Skip to main content

Full text of "Das Künzelsauer Fronleichnamsspiel"

See other formats


Uber dieses Buch 

Dies ist ein digitales Exemplar eines Buches, das seit Generationen in den Regalen der Bibliotheken aufbewahrt wurde, bevor es von Google im 
Rahmen eines Projekts, mit dem die Biicher dieser Welt online verfugbar gemacht werden sollen, sorgfaltig gescannt wurde. 

Das Buch hat das Urheberrecht uberdauert und kann nun offentlich zuganglich gemacht werden. Ein offentlich zugangliches Buch ist ein Buch, 
das niemals Urheberrechten unterlag oder bei dem die Schutzfrist des Urheberrechts abgelaufen ist. Ob ein Buch offentlich zuganglich ist, kann 
von Land zu Land unterschiedlich sein. Offentlich zugangliche Biicher sind unser Tor zur Vergangenheit und stellen ein geschichtliches, kulturelles 
und wissenschaftliches Vermogen dar, das haufig nur schwierig zu entdecken ist. 

Gebrauchsspuren, Anmerkungen und andere Randbemerkungen, die im Originalband enthalten sind, finden sich auch in dieser Datei - eine Erin- 
nerung an die lange Reise, die das Buch vom Verleger zu einer Bibliothek und weiter zu Ihnen hinter sich gebracht hat. 

Nutzungsrichtlinien 

Google ist stolz, mit Bibliotheken in partner schaftlicher Zusammenarbeit offentlich zugangliches Material zu digitalisieren und einer breiten Masse 
zuganglich zu machen. Offentlich zugangliche Biicher gehoren der Offentlichkeit, und wir sind nur ihre Huter. Nichtsdestotrotz ist diese 
Arbeit kostspielig. Um diese Ressource weiterhin zur Verfugung stellen zu konnen, haben wir Schritte unternommen, um den Missbrauch durch 
kommerzielle Parteien zu verhindern. Dazu gehoren technische Einschrankungen fur automatisierte Abfragen. 

Wir bitten Sie um Einhaltung folgender Richtlinien: 

+ Nutzung der Dateien zu nichtkommerziellen Zwecken Wir haben Google Buchsuche fur Endanwender konzipiert und mochten, dass Sie diese 
Dateien nur fur personliche, nichtkommerzielle Zwecke verwenden. 

+ Keine automatisierten Abfragen Senden Sie keine automatisierten Abfragen irgendwelcher Art an das Google-System. Wenn Sie Recherchen 
liber maschinelle tJbersetzung, optische Zeichenerkennung oder andere Bereiche durchfuhren, in denen der Zugang zu Text in groBen Mengen 
nlitzlich ist, wenden Sie sich bitte an uns. Wir fordern die Nutzung des offentlich zuganglichen Materials fiir diese Zwecke und konnen Ihnen 
unter Umstanden helfen. 

+ Beibehaltung von Google-Markenelementen Das "Wasserzeichen" von Google, das Sie in jeder Datei finden, ist wichtig zur Information liber 
dieses Projekt und hilft den Anwendern weiteres Material liber Google Buchsuche zu finden. Bitte entfernen Sie das Wasserzeichen nicht. 

+ Bewegen Sie sich innerhalb der Legalitdt Unabhangig von Ihrem Verwendungszweck mlissen Sie sich Ihrer Verantwortung bewusst sein, 
sicherzustellen, dass Ihre Nutzung legal ist. Gehen Sie nicht davon aus, dass ein Buch, das nach unserem Dafurhalten flir Nutzer in den USA 
offentlich zuganglich ist, auch flir Nutzer in anderen Landern offentlich zuganglich ist. Ob ein Buch noch dem Urheberrecht unterliegt, ist 
von Land zu Land verschieden. Wir konnen keine Beratung leisten, ob eine bestimmte Nutzung eines bestimmten Buches gesetzlich zulassig 
ist. Gehen Sie nicht davon aus, dass das Erscheinen eines Buchs in Google Buchsuche bedeutet, dass es in jeder Form und uberall auf der 
Welt verwendet werden kann. Eine Urheberrechtsverletzung kann schwerwiegende Folgen haben. 

Uber Google Buchsuche 

Das Ziel von Google besteht darin, die weltweiten Informationen zu organisieren und allgemein nutzbar und zuganglich zu machen. Google 
Buchsuche hilft Lesern dabei, die Biicher dieser Welt zu entdecken, und unterstlitzt Autoren und Verleger dabei, neue Zielgruppen zu erreichen. 



Den gesamten Buchtext konnen Sie im Internet unter http : //books . google . com durchsuchen. 




This is a digital copy of a book that was preserved for generations on library shelves before it was carefully scanned by Google as part of a project 
to make the world's books discoverable online. 

It has survived long enough for the copyright to expire and the book to enter the public domain. A public domain book is one that was never subject 
to copyright or whose legal copyright term has expired. Whether a book is in the public domain may vary country to country. Public domain books 
are our gateways to the past, representing a wealth of history, culture and knowledge that's often difficult to discover. 

Marks, notations and other marginalia present in the original volume will appear in this file - a reminder of this book's long journey from the 
publisher to a library and finally to you. 

Usage guidelines 

Google is proud to partner with libraries to digitize public domain materials and make them widely accessible. Public domain books belong to the 
public and we are merely their custodians. Nevertheless, this work is expensive, so in order to keep providing this resource, we have taken steps to 
prevent abuse by commercial parties, including placing technical restrictions on automated querying. 

We also ask that you: 

+ Make non-commercial use of the files We designed Google Book Search for use by individuals, and we request that you use these files for 
personal, non-commercial purposes. 

+ Refrain from automated querying Do not send automated queries of any sort to Google's system: If you are conducting research on machine 
translation, optical character recognition or other areas where access to a large amount of text is helpful, please contact us. We encourage the 
use of public domain materials for these purposes and may be able to help. 

+ Maintain attribution The Google "watermark" you see on each file is essential for informing people about this project and helping them find 
additional materials through Google Book Search. Please do not remove it. 

+ Keep it legal Whatever your use, remember that you are responsible for ensuring that what you are doing is legal. Do not assume that just 
because we believe a book is in the public domain for users in the United States, that the work is also in the public domain for users in other 
countries. Whether a book is still in copyright varies from country to country, and we can't offer guidance on whether any specific use of 
any specific book is allowed. Please do not assume that a book's appearance in Google Book Search means it can be used in any manner 
anywhere in the world. Copyright infringement liability can be quite severe. 

About Google Book Search 

Google's mission is to organize the world's information and to make it universally accessible and useful. Google Book Search helps readers 
discover the world's books while helping authors and publishers reach new audiences. You can search through the full text of this book on the web 

at http : //books . google . com/| 



^16^12. ^^./o 



HARVARD COLLEGE 
LIBRARY 




FROM THE FUND OF 

THOMAS WREN WARD 

Treasurer of Harvard College 
1830-1842 




Digitized by LjOOQIC 



Digitized by 



Google 



Digitized by 



Google 



Digitized by 



Google 



Digitized by 



Google 



mm 






-Das fiilfzelsaner FroDleicbDainsspiel. 






Inaxagural-Disseiiiatioii 



cv 



i • - ;. . • ■ .. , 

hohen phflosophischenFacnltSt der UniyersitSt Marbnrg 

-^'"-^,:; Torgelegt Ton 



Erlangang der Doctorwiirde 






r'.'V->.-'-'.i 



!:« 



k^ >^ ' if. Teiel Mansholty 













5^ MABBURe. 

UniTersit&ts-Baclidrackerei (C. L. PfeilX 
1892. 



Digitized by 



Google 



Digitized by 



Google 



/■6 (Tj^iJ, 3 & 



-^jfc'u-b~^*fc-a«e/^'* 



UnsQ.h\\^) 







[UNIVERSlTYl 
LIBRARY 



Als DissertaUoD, genehmigt am 28. lY. 1892*, 



f^- 



V 






<-A;^ 



■. 'i* T'^" 






-t*.". 












r' -. .- -. ^ 













fijnitized by- 



uiff^gyjailjp i 



^^^ 



IT •••■■: ^ 



Seinem hochverehrten Lehrer 

HerrnProfiDr. EdwardSchrOder 



in Dankbarkdlt 



gewidmel 



yom Verfasser. I 



Digitized by VjOOQIC 



^^• 



ilv^r''^.^-; 






:...■;. ---''.liSi 









gp i ^M?"|iili-j|M^! 



■^ Dy 



)gle| 



Vorwort 



Die oacbfolgeode Arbeit aaszafabreii, ist mir oar mOglich 
gewesen darcb das liebeoswQrdige EDtgegeDkommen des Yerdos 
fdr die Gescbicbte des wirttembergiscben Fraoken, insbesondere 
des Herro Professor Dr. Gaupp id Scbwftbiscb-Hall, welcber mir 
wiederbolt auf Iftngere Zeit die wertvolle Haodscbrift des Ktlozels> 
auer Frooleicbnamsspiels zar Benotzuog in den Riomeo do* 
biesigeo UDiversitfltsbibliotbek zor VerfQgoog gestdlt bat Der 
aafrlcbtige Dank an ibn also mOge mdner Abbandlong voranstebn. 

Zu grossem Danke fQble icb micb ferner nocb verpflicbtet: 
Hcrrn Oberbibliotbekar Dr. Rddiger bier, obne desseo fireund- 
licbes Entgegenkommen mir die Arbeit sebr erscbwert wordeo 
wftre, und Herrn Dr. R. Froning in Frankfort a. M., der mir io 
zuvorkommendster Weise die Ansbilnge&ogen seiner (nnnmebr 
erscbienenen) Ausgabe der Frankfurter Passionsspiele Qbersandte 
uod durcb dessen VermittloDg mir aucb die Benntznng derHand- 
scbrift selbst ermOglicbt worde. 

Eine vollstdndige Liste der gebraocbten AbkHrzongen findet 
der Leser am Scblasse der Dissertation. 

T. IL 



Digitized by 



Google 



L^Der Zustand der Ueberliefenmg. 

Das Doch ODgedrockte Kdnzdsaiier Frooleieboamsspid ist 
bis jetzt bei deo AbhandloDgen liber das Drama des Mittelalters 
so gut wie gar oicbt berOcksichtigt wordeo; wo des Spieb Erwih- 
DUDg getbao vird, gescbiebt es nur mit Beziebaog aof die tod 
Werner (Germ. lY, 338 ff.) nod Bauer (Zeitschrift f. d. Gesch. 
d. wirtt Franken Bd. YI) gegebeoen Ansztlge. 

Hilcbsack bat seio Yersprecben, der Heraosgabe des 
Egerer uod Heidelberger Spiels aucb die des KtLozelsaoers folgen 
zu lasses, bislang nicbt eingelOst; mdge diese Abbaodlang dasn 
beitragen, dem TemacbliUsigten Spiel io der mittelalterlicben 
Litteratur seine geb&hrende Stellung zu yerscbaffeo, boffentlich 
wird dann die kritiscbe Herausgabe der Handscbrift nicbt mebr 
lange auf sicb warten lassen. 

- Allerdings bat unser Spiel flir die Entwicklung des Dramas 
keine grosse Bedeotong, seine ganze Anlage ist nftmlicb eine so 
eigenartlg lose und freie, dass der Yersucb, es als Bindeglied 
in die Kette der mittelalterlicben Dramen einzuscbalten, von 
Yorn berein wenig Aussicbt erdffnet Oleicbwobl bietet das Spiel 
in seinem Yerbftltnis zu den verwandten Dicbtungen des Mittel- 
alters sehr viel Interessantes. 

Die Handscbrift wurde in dem fr&nkiscben Dorfe Kttnzelsaa 
nnter alten Pfarrakten aufgefnnden und gebdrt jetzt der dort 
im Scblosse Hobenlobe aufbewabrten'Sammlung des Yereins fftr 
die Gescbicbte des wirttembergiscben Franken an. 

Ibre &ussere Gestalt ist die bei den DirigierroUen fibliche: 
halbe Bogen, der Lfinge nacb durcbbrocben. Yon den 66 Bl&ttem 
des Grundstocks der Handscbrift ist eins nur auf der erstea 



' Digitized by ^<JKJKJWl\^ 



Seite besduriebeo, 4 sind gaos leer gelasseH* Yors and hinten 
siod an das eigenUiche Frooleichnamsspiel mehrere ans let* 
schiedenen Zeiten stammende Beilagen angebeftet Das vordere 
Stock bat 16 Bl&tter and serfUlt in 4 Ausserlich getrennte Teilei 
die bintere Beilage zAbIt 21 bescbriebene BIfttter. Die Wasser- 
zeicben der einzelnen Teile sind verscbieden: der daaptstod^ 
bat einen Ocbsenkopf, zwiscben den HOrnern ein langstieliget 
Kreaz, am Maal eine Krone; — die fordere Beilage^ einen 
Ocbsenkopf mit einer gekrOnten Scblange am das Ungstielige 
Kreaz gewanden (obne Krone); — die bintere Beilage einen 
Ocbsenkopf mit dem laugstieligen Kreuz (obne Scblange, obne 
Krone). — Die Scbrift ist im allgemeinen gut lesbar, Abktirzangen 
finden sicb fast nar in den lateiniscben Spielanweisungen and 
Citaten, die Reimzeilcn sind abgesetzt — Der Hanptstock and 
die Beilage e sind rabriciert, d. b. die Spielanweisungea and 
lateiniscben Gitate sind mit roter Tinte nnterstricben, wfthrend 
die Anfangsbacbstaben der deutscben Verse rot dnrcbstrichen sind. 

Darcb den bftufigen Gebrauch ist das Papier ziemlich ab- 
gegriffen, auf der letzten Seite der binteren Beilage feblen infolge 
des zerfetzten Randes die letzten Worte einiger Verse, sie lassea 
sicb aber leicbt aus dem Znsammenbang ergftnzen. 

Dass anser Spiel mebrfacben Auff&brnngen zngrande gdegen 
bat, beweisen ansserdem die vielen aus verscbiedenen Zeiten ber- 
rdbrenden Randbemerkangen and Zusitze. Icb komme bieraaf 
unten znrfick. 

Der sp&teren AusfQhrungen vegen ist es ndtig, dn karzes 
Scenarium des Fronleicbnamsspiels scbon bier einzascbalten: 
L 1. SpielerOffnnng, 

2. Erscbafinng der Engel, 

3. Abbll Ladfers, 

4. Erscbafinng der Hensdien, 

5. Der erste Sdndenbll, 

6. Der Brndermord, , - 

7. Die SOndflnt, 



*) Dasselbe Wasserzeichen baben drei ?om an die Handsichrift 
des Hddelberger Pasdonsspiels an^^ebeftete leere Blittcr* 



Digitized by 



Google 



8. Abrabams OehorMiDi 

9. Das Opfer Melcbisedechs. 
IL 1. SpielerMTouiig, 

2. Moses Qod die zebn Oebote, 

3. .Josue com botro\ 

4. .SampsoD portans iaDoam*, 

5. David nod Goliath, 

6. Das salomoniscbe UrteO, 

7. Messiaoische Weissagaogeo, 

8. VerkODdigung der Elisabetb, 

9. Annunciatio Ifariae, 

10. Elisabeth ond Maria (MagnificatX 

11. Die AnbetuDg der Hirten, 

12. Die helligeo drei KOnigf, 

13. Die HiotergehoDg des Herod^ 

14. Der betblehemitische Kiodermord. 
HI. 1. SpielerdflfDiiog, 

2. Johaooe^ der Voriftufer Christi, 

3. Die Entbauptung des JohaDDes» 

4. Maria Magdalena, 

5. Jesa Yersochung, 

6. Die BerofoDg der Apostel, 

7. Jeso GefaDgeDoabme ond Verurteilang, 

8. Die Kreazigttog, 

9. Die Klage der Maria, 

10. Jesu HOllenfabrt, 

11. Die Aoferstebaog, 

12. Die swOlf Glaubensartikel, ' 

13. BmcbstOcke aas Heiligenlegendeii, 

14. .Ecclesia et sinagoga*,' 

15. Abgek&rstes ZehnjuDgfraueospiel, 

16. Der ,Eodcri8l% 

17. Judidum extremam, 

18. Bescbliessuog des Spiels darch den ,pappa\ 
Das eigentlichc FronleicbDamsspiel zerfftllt Id drei Abteiluogen 

nach den drei Hauptstationen des Festzuges: die erste Abteilang 
cntb&lt auf 10 Bl&ttern eine Darstelluog der Haaptmomeote der 



^ Digitized by Vjr\^\^Vl\w 



biblischen Geschichte vonder ScbOpfoDg bis aaf Helchisedecb; — 
die zweite Abtellaog, bestebcnd aos U Bl&tteni, f&hrt uns die 
Heilsgescbicbte vor Yom Auftreten Moses bis eiiid bethlebeml- 
tiscben Kiodermord; die bintere Seite des 14. Blattes ist fret- 
gelasseo; — die dritte AbteiluDg umfasst anf 88 Blittern die 
Offenbamngsgescbicbte void Auftreteo Jobanois de» Tiufen bis 
zam jflDgsteo Gericbt 

Zwischen der ersten und zweiteo Abteilung befinden sicb 4 
leere Blfttter, die schon durch leicht eingepresste laBien sum 
Gebraach Torbereitet waren. Hieraus Iftsst sicb scbliessen, dass 
der Scbreiber ursprQDglich die Absicbt gebabt bat, nocb mebr 
aus der Zeit der Erzvftter za briDgen. Bestfttigt wird diese An- 
debt dadnrcb, dass am Scbluss der zweiteo Abteilung stebt: 
Ei dani benediccionem ui supra*) (voo den beiden das 
Spiel bescbliesseDden Engein gesagt). Darch dies ut supra 
kano nor auf den Scbluss der ersteo Abteilung verwiesen wer- 
den, der Scbreiber vergisst, dass er nocb nicbt dazu gekommen 
ist, die erste Abteilung darcb einen Segen bescbliessen zu lessen. 

Icb bebalte die von Werner augewandten Bezeichnungen 
fQr die einzeloen Telle der Handscbrift bei, nenne also die drd 
Abteilungen des Hauptstocks A B C, die vier StQcke der ersten. 
Beilage abed, die bintere Beilage e. 

Scbon bei flQchtiger Dnrcbsicbt des' Scenariums muss auf- 
fallen, dass die Handlung sehr zerstflckelt ist und selbst fl&r die 
AuforderuDgen des Mittelalters ein Qberaus. zerflossenes und ser- 
rissenes Geprftge bat. Weon aucb die Composition des Ganzen. 
viel zu wQnschen ttbrig Iftsst, so liegt dieser Mangel docb zom 
grossen Teil in dem ganzen Cbarakter der Fronleicbnamsspiele 
begrflndet 

Das Wicbtigste bei der Feier des Fronleicbnamsfestes war 
die Procession. Um die Procession mOglicbst glinzend zu ge- 
statten, wurden im Mittelalter an den einzelnen^grOsseren Sta- 
tionen des Festzuges Bilder aus der Heilsgescbicbte zur Dar- 



*) Dnrcb gesperrt corsiTen Dmck wird Ton mir alles bezeiehnei, 
was in der Handscbrift mit roter Tinte unterstricben ist, soweit ee 
dem nrsprOnglicben Text angebOrt 



Digitized by 



Google 



10 

8teDiuig gebracht, die anfuigs anf die Fronldchnaintifder woU 
direkten Bezog hatteOi allmftblicb aber anegedehnt warden nod 
schliesslicb tut den gesamten Stoff der Osier- nnd Pasdont- 
spiele mit alien mOglicben Erwdtemngen nmfaatte^ 

Der nrsprOogUcbe Cbarakter der Fronleiebnamadarttellnngen 
Ifisst deb an nnsenn Stack nocb demlicb genan ericennen. Der 
Hanptzweck, die Procesdon dnrcb dne mOglichst abwecbsdnngs- 
reiche Vorfttbrnng von Einxdbildem zn beleben, itt mdstens im 
Auge bebalten. Vor allem ist wicbtig, daes der Spielanfllbrer, bier 
^rector procesdonit* oder ,rector Indi* genannti den Zoscbanem, 
.populos*, regehnissig die jedesmal auftretenden Personen Tor- 
stellt Dod darauf fairs den Inbalt der folgenden Darstdhing an- 
glebt Die Znscbaner baben wibrend dessen genOgend Zdt, 
8ich mitten in die Sitnation bereinzndenken, dnrcb die Einlei- 
tnngsrede dee ,rector processionis* ist ein eigentlicber Ueber- 
gang Yon einem Bilde znm andem entbebrlicb geworden, nnd 
ausserdem kann die Darstellnng selbst infolge dessen bedentend 
abgeknrzt werden. 

Es kommt nodi binzn, dass den mdsten Personen die ibnen 
cbarakteristischen Attribute beigegeben sind, wodnrcb ebenfalls 
die Handlnng merklicb bescbrftnkt, ja bisweilen gans nberflflsdg 
wird, so dass mancbe Scenen Qberhanpt nnr ans lebenden Bil- 
dem besteben, die vom .rector processionis* erklirt werden. 

Einige. Beispide mOgen bier angefftbrt sdn: 

Nacbdem in weitl&nfiger Wdse die Gesetzgebnng Moses* 
▼orgefflbrt ist, tritt anf .Josne cum botro*: der .rector pro- 
cessionis* begrflndet nnd erUftrt das Bild: 

B 8^ Nn soUent ir all scbawea, 
bdd man nnd acb frawen, 
nach ber Moyses des grosea propbetten dat 
der her got Josoe sdber gebati 
du er fart dy Jadeo io das gdobt landt 
der stnt 8eine(n) bottea dar za bant, 
dy solten er&ren gar eben, 
wu in got in dem land woH geben. 
. dy brachten ain trawben gar gross, 
dar aasz darer wein flass. 
der trawb bedewt Jbesam Orist, 






ftlfmiismmm^ 

Digitized by VJi^\^Vl\w ■ 



11 

der an dem hefligen crents getroekt lit; 

Yon im flosz sein bint roseiiTar, 

das hat nns gewaseheo gar 

▼on alien nnser Bnnden bant 

her hilff una in das gelobt landt, 

das wir leben ewlgl^eh 

bey dir in dem himdreich. 

Gleicb daraaf folgt cine andere Gnippe: .Sampson portans 
ianaam*, Tom .rector** erkUrt: wie Simson Mauem and There 
zerbrach, so wird Cbristos Tod and HOUe Qberwinden. 

In derselben Weise werden uns, nm nur das wichtigste za 
erw&bnen, Ghristi Leiden und Tod ohne Handkng in mehreren 
Processionsgruppen vorgefQbrt AufdemYerhftltnismftssiggeringen 
Raum Yon noch nicht 4300 Versen konntec so alle wichtigeren Stoffe 
der Weihnacbts-, Oster-, Passions- und Weltgerichtsspiele — und 
ausserdemnoch mancbes andere zarBebandlanggelangen. AnfiUlig 
bleibt bierbei nnr die verscbiedenartige AasfQhrnng der einzelnen 
Partien: ganz nebensfichliche Sceuen, die mit dem Fronleichnama- 
feste in keiner Verbindung steben, sind in bebaglicber Breite 
ausgesponnen, andere dagegen, die weit eber Veranlassung zur 
breiteren Darstellung gegeben h&tten, sind anf wenige Verse 
beschrfinkt Der Grand bierfQr ist Yielleicbt teils in der Be- 
scbaffenheit der Vorlage, teils darin za sacben, dass einige sonat 
anwichtige Scenen mebr als andere durcb die gl&nzende ftassere 
Ausstattung der Dai^stellang geeignet waren, die Procession m 
YerschOnern, so z. B. die Darstellung des salomoniscben Urteila. 

An der ans Yorliegenden Handscbrift des EQnzelsaaer Fros- 
leicbnamsspiels sind die Hftnde mebrerer Scbreiber za erkennen. 
Die beiden ersten Abteilungen and die dritte Abteflang bis 
zur ersten Hftlfte Yon Blatt 26 sind von einer and derselben 
festen Hand gescbrieben, auf der zweiten Seite Yon Blatt 26 
setzt mitten in einer Rede des Heilands dne zweite, etwas on* 
gdenkige Hand ein and fQbrt das Werk zam Scblasa. Dieser 
Wechsel ist aucb daran erkennbar, dass der zweite Schrdber 
statt .rector processionis** stets das mebr gebr&acbliche .rector 
ludi** einsetzt Der Zeit nach dQrften beide wenig aosdnander* 
liegen, etwas bestimmtes l&sst sich daraber nicht feststdleiu 



iipp ig pii p| i jiii| i ji I , J [ J I vmmm m ^ mt m Bf^^^^ 

■' ' ■■'■■ Digitized by VJi^\^VLC , 



Ao einigen Stdlen, wo ,der erste Scbreiber bd gans be- 
kaoDteo Scenen von der allgemefai gebr&acblicben Art der Dar- 
stelluDg abweicbt, scbreibt der zweite an den Rand der betreffenden 
BIfttter eioe andere, mebr gelftafige Fassang. Es ist dies der 
Fall bei der VerstossDOg Lacifera, der Hirtenscene and der Eot- 
bauptuDg Jobaonis; einige kleinere TextftDderoDgeo, die von der 
zweiten Hand berrQhren, kommen bier nicbt in Betracbt 

Ueber die Yom and hinten an das eigentlicbe Fronleicbnams- 
spiel angefOgten Beilagen sagt Werner (Germania IV, 838): 

^Za dem Grundstock der Handschrift kommen noch Bel* 
lagcn, die jetzt Yorn und binten angebunden sind. Diese sind 
nicbt, wie es sonst vorkommt, aasgescbriebene Rollen, sondem 
Einlagen, bestimmt, an einzelnen darch Zeicben bestimmten Stellen 
entweder in den Znsammenbang eingescboben oder an die Stelle 
des arsprOnglicben WortgefQges gesetzt za werden. Der Art 
finden sicb 4 kleinere StQcke mit zusammen 16 Blftttern Torne, 
und binten ein grOsscres StQck von 21 Blftttern, das aber aaf 
verschiedene Stellen des Spiels sicb verteilt* 

Icb kann micb diesem Urteil Werners in mebr als einer 
Beziebang nicht anscbliessen. Yor allero ist es Unrecbt von 
Werner, beide Beilagen mit gleichem Massstabe za messen: sie 
baben einen ganz verscbiedenen Zweck za erfOllen gebabt Die 
jetzt binten angebeftete Beilage e ist nur wenig jQnger als der 
Hanptstock und entbftlt, allein filr sicb betracbtet, ein vollstftndig 
abgerundetes Spiel: man kann anfangs in Zweifd sein, ob man es 
ein Passions- oder ein Weibnacbtsspiel neonen soil. FQr ersteres 
spricbt die breit ansgefllbrte Leidensgescbicbte, fQr letzteres die 
genaue Darstellang der Gebnrt des Herrn und der damit zu- 
sammenbftngenden Umstftnde, sowie, and das scbeint entscbeidend, 
die am Schlusse stebenden Weibnacbtslieder*): 

Dies est letitie in orto regali nam 
proces sit hodie de ventre virginali 
puer admirahilis iotus dileetabilis 
in humanitate qui inestimahilis est 
et ineffahilis in divinitate. 



*) Zn denen Hoffmann von Fallerslcben, Gescbicbte des deot- 
scben Kircbenliedes Nr. 160. 161 and Nr. 89 za vergleichen ist 



Digitized by 'VJ^^VJ VIC 



18 

Der tag der i$t 90 frtidtnrtiek 
alien creaturen wan goites sun 
von himelreieh uber dy nature 
von einer nyayd ist er geborn 
maria du hist aust erkorn ausz 
der throne wer gesack so wunder^ 
letch gottes sun von himelreieh 
der ist mensch gehorn* 

Ein hindelein so lobicklieh ist uns 
geborn hewtte von einer iunckfraw 
sewherlich zu trost uns armen \leuten\ 
wer uns das hindelein nit geborn 
so wer [trtr] altsu mal verlorn das hail 
ist unser alle Eya susser Jhesu 
Crist seyt du mensch geborn hist 
behut [uns"] vor der helle, 

Der Schreiber von e woUte elo Ergfinzaogsspiel zu dem 
eigentlicheD Frooleicbnamsspiel liefern; za dem Zwecke giebt er . 
eine Darstellung deijeoigeo Episodeo aus der Heilsgeschichte, 
welcbe in dem Hauptstock entweder gar nicht oder nar ober- 
fl&cblich behandelt sind. So viel wie m5glich lebot er aich bierbd 
an den Haaptstock ao; einige dort genQgend breit aasgefQhrte 
Scenen Qbernimmt er obne jede Ver&ndening wOrUicb, nftmlich 
die Weissagang des Tsaias, die Yerkdndigang der Maria and 
die Aubetang der Hirteo. Allerdiogs werden diese Sceneo nicht 
vollstdodig abgeschrieben, sondero um Rauin and Zeit zn sparen, 
Yerweist der Schreiber einfach auf seine Vorlage, die ja jedem 
zar Verfagung stand. Es heisst an den betreffenden Stellen: 

Seguitur Tsaias nu verhunde uns an diser frist ui 
habetur in registro Tsaiae ad annunciacionem marie, 

Seguitur annuneiaeio marie ut habetur in registro. 

Seguitur tree pastores. 

Wenn der Schreiber Yon e bloss ein Einschiebsd hfttte lie- 
fern wollen, was wQrde ibn wohl dazn bewogen haben, die eben 
erwfthnten Scenen, welcbe doch in dem Hanptstock unYerftndert 
bleiben sollten, noch besonders dorch das jedesmalige ^seqoitor* 
anzufQhren? Man kOnnte einwerfen, er hfttte bloss dem Spiel- 
anfahrer behaiflich sein wollen, damit er die Reihenfolge der 
einzelnen Scenen besser Qbersehen mdchte. Wamm bat er aber. 



Digitized by 



Google 



14 

nor bei diesen drd Scenen em solches Verfahren tngewandt 
und nicht aoch ao aoderen Stelleo, wo es fOr deo Spidanftlhrer 
bedeateod schwieriger war, die Beilage io den HaupUtock passeiid 
dnzuschalteo? 

In dem eigenUicheD Fronleichoainsspiel treteo am Schlnsa 
der zweiten Abteilung zwei EDgel aa( gebieteh Stillschwelgeii 
und geben den Segen; geoaa so aach in der Beilage e: 

Aeetdunt duo angli tt eantant Et amhulahunt 
gentes ut habetur in rtgistro. 

Also wieder direkte Verwdsang aof deo HaupUtodE. 
Der erste Tell von e, das Wdhnachtsspiel, ist biermit beeii- 
dlgt, der zweite Tell, das Passionsspiel, begioot mit der Berofnog 
der Janger, dano fabrt der ,rector* io eioer karzen Rede ana, 
wie Jesus urn seiner Wunderzddien willen den Jnden verhasst 
wird. Hierdurch wird in gef&lliger Weise za der Beratnng der 
J^den, dem Verrat and der Leidensgescbicbte dbergeleitet; alles, 
was diesem Zwecke nicht dienen konnte : die Entbaoptung des 
Johannes, die Maria-Magdaleoascene, die Yersnchnng, ist fort«r 
geblieben. 

