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Full text of "Chronologische Untersuchungen [article version] (1899)"

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PHILOLOGUS 

ZEITSCHRIFT 

FUR 

DA8 CLASSISCHE ALTERTHUM 

BEGRttNDET 

von F. W. SCHNEIDEWIN tod E. t. LEUTSCH, 

HERAUSGEGEBEN 



VON 



OTTO CRUSIUS 

IN HEIDELBERG. 

Supplementband VII. 




LEIPZIG, 

DIETERICHSCHE VERLAGS-BUCHHANDLUNG. 

THEODOB WEICHER, 
1899. 



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CHRONOLOfilSCHE TOTERSUCHDNGEN 



VON 



J. MAEQUAET. 



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Chronologische Untersuchungen. 

1. Berossos und die baby lonische Konigsliste. 

Den Ausgangspunkt f (lr die Wiederherstellung der Chrono- 
logie des Berossos hat, wie zuerst V. Ploiol gesehen *), die 
Angabe des auf Berossos fufienden Abydenos zu bilden: „In 
dieser Weise rechnen die Chaldaer die Konige des Landes von 
Aloros bis auf Alexandras. Um Ninos und Semiramis ktlmmern 
sie sich gar nicht" 2 ). Da6 hier unter den Chaldaern nur Beros- 
sos verstanden werden kann , zeigt ein Blick auf die ent- 
sprechende Stelle des Polyhistor Euseb. Chron. 1 10 ed. Aucheb 
= I 7 ed. SchOne. 

Auf diese Angabe hat neuerdings wieder Peiser, ZA. VI 
264 ff. aufmerksam gemacht, ohne, wie es scheint, von Floigl's 
Vorgang zu wissen. Praglich kann nur sein, ob Alexander 
selbst unter jene Konige einzurechnen oder auszuschlieften ist. 
Der Wortlaut aber weist deutlich darauf hin, dafi Berossos mit 
einem Alexander abschlofi 3 ), dann aber natttrlich mit dem Tode 
des jungen Alexander II im Jahre 312, so dag er sein Werk 
bis zum Beginne der Seleukidendra, dem ersten Nisan 311 v. 
Chr. herabftlhrte. 

Als letzte babylonische Dynastie ftlhrt der Auszug des 
Eusebios aus Alexander Polyhistor eine Dynastie von 45 K5- 
nigen mit 526 Jahren auf 4 ). Darauf heifit es p. 41 Aucheb 



l ) Die Chronologie der Bibel, des Manetho nod Beros. Leipzig 1880 
S. 259. Geschichte des semitischen Altertams in Tabellen. Leipzig 1882 
S. 7. 

") Euseb. Chron. I 76-77 ed. Aucheb I 53 ed. SchOne. 

8 ) Vgl. schon Floigl, Geschichte des semitischen Altertums. S. 7. 

4 ) Man hat diese Dynastie bekanntlich vielfach als 'assyrische' be- 
zeichnet, weil im Texte unmittelbar die Worte voransgehen: 'nach 
welchen Jahren auch Semiramis, wie er berichtet, uber die Assyrer 
1 geherrscht habe*. Vgl. aber unten S. 8. 



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638 J- Marquart, 

= p. 25 SchOkb: „Nach diesen, sagt er 6 ), lebte ein E5nig 
der Chaldaer, dessen Name Fulos ist, den au&erdem die Ge- 
schichte der Hebraer erwahnt und Fulos nennt, von dem sie 
sagen, dag er tiber das Land Judaa kam. Und nach ihm, sagt der 
Polyhistor, sei Senek'erib KSnig gewesen, den die Schriften der 
Hebraer erwahnen. Dieser regierte unter Konig Ezekias und unter 
dem Profeten Esaias* u. s. w. Unter der hier zitierten 'Ge- 
schichte der Hebraer' ist ein jtidischer Hellenist zu verstehen, 
wie die Form OoOXo; gegentiber dem OouA d. i. OouA der 
LXX 4 Baa. 15, 19 beweisi Berossos selbst kann nicht OoOXo* 
gesagt haben, wie hier behauptet wird, sondern nur etwa IIoO- 
Xo$, babyl. Palu, im ptol. Kanon U&po<; 6 ). Es ist also klar, da£ 
der Polyhistor die bei dem jttdischen Hellenisten vorgefundene 
Form auch dem Berossos untergeschoben hat. Ebenso deutlich 
ist, dafi die Herausstellung derjenigen babylonischen Konige, 
welche mit den Juden in irgend welche Beziehungen getreten 
waren 7 ), nicht auf Berossos zurtickgeht, sondern ein Werk des 
Polyhistor ist. Schon durch diese Erwagung mtifite man zu 
dem Schlusse kommen, dag jene beim Polyhistor besonders auf- 
gezahlten und eingehender behandelten Konige nicht nach, son- 
dern unter jene Dynastie von 45 Konigen gehdren. Floigl 8 ) 
halt es ftir moglich, dafi der armenische Uebersetzer ein wv 
(iexa(5u) als fie*' &v verlesen habe. Naher liegt indessen die 
Annahme einer Verschreibung von ursprtinglichem xaJ' o5s in 
(!£*' o5;. 

Diese Vermutung wird aber zur Gewifiheit erhoben durch 
eine hochst schatzenswerte Notiz des Abydenos, die bisher nur 
von Floigl richtig verwertet worden ist: „In jener Zeit wurde 
als ftinfundzwanzigster auch Senacherib mit Mtlhe unter den 
Regenten gefunden, welcher Babylon unter seine Faust beugte 
und unterwarf * u. s. w. 9 ). Dafi hier Senacherib als Konig von 
Babylon, nicht als solcher von Assyrien aufzufassen ist, zeigt 
der Polyhistor bei Euseb. I 43 — 44 Aucher. Jene Notiz des 

B ) jet oroc ase = jjls^' oOg, qprjofv. 

e ) Vgl. n&Ac (1. n&AAc bezw. naA(o)c) bei Menandroa von Tyros 
(Jos. dfcpx- 9, 284), woronter Tiglatpileser III zu verstehen ist, wie 
v. Landau, Beitr&ge zur Altertumskunde des Orients I 1 ff. gezeigt hat. 

7 ) Euseb. Chron. I 41—45 Aucher. I 25—31 SchOne. 

8 ) Chronolocie der Bibel, des Manetho und Beros S. 257. 

9 ) Euseb. Chron. I 53 Aucher. I 35 SchOne. 



+ 



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Chronologische Untersuchungen. 639 

Abydenos will offenbar besagen, dafi Senacherib der 25. jener 
& Dynastie von 45 KQnigen war, aber als solcher nur mit Muhe 
erkannt werden konnte. Senacherib war nun nach der baby- 
lonischen Eonigliste 10 ) zweimal Herrscher von Babylon, das 
erstemal von 704—703, das zweitemal von 691—682. Fur die 
letztere Periode verzeichnet der ptolemaische Eanon sowohl als 
die babylonische Chronik das Fehlen eines K5nigs, da Senache- 
rib nicht in legitimer Weise die Wiirde eines K5nigs von Ba- 
bylon erworben hatte, und das pafit vorzttglich zum Ausdruck 
des Abydenos, dafi er 4 mit Mtthe' (ur urernn = fioycs) unter 
den Regenten (t'agavoreloc'n = (JaatXeuoavKov, nicht fagavorac'n 
= (JaatXetov!) gefunden wurde. 

Rechnen wir nun von der zweiten Herrschaft Senacheribs 
in Babylon abwarts, wobei zu beachten ist, dafi Berossos in 
der Perserzeit die Usurpatoren nicht mitrechnete 11 ), so kommen 
wir mit dem 45. Herrscher genau auf Dareios III., wie die 
Tafel auf S. 640 und 641 zeigt. 

Alexander und sein Sohn bildeten also eine eigene Dy- 
nastie, die beim Polyhistor gleich den letzten Perserkonigen 
Qbergangen ist. Die Herrschaft der 45 Kdnige beginnt dann 526 
Jahre vor dem Einzug Alexanders in Babylon (Herbst 331) d. i. 
331 — 1 + 526 = 856 v. Chr. Urn diese Zeit regierte aber in Assy- 
rien Salmanassar H (859 — 826), der in seinem 8. Regierungs- 

10 ) S. Keilinschriftliche Bibliothek, hsg. von Eberhabd Schbadeb 
n 287. 

") Dies ergibt sich aus Polyhistor bei Euseb. I 29, 34—87 SchOnb. 

") Anm. zu S. 641. Diese beiden Zahlen bat Eusebios in der That 
beim Polyhistor vorgefunden , wie seine Summierung beweist : von 
Sinek'erim bis Nabukodrosor (exkl.) 88 Jahre. Die Zahl 18 findet 
sich bei Eusebios zweimal. 

1S ) Anm. zu S.641. Abydenos bei Euseb. 1 54 ed. AncHEBBusalossoros. 
DaB Berossos den Sin-§ar-iskun (Sapaxog) nicht als babylonischen KOnig 
rechnete, ergibt sich sowohl aus Abydenos wie aus Polyhistor. Bei diesem 
folgte auf Sardanapal unmittelbar Nabupalsar, Abydenos aber sagt 
ausdrucklich : ,Nach Sardanapallos herrschte Sarakos fiber die Assy rer.* 

**) Anm. zu S. 641. 1. NagoxoA<;p>aoodpou. 

"1 Anm. zu S. 641. 1. <'Aji>tXoapoofidxou = Amilu-Warudak. 

ia ) Anm. zu S. 641. 1. N-qpiyAccoo^p^aoodpoo. 

u ) Anm. zu S. 641. So zu lesen Jos. c. Ap. 1, 147. 

po 

18 ) Anm. zu S. 641. Jos. c. Ap. 1, 148 Xapopoooapxodoc = XajJoooapdoxoc, 
Abydenos bei Euseb. Chron. I 60 Auchbb Labossorakos , rcporc. s&oyy. 
9, 41 Xapaooodpaoxos = XajJaoooap(5)axog d. i. L a b a § (i) - W a r d a (o) k. 
Von Polyhistor bei Euseb. Chron. I 45 wird er ubergangen. 



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640 



J. Marquart, 







Jahre 


Babylonische 
K5nigsliste 


Babylonische Chro- 
nik 


Jahre 


Kol.IV t 19 


25. 


vm 


Sin-ax-erba 


ohne KOnig 


vni 




26. 




Asur-ax-(iddin) 


Asur-ax-iddina 


(XUI) 




27. 


.... 


v 

Samas-sum-(ukra) 


Samas-sum-ukrn 






28. 


.... 


Kan-dal(-a-nu) 








[16 


Ill 


KOnige 








29. 


[XXI 


Nabu-apal-ucur] 






25 


30. 


[XLIII 


Nabu-kudurri-ucur] 








31. 


[" 


Amelu Marduk] 








32. 


[IV 


Nergal-sar-ucur] 


i 




33 


[IX M. 


LabaSi-Marduk] 








34. 


[XVII 


Nabu-naYd] 






30 

Unteraehrift 
Tafelxand 


[VI 


LXXVIII 
IX M. 


KOnige , Dynastic 
von Kaldu] 








35. 


IX 


Ku-ras 








36. 


VIII 


Ka-am-bu-zi-ia 








37. 


XXXVI 


Da-ri-ia-mus 








38. 




Xi-£i-i-ar-su 








39. 




Ar-ta-'a-xa-at-su 








40. 




Xi-si-'i-ar-su II 








41. 




Da-ri-ia-nius II 








42. 




Ar-ta-'a-xa-at-su II 








43. 




U-wa-su 








44. 




'Oipoi^ 








45. 




Da-ri-ia-mus III 








xl 


208 


KCnige der Dyn. 
von Persien 





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Cbronologische Untersuchungen. 



641 



Kan on des Ptolemaios 



'AfJao&EOxa 
'AoapcfiCvou 
loLOobouxivox) 
KtvyjXafidvoi) 



Na(JottoXaaodpoo 
NajioxoXaoodpou 14 ) 
'IXXoapouddpou 16 ) 
N-qptYccaoXaoodpoo 16 ) 

Napova&ioo 



§X7J 



Berossos 



Jabre 



7j Sinek'erim 

tY , sein Sohn 

I 
x , Saramugee 



T 

21 



xji i Sardanapallos, 8. Bruder 21 



HT 



< 



Kupou 
Kccjipoooo 

AapSLOi) rcpa>xou 
Esp£ou 
'Apxagdpfcoo rcpc&xou 

Aapsiou dsuxipou 
Apxagdpfcou deoxdpou 

'Apcoyoi) [1. 'QdpCou] 

Aapeteu xpftoo 



Philologus, Suppleraentband VII, vierteg Heft. 



0- 

X<r 
xa 

H» 
xoc 



Nabupalsar 18 ) 

Nabukodro^oros 

Amilmarudok'08 

N-qptyXiaoopdoopcg 17 ) 
Aa(Jaooodpdaxo£ 18 j 



20 



43 
12 

4 

9M. 
17 



88 



K0po$ 

Kambyses 

Dareb 

Xerxes und die ubrigen 
Perser 



41 



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642 J- Marquart, 

jahre (852/1) nach Babylon zog, urn den Tronstreit zwischen 
den S5hnen NabQ-aplu-iddina's, Marduk-nadin-§um und Mar- 
duk-bel-usati zu schlichten und ersteren wieder in Babylon 
einzusetzen, wobei er dieses zu einem assyrischen Klientelstaat 
herabdriickte. Zum erstenmal seit Tiglatpileser 1 (am 1006 
v. Chr. 19 )) war damit Babylonien in Abhangigkeit von Assy- 
rien geraten. Berossos begann somit seine Dynastie von 45 Ko- 
nigen mit dem Tode des Nabu-aplu-iddina. Jetzt wtirde sich auch 
die unserer Dynastie der 45 Konige unmittelbar voraufgehende 
Notiz des Polyhistor als berossisch erklaren: (iexa toutwv xa 
Ittj xal 2e|iipa|uv foropei xupieuaai itbv 'Aaaupttov ,0 ). Das Proto- 
typ der Semiramis ist ja Sammuramat, die Gemahlin des 
assyrisclien Kdnigs Rainman-nirarT III (811 — 783), die eine be- 
deutende Rolle gespielt haben mufi, da sie ganz aufiergewShn- 
lich auf einer Inschrift neben dem Kdnig erwahnt wird 21 ). 

Wir sehen also, dafi Berossos eine andere Dynastienein- 
teilung befolgte als die Konigsliste. Nr. 13 — 24 des Berossos 
entsprechen den KSnigen von Ukln-zer bis Musezib-Marduk 
(731 — 689) in der Konigsliste. Vor Ukln-zer steht in dieser 
zwischen zwei Trennungsstrichen eine Summierung „XXIl. M ) 
Dynastie von Babylon*. Die Frage, ob diese Zahl eine Jahres- 
oder Regentensumme darstellt, ist jetzt von C. F. Lehmann end- 
giltig gelost worden. Vor jener Summierung sind amAnfang 
von Kol. IV ffinf Zeilen mit vier lesbaren Namen und zwei Re- 



19 ) S. C. F. Lehmann, Zwei Hauptprobleme der altorientalischen 
Chronologie 1898 S. 40 ff. 89 ff. 

80 ) jet oroc' amac' ev Samiramaj tvipagre tirel Asorestaneac'. 

21 ) Vgl. iiber Sammuramat C. F. Lehmann, Berl. Philol. Wochen- 
schrift 1894 Sp. 239 f. Berossos kannte keine babylonische KSnigin 
Semiramis , wie Abydenos ausdrucklich bezeugt (s. o. S. 3). Nach Jo- 
eephoe polemisierte er gegen die Ansicht der griechischen Geechichts- 
schreiber, daO Babylon von der assyrischen EOnigin Semiramis gegrun- 
det worden sei; vgl. contra A p. 1, § 142: TaOxa jisv oOxcog Cor6pifjxsv 
uepl xoO 7ipo6ipYj|jivou jJaoiX£a>c xal noXkb rcpdc xo6xot^ *v xfl tpCx^ p£J&q» 
xfflv XaX&aixaW, 4v $ ptpyexou xotg 'EXX^vixotc ouyYpa^sDotv d>$ jidxYjv olo- 
jj^vac bnb 2e|iipd|iSQ>( xfjg 'Aoouptac xxto{H)vat xrjv BajtoX&va xal xdt &a»- 
adota xaxaoxsuao^voct rcepl aoryjv 6^ fcxeivqc Spy a 4*t)dd>c ysypa^dou Auf 
Berossos geht auch durch verschiedene Mittelglieder Diod. 2, 10, 1 
zuruck, der gegen Etesias polemisierte. Vgl. meine Assyriaka dee 
Etesias S. 535. 

**) Diese Lesung ist jetzt durch Lehmann, Zwei Hauptprobleme 
S. 15 festgestellt worden. Fruher las man 31 (Pinches und Wincjcleu) 
oder 21 (Delitzsch). 



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Chronologische Untersuchungen. 643 

gierungszahlen erhalten. Davor kann hdchstens (aber unwahr- 
^ scheinlich) noch eine Zeile gestanden haben. Am Ende von 
Kol. Ill sind, vom letzten Trennungsstrich an gerechnet, noch 
drei Zeilenreste mit zwei Regierungszahlen erhalten. Dahinter 
kdnnen aber, wie schon C. P. Tiele betont und jtingst Knudtzon 
und C. F. Lehmann abermals am Original festgestellt haben * 3 ), 
nur noch 9, allerhochstens, aber sehr unwahrscheinlich lOZeilen 
gestanden haben. Es ist also klar, dag in dem zur Verftigung 
stehenden Raume unmoglich 22 Eonigsnamen Platz hatten, die 
Summe 22 kann sich demnach nicht auf Konige, sondern nur 
auf Jahre beziehen. Die Dynastie von Babylon, welche 22 Jahre 
regierte, kann folglich nur die 5 (oder hochstens 6) K5nige 
am Anfange von Kol. IV umfafit haben. Dann mu6 aber min- 
destens am Ende von Kol. Ill eine Summierung gestanden sein, 
und es ergibt sich, daft Kol. Ill mit einer Dynastie von 11 
oder hochstens 12 KSnigen (3 + 9/10—1) abschloS. (Dyn. H). 

Die 12 ersten Herrscher der berossischen Dynastie von 
45 K5nigen setzen sich nun zusammen aus den 5 (h5chstens 6) Ko- 
nigen der Dynastie von Babylon (Dyn. I) und 7 (ev. 6) von den 11 
Herrschern der Dynastie H am Schlusse von Kol. III. Nach Be- 
rossos beginnt seine Dynastie mit dem Tode des Nabu-aplu- 
iddina, es konnen demnach am Anfange der erschlossenen Dy- 
nastie von 11 Konigen bis auf Naba-aplu-iddina nur 4 (hoch- 
stens 5) Kdnige gestanden haben. 

Mit diesem von mir langst gewonnenen Resultate stimmt 
es nun vortrefflich, daft jetzt Lehmann auf Grund ganz anderer 
Erwagungen und Berechnungen ebenfalls zu dem Ergebnis ge- 
langt, daft Naba-aplu-iddina erst der 4. K5nig der Dynastie 
am Schluft von Kol. Ill gewesen sein kann (S. 119 ff.). 

Machen wir jetzt eine Probe von oben her! „ Von Xisuthros 
und der Flut bis die Meder Babylon einnahmen, rechnet ins- 
gesamt 86 K5nige der Polyhistor, und erwahnt einen jeden be- 
sonders namentlich aus dem Buche des Berossos. Und die Zeit 
8amtlicher von ihnen bringt er auf die Zahl von 30 Myriaden 

M ) C. P. Tiele, Babylonisch-assyrische Geschichte 1886 S. 105 Anm.2. 

Knudtzon, Assyrische Gebete an den Sonnengott. I 60. II 277. C. F. 

Lehmann, a. a. 0. 24 ff. Dadurch erledigen sich die kecken Behaup- 

tungen von P. Rost, Untersuchungen zur alten Geschichte S. 12 (Mit- 

^teilungen der Vorderasiat. Ges. 1897, 2, S. 116). 

* 41* 



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644 J- Marquart, 

and 3 TauBenden und 91 Jahren * 4 ). Und nachdem diese nach 
einander in derartiger Festigkeit regiert hatten, sammelten on- ^ 
erwartet die Meder ein Heer gegen Babylon, urn es zu nehmen 
und daselbst Tyrannen aus sich einzusetzen. Darauf setzt er 
auch die Namen der Tyrannen der Meder, an Zahl 8, und ihre 
Jahre 224. Und wiederum 11 Eonige und . . . Jahre.* 

Hier ist nach dem, was wir bis jetzt von der babyloni- 
schen Geschichte aus monumentalen Quellen wissen, zunachst 
zweierlei klar : 1) da£ unter dem plotzlichen Einfall der Meder 
nor der Einbruch fremder Eroberer aus den elamitisch-medi- 
schen Gebirgen verstanden werden kann, bei welchem der Raub 
der Statue der Gottin Nana von Uruk durch KSnig Kudur- 
nachundi von Elam stattfand, dessen Datum uns durch Assur- 
banipal ziemlich genau bekannt ist >5 ) ; 2) dafi der Polyhistor 
eine Verwirrung gemacht haben mufi, wenn er die folgenden 
8 Herrscher als 'medische Tyrannen' bezeichnet. Unter diesen 
kdnnten nur die elamitischen Premdherrscher gemeint sein. 
Allein die Denkmaler lehren uns bis jetzt nur die Namen von 
h5chstens 5 Herrschern elamitischer Herkunft kennen, welche 
um die hier in Betracht kommende Zeit in Babylonien erobernd 
aufgetreten sind oder daselbst eine Herrscbaft ausgeubt haben: 
Kudur-Nachundi, Kudur-Mabuk, den Sohn des Simti-Silchak, 
seinen Sohn Rim-EN.ZU, den Konig von Larsa, Kutur-nuch- 
gamar und wahrscheinlich noch einen Ri-im-a-nu-um* 6 ). Von 
diesen sind aber Kudur-Mabuk, Rim-EN.ZU und Kutur-nuch- 



") Lies d (4) filr g (3). Die Zahlbuchstaben fur 4 und 3, d und g werden 
in armeniacher Schrift Behr leicbt verwechselt. Synkellosp. 147, 12gibt 
30000 -f- ,&H' (4090), und daneben nach dem Sexagesimal system 9 Saren 
(32400) + 2 Neren ( 1200} + 8 Soaaen (480), also 84080 Jahre. Man hat aich 
nun biaher durchweg an letztere Zahl gehalten, da 8ie durch die genaue An- 
gabe in Neren und So88en kontrolliert sei. Allein die and ere ungerade Zahl 
34091 ist doppelt bezeugt und ihre Entstehung wQrde aich durchaus nicht 
erklaren laasen, und so hatte der andere SchluG naher gelegen, daG der 
Synkellos die fiber die 8 Soasen UberachuGigen Einer vernachlaasigt babe. 

* 5 ) Ber08808 hat den Ausdruck aeiner Quelle , vermutlich Anzan 
oder Umman Manda, nach dem Stande des ethnographischen Wisaena 
aeiner Zeit wiedergegeben , wie er auch den Namen des Landea, in 
welchem Kyros aeinen Untergang fand, nach den ethnographiachen Ver- 
nal tniaaen aeiner Zeit durch Adat ubersetzte 

* 6 ) Scheil, Notes <T epigraphie et d' archeologie aeayr. nr. XXXIV 
in Recueil de traveaux rel. a la philologie et a l'archlologie egypt et 
aaayr. vol. XX. zitiert bei Lkhmann, Zwei Hauptprobleme der altoriental. 
Chronologie 207. 



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Chronologische Untersuchuogen. 645 

gamar Zeitgenossen und zwar entweder in der Weise, da£ Kutur- 
nuchgamar der Nachfolger des Kudur-Mabuk, des adda von Jamut- 
bal bezw. von MAR-TU und beide die Lehnsherren des Konigs 
Rim-EN.ZU von Larsa waren 27 ) t oder aber so, da£ Kudur- 
Mabuk der Lehnsherr des Rim-EN.ZU, als sein Oberherr aber 
wieder Kutur-nuehgamar, der Konig von Elam (Susa) zu be- 
trachten ware 28 }. 

Wenn Scheil's Vermutung sick bestatigt, da& der in Da- 
tierungen von Kontrakttafeln genannte Kdnig Ri-im-a-nu- 
um identisch ist mit Ri-im-a-gur (gam)-um IV R. 35 Nr. 8, 
wofttr Ri-im-a-ttu-um zu lesen ware, so mu& derselbe gleich- 
falls ein Zeitgenoese des Kudur-Mabuk und dann Vorganger 
des Ri-im-EN.ZU sein. Denn es hei&t IV R. 35 Nr. 8: „im 
Jahre da Ri-i m-a-gur-um, der K5nig und der adda von 
Jamutbalu [mit] den Horden von I§nunna Isin niederwarfen * 29 }„ 
Die Einnahine Isins, nacb welcher noch unter Rim-Sin bis ina 
Jahr 28 datiert wird , gait aber offenbar als dasjenige Ereig- 
nia, welches die Einsetzung eines elamitischen Vasallenkonigs 
in Larsa inaugurierte. Es ergabe sich also folgendes Verhaltnis: 

Eutur-nuchga- 
mar (-DDub-nD) 
Kflmgs von 
Elam. 



Ri-im-A-nu-um 1 KOnige von Larsa, 
Ri-im-EN.ZU J Vasallen des 



Kudur-Mabak, 
adda v. Jamutbalu, 
, , MAR.TU', 
Vasallen des 



Ftir Babylonien kommen also als von den l Medern' d. i. 
den Elamiten eingesetzte Tyrannen nur zwei dieser Herrscher 
in Betracht, wozu dann noch der Eroberer Kudur-Nachundi kame. 

Daraus ergibt sich, dafi die Zahl 8 sich ursprtlnglich nicht 
auf die 'medischen' Tyrannen, sondern nur, wie man auch bis- 
her allgemein angenommen hat, auf die nachstfolgenden ein- 
heimischen Herrscher, d. h. die erste Dynastie von Babylon 
bezogen haben kann. Die Zahl der Premdherrscher ist beim 
Polyhistor ausgefallen und wiederherzustellen : Efta xaE 6v6- 
jiaxa xupavvcov t&v MifjStov i^ayet <y ? xal £ttj autwv . . . (xeO 4 ' 
o0$ xai XaXSauov (iaaiXets> 6xxd) xod £ttj aui&v ax5. 

Hommel hat nun, einer Anregung Lauth's folgend, dadurch 



* 7 ) So Hommel, Die altisraelitische Ueberlieferung in inschriftlicher 
Beleuchtung S. 168. 174. 

2B ) So Lehmaj*n a. a. 0. S. 81 f. 
M ) Hommel a. a. 0. 169. 

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646 J- Marquart, 

eine Uebereinstimmung zwischen Berossos und der Konigsliste 
herzustellen versucht, daft er das „et rursum [darz eal = 
TtaXtv] reges undecim" bei der III. nachflutlichen Dynastie des 
Polyhistor in dem Sinne auslegte, dag der vorausgehenden Dy- 
nastie ebenfalls 11 Herrscher zu geben seien 30 ). Dabei bleibt 
jedoch, um von allem andern abzusehen, die Jahressumme vdllig 
unbertlcksichtigt. Rechnet man aber auf der K5nigsliste die 
Jahre der 8 letzten Herrscher der I. babylonischen Dynastie 
zusammen, so erhalt man 240 (18 + 30 + 55 + 35 + 254-25 
+ 21 + 31). Die 224 Jahre des Berossos aber, welche auch die 
Qewahrsmanner des Synkellos (Annianos und Panodoros) bei Eu- 
sebios gelesen haben 31 ), ftihren nns ans Ende der Regierung Apil- 
Sins, des vierten Herrschers der ersten babylonischen Dynastie. 
Das Anfangsjahr war ohne Zweifel der Einbruch der 'Meder' 
und die Einsetzung medischer Tyrannen in Babylonien (wohl 
durch Kudur-Nachundi), die bei Berossos als Epochenjahr gilt. 
Bis jetzt ist noch unbekannt, unter welchem babylonischen 
Konlg der Einfall des Kudur-Nachundi erfolgte. Allein bereits 
Carl Niebuhr, Mitteil. der VAG. 1897, 292 hat aus dem Da- 
tum eines bei Meissner, Beitr&ge zum altbabylonischen Privat- 
recht Nr. 32 verBffentlichten Vertrags aus der Zeit Sin-mu- 
ballits geschlossen, daft die Einnahme Isins durch Rim-Sin 
(bezw. Rim-Anum) noch unter Sin-muballit stattgefunden hatte. 
In der Tat wird man die Worte MU. I-SI-IN-KI IN-DIB-[BA] 
„Jahr der Einnahme Isins* nicht auf eine sonst ganzlich un- 
bekannte Eroberung dieser Stadt durch Sin-muballit beziehen 
dtirfen, sondern nur auf die bekannte durch Kudur-Mabuk und 
Rim-A-gur-ura. Zwischen dieser elamitischen Eroberung und 
dem Einfall unter Kudur-Nachundi werden wir aber keinen 
allzugrofien Zwischenraum annehmen dtirfen. Andrerseits hat 
Niebuhr festgestellt, dafi Sin-muballit der erste baby- 
lonische Herrscher ist, welcher in denVertragen 
— allerdings bis jetzt nur einmal — denK5nigs- 
titel erhalt (KB. IV Z. 16). 

80 ) Lauth, PSBA. 1881 p. 47 Hommel, Geach. Aseyriens und Ba- 
byloniens S. 174. Vgl. dazu H. Winckler , Unters. sur altorient. 
Gesch. 4. 6. 

81 ) Sie runden nach dem Dezimal system zu 225 auf. Synk, ed. 
Bonn. p. 169, 18. 



