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Full text of "Der-Zionistische-Faktor"

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Ivor Benson 



Der 
Zionistische Faktor 



Der jüdische Einfluss 

auf die Geschichte 
des 20. Jahrhunderts 



Published in English by 

THE BARNES REVIEW 

130 3rd St., S.E. 

Washington, D.C. 20003 USA 

Autorisierte Uebersetzung aus dem Englischen 
Dezember 2000 



Inhaltsverzeichnis 

Seite 

VORWORT 7 

EINLEITUNG 11 



Kapite 
Kapite 
Kapite' 
Kapite 
Kapite 
Kapite 
Kapite 
Kapite 



1: Shakespeare und das Gesetz der Billigkeit 15 

2: Die russische Revolution 35 

3: Das Problem der Identität 57 

4: Die Hochfinanz und die Neue Weltordnung 69 

5: Der Kampf um die Wall Street 91 

6: Der «Antisemitismus» unter der Lupe 112 

7: Jüdische Geschichtsschreibung 126 

8: Zionistisch-kommunistisches Zusammenspiel im 

Nahen Osten 149 



Kapitel 9: Die Verbindung zwischen Kommunismus und Kapital 164 

Kapitel 10: Einige Betrachtungen zum «ungerechten Mammon» 168 

Kapitel 11: Geographie des Intellekts 177 

Kapitel 12: Eine Rassenmystik auf dem Prüfstand 188 

Kapitel 13: Reform und Orthodoxie: Einige Aspekte der Nahostfrage ... 196 

Kapitel 14: Mit Nahum Goldmann hinter den Kulissen 203 

Kapitel 15: Blühende Untergrundgeschäfte in der UdSSR 211 

Kapitel 16: Die zionistische Rolle in Rhodesien 221 

Kapitel 17: Die Völkermordkonvention 234 

Kapitel 18: George Orwell und der zionistische Faktor 251 

BIBLIOGRAFIE des Autors 264 

INDEX 266 



Vorwort 

Die erste Ausgabe von The Zionist Factor erschien im Jahre 1986. 
Dieses Buch bildet den Höhepunkt von Ivor Bensons tiefgründigem 
Werk als Analytiker des 20. Jahrhunderts. Einfühlsam und unbeug- 
sam ehrlich hat sich der Autor an die Erforschung eines ganzen Kom- 
plexes von Fragen gemacht, die alle abendländischen Denker in ih- 
ren Bann gezogen haben, ob sie es nun zugeben oder nicht: Das 
geheimnisvolle Verhältnis zwischen Christen, Juden, Kapitalismus und 
Sozialismus. Wichtigere Fragen als diese gibt es schlechthin nicht! 

Insofern stellt dieses Buch nicht nur ein unzerstörbares Denkmal für 
seinen aussergewöhnlichen Verfasser dar: Es ist und bleibt eine der 
besten Studien eines Themas, dessen Bedeutung kaum zu überschät- 
zen ist, mag es auch unwahrscheinlich heikel und vielen Menschen 
unbekannt sein. 

Es entbehrt nicht der Ironie und ist geradezu beängstigend, dass, je 
wichtiger dieses Thema wurde, die öffentliche Diskussion darüber 
zugleich immer schwieriger und tabubefrachteter geworden ist. 

Wer ein Buch wie das vorliegende schreiben oder das einschlägige 
Thema moralisch integer behandeln will, muss nicht nur seriös und 
unbestechlich ehrlich sein, sondern bedarf auch ungewöhnlichen 
Mutes. Dass sich von den Heerscharen von Schriftstellern und Jour- 
nalisten die wenigsten an dieses gefährliche Thema heranwagen, 
stellt einen stummen, aber schlagenden Beweis dafür dar, dass es 
den allermeisten Journalisten und Historikern - auch den berühm- 
testen unter ihnen - an diesen Qualitäten gebricht. 

Ivor Benson wurde 1907 als Sohn schwedischer Eltern in Südafrika 
geboren. Im Alter von sechzehn Jahren begann er seine Karriere als 
Reporter des Natal Mercury. Als junger Mann interessierte er sich für 
Literatur, Gerichtsfälle, Chemie und Medizin, und wenn er seiner Lei- 
denschaft - dem Motorradfahren - frönte, zeichnete er sich durch 
besondere Waghalsigkeit aus. Als Zimmermann und Maurer erwarb 
er wertvolle praktische Erfahrungen, die den meisten Intellektuellen 
verschlossen bleiben. 



Von 1926 bis 1940 arbeitete Ivor Benson für verschiedene Zeitungen 
in Südafrika und England, wobei er sich als schöpferischer Autor 
und später Herausgeber einen Namen machte. 

Bald nach der britischen Kriegserklärung an Deutschland, welche 
die Welt in die gigantische, sinnlose Schlächterei des Zweiten Welt- 
kriegs hineinzog, meldete sich Benson freiwillig zum Militär. Er lehnte 
die ihm angebotene Stelle als Armeereporter ab und wurde als ge- 
wöhnlicher Soldat dem südafrikanischen Panzerkorps zugeteilt; spä- 
ter wurde er zum Offizier befördert. Bei den Feldzügen in Nordafrika 
und Italien nahm er an den Kämpfen teil und sammelte so jene tiefste 
aller Lebenserfahrungen, die einen philosophisch veranlagten Men- 
schen dauerhaft prägt. Wem täglich ein jäher und gewaltsamer Tod 
vor Augen steht, der besitzt eine ganz andere Einstellung zum Leben 
und zum Begriff der Wahrheit. 

Nach Kriegsende beteiligte sich Benson an der Organisation von 
Bildungs- und Kulturprogrammen für britische Soldaten, die in Itali- 
en auf ihre Rückführung in die Heimat warteten. Hier entwickelte er 
rhetorische Fähigkeiten, die ihn später zu einem begehrten Vörtrags- 
redner werden Hessen, und zwar nicht nur in Südafrika, sondern 
auch in den USA, Kanada, Australien und Grossbritannien. 

1963 und 1964 war Benson als Nachrichtenkommentator für den 
südafrikanischen Rundfunk tätig. Seine treffenden Analysen der «Pro- 
bleme einer unfreien Presse» machten ihn in der Öffentlichkeit mit 
einem Schlage berühmt, trugen ihm jedoch auch die unversöhnli- 
che Feindschaft jener internationalen Ränkeschmiede ein, deren 
Pläne für Südafrika - und darüber hinaus für die westlichen Nationen 
in ihrer Gesamtheit - in schroffem Gegensatz zu den volksnahen und 
patriotischen Idealen Ivor Bensons standen. 

Die Hauptaufgabe der Medien in allen weissen Nationen besteht seit 
langem darin, die öffentliche Moral mit ihrer Berichterstattung zu 
schwächen und zu untergraben. Dazu gehören auch die Verbrei- 
tung von Erdichtungen sowie die Unterdrückung von Nachrichten, 
die nicht zum grossen Plan passen. Diese Böswilligkeit der Presse ist 
unzählige Male von couragierten Einzelmenschen und erst recht in 



den Spalten der in Washington D.C. erscheinenden Wochenzeitung 
The Spotlight aufgedeckt worden; dieses Blatt berichtet regelmässig 
über Geschehnisse, die von grösster Bedeutung für die ganze abend- 
ländische Welt sind, jedoch von allen anderen Zeitungen sowie Ra- 
dio und Fernsehen entweder totgeschwiegen oder aber verzerrt 
dargestellt werden. 

1964 erhielt Benson von der bedrängten rhodesischen Regierung 
das Angebot, Regierungsberater für Informationsfragen zu werden. 
Da ihm die prekäre Lage Rhodesiens so klar wie nur wenigen war, 
gab er seine Arbeit in Südafrika auf und siedelte nach Rhodesien 
über. 

Kaum war er dort angekommen, wurde er von einem Abgeordneten 
des rhodesischen Parlaments, A.E. Abrahamson, mit gehässigen per- 
sönlichen Angriffen bedacht. Abrahamson war ein führender Zio- 
nist, der seine grob verleumderischen Behauptungen unter dem 
Schutze der parlamentarischen Immunität aufstellte. Die von ihm 
entfesselte Schmutzkampagne gab den Anstoss zu einer orchestrier- 
ten Pressehetze, die Benson dazu veranlasste, gegen mehrere süd- 
afrikanische Zeitungen Strafanzeige wegen Ehrverletzung einzurei- 
chen. Schliesslich stellte das Oberste Gericht Südafrikas mit einem 
bemerkenswerten Entscheid den guten Namen Bensons vollumfäng- 
lich wieder her und lastete die Schuld Abrahamson sowie der zioni- 
stischen Lügenmaschinerie an. Diesem bedeutsamen Gerichtsent- 
scheid wurde in der Presse nur geringe Aufmerksamkeit zuteil. 

Benson setzte sich für die Stärkung der Stammestraditionen in Rho- 
desien ein. Er sah darin ein natürliches Gegengewicht zum marxisti- 
schen Terrorismus sowie der multikulturellen Gesellschaft. Diese ge- 
sunde und vernünftige Politik war für die Zionisten, ihre plutokrati- 
schen Verbündeten, die kontrollierte Presse sowie die an den Fäden 
der Zionisten tanzenden Politiker ein rotes Tuch. 

Nachdem Benson erkannt hatte, dass Premierminister Ian Smith ins- 
geheim plante, dem von Washington und London verlangten «Frie- 
densabkommen» seine Zustimmung zu erteilen, trat er von seinem 
Posten als Berater der rhodesischen Regierung zurück. 



Eine tiefgreifende Analyse des Verrats, den die rhodesische Führung 
an ihrem eigenen Land beging, hat Ivor Benson in späteren Schrif- 
ten vorgenommen. Zu erwähnen sind hier namentlich vier Kapitel 
seines Buchs Truth Out of Africa (überarbeitete Auflage von 1995). 

1966 erschien Bensons Buch The Opinion Makers, dessen Gegenstand 
natürlich die kontrollierte Presse war. Das Werk fand begeisterte Auf- 
nahme. 1969 gründete er einen Rundbrief mit dem Titel Behind the 
News, der politische Analysen und Interpretationen von einem poin- 
tiert nationalistischen Standpunkt aus enthielt und weltweite Ver- 
breitung erlangte. 

1984 fassten Benson und seine Frau den Entschluss, Südafrika zu 
verlassen. Sie waren sich klar darüber geworden, dass die verräteri- 
sche politische Führung dieses Landes entschlossen war, dem Bei- 
spiel Ian Smiths zu folgen und ihre Heimat in den Abgrund zu führen. 
Das Ehepaar Hess sich zunächst in Schweden nieder, siedelte aber 
dann nach England über, wo Benson weiterhin mit grosser Klarsicht 
über die Realitäten unserer Zeit schrieb. Er starb im Januar 1993- 
Doch sein Werk wird weiterleben bis zum Tage, an dem jene, die 
weise genug sind, aus seiner Erfahrung zu lernen, eine bessere Welt 
schaffen werden. 

Willis A. Carto 
San Diego 
2000 



10 



Einleitung 



«Das Bedürfnis nach einer unparteiischen, wahrheitsgemässen Be- 
handlung der jüdischen Geschichte ist in jüngster Vergangenheit 
grösser geworden denn je zuvor», schreibt Prof. Hannah Arendt. Sie 
fährt fort: «Die politischen Entwicklungen des 20. Jahrhunderts ha- 
ben das jüdische Volk ins stürmische Zentrum der Geschehnisse ver- 
setzt. (...) Die Judenfrage und der Antisemitismus (...) wurden zum 
Auslöser für den Aufstieg der Nazibewegung und der Errichtung der 
organisatorischen Struktur des Dritten Reichs (...) und dann für einen 
Weltkrieg von beispielloser Grausamkeit» 1 . 

So gross das von Frau Prof. Arendt erwähnte Bedürfnis in der Tat 
auch sein mag, das Thema des jüdischen Einflusses auf die Geschichte 
des 20. Jahrhunderts wurde von den Gelehrten unserer Zeit tun- 
lichst gemieden, denn, wie ein anderer jüdischer Geschichtsprofes- 
sor bemerkt: «Die jüdische Präsenz (...) widersetzt sich den Instru- 
menten der modernen Wissenschaft und steht im Widerspruch zu 
ihren grundsätzlichen Ausgangspositionen» 2 . Im Klartext heisst dies, 
dass das Thema für Establishment-Historiker zu heiss ist. 

Es bedarf kaum der Erwähnung, dass eine Untersuchung der Motive 
und Handlungen jener, welche «im stürmischen Zentrum der Ge- 
schichte» stehen, nur im Rahmen einer zusammenhängenden Ge- 
samtdeutung der Geschichte jener Periode erfolgen kann. Anders 
gesagt, die jüdische Rolle ist nur dann der Erforschung wert, wenn 
man sie als Schlüsselfaktor in der Geschichte eines von Stürmen ge- 
schüttelten Jahrhunderts betrachtet. 

Bei der Behandlung eines derart komplexen und vielschichtigen Pro- 
blems bedient sich das vorliegende Buch der Methode, eine Reihe 
von separaten Studien zu präsentieren, von denen, wie ich hoffe, 
jede einen Beitrag zu einem tiefen und umfassenden Verständnis der 



1 Hannah Arendt, The Origins of Totaiitarianism, S. XIV; This Age of Conßct, Frank P. 
Chambers, Christian Phelps Harris and Charles C. Bayley (Harcourt). 

2 Prof. Henry L. Feingold, State University, New York. 

11 



langen und dornigen Beziehungen zwischen Juden und Nichtju- 
den führen wird. 

Dass wir für den Titel dieses Buchs den Begriff «zionistisch» gewählt 
haben, liegt darin begründet, dass sich die jüdische Präsenz im 20. 
Jahrhundert in gegenüber früheren Zeiten stark veränderter Gestalt 
äussert, hat doch der Drang nach weltpolitischer Macht die Religion 
als hauptsächliche Triebkraft zur Wahrung der jüdischen Einheit und 
Einzigartigkeit fast gänzlich in den Hintergrund gedrängt. 

Das hauptsächliche Anliegen des Verfassers besteht weit mehr in der 
Verknüpfung und korrekten Deutung bereits zuvor zugänglicher In- 
formationen als in der Enthüllung bisher unbekannter Tatsachen. 

Weit entfernt davon, gegenüber jüdischstämmigen Menschen auf- 
grund ihrer Herkunft Feindseligkeit zu empfinden, vertreten wir mit 
allem Nachdruck eine Auffassung, die im abendländischen Kultur- 
kreis schon immer vorgeherrscht hat, nämlich die, dass assimilie- 
rungswillige Juden vorbehaltlos akzeptiert und keinerlei Diskriminie- 
rung unterworfen werden sollen. Anders ausgedrückt, wir verfech- 
ten die Ansicht, dass die Assimilierung für die abendländische Welt 
ebensowenig je ein Problem gewesen ist wie für jene Juden, die sie 
wünschten. Wie Prof. Sir Arthur Keith festgehalten hat, sind die Ju- 
den ja rassisch gesehen oft nicht von anderen Weissen zu unterschei- 
den, aus denen sich die europäischen und europäischstämmigen 
Völker zusammensetzen. 

Es würde deshalb von schmerzlicher Unlogik zeugen, ein Buch als 
«antisemitisch» zu geissein, das völlige und bedingungslose gegen- 
seitige Akzeptanz befürwortet und lediglich die Einstellung jener Ju- 
den kritisiert, die einerseits zwar über Diskriminierung klagen, ande- 
rerseits jedoch alle Angebote der Akzeptanz und Assimilierung ver- 
ächtlich ablehnen. 

Ein Angehöriger des europäischen Kulturkreises, der sich von dieser 
Einsicht leiten lässt, ist beim Umgang mit jüdischstämmigen Perso- 
nen moralisch ganz unangreifbar, während jüdische - und nament- 
lich zionistische - Führer, die vor einer umfassenden und freimütigen 



12 



Diskussion der Frage des jüdischen Separatismus zurückschrecken, 
damit die Verletzlichkeit ihres Standpunkts kundtun. 

Die beiden Gründe der scharfen gefühlsmässigen Reaktionen, die 
allzu oft jegliche Diskussion der jüdischen Frage im Keim ersticken, 
lassen sich ohne weiteres erkennen: Jüdische Führer, denen an der 
Aufrechterhaltung der Trennung zwischen den beiden Gruppen ge- 
legen ist, reagieren mit Furcht und Zorn auf sämtliche Assimilierungs- 
bestrebungen, während NichtJuden, welchen das Vorhandensein 
einer als fremd empfundenen Minderheit in ihrer Mitte sehr wohl 
bewusst ist, sich oft von einer überlegenen jüdischen Schlauheit ab- 
gestossen fühlen, der die innerhalb einer homogenen Gemeinschaft 
üblichen moralischen Normen fremd zu sein scheinen. So entsteht 
eine Situation, in der beide Seiten auf jedweden Versuch, die jüdi- 
sche Rolle in den Staaten des abendländischen Kulturkreises zur Spra- 
che zu bringen, gereizt und ablehnend reagieren. 

Wenn das vorliegende Buch eine wichtige Botschaft enthält, dann 
diese: Die Verantwortung für das, was Oswald Spengler den «Unter- 
gang des Abendlandes» genannt hat, ist durchaus nicht den Juden 
anzulasten, sondern ruht voll und ganz auf den Schultern der abend- 
ländischen Völker. Schliesslich haben diese die moralisch ungesun- 
den sozialen und politischen Zustände, unter denen zuvor leicht 
abwehrbare äussere Einflüsse das Abendland verheerend schwä- 
chen konnten, selbst heraufbeschworen. Anders gesagt: Die Vor- 
machtstellung der Juden in unserer Zeit ist nicht der Grund der west- 
lichen Dekadenz, sondern nur eines ihrer besonders deutlich er- 
kennbaren Symptome. 



Anmerkung: 

Mehrere Kapitel dieses Buchs sind - ganz oder teilweise - bereits in 
meinem Rundbrief Behind the News erschienen. Ich habe keinen Ver- 
such unternommen, die Wiederholung gewisser Themen und Ide- 
en in verschiedenen Kapiteln zu vermeiden. Mein Ziel bestand darin, 
diese Themen und Ideen klarer hervorzuheben, indem ich sie in 



13 



verschiedenem Zusammenhang präsentierte. Die Stichhaltigkeit der 
hier gelieferten allgemeinen Interpretationen kann jeder überprü- 
fen, der den Ablauf der Zeitgeschichte anhand der Nachrichten ver- 
folgt. 

Ivor Benson 



14 



KAPITEL 1 
Shakespeare und das Gesetz der Billigkeit 



Schmähen und richten sind getrennte Ämter 

Und die sich widersprechen. William Shakespeare 



Selbst in der primitivsten Gesellschaft kann man sich kein Tabu vor- 
stellen, das mächtiger wäre als das in unserer angeblich so aufgeklär- 
ten Zeit mit dem vorliegenden Thema verbundene. Unter diesen 
Umständen wird unsere Position durch die Art und Weise, wie der 
Dichterfürst William Shakespeare dasselbe Thema in seinem gewalti- 
gen Schauspiel Der Kaufmann von Venedig behandelt, nachhaltig 
gestärkt. 

Shakespeare unternimmt keinen Versuch, das Verhältnis zwischen 
Juden und NichtJuden zu analysieren, mit dem Verstand zu ergrün- 
den oder zu erläutern. Stattdessen erteilt er uns eine tiefgründige 
Lektion in Gestalt einer in ihrer Vollständigkeit brillanten und genau- 
en dramatischen Darstellung dessen, was schon damals für die mei- 
sten Menschen ein verblüffendes Stück Realität war und es heute 
noch ist. 

Der Unterschied zwischen den Geschehnissen des tatsächlichen 
Lebens und der Handlung dieses Shakespeare-Dramas lässt sich recht 
einfach erklären. Im tatsächlichen Leben ist das Verhältnis zwischen 
Juden und NichtJuden äusserst vielschichtiger Natur und wird durch 
unzählige Widersprüche und Zweideutigkeiten kompliziert. Auf der 
Bühne tritt der Gegensatz zwischen dem Juden und seinem nichtjü- 
dischen Widerpart viel klarer und verständlicher zutage als in der 
Alltagsrealität, wo das Bild wesentlich schwerer zu deuten ist, da die 
Vertreter der beiden Gruppen ihren Vorteil jeweils in unterschiedlich 
intensiven und dauerhaften Beziehungen suchen, was eine unend- 
lich grosse Zahl von Situationen und Konstellationen ermöglicht. 



15 



Shakespeares Drama bietet eine Übersicht über die tiefverwurzelten 
Denkweisen, Motive und Einflüsse, die das spannungsreiche Verhältnis 
zwischen Juden und NichtJuden kennzeichnen, und zwar in Form 
einer Erzählung, die nichts Wichtiges ungesagt lässt und heute noch 
so lebensecht wirkt wie zum Zeitpunkt, wo sie entstand. 

Wie W Moelwyn Merchant im ersten Absatz seiner wissenschaftli- 
chen Einführung in die New-Penguin-Ausgabe des Schauspiels be- 
merkt 3 , stünde die Vorstellung, Der Kaufmann von Venedig sei ledig- 
lich eine der Unterhaltung dienende Komödie, «in grellem Wider- 
spruch zu unseren tiefsten Intuitionen bezüglich dieses seltsamen 
und komplexen Spiels». Er fügt hinzu: «Es ist klar, dass Der Kaufmann 
von Venedig zwei Themen zum Gegenstand hat, die in der Elisabetha- 
nischen Zeit die Gemüter erhitzten: Das Judentum und den Wu- 
cher.» 

Deshalb wirkt es kaum überraschend, dass jüdische Kreise in unse- 
rem Jahrhundert ihren Einfluss nach Kräften geltend gemacht ha- 
ben, um die Aufführung oder Verfilmung dieses Schauspiels zu ver- 
hindern: Allzu fatal gemahnt es nämlich an die Lage, in der wir uns 
heutzutage befinden. Das Verhältnis zwischen den Juden und ihrer 
nichtjüdischen Umwelt ist weiterhin von schwelenden Spannungen 
geprägt, gleichgültig wie eng die Kontakte zwischen beiden Seiten 
auf rein wirtschaftlichem Gebiet auch sein mögen, und die Besorgnis 
über ein monetäres System, in dem das Geld mehr als Wert an sich 
und als Instrument der Politik denn als blosses Tauschmittel betrach- 
tet wird, ist grösser denn je zuvor. 

Es besteht kein Zweifel daran, dass Shakespeare viel über das kon- 
fliktbeladene Verhältnis zwischen Juden und Christen gelesen und 
sich darüber seine Gedanken gemacht hatte; schon lange vor der 



William Shakespeare, The Merchant of Venice, mit einer Einführung von W. Moel- 
wyn Merchant (Penguin, 1911). Für die vorliegende deutsche Ausgabe wurde die 
Schlegel-Tieck-Übersetzung verwendet (Shakespeares Werke in deutscher Sprache 
durch Schlegel/Tieck, Stauffacher Verlag, Zürich. Band VI: Der Kaufmann von Vene- 
dig). Einige veraltete oder unbeholfene Wendungen haben wir stillschweigend durch 
treffendere ersetzt. 



16 



ersten dokumentierten Erwähnung des Kaufmanns im Jahre 1598 
war die Debatte über dieses Thema in ganz Europa in vollem Gange. 

Raphael Holinsheds History of England, eine Quelle, aus der Shake- 
speare bei der Niederschrift seiner wichtigsten Dramen zur engli- 
schen Geschichte reichlich geschöpft hat, enthält etliche sachliche 
Hinweise auf die Macht der Juden und ihre Aktivitäten in England. 
Wir lesen beispielsweise in Holinsheds Beschreibung der Szenen, 
welche die Krönung König Richards des Ersten begleiteten: 

Am Tage der Krönung König Richards waren die in London und anderen 
Teilen des Königreichs ansässigen Juden dort versammelt; sie beabsich- 
tigten, die Krönung mit ihrer Gegenwart zu beehren und dem König ein 
ehrenhaftes Geschenk zu überreichen, doch war ihnen dabei ein Misser- 
folg beschieden. (...) König Richard, ein eifriger Jünger der Religion Chri- 
sti, der ihre Nation verabscheute (und fürchtete, sie könnten bei dem 
Anlass ihre Zauberkünste walten lassen), ordnete an, sie dürften die Kir- 
che während der Krönung und den Palast während des Festmahls nicht 
betreten. 

Die Haltung eines Königs, der die Juden «verabscheute», fand ihren 
drastischeren Widerhall im Verhalten des Volks während der Krö- 
nung. Es kam zu einer Reihe von Tumulten, die Holinshed wie folgt 
beschreibt: 

Der König war über die Ausschreitungen des erbosten Volkes unterrichtet 
(...), über das rohe Vorgehen jener, die sich anschickten, die Häuser und 
Geschäfte der Juden zu plündern, auszurauben und zu brandschatzen 
(...). Das grimmige Wüten der erzürnten und entfesselten Menge dauerte 
von der Mitte des ersten Tages bis zum nächsten Tag um zwei Uhr. Die 
ganze Zeit über Hess der Ingrimm des gemeinen Volkes gegen jene Nation 
nicht nach; man tötete jeden von ihnen, der einem in die Quere kam, auf 
die schrecklichste, wildeste und unvernünftigste Art. 

Holinshed berichtet, der König habe den Ausschreitungen rasch ein 
Ende bereitet, aber keinen Versuch unternommen, die Übeltäter zu 
verhaften und zu bestrafen, denn Richards Untertanen hassten die 
Juden ob ihrer «hartnäckigen Dreistigkeit», und «so wurde ihre Si- 



17 



cherheit wieder gewährleistet, nachdem sie unendlichen Schaden 
erlitten hatten». 

Fast sicher hat Shakespeare auch Sir Thomas Wilsons Discourse Upon 
Usury («Schrift über den Wucher») gelesen, ein Werk, das während 
Jahrhunderten eine reiche Quelle verächtlicher Schimpfworte zum 
Thema Juden und Wucher darstellte; er wird auch Francis Bacons 
tiefer schürfende und in ihrem Tonfall gemässigtere Kommentare 
zum gleichen Thema gekannt haben. 

Im Gegensatz zu Bacon und anderen stellte Shakespeare keine tief- 
greifenden Betrachtungen zum Problem der Juden und ihrer frag- 
würdigen Handelspraktiken an, sondern schuf stattdessen ein litera- 
risches Meisterwerk, in dem die Beziehungen zwischen dem Juden 
und seiner Umwelt als lebendiges Modell der Wirklichkeit dargestellt 
werden. Der Dichter lässt sich nicht auf die unmögliche Aufgabe ein, 
diese Beziehungen vollständig zu erklären, sondern schenkt uns ein 
Wortbildnis, das zu Einsicht und Verständnis führt. Das Bild ist vom Stand- 
punkt seiner eigenen Gemeinschaft aus gezeichnet, und ihm liegen 
die Belange seiner eigenen Gemeinschaft am Herzen: Daher der Ju- 
bel eines christlichen Publikums, als in der Gerichtsszene in dem Au- 
genblick, wo Shylock mit einem scharfen Messer in der einen und 
einer Waage in der anderen Hand auf Antonio zuschreitet, sich das 
Blatt jäh wendet 4 : 

Porzia: Wart noch ein wenig: Eins ist noch zu merken! 

Der Schein hier gibt dir nicht ein Tröpfchen Blut: 
Die Worte sind ausdrücklich: Ein Pfund Fleisch! 
Nimm denn den Schein, und nimm du dein Pfund Fleisch; 
Allein vergiessest du, wenn du es schneidest 
Nur einen Tropfen Christenblut, so fällt 



Bei seinen Ausführungen über «Shakespeare im Ausland» (in Talking of Shake- 
speare, Hodder Ö Stoughton, London 1954) schreibt Norman Marshall: «Ich be- 
zweifle, dass es irgendein Land gibt, in dem die Reaktionen des Publikums auf den 
Kaufmann von Venedig jenen der Elisabethanischen Zeit ähnlicher sind als Indien. 
Der Grund dafür liegt darin, dass der Geldverleiher im indischen Leben eine domi- 
nierende Figur ist. Immer, wenn wir den Kaufmann von Venedig aufführten, gab es 
unweigerlich dröhnenden Applaus beim Wendepunkt des Dramas, wenn Shylock 
mit gezücktem Messer auf Antonio zugeht, um sein Pfund Fleisch zu fordern, und 
Porzia ihm Einhalt gebietet...» 

18 



Dein Hab und Gut nach dem Gesetz Venedigs 
Dem Staat Venedig heim! 

Obgleich in diesem Stück am Ende die Interessen einer christlichen 
Gemeinschaft triumphieren, wird Shakespeare der Losung gerecht, 
die er Porzia in den Mund legt: «Schmähen und richten sind ge- 
trennte Ämter, und die sich widersprechen.» In diesem Stück wird 
hüben und drüben viel «geschmäht», doch gehen die Schmähun- 
gen niemals von Shakespeare aus. Ganz im Gegenteil, er versetzt sich 
phantasiereich und einfühlsam in Shylocks Lage und ist deshalb im- 
stande, die Aufrichtigkeit, mit der Shylock seinen Standpunkt vertei- 
digt, mit wunderbarer Genauigkeit wiederzugeben: 

Shylock: Signor Antonio, ungezählte Male 

Habt Ihr auf dem Rialto mich geschmäht 
Um meine Gelder und um meine Zinsen. 
Stets trug ich's mit geduld'gem Achselzucken, 
Denn Dulden ist das Erbteil unseres Stamms! 
Ihr scheltet mich abtrünnig, einen Bluthund, 
Und speiet auf mein jüdisches Gewand, 
Bloss weil ich nutze, was mein eigen ist. 
(...) 

Ein andermal hiesst Ihr mich einen Hund; 
Für diese Höflichkeiten soll ich Euch 
Nun solchen Reichtum leihen? 

Antonio ist sich des unüberbrückbaren moralischen Abgrunds klar 
bewusst, der ihn von dem Juden trennt, antwortet er doch auf Shy- 
locks wortreiche Ausführungen wie folgt: 

Antonio: Ich könnte leichthin wieder so dich nennen, 
Dich wieder anspein, ja mit Füssen treten. 
Willst du dies Geld uns leihen, leih es nicht 
Als deinen Freunden (denn wann nahm die Freundschaft 
Vom Freunde Zins für unfruchtbar Metall?) - 
Nein, leih es lieber deinem Feind, du kannst, 
Wenn er versäumt, erhobnen Haupts eintreiben, 
Was dir verfallen ist. 



19 



Antonio hegt auch keinerlei Illusionen über die Absichten hinter 
dem Abkommen «Geld gegen ein Pfund Fleisch», das ihm Shylock 
«zum Spass» und «zum Gefallen» offeriert. 

Shakespeare hat Shylock die Möglichkeit geboten, sich mit Worten 
zu verteidigen, die dem englischen Theater auf Jahrhunderte hin 
Momente unvergesslicher Grösse und Sprachkraft geschenkt haben. 
Als ihn Salarino fragt, was er denn davon habe, auf dem Ffund Fleisch 
aus dem Leib des Kaufmanns zu bestehen, der sich nun in seiner 
Gewalt befindet, erwidert der Jude in tödlichem Ernst: 

Shylock: Fische zu ködern! Sättigt es sonst niemanden, so sättigt es 
doch meine Rache. Er hat mich beschimpft, mich um eine 
halbe Million geprellt, meinen Verlust belacht, meinen Ge- 
winn verspottet, mein Volk geschmäht, meinen Handel 
durchkreuzt, meine Freunde mir abspenstig gemacht, mei- 
ne Feinde aufgehetzt. Und was hat er für einen Grund? Ich 
bin ein Jude. Hat nicht ein Jude Auge? Hat nicht ein Jude 
Hände, Gliedmassen, Finger, Sinne, Neigungen, Leiden- 
schaften? Mit derselben Speise genährt, mit denselben Waf- 
fen verletzt, denselben Krankheiten unterworfen, mit den- 
selben Mitteln geheilt, gewärmt und durchfroren von dem- 
selben Sommer und Winter als ein Christ? Wenn ihr uns 
stecht, bluten wir nicht? Wenn ihr uns kitzelt, lachen wir 
nicht? Wenn ihr uns vergiftet, sterben wir nicht? Und wenn 
ihr uns beleidigt, sollen wir uns nicht rächen? Sind wir euch 
in allen Dingen ähnlich, so wollen wirs euch auch darin 
gleichtun. Wenn ein Jude einen Christen beleidigt, was ist 
seine Demut? Rache! Wenn ein Christ einen Juden belei- 
digt, was muss seine Geduld sein nach christlichem Vor- 
bild? Nun, Rache! Die Bosheit, die ihr mich lehrt, die will ich 
ausüben, und es muss schlimm zugehen, oder ich will es 
meinen Meistern zuvortun. 

Shakespeare konnte diese Rede erschaffen, weil er als Künstler von 
aussergewöhnlicher Kraft und Empfindsamkeit fähig war, sich in die 
Lage des Juden zu versetzen und die Gefühle in Worte zu kleiden, 
die er selbst unter diesen Umständen geäussert hätte. Anders gesagt, 



20 



er bringt völliges Verständnis für die Situation auf, in der sich Shylock 
befindet. Shylock ist kein gewöhnlicher Verbrecher, der «direkt oder 
indirekt einem Bürger nach dem Leben trachtet». Ganz im Gegenteil, 
als er sich anschickt, Antonios Erdendasein zu beenden, fühlt er sich 
von Schuld ebenso frei wie ein Soldat im Kampf gegen die Feinde 
seiner Nation. Shylock verleiht, als er vom Untergang der Schiffe 
Antonios erfahren hat, dieser Einstellung mit folgendem Befehl an 
einen Mitjuden Ausdruck: 

Shvlocfe: Geh, Tubal, miete mir einen Amtsdiener, bestell ihn vier- 
zehn Tage vorher. Ich will sein Herz haben, wenn er mir 
verfällt, denn sobald er aus Venedig weg ist, kann ich Han- 
del treiben, wie ich will. Geh, Tubal, und triff mich bei unse- 
rer Synagoge! 

Victor Hugo kommentiert Shylocks Beweggründe wie folgt: «Als Shy- 
lock die Synagoge betritt, wird sein Hass zum Glaubensakt. Fortan 
nimmt seine Rache sakralen Charakter an. Sein Blutdurst gegenüber 
dem Christen wird zur heiligen Handlung.» 

Shakespeares Kaufmann von Venedig steht auf der höchsten Stufe 
der dichterischen und dramatischen Kunst. Der Streit, den er dar- 
stellt, ist nicht persönlicher und privater, sondern nationaler und ele- 
mentarer Art. Hier prallen zwei getrennte und in sich geschlossene mo- 
ralische Systeme aufeinander, jedes mit seinen klaren Vorstellungen 
von Recht und Unrecht und seinem eigenen starken Gefühl der per- 
sönlichen Ehre. 

Als der Luftikus Bassanio, der bei Antonio bereits tief in der Kreide 
steht, um ein weiteres Darlehen bittet, das es ihm ermöglichen soll, 
um die Hand der schönen Porzia zu freien, ist nicht die Rede von 
einem Vertrag, der von einem Notar unterzeichnet werden soll: 

Bassanio: Euch ist nicht unbekannt, Antonio, 

Wie sehr ich mein Vermögen hob erschöpft, 
Indem ich glänzender mich eingerichtet, 
Als meine schwachen Mittel tragen konnten. 
Auch klag ich jetzt nicht... 



21 



Antonio: Ich bitt Euch, mein Bassanio, lasst mich's wissen, 
Und steht es, wie Ihr selber immer tut, 
Im Angesicht der Ehre, seid gewiss: 
Ich selbst, mein Beutel, was ich nur vermag, 
Liegt alles offen da zu Eurem Dienst. 

Auch zwischen Shylock und seinen Glaubensgenossen besteht voll- 
kommenes gegenseitiges Vertrauen. Der Jude hat die benötigten drei- 
tausend Dukaten zwar nicht gleich zur Hand, aber: 

Shylock: ... Nun, was tut's? 

Tubal, ein wohlbegüteter Hebräer, 
Hilft mir schon aus... 

Dieses gegenseitige Vertrauensverhältnis besteht unter den Juden 
bis zum heutigen Tage in einem Ausmass, wie es andere Gemein- 
schaften nicht kennen. Obgleich Juden in allen westlichen Staaten 
einen ganz unverhältnismässig grossen Anteil an den Rechtsanwäl- 
ten und manchmal auch den Richtern stellen, bringen sie ihre inter- 
nen Rechtsstreitigkeiten nur selten vor nichtjüdische Gerichte; meist 
werden solche Zwistigkeiten durch einen Vergleich beigelegt, ohne 
dass die Öffentlichkeit davon erfährt. Dass ein Jude bei einem Straf- 
prozess gegen einen anderen als Kläger auftritt, ist beinahe undenk- 
bar. 

Ehe wir uns der Art und Weise zuwenden, wie Shakespeare das zen- 
trale Thema der genauen Beziehungen zwischen Juden und Nicht- 
juden behandelt, sei eine der wichtigen Lehren, die wir aus dem 
Stück ziehen können, rasch und einfach zusammengefasst: Es gab in 
der christlichen Welt niemals eine rein rassisch begründete Abnei- 
gung gegen die Juden. Einzig und allein die jüdischen Praktiken und 
ihre Einstellung gegenüber ihrer Umwelt waren es, welche die Ju- 
den vom Rest der Bevölkerung absonderten, bei König Richard dem 
Ersten «Abscheu» hervorriefen und den Londoner Strassenpöbel zu 
rasender Gewalt anstachelten - wie hätte Shakespeare sonst Jessica, 
die Tochter des hassenswerten Shylock, mit Antonios Busenfreund 
Lorenzo verheiraten können? Nur ganz beiläufig wird Jessica als «Un- 
gläubige» bezeichnet, und Shylocks nichtjüdischer Diener Launce- 



22 



lot nennt sie mit Tränen in den Augen «eine allerschönste Heidin 
und allerliebste Jüdin». 

Nirgends wird vermerkt, dass die Zuschauer auf den billigsten Plät- 
zen des Londoner Theaters, jene, die sich bei Plünderungen jüdi- 
scher Läden hervortun mochten, auf diese Worte mit Pfiffen und 
Buhrufen reagiert hätten. Im Gegenteil, Jessica war beim Publikum 
stets eine der beliebtesten Gestalten der Komödie. Später wird die 
Tochter des Juden mit ihrem Gatten Lorenzo von Porzia mit der 
«Wirtschaft und Führung ihres Hauses», d.h. ihres Palastes in Bel- 
mont, betraut: 

Porzia: Schon wissen meine Leute meinen Willen 

Und werden Euch und Jessica zu Diensten sein 
An meiner eignen und Bassanios Statt. 

Die Zwangsbekehrung Shylocks zum Christentum als Bedingung für 
die Milderung des vom Herzog gegen ihn verhängten Urteils mag 
zwar hart anmuten, weist aber eindeutig auf die Bereitschaft der christ- 
lichen Gemeinschaft Venedigs hin, einen reumütigen Shylock als 
Mitglied in ihrem Schosse aufzunehmen. 

Shakespeares hintergründiges Werk über das Verhältnis zwischen 
Juden und Christen stellt gleichermassen eine Studie der Quellen, 
der praktischen Auslegung und der Einflüsse des Gesetzes im allge- 
meinen sowie der Beziehung zwischen dem Buchstaben des Geset- 
zes und der Billigkeit dar. Soweit wir wissen, besass der Dichter nur 
oberflächliche Kenntnisse und Erfahrung der Rechtsprechung sei- 
ner Tage, doch spätere Generationen von Gelehrten haben ihrem 
Erstaunen über sein tiefes Verständnis der praktischen Auslegung 
des Gesetzes beredten Ausdruck verliehen, dem zweifellos sein wun- 
dervolles Verständnis der menschlichen Natur zugrunde lag. 

Der im Kaufmann von Venedig zwischen Gläubiger und Schuldner 
unterzeichnete Vertrag ist rechtlich unmöglich; wie Moelwyn 
Merchant hervorhebt, würde kein Gesetz einem Menschen gestat- 
ten, als Bestandteil eines Vertrags sein eigenes Leben aufs Spiel zu 
setzen. Somit ist der rechtliche Hintergrund der Geschichte nicht 



23 



realer als das Bühnenbild und der gemalte Hintergrund im Theater. 
Zutiefst real ist aber «Shakespeares grossartige Darstellung des Ver- 
hältnisses zwischen dem Gewohnheitsrecht und der Billigkeit beim 
Umgang zwischen den Menschen». 

Moelwyn Merchant, eine Autorität auf dem Gebiet der Darstellung 
des Gesetzes in der Literatur, schreibt: «Obgleich sich bei Shakespeare 
anderswo, in Mass für Mass, in Hamlet, in etlichen seiner Sonette, in 
König Lear sowie im Wintermärchen deutliche und reife Hinweise auf 
das Thema des Gesetzes finden, rücken in der Gerichtsszene beim 
Kaufmann von Venedig zahlreichere Aspekte der Frage ins Rampen- 
licht, als irgendein anderer Dramatiker oder Dichter in einem Werk 
hätte vereinigen können. Es ist in der Tat bemerkenswert, dass dieses 
verhältnismässig frühe Stück so vielen komplexen rechtlichen Fra- 
gen vorausgreift, die in späteren, reiferen Dramen eine höchst be- 
deutsame Rolle spielen: Die persönlichen Faktoren in einem schein- 
bar neutralen Rechtsfall in Mass für Mass; der Konflikt zwischen zwei 
Gedankensystemen - Rache und Barmherzigkeit im Rahmen des Ge- 
setzes - in Hamlet; das Eingreifen der natürlichen Ordnung der Dinge 
in die Anwendung des Gesetzes in König Lear.» 

Mehr als jeder andere Aspekt des Gesetzes tritt der Konflikt zwischen 
dem Gewohnheitsrecht und der Billigkeit beim Zwist zwischen dem 
Geldverleiher und dem Kaufmann von Venedig in den Vordergrund. 
«Billigkeit ist ein höchst zweideutiger Ausdruck», schreibt Moelwyn 
Merchant in einer Fussnote zu seiner Einleitung: «In den allermeisten 
Fällen bezieht er sich auf 'gleichberechtigte Beziehungen' zwischen 
Menschen oder Nationen, die auf den Grundsätzen des 'in den Her- 
zen der Menschen festgeschriebenen' Naturrechts fussen.» 

In England hatte man schon früh erkannt, dass unter dem Gewohn- 
heitsrecht schwere Rechtsverstösse bisweilen ungeahndet blieben, 
was der öffentlichen Ordnung und der nationalen Einheit zum Scha- 
den gereichte. Wir lesen in Chambers Encyclopedia-. «Wenn den Op- 
fern eines Unrechts von den Gerichten dessen Wiedergutmachung 
verweigert wurde, sandten sie eine Petition an den zu Rate sitzenden 
König, in welcher sie diesen um Abhilfe baten, und ihre Petitionen 



24 



wurden vom Rat zwecks näherer Untersuchung an den Lord Chan- 
cellor weitergeleitet, den 'Hüter des Gewissens des Königs'.» 

Aus dieser Gepflogenheit entwickelte sich das «ungeschriebene Bil- 
ligkeitsrecht» (equity Jurisdiction) bei der «Kammer für Billigkeits- 
rechtssprechung» (Chancery Court). Mit der Zeit verknöcherte die- 
ses zu einer Form der Rechtsprechung, die immer weniger auf meta- 
physischen Einflüssen wie dem «Gewissen des Königs» beruhte, son- 
dern wie die gewöhnlichen Gerichte vermehrt Zuflucht zu Präze- 
denzfällen nahm. 

Shakespeare greift dieses Thema in einer kurzen, aber wichtigen Sze- 
ne im ersten Akt auf, wo Gläubiger und Schuldner einige Worte über 
den Wucher wechseln, ein Thema, das dann in der Gerichtsszene 
des vierten Aktes eine zentrale Rolle spielen wird: 

Shvlocfe: ...Ihr sagtet, wie mich dünkt, 

Dass Ihr auf Vorteil weder leiht noch borgt. 

Antonio: Ich pfleg es nie. 

Shylock: Als Jakob Labans Schafe hütete - 

Er war nach unserm heil' gen Abraham, 
Weil seine Mutter weislich für ihn schaffte, 
Der dritte Erbe - ja, ganz recht, der dritte... 

Antonio: Was tut das hier zur Sache? Nahm er Zinsen? 

Shylock: Nein, keine Zinsen; was man Zinsen nennt, 
Das grade nicht; gebt acht, was Jakob tat: 
Als er mit Laban sich verglichen hatte, 
Was von den Lämmern bunt und sprenklig fiele, 
Das sollte Jakobs Lohn sein, kehrten sich 
Im Herbst die brünst'gen Mütter zu den Widdern; 
Und wenn nun zwischen dieser woll'gen Zucht 
Das Werk der Zeugung vor sich ging, so schälte 
Der kluge Schäfer Euch gewisse Stäbe. 
Derweil sie das Geschäft der Paarung trieben, 
Steckt er sie vor den geilen Müttern auf, 



25 



Die so empfingen: Und zur Lämmerzeit 
Fiel alles buntgesprenkt und wurde Jakobs! 
So kam er zum Gewinn und ward gesegnet: 
Gewinn ist Segen, wenn man ihn nicht stiehlt! 

Hier liegt das klassische Beispiel eines Konflikts zwischen dem Gesetz 
und den ungeschriebenen Geboten der Billigkeit vor. Jakob überlistet 
seinen Onkel Laban mit einem Trick; er verstösst dabei gegen die 
Gebote der Moral, nicht aber gegen den Buchstaben des Gesetzes. 
Das häufige Vorkommen solcher Fälle hat dann auch den Anstoss 
zur Entwicklung des Billigkeitsrechts als Konzept und juristische Pra- 
xis in allen zivilisierten Nationen gegeben. 

Totes Gesetz ohne Billigkeit ist somit eindeutig eine raffinierte Form 
der Kriegführung, bei der moralische Gewalt listig an die Stelle der 
körperlichen Gewalt tritt, ohne dass sich das Opfer gerichtlich zur 
Wehr setzen kann. 

Das zentrale Thema des Bösen, das, so sehr es auch den Prinzipien 
der Billigkeit Hohn spricht, unter dem Schutz des Gewohnheitsrechts 
verübt oder ausgeheckt wird, erreicht in der berühmten Gerichts- 
szene im vierten Akt, Szene 1, seinen Höhepunkt. Shylock fordert 
hier vom Dogen «Gerechtigkeit»: 

Shvlocfe: Ich legt' Eur' Hoheit meine Absicht vor: 

Bei unserem heil' gen Sabbat schwor ich es, 
Zu fordern, was nach dem Vertrag mir zusteht. 
Wenn Ihr es weigert, tut's auf die Gefahr 
Der Freiheit und des Rechts in Eurer Stadt!» 

Dies ist nur ein kleiner Auszug aus einer der längsten und eindrucks- 
vollsten Reden des Stücks. Man bietet dem Juden das Doppelte des 
Betrags, den er Antonio ausgeliehen hat, doch er denkt nicht daran, 
nachzugeben: 

Shvlocfe: War jedes Stück von den sechstausend Dukaten 
Sechsfach geteilt, jeder Teil ein Dukat - 
Ich nahm sie nicht: Ich wollte nur mein Recht! 



26 



Porzia, die vom Dogen damit beauftragt worden ist, das zugunsten 
Shylocks lautende Urteil auf seine Rechtmässigkeit hin zu überprü- 
fen, plädiert in einer der ergreifendsten Passagen der englischen Dra- 
mageschichte für Billigkeit: 

Porzia: Die Art der Gnade weiss von keinem Zwang: 

Sie träufelt wie des Himmels milder Regen 
Zur Erde unter ihr, zwiefach gesegnet: 
Sie segnet den, der gibt, und den, der nimmt; 
(...) 

Sie ist ein Wunderzeichen Gottes selbst 
Und ird'sche Macht kommt göttlicher am nächsten, 
Wenn Gnade bei dem Recht steht! Darum, Jude, 
Suchst du um Recht schon an, erwäge dies: 
Dass nach dem Lauf des Rechtes unser keiner 
Zum Heile kam; wir beten all um Gnade, 
Und dies Gebet muss uns der Gnade Taten 
auch üben lehren. Dies hob ich gesagt, 
Um deine Forderung nach Recht zu mildern; 
Wenn du darauf bestehst, so muss Venedigs 
Gestrenger Hof durchaus dem Kaufmann dort 
Zum Nachteil einen Spruch tun. 

Es gilt darauf hinzuweisen, dass «Gnade», das Schlüsselwort in Por- 
zias Plädoyer, nur eine Facette der Billigkeit darstellt. Letztere lässt 
sich im weitesten Sinne als «in den Herzen der Menschen geschrie- 
benes Gesetz» und im engsten Sinne als «Billigkeitsrecht» vor der 
sogenannten «Kammer für Billigkeitsrechtssprechung» definieren. 
Andere Aspekte der Billigkeit lassen sich unvollkommen mit Worten 
wie «faire Behandlung», «Wahrhaftigkeit», «Ehrlichkeit», «Wahrheit», 
«Loyalität», «Ehre» usw. ausdrücken. 

Shylock legt in seiner Rede das Hauptgewicht auf die Gefahr, die 
durch eine Missachtung des geschriebenen Gesetzes stets heraufbe- 
schworen wird - wenn der Doge ihm sein Recht verweigere, tue er es 
«auf die Gefahr der Freiheit und des Rechts» Venedigs -, während 
Porzias schlagendstes Argument darin besteht, dass es keine wahre 



27 



Gerechtigkeit geben kann, wenn die Machtausübung nicht durch 
«Gnade» gemildert wird. Unter Gnade versteht sie hier nicht eine 
Aufweichung und Untergrabung des Gesetzes, sondern einfühlsa- 
mes Verständnis, welches die Kraft des Gesetzes erhöht, indem sie es 
von jenen Schwächen befreit, die einem geschriebenen Gesetz 
zwangsläufig anhaften, da ein solches unmöglich alle denkbaren 
Umstände berücksichtigen kann. 

Porzias Rede hinterlässt auf Shylock nicht den geringsten Eindruck. 
Sein Gewissen ist rein, seine Rache seiner eigenen Gemeinschaft «ge- 
weiht», seine Härte «heilig». Er hält sich voll und ganz an ein Gesetz 
der Feindschaft, in dem Billigkeit gleichbedeutend mit Nachgiebig- 
keit ist: «Wer hasst ein Ding und brächt es nicht gleich um?» und 
«Wie? Lässt du dich die Schlange zweimal stechen?» fragt er Bassa- 
nio. 

Was uns im Kaufmann von Venedig vor Augen geführt wird, ist eine 
naturbedingte Feindschaft zwischen zwei Nationen, von denen jede 
ihren eigenen gesetzlichen und moralischen Kodex besitzt. Kein für 
beide Seiten annehmbares Gesetz kann diesen Konflikt entschärfen, 
und die einzige zu lösende Frage ist, welche Seite sich durchsetzen 
und welche den kürzeren ziehen wird. 

Was auch immer Shakespeare mit diesem Drama beabsichtigt haben 
mag: Seine Auswirkung bestand darin, die - heute im Vergleich zu 
damals ungleich ausgeprägtere - Verletzlichkeit der abendländischen 
Menschen gegenüber einer Vielzahl jüdischer Praktiken zu enthül- 
len, die moralisch gesehen auf einer Stufe mit den Kniffen stehen, 
mittels welcher Jakob einen unbillig grossen Teil des Nachwuchses 
von Labans Schafherde für sich erwarb. 

Die - dem ersten Buch Mose, Kapitel 30 ff. entnommene - Geschichte 
von Jakob und Laban könnte durch Hinweise auf das fünfte Buch 
Mose, Kapitel 15, Vers 6, ergänzt werden, wo es um den Wucher geht: 
Dann wirst du vielen Völkern leihen, doch du wirst von niemand borgen; 
du wirst über viele Völker herrschen, doch über dich wird niemand herr- 
schen. Shakespeare hat diese Stelle und andere Erwähnungen des 
Wuchers im fünften Buch Mose selbstverständlich gekannt, doch 



28 



konnte er sie nicht in seine Komödie einbauen, ohne deren Struktur 
und Fluss zu zerstören. Es ist wohl auch bezeichnend, dass die Tat 
Jessicas, die den Besitz ihres Vaters stiehlt, eine Parallele in der Tat 
Raheis hat, welche den Hausgott ihres Vaters Laban entwendete, 
ehe sie, ihre Schwester Lea sowie Jakob Labans Haus heimlich ver- 
liessen (l.Mose 31, 19 ff). 

Auch im ersten Buch Mose nimmt das einem vermutlichen Feind 
zugefügte Böse sakralen Charakter an: Und der Engel Gottes sprach zu 
mir im Traum: Jakob! Und ich antwortete: Hier bin ich. Er aber sprach: 
Hebe deine Augen auf und sieh! Alle Böcke, die auf die Herde springen, 
sind sprenklig, gefleckt und bunt; denn ich habe alles gesehen, was Laban 
dir antut. 

Zum Abschluss dieses einleitenden Kapitels wollen wir noch einige 
kurze Untersuchungen über die Psychologie des Begriffs der Billig- 
keit und die zahllosen anderen Begriffe anstellen, die damit in Verbin- 
dung gebracht werden können. 

Wie andere Begriffe ist auch jener der Billigkeit ursprünglich nicht als 
solcher entstanden, sondern als Gefühl, als instinktiver Trieb jener 
Art, die CG. Jung als tief in der menschlichen Natur verwurzelten 
«irrationalen Faktor» beschrieben hat. Die verschiedenen Begriffe 
wie «Liebe», «Vertrauen», «Gnade», «Ehre», «Nächstenliebe» und 
«Ritterlichkeit» bezeichnen im Grunde allesamt ein und dasselbe, nur 
durch die Umstände geprägte und veränderte Gefühl. 

Wir haben hier das Urgefühl der Nächstenliebe oder der Solidarität 
vor Augen, das sich bei allen Geschöpfen findet, die leben und at- 
men. Manchmal ist es tief verborgen und äussert sich nur blind und 
spontan; nur beim Menschen kann es durch den Einfluss bewusster 
Intelligenz erweitert werden. 

Das Urgefühl der Nächstenliebe und der Solidarität offenbart sich mit 
aller Kraft im Verhältnis zwischen Ehepartnern sowie zwischen Eltern 
und Kindern und wird umso schwächer, je weiter der Kreis der Ver- 
wandten, Freunde und Nachbarn gezogen wird. Erweitert man den 
Kreis durch gemeinsame und bewusst wahrgenommene Interessen 



29 



verknüpfter Menschen noch mehr, bis er schliesslich eine ganze Na- 
tion umfasst, so wird der Einfluss der Nächstenliebe und der Solida- 
rität ganz nebensächlich und hängt völlig von den Umständen ab. 
Andererseits kann im Krieg, wo sich die Parteien nur durch einen 
zeitweiligen Interessengegensatz feindlich gegenüber stehen, die 
Nächstenliebe die Gestalt der Ritterlichkeit annehmen: Der Sieger 
verzichtet dann darauf, seinen Gegner gänzlich zu vernichten, wo- 
bei er völlig unbewusst durch das Gespür einer Verwandtschaft ge- 
leitet wird, welche dauerhafter als die momentanen Gegensätze ist. 

Das Urgefühl der Nächstenliebe ist nichts weiter als das Spiegelbild 
eines anderen, ihm diametral entgegengesetzten Grundgefühls, das 
mit einer Reihe scheinbar verschiedener Begriffe bezeichnet wird: 
«Hass», «Feindschaft», «Gefahr», «Antipathie», «Eifersucht», «Ver- 
dacht», «Misstrauen» usw. 

Die beiden Urgefühle sind in Tat und Wahrheit untrennbar mitein- 
ander verbunden, wie der positive und der negative Pol in einem 
Stromkreis, in dem die Kraft des einen Pols fast immer derjenigen des 
anderen entspricht - so wie im Krieg oder einer anderen bedrohli- 
chen Lage die Gefahr ein höchstes Mass an Nächstenliebe erweckt, 
die sich in der Gestalt aufopferungsvollen Heldentums äussert. Die- 
ses Verhaltensmuster findet sich überall im Tierreich. In der Natur ist 
das Urgefühl der Solidarität stets mit dem Bewusstsein unterschied- 
lich starker Stufen der Verwandtschaft verknüpft, beim Menschen 
zusätzlich auch mit dem Bewusstsein gemeinsamer Interessen, die 
alle möglichen Formen annehmen können; ein solches Bewusstsein 
wird durch die Furcht vor einer gemeinsamen Bedrohung stets ver- 
stärkt. 

Vor diesem ideellen Hintergrund können wir nun einen entschei- 
denden Unterschied zwischen Juden und NichtJuden erkennen, 
welcher den Beziehungen zwischen ihnen in der westlichen Gesell- 
schaft sein Gepräge verleiht. 

Die Juden, die als geographisch in alle Himmelsrichtungen zerstreu- 
te und zahlenmässig kleine Minderheit in einer nichtjüdischen Welt 
bedingungslos entschlossen sind, ihre ethnische und religiöse Ei- 



30 



genart zu wahren, werden fortlaufend von einem Gefühl der Unsi- 
cherheit gepeinigt, das sich oftmals zu einem Gefühl der Bedrohung 
steigert. Somit erreichen beide Urgefühle - Nächstenliebe und Soli- 
darität auf der einen sowie Hass auf der anderen Seite - eine bei 
anderen Völkern ganz unbekannte Intensität. Ersteres Gefühl hat 
den Effekt, sie in einer emotionalen Atmosphäre der gegenseitigen 
Unterstützung enger aneinander zu binden, letzteres verschärft ihre 
Animosität gegenüber allen, die ausserhalb ihres Verwandtschaftssy- 
stems stehen und deren Einheit und Gruppensolidarität für die Ju- 
den die grösstmögliche Gefahr darstellen. 

Die Gesellschaften des christlichen Abendlandes haben den Juden 
ideale Voraussetzungen für die Ausnutzung der geheimen Vorteile 
geboten, die sich aus dem gegenseitigen Verhältnis ergeben. In un- 
serem Jahrhundert wuchsen diese Vorteile durch die an Zahl und 
Komplexität schwindelerregend zunehmenden «geschäftlichen 
Transaktionen» ins Unermessliche, denn der Handel ist stets eine 
besondere Domäne der Juden gewesen. Dass diese solche «Trans- 
aktionen» der Schaffung von Gütern regelmässig vorgezogen ha- 
ben, ist durchaus nicht dem Zufall oder irgendeinem den Juden 
auferlegten Zwang zuzuschreiben; es war seit jeher eine notwendige 
Voraussetzung für ihre Absonderung von ihren Wirtsvölkern, denn 
hätten die Juden gemeinsam mit letzteren unterschiedslos an allen 
wirtschaftlichen Aktivitäten teilgenommen, so hätten sie der Assimi- 
lierung unmöglich widerstehen können. 

In der Atmosphäre der freien Marktwirtschaft, in der die Angehöri- 
gen des abendländischen Kulturkreises von Natur aus dazu neigen, 
ihre Energien im Wettbewerb untereinander zu messen, fanden die 
Juden zusätzlichen Anreiz und Vorteil darin, ihre Kräfte kollektiv ge- 
gen ihre Gastvölker zu richten. 

Ein anderer wichtiger Faktor, der sich zugunsten der Juden auswirk- 
te, war ein Wertesystem, das die westlichen Nationen stets vom Rest 
der Welt unterschieden hat und in Wirklichkeit das Geheimnis des- 
sen bildet, was man als «die Macht des Westens» bezeichnen könnte. 
Deren Ursache und Auswirkung zugleich war eine liberale Tradition 
(wobei «liberal» hier im echten und ursprünglichen Sinne des Wor- 



31 



tes verstanden wird), in der die Gewährung maximaler Freiheit für 
den Einzelmenschen durch eine entsprechende Freisetzung von 
Energien, Erfindungsgeist und Unternehmungslust belohnt wurde 
und in der ein gewisses Mass an Ungerechtigkeit als Nebenprodukt des 
freien Wettbewerbs um des gemeinsamen Nutzens willen in Kauf ge- 
nommen wurde. 

Prof. Norman Cohn hält zu Recht fest, dass die Judenfeindschaft ein 
fast nur auf den abendländischen Kulturkreis beschränktes Phäno- 
men ist; er schreibt: «Rund zweitausend Jahre lang haben jüdische 
Siedlungen in Indien und China existiert, ohne besondere Aufmerk- 
samkeit zu erregen; bis zum heutigen Tage werden die jüdischen 
Handwerker und Bauern Indiens lediglich als eine der zahllosen Re- 
ligionsgemeinschaften des Subkontinents betrachtet, an der über- 
haupt nichts Anrüchiges ist.» 5 Die einzige Erklärung, die Prof. Cohn 
dafür finden kann, ist, dass die Völker des Westens seit vielen Jahr- 
hunderten an einer Form des Irrsinns leiden, die er «paranoide Schi- 
zophrenie» nennt und gegen die andere Völker vermutlich immun 
sind. 

Doch gibt es eine weitaus einfachere Erklärung: Diese anderen Völ- 
ker hatten keine den freien Wettbewerb begünstigende offene Ge- 
sellschaft und keine blühende Wirtschaft, in welcher sich die Krake 
des Wuchers festsetzen und ihre Fangarme ungehindert ausstrek- 
ken konnte. 

Wir können schwerlich einen passenderen Abschluss für dieses ein- 
leitende Kapitel finden als ein Zitat des berühmtesten und am glü- 
hendsten verehrten unter den jüdischen Gelehrten, Asher Ginsburg, 
besser bekannt unter seinem Schriftstellernamen Ahad ha-Am, über 
den der jüdische Historiker Richard J.H. Gottheil in seinem Buch 
Zionismus folgendes schrieb: 

Ahad-ha-Am ist ein Kenner der Philosophie, und seinem geschichtlichen 
Horizont wohnt eine philosophische Tiefe inne, die seinen Vorgängern 



5 Prof. Norman Cohn, Warrant for Genocide, Harper Ö Row, New York 1967. 

32 



ganz abgeht. Darüber hinaus empfindet er starke Sympathie für jenes 
Volk, dessen Übel er zu kurieren sucht und den Ursachen welcher Übel er 
seine Aufmerksamkeit widmet. In seiner eigenen Seele hat er alles emp- 
funden, was sein Volk erdulden musste; dennoch ist er abgeklärt genug, 
seine Übel mit einer Strenge zu analysieren, die seinen Verstand ehrt, so 
wie sein Gefühl seinen Charakter ehrt. 6 

Ahad ha-Ams Erklärung der von den Juden im Verlauf der Jahrhun- 
derte erlittenen Härten - und somit auch des dornenreichen Ver- 
hältnisses zwischen Juden und NichtJuden - unterscheidet sich in 
nichts von derjenigen, die das Leitmotiv des vorliegenden Buches 
bildet. Ich zitiere hier den ersten Absatz von Ahad ha-Ams Werk The 
Way of Life, in dem der Nachdruck auf die geistigen Erfordernisse der 
menschlichen Natur - im Gegensatz zu den materiellen und politi- 
schen - gelegt wird: 

Das wechselhafte Schicksal Israels während der Zerstreuung, doch 
insbesondere in unseren Tagen, macht es klar, dass wir Juden nicht 
hoffen dürfen, das Leben einer getrennten Nation unter fremden 
Völkern zu führen; so zu tun, als wären wir mit ihnen eins, indem wir 
an allen Tätigkeiten um uns herum teilnehmen wie reinblütige Ein- 
heimische unseres Gastlandes, und zugleich eine Nation mit eigener 
Denkart und unterschiedlichem Charakter zu bleiben. (...) Unglücks- 
schläge verstümmeln unsere Männlichkeit, günstige Umstände un- 
seren nationalen Geist. Erstere machen uns zu Männern, die in den 
Augen ihrer Mitmenschen verachtenswert erscheinen, letztere zu 
einer Nation, die sich selbst verachtet... 

Asher Ginsburg (Ahad ha-Am) sah keine Zukunft für die Juden als 
Nation ausser als «Vorbilder der Rechtschaffenheit», eine Rolle, die 
sie nur «in einem ihnen allein gehörenden Haus» erfüllen konnten, 
wo sie sich «gemäss ihren eigenen Traditionen als eine der Gemein- 
schaften der Menschheit entwickeln» durften. Er sah nur einen ein- 
zigen Ort, wo dies möglicherweise zu verwirklichen ist, das «Land 
unserer Vorväter», womit er natürlich Palästina meinte. 



6 Richard J.H. Gottheil, Zionism, Jewish Publication Society of America, 1914. 

33 



Doch sind sich heutzutage die meisten Juden bewusst, dass Palästi- 
na ihnen keine Möglichkeiten als künftiges Heimatland bietet. Dazu 
kommt noch, dass - wie Arthur Koestler und andere nachgewiesen 
haben - nur eine kleine Minderheit der heutigen Juden von den 
Hebräern der Bibel abstammt. 7 



7 Arthur Koestler, The Th'uteenth Tvibe, Devin-Adair, sowie Douglas Reed, The Con- 
troversy of Zion Dolphin Press. 

34 



KAPITEL 2 

Die russische Revolution 



Die in diesem Kapitel dargelegte These lässt sich wie folgt zusammen- 
fassen: 

• Die Establishment-Historiker stimmen voll und ganz darin über- 
ein, dass das 20. Jahrhundert, das an Konflikten reicher war als 
jede andere Epoche seit dem Beginn geschriebener Geschichte 
zuvor, als historisches Ganzes betrachtet werden muss. Anders 
gesagt, die Ereignisse, die sich in seinem Verlauf abgespielt haben, 
sind aufs engste miteinander verknüpft, und wir haben es mit ei- 
nem einzigen Komplex von Einflüssen und Kräften zu tun. 

• Diese konfliktreiche Epoche hat ihren Anfang offensichtlich zur 
Revolutionszeit in Russland genommen, als sich die marxistisch- 
leninistische Agitation und Subversion weltweit verbreitete. 

• So wie die Russische Revolution das folgende Zeitalter der Kon- 
flikte einläutete, symbolisiert die Ermordung der Zarenfamilie die 
ganze Revolutionszeit. In allen drei Fällen waren dieselben Mäch- 
te, Motive und Einflüsse am Werk. 

• Der Nationalismus der russischen Juden, welcher Unterstützung 
bei den Juden anderer Länder - namentlich der USA - fand, war 
im «stürmischen Zentrum der Ereignisse» in Russland 1917 der 
ausschlaggebende Faktor. 

• Der Bolschewismus in Russland sowie der Zionismus in den west- 
lichen Staaten betraten in derselben Septemberwoche des Jahres 
1917 als weltpolitisch bedeutsame Kräfte die Bühne und haben 
später stets eng zusammengearbeitet. 

Wieviel wissen wir nun über die Russische Revolution, und wieviel 
können wir darüber wissen? Die meisten Menschen im Westen sind 
sich immer noch nicht bewusst, was damals tatsächlich geschah - 



35 



nicht weil die einschlägigen Informationen nicht vorhanden und 
zugänglich gewesen wären, sondern weil Leute in führenden Macht- 
positionen ein wohlbegründetes Interesse an der Unterdrückung der 
Tatsachen sowie an der - beinahe die Form eines offenen Verbots 
annehmenden - Verhinderung einer echten Debatte zu diesem The- 
ma hatten. 

Eine revisionistische Betrachtung der Oktoberrevolution hat in der 
Sowjetunion, besonders in ihrem russischen Teil 8 , bedeutend grös- 
sere Fortschritte erzielt als anderswo. Die Menschen jenes gewalti- 
gen Reichs denken naturgemäss mehr über diese Frage nach, weil 
sie am meisten gelitten haben und starke Emotionen mit diesem The- 
ma verbinden; zudem ist das zerfallende marxistisch-leninistische 
Regime nicht mehr in der Lage, die Leute am Denken und Schreiben 
zu hindern. 

In der sogenannten «freien Welt» wird weiterhin eine strenge, wenn 
auch inoffizielle Zensur ausgeübt. Im April 1989 machte die Universi- 
tät von Cambridge ihren Plan rückgängig, dem sowjetischen Mathe- 
matiker Igor Schafarewitsch die Ehrendoktorwürde zu verleihen, 
nachdem durchgesickert war, dass er für westliche akademische Krei- 
se immer noch unannehmbare Ansichten vertreten hatte. In den 
USA heulten die Medien unisono auf, als bekannt geworden war, 
dass einer Gruppe sowjetischer Publizisten und Schriftsteller, die zu 
einem Staatsbesuch in Amerika weilten, neben 70 anderen bekann- 
ten Intellektuellen auch drei angehörten, die einen in der respektier- 
ten Zeitschrift Literaturnaja Gaseta erschienenen Brief über die russi- 
sche Revolution unterzeichnet hatten. 

Eine auffallende Erscheinung der jüngsten Zeit, deren Erklärung in 
der Vergangenheit zu suchen ist, besteht in der massiven Auswande- 
rung von Juden aus der UdSSR. In der Revolutionszeit war es genau 
umgekehrt gewesen; damals waren Juden aus aller Welt in hellen 
Scharen nach Russland geströmt. 



Benson schrieb dies vor dem Auseinanderbrechen der UdSSR! (Anmerkung des 
Übersetzers.) 

36 



«Der Antisemitismus erzwingt den grössten Exodus seit 500 Jahren», 
vermeldete eine Schlagzeile in der Londoner Financial Times. Laut 
Nathan Scharanski, einem vielgehätschelten Ex-Dissidenten, sollen 
bis zu 2000 jüdische Familien täglich ein Visum beantragen; insge- 
samt, so Scharanski, hätten eine Million Sowjetjuden die Auswande- 
rung ins Auge gefasst. Andere Beobachter sprechen gar von zwei bis 
vier Millionen. 

Scharanksi kommentiert dieses Phänomen mit folgenden Worten: 
«Dies hat mit dem Antisemitismus früherer Zeiten, der sich in gele- 
gentlichen Ausschreitungen äusserte, nichts mehr zu tun. Zum er- 
sten Mal ist sich das russische Volk bewusst geworden, wie furchtbar 
seine Geschichte ist. Solschenizyn, der von 60 Millionen Opfern des 
staatlichen Terrors sprach, steht längst nicht mehr allein auf weiter 
Flur. Heute schätzen vorsichtige Sowjethistoriker die Zahl auf 40 Mil- 
lionen.» 

Judenführer wie Scharanski sind über den «neuen Antisemitismus» 
vor allem deshalb so besorgt, weil er auch unter den Intellektuellen 
auftritt und, so Scharanski, die Gestalt einer Debatte «über die Frage 
der jüdischen Verantwortung für die Jahre des Bolschewismus» an- 
nimmt. 

Währenddessen wurde im Moskauer Maly Teatr vor ausverkauftem 
Haus ein Drama von Sergej Kusnezow gespielt, das den Titel Mein ist 
die Rache trug und in dem die letzten Augenblicke der kaiserlichen 
Familie in Jekaterinburg in eindringlicher Form rekonstruiert wer- 
den. Doch die Russen hatten nicht auf dieses Theaterstück warten 
müssen, um zu wissen, wie ihr früherer Monarch geendet war. Einige 
Monate zuvor hatte die Zeitung Soviet Press einen erschütternden 
Bericht über das Drama von Jekaterinburg veröffentlicht, in dem 
geschildert wurde, wie der örtliche Tscheka-Boss Jankel Jurowski 
dem stöhnenden Zarensohn und Thronfolger mit zwei Revolver- 
schüssen den Rest gab. Unter diesen Umständen ist es nicht verwun- 
derlich, dass viele Sowjetjuden sich bedroht fühlen. Die frühere 
Moskau-Korrespondentin des Londoner Jewish Chronicle erklärte bei 
ihrer Übersiedlung in die USA, die einzige Hilfe, welche die sowjeti- 



37 



sehen Juden schätzen würden, sei Unterstützung beim Verlassen ih- 
res Landes. 

Zur Zeit der Oktoberrevolution bot sich ein ganz anderes Bild dar. 
Robert Wilton, Korrespondent der Londoner Times in Petrograd, 
schrieb damals: 

«Jede Schiffsladung, die aus Amerika, England oder Frankreich ein- 
traf, sorgte für Unruhe. Sie glaubten alle, ihren Anteil am Plündergut 
beanspruchen zu können, und man musste ihnen fette Posten im 
Lebensmittelkomitee, im Landwirtschaftskomitee etc. einräumen. Von 
wenigen Ausnahmen abgesehen waren diese Neuankömmlinge Ju- 
den.» 9 

Wie, wann und wo die unter der Führung Lenins stehenden Berufs- 
revolutionäre mobilisiert worden sind, lässt sich genau rekonstruie- 
ren: Es geschah im Herbst 1915, als der deutsche und der österrei- 
chische Generalstab in Wien gemeinsam einen Plan entwarfen, um 
Russland als Verbündeten Englands und Frankreichs auszuschalten. 
Wenn dies gelang, standen den Mittelmächten nicht nur ungleich 
mehr Soldaten für die harten Kämpfe an der Westfront zur Verfü- 
gung, sondern die Völker Deutschlands und des Habsburgerreichs, 
die aufgrund der alliierten Lebensmittelblockade Hunger litten, wür- 
den auch Zugang zu der Kornkammer Europas, der Ukraine, erhal- 
ten. Bei diesem Treffen wurde die Endphase der Revolution in gro- 
ben Zügen vorbereitet und die Hauptakteure gewählt: Lenin, Jankel 
Swerdlow sowie weitere erfahrene jüdische Aktivisten, von denen 
viele im vorhergehenden Jahrzehnt aus Russland geflohen waren, 
um sich dem Zugriff der zaristischen Geheimpolizei Ochrana zu ent- 
ziehen. Rund hundert dieser Aktivisten durften dann im Jahre 1917 
in einem versiegelten Zug durch Deutschland und Österreich nach 
Petrograd fahren, wo die revolutionären Gärungen schon weit fort- 
geschritten waren. Leo Trotzki alias Bronstein traf etwa zur gleichen 
Zeit mit einer Schiffsladung anderer Berufsrevolutionäre aus den 
Vereinigten Staaten ein. 



9 This Age of Conßct, F.P. Chambers, CR Harris und CG. Bayley (Harcourt Brace 
& Co.). 

38 



Die verfügbaren Fakten über die Oktoberrevolution lassen sich mit 
den Stücken eines grossen Puzzle vergleichen, von denen jedes ein- 
zelne sehr wenig bedeutet, bis die Stücke zu einem Bild zusammen- 
gefügt worden sind. Der Unterschied liegt lediglich darin, dass die 
Stücke im Fall der Oktoberrevolution im Geiste zu verbinden sind. 
Doch genau wie beim Puzzle ist es auch hier so, dass, sobald zumin- 
dest ein Teil der Fakten zu einem in groben Umrissen erkennbaren 
Bild zusammengesetzt worden ist, die noch fehlenden Stücke leich- 
ter eingesetzt werden können. Ein solches Puzzlestück der Revolu- 
tionsperiode sind die Ereignisse um den Mord an der kaiserlichen 
Familie und anderen Angehörigen des Romanow-Geschlechts, die 
das Unglück hatten, den Bolschewisten in die Hände zu geraten. 

Diese Ereignisse sind von allergrösster geschichtlicher Bedeutung, 
und zwar aus ganz einfachen Gründen: Wir verfügen hier über aus- 
giebigere und genauere Informationen und wissen mehr über Iden- 
tität und Motive der Beteiligten als bei jedem anderen Geschehnis 
der Revolutionszeit. 

Das Drama des Massenmordes von Jekaterinburg lässt sich ohne 
weiteres als bolschewistische Revolution in Miniaturformat und so- 
mit letzten Endes als Miniaturversion der Konflikte des 20. Jahrhun- 
derts bezeichnen. Wie schon gesagt: In allen drei Fällen waren die- 
selben Einflüsse und Kräfte am Werk. 

Am 5- April 1991 versteigerte Sotheby in London Dokumente, wel- 
che in der Presse als «dynamite papers» - «Papiere mit Sprengkraft» - 
bezeichnet wurden. Es ging um Kopien von Urkunden aus dem So- 
kolow-Archiv: die annähernd vollständigen Unterlagen einer Unter- 
suchung, die nach der Rückeroberung Jekaterinburgs und der um- 
liegenden westsibirischen Gebiete durch die Weisse Armee Admiral 
Koltschaks in Gang gesetzt worden war. Eine Kopie des gesamten 
Dossiers mit allen eidesstattlichen Zeugenaussagen war dem Times- 
Korrespondenten Robert Wilton übergeben worden, der in jeder 
Phase der Ermittlungen zugegen war und dem die Untersuchungs- 
ergebnisse dann bei der Niederschrift seines Buchs The Last Days of 
the Romanovs (London, 1920) als Grundlage dienten. 



39 



Als die Weissen Jekaterinburg zurückerobert hatten, bemühte sich 
ihr Oberkommandant, Admiral Koltschak, sogleich herauszufinden, 
was mit dem Zaren und seiner Familie geschehen war (man wusste, 
dass sie in dieser Stadt gefangen gehalten worden waren). Mit der 
Durchführung der Recherchen wurde M. Starynkewitsch beauftragt, 
ein Rechtsanwalt, der aus Moskau verbannt worden war und des- 
halb als zuverlässig galt. Er führte die Untersuchungen aber nur mit 
halber Kraft und wurde deshalb auf Geheiss Admiral Koltschaks durch 
Nikolai Sokolow ersetzt, einen jungen Untersuchungsrichter aus Pen- 
sa. 

Die bisher vollständigste Dokumentation über den Mord an der kai- 
serlichen Familie sowie den anderswo herrschenden Terror wurde 
von Nicolai Ross erstellt und 1987 als zweibändiges Werk in Deutsch- 
land veröffentlicht. Ross stützte sich stark auf die Urkunden des So- 
kolow- Archivs. 

Dies bedeutet, dass ein ungeheuer bedeutsames Kapitel der russi- 
schen Geschichte, einschliesslich eines ausführlichen Berichts über 
den Massenmord an den Romanows, der dazugehörenden beeidig- 
ten Aussagen von Schlüsselzeugen sowie Kopien wichtiger Botschaf- 
ten, die man auf dem Postamt von Jekaterinburg vorgefunden hatte, 
der Vergessenheit entrissen wurde. Heute kursieren diese Dokumente 
zweifellos bereits unter den antimarxistischen Intellektuellen Rus- 
slands. 

Aus den Sokolow-Archiven gehen auch die ausgeklügelten Mass- 
nahmen hervor, welche die Bolschewisten zwecks Vertuschung ih- 
rer Schandtat getroffen haben. Dazu gehörten die Verbrennung der 
Leichen, die Auflösung der zurückgebliebenen Knochen in Schwe- 
felsäure sowie das Verbergen der immer noch vorhandenen Rück- 
stände in einem stillgelegten Eisenerzbergwerk in einem Wald aus- 
serhalb Jekaterinburgs. 

Allfällig noch bestehende Zweifel an der letztendlichen Verantwor- 
tung für das Verbrechen werden durch ein verschlüsseltes Telegramm 
an Jankel Swerdlow beseitigt, den Oberkommandierenden der Tsche- 
ka, der damals womöglich noch mächtiger war als sein enger Mitar- 



40 



beiter und Vorgesetzter Lenin. Die Dinge liegen klar zutage: Der Zar 
und seine Familie wurden nicht von russischen Revolutionären um- 
gebracht. 

Wilton berichtet, anfang Juli 1918 sei unter der «jüdischen Kamaril- 
la» anscheinend der Verdacht aufgekeimt, die mit der Bewachung 
der Zarenfamilie beauftragten russischen Soldaten erfüllten ihre 
Pflicht mit steigendem Widerwillen. Mochten sie auch roh, ständig 
betrunken und von revolutionärem Feuereifer beseelt sein, so be- 
gannen sie doch offenen Unmut über ihren Auftrag an den Tag zu 
legen. Deshalb wurde der Russe Awdejew, dem das Haus mit den 
Gefangenen unterstand, abgelöst, und die russischen Soldaten wur- 
den in ein Quartier auf der anderen Seite der Strasse verbracht. 