Das folgende karze Scenarium der Beilage e wird zeigen, 
dass sich die ganze Handlung am zwd Pankte dreht, die Oebart 
des Herrn and sein Ldden; es findet sich keine Scene, die nicht 
hieraaf direkten Bezug hfttte *): 

L 1. Litigatio sororam misericordiae, pads, veritatis et 
iostitiae. 
t 2. Die Verkdndigang des Tsaias. 

8. Die Sendnng des Engels Oabrid. 
t 4. Annnndatio Mariae. 

5. Die Sch&tzang des Augostas. 
t 6. Die Anbetung der Hirten. 
t 7. Die heiligen drd EOnige. 
t 8. Die Hintergehnng des Herodea. 
t 9. Der bethlehemitische Eindermord. 
10. Die Elage der Rachd. 



*) Die mit einem Ereoz bezddmeten Scenen finden sich andi 
im Fronlddmam69id. 



■-" ' ' Digitized by VJH^'\LJVl\w 



15 

IL t 11. Die Berafong der JQoger. 

12. Aufzfthlaog der Wunder (darch deo .rector*). 
IS. Die 3erataog der Judeo. 

14. Jadas, von Lucifer tDgetrieben, Terkauft den Herm. 

15. Jesus io Gethsemane. 

16. Judas Verrat 

t 17. Jesu Oefangenoahme. 
18. Jesu Verh5r uud Verurteiluiig: 

a. Jesus Tor AuuaSi 

b. Yor Gayphas (f Judas Reue), 

c vor PflatuSi ♦ - 

d. vor Herodes, 
t «• 2. vor Pllatus. 

Schluss: Weihuachtslieder. 
Schon aus rein ftusserlicheo GrOnden ist es nicht deokbar, 
dass der Schreiber der BeQage e ein Mosses EiuscUebsd hat 
liefeni wollen, deon das so wie so schon langeFrooleichnamsspiei' 
wOrde, besouders was die dritte AbteiluDg anbetrifift, dadurch 
zu eioem solcheo Umfang anschweUen, dass von einer Auflf&hrung 
bei dem Festzuge Oberhaupt oicht mehr die Rede sein k5nnte.^ 
NuD stehen allerdiogs in dem Frooleichnamsspiel verschiedeoe 
BemerkuDgeu am Rande geschriebeo, wodurch augedeutet irird,\ 
dass die eine oder die audere Partie ausgdasseo werden solL 
Dies kommt aber hier nicht in betracht» da keine dieser Bemer- 
kungen von der Hand des Schreibers e stammt; sie und alle 
spftteren Urspmnga. 

Ganz anders verhftlt es sich mit der vom angehefteten Bei* . 
lage: deren Schreiber will das Fronldchnamsspid verbessem. Ohne; 
jeden Zusammenhang sind die einzeinen Scenen aneinander gd> 
reiht» bestimmt» an den verschiedenen Stellen in das Fronldch> 
Damsspid eingeschoben zu werden. Der besseren Uebersidit 
wegen fohre ich hier die einzelnen Scenen aui 
a 1. Auferweckung des Lazarus. 
b 2. Jesus und die Ehebrecherin. 

8. Heilung des Blinden. 
e 4. Die Sch&tzung des Augustus. 
5. Die Anbetung der Hirten. 



Digitized by 



Google 



16 

6. Die hefligen drd KOoige. 

7. Die HiotergehuDg det Herode^. 

8. Der Kindermord. 

9. Die Klage der Rachel 

d 10. Die Enthaaptang dee JohaDDee. 

Dieser Schreiber hatte das richtige GefQhl, dass anf die Be- 

rofaog der Jaoger io dem Fronleichoamsspiel doch gar za qq- 

vermittelt Jesn OeCangeooahme folgte. Diesem Febler war leicbt 

dadarch abzuhelfen, dass einige Waoderzeicbeo eiogefflgt warden, 

wodarch der Hass der Jaden and die daraus sicb entwickeloden 

Ereigniese motiviert werden koonten. Dass dies die Absicbt 

I des Scbreibers gewesen ist, wird scbon ftosserlich aogedeatet, 

I deoo hioter der Heiluog des Blindeo and dem daraaf folgenden 

Streitgesprftch zwiscben Jesus nod der Syoagoge heisst es: 

Annas, Caypkat et Judas traditor 
Rector proctssionis 
\ Als*nu unstr her Jhtsus ut seguitur. 

I Der Vers aU nu unser her Jhesus Crist das iH war ist 

der Anfaog der Jesa Gefaogennabme vorbergebeodeo Rede des 
t i^rector processioDis* im Haaptstock. Darcb das ,Qt seqaitar" wird 

^ also angedeutet, dass das Spiel bier wieder dem eigeotlicbeo 

i Fronleicbnamsspiel folgen kOone. 

I Grenaa wie mit dieser stebt es mit der folgenden Scene, 

[ der ScbfttzQDg des Augnstas. Im Fronleicbnamsspiel scbliesst 

\ sicb an das Magnificat der Maria obne Verbindung die Oe- 

burt des Herrn and die Anbetang der Hirten an. Dnrcb Ei|i- 
ftlbrnng der Scb&tznng des Augustus ist das Bindeglied zwiscben 
Jerusalem und Betblebem gescbaffen. 

Durcb die von der scbon besprocbenen zweiten Hand im 
Fronleicbnamsspiel bei der Hirtenscene angebracbten Verbesse- 
rungen war der Text ziemlicb unabersicbUicb geworden. Dies 
scbeint mir der Hauptgrund gewesen zu sein, wesbalb die Bei> 
lage a^d diese Scene Qbernommen bat Ueber die vielen 
Aenderungen und Erweiterungen braucbt man sicb nicbt zu 
wundern, denn es lag auf der Hand, dass der Scbreiber, wo 
docb einmal eine Menge Verse abgescbrieben werden mussten, 
die Gelegenbeit erfasste, nach eigenem Ermessen aus den ihm 



Digitized by ^^JKJKJWIK. 



A 



17 

bekannten Qaellen eine bessere Fassuog eiDzaf&hreii. Er be- 

scbr&okt sich aber oicht auf die Hirtenscene, Bondern scbreibt 

zugleicb auch die im Hauptstock sebr karz bebandelte Drd- 

kOnigsscene and die Bich eog bieran aoschliesseoden Partieii, 

die Hintergebung dee Herodes, den bethlebemitiscbeii Kinder- 

mord and den ,ordo Racbelis* nocb einmal ana, urn aof diese 

Weise eine gleicbmSsslg im Stile der Weibnacbtsspide gebaltoie 

Darstellnng der Christi Oeburt begleitenden Ereignisse zn geben. 

Nocb mehr wie bei der Hirtenscene bat die zweite Hand im 

Fronleicbnamsspiel bei der Enthanptnng des Jobannea ibre Ver- 

bessernngen aDgebracbt Es war fQr den Spielanf&brer einbch 

ein Ding der UnmOglicbkeit geworden, ucb dorcb die viden 

Aendemngen, sowie die Randbemerkangen, wdcbe bald Ana- |i 

lassnngen, bald UmstcUnngen einzelner Reden bezwedsen, bin- 

dnrchzufinden. Urn diesem Uebd abznbelfen, sind in der Beilage 

a~d der eigeutlicbe Text and die Verbessernngen za einem Qber- 

sicbtlicben Oanzen zusammengescbrieben and so dem ^rector 

processionis,* yielleicbt dem Scbreiber selbat als Spidanfflbrer^ 

die Arbeit am dn bedentendes erldditert 

Die Beilage a— d bat im allgemeinen recbt gate Qaellen 
benntzt, besonders ist es die DreikOnigsscene, die aowobi dardi 
den korrekten Veraban als aacb dareb die edit dramatisdie 
Form welt fiber das Mittelmftssige binansragt Wo der Scbreiber 
sicb direkt an den Hanptstock and die Bdlage e oder dock an 
die gemeinscbaftliche Vorlage anscbliesst, bat er an mebreren 
Stdlen selbst&ndig Aenderungen eingeffibrt Der Ansdnick wird 
oft prftdser, and wenn aacb die metriscbe Form sdten gebessert 
ist, die Reime sind meist ertrftglicber geworden. Einige.b&nfiger 
wiederkebrende Verse, deren mitteldentscber Bdm dem sfid- 
dentsdien Scbreiber anstdssig erscbien, oder f&r die dne andere 
J'assnng mebr in Gebrancb war, sind regdmftssig nmgeindert; 
weitere Versbesserangen warden vorgenommen darcb Aodasaang 
Oder Hinznftlgang von FlickwOrtem. 
Icb ffibre bier einige Beispiele an: 
B" and e» bdsst ea: 

and sodient den konig der da gegenwertig ist| 
onsem bern Jberam erifti 

.2 



mmmmmmmm^^^^fsm 




I ; 



18 

das er encli wd tein goedig an dieter ttatt 
and behntten yot aller pein and dem ewlgen datt. 
c* hat hierfttr: 

and bittent den konig der do gegenwertig itt, 
nnsern hern Jhetom erist, 
dai er each wol sein gnedig an dieser statt 
and behatten Yor aller pein and nott — 
B" und e»: 

detten fragen za derselbigen frist, 
wo gebom wer dai Idnt Jbesos criit. 

e«: 

wo gebom wer ein kint, dai der inden konig ift. 
; ; B" and e': 

I ir hem, ir babt das wol ▼emomen, 
\: ir soUent wider za mir komen; 

I : . das bitt ich each za disser Crist, 

I I wen ir findt den konig [der] Jhesos gehaisen ist 

j[ I Der Schrelber hatte anfangs die Absicht, diese Rede w5rt- 

\ lich ZQ abernehmen, er schreibt aach den ersten Vers ab: Ir 

r; hem ir habt das wol Temamen, darchstreicht ihn aber gleich 

\ wieder nnd ftndert: 

[ f C^: Ir hem das bitt ich each tza dieser frist, 

wen ir findt du kint das ein konig der inden gehaisen ist, 
t . den wdlent ir mir offenbar. — 

In B und e kommen mehrmals folgende Verse vor: 
I Herodes konig and here, 

> wir woUen each bringen newe mere. 

Oder: Sejt wUknmen lieben hem, 
I was seint der newen meren? 

Hierfttr hat a — d regelm&ssig: 

Herodes das than wir gem, 
wir woUen erfoOen ewer b^em. 
Oder einen fthnlichen Vera, ferner: 
Sejt wilknm liben hem, 
was sejt ir begem? 
Oder fthnlich so. — 

B^' nod e': der nns wejsen ist dy stat lobleich, 
da wir finden den konig genadenreich. 
C^: der nns wejsen ist dj stat, 
da wir finden das khit tzartt — 



Digitized by 



Google 



19 



, ;| 

^** jIai* WTaI mm* mm!U tmma^^Atam ««!» l\ 



B^' and e*: der wol wis aeh genddkk sein, 

nnd nut behatten Yor der ewick pein. 
c*: der wol ims ach genedig leiii, 

not behatten Tor nott and peio. — |i 

Roifent an die anseboldigen mertefi ^ 

das sy each behatten tot aller swer. 
C*: Roffent an dy anseboldigen kinddein, 

das sy each behatten Yor aUer not and pein. — 
6^*: sj mfften lawt mit imertgen 

nff za gott 
C^: sy mlElten lawt mit smertsen 

off tza dem almechtigen gott. — i 

e^^: das las dich erbarmen her and mein got [ 

disser grossen nott. 

e^: das las dich erbarmen got 
disser grossen nott — 

e": we we and ymmer we, 

das ich mit meinen angen sd sehea. 

C^: we was sol ich iehen, 
das ich mass sehen. — 

e": we iamer and layt, 

das mein armes hertz traytl 

we bitterlicher dot, 

knm and bring dein gestreng nattl 

kom mit grossen smertzen,. 

brieh mir mein Til kranckes hertie, 

and stille mein grosse pein, 

dy ich leyd dorch mein libes kindeldnl 

e^: we iamer and layt, 
das mein herU trayttl 
we bitter dott, 
bring dein strenge nott, 
kiun mit grossen smertzen, 
brich mir mein hertse 
and stille mir mein grosse pein, 
dy ich leyd nmb mein Undelein 1 

An zwei verschiedenen Stellcn der Beilage sind beacbriebeiie 
Zettel angeklebt, die allem Anschein nacb ^on derselben Hand 
herrflhren. Das an c* angeklebtc Papier enthftlt dne anfanga 
fortgelassene Rede des ^^secundas rex Casper*, es kommt hier nicht 

2» 



Digitized by 



Google 



■if-' . • ao ■ . 

weiter in Betracbt Sehr interessant ist dagegen das an ^ as- 
geklebte Stflck: aaf der eioeo Seite steht eioe Rededes .secon- 
dtts pastor* an Maria in verbesserter Form: 

seeundui pa$tor dkai ad Mariam 

maris da bist geseget nber aUe frawen, 

las ich [L mich] dein kint scbawen, . 

du do gebom bait 

nns alien tzn troit, 
\\\ , gottes tan Ton bimshrsfcb, 

}[| * das soHii, Maria, frawen dicb. 

Im Text bdsst es: 

Maria, gotes muter Yon bimelreieb, 
ansz gantzeo beruen bitt ieb dicb, 
das do ims last scbawen tzn dieser frisi, 
den warn got, der dein son ist. 

Die andere Seite des Blattes ist ebenfalls bescbrieben, and zwar 
gebOrt die Schrift derselbeo Scbule an, wie sie in der ganzen 
I j Handscbrift erscbeiut 

!;{ ~ Ieb gebe bier eine Abschrift des BroclistQckes nnd dente 

jjl zngleicb die GrOsse and das Format desselben an. 



pC i li ii ji.pBpi ii iMl|-^^ , 

^ ■' ■ '^^ . Digitized by Vji\^\^V1V^ 



31 



nos yersait 



ir gebalten gotes gebot 

in pein and natt 

den'Winen mein 

gdasseii in 

mntt tzn Im 

tban 

ewig pen. 

ta fatua 

ter nnd dy moter mein 

laid nnd pein 

brachten 

achten 

r fiurtt 

r me wnitt ratt 



Wir haben bier ein BrDcbstdck eines Zehojangfrauen- 
'spiels Tor uns, nnd zwar anscbeinend die Antwort der Jungfran 
Maria anf die Bitten der thdrichten Jungfranen, nnd die SOnden- 
klage der quarta oder quinta fatna. Dieselbe SllndenUage 
findet sich im Hanptstock. 

£198 Xertia fatua dieat lamentahiliitr 
der flncbt (!) %ej yater nnd dy mnter mdn, 
d J micb zn disem laid nnd pdn 



l| 



Digitized by 



Google 



r 
i 



vnd ni der welt braclifttB 
vnd des ye gedechteiL 
we der iemerlkhen fitftt, 
waa niuer nymer me wiirtt nXL 

Die Antwort der Maria anf die Bitte der Jangfranen findet 
aich io der Form, wie man rie ana dem BmchatQck erginzen 
kann, in dem FronleicbDamaapiel nicht Das Fronleichnamaapid 
hat blosa drei Sdodenklageii, in dem Bnichstflck apricht die 
qnarta oder qointa fatua, ea iat alao anzuoehmen, daaa die 
Elagen der tibrigen Jangfraaen vorhergehen. Man kann hieraiu 
schliesseD, daaa den beiden Schreibem ein vollatlndigea Zehn- 
jnngfraaenapid zar Verf&gnng gestanden hat, ana dem aie be- 
Iid>ig geachOpft haben. . 

Ich komme hieranf noch snrtlck. 

In dem eigentlichen Fronleichnamaapid aowohl wie der Bdlage 
e Bind Yon versdiiedenen Hftnden Aendemngen angebraeht, indem 
teila Zettel an die betreffenden Bl&tter angeklebt, teila Randbe- 
merknngen gemacht wurden« Da alle diese Znsitze aehr flQchtig 
geschrieben dnd and die SchriftzQge deraelben Schnle angehOren, 
ao ist ea aehr adiwierig, mit BestimmtheJt zn behanpten, ana 
weldier Zeit and von welcher Hand die dnzdnen Bemerknngen 
atammen. Nur die von deraelben Hand wie die Beilage a — d 
herrahrenden Zns&tze laaaen aich hanptsflchlich an der gdblich 
brannen Tinte ala aolche erkennen. Sie Ziehen aich dnrch daa 
ganze Spid hin, wodnrch ich in meiner Ansicht beatftrkt werde» 
daaa der Schreiber wirklich selbat der SpielanfQhrer geweaen iat 

Die dritte Abteilung des ieigentlichen Fronleichnamaapids 
f&ngt mit der Enthauptung Johannia an, dann folgen die Haria- 
Magdalenenacene, die Versudiang and die Berafang der JQnger. 
Um dieae angebrflnchliche ond der Bibel widersprechende Rdhen- 
folge amzaftodem, achreibt der Verfasaer von a — d oben auf C^. 
vor die Johanneaacene: 

SeguUur temptata^ post UmpkUa decoUcteio Jokanms^ po&i de^ 
eottadanem maria tnagdaUna. 

An die breite Daratdlnng dea aalomonischen Urteila achliesat 
aich im Hanptatock ohne jeden Uebergang die Weisaagnng de9 
Taaiaa an. Dieser Sprang achien dem Schreiber der Beilage 



Digitized by 



Google 



a — d doch etwas za weit zu sein; er sncht beide Scenen za vei^ 
bioden, indem er aos der sp&ter folgenden Endcristscene zwei 
Reden des Hdias zastmmeDf&gt nod auf eioem Zeitel an B^ 
anklebt: 

Melias propheia: 
Helias bin ieh genaat, 
aiisz dem paraddsz gesant, 
dar in tnig mich ain fewerin wagen; 
ir 8olt an crisUichem glawben nit Tertzagea, 
ob ir Yon dem endcrist 1^ pdn 
80 solt ir gewisz lein, 
dai encb dar nmb wnrtt geben 
das himelreich nnd ewig leben. 
lieben kinder nn nemant war: 
dy propbetey seint erfolt gar 
wir sein Yon des almecbtigen gotes gebot 
herstanden von dem leiplkh dat. % 

nn sol der tewffel fdm bin 
den endcrist nnd aHe dy sein; 
68 mnsz nn bemewert werden 
der himel nnd was ist nff erdea, 
nn ist erst worden nberal 
ein birtt nnd ein scbaif staU*). 
Die Anferstebung Cbristi C" wird in dem Fronleicbnamsspid 
mit zwd Versen abgemacht: 

icb bin Yon dem dat erstanden 
nnd ban encb eiiost Ton alien banden. 
Von a— 'd wird die Randbemerkung binzngefllgt: 
Ego dormivi el somnum eepi et esurrexi quum dommui nuapU me. 
Icb bab geslaffen bis an dy tseyt 
nnd bab gebabt ein grossen str^ 
nn bin icb orstanden 
Ton des dattes panden. 
icb was dat nacb der menscbayt 
nnd bin erstanden nacb der gotbayt 
C^^^ der Herr erscbeint Tboroas und spricbt zn ibm: 



*) Dass dieser Zettel wirklich yon der Hand a — d berrflbrti 
beweist ansser der gleichen Scbrift nnd Tinte das Wasserzeicben: 
der Ochsenkopf mit einer gekrOnten Scblange nm das langstielige 
Erenz ^ewnnden (obne Krone). 



Digitized by VjOOQ IC 




!i: 



miit4 manum iuam 

ThomM Uber imigar meiii« 

da soH for war glawMg sdn, 
!i! meio fooff*) seio dir wdbekant; 

kom ber, greiff dar in mit deisar hanl, 

so bittn for baa tweiffela an 

vnd ferknndett dan frawan nnd man, 

daa [icb] werlicb ?on dem dat bin antanden, 

dj welt erloft ban von alien banden. 
Der Schreiber Ton a— d aetzt erat binter daa fniite manum 
iuam die Worte d cpgnosee, dann acbreibt er nnten anf daa 
Blatt eine ganz neae beaaere Faaaong der Rede: 

Tbomas liber frewnt mein, 

dn soli nit nnglawblg sdn, 

greyff bar in dj wnnden, 

dy de sein nnfeipnnden; 
^ dastn deiter paa 

magtt tagen nnd ?erknnden daa, 

daa icb von det dattes banden 

kreffUicb bin erstanden. 
Von dem Scbreiber der Beilage a— d rtlbren feroer ber: dn 
an e^* angeklebter Zettel: 

ir bem wu icb encb gerett ban, 

daa wn icb verbringen scban; 
dann aof e^*^ ui den Band geachrieben: 

wy dntb ir bem alle, 

daa ir so leycbt seyt nider faUe. 

ir soH nit ser ei^nmen 

ir babt nocb nit scbaden gennmen. 
Im Text atebt: 

wol an ir bera alle 

soU ir so l^cbt nider vallen, 

ir solt nit sere erknmen 

ir babt nocb nit grossen scbaden gennmen. 
e^* er wu boffen nnd vor ym ieben, 

er bett ein gem xaicben geseben 
wird nnten anf dem Blatt Ton a— d geftndert: 

er was boffen nnd tm ym ieben, 

ein tzaicben soU er lassen seben. 



*) wnnden mit jttngerer Scbrift an den Rand gescbrieben. 



Digitized by 



Google 



88 

C^^ Jesus erUtet die Altviter aas der HODe: 
Nn kompt her mein libe kint, 
dy von meinem TtUr getamet tint, 
ich wil each ftli Iftidi ergetzen 
ond inl ench in die ewigen frtid letien. 

Diese wenig gelangene Uebertragaog des vemte henedieU 
in danmm paitis mei wird tod der Hand a— d noten Terbeseeri: 

kmnpt her mein anserwelten ewi^ei^ 

in nnsert Tatter reieh; 

da solt ir haben fraiden groa 

ond sein der heyligen engd genass. 
Wie scbon erwftbnt, bat die Beilage a— d da, wo sie udi 
direkt an den Hanptstock and die Beilage e anschliesst, mancherlei 
kleine Verbesserungen eingelUhrt Nan kommt ein spftterer 
Schreiber and bringt seinerseits vide dieser Yerbessemngen 
wieder in dem Text des Hanptstocks and der Beilage e ao, 
indem er entweder WOrter Qber den Text schreibt, oder •— aller- 
dings seltener*— Randbemerkangen macbt Sobald er seine Yer- 
besserangen nicht mehr aos a~d entnebmen kann, well bier die 
Benutzung der Yorlage aufgehdrt hat, werden die Aendernngen 
weniger and schlechter. Einige Beispiele mOgen die Art and 
Weise, wie der Schreiber verfahrt, klarlegen: 

1. Im Fronleichnamsspiel C*: 

all mich mein her gemant hat 

2. wird Ton a— d ge&ndert in: 

alles wu mich mdn her hat gemant 
8. Der dritte Schreiber nun korrigiert aas der sweiten 
Fassnng in die erste hinein, sodass der Yers im Fronleicbnama- 
spiel folgendermassen anssidt: 

wu hat 

sis mich mein her gemant hat 

Der Einfacbheit halber fQhre ich in den folgenden Beispiden 
die drei Fassnngen als 1. 2. 8. an. 

1. (e*^) nn snchent den konig der da g^enwertig ist 
2. nn bittent den konig der da g^enwertig ist 

bittent 
S. nn snchent den konig der da gegenwwtif ist — 



-Jg ^ "' ' ^ i i ' "^^ 'J BW BlWi gi. ^JlMiw 'i yjii' iiiiiiiiwi^ 



;m! 



as 

(e^f) we we nod jmmer we 

das kh mit Beinen aogeo lol 
3. we waf id kh iehen 
das icb moss sehen 

was sol icb Mieo 
8. we we and ymer we 



das icb mit meinen aogen sol 
An C* ist TOO der zweiteo Haod (11) eioe bessere Fassoog 
einer Rede des ,8er?a8 Herodis* aogeklebt; der sweite Schreiber 
(0 benotzt die eine frelgelasseoe Seite dieses aogeklebteo Zettels, 
om daraof eioe aos a— d entoommeoe, mehrfach yerbesserte Aot- 
wort des Dieoers auf deo Befehl des Herodes zor Bereitung det 
Gastmahls zo schreiben, deoo obgleich bier io deio Text des 
Haoptstocks Berodes seineo Dieoern deo betreffeodeo Befehl 
giebti fehlt doch die darauf zo erwartende Antwort 
Die Fassoog laotet: 

berodes wasz ir gebit oo, das sol 

da bin icb beraytt tzo 

sagen den lorsten ood den bem, 

daz wer begem 

daz ^ bir acb komen, 

daz mag in wd fromen 

wan er als ieh von eocb ban. 

(Got ons in iammer layt berofEt bat 

dextera toa domine fedt virtotem)*) 
Diese Beispide mOgen hierfttr geoQgeo. 
Wir baben bis jetzt zwei Hfiode keooeo gderot, die ao dem 
Haoptstock ood der Beilage e Bemerkongeo aogebracht habeo; 
aosser dieseo ist aber nocb eioe dritte Haod (g) mit ziemlicher 
Sicberheit zo erkenoeo. Ao B^ ist ein Blatt aogeklebt, welcbes 
doeo hftofig dorchstricheoeo ood schlecht geschriebeoeo oeoeo 
Eotworf der Dayid- ood Goliathsceoe eotbftlt. Dieses Blatt trftgt 
als Wasserzdchen eioe Harpooe; dassdbe Wasserzeicheo hat eio 
an C bd der Darstelloog des jQogsten Gerichts aogeklebter 
Zettel, woraof doe Rede des j^satbaoas* dem ^dyabolos Tbotwil* 



*) Die dngekla m merten Zeilen sind sdir scbledit gesebriebea 
ond zom Teil dorcfagestrkhen. 



Digitized by 



Google 



in den Mand gelegt wird. Diese beiden Zettd rOhren uobediogt 
TOD einem dritten Schreiber her, wie dts Wasserzeichen, die 
Schrlft nod die Tinte beweiseo. Demselben dritten Schreiber 
glaube ich noch mehrere kleine Randbemerkangen znachreiben 
ztt dflrfen: 
C* nnten: 

pilate lestn in genesien werden 



Digitized by 



Google 



B^ uDten aogeklebt: h 



i 



her konig mechtigleych, 

nns gefelt wol dai recbt sicheiiejch. \'> 

Yon grOsseren Zus&tzen ist Dor noch ein an C^ bei dem 
ZehiyuDgfraueospiel angeklebter Zettel zu besprechen, der einen 
neuen Entwurf tod deo Reden der fQnf Uugen Jungfranen ent- 
hilt Es ist Tiel dario Terbessert, die Rede der .tertia pmdens* 
ist TOllst&ndig darchgestrichen nnd Ton derselben Hand noch 
einmal unten auf C** geschrieben. 

Es ist mOglich, dass dieser Entwurf auch Ton der dritten 
Haod herrObrt, mOgb*ch aber auch, dass ein Tierter Schrcdber (h) 
anzanehmen ist; ein Wasserzeichen ist nicht Torhanden, die 
Tinte scheiot etwas anders zu sein, wie die Ton der dritten 
Haod gebrauchte. Die Schrift ist nicht Ton der des dritten 
Schreibers zu unterscheiden. Durch das gaoze Fronleichnains- 
spiel nod die Beilage e zersti*eut finden sich eine Meoge kleinere, 
meist scenische Beinerkuogen, wodurch eiozelne Reden unter sich 
umgestellt oder anderen Personen zugeteilt werden. Ueber diese 
l&sst sich natOrlich kein bestimmtes Urteil fiELHen, wahrscheinlich 
rflhreo Tiele too den schon besprochenen Schreibem, diezugleich 
Spielanfahrer wareo, her, andere aber siod jedenfalls anderen 
bei deo Terschiedenen Au5ahruDgen thfitig gewesenen Spidan- 
fOhrern zuzuschreiben. Ebenso steht es mit der sehr hlufig 
Torkommenden Randbemerkong „non dicitnr* oder kurz .non*, 
wodurch ganze Reden oder einzdne Verse als bei der Auffdhrung 
wegzulasseo bezeichnet werden. Von grosser Wichtigkeit filr 
das Verhftltnis der Beilagen zu dem eigentlichen Frooleichnams- 
spiel sind nun ooch einige scenische Bemerkuogen, welche den 
Zweck haben in dem FroDleichnamsspid ganze Scenen 
stdlen Oder Scenen aus deo Beilagen dnznschieben. 



^^^.^^.^uifcrii.,^^.,,^.^.!^^^^^ ,....^w...,^.. ..... 






!-■' r 



38 



1. Aiif B* bd dem gerechten Urtdl Salomos steht due 
sebr schlecbt geschriebene Bemerkung, too der oar die Worte 
perctOiens ptierum gladio za lesen siod. Wie aus dem deatscben 
Text benrorgebt let der Sino jedenfalb der, dass Salomo oder 
ein Diener eine Beweguog macbt, als ob er das Kind in zwei 
Hftlften zerscbneiden wollte. Diese Bemerkong ist l&r ansem 
Zweck onwicbtig, icb fflbre sie bloss an, weil die Scbriftsfige 
dieselben siDd, wie in einigen sp&tereo noch za besprecbenden 
BemerkaDgen. 

2. B^ Zwiscben dem Urteil des Salomo uod der Weissagang 
des Tsaias fiodet 8icb die RandbemerkoDg: 

Seqwtur lUigatio sararum miitricordUu, pacts, hu ti i ia e et 

Es soil also aus der Beilage e diese Partie bier eingescboben 
werden. 

8. B^® Ebenso bat die RandbemerktiDg binter dem ,Magiii- 
ficat* seguUur Cesar Augustus den Zweck, die Scbfttzang des 
Angustiis aus der Beilage e an der Stelle einzuscbieben. 

4. C^ Die ¥or der Jobaonesscene steheode BemerkoDg: 
sequitur iemptata, post teinptaia decollacio Johanms, post de- 
coUacionem Maria Magdalena ist scbon Torber besprocben 
worden; sie stammt sicber yoo der Hand, a— d and bezweckt 
die Umstellaog drder Seeoen. 

5. C* Vor der Maria-MagdaleDenscene ist eine Bemerkong 
an deo Rand gescbrieben: pseguUur temptacio in deserio^,die 
VersochoDg soil also Yorao gestellt werdeo. 

6. C^ Hinter der Berofdog der Apostel fiodet sicb die 
Baodbemerkoog: sequitur coUaeio JcHiannis, post colladonem 
seqwtwr Maria Magdalena. Dieser Scbreiber will erst die Be- 
rofoDg der Jfloger, daoo die Eotbaaptung des Jobaones, dann 
die Maria-MagdaleoeDScene dargestellt baben. 

Nacb dem Torbergebendeo mOssen wir drei verscbiedene 
Scbreiber annebmen. Der erste (sicber = a— d) will folgende 
Reibenfolge: 

C^ 1. Jeso Versocboogy 

2. Die Eothauptoog des Jobaooes, 



Digitized by 



Google 



i r-iiMB%f -rifFiTf-^'*^— ^■'•^■''•■'-"^■**^*^^^-'^*-^ 



29 



S. Maria Magdalena, 
4. Berofuog der Jiioger. 
der zweite: 

C* 1. Die Enthauptuog des Johanneii 
2. Jesa VersuchuDg, 
8. Maria Magdalena, 
4. Die Berufang der JQnger. 
der dritte: 

C^ 1. Berufang der Jflnger, 

2. EnthauptiiDg des Johannes, 

3. Maria Magdalena, 

4. Jesa Versuchang.. 

Aaf RechnuDg dies^ dritten Schreibers sind mit Bestimmt- 
heit aach die auf B*, B^ and B^® geschriebenen Randbemerknngen 
za setzen. Ea ist anverkennbar dieselbe sebr flQchtige, mit 
breiter Feder and blasser Tinte scbreibende Hand. Dieser letzte 
Schreiber gehOrt einer ziemlich sp&ten Zeit an, jedenfalla moss er 
jQnger sein als die Beilage a-nl and zwar aos folgendem Gfande: 
An B^ binter dem Urteil des Salomo ist, wie scbon erwftbnt, 
ein Blatt von der Hand a— d angeklebt, enthaltend zwei Reden 
des Helias, welche den Zweck haben, zwischen dem Urteil des 
Salomo and der Weissagang des Tsaias einen Uebergang her- 
zustellen. 

