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Inhaltsverzeichnis:
Erstes Buch: Das Ringen der Werte
I. Rasse und Rassenseele
II. Liebe und Ehre
II. Mystik und Tat
Zweites Buch: Wesen der germanischen Kunst
I. Das rassische Schonheitsideal
II. Wille und Trieb
III. Personlichkeits- und Sachlichkeitsstil
IV. Der aesthetische Wille
Drittes Buch: Das kommende Reich
I. Mythos und Typus
II. Der Staat und die Geschlechter
III. Volk und Staat
IV. Das nordisch-deutsche Recht
V. Deutsche Volkskirche und Schule
VI. Ein neues Staatensystem
VII. Die Einheit des Wesens
Sach- und Namensverzeichnis
[1]
EINLEITUNG
Samtliche heutigen auBeren Machtkampfe sind Auswirkungen eines inneren
Zusammenbruchs. Eingestiirzt sind bereits a 1 1 e Staatssysteme von 1914, ob sie auch
teilweise formal noch weiterbestehen. Zusammengebrochen sind aber auch soziale
kirchliche, weltanschauliche Erkenntnisse und Werte. Kein oberster Grundsatz keine
hochste Idee beherrscht umstritten das Leben der Volker. Gruppe ringt gegen Gruppe,
Partei gegen Partei, nationaler Wert gegen Internationale Lehrsatze, starrer
Imperialismus gegen umsichgreifenden Pazifismus, Die Finanz umschlingt mit goldenen
Stricken Staaten und Volker, die Wirtschaft wird nomadisiert, das Leben entwurzelt.
Der Weltkrieg als Beginn einer Weltrevolution auf alien Gebieten hat die tragische
Tatsache gezeigt, daB zwar Millionn ihr Leben opferten, dies Opfer aber anderen ||
Kraften zugute gekommen ist, als wofiir die Heere zu sterben bereit waren Die Toten
des Krieges sind die Opfer der Katastrophe einer wertelos gewordenen Epochezugleich
aber — und das beginnt in Deutschland eine wenn auch heute noch geringe Zahl von
Menschen zu begreifen — die Martyrer eines neuen Tages, eines neuen Glaubens. M
Das Blut, welches starb beginnt lebendig zu werden. In seinem mystischen Zeichen geht
ein neuer Zellenbau der deutschen Volksseele vor sich. Gegenwart und Vergangenheit
erscheinen plotzlich in einem neuen Licht und fiir die Zukunft ergibt sich eine neue
Sendung. Geschichte und Zukunftsaufgabe bedeuten nicht mehr Kampf von Klasse
gegen Klasse nicht mehr Ringen zwischen Kirchendogma und Dogma sondern die
Auseinandersetzung zwischen Blut und Blut, Rasse und Rasse, Volk und Volk. Und das :
Ringen von Seelenwert gegen Seelenwert.
[2]
Die Kraft der Rassenseele
Die rassische Geschichtsbetrachtung ist eine Erkenntnis die bald selbstverstandlich sein wird.
ihr dienen bereits verdienstvolle Manner Die Karmer werden in nicht sehr ferner Zukunft den
Bau des neuen Weltbildes vollenden konnen.
Aber die Werte der Rassenseele , die als treibende Machte hinter dem neuen Weltbild stehen
sind noch nicht lebendiges BewuBtsein geworden. Seele aber bedeutet Rasse von innen
gesehen. Und umgekehrt ist Rasse die AuBenseite einer Seele. Die Rassenseele zum Leben
erwecken, heiBt ihren Hochstwert erkennen und unter seiner Herrschaft den anderen Werten
ihre organische Stellung zuweisen: in Staat, Kunst und Religion Das ist die Aufgabe unseres
Jahrhunderts: aus einem neuen Lebens-Mythus einen neuen Menschentypus schaffen.
Dazu bedarf es Mut. Mut eines jeden Einzelnen Mut des ganzen heranwachsenden
Geschlechts, ja vieler noch folgender Generationen. Denn ein Chaos wird nie von Mutlosen
gebandigt und noch nie ist von Feiglingen eine Welt gebaut worden. Wer vorwarts will, muB
deshalb auch Briicken hinter sich verbrennen. Wer sich auf eine groBe Wanderung begibt,
muB alten Hausrat liegen lassen. Wer ein Hochstes erstrebt, muB Minderes beugen. Und auf
alle Zweifel und Fragen kennt der neue Mensch des kommenden Ersten Deutschen Reichs nur
eine Antwort: Allein ich will!
So viele auch diese Worte zu innert heute schon mit bejahen, so kann doch keine
Gemeinschaft auf die in dieser Schrift vorgetragenen Gedanken und SchluBfolgerungen
festgelegt werden. sie sind durchaus personliche Bekenntnisse, nicht Programmpunkte der
politischen Bewegung, welcher ich angehore. Diese hat ihre groBe Sonderaufgabe und muB
sich als Organisation femhalten von
[3]
Die personliche Freiheit
Auseinandersetzungen religioser, kirchenpolitischer Art ebenso wie von der Verpflichtung auf
eine bestimmte Kunstphilisophie oder einen bestimmten Baukunststil. sie kann also auch fur
das hier Vorgetragene nicht verantwortlich gemacht werden. Umgekehrt sind philosophische,
religiose, kiinstlerische Uberzeugungen nur unter der Voraussetzung personlicher
Gewissensfreiheit wirklich ernst zu begriinden. Das ist hier der Fall, jedoch richtet sich das
Werk nicht an Menschen, die gliicklich und festgefugt innerhalb ihrer
Glaubensgemeinschaften leben und wirken wohl aber an alle, die sich innerlich von diesen
gelost, zu neuen weltanschaulichen Bindungen aber noch nicht durchgekampft haben. Die
Tatsache, daB diese heute schon nach Millionen zahlen verpflichtet jeden Mitkampfer durch
tiefere Besinnung sich selbst und anderen Suchenden zu helfen..
Die Schrift deren Gmndgedanke auf 1917 zuriickgeht, war bereits 1925 im wesentlichen
abgeschlossen, neue Pflichten des Tages zogerten aber ihre Vollendung immer wieder hinaus.
Werke von Mitkampfern oder Gegnern forderten dann ein Behandeln friiher zuriickgedrangter
Fragen. Keinen Augenblick glaube ich, daB hier eine Vollendung des groBen uns heute vom
Schicksal gestellten Themas vorliegt. Wohl aber hoffe ich, Fragen klargestellt und im
Zusammenhang beantwortet zu haben als Grundlage fiir das Herbeifiihren eines Tages, von
dem wir alle traumen.
Miinchen, im Februar 1930.
Der Verfasser
[5]
Zur 3. Auflage
Oh, ihr Genossen meiner Zeit!
Fragt eure Arzte nicht undnicht die Priester,
wenn ihr inner lich vergeht.
Holderlin
Das Erscheinen vorliegender Schrift hatte sofort einen Meinungskampf heftigster Form
hervorgerufen. Geistige Auseinandersetzungen waren zwar dank der klar gestellten Fragen
und bewuBt zugespitzten Pragungen zu erwarten, aber off en gestanden, jener konzentrierte
HaB, der mir entgegenschlug und jene skrupellose Entstellungsarbeit angesichts der von mir
gemachten Ausfuhrungen wie sie auf Kommando einsetzten haben mich doch erschiittert aber
auch — erfreut. Denn die wilde, hemmungslose Polemik namentlich romischer Kreise hat mir
gezeigt, wie tief berechtigt die dem romisch-syrischen Prinzip im vorliegenden Werke zuteil
gewordene Beurteilung ist. Nach altbewahter Methode wurden aus der umfangreichen Schrift
gewisse SchluBfolgerungen und Pragungen zusammengestellt und die "Gotteslasterlichkeit",
der " Atheismus", das " Antichristentum", der "Wotanismus" des Verfassers vor dem glaubigen
Leser in der bloB deutsch geschriebenen romischen Presse und in Pamphleten entrollt. Die
Verfalscher unterschlugen, daB ich sogar soweit gehe, fur die gesamte germanische Kunst
einen religiosen Ausgangspunkt und Untergrund zu postulieren, daB ich mit Wagner erklare,
ein Kunstwerk sei die lebendig dargestellte Religion. Man unterschlug die groBe Verehrung,
die im Werk dem Stifter des Christentums gezollt wird; man unterschlug, daB die religiosen
Ausfuhrungen den offenbaren Sinn haben, die groBe Personlichkeit ohne spatere entstellende
Beigaben
[6]
Gegen Gedankenentstellung
verschiedener Kirchen zu erblicken. Man unterschlug, daB ich den Wotanismus als eine tote
Religionsform hinstellte [aber, natiirlich vor dem germanischem Charakter Ehrfurcht habe der
Wotan ebenso gebar wie den Faust], und dichtete verlogen und skrupellos mir an, ich wollte
den "heidnischen Wotanskult" wieder einfiihren. Kurz, es gab nichts, was nicht entstellt und
verfalscht wurde; und was dem Wortlaut nach richtig angefiihrt erschien, erhielt durch
HerausreiBen aus dem Zusammenhang eine ganz andere Schattierung. Durchgehend
unterschlug die romische Presse alle geschichtlichen — well unangreifbaren — Feststellungen;
durchgehend wurden alle Gedankengange die zu bestimmten Anschauungen fiihrten, verzerrt
und die Begriindungen aufgestellter Forderungen verschwiegen.. Die Pralaten und Kardinale
mobilisierten die "glaubigen Massen", und Rom, welches mit dem atheistischen Marxismus,
d. h. mit machtpolitischer Unterstiitzung des Untermenschentums einen Vernichtungskampf
gegen Deutschland, auch unter Opferung der deutschen katholischen Massen selbst fiihrt,
hatte die Stim, plotzlich iiber "Kulturkampf ' zu zetern. Die Ausfiihmngen dieses Werkes, die
nach Form und Gewalt doch wohl iiber dem Tagesniveau liegen, wurden nicht zum
Gegenstand einer sachlichen und deshalb begriiBenswerten Kritik gemacht, sondern zum
wiistesten Tageskampf benutzt. Nicht gegen mich allein — das hatte mich kalt gelassen —
wohl aber gegen die nationalsozialistische Bewegung, der ich seit ihrem Anfang angehore.