« 



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> 



Chronologische Untersuchungen. 647 

Aus den Worten des Synkellos p. 147, 12: (JefiaaiXeuxevat 
XaXSatcov xal MifjSwv fiaatXets n% (86) h xptojiupiotc lieoi 
y.al Sy konnte man schlie&en wollen, daft Berossos die 'Meder' 
noch unter seinen 86 Konigen verrechnet habe, da ihre Herr- 
schaft ja nur eine Art Interregnum war. Dagegen macht frei- 
lich seine Angabe, wornach unter jenen 86 nur zwei Chaldaer, 
die von Eusebios allein mit Namen genannten Eufjxoo^ und Xo- 
u.cca(5r)Xos, die tibrigen 84 aber Meder gewesen waxen, mis- 
trauisch. Denn dies beweist, dafi der Verfasser dieser Notiz 
nur den Text des Eusebios, nicht aber den Polyhistor vor sich 
hatte 32 ). Auch der Wortlaut des Eusebios spricht gegen eine 
solche Auffassung. An Stelle der 8 'Meder' des Eusebios gibt 
Synkellos folgenden Wortlaut: dnb 8k xo6xou xoO xpovou x&v 
Tztf (86o ulv XaXSafcov (JaatX^cov, Ebriypiou xaE X(0|xaopifjXou, n& 
8k Mifj8(!)v) Zcopoaaxprjv xaE zobq |xex' aiix&v £' XaX8aca>v (3aat- 
Xet? eteayet, exrj xpar/jaavxas TfjXtaxa ptf (190) 6 aOx&s IIoXu- 
faxcop. Daraus kOnnte man folgern, dafi die Gewahrsmanner 
des Synkellos, Annianos und Panodoros, diese Dynastie noch 
richtig als chaldaische bezeichnet und die Nachricht vorfanden, 
da£ die ersten derselben gleichzeitig mit den medischen Ty- 
rannen und unter deren Oberhoheit regierten. Wem die Ein- 
schmuggelung des Zoroaster zur Last fallt, lafit sich nicht sicher 
feststellen. Sie wtirde Ubrigens dem Polyhistor ganz ahnlich 
sehen. Man konnte dann weiter vermuten, dag ursprunglich 
den Medern 34 und den 7 (richtig 6) chaldaischen Konigen 
nach ihrer Vertreibung durch Chammurabi 190 Jahre beige- 
legt waren 38 ). In der Tat betragt die Jahressumme der 6 
letzten Herrscher der I. Dynastie von Chammurabi abwarts 
192 Jahre (55 + 35 + 25 + 25+21 + 31). Auf jeden Fall 
werden wir aber anzunehmen haben, da£ Berossos die Jahre 
der medischen Tyrannen in seiner zweiten Dynastie von 8 K5- 
nigen verrechnete. Die Dynastien von Ur, Isin, Uruk, Agade 
und die 3 ersten E5nige von Babylon, wenn letztere tiberhaupt 
aufgefilhrt waren, hatte er dagegen unter seine erste nachflut- 
liche Dynastie von 86 K5nigen eingereiht. 

**) Daa Umgekehrte , 84 Chaldaer und 2 Meder ware richtiger 
gewesen. 

88 ) Vgl. A. v. Gutschmid, Kl. Schr. II 100 N. 1. 



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648 J - Marquart, 

Zieht man nun die schon von Ndebuhe verwertete Notiz 
des Simplikios im Kommentar zu Aristoteles' Schrift nepl o£h 
pavoO II 12 heran, da£ Eallisthenes (+ 327) auf Wunsch des 
Aristoteles die in Babylonien vorhandenen aatronomischen Be- 
obachtungen nach Griechenland gesandt babe und da£ nach 
Porphyrios solche Beobachtungen fttr 1903 Jahre 34 ) bis auf 
die Zeit Alexanders d. Gr. (£(0$ x&v 'AXe$dv8pou xoO Maxeoovoc 
Xpovwv) yorgelegen h'atten, so erbalt man unter der zunachst- 
liegenden Voraussetzung, dafi die Berechnung auf das Jahr des 
Einzug8 Alexanders in Babylon (Herbst 331 v. Chr.) gestellt 
war, das Jahr 2233 (331 + 1903 —1) als Anfangsjahr jener 
Beobachtungen. Nimmt man dann weiter mit Lkhxann an, 
dag dieses Datum in die Regierung Ghammurabis fallt bezw. 
dem Termin der Besiegung des Rim-Sin und der Einigung Baby- 
loniens zu einem gesamtbabylonischen Reiche unter Ghammurabi 
entspricht, so erhalt man als Epoche des Einfalls der Meder 
unter Apil-Sin und des Beginns der II. berossisehen Dynastie : 
2233 

-f- x Jahre Ghammurabis vor dem Siege tiber Rim-Sin 

-+- 30 „ Sinmuballits 

+ 18 — (240 - 224 =) 16 = 2 Jahre Apil-Sins 
2265 — 1 +X. 

Unter obiger Voraussetzung nun, dafi die Dauer der 
Fremdherrschaft 224 — 190 = 34 Jahre betrug, beginnt die- 
selbe im 17. Jahre Apil-Sins und endet mit dem 2. Jahre Gham- 
murabis (34 —(2 +30) = 2). 

Als genaues Datum ihres Beginnes ergabe sich demnach 
2265 — 1 + 2 = 2266. Die Wegftthrung der Statue der Nana 
von Uruk durch Eudur-Naehundi fand aber 1635 Jahre vor 
dem Jahre statt, in welchem Asurbanipal Susa eroberte und 
dieselbe wieder aus Elam zurtickbrachte. Leider ist dieses Da- 
tum bis jetzt nicht genauer zu fixieren. Man begntigt sioh 

84 ) Diese Zahl bietet die lateinische Uebersetzung von Moerbeka 
(1271 n. Chr.), wabrend die ietzt bekannten griecbischen Has. x^**" 
xal jiiipta8(ov xptwv = 81000 geben. Dibls bei Lehmann, Zwei Haupt- 
probleme der altorient. Cbronologie 110 erklart dies aus einer Ver- 
wecbslung des Zablzeichens 1? = 900 mit M = 10000. So wurde ,a1T r : 
XtX(o)v xal ivaxoofoov xpiuW zu ,AMr : x^tov * a * Jii>pid8a>v Tpi&v. Vgl. 
hierzu Rost, Unters. zur altorient. Gesch. S. 7. 136 f. Lehmaxn, Zwei 
Hauptprobleme 109 ff. 210. 



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Chronologische Untersuchungen. 649 

gewohnlich mit dem ungefahren Ansatze 645, wornach ersteres 
Ereignis ins Jahr ca. 2280 (genauer 2279) fiele. Wenn sich 
auch dieses Datum mit dem aus Berossos und Kallisthenes er- 
rechneten Datum des Einfalls der 'Meder' nicht vollig deckt, 
so kann doch das nahe Zusammentreffen beider unm5glich Zu- 
fall sein. Die Zahl des Synkellos, 190, wtirde genau die Zeit 
der 6 letzten Kftnige der L babylonischen Dynastie vom Sturze 
der Dynastie von Larsa ab ergeben. 

Von dem Epochenjahr 2266 = Jahr 17 des Apil-Sin aus 
gewinnen wir also ohne weiteres folgende Daten: 

Sumu-abi 15 J. 2346 —2332 

Sumu-la-ilu 35 „ 2331—2297 Immeru in Sippar 36 ) 

Zabtl 14 „ 2296—2283 

Apil-Sin 18 „ 2282—2265 

Einfall des Kudur-Nachundi 2266 

Sin-muballit 30 J. 2264 —2235 

Eroberung von Isin durch Eudur-Mabuk 

Chammurabi 55 J. 2234 —2180 

Sieg ftber Kudur-nuchgamar 2233 

Samsu-iluna 35 J. 2179 —2145 

EbiSum 25 , 2144—2120 

Ammisatana 25 „ 2119—2095 

Ammisadugga 21 „ 2094—2074 

Sa msu-satan a 31 , 2073—2043 

11 Konige (M4)"jSre~2346"^2643 
8 Kdnige 224 „ 2266 —2043. 
Sollte sich aber einmal inschriftlich herausstellen, da& die Be- 
siegung des Rim-Sin in ,ein spateres Regierungsjahr des Cham- 
murabi fallt, so vraren nattirlich samtliche Daten entsprechend 
zu erbohen und man hatte von den 190 Jahren des Synkellos 
ganzlich abzusehen. 

[Die neugefundene chronologische Liste Bu. 91 — 3 — 9, 284 
aus der Regierung des Ammi-zadugga 86 ), des 10. Kftnigs der 
L babylonischen Dynastie gibt ftlr die 7 ersten Konige dieser 



s ») Nach Bu. 91 , 5—9 , 318. Cuneiform Texte from Babylonian 
Tablets in the British Museum. P. Ill— VI. 

80 ) Uebersetzt von A. H. Sayce in den PSBA, vol. XXI, January 
1899 p. 10—17. 

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650 J- Marquart, 

Dynastie folgende Zahlen, denen ich die der Konigsliste in 
Elammern beisetze: 

Su(mu)-abu 14 Jahre (15) 

Sumu-la-ilu 36 „ (35) 

Zabum 14 „ (14) 

Abil-Sin 18 , (18) 

Sin-muballit 20 , (30) 

Chammurabi 43 „ (55) 

Samsu-iluna 38 „ (35) 
Beim 17. Jahre des Sin-muballit heifit es : „The year when 

the city of Isin * Dies bezieht sich offenbar auf die 

oben S. 646 erwahnte Einnahme von Isin, worunter die in den 
Vertragen aus Larsa als Epochenjahr geltende Eroberung dieser 
Stadt durch Kudur-Mabuk und Rim-Sin zu verstehen ist. Die 
Besiegung des Rim-Sin yon Larsa und seines Oberherrn Kutur- 
nuchgamar von Elam und die Einigung Babyloniens durch 
Chammurabi ist nach der Tafel in die Jahre 30 — 32 dieses 
Konigs zu setzen. Die Jahre 23—28 sind allerdings ganzlich 
abgebrochen, aber unter den Jahren 30—32 heifit es: 
„30. The year when the army of Elam .... 

31. The year when the land of Emudfbalum] .... 

32. The year when the army of the land[of Emudbalum] ... * 
Verbindet man dies mit dem von Scheil ver5ffentlichten Briefe 
des Chammurabi an Sin-idinnam von Larsa, in welchem die 
Besiegung des Kutur-nuchgamar und des Landes Jamutbal er- 
wahnt wird, so kann man nicht zweifeln, dafi uns die Tafel 
das Datum dieser Kampfe erhalten hat. 

Setzt man an Stelle der Zahlen # der K5nigsliste die der 
chronologischen Tafel ein, so erh'alt man fQr die letzten 8 K6- 
nige der I. Dynastie 221 Jahre (18+20+43+38+25+25+ 
21+31), also nur um 3 weniger als Berossos, eine Different 
die geringfilgig genug ist und sich durch leichte Varianten bei 
einzelnen Zahlen unschwer erklart. Man mufi dann annehmen, 
daJ Berossos den Einfall der Meder gleichzeitig mit der Thron- 
besteigung des Abil-Sin gesetzt hat. Der nahere Grand, wes- 
halb Berossos seine zweite Dynastie mit Abil-Sin beginnen 
lafit, lafit sich jetzt gleichfalls aus der neuen Tafel erschlie&en. 
Satce hat bereits darauf aufmerksam gemacht, dafi die von der 



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Chronologische Untersuchungen. 651 

Kdnigsliste als Dynastie von Babylon bezeichneten Kflnige nach 
Ausweis der Tafel nicht von Anfang an in Babylon, sondern 
in Ur in Siidbabylonien residiert zu haben scheinen, wahrend 
die Erbauung der Festung Babylon erst unter dem 5. Jahre 
des zweiten K5nigs Sumu-la-ilu berichtet wird. Vermutlich 
wurde Babylon erst damals erobert. Es ist nun sicher kein 
Zufall, dag die Tafel unter dem 1. Jahre des Abil-Sin die 
Erbauung der Festung Borsippa, der Schwesterstadt Babylons, 
verzeichnet, urn so weniger, als auch die Jahre 2 und 3 dieses 
Konigs nach Werken benannt sind, die sich auf Babylon be- 
ziehen und auf eine erhohte Ftirsorge ffir diese Stadt schliessen 
lassen. Vermutlich hat also zuerst Abil-Sin die Residenz nach 
Babylon verlegt und zwar wird diese Mafiregel durch die Ein- 
falle der Elamiter nach Siid-Babylonien veranlafit sein, vor 
denen er sich in Ur nicht mehr halten konnte. 

Halt man weiter an der Hypothese fest, dafi das Jahr 2233 
mit dem Jahre der Besiegung des Rim-Sin und der Elamiter 
durch Chammurabi zusammenfallt, so ergibt sich die Gleichung : 

Jahr 32 des Chammurabi = 2233 v. Chr. 
Dementsprechend wtlrden wir die Daten erhalten: 

Abil-Sin 2302-2285 

Einfall des Kudur-Nachundi 2302 

Sin-muballit 2284—2265 

Einnahme von Isin durch Rim-A-gur-um 2268 

Chammurabi 2364—2222 u. s. w. 

Allein das so gewonnene Datum ftir den Einfall des Ku- 
dur-Nachundi ware mit den Inschriften Asurbanipals nicht ver- 
einbar. Setzt man dagegen das Jahr 2233 gleich dem ersten 
Regierungsjahre Chammurabis, so erhalt man: 

Sumu-abi 2335—2322 

Sumu-la-ilu 2321-2286 
Zabu 2285—2272 

Abil-Sin 2271—2254 

Einfall des Kudur-Nachundi 2271 
Sin-muballit 2253—2234 

Einnahme von Isin 2237 
Chammurabi 2233—2191 



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652 J - Marquart, 

Besiegung des Kudurnuchgamar 2202 

Samsu-iluna 2190—2153 

Ebisum 2152—2128 

Ammisatana 2127-2103 

Ammisadugga 2102—2082 

Samsu-satana 2081— 2051] 37 ). 

Mit diesem Resultat stiramt die GuTscHMn/sche Hypothese 
freilich nicht, da£ die Summe der Jahre aller nachflutlichen 
Dynastien tod Berossos in die cyklische Zahl von 10 Saren 
= 36 000 Jabren eingeschlossen worden sei. Zieht man nam- 
lich von dieser Zahl die 34091 Jahre der ersten nachflutlichen 
Dynastie ab, so erhalt man 1909 Jahre fur den Zeitraum vom 
Beginne der II. bis zum Endjahr der letzten Dynastie des Be- 
rossos. Es ist vom philologischen Standpunkte aus ganz un- 
statthaft, der bis auf die Einer hinaus genauen Zahl 34 091 
die vom Synkellos daneben in Saren, Neren und Sossen ange- 
gebene Zahl 34 080 vorzuziehen 88 ). Nimmt man ferner an, 
daft der letzte Saros mit dem Jahre 312 v. Chr., dem Todesjahr 
Alexanders II abschlofi, so ergabe sich 2220 (312 + 1909—1) 
als Anfangsjahr des Apil-Sin, des vierten Herrschers der L 
babylonischen Dynastie und Epoche der Einsetzung medischer 
Tyrannen in Babylonien, also ein am 46 Jahre niedrigeres Da- 
tum als das oben gewonnene. 

Suchen wir nun zunachst das Verhaltnis der Anzahl der 
Kdnige der folgenden berossischen Dynastien zu der der Kdnigs- 
liste klarzustellen. Auf die oben erorterten 8 Kdnige folgen 
zunachst 11 Kbnige, dann 49 Chaldaer und darauf 9 Araber. 
Jene 11 K5nige entsprechen, wie allgemein anerkannt wird, 
den 11 Konigen der II. babylonischen Dynastie. Den 49 Chal- 
daern und 9 Arabern stehen in der Konigsliste gegen fiber: 
36 Ka&Siten (Dyn. C) 

11 Konige der Dyn. Pa-8e (Isin?) (Dyn. D) 
3 „ » » des Meerlandes (Dyn. E) 

3 „ , „ von Bazi (Dyn. P) 

1 Elamit (Dyn. G) 



37 ) Der in eckige Klammern eingeschlosaene Paasus ist Korrektur- 
zusatz. 17/VII. 99. 

88 ) S. o. S. 644 Anm. 24. 



4 



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Chronologische Untersuchungen. 653 

4 (ev. 5) Konige der abgebrochenen Dynastie von 11 K5- 
nigen am Schlufi von Kol. Ill (Dyn. H) 



58 (59) Kdnige, also genau dieselbe Gesamtzahl! 

Wahrend aber Berossos in der Gesamtzahl der Kftnige 

vollig mit der Kdnigsliste ubereinstirumt, weicht er von dieser 

wiederum in der Anordnung der K6nige nach Dynastien ab. 

Seine 49 Chaldaer setzen sich zusammen aus: 

36 KaSSiten 

11 Konigen der Dyn. von Pa-se 

2 B „ „ des Meerlandes (Nr. 1 und 2). 
Die 9 Araber zerlegen sich dagegen in 

1 K5nig des Meerlandes (Nr. 3) 

3 Konige der Dyn. von Bazi 
1 Elamit 

4 Konige der Dyn. H. 

Der erste von diesen 4 Kdnigen regierte nach der Konigsliste 
36 Jafare 39 ), der zweite 8 Monate und 12 oder 13 Tage. Von 
der Regiernngszahl des dritten sind die Kopfe zweier senk- 
rechter Keile erhalten, au&erdem bietet Knudtzon's Kollation 
die Spitze eines Winkelhakens. Die Zahl war also wahrschein- 
lich 2 oder 12. Diese 4 Konige sind nach den Untersuchungen 
Lehmann'8 Nabu-lcln-abli (regierte mindestens 24 Jahre) 40 ), 
SamaS-mudammiq 41 ), Nabtl-sum-igkun 41 ), beide Zeitgenossen 
des K6nig8 Adad-nirftri II von Assyrien (911 (?) — 891), und 
Nabtl-abal-iddin , Zeitgenosse Salmanassars II von Assyrien 
(regierte mindestens 31 Jahre) 48 ). 

Weit schwieriger ist es, die Jahressummen des Eusebios 
mit denen der Konigsliste in Einklang zu bringen, da dieselben 
in der Ueberlieferung, wie schon ein Blick auf die vorliegende 
Textbeschaffenheit zeigt, sehr gelitten haben. 

Bei der III. Dynastie des Berossos ist das erste Zeichen 
der Jahre8summe in der Handschrift von Edschmiacin, welche, 



") So Delitzsch, AsByriologische Miszellen. SB. der s&chs. Ges. 
der Wiss. 1893, 183 ff. Knudtzon, Assyrische Gebete an den Sonnen- 
gott (1895) I S. 60. II 277. Lehmann, Zwei Hauptprobleme der alt- 
orient. Chronologie S. 21. 

*°) Peisek, KB IV S. 82 ff. 

41 ) Svachronistische Gesch. Kol. HI 1-25. 

42 ) Vgl. Winckler, Unters. »ur altor. Gesch. 25. 



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654 J- Marquart, 

wie Mommsen gezeigt hat 48 ), als die direkte Vorlage der dbrigen 
Handschriften zu gelien hat und auf Veranlassung der Berliner 
Akademie photographiert worden ist, im Texte verwischt. Man 
kann sich aber auf der Photographic fol. 5b leicht ttberzeugen, 
da£ ursprCLnglich IE = 28 dastand * 4 ), was dann am Rande in 
XE = 48 verbessert worden ist. Diese Zahl steht natdrlich in 
gar keinem Verhaltnis zu den 368 Jahren der Kdnigsliste. Die 
folgende Dynastie von 49 Chaldaern erhalt 458 Jahre, wahrend 
sich aus der Kdnigsliste 576 Jahre und 9 Monate + 132 (3) Jahre 
und 6 Monate +18 Jahre und 5 Monate = 727\8 Jahre und 
4 Monate ergeben. Ich glaube aber, dafi jene 458 Jahre Ton 
der III. Dynastie hieher verschoben sind und dafi 458 ein alter 
Fehler entweder fur 358 oder 368 (HHHHPPIII fur HHHPPIH 
oder HHHPAPIII) ist. Die Zahl 28 dagegen, welche jetzt der 
III. berossischen Dynastie zugeteilt ist, gehort vielmehr den 
49 Chaldaern und entspricht den 727\8 Jahren, welche sich 
aus der Kdnigsliste fur dieselben ergeben, wobei freilich die 
Hunderter (CT = 700) ausgefallen sind. Nach der Photographie 
ist indessen vor dem halbverwischten I = 20 noch Raum fttr 
einen Buchstaben, und es ist daher moglich, dafi in der Hand- 
8chrift das Zahlzeichen fttr 700 ursprttnglich davorstand und 
spater durch Wasser verwischt wurde. Die Korrektur 48 am 
Rande hat dagegen keinerlei selbstandigen Wert, 

Die Summe 245 bei den 9 ,Arabern' 46 ) steht in gar keinem 
Verhaltnis zu den Daten der Kdnigsliste. Aus dieser und an- 
dern keilinschriftlichen Quellen ergeben sich: 

Ka§§u-n&din-ach, Dyn. des Meerlandes 3 Jahre 
3 Konige der Dyn. von Bazi 20 „ 3 Mon. 

1 Elarait 6 „ 

(Naba-kln-abli) 36 „ 

(Sama§-mudammiq) 8 „ 12/3 T. 

(Nabtl-Sum-i§kun) 12 (?) 9 

(Nabu-abal-iddina) S 1 ,!^ 

9 Konige 109+X Jahre. 



48 ) Th. Mommsen, Die armeniechen Handechriften der Ghronik dee 
Eusebiua. Hermes 80, 1895, S. 321—338. 

u ) Da mir leider koine armenischen Typen zur Verfdgong etehen, 
so muG ich mich mit einer Umschneibung in lateinische Bachst behelfen. 

46 ) Synkellos p. 172, 16 hat nur 6 KGnige der Araber mit 215 Jahren. 



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Chronologische Untersuchungen. 655 

Man kSnnte nach Synkellos vermuten, dafi MXE aus MZE 
^ (215) verdorben sei, eine Annahme, die freilich palaographisch 
keineswegs einleuchtet und uns auch sonst nicht viel helfen 
wtirde. 

Nehmen wir nun an, dafi das 31. Jahr des Nabu-abal- 
iddin sein letztes und die grofitenteils abgebrochene Zahl des 
dritten K8nigs der Dyn. H wirklich 12 war, so ergibt sich 
nach der Kbnigsliste folgendes Schema: 



Nabu-abal-iddin 


887- 


-857 


Nabu-§um-i§kun 


899- 


-888 


SamaS-mudammiq 


899 




Naba-kln-abli 


935- 


-900 


Der Elamit 


941- 


-936 


3 Dynastie von Bazi 


962- 


-942 


Ea§sa-nadin-ach 


965- 


-963 



9 ,Araber' 965—857 

Ea-mukin-zer 966 

Simma§§i(chu) 984/3—966 

11 Dynastie von Pa-se 1117/6—985/4 
36 Ka§§iten 1693/2—1118/7. 

Addieren wir nun hiezu die 368 Jahre der Konigsliste fttr 
die II. Dynastie, so erhalten wir 2061/0—1694/3, was ttber 
das oben gefundene Endjahr der I. Dynastie 2043 fast urn 20 
Jahre hinausfUhren wtirde. Wir kamen aber auf diese Weise 
dem durch Asurbanipal an die Hand gegebenen Datum der Ein- 
nahme von Uruk durch Kudur-Nachundi noch naher, und das 
Epochenjahr der ersten Dynastie des Berossos, das mit der 
Einsetzung ,medischer' Tyrannen zusammenfallt, trafe auf das 
Jahr 2285 v. Chr. (2062+224), woraus sich als Datum der 
Eroberung Susas durch Asurbanipal das Jahr (2285 — 1635) 651 
v. Chr. ergabe. Dies ist jedoch unm5glich, da der Krieg gegen 
Elam, welcher mit der Zerstorung Susas endete, erst nach dem 
Falle Babylons 648 v. Chr. stattgefunden haben kann. Naher 
ftlhrt uns zum Ziele die in 358 verbesserte Zahl 458 des Eu- 
sebios. Die 368 Jahre ftlr 11 Konige sind ja so wie so durch 
ihre Lange aufierordentlich anstossig. 

Dann verschieben sich die Daten folgendermafien: 



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656 J - Marquart, 

IV. berossische Dyn. 49 KSuige <7> 28 Jahre 1693/2—966/5 
III. „ „ (II. d. Kdnigsliste) 11 K5nige 558 Jahre 

2051/0 ")— 1694/3 
I. Dyn. 11 Konige 304 Jahre 2355-2052 
II. berossische Dyn. 8 KSnige 224 „ 2275—2052 
Apil-Sin 18 „ 2291—2274 

Sin-muballit 30 „ 2273—2244 
Chammurabi 58 „ 2343—2189 
Sieg tlber Kudur-nuchgamar 2233 (11. Jahr), wobei 
nattlrlich mit einem Spielraum von ca. 5 — 7 Jahren nach 
oben zu rechnen ist, da wir die genaue Regierungszeit des 
Naba-abal-iddina und seines Vorgangers noch nicht kennen. 

2. Zur Chronologie der Hyksos. 

Auf die XIV. Dynastie der 76 Hirten lassen die Auszuge 
des Afrikanus und Eusebios bekanntlich eine lang andauernde 
Fremdherr8chaft in Aegypten folgen, die der sog. Hyksos. Bei 
Afrikanus folgt zunachst die XV. Dynastie von 6 Hirten, die 
namentlich aufgezahlt werden, 284 Jahre, dann die XVL Dy- 
nastie von 32 weiteren Hirten 518 Jahre, und endlich die XVTL 
Dynastie, 151 Jahre, wahrend welcher 43 weitere Hirten und 
43 thebanische Konige neben einander regierten. 

Eusebios hat zunachst eine XV. Dynastie von Konigen 
aus Dioepolis (Theben, ohne Angabe der Zahl), die 250 Jahre 
regieren, dann eine XVI. Dynastie von 5 thebanischen Konigen 
mit 190 Jahren, und erst auf sie folgt die XVII. Dynastie von 
4 namentlich aufgefilhrten Kdnigen mit 103 Jahren. Josephos 
geg. Ap. 1, 75 ff. endlich hat zuerst eine Dynastie von 6 na- 
mentlich aufgefilhrten Hirtenkftnigen mit 259 Jahren 10 Mo- 
naten, auf welche nach dem gegenwartigen Texte c. Ap. 1, 84 
eine zweite Hirten dyn as tie folgt. Die Gesamtdauer beider Hir- 
tendynastien scheint der Verfasser auf 511 Jahre zu berechnen 
(s. u. S. 661). 

Die namentlich aufgefilhrten Hyksosk5nige bei Josephos, 
Afrikanus und Eusebios entsprechen sich folgendernia&en : 



48 ) [Vgl. jetzt oben S. 652. Dieses Zusammentreffen im Anfangs- 
jahr der IIL berossischen Dynastie von zwei ganz verschiedenen Er- 
wagungen ana wird man wohl kaum ale Zufall bezeichnen dtirfen.] 



* 



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Chronologische Untersuchungen. 657 



Jos. c. Ap. 1,80—81: 


Schol. Plat. u. Euseb.: 


Afrikanus: 


SccXtTis 19 J. 


Safxr)<; 19 J. 


Safojc 19 J. 


Brjcbv 44 „ 


Bv&v 40 „ 


Bv&v 44 „ 


'Anayyd^ 36 „ 7 M. 


•Apx(«V 47 )30 , 


Sxaiv 50 , 


"Aftcof t£ 61 „ 


"Acpaxptc 14 „ 


Haxvccv 61 „ 


'Iawig 50.1M. 


103 J. 


'Ap X Xr,«")49 , 


"Aaats 49 „ 2 M. 




"Aipo|3i{ 61 , 


(259 J. 10 M.) 




284 J. 



Aus Denkmalern sind bisher nur drei Hyksosherrscher sicher 
bekannt und zwar haben sie sich meist damit begntigt, ihre 
Namen auf Denkmaler der XII. und XIII. Dyn. aufzukratzen. 
Zwei davon tragen den Namen Apopj. Von *Oqnunr& Apopj 
besitzen wir eine wahrscheinlich aus Heliopolis oder aus 
Memphis stammende Opfertafel, die er dem Sutech von 
Hatwa c ret (Auaris) geweiht hat ; ferner hat er in Tanis seinen 
Namen auf die Arme der beiden Kolosse des Konigs Merma^a'u 
der Xin. Dyn. und die Schulter eines Sphinx des Amenemhe't III 
einkratzen lassen 48 ). Auch der Sphinx von Tell el Masxttta 
und ein im Louvre befindlicher Sphinx sind von ihm usurpiert 
worden. Unter dem Konig e O woser B& Apopj ist der ma- 
thematische Papyrus Rhind geschrieben und ein Denkmal 
dieses Kftnigs hat sich auch in Gebelein in Oberagypten ge- 
funden 49 ). Von einem Konig Swsr-n-Re Xjan besitzen wir 
das Unterteil einer Eonigsstatue aus Bubastis 60 ) , sowie Ska- 
rabaen und zwei Siegelcylinder, auf denen er ,Ftlrst der Jttng- 
linge' (hq nfrw) und Ftirst der Fremdlander hq xswt genannt 
wird. Von demselben Kbnig riihrt auch ein kleiner L5we 
aus grauem Marmor her, der nach Baghdad verschleppt 
worden ist; er wird auf dem Denkmal nur mit seinem Vor- 
namen genannt, dagegen erscheint sein voller Name auf einem 



> 



A1 ) APXAHC aus AP(A)XNHC. Dadurch daC Afrikanus diese 
Nebenform von Ilaxvdv fur Josephos* "Aoatg verwendet, gibt sich seine 
Liste ale unursprunglich zu erkennen. Auf eine Benutzung der Version 
des Schol. Plat, una Eusebios weist auch die Namensform SatxiQC- 

48 ) DaC die friiher fur Denkmaler der Hyksos gehaltenen Sphinxe 
yon Tanis in der That den Pharao Amenemhe't III darstellen, ist von 
Golenischeff (Am en em ha III et les Sphinx de San. Recueil de trave- 
aux XV p. 181 — 186) nachgewiesen worden. 

49 ) Dabessy, Recueil de traveaux XIV p. 26. 

M ) Naville, Bubastis pi. XII. XXXV A und p. 23—26. 

Philologui, Supplementbftnd VII viertci Heft. 42 



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658 J- Marquart, 

in Gebelein in Oberagypten gefundenen Bruchsttick 51 ). Da- 
gegen ist der yermeintliche Hyksoskdnig Set c o pehti Nubti, 
nach dessen 400. Jahre eine Stele in Tanis aus der Zeit Ram- 
ses II. datiert ist, gar kein Kftnig, sondern der Gott Set selbst, 
welcher als der von Ombos (Nbiti) bezeichnet ist 91 ). 

Es ist nun schon ofters betont worden, da& eine 500 jahrige 
oder gar noch langere Dauer der Fremdherrschaft angesichts 
der Denkmaler undenkbar erscheint, da die Grabsteine der 
XVII. und XVIII. Dyn. in Abydos und Elkab sich unmittelbar 
an die aus der XIII. Dyn. anschliefien , und nichts auf eine 
langere Unterbrechung hinweist. Auch in Theben sind die 
Denkmaler der XVII. Dynastie kaum von denen des M. R. zu 
trennen. 