Angeordnet wurde dies von Jankel Jurowski, dem Sohn eines orts- 
ansässigen ehemaligen jüdischen Sträflings und Chef der Jekaterin- 
burger Tscheka-Sektion. Jurowski Hess ein Kommando von zehn 
Soldaten herbeiführen, die, soweit man weiss, teils deutscher, teils 
ungarischer Nationalität waren; Kritzeleien an den Wänden des 
Hauses weisen darauf hin, dass sie aus Ungarn nach Russland ge- 
langt sein dürften. Man befahl den russischen Soldaten, ausserhalb 
des Hauses Wache zu stehen, bis sie schliesslich am Abend des 16. 
Juli ihre Waffen (Nagan-Pistolen) abgeben und Jurowski überrei- 
chen mussten. 

Gestützt auf die beeidigten Zeugenaussagen von Leuten, die sich 
teils in der Hinrichtungskammer, teils unmittelbar ausserhalb des 
Hauses befanden, hat Wilton uns eine genaue Schilderung der letz- 
ten Augenblicke der kaiserlichen Familie und ihrer treuen Bedien- 
steten hinterlassen. Ein gewisser Medwedew, der einzige Russe, der 
an der Seite Jurowskis verblieb, erzählte seiner Frau anschliessend in 
allen Einzelheiten, was geschehen war. Er habe, so prahlte er, als 
einziger Russe an der «Arbeit» teilgenommen, denn die anderen sei- 
en, wie er sich ausdrückte, «keine von uns» gewesen. 

In seinem - nun in Harvard befindlichen - Tagebuch vermerkte Leo 
Trotzki, er habe gleich nach der Rückeroberung Jekaterinburgs durch 
die Weissen Moskau besucht und dabei Swerdlow gefragt: «Wo ist 



41 



der Zar?» Swerdlow entgegnete, er sei erschossen worden. «Und die 
Familie?» «Ebenfalls erschossen.» «Was? Wer hat das angeordnet?», 
wollte Trotzki wissen. «Wir hier haben es beschlossen», versetzte 
Swerdlow. «Iljitsch (Lenin) sagte, wir dürften ihnen kein lebendes 
Banner lassen.» 

Dass hinter dem Massenmord Juden standen, wurde durch die Ge- 
stalt eines gewissen Beloborodow vertuscht. Dieser Mann, Bergar- 
beiterführer im Ural, war für ein Verbrechen festgenommen worden, 
das nach sowjetischem Recht mit dem Tode bestraft werden konnte. 
Statt ihn an die Wand stellen zu lassen, ernannte ihn Goloschtscho- 
kin, Tscheka-Chef des Uralgebiets, zum Vorsitzenden des Uraler So- 
wjets. Auf diese Weise führte man die örtlichen Arbeiter hinters Licht, 
die höchst eigenwillig waren und keine Lust hatten, sich von Moskau 
oder gar von Juden regieren zu lassen. Beloborodow, ein eifriger 
Revolutionär, eignete sich perfekt als Marionette. In seinem Namen 
wurde das schicksalhafte verschlüsselte Telegramm abgesandt, das 
Swerdlow und Lenin über den Mord an der ganzen Zarenfamilie - 
und nicht nur am Zaren selbst - unterrichtete. 

Inzwischen war die provisorische Regierung, an die der Zar bei sei- 
ner Abdankung die Macht übergeben hatte, voll und ganz von den 
Bolschewisten übernommen worden. Den Deutschen war bereits 
klar geworden, dass sie keine Kontrolle mehr über die Revolutionäre 
besassen, die sie ausgesandt hatten, um das alte Regime zu stürzen. 
Ein Zeichen dafür war die Ermordung ihres Hauptvertreters in Mos- 
kau, des Botschafters Mirbach. 

Die Lage war nun äusserst chaotisch. Es gibt guten Grund zur An- 
nahme, dass die Deutschen, die der provisorischen Regierung nicht 
länger über den Weg trauten, geheime Pläne geschmiedet hatten, 
die Zarenfamilie aus Tobolsk, wohin sie im Vorjahr verbannt worden 
waren, zu befreien, die Bolschewisten zu stürzen und eine neue Re- 
gierung unter dem Zarensohn Alexis oder einem anderen Angehö- 
rigen der Romanows in den Sattel zu heben. Der Plan schlug fehl. Auf 
seinem Weg von Tobolsk wurde der Zar in Jekaterinburg von den 
Bolschewisten angehalten und mitsamt Familie und Gefolge gefan- 
gen genommen. 



42 



Die Bolschewisten waren natürlich ängstlich darauf bedacht, die 
Wahrheit über die schaurigen Geschehnisse dem russischen Volk 
und dem Rest der Welt vorzuenthalten, und wäre nicht eine ganz 
unerwartete Kette von Umständen eingetreten, so wäre ihnen dies 
auch geglückt. Einer dieser Umstände war die Rückeroberung Jeka- 
terinburgs durch die Weissen nur neun Tage nach dem Massaker. 
Ein zweiter war die Ernennung des hochtalentierten und engagier- 
ten Nikolai Sokolow zum Untersuchungsrichter. Als man den Ein- 
gang des stillgelegten Eisenerzbergwerks von den Trümmern befreit 
hatte, war eines der ersten Dinge, die man fand, der Kadaver Jem- 
mys, eines kleinen Spaniels, der seinem jungen Herrn, dem Zaren- 
sohn, in die Todeskammer gefolgt war. 

In der Zwischenzeit war die von den Bolschewisten aufgetischte Ver- 
sion der Geschehnisse im Westen bereits akzeptiert worden. Am 22. 
Juli 1918 war in den Londoner Times von einer «Verschwörung zur 
Rettung des Tyrannen Romanow» die Rede; das Zentralkomitee in 
Moskau, hiess es weiter, habe den Entscheid der örtlichen Komitees 
im Ural angenommen, ihn erschiessen zu lassen. Der Rest der Familie 
sei an einen sicheren Ort verbracht worden. Kaum ein Wort davon 
stimmte, doch dass der Bericht von einem Renommierblatt wie der 
Times bereitwillig geschluckt wurde, Hess bereits erahnen, wie sich 
die «kapitalistische» Welt gegenüber einem terroristischen revolutio- 
nären Regime verhalten würde, das England und Frankreich eben 
erst eines loyalen Verbündeten im Krieg gegen Deutschland und 
Österreich beraubt hatte. 

As die Bolschewisten erfahren hatten, dass den Weissen Beweise für 
den Mord an der Zarenfamilie in die Hände gefallen waren, mussten 
sie sich eine neue Version aus den Fingern saugen. Im Widerspruch 
zu ihren anfänglichen Behauptungen erklärten sie ein Jahr später, 
die Sowjetbehörden von Perm hätten 28 Personen wegen Mordes 
an insgesamt elf Menschen - der Zarenfamilie und ihren Bedienste- 
ten - vor Gericht gestellt. Ein gewisser Jachanow habe gestanden, 
die Angeschuldigten hätten den Mord verübt, um die Sowjetmacht 
in Verruf zu bringen. 



43 



Einen weiteren Versuch, die Wahrheit zu unterdrücken und Verwir- 
rung zu stiften, unternahmen der Jewish Board of Deputees sowie 
die Anglo- Jewish Association in London. Sie veröffentlichten eine 
Erklärung jenes Mannes, der von Admiral Koltschak zunächst mit 
der Untersuchung des Schicksals der Zarenfamilie betraut worden 
war. Starynkewitsch, der sich selbst als Jude entpuppte, beteuerte, er 
habe keinerlei Beweise für eine jüdische Mittäterschaft entdeckt. Wie 
Wilton hervorhebt, kann es Starynkewitsch ganz unmöglich entgan- 
gen sein, dass der Uraler Abgeordnetenrat, der die Verantwortung 
für das Geschick der Romanows trug, aus fünf Personen bestand: 
Dem Russen Beloborodow, der als Marionette formell den Vorsitz 
führte, sowie den vier Juden Goloschtschokin, Safarow, Wojkow und 
Syromolotow An der Spitze der örtlichen Tscheka standen Goloscht- 
schokin, Jefremow, Tschastkewitsch sowie drei weitere Juden. Die- 
sen Männern war die Aufgabe anvertraut worden, die kaiserliche 
Familie restlos auszurotten. Der örtliche Sowjet, «Vertreter des Vol- 
kes», erfuhr erst vier Tage später, dass der Zar erschossen worden 
war. 

Somit sind keine Zweifel an der Identität der Königsmörder mehr 
möglich. Durch eine seltsame Fügung des Schicksals hatten die 
Schlächter ausserdem einen schriftlichen Beweis ihrer rassischen 
und nationalen Herkunft hinterlassen, indem sie, einem unwider- 
stehlichen Impulse gehorchend, im Hinrichtungsraum zwei Zeilen 
aus dem berühmten Gedicht Belsazar des Juden Heinrich Heine an 
die Wand kritzelten. Um dem Anlass gerecht zu werden, hatten sie 
die letzten drei Buchstaben des Namens, -zar, auf die russische Art 
geschrieben. 

Da das Russentum als solches zur Vernichtung bestimmt war, musste, 
wie Lenin festgehalten hatte, alles, was patriotischen Russen als «Ban- 
ner» dienen konnte, beseitigt werden. Dies erklärt den Mord an den 
Romanows. Als erster kam der Bruder des Zaren, Grossherzog Mi- 
chael, an die Reihe, den Zar Nikolaus bei seiner Abdankung als sei- 
nen Nachfolger vorgesehen hatte. Michael war einen Monat zuvor 
aus dem Hotel in Perm verschwunden und ward nie wieder gese- 
hen. Sechs andere Romanows, darunter die Schwester des Zaren, 



44 



die in Perm festgenommen worden war, starben vierundzwanzig Stun- 
den nach dem Massaker von Jekaterinburg. Man teilte ihnen mit, sie 
würden verlegt, und sie verliessen die Stadt in kleinen Pferdewagen. 
Nachdem sie einige Meilen durch den Wald gefahren waren, schlug 
man sie mit Keulen tot. Der Ort war gut gewählt, lag er doch ganz in 
der Nähe eines stillgelegten Eisenerzbergwerks, in das man die Lei- 
chen warf. Es ist zweifelsfrei nachgewiesen worden, dass auch diese 
Morde im Auftrag Swerdlows erfolgten. Ausgeführt wurden sie vom 
örtlichen Justizkommissar, den Juden Solowjow und Goloschtscho- 
kin sowie ihrem russischen Hampelmann Beloborodow. 

Eine andere Häftlingsgruppe, die sich durchwegs aus Angehörigen 
des kaiserlichen Haushalts zusammensetzte, wurde aus dem Gefäng- 
nis von Jekaterinburg abgeführt und ebenfalls abgeschlachtet. Da- 
bei gelang Wolkow, einem ehemaligen Diener des Zaren, die Flucht; 
als das Morden begann, konnte er in den Wald fliehen und Sokolow 
später genau mitteilen, was sich zugetragen hatte. Am 29. Januar 
1919, also ein halbes Jahr später, wurden vier weitere, zuvor in Pe- 
trograd inhaftierte Angehörige der Romanow-Familie in die Peter- 
und-Paul-Festung überstellt und dort erschossen. 

Die Tragödie der Romanows symbolisiert die unvergleichlich grös- 
sere Tragödie, deren Opfer die ganze Bevölkerung des Russischen 
Reichs wurde, so wie die Geschichte der bolschewistischen Revolu- 
tion die weltweite Tragödie eines Zeitalters versinnbildlicht, welches 
mehr Blutvergiessen und Leid miterlebt hat als jede andere Epoche 
der geschriebenen Geschichte zuvor. 

Worum ging es bei all dem? Die Antwort lässt sich in vier Worten 
zusammenfassen: Die Zerstörung von Nationen. Oder in einem Wort: 
Völkermord. 

Der rote Terror, der in unterschiedlicher Form Millionen und Aber- 
millionen von Menschenleben kosten sollte, wurde am I. September 
19 18, also keine zwei Monate nach der Untat von Jekaterinburg, 
ganz offiziell proklamiert. Als unmittelbarer Vorwand dienten dabei 
die Ermordung des jüdischen Tscheka-Chef von Petrograd, Urizki, 
den die tödliche Kugel eines anderen Juden getroffen hatte, sowie 



45 



ein missglückter Anschlag auf Lenin, begangen von einer Jüdin. Ei- 
ner der engsten Mitarbeiter Lenins, Sinowjew alias Apfelbaum, er- 
klärte, man werde 90 Millionen Russen für sich gewinnen und den 
Rest «vernichten». Allzu bedrohlich waren die Anzeichen dafür, dass 
das russische Volk allmählich aus der Betäubung, in welche die Re- 
volution es versetzt hatte, erwachte. In Perm hatte beispielsweise eine 
grosse Menschenmenge den Romanows die letzte Ehre erwiesen, 
als deren aus dem Eisenerzbergwerk geborgene Oberreste öffentlich 
beigesetzt wurden. Immer mehr Menschen wurden sich bewusst, dass 
die Revolution - ihre Revolution - von einer Führung übernommen 
worden war, die nicht «zu ihnen» gehörte. 

Es gab keine Möglichkeit mehr zu einer ehrlichen Zusammenarbeit 
zwischen den Bolschewisten und dem Volk. Nur mit nackter Gewalt 
und brutalem Terror konnten die neuen Führer hoffen, sich an der 
Macht zu halten. Robert Wilton fasst die Lage wie folgt zusammen: 
«Die bolschewistische Regierung in Russland trägt den unauslösch- 
lichen Stempel einer fremden Invasion. Der Mord am Zaren, kaltblü- 
tig geplant vom Juden Swerdlow und ausgeführt von den Juden 
Goloschtschokin, Syromolotow, Safarow, Wöjkow und Jurowski, war 
keine Tat des russischen Volkes, sondern eine der fremden Eindring- 
linge.» 

Wenn solche Informationen aus der Vergangenheit, die starke Ge- 
fühle der Animosität oder der Furcht auslösen könnten, in unseren 
Tagen so eifrig gesammelt werden, so kann dies nur einen Grund 
haben: Man benötigt dieses Wissen, um zu verstehen, was heute in- 
nerhalb und ausserhalb der Sowjetunion geschieht. Es reicht nicht 
aus, zu wissen, dass die Russische Revolution sämtliche Merkmale 
einer fremden Invasion aufwies; wir müssen auch zu begreifen su- 
chen, wie das scheinbar Unmögliche möglich wurde und wie eine 
so kleine feindliche Minderheit eines der grossen Reiche der Welt in 
ihre Hände bekommen konnte. 

Eine kurze und bündige Erklärung, die sich im Sokolow-Archiv fin- 
det, läuft darauf hinaus, dass die russischen Führer nicht begriffen, 
was die Stunde geschlagen hatte. Ihr Denken bewegte sich in star- 
ren und einseitigen Bahnen, und sie waren nicht imstande, Freund 



46 



und Feind zu unterscheiden. Wer erfahren hatte, welche entschei- 
dende Rolle die Juden beim Mord an der kaiserlichen Familie spiel- 
ten, musste sich, so Sokolow, die gewaltige Obermacht der Juden in 
der Sowjetregierung vor Augen halten. 

1921 veröffentlichte Sokolow in Paris ein Buch mit dem Titel Les Der- 
niers Jours des Romanov, in welchem er die angenommenen und 
ursprünglichen Namen führender Persönlichkeiten innerhalb der so- 
wjetischen Verwaltung auflistete (in der französischen Übersetzung 
von Wiltons Buch sind diese Listen ebenfalls enthalten). Sokolow 
ermittelte, dass von 556 der wichtigsten Funktionäre des Bolschewi- 
stenstaates 1918 und 1919 nicht weniger als 457 Juden waren. Unter 
den 99 restlichen befanden sich aber lediglich 19 Russen; bei den 
anderen handelte es sich um Letten (35), Deutsche (15), Armenier 
(11), Georgier (10) sowie eine Handvoll Polen, Tschechen, Finnen 
etc. 

Bezeichnenderweise waren jedoch auch unter den 61 Personen, 
welche die linken bzw. «progressiven» Oppositionsparteien anführ- 
ten, 55 Juden und bloss sechs Russen. Obwohl diese Parteien sich 
antibolschewistisch gebärdeten, liefen ihre Aktivitäten in der Praxis 
darauf hinaus, jeden ernsthaften Versuch der Russen zur Selbstbe- 
sinnung und zum Aufbau einer effizienten Widerstandsbewegung zu 
sabotieren. Dieser Statistik lässt sich auch entnehmen, dass eine ver- 
hältnismässig grosse Anzahl von Angehörigen traditionell antirussi- 
scher Minderheiten wie besonders der Letten in Führungspositio- 
nen gehievt wurde, um den grundsätzlich jüdischen Charakter der 
Revolution notdürftig zu verschleiern. In Tat und Wahrheit mag der 
Prozentsatz der Juden sogar noch höher gewesen sein, als aus obi- 
gen Statistiken hervorgeht, denn es ist sehr wohl möglich, dass viele 
der als Russen, Ukrainer, Letten etc. bezeichneten Personen in Wirk- 
lichkeit Juden waren. War Lenin Jude? Welche Rolle haben die so- 
wjetische Juden in den sieben Jahrzehnten gespielt, die auf die Ok- 
toberrevolution folgten? Im dritten Kapitel werden wir näher auf die 
jüdische Identität und deren Manipulierung zu politischen Zwecken 
eingehen. 



47 



Jede Darstellung dessen, was sich 1917 in Petrograd und Moskau 
abgespielt hat, wäre unvollständig ohne einige Hinweise auf die Ge- 
schehnisse ausserhalb Russlands, als Zionismus und Kommunismus 
ihren gemeinsamen Siegeszug antraten. In der selben Woche An- 
fang September, als Lenin und seine Mitverschwörer nach der Macht 
griffen, stellten sich die Führer Grossbritanniens und Amerikas unter 
enormem unsichtbarem Druck hinter die Balfour-Deklaration, wel- 
che den Weg zur Anerkennung eines künftigen Staates Israel ebnete. 
So wurde das geboren, was Douglas Reed, auch er Europa-Korre- 
spondent der Times, ein «zweiköpfiges Ungeheuer» nannte, «dessen 
eines Haupt die Macht des Kommunismus ist, die sich vom unter- 
jochten Russland aus ausbreitet». I0 

Es dürfte in der Geschichte - wenn überhaupt! - nur sehr wenige 
Perioden des Umsturzes gegeben haben, die so zuverlässig und aus- 
führlich dokumentiert sind wie der Sturz der russischen Monarchie 
durch eine von fremden Elementen geführte Mord- und Terrorherr- 
schaft. Robert Wilton hat vierzig Jahre in Russland gelebt, beherrsch- 
te die Landessprache vollkommen und war mit der Geschichte des 
Reichs durch und durch vertraut; er kannte die Hauptakteure des 
Dramas - einschliesslich der kaiserlichen Familie - persönlich und 
konnte sich als Sonderkorrespondent der Times recht frei bewegen. 
In seinem Buch Russia's Agonv, das 1918 in London erschien, berich- 
tete er, was geschehen war, ehe er sich der Weissen Armee Admiral 
Koltschaks anschloss, die in Sibirien westwärts marschierte. 

Schon lange vor den Ereignissen der Jahre 1917 und 1918 hatte es 
in Russland umfangreiche revolutionäre Aktivitäten gegeben, wie 
sie auch in den Ländern des Westens gang und gäbe waren. Ein 
Bespiel dafür war die Verschwörung von Armeeoffizieren, die nach 
Napoleons Einfall im Jahre 1812 die Hauptlast der Niederlagen und 
Demütigungen Russlands getragen hatten. Eine solche Verschwö- 
rung war jedoch lediglich Bestandteil eines im wesentlichen evolu- 
tionären Prozesses, strebten die daran Beteiligten doch Reformen 
und nicht den Sturz der gesamten bestehenden Ordnung an. Eine 



10 Douglas Reed, Far and Wide sowie The Controversy of Zion. 

48 



der Auswirkungen dieses natürlichen evolutionären Prozesses war 
das Aufblühen einer wundervollen Literatur, die heute allgemein als 
einer der kostbarsten Schätze der westlichen Kultur anerkannt wird. 
Ihre Schöpfer waren Gestalten wie Puschkin, Dostojewski, Gogol, 
Tschechow und Tolstoi. Diese Schriftsteller rührten nicht die Werbe- 
trommel für eine bestimmte politische Richtung, sondern schufen 
grossartig genaue Darstellungen der bestehenden Realität und tru- 
gen somit zur Aufklärung bei. 

Nach der teilweise vom Volk getragenen sozialistischen Revolte von 
1905 wurde der Reformprozess wesentlich beschleunigt. Ein Meilen- 
stein war die Einberufung des ersten Parlaments, der Duma, deren 
Abgeordnete nicht zuletzt von den Bauern gewählt wurden und an 
deren Spitze Stolypin als Premierminister stand. Doch die terroristi- 
schen Aktivitäten der revolutionären Untergrundbewegung gingen 
in beschleunigtem Tempo weiter, und hintereinander wurden drei 
Minister ermordet. Viele der Terroristen waren junge Juden die Hun- 
derte von Polizisten mordeten und Banken ausraubten, um Geld zur 
Finanzierung der Revolution zu erhalten. Diese Terrorakte lösten 
ihrerseits Pogrome aus. Nach dem Mord an Stolypin wurde der Re- 
formprozess unter seinem Nachfolger Kokowzew weitergeführt, und 
Russland erlebte ein Jahrzehnt beispiellosen materiellen Fortschritts 
und Wohlstands, zu dem die lokalen Behörden der Semstwos und 
die kooperative Bewegung ihren Teil beitrugen. Tausende von Mei- 
len Eisenbahnlinien wurden gebaut und ermöglichten die Besied- 
lung riesiger Gebiete sowie deren landwirtschaftliche Erschliessung, 
besonders in Sibirien. 

Doch wucherte weiterhin das Krebsgeschwür eines schier unlösba- 
ren politischen Problems - des Vorhandenseins einer offenbar unas- 
similierbaren jüdischen Minderheit. Die Juden waren zwar über das 
ganze Reich zerstreut, doch durch ihr eigenes Verbindungssystem 
standen sie in stetem engem Kontakt mit den Juden sämtlicher west- 
licher Länder, den sogenannten Aschkenasen, die ursprünglich aus 
Südostrussland stammen. 

Kurz: Die Russen drängten ungeduldig auf Wandel und Verbesse- 
rung der Verhältnisse. Die aufstrebende gebildete Klasse liebäugelte 



49 



mit dem Marxismus, der sowohl als Lebensphilosophie wie auch als 
Programm des politischen Umsturzes ihre Zustimmung besass, und 
hiess deshalb die jüdischen Mitbürger, welche sich zur selben utopi- 
schen Lehre bekannten, in ihren Reihen willkommen. 

Einer der Schlüssel zum Verständnis der russischen Revolution liegt 
in der 1908 in Stockholm durchgeführten Konferenz der russischen 
Sozialdemokraten, wo das Wort «Bolschewiken» geboren wurde. Alle 
Delegierten hingen der Lehre von Karl Marx an, doch waren sie 
augenscheinlich uneinig in der Frage der zu ihrer Verwirklichung 
anzuwendenden Mittel. Die eine von Lenin geführte Gruppe bestand 
auf radikalem Aktivismus einschliesslich der Inkaufnahme eines blu- 
tigen Konflikts. Da sie in der Mehrheit waren, nannte man sie «Bol- 
schewiken» (von russisch bolsche = mehr), während die Verfechter 
der Minderheitsposition als «Menschewiken» (von mensche = weni- 
ger) bezeichnet wurden. In Anbetracht dieser Ausgangslage müssen 
wir zunächst die Stockholmer Konferenz, das Rätsel innerhalb des 
Rätsels, einer näheren Betrachtung unterziehen. Zuallererst gilt es 
dabei den Sinn der Wörter eindeutig zu klären. Jene, welche Wilton 
als «PseudoJuden» bezeichnete, um sie von den «religiösen Juden» 
zu unterscheiden, hätte man mit gleichem Recht «Pseudo-Russen» 
heissen können, da sie ihre Namen zwecks Tarnung ihrer Abstam- 
mung oft slawisiert hatten. Bronstein nannte sich Trotzki, Nahamkes 
Stechow usw. Diese - durchwegs sehr gebildeten - Personen waren 
die Speerspitze der radikalmarxistischen Bewegung, verfochten die 
Belange des jüdischen Nationalismus und standen in permanenter 
Verbindung mit der jüdischen Führungselite im Ausland. Fast alle 
waren Atheisten. 

Das Wort «Sozialisten» bedarf in diesem Zusammenhang einer Klä- 
rung, wohnen ihm doch zwei ganz verschiedene Bedeutungen inne: 

l)Jene, die an den Sozialismus als Philosophie und Programm des 
politischen Wandels glauben. 

2) Jene, die nicht daran glauben, doch den Sozialismus als nützliche 
Losung bei der politischen Kriegsführung ansehen. 



50 



Bei der Stockholmer Konferenz bildeten die «Bolschewiken» zwar 
die grössere Fraktion, doch in Russland selbst sah es anders aus. Eine 
neue Stufe der Verstellung wurde erreicht, als die Pseudo-Russen, 
hinter denen sich jüdische Nationalisten verbargen, die Kontrolle 
über alle sozialistischen und linksgerichteten Parteien gewannen, die 
als Opposition gegen die Bolschewisten gegründet worden waren. 

Streng genommen gab es so etwas wie eine bolschewistische Revo- 
lution gar nicht. Was wirklich ablief, war ein Aggressionskrieg jüdi- 
scher Nationalisten, der sich als russische sozialistische Revolution 
tarnte. Nachdem es der reformorientierten Duma mit Unterstützung 
der russischen Sozialisten sowie eines grossen Teils der verbitterten 
Bevölkerung geglückt war, die alte Ordnung zu stürzen, geriet das 
Land in ein heilloses Chaos, und eine straff organisierte, über gewal- 
tige Finanzmittel verfügende Minderheit jüdischer Nationalisten ent- 
riss den Siegern der ersten Stunde den Triumph. 

Nun, wo wir den Sinn der Wörter klargestellt haben, fällt es uns nicht 
mehr schwer, ein eindeutiges und zusammenhängendes Bild der Ge- 
schehnisse in Petrograd zu zeichnen, und wir brauchen uns nicht 
mehr von einer Flut oberflächlich verstandener Fakten verwirren zu 
lassen. Zum marxistischen Sozialismus reicht in diesem Kontext die 
Bemerkung, dass er fatale Ähnlichkeit mit dem Aids-Virus aufwies, 
beraubte er doch zahlreiche gebildete Russen der geistigen Grund- 
lage, mit der sie die sich rasch ausbreitende Infektion des getarnten 
jüdischen Nationalismus hätten bekämpfen können. Somit führte der 
marxistische Sozialismus als neue Form der Utopie bei den russischen 
Gebildeten zu einer politischen Verkrüppelung. (Näheres dazu in Ka- 
pitel 18.) 

Zu Beginn des Jahres 1917 herrschte in Russland eindeutig eine 
revolutionäre Lage; schon lange gärte es allenthalben. Seit zweiein- 
halb Jahren war das Riesenreich in einen erfolglosen und stümper- 
haft geführten Krieg verstrickt. Eine neurotische Kaiserin und ein 
gutwilliger, aber schwacher Zar hatten die Monarchie gemeinsam in 
Verruf gebracht, und nach dem Auffliegen des Rasputin-Skandals, 
der ungeheure Empörung ausgelöst hatte, war das Ansehen des 



51 



Kaiserhofs auf einem Tiefpunkt angelangt. Deshalb sammelten sich 
Zivilisten und Soldaten scharenweise unter dem Banner der Revo- 
lution. 

Verallgemeinerungen über jene Geschehnisse wären von geringem 
historischem Wert, besässen wir nicht eine riesige Anzahl von Quel- 
len wie die Augenzeugenberichte Robert Wiltons und die Dokumente 
des Sokolow- Archivs. Was ab März 1917 geschah, lässt sich nicht in 
zeitlicher Reihenfolge erzählen, weil ständig drei ganz verschiedene 
Menschengruppen mit jeweils eigenen Ideen und Zielen am Werke 
waren: I. Die gewählten Duma-Abgeordneten unter der Führung 
des Duma-Präsidenten Rodsianko. 2. Verschiedene Oppositionsgrup- 
pen ausserhalb der Duma. 3- Die jüdischen Nationalisten, die man 
gemeinhin Bolschewisten zu nennen pflegt. Somit glich die Szene in 
Petrograd einer riesenhaften Bühne, auf der sich drei Dramen zu- 
gleich entfalteten, deren Szenarien durch unzählige Querverbindun- 
gen miteinander verknüpft waren. 

Da die Bolschewisten absichtlich Chaos und Konfusion säten, die sie 
zu ihrem eigenen Nutzen auszuschlachten gedachten, besässen sie 
allein jederzeit einen Oberblick über die Entwicklung, die nach fol- 
gendem Leitmotiv orchestriert wurde: Das Chaos herbeiführen, um 
auf dessen Trümmern eine neue Ordnung zu schaffen. Somit hing 
die Macht der Bolschewisten anfangs ganz von ihrer Fähigkeit ab, 
die Massen einschliesslich eines gewissen Teils der Armee aufzuwie- 
geln und auf die Strassen zu bringen. Diese Fähigkeit konnten sie fast 
nach Belieben unter Beweis stellen; erstens verfügten sie bereits über 
ein weitverzweigtes Netzwerk geschulter und erfahrener subversi- 
ver Aktivisten, und zweitens hatten sie das Druckgewerbe inklusive 
der Zeitungen weitgehend unter Kontrolle. Nachdem Rodsiankos 
Versuch, sich die Mitarbeit der im Marienpalast tagenden Regierungs- 
mitglieder zu sichern, fehlgeschlagen war, kehrte er in den Tauris- 
Palast zurück, wo die Duma ihre Sitzungen abhielt. Am Dienstag, 
dem 15. März, wurde eine provisorische Regierung mit Prinz Lwow 
als Premier und Innenminister sowie einem Kabinett weiterer zehn 
Minister - nicht durchwegs frühere Duma-Abgeordnete - ausgeru- 
fen. 



52 



In der Nacht des 20. März, es war ein Dienstag, befand sich Petrograd 
völlig in den Händen der Revolutionäre. Nominell lag die Macht bei 
der neukonstituierten Duma. Moskau hatte sich der Revolution an- 
geschlossen und die Polizei sowie sonstige Institutionen des alten 
Regimes praktisch ohne Blutvergiessen entmachtet. Die Züge fuh- 
ren wieder, die Brände waren gelöscht worden, und fast die ganze 
Bevölkerung feierte den vermeintlichen Triumph der Demokratie 
über eine gescheiterte Autokratie. «Es war ein erbaulicher Anblick», 
schreibt Wilton, «wie Regiment um Regiment vorbeimarschierte, um 
der Duma seine Reverenz zu zollen. In der Duma selbst wohnte ich 
einem aufregenden Schauspiel bei. Hunderte von Soldaten der Re- 
formbewegung standen in dem riesigen Empfangssaal Spalier und 
präsentierten Präsident Rodsianko das Gewehr.» 

Ziel der neuen Duma war keinesfalls die Abschaffung der Monar- 
chie, sondern lediglich eine Reform, bei welcher dem Kaisertum als 
Symbol der Nation weiterhin eine Rolle zugekommen wäre. Nach- 
dem der Zar abgedankt und die Macht formell einer provisorischen 
Regierung abgetreten hatte, hielten Lenin und seine Genossen die 
Lage für sicher genug, um aus dem Schatten zu treten und die volle 
Kontrolle über die Revolution zu übernehmen. Auf einer internatio- 
nalen Konferenz in Bern waren bereits Pläne für ein solches Vorge- 
hen abgestimmt worden. Wieviel Macht Lenin zu diesem Zeitpunkt 
ausübte, ist strittig, denn manches spricht dafür, dass auch nach dem 
bolschewistischen Griff nach der Regierungsgewalt der grösste Teil 
der Macht in den Händen Jankel Swerdlows lag, der als «roter Zar» 
die Tscheka kommandierte. 

Kurz vor Bildung der provisorischen Regierung war ein «Sowjet» - 
also ein Rat - gegründet worden. Soldaten und Arbeiter wurden auf- 
gefordert, ihre Vertreter für diesen zu benennen. Dies geschah durch- 
wegs unter der Kontrolle von nicht der Duma angehörenden Sozia- 
listen, und zwar mehrheitlich nichtjüdischen; ihr Führer war ein ge- 
wisser Tschkeidse, dem Namen nach offenbar ein Georgier. Dieser 
Sowjet, der es an wortreichen Lippenbekenntnissen zur provisori- 
schen Regierung nicht fehlen Hess, pflegte im grossen Sitzungssaal 
des Tauris-Palastes zu tagen. Erwartungsgemäss wurde dies von 



53 



Rodsianko und den Angehörigen der neuen Duma abgesegnet, die 
sich in dieser Zeit der Wirren über jede Unterstützung freuten. Der 
Sowjet war bezeichnenderweise anfänglich ausgeprägt patriotisch 
und befürwortete eine Fortsetzung des Krieges gegen Deutschland. 
Ohne die Aktivitäten der Sozialisten ausserhalb der Duma wäre es 
also zu keinem Sturz des alten Regimes und zu keiner Bildung einer 
provisorischen Regierung gekommen. Ihrerseits hätten diese Soziali- 
sten nur wenig oder gar nichts ohne die Bolschewisten ausrichten 
können, die, indem sie hinter den Kulissen eifrig ihre Fäden zogen, 
den Mob auf die Strasse brachten und in etlichen Einheiten der 
Wache die Meuterei schürten. 

Die Duma sowie der von NichtJuden dominierte Sowjet mochten 
zwar versuchen, eine neue Ordnung aus dem Boden zu stampfen, 
doch war dies vergebliche Mühe, denn die tatsächliche Macht lag 
bei den Bolschewisten, welche nach Lust und Laune Strassende- 
monstrationen anzetteln und unkontrollierbare Situationen herauf- 
beschwören konnten. Zu diesem Zweck brauchte es nichts weiter 
als die rasche Verbreitung einer Meldung, wonach das alte Regime 
einen konterrevolutionären Putsch plante. Andererseits benötigten 
die Bolschewisten sowohl den Sowjet als auch die provisorische 
Regierung, um ein Minimum an Ordnung zu gewährleisten, bis sie 
selbst stark genug waren, die ganze Macht zu übernehmen. 

Im Rückblick lässt sich der Aktionsplan klar erkennen: In dem Masse, 
wie die Duma immer mehr von der Unterstützung des Sowjet ab- 
hing, verlagerte sich auch das Machtzentrum in Richtung des letzte- 
ren, während gleichzeitig innerhalb des Sowjet eine Machtverlage- 
rung zu den Bolschewisten in seiner Mitte hin erfolgte. Was geschah, 
ist nun Geschichte: Der Sowjet bekam die Duma voll und ganz in 
seinen Griff, und die Bolschewisten erlangten völlige Kontrolle über 
den Sowjet. Der Schlüssel zu diesem erstaunlichen Vorgang lag in 
der Kontrolle der Volksmassen; durch Strassendemonstrationen und 
Unruhen brachte man die Duma in immer grössere Abhängigkeit 
vom Sowjet, und mit denselben Mitteln konnte man jene Russen, die 
noch Anflüge von Patriotismus oder Mässigung an den Tag legten, 
aus Machtpositionen verdrängen und durch Bolschewisten oder 



54 



durch Russen ersetzen, die nach der bolschewistischen Pfeife tanz- 
ten. Hat man dieses Schema erst einmal durchschaut, so fällt einem 
das Verständnis der Entwicklung sehr leicht, doch wer unter den 
politischen Führern nicht in den Plan eingeweiht war, stand den 
Ereignissen ratlos gegenüber. 

Ein frühes Warnsignal dafür, dass die provisorische Regierung dem 
Druck des Sowjet nicht gewachsen war, erfolgte schon wenige Tage 
nach ihrer Bildung in Form der öffentlichen Erklärung, Soldaten 
müssten ebenso wie Arbeiter ein Streikrecht besitzen. Die Duma durfte 
sich weiterhin in der Illusion wiegen, sie habe die Dinge unter Kon- 
trolle, weil sie Legitimität genoss und bei der Bevölkerung als «Rette- 
rin» des Landes beliebt war. Dementsprechend durfte der russisch 
geführte und hauptsächlich aus Russen bestehende Sowjet weiter- 
hin von einer glorreichen neuen Zukunft Russlands unter seinem 
Szepter träumen. 

Unter den Soldaten und Matrosen wurde aufrührerische Literatur 
verteilt, die Deserteuren die Zuteilung eines Stücks Land sowie an- 
dere schöne Dinge in Aussicht stellte. Dies hatte den gewünschten 
Effekt und schwächte die Kriegsanstrengungen Russlands erheblich. 
Agenten des Sowjet bildeten unter den Soldaten und an der Front 
«Komitees» nach dem Muster der in Petrograd, Moskau und anders- 
wo bereits bestehenden. Noch verhängnisvoller war jedoch, dass 
die provisorische Regierung unter dem Druck des Sowjet ein Gesetz 
zur Abschaffung der Todesstrafe erlassen hatte. Dies führte dazu, dass 
immer mehr Soldaten die Ausführung von Befehlen verweigerten, 
ohne dass der Generalstab dagegen etwas unternehmen konnte. 
Einige Generäle hatten sogar den Dienst quittieren müssen, weil sie 
sich erfrecht hatten, sich in die Arbeit dieser «Soldatenkomitees» ein- 
zumischen... 

Von Russland aus griffen der Terrorismus und die Tyrannei des jüdi- 
schen Nationalismus wie ein Krebsgeschwür auf fast ganz Osteuropa 
über. Im kommunistischen Polen monierte US-Botschafter Bliss Lane 
das Übergewicht der Juden in den Schlüsselpositionen des Polizei- 
apparats. In Ungarn wurde der Jude Matyas Rakosi alias Roth mit 
Unterstützung der Roten Armee zum Premierminister ernannt. Sein 



55 



Kabinett war, um die Londoner Times zu zitieren, «überwiegend jü- 
disch». In der Tschechoslowakei waren, wie der New Statesman ver- 
merkte, «sowohl die Parteiintellektuellen als auch die Schlüsselfigu- 
ren innerhalb der Geheimpolizei jüdischen Ursprungs». Ober Rumä- 
nien schrieb die New York Times 1953: «Zusammen mit Ungarn hat 
Rumänien vermutlich den grössten Anteil von Juden in seiner Re- 
gierung.» Organisatorin der Schreckensherrschaft war in Rumänien 
die Rabbinertochter Anna Pauker. In der DDR wurde der kommuni- 
stische Terror von der gefürchteten Hilde Benjamin dirigiert, welche 
zunächst als Vizepräsidentin des obersten Gerichtshofs und später 
als Justizministerin amtete. 

Oberall liess sich dasselbe revolutionäre Muster beobachten: Len- 
kung der Volksmassen als Mittel der Unruhestiftung und der Unter- 
grabung des Status quo; die Schaffung von Ordnung aus dem Chaos 
durch ein Bündnis zwischen Hochfinanz und jüdischem Nationalis- 
mus zwecks Vorbereitung der geplanten «Neuen Weltordnung». - 
Eine vortreffliche Zusammenfassung der Fakten lieferte Winston 
Churchill, damals Kriegsminister im britischen Kabinett, dem die ge- 
samten Erkenntnisse des militärischen Geheimdienstes sowie des di- 
plomatischen Korps zur Verfügung standen, 1920 im Londoner Illu- 
strated Sunday Herald: 

Diese Bewegung innerhalb des Judentums ist nicht neu. Seit den Tagen 
von Spartacus-Weishaupt über Karl Marx bis hin zu Trotzki (Russland), 
Bela Kun (Ungarn), Rosa Luxemburg (Deutschland) und Emma Gold- 
man (USA) gewinnt diese weltweite Verschwörung zum Sturze der Zivi- 
lisation und zur Umgestaltung der Gesellschaft auf der Grundlage der 
Stagnation, der neidischen Boshaftigkeit und der unmöglichen Gleichheit 
ständig an Umfang. 

Churchill beging allerdings einen folgenschweren Irrum: Er redete 
sich ein, der Zionismus sei von westlichen Juden als Bollwerk gegen 
den atheistischen russischen Kommunismus gedacht, während doch 
die beiden Ideologien nichts weiter als zwei Seiten der gleichen Me- 
daille waren. 



56 



KAPITEL 3 

Das Problem der Identität 

In diesem Kapitel besteht unsere erste Aufgabe darin, das ungeheuer 
vielschichtige geschichtliche Phänomen, das wir «die Juden» nen- 
nen, auf seine Quelle zurückzuführen. Haben wir es mit einem Volk 
zu tun, das - wie beispielsweise die Chinesen - seit Jahrtausenden 
existiert, oder ist das jüdische Volk lediglich Träger einer Idee, die 
von Menschen des unterschiedlichsten Schlages verkörpert werden 
kann? 

Douglas Reed legt sich in seinem monumentalen Werk The Contro- 
versy of Zion auf das Jahr und den Ort fest, wo ihm zufolge alles 
begann: 

Der wirkliche Beginn dieser Ereignisse fällt auf einen Tag im Jahre 459 v. 
Chr., auf den wir im sechsten Kapitel unseres Buchs zu sprechen kommen 
werden. An jenem Tage schuf der kleine palästinensische Stamm Juda 
(den die Israeliten früher ausgestossen hatten), ein rassisches Glaubens- 
bekenntnis, dessen spätere Auswirkungen auf das Menschengeschlecht 
zerstörerischer waren als Sprengstoff oder Seuchen. Es war der Tag, an 
dem die Theorie von der Herrenrasse als «Gesetz» niedergeschrieben 
wurde. Damals war Juda nichts weiter als eine bedeutungslose Völker- 
schaft unter den vielen Untertanenvölkern des persischen Königs, und 
was man heute das «Abendland» nennt, existierte noch nicht. Nun ist die 
christliche Ära beinahe zweitausend Jahre alt, und der «abendländischen 
Zivilisation», die daraus hervorgegangen ist, droht der Zerfall. 

Es besteht kein Zweifel, dass der «kleine Stamm», von dem Reed 
spricht, durch die viele Jahrhunderte andauernde Vermischung mit 
seinen Nachbarvölkern inzwischen praktisch verschwunden ist. Oder, 
wie die Anthropologen sagen würden, «von der genetischen Sub- 
stanz des judäischen Volkes des Jahres 459 v. Chr. ist so gut wie nichts 
übriggeblieben». Ein Judentum, dessen Geschichte sich bis zu jenem 
Jahr zurückverfolgen lässt, besteht freilich weiterhin. 



57 



Wie wir heute mit Sicherheit wissen, existiert jedoch eine noch grös- 
sere genetische Kluft als jene zwischen den biblischen Juden und 
ihren Nachbarvölkern, in denen sie nach und nach aufgegangen 
sind. Die grosse Mehrheit jener, die sich heute Juden nennen, sind 
nämlich die - stark mit anderen Völkern vermischten - Nachfahren 
der Chasaren, eines Turkvolks, das einst über ein grosses Reich zwi- 
schen dem Schwarzen und dem Kaspischen Meer und vom Kauka- 
sus bis zur Wolga gebot und dessen Herrscher um 740 beschlossen, 
das Judentum als Staatsreligion anzunehmen XI . 

Es versteht sich von selbst, dass wir die Frage der jüdischen oder 
zionistischen Präsenz im 20. Jahrhundert nicht befriedigend klären 
können, wenn wir nicht zuerst den Hauptgegenstand unserer Be- 
trachtungen klar definieren, nämlich den Begriff «Jude». Was ist ein 
Jude, und wer gehört dem jüdischen Volke an? Was ist das «Juden- 
tum»? Dr. Nahum Goldmann, der etliche Jahre Vorsitzender sowohl 
des Jüdischen Weltkongresses als auch der World Zionist Organiza- 
tion war, bemerkt: «Ich erinnere mich an einen Vortrag, den ich als 
Student hielt und in dem ich mehr als zwanzig Definitionen vorlegte: 
Das Judentum ist eine Religion, ein Volk, eine Nation, eine kulturelle 
Gemeinschaft etc. Keine dieser Definitionen war ganz korrekt.» 12 Es 
konnte auch gar keine dieser Definitionen «ganz korrekt» sein, weil 
sie alle nur bestimmte Aspekte einer einzigen Realität - der jüdischen 
Realität - ausdrücken. Goldmann gibt zu, dass er mit siebzehn «auf- 
hörte, in religiösem Sinne orthodox zu sein», und dass viele moder- 
ne Juden nicht mehr als «gläubig» eingestuft werden können. In der 
Tat bilden die «orthodoxen» oder strenggläubigen Juden heute nur 
noch eine verhältnismässig kleine Minderheit. 

Goldmann verwirft die Definition eines der engagiertesten Verteidi- 
ger des Judentums, Jean-Paul Sartre, der meinte: «Ein Jude ist je- 
mand, den andere Menschen als solchen bezeichnen.» Sarte stellte 



11 Man vergleiche dazu Arthur Koestler, The Thirteenth Tribe-, Douglas Reed, The 
Controuersy of Zion, sowie R. Gayre, The Syro-Mesopotarman Ethnology. 

!2 Nahum Goldmann, The Jewish Paradox. 

58 



den lebenden Gegenbeweis gegen seine eigene Definition dar; er 
war nämlich Jude, doch wusste dies kaum jemand. 

Wie soll man das Rätsel also lösen? Die Antwort lautet kurz und bün- 
dig: Unter den Juden selbst ist das Identitätsproblem von unterge- 
ordneter Bedeutung. Juden mögen noch so gegensätzlichen Men- 
schentypen angehören, gläubig oder - bedeutend häufiger - ungläu- 
big sein, noch so verschieden aussehen, noch so unterschiedliche 
Sprachen sprechen: trotz allem erkennen sie sich gegenseitig als Ju- 
den. Die Autorität, die in allen örtlichen Gemeinden verbindlich über 
die Zugehörigkeit eines Menschen zum Judentum entscheidet, ist 
eine Organisation namens Beth Din. 

Die heutigen Juden zerfallen in zwei Hauptgruppen, Aschkenasen 
oder Ostjuden sowie Sepharden oder Westjuden. Letztere führen 
ihren Ursprung auf jene Juden der Diaspora zurück, die sich in Nord- 
afrika, Spanien und anderen Gebieten rund um das Mittelmeer an- 
siedelten; erstere sind osteuropäischer Abstammung. Die Sephar- 
den sprachen (und sprechen teils heute noch) einen vom Hebräi- 
schen beeinflussten spanischen Dialekt namens Ladino, die Aschke- 
nasen einen - gleichfalls vom Hebräischen beeinflussten - deutschen 
Dialekt namens Jiddisch. Die beste zeitgenössische Zusammenfas- 
sung aller historischen, anthropologischen und linguistischen Infor- 
mationen zu diesem Thema bietet Arthur Koestlers Buch The Thir- 
teenth Tribe, auf deutsch unter dem Titel Der Dreizehnte Stamm er- 
schienen. Laut Koestler schätzte man die Zahl der Sepharden in den 
sechziger Jahren auf rund SOO'000, während sich der Rest der jüdi- 
schen Weltbevölkerung aus Aschkenasen zusammensetzte. Da die 
Bekehrung der chasarischen Oberschicht zum jüdischen Glauben 
nicht ohne die Anwesenheit einer gewissen Zahl von Westjuden denk- 
bar war, ist ein leichter sephardischer Einfluss auf die genetische Struk- 
tur der Chasaren anzunehmen. 

Die Auswirkungen dieser lange vertuschten Wahrheit sind von aller- 
grösster Bedeutung: Es gibt keine einheitliche «jüdische Rasse», und 
nur eine zahlenmässig sehr geringe Minderheit unter den heutigen 
Juden hat abstammungsmässig etwas mit den Hebräern des Alten 
Testaments zu tun. Somit ist auch der Begriff «Antisemitismus» bar 



59 



jedes wissenschaftlichen Gehaltes und nichts als ein albernes Schlag- 
und Schimpfwort in der politischen Auseinandersetzung. Eine ras- 
sisch bedingte Judenfeindschaft ist unsinnig, besitzen die Juden doch 
unter den weissen Völkern keine spezifische rassische Identität; Se- 
miten sind sie jedenfalls nur zu einem kleinen Teil. Ständig gehen 
irgendwelche Juden in ihren Gastvölkern auf, ohne je wieder als 
Juden in Erscheinung zu treten. Wo ein echter rassischer Unter- 
schied vorliegt, sehen die Ergebnisse einer solchen Assimilation ganz 
anders aus. Shakespeare hat dies voll und ganz verstanden. So konnte 
er im Kaufmann von Venedig auch Shylocks Tochter Jessica einen 
der christlichen Freunde Antonios heiraten lassen, ohne das engli- 
sche Theaterpublikum dadurch vor den Kopf zu stossen. 

Der Verfasser des vorliegenden Buchs hat sich das Ziel gesetzt, eine 
jüdische «Identität» zu erforschen und zu erklären, die durchaus 
nicht rassisch bedingt ist, aber bei den Gastvölkern im Lauf der Ge- 
schichte immer wieder Ablehnung oder sogar offene Feindschaft 
hervorgerufen hat. 

Wie verhält sich das Judentum zum Zionismus? Keiner ist berufener, 
auf diese Frage zu antworten, als Dr. Chaim Weizmann, der bei der 
Geburt des Zionismus gewissermassen als Taufpate firmierte, wäh- 
rend langer Jahre dessen namhaftester Fürsprecher und Vorkämp- 
fer war und schliesslich erster Präsident des zionistischen Staates Is- 
rael wurde. Weizmann schreibt in seiner Autobiographie Trial and 
Error, die Juden Russlands seien in drei Gruppen zerfallen. Die Ange- 
hörigen der ersten Gruppe, die er «Renegaten» - d.h. Abtrünnige - 
schimpft, seien jene wenigen gewesen, die friedlich als russische Bür- 
ger leben wollten. Die anderen, zahlenmässig weit stärkeren, seien in 
einen linken und einen rechten Flügel gespalten gewesen: Ersterer 
habe aus kommunistischen Aktivisten bestanden, welche darauf 
brannten, in Russland den Brand der Weltrevolution zu entfachen, 
letzterer habe sich aus Zionisten rekrutiert und als Hauptziel die Grün- 
dung eines Judenstaats verfolgt. Der Riss ging oft mitten durch jüdi- 
sche Familien, auch durch jene Weizmanns selbst. Beim Drama der 
bolschewistischen Revolution spielte dieser scheinbare Antagonis- 
mus eine bedeutsame Rolle, gestattete er doch Weizmann und sei- 



60 



nen Gefolgsleuten, westlichen Politikern, darunter Winston Chur- 
chill, weiszumachen, die Unterstützung des Zionismus sei der beste 
Weg, dem drohenden Vormarsch des revolutionären Kommunis- 
mus Einhalt zu gebieten. Heute können wir klar erkennen, dass beide 
Ideologien, Kommunismus wie Zionismus, einer gemeinsamen Quel- 
le entsprungen sind und schliesslich wieder zusammenfliessen. Je- 
dem Denkenden leuchtet nämlich ein, dass eine Zerstörung der 
Nationen, bei der nur eine einzige solche als Herrscherin übrigblei- 
ben soll, Druck von unten (kommunistische Revolution) sowie von 
oben (zionistische Kontrolle über das Geld) erfordert. 

Der Zionismus lässt sich als Form des talmudischen Judentums defi- 
nieren, welche die Gestalt eines chauvinistischen und säkularisier- 
ten Nationalismus angenommen hat. Der religiöse Faktor bleibt da- 
bei ausgeklammert, ausser wenn er bei der modernen politischen 
Kriegsführung in die Waagschale geworfen werden kann. Genau wie 
Weizmann selbst waren die meisten Zionistenführer «Ungläubige». 

Soviel zur Identität der Juden im allgemeinen und zum Zionismus als 
moderner jüdisch-nationalistischer Bewegung. Um die Geschichte 
richtig deuten zu können, müssen wir uns als nächstes der Frage 
nach der persönlichen oder individuellen jüdischen Identität zu- 
wenden. Dieses Thema ist gezielt in einen Schleier des Geheimnisses 
gehüllt worden, und zwar aus einem einfachen Grund: Ein Nationa- 
lismus ohne territoriale Basis, der von einer zahlenmässig kleinen 
und unter alle Völker zerstreuten Gemeinschaft getragen wird, muss 
im geheimen operieren. Würde der Zionismus mitsamt seinen lang- 
fristigen Zielen allgemein bekannt, so würde die Totenglocke für das 
grosse kommunistisch-zionistische Abenteuer läuten, dem im zwan- 
zigsten Jahrhundert so ungemein grosser Erfolg beschieden war. 
Darum muss die Identität jener, die an den Schalthebeln der Macht 
sitzen, unter allen Umständen verheimlicht werden. 

Beginnen wir bei Lenin und Stalin, zwei der schicksalhaftesten Ge- 
stalten des 20. Jahrhunderts. Keiner von beiden wurde mit dem Ju- 
dentum in Verbindung gebracht, was es den daran interessierten 
Kreisen ermöglichte, den grundsätzlich jüdischen Charakter der bol- 



61 



schewistischen Revolution sowie des Kommunismus ganz allgemein 
unter den Teppich zu kehren. Wir wissen, dass die Sowjetregierung 
sowie kommunistische Propagandatrommler im Ausland Lenin stets 
als Russen bezeichnet haben, eine nähere Beschäftigung mit seinen 
Vorfahren aber nicht erwünscht war. Deswegen verfügen wir hier 
über kein hieb- und stichfestes Quellenmaterial und müssen uns auf 
Informationen seitens jener verlassen, von denen man annehmen 
darf, dass sie die Wahrheit kannten. Was Lenin - und Stalin - selbst 
taten und sagten, rundet das so gewonnene Bild ab. 

Unser Kenntnisstand bezüglich der Abstammung Lenins sieht wie 
folgt aus: Er wurde 1870 in Simbirsk geboren und getauft; sein Vater 
Elias (oder Ilja) Uljanow war ein Russe, in dessen Adern tatarisches 
oder kalmückisches Blut floss (was in der Wolgagegend gang und 
gäbe war und ist). Seine Mutter, geborene Marie Blank, war väterli- 
cherseits mit Sicherheit und möglicherweise auch mütterlicherseits 
Jüdin. Um die Abstammung von Lenins Vater hat sich nie ein Ge- 
heimnis gerankt, vermutlich weil es nichts zu verbergen gab. Lenins 
Grossvater väterlicherseits, Nikolaus, war - wie viele Menschen in 
seiner Situation - tüchtig genug, um sich aus der Leibeigenschaft 
freizukaufen und seinen Lebensunterhalt als Schneider in Astrachan 
an der Wolga zu verdienen. Sein ältester Sohn war ein erfolgreicher 
Kaufmann, was seinem jüngeren Bruder Elias, dem späteren Vater 
Lenins, eine gute Ausbildung und einen Abschluss in Mathematik 
und Naturwissenschaften an der Universität von Kasan ermöglichte. 
Als Sohn eines ehemaligen Leibeigenen machte er eine blendende 
Karriere im Staatsdienst und erwarb den Rang eines «tatsächlichen 
Staatsberaters», der demjenigen eines Generalmajors beim Heer ent- 
sprach und seinem Inhaber den Weg zur Aufnahme in den Erbadel 
ebnete. 

Ein Wust von Geheimniskrämerei umgibt hingegen Lenins Mutter 
Marie Blank. Ihr Vater Alexander Blank war nachweislich ein Jude 
aus Odessa, der nach seinem Übertritt zum Christentum zu Wohl- 
stand kam I3 . Hier ein Beispiel dessen, was im Westen heute an Infor- 
mationen über Lenins Mutter erhältlich ist: Die französische Monats- 
zeitschrift Lectures Franqaises (Nr. 163, November 1970) erwähnte 



62 



unter Bezugnahme auf die jüdische Zeitschrift Revue de Fonds Social 
Juif (Nr. 161, 1970) einen Bericht, wonach Marietta Shaguinian, eine 
bekannte armenischstämmige Sowjetschriftstellerin, an der Veröffent- 
lichung neuen Materials über einen gewissen Alexander Blank ge- 
hindert worden sei. Auf dieses Material war sie zufällig gestossen, als 
sie in den Archiven von Simbirsk Nachforschungen zum Thema der 
berühmten jährlichen Handelsmesse von Nischni-Nowgorod (Gor- 
ki) anstellte. Unter den an der Messe beteiligten Unternehmern - auch 
ihr Grossvater gehörte dazu - fand sie einen Hinweis auf einen jüdi- 
schen Händler namens Sender Blank, der seinen Vornamen in Alex- 
ander umänderte, nachdem er mitsamt seiner Familie zum Christen- 
tum übergetreten war. Dieser Blank besass eine - 1835 in Simbirsk 
geborene - Tochter namens Miriam; nach dem Übertritt zum christli- 
chen Glauben lautete ihr Vorname Maria. Dass Lenins Mutter 1835 in 
Simbirsk das Licht der Welt erblickt hat, ist nie ein Geheimnis gewe- 
sen. Der Hinweis darauf, dass Alexander Blank zusammen mit seiner 
Familie den christlichen Glauben annahm und seine Tochter dann 
von einer Miriam zu einer Maria wurde, deutet darauf hin, dass beide 
Eltern Juden waren. 

Marietta Shaguinian wollte ihre Entdeckungen im Sommer 1964 in 
der sowjetischen historischen Monatszeitschrift Woprosy Istorii («Fra- 
gen der Geschichte») publizieren. Doch die örtliche Zensur «hielt 
die Sache für sehr schwerwiegend und alarmierte das Politbüro, 
welches die Führung der russisch-orthodoxen Kirche um Informa- 
tionen hinsichtlich des Glaubensübertritts der Familie Blank ersuch- 
te. Nach Prüfung der Unterlagen erhob das Politbüro sein Veto ge- 
gen die Veröffentlichung der Entdeckungen Marietta Shaguinians.» 

Stalins jüdischer Biograph Isaac Deutscher beschrieb Lenin als «leicht 
russifizierten Deutschen oder Balten», doch der (ebenfalls jüdische) 
Lenin-Biograph David Shub (Lenin.- aBiography, New York 1948) hielt 



!3 Laut einem Artikel im Londoner Jewish Chronicle vom 26. Juli 1991 hatte die 
Moskauer Wochenzeitung Ogonjok bestätigt, dass Lenins Grossvater ein zur russi- 
schen orthodoxen Kirche übergetretener ukrainischer Jude namens Israel Blank 
war. 

63 



in einem Brief an die russische Emigrantenzeitung Nowy Zhurnal (Nr. 
63, 1961) nachdrücklich fest, Alexander Blank sei ein getaufter Jude 
aus Odessa gewesen. Das von M. Shaguinian entdeckte Dokument 
hätte natürlich eine schlüssige Antwort auf die Frage nach der Iden- 
tität von Lenins Grossmutter mütterlicherseits erteilt. Man weiss, dass 
ihr Mädchenname Anna Grossschopf lautete und sie die Tochter 
eines wohlhabenden Petersburger Kaufmanns war. Der Münchner 
Professor Georg von Rauch schrieb in der Zeitschrift Osteuropa (Nr. 
4, 1970), Annas Vater sei ein 1766 in Lübeck geborener Deutscher 
namens Johann Gottlieb Grossschopf gewesen, der 1790 nach St. 
Petersburg ausgewandert und dort als Kaufmann reich geworden 
sei. Andererseits schrieb Lenins Witwe Krupskaja, eine russifizierte 
Polin, im Jahre 1938 in der KPdSU-Monatszeitschrift Bolschewik, An- 
nas Vater sei ein in der Ukraine geborener Deutscher gewesen. 

Es stellt sich nun die Frage, ob Lenins Grossmutter mütterlicherseits, 
Anna Grossschopf, wie ihr Gatte jüdischer Herkunft war. Jedenfalls 
hat sie ein erkleckliches Sümmchen in die Ehe mitgebracht, das es 
ihrem Gemahl Alexander Blank ermöglichte, in Kokuschkino ein 
Grundstück zu erwerben und in den niedrigen Adel aufgenommen 
zu werden. Lenins Freund N. Valentinow, der auch nach seinem 
Bruch mit den Bolschewisten in russischen Emigrantenzeitschriften 
gar manche Lanze für Lenin brach, hat eine Erklärung abgegeben, 
die einiges Licht in dieses Dunkel bringen könnte. Er schrieb näm- 
lich, Lenins Vater sei im Gegensatz zu seiner Frau Maria tiefreligiös 
gewesen und mit seinen Kindern regelmässig zur Kirche gegangen. 
Anders gesagt, Lenins Mutter Maria Blank ging nicht zur Kirche. Und 
Lenin behauptete, seit seinem 16. Lebensjahr Atheist gewesen zu sein. 
Wenn Lenins Stammbaum ihm ermöglichte, von Eingeweihten als 
Jude akzeptiert zu werden und in den Augen der Öffentlichkeit trotz- 
dem als waschechter Russe zu gelten, machte ihn dies zu einem ge- 
radezu idealen Verfechter der Lehren von Karl Marx. 

Anders verhielt es sich mit Stalin, dessen wirklicher Name Josef Wis- 
sarionowitsch Dschugaschwili lautete. Er kam als Sohn eines Schu- 
sters in Tiflis zur Welt und war der Abstammung nach unzweifelhaft 
Georgier I4 . Seit seinem Tod ist er von zionistischen Autoren uner- 



64 



müdlich als grimmiger Antisemit gebrandmarkt worden, doch seine 
jüdische Frau Rosa Kaganowitsch war die Schwester des Lasar Ka- 
ganowitsch, des während langer Jahre zweitmächtigsten Manns der 
Sowjetunion, dessen drei Brüder allesamt Kommissare waren. Sta- 
lins Sohn führte eine Jüdin in den Ehehafen, und seine Tochter hei- 
ratete einen Juden. Was für eine Bedeutung dies für das Verhältnis 
Stalins zum Judentum hatte, wird später dargelegt. 

Die eifrigsten Vorkämpfer politischer und insbesondere revolutionä- 
rer jüdischer Anliegen lassen sich erfahrungsgemäss in drei Katego- 
rien unterteilen: 

1. Volljuden, d.h. Personen mit zwei jüdischen Elternteilen. 

2. Kinder aus Mischehen, doch nur wenn die Mutter Jüdin ist. 

3. «Ersatzjuden», d.h. Männer nichtjüdischen Ursprungs, die mit Jü- 
dinnen verheiratet sind und deren Kinder als Juden aufwachsen. 

Wer der ersten Kategorie angehörte, konnte seine Abstammung not- 
dürftig verbergen, indem er sich einen nichtjüdischen Namen zuleg- 
te. So wurde aus Apfelbaum ein russischer klingender Sinowjew, So- 
belsohn verwandelte sich in einen Radek, Helphand wandelte sich 
zu einem Parvus, Finkelstein änderte seinen Namen in Litwinow, 
Rosenfeld benannte sich in Kamenew um, Bronstein mauserte sich 
zu einem Trotzki, Sonnenschein hiess fortan Malik, Ulbricht wurde zu 
einem Ustinow, Katz ging als Gromyko in die Geschichte ein usw. 
Komplizierter verhält sich die Sache mit den beiden letzteren Kate- 
gorien. 

Am 22. November 1989 berichtete der Londoner Jewish Chronicle 
unter der Überschrift «Neuer Jude packt seine Koffer», der bekannte 
Schachspieler Nigel Davies habe unlängst entdeckt, dass er Jude sei 



Manche ansonsten gut informierten Autoren wie Roman Traianescu (La gran con- 
spiraciön judia, Mexico City 1956) behaupten, der Name Dschugaschwili bedeute 
«Sohn eines Juden», was Stalins jüdische Abstammung beweise. Dies ist schlicht 
und einfach falsch. Weder hat der Name die ihm zugeschriebene Bedeutung, noch 
gibt es irgendwelche Beweise für eine jüdische Herkunft Stalins. Anmerkung des 
Übersetzers. 



65 



und bereite seine Übersiedlung nach Israel vor. Davies hatte offen- 
bar einem jüdischen Bekannten gegenüber erwähnt, seine Grossmut- 
ter mütterlicherseits sei Jüdin gewesen; dies hiess, dass seine Mutter 
de facto Jüdin war und jüdische Kinder geboren hatte, auch wenn 
der Vater sowie der Grossvater mütterlicherseits des Schachmeisters 
keine Juden waren. Anders gesagt, es kommt ausschliesslich auf die 
jüdische Mutter an; ein jüdischer Vater zählt gar nichts, wie viele 
Kinder aus Mischehen zu ihrem Leidwesen erfahren mussten. Daher 
ist es möglich oder sogar wahrscheinlich, dass viele anscheinend 
nichtjüdische Führer der bolschewistischen Revolution sowie so- 
wjetische Prominente der späteren Jahre als Russen, Letten, Finnen, 
Georgier, Polen etc. galten, obwohl sie Söhne jüdischer Väter waren. 

Noch schwieriger zu enttarnen ist der «Ersatzjude», ein Mensch ohne 
jüdisches Blut in den Adern, der durch die Eheschliessung mit einer 
Jüdin und die jüdische Erziehung seiner Kinder jüdischen Interes- 
sen gegenüber sehr aufgeschlossen ist, auch wenn er selbst nie als 
Jude akzeptiert wird. Es gibt triftigen Grund zur Annahme, dass zahl- 
reiche Sowjetführer bis in die jüngste Vergangenheit dieser Katego- 
rie angehört haben. Stalin war einer von diesen, und er hätte die 
Sache der jüdischen Nationalisten kaum emsiger fördern können, 
wäre es selbst Jude gewesen. Douglas Reed schreibt, Stalin sei bis 
zum Ende offensichtlich in keiner Hinsicht Judengegner gewesen, 
und fügt hinzu: 

Kaganowitsch blieb seine rechte Hand. Kurz vor seinem Tod ordnete 
Stalin für Lew Mechlis, einen der gefürchtetesten und verhasstesten jüdi- 
schen Kommissare der dreissiger Jahre, ein pompöses Begräbnis an, wie 
es die sowjetische Kapitale noch selten gesehen hatte. Der Sarg Mechlis' 
wurde von allen damals noch lebenden Grössen der bolschewistischen 
Revolution getragen, die auch an seiner Bahre Wache standen, als offen- 
kundige Warnung an die geknechteten russischen Massen, dass die Ge- 
setze gegen «Antisemitismus» immer noch in Kraft waren - sofern es einer 
solchen Warnung überhaupt bedurfte. Gleich nach Mechlis' Begräbnis 
(27- Januar 1953) erhielt der Apostel der talmudischen Rachsucht, llja 
Ehrenburg, mit grossem Pomp den Stalin-Friedenspreis verliehen. Wäh- 
rend des Kriegs hatte Ehrenburg in seinen Radiosendungen die nach Eu- 



66 



ropa eindringende Rote Armee dazu aufgehetzt, nicht einmal die «unge- 
borenen Faschisten» zu verschonen. IS 

Wenn Stalin bei den jüdischen Kommunisten in Ungnade fiel, dann 
darum, weil er den Zionismus anders beurteilte als sie. Ein führender 
amerikanischer Publizist, Harrison Salisbury, bemerkte einmal: «Dass 
Stalin am 2. März [1953] durch einen Arterienriss ausser Gefecht ge- 
setzt wurde, muss als einer der grössten Glücksfälle der Geschichte 
gewertet werden.» Die Freilassung der jüdischen Ärzte, denen vor- 
geworfen worden war, sie hätten den Diktator vergiften wollen, er- 
folgte unmittelbar danach. - Dass das Stalinregime verantwortlich 
für die Verbreitung der Pest des revolutionären jüdischen Nationa- 
lismus in Osteuropa und anderswo nach dem Ende des 2. Weltkriegs 
war, haben wir im vorhergehenden Kapitel bereits klargestellt. 

Die Liste der Sowjetführer, die sich in die Kategorie der «Krypto-Ju- 
den» einreihen lassen, ist schier endlos. Am 5- Mai 1958 konnte man 
im Time magazine lesen, Nikita Chruschtschow habe gegenüber dem 
israelischen Botschafter Joseph Avidar eingestanden, dass der so- 
wjetische Präsident Klementi Woroschilow sowie die Hälfte der Män- 
ner um ihn jüdische Ehegattinnen hätten. Chruschtschow, so be- 
richtete das Time magazine weiter, habe eine jüdische Schwieger- 
tochter. Laut der Canadian Jewish Press war Leonid Breschnew mit 
einer Jüdin verheiratet. Schliesslich wusste die Londoner Times im 
November 1982 zu berichten, Juri Andropow spreche «fliessend Jid- 
disch». Dies alles deutet darauf hin, dass die Juden sich in Europa 
keineswegs als fremde Rasse empfinden und ihre Töchter gerne an 
Angehörige der Gastvölker verheiraten, sofern diese genügend wich- 
tige Positionen bekleiden. Sie achten dann darauf, dass die Kinder 
aus diesen Verbindungen eine jüdische Erziehung erhalten und der 
jüdischen Gemeinde somit erhalten bleiben. Nur ein männlicher 
Jude, der eine NichtJüdin ehelicht und dessen Kinder nicht als jü- 
disch anerkannt werden können, wird definitiv abgeschrieben. 



!5 Douglas Reed, The Contwversy of Z'ion. 

67 



Rassendiskriminierung üben die Juden lediglich gegenüber offen- 
sichtlich andersrassigen Bevölkerungsgruppen aus. Ihre Töchter 
halten sich von der jungen «Oberschicht» in Afrika, Indien oder an- 
derswo in der Dritten Welt tunlichst fern, und in den USA wird man 
vergeblich nach einem schwarzen Politiker mit einer jüdischen Frau 
ausspähen. 

Selbstverständlich ist die Rassenfrage ungemein vielschichtig. Dass 
alle europäischen Völker der weissen oder «kaukasischen» Rasse an- 
gehören, bedeutet keineswegs, dass es keine merklichen Rassenun- 
terschiede zwischen ihnen gäbe. So sind die Sepharden von den 
Aschkenasen so deutlich verschieden wie die Engländer von den 
Iren. Ein anderer Aspekt des Rassenproblems ist, dass, wie Prof. Keim 
festgehalten hat I6 , jede «endogame», d.h sich nicht mit anderen 
Gruppen vermischende Gemeinschaft bestimmte Eigenschaften ei- 
ner sich entwickelnden Rasse an den Tag legt. In diesem Sinne nei- 
gen die Juden, auch wenn sie keine Rassenreinheit zu bewahren 
haben, dazu, sich wie eine in der Entwicklung begriffene Rasse zu 
verhalten und dadurch Reaktionen seitens einer Gastbevölkerung 
hervorzurufen, der es nicht erlaubt wird, sie durch Assimilierung in 
sich aufzunehmen. 



16 Sir Arthur Keith, A New Theory of Human Evolution. 

68 



KAPITEL 4 

Die Hochfinanz 
und die Neue Weltordnung 



Der Westen ist durch eine zersetzende und korrupte moralisierende Ideo- 
logie verkrüppelt worden, die unsere politischen und geistigen Eliten dazu 
bewegt, ihre Sympathie und Unterstützung für eben jene Elemente zu 
bekunden, welche die Zerstörung des Westens ganz offen zu ihrem Ziel 
erklären. 

Richard Clark, Technological Terrorism 



Die jüdische Rolle im Westen ist für die meisten Leute ebenso «ein in 
ein Rätsel gehülltes Mysterium innerhalb eines Geheimnisses» (so 
Winston Churchill über Russland) wie die Sowjetunion nach der 
Oktoberrevolution. Die Klärung dieses Geheimnisses wird durch ein 
raffiniertes System des intellektuellen Terrorismus verhindert, wel- 
ches jede öffentliche Debatte über dieses Thema in Acht und Bann 
tut. Doch lassen sich die Folgen allenthalben erkennen, und ab und 
zu werden sie auch beim Namen genannt, beispielsweise von Wil- 
mot Robertson in seinem Buch The Dispossessed Majority («Die ent- 
eignete Mehrheit»). Gemeint sind mit der «Mehrheit» selbstverständ- 
lich die «White Anglo-Saxon Protestants», die Amerika erschlossen 
und aufgebaut haben. 

Zwei Fakten von weitreichender Bedeutung sind hieb- und stichfest 
dokumentiert: 

1. Das «Ideal» einer «Neuen Weltordnung», wie es in der Sowjetuni- 
on seit dem Sturz des Zaren im Jahre 1917 emsig gefördert wird, 
hat im Westen einen Zwillingsbruder, der sich zu ihm verhält wie 
das rechte Rad an der Wagenachse zum linken. 

2. Überall im Westen setzen sich die Juden mit bewundernswerter 
Geschlossenheit und Beharrlichkeit für die Förderung eines jü- 



69 



disch-nationalen bzw. zionistischen Ideals ein, dessen Symbol und 
geographisches Zentrum der Staat Israel ist. 

Folgende Frage heisst es nun zu beantworten: Welche Rolle spielt ge- 
gebenenfalls der Zionismus beim Antrieb des westlichen Rads jenes Wa- 
gens, der uns in die Eine Welt führen soll? 

Eine Antwort auf diese Frage ist nur im Rahmen einer globalen Deu- 
tung der Geschichte unseres Jahrhunderts möglich, denn wie könn- 
te die jüdische Rolle korrekt untersucht und diskutiert werden, wenn 
nicht im Kontext jenes «stürmischen Zentrums der Geschichte», von 
dem Hannah Arendt spricht? Zitieren wir hier noch einen Ausschnitt 
aus ihrem Buch The Origins of Totalitarianism-. 

Kenntnis kann zweierlei Art sein: Kenntnis der Welt ausserhalb unser selbst, 
des Makrokosmos, und Kenntnis der inneren Welt, des Mikrokosmos. Bei- 
de sind grenzenlos. 

Je besser wir uns selbst kennen, desto leichter werden wir die Welt begrei- 
fen können. Doch gilt auch das Umgekehrte: Je besser wir die Welt be- 
greifen, desto leichter wird es uns fallen, uns selbst und unsere tiefsten und 
dauerhaftesten Bedürfnisse zu kennen. 

Um unsere Stellung als Individuen zu stärken, benötigen wir nicht immer 
mehr Kenntnisse, sondern lediglich solche Kenntnisse, die einen Zusam- 
menhang und einen Sinn besitzen. Wir brauchen eine kohärente Deu- 
tung der Geschichte des Zeitalters, in dem wir leben, sowie Einsicht in 
das, was für unser körperliches und seelisches Wohlbefinden unabding- 
bar ist. 

Der folgende Auszug aus einem 1949 von drei Universitätsprofesso- 
ren veröffentlichten Buch möge als Ausgangslage zur Erforschung 
dessen dienen, was sie als «dieses Zeitalter des Konflikts» bezeich- 
nen: 17 

«Zwei Weltkriege sowie all die anderen Kriege, Revolutionen und Krisen 
werden nun allgemein als Episoden in einem einzigen Zeitalter des Kon- 



*7 Chambers, Harris und Bayley, This Age of Conflict. 

10 



ßkts anerkannt, das 1914 seinen Anfang nahm und noch nicht zu Ende 
ist. Doch was auch immer seine letztendliche Bedeutung und Konsequenz 
sein mag, wir können es uns bereits heute als historisches Ganzes den- 
ken und als solches beschreiben.» (Hervorhebung durch den Autor.) 

Ein Zeitalter des Konflikts, das man sich «als Ganzes» denken muss, 
bedarf auch einer ganzheitlichen Erläuterung und Deutung; aus die- 
sem Grunde brauchen wir eine auf das Wesentlichste konzentrierte 
und vereinfachte Gesamtdarstellung der Geschichte unseres Jahr- 
hunderts, um die scheinbar endlose Aufeinanderfolge von Konflik- 
ten und Tragödien als ein Ganzes betrachten und begreifen zu kön- 
nen. Ich benutze dazu folgende Methode: Zu Beginn mache ich eine 
Reihe apodiktischer Aussagen, die sich mit einer umfangreichen Li- 
teratur mühelos untermauern lassen: 

1. Unser Jahrhundert des Konflikts ist das Produkt einer Allianz von 
Geld und Intellekt, wobei der Intellekt so gut wie immer dem Geld 
Untertan war und in dessen Diensten stand. Das Geld ist im 20. 
Jahrhundert die Hauptquelle wirklicher Macht. 

2. Wir müssen die Wandlungen ausfindig machen und identifizieren, 
welche auf dem Gebiet des Geldes und des Intellekts eingetreten 
sind und unser Jahrhundert so grundverschieden von allen frü- 
heren gemacht haben. 

3. Die Wandlung, die auf dem Gebiet des Geldes eingetreten ist, lässt 
sich wie folgt kennzeichnen: Die einst voneinander unabhängi- 
gen und nationalen Formen des Finanzkapitalismus schmolzen zu 
einem grenzübergreifenden finanzkapitalistischen System zusam- 
men, welches ganz anderen, langfristigeren Interessen dient als 
früher. 

4. Die Wandlung, die auf dem Gebiet des Intellekts eingetreten ist, 
lässt sich wie folgt kennzeichnen: An die Stelle des traditionellen 
Christentums trat eine sozialistische Ideologie als Grundlage eines 
einheitlichen intellektuellen Wertesystems. Dieser Sozialismus, den 
man auch eine säkularisierte Religion nennen könnte, hat, um 
den Psychologen Carl Gustav Jung zu zitieren, zu einer «psychi- 



71 



sehen Epidemie» geführt, an der die gebildeten Schichten des 
Westens heutzutage leiden. 

5. Die Wandlungen, die unser konfliktgeladenes Jahrhundert einlei- 
teten, waren zuerst klar in den letzten Jahren des 19. Jahrhun- 
derts in Südafrika zu erkennen. Sie verursachten den Burenkrieg, 
den ersten dreier brudermörderischer Kriege im Westen, und läu- 
teten das Ende des Britischen Weltreichs sowie den Beginn einer 
neuen, beispiellosen Art von weltweitem Imperium ein. Letzteres 
beruhte auf der Geldmacht, orientierte sich an rassischen Mass- 
stäben und war national-sozialistisch - im zionistischen Sinne! 

6. Diese Wandlungen auf dem Gebiet des Geldes und des Intellekts 
haben die Völker des Westens in eine dialektische Falle gelockt, in 
welcher das Geld die These, der Sozialismus die Antithese und das 
neue Imperium die Synthese darstellt. Das Geld bewirkt eine im- 
mer hemmungslosere Konzentrierung der Macht, der Sozialismus 
verheisst deren Dezentralisierung und Verteilung, und die Auflö- 
sung dieses Widerspruchs verleiht dem neuen Imperium seine 
Dynamik. 

7. Der Prozess der Übergabe der Finanzmacht an das neue Imperium 
wurde erst in den dreissiger Jahren abgeschlossen, als J.P. Mor- 
gan und die grossen amerikanischen Pionierfamilien ihre Vorherr- 
schaft an der Wall Street einbüssten. 

8. Die unmittelbare Ursache für die Zunahme der Konflikte in aller 
Welt lag in der Einmischung Aussenstehender in das natürliche 
hierarchische System oder die «Hackordnung» innerhalb der eth- 
nischen Gruppen und zwischen diesen. Oberall wurden Staaten 
gegründet und Regime errichtet, die kein lokales oder natürliches 
Existenzrecht besassen. Diese Einmischung seitens Dritter macht 
die Episoden des Konflikts im 20. Jahrhundert fundamental ver- 
schieden von Konflikten früherer Epochen und verleiht ihnen al- 
len einen gemeinsamen Nenner. 



72 



9. Alle diese Entwicklungen sind mit dem zusätzlichen Übel eines 
Systems der Geldschöpfung und Verschuldung verkettet, bei dem 
die westlichen Nationen Täter und Opfer zugleich sind. 

Gewiss können wir unser Zeitalter des Konflikts als geschichtliches 
Ganzes betrachten, doch was veranlasst uns zur Annahme, es sei das 
Produkt einer einheitlichen und kontinuierlichen Reihe identifizier- 
barer Ursachen? Studenten der Geschichte können unzählige Bei- 
spiele wichtiger Einflüsse nennen, die zum Zeitpunkt ihres Wirkens 
unergründlich schienen, sich später aber recht einfach aufdecken 
und erklären Hessen. Nicht nur auf dem Feld der Geschichte haben 
räumlich und zeitlich weit auseinanderliegende Geschehnisse zu- 
weilen eine gemeinsame Ursache. Als beispielsweise vor ein paar 
Jahren in allen möglichen Weltengegenden das Wetter monatelang 
verrückt spielte, teils mit verheerenden Folgen, gelang es den Me- 
teorologen schon bald, diese Phänomene auf eine einzige Ursache 
oder doch ein einziges Bündel von Ursachen zurückzuführen; es 
glückte ihnen schliesslich der Nachweis, dass die Stürme, Über- 
schwemmungen, Hurricanes, Dürren usw. zusammenhingen und ein 
verständliches Ganzes bildeten. Freilich wurden die Meteorologen 
bei ihren Untersuchungen nicht durch «verbotene Zonen» behin- 
dert, wie sie den Erforschern weltweiter politischer Schlechtwetter- 
lagen wohlbekannt sind... 