Einem sp&teren Schreiber schien diese Yerbindang noch za 
locker za sein: er schrieb an der betreffenden Stelle die Rand- 
bemerkung: 

SequUur lUigatio sorarum miserieordiaef padsg uuiUiaB et 
veritaiit 
and Idtete hierdarch gescbickt za den Weissagangen der Pro- 
pheten fiber. H&tte diese Bemerkang schon frfiher dagestanden, 
was sollte dann den Schreiber der Beilage a— d bewogen haben^ 
den sehr gaten Uebergang darch einen schlechteren ersetzen 
za wollen? 

Wie schon erw&hnt, ist der Haaptstock and die Beilage e 
rabriciert Was die Beilage e anbetrifft, so mOchte ich anndimoi, 
dass der Schreiber zagleich aach der ,Rabricator" gewesen ftt, 
denn nar das, was von dem Schreiber selbst herrfihrti ist rot 



n 



oogle 



..>->^.^-^>^-...-.. .. ■ W-.^ ^-L,.^^-j^^^^ ^ ^^ ^ ^ ^ ^ -^^^ ^. ^^ ^^ ^. .. _ ,^ _^.^^ 



;;m; 

;r:; I 



80 



bezeichDet, s&mtliche spitere Zusitze oicht Ansserdem sprechen 
Doch folgeode Umstiode dftfllr: 

e** fat der Vcn: 
\]\ J . na solt ir des sein gemaot za diser frift 

im Text mit roter note darcbstrichen, 8taU dessen too der- 
selbeD Hand, mit roten Stricbeo eiogefasst, an den Band ge- 
Bchrieben: 

den rati geb icb eocb nn 

e^"^ fat nebeo den Vers: 

in gab gotta lera 
das Wort ,inanig*, ebenfaUs mit roten Stricben eingefosst, an 
dem Rande nacbgetragen. 

e*^ fat in dem Vers: 

das zimet wol der kron foin 
das Wort ,der* von derselben Hand mit roter Tinte in ,deiner" 
geindert 

Bedentend scbwieriger ist die Frage nacb dem ^Rubricator" 
des eigentlicben Fronleichnamsspieb zn Iteen. 

Rot bezeicbnet ist im allgemeinen alles, was Ton dem ersten 
and zweiten Scbreiber berrfihrt, also der ursprangliche Grund- 
stock. Die Ton dem Scbreiber a-nl nacbgefOgten Partien sind 
aucb da, wo sie direkt in den Text eingescbaltet sind, nicbt 
mbridert: a. B. 

C^^ beisst es ursprdnglicb: 

miiie manum tuam. Der Scbreiber a--d f&gt in der- 
selben Zeile ,et cognosce* an. Das mitte manum tuam fat m- 
bridert, das ,et cognosce* nicbt Hfttte der Robricator ilas ,et 
cognosce* scbon Torgefnnden, so wOrde er es sicber aucb mit 
nnterstricben baben, denn erstens fat das .et cognosce* eine 
wirklicbe notwendige Ergfinzong des Textes nnd zwdtens wird 
sicb der Rubricator, der docb natnrgemftss seine Stricbe flQcbtig 
macben mass, nicbt die Mftbe gegeben baben, jeden lateiniscben 
Vers erst aaf sein Alter bin za pr&fen, am ja nicbt dne Zeile 
ganz za anterstrdchen, Ton der nor die erste H&lfte arsprtlnglicb ist 
j I Am n&cbsten liegt es wohl, den jedesmaligen Scbreiber anch 

ate Rabricator anznnehmen, also fQr A— C^^ den ersten, fftr 
C^-^** den zwdten Scbreiber. HierfOr spricht aach der 



Digitized by 



Google 



I ^ntfft itfiiifiMiiiii-tntfi riliriiiiifi t^iif^iimtrmtneitm rrriif tiirtfifiiriTiiMiiiifcaiiiiMiii^^ 



81 



i\. 



V 



1 



Umstand, dass sweimal ein alleiDSteheoder Vera (der zwdte Yen 
des Verapaares fehlt) im Text mit roter Hole dnrchstricheii itt| 
n&mlidi: Ik ^ 

C^^ wie et unb dy lach lilt 

C'^ mnsz leiden dy pein dy da ist ewiglidi. 

Nan ist auf C^ und C^ die Raodbemerkaog ,Beelxd>QV |j 

auf C"^ ^sinagoga* und auf C^ .dyabolos accedit*, obgleidi 
unstreitig tod jQngerer Haod berrabrend, rot Qoteretricben. 
Icb glaabe dies so erklftren zu darfen, dass der spfttere Scbreiber 
seine Randbemerkongeo mit roten Stricbeo bezeicbnete, urn sie 
mebr ins Auge fallen zn lassen. Scbwieriger ist es fOr folgenden 
Piinkt eine genQgende Erklftrang za finden: Auf B^^. sind die 
Anfangsbncbstaben der in zwei Reiben gescbriebenen sceniscben 
BemerkuDg seguitur Cesar Augustus rot dnrcbstricbeii. Han 
siebt deutlicb, dass diese Bemerkung scbon Torbanden gewesen . 

sein inuss, als die vier auf derselben Seite Yorbergebenden Yerse ' |: 

rubriciert warden, denn die roten Stricbe geben in scbriger 
Richtung direkt auf die eraten Bacbstaben der etwas xurflck- 
stehenden zweizeiligen Bemerkung los; es ist dies zweifdloe 
absichtlicb gescbeben. Nun gebdrt, wie scbon frQber nacbgewiesen, 
die Bemerkung sequUur Cesar Augustus einer sebr sp&ten Zeit 
an, sie ist jQnger, wie die Beilage a—d, die im Fronleiebnams- 
spiel zeretreuten Zusatze von der Hand a—d sind nicbt mit 
roten Stricben bezeicbnet, denn der Bubricator ist filter. Icb 
kann mir diese WidereprQcbe nor auf eine Art erklftren. Der 
Bubricator bat Tergessen, die Verse 

B^® mein sel sol grussen den beren mdn, 

er bat an geseben dly demot der dimen sefai; 

dar umb ist von got recht, 

das micb eren und loben alle geslecbt 

mit dem roten Stricb zu verseben. Gerade an dieser Stelle ist 
leicbt ein solcber Febler anzunebmen, well Torber das lange !*> 
teiniscbe und vollkommen rot unteretricbene ,Maguificat* stebt 
und eine lange sceniscbe Bemerkung folgt, die ebenfaUs rot 
unteratricben ist Der Bubricator bat sicb eben durcb die 
langen lateiniscben Partien so an das Unteratreiclien gewlSbntt 
dass er im Augenblick nicbt an das Durcbstrdcben der Afr> 



Digitized by 



Google 



n^n j in^ ii ir iriirYr-i^>,«aiV.^.,-.r. ....... . • „ -^ . , ^ „, 



82 

fangsbucbstaben Ton den deatschen Veneo denkti soodern oar 
die gldch folgende lateioiscbe, also za aDterstreicbende Ueber- 
schrift fan Aage bat Nacbdem scboo die Bemerkung sejuitur Cesar 
AugtMtu8 daranter gescbriebeo war, ist einem apiteren Leser 
der Maogel der roteD Stricbe bei deo Tier Versen aufgefallen, 
er bolt das Versftumte Dach, darcbstreicbt aber statt bloss Ton 
den vier deutscben Versen aacb too den darunter stebeodenbeiden 
lateiniscben Zeilen die AnfaDgsbuchstabeD. Dass ein Yersebeo 
Torliegt, gebt scboo daraus bervor, dass die lateiniscben Worte 
wie dentscbe Verse bebaodelt siod; b&tte der betreffeode Rn- 
bricator die Absicbt gebabt, sie rot zo bezeicboeo, so wQrde 
er dies richer ancb, wie allgemeio flblicb, durcb Uoterstreicben 
mit roter Tinte gethan baben. 

Fassen wir die gewonnenen Resultate knrz znsammen: 

Der Haaptstocki das eigentliche Fronleichnamsspid, ist Yon 
zwei Scbreibem I and II gescbrieben. 

Die erste Hand gebt von Anfang bis C^*^, die zweite von 
C^*^ bis Scblass. Der zweite Scbreiber hat bei drei Scenen 
die Fassnng des ersten yerbessert and darch an den Rand ge- 
schriebene rote Bachstaben Umstellungen bewerkstelligt 

Die Beilage e ist ein in sich abgeschlossenes Spiel, bestimmt, 
den skelettartigen Baa des Fronleicbnamsspiels aaszufOllen. 

Die BeQage a— d soil Yon Torn herein als Einscbiebsel in 
den Haaptstock dienen; die aas der Beilage e dbemommenen 
Partien sind Ton dem Scbreiber a— d selbstftndig Yerbessert 
Ein spftterer Bearbeiter f hat diese Verbesserungen aas der 
Beilage a—d wieder in der Beili^e e angebracht 

Der Scbreiber der Beilage a— d bat an yerscbiedenen Stellen 
in dem Haaptstock and der Beilage e bessere Fassongen ein- 
gescbaltet Aasserdem lisst sich noch eine weitere Hand (g) 
nacbweisen, Ton der mehrere grOssere Znsfitze berrtlbren. Die 
Tielen kleineren Bemerkangen stammen teils Ton den eben er- 
w&bnten Schreibem, teils noch Ton anderen. Die Scbreiber des 
Hanptstocks ond der Beilage e sind wabrscheinlich anch die 
jedesmaligen Rnbricatoren gewesen. 



Digitized by 



Google 



1 

lb 

88 



Urn spfttere VerwirruDgeo tn Termeideo, mdcbte ich scboD bier 
einige Bemerkaogen eiDSchalten fiber die Art nod Weise, wie 
das KQozelsaoer FronleichDamsspiel wabrscbeinlicb entstandeD 
za denken ist 

Bd der BescbreibuDg der Handscbrift babe icb bereits er- 
wftbot, dass an dem Hauptstock — nur von diesem ist bier die 
Rede — die Hfinde zweier Schreiber zn erkenoen sind. Der 
erste, dessen Scbrift bis C^ reicbt, ist oboe Zweifd bloss Ab- 
scbreiber, and zwar eio nicht g^rade sebr gebildeter Abscbreiber 
gewesen. Beweise bierf&r sind die vielen sinnlosen Febler, die 
mecbanisch aus der Vorlage dbemomiDeo sind, and dann baapt- 
sfichlicb die zahbreicbeo Verderbnisse in den lateiniscben Ueber- 
schriften, die fOr die lateiniscben Kenntnisse des Scbreibers kein 
scbOnes Zengnis ablegen. Der Indikativ nnd ConjnnktiT ist 
Tollkommen gleichberecbtigt gebrancht; es beisst in den Spiel* 
anweisnngen sebr b&ofig: ^legat et dicit", femer .respondet et 
dicat" u. s. w. Bei der Darstellang des salomoniscben Urteils 
stebt statt ^^procarator regis" regelmissig ^procreator regb*. 
Der zweite Scbreiber, der statt ,rector processionis* regelmftssig 
^rector ludi* setzt, hat, wie schon erw&bnt, an einigen Stellen 
die Fassung des ersten am Rande verbessert and scbeint also 
mit etwas mehr Uebeilegang gearbeitet za haben; aach finden 
sicb in seiner Abschrift weniger Febler. Erw&bnenswerte Ab- 
weichnngen Ton der OriginalbaDdscbrift trane ich ihm aber aach 
nicht za. 

Die ans Torliegende Handscbrift ist also die wortgetrene 
Abschrift eines verloren gegangenen, weuig titeren Textes. 

Dieser Grandtext, das ursprQngliche Etknzelsaaer Fron- 
Idchnamsspiel, ist von dnem Verfasser, and zwar Ton einem 
Geistlicben, aas vielen Qaellen and mit selbst&ndigen Aenderangen, 
Zus&tzen and Abktlrzangen za einem — allerdings weni^ dn- 
heitlichen — Ganzen znsammengeflickt 

Ich werde der Sache gemftss den Verfasser anseres Spiels 
mit Compilator bezeichnen, am eventaellen Yerwechselangen mit 
den Abschreibern vorzabeagea. -» • 



U 

I 



Digitized by 



Google 



ill ^ t 

p 



%\ 



iii; 



11. i 






84 

n. Der Stoffi 

1. Allgemeine CharakteriBtik. 



AIs im Aofaog des 15. Jahrhuoderts durch Theologen aod 
volkstQmliche ParteifQhrer die Missstftnde der Kirche and der Gebt- 
lichkeit aafgedeckt wurdeo, kam dem Volke die Uogerechtigkeit 
aod der Dmck der Priesterhernschaft allmfthlich zom BewosstseiD. 
Damit batte die willenlose DDterordoaog aoter die GeiaUichkeit and 
die TOO ihr aufgestellten Satzaogeo ao vielen Orteo ihr Eode er- 
reicht Der Baon, der so lange die grosse Masse gefesselt hatte, war 
gebrocheo, and darch das gaoze Jahrbandert bindorcb bis zam 
Aaltreten der grosseo Reformatoren fioden sicb in der Gescbicbte 
zablreicbe Beispiele, wo das Volk sicb gegeo die weltlicbe aod 
geistlicbe Priesterberrscbaft aaflebote. Eioen recbt fmcbtbareo 
Bodeo for ibre Aufklftroogsideeo fandeo die Vorl&afer der Re- 
formatioQ, aod oeben iboeo die socialistiscben Agitatoreo, io 
Scbwabeo uod Fraokeo. Weoo aocb io Ermaogeluog tOcbtiger 
FQbrer die Uozofriedenbeit oicht deo Cbarakter eioes allgemeioeo 

f Anbtaodes aooabm, so wareo Localnorubeo, wie der Au&taod 

des sogeoaootco Pfeifers too Niclasbauseo io der Taubergegeod, 
keine Selteobeit, and gewiss wird sicb die G&braog io deo eio- 
zeloen St&dteo aod DDrfero vielfacb bemerkbar gemacbt babeo, 
sei es duo, dass das Volk im allgemeioeo deo kircblicbeo Ge- 
brftucbeo oicbt mebr die gewobote Ebrfdrcbt eotgegeobracbte, 
sei es, dass die deo Kldstero uod BistQmero pflicbtigeo Abgaben 
oicbt ioebr mit der alteo Bereitwilligkeit geliefert wurdeo. 

Gegeo diese revolutioo&reo Ideeo wendet sicb deutlicb das 
EQozelsaner Frooleicboamsspiel: es stebt streog auf dem Staod- 
puokt uod deo Forderuogeo der katboliscbeo Eircbe. "Wo sicb our 
irgeod eioe Gelegenheit fiodet, wird deo ZubOrem Yom ,reetor 
processioois" Oder aucb voo deo baodehideo Personeo selbst ans 
Herz gelegt, i,opfer uod zebeot recbt zu gebeo", besooders tritt 
dies benror io deo vom Compilator sclbstftodig eiogefOgteo 
Oder stark Teriloderteo Partieo.. Io der Darstclluog des Bruder- 

i . mords kommt der Aosdrack ,opfer uod zebeot* dreizebomal vor, 



Digitized 



d by Google 



,^,...^v,^....,-.. I r,,i •■■rf-aiif- --'^■^■'^^^-^^^'■'^^■^^^^<^'^^i^'^^'''^»^^^^^'ti^^^ 



86 



teik ate ErmahDUDg an die ZahOrer: opfer and zeheot aolt 
ir recht geben, teils, indem durch die handelnden Persooeo die 
Belohoang fQr das .recht geben" and die Strafe f&r das ,Dicbt * 
recht geben", vor Augen geffihrt wird. Eioe aoYerkeDnbare 
Absicht liegt femer in der hfiufig wiederkebreoden ErmahnaDg 
zur Anbetang der Heiligen ate FQrsprecher Tor Gott; aach an 
den bethteheroitischen Eindermord schliesst sich die Aaffor- 
denmg an: 

Rnffent an dy nnscbuldigen merter, 

dai sj each bebntten ?or aller swer. 

Wenn Tollends eine ganze Partie nur aus Legendenbrnch- 
stOclcen besteht, die mit dem alteD Passionsspiel doch nicbts zu than 
haben and ganz unvermittelt in die Procession eingescboben sind, 
so I&sst sich dies nur aus der Tendenz des Spiete erkl&ren, die 
in Missacbtung gekommenen Heiligen wieder zn Ehren zu bringen. 
In der Einleitungsrede der betreffenden Scene ermabnt der 
^rector* selbst zur Anbetung der Heiligen: 

Ir solt dy liben heiligen em, 
das sy for each bitten got den hem. 
Nachdem darauf die Thaten des heiligen Jeorius, des Christo- ' 
ferns und des Nicolaus weniger durch Handlung als durch blosse 
Erz&blung vorgefQhrt sind, treten die belligeu Jungfrauen Eathe- 
rina, Margaretha, Barbara, Dorothea, Juliana, Ottilia, Apolonia 
der Reihe nach mit ibren charaktertetischen Attribute^ auf und 
Tersprechen dem, der ibre Marter ehrt, ewige Belobnung. Ein 
Beispid mOge genflgen: 

C^^ Accedai Santa Katkerina ei dieat: 
Sant Eatherina bin ich genant, 
rat und swertt trag ich in meker bant; 
wer nn ertt dy marter mein, 
des gutter fnrsprech wO ich g^en got sein. 
Am deutlichsten tritt die Tendenz des Spiete wohl am Schlusa 
bervor, wo der nP&PP&* n&cb einer Yerberrlicbung des ,fron- 
leichnam'' die AuffQhrung beschliesst mit einer nacbmaligen Er- 
mahnnng an die ZuhOrer, die Priesterscbaft in Ehren zu balten: 
C^ Anch sag ich each finbasz, 

das Ir den prister nit seyt gehass 
and die halt in grossen^eren, 



8* 






Digitized by 



Google" 



8e 

SO wil each got an dngent meren. 

dar nmb wer pristenchtib nnertt, 
von dem hat got sdn antUts kertt; 
das tlrnn ich mit der wahrhait kantt: 
do got dy sieheii macht gesont, 
da sprach got mit seiner worten eraflt: 
gent bin, beweist ench ^er pristersdiailt 
got hat selber pristerschaift in eren; 
dar nmb sollen wir ir lob meren 
dnrch den, der §j gewirdidct batt. 
so leben wir nacb gotei gebot 
nnd wnrtt nns gewarlicb alien geben 
nacb disem leben das ewig leben. 

Darfen wir das EQnzelsauer Fronleichnamsspiel als Ton doer 
bestimmtenTeDdenz getragen aoffassen, so ist hiermit anch gleich 
die aoff&Ilige Thatsache erklftrl; dass im GegenHats zu den gleich- 
zeitigen und auch ftlteren derartigen Stllcken die Handlung voll- 
kommeo emst gehalten ist Zwischenspiele, daraof angelegt, die 
LaChmuskeln der Zubdrer zu reizen, wie die Erftmerscene, die 
Grabwache der Hitter, der Wettlauf des Petrus und Johannes n. a. 
fehlen dnrchaas, sogar der Teafel bat noch seinen ursprQnglicben 
Charakter bewahrt Lucifer, der gefallene Engel, ist Ton Gott 
selbst als Ricbter fiber das BOse eingesetzt und als solcher 
schreckenerregend. Durch den ersten Stindenfall sind Adam und 
Eva in seine Macht gegeben, er fQbrt sie selbst ans dem Paradies 
in das ^irdisch iamerthal" und verktindigt ibnen, was sie und 
ihre ganze Nachkommenscbaft von ihm zu erwarten baben: 

A^* Kn gent mit mir das ist mein ratti 

icb wil ench fnren nff den piEst 

nff dy erden in das iamerthal, 

da wertt Ir sehen nber al 

iamer lait aeb nnd we; 
t ir komt von mir nit me, 

mit tawssent listen versnch icb ench wd 

nnd mach ench aller snnden yd; 
• dar nacb komen ich und mein gesdlen 

und fnren ench mit nns in die belle, 

da mnssent ir gotes amplick Termdden 

nnd mnssent mit uns ewiglich Idden. 



Digitized by 



Google 



i n 'ri riiithMiif I MiiniiifiiiiiiliniiBi-rff aarntiiriaillTiiiimri^li^ailiAia^^ 



87 



Abo der Verf&hrer hi zugleich auch der Ricbter; die Strafe 
folgt der SQnde meist auf dem Fasse nach. Nacb der Enthaap* 
taog dea Johannes meldet Sathanas seinem Herm froUockend 
daa Geschehene: 

G^ Lneiper, das knmpt nns eben: 
^ das w^b dnt in nnserm wiUen leben, 

dar nmb wollen wir ir geben*) m laa 
in der beU ein dewffeliMhen ban 
nnd sy fiiren an diser stand ^ 

mit nns in der belle grant 
Ladfer erscheint nnd fftbrt unter dem Teafelsmf ,Ro, ho, 
Ro, bo!" die Herodias mit rich in die HOIle, derBestrafung entgegen. 
In fibniicber Weise geht in dem eingeschalteten Zebnjnng- 
frauenspiel die Handlung Tor rich. Bei dem jQngsten Gericht 
wird Lncifer nocbmals von Gott selbst als nnamscbrinkter 
Herrscber dber die SOnder best&tigt: der ^salvator in resorrec* 
tione* l&sst ibm durch den Engel Michael die zur linken Hand 

gesteliten BOsen iibergeben: 

Cm_: 

mein oberster engel Micbibd, 

dn solt nn daylen diss schar 

nnd ir temen war. 

bsz dy bosen ansz den gntten, 

dy sol nn der dewffel in seiner bntte 

ewiddicb bebalten gar 

nnd mit in fnren an sein dewffcOischen scbar. 

^ Michael vollfabrt den Befebl, and Lncifer froblockt fiber den 
ibm zugefallenen grOsseren Hanfen: 

C^ lieber gesel, da ingest mir eben, 

dn bast mir das grosser tail geben; 

ob mir nit me werden sol, 

so benngt mich an der tailnng wd. 
• Durch das in die Gerichtsscene eingeschcbene Streitgesprich 
zwischen Leib und Scele werden die scbrecklicben Strafen der 
Sonde noch besonders zur Anscbauung gebracht, die Seele wird 
wieder mit ibrem Edrper vereinigt und hat mit ibm auch pbysisdi 
die ewigen HOlIenqualen zn dulden. Alios ist darauf angelegt» 
den Zubdrern die Strafen der SQnde mOglicbst deutlich Yor Angea 

♦)Hs. gebid. 



n 



/-^r^r^l r> 



miihiifa tfnfti i fn i f nr - ■ m r * -^ m, if m \ m i mm >m ■ j jjiiMir.v "^cuf^-u anJjLm 



88 



za fQhreo and sie in ihrer Farcht Tor dem Teafel za besUrken. 
Lacifer nimmt doe sehr selbstftodige Stellaog ein, allerdiogt itt 
er Gott QDtergeordnet and mass dem die HOlle stfimieDdeii 
CbristQS weicbeo, aber docb wird seinem Treibeo io der Wdi 
kein Hindernis entgegen gesetzt let eine Seele eiDmal sein 
eigeo geworden, so giebt es ffir sie keioe Rettuog mebr: rie ist 
ewig verloren. Aacb die Stellaog Lacifers seiDen .geselleo* 
gegenQber ist dem entsprecbend: wie Gott fiber die gateo Eagel, 
so gebietet er fiber die gefalleneD. Eine Aofleboang der Teafd 
gegen ibrea Meister giebt es nicbt, sie vollziehen stillsdiweigead 
seine Wfinscbe; niemals wagt ein Teafel, wie es in anderen 
StQcken h&ufig vorkommt, gegen Lacifer zo marren, oder gar, 
wie im Alsfelder, ibn za verspotten and selbst za scblagen. 

Die Zabl der Nebenteufel, die im allgemeiuen nar zor 
Erzielung einer komiscbcn Wirkung eingeffibrt werden, ist, dem 
Ernst des ganzen entsprecbend, bedeatend dngeschrftnkt Es 
werden bloss drei Namen genannt: Sathanas, Tbattwil and BeaL 
Satbanas ist die rechte Hand Ladfers; er folgt dem leisesten 
Winke sdnes Herrn, and wo eine scbwierige Arbeit za voUbringen 
ist, meldet er sich freiwillig. Hat er dann einen gateo Fang 
gemacbt, so kommt er wie ein gater Jagdhand za seinem Herrn 
gelaufen and vcrkfindigt ibm froblockend den Erfolg seines 
Wirkens; einige Male vertritt „unas dyabolas* seine Stelle. 
Der Teafel Tbattwil greift nar bei der Maria-Magdalenenscene 
ein and ist von ganz untergeordneter Bedeatang. Der dritte 
Nebenteafel Deal tritt ebenfalls nur einmal aaf, and zwar an- 
scbeinend in einer sebr Iftcberlicben Bolle. Er wird n&mlicb von 
der beiligen Jangfraa Juliana am Stride geffibrt and durch 
Schlfige gezwangen, seine ganzen Scbandtbaten za bekennen. 
Ganz holflos flebt er am Erbarmen: 

C^^ we! we! mir gesdia ny so we, 
libe iondcfraw erburm di€li 
and slag also nit midi 
and macb kainen spot aosz mir! 

and verspridit, keinem Menscben mebr scbaden za wollen. Also 
derselbe Teafel, der darcb seine Hacht so vid B5ses den Mensdien 
zageffigt, der den Herodes zam bethlehemitiscben Eindermord 



Digitized by 



Google 



^ „„. ^^■•■v.-..,^,,. .. .., .,. ,vr...^.-.^,^^.-...^./.-.^..^^A....^..,-^.^|^S^.^>.-.:...,^ 



39 



antrieby der die Jaden zur SteioiguDg des Stephanos verlockte, 
der die Grftuel in Sodom and Gomorrha aofachte, krflmiDt aich 
DUO machUoa ao der Hand eioer schwacheo Jungfrau. Der Zweck 
1st klar: die ZahOrer solleD zur Anbetuog der Heiligen ange- 
halten werdeo, deim \?eoD diese darch ibre Frdmmigbeit aolche 
Thaten vollbriogeD kOnneD, so siod sie der Aobetang der Menscben 
wQrdig, and Gott wird fOr ibre FQrspracbe ein offenes Obr baben* 
Es ist nicbt wobl denkbar, dass der Scbreiber oboe eioen be- 
stimmten Zweck alles komiscbe weggelasseD^bat, da docb doe 
solcbe Abweicbang yod dem allgemeiDeo Brauch leicbt ate due 
LQcke empfanden werdeo kooote. Yerfolgte er aber mit sdoem 
Spiel die aosgesprocbeoe Absicbt, die oeueroogssQcbtige Meoge 
dcrcb Ermabnoog and VorfQbroDg der SOodeostrafeo io den 
Schoss der alleioseligmacbeodeo Eirche zurdckzofabreo, so war 
alles, was eioe Iftcberlicbe Wirkoog erzieleo kooote, oidit am 
Platze, da die ZohOrer bierdurcb von dem Ernst der Sacbe ab- 
gdeitet w&ren. 

2. Grundlageii nnd Qaellen des Hanptsto As. 

A. Die Verwertnog mittelalterlicber Bramea. 
a. Osterspiele. 

Dem reicbbaltigen Stoff unsers Spiels entsprecbend ist aoeh 
die Zabl der benutzten Quellcn eioe sebr grosse. 

Der Compilator ist bd seiner Arbdt im allgemeinen so 
Yorgc^angen, dass er sicb bei den in den moisten fibnlidien 
Spielen wiederkebrenden Scenen an die stereotype Form der 
Darstellong bilt, docb sucht er mdglicbst zu kQrzen and sleht 
sicb in diesem Bestreben bftufig zn selbstHndigen Aenderongeo 
gezwungen. Es licgt wobl am nSchsten, bei der Qnellennnter- 
sucbung so weit wie mOglicb dem Entwicklnngsgang des mittd- 
alterlicben Dramas zn folgen nnd von den allgemein verbrdteten 
Scenen zu den weniger bekannten fortzuscbreiten. Da der Eem 
der ursprQnglicben Osterfeiern, der Gang der drd Marien zom 
Grabe, in unserm Stftcke nicbt zur VorfObrong kommt, so tet 
zunftcbst die sicb anscbliessende Scene, die Auferstebong and 
die Hdllenfabrt, in Betracbt zu zieben. Wackernagel (Lit^GesdL 
S. 311) bebauptet, die HOllenfabrt werde aus sceniscben Grtinden 



jitized by 



Go' 



J 



iMriteteMMlMMMiiAlMMil 



40 



Qberall hinter die Auferstehang Yerlegt Unser Spiel bildet bier* 
von eioe Ausnahme and scbliesst sich ao die DaretelluDg der 
Bibel an. AllerdiDgs sind bdde SceneD so eng mit einander 
verknQpft, dasa Dicht einmal eine Verftnderuog in der Scenerie 
stattfindet Es treten zagieich aof: ^Deas in ressnrrectione*! 
„Adam'', nEva'', ^Johannes baptista*, ,,Laciper et Satbanaa*. 
In der Spielanweisang beiast es: infernui praeparetur, 
also ein Teil des Platzes ist als VorhOlle eingericbtet, in der sicb 
alle ausser der ^dominica persona* befinden. 

Obgleicb der Ikerr nocb nicbt anferstanden ist, sind ibm 
docb scbon die Attribute der Auferstehung beigegeben. In sebr 
geschickter Weise bat es nun der Compilator verstanden, zwiscben 
der Vorbdile und der Oberwelt eine Verbindung berzusteUen, 
vodurcb ein Scenenwecbsel ftberflOssig wird. Nacbdem nftmKch 
die erlSsten Seelen, Adam und Eva, den Messias begrflsst baben, 
tritt Jobannes der Tftufer aus der Hdlle beraus und wendet sich 
statt an den Erldser an die Zubdrer mit den Worten: 

C^^ Sebend, der ist erstanden Ton dem dot, 
der nns erlost hat ansz aller nat, 
dar an soH ir kainen zweiffd ban. 

Ibm kann* nun gleicb, obne Qberraschend zu wirken, die 
.dominica persona in resurrectione* folgen: 

Ich bin Ton dem dat erstanden 

und ban each erlost Ton alien baaden. 

