. 

Labyrinth s. Ohr. 

Ladestockverletzung 56. 
Lähmung, bei Pleura-Irrig. 26; L. d. 
Muse, trochlearis 57 : L. d. Augenmus¬ 
keln b. Hypertrophie 80; psychische L. 
527; L. der Mm crico-arythaen. post. 
543; progressive atroph. L. 474; L. d. 
Stimmbandmuskeln 525; L. der Kehl¬ 
kopfmuskeln 816; Kinderl. 432. 
Längenwachstum, Hemmung dess. 
367. 

Laparotomie, L. bei Krebs d. Dünn¬ 
darms 502; Laparotomien 736, 928; 
L. bei innerem Darmverschluss 812. 
Larynx s. Luftwege. 

Laryngeus nervus s. Nervus la- 
ryngeus. 

Lat ha 900. 

Leber, Fettgehalt ders. 38; Hypertr. 
Zellen der L. beim Gelbfieber 90; 
Gumma der L. 92; Hypereholie 124; 
Secretionsvacuol der L-Zellen 186; 
Access. Pfordadervenen 195; Hypertr. 
L.-Cirrhose 316; Adenom der L. 367, 
470; Hyperplasie der L. 470; Ruptur 
der L. 553; acute gelbe L.-Atrophie 
560; Regenerat. der L. 574; Haut 
bei acuter gelber L.-Atrophie 712; 
Diagnostik der L -Krankheiten 841; 
Acholie pigment&ire 853; Glycogen- 
bildung in der L. 862. 

Lebertran, Fett der Faeces nach L. 
656. 

Lecithin, Synthese des L. 222. 
Leichcngiftinfection 185. 


Lepra 140. 

Leukämie, Arsen bei L. 15. 136. 208. 

Leukocyten in der Uterinmilch 83; 
s. a. Blut. 

Leukocytose s. Blut. 

Levul ose im diab. Harn 753« 

Lieberkühn’sche Drüsen s. Darm. 

Lipoma fibrosum petrificum 943. 

Luft im Krankenzimmer der Phthisiker 
560; Aufblähen des Magens durch L. 
394; Atmung in verdichteter L. 433 . 

Luftröhre des Pferdes 71; s. a. Luft¬ 
wege. 

Luftwege. Husten bei Laryngitis 58; 
Laryngostenose 88; Lupus laryngis 
74, 719; Compress.-Stenose der Tra¬ 
chea 94; Resorcin bei Kehlkopfleiden 
IM; Tracheotomie bei Kehlkopfphthise 
121; chronischer Kehlkopfabscess 143; 
Physiologische Variationen des Kehl¬ 
kopfes 179; Stimmbandlähmung 202, 
625; Entwickelung der Trachea 206; 
Laryng. subglott. 234; Rindencentren 
für Phonationsbeweg. 267; Angioma 
laryngis 315; Laryngealneurose 382; 
Spannung der Stimmbänder 392; Ex- 
stirpat. laryngis 470; Kehlkopfstenose 
nach Typhus 479; Larynx d. Taub¬ 
stummen 514) Stimmbildung nach 
Zerstörung der Stimmbänder 635; 
Tuberkulose d. Larynx 656; Laryngo- 
trachealstenose 775; Caries der Car- 
tilago cric. 783; Tracheotomie beim 
Croup 795; Tracheotomie bei Diph¬ 
therie 810; Kehlkopfmuskelläbmung 
816; Centra des Kehlkopfes 836; 
Keblkopfexstirp. b. Carcinom 894; 
Lepra des Kehlkopfes 895; Kehlkopf 
in gerichtl. medicin. Beziehung 912; 
Kehlkopfcysten 927. 

Lungen. Fettgehalt der L. 31; Ate- 
lectase d. L. 61; Actinomycose der 
L. 111, 430; Himabscesse nach Lun¬ 
genherden 44; Fettembolie der L. 
153; Arsen b. Lungenleiden 255; 
Gangraena pulm. 415; Gangrän beim 
L.-Abscess 709; acutes Oedem d. L. 
842; Arsen b. jTuberculose 432, 718; 
Resorption durch die L. 910; Hemi- 
chorea pleurätique 688; Pathologie 
d. Pneumothorax 707; Pleuritis nach 
Unterleibsaffection 742. Phthise, 
Kairin bei P. 305 ; Allgemeines 38; 
Follikel bei P, 68; Luft im Zimmer 
Phthisiker 560; P. bei Gebirksvölkern 
586. Pneumonie, chronische 63; 
Infectiöse 258; Diazoreaction b. crou- 
pöser P. 52; Pneumokokkus s. unter 
Mikrokokken; Differentialdiagnose zwi¬ 
schen P. und Pleuritis 303; Witte¬ 
rung und croupöse P. 608; Astheni¬ 
sche 477. 


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Sach-Register. 


973 


Lupus, Therapie des L. 336, 687; L, 
laryngis 74, 719; L. mit Verkrüm¬ 
mung der Finger 125; Impfung mit 
lupösen Massen 520; Natur des L. 
623 

Luxation des Ambossteigbügelgelenks 
69; L. der Scapula d. Daumen 23. 

Ly mphangiowa cavernosum, In¬ 
halt eines L. 542. 

Lymphdrüsen, Hyperplasie derselben 
278. 

Lymphherz, Bewegung des L. bei 
schwerer Rückenmarksreizung 302; 
Centra ders. 46. 

Lymphosarkom d. vorderen Mediast. 
25; Allgemeines L. 95. 

M. 

Magen, Schleimhaut des M. 20,687,929; 
M.-Resect. 31; Operation beim M- 
Krebs 82; M.-Blutung 270; Methodik 
der M.-Naht 328; M.-Ektasie 368; 
künstliche M.«Aufblähung 394; M.- 
Erkrankung nach Larynxaffectionen 
448; Chirurgie des M. 630; Salzsäure 
im M. bei M.-Ektasie 665; M -Opera¬ 
tion 680; M.-Verlagerung b. Scrotai- 
hernie 681; gelungene Pylorusresect. 
716; Gastrotomie 750; Runde M.- 
Geschwüre 792; M.-Erweiterung bei 
Kindern 800; Hypertrophie der M.- 
Musculatur 871; Magensaft u. Oeso- 
phaguswand 927; s. Gasiritis etc. 

Magnesiumsulfat zur Maassbestim¬ 
mung 766. 

Maltose, Physiologische Eigenschaft d. 
M. 159. 

Mammillarlinie, Herzsbok an d.M.32. 

Mangan i Organismus 940. 

Maracaibobalsam 18. 

Masern, Diazoreact. bei M. 53. 

Massage des Ohres 7; M. bei Strictur 
d. Harnröhre 687. 

Meissner’scher Plexus, Degenerat. 
dcss 22 

Melancholie, M. mit Angst 640, 800; 
Sauerstoffmangel als Ursache von M. 
911. 

Melanosis s. Haut. 

Menstruation, Blutung bei M. 83; 
Ovarien bei M. 208. 

Menthol 349. 

Mercaptursäure im Organism 534. 