Es wäre ungebührlich optimistisch, anzunehmen, dass wir unser Zeit- 
alter des Konflikts so leicht erklären und verstehen können wie die 
tückischen Launen der Witterung, doch dürfen wir die Hoffnung 
hegen, dort, wo wir weltweit und jahrzehntelang ein erkennbares 
Muster übler Folgen vorfinden, auch ein entsprechendes Muster von 
Ursachen ausfindig machen zu können. Was wir benötigen, ist eine 
Deutung der Geschichte unseres Jahrhunderts, welche die gewalti- 
gen, beispiellos blutigen und tragischen Umwälzungen erklären und 
die Zusammenhänge zwischen ihnen aufzeigen kann. Nur wenige 
historische Werke machen sich anheischig, die Geschichte unseres 
Jahrhunderts ganzheitlich zu interpretieren. Zu ihnen gehören Os- 
wald Spenglers Untergang des Abendlandes sowie Carroll Quigleys 
Tragedy and Hope. 



73 



Spenglers hauptsächlicher Beitrag zur Geschichtsschreibung besteht 
in seiner Theorie der Morphologie der Geschichte, derzufolge unse- 
re heutige westliche Zivilisation zu unwiderruflichem Niedergang 
verurteilt ist. Paradoxerweise betrachtet Spengler dies nicht als pessi- 
mistische Auffassung. Eines geht aus seiner Analyse mit aller Klarheit 
hervor: Was sich im 20. Jahrhundert zugetragen hat, muss als Allianz 
von Geld und Intellekt gedeutet und untersucht werden, wobei das 
Geld und nicht etwa die reine Politik die hauptsächliche Triebkraft 
der Weltgeschichte darstellt. 

Carroll Quigley lässt - vermutlich absichtlich - wichtige Dinge unge- 
sagt, führt aber eine Unmenge solider dokumentarischer Beweise für 
seine These an, dass vieles von dem, was in unserem Jahrhundert 
geschehen ist, absichtlich herbeigeführt wurde. Er vertritt gewisser- 
massen eine Verschwörungstheorie, bei der eine Anzahl geheimer 
oder halbgeheimer Organisationen wie der Scholarship Trust, das 
Round Table Movement, das Royal Institute of International Affairs 
und der American Council of Foreign Relations die Hände im Spiel 
haben. All diese Gruppierungen stehen ihm zufolge unter dem Schirm 
dessen, was er ein «anglo-amerikanisches Netzwerk» von Geschäfts- 
leuten, Erziehern, Politikern und Journalisten nennt. Quigley, ein frü- 
herer Professor für Geschichte und internationale Beziehungen an 
der Georgetown Foreign Service School in Washington DC, liefert 
seinen Lesern noch viele andere wohldokumentierte Informationen, 
die bisher niemand in eine allgemeine Deutung der Geschichte un- 
seres Jahrhunderts einzubetten versucht hat. Tragedy and Hope wurde 
von den Herausgebern, der Macmillan Company, jäh vom Markt ge- 
nommen, vermutlich weil man der Ansicht war, es mache eine in 
sich geschlossene Interpretation der Geschichte unseres Zeitalters 
ungebührlich leicht; jenen, die lieber unter dem Deckmantel der 
Verschwiegenheit arbeiten, war sein Werk ein Dorn im Auge. Hier 
ein Auszug daraus: 

Ich bin über die Operationen dieses Netzwerks unterrichtet, weil ich es 20 
Jahre lang studiert habe und in den frühen sechziger Jahren zwei Jahre 
Gelegenheit hatte, mich mit seinen Papieren und geheimen Unterlagen 
vertraut zu machen. Ich hege keinerlei Abneigung gegen das Netzwerk 



74 



oder die meisten seiner Ziele; während eines grossen Teils meiner Exi- 
stenz stand ich ihm und vielen seiner Instrumente nahe. Sowohl in ferner 
als auch in jüngster Vergangenheit habe ich Bedenken gegen einige Aspek- 
te seiner Politik geäussert (...), doch im allgemeinen besteht der haupt- 
sächliche Meinungsunterschied darin, dass das Netzwerk unbekannt blei- 
ben möchte, während ich die Auffassung vertrete, seine Rolle in der Ge- 
schichte sei bedeutend genug, um bekannt zu werden. 

Die Theorie, dass vieles von dem, was geschah, bewusst herbeige- 
führt worden ist, wird auch von einem anderen grossen Historiker 
geteilt, den man gewiss nicht als Gegner der im Westen herrschen- 
den Kräfte bezeichnen kann, nämlich Arnold Toynbee - zwar nicht in 
seiner monumentalen Studie A Study of History, wohl aber in öffent- 
lichen Erklärungen. Beispielsweise sagte Toynbee in einem Vortrag, 
den er im Juni 1931 bei der vierten Jahreskonferenz des Instituts für 
die wissenschaftliche Erforschung der internationalen Beziehungen 
hielt, folgendes (der Text des Vortrags wurde in International Affairs, 
Dezember 1931, publiziert): 

Wir arbeiten gegenwärtig diskret, doch mit ganzem Einsatz daran, diese 
mysteriöse Kraft, die man Souveränität nennt, den Klauen der lokalen 
Nationalstaaten überall auf der Welt zu entreissen. Und mit unseren Lip- 
pen leugnen wir ständig, was wir mit unseren Händen tun, denn die An- 
fechtung der Souveränität lokaler Nationalstaaten ist in der Welt von 
heute immer noch eine Ketzerei, für die ein Staatsmann oder Publizist 
zwar nicht gerade auf dem Scheiterhaufen landet, aber doch mit Äch- 
tung und Kaltstellung bestraft wird. 

Ganz offensichtlich war der fortschreitende Souveränitätsverlust der 
Nationalstaaten im 20. Jahrhundert für Quigley und Toynbee Be- 
standteil der allmählichen Erfüllung ihres Wunschtraums von der 
sorgsam geplanten «schönen neuen Welt», die auf den rauchenden 
Trümmern der alten Welt errichtet werden sollte. Wenn Quigley im 
Titel seines Buchs von «Hoffnung» und «Tragödie» sprach, meinte er 
damit, dass eine Welt der Hoffnung, des geplanten revolutionären 
Wandels, eine chaotische Welt der Tragödie, des langsamen evolu- 
tionären Wandels, ersetzen sollte. 



75 



Wo und wann hat das Zeitalter des Konflikts begonnen? In ihrem 
zuvor erwähnten Buch setzen Chambers, Harris und Bayley seinen 
Auftakt mit dem Jahre 1914, also dem Ausbruch des Ersten Welt- 
kriegs, an, doch triftige Gründe sprechen dafür, als Ausgangspunkt 
den Burenkrieg von 1898-1902 anzunehmen. Heute erkennt man 
nämlich ganz klar, dass dieser den Startschuss zum Niedergang des 
Britischen Weltreichs und zum Aufstieg eines neuen, geheimnisvol- 
len Imperiums bildete. Falls diese Annahme richtig ist, lässt sich der 
schicksalhafte historische Wandel, der eine lange Kettenreaktion welt- 
weiter Umwälzungen auslösen sollte, am besten und am genauesten 
in Südafrika beobachten. Bis zu jener Zeit war die Geschichte des 
Britischen Empire durch einen schier unaufhaltsamen Aufstieg ge- 
kennzeichnet gewesen, dem lediglich ein Schönheitsfehler in Form 
der Unabhängigkeitserklärung der Vereinigten Staaten anhaftete. 
Beim Kampf um Kolonien hatte Grossbritannien all seinen Rivalen 
den Rang abgelaufen, und um die Jahrhundertwende durfte es sich 
eines Weltreichs rühmen, in dem «die Sonne niemals unterging». 

Doch durch eine Laune der Geschichte waren die holländischstäm- 
migen Buren, die aus der britisch regierten Kapprovinz in das fast 
menschenleere Hinterland Südafrikas gezogen waren, über Nacht 
zu Eigentümern der grössten Goldvorkommen des Erdballs gewor- 
den. Dass rassenbewusste Nationalisten wie Cecil John Rhodes und 
Alfred Milner danach gierten, die neue Burenrepublik Transvaal dem 
britischen Imperium einzuverleiben, ist begreiflich. In Anbetracht der 
damals vorherrschenden Mentalität wäre ein Verzicht auf den Ver- 
such, diesen köstlichen Preis zu erwerben, schlechthin undenkbar 
gewesen. Nach einem unerwartet verlustreichen und teuren Krieg 
gelang es Grossbritannien, sowohl Transvaal als auch dessen Ver- 
bündeten während der Kampfhandlungen, den Oranje-Freistaat, 
seinem Reich einzugliedern, doch geschah dies unter Umständen, 
die sich mysteriös von denen aller früheren imperialen Eroberungen 
unterschieden. Ehe die Buren den ersten Schuss abgaben, war das 
britische Volk bezüglich dieses Krieges in zwei verfeindete Lager ge- 
teilt; einer der treusten Diener der britischen Krone, General Sir Wil- 
liam Butler, Oberbefehlshaber der britischen Streitkräfte in Südafrika, 
hatte eindringlich vor diesem Krieg gewarnt; es wurden in diesem 



76 



Konflikt weit mehr Falschmeldungen verbreitet als in jedem anderen 
der britischen Kolonialgeschichte I8 . 

Ja, an dieser lockenden Gelegenheit zur weiteren imperialen Expan- 
sion war manches ganz anders. Während der Burenkrieg noch in 
vollem Gange war, schrieb der namhafte Schriftsteller J.A. Hobson in 
seinem Buch The War in South Africa-. 

Wir führen diesen Krieg, um eine kleine internationale Oligarchie von 
Bergwerkbesitzern und Spekulanten in Pretoria in den Sattel zu heben. 
Die Engländer täten gut daran zu erkennen, dass die wirtschaftlichen 
und politischen Geschicke Südafrikas in den Händen von Männern lie- 
gen, die grösstenteils fremder Herkunft sind, das Finanzwesen zu ihrem 
Handwerk gemacht haben und deren Interessen sich gewiss nicht mit 
den britischen decken. Daran wird sich auch künftig schwerlich etwas 
ändern. 

Hobson hat zweifellos den Nagel auf den Kopf getroffen. In seinem 
1979 erschienenen Buch The Boer War meint Thomas Pakenham zu 
den Ursachen jenes Konflikts folgendes: 

Als erstes haben die «Goldkäfer», die Rand-Millionäre, welche die ergie- 
bigsten Bergwerke der Welt kontrollieren, einen dünnen goldenen Faden 
gewoben. Bisher haben die Historiker angenommen, keiner dieser Gold- 
käfer sei direkt an der Anzettelung des Krieges beteiligt gewesen. Doch sie 
waren es sehr wohl. (...) Ich habe Beweise für ein informelles Bündnis 
zwischen Sir Alfred Milner, dem Hochkommissar, und dem Hause Wern- 
her-Beit (der führenden Rand-Mining-Firma) entdeckt. Dieses Bündnis 
hat meiner Überzeugung nach Milner stark genug gemacht, 
um den Krieg in die Wege zu leiten. (Hervorhebung durch den 
Autor.) 

Hobson widmet dem Thema des Bergwerkbesitzes in Transvaal ein 
ganzes Kapitel. Einige wenige Finanzpioniere waren Engländer; un- 
ter diesen nennt er Rhodes, Rudd und J.B. Robinson. Sie alle hatten 
ihr Vermögen in Südafrika gemacht, doch die anderen, «die kleine 



18 General Sir William Butler, Autobiography. 

77 



Gruppe internationaler Finanziers, grösstenteils aus Deutschland 
stammend und jüdischer Rasse», waren schon wohlhabend, als sie 
dort ankamen, und verfügten über schier unbegrenzte Geldmittel in 
Europa. Zu ihren Hauptfinanziers gehörte die Dresdner Bank, die 
nach Ansicht Hobsons grossenteils im Besitz von Wernher and Beit 
war. Auch Rhodes musste sich an eine internationale Bankierdyna- 
stie wenden, die Londoner Rothschilds nämlich, um das Geld zu 
erhalten, das er zur Ausstechung seiner Rivalen und zur Erlangung 
der vollständigen Kontrolle über die Diamantenindustrie in Kimber- 
ley benötigte. General Sir William Butler nannte die Quellen der Macht 
und Motivation, die hinter dem Entschluss zur Entfachung des Krie- 
ges standen noch deutlicher beim Namen als Hobson. Er bezeichne- 
te sie als «die politischen Zündschnurleger». In einem Telegramm an 
das Kriegsministerium schrieb er im Juni 1899: 

Würden die Juden keine Rolle spielen, so wäre es recht leicht, zu einer 
Verständigung zu gelangen, doch sind diese offenbar erpicht darauf, das 
Land in einen Bürgerkrieg zu stürzen... Die Indizien sind allzu deutlich, 
um noch Zweifel an der Existenz starker unterirdischer Strömungen zu 
erlauben, deren Urheber zur Förderung ihrer eigenen selbstsüchtigen Ziele 
um jeden Preis den Krieg wollen. 

Nur wenige bemerkten, und noch weniger verstanden, dass die ef- 
fektive Kontrolle über das Britische Weltreich in einem entscheiden- 
den geschichtlichen Augenblick zumindest zeitweilig britischen Hän- 
den entglitten war. In anderen Worten, der Schwerpunkt der reellen 
Macht in der Welt hatte sich beträchtlich verlagert. Dies war der 
mysteriöse Wandel, der eine Kettenreaktion weiterer Veränderun- 
gen nach sich zog, von welchen zunächst das Britische Empire und 
dann die ganze Welt betroffen war. Genauer gesagt, es war das erste 
unzweideutige Warnzeichen des Beginns eines Wandlungsprozes- 
ses auf dem Gebiet des Finanzkapitalismus, der erst in der Mitte der 
dreissiger Jahre seinen Abschluss finden sollte. Andere Veränderun- 
gen lassen sich weniger eindeutig erkennen. Eine der wichtigsten 
davon betraf die Methoden der Kriegsführung, war doch der mensch- 
liche Geist selbst mehr denn je zuvor in der Geschichte zum Schlacht- 
feld kriegerischer Interessen geworden. Politische Kriegsführung - 



78 



das, was Clausewitz als Krieg mit anderen Mitteln bezeichnet hat - gab 
es zwar schon seit jeher, doch nie im selben Ausmass wie nach der 
Jahrhundertwende. Schon immer haben die Mächtigen versucht, 
die Bevölkerung durch Propaganda für Kriege zu gewinnen, doch 
um die Einwohner Grossbritanniens für den Burenkrieg zu erwär- 
men, wurde in den späten neunziger Jahren des 19. Jahrhunderts 
eine Lügenpropaganda entfacht, die in ihrem Ausmass sowie ihrer 
Dreistigkeit bisher unbekannte Dimensionen erreichte. Dieses neue 
Übel - oder die Steigerung eines altbekannten Übels ins Unermessli- 
che - empörte General Butler, der am 18. Dezember 1898 an das 
Kolonialministerium schrieb: 

Alle politischen Fragen in Südafrika sowie fast alle von Kapstadt ausge- 
henden Informationen werden von dem bearbeitet, was ich bereits als 
kolossales Syndikat zur Verbreitung falscher Nachrichten bezeichnet habe. 

In The War in South Africa bemerkte Hobson: 

Südafrika bietet ein einzigartiges Beispiel einer Presse, die von einer klei- 
nen Gruppe von Männern kontrolliert und gelenkt wird; letztere verfol- 
gen das direkte Ziel, einen Konflikt vom Zaun zu brechen, der ihren Ge- 
schäftsinteressen förderlich ist. 

Mit prophetischer Einsicht schrieb Hobson ein Buch mit dem Titel 
The Psychology of Jingoism («Die Psychologie des Hurra-Patriotis- 
mus»), das als Analyse verlogener Propaganda den Vergleich mit 
George Orwells 1984 nicht zu scheuen braucht. 

Nur die herausragendsten unter den historischen Umwälzungen un- 
seres Zeitalters brauchen hier ausdrücklich erwähnt zu werden: Der 
Burenkrieg, die beiden Weltkriege, die bolschewistische Revolution 
sowie die nachfolgende Entwicklung der Sowjetunion zur industri- 
ellen und militärischen Supermacht, die Demontage der Kolonial- 
reiche und die Umwandlung der ehemaligen Kolonien in wirtschaft- 
lich meist nicht lebensfähige Nationalstaaten, die Überantwortung 
Chinas und anderer grosser Gebiete im Fernen Osten an ein totalitä- 
res kommunistisches System, die Gründung der Vereinten Nationen, 
die mit ihren unzähligen Agenturen als Prototyp der geplanten Welt- 



79 



regierung gelten können, sowie schliesslich der schleichende Sou- 
veränitätsverlust der westlichen Nationen. 

Bezeichnenderweise haben die ersten Jahre des 20. Jahrhunderts 
auch ein Phänomen hervorgebracht, das zur ominösen Begleiter- 
scheinung des kommenden Zeitalters des Konflikts werden sollte, 
nämlich das Konzentrationslager, Symbol einer wachsenden Barba- 
rei, die bei Konflikten immer weniger zwischen Soldaten und Zivili- 
sten unterschied. Es stellt sich uns die Aufgabe, zu ermitteln, welche 
tiefgreifenden Veränderungen in den zwischenmenschlichen Bezie- 
hungen den Anstoss zu dieser weltweiten Kettenreaktion von Kon- 
flikten und Tragödien gaben. Wie wir im folgenden darlegen wer- 
den, traten diese Veränderungen auf zwei sehr verschiedenen Ge- 
bieten ein, nämlich dem des Geldes sowie dem des Intellekts. Begin- 
nen wir mit der Geldfrage. 

Gegen das Ende des 19. Jahrhunderts begann das Geld eine neue 
Funktion und Bedeutung in den zwischenmenschlichen Beziehun- 
gen zu erwerben, weil die Wirtschaft den Vorrang gegenüber der 
Politik gewann. Diese beiden Felder sind als Quellen von Werten, 
Motivation und Kontrolle auf der Führungsebene scharf zu unter- 
scheiden. Die Politik weist sozialen Charakter auf; sie hat das - kurzfri- 
stige wie langfristige - Wohlergehen einer Gemeinschaft als ganzes im 
Auge. Die Bedürfnisse der Wirtschaft sind dabei zwar wichtig, spielen 
jedoch nur eine sekundäre oder unterstützende Rolle. Als Bestand- 
teil des politischen Denkens erstreckt sich das wirtschaftliche Den- 
ken ausschliesslich auf die Erfordernisse des materiellen Wohlstands 
und Fortschritts. Es nimmt automatisch an, was gut für's Geschäft sei, 
sei auch gut für die Gemeinschaft als Ganzes. Diese Denkweise 
schliesst jede andere buchstäblich aus. 

Was gegen Ende des 19. Jahrhunderts geschah, fiel nicht vom Him- 
mel, sondern muss als entscheidendes Stadium eines Prozesses be- 
trachtet werden, der sich den grössten Teil des ganzen Jahrhun- 
derts hindurch langsam entwickelt hatte. Der Burenkrieg bildete nicht 
nur den Auftakt zum Niedergang des Britischen Empire, sondern 
läutete auch den Anfang vom Ende der finanziellen Souveränität 
der Nationalstaaten in der gesamten westlichen Welt ein. Als die 



80 



grossen amerikanischen Finanzpionierfamilien, allen voran J.P. Mor- 
gan, in den dreissiger Jahren aus ihren Führungspositionen an der 
Wall Street verdrängt wurden, erreichte dieser Prozess seinen Höhe- 
punkt. 

Bezüglich der Beziehungen zwischen Politik und Hochfinanz herrsch- 
te vor dem Zweiten Weltkrieg ein ungemein komplexer Zustand, der 
sich vereinfachend wie folgt erklären lässt: Schon seit langem hatte 
es in den Nationalstaaten der westlichen Welt Bankierfamilien oder - 
dynastien wie die Rothschilds, die Warburgs und die Montefiores 
gegeben. Sie gewährten den Regierungen Anleihen und spezialisier- 
ten sich auf Transaktionen über die Landesgrenzen hinaus, doch 
erreichten diese niemals das Niveau eines internationalen Systems, 
das internationale Kontrolle über die Politik gewonnen hätte. Moch- 
ten diesen Bankiers auch die Möglichkeit verschlossen bleiben, die 
Politik der Nationalstaaten völlig zu bestimmen, so war ihre inner- 
staatliche finanzielle Macht doch sehr beträchtlich. Dies reichte ih- 
nen bis zur Jahrhundertwende auch völlig aus. Schon damals wa- 
ren sie national und international ein erstrangiger Machtfaktor, do- 
minierten aber längst nicht in dem Ausmass wie später. 

Trotz des enormen Obergewichts, das die jüdischen Bankierdynasti- 
en im internationalen Handel gewonnen hatten, waren es eigen- 
tümlicherweise die nichtjüdischen Finanziers mit ihrem Besitz und 
ihrem Zugang zum Füllhorn des neuen Wohlstands und ihrer Kon- 
trolle der nationalen Politik, welche die Hochfinanz als erste auf voll 
internationaler Basis zur Geltung kommen Hessen. In Tragedy and 
Hope legt Carroll Quigley die Fakten dar: 

An der Spitze des Systems stand die Bank für Internationalen Zahlungs- 
ausgleich im schweizerischen Basel, eine Privatbank, die im Besitz und 
unter der Kontrolle der selbst in Privatbesitz befindlichen Zentralbanken 
war. Jede der Zentralbanken, die sich in den Händen von Männern wie 
Montagu Norman (Bank of England), Benjamin Strong (New York Fe- 
deral Reserve Bank), Charles Rist (Banque de France) und Hjalmar 
Schacht (Deutsche Reichsbank) befanden, trachtete danach, die Regie- 
rung des betreffenden Landes zu beherrschen, wobei sie sich auf ihre 
Fähigkeit zur Kontrolle von Staatsanleihen, zur Manipulierung der Wech- 



81 



selkurse und zur Beeinflussung kooperativer Politiker durch die Aussicht 
auf spätere fette Gewinne in der Geschäftswelt stützte. 

Quigley erläutert weiter, die Rothschild hätten während eines gros- 
sen Teils des 19. Jahrhunderts die Vorreiterrolle gespielt, seien aber 
am Ende jenes Jahrhunderts «von J.P. Morgan ersetzt» worden, des- 
sen zentrales Büro in New York war, obgleich es so operierte, als 
befände es sich in London, «wo es unter dem Namen George Peabo- 
dy and Company 1838 auch entstanden war». 

Der Prozess der Aufsaugung eigenständiger nationaler Finanzmächte 
durch eine Konzentration globaler Finanzmacht wurde, wie bereits 
angedeutet, in den dreissiger Jahren des 20. Jahrhunderts abge- 
schlossen. In jenes Jahrzehnt fielen so dramatische Ereignisse wie 
der Aufstieg des Dritten Reichs, der Ausbruch des 2. Weltkriegs, in 
den später die USA und Japan eintraten und der die Errichtung 
eines kommunistischen Regimes in China zur Folge haben sollte. 
Quigley liefert seinen Lesern zahlreiche Fakten über die Verlagerung 
des Schwerpunkts der Finanzmacht. Seine diesbezüglichen Ausfüh- 
rungen beginnen mit folgenden ominösen Worten: 

Das dritte Stadium des Kapitalismus ist in der Geschichte des 20. Jahr- 
hunderts von so überwältigender Bedeutung, seine Verzweigungen und 
Einflüsse waren dermassen verborgen und geradezu okkult, dass es uns 
gerechtfertigt erscheint, seiner Organisation sowie seinen Methoden ge- 
bührende Aufmerksamkeit zu widmen. 

Die durch eine Unmenge dokumentierter Tatsachen gestützten Aus- 
führungen Quigleys veranschaulichen den Prozess des Wandels, der 
in den USA vor dem Ersten Weltkrieg einsetzte und den Wilmot Ro- 
bertson später als die «Enteignung der amerikanischen Mehrheit» 
bezeichnen sollte. Sein Höhepunkt war, um mit Quigley zu sprechen, 
«eine Umwälzung auf allen Ebenen, vom Wandel des Geschmacks in 
den Zeitungscomics (...) bis hin zu profunden Veränderungen in der 
Machtstruktur des amerikanischen Establishment». 

Von 1880 an waren die USA hinter den Kulissen von einer Plutokra- 
tie regiert worden, hinter der die Vermögenswerte der grossen ame- 



82 



rikanischen Pionierfamilien standen: Rockefeiler, Carnegie, Vander- 
built, Mellon, Duke, Whitney, Ford, Du Pont usw. Oberbankier dieser 
Machtkonstellation war J.P Morgan. Dieses «östliche Establishment» 
beschreibt Quigley als «streng kirchlich, anglophil, internationalistisch, 
aus den Elite-Universitäten hervorgegangen und in der abendländi- 
schen Kultur verwurzelt», und auf der anderen Seite des Atlantik gab 
es ein ähnlich geartetes Establishment mit Montagu Norman als Ober- 
bankier. Morgan und Montagu Norman arbeiteten eng zusammen 
und wurden das «anglo-amerikanische Establishment» genannt. Quig- 
ley berichtet vom 

... Niedergang der Firma J.P. Morgans, die zunächst anonymer Bestand- 
teil einer - 1861 gegründeten - Partnerschaft gewesen war, 1940 in eine 
inkorporierte öffentliche Gesellschaft umgewandelt und schliesslich 1 959 
von ihrer wichtigsten Nebenbank, der Guaranty Trust Company, aufge- 
sogen wurde. 

Laut Quigley wurde der Machtwechsel an der Wall Street u.a. durch 
die Einsicht der Morgan-Gruppe bewirkt, dass sie nicht mehr über 
die Stimmen des Kuratoriums der Columbia University verfügten, 
um einen Nachfolger für den zurücktretenden Rektor Dr. Nicholas 
Murray Butler zu benennen. Kurz gesagt: Die Kontrolle über die ame- 
rikanischen Elite-Universitäten war den amerikanischen Pionierfa- 
milien in einem lautlosen Kampf entrungen worden. Wenn Quigley 
diese Pionierfamilien als «streng kirchlich, anglophil und in der abend- 
ländischen Kultur verwurzelt» bezeichnet, so umschreibt er damit 
wortreich und dezent den Umstand, dass sie nicht jüdisch waren. 

Die Wall Street fiel den internationalen Finanziers wie eine reife Frucht 
in den Schoss. Die wirkliche Schlacht war auf dem Gebiet der parla- 
mentarischen Politik geschlagen und gewonnen worden, und zwar 
mit Methoden, die in der westlichen Welt bis zum heutigen Tage 
gang und gäbe sind. Dazu gehören die Finanzierung der Parteipoli- 
tik, die Irreführung der öffentlichen Meinung durch Zeitungen, Ra- 
dio, Fernsehen, Kino und Bücher sowie die Unterwanderung, Fi- 
nanzierung und Manipulation der Gewerkschaften. Bei ihrer stillen 
Machtübernahme konnten sich die neuen, geheimen Herren Ame- 
rikas auf die im Laufe vieler Jahrhunderte angeeigneten Fähigkeiten 



83 



und auf ihre eigene Erfahrung als in der Diaspora um ihr Überleben 
kämpfende Nation stützen. Der Machtzerfall der grossen amerikani- 
schen Financierfamilien spiegelte sich zuerst in Steuergesetzen wi- 
der, angefangen bei der 1913 eingeführten gestaffelten Einkommens- 
steuer bis hin zur Erbschaftssteuer, welche die schwerreichen Fami- 
lien samt und sonders dazu zwang, ihren Besitz in steuerfreien Stif- 
tungen anzulegen. Morgan und sein Kreis büssten die Kontrolle über 
die Zentralregierung zu dem Zeitpunkt ein, als ein Bündnis zwischen 
Geld und Intellekt unmerklich durch ein anderes ersetzt wurde. Dass 
sich ein solches Bündnis, gleichgültig wer an seiner Spitze steht, äus- 
serlich recht ähnlich verhält wie ein anderes, lässt den Machtwech- 
sel für Uneingeweihte schwer erkennen. 

Die Morgan-Gruppen liebäugelten mit linksradikalem Gedankengut 
und versuchten gleich nach der Oktoberrevolution, in Russland Fuss 
zu fassen. Doch bei diesem Spiel zogen sie gegenüber ihren jüdischen 
Rivalen den kürzeren. Die verfeindeten Wall-Street-Eliten hingen 
beide dem Ideal einer neuen Weltordnung an und waren vom 
Ehrgeiz besessen, an ihrem Aufbau mitzuwirken, doch damit waren 
die Gemeinsamkeiten bereits erschöpft. Das ursprüngliche 
amerikanische Establishment trat genau wie sein britisches 
Gegenstück für eine Eindämmung der Sowjetunion und ihrer 
marxistischen Herrscher ein. Als Fernziel schwebte ihnen die 
Eingliederung des russischen Reichs in eine neue Weltordnung ein, 
die auf der Grundlage des britischen Empire entstehen sollte und die 
sie selbst kontrollieren sollten, ganz wie Cecil Rhodes es erträumt 
hatte. Das neue Ostküsten-Establishment arbeitete hingegen auf den 
Aufbau der Sowjetunion als industrielle und militärische Supermacht 
hin, welche das Britische Empire als Grundlage einer neuen 
Weltordnung ersetzen sollte. Diese Entwicklungen auf dem Felde des 
Finanzkapitalismus und der Machtpolitik erreichten gegen das Ende 
der dreissiger Jahre hin ihren Höhepunkt und fielen zeitlich mit dem 
Ausbruch eines Phänomens in vielen Ländern der westlichen Welt 
zusammen, das man mit einem unzutreffenden Ausdruck 
«Antisemitismus» nennt. In The Origins of Totalitarianism nimmt 
Hannah Arendt kein Blatt vor den Mund: 



84 



Die politischen Entwicklungen des 20. Jahrhunderts haben das jüdische 
Volk ins stürmische Zentrum der Geschehnisse versetzt. (...) Die Juden- 
frage und der Antisemitismus (...) wurden zum Auslöser für den Aufstieg 
der Nazibewegung und die Errichtung der organisatorischen Struktur 
des Dritten Reichs (...) und dann für einen Weltkrieg von beispielloser 
Grausamkeit. 

Henry Ford, der viele Jahre lang die grossen Bankiers pauschal als 
die natürlichen Feinde des privaten Unternehmertums verurteilt 
hatte, zog nun einen klaren Trennstrich zwischen dem Hause Mor- 
gan, das er als «konstruktiv» beschrieb, und seinen Rivalen, die er als 
«Kriegstreiber» an den Pranger stellte. Von Morgan selbst weiss man, 
dass er - genau wie sein Gegenstück Montagu Norman in London - 
herzlich wenig für die Juden übrig hatte. Die Radioansprachen Pater 
Coughlins und die Schriften Pater Denis Faheys, die verzweifelten 
Bemühungen Charles Lindberghs, Amerika aus dem Krieg herauszu- 
halten, sowie die Aktivitäten des Faschistenführers Oswald Mosley 
und seiner Schwarzhemden in England - all dies stellte Reaktionen 
auf das Vorrücken der Juden ins stürmische Zentrum der Geschehnis- 
se dar. All diese drastischen Entwicklungen lassen erkennen, dass 
der Aufstieg der geballten jüdischen Finanzmacht im Westen jäh ins 
Bewusstsein der Öffentlichkeit gerückt war. 

Eine andere Fazette der herrschenden politischen Realitäten in den 
letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts, nämlich die damals in der 
britischen Oberschicht kursierenden Vorstellungen von der Zukunft, 
verdient eine gesonderte Behandlung. Cecil John Rhodes war einer 
der spektakulärsten und tatkräftigsten Persönlichkeiten der britischen 
Geschichte, doch war er zugleich ein Visionär und ein Träumer, von 
Freund und Feind als Koloss dargestellt, der den afrikanischen Kon- 
tinent beschritt. Seine Fähigkeit, bei anderen Aktivität und Loyalität 
zu erwecken, war sprichwörtlich. In der Sphäre des reinen Gedan- 
kens war es freilich nicht Rhodes, sondern John Ruskin, zeitweise 
Professor der Schönen Künste an der Universität von Oxford, der 
eine Generation junger Briten mit einer Ideologie ausrüstete, wel- 
che den Dienst an der Gemeinschaft in den Mittelpunkt stellte und 



85 



sich die Erschaffung einer besseren und glücklicheren Welt zum Zie- 
le gesetzt hatte. Ruskin und seine Jünger wollten die zivilisatorischen 
und humanistischen Aspekte des Britischen Weltreichs erweitern und 
eine Gemeinschaft freier und unabhängiger Staaten begründen, die 
von einem abstrakten Prinzip - man nannte dieses später die «Engli- 
sche Idee» - zusammengehalten werden sollten. Der diesen Gedan- 
ken innewohnende Zauber lässt sich auf eine einzige Quelle zurück- 
führen: Die Ideologie der «schönen neuen Welt», in der es Ordnung 
und Wohlstand für alle geben sollte, trat an die Stelle einer religiösen 
Orthodoxie, die unter dem Ansturm der wissenschaftlichen «Aufklä- 
rung» schon längst zu bröckeln begonnen hatte. Hier bot sich gebil- 
deten und von Tatendrang erfüllten Menschen ein sinnvolles Betäti- 
gungsfeld, eine Weltanschauung, die überdies noch die imperiale 
Expansion absegnete und ihren Vorkämpfern erst noch eine glän- 
zende Karriere in Aussicht stellte. 

So mächtig war diese die Gestalt einer säkularisierten Religion an- 
nehmende Ideologie, dass sie in der ganzen westlichen Welt scha- 
renweise Anhänger gewann. Selbst ehemalige Führer der von Eng- 
land in zähem Kampfe niedergerungenen Buren wie General Louis 
Botha, der später der erste Premierminister Südafrikas werden sollte, 
und General Jan Christian Smuts, Hessen sich von ihren Sirenen- 
klängen betören. Zur praktischen Förderung dieses politischen Idea- 
lismus wurden verschiedene Organisationen gegründet. Dazu ge- 
hörten der Rhodes Scholarship Trust, das halbgeheime Round Table 
movement, das Royal Institute of International Affairs, der American 
Council on Foreign Relations etc. In all diesen Organisationen spiel- 
ten eindeutig rassische Gesichtspunkte mit, und auf beiden Seiten 
des Atlantik erfolgte eine - in zurückhaltendem Ton formulierte - 
rassische Reaktion. So schrieb Ralph Durand 1909 in einem Buch 
über die Universität Oxford I9 : 

Ceci! Rhodes, der grosse Visionär (...), war der Ansicht, dass die Siche- 
rung des Weltfriedens in den Händen von Männern germanischen Blutes 



!9 Oxford: Its Buildings and Gardens, published by Grant Richards, London 1909. 

86 



liegen müsse und sah in seinem Testament die Einrichtung von Oxford- 
Stipendien vor, die Bürgern des Britischen Weltreichs, des Deutschen 
Reichs sowie der Vereinigten Staaten von Amerika offenstehen würden. 

Der fatale Schwachpunkt dieser Ideologie lag nicht im Bereich der 
politischen Wissenschaften oder der Hochfinanz, sondern auf einem 
Wissensgebiet, das weniger leicht zu erforschen und darzulegen ist, 
nämlich der Metaphysik. Quigley weist uns die Lösung des Rätsels: 
Jede Zentralbank in den verschiedenen Nationalstaaten, schreibt 
er, «versuchte ihre Regierung zu beherrschen» und «kooperative 
Politiker zu beeinflussen, indem sie ihnen spätere fette Gewinne in 
der Geschäftswelt in Aussicht stellte». Dies bedeutete, dass in den 
verschiedenen nationalen Machtstrukturen des Westens etwas schief 
gelaufen war: Sie alle hatten ein System der Geldschöpfung und Ver- 
schuldung übernommen, das sich korrumpierend auswirkte und von 
ungeahnter Komplexität war. 

Das Geld war nach und nach zum Mass aller Dinge geworden, und 
die herrschende Elite verdankte ihren Wohlstand immer weniger 
den Früchten ihres Grund und Bodens, sondern der Fabrik und dem 
Geschäftsbüro. Die Nationen waren unmerklich zu Plutokratien ge- 
worden; die Bevölkerung wurde von diesen nicht, wie es früher der 
Fall gewesen war, um ihre Ansicht ersucht und um Unterstützung 
gebeten, sondern die öffentliche Meinung wurde von der Presse, 
durch Korruptionsgrillwürstchen und die Aussicht auf «fette Gewin- 
ne in der Geschäftswelt» so geschaffen, wie es die Mächtigen wünsch- 
ten. Diese Ummünzung des Geldes in öffentliche Meinung und Un- 
terstützung wurde in Grossbritannien von Rhodes und Milner sowie 
den mit ihnen zusammenarbeitenden «Goldkäfern» zuwege gebracht, 
wobei sämtliche moralischen Grundsätze über Bord gingen. Das Geld 
hatte gezeigt, was es vermochte. Somit war der Ausgang eines Kamp- 
fes, den die nichtjüdischen Finanziers noch nicht einmal als solchen 
erkannten, unabänderlich festgelegt: Eine fremde Hochfinanz, fest ge- 
eint durch langfristige politische Ziele, beeinflusste die Politik der ver- 
schiedenen Nationalstaaten und verdrängte schliesslich die nichtjüdi- 
schen Finanziers als Manager der neuen internationalen Bankenstruktur. 



87 



Parallel zu dieser Entwicklung vollzogen jene Intellektuellen, die im 
Geist der von John Ruskin propagierten Ideologie eine auf den 
Grundlagen des britischen Weltreichs zu gründende «Neue Welt» 
gefordert hatten, den Obergang zu einer neuen Ideologie - der von 
Marx und Engels geschaffenen nämlich - ohne jedes Bauchgrim- 
men. Anthony Suttons Trilogie Wall Street and the Bolshevik Revoluti- 
on, Wall Street and the Rise of Hitler sowie Wall Street and FDR, enthält 
zwar eine Fülle von Informationen, doch noch bemerkenswerter als 
diese ist das, was sie nicht sagt. Sutton unterlässt es nämlich, Ross und 
Reiter zu nennen und auf das hinzuweisen, was Hannah Arendt rich- 
tig als «Auslöser» im «stürmischen Zentrum der Ereignisse» bezeich- 
net hatte, nämlich die Rolle des jüdischen Volkes in der Machtpolitik 
des 20. Jahrhunderts. 

Für Sutton gab und gibt es nur ein einziges «Wall-Street-Establish- 
ment», dem er den Schwarzen Peter für die Finanzierung der Okto- 
berrevolution und später für die Finanzierung Hitlers zuschiebt. Dies 
ist eine ganz unzulässige Vereinfachung. In Wirklichkeit hatte die Wall 
Street zwei verschiedene Gesichter, von denen das eine durch Mor- 
gan und das andere durch Warburg verkörpert wurde. Die Behaup- 
tung, wonach «die Wall Street» die bolschewistische Revolution fi- 
nanziert habe, stimmt schon, doch dabei übernahm die Warburg- 
Fraktion (insbesondere Jacob Schiff) die Initiative, während die Mor- 
gan-Gruppe mit einiger Verspätung auf den fahrenden Zug sprang, 
abstürzte und dann die ganze Schelte für die Aktion einstecken mus- 
ste. Dass «die Wall Street» Hitlers Aufstieg zur Macht finanziell förder- 
te, lässt sich ebenfalls anhand vieler Beweise belegen, doch diesmal 
ging die Operation eindeutig von den Morgan-Leuten aus. Wer aber, 
wenn nicht die Internationalisten, hat in den frühen dreissiger Jah- 
ren die KPD finanziert, die damals bei den Wahlen in Deutschland 
spektakuläre Erfolge einheimste? 

Die grimmigsten politischen Kämpfe der dreissiger Jahre in fast sämt- 
lichen Teilen der westlichen Welt lassen sich somit ganz klar als Stell- 
vertreterkriege erkennen, bei denen rivalisierende Finanzmächte am 
Werk waren und die in den Zweiten Weltkrieg mitsamt seinem schlus- 
sendlichen Triumph der Internationalisten mündeten. In Grossbri- 



88 



tannien kam die Opposition gegen diesen Krieg von den Überresten 
des ursprünglichen englischen Establishments, die man die «Clive- 
den-Gruppe» nannte. Cliveden war der Name des Wohnsitzes von 
Lord Astor. 

Diese Deutung ermöglicht auch das Verständnis einer der abson- 
derlichsten und geheimnisvollsten Episoden der amerikanischen Ge- 
schichte, nämlich des angeblichen Versuchs, mit Hilfe der American 
Legion und eines Teils der Streitkräfte eine «faschistoide Diktatur» im 
Weissen Haus zu errichten. Am 21. November 1934 berichtete die 
New York Times auf der Titelseite kurz über dieses angebliche Kom- 
plott. Ein Kongresskomitee wurde auf die Beine gestellt, das die Be- 
hauptungen untersuchen sollte, doch schon bald verschwand die 
Verschwörung aus den Schlagzeilen. Unter den Beteiligten gab es 
einige wenige führende Angehörige der American Legion und einer 
anderen Organisation, die man als Liberty League kannte. Zusam- 
men sollen diese Gruppierungen geplant haben, eine Streitkraft von 
500.000 Mann zu mobilisieren. Die Führung des Unterfangens wur- 
de Generalmajor Smedley D. Butler angeboten, einem vieldekorier- 
ten Kriegshelden, doch liegen keine hieb- und stichfesten Beweise 
dafür vor, dass er mit den Verschwörern wirklich unter einer Decke 
steckte. 

Es spricht Bände, dass ausschliesslich nichtjüdische Persönlichkeiten 
aus der Hochfinanz und dem grossen Geschäft als Drahtzieher 
identifiziert wurden. Sie alle waren irgendwie mit J.P. Morgan 
verknüpft: Grayson Murphy, ein Direktor der Guaranty Company; 
Jackson Martindell, der mit Stone und Webster - Verbündeten der 
Morgans - assoziiert war; die Firma Du Pont; die von Du Pont 
kontrollierte Remington Arms Company sowie schliesslich die 
Finanzgruppe Morgan-Harriman. Dies alles scheint darauf 
hinzudeuten, dass die Finanziers und Industriellen des Morgan- 
Kreises nach ihrer Ausbootung an der Wall Street eine Desperado- 
Aktion gegen die internationalen Finanziers im Schilde führten, 
ähnlich jenen, die in Italien und Deutschland mit etlichem Erfolg 
durchgeführt worden waren. 



89 



So wie im letzten Jahrhundert die Rivalität zwischen verschiedenen 
rein national verwurzelten Finanzmächten zum Kampf um Kolonien 
führte, erforderte die Konsolidierung der globalen Finanzmacht im 
20. Jahrhundert die Zerschlagung sämtlicher Kolonialreiche und 
ihre Ersetzung durch eine Unzahl neuer Staaten, auf welche die ein- 
zelnen Nationen des Westens wenig oder gar keinen Einfluss haben 
würden. 

Vor 1939, als das neue Imperium erst im Entstehen begriffen war, und 
nach dem Zweiten Weltkrieg, aus dem es als der einzige wirkliche 
Sieger hervorging, verliefen die Umwälzungen unterschiedlich 
schnell und mit unterschiedlicher Radikalität. Dies muss man sich 
stets vor Augen halten. 

Soviel zum revolutionären Wandel auf dem Gebiet der Hochfinanz. 



90 



KAPITEL 5 

Der Kampf um die Wall Street 



Dies begriff Lenin sehr wohl: Dass einem Ideen allein nicht weiterhelfen, 
dass man keine Revolution machen kann, ohne Macht zu haben, dass in 
unserer Zeit die Hauptquelle der Macht das Geld ist und dass alle anderen 
Formen der Macht- Organisation, Waffen sowie Menschen, welche diese 
Waffen zum Töten benutzen können -vom Gelde abhängen. 

Alexander Solschenizyn 
Lenin in Zürich 



«Niemand sollte die Rassenfrage leichtfertig abtun», schrieb Benja- 
min Disraeli, Premierminister Königin Victorias. «Sie ist der Schlüssel 
zur Weltgeschichte, und dies ist auch der Grund dafür, dass es der 
Geschichtsschreibung so oft an Klarheit mangelt - sie wird von Men- 
schen geschrieben, welche die Rassenfrage und das, was zu ihr ge- 
hört, nicht verstehen.» 

Hier sind zwecks Vermeidung von Missverständnissen zunächst eini- 
ge klärende Worte zum Begriff der «Rasse» angebracht. Die physi- 
sche Anthropologie oder Rassenkunde ist im 20. Jahrhundert stark 
in den Hintergrund gedrängt worden, wie es in einem früheren Zeit- 
alter mit der Astronomie geschah: in beiden Fällen standen die Er- 
kenntnisse der jeweiligen Wissenschaft im Widerspruch zu den von 
einer Weltmacht verkündeten Dogmen. Technisch gesehen versteht 
man unter «Rasse» eine menschliche Gemeinschaft, deren Angehö- 
rige sich untereinander fortpflanzen. Eine Rasse wird nicht durch 
den Grad ihrer Homogenität definiert, sondern durch ihre Abwehr 
gegenüber der Assimilation durch andere Gruppen. Aus diesem 
Grund kann auch ein Volk von durchaus unterschiedlicher rassi- 
scher oder genetischer Struktur wie die Juden ausgeprägte Rassen- 
merkmale aufweisen. In alttestamentlichen Zeiten waren «Rasse» und 
«Nation» in der Tat praktisch Synonyme. 



91 



Im folgenden werden wir uns mit dem Thema der Rasse auf dem 
Gebiet der Hochfinanz befassen. Prof. Sir Arthur Keith, ehemaliger 
Vorsitzender der British Association for the Advancement of Science, 
fasste die Aussage zweier Kapitel seines Buchs A New Theory of 
Human Evolution folgendermassen zusammen: 

Ich bin dezidiert der Ansicht, dass die rassischen Merkmale bei den Juden 
stärker entwickelt sind als bei anderen Völkern der kaukasischen Rasse. 

Keith untermauert diese Aussage mit Zitaten vieler anderer Autori- 
täten. Man beachte, dass er die Juden der «kaukasischen» (d.h. weis- 
sen) Rasse zurechnet und nicht für «Semiten» hält. 

Eine Gemeinschaft mit stark entwickelten Rassenmerkmalen pflegt 
ein ausgeprägtes Gruppenbewusstsein zu besitzen. Dies gilt etwa für 
die Schweine in George Orwells Animal Farm, die sich zwar gelegent- 
lich untereinander erbittert bekämpfen und dabei auch vor Blutver- 
giessen nicht zurückschrecken, doch stets einen klaren Trennstrich 
zwischen sich selbst und den «anderen Tieren» ziehen. 

Der verstorbene Dr. Carroll Quigley, ehemaliger Professor für Inter- 
nationale Beziehungen an der angesehenen Washingtoner George- 
town Foreign Service School, bringt in seinem monumentalen Epos 
Tragedy and Hope die entscheidende Rolle der Juden in der Ge- 
schichte unseres Jahrhunderts nicht zur Sprache; obgleich das Werk 
volle 1300 Seiten umfasst, steht darin buchstäblich nichts über die 
Juden ausser einigen Bemerkungen zur Gründung des Staates Isra- 
el, und im 36-seitigen Namens- und Sachregister sucht man die Stich- 
wörter «Zionismus» oder «zionistisch» vergeblich. Trotzdem hat der 
Verleger, die Macmillan Company, das Buch abrupt aus dem Verkehr 
gezogen, als man in Establishment-Kreisen gewahr wurde, dass es 
zahlreiche, teils aus vertraulichen Quellen stammende Informatio- 
nen enthielt, aus denen ein aufgeweckter Leser wohlfundierte Fol- 
gerungen bezüglich der rassischen Aspekte der Geschichte unseres 
Jahrhunderts ziehen kann. Ob es Quigley durch kluge List geglückt 
ist, sein Buch von einem namhaften Establishment-Verleger verbrei- 
ten zu lassen, oder ob er tatsächlich hinreichend naiv war zu glau- 
ben, er könne ungehindert alles mögliche über Aktivitäten und Poli- 



92 



tik der grossen Finanzjongleure ausplaudern, werden wir vielleicht 
nie erfahren. Doch wie andere vor ihm bewies Quigley, dass im We- 
sten eine Zensur existiert, die zwar nicht so plump, aber nicht weni- 
ger wirksam ist als die von den Kommunisten hinter dem Eisernen 
Vorhang ausgeübte. 

Am unterbittlichsten trifft diese Zensur jene historische Untersuchun- 
gen, welche die entscheidende jüdische Rolle in der Zeitgeschichte 
- oder, anders ausgedrückt, den «rassischen Faktor» - zur Sprache 
bringen. Solche Bücher findet man nicht auf den Regalen der Buch- 
handlungen. Im vorliegenden Kapitel wollen wir Disraelis Aussage 
illustrieren, indem wir zwei moderne Geschichtsbücher, welche die- 
selbe Periode zum Gegenstand haben und dasselbe Thema behan- 
deln, untersuchen und miteinander vergleichen, nämlich Anthony 
C. Suttons Wall Street and the Rise of Hitler sowie James und Suzanne 
Pools Who Financed Hitler. (Sutton hat noch zwei andere Werke über 
die Wall Street verfasst, nämlich Wall Street and the Bolshevik Revolu- 
tion sowie Wall Street and FDR.) 



I. Der professionelle Historiker 

Dr. Sutton räumt freimütig ein, dass seine den Umtrieben der Wall 
Street gewidmeten Studien wichtige Fragen unbeantwortet lassen, 
denn in einer von ihnen, Wall Street and the Rise of Hitler, schreibt er 
auf S. 167: «Warum wollte die Wall-Street-Elite, die internationalen 
Bankiers, Roosevelt und Hitler an die Macht bringen? Dies ist ein 
Aspekt, den wir nicht erforscht haben», und auf S. 174 desselben 
Buchs wirft er die Frage auf, ob die New Yorker Finanzoligarchie 
«eine subversive Kraft» sei, welche Verfassung und Freiheit gezielt zu 
untergraben trachte; die Klärung dieser Frage, so fügt er hinzu, wer- 
de «eine Aufgabe für das nächste Jahrzehnt sein». Genau diese Fra- 
ge nach dem Warum besitzt in George Orwells grandiosem Roman 
1984 einen entscheidenden Stellenwert, lässt der Verfasser doch sei- 
nen Helden Winston Smith in seinem geheimen Tagebuch schrei- 
ben: «Ich verstehe das Wie, nicht aber das Warum.» 



93 



Wir können ohne sonderliche Schwierigkeiten herausfinden, was 
geschehen ist und wie es geschehen ist, doch hilft uns dies nicht viel 
weiter, wenn die Frage nach den wirklichen Motiven jener, die für die 
Entwicklungen verantwortlich sind, unbeantwortet bleibt. 

In allen drei Büchern stellt Sutton die Dinge so dar, als seien die 
Juden eine ethnische Gemeinschaft, der keine grössere geschichtli- 
che Bedeutung zukomme als beispielsweise den Zigeunern oder den 
Eskimos. Nachdem er so die Rasse bzw. ethnische Identität als mass- 
geblichen Faktor unter den Teppich gekehrt hat, fühlt sich Sutton 
auch nicht bemüssigt, die Frage zu beantworten, weshalb nach dem 
Zweiten Weltkrieg, als alle dem Aufsichtsrat des mächtigen I.G.-Far- 
ben-Konzerns angehörigen deutschen Bankiers als «Kriegsverbre- 
cher» auf der Anklagebank landeten, ausgerechnet Max Warburg 
ungeschoren davonkam. In Wal! Street and the Rise of Hitler wird 
bezeichnenderweise ein weiterer bedeutsamer Punkt verschwiegen: 
Mit keinem Wort geht der Verfasser auf die Finanzierung der ande- 
ren «extremistischen Partei» in Deutschland ein, die bei den Wahlen 
im September 1930 einen spektakulären Erfolg einheimste, der Kom- 
munisten nämlich, die durch die von ihnen 1918 angezettelten inne- 
ren Unruhen den Ersten Weltkrieg jäh beeendet hatten und später 
als legale Massenpartei auftraten. Die Vermutung ist logisch und na- 
heliegend, dass Identität und Motive jener, welche Hitler finanzier- 
ten, Aufschluss über Identität und Motive jener anderen vermitteln, 
die den Kommunisten finanzielle Unterstützung angedeihen liessen. 
Ohne diese Information und die sich daraus ergebenden Schlüsse 
kann ein an sich sorgfältig recherchiertes und von wertvollen Infor- 
mationen strotzendes Buch wie Wall Street and the Rise of Hitler gera- 
dezu kontraproduktiv wirken und unsere Sicht der Dinge noch är- 
ger verwirren, statt Licht in die vom Establishment ausgestreute Ver- 
sion der Zeitgeschichte zu bringen, die, um mit Sutton zu sprechen, 
«dazu dient, ein gigantisches, betrügerisches und unmoralisches Rän- 
kespiel zu vertuschen». 

Wie wir darlegen werden, sind die von Sutton gelieferten Informa- 
tionen unbestreitbar von einigem Wert, da sie zumindest die halbe 
Wahrheit enthüllen - doch nur, wenn die andere, bei Sutton fehlende 



94 



Hälfte ergänzt wird. Man darf nicht der Versuchung erliegen, Suttons 
Bücher über die Wall Street als ausgewogene und objektive Darstel- 
lung jener Kräfte zu betrachten, die in der modernen Politik «ein 
betrügerisches und unmoralisches Ränkespiel» betreiben. Zu Quig- 
ley bemerkt Sutton, dieser erbringe zwar «Beweise für die Existenz 
der Machtelite», beleuchte jedoch «die Operationen der Elite nicht». 
Er fügt hinzu: «Möglicherweise sind die von Quigley benutzten Do- 
kumente gesiebt worden, oder sie enthielten keine Hinweise auf den 
manipulativen Einfluss, welchen die Elite auf Geschehnisse wie die 
bolschewistische Revolution, Hitlers Machtergreifung und die Wahl 
Roosevelts zum US-Präsidenten im Jahre 1933 ausgeübt hat.» Dabei 
enthält Quigleys Buch eine Anzahl knallharter Fakten, welche eine 
recht vollständige Antwort auf die von Sutton nicht angepackte Fra- 
ge («Weshalb wollte die Wall-Street-Elite Roosevelt und Hitler an die 
Macht bringen?») erteilen, doch war dies Sutton offenbar entgan- 
gen. Letzterer wagt sich nicht an die Rassenfrage als solche heran, 
aber auffallenderweise sind die von ihm am häufigsten genannten 
Wall-Street-Mogule unverkennbar NichtJuden, die - mit J.P Morgan 
als herausragender Figur - eine geballte Konzentration finanzieller 
und industrieller Macht verkörperten. Diese Finanzelite macht Sut- 
ton sowohl für den Sieg der bolschewistischen Revolution als auch 
für die Entfachung des Zweiten Weltkriegs verantwortlich. 

Trotz ihrer zentraler Bedeutung verschweigt uns Sutton folgende 
Tatsache: Die grössten revolutionären Umwälzungen, die unser kon- 
fliktreiches Jahrhundert kennzeichnen, können auf das Wirken zweier 
Finanzeliten zurückgeführt werden. Dass sich diese grundsätzlich 
voneinander unterscheiden, lässt sich nur schwer erkennen, weil sie 
oft gemeinsam vorgegangen sind, doch ab ca. 1930 wurde der Ge- 
gensatz zwischen ihnen immer schroffer. Die eine setzte sich aus Nicht- 
juden, die andere aus Juden zusammen. Einen versteckten Hinweis 
auf diesen Sachverhalt liefert Sutton an einer Stelle, wo er seinen 
Lesern mitteilt, dass Henry Ford die Finanziers in zwei Klassen ein- 
teilt, die «konstruktiven» und die «destruktiven», wobei die eine durch 
J.P. Morgan, die andere durch «die wirklichen Kriegstreiber der Welt» 
verkörpert werde. Doch anschliessend schreibt er weiter über die 



95 



Wall-Street-Finanziers als eine homogene Gruppe, ohne zwischen 
Juden und NichtJuden zu unterscheiden. 

Kurzum, es stellt sich heraus, dass im Zweiten Weltkrieg ein Kampf 
zwischen zwei Finanzeliten ausgefochten wurde, von denen die eine, 
darunter ein bedeutender Teil der Wall Street, das deutsche Volk 
unterstützte, während die andere, die sich ebenfalls teilweise aus 
Wall-Street-Leuten rekrutierte, hinter dessen Feinden stand. Wir 
müssen die Wahrheit über diese Geschehnisse kennen, denn, wie 
George Orwell treffend schreibt, «wer die Gegenwart kontrolliert, 
kontrolliert die Vergangenheit, und wer die Vergangenheit kontrol- 
liert, kontrolliert die Zukunft». Demnach dürfen wir nicht hoffen, die 
heutigen Entwicklungen zu begreifen, wenn wir die Vergangenheit 
nicht wirklich verstehen, und ohne Einsicht in die Gegenwart bleibt 
uns jede Einflussnahme auf unser künftiges Geschick verwehrt. 

Wir wissen, dass die Deutschen den Zweiten Weltkrieg verloren ha- 
ben, doch was waren die Folgen des versteckten Machtkampfs zwi- 
schen den beiden Finanzeliten? Die Antwort auf diese Frage müssen 
wir unbedingt kennen, wollen wir die heutigen Ereignisse verstehen 
und künftige Gefahren abwenden. Zuallererst freilich müssen wir in 
Erfahrung bringen, wie eine Situation entstehen konnte, in welcher 
die beiden finanziellen Machteliten einander als Gegner in einem 
Weltkrieg gegenüberstanden. Unsere folgenden Ausführungen stel- 
len eine kurze Obersicht über diese Entwicklungen dar und werden 
durch Quigleys grosses Werk Tragedy and Hope abgestützt. 

Während mehrerer Jahrhunderte lag das Monopol der internatio- 
nalen Finanzaktivitäten weitgehend in den Händen jüdischer Ban- 
kierdynastien, von denen die mächtigste und bekannteste die Roth- 
schilds waren. Doch hat sich der Finanzkapitalismus erst in den frü- 
hen Jahren des 20. Jahrhunderts voll konsolidiert. In der zweiten Hälfte 
des 19. Jahrhunderts hatte der beispiellose wirtschaftliche Auf- 
schwung der Vereinigten Staaten, der fast durchwegs unter der di- 
rekten Führung von Pionierfamilien wie der Rockefellers, der Carne- 
gies, der Fords, der Astors etc. erfolgte, eine parallele Entwicklung 
des Bankwesens zur Folge, an dessen Spitze genau dieselbe Art von 
Leuten mit J.P. Morgan als namhaftestem Vertreter standen. In 



96 



Grossbritannien und Kontinentaleuropa nahmen die Verhältnisse 
einen ganz ähnlichen Verlauf: Auch dort erzeugte die Vorherrschaft 
nichtjüdischer Persönlichkeiten im Privatkapitalismus und industri- 
ellen Unternehmertum nationale Konzentrationen des Finanzkapi- 
tals, welche die jüdischen Bankierfamilien wohl nutzen, aber nicht 
beherrschen konnten. 

Man rufe sich in Erinnerung, dass die Industrialisierung des Westens 
ausschliesslich dem Erfindergeist, der Tatkraft und der Initiative ethni- 
scher Europäer zu verdanken ist. Aus diesem Grund findet man auch 
keine jüdischen Namen unter den Unternehmern, welche die bahn- 
brechenden industriellen Innovationen schufen - sei es in der Ölför- 
derung, dem Bergbau, der Eisen- und Stahlproduktion, dem Eisen- 
bahn- und Schiffsverkehr, der Automobil- und Flugzeugherstellung, 
der Elektrifizierung, der chemischen Industrie usw. Eine explosions- 
artige Steigerung der Schaffung realen Wohlstands bescherte zu je- 
ner Zeit den christlichen ethnischen Europäern eine kurzlebige Vor- 
machtstellung auf dem Felde der Hochfinanz. 

So enorm war der neugeschaffene Reichtum, dass eine gleichsam 
über Nacht entstandene nichtjüdische Finanzelite, bei der Persön- 
lichkeiten wie J.P Morgan und Montagu Norman die erste Geige 
spielten, die jüdische Finanzmacht mitsamt ihrem Paradepferd, dem 
Hause Rothschild, aus ihrer Führungsposition verdrängte. Es folgte 
ein sehr vielschichtiger und auf unterschiedlichster Ebene geführter 
Machtkampf. Ein erster herber Rückschlag für die nichtjüdischen Fi- 
nanziers waren die Erbschaftssteuer sowie die gestaffelte Einkom- 
menssteuer, die auf die mächtigen nichtjüdischen Familien im be- 
sonderen und die Mittelklasse im allgemeinen abzielten. Die Einfüh- 
rung dieser Steuern ging auf den steigenden Einfluss der Juden in 
den Medien sowie ihr direktes Eingreifen in Partei- und Gewerk- 
schaftspolitik zurück. 

Als die nichtjüdische Elite dann das Spiel der Juden mitzuspielen 
begann und in allen westlichen Ländern in Privatbesitz befindliche 
Zentralbanken einrichtete, wendete sich das Blatt endgültig, und die 
nichtjüdische Seite geriet im Machtkampf der beiden Eliten mehr 
und mehr ins Hintertreffen. In den USA ging die Schaffung der Zen- 



97 



tralbank auf das Wirken Paul Warburgs zurück, eines Sprösslings der 
gleichnamigen mächtigen deutsch-jüdischen Bankierfamilie. 

Die Morgan-Leute merkten schon bald, dass ihre Rivalen sie bei der 
Planung und Finanzierung der russischen Revolution ausgestochen 
hatten, und versuchten ihren Anteil am Kuchen zu ergattern. Doch 
gleichzeitig Hess J.P Morgan auch der von Admiral A.W. Koltschak 
geführten gegenrevolutionären Bewegung sowie der unter Kolt- 
schaks Oberbefehl stehenden Weissen Armee Finanzhilfe zukommen; 
er wäre noch so froh gewesen, wäre es den Weissen gelungen, die 
bolschewistische Regierung aus dem Sattel zu heben und dadurch 
ihren Geldgebern einen empfindlichen Schlag zu versetzen. 

In Deutschland sah die Lage ganz anders aus. Obgleich die nichtjü- 
dischen britischen und amerikanischen Bankiers traditionell jeder 
Form des deutschen Nationalismus feindselig gegenüberstanden 
(was später zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs beitrug), erblick- 
ten sie im Aufstieg der nationalsozialistischen Bewegung eine viel- 
versprechende Gelegenheit, ihren Widersachern, welche früher die 
marxistischen Revolutionäre finanziell und organisatorisch unterstützt 
hatten, eins auszuwischen. Gab es für die Morgan-Leute keinen an- 
deren Weg, ihre Spitzenposition im internationalen Finanzkapitalis- 
mus zu verteidigen bzw. wiederzuerobem? Die Antwort lautet ganz 
klar nein! Die einzige Alternative im Kampf gegen die jüdische Vor- 
herrschaft war ihnen versperrt, weil sie als Teilhaber bei der Schaf- 
fung und Ausnutzung eines betrügerischen zentralisierten Banken- 
systems die moralische Grundlage aufgegeben hatten, auf der eine sol- 
che Schlacht hätte ausgefochten werden können. Die Morgans so- 
wie die ihnen verbündeten Bankiers hatten sich allzu tief in die trüb- 
sten Spielarten finanzieller Machtpolitik verstrickt und sogar mit ih- 
ren jüdischen Gegnern darin gewetteifert, durch Geldzuwendun- 
gen Einfluss auf die Führung linksradikaler Bewegungen einschlies- 
slich der amerikanischen Kommunisten zu erwerben. 

Hingegen konnte Henry Ford als Selfmademan und unabhängiger 
Industrieller es sich leisten, die Karten auf den Tisch zu legen und 
jene, die er für seine Feinde und die Feinde seines Landes hielt, offen 



98 



aufs Korn zu nehmen. Vor dem Zweiten Weltkrieg verhehlte Ford 
auch seine Sympathie für das Dritte Reich nicht. 

Die Menschen im Westen durften nicht erfahren, dass jenes «anglo- 
amerikanische Establishment», das Quigley so dezent als «streng kirch- 
lich und in der europäischen Kultur verwurzelt» beschreibt, zunächst 
alles tat, um einen Krieg gegen Deutschland zu vermeiden. Es be- 
mühte sich, die NS-Bewegung als Bollwerk gegen eine jüdisch ge- 
lenkte kommunistische Machtübernahme auszubauen, und half so- 
gar bei der Aufrüstung Deutschlands, als die ersten Kriegswolken am 
Horizont erschienen. Die Tatsachen findet man allesamt in Quigleys 
Tragedy and Hope - man muss sie nur ausfindig machen und zu einem 
logischen Ganzen zusammenstellen. 

Dank den von Quigley gelieferten umfassenden Informationen kön- 
nen wir die drei Sutton-Bücher nun in einem ganz anderen Lichte 
deuten als Sutton selbst. Was 1930 an der Wall Street geschah, lief 
hinter den Kulissen ab und war nur für die direkt Beteiligten sichtbar; 
sehr wohl sichtbar waren jedoch schon bald die Folgen, als eine 
nichtjüdische Wucherherrschaft durch eine jüdische ersetzt wurde. 
Folgende Sätze aus Quigleys Buch lassen sich nur als versteckter 
Angriff auf den damals ans Ruder gelangten neuen Finanzimperialis- 
mus verstehen: 

Der Wandel fand auf allen Stufen statt, von einer Veränderung des Ge- 
schmacks in den Comic Strips der Zeitungen (angefangen bei «Mutt and 
Jeff» oder «Bringing Up Father» bis hin zu «Steve Canyon» oder «Little 
Orphon Annie») bis zu tiefgreifenden Veränderungen in der Machtstruk- 
tur des «amerikanischen Establishments». 

Das klassische Beispiel für den Aufstieg und Fall der nichtjüdischen 
Grossfinanziers bot das Haus J.P. Morgan selbst. Als anonymer Teilha- 
ber bei einer Partnerschaft im Jahre 1861 gegründet, wurde es 1940 
zu einer inkorporierten öffentlichen Gesellschaft und verschwand 
im Jahre 1959, als es von seiner Hauptbankfiliale, der Guaranty Trust 
Company, aufgesogen wurde. 



99 



Eine der bedeutendsten kulturellen und gesellschaftlichen Folgen 
der Machtverschiebung an der Wall Street - vielleicht sogar die be- 
deutendste überhaupt - war, dass die «aus den Eliteuniversitäten 
hervorgegangene, anglophile, streng kirchliche und in der europäi- 
schen Kultur verwurzelte» Gruppe die Macht einbüsste, die Rektoren 
der grossen US-Universitäten zu ernennen (dies wird auf S. 937 von 
Tragedy and Hope erwähnt). Quigleys sprunghafte Hinweise auf die 
«Veränderung des Geschmacks in den Comic Strips der Zeitungen» 
und Morgans Unvermögen, einen Nachfolger für Dr. Nicholas Mur- 
ray Butler als Rektor der Columbia University zu benennen, können 
offensichtlich nur bedeuten, dass der Verfasser die Aufmerksamkeit 
seiner Leser auf die radikalen Umwälzungen in der amerikanischen 
Hochschulbildung und den Medien lenken will, die sich als direkte 
Konsequenzen des Machtwechsels an der Wall Street ergaben. So- 
mit erfährt Dr. Butlers vielzitierter Ausspruch aus jener Zeit eine zu- 
sätzliche Bedeutung: 

Es gibt drei Klassen von Menschen auf der Welt: eine sehr kleine Gruppe, 
welche die Dinge geschehen lässt, eine etwas grössere Gruppe, welche 
den Gang der Dinge verfolgt, und die grosse Mehrheit, die nie weiss, was 
geschehen ist. 

In den drei Büchern, die Suttons Wall-Street-Trilogie bilden, wird der 
Faktor der «Rasse und was dazu gehört» (Disraeli) sorgsam ausge- 
blendet und stattdessen den Handlungen der nichtjüdischen Wall- 
Street-Elite ein irreführendes Mass an Aufmerksamkeit gewidmet; die 
Angehörigen dieser Elite werden von Sutton durchwegs als destruk- 
tive Finanziers und die wahren Kriegstreiber der Welt dargestellt. 
Sorgsam darauf bedacht, nicht den Zorn der anderen, ungenann- 
ten Finanzelite zu erwecken, schreibt er, das Ziel all jener Finanziers, 
welche die bolschewistische Revolution und später die Sowjetunion 
unterstützten, sei «Profit und nicht Ideologie», also unpolitisch gewe- 
sen. 

Sutton hat sich verächtlich über die «ungenügend in den Techniken 
der modernen Forschung ausgebildeten Amateurhistoriker» geäus- 
sert. Doch macht es ganz den Anschein, als brauche es solche «Ama- 
teurhistoriker», welche die gefährliche und undankbare Aufgabe auf 



100 



sich nehmen, neue Brückenköpfe in der revisionistischen Geschichts- 
schreibung zu errichten, damit die Berufshistoriker diese später un- 
gefährdet besetzen können. 



2. Die Amateurhistoriker 

James Pool und seine Schwester Suzanne haben gemeinsam ein Buch 
mit dem Titel Who Financed Hitler verfasst; sie haben ungemein viele 
sonst peinlichst verschwiegene historische Fakten ausgegraben, und 
man fragt sich, ob sie diese ihren Lesern aus kluger List oder aus 
purer Naivität verraten... Über die beiden Autoren wissen wir nur, 
dass James Pool in Cincinnati, Ohio, als Investitionsberater tätig war, 
während seine Schwester an einer amerikanischen Universität fort- 
geschrittene Studien absolvierte. Ihr 500-seitiges Buch wurde positiv 
aufgenommen und von den Rezensenten mehrerer wichtiger Esta- 
blishment-Zeitungen gepriesen; der Nein Yorker nannte es «eine der 
erhellendsten Studien des Nazismus», der San Francisco Examiner 
and Chronicle fand es «aufschlussreich und wohldokumentiert», News- 
day lobte es als «gut geschrieben und mit reichen Quellenangaben 
versehen». Auf dem Umschlag des Buchs sieht man einen nicht eben 
schmeichelhaft dargestellten Hitler mit Zylinder, und etliche im Vor- 
wort figurierende abschätzige Bemerkungen über Hitler, den «Anti- 
semitismus» usw. erwecken auf den ersten Blick den Eindruck, die 
Verfasser machten in gewohntem Stil das deutsche Volk und seine 
Führer für beide Weltkriege verantwortlich. Doch wer das Werk auf- 
merksam liest, merkt schon bald, dass er es mit einer gewissenhaften 
historischen Analyse zu tun hat, welche die übliche einseitige Propa- 
ganda unterlässt und durch erstaunliche Offenheit besticht. 

As Beispiel diene jenes Kapitel, das sich mit Henry Ford und der ihm 
zugeschriebenen finanziellen Unterstützung für die NSDAP befasst. 
Anscheinend lassen sich keine diesbezüglichen Überweisungen be- 
legen, doch Ford machte kein Geheimnis aus seiner warmen Be- 
wunderung für Hitler und dessen Partei, und dass er den National- 
sozialisten über diverse Kanäle Finanzhilfe zukommen Hess, ist unter 
diesen Umständen wahrscheinlich. Wie jeder gebildete Amerikaner 



101 



weiss, gab es ausserhalb Deutschlands keine prominente Persönlich- 
keit, welche die Juden stärker verabscheute als Ford. In seiner Zei- 
tung The Dearborn Independent sowie seinem Buch The International 
Jew machte er kein Hehl aus seinen Ansichten, und wer sich in den 
USA gegen die Juden stellte, durfte auf seine Hilfe und Ermutigung 
zählen. Die Geschwister Pool widmen Henry Ford 45 Seiten, die so 
objektiv geschrieben sind, dass Ford, weilte er noch unter den Le- 
benden, daran wohl kaum etwas auszusetzen hätte. Wir erfahren 
recht detailliert, weswegen er die Juden als Feinde betrachtete. 

Fords Lage kann in einem einzigen Satz erklärt werden: Er kämpfte 
mit Zähnen und Klauen dagegen, wie die meisten anderen Industri- 
ellen, mit geliehenem Geld operieren zu müssen. Die Geschwister 
Pool schreiben: Ford prallte nicht nur auf den Seiten seiner Zeitung so- 
wie seiner Bücher mit den Wall-Street-Financiers zusammen, sondern 
auch in Wirklichkeit. Kenner vertreten die Auffassung, viele seiner Ideen 
über die Juden fänden ihren Grund in unerquicklichen persönlichen Er- 
fahrungen mit Bankiers; einer der heftigsten Konflikte zwischen Ford und 
den Financiers fand Anfang 1921 statt. Damals machten Gerüchte die 
Runde, wonach Ford in einem finanziellen Engpass steckte. Die Berichte 
stimmten nicht miteinander überein, doch jeder enthielt einen Kern von 
Wahrheit. Es hiess, die Wall Street wolle Ford ächten und in die Knie 
zwingen. Viele Bankiers brannten darauf, ihn mit Kapital zu versorgen. 
Manche dachten, General Motors würde die finanzielle Kontrolle über 
Fords Unternehmen gewinnen. Doch Ford weigerte sich standhaft, auf 
einen Teil seiner Aktien zu verzichten. «Henry Ford ist an seine Grenzen 
gestossen», unterrichtete der Dow-Jones Financial Ticker Service seine 
Kunden. «Es übersteigt die Kräfte eines einzelnen Mannes, das erforderli- 
che Geld aufzubringen und die vielfältigen Unterfangen, die er begonnen 
hat, ganz alleine weiterzuführen.» 

Die Denver Post verkündete auf der Titelseite in roten Lettern: «Ford 
nimmt es mit der Wall Street auf, um die Kontrolle über seinen Besitz 
zu behalten.» Doch schickte sich Ford an, die Bankiers zu überlisten, 
indem er seine Ausgaben massiv senkte, einige Vermögenswerte ab- 
stiess und die Händler zwang, die erworbenen Autos in bar zu bezah- 



102 



Ien, was zur Folge hatte, dass viele von ihnen Anleihen aufnehmen mus- 
sten, um nicht ihre Konzessionen einzubüssen. 

Die Pools erwähnen nicht nur Henry Fords Feindschaft gegenüber 
den Juden, sondern zitieren manche der provokativsten Äusserun- 
gen über diese in Fords Zeitung sowie seinen Büchern, beispielswei- 
se folgende Sätze aus einem Zeitungsinterview: «Wenn in einem Land 
etwas schief läuft, pflegen die Juden dahinter zu stecken. (...) Der 
Jude ist ein Schacherer, der nicht arbeitet, um zu produzieren, son- 
dern um Geld mit dem zu verdienen, was ein anderer produziert.» 
Nichts erboste Ford mehr als die Vorstellung, dass jemand etwas für 
nichts bekam. Die Pools bemerken dazu: 

In seiner Autobiographie schreibt Ford, seiner Überzeugung nach dürfe 
man von der Gemeinschaft das nehmen, was man zu ihr beisteuere; wer 
nichts beisteuere, habe auch kein Recht, etwas zu erhalten. In Amerika 
sah er ein «finsteres Element» am Werk; dieses bestehe aus «jüdischen 
Mittelsmännern, die einzig und allein Geld scheffeln wollen». Der «Dear- 
born Independant» erklärte, ein Jude besitze «keine Bindung an die Din- 
ge, die er herstellt, denn er stellt gar keine her; er handelt mit den Dingen, 
die andere Menschen produzieren und schätzt sie einzig und allein nach 
ihrem Geldwert ein». 

Da überrascht es kaum mehr, dass «die zentrale Rolle jüdischer Füh- 
rer bei der Novemberrevolution [von 1918]» vor, während und nach 
der deutschen Kapitulation im I. Weltkrieg Henry Ford davon über- 
zeugte, die Ereignisse in Deutschland spiegelten auf nationaler Ebe- 
ne das wider, was er selbst auf internationaler Ebene als Industrieller 
hatte miterleben müssen, nämlich einen massiven jüdischen Griff 
nach der Macht. 

Die Geschichtsschreibung entspricht selten den hohen ethischen 
Ansprüchen, die man an echte Wissenschaft stellt, und zwar aus dem 
offenkundigen Grund, dass sie meist von den Siegern diktiert und 
von deren Söldlingen ausgeführt wird. Dass die Geschichte, wie sich 
Henry Ford drastisch ausdrückte, grösstenteils «Quatsch» ist, darf 
uns den Blick auf die ungemein wichtige Tatsache freilich nicht ver- 
stellen, dass es in der westlichen Zivilisation stets eine Linie der Ge- 
schichtsschreibung gegeben hat, die, wenn sich die Emotionen der 



103 



Parteienkämpfe erst einmal gelegt hatten, redlich versucht, die Ge- 
schehnisse zum Nutzen und Frommen der Nachwelt so objektiv wie 
möglich darzustellen. Die Geschwister Pool waren klug genug, um zu 
begreifen, dass die volle Bedeutung der Zwischenkriegszeit, der sie 
ihre Aufmerksamkeit widmeten, in einen breiteren historischen Zu- 
sammenhang eingebettet werden muss. Fast immer verleiht erst die 
Vergangenheit der Gegenwart einen Sinn, und keine geschichtliche 
Epoche spielt sich in einem luftleeren Raum ab. Somit führt es nur zu 
Konfusion, wenn man Entstehung und Aufstieg des Nationalsozialis- 
mus studiert, ohne Ursache und Verlauf des 1. Weltkriegs sowie den 
Versailler Vertrag, den die Sieger einem geschlagenen Gegner auf- 
zwangen, gründlich zu kennen. Die Geschwister Pool äussern sich zu 
letzterem Thema wie folgt: Der Versailler Vertrag wurde am 28. Juni 
1919 schliesslich von den Deutschen unterzeichnet, nachdem mehrere 
deutsche Persönlichkeiten zurückgetreten waren, die ihre Namen nicht 
unter ein so «ungerechtes» Abkommen setzen wollten. Deutschland ver- 
lor in Europa ein Gebiet von 25-000 Quadratmeilen Fläche und über 
sechs Millionen Einwohnern und büsste sämtliche Kolonien mit über ei- 
ner Million Quadratmeilen Gesamtfläche ein. Hinsichtlich der Rohstoffe 
verlor es 65% seines Eisenerzes, 45% seiner Kohlevorkommen, 72% sei- 
nes Zinks, 12% seiner wichtigsten Landwirtschaftsgebiete. (...) Die Alliier- 
ten beschnitten nicht nur Deutschlands Potential zur Expansion auf blü- 
henden Märkten in Übersee, sondern konnten ihm auch an Reparationen 
abverlangen, was ihnen gerade einfiel. (...) Rückbückend ist es klar, 
dass der Versailler Vertrag eine der Hauptursachen für das 
Scheitern der deutschen Demokratie war. (...) Bestand der Zweck 
des Versailler Abkommens einfach darin, die Welt vor dem deutschen 
Militarismus zu schützen, oder wurde er kaltblütig ausgeheckt, um 
Deutschlands Wirtschaft zu strangulieren und international wettbewerbs- 
unfähig zu machen? Um diese Frage zu beantworten, reicht es völlig aus, 
sich vor Augen zu halten, was mit der deutschen Zivilschifffahrt geschah. 
(...) Der Vertrag sah die Beschlagnahmung der gesamten deutschen 
Ozeanflotte vor. (...) Alle deutschen Frachtschiffe und Überseedampfer 
mussten den Alliierten abgeliefert werden. (Hervorhebung durch den 
Autor.) 