Den richtigen Weg, um zu einer vernttnftigeren und dem 
monumentalen Thatbestand entsprechenden Ghronologie der 
Hyksos zu gelangen, hat jetzt zum erstenmal W. Max Mctllkk 
gewiesen 53 ). Er geht davon aus, dafi der Apophis des Manetho 
hochst wahrscheinlich mit einem der beiden aus Denkmalern 
bekannten Apopy identisch sei. Sodann identifiziert er den 
'Arcaxvcfcc (Jos.) oder Ilaxviv (Afrikanus) mit Apopy 'aqtm-rf, 
der aus Denkmalern in Memphis, Tanis und Bubastis bekannt 
ist 'A7wcxva? (bei Euseb. Chron. I 226 Auchee = I 153, 9 
SchOnb ApaTcnan) entsprache dem Vornamen 'a-gtw-r^, wobei 
Re e als UberflUssig weggelassen und vorn der spatere Artikel 
angesetzt wurde (S. 17). Der letztere K5nig ist aber sicher 
identisch mit dem Apopy, welcher als Zeitgenosse und Ober- 
herr des Ffirsten Sqnn-Be* im Papyrus Sallier erscheint 
Denn nicht blofi der Vorname Sqnn-Re e ist nach dem Vor- 
namen des Apopy c Aqnen-Re c gebildet, wie schon Bettosch 54 ) 
und Maspero 56 ) gesehen haben, sondern auch dessen Haupt- 



M ) Deveria , Lettre a M. Auguste Marietta sur quelquee monu- 
ments rel. aux Hyq-Sos. Rev. arch. N. S. IV 256—257. Griffith bei 
Nayille, Bubastis p. 24—25. Daressy, Bee. de trayeaux XVI 42. Vgl. 
G. Steindorff, Zur Geschichte der Hyksos. Kleine Beitrage Eur (Je- 
schichte. Festschrift zum deutschen Historikertag Lps. 1894 S. 1 — 8. 

M ) Cesare di Cara, Gli Hicsos o re pastori di Eritto 1889. 

M ) Studien zur yorderasiat. Geschiehte. Mitteil. der Vorderasiat 
Ges. 1898, Heft 3. 

M ) Gesch. Aegyptens 824. 

* 6 ) Histoire ancienne des peuples de l'orient classique II 73 n. 1. 



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Ghronologische Untersuchungen. 659 

name Ti-'a-gnow, was „angeschlossen an, gehorig zu, Begleiter 
des c Aqnon* bedeutet. „Er benannte sich servil nach seinem 
Lehnsherrn, der demnach regierte, als Sqnen-re c die Herr- 
schaft in Theben antrat" 66 ). Hatte aber Manetho in seiner 
Liste zwei Apophis, von denen einer sicher mit dem Ober- 
herrn des Sqnn-Re e identisch ist, unter welchem der Be- 
freiungskrieg ausbrach, so ergibt sich der zwingende Schlufi, 
daft Manetho nur eine Hyksosdynastie gezahlt hatte. Zu dem- 
selben Resultat war ich bereits auf Grund ganz der namlichen 
Erwagungen gelangt, ehe mir M. Mcllers Aufsatz zu Gesicht 
kam. Nur hatte ich vermutet, daft in der 61jahrigen Regie- 
rung des Apophis bei Manetho die beiden inschriftlich be- 
zeugten Apopy zusammengefaftt seien, was ich jetzt aufgebe. 
Dagegen halte ich gegentlber Miller an der schon von 
Naville, Bubastis, p. 23—26 aufgestellten Identitat des Konigs 
Swsr-n-Re' Xe-ja-n mit dem lavvcfc (Euseb. Chron. Anan) des 
Josephos, Sxaav des Afr. {est. Beide Formen sind entstanden 

345 21 13245 
aus CAIAN (IANNAC, CTAAN), und dieses gibt genau die 

spatagyptische Aussprache (Sajan) des Namens Chajan wieder. 
Bereits Hilprecht 67 ) hat erkannt, dafi der Name Chajan identisch 
ist mit dem des Konigs Xa-aia-nu, S. des Gabbar, der unter Sal- 

manassar II in Sam'al am Amanos regierte 68 ). Da der Name 

des Vaters (Gabbar, 1fc\c ) unzweifelhaft aramaisch ist, so wird 

auch Xe-ja-n so aufzufassen sein, zumal sich der Name ..lli 
Haijan noch in islamischer Zeit bei den christlichen Aramaern 
Babyloniens findet. Wahrend also Catav ebenso wie die beiden 
ersten Hyksoskonige einen auslandischen Namen tragt, sind 
die Namen des "ArcuNpts und 'Arcaxviv sowie der des "Aaatc 
agyptisch. Filr letzteren Namen hat die Sothis bei Synkellos 
p. 232 die Form 'AoTfjft oder 'Aaorfjft, und 'AoTfj* hat auch noch 
Eusebios (Chron. I 226, 6 Auchee = I 153, 11 SchOne, S. 53, 13 
der Hs. von Edschmiacin) bei Josephos gelesen. Die Form 
des Laurentianus "Aoats verdankt dem Bestreben eines Ab- 



M ) W. Max M0lleb a. a. 0. S. 17 = 123. 

") Assyriaca I 130 N. 2. 

"J Salm. Monol. I 42. 53. II 24 (Sohbadkb, KB. II 156. 158. 162). 

42* 



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660 J- Marquart, 

schreibers, regelrechte griechische Nominativformen herzustel- 
len, ihren Ursprung 69 ) and setzt ursprilngliches 'Aaaf,* voraus. 
Dies ist in der That die richtige Form des Namens. Derselbe 
geht namlich zurttck auf agypt. *Ns-Set 4 zugeh5rig zum (Gotte) 
Set'. Die mit ns- 4 zugehSrig' zusammengesetzten Namen wer- 
den allerdings erst in der XXI. Dyn. haufiger und erst in der 
saitischen Zeit alltaglich, sie finden sicb aber schon im alten 
und mittlern und vereinzelt auch im neuen Reich 60 ). 

Nicht blofc der Papyrus Sallier, auch die agyptischen 
Namen der beiden Apopj empfehlen es, diese an den Schlufi 
der Liste zu stellen. Zwar gilt auch Apopj e a-qnn-Re c , 
„der die zwei Lander befriedigt* und die Gflttin Nechbet 
von el Kab verehrt, noch als Herr Oberagyptens 61 ); aber 
da unter ihm der Befreiungskampf ausbrach und andererseits 
Apopj 'a-wsr-Re ebenfalls liber Oberagypten geherrscht 
hat, wie ein in Gebelein gefundenes Denkmal dieses Eonigs 
beweist 62 ), so ist dieser offenbar vor Apopj c a-qnn-Re* zu 
setzen, der nur aus Denkmalern in Unteragypten bekannt ist. 
Dann konnte aber der Wortlaut des Josephos: u.eft' Sv &\\oz 
'ATiaxva^ fdr die von M. Moller zur Erwagung anheimgestellte 
Moglichkeit sprechen, daft 'Arcaxvav abgektlrzt sei aus "Atc<(!>- 
<pi£> axvav. 

Es hat also bei Manetho eine Verschiebung stattgefunden, 
wie wir sie bei einer Menge von Dynastien, besonders der 
XVIII., nachweisen konnen. Es ist zunachst herzustellen 

1. SaXcxt? 19 J. 3. Ccucev 50 J. 1 M. 

2. Bvfcv 44 , 4. 'Aaa^ft 49 „ 2 „ 
5. "ATwocpis 61 „ 6. 'Arcaxvocv 36 „ 7 , 

Die Regierungszeit des 'Arcaxvav gentlgt vollkommen ftr 
die Zeit des Befreiungskampf es. Denn Sqnn-Re* Ti- e a-qnn, der 
Vater des Amosis 63 ), welcher den Befreiungskampf begann, ist, 



M ) Vgl. Gutschmid, Kl. Schr. IV 428 f. 

60 j G. Steindorff, ZaS. 27, 1889, S. 41 f. 

61 ) W. Max M0ller a. a. 0. S. 25 N. 2. 

ft2 ) Daressy, Recueil de traveaux XIV p. 26. 

63 ) Derselbe ist wahrscheinlich identisch mit Sqnn-Re* Ti-'a-'a, 
dessen Pyramide im Papyrus Abbott pi. Ill 1. 8 — 11 neben der eines 
andern Ti- e a und der des Karnes genannt wird. Wir haben also wahr- 
scheinlich nur zwei Sqnn-Re e zu zahlen. Vgl. Maspebo, Hist, ancienne 
des peoples de l'orient classique II 76 n. 2. ^ 



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Chronologische Untersuchungen. 661 

wie der Befund seiner Mumie zeigt, etwa im Alter von 40 
£ Jahren eines gewaltsamen Todes gestorben, wahrscheinlich im 
Kampfe gegen die Hyksos. Sein Nachfolger Karnes regierte 
offenbar nur kurze Zeit, and im 5. Jahre seines Nachfolgers 
Amosis war Auaris nach der Biographie des J c ahmose bereits 
gefallen. 

Bei Afrikanus erhalt Apachnan 61 Jahre, geradeso wie 
Apophis. Wahrscheinlich waren in einer Vorlage die Namen 
in zwei Kolumnen geschrieben, so da£ na^vccv wie w A<pofit£ je 
den Schlufi einer Kolumne bildeten. So kam es, dafi zu den 
Jahren des Haxvav die 25 Jahre 4 Monate des Amosis, des 
Vertreibers der Hyksos hinzuaddiert wurden. Dieselbe Addi- 
tion hatte aber vielleicht schon frtther bei Apophis stattgefun- 
den, als dieser noch richtig als 5. am Schlufe der ersten Ko- 
lumne stand. So bekame Apophis ursprtinglich 35 J. 8 M. 
— der mathematische Papyrus ist nach seinem 33. Jahre da- 
tiert — und als Summe der 6 Hyksos ergaben sich 234 Jahre 
und 6 Monate, eine Zahl, die nur um 10 diejenige ilbersteigt, 
welche der Barbaras seiner Dynastie der Sebennyten gibt, die 
bei ihm den Hyksos entspricht. 

Die Summe 259 J. 10 M. ist aber schon sehr alt, wie 
die Zahl der zweiten Hyksosdynastie beweist, bei Afrikanus 
518, bei Josephos 511 Jahre: npb<; tolq 7revxaxoa£ot£ SvSexa. 
M. MtiLLER S. 20 verbessert dies in £vveaxai'8exa = 519, 
und dies ist genau = 2 X 259 J. 10 M. Aber die Lesart des Jose- 
phos 511 ist ebenfalls verhaltnismafiig sehr alt, denn auf ihr 
beruht die Summe der 15. Dynastie des Eusebios: Diospoliten 
250 Jahre. Dies ist nur eine Abrundung von 511 — 259 J. 
10 M.=251 Jahre 2 M. , aus welcher Zahl auch die Jahres- 
summe der XVII. Dynastie des Afrikanus: 151 Jahre lediglich 
verkiirzt ist. Auch daraus ergibt sich wieder, daft die Zusam- 
mensteller der manethonischen Listen ein eklektisches Verfahren 
beobachtet haben. Wie die sogenannte zweite Hyksosdynastie 
entstanden, ist bisher nicht erkannt worden. Den Anstofi da- 
zu scheint mir der Ausdruck Manetho's bei Jos. c. Ap. 1, 81 
gegeben zu haben : xal ouxot ulv §ij & auxols iyev^drjaav 
np&xoi &pyovxe<; TtofroOvxes &d xal jiaXAov xfjc Afyurcxou i^apa: 
*ri)V £££av. Der Ausdruck np&zoi <2pxovxes (ohne Artikel!) kann 



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662 J- Marquart, 

nach dem Zusammenhang nur bedeuten 'erste Fdrsten 1 = 
'Hauptfttrsten' (vgl. den 'Grofiflirsten' der Cheta), was dafOr 
spricht, dafi das Reich der Hyksos, ahnlich wie spater das 
Chettiterreich feudal gegliedert war. Dafi es neben und unter 
den Oberkonigen, den eigentlichen Hyksos, eine Anzahl anderer 
Lokaldynastien in Aegypten gegeben haben mu£, beweist ja 
die Einleitung der Schilderung des Befreiungskampfes § 85: 
jiexdt xaOxa 8k x&v £x xf); ©Tjfiai'Soc xai xfjc iXXrjc Afy6n:- 
xou (JaoiX^wv yev&jflm <prjalv inl zobq TOijiiva; £7tavioxa- 
otv 64 ). Das Misverstandnis jenes Ausdracks hat aber zur An- 
nahme einer zweiten Hyksosdynastie geftlhrt, und so lesen wir 
§ 84 : xouxous tou; 7ipoxax(ovop.aapivou? jJaat,X£a; xal xouc x&v 
7iotji£va)v xaXoufiivcov xal xoi>£ ££ a&x&v yevojiivouc xpaxfjaa: 
xfjs Afyurcxou qnfjaiv ixrj rcp&s xol; rcevxaxoaioic IvSexa (lies 
£v<veaxa£>8exa). Dafi der Text hier nicht in Ordnung ist, sieht 
man schon an dem Fehlen einer Uebergangspartikel hinter 
xouxous. In der That hat Eusebios npon. e&ayy. 10, 13, 4, 
der die Stelle ausschreibt, xouxoug Si. Dies ist aber nicht 
ursprtinglich, sondern Eorrektur. Wenn man sodann ,die vor- 
genannten" auf die in § 80 f. aufgezahlten 6 Hyksosk5nige 
bezieht, so mufi man natUrlich rait Gutschmto 66 ) das xal hinter 
|Saat)ia£ streichen. Dann kamen auf die zweite Hyksosdynastie 
(xou$ 1% a&x&v yevojiivou;) allein 519—259 J. 10 M., d. i. 
abermals 259 J. 10 M., was dann bei Afrikanus noch weiter 
dahin verdorben ware, dafi diese zweite Dynastie allein 518 
Jahre regiert hatte. Allein der ganze Satz ist nach allem eine 
alte Glosse, wie ja auch die vorhergehenden Satze yon § 82 b 
an, wie Moller S. 4 ff. gezeigt hat, aus lauter Glossen bestehen. 
Der ursprQngliche Text des Manetho lautete also blofi: (81) 
xal oOxot jjiiv §5 & a&xotc Jyev^drjaav rcp&xoi dcpxovxec rcodouv- 
xec iil xal (idcXXov xffc AtyuTtxoo ££<2pat xfjv £tXav. (82) ixa- 
Xetxo 8k xb auftTCav aux&v 2&vos Txouaaa>£. (85) ftexdb xaOxa 
8k x&v £x xfjc ©T)Paf6o€ xal xfjs deXXrjs Afyurcxoo |3aaiX£<t>v ye- 
vlafrai yrrph kid xoi>£ 7ioi|iiva£ jTCavocoxaatv xal 7i6Xejiov ouppa- 
yfjvac (liyav xal rcoXuxpivtov. Dann beginnt der Aufstand und 



M ) Ebenso Maspero, Hist ancienne des peuples de T Orient classi- 
que II 92 und n. 4. 

6i ) Bei SchOne, Euseb. Chron. I 154 n. 2. Vgl. Kl. Schr. IV 438. 



♦ 



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Chronologiflche Untersuchungen. 



663 



lnge Krieg unter dem Hyksoskonig 'Arcaxvav. Die 
Eriege in Syrien und insbesondere die Kampfe des Thutmosis III. 
gegen die Gheta werden von Manetho als eine Fortsetzung der 
Kampfe gegen die Hyksos betrachtet, and so kommt es, dag 
in der Volkserzahlung iiber die Belagerong yon Auaris die 
Vertreibung der Hyksos zeitlich vollig mit den Eroberungen 
des Thutmosis III. zusammengefallen ist. Desbalb heifit der 
Vertreiber der Hyksos in jenem Volksmarchen Mtocppayftou«8 , a)- 
otg = Men-xapr-Re Dhoutmose, in der Konigliste dagegen 
T£{tyo)oi£ , wobei der Gottesname «Tah durch den synonymen 
Thouth ersetzt ist. Die Form "Aficootc bei Afrikanus und Eu- 
sebios stammt aus Ptolemaios von Mendes (fr. 1 aus Tatian 
oratio ad Gr. c. 59). 

In den sogenannten Excerpta Barbari entsprechen den 
Dynastien XIII — XVII des Afrikanus folgende Dynastien: 



Barbaras: 
XIL Potestas 
Bubastanorum ann. 153 



XIII. Potestas 
Tanitorum - 184 



Afrikanus 

13. Dynastie 
60 Diospoliten 

14. Dynastie 
-76 Xoiten 

15. Dynastie 



453 Jahre 



184 



XIV. Potestas 
Sebennitorum 



224 



6 Hirten 
16. Dynastie 



284 



XV. Potestas 
Memfitorum 



XVI. Potestas 
Iliopolitorum 



XVII. Potestas 
Ermupolitorum 



318 




noi\Liv£<;$Xkoi$<ioikei<;'k$' 518 
17. Dynastie 

151 



©rj^alot AtooTtoXtxat jiy' 
18. Dynastie 
260 16 Diospoliten 263 



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664 J- Marquart, 

Hier ist zunachst War, daft durchweg die Nam en der 
Dynastien im Barbaras urn eine Stelle zu hoch hinaufgerttckt 
sind, wahrend die Zahlen ihre richtige Stelle bewahrt haben: 
die Bubastani entsprechen den Xoiten, die Taniten den 6 Hir- 
ten, die Sebennyten und Memphiten der 2. und 3. Hirtendy- 
nastie des Afrikanus. Die Dynastie der 'Iliopoliti' dagegen 
kann, wie ein Blick auf Afrikanus zeigt, keine sonst vollig 
unbekannte und unverstandliche Dynastie von Heliopolis be- 
zeichnen, wie man gew5hnlich annimmt, sondern beruht auf 
einer Verlesung von V) Ato(a)7roXtxa>v, entspricht also der 
thebanischen Paralleldynastie des Afrikanus. 

In diesen Bezeichnungen haben sich einige wichtige Er- 
innerungen erhalten. Denn Tanis war thatsachlich die eigent- 
liche Residenz der Hyksos, daneben wurde auch Memphis als 
alte Hauptstadt geehrt (vgl. Jos. c. Ap. 1, 77). Ueber Seben- 
nytos an der Gabelung des mittleren Nilarmes wissen wir noch 
nichts Naheres. Besonders interessant ist aber die Bezeichnung 
der XVHI. Dyn. als Hermupoliten. Die Angehorigen der 
XVIII. Dyn. tragen durchweg Namen, die abwechslungsweise 
mit den Namen der Gotter .Tab, Thouth und dem thebanischen 
Amon gebildet sind. J c ah und Thouth sind Mondgotter, Thouth 
ist speziell der Gott von Hermupolis. Man darf daher viel- 
leicht schliefien, dafi die K5nigin J e abbotep, die Mutter des 
Amosis, welche ihrem Gemahl Sqnen-Re c ein Erbrecht auf die 
Doppelkrone der Pharaonen als Mitgift zubrachte 06 ), eben aus 
einem Fflrstengeschlecht von Hermupolis stammte 67 ). 

Wie die Regentenzahlen der II. und III. Hirtendynastie 
des Afrikanus entstanden sind, laftt sich noch nicht erkennen. 
Vermutlich liegt denselben aber die Angabe zu Grunde, da£ 
es neben den Oberkonigen in Tanis noch Lokaldynastien in 
verschiedenen Teilen des Landes gab. 

Der Anfang des Hyksosfragmentes bei Josephos c. Ap. 
1, 75: toO Ttftatos Svofta hat vielfach Anstofi erregt und es 
sind verschiedene gutgemeinte Besserungsvorschlage gemacht 
worden, allein ganz iiberflttssig. Die betreflFenden Worte bil- 



6fl ) Vgl. Maspebo, Hist, ancienne deBpeuples deFOrient claBsiquell 78. 
6T ) Vgl. Bbugsch, Gesch. Aegyptens 254. Naville, ZlS. 35, 1897, 
S. 33. 



* 



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Chronologische Untersuchtmgen. 665 

deten den Schlufi der Aufzahlung der vorhergehenden (Xoiten-) 
Dynastie. Ganz dieselbe Formel zur Bezeichnung der Nach- 
folge findet sich zu B. c. Ap. 1, 95—98, also t dessen (Nach- 
folger war) Timaios mit Namen". Dieser abrupte Anfang 
beweist aber, daft Josephos diesen Bericht nicht direkt aus 
Manetho hat, sondern denselben einer wohl von einem helle- 
nistischen Juden zu apologetischen Zwecken gemachten Exzerp- 
tensammlung verdankt. 

Gegen Ende der Hyksoszeit finden wir in Theben mehrere 
Herrscher, iiber deren Ursprung wir noch im Dunkeln sind 
Sie errichteten ihre Grabbauten, kleine Ziegelpyramiden , in 
demselben Stile wie die Konige der XI. und XIII. Dyn. in 
der thebanischen Nekropole von Drah abulnegga. Im Papyrus 
Abbott werden die Grabpyramiden der KSnige Ti- c o Sqnn-Re c , 
Ti- c o- c o Sqnn-Re e und Kamosu erwahnt ; die erstere ward zur 
Zeit der 20. Dynastie von Grabraubern geschandet, wahrend 
die beiden andern noch unversehrt gefunden wurden. Der 
zweite Konig ist wohl unzweifelhaft identisch mit dem Konig 
Ti- e oqnn Sqnn-Re c , dessen Sarg samt Mumie im Jahre 1881 
im Schachte von Deir el bahri gefunden wurde 68 ), und dessen 
Name manchmal einfach Ti-o geschrieben wird 69 ). Es ist 
eben der Konig Sqnn-Re e , der 'H'auptling (hqu) der Sfldstadt' 
(Theben), von dessen Konflikt mit Apopj der Papyrus Sallier 
berichtete. Er war vermahlt mit J'ahhotep, die von Vater- 
und Mutterseite aus kdniglichem Geschlechte stammte und als 
die Stammmutter des folgenden Konigsgeschlechtes gait. Ka- 
mosu war wahrscheinlich ein Sohn des Sqnn-Re c II und alterer 
Bruder des Amosis. Doch ist dies keineswegs sicher. Jeden- 
falls kann er aber nur kurze Zeit regiert haben, worauf ihm 
J'ahmosu oder Amosis, der Vollender der Befreiung Aegyptens 
folgte. Es sind uns also bis jetzt nur drei thebanische Konige 
als unmittelbare Vorganger des Amosis bekannt und viel mehr 
werden es auch nicht gewesen sein, da noch Sqnn-Re c , der 
Gegner des Apopj, einfach den Titel eines 4 Hauptlings (hq) 



> 



**) Der Name Taaa-ten, den Wiedemann, Aeg. Gesch. 301 dieeem 
Ffirsten gibt, ist nur eine schlechte Orthographie des Namens Ti'oqnn. 
Vgl. Maspero 1. 1. 79 n. 1. 

M ) Boubiant, Recueil de traveaux XI p. 159. 



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666 J- Marquart, 

der Sttdstadt' erhalt. Dazu wttrden die 5 Thebaner, welche 
Eusebios als XVI. Dynastie auffQhrt, sehr gut passen. Maspebo 
mochte freilich zwischen die beiden Sqnn-Re e noch 5 K5nige 
einreihen, die uns nur durch einzelne spatere Denkmaler und 
Volksmarchen bekannt sind: Saxont nibre c , Sanext-n-re e , Hotp- 
re c , Mn-hotp-re c und Ra e -hotep 70 ). 

Eusebios' XV. Dynastie yon KSnigen aus Diospolis beruht 
lediglich auf sekundarer Konstruktion, wie sich schon daraus 
ergibt, daft nicht einmal die Anzahl dieser Herrscher ange- 
geben wird. Sie darf daher v5llig unbertlcksichtigt bleiben. 
Legen wir nun ftir die XIII. und XIV. Dynastie mangels einer 
andern Kontrolle die niedrigsten Zahlen zu Grunde, so erhalten 
wir fttr die dunkle Zeit vom Ende der XIL bis zum Begins 
der XVIII. Dyn. etwa folgendes Schema: 

Xin. Dyn. 60 Diospoliten 153 J. (Barb.) 

XIV. Dyn. 76 Xoiten 184 J. 
XV. Dyn. 6 Hirten. XVI. Dyn. (Unter XVIL Dyn. Ne- 

ihnen) SkXoi potot- ben ihnen 5 The- 
Xel^ (in Sebenny- baner 151 (?) 
tos, Memphis ?) Xj3(?) Jahre. 



1. SaXiti? 


19 J. 


2. Btj<5)v 


44. 


3. Saiav 


50 J. 1 M. 


4. 'Aoa^O- 


49 , 2 , 


5. "Arcaxpis 


(35 „ 8 „) 


6. 'ATiaxvav 


36 „ 7 , 



(234 J. 6 M.) 



XV— XVIL Zusammen 43 Konige (6 + 32 + 5) ? Hirten 
und andere. 

Dafi Manetho in der That auch Nebendynastien aufgefdhrt 
hatte, lafit sich bei der XXII. — XXVI. Dyn. klar beweisen. 



que 



70 ) G. Maspebo , Histoire ancienne des peuplea de l'Orient classi- 
U 76 n. 4. 77 n. 1. 



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Chronologi8che Untersuchungen. 667 

3. DieExodusberichte desManetho u n d C h a i- 
remon und die Josephsgeschichte der Genesis. 

Eduard Meter, Gesch. des Altertums I § 226 hat richtig 
erkannt, dafi die Erzahlung des Manetho von der 13jahrigen 
Herrschaft der Aussatzigen fiber Aegypten, ihren Freveln gegen 
die agyptische Religion und ihrer endlichen Vertreibung aus 
Aegypten durch den K5nig Amenophis und dessen Sohn 
Rampse8 (Jos. nepi dpxai6x7)xo; 'IouS. I c. 26. 27) sich nur 
auf die religiose Reform des Ichu-n-iten beziehen kann , und 
mit Moses und dem Exodus zunachst nichts zu than hat. Diese 
Erzahlung steht aufierhalb der offiziellen Konigsliste und bildet 
gewissermafien einen Anhang zu derselben, ganz ebenso wie 
z. B. die Erzahlung von den drei Brtidern Sethosis, Ramesses 
und Harmais I § 98 — 102. 231. Sie stammt, wie Josephos 
ganz richtig angibt, aus anderer Quelle als die offiziellen Listen, 
und zwar ix x&v dfieaTtoxco; ftu3"oXoyou|iiv(i)V (I 105), wie er 
sich ausdrflckt. Wenn aber Josephos diesen Erz'ahlungen xdb 
nap' Atyimxfoic ypiftjiaia gegenflberstellt , worunter er nach 
dem Zusammenhange die offiziellen Aufzeichnungen (avaypacpaf) 
versteht, so erweckt er damit beim Leser eine falsche Vor- 
stellung. Auch jene dSeorcoxcDS |AuS-oXoyo6|ji6va (I 105. 229) 
waren aus dem Aegyptischen ttbersetzt, aber allerdings nicht 
aus hieratischen Urkunden (£x xG)v fepwv I 73, ix x(bv 
Eep{bv ypa|Ji|X(ixcov I 228, ivaypacpat I 228), sondern aus Mar- 
chen in demotischer Sprache. 

Der E5nig Amenophis, so heifit es in der Erzahlung, 
hatte den Wunsch, die Gotter d. h. die Zukunft zu schauen, 
wie der frQhere Konig Hor. Er wandte sich nun an den 
weisen Amenophis, den Sohn des Paapis, der erklarte, er k5nne 
seinen Zweck erreichen, wenn er das ganze Land von den Aus- 
satzigen und den sonstigen unreinen ((uapot) Menschen saubere. 
Der KSnig habe nun samtliche mit k5rperlichen Gebrechen 
Behafteten, 80 000 an der Zahl, worunter auch einige gelehrte, 
mit dem Aussatze behaftete Priester zusammenbringen lassen 
und zur Zwangsarbeit in die Steinbrflche ostlich vom Nil ver- 
schickt. Der weise Amenophis sieht aber voraus, dafi den 
Unreinen Hilfe kommen und sie 13 Jahre fiber Aegypten herr- 



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668 J. Marquart, 

schen wtlrden. Da er dies dem E5nige aber nicht zu sagen 
wagte, so schrieb er es nieder und gab sich selbst den Tod. 
Darauf wurde der K6nig mutlos. Nach einiger Zeit nun baten 
ihn die in die SteinbrQcbe Deportierten , ihnen die von den 
Hirten verlassene Stadt Auaris zu tlberlassen, was der Konig 
auch bewilligte. Jetzt besassen sie einen festen Rttckhalt zum 
Aufstand und wahlten sich einen von den Priestern von Helio- 
polis namens 'Ooapo^cp zum Ftlhrer. Dieser befahl ihnen, weder 
die G5tter zu ehren, noch irgend eines der in Aegypten als 
heilig verehrten Tiere zu schonen, und mit niemanden au£er 
den Mitverschworenen zu verkehren. Dann rilstete er zum 
Kriege und rief die verjagten Hirten, die sich in Jerusalem 
festgesetzt hatten, herbei, die auch alsbald mit einem Heere 
von 200000 Mann in Auaris erschienen. 

Der Konig Amenophis erinnerte sich jetzt der Weissagung 
des Amenophis, nahm die hi. Tiere, befahl die Gdtterbilder 
sorgfaltig zu verbergen und vertraute seinen 5jahrigen Sohn 
Sethos, der auch Harnesses hiefi, der Obhut eines Freundes 
an. Hierauf zog er mit 300 000 Mann gegen die Feinde, wagte 
aber nicht gegen den Willen der Gotter zu kampfen. So 
kehrte er um, nahm die hi. Tiere mit und zog mit dem Heere 
nach Aethiopien, wo er von dem dortigen Konig freundlich 
aufgenommen wurde. Die Hirten von Jerusalem aber be- 
machtigten sich mit den Unreinen zusammen des ganzen Lan- 
des, steckten Dorfer und Stadte in Brand, pltlnderten die Tern- 
pel und verstummelten die Gotterbilder , ja sie zwangen die 
Priester und Priesterinnen , die hi. Tiere zu schlachten und 
verjagten sie aus dem Amte. Der Ordner ihrer Gesetze war 
der Osirispriester Osarsiph aus Heliopolis, der nachher Moyses 
genannt wurde. Nach Ablauf der 13 Jahre aber kehrten Ame- 
nophis und sein Sohn Kampses aus Aethiopien mit grosser 
Heeresmacht zurQck, besiegten die Hirten und Unreinen und 
verjagten sie bis nach Syrien. 