Trotzdem ich in der Einleitung und auch im Werk selbst ausdriicklich erklart habe, daB eine
machtpolitische Bewegung, die viele religiose Bekenntnisse umfasse, nicht Fragen religioser
oder kunstphilosophischer Natur losen konne, daB folglich mein weltanschauliches
Bekenntnis ein personliches sei, trotz allem taten die Dunkelmanner alles in ihren Kraften
stehende, um von ihren politischen Verbrechen am deutschen Volke abzulenken und wieder
einmal iiber die "gefahrdete
[7]
Rom gegen deutsche Wiedergeburt
Religion" zu jammern; obgleich durch nichts echte Religion mehr gefahrdet war und ist, als
durch die systematische Hochziichtung des Marxismus durch das von romischen Pralaten
geleitete Zentrum. Die nationalsozialistische Bewegung hat keine religiose Dogmatik zu
treiben, weder fiir noch gegen ein Bekenntnis, aber die Tatsache, daB man einem im
politischen Leben stehenden Menschen das Recht auf Vertretung einer religiosen
Uberzeugung, die der romischen zuwiderlauft, bestreiten will, zeigt, bis zu welchem Grad die
geistige Knebelung bereits gediehen ist. An der Wertung einer romischen Dogmatik wird die
Zulassigkeit der Betatigung im nationalen Lager bemessen, anstatt daB eine derartige
AnmaBung von vorneherein als psychologisch unmoglich erscheinen sollte. Ein doch
zweifellos ernster Versuch, die Personlichkeit Christi von nichtchristlichen Paulinischen,
Augustinischen u.a. Zutaten zu saubem, hat bei den herrschenden NutznieBern der Entstellung
der geistigen Gestalt Jesu Christi eine einmiitig geauBerte Wut zur Folge, nicht well hohe
religiose Werte angetastet worden waren, sondern well eine durch Seelenangstigung von
Millionen erreichte politische Machtstellung durch ein stolzes Erwachen bedroht erschien.
Die Dinge liegen nun so, daB die romische Kirche vor Darwinismus und Liberalismus keine
Furcht empfand, well sie hier nur intellektualistische Versuche ohne gemeinschaftsbildende
Kraft erblickte, die nationalistische Wiedergeburt des deutschen Menschen aber, von dem die
alien Wertverflechtungen durch die Erschiitterung von 1914 — 1918 abgefallen sind, erscheint
deshalb als so gefahrlich, well hier eine typenschaffende Macht zu entstehen droht. Das
wittert die herrschende Priesterkaste schon von weitem und gerade well sie sieht, daB dieses
Erwachen alles Edle und Stolze zu starken sich bemiiht, deshalb ist ihr Biindnis mit dem roten
Untermenschentum so eng. Andern wird sich das nur dann, wenn die deutsche Front sich als
siegreich erweisen wird; in dieser Stunde
[8]
Kampf um geistige Typen
wird Rom als "Freund" das zu erreichen versuchen, was es als Feind nicht zu vollbringen
vermochte. Doch diese Moglichkeiten zu verfolgen, liegt nicht im Rahmen dieses Buches;
hier handelt es sich um HerausmeiBelung der geistigen Typen, somit um das selbst-
BewuBtwerden suchender Menschen, dann um ein Erwecken des Wertegefiihls und in der
Stahlung des Charakterwiderstandes gegeniiber alien feindlichen Verlockungen. Die ganze
Erregung iiber meine Schrift war um so bezeichnender, als mit keinem Wort Abstand
genommen wurde von den Schmahungen der groBen Deutschen wie dies seit langem zum
literarischen Geschaft der Jesuiten, und ihrer Genossen gehort. Man forderte still schweigend
die Beschimpfungen Goethes, Schillers, Kants u. a„ man hatte nichts dagegen einzuwenden,
wenn die Schrittmacher Roms ihre religiose Aufgabe in der Verhinderung der Bildung eines
deutschen Nationalstaates erblickten; wenn in katholischen pazifistischen Versammlungen
gefordert wurde, dem deutschen Soldaten den GruB zu verweigem; wenn es katholische
Geistliche wagten,, offentlich die Taten der belgischen Franktireurs abzuleugnen und die
deutschen Soldaten der Ermordung ihrer Kameraden zu beschuldigen, um einen Vorwand zur
Verfolgung der Belgier zu besitzen; wenn das deutsche Volksheer ganz im Sinne der
franzosischen Propaganda der Altar- und Hostienschandung, begangen in belgischen Kirchen,
angeklagt wurde. Gegen diese bewuBten Schandungen des Deutschtums, der Ehre seiner
gefallenen und lebenden Verteidiger hat sich kein Bischof und kein Kardinal erhoben; wohl
aber erfolgte seitens dieser Instanzen ein heftiger Angriff nach dem andern auf den deutschen
Nationalismus. Und wenn dies angeprangert wurde, beteuerten die romischem politischen und
religiosen Gruppen ihr — Nationalgefiihl.
Die romische Kirche in Deutschland kann ihre voile Verantwortlichkeit fiir die
volksverwiistende Arbeit ihrer
[9]
Romische Kirche und Marxismus
zahlreichen pazifistischen Geistlichen nicht bestreiten, da sie in andern Fallen, wo ehrenwerte
katholische Priester Worte echten deutschen Nationalwillens fanden, iiber sie ohne weiteres
das Redeverbot verhangten. Es besteht also nachweislich eine systematisch durchgefiihrte
politisch-weltanschauliche Arbeit, dem deutschen Volk seinen Stolz auf die Verteidiger der
Heimat von 1914 zu rauben, ihr Andenken zu schanden und den heiBen Willen, Volk und
Vaterland zu schirmen, in den Schmutz zu ziehen. Das festzustellen fordert einfachste
Wahrhaftigkeit; wie sich die Glaubigen mit ihrer Kirchenbehorde auseinandersetzen, ist Sache
ihres Gewissens. Es steht aber nicht so, als ob sie, um erwachende Konflikte zum Schweigen
zu bringen, die nicht zu bestreitenden Tatsachen nur als Entgleisungen hinstellen konnten,
sondem es gilt den Mut zur Abwehr gerade der Politik der hochsten kirchlichen Stellen zu
fassen. Ob nun diese erwachenden Krafte dariiber hinaus den ganzen weltanschaulichen
Gegensatz erkennen oder nicht, mag ihre eigene Angelegenheit bleiben, wichtig ist, daB der
ernste Wille erwacht, die deutsche Nationalehre nicht nur gegen Marxisten, sondern genau so,
ja noch scharfer gegen das Zentrum und seine kirchlichen Verbiindeten, als GroBziichter des
Marxismus, zu verteidigen. Ein Herumgehen auch um diesen Punkt wiirde nur eine
undeutsche Gesinnung offenbaren.
Auf einzelne gegnerische Stimmen will ich nicht ausfiihrlich eingehen. Nur sei zur
Kennzeichnung der skrupellosen Methoden vermerkt, daB der Jesuit Jakob Notges die Stirne
hat, u.a. zu behaupten der Schutz der Muttersprache gehore zur "katholischen Ordnung",
obgleich gerade sein Orden der blutigste Bekampfer des Rechts auf Muttersprache gewesen
ist; daB die Liebe zu Volk und Vaterland bei "alien groBen Moraltheologen" gefordert werde.
wobei gerade sein Orden gegen den deutschen Nationalismus kampft; bis dann die christliche
Nachstenliebe
[10]
Die jesuitische Kampfmethode
dieses Herm sich in den Worten entladt: "Dieser Balte ist Kulturkampfer, wie man Boxer ist.
Der arme Mensch leidet an unheilbarer Petersplatzangst, die sich in. Toben und Schreien
auBert". Dann wird Hitler der Rat gegeben, mich in eine "Zwangsjacke" zu stecken, da
kaltstellen nichts mehr niitze: dafiir hat er den russischen Winter zu oft mitgemacht". Dieser
wiitende HaB des vom romischen Sonnenstich auBer jede Form geratenem Jesuiten wird von
anderen Ordensgenossen durch die entgegengesetzte Kampfesart erganzt. Der Jesuit Koch z.
B. fiihlt sich schon gezwungen, auch von einer deutschen Rassenseele zu sprechen, nennt das
Erleben, wie es aus dem "Mythus" spreche, ernst und ehrenhaft, um zum SchluB Bonifatius
als den groBten Germanen zu feiern. Dieser Form der Hundertprozentigem Umfalschung
werden wir nach der Einsicht, daB das Hetzen nichts mehr hilft, in Zukunft ofters begegnen;
deshalb ist auch derartigen "germanischen" Versuchen erst recht mit Vorsicht zu begegnen.
Die Zerstorung der deutschen Seele ist stets das Ziel sowohl der Hetzapostel als auch der
handereibenden Biedermanner der Societas Jesu und ihrer Kampfgenossen. Gestern, heute
und morgen.