104 



Die Geschwister Pool zitieren den US-Wirtschaftsschriftsteller Lud- 
well Denny, laut dem das deutsche Streben nach industrieller und 
kommerzieller Vormachtsstellung mittels einer mächtigen Handels- 
flotte «die britische Führungsposition möglicherweise am stärksten 
bedrohte und für Grossbritannien allein schon ein Kriegsgrund war». 
Who Financed Hitler zeichnet das bedrückende Bild einer in den Staub 
getretenen und gedemütigten Nation: 

Die vom Versailler Vertrag verlangte sogenannte «Demontage» war für 
zahlreiche deutsche Industrielle eine ungeheuer bittere Erfahrung und 
trug fraglos dazu bei, dass sie Hitler später bereitwillig akzeptierten. Thys- 
sen, Krupp, Kirdorf und andere Grossunternehmer mussten hilflos mitan- 
sehen, wie das Werk von Generationen sinnlos zerstört wurde. Die Hoch- 
öfen wurden ausser Betrieb gesetzt, und die Demontage begann. Es war 
eine scheussliche Sache. In der Sommerhitze des Jahres 1920 mussten 
die Arbeiter im Schweisse ihres Angesichts die Grundlage ihrer eigenen 
beruflichen Tätigkeit zerstören. (...) Sie wechselten kaum ein Wort unter- 
einander. Die alliierten Ingenieure schritten die Fabrikhallen ab und mar- 
kierten die ins Ausland zu verschiffenden Maschinen, Drehbänke und ande- 
re Ausrüstungsgegenstände mit farbiger Kreide. Nachdem die Kisten weg- 
geschafft worden waren, begann man mit der Sprengung der Anlagen... 

Die Geschwister Pool legen dar, dass Hitler ohne die grauenhaften 
Zustände nach dem Ende des 1. Weltkriegs keine Chance gehabt 
hätte, die Deutschen zur Hinnahme einer Einparteien- und Einmann- 
diktatur zu bewegen, und dass sich niemand einer solchen energi- 
scher widersetzt hätte als die Grossindustriellen. Dass das deutsche 
Volk einschliesslich der Industriekapitäne schliesslich nur noch die 
Wahl zwischen zwei Formen des Totalitarismus hatten, nämlich dem 
nationalen Sozialismus der NSDAP sowie dem internationalen So- 
zialismus der Kommunisten, wird in der Geschichtsschreibung nach 
Kräften heruntergespielt. 

Bei den dramatischen Wahlen im September 1930, deren Ausgang 
das Brüning-Regime in Angst und Schrecken versetzte, «errangen 
die extremen Parteien, die Nazis und die Kommunisten, an den Ur- 
nen die aufsehenerregendsten Erfolge». Die Geschwister Pool ha- 
ben es sich nicht zur Aufgabe gemacht, herauszufinden, wer die Kom- 



105 



munisten finanzierte, doch fehlte es diesen offensichtlich nie an Geld, 
wie das Ausmass ihrer Tätigkeit beweist. Hitler hätte schwerlich Pri- 
vatarmeen in Gestalt der SA und der SS aufgebaut, hätten er und 
seine Anhänger sich nicht immer wieder massiver und wohlorgani- 
sierter Gewalt seitens eines feindseligen Pöbels gegenübergesehen. 
Mit diesem Spuk war erst Schluss, als er die volle Regierungsgewalt 
übernahm. 

Was den «Antisemitismus» anbelangt, so sind die Geschwister Pool 
fair genug, die Deutschen ihren Standpunkt darlegen zu lassen. Zu 
denjenigen, welche die kommunistische revolutionäre Bewegung 
bereits frühzeitig als von Juden angezettelt und angeführt erkann- 
ten, gehörte der Industrieboss Fritz Thyssen. Dieser lebte ständig in 
Todesangst, nachdem er, wie er glaubte, der Ermordung durch eine 
Bande bewaffneter Revolutionäre, die ihn aus seinem Haus entführt 
hatten, nur haarscharf entgangen war. In seiner Autobiographie 
schrieb Thyssen: 

Ich habe mein ganzes Leben unter Arbeitern verbracht. Mein Vater hatte 
zu Beginn seiner Laufbahn mit ihnen zusammengearbeitet. Niemals sind 
die Arbeiter unserer Fabrik uns mit irgendwelcher Feindschaft begegnet, 
geschweige denn mitHass. (...) Unruhe und Ausschreitungen wurden so 
gut wie immer von Fremden geschürt. 

Thyssen meinte, die Drahtzieher der Streiks und Krawalle seien pro- 
fessionelle politische Agitatoren und Agenten Moskaus: «Radek, Le- 
vin, Axelrod... diese Männer waren für die Krawalle und die Morde 
verantwortlich.» Sämtliche revolutionären Führer, mit denen Thyssen 
Bekanntschaft schloss oder die er in seinem Buch erwähnt, waren Ju- 
den. Nicht nur Grossindustrielle wie Thyssen, Kirdorf und Stinnes mach- 
ten die Juden für die Leiden und die prekäre Lage ihres Landes verant- 
wortlich; auch die zahlenmässig starke Bauernschaft dachte ähnlich. 
Die Geschwister Pool schreiben: 

Dieses Bild des Konflikts zwischen dem Juden und dem Bauern war nicht 
bloss Propaganda, sondern besass eine, wenn auch nur geringe, Veran- 
kerung in der Wirklichkeit. In vielen landwirtschaftlichen Gemeinden 
Deutschlands übten Juden die Rolle von Mittelsmännern aus. Meist kam 



106 



der Jude als Viehhändler oder Trödler mit den Bauern in Berührung. Als 
Geldverleiher war er bitter verhasst, wenn die Bauern - beispielsweise 
nach einer Missernte - in eine finanzielle Zwangslage gerieten und zur 
Überbrückung ihrer Not beim Juden zu Wucherzinsen Kredite aufneh- 
men mussten. 

Da es mit der deutschen Landwirtschaft aus einer Reihe von Grün- 
den, aufweiche die Bauern keinen Einfluss hatten, immer mehr bergab 
ging, erfahren wir von Familien, die «von dem Boden, den ihre Ah- 
nen 300 Jahre lang bebaut hatten», vertrieben wurden, und zwar 
von Geldverleihern, denen es nie an klingender Münze zu mangeln 
schien. 

Die Geschwister Pool zeichnen eine Chronik der furchtbaren Härten 
und Ungerechtigkeiten, welche das deutsche Volk im Jahrzehnt nach 
dem 1. Weltkrieg erdulden musste; dabei verfolgen sie unzählige Ein- 
zelschicksale, welche die Geschichte lebendig machen und die Auf- 
merksamkeit des Lesers von der ersten bis zur letzten Seite in ihren 
Bann ziehen: Eine wild galoppierende Inflation, welche «solide Mit- 
telstandsbürger, die für die Zukunft gespart hatten», in den Ruin trieb, 
ermöglichte es den über Fremdwährung verfügenden Spekulanten, 
das Eigentum der Inflationsopfer zu Schleuderpreisen zu erwerben; 
ein Drittel der Bevölkerung war arbeitslos, und viele andere besas- 
sen lediglich eine Teilzeitstelle; das Elend erreichte seinen Höhepunkt 
im Winter 1931/1932, «dem härtesten Winter seit hundert Jahren», 
der Deutschland in der Talsohle der Depression traf, «als nur einige 
wenige sich warme Kleider und genügend Kohle für ihre Öfen lei- 
sten konnten». 

«Hitler», meinen die Geschwister Pool, «war einer der wenigen Poli- 
tiker, welche die Inflation richtigerweise als bewusstes Mittel zur Ver- 
nichtung der Ersparnisse des Mittelstandes einschätzten» - eines Mit- 
telstandes, der wie schon immer das stärkste Bollwerk gegen den 
marxistischen Totalitarismus bildete. 

Die Geschwister Pool untermauern ihre Aussagen mit zahlreichen 
Zitaten aus den unterschiedlichsten Quellen und weisen darauf hin, 
dass die nationalsozialistische Bewegung Deutschlands, wenn auch 



107 



nur in den früheren Jahren der Karriere Hitlers, zahlreiche einfluss- 
reiche Sympathisanten im Ausland besass, von denen Henry Ford 
aufgrund seiner Unverblümtheit einer der bekanntesten war. Die an- 
deren mögen sehr viel weniger oder gar nichts gespendet haben, 
doch ihre propagandistische bzw. moralische Unterstützung war bis- 
weilen mehr wert als Geld. So trat Lord Rothermere mit seinem Mas- 
senblatt Daily Mail unverhohlen für die Nationalsozialisten und ihr 
britisches Gegenstück, die von Oswald Mosley geführte British Union 
of Fascists, ein, und über Montagu Norman, den Direktor der Bank of 
England, schreiben die Geschwister Pool: 

... aus seiner prodeutschen Haltung darf man nicht den Schluss ziehen, 
dass zwischen Norman und den Nazis eine Verbindung bestand; doch 
dass auch er die Juden verabscheute, lässt den Verdacht um so begrün- 
deter erscheinen. 

Sie fügen hinzu: 

Natürlich stellte Norman Hitler kein Geld der Bank of England zur Verfü- 
gung, doch liegen Beweise dafür vor, dass er eine wesentliche Rolle bei 
der Finanzierung der Nazis gespielt hat. 

Das Buch der Geschwister Pool enthält noch viele weitere Hinweise 
auf «mächtige Freunde» Hitlers im Vereinigten Königreich; zu diesen 
gehörten Lord Sydenham, Verfasser des Werks The Jewish World Pro- 
blem; der Herzog von Northumberland, ein bedeutender Aktionär 
der Morning Post; Geoffrey Dawson, Herausgeber der Londoner Times; 
der Herzog von Windsor (der als König Edward VIII abdankte), so- 
wie Sir Henri Deterding, Vorsitzender des gewaltigen Konzerns An- 
glo-Dutch Shell. Nicht nur werden diese und andere namhafte Per- 
sonen beim Namen genannt, wir erhalten auch einige Einsicht in ihr 
Verhalten sowie ihre Denkweise. Über den Herzog von Windsor er- 
fahren wir beispielsweise: 

Der Legende zufolge wurde Edward zur Abdankung genötigt, weil er sich 
weigerte, «die Frau, die er liebte», fallen zu lassen. Doch wurde dies ledig- 
lich als Fassade benutzt, um einen sehr viel gewichtigeren Einwand der 
Regierung gegen den König zu übertünchen, nämlich seine nazifreundli- 
che Einstellung. (...) Aufgrund seiner Ansichten war es durchaus nicht 
sicher, dass er seine Hand zu einer antideutschen Politik reichen würde. 



108 



Woher kam also das ganze Geld, das die nationalsozialistische Bewe- 
gung am Leben erhielt und schliesslich an die Regierung brachte? 
Von Seiten der deutschen Industriemagnaten floss herzlich wenig in 
Hitlers Kassen, ausser in der letzten Phase der politischen Kämpfe, als 
ein Bürgerkrieg und eine kommunistische Machtübernahme droh- 
ten; erhebliche Summen wurden gelegentlich von einigen wohlha- 
benden Einzelpersonen gespendet, die, wie zum Beispiel Helen Bech- 
stein, Frau des bekannten Klavierproduzenten, von Hitlers redneri- 
scher Begabung hingerissen waren, doch der Hauptteil der finanzi- 
ellen Unterstützung kam von den deutschen Massen, teils in Form 
von Mitgliederbeiträgen, doch vor allem in Form freiwiliger Spen- 
den. 

Peter Drucker, ein auf Wirtschafts- und Geschäftsfragen spezialisier- 
ter amerikanischer Autor, wird wie folgt zitiert: 

Die wirklich entscheidende Unterstützung kam von Teilen der unteren 
Mittelschicht, den Bauern und Arbeitern, die am härtesten [von der Wirt- 
schaftskrise] betroffen waren. (...) Bezüglich der Nazipartei besteht trifti- 
ger Grund zur Annahme, dass wenigstens drei Viertel ihrer Geldmittel 
auch noch nach 1930 aus den wöchentlichen Mitgliederbeiträgen sowie 
aus den Eintrittsgeldern für Massenveranstaltungen stammten, bei der 
die oberen Gesellschaftsschichten durch Abwesenheit zu glänzen pfleg- 
ten. 

Die Geschwister Pool unternehmen keinen Versuch, ihre Geschich- 
te in einen weltweiten Zusammenhang einzubetten, doch im Gegen- 
satz zu Anthony Sutton präsentieren sie eine abgerundete und aus- 
gewogene Darstellung der Ereignisse, die mit unzähligen Zitaten von 
Zeitzeugen untermauert wird. Ihre Studie entspricht den Erforder- 
nissen wissenschaftlicher Arbeit und stützt Quigleys Version der Welt- 
geschichte in unserem Jahrhundert. 



3. Ein kurzer Überblick über die Geschichte 

Was in Deutschland zwischen 1918 und 1932 geschah, ist kein aus 
dem Nichts entstandenes abgeschlossenes geschichtliches Drama, 



109 



sondern bloss eine Episode in einem weitaus grösseren weltrevolu- 
tionären Schauspiel, zu dem die bolschewistische Revolution, die 
Demontage der Kolonialreiche sowie die Schaffung eines trügeri- 
schen «Weltparlaments» in Form der UNO gehören. Dieses Drama 
steuert nun einem furchterregenden Höhepunkt zu. 

Aus diesem Grund können wir die volle Bedeutung der von James 
und Suzanne Pool so gewissenhaft und aufregend erzählten ge- 
schichtlichen Begebenheiten nur wirklich begreifen, wenn wir sie 
wie ein Mosaiksteinchen in das Puzzle der Gesamtgeschichte des 
Jahrhunderts einsetzen, denn alle bedeutenden Umwälzungen un- 
seres «Jahrhunderts des Konflikts» sind für sich alleine betrachtet un- 
verständlich. Diese grössere und umfassendere Geschichte kann ohne 
wesentlichen Substanzverlust in einigen wenigen Worten zusammen- 
gefasst werden. 

Der Finanzkapitalismus des 19. Jahrhunderts manifestierte sich in 
verschiedenen nationalen Formen, die in eifrigem Wettstreit mitein- 
ander lagen. Dies erklärt die erbitterte industrielle und kommerzielle 
Rivalität, die in den 1. Weltkrieg mündete, und den im 19. Jahrhun- 
dert bis aufs Messer geführten Kampf um Kolonien. Zu Beginn des 20. 
Jahrhunderts taten sich die grossen Bankierfamilien oder -dynastien 
(Rothschild, Baring, Erlanger, Schröder, Seligman, Speyers, Mirabaud, 
Mallet, Warburg, Oppenheimer, Schiff usw.), welche die nationale 
Hochfinanz verschiedener Länder in wachsendem Masse dominiert 
hatten, zusammen und leiteten einen revolutionären Wandel ein, 
indem sie die nationalen Konzentrationen des Finanzkapitals zu ei- 
nem einzigen, integrierten internationalen Finanzsystem zusammen- 
wachsen liessen, das sie zu beherrschen gedachten. 

Diese revolutionäre Umwälzung auf dem Felde der Hochfinanz er- 
heischte eine entsprechende revolutionäre Umwälzung auf jenem 
der Politik, denn eine voll internationalisierte Hochfinanz verträgt 
sich schlecht mit einer Vielzahl nationaler politischer Machtzentren. 
In diesem Mosaikbild tritt der Zionismus als chauvinistischer Natio- 
nalismus jener in Erscheinung, welche die Hochfinanz auf der ober- 
sten Ebene kontrollieren, während der Kommunismus eine Art hoch- 
explosiven Sprengstoff gegen alle anderen Nationalismen darstellt. 



110 



Zionismus und Kommunismus sind also zwei Seiten einer Medaille 
oder zwei Aspekte eines globalen Machtstrebens, das die Welt in ein 
Zeitalter beispielloser Konflikte gestürzt hat. 

Alle bedeutsamen Umwälzungen des 20. Jahrhunderts lassen sich 
zwanglos als Folge der politischen Bedürfnisse jener erklären, wel- 
che die Hochfinanz auf internationaler Ebene beherrschen. Sämtli- 
che grossen Kämpfe unserer Zeit - der Kampf eines Henry Ford um 
die Beibehaltung der Kontrolle über sein riesenhaftes Unternehmen, 
der Kampf eines Montagu Norman, eines Geoffrey Dawson und an- 
derer um die Wahrung der nationalen Integrität des britischen Kapi- 
talismus, der Kampf eines Henri Deterding, der sich dafür einsetzte, 
dass die Firma Shell in echt britischen und holländischen Händen 
blieb, sowie schliesslich der Kampf Deutschlands gegen die drohen- 
de marxistische Machtergreifung - reihen sich nahtlos in das Gesamt- 
bild des Kampfes der westlichen Zivilisation gegen den Ansturm ei- 
nes fremden Elementes ein. 



lll 



Kapitel 6 

Der «Antisemitismus» unter der Lupe 



Dassdie mächtige und wohlhabende jüdisch-amerikanische Gemeinschaft 
es nicht fertig gebracht hat, auch nur eine einzige wissenschaftliche 
Studie über die Ursachen des Antisemitismus zu erstellen, spricht Bände. 
Weder die religiösen noch die weltlichen Führer der vielen jüdischen Or- 
ganisationen wollen diese wirksame Waffe aus den Händen geben. Wer 
Vorurteile beseitigt, verliert getreue Anhänger des Glaubens. (...) Dies ist 
die Verschwörung des Rabbinertums, jüdischer Bürger und anderer Füh- 
rer des organisierten Judentums, die Probleme des Vorurteils am Leben zu 
erhalten. 

Alfred Lilienthal 
The Other Side of the Coin 



Von all den grossen Betrügereien, die in ihrer Gesamtheit die heutige 
«Welt der Lügen» ausmachen, ist keine mächtiger oder gefahren- 
drohender als jene, die man «Antisemitismus» nennt. Sie ist heutzu- 
tage ungemein gefährlich, weil sie mit durchschlagendem Erfolg als 
Waffe der psychologischen Kriegsführung benutzt wird, um die Men- 
schen der westlichen Staaten an der Einsicht zu hindern, dass man 
sie in eine längst geplante «Neue Weltordnung» führen will. Sie ist 
deshalb so wirksam, weil sie von einem weltumspannenden Netz- 
werk von Organisationen eingesetzt und ausgenutzt wird, denen 
anscheinend unbegrenzte finanzielle Mittel und unbegrenzt viel Per- 
sonal zur Verfügung stehen. 

Diese grosse Lüge wird rücksichtslos eingesetzt, um missliebige Infor- 
mationen zu unterdrücken und jede echte Debatte über bestimmte 
Themen abzuwürgen, insbesondere über die Entwicklung im Nahen 
Osten, wo die Gründung des Staates Israel eine Kettenreaktion aus- 
gelöst hat, deren Folgen für Juden und NichtJuden gleichermassen 
alarmierend sind. Dr. Alfred Lilienthal, ein jüdischer Historiker, der 
den Zionismus als grosse Gefahr für das jüdische Volk und die ganze 
Welt erachtet, beschreibt diesen Mechanismus in seinem Buch The 
Zionist Connection wie folgt: 



112 



Wenn die Beziehungen der USA zu der arabischen Welt und Israel wieder 
einmal eine kritische Phase erreicht hatten, trat regelmässig irgendein 
Querdenker ins Rampenlicht, welcher das Problem in seiner Perspektive 
erkannt hatte und mutig versuchte, es der amerikanischen Öffentlichkeit 
zu erklären. Ebenso regelmässig wurde dieser Querdenker dann wie der 
Leitwolf an der Spitze des Rudels unverzüglich abgeschossen, seine Feder 
oder Stimme zum Schweigen gebracht, und wiederum erschien ein gäh- 
nendes Vakuum. Mit Hilfe der stets willfährigen Medien wurde jeder Kriti- 
ker Israels oder der amerikanischen «Israel zuerst»-Politik zu einem wie- 
dergeborenen Hitler hochstilisiert. (...) Jene, die es wagten, die Schweige- 
barriere zu durchbrechen, haben teuer für ihren Schneid bezahlt, der 
darin bestand, das auszuüben, was sie als ihre demokratischen Rechte 
betrachteten. 

Lilienthal zählt anschliessend eine ganze Reihe namhafter Kirchen- 
vertreter, Politiker und Wissenschaftler auf, die als «Antisemiten» kü- 
belweise mit Schmutz überschüttet und in vielen Fällen beruflich 
oder gesellschaftlich ruiniert wurden, weil sie die Courage aufge- 
bracht hatten, «gegen den Strom des jüdisch-zionistischen Nationa- 
lismus zu schwimmen». Dazu gehören Rabbiner Eimer Berger; der 
Historiker Prof. Arnold Toynbee; Senator J. William Fulbright, der 
mutig auf den überwältigenden Einfluss Israels im Kongress hinge- 
wiesen hat; James Forrestal, ehemaliger US-Verteidigungsminister, 
der aus einem Krankenhausfenster in die Tiefe sprang oder gestos- 
sen wurde; Moshe Menuhin, Vater des berühmten Geigers Yehudi 
Menuhin, die bekannte Kolumnistin und Schriftstellerin Dorothy 
Thompson; Graf Folke Bernadotte, schwedischer UNO-Emissär, der 
in Jerusalem ermordet wurde; General Charles de Gaulle sowie füh- 
rende US-Akademiker wie Dr. William Burrows von der Yale-Univer- 
sität und der Harvard-Professor Ernest Hocking. 

Alfred Lilienthals lange Liste von Prominenten, die als «Antisemiten» 
angeschwärzt und in manchen Fällen zum Schweigen gebracht 
wurden, könnte fast beliebig erweitert werden. Folgende Namen fal- 
len einem da ein: Ernest Bevin, ehemaliger britischer Aussenmini- 
ster; Bertrand Russell, liberaler Philosoph; Prof. Arthur Keith, berühm- 
ter Anthropologe und früherer Präsident der Britischen Gesellschaft 



113 



zur Förderung der Wissenschaft; Douglas Reed, Schriftsteller und 
ehemaliger Europa-Korrespondent der Londoner Times; Brigadier 
Sir John Glubb; der schwedische General Carl von Hörn sowie Alex- 
ander Solschenizyn. 

Für alle diese «Missetäter» war der verleumderische Vorwurf des «An- 
tisemitismus» jenem weissen Punkt vergleichbar, den man einem zum 
Tode durch Erschiessen Verurteilten auf die Brust heftet, ehe er vor 
die Gewehrläufe treten muss, so dass die Schützen genau auf das 
Herz zielen können. Lilienthal beschreibt den Mechanismus der Ver- 
folgung SO: 

Überwachung, Belästigungen, Rufmord, unstatthafte Vergleiche, 
Unterdrückung der Redefreiheit, Verfolgung jeder noch so zurückhaltend 
formulierten abweichenden Ansicht - dies sind einige der grundlegenden 
Techniken, welche die Vielzahl «humanitärer», «verteidigungspolitischer» 
und sonstiger zionistischer Propagandaorganisationen anwendet, um jede 
Opposition gegen den israelischen Staat und seine Politik zum Schweigen 
zu bringen. 

Lilienthal begnügt sich nicht mit einem abstrakten Hinweis auf die 
mit dieser schmutzigen Arbeit betraute «Vielzahl von Organisatio- 
nen», sondern nennt Ross und Reiter: 

Die 1913 gegründete, über grosse Finanzmittel verfügende Anti-Defa- 
mation League, ein Ableger der 130 Jahre alten B'nai-B'rith-Loge, spielt 
die Führungsrolle bei der aggressiven, effizient organisierten und unent- 
wegten Kampagne, deren Ziel darin besteht, den Antisemitismus durch 
Verfolgung angeblicher Antisemiten nie aus den Schlagzeilen verschwin- 
den zu lassen. Die ADL, wie die Abkürzung dieser Organisation lautet, 
wird dabei fast immer von anderen jüdischen Gruppierungen flankiert. 
Die Zeiten, als sie sich um die Ausmerzung tatsächlicher Vorurteile und 
tatsächlicher Bigotterie bemühte, sind längst vorbei; heute zielen ihre 
Aktivitäten auf die Unterstützung Israels sowie die Ausschaltung von Kri- 
tikern der zionistischen Taktiken ab. 

Dem Hauptsitz der ADL in New York stand anno 1974 ein Jahresbud- 
get von 7,4 Millionen Dollar zur Verfügung; sie besitzt in den USA 28 



114 



regionale Büros und 300 vollamtliche Mitarbeiter. Jedes regionale 
Büro verfügt über ein eigenes Direktorium, das sich aus «führenden 
Persönlichkeiten und prominenten Bürgern der jeweiligen Gegend» 
rekrutiert. In allen Ländern der westlichen Welt bestehen entspre- 
chend aufgebaute Schwesterorganisationen, die zwar zahlenmässig 
weniger stark und nicht ganz so mächtig sind, aber - so Alfred Lilien- 
thal - allesamt «enormen Druck, ja geradezu Erpressung ausüben». 

Gutinformierten Konservativen in aller Welt war vieles von dem, was 
Lilienthal schreibt, bereits bekannt, doch hört man dergleichen ger- 
ne von einem namhaften jüdischen Historiker, der nicht gegen sein 
eigenes Volk, wohl aber gegen den chauvinistischen Zionismus ein- 
gestellt ist. Im vorliegenden Kapitel wollen wir freilich nicht Lilien- 
thals umfangreiches Werk The Zionist Connection besprechen, son- 
dern genauer untersuchen, was es mit der Totschlagevokabel «Anti- 
semitismus» auf sich hat; unsere Analyse wird diesen Begriff als Po- 
panz entlarven. 

Allein schon das Wort «Antisemitismus» ist eine Lüge ganz besonde- 
rer Art, stellt es doch die Begriffe auf den Kopf. Eine derartige Lüge 
stösst auf den geringsten Widerstand, weist sie doch die stärkste Ähn- 
lichkeit mit der Wahrheit auf, so wie der linke Handschuh dem rech- 
ten am stärksten gleicht. Was «Antisemitismus» genannt wird, ist näm- 
lich in Tat und Wahrheit nichts anderes als sein genaues Gegenteil, 
nämlich Feindschaft gegenüber den Nichtjudenl Dieser Trick, der darin 
besteht, die Wahrheit so umzukehren, dass eine schamlose Lüge 
daraus wird, ist der hervorstechende Charakterzug der marxistisch- 
leninistischen Dialektik, welche die tyrannische Herrschaft einer kon- 
spirativen elitären Gruppe zur «Diktatur des Proletariats», einen Poli- 
zeistaat zu einer «Demokratie» und den Krieg zum «Frieden» umlügt. 

Was die Zionistenbosse in Rage versetzt, ist - wie sie selbst schon oft 
eingestanden haben - nicht die vorgebliche Verachtung und Aus- 
grenzung jüdischstämmiger Menschen durch NichtJuden und vor 
allem Christen, sondern das genaue Gegenteil: Die Bereitwilligkeit, 
mit welcher die übrige Menschheit assimilierungswillige Juden in ihren 
Schoss aufnimmt. Dies verdeutlichen die folgenden, ungemein auf- 
schlussreichen Bemerkungen, die Isi Leibler, Vorsitzender des Exeku- 



115 



tivrats der australischen Juden, laut den Australian Jewish Times vom 
30. Dezember 1979 von sich gab: 

Die hauptsächliche Bedrohung für unser Überleben ist auch weiterhin 
der zunehmende zahlenmässige Verlust, den wir als Ergebnis von Assimi- 
lierung und Mischehen erleiden. Unser Problem in Australien wird noch 
durch den Umstand kompliziert, dass - wie in den meisten westlichen 
Gemeinschaften - fast alle unsere jungen Menschen Universitäten besu- 
chen. Dies ist an und für sich begrüssenswert, verstärkt aber die Assimilie- 
rungstendenzen, weil Universitäten für religiöse, ethnische und auf Wah- 
rung ihrer Eigenart bedachte Gruppen seit jeher eine Bewährungsprobe 
dargestellt haben. 

Leibler lobpreist anschliessend die «Intensivierung der positiven jü- 
dischen Erziehungstätigkeit» als bestes Mittel gegen die Akzeptanz 
und Assimilierung der Juden durch die nichtjüdische Bevölkerungs- 
mehrheit und fügt hinzu: «Wir dürfen ungemein stolz darauf sein, 
dass weit über 50% der jüdischen Schulkinder in Melbourne jüdi- 
sche Schulen besuchen.» 

Isi Leiblers Beschwörung der «Bedrohung», die von der «Assimilie- 
rung und den Mischehen» ausgehen soll, ist typisch für die Reaktion 
jüdischer Führer auf das, was sie stets als grosse, dem Liberalismus 
und der Grosszügigkeit der NichtJuden innewohnende Gefahr be- 
argwöhnt haben. Hier ein beliebig herausgegriffenes, Howard More- 
ly Sachars Buch The Course of Modern Jewish History entnommenes 
Beispiel: 

Als sich unter Alexander II das Verhältnis zwischen Russen und Juden 
entspannte, entstand der jüdische Nationalismus nicht zuletzt als Reak- 
tion auf die Gefahr der Assimilierung. Wir erinnern an die Bestür- 
zung, die Judah Leib Gordon und Peres Smolenski empfanden, als sie 
urplötzlich erfassten, dass der «Modernismus» der Haskalah zur Fassade 
für die Aufgabe jüdischer Loyalität geworden war. Um dieser Assimilie- 
rung entgegenzuwirken, nahmen Yehiel Michel Pines und Zeev Wolf Ja- 
witz eine Neueinschätzung der Ghettowelt vor und entdeckten in jener 
Welt eine Tiefe und Zartheit, die sie früher nicht erkannt oder geschätzt 
hatten. (Hervorhebung durch den Autor.) 



116 



Begreiflicherweise verhärtete sich die Einstellung Alexanders des 
Zweiten gegenüber den Juden wieder, als er erkannte, dass sein 
Liberalismus nicht die erhofften Früchte trug, ja dass die Judenfüh- 
rer all ihre Sonderrechte nutzten, um die Stellung der Juden als 
eigenständige Nation zu stärken und ihren Abgrenzungswillen zu 
steigern, ohne sich um die Bedürfnisse und Wünsche der restlichen 
Bevölkerung zu scheren. 

Es besteht kein Zweifel daran, dass Isi Leibler vom Exekutivrat der 
australischen Juden für das organisierte Judentum in aller Welt 
sprach; schon ein gelegentlicher Blick in jüdische Zeitungen und 
Zeitschriften bestätigt dies. Dr. Josef Kastein, einer der berühmtesten 
unter den jüdischen Historikern, bestärkt uns in unserer Oberzeu- 
gung, indem er bemerkt: «Halten wir uns die grosse Lehre unserer 
Geschichte vor Augen, dass der Antisemitismus kein jüdisches, son- 
dern ein fremdes Problem ist.» (History and Destiny of the Jews.) Louis 
Golding, ein weiterer bekannter Autor, stösst ins gleiche Hörn: «Der 
Antisemitismus ist kein jüdisches, sondern ein fremdes Problem.» (The 
Jewish Problem.) So führt ein versteckter oder verdeckter Rassismus 
seitens der Juden zu einer offenen, scheinbar rassistischen Reaktion 
seitens der gekränkten «Fremden», in deren Mitte die Juden weilen, 
und diese Reaktion wird dann «Antisemitismus» genannt. Sir Arthur 
Keith fasste den Sachverhalt in seinem Werk A New Theory of Human 
Evolution wie folgt zusammen: 

Meine Kollegen auf dem Gebiet der Anthropologie haben, betört von ethi- 
schen Idealen, Juden wie NichtJuden einen Bärendienst erwiesen, indem 
sie vulgäre Dinge mit beschönigenden Wörtern bezeichneten. Sie haben 
den Juden eingeredet, sie seien gar keine Rasse, sondern bloss eine «ethni- 
sche Gruppe», die durch eine gemeinsame Religion zusammengehalten 
werde. Sie haben ferner allen anderen weissen Völkern weisgemacht, sie 
gehörten keiner Rasse an, und folglich sei die ganze Feindseligkeit zwi- 
schen NichtJuden und Juden nichts weiter als eine künstlich geschürte 
Form der Hysterie. In bester Absicht haben professionelle Anthropologen 
es fertiggebracht, der Welt die Natur ihrer offenen Wunden zu verheimli- 
chen. 



117 



Bedeutet Trennung zwangsläufig einen Antagonismus? Sir Arthur 
Keith beantwortet diese Frage folgendermassen: 

Ein Rassenmerkmal der Juden ist es, dass ihr Verhalten durch einen «dop- 
pelten Kodex» gekennzeichnet wird: Gegenüber ihren Stammesgenossen 
legen sie den einen Kodex (Freundschaft) und gegenüber sämtlichen aus- 
serhalb ihres Kreises Stehenden den anderen Kodex (Feindschaft) an den 
Tag. Wie wir gesehen haben, ist dieser Gebrauch eines doppelten Kodex 
Kennzeichen einer sich entwickelnden Rasse. 

Der jüdische Gelehrte Bernard Lazare sprach demnach lediglich ei- 
nen offenkundigen Sachverhalt aus, als er in seinem Buch Anti-Semi- 
tism schrieb: 

Die Gegner der Juden gehörten verschiedenen Rassen an, lebten in ver- 
schiedenen Weltengegenden, unterstanden verschiedenen Gesetzen, hin- 
gen unterschiedlichen Weltanschauungen an, pflegten nicht dieselben 
Gebräuche und wichen geistig stark voneinander ab. Unter diesen Um- 
ständen konnten sie dieselbe Erscheinung unmöglich gleich beurteilen. 
Daraus ist zu schliessen, dass die allgemeinen Ursachen des Antisemitis- 
mus stets in Israel selbst und nicht in seinen Widersachern lagen. 

Der egalitäre Fanatismus moderner westlicher Linksintellektueller hat 
den verblendenden und verdummenden Effekt, dass sie um der Ver- 
breitung ihrer gleichmacherischen Doktrin willen die Zusammenar- 
beit mit den militantesten rassischen Separatisten und rassischen Su- 
prematisten stets eifrig gesucht und diese sogar als ihre Führer ak- 
zeptiert haben! Die nichtjüdischen Intellektuellen, deren Rassenbe- 
wusstsein völlig verkümmert ist, sehnen sich nach einer Welt, in der 
die vermeintlichen Ursachen des Antagonismus und der Spannung 
samt und sonders verschwunden sind, während ihre jüdischen Ge- 
nossen mit demselben Eifer die Zerstörung des Rassenbewusstseins 
anderer betreiben, weil sie darin die ideale Voraussetzung für den 
Triumph ihres eigenen Gruppenbewusstseins und Nationalismus se- 
hen. Nahum Goldmann hat es erstaunlich freimütig gesagt: «Wir sind 
gleichzeitig das separatistischste und das universalistischste Volk der 
Welt.» (The Jewish Paradox.) Er stellt unmissverständlich klar, dass 
der Separatismus für «uns», die Juden, da ist, der Universalismus 



118 



jedoch für «sie», die NichtJuden. George Orwell hat es in Animal Farm 
so ausgedrückt: «Alle Tiere sind gleich, doch einige Tiere sind glei- 
cher als die anderen.» 

Der verdeckte Antagonismus einer unassimilierbaren, eine geschlos- 
sene Gemeinschaft bildenden Minderheit gegenüber der Bevölke- 
rungsmehrheit hat sich in unzähligen Formen geäussert, doch der 
erstrebte allgemeine Effekt ist fast immer derselbe: Die «Fremden» 
sollen auf gerade jenen Gebieten schwach werden, auf denen die 
Minderheit stark ist, indem die Gruppensolidarität der Mehrheit un- 
tergraben und ihre Vitalität, ihr Selbstbewusstsein und ihre Willens- 
kraft geschwächt werden. Ohne auf die Frage der Urheberschaft der 
sogenannten Protokolle der Weisen von Zion einzugehen, können wir 
festhalten, dass diese die vollständigste Beschreibung der dabei an- 
gewendeten Mittel enthalten, die je zu Papier gebracht worden ist. 

Einer der Hauptfaktoren bei diesem Prozess der Kulturzersetzung, 
ohne den die ganzen Folgeerscheinungen unmöglich wären, war 
die Verfälschung all jener wissenschaftlichen Disziplinen, die mit der 
Erforschung des Menschen zu tun haben: Anthropologie, Psycholo- 
gie, Ethnologie, Humangenetik, Politologie und Geschichtswissen- 
schaft. 

Die Korrumpierung der Wissenschaften lässt sich nirgends so gut 
veranschaulichen wie in der Psychologie, jener Wissenschaft also, 
welche sich per definitionem mit der menschlichen Seele beschäf- 
tigt. Gerade auf diesem Gebiet hat die Antisemitismuskeule, oder die 
blosse Furcht davor, in unserem Jahrhundert verheerende Auswir- 
kungen gezeitigt. Dr. Thomas Szasz schreibt in seinem Buch The Myth 
of Psychotherapy. 

Der Widerspruch zwischen Freuds leidenschaftlichen antireligiösen Tira- 
den und seinem engagierten Eintreten für das Judentum wirft ein grelles 
Licht auf einen wichtigen Aspekt von Freuds Persönlichkeit und Werk, 
nämlich seine Feindschaft gegen die NichtJuden. Das volkstümliche Bild 
von Freud als einem aufgeklärten, emanzipierten, nichtreligiösen Men- 
schen, der mit Hilfe der Psychoanalyse «entdeckte», dass die Religion eine 
geistige Krankheit ist, gehört ins Reich der Fabel verwiesen. (...) Er sym- 



119 



pathisierte vom ersten Tage an mit dem Zionismus und war ein Bekann- 
ter und Anhänger Herzls, dem er einmal ein Exemplar eines seiner Bü- 
cher mit einer persönlichen Widmung zustellte. Freuds Sohn war Mit- 
glied der Kadimah, einer zionistischen Organisation, und Freud selbst 
gehörte dieser als Ehrenmitglied an. 

Szasz bemerkt, dass Freuds Rachsucht gegenüber persönlichen Fein- 
den im besonderen sowie NichtJuden im allgemeinen, aber auch die 
«potentielle Destruktivität der Psychoanalyse als Rhetorik der Ver- 
wünschung und Diffamierung», durch die damals verbreitete Vor- 
stellung verschleiert wurde, «was jüdisch ist, ist liberal, fortschrittlich 
und wissenschaftlich»; deshalb war es schwierig, Freuds Lehren zu 
kritisieren, ohne gleich antisemitischer Gefühle bezichtigt zu werden. 

Am meisten beunruhigte Freud deshalb stets Kritik aus jüdischen 
Quellen, beispielsweise die couragierte und scharfsinnige Analyse 
des Wiener Schriftstellers Karl Kraus - er beschrieb die Psychoanalyse 
als «jene Krankheit, die zu kurieren sie vorgibt» - oder die von einem 
anderen jüdischen Schriftsteller, Theodor Lessing, stammende Defi- 
nition der Psychoanalyse als «Monstrosität des jüdischen Geistes». 

Szasz, der selbst jüdischer Abstammung war und an der New Yorker 
State University eine Zeitlang als Psychiatrieprofessor wirkte, schrieb 
anlässlich eines Buchs von Frank Field, in dem versucht wird, Karl 
Kraus' hartes Urteil zu entkräften: 

Fields Bemerkungen kennzeichnen eine intellektuelle und wissenschaftli- 
che Einstellung gegenüber Freud und seinem Werk, die sich in den frühen 
Zeiten der Psychoanalyse vor dem Ersten Weltkrieg entwickelt hat und 
die Freud nach Kräften förderte. Ich meine damit die Ansicht, es zeuge 
von schlechtem Geschmack, darauf hinzuweisen, dass die Psychoana- 
lyse keine Wissenschaft, sondern Ausdruck jüdischen Denkens 
ist und dass sie, besonders in der Form, in der sie von Freud und seinen 
Lakaien benutzt wurde, ein unmoralisches und hässliches Unter- 
fangen war. Wurde eine solche Behauptung von einem Christen aufge- 
stellt, so bewies dies für die Anhänger der Psychoanalyse, dass dieser 
Antisemit war; wurde sie von einem Juden erhoben, so enthüllte sie sein 
mangelndes Urteilsvermögen oder entsprang seinem jüdischen Selbst- 



120 



hass. Da in Freuds Wien nur wenige Mohammedaner lebten und sich 
unter diesen wiederum nur wenige um die Psychoanalyse scherten, führte 
diese Argumentation in der Praxis dazu, dassjede ernsthafte intellektuelle 
oder wissenschaftliche Kritik der Psychoanalyse verunmöglicht wurde. 
(Hervorhebung durch den Autor.) 20 

Wenn Szasz die Psychoanalyse nicht als Wissenschaft, sondern als 
Ausdruck jüdischen Denkens einstufte, so sprach er damit ein gros- 
ses Wort gelassen aus, denn genau dasselbe gilt gleichermassen für 
andere jüdische Gelehrte und ihre wissenschaftlichen Lehren, bei- 
spielsweise für Prof. Franz Boas und seine Schule der egalitären An- 
thropologie, derzufolge die offensichtlichen physischen Unterschie- 
de zwischen den Menschenrassen keine Entsprechung auf menta- 
lem Gebiet finden. Genau wie die Psychoanalyse wurde auch die 
egalitäre Anthropologie vor allem von Juden entwickelt und geför- 
dert: Franz Boas selbst, Sohn von aus Russland stammenden Juden; 
Ruth Benedict, geboren in New York, später Professorin für Anthro- 
pologie an der Columbia University; Isador Chein, geboren in New 
York, als Angehöriger des Supreme Court (Oberster Gerichtshof) 
mitverantwortlich für die Abschaffung der Rassentrennung; Theo- 
dosius Dobzhansky, geboren in Russland, Professor für Zoologie an 
der Columbia University; Melville Hershkowits, Professor für Anthro- 
pologie an der Northwestern University; Otto Klineberg, Lektor für 
Anthropologie und Psychologie an der Columbia University; Ashley 
Montagu (nicht sein wirklicher Name), Professor für Anthropologie 
an der Rutgers University; Gene Weltfish, Lektor für Anthropologie 
an der Columbia University etc. 

Nichtjüdische Kritiker der von Boas verfochtenen Lehre, die ihre 
Gegner mit der traditionellen Höflichkeit der akademischen Sprache 
behandeln - welche natürlich voraussetzt, dass beide Seiten guten 
Willens sind -, versäumen es, ihre beste Trumpfkarte auszuspielen. 



Bei allem Respekt vor dem immensen Wissen des Autors fällt es doch nicht leicht, 
seiner Einschätzung Sigmund Freuds und der verschiedenen Formen der Psycho- 
therapie, die sich weitgehend auf das Urteil von Thomas Szasz stützt, zu folgen. Ivor 
Benson war offensichtlich mit dieser Materie wenig vertraut; daher war ihm wohl 
auch Dr. Szasz' Ausrichtung als «Anti-Psychiater» nicht bekannt. (Anmerkung des 
Herausgebers.) 

121 



Sie erwähnen nämlich den leicht beweisbaren Tatbestand nicht, dass 
die von Boas vertretene Theorie keine Wissenschaft, sondern Ausdruck 
jüdischen Denkens ist, die vor allem dazu dient, jüdische und insbe- 
sondere zionistische Anliegen zu fördern. Zudem Hesse es sich eben- 
so leicht nachweisen, dass all diese jüdischen Vertreter des Gleich- 
heitsdogmas persönlich nicht daran glauben, da dieses in schroffstem 
Gegensatz zu den Praktiken ihrer Gemeinschaft steht, der ihre Loya- 
lität und unkritische Unterstützung gilt. 

Genau weil die von Boas gegründete anthropologische Schule keine 
Wissenschaft ist, darf an jenen Universitäten, wo Juden den Ton an- 
geben, nicht offen darüber diskutiert werden, und sämtliche Gegen- 
argumente werden mit der Rhetorik der «Verwünschung und Diffa- 
mierung» niedergeknüppelt, indem die Kritiker als «Rassisten», «Fa- 
schisten», «Nazis» oder sogar als «Geisteskranke» beschimpft werden. 

Genau gleich verhält es sich auf dem Gebiet der Geschichte, insbe- 
sondere jener des 2. Weltkriegs. Die angebliche Ausrottung von sechs 
Millionen Juden, von denen die Mehrzahl in Gaskammern ermordet 
worden sein soll, ist wiederum feeine Wissenschaft, sondern Ausdruck 
jüdischen Denkens; somit darf sie auch nicht nach den normalen aka- 
demischen Grundsätzen erforscht und diskutiert werden, und da 
hier jüdische geopolitische und sicherheitspolitische Interessen auf 
dem Spiel stehen, wird jeder Versuch, die offizielle Version der Ereig- 
nisse zu widerlegen, zwangsläufig mit nichtakademischen Mitteln 
beantwortet, nämlich mit «Verwünschung und Diffamierung», bis- 
weilen sogar mit physischer Gewalt. 

Manches deutet darauf hin, dass das Instrument der Einschüchte- 
rung heutzutage vor allem gegen NichtJuden verwendet wird, wäh- 
rend es früher, als die Juden weniger Macht besassen, häufig und 
wirksam innerhalb der jüdischen Bevölkerungsgruppe benutzt wur- 
de, um die Gruppensolidarität zu wahren. 

Bernard Lazare bemerkt, dass die modernen Juden die Bedeutung 
der religiösen Zeremonien vergessen haben, und meint, das rabbini- 
sche Judentum habe sich zur «Religion des Rationalismus» gewan- 
delt. Was die Juden heute zusammenhalte, meint er, sei das «natio- 



122 



nale Bewusstsein»; auch ein nichtreligiöser, agnostischer oder gar 
atheistischer Jude «ist weiterhin ein Jude, weil er an seine Rasse 
glaubt». Diese Bemerkungen untermauert Lazare mit Zitaten aus 
Werken anderer jüdischer Autoren. 

Der in diesem Jahrhundert erfolgte Wandel lässt sich wie folgt be- 
schreiben: Leitmotiv des zionistischen Zusammengehörigkeitsgefühls 
ist nicht länger die Furcht, sondern der Appetit. Somit fürchten sich 
die heutigen Juden nicht mehr allzusehr davor, als Abweichler ge- 
brandmarkt zu werden, sondern lassen sich von den Aussichten auf 
persönlichen Reichtum und Karriere betören, welche ihnen die Loya- 
lität gegenüber ihrer Gruppe verheisst. In einer durch bourgeoise 
Profitgier und Konkurrenzdenken atomisierten westlichen Welt ist 
die ungeachtet ihrer geographischen Zerstreuung unerschütterli- 
che Einheit der Juden mit ihrem beliebig variierbaren doppelten ethi- 
schen Kodex das Passwort Sesam öffne dich!, welches die Tür zum 
geschäftlichen und beruflichen Erfolg weit aufspringen lässt. 

Bernard Lazare rühmt diese Mentalität ganz ungeniert: 

Der persönlich stärker als seine Rivalen begabte Jude mehrt seinen Vor- 
teil noch, indem er sich mit seinen Glaubensgenossen zusammentut (...) 
und so seine Macht steigert, indem er gemeinsam mit seinen Brüdern 
handelt. 

Doch ist der Jude wirklich «persönlich stärker als seine Rivalen be- 
gabt»? Führende Juden reagierten empfindlich auf Boris Pasternaks 
Ausspruch, nur die Mittelmässigen fänden es nötig, ihren eigenen 
Vorteil anzustreben, indem sie sich innerhalb einer Gesellschaft zu- 
sammenschlössen, und Pasternak wurde alsbald als «antisemitischer 
Jude» an den Pranger gestellt. 

Ein weiterer enormer Vorteil, den die Juden im heutigen, nur auf 
den persönlichen Erfolg ausgerichteten Geschäftsleben geniessen, 
liegt darin, dass ihre eigenen Chancen durch ihre Möglichkeit, 
NichtJuden zu einem Karrieresprung zu verhelfen, massiv vergrössert 
werden. Die NichtJuden wetteifern geradezu darin, sich bei den 
Juden anzubiedern - im Geschäft, im Berufsleben und ganz besonders 



123 



in der Politik, so dass diese Domänen weitgehend von den Juden 
kontrolliert werden. 

Was können die nichtjüdischen «Fremden» nun angesichts des «Pro- 
blems» tun, das in ihrer Mitte entstanden ist? Die erste Voraussetzung 
ist natürlich, das Problem zu verstehen und korrekt zu definieren. Dies 
haben wir im vorliegenden Kapitel zu tun versucht. Was wir, die 
«Fremden», brauchen, ist etwas, das nur ein Verständnis des Pro- 
blems einschliesslich der Einsicht in die Denkweise der Gegenseite 
ermöglicht, nämlich eine Haltung, die von Intelligenz und nicht von 
blind emotionalen Reaktionen geprägt ist. Schliesslich wollen wir, 
dass sich das Problem entschärft und letzten Endes im Idealfall ganz 
verschwindet; wir wollen nicht nur ab und zu unseren Ressentiments 
freien Lauf lassen dürfen, denn dadurch wird die Lage nur noch 
vertrackter. 

Der australische Judenführer Isi Leibler gibt uns die Antwort, nach 
der wir suchen: Wir müssen die assimilierungswilligen Kräfte fördern 
und intensivieren. Was für ihn die «hauptsächliche Bedrohung» dar- 
stellt, ist für uns die grösste Hoffnung. Die Menschen des Abendlan- 
des haben sowohl als Völker wie auch als Einzelmenschen die Pflicht, 
sich geistig gegen jede Form des doppelten Kodex in ihrer Mitte zu 
wappnen; dadurch brechen sie diesem die Spitze. Gleichzeitig wer- 
den sie, falls sie weise genug sind, die assimilierungswilligen Kräfte 
fördern, indem sie sich bei all ihren persönlichen Kontakten mit jüdi- 
schen Bürgern mustergültig höflich, hilfsbereit und freundlich ver- 
halten, jedoch tunlichst vermeiden, sich durch allzu grosse Vertrauens- 
seligkeit eine Blosse zu geben. 

Die Erfahrung von 2000 Jahren sollte uns hinreichend gelehrt ha- 
ben, dass jenes Problem, welches die Juden als «Antisemitismus» 
bezeichnen, das wir jedoch Feindschaft gegen die NichtJuden nen- 
nen, durch Appell an niedrige Instinkte und durch Verfolgungen nie 
und nimmer gelöst werden kann. Doch tun wir gut daran, nie zu 
vergessen, dass die chauvinistischen Ambitionen der Zionisten die 
Menschheit auf eine weitere weltweite Katastrophe zutreiben, und 
dass ihre schärfste Waffe die lähmende Lüge vom «Antisemitismus» 
ist. 



124 



Zur Erklärung 

Der doppelte Verhaltenskodex - im englischen Original «dual code» 
- wird vom Autor oder seinen Gewährsleuten unterschiedlich defi- 
niert (siehe etwa Kap. 6 und Kap. 12). Zur Erklärung: Der doppelte 
Verhaltenskodex ist das selbstverständliche Verhalten im früheren 
Normalfall der tendenziell geschlossenen Gesellschaften, in denen 
natürlich im Innenbereich andere Regeln gelten als Aussenstehen- 
den gegenüber. Er übt insofern eine gesellschaftliche Schutzfunktion 
aus. Das Bemerkenswerte ist nun, dass im Zuge der - nicht zuletzt 
durch jüdischen Einfluss herbeigeführten - weitgehenden Oeffnung 
aller ehemals geschlossenen Gesellschaften auch der doppelte Ver- 
haltenskodex immer mehr ausser Gebrauch kam - ausser beim jüdi- 
schen Volk selbst, das im Gegenteil noch ganz dezidiert daran fest- 
hält. - Wenn Benson also vom doppelten Verhaltenskodex einmal als 
typisch jüdisch, zum anderen jedoch als von einer gewissermassen 
natürlichen Gegebenheit spricht, so sind damit historisch unterschied- 
liche Stufen gemeint. (Anmerkung des Herausgebers.) 



125 



Kapitel 7 

Jüdische Geschichtsschreibung 

Ein aus dem Jahre 1980 stammendes Buch bildet einen guten Aus- 
gangspunkt für eine allgemeine Untersuchung des unendlich kom- 
plexen Themas der jüdischen Geschichtsschreibung. Es heisst Jews 
and Zionism: The South African Experience 1910-1967; sein Autor ist 
Dr. Gideon Shimoni, Lektor für zeitgenössisches Judentum an der 
Hebräischen Universität Jerusalem. Erschienen ist es bei Oxford Uni- 
versity Press in Kapstadt. 

Dieses Buch stellt ein vortreffliches Beispiel für die jüdische Geschichts- 
schreibung dar; es ist sorgfältig recherchiert und gut geschrieben 
und ermöglicht uns hieb- und stichfeste Schlussfolgerungen, welche 
auch für die Werke der meisten anderen jüdischen Autoren auf die- 
sem Gebiet gelten. Wir haben eine Geschichte des jüdischen Volkes 
in Südafrika während eines fast sechzigjährigen Zeitraums vor uns, 
die zugleich auch eine Geschichte Südafrikas ist. Doch richtet sie 
sich an die Juden und wird, von einer Handvoll Ausnahmen abge- 
sehen, nur von Juden gelesen werden. Was sie von jeder anderen 
Geschichte Südafrikas unterscheidet, ist der Umstand, dass sie sich 
ausschliesslich mit dem Geschick einer winzigen Minderheit der Be- 
völkerung jenes Landes befasst. Auf den 364 Seiten, die das Werk 
zählt, findet sich nicht der geringste Ausdruck echter Anteilnahme 
am Schicksal irgendeiner anderen Bevölkerungsgruppe, ausser in 
jenen Fällen, wo die Unzufriedenheit einer solchen zur Förderung 
jüdischer Interessen ausgenutzt werden konnte. 

Prof. Henry L. Feingold, Geschichtsprofessor an der Universität von 
New York, sagt es in einem einzigen Satz: 

Ist es möglich, dass an der jüdischen Präsenz in der Geschichte etwas so 
Idiosynkratisches ist - denn wir haben es mit einer Gemeinschaft zu tun, 
die in einer Idee und in der Geschichte selbst wurzelt -, dass sie sich den 



126 



Instrumenten der modernen Wissenschaft widersetzt und im Widerspruch 
zu ihren grundsätzlichen Ausgangspositionen steht? 21 

Eine teilweise Antwort auf die von Prof. Feingold aufgeworfene Fra- 
ge liefert der französisch-jüdische Schriftsteller James Darmesteter 
in seinem Buch Coup d'Oeil sur l'Histoire du Peuple Juif (Paris, 1892): 

Nicht alle, die sich mit diesen Studien beschäftigen [d.h. Religionsgeschichte 
u.a.] haben die Stufe der gelassenen Unparteilichkeit erreicht, wo die 
Tatsachen ausschliesslich deshalb erforscht werden, um verstanden zu 
werden, und wo der Gedanke sich zu einer Höhe aufschwingt, welche 
keine von kurzfristigen Vorurteilen politischer, religiöser oder metaphysi- 
scher Art schon im voraus diktierten Schlussfolgerungen erlaubt. 

Zur Strafe für diese Denkart wird Darmesteter von Richard J.H. Gott- 
heil in dessen Buch Zionism nicht als echter Jude, sondern lediglich 
als «Franzose jüdischer Rasse» dargestellt... 

Prof. Feingold darf also nicht hoffen, eine Antwort auf seine Frage zu 
finden, ausser wenn er wie Darmesteter imstande ist, die Geschichte 
losgelöst von seiner Identität als Jude zu betrachten. In diesem Fall 
wird er, wenn er tatsächlich Wert auf Objektivität und Wissenschaft- 
lichkeit legt, wie Darmesteter aufgehört haben, ein Jude zu sein. 
Anders gesagt, er kann zwar ein jüdischer Geschichtsschreiber, nicht 
aber ein wissenschaftlich arbeitender Historiker und ein Jude zu- 
gleich sein, denn wie bei allen anderen Wissenschaften muss auch 
bei der Geschichtswissenschaft das Interesse an der Menschheit als 
Ganzem den Vorrang vor dem Studium und der Betrachtung der 
legitimen Sonderinteressen jener zahllosen Gruppen geniessen, aus 
welchen sich die Menschheit zusammensetzt. 

Dies heisst wohlverstanden nicht, dass alle von NichtJuden geschrie- 
bene Geschichte streng wissenschaftlich wäre, denn dies trifft nur 
auf einen kleinen Prozentsatz der historischen Werke zu. Die Ge- 
schichte ist die Lehre von dem, was geschehen ist; aus diesem Grun- 



21 Prof. Henry L. Feingold in Special Inrerest Report, August 1982, veröffentlicht vom 
Amerikanischen Rat für das Judentum. 

127 



de ist sie stets stark von jenen beeinflusst, welche den Lauf der Dinge 
lenken und selbstverständlich dazu neigen, ihre Taten und Absich- 
ten in günstigem Lichte erscheinen zu lassen. Insbesondere wird die 
Geschichte irgendeines grösseren Konfliktes fast immer vom Stand- 
punkt des Siegers aus geschrieben, und ganz allgemein kann es als 
Axiom gelten, dass die Herrschenden, jene, die die Gegenwart kon- 
trollieren, die Geschichte der Vergangenheit und der Gegenwart dik- 
tieren - in ihren Geschichtsbüchern und in den ihnen unterstehen- 
den Massenmedien. 

Nichtsdestoweniger gibt es doch einen erheblichen Unterschied zwi- 
schen jüdischer und nichtjüdischer Geschichtsschreibung, denn er- 
stere ist durchwegs sehr viel parteiischer als letztere; sie richtet sich 
ausschliesslich an ein jüdisches Publikum, während letztere trotz all 
ihrer Fehler und Schwächen für die Öffentlichkeit insgesamt gedacht 
ist. Der Hauptunterschied liegt in der Thematik, die im Fall der jüdi- 
schen Geschichtsschreibung für den nichtjüdischen Leser fast im- 
mer ungeniessbar ist. So lesen wir, wenn wir Shimonis Buch an ir- 
gendeiner Stelle aufschlagen, Stellen wie folgende, auf S. 173 stehen- 
de: 

Viel dynamischer als Mizrachi war die sozialistisch- zionistische Partei 
Paolei Zion (Arbeiter Zions), die im November 1918 in Johannesburg 
von einer Gruppe junger jüdischer Immigranten litwaläschen Hinter- 
grundes ins Leben gerufen worden war, insbesondere den Brüdern Ri- 
chard und Leibl Feldman, Jacob Judelowitze, EM. Pincus und S. Kartun. 
Paolei Zion zog das Jiddische dem Hebräischen eindeutig vor und ver- 
öffentlichte eine Monatszeitung in jiddischer Sprache mit dem Titel «Un- 
ser Weg»... 

Schliessen wir das Buch, und schlagen wir es an einer beliebigen 
anderen Stelle wieder auf, so stossen wir beispielsweise auf S. 263 auf 
folgende Passage: 

... und während Habonim durch die Verschmelzung mit Dror grösser 
wurde und Bnei Zion endlich seine Erziehungspolitik kristallisiert hatte, 
gab es weit weniger Kandidaten für Chalutz Aliyah als zum Zeitpunkt, 
wo Israel gegründet wurde. 



128 



Der nichtjüdische Normalbürger kann für all dies kein Interesse auf- 
bringen, weil die Konzepte und Institutionen, von denen hier die 
Rede ist, ausserhalb seines eigenen Erfahrungskreises liegen und nur 
für Juden einen Sinn besitzen; manche der verwendeten Wörter 
findet man in keinem englischen Wörterbuch. 

Ein Grossteil der von NichtJuden verfassten historischen Bücher mag 
von geringem wissenschaftlichem Wert sein, doch echte Wissen- 
schaft ist in der westlichen Geschichtsschreibung stets stark vertre- 
ten gewesen. Hierzu ein Beispiel. Zur Zeit des Burenkriegs in Südafri- 
ka verfassten britische Establishment-Schriftsteller, darunter hoch- 
begabte, schamlos propagandistische Geschichten dieses Krieges, 
doch war es für britische Leser immerhin möglich, Bücher zum glei- 
chen Thema zu finden, welche ihren bleibenden Wert bewiesen ha- 
ben; man denke nur an J.A. Hobsons The War in South Africa. Im 
allgemeinen wurde im Westen die seriöse Geschichtsschreibung in 
einer ersten Phase von der propagandistischen in den Hintergrund 
gedrängt, doch hat sich die Wahrheit schliesslich immer durchge- 
setzt, wenn auch - um Lord Acton zu zitieren - oft erst, «wenn nie- 
mand mehr an ihrer Unterdrückung interessiert ist». Die Propagan- 
dabücher über den Burenkrieg sind weitgehend in Vergessenheit 
geraten, und der heutige Leser, der wissen möchte, was damals ge- 
schah, kann zu einem Werk wie Thomas Pakenhams The Boer War 
greifen, das nichts vertuscht, nichts verfälscht und die britische Poli- 
tik in Afrika nicht beschönigt, auch wenn es die Ereignisse nicht in 
ihren historischen Kontext einbettet 22 . 

Auf der anderen Seite finden wir in der gesamten jüdischen Ge- 
schichtsschreibung nichts anderes als sklavische Unterordnung der 
Wissenschaft unter ein engstirniges Konzept der jüdischen nationa- 
len Interessen. Damit geht nicht selten die Verteufelung eines jüdi- 
schen Autors einher, der die Ketzerei begangen hat, für eine Versöh- 
nung der moralischen Interessen von Juden und NichtJuden einzu- 



Thomas Pakenham, The Boer War (Jonathan Ball and Weidenfeld Ö Nicholson); 
J.A. Hobson, The War in South Africa (James Nisbet, London 1900), siehe auch Sir 
William Butler, an Autobiography (Constable, London 1912, Kapitel XXI, XXII, und 
XXIII). 



129 



stehen. Am stärksten von all diesen Autoren ist der Philosoph Ba- 
ruch Spinoza verteufelt worden. 

Moses Maimonides (geboren 1135 im talmudischen Zentrum von 
Cordoba) verfasste einen berühmt gewordenen Kodex der Prinzipi- 
en des Judentums und schrieb: 

Es ist verboten, irgendeinen Menschen im Geschäftsleben zu betrügen 
oder zu täuschen. Juden und NichtJuden müssen gleich behandelt wer- 
den. (...) Was einige Leute denken, nämlich dass es gestattet sei, einen 
NichtJuden zu betrügen, ist ein Irrtum, dem Ignoranz zugrunde liegt. (...) 
Trug, Doppelzüngigkeit, Schwindeleien und Vertragsbruch gegenüber 
einem NichtJuden sind dem Allmächtigen verächtlich, denn «alle, die un- 
gerecht handeln, sind dem Herrn deinem Gott ein Greuel». (Zitiert nach 
Douglas Reed, The Controversy of Zion.) 

Die Talmudisten verpetzten Maimonides bei der Inquisition und sag- 
ten: «Ihr, die ihr eure eigene Gemeinde von Ketzern säubert, säubert 
auch unsere.» 23 

Durch dieses Beharren auf Absonderung und Geheimhaltung wi- 
dersetzt sich die jüdische Präsenz im Westen «den Instrumenten der 
modernen Geschichtsschreibung und steht im Widerspruch zu ih- 
ren Ausgangspositionen». Nichts könnte, um Feingolds Terminolo- 
gie aufzugreifen, «idiosynkratischer» oder eigentümlicher sein als das 
geschichtliche Faktum einer streng geeinten und organisierten Nati- 
on, einer endogamen, d.h. sich nicht mit Aussenstehenden vermi- 
schenden biologischen Einheit, die nicht wie alle anderen Nationen 
ein eigenes nationales Territorium besitzt, sondern weltweit unter 
anderen Bevölkerungsgruppen zerstreut ist. Denn das Judentum 
unter dem Banner des Zionismus ist, wie Shimoni und mit ihm fast 
alle jüdischen Geschichtsschreiber freimütig einräumen, eine wirkli- 
che Nation, bei welcher die Religion immer weniger ins Gewicht fällt. 



In Douglas Reeds The Controversy of Zion wird der Bannfluch gegen Spinoza zitiert. 
In jüngster Vergangenheit ist der profilierte amerikanisch-jüdische Wissenschaftler 
Dr. Alfred Lilienthal, Verfasser des Buchs The Zionist Connecüon, von der jüdischen 
Hierarchie der USA exkommuniziert worden. 



130 



Auf vielen Seiten des Shimoni-Buchs wird der innerjüdische Kampf 
geschildert, bei dem zu Beginn des 20. Jahrhunderts der Zionismus 
an Stärke gewann, eine grundsätzlich säkularistische nationalistische 
Ideologie, die schliesslich die jüdische Religion weltanschaulich in 
den Hintergrund drängte. 

Bei den Rückzugsgefechten der Religiösen spielte der Geistliche A.P. 
Bender aus Kapstadt eine führende Rolle. Über ihn schreibt Shimoni: 

Er betrachtete den Zionismus als irreführende Illusion, da die Wiederge- 
winnung einer jüdischen Heimstatt seiner Ansicht nach eine Aufgabe für 
Gott und nicht für die Menschen war. Wennschon, konnte er sich noch am 
ehesten für den Territorialismus erwärmen: Während das zionistische 
Ziel lediglich ein «in ferner Zukunft liegendes göttliches Ereignis» war, 
konnte der Territorialismus immerhin sofortige Erleichterung schaffen. 

An anderer Stelle bemerkt Shimoni, der Zionismus habe in Südafrika 
raschere Fortschritte gemacht als in den USA und Grossbritannien, 
und fügt hinzu: «Infolgedessen muss man sich bewusst sein, dass in 
Südafrika mehrere Generationen junger Juden ihre Identität fast aus- 
schliesslich aus dem Zionismus schöpften.» 

Shimonis Buch ist so gut wie frei von religiösen Tönen und der best- 
mögliche Beweis dafür, dass die Juden in den Nationen des abend- 
ländischen Kulturkreises fremdvölkische Eindringlinge darstellen; sie 
sind wohlorganisiert und operieren auf internationaler Basis als se- 
parate Nation mit ihrem eigenen System von Interessen und Werten. 
Da erübrigt sich der Hinweis beinahe, dass Shimoni nirgends schreibt, 
die Juden der Welt betrachteten Israel als ihre Heimat, in die sie oder 
ihre Kinder eines Tages zurückzukehren hofften. Diese Vorstellung 
von der Bestimmung der Juden ist heute fast ausschliesslich auf Chri- 
sten beschränkt 24 . 



In seinem Rundbrief Middle East Perspectives beschrieb Alfred Lilienthal im Dezem- 
ber 1984 einen Besuch in Israel und ging dabei auf die verschiedenen evangelischen 
Gruppen ein, die innerhalb Israels tätig sind und «eine unschätzbare Hilfskraft für 
die zionistische Bewegung darstellen». 

131 



Diese eigentümliche jüdische Präsenz, die in so gut wie allen Staaten 
der weissen Welt einschliesslich der Sowjetunion auf allen Gebieten 
- Wirtschaft, Politik und Kultur - enormen und oftmals entscheiden- 
den Einfluss ausübt, stellt das, was von der westlichen wissenschaftli- 
chen Geschichtsschreibung noch übrig geblieben ist, vor eine Her- 
ausforderung, die sie zu ihrem eigenen Schaden nicht annimmt. 

Es ist, mit anderen Worten, zur drängendsten Pflicht und Verantwor- 
tung westlicher wissenschaftlicher Geschichtsschreibung geworden, 
in eine parteiische Geschichte einzudringen, sie zu erforschen und 
in den gesamten Wissens- und Weisheitsschatz der Menschheit ein- 
zugliedern, von der diese Menschheit sich so lange gänzlich hat aus- 
schliessen lassen. Enorm an Dringlichkeit gewonnen hat diese Auf- 
gabe in den letzten Jahren durch die Entwicklungen im Nahen Osten, 
bei denen jüdische Interessen mit jenen aller anderen Nationen un- 
lösbar verquickt sind, diese jüdischen Interessen jedoch am häufig- 
sten die Initiative ergreifen und den entscheidenden Einfluss aus- 
üben. 

Der verstorbene Prof. Sir Arthur Keith, ehemaliger Vorsitzender der 
Britischen Vereinigung zur Förderung der Wissenschaft, stiess in sei- 
nem Buch A New Theory of Human Evolution zum Kern des anthro- 
pologischen Problems vor. Die Kapitel, in welchen Keith das Problem 
jüdischer Minderheiten und das Phänomen des sogenannten «Anti- 
semitismus» zur Sprache bringt, bilden nur einen kleinen Teil des mehr 
als 400 Seiten starken Opus, in dem er die Rolle des Gruppenbewusst- 
seins bei der Evolution von Rassen, Nationen und Moralvorstellun- 
gen erläutert. Shimonis Geschichte der jüdischen Gemeinschaft in 
Südafrika, aber auch Dr. B.A. Kosmins Geschichte der Juden in Sim- 
babwe 25 , belegt die Richtigkeit der von Keith aufgestellten These 
anhand unzähliger Beispiele. 

Keith schreibt, die Juden befänden sich im permanenten Kriegszustand 
mit den Völkern, unter denen sie leben 26 , und dieser Krieg hört nicht 
auf, ein Krieg zu sein, nur weil die dabei verwendeten Waffen fast 



25 Majuda: a Histoiy of the Jewish Community in Zimbabwe (Mambo Press, Zimbabwe 
1981). 

132 



ausschliesslich jene des Geistes sind. Diese Situation gemahnt an die 
Parteiparole in George Orwells Roman 1984: «Krieg ist Frieden, und 
Frieden ist Krieg». Orwells Buch lässt sich als geniale Darstellung eini- 
ger der Methoden lesen, die heute tatsächlich von einer kleinen 
fremdvölkischen Machtelite zur Ausdehnung ihrer Herrschaft über 
den Rest der Menschheit angewendet werden. 

So wichtig die von Orwell geschilderte Manipulationstechnologie 
auch ist, sie stellt nur einen kleinen Teil der Technologie der politi- 
schen Kriegsführung dar, welche die ganze Spannweite der mensch- 
lichen Aktivitäten umfasst - Hochfinanz, Medien, Parteipolitik, Justiz, 
Erziehung und Kunst - und nicht einmal vor aktiver Teilnahme an 
revolutionärer Subversion und terroristischer Gewalt zurück- 
schreckt. 27 

Shimoni liefert seinen Lesern die Tatsachen bezüglich der jüdischen 
Beteiligung an revolutionären Aktivitäten in Südafrika, unternimmt 
aber keinen Versuch, sie zu deuten oder zu erklären. Offenbar geht er 
davon aus, dass seine hauptsächlich jüdischen Leser keinen Nach- 
hilfeunterricht benötigen, um diese Fakten mit jüdischen politischen 
Zielen und Bestrebungen in Verbindung zu bringen. Er schreibt, der 
Kampf habe so richtig in den fünfziger Jahren begonnen, als die süd- 
afrikanische Regierung das Gesetz zur Unterdrückung des Kommu- 
nismus erliess. Dieses - im folgenden mehrfach modifizierte - Gesetz 
ermächtigte die Bundesstaaten, jede als prokommunistisch erachte- 
te Organisation zu verbieten. Auf S. 227 schreibt Shimoni dazu: 



Unter Bezugnahme auf die Zerstörung Karthagos macht Prof. C. Northcote Parkin- 
son in seinem Buch East and West (Riverside Press, Cambridge 1963) folgende 
Bemerkung, welche die These Keiths zu stützen scheint: «Karthago war zerstört 
worden, doch unter den karthagischen Satelliten hatten sich die Juden befunden, 
von Palästina aus westwärts zerstreut, doch asiatischer Herkunft und Denkweise, 
potentielle Spione und Rebellen, schwer assimilierbar und völlig unzuverlässig. Der 
Jude verkörperte damals einen feindlichen Agenten hinter den europäischen Lini- 
en und ist es bis zum heutigen Tage geblieben.» 

Nahum Goldmann, früherer Vorsitzender sowohl des Jüdischen Weltkongresses 
als auch der Zionistischen Weltorganisation, schrieb in seinem Buch The Jewish 
Paradox: «... Tatsache ist, dass die Juden Revolutionäre für andere Völker sind, 
nicht jedoch für sich selbst.» 

133 



Abgesehen von den Auswirkungen dieser dramatischen Ereignisse auf 
das Leben der Juden als weisse Bürger Südafrikas hatten sie beträchtli- 
che Konsequenzen für das südafrikanische Judentum als Gemeinschaft. 
Der Grund dafür war, dass enorm viele Juden der weissen Opposition 
gegen die Apartheid angehörten. Während dieser ganzen Periode tauch- 
ten jüdische Namen auf allen Ebenen des Kampfes auf Man fand sie unter 
liberalen Reformern, in der radikalen kommunistischen Opposition, bei 
Prozessen als Angeklagte oder als Verteidiger der Angeklagten, auf den 
Listen Angehöriger verbotener Organisationen sowie unter denen, die ins 
Ausland geflüchtet waren, um sich der Verhaftung zu entziehen. Ihre her- 
ausragende Rolle fiel besonders beim Verratsprozess auf, dem die Medien 
während der zweiten Hälfte der fünfziger Jahre breite Aufmerksamkeit 
widmeten. Den Auftakt zu diesem Prozess erlebte man im Dezember 
1956. Damals wurden 156 Personen verhaftet und angeklagt, Verrat in 
Form einer Verschwörung verübt zu haben, deren Ziel der gewaltsame 
Sturz des Staates und die Errichtung einer auf kommunistischen Grund- 
sätzen beruhenden Staatsform war. 23 der Angeklagten waren Weisse, 
und mehr als die Hälfte von diesen Juden. 

Er nennt die Namen der Angeklagten: Yetta Barenblatt, Hymie Bar- 
sei, Lionel (Rusty) Bernstein, Leon Levy, Norman Levy, Sydney Shall, 
Joe Slovo, Ruth (First) Slovo, Sonia Bunting, Lionel Forman, Isaac 
Horvitsch, Ben Turok, Jacqueline Arenstein, Errol Shanley, Dorothy 
Shanley. Er fügt beiläufig hinzu: 

Zu allem Überfluss wurde die Verteidigung während einer gewissen Pha- 
se des Prozesses von Israel Maiseis geleitet, während der Ankläger kein 
anderer als Oswald Pirow war. Der Gegensatz war markant: Maiseis, der 
prominente jüdische Gemeindeführer, der jene verteidigte, welchen man 
Bestrebungen zum Sturz der weissen Vorherrschaft vorwarf; Pirow, der 
extreme Afrikaner-Nationalist und ehemalige Nazisympathisant, der die 
weisse Vorherrschaft verteidigte. 

Es ist sicherlich aufschlussreich, dass wir nirgends in Shimonis Buch 
irgendeinen Hinweis auf einen Gegensatz zwischen der jüdischen 
Gemeinde insgesamt und jenen finden, welche den Staat auf revolu- 
tionärem Wege zu stürzen trachteten. Dieselbe weiche und unver- 
bindliche Haltung der jüdischen Gemeinschaft gegenüber revolu- 



134 



tionären Aktivitäten trat 1963 zutage, als die Polizei in der Luxuswoh- 
nung eines gewissen Arthur Goldreich in Rivonia nahe bei Johan- 
nesburg eine Razzia durchführte, bei der ihr fast die gesamte Füh- 
rung einer angeblichen schwarzen Befreiungsbewegung namens 
Umkonto we Sizwe (was in der Zulusprache «Speer der Nation» be- 
deutet) ins Netz ging. Shimoni berichtet: 

Siebzehn Personen wurden verhaftet, darunter Sisulu und Kathrada, von 
denen der erste den verbotenen Afrikanischen und der zweite den eben- 
falls verbotenen Indischen Kongress anführte und die sich beide vor der 
Polizei versteckt gehalten hatten. Fünf der Festgenommenen waren Weis- 
se, und zwar durchwegs Juden: Arthur Goldreich, Lionel Berstein, Hilli- 
ard Festenstein, Dennis Goldberg und Bob Hepple. 

Die trübe, den Interessen ihres Gastlandes diametral entgegenge- 
setzte Rolle der jüdischen Gemeinschaft in Südafrika wurde von 
Nathaniel Weyl in seinem Buch Traitor's End beleuchtet, in dem er 
zum Antisemitismus in Südafrika schrieb: 

Ein vielleicht wichtigeres Element war die namhafte Rolle der südafrika- 
nischen Juden im Finanzwesen, Bergbau und anderen wirtschaftlichen 
Schlüsselgebieten der Nation einerseits, und in den revolutionären sowie 
den die Abschaffung der Rassentrennung auf dem Reformwege anstre- 
benden Bewegungen andererseits. Von Anfang an hatten Juden in der 
Kommunistischen Partei und ihren diversen Frontorganisationen den Ton 
angegeben. Sie traten ebenso deutlich in den verschiedenen Bewegun- 
gen in Erscheinung, welche die Schranken zwischen der weissen und der 
farbigen Bevölkerung niederzureissen bestrebt waren. 

Da der bizarre Sachverhalt, dass eine hochprivilegierte ethnische 
Minderheit unverhältnismässig stark unter jenen vertreten ist, wel- 
che die herrschende Ordnung umstürzen wollen, in von jüdischen 
Autoren stammenden Büchern wie Shimonis Geschichte der Juden 
in Südafrika unerklärt bleibt, wird man annehmen dürfen, dass unter 
den Juden selbst keine Erklärung notwendig ist. Diese Annahme, 
welche eine Lösung des Widerspruchs darbietet, würde voll und 
ganz zur These von Arthur Keith passen, dass die Juden aus ihrer 
Gruppensolidarität heraus überall Krieg gegen die Mehrheiten füh- 



135 



ren, unter denen sie ihre selbstgewählte Existenz als ewige Minder- 
heit fristen. Daher ihr unablässiger Kampf für die Zerstörung aller 
Schranken, welche eine ethnische Gruppe von der anderen tren- 
nen, ausser jener okkulten Schranke freilich, die von alters her die 
Absonderung der Juden gewährleistet hat. 

Shimonis Behandlung des Antisemitismus fusst auf der simplen Vor- 
aussetzung, dass es für die NichtJuden niemals eine Rechtfertigung 
gab oder geben wird, irgendetwas, was die Juden zur Aufrechterhal- 
tung oder Förderung ihrer Gruppeninteressen sagen oder tun, zu 
kritisieren. Der Antisemitismus wird dementsprechend entweder als 
ansteckende Form moralischer Perversion betrachtet, die mit «Ras- 
sismus» und «Intoleranz» gleichzusetzen ist, oder aber als bösartige 
Ideologie, die mit dem «Nazismus», dem «Faschismus» oder irgend- 
einer anderen Form des Totalitarismus verknüpft ist - ausser mit dem 
Kommunismus, der in Shimonis Buch zwar häufig erwähnt, doch 
niemals missbilligt wird. Der Verfasser schreibt über jene Periode, als 
einerseits fast alle eingeschriebenen weissen Kommunisten Juden 
waren und zweitens Israel in den Vereinten Nationen ständig gegen 
Südafrika stimmte: 

Der weitverbreitete Verdacht gegen Israel und das Judentum kam auch 
in der Feindschaft zum Ausdruck, die eine Organisation namens Inter- 
kirchliche antikommunistische Aktionskommission (AntiCom) an den Tag 
legte. Sie gab einen zweisprachigen Rundbrief heraus, der den Eindruck 
schürte, es bestehe ein enges Band zwischen Judentum und Kommunis- 
mus. Mittels der neonazistischen Standardpropaganda entnommenen 
«Beweisen» wollte sie belegen, dass Kommunismus und Bolschewismus 
von Juden gefördert würden. Unter den damals in Südafrika obwalten- 
den Umständen waren diese Unterstellungen besonders heimtückisch, 
denn AntiCom genoss allem Anschein nach den Segen der verantwortli- 
chen Stellen innerhalb der afrikaanssprachigen Kirchen. Doch Proteste 
des [jüdischen] Abgeordnetengremiums beim AntiCom-Komitee fruchte- 
ten wenig. Dieses antwortete, die jüdische Gemeinde solle «angesichts 
des hohen Prozentsatzes an jüdischen Namen unter den registrierten 
Kommunisten» erklären, wo sie «im Kampf gegen den gottlosen Kommu- 
nismus» stehe. 



136 



Offensichtlich war die jüdische Gemeinde durchaus nicht in der Lage, 
sich vorbehaltlos gegen den «gottlosen Kommunismus» zu stellen, 
und in einer offenen und freimütigen Diskussion wäre sie auch nicht 
imstande gewesen, dem AntiCom zu beweisen, dass seine Anwürfe 
unbegründet waren und dass es vor, während und nach der bol- 
schewistischen Revolution niemals einen Zusammenhang zwischen 
Juden und Kommunisten gegeben hatte. 