Der hier genannte Konig Amenophis, der die Gotter zu 
schauen wttnscht, wie der frtihere K8nig *Qp, ist kein anderer 
als der fromme Amenhotep HI. , unter welchem Amenophis, 
der Sohn des Paapis lebte. In der Konigsliste des Manetho 
(c. Ap. I 96) ftthrt er selbst den Namen T Qpo£, der noch un- 



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Cbronologische Untersuchungen. 669 

erklart ist 71 ). Denn es kann keinem Zweifel unterliegen, dafi 
der Konig T Qpo£, welcher nach Manetho 36 J. und 5 Monate 
regiert, identisch ist mit Amenhotep III., von welchem auf 
den Denkmalern das 36. Regierungsjahr genannt wird. Amen- 
hotep, der Sohn des Paapis (Hapu), bekleidete unter Konig 
Amenhotep III. nach einander drei Stellungen : die eines 4 ko- 
niglichen Schreibers unterer Ordnung' , eines 'koniglichen 
Schreibers oberer Ordnung der jnngen Mannschaft' und end- 
lich die eines Oberbaumeisters. Man hat frtther geglaubt, 
Amenhotep sei der Erbauer der beiden Memnonskolosse, doch 
lafit sich diese Annahme, wie Sethe gezeigt hat, nicht halten 72 ). 
Er stand im Rufe grosser Weisheit, weshalb er in ptole- 
maischer Zeit (wahrscheinlich unter Ptolemaios IX. Euer- 
getes II.) zu einem Gotte wurde und als solcher in mehreren 
Tempeln des westlichen Theben verehrt erscheint. In ptole- 
m'aischer Zeit wurden ihm Sprtlche untergeschoben, die denen 
der 7 Weisen nachgebildet und von denen jiingst Bruchstiicke 
auf einem Ealksteinostrakon aus dem 3. Jahrh. v. Chr. aufge- 
funden worden sind 73 ). 

Die Unreinen (jjuapoi) oder Aussatzigen, welche die Tem- 
pel sch'anden und die hi. Tiere toten, sind offenbar die An- 
hanger des Ichu-n-iten. 4 Unreine' heifien sie, weil sie die 
hi. Tiere toten und essen. Was den Namen „Au8satzige" an- 
langt, so erinnert man sich, dag auch die Hyksos, mit deren 



71 ) Es nutzt nichts, an den agyptischen Kftnig Xu-u-ri-[ia] zu er- 

innern, an welchen der Chettiterkflnig Su-ub-bi-lu-li-u-ma einen Brief 
gchickt (Winckler, Die Thontafeln von Tell-el Amarna Nr. 35. J. A. 
Knudtzon, ZaS. XXXV, 1897, S. 141 f. Winckleb, Orientalist. Litera- 
turztg. 1898 Nr. 8, Sp. 88 f.)- Letzterer ist identisch mit dem Cheta- 
kOnig S3-p3-nvrw, welcher nach dem Chetavertrag aus dem Jahre 21 
Ramses 1 II zuerst mit einem der Vorfahren des letztern einen Friedens- 

vertrag abschlofi. Nach dem Wortlaute des Briefes ist Subbiluliuma 
schon mit dem Yater des Adressaten in freundschaftlichem Verkehr 
gestanden. Unter Xu-u~ri-ia kann also nur Amenophis IV verstanden 
werden, der sonst in den Briefen Napxururia heiGt, der Fharao aber mit 

welchem Subbiluliuma (S3p3nvrw) zuerst einen Friedensvertrag schlieOt, 
ist kein anderer als Amenophis III, welcher Syrien nordlich von Phd- 
nikien und das Amorriterland den Chettitern formell preisgab. Vgl. 
schon W. Max Miller, Asien und Europa S. 250. 275. 

72 ) Kurt Sethe , Amenhotep , der Sohn des Hapu. Aegyptiaca, 
Festschrift far G. Ebers S. 107 ff. 

78 ) U. Wilcken, eb. S. 142 ff. 



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670 J - Marquart, 

ehemaliger Gewaltherrschaft die der Unreinen verglichen wird 
(I 248) , im Papyrus Sallier I die 'Elenden (j3dViw) , wort- 
lich die 'Fieberleute' genannt werden, d. h. die, welche das 
in den Sflmpfen des Delta faaufige Malariafieber bringen 74 ). 
In der Grabschrift des agyptischen Kapitans Tahmose si-Abina 
Z. 21 wird dieser Name den Nubiern beigelegt. Vermutlich 
ist es derselbe agyptische Ausdruck, welcher der Bezeichnung 
der Unreinen als XercpoC bei Manetho zu Grande liegt, es war 
dies also nur eine verachtliche Bezeichnnng, an wirkliche Ans- 
eatzige brancht dabei nicht gedacht zu werden 76 ). Dafi ein 
Priester aus Heliopolis an der Spitze steht, stimmt ganz gut 
zu den wirklichen Verhaltnissen, da ja von Heliopolis hochst 
wahrscheinlich die monotheistische Bewegung ausgegangen 
ist 76 ). Wenn der K5nig Amenophis sich zum E5nig von Aethi- 
opien zuriickzieht und von ihm freundlich aufgenommen wird, 
so ist zunachst klar, dafi die Erzahlung in vorliegender Form 
sich erst gebildet haben kann, nachdem in Eusch (Nubien) ein 
machtiges Reich mit der Hauptstadt Napata am Gebel Barkal 
entstanden war, und zwar setzt die Erzahlung voraus, dafi in 
Aethiopien die Priesterherrschaft schon vollstandig durchge- 
ftihrt war, so dafi dieses als das Ideal eines frommen Staates 
gelten konnte. Das Reich von Napata ist hdchst wahrschein- 
lich von Nachkommen des thebanischen Oberpriesters Hrihor 
gegrUndet worden, als dieselben sich in Theben gegen die 
Taniten (XXI. Dyn.) nicht mehr behaupten konnten. Dafdr 
spricht, dafi sich der bei den ersten E5nigen von Eusch mehr- 
fach wiederkehrende Name Pi-'anchi auch in der Familie Hri- 



74 ) G. Maspebo , Hist, ancienne dee peuples de TOrient classique 
II 57 n. 4. 

75 ) Vgl. schon V. Floigl, Die Chronologic der Bibel, des Manetho 
und Beros. (1880) S. 201. — Denkbar ware, daB darin auch eineBerfick- 
sicbtigung jttdiscber Tradition zu erblicken ware, derzufolge sich den 
ausziebenden Israeliten aucb zablreiche fremde Elemente (pr\ a^BEx.12, 38, 
*pDBDItn Num. 11,4 = colluvies, "irr Jos. 8, 35 [feblt 0']) angeschlossen 
batten. Vgl. Max BtroiNGER, Egyptiscbe Einwirkungen auf bebr&ische 
Culte. SBWA. Bd. 72, 1872, S. 476. Bd. 75, 1873, 8. 17—20. De colo- 
niarum quarundam Pboeniciarum primordiis cum Hebraeorum exodo 
coniunctis p. 2. SBWA. Bd. 125 (1892), Nr. X. 

") Vgl. Ed. Meter a. a. O. § 226. Gesch. des alten Aegyptera 
S. 261 ff. G. Maspbro, 1. 1. p. 314 sqq. 



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Chronologische TJntersuchungen. 671 

hors findet, vor allem aber, daft der neue Staat ein vollstan- 
|[ diger Priesterstaat war 77 ). 

Offenbar liegt aber der Erzahlung nocb eine Erinnerung 
daran zu Grunde, dafi es der Konig Amenophis III. gewesen 
war, welcher in Soleb in Nubien einen gewaltigen Tempel er- 
baut und am Berge Barkal dem Amon-Re c , dem Landesgott 
von Nubien ein Heiligtum geweiht und auch sonst neben 
Ramses II. am meisten dazu beigetragen hatte, das „elende 
Kusch" in ein Kulturland zu verwandeln. Es scheint, dafi 
er zuerst die Vorteile der Lage am Gebel Barkal erkannte und 
bemtiht war, aus dem barbarischen Dorfe Napata eine grofie 
agyptische Stadt zu machen 78 ). 

Der Grttnder der neuen Dynastie der Ramessiden, welcher 
die beiden Namen Sethos und Ramesses fllhrt, wird in dieser 
Erzahlung als Sohn Amenophis' III. bezeichnet. Es ist ein 
den agyptischen Marchen charakteristischer Zug, den letzten 
als legitim betrachteten Herrscher unmittelbar mit dem Grttn- 
der einer neuen Dynastie zu verkniipfen und so die Fremd- 
herrschaften oder als illegitim betrachteten Regierungen zu 
tibergehen. Das bekannteste Beispiel hieftlr ist der Alexander- 
roman, in welchem Alexander unmittelbar an den letzten 
nationalagyptischen Konig Nektanebos angeschlossen wird 79 ). 
Dafi die Unreinen zuerst in die Steinbrtiche geschickt wer- 
den und dann die verSdete Stadt Auaris eingeraumt er- 
halten, ist nattirlich widersinnig, wie schon Josephos c. Ap. 
I § 260) gesehen hat. Das UrsprHngliche ist offenbar, dafi 
die 'Unreinen' nach ihrer Bewaltigung in die Stein- 
brtiche deportiert wurden, um sie unschadlich zu machen und 
es ist ganz wahrscheinlich, dafi diese Strafe nach dem Siege 
der Reaktion gegen die Anhanger des Iten zahlreich verhangt 
wurde. Die gegenwartige Reihenfolge der Erzahlung ist ver- 
anlasst durch eine falsche Auffassung der Bezeichnung 'Unreine' 

T7 ) Vgl. Maspebo 1. 1. p. 565 s. 

78 ) Vgl. Maspebo 1. 1. 299—302. 

79 ) Vgl. noch die agyptische Version aber die Abstammung des 
Kainby8e8 bei Her. y 2 und Deinon und LykeaB von Naukratis bei 
Athen. 18, 10 p. 560, sowie das Marchen uber die Geburt des Sahu-r© e , 
Wsrkaf und Kakiu (V. Dyn.) im Papyrus Westcar (Ebman, Die Marchen 
des Papyrus Westcar. I. H Ed. Meyeb, GeBch. des alten Aegyptens 
S. 129 ff.) 

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672 J- Marquart, 

oder 'Aussatzige', sowie durch die Verknllpfung der Geschichte 
mit den Hyksos. 

Eine ganz ahnliche Erzahlung wie Manetho gab auch 
Chairemon. Nach ihm tadelt Isis im Traume den Konig Ame- 
nophis, weil ihr Tempel im Kriege zerstSrt worden war. Auf 
den Rat des £spoypa|Ji(taie6g Phritibautes, Aegypten von den 
Unreinen zu saubern, versammelt der Konig nun 250 000 der- 
selben und vertreibt sie. Ihre Ftlhrer waren die Eepoya|i(iaTels 
Moses, agyptisch Tiai&iv, und Joseph, agyptisch EeTeo^cp ge- 
nannt. Sie kamen nach Pelusion, wo sie auf 380 000 Mann 
stiefien, die von Amenophis zurftckgelassen worden waren. Mit 
diesen schlofien sie Freundschaft und zogen gegen Aegypten, 
worauf Amenophis nach Aethiopien entfloh unter ZurUcklassung 
seiner schwangeren Frau, die dann in einer Hohle den Harnesses 
gebar. Dieser vertrieb, zum Manne herangewachsen, die gegen 
200000 Mann starken Juden nach Syrien und ftthrte seinen 
Vater Amenophis aus Aethiopien zurilck. 

Auch in dieser Erzahlung werden die Ramessiden un- 
mittelbar auf Amenophis III zurttckgefiihrt. Der agyptische 
Name des Joseph, HeTeo^cp d. i. 'der den der Gott Seph ge- 
schenkt hat', entspricht hier offenbar dem angeblichen agypt. 
Namen des Moses bei Manetho , 'Oaapcr/jcp. Letzterer ist zu- 
nachst ein von dem Gottesnamen Osar-Sip entlehnter Per- 
sonenname 80 ) , Osar-Sip ist ein religioser Synkretismus wie 
Osar-Hapi (Osiris- Apis , Sapaxct^) , Amon-Re e , Atum-Re c u. a. 
In Tiaifriv, dem agyptischen Namen des Moses nach Chaire- 
mon steckt aber, was man bis her nicht beachtet hat, der 
Name der Sonnenscheibe Iten, gewifi eine sehr gute Beglaubig- 
ung fur den alten Kern der Geschichte. 

In jfingster Zeit sind nun Papyrusbruchstucke einer 
Schrift aufgetaucht, die sich, wie U. Wilcken 81 ) gezeigt hat, 
hftchst wahrscheinlich auf dieselben Ereignisse beziehen. Sie 
sind nach Wessely im 2. oder 3. Jh. n. Chr. geschrieben. Es 
ist die Uebersetzung einer agyptischen Schrift, betitelt &no\c- 
yta xepaftewg izpb<z 'A|uvG>tciv faaikia. 7iepc xfi>v t$ AfyuTrctp 
fteXX6vxa)v, d. h. die Selbstverteidigung eines Topfers gegen- 

80 ) Ed. Meyer, Gesch. des alten Aegyptens S. 277 Anm. 2. 

81 ) Aegyptiaca S. 146 ff. 



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Chronologische Untersuchungen. 673 

liber dem K5nig Amenophis, betreffend die Zukunft Aegyptens. 
Soweit die Bruchstttcke zu sehen gestatten, wird hier einem 
Topfer eine ganz ahnliche Prophezeihung zugeschrieben wie 
bei Manetho dem weisen Amenophis, daft nach einer Zeit der 
Erniedrigung ein gltickseliges Zeitalter unter einem neuen 
Konig beginnen werde. Darauf fallt der TSpfer tot urn, das 
Buch aber (worin seine Rede verzeichnet war) wurde aufbe- 
wahrt. Von der Prophezeihung liegen leider nur Fetzen vor. 
Es spielen darin die 'Gttrteltrager' (£o)vocp6poi) dieselbe Rolle 
wie bei Manetho die Unreinen oder Aussatzigen. An einer 
Stelle scheinen sie dvoaioi genannt zu werden, an einer andern 
werden sie als Tucpamoi bezeichnet, wie Auaris die Stadt der 
Aussatzigen bei Manetho (Jos. c. Ap. 1, 237). Sie sind eben- 
sowenig Auslander als die Aussatzigen des Manetho. Es scheint, 
dafi sie Zuzug aus Syrien erhalten ((ijefrefet 6£ 1% Suptag 6 . . .), 
von einer Gleichsetzung mit den Juden aber weifi der Papy- 
rus nichts. 

Die Verbindung dieser Syrer mit Jerusalem und den Hyk- 
sos ist nattirlich ein Werk des Manetho oder der antijiidischen 
Polemik, welche in Aegypten immerhin schon recht alt sein 
kann. Jerusalem bedurfte zur Zeit Amenophis* IV selbst 
dringend der Hilfe Aegyptens gegen die Chabiri, war daher 
nicht in der Lage, dem Pharao Hilfsvolker zu sen den. Die 
Verknfipfung mit den Hyksos konnte durch die agyptische Be- 
zeichnung dieser Syrer, Sasu, begtinstigt worden sein. Ueber 
die Verwttstung Aegyptens durch die Feinde und ihre Ver- 
treibung ist im Papyrus wenig erhalten. Nachher wird die 
Stadt der Gttrteltrager verodet sein, die Stadt am Meere (Man. 
Auaris, Chairemon Pelusion) wird zum Fischerdorfe herabsinken. 
Der Schlufi scheint auf den Beginn einer neuen Sothisperiode 
hinauszulaufen, welche unter einem von Re e stammenden Konig, 
der 55 Jahre regiert, stattfinden soil. 

Diese Erzahlungen sind sicherlich falschlich auf den Aus- 
zug der Juden unter Moses bezogen worden. Dagegen ist 
unverkennbar, dafi die Josephsgeschichte, wenn die- 
selbe tiberhaupt eine historische Grundlage hat, am besten in 
diese Zeit und nur in sie paftt. Joseph, der allmachtige Mi- 
nister des Pharao, ist der Eidam des Hohenpriesters von On 

V Philologus, Supplementband VII, viertea Heft. 43 



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674 J« Marqnart, 

(Heliopolis). Wir haben aber gesehen, dafi die Priesterschaft 
von Heliopolis bei der Reformation des Ichu-n-iten den her- 
vorragendsten Einflufc ausgetibt haben mufi. Georg Steindorff 
und P. de Lagabde haben gegen das Alter der Erzahlung die 
darin vorkommenden Namen nxK, mcnoiB und rovfirofes Gen. 41, 
45 angefuhrt. n:DK ist die Tochter des Hohenpriesters rDB-ro 
von On, und n:vt n:cx ist der agyptische Name , welchen Jo- 
seph bei seiner Erhebung zum Wezir (d^p) vom Pharao er- 
hielt. Den Namen d:dk hat man schon langst als ag. Ns-Nt 
,der Gdttin Neith gehorig 1 erklart 82 ). Der Name metre, bei 
den 0' Ilexecppfj, der zweimal im A. T. vorkommt, ist ag. P3-di- 
p-re 4 der den der Gott Re f gegeben hat'. 

Die hebraische Transskription mBtsifc gibt die neu-agyp- 
tische Aussprache (po aus p3 d. i. pa , noch ohne die dnrch 
den Accent bewirkte Vokalreduktion) sehr genau wieder, wah- 
rend die Umschreibung der 0' bereits auf der Stufe des Kop- 
tischen steht. Die Bildungsweise des Namens rwerceas hat 
zuerst Krall erkannt 83 ). Er stellt ihn zusainmen mit Namen wie: 

Ced-Hor-ef-on ch 

Ced-Ptah-€f- c onch 

Ced-chonsu-ef-'onch u. 8. w. 
die samtlich aus drei Elementen bestehen, von denen das mitt- 
lere stets ein Gottesname ist. Er vermutet daher in rcEBrras 
einen Fehler far ro&cru&x Ced-Mont-ef-^dnch. G. Steindorff 
erklart den Namen aus ag. ge-pnuic-ef-otich fc es spricht der 
Gott und er lebt\ Krall hat bemerkt, daft ein Name der 
letztern Bildung zuerst am Ausgang der XX. Dyn. vorkommt 84 ). 
Doch steht er nach Steindorff in dieser Zeit noch vereinzelt 
da. Erst unter der XXII. Dyn. werden Namen dieser Bil- 
dung haufiger, in saitischer Zeit ganz gewohnlich 86 ). 

82 ) Gesenius, Thes. Brugsch, Gesch. Aegyptens 248 setzt ihn = Snt* 
einem haufigen Frauen namen im alten und mittleren Reich, was Krall, 
Ueber den agypt. Namen Josephs. Verhandlungen des VII. Orientalisten- 
kongresses 1886, Afrikanische Sektion Wien 1888 S. 108 und Liebleix, 
PSBA. XX, 1898 p. 208 billigen. 

83 ) A. a. 0. S. 97 ff., bes. S. 108-110. 

84 ) Krall a. a. O. 8. 97 ff. Vgl. H. Schack-Schackenbubg, ZAS. 
30, 1892, S. 49. 

85 ) Lieblein, PSBA. XX, 1898, p. 204 ss. bekampft die Etymolo- 
gien Krall's und Steindorff's und fuhrt roUBTtfBX auf ein agyptisches 
cfnti p3-*anch 'celui qui donne la nourriture de la vie 1 zurtick. 



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Chronologische Untersuchungen. . 675 

Die mit Ns- 'zugeh5rig' zusammengesetzten Namen finden 
sich allerdings schon im alten und mittleren Reich, vereinzelt 
sind sie auch im N. R. nachzuweisen , so einige in der XX. 
Dyn., allein sie sind in den genannten Epochen aufierst selten. 
Haufiger werden sie aber erst in der XXL Dyn. Die Namen 
der Bildung Uexe^pi] finden sich erst in der XXII. Dyn. , all 
diese Namen werden aber erst alltaglich in der saitischen Zeit. 

Die drei Namen k5nnen nach Steindorff 'frtihestens seit 
der XXII. Dyn. gemeinsam vorkommen, wahrscheinlich sei aber 
die Genesisstelle noch bedeutend jflnger, und gehore in die 
Epoche der XXVI. Dyn., in welcher Namen dieser Typen in 
alien Volksschichten Mode waren. Wenn im Namen ruDK der 
Name der in Sais verehrten Gottin Neith zu suchen ware, so 
wttrde dies allerdings schon allein auf die Epoche der Psam- 
raetichiden hinweisen. Lagarde weist die Erzahlung dem ersten 
Elohisten zu und setzt diesen demgemaS ans Ende des 7. Jahrh. 
♦Steindorff dagegen nimmt sie im Anschlufi an Cornill 86 ) fttr 
den zweiten Elohisten (E 2 ) in Anspruch 87 ). 

Scuace nimmt mit Recht daran Ans to 6, dafi, wahrend die 
andern Namen des Typus Ge&-\- Gott-\- efonch stets den Eigen- 
namen eines Gottes als zweites Element zeigen, im Namen 
n:DBn:cx statt dessen das monotheistische p3-nuter 'der Gott 1 
auftritt 88 ). Dies hatte auch Laoarde bemerkt, erklarte aber 
das Einsetzen des monotheistischen nNoYT6 4 der Gott' an Stelle 
eines agyptischen Gottesnamens fiir ein Werk des Elohisten, 
der Aegyptisch verstand und daher nNoYT6 als ag. Aequivalent 
seines o^Kn auffaSte 89 ). Steindorff sucht zwar nachzuweisen, 
dafi auch in echtagyptischen Namen der Name eines bestimmten 
Gottes mit dem allgemeinen ntr 4 der Gott' vertauscht werde 90 ) ; 
doch ist dies offenbar nur als Ausnahme zu betrachten. 

Allein der erste Teil des agyptischen Namens Josephs, 
n:i?Bn:Bae hat eine merkwttrdige Aehnlichkeit mit dem ag. Namen 



^ 



86 ) Einleitung in das alte Testament S. 51. 

87 ) Steindorff, Zeitschr. f. agypt. Spr. 27, 1889, S. 41 f. 30, 1892, 
S. 50—52. P. de Lagarde, Mitteilungen III 226—229. 282—286 
(1889). 

88 ) ZAS. 30 (1892), 50. 

89 ) A. a. 0. 228. 

00 ) ZAS. 30 (1892) S. 52. 

43* 



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676 J- Marquart, 

des Moses bei Chairenion, TtatS-ev, der, wie oben bemerkt, im 
zweiten Teil den Namen der Sonnenscheibe enthalt. Auch in 
n:i»n:Mi sowohl wie in max steckt [nK oder jiv itn l die Sonnen- 
scheibe', d. h. es standen in der Erzahlung ursprttnglich andere 
Namen , die aber spater von einem Ueberarbeiter in damals 
gebr'auchliche umgeandert bezw. modernisiert wurden. Den 
von Amenophis IV zum Hauptgott erklarten Iten, der als- 
bald nach dem Siege der Reaktion wieder enttront worden 
war, kannte spater kein Mensch mehr, und so lag eine Aen- 
derung nahe genug. Der Hohepriester des Iten unter Ichu-n- 
iten hiefi Meri-Re 'geliebt von Re C191 ) und ftthrte den Titel 
Wrmau, wie der Hohepriester des Atum-Re e von Heliopolis. 
Er war eine Zeit lang der erste Mann im Staate nach dem 
K5nig. Da Namen bekanntlich Modesache sind, so konnte 
man aus Meri-RS c spater leicht den damals gelaufigen Namen 
IleTecppfj machen. Ein wei teres Stadium der Ueberlieferung 
stellt dann Ilexeaifjcp dar, der ag. Name des Joseph bei Chaire- 
mon, in welchem auch der Gottesname Re c , offenbar mit 
R(lck8icht auf den ^c^ der judischen Ueberlieferung, durch 
Sip ersetzt ist. Der Name TLezeaifp kommt also in der That 
nicht dem Joseph zu, wie Chairemon will, sondern seinem 
agyptischen Schwiegervater Merl-Re c . Noch weiter entfernt 
sich vom Ursprttnglichen die Namensform 'Oaaporjcp bei Ma- 
netho, die hier falschlich dem Moses beigelegt wird. Sie be- 
ruht auf einer erneuten Heranziehung des hebraischen *)C^, 
wofiir sich einmal (Ps. 81, 6) die Form *\&n* findet, indemman 
darin den in hebraischen Eigennamen haufigen Gottesnamen 
^T O'T) f ana * un ^ dafiir den agyptischen Osiris (Osar) einsetzte, 
obwohl dieser trotz der Behauptung Manethos mit Heliopolis 
nichts zu thun hatte 92 ). Manetho hat aber darin einen ur- 
sprttnglichen Zug bewahrt, daft er den 'Oaaporjcp (Men-Re*) 
noch richtig als Priester von Heliopolis bezeichnet. Die Gleich- 
setzung mit Moses ist dagegen sekundar. 

Eine Tochter des Icbu-n-iten ftthrte den Namen *Anch- 
nes-p3-iten oder * ' Anchnes-iten 'sie lebt von der Sonnen- 



91 ) Ed. Meyek, Gesch. des alten Aegyptens S. 266. Maspeko 
1. 1. 322. 

92 ) Den Zusammenhang der Namen 'Ooap<ni<p und epv hatte schon 
Gutschmid erkannt, aber dieselben unrichtig erkl&rt. 



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Chronologische Untersuchungen. 677 

scheibe* 93 ). Dies wird auch der urspriingliche Name der Frau 
Josephs sein, also jnxcrrcir, so da£ ftir den agyptischen Nainen 
Josephs die Konsonanten fncx tibrig bleiben, die sich mit 
Chairemons Ttatfrsv fast vollig decken. Die urspriingliche 
Fassung von Gen. 41, 45 lautete also: fries ffpv dp nine k-i,ti 
.-mi mw6 jk jtd m<n&>nr jn* on:» nK ib jm 

Durch jenen Namen wird also Joseph als Verehrer des 
Iten charakterisiert. Dies weist uns unmittelbar in die Re- 
gierungszeit des Ichu-n-iten (Neferchoprure, Nipchuriria, Naj)- 
chururia der Briefe von Tell el Amarna). Seinen Vater und 
seine Brtlder siedelt er im Lande Go§en, in der Gegend der 
spatern Stadt Rameses im Sstlichen Delta an, was sich mit 
Manethos Angabe bertlhrt, da£ Amenophis den Unreinen die 
verlassene Stadt Auaris eingeraumt habe, sowie mit der An- 
deutung des Papyrus, dafi nach dem Siege liber die £v6atot die 
Stadt der Gttrteltr'ager verodet sein und 'die Stadt am Meere* 
zum Fischerdorfe herabsinken werde. Letztere ist oflfenbar als 
der Stiltzpunkt der auswartigen Hilfstruppen der dvoa:o: zu 
denken und im ostlichen Delta zu suchen, unter der Stadt der 
Gttrteltrager aber dtlrfte Chu-t-Iten, die Residenz des Ichu-n- 
Iten selbst beim heutigen Tell el Amarna zu verstehen sein. 

Es ist eine Beobachtung, die sich jedermann von selbst 
aufdr'angt, date die Person des Joseph, abgesehen von den auf 
ihn iibertragenen mythologischen Zttgen, mehr individuelles 
Leben zeigt als irgend eine andere der hebraischen Patriarchen- 
gestalten. Ich glaube nun, das neugefundene Tontafelarchiv 
von Tell el Amarna 94 ) setzt uns sogar in den Stand, die Per- 
sSnlichkeit nachzuweisen , welche der Gestalt des agyptischen 
Wezirs Joseph zu Grunde liegt. 

Carl Niebuhr 96 ) hat bereits darauf hingewiesen, dafi in den 
Briefen des Dynasten Rib-Addi von Gebal (Byblos) ein Land 
Jarimuta genannt wird, welches als Kornkammer ftir die Kflsten- 
lander des ostlichen Mittelmeeres eine grofie Rolle spielt 96 ). 

98 ) Ed. Meyer a. a. 0. 271. G. Maspero 1. 1. II 334. Wiedemann, 
Aegypt. Gesch. 403. 

9 *) Ich citiere die Briefe nach ihren Nummern bei H. Winckler, 
Die Thontafeln von Tell-el-Amarna. K(eilinschriftliche) B(ibliothek) 
V, 1896. 

0b ) Das Land Jarimuta. Mitteilungen der VAG. I (1896), S. 208— 212. 

96 ) Winckler 55, 16. 64, 40. 69, 14. 35. 50. 74 Riickseite 1. 76, 16. 
79, 13. 81, 55. 88, 27. 



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678 J- Marquart, 

Die Syrer sind oft gezwungen, nicbt nur das Holz ihrer 
Hauser, sondern auch ihre Knaben und Madchen nach Jari- 
muta zu verkaufen, urn von dort Lebensmittel zu erhalten. 
Dieses Land wird von Gebal aus zur See erreicht 59, 29. Als 
derjenige Beamte, welcher die Getreideausfuhr ttberwacht, er- 
scheint der General (rabigu) Janchamu (61, 31. 69, 23. 49 — 50. 
123), der offenbar in Jarimuta residiert (87, 74. 69, 47 — 50). 
An ihn haben sich die ausw'artigen Stadte und Dynasten zu 
wenden , urn Getreide aus den agyptischen Magazinen zu er- 
halten. Niebuhr hat richtig erkannt, da£ das Land Jarimuta 
in Aegypten, naherhin im Nildelta zu suchen ist. In einem 
Briefe (101, Rs. 4/5) wird das Land Tu~uch-nu als die Pro- 
vinz des Janchamu genannt, ein Name der sehr wohl auf die 
Thnu d. h. die Libyerstamme am Westrande des Delta und 
im Faijnm bezogen werden kann. Von einem der Hafen des 
Delta aus mufi die Kornausfuhr nach Syrien naturgemafi statt- 
gef unden haben. 