Auch in evangelischen Kreisen hat mein Werk eine heftige Bewegung hervorgerufen,
unzahlige Aufsatze in Zeitungen und Zeitschriften bezeugen, daB es offenbar an sehr
empfmdliche Stellen riihrte. Auf evangelischen Synoden, auf Tagungen des Evangelischen
Bundes Stand der "Mythus" oft im Mittelpunkt der Debatte und viele Broschiiren
protestantischer Theologen geben Zeugnis, daB ein Ringen der Werte neu und tief inmitten
des Luthertums spiirbar geworden ist. Meine Voraussage, daB die Kirchlich-Evangelischen
sich dem neuen religiosen Fiihlen gegeniiber ahnlich verhalten wiirden wie einst das
dogmatisch festgelegte Rom gegeniiber der Reformation, hat sich leider bestatigt. Die gegen
meine Schrift auftretenden
[11]
Ringen im Protestantismus
Theologen und Professoren machten es sich im Vollbesitz der "evangelischen Wahrheit"
leicht: sie stellten einfach das Ketzerische meiner Ausfuhrungen fest, lobten das "nationale
Gefiihl" — aber unverbindlich — , freuten sich, (vermeintliche) Unrichtigkeiten feststellen zu
konnen und lehnten dann ab...
Mir wurde berichtet, daB auf einer dieser Synoden nach einem derartigen Bericht ein
schlichter, weiBmahniger Pfarrer aufgestanden sei und erklart habe, er konne dem
Vortragenden nicht beipflichten, es sei doch offenbar, daB Gott der neuen Rassenkunde
unserer Zeit ein groBes Problem zur Losung auferlegt habe, dem wir uns alle mit heiligem
Ernst zu widmen hatten! Hut ab vor diesem ehrwiirdigen Manne! Gleich, ob sein suchen
dasselbe Ergebnis zeitigt wie meines, dem forschenden ehrlichen Gegner wird jeder wirkliche
Streiter Respekt bezeugen, aber nicht den alten Dogmenbewahrern, die da glauben, ihre
Stellungen um jeden Preis halten zu miissen.
Im Gesprach mit gelehrten Theologen konnte Ich femer stets folgendes feststellen: sie gaben
mir zu, daB die rassisch-seelische Geschichtsbewertung der Antike richtig sei, auch die
Beurteilung des Hugenottentums stimme zweifellos. Aber, wenn ich dann die
SchluBfolgerung zog, daB eben auch die Juden ihren ganz bestimmten Charakter, ihre
blutgebundene Gottvorstellung haben miiBten, daB folglich diese Syrische Lebens- und
Geistesform uns nicht das geringste anginge, da erhob sich wie eine Mauer zwischen uns das
alttestamentliche Dogma; da erschien plotzlich die Judenheit als eine Ausnahme unter den
Volkern. Allen Ernstes sollte der kosmische Gott identisch sein mit den zweifelhaften
geistigen Niederschlagen des Alten Testaments! Ausgerechnet die hebraische Vielgotterei
wurde zum Vorbild des Monotheismus erhoben, von der originalen groBen arisch-persischen
Weltvorstellung und kosmischen Gottesauffassung war der lutherischen Theologie kein
tieferes Wissen gekommen.
[12]
Vergotzung des jiidischen Volkes
Hinzu trat dann die Verehrung des Paulus, eine Erbsiinde des Protestantismus, gegen die
bekanntlich schon Lagarde, angefeindet von der gesamten Zunfttheologie seiner Zeit,
vergeblich bekampft hatte.
Auch die evangelischen Theologen wiederholen iiberall, selbst bei allgemeiner Zustimmung
zur volkischen Weltanschauung, den anmaBenden Spruch der romischen Kirche: die rassische
Volkerbewertung bedeute unchristliche "Vergotzung" des Volkstums. Die Herren iibersehen
dabei aber, daB die Ausnahmestellung, die sie den Juden zuweisen, nichts anderes darstellt als
eine Vergotzung des hebraischen, uns stets feindlichen Parasitenvolkes*. Dies erscheint ihnen
selbstverstandlich und sie belieben ebenfalls dabei zu iibersehen, daB diese Verherrlichung
des Judentums ganz unmittelbar, bei Freiwerden der jiidischen Triebhaftigkeit, uns jene
Verlumpung unserer Kultur und unserer Politik beschert hat, gegen welche mit Erfolg zu
wirken und anzukampfen die heutige Leitung des Protestantismus, eben dank der Juden-
Vergotzung sich bereits als unfahig erwiesen hat.
Es ist betriibend, wenn die heutigen Vertreter der evangelischen Theologie so unlutherisch
sind, die Anschauungen, in denen Luther verstandlicherweise noch befangen sein muBte, als
fiir immer feststehende Glaubenssatze auszugeben. Luthers GroBtat war in erster Linie die
Zertriimmerung des exotischen Priestergedankens, in zweiter die Germanisierung des
Christentums. Das erwachende
*Bezeichnend ist auch die Antwort, welche D. Strathmann in einer Flugschrift auf den Angriff erteilt, die
Kirchen sollten sich um das deutsche Volk und nicht angesichts seines Blends um die Niggermissionen kUmmern:
"Als ob das ihre Aufgabe ware! Um des Rassenkultus ' willen sollen sie die Menschheitsaufgabe der Missionen
verleugnenl " Die Rasse und Seele der Nigger gilt — neben den guten Juden — im Emstfalle also mehr als die
Nation, der man anzugehoren die Ehre hat
[13]
Erwachende Jugend
Deutschtum aber hat nach Luther noch zu Goethe, Kant, Schopenhauer Nietzsche, Lagarde
gefiihrt, heute geht es in gewaltigen Schritten seinem vollen Erbliihen entgegen. Die
evangelische Theologie wiirde dem echten Luthertum den TodesstoB versetzen, wenn sie der
Weiterentwicklung seines Wesens sich bedingungslos entgegenstellen wollte. Wenn D.
Kremers, ein Fiihrer des Evangelischen Bundes, in einer Schrift erklart, der Mythus werde
namentlich von der akademischen Jugend "verschlungen", so zeigt er, daB ihm bewuBt ist,
wie stark das neue Leben im jungen protestantischen Nachwuchs bereits tatig wird. Ist es nun
nicht wichtiger, dieses seelische, volksverwurzelte L e b e n zu fordem, als innerlich langst
gestiirzten dogmatischen Gotzen anzuhangen? Dieses junge Geschlecht will doch weiter'
nichts, als die groBe Personlichkeit des Stifters des Christentums in ihrer eigentlichen GroBe
erschauen ohne jene verfalschende Zutaten, welche jiidische Zeloten wie Matthaus,
materialistische Rabbiner wie Paulus, afrikanische Juristen wie Tertullian, oder haltlose
Zerkreuzungen wie Augustinus sie uns als furchtbarsten geistigen Ballast beschert haben. Sie
wollen Welt und Christentum aus ihrem Wesen begreifen, aus germanischen Werten heraus
erfassen, ihr selbstverstandliches Recht auf dieser Welt, welches aber gerade heute wieder
schwer erkampft werden muB.
Wenn die amtierende Orthodoxie dies alles nicht zu begreifen vermag, so wird sie den Gang
der Dinge doch nicht andern, hochstens etwas verzogem konnen. Eine groBe Zeit hatte dann
wieder einmal ein kleines Geschlecht angetroffen. Diese doch kommende Zeit aber bejaht
sowohl das StraBburger Miinster wie die Wartburg, vemeint jedoch das anmaBende romische
Zentrum ebenso wie das jerusalemistische Alte Testament. Es saugt sich aus den Wurzeln
germanischer Dramatik, seiner Baukunst und Musik mehr Kraft als aus den trostlosen
Erzahlungen des jiidischen
[14]
Um die Willenhaftigkeit des Deutschen
Winkelvolkes, es anerkennt manche tiefe volkische Symbolik innerhalb der katholischen
Kirche und verkniipft jene mit der Wahrhaftigkeit des echten Luthertums. Es einst mit einem
groBem Gewolbe der rassisch-seelichen Weltanschauung alles einzelne zum blutvollen
Organismus einer deutschen Wesenheit.
Hier muB der evangelische junge Geistliche vorangehen, da auf ihm nicht jene
seelenlahmende Zucht liegt wie iiber den katholischen Priestern. Bis die Zeit heranreift, da
auch aus diesen die germanischen Rebellen auferstehen und die Arbeit des Monchs Roger
Bacon, des Monchs Eckehart zur Freiheit des praktischen Lebens fiihren, wie es ihnen auch
die andern groBen Martyrer des Abendlandes vorgelebt, vorgelitten, vorgekampft haben.
Von nationaler Seite wurde der "Mythus" aus Angst vor dem Zentrum angstlich
totgeschwiegen, nur wenige wagten es, sich fiir seine Gedankengange einzusetzen. Die
ablehnende Beurteilung aus diesem Lager aber bestand fast immer darin, mir unterzuschieben,
ich hatte ein "Griinder einer neuen Religion" werden wollen, hier hatte ich aber versagt. Ich
habe nun im Kapitel iiber die Volkskirche von vomherein diese Unterschiebung
zuriickgewiesen; worum es sich heute handelt, ist neben der Begriindung der rassischen
Geschichtsbetrachtung die Werte der Seele und des Charakters der verschiedenen Rassen und
Volker und Gedankensysteme gegeniiberzustellen, eine fiir das Deutschtum organische
Rangordnung dieser Werte zu begriinden, der Willenhaftigkeit des Germanentums auf alien
Gebieten nachzugeben. Das Problem ist also: gegen das chaotische Durcheinander eine
gleiche Seelen- und Geistesrichtung herbeizufiihren, die Voraussetzungen einer allgemeinen
Wiedergeburt selbst aufzuzeigen. An diesem Wollen ist der Wert meines Werkes zu messen
und nicht durch Kritik dessen, was durchzufiihren ich mir gar nicht vorgenommen habe, was
Aufgabe eines Reformators
[15]
Wesen der Wiedergeburt
sein wird, der erst einem bereits sehnsiichtig klar eingestellten Geschlecht entsteigen kann.