Das Abgeordnetengremium konnte, wie immer unter solchen Um- 
ständen, nur auf eine einzige Art und Weise reagieren, nämlich in- 
dem sie alle Anschuldigungen empört verurteilte. Ähnlich war die 
Lage im Jahre 1966, als Generalmajor Hendrik van den Bergh, Chef 
des südafrikanischen Geheimdienstes, Juden und Kommunisten im 
gleichen Atemzug nannte: Wiederum konnte das Abgeordnetengre- 
mium nichts weiter tun, als die Bemerkungen des Generals wütend 
zu brandmarken und massiven Druck auf ihn auszuüben, damit er 
sie zurücknahm. Ein Beweis dafür, dass er die Unwahrheit gesagt 
oder sich geirrt hatte, wurde natürlich nicht erbracht, und die Ange- 
legenheit durfte nicht einmal öffentlich diskutiert werden. 

In den Staaten des abendländischen Kulturkreises hat es das, was 
man allgemein mit dem Begriff «Antisemitismus» assoziiert, überhaupt 
nie gegeben; Menschen, die ihrer ethnischen Abstammung nach Ju- 
den waren, sind dort stets reibungslos akzeptiert und assimiliert wor- 
den. Schliesslich sind im Lauf der Jahrhunderte unzählige Juden 
durch Assimilierung in den abendländischen Nationen aufgegan- 
gen, und sämtliche Juden der Welt verschwänden mit einem Schla- 
ge als ethnische Minderheit, gäben sie ihre Politik der Absonderung 
sowie den dafür erforderlichen doppelten Verhaltenskodex auf. Der 
sogenannte «Antisemitismus» ist somit schlichtweg eine Reaktion der 
NichtJuden auf die Weigerung der Juden, sich akzeptieren und assi- 
milieren zu lassen, sowie die von den Juden zur Verhinderung der 
Assimilierung getroffenen Massnahmen. 

Wer jüdische Zeitungen und andere Publikationen studiert - und 
nur wenige nichtjüdische Menschen im Westen tun dies -, kann kei- 
nen Zweifel daran hegen, dass der trotz allem fortlaufende Assimilie- 
rungsprozess von den Zionistenführern am meisten gefürchtet wird 



137 



und dass Anzeichen antijüdischer Ressentiments stets weidlich aus- 
geschlachtet werden, um das jüdische Fussvolk bei der Stange zu 
halten und den Widerstand gegen die natürlichen Versuchungen 
der Assimilation zu mehren. Eine geradezu lachhafte Folge dieses 
Umstands besteht darin, dass manche NichtJuden an Schuldkom- 
plexen für das leiden, was sie den Juden angeblich angetan haben, 
wo doch alle Schwierigkeiten auf das zurückzuführen sind, was die 
Juden unentwegt zur Wahrung ihrer Einzigartigkeit und, wo immer 
möglich, zur Erweiterung ihrer Vorherrschaft über die NichtJuden 
tun. 

Ein erheblicher Teil des Shimoni-Buchs ist den hartnäckigen Bemü- 
hungen der jüdischen Führer in Südafrika gewidmet, die jungen Ju- 
den gegen die Verlockungen der Assimilierung zu wappnen. Nach- 
dem er die verschiedenen jüdischen Jugendorganisationen sowie 
die Ausbildungs- und Schulungslager der Habonim diskutiert hat, 
fährt er auf S. 253 fort: 

Ein weiterer Gradmesser der Stärke des Zionismus in Südafrika war sein 
Einfluss auf die phänomenale Entwicklung der jüdischen Tagesschulen 
nach 1948. Bis 1967 gab es 14 solcher Schulen, die über die grösseren 
Städte Südafrikas zerstreut waren und von 5500 Primär- und Sekundar- 
schülern besucht wurden. Dies entsprach etwa 30% der jüdischen Schul- 
kinder. Obschon diese Schulen von der Zionistischen Organisation weder 
gegründet noch direkt unterstützt wurden, waren ihre führenden Persön- 
lichkeiten und Gönner fast ausnahmslos Zionisten. Ausserdem war, wie 
wir in einem früheren Kapitel gesehen haben, die Formel «Jüdische Erzie- 
hung auf der Basis prinzipiell nationaler und traditioneller Grundsätze» 
1945 in die Statuten des Erziehungsgremiums aufgenommen worden. 

Dass die Juden ihre Kinder auf der Grundlage des jüdischen Natio- 
nalismus erzogen haben wollten, bewirkte bei ihnen keinesfalls Ver- 
ständnis für die Bestrebungen der afrikaanssprechenden Bürger, ihre 
Kinder im Geiste christlich-nationaler Prinzipien zu erziehen. Im Ge- 
genteil: Die von den afrikaanssprachigen Südafrikanern verfolgte Poli- 
tik der christlich-nationalen Erziehung wurde als «ein weiterer reak- 
tionärer und deshalb potentiell antijüdischer Ausdruck des burischen 
Nationalismus» betrachtet. 



138 



Kennzeichnend für die jüdische Präsenz in der Geschichte ist nicht 
einfach die Anwendung eines doppelten Kodex, der klar zwischen 
«uns» und «ihnen» unterscheidet: Wie Arthur Keith darlegt, ist der 
doppelte Kodex Bestandteil eines evolutionären Prozesses, der die 
Förderung und Wahrung der bei allen sozialen Lebewesen vorhan- 
denen Gruppensolidarität seit jeher gesichert hat. Typisch für den 
von den Juden benutzten doppelten Kodex ist, dass er auf dem Terri- 
torium anderer Nationen praktiziert wird, so dass innerhalb der unter- 
wanderten Nationen ein Antagonismus der Gruppeninteressen auftritt, 
der dem Gastvolk schadet und für die Juden gelegentlich gefährli- 
che Folgen hat. 

Shimonis Buch liefert eine Unmenge von Beispielen für die bizarr 
von der unsrigen abweichenden Denk- und Ausdrucksweise, die 
durch diese eigentümliche Präsenz in der Geschichte erforderlich 
gemacht wird. Beim nicht dem auserwählten Volk angehörenden 
Leser bewirkt dies Gefühle der Verwirrung, die jenen der Alice im 
Wunderland ganz ähnlich sind. In dieser Welt erreicht das Unwirkli- 
che einen wunderbaren Grad an Ähnlichkeit mit dem Wirklichen, 
und die radikalsten Widersprüche lösen sich scheinbar auf. Es ist 
dies eine Art des Denkens, die der Westen bis zu einem gewissen 
bescheidenen Grad bei seinen Versuchen kennengelernt hat, in die 
Mysterien der marxistisch-leninistischen Dialektik einzudringen. Ihr 
hauptsächliches Merkmal besteht darin, jeden Gradmesser der Wahr- 
heit und Logik den Erfordernissen der «Sache» unterzuordnen; wenn 
etwas «uns» nützt, ist es wahr, wenn es «ihnen» nützt, ist es unwahr. 
George Orwell nennt dieses Denkmuster Zwiedenken. 

Die Juden müssen Verwunderung und spöttische Selbstzufrieden- 
heit angesichts folgender Tatsache empfinden: Anscheinend entgeht 
es der ganzen Welt, dass das, was sie so leidenschaftlich als «Apart- 
heid» verdammen, nichts weiter als die von den Buren praktizierte 
Version dessen ist, was sie unter dem Namen «Zionismus» selbst pre- 
digen und praktizieren, nämlich rassische und nationale Selbsterhal- 
tung und Selbstbestimmung. Zu einer Zeit, da Juden überall auf der 
Welt bei jeder Kampagne gegen Südafrika in vorderster Front stehen, 
arbeiten Juden in Südafrika, darunter nicht wenige israelische Bürger, 



139 



auf allen Ebenen einschliesslich der Hochfinanz, der Industrie, der 
Verteidigung und sogar bei nationalen Sicherheitsagenturen aufs eng- 
ste mit der Regierung zusammen 28 . 

Wir können uns eine pedantische Aufzählung der zahllosen Beispie- 
le für den doppelten Kodex oder das Zwiedenken in Shimonis Buch 
sparen, erkennt man doch auf buchstäblich jeder Seite, wie dieses 
für die Ziele eines Nationalismus eingespannt wird, dem die sichere 
Basis eines festumrissenen geographischen Territoriums abgeht. Des- 
halb begnügen wir uns mit einem einzigen, schlagenden Beispiel. 

- Frage: Was ist aus zionistischer Sicht die verabscheuungswürdig- 
ste aller Ideologien? 

- Antwort: Der Nationalsozialismus! 

- Nächste Frage: Was geschah in Südafrika, während der National- 
sozialismus in Europa seine Triumphe feierte? 

- Antwort: Wir lesen in Shimonis Kapitel über die Kriegsjahre, dass in 
Südafrika die Zionistische Sozialistische Partei aufkam. Wie wir klipp 
und klar aufgezeigt haben, ist der Begriff Zionismus ein Synonym für 
jüdischer Nationalismus. Die Zionistische Sozialistische Partei, so er- 
fahren wir, «erlebte einen grossen Aufschwung». Shimoni schreibt: 
«In den späten dreissiger Jahren sowie während des Krieges nahm 
eine neue ideologische Konstellation, die schliesslich zum soziali- 
stischen Zionismus führen sollte, im Land Konturen an.» Der inter- 
nationale Sozialismus und dessen angeblicher Todfeind, der natio- 
nale Sozialismus, werden von Shimoni ohne den geringsten Hin- 
weis auf einen tatsächlichen oder logischen Widerspruch mitein- 
ander assoziiert: 

Das ideologische Programm der Partei hielt fest, dass sie die sozialisti- 
schen Arbeiterbewegungen sämtlicher Länder in ihrem Kampf unterstütz- 



Ein wichtiger Artikel über das Verhältnis zwischen Israel und Südafrika erschien im 
Februar 1985 in dem Mitteilungsblatt Israeli Foreign Affairs. Dieses ist seinem Selbst- 
verständnis nach «ein unabhängiger, monatlicher Forschungsbericht über die di- 
plomatischen und militärischen Aktivitäten Israels weltweit» (5825 Telegraph Ave. 
No. 34, Oakland, California, 94609 USA). 



140 



te, «das kapitalistische System des Privateigentums zu liquidieren und an 
seiner Stelle eine sozialistische Gesellschaft zu schaffen, die auf der Grund- 
lage des Gemeinbesitzes an Produktionsmitteln beruhte». Doch betonte 
es, für Juden sei die Voraussetzung für den Sozialismus eine jüdische 
Heimstatt in Palästina, so dass ihre Berufszugehörigkeit sowie ihre natio- 
nale Existenz normalisiert werden könnten. Der Zionismus verkör- 
pert einen fortschrittlichen Nationalismus, der mit dem Sozia- 
lismus vereinbar ist, entsprechend der Formel: «Sozialistisch im 
Inhalt, national in der Form.» (Hervorhebung durch den Autor.) 29 

In einem Wort, der nationale Sozialismus ist für «uns» und der interna- 
tionale Sozialismus für «sie», die Wahrung der Gruppenidentität für «uns» 
und die Auslöschung der Gruppenidentität für «sie», für «uns» gilt ein 
Standard und für «sie» ein anderer, die Macht ist für «uns», die Ohn- 
macht für «sie». 

Kann man es denn dem blossen Zufall zuschreiben, dass das von 
George Orwell so bestechend klar dargelegte Konzept des Zwieden- 
kens so genau mit der Denkweise übereinstimmt, der wir in der jüdi- 
schen Geschichtsschreibung begegnen, mag diese nun für Juden 
oder für NichtJuden bestimmt sein? Und kann man von einem Zufall 
reden, wenn man sich vor Augen hält, dass das Zwiedenken sowie 
das damit verbundene Verhalten genau das sind, was zur Anwen- 
dung jenes doppelten moralischen Kodexes erforderlich ist, den Ar- 
thur Keith als bedeutsamen Faktor des Rassenbewusstseins identifi- 
ziert hat? 

Es drängt sich da der Schluss auf, dass die jüdische Geschichtsschrei- 
bung jegliche Form einer wissenschaftlichen Debatte verunmöglicht, 
denn was für eine Debatte kann man mit einem Feind führen, so 
geschickt sich dieser auch tarnen mag? Anders gesagt, wie kann ein 
seriöser nichtjüdischer Wissenschaftler mit jenen diskutieren, die von 



Interessanterweise schreibt E. Ben-Shaul im South Afvican Jewish Herald vom 27. 
August 1974, das israelische Establishment sei «seiner Natur nach säkularistisch und 
marxistisch, eine sowohl sozialistische als auch nationalistische Bewegung, (...) de- 
ren Aussenpolitik auf das sozialistische Programm der Schaffung einer neuen mar- 
xistischen und säkularistischen Gesellschaft auf selektiver Grundlage zugeschnitten 
war». 



141 



vorneherein darauf bestehen, dass die Sonderinteressen des Juden- 
tums sakrosankt sind und folglich nicht zur Diskussion stehen? Für 
den nichtjüdischen Wissbegierigen gleicht die jüdische Geschichts- 
schreibung dem legendären kretischen Labyrinthe, aus dem der Held 
Theseus sich ohne den Faden, den ihm die Minostochter Ariadne 
gegeben hatte, niemals hätte herausfinden können. Orwells detail- 
lierte Analyse und Erklärung des Zwiedenkens ist für den nichtjüdi- 
schen Wissbegierigen ein Ariadnefaden, dessen Fibern sowohl mo- 
ralischer als auch intellektueller Art sind. Wir zitieren Orwell: 

Das Zwiedenken bedeutet die Fähigkeit, zugleich zwei einander entge- 
gengesetzte Überzeugungen zu hegen und beide zu akzeptieren. (...) Der 
Prozess muss bewusst ablaufen, sonst verliefe er nicht mit der erforderli- 
chen Präzision, doch zugleich muss er unbewusst sein, sonst würde er das 
Gefühl der Falschheit und somit ein Schuldgefühl erzeugen. (...) Bewusst 
Lügen zu erzählen und sogleich an sie zu glauben; jede unbequeme Tat- 
sache zu vergessen und dann, wenn es sich als nötig erweist, wieder der 
Vergessenheit zu entreissen, solange es erforderlich ist; die Existenz einer 
objektiven Realität zu leugnen und sich trotzdem jener Realität bewusst 
zu sein, die man leugnet - dies alles ist unumgänglich. Sogar wenn man 
das Wort Zwiedenken benutzt, muss man sich des Ziviedenkens be- 
dienen, denn indem man das Wort benutzt, gibt man zu, dass man die 
Realität antastet; durch einen neuen Akt des Zwiedenkens löscht man 
diese Einsicht aus, und so geht es weiter bis ins Unendliche: stets ist die 
Lüge der Wahrheit um einen Schritt voraus. (Aus 1984) 

Der jüdische Geschichtsschreiber ist gegen jegliches Gefühl der 
Falschheit und gegen jegliche Gewissensbisse gefeit, weil die Existenz 
einer potentiell feindseligen und die bedrohliche Möglichkeit der 
Assimilation bietenden Mehrheit die Rechtfertigung für die Wahrung 
einer separaten jüdischen Identität und Interessenlage darstellt. Das 
Zwiedenken ist somit eine biologische Notwendigkeit, die ebenso mit 
gutem Gewissen praktiziert wird wie alle anderen Formen der Tar- 
nung und Täuschung, die im Reiche der Natur jede Form des Inter- 
essengegensatzes kennzeichnen. 

Das Zwiedenken kann als eine Art Erbsünde betrachtet werden, die 
dem Menschengeschlechte anhaftet, seitdem es bemerkt hatte, dass 



142 



eine unwahre Behauptung, sofern sie geglaubt wird, denselben Ef- 
fekt wie eine wahre haben kann und dass eine verzerrte Darstellung 
der Wirklichkeit dazu benutzt werden kann, anderen seinen Willen 
aufzuzwingen. Man teile jemandem fälschlicherweise mit, sein Haus 
stehe in Brand, und er wird genau so reagieren, als ob sein Haus in 
Brand stünde. Ein Zustand der Übezeugtheit ist somit an die Stelle 
eines Zustands wirklichen Wissens und Verstehens getreten. In sei- 
ner Kritik am Sophisten (Phaedrus 261) spricht Plato von dem, was er 
«die universelle Kunst, den Geist mit Argumenten zu umgarnen» 
nennt: Diese erzeugt Ansichten, die der Überzeugungskraft eines 
anderen und nicht der Wahrheit entstammen. Doch diese Kunst 
fordert dem, der sie ausübt, einen hohen Tribut ab, denn jede falsche 
Darstellung der Realität sowie jedes trügerische Argument, das er 
anführt, erheischt die Eingliederung einer zusätzlichen Irrealität in 
seinen eigenen Denkprozess und droht schliesslich sein eigenes Rea- 
litätsbewusstsein zu untergraben. Das Endergebnis ist ein Zustand 
der Entfremdung oder Schizophrenie, wo jede Fähigkeit zur Unter- 
scheidung von Wirklichkeit und Unwirklichkeit verloren gegangen 
ist. 

Doch wie der Mensch durch stete Übung und Praxis gewisse norma- 
lerweise unmögliche oder gar lebensgefährliche körperliche Gros- 
staten vollbringen kann, ist es gewissen Individuen auch möglich, 
die Kunst des Zwiedenkens zu einer Perfektion zu entwickeln, die für 
den Ungeübten und Uneingeweihten nie zu erreichen wäre. Dieses 
raffinierte Zwiedenken ist in unserem Jahrhundert zur furchtbaren 
Waffe der psychologischen Kriegsführung geworden, der sich unter 
zionistischer oder kommunistischer Flagge segelnde jüdische Natio- 
nalisten und - wenn auch mit geringerer Meisterschaft - ihre nichtjü- 
dischen Hampelmänner erfolgreich bedienen. In der Tat liegt ein 
augenscheinlicher Unterschied zwischen dem Zwiedenken, wie es 
von jüdischen Aktivisten einschliesslich der Journalisten und Histo- 
riker praktiziert wird, und der von ihren nichtjüdischen geistigen 
Vasallen ausgeübten Variante vor: Erstere sind von starken Rassein- 
stinkten beseelt und können auf die gesammelten jüdischen Erfah- 
rungen vieler Jahrhunderte zurückgreifen, letztere haben - falls es 
ihnen nicht ausschliesslich um Geld und Karriere geht - keine ande- 



143 



re Motivation und geistige Grundlage als eine blutleere linke Ideolo- 
gie. 

Es besteht also ein Riesenunterschied zwischen dem Zwiedenken ei- 
nes Whittaker Chambers (Hauptzeuge beim denkwürdigen Spiona- 
gefall Alger Hiss, der sich 1948-1950 in den USA zutrug) und jenem 
eines führenden modernen jüdischen Historikers wie Prof. Norman 
Cohn. Chambers, der gezwungen gewesen war, zugleich in zwei gei- 
stigen Welten zu leben und unter der Last zusammenbrach, erklärte 
die Reinigung seiner Seele, die seiner Bekehrung zum Christentum 
vorausging, wie folgt: 

Ich musste meine ganze Lebens- und Denkart verändern. Bei diesem 
Prozess habe ich mich von vielen langjährigen Einflüssen befreit. Es traf 
sich, dass sie fast vollständig semitisch waren. Doch geht es nicht an, 
diese Einflüsse verantwortlich zu machen. Ich mache vielmehr mich selbst 
dafür verantwortlich, dass ich ihnen erlegen bin. (Whittaker Chambers, 
Brief an einen Freund aus dem Jahre 1943). 30 

Die Vermischung von Realität und Irrealität ist im Denken des geüb- 
ten und durch seine Instinkte gestärkten Praktiker des Zwiedenkens 
dermassen vollständig, dass er, wie Orwell bemerkt, tatsächlich et- 
was glauben kann, von dem er weiss, dass es nicht stimmt (wenn 
auch nur so lange wie nötig), ohne deshalb seine Verankerung in 
der Wirklichkeit zu verlieren. Dass er selbst glaubt, was er erzählt, 
verleiht seinen Darlegungen einen hohen Grad von Glaubwürdig- 
keit. 

Ein vorzügliches Beispiel für diese Art des Zwiedenkens stellt das 
Schlusskapitel von Prof. Norman Cohns Warrant for Genocide («Frei- 
brief für Völkermord») dar, in welchem er die bei NichtJuden auftre- 



Whittaker Chambers Brief an einen Freund wird von Allan Weinstein in seinem 
Buch über den Fall Chamber-Hiss erwähnt, das den Titel Peijury («Meineid») trägt. 
Alger Hiss wurde wegen Meineids überführt, weil er seine verräterischen Handlun- 
gen unter Eid abgestritten hatte. Eine brillante Zusammenfassung des Chamber- 
Hiss-Falls liefert Douglas Reed in ßehind the Scene (einem Neudruck des zweiten 
Teils von Far and Wide); siehe auch Whittaker Chambers Autobiographie Wirness 
(Random Press, New York 1952). 



144 



tenden ressentimentgeladenen Reaktionen auf einen psychologi- 
schen Mechanismus zurückführt, «durch den menschliche Wesen 
ins Verhalten anderer jene anarchistischen Tendenzen hineinlesen, 
die sie in sich selbst vorzufinden fürchten». Cohn liefert folgende 
raffinierte Begründung für diese These: 

... die Juden als Kollektiv werden unbewusst sowohl dem «bösen Sohn» - 
d.h. dem Mordgelüste gegen seinen Vater hegenden rebellischen Sohn - 
als auch dem «bösen Vater» gleichgesetzt, d.h. dem potentiellen Folter- 
knecht, Kastrierer und Töter des Sohnes. 

Cohn fährt fort: 

Nach Sigmund Freud selbst haben verschiedene Psychoanalytiker die 
Ansicht verfochten, die Juden würden, weil sie den christlichen Gott ver- 
worfen haben, von manchen Christen unbewusst als «böse», rebellische 
Söhne, ja als Vatermörder betrachtet. Dies heisst, dass es traditionell für 
einen Christen leicht und verlockend war, den Juden zum Sündenbock 
für jedwelche unbewussten Ressentiments zu machen, den er selbst ge- 
gen seinen Vater oder sogar seinen Gott hegt. 

Wen diese Erklärung noch nicht überzeugt, für den kann Prof. Cohn 
noch etliche andere aus der Trickkiste ziehen: 

Unbewusst wird der Jude noch stärker mit dem «bösen Vater» als mit 
dem «bösen Sohn» identifiziert. Dies ist sehr gut verständlich, denn das 
geschichtliche Verhältnis des jüdischen Volkes gegenüber dem Christen- 
tum und Europa lässt es beinahe unvermeidlich erscheinen, dass es als 
eine Art kollektiver Vaterfigur gesehen wird. Als identifizierbares Volk 
sind die Juden natürlich sehr viel älter als die meisten europäischen Völ- 
ker, doch dies ist noch nicht alles: Die jüdische Religion ist die Vaterreli- 
gion, aus der und im Wettstreit mit der sich das Christentum entwickelt 
hat. 

Sind Sie immer noch nicht überzeugt? Keine Sorge, Prof. Cohn kann 
noch mit einer weiteren Erklärung aufwarten: 

Am wichtigsten ist vielleicht die Tatsache, dass, während der Gott des 
Christentums die Eigenschaften des Vaters und des Sohnes in sich verei- 



145 



nigt, der Gott der Juden einzig und allein Vater ist. Man möchte hinzufü- 
gen: In den Augen der Christen, die ihn nur aus dem Alten Testament 
kennen und nichts von der späteren Entwicklung des Judentums wissen, 
ist er dazu noch ein einzigartig tyrannischer und gnadenloser Vater. 3I 

Da denkt man unwillkürlich an jene Art der Überzeugungskraft, die 
O'Brien (sein Name ist nun mit demjenigen Emmanuel Goldsteins 
austauschbar) einsetzt, als er in Orwells 1984 zu Winston Smith sagt: 

Sie Luissen ganz genau, was mit Ihnen los ist. Sie wissen es seit Jahren, 
obgleich Sie sich bemüht haben, dieses Wissen zu verdrängen. Sie sind 
geisteskrank. Sie leiden an einem gestörten Erinnerungsvermögen. 

Winston, so meint O'Brien, leide an einem gestörten Erinnerungs- 
vermögen, weil er darauf beharre, ein Wissen im Gedächtnis zu be- 
halten, das er hätte vergessen und somit seiner Existenz berauben 
sollen. Dementsprechend wird von den NichtJuden verlangt, sie 
müssten aus ihrem Gedächtnis sämtliche kollektiven Erinnerungen 
an die Kränkungen und das Unrecht tilgen, das ihnen seitens der 
Juden widerfahren ist, und sich der Einsicht Prof. Cohns beugen, 
dass jede Weigerung, die jüdischen Forderungen bedingungslos zu 
erfüllen, nichts anderes als eine «kollektive Psychopathologie» ist. 

Im Tone schnoddriger Überlegenheit, mit mephistophelischem Selbst- 
vertrauen und Hochmut, präsentiert uns Cohn eine leicht komplexe 
Erklärung des «Antisemitismus», die den ahnungslosen Leser dank 
ihrer Raffinesse und inneren Logik so beeindrucken wird, dass er sie 
möglicherweise akzeptiert, ohne die fragwürdigen Grundlagen nä- 
her zu untersuchen, auf denen sie beruht, nämlich die trübe und 
vollkommen aus der Luft gegriffene Freudsche These von der tiefen 
Feindschaft zwischen Vater und Sohn. 

Alle so gearteten «Erklärungen» des Antisemitismus lassen sich, ge- 
nau wie ein Grossteil der Freudschen Schriften, als Form der psycho- 
logischen Kriegsführung betrachten, die sich unter dem Deckmän- 



Ein gesundes Gegengift gegen das verquaste Denken Prof. Norman Cohns über die 
sogenannte «Vater-Sohn-Psychologie» liefern Thomas Szasz in seinem The Myth of 
Psychotherapy sowie Douglas Reed in The Controversy of Zion. 

146 



telchen der Wissenschaft tarnt und listig darauf abzielt, das Denken 
des abendländischen Menschen zu lähmen und seine Aufmerksam- 
keit möglichst weit weg von einem Untersuchungsfeld zu lenken, wo 
logischerweise und realistischerweise jede ernsthafte Untersuchung 
beginnen müsste: Die Klagen über jüdische Ungerechtigkeit, die im 
Lauf der Geschichte fast ständig von Völkern verschiedener Rasse 
und Nationalität erhoben wurden, in deren Mitte die Juden als Min- 
derheiten lebten. Statt die Klage zum Gegenstand der Untersuchung 
zu machen, setzt man den Kläger auf die Anklagebank oder übergibt 
ihn gar, wie Cohn vorschlägt, dem Irrenarzt zur klinischen Untersu- 
chung! 

Die jüdische Ungerechtigkeit, jene Praxis, die Arthur Keith als «Ko- 
dex der Feindschaft» bezeichnet hat, hat in vielen westlichen Spra- 
chen ihren Niederschlag gefunden. So findet sich im Concise Oxford 
Dictionary, dem Standardwörterbuch der englischen Sprache, das 
Substantiv «Jew» (Jude) in der Bedeutung von «erpresserischer 
Wucherer, gerissener Händler», und das transitive Verb «to jew» als 
Synonym für «betrügen, übervorteilen». 

Sämtliche Fakten bezüglich des ständig getrübten Verhältnisses zwi- 
schen Juden und NichtJuden liegen offen dar und sind dem For- 
scher zugänglich; was meist fehlt, sind der Wille und die Kraft zum 
Forschen. Als ihrer Verletzlichkeit bewusste und geographisch zer- 
streute Nation, die jedoch fest entschlossen war, zu überleben und 
reich und mächtig zu werden, haben es die Juden stets verstanden, 
ihre Energien auf jene Formen der wirtschaftlichen Aktivität zu kon- 
zentrieren, wo «gerissenes Handeln, Betrügen und Übervorteilen» 
am besten möglich sind und wo sie durch kollektives Handeln den 
Geld- und Warenfluss am leichtesten lenken können. Aus diesem 
Grunde haben sie auch stets eine ausgeprägte Vorliebe für jene Be- 
rufe und Beschäftigungen an den Tag gelegt, die eine sichere Grund- 
lage für maximale Einflussnahme auf die Gastbevölkerung bieten. 
Andererseits haben sie sich stets peinlichst von jenen Betätigungen 
ferngehalten, bei denen ein festes und untrennbares gemeinsames 
Interesse überwiegt, von der Landwirtschaft etwa, vom Militärwesen 
sowie von den spezialisierten Handwerken. 



147 



Nun, wo wir vollkommene Einsicht in die Motive und Methoden der 
Gegenseite gewonnen haben, können wir den Marsch durch die 
dunklen Gänge des Labyrinths jüdischer Geschichtsschreibung wa- 
gen - mag sich diese an Juden oder an NichtJuden richten -, ohne 
Gefahr zu laufen, die Orientierung zu verlieren und uns zu verirren. 
Wir können uns dabei, wie Christian in The Pilgrim's Progress, auf 
unsere Gewissheit stützen, dass es eine Wahrheit gibt, dass wir diese 
Wahrheit für unsere körperliche und seelische Gesundheit benöti- 
gen und dass wir dank ihr den leidenschaftlich parteiischen Mäch- 
ten der Verführung und des intellektuellen Terrorismus standhalten 
können. 



148 



Kapitel 8 



Zionistisch-kommunistisches Zusammenspiel 
im Nahen Osten 

Dieses Kapitel ist ein Neudruck eines im Rundbrief ßehind the News vom Januar 1984 
und später in Kanada als Broschüre mit dem Titel The Middle East Riddle Unwrapped 
veröffentlichten Beitrags. Es figurierte auch in der ersten Ausgabe von The Zionist Factor 
als Kapitel und wird hier aufgrund seines unverminderten Wertes als Gesamtdarstellung 
der Lage im Nahen Osten in welthistorischer Perspektive abermals wiedergegeben. Die 
seit seiner ersten Veröffentlichung eingetretenen Ereignisse haben seine Richtigkeit bestä- 
tigt. 

Wir dürfen nicht hoffen, die gegenwärtige gefahrvolle und sich rasch 
verschlechternde Lage im Nahen Osten zu begreifen, wenn wir uns 
nicht zuerst eine Geschichtsdeutung zu eigen machen, welche die 
wahre Rolle der beiden wichtigsten Gegenspieler erkennen lässt - 
jene der Sowjetunion als angeblicher Schutzmacht der arabischen 
Staaten sowie jene des Staates Israel als angeblicher westlicher Basti- 
on gegen den sowjetischen Expansionismus. 

Anders gesagt, die wirkliche Bedeutung der Entwicklungen, welche 
die Menschheit in das Inferno eines neuen Weltkriegs hinabzureis- 
sen drohen, ist nicht im heutigen Nahen Osten zu finden, sondern in 
ganz anders gearteten Geschehnissen, die gegen Ende des 19. Jahr- 
hunderts eingesetzt haben. Laut dieser Interpretation der Geschich- 
te, nach der man in den Massenmedien ebenso vergeblich suchen 
wird wie in irgendeinem Geschichtsbuch, lassen sich sämtliche be- 
deutsamen politischen Umwälzungen unseres Jahrhunderts auf re- 
volutionäre Veränderungen zurückführen, die in der Welt der Hoch- 
finanz abliefen. 

Untrennbar mit diesen Veränderungen auf dem Gebiet der Hochfi- 
nanz verknüpft sind u.a. folgende politische Ereignisse: Die bolsche- 
wistische Revolution mitsamt dem darauf folgenden Aufstieg der 
UdSSR zum industriellen und militärischen Koloss; der Zweite Welt- 
krieg; die Liquidierung der Kolonialreiche; die Geburt der Vereinten 



149 



Nationen sowie die rasch darauf folgende Gründung unzähliger 
neuer Staaten, die oft sehr klein und wirtschaftlich ohne fremde Hilfe 
kaum überlebensfähig waren, doch nun alle im neuen Schattenwelt- 
parlament und der Schattenweltregierung vertreten sind. Die ange- 
deuteten Umwälzungen auf dem Felde der Hochfinanz lassen sich 
kurz wie folgt umreissen: 

Noch lange nach Beginn der modernen industriellen Ära existierte 
der Finanzkapitalismus - den man keineswegs mit dem Privateigen- 
tum der Produktionsmittel verwechseln darf - praktisch nur in natio- 
nalen Konzentrationen; es gab einen britischen, einen deutschen, 
einen französischen, einen holländischen Finanzkapitalismus usw. 
Dieser war in jedem Fall an eine nationale Regierung geknüpft, die 
sich - falls das betreffende Land demokratisch war - letztlich gegen- 
über der Wählerschaft verantworten musste. 

Während des 19. Jahrhunderts und bis tief ins 20. Jahrhundert hin- 
ein standen diese nationalen Konzentrationen der Finanzmacht in 
lebhaftem Wettbewerb miteinander. Ein treffendes Beispiel dafür lie- 
fert der Streit um Kolonialbesitz in Afrika und sonstigen Teilen der 
nichtindustrialisierten Welt, welcher aus der Rivalität der nationalen 
Finanzmächte in Grossbritannien und Deutschland heraus entstand. 
Dann geschah es, dass die vielen nationalen Konzentrationen finan- 
zieller Macht allmählich verschmolzen und etwas in der Geschichte 
zuvor Unbekanntes bildeten: Einen internationalen Finanzkapitalis- 
mus, der grimmig entschlossen war, sich von jeder Verantwortung 
gegenüber nationalen Regierungen und ihren Wählern zu befreien. 

Dieser Prozess der Verschmelzung hatte bereits zur Zeit des Buren- 
krieges eingesetzt, begann jedoch erst in den beiden darauffolgen- 
den Jahrzehnten einen grösseren Einfluss auf die Weltpolitik auszu- 
üben. Eine der letzten nationalen Konzentrationen des Finanzkapi- 
talismus, die vor der neuen Macht die Waffen streckte, war jene der 
USA. Dies geschah Mitte der dreissiger Jahre, als die schwerreichen 
amerikanischen Pionierfamilien unter Führung J.P Morgans ihre 
Vorherrschaft an der Wall Street an die Internationalisten abtreten 
mussten. Die Einzelheiten kann man bei Carroll Quigley nachlesen. 



150 



Zweifellos war ein entscheidender Faktor bei der Auslösung revolu- 
tionärer Umwälzungen auf dem Felde der Hochfinanz die Existenz 
von Bankierfamilien oder -dynastien, die sich in mehreren europäi- 
schen Ländern seit jeher auf transnationales Bankenwesen speziali- 
siert hatten. In Quigleys Tragedy and Hope heisst es im Kapitel «Histo- 
ry of the World in Our Time»: 

Die grösste dieser Dynastien waren natürlich die Nachfahren Meyer 
Amschel Rothschilds (1743-1812) aus Frankfurt, dessen männliche Nach- 
kommen wenigstens zwei Generationen lang meist Cousinen ersten Gra- 
des oder sogar Nichten heirateten. Die fünf Söhne Rothschilds, von de- 
nen einer in Frankfurt blieb und die anderen vier in Wien, London, Neapel 
und Paris Filialen gründeten, arbeiteten auf eine Weise zusammen, die 
andere Bankierdynastien wohl nachgeahmt, aber selten übertroffen ha- 
ben. 

Quigley zählt folgende andere internationale Bankierfamilien auf: Ba- 
ring, Lazard, Erlanger, Schröder, Seligman, Speyers, Mirabaud, Mal- 
let und Fould. Die Liste Hesse sich mühelos verlängern: Man könnte 
die Warburgs nennen, die Kuhns, die Loebs, die Schiffs und andere 
mehr. Es ist wohl kaum erforderlich, viele Worte über die Genealogie 
dieser international zerstreuten Dynastien zu verlieren, die, wie Quig- 
ley schreibt, ... in ihr finanzielles Netzwerk rechtzeitig die als Handels- 
banken, Sparbanken und Versicherungsgesellschaften strukturierten pro- 
vinziellen Bankenzentren einbrachten und aus alle diesen ein einziges, 
international organisiertes Finanzsystem schmiedeten, das Geldmenge 
und Geldfluss manipulierte, so dass sie in der Lage waren, Regierungen 
einerseits und Industrien andererseits zu beeinflussen, wenn nicht gar zu 
kontrollieren. 

Jeder weiss, dass diese Bankierfamilien mit wenigen Ausnahmen jü- 
disch sind und es stets waren. Ausnahmen wie Morgan und Rocke- 
feller bestätigen lediglich die Regel, dass die Kontrolle der internatio- 
nalen Finanz als integriertes System weitgehend in jüdischen Hän- 
den liegt. Das ungeheuer wichtige Thema der Verschmelzung natio- 
naler Hochfinanzen zu einer jüdisch beherrschten internationalen 
Hochfinanz bedarf einiger zusätzlicher Erläuterungen: Diese werden 



151 



in einer Anmerkung am Ende dieses Kapitels angeführt und in ande- 
ren Kapiteln weitergeführt. 32 

Da für die westliche Welt dermassen viel auf dem Spiel steht und die 
Gefahr von Tag zu Tag wächst, ist es an der Zeit, klipp und klar auszu- 
sprechen, dass wir uns nicht länger durch Propaganda und Druck 
von einer offenen und freimütigen Diskussion über die jüdische Rol- 
le in der Machtpolitik abschrecken lassen dürfen, denn damit wür- 
den wir unsere Pflichten auf unverzeihliche Weise verletzen und uns 
aus der Verantwortung stehlen. 

Alle grösseren Veränderungen, die in unserem Jahrhundert gesche- 
hen sind - die bolschewistische Revolution und ihre Folgen, die Ent- 
fesselung des 2. Weltkriegs, die Demontage der Kolonialreiche sowie 
der Schwindel mit dem «Weltparlament» -, all dies und noch vieles 
wurde durch die Bedürfnisse und den Ehrgeiz der neuen internatio- 
nalen Finanzmacht heraufbeschworen, denn Aufschwung und Si- 
cherheit dieser jüdisch beherrschten Geldmacht Hessen sich offen- 
kundig nicht mit der fortgesetzten Existenz starker Regierungen in 
Europa und Russland vereinbaren, denen die Finanzmogule hätten 
Rechenschaft ablegen müssen. 

Nur selbstgewählte Blindheit seitens der bedingungslosen Anhän- 
ger eines sozialistischen Religionsersatzes kann einem noch die Ein- 
sicht versperren, dass die bolschewistische Revolution sowie die da- 
durch herbeigeführte sogenannte «Dikatur des Proletariats» ein welt- 
geschichtlich einzigartiger Etikettenschwindel waren. Die bolsche- 
wistische Revolution wurde vom Ausland finanziert, und die Sowjet- 
union wurde von derselben internationalen Geldmacht errichtet, 
vor dem Kollaps bewahrt und zu einer industriellen und militärischen 
Supermacht hochgepäppelt, die den Staat Israel gegründet hat, ihn 
bis zum heutigen Tage ununterbrochen finanziell über Wasser hält 



32 Siehe Kapitel 9, «Die kommunistisch-kapitalistische Verbindung». Die Rolle der Geld- 
macht im Burenkrieg wird in Thomas Pakenhams The Boer War (Weidenfeld Ö 
Nicholson, 1979) dargelegt; man vergleiche auch J.A. Hobsons The War in South 
Africa (James Nisbet, London 1905), Sir William Butler, Autobiography (Constable 
1911), Kapitel XII-XIV sowie XXII und XXIII. 

152 



und mit Waffen eindeckt. Dafür gibt es so viele Beweise, dass sie eine 
ganze Bibliothek füllen würden, doch die Medien verschweigen sie 
wohlweislich. 

Die Demontage der Kolonialreiche kann ganz ähnlich als die Freiheit, 
die sich die internationale Finanz sicherte, definiert werden. Diese ent- 
riss den europäischen Kolonialmächten riesige Territorien und setz- 
te dort Marionettenregime ein, die meist tyrannisch, leicht zu mani- 
pulieren und noch leichter zu beseitigen waren, wenn man sie nicht 
länger brauchte. Dass die europäischen Länder durch diesen Ver- 
lust geschwächt wurden und bei den Vereinten Nationen eine gan- 
ze Herde von Stimmvieh entstand, war für die Internationalisten ein 
zusätzlicher Gewinn. 

Wer auch nur über ein Mindestmass an Geschichtskenntnissen ver- 
fügt, kann nicht mehr ernstlich bestreiten, dass die bolschewistische 
Revolution weitgehend von Juden dominiert wurde und dass ohne 
Rückendeckung und Teilnahme einer jüdisch geleiteten internatio- 
nalen Finanz kein massiver Transfer von Wohlstand und industriel- 
ler Technologie aus dem Westen an die Sowjetunion hätte erfolgen 
können. Anders verhält es sich mit der Frage nach der ethnischen 
Herkunft der politischen Herren der UdSSR, besonders nach dem 
Zweiten Weltkrieg, denn die vielen konfusen Debatten, die im Ver- 
lauf der Jahre darüber geführt worden sind, haben wenig Klarheit 
gebracht. 

Die sowjetische Nahostpolitik der sechziger Jahre wurde als stärk- 
stes Argument gegen die These ins Feld geführt, dass die jüdische 
Macht in der UdSSR immer noch vorherrsche. Ein Autor meinte, ein 
Staat, der sich als Freund der Araber ausgebe und ausgeprägt anti- 
zionistischen Nahoststaaten enorme finanzielle Unterstützung ange- 
deihen lasse, glänze nicht eben durch ein Übermass an «Philosemitis- 
mus». Dies scheint in der Tat so - doch wie, wenn nicht durch einen 
trügerischen Schein, hätte man so viele Araber, und mit ihnen den 
Rest der Welt, an der Nase herumführen können? Wo Misstrauen am 
Platz ist, wie im Fall der demonstrativen sowjetischen Hilfe für die 
Araber, tut man gut daran, weniger Art und Ausmass der erwiesenen 
Unterstützung, sondern vielmehr die dadurch erreichten Resultate zum 



153 



Gradmesser zu nehmen. Was also waren die Resultate der sowjeti- 
schen Nahostpolitik? 

Antwort: Sowohl die Zionisten als auch die UdSSR erzielten im Na- 
hen Osten bedeutende Gewinne, während die sowjetische «Unter- 
stützung» die Araber, insbesondere die Palästinenser, in einer ärge- 
ren Lage zurückliess denn je zuvor. Den Sowjets glückte es, sich im 
östlichen Mittelmeerbecken dauerhaft einzunisten, während Israel 
noch mehr arabisches Land ergattern konnte, sowohl innerhalb Pa- 
lästinas als auch auf Kosten der Nachbarstaaten. Man kann sich nur 
schwer vorstellen, wie die Israelis solche Gewinne ohne die scheinba- 
re Unterstützung der Sowjets für die Araber hätten erreichen können. 

Israel brauchte das Schreckgespenst der sowjetischen Expansions- 
gelüste im Nahen Osten; es musste sich als Bastion des westlichen 
Widerstands gegen diese Gelüste gerieren können, um die umfang- 
reichen Geld- und Waffenlieferungen zu rechtfertigen oder zu erklä- 
ren, die es von den westlichen Ländern, insbesondere den USA, ver- 
langte und bekam. Und die Sowjetunion gab Israel genau das, was es 
brauchte, während sie gleichzeitig ihre eigenen Expansionsinteres- 
sen sorgfältig wahrte. Anders gesagt, die Sowjetunion verhielt sich 
genau so, wie es jene erwartet hatten, die wussten, dass sie insge- 
heim immer noch unter der jüdischen Herrschaft stand, nämlich als 
falscher Freund der Araber und als schwacher und zweideutiger 
Widersacher Israels. 

Der verstorbene König Faisal von Saudiarabien zweifelte nie daran, 
dass es ein ständiges Zusammenspiel zwischen der Sowjetunion und 
den Zionisten im Nahen Osten gab. In einem Interview mit der Zeit- 
schrift Newsweek (21. Dezember 1971) sagte er: «Zionismus und Kom- 
munismus arbeiten Hand in Hand, um jedes Abkommen zu blockie- 
ren, das den Frieden wiederherstellt.» Der Monarch bezeichnete den 
Zionismus im weiteren als «die Mutter des Kommunismus» und fügte 
hinzu: «Er trug dazu bei, den Kommunismus weltweit zu verbreiten. 
Er versucht nun die USA zu schwächen, und wenn der Plan gelingt, 
wird er die Welt beherrschen.» Auf die Frage, wie diese Auffassung 
denn mit der Tatsache in Übereinklang zu bringen sei, dass Russen 



154 



und Israelis im Nahostkonflikt auf verschiedenen Seiten stünden, er- 
widerte König Faisal: 

Es ist dies Teil einer grossen Intrige, einer grossen Verschwörung... Sie 
tun nur so, als arbeiteten sie im Nahen Osten gegeneinander. Die Zioni- 
sten täuschen die USA (...), die Kommunisten betrügen die Araber und 
reden ihnen ein, sie stünden auf ihrer Seite. Doch in Wirklichkeit stecken 
sie mit den Zionisten unter einer Decke. 

Brigadier John C. Glubb (Glubb Pasha) bringt in seinem Buch Middle 
East Crisis einen möglichen jüdischen Einfluss im Kreml nicht zur 
Sprache, hat aber nie auch nur einen Augenblick bezweifelt, dass die 
sowjetische Politik im Jahre 1967 darin bestand, «dafür zu sorgen, 
dass die USA sich ein für allemal auf die Seite Israels stellten» und 
«die Araber in eine katastrophale Niederlage zu führen», so dass sie 
noch hilfloser und noch abhängiger von der sowjetischen Unter- 
stützung wurden. 

Ein noch schlagenderer Beweis als die Ansichten von Autoritäten 
wie König Faisal und Brigadier Glubb ist das, was im Nahen Osten 
tatsächlich geschah. Auf wessen Seite stand die Sowjetunion, als der 
Staat Israel ausgerufen wurde? Der in Polen geborene jüdische Ge- 
lehrte und Stalin-Biograph Isaac Deutscher schreibt in seinem Buch 
The Non-Jewish Jew. 

1 948, als Israel seine Selbständigkeit proklamierte, wurden wir Zeugen 
einer merkwürdigen Situation, in der sich die Erzrivalen Russland und 
Amerika in holder Eintracht die Hände reichten. Zusammen hatten sie es 
fertiggebracht, die Briten aus dem Nahen Osten zu verdrängen, gemein- 
sam walteten sie als Hebammen bei der Geburt Israels. 

Diese «merkwürdige Situation» hätte freilich den Times-Korrespon- 
denten Douglas Reed nicht überrascht, der alles schon gleich nach 
dem Ende des 2. Weltkriegs kommen sah: 

Heute ist die Bühne für den dritten Akt vorbereitet, der den Prozess voll- 
enden soll. Die Geldmacht und die revolutionäre Macht weisen betrüge- 
rische, aber symbolträchtige Formen («Kapitalismus» bzw. «Kommunis- 
mus») auf und besitzen ebenfalls betrügerische, aber symbolträchtige Zi- 
tadellen («Amerika» bzw. «Russland»). Um die Massen gebührend aufzu- 



155 



putschen, wird das Bild einer düsteren und hoffnungslosen Feindschaft 
und Konfrontation an die Wand gemalt. (...) Doch was, wenn in beiden 
Lagern insgeheim ähnliche Männer mit gemeinsamem Ziel regieren? (...) 
Ich glaube, jeder aufmerksame Beobachter unserer Zeit wird entdecken, 
dass dem tatsächlich so ist. 33 

Die Rolle der Sowjetunion als Freund Israels endete jedoch keines- 
wegs, nachdem sie gemeinsam mit den Vereinigten Staaten bei der 
nicht unblutig verlaufenen Geburt Israels Pate gestanden hatte. Isra- 
els erster Premierminister, David Ben-Gurion, hielt in einer Rede vor 
Universitätsstudenten in Haifa fest: «Russland hat uns Waffen gelie- 
fert, die uns ermöglichten, uns im Unabhängigkeitskrieg zu behaup- 
ten», und fügte hinzu: «Die heutige sowjetische Politik ist nur vor- 
übergehender Natur.» (Chicago Tribüne, 8. Juni 1970.) 

Ben-Gurion ging bei seiner Entlastung der Sowjetunion noch viel 
weiter, denn die Chicago Tribüne fuhr fort: «Ben-Gurion sagte, er kön- 
ne die gegenwärtig im Volk kursierende Anklage nicht akzeptieren, 
wonach die Sowjetunion Israel anfangs in der Hoffnung unterstützt 
habe, es als Sprungbrett im Nahen Osten benutzen zu können.» War- 
um hätte er dies so kurz nach einem Krieg sagen sollen, bei dem die 
arabischen Feinde Israels von der UdSSR ermuntert und aufgerüstet 
worden waren, wenn er nicht sehr viel mehr wusste, als er öffentlich 
ausplaudern durfte? 

Millionen von Menschen im Westen haben vergessen - falls sie es 
überhaupt je erfahren haben -, welche Rolle die Sowjetunion bei der 
Verdrängung der Briten im Nahen Osten gespielt hat. Dazu gehörte 
die Finanzierung terroristischer Gruppen wie der Stern-Bande und 
der von Menachem Begin angeführten Irgun Zvai Leumi; diese Ter- 
rorgruppen erschossen britische Soldaten, ermordeten den UN-Un- 
terhändler Graf Folke Bemadotte sowie den britischen Botschafter 
Lord Moyne und jagten das Hotel King David in Jerusalem in die 
Luft. Mit dem von den Sowjets gelieferten Kriegsmaterial vertrieben 



33 Douglas Reed, Far and Wide (Jonathan Cape, 1951). 

156 



Begin und seine Gefolgsleute annähernd eine Million Palästinenser 
in die Negev-Wüste und die angrenzenden arabischen Staaten ein- 
schliesslich des Libanons, wobei das grosse Massaker an Zivilisten in 
Deir Yassin den Auftakt zu dieser Terrorkampagne bildete 34 . 

Aus naheliegenden Gründen wäre es für Ben-Gurion ein Ding der 
Unmöglichkeit gewesen, vor einer grossen Schar Universitätsstuden- 
ten auszuposaunen, dass die Sowjetunion und Israel auf höchster 
Ebene zusammenspannten, doch er ging so weit wie er konnte, in- 
dem er ihnen seine Gewissheit anvertraute, dass die Israelis von die- 
ser Seite nichts zu befürchten hatten. 

Kein Sachkundiger hat je bestritten, dass der Sechstagekrieg vom 
Juni 1967, der für die Ägypter mit einer katastrophalen Niederlage 
endete, von der Sowjetunion angezettelt wurde. Auch die Einzelhei- 
ten liegen klar zutage: Moskaus militärischer Geheimdienst unter- 
richtete die Ägypter, die Israelis planten einen Angriff auf Syrien, ei- 
nen Bündnispartner Ägyptens. Es war - wie der Sowjetspezialist Isaac 
Deutscher bekräftigt hat - damals weithin bekannt, dass Oberst Nas- 
ser als Folge dieser Warnung, «und mit sowjetischer Ermunterung», 
die Mobilisierung anordnete und seine Truppen an der Sinaigrenze 
aufmarschieren Hess; damit verfolgte er einzig und allein den Zweck, 
Israel von einem Angriff auf Syrien abzuschrecken. 

Kann man es da noch für möglich halten, dass die Kremlbosse, die 
Nasser solche Ratschläge und Ermunterungen zuteil werden Hes- 
sen, wirklich seine Freunde waren? Gewisse verdächtige Umstände 
konnten nur einem Sowjetspezialisten mit leichtem Zugang zur so- 
wjetischen Presse auffallen. Deutscher schreibt in The Non-Jewish 
Jew: 



34 Einzelheiten über Deir Yassin und andere israelische Terrorakte kann man folgen- 
den Quellen entnehmen: David Gilmour, Dispossessed: The Ovdeal of the Palestini- 
ans 1917-1980 (Gidgwick Ö Jackson), Douglas Reed, The Controversy of Zion (Dol- 
phin Press), Alfred Lilienthal, Bitter Harnest (Veritas, Australien) etc. Vgl. auch den 
Artikel von Dr. R. Gayre, «Northern European Elements in the Eastern Mediterrani- 
an», in The Mankind Quarterly (Band IV, Nr. 2, Okt.-Dez. 1963, Armorial, Edin- 
burgh). 

157 



Die Sowjetpropaganda stellte sich öffentlich immer noch hinter die Ara- 
ber. Doch bei einer Konferenz nahöstlicher kommunistischer Parteien im 
Mai [1967], deren Resolutionen in der «Prawda» zusammengefasst wur- 
den, sprach man auffallend wenig über die Krise, und Nasser wurde zwi- 
schen den Zeilen kritisiert. Wichtiger aber waren die eigenartigen diplo- 
matischen Manöver hinter den Kulissen. Am 26. Mai weckte der Sowjet- 
botschafter Nasser tief in der Nacht (etwa um halb drei), um ihm die 
ernsthafte Warnung zu übermitteln, die ägyptische Armee dürfe auf kei- 
nen Fall den ersten Schuss abfeuern. Nasser willigte ein. Er hielt sich 
dermassen strikt an seine Zusage, dass er nicht nur davon Abstand nahm, 
die Feindseligkeiten selbst zu eröffnen, sondern keinerlei Vorsichtsmass- 
nahmen gegen die Möglichkeit eines israelischen Angriffs traf. Er Hess 
seine Flugplätze unverteidigt und seine Flugzeuge ungetarnt am Boden 
stehen. Er versäumte es sogar, die Meerenge von Tiran zu verminen, 
oder wenigstens ein paar Kanonen an ihrer Küste aufzustellen (was die 
Israelis zu ihrer Verblüffung entdecken sollten, als sie dorthin gelangten). 

Deutscher versucht dies als «Stümperei» des Kreml zu erklären, doch 
die von ihm gelieferten Fakten lassen weit eher auf gezielten Verrat 
schliessen; er fährt nämlich fort: 

Die Russen hatten die Araber aufgeschreckt, zu riskanten Zügen ermun- 
tert, ihnen Hilfe versprochen und ihre eigenen Flotteneinheiten im Mittel- 
meer auffahren lassen, um den Manövern der Sechsten Amerikanischen 
Flotte zu begegnen. Nachdem sie dies alles getan hatten, legten sie Nas- 
ser Fesseln an. Warum? Während die Spannung stieg, wurde die «heisse 
Linie» zwischen dem Kreml und dem Weissen Haus in Betrieb genom- 
men. Die beiden Supermächte einigten sich darauf, eine direkte Interven- 
tion zu vermeiden und die Streithähne zur Mässigung zu veranlassen. 

Der Entscheid der Supermächte, nicht in den Konflikt einzugreifen, 
muss der israelischen Regierung unverzüglich mitgeteilt worden sein. 
In dieser Gewissheit konnte diese dann ihren Angriff auf die hoff- 
nungslos unterlegenen ägyptischen Streitkräfte auf der anderen Sei- 
te der Grenze entfesseln, die überhaupt nicht mit einem solchen 
Schritt rechneten, da man sie in die trügerische Gewissheit gelullt 
hatte, sie genössen die volle Unterstützung einer Supermacht, mit 
der sich die Israelis nicht anlegen würden. 



158 



Können die Kremlbosse wirklich so dumm gewesen sein, nicht zu 
wissen, dass sie mit ihrer Verpflichtung zur Nichtintervention einer 
haushoch überlegenen israelischen Armee Carte blanche zu Vernich- 
tung der ägyptischen Heere und zur Inbesitznahme ihres mächtigen 
Arsenals an sowjetischen Waffen gaben? Kann ein Verhalten, das die 
arabischen Staaten noch hilfloser und noch abhängiger von der 
UdSSR machte, wirklich als blosse «Stümperei» abgetan werden? 

Brigadier Sir John Glubb beantwortet diese Fragen in seinem Buch 
Middle East Crisis wie folgt: 

Nach der Vernichtung der ägyptischen Streitkräfte im Sinai stimmte die 
britische Presse Jubelchöre über die Schlappe Russlands an, welches «auf 
das falsche Pferd gesetzt» habe. Leider ist die sowjetische Regierung aber 
nicht dermassen einfältig: Ganz im Gegenteil, Russland muss sich voll 
bewusst gewesen sein, dass die Ägpyter eine verheerende Niederlage 
erleiden würden, und genau dies wollte es auch. (Hervorhebung 
durch den Autor.) 

Können sich die «stümperhaften» Kremlbosse tatsächlich eingebil- 
det haben, die Ägypter vermöchten einem israelischen Ansturm zu 
widerstehen? Glubb antwortet: «Jeder, der im Nahen Osten wäh- 
rend der vergangenen zwanzig Jahre gewisse militärische Erfahrun- 
gen gesammelt hatte, wusste genau, dass die ägyptische Armee nicht 
die geringste Chance gegen die Israelis hatte.» 

Es gab keine Anzeichen dafür, dass die Sowjetführer über das schein- 
bare fürchterliche Scheitern ihrer Nahostpolitik aufgebracht oder 
wütend waren. Nur wenige Tage später stimmte der Sowjetdelegier- 
te bei den Vereinten Nationen gemeinsam mit den Amerikanern für 
einen Waffenstillstand, ohne daran die Bedingung eines israelischen 
Rückzugs aus den eroberten Gebieten zu knüpfen. Deutscher schreibt: 

Das Debakel löste auch in Osteuropa Alarm aus. «Wenn die Sowjetunion 
Ägypten dermassen im Stich gelassen hat, wird sie uns dann nicht wo- 
möglich auch im Stich lassen, wenn wir wieder einmal einer deutschen 
Aggression ausgesetzt sind?» fragten sich Polen und Tschechen besorgt. 
Auch die Jugoslawen waren entrüstet. Tito, Gomulka und andere Staats- 



159 



Oberhäupter begaben sich schnurstracks nach Moskau, um eine Erklä- 
rung und ein Rettungsunternehmen zugunsten der Araber zu verlangen. 
Dies war um so bemerkenswerter, als die Forderung von den «Gemässig- 
ten» und «Revisionisten» erhoben wurde, die normalerweise für «friedli- 
che Koexistenz» und Annäherung an die USA einzutreten pflegten. Sie 
waren es, die von einem sowjetischem «Zusammenspiel mit dem ameri- 
kanischen Imperialismus» sprachen. 

Die rotchinesische Regierung war überzeugt, dass es ein solches Zu- 
sammenspiel gegeben hatte, und tat dies öffentlich kund. 

Eine nähere Untersuchung dieses Zusammenwirkens zwischen den 
Führern des Zionismus und des Kommunismus lässt auch den Grund 
erkennen, weswegen die Sowjetführer den Israelis, die doch schein- 
bar ihre politischen Pläne im Nahen Osten durchkreuzt hatten, kei- 
neswegs gram waren. Das Zionistenblatt South African Jewish Times 
berichtete kurz nach dem Sechstagekrieg über den Besuch von vier 
hochrangigen Mitgliedern der israelischen KP in Moskau: 

Kaum hatten die israelischen Kommunisten die Tore des Kreml durch- 
schritten, als Gerüchte über ihnen gemachte wichtige Zusagen 
zu kursieren begannen. Doch besteht Grund zur Annahme, dass den 
israelischen Kommunisten, auch wenn sie vielleicht keine förmliche Zusa- 
ge erhielten, immerhin angedeutet wurde, der Kreml beabsichtige Nas- 
ser bei seinen aggressiven Plänen nicht zu unterstützen. (...) In gewissem 
Ausmass lag dieser Geste der Wunsch zugrunde, Nasser zu zeigen, dass 
die Sowjetführer Verständnis für die Lage Israels aufbrachten, wo die 
Kommunistische Partei offiziell im Parlament vertreten ist, ihre eigenen 
Zeitungen besitzt und die Regierungspolitik zwar nicht beeinflussen, aber 
doch kritisieren darf. In Ägypten ist dies nicht der Fall. Darum wurden die 
israelischen Kommunisten als wirkliche Freunde und als wichtige Perso- 
nen behandelt. Die Bedeutung, die man ihrem Besuch beimass, wurde 
durch den sehr warmen Empfang unterstrichen, welcher der israelischen 
Delegation später im Büro der Herausgeber der jiddischsprachigen So- 
wjetzeitung «Sovietisch Heimatland» bereitet wurde. (Hervorhebung 
durch den Autor.) 



160 



Der Artikel der South African Jewish Times enthielt keinen Hinweis 
darauf, dass die israelische Delegation, die sich so bald nach dem 
«Debakel» nach Moskau begab, bei der israelischen Regierung - oder 
bei der South African Jewish Times - in Ungnade gefallen wäre. 

Auch hier können nur in selbstgewählter Blindheit lebende, hoff- 
nungslos irregeführte Menschen sich der Erkenntnis entziehen, dass 
in allen möglichen westlichen Ländern ein enges Zusammenspiel 
zwischen Kommunismus und Zionismus stattgefunden hat und im- 
mer noch stattfindet. Die Beispiele sind Legion. Wie Douglas Reed in 
seinem grossartigen Buch The Controuersy of Zion bemerkt, ist Chaim 
Weizmanns Autobiographie Trial and Error... 

... die beste Informationsquelle über die gemeinsamen Wurzeln von Kom- 
munismus und Zionismus und ihre gemeinsamen Ziele. Er war bei der 
Geburt des Zionismus anwesend, wurde zu seinem reisenden Bevollmäch- 
tigten, war vierzig Jahre lang der Liebling an den Höfen, in den Präsiden- 
tengemächern und den Kabinettsräumen des Westens, wurde erster Prä- 
sident des zionistischen Staates und erzählte die ganze Geschichte mit 
verblüffender Aufrichtigkeit. 

Nirgends im Europa der Nachkriegszeit war das Zusammenwirken 
sowjetischer und zionistischer Interessen deutlicher sichtbar als in 
der Karriere des ehemaligen britischen Premierministers Harold Wil- 
son, für den, wie er es selbst einmal ausdrückte, «Unterstützung für 
Israel und Freundschaft mit Russland sich keineswegs auszuschlies- 
sen brauchen». In seinem Buch Inside Story, dem obiges Wilson-Zitat 
entnommen ist, zeigt der Verfasser Chapman Pincher auf, dass sich 
Unterstützung für Israel und Freundschaft mit Russland für diesen 
Politiker sogar gegenseitig bedingten, denn so gut wie alle Kontakte 
Wilsons mit der Sowjetunion nach dem 2. Weltkrieg kamen durch 
jüdische Vermittler zustande, «Flüchtlinge, die jenseits des Eisernen 
Vorhangs Beziehungen bewahrt oder entwickelt hatten, welche es 
ihnen ermöglichten, in Grossbritannien riesige Vermögen zu erwer- 
ben und erheblichen politischen Einfluss zu gewinnen; einige von 
ihnen wurden sogar in den Adelsstand erhoben». 



161 



Typisch für diesen Menschenschlag, der durchwegs aus «leidenschaft- 
lichen Zionisten» bestand, war Lady Plummer, geborene Beatrice 
Lapsker, «eine häufige und willkommene Besucherin auf der Sowjet- 
botschaft», die mit ihrem Gatten, einem Lord, das Vorrecht genoss, 
Ferien in einem Badeort an der Schwarzmeerküste zu verbringen, 
wo sie sich in der Gesellschaft des Parteivorsitzenden Chruschtschow 
sonnen durften. Wie uns Pincher mitteilt, machte Lady Plummer «Wil- 
son mit vielen jener jüdischen Geschäftsleute bekannt, die er später 
ehren Hess», und Wilson war sogar neun Jahre lang bei einem dieser 
jüdischen Mogule angestellt, wobei ihn seine Pflichten «mehrmals 
nach Moskau führten». 

Schon ein oberflächliches Durchblättern von Nachkriegspublikatio- 
nen in den USA enthüllt ein ähnliches Zusammenspiel zwischen dem 
Sowjetkommunismus und zionistisch gesinnten oder gelenkten Per- 
sonen, unter denen Politiker der beiden grossen Parteien ebenso 
vertreten waren wie Bürger jüdischer Herkunft. Es gab auch keiner- 
lei Anzeichen für einen Gegensatz zwischen jenen, die für bedin- 
gungslose Unterstützung Israels warben, und jenen, die im Solde der 
UdSSR subversiv tätig waren. 

Auch eine auf das Allerwichtigste beschränkte Deutung der Geschich- 
te des 20. Jahrhunderts wäre unvollständig ohne einige Hinweise 
auf die ideologische Grosswetterlage, welche all diese revolutionä- 
ren Wandlungen ermöglicht hat. Wir sollten uns allerdings vor Au- 
gen halten, dass wichtige Veränderungen viel eher durch starke 
Motive als durch starke Ideen ausgelöst werden, und dass die Ideen 
fast immer im Dienste der Motive stehen. 

Solschenizyn mochte schon recht haben, als er in seiner 1976 an die 
BBC-Hörer gehaltenen Ansprache sagte, gewisse Doktrinen hätten 
im Westen zu einer weitverbreiteten Lähmung des Willens geführt, 
doch die wirkliche Gefahr liegt nicht in den Doktrinen oder ihren 
irregeführten Vertretern begründet, sondern in den Drahtziehern 
bei der Hochfinanz, welche die sozialistische Ideologie rasch als mäch- 
tige Waffe im Kampf gegen das Abendland erkannten. Die Verirrung 
des Intellekts, der Verrat der Irregeleiteten und das, was der Franzo- 
se la trahison des clercs nennt, hätten den Geist unzähliger Millionen 



162 



in den Staaten des Westens nie und nimmer so sehr umnebeln kön- 
nen, wären sie von den Finanzhochburgen nicht derart massiv mit 
Geldmitteln unterstützt worden. Die durch den Millionär und Ban- 
kier Sir Ernest Cassel erfolgte Gründung der London School of Eco- 
nomics als Kaderschmiede der sozialistischen Indoktrinierung stellte 
die Weichen für die folgenden Jahrzehnte und versinnbildlicht den 
betrügerischen Charakter einer Doktrin, die den Massen des We- 
stens eine «schöne neue Welt» verheisst und dabei Pläne schmiedet, 
die Welt zum Privateigentum ihrer eigenen, fremdstämmigen Elite zu 
machen. 



163 



Kapitel 9 



Die Verbindung zwischen Kommunismus 
und Kapitalismus 



Es gibt keine proletarische Bewegung, auch keine kommunistische, die 
nicht im Dienste des Geldes, in der vom Geld vorgegebenen Richtung 
und während des ihr vom Gelde zugebilligten Zeitraums tätig wäre, und 
all dies, ohne dass die Idealisten in ihren Reihen auch nur die leiseste 
Ahnung davon hätten. 3S 

Oswald Spengler 
Der Untergang des Abendlandes 



Jede auch noch so knappe Übersicht über die Kräfte, welche die 
Geschichte des 20. Jahrhunderts gestalten und dabei jene Bedin- 
gungen schaffen, die Oswald Spengler zutreffend als «zur Gewohn- 
heit gewordene Anarchie» bezeichnet hat, wäre ohne eine nähere 
Betrachtung des Verhältnisses zwischen zwei scheinbar unvereinba- 
ren Gegensätzen - Kapitalismus und Kommunismus - ganz unvoll- 
ständig. Der Schlüssel zum Rätsel ist das Wort Kapitalismus. Die 
meisten Menschen glauben irrtümlich, dass dieses Wort nur 
eine Bedeutung hat; in Tat und Wahrheit birgt der Begriff im 
alltäglichen Gebrauch zwei Bedeutungen in sich, die so ver- 
schieden sind wie Tag und Nacht. 

Um zu verstehen, weshalb Regierungen kapitalistischer Staaten ge- 
genüber dem Kommunismus eine seltsam zweideutige Haltung ein- 
nehmen, müssen wir zuerst lernen, die beiden Bedeutungen, die dem 
Wort Kapitalismus innewohnen, sauber voneinander zu trennen. Wir 
sollten stattdessen zwei Wörter benutzen: Kapitalismus in seiner ur- 
sprünglichen, in den Lexika definierten Bedeutung, sowie Superkapi- 



Rückübersetzung aus dem Englischen. Da Benson bedauerlicherweise die Seiten- 
zahlen in den von ihm zitierten Werken nicht nennt, wäre das Auffinden der 
Originalstellen mit enormem Zeitaufwand verbunden. (Anmerkung des Überset- 
zers.) 

164 



talismus, worunter eine radikal abgewandelte Form des ersteren zu 
verstehen ist. 

Der Kapitalismus in seinem ursprünglichen und korrekten Sinne be- 
deutet das Privateigentum an Gütern und Produktionsmitteln sowie 
den freien Wettbewerb bei der Versorgung mit Waren und Dienstlei- 
stungen. Der Superkapitalismus, der als in ganz wenigen Händen kon- 
zentrierter Finanzkapitalismus bezeichet werden kann, ist nicht nur 
grundverschieden vom Kapitalismus, sondern recht eigentlich des- 
sen Antithese und nimmt früher oder später eine ausgeprägt antika- 
pitalistische Natur an. 

Es ist nämlich nicht möglich, Besitz und Kontrolle über Eigentum und 
Ressourcen immer mehr zu konzentrieren, ohne gleichzeitig die Zahl 
derjenigen, welche das Eigentum und die Ressourcen besitzen und kon- 
trollieren, zu verringern. Dementsprechend kann es keine riesige Kon- 
zentration von Besitz und keine in den Händen einiger weniger lie- 
gende Kontrolle der Ressourcen geben, ohne dass der freie Wettbe- 
werb behindert oder ganz abgewürgt wird. 

Was wir im Westen seit langer Zeit erleben, ist die fortschreitende 
Degenerierung des Kapitalismus zu einer Form des Superkapitalis- 
mus - oder, konsequent formuliert, Antikapitalismus -, die, je weniger 
sie dem ursprünglichen Kapitalismus gleicht, desto auffallendere Ähn- 
lichkeit mit dem Sozialismus oder Kommunismus aufzuweisen beginnt. 

In den meisten Ländern der westlichen Welt, und insbesondere in 
den USA, ist vom Kapitalismus gerade noch genug übriggeblieben, 
um das Bild zu verwirren und den meisten Menschen die Einsicht zu 
erschweren, dass der Kapitalismus zusehends dem Superkapitalis- 
mus weicht. Anders gesagt, die Überreste des schwachen und dah- 
inserbelnden Kapitalismus dienen einem allgewaltigen Antikapitalis- 
mus, der sowohl die Wirtschaft als auch die Politik beherrscht, als 
Tarnmäntelchen. 

Moderne superkapitalistische Regime, wie das amerikanische und 
die kommunistischen, mögen wohl unterschiedliche Interessen ha- 
ben und sich oft in den Haaren liegen, doch dies verblasst neben 



165 



dem, was sie gemeinsam haben. Beide sind unerbittliche Widersa- 
cher des Nationalismus. Deshalb sind sowohl der Superkapitalismus 
als auch der Kommunismus ihrem Wesen nach revolutionär und Tod- 
feinde aller politischen Systeme, die ihrem Wesen nach evolutionär 
sind. 

Da der Nationalismus untrennbar mit dem kulturellen Erbe eines 
Volkes verbunden ist, ergibt sich daraus, dass alle Attacken auf den 
Nationalismus kulturelle Unterwanderung und Zerstörung mit ein- 
schliessen. Dies sehen wir auf beiden Seiten des Eisernen Vorhangs 
sowie des Bambusvorhangs; die Kulturzerstörung wird von Superka- 
pitalisten und Kommunisten mit gleichem inbrünstigem Eifer betrie- 
ben. Es gibt nur einen echten Nationalismus, den sie beide unterstüt- 
zen, und das ist der Zionismus, der Nationalismus der über zahlrei- 
che Länder zerstreuten Juden. Dazu kommen natürlich allerlei 
Pseudonationalismen, die sie in der Retorte züchten und ausnutzen, 
wie beispielsweise der «schwarze Nationalismus» in Afrika, und auch 
diese Pseudonationalismen sind in der Regel stark marxistisch ge- 
färbt. 

Der Grund, weswegen der westliche Superkapitalismus in ständiger 
Furcht vor dem Nationalismus lebt, lässt sich leicht erklären. In je- 
dem beliebigen Staat ist die Grundfrage nämlich, ob es eine der Wirt- 
schaft übergeordnete Autorität geben soll. Wer soll regieren - die 
Politik oder die Wirtschaft? Es unterliegt keinem Zweifel, dass der 
Nationalismus ungeachtet aller Gebrechen, die er geerbt hat, die 
Instinkte und den Willen der Bevölkerung widerspiegelt und dem 
Grundsatz huldigt, dass die Politik den Vorrang hat, während die 
Wirtschaft, so wichtig sie auch sein mag, ihrem Wesen nach der Po- 
litik untergeordnet sein muss. 36 

Da ein Widerstand gegen den Kommunismus und ein Sieg über die- 
sen nur mit Hilfe des Nationalismus möglich ist, ergibt sich daraus, dass 
der westliche Superkapitalismus die Koexistenz mit dem Kommunis- 



36 Dieser Aspekt, der einen echten Nationalismus kennzeichnet, wurde vom Verfasser 
dieser Zeilen in seinem Buch Tmth out of Africa dargelegt (Kapitel 9, «Dr. Sun Yat- 
Sen und die Prinzipien des Nationalismus»). 

166 



mus aufs entschiedenste fördert und dass die Superkapitalisten, selbst 
wenn sie keine Zionisten sind, kein anderes langfristiges Ziel haben 
können als die schlussendliche Verschmelzung mit dem Kommunis- 
mus - wobei sie oft nicht ahnen, dass der Endsieg ihres Antinationa- 
lismus sich sogleich als Triumph des zionistischen Nationalismus er- 
weisen würde. 

Dementsprechend gibt es - und dies ist ungeheuer wichtig - nur eine 
einzige Waffe, die der Superkapitalismus erfolgversprechend gegen 
den Nationalismus einsetzen kann, nämlich eine sozialistische oder 
kommunistische Ideologie, welche die Kräfte der Unterwelt und des 
wurzellosen Intellektualismus mobilisiert und bei Bedarf als Ramm- 
bock gegen alle nationalistischen Ziele einsetzt - ausgenommen eines, 
den Zionismus. 

Was ist also das wirkliche Verhältnis zwischen westlichem Superkapi- 
talismus und marxistischem Kommunismus? Gibt es einen globalen 
Imperialismus, gibt es deren zwei, oder, wenn man den Zionismus 
dazunimmt, gar drei? Wenn es nur einen gibt, wie verhalten sich die 
drei Ideologien dann zueinander? 

Wir dürfen nicht hoffen, klare Antworten auf Fragen wie diese zu 
finden, ehe wir uns mit einer gesunden politischen Philosophie ge- 
wappnet haben, die uns einerseits davor bewahrt, die Berührung mit 
der Realität zu verlieren, und andererseits als geistiges Instrument 
zur Sezierung, Analyse und Einschätzung sämtlicher politischer Phä- 
nomene dient. Wie ich schon früher beobachtet habe, hat jeder, der 
sich aus irgendwelchen Gründen eine abgeklärte, skeptische und 
kritische Haltung gegenüber der kränkelnden Welt des 20. Jahrhun- 
derts mit ihren zweifelhaften Werten zu eigen gemacht hat, den Weg 
persönlicher Gesundung beschritten und dadurch auch zur Gesun- 
dung jener Gemeinschaft beigetragen, welcher er angehört. 



167 



Kapitel 10 

Einige Betrachtungen 
zum «ungerechten Mammon» 



Die letzte Schlacht für das Christentum wird um die Geldfrage geschla- 
gen, und ehe diese gelöst ist, kann es keine allgemeine Verwirklichung des 
Christentums geben. Honore de Balzac 



Frage: Über welches Thema müssen die Menschen im Westen mehr als 
über jedes andere aufgeklärt werden? 

Antwort: Ober die Geldfrage - genauer gesagt, über das Prinzip des 
Wuchers, das den Eckpfeiler des ganzen heutigen monetären Sy- 
stems sowie den Schlüssel zu allen modernen monetären Fragen 
bildet. 



Warum ist das Prinzip des Wuchers der wichtigste Bestandteil des wich- 
tigsten Problems, das der Menschheit heute zu schaffen macht? 

Das Prinzip des Wuchers ist das Auge der Krake, jener ungeheuren 
ungerechten Macht, die Alexander Solschenizyn «die Konzentrati- 
on des Weltbösen» genannt hat. Man könnte es auch dem Auge an 
der Spitze jener Pyramide gleichsetzen, welche die weltweite illegiti- 
me Macht symbolisiert. 



Gibt es irgendeine Möglichkeit, die heutige, weltweite Herrschaft des Wu- 
chers zu brechen? 

Die Macht des Geldes wird durch den Turm von Babel versinnbild- 
licht; jene, die ihn immer höher bauen, werden nicht davon ablas- 
sen, bis der Turm schwankt und seine Bausteine auf ihre Köpfe fallen. 



168 



Dies wissen die Vertreter der Wucherherrschaft, und sie versuchen 
nun verzweifelt, sich zu retten und ihre Macht zu verewigen, indem sie 
ihre Geldmacht in eine weltweite politische und militärische Macht 
umsetzen. 



Was genau versteht man unter dem Wort «Wucher»? 

Wucher bedeutet gegen Gewinn ausgeliehenes Geld; durch ihn wird 
das Geld vom Tauschmittel zu einer Ware, die wie jede andere ge- 
kauft und verkauft werden kann. Ein klarer Unterschied muss zwi- 
schen gegen Gewinn geliehenem Geld und anderen gegen Gewinn 
geliehenen Wertsachen gemacht werden. Wer ein Haus vermietet, 
von dem kann man sagen, er leihe es gegen Gewinn aus, doch diese 
Situation ist grundverschieden von jener, wo das Geld, also das 
Tauschmittel, gegen Gewinn ausgeliehen wird. 



Ist es möglich, die Wahrheit über den Wucher, die jedermann kennen 
sollte, in einigen Worten zusammenzufassen? 

Wir können nur wiederholen, was im Lauf unzähliger Jahrhunderte 
unzählige Male gesagt worden ist, nämlich, dass der Wucher seinem 
Wesen nach böse ist, doch ist es nicht möglich, mit einigen wenigen 
Worten jene Einsicht zu vermitteln, die sein furchterregendes Poten- 
tial des Bösen auf den ersten Blick erkennen lässt. Bei manchen Wahr- 
heiten verhält es sich so. Pythagoras konnte «sehen», dass das Qua- 
drat der Hypotenuse des Dreiecks gleich dem Quadrat der beiden 
anderen Seiten ist; die meisten von uns «sehen» es immer noch nicht, 
wir glauben nur daran, weil es bewiesen worden ist oder sich erfah- 
rungsgemäss als unfehlbar wahr erwiesen hat. Die Wahrheit über 
den Wucher kann nur auf dem Bildschirm der moralischen Vorstel- 
lungskraft klar gesehen werden. 

Das Ausleihen von Geld ist für den Schuldner nicht unbedingt nach- 
teilig - unter gewissen Umständen kann eine Anleihe sogar enorme 
Vorteile mit sich bringen -, doch jene, die aus dem Geldverleihen ihr 
Gewerbe machen, sind statistisch gesehen gegenüber ihren Schuldnern 



169 



im Vorteil. Desgleichen sind sie kollektiv gegenüber der ganzen Be- 
völkerungsschicht der Arbeitenden und Produzierenden im Vorteil, 
indem sie es ablehnen, die Risiken mit dem Schuldner zu teilen. Stati- 
stisch gesehen liegt der Vorteil also stets beim Gläubiger, wie er beim 
Kartenspiel beim Spieler mit den gezinkten Karten und beim Würfel- 
spiel beim Spieler mit dem bleigeladenen Würfel liegt. Der sozial schäd- 
liche entscheidende Vorteil des Wuchers besteht darin, dass er die 
ansonsten geltenden Spielregeln der Bereicherung verletzt. 
Der sozial schädliche zusätzliche Vorteil, den der Wucherer geniesst, 
besteht in folgendem: Er bereichert sich auf naturwidrige Weise. Wenn 
Menschen arbeiten und produzieren und damit zum Gemeinwohl 
beitragen, gibt es eine natürliche Grenze gegenüber den Überschüs- 
sen, die von jenen, die mit Geld handeln, erzeugt werden können; 
daher kommt die Existenz von Bankierfamilien, die mächtig genug 
sind, ein Pfandrecht auf die Produktionskräfte ganzer Bevölkerun- 
gen zu besitzen, indem sie Regierungen Anleihen gewähren. Geld in 
solchen Mengen dient nur einem Appetit: Dem unersättlichen Appe- 
tit auf Macht. 