Bei der HSllenfahrt ist die gew5bnlicbe kurze Form der 
Darstellung bewabrt geblieben, sie scbliesst sicb eng an die 
kircblicbe Feier der Osternacbt an: die „dominica persona in • 
resurrectione'' tritt Tor die Hdllenthar und spricbt: 

Tolliie portaSf prineipeSf vestraM 

et elevamini porte eiernalesJ 
Ludfer antwortet: 

Qtitj est iste rex glorief 
Sathanas TerkQndigt seinem Herm den Namen des Er- 
lOsers, dieser erwidert: 

deui forttMy deus potehs in proeUol 
dies wiederbolt sicb dreimal^ dann stOsst der ErlOser das HOllen- 
tbor ein und fobrt Adam und ETa beraus. Weitere Seelen werden 



Digitized by 



GooqIc 



Si 






41 



Dicht erwftbot, deoD .Johaooes baptista* iat, wie ichoii gesagt, |1 

Dur zar Yerbindung zwischen H911e uod Oberweit dDgescbaltet 

Was deo deutscheo Text anbetriffti so ist derselbe auf die ^ 

gewOholiche Art uod Weise entstandeo za deDbeo: der Ck>iD]^ 
lator flickt aus verschiedeneo Qaellen zusammeii, macht audi 
wohl einige sdbstftodige Aeoderungen und ZosAtze. Am nichsten 
steht uosere Darstelluog dem too Mono nach der Innsbmcker 
Handschrift too 1391 herausgegcbeaeo Osterq^id: 

C^^ dy bant dj midi ersdiaffien bat, 

dy she idi bie an diser stat 
I^ 232 f. icb sehe den, der midi gesdiaffen bat, 

an dem bymd nnd erde stat*) 
C^^ nn kompt ber, mein libe kint| 

dy von meinem Tatar gesamet sint; 

Icb wil endi ab laids ergetcen 

nnd wil encb in die ewigen fraid setzeo. 
V 226 £ Nn knmt, myne tII liben Idnt, - ' 

dy Ton meynem Tatar bekomen sint, 

ir soH mit mir ewigUdi 

bedczen mynes Tatar rieb. 

Die BegrOssungsrede der ETa Ist sogar wOrtlidi aus dem 
lonsbrudcer Spiel, resp. dessen Vorlage Qberoommen: 

C^^ snsser ber Jbesa Crist, 

der aller betmbten ein droster (Ist)^) . 

wir dandcen dir das dn ber bist komen 

Ton bimd berab nns zn frnmen, 

wir baben dein gebitten so Unge 

In der Tinstemisz gezwange, 

mit einer grossen begenmg 

nnd mit einer 8tette(n) bofbung, 

dy wir zn dir betten. 

dn bist der, do Ton dy propbetten 

baben geschriben nnd geq^roeben, 

dn bast dy bell znbrocben 

nnd den dewffd dar in gebonden; , 

das baben wir wol entpfonden. 

dn bast nns mOtiglidien erlost, 

dn bist nnser bodbster tiost 



•) Tor^ R 499 £, E 7602 f , Ea V 428 1, A 7171 t, 7176 f- 
*•) ,ist* Ton jangerer Hand. - ; 



Digitized by 



Google 



mmni.mmrrim',tmum,m^i.m-i^..u^.L..^^..M^.^^.,..^..^^ ..^^.^^^ ... 



43 



lob imd er ley dir geben 
hy and In dem ewl^ leben. 

vcrgl. V 1. 39-66 (Mone S. 146). 

Die gauze Aaferstehuogssceoe ist mit den zwd Yenen 
abgemacht: 

Ich lia Ton dem dat ersUnden 

and bin each erlost Ton aUen btnden*). 
Wfthrend nun der Cbor den Osterhymnns ,,Gri8t ist erstanden* 
singt, schreiten die drei Marien mit ihren Spezereien stnmm in 
Procession vorbeL Der ^rector processionis* erkUrt ihre Be- 
deutang dnrch einige Verse: 

dy trey Maria sehent nach im gan, 

dy wolten in gesalbt ban. 

nn raffent den abnecbUgen got an, 

das wir frolicb mit ym erstan. 
Maria Magdalena erkennt den Aoferstandenen und fftllt 
anbetend vor ihin nieder; der Herr giebt ibr Aaftrige an seine 
Jftnger, besonders an Petms. Obne dass eine weitere Spiel- 
anweisung vorbergeht, erscbeint nan aocb Tbomas and wird 
Yon seinem Dnglaaben gebeilt Als Vorlage scbeint der Ck>m- 
pilator mit dem Egerer Fronieichnamsspiel^ein and dasselbe Spiel 
benatzt za baben, das seinerseits wieder aaf dem Innsbnicker 
Osterspiel berobt baben mass, docb scbeint diese gemeinsame 
Vorlage von K und E in K genaaer bewahrt za sdn, wie deb 
aus der Uebereinstimmung mit I ergiebt. . 

C^^ Maria da solt mich nit roren an 
and bald binder dicb gan. 

£ 8047 i Maria, trit ein wenig bin dan, 
da solt micb nicbt mer rOm an. 

C"^ Sag meinen iangem mit namen Petro, 
das qr alle wesen fro: 
ich bin von dem dat erstanden 
and ban each erlost von aQen banden. 



icb wil each for gen gegen Galilee, 
da wertt br micb seben als ee. 



*) Yon der Hand der Beflage a — d Ist an den Rand gescbrieben: 
j^E^go sairezi et cet*. 



Digitized by 



Google 



I nil .iiiii^ij-n^i^r"^^ "- — ""-*"' ""^"iiff^iri'iTrinifitiriMfiimtiyihTril^f^ 



48 



£ 8055 & Standt aofE, Maria, lud bis fro, 

sag den iangern mdn uid Petio, 

das idk set erstanden 

Ton des todes paaden. 

heis si gen Galilea gan, 

da sehendt d mich an abelan*) 
Qi^ Thomas, ich sag dir ^ 

ond glawb ach mir, 

das mein her nnd mein got 

ist werlich erstanden Ton dem daL 
£ 8183 £ Thoma, das sag ich dii^ 

for war solta gelanben mir: 

ich sach den lebentigen got, 

der nberwnnden hat den tot**). . 

C^^^ Ich kainen glawben daran han, 

bisz ich qr sein fhnfl wnnden an 
. nnd greiff mit meinen finger dar in, 

so wfl ich dan glawbig sein. 
£ 8217 £ Das ichs nimer glanb zn keinnen stnnden, 

ich leg dan in sein tieffe wnnden 

mein zwen finger bin ein, 

allererst so wil ich glanbig sein***) 
C^'^ Thomas, liber innger mein, 

dn solt vor war glawbig sein, 

mein fhnif [wnnden] sein dir wolbekant, 

kom her greiff dar in mit deiner bant. 
£ 8247 £ Thoma, frennt, geh her zn mir! 

mein wnnden wil ich zeigen dir, 

die ich an dem crenz entpfangen han; 

dein zweiflnng soltn yon dir Ian, 

nnd leg her die finger dein 

in die tief der wnnden mein. 
I 1124 ff. Thomas, lyber frennt myn, 

dn salt nicht on^onbig sfai, 

dn solt sin glonbig czn aDen stnnden, 

la dine vingdre in mjne wnnden. 
Eine dem Innsbrucker Spiel sehr ftbolicbe Fassung fet yod 
der Hand der Beilage a — d unten anf C^^ nachgef&gt: 

Thomas liber fr^wnt mein, 

dn solt nit nnglawUg sehi, 

♦)-vgL I 1121 f., £ 8221 t ^ \ 
**) TgL I 1103£ n. lllBff. 8230£ 
♦»*) vgL I llOOff:, £ 8199 £ 



Digitized by 



Google 



iiftii*i>.i^fr---MrVi*^*r^. - ,;,.^,^,^.-^.. ^ .^ ^"-1"Wir iMlii I i i i l l li II 



44 



gr^ her ia dy wnnden, 

dy. de leiD miTerpimdMi. 
Dieser Schreiber ist offenbtr auf den WorUaut der Vorlage, 
die der ftltere wahrscbeioKch aas dem Gedftcbtois beoutste, zn- 
rQckgegaogeii. 

b. Die Paesioosspiele. 

Yon den SituatiooeD der Heilsgescbichte, die in den meisten 
spiiteren Osterspielen sowie aacb in den Passionsspielen zor 
Darstellnog gelangen, werden in unserm StQck nur wenige Tor- 
gef&hrt, nnd diese in so verkQrzter Form, dass Yon einer e]gent> 
lichen Handlnng kanm die Rede sein kann. Interessant sind 
diese Scenen fOr nns, abgesehen von ihrer Bedentung in der 
Procession, nur in sofem, als darin besonders deutlich die Eigen- 
beiten des Compilators bervortreten. Ein recht charakteristiscbes 
Beispiel fflr die Art nnd Weise, wie der Compilator seine Vor- 
lagen benntzt und trotz seiner Unbeholfenheit im Ausdruck das 
Wichtige von dem Mebensficblichen za trennen verstebt, bietet 
nns die mit wenigen Versen bebandelte Klage der Maria. Die 
Mutter des Herm tritt auf ^portans gladium*. Der ^rector pro- . 
cessionis* erkl&rt die Bedeutung des Scbwertes und knOpft daran 
eine kurze Ermahnung, dann wendet deb Maria mit fast den- 
selben Worten an die ZubOrer: 

C*^ Ein swert durch mein sel gat, 
als mir her Symeon geweisagt hat 
das bedencken alle getrewen hertzen 
und habt hewt mit mir smertzen. 

Eine cigentlicbe Klage wird also ftberhaopt nicbt gegeben, 
aber gerade der stumme Scbmerz der Mutter Gottes^ erlfiutert 
durcb das ibr zugeteilte Scbwert muss einen tiefen Eindruck auf 
die ZubSrer gemacbt baben, jedenfalls war dies die einzige MOglich- 
keit, mit wenig Worten eine grosse Wirkung zu erzielen. 

In der auf die Maria- Magdalenensceoe folgenden Spielan- 
weisnng beisst es: 

C^ Aeeedat dominiea persona in 
temptatione sedens in ttdt. 

In der Ausf&hrung gebt aber nicbt gleicb die Versucbung 
vor sicb, sondem nach der Einleitungsrede des .rector* tritt die 



Digitized by 



Google 



Ig^^^^^^l^gl^lBgajl^^^^^flBaMiMHMilMBHMl^fiAMdiHitf 



45 



eben bekehrte Maria Magdaleoa .cam pixide* vor, fftllt reuevoll 
dem Herrn za FOssen uod wird is Gnadeo aafgenommeii: 

C^ Stand nil, Ube fraw main, 

Tergeben sein dir dy snnd dein. 

Daroach wendet sich Maria mit einer ermahnenden Bede 
an die ZuhOrer. Danu erst erscheint der Teufd ^portans tres 
lapides" und versucht den Herrn, und zwar findet diese Ver- 
snchung ohne vorherigen BQhnenwecbad in der WOate statt. 
In der Absicht, das meist ziemlich welt ansgedehnte Gastmahl 
des Simon zn Qbergeben, bat der Compilator bier den Febler 
begangen, zwei nacb Ort und Zeit verschiedene Handlungen in 
eine verbinden zn wollen. Was den Text anbetrifit, so liegt 
keine Anlehnung an eine bestimmte Quelle vor, der Compilator 
stellt aus verscbiedenen stcreotypen Redewendungen and SQnden- 
klagen eine selbstftndige Fassung znsammen. Sebr eng scbliesst 
sich bieran die Yersucbnngsscene an, wie sebon ans der voran- 
gestellten Spielanweisung bervorgebt Aucb diese Darstellang 
zeigt ziemlicb grosse Selbst&ndigkeit Durcb genane Anlebnnng 
an die bibliscbe Scbilderung und mit Benutzung einiger weit 
•▼erbreiteter Verspaare bat der Compilator es Terstanden, seinem 
Stoff eine'recbt gate Form zn geben. 

Als durcbaus selbstdndige Arbeit ist ebenfalls die folgende 
Scene, die Berufung der JQnger, zu betracbten. Die Darstellang 
weicbt nacb Form und Inbalt von alien derartigen uns bekannten 
Scenen bedeutend ab, Spracbe and Yersbau zeigen die cbarak- 
teristiscben EigentQmlicbkeiten des Compilators. Es liegt aaf 
der Hand, dass aas so verkQrzten Darstellungen, wie die eben 
besprocbenen sind, kein fester Scbluss auf das Verbfiltnis unseres 
StQckes zu andcm Spielen gezogen werden kann. Wenn rich 
aucb mebrfacb wOrtlicbe Uebereinstimmungen finden, so lassen 
sicb dieselben meist recbt gut durcb mflndlicbe Ueberliefenuig 
Oder durcb blosse Yersifizierung der Bibelworte erkl&ren, nach 
einer bestimmten Yorlage brancht man nicbt zu sucben. Anders 
stebt es mit den Scenen, welcbe breiter bebandelt sind and bei 
denen der Compilator daher, obne grosse Yerftnderungen zn treffen, 
sicb an eine bestimmte Quelle anscbliessen konnte. Es kommt bier 
Torerst nun die Maria-Magdalenenscene in Betracht Die Marii^ 



n 



/-^r^r^ I iO 



Qs^i:^ 



mfsmmamm 



nyrr'^iirtirntf 1 1 



i^Mig^i-iiifc, 



46 



Magdaleoeosceneo in den mittelalterlicben Draibeo lasseo sich in 
drei Gruppen einteileD (Wirth, Die Ostier- xl Passfoossp^ S. 219): 

1. Die leichtfertige Martha wird dnrch die ErmahDaogeQ 
ihrer Schwester bekehrt and emp&ogt beim Gastmahl des Simon 
Yergebung der Sflnde. 

2. Die Bekehraog findct iofolge der Bergpredigt statt. 

3. Es wird nor die Fnsswaschang dargestellt 

Zur ersten Gruppe gehdren hauptsftchlich das Benedikibenrer 
Osterspiel, das Wiener Passionsspiel, das St Galler and Donao- 
eschinger Spiel and Eriaa IV. An sie schliesst sich der Form 
nach and die erste H^fte aach, was den Inhalt anbetriSt, das 
EQnzelsaaer Spiel an, die letzte H&lfte stimmt jedoch &st wOrt- 
lich mit den wichtigsten Spielen der zweiten Gruppe, dem AIs- 
felder, Heidelberger and Frankfarter Possionsspid (iberein. 

Die Darstellang in anserm StQcke wird wie gewdhnlich dnrch 
eine selbstindig zasammengeflickte Rede des ^rector processionis* 
erOffnet Die nan folgenden beiden Rnbmreden. der Magdalena 
anf ihre Schonheit and die Antwort der Martha stehen in engster 
Beziehnng za den betr. Versen des 4. Erlaner Spiels. 



C^ Ich bins ein schon edels weib 
and wol getzirt an meinem leib, 
der welt wil ich dinen schan 
and das dnrch nymant Ian. 

Martha respondeat Magda" 

lent: 
Magdalena, libe swester mein, 
beker dlch Ton den grosen sonden 

dein, 
ker dich tza dem almechtigen got, 
der dir sel and leib geb^ hat. 

Magdalena reepondeat 
Mart he ei dieat: 
Martha, Martha! 
was wiltn, swester zarta? 
soH ich nit breisen meinen leip 
nnd bin ich doch ein schones weip; 
mein bar ist rat Ton golt, 
getzirt als ich wqU. 
kert each al an nddi, 
was dj inget gebewt das dn i^ 



EalY T. 818: 
Ich wil preisen meinen leib, 

wan ich pin ein schones weip. 

T. 465 Martha: 
Maria, Hebe swester mein, 
wecher dich Ton den sanden dein, 
and cher za anserm herren Jhesa 

Crist, 
der aUer werh gewaltig ist! 

T. 469 Maria: 
Wartha, herr, wartha, 
was wn mein swester Martha 

sol ich nicht prdsen meinen leip, 
and pin ich doch ein schones weq^. 



Digitized by 



GooqIc 






47 



Die Erlaaer Spiele siod in K&rnthen aufgezeichnet, gebeii 
aber aaf mitteldeatsche Yorlage zarQck; es liegt daher kehi 
Anlass vor, nach eioem kaostlichen Biodegliede zwischeo bdden 
StQcken zq sacbeD, und man darf rahig die Matterhandschrift yod 
Eriaa IV als direkte Yorlage fQr dicseo Teil des Kflozelsaner Spiels 
aDnehmeiL Der Compilator hat offenbar den alien ImperatiT 
,Wartba* nicht mehr verstaodeo oder geglaubt, das ,Wartha" der 
Yorlage sei Terschrieben far ^Martha**. Er bedenkt sich nicht 
lange, urn aaf .Martha" eioen Reim zu fioden, sondern setzt einfacb 
an das selbst&ndig eingefdgte ,zart' des folgenden Yerses die 
Endung .a" an, und das Yerspaar ist fertig. Das Alsfelder Pas. 
sionsspiel, das bier anch aos der Yorlage von Erlaa lY gesch5pft 
hat, verSndert richtlg den alten Imperativ in die gebr&uchliche 
Form .Warthe*. 

Was nicht aos der Yorlage von Erlau lY entnommen iat, 
scheint mir — vielleicbt im Anschluss an alte Liebes- oder 
Tanzlieder •— vom Compilator selbst&ndig hinzugefdgt zu sein. 
Das h&ufig vorkommende, bier dem Teufel Thuttwil in den Maud 
gelegte lied: 

la, dn mininckliches firawenlein, 
da soH deines leibs geweltig sdn 

ist niit Anlehnung an die Erlauer Yorlage weiter fortgefdhrt: 

and solt in breisen, 

das wil ich dich wol anderw^isen . 

vor andem frawen, 

das dich die iasglhxg gem schairen. 

Die nun folgende zweite Mahnung der Martha an ihre 
Schwester, dem b5sen Rat des Teufels nicht za folgen bt, nach 
den prosaischen Redewendungen zu schliessen, ebenfalls jftngeren 
Urspmngs. 

* Hier t>eginnt nun aber die Benutznng eines Magdalenea* 
spiels der zweiten Gruppe. Wir haben fUr das Eflnzelsaner, 
Alsfelder und Heidelberger Spiel dieselbe Yorlage anznnehmeii, 
n&mlich ein auf der alten Frankfurter DirigierrpUe berubendes 
PassionsspieL Leider ist bis jetzt erst eine aus dem Jahre 1493 
stammende Handschrift des Frankfurter Spiels von 1492 ana 
Licht gezogen, wfthrend das Spiel des Jahres .1467, woranf 



Digitized by 



Google' 



"*'"'''''''''' '" 'T i r'^f i ilff T inffc i fkf"^ i t i r"ri i - i rin i n iiii 



48 



jenesberaht, noch nicht aafgefonden ist An dies Spiel yod 1493 
schliesst sidi duo das Heldelberger Passionsspiel wOrtUch an, 
wftbrend das EflDzelsauer und Alsfelder mehrmab genieiosame 
AbwdchuDgen zdgen ; 

H 445 ff. MariSy liebtta schwetter maiii, 
ich forchtt dcherlicheiiD dein, 
das da 80 vppigklichenn ferest 
nnnd deiner selle nit werest 
dar nmb, liebe schwester, bittenn ich, . 
das dn woUest bekerrenn diefa. 

F Maria, liebe sw^ter myn, 
ich forcfat gar sere dyn, 
das dn 80 nj^i^iche forest 
and din sole nit gewerest; 
des bore vil liebe swester mich, 
das da wollest bekem diefa. 

t Dlese Rede hat im Alsfelder and KOnzelsaaer Spiel eine 

andere Fassong: 

A 1854 £ Maria, liebe swester minn, 

werlidi ich focht sere dinn, 

dau da Tordienes godes som: 

80 mosszesta sin ommer Torlom; 

das enhosta gate gelessse. 

aeh tha, das ich dich hdsze, 

and tha nicht also torlichl 

liebe swester bekere dich 
I and nim an ein gotlich lebent 

< so wel der got das ewige rich geben. 

; ^ K C^ Magdalena libe swester mebi, 

[ ' weriich ich forcht ser dehi, 

das dn yerdinst gotes som 

and ymmer werdest Torlom; 

wie bistn so gar wemtlich, 
I Jibe swester beker dich * 

i and nym an dich ein gotlich leben, 

I so wil dir got das ewig reich geb«i. 

[ Femer: 

H 5081 er that dir aff dje gnadtt 
mitt seineni hejlgenn roitt. 
F er dnt ans sin gnade 
p. .mit iyme heOigen rade. * 



(; . ■ - . • . - ^ ■ Digitized by' CjOOQiC * 



^jp^^ .^Y' ^-■'^-^-'^^^^'-'-^--^'^ ..■.^,:..^..,L^..^di.d.^i..kJ«,,^^..^.>^^^.^ 



49 



Im Alsfeldcr und K&nzelsauer Spiel heisst 68 : 

A 2055 1 hie dot ans gnade kmit 

und hilfet uns za diseer ttond. 
K C^ er tho uns seiner genaden kiut 
ond belff nns zn diser sUndt. 

Id alien Tier Fassungen sind die Verse der DIrigierrolle 
vertreten, ein Beweis, dass ein Frankfurter Spiel zu Gronde liegt. 
R. Froniog in seiner Einleitang zar Aasgabe der Frankfurter 
PassioQsspiele nimmt ohne weiteres an, dass das Frankfurter 
PassiODSspiel von 1492, das Alsfelder und das Hddelberger Spiel 
auf derselben Vorlage beruhen. Mach den vorhergehendeo Aus- 
fohrnngen scheint mir diese Ansicht dahin modifiziert werden 
zu massen, dass das Frankfurter Spiel Ton 1492 und das Hddel- 
berger PassioDsspiel in direktem Zusamttenhang stehen, dass 
dagegen das KQnzelsauer und das Alsfelder Spiel zusammen 
eine andere ftltere Redaktion des Frankfurter Spiels benutzt 
haben. 

Die uns Torliegende Frankfurter Handschrift Ton 1493 sdidnt 
mir nur eine TerkQrzte Abschrift des far die AuffiahruDg des 
Jahres 1492 tod dem Vikar Johann Kolmesser umgearbeiteten 
Stadtes zu sein. Es fehlt die Entbauptung des Johannes, sowie 
am Schluss die Auferstehung und Himmdfahrt, Scenen, die 
hdchst wahrschdnlicb in der Originalhandschrift too 1492 ge* 
standen haben werden, da das Stack sonst in seiner ganzen 
Aniage der DIrigierrolle folgt AUem Anschein nach hat der 
Abschreiber Johannes Kremer aus Mangel an Raum kQrzen 
mOssen. Im Heideiberger Passionsspiel ist die decollatio Jo- 
hannis im engen Anschluss an die DIrigierrolle behanddt: mia 
muss also annehmen, dass der Verfasser dieses Spids nicht die 
Absdirlft des Johannes Kremer, sondern direkt die Bearbdtnng 
des- Johann Kolmesser benutzt hat Was das Alsfelder und 
KQnzelsauer Spiel anbetrifft, so haben wir als Vorlage dersdben, 
wie schon gesagt, eine ftltere Redaktion des Frankfurter Spids, 
Tielldcht die des Jahres 1467 anzunehmen. 

Aus inneren GrQnden lasse ich bier glelch eine Besprechun^ 
der '', decollatio Johannis** im KQnzelsauer Fronldchnamsspid 
folgen. Der Compilator hat bd dieser Scene sdne Sdbst&ndig* 

: , 4 



I r^ r^ r\ I />"^ 



tmummm 



50 

keit bedeotend besser bewahrt ah bd den eben besprocbeoen 
Maria-Magdateoeosceoeo, and« es wQrde yergeblicb lein, bier 
eioe bestimmte Qaelle uacbweiseo zq wollen. Allerdiogs finden 
8ich manche Aoklftuge aQ das Ahfelder nod Heidelberger Passions- 
spiel, aber dieselben ergebeo sicb entweder schon aus der ge- 
meiosamen eogeo AolehnaDg an die Bibel (Matth. 14, 3 fL nod ^ 
Marc. 6, 17 fL) oder die UebereiostimmuogeD besteben our io 
einzeloeD Verspaareo, die gleichsam die SticbwOrter fftr die 
einzeloen Redeo bilden uod daher recbt gat darcb mftodlicbe 
Ueberlieferuog yerbreitet sein kOnoen. 

Die wichtigsteu derartigen Stellen fftbre ich an:^ 
K C^ 80 bit nmb Jobannes hawpt, 
ist das er dir das erlawpt, 
so wer lioser sach gat 
H 838 ff. da saitt beiscbenn gebeim dir, 

die Weill es dir ist well erl^btt, 
des raawen Johannes heybtt 
A 874 L 80 biddet am Johannes heabet! 

das ist der beste raid, das gleabet 
K C^ ich ban gar ein gernicks swertt, 
es dnth was mein hen begertt 
H 867 f. Ich hann einn scharpffes schwertt, 

das schneydt als mein hercz begertt 
K C^ mnter das ^wil ich geben dir 

nnd hab mit im deines hertzen begir. 
H 893 L Johannes heibtt ist wordenn mir, 
das wil ich forther gebenn dir. 
K C^ in sol versencken mein bant 
.^ diff in das wassers fins. 

H 897 1 Ich will es mitt liestenn renckenn 
inn einn dieff wasser senckenn. 
K C^^ Johannes der Uwffer bin ich. 
Herodes, da soU horen mich 
and Ternemen meinen ratt. 
wis das dir wbd an stat 
and wortt dir nammer wol beknmen, 
da hast deins brader weip gennmen. 
• A 586 ft. Herodes herre, bore! ich hon Tomommen, ^ 

so wie da hist za sanden kommen 
and za grosser dbdtad. 



Digitized by 



Google 



».w..^.^^.,..»..,.Y^^.>n.,...i-..,..>.>.i..^>w.a.^a^.,^ ^ -■-■ ,.,,-.-^.«j^.^ 



51 



wistie, ditt 68 der gar bubeUch sUd; 
dasi dn bie bost diiMt bradder wib 
mid lieb bost eren snodigen lipp. 

K C^ das icb in wil ttraffen lassea 

dar nacb lassan gen lein tmssen. 

A 580 f, Mou icb dan ie geben mine strain, 
so enwd icb docb nicbt losszen. 

Das Heidelberger Passionsspiel hat, wie scbon bemerkt, bd 
der DarstellQDg der .decoHatio" s&mtliche Verse der alten Frank- 
furter Dirigierrolle verwertet, deren einige sich anch im Ah- 
fdder Spiel finden, wfthrend das KQnzelsaner keinen dnzigen 
davon aafzelgt Die .decoUatio'' im Alsfelder Spiel stimmt mit 
der im Heidelberger der Form naeh ToUkommen Qberein, anch' 
finden sidi so Tiele wOrtlidie Anklftnge, dass man als Vorlage 
von A ein wabrsdieinlicb durdi mehrfadie Umsdirdbangen 
entstelltes Frankfurter Spiel annehmen darf. Dem Ck>mpilator 
unseres StQckes ist jedenfalls eine soldie Bearbeitung f&r die 
ydecoUatio'' nicbt zur Hand gewesen, und er hat daher nur das' 
verwertet, was ihm entweder aus der Lektftre oder von der 
Aufi&hrung eines die Dirigierrolle repr&sentierenden Spiels^ der 
er persdnlich bdwobnte, im Gedftchtnis haften geblieben isL 
Dass die Maria-Magdalenensceue direkt auf einem Frankfurter 
Spid beruht, kann nicbt befremden, da diese DarsteHung be- 
deutend wichtiger ist als die .decollation und daher auch in 
Abscbriften jedenfalls mehr verbreitet war. 

GlQcklicher, wie der Compilator, war der zwdte Abschrdber 
des Eflnzdsauer Fronldcbnamsspiek: ibm fiat auch f&r die Dar- 
stellung der .decollatio'' eine gute Vorlage zur Verfttgung ge- 
standen, und er yerbessert den ursprQnglicben Text, indem er 
einzdne Reden umftndert oder zusammenb&ngende Stftdie hinzn-* 
f Qgt Alle diese Zus&tze stimmen fast wOrtlicb mit den betreffendea 
Stellen des Heidelberger Passionsspiels Qberein, — (ausgenommen 
sind zwd Reden eines .servus'', die weder in H, noch in Fd 
Torkommen) — woraus bervorgebt, dass die Vorlage des zwdten- 
Scbreibers wieder ein Frankfurter Passionsspid gewesen iaL 
Die erwftbnten Verbesserungen m5gen bier angefttbrt sdn: 



■v?P" 




-^^^^ - --- iiiiiifiiiiiiiwiiiiriMiriiiir-"T--r""'-"'"'''""'"~""'"-*''-' 



i! ". ■ ■ ■ ' 

ii - 59 



' K C^ anten: Jokannet haptista arguens Herodemz 

Herodes konig rekh, 
[ - dn lebest gar groulkli 

j za sele ond adi zi leibe 

:l mit deines bradert weibe 

j . dy mit dir get za bette, 

}, ] Til billicher qr bette 

Philippiit, desz sy dicb ist; 
[j es ist ein nnrecbter list, 

!^ das dn sy za einem weft bast 

j wy dn sy Ton dir nit last, 

so nrastn baben gotes zoni 
I nnd ewicklicb sela verlom. 

I Ygl. H 233 ft Fd 89. 

I Der vorztigliche Versbau und die fliesseode Spracbe Iftsst 

! auf ein bobes Alter der Verse scbliesseo, \?ir babeo bier jeden* 

; falls eio wenig verftodertes StQck des ursprfloglicben Frankfurter 

I Spiels Tor uns. Weniger gut nnd jedenfalls scbon dnrcb die 

] verschiedenen Bearbeitungen cormmpiert siod folgende Stellen: 

J K C^u. ^ ohen: fferodes voeat servos: 

I wo seyt ir ritter knecbt nnd mein man? 

j . Ton zom icb mas nicbt enkan, 

I das diser beltzner 

f solcbe nngeborte mer 

mir bewt nff gebabid bat 

Ton die8e[r] grosse[n] missedat 

icb gar ser zomig hbi^ 

des fabent in nnd fnrt in bbi, 
\ bebalten[t] in, das gebent icb 

^ . bey meinen bnlden sicberMcb. 

I vgL H 245 £ Fd 40. 

t K C^ (angeUebt): servus respondeat Herodiz 

: ' bere das enlassen wir nicbt, 

I ^ wir soUen tbnn was ir gebitt, 

(g)ewem ge(s)pott sollen wir nit spam, 
er mnsz mifnns in den kercker Hun, 

^ er mnsz ein wefl dar in rasten 

nnd dar inne wol erfissten. 

TgL H 253ff. Fd 41. 



nv 



[illl — — IWiri I 1 1-*--'^ ' "' ^""'^■■^''f^"-^^^>^^^'*«-^***^a^^^-'''*^-^'^ 



58 



K C^ oben: fferodes voeai Mervaz 

wn seyt ir, knecht iind mdn man? - > 

ir solt bald gan, . 

den xnchtiger briiigen her, 

dar nach statt mefn begcr. 
TgL H 861 ft Fd 91. 

K C^ oben: servui retpondeat Herodii 

her, last wd za mnt leln dir, 

was dn gebewtest, das thon wir. 
YgLH 865l(fehlt in Fd). 

K C^ ohea: /ilia s^audensz 

nn wol mieb| nn wol michl 

Johannes hawpt das trag kh. . . 