Die Auslandstimmen sind durchweg sachlicher als das Echo aus den reformbediirftigen
Kreisen in Deutschland. Das danische "Forum" brachte einen ernsten Hinweis, ausfiihrlich
haben sich wissenschaftliche italienische Zeitschriften mit den Gedanken der Schrift befaBt,
so "Critica fascista", "Bilychnis", "Progresso religioso" ... u. a. Auf der Eroffnung des
germanistischen Instituts in Paris wurde erklart, wer die neue geistige Bewegung in
Deutschland kennen lernen wolle, miisse den "Mythus des 20. Jahrhunderts" lesen. Wichtiger
aber als dies alles sind die zahlreichem Zustimmungen aus aller Herren Lander, vor allem
aber jener Deutschen, die sich der heutigen groBen seelischen Schicksalsstunde sowohl
Deutschlands als auch aller Volker des Abendlandes bewuBt geworden sind. Die Fragen, vor
die wir gestellt werden, stehen auch vor der Tiir der anderen Nationen, uns zwingt nur ein
schweres Schicksal zu einem aufrichtigeren Rechenschaftsbericht und zum Beschreiten eines
neuen Weges, well sonst mit dem politischen Zusammenbruch auch die seelische Katastrophe
eintreten muB und das deutsche Volk als wirkliches Volk aus der Geschichte verschwinden
wird. Eine echte Wiedergeburt aber ist nie Sache der Machtpolitik allein, noch viel weniger
eine Frage der "wirtschaftlichen Sanierung", wie anmaBende Hohlkopfe meinen, sondem
bedeutet ein zentrales Erlebnis der Seele, die Anerkennung eines hochsten Wertes. setzt sich
dieses Erlebnis von Mensch zu Mensch millionenfach fort, stellt sich schlieBlich die geeinte
Kraft des Volkes vor diese innere Umwandlung, dann wird keine Macht der Wellt die
Auferstehung Deutschlands zu verhindern vermogen.
Das demokratisch-marxistische Lager hatte zunachst versucht, das Werk durch Totschweigen
nicht aufkommen zu lassen. Dann aber wurde es doch zur Stellungnahme
[16]
Marxistischer "Sozialismus"
gezwungen. Diese Leute haben nun den "falschen Sozialismus" angegriffen, wie er angeblich
zum Schaden der Arbeiterschaft im vorliegenden Werk gelehrt wiirde. Der "wahre"
Sozialismus der Sozialdemokratie besteht offenbar darin, auch weiterhin unbekiimmert um
eine buchstabliche Versklavung des ganzen Volkes auf viele Jahrzehnte durch Fortdauer der
Verpfandung aller noch bestehenden Werte ihre Unterwiirfigkeit unter die Diktate der
internationalen Finanz fortzufiihren. Der "wahre" Sozialismus besteht ferner darin, das
schaffende anstandige deutsche Volk weiter hemmungslos einer niedertrachtigem Theater-
und Filmpropaganda auszuliefern, die nur drei Heldentypen kennt: die Dime, den Zuhalter,
den Verbrecher. Der "wahre" Sozialismus der marxistischen Fiihrerschaft besteht wohl darin,
daB der kleine Mann bei einem Fehltritt ins Zuchthaus wandert, die groBen Betriiger aber
weiter frei ausgehen, wie es bisher schon gepflegte Anschauung einfluBreichster Kreise um
Demokratie und Sozialdemokratie gewesen ist. Der Gesamtmarxismus hat sich, wie nicht
anders moglich, als jede organische Gemeinschaft zugunsten fremder nomadischer Instinkte
auflosend erwiesen, er muB also eine neue Begriindung und Verwurzelung eines solchen V o 1
k e s sozialistischen stilbildenden Gefiihls als einen Angriff auf sein Dasein empfmden.
Marxismus und Liberalismus befmden sich heute der ganzen Front entlang im ungeordneten
Riickzugsgefecht. Viele Jahrzehnte gait es als besonders fortschrittlich, nur von "Menschheit"
zu reden, Weltbiirger zu sein und die Rassenfrage als riickstandig abzulehnen. Nun sind alle
diese Illusionen nicht nur politisch erledigt, sondern auch die sie begriindende
Weltanschauung briichig, und es wird keine lange Zeit mehr vergehen, da sie in den Seelen
der noch halbwegs gesunden Gefiihrten und Verfiihrten ganz zusammenbricht. In die Enge
gedrangt, bleibt dem "wissenschaftlichen" Marxismus nichts mehr iibrig, als den
[17]
Die groBe Sendung des Arbeitertums
Nachweis zu versuchen, daB ja auch Karl Marx den EinfluB von Volk und Rasse auf das
Weltgeschehen ausdriicklich anerkannt habe! Diese Mission, das nicht mehr zu hemmende
Bluterwachen des deutschen Arbeiters in die maxistische Orthodoxie einzuverleiben, die
jahrzehntelang den "Rassenwahn" wiitend bekampft hat, untemahm u. a. die "sozialistische
Bildung". Bin Versuch, der an sich den inneren katastrophalen geistigen Zusammenbruch
kennzeichnet, wenn auch nach der zahneknirschend zugestandenen Berechtigung des
rassischen Standpunkts iiberhaupt versichert wird, Marx habe den "Rassefetischismus"
verworfen. Was selbstverstandlich ist, sonst hatte er sich nach Syrien als Lehrer hinbegeben
Miissen — wohin er auch gehort. Dies zu erkennen und den marxistischen Materialismus und
die fmanzkapitalistische Riickendeckung als eine syrisch-jiidische, fremde Pflanze aus dem
deutschen Leben auszurotten, ist die groBe Sendung der neuen deutschen Arbeiterbewegung,
die sich dadurch das Recht erkampfen wird, in die Fiihrung der deutschen Zukunft eingereiht
zu werden. Wir unsererseits leugnen gar nicht sehr verschiedene Einfliisse: Landschaft und
Klima und politische Tradition; aber das alles wird vom Blut und dem blutgebundenen
Charakter iiberhort. Um die Wiedererkampfung dieser Rangordnung geht es.
Die Unbefangenheit des gesunden Blutes wieder herzustellen, das ist vielleicht die groBte
Aufgabe, die ein Mensch sich heute stellen kann, zugleich bezeugt diese Feststellung die
traurige Lage des Geistes und des Leibes, daB eine solche Tat Lebensnotwendigkeit geworden
ist. E i n Beitrag zu dieser kommenden groBen Befreiungstat des 20. Jahrhunderts sollte
vorliegende Schrift sein. Die Aufriittelung vieler Erwachender, aber auch der Gegner ist die
erwiinschte Folge gewesen. Ich hoffe daB die Auseinandersetzung einer neuentstehenden Welt
mit den alten Machten sich immer weiter verastelt,
[18]
Unser Traum
in alle Gebiete des Lebens eindringt, befruchtend immer Neues, Blutgebundenes, Stolzes
zeugt, bis zu dem Tag, da wir an der Schwelle der Erffiillung unserer Sehnsucht nach einem
deutschen Leben stehen, bis zu der Stunde, da alle schlagenden Quellen sich zu einem groBen
Strom der deutsch-nordischen Wiedergeburt vereinigen werden.
Das ist ein Traum, wert gelehnt und gelebt zu werden. Und dieses Erleben und dies Leben,
das allein ist Abglanz einer erahnten Ewigkeit, die geheimnisvolle Sendung auf dieser Welt,
in die wir hineingesetzt wurden, um das zu werden, was wir sind.
Munchen, im Oktober 1931. A. R.
Zum 150. Tausend
Der ""Mythus" hat heute tiefe, nicht mehr auszutilgende Furchen in das Gefiihlsleben des
deutschen Volkes gezogen. Immer neue Aufgaben sind ein deutliches Zeichen dafiir, daB ein e
ntscheidender geistig-seelischer Umbruch zu einem geschichtlichen Ereignis
heranwachst. Vieles, was in meiner Schrift scheinbar absonderliche Idee war, ist bereits
staatspolitische Wirklichkeit geworden. Vieles andere wird, so hoffe ich, noch als weiteres
Ergebnis des neuen Lebensgefiihls seine Verkorperung finden.
Das Inquisitionskollegium der romischen Kirche hat den "Mythus" feierlich auf den Index
gesetzt. Dieser ohnmachtige Protest wird fiir die weitere Verbreitung des Werkes das seinige
beitragen. Ich befinde mich auf dem Index in bester Gesellschaft.
Die staatspolitische Revolution ist beendet, die Umwandlung der Geister aber hat erst
begonnen. In ihrem Dienst steht nunmehr der "Mythus des 20. Jahrhunderts" mit in erster
Reihe.
Berlin, im Mai 1934. A. R.
Der Mythus des 20. Jahrhunderts
Alfred Rosenberg
Erstes Buch:
Das Ringen der Werte
Ich bin nur Konig, solange ichfrei bin.
Friedrich der Grofie.
[21] bis [144]
I. Rasse und Rassenseele
Es beginnt heute eine jener Epochen, in denen die Weltgeschichte neu geschrieben werden
muB. Die alten Bilder menschlicher Vergangenheit sind verblaBt, die UmriBlinien der
handelnden Personlichkeiten erscheinen verzeichnet, ihre inneren Triebkrafte falsch gedeutet,
ihr gesamtes Wesen meist ganz verkannt. Ein junges und sich doch als uralt erkennendes
Lebensgefiihl drangt nach Gestaltung, eine Weltanschauung wird geboren und beginnt
willensstark mit alten Formen, geheiligten Gebrauchen und ubernommenen Gehalt sich
auseinanderzusetzen. Nicht mehr geschichtlich, sondern grundsatzlich. Nicht auf einigen
Sondergebieten, sondern iiberall. Nicht nur an den Wipfeln, sondern auch an den Wurzeln.