Metacopaivasäure 18. 

Metalbumin 469. 

Metallvergiftung 940. 

Methämoglobin vom Hunde 654. 

Methylenjodid 130 , 140 « 

Mikroorganismen, M. d. Pyämie 
370; zur Biologie d. M. 863; M. d. 
Gonorrhoe 848; M. b. Trachom 41; 


Bacterien der Schweineseuche 663; 
Aufrechtfs Mitteilungen über Bacterien 
316; Spaltungsproducte d. Bacterien 
575; Bacterien der Faeces 921; 
Bacillen der Cholera s. Cholera; 
Reinkultur der Tuberkelbacillen 389 , 
607; Kommabacillen 819; Koch’sche 
Bacillen 127; Bacillen d. Typhus im 
Milzblul 695; Bacill. subtilis 760; 
Tuberkelbac. im Sputum 424, 426; 
Bacillen bei Lepra 141, 873; Bacill. 
d. Milzbrandes 75, 76, 489; Tuberkel¬ 
bacillen im Organism. Tuberculöser 
525; Bacillen bei Lepra des Kehl¬ 
kopfes 895, 

Mikrokokken der Pneumonie 97 , 98 , 
107, 129 , 329 , 639. 

Mikrotom 100 . 

Milch, M.-Secretion 47; Entstehung d. 
M.-Bestandtheile 54; Uterinm. 82; 
Schädlichkeit ungekochter M. 335; 
Wirkung des Pilocarpins und Atrop. 
auf M.-Bildung 393; M. perlsüchtiger 
Kühe 479; absolute M. Diät 555; 
Assimilation der Stickstoffteile d. M. 
585; Serum d. M. 654. 
Miliartuberculose s. Tuberculose. 
Milk sikness 608. 

Milton’sche Probe 14. 

Milz, M.-Brandimpfung 75, 269, 416; 
M.-Brandgift 288; M.-Brandbacillen s. 
Mikroorganismen; M.-Tumor b. Leukä¬ 
mie 208; Hyperplasie der M. 278; 
Typhusbacillen im M.-Blute 695; 
Echinococcus d. M. 707; acuter Tu¬ 
mor 909. 

Miryachit 527. 

Mitei la, Tragen einer M. 16. 
Molybdän 941. 

Moos als Verbandmittel 177. 
Morphin, M.-Aetherschwefelsäure, M.- 
Schwefels. 551. 

Morphium, Einwirk. d. M. auf tier. 
Oxyd. 422; M. b. Tabes 495; Vergift, 
mit M. 864. 

Mucin 469. 

Mucorineen, Characteristik derselben 
286. 

Mumps, Taubheit nach M. 58, 178. 
Muskel, M.-Ton b. Systole 2; M.-Kraft 
in Reizfrequenz 149; Muskelkrämpfe 
217; M-Starre 430; hered. progress. 
M.-Atrophie 109, 348; M.-Atrophie 
288, 481; Pseudohypertrophie d. M. 
223, 517, 587; Erregung d. M. 225; 
M.-Sinn 244; Karyokinese im M.- 
Körper 318; Physiol. d. Skelettra. 
375; juvenile Form d. M.-Atrophie 
517; M.-Zuckung und Reizstärke 530; 
Physiol. d. M. 622; Gesichtsm. bei 
progress. M.-Atrophie 736; Zuckungs- 
curve d. M. in Krankheiten 772; 


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974 


Sach-Register. 


Hypertonia musc. 784; Temperat. d. 
gereizten M. 786; Hypertrophie der 
Magenm. 871; M.-Krisen bei Tabe9 
874; Zuckungscurve d. M. 888; M. 
Stapedius 933. 

Myosit. ossific. progr. 203, 416. 
Myriachit 901; s a. Nervevsystem. 
Myxoedem und Geisteskrankheit 712; 

M. ' Autopsie 745. 

Myxofibrora s. Geschwülste. 

N. 

Nabel, Behandlung des N. Neugebore¬ 
ner 832; Arteritis umbilicalis 92. 
Nagel, eingewachsener N. 655. 

Naht der Bauchwand 207; N.-Wachs- 
tum 425; versenkte N. 870; Nervenn. 
909. 

Naphtol bei Hautkrankh. 92, 847. 
Narcose vom Rectum durch Aether933. 
Narcotica, Einwirkung der N. auf d. 

Raurosinn der Haut 366. 

Nase, N.-Rachenpoly 15; N.-Schleim- 
haut des Pferdes 71; N.-Scheidewand 
71, 74; Schwellung der N. bei Geni¬ 
talreiz 471; Reflexe von der N. aus 
495; Schwellung der N-Schleimhaut 
514; Blennoirhoe der N. 559; plast 
Chirurgie der N. 631; Hyperplasie 
der Muschelbekleidung 634; spontane 

N. -Blutüngen 682; N.-Leiden und Re¬ 
flexneurosen 716, 751; Scbweilappa- 
rate der N. 763, 771; Knochenblasen¬ 
bildung 944. 

Natesfalte 606. 

Natriumnitrit, therapeutische Ver¬ 
wendung des N. 912. 

Nebenniere, embryonale Entwicklung 
der N. 456. 

Nekrolog für Cohnheim 625. 
N6laton-Catheter, aus der Blase ex- 
trahirt 719. 

Nephritis s. Nieren. 

Nervensystem (central und peripher), 

1) Allgemeines physikalisches 
Verhalten der Nerven: Ermü¬ 
dungszeit des N. W; Erregung des N. 
225; negative Schwankung des N.- 
Stromes 65, 222; N.-Ton 65; pseudo¬ 
motorische N.-Wirkung 171; Tempe¬ 
ratureinfluss auf die negat. Schwan¬ 
kung 318; elektrische Oeffnungserre- 
gung 338; elektrisches Verhalten er¬ 
krankter N. 368; N.-Dehnung 658. 

2) Anatomie: Broca’sche Windang 
49; Färbungsmittei der Nervenbahnen 
161 366; Anatomie der Spinalganglien 
508; Kleinhirnrinde 321; Bau der 
Streifenhügel 350; Erregbarkeit des 
Rückenmarks 376; Richtung d. Gyri 
465; Pyramiden- und Schleifenbahn 


468; Faserverlauf im Rückenmark 497; 
Verbind, d. Nervenscheiden mit dem 
Sarkolemm 498; Histogenese d. Gross¬ 
hirnrinde 532; Safranin zur Rücken¬ 
marksfärbung 557; Gehirnfurchen609; 
Grosshirnhemisphären 635; Hirnvenen 
698; Intervertebralganglien 798; Ce¬ 
rebrospinalfasern u. Sympathicus 930. 