Auf welche Autoritäten kann man sich bei der Aussage berufen, der Grund- 
satz des Wuchers sei verderblich? 

Wir finden die Bestätigung für diese Aussage in der Heiligen Schrift, 
im Koran, bei William Shakespeare, dem grössten Weisen der abend- 
ländischen Welt, sowie bei vielen anderen Autoritäten - falls wir lie- 
ber Autoritäten als unserer eigenen Einsicht vertrauen. Im fünften 
Buch Mose 15, Vers 6 lesen wir: Dann wirst du vielen Völkern lei- 
hen, doch du wirst von niemand borgen; du wirst über viele 
Völker herrschen, doch über dich wird niemand herrschen. 

Und im 5- Buch Mose 28, Vers 12, 13 lesen wir: Und du wirst vielen 
Völkern leihen; du aber wirst von niemand borgen. Und der Herr 
wird dich zum Haupt machen und nicht zum Schwanz, und du 
wirst oben schweben und nicht unten liegen. 



170 



Diese Befehle erteilte den Judäern ihr Stammesgott und nicht der 
Schöpfer und Gott des ganzen Menschengeschlechts. Wie die anderen 
Bücher des Alten Testaments zieht auch das fünfte Mosesbuch einen 
klaren Trennstrich zwischen zwei radikal verschiedenen moralischen 
Verhaltensnormen - einer Norm der Gerechtigkeit, die innerhalb der 
eigenen Gemeinschaft zu beachten ist, und einer Norm der Gleich- 
gültigkeit oder Feindschaft gegenüber allen, die nicht «dazugehö- 
ren». Ganz offensichtlich verstanden die Verfasser des fünften Moses- 
buchs voll und ganz, dass der Wucher, d.h. mit Gewinn ausgeliehe- 
nes Geld oder die Umwandlung des Gelds vom Tauschmittel zur Ware, 
den Grundsätzen der Gruppensolidarität und der Freundschaft wi- 
derspricht und früher oder später zu ungerechten Verhältnissen führt 
- Wucher ist in letzter Konsequenz der illegalen Machtergreifung gleich- 
zusetzen. Darum heisst es im fünften Buch Mose 23, Vers 20: 

«Du sollst von deinem Bruder nicht Zinsen nehmen, weder für Geld noch 
für Speise noch für alles, wofür man Zinsen nehmen kann.» 

Auch der Islam verdammt den Wucher unzweideutig und erklärt, 
dass Gläubiger, Schuldner und Aussteller des Wechsels sich gleicher- 
massen schuldig machen. Andererseits preist der Islam, als univers- 
alistische Religion, den Wucher nicht als Form der politischen Kriegs- 
führung an, mittels welcher eine Gruppe von Menschen «die Ober- 
hand gewinnt» und über andere «herrscht». Zweifellos sah der Pro- 
phet Mohammed den Wucher als eine Form gesellschaftlichen Gifts 
und als vollkommen unvereinbar mit den Grundsätzen einer Glau- 
benslehre an, die Gleichheit und Brüderlichkeit der Menschen vor 
Gott predigt, genau wie es auch Jesus Christus getan hat. 

Dasselbe gilt für jede andere Form des Leihens, bei welcher ein 
Mensch das Unglück oder die Bedürfnisse eines anderen ausnutzt, 
um dessen Eigentum an sich zu reissen. Shakespeare, dessen genia- 
ler Blick in die innersten Tiefen des menschlichen Herzens und der 
menschlichen Seele drang, hat den Wucher ebenfalls vollkommen 
verstanden, und sein Schauspiel Der Kaufmann von Venedig stellt eine 
meisterhafte Darstellung des Themas dar, die nichts ungesagt lässt. 
Im Dialog zwischen Antonio und Shylock deckt der Dichterfürst den 
zutiefst bösen Charakter des Wuchers auf; Shylock versucht dort den 



171 



Wucher als eine Art von «Wirtschaftlichkeit» zu verteidigen, die mit 
dem formaljuristisch legalen, aber moralisch verwerflichen Trick Ja- 
kobs gegenüber seinem Onkel Laban vergleichbar sei. Mit diesem 
Trick hatte Jakob erreicht, dass ihm ein grösserer Teil der Schafherde 
Labans zuteil wurde, als dieser vorgesehen hatte (erstes Buch Mose 
31). 



Wie lässt sich dann die Tatsache erklären, dass ein von den geachtetsten 
geistigen Führern des Menschengeschlechts so oft verurteiltes Prinzip seit 
undenklichen Zeiten dennoch existiert? 

Der Wucher hält sich aus denselben Gründen wie andere bewusst- 
seinsverändernde Drogen: Sie alle bringen dem «Händler» Profit und 
verschaffen dem Käufer die Euphorie eines kurzfristigen Glücks oder 
die Illusion des Gewinns. So wie die Verbreitung des Opiumhandels 
in China einen grossen Teil der Bevölkerung von diesem Rauschgift 
abhängig machte, hat der Wucher unzählige Menschen in den In- 
dustriestaaten von Darlehen abhängig gemacht. Und jederman 
weiss, dass ein jäher Stopp der Giftzufuhr schmerzhafte Entziehungs- 
symptome nach sich zieht. Dies gilt für die «süchtige» Nation ebenso 
wie für das süchtige Individuum. 

Daraus ergibt sich, dass zur Heilung einer Nation ein sorgfältiger Ent- 
giftungsprozess notwendig ist, und wenn dieser als nationale Politik 
betrieben wird, ist er mit etwelchen Gefahren verbunden. Doch bis 
es soweit ist, kann der Einzelne viel für seine persönliche Heilung tun, 
und ein wirksames kollektives Handeln ist nur möglich, wenn der aus 
seiner Starre erwachte Einzelmensch etwas unternimmt, um sich 
selbst zu schützen. 

Sagen wir es unverhohlen: Wir haben es heute mit einer ungeheuer 
mächtigen, kriminellen, durch keine moralischen Grundsätze ge- 
hemmten Oberwelt zu tun, welche die genaue Entsprechung zur 
wohlbekannten kriminellen Unterwelt bildet. Es bestehen unzweideu- 
tige Zeichen für ein Zusammenspiel der beiden Welten, wird doch 
der Abschaum der Gesellschaft aufgehetzt, finanziert und zur Revo- 
lution gegen all jene eingesetzt, die den ehrgeizigen Plänen der Ober- 

172 



weit noch Widerstand leisten. Diese kriminelle Oberwelt erzielt mit 
der Aufpäppelung der kommunistischen Staaten ungeheure Profite 
und profitiert dann ein zweites Mal, indem sie den sogenannten «frei- 
en Ländern» die Waffen verkauft, mit denen sie sich zu verteidigen 
suchen. 

Das Übel des Geldverleihens mit Gewinn wird durch ein System der 
legalisierten Fälschung und des legalisierten Diebstahls noch ver- 
vielfacht, weil nämlich unermessliche Summen Geld aus dem Nichts 
geschaffen und dann als zinsbringende Schulden in das Wirtschafts- 
system gepumpt werden. Wie wäre es sonst möglich, dass sich die 
Gesamtsumme der heute bestehenden Schulden zu den im Umlauf 
befindlichen oder auf Konten liegenden Geldsummen so verhält wie 
der Berg zum Maulwurfhügel, so dass das Bankensystem zu einem 
hemmungslos wuchernden Krebsgeschwür am Leibe der Mensch- 
heit geworden ist? 

Wie hätte der Westen sonst Waren und Dienstleistungen im Wert 
von Hunderten von Milliarden Dollar in kommunistische Staaten 
und Drittweltländer pumpen können, für die letzten Endes die 
schwindende Zahl jener, die im Westen noch arbeiten und produ- 
zieren oder echte Dienstleistungen erbringen, in Form von Inflation 
oder Besteuerung zur Kasse gebeten wird? 



Wenn dies alles zutrifft, wie lässt es sich dann erklären, dass der abendlän- 
dische Geist, der es fertiggebracht hat, Menschen zum Mond zu senden, 
nicht erkannt hat, dass der Wucher benutzt wird, um das Abendland zu 
korrumpieren und zu sklavischer Unterwerfung zu zwingen? 

Ein Teil der Antwort lautet dahingehend, dass sich der abendländi- 
sche Geist mehr als ein Jahrhundert lang so gut wie ausschliesslich 
den Problemen der Wissenschaft und der Technologie zugewandt 
hat und durch die Ergebnisse reich belohnt und weiter motiviert 
worden ist. Der zweite Teil der Antwort lautet so: Die Gewinne, die 
ein betrügerisches Geldsystem abwirft, sind dermassen riesig, dass 
wahre Heerscharen von ansonsten unbescholtenen und anständi- 



173 



gen Menschen dazu verleitet werden, sich an diesem Schwindel zu 
beteiligen, der ihnen fette Gewinne verspricht. Wir denken hier an 
Politiker, Bankiers, Akademiker und Journalisten. Die menschliche 
Natur ist so geartet, dass nur wenige gegen die Verlockungen offen- 
kundiger persönlicher Vorteile gefeit sind, ob es sich nun um Bargeld 
oder um einen Karrieresprung handelt. Das Übel wird durch die 
ausgeprägten Erwerbsinstinkte des westlichen Menschen noch ver- 
stärkt. Diese äussern sich nirgendwo deutlicher als im heutigen Kon- 
sumrausch, der die Massen noch fester an das Verschuldungssystem 
bindet, da die kurzfristige Euphorie des Erwerbs sie gegenüber allen 
anderen Erwägungen blind macht. 



Dies mag ja alles gut und schön sein, doch was ist mit den Wirtschaftswis- 
senschaftlern und den Währungsexperten? Haben diese denn nicht die 
ganze Bandbreite der modernen wissenschaftlichen Erkenntnisse und 
Methoden genutzt, um die Probleme der Verteilung und des Tauschs der 
durch menschlichen Fleiss geschaffenen Produkte zu lösen? Kommt ihnen 
dabei nicht der Computer zu Hilfe, der die Kraft des menschlichen Geistes 
um das Tausendfache mehren kann? 

Eine kurze Antwort auf diesen Einwand lautet, dass die Wirtschafts- 
wissenschaft eine Pseudowissenschaft ist; sie verrät ihren betrügeri- 
schen Charakter, indem sie sich um ihre moralische Pflicht drückt, 
ihre eigenen Instrumente zu definieren - den Begriff «Geld» etwa 
oder den Begriff «Kredit». Man wird von den Ökonomen kaum er- 
warten dürfen, dass sie Probleme lösen, die sie nicht einmal darlegen 
und verständlich machen können. 

Präziser gesagt: Ehe wir ein Problem bewältigen können, müssen wir 
genau wissen, welcher Art es ist. Auch dann können wir es nicht 
bewältigen, ehe wir alle relevanten Informationen darüber besitzen. 
Indem sie Männer zum Mond schickten, bewiesen amerikanische 
Wissenschaftler, dass sie sämtliche Informationen besassen, die not- 
wendig waren, um Menschen zum Mond zu schicken und unver- 
sehrt zur Erde zurückzuholen. Wären jene Wissenschaftler so vorge- 
gangen, wie es die Ökonomen zu tun pflegen, so wären die Kosmo- 

174 



nauten entweder schon gleich beim Start in ihrem Raumschiff ver- 
kohlt, oder aber sie wären auf Nimmerwiedersehen in den Raum 
geschossen worden. 

Nicht nur versäumen es die Ökonomen, alle relevanten Informatio- 
nen zu sammeln, sondern sie klammern die allerwichtigsten Informatio- 
nen bewusst aus, wie wir noch sehen werden. 

Die Verfasser des fünften Mosesbuches, der Prophet Mohammed, 
Shakespeare und andere besassen nicht im entferntesten jene Men- 
ge an Informationen, die uns heute zur Verfügung steht, und doch 
waren sie imstande, das Problem des Wuchers, das sich schon zu 
ihrer Zeit stellte, zu erkennen, weil sie über jenes Wissen verfügten, 
das den Schlüssel zum Ganzen liefert: Wissen über den Menschen selbst 
und seine moralische Natur. 

Die Ökonomen rühmen sich ihrer «wissenschaftlichen Distanziert- 
heit» und «Objektivität», klammern aber den Menschen selbst, seine 
Gier nach Besitz und Macht sowie seine Nachgiebigkeit gegenüber 
den Versuchungen der Ungerechtigkeit aus. Daher erbringen sie 
nicht nur keine brauchbaren Resultate, sondern stiften recht eigent- 
lich Schaden, indem sie die Übel des Wuchers noch verstärken und 
konsolidieren, statt sie blosszustellen. Dasselbe, das dem intellektuel- 
len Auge des Wissenschaftlers teleskopische und mikroskopische 
Schärfe verleiht, bestärkt den Ökonomen nur in seiner Verständnis- 
Iosigkeit. Diese wird nicht wie in den exakten Wissenschaften durch 
die zwangsläufig eintretenden negativen Folgen bestraft, sondern 
mit Prestige sowie hohen Einkommen belohnt. 

Die Ökonomen sehen den Wucher lediglich als anscheinend not- 
wendigen Bestandteil eines Geldmechanismus, von dem sie hoffen, 
dass er eines Tages funktionieren wird. Doch zu allen Zeiten haben 
weise Menschen in ihm eine Verschärfung der Ungerechtigkeit, eine 
Angriffswaffe gegen «Fremde» und einen «Greuel» beim Umgang zwi- 
schen Freunden und Verwandten gesehen. 



175 



Letzte Frage: Wie kann man dem Einzelnen helfen, die volle Wahrheit 
über den Wucher in einer Gesellschaft zu begreifen, in dem er geradezu 
zur Existenzgrundlage geworden ist? 

Eine kurze und bündige Antwort lautet, dass die Erkenntnis der Wahr- 
heit für den Einzelnen unter allen Umständen befreiend wirkt, auch 
wenn sie ihm nicht mehr sagt, als dass er nicht frei ist und dass nur die 
Wahrheit ihn frei macht. 

Anders gesagt: Wer jene Mächte, die unter den Völkern des Abend- 
landes seelische Erkrankungen und Verzweiflung verbreiten, durch- 
schaut hat, wird innerlich gestärkt und ist moralisch und intellektuell 
für das Oberleben in unserer Gesellschaft gerüstet. 



176 



Kapitel 11 

Die Geographie des Intellekts 



Ein Satz mag völlig klar erscheinen, doch wenn seine Bedeutung gründlich 
untersucht worden ist, treten die Verwicklungen und Irrtümer, die sich 
hinter der scheinbaren Einfachkeit verbargen, jäh zutage. 

John Baker, Race 



Dr. Nathaniel Weyl und seine Frau Sylvia Casleton Weyl gehören zu 
den aktiven Verbreitern der Theorie, dass die Juden in den USA die 
führende «kreative Elite» seien und dass diese Überlegenheit auf ihr 
genetisches Erbgut zurückgehe. In einem Artikel in The Mankind 
Quarterly 37 argumentiert das Ehepaar Weyl, die Ursachen der vor- 
herrschenden Stellung der Juden sei «eine Aristokratie der religiö- 
sen Wissenschaft sowie die Entwicklung eines institutionellen und 
religiösen Drucks auf dieses wissenschaftliche Element, früh zu hei- 
raten und viele Kinder zu zeugen». Die Weyls schreiben: 

Kurz gesagt, die durch einen kompetitiuen Erziehungsprozess aus der 
jüdischen Masse herausgesonderten scharfen und subtilen Intellekte müs- 
sen sich in der natürlichen Selektion gegen die anderen durchgesetzt ha- 
ben, weil sie früher heirateten, willkommene Ehepartner für die Kinder 
reicherer und im Geschäftsleben tätiger Familien waren und durch die so 
gewonnenen Vorteile - bessere Nahrung, Unterbringung, Kleidung und 
Hygiene, medizinische Versorgung, rechtzeitige Informationen über be- 
vorstehende Verfolgungen (...) bessere Chancen hatten, dass ein Gros- 
steil ihrer Kinder das Erwachsenenalter erreichte. 

Dr. Weyl hat dieses Thema in wissenschaftlichen Zeitschriften und 
zwei gut dokumentierten Büchern, The Creative Elite in America so- 



37 The Mankind Quarterly, Edinburgh, Schottland. N. Weyl schrieb in den sechziger 
und siebziger Jahren regelmässig für diese von Dr. R. Gayre herausgegebene Zeit- 
schrift. 

177 



wie dem zusammen mit Dr. Stefan Possony verfassten The Geography 
of the Intellect 38 ausführlich behandelt. 

Ein anderer klangvoller Name auf diesem Felde der soziologischen 
Untersuchung ist Prof. Ernest van den Haag, dessen Buch The Jewish 
Mystique 1970 mit akademischen Fanfarenstössen begrüsst wurde. 
Paradoxerweise wurde das Werk auch von mehreren der weltweit 
engagiertesten Verfechter der «Rassengleichheit» wie z.B. Prof. Ash- 
ley Montagu sehr positiv aufgenommen, was einen unwillkürlich an 
den Ausspruch Alle Tiere sind gleich, aber einige Tiere sind gleicher als 
andere in George Orwells Animal Farm erinnert. 

An den vom Ehepaar Weyl angewendeten statistischen Methoden, 
mit denen sie die jüdische Dominanz auf verschiedenen Gebieten 
der Wissenschaft mittels Leistungskoeffizienten auf Prozentbasis be- 
rechnen, gibt es nichts auszusetzen, doch stellt sich die Frage, ob die 
dargelegten Fakten als Beweis der Grundthese, wonach der Erfolg 
der Juden genetischen Faktoren zuzuschreiben sei, wirklich ausrei- 
chen. 

Haben die Weyls das gesamte Beweismaterial studiert? Haben sie das 
ganze Material, das eine historisch haltbare Einschätzung des jüdi- 
schen intellektuellen Talents ermöglicht, auch nur zur Kenntnis ge- 
nommen? Es macht den Anschein, als hätten sie ihre ganze Studie 
auf einer allzu schmalen Basis durchgeführt. In den Lehren der chi- 
nesischen Weisen wird oft darauf hingewiesen, dass die Wahrheit 
uns nicht selten verschlossen bleibt, wenn wir sie nicht in einem ge- 
schlossenen «Gesamtbild» betrachten, dessen Teil sie ist. Wenn man 
eine einseitig ausgewählte Anzahl von Fakten zusammenstellt, kommt 
man zu einem bestimmten Ergebnis; stellt man die berücksichtigten 
Fakten nach anderen Massstäben zusammen, so ist das Resultat un- 
ter Umständen grundverschieden. Deshalb ist es bei jeder These oder 
Aussage wichtig zu wissen, ob sie wirklich das Produkt aller relevan- 
ten Fakten ist. 



38 The Creative Elite m America (Public Affairs Press, Washington D.C., 1966), sowie 
The Geography of Intellect (Henry Regnery Company, Chicago 1963). 

178 



Gerechtigkeitshalber müssen wir erwähnen, dass Nathaniel Weyl in 
The Geography of the Intellect auf die mögliche Existenz eines umfas- 
senderen Beziehungsrahmens hindeutet, teilt er uns doch mit, dass 
«sowohl Spengler als auch Toynbee zum kulturellen Antisemitismus 
beitrugen» - womit er natürlich meint, dass diese beiden führenden 
westlichen Geschichtsschreiber die jüdische Einschätzung der jüdi- 
schen intellektuellen Überlegenheit nicht teilten. Für Spengler, schrei- 
ben Weyl und Possony, «handelte es sich beim Judentum um eine 
'Fellachenreligion', die seit wenigstens neun Jahrhunderten erstarrt 
war». Sie fügen hinzu: «Für Spengler waren die Juden dekadent, 
weil sie das Überbleibsel einer magischen Kultur bzw. Zivilisation wa- 
ren, die ihren kreativen Impuls längst eingebüsst hatte». Toynbee hin- 
gegen, so schreiben sie, habe entdeckt, dass die Juden «'fossilisierte 
Fragmente der syrischen Zivilisation' waren; er billigte also Spenglers 
Aussage, kleidete sie jedoch in andere Worte». 

Der schweizerisch-deutsche Psychologe Carl Gustav Jung machte 
sich mit seinen Kommentaren über einige der Eigenschaften, wel- 
che den jüdischen Intellekt von dem des typischen Westeuropäers 
unterscheiden, ebenfalls unbeliebt. Jung räumte freimütig ein, dass 
es ein Betätigungsfeld gibt, auf dem der gewöhnliche Jude einen 
Wettbewerbsvorteil besitzt; er schrieb: 

Als Angehöriger einer Rasse mit dreitausendjähriger Zivilisation besitzt 
der Jude wie der Chinese ein weiteres Feld des psychologischen Bewusst- 
seins. Folglich ist es für den Juden im allgemeinen weniger gefährlich, 
seinem Unbewussten einen negativen Wert beizumessen. (...) Der Jude, 
der eine Art Nomade ist, hat noch nie eine eigene Kulturform geschaffen, 
und soweit wir absehen können, wird er auch nie eine schaffen, denn all 
seine Instinkte und Talente erfordern eine mehr oder weniger zivilisierte 
Nation, die ihm als Gastvolk für seine Entwicklung dient. 39 



39 Rückübersetzung aus dem Englischen. - Wir können dieses Zitat und seinen weite- 
ren Kontext nicht nachprüfen, da Benson leider nicht angibt, wo es steht. Auf die 
nicht immer befriedigenden Ausführungen des Autors auf dem Gebiet der Psycho- 
logie und Tiefenpsychologie haben wir im Zusammenhang mit den Kapiteln 6 und 
7 bereits hingewiesen. (Anmerkung des Herausgebers.) 

179 



Diese kurzen Hinweise auf Spengler, Toynbee und Jung sollten zu- 
mindest andeuten, dass gewisse grosse Geister einen intellektuellen 
Beziehungsrahmen besitzen, innerhalb dessen die von Nathaniel und 
Sylvia Weyl mit grossem Fleiss den Statistiken des amerikanischen 
Gesundheits-, Erziehungs- und Wohlfahrtsdepartements entnomme- 
nen Tatsachen in ganz anderem Lichte gedeutet würden. 

Eine gründliche Untersuchung des komparativen intellektuellen Sta- 
tus verschiedener ethnischer Gruppen müsste mit einer allgemein 
anerkannten Definition von Begriffen wie «Intelligenz», «kognitive 
Fähigkeit» und «Leistung» beginnen, die man zu verwenden pflegt, 
wenn man das Leistungsniveau verschiedener Menschenrassen ver- 
gleicht. In seinem Buch Race erörtert Dr. John Baker einige der zahl- 
losen Definitionen des Wortes «Intelligenz», die von Psychologen 
und anderen vorgeschlagen worden sind. Alfred Binet, nach dem 
ein mit gewissen Varianten immer noch gebräuchliches System des 
Intelligenztests benannt ist, entschied sich für eine eher prosaische 
Definition: «Intelligenz zeigt sich in der bestmöglichen Anpassung 
des Individuums an seine Umwelt.» Baker bemerkt dazu, in der Lite- 
ratur finde man «eine Anzahl von Definitionen, die auf der gleichen 
Linie liegen», und führt einige Beispiele an. 

Eine Wendung wie «Anpassung an die Umwelt» birgt keine Schwie- 
rigkeiten in sich, wenn man sie auf Tiere und Pflanzen, ja selbst auf 
Menschen kleiner und primitiver Gemeinschaften anwendet, aber 
wie soll man den Ausdruck in einer ungeheuer komplexen und ge- 
fährlich instabilen menschlichen Umwelt auffassen, wie sie in den 
zivilisiertesten Ländern unserer Zeit vorhanden ist? Hier nimmt das 
Konzept der «Anpassung» ganz ungeahnte Dimensionen an. In 
Deutschland hatten die Juden vor 1933 einen prozentuellen Anteil 
an Spitzenpositionen inne, der sich mühelos mit ihrem heutigen in 
den Vereinigten Staaten vergleichen lässt, doch wie die Ereignisse 
im folgenden zeigten, gewährleistete dieser Sachverhalt durchaus 
keine «bestmögliche Anpassung» an die betreffende Umwelt... 

Sogar kurzfristig, hinsichtlich der Leistung eines Einzelmenschen in 
einer verhältnismässig homogenen Gemeinschaft mit gemeinsamem 
genetischem Erbgut, kann die Umwelt ein unberechenbares dyna- 



180 



misches Element darstellen, das alle Berechnungen über den Hau- 
fen wirft. Im Englischen gibt es ein altes Sprichwort, From clogs to 
clogs in three generations - «Von Holzschuhen zu Holzschuhen in drei 
Generationen». Damit ist gemeint, dass ein ganz gewöhnlicher 
Mensch, beispielsweise ein Angehöriger des unteren Bauernstan- 
des, einen Sohn erzeugen kann, der Hervorragendes leistet, seiner- 
seits aber einen Sohn hat, der sich ungeachtet der ihm von seinem 
erfolgreichen Vater gebotenen optimalen äusseren Voraussetzungen 
als kläglicher Versager erweist. Im Falle des Erfolgsmenschen wirkt 
die Umwelt als dynamischer Faktor, als eine Art von System der Sti- 
mulierung und Reaktion, das eine Kette von Energieausbrüchen 
auslöst und selbst einen umweltbedingten Nachteil in sein Gegenteil 
verwandeln kann, nämlich ein Sprungbrett zum Erfolg. Dass die drei 
Generationen ein gemeinsames genetisches Erbgut teilen, ändert 
nichts an ihrer fundamental verschiedenen Leistung. 

Etablierte nichtjüdische Wissenschaftler machen gewöhnlich einen 
weiten Bogen um die vom Ehepaar Weyl, Possony und van den Haag 
aufgegriffenen Fragen, zeigt doch die Erfahrung, dass man entweder 
den von diesen Forschern gezogenen Schlussfolgerungen voll und 
ganz zustimmen muss oder aber Gefahr läuft, wie Spengler, Toynbee, 
Jung und Keith als «Antisemit» beschimpft zu werden. Es ist nämlich 
ganz offensichtlich unmöglich, eine vollständige und saubere kom- 
parative Analyse vorzunehmen, ohne einzuräumen, dass vom Stand- 
punkt der Leistung her Juden und NichtJuden verschiedene Syste- 
me der Stimulierung und Reaktion besitzen. Anders gesagt, die bei- 
den Gruppen laufen nicht auf derselben Bahn um die Wette, son- 
dern auf parallelen Bahnen, die verschieden gestaltet sind und viel- 
leicht auch zu verschiedenen Zielen führen. 

Wie kann man denn den Anteil an Spitzenleistungen zweier charak- 
terlich dermassen unterschiedlicher und so verschieden situierter 
Gruppen in Prozenten ausdrücken? Auf der einen Seite haben wir es 
mit einer Mehrheit zu tun, die, um kulturell überleben zu können, ein 
erhebliches Reservoir an qualifizierten Technikern, aber auch un- 
qualifizierten Arbeitern sowie einen im Boden verwurzelte Bauern- 
stand benötigt, andererseits mit einer kleinen, stets unter grossem 



181 



nervlichen Stress operierenden Minderheit, die fest entschlossen ist, 
ihre nationale Einheit und Identität ungeachtet ihrer Zerstreuung 
unter einer unvergleichlich grösseren Gastbevölkerung zu wahren. 

Jung hat bewiesen, dass er den subtilen, jedoch unerhört wichtigen 
Unterschied auf dem Gebiet der Motivation und Leistung begriff, in- 
dem er bemerkte, die Juden besässen ein weiteres Feld des Bewusst- 
seins, und folglich sei es «für den Juden weniger gefährlich, seinem 
Unbewussten einen negativen Wert beizumessen». Ganz offensicht- 
lich bietet es einen Wettbewerbsvorteil, sein Unbewusstes stiefmüt- 
terlich zu behandeln, doch fragt man sich, ob das jüdische Volk für 
diesen Vorteil keinen allzu hohen Preis in Form eines Verlusts an 
langfristiger Lebenstüchtigkeit bezahlen muss. Könnte sich ihre Ge- 
ringschätzung des Unbewussten nicht irgendwann in der Zukunft 
gegen sie kehren? 

In der Tat, gerade von jenen Einflüssen, die Juden in der westlichen 
Gesellschaft zu Spitzenleistungen befähigten, haben sich Menschen 
jüdischer Abstammung häufig zu emanzipieren gesucht, um intellek- 
tuell oder künstlerisch auf einer ihnen zuvor verschlossenen höhe- 
ren Ebene wirken zu können. Ich denke an Menschen wie Moses 
Mendelssohn und seinen Sohn Felix, den Komponisten, an Spinoza 
und Disraeli, an Moses ben Maimonides, Moses und viele andere, 
einschliesslich gewisser mutiger Juden unseres Zeitalters, denen ich 
in diesem Buch an anderer Stelle meine Achtung zolle. 

Es macht also den Anschein, dass sich das höhere Ausmass an intel- 
lektueller Spezialisierung und Differenzierung für die Juden sowohl 
vorteilig als auch nachteilig auswirken kann - und schon oft in ihrer 
stürmischen Geschichte wirkte es sich nachteilig aus. Friedrich Schil- 
ler hat einmal eine Bemerkung gemacht, die sich das jüdische Volk 
zu Herzen nehmen sollte. Er meinte, ein Gemeinwesen, das von sei- 
nen Bürgern eine extreme Spezialisierung der Tätigkeit verlange, ohne 
Wert auf Allgemeinbildung und Charakter zu legen, fördere damit 
den tiefsten intellektuellen Obskurantismus. Schiller sah also, was kom- 
men würde - eine Gesellschaft, die eine einseitige geistige Entwick- 
lung hoch einschätzt und honoriert, dabei jedoch in unvermeidli- 
chen intellektuellen Obskurantismus versinkt! 



182 



In diesem Zusammenhang könnte man noch zwei Faktoren zur Spra- 
che bringen. Der eine ist das unter rassischen oder nationalen Min- 
derheiten angehörenden Akademikern verbreitete System der ge- 
genseitigen Förderung und Empfehlung, das andere die gegenwär- 
tige jüdische Vorherrschaft in Fächern, die man «Randwissenschaf- 
ten» nennen könnte, beispielsweise soziale Anthropologie, Soziolo- 
gie, Politologie, Psychiatrie. Jedes dieser Fächer ist für Juden und 
NichtJuden gleichermassen ein undurchdringliches Dickicht des Ob- 
skurantismus. 

Es besteht ein klarer Unterschied zwischen einer Gesellschaft, in der 
beruflich eine klare Spezialisierung herrscht, und einer Gemeinschaft 
wie der jüdischen, die sich gesamthaft der beruflichen Spezialisie- 
rung verschrieben hat. Anders gesagt, die hochentwickelte Fähig- 
keit der Juden zum abstrakten Denken wurde in den Dienst eines 
einzigen allesbeherrschenden Fächers von Zielen gestellt. 

Die geschichtliche Erfahrung der Juden, die seit vielen Jahrhunder- 
ten unter alle möglichen Völker zerstreut leben und es doch fertigge- 
bracht haben, ihre nationale Identität und Einheit zu bewahren, hat 
bei ihnen zur Entwicklung einer grossen Zahl von Fähigkeiten ge- 
führt, deren Ziel die Erringung von Macht ist, während alles, was mit 
dem Gebrauch der Macht zusammenhängt, von ihnen fast völlig ver- 
nachlässigt wurde. Kreativität - sei es in der Kunst, der Landwirt- 
schaft, der Politik oder auf irgendeinem anderen Gebiet - erfordert 
eine positive Identifizierung mit Dingen oder Menschen. Wer Macht 
errungen hat, muss diese kreativ nutzen, sonst entgleitet sie ihm wie- 
der. Dank ihren speziellen Fähigkeiten gelang es den Juden, in Rus- 
sland ungeheure Macht zu erlangen, doch dann vermochten sie 
diese nicht schöpferisch zu nutzen, denn dies hätte eine positive Iden- 
tifizierung mit dem russischen Volke vorausgesetzt, und eine solche 
Iiess sich mit der Wahrung der separaten jüdischen nationalen Iden- 
tität nicht in Einklang bringen. 

Diese Ausführungen mögen zum Verständnis dessen beitragen, was 
Jung vor Augen hatte, als er den Juden «eine Art Nomaden» nann- 
te, «der noch nie eine eigene Kulturform entwickelt hat». Es ist das 
Kennzeichen des Nomaden, dass er zwar ein Territorium besetzt, sich 



183 



ihm jedoch nicht verbunden fühlt. Er ist ein Sammler, kein Produ- 
zent. Doch ist dies lediglich ein kollektives Phänomen, von dem sich 
jeder, der sich mit der Kultur seiner Umgebung voll und ganz identi- 
fiziert, befreien kann. Das haben Mendelssohn, Mahler, Spinoza usw. 
getan. 

Jene, die wie das Ehepaar Weyl, van den Haag und andere meinen, 
die Juden bildeten eine «führende Elite», was vorwiegend auf gene- 
tische Faktoren zurückzuführen sei, täten gut daran, diese These kri- 
tisch zu überprüfen, indem sie sich gewisse Fragen stellen, beispiels- 
weise folgende: Was ist der wahre Charakter dieser «führenden Eli- 
te»? 

Die jüdische Elite hat in unserem Zeitalter ihren Charakter radikal 
verändert. Jahrhundertelang war sie die Elite der Synagoge, heute 
ist sie die Elite der Universität und der Börse. Früher mass sie dem 
Unbewussten etliche Bedeutung bei, heute verdankt sie ihre Vor- 
herrschaft dem Umstand, dass die das Unbewusste negativ wertet, 
wobei sie jene metaphysischen Faktoren, welche die Juden in der 
Vergangenheit stets zusammengehalten haben, fast vollständig ver- 
drängt hat. Beide Eliten, die jüdische und die nichtjüdische, machen 
nun in rasend verschärftem Tempo einen Prozess durch, der die Pro- 
pheten des Alten Testaments zu den warnenden Worten veranlas- 
ste: Gott lässt seiner nicht spotten. Ein moderner Psychologe würde 
dies vielleicht wie folgt verdolmetschen: Das Unbewusste lässt sich 
nicht unterdrücken oder geringschätzen. Ein so misshandeltes Un- 
bewusstes kann sich nämlich in äusserst unangenehmer Form zu- 
rückmelden - man halte sich vor Augen, wieviele Angehörige der 
«führenden Elite» an Neurosen, Alkoholismus etc. leiden. Die heuti- 
gen Juden haben allen Grund zur Annahme, dass ein erbostes jüdi- 
sches Unbewusstes - ihr Gott und der Stamm der Juden - einen brand- 
gefährlichen Rückfall in den Primitivismus in Gestalt eines rabiaten 
zionistischen Nationalismus heraufbeschwört. Dieser Nationalismus 
ist darum primitiv, weil er jeglichen religiösen Inhalts entleert ist und 
zwar die Massen aufputschen, dem Einzelnen jedoch keine morali- 
sche Stütze bieten kann. Angesichts eines sinnlos aufgeputschten 



184 



Gruppengeistes sehen wir nun, wie sich der Jude das scharfe Messer 
seines Intellektualismus an die eigene Brust setzt. 

Karl Marx hat einmal bemerkt, der westliche Finanzkapitalismus er- 
zeuge Juden «aus seinen Innereien». Damit meinte er, dass eine Um- 
welt geschaffen worden ist, in der die oberen Schichten der Juden 
und NichtJuden gezwungen sind, gleich zu denken und zu handeln. 
Beide legen das ganze Gewicht auf den Intellekt und messen dem 
Unbewussten, aus dem die lebenserhaltenden Kreativität kommt, 
negativen Wert bei. Spengler schreibt im Untergang des Abendlandes: 

Heute läuft diese magische Nation [die Juden] Gefahr, zugleich mit ih- 
rem Ghetto und ihrer Religion zu verschwinden - nicht weil die Metaphy- 
sik der beiden Kulturen einander näher käme (denn dies ist unmöglich), 
sondern weil die intellektualisierte Oberschicht beider Seiten aufhört, über- 
haupt noch metaphysisch zu sein. Sie hat jeglichen inneren Zusam- 
menhalt verloren, und was noch bleibt, ist nichts weiter als ein Zusam- 
menhalt zu praktischen Zwecken. (Hervorhebung durch den Au- 
tor.) 40 

Noch eine andere Frage gilt es zu stellen: Ist es nicht gleichermassen 
einfach, den unverhältnismässig hohen Anteil der Juden an Spitzen- 
positionen auf eine Anzahl von Wettbewerbsvorteilen zurückzufüh- 
ren, die sich durch gewisse Besonderheiten ihrer Anwesenheit in 
der abendländischen Gesellschaft ergeben? Oder anders gesagt, ist 
es nicht denkbar, dass die jüdische Vorherrschaft nicht genetisch 
bedingt, sondern auf Umstände zurückzuführen ist, die in der Ver- 
gangenheit nicht existiert haben und eines Tages entfallen könnten? 

Mit dem Fortschritt der industriellen Revolution im Westen läutete 
der Kapitalismus - das Privateigentum an Produktionsmitteln -, der 
insbesondere in den USA ein gewaltiges Mass an Unternehmungs- 
geist und Energie freisetzte, die Geburtsstunde des reinen Finanzka- 
pitalismus ein, zuerst auf nationaler und dann auf internationaler 
Ebene. Diese Entwicklungen, zu denen NichtJuden entscheidend 



40 Rückübersetzung aus dem Englischen. (Anmerkung des Uebersetzers) 

185 



beitrugen, wären, wenn auch in langsamerem Tempo, auch dann 
eingetreten, wenn es keine Juden gegeben hätte. Doch als Volk, das 
seine Energien und seine intellektuellen Fähigkeiten seit Jahrhun- 
derten dem Gebiet der Finanztransaktionen zugewendet hat, und 
als zusammenhängende, wenn auch unter andere Völker zerstreute 
Nation, waren die Juden geradezu prädestiniert, bei der Förderung 
der Konzentration des Finanzkapitals eine Rolle zu spielen, die in 
keinem Verhältnis zu ihrem Anteil an der Bevölkerung stand. 

Dies galt nirgends mehr als in den USA, wo sie nach und nach die 
grossen nichtjüdischen Familienvermögen verschlangen, die mit Na- 
men wie Morgan, Ford, Carnegie, Vanderbuilt und Rockefeller ver- 
treten waren. Der entscheidende Vorteil, den sich die Juden mit 
dieser Entwicklung verschafften, führte, wie Carroll Quigley in Trage- 
dv and Hope dargelegt hat, dazu, dass sie rasch die Kontrolle über die 
Hochschulbildung übernehmen konnten, angefangen bei der Co- 
lumbia University. Dazu gesellten sich natürlich ihre Vorherrschaft 
beim Besitz und der Kontrolle der Nachrichtenmedien sowie die Mög- 
lichkeit, die politischen Parteien, die Regierung, die Justiz usw. mit- 
tels Zuwendungen zu manipulieren. 

Eine geballte Macht dieser Art lässt jeden Vergleich zwischen zwei 
Eliten gänzlich absurd erscheinen, hat die Geschichte doch der ei- 
nen Elite einen unwiderstehlichen Vorteil verschafft, der sich auch 
ohne das Mitwirken genetischer Faktoren mühelos erklären lässt, 
genau wie geschichtliche Prozesse einigen ethnischen Gruppen in- 
nerhalb der unzähligen künstlich geschaffenen schwarzen «Natio- 
nen» Afrikas die Macht verliehen haben, andere Bevölkerungsgrup- 
pen zu tyrannisieren, die in früheren Zeiten über die Krale geherrscht 
hatten. 

Ein weiterer Vorteil, den die Juden im Spätherbst des westlichen 
Kapitalismus geniessen, ist das Zusammengehörigkeitsgefühl inner- 
halb der Gruppe, das zu gegenseitigem Vertrauen und gegenseitiger 
Hilfe führt. Aufrechterhalten wird dies durch den von Arthur Keith 
beschriebenen «doppelten Kodex» der Juden in ihrem Verhältnis zu 
den NichtJuden. Dieser Vorteil wird durch die Atomisierung der nicht- 
jüdischen Elite in den westlichen Ländern noch verstärkt, deren An- 



186 



gehörige viel zu beschäftigt damit sind, sich gegenseitig auszuste- 
chen, um noch Zeit zum Nachdenken über ein gemeinsames Kon- 
zept gegen die Juden zu finden. 

Was spielt es letztlich für eine Rolle, welche der beiden Eliten an der 
Spitze einer Gesellschaft marschiert, wenn keine weiss, wohin der 
Weg führt und wenn alles darauf hindeutet, dass beide auf den Ab- 
grund zusteuern? 



187 



Kapitel 12 

Eine Rassenmystik auf dem Prüfstand 



Niemand möge die Rassenfrage leichtfertig abtun. Sie ist der Schlüssel 
zur Weltgeschichte, und dies ist auch der Grund dafür, dass es der Ge- 
schichtsschreibung so oft an Klarheit gebricht - sie wird von Menschen 
betrieben, welche die Rassenfrage und das, was dazugehört, nicht ver- 
stehen. Sprache und Religion machen keine Rasse aus, nur das Blut. 

Benjamin Disraeli 



Ein Thema, das in den USA in einer ganzen Reihe wissenschaftlicher 
Zeitschriften aufgegriffen wurde, ist die behauptete Überlegenheit 
des jüdischen «intellektuellen Apparats» als mögliche Erklärung für 
die wahrhaft verblüffende wirtschaftliche und machtpolitische Do- 
minanz und den Einfluss, den eine winzig kleine jüdische Minderheit 
in der westlichen Welt besitzt. Ausgelöst wurde die Debatte durch 
Prof. Ernest van den Haags Buch The Jewish Mystique. 

Wir dürfen mit Gewissheit annehmen, dass zumindest ein Kern 
von Wahrheit in der im vorhergehenden Kapitel erörterten, von 
Dr. Nathaniel Weyl und anderen vertretenen These steckt, wo- 
nach Jahrhunderte der «Selektion für Intelligenz» eine bedeutsa- 
me Rolle bei der Entwicklung einer jüdischen Rasse und Nation 
gespielt haben, die sich durch einen aussergewöhnlich hohen In- 
telligenzdurchschnitt auszeichnet und auffallend wenige Dumm- 
köpfe und Versager hervorgebracht hat. Wir wissen auch, dass 
derselbe «intellektuelle Apparat» unter verschiedenen Umständen 
sowie als Reaktion auf verschiedene Stimuli verschieden reagiert, 
und wir wissen, oder sollten zumindest wissen, dass die besonde- 
ren Umstände des jüdischen Volkes, das seit jeher als kleine Min- 
derheit in einer als potentiell feindlich erachteten Umwelt lebt, 
einen stets wachsamen und aktiven Geist hervorgebracht haben. 

Doch was wir wirklich herausfinden wollen, ist, ob die gegenwär- 
tige aussergewöhnliche Ungleichheit das Ergebnis eines überlege- 



188 



nen «intellektuellen Apparats» ist oder ob andere wichtige Fakto- 
ren mitspielen. 

Wie bringen wir die gegenwärtige scheinbare Ungleichheit der 
Leistungen von Juden und NichtJuden mit der unbestreitbaren 
Tatsache in Einklang, dass die ganze Macht des Abendlandes, die 
Zivilisation, die ihren Einfluss über den gesamten Erdball verbrei- 
tet hat, ihrem Wesen nach das Erzeugnis der Energie und kreati- 
ven Genialität weisser, christlicher Europäer ist und dass die Ju- 
den in ihrer dreitausendjährigen Geschichte niemals in der Lage 
waren, etwas auch nur annähernd Gleichwertiges zu schaffen? 
Eines der hervorstechendsten Merkmale der Europäer als Rasse 
liegt darin, dass sie in ungewöhnlich hohem Grad «Kulturschöp- 
fer» sind und eine Unzahl von Menschen hervorgebracht haben, 
die, oft unter Opferung ihrer persönlichen Interessen, zur Entste- 
hung eines gewaltigen gemeinsamen Kulturguts beitrugen. Im Ver- 
gleich dazu sind die Juden, wie Spengler und Toynbee hervorge- 
hoben haben, grundsätzlich ein nomadisches «Fellachenvolk», das 
sich leicht an eine von anderen geschaffene Kultur anpasst. 

Wie Iässt sich die gegenwärtige, vergleichsweise niedrige Leistungs- 
bilanz der europäischen oder europäischstämmigen Völker mit den 
gewaltigen Geistesgaben in Übereinstimmung bringen, deren Errun- 
genschaften auf jedem Gebiet der menschlichen Betätigung, insbe- 
sondere der Architektur, der Kunst, der Musik und der Literatur, nach 
all den Jahrhunderten des schöpferischen Wettbewerbs mit ande- 
ren Völkern bis zum heutigen Tage den Höhepunkt menschlicher 
Schaffenskraft bezeichnen? 

Wir dürfen nicht hoffen, die Welt, in der wir leben, und unsere eige- 
ne Situation in dieser Welt zu begreifen, wenn wir unfähig oder zu 
ängstlich sind, Antworten auf Fragen wie diese zu suchen. Wir wis- 
sen auch, dass es in der Geschichte lange Perioden gab, in denen 
der untergeordnete Status der Juden sich grell von der Macht, dem 
Selbstvertrauen und den blendenden Errungenschaften ihrer Gast- 
völker abhob, doch fiele es niemandem ein, diesen untergeordne- 
ten Status der Unterlegenheit des jüdischen «intellektuellen Appa- 
rats» zuzuschreiben. 



189 



Teilweise lässt sich dieser scheinbare Widerspruch mit dem wohl- 
bekannten Umstand erklären, dass der menschliche Geist auf ra- 
dikal verschiedene Weise wirken kann. Er kann ausschliesslich im 
Dienste des Individuums stehen, und dann verdient er die Bezeich- 
nung «Apparat» auch redlich. Er kann aber auch fast ausschlies- 
slich im Dienste der Gemeinschaft tätig sein, und dann ist er kein 
Apparat mehr, sondern ein dem Einzelmenschen übergeordnetes 
Phänomen, das in seinen Werken die ganzen kulturellen Möglich- 
keiten der betreffenden Rasse zum Ausdruck bringt. 

Die kulturellen Errungenschaften der abendländischen Welt wa- 
ren niemals Ergebnis einer hohen Durchschnittsintelligenz ihrer 
Bewohner, sondern gingen auf aussergewöhnliche Leistungen ei- 
ner geringen Zahl hochbegabter Einzelmenschen zurück. Die gros- 
se Mehrheit einer Bevölkerung neigt ihrer Natur nach stets dazu, 
sich das Leben so einfach wie möglich zu machen und an den 
guten Dingen teilzuhaben, die von einer aktiven Minderheit ge- 
schaffen worden sind. So können sich viele, die sonst scheitern 
müssten, über Wasser halten und ihre Gene weitergeben, die auch 
in Zukunft ungewöhnliche Einzelmenschen hervorzubringen ver- 
mögen, wenn solche benötigt werden. Diese ungewöhnlichen 
Menschen bezeichnet man gemeinhin als Genies. Kennzeichnend 
für sie ist, dass der grosse Strom der Rassenenergie und des Ras- 
senwillens bei ihnen stürmisch seine Bahn durch die engen Klip- 
pen des individuellen Geistes bricht, allzu oft mit verhängnisvollen 
Folgen für den betreffenden Menschen. 

Dies alles läuft darauf hinaus, dass gewisse historische Umstände, 
einschliesslich der fast vollständigen Vorherrschaft des Ökonomi- 
schen im Leben unserer Zeit, sich für das jüdische Volk als genau so 
vorteilhaft erweisen, wie sie für die weissen und christlichen Völker 
nachteilig sind. Das Betätigungsfeld letzterer wird nämlich fast ganz 
auf Wissenschaft, Technologie und andere Beschäftigungen redu- 
ziert, die mit der Herstellung und Verteilung von Waren zu tun ha- 
ben. Dieses Ungleichgewicht wird durch die rasch fortschreitende 
Entartung des Kapitalismus im alten Sinne - Privateigentum an Gü- 



190 



tern und Produktionsmitteln - zu einem anonymen Finanzkapita- 
Iismus noch verstärkt. 

Wenn wir von «Entartung» sprechen, beziehen wir uns natürlich 
auf den Umstand, dass die Verdrängung des Kapitalismus im alten 
Sinne eine der üblen Folgen der von den Regierungen betriebe- 
nen Politik ist. Die Regierungen sind einer ihrer fundamentalsten 
sozialen Verantwortungen nicht gerecht geworden, indem sie die 
Entstehung von wirtschaftlichen Machtkonzentrationen zugelas- 
sen haben, die stark genug sind, um die Regierungen selbst unter 
ihre Knute zu bekommen. Dies alles reiht sich nahtlos in einen 
Prozess ein, durch welchen den weissen und christlichen Völkern, 
sei es in ihrer europäischen Urheimat oder anderswo, die Ent- 
scheidung über ihr eigenes Schicksal weitgehend aus der Hand 
genommen worden ist. 

Für diesen Stand der Dinge sollten die abendländischen Völker 
niemanden verantwortlich machen ausser sich selbst. Schliesslich 
haben sie, indem sie Geld und materiellen Besitz zum einzigen 
Wert erhoben, eine Umwelt und eine Atmosphäre zwischen- 
menschlicher Beziehungen geschaffen, die für die energische und 
selbstbewusste jüdische Minderheit mehr Vorteile bot als für sie 
selbst. Das Ergebnis dieses Wertewandels ist überall sichtbar. Der 
abendländische Mensch, sei er nun Engländer, Franzose, Deut- 
scher, Amerikaner oder Südafrikaner, ist von einer Art seelischer 
Erkrankung befallen, die seine Moral unergräbt, seine Phantasie 
und Tatkraft lähmt und jegliche Art geistiger Aktivitäten schwer 
behindert. Diese Erkrankung ist natürlich je nach den persönli- 
chen Umständen unterschiedlich stark. Da der abendländische 
Mensch sich selbst nicht mehr treu sein kann, ist er zum leichten 
Opfer kultureller und politischer Verformungen geworden, deren 
hauptsächliches Symptom vom Einzelnen als Fehlen von Rich- 
tung und Ziel erfahren wird. Ein erdrückendes Gefühl der Sinnlo- 
sigkeit unseres Daseins verwandelt die Gebildeten, und nament- 
lich die jungen unter ihnen, scharenweise in eine leicht knetbare 
revolutionäre Masse, die von den Hintergrundmächten fast belie- 
big für ihre Ziele eingespannt werden kann. 



191 



Es reicht allerdings nicht aus, beim abendländischen Menschen 
eine seelische Erkrankung zu diagnostizieren und deren Sympto- 
me und Folgen aufzuzählen. Zur Gesundung brauchen wir auch 
eine Einsicht in die Ursachen der Krankheit; wir müssen die Natur 
der Verformungen und die den Symptomen zugrunde liegenden 
Einflüsse erkennen. 

Die ganze bekannte Geschichte der menschlichen Rasse bestätigt, 
dass der Mensch seiner Art nach ein soziales Lebewesen ist und dass 
eine der grundlegendsten Bedingungen für seine moralische Ge- 
sundheit in der Sicherheit besteht, die ihm das Gemeinschaftsgefühl 
bietet. Dieses hat er noch nie anderswo finden können als in einer 
klar umrissenen Gruppe von Menschen, die ihm gleichen. Untrenn- 
bar verbunden mit diesem Modell der Existenz, das seit Äonen von 
Jahren besteht und sich auch in einem grossen Teil des Tierreichs 
findet, ist ein doppelter Verhaltenskodex, den die Natur offensicht- 
lich geschaffen hat, um dieses Modell zu erhalten. Innerhalb der Grup- 
pe herrschen Freundschaft, Zusammenarbeit und gegenseitige Sym- 
pathie (auch wenn der Wettstreit zwischen den Angehörigen der 
Gruppe ein Element der Unruhe in dieses Bild bringt). Gegenüber 
Aussenstehenden empfinden die Gruppenmitglieder Gleichgültigkeit, 
die, wenn die Umstände es erfordern, sehr rasch in Feindschaft und 
Konflikt ausufern kann. 

Ein Individuum, das in dieser Gruppe lebt, ist niemals moralisch ver- 
wirrt. «Diese Menschen», sagt es sich, «sind mein Volk. Ihnen kann 
ich trauen, und sie können mir trauen. Ich helfe ihnen, und sie hel- 
fen mir.» Es findet ein tiefes Gefühl der Geborgenheit in dem Wissen, 
dass um es herum Menschen leben, die durch gemeinsame Interes- 
sen und Pflichten mit ihm verbunden sind. Mit dieser festen Grundla- 
ge unter den Füssen ist ein Mensch bereit, sein Leben aufs Spiel zu 
setzen oder gar in den sicheren Tod zu gehen, wenn das Wohl seiner 
Gemeinschaft es erfordert. 

Was der Einzelne unter diesen Umständen sein «Gewissen» nennt, ist 
Teil eines psychologischen Mechanismus, der dafür sorgt, dass er 
gegenüber anderen Angehörigen der Gruppe oder gegenüber der 
Gruppe selbst einen Verhaltenskodex an den Tag legt, der den Inter- 



192 



essen der Gruppe und allen Individuen, aus denen sie sich zusam- 
mensetzt, optimal dient. Die moralische und politische Verformung, 
an der die europäischen bzw. europäischstämmigen Völker leiden, 
kann somit als Folge der Auslöschung der früher bestehenden Gren- 
zen zwischen verschiedenen Menschengruppen und deren er- 
zwungener Eingliederung in eine grössere politische Einheit ge- 
deutet werden. Der Einzelmensch, dessen Denkweise das evolu- 
tionäre Produkt jahrtausendealter Erfahrung ist, steckt nun in ei- 
nem Dilemma. Er wird in eine heterogene menschliche Umwelt hin- 
eingezwungen, kann sich jedoch nicht von seinem tiefverwurzel- 
ten Bedürfnis nach einer homogenen menschlichen Umwelt befrei- 
en. 

Wie kann dieser Einzelmensch in einer heterogenen Gesellschaft 
mit ihren seltsamen neuen, durch ökonomische Interessen dik- 
tierten Strukturen nun zwischen «uns» und «ihnen» unterschei- 
den, zwischen denen, die zu ihm gehören, und den anderen, aus- 
senstehenden? Noch schmerzlicher ist das Dilemma, wenn er sich 
in einem Vielvölkerstaat wiederfindet, der von Angehörigen grund- 
verschiedener Rassen und Lebensformen bewohnt ist, die in man- 
chen Fällen nicht einmal eine gemeinsame Sprache sprechen. 

Die Folgen für den abendländischen Menschen sind ein innerer 
Konflikt und tiefe Verwirrung. Seine Reaktionen sind nicht mehr 
einfach und klar, wie dies in der überschaubarer strukturierten 
Gesellschaft der Fall war, aus der er hervorgegangen ist, sondern 
so wirr, dass sie seelische Störungen hervorrufen, wozu auch 
Schuldgefühle und Auflösung der Moral gehören. Der Einzelne 
ist in sich selbst zerrissen, und sein schöpferisches und intellektuel- 
les Potential ist ebenso vermindert wie seine Fähigkeit zum effizi- 
enten Zusammenschluss mit Menschen seiner eigenen Gruppe. 
Doch enden die Probleme hier noch nicht - weit entfernt davon! 

Die Gesellschaft lässt ebenfalls Anzeichen tiefer innerer Spaltung 
erkennen, weil die vielen leidenden Einzelmenschen dazu neigen, 
sich zusammenzuschliessen, um einen Ausweg aus dem Dilemma 
zu finden, das der Verlust des doppelten Verhaltenskodex mit sich 
gebracht hat. Je nach der Art des Auswegs, der ihnen vorschwebt, 



193 



schliessen sie sich einer von zwei Hauptgruppierungen an, die wir 
als die Rechte und die Linke bezeichnen können. 

Auf der Rechten finden wir jene, die das Heil in der Wiederherstel- 
lung kleiner, homogenerer menschlicher Einheiten suchen, in wel- 
chen die Psychologie des doppelten Verhaltenskodex wieder un- 
gehemmt wirken kann; zumindest aber wehren sie sich gegen jene 
Einflüsse, die auf die Schaffung noch grösserer und noch hetero- 
generer politischer Einheiten hinstreben, deren letzte Konsequenz 
die Gründung eines Weltstaats ist. 

Unter den Vertretern der Linken ragen Individuen heraus, bei de- 
nen der Intellekt sich auf Kosten des Instinkts einseitig entwickelt 
hat und die das Heil in einer imaginären Welt suchen, wo alle 
Völker gleich, ja ununterscheidbar sind und wo das Erbe der 
Menschheit, der doppelte Verhaltenskodex, einem einfachen Ko- 
dex weicht, jenem der allumfassenden Freundschaft und «Brü- 
derlichkeit». 

So wird ein Konflikt, der in der Seele des Einzelnen entstanden ist, 
auf die Gesellschaft als Ganzes verlagert, und zwar in einem Aus- 
mass, dass dadurch ganze Familien auseinandergerissen werden. 
Diese Situation kann jede kleine, fremdstämmige Minderheit dann 
zu ihrem eigenen Nutzen ausschlachten. Wie sich dies alles in den 
kommenden Jahren entwickeln wird, wissen wir nicht, doch kön- 
nen wir klar erkennen, dass die psychologischen Störungen, die 
sich aus den Bestrebungen zur Einführung eines einfachen Kodex 
der allgemeinen Freundschaft und Gleichheit bei einer genetisch 
auf den doppelten Verhaltenskodex programmierten Menschheit 
ergeben, zu einer seelischen Erkrankung führen, welche das mo- 
ralische und politische Potential der westlichen Völker überall ver- 
kümmern lässt und ideale Bedingungen für eine kleine jüdische 
Minderheit schafft, die, in der Zerstreuung geeint, ihren eigenen 
doppelten Verhaltenskodex eifersüchtig wahrt. 

Der Schlüssel zu diesem einzigartigen Vorteil, den die jüdische Min- 
derheit geniesst, liegt in einem - bisher durch die Religion gestärkten 
- System intensiven Lernens, das es dem jüdischen Volk ermöglicht, 



194 



in der Zerstreuung eine feste und egozentrische nationale und ras- 
sische Einheit zu bewahren, während für andere Völker nationale 
und rassische Einheit stets an geographische Grenzen gebunden 
waren. Gerade weil Rassenbewusstsein und Nationalismus bei den 
Juden keine Verankerung in einem Territorium besitzen, sind sie 
bei ihnen intensiver entwickelt als bei anderen. 

Die Wissenschaft der Anthropologie ist in verblüffendem Masse 
verfälscht und umgekrempelt worden, um zu verhindern, dass 
Informationen wie diese allgemein bekanntgemacht und verstan- 
den werden. Viele jener Wissenschaften, die dem Menschen hel- 
fen sollen, sich selbst zu verstehen - Anthropologie, Psychologie, 
Genetik etc. -, sind heutzutage im Niedergang begriffen, genau 
wie es die Astronomie und andere Wissenschaften im Mittelalter 
waren, und aus demselben Grund: Ihre Erkenntnisse bedrohen 
die Grundlagen der bestehenden Machtstrukturen, seien diese nun 
religiöser, politischer oder finanzieller Art. 

Politische Kommentatoren und Analytiker, die es aus irgendwel- 
chen Gründen unterlassen, unter der Oberfläche nach den Ursa- 
chen des gegenwärtigen Weltgeschehens zu suchen, tragen nicht 
etwa zur Aufklärung des Volkes bei, sondern verdichten nur den 
Nebel der Verwirrung, in dem Millionen seelisch kranker Menschen 
hilflos umhertappen. 

Ein starkes Gefühl der Gruppenidentität, Rassenstolz, Nationalis- 
mus - man nenne es, wie man will - verleiht dem Menschen ein 
starkes Gefühl für Richtung und Zweck seines Daseins und macht 
ihn annähernd immun gegen die Kräfte der kulturellen und mo- 
ralischen Zersetzung, die in der westlichen Welt ihr Unwesen trei- 
ben und an der Gesundheit und dem Glück der Menschheit na- 
gen. Daraus ergibt sich, dass das jüdische Volk mit seinem starken 
Gefühl der Rassenidentität und seiner steten Bereitschaft zur en- 
gen Zusammenarbeit zwecks Erreichung praktischer Ziele in ei- 
ner niedergehenden Zivilisation, wo so gut wie keine neuen kultu- 
rellen Werte mehr geschaffen werden, einen immensen Vorteil 
gegenüber seinen Konkurrenten besitzt. 



195 



Kapitel 13 

Reform und Orthodoxie: 
Einige Aspekte der Nahostfrage 

Der im 20. Jahrhundert erfolgte Aufstieg der Juden zur mit Abstand 
wohlhabendsten und einflussreichsten aller Nationen führte zu einer 
scharfen Aufspaltung der jüdischen Gemeinschaft in «Reformjuden» 
und «orthodoxe Juden» bzw. in «Zionisten» und «Antizionisten». Die- 
se Gegensatzpaare entsprechen den Ausdrücken «säkularistisch» und 
«religiös». 

Die eindeutige Spaltung innerhalb des Judentums, bei der die For- 
men weltlicher Macht in ihrer überwältigenden Mehrheit in den 
Händen der Reformjuden konzentriert sind, hat zu einer merkwür- 
dig widersprüchlichen Situation geführt: Die Reformjuden, welche 
die biblische Deutung der Geschichte schroff ablehnen, können sich 
heute bei ihren zionistischen Bestrebungen auf keinerlei religiöse 
Grundlage mehr stützen - ausser der, die manche Christen ihnen 
liefern, welche auch weiterhin glauben, die Juden seien «Gottes aus- 
erwähltes Volk», an dem sich in unseren Tagen eine Prophezeiung 
erfülle. 

Wie moderne jüdische Historiker (z.B. Abram Leon Sachar in The 
History of the Jews und Howard Morley Sachar in The Course of Mo- 
dern Jewish History) freimütig einräumen, wurden Judentum und 
Christentum gleichermassen von der sogenannten Aufklärung be- 
einflusst, die von europäischen Denkern wie Kant, Hegel, Fichte und 
Darwin geprägt war. Bei der sich daraus ergebenden Resäkularisie- 
rung haben die Reformjuden die - auf dem anthropomorphen Bild 
«Gottes» beruhende - alte Orthodoxie buchstäblich über Bord ge- 
worfen. Viele von ihnen empfinden, wie Abram Leon Sachar bemerkt, 
sogar aggressiven Stolz darüber, den Namen der Gottheit mit einem 
kleinen g zu schreiben. 

Nach langen und erbitterten Grabenkämpfen innerhalb des Juden- 
tums wurde auf der Universellen Synode in Berlin 1889 eine Art Burg- 



196 



frieden geschlossen. Damals einigte man sich darauf, es stehe den 
Juden frei, die Heilige Schrift nach eigenem Gutdünken auszulegen 
und sich sogar zum Agnostizismus, ja zum Atheismus zu bekennen. 
So kommt es, dass heute, wo viele Christen immer noch dem Begriff 
des «jüdisch-christlichen Gottes» anhängen, die modernen gebilde- 
ten Juden, die in den Gemeindeangelegenheiten den Ton angeben, 
nicht länger an einen Gott mit menschlichen Eigenschaften glau- 
ben, einen Gott, der «erfreut» oder «zornig» ist, ein Volk «auserwählt» 
und ihm für immer ein Land schenkt. AI dies wird von den Reformju- 
den als blosser Symbolismus betrachtet, der nun durch das Konzept 
einer Nation zu ersetzen sei, welche nicht auf einen verheissenen 
«Messias» warten müsse, sondern sehr wohl in der Lage sei, als ihr 
eigener «Gott» oder «Messias» zu walten. 

Wie erklärt sich nun das Schisma innerhalb des heutigen Juden- 
tums? Warum haben sich nicht alle Juden dem Säkularismus zuge- 
wandt? Die Antwort auf solche Fragen lautet dahingehend, dass der 
jüdische Glaube zwar stets ein von der nationalen Identität eines 
zerstreuten Volkes nicht zu trennendes rassisches Glaubensbekennt- 
nis war, doch eine schwer zu fassende religiöse Komponente auf- 
wies, die in neutestamentlicher Zeit aus der vorherrschenden Or- 
thodoxie verschwunden war und daher wiederentdeckt und wie- 
derhergestellt werden musste. Deshalb haftet dem jüdischen Glau- 
ben etwas an, das über plumpen Nationalismus hinausgeht. Dies er- 
klärt auch die leidenschaftlich-inbrünstige Religiosität einer kleinen 
Minderheit sogenannter «strenggläubiger» Juden, von denen eini- 
ge so weit gehen, sich mit nichtjüdischen Gegnern des Zionismus zu 
verbünden. 

Dennoch hat die Wahrung der Gruppensolidarität eines in der Diaspo- 
ra unter Fremden lebenden Volkes stets die Anwendung eines doppel- 
ten moralischen Kodex erfordert - ein Gesetz für «uns» und ein anderes 
für «sie», einen Satz von Verhaltensweisen für «uns» und einen anderen 
für «sie». 

Die heutige, fast unwiderstehliche Anziehungskraft des Zionismus, 
besonders für junge Menschen, denen religiöse Gefühle ganz fremd 
sind, motiviert und beflügelt den Gruppenehrgeiz und den Expansi- 



197 



onsdrang, und die beispiellosen Erfolge der letzten anderthalb Jahr- 
hunderte lassen den Appetit noch weiter wachsen. Diese Fakten spiel- 
ten im Zusammenhang mit den Ereignissen im Nahen Osten anno 
1982 eine wichtige Rolle. Damals lieferten die triumphierenden Zio- 
nisten eine erstaunliche Demonstration ihrer Macht und ihres Ein- 
flusses, stiessen aber auch in einem zuvor nicht gekannten Masse auf 
Opposition seitens anderer Juden. 

Eine Zeitungsschlagzeile vom 21. September jenes Jahres fasste die 
wichtigste Nachricht des Tages zusammen: US-Truppen für Beirut - 
wenn Israel zustimmt. Die Medien unternahmen keinen Versuch, fol- 
gende sich aufdrängenden Fragen zu beantworten: 

- Warum nahmen die USA, ein Land, von dessen Finanzhilfe und 
Waffenlieferungen Israel fast völlig abhängt, die Demütigung hin, wie 
Frankreich und Italien auf die Genehmigung zur Entsendung ihrer 
Friedensstreitkräfte in den Libanon warten zu müssen? 

- Warum gab es keinen wütenden Aufschrei amerikanischer 
Kongressabgeordneter und Senatoren über die von Israel verübte 
ruchlose Aggression, die sämtlichen vom Kongress an die US-Militär- 
hilfe geknüpften Bedingungen ins Gesicht schlug, unter anderem 
jener, dass diese Waffen nur zu defensiven Zwecken eingesetzt wer- 
den dürften? 

- Wie erklärt sich die nervös zurückhaltende, ja ängstliche Reaktion 
der Führer so vieler anderer scheinbar mächtiger Industriestaaten 
auf Israels langfristig geplante und massive Einfälle in den Libanon, 
die ebenfalls einer verächtlichen Missachtung sämtlicher Resolutio- 
nen und Anordnungen der UNO gleichkamen, ganz zu schweigen 
von der rücksichtslosen Kaltstellung einer friedenssichernden Streit- 
kraft, welche die UNO bereits im Südlibanon stationiert hatte? 

Auf derselben Zeitungsseite prangte noch eine zweite Schlagzeile: 
Israel nicht länger David, sondern Goliath. Diese Präsident Reagan in 
einem Augenblick der Unachtsamkeit entfahrene Bemerkung gab 
die gesamte Nahostpolitik, welche die Amerikaner seit der 1948 er- 
folgten Gründung Israels unzählige Milliarden Dollar gekostet und 



198 



nun zur Entsendung amerikanischer Truppen in die libanesische 
Kampfzone geführt hatte, der Lächerlichkeit preis. Fast gleichzeitig 
erklärte das Internationale Institut für strategische Studien in Lon- 
don, Israel sei nach den USA, der Sowjetunion und China die viert- 
stärkste Militärmacht der Erde. Ein winziger Staat, der fast all sein 
Geld und fast all seine Waffen von den USA geschenkt bekam, war 
also militärisch stärker als bevölkerungsstarke und hochindustriali- 
sierte Länder wie Grossbritannien, Frankreich, Italien und Japan! 

Für dieses Paradox findet sich nur eine Lösung: Es gibt noch eine 
andere Art von Macht, nach der Israel ganz beträchtlich mehr gilt als 
Nummer vier in der Welt. Und was für eine andere Macht gibt es 
ausser der finanziellen, der alle übrigen Formen der Macht, die indu- 
strielle, die kommerzielle und die politische, untergeordnet sind? 

Dies bedeutet, dass der Zwergstaat Israel zwar nicht selbst eine Su- 
permacht, aber mit Sicherheit eines der Glieder einer Supermacht 
ist. Zu den anderen Gliedern zählen mächtige Lobbys in allen ent- 
wickelten Staaten, die in erheblichem Umfang auf deren Verwaltung 
einwirken und das weltweite Netz der Massenmedien fast vollständig 
kontrollieren, darunter jene Presse, die Alexander Solschenizyn mit 
Fug und Recht «mächtiger als die Legislative, die Exekutive und die 
Judikative» genannt hat. 

Unter diesen Umständen versteht man leicht, dass das Aufkommen 
einer ohne jede frühere Parallele in der Geschichte dastehenden 
Supermacht im Westen, deren politische Seite der Zionismus ist, zu 
den wichtigsten totgeschwiegenen Fakten des 20. Jahrhunderts ge- 
hört. Diese Supermacht ist schwer zu identifizieren und noch schwe- 
rer zu beschreiben, weil sie im Gegensatz zu sämtlichen früheren Su- 
permächten keine territorialen oder geographischen Grenzen auf- 
weist; Israel selbst ist lediglich eines der zahllosen Zeichen ihrer Exi- 
stenz. Und doch lässt es sich ohne weiteres erklären, wie diese von 
allen anderen so merkwürdig verschiedene Supermacht entstan- 
den ist. Die Geschichte der Ereignisse ist dermassen eigenartig und 
für viele Menschen so unfassbar, dass man sie gar nicht oft genug 
wiederholen kann. 



199 



Im 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts existierte die Macht des 
grossen Geldes hauptsächlich in Form nationaler Konzentrationen, 
die auf die Förderung nationaler Anliegen ausgerichtet waren. So 
gab es eine britische Geldmacht (während langer Jahre die stärkste), 
eine amerikanische, eine belgische usw. Diese Ballungen der Geld- 
macht waren nicht nur voneinander getrennt, sondern bekämpften 
einander bis aufs Messer; dies erwies sich in den im 19. Jahrhundert 
ausgefochtenen erbitterten Kämpfen um Kolonien. Dann gelang es 
den jüdischen Bankierfamilien, die seit langem in den verschiede- 
nen westlichen Ländern in enger Zusammenarbeit gewesen waren, 
all diese nationalen Konzentrationen der Finanzmacht zu einem ein- 
zigen internationalen oder globalen Finanzsystem zu verschmelzen, 
das sie heutzutage kontrollieren und in eine einzige globale politi- 
sche Macht umzuwandeln trachten. 

Die USA, Grossbritannien, Frankreich, Belgien, Italien etc. sind schein- 
bar durchwegs eigenständige und souveräne Nationen, doch darf 
man sich keinen Illusionen hingeben: Sie alle haben ihre wirtschaftli- 
che Selbständigkeit eingebüsst und unterstehen der Herrschaft ei- 
ner Art von schwarzer Magie, die von einer einzigen Geldmacht aus- 
geübt wird. 

Ein Kennzeichen dieser neuen Supermacht, die sie von allen frühe- 
ren unterscheidet, besteht darin, dass sie ihre Einflüsse und Kontrol- 
len hauptsächlich auf geistiger Ebene ausübt und deshalb in grossem 
Masse auf Täuschung angewiesen ist. Unter diesen Umständen kann 
sie es sich nicht leisten, ihre Handlungen und Absichten offenzule- 
gen. Die Quelle ihrer grossen Stärke ist somit zugleich die Quelle 
ihrer Schwäche, ihre Achillesferse. Dies erklärt auch, weswegen sie 
so hysterisch und oft gewalttätig auf jeden Versuch reagiert, den Vor- 
hang zu lüften, hinter dem sich ihre Betrügereien verbergen. Die 
Verfälschung der Informationen über die Lage im Nahen Osten war 
derart massiv und intensiv und wurde über so lange Zeit hinweg 
betrieben, dass die Wirklichkeit heute kaum mehr eine Ähnlichkeit 
mit dem von den Medien gezeichneten Bild aufweist. 

Die Entwicklungen im Nahen Osten, einschliesslich des Einfalls im 
Libanon, der Annexion der syrischen Golan-Höhen, der Besetzung 



200 



des Gaza-Streifens sowie jener des Westjordanufers sind von grös- 
ster geschichtlicher Bedeutung, weil sie - und die Reaktion der soge- 
nannten Supermächte darauf - unser ganzes konfliktreiches Jahr- 
hundert versinnbildlichen. 

Als die israelischen Führer eine schlagkräftige Armee in den Libanon 
entsandten und die sowohl von den USA als auch von der UdSSR 
unterstützte UNO-Friedenstruppe dabei rücksichtslos kaltstellten, 
wussten sie offenbar sehr wohl, dass sie von keiner der beiden «Su- 
permächte» etwas zu befürchten hatten und von der UNO erst recht 
nichts. Auch die Sowjetunion stellte für Israel keine grössere Gefahr 
dar als früher - war sie denn 1948 nicht das einzige Land gewesen, 
das Israel in seinem Unabhängigkeitskrieg mit Waffen unterstützte, 
mit dem Ergebnis, dass dann annähernd eine Million Araber aus ih- 
rer palästinensischen Heimat in die Wüste oder in die Nachbarstaa- 
ten vertrieben wurden? Ebenso wenig hatten die israelischen Füh- 
rer vergessen, wie verdutzt die Araber waren, als der Sowjetdelegier- 
te bei der UNO nach dem Sechstagekrieg von 1967 gemeinsam mit 
dem US-Delegierten für einen Waffenstillstand stimmte, ohne daran 
die Bedingung eines israelischen Rückzugs aus den eben besetzten arabi- 
schen Gebieten zu knüpfen. 

Die einzige Opposition, mit der es Premierminister Menachem Begin 
nach der Libanon-Invasion von 1982 zu tun hatte, kam von der or- 
thodoxen Minderheit in Israel, die in Tel Aviv eine Grossdemonstrati- 
on durchführte und Begins Rücktritt verlangte. Sogar Dr. Nahum 
Goldmann, langjähriger Vorsitzender sowohl des Jüdischen Welt- 
kongresses als auch der Zionistischen Weltorganisation, der sein 
Leben dem Einsatz für die Belange des jüdischen Volkes geweiht hat- 
te, legte in den späteren Jahren eine entschieden negative Haltung 
gegenüber dem Staate Israel und seinen Führern an den Tag. 

Was die Reformjuden, welche die überwältigende Mehrheit inner- 
halb des Judentums bilden, als Triumph des jüdischen Nationalis- 
mus im Nahen Osten betrachten und feiern, sehen viele orthodoxe 
Juden, insbesondere die im heutigen Israel lebenden, mit tiefer Sor- 
ge als explosiven Zerfall des Judentums als Religion, Lebensart und 



201 



Gemeinschaft, der möglicherweise in ein noch nie dagewesenes Mass 
an Feindschaft gegenüber den Juden münden könnte. 



202 



Kapitel 14 

Mit Nahum Goldmann hinter den Kulissen 

Dr. Nahum Goldmann hätte keinen besseren Titel für sein Buch wäh- 
len können als The Jewish Paradox - «Das Jüdische Paradox». 4I 

Was versteht man unter einem Paradox? Die im Concise Oxford Dic- 
tionary figurierende Definition ist selbst ein wenig paradox, lautet sie 
doch dahingehend, dass ein Paradox «eine anscheinend absurde, 
obwohl vielleicht wohlbegründete Aussage» oder «eine sich selbst 
widersprechende, ihrem Wesen nach absurde Aussage» ist - der Le- 
ser hat die Wahl! Das aus dem Griechischen stammende Präfix «para» 
kann jede der folgenden Bedeutungen aufweisen: «neben», «über ... 
hinaus», «falsch», «irregulär». 

Weit mehr über das Paradox können wir aus der Art und Weise ler- 
nen, wie es ab und zu von jenen gebraucht wird, die den Umgang 
damit meisterhaft beherrschen, dem Schriftsteller George Bernard 
Shaw etwa - und Dr. Nahum Goldmann. Wie diese Experten demon- 
striert haben, ist das Paradox ganz einfach eine auf den Kopf gestellte 
Wahrheit. Ein Schriftsteller kann die Aufmerksamkeit auf einen ge- 
wünschten Gegenstand lenken, indem er dazu eine Aussage macht, 
die sofort bemerkt und angegriffen wird, weil sie offensichtlich ab- 
surd ist, doch hinter dieser absurden Aussage kann eine bedeutsa- 
me Wahrheit stecken, die den Leser oder Zuhörer überrascht, so 
dass sein Geist zuerst verwirrt und dann plötzlich erleuchtet wird. 

Das Paradox kann zu sehr verschiedenen Zwecken benutzt werden, 
wie Goldmann in seinem Buch bewiesen hat. Es kann den Effekt ei- 
nes doppelten Paradoxes haben, das zugleich verwirrend und in- 
struktiv ist; Wörter können so geschickt eingesetzt werden, dass sie 
manche Leser belehren, andere hingegen in noch tiefere Ignoranz 
und Verwirrung stürzen. 



4i The Jewish Paradox, Weidenfeld and Nicolson, 1978. 

203 



Wer ist eigentlich Dr. Nahum Goldmann? Er war, um es kurz zu sa- 
gen, der weltweit höchste Jude und etliche Jahre lang Vorsitzender 
des Jüdischen Weltkongresses sowie der Zionistischen Weltorgani- 
sation zugleich. Schon lange vor dem Zweiten Weltkrieg hat er die 
Belange des Weltjudentums in Gesprächen mit vielen führenden Po- 
litikern der Welt verfochten. 

Goldmann ist selbst eine Art wandelndes Paradox. Nachdem er sein 
ganzes Leben als Erwachsener dem Kampf für die Rückkehr der Ju- 
den nach Palästina gewidmet hatte, welche die Verheissung der Bi- 
bel wahrmachen sollte, gab er unumwunden zu, dass er selbst kein 
«orthodoxer Jude» ist. «Mit siebzehn hörte ich auf, religiös im tradi- 
tionellen Sinne zu sein, was bedeutet, dass ich aufhörte, die Gesetze 
zu befolgen, koscher zu essen und in die Synagoge zu gehen...» Na- 
türlich gibt es viele andere Juden, die sich von der orthodoxen Reli- 
gion abgewandt haben, denn Goldmann bemerkt, dass «die Bezie- 
hungen zwischen Staat und Religion eines der grossen ungelösten 
Probleme in Israel darstellen, wo eine formelle Trennung der beiden 
zu einer Aufspaltung der Bevölkerung in 'Gläubige' und 'Ungläubige' 
führen könnte». Nachdem er uns darüber belehrt hat, dass nicht alle 
Juden religiös sind, verblüfft er uns mit der Aussage, sie seien sich 
alle darin einig, dass die Juden aus religiösen Gründen vollkommen 
berechtigt waren, den Arabern Palästina zu entreissen! 

Was Goldmann über die «jüdische Identität» zu sagen hat, gemahnt 
an die Gänge des kretischen Labyrinths, aus dem der Held Theseus 
nur dank dem ihm von der kretischen Königstochter Ariadne ge- 
schenkten Faden wieder herausfinden konnte. Bereiten Sie, lieber 
Leser, sich nun geistig darauf vor, das Labyrinth der jüdischen Iden- 
tität zu betreten. Originalzitat Goldmann: 

Ich erinnere mich an einen Vortrag, den ich als Student hielt und in dem 
ich mehr als zwanzig verschiedene Definitionen feilbot: Das Judentum ist 
eine Religion, ein Volk, eine Nation, eine kulturelle Gemeinschaft etc. Kei- 
ne davon war vollkommen korrekt. (...) Für manche ist der Eckpfeiler die 
Religion. Für andere ist es der Ruhm eines Volkes, das der Welt den Mono- 
theismus, die Propheten, Spinoza, Marx, Freud, Einstein und so viele an- 
dere Genies geschenkt hat. Für wiederum andere ist es ihr Respekt vor 



204 



dem jüdischen Leiden in Vergangenheit und Gegenwart, der sie an das 
Judentum kettet. 