Janchamu ist eine machtige Personlichkeit in der Um- 
gebung des KSnigs (Nr. 94 Rs. 2), gewissermafien dessen rechte 
Hand. Wenn die syrischen Dynasten ihre AnliegeH dem Grofi- 
k6nig vortragen , so ftigen sie haufig bei , er moge nur den 
Janchamu fragen, der die Verhaltnisse kenne. (94 Rs. 2. 97, 
48. 137, 22. 166, 13/4. 170, 25. 214, 24). Daraus geht mit 
Sicherheit hervor, dafi derselbe seinen Sitz in Aegypten hatte. 
Er scheint aber auch eine Art Oberaufsicht fiber die Verwal- 
tung von Syrien ausgefibt zu haben. So bringt Rib-Addi von 
Gebal seine Klagen wider Abd-A§irta von Amurru vor Jan- 
chamu (84, 33), und 61, 40 — 42 lafit er diesem sagen: 
„Siehe, es ist Rib-Addi in deiner Hand, und alles was ihm 
zugeffigt wird, trifft dich a . Aehnlich 69, 48: „das ganze 
Land (?) stent zur Verftlgung Janchami's*. Janchamu verfQgt 
aber nicht blofi liber die Getreidemagazine des Delta, sondern 
gebietet auch fiber betr'achtliche Truppen. Ein andermal schreibt 
Rib-Addu dem KSnig: n Und wenn das Herz des Konigs uns 
nicht gewahrt (?) Truppen, so moge er schreiben an Janchamu 
und Bichura: Macht euch auf mit euren Fttrsten und besetzt 
Amurru, in einem Tage konnt ihr es besetzen* 4 (75, 59 — 64). 
Aehnlich 87, 73. Ein anderer Dynast, Suwardata schreibt: 



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Chronologische Untersuchungen. 579 

„Es schicke der Konig, mein Herr, Truppen, es rette mich 
der Konig, mein Herr. Siehe, Janchamu, er ist der Beamte 
(rabigi) des Konigs, meines Herrn. Es gebe Befehl der Konig, 
mein Herr, an ihn u (166, 25 — 30). In einem Briefe, der sich 
gegen Milki-il und seine Parteiganger wendet, fleht Abd-chiba 
von Jerusalem gleichfalls: „ Schicke Janchamu, damit er sorgt 
fflr das Land des Konigs* (182, 10 — 11), und aus einem Briefe 
des Milki-il erfahren wir, dafi Janchamu in der That gegen 
diesen eingeschritten ist (171, 9 — 21). In einem andern Briefe 
verlangt Rib-Addi den Janchamu, den mugalil des Konigs als 
Statthalter von Qumur, damit er selbst nach dem Rechten 
sehe (85, 35—40), und auch sonst gilt Janchamu bei den Dy- 
nasten als einziger Retter in der Not (230, 10). Es scheint 
dafi sich dagegen andere zum Abfall neigende Dynasten iiber 
ihn wie tlber Rib-Addi beini Konige beschwerten (98 Rs. 10 
vgl. 171), wahrend Sipti-Addi seine Konigstreue rUhmt (241, 
14). Interessant ist der Brief 214, in welchem Jabitiri, Kom- 
mandant von Gaza und Joppe, erzahlt, daft er von Janchamu 
als kleiner Knabe an den agyptischen Hof (214, 23 ff.) ge- 
bracht worden sei. Man darf vermuten, dafi Jabitiri ein Lands- 
mann des Janchamu war und dieser auch andere seiner Stanim- 
genossen in agyptische Dienste zog. 

In ganz ahnlicher Rolle tritt uns nun in der Erzahlung 
der Genesis Joseph entgegen: er lafit wahrend der 7 frucht- 
baren Jahre das Korn in grofien Magazjnen aufspeichern und 
verkauft es dann beim Beginn der 7 Hungerjahre zunachst an 
die Aegypter. Bald aber „kamen die Sonne Israels mit andern, 
um Getreide zu kaufen, denn es war Hungersnot im Lande 
Kana'an eingetreten. Joseph aber (war der Gebieter tlber das 
Land) war es, welcher der ganzen BevSlkerung des Landes 
Getreide verkaufte ; da kamen die Briider Josephs und neigten 
sich vor lhm zur Erde (Gen. 42, 5. 6) tf . Aufier Geld bedarf 
es noch besonderer Geschenke an den Wezir, um Getreide zu 
erhalten. Als solche werden namhaft gemacht Storax (^5?), 
Honig, Tragakanthgummi (dkd;), Ladanum, Pistaziennusse und 
Mandeln (Gen. 43, 11). In der Benjamingeschichte c. 44 schim- 
mert aber sogar noch eine Erinnerung daran durch, dafi unter 



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680 J. Marquart, 

Umstanden selbst Knaben verkauft werden niufiten, urn das 
nStige Brotkorn einzutauschen. 

Janchamu war, wie sein Name '^ju** beweist, ein Semite, 
and zwar weist die Namensform eher auf arabische als kana- 
e anaische Herkunft hin 97 ). Ich glaube nun, in diesem semi- 
tischen Grofiwiirdentr'ager des KSnigs Amenophis IV die hi- 
storische Figur zu erkennen, welche der Gestalt des Joseph 
zunachst zu Grande liegt, und zwar bin ich der Ansicht, dafi 
jene historische Person im Ged'achtnis des Volkes sich mit dem 
Eponymosdes Stammes Joseph vermischt hat und ihre Rolle 
auf diesen tibergegangen ist, nachdem der historische Name 
vor dem des Stammeseponymos vergessen war — ein Vorgang 
der in der Sagenbildung ja so uberaus haufig vorkommt und 
in vielen Epen beinahe typisch ist. 

Wie verhalt sich nun dazu die von der Genesis behaup- 
tete Einwanderung der Israeli ten in Aegypten gerade unter 
dem Wezirat des Joseph? Es ist zunachst zu beachten, dafi 
mit dieser Angabe die Behauptungen des Manetho, Chairemon 
und des Papyrus, wornach die Unreinen, d. h. die Anhanger 
der Reformation, Hilfstruppen aus Syrien erhalten, merkwttrdig 
zu8ammentreffen. Nachdem wir soeben einem Semiten unter 
Amenophis IV in h5chst einfluSreicher Stellung in Aegypten 
selbst begegnet sind, hat es nichts so Unwahrscheinliches mehr. 
da£ dieser K5nig auch Semiten in grofierer Zahl als Soldner 
in seine Dienste nahm, besonders seitdem wir aus den Amar- 
nabriefen wissen, welch bedeutende Rolle die Soldner unter 
Amenophis IV in der agyptischen Armee bereits gespielt 
haben 98 ). In erster Linie sind es allerdings die fremden Sir- 
danu, die wir bisher erst seit Ramses II nachweisen konnten, 
welche unter den Truppen des Pharao ein Elitekorps bildeten"). 

97 ) Nur der Kana'anaer Abd-chiba von Jerusalem schreibt E-en~cha- 
mu 179, 28 = D»r. 

98 ) DaB Amenhotep IV in der That auch semitische S51dner in 
seiner Leibwache hatte, hat schon W. Max MCtller, Asien und Europa 
S. 303 bemerkt. Die Darstellung eines solchen auf einem Grabstein 
aus Tell el Amarna vertfffentlicht SpiegElberg, ZAS. 36, 1898 S. 126 ff. 
[W. Max M0ller, Orientalist. Literaturzeitung 1899 Nr. 7 S. 218 will 
in dem hier Dargestellten nicht, wie Erman, einen Mann aus Nord- 
syrien erkennen, son dem denkt an die Sutu. Korrekturzusatz.] 

") Vgl. Ed. Meyer, Glossen zu den Thontafelbriefen von Tell el 
Amarna. Festschrift f. G. Ebers S. 67. 



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Chronologische Untersuchungen. 681 

Man hat sie bekanntlich meist mit den Sarden (SapSdmoc) 
% gleichgesetzt 100 ), doch ist es weit wahrscheinlicher , dafi sie 
gleich den spater auftretenden SakalaSa, Zakkal und Purosata 
aus dem westlichen Kleinasien stammten l01 ). Neben ihnen 
erscheinen unter den agyptischen Truppen Leute aus dem 
Lande Mi-ir-ri und Melucha ^ d. i. aus den nordarabischen 
Landschaften Mufri und Ma c In 102 ), wozu auch die Sinaihalb- 
insel und das spatere Edom gehort. Melucha ist in historischen 
Tex ten nirgends = Aethiopien , und dafi es in den Amarna- 
briefen ein arabisches Land bezeichnen niufi, beweist 74, 31, 
wornach es den Aegyptern offenbar Pferde liefert. Die Leute 
von Melucha scheinen einen kriegerischen Ruf genossen zu 
haben, denn Rib-Addi von Gebal legt grofien Wert darauf, 
solche als Hilfstruppen zu erhalten. Auch die Sutu finden 
wir nicht blofi als Soldner der syrischen Ftlrsten, sondern auch 
unter den Truppen des Konigs 283, 24 und 64, 16 (?). Der 
dem Kdnig ergebene Namjawaza hat sowohl SA.GAS wie Sutu 
in seinen Diensten. Unter diesen SutQ. haben wir die semi- 
tischen Beduinen zu verstehen, welche das Wtistenland Syriens 
und Mesopotamiens bis zur elamitischen Grenze hin bewohnten. 
Die Aegypter umschreiben den Namen St-tiu und haben ihn 
auf alle Asiaten tibertragen. Sonst erscheinen die Suttl als 
Feinde der dem Kdnige ergebenen Dynasten 103 ). 

Besonders gilt dies aber von den SA.GAS, die tiberall als 
Bunde8genossen und Soldner der Aufstandischen auftreten. An 
ihrer Stelle werden in den Briefen des Abdchiba von Jerusalem 
ganz in derselben Rolle die Chabiri genannt, und Winckler 
hat daraus den Schlufi gezogen, dafi dieses die phonetische 



10 °) So noch W. Max M0ller, Asien undEuropa nach ftgyptischen 
Denkm&lern S. 371—379. 

,01 ) Vgl. G. Maspero , 1. 1. 360 n. 2. Revue critique 1873, 1 p. 84 
bis 86. 1878 t. I p. 320 ; 1880 t. I p. 109—110, der den Namen aber 
f alachlich auf 2dp8etg (urspr. Suaptg d. i. Eodp&g = Cvard, ap. Sparda) 
bezieht. 

102 ) Nr. 74, 20; 75, 81. 91. 93; 83, 67. Vgl. fiber diese Hugo 
Winckler, Muari, Meluhha, Ma'rn. MVAG 1898, Nr. 1. 4. — An Aegyp- 
ten ist schon deshalb nicht zudenken, weil dieses in den Briefen stets 
Mi'i$-ri-i (MiQri) geschrieben wird. 

108 ) Vgl. Ed Meyer, Glossen zu den Thontafelbriefen von el Amar- 
» na. Aegyptiaca S. 67. 74 f. 



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682 J - Marquart, 

Lesung jenes Ideogramms sei, welches sonst im Assyrischen 
'plUndern' (habatu) bedeutet, hier aber unzweideutig als Volks- 
name gebraucht wird 104 ). 

Man hat den Namen Ghabiri alsbald mit den Hebraern 
(cnsr) in Verbindung gebracht, und sachlich wird dies auch 
richtig sein, wenn es auch noch zweifelhaft ist, ob die beiden 
Ausdrttcke sich auch sprachlich decken. Ghabiri scheint aller- 
dings ein appellativer Begriff zu sein, man mufi sich aber er- 
innern, dafi auch der Name Hebraer im Sinne der Genealogien 
nicht blofi den Israeli ten, sondern auch den Moabitern, Am- 
monitern, Edomitern und Ismaeliten zukommt 105 ), also lauter 
Stammen, die um diese Zeit noch in nomadischem oder halb- 
nomadischem Zustande gelebt haben mttssen. Der Name —rr 
Hebraer wird ja den Israeliten auch nur von den Auslandern 
gegeben , bezeichnet also einen nationalen oder kulturellen 
Gegensatz. Die Chabiri sind die Nomaden der syrischen Wiiste, 
die von den Aegyptern als Sasu bezeichnet werden. Diesen 
Beduinen, welche damals in immer dichteren Schwarmen gegen 
das Kulturland von Eana c an vordrangen, wurde dabei zudem 
von einer Reihe von Dynasten teils freiwillig teils notgedrungen 
Vorschub geleistet, sei es daft sie mit deren Uilfe ihre Macht 
zu vergrSfiern hofften oder auch sich ihrer nicht mehr anders 
zu erwehren wuftten. Auf diese Weise wurde den Ghabiri, 
wie die konigstreuen Vasallen klagen , sowohl im nordlichen 
wie im stidlichen Palastina eine ganze Reihe von Stadten in 
die Hande gespielt; die Krieger von Gazri, Gimti und Kelti 
sind bereits Ghabiri , die dann im Bunde mit Milki-il und 
Suardata sogar Rubuti (usiK nnp = Hebron) und die Stadt Blt- 
Ninib im Gebiete von Jerusalem (183, 5 — 13) erobern. Ja 
Abd-chiba wirft den Beamten des K5nigs geradezu vor, date 
sie die Chabiri bevorzugen und die (ansafiigen Lehns)ftirsten 
benachteiligen (179, 19), und in der That finden wir, daS z. B. der 
Aegypter Amanchatbi mit den Chabiri gegen den treuen Fursten 
von Chazi im Bunde steht und dieselben mit seiner Billigung 
eine Reihe von Stadten plundern und verbrennen (Nr. 134). 

I04 ) H. Wixckler, Gesch. Israels I 15 ff. Derselbe in Semitic stu- 
dies in memory of Alex. Kohut p. 605 if. 
106 ) Vgl. Gen. 10, 21. 



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t 



Chronologische Untersuchungen. 683 

Zu den dem Konige ergebenen Dynasten standen die Cha- 
9 biri freilich in der Regel im Gegensatz, dies schlofi aber nicht 
aus, dafi auch letztere Scharen derselben in ihren Sold nahmen, 
urn sich mit ihrer Hilfe ihrer Gegner zu erwehren. Es mag 
also oft genug vorgekommen sein, dag in den Kampfen zwischen 
den konigstreuen und den nach Unabhangigkeit strebenden 
Vasallen auf beiden Seiten Chabiri dienten und gegen einander 
fochten, ganz wie in der spateren Kaiserzeit zahlreiche Goten, 
Franken, Hunnen etc. unter dem romischen Adler gegen ihre 
Landsleute ihr Blut verspritzten. Wir finden SA.GAS als 
SSldner des k5nigstreuen Namjawaza 144, 27 , ja vielleicht 
auch in kSniglichen Diensten in Benin (Berut) 67, 21 10 °). 

Bei den syrischen Hilfstruppen der Unreinen, welche Ma- 
netho falschlich aus Jerusalem kommen lafit, werden wir dar- 
nach in erster Linie an Leute aus Mi^ri und Melucha d. i. 
aus der Sinaihalbinsel und dem ~a:n -d:? 107 ) zu denken haben, 
also aus demjenigen Gebiet, in welches die hebraische Ueber- 
lieferung den Sitz des Stammgottes Jahwe und die Konsti- 
tuierung des Volkes Israel verlegt 108 ). 

Wir haben auf der andern Seite gesehen, dafi gerade unter 
der Regierung Amenophis' IV die Chabiri oder SA.GAS, d. h. 
die Nomaden der syrischen Wtlste auf der ganzen Linie vom 
stidlichen Juda bis hinauf nach Byblos gegen die festen Stadte 
des Kulturlandes vordringen und bereits manche derselben 
ilberwaltigt haben. Seit der letzten Zeit Amenophis' III und 
unter Amenophis IV und seinen unmittelbaren Nachfolgern 
wurde ihrem Treiben aber von agyptischer Seite kein ernst- 

106 ) Wenn die Uebersetzung 67, 19—21 aicher ware: „Und es ist 
geraten Berut (Beruna) in seine Gewalt, obgleich Chabiri-Truppen und 
§treitw&gen darin lagen u . Doch stellt Winckler daneben die M5g- 
lichkeit zur Erw&gung: fl in seine und der Chabiri Gewalt, obgleich 
Streitw&gen darin waren*. 

107 ) S. darttber meine Fundamente israelitischer und jttd. Gesch. 
S. 73 f. H. Winckler, Gesch. Israels S. 174. 192. Musri, Meluhha, 
Ma'm S. 10. 51 ff. 

,08 ) DaB die Madjaniter bezw. Ismaeliter Verbundete der Aegypter 
waren , hat BtmiNGER , De colon iarum quarundam Phoeniciarum pri- 
mordiis p. 27 (SBWA. Bd. 125, 1892) aus Gen 37,25. 28.36. 39,1 scharf- 
sinnig erschlossen. Er glaubt, daB die Josephst&mme als Eriegsge- 
fan^ene nach Aegypten gefuhrt wurden , und bemerkt: Si Josephi iu- 
venis historiola non tota est ficta, victoriam de his hostibus captivi- 
a tatemque eorum Aegyptii adepti sunt Madianitarum Arabumque auxilio. 



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684 J- M ar quart 

liches Hindemis in den Weg gelegt. Wir mttssen daher an- 
nehmen, daft bei der Wiederherstellung der agyptischen Herr- 
schaft iiber Syrien durch die ersten Ramessiden sich bereits 
ein betrachtlicher Teil des Kulturlandes von Palastina im festen 
Besitze der Chabiri d. i. der Hebraer befand. Dazu stimmt 
nun aufs beste, dafi die agyptischen Inschriften, wie W. Max 
Mcller nachgewiesen hat 109 ), den Stamm A§er (*~s-ru , *aser) 
unter Seti I und Ramses II bereits in seinen spateren Wohn- 
sitzen im Hinterlande Siidphonikiens und darllber hinaus kennen. 
Der erste Feldzug Seti's I in Syrien richtete sich zunachst 
gegen die Sasu, d. h. die Chabiri des stldlichen Palastina, deren 
Hauptlinge sich vereinigt und auf dem Boden von Charu (Pa- 
lastina) festen Fufi gefafit hatten, so dafi hier allgemeine 
Anarchie herrschte, bei der jeder den andern tStete und nie- 
mand sich um die Vorschriften des (agyptischen) Hofes ktim- 
merte 110 ). Wir mtlssen also annehmen, daft seit dem Ende der 
Regierung Amenophis* III die Einwanderung der He- 
braer in Palastina begonnen hat. Eine Episode aus 
diesem wechselvollen Prozefi hat die Ueberlieferung noch be- 
wahrt in der Geschichte vom Ueberfall der Brflder Simeon 
und Levi auf die Stadt Sichem. Ganz wie uns das Verhalt- 
nis zwischen den Chabiri und den nach Unabhangigkeit stre- 
benden Dynasten in den Keilschriftbriefen geschildert wird, 
sucht die Dynastie des HamOr in Sichem sich mit den Brtidern 
Levi und Simeon gut zu stellen und tritt sogar in Familien- 
verbindungen mit denselben ein; allein die tibermiitigen No- 
maden tlberfallen verraterischer Weise die Stadt und ermorden 
die wehrfahige Bevolkerung und schleppen die Weiber und 
Kinder in Gefangenschaft (Gen. 34). Die Entriistung iiber 
diese unerhorte Frechheit mufi aber so stark gewesen sein, daft 
die agyptische Regierung diesmal nicht umhin konnte, den 
Bitten der bedrangten Vasallen nachzugeben und Truppen 
nach Palastina zu schicken, welche den beiden Nomadenstammen 
eine vernichtende Niederlage beibrachten 111 ). Die iibrigen 



109 ) W. Max MttLLER, Asien und Europa nach altagypt. Denk- 
malern S. 236 ff. 

no ) Ed. Meyer, Festschrift f. G. Ebers S. 75 f. 

1,1 DaB die kana'anaischen Fflrsten aus eigner Kraft sich verei- 



I 



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Chronologische Untersuchungen. 685 

Chabiri liefien ihre Briider im Stiche und suchten sich selbst 
-^ reinzuwaschen und so wurden Levi und Simeon ganzlich zer- 
sprengt. Wahrscheinlich wurden die Gefangenen nach Aegyp- 
ten geschleppt und dort den Tempeln als Sklaven iiberwiesen. 
Darauf bezieht sich die sehr alte Stelle im sog. Jakobsegen 
Gen. 49, 5—7 ll2 ) : 
„ Simeon und Levi sind Hyanen, 
Gewaltthat haben vollendet ihre Anschl§ge; 
in ihre Beratung gehe nicht meine Seele, 
und mit ihrer Versammlung vereinige sich nicht meine Leber. 
Denn in ihrem Zorne haben sie Manner erschlagen, 
und in ihrem Grimme Stiere gelahmt. 
Verflucht sei ihr Zorn, so grimraig, 
und ihr Grimm, so grausam. 
Verteilen will ich sie in Ja c qob 
Und zerstreuen in Israel 113 )." 

Nun habe ich bereits seit mehr als 10 Jahren die Auf- 
fassung vertreten, daft der Stamm Joseph zu einer spateren 
Zeit in Palastina eingedrungen ist als die tibrigen israelitischen 
Stamm e, und zwar als diese bereits geraume Zeit in Palastina 
ansafiig waren. Sonst ware es ganz unbegreiflich , weshalb 
sich das Haus Joseph wie ein Eeil zwischen die Leastamme 
eingeschoben und diese auseinandergerissen hat. Ueberdies 
hatte der Dialekt der Ephraimiten mindestens noch in der 
Richterzeit wesentliche Eigenttlmlichkeiten bewahrt, die ihn 
vom Dialekt der Lea-Stamme, speziell dem von GaTad be- 
stimmt unterschieden und naher zu den arabischen als zu 
den hebraisch-kana'anaischen Stammen stellten (Richt. 12, 6) 114 ). 
Dies spricht fiir einen naheren ethnischen Zusammenhang Jo- 
sephs mit den arabischen Stammen von Mufri und Melucha. 
Andrerseits weifi die Ueberlieferung thatsachlich nur von 
naheren Beziehungen des Hauses Joseph (nebst Benjamin) so- 
wie der Familie Moses' und Aharons zu Aegypten. Speziell 

nigt und die Rauber geztichtigt hatten , ist nach den Schilderungen 
der Amarna-Briefe nicht anzunehmen. 

"*) VgL auch Gen. 34, 30. 

na ) Nach den Vorschlagen von Ball, The Book of Genesis in 
P. Haupt's Sacred Books of the 0. T. 1896. 

114 ) Vgl. meinen Aufsatz n rb'2ti = ephraimitisch nb3D a . ZATW. 1888. 
*S. 151—155. 



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686 J- Marquart. 

fiir Benjamin l'aftt sich das Fortwirken dieser Beziehungen 
noch in weit spateren Zeiten in der Nomenklatur nachweisen, 
und wenn una Aehnliches fiir Ephraim versagt ist, so liegt 
dies sicfaer nur an der Beschaffenheit unserer Ueberlieferung. 
Gleicb dem Schwiegervater Josephs ist aucb ^itdtb, der Schwie- 
gervater von Aharons Sohn El'azar (Ex. 6, 25), ein Aegypter. 
In der Ueberlieferung ist bier, wie so haufig, ein agyptischer 
Gottesname durch das althebraische ^K ersetzt worden; der 
Name lautete also ursprttnglich p3-di-{- Gottesname 'der welchen 
der Gott N. (Hor, Re 1 u. s. w.) geschenkt bat'. Aucb El'azars Sohn 
cnrc tragt einen agyptischen Namen, wie noch 'Ell's Sohne 
•:en und onrc 1. Sam. 1, 3. 2, 34 u. s. w. Ebenso ist die qor- 
bitiscbe gens ncK Osir agyptisch benannt Ex. 6, 24. 

Die Annahme liegt daher sebr nahe, date nur der Stamm 
Joseph in Aegypten gewesen ist, und zwar mufi er nach unsern 
Darlegungen um dieselbe Zeit nach Aegypten gezogen sein, 
als die Lea-Stamrae unter dem Namen Chabiri das Ostjordan- 
land besetzten und in Palastina eindrangen. Nach der oben 
erwahnten Niederlage und Auflosung des Stammes Levi durch 
die agyptischen Truppen werden auch Reste dieses Stammes 
als Gefangene nach Aegypten gebracht worden sein. Doch 
lafit sich der Zeitpunkt dieser Deportation nicht naher feststellen. 
Nicht der Auszug aus, sondern die Einwanderung der He- 
braer nach Aegypten bildete also den Hintergrund der von Ma- 
netho, Chairemon und dem Papyrus tiberlieferten Erzahlungen. 
Die Entlebnung des agyptischen Marchens von den beiden 
Brildern (Papyrus d'Orbiney) und der babylonischen Aus- 
setzungsgeschichte des alten Sargon von Agade und ihre Ueber- 
tragung auf den Heros eponymos Joseph und den Gesetzgeber 
Moses durch die Ephraimiten weisen darauf hin, dafi der Auf- 
enthalt der Israeliten oder besser des Hauses Joseph in Ae- 
gypten in die Zeit fallt, als das Babylonische noch die all- 
gemeine Verkehrssprache in Vorderasien war und nicht blofi 
lexikaliscbe Listen, sondern auch mythologische Texte auf Keil- 
schrifttafeln an den Nil wanderten und auf diesem Wege zum 
Gemeingut des internationalen Sagenschatzes wurden. Die uns 
erhaltene Handschrift des Marchens von den beiden Brtidern, 
des Vorbildes der Geschichte von Joseph und der Frau des 



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Chronologische Untersuchungen. 687 

Potiphre* (der sog. Papyrus d'Orbiney) ist unter Konig Mer- 
neptah, dem Nachfolger Ramses' II, geschrieben. 

Genaueres fiber das Schicksal dieser eingewanderten Se- 
miten l'afit sich einstweilen nicht feststellen. Nach der he- 
br'aischen Ueberlieferung waren sie zunachst als Hirten im 
Lande geblieben und h'atten sich mit Bewilligung der Regierung 
hauptsachlich in der Landschaft pw iin ostlichen Delta ange- 
siedelt (Gen. 45, 10. 46, 28 u. s. w.). Die Verbannung in die 
Steinbrtiche von Tura bei Memphis, welche nach der Nieder- 
werfung der Unrein en erfolgt zu denken ist (s. o.), wird zwar 
bei Manetho auf diese beschrankt (Jos. c. Ap. 1, 235) ; doch 
ist es nicht unmoglich, dafi davon auch ihre syrischen Bundes- 
genossen betroffen wurden. Nach Ex. 1, 11 ff. wurden die 
Hebraer durch einen Konig der neuen Dynastie zu Fron- 
arbeiten bei der Erbauung der Vorratsstadte Pithom und Ra'- 
meses gezwungen 116 ). In der Datierung der Bedrtickung bezw. 
der Vertreibung der Syrer stimmen die hebraischen und agyp- 
tisch-griechischen Quellen vollkommen tiberein ; nur dafi letztere 
begreiflicherweise die Vertreibung der Syrer unmittelbar 
auf ihre Ueberwaltigung folgen lassen. Bei Manetho ist es 
'Sethos, der auch Harnesses genannt wird', eine Verschmelzung 
Seti's I und Ramses' II, bei Chairemon Ramesses, im Papyrus 
ein Konig , welcher 55 Jahre regieren soil und den Wilcken 
mit Recht mit Manetho' s Sethos gleichgesetzt hat, welche der 
Gewaltherrschaft der Unreinen ein Ende machen und die Syrer 
vertreiben. Unter dem neuen Konig, der nach Josephs Tode 
in Aegypten auftrat und von Joseph nichts wuSte und die 
Israeliten mit Frondiensten bedrtickte, ist, wie man langst aus 
seiner langen Regierung (Ex. 2, 23) und dem Namen der von 
ihm erbauten Stadt Ra l meses (Ex. 1, 11) geschlossen hat, kein 
anderer zu verstehen als Ramses II , der bis ins 67. Jahr re- 
giert hat 116 ). Es spricht ftlr die Treue der Ueberlieferung 

l16 ) Die in den agyptischen Inschriften von der XIII. bis zur XX. 
Dynastie nicht selten genannten 'apuriu, in denen man vielfach die 
Hebraer wiederfinden wollte, sind nach Ed. Meyer, Gesch. des alten 
Aegypten 397 N. 2 gar kein Volksstamm, das betr. Wort bedeutet viel- 
mehr Arbeiter. Vgl. auch Maspero 1. 1. II 443 n. 3. 

,18 ) Lieblein, L'Exode des H^breux. PSBA.vol.XX, 1898 p.277ss. 
sieht dagegen in Thutmosis III den Pharao der Bedruckung, und ver- 
legt den Exodus unter Amenophis III. Nach ihm fallt unter Ramses II 



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688 J. Marquart, 

des altesten Kerns der Auszugsgeschichte , daft nach den Er- 
gebnissen der neuesten Ausgrabungen die Restaurationsarbeiten 
im ostlichen Delta eben unter Ramses II oder friihestens unter 
Seti I begonnen haben. Hier war es vor alien Tanis, welchem 
sich Ramses' Ftlrsorge zuwandte und das er aus einem Ruinen- 
httgel zu einer der glanzendsten Stadte Aegyptens machte 117 ). 
Gleich beim Beginn seiner Regierung erbaute er ganz im 
Osten des Delta eine neue Residenz, pe(r) Ra'meses *6nechi 
'das sehr feste Hans des Ramses', deren Herrlichkeit die Hof- 
dichter in tlberschwanglichen AusdrUcken schildern. Es war 
eine starke Festung, deren genaue Lage aber uoch nicht be- 
kannt ist. Nur soviel steht fest, dafi sie in nachster Nahe 
des Meeres zu suchen ist. Vielleicht hatte bereits Seti I den 
Grund zu dieser Festung gelegt 118 ). Die Lage der Stadt Pi- 
tom, einer andern Grtindung Ramses' II, ag. pe(r)-Tum fc Haus 
des Turn', ist dagegen bekanntlich durch Naville's Ausgra- 
bungen beim heutigen Tell el Masxuta im ostlichen Teile des 
Wadi Tumllat festgestellt worden n9 ). Es ist undenkbar, dafi 
diese Angaben des sog. Elohisten erst im 8. oder gar 7. Jahr- 
hundert auf Grund eigener Kenntnis des Landes nachtraglich 
zurecht gemacbt waren. Um diese Zeit besafi man in Aegyp- 
ten selbst nur sehr dtlrftige Kenntnis von jenen langst ver- 
gangenen Zeiten, und es ware hochst auffallig, dafi ein Ephra- 
imit in so sp'ater Zeit ganz zufallig aus den verschiedenen 
Grenzfestungen im Osten des Delta gerade diejenigen heraus- 
gefunden und dem k neuen Konig* zugeschrieben hatte, welch e 
Ramses II thats'achlich erbaut hat. Wenn man die Haupt- 
sachen fest im Auge behalt, so mufi man sagen, dafi er eine 
merkwttrdig korrekte Vorstellung vom Verlauf der agyptischen 
Geschichte von Amenophis IV bis Ramses II zeigt, die er sich 
kaum bei einem Besuche Aegyptens — die hieroglyphischen und 
hieratischen Urkunden waren ihm doch sicher unzuganglich — 
hatte verschaffen konnen. In diesem Falle hatte er sicherlich 



die endgiltige Redaktion des Auszugsberichts des Elohisten, and sind 
die Namen BDO»i pK Gen. 47, 11 und DD&m Exod. 1,11 Anachronismen. 

n7 ) Maspero I. 1. 422 ss. 

n8 ) Ed. Meyer. Geech. des alten Aegypten 296. Maspebo 1. 1. 388 s. 

"•) Naville, The Store-City of Pithom 1885. Ed. Meyer a. a. 0. 
297. Maspero 1. 1. 442. 