8) Physiologie: Bedingungen d. Ge¬ 
hirntätigkeit 4,804; directe Erregung 
des Vorderstranges 14; automatische 
Centra ira Tract. bulbospinalis 30; 
Centra d. Lymphhcrzen 46; Functio¬ 
nen d. Kleinhirns 209, 436; Med. obl. 
und Respiration 210; Reizbarkeit d. 
Nerven 221; Verletzungen der Hirn¬ 
rinde operirter Affen 238; Localisa- 
tion der Sensibilität 244; Beziehung 
der Grosshirnrinde zu Kehlkopf und 
Rachen 267, 876; Lymphherzbewegung 
bei thermisch. Rückenmarksreiz 302; 
Wirkung des elektrischen Stroms auf 
vasomotorische Centren 332; Innerva¬ 
tion d. Atmung 467; Atmungscentra 
478, 483, 523; Atemreflexe 483; 
halbseitige Rückenm&rksdurchschnei- 
dung bei Affen 493; Kniephänomen 
496; Rindencentra d. Facialis 523; 
Functionen des N. phrenio. 542; in- 
tracorticale Opticuscentren 549; Aus¬ 
scheidung des Lenden markgrau 603; 
spec. Energie der Hautnerven 606; 
Weber # schea Gesetz 610; Localisa- 
tionslehre 638; Centralorgan f. Sehen 
und Hören 645; Beweglichkeit des 
Gehirns 657; Nervendehnung 658; Ka- 
ninchenhim 724; Rindencentra 759; 
graue Substanz d. embryon. Rücken¬ 
marks 887. 

4) Pathologie: Hirndruck 284, 937; 
isolirte Poliomyelitis 45; Poliomyelitis 
nach Typhus 11; Degeneration d. Vor¬ 
der- u. Seitenstränge 60; maltiple Neu¬ 
ritis 16, 124, 234; Neuritis bei Hirn¬ 
tumor 27; Neuritis bei Herpes zoster 
96; Paralyse der Kehlkopfabductoren 
24; Paralyse der Facialis 64; progres¬ 
sive Paralyse 45, 218, 518, 558; auf¬ 
steigende Paralyse 586; Meningitis 
57, 269; intest. Neurosen 283; neuro- 
pathologisches 57; Neuasthenie 28; 
Patellarreflex bei Paralyse 45; Para¬ 
plegie nach Blitzschlag 218; Hirnver¬ 
letzung durch Ladestook 56; Verän¬ 
derungen der Gol l’schen Stränge 57; 
Hirnreiz vom Gehörgang aus 79; Bul- 
bärparalyse und Diphtherie 91; Ver* 
änder. der Burdachuschen Stränge 
55; vasomotorische Neurosen 526; 
Skierose des Centralsystems 96; gla¬ 
sige Entartung d. Hirnrinde 96; Con- 
tusion des Gehirns und Rückenmarks 


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Sach-Register. 


975 


105; Quetschungen der Hirnrinde und 
der Pia 105; cerebrales Gliom 111; 
Beschäftigungsneurosen 112; Wirkung 
umschriebener Hirnrinden-Erkältung 
126; Symp. Hautaffection nach träum. 
Neuritis des Plex. brach. 128; Tabes 
peripherischen Ursprungs 139; meta- 
stat. Hirnabscess 144; Seitenstrang¬ 
sklerose 155; Apsithyria 182; Durch¬ 
trennung des N. uln. 183; Paraneu¬ 
rotische Naht 183; Naht des N. rad. 
183; cerebraler Ursprung der Railway 
spine 191; spinale Höhlenbildung 191; 
Degenerationen im Rückenmark 204; 
Veränderungen des Rückenmarks 207; 
Herderkrank, in d. Brücke u. d. ver¬ 
lang. Mark 219; Parese nach Erkält. 
235; Tumoren im Grosshirn 259; 
Gesichtsatrophie als Folge intest. Neu¬ 
ritis 260; Anatomie der Bleilähmung 
260; Rückenmarkscompression 262; 
Paralyse des Serrat. magnus 270; 
Himrindenalrophie 271; Hemichorea 
symptomatic. 271; corticale Hemiple¬ 
gie 272; Reizung d. Gefässnerven 275; 
Hirndruck 284, 937; Hirntumoren 298; 
heriditäre Ataxie 304; Einfluss der 
Meningitis cerebrosp. auf Gehör 328; 
Hinter- und Seitenstrangsklerose 332; 
partielle Empfindungslähmung 336; 
Chorea 348; Mittelform des Poliomye¬ 
litis chronica 32, 352; Ponshämorrha- 
gie 364; Trigeminusneuralgie 368; 
Rückenmarksverletzung 380; Laryn- 
gealneurose 382; Dehnung des Rücken¬ 
marks 394; Tuberkel im Pons Varoli 
395; Sarcoma thalami optici 395; 
prim. Seitenstrangsklerose 412; Hirn* 
rindenreiz als Ursache der Epilepsie 
414; Rückenmarksabscess 444; geistige 
Störung nach Kopfverletzung 444; 
Augenmuskellähmung bei Meningitis 
445; Myelitis und Syphilis 448; Me¬ 
ningitis nach Lues 427; Hirnnerven¬ 
lähmung 428; Hirnrindenverletzung 
431; Neuritis 463; Neuralgie 464; 
periphere und centrale Natur atroph. 
Lähmungen 474; Pseudobulbärpara¬ 
lyse 475; Cystenbildung d. Arachnoi- 
des 495; Anatomie d. progr. Paralyse 
518; spastische Spinalparalyse 519; 
Myriachit 527; Anästhese nach Ver¬ 
letzung des Plex. brach. 540; Teratom 
der Hypophysis cerebri 559; periph. 
Paraplegie 560; Hirnabscesse 572; 
luetische Erweichungsherde 576; Path. 
d. Halssympathicus 587; choreatische 
Zwangsbewegung. 591; gekreuzte Sen¬ 
sibilitätsstörung 592; nervöse Plica 
592; centrale Augenerkrankung 601; 
Localisation der Gehirnkrankheiten 
602; multiple Hirnnervenlähmung 608; 


Entstehung der Anencephalie 613; 
posthemiplegische motorische Reiz¬ 
erscheinungen 618; Paralyse d. Radia- 
lis 624; Trism. neonat. 636; Noduiar- 
tumord. Corp. call. 640; Hämorrhagie 
desselben 942; sympathische Affection 
655; posttraumatische Paralysen 667; 
Spinallähm. m. Ataxie 684; Rücken¬ 
marksblutung 684; bilat Rückenmarks¬ 
sklerose 685 ;Nervcntabes 710;Sklerose 
d.Infectionskrankheiten 711; Stich in’s 
Rückenmark 711; Nervensystem bei 
Amputirten, Reflexneurosen 716; De¬ 
mentia paralytica 718; automatische 
Epilepsie 718; Corpulenz und Epi¬ 
lepsie 719; Rindenläsion 732; Neu¬ 
ritis u. Poliomyelitis 732, 751; peri¬ 
phere Facialislämung 735; Myxofibrom 
an der Bas. cranii 767; spinale Amyo- 
trophie 781; Affection des N. ulnar. 
824; Encephalopathia saturnina 830; 
Encephalocele 831; Eclampsie u. Epi¬ 
lepsie 842; apoplectische Bulbärpara- 
lyse 847; Pacchymeningitis 847; He- 
micranie bei Tabes 879; Santonsäure 
als Hirnkrampfgift 880; Dementia 
paralytica 899; Alkoholparalyse 900; 
Jumping, Latha, Myriachit 901; Tem¬ 
peratur der Paralytiker 902; multiple 
Neuritis 902; Herznerven 907; Natur 
der Rindenlähmung 907; Nervennaht 
909; Chorea heriplegica 939. 