Johannes hawpt trag ieh hyo, 

secht das ban ich begertt ye. 

was ich ban begert Ton meinem mot, 

das han ich gewnnnen gennek*X 
Tgl H 881 £ Fd 94, A 1026£ 

Die ansserdem noch nachgefOgten Yerbessemngen and Zu- 
sfttze spftterer Schreiber Icommen hier nicht in Betracht 

Von Jesu Leben and Wirken aof Erden gelangt im Eflnzeli- 
aaer Fronleichnamsspiel nar aehr wenig zar Darstellong. In 
knrzen ZQgen wird uns die Bekehrung der Maria, die Yei^ 
sochang, die Berafang der jQnger vorgef&hrt, dann folgt in 
kaam 70 Verse zosammengepresst gleicb die Gcfangennabme 
and Vernrteilang*^). Der eigentliche Stoff der Passionsspiele, 
Christi Leiden and Sterben, wird, wie schon bemerkt, Qberbanpt 
nicht dramatisch behandelt, sondern einzelne stomme Processiona- 
* gmppen, Tom |,rector processionis* erklftrt, ersetzen die Hand- 
lung. Da der arsprflngliche Charakter der bei dem Fronleicb- 
namsfeste ablichen Darstellungen hierbei am besten henrortirittt 
80 m5gen den frfiher angefflhrten Beispiden hier noch einige 
fdlgen. C*^ heisat ea: 

Aeeedat salvator eum corona eum duohut armig€ri9 
sew militibui. Beetor proeessionii legaii 

*) In der Hs. sind die vier letzten Terse Ton Jflngerer Hand 
wieder dnrchgestriehen. 

**) Der Text kehrt fast wOrtlich in der BeOage • wieder and 
wird spiter besprochen werdeii. 






SaaiBiiH^iiMiBwtiiytMiiilWrt^^ finiliiiTM 



54 

GoU wartt getnict in sein hawpi ain krtii, 

ach, wy grosser mtrter er d* von enphUi 

nmb all snnder nnd fonderin 

lait er dy grose marter nnd pein; 

das soli ir bedencken ebtn 

nnd lassen Ton ewenn snndigen leben, 

so wnrt ench geben xn Ion 

in dem himelreich dj ewig kron. * 

welter: 

Accedai ialvator cum iiatua et cum duobus mt/i- 
tihus. Rector proc€$iioni$ legat ad populumi 

Nn merckent frawen nnd man zn disen stnnden, 

wj got wartt an dy sewl gebnnden, 

gegaisseh dar an nnd geslagen ser . 

nnd dar zn gemartert mer, 

dy ritter nicbts gantz an seinem leib litzen 

Ton der scbeittd bisz nff dy insse. 

ir solt bedencken von gantzem bertzen 

gotes marter nnd sein grossen smertzen, 

so wnrtt encb geben daa bimelreicb 

nnd werdent den beiligen gddcb. 

Die folgende Gmppe bildet Bolvaior cum cruce eutn duobus 
militibui. An die gewObnlicbe Erlftntemngsrede dea i^rector 
processionia* scbliesst aicb hier nocb eine aymbolische Handlnng 
an, indem ein Priester, von einem Laien unteratQtzti daa Kreoa 
bocbbftlt nnd znm Volke apricbt: 

Eeee lignum erucii^ in quo $alu$ mundi pependiL 
Venite adoremus ier» 
daranf antwortet 4er Chor: 

Beati immaeulati in via^ qui ambulant in lege. 

c Die Weibnacbtaapiele. 

Der Unterscbied zwiscben den Oster* nnd Passionsspielen 
wnrde im Ausgang dea Mittelaltera immer geringer, and wenn 
ancb meistena nocb bei den einen daa Leiden Cbristi, bei den 
anderen die Anferatebnng den Mittdpnnkt bildete, so kann man 
docb Qber die Benennong einzelner ana dem 15. Jabrbnndert 
atammender Spiele im Zweifd sein. 

Hftnfig wnrde dann ancb, am die ganze Heilsgescblcbte 
gemeinsam zar Daratellong za bringen, die Gebnrt dea Herm 



I /^v r^ r^ I r> 



MUMMUOfiAM 



— ^ ^ r-^-*—' — TiniiiMiMrfiirtairiBmr itr ri r^ 



Bgm 



55 



in die Handlnog bereiDgezogeo. So io nnserem StQcke. Dm 
in Irorzem von anderer Seite eine specielle^AbhandloDg fiber 
die Weibnacbtsspiele erscbeioen wird, io der aucb das Kdii- 
zelsaoer Frooleicboamsspiel BerQcksicbtigang findet*X so be- 
schrdnke icb micb darau^ eineD allgemeiDeD Ueberblick fiber 
daa Verhftltnis der WeihoachtspartieD unseres Stfickes za den 
wicbtigsteo mittelalterlicheD Weihoacbtsspieleo za geben. Nach- 
dem ao8 im EfiDzelsaoer Fronleichnamsspiel YerscbiedeDe, mmt 
noTermittelt oebeo eiaander gereibte Darstellangen ana dem 
alien Testament Yorgeffihrt aind, folgen oboe jeden Uebergang 
aof daa gerecbte Urteil des Salomo mebrere messianiscbe Weia- 
sagUDgen. Die Propbeten Tsaiaa, Jeremiaa nnd Daniel treten 
aof nnd verkfindigen, Tom .rector processionia*' anfgefordert, 
die nabende Geburt dea Herm: 
Tsaias: 

Eece virgo eoneipiet et pariei filium et voeahitur 
nomen eiut EmanueL 

Jeremiaa: 

Hie est deus noster et non estimabitur aliue praeier 
ilium propheta in terris visui est et cum hominibui eon- 
vereatue est* 

Danid: 

eum venerit sanctus sanctorum jceeeabit unitio veetreu 

Der deutscbe Text ist eine einfacbe Uebertragnng der 
Bibelworte. 

Dann folgt die Verkflndignng der EHsabetb, die aannim- 
ciatio Mariae,*' die Anbetnng der Hirten nnd die Dreikdnigascene. 
Die Darstellung iat im allgemeinen sebr knrz gebalten, aUe 
entbebrlicben Reden sind fortgelasaen, ebenso feblen die in den 
Weibnacbtsspielen aonst gewdbnlicb zablreicb Tertretenen Neben- 
personen. Dm ffir die Art nnd Weise, wie der Compilator anch 
bier seinen Stoff znsammenziebt, ein Beispiel zn geben, will ich 
etwaa niber anf die Hirtenscene eingeben. In den meiaten 
Weibnacbtsq^ielen dea 15. Jabrbunderts (z. B. Hessen, Sterang, 



*) Die Marbnr^^er Dissertation you W. KO^^pen. 



^ 



n 



r^r^r^ I r> 



ritrrii-—^"'"''"^ '^"'■^"'■^'^"^*'^'^'"'""" "^'*"^ 



56 



Erlaa) sind bei dieser Darstellung komische Zfige eiDgeflocbteo, 
schlaftraokene Hirteo schlageo and stossen uch gegeoseitig, 
Joseph betriokt aicb beim Eioderwiegen und prQgelt sicb mit 
widerspenatigen Mfigdeo beniiD, die dano wieder uoter einander 
ID Streit gerateo uDd sicb gegeoseitig ibre Sfiodeo Torwerfen. 
Id anserem StCIck oicbts derartiges: eog ao die Erzfibloog der 
Bibel abgelebot, geht die Handlung oboe Qberflflssige Zatbateo 
ID dorcbaos eroster Weise vor sicb: Der Eogel Gabriel Ter- 
kflndigt deo HirteD die frobe Botscbaft ODd befieblt iboeD oacb 
BetblebeiD zu gebeo; der erste Hirt erklftrt seioe Bereitwillig- 
keit, dem Befebl zo folgeo, der zweite ermoDtert seioe Geoosseo 
nod der dritte weodet sicb aobeteod ao das Cbristkiod: 

K B^^ ber Jbeso critt, 

do aller welt eio droster bist 

lob ond er sey [dir] gesait 

Qod maria der raio mayt, 

das do nmb oosem willeo bist g ebom 

nod Tersaooeo gottes des waters zoni. 

iirir bitteo dicb gar dematigleicb : 

erbarm dicb nber oos geoediglich. 

Id ibolicber Weise siod die aodereo Sceoeo abgekOrzt 
Es ist roir oicbt mOglicb, eioe bestimmte Quelle fOr diese Dar- ' 
stelluogeo oacbzuweiseD; zwar findeD sich Terscbiedeoe Aokl&oge 
b^soDders ao die Erldsuog, Bnider Pbilipps Marieolebeo, das 
Egerer Frooleicboamsspiel ood das bessiscbe Weiboachtsspiel, 
dieselbeo siod aber meist allgemeiDer Nator ood too Torobereio 
scboD durcb die eage AnlehooDg ao die Bibel bediogt, so dass 
mao robig aooebmeo darf, der Compilator babe uoter Beoutzuog 
der durcb mQDdlicbe Ueberlieferuog zablreicb Terbreiteteo stereo- 
typeo Redeweoduogeo uod Yerspaare selbstfiodig gearbeitet 

Viel Beifall scbeiot er mit seioeo kurzeo DarstelluogeD 
freilicb oicbt gefuodeo zu babeo, deoo scboD der zweite Ab- 
scbreiber des EOozelsauer Spiels fQgt Terschiedeoe AeoderoDgeo 
UDd Zus&tze am Raode oacb, ood die spfttereo Bearbeiter dieser 
Sceoeo, die Scbreiber der Beilageo e uDd a— d erweitero ibre 
Vorlage gaoz bedeuteod. Diese Erweiteruogeo siod wobl kaum 
selbst&odige Arbeiteo der Scbreiber, dazu siDd Sprache uod 
Beim zo gut, eioe bestimmte Vorlage ist mir allerdioga audi 



* 



Digitized by 



Googre 



■fn^jl^gg^^^i^atdiitmemiitimimimummti 



61 



-•-— - ^ ■ 




^^^S^J^^ 






\ 



bier nicht aofgestossen, wahrschdolich haben wir do Teriorea 
gegangenes Wdbnichtsspiel als 8oIcbe anzundimeii, ansdem aadi 
der Compilator sdbst oberfl&dilidi geschOpft hit 

d. Weltgerichtsspiele. 
Wie 8clioD im enten Tdl dieser AbluuidloDg gesagt ist, 
beschrinkt ddi das EOozelsaoer FroDlddmams^iel nicht anf 
eiDe DarstelluDg der Hdlsgescbichte, soDdera es giebt aadi id 
Terschiedenen Bdspielen do Bild too der siditbareo cbrisUichen 
Kirdie und fobrt oo8, darflber hioao^gebend, die geoffeobarte 
Zokuoft als ID der Gegeowart ddi eotwidsdod Yor Aogeo. 
Hierbd tritt ooser StQdE io BerQhmog mit deo Weltgeridita- 
spieleo. Der Glaobe ao do allgemeioes Weltgeridit ood das 
Yorherige Erscheioeo des .Eodcrist* spielte bd deo Deotscben 
Yoo jeber, besonders aber im Begioo des Hittelalters, e\pe grosse 
Rolle. UoglQcksfUle, Yerheereode Seocbeo, ooerklirbare Nator- 
erscheinoogeo deatete mao aof da8 Nabeo des jQogsteo Tages, 
phaotastiscbe GemOter Yerkflndigteo das Erscheioeo des .Eod^ 
Crist'' aof Jahr ood Tag Yoraos. Mag ooo wirklidier Glaoben 
Oder Selbstsocht dabd mitgespielt habeo: die Geistlichkdt hat 
ina Mittelalter weoig gethao, die zom Tdl faoatischeo AosbrOdie 
der Gewisseosaogst zo Qoterdrflckeo, hot ihr doch die Forcfat 
des Tolkes Yor deo Schreckeo des Gericbts die beste Haodbabe, 
ihre Macbt zo befestigeo ood das Aosebeo der ablassspeodeodoi 
Kirche zo hebeo. Dass die Forcbt Yor deo SQodeostrafen ioi 
Voike oicht erblasste, dazo trogeo wohl oicht am weoigsteo die 
Weltgerichtsspiele bei, mochteo diesclbeo wirklich die Vorgioge 
beim jOogsteo Gericht zor Darstelloog briogeo. oder, wie die 
Zebigaogfraoeospiele, die gdttliche Gerecbtigkdt oor ao be- 
stimmteo Beispieleo Yor Aogeo fttbreo. Weoo oos das mittd- 
alterliche ZehojaDgfraoeomysteriom aoch oor io zwd mittel- 
deotscheo Fassoogeo erhalteo ist, so lisst dch oach oeoeren 
Uotersochoogeo doch oicht mehr bezwdfdo, dass es aosser den 
oos Oberlieferteo ooch mehr Yersiooeo gegebeo hat*> 



*) Ygl R. Hasge, Dietrich Scbeniberg imd seio Spid Yen 
Frao Jotteo S. 34 t . 



n 



r^r^r^ I iO 



*^m'iri#wi uiM 



1^^ 



>raftiiiiiiftifrtii1rtilii 



nk rtiiihi 



58 

Aach in aosereni Spiel wird die Geschicbte der klogen and 
der thdricbteo Juogfraaeo dramatiscb bebandelt Im Vergleich 
za dem thflriogischen Mysterium ist die DarstelluDg demlich 
karz gehalten, einzeloe Bedeo nod Gegeoredeo fehlen; so ist 
z. B. das Gesprftch der .prudeotes* nod .fatuae* wegen Teilang 
des Oels nod die sich anschliesseode Schilderang des eroeuten 
weltlicheo Treibens der TbOrichten fortgelasseo; soost ist aber 
im allgemeiDeo der Gang der Handlung derselbe, nnd dorch das 
ganze Stock Ziehen sich wOrtliche Ankl&Dge an das thQringische 
Mysterinro, besonders im Anfang stimmen Ifingere zosammen- 
hSngende Reden wOrtlich Qberein. Ich werde die wicbtigsten 
Uebereinstimmungen hier auff&hren; zum Vergleich ist die Mfihl- 
hfioser^ Handschrift herangezogen: 



C^ Aeeedat prima prudens 
Nn bortt Hben sweater an spott, 
nns entbewt der war got, 
nnser aller scbopffer, 
so gar loblich mer: 
wir sein gelaiden allegemain, 
baid, grosz nnd dain, 
dy inngen nnd dy aHoiy 
zn den fraiden manigfalten, 
dar nmb soUen wir in nnser kinthait 
werben nmb ein sicherhait, 
wer das an das alter spartt, 
we das sein ye gedacbt wartt 
vindet nns der brawtgam berait, 
so werden wir ingdait 
in die fraid dy kain end hat, 
lieben swester, berait each, das ist 
mein ratt 

C^' swester wir soUen nach dem 

ratt dein 
nit lenger sewmiek sein.. 



nns wben'in gotlichen dingen. 



H a 16 n. 17. 

Kn horet libea snndlm spott, 
nch enpntit der hemelichsche got 
nnser aller scbephere 
gar Hpliche mere: 
wy sin geladen allegem^yne, 
beyde, groz vnn deyne, 
daczn dy iongen Tnn dy slden, 
cza den vronden manicTaldeo^ 
wy snllen in nnsir kyntheyt 
werbyn Tmme eyne sidierheyt, 
were iz an das altir gespart, 
wy magen Torsomen df wirtschaft. 
vindet nns der bmtegnm bereyt, 
so werden wy gdeyt 
in dy vronde dy nicht ende hat, 
set liben swestem daz dnnkit mich 

nnse beste rat 
H 8. 17. 
£n tronwen wy wollen geme nach 

dyme rate vare 
vnn woln iz ondi nicht lengir spare, 
gewisheyt ist czn aUen dyngen gnt, 
wy sullen wenden nnsem mot 
nadi goUidien dyngen. 



*) Die Abwdchnogen der Mtthlhanser nod der Cassder Fassnng 
dnd fOr nnsereo Zweck nidit Ton Bedentong. 



Digitized by 



Google 



i^MHriilMAMiwUiAiM 



iiiMiMie£MiittUtt 



jtiiiiiriHii nii^ifinMrhTiii 



M 



xo mag ant nit missUngen. 
miser ampein beraiden mit ol ofi 

IWit, 
wy we ans dar darch geschicht; 
das wnrtt nnser frameD 
ond mogen zn der hochtzeit kutteii. 

C^^ tertiaprudens aeeedaii 
frawt each liben swester mein, 
got wfl ans behoUfen aeiii 
in dem grossen nngemach, 
das nns ymer geschaeh, 
das wnrtt nns anszgericht ichon 
mit ainem tawssent feltigen km. 



C*** prima fatua dieatl 
ber thn nns nif dein himel thor, 
by sein Innff ianckfrawen dar for. 
lasz nns zn dir bin in 
dnrcb dy grossen marter dein. 

C"* dominica penona 

respondeati 

innckfrawoi, icb ken encb nicht 

C^ dominica persona 
respondeat: 
bimel nnd erden mnssen ee zn gen 
Oder mein wortt mnss hMoL 

C'^ dominica persona dicat: 
Kn wil icb mein nrtail geben 
nber ir leib, sel nnd leben. 
ir verflncbten gent Tcm mir zn diser 

stnnt 
diff in der beDe gmndtl 

Man siebt, die Uebereinstimmnngen sind derart, dasa eln 
sehr intiroer Zasammenbang zwiscben beiden Spielen beateben 
moss; nun finden sicb aber in unserem StQck mebrere Stelleo,* 
die in den bis jetzt bekannten beiden Versionen des Zebignng- 
franenspiels feblen, die aber anf jeden Fall deraelben Quelle, wie 
daa ganze BmcbatQck, also eioem Zebnjnngfrauenspiel, angebOres, 
icb meine die Stelle, wo Petms ala FQrbitter IHr die tbdricbten 



SO mag ms geDngen, * < 
was bdfen nns nnse scbapel, 

wy ber^yten nnse lampelen, 
das wirt trowen Tnse Trome, 
somoge wy eznderwertsebaftkome. , 

M a 18. 
Yronwet Tcb liben swestem min^ 
got wolde dnlden vngemadi Tnn 

pyne 
dorcb daz ber ms sebnfe gemacb, 
was ms Tmmer gescbee edir ye 
gesebach, 
das wert ms vigeriebt ^ sdiono 
mit dome bnndertvaldigem lone. 

H 8. 25. tenia fatuai 
Tn Tf bere dyne tore 
dy gnadelosen vrawen sint by ttt* 
vnn beten dicb libe bere 
du dn gnadt woUes czn en kera. 

* H 8. 28. dominica personal 
Icb enweyz nicbt wy ir qrt 

H 8. 24. dominica personal 
bemel mn erde soldo er ezuge 
er myne wort in bmeben solden ste. 

H 8. 24. dominica personal 
Recbt gericbte sol gesebe 
dy Torrbicbten mnzen Ton mir ge 
in dy ^en beDe 
wan sn snUen werde der tuMe 
geselle. 




gitized 



dbyGoOg^^ 



60 



Jaogfranen auftritt, ond vor allem die laoge SOodenklage der 
qoarta fataa. Letztere fiodet 8ich fast wOrtlich ah Gebet der 
Jatta in dem .Spiel von Fraa Jatten*: 



aeh got in deiner barmhertzigkaitf 
sj an nnser grosz hertzlait 

nnd nnsern nngefagen smertzen, 
den wir tragen in nnserm hertzed: 



es hat gesnndt maneh nutn, 
djr doch all dein hnld han. 
Adam brach das erst gebot, 
der kam zn deiner hnlden an spot; 
Petms, der innger dein, 
ddn dreistnnt Terlawget. an aUe 

pein 
e der han crati^ 
dem Tergabstn dratte; 
Thomas was ein tzwdfler, 
dem Tergabsto, konig nnd her; . 
Panlns, der manch layt 
det der heiligen cristenhait, 
kam zn den genaden dein; 
her, dn solt nns ach barmhertzick 



Mathenm Ton dem zol dn hyst 
nnd im all sein snnd ?erlist; 



Magdalena ein grosze snnderin wasz, 
der Tergabstn dy snnd annnderlasz; 
Zachens was nngerecht^ 
wartt dir wertt nnd dein knecht; 

Longinns dnrch dein hertz stach, 
dem tailst mit genad, das er sach; 



der schecher, der mit dir starb, 
ddn genad an dem crewtz erwarb. 



JntU 1007 it: 
Ynd sich an dis grosze Idd, 
Tnd beweise mir, Herr, deine bann- 

herzigkeit 
anch sich an,Herr,meine schmertzen, 
die ich leide in meinem hertzen, 
dazn lieber Herr Jhesn Crist, 
bedenck hent Tnd zn aller frist, 
das da gesQndigt hat mancher man, 
der doch deine hnld wider gewan. 
Adam brach das erste gebot, 
das Tergabstn ihm, lieber Gott; 
Petms hat die seligkeit mit dir, 
der dich doch drejmal Terlengnet 
gar schier; 



Thomas was ein Zweiffeler, 
dem Tergabstn, lieber Herr; 
Panlns der that manch leid 
znTor der Cristenheit 
nnd kam doch zn deiner gnaden 
on alle seinen schaden; 

Matthens der Tom zoll entran, 
dem Tergabstn, Herr, one wan, 
Theophilns sich dem Tenfel er^ 
dn halffest ihm, Herr, darab: 
MariaMagdalenaTielersandepflag, 
die hat mit dir manchen gaten tag, 
Zachens der was nngerecht, 
der ward dein Wirdt nnd dein 

knecht, 
Longinns dnrch dein hertze stach, 
das es Maria ansach, 
£r hat gnade bey dk fnnden 
all zn denselben stnnden: 
der schecher, der mit dir am Crentze 

starb, 
dein gnade er da erwub. 



Digitized by 



Google 



[ iBii ifi i^iij— — --^->-^ '" ■■'-* .■.«.^.i^^«i^..t-«,>..^>«>.,,.,i^. c,.: irA^^,w«,,^..«^>^^.Aahatffiia£^.i^a^ 



61 



die doch die seligkeit von dir 1 
Tergib mir aoch die rande mein, 
btrmliertziger Gptt, darch die 
bitter marter ddn. 



dy sein all soodig menschen ge- das tint aUesgeweseatimdige Man, 

weseD. 
und hast sj dorch dein barmhertzie- 

kait lasen geoesen. 
Tergib ach nns and lasz nns in 
dorch dy bitter marter dein. 

Beide Texte sind ntcht ganz rein und Terschiedentlich inter- 
poliert; es ist aber unbestreitbar, dass dieselbe Qaelle zn Gmnde 
liegt Gegcn eine direkte Benutzoug der gleichen handschrift- 
lichcD Torlage scheineo mir freilich, von anderen kleineren Ab- 
weichuttgen ganz abgesehen, haoptsftchlich zwd Terse za sprechen, 
n&mlich: 

K: 



Longinns dorch dein hertz staeh, 
dem tailst mit genad das er sach. 



Jotta: 

Longinns dorch dein hertz stach, 
das es Maria ansaeh. 



Beide Fassungen lassen sicb verteidigen; in vorliegendem 
Falle verdient allerdings der Kdnzelsaaer Text den Torzng, da 
doch gerade die Gnade Christi in das rechte Ucht gesetzt 
werden soIL 

Dieselbe Situation wie im »Spiel von Fran Jntten* findet 
sich in dem Gedicht vom jQngsten Tage, (Mone, Schsp. d. M.-A.% 
S. 273). Es heisst dort: 

Maria: 
da bend nnd loss dir warent dorchbrodien, 
nnd din hertz was dorchstochen, 
als ich es selber wd sach, 
mich wnndret, dasz min hertz nit brach. 

Jedenfalls waren beide Variationen in den verschiedensteB 

SQndenklagen verbreitet, and ein Vorkommen derselben selbal 

.in zwei Schwesterhandschriften ist daher nicht za verwundem. 

Die Ansicht, die von Schernberg and K benotzte Qaelle ad 
ein Jangfrauenspiel gewesen, erfthrt dadnrch ihre Best&tigangi 
dass sich noch weitere Uebereinstimmangen in den beiden StddLen 
nachweisen lassen, and zwar an Stellen, die nar aas einem Jnng- 
fraaen- oder allenfalls einem Magdalenenspiel entnommen adn 
kOnnen. Man vergldche nar: 



(^ 



r^r^r^ I iO 



-fiMi^rvwmmm 



Bi>yiiM«taa«^ia.i..A.i^"...gif; ^^.-^ -^..^ ,-._v>^.^^,.^^.r.^-^>. 



ea 



K C^ Ttmc aecedat quinta 
faiua ad heatam virginemi 
Maria muter do yfL raine mait, 

wir dagen dir im^er gross hertzen 

laik, 
das wir gefangen sein 
umnsermliertzenleideDgrossepeiiL 
imser aigen bittern zihem g^n, 
das las nns genissen. 
Mtt for nns dein libes kint,* 
wen wir in grosser betmbniss siht 
Maria respondeat virginihus: 
Ich wil fiir ench bitten scbon 
got in dem obersten thron, 
das er sich erbarme 
nber encb vil arme 
and ench genedig wol sein 
dnrch den willen mein. 



Juiia: 
Maria Muter reine 
aller snnder ein trOsterIn, 
ieh klag dir gemeine 

das ich ein sOnder bin. 
des weine ieh dz blot so rot, 
meine angen trenen giessen; 
das las mich, fraw, geniessen 
nnd bist fhr mich dein liebes kind. 

Mariaz • 
Ich wil aUe diesen tag 
bitten for dich was ich mag. 
ich hoffe, dn solt goade finde 
bjT meinem Ueben Undo, 
das er gnediglich sich erbarme 
nber dich snnderin arme. 



b den wiuen mem. noer men snnaerm arme 

Auch die folgende Stelle mag noch angefllhrt sein: 

7 nsu .?Wc#.- 



Gedancketseydirheiligertrostmein 
der grossen wird nnd ere dein 
dy dn hast gelait 
an mich irdinische maitt 



Jutta: 

gedancket sey dir dn liebes kind 
des Himelreich nnd Erde sind 
darzn deiner grossen ehre 
mir armen erdenischen magd. 



In dem niederdeatschen theophilusspiel findet sich eine 
Predigtrede, die mit den vorhin behandelten SQndeoklagen dnige 
Aehnlichkeit besitzt, auch dort warden eine Anzahl SQoder anf- 
gezfthlt,' die Yon Gott wieder in Gnaden ' aafgenommen sind. 
Wenn auch Schernberg, wie Yon R. Haage nachgewiesen ist, sehr 
Yid ans dem .Theopbilos'' geachSpft hat, so schdnt mir doch 
hier nach dem Yorhergehenden eine Benotzang desselben ans- 
geschlossen zn sdn. Der Anlehnang Schernbergs an das Theo* 
philusspiel ist die Einffihrnng des Theophilos als reoiger SQnd^r 
in das Gebet der Jutta zuzuschrdben: 

TheophOus sich dem Teufd ergab 
du halffest ihm, Hecr, darab. 

Das Zehnjuiigfrauenspid bildet die erste Stofe zum dgent- 
lichen WdtgerichtsspieL Nadidem die klugen Jungfirauen in 



Digitized by 



Google 



-^-'-^-"^'''*-^-^- ^^-^-*-^^-----^.v^ ^i.^'^..j»::i>iCa»^-.^^.::L^a:^^ 



6S 



den Himmd aafgeoommen and die tiiOrichten ihrer Strafe ent- 
gegeogef&hrt siDd, erscheiot der .Eodcrist* mit sdaen zw5lf 
Aposteln uud erf&Ut dorch seinea Eampf mit Enoch nad Eliaa 
die Vorbediagungea znm jQagsten Oericht, 
Der .rector proceseloais'' weadet sich aa die ZnhSrer: 
QUk j}j y^^ es dem iaagstea tag aahaa iii, 
80 merckeat mich aa diaer f rist, 
was dar Tor ye geicheliea mau . 

and giebt ia eiaer ermahaeadea Rede dea lahalt der felgeaden 
Darstellaagea aa. Daaa tritt der Eadcrist aaf aad verapricht 
seiaea Anh&agera grossea Reichtam nad irdische Machty bedroht 
dagegea die Christea mit dea schweratea Strafea. Die Apoatel 
des Eadcrist preisea ihrea Meister, die Tenfd frohlockea, dasa 
erschienea ist ir geselle der eadcrist nad die Jndeaglanbea^ 
endlich ihre laagersehnte Hoffanag erAUt Sie empbagea dm 
falschea Messias mit offenea Armea nad bittea ibn, Rache an 
den verhasstea Christea za aehmea. Vorlier warea sie die 
DaterdrQcl(teaJetztweadet8ich,primnsJadettS* mitstolzeaWortea 
aa die Znhdrer nad fordert sie aaf, dem Eadcrist aachznfolgen. 
Zirar ir habt nit leager frist, rnft er ihaea za: es ist anr Gaade 
Yon den Jaden, dass die Verhassten nberhanpt nicht sofort ver- 
nichtet werden. Nnn treten Enoch and Elias anf nnd bestftrken 
die Christen in ihrem Glauben: 

C^ ob ir Ton dem endcrist l^dt peia, 
so solt ir sicker aad gewiu sda, 
das each daramb wartt gebea 
das himelreich aad ewig lebea. 

Zwar werden sie anf Dringen der Jadea voa dem Eadcrlal 
getOtet; aber am drittea Tage voa dem Eagd Gabriel wieder 
anferweckt verkaadigea sie die ErfQilaag der Verheissaagen. 
Der Endcrist wird von Lucifer in die HUle gefhhrt: 

sein stol sol sefai aa dieser staat 
za aaderst ia der heQe graadt. 

Der Text der Eadcristscene ist ohae Zweifel sdbstiadigea • 
Werk des Compilators: wean ihm anch vielleicht aoch ansser 
der Apokalypse eiae Vorlage za Gebote gestanden hat, so kaim • 
er diesdbe anr iahaltlich beantzt haben, die Sprache trigt genaa 



n 



r^r^r^ I iO 



> 



6A 

dasselbe Geprftge, wie die EinleitaDgsredeo der meisteo Scenen 
ond die frQher als selbst&ndig Dficbgewiesenen Terse. 

Die Vorzeicheo des jflDgsten Tages siod erschienen nnd es 
kaoD Don die Darstellung des Weltgerichts selbst erfolgeo. lo 
dieser Scene tritt die Tendenz des FroDleichnamsspiels teils in 
der BehaodloDgdogmatischerFrageD, teils inoffen ausgesprocbenen 
Glaubenss&tzeo so deotlicb bervor, dass der grOsste uod wicb- 
tigste Teil des Textes ohne Zweifel durcb den Compilator selb- 
st&odig gearbeitet sein muss. Zunficbst erkldrt der , rector lodi* 
in allgemeinen ZQgen seioen Zuhdrern die Bedeutung des jQngsten 
Gericbts; der Eern seiner Einleitungsrede ist Anpreisung der 
Werkgerechtigkeit: 

E C*^** das wnrtt gar ein gestrenges g^eht: 
iglichem nach seioen wercken geschicht, 
dy seeks werck der barmberzidcbalt 
bringen dem menscben libe and leytt 
dann werden die SQnden n&ber spezifiziert and fQr jede ein Bei- 
spid angef^brt: 



Jadas and alle sein genasx, 

dy iren neben cristen haben Teratten. -^ — 

Pilatas mit alien falscben richter. — -- 

Cayn komt mit alien mordem 

and dy zebent nit geben gem. 

Acbitofel mit alien bosen rat geben. 

Chezi mit alien ligem 

and dy simoney nemen gem. 