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Chronologische Untereuchungen. 689 

nicht verfehlt, auch die Nam en der von ihm erwahnten agyp- 
tischen Konige beizuftigen, wie dies der Verfasser von Gen. 14 
in der Tat tut. Der alteste Kern der Josephs- und Exodus- 
geschichte mufi vielmehr auf eine im wesentlichen gleichzei- 
tige Ueberlieferung zuruckgehen , unbeschadet der spateren 
Ueberarbeitungen, bei denen naturgemafi manches Detail ilber 
Bord geworfen wurde. Unser Ergebnis weicht von dem der 
orthodoxen wie der radikalen Theologen und Historiker freilich 
stark ab, allein mir kommt es vor allem darauf an , die lite- 
rarische Ueberlieferung an den gleichzeitigen Denkmalern zu 
messen und so dem tatsachlichen Hintergrund gewisser markanter 
Episoden auf die Spur zu kommen. 1st auf diese Weise ein 
fester Punkt gewonnen, so kann man es wagen, den Weg, 
den die Ueberlieferung zurtickgelegt hat bis zu dem uns vor- 
liegenden Texte, zurtickzuwandern und Alter und Wert der 
Quellen zu bestimmen. Die Josephsgeschichte in ihrer ur- 
sprttnglichen Form ist ftlr mich somit ein neuer glanzender 
Beweis fttr die hohe Alterttimlichkeit der Erzahlungen des 
alteren Elohisten. Auf welchem Wege sie sich bis zu uns 
gerettet haben, ist eine andere Frage. 

Auf die Gestaltung der agyptischen Ueberlieferung haben 
einen wesentlichen Einflufi die Kampfe ausgetlbt, welche Seti I 
sowohl wie sein Sohn Ramses II. in Syrien, vor allem gegen 
die Chettiter, zu ftlhren hatten. 

Ueber die Zeit des Auszugs ist dem Berichte Ex. 2, 23. 
4, 19 nichts weiter zu entnehmen, als dag derselbe unter einem 
der Nachfolger Ramses' II stattgefunden haben mufi. Man 
hat sich daher vielfach ftir die Regierung Merneptah's, des 
Sohnes und Nachfolgers Ramses' II. entschieden und in ihm 
den KOnig Amenophis wiedererkennen wollen, mit welchem 
Manetho und Chairemon den Exodus in Verbindung bringen. 
Der letztere Grand ist indessen hinfallig, da, wie wir gesehen 
haben, unter jenem Amenophis der Konig Amenophis HI ge- 
meint ist. Allein auch die neugefundene Siegesinschrift Mer- 
neptah's aus dessen 5. Regierungsjahre entscheidet die Sache 
nicht. Diese Inschrift verherrlicht den Sieg des KSnigs tiber 
die Libyer und die Seevolker, dann heifit es Z. 26 nach der 
Uebersetzung Spiegelberg's : „Niemand unter den Neunbogen- 

^ Philologns, Supplementband VII viertce Heft. 44 



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690 J- Marquart, 

volkern erhebt sein Haupt. Verwtistet ist Tehenw, Cheta zur 
Ruhe gebracht, das Kana'an ist niit allem Sch lech ten (?) ge- 
fangen (?). Fortgeftthrt ist Askalon, Gazer genommen, Jeno'am 
ist zu nichts gemacht, Israel ist verwfistet und seine Saaten 
vernichtet, Chor [Palaestina] ist wie die Wittwen Aegyptens 
geworden, alle Lander insgesamt sind in Frieden. Jeder, der 
umherschweifte, ist von dem K&nig Merneptah gezttchtigt wor- 
den* 120 ). Diese Stelle hat man sofort bei ihrem Bekanntwer- 
den mit dem Exodus in Zusammenhang bringen wollen, aber 
davon kann offenbar gar keine Rede sein. Wie es sich auch 
mit den sonst nirgends erwahnten Siegen Merneptahs in Pala- 
stina verhalten moge, soviel ist klar, daft Israel im 5. Jahre 
des Merneptah in Palaestina bereits fest ansassig war und 
Ackerbau trieb 121 ). Sein Gebiet haben wir uns der Inschrift 
zufolge im Westen begrenzt zu denken durch Askalon und 
Gazer in der Sefela, im Norden durch Jeno'am (landeinwarts 
von Tyros) 122 ). Charu, der traditionelle Ausdruck fur Palae- 

120 ) Spiegelberg, ZAS. 1896, S. 14. 28 f. 

1S1 ) Spiegelberg a. a. O. S. 23 zeigt durch Parallelatellen aus 
den Inschriften, daG unter prt Getreidesamen zu verstehen sei. Da die 
betreffende Wendung ('die Saaten vernichten') auch von andern V51- 
kern als Israel gebraucht wird, so halt sie Spiegelberg lediglich for 
eine allgemeine rhetorische Wendung ohne besondere historische An- 
spielungen. 

Ed- Naville, Recueil de Traveaux XX (angeftthrt PSBA XX, 1898, 
p. 54/5) verteidigt die Beziehung der Inschrift auf den Auszug der 
Hebraer und ubersetzt die fragliche Stelle: „Kheta est en paix, Kana- 
an eat prisonnier de tous les maux ; [car] Askalon est amene. pris par 
Ghezer [et] Iamnia n'existe plus; Israel est aneanti, il n'a pas de po- 
sterity. La Syrie est comme les veuves de T^gypte, tous les pays sans 
exception sont en paix, car quiconque remuait a 6te* chatie* par le roi 
M6nephtah a . 

Nach Naville ist in der Inschrift nicht von agyptischen Siegen 
in Syrien die Rede, sondern es wird eine ahnliche Situation geschildert 
wie in der Amarnaperiode , indem die genannten Stadte sich durch 
blutige Fehden selbst vernichtet hatten und so fur Aegypten unschad- 
lich wurden. Ware dies der Erfolg agyptischer Siege gewesen, so ware 
es im Texte eingehend geruhmt worden. Dies ist in der That sehr 
wahrscheinlich, freilich kann ich mich der Gleichsetzung des bekannten 
Jeno'am mit Jamnia (hebr. n:2! 2 Chr. 26, 6) nicht anschlieBen. 

Die Israel betreffende Bemerkung soil sich nach Naville auf die 
Zeit des Durchzuges der Israeliten durch die Wttste beziehen , als sie 
fur den poetischen Stil des Schreibers vernichtet waren, da sie in die 
Wttste verschwunden waren. Die Thatsache , daB sie keine Nach- 
kommenschaft hinter sich zurucklieBen, bestatige den hebrftischen Be- 
richt , nach welchem der Auszug alle Glieder des Volkes bis zu den 
jungsten umfaCte. 

'"•) Vgl. W. Max MCller, Asien und Europa S. 200 f. A 



im 



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Chronologische Untersuchungen. 691 

stina, steht hier vielleicht nur in Parallelismus zu Israel und 
► bezeichnet dasselbe Gebiet. Nehmen wir also die Inschrift so 
wie sie ist, ohne ihr urn liebgewordener Theorien willen Gewalt 
anzutun, so konnen wir aus ihr nur schliefien, daft damals 
Israel im allgemeinen bereits dieselben Wohnsitze innehatte 
wie in historischer Zeit. Es waren die Lea-Stamme, deren 
Zusammenhang erst durch das Erscheinen Josephs gesprengt 
wurde. Die Frage nach der Epoche des Exodus reduziert sich 
also darauf : wann ist das Haus Joseph aus Aegypten ent- 
wichen und vom Ostjordanland aus in Palaestina eingedrungen ? 
Wichtig fiir diese Frage ware die Angabe Ex. 13, 17, dafi 
die Israeliten nicht den nachsten Weg nach dem Lande der 
Philister einschlugen , 'damit es das Volk nicht reue, wenn 
sie von Kampf betroffen werden sollten und sie dann nach 
Aegypten zuriickkehrten', wenn daraus zu schlieBen ware, dafi 
damals die Philister bereits im Lande sassen. Denn die Fest- 
setzung der Philister in der Kfistenebene hat nicht vor Ram- 
ses III stattgefunden ; Maspero nimmt an, dafi sie von diesem 
Konig nach seinem grofien Siege bei Magdol als agyptische 
Militarkolonien dort angesiedelt worden seien 138 ). Allein jenes 
besagt die Stelle keineswegs. Wahrscheinlich sind die alt- 
agyptischen Garnisonen in der Schephela gemeint, welche die 
Israeliten von einem Einfall yon Sttden her abhielten. Es ist 
mir daher das Wahrscheinlichste, dafi das Haus Joseph in den 
wirren Zeiten zwischen Seti II und Ramses III das Nilthal 
unter Moses* Ftlhrung verlassen hat 124 ). 

Wenigstens eine sichere, wenn auch getrtibte Ueberliefe- 
rung tiber das Auftreten Josephs im Ostjordanland hat sich 
erhalten : die Erzahlung von der Eatastrophe der 'Rotte Qorah' 
und der rubenitischen Stammffirsten Dathan und Ablram, die 

m ) 1. 1. 470. 582 a. 697. 

m ) V. Floigl, Die Chronologic der Bibel, des Manetho und Beros. 
1880 S. 195 ff. und Max BOdingek, De coloniarum quarundam Phoeni- 
ciarum primordiis cum Hebraeorum exodo coniunctis p. 26 ff. halten 
an der Identitat der 'Apuriu mit den Hebraern feat, und setzen den 
Exodus daher nach Ramses IV, unter welche m die 'Apuriu zum letzten- 
mal genannt werden und aus dessen Regierung die letzten Inschriften 
aus dem Thale Sarabit el Chadim auf der Sinaihalbinsel stammen. 
Nach ihm wurden die dortigen Bergwerke verlassen. Zur Bestimmung 
der Zeit des Exodas verwenden sowohl Floigl wie BGdinger auch 
die hebraischen Genealogien. 

* 44* 



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692 J - Marquart, 

sich gegen Moses' Ftihrerschaft auflehnen * 25 ). Es ist ein 
wahres Wunder, daft diese Erzahlung sich erhalten hat: der 
geheimnis voile Untergang der beiden Ffirsten von Ruben zeigt 
aber klar genug, wie gefahrlich ihr Widerstand den Ortho- 
doxen erschienen sein raufi und zu welchen Mitteln man greifen 
mufite, um ihrer Herr zu werden. Die Ueberlieferung ist 
darin einig, Ruben als Erstgebornen Jakobs anzuerkennen, 
obwohl er in historischer Zeit niemals irgendwelche Rolle ge- 
spielt hat. Dieser standige Ehrenvorrang Rubens ware aber 
ganzlich unbegreiflich , wenn dieser Stamm nicht zu irgend 
einer Zeit eine gewisse Ftlhrerstellung unter den Qbrigen israe- 
litischen Stammen eingenommen h'atte, und da dies in der ftlr 
uns historischen Zeit nie der Fall gewesen ist, so mussen wir 
notgedrungen annehmen, dafi Rubens Grotee in die Zeit vor 
dem Beginne unserer Ueberlieferung fallt. Auf diese Periode 
bezieht sich der Spruch tiber Ruben im Jakobssegen Gen. 49, 
3 — 4, und in dieser Zeit mag Ruben auch nach dem West- 
jordanland tlbergegriffen haben, wie der Stein des Bohan b. 
Re'iiben auf der Grenze von Juda und Benjamin (Jos. 15, 6. 
18, 17) anzudeuten scheint. Wie in dem Misserfolge Levis und 
Simeons in Sichem hatten wir also auch in dem Zuruckweichen 
Rubens nach dem Ostjordanlande eine rdcklaufige Bewegung 
in der Geschichte der Chabiriokkupation und ein Wiederer- 
starken des einheimischen kana'anaischen Elements zu erblicken. 
Unter letzterer Voraussetzung wird auch das spatere Auftreten 
des Moses und Josua am ehesten begreiflich. Wenigstens das 
Ende dieser alten Machtstellung Rubens ist uns durch jene 
Erzahlung vom Aufstand des Dathan und Ablrftm noch bezeugt. 
Ruben wurde ohne Zweifel gleich den ubrigen israelitischen 
Stammen von Moses zum Eintritt in den neugegrundeten israe- 
litischen Bund aufgefordert , muftte aber bald erkennen, da£ 
Moses nicht gewillt war, seine alten Ansprttche auf die Ftihrer- 
schaft anzuerkennen. Da von einem wirklichen Kampfe nicht 
die Rede ist, so hat man sich wohl der Fiihrer auf heimlichem 
Wege entledigt. Von jetzt ab trat Ephraim als Erstgeborner 
Israels an die Stelle Rubens. 



m ) Num. 16, 1 ff. 26, 9. Deut. 11, 6. 



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Chronologisclie Untersuchungen. 693 

Bei den xibrigen in Moses' Zeit verlegten Ereignissen ist 

-# stets von Fall zu Fall za untersuchen, ob sie in die Chabiri- 

zeit, in die Epoche des Moses oder die 4 Richterperiode' gehoren. 

4. DieXVIIT. und XIX. Dynastie nach Manetho. 

Ein den oben behandelten verwandtes Marchen, das sich 
mit dem Ursprung der XIX. Dynastie beschaftigt und gleich- 
falls die K5nigsliste unterbricht, findet sich bei Manetho im 
Auszuge des Josephos (c. Ap. 1, 98 — 102. 231). Den urspriing- 
lichen Text hat eine Randglosse im Laurentianus erhalten: 
lied*' 8v Seihoats xal Tauiaarjs 6uo doeXcpot • 6 uiv vaoxixfjv 
l^cov SOvajAtv xoug xaxds S-aXaxxav dfoavxtovxas xac Scaxetpa)- 
|i£voi)^ JrcoXcopxei • |iex' oft noXb 5k xod x&v Tauiaorjv dcveXaw 
f 'Apu.al'v dcXXov aoxoO dSeXcpov iitfxpoTOV xfj$ Afy67txot> xaxa- 
oxfjaat. Hier werden also Sethosis (Seti I) und Ramesses (I) 
noch richtig als zwei verschiedene Personen unterschieden, 
wahrend sie im Texte des Josephos, offenbar nach der Exodus- 
geschichte § 245, bereits identifiziert werden. Sethosis schlofi 
mit einer Flotte die eindringenden Seevolker ein (die erst Mer- 
neptah besiegte), bald aber totete er den Ramesses und setzte 
einen andern Bruder, den f 'Ap[xa:s d. i. Harmahibe zum Reichs- 
verweser ein und scharfte ihm ein, die Konigin und die Neben- 
frauen des Konigs zu respektieren und sich die Krone nicht 
anzuma&en. Darauf zieht er gegen Kypros und Phbnikien, 
gegen die Assyrer und Meder und unterwirft sie samtlich. 
Sein Bruder Harmais aber hatte mittlerweile das Verbot des 
Konigs mifiachtet und spielte sich als Konig auf, doch Sethosis 
ward durch den Oberpriester von dem Vorgefallenen unter- 
richtet , kehrte alsbald nach Pelusion zuriick und gewann 
die Herrschaft wieder. Sethosis hiefi auch Aigyptos, und nach 
ihm ward das Land Aegypten genannt, sein Bruder Harmais 
ward auch Danaos genannt. Sethos regierte 59 (Eusebios 55) 
Jahre, und ihm folgte sein altester Sohn Rampses (d. i. Ram- 
ses II) mit 66 Jahren. 

In dieser Erzahlung werden also sowohl Ramses I, der 
Vater und Vorganger Seti's I, als Ramses 1 Vorganger Har- 
mahibe als Brtlder Seti's aufgefasst. Zuerst regiert Seti mit 
Ramses gemeinsam, nach dessen Beseitigung aber ernennt er 



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694 J- Marquart, 

den Harmahibe zum Reichsverweser , bis dieser sich unbot- 
mafiig zeigt und vertrieben wird. Vor der Erzahlung stehen 
die Worte toO Si 'Ap.£V(i)^pc; Sexaevvea xal pijvas e£. Die Reihen- 
folge der Liste ist hier bei Josephos wie bei Eusebios gestort. 
Auf die Eetzerkonige folgen bei beiden: 





Josephos : 






Eusebios 


'Apftat; 




4 J. 


1M 


'Ap|iai'g 6 xal Aavao; 5 


TajiioaTj; 




1. 


4 , 


\ ch / yuTCxo; 68 


'ApueaoTjs MtajioOv 


66, 


2 . 


'A(i£v(i)^pts 




19, 


* * 


K 'A pivots 6 


S4&o)i 6 xa 


1 Ta|iio<T>j; 


59, 




S£»(0C 55 


*P*i«fos 




66, 




Tajiks 66 



Die Liste des Afrikanus hat die urspriingliche Reihenfolge 
bewahrt und nennt den Vorganger des Sethos 'AiievcocpaO-, da 
der Verfasser aber die Identitat des 'Ap|iiaaT)£ MiajioOv und 
Ta|i^7]$ erkannte, so hat er ersteren ausgelassen. Die ursprttng- 
liche Liste hat also gelautet: 

"Appal* 4 J. 1 M. 

Ta|ifo<nj; 1 „ 4 „ 

•Ajuvaxpift 19 „ 6 „ (Seti I) 

'Ap|iiao7j; MiapoOv 66 „ 2 * 



59 J. 



Tapiaajjs 

"Appals 

Tajiks ' 66 

Die Namensform 'A|iivaxpi£ ftir [AJiievto^afl- (Seti L Mer- 
neptah, urspr. Mevcocpfl-a ?) und die Storung der Reihenfolge ist 
wohl dadurch zu erklaren, dafi die drei Brtlder Sethosis, Ramesses 
und Harmais in diesem Marchen, wie Sethos-Ramesses in der Sage 
von den Unreinen, unmittelbar auf Amenophis III zuriickgefQhrt 
waren. Harmahibe gilt schon in der Ramessidenzeit als der 
GrAnder der XIX. Dynastic Ueberall wird er in den Denk- 
malern dem neuen Herrscherhause zugerechnet, wahrend die 
tibrigen Nachfolger Amenophis' III als illegitim betrachtet 
und ttbergangen werden. In einer Inschrift nennt er Thut- 
mosis III den 'Vater seiner Vater\ Maspero 126 ) vermutet, 

,M ) 1. 1. 842. 



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Chronologische Untersuchungen. g95 

dafi er durch seine Mutter Mutnotmit von Amenophis III ab- 
stammte. Als er bereits eine gewichtige Rolle im Staate spielte, 
erzahlte man, dafi Amon selbst, der ihn fUr die Krone vorher- 
bestimmte, geruht habe, sich mit der Prinzessin zu verbinden 
— eine den Aegyptern gelaufige Fiktion, wenn das Geschlecht 
der Sonnensdhne auszuarten drohte. In welchem verwandt- 
schaftlichen Verhaltnis er zu seinem Nachfolger Ramses I 
stand, ist noch unbekannt. Man hat yermutet, dafi sie Bruder 
gewesen seien 127 ), doch lafit sich diese Annahme bis jetzt nicht 
beweisen. 

In der Regierung des Sethosis sind samtliche Jahre von 
der Umsturzzeit nach dem Tode Ichunitens bis auf Amenophath 
(Seti I) incl. zusammengefafit, wie folgende Uebersicht zeigt : 



Afrikanus : 


Josephos : 


6 J. 


9 J. 


12 , 


12 , 5 M. 


12 , 


12 . 3 , 


5 , 


4,1, 


1 . 


1,4. 


19 , 


19 . 6 , 



55 J. 58 J. 7 M. = 59 Jahre 128 ). 

Hieraus wie aus dem ganzen Tenor der Erzahlung er- 
gibt sich, dais Sethosis und sein Sohn Rampses nach der 
Anlage des manethonischen Werkes chronologisch nicht zu 
berucksichtigen waren. Und doch werden sie nicht blofi von Jo- 
sephos in seinen Summierungen mit verrechnet (c. Ap. 1, 103. 
230/1. II 16) , sondern auch von Afrikanus und Eusebios, ja 
diese beiden stellen sie an den Anfang der XIX. Dynastie. 
Dies ist sehr wichtig fiir die Ueberlieferungsgeschichte des 
manethonischen Werkes. Auch hieraus ergibt sich wiederum, 
dafi die Summierungen der einzelnen Dynastien nicht von Ma- 
netho selbst herrtlhren, sondern erst nach ihm herausgestellt 
sind. 

Wir konnen jetzt daran gehen, zunachst die XIX. Dynastie 



> 



m ) Brugsch, Gesch. Aegyptens 456. Ed. Meyer, Gesch. des alten 
Aegyptens 274. 

.!* 8 ) Vgl. P. Rost, Untersuchungen zur altoriental. Gesch. S. 126 = 
MVAG. 1897 Nr. 2 S. 229. 



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696 



J. Mar quart , 



des Manetho zu rekonstruieren. Nach den beiden oben elimi- 
nierten Konigen folgen bei Afrikanus und Eusebios: 



Afrikanus : 
\A[A|iev£<p{hr); 20 J. 
Tafieaofj? 60 „ 
'A|i|ieve|ivfj£ 5 „ 
0o6a)pi£ 7 „ 



Eusebios : 
'A|iev£<p\Ks 40 (Arm. 8) J. 



\A|inevep)s 26 J. 

0o6u>pi; 7 „ 
Hier ist zunachst klar, dafi TafieaofJ;, der von dem Yer- 
fasser der eifsebischen Liste Mr identisch mit Tap^s gehalten 
und daher gestrichen worden ist, nur Ramses III entsprechen 
kann und daher an den Schlufi gehort, wie Rost richtig ge- 
sehen hat 129 ). In seinen 60 (rich tiger wohl 55) Regierungs- 
jahren sind aber auch die seines Vorgangers Setnacht und die 
vorangehende Periode der Anarchie unter dem Syrer Arisu 
enthalten. Die richtige Reihenfolge der Nachfolger Mer- 
neptahs I (\A[A[xeve<p{h];) ist noch nicht sicher bekanni Ich 
folge der Anordnung von Chabas, Brugsch und Ed. Meyek, 
welche Seti II Merneptah als unmittelbaren Nachfolger Mer- 
neptahs betrachten. Dann entspricht 6o6a)pt$ der Ta-wosert, 
der Gemahlin Merneptahs II Siptah, welcher derselbe wahr- 
scheinlich seine Ansprtiche auf den Thron verdankte. Mer- 
neptah II hat den Inschriften zufolge mindestens 6 Jahre re- 
giert 130 ). Darnach ergibt sich folgende Liste: 

Harmahibi 7. J. w Ap|iai$ 4 J. 1 M. Sefcoaig 

Ramses I 2. „ TajAeaorjg 1 , 4 „ Tajieaarj; 

SetilMernep- \A|i£va>- w Ap[Aai; 

tah 9. , <pi» 19 , 6 „ 

Ramses II Mi- 'Apjieaor^ Taji^r^ 66 

amun 67. „ MuxjioOv 66 „ 2 „ 

Merneptah I Hotep- ^ 'A[i[(i]ev£cp^y]; 20 J 

hermet 8. J. 
Seti II Merneptah 2. J. 

Amen-meses \Ap,Qi]£V£[A<<]>;>7)s 5 J 

Merneptah II Siptah 6. J. | Oouwpig 7 

Ta-wosert 



und 

seine 

Brtlder 

55 (59) 



,i9 ) A. a. O. S. 127. 

13 °) Maspero 1. 1. 438 83. 



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Chronologiache Untersuchungen. 



697 



Arisu, ein Charu 

Setnacht 

Ramses III 32. J. I Tafieaaffc 60 (r. 55) J. 

Summa: 178~J7~" 
Diese Summe hat Eusebios bei der XX. Dynastie erhalten, wie 
Rost richtig erkannt hat 131 ). 

Filr die 'KetzerkSnige' nach r Qpo$ d. i. Amenhotep III 
bieten Josephos, Afrikanus und Eusebios folgende Listen: 



Josephos : 


Afrikanus : 


Eusebios : 


i%Yoenjp 'Axey- 






X6pr,sl2J. 1M. 


*Axtppfl«32J. 


'Axevxeparj? 16 (12) J. 


Tatam; <i8eX- 






<P5S 9 . 


Tflrfto; 6 , 


(AthOris 9 J. 132 ) 


'Axerxwi? 12 „ 5 , 


Xeppfo 12 , 


E>enk l eres 16 „) 132 ) 


'Axeyx^prj? p' 12 , 3 , 


'A X eppfis 12 , 


Xeppfi; 15 „ 



Hier ist ohne weiteres klar, dak der dritte Konig der 
Reihe dem Icliu-n-iten entsprechen mu&, wahrend Nr. 1 eine 
seiner T5chter ist. Es hat also im Texte des Josephos eine 
Verschiebung stattgefunden. Die Namensformen des Afrikanus 
stehen den ursprilnglichen offenbar n'aher als die des Josephos, 
bei welchem ein Ausgleich vorgenommen worden ist. Wir 
haben dann in Nr. 1 diejenige Tochter Ichunitens zu sehen, 
welche e Anchnes-iten hiefi und mit Twt- c anch-amon, einem 
Stiefbruder ihres Vaters vermahlt war 133 ). Nachdem dieser 
den Thron bestiegen hatte, mufite sie ihren Namen in c Anchnes- 
Amon verandern. Das Wort It en ist bei Manetho durch das 
gleichbedeutende Re ersetzt, und die ursprttngliche Namensform 
lautete 'Ayx e P^ °& er 'Ayx e PP^i* = 'Anchms-Re. Tafroms ist 
identisch mit Twt-'anch-amon, der unter Ichuniten wahrschein- 
lich Twt- c anch-iten oder Twt-iten (= Twt-Re) hiefi und erst 
nach seiner Thronbesteigung zur Amonsreligion zurtickkehrte 134 ). 



131 ) A. a. 0. 128. 

132 ) Nur in der Series regum. 

138 ) Vgl. Loret, Recueil de Traveaux XI p. 212. Maspero 1. 1. 334 n. 3. 

18 *) Man pflegt in diese Zeit mehrere Kflnigsnamen zu verlegen, 
die aber z. T. fruheren Dynastien angehCren werden. So ist der Sohn 
der Sonne Toti Merneptah, der auf einem Denkmal im Museum zu 
Marseille aus den ersten Zeiten der XIX. Dyn. genannt wird und den 
man mit Manethos 'PdOtoug gleichgesetzt hat, wabrscheinlich identisch 



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698 J. Marquart, 

Im ursprtinglichen Texte des Manetho war er als Bruder des 
Ichuniten bezeichnet. Die regelrechte Transskription von Twt- 
Re e (= Twt-iten) ware allerdings etwa OurcepYjs, allein ein ganz 
ahnlicher Fall findet sich bei der V. Dynastie, wo Tad-oup7js mit 
44 (richtig 24) Jahren unzweifelhaft dem Wsr-n-r& der Denk- 
maler entspricht. Der Name des Ichu-n-iten lautete wohl bei 
Manetho 'Axepprfc (oder 'Axeveprj;?) = Ichu-n-Be. Aufschriflen 
auf Weinkrtigen aus seiner Residenz Tell el Amarna nennen 
sein 18. Jahr 136 ). Die Regierung des von Amenophis IV selbst 
zum Mitregenten erhobenen S f akere € Cosirchoperu, des Gemahls 
seiner altesten Tochter Merit-Iten ist ausgefallen oder in der- 
jenigen der 'Ayx e P^* mitverrechnet , die Jahre der letzteren 
sind aber selbstverstandlich chronologisch nicht zu bertlcksich- 
tigen, da sie ja den Thron mit ihrem Gemahl Tafrumg teilte. 
Xepp^c ('Axeyx^P^)? P) entspricht offenbar dem Ai Chopercho- 
prurtf, doch erregt die auch hier wiederkehrende Zahl von 12 
Jahren Bedenken, da auf den Denkmalern nur sein 4. Jahr ge- 
nannt wird. Eine befriedigende Erklarung der Zahlen Manethos 
fur diese Epoche und Verwertung derselben fur die exakte Chro- 
nologic ist vorlaufig unmoglich. Die Rekonstruktion Manetho's 
ergibt folgendes Verhaltnis zwischen ihm und den Denkmalern: 

Amenhotep IV Ichu-n-iten 18. J. 'Axepp^ 12 J. 5 M. 

! Merit-Iten 
S 4 akere 4 Cosirchoperu 
4 Anchnes-Iten | j 'Ayx e P^ S-uyaTrjp (12 J. 1 M.) 

Twt- 4 anch-amon J | Tid-oms 48eX<p6s 9 (6) J. 

Ai Choper choprure' 4. J. XefJpifjs 12 J. 3 M. 

Summa: 33~J7~8~Mr 

Ganz ahnliche Beobachtungen ergeben sich beim Haupt- 
teil der XVIII. Dynastie : auch hier sind die Namen im gegen- 
wartigen Texte mehrfach verschoben. Die tlberlieferten Listen 
des Josephos, Afrikanus und Eusebios lauten folgendermafien : 



mit dem K8nig Toti III , dem Grtinder der VI. Dyn. (Maspeko 1. 1. 1 
416 n. 3). 

136 ) Flindees Petkie, Tell el Amarna p. 32—34. 



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Chronologische Untersuchungen. 



699 



Josephos: 




Afrikanus: 


Eusebios : 




1. Tefyuflaic 25 J. 


4 M. 


'Au-cis — 


"A|iu)oi£ 


25 


2. Xeppwv 13 , 




Xep P d>c 13 


XejSpcov 


13 


3. 'Ajievaxpc; 20 » 


7 . 


'Aixevw^pS-t; 24 


'Au|ievG)<pi; 


21 


4. &5e\y$i 'A{t- 




'Ajiepafc 22 


— 




eaoifi 21 , 


9 . 








5. M^prjs 12 „ 


9 . 


Mtoa<pptc 13 


Mfypij; 


12 


6. MTjcppajioii- 




Mtacppayu-oo- 


Mca^payjiou- 




fooai? 25 , 


10 , 


S-toa^ 26 


{hoatg 


26 


7. [Tou]8-fiwotc 9 „ 


8 , 


Toufycoocs 9 


Toud-jKoa^ 


9 


8. 'A|x4va)cpi; 30 » 


10 , 


'A|ievu)<pis 31 


\Au.evfi><pt£ 


31 


9. *Qpos 36 , 


5 , 


T 2poc 37 


T 2po€ 36 


(38) 



Hier hat allein Josephos den echten manethonischen Na- 
men des Vertreibers der Hyksos bewahrt, wahrend die Listen 
des Afrikanus und Eusebios aus Ptolemaios yon Mendes (fr. 1 
bei Tatian Or. ad Gr. c. 59) die richtige Namensform "Au-wats = 
Tahmose eingesetzt haben (s. o. S. 663). Die Form Tedjicoaig bei 
Manethos erklart sich daraus, dafi sowohl Tah wie Thoth (Dhowt) 
Mondgdtter waren, von denen der letztere Lokalgott von Her- 
mupolis war. X£(3po>v entspricht dem Vornamen Thutmosis' I, 
'O-cheper-ke-r? 136 ), dScXcpf) 'Au.eaaV]£ dagegen ist Tahmes No- 
fritiri, die Schwester und Gemahlin des Amosis, welche nach 
dessen Tode filr ihren wie es scheint noch unmttndigen Sohn 
Amenhotep I die Regentschaft fuhrte, nachdem sie schon vor- 
her den Thron mit ihrem Gemahl geteilt hatte 137 ). Natiir- 
lich sollte die Regierung der 'Au.ea<ri)<; nach Manethos' Absicht 
nicht besonders verrechnet werden, da ihre Jahre ja schon in 
denen des Amosis und Amenophis enthalten waren. Ueber die 
verwickelten SuccessionsverhSltnisse nach Thutmosis I 138 ) ver- 
mochte offenbar auch Manetho nicht zu voller Elarheit zu 
gelangen. MfypprjS (Afrikanus Mfaaqppi;) entspricht der K6nigin 
Ha c t§opsut JUa-ke-re'i die sich ja auf ihren Denkmalern stets 
als Mann darstellen lafit, wahrend in M7)cppau.o6\hoai$ bezw. Mca- 
cpparjiouO'coo^ (so auch Josephos in der Hyksosgeschichte c. 