Und das Zeichen unserer Zeit ist: Abkehr vom grenzenlosen Absolutum. D.h. Anwendung
von einem iiber alles Erlebbare, Organische gehende Wert, den sich einst das vereinsamte
"Ich" setzte, um eine iibermenschliche Gemeinsamkeit der Seelen Aller friedlich oder
gewaltsam herbeizufiihren. Ein solches Endziel war einst die "Verchristlichung der Welt" und
ihre Erlosung durch den wiederkehrenden Christ. Als ein anderes Ziel erschien der Traum als
Humanisierung der Menschheit. Beide Ideale sind im blutigen Chaos und in der Neugeburt
des Weltkriegserlebnisses begraben worden, trotzdem gerade jetzt das eine und das andere
eine sich immer mehr fanatasierende Pristerschaft und Anhangerschaft findet. Das sind
Erstarrungsvorgange, nicht mehr lebendiges Leben; ein Glaube, der
[22] Der Weg zur Blutschande
in der Seele starb, ist nicht mehr von den Toten zu einwecken.
Menschheit, All-Kirche und das von den Blutzusammenhangen geloste, selbstherrliche Ich
sind uns keine absoluten Werte mehr, sondem verzweifelte, ja zum Teil ganz briichig
gewordene Satzungen einer polaritatslosen Naturvergewaltigung zugunsten von
Abstraktionen. Die Flucht des 19. Jahrhunderts zum Darwinismus und Positivismus war der
erste groBe, nur rein bestialische Protest gegen die Ideale lebens- und luftleer gewordener
Machte, die uns einst aus Syrien und Kleinasien iiberzogen und eine geistige Entartung
vorbereitet hatten. Von der im All verschwimmenden Christlichkeit und der Humanitas
miBachtet wurde der Strom blutigroten wirklichen Lebens, der das Geader aller echten
Volksart und jeder Kultur durchrauschte; oder aber das Blut wurde zur chemischen Formel
entseelt und dadurch "erklart. Heute aber beginnt ein ganzes Geschlecht zu ahnen, daB nur
dort Werte geschaffen und erhalten werden, wo noch das Gesetz des Blutes Idee und Tat des
Menschen bestimmt, sei es bewuBt oder unbewuBt. Auf unterbewuBter Stufe vollzieht der
Mensch in Kult und Leben die Gebote des Blutes gleichsam im Traumschlaf, "natursichtig",
wie ein gliickliches Wort das Wesen dieser Ubereinstimmung zwischen Natur und Gesittung
bezeichnet. Bis die Gesittung in Ausfiillung aller unterbewuBten Tatigkeit BewuBtseins- und
Lehrinhalt, immer mehr intellektuell wird und auf spater Stufe nicht schopferische Spannung,
wohl aber Zwiespalt begriindet. So entfemen sich Vernunft und Verstand von Rasse und Art,
losgelost aus den Banden des Blutes und der Geschlechterreihen fallt das Einzelwesen
absoluten, vorstellungslosen Geistesgebilden zum Opfer, lost sich immer mehr von der
artlichen Umwelt, mischt sich mit feindlichem Blut. Und an dieser Blutschande sterben dann
Personlichkeit, Volk, Rasse, Gesittung. Dieser Rache des Blutes ist niemand entgangen, der
die Religion
[23] Ein neues Geschichtsbild
des Blutes miBachtete: weder die Inder noch die) die Perser noch die Griechen noch die
Romer. Dieser Rache wird auch das nordische Europa nicht entgehen, wen es nicht Umkehr
halt und sich von geistig leeren Nebengebilden, blutlosen absolutem Ideen abwendet und
wieder- wieder vertrauend hinzuhorchen beginnt auf den verschiitteten Sprudel seines
ureigenen Lebenssaftes und seiner Werte.
Ein neues beziehungsreiches farbiges Bild der Menschen-und Erdengeschichte beginnt sich
heute zu enthiillen, wenn wir ehrfurchtig anerkennen, daB die Auseinandersetzung zwischen
Blut und Umwelt, zwischen Blut und Blut die letzte uns erreichbare Erscheinung darstellt, h i
n t e r der zu suchen und zu forschen uns nicht mehr vergonnt ist. Diese Anerkennung aber
zieht sofort die Erkenntnis nach sich, daB das Kampfen des Blutes und die geahnte Mystik des
Lebensgeschehens nicht zwei verschiedene Dinge sind, sondern ein und dasselbe auf
verschiedene Weise darstelle. Rasse ist das Gleichnis einer Seele, das gesamte Rassengut ein
Wert an sich ohne Bezug auf blutleere Werte, die das Naturvolle iibersehen, oder in bezug auf
Stoffanbeter, die nur das Geschehen in Zeit und Raum erblicken, ohne dies Geschehen als das
groBte und letzte aller Geheimnisse zu erfahren.
Rassengeschichte ist deshalb Naturgeschichte und Seelen-Mystik zugleich; die Geschichte der
Religion des Blutes aber ist, umgekehrt, die groBe Welterzahlung vom Aufstieg und
Untergang der Volker, ihrer Helden und Denker, ihrer Erfinder und Kiinstler.
Tiefer als man jemals friiher zu denken wagte, kann sich heute der geschichtsbildende Blick
in die Vergangenheit zuriickversenken. Die Denkmaler aller Volker liegen jetzt ausgebreitet
vor uns, die Ausgrabungen uraltester Zeugnisse menschlicher Bildnerkraft lassen einen
Vergleich der Triebkrafte der Kulturen zu, die Mythen von Island bis nach Polynesien sind
gesammelt, die Schatze der Mayas
[24] Entschleierte Vorgeschichte
zum groBen Teil gehoben. Hinzu ist die Geologie gekommen, die imstande ist, heute die
Landkarten von Zehntausenden von Jahren vor unserer Zeitrechnung zu zeichnen.
Unterseeforschungen haben aus groBer Tiefe des Atlantischen Ozeans starre Lavamassen von
den Gipfeln einst plotzlich versunkener Gebirge, in deren Talern einst Kulturen entstanden
waren, ehe eine oder viele furchtbare Katastrophen iiber sie hereinbrachen. Die Erderforscher
zeichnen uns Festlandblocke zwischen Nordamerika und Europa, deren Uberreste wir noch
heute in Gronland und Island erblicken. Sie weisen uns nach, daB andererseits Inseln des
hohen Nordens (Nowaja Semlja) alte Wasserlinien aufzeigen,, die mehr als 100 Meter iiber
der jetzigen liegen; sie machen wahrscheinlich, daB der Nordpol eine Wanderung gemacht,
daB in der heutigen Arktis ein viel milderes Klima geherrscht hat. Und dies alles zusammen
laBt heute die uralte Sage iiber die Atlantis in einem neuen Licht erscheinen. Es erscheint als
nicht ganz ausgeschlossen, daB an Stellen, iiber die heute die Wellen des Atlantischen Ozeans
rauschen und riesige Eisgebirge herziehen, einst ein bliihendes Festland aus den Fluten ragte,
auf dem eine schopferische Rasse groBe, weitausgreifende Kultur erzeugte und ihre Kinder als
Seefahrer und Krieger hinaussandte in die Welt; aber selbst wenn sie diese Atlantishypothese
als nicht haltbar erweisen sollte, wird ein nordisches vorgeschichtliches Kulturzentrum
angenommen werden miissen.
Schon lange haben wir es aufgeben miissen, an eine gleichartige Entstehung von
Mythen, Kunst- und Religionsformen bei alien Volkem zu glauben. Der streng begriindete
Nachweis vieler Sagenwanderungen von Volk zu Volk und ihre Festsetzung bei
verschiedenen Volkergruppen hat, im Gegenteil, gezeigt, daB die meisten Grund-Mythen
einen ganz bestimmten Ausstrahlungspunk, ihren Ort der Schopfung haben, in ihrer auBeren
Form auch
[25] Geburt des Sonnenmythus
nur: durch eine ganz bestimmte Umwelt begreiflich erscheinen, so daB auch fiir die uraltesten
Zeiten groBe Wanderungen der Rassen und Volker zur GewiBheit werden. So ist denn der
solare (Sonnen) Mythus nebst seinen Begleiterscheinungen nicht als "allgemeine
Entwicklungsstufe iiberall selbsttatig entstanden, sondern dort geboren worden, wo das
Erscheinen der Sonne ein kosmisches Erlebnis von groBter Eindringlichkeit gewesen sein
muB: im hohen Norden. Nur dort konnte die scharfe Scheidung der Jahreshalften
vorgenommen werden, nur dort konnte die Sonne bis ins Innerste der Seele GewiBheit fiir den
lebenerneuernden schopferischen Urgehalt der Welt werden. Und deshalb wird die alte
verlachte Hypothese heute Wahrscheinlichkeit, daB von einem nordischen Mittelpunkt der
Schopfung, nennen wir ihn, ohne uns auf die Annahme eines versunkenen atlantischen
Erdteils festzulegen, die Atlantis, einst Kriegerschwarme strahlenformig ausgewandert sind
als erste Zeugen des immer wieder sich emeut verkorpernden nordischen Femwehs, um zu
erobern, zu gestalten. Und diese Strome der atlantischen Menschen zogen zu Wasser auf ihren
Schwan- und Drachenschiffen ins Mittelmeer, nach Afrika; zu Land iiber Zentralasien nach
Kutscha, ja vielleicht sogar nach China; iiber Nordamerika nach dem Siiden dieses Erdteils.