Neubildung, amyloide und hyaline 
N. 71; N. des Schenkelkopfes des 
Hüftgelenkes 239; N. der Bauchdecken 
528. 

Neugeborene, Lungen der N. 61; 
anatom. Befund bei N. 92. 

Nieren, Blutkreisl. in den N. 33; Ne¬ 
phrit. parenchym. 38; interstitielle 
Nephritis 38; acute Nephritis 95; an¬ 
geborene doppelseitige Hydronephrose 
95; N.-Abscess 96; Wirkung d. Can- 
tharidins auf die N. 119; Nephritis in 
Folge Compression der Ureteren 152; 
Nephritis 38; Circulation in den N. 
bei Fieber 212; Therapie der acuten 
Nephritis 269; Nierensecretion 276; 
Gefässsystem bei Nephritis 297; ex¬ 
perimentelle Nephritis 316; N.-Exstir¬ 
pation 319, 456, 856; Nephritis sub¬ 
acuta bei Rheum. artic. 320; Nephri¬ 
tis arthritica 330; Nephritis nach 
Varicellen 352, 910; Area cribrosa 
der N. 374; Endothel Veränderungen 
bei acut. Nephritis 303; N.-Schrum¬ 
pfung nach Bleiintoxication 394; N.- 
Erkrankung in Folge v. Uterusfibrom 
720; Adenom der Nieren 727; path. 
Anatomie der N. 838; Exstirpation 
von N.-Geschwülsten 846; Diagnostik 
der N.-Krankh. 910. 


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976 


Sach-Register. 


Nitrate des Tier- und Pflanzenkör 
pers 837. 

Nitrite, im Orig. 228. 
Nitrobenzol-Vergiftung 423. 
Nystagmus 57. 


0 . 

Obstruction des queren Colon 15 

Oedem, malignes Oedem bei Kaninchen 

833 , 843 

Oesophagus. Strictur des Oes. 39, 
344; Anat. des Oes. 43; Blutung des 
Oes. 270; Exstirp. des Oes. 344; Ein¬ 
wirkung des Magensaftes auf d. 0. 924. 

Ohr, Temperatur des äusseren Gehör¬ 
ganges 7; Massage des 0. 7; einseitige 
Taubh. bei Hirntumor 27; subjective 
Gehörsempfindung 57, 441; Versteine¬ 
rung des Curti’schen Organs. Ent¬ 
zündung des Mittel-O. 58; Druck im 
Labyrinth. Bougiruug_d. O.-Trompete 
69, 584; Empfindlichkeit d. O.-Muschel 
70; Fremdkörper im Gehörgang 79; 
eitrige Mittelohr - Entzündung 106; 
sklerot. Katarrh des Mittel-O. 106; 
Ankylose sämmtl. Gehörknöchelchen 
106; Tod nach Blutung aus dem lin¬ 
ken 0. 107; vorübergehende vollstän¬ 
dige Taubheit 111; Bewegungsstörung 
nach Einträufelung vou Chloral in 
das 0. 157; acute eitrige Otitis 135; 
Missbildungen am 0. 143; Casuistik 
u. Therap. des 0.-Schwindels 153; 
Taubheit nach Mumps 38, 178; Ge¬ 
hörprüfung mittels Stimmgabel 231; 
Mittelohr-Entzündung mit Speckinfil¬ 
tration 251; Patbolog. der Ohreneite¬ 
rung 263; experimentelles Othäma- 
tom 314; Tuberkelbacillen im 0. 319; 
Einfluss d. Mening. auf Gehör 328; 
Eiostose des äusseren Gehörganges 
368; Pyämie bei acut. Mittelohreiter. 
382; Gumma d. O.-Muschel 410; Ein¬ 
fluss von Chinin u. Salicyls. auf das 
Gehör 424; 0.-Polypen 431; Laby¬ 
rintherkrankung nach Syphilis 847; 
Augen der Taubstummen 394; Ge- 
rauschwirkung auf das 0. 457; künst¬ 
liche Taubheit 511; Mittelohrkatarrh 
513; Larynx d. Taubstummen 514; 
Labyrinthaffect. nach Scharlach mit 
Pilocarpin behandelt 626; Gehörorg. 
bei lleotyphus 554; Atresie d. äuss. 
Gehörganges 559; Wägung des Gehör¬ 
knöchelchen 565; Missbildung des r. 
0 591; eiterige Mittelohrentzündung 
599; mechanische Verletzung des Ge¬ 
hörorgans 616; Trommelfeliersatz d. 
Hauttransplantation 623; syphilit. 
Ohrenleiden 632, 633; federnde Druck¬ 


sonde 639; Hörcentrum 645; Hör¬ 
instrument 651, Ergotin bei Othäma- 
tom 720; 0.-Tumoren 735; Ohrmuschcl- 
missbildung 777; Erkrankung des 
äusseren 0. 703; Felsenbein Taub¬ 
stummer 795; Politzer’sches Ver¬ 
fahren 799; Erkrankung d. nerv. Ge¬ 
bildes des 0. 814; Eröffnung des 
PaukenfelB 815; Respiration bei Otitis 
829; Mittelohrkatarrh 857; Calomel 
bei Otorrhoe 857; Caries d. Pauken- 
höhle910; Tenotomied.Stapedius 933. 

Ohrspeicheldrüse, Entzündung bei 
d. 0. 345. 

Omentum, Strangulation des O. 15. 

Ophthalmia sympathica 281. 

Optic. nerv. s. Auge resp. Nerven¬ 
system. 

Orthopaedie, neues Corset 559. 

Osmiumsäure, 0. gegen Epilepsie 
624; 0. gegen Neuralgie 464. 

Osteo s. Knochen. 

Ovarien s. Geburtshülfe u. Gynaeko- 
logie. 

Oxalsäure, Vergift, mit 0. 333; Phy¬ 
siologie der 0. 302. 

Oxybuttersäure im Harn 342 ; 0. 
bei Diabetes im Harn 566. 

Oxydation, Physiologisches über 0. 
118, 324. 



P. 

Palladium jodür u. chlorür 5. 

Panaritium tendineum 287. 

Pancreas, Eiweiss im P. 245; Verän¬ 
derungen der P.-Zellen 357; P.-Cysten 
423; P.-Krebs 624. 

Panophth&lmie, P. bei Morb. Base- 
dowii 48. 

Papain, Papajotin, Wirkung des 
P. 13. 

Parabalsam 18. 

Paracotoin, Wirkung des P. 192, 225. 

Paradoxe Contraction nach Blitz¬ 
schlag 91. 

Paralbumin 469. 

Paraldehyd, einschläfernde Wirkung 
des P. 125. 

Paralyse s. Nervensystem. 

Paraplegie s. Nervensystem. 

Parasiten, P. des Darms 524; Dist. 
hepat. 44. 