Nycanar mit aUea meineydt swem. 

dy bochfertigen, die zomigen and gots swerer, 

dy tr^en, dy hessigen and dy eebrecber, 

and alle, dy nit barmbertzickait 

an iren eben cristen baben gelait 
Der Engel Micbael blftst in das ^berborn^, raft die Lebendigen 
and die Toten za Gericbt nnd teilt sie in B5se and Gate. Die 
Gnten preisen ibr Gescbick and werden darcb das .venite 



Digitized 



by Google 



riififiiitfii 



MBiCAMriU^Mttftliiiii 



midm 



66 



benedicti* Yom .salTator* in die ewigen Freadeo tatgenominen, 
wihrend die BOseo laut ihre Eltgen enehallen Itssen. 

Eingeschobeo ist liier eio l&ogeret S tr ei tgespr ich I wisch en 
Leib und Seele« die sich gegeoseitig die Schald Oiret UnglQekt 
beimessen, bis Lodfer den Streit scUicbtet and tie bdde in die 
H611e fohrt Vom .rector ludi* knn eiDgef&hrt billet Maria, 
die Hotter der Barmberziglseit, noch einmal fttr die Yerdammten, 
aber vergeblich: Scriptum e$t enim iudieium $ine 
miiericordia illi qui non fecit m%$er%cordiam. 

Die Einleitongsreden dieser Sceoen scbeinen im allgemeinen 
in Anschluss an Tradition and Legende selbst&ndig Yom Gom^ 
later gearbeitet vx sein. Die gilndenklagen and das Streitge- 
spr&ch zwischen Leib and Seele sind jedocb ilteren Urspmngs. 
Far erstere Iftsst sich keine bestimmte Qaelle nachweisen, dem 
Streitgesprftch liegt aber wahrscbeinlich irgend dne Fassang der 
.Visio Philiberti'' za Omnde, wenn ich anch swisdien den bei 
Seelmann (Jahrbach des Vereins far niederdentscbe Spradi- 
forscbong V 8. 21) aufgefahrten' Bearbeitungen der ,Tisio* and 
unserem Oedicht nor ganz allgemeine Uebereinstimmongen habe 
feststdlen kSnnen. 

In den Reden des .rector lodi* finden sich dnige wenige 
Anklftnge an das Spid Yom jttngsten Tage (Mone, Schaosp. d. 
IL-A's. I 8- 278). 

£ C^ ich esse, trinck, oder was ich thn, 
es 'sejr spett oder fro, 
das herhom ersdirockenlei^ 
zn slier tzdt bekomert piich, 
das den dotten mflft zn geridit 

Mone 97 t ' 

wenn ich iss, trink, schlaf oder wadi, 
Oder war ich of ertrieh ma^ 
so komet niemer das grolich bom 
OS minen sondigen oni. 
K C*** stand nlT ir dotten zo geridit, 

ichlichem nach sehien wercken geschieht 

Mone Y. 108 1 

no stent of ir totten lotel 
zo gerichte mossent ir bote. 



^ 



Hi 



nr 



wgtfiywfta 



^ 



M 



C*» week ^ nff 68 kt an der izeitt, 
wan nn der gewalt an dir Iqrtt 

Mooe 358 t 

nn wolnl^ et iit an der dtt, 
das inngste gericht nf nnt litt 

In beiden StQcken wird die Juogfrau Maria Ton dem «8al- 
Tator* ala Beiaitzerin zum Gericht bemfen: 

K C*^* dn solt mir hewt selber beystan 

nnd dy gerechtickajt lassen far gan. 

Mone 449 £ 

Marie liebe mnter min, 
an miner siten solt dn dn. 



V zn miner siten sets ich dicb sehier, 



das dn nrteil belfist geben mir. 

e. Dramatische Darstellnngen ana dem alten 
Testament 

Dem Drspmng der Dramatik'aus den kirchlichen Feiernge- 
mSss mnsste eine Dramatisierung der alttestamentUchen Stoffe den 
Dichtern zunftchst fern liegen. Ansgenommen sind natilrlicb die 
SchSpfongsgeschicbte mit den sie begleitenden UmsULnden and 
die Weissagungen der Propheten, denn diese Darstellungen haben 
direkt Bezng auf die ueute^tamentlichen Erzftblangen and liessen 
sich sehr gut als Einleitnngsscenen Terarbeiten. 

Unser StQck stebt mit seinen Darstellnngen ans dem Leben 
der Patriarchen ziemlich vereinzelt da, nur das Egerer Fronleich- 
namsspiel and der SQndenfall dea Arnold Immessen haben dieae 
Erzfihlongen, zam Teil noch dramatisch aasgeflihrter, behandelt, 
w&hrend das Heidelberger Passionsspie) nnr die Opferong des Isaak 
nnd den Eampf zwischen David and Goliath als „prftfigaratio* za^ 
neutestaroentlichen Ereignissen zar Darstellang bringt • Hiermit 
soil natQrlich nicht gesagt sein, dass es weiter Ciberhaupt keine 
dramatischen Darstellungen ans dem alten Testament gegeben 
habe; dagegen spricht schon die Thatsache, dass, wie wir sp&ter 
sehen werden, die alttestamentUchen Partieen in nnserem StQck 
znm Teil ans fr&hcrer Zeit herrOhren. Diese ftlteren StQcke 
sind sofort an der fliessenden Sprache and dem gnten Reim ala 



Digitized by 



Gopgle 



idUMita^^MMte 



■wiMiiwi ^hiiim ifiii "H r^i - - ' • ^'^- 



67 



solche ra erkenhen nod stechen sehr YorteOhaft gegen die Tom 
Compilator selbstiodig eiogeschobeoeo Verse ib. 

Sehr ausgedehot ist diese Art der dramatischeo Litteratur 
aber in Deotschlaod auf keineo Fall gewesen, deDD soost wQrdeD 
dock wobl einzelne Handschriften aaf one gekommen sein. Die 
epischen Bearbeitungen des alien Testaments, die zum Teil den 
dramatischen Darstellongen zn Grande liegen, werden an Ort 
and Stelle Erw&hnang finden. 

Das XflDzelsaner Fronleichnamsspiel wird in der gebr&ach- 
licben Art and Weise dnrch zwei Eogd erOffnet: 

A^ Snete sOete silentiom babetel ' 

Na swigent, liben lewtei 
lat each bedewte, 
was grosser er imd wirdidudt 
an das heilig saerament ist gelaii. ' 

Der a rector processionis* spricbt nnn znm Sakrament ge- 
wendet ein kurzes Gcbet and singt mit dem Cbor gemeinschaftlich 
den Hymons o vere digna hostia, daraof ftthrt er den Zo- 
hSrern die Einsetzung and die Bedeotnng des heiligen Abend- 
mahls Yor and leitet zam Fronleichnamsspiel sdbst fiber mit den 
Worten: 

A^ nn ban ich wol vemam^i, 

das ewer ein tail nit Yersten, ' 

was sy seben Yor in gen. * 

nn wil ich each mit r^ymen bedewten, 

each einfdtigen lewtten, 

das ir merckent dealer basz, 

was bedewt discs and das. 



Die nan Yorgefahrten Darstellnngen, die SchOpfang der Engel. 
der Fall Lncifei^ die Erschaffung der Menscben and der erste 
SQndenfall siad das Werk eines and desselben Verfassers and 
scheinen der Haaptsache nach einer ftlteren Zeit anzngebfiren. 
Als HaoptYorlage ist der Text des Wiener Passionsspiels anzo* 
seben, and zwar sind die einzelnen Uebereinstimmnngen dor 
beiden StClcke so charakteristbch, dass man ohne Bedenken dne 
direkte Benntzung annebmen darf^ besonders da kdne Dichtnng 
des Mittelalters bekannt ist, die. als Vermittlerin hfttte dienen 

6* 



orgitized by 



Google 






68 



kSooen. Ich fflbre bier Dur die tibereinstimroendeD Stellen ao, 
welche sicb in keinem weiteren StOcke fioden and daber den 
besten Beweit ffir eine direkte Vorlage liefern: 

K A^ Ja ber, da wol macbt, 

wen icb ban also gedacbt, 
icb wol dir b^yrten, 
es werd wol and wbel ergen. 
W 20 Ji da btoe wol mabt, 
wan icb b&n alsO gedibt, 
dicb gHcben dem obenten gote, 
wir woUen alle iUn zn dime gebote. 
K A^ It engel Ton Cberobin 

and Ir engel Ton Serapbin, 
sagt, wolt ir b^ mir tten: 
duk es mnsz nach meinen wiDen gen. 
W 25£. Hjret, Ir engel ani Serapbin 
and ir esgel aaz Cbembin, 

ir soli aUe bt ons gestte, 

86 niag nnser te Tar sicb gto. 
K A^ Got bat es encb yerbotten nmb efaien list, 

icb sag encb, das war ist, 

er fordit, ir wertt den gotten geleicb. 
. W 98 fL er bat ez get&n nnune, 

das ir nnt ewer konne 

ibt wardet goter, als er ist, 

glaabe mir, £a&, das ist der list 
K A^ Ob icb das obs geme esse 

nod gottes gebot Tergesse, 

so kan icb es mit dnnen 

Ton dem bawm nit gewinnen. 
W 102 t Icb chan mit aUem mime sinne 

dez obez ab dem banme nicbt gewinne. 
K A^ Eaa, daramb bin icb bje beraiti 

nberbeben dicb der arbait 
W 1041 D6 Ton bin icb bie berdt 

ant nberbebe dicb der arbdt 

Aosser dieser Haaptqaelle muss nocb eine NebenYOrlage za 
Grande gelegen baben, and zwar anscbeinend ein Drama, wdcbet 
seinerseits wieder auf dem Wiener Passionsspiel, der Erlteung, 
Tielleicbt andi dem Gedicbt .Leben Cbristi* (Zdtscbr. 1 d. Alt V) 



Digitized by 



Google 



..^.„.^^..^^...w..^^...^A^^i.ito, V#T , n n^rM^i:^k3i.Ariaii.a^ 



69 



and anderen geisUichen Dichliuigen beruht Aos dieser Nebenvor- 
lage habeo iodirekt vielleicht aach das Egerer Fronleichnamsspiel, 
das Alsfdder Passioosspiel und ftholiche StQcke geschOpfti weno 
mao Dicht mQDdliche Ueberlieferuog vieler hftufig vorkommeDden 
Verspaare aDoehmeD will Eioige derartige Bdspide mOgen hier 
aafgefohrt werdaa: 

K A** der tewffel in slangeii weju 

zo Eva kam in das paraddsz. 
Dieses schon aos sehr alter Zeit (vgL Aneg. 16, 48 1) stammeode 
Verspaar hat dch in derselben Form bis in die jflngsten Qnelleo 
herdn erbalten: 
Leben Christi 49 1 

£r bildet ddi in nater wise 

nnd deidi in das psradtse. 

Salzburger Paradiesspid 8. 95. 

nn komt herein ins paradeis 
der Tenfel in einer sehlangen weis. 
VgL E 77 f^ Obemferer Paradiesspid 8. 126. 

Alt, wenn aach nidit so formelhaft Qberliefert, ist ferner die 
Vorstellang, dass Lacifer seinen Stnhl neben den Thron des 
hOchsten Gottes setzen will. ^ 

K A^ wil nnd setzen mein std eben nnd fein, 

idi wO ach sdber got sein. |i 

Leben Christi 16— 21^ . I* 

£r spradi: ad aqniUynen 
wil idi dtzen sdi6ne; 

da wil idi Stat vAhen, » . . 

got dem wO idi midi nAhen 
nnd wil midi im gdidien 
in dem himdrtdie. 
£ 105 £ Mein std den wO idi setzen sdion 
anff in den aUerhegsten thron, 
do wil idi werden ganz gdeidi . 
dem hegsten got im himdreidL 
W 14—19. Al hie setz idi mehien stad: 
daz mag ich rehte wol getnon, 
den meinen hi dem slnem. 
idi dor anf ersdielnen, 
wan idi wil sdher got wesen; 
tA midi Chan niemsn geneten. , i ' 



Digitized by 



Google 



I 



HUM 



70 

A 155 if. Det erhab ich mich also sere: 

ich wol min stnll seczeD aber min scbeppere 
and wol mich em gUcben 
in den fronen himmelrich. 
Tgl. Doch EriOsang 229 f. 

ESne der schOnsten Stellen im KQnzelsauer Fronleichnams- 
spiel ist die Klage Lacifera; sie Qberragt, wenn man von einigen 
ofienbaren EnUtellungen absiebt^ an poetischem Wert sdmtliche 
nns bekannten derartigen StQcke. In epischer Schildernng wird 
una Lncifers Glanz und sein dnrcb .hoffart* erfolgter Storz Yor- 
^ gefohrt, daran acbliesst aich die voUkommen lyrisch gehaltene 

eigentliche Elage: 

A^ ach das ich ye wartt! 
das hon ich yon holEurt: 
! . [hoffiurt hoffart 

I das dein ye derdacht wartt]*) 

[ . hoffart und ubermut 

f haben mich bracht in der belle glut 

[ Die Klage bftngt nach Form und Inbalt eug zusammen mit 

j * dem Wiener und Innsbrucker Spiel, eine gauze Anzabl Verse 

; stimmen mit beiden w5rtlich Qberein. Wabrscheinlich baben wir 

L ^ daa YOU Wirtb 8. 121 angenommene init X bezeicbnete Ver- 

; bindungsspiel von W und I**) als direkte Vorlage anzunehmen. 

i Eine zweite uns yollstftndig fremde Quelle muss der wunderbaren 

I Darstellung von Lucifers Busse zu Grunde liegen. 

K A^ der mir ein sawl lisz machen 
von scharffen scbarschachen 
• von dem himel in der helle grunt, 
I an der wolt ich zn aUer stunt 

I auf und nyder reitten, 

i nach der leng und nach der weitten, 

t. bisz an das iungste urtail, 

i das mir den gesche das haiL 

£ 289 a Ich wolt mir noch gem ain bUsz machen < 
\ von solchen wunderlichen sachen: 

ein setkl solt gen von himel hemider, 
[ dar an ich auif mocht steigen wider, 

I . die all mit schermessem war durchschlagn. 



*) Die bdden eingeklammerten Verse sind sp&terer Zusats. 
♦•) vgl. W 38t 18. 121, 466 t ^ 



Digitized by- 



Go'ogle 



•■— ''■^^- ^'' -f^^^^^ -^ ^ ^.r^v^t^ ^,^^,^^ jliliBBMMiiTi 



71 



R 1936 £ hir schalde en hoch bom ftm, 
de scholde wesen also gedaa: 
Tan afgnmde ap ghel^dei 
ont mit tcharpen scbermessen mnme cleyd«t, 
de scbolden to beyden eoden snydea: 
den wolde ik np ont nedder riden 
wente an den ionghesten dadi*). 

Lucifer fQgt gleicb hiozo, dass selbst eine solche fftrcbterKche 
Basse ibm nicbt helfen kOone; seine Strafe wihrt ewig: 
K so mag es laider nit gesehi . 
£ 249 so tnnckt micb, das es nit mag gesein 
R 1944 no my des nicbt macb bescben. 

Es ist klar, dass den drei Fassangen eine gemeinsame 
Quelle vorausliegt, eiu direkter Zusammenbang der StQcke unter 
sicb scheint mir nicbt wabrscbeinlicb za sein, weO sicb dann 
jedenfalls mebr gleicbe Reime eingescblicben bfttten. Die Vorlage 
bat wabrscbeinlicb nur die Hauptgedanken umfasst und ist dann 
von den verscbiedenen Bearbeitem selbstilndig erweitert worden. 

Gegen die eben besprocbene, durcbweg gute Darstellnng der 
ScbOpfungsgescbicbte sticbt die folgende Scene, der Brndermord, 
in bOcbst un?orteilbafter Weise ab. Scbon ftusscrlicb bt dne 
grosse Verwirrung zu erkennen: in der Spielanweisnng stebt als 
Bezeicbnnng Gottes bald .salvator*, bald .dominica persona*, 
dann ist trotz der mitgeteilten Spielanweisnng eine Rede ausge- 
lassen und erst unten am Rande nacbgefClgt Bei nftberer Be- 
tracbtung Usst sicb leicbt erkennen, dass die Scene aus zwti 
yerscbiedenen StQcken bestebt; das gute ftltere bat in derSpiel- 
anweisung .salvator*, das scblecbte jQngere dagegen ^dominica 
persona\ Scbeidet man die zur .dominica persona-Quelle* ge- 



*) Ein ftbnlicber Gedanke findet sicb in einer mittdniederdentschen < 
Bearbeitong der Yisio Pbiliberti (Jabrbocb des Yereins for nieder- 
dentscbe Spracbforscbnng Y. 8. 84 v. 229 £). Es beisst dort nimlich : 

Uns zind gbezend twe sapdle 

nte der gmnddosen belle, 

mit pinen dorcbgoten nnde dorslagboL 

de scole wy leider dragben 

bette to deme inngbesten dac^ ' 



n 



/-^r^TT^ I iO 



i^iiij^gcyi'g^rgiiirjjii^^' ^ - - - • "' ,1 tt ii gjti 



73 



hOrigen Verse aus, so giebt* der Qbrigbldbende Teil eioe scbOne 
karze Darstellang des zweiten SflDdeofallti Dftmlicb: Abel betet, 
Cayn betet, Gott verscbrnftbt Cayos Opfer, Cayo tOtet seinen 
Bnider. Am Scbluss der Scene treten Cayn and Abel ganz an- 
erwartet noch eiDmal wieder aaf and erzftblen ihr Gescbick; diese 
beiden Reden entstammeo ebeDfalls der .salyator-Qudle*', and 
zwar scheiDen sie ursprQDglicb am Anfang gestanden zu baben, 
da Cayn and Abel, wie in den ftlteren Dramen Qblicb, sich selbst 
den ZahOrem Yorstellen: 

Abel idi gebdsen bin 

Ich bin gebaisen Cayn. 
'Alles Qbrige ist spftterer Zasats. 

Icb erkl&re mir den Zusammenhang aaf folgende Weise: 
Dem Gompilator des KQnzebaaer Spiels lag die .salyator-Qaelle'' 
Tor; in seinem Bestreben, die Tendenz des StQckes besser bervor- 
treten za lassen, flocht er yerschiedene Reden selbst&ndig in seine 
Yorlage ein, die den Zweck baben, den Zuhdrem wiederbolt ein- 
zosch&rfen: .opfer and zebent solt ir recbt geben*. 

Die Verflachang Cayns darcb die .dominica persona* ist yon 
dem CompUator wobl nacb einer ftlteren Vorlage bearbeitet Nach 
dem Flucbe treten, wie schon gesagt, Cayn and Abel noch ein- 
mal ant Der CompUator hat diese beiden Reden wahrscheinlich 
anfangs nicht in sein StQck aafnehmen woUen, findet aber doch 
spftter, dass sie einen ganz gaten Schlass des Ganzen abgeben 
wQrden, and trftgt sie nacb, wobei er aber yergisst, dass darcb 
die Spidanweisang and die Einldtangsrede des .rector proces- 
sionis* die handelnden Personen schon Yorgestdlt sind, dadarch 
also die Worte .Abel icb gehaisen bin** and .Icb bin gebaisen 
Cayn* QberflQssig geworden sind. Zngleich benntzt er die gfinstige 
Gelegenhdt, Cayn zam Schlusse noch eine Ermahnang in den 
Hand za legen: . . 

K A* das idt ir merdcen eben, 

ewem zdient and opfer solt ir recht geben, 

obgleich diese Verse an der Stdle durchaas nicht passend sind. 
Der guten .salyator-Qadle* sind wieder die drei folgenden Scenen 
entnommen: die SQndSat, Abrahams Gehorsam and Mdchisededis 



\ 



Digitized by 



Google 



... ....^-^.. ..^ jL..^^rM^.-^.^^.. 



78 



Opfer; dot die EioleituDgsrede des .rector processionis* za def 
Opferuog Isaaks scheint jQDgereD Urspmogs za sein. Es folgt 
nan eine breite Darstellang der GeseUgeboDg. Sie ist dnrchweg 
selbstftndige Arbeit des Compilators; allerdings scheint eine iltere 
Quelle ZQ Grande za liegen, aus der bin and wieder einzelne Verse 
Qbernommen sind, doch I&sst sich nichts bestimmtes nachweisen. 
Unbedingt ans ilterer Zeit stammen wieder die beiden an die 
Gesetzgebung sicb anscbliessenden knrzen Scenen: «Josaa cam 
botro* and .Sampson portans janaam**. Sie sind, wie schon 
erwfthnt, nicbts weiter als lebende Bilder, Yom .rector proces- 
sionis* erklirt Die folgende Scene scheint unvollstlndig za 
sein. Der .rector processionis** weist in seiner Einleitongsrede 
aaf dea Kampf zwischen David and Goliath bin, die ganze Hand- 
lang besteht aber darin, dass David and Goliath sich gegenseitig 
ausschimpfen and mit einem schmihlichen Tode bedrohen. Der 
Text ist einfach eine Uebertragnng der Bibelworte in 1. Sam. 17, 
48—45 and wahrscheinlich selbstftndiges Werk des Gompilators. 
Sehr vorteilhaft sticht hiergegen die ziemlich breite Darstellang 
des salomonischen Urteils ab« Der teilweise allerdings etwaa 
verderbte Text ist entschieden alt» Sprache and Reim lassen wenig 
za wQnschen Qbrig, and es ist leicht mdglich, dass wir hier 
wieder die alte .salvator-Qaelle* vor ans haben. 

Ueber die Beschaffenheit dieser von unserem Spiel viellach 
benutzten .salvator-Quelle* lassen sich nar Yermatangen aof- 
stellen, da sich sonst in keinem StQcke weitere Spuren davon 
nachweisen lassen. Der Umstand, dass Abel and Cayn sich selbst 
den ZahOrern vorstellen, scheint darauf hinznwdsen, dass ein 
Drama vorliegt, and zwar, nach Sprache and Reim za arteilen, 
ein Drama des 14. Jahrhunderts. Verbreitet scheint es nicht 
gewesen za sein, da sich sonst doch wohl in irgend einem anderen 
StQcke Anklinge finden wQrden. Die besprochenen alttestament- 
lichen Motive werden allerdings auch in mehreren anderen Spielen, 
dem Egerer and Mastrichter Spiel and dem Einbecker Sflnden* 
fall behandelt, es weist aber nicht das geringste Anzeichen daraof 
bin, dass diese StQcke aas derselben, oder auch nur aus einer 
verwandten Vorlage geschOpft hiitten« 




oogle 









74 



B. Die Verwertniif anderer QaeUea. 

1^ Es war bis jetzt voD der Verwertaog mittelalterlicher Dramen 

die Rede; die beoutzteo Nebenqaellen siod an Ort and Stelle 

erwftbot wordeo. Meistens ergab sicb der Charakter der za Grande 

liegeoden Hauptqaelle scbon aus dem lobalt der betreffenden Dar- 

f stelluDg in unserem StQcke. Nun wird uns aber im KOinzekaaer 

Fronleichnamsspiel, wie schon erwfthnt, aucb eine Darstellnng dee 

Reicbes Gottes in der sichtbaren Kircbe gegeben, also ein Stoff 

bebandelt, der Qber den Rahmen der mittelalterlicben Dramen 

i I binansgeht, and dessen Quelle naturgemftss aucb einen anderen 

. ;i Cbarakter tragen mass, als die bisber besprocbenen. 

; [ NacbderAnferstebangsscenewerdenunszonftcbstin Wecbsel- 

'^ [ ' . reden der Apostel and Propbeten die zwdlf StQcke des Glaubens 

i I-/ in belehrender Weise vorgefnbrt Die Einleitungsrede des ^rector 

j ( processionis* ist selbsUndig, die Darstellung selbst schliesst sicb 

r I aber eng an das yon Mone (Altdeutsche Scbausp. S. 145-'164) 

i i unter dem Titel ^Fronleicbnam* berausgegebene StQck der Inns- 

! I brucker Handscbrift von 1391 an, das wabrscheinlicb ursprQnglicb 

: ; als Einleitnng zu einem Schaaspiel gedient bat Wenn aucb 

I I beide Fassungen gr5sstenteils wOrtlicb Qbereinstimmen, so darf 

L I . man den Mone'scben Text docb nicbt als direkte Vorlage des 

) I KQnzelsauer Spiels betracbten. Das Stack bat im Laufe der 

\ \ Jabre vielfacbe Umarbeitungen erfabren, ganze Partieen sind you 

I I den einzelnen Scbreibern fortgelassen oder umgefindert, Flickverse 

; j and WOrter eingeschaltet, Schreibfebler baben sicb eingescblicben, 

I ; so dass das StQck, wie es uns in dem EQnzelsaaer Fronleicb- 

namsspiel Yorliegt, ein ganz anderes Ausseben bat, als der 

Mone'scbe Text Dass verschiedene Schreiber sicb an dem StQck 

versacbt baben, gebt scbon daraus benror, dass einige Aende* 

rungen sebr glQcklicb gew&blt sind, andere dagegen den Text 

nur verschlecbtert baben. In wie weit der Compilator selbst 

seine Hand im Spiel gebabt bat, Iftsst sicb scbwer feststdlen, 

yiele Aenderungen scbreibe icb ibm nicbt za. 

Auf die kleineren Abweicbungen der beiden ans Torliegenden 
StQcke nftber einzugeben, lobnt sicb nicbt der MQbe, icb werde 
nur die f&r den Text wirklicb wicbtigen Unterscbiede benrorbeben: 



Digitized by 



Google 






n 



Hone Y. 68 spricbt der Prophet Jerendas: 

mir itt worden offentMir 

vor CturlstQi gebart vyrddialb iar. 

K C^^ bat hier den besseren Text: 



mir ist wordeo offeDbar • 

vor Christ gebortt ftmil handert iar. 

Moue will binter .vyrdebalb* das Wort .tuseot* eiogeschaltet 
wissen and scbeint bierbei an die seit ScbOpfaog der Welt yer- 
flosseoen Jabre zu denkeD. Nao wird aber die Zdt von der 
ScbOpfang bis auf Cbristus allgemein aof 5 Jabrtaosende be- 
recbnet, and aacb in dem Innsbrncker StCicke klagt knrs vorber 
Adam in der VorbOlle: 

es was hnndert and fonff tosent iar, 
daz nns ny wart offenbar, 

was docb entscbieden der Mone^scben Goiyektur widerstrdtet 
Es ist obne Zweifel vorzuzieben, ancb binter das .vyrdebalb* 
das Wort ^hundert* einzuftlgen, and die Zabl auf die Lebena- 
zeit des Jeremias zu beziehen; auf einige bundert* Jabre kommt 
es bierbd nicbt an. 

Mone 68f« daz er alleyn got almechtig 

and dreyer person eyntreeht^ 
K C^^ daz er allein idmechtig ist - 

and in dreyen person ein wesen ist. 

Diese Aenderung glaube icb auf Recbnung des Compilatora 
setzen zu d&rfen, der wabrscbeinlicb der Ansicbt war, die Drei- 
einigkeit Gottes durcb das ^in dreyen person ein wesen* deut- 
licber ausdrQcken zu kOnnen, allerdings auf Kosten des guten 
alten Reims. 

Mone 112 ff. er liz mich sin nicbt enkelden, 
do ich myn alz wart melden, 
er sach mlcb grwelich an, ' 

micb armen sondigen man. 

K C^** do ich mein sand also ward melden, 
er lisz mich ir nit entgelden. 
er sach so gntlich an, 
mich armen sandigen 






.^ji&^.j:^.^.j .. 






1 ■ ■ 



76 



:| : Diese Fassang ist eotschieden korrekter: das bei Mone 

feblende Wort ^sand'^ ist richtig gesetzt, ausserdem giebt ,gut- 
lich* deu einzig mOglicheo Sino g^eoQber ^grwelicb*. 

MoDe 142—152, die Verse, die sicb auf Cbristi .Frooleicb- 
Dam'' bezieben, febleo in aDserem StQcke, auf jedeo Fall bat 
sie der Compilator Rchoo io seiner Vorlage nicbt mebr gefaoden, 
] soDSt wQrden sie mit lierQbergeDommen worden seio. 

Mooe 264 1 alleD dj da sint gefangen 
' ! ! ond in daz vinsterniz gegaogen. 

^ K C^^ alien dy do sdn gefaogen 

i.[ in der Yinstemisz gezwangen. 

I , Der Mone'scbe Text ist bier yerderbt, denn dieselben Verse finden 

j sicb Yorber ganz ricbtig Mone & 146 t« 43 t 

I : wir haben djn gebitten so lange 

1 4 , in der vinstemisz gezwange. 

f )• Die Weissagung des Tsaias ist in beiden Fassnngen voU- 

i \ . Et&ndig yerscbieden, der Mone'scbe Text ist jedenfalls der or- 

; I sprangliche, denn wabrend Ysaias im Kdnzelsauer Spiel die Gebort 

I I " Jesn dnrcb die „rein mait Maria" gar nicbt erwabut, dr&ckt 

i , sicb der Apostel Jacobus maior in seiner correspondierenden, 

! ; eng an Mone sicb anlebnenden, Rede so aus, als ob diese Weissagung 

; I wirklicb vorbergegangen wftre: 

i I K C^'*' Icb glawb das onser ber Jbesns Grist 

4 [ Ton dem beiligen gaist entp&ngen ist, 

ij ( und gebom von maria der rain mait 

^ I als Ysaias der propbet bat gesait 

!1 i Mone 192 f. daz waz dy sache, dy ez macbta, 

|| [ daz Christos nie eilacbete 

I sind im Kiinzelsauer Spiel fortgelassen, yielleicbt aus dogmatiscben 

i, '; GrQnden? Wftbrend bei Mone die einzelnen StQcke des Glaubens 

; : bftufig nocb erlftutert werden, tritt in unserem Stack das Be- 

I i streben benror, jeden Artikel mOglicbst durcb ein Verspaar aus- 

i I zudrflcken:- 

]:\ \ Mone 275—286 wird die Erldsuog der Alt?ftter aus der 

i ! > VorbOlle als zum fflnften Artikel gebdrig erz&blt: 

■;! ! hierftr 

;'| i K C^^ Icb i^wb das Jbesns Grist 

.f! i yon dem dat erstaoden ist. . 



Digitized by 



Gcvogle 



„..^x.vAl 



77 



Ebenso Mone 808—816 bdm sechsten Artikd eine lange 
SchilderuDg der Herrlichkeit Christi beim Vater; 
hierfOr 

K C*"* Ich gUwb dai got itt gefiurn 

in die himeln, das soli ir glawben for war, 
imd halt uns den hdUgea gaisi getanl, 
das sol eoch alien sein bekant 

Mone 850 f. Ydermann wert an dj slat, 
dor nach alz er getan bat. 

bierfQr beaser 

E C^^ ydermann fertt an dj stat, 

dar nacb als er gewirckt bat. 
Mone 872 da wert weynen, czannen nnd elaffsn. 
bierfQr mit Venneidnng des yeralteten Yerbums ,zannen* 
K C^"* do wnrtt ain wain nnd tzan daffoL 

Mone 408 fi Icb bins, der prc^bet Aggeos 
da Ton kb ndi sagen mnz 
wy ez nm myne sadie ]yt 
daz icb by Tor in alder ezit 

K C^*^ Icb binsz der propbet Angeas; 

mein propbetey icb encb sagen mnss, , 

dy mir ist worden offenbar 

in Torgangen iam, 

wie es nmb dy sacb left. 