Wenn Ahura Mazda zum Zarathustra sagt: "Einmal nur im Jahr sieht man untergehen und
aufgehen Sterne und Mond und Sonne; und die Bewohner halten fiir einen Tag, was ein Jahr
ist", so ist das eine feme Erinnerung an die nordische Heimat des persischen Lichtgottes, denn
nur im Polargebiet dauerten Tag und Nacht je sechs Monate, das ganze Jahr aber ist nur hier
ein Tag und eine Nacht. Vom indischen Helden Ardschuna weiB das Mahabaratam zu
berichten, daB bei seinem Besuch beim Berg Meru die Sonne und der Mond taglich von links
nach rechts herumgingen, eine Vorstellung, die nie im
[26] Nordischer Zug durch Afrika
tropischen Siiden entsenden sein kann,, denn nur im hohen Norden rollt das Sonnenrad am
Horizont entlang. An die indischen Adityas geht auch die Bitte: "Moge nicht die lange
Dunkelheit iiber uns kommen", und iiber den lichten Agni wird geklagt, er habe "zu lange in
der langen Dunkelheit" geweilt, was alles nur auf die tiefe hyperboraische Nacht
zuriickzufiihren ist.
Gleich diesen uralt arisch-atlantischen Erinnerungen treten die nur durch nordische Herkunft
verstandlichen kultischen Gleichnisse, Trachten, Zeichnungen auf Das nordische Boot mit
dem Schwanenhals und Dreiblatt fmden wir im vordynastischen Agypten, seine Ruderer aber
waren das spatere Herrenvolk der kriegerischen Amoriter, bereits von Sayce als hellhautig
und blauaugig erkannt. Sie zogen einst iiber Nordafrika dahin, als festgefiigte Jagersippen, die
sich nach und nach das ganze Land unterwarfen, dann teilweise weiterwanderten iiber Syrien
nach Babylon. Die zum Teil bis auf heute hellhautigen, sogar noch blauaugigen Berber gehen
nicht auf die spateren Vandalenziige zuriick, sondern auf die uralte atlantisch-nordische
Menschenwelle. Die Jager-Kabylen zum Beispiel sind zum nicht geringen Teil heute noch
von ganz einwandfrei nordischer Herkunft (so machen die blonden Berber in der Gegend von
Constantine 10 Prozent aus, bei Djebel Scheschor sind sie noch zahlreicher). Die herrschende
Schicht der alien Agypter weist bedeutend feinere Ziige auf als das beherrschte Volk. Diese
"Hamiten" sind vermutlich bereits eine Mixovaration zwischen Atlantiern und der negroiden
Urbevolkerung. Um 2400 v. Chr. treten dann Reliefs von Menschen auf mit heller Haut,
rotblonden Haaren und blauen Augen, jene "blonden Libyer", von denen Paunsanias spater
berichtet. In den Grabmalern von Theben fmden wir die "vier Rassen" Agyptens
abgebildet: Asiaten, Negriten, Libyer, Agypter. Die letzten werden rot gezeichnet, die Libyer
dagegen stets mit blauem Augen,
[27] Sagenhafte Urheimat
bartig und von weiBer Hautfarbe. Rein nordischen Typus zeigen das Grab des Senye a. d.
IS.Dynastie, die Frau auf dem Pylon des Horemheb zu Karnak, die Schwanenbootleute auf
dem Tempelrelief zu Medinet-Habu, der Tsakkarai [Teukroi], der Begriinder der
"phoenizischen" Seefahrt. Hellhautige Menschen mit goldgelbem Haar zeigen die Typen in
den Grabem von Medinet-Gurob*. Bei den neuesten Ausgrabungen in den Mastabas bei der
Cheop spy rami de (1927) fand man die "Prinzessin und Konigin Meres-Aneh" (2633 — 2564 v.
Chr.) mit blondem Haar abgebildet. Die sagenhafte, mythenumwobene Konigin Nikotris gilt
in alien Sagen ebenfalls als blond.
Das alles sind rassische Denkmaler einer uralten nordischen Uberlieferung Nordafrikas.
Die Amoriter griindeten Jerusalem, sie bildeten die nordische Schicht im spateren Galilaa,
d.h. in der "Heidengau", aus der einst Jesus hervorgehen sollte. Sie fanden dann Verstarkung
durch die Philister, die ebenfalls in den von Syrien friiher ganz unbekannten nordischen
Schiffstypen mit Beil und Dreiblatt als Stevensymbole nach Syrien iibersetzten.
Es mag noch unausgemacht bleiben, wo die Urheimat: der nordichen Rasse liegt. Wie die
Siidatlantier nach Afrika, Siidasien ausschwarmten, so sollen die Nordatlantier den
Sonnengott von Europa nach Nordasien getragen haben, bis zu den Sumerern, deren
Jahreszahlung einst mit dem Tag der Wintersonnenwende angefangen hatte! Neueste
Forschungen in Island und Schottland erklaren eine friihsteinzeitliche Einwanderung als
moglich auch das altirische Schonheitsideal war milchweiBe Haut und blonde
* Vgl. hierzu Herman Wirch: "Der Aufgang der Menschheit", Jena 1928; auch E. Dacque:
"Erdzeitalter", Munchen, 1930. Wirth hat die Vorgeschichts-Forschung stark anger egt, ob
seine Anschauungen sich bewahrheiten werden, kann erst die Zukunft entscheiden.
[28] Der "Sinn der Weltgeschichte"
Haare, das jedoch spater durch den VorstoB einer dunklen, rundkopfigen Rasse verwischt
wurde. Mag vieles auch sehr fraglich sein, mag erst eine kommende Forschung feststellen, ob
die altesten Kultzeichen, die ersten Felssteinzeichnungen der Steinzeit auch die Grundlage der
vordynastischen agyptischen Linearschrift gewesen sind, ob auf diese "atlantische" Symbolik
auch andere Schriften der Erde als auf ihren Urgrund zuriickgehen, das Ergebnis dieser
Forschung vermag jedoch an der einen groBen Tatsache nichts zu andern, daB der "Sinn der
Weltgeschichte" von Norden ausstrahlend iiber die ganze Erde gegangen ist, getragen von
einer blauaugig-blonden Rasse, die in mehreren groBen Wellen das geistige Gesicht der Welt
bestimmte, auch dort noch bestimmte, wo sie untergehen muBte. Diese Wanderperioden
nennen wir: den in Sagen gehiillten Zug der Atlantier iiber Nordafrika; den Zug der Arier
nach Persien-Indien, gefolgt von Dorern, Mazedoniem, Latinern; den Zug der germanischen
Volkerwanderung; die Kolonisierung der Welt durch das germanisch bestimmte Abendland.
Als die erste groBe Welle: nordischen Blutes iiber das indische Hochgebirge wallte, war sie
bereits iiber viele feindliche und sonderbare Rassen hinweggegangen. Gleichsam unbewuBt
schieden sich die "Inder" von dem Fremden, Dunklen, das sich dem Auge zeigte. Die
Kastenordnung war die Folge dieser naturweisen Abwehr: Varna heiBt Kaste, Varna aber
heiBe auch Farbe. Die hellen Arias kniipften also bewuBt am faBbaren Erscheinungsbilde an
und schufen eine Kluft zwischen sich als den Eroberern und den schwarzbraunen Gestalten
des Hindostan. Nach dieser Scheidung zwischen Blut und Blut gestalten die Arier sich ein
Bild der Welt, das an Tiefe und Weitraumigkeit auch heute von keiner Philosophic iiberboten
werden kann, wenn auch nach langdauernden Auseinandersetzungen mit den immer wieder
eindringenden Vorstellungen der
[29] Indiens Schicksalslinie
niederrassigen Eingeborenen. Die Periode z. B., welche sich zwischen die heldischen Gesange
der Vedas und der Upanishads einschiebt, ist gleichbedeutend mit einer Ausbreitung und
zugleich mit einem Kampf gegen Zauberei und niedere Ekstatik. Das geister- und
gotterbeschworende Opferwesen beginnt sich einzufressen. Diesen Zaubervorstellungen
erliegt auch der den Opferloffel schwingende und die Opferscheite schichtende Priester. Jeder
Griff und jede Bewegung erhalt einen geheimnisvollen "Sinn". Es schiebt sich, wie Deussen
feststellt, zwischen die mythologische und philosophische Zeit eine rituelle ein; aus dem
Gebet, urspriinglich nur eine starke Gemiitserhebung (dem echten Brahman),wird ein
magischer, die Gotter oder Damonen zwingender zauberhafter Akt. In diesem
VersumpfungsprozeB trat leuchtend die Atmanlehre auf Sie ist nicht ein "psychologischer
Entwicklungsakt", der vollkommen undeutbar ware (auch Deussen versucht keine Erklarung),
sondern erscheint als ein Feuerwachen arischen Geistes gegeniiber den aberglaubisch-
zauberhaften Anschauungen der nichtarischen Unterjochten. Diese Anschauung wird
geradezu zur GewiBheit, wenn man feststellen kann, daB die groBe Lehre vom Eigenwert des
seelischen Selbstes ohne jede Magie und Damonie sich von den Konigshofen her ausbreitet,
von der Kriegerkaste ihren Ausgang nahm. Obgleich die Brahmanen spater die Lehrer des
neuen Gedankens von der Wesensgleichheit der Weltseele und der Einzelseele werden, so
haben sie die wahre Herkunft der neuen Lehre doch nicht verschweigen konnen, und so
kommt es, daB der Konig Ajatacatru den Brahmanen Gargya Balaki, der Kriegsgott
Sanatkumara den Brahmanen Narada, der Konig Pravahana Jaivali den Brahmanen Aruni
iiber den Atman belehrt. Dank dieser aristokratischen Selbstbestimmung verschwindet das
unarische zauberhafte Opferwesen immer mehr, um erst spater wieder beim Rassenverfall
auch der Kschatryas Indien erneut zu iiberziehen.