Paraxanthin im Harn 627. 

Pavor nocturnus bei Kindern 128. 

Pemphigus, P.-artige Dermatitis 55; 
P. foliaceus 55. 

Pendelbew. des Kopfes 57. 

Pepsin, P.-Bildung 20; P.-Gehalt dur 
Magenschleimhaut 20. 


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Sach-Register. 


977 


Pepton, P. im Blut 20; Peptonurie 
89; P. im Zellkern 827. 
Perceptionsdauer v. Sinneseindrück. 
406. 

Percussionsschall, gedämpfter 591. 
Pericardium, punctio des P. 80. 
Perikarditis bei Tuberkulose d. Me- 
diastinaldr. 862. 

Peritonitis, spontane P. 618; P. 
während d. Gravidit. 157; puerperale 

P. 515. 

Petroleumäther 19, 

Peyer’sche Plaques 68. 
Pfortadervenen, accessorisohe 195. 
Pharynx, P. mycosis leptothricia 280; 
P. d. Taubstummen 614; Beitrag zur 
Pharyngotomie 525. 

Phloroglucin 193 , 379 . 

Phonation 47. 

Phosphor, Ph.-Säure im Harn 4, 700; 
Elimination d. Ph.-Säure 5; Ph. bei 
Rachitis 253; Ph.-Vergiftung 864. 
Phthisis s. Lungen. 

Phrenious, Funct. d. N. phrenic. 542. 
Phy tosterin, Vorkommen d. Ph. 638. 
Pigment, Wirkungsenergie d. P.-Farben 
289 . 

Pillen, „Dünndarmpillen“ 752. 
Pilocarpin, Wirkung des P. auf Milch¬ 
bildung 393; P. bei Labyrinthaffect. 
nach Scharlach 526. 

Pilzconcretioneu aus dem Tränen¬ 
röhrchen 335. 

Plaques, Peyer’sche 68. 

Pleura, Rippenresect. bei P.-Affection 
569; P.-Punction im Puerperium 79; 
P.-Irrigation 26. 

Pleuritis s. Lunge. 

Plexus brachialis, Verletzung des 
P. 540. 

Pli ca, nervöse P. 592. 
Pneumokokkus 329 , s. Mikroorg. 
Pneumonie s. Lunge. 
Pneumothorax s. Lunge. 

Pocken, Ursache d. Pocken 16. 
Poliomyelitis s. Nervensystem. 
Politzer'sches Verfahren 47. 
Polyneuritis acuta mit Purpura 43. 
Polypen, Nasenrachen-P. 15. 

Prurigo s. Haut. 

Pruritus hiemalis 528, s. Haut 
Probepunktion, Wert der P. 303. 
Propeptonurie 829. 
Pseudoarthrosen d. Tibia 671. 
Pseudobulbärparalyse 475. 
Pseudohermaphroditism. masc. 
ext. 799. 

Pseudohypertrophie der Muskeln 
223, 517. 

Pseudoleukämie, Arsenik bei 136; 
Sauerstoff bei P. 15; Therapie d. P. 

XXII. Jahrgang. 


15; P. mit Perf. von Milz u. Magen 
223. 

Pseudooxybuttersäure 661. 
Psychische Lähmungen 527; Stö¬ 
rungen bei Kindern 752« 

Ptomaine 29, 201. 

Purpura s. Haut. 

Puls, P.-Curve 83, 862; P.-Frequenz 
bei Erwärmung 198; P.-Frequenz bei 
Jodoform 237; Fettherz u. P. 490. 
Punctio perioardii 80. 

Pyämie s. Blut. 

Py opneumotborax nach Abtrennung 
eines Lungenstückes 10. 

Q. 

Quecksilber, Qu. • Vergiftung 272; 
Ausscheidung von Qu 273 ; ein neues 

Q. -Präparat 448,861; Qu.-Ekzem 928. 

R. 

Rachitis s. Knochen. 

Railway Spine, cerebraler Ursprung 
des R. 191. 

Rana, R. arvalis, fusca, esculenta 35, 50. 
Ranula, Sitz der R. 199; Behandlung 
der R. 575. 

Raumsinn, Störung des R. 416. 
Recurrens, partielle Lähmung des R. 
203; R.-Typhus 576, 526; bei Foetus 
778. 

Reflexometer von Galante 350. 
Reptilien, Entw. d. R. 580. 

Resor ci n gegen Tuberkelbacillen 16 ; 

R. bei Kehlkopfleiden 116 , 193 ) R.* 
Derivat 379 ) R.-Gelb 737 ) Sitz des R. 
im Säugetierkörper 913 . 

Resorption, R. und Transsud. 70. 
Rheuma artic. 320« 

Rhinoscopia ant., R. bei Verbiegung 
d. Sept. nar. 75. 

Rippen s. Knochen. 

Ritter’scher Tetanus 67. 

Rotlauf, Mikroben des R. 257. 
Rubus procumbes bei Diarrhoe 912. 
Rückenmark s. Nervensystem. 
Rückwärtsgehen bei Tabes 944. 
Ruhr s. Darm. 

s. 

S a f r a n i n, S.-Färbung des Räokenmarks 
557. 

Salicylsäure, Nebenwirkungen der S. 
621; S. zur Desinfection von Tuberkel¬ 
massen 59; Einfluss der S. auf das 
Gehör 424. 

Salz, S.-Resorption im Darm 367; S.- 
Säurevergiftung 861. 

62 


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978 


Sach - Register. 


Samenkörner, Anatomie und Ent¬ 
stehung der S. 148. 

Santonsäure als Hirnkrampfgift 880. 

Sarkolemm, Verb, der Nervenscheide 
mit dem S. 498. 

Sarkom s. Geschwülste. 

Sarkosin im Organismus 494. 

Sauerstoff, Einw auf nied. Organis¬ 
men 550; S.-Zehrung der Gewebe 555; 
S.-Mangel bei Melancholie 911. 

Scapula, Luxation der S. 267; Ex- 
articul. der S. 415. 

Scarlatina, Diazoreaction bei S 53; 
S. variola 190; S.- Epidemie 362; S. 
in utero 764. 

Schall, Soh.-Starkemessung 70; Sch.- 
Schwächung 110. 

Scbaltknochen an der Schläfenla¬ 
melle 574. 

Schanker, Mikroorganismen im S. 48. 

Scheintod, Diagnose des S. 480. 

Schenkelkopf, Neubildungen des S. 
239. 

Schiefhals, Muskeln am S 72. 

Schilddrüse, Chemie der S. 524; Ex- 
stirpat. der S. 635, 898. 

Schildkröte, Athmungsrythm. d. S. 

Schizomyceten, S. auf Wunden 30; 
Färbung der S 459. 

Schluokcentr. 488. 

Schlundrohr, Operationen am S. 343. 

Sch merzempfindung,Verlangsamung 
der S. 523. 

Schnupfen, Abscess der Orbita nach 
S 539. 

Schuss, Verletzung des Lendenwirbel- 
loohs 614; S.-Fractur des Schädels 715. 