Der letzte Vers ist mit roter Tinte' dnrcbgestrlcben, ea 
scbeint also, dass der Abscbreiber bier selbst&ndig yod sdner 
Vorlage abgewicben ist; immerbin kdnnte diese Yerwirmng 
dnrch einen doppelten Entwnrf der Vorlage eingetreten sein. 

Mone 418—426 beim acbten Artikd eine nftbere Beacbrdbniig 
des beiligen Geistea; bierfQr 

K C^^ icb glawb in den beiligen gaist, 
der allain ein geber baist 

Mone 440—456 beim nennt^n Artikd wird der Begriff der 
.beiligen cristenbeit* erklftrt and darin die Werkgerecbtigkdt 
yerdammt, zugldcb der ,FronIeicbnam* anempfoblen; 
bierfQr 

E C^*^ idi glawb bi die beilige cHstenbait, 
dy ist ain bobe arti and sdlickajt 



- ' ■ - ^oogle 



V; 



n 



! - ■ — ^^ ■ 

i Weon der Gompilator bier selbstftDdig gekOrzt hat, so kaoD 

^ er es our getbao baben, um oicbt durcb die Herabsetzang der 

j gttteo Werke die reYolutioDftreD Ideeo der Zubdrer zu bestftrken: 

i die deo .fronleichDam" bebandelDden Verse w&reo docb in dem 

FrooleicbDamsspiel wobl angebracbt gewesen; wahrscheiDlich ist 

allerdlngs, dass diese Verse, wie aucb schon yorber eiomal, in 

der Vorlage bereits gefehit habeo. 

Mone 470—76 bcim zebnten Artikel, Erklftrang des Ablasses; 
^ bierfOr 

E C^**^ Each wartt geben applai der sonde, 
[ das icb eoch verkoode. 

; Mooe 483 1 Ich wH myo volk off wecken 

f ond TOD dem byttem tode ersdureckeo. 

\ K C^*^ Icb wil mein yolck off wecken 

\' " leyb nnd sel'zo samen decken. 

4 Mooe 490— 514 beim elften Artikel eine lange Bescbreibung 

des jQngsten Gerichts: 
hierftr 

E C^^* Ich glawb das wir off sten sollen 
nnd gotes gebot da mil erfnllen, 
da mnss leip nnd sel wider zn samen knmen: 
ainem zo schaden, dem ander(n) zn fromen. 

Die Weissaguog des Abdias im EQnzelsaner Spiel weicht 

bedeutend von dem Mone'scben Text ab: 

Hone 515 ff. Ich bins, genant Abdyas 

der prophet, nnd sage nch daz, 
ich habe in dem geiste erkant, 
daz hymmeMche stet an gotes bant, 
er mag ez geben wem er wil, 
ez hat keyn ende noch k^yn eziL 
E C^^* Ich binsz geoant Abdias, 
mein prophetey ist das, 
dy wil ich eodi thon knnt, 
als mir im gaist ist worden knnt . 
das himelreich, 
das do ist ewigleich, 
das wil got nach disem leben 
geben den, dy thim in seinem willen leben. 

Ein solcbes Conglomerat yon schlecbten Versen kommt im 
ganzen EOnzelsaner Spiel sonst nicht Yor, ich mOchte daher 



Digitized by 



Google 



,. ..^..^ . >.....^.^.^w ?.. .■,.,-.^--^..^^.,. ■.w^.-.^^/w^^,.,^^^Ji^aMteii^||^ 



79 

EDDehmeii, dass der Compilator Uer einfach mecbanisch seine 
verderbte Vorlage abgeschriebeo hat; wire er selbst&Ddig Yorge- 
gaugeo, so wOrdeD die Verse doch etwas besser geworden sein* 
Bei Mooe wird der zwOlfte Glaabensartikd oicht als solcher 
aufgez&hlt, das KQnzelsaaer Spiel Jiat diesen Fehler sicbt: 
CJiTa ]^|| hortt, ir frawen nnd ir man, 

so hebt sicb das zwolfit stock des glawben an. 

Aasser diesen wichtigereD AendeniDgen zelgt noser Spiel, 
wie schon erwftbot, eine grosse Meoge kleinerer Abweichaogent 
die teils Verbesseruogeo, teils VerscblechteniDgen zn nenneii 
sind. Gerade daraos, dass solcbe Febler der Vorlage, die sofort 
in die Aogen fallen mnssten, nicht Yerbessert sind, wfthrend an 
anderen Stelleo Ver&oderoogen getroffen sind, die gar nicht 
ndtig gewesen wftren, glaube ich schliessen so diirfen, dass der 
Compilator eine mehrfach nod mit Yerschiedenem Geschick ilbar* 
arbeitete, aber in einzeloen Ponkten doch noch getreoer als bei 
Mooe Qberlieferte Vorlage, oboe Yiel nachzodenken nnd ohne 
selbstftndige Aenderungen za machen, abgeschrieben hat 

In YerkQrzter Form finden sich die zwOlf^Glaabensartikel 
auch in dem Egerer Fronleichnamsspiel, dort reden aber nor die 
Apostel. Die benotzte Vorlage moss genaoer mit der Yon Hone 
beraosgegebeneo Handschrift nbereiogestimmt haben, denn aosser 
kleineren Aebnlichkeiten fiuden sich die im Mnzelsaoer Spiel 
fehlenden Verse grOsstcnteils im Egerer Spiel ond stimmen wOrt- 
lich mit dem Mone'schen Text Qberein. 

Nach den Glaobeosartikeln folgt ohne jede Verbindong die 
Spielanweisong: 

aeeedat virgo cum dracone* 
Der ^rector processionis** z&hlt eine Menge mftnnlicher ond weib- 
licher Heiligen aof^ die dann einzeln mit ibren Attriboten Yor- 
treten ond zom Teil ihre Marter erzfthleo, meistens aber bloss 
zor Anbetong aoffordern. Das Ganze ist einer Offentlichen Schan- 
stellong, wie wir sie in der Zerbster Procession Yom Jahre 1507 
erhalten haben, nachgebildet ond Yielleicht zom Teil direkt ent- 
nommen. Etwas Handlong findet sich nor bei der Jeorios- ond 
der Nikolaoslegende. Die betreffenden Verse mOgen bier ange- 
fthrt aein: 



I 



Digitized by 



Google 



;^j ii g^ ^!if fii ^ - , „-„ , - ,|,| „ ,| „„ , ,„ „- 



80 



C*'* Jeofius accedat ti dieaii 
Jonckfraw tchibn, cltr imd uutt, 
was gebricht eoeh an diser fartt? 

Virgo respondeat Jeorio et dicatl 
• flewhe iongling bald and schir, 

da magst nit gehelffen mir, 
68 ist weger, allain ich sterb, 
dan dein iagent mit mir yerderb. 

Jeoriue respondeat virgini et dieati 
Janckfiraw, glawbt an diser firist 
an nnsern hern Jhesnm Crist, 
der mich eoch gesent hat zn diser stnnd 
ench erlosen von des trachen slnnd, 
nnd nemt ewer slnor bandt 
legt im das an den hal8[t] zn bant 
and fort in mit each in die stat, 
kainen menschen sol er me bringen in nat. 

Accedat pater filiarum et dicat ad eaez 
Ich sag ench, doehter aUgemdn, 
nnd komt nber ein, 
wy ir each mocbt emem. 
dan ir dorft ench an mich nit kern: 
ich bin zn armat knmen, 
das weinfollen and spil hat mir mein gat genomen. 

Nicolaue accedat et dicat: 
libe kint^ bedenckt each eben, 
ewer kewschait solt ir behalten eben 
nnd rnffent den barmhertzicken got an, 
der each wol emem kan. 
nement bin das ratt goH 
and seyt der rain kewschait hoH 

\ and hnttent ench yor snndtigen dingen: 

4 so mag endi nit miszlingen. 

I Prima /ilia respondeat Nicolaoi 

\ In got wil ich mich ergeben 

j and wil gen in ein dngentlichs leben. 

Seeunda /ilia respondeat: 
Wir wollen von alien snnden Ian 
and wollen in ehi goUichs leboi gan. 



(''/ '■'..' ■ -• / ■ ' Digitized by Goagle 






81 



Teriia /ilia respondeati 
Ach her got, so wdtz mieh, 
das ich das bimelrich rerdin mnb dkh* 

Nachdem die letzte Heilige, die Jangfraa Apollonia sich den 
ZuhOrern vorgeateUt hat: 

C^* Sant AppoloDia ist der nam mein, 

mir sein ansz geslagen dy zen in grosz petn, 
tritt ganz Qberrascbend die .sioagoga cum parvis indeia* anf 
and erdShet ein Streitgesprftch init dem .rector processionia^ 
der hier die Stellang der soost gewOhDlich eiogefahrteo .ecclesia* 
Oder .christiaua* eiDoimmt 

Zuoftchst wird uds eine Jadenscbule vorgefELhrt: der «8iDa- 
gogus* apricht den upaeri** ainnlose balb hebrftische, halb lateir 
nische Worte vor, eos informando et percuciendo cum 
virga. Die Knaben plappern das ihnen vorgesagte nach und 
einer von ihoen wendet sich anf Befehl des „8inagogas'' : Sage 
C8 zu deuseh, das es dich ach versten an die Zah5rer: 

€*•* ir cristen, o ir kejen, 
ir groben nnselig leihen, 
ir seyt sicbei' aUe thorn, 
glawbt ir das ein iuncfiraw hab gebom, 
den mein Tetter haben gefangen, * 

gemartertt, gecrewtzick(t) nnd gehangen,. 
nnd wer.er rechter got gewesen, 
er wer wol von in genesen. 

Der .rector processionis** erklftrt sich darauf bereit, den 
Jaden aas ihrer eigenen Schrift za beweisen, dasa Ghristns von 
einer Jungfrau geboren sei und die Weissagongen der Propheten 
erfQllt habe. 

Dem Einwurf der .sinagoga* : . ^ 

nunquam /regit natura sua iura 
ut virgo pariet e't deus homo fist 

setzt er die Weissagang des Tsaias entgegen: Eeee virgo eon^ 
cipietet pariet filium et vocabit nomen eius Emanuel 
und fQhrt als wcitere Beispiele der gdttlichen Allmacht an, wie 
.wider dy gcwonhait der natur'' die dOrre Rnte des Aaron BIQten 
trug und der brennende Busch unversehrt blieb. Der zwdte, 
for die .sinagoga'' nicht fassbare Punkt ist die Verwandlnng 



' gitized by 



Goog^" 



^ ^■*"*"" "' '-'__ T 1 1 m i j i ^ 



"- irnTittJlBifiMlilMiilillTliillilll If 1 1 



••Ml 

111! 






•t'i 



-H 









des Leibes Christi Id em „wei8z brot*; aber auch bierfttr hat 
, der „rector* ein Vorbild: die Speisung der Juden in der Wilste 

durcb das himmlische Brod, das «MaDoa.* 
* WQteod speit die ^sinagoga* * aas and fordert ErklftruDg 
, der Dreleinigkeit Gottes: 

',! wtr ich boo nye gehort nocb gelesen, 

das drey mochten ainer gewesen. 

ij Wieder weiss der .rector** aas dem alteo Testament ein 

i I Beispiel anziifQhreo: 

,il Abraham tres vtdit et unum adoravii^ 

f 80 dass die ,|Sioagoga* ganz erstaant aosruft: 

^ I i uff mein iodischait das ist wtr. 

:;; Aber nocb giebt sie sicb oicht QberwuDden, soDdem fQhrt als 

i ; . letztes HtUfsmittel die althergebracbte Ueberlieferung ins Feld, 

y} dass die Aokunft des Messias und die Erldsuog des veracbteteo 

Yolkes Israel nocb in weiter Feme liege. Der .rector** weist 
aber nach, dass die vod Amos vorbergesagte vierte grosse SflodCi 
die den Juden nicht vergeben werden sollte, wirklicb von ibnen 
scbon durcb die Kreuzigung des Heilandes begangen sei. End- 
licb muss sicb die .sinagoga** nun far gescblagen erkliren, will 
sicb aber doch dem verhassten Cbristenglauben nicht f&gen: 
C^ Bischa nitzscha sore Ijfsa o messias: 
das dir noser bncher sein so knnt, 
das dagen mein veiter zn aller stnnt, 
] i'l doch bringstn mich in deinen glawben nicht, 

:i } was mir ymer dammb geschicht. 

^ i ; Joseph, Abraham, Jacob, Tsaac and Feyffelinan 

.„M wissen wol, das ich war nnd recht ban, 

\\\ kh wU mich liber brennen Ian, 

dan ich ciir bey stan, 
in her Abrahams gartten 
wil ich meiner gesellen wartten. 

Zwei Engel bescbliessen die Scene mit einem Lobgesang aaf 
die hcilige Cbristenbeit Die ganze BeweisfQbrung des .rector 
processionis** ist streng nnd consequent, Scbritt fllr Scbritt 
scblftgt er die Juden mit ibren eigenen Worten, Spracbe and 
Reim sind verhftltnismftssig gnt, lauter Faktoren, die anf den 
ersten Blick einen anderen Verfasser za bedingen scbeinen ala 



Digitized by VjOCK?l^ 



^, ^*^.^'^.^^.^-..:^nlm«i^-^'i...,....^.^ 



w 



8S 



deD Compilator. Bd genaaerer Prfifang fiode n sicfa aber ao trid 
dem Compilator eigeotOmliche Redeweodangen and Reime, daaa 
man ihm doch den Ruhm zngeateben musa, einmal doe nach 
Form nod Inbalt wirklidi gate Scene aelbatftndig verfertigt ni 
haben. 

Aehnliche „diaputatione8'' fiodeo sich io verachiedenen Paa- 
sionsspielen dea . Mittelaltera, ferner haben aie den Stoff an 
mehreren Faatnachtsapielen gegeben, a. B. .Kaiser Conatantinna*, 
.Die alt nnd nen ee* nnd anderen. 

Von einer Abhftogigkdt dieaer StQdce unter aicb kann eigent- 
licb nicbt die Rede adn, ea ancbt fielmehr jedftr Verfaaser ddi 
mOglichst aelbstftodig zn balteo, um dnrch aeioe Dialektik glftnzen 
zo kOnnen. Nnr der Gmndgedanke and einige Zilge einea Grnnd- 
adiemaa kehren wieder, nnd zwar geben dieae in letzter Liide 
anf die .disputationea* der «Acta Silveatria* zurQdL AUe 
diese Geaprftche acbeinen arsprQnglich einen ernaten Charakter 
gebabt nnd, wie in der Frankfurter Dirigierrolle, mit der 
wirklichen Bekehrnng der Juden abgeschloaaen zn haben. All- 
mfthlich jedoch arten aie ana, «eccleaia* nnd ^ainagoga* aagen 
aidi die derbsten SehimpfwOrter and bedrohen aicfa sogar mit 
Scblftgen, nnd ao kommt ea, dass achliesalich die Faatnaditaspiele 
aich dieaer Gesprftche ala Motive bemftchtigen kOnnen. Der erate 
Schritt Yom Enisten zum Lficherlichen ist wobl die EinfQbmng 
dea nnainnigen hebrtiscben Gesanga der Jndenachnle geweaen, 
wodurch die ganze Andacbtaweiae der laraeliten ina LftcherUcbe ' 
gezogen wird. Ea lag dem Volke gar zn nabe, den dgenttlm- 
lichen Cnltna dea verachteten Jndentuma zn yerhObnen, nnd die 
fremd klingenden hebrftiachen Laute geben nnwillkOrlich den 
Anlaaa zn der komiach wirkenden Veranstaltnng. FQr einzelne 
Myatericndicbter oder Spielredactoren acbeinen dieae Geainge 
jedoch etwaa von ibrem komiachen Zweck eingebOaat zn haben 
nnd apftter nur ana Gewohnheit ala atehende Bdgabe den Redeo 
der Juden zngeftgt zn adn. 

Die «dispntatio Judaeornm* im Kdnzelaaner Fronleidinama- 
apid iat, wie achon gesagt, ziemlich aelbatftndig gearbeitet, nnr 
mit dnem andcren StQcke Iftaat aich ein gewiaaer Zusammenbang 






:V^\ 84 



, ;i 









Dachweisen; es ist dies das obeo erwfthDte FastoachUspiel .Kaiser 
CoDsUDtioiu* (Keller II 796--819). 

Id beiden Fassuogen ist der GedankeogaDg eio fthnlicber, 
eioige charakteristische AusdrQcke kehreD wieder, die zar Wider- 
leguDg der Juden aDgefQhrteD BibelstellcD siod teilwe'ise dieselbeD. 
Als Beweis f&r deo von einer Juogfrau geboreDen Messias fllbrt 
der .rector processioDis* an: 

C^ Ecct virgo coneipiet ei pariei 

f ilium €t vocabit nomen eius EmanueL 
Tsaias schreibt, das waistii wol, 
ein inockfraw eln soo gebem sd, 
Emanael sein nam fr^, 
das baist got bej nns sey. 

deu9 novum facial in terra, /emina cireumdabit virum, 
in Jeremia icb gelesen ban, 
ein weip wnrtt nmbgeben ein man, 
and gescbicbt ansz der gewoabaiti 
das macbt dj war gotbait 

Im Fastnacbtsspiel beisst es: 

Keller II S. 806 ▼. 24 C Crist: 

H6r, JQd, es mnst also organ 

wann Isais sagt daton: 

nempt war, ein lonkfran entpbaben wirt, 

die QQs mit namen ein snn gepirt 

nod wirt Emannel genent; 

des nam wirt got pei nns erkennt. 

nad Jeramias spridit darron: 

ein neaes wirt got anf erden tban, 

ein weib nmbgeben wirt ein mann. 

▼. 2! ft Jttd: 

Ir sagt, als wie in ein meit geper. 
dnrcb was pracbt er die gewonbeit ber? 

ferner der Streit fiber Gottes Dreieioigkdt: 

K C'^ rector processionis: 

Abraham tre$ vidii ei unutn adoravit 
dn waist wol ber Abrabam sabe dr^ 
and bet docb ein got an. . 



'J; ■ . * 'Digitized by Google 



; A, 

It 



Daoidt in dem psalter iclireibi: 

benedicai not deut deut noster benedieai nc$ 

lier Danidt io dea gtlst wol bat bekaai 

nnd drebtnndt ain got genant. 
Keller II S. 800 t. 22 Crist: 

Abraham ersehin im taH Mambre 

drd engel, and pett nenr einen an: 
i^fju T. 26. bastn nit drei person daraou 

das Abraham drd engel saeh, 

das aber er near eine anszspracb?) 
& 200 T. 86. 

£s spricht Davit (hastas gelesen?): 

gesegen nns gott, gott, onser gott! 
* hie aber man drei person Tersteet 

K C^ rector processionis: 

Non aMfftrttur icepirum dt Judattcl 

ber Jacob in seinem segen spra^ 

das far war her nach geschach, 

den farer and das reich von recht 

wnrtt haben der Jnden geslecht, 

so lang bisz mcssias gesant waitt, 

so ist dan der Jnden glawb verirti. 



wan messias for war komen ist, 
nnser her Jhesos Crist 



and bont wcder konig nocb {Hropbeteiv . - 

ir habt wedcr opfer nocb salben. 

Keller 11 S. 804 t. 20 Criat: 

Das er each aber kamen sei, ! 

HOr, was nns sagt Jacob dapci! . 

das zepter nimpt each nimant (das wist!) 

pis der knmpt, der zo senden ist. 

epricbstn dan, er sei nocb nit knmen, 

so sag, wer hat each das zepter gennmmen? 

sprichstn dan, es sol nocb geschehen, . 

so lat ener kOnig nnd fOrsten seben! 
K C*»* sinagogn: 

dn sprichst, wy das dein got 

werd geseget in ein weisz*l»ot, 

das ist zn mal onmnglich 

and ist mir ait i^wUieh. 



Djgitized by GoOQlC 






86 



Keller IL S. 810 t. 28. Jfld: 



Wie zeigt mir dan die rede dein, 

das er 80 an manigem eod sol tdn 

and in so vil kleiner protes gestalt? 

sicfa, Crist, der glanb donkt mich gar kalt* 

es ist nit mttglidb, weistn wol, 

das ein menscb mer dann on einem end sein sot . 

K C'^ rector processionis: 

Super trihui ftjcelerihus Israel eonvertam 
et super quartamftj non eonvertam pro 
eo quod vendiderunt iustum pro argenio 
Amos der propliet geseriben hat, 
dn wayst wol an wdcber stat: 
dem Yolck von Israel wil ich verlan 
drey grose snnd, dy sy haben gethan. 
dy virtt wnrtt in Tergeben nnmmer, 
dammb mnssen sj ewiglicb vnd ymmer 
zerstrawet sein i^ der erden, 
vertriben nnd verflncbt warden. ' 
dy prophetey ist erfhUet gar, 
das nym dn nnseliger Jnd war. . 
primum zelus vendieio Joseph in 
Egipto secundum zelus adoraveruni 
vitulum in or eh, tertium zelus oeei" 
derunt sanetos prophetas scilieet 
Jeremiam Zachariam pro hoe dueii 
sunt in captivitatem babiloniam 70 
annos Et iterum redueti in Jerusalem 
ad reedificandum templum quartum zelus 
inter/eeerunt iustum scilieet Jhesunu 

Keller II. S. 814 ▼. 27. Crist: 

Davon berr Amos nemlicb spricbt: 
ttber drei sflnd, Israel, erparm icb mich 
nnd nber die virden nimmer ewiklicb, 
wan sie den gerechten baben bin gegeben 
nnd umb das selber verkanft Merkt ebenl 
dammb sag, Jnd, nnd leng mir nieht, 
welcbs ist dy vierd sflnd, als Amos spricbt: 
jQd:, H6r, Crist, das ist Josep for war 
den seine prader gaben dar . 
nmb dreiszig pfenning sflbtfein 
nnd kan ancb zwar kein ander sein. 



Digitized -by 



Google 



..^^^ — -'"■■tf'i^liir'iiiihirnttiinrriiiiiiiiii 



ririttrrilii^ill I 



87 



Keller IL & 816 y. 9. CrisI: 

Dammb mou et die ertt sand teia; 

die ander, do ir das kalb gnldeta 

20 Arep babt gepettet an; 

das dritt der mort, den ir getan 

habt an den propbeten, das ist war, 

dammb ir dann sibondg iar 

gefaogen wart 20 Babilon. 

nn las mich die vierd sAnd selb versUn. 

Wie ana Keller II. & 815 t. 22 hervorgehti ist das Fast- 
nacbtsspiel .Kaiser Constantinns* im Jabre 1478 gedicbtet; die 
ttos Torliegende Handschrift des Kflnselsaoer Fronleicbnamsspiela 
wnrde, was den Hauptstock anbetrifit, im Jabre 1479 Tollendet 
Wenn aucb der Compilator Yielleicht schon einige Jabre fri&her sein 
Werk Terfasste, so ist docb bei der grossen and schnellen Ver* 
breitung der Fastnacbtsspiele wobl anzunebmeo, dass er den 
Kaiser Constantinos wenn aucb nicht direkt als Vorlage benutst, 
80 docb wenigstens nacb mQndlicber Ueberliefemng gekannt nnd 
nach dessen Muster seine ,disputatio* verfertigt bat Ist dies 
nicbt der Fail, so ist eine gemeinsame Vorlage anzunebmen, aus 
der beide Stficke den Stoff und zum Teil aucb die einzdnen 
Oedanken entnommen baben. Konrads .Silvester* war dies nicht 

Dnsere .disputatio* stebt im engsten Zusammenbang mit 
der frCiher besprocbenen .Endcristscene* ; ist bier die Parstellung 
aucb nicht so gut gelungen, so darf man dies auf Rechnung dea 
scbwerer zu behandelnden Stoffes setzen, denn verscbiedene Um- 
st&nde liefern den Beweis, dass der Verfasser in beiden Scenes 
dersdbe gewesen sein muss — der Compilator. 

Liest man nor eine gerioge Anzabl Verse, so fftllt sofort 
die Oleicbbeit der Sprache auf, der Versbau ist derselbe, in den 
Reimen zeigt sich wenig Abwediselung, mancbe cbarakteristiscbe, 
zum Teil recht schlechte Verse kehren wieder: 



disputatio: 
C^*^ ir cristen ir seint all affen 
and Yolgent ewem p&ifen. 

C'lA aucb stet gescbriben alsas 
in dem bach exodos. 



Endcrist: 
C*^ kert each nit me an das daffen, 
das each swatzen ewer p&ffen. 

C^ wasdar Tor yegescbebenmosi, 
in der bibdn toen wir alsos. 



Dtgitized'by 



Google* 



sd 



C* W60 in dem bacb exodos 
for war geschriben stett alsos. 

C^^ so lang bisz messias gesant 

wnrtt, 
so itt dan der Jnden glawb verirtt 

C^*^ docb bringstn mich in deiaen 

glawben nicht, 

was mir ymmer dar nmb geschicht 



C^** wan der grosz lerer metodios 
von im geschriben hat alsos. 

C^ selig ist der, der nit verirtt 

nnd von in dan bekertt wortL 

C^* an den endcrist kertt ench 
nit, 

was ench zn leiden dammb ge- 
schicht 



In der .Endcristscene*' tritt ans in der Spielanweisnng ebenso 
wie in der ^^disputatio'' die ^sinagoga cum pueris" entgegen, auch 
wiederholen sich mehrere Worte aus dem hebrfiischen Kaader- 
wilsch: 

C*^ messias f o messias, o messias, 
adonay, o messias, o kados, 

Um auch inbaltlich eiiien Zusaromenhang zwischen den beiden 
Scenen festzustellen, braucht man nur eino Rede der ,,8inagoga* 
in der ^disputatio* und das GegenstQck dazu, die Bitte des 
^archisinagoga* an den Endcrist zu Tergleichen: 

disputotio C"»: 

Icb mnsz bekennen der warhait, 

was dn hast gesagt, 

stet alles geschriben in der alten ee, 

allain ich des dir nit geste, 

das messias der gelobt sey komen. 

von memen alten ban ich vemogaen, 

das er noch zn knnfftig sey 

und mach ledig nnd frey 

von diser sweren gefenckniu 

nnd von aller unser knmeruisz. 

o messias kom es ist tzeit, 

wan aller meiner glawb an dir leytt 

Endcrist C*^: 

messias, o messias, o messias, 
mein liber vater bista das. 
dn solt den Jnden knnfftig sein 
nnd erlosen von aller pein. 
weile dn nn hist nnser got, 
so bit ich dicfa an alle(n) spot, 



Digitized by 



Google 



— ^^ ^^^.^.^.^..^.^^.^^. .j^. ^^ ^ .. '•'^riiiSrriir i ii ii-iiririihiirii tflKilf ii ^ 



das niif dy cristen haben gethan, 
das solin nit angerochaii lui. 

In der .disputatio*' die ioDigste Sehnsocht oach ErUtoung 
von dem schweren Joch and onterdrQckter Hass gegen die 
Christeiif in der ^Endcristscene* lauter Jabel fiber die endliche 
ErfQUung der Hoffouog, zugleich ausgesprocbene Bitte an den 
Messias, nun endlicb alles BOse, was die Juden ton den Unter* 
drfickern eriitten baben, auf einmal zu rftcben. In dem ganzen 
Handeln der Juden siebt man gleicbsam die Erinnerung an die 
von den Cbristen in der ^disputatio" erlittene Niederlage dnrch- 
scbimmem* 



8. Grandlagen and Quellen der Beflagen. 

A. Die Verwertnpg von Dramea. 
Die BeiliAge e bat den skelettartigen Ban des Hauptstocks 
ausgefollt: sie giebt eine eng an die bekannten Passionsspiele 
sicb anschliessende, allerdings nocb etwas verkfirzte Darstel- 
lung von Cbristi Verrat, Oefangennahme und Yernrtdlung. 
Diese Stoffe sind fast in alien derartigen Spielen recbt gleich- 
m&ssig bebandelt, die Form und die Art und Weise, wie 
sicb die Handlung entwickelt, ist dieselbe, gleicbe Verspaare 
kebren wieder, ja sogar ganze zusammenbdngende Partieen 
stimmen bisweilen wdrtlicb fiberein. Wenn man aucb annebmea 
muss, dass einzelne von diesen StQckcn in direktem Zusammen- 
hang steben und dass durch mdndliche Ueberiieferung verscbie^ 
dene stereotyp gewordene Redewendungcn sebr weit verbreitet 
wurden, so lassen sicb die vielen Uebereinstimmungen doch nor 
iaus eiuer gemeiosamen Yorlage erkliren, und zwar muss diese 
Mutterbandscbrift ein geistlicbcs Spiel gewesen sein, das seiner- 
seits wieder auf der ErlOsung, Bruder Philipps Marienleben und 
anderen geistlichen Dicbtungen berubt, denn niir so ist es n 
erkl&ren, dass viele Stellen aus den genannten episcben Oe- 
dicbten in den verschiedenen Spielen genau in tierselben Weise 
dialogisiert sind und dass diesdben Reden denselben Personen 
in den Mund gelegt werden. Die wicbtigsten ParaOebtelleQ 
mOgen bier angefQbrt sdn; . * , .;» 



Digitized b? Google 






,u 



90 



I e^^ vflleyclit komen dy Homer, 

I - das word unt all dan vol schwer. 

' £84591 Hd041f. D 14751 F 159781 A 2451 £ Eg 42521 

j G 553 1 H 1307 1 Ag 1003 1 

,| e^^^ 68 ist besser, e!n mensch sterb, 

1 wen das dj gantz welt verderb. 

1 E 34631. H 30931 D 14801 F 16]9ff. A 24641 Eg 42641 

i 558 1 M 1320 1 Ag 35 1. Fg I 1241 1 Fg II 712 1 

j ^ 0, S. 213. 1 1 B, a 151. 

'4- ' 

^ e^^ icb binsz genant Caj^bas, 

^ . der das iar ^ewer piscboff was. 

] H 3089 1 Eg 4260 1 

ie^^ er ist kmnen tob galflee, 
nnd .wjl yentoren nnser ee. 
_ H 30211 F 15751 A 2429 1 F« 4230 1 

I e^^ ist es als ieb vernomeii ban, 

^ so triilt dj red Jbesns an. 

V . E 3575 1 H 1330 1 F 1651 1 

^ • ■ 

J . e** was woH ir mir geben? 

'^ icb wfl im bnrtzen sein leben. 

I E 3577 1 H 3115 1 Ag 209 1 F 1655 1 H 1342 1 P, S. 27. 
.'t' 3 1 11 1 131 

e^^ was sol dein km dar omb sein, 
das da Terrattest den bem dein. 

1 H 31191 F 2133 1 

^|- • 

J^^ e^"^ ir babt mkh wol gewertt, 

rl alles das ewer bertz begertt 

fl • . A 3228. F 2283 1 

iti e^^ ir bem, wen sncbent ir? 

*:;{| kont ir das gesagen mir? 

E 43481 H 38151 A 33701 D 20811 Ag 6131 Pb 65081 
Fg 18911 Fgn405l F 23191 

e^^ wol an ir bern aDe, 

solt ir so iQjcbt nider ftlles. 