1S8 ) Rost a. a. O. 121. 

m ) Vgl. Maspero 1. 1. 94 88. 

138 ) Vgl. daruber Kurt Sethe, Untersuchungen zur Geschichte und 
Altertumskunde Aegyptens I. Naville, ZAS. 35, 80 ff. und gegen 
ihn Sethe eb. 36, 1 ff. 



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700 J- Marquart, 

Ap. 1, 86 ff.) der voile Name Thutmosis' III Men-cheper-Re* 
Dhwtmose vorliegt. Men-cheperR# i , in den Briefen von Tell 
el Amarna Jllanachbiria, mufite in spatagyptischer Aussprache 
etwa Min-&apr-T&& werden, die ursprtinglichen Formen bei 
Manetho dtlrften also etwa Mia(a)cppa Toufl-jAcoat? und Mr) <x> P*i* 
gelautet haben. Allein die beiden Namen haben sich in den 
Handschriften schon sehr friih gegenseitig beeinflufit. Die 
Regierung Thutmosis' II, dessen h5chstes auf Denkmalern er- 
wahntes Datum sein zweites Jahr ist, ist in derjenigen der 
Makere 1 (M*/)cppr]s) enthalten, mit welcher er nach allgemeiner 
Annabme vermahlt war. Allein die Regierungen der Makere 1 
und Thutmosis' III sind in unseren Auszfigen aus Manetho 
offenbar zu kurz angegeben. Das spateste datierte Denkmal 
aus der Regierung der Makere 4 stammt aus ihrem 16. Jahre, 
von Thutmosis III wissen wir, daft er 54 Jahre regiert hat. 
Eine Zeit lang hat er mit Ha 4 t§opsut den Thron geteilt, und 
es unterliegt keinem Zweifel, dafi er die ganze Regierungszeit 
derselben sich zugerechnet hat. Die Alleinherrschaft Thut- 
mosis' III beginnt nach den Denkmalern erst mit seinem 
21. Jahre, daneben aber finden sich Datierungen aus seinem 
2. und 5. Regierungsjahre, in denen Ha l t§opsut nicht genannt 
ist. Es fragt sich also vor allem, von welchem Zeitpunkte 
an Ha l t§opsut ihre Jahre z'ahlte. Sie behauptet allerdings, 
schon von ihrem Vater Thutmosis I zur Thronfolge berufen 
worden zu sein, doch ist diese Behauptung nicht ohne weiteres 
als bare Miinze aufzufassen 137 ). Es ist vielmehr wahrschein- 
licher, dafi es ihr eben im 5. Regierungsjahre Thutmosis' III 
gelang, die Regierung an sich zu reifien, die sie dann mit 
Thutmosis II teilte. Nach dessen baldigem Tode sah sie sich 
dann genotigt, Thutmosis III als Mitregenten anzunehmen. 
Darnach wtirde also das V. Regierungsjahr Thutmosis' III mit 
dem I. der Ha 4 t§opsut und das XXI. Jahr des erstern mit dem 
XVI. der Konigin zusammenfallen. Bezeichnet das 21. Re- 
gierungsjahr, in welchem uns Thutmosis III zuerst als Allein- 
herrscher entgegentritt , in der Tat das Todesjahr der Ha't- 
Sopsut und den Beginn seiner selbstandigen Regierung, so hat 

is?) Yg] Kurt Sethe, Unters. z. Geschichte Aegyptens S. 27 f. 
ZAS. 36, 1898, S. 65. 



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Chronologische Untereuchungen. 



701 



er nach dem Tode der Konigin noch 33 Jahre und x Monate 
regiert. Die 25 Jahre und 10 Monate, die er bei Manetho 
erhalt, sind also ebenso ratselhaft wie die 12 J. 9 Monate des 
MTfjcpp7]£, wofttr wir etwa 20 Jahre -f- x Monate erwarten 
wtirden, wenn Manetho der Ha'tSopsut die ersten 5 Jahre Thut- 
mosis' III zugerechnet hat. Vielleicht hat Thutmosis III seinen 
Sohn Amenhotep II, nachdem dieser volljahrig geworden war, 
zum Mitregenten erhoben 138 ). Das hSchste bisher bekannte 
Datum aus der Regierung dieses Eonigs ist sein 26. Jahr, das 
Flinders Petrie jiingst auf einem Weinkrug erwahnt gefunden 
hat 139 ). Die Rekonstruktion der XVIII. Dyn. des Manetho 
verhalt sich demnach zu den Denkmalern wie folgt: 



Denkmaler : 
Pahmose 22. J. 
Pahmes-Nofritiri , dessen 
Schwester und Gemahlin 
Amenhotep I 10. J. 
i O-cheper-lce-re i Thutmosis I 
9. J. 

Thutmosis III 5. J. 
Maker? Ha 4 t§opsut 16. J. 
l Ocheper-n-re' Thutmosis II 
2. J. 
Men-cheper-ke-re 4 Thutmo- 
sis in 

Men-cheper-Re* 



Manetho : 

1. Te8-|Koats 25 J. 4 M. 
4. dc6eX(fVA{Aeaa^$(21J.9M.) 

3. 'A|iiva><pis 20 J. 7 M. 

2. Xippwv oE6g 13 J. 



5. MVjcpprjs 12 (?) J. 9 M. 



Thutmosis III 
21.— 54. J. 
Amenhotep II 26. J. 
Thutmosis IV 7. J. 
Nebmaure* Amenhotep III 36. J. 
Ichu-n-iten Amenhotep IV 18. J. 12, 

!Merit-Iten 
S'akere 4 Cosirchoperu 



6. Mta<a>cppaxo65 , |ia)a^ 
25 (?) J. 10 M. 

8. 'A^vwcpc^ 30 J. 10 M. 

7. <To6>9-|ia)ais 9 J. 8 M. 

9. *Upos 36 J. 5 M. 
'Axeppfjs 12 J. 5 M. 



188 j ygi Wiedemann, Aegypt. Gesch. 375. 
139 ) Academy 11. April 1896 nr. 1249 p. 309. 



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702 J- Marquart, 

| l Anchnes-Iten f 10. 'Ayxepfa H^P (12 J. 1 M.) 

j Twt- l anch~Amon ( 11. Thorns iBeX^og 9 (6) J. 

Choperchoprure' Ai 4. J. 1 3. Xeftpufc 12 J. 3 M. 

__ 2 ____ 

Rost meint, dafi die ursprtingliche Summe der XYIII. 
Dynastie, 193 oder 194 Jahre, sich bei Eusebios erhalten habe 
und nur falschlich der XIX. Dynastie zugeteilt sei 140 ). Diese 
Samme (genau 192 J. 10 M.) erreicht man aber nur dann, 
wenn man nicht blofi die Jahre der beiden Frauen 'Afieaof,; 
und 'Ayx £ P^i die nur Mitregentinnen waren, chronologisch 
nicht verrechnet, sondern aufierdem far Taframs die Zahl des 
Afrikanus zu Grunde legt und annimmt, dafi der zweite 'Ax,Ef- 
XTjpr^ (Xefipifi) nur einer faischlichen Wiederholung seinen 
Ursprung verdanke, eine Annahme, die indessen unstatthaft 
ist, da XePpifjs dem Ai Choperchoprure 4 entspricht. 

Es ist indessen m5glich, dafi auch in den Zahlen des 
Manetho eine Verschiebung stattgefunden hat. Dann ergabe 
sich etwa folgende Rekonstruktion : 
Pahmose 22. J. TeVaa^ 25 J. 4 M. 

dSeXcpt) 'Au-eaar]; (21 J. 9 M.) 
Amenhotep I 10. J. 'Auivaxpts <12 J. 9 M.> 
Thutmosis I 9. J. Xeppaw uteg 13 J. 

Thutmosis III 1—21 1 M^prjg <20 J. 7 M.> 
Makere 1 Ha'tSopsut 16. J 
Men-cheper-Re c Thut- Mta<a><ppaTou9'U.cDai£ <30 (?) J. 

mosis HI 21—54 10 M.> 

Amenhotep II 26. J. 'A|xev(o<pcs <25 J. 10 M.> u. s. w. 

Nehmen wir die Zahl des Afrikanus far TcHHotis (6) an 
und geben wir dem Mca<a><ppaTo6&|ia)ais in Uebereinstimmung 
mit den Inschriften 33 J. 10 M. nach dem Tode der MakereS 
so erhalten wir als Summe der XVIH. Dyn. 208 J. 1 M. 
Diese Zahl hat sich in der Tat als 209 bei Afrikanus er- 
halten, figuriert aber hier als Summe der XIX. Dyn. Solche 
Verschiebungen von ilberlieferten Summierungen , die spater 
infolge irgendwelcher Textverderbnisse nicht mehr verstanden 
wurden und dann von ihrer ursprtlnglichen Stelle weiter wan- 



140 ) MVAG. 1897 S. 226 = Untere. z. altoriental. Geech. S. 123. 



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Chronologi8che Untersuchungen. 703 

derten, finden sich in der manethonischen Ueberlieferung sehr 
£ haufig. 

5. Die Chronologie der Aethiopen und Saiten. 
(XXV. und XXVI. Dynastie). 

Fttr die Chronologie der Psanimetichiden sind wir in der 
glllcklichen Lage, aufier den Ausziigen aus Manetho auch die 
Angaben Herodots zu besitzen, welche auf die Ueberlieferung 
der Hellenen von Naukratis zuriickgehen und wahrscheinlich noch 
vor dem Ende des 6. Jahrhunderts aufgezeichnet worden sind. 
Dazu kommen dann noch die Daten einiger Apisstelen sowie 
der Totenstelen zweier Privatpersonen. 

Aus den Angaben zweier Apisstelen und dreier Toten- 
stelen hat Wiedemann 141 ) festgestellt, dafidieSumme derRegie- 
rungsjahre Neko's II und Psammetich* s II nicht 22, wie He- 
rodot angibt, sondern nur 21 Jahre betrug, von denen auf 
Neko 157 2 , auf seinen Nachfolger Psammetich II 5^2 Jahre ent- 
entfallen. Darnach ergibt eine Vergleichung der Angaben 
Manetho's und Herodots mit den aus gleichzeitigen Denkmalern 



Von den beiden Ausztlgen aus Manetho stimmt fttr die 
Zeit des wiederhergestellten Reiches, von Psammetich I an, 
der des Afrikanus, wie man sieht, am genauesten zu Herodot 
und den Denkmalern, besonders in den Zahlen fttr Psammetich I 

141 ) Geschichte Aegyptens von Psammetich I bis auf Alexander d. 
Gr. Leipzig 1880 S. 117 ff. 

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704 «*• Marquart, 

und Amasis. Dagegen stehen bei Apries Eusebios und Hero- 
dot (25 J.) gemeinsam gegen Afrikanus und die Apisstelen 
(19 J.), und die Summe der Regierungen Neko's II und 
Psammetich's II bei Eusebios (23 J.) steht derjenigen He- 
rodot's (22 J.) und der Denkmaler (21 J.) weit naher als die 
bei Afrikanus (12 J.). Es ist also mdglich, da£ Eusebios' 
Zahlen fur Necho II und Psammetich II nur verschoben sind 
und im Sinne Manetho's jenem 17 (1672)1 diesem 6 Jahre zu 
zu geben sind. 

Die bei Afrikanus und Eusebios tiberlieferten Summen fur 
die XXVI. Dyn. entscheiden hier nichts, da von den Verferti- 
gern beider Listen wegen der 4 bezw. 3 ersten Konige dieser 
Dynastie, der Vorfahren Psammetich's, welche gleichzeitig 
mit den Aethiopen (XXV. Dyn.) regierten, ein Ausgleich mit 
den Zahlen der letzteren angestrebt worden ist. Wir mussen 
daher zunachst von den Vorgangern Psammetichs I hier absehen. 

Fraglich ist noch immer, wie wir die Differenz des Hero- 
dot und Eusebios auf der einen und des Afrikanus und der 
Denkmaler auf der andern Seite in der Regierungszahl des 
Uaphris zu erklaren haben. 

Wiedemann, Gesch. Aegyptens von Psammetich I bis auf 
Alexander d. Gr. 119—120 hat geglaubt, dieselbe auf Grand 
dreier Denkmaler in der Weise losen zu k5nnen, dafi Apries 
und Amasis noch 6 Jahre lang (570 — 564) gemeinsam regiert 
hatten. Allein seine Aufstellung ist bereits von Karl Piehl 
ZlS. 28 (1890), S. 9—15 widerlegt worden. Ein Stein- 
sarkophag in Stockholm ist der ihrem Gemahl, dem konig- 
lichen Vetter Wah-ib-re l , ergebenen Taperit gewidmet von ihrem 
Sohne I'ahmes-si-Neit, dem Schatzmeister, Palastkommandan- 
ten etc. Revillout's Uebersetzung (Revue egyptologique H 97) : 
,die Verwandte des K6nigs Wahibre 4 " ist falsch. Es handelt 
sich also hier weder um den KSnig Wahibre 4 noch am den 
spateren Konig Amasis, sondern um zwei einfache Privatleute. 
Das zweite Denkmal, eine Opfertafel im Louvre, ist eine Wid- 
mung an den (verstorbenen) Palastkommandanten, Vertrauten, 
Schatzmeister etc. etc. Pahmes-si-Neit, Sohn des Wah-ib-r^ 4 
und der Taperu. Auch hier ist die in Frage stehende Person 
ein Privatmann, kein Konig und ftlhrt auch keinen EonigstiteL 



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Chronologiscbe Untersuchungen. 705 

Auf einem von Champollion and Rosellini publizierten Bas- 
relief aus der Zitadelle von Eairo endlich ist der Konig Wah- 
ib-re' dargestellt, wie er einen kleinen Tempel weiht. Er ist 
von einem Ka (Geist oder Doppelganger) begleitet, das die 
Standarte des Eonigs Amasis halt. Daraus wurde nan gefol- 
gert, dafi beide K6nige gleichzeitig regiert hatten. Diese Dar- 
stellung ist aber in der Reihe der Denkmaler ganz unerh5rt. 
Ein Lebender kann nur von seinem eignen Ka begleitet wer- 
den. Es liegt hier, wie Piehl ilberzeugend ausftlhrt, sicher ein 
Versehen des Steinmetzen vor, und an Stelle des Eonigsnamens 
Wah-ib-re' ist der Vorname des Amasis Chnum-ib-re' zu lesen, 
der sich vom Namen des Wahibre' nur durch das mittlere 
Zeichen unterscheidet , die beide leicht verwechselt werden 
konnen. Die Hypothese von der angeblichen gemeinsamen 
Regierung der beiden E5nige ist also aufzugeben, ebenso die 
angebliche Verwandtschaft des Amasis mit dem Konigshause 
und die Annahme, dafi er mit dem Gottesweibe 'Anchnes nefr- 
ibre 1 , der Tochter Psammetichs II. und Adoptivtochter des 
GottesweibesNitokrisSep-en-wepet III. vermahlt gewesen sei. 
Letztere Annahme beruht nur darauf, daft er in dem von ihm 
restaurierten Tempel von Earnak in Theben Sfters neben dem 
Gottesweibe genannt wird, was aber lediglich der bisherigen 
Gepflogenheit entsprach 1 * 2 ). 

Die 25 Regierungsjahre des Apries bei Eusebios und He- 
rodot sind also anders zu erklaren. Vermutlich ist er von 
seinem Vater Psammetich II. gleich bei dessen Regierungsan- 
tritt zum Mitregenten erhoben worden, er rechnet aber seine 
Regierungsjahre erst vom Tode seines Vaters ab. Den Aus- 
gangspunkt der chronologischen Reduktion bildet die Erobe- 
rung Aegyptens durch Eambyses. Man ist allgemein dartlber 
einig, dafi diese ins 5. Jahr des Eambyses, d. h. ins Jahr 525 
zu setzen ist 148 ). Mit Rucksicht auf einen babylonischen Eon- 
trakt, welcher vom 22. Eislev des Jahres 6 des Eambyses 
(etwa Ende November 524) datiert ist und vom Verkaufe einer 
agyptischen Sklavin und deren 3 Monate alten Tochter aus 
der Eriegsbeutd eines Babyloniers handelt, will B. Meissner 

"*) Vgl. Erman, ZAS. XXXV, 1897, S. 29. 

" 8 ) Diod. I, 68: 01. 63, 3. Euseb. Chron. I 149/50, 1 SchOne. 

Fhilologus, Supplementband VII , yiertes Heft. 45 



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706 J- Marquart, 

naherhin die Beuteverteilung etwa in den Herbst 525, die Er- 
oberung in den Frtthling und Sommer desselben Jahres setzen, 
unter der Voraussetzung , daft die Sklavin Nana-ittia ihr 3 
Monate altes Kind von ihrem Herrn Iddina-Nabo. hatte 144 ). 
Recbnet man yon diesem Datum aufwarts, so erhalt man : 

Psammetich I. 663—610 

Neko II. 609—595 

Psammetich II. 594—589 

Uaphris 588—570 

Amasis 569 — 526 

Psammetich III. 525. 

Aus der Stele eines Apis, der im Jahre 26 des Eonigs 
Taharqa geboren und im Alter von 21 Jahren am 21. Mesori 
des Jahres 20 Psammetich's gestorben war, ergibt sich ferner, 
daft Psammetich dem Taharqa unraittelbar gefolgt ist 145 ). Da- 
nach mufi das 26. Jahr Taharqa* s dem Jahre 664 v. Chr. 
entsprechen. 

Hugo Winckler hat dagegen neuerdings auf Ghrund der 
Inschriften Asurbanipals nachzuweisen versucht, daft Taharqa's 
Tod bereits ins Jahr 669/8 zu setzen sei 146 ). Er geht davon 
aus, daft in der Tafel K. 2675 der Bericht liber die Feldzttge 
gegen Tarqu und Tandamane, wahrend deren TarqQ starb, und 
die Unterwerfung Aegyptens der Erzahlung des Zuges gegen 
Kirbit in den elamitischen Grenzgebirgen vorangeht, welcher 
nach der babylonischen Chronik Kol. IV 37 im Anfangsjahr 
des Sama8-§um-ukln (668 v. Chr.) stattfand. Auf diesen Feld- 
zug folgt in der Tafel der Bericht tiber die Gesandtschaft des 
Gyges von Lydien und die Huldigung des Mukailu von Tabal 
und des JakinlQ von Arwad (Rttckseite 6 — 31) 147 ) , wahrend 
in Prisma B Kol. Ill 5 — 15 der Zug gegen Kirbit erst nach 
der Gesandtschaft des Gyges erzahlt wird. Auch im Rassam- 
prisma folgen auf die Feldzttge gegen Tarqti und Tandamane 
die Unterwerfung des Ba'al von Tyros, sowie die Huldigung 
des JakinlQ. von Arwad, des Mukailu von Tabal und Sanda- 



1M ) Meissnek, ZAS. 29, 1891, 123 f. 
,4B ) Vgl. Wiedemann a. a. O. 141 



146 ) H. Winckler, Altoriental. Forech. VI S. 474 — 483. 

147 ) KB. n 174/5 Anm. 2. 170/1 Anin. 2. 



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Cbronologische Unterouchungen. 707 

sarme yon Chilakku. Daran schliefit sich die Huldigung der 
SShne Jakinlfl's nach dem Tode ihres Vaters und die Hul- 
digungsgesandtschaft des Gyges, sein BtLndnis mit Psammetich 
und sein Untergang durch die Kimmerier U8 ). Aus jener An- 
ordnung schliefit Wenckler, dafi all die in E. 2675 erwahnten 
Ereignisse ebenfalls noch ins Jahr 668 oder wenigstens 667 
zu setzen seien. 

Allein diese Forschungsmethode mufi die schwersten Be- 
denken hervorrufen. Die Feldztige sind in den Inschriften 
Asurbanipals , wie allgemein anerkannt ist, nicht nach chro- 
nologischen, sondern nach schriftstellerischen Gesichtspunkten 
geordnet. Der Yerfasser erzahlt episodisch, ahnlich wie z. B. 
Ktesias. Daher wird das am weitesten entfernte Land, welches 
bald nach den erzahlten Siegen aufgegeben werden mufite und 
aus welchem daher weiter nichts Rdhmliches zu berichten war, 
zuerst vollstandig abgehandelt. Ganz ebenso machen es 
die spateren Inschriften z. B. mit Lydien, dessen Geschichte 
bis zum Untergang des Gyges und der Huldigung seines Soh- 
nes Ardys (nicht vor 657) verfolgt wird. Dafi der Feldzug 
gegen Kirbit mit der Unterwerfung Aegyptens in einem ge- 
wissen Zusammenhange stent, ersieht man aus E. 2675 Rs. 
Z. 13: 'Die Einwohner jenes Ortes, meine Gefangenen, ftthrte 
ich aus ihrer Heimat weg, siedelte sie in Aegypten an.' Allein 
aus dieser Bemerkung ist tlber den genauen Zeitpunkt der Wie- 
dereroberung Aegyptens und vor allem fiber die Dauer der 
Feldztige gegen Tarqfl. und Tandamane nichts zu entnehmen. 
Soviel lafit sich mit Sicherheit aus dem Stillschweigen der 
babylonischen Ghronik schliefien, dafi Asurbanipal den yon Asar- 
haddon begonnenen Feldzug gegen Aegypten in seinem An- 
trittsjahre (668) nicht mehr weiter ftthrte. Denn so gut die 
Ghronik die Siege Asarhaddons in Aegypten und die Einnahme 
von Memphis in seinem 10. Regierungsjahre (670) verzeichnete, 
ebensogut hatte sie auch die Siege der Feldherren Asurbanipals 
der Erwahnung wert gefunden. Aus jener Bemerkung fiber 
die Verpflanzung der Einwohner von Eirbit nach Aegypten 
lafit sich also vorlaufig nur schliefien, dafi die Truppen Asur- 
banipals im Jahre 667 in Aegypten eingerttckt sein werden. 

" 8 ) Asurbaxi. Ann. I 52— II 125. KB. II 158/9-176/7. 

45* 



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708 J. Marquart, 

So lange also der zweite Teil der babylonischen Chronik 
nicht aufgefunden ist, mufi das aus Den&malern und Schrift- 
stellern feststehende Todesjahr des Taharqa (664) den Aus- 
gangspunkt fur die chronologische Einordnung der agyptischen 
Feldzttge Asurbanipals bilden. Sehen wir uns nun den Text 
des mafigebenden Berichtes, K. 2675 bei Winckler, Untersu- 
chungen zur altoriental. Gesch. S. 102 ff. an. Tarqu rtLckt 
von neuem gegen Aegypten heran, besetzt Memphis und zieht 
gegen die von Asarhaddon eingesetzten agyptischen Vasallen- 
konige. Ob dies alles noch unter die Regierung Asarhaddons 
fallt, ist keineswegs sicher. Die babylonische Chronik berichtet 
allerdings, dafi Asarhaddon in seinem letzten Regierungsjahre 
nochmals einen Zug gegen Aegypten unternahm, auf dem er 
jedoch unterwegs starb (Kol. IV 30/31. K.B. II 284/5). Ta- 
harqa mufi also noch zu dessen Lebzeiten abermals gegen Ae* 
gypten vorgedrungen sein, ob er aber bereits Memphis wieder- 
gewonnen hatte, darf man bezweifeln. Es ist sehr wohl mog- 
lich, dafi er zur Zeit des Zuges Asarhaddons erst Theben besa£, 
und erst nach Asarhaddons Tode gegen Memphis vorruckte 
und sich dann gegen die assyrischen Statthalter und Vasallen- 
konige wandte. 

Jetzt erschien ein Eilbote in Ninive und meldete dem neuen 
Ednig das Geschehene, worauf dieser seinen Turtan mit einer 
Streitmacht den assyrischen Statthaltern und Vasallenkonigen 
in Aegypten zu Hilfe sandte. Bei Ear-baniti kam es zur 
Schlacht, in welcher Taharqa geschlagen wurde, so dafi er sich 
genotigt sah, Memphis zu raumen und zu Schiffe nach Theben 
zurttckzugehen. Seine Eriegsflotte fiel in die Hande der Assyrer. 
Diese Ereignisse fallen also bald nach dem Regierungsantritt 
Asurbanipals, am wahrscheinlichsten ins Jahr 667. Der Be- 
richt fahrt dann fort (Z. 28 if.): 4 meine Oberbeamten, Statt- 
halter, Unterkonige von jenseits des Flusses (ebir-nari = "cr 
mru), meine mir untergebenen Diener allesamt samt ihren 
Streitkraften und Schiffen, die Eonige von Aegypten, meine 
mir ergebenen Diener, samt ihren Streitkraften und Schiffen 
ftigte ich, urn Tarqu aus Aegypten zu verjagen, zu meinen 
friiheren Streitkraften hinzu und sandte sie gegen Theben, die 



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Chronologische Untersuchungen. 709 

Festung Tarqu's, des Kdnigs von Ku§. Sie marschierten einen 
► Weg von einem Monat und 10 Tagen/ 

Nach dem Texte wtlrde man glauben, da£ dieser Feldzug 
gegen Oberagypten sich ohne gr56ere Unterbrechung an die 
Vertreibung des Tarqu aus Memphis angeschlossen habe. Aber 
die Erwahnung der Konige von ebir nar% welche zu dem Feld- 
zuge aufgeboten wurden, lafit voraussetzen, dafi dem weiteren 
Vorgehen gegen Theben die Fortsetzung der Belagerung von 
Tyros und die endliche Unterwerfung ihres Konigs Ba'al, so- 
wie in deren Gefolge die Unterwerfung der Konige Jakinltt 
von Arwad und Mukallu von Tabal und die Huldigungsge- 
sandt8chaft des Gyges von Lydien vorausgegangen waren. Da 
% uns jedoch das genaue Datum der Wiederunterwerfung von 
Tyros nicht bekannt ist, so hilft uns dies nicht weiter. 

Von jetzt an wird der Bericht sehr unklar, und zwar wie 
es scheint absichtlich. Man hat den Eindruck, dafi etwas ver- 
schwiegen werden soil. Auf die Nachricht vom Anzug der 
Assyrer verlafit Tarqu seine Festung Theben, (iberschreitet den 
Nil und schlagt auf beiden Seiten ein Lager auf. Was nun 
die assyrischen Truppen bei Theben weiter gemacht haben, 
wird mit keiner Silbe angedeutet. Dagegen erzahlt die Inschrift 
ausftlhrlich von einem Aufstande, der im Rtlcken des Heeres 
auszubrechen drohte. Niku, der K5nig von Memphis und Sais, 
Sarludari, der Konig von Tanis (Q Vnu) und Pakruru, der Ko- 
nig von PiSaptu hatten sich in Unterhandlungen mit dem aus 
Aegypten vertriebenen Tarqa eingelassen, um ein Bttndnis zur 
Vertreibung der Assyrer mit ihm zu schliefien. Allein die 
Depeschen wurden von den Assyrern (oflFenbar von dem bei 
Theben stehenden Heere) aufgefangen, Sarludari und Neko 
wurden verhaftet und nach Ninive gesandt, fiber die Stadte, 
welche es mit ihnen gehalten hatten, besonders Sais, Mendes 
(Pi-in-di-di) und Tanis (Qi-i-na) ergieng ein furchtbares Straf- 
gericht. Offenbar hat man sich den Verlauf so vorzustellen, 
dafi das dem Tarqu gegenuberstehende Heer durch die Ent- 
deckung des Abfalls in seinem Riicken zu schleuniger Rtlck- 
kehr veranlafit wurde, ohne seine Aufgabe erfullt zu haben. 
Diese Ereignisse ftillen also abermals ein Kriegsjahr. 
v Neko wurde sp'ater begnadigt und wiederum als Konig in 



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710 J. Marquart, 

Kar-bel-matati (Sais) eingesetzt , sein . Sohn Naba-§ezib-ani 
(Psammetich) wurde zum Konig yon Athribis bestellt. Un- 
mittelbar darauf heifit es: 'Tarqa, den Konig von Ku§, warf 
Schreck und Furcht Tor ineiner Herrschaft nieder und er starb. 
Tandamane, der Sohn seiner Schwester, setzte sich auf seinen 
Thron und regierte das Land.' Da der Tod des Tarqa, wie 
wir gesehen haben, ins Jabr 664 fallt, so ist auch die Wieder- 
einsetzung Neko's und die Ernennung Psammetich' s zum Ko- 
nig von Athribis noch in dasselbe Jahr zu setzen. Aus 
RM. 281 149 ) scheint hervorzugehen , da& der Kftnig damals 
selbst nach Aegypten zog, urn die Verhaltnisse des Landes zu 
ordnen. Nach dieser Tafel ist das Todesjahr des TarqU auch 
das des Urtaku yon Elam. Der Zug der Assyrer gegen Theben f 
und der Aufstand Neko's kflnnen bereits im Jahre 666 statt- 
gefunden haben. 

Tandamane 'machte Theben zu seiner Festung und ver- 
sammelte seine Streitmacht. Urn Eampf und Schlacht gegen 
meine Truppen zu liefern, liefi er seine Waffen ausziehen und 
brach auf, allein die Assyrer brachten ihm in einer Schlacht 
auf weitem Felde eine Niederlage bei und zerstreuten seine 
Streitmacht, Tandamane entfloh allein und betrat Theben, seine 
Hauptstadt (Z. 71 — 75). Auch hier ist die Ausdrucksweise 
merkwtirdig unbestimmt; der Ort der Niederlage des Tanda- 
mane wird nicht naher angegeben, so dag es unbestimmt ge- 
lassen wird, wie weit er nach Norden vorgedrungen war. Allein 
auf die richtige Spur leitet die Bemerkung, dag die assyrischen 
Truppen ihn einen Weg von 1 Monat und 10 Tagen verfolgten 
bis nach Theben, das dann erobert und gepltindert wird. Jene 
Entfernung entspricht aber dem Wege von Memphis nach 
Theben (Z. 33), woraus sich ergibt, daft Tandamane bis ins 
Delta vorgertickt war. In der Tat heifit es im Rassam-Pris- 
ma Kol. II 23—31: 'Tandamane machte Niu (Theben) und 
U n u (Heliopolis) zu seiner Starke und sammelte seine Macht 
Zur Schlacht mit meinen Truppen, den Assyrern, die in Mem- 
phis waren, zog er angreifend heran. Diese Leute schlofi er 



,49 ) Winckler, Altoriental. Forsch. VI 478 Anm. 2: „Wahrend ich 
in Aegypten and Kus weilte und mich in Assyrien nicht aufhielt, kam 
Urtaku, um meine Truppen zu bekampfen". ^ 



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Chronologische Untereuchungen. 711 

ein und besetzte ihren Ausgang. Ein Eilbote kam nach Ni- 
nive und meldete es mir. Auf meinem zweiten Feldzuge lenkte 
ich den Weg nach Aegypten und Ku§. Tandamane h5rte von 
dem Herankommen meines Feldzuges, dafi ich das Gebiet von 
Aegypten betreten. Er verliefi Memphis und um sein Leben 
zu retten, floh er in Theben hinein' 160 ). Es ist also unver- 
kennbar, dafi hier der spatere Bericht ausfuhrlicher und ge- 
nauer ist als der altere, der deutlich bemtiht ist, den aber- 
maligen Verlust Aegyptens an die Aethiopen zu vertuschen. 