[30] Verfalschung der Kasten-Idee
Als geborener Herr fiihlte der Inder seine Eigenseele sich ausdehnen zu dem das ganze
Universum erfullenden Lebenshauch, und umgekehrt erfuhr er den Weltenodem in seinem
eigenen Busen als sein eigenes Selbst wirken. Die fremde, reiche, fast alles schenkende Natur
konnte ihn nicht geniigend aus dieser metaphysischen Vertiefung zuriickzwingen. Das tatige
Leben, das von den alten Lehrem der Upanishads noch immer als unumgangliche
Voraussetzung auch der weltabgewandten Denker gefordert worden war, verblaBte immer
mehr vor dem Wanderer ins Weltall der Seele, und dieser Gang von der Farbigkeit zum
weiBen Licht der Erkenntnis fiihrte zum grandiosesten Versuch der Uberwindung der Natur
durch die Vemunft. Kein Zweifel, daB vielen Indem als Einzelpersonlichkeiten und
Aristokraten diese Uberwindung der Welt schon auf dieser Welt gelang. Aber dem spateren
Menschen hinterblieb nur die Lehre, nicht mehr ihre rassische, lebendige Voraussetzung. Bald
verstand man den farbig-blutvollen Sinn der Varna iiberhaupt nicht mehr, die heute als
technische Berufseinteilung die grauenvollste Verhohnung des weisesten Gedankens der
Weltgerichte darstellt. Der spate Inder kannte nicht Blut, Ich und All, sondern nur die beiden
letzten Gegebenheiten. Und starb an dem Versuch, das Ich allein zu betrachten. An einer
Rassenschande, deren Erzeugnisse heute als armselige Bastarde in den Wassern des Ganges
eine Heilung fur ihr verkriippeltes Dasein erflehen.
Der indische Monist war bemiiht, nachdem er die ideenhafte Polaritat Ich-All zugunsten des
einen Teils durch Vemunftentscheidung "iiberwunden" hatte, auch die zu ihnen beiderseitig
hinauffiihrenden, sich polar bedingenden Gegensatze zu vemichten, die Freiheit durch Natur,
Natur durch Freiheit zu vergewaltigen. Er war deshalb auch geneigt, Rasse und Personlichkeit
als im obersten Begriff aufgehend wie nicht wirklich vorhanden zu betrachten.
[31] Indiens Ende
Der apatindische, spiritualistische Monist sieht die Natur deshalb gleichsam als etwas
Unwirkliches, als bosen Traum an. Das einzig Wirkliche ist ihm die Weltseele (das Brahman)
in ihrer ewigen Wiederkehr in der Einzelseele [im Atman]. Mit der Fortwendung von der
Natur iiberhaupt wird also auch die friiher klare Vorstellung und der Begriff der Rase immer
schwankender; dogmatisch-philosophische Erkenntnis lockert somit den Instinkt aus seinem
Erdreich. Ist die Weltseele das allein Bestehende und ist der Atman mit ihr wesenseins, so
schwindet zugleich die Idee der Personlichkeit. Das gestaltlose All-Eins ist erreicht.
Damit horte Indien auf, weiter schopferisch zu sein; es erstarrt, das fremde, dunkle Blut der
jetzt als gleichwertige Trager des Atmans angesehenen Cudras dringt ein, vernichtet den
urspriinglichen Begriff der Kaste als Rasse und die Bastardierung beginnt. Schlangen- und
Phalluskulte der Eingeborenen beginnen zu wuchern, die symbolischen Ausdriicke vom
hundertarmigen Civa werden plastisch verstofflicht, gleich Schlinggewachsen des Urwalds
entsteht eine fiirchterliche Bastardkunst. Nur an Konigshofen erbliiht noch spat der alte
Heldensang, erklingt die Lyrik eines Kalidasa und anderer, meist unbekannter, groBer Dichter.
Ein Cankara versucht eine Neugestaltung indischer Philosophie. Es ist umsonst; durch ein zu
weites Atemholen sind die Blutadem des Rassenkorpers gesprengt, arisch-indisches Blut
flieBt aus, gesickert und diingt nur noch stellenweise das dunkle es aufsaugende Erdreich
Altindiens, hinterlaBt furs Leben nur ein philosophisch-technisches Zuchtregiment, das in
seiner spateren wahnwitzigen Verzerrung das Hinduleben von heute beherrscht.
Wir werden nicht unduldsam behaupten wollen, der Inder habe zuerst seine Rasse, dann seine
Personlichkeit aufgegeben oder umgekehrt, vielmehr liegt hier ein metaphysischer Vorgang
vor, der in dem briinstigen Verlangen, das Phanomen der Zweiheit iiberhaupt zu iiberwinden,
[32] Zarathustras Religionsschopfung
auch die sich gegenseitig bedingenden Unterstufen der letzten Polaritat gleichzeitig aufhob.
Von auBen betrachtet, ging in Indien die philosophische Erkenntnis der groBen Gleichheit
Atman-Brahman dem Rassenverfall voraus. In anderen Landem ergibt sich dieser nicht nach
Festsetzung einer philosophischen Idee, sondern ist die Folge rein physischer andauernder
Vermischung zwischen zwei oder vielen gegensatzlichen Rassen, deren Fahigkeiten sich
inmitten dieses Prozesses nicht steigern oder erganzen, sondern sich gegenseitig austilgen.
Iran erlebt vom 6. Jahrhundert ab die Ausbreitung der arischen Perser. unter Arschama
erwachst ihnen ein fiihrender religioser Lehrer, eine der groBten Personlichkeiten der
indoeuropaischen Geschichte: Spitama [Zarathustra]. Besorgtum das Schicksal der arischen
Minderheit, entsteht auch in ihm ein Gedanke, der erst heute wieder im nordischen Abendland
zum Leben erwacht, der Gedanke des Rassenschutzes, die Forderung der Sippenehe. Da aber
die herrschende arische Oberschicht zerstreut wohnte, so erstrebe Zarathustra iiber diese
Forderungen hinaus auch eine weltanschaulich gebundene Gesinnungsgemeinschaft, Ahura
Mazda, der ewige Gott des Lichtes, wachst zur kosmischen Idee, zum gottlichen Schiitzer des
Ariertums heran. Er hat kein Haus (wie das Morgenland es fiir seine Goiter forderte, und Rom
fortfiihrte, er ist die "heilige Weisheit" schlechtweg, die Vollkommenheit und Unsterblichkeit
selbst. Ihm sieht als Feind der dunkle Angromanyniu gegeniiber und ringi mit ihm um die
Weltherrschaft. Hier seizi nun ein echt nordisch-arischer Gedanke Zarathustras ein: in diesem
Ringen soil der Mensch auf seiten des Ahura Mazda kampfen [ganz wie die Einherier fiir
Odin in Walhall gegen den Fenriswolf und die Midgardschlange]. Er soil sich also nicht in
weltabgewandte Beschaulichkeit und Askese verlieren, sondern sich als ringender Trager
einer welterhaltenden Idee fiihlen, um alle schopferischen Krafte
[33] Die persische Heilandsidee
der menschlichen Seele zu wecken und zu stahlen. Der Mensch steht somit immer im Dienst
des Hochsten, ob er nun Denker ist, oder einer Wiiste Fruchtbarkeit abringt. Er dient wo er
geht und steht einem schopferischen Prinzip wenn er sat und emtet, wenn er sich als treu
bewahrt und jeder Handschlag ein unverbriichlich Wort bedeutet. Wie der Vendidat das alles
groB und erhaben ausdriickt: "Wer Korn saet, der saet Heiligkeit."
Rund urn den ringenden Mensen aber lauert das Bose und die Versuchung. Urn dem
erfolgreich entgegentreten zu konnen, beruft sich Zarathustra auf das arische Blut: dieses
verpflichte jeden Perser zum Dienst fiir den lichten Gott. Nach dem Tode scheidet sich Gutes
und Boses auf ewig. In einem gewaltigen Ringen besiegt dann Ahura Mazda den
Angromayniu und richtet sein Friedensreich auf.
Aus dieser groBen religiosen Dichtung schopfen die Perser einst ihre Kraft. Als aber trotz
dieses heroischen Versuchs das Aufgehen des arischen Blutes im asiatischen nicht zu
vermeiden war und das groBe Reich der Perser dahinsank, wirkte der Geist des Zarathustra
und sein Mythus doch weiter iiber die ganze Weh. Das Judentum schuf sich aus Angromayniu
seinen Satan, aus der natiirlichen Rasseerhaltung der Perser sein ganzes kiinstliches System
der Aufzucht eines Rassegemisches, verbunden mit einem verpfichtenden (allerdings rein
jiidischen) Religionsgesetz; die christhche Kirche eignete sich die persische Heilandsidee
vom Weltfriedensfursten Caoshianc an, wenn auch entstellt durch den jiidischen
Messiasgedanken. Und heute erwacht im Herzen und im Norden Europas mit mythischer
Kraft die gleiche Rassenseele, die einst in Zarathustra lebendig war, zu erhohtem BewuBtsein.
Nordische Gesinnung und nordische Rassenzucht, so heiBt auch heute die Losung gegeniiber
dem syrischen Morgenlade, das in der Gestalt des Judentums und in vielen Formen des
rasselosen Universalismus sich in Europa eingenistet hat.
[34] Rassenkampf um Hellas
Die persische Gesittung wurde zum Pfropfreis auf dem Stamme der semitisch-orientalischen
Unterschicht. Sie wurde zersetzt, je mehr Wirtschaft und Geld der Handlerrassen an
stofflichem EinfluB gewannen und ihre Vertreter schlieBlich zu Macht und hohen Wiirden
emporstiegen. Dadurch wurde die Sippenehre aufgelost und der " Ausgleich" der Rassen
vollzog sich in der notwendigen Form der Bastardierung...