;'E 43561 • - ' :..^:-:'y ■ . .. ..Ill 



Digitized by 



Google 



»1 

e^*^ wera floH das wol bahagaB, 

das ir also iemariieheii wott Tenageo. 
Ag 631 1 F 2889 t 

^Ha betnibt ist dy sde meio^ 

bis in den datt tob snnden pein. 
£42281 H8757£ A 3308 £ D1983t G 685 1 Ag 5891 
Fg II 267 t Eg 4459 1 F 2212 f. 

(7. \ \ 5 
e^^ her mainster, ach i^wb mir, 

fliben sgr aUe von d^. . 
E 4176 t H 3741 1 Ag 5081 Ph 6512 1 

C. \\\^ 
e^*^ icb wO bey dir leyden den datt, ^ 

bere, nnd aller bande natt. 7 

E 41781 H 37291 A 82821 D 19351 Ph 64161 Eg 44181 
F 21801 . • 

e^^ wen ich knsz an seinen mnntt, 

den falhent an zn der selbigen stont 
E 43141 H 38291 F 2341 1 H 3801 1 A 33801 Ag 6051 
Ph652l£ Eg 45001 M 13581 P,&30], 71 , 

e^** her maister ich mnss dagen, ^ 

. dy lewt| dy dich woUen fthen. 
E 4384 1 H 38511 A 3394 1 F 2361 1. 

e^** waffen das ich ye wartt gebora, ' , ' 
ich ban mein nr veriom. * : < 

E 43881 B 38551 Ag 663 1 . 

e^^ ich ban Verkanilt das nnschnldig blnl^ 
mir ist worden we zn mnt 
D 23971 F 2636 1 : ' 

e^^ grosser ist mein bosbaytt, 
wan gottes barmhertzickaytt 
E 49821 H 4539 1 A 86301 

e*** was get es nns an, 

V das dn bist ein boser man. 
H 45481 A 36181 8511 F26441 Fgl 16691 Eg 45681 
D 2408 1 : 

e^^ gntter man Jhesn, 

sag, was menscfaen Usto, . ! ; >l 



Digitized toy 



Google 



AiUaittiMiiiitlM 



I 



:] 



^ 



93 



was hasto begangen, 

das dich dy Jnden habeii gefangen, 



Oder [ob] do ein konig bist, 
; das sag mir za diser frist 

E5166£ H4607fi: ASTUf. Ad984£ D25711 Ph6720fi: 
s Eg 4633ft F 2767ft 

I " e^^ Icb beswer dich bey dem obersten got, 

■\' ■ der alle ding erscbaffen batt| 

I das da mir sagest offenbar^ 

I ob dn seyst gotes son tot war. 

I K 4668 ft H 3995 ft A 3562 ft F 2566 ff. D 2341 ft Ph 6626 ft 

I Fg U 801 ft 

'i e^** er was boffen and za ym ieben, 

^ er bett gem ein zaicben geseben. 

E 4880 f. A 4056 ft D 2657 ft Ph 6756 £ F 2853 £ 

e'^ da bist ein frawnt desz kaisers nicht, 
acb wisse, das da bist bericbt| 
wir sich wil za konig macben, 
der ist wider den kayser In alien sachen. 
E 5258 ft H 5141 ft A 4182 f. D 2941 1 Ph 6942 ft 

e'^ icb merck wol das ir im nnrecbt dath, 
ich bin nnscbnldig an seinem blot 
E 56281 F 327at 

e'^^ Cyprian mein liber knecht, 
nn reich mir das becken recht 
E5G14t H5149f. A 4474 ft 

In den .Rahmen dieser Untersnchung gehOren auch einige 
Ij Scenen aos der Beilage a— d, nimlich die Aaferweckung des 

Lazarus, Jesu Gesjprftch mit der Ehebrecherin, die Heilung des 
Blinden und das sich daran anschliessende Streitgesprftch Jesa 
mit den Juden. Die Reden des ^rector processionis" sind 
grdsstenteils selbstfindig, die eigentliche Darstellong aber geht 
auf eine bestimmte Quelle zurQck, und zwar, wie aus den Yiden 
Parallelstellen henrorgeht, auf das von uns angenommene Ur- 
drama. . 

a^ Ir innger wir woUen gen tzn dieser fiist, 
do Lazarus unser brnder b^raben 1st 
£ 3145 f. G 479 1 



Digitized -by 



Google 



^ ^^ ^ ■ ■ .^ ..> , ^.^.^^^^^^^. ^r^^^oir.^^..^^^. ^.-^t^^ ^-^V^-.^.^.-^^.^-^^YJn'f 



98 



a^ her wenUi by geweiei, 

80 wer mdn brader wc4 genesei. 
E8159f. H2401f. A 2237 C D 1265£ Q 490t M1I72£ 
Ph5992£ 

a^^ Martha ich sag dir on tander wan, 
dein broder sol tob dem datt vff stan. 
£3163. H2407f: A 2245 £ D 1271 £ Fl509£ 6 494£ 
H 1134£ Fd 130. Ph 6002£ 

a^^ Ich wait wol, dai et anden gescbebea mag, 
er ad ersten bis an deo inogsten tag. 
H 240981 A 22478: D1273C Fl511ff. G 496£ M 113611: 
Fd 181. 

a^ Icb bin dj aierstebiiog md das ewig leben, 
ich hao deo gewalt das ich mag geben. 
E3165£ H2413f: A 2251 £ P 1275f. 6 498f. M lUOl 
Fd 132. F 1515 £ 

a^ glawbsta Martha das tza dieser frist, 
kb sag dir das, das do war ist. 
E3169£ H2419£ A2255£ D 1279£ G500£ Mll49f. 

b^ majster das frawenldn . 
hatt gebrochen dy ee sein. 
mis Moyses in dem gesetz gebotten batt, 
wer brech dj ee, den sol man stain tzn dott. . 
was sprichstn dar tzn, 
das man dieser frawen thn? 
H 2217ft D 913 ft G 214ft F 780 ff. .^^ 

b^ wekher under ench der snnd ist rain, 

werff tzn dem ersten an dy frawen den stidn. 
H 2227£ A 2712£ D 923£ F 786£ Q 220ft . , ^ 

b^ sag mir mayster an, 

was hat der mensch gethan, 
bat kain seiner frewnt gesnnt, ' '• 
das er ist gebom blint. « ..$ . I, , 

H 1145 ft A 1523 £ D 943 ft G 320 ft F 894 ft . , . , 

b^ gang, wasch dein angen ansz dem see,' 
' '■ der da bayst natoria slWe. ' ' ' - . ' - . 

H ii68£ D 9651. 330£ F 914£ ^ ' < »m 



1 



Digitized by 



Google 



•^-"■■i^k lit mM\i_i 



u 



b^ ieh ban 68 ench Hzant getagi, 
als ir micli habt gafiragt 
das babt ir wol geseben and verDamen. 
war umb seyt ir wider tzo mir kamen, 
and wolt boren dat. 

icb spricb et an nnderlat, ' 

das ir nff dieser erden 
gem sein ionger woH werden. 
B 1283C D 108df. 6 406ff. F 956C 

b^ wer ist under encb tzn diesen itonden 

der micb itznnt i traffen wil ton sonden a. a. w. 
D 1887ft 

b^ bor iprecben wir nit recbt 

nns bednnckt, da seyst des dewffds knecbt n. a. w. 
D 1395 ff. F 1689 «. 

b^ der dewffel ist in mir nicbt, 

wan got mein vatter den er icb n. a. w. 
D 1399ff. F 1698 C 

b^ Nn erkennen and boren wir, 
das der dewifel ist in dir a. s. w. 
DIi09£ Hl096ff. F 1701 C'' 

b^ Lob icb micb selber das tzimt mir nicbt, 
allain mein matter der ertt micb a. a. w. 
D 1421 C H 1105 C F 1713 ft 

b*^ fbnfftdg iar basta nit an deineai alter, 
bast geseben Abrabam ansem vatter a. a. w. 
D 1435ft H 1125ft F 1721 ft 

b^ Icb sage eacb alien das, 

ee Abrabam wartt, das icb waa. 
D 1489 ft H 1129 ft F 1725ff. 

Aus den einzelnen Uebereinstimmungen in den terscbledenra 
Spieleo Iftast sich mit einiger Sicherbeit die Beschaffenbeit and 
der Umfang des angenommenen Urspiels ermesaen: ea war ein 
Passionsspiel, das wabrscheinlicb Jesu Wirken aaf Erden and 
die Leidensgescbicbte bia zur Verorteilang omfasate. Darch 
verscbiedene Umarbeitangen and Erweiterangen dea Urdramaa 
mdgen die voo den einzelnen sg^teren Spielen benatsten Hand* 



. ■ Digitized byVjOOQ IC ^ 



111! II "n ■ririMir'inl- T'tiiiiirtufiiiiiii i^^rnn iitniii ■■ niiiiniiMtiirT 



96 



8chrifteD siemliche Verinderaogeo erfahreD habeo, einzelDe Vert- 
paare uod RedeweDduogeo bliebeo aber in deo meisten StQcken 
dieselben. Dcin Coinpilator des KQazelsauer Spiels scheiDt Bicht 
direkt eine Handschrift des Urspiels zu Gebote gestaoden zu 
haben, oder er hat absicbtlich gerade die in dem Urspid znr 
Darstelloog gelangendeD Episoden aus der Heilsgescbicbte fort- 
gelassen oder derart abgekQnt, dass fiberhaapt keioe Vorlage 
mehr za erkeoDeD war. Die Schreiber der Beilageo a^d nod 
e haboD Dtto aus eioer HaDdschrift des Urspiels and nebenbei 
mit AnlehoaDg an aodere Quelleo deD skelettartigOD Baa des 
Compilators aosgefUlt 

B. Die VerwertDBg anderer QneUea. 
Das KQozelsauer Spiel bat nao mit Brader Philipps 
Harienlebeo mehrere Stellen gemeinsam, die mir is so wort- 
getreuer Abschrift soost nirgends aufgestossen sind, es scheint 
also nebenbei Ph als direkte Qaelle benutzt za sein: 

e'** Brader icb man each alle geleych, 
das ir lebet braderl^eh, 
wan es kamt dy tzeytti 
das ich mich von each sc^ddt 
vgl Ph 6392 t 6397 f. (sol von in schdden). 

e^^ and wan mich dy Jnden werden &hea, 
binden, stossen, raissen and slahen, 
b^ mir dan nymant bestett, 
ir alle fiihent nnd von mir gett« 

▼gl. Ph 6338 1 6404—6407. 

e**^ Peter kh da dir knnt, 
das da heint dr^ stont, 
e der ban dnth krawhoi 
mein>rerst Teilawgen, 
das da mich mit den angen dein 
wnrsta schwerea sein 
?or me ny hast gesehen; . 
das wnrsta mit eyd iehen. 

TgL Ph 6420-6429. 

e**^ Gott vatter mein ich bin beraytl, 

ra tragen aU dy arbaytt < 



Digitized by 



Google 



sSttSkSSiiUMaMMba 



96 



kh wil leideii gern den datt 
vatter, dnrch dein gebott. 
det dottes kellich wil ich gern trinken, 
ich wil mich da von nit wencken. 
mein gaitt ist here wol beraytt, 
aber mdnsz fleyschef blodickaytt 
ist kranck; dar nmb, vatter mein, 
ob das dein wil mag gesein, 
der mailer, ber, nber beb micb, 
doch las icb Tater mich an dich. 
allain dein wflle der sol beste, 
nacb deinem wiUen mir gescbe. 

▼gl. Ph 6468—6481. 

e^*^ petter, macbta nit ein well mit mir 
gewacben, wj ist dir? 
Ygl Ph 6494 1 

e^^^ Sage ich ench dy warbaytt, 
das batt ir als ein Ingenbait 
nnd lassent micb dar nmb nicbt. 
das sage icb ench, was gescbicbt 
nnd wille each das knnt thnn, 
daa ir sollent des menscben snn 
seben sitzen za der recbten bant 
gottes dar nacb son zn bant 
Ton bimel sol er knmen wider 
in den feweren wolcken fam er nider. 
YgL Ph 6630-6639. 

e^^ das er das sdber bat yerieben 
za der getzewgniss wbr alle sten. 

▼gl. Ph 6646t 

e^^ das ich vergisz das nnscbnldig bint 
dnrch ewem wiOen wer nit got 

▼gl. Ph 6804 t 

Die Beiloge e bringt gleicbsam als Eiol^itung zu den Darstel- 
longen aus der Heilsgescbichte ein Streitgesprftcb ^▼or gottes 
throne* zwiscben den vier Scbwestem ^misericordia*, «.pax*, 
.▼eritas', .iustitia' *). Barmherzigkeit nnd Friede bitten gegen 

*) Far die Parabel ?on den vier TOcbtem Gottes ▼erweise idi 
im allgemeinen anf: K. Raab, Ueber vier allegoriscbe Hotive, Pro- 
gramm ?on Leoben (1885) 8. 7 ff., wo weitere iJtteratiir. 



Digitized by 



Google 



mMimtm^tUtm^i^mit\i'miiim\ttMm*^1>^iMmmMrhi 



97 



Wahrheit and Gerechtigkeit Oott den Vater, die gefaOeDe Meosch- 
heit wieder id Gnadeo aufzuDehmeo. Der Soho, .dy weiszhait", 
tritt als Vermittler auf und erklftrt sich bereit, durch sein menscb- 
liches Leiden uod Sterbeo die SQnder za erldseo. Der Vater 
giebt seine EinwiUigung und sendet die Propbeten ans, auf Erden 
den nabenden TrOster za verkflndigen. Diese Darstellnng ist 
eine einfache DrainatisieniDg des bandschriftlicb mebrfach vor- 
bandenen, bei Bartsch (Einleitnng znr ErIOsung Seite IX— XX) 
abgedrnckten Gedichtes: «Sicb buop vor got^s trdne". Das 
Gedicbt ist nur bis t. 313 benutzt, ausserdem sind eine Anzabl 
Verse, die sicb auf die Ereignisse nacb Cbristi Tod bezieben, 
als nicbt passeud in der Einleitung zu einem Passionsspiel voo 
dem Scbreiber der Beilage e fortgelassen. Das Gedicbt bd 
Bartscb ist ein Gesprficb; durcb einige einleitende Verse werden 
die Leser auf den jedesmaligen Wccbsel der redenden und an- 
geredeten Personen aufmerksam gemacbt In e sind diese Eiih^ 
leitungsreden als QberflQssig fortgelassen und dafOr kurze latei- 
niscbe Ueberscbriften eingetreten. Ein Bei^piel mdge genflgen: 

Bartscb 87 1 der hlmelisch vater aotworte 46 
sinen tohtem al86: 
,<ir bete die sint lobelich" n. s. w. 
6^ pater respondeat eororihus 
Ewer bett ist gar loblich u s. w. 
Mehrmals bat e diese Einleitangsreden zweckentsprechend 
umgeAndert: 

Bartscb 115 dar zt spracb die Rehtikait. 

e^' dar zn q;>rich ich gerecbtickayt. 
Der Anfang des Gedicbtes: 

Sicb bftb vor gotes tr6Be 
ein gespr^he scbdne 
ist in Cf da die Worte dem ^^rector processionis'' in den Mund 
gelegt werden, demeutsprecbend umge&ndert: 

e^^ by sol vor gottes tbrone '* 

ein gespreeh sicb heben schone. 
Bei Bartscb wird mancbroal die Antwort auf eine Bitte oder 
Frage darcb rio fortlaufende ErzAblung ersetzt, in der dranuir 
tisierten Form wird bier im allgemeinen geindert: anf jede 
Frage erfolgt Antwort: 

7 

" '- •■ " ■ _ ' ' Digitize^ by VjOOQ IC 



Bart8chl74£die BannherzikeH xebant " . 

^-wtrt der rede vil fip6. ' 
za gotes soDe gieneh ti d6 
/ , : vil iznTerdrozxeiiliclie. . 

e*^ das bin icb barmherizickayt worden firo, : 

das icb bab gehort dy rede also; ; . j: 

des wil icb ZQ gbtes sao gen . ; 
nod in bitten nnd fleben,' '\\ ' . *' ' 

wan er ist dj weyszbaytt;' ' ' '^ 
" ' das er wis by enschaytt ''-''' '• - -> 

Bartscb bat als Erzfthlang das Tempus der Yergangenbeit; 
dies inosste in e umge&ndcrt warden, da ja im Drama die 
Handlung wirklich in der Gegenwart vor sicb geht Mebrmala 
l&sst sicb e darch die Vorlage verleiten und beb&lt das Tempna 
der Yergangenbeit bd: : . «r ^ ^ 

e^ dy fird frid was genant; ' ^ '''] "' 

Torber stebt richtig: * , 

sy baysset dy barmbertzikayt, 
* dy ander baysset dy warbayt, 
recbtickayt dy dritte gebaissen ist '^ " ' 

Die bis jetzt erwfthnten Aenderungen waren ans dramatischen 
RQcksicbten bedingt; ausserdem finden sicb in e aber noch eine 
Menge Abweichungen, die nicbt auf Rechnung der Draroatisiemng 
zu setzeo sind. Icb beschrfinke micb auf einige wicbtigere Beispiele : 
Bartscb 44 dar ornme wirt (=wirret) nocb aOen: (; 

die eine gebome misset&t ;, r ; i . 

(wir) milzen tragen an nnser wilt - ^ 
besser e** dar nmb mir nocb alle .^ 

dy angebome minedat '" 

mnsse(n) tragen an nnser watt*). 
Bartscb 2081 der menscbe mosz ewikeit 

immer baben &n ende. ' *' 

besser e** der menscb mnu ewickayt '^ 

ymmer baben kain drost an ende. '* 
Bartscb 2301 daz er mti des zomes scbln ' 
vergezzen immer m^e. '■'■■> ' 

besser e^ das er mnu des zomes sein* "^ '^ 

' .,. • Torgessen nmbmer aee. r.ia unu ■: ''l .. 

*) Die Coojectnr von Bartscb wird hierdnrch ftberfllksaig. 

Digitized by wOOQ IC 






99 



Fflr die zahlreicheo Fille, wo swd Lesarteo sich an- 
scheiDend gleichberechtigl gegeDfiberstehen, glaabe ich keine 
Belege aoftihren zn soUen; einige Beispiele, wo der Text bei 
Bartsch der korrektere ist, mOgeD Doch'erwfthnt werdea: . 
Bartsch 111 wis da bannhenie /til, . . ^ . !•> ] 

mio w&rfaeit ich o«ch babea wfl. . ; .. 

dot menscben wirt oocb nimmer rit, 

wen er mltietin hit 

dar jA sprach die Rehtikeit: i 

jjk swetter, dine wiihelt 

soh dt beheHen immer mi. 
e^ ich sag dir an difem tsil: 

bista bannhertzick Wit _ 

del menschen wortt nymer vatt, 

wan er ndssegeUian hatt 

dar ztf sprich ich goreebtiekayt: '>'!.! 

ja swester, warfaayt ■ .. ,: >:/ > ; 

soltn halten ymmer ne. ., i 

Die von e benutzte Handscbrift scheint bier Terderbt gewesen y 

ZQ sein; der Flickvers .icb sag dir an disem tzil* ist bloss des ,. 
Reimes wegen eingefQbrt Dass statt dessen ursprfinglich der 
Vers «mtn wArheit ich oucb haben wil* dort gcstanden hat, gebt 
scben aus der darauf bezQglicben Antwort der .iostitia* berror: 
e** ja swester, warbayt . ; ^ ,; 

iolta balten ymmer me. * 

Man vergleiche aucb den correspondierenden Vers e**: 
min*) rechtickayt ich ach wil haben. 

Bartsch 144 ff. ji miz des menschen nngemadi 
immer mir in ende wem. 
s6 wie torste er ie gegem, ' ' - 

das er wnrde gote geUch? . >/ 

Diese Verse sind in e ToHstflndig verdorben, der Text giebt gar 

keinen Sinn: ■ ■ > ■ vu > •• v ■ . r-,,!^/- <r^ 

e^ Ich sag dir an aUea'has,. < r 

der menseh moss noch basi, ' 
des mnsz ymmer an ende weren. >v 

wy vil trostcs er mag geren, , ' . r / . , 

das er werd got gel^cL 



♦) Bn lalti^T •!),.(: .^rifi^rlili-V! i:" 



■Digitized by 



Google 



mmmmmmmmmmmmBSBaamimmmmammmm\\ '••'*^'*^'*'t£aaiaaacaaaaiiMBaiifcijitti^ 



100 



Der Text der Beilage e ist im allgemeinen besser als die 
von Bartsch beoutzte Heidelberger Handschrift Gegen einen 
engereo Zusammenhang der beiden Fassuogeo spricht der Urn- 
stand, dass sich kein elnziger beiden gemeinsamer Fehler findet 
Ferner lassen sich die vielen, teils hinzugefQgten, teils fortge- 
lassenen FlickwOrter, so wie die Lesarten, wo uns eine Ent- 
scheidung schwer wird, nur -aos einer mehrfachen Bearbeitung 
der ursprQnglichen Handscbrift erklftren. 



SchlusfiL 



Bei der vorliegenden Abhandlung babe ich niein Augenmerk 
hauptsdchlich darauf gerichtet, ein mdgiicbst klares Bild des 
Kflnzelsauer Fronleichnarosspiels, seiner Uebcrlieferung und seines 
Stoffes zu geben. Urn das Gesamtbild nicht zu beeintr&cbtigen, 
bin ich auf Einzelheiten weniger eingegangen. Eine eindringende 
philologische Untersuchung der einzelnen Bestandteile, des Vers- 
bans und der Reime, der Sprache and des Stils wird durch meine 
Arbeit nicht QberflQssig. Mit RQcksicht darauf, dass die Hand- 
schrift bisher nur durch die Ulitteilungen von Werner and Bauer 
zugfinglich ist, war es unbedingt nOtig, die Untersuchungen durch 
beigegebene Textabschnitte zu ergftnzen. 

Entstanden in einer Zeit^ wo die grosse Masse des Volks 
anfing, einen Vergleich zu Ziehen zwischen ihrein eigenen Sklaven- 
leben und dem Treiben vieler Elemente des geistiichen Standes, 
▼erfolgt das durch einen Priester verfertigte und wahrscheinlich 
durch Priester yeranlasste KQnzelsauer Fronleichnamsspiel den 
Zweck, dnrch eindringliche VorfQhrung der feudal-kirchlichen 
Satzungen und durch Androhen ewiger Strafen fQr die AbtrQnnigen 
— dies alles in das Gewahd einer mOglichst prunkvoDen Schaa- 
stellung gekleidet — die revolutionftren Geister unter Erregung 
von Furcht oder Ehrfurcht wieder in den alten Bann zurQck zu 
Ziehen. Dass in einer Gegend, wo sich kurz vorher der Aaf- 
stand des sog. Pfeifers von Miklashausen abspielte, die Priester 



Digitized by 



Google 






101 



Grand genag haUtfn, fQr ihre Intercssen mit alien Mittein in 
die Schranken zn treten, ist nicht xu bezweifdn. Das Fronleicb- 
namsfest, wo die ganze Nachbarschaft zosammenstrOmte, bot 
hierzQ die beste Gelcgenheit, denn eine sinnberQckende Sdian- 
stellung mnsste mehr ab alles andere anf die Menge wirken. 
Man sieht deutlich, wie der geistlicbe Compilator fiber die Dar- 
stdluogen der Heilsgeschiclite, weldie fQr seinen Zwedc nidit 
geeignet sind, mOglichst sdineU hinwegeilt — idi erinnere nor 
daran, dass Jesu Yerrat, Gefangennabme and Yerortdlnng in 
kanm 70 Versen abgemadit werdoi — dagegen die Scenen, 
welche ihm Gdegenbeit bieten, seine strengkircUicben Ansichtcn 
zn vertreten, sehr welt ansdehnt, wenn sie anch wenig geeignet 
for die dramatische Form sind. Anf eine einhdtlicbe Gestaltnng 
seines StOckes brauchtc der Compilator nicht zn sehen, da dem 
ursprOnglichen Charakter der FronldcbnamsanflFtthrangen ent- 
sprechend es mehr auf die ftussere glinzende Ausstattnng der 
einzeliien Processionsgruppen ankam, als anf den formellen und 
inhaltiichen ]Vert des ganzen Spida. 



Digitized by 



Google 





Ja--^ 


i*.*.^- .- ,. 






aofta** 'U.^AtUji fc.'*a»i 












■ - 


- - 












■ .'' 


■ • 


r 














i: i 






V 


1 


i^lninl 


lATir 


Iagi 



liiM 



tiiiimniUrl 



1. 8ch0pfimg8gescbichte _> 

2. Der Abfall Lndfen 

3. Der ente SOndeDfall 

4. Der Bmdermord 

5. Die Sflndflnt 

6. Abrahams Oehorsam 

7. Das Opfer Mekhisedechs 



B 



1. 
2. 
8. 
4. 
5. 
6. 
7. 
8. 
9. 
10. 



I 



Moses vnd die xebn Gebote 
Josna 

Sampson '*' ' ^ 
David ond Goliath' ' 
Das salomonische Urteil 
Messianische Weissagimgen 
YerkUDdigimg der Elisabeth 
Annmiciatio Mariae . 
Elisabeth imd Maria 
Die AobetoDg der Hirten 

11. Die heilfgeo drei KOnige 

12. Die Hintergehang des Herodes 

13. Der betblehemitische Kindermord 



1. Die Eothaaptung des Johannes 

2. Maria-Magdalena 

3. Jesa Yersnchnog 

4. Die Bemfang der Apostel 

5. Jesn Gefangeonabme and Vemrteilnng 
G. Die Klage der Maria 

7. Jesn HOUenfahrt 

8. Die Anferstehnng 

9., Die zwOlf Glanbensariikel 

10. Legendenbmchstncke 

11. Ecdesia et sinagoga 

12. Zehi^ongfranenspid 

13. Der .Endcrist* 

14. Jndidnm extrenmm 



£ 



fi 



H 



Fd 



A 
A 
A 
A 
A 
A 
A 

! A 

I 



Fd 
Fd 
Fd 
Fd 
Fd 
Fd 
Fd 
Fd 



Fd 



DigitizQd by 



Google 



titmimt»mtm^» 



III, I "^' I i\ r ^i i I l iliiiiir'iiiiiwwm i alt i iii ii af^ 



J-. *;■ 



des Hauptstocks A— C. 



Ag 
Ag 
Ag 
Ag 



W 



Eall 
EtII 
Eall 



Eair 



Ea V 
E» V 



(Eg) 
(Eg) 
(Egi 



(Eg) 
(Eg) 

.(?«) 

(Eg) 
(Eg) 
(Eg) 
(Eg) 



(Eg) 
(Eg) 

(Eg) 
(Eg) 
(Eg) 
(Eg) 



(Eg) 
(Eg) 



(Ph). 
KPh) 
(Ph) 



(W 

(Ph) 
(Pb) 



t 



Digitized by 



Google 



^^•^■^'■" " ni[ ri«niujij;_j* 




i 







i 



1 

:i 

t 



HcqH«HUHH»cqHHHHH 




S 



I 



5 g • 8 a 8^ 





mill f III 


I ^ 


II 


^ ^^^H ^^^^ 




bQ 


»4 M KNNKtQ N^3^a 


N • 


00 


, 




.» 


SXX X 


s 




pa n cQ cQ pa cQ 


CQ PQ 




oooooooooooo 


OOO 




fi Q Q Q Q Q fi Q Q ;d ;2 p 


QQQ 


^^^^^^^^^^^^ 




{X(PB(^^pMpM(aE4^PMPB(Ps«PM 


&«:^Pm 




222222222222 


2 2 




<<<<<<<<<<<< 


<<< 




a as a aaaaaaaa 


aaa 



» 



II 



11 



If 

if 

•II 




r«e«co'«ie«ei<:fl6e» 



Digitized by 



Google 



mtm^^^Ui dtim ■ 



~3 

4 



Abkflmuigeii. ^ i 

■ . . - '^ 

ABC (A— C) — Haaptstock des KOnzelsaaer Spidft. 

abed (a — d) — Die Torderen BeilageiL 1 

e —Die bintere Beilage. I 

f g b — Sp&tere Bearbeiter der Hs. . 1 

K — Das KtlDzelsaaer FronleicbnamsspieL i 

A — Alsfelder Pasdonnpid. . i 

Ag — Angsbnrger PasdonsspkL *! 

B — Beaediktbenrer OsteripieL j 

D — Dooaaescbinger Pasdonsspiel. \\ 

£ — Egerer Fronleicbnamsspid. % 

£a — Erianer Spide. ■ i 

Eg — ErlOsong. ■ 

F — Fraokfiurter Passionsspicl. i 

Fd — Frankfdrter DSrigierroUe. | 

Fg — Freibnrger Passionsspiele. i 

G — St. Galler OstenpieL /j 

fi — Heiddberger PasdonsspieL 



•Digitfeed jDy VjOOQ IC 



Hessiscbes ll^eibnaditsq>i6L J 



Hw 

P — loosbindcer OsterspieL 

I* — Innsbrocker aFronleicbDani'^. 

M — Mastricbter Ostenpid. 

— Oberammergaaer Pasdonsspid. 

P — Picbler, D. Drama d. M;-A.*t in Tird. 

Pb — Brader Pbilippt Marienleben. 

B — Redentiner O^benpieL 

8 — Einbecker SOndenialL • } 

W — Wiener PasdonsspieL I 

Z — Zerbster Processicm. \ 



} 



'-'*"- " **■ ' • ' *' '* ■ *■■"• ' ^'^'-^'^ ,. . ■11... ^-.-- •■ 



-Vita. 

Natus sum Teiel Ubben Mansholt a. d. VI. Id. Apr. 
h. 8. aoni LXV in vico Ditzum lo terra Frisiorum ad Amisiam 
flumeo sito, patre Heikone, matre WilmiDa e genie Mansholt 
Fidel addictus sum evangelicae. Puer quinque annorum ludum 
publicum adii, deinde gymnasium Nordensc, postea Leerense 
frequenUvi. Unde maturitatis testimonium adeptus ad acade- 
miam Erlangensem me contuli, ut studiis theologicis et pbilo- 
logicis me darem; simulque per unum annum stipendia feci. 
Anno peracto Gottingae per quinque semestria scholis interfui, 
quas habueruut viri doctissimi Baumann, Dulim, Heyae, Kncike, 
de Lagarde, Mirbt, BUschl, BoeOte, Smetid, Wagenmanrif Ifie- 
singer. Tum ad almam matrem Philippinam migravi, ubi per 
quatuor semestria magistris usus sum illustrissimis Birt, Hert'^ 
mann, Jiilicher, Katiffmann, L. Schwidt, E. Schroeder, 8U>S€h, 
Ibidem per tria semestria sodalis fui seminarii theodisci auspiciis 
Edtvardi Schroeder^ cui imprimis maximam habeo gratiam. 
Examen rigorosum supera?! a. d. IV. Non. MaL a. XCIL 



Digitized 



b^Google 



Digitized by 



Google 



Digitized by 



Google 



Ji. 



cme 

Bockbir.d'rf Co., Inc. 
3U0 Sunv- • ^ Street 
Boston, Mass. 02210 



Digitized by 



Google 



4 



Digitiz 



3d by 



Google