Schultze’sche Schwingungen 876. 

Schwangerschaft s. Geburtshülfe. 

Schwefelwasserstoff im Organismus 

»4L 

Schweflige Säure bei Caries der 
Paukenhöhle 910. 

Schweineharn, Chemie des S. 478 

Schwindel, Epilepsie nach S. 236. 

Sehen s. Auge. 

Sehneuphänomen 460; Morph, zur 
Erzeugung des S. 496. 

Solbstinfection 283. 

Sensibilität, S. bei Krampf 81; S. 
der Haut 244; S. bei Geisteskrankh. 
317; gekreuzte S.-Störung 592. 

Septikaemie 38 833, 849. 

Seröse Häute, Entzünd, derselben 488. 

Serrat. mag., Paralyse des S. 270. 

Sinneseindrücke, Perceptionsdauer 
der S. 406. 

Situs inversus visc. 543 

Skalpierung 584. 

Skatol 931. 

Skatoxylschwefelsäure im Harn bei 
Diabetes 55S. 


Sklerose, S. des Hinter- und Seiten¬ 
stranges 332; S. nach Diphtherie 30; 
amytrophe laterale S. 77. 

Sklerotinsäure, Wirkung der S. auf 
Blutdruck 866. 

Skoliose, S. des Gesichtsschädels 73. 

Skorbut, acute S.-Rachitis 489. 

Solitärfoll ikel 68. 

Soolumschläge bei parametr. Exsu¬ 
dat 64. 

Soor, Schlundlähmung bei S. 468. 

Spaltpilze, Entwickelung d. S. uhne 
Sauerstoff 277. 

Spaltung, Spaltungen im Thierkörper 
359; Spaltungsproducte der Bacterien 
575. 

Spastische Kinderlähmung 156. 

Sped alskhed 43. 

Sphagnum, S. als Verbandmittel 177. 

Spina bifida 218. 

Spindel, intranucleare Spindeln 346« 

Spirillen 858. 

Spirogyren 21. 

Spondylitis, Eintreten der S. 40. 

Spondylolisthese, S. bei Tabes 604. 

Spongiosa, S. der Knochen 3. 

Sprache der Japaner 323. 

Sprach-Windung 466; Anat. des Sp.- 
Centrums 49. 

Stauung, venöse S. im Darm 60. 

Stapedius, Tenotomie des 933. 

Stenose, S. des Darms 80; S. des Ost. 
pulm. 47. 

Sterilität 9. Schwangerschaft. 

Sternallinie, Construction der S. 32. 

Stickstoff, Entw. von S. im Körper 
334; S.-Ausscheid, und Arbeit 808; 
S. in den Faeces 908. 

Stimmgabel, S. zur Gehörprüf. 231. 

Stimmfremitus, Wahrnehmung des 
S. 145. 

Stirn, S. - Kopfschmerz nach Pleura- 
Irrigat.26; S.-Windung beim Affen und 
Mikrocephalen 49. 

Sternalis, musc. S. 622. 

S ublimat, S.-Gazeverband als Ursache 
v. Eryth. univers. 352; S.-Vergiftung 
391; S. bei Diphtherie 394; S. in d. 
Augenheilkunst 511 

Substantia compacta 3. 

Sulfodiazobenzol f S. als Reagens auf 
Bilirubin 143. 

Sykosis, SBehandl. 544. 

Sympathicus, Patb. des Hals-S. 387 
s. Nervensystem. 

Synchondro sen, Lamellen der S.- 
scheibe 4. 

Syphilis, S. Impfung 48; S. bei Neu¬ 
geb. 92; luetische Phthise 122; 
Thrombose der Vena port. bei S. 
144; Dactylitis syphilitica 156; lue¬ 
tische Knochenerkrankung 218; luet. 


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I 

UNIVERSITY OF MICHJGAN^ 



Sach-Register. 


979 


Mastdarmulceration 360; reinfectio 
syphilitica 362; Gumma der Ohr¬ 
muschel 411; Seitenstrangsclerose n. 

S. 412, Meningitis nach Syphilis 421; 
Netshautreiz bei S. 487; S. d. Foetus 
573; luetische Erweichungsherde im 
Gehirn 576; S. des Ohres 632, 633; 
Infectio in utero 672; — S. d. Lun¬ 
gen 709; Leukoderma syphiliticum 
733; Tabes u. S. 745, 751; syphilit. 
Initialsolerose 752; Gumma d. Augen¬ 
lider 831; S. hered. tard. 831. 

Systole, teleph. Geräusch bei S. 2; 
Beginn der S. 36; systol. Geräusch 
bei partieller Trennung des Arterien¬ 
rohres 393. 

T. 

Tabes, peripher. Ursprungs 139; Aetio- 
logie d. T. 160; Anat. d. T. 204; 
tabischer Fuss 240; Hemiatrophie d. 
Zunge bei T. 389, 672; elektr. React. 
d. Hautnerven bei T., T. im Kindes¬ 
alter, Clarke’sche Säulen bei T. 389; 
Morphium bei T. 496; Nervendehnung 
bei T. 528; T. bei Weibern 560; 
Spondylolisthese bei T. 604; T. mit 
Nervendegeneration 656; Nerventab. 
710; T. syphil. Ursprungs 744, 751; 
Knochen und Gelenke bei T. 765; 
Darm-, Muskel- und Clitoriskrisen b. 

T. 874; Hemikranie bei T. 879; T. 
bei Weibern 911; erschwertes Rück¬ 
wärtsgehen b. T. 944. 

Tataeiweiss 501. 

Taub s. Ohr. 

Telephon, Die teleph. Erscheinungen 
am Herzen bei Vagusreiz 1; Schall¬ 
schwächung im T. 94. 

Temperatur d äusseren Gebörganges 
7; Einfluss der Körpert, auf Pneumo¬ 
kokken 98; pbysiol. Wirkung d. Er¬ 
wärmung 197; Wirk. d. T auf d. 
Nervenstrom 202, 318; Harnstoffaus- 
scheidung bei erhöhter T. 379; Herab¬ 
setzung der Körpert. 414, 543; T- 
Sinnsmessung 161 ; pathologische T.- 
Erhöhung 654; T. d. gereizt. Säuge¬ 
tiermuskels 786; Einfluss der T. auf 
irritables Gewebe 827; T. d. Karls¬ 
baderthermen 847; subnormale Kör¬ 
pert. 902; Erwärmung frühgeborener 
Kinder 912. 

Tenotomie d. Tensor, tymp. 154; des 
M. stapedius 933. 

Teratom s. Geschwulst. 

Ter penreaction 17. 

Tetanus, willkürl. und künstl. T. 2; 
T.-Ton 3; Ritter’scher T. 67; Curare 
b. T 342; Köpft. 492; Aether b.T. 928. 
Thermalkur, Aachener T. 600. 


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Thermoneurosen 526. 

Thomsen’s Krankheit nach Blitz¬ 
schlag 91. 

Thoracocentese, Lungenödem nach 
T. 842. 

Thorax, Topographie des weibl. T. 373; 

T. bei der Geburt 421. 

Tränenableitung 332. 