Goldmann verwirft die von einem der engagiertesten Verteidiger des 
Judentums, Jean-Paul Sartre, vorgeschlagene Definition, laut der 
ein Jude jemand ist, den andere als solchen betrachten - mit dieser 
Definition vertuschte Sartre lediglich, dass er selbst Jude war 42 . 

Es entbehrt nicht der Paradoxie, dass die von Goldmann angeführte 
kurze Liste der jüdischen «Genies» auch Baruch Spinoza umfasst, 
den das Amsterdamer Rabbinertum 1632 in Acht und Bann tat ... 

... mit sämtlichen Flüchen, die in der Torah geschrieben stehen; verflucht 
bei Tag und bei Nacht, verflucht, wenn er ausgeht, und verflucht, wenn er 
eintritt. (...) Kein Mensch möge mit ihm sprechen, kein Mensch ihm schrei- 
ben, kein Mensch ihm irgendwelche Freundlichkeit erweisen... 43 

Andererseits ist die Behauptung, wonach die Juden der Welt den 
«Monotheismus» geschenkt hätten, keinesfalls ein Paradox, sondern 
schlicht und einfach falsch. Im ägyptischen Totenbuch, das auf etwa 
2600 v. Chr. datiert wird, heisst es nämlich: 

Du bist der eine, der Gott von Urbeginn der Zeiten an, der Erbe der 
Unsterblichkeit, selbsterzeugt und selbstgeboren; du schufst die Erde und 
den Menschen (übersetzt vom britischen Archäologen und Ägyptolo- 
gen E.A. Wallis Budget). 

«Jüdische Philosophie, Denkweise und Ideologie», fährt Goldmann 
fort, «bestehen aus vielfältigen Gegensätzen. Einer davon ist, dass wir 
zur gleichen Zeit das separatistischste und universalistischste Volk 
der Welt sind.» Zur Stützung dieser Behauptung führt er ein Zitat aus 
dem Talmud an, wonach «ein Ger, ein Konvertit, so schwer zu ertra- 
gen ist wie eine offene Wunde». Doch Goldmann hält einige trösten- 
de Worte für jene bereit, bei denen die Furcht aufkeimen könnte, sie 



42 Siehe dazu neben N. Goldmanns The Jewish Paradox auch das 3. Kapitel des 
vorliegenden Buchs. 

43 Zitiert nach Douglas Reed, The Controversy of Zion, S. 101. 

205 



würden von dem, was er den «jüdischen Gott» nennt, diskriminiert: 
«Das entscheidende Kennzeichen unseres Volkes ist dieses: Wir sind 
abgesondert und von den anderen isoliert, doch zugleich ist es un- 
sere Bestimmung, eine Mission zu erfüllen, welche die ganze Welt 
betrifft - oder die Diener der Menschlichkeit zu sein.» 

Hier liegt das Paradox in einem Wort, nämlich dem Wort «Diener», 
das, auf den Kopf gestellt, «Herrscher» lautet. Gab es denn je einen 
Herrscher, so bösartig und willkürlich er auch sein mochte, der sich 
selbst nicht als Diener und Wohltäter seines Volkes betrachtet hätte? 

Goldmann haut immer wieder in dieselbe Kerbe. In der Einleitung 
lesen wir in ein und demselben Abschnitt, dass die Juden «das sepa- 
ratistischste Volk der Welt sind», dessen «Vorstellung vom auserwähl- 
ten Volk die Grundlage ihrer ganzen Religion bildet», und dass keine 
andere Religion «so leidenschaftlich die Gleichheit aller Rassen und 
Klassen vor Gott verkündet» hat. Oder, um mit Orwell zu sprechen: 
«Alle Tiere sind gleich, aber einige Tiere sind gleicher als die ande- 
ren» - denn jene, die als die «Auserwählten» gelten, müssen sicher- 
lich einen höheren Grad der Gleichheit erreicht haben. 

Selbstverständlich wird in Goldmanns Buch mit keinem Wort darauf 
hingewiesen, dass die meisten jener Menschen, die sich heutzutage 
Juden nennen, herkunftsmässig rein nichts mit den Juden der Bibel 
zu tun haben, da sie von einem türkisch-mongolischen Volk abstam- 
men, jenen Chasaren Südrusslands nämlich, die im siebten nach- 
christlichen Jahrhundert zum Judentum übertraten. 

Wenn wir nun darauf verzichten, Dr. Goldmann durch die endlosen 
Labyrinthgänge des «revolutionären» jüdischen Verständnisses von 
einem Volk zu folgen, das «separatistisch und universalistisch» zu- 
gleich ist, und stattdessen einen schnurgeraden, hellbeleuchteten 
Tunnel durch diesen Riesenberg der Paradoxe graben, was entdek- 
ken wir dann? 

Wir entdecken, dass die Juden ein chauvinistisches, nationalistisches 
und rassebewusstes Volk sind, das gelernt hat, seine Einheit und sei- 
nen Zusammenhalt trotz seiner geographischen Zerstreuung zu be- 



206 



wahren. Diese - erstmals während der Babylonischen Gefangenschaft 
gelernte - Lektion wurde im Lauf der Jahrhunderte unermüdlich 
wiederholt, bis sie perfekt sass, und bildet die zentrale Lehre des Tal- 
mud. Haben wir dies erst einmal begriffen, so besitzen wir einen Schlüs- 
sel, der jede denkbare Erscheinungsform des «jüdischen Paradoxes» 
im Nu öffnet. 

Ein Verhältnis des kompetitiven Nationalismus zum Gastvolk - denn 
damit haben wir es zu tun - führt zwangsläufig zu dem, was Arthur 
Keith den «doppelten ethischen Kodex» genannt hat: Ein «Drinnen»- 
Kodex und ein «Draussen»-Kodex, ein Kodex für «uns», der andere 
für «sie». 

In diesem Punkt äussert sich Goldmann mit verblüffender Ehrlich- 
keit, doch auch diesmal wieder auf die übliche paradoxe Weise. So 
berichtet er, der er stolz verkündet, dass er Pässe von acht verschie- 
denen Staaten besass, er habe in einer Unterredung mit dem frühe- 
ren US-Aussenminister Dean Acheson einmal gesagt: «Hören Sie, 
Herr Acheson, ich spreche nun nicht als Jude, sondern als amerika- 
nischer Bürger mit Ihnen.» 

Weiter hinten in seinem Buch schreibt Goldmann über seinen Ein- 
fluss auf führende westliche Politiker: 

Die Verführung kann zur Leidenschaft werden. Verführt man eine Frau, 
so mag das Gefühl zwar ausgeprägter sein, doch die Verführung eines 
Staatsmanns kommt dem sehr nahe. Als ich Dean Acheson überredete, 
ungeachtet seiner antizionistischen Überzeugungen der Teilung Palästinas 
zuzustimmen, empfand ich ein fast sinnliches Vergnügen; (...) ein solcher 
Erfolg verleiht einem das Gefühl, klüger als sein Widerpart zu sein. 

Auch hier schwang natürlich der doppelte ethische Kodex mit: Der 
US-Aussenminister gehörte zu «ihnen» und war somit ein Feind, den 
es zu überlisten und zu besiegen galt. Selbstverständlich war Nahum 
Goldmann keinesfalls «klüger» als sein Widerpart; es reichte vollkom- 
men aus, die unwiderstehliche Macht der amerikanischen Zionisten- 
Iobby gegen diesen einzusetzen. 



207 



Goldmanns Buch enthält zahlreiche Beispiele dessen, was Leon Ab- 
ramowicz in seinem lobrednerischen Vorwort als Verbindung von 
«Vorsicht, Verstellung und List» bezeichnet. So erfahren wir beispiels- 
weise, dass Präsident Truman, «ein einfacher, aufrichtiger Mann», 
dessen «Ehrlichkeit sprichwörtlich war», einen Entscheid von welt- 
weiter Bedeutung traf, und zwar «gegen den Widerstand all seiner 
Berater ausser eines einzigen, der ein Jude war». Truman sagte: «Meine 
Freunde sind Juden, die Juden wollen die Teilung, nun denn, sie 
sollen sie haben.» 

Es dürfte schwierig sein, ein anderes Buch zu finden, aus dem man 
mehr über die moderne Art und Weise der Machtausübung erfährt - 
unter der Voraussetzung natürlich, dass man sich zuerst mit der Kunst 
vertraut gemacht hat, Paradoxe in eine einfache und allgemeinver- 
ständliche Sprache zu übertragen. Goldmann schreibt: 

Mein ganzes Leben lang habe ich dasselbe Phänomen beobachtet: Die 
Diplomaten waren gegen die Wiedergeburt Israels, und die grossen Staats- 
männer waren dafür. Ohne Balfour, Lloyd George und Wilson hätte es die 
Balfour-Erklärung von 1917 und alles, was daraus folgte, niemals gege- 
ben. Die ganzen Ministerien waren gegen den Plan, und alle Beamten 
sagten: «Das ist ja unerhört.» 

Übersetzt man diesen Abschnitt aus dem Kauderwelsch der Parado- 
xe in die Normalsprache, so heisst er folgendes: Es ist einfacher, eine 
Handvoll Spitzenpolitiker zu «verführen», die auf jüdische Stimmen, 
jüdisches Geld und das Wohlwollen der jüdischen Presse angewie- 
sen sind, als Dutzende oder gar Hunderte von weniger einflussrei- 
chen Leuten für sich zu gewinnen, die nichts davon haben, ihre 
Integrität und Selbstachtung preiszugeben und für jene, die sie ger- 
ne «verführen» möchten, ohnehin nicht so leicht zugänglich sind. 

Ähnliche Methoden gelangten, wie uns Goldmann mit unverhüll- 
tem Stolz verrät, zur Anwendung, als es darum ging, von Lyndon 
Johnson zwecks Finanzierung der Encyclopedia Judaica ein zinsgün- 
stiges Darlehen in Höhe von zwei Millionen Dollar zu bekommen, 
das über die AID (Agency for International Development, Agentur für 
internationale Entwicklung) lief: 



208 



Einer der Freunde Lyndon B. Johnsons war ein polnischer Jude namens 
Jim Novy, der (...) Schatzmeister des Komitees zur Finanzierung seiner 
Präsidentschaftskampagne war und einen Passepartout besass, dank dem 
er das Weisse Haus bei Tag und bei Nacht betreten und dort sogar wie in 
einem Hotel ein Bett verlangen konnte. 

Als junger Schnösel konnte sich Goldmann dem Wehrdienst in Li- 
tauen wie folgt entziehen: 

Glücklicherweise gab es ein Gesetz, das junge Männer, welche die «einzi- 
gen Söhne» ihrer Familie waren, vom Wehrdienst freistellte, und in den 
jüdischen Gemeinden führte der Rebbe das Geburtenregister. Mein Vater 
hatte zwar drei Söhne, doch waren sie alle unter verschiedenen Familien- 
namen verzeichnet. 

Gut für «uns», doch nicht so gut für «sie». - Beim Thema Sowjetunion 
macht Goldmann einige interessante Eingeständnisse: 

Nach der Revolution von 1917 gab es in Russland ein sehr intensives 
jüdisches kulturelles Leben sowohl auf Jiddisch als auch auf Hebräisch. 
Man vergesse nicht, dass das heutige israelische Nationaltheater Habi- 
ma in Russland gegründet wurde. 

Goldmann zitiert Ben-Gurion mit den Worten, Israel sei mehr dank 
sowjetischer als dank amerikanischer Hilfe entstanden. Zur angebli- 
chen Rolle Israels als grosse westliche «Bastion» gegen die sowjeti- 
sche Expansion im Nahen Osten bemerkt er: 

.. wenn sie [die Russen] heute ein Interesse am Bestand des jüdischen 
Staates haben, dann paradoxerweise, weil Israel ihnen einen seit Jahr- 
hunderten ersehnten politischen Sieg ermöglicht hat, indem es ihnen die 
Chance bot, sich im Mittelmeer festzusetzen (Hervorhebung durch 
den Autor). 

Goldmanns Buch ist eine wahre Fundgrube der Paradoxe. Wir er- 
fahren, dass Israel «eines der konservativsten Länder der Welt ist», 
während «Juden Revolutionäre für andere, aber nicht für sich selbst 
sind». Dieses Paradox heisst in die Normalsprache übersetzt, dass die 



209 



«anderen» von den Juden für ihre revolutionären Ziele eingespannt 
werden. 

Die Juden, teilt uns Goldmann mit, standen immer in vorderster Front 
gegen Diskriminierung, «in den USA zusammen mit den Schwarzen, 
in katholischen Ländern zusammen mit den Protestanten, in prote- 
stantischen Ländern gegen die Katholiken - in anderen Worten, über- 
all dort, wo es Diskriminierung gibt». Eine Minderheit, beharrt er, 
habe das Recht, ihre separate Identität zu pflegen und beispielsweise 
«ihre eigenen Schulen zu haben». Hier liegt das Paradox darin, dass 
Minderheiten ihre eigene Identität bewahren und eigene Schulen 
haben dürfen, nicht jedoch Mehrheiten. 

Noch eine Perle: Wieviele Katholiken wissen, dass es dank Goldmanns 
Einfluss heute im Vatikan eine aus Katholiken und Juden bestehen- 
de Kommission gibt, die 

... dreimal jährlich tagt, um strittige Passagen in den verschiedenen ka- 
tholischen Büchern zu tilgen oder zu entschärfen - vom Grundschulkate- 
chismus bis hin zu den Textbüchern, welche an katholischen Universitä- 
ten und Seminaren für die Liturgie und insbesondere für den Karfreitags- 
gottesdienst benutzt werden. 

Was haben sie bloss mit dem Neuen Testament angestellt, dem zwei- 
fellos «strittigsten» Buch von allen, fragt man sich da unwillkürlich. 
Herr Dr. Nahum Goldmann verrät uns nichts darüber... 

Das krönende Paradox ist aber Israel selbst in seiner heutigen Form: 
Goldmann glaubt nicht daran; es sollte etwas ganz anderes sein, et- 
was, das sogar die Araber akzeptieren könnten. Er teilt uns mit, dass 
selbst Ben-Gurion die Oberlebenschance des jungen Staates höchst 
pessimistisch eingeschätzt hat: 

Warum sollten die Araber Frieden schliessen? Wäre ich ein arabischer 
Führer, so ginge ich mit Israel nie und nimmer einen Vergleich ein. Dies ist 
nur natürlich; wir haben ihnen schliesslich ihr Land weggenommen. Si- 
cher, Gott hat es uns verheissen, aber was geht sie das an? Unser Gott ist 
nicht der ihrige. 



210 



Kapitel 15 

Blühende Untergrundgeschäfte in der UdSSR 



Zu den am sorgsamsten vor den Augen westlicher Beobachter ver- 
borgenen Geheimnissen der Sowjetunion gehörte die hochprivile- 
gierte Stellung, welche die jüdische Minderheit in den rund siebzig 
Jahren nach der Oktoberrevolution genoss. Erst 1981 wurde es im 
Westen ruchbar, dass in Privatbesitz befindliche Industriebetriebe und 
Geschäftsunternehmen die ganze Zeit über floriert und dass sie sich 
fast durchwegs in jüdischer Hand befunden hatten. 

Die Geschichte der Untergrundmillionäre Russlands wurde erstmals 
in der Zeitschrift Fortune - der luxuriös aufgemachten und teuren 
Schwesterpublikation von Time - vom 29. Juni 1981 erzählt, und zwar 
von einem dazu berufenen Fachmann, einem früheren führenden 
Rechtsexperten im sowjetischen Justizministerium namens Konstan- 
tin Simis, der später in die USA übergesiedelt war. 

«Wie man Erfolg im Geschäft hat, wo das Geschäft ein Verbrechen 
ist», lautete die zweite Schlagzeile über der in Fortune erschienenen 
Besprechung eines Simis-Buchs, dessen Erscheinen damals kurz be- 
vorstand. Simis schreibt: 

Jedermann weiss, dass der sowjetische Staat Alleineigentümer sämtli- 
cher Produktionsmittel ist und Privatbesitz als Verbrechen gilt. Doch be- 
merkenswerterweise sieht die Wirklichkeit so aus, dass in der Sowjetuni- 
on zahlreiche Privatunternehmen operieren, und zwar mit grossem Pro- 
fit. Ein Netzwerk von privat kontrollierten Fabriken zieht sich über das 
ganze Land, und diese Fabriken stellen Waren im Wert von vielen hundert 
Millionen - oder gar mehreren Milliarden - Rubel her. 

Aus offenkundigen Gründen, fährt Simis fort, könnten die Privatbe- 
triebe keine Produkte wie Autos oder Maschinen herstellen, son- 
dern müssten sich auf jene Art von Waren konzentrieren, welche die 
meisten Leute wünschten und zu kaufen imstande seien: Kleider, 



211 



Schuhe, Kunstlederprodukte, Sonnenbrillen, Modeschmuck, Schall- 
platten oder Kassetten mit westlicher Musik etc. 

Wie aber ist dies in einem Lande möglich, das vom KGB so rigoros 
überwacht wird und wo das Spitzelwesen so weit verbreitet ist? Ein 
Teil der Antwort lautet wie folgt: 

Ein Priuatbetrieb koexistiert unter demselben Namen und unter demsel- 
ben Dach mit einer staatlichen Fabrik; ohne diesen Deckmantel könnte er 
keinen Bestand haben. In dieser symbiotischen Beziehung produziert die 
staatliche Fabrik Waren, deren Herstellung vom Plan vorgesehen ist. Die- 
se Waren erscheinen in den Unterlagen der Fabrik und werden durch 
Handelskanäle zum Verkauf verteilt. Doch parallel zu diesen offiziell pro- 
duzierten Waren stellt dieselbe Fabrik auch solche her, die in keinem Do- 
kument registriert sind. 

Es gibt keinen Grund zur Annahme, dass solche Privatbetriebe in der 
Sowjetunion mit dem Einsetzen von Glasnost und Perestroika zu exi- 
stieren aufgehört haben. - Waren der ersten Kategorie werden als 
«registrierte», jene der zweiten Kategorie im Untergrundjargon als 
«linke» bezeichnet. Simis teilt uns mit, dass es in der Sowjetunion 
«Zehntausende» solcher Fabriken gebe und dass die meisten von 
ihnen in den grossen Städten wie Moskau, Odessa, Tiflis, Riga und 
Taschkent konzentriert seien. Daneben gebe es auch ein riesiges Ver- 
teilernetz, das «linke» Produkte im Wert von möglicherweise Milliar- 
den Dollar pro Jahr absetze. 

Simis erwähnt ein «Unternehmen», das zum «Glasenberg-Imperium» 
gehört und so viele Fabriken sein eigen nannte, dass es sich genötigt 
sah, eine eigene Marketing-Gruppe zu gründen, um seine Produkte 
in 64 Städten und Regionen absetzen zu können - und dies zusätzlich 
zu den staatlichen Verteilernetzen! 

Wer aber sind die waghalsigen Geschäftsleute, die es anscheinend 
verstanden haben, sich mittels einer Tarnkappe unsichtbar zu ma- 
chen? Simis weiss die Antwort: 

Aus historischen Gründen ist das Untergrundgeschäftsmilieu in den gros- 
sen Städten Russlands, der Ukraine und der baltischen Republiken seit 



212 



jeher vorwiegend jüdisch. Zu meinen Kunden gehörten zwar auch Geor- 
gier, Armenier und Angehörige anderer ethnischer Gruppen, doch die 
allermeisten waren Juden - wie ich selbst. 

Auf welche «historischen Gründe» spielt Simis an? Er schreibt, die 
russischen Juden seien während der Zarenzeit diskriminiert, doch 
durch die bolschewistische Revolution «befreit» worden und hätten 
sich dann eifrig gesellschaftlichen Bereichen zugewandt, die ihnen 
zuvor verschlossen gewesen seien - der Wissenschaft, der Kunst, der 
Literatur etc. Während des Zweiten Weltkriegs und danach habe 
sich Stalin gegen die Juden gewandt, von denen dann viele genö- 
tigt gewesen seien, ihre Energien ins «Untergrundgeschäft» zu inve- 
stieren. 

Im gleichen Artikel berichtet Simis freilich von einem Isaac Back, der 
Mitte der dreissiger Jahre ein Familienunternehmen gründete, wel- 
ches dann 1940 - als Stalin auf dem Höhepunkt seiner Macht stand - 
«wenigstens ein Dutzend Fabriken» besessen habe. Diese hätten «Un- 
terwäsche, Souvenirs und Kurzwaren hergestellt und gleichzeitig ein 
Netzwerk von Läden in sämtlichen Sowjetrepubliken betrieben». 

Einige der jüdischen Unternehmer, beispielsweise Back und einer 
der drei Glasenberg-Brüder, seien gerichtlich verfolgt und eingesperrt 
worden, doch reichte dies augenscheinlich nicht, um die anderen 
abzuschrecken. Laut Simis, der die Angeklagten bei ihren Prozessen 
verteidigte, wurde beschlossen, den jungen Lasar Glasenberg zu «op- 
fern», und zwar «wenigstens teilweise wegen seines playboyhaften 
Lebensstils, der sich in seinen zwei Dutzend Anzügen und der Garde- 
robe seiner Frau widerspiegelte». 

Obschon Privatbetriebe in der UdSSR seit jeher offiziell als brandge- 
fährliche und zerstörerische Form der Sabotage und als die Antithe- 
se zum marxistischen Sozialismus galten, hat Alexander Solscheni- 
zyn, der in den drei Bänden seines Archipel Gulag Hunderte von Ein- 
zelschicksalen streift, keinen dieser grossen Fische im Lager ange- 
troffen oder auch nur von seiner Einlieferung in ein solches gehört. 
Überhaupt spricht Solschenizyn recht wenig von jüdischen Häftlin- 
gen, wohingegen es, ihren Namen nach zu urteilen, keinen Mangel 



213 



an Juden unter den Bossen des Sklavenlagersystems gab: Aron Solts, 
Jakow Rappaport, Matwei Berman, Lasar Kogan und der berüchtigt- 
ste von allen, Naftali Frenkel, der dem Vernehmen nach das System 
der Zwangsarbeitslager entwickelt hat. 

Auch bei den grossen Schauprozessen, über welche die westlichen 
Medien in dramatischer Form berichten durften, sassen niemals ir- 
gendwelche grossen Geschäftsleute auf der Anklagebank. Diese zier- 
ten meist nur Stalins jüdische Rivalen bei den Machtkämpfen inner- 
halb der Kommunistischen Partei, die zwei Jahrzehnte nach der Ok- 
toberrevolution ausgebrochen waren. 

Gehen wir zur nächsten Frage über: Wie kommt es, dass diese Art 
von Aktivitäten, die Aussicht auf märchenhafte Gewinne boten, aber 
auch mit Gefahren verbunden waren, fast ausschliesslich auf die jü- 
dischen Sowjetbürger beschränkt blieben? Auch hier liefert uns Si- 
mis zumindest einen wesentlichen Teil der Antwort: 

Unter den jüdischen Untergrundsgeschäftsleuten ist das Gefühl der natio- 
nalen Identität sehr stark verankert, viel stärker als bei der sowjetjüdi- 
schen Intelligenzia. Es mag ja nicht allzuviele unter ihnen geben, die den 
Zionismus richtig begreifen, und noch weniger, die bereit sind, ihr Vermö- 
gen fahren zu lassen und nach Israel auszuwandern, doch bin ich nie 
einem einzigen begegnet, dem das Geschick jenes Landes gleichgültig 
gewesen wäre und der sich seiner blutsmässigen Bindung daran nicht 
bewusst gewesen wäre. Es hat mich nicht überrascht, dass die Unter- 
grundgeschäftsleute in vielen Städten während des Sechstagekrieges gros- 
se Summen in Dollar - und nicht in Rubeln - für Israel gespendet haben. 

Diesen Untergrundgeschäftsleuten kam zweifellos ein anderer Um- 
stand zupass, auf den Simis ebenfalls eingeht: 

Trotzdem schlössen sich viele jüdische Untergrundgeschäftsleute aller Al- 
tersstufen der KP an, und zwar aus ganz praktischen Gründen: Sie erhöh- 
ten dadurch ihr Sozialprestige und gewannen den einzigen neben Beste- 
chungsgeldern möglichen, zumindest notdürftigen Schutz gegen Verfol- 
gung durch die zuständigen Organe. 



214 



Anscheinend hat Simis bereits wieder vergessen, was er uns einige 
Absätze zuvor mitgeteilt hat, nämlich dass die Juden durch Diskrimi- 
nierung, die sie von der Partei- und Staatshierarchie ausschloss, in 
den Untergrund gezwungen worden seien... 

Simis erläutert, wie die Räder der «linken» Industrie reichlich mit 
Bestechungsgeldern geschmiert werden. Die Fabrikarbeiter werden 
mittels steuerfreier Zusatzeinkommen dafür gewonnen, in einem Pri- 
vatbetrieb zu arbeiten und den Mund zu halten. Dieselbe Prozedur 
gelangt bei Büroangestellten und Vorarbeitern zur Anwendung; be- 
deutend fettere Bestechungssummen wandern in die Tasche der 
mit der Aufstellung quantitativer und qualitativer Normen für staat- 
lich hergestellte Produkte beauftragten Beamten, wodurch gewähr- 
leistet wird, dass der Privatunternehmer seine Rohmaterialien haupt- 
sächlich in Gestalt von unregistrierten Oberschüssen bezieht. Die al- 
lerfettesten Bestechungsgelder streichen aber die Beamten eines 
Arms des KGB ein, der mit der «Bekämpfung der missbräuchlichen 
Verwendung sowjetischen Eigentums» betraut ist... 

Allem Anschein nach werden nur solche Untergrundgeschäftsleute 
verhaftet und bestraft, deren Operationen allzu auffällig geworden 
sind, beispielsweise ein gewisser Golidse, der «zwei prächtige Häuser 
besass, welche reichlich mit von Händlern in Moskau und Leningrad 
erworbenen Antiquitäten ausgestattet waren», und der «Beamte bei 
stundenlangen Banketten bewirtete». Die meisten sowjetischen Ge- 
schäftsbosse vermeiden es, zu sehr aufzufallen, und legen den Haupt- 
teil ihres Vermögens in Westwährung, Edelsteinen, Metall und Gold- 
münzen an. Simis berichtet, in den sechziger und siebziger Jahren 
habe sich der Salon einer gewissen Elisabeth Mirkien in Moskau gros- 
ser Beliebtheit erfreut, denn dort hätten im besten Mannesalter ste- 
hende Geschäftsleute fürstlich gegessen und die Euphorie genos- 
sen, sich reich fühlen zu dürfen, während sie beim Karten- und Rou- 
lettespiel enorme Summen einsetzten. «Doch wozu dies alles?» fragt 
Simis rhetorisch. 

Juwelenhändler in Moskau, Taschkent, Riga sowie anderen Städten be- 
treiben bis zum heutigen Tage einen schwunghaften Handel und füllen 
die Schatullen der Untergrundmillionäre mit ihren Kleinoden. Diese Scha- 



215 



tullen enthalten fabulöse Schätze, die vermutlich mehr wert sind als alles 
je in der Karibik von Piraten zusammengeraubte Beutegut. Was aber ist 
mit ihren Besitzern? Worauf warten sie eigentlich noch? Auf eine mär- 
chenhafte Zukunft, in der es ihnen vergönnt sein wird, ihre Reichtümer 
aus den Schatullen hervorzuklauben und mit vollen Händen auszuge- 
ben? Oder auf den Sturz des Sowjetregimes? 

Was bedeutet dies alles? Wie lässt es sich erklären, und wie löst man 
die augenscheinlichen Widersprüche? Simis selbst scheint es nicht 
zu wissen, denn er lässt viele der drängendsten Fragen unbeantwor- 
tet. Wenn wir die wirkliche Bedeutung der von Simis erzählten Ge- 
schichte erkennen wollen, so lehrt uns die Erfahrung, dass wir unse- 
ren Spürsinn einem Gebiet zuwenden müssen, wo die Verfälschung 
und Verheimlichung von Tatsachen in grossem Stil betrieben wird 
und wo die angewandten Täuschungsmethoden das Ergebnis von 
während Jahrhunderten, ja Jahrtausenden erworbener Praxis und 
Erfahrung sind. 

Dem in Fortune erschienenen Interview lagen offenbar das Original- 
manuskript oder die Korrekturbögen des Simis-Buchs zugrunde, denn 
das Werk erschien dann in gesäuberter Form: Viele der in der Be- 
sprechung erwähnten Fakten waren verschwunden. Wie also konn- 
te man «Erfolg im Geschäft haben, wo das Geschäft ein Verbrechen 
war»? Die erste Voraussetzung bestand offensichtlich darin, Mitglied 
dessen zu sein, was Simis den «jüdischen Untergrund» nannte, der 
durch ein Gefühl der «nationalen Identität» geeint war. Die betref- 
fenden Juden bekleideten oft bereits Positionen als Direktoren staat- 
licher Betriebe und teilten ihr Gefühl der «nationalen Identität» mit 
einem Mann, der während langer Jahre Vorsitzender des sowjeti- 
schen Wirtschaftsrats und oberster Dirigent sämtlicher kommerziel- 
len und industriellen Aktivitäten in der UdSSR war, einem gewissen 
Wenjamin Dimschiz. Zuvor hatte diesen Posten seit der Oktoberre- 
volution Lasar M. Kaganowitsch innegehabt, Stalins jüdischer Schwa- 
ger also. (Nur nebenbei sei erwähnt, dass die gefürchtete Geheimpo- 
lizei, die ihren Namen mehrfach änderte - zuerst hiess sie Tscheka 
und schliesslich KGB - durchwegs von Juden geleitet wurde.) 



216 



Fortune liefert einige biographische Angaben zu Simis' Person. Ab 
1953 amtete er für Dutzende prominenter «Untergrundgeschäfts- 
leute» als Verteidiger, gab diese Tätigkeit jedoch 1971 auf und arbei- 
tete fortan als Experte für internationales Recht im Justizministerium. 
1976 führte der KGB eine Razzia in seiner Wohnung durch und be- 
schlagnahmte dabei das Manuskript eines Buches über die Korrupti- 
on in der Sowjetunion, dessen erster Entwurf sich bereits in den 
Händen eines US-Verlegers befand. Simis und seine Gattin Dina - 
auch sie war Anwältin - wurden darauf vor die Wahl gestellt, entwe- 
der die Sowjetunion zu verlassen oder aber in einem Arbeitslager mit 
strengem Regime zu landen. Für das Ehepaar Simis war die erzwun- 
gene Emigration keine allzu harte Strafe, konnten sie sich doch auf 
diesem Wege zu ihrem Sohn gesellen, der sich bereits in den USA 
aufhielt und an der John Hopkins Universität Leiter eines Programms 
für Sowjetstudien war. Somit bot sich Simis die Gelegenheit, seinen 
literarischen Angriff auf das Sowjetregime von einer idealen Aus- 
gangsbasis aus zu führen. 

Wie aber konnte ein so grosser Teil der lange verborgenen Wahrheit 
im Jahre 1981 enthüllt werden? In der ersten Auflage des Buchs, das 
bald nach der Rezension in Fortune erschien, findet sich eine Ant- 
wort auf diese Frage, deren Richtigkeit durch die späteren Ereignisse 
bestätigt worden ist. Wir geben die wesentlichsten Punkte hier wie- 
der: 

- Die den Menschen im Westen seit den Tagen vor der bolschewi- 
stischen Revolution aufgetischte Version der Ereignisse wird nun 
modifiziert; es werden Informationen preisgegeben, die bereits teil- 
weise durchgesickert sind und in absehbarer Zeit ohnehin allge- 
mein bekannt würden. Die bisher bewusst verdummte öffentliche 
Meinung im Westen wird nun auf «geführten Reisen» durch Zo- 
nen geführt, die den Medien, der öffentlichen Debatte sowie der 
Zeitgeschichtsforschung bisher verschlossen waren. 

- Die öffentliche Meinung muss psychologisch allmählich auf be- 
vorstehende Umwälzungen in der UdSSR sowie in den Ost-West- 
Beziehungen vorbereitet werden. Diese Umwälzungen könnten 
ebenso dramatisch und schockierend sein wie der Hitler-Stalin- 



217 



Pakt von 1939 oder der Entstalinisierungsprozess, der Mitte der 
fünfziger Jahre einsetzte. 

- Die Politik und Handlungsweise der führenden Westmächte, vor- 
ab der USA, impliziert die Annahme, dass alle Seiten auf ein «Ideal» 
hinarbeiten, das die Gestalt einer Konvergenz zwischen den bei- 
den Welten annehmen könnte, die Möglichkeit eines dritten Welt- 
kriegs jedoch nicht völlig ausschliesst. 

- Es ist immer offensichtlicher geworden, dass eine sozialistische 
Planwirtschaft von der Art der durch Lenin und seine Nachfolger 
in der Sowjetunion installierten nie und nirgends funktionieren 
kann. 

- Es ist daher sehr bezeichnend, dass in der Sowjetunion schon fast 
unmittelbar nach der Oktoberrevolution ein gigantisches Netz- 
werk wohlhabender Kapitalisten entstanden ist, die es in mancher 
Hinsicht den superreichen Kapitalisten der westlichen Länder 
gleichtaten. 

- Wenn das Obenerwähnte zutrifft, liefert es eine überzeugende Er- 
klärung für sehr viele sonst unbegreifliche Tatsachen, beispiels- 
weise die massive Beteiligung westlicher Grossunternehmen am 
Aufbau der sowjetischen Industrie- und Militärmacht, wobei der 
grösste Teil der investierten Mittel niemals zurückgeflossen ist, so 
dass die Arbeiter und Steuerzahler der westlichen Länder die Ze- 
che bezahlen mussten. Das «Rätsel, das in ein Geheimnis inner- 
halb eines Mysteriums eingehüllt ist» - so Churchills Definition der 
Sowjetunion - löst sich dann im Handumdrehen, und wir erken- 
nen dieses Netzwerk von Superkapitalisten, ideal dazu prädesti- 
niert, alles an sich zu reissen und die totale Kontrolle zu erlangen, 
sobald das offizielle System in Scherben fällt - was früher oder spä- 
ter unvermeidlicherweise geschehen wird. 

Getrennte Welten in Polen 

So wenig wie über die zuvor geschilderten Verhältnisse in der UdSSR 
war früher in den westlichen Medien über ein ganz ähnliches Phä- 
nomen im kommunistischen Polen zu lesen, denn erst im Januar 



218 



1984 wurde die Nachricht freigegeben, dass es auch in Polen eine 
ganze Klasse wohlhabender Privatunternehmer, Produzenten und 
Verteiler von Konsumgütern gab, die mit einer streng sozialistischen 
Wirtschaftsstruktur harmonisch koexistierten. In einer Reuter-Depe- 
sche aus Warschau berichtete Tony Barber: 

Während Polen sich der Wirtschaftskrise zu entringen sucht, buchen rund 
500 in ausländischem Besitz befindliche Privatunternehmen Erfolge, die 
den kommunistischen Behörden Freude und Sorgen zugleich bereiten. 
Sie werden «Polonia»-Firmen genannt, denn bis auf 40 gehören sie alle 
Nordamerikanern, Europäern und Australiern polnischer Abstammung. 
(...) 1976 erhielten diese - durchwegs kleinen oder mittleren - Betriebe, die 
durchschnittlich 40 Arbeiter beschäftigten, das Recht, sich in Polen nie- 
derzulassen. Dies war Bestandteil eines Plans, der polnischstämmige Bür- 
ger westlicher Staaten dazu ermuntern sollte, die Bindungen an ihre ur- 
sprüngliche Heimat aufrechtzuerhalten. Die Firmen produzieren Kleider, 
Schuhe, Lederartikel, Parfüme, Möbel und eine Reihe anderer Waren, die 
reissenden Absatz auf den unter chronischen Versorgungsengpässen und 
Mangel an Qualitätsprodukten leidenden polnischen Märkten finden. 

Die aufgezählten Waren entsprechen sehr genau denen, die laut 
Konstantin Simis von Privatbetrieben in der Sowjetunion hergestellt 
werden. Die Polonia-Firmen, berichtete Barber, leisteten bloss einen 
bescheidenen Beitrag zum polnischen Bruttosozialprodukt, doch 
wüchsen sie rasch, und ihr Erfolg bringe die Behörden, deren Ideo- 
logie die Existenz von Privatfirmen ausschliesse, in «leichte Verlegen- 
heit». Barber zitiert den damaligen KP-Chef und Premierminister Ge- 
neral Jaruzelski mit folgenden Worten: «Wir werden weiterhin für 
Bedingungen sorgen, unter denen sie ihre Aktivitäten ordnungsge- 
mäss entfalten können. Doch dürfen sie nicht zur Enklave für unge- 
rechtfertigte wirtschaftliche Privilegien werden.» 

Dies war ein Paradebeispiel Orwellschen Doppelsprechs, denn Jaru- 
zelski wusste sehr wohl, dass diese Privatunternehmer eine Enklave 
von Privilegien besetzten, von denen die einheimischen Polen gänz- 
lich ausgeschlossen waren. Damals erlebte die Privatwirtschaft in Po- 
len einen regelrechten Boom. Laut von Miroslaw Galczynksi, einem 
Sprecher der Polonia-Handelskammer, veröffentlichten Statistiken 



219 



war die Zahl der unabhängigen Unternehmen von drei im Jahre 1977 
auf 500 im Jahre 1983 angewachsen. Im armen und verschuldeten 
Polen müssen die Aussichten dieser Firmen glänzend gewesen sein, 
denn Barber vermeldete: «Sie haben ihre Gewinne in Polen reinve- 
stiert, werben weiterhin Arbeiter an und werden auf neuen Gebieten 
tätig.» 

Soviel zu den nackten Fakten, aber was bedeuten sie? Wir benötigen 
eine Antwort auf diese Frage, weil sie einiges Licht auf jene orthodox 
kommunistischen Regime werfen würde, die seit der Oktoberrevolu- 
tion imstande gewesen sind, harmonische Beziehungen zu gewissen 
«Kapitalisten» zu entwickeln, obwohl sie in ihrer marxistisch-leninisti- 
schen Propaganda die Kapitalisten als Klasse verteufelten. 

Wer sind diese «Nordamerikaner, Europäer und Australier» polni- 
scher Abstammung, die ins kommunistische Polen zurückgekehrt sind, 
um dort Privatbetriebe zu eröffnen? Wie, wann und von wem wur- 
den sie angeworben? Brachten sie eigenes Kapital mit, oder wurde 
ihnen dieses vom sozialistischen Staat zur Verfügung gestellt? In den 
USA, Kanada, Australien, Grossbritannien, Südafrika und vielen an- 
deren westlichen Ländern gibt es recht grosse polnische Gemein- 
den, die niemals auch nur die geringste Neigung erkennen Hessen, 
in ihr Heimatland zurückzukehren, solange die Kommunisten dort 
am Ruder waren. Der Reuter-Bericht geht auf diese Frage nicht ein. 
Deswegen können wir nicht mit Sicherheit wissen, wer diese glückli- 
chen «Nordamerikaner, Europäer und Australier polnischer Abstam- 
mung» waren, denen die Gnade zuteil wurde, als Privilegierte unter 
der polnischen Bevölkerung leben zu dürfen, doch wissen wir dank 
Konstantin Simis, dass von jenen, die in der Sowjetunion dasselbe 
Vorrecht geniessen, «die allermeisten» Juden sind - wie Simis selbst. 

Solange man nicht das Gegenteil beweist, werden wir deshalb an- 
nehmen dürfen, dass auch die einschlägigen «Nordamerikaner, Eu- 
ropäer, Australier» usw. grösstenteils oder ausschliesslich aus Polen 
ausgewanderte Juden sind, die man in ihrem Heimatland willkom- 
men hiess, da sie Kapital sowie Erfahrung auf dem Gebiet der Indu- 
strie und des Handels mitbrachten und ausserdem enge Beziehun- 
gen zu Grossunternehmen ausserhalb Polens besassen. 



220 



Kapitel 16 

Die zionistische Rolle in Rhodesien 



Ich bin kein Antisemit. Man darf nicht überall Antisemiten wittern. (...) Die 
Wahrheit, oder die Suche danach, kann nicht antisemitisch sein. 

Prof. Robert Faurisson 
Storia lllustrata, August 1979 



Eine von der Standardversion erheblich abweichende Darstellung 
des rhodesischen Dramas, in welcher die zionistische Rolle dankens- 
wert ausführlich dargelegt wird, findet sich in einem in Simbabwe - 
dem früheren Rhodesien - erschienenen Buch mit dem Titel Majuta: 
A History of the Jewish Community in Zimbabwe. Sein Verfasser ist B.A. 
Kosmin. 44 

Kosmin macht kein Hehl daraus, dass in Rhodesien die Ausdrücke 
«Jude» und «Zionist» schon lange vor der unilateralen Unabhängig- 
keitserklärung «praktisch austauschbar waren», wie er sich ausdrückt. 
Er teilt uns mit, im Jahre 1967, als die Rhodesier die Auswirkungen 
der von der UNO verhängten Sanktionen bereits empfindlich spür- 
ten, habe A. E. Abrahamson, Präsident der Central African Zionist 
Organization (CAZO), als Leiter einer Delegation Premierminister Ian 
Smith aufgesucht, «um ihn über die zionistischen Pläne zur Unter- 
stützung Israels mit Menschen und Geld zu unterrichten» (Hervorhe- 
bung durch den Autor). Dieser Schritt, fügt er hinzu, habe «die ge- 
wünschten Ergebnisse gebracht». 

Laut Kosmin waren in den dreissiger Jahren die Pro-Kopf-Spenden 
der rhodesischen Juden zugunsten der zionistischen Sache die welt- 
weit höchsten. Diese Tradition «wurde bis in die siebziger Jahre auf- 
recht erhalten», und zwar ungeachtet der Sanktionen, welche das 
Land buchstäblich in einen Belagerungszustand versetzt hatten. Eben- 



44 B.A. Kosmin, Majuta: A History of the Jewish Community in Zimbabwe. Mit einem 
Vorwort von Prof. Michael Gelfand. Mambo Press, Zimbabwe 1980. 



221 



falls bar jeder Proportionen erscheint die Aufmerksamkeit, welche 
die Zionistenführer Rhodesien mit seiner zahlenmässig sehr kleinen 
jüdischen Bevölkerung gewidmet haben. Wie wir bei Kosmin lesen, 
wurde das Land u.a. von folgenden prominenten Juden besucht: 
Chaim Weizmann, Vladimir Jabotinsky, Nahum Sokolov, Moshe 
Sharett, Nahum Goldmann, Norman Bentwich, Cecil Roth; in späte- 
ren Jahren trugen sich General Moshe Dayan, Yigal Allon, Chaim 
Hertzog und Ezer Weizmann in die Gästeliste ein. 

Kosmins Buch macht klar, dass die wohlorganisierte und mächtige, 
in strammem Gleichschritt marschierende rhodesisch-zionistische 
Gemeinde, welche das Wirtschaftsleben des Landes dominierte, stets 
eindeutig gegen die Unabhängigkeit Rhodesiens war, so wie sie der 
herrschenden Partei, der Rhodesian Front, vorschwebte. Freilich sah 
sie sich aus strategischen und taktischen Gründen oft genötigt, ihre 
Leute in beide der zwei verfeindeten Lager einzuschleusen. 

Das weisse Rhodesien wird von Kosmin als «Herrenvolkdemokratie» 
mit «für die Juden gefährlichen» politischen Tendenzen beschrie- 
ben. Zu diesen gefährlichen Tendenzen gehörte ein «stärkerer und 
exklusiverer britischer Patriotismus», der durch den Zweiten Welt- 
krieg erzeugt und durch die Verwicklung der britischen Streitkräfte 
in den Kampf gegen Irgun und andere zionistische Terroristen in 
Palästina noch gestählt worden war. 

Deshalb wurde 1952 beim Jahreskongress der jüdischen Abgeord- 
netenkammer eine Resolution verabschiedet, welche die Juden zu 
aktiverem Engagement in der rhodesischen Politik aufforderte. «Viel- 
leicht war es kein Zufall», meint Kosmin, «dass jene Juden, die 1953 
wieder in das nationale sowie die regionalen Parlamente eingezo- 
gen waren, sich durchwegs aktiv mit der Gemeinde identifizierten 
und bereits früher jüdischen Organisationen angehört hatten». 

Nach der Auflösung der «Föderation der beiden Rhodesien und 
Nyasalands» 45 befanden sich die meisten Weissen dieser drei Staa- 



Heute heissen die Staaten, welche diese Föderation bildeten, Sambia (ehemals 
Nordrhodesien), Simbabwe (ehemals Südrhodesien) und Malawi (ehemals Nyasa- 
land). 



222 



ten, darunter die Angehörigen der jüdischen Gemeinschaft, in Süd- 
rhodesien, wo sich schon früher wachsende Anzeichen des Unmuts 
über die Politik der UFP (United Federal Party) bemerkbar gemacht 
hatten. Diese Partei hatte bis anhin in beiden Kammern des Parla- 
ments - in denen, wie Kosmin hinzufügt, die Juden inzwischen «über- 
vertreten» waren - die Mehrheit der Abgeordneten gestellt. 

Südrhodesiens früherer Premierminister Garfield Todd war gestürzt 
worden, weil er die Politik der Rassenintegration allzu hastig durch- 
peitschen wollte. An seine Stelle trat Sir Edgar Whitehead, ein in der 
Wolle gefärbter fabianischer Sozialist, der nicht besser war als sein 
Vorgänger und ebenfalls abgehalftert wurde. Bei den allgemeinen 
Wahlen von 1962 in Südrhodesien kam es dann zu einer heftigen 
weissen Reaktion, und die UFP, die in der Rassenfrage stets eine zwei- 
deutige Politik betrieben hatte, wurde durch die neugegründete RF 
(Rhodesian Front) unter Führung Winston Fields von der Macht 
verdrängt. Vom Standpunkt der Zionisten aus war dies die schlimmst- 
mögliche Entwicklung, lag die Regierungsgewalt doch nun fest in 
den Händen jener Leute, die sie seit Jahren mit Zähnen und Klauen 
bekämpft hatten, um sie von der Macht fernzuhalten. Ausserdem sass 
jetzt nur noch ein Jude im Parlament, A. E. Abrahamson, dem es 
gelungen war, seinen Sitz als Abgeordneter im überwiegend jüdisch 
bewohnten Wahlbezirk Bulawayo East zu verteidigen. Dieser Mann 
war allerdings der beste, den sich die Zionisten als Vertreter wün- 
schen konnten, war er doch Präsident des jüdischen Abgeordne- 
tengremiums, Vizepräsident der Central African Zionist Organizati- 
on und schliesslich auch Mitglied der Exekutive der World Zionist 
Organization. 

Für die jüdische Gemeinde Rhodesiens war es, wie es damals den 
Anschein machte, ein herber Schlag, dass die Falken in der RF Win- 
ston Field in einer «Kabinettrevolte» abservierten und durch Ian Smith 
ersetzten, der erst kurz vor den Wahlen von 1962 zur RF gestossen 
war; zuvor war er ein prominentes Mitglied der UFP gewesen. Smith 
wurde von der RF als Führer vorgezogen, teils weil er über weit 
mehr parlamentarische Erfahrung verfügte als die «Neulinge» inner- 
halb der Partei, teils weil er sich energischer für die rechtzeitige Aus- 



223 



rufung der Unabhängigkeit ausgesprochen hatte. Zudem war er ein 
«eingeborener Rhodesier», im Gegensatz zu Winston Field, der in 
England geboren war. Kosmin schreibt: 

Die Voraussetzung für das Eindringen einer rassisch geprägten Politik 
auf allen gesellschaftlichen Gebieten war somit geschaffen. Im Juni 1964 
wurde Ivor Benson, einer «der äussersten Rechten angehörender politi- 
scher Theoretiker», als Regierungsberater aus Natal importiert. Bis zu 
jener Zeit hatte die RF keine in sich geschlossene Ideologie, sondern stütz- 
te sich lediglich auf ein Amalgam von Gedanken jener Gruppen und Frak- 
tionen, die sich in der Vergangenheit gegen Huggins 46 gestellt hatten. 
Bei den Wahlen von 1962 zog die RF mit einem Programm in die Schlacht, 
das etwa dem der britischen Konservativen des rechten Flügels entspro- 
chen hätte. Man beschwor Recht und Ordnung und machte viel Aufhe- 
bens um die im Krieg gewonnenen Lorbeeren der Parteikandidaten. 

Benson aber bot der neuen Regierung eine zusammenhängende rechte 
Ideologie, die sowohl auf ihre inneren als auch auf ihre äusseren Proble- 
me zugeschnitten war. Rhodesien wurde als letztes Bollwerk des Chri- 
stentums und der westlichen Tradition gegen den Ansturm finsterer Kräf- 
te dargestellt, die aus einem gemeinsamen Hauptquartier in New York 
und Moskau gesteuert würden. Diese Art heimtückischer Propaganda 
begann sich in den von der Regierung kontrollierten Rundfunk- und Fern- 
sehmedien breitzumachen, und es wurden immer mehr Breitseiten auf 
die allgegenwärtigen Kommunisten und internationalen Finanziers ab- 
gefeuert. Dies war natürlich die Antwort der europäischstämmigen Rho- 
desier auf die Drittweltideologie der afrikanischen Nationalisten. (...) 

Die jüdische Gemeinschaft, die innerhalb des liberalen und multirassi- 
schen Lagers an vorderster Front stand, fühlte sich in dieser aufgeputsch- 
ten politischen Atmosphäre sehr verwundbar... 

Bei dem im Jahre 1964 durchgeführten Kongress des jüdischen Ab- 
geordnetengremiums äusserte sich I.R. Rosin, einer der führenden 
Chirurgen des Landes, sehr optimistisch über die Möglichkeiten der 



46 Sir Geoffrey Huggins, später Lord Malvers, ehemaliger Premierminister Südrhode- 
siens und Architekt der kurzlebigen Föderation der beiden Rhodesien sowie Nyasa- 
lands (siehe vorhergehende Anmerkung). 

224 



jüdischen Gemeinschaft, «den aufstrebenden Afrikanern zu helfen». 
Kosmin zitiert Rosin wie folgt: «Ich möchte meine Hochachtung vor 
der Einstellung der Nordrhodesier bekunden, welche die veränder- 
te politische Lage in ihrem Land akzeptiert haben.» In Wirklichkeit 
unterschied sich die Einstellung der Weissen in Nordrhodesien, dem 
heutigen Sambia, nicht von derjenigen der Weissen in Südrhodesi- 
en; der Unterschied lag lediglich darin, dass die Weissen in Nordrho- 
desien zu wenig zahlreich gewesen waren, um irgendwelchen Wi- 
derstand zu leisten. 

Erwartungsgemäss nutzte A.E. Abrahamson seine parlamentarische 
Immunität sogleich zu einer gehässigen und verleumderischen At- 
tacke auf den unlängst «importierten» Berater der rhodesischen Re- 
gierung, wobei er ausgiebig aus einer Studie zitierte, die vom zionisti- 
schen Weiner Institute of Political Studies in London erstellt worden 
war. 

Die rhodesischen Zionisten müssen sich noch verwundbarer gefühlt 
haben, als Ian Smith, der nach dem mit seiner tatkräftigen Mithilfe 
erfolgten Sturz Winston Fields zwecks Stärkung seiner Position unter 
der Anhängerschaft der RF, welche ihn als ehemaligen Abgeordne- 
ten und Kabinettsminister der UFP teils immer noch mit Argwohn 
betrachteten, sein konservatives Image aufpolierte, indem er sich bei 
Reden und Rundfunkauftritten auf Manuskripte aus der Feder seines 
neuen Beraters stützte. Dieses auf Hochglanz gebrachte konservati- 
ve Image ermöglichte es Smith denn auch, bei den Wahlen von 1965 
der UFP eine noch empfindlichere Niederlage zuzufügen und die 
zur Verfassungsänderung erforderliche Zweidrittelsmehrheit im Par- 
lament zu erobern. 

Man begreift, dass die Zionisten angesichts dieser Entwicklungen 
Sorge empfanden, denn es muss ihnen unvorstellbar erschienen sein, 
dass die rhodesischen Weissen das, was ihnen gefehlt hatte und nun 
angeboten wurde, nicht begierig ergreifen würden: «Eine zusam- 
menhängende Politik, die sowohl auf ihre inneren als auch auf ihre 
äussern Probleme zugeschnitten war.» Arges Bauchgrimmen berei- 
tete den rhodesischen Zionisten auch die Welle von Verständnis 
und Unterstützung für Rhodesien, die durch die gesamte westliche 



225 



Welt ging, wo innerhalb weniger Wochen nach der unilateralen Un- 
abhängigkeitserklärung buchstäblich Hunderte von Vereinigungen 
von «Freunden der rhodesischen Unabhängigkeit» wie Pilze aus dem 
Boden schössen. 

Kosmin bemerkt, die von aussen erfolgte Unterstützung der rhodesi- 
schen Unabhängigkeit sei «hauptsächlich auf Gruppen in den westli- 
chen Demokratien beschränkt» gewesen, die «den Zionismus neben 
der Wall Street und dem Kommunismus als Bestandteil eines dreifa- 
chen Angriffs auf die abendländische Christenheit auffassten». Er fügt 
hinzu: 

Als Resultat wurde Rhodesien ab 1 965 von rechtsextremen Propagandi- 
sten und einschlägig bekannten Antisemiten wie Eric Butler von der au- 
stralischen League of Rights und Major Bundy aus den USA besucht. In 
ihren öffentlichen Erklärungen vermieden diese Leute offenen Antisemi- 
tismus und konzentrierten sich auf die offenkundiger im Mittelpunkt ste- 
henden Rassenfragen. Doch als Oberst Curtis B. Dali und die American 
Liberty Lobby Bulawayo besuchten, gaben sie beim Empfang in einem 
Rathaus in Anwesenheit jüdischer Ratsmitglieder antijüdische Bemerkun- 
gen von sich. 

Wie die Ereignisse im folgenden beweisen sollten, hatten die rhode- 
sischen Zionisten von der RF nichts zu befürchten, solange diese fest 
von Premierminister Ian Smith kontrolliert wurde. Über diesen 
schreibt Kosmin in seinem Buch nicht ein böses Wort und bedenkt 
ihn mit keiner einzigen abschätzigen persönlichen Bemerkung. 

Kosmin fährt fort: «Das Selbstvertrauen der jüdischen Gemeinde 
wurde 1967 wiederhergestellt, in jenem Jahr also, in dem Israel im 
Nahen Osten triumphierte und der verhasste Ivor Benson Rhodesi- 
en verliess.» 

Kosmin lässt keinen Zweifel daran aufkommen, dass der Aufschwung 
der rhodesischen Zionisten ganz und gar Premierminister Smith zu 
verdanken war, nachdem sie selbst eine demütigende Schlappe erlit- 
ten hatten - bei ihren Bemühungen, mit der Gründung einer neuen 
rhodesischen Partei unter Führung von Sir Roy Welensky 47 der RF 



226 



eine Opposition entgegenzustellen, sowie mit ihrer lang andauern- 
den Unterstützung anderer Oppositionsgruppen einschliesslich der 
Center Party. 

Nach der vernichtenden Niederlage Sir Roy Welenskys bei einer 
Nachwahl in Salisbury und seinem endgültigen Ausscheiden aus dem 
öffentlichen Leben boten die Zionisten, die zuvor Welensky unter- 
stützt hatten, ihre Dienste Premierminister Ian Smith an. Dieser nahm 
sie mit offenen Armen auf, und schon bald waren sie in der Regie- 
rung wiederum «überrepräsentiert». Kosmin schreibt: 

Im Anschluss an die Nachwahl von Arundel begann die RF um die Gunst 
der jüdischen Gemeinschaft zu buhlen, um die Einheit der europäisch- 
stämmigen Rhodesier zu fördern und einige Zauderer zu überzeugen, 
welche die Auffassungen der Juden in wirtschaftlichen Fragen respektier- 
ten. Bei den Wahlen von 1 962 hatte die Partei keine jüdischen Kandidaten 
aufgestellt, doch drei Jahre später zog sie gleich mit drei solchen ins Feld, 
die alle gewählt wurden: Joel Pincus kandidierte in Bulawayo East, wo 
traditionsgemäss ein Jude den Sitz zu erringen pflegte, Bernard Ponter 
setzte sich überraschend im Wahlkreis Willovale durch, wo ein grosser 
Teil der Wähler aus Gemischtrassigen bestand, und Theo Ellison trium- 
phierte in Greenwood, einem Distrikt von Salisbury... 

Während Ian Smith in seinem Kabinett die unbeugsame Fraktion gegen 
die kompromissbereite ausspielte und das Aufkommen einer nennens- 
werten weissen Opposition von links oder rechts zu verhindern trachtete, 
begannen die Führer der jüdischen Gemeinschaft ein wenig stärker auf 
die Pauke zu hauen. Lange Zeit hatte die Gemeinschaft sorgsam jeden 
offiziellen Kontakt zur Regierung unterlassen, und bei Gemeindeanlässen 
wurden keine Politiker eingeladen. Dies hatte nichts mit persönlicher Feind- 
schaft auf einer der beiden Seiten zu tun, denn die meisten Beteiligten 
waren zusammen zur Schule gegangen und gesellschaftlich miteinander 
bekannt. Ian Smith hatte sogar eine jüdische Patin, Frau Tilly Jacobson 
aus Gwelo. 

Eines der Hauptprobleme für die zionistischen Führer in Rhodesien 
bestand darin, ihre eigenen widersprüchlichen Antworten auf den 
von der britischen Regierung und den Vereinten Nationen gemein- 



227 



sam geführten Wirtschaftskrieg unter einen Hut zu bringen. Mit die- 
sen aussenstehenden Kräften vereinte sie zwar der glühende Wunsch 
nach dem Sturz der weissen Minderheitsregierung. Doch wie uns 
Kosmin mitteilt, waren sie sich auch bewusst, dass sie [die rhodesi- 
schen Juden] für die Politiker in Übersee entbehrlich waren, und da sie 
glaubten, ihr eigenes Überleben sowie das Wohlergehen ihrer Familien 
hänge von der Vereitelung der Bemühungen der britischen Staatsbeam- 
ten ab, leiteten sie eine umfassende Kampagne zur Umgehung der Sank- 
tionen ein. 

Er hält mit sichtlichem Stolz fest: Das Ergebnis dieses Wettkampfs war 
leicht voraussehbar, denn auf der einen Seite waren phantasiebegabte 
Personen am Werk, die handfestes Interesse am Erfolg ihrer Bemühungen 
hatten, auf der anderen jedoch unpraktische und gesichtslose Bürokra- 
ten, die persönlich nichts zu gewinnen und nichts zu verlieren hatten und 
weitaus weniger gewillt waren, die notwendige Zeit und die erforderli- 
chen Anstrengungen in den Wirtschaftskrieg zu investieren. (...) Jüdische 
Geschäftsleute machten sich ihre Freunde und Verwandte sowie ihre 
sprachlichen Fertigkeiten zunutze, um die Einschränkungen zu umgehen, 
welche die Vereinten Nationen ihren Aktivitäten auferlegt hatten. 

Eine Schlüsselfigur bei der Durchbrechung der Sanktionen war Wil- 
liam Margolis, Wirtschaftsberater verschiedener rhodesischer Regie- 
rungen nach dem Zweiten Weltkrieg und heutiger Vorsitzender des 
Grain Marketing Board, der 1971 Mais im Wert von 20 Millionen Dol- 
lar an Sambia - das frühere Nordrhodesien - verkaufte und damit 
zwei Fliegen auf einen Streich traf: Einerseits wurden so dringend 
benötigte ausländische Devisen erworben, andererseits trug der 
Handel dazu bei, jene Tausende von Terroristen des Guerrillaführers 
Joshua Nkomo zu ernähren, die in Sambia ausgebildet wurden. Eine 
weitere Schlüsselfigur war Elias (Elly) Broomberg, der nach seiner 
Wiederwahl im Jahre 1974 Ian Smiths Handelsminister wurde. 

Kosmin breitet allerdings einen Schleier züchtigen Schweigens über 
das Ausmass des zionistischen Engagements in einer Partei, für de- 
ren Zerstörung die Juden mit aller Kraft gefochten hatten, bis sie sich 
nach ihrer Niederlage bei der Nachwahl von Arundel neu orientier- 
ten. 1976, als Premierminister Smith mit einer Revolte innerhalb der 



228 



Partei und dem Rücktritt von zwölf Parlamentsabgeordneten, dem 
nationalen Parteivorsitzenden und zahlreichen anderen konfron- 
tiert wurde, versetzte er den eben erwähnten Elias Broomberg auf 
den Posten des Informations- und Tourismusministers und erlaubte 
ihm, die gesamte Führungsmannschaft des rhodesischen Radios und 
Fernsehens einschliesslich seines Generaldirektors Harvey War zu 
feuern und die totale Kontrolle über Rundfunk und Fernsehen des 
Landes selbst zu übernehmen. 

Zu diesem Zeitpunkt war die RF praktisch zu einer zionistischen Ope- 
ration abgesunken. Im Lichte dieser Entwicklung kann man jenen 
Parteimitgliedern, welche ihr den Rücken gekehrt und die Rhodesi- 
an Action Party gegründet hatten, sowie anderen, die ausgetreten 
oder ausgeschlossen worden waren, wohl kaum einen Vorwurf ma- 
chen, wenn sie sich fragten, ob Ian Smith vielleicht gar gezielt in die 
RF eingeschleust worden sei, als sich deren Erfolg bei den Wahlen 
von 1962 abzeichnete 48 . 

Inzwischen lag der Anti-RF-Flügel der zionistischen Operation teil- 
weise in den Händen von Rechtsanwälten wie Ben Baron aus Bu- 
Iawayo (dessen Tochter Saone den späteren amerikanischen Staats- 
sekretär für afrikanische Angelegenheiten Chester Crocker heirate- 
te) 49 sowie Leo Baron. Letzterer war einst der juristische Berater des 
Terroristenführers Joshua Nkomo gewesen und nach einem kurzen 
Gefängnisaufenthalt aus dem Lande geflohen (Kosmin schreibt, er 



48 Der Verfasser dieser Zeilen hat den Kampf um Rhodesien sowie die Rolle Ian Smiths 
in seinem Buch Tiufh out of Afvica (zweite Auflage von 1984) analysiert. Wie im 
Lichte der von Kosmin in Majuta freigegebenen Informationen nicht anders zu 
erwarten war, Hessen die Zionisten Ian Smith schliesslich fallen und stellten sich 
hinter die schwarze Regierung Robert Mugabes, den die internationale Hochfinanz 
unter dem für Naive gedachten Tarnmäntelchen der «Befreiung» und der «schwar- 
zen Selbstbestimmung» in den Sattel gehoben hatte. 

49 Ein Artikel in Bulawayo Chronicle vom 11. September 1967 wies ein Foto des Paars 
bei einem Rhodesienbesuch auf; die Unterschrift lautete: «Chester Crocker (25), ein 
amerikanischer Doktorand, und seine in Bulawayo geborene Gattin Saone bei 
einem Besuch der Stadt. Frau Crocker ist die Tochter von Herrn und Frau Ben 
Baron. Herr Crocker studiert mit einem Ford-Stipendium afrikanische Sicherheits- 
probleme und wird diesem Thema seine Doktorarbeit widmen.» 

229 



sei «ausgewiesen» worden). Nach der unter einer schwarzen Regie- 
rung errungenen «Unabhängigkeit» kehrte er nach Rhodesien zu- 
rück und trat einen Posten als Richter am Appellationsgericht an. 

Diesen scheinbar widersprüchlichen zionistischen Reaktionen auf 
die rhodesische Herausforderung lagen, wie nun glasklar zutage tritt, 
gemeinsame zionistische Interessen zugrunde. Wie der Gang der 
Dinge beweisen sollte, stärkten die Wirtschaftssanktionen die jüdi- 
sche Kontrolle über den Handel und die Industrie Rhodesiens unge- 
mein, da jene Personen, denen die Operationen zur Umgehung der 
Sanktionen oblagen, natürlich am meisten von dieser Tätigkeit profi- 
tierten, während die den Sanktionen gegenüber besonders Verletzli- 
chen auch der Einschüchterungs- und Terrorkampagne seitens der 
nationalistisch-revolutionären Schwarzen innerhalb des Landes be- 
sonders ausgesetzt waren. Das nächste Resultat bestand darin, dass 
Handel und Industrie im neuen Simbabwe mehr denn je zuvor in 
den Händen der Juden konzentriert waren: die Grossbetriebe wa- 
ren mächtig genug, um die schwarzen Politiker zu beeinflussen, und 
strategisch so plaziert, dass sie mit diesen die Unsummen teilen konn- 
ten, die in Form von zinsgünstigen Krediten und Entwicklungshilfe 
ins Land gepumpt wurden 50 . 

An der militärischen Front bewiesen Rhodesiens Zionisten ebenfalls, 
dass sie als «kulturell autonome» Gruppe, der ihre eigene «nationale 
Befreiung» (so Kosmin) am Herzen liegt, sehr wohl imstande waren, 
ihre Belange zu vertreten. Kurz nach der Auflösung der Föderation 



so Die trügerische Natur der «Entwicklungshilfe» ist von Prof. P.T. Bauer von der 
London School of Economics in seinem bei Weidenfeld Ö Nicholson erschienenen 
Buch Dissent on Development and Equality. The Third World and Economic Delusion 
ausführlich analysiert worden. Zwei wichtige Beiträge zur Wahrheit über die «Ent- 
wicklungshilfe» sind The Destruction of a Continent von Prof. Karl Borgin und 
Kathleen Corbett, Lektoren an der Kenya University (die Studie erschien bei Har- 
court Brace Jovanovich) sowie The Third World Calamity von Brian May (erschie- 
nen bei Routledge Kegan Paul). In einem nachträglich hinzugefügten Kapitel von 
Douglas Reeds Somewhere South of Suez wird Präsident Trumans «Vierpunktepro- 
gramm» der Entwicklungshilfe analysiert. 

si Prof. Henry L. Feingolds Ausspruch wird in dem vom konservativen Amerikani- 
schen Rat für das Judentum herausgegebenen Special Interest Report vom August 
1982 zitiert. 



230 



zwischen den beiden Rhodesien und Nyasaland hatte sich die jüdi- 
sche Bevölkerung etwas verringert, doch «der empfindlichste Ader- 
lass betraf Personen zwischen zwanzig und dreissig Jahren» - also 
jene Altersgruppe, auf welche Rhodesien in dem immer heftiger wü- 
tenden Buschkrieg am stärksten angewiesen war. A.E. Abrahamson 
sagte laut Kosmin im Jahre 1973: «Wir erleben den Verlust fast einer 
ganzen Generation junger Männer und Frauen, die uns verlassen, 
um in Südafrika oder in Obersee zu studieren und mit wenigen Aus- 
nahmen nicht mehr zurückkehren.» 

Tatsächlich gab es in Rhodesien bereits 1969 nach einer von Kosmin 
angeführten Statistik nur noch 227 Juden (vermutlich beiderlei Ge- 
schlechts) zwischen 20 und 25 Jahren. Bei der Polizei dienten ledig- 
lich drei Juden und bei den Berufssoldaten ganze sieben - was frei- 
lich ausreichte, um das jüdische Abgeordnetengremium sowie die 
Central African Zionist Organization über die Entwicklungen inner- 
halb dieser beiden wichtigen Institutionen auf dem laufenden zu 
halten. Wenn junge rhodesische Juden überhaupt je eine Uniform 
anzogen, dann, so Kosmin, im Nahen Osten, um für den israelischen 
Staat zu kämpfen. 

Kosmins Buch ist ein seltener und ausserordentlich wertvoller Bei- 
trag zur politischen Literatur. Es legt mit geradezu verblüffender Frei- 
mütigkeit anhand vieler Einzelheiten dar, wie eine kleine, eng zusam- 
menarbeitende, gut organisierte und ihren Gruppeninteressen lei- 
denschaftlich ergebene Gemeinschaft (nur 2,2% der rhodesischen 
Weissen waren Juden) sich unter schwierigen, ja existenzbedrohen- 
den Umständen behaupten und ihre langfristigen Ziele fördern kann. 

Dieses Buch mag sogar eine Antwort auf jene Frage erteilen, die 
Henry L. Feingold, Geschichtsprofessor an der New York University, 
beschäftigt zu haben scheint: «Könnte der jüdischen Präsenz in der 
Geschichte in Anbetracht der Tatsache, dass es sich um eine auf 
einer Idee und auf der Geschichte selbst beruhende Gemeinschaft 
handelt, womöglich etwas so Eigentümliches anhaften, dass es sich 
den Instrumenten der modernen Wissenschaft widersetzt und im 
Widerspruch zu ihren grundsätzlichen Ausgangspositionen 
steht?» SI 



231 



Der «verhasste» ehemalige rhodesische Regierungsberater würde 
diese Frage wie folgt beantworten: Nichts könnte eigentümlicher oder 
abnormaler sein als das geschichtliche Phänomen einer ausgeprägt 
egozentrischen und unbändig ehrgeizigen Nation, die als kleine Min- 
derheit unter unzähligen anderen Völkern zerstreut lebt. Eine sol- 
che Nation kann, wie Prof. Arthur Keith dargelegt hat, nämlich nur 
überleben, indem sie einen doppelten ethischen Verhaltenskodex 
anwendet, der klar zwischen uns und ihnen unterscheidet und so ein 
zumindest zwiespältiges, wenn nicht gar eindeutig feindseliges Ver- 
hältnis zwischen den beiden Gruppen schafft. Ein so geartetes eigen- 
tümliches Verhältnis kann nur durch ständige Anwendung der Kunst 
der Täuschung aufrecht erhalten werden, und eben diese Abhän- 
gigkeit von der Täuschung macht es für die jüdische Gemeinschaft 
schwierig, ja gefährlich, ihre eigene Geschichte zu schreiben. 

Der Kampf der überwiegend britischstämmigen weissen Rhodesier 
gegen ihre Eingliederung in die globalistische Neue Internationale 
Wirtschaftsordnung 52 nimmt in Kosmins erstaunlich indiskreter Stu- 
die nur wenig Raum ein. Ihr Hauptthema ist die Rolle der Juden von 
dem Tage an, an dem sie das Land vor der Jahrhundertwende haupt- 
sächlich als Krämer und Viehhändler betraten, zu denen sich später 
viele «Flüchtlinge» aus dem zaristischen Russland gesellten. Der Ver- 
fasser hat überraschend offen aufgezeigt, mit welchen Mitteln sie die 
Grundlagen ihres wirtschaftlichen Aufstiegs schufen: Durch das Nie- 
derbrennen versicherter Krämerläden, Scheinbankrotte sowie De- 
visenschmuggel kamen sie zu Geld. 

Das wirkliche Geheimnis des Erfolgs der rhodesischen Juden lag 
indessen, wie wir dem Buch unzweideutig entnehmen können, in 
der Ausübung eines doppelten Standards - einer für sie selbst und 
einer für die «Fremden», rigide Absonderung und Verfechtung der 
Gruppeninteressen für sie selbst und eine «liberale» Politik der Ras- 
senvielfalt und -gleichheit für die anderen, und all dies in engster 



Die NIEO (New International Economic Order) wird in einer Erklärung der Verein- 
ten Nationen beschworen. Prof. P.T. Bauer geht in seinem Buch Equalify, the Third 
World and Economic Delusion darauf ein. 



232 



Zusammenarbeit mit ihren Stammesbrüdern jenseits der Grenzen. 
Dennoch enthält das Buch nicht ein einziges Kapitel, in dem nicht in 
der einen oder anderen Form auf die schmerzliche Überraschung 
und Gekränktheit verwiesen würde, mit welcher die rhodesischen 
Juden auf gelegentliche Anzeichen dafür reagierten, dass die übrige 
weisse Bevölkerung nicht sonderlich erbaut über das Benehmen 
jener war, die sie so bereitwillig als rhodesische Mitbürger akzeptiert 
hatten. 

An einem lässt Kosmin keinen Zweifel aufkommen: Der Sturz der 
weissen Herrschaft in Rhodesien und deren Ersetzung durch ein 
schwarzes Marionettenregime reihte sich voll und ganz in die langfri- 
stige zionistische Strategie ein. 



233 



Kapitel 17 

Die Völkermordkonvention 

Nach der Niederschrift dieses Kapitels haben die USA schliesslich 
enormem Druck nachgegeben und am 19. Februar 1986 der Ratifi- 
zierung der Völkermordkonvention zugestimmt, allerdings mit sie- 
ben Vorbehalten, deren Zweck im Schutz der amerikanischen Sou- 
veränität bestand. Um die Konvention in den Rang eines Gesetzes zu 
erheben, wäre auch ein entsprechender Entscheid des Repräsen- 
tantenhauses erforderlich. 

Jegliche Studie der jüdischen Rolle im 20. Jahrhundert wäre ohne 
einen Hinweis auf die Völkermordkonvention der Vereinten Natio- 
nen geradezu irreführend unvollständig. Diese Konvention geht auf 
die Initiative eines polnisch-jüdischen Juristen namens Raphael Lem- 
kin zurück und wurde seit ihrer Proklamation durch die UN-General- 
versammlung im Dezember 1948 von jüdischen Organisationen in 
aller Welt mit höchstem Eifer gefördert. 

Die Völkermordkonvention scheint von Anfang an ein jüdisches Un- 
terfangen gewesen zu sein. Es gibt keinen Hinweis darauf, dass ir- 
gendein prominenter Jude oder eine jüdische Organisation sie je 
bekämpft hätte, und soweit wir wissen, hat keine andere «nationale, 
ethnische, rassische oder religiöse Gruppe als solche» sich jemals 
Schulter an Schulter mit den Juden für ihre Verwirklichung einge- 
setzt, obgleich doch angeblich jede solche Gruppe in den Genuss 
ihres Schutzes kommt. 

Deshalb ist es notwendig, die Völkermordkonvention mit denselben 
Mitteln und Methoden politisch zu analysieren, die in den vorange- 
gangenen Kapiteln zum Zuge gekommen sind. 

Bis Ende 1984 war diese Konvention, deren vordergründiger Zweck 
darin besteht, den Völkermord als internationales Verbrechen zu 
brandmarken, von etwa 90 Mitgliedstaaten der UN ratifiziert wor- 
den. Dazu gehörten Grossbritannien, Frankreich, die BRD, Schwe- 



234 



den, Norwegen, Kanada und viele kommunistische Länder, nicht 
aber die Vereinigten Staaten, wo die Konvention auf stärkeren Wi- 
derstand gestossen war als in jedem anderen Staat der Welt. James 
J. Martin berichtet in seinem Buch The Man who inuented Genocide, 
was geschah, als der Vertrag dem US-Senat erstmals zur Ratifizierung 
unterbreitet wurde: 

Den Auftakt zu dem erbitterten politischen Ringen um die Völkermord- 
konvention bildete die im August 1949 erfolgte Ankündigung, ein Unter- 
ausschuss des Senatskomitees für Auswärtige Angelegenheiten unter Lei- 
tung von Senator Brien McMahon, einem Angehörigen der Demokrati- 
schen Partei aus Connecticut, werde in den ersten Wochen der kommen- 
den Kongress-Sitzungen Anhörungen zur Ratifizierungsfrage durchfüh- 
ren. Am 23- August begrüsste eine aus 26 nationalen Organisationen 
bestehende Lobby von Befürwortern, die alle mit dem National Civil Li- 
berties Clearing House assoziiert waren, diese neue Entwicklung und 
begann Druck auf den Senat auszuüben, damit dieser der Völkermord- 
konvention seinen Segen erteile. Zu dieser Vereinigung von Gruppen ge- 
hörten das American Veteran Committee, die Americans for Democratic 
Action, B'nai B'rith, das American Jewish Committee, Hadassah, die 
Amalgamated Clothing Workers [vereinigten Textilarbeiter] sowie die 
Evangelische und die Reformierte Kirche. 53 

Die «Vereinigung von Gruppen» wuchs weiterhin kräftig an und 
umfasste, neben Dutzenden von anderen, schon bald folgende 
Organisationen: Den American Jewish Congress, die Central 
Conference of American Rabbis, das Committee of Jewish Writers 
and Artists, den Consultative Council of Jewish Organizations, die 
Federation of Jewish Women's Organizations, das Institute of Jewish 
Affairs, die Jewish Reform Congregations, die National Conference 
of Christians and Jews, die National Federation of Temple Sisterhoods, 
den Synagogue Council of America, die Union of Hebrew 
Congregations und die Union of Orthodox Rabbis. Bevor der Mc- 
Mahon-Bericht 1950 dem Senat vorgelegt wurde, stiess «in letzter 



53 James J. Martin, The Man who inuented Genocide, Institute for Historical Review, 
Torrance, Kalifornien 1984. 

235 



Minute zwecks Ausübung zusätzlichen Drucks seitens der 
Interessengruppen» noch der National Community Relations 
Advisory Council dazu, die «politisch richtungsweisende 
Körperschaft» von sechs nationalen jüdischen Organisationen sowie 
28 lokalen Gemeinderäten. 

Wir versperren uns deshalb selbst die Sicht auf die Realitäten, wenn 
wir die Völkermordkonvention weiterhin leichtgläubig als das akzep- 
tieren, was sie zu sein vorgibt, nämlich ein internationales rechtli- 
ches Instrument zum Schutz der unzähligen «nationalen, ethnischen, 
rassischen oder religiösen Gruppen». Als solches ergibt sie nämlich 
keinen Sinn. Andererseits lässt sie sich ohne weiteres als juristische 
Konstruktion deuten, die nach dem Willen ihrer hauptsächlichen 
Förderer lediglich zur Stärkung und zum Schutz einer einzigen Grup- 
pe - der Juden - gedacht ist. 

Es sei darauf hingewiesen, dass «Völkermord» ein neues Wort ist, das 
in den Standardwörterbüchern erst etwa zehn Jahre nach Kriegs- 
ende auftauchte und damals nur knapp als «vorsätzliche Ausrottung 
einer Rasse, einer Nation etc.» definiert wurde. Doch in der Völker- 
mordkonvention wird dem Ausdruck «Völkermord» eine Unzahl zu- 
sätzlicher Bedeutungen verliehen, was uns gegenüber allem folgen- 
den im höchsten Masse misstrauisch stimmen sollte. 

In seinem Buch Axis Rule Over Occupied Europe verwendete Lemkin 
den Ausdruck anfangs lediglich als Synonym für «Ausrottung». Er 
muss jedoch schon bald gemerkt haben, dass die ihm vorschweben- 
de Art von Konvention durch eine so enge und präzise Definition 
behindert werden würde, so dass er die Bedeutung des Begriffs dann 
wie folgt erweiterte: 

Unter «Völkermord» verstehen wir die Zerstörung einer Nation oder eth- 
nischen Gruppe. (...) Der Völkermord hat zwei Phasen: Die erste besteht 
in der Zerstörung der nationalen Strukturen der unterdrückten Gruppe; 
die zweite in der Aufzwingung der nationalen Strukturen des Unterdrük- 
kers. (...) Früher wurde der Ausdruck «Entnationalisierung» zur Beschrei- 
bung der Zerstörung der nationalen Strukturen verwendet. 



236 



Somit tritt die Assimilierung (die Shakespeare im Kaufmann von Vene- 
dig als Lösung des Problems anbietet) als Hauptgefahr an die Stelle 
der Ausrottung, und dieser Prozess wird von Lemkin als «Völker- 
mord» bezeichnet. Wiederum sehen wir, dass er bei seinem Plan für 
eine Völkermordkonvention ausschliesslich die jüdische Bevölke- 
rungsgruppe sowie deren Widerstand gegen die «Entnationalisie- 
rung» vor Augen hatte. 