Tandamane (Tanut-Amon) berichtet selbst fiber seinen 
Zug in der sog. Traumstele. Wie H. Schafer 161 ) festgestellt 
hat, wurde er nach dieser Inschrift im letzten Jahre des Ta- 
harqa von diesem zum Mitregenten erhoben und mit der Ver- 
waltung von Oberagypten beauftragt. Gleich nach seiner Er- 
nennung zum Mitregenten erhielt er im Traume die Aufforde- 
rung, sich zu der Krone von Oberagypten auch die von Unter- 
agypten zu erwerben, und als er noch in demselben Jahre 
nach dem Tode Taharqa's AUeinherrscher geworden war 
und sich vom Gotte Amon in Napata hatte bestatigen lassen, 
brach er gegen Aegypten auf. In Elephantine und Theben 
wurde er mit Freuden aufgenommen, bei Memphis kam es zum 
Kampfe mit den 'Kindern des Aufruhrs', d. i. den Assyrern, 
die indessen geschlagen wurden, worauf Tanut-Amon in die 
Stadt des Ptah einziehen konnte. Ein Versuch, die Fttrsten 
von Unteragypten zu unterwerfen, schlug zunachst fehl, da 
denselben das Schicksal des missglilckten Abfalles vor einigen 
Jahren noch in allzu lebhafter Erinnerung stand, und der Konig 
mufite sich nach Memphis zurtickziehen. Eines Tages aber 
seien die Ftlrsten, an ihrer Spitze Paqruru von Pisapt, welcher 
sich auch an dem Abfall zu Tarqu beteiligt hatte und bei der 
Unterdrilckung desselben entkommen sein mufi , vor seiner 
Majestat in Memphis erschienen, um ihre Huldigung darzu- 
bringen. Der weitere Verlauf der Begebenheiten ist in der 
Inschrift mit Stillschweigen iibergangen, darf aber aus den 
Inschriften Asurbanipals erganzt werden. Nach dem Rassam- 
prisma verliefi Tandamane beim Anzug eines neuen assyrischen 

150 ) KB. II 166/7. 

lM ) ZAS. 1897, XXXV, S. 67 ff. 



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712 J- Marquart, 

Heeres (K. 2675, Z. 74 — 75: nach einer Niederlage, die er 
durch die Assyrer erlitten hatte) Memphis und floh nach The- 
ben, worauf die assyrischen Statthalter und Vasallenkdnige 
alsbald wieder den GrofikSnig ihrer Loyalitat versicherten. Das 
assyrische, Heer rtlckte jetzt gegen Theben, worauf Tandamane 
die Stadt verliefi und nach Kipkip floh. Theben wurde dann 
von den Assyrern erobert und grundlich ausgeplfindert 162 ). 

Auch die Stele des Tanut-Amon weifi also tibereinstim- 
mend mit dem Rassam-Prisma nur von einem Zuge dieses 
Konigs nach dem Norden, dessen Ziel die Eroberung von 
Unteragypten war. In welchem Jahre dieser Zug stattfand, 
lafit sich aus der Inschrift nicht mit Sicherheit entnehmen, 
aber da noch Inschriften aus Theben aus dem 3. Jahre des 
Tanut-Amon datiert sind 163 ), so kann die Eroberung Thebens 
durch die Assyrer und die Flucht des Tanut-Amon nach Kip- 
kip nur in oder nach diesem Jahre stattgefunden haben. Da 
nun Tanut-Amon nach allgemeinem agyptischem Brauche seine 
Jahre von seiner Erhebung zum Mitregenten an gezahlt hat, 
so wird der Zug gegen Unteragypten und die Einnahme von 
Memphis in sein 2. Jahr (663), seine Flucht und die Wieder- 
eroberung Thebens durch die Assyrer in sein 3. Jahr (662) 
fallen. Dazu stimmt, daft wir aus den beiden nachsten Jahren 
(661 und 660) bereits Inschriften besitzen, welche nach Jahren 
des Psammetich (aus dessen 3. und 4. Jahre) datiert sind 15 *). 
Es liegt darnach gar kein Grund vor, mit Winckler 165 ) zwei 
verschiedene Ztlge Tanut- Anions gegen die Assyrer zu unter- 
scheiden. 

Es handelt sich nun noch darum, das Yerhaltnis der Ko- 
nige von Sais, der Vorfahren Psammetich's zur athiopischen 
Dynastie festzustellen. Die Auszlige aus Manetho geben fur 
letztere folgende Zahlen: 



162 ) Rassamprisma n 28—47. KB. II 166—169. K. 2675, Vs. 73 bis 
Rs. 5. 

158 ) Schafer a. a. 0. S. 67. 

l5 *) Wiedemann, Gesch. Aegyptens von Psammetich I bis auf Ale- 
xander d. Gr. S. 140. 

156 ) Altoriental. Forsch. VI 479 ff. 



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Chronologi8che Untersuchungen. 713 

XXV. Dynastie, 3 Aethiopen. 

Afr. Eus. 

1. 2a(3axa)v 8 J. 12 J. 

2. Sepix^ uK« 14, 12 „ 

3. Tapxog 18^ 20 „ 

40 J. 44 J. 

Ftlr Tapxos, den letzten Konig dieser Dynastie, entsprechen 
beide Zahlen nicht der offiziellen Rechnungsweise, da wir aus 
Inschriften von Apisstelen wissen, da& er 26 Jahre regiert 
hat. In seine Regierungszeit fallt aber sicher die des E5nigs 
Neko I von Sais, und in der That ergeben 18 Jahre des Tar- 
kos(A£r.) und 8 Neko's genau die Summe 26. Ed. Meyer 167 ) 
hat angenommen, dafi die 8 Jahre des Neko von der Erobe- 
rung Aegyptens durch Asarhaddon auf seinem zweiten agyp- 
tischen Zuge zu rechnen sind, nach welcher derselbe in Aegyp- 
ten 20 einheimische Dynasten einsetzte, worunter an erster 
Stelle Nika von Memphis und Sais genannt wird 168 ). Die 
Eroberung Aegyptens fallt nach der babylonischen Chronik 
IV 23 — 28 ins 10. Jahr Asarhaddon's (670), wenn dieses 
also mit dem 1. Jahre Neko's gleichgesetzt wird, so ent- 
spricht sein 8. Jahr dem Jahre 663/2. Ed. Meyer 169 ) hat 
damit dann die Angabe Herodots (2, 152) kombiniert, Neko 
sei von dem Aethiopenkonig Sabako, der bei ihm der Repr'a- 
sentant der ganzen Aethiopenherrschaft ist, getotet worden 
und sein Sohn Psammetich vor diesem nach Syrien, d. h. zu 
den Assyrern geflohen. Er vermutet als tatsachlichen Hinter- 
grund dieser Erzahlung, daft Neko als Herr von Memphis und 
Sais sich in Gemeinschaft mit den Assyrern dem Vordringen 
Tandamane's nach Unteragypten widersetzt und im Kampfe 
gegen diesen seinen Untergang gefunden habe. In der That 
sehen wir aus der Traumstele, dafi Tanut-Amon auch die 
iibrigen Dynasten zunachst vergeblich zur Unterwerfung zu 
bringen suchte, und als dieselben sich endlich zur Huldigung 
herbeilassen , ist es Paqruru von Pisaptu, welcher dabei an 



,B7 ) Gesch. des alten Aegyptens S. 351. 

168 ) Asurban. Ann. I 90—111. (KB. II 160/63). Stele von Send- 
schirli bei H. Winckleb, Altor. Unters. S. 100. 

169 ) A. a. 0. 353. 



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714 <*• M ar quart, 

ihrer Spitze erscheint, wahrend von Neko, dem machtigsten 
dieser Vasallen, gar nicht die Rede ist. Es ist daher ganz 
wahrscheinlich, daft Neko nach den schlimmen Erfahrungen, 
die er beim letzten Abfall gemacht hatte, keine Lust versptirte, 
abermals die Rache der Assyrer gegen sich heraufzubeschworen, 
die ihn das letztemal so glimpflich bebandelt batten, und ent- 
scblossen war, seinem Lebnsherrn die Treue zu halten, von 
dessen Uebermacht er tiberzeugt war. Erst . nachdem Neko 
gefallen war, konnte Tandamane in Memphis einziehen. Dar- 
nach fiele also die Regierung Neko's I. in die Jabre 670 — 
663/2. Psammetich rechnete dagegen seine Regierung von 
seiner Einsetzung zum K5nig von Athribis durch Asurbanipal 
kurz vor dem Tode Taharqa's; sein erstes Jahr fallt also 
mit dem letzten Neko's zusammen, d. h. letzteres ist chro- 
nologisch nicht zu verrechnen. 

Es umfafit demnach die of&delle Regierung des 

Taharqa die Jahre 689—664 

Neko „ „ 670-663/2 

Psammetich „ 9 663 — 610, 
die Regierung Taharqa s bis zur Eroberung Aegyptens durch 
Asarhaddon die Jahre 689—670, also 20 bezw. 19x/12 Jahre, 
wie Eusebios angibt. 

Daraus folgt, daft die Zahlen des Eusebios hier die 
Angaben Manetho's treuer wiedergeben als Afrikanus. Die 
Summe der Regierungen der beiden letzten Aethiopen stimmt 
tlbrigens bei beiden v5llig aberein : 14 + 18 = 12 + 20 = 32. 
Auch fttr den ersten Herrscher der Dynastie, Sabako, erweist 
sich Eusebios' Zahl (12) gegentlber der des Afrikanus als die 
ursprtlngliche s da ein Denkmal sein 12. Jahr erwahnt 160 ). 
Darnach wird man auch die 12 Jahre des Eusebios als die 
echte manethonische Zahl des Ze^tx^^ betrachten diirfen. 

Der Aethiope Sabako hatte der Herrschaft des Saiten 
Bokchoris (Bok-n-renf) ein Ende gemacht, welcher 44 Jahre 
iiber Sais und 6 Jahre tlber Memphis regiert hatte. Es scheint 
nun, dafi er iiber die wichtigen Stadte Sais und Memphis einen 
Aethiopen 'Ajxjxdpyjs setzte, von welchem wahrscheinlich Psam- 



°) Wiedemann, Aegypt Gescbichte S. 583. 



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Chronologiache Untersuchungen. 715 

metich abstammte. Eusebios setzt an die Spitze der 4 Saiten, 
& der Vorganger Psammetich's einen 'A{i(iep>jg AMKocJ; mit 12 
(Arm. 18) Jahren, der von Afrikanus ausgelassen ist. Es liegt 
aber, wie Schafee mit Recht bemerkt hat, absolut kein Grund 
vor, diese Angabe dem Manetho abzusprechen. Schafeb hat 
ferner darauf hingewiesen, dag die gewBhnliche Annahme, wo- 
nach die Dynastie Psammetich's libyscher Abstammung ge- 
wesen ware, ganzlich unbegrflndet ist, dafi vielmehr ein er- 
haltenes Portrat Psammetichs I. nichts weniger als den in den 
agyptischen Abbildungen tiblichen Typus der Libyer, sondern 
deutliche Negerztlge trage, wie der des Taharqa 161 ). 

Darnach lauft die Regierung des Ammeres (12 J.) der 
des Sabako (12 Jahre) parallel, die des STecpivcHhs und Nexe- 
^(i)€ (7+6 Jahre) dagegen der des 2efhx&€ Sabataka (12 J.) ; 
die XXV. und die erste Halfte der XX VX Dyn. konnen also 
folgendermafien rekonstruiert werden: 

XXV. Dyn. 3 Aethiopen XXVI. Dyn. 4 Saiten 

1. Sapdxwv 12 (8) J. 713—702 1. 'A|Auip7)s Ald-ioty 12 J. 

713-702 

2. SePcxcbs 12 (14) J. 701-690 (2. Siecpivaftis 7 J. 701— 695 

|3. Nexe+cbs 6 J. 694—689 

3. Tapxos Tarqu Taharqa 26 J. 

689—664 
(bis zur Erobernng durch A- 
sarhaddon) 
20 (Afr. 18) J. 689—670 4. Ne X aa) 8 J. 670- 663/2 

4. Tanut-Amon(Tandamane)3J. 5. Psammetich I 54 J. 

664—662 663—610 

Daraus ergibt sich als Gesamtdauer der athiopischen Herr- 
schaft 62 Jahre , eine Zahl , die zu den 50 Jahren Sabako's 
bei Her. 2, 137 stimmt, welcher bei diesem die Aethfepen 
vertritt. Rechnet man dagegen die 8 Jahre von der Erobe- 
rung Aegyptens unter Asarhaddon bis zur Vertreibung Ta- 
nut-Amon's chronologisch dem Neko an, so erweist sich Eu- 
sebios' Zahl 44 als korrekt. 

Als manethonische Sum me der XXVI. Dyn. ergibt sich 



lil ; H. SchAfee, ZAS. XXXm, 1895, S. 116 ff. 



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716 J. Marquart, Chronologische Untersuchungen. 

bei Einsetzung der richtigen Zahl fur Neko II. 172 1 / 2 Jahre 
(12 -f 7 + 6 + 8 + 54+ 16 + 6 + 19 + 44 + 1 /*), vondenen 
freilich ftlr die chronologische Verrechnung die 3 ersten Posten 
von (12 + 7 + 6 =) 25 Jahren, als bereits in den Zahlen der 
beiden ersten Aethiopen enthalten, in Abzug zu bringen sind. 
So erhalt man (172V 2 — 25 =) 1477 2 , nnd dazu die 44 Jahre 
der Aethiopen addiert ergibt 1917a Jahre als Gesamtdauer des 
Zeitraumes von Sabako bis zur Eroberung des Kambyses. Fast 
dieselbe Zahl, namlich 190 1 /* ergibt die Addition der beiden 
Summen der XXV. und XXVI. Dyn. (40 + 150V 2 J.) bei Af- 
rikanus, wogegen Eusebios dieselbe um 15^2 bezw. 147a Jahre 
(162 bezw. 163 + 44) tiberschreitet. Jene 191 1 j 2 Jahre konnen 
tlbrigens noch nicht ohne weiteres chronologisch verwertet 
werden, vielmehr sind von den 147^2 Jahren der XXVI. Dyn. 
noch mindestens 2 Jahre in Abzug zu bringen, da Jahr 16 
Neko's II. und Jahr 1 Psammetich's II. und ebenso Jahr 8 
Neko's I. und Jahr 1 Psammetich's I. zusammenfallen. Eben- 
so ist auf Seiten der XXV. Dyn. 1 Jahr abzuziehen, da 
Jahr 20 Taharqa's mit Jahr 1 Neko's I. (670) zusammenfallt. 
So erhalten wir als zu verrechnende Summe 188 a /2 Jahre. 
Es ist immerhin anzuerkennen, da£ der Verfasser der afrika- 
nischen Liste sich redliche Mtlhe gegeben hat, diese verwickel- 
ten Verhaltnisse in einer chronologischen Tabelle zum Ausdruck 
zu bringen, — allerdings mehrfach auf Kosten der ursprQng- 
Hchen Einzelzahlen Manetho's. 

Diodor 1, 44 weifi richtig, da£ die Zahl der athiopischen 
Herrscher 4 betragen hat, die nicht fortlaufend, sondern mit 
Unterbrechung geherrscht haben. Die Zeit ihrer Herrschaft 
gibt er auf beinahe 36 Jahre an. 

Diese Untersuchung gibt also abermals einen lehrreichen 
EinWick in die Art und Weise, wie die Verfertiger der Listen 
rait den manethonischen Zahlen und Angaben bei der Reduk- 
tion zu chronologischen Tabellen verfahren sind und beweisen 
wiederum aufs schlagendste, dafi diese Listen nicht von Ma- 
netho selbst herrfihren, sondern erst nach ihm von andern aus 
seinem historischen Werke herausgestellt sind. 

Tttbingen. J. Marquart. 



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I n h a 1 1. 

Seite 

1. Bero8808 und die babylonische Konigsliste . . 637—656 

Der chroiiologische Endpunkt des berossischen Werkes 
S. 637. Umfang, Endpunkt und Beginn der letzten Dynastie 
des B. S. 637-642. Konkordanz mit der Kflnigsliste S. 642 f. 
Die zweite nachflutliche Dynastie des B. , die Einfalle der 
Elamiter und die erste Dynastie von Babylon S. 643—647. 
Hauptepochen der altesten Geschichte Babylons S. 648—649. 
ErgebniBse der chronologischen Tafel Bu. 91 — 3 — 9 . 284 
S. 649—652. Die Dynastien III— V des B. S 652—655. Schema 
der V. beross. Dynastie S. 655. Schema der II. — IV. beros- 
sischen Dynastie S. 656. 

2. Zur Chronologie der Hyksos 656—666 

Die Hyksos nach den Kflnigslisten, Josephos und den Denk- 
malern S. 656—658. Manetho kannte nur erne Hyksosdyna- 
stie S. 658 — 659. Die vier letzten Hyksoskflnige. Wieder- 
herstellung der Liste Manetho's S. 659—661. Ursprung der 
zweiten Hyksosdynastie S. 661—663. Die Liste der Excerpta 
Barbari S. 663 — 664. Die gleichzeitigen FQrsten von Theben 
S. 665—666. Schema der XIII. — XVU. Dyn. S. 666. 

3. Die Exodusberichte des Manetho und Cbairemon 

und die Josephsgeschichte der Genesis . . . 667—693 

Manetho's Erzahlung ttber die Unreinen S. 667—672. Der 
Bericht des Chairemon S. 672. PapyrusbruchstQcke : die Pro- 
phezeiung des Tflpfers an Amenophis S. 672—73. Die sy- 
rischen Hilfstruppen der Unreinen und die Juden S. 673. Ge- 
8chichtlicher Hintergrund der Josephsgeschichte S. 673—677. 
Janchamu, Statt halter von Jarimuta, das Urbild Josephs 
S. 677 — 680. Syrische SOldner in Diensten Amenophis' IV 
S. 680—681. Das Vordringen der Chabiri gegen Kana'an 
und die Einwanderung der Hebraer S. 681—684. Simeons 
und Levis Vergewaltigung Sichems und ihr Untergang S. 684 
bis 685. Die Einwanderung Josephs nach Kana'an spater 
als die der Lea-Stamme. Das Haus Joseph und die Reste Le- 
vis allein in Aegypten S. 685 — 689. Die Zeit des Auszugs. 
Die Inschrift Merneptahs S. 689—691. Das Ende der Vor- 
macht Rubens und der IJntergang der rubenitischen Stamm- 
fUrsten Datban und Abir&m 691—692. 

4. Die XVIII. und XIX. Dynastie nach Manetho . 693—703 
Der Ursprung der XIX. Dyn. nach Manetho S. 693. Die 

Nachfolger der 'Ketzerkflnige' S. 694 — 695. Herstellung der 
XIX. Dyn. S. 696—697. Die KetzerkOnige S. 697—698. Die 
k XVIII. Dyn. S. 698-702. 



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718 



Register. 



5. Die Chronologie der Aetbiopen und Saiten (XXV. 

und XXVI. Dynastie) 703—716 -f 

Uebersicht der XXVI. Dyn. 8. 703. Differeozen der Ueber- 
lieferung fttr die Zeit des wiederhergestellten Reiches S. 703 
bis 705. Reduktion der Periode von Psammetich I bis Kam- 
byses S. 706. Das Todesjabr des Taharqa (664) S. 706. Asar- 
haddons und Asurbanipals Feldziige gegen Tarqu und Tan- 
damaoe (668—662) S. 706—712. Die Aetbiopen und die 
UnterkOnige von Sais (713 — 662). Aethiopischer Ursprung 
der letztern S. 713—716. 



Stellenverzeichnis. 



Her. 2, 137 


715 


— 2, 152 


713 


Ptolemaios von Mendes fr. 1 663 




699 


Diod. 1, 44 


716 


— 1, 68 


705 N. 143 


— 2, 20, 1 


642 N. 21 


Jos. Apx- 9, 284 


638 


— c. Ap. I, 75 ff. 


656 


- I, 75 


664 


— I, 81 


661 f. 


- I, 84 


656. 662 


— I, 85 


662 


— I, 95—98 


695 


— I, 96 


668 


— I, 98—102 


693 


- I, 103 


695 


-■ I, 142 


642 N. 21 


— I, 147 


639 N. 17 


— I, 148 


639 N. 18 


— I c. 26. 27 § 227- 


-253 667 ff. 


— I, 230/1 


695 


— I, 231 


693 


Euseb. npon. sbaff. 9, 41 639 N. 18 


— — 10, 13, 4 


662 


— Chron. I 10 ed. Avker = 


I 7 ed. SchOne 


637 


— I 41 ed. Avker = 


= 1 25 ed. 


SchOne 


638 


— I 25, 12—14 ed. SchOne 653/4 


— I 29, 34—37 ed. 


SchOne 




639 N. 11 


— I 48—44 ed. Avker 638 


— 1 45 ed. Avker 


639 N. 18 



Eus. Chron. I 53 ed. Avker = 
I 35 ed. SchOne 638 

— I 54 ed. Avker 639 N. 13 

— I 60 ed. Avker 639 N. 18 

— I 76—77 ed. Avker = 1 53 
ed. SchOne 637 

— I 226 Avker = I 153, 9 
ed. SchOne 658 

— I 226, 6 Avker = 1153, 11 
ed. SchOne 659 

Simplikios, Kommentar zu Ari- 

stoteles itspl o6pocvo3 II 12 648 
Schol. Plat. Tim. p. 424 Bekk. 657 
Synkellos p. 147, 12 644 N. 24. 647 



— p. 169, 18 

— p. 172, 16 

— p. 232 
Gen. 34 

— 41, 45 

— 42, 5. 6 

— 43, 11 

— 44 

— 47, 11 

— 49, 3-4 
49, 5—7 

1, 11 ff. 

2, 23 
4, 19 
6, 24. 25 
13, 17 
15, 6 

— 18, 17 
4 Boo. 15, 
* 81, 6 



Ex. 



J08. 



19 



646 N. 31 

654 N. 45 

659 

684 

674. 677 

679 

679 

G79/80 

687 N. 116 

692 

685 

687 

669 

689 

686 

691 

692 

692 

638 

676 



687. 



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Register. 



719 



Sachregister. 



Abiram, Furst von Ruben 691. 

Abydenos 637 ff. 

Aethiopien 670. 

Alexander II 637. 639. 

Amasis 704 f. 

Amenhotep III 671 f. 684. 688. 694 f. 

Amenophis 667 ff. 672. 689. 

Amenophis IV s. lchuniten. 

Amenophis S. desTPaapis 667. 

c Anchnes-iten 676. 697. 

Annianos 646. 

Anzan 644 N. 25. 

Apil-Sin 646. 650 f. 

Apopj 'Oqnun-Re' 657 f. 660. 

Apopj 'O-woser-Re 657. 660. 

Apries 704 f. 

Apuriu 687 N. 115. 691 N. 124. 

Asarhaddon 707. 713 f. 

Asurbanipal, Feldziige in Aegypten 
706 ff. Episodische Erzahlungs- 
weise 707. 

Auaris 657. 663. 668. 677. 

Baal, Kg. von Tyros 706. 709. 

Babylonische Chronik 689. 706 ff. 
713. 

Babylonische Kflnigsliste 642. 

Benjamin, Beziehungen zu Aegyp- 
ten 686. 

Bokchoris 714. 

Chabiri 673. 681 ff. 

Chairemon 672. 

Chammurabi 648. 650. 

Charu 690/1. 

Chettiter 689. 

Chjan Swsr-n-Re T 657. 659. 

Choper-chopru-Re c Ai 698. 

Chu-t-Iten 677. 

Dathan, Fiirst von Ruben 691. 

ebir nari 708 f. 

Elohist, der altere 675. 688. 

Ephraimitischer Dialekt 685. 

Excerpta Barbari 663. 

Gosen 677. 687. 

Gyges von Lydien 706 f. 

Hamor, Dynastie von Sichem 684. 

Harmahibe 693 f. 

Ha'tsopsut s Ma-ke-re" 

Hebraer 682. 684. 

Heliopolis 670. 674. 676. 

Hermupoliten 664. 

Hor 667. 

rah-hotep, Konigin 664 f. 
\ fahmes-Nofritiri 699. 



rahmes-ai-Neit, S. des Wahibr'e 

~ 704. 

Jamutbal 645. 650. 

Janchamu 678 ff. 

Jarimuta, Land 677 f. 

Ichu-n-iten 667. 676 f. 683. 697 ff. 

Jeno'am, Stadt 690. N. 121. 

Joseph 673 ff. 679. 

Joseph, Stamm 685 f. 691. 

Isin 645 f. 650. 

Israel 690. 

Iten 672. 676 f. 697. 

Kallisthenes 648. 

Eambyses 705. 

Kar-baniti 708. 

KetzerkOnige 697. 

Kirbit, Stadt 706 f. 

Kudur-Mabuk, Kg. 644. 650. 

Kudur-Nachundi , Kg. 644 f. 648. 

655. 
Kutur-Nuchgamar 644. 650. 
Lea-Stamme 685 f. 691. 
Levi 684 f. 

Ma-ke-re', KOni^in 699. 
Marduk-bel-usati; Kg. 642. 
Marduk-nadin-sum, Kg. 642. 
Melucha, Land 681. 683. 685. 
Menandros von Tyros 638 N. 6. 
Men-Re*, Hoherpriester des Iten 676. 
Merneptah I 689 f. 696. ~ 
Merneptah II Siptah 698. 
Mi9ri, Land in Nordarabien 681. 

683. 685. 
Nabu-aplu-iddina 642 f. 653. 655. 
Nabu-km-abli 653. 
Nabu-§ezibani,Kg. von Athribis 710. 
Napata 670 f. 
Neko I, Kg. von Memphis und Sais 

709. S. 713-715. 
Neko II 703 f. 
Ns-Set 660. 

Papyrus d'Orbiney 686. 
Papyrus Sallier 658. 
Papyrus fiber die Verwustung Ae- 

gyptens durch die Gurteltrager 

672 f. 
Philister 691. 
Phritibautes 672. 
Pithom 687 f. 
Polyhistor 637 f. 647. 
Psammetich I 708. 706. 712-715. 
Psammetich II 703-706. 



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720 



Register. 



Ptolemaischer Eanon 639. 

P'uloe 638. 

Pulu 638. 

Qorah, Rotte 691. 

Ra'meses, Stadt 677. 687 ff. 

Ramesses, S. des Amenophis 672. 

Harnesses I 693. 695. 

Ramses II 687 f. 

Ramses III 691. 696. 

Ri-im-a-gur-um 645. 

Ri-im-a-nu-um 644 f.- 

Rim-EN-ZU 644. 650. 

Ruben 692. 

Sabako 713—715. 

SA. GAS 681. 683. 

Salmanassar II 639. 

Sammuramat 642. 

Saparuru, ChettiterkOnig 669 N. 71. 

Sasu 673. 682. 684. 

Semirami8 642. 

Semiten als Sflldner Amenophis 1 IV 

680 N. 98. 681. 
Senacherib 638 f. 
Setfopehti Nubti 658. 
Sethos-Ramesses 671. 687. 
Sethosis 693. 695. 
Seti I 684. 688 f. 693. 
Seti II Merneptah 696. 



Simeon 684 f. 

Sin-idinnam von Larsa 650. 

Sin-muballit 646. 650. 

Sirdana 680 f. 

Sqnn-Re JTi-'a-qnon 658—661. 665. 

St-tiu = Sutu 681. 

|utu 681. 

Kubbiluliuma , Chettiterkonig 669 

Tah'arqa 706. 714 f. 

Tandamane 706. 710—714 s. Ta- 

nut-Amon. 
Tani3 t Residenz der Hyksos 664. 
Tanut-Amon 711 f. 
Ta-wosert 696. 

Tell el Amarna, Tontafeln von 677. 
Thouth 664. 699. 
Thutmosis I 699. 
Thutmosis II 700. 
Thutmosis III 663. 700. 
Tu-uch-nu 678. 
Twt-'anch-Amon 697. 
Uaphris s. Apnea. 
Ur 651. 

Wsr-n-Re' V. Dyn. 698. 
Xa-aia-nu S. des Gabbar 659. 
Xu-u~ri-[ia] 669 N. 71. 



'Arxwfc 697. 
'AxsYXep>fc s. 'Ayx«PP^€. 
'Axsyx>5p*K b. 'Axeppfa. 
'Ajievu>cpd$ 694. 
'Auivuxptg 694 8. 'Ajiev- 

\A|isocnfa 699. 
'AjiuipTK AlS-Co4> 714 f. 
"Anoxic 663. 699. 
ccv6oioi 673. 677. 
'Arcaxvds 658. 
"Apum; 693. 
"ApxXtk 657 N. 47. 



'Aoot^, 'Aai$- 659. 
'Axsppfic ('Axsviprjc?) 

698. 
£<ovo<pdpoi 678. 677. 
eouwpig 696. 
'Iawdg 659. 
Xercpot = &g.j3dtiw 670 
WiWK 699 f. 
MioqppaYUoud-wo^ 663. 

699 f. 
'Ooapoifa 668. 672. 676. 
nelson 672. 676. 



nsxe<pp9j 674 ff. 
Huag 688 N. 6. 
napoG 638. 
Ta^oupyjg 698. 
•PdWcts 697. 
Sepixwg 714. 
Tdpxos 713. 
Tdd-jKDotc 663. 
Ttoi^v 672. 677. 
Xefoifc 698. 
Xdpptov 699. 
*2pos 668 f. 



n:DK 674. 677. 
-IDK 686. 

piK-i p [re pK 682. 
*prr 676. 



| -in:n hsd 683. 
n» 682. 

piw* 686. 

UIB^IB 674. 



| cnre 686. 
rwrwura 674 f. 
I DDBtn 687 N. 116. 



I 



Verbesserung. 
S. 656 Z. 14 lies Xoiten statt Hirten. 



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