Thrombose der Vena port. 144. 

Tic douloureux 159. 

Titrirung der Chloride 414: T. des 
Harnstoffs 917. 

Tonsillen, Tuberculose der T. 846. 

Torpedo, physiolog. und chemische 
Studien 173. 

Trachea s. Luftwege. 

Trachom, Mikrokokken des T. 41. 

Transfert, T.-Erscheinung b. Epilepsie 
258; T. durch Ueberredung 208. 
Transfusion des Blutes 287. 
Transsudation, T.-Processe 1; T. 
im Org. 20. 

Trepanation des Warzenfortsatzes 15, 

135, 762. 

Tricepsreflex bei Paralyse 45. 
Trichlorbutylalkohol im Organism. 

623. 

Trichloräthylalkol ira Organismus 
623. 

Tricuspidalstenose 190. 

Trichinosis 679. 

Trichterbrust 783. 

Trigeminus, T.-Reiz 68; T.-Lähmung 
388. 

Tripper, Gurgunbalsam gegen Tr. 19. 
Trismus neonatorum 636. 

Trunksucht und Dipsomanie 864. 
Tuberculose, Diazoreaction bei T. 53; 
Tuberkelbacillen s Mikroorganismen; 

Aphonie bei T. 95; Zoogloeat. 134; 

Ursache und Therapie d. T. 16, 254; 
Hüttenrauchs 215; zwanzig Fälle von 
T. 217; Arsen bei Lungent. 255; 
Erblichkeit der T. 282; T. d. Bauch¬ 
fells 384; Uebertragung d. T. durch 
die Nahrung 347; Impft. 347; T. d. 

Pons Varoli 395; Xanthelasma tuber- 
culos. 395; T. bei Lucs 412; T. der 
Drüsen 457; nicht bacilläre T. 479; 

T. d. Drüsen, Knochen, Gelenke 543; 
Tuberkelbacillen im Blut bei acuter 
Miliart. 607; diffuse peritoneale T. 

623; T.-Frage 640; T. des Larynx 
656; tuberculose Vegetation 707; In- 
halationst. 778; Uebertragung d. T. 
durch Milch 784; T. d. Tonsillen 846. 

Tumor s. Geschwülste. 

Typhoid s. Typhus. 

Typhus, Aetiologie d. T. abdom. 9, 

386; Reconvalescenzkrankh d. T. 11; 
Diazoreact. bei T. abdom. 52; Herd¬ 
sklerose bei T. 91; T. und Boden- 

62 # 

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UNIVERSITY OF MICHIGAN 



980 


Sach-Register. 


Verunreinigung 257; Fleckt. 380; T.- 
Epidemie 688; recidivirender T. 443; 
Kehlkopfstenose nach T. 479; T. rec. 
beim Foetus 526; T Familien 539; 
Erkrankung des Gehörorgans beim 
Ileot 554; T. recurrens 576; transit. 
Aphasie b. Typhoidfieber 619; T.- 
Racillen im Milzblute 195. 

ü. 

Ueberosmiumsäure gegen periphere 
Neuralgien 768; b. Kropf 878. 
Unterbindung d. art. glut. 7; d. iliac. 
comm. 615. 

Urethritis, complicierte 224. 
Ureteren, Compress. d. U. 152. 
Urobilinspectrum 52. 
Urochloralsäure, Darstell, der 392. 
Usur, Perforierende U. d. Uterus 480. 
Uterus, Exstirp. d. U. 45; Krebs des 
U. 152, 880; -Milch 82; Erosion d. 
collum U. 184; Polypen d. U. 185; 
Myome d. U. 191; Atrophie d. U. i. 
Folge Diab. 192; Ruptur der vaginal 
port. bei Geburt 205; Inversio uteri 
272; perforierende Usur des U. 480; 
Doppelter U. 496; Ruptur d. U. 636; 
Fibrom d. U. 720; Unt. Uterinsegment 
720; U. perforat. 741; -Geschwulst- 
Operation 752; 'Vorfall 845; Beweg, 
d. U. nach Ergotin etc. 866; Fibro 
myom d. U. 904; Uterus-Krebs 924. 

v. 

V agina, Uterusexstirp. durch d. V. 45; 
doppelte V. 496; Ulcus rot simpl. va- 
ginae 638; Strictur des Gewölbes 832; 
Scheiden verfall b. alten Frauen 845; 
Vesicovaginalfisteln 906. 

Vagus, Telephon. Ersch. a. Herzen b. 
-Reiz 1; Hemmungswirkung des V. I; 
Urinsecretion b. -Reiz 34; Dünndarm- 
secret. b. -Reiz 62; Bezieh, d. V. zum 
Pavor noeturnus 128; Erreg, d. Zweige 
d. V. 453. 

Valeriana, b. Chorea laryng. 8. 
Varicellen, Nephritis nach V. 352, 920. 
Venencollaps, Entsteh, d. 189. 
Verbandmittel, Moos als V. 177; 
Brauchbarkeit der V. 649; Holzwolle 
zum Trockenverband 869. 
Verdauung, bei Papayotin 13; V. des 
Pferdes 20; Resorption d. Mittelsalze 
i. Magen 172; Beweg, d. Ernährungs¬ 
flüssigkeiten 323; V. d. Salze i. Darm 
367; V. d. Nahrungsmittel i. d. Darm¬ 
schleimhaut 593; Köhlens. Sauerstoff, 
Ozon im Magen 646; Cellulose -Gäh- 
rung i. Darm 606; lnfectionsstoffe u. 


Verdauugssäfte 655; Eiweissfäulniss 
im Darmkanal 701; Kissing, u. Karls¬ 
bader Thermen im Magen 872; Lab¬ 
ferment i. Magen d. Menschen 890. 

Vererbung, Lehre v. d. V. 435. 

Vergiftung, mitWismuth 476; Kohlen¬ 
oxyd V. 477; Fleisch V. 480; Subli¬ 
mat V. 391; Blei V. 394; Fisch V. 
713; V. mit Salzsäure 861; V. mit 
Morphium 864; V. m. Phosphor 864; 
V. m. salpetrigsaurem Dampf 877; Me¬ 
tall-V. 940. 

Verrenkung d. zweiten Daumengliedes 
655. 

Vertretungswerte d. org. Nährstoffe 
150. 

Vichywasser, Einw. d. V. auf d. Galle 
104. 

Volvulus, Operation d. V. 127. 


Wasser, -Kissen zur Abkühlung 543; 
Entstehung der-Sucht 26; -Strahlge¬ 
bläse als Ohrluftdouche 47; -Versor¬ 
gung i. Petersburg 863; W.-behandl. 
bei Fieber 934. 

Weingeist s. Alkohol. 

Wirbel. Empfindlichkeit d. W. 4 — 5; 

Rückenwirbels 672. 

Wismuth 121, 476. 

Withania coagulans 267. 

Wolfram 941. 

Wolff’soher Gang 944. 

Wundernetz 942. 

Wut, 768; s. auch Hundeswut. 

x. 