In der schliesslich von den Vereinten Nationen angenommenen Völ- 
kermordkonvention geht der Prozess der Neudefinierung noch eine 
Stufe weiter: 

Artikel II 

In der vorliegenden Konvention bedeutet Völkermord jede der folgenden 
Handlungen, die darauf abzielen, eine nationale, ethnische, rassische oder 
religiöse Gruppe als solche ganz oder teilweise zu zerstören: 

a) Tötung der Angehörigen einer Gruppe; 

b) Verursachung schweren körperlichen oder geistigen Schadens bei An- 
gehörigen der Gruppe; 

c) Vorsätzliche Herbeiführung von Lebensbedingungen, welche die voll- 
ständige oder teilweise physische Zerstörung der Gruppe zur Folge 
haben; 

d) Auferlegung von Massnahmen, welche die Verhinderung von Gebur- 
ten innerhalb der Gruppe bezwecken; 

e) Zwangsweise Überführung von Kindern der Gruppe in eine andere 
Gruppe. 

Artikel III 

Strafbar sind: 

a) Völkermord; 

b) Verschwörung zur Begehung von Völkermord; 

c) Direkter öffentlicher Aufruf zum Völkermord; 

d) Versuch zur Begehung von Völkermord; und 

e) Komplizenschaft bei Völkermord. 



237 



Jeder, der auch nur elementare Kenntnisse der Gesetze und gericht- 
lichen Prozeduren in westlichen Ländern besitzt, wird nach kurzer 
Überlegung einsehen, dass jeglicher Versuch zur Durchsetzung obi- 
ger Konvention ein regelrechtes Chaos herbeiführen würde. War- 
um? Weil diese beiden Artikel allein schon einer der grundlegenden 
Erfordernisse der Rechtsprechung, wie sie in allen zivilisierten, sich 
noch eines Mindestmasses an Freiheit erfreuenden Ländern aufge- 
fasst wird, ins Gesicht schlägt, nämlich der, dass die verwendeten 
Wörter und Wendungen juristisch definiert werden können. So 
würden Unterschiede in der Auslegung, welche Rechtsanwälte und 
Richter seit jeher beschäftigt haben, tausendfach vergrössert durch 
Wörter und Wendungen, die niemand je zu definieren auch nur 
versucht hat. 

Dazu ein Beispiel: Die aufgezählten Verbrechen richten sich alle ge- 
gen «Gruppen», doch was genau ist im Zusammenhang mit dieser 
Konvention eine «Gruppe»? Alle menschlichen Wesen gehören ir- 
gendeiner Gruppe an - wer entscheidet unter diesen Umständen 
darüber, welche Gruppen des Schutzes würdig sind und welche 
nicht? Wie steht es beispielsweise mit den muslimischen Black Pan- 
thers; bilden diese eine eigenständige Gruppe oder lediglich einen 
Bestandteil der schwarzen Bevölkerungsgruppe? Sind die Moon- 
Jünger, Scientologen, Mennoniten usw. Gruppen, die, zusammen mit 
einer ganzen Reihe von ausländischen Minderheiten, in westlichen 
Ländern durch die Konvention geschützt sind? Und sollten die 
«Gays», also die Homosexuellen, die so gerne über ihre harte Be- 
handlung klagen, den Status einer religiösen Gruppe beanspruchen 
- was ihnen durch die Präsenz zahlreicher Geistlicher in ihren Rän- 
gen erleichtert würde -, wer dürfte ihnen dann dieses Begehren ab- 
schlagen? 

Es leuchtet ein, dass jede Gruppe, die Schutz für ihre Angehörigen 
fordert, bei einem Verfahren wegen «Völkermordes» dem Gericht 
darlegen muss, zu welcher Kategorie sie gehört - ist sie eine nationa- 
le, eine ethnische, eine rassische oder eine religiöse Gruppe? Das 
britische Oberhaus hat entschieden, dass die Juden keinen separa- 
ten Status als Gruppe geniessen ausser dem einer «abweichenden 



238 



Religionszugehörigkeit», was bedeutet, dass sie in Grossbritannien 
keinen grösseren Anspruch auf einen besonderen Gruppenstatus 
besitzen als die Anhänger jeder beliebigen anderen Religionsgemein- 
schaft ausser der anglikanischen Staatsreligion. Dr. Nahum Goldmann, 
ehemaliger Vorsitzender sowohl des Jüdischen Weltkongresses als 
auch der Zionistischen Weltorganisation, berichtet in seinem Buch 
The Jewish Paradox, er habe in einem Referat als Student einmal mehr 
als 20 Definitionen des Judentums geliefert, von denen «keine abso- 
lut korrekt war». Wenn Dr. Goldmann, damals die weltweite Num- 
mer eins des Judentums, nicht einmal seine eigene Gruppe definie- 
ren konnte, wie soll man sich dann auf die Definition des Wortes 
«Gruppe» bezüglich des Rests der Menschheit einigen? Man könnte 
in diesem Zusammenhang auch das Argument vorbringen, dass eine 
Gruppe, die seit mehr als zwei Jahrtausenden sämtliche Stürme über- 
lebt hat und heute wahrscheinlich die wohlhabendste und mächtig- 
ste auf Erden ist, kaum jener besonderen Art von Schutz bedarf, die 
durch die Völkermordkonvention verliehen wird. 

Einer juristischen Definition entziehen sich gleichermassen jene Wör- 
ter und Wendungen, die in der Liste strafbarer Verbrechen figurie- 
ren. Das Wort «töten» hat zwar eine klar umrissene Bedeutung, doch 
wo liegt die Grenze zwischen einer «Tötung» und dem schwerer wie- 
genden Verbrechen des «Völkermordes»? Und wie lässt sich bewei- 
sen, dass die Tötung des «Teils einer Gruppe» - ein Tatbestand, der 
bereits durch die Tötung eines einzigen ihrer Angehörigen erfüllt 
sein könnte - in der Absicht geschehen ist, die ganze Gruppe auszu- 
merzen? Vom juristischen Standpunkt aus nicht minder grotesk ist 
der Ausdruck «geistiger Schaden». Wie lässt sich dieser Befund so 
klar definieren, dass ein Gericht mit Sicherheit weiss, wann ein «gei- 
stiger Schaden» vorliegt? - Wörter und Wendungen, die fast alles 
bedeuten können, haben juristisch gesehen überhaupt keine Bedeu- 
tung. 

Die in Artikel III aufgezählten Verbrechen werden auch dann nicht 
unproblematischer, wenn man sie mit nach gängigem Recht klar de- 
finierten Tatbeständen wie Mord, Brandstiftung, Entführung, Flug- 
zeugentführung etc. in Verbindung bringt. Als Zusatz zu den in Arti- 



239 



kel II genannten Verbrechen mehren sie die Verwirrung bloss noch 
und berauben die Völkermordkonvention jeden Anspruchs darauf, 
von geschulten Juristen in einem Land, das sich als Rechtsstaat be- 
greift, ernst genommen zu werden. 

Fast alle anderen Artikel des Gesetzes erweisen sich bei näherer Prü- 
fung als nicht minder anfällig für Kritik. Das Ganze lässt erkennen, 
dass die Urheber der Konvention keine Notwendigkeit sahen, die 
verwendeten Wörter und Wendungen zu definieren. Wie Humpty 
Dumpty in Lewis Carrolls Alice Through the Looking Glass sagen sie in 
Tat und Wahrheit: «Bitte bemüht euch nicht, herauszufinden, was 
unsere Wörter bedeuten; sie bedeuten das, was wir sagen, was sie 
bedeuten, nicht mehr und nicht weniger.» Oder, anders ausgedrückt, 
die Völkermordkonvention kann problemlos in einem totalitären Staat 
angewendet werden, wo die Wörter das bedeuten, was Polizei und 
Staatsanwalt sagen, was sie bedeuten, nicht mehr und nicht weni- 
ger, und wo die Gerichte als Exekutivorgane der Herrschenden nichts 
anderes als Orte zur öffentlichen Verhängung von Strafen sind. 

Wenn die Völkermordkonvention keinerlei Schutz für gefährdete 
Gruppen bietet und mit traditionellen abendländischen Gerichtsprak- 
tiken vollkommen unvereinbar ist, was bedeutet sie dann für diejeni- 
gen, die sich weiterhin so beharrlich für ihre Unterzeichnung und 
Anwendung durch alle Nationen einsetzen? Die Antwort auf diese 
Frage wird uns leichter fallen, wenn wir ein paar andere Fragen be- 
handelt haben: Wie und warum stiess die Konvention in den USA 
auf hartnäckigeren Widerstand als in jedem anderen Staat der Welt? 
Wie war es möglich, dass sich die Amerikaner 35 Jahre lang mit dem 
Problem abgeplagt haben, ohne zu einer endgültigen Entscheidung 
zu gelangen? 

Die erste Frage lässt sich kurz wie folgt beantworten: Nach der US- 
Verfassung wird ein internationaler Vertrag automatisch zu einem 
nationalen Gesetz, das den Vorrang vor jedem anderen Gesetz hat, 
welches seiner Anwendung eventuell im Wege stehen könnte. So- 
mit würde die Völkermordkonvention in den Vereinigten Staaten 
sofort zu einem rechtlichen Instrument, welches das gesamte Rechts- 
system aus den Fugen bringen könnte, während sie in den meisten 



240 



anderen Ländern nichts weiter als eine politische Absichtserklärung 
ohne handfeste Auswirkungen auf die bestehenden Gesetze ist. Ins- 
besondere könnte die Konvention als unmittelbare Bedrohung je- 
ner Rechte betrachtet werden, welche sämtliche amerikanischen 
Bundesstaaten besitzen, nämlich das Recht auf lokale Unabhängig- 
keit und begrenzte Autonomie. Der Schutz dieser Rechte obliegt dem 
Senat. Wenn der Kampf um die Konvention schon seit so vielen Jah- 
ren andauert, dann wegen der enormen Macht derjenigen, die für 
ihre Einführung kämpfen und offenbar hoffen, früher oder später 
jeden Widerstand zu brechen. 

Von Harry Truman im Jahre 1949 bis Ronald Reagan im Jahre 1984 
haben sieben Präsidenten der USA sich persönlich hinter die Kon- 
vention gestellt. Einer oder zwei davon, Jimmy Carter zum Beispiel, 
mögen tatsächlich dumm genug gewesen sein, um sie als harmlos zu 
erachten, doch eines tritt klar zutage: Für jeden Anwärter auf das 
höchste Amt der Nation sowie jeden Präsidenten, der Wert auf seine 
Wiederwahl legte, wäre es politischer Selbstmord gewesen, sich mit 
jenen Mächten anzulegen, von denen beide grossen Parteien, Repu- 
blikaner wie Demokraten, weitgehend finanziell abhängig sind und 
welche überdies die Massenmedien fast vollständig in ihrem Würge- 
griff halten. Wie unter diesen Umständen nicht anders zu erwarten 
war, trabten Ronald Reagan und sein wichtigster Widersacher, Wal- 
ter Mondale, wenige Tage vor den Präsidentschaftswahlen 1984 per- 
sönlich mit käppigeschmückten Häuptern beim nationalen Kongress 
der Judenorganisation B'nai B'rith an, um ihre Unterstützung für die 
Völkermordkonvention zu bekunden. 

Zur Ratifizierung eines internationalen Abkommens reicht die Zu- 
stimmung des Präsidenten jedoch keinesfalls aus; es bedarf auch ei- 
ner Zweidrittelsmehrheit im Senat. Darum hatte der Präsident, selbst 
wenn er privat gegen die Konvention war, immer einen einfachen 
Ausweg: Er konnte den schwarzen Peter dem Senat zuschieben und 
brauchte nicht zu befürchten, damit grünes Licht für die Ratifizie- 
rung gegeben zu haben. 

Doch wie konnten die Senatoren, die durchaus nicht immer fest im 
Sattel sassen, demselben gefährlichen Druck zur Unterstützung der 



241 



Konvention widerstehen? Die Antwort lautet wie folgt: Durch end- 
loses Trödeln und Verzögern; dieses Vorgehen wurde seit dem 2. 
Weltkrieg dadurch erleichtert, dass sich Amerika in eine ganze Reihe 
von weltpolitischen Krisen und Konflikten verstrickte, wozu nament- 
lich der Vietnamkrieg gehörte. Trotzdem mussten die Senatoren all 
ihren Scharfsinn aufbieten, um zu verhindern, dass es im Senat zur 
Schlussabstimmung über die Konvention kam. Sie taten dies, indem 
sie den «Gedanken» und das «Prinzip» der Konvention pflichtschul- 
digst guthiessen, dabei aber ständig Anträge stellten, sie mit «Zusät- 
zen», «Bedingungen» usw. zu entschärfen. 

Bezeichnenderweise waren es auch die klar erkannten revolutionä- 
ren Auswirkungen der Völkermordkonvention sowie das verfas- 
sungsmässige Obstruktionsrecht des Senats, die eine gründlichere 
und fachkundigere Überprüfung derselben ermöglichten, als sie in 
irgendeinem anderen Land der Welt stattgefunden hatte. Es spricht 
Bände über die Macht und Hartnäckigkeit ihrer Befürworter, dass 
eine Konvention, welche 1949 und 1970 von zwei Unterausschüs- 
sen des Senatskomitees für auswärtige Beziehungen juristisch nach 
Strich und Faden zerzaust worden war, dem Senat 1984 erneut feil- 
geboten werden konnte. Damals hätte eine scheinbar unwidersteh- 
liche Kombination von Überredungskunst und Terror um ein Haar 
die Oberhand über eine unveränderliche Taktik des Blockierens, 
Vertrödeins und Verzögerns gewonnen. Der folgende Auszug aus ei- 
nem am 22. Oktober 1984 in der Washingtoner Wochenzeitung The 
Spotlight erschienenen Artikel verleiht den Hoffnungen vieler Amerika- 
ner Auftrieb, dass die unverkäufliche Ware inzwischen sogar noch un- 
verkäuflicher geworden sein könnte: 

Die Niederlage der Völkermordkonvention erfolgte (...) nicht kostenlos. 
Nachdem Gegner der Vorlage mit allen möglichen Ergänzungsanträgen 
gedroht hatten, schlug der Führer der Mehrheit im Senat, Howard Baker, 
ein Republikaner aus Tennessee, eine unverbindliche Resolution vor, wel- 
che die «Prinzipien» des Abkommens unterstützte und das Interesse des 
Senats ausdrückte, den Vertrag in der nächsten Sitzung «beschleunigt» 
zu behandeln. (...) Elf Senatoren zogen es vor, der Abstimmung fernzu- 



242 



bleiben, was als wenig mehr denn als Versuch betrachtet wurde, die Be- 
fürworter des Abkommens zu beschwichtigen. 

Die erste empfindliche Schlappe, welche die Völkermordkonventi- 
on 1949 noch vor dem Beginn des von McMahon geleiteten Unter- 
ausschusses des Senatskomitees für auswärtige Angelegenheiten 
erlitt, hätte ausgereicht, um jedem politischen Vorhaben den Garaus 
zu machen, das von weniger mächtigen und entschlossenen Kräf- 
ten gefördert wurde. Ich spreche hier von der schroffen Ablehnung 
der Konvention durch die American Bar Association (Vereinigung 
amerikanischer Juristen); diese Vereinigung hielt ihre ablehnende 
Haltung zwanzig Jahre später aufrecht. 1954 prangerte der Vorsit- 
zende der Anwaltsvereinigung, Frank E. Holman, in einer Anspra- 
che an die wohlbekannte patriotische Organisation Daughters of 
the American Revolution den Vertrag als «betrügerisch» an, und 
Leander Perez aus Lousiana, Vorsitzender des States Rights Commit- 
tee, tat sie als «monströs» und als «unehrlichen Trick» ab. Doch im 
allgemeinen erwiesen in den USA bei Diskussionen der Konvention 
deren Kritiker den Anhängern und Verteidigern die konventionelle 
Höflichkeit, ihren guten Glauben und die Lauterkeit ihrer Absichten 
nicht in Frage zu stellen. 

Die Völkermordkonvention glich bis 1970 einem künstlich beatme- 
ten Patienten, wurde aber in jenem Jahre von Präsident Richard 
Nixon wiederbelebt. Abermals wurde der Senat um seinen Segen 
ersucht, und abermals gab dieser sie zur weiteren Untersuchung an 
einen Unterausschuss des Senatskomitees für auswärtige Angelegen- 
heiten weiter. An dessen Spitze stand nun Senator Frank Church 
und Senator Jacob Javits aus New York, ein leidenschaftlicher Be- 
fürworter der Vorlage, gehörte dem Ausschuss als Mitglied an. Die 
unheimliche Irrealität der Konvention wurde niemals schonungslo- 
ser entlarvt als von jenen, die sie vor diesem Unterausschuss zu ver- 
teidigen hatten, und zwar namentlich von Abgesandten des Aussen- 
ministeriums. 

Senator Church stellte während der Debatte folgende Frage: 



243 



Erinnert sich jemand unter Ihnen an einen einzigen Fall, wo irgendeiner 
der über siebzig Signatarstaaten gegen einen seiner Gerichtsbarkeit un- 
terstellten Bürger prozessiert, ihn des Völkermords angeklagt und verur- 
teilt hat? Ist es auch nur ein einziges Mal vorgekommen, dass dieser Ver- 
trag von irgendeinem der 75 Unterzeichnerstaaten praktisch angewen- 
det wurde? 

Charles W. Yost, damaliger US-Botschafter bei den Vereinten Natio- 
nen, räumte im Namen der anderen ein, er wisse von keinem sol- 
chen Fall, beharrte aber weiterhin darauf, für die USA lohne sich die 
Unterzeichnung. Senator Church stand immer noch vor einem Rät- 
sel: 

Ich finde es schwierig, mir vorzustellen, dass irgendeine Regierung, selbst 
wenn sie die Konvention unterzeichnet hat und sich in Zukunft tatsäch- 
lich daran halten will, entweder ein solches Verbrechen gestehen oder 
Schritte zu ihrer eigenen Bestrafung unternehmen wird. Das geht über 
die Grenzen des Realistischen. Überdies ist es schwer zu glauben, dass 
irgendeine solche Regierung gegen einzelne, des Völkermords schuldige 
Bürger unter ihrer Jurisdiktion vorgehen würde. 

War seit 1949 denn nichts geschehen, was man als «Völkermord» 
hätte bezeichnen können? Wie stand es um den mörderischen Bür- 
gerkrieg in Nigeria, das Massaker an 200.000 sogenannten «Kommu- 
nisten» in Indonesien oder die gegenseitige Abschlachtung von Hin- 
dus und Moslems auf dem indischen Subkontinent? Die einzige Er- 
klärung, die Botschafter Yost abgeben konnte, war, dass «ernsthafte 
Argumente» dagegen, diese Geschehnisse als Völkermord einzustu- 
fen, alle weiteren Schritte seitens der UNO vereitelt hätten. In seinem 
1984 veröffentlichten Buch The Man who invented Genocide legt James 
J. Martin die Angelegenheit wie folgt dar: 

Obgleich in den letzten 35 Jahren zahlreiche Beschuldigungen wegen 
«Völkermordes» gegen eine ganze Reihe von Ländern erhoben worden 
sind, gab es weder bei den Vereinten Nationen noch anderswo während 
dieses Zeitraums auch nur eine einzige internationale Anklage, einen Pro- 
zess oder einen Schuldspruch wegen eines solchen «Verbrechens». 



244 



Als die Berufsjuristen des US-Aussenministeriums auf die ernsthaften 
Auswirkungen einiger der Verpflichtungen, welche die USA im Fall 
einer Unterzeichnung eingehen würden, hingewiesen wurden, ant- 
worteten sie, man könne diese ignorieren. Dies war ein weiterer rät- 
selhafter Aspekt ihrer Aussagen. Einer der Hauptzeugen vor dem 
von Frank Church geleiteten Unterausschuss, Senator Sam Ervin, 
selbst Jurist von Beruf, bemerkte dazu: 

Das Aussenministerium verblüfft mich, wenn es von mir meine Zustim- 
mung zur Ratifizierung eines Vertrages wie des vorliegenden verlangt 
und dann den Versuch unternimmt, mit zweifelhaften Tricks zu zeigen, 
dass wir gar nicht verpflichtet sind, ihn zu erfüllen; das ist etwas, was ich 
nicht begreifen kann. 

Ein Mitglied des Unterausschusses, Senator John Cooper, war eben- 
falls verblüfft: 

Eines der Probleme, die mich bei der Ratifizierung des Vertrags beunruhi- 
gen, betrifft die Verpflichtungen, seinen Inhalt zu erfüllen. Doch die Argu- 
mente, die wir gehört haben, beziehen sich auf Methoden, sich davor zu 
drücken. 

Die sorgfältige und professionelle Behandlung der Völkermordkon- 
vention durch Sam Ervin vor dem Senatsunterausschuss am 22. Mai 
1970 macht es überflüssig, noch viel darüber zu sagen oder zu schrei- 
ben, dass die Konvention als Rechtsinstrument zur Verhütung und 
Bestrafung von Handlungen des Völkermordes durch Einzelperso- 
nen oder Nationen vollkommen untauglich ist. Ehe Ervin die Artikel 
der Konvention einen nach dem anderen analysierte, präsentierte 
er eine kurze Geschichte derselben, wobei er fast die ganze Wahrheit 
in einem Absatz zusammenfasste, der im Protokoll der Debatte ein 
rundes Dutzend Zeilen lang war: 

Während der vierziger Jahre unternahmen den Vereinten Nationen 
verbundene Aktivisten grosse Anstrengungen, um auf dem Vertrags- 
wege Gesetze zu erlassen, welche die einheimischen Gesetze der 
Nationen rund um den Erdball ersetzen sollten. Die Völkermord- 
konvention stellt das Ergebnis einer dieser Anstrengungen dar. Sie 



245 



entstand aus einer UN-Resolution, in welcher der Völkermord als 
Verbrechen verurteilt wurde, gleichgültig ob er «aus religiösen, rassi- 
schen, politischen oder sonstigen Gründen verübt wird». In der end- 
gültigen Fassung verschwand dann der Völkermord aus «politischen» 
Gründen, weil einige der Unterzeichner nicht einmal nominell auf 
ihr Recht verzichten wollten, politische Gruppen, die ihren Herr- 
schern gegenüber feindlich eingestellt waren, zu vernichten. (Her- 
vorhebung durch den Autor.) 

Senator Ervin fügte hinzu: Das einzige Argument, das man nun für die 
Ratifizierung dieser Konvention ins Feld führt, besteht darin, dass sie den 
Ruf der USA in den Augen Russlands und anderer totalitärer Unterzeich- 
ner verbessern würde. Dabei haben diese seltsamerweise viele Bestim- 
mungen der Konvention durch eigenwillige Auslegung oder durch Vor- 
behalte ausser Kraft gesetzt. 

Senator Ervins Kommentar zu einem der Unterartikel liefert ein an- 
schauliches Beispiel für seine vernichtende Analyse fast aller Klau- 
seln der Konvention: 

Im Falle einer Ratifizierung der Konvention würde Artikel II (c) den USA 
die Pflicht auferlegen, jemanden von seinem Vorhaben abzubringen oder 
ihn gegebenenfalls gerichtlich zu belangen und zu bestrafen, der «vor- 
sätzlich Lebensbedingungen herbeiführt, welche die vollständige oder 
teilweise physische Zerstörung der Gruppe zur Folge haben». Was dies 
heissen soll, kann kein Verstand ergründen. Bedeutet es, dass ein Staats- 
oder Gemeindebeamter, der sich weigert, einem Angehörigen einer der 
vier in der Konvention erwähnten Gruppen das als wünschenswert er- 
achtete Ausmass an Sozialhilfe zu gewähren, wegen Völkermordes be- 
straft oder verfolgt werden muss? Bedeutet es, dass der Internationale 
Gerichtshof nach Artikel IX die Macht besitzen wird, rechtlich festzulegen, 
dass der Kongress oder der Gesetzgeber eines Bundesstaates, der einer 
der vier Gruppen die vom Gerichtshof als angemessen erachtete Sozial- 
hilfe verweigert, die Konvention verletzt hat? 

Senator Ervin verlas bei seinen Ausführungen eine andere gründli- 
che Analyse der Konvention, die Orie L. Phillips, oberster Richter 
beim US-Appellationsgericht für den zehnten Gerichtsbezirk, in Form 



246 



eines 1949 im Journal of the American Bar Association erschiene- 
nen Artikels vorgenommen hatte. 

Die ganze von berufenen Fachleuten vorgenommene Kritik an der 
Völkermordkonvention wurde durch die Fragen, die Senator Ervin 
von den drei Mitgliedern des Unterausschusses gestellt wurden, eher 
bestärkt als geschwächt. Senator Jacob Javits schuf daraufhin eine 
Art Präzedenzfall, indem er beantragte und die Erlaubnis erhielt, spä- 
ter das vorlegen zu dürfen, was er eine «Punkt-für-Punkt-Widerle- 
gung» nannte. Diese «Widerlegung» ist so abgefasst, dass sie ihrer- 
seits keine intelligente «Punkt-für-Punkt-Widerlegung» gestattet, da 
das gesamte Thema der Völkermordkonvention darin in ein kalei- 
doskopisches Weltbild eingebaut wird, wo alle Bedeutungen, die den 
Prozess zusammenhängenden Denkens ermöglichen, so verzerrt 
oder in ihr Gegenteil verkehrt werden, dass sie nur von einem geüb- 
ten Anwender jener Form intellektueller Aggression gehandhabt 
werden können, die George Orwell Zwiedenken genannt hat. Bei die- 
sem haben wir es mit einer Form der Rhetorik zu tun, in welcher die 
Förderung feindlicher Absichten die Unterordnung der Wahrheit 
unter die Politik vorschreibt. Anders gesagt, es handelt sich um eine 
Form der Kriegsführung im allgemein anerkannten Sinne des Wor- 
tes, bei der physische Gewalt, die so lange bei jedem Interessenkon- 
flikt zwischen menschlichen «Gruppen» den Ausschlag gab, durch 
eine «friedliche» Anwendung moralischer Gewalt ersetzt wird. 

Aus diesem Grunde würde es nicht weiterhelfen, Senator Javits' «Wi- 
derlegung» an dieser Stelle zusammenzufassen. Sie ist in James Martins 
Buch Wort für Wort aus dem vom Unterausschuss erstellten Protokoll 
der Debatte übernommen worden und somit einem jeden zugänglich, 
der seinen Geist durch ihr Studium schärfen will 54 . 

Was also ist der eigentliche Sinn einer Völkermordkonvention, die 
jenen, welche sie erfunden haben und am aktivsten fördern, offen- 



Gibt es eine Bezeichnung für jene Art von Rhetorik, die Senator Javits pflegt? Oh ja, 
das Wort heisst auf englisch «pilpulism». In kleineren Wörterbüchern findet man es 
nicht, doch Webster definiert es als «kasuistische Argumentation, insbesondere 
unter jüdischen Gelehrten über Fragen des Talmud». 

247 



sichtlich ungemein am Herzen liegt? Eine teilweise Antwort auf diese 
Frage haben wir bereits gegeben: Die Konvention ist ein nur notdürf- 
tig mit dem Mäntelchen rührender Anteilnahme am Los unzähliger 
anderer ungenannter Gruppen getarntes, rein jüdisches Unterfan- 
gen, das in Wirklichkeit ausschliesslich auf die Interessen einer einzi- 
gen Gruppe zugeschnitten ist, einer mächtigen und glänzend orga- 
nisierten jüdischen Nation nämlich, die unter anderen Nationen zer- 
streut und nirgends zahlenmässig stärker vertreten ist als in den USA 
und Europa. 

Wieso aber sollten die Juden zu einem Zeitpunkt so grossen Wert auf 
ein derart fadenscheiniges Instrument des internationalen Rechts 
legen, wo ihre eigene Macht sich ihrem Zenith zu nähern scheint 
und wo sie als Gruppe weniger bedroht scheinen denn je zuvor in 
ihrer langen und turbulenten Geschichte? 

Die kurze Antwort auf diese Frage lautet, dass die Juden trotz ihres 
gegenwärtigen Wohlstands und ihrer gegenwärtigen Macht von der 
steten Furcht gequält werden, auf eine Katastrophe zuzusteuern. Sie 
wissen, dass sie immer deutlicher als identifizierbare Gruppe mit Son- 
derinteressen in Erscheinung treten und dass die jetzt von ihnen 
verfolgte Politik, welche darauf abzielt, ihnen eine endgültige und 
unangreifbare Position der Macht und der Sicherheit an der Spitze 
eines geplanten neuen Weltsystems zu verschaffen, früher oder spä- 
ter unter anderen Völkern zwangsläufig Beunruhigung und Feind- 
seligkeit auslösen muss. 

Die Juden haben stets so getan, als vermöchten sie das irreführen- 
derweise «Antisemitismus» genannte Phänomen nicht zu begreifen, 
doch eine mehr als zweitausendjährige Erfahrung wird sie ohne je- 
den Zweifel gelehrt haben, dass die Feindseligkeit der Völker, unter 
denen sie leben, nur ein Teil des Preises ist, den sie für die Vorteile 
eines verstärkten Sinns der Gruppenzusammengehörigkeit sowie die 
materiellen Belohnungen eines doppelten ethischen Verhaltensko- 
dex entrichten müssen. Sie wissen auch, dass die wachsende Inter- 
nationalisierung jüdischer Verhaltensweisen und Aktivitäten im 20. 
Jahrhundert von einer entsprechenden Internationalisierung des 
«Antisemitismus» begleitet wird, welche die Möglichkeit eines Desa- 



248 



sters von beispiellosen Ausmassen für das jüdische Volk heraufbe- 
schwört. 

Die Völkermordkonvention ist somit eine Übung, deren Zweck darin 
besteht, die Grundlagen für ein System des internationalen Strafge- 
setzes zu schaffen. Abgerundet würde dieses durch das in Artikel VI 
geforderte internationale Völkermordtribunal, das sich dank der 
Unterzeichnung durch sämtliche Nationen in Respektabilität son- 
nen würde und bei Bedarf jederzeit angerufen und benutzt werden 
könnte. 

Das erklärt die fast grenzenlose Ausweitung der Bedeutung des Wor- 
tes «Völkermord» in der Konvention: Die Juden fühlen sich bedroht 
und gefährdet bei praktisch jedem Anzeichen einer negativen Reak- 
tion, die sie selbst hervorrufen mit der Verfolgung ihres Plans, die 
endgültige Herrschaft über die gegenwärtig im Aufbau befindliche 
totalitäre Weltordnung zu erlangen. 

Die wirkliche Bedeutung der Völkermordkonvention liefert auch die 
Erklärung für eine Reihe anderer Phänomene, einschliesslich des 
unermüdlichen Bestrebens, die USA zur Ratifizierung zu bewegen - 
denn wozu sind die Unterschriften all der anderen Staaten gut, wenn 
ausgerechnet Amerika aus der Reihe tanzt? Eine weitere Frage lau- 
tet wie folgt: Wie können wir sonst die Tatsache erklären, dass viele 
Drittweltstaaten, welche ständig eine bis zum Völkermord gehende 
Unterdrückung abweichender ethnischer und kultureller Minder- 
heiten praktizieren, die Konvention seelenruhig unterzeichnet ha- 
ben? Dass diese auch von als brutal und repressiv berüchtigten tota- 
litären Staaten wie der Sowjetunion und dem kommunistischen 
China mit nur geringen Vorbehalten problemlos akzeptiert werden 
konnte, lässt ferner erkennen, dass die Konvention als terroristisches 
Instrument zur Überwachung und Einschüchterung der eigenen 
Bevölkerung gebraucht werden kann, also dem genauen Gegenteil 
dessen, was man uns weismachen will. 

In seinem Buch The Jewish Paradox beschreibt Dr. Nahum Goldmann 
das jüdische Volk als das «paradoxeste der Welt». Diese Charakteri- 
sierung trifft voll und ganz auf die Völkermordkonvention zu, ein 



249 



Instrument des internationalen Rechts, das darauf abzielt, riskante 
jüdische Politunternehmen und Aktionen abzusichern und zwei voll- 
ständig entgegengesetzte Befürchtungen miteinander zu versöhnen: 
Die Befürchtung, abgelehnt und verfolgt zu werden, und die Befürch- 
tung, akzeptiert und assimiliert zu werden. 

Es wäre eine grobe und irreführende Vereinfachung, würde man 
behaupten, der Machtkomplex, der heutzutage einen Plan zur Zen- 
tralisierung aller politischen Gewalt in einer neuen Weltordnung plant, 
sei ausschliesslich jüdischer Natur. Wie ich in diesem Buch an frühe- 
rer Stelle dargelegt habe, nahm der Plan zur Bildung einer Weltregie- 
rung in der gegenwärtigen Form im 20. Jahrhundert erstmals unter 
anglo-amerikanischer Ägide Gestalt an. Auf der östlichen Seite des 
Atlantischen Ozeans wurde er von Cecil Rhodes und seinen Mitar- 
beitern wie z.B. Lord Milner verfolgt, auf der westlichen von den 
superreichen, zur Bevölkerungsgruppe der weissen angelsächsischen 
Protestanten (White Anglo-Saxon Protestants) gehörenden Bankier- 
familien, bei denen der Bankier J.P Morgan und seine Sippe die erste 
Geige spielten. Als diese im wesentlichen nichtjüdische Finanzelite 
ihre Stellung an der Spitze des internationalen Finanzkapitalismus 
einbüsste (die Einzelheiten kann man bei Quigley nachlesen), wurde 
sie nicht ausgelöscht, sondern lediglich einer Konstellation der Fi- 
nanzmacht eingegliedert, die sie nicht länger beherrschen konnte; 
anschliessend wurde sie durch starke gemeinsame Interessen dazu 
bewogen, ihre Stellung innerhalb dieser neuen Konstellation zu ak- 
zeptieren und beizubehalten. Ebenfalls in den Strudel dieser neuen 
Machtkonstellation des 20. Jahrhunderts wurden aufeinanderfol- 
gende Generationen von Intellektuellen hineingezogen, die in einer 
Ideologie des Globalismus und der «Weltordnung» einen doppelten 
Vorteil sahen: Erstens fanden sie in ihr ein Surrogat für den abhan- 
den gekommenen religiösen Glauben, und zweitens stellte sie ihnen 
reichen irdischen Gewinn in Aussicht. 



250 



Kapitel 18 

George Orwell und der zionistische Faktor 



Nachdem wir mehr als ein Kapitel dieses Buches den revolutionären 
Umwälzungen auf dem Gebiet der Hochfinanz in diesem Jahrhun- 
dert gewidmet haben, wollen wir unsere Aufmerksamkeit nun der 
anderen Hälfte der Allianz zwischen Geld und Intellekt zuwenden, 
die der Welt ein Zeitalter beispielloser Konflikte beschert hat, jener 
Hälfte nämlich, die mit den Wandlungen auf dem Gebiet des Geistes 
zusammenhängt. 

Wie war es möglich, dass der kollektive Intellekt des abendländischen 
Menschen, der in Wissenschaft und Technologie so Wunderbares 
vollbrachte, politisch dermassen krass versagt hat, bis hin zur begei- 
sterten Annahme der marxistischen Geschichtsdeutung? 

Nicht minder wichtig ist folgende Frage: Durch welchen geistigen 
Prozess konnte die jüdische Weltbevölkerung, die zahlenmässig eine 
winzig kleine und über alle möglichen Länder zerstreute Minderheit 
darstellt, ihre gegenwärtige enorme wirtschaftliche und politische 
Vormachtstellung erkämpfen? 

Der spektakuläre jüdische Triumph auf dem Schlachtfeld des Geistes, 
den das 20. Jahrhundert erlebt hat, muss also unter zwei verschiede- 
nen Aspekten betrachtet werden: 

1. Das Unvermögen des westlichen Intellekts, den Herausforderun- 
gen der radikal veränderten historischen Umstände gerecht zu 
werden. 

2. Der seitens der Juden erfolgte Einsatz geistiger Fertigkeiten, die 
ihnen einen uneinholbaren Wettbewerbsvorteil verschafften. 

Anders gesagt, die Ungleichheit zwischen Juden und NichtJuden 
kann keineswegs ausschliesslich irgendwelchen geistigen Fertigkei- 
ten ersterer zugeschrieben werden; nicht minder ins Gewicht fiel der 



251 



im Westen herrschende Zustand der geistigen und intellektuellen 
Lähmung. 

Eine teilweise Erklärung liegt natürlich in dem Umstand begründet, 
dass der westliche Intellekt fast ausschliesslich nach aussen gerichtet 
war und es ihm entsprechend an jener Sicht nach innen, jenen Wert- 
vorstellungen und Instinkten fehlte, die für eine Bevölkerungsgrup- 
pe unerlässlich sind, will sie gesund und kampfestüchtig bleiben. 

George Orwell hat mit seinen beiden Büchern Animal Farm (Farm 
der Tiere) und 1984 den Menschen des abendländischen Kultur- 
kreises das Verständnis dessen erleichtert, was auf dem Schlachtfeld 
des Geistes vor sich ging. Diese Bücher spiegeln seinen eigenen gei- 
stigen und intellektuellen Werdegang wider; in der Gestalt von mo- 
dernen Parabeln berichtet er von seinen Erlebnissen und seinen Ein- 
sichten. Wie die meisten Angehörigen seiner Generation westlicher 
Intellektueller war er eines der «Tiere», denen wir in Animal Farm 
begegnen: leicht zu täuschen und stets zur Selbsttäuschung bereit. 
Animal Farm ist nicht nur eine plastische Schilderung des marxisti- 
schen Sozialismus; das Werk stellt auch den gefährlich trügerischen 
Charakter eines «Idealismus» bloss, hinter dem sich abstrakte Ideen 
über eine geplante Zukunft des Menschengeschlechts verbergen und 
der auf den Geist derjenigen, die jeden Sinn für Ziel und Richtung 
verloren haben, wie eine Fata Morgana wirkt. 

Orwells Erfahrung als sozialistischer Freischärler im Spanischen Bür- 
gerkrieg befreite ihn radikal von seinen Illusionen. Er, ein Mann von 
beträchtlichem natürlichem Talent, vermochte die Fesseln eines gan- 
zen Systems falscher Ideen und Überzeugungen mit einem Schlage 
zu sprengen. 

Orwell unternimmt keinen Versuch, diesen Idealismus zu erklären, in 
dem Intellektuelle Zuflucht vor einer unerbittlichen Wirklichkeit su- 
chen; er begnügt sich in Animal Farm damit, ein lebendiges Bild zu 
zeichnen, in dem der Idealismus und seine Folgen auf faszinierende 
und erheiternde Weise dargestellt werden. Ein wichtiges Element 
der Geschichte, das man leicht übersieht, besteht darin, dass die 
Herren und Meister auf der Farm der Tiere allesamt derselben Rasse 



252 



angehören, jener der Schweine nämlich, die wie Pech und Schwefel 
zusammenhalten und alle anderen nach ihrer Pfeife tanzen lassen. 
Das rebellische Schwein Snowball spielt dabei die gleiche Rolle wie 
Leo Trotzki nach der Oktoberrevolution; die Parallelen zum bolsche- 
wistischen Drama könnten schlagender kaum sein. 

Ende 1983 konnte man ein Phänomen erleben, das Time Magazine 
wie folgt schilderte: 

Das Bevorstehen des Orwell-Jahres versetzte eine kleine Armee von 
Professoren, Kritikern und Schriftstellern, Journalisten, Gurus, Sozi- 
alwissenschaftlern, Politikern und professionellen Schwarzsehern in 
einen Zustand hektischer Aktivität, und kaum jemand, der dafür be- 
zahlt wird, laut zu denken, schien der Versuchung widerstehen zu 
können, mit Orwells Zahlen zu spielen. 

Es bestand keine Notwendigkeit, über das Datum «1984» zu spekulie- 
ren, denn Orwells Roman bot keineswegs eine Zukunftsvision, son- 
dern lediglich einen Einblick in das, was tatsächlich geschah und 
auch weiterhin in dem Masse geschieht, wie die Revolution des 20. 
Jahrhunderts ihre Herrschaft über die Menschheit festigt. 

Was viele dieser Gurus, Sozialwissenschaftler etc. immer noch nicht 
begriffen haben, ist die Tatsache, dass Orwell mit seiner blendenden 
Intelligenz und erhellenden Erfahrung geistige Waffen geschmiedet 
hat, welche nicht minder mächtig sind als jene, die dem jüdischen 
Volk in diesem Jahrhundert einen Wettbewerbsvorteil gegenüber 
dem Rest der Menschheit verschafft haben. Er brachte Erscheinun- 
gen ans Tageslicht und verlieh ihnen Namen, die im Denken des 
westlichen Menschen zuvor unbekannt geblieben, nun aber denk- 
bar und vermittelbar geworden waren. Die meisten dieser neuen 
Bezeichnungen oder Wörter sind inzwischen in den Wortschatz der 
englischen Sprache eingegangen: «Big Brother» (Grosser Bruder), 
«Goodthinker» (Gutdenker), «Doublethink» (Zwiedenken), 
«Newspeak» (Neusprech), «Crimestop» (Verbrechstop), «Memory 
Hole» (Gedächtnisloch) etc. 



253 



Orwell führt uns durch die moralisch verfaulte Welt, in die alle diese 
Begriffe gehören. Dabei müssen wir uns gegen übergrosse Empfind- 
lichkeit wappnen, während wir uns mit dem «Zwiedenken» vertraut 
machen und erfahren, was es bedeutet, «zu wissen und nicht zu wis- 
sen», «Wert auf vollkommene Wahrhaftigkeit zu legen und zugleich 
sorgsam konstruierte Lügen zu erzählen», «gegenteilige Ansichten 
zu hegen und beide zu glauben», ja sogar «Logik gegen Logik zu 
verwenden». Diese mentalen Prozesse meistern nur jene mit unfehl- 
barer Sicherheit, denen sie durch stete Übung zur zweiten Natur 
geworden sind. 

Selbstverständlich ist jedermann in gewissem Masse imstande, ein 
«Zwiedenken» zu pflegen, doch niemand kann es in so hohem Gra- 
de vervollkommnen und so meisterhaft praktizieren wie jene, die seit 
frühesten Zeiten in zwei geistigen Welten zugleich lebten. Es handelt 
sich um eine Einstellung und ein Bündel geistiger Fähigkeiten, die 
den Juden die Anwendung dessen ermöglichen, was Prof. Sir Ar- 
thur Keith den «doppelten moralischen Kodex» genannt hat. Darun- 
ter verstand er einen moralischen Kodex, mittels dessen die Juden 
«uns» und «unsere Interessen» klar von «ihnen» und «ihren» Inter- 
essen unterschieden. 

Dieses Zwiedenken wird von den Juden virtuoser und mit grösserer 
Sicherheit praktiziert, weil sie, wie CG. Jung hervorgehoben hat, eine 
erweiterte Ära des Bewusstseins besitzen und es leichter finden, dem 
Unbewussten einen negativen Wert beizumessen. Doch selbst für den 
Juden ist dieser Prozess mit einem Preis verbunden, nämlich der 
teilweisen Entfremdung von der Natur, einem verminderten Interes- 
se an Dingen um ihrer selbst willen sowie dem Verlust der Kreativität. 
Diese Faktoren führen in ihrer Gesamtheit zu kultureller Sterilität. 
Demgegenüber praktiziert der NichtJude auf eigene Gefahr eine Wis- 
senschaft der Verstellung, die ganz und gar von der Bereitschaft ab- 
hängt, die Wirklichkeit «auszuschalten» und erst dann wieder zu ih- 
rem Recht kommen zu lassen, wenn die Irrealität ihren entgegenge- 
setzten Zweck erfüllt hat. Wer diesen Kniff nicht vollkommen be- 
herrscht, muss dafür nicht selten mit einer chronischen Schwächung 



254 



des Wirklichkeitssinns bezahlen, einem Zustand seelischer Störung 
mit verheerenden persönlichen Konsequenzen. 

Was wir bei der Anwendung des «Zwiedenkens» sowohl in der Poli- 
tik als auch in der Geschäftswelt erleben, ist der Ersatz der physischen 
Aggression durch moralische Aggression, und im öffentlichen Leben 
tritt der moralische Terrorismus an die Stelle der physischen Ein- 
schüchterung. Das «Zwiedenken» weist zwei Aspekte auf, einen posi- 
tiven und einen negativen, von denen der erste die Aggressoren 
und der zweite die Opfer betrifft. Die erste und einfachste Anwen- 
dungsstufe der Kunst - um mit Orwell zu sprechen - kann sogar klei- 
nen Kindern beigebracht werden und wird im «Neusprech» als «Ver- 
brechstop» bezeichnet. Darunter versteht man die Fähigkeit, gewis- 
sermassen instinktiv an der Schwelle irgendeines gefährlichen Ge- 
dankens innezuhalten. «Verbrechstop» umfasst die Fähigkeit, Analo- 
gien nicht zu begreifen, logische Irrtümer nicht zu erkennen und 
selbst die simpelsten Argumente nicht zu erfassen, wenn sie der herr- 
schenden Orthodoxie widersprechen. Orwell sprach von «schützen- 
der Dummheit». 

«Verbrechstop» ist ein Instrument aus dem Arsenal des moralischen 
Terrorismus, welches dazu verwendet wird, das Feld der erlaubten 
Untersuchung und Debatte abzugrenzen; es ist die intellektuelle Ent- 
sprechung eines elektrisch geladenen Zauns. Das am rigorosesten 
durch den «Verbrechstop» abgegrenzte Feld ist jenes, das mit der 
Macht, der politischen Rolle, der Geschichte und den Wirtschafts- 
praktiken des jüdischen Volkes zu tun hat. Im Grunde genommen 
gibt es kein anderes Feld strikt verbotener Untersuchung und Debat- 
te. Führende Kirchenmänner dürfen nach Herzenslust an altehr- 
würdigen Dogmen rütteln, Zeitungsredakteure und Politiker für die 
Abschaffung der Monarchie werben, ohne persönliche Konsequen- 
zen befürchten zu müssen. Nie zuvor in der Geschichte gab es ein 
grösseres Mass an Meinungsfreiheit als heute - ausgenommen auf ei- 
nem Gebiet, nämlich bei allem, was irgendwie mit der Rolle der Juden 
in der Zeitgeschichte zu tun hat. 

Orwell muss dies genau gewusst haben. Statt diesen verbindlich vor- 
geschriebenen «Verbrechstop» zu missachten und dadurch Tausen- 
de und Abertausende von potentiellen Lesern des Buchs abzuschrek- 

255 



ken, umgeht er ihn mit einem klugen Trick, der dem «Zwiedenken» 
entsprungen ist. Er präsentiert die verbotene Wahrheit in umgekehr- 
ter Form und stellt sie gewissermassen auf den Kopf. Genau wie in 
seinem Phantasiestaat Ozeanien der Tyrann «Grosser Bruder» heisst, 
die tagtägliche Verfälschung der Tatsachen vom «Wahrheitsministe- 
rium» durchgeführt und die Geheimpolizei vom «Liebesministerium» 
gelenkt wird, erhebt Orwell listig den Juden Emmanuel Goldstein 
zum potentiellen Befreier der versklavten Bevölkerung. Dieser Gold- 
stein erklärt später (in der Gestalt O'Briens) die gesamte Technik des 
Systems, mittels dessen die Bevölkerung unter der Knute gehalten 
wird. Über diesen merkwürdigen «Befreier» lesen wir in 1984: 

Es verging kein Tag, an dem keine in seinem Auftrag wirkenden Spio- 
ne und Saboteure von der Gedankenpolizei entlarvt wurden. Er war 
der Oberbefehlshaber einer gigantischen Schattenarmee, eines un- 
terirdischen Netzwerks von Verschwörern, die sich den Sturz des 
Staates zum Ziel gesetzt hatten. Dem Vernehmen nach nannte sich 
diese Organisation die «Brüderschaft». Man erzählte sich auch im 
Flüsterton von einem fürchterlichen Buch, einem Kompendium al- 
ler Ketzereien, dessen Verfasser Goldstein war und das hier und dort 
unter der Hand zirkulierte. Es war ein Buch ohne Titel. Wenn man es 
überhaupt erwähnte, sprach man einfach von dem «Buch». Doch all 
dies waren nicht mehr als lose Gerüchte. 

Dieses angeblich aus der Feder des Juden Goldstein stammende 
Buch gelingt in den Besitz des Romanhelden Winston Smith und 
offenbart ihm das Geheimnis des «Zwiedenkens», das den Schlüssel 
zur überwältigenden Macht der totalitären Sozialisten birgt. 

Auf diesem Wege konnte Orwell sein Buch an der weltweiten inoffizi- 
ellen Zensur vorbeischmuggeln, welche die Diskussion der jüdischen 
Rolle in der Geschichte der Vergangenheit und Gegenwart verbie- 
tet; dies gelang ihm, indem er die brillante Enthüllung der verbote- 
nen Wahrheit einem menschenfreundlichen jüdischen «Befreier» in 
den Mund legte. Orwell setzte dadurch den Mechanismus des «Ver- 
brechstops» nicht nur bei den Buchhändlern, sondern auch bei un- 
gezählten Lesern ausser Kraft, die ansonsten davor zurückgeschreckt 
wären, sich eine ausführliche Darlegung des Systems psychologi- 



256 



scher Kriegsführung zu Gemüte zu führen, das der jüdischen Nation 
im 20. Jahrhundert einen uneinholbaren Wettbewerbsvorteil ver- 
schafft hat. 

Naürlich stellten sich viele Menschen, die diese blendende Analyse 
der modernen Massenmanipulation begriffen und mit Genuss gele- 
sen hatten, verwundert die Frage, wie in aller Welt Orwell den Schnit- 
zer begehen konnte, als Sprachrohr ausgerechnet einen Juden zu 
wählen. So schrieb beispielsweise im Februar 1984 ein Rezensent im 
CDL Report, dem Organ der Christian Defense League of America: 

Eine schwerwiegende Schwäche von «1984» ist für uns Patrioten, 
dass ein Jude, «Emmanuel Goldstein», als potentieller «Retter des 
Volkes» dargestellt wird. Man fragt sich, ob Orwell in den vierziger 
Jahren eine Ahnung davon hatte, dass die Juden nachweislich die 
Hauptquelle der Revolution in der Welt bildeten. Einen Juden zum 
Hoffnungsträger gegen die Tyrannei zu ernennen, wie Orwell es tat, 
ist mehr als lächerlich. Es erschüttert die Glaubwürdigkeit des Autors 
erheblich. 

Der jüdische Schriftsteller T.R. Fyvel scheint geahnt zu haben, dass 
Orwell ein hintergründiges Motiv dafür haben musste, dem «Befrei- 
er», der die ganze Wahrheit über das «Zwiedenken» enthüllt, einen 
so auffällig jüdischen Namen zu verleihen: 

As Freund nahm man George Orwell so, wie er war. Wie um zu be- 
weisen, dass er mehr über diese Dinge wusste, als man sich vorge- 
stellt hätte, gab er seinem letzten Rebellen in «1984» den Namen 
«Emmanuel Goldstein» und gestaltete ihn nach dem Vorbild Trotzkis. 

Wie bei jeder allegorischen Behandlung eines hochgradig abstrak- 
ten Themas kann man auch bei Orwell den Schlüssel zur Lösung des 
Rätsels leicht übersehen. Dieser findet sich auf S. 267 der englischen 
Ausgabe, wo der aufmüpfige Winston Smith, der seine geistige Inte- 
grität und Gesundheit unbedingt bewahren will, indem er auf der 
Wahrheit beharrt, vom Inquisitor O'Brien verhört und gequält wird. 

«Während Sie so hilflos hier liegen», sagte O'Brien, «haben Sie sich 
schon oft gewundert - und Sie haben sogar mich gefragt -, warum 



257 



das Liebesministerium so viel Zeit und Mühe auf Sie verwendet. Und 
als Sie sich noch Ihrer Freiheit erfreuten, haben Sie sich oft den Kopf 
über etwas zerbrochen, was im Grunde dieselbe Frage war. Sie konn- 
ten den Mechanismus der Gesellschaft erfassen, in der Sie lebten, 
nicht aber die Motive, die ihm zugrunde lagen. Erinnern Sie sich 
noch, wie Sie in Ihrem Tagebuch schrieben: 'Ich verstehe das Wie, 
ich verstehe nicht das Warum?' Als Sie sich die Frage nach dem 
Warum stellten, begannen Sie an ihrer geistigen Gesundheit zu zwei- 
feln. Sie haben das Buch, Goldsteins Buch, gelesen, wenigstens Teile 
davon. Hat es Ihnen irgendetwas verraten, das Sie nicht bereits wus- 
sten?» 

«Haben Sie es gelesen?», fragte Winston. 

«Ich habe es geschrieben.» 

Hier gibt Orwell das Geheimnis preis, dass Emmanuel Goldstein, der 
doch vom Wahrheitsministerium unablässig als Erzfeind des soziali- 
stischen Staates Ozeanien gebrandmarkt wird, in Wirklichkeit die Ver- 
körperung des inneren Kerns der herrschenden Partei darstellt. An- 
ders gesagt, Goldstein und der Grosse Bruder sind austauschbar. 

Orwell hat sich in seinen Schriften niemals zum Zionismus geäussert, 
doch seine literarischen Zeitgenossen lassen keinen Zweifel daran 
aufkommen, dass er ihn ganz entschieden ablehnte. Fyvel, selbst ein 
glühender Zionist, schreibt: 

Ich weiss, dass Orwell ganz anderer Meinung war als ich; für ihn 
waren die palästinensischen Araber farbige Asiaten, die palästinensi- 
schen Juden das Gegenstück der weissen Herren in Indien und Bur- 
ma. Von dieser unzulässigen Vereinfachung rückte er nicht ab... 

Wie jeder Antizionist wurde auch Orwell des Antisemitismus bezich- 
tigt. Fyvel meint dazu: 

Unsere Meinungsunterschiede bezüglich jüdischer Fragen be- 
schränkten sich nicht auf Palästina und Israel. In einem Brief an Juli- 
an Symons bemerkte Orwell: 'Zweifellos hält Fyvel mich für einen 
Antisemiten.' Nun, dies hätte ich nie behauptet, doch Orwells Freund 



258 



Malcolm Muggeridge tat es. In seinen Betrachtungen zu Orwells 
Begräbnis schrieb er: 'Interessant, dachte ich, dass Orwell die Juden 
so anzog, denn in seinem Innersten war er ein ausgesprochener 
Antisemit.' 

Dass Orwells frühe Unterstützer fast durchwegs Juden waren, über- 
rascht kaum, lag doch die Führung der sozialistischen Bewegung in 
Grossbritannien weitgehend in jüdischen Händen. Prominente Na- 
men waren da Victor Gollancz, Eigentümer des Left Book Club, und 
Prof. Harold Laski, der Orwells unschätzbaren Wert als Missionar des 
sozialistischen Idealismus rasch erkannte. 

War Orwell nun wirklich «Antisemit» in dem Sinne, dass er Juden 
gegenüber feindselig eingestellt war? Fyvel erinnerte sich an einen 
hitzigen Streit mit Orwell über einen Artikel, den dieser in der Tribüne 
vom 9. November 1945 unter dem Titel Die Rache ist sauer verfasst 
hatte, und verriet dabei vielleicht mehr, als er ahnte: 

Darin [d.h. in besagtem Artikel] schilderte er, wie ihn ein junger Wiener 
Jude in der Uniform eines US-Hauptmanns kurz nach der Einstellung der 
Kämpfe durch ein Kriegsgefangenenlager in Süddeutschland führte. Er 
bemühte sich nach Kräften, den Offizier zu mögen, doch wollte ihm dies 
nicht gelingen. Er berichtete, wie dieser einen gefangenen SS-Offizier 
anschrie und mit Fusstritten misshandelte, der, mochte er früher wohl 
auch selbst ein Schinder gewesen sein, Orwell nun nur noch als bedau- 
ernswertes und psychologischer Betreuung bedürftiges Wesen vorkam. 

Fryvel regte sich über folgenden Satz in Orwells Artikel auf: «Es ist 
absurd, einem deutschen oder österreichischen Juden vorwerfen 
zu wollen, dass er den Nazis nun das Erlittene mit gleicher Münze 
heimzahlt.» Er bemerkt dazu: 

Dies war alles, was er über den Hintergrund schrieb, und ich hielt es 
für vollkommen unangemessen. Ich sagte zu Orwell, man habe mit 
Hitlers sogenannter 'Endlösung der Judenfrage' soeben das grösste 
kaltblütig geplante Verbrechen der Menschheitsgeschichte miterlebt, 
doch Orwell begnügte sich in einem langen Artikel mit einem kurzen, 
zufällig hingeworfenen Satz über einen jüdischen Offizier, der einen 



259 



SS-Mann mit Fusstritten bedachte, um, wie sich Orwell ausdrückte, 
«das Erlittene mit gleicher Münze heimzuzahlen». Dies stellte die Ge- 
schichte wahrhaftig auf den Kopf, denn wie konnten die Angehöri- 
gen der sechs Millionen ermordeten Juden es den Mördern «mit 
gleicher Münze heimzahlen»? 

Fyvel gibt zu, dass sein Widerspruch Orwells Ansichten nicht zu be- 
einflussen vermochte. Im selben Artikel hatte dieser die britische Re- 
gierung dazu aufgefordert, die von den Sowjets durchgeführte Mas- 
senvertreibung der Deutschen aus Ostpreussen als Verbrechen ge- 
gen die Menschlichkeit anzuprangern. 

Aus all diesem kann man nur einen Schluss ziehen: Orwell glaubte 
nicht an die Geschichte von den sechs Millionen grösstenteils in Gas- 
kammern ermordeten Juden. Seine Erfahrungen im Spanischen Bür- 
gerkrieg, die er in seinem Buch Homage to Catalonia niedergeschrie- 
ben hat, werden ihn wohl hinreichend über die jüdische Rolle in 
modernen Kriegen und Revolutionen aufgeklärt haben. Ausserdem 
beweist Orwells Bemerkung über den Offizier, «den zu mögen er sich 
nach Kräften bemühte, was ihm aber nicht gelingen wollte», dass er 
unangenehm von den unzähligen jungen Juden in US-Uniform be- 
rührt war, die meist besser Deutsch als Englisch konnten und schon 
unmittelbar nach Kriegsende über ganz Deutschland ausschwärm- 
ten. 

War George Orwell nun ein Antisemit? In einem im Februar 1945 
publizierten Artikel mit dem Titel Der Antisemitismus in Grossbritanni- 
en meinte er, die Gretchenfrage dürfe nicht lauten «Warum spricht 
dieser offensichtlich irrationale Glaube andere Menschen an?», son- 
dern «Warum spricht der Antisemitismus mich an?» 

Orwells ganze Einstellung zum Thema der «jüdischen Mystik» ent- 
spricht haargenau derjenigen William Shakespeares: Er anerkennt 
die Realität einer fast einhellig negativen Reaktion auf die jüdische 
Präsenz und Verhaltensweise, ist jedoch frei von Abneigung gegen 
Juden als Mitmenschen. Sowohl Orwell als auch Shakespeare be- 
schränken sich darauf, einen Nationalismus zu enthüllen und zu er- 
klären, der im Gegensatz zu sämtlichen anderen Nationalismen in 



260 



der geographischen Zerstreuung praktiziert wird und die Juden in 
einen permanenten Gegensatz zu ihren Gastvölkern zwingt - einen 
Gegensatz, der nie ganz übertüncht werden kann. 

Somit steht das jüdische Volk vor der Alternative, entweder über alle 
anderen Völker triumphieren und allein unter den Nationen den 
Ruin aller anderen zu verwalten, oder aber den Weg der Assimilie- 
rung zu wählen. Viele Juden entscheiden sich für die zweite Mög- 
lichkeit. 

In seinem Kaufmann von Venedig lässt Shakespeare Shylocks Tochter 
Jessica einen von Antonios christlichen Freunden heiraten, und 
Shylock selbst wird nahegelegt, sich zum Christentum zu bekehren. 
Damit plädiert der Dichterfürst für die Assimilierung als einzige Lö- 
sung für ein Problem, das Juden und NichtJuden zugleich seit vielen 
Jahrhunderten zu schaffen macht. Überdies tut er kund, dass es so 
etwas wie «Antisemitismus» im Grunde überhaupt nicht gibt, da der 
Gegensatz zwischen Juden und NichtJuden in erster Linie durch die 
von den Juden geübte Diskriminierung heraufbeschworen wird. Das 
jüdische Establishment läuft jedesmal Sturm, wenn der Kaufmann 
von Venedig aufgeführt, verfilmt oder am Fernsehen gesendet wird, 
und zwar nicht etwa aus Furcht, das Stück könnte Feindschaft gegen 
die Juden schüren, sondern nur, weil es die Assimilierungstenden- 
zen fördern könnte. 

George Orwell interessierte sich mehr für das grosse Drama der mo- 
dernen Machtpolitik und insbesondere für die Rolle der Juden bei 
jenem Prozess der Machtkonzentration, der den Sozialismus kenn- 
zeichnet. Falls Malcolm Muggeridge also recht hatte, wenn er glaub- 
te, Orwell habe das Interesse und die Aufmerksamkeit der Juden auf 
sich gezogen, liegt die Erklärung vielleicht darin, dass er selbst leb- 
haftes Interesse für sie empfand und seine Einstellung von keinerlei 
persönlicher Animosität geprägt war. Orwells literarische Produkti- 
on, insbesondere 1984, mag bei jüdischen Lesern auch deshalb Bei- 
fall gefunden haben, weil es dem Juden dabei hilft, sich selbst zu 
verstehen. 



261 



Die Botschaft, welche die Völker des abendländischen Kulturkreises 
Orwells Büchern Animal Farm und 1984 entnehmen können, und 
die durch alle seine übrigen Schriften noch unterstrichen wird, lau- 
tet wie folgt: Das gegenwärtige Missverhältnis zwischen Juden und 
NichtJuden kann nur auf einem Wege aus der Welt geschafft wer- 
den: 

Die Gastvölker müssen lernen, sich der Herausforderung zu 
stellen. Und dies ist nur auf eine einzige Art möglich, näm- 
lich durch die Abwehr jener geistigen Waffen und Techniken 
der gewaltlosen Aggression, die dem jüdischen Volk heutzu- 
tage einen ungeheuren Wettbewerbsvorteil ermöglichen. Die 
NichtJuden brauchen die Fähigkeit nicht, solche geistigen 
Waffen zu gebrauchen; es reicht vollkommen, wenn sie diese 
kennen und begreifen und ihre Widersacher somit der Mög- 
lichkeit zu ihrem Einsatz berauben. (Hervorhebung durch den 
Herausgeber). 



262 



263 



Ausgewählte Bibliographie des Autors 



Ahad-ha-Am (Asher Ginsburg) The Way ofLife 

Arendt Hannah The Origins of Totalitarism 

Baker John Race 



Bauer P. T. 



Dissent on Development (und andere Studien 
zum Thema «aid», London School of Economics) 



Benson Ivor Truth Out ofAfrica 

Butler, General Sir William Autobiography 

Chambers F. R, Harris C. R & Bayley C. G., This Age of Conflict 



Chambers Whittaker 
Cohn Norman 
Deutscher Isaac 
Feingold Henry L, Prof. 
Fyvel T. R. 
Gilmour David 



letter to a friend (zitiert von Allan Weinstein in Perjury) 

Warrant for Genocide 

The Non-Jewish Jew 

Artikel in Special Interest Report (August 1 982) 

George Orwell: A Personal Memolr 

Dispossessed: The Ordeal ofthe Palestlnlans 



Glubb John Bagot (Glubb Pasha), Mlddle East Crisis 



Goldmann Nahum 
Gottheil Richard J. H. 
Hobson J. A. 

Holinshed Raphael 
Kastein Josef 
Keith Arthur 
KoestlerArthur 
Kosmin B. A. 
Lazare Bernard 



The Jewish Paradox 

Zlonism 

The War In South Africa 
Imperialism: A Study 

History of England 

Hlstory and Destlny ofthe Jews 

A New Theory of Human Evolution 

The Thirteenth Trabe 

Majuta: A History ofthe Jewish Community in Zimbabwe 

Anti-Semitism 



264 



Lilienthal Alfred M. 
Martin James J. 
MerchantW. Moelwyn 
Orwell George 
Pakenham Thomas 
Pincher Chapman 
Pool James & Suzanne 
Quigley Caroll 
Reed Douglas 

Robertson Wilmot 
Sachar Abram Leon 
Sachar Howard Morley 
Shimoni Gideon 
Simis Konstantin 
Solzhenitsyn Alexander 
Antony Sutton 
Szasz Thomas 
Weyl Nathaniel 

Wilton Robert: 



The OtherSide ofthe Coin 

The Man Who Invented Genocide 

Introduction to The Merchant of Venice (Penguin ed. 1 977) 

Nineteen Eighty-Four 

The Boer War 

Inside Story 

Who Financed Hitler 

Tragedy and Hope: A History ofthe World in Our Time 

Far and Wide 

The Controversy of Zion 

The Dispossessed Majority 

The History ofthe Jews 

The Course of Modern Jewish History 

Jews and Zionism: The South African Experience 

Artikel in Fortune magazine 29 June 1 981 

Lenin in Zürich 

Wall Street and the Bolshevik Revolution 

The Myth of Psychotherapy 

Traitor's End 

The Geography ofthe Intellect 

The Last Days ofthe Romanows 



265 



Index 



Abrahamson, A.E. 9,221,223,225, 

231 
Abramowicz, Leon 208 
Acheson, Dean 207 
Acton, Lord 129 
Ahad ha-Am, (Asher Ginsburg) 32, 

33 
Allon, Yigal 222 
Andropow, Juri 67 
Arendt, Hannah 11, 70, 84, 88, 264 
Arenstein, Jacqueline 134 
Arundel 227, 228 
Aschkenasen oder Ostjuden 59 
Avidar, Joseph 67 

Back, Isaac 213 

Bacon, Francis 18 

Baker, Dr. John 180, 264 

Baker, Howard 242 

Baker, John 176 

Balzac, Honore de 168 

Bankierfamilien 81, 97, 110, 151, 

170, 200, 250 
Barber, Tony 219, 220 
Barenblatt, Yetta 134 
Baron, Ben 229 
Baron, Leo 229 
Barsei, Hymie 134 
Bauer, P.T. 230, 232, 264 
Bechstein, Helen 109 
Begin, Menachem 156, 157, 201 
Beloborodow 42, 44, 45 
Ben-Gurion 156, 157, 209, 210 
Ben-Shaul, E. 141 
Bender, A.P. 131 
Benedict, Ruth 121 
Benjamin, Hilde 56 
Benson, Ivor 7, 8, 9, 10, 14, 36, 

121, 125, 164, 179, 224, 226, 

264 
Bentwich, Norman 222 
Berger, Eimer, Rabbiner 113 



Bernadotte, Graf Folke 113, 156 

Bernstein, Lionel (Rusty) 134 

Beth Din 59 

Bevin, Ernest 113 

Binet, Alfred 180 

Blank, Alexander 62, 63 

Blank, Familie Lenins 63 

Blank, Israel 63 

Blank, Marie (Lenins Mutter) 62 

Blank, Sender s.Alexander 63 

Bliss, Lane 55 

Boas, Franz 121, 122 

Borgin, Prof. Karl 230 

Botha, General Louis 86 

Breschnew, Leonid 67 

Broomberg, Elias (Elly) 228, 229 

Budget, E.A.Wallis 205 

Bundy, Major 226 

Bunting, Sonia 134 

Burrows, Dr. William 113 

Butler, Eric 226 

Butler, General Sir William 76, 77, 78, 

79, 129, 152, 264 
Butler, Rektor Dr. Nicholas Murray 83 



Carnegie 83, 96, 186 
Cassel, Sir Ernest 163 
Chambers, Harris & Bayley 11, 38, 

70, 76, 264 
Chambers, Whittaker 144, 264 
Chein, Isador 121 
Chruschtschow, Nikita 67, 162 
Church, Frank 243, 244, 245 
Churchill, Wnston 56, 61, 69, 218 
Clark, Richard 68 
Cohn, Norman 32, 144, 145, 146, 

147, 264 
Columbia University 83 
Cooper, John 245 
Corbett, Kathleen 230 
Crocker, ehester 229 



266 



Dali, Curtis B. 226 

Darmesteter, James 127 

Davies, Nigel (Schachspieler) 65, 66 

Dawson, Geoffrey 108, 111 

Dayan, Moshe 222 

De Gaulle, Charles 113 

Denny, Ludwell 105 

Deterding, Sir Henry 108, 111 

Deutscher, Isaac 63, 155, 157, 158, 

159, 264 
Dimschiz, Wenjamin 216 
Disraeli, Benjamin 91, 93, 100, 182,189 
Dobzhansky, Theodosius 121 
Dostojewski, Fjodor M. 49 
Dresdner Bank 78 
Drucker, Peter 109 
Du Pont 83 
Duke 83 
Durand, Ralph 86 



Ehrenburg, llja 66 

Ellison, Theo 227 

Ervin, Sam 245, 246, 247 



Faurisson, Prof. Robert 220 
Feingold, Henry L. 11, 126, 127, 

130, 230, 231, 264 
Feldman, Rieh. u. Leibl 128 
Festenstein, Hilliard 135 
Field, Frank 120 
Field, Winston 223, 224, 225 
Financial Times 37 
Ford 83, 102 
Ford, Henry 85, 95, 96, 98, 99, 

101, 102, 103, 108, 111, 186, 229 
Forman, Lionel 134 
Forrestal, James 113 
Freud, Sigmund 119,120,121,145, 

204 
Fulbright, J. William 113 

Galczynksi, Miroslaw 219 
Gayre, Dr. R. 58, 157, 177 
Gilmour, David 157, 264 
Glasenberg-Imperium 212, 213 



Glubb, Sir John 114, 155, 159, 264 

Gogol, Nikolai W. 49 

Goldberg, Dennis 135 

Golding, Louis 117 

Goldman, Emma 56 

Goldmann, Nahum 58,118,133,201, 
203, 204, 205, 206, 207, 208, 
209, 210, 222, 239, 249, 264 

Goldreich, Arthur 135 

Goloschtschokin 42, 44, 45, 46 

Gordon, Judah Leib 116 

Gottheil, Richard J.H. 32, 33, 127, 264 

Grossschopf, Anna 64 

Grossschopf, Joh. Gottlieb 64 

Guaranty Trust Company 99 



Hepple, Bob 135 
Hershkowits, Melville 121 
Hertzog, Chaim 222 
Hiss, Alger 144 

Hobson, J.A. 77, 78, 79, 129, 152, 264 
Hocking, Ernest 113 
Holinshed, Raphael 17, 264 
Holman, Frank E. 243 
Horvitsch, Isaac 134 
Huggins, Sir Geoffrey (später Lord 
Malvers) 224 

I.G.-Farben 94 

Jabotinsky, Vladimir 222 

Jachanow 43 

Jacobson, Tilly 227 

Jaruzelski, Präsident, General 219 

Javits, Jacob 243, 247 

Jawitz, Zeev Wolf 116 

Jefremow 44 

Jewish Chronicle 37, 63, 65 

Johnson, Lyndon 208, 209 

Jüd. Gulagwärter Berman 214 

Jüd. Gulagwärter Kogan 214 

Jüd. Gulagwärter Naftali Frenkel 214 

Jüd. Gulagwärter Rappaport 214 

Jüd. Gulagwärter Solts 214 

Judelowitze, Jacob 128 



267 



Jung, CG. 29, 71, 179, 180, 181, 

182, 183, 254 
Jurowski, Jankel 37, 41, 46 



Kadimah, zionistische Organisation 

120 
Kaganowitsch, Lasar 65, 66, 216 
Kaganowitsch, Rosa 65 
Kartun, S. 128 
Kastein, Dr. Josef 117, 264 
Keith, Sir Arthur 12, 68, 92, 113, 

117, 118, 132, 133, 135, 139, 

141, 147, 181, 186, 207, 232, 

254, 264 
Kirdorf 105, 106 
Klineberg, Otto 121 
Koestler, Arthur 34, 58, 59, 264 
Kokowzew 49 
Koltschak, Admiral A.W. 39, 40, 44, 

48, 98 
König Faisal 154, 155 
Kosmin, B.A. 132, 221, 222, 223, 

224, 225, 226, 227, 228, 229, 

230, 231, 232, 233, 264 
Kraus, Karl 120 
Krupp 105 

Krupskaja, Lenins Witwe 64 
Kun, Bela 56 
Kusnezow, Sergej 37 

Lazare, Bernard 118, 122, 123, 264 
Leibler, Isi 115, 116, 117, 124 
Lemkin, Raphael 234, 236, 237 
Lenin, Wladimir lljitsch 38, 41, 42, 

44, 46, 47, 48, 50, 53, 61, 62, 

63, 64, 91, 218, 265 
Lessing, Theodor 120 
Levy, Leon 134 
Levy, Norman 134 
Lilienthal, Dr. Alfred 112, 113, 114, 

115, 130, 131, 157, 264 
Lindbergh, Charles 85 
Luxemburg, Rosa 56 



Macmillan Company 74, 92 
Maimonides, Moses 130, 182 



Maiseis, Israel 134 

Margolis, William 228 

Martin, James J. 235, 244, 247, 264 

Martindell, Jackson 89 

Marx, Karl 50, 56, 64, 88, 185, 204 

May, Brian 230 

McMahon, Brien 235, 243 

Mechlis, Lew 66 

Medwedew 41 

Mellon 83 

Mendelssohn, Felix 184 

Mendelssohn, Moses 182 

Menuhin, Moshe 113 

Merchant, W. Moelwyn 16, 23, 24, 
264 

Milner, Alfred 76, 77, 87, 250 

Mirbach 42 

Mirkien, Elisabeth 215 

Montagu, Ashley 121, 178 

Morgan, J.P. 72, 81, 82, 83, 84, 85, 
88, 89, 95, 96, 97, 98, 99, 
100, 150, 151, 186, 250 

Mosley, Oswald 85, 108 

Murphy, Grayson 89 

Nahamkes alias Stechow 50 
Nixon, Richard 243 
Nkomo, Joshua 228, 229 
Norman, Montagu 81, 83, 85, 97, 

108, 111 
Northumberland, Herzog von 108 
Novy, Jim 209 

Orwell, George 79, 92, 93, 96, 119, 
133, 139, 141, 142, 144, 146, 
178, 206, 247, 251, 252, 253, 
254, 255, 256, 257, 258, 259, 
260, 261, 262, 264 

Ostjuden (Aschkenasen) 59 

Pakenham, Thomas 77, 129, 152, 

264 
Parkinson, Prof. C. Northcote 133 
Pasternak, Boris 123 
Pater Coughlin 85 
Pater Denis Faheys 85 



268 



Pauker, Anna 56 

Perez, Leander 243 

Phillips, Orie L. 246 

Pincher, Chapman 161, 162, 264 

Pincus, E.M. 128 

Pincus, Joel 227 

Pines, Yehiel Michel 116 

Pirow, Oswald 134 

Plummer, Lady, geb. Lapsker 162 

Ponter, Bernard 227 

Pool, James + Suzanne 93, 101, 103 

Puschkin, A.S. 49 



Quigley, Carroll 73, 74, 75, 81, 82, 
83, 87, 92, 93, 95, 96, 99, 
100, 109, 150, 151, 186, 250, 
264 



Rakosi, Matyas alias Roth 55 

Reagan, Ronald 198, 241 

Reed, Douglas 34, 48, 57, 58, 66, 

67, 114, 130, 144, 146, 155, 

156, 157, 161, 205, 230, 264 
Rhodes, Cecil John 76, 77, 78, 84, 

85, 86, 87, 250 
Rist, Charles 81 
Robertson, Wilmot 69, 82, 265 
Rockefeller 83, 96, 151, 186 
Rodsianko, Duma-Präs. 52, 53, 54 
Romanow, Grossherzog Michael 44 
Romanow, Zar Nikolaus 43, 44 
Romanows, Die Zarenfamilie 39, 40, 

42, 44, 45, 46, 265 
Rosin, LR. 224, 225 
Ross, Nicolai 40 
Roth, Cecil 222 
Rothermere, Lord 108 
Rothschild 78, 81, 82, 96, 97, 110, 

151 
Ruskin, John 85, 86, 88 
Russell, Bertrand 113 



Sachar, Abram Leon 196, 265 
Sachar, Howard Morley 116, 196, 

265 
Safarow 44, 46 



Salisbury, Harrison 67 
Sartre, Jean-Paul 58, 205 
Schacht, Hjalmar 81 
Schafarewitsch, Igor 36 
Scharanski, Nathan 37 
Schiff, Jacob 88, 110 
Schiller, Friedrich 182 
Sepharden oder Westjuden 59 
Shaguinian, Marietta 63, 64 
Shakespeare, William 5, 15, 16, 17, 

18, 19, 20, 21, 22, 23, 24, 25, 

28, 60, 170, 171, 175, 237, 

260, 261 
Shall, Sydney 134 
Shanley, Dorothy 134 
Shanley, Errol 134 
Sharett, Moshe 222 
Shaw, George Bernard 203 
Shimoni, Dr. Gideon 126, 128, 130, 

131, 132, 133, 265 
Shub, David 63 
Simis, Konstantin 211,212, 213, 214, 

215, 216, 217, 219, 220, 265 
Sinowjew alias Apfelbaum 46, 65 
Slovo, Joe 134 
Slovo, Ruth (First) 134 
Smith, lan 9, 10, 221, 223, 225, 

226, 227, 228, 229, 256 
Smith, Winston 93, 146, 257 
Smolenski, Peres 116 
Smuts, General Jan Christian 86 
Sokolov, Nahum 222 
Sokolow, Nikolai 40, 43, 45, 47 
Sokolow-Archiv 39, 40, 46, 52 
Solowjow 45 
Solschenizyn, Alexander 37, 91, 

114, 162, 168, 199, 213 
Solzhenitsyn, Alexander 265 
Spartacus-Weishaupt 56 
Spengler, Oswald 13, 73, 74, 164, 

179, 180, 181, 185, 189 
Spinoza, Baruch 130, 182, 184, 

204, 205 
Stalin, alias Jos. Wissarionowitsch 

Dschugaschwili 64 
Stalin, Josef 61, 62, 63, 65, 66, 67, 

213, 214, 216, 217 
Starynkewitsch, M. 40, 44 



269 



Stinnes 106 

Stolypin, Pjotr A. 49 

Strang, Benjamin 81 

Sutton, Anthony 88, 93, 94, 95, 99, 

100, 109, 265 
Swerdlow, Jankel 38, 40, 41 , 42, 

45, 46, 53 
Sydenham, Lord 108 
Syromolotow 44, 46 
Szasz, Dr. Thomas 119, 120, 121, 

146, 265 



Thompson, Dorothy 113 

Thyssen 105, 106 

Todd, Garfield 223 

Tolstoi, Leo 49 

Toynbee, Arnold 75, 113, 179, 180, 

181, 189 
Traianescu, Roman 65 
Trotzki, Leo (Bronstein) 38, 41, 42, 

50, 56, 65, 253, 257 
Truman, Harry 208, 230, 241 
Tschastkewitsch 44 
Tschechow, Anton P. 49 
Tschkeidse 53 
Turok, Ben 134 



Uljanow, Elias (Lenins Vater) 62 
Urizki 45 



Valentinow, N. 64 

van den Bergh, Hendrik 137 

van den Haag, Prof. Ernst 178, 181, 

184, 188 
Vanderbuilt 83, 186 



Völkermordkonvention 234, 235, 

236, 237, 239, 240, 241, 242, 
243, 245, 247, 249 

von Hörn, Carl 114 

von Rauch, Georg 64 



War, Harvey 229 

Warburg 81, 88, 110, 151 

Warburg, Max 94 

Warburg, Paul 98 

Weinstein, Allan 144, 264 

Weizmann, Chaim 60, 61, 161, 222 

Weizmann, Ezer 222 

Welensky, Sir Roy 226, 227 

Weltfish, Gene 121 

Wernher-Beit 77, 78 

Westjuden (Sepharden) 59 

Weyl, Nathaniel 135, 177, 179, 188, 

265 
Weyl, Nathaniel u. Sylvia Casleton 

177, 178, 180, 181, 184 
Whitehead, Sir Edgar 223 
Whitney 83 

Wilson, Harald 161, 162, 208 
Wilson, Sir Thomas 18 
Wilton, Robert 38, 39, 41 , 44, 46, 

47, 48, 50, 52, 53, 265 
Windsor, Herzog von 108 
Wojkow 44, 46 
Wolkow, Diener d.Zaren 45 
Woroschilow, Klementi 67 



Yost, Charles W. 244 



Zar Alexander II 116, 117 



270 



271 



272