Xanthin, Vorkommen d. X. 918. 
Xcrophthalmus, Entsteh, d. X. 41. 
Xerosis d. Bindehaut 4. 

z. 

Zahn, -Neuralgie 139; Wiedereinsetzen 
kranker Zähne 767. 

Zahnfortsatz, Bruch d. Z. 927. 
Zehenabfall 416. 

Zeugung, Principien d. Z. 50 
Zucker, -Bestimmung nach Robert u. 
mit Wismuthlösung 341; -Ruhr 661; 
Z. im Blut 807; Nachweis v. Z. 928. 
Zunge, Atrophie d. Z 80; Exstirp. d. Z. 
279, 734; Anomalie im Bereiche des 
Zungenbeins 478; Excision d. Z. 829. 
Zona peotinata, Spannung i. d. Z. 58. 
Zoster, Wesen d. Z. 160. 

Zwillinge, Gleiche Geisteskrankheit b. 
Zw. 830. 

Zwitter, Verheirateter Zw. 336. 


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Original from 

UNIVERSITY OF MICHtGAN 



Verzeichntes der Original - Mitteilangen. 


Seite 


Die telephonischen Erscheinungen am Herzen bei Vagusreizung. Von N. 

Wedenskii. 1 

Ueber eine neue Terpenreaction. Von C. A. Nobel. 17 

Wie rasch ermüdet der Nerv? Von N. Wedenskii. 65 

Zur Lehre der sensorischen Anaesthesien. Von Dr. H. Oppenheim. . . 82 

Pneumoniekokken im Sputum. Von Dr. F. Zieht. . . .. 98 

Einfache Vorrichtung für das Mikrotom zur Einbettung der Präparate. Von 

Dr. Stanislaus v. Stein. 100 

Ein Beitrag zur Aetiologie der Jequirity-Ophthalmie. Von E. Klein . . 113 

Das Resorein bei Kehlkopfleiden.. Von Dr. Justus Andeer. 116 

Die Mikrokokken der Pneumonie des Menschen und der Lungenseuche der 

Rinder. Von J. Moels und Dr. W. Nolen. 129 

Oeber Methylenjodid. Von Dr. Schwerin. 130 

Eine einfache Methode, den Stimmfremitus indirect wahrzunehmen. Von 

B. Frankel. 145 

Ueber Metbylenjodid. Von Dr. Schwerin. 146 

Eine neue Methode zum Studium des Faserverlaufs im Centralnervensystem. 

Von Dr. Siegm. Freud. 161 

Karyokinese in den fixen üornhautzellen bei Entzündung. Von Prof. R. 

Klemensiewicz. 163 

Ein weiterer Beitrag zur Aetiologie der Jequirity-Ophthalmie. Von E. Klein 166 

Das Resorcinderivat; Phloroglucin. Von Dr. Justus Andeer. 193 

Ueber das Vorkommen der Oxybuttersäure im Harne bei Diabetes mellitus. 

Von Dr. 0 Minkowski. 242 

Neue Aufsoblüsse über die Ausscheidung des Quecksilbers. Von Dr. 

Schuster. 273 

Ueber Bestimmung der Einwirkungsenergie der Pigmentfarben. Von v. 

Szil&gyi . 289 

Kairin bei Phtise, sowie über den Nachweis einer darnach im Harn auf¬ 
tretenden Aetherschwefelsäure. Von Dr. Petri. 305 

Ueber die Störungen des Gewebswachstums. Von Prof. Dr. S. Samuel . 353 

Ueber das Vorkommen von Mikroorganismen im lebenden Gewebe des nor¬ 
malen tierischen Organismus. Von Dr. Hauser.. . 355 

Ueber ein neues Reinculturverfahren der Tuberkelbacillen. Von Prof. Dr. 

med. Baumgarten. 369 

Zur Frage der Mikroorganismen bei Pyämie. Von Dr. A. Beltzow . . . 370 

Das Antbraxvirus. Von K. Osol. 401 


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Original fro-m 

UNIVERSITY OF MICHIGAN 























982 


Verzeichntes der Original-Mitteilungen. 


feit« 

Eine neue Methode, Haejnoglobinkrystalle zu erhalten. Von Dr. Stanis¬ 
laus v. Stein. 404 

Die physiologische Wirkung der Hydrastis Canadensis. Von Dr. Leopold 

Fellner. 417 

Ueber die jodformbildenden Körper in der Exspirationsluft der Diabetiker. 

Von C. A. Nobel. 419 

Zur Lehre von der Wirkung verdichteter Luft auf die Respiration. Von 

Dr. Suchorsky.. 433 

Ueber die Innervation des Pylorus. Von Dr. L. Oser. 449 

Ein Beitrag zur Kenntniss des Pneumokokkus. Von E. Klein. 529 

Ueber vorbeugende Gegengifte. Von T. Lauder Brunton und T. Theo¬ 
dore Cash. 545 

Ueber den feineren Bau des Kerns. Von Prof. Feruccio Tartuferi . . 546 

Ein neues Verfahren zur Temperatursinnsmessung. Von Prof. A. Eulen¬ 
burg . 561 

Wirkung des Atropins auf die Leistung des Herzens. Von Dr. Heinrich 

Schapiro. 577 

Das Resorcinderivat: Phloroglucin. Von Dr. Justus Andeer. 579 

Ueber die Wirkung des Schwefelwasserstoffs auf den tierischen Organismus, 
nebst einigen Daten zur Pathologie des Cheyne- Stokes’schen Respi¬ 
rationsphänomens. Von G. Smirnow. 641 

Ueber das Kairin. Von Prof. E. Maragliano. 673 u. 696 

Ueber Kohlehydratentartung der Gewebe. Von Prof. V. Paschutin. . . 689 

Typhusbacillen im Milzblute resp. Milzsafte. Von Dr. Isidor Hein . . 695 
Zur Histiophysik der roten Blutkörperchen. Von S. J. Meitzer und W. 

H Welch. 721 

Ueber Resoroingelb. Von Dr. Justus Andeer. 737 

Ein Fall von Levulose in diabetischem Harn. Von Prof. J. Seegen . . 753 

Gerbsäure warme Enteroklysie bei der Behandlung der Cholera. Von Prof. 

Arnaldo Cantani. 769 

Reaction des Blutes der Cholerakranken. Derselbe. 785 

Ueber Pathologie und Therapie der Cholera. Von E. Maragliano . . . 801 

Spontanes Antreten von malignem Oedem bei Kaninchen, sowie einer Septi- 

kämie bei Gänseni Enten und Hühnern. Von Dr. Petri. . . 833 u. 849 
Methode zur klinischen Bestimmung der Respirationscapacität des Blutes. 

Von Prof. E. Maragliano. 881 

Der Hauptsitz der aromatischen Verbindungen, speciell des Resoroins im 

Säugetierkörper. Von Dr. Justus Andeer. 914 


Druckfehler. 

S. 144, 304, 400, 528, 736, 800, 864, 923. 


Gedruckt bei L. Schumacher in Berlin. 


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Original fro-m 

UNIVERSITY OF MICHIGAN 







































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