Einst lieB ein Perserkonig in die Felsenwand von Behistun folgende Worte meiBeln: "Ich,
Darius, der GroBkonig, der Konig der Konige, aus arischem Stamme " Heute zieht der
persische Maultiertreiber seelenlos an dieser Wand voriiber: ein Zeichen fiir Tausende, daB
Personlichkeit mit einer Rasse zusammen geboren wird und mit ihr gemeinsam stirbt.
Am schonsten getraumt wurde der Traum des nordischen Menschentums in H e 1 1 a s . Welle
auf Welle kommt aus dem Donautal und iiberlagert neuschopferisch Urbevolkerung, friihere
arische und unarische Einwanderer. Bereits die altmykenische Kultur der Achaer ist
iiberwiegend nordisch bestimmt. Spatere, dorische Stamme stiirmten erneut die Felsen der
fremdrassigen Ureinwohner, versklavten die unterjochten Rassen und brachten das
Herrschertum des sagenhaften phonizisch-semitischen Konigs Minos, der durch seine
Piratenflotte bis dahin die spater sich Griechenland nennende Erde befehligte. Als rauhe
Herren und Krieger raumten die hellenischen Stamme mit der heruntergekommenen
Lebensform des vorderasiatischen Handlertums auf und mit den Armen der Unterjochten
erschuf ein Schopfergeist ohnegleichen sich Sagen aus Stein und erzwang sich MuBe, ewige
Heldenmarchen zu dichten und zu singen. Eine echte aristokratische Verfassung verhinderte
die Blutmischung. Die sich durch Kampf verringernden nordischen Krafte wurden durch neue
Einwandemngen gestarkt. Die
[35] Homerische Religiositat
Dorer, dann die Mazedonier schiitzten das schopferische blonde Blut. Bis auch diese Stamme
erschopft waren und die vielfache Ubermacht des Vorderasiatentums durch tausend Kanale
einsickerte, Hellas vergiftete und anstelle des Griechen den spateren schwachlichen
Levantiner zeugte, der mit dem Griechen nur den Namen gemeinsam hat. Auf ewig hat der
Hellene die Erde verlassen, und nur die toten Bilder aus Stein, nur wenige Einzelne zeugen
noch fiir jene herrlichste Rassenseele, die einst die Pallas Athene und den Apollo erschuf.
Nirgends zeigt sich die unbefangene nordische Ablehnung alles Zauberhaften klarer und
groBer als in den immer noch zu wenig beachteten religiosen Werten Griechenlands. Und
wenn die Forscher auf die religiose Seite des Hellenen zu sprechen kamen, so hielten sie erst
jene Zeiten der eingehenden Betrachtung wiirdig, da der griechische Mensch bereits
zerspalten, uneins mit sich geworden war und zwischen arteigenen Werten und fremder
Geisteshaltung hin- und herschwankte. Dagegen ist gerade jene dieser Problematik
vorhergehende, schicksalsvertrauende Majestat der homerischen Zeit eine Epoche echtester
Religiositat, fur die das 19. Jahrhundert des inneren Niederganges allerdings kein rechtes
Verstandnis mehr aufbrachte, well das damalige goldene und silbeme Zeitalter sich nicht an
"Problemen" aufspaltete. Dabei sind die Lichtgestalten des Apollon, der Pallas Athene, des
Himmelsvaters Zeus, Zeichen echtester groBer Frommigkeit. Der Goldhaarige [Chrysokomos,
Apollos) ist der Hiiter und Schiitzer alles Edlen und Frohen, Wahrer der Ordnung, Lehrer der
Harmonic der Seelenkrafte, des kiinstlerischen MaBes. Apollon ist das aufsteigende Licht der
Morgenrote, zugleich der Schirmer der inneren Schau und Vermittler der seherischen Gabe.
Er ist der Gott des Gesanges und des rhythmisch bewegten, jedoch nicht ekstatischen Tanzes.
Geheiligt ist dem Gott der aus dem Norden stammende Schwan ein Sinnbild des Hellen,
Hoheitsvollen; in siidlicher Anlehnung ist
[36] Kampf der Gotter
ihm die Palme geweiht. Auf dem delphischen Tempel standen die Worte eingegraben "Nichts
zuviel", "Erkenne dich selbst", zwei homerich-apollinischeBekenntnisse.
Neben Apollon steht die Pallas Athene, das Sinnbild des dem Haupt des Zeus entsprungenen,
lebensregenden Blitzes, die blauaugige Tochter des Donnerers, die weise besonnene Jungfrau,
Hiiterin des Helenenvolkes und treue Schirmerin seines Kampfes.
Diese hochfrommen griechischen Seelenschopfungen zeigen das geradegewachsene innere,
noch reine Leben des nordischen Menschen, sie sind im hochsten Sinne religiose
Bekenntnisse und Abdruck eines Vertrauens in die eigene Art und zu den genial-naiv
empfundenen, dem Menschen freundlich gesinnten Gottheiten. "Homer zeigt weder Polemik
noch Dogmatik", sagt Erwin Rohde* und umschreibt mit diesem einen Satz das Wesen eines
jeden echten arischen Religionsgefiihls. Weiter sagt dieser tiefe Kenner hellenischen Wesens:
"Homer hat fur das Ahnungsvolle und gar das Ekstatische wenig Interesse und gar keine
eigene Neigung." Das ist geheimnisvollste Gradlinigkeit bester Rasse, die aus jedem echten
Verse der Ilias herausklingt und in alien Tempeln von Hellas widerhallt. Aber unter dieser
Schopfung lebten und wirkten pelasgische, phonizische, alpine, spater syrische Werte; je nach
der Kraft dieser Rassen drangen ihre Gotter vor. Waren die griechischen Gotter Heroen des
Lichtes und des Himmels, so trugen die Gotter der vorderasiatischen Nichtarier alle erdhafte
Ziige an sich. Demeter, Hermes u. a. sind wesenhafte Erzeugnisse dieser Rassenseelen. 1st
Pallas Athene eine kriegerische Schiitzerin des Lebenskampfes, so der pelasgische Ares das
blutbetriefte Ungeheuer; ist Apollon der Gott der Leier und des Gesanges, so Dionysos
[wenigstens seine, nichtarische Seite) der Gott der Ekstase, der Wollust des entfesselten
Manadentums.
* "Psyche".
[37] Deutungen des Griechentums
Urn die Deutung des Griechentums haben wir jetzt zweihundert Jahre bewuBt gerungen. Von
Winkelmann iiber die deutsche Klassik bis zu Preller und VoB geht die Anbetung des Lichten,
Weltoffenen, Anschaulichen, wobei diese Linie des Forschens aber immer weiter herabsinkt,
ihre Kurve flacher und flacher wird. Denker und Kiinstler wurden bald von Blut und Boden
losgeloste Einzelwesen, vom Ich allein, von "Psychologie" aus versuchte man die attische
Tragodie zu "erklaren" oder zu kritisieren; Homer wurde nur formalasthetisch begriffen und
der hellenistische Spatrationalismus muBte seinen Segen geben fiir eine blutlose professorale
dickbandige Tagesschriftstellerei. Die andere — romantische — Stromung versenkte sich in
die am Ende der Ilias bei den Totenfeiern oder in die bei Aschylos durch das Wirken der
Erinnyen hervortretenden seelischen Unterstromungen, dringt ein in Seelen der chthonischen
Gegengotter des olympischen Zeus, verehrt, vom T o d e und seinen Ratseln ausgehend, die
Muttergotter mit der Demeter an der Spitze und schlieBlich lebt sie sich aus im Gott der Toten
— in Dionysos. Hier wird namentlich von Welcker, Rohde, Nietzsche, auf jene "Mutter Erde"
als selbst gestaltlose Gebarerin des in ihren SchoB wieder zusammenflutenden sterbenden
Lebens hingewiesen. Mit Schauern der Verehrung erfiihlt die groBe deutsche Romantik, wie
immer dunklere Schleier vor die lichten Gotter des Himmels gezogen werden, und taucht tief
unter in das Triebhafte, Gestaltlose, Damonische, Geschlechtliche, Ekstatische, Chthonische,
in die Mutterverehrung. Dies alles aber noch immer alsgriechisch bezeichnend.
Hier scheidet sich Betrachtung von Betrachtung. Ungeachtet der Tatsache daB die
griechischen Stamme physisch und geistig fremdes Wesen aufnahmen, ist doch fiir den echten
Sucher nicht so sehr diese oft nur kiinstliche Legierung von Interesse, sondern in erster Linie
Gehalt und Form jenes Materials, das zweifellos herrschend war.
[38] Rassenseelische Dramatik
Wenn z. B. Jakob Burckardt aussagt: "Was sie [die Griechen) taten und litten, das taten und
litten sie f r e i und anders als alle friiheren Volker. Sie erscheinen original und spontan und
bewuBt da, wo bei alien anderen ein mehr oder weniger dumpfes Miissen herrscht"*, so
leuchtet er mit einem geistigen Leuchtkegel in die tiefste Tiefe des Griechen. Er spricht auch
spater von den Hellenen als Ariern, nennt andere Volker und Stamme, daB er aber selbst ein
rassisch-seelisches G e s e t z entdeckt hat kommt ihm nachher nirgends mehr klar zum
BewuBtsein. Er schildert die "Griechen" des 5. oder 4. Jahrhunderts "als Ganzes", der
dramatische Kampf der Rassen, Seelen und Gotter, geht aber dabei unter in einer
Vermischung aller Eigenarten; letzten Endes wird trotz tausend richtigen Tatsachen,
Hinweisen und Ahnungen diegriechische Personlichkeit ausgeloscht. Diese innere
Freiheit der antiken Hellenen aber stand tatsachlich im Kampf gegen das dumpfe Vorderasien
und dieses groBe Drama eines ganzen Volkes ist es, was vielleicht groBte Leistungen
entfacht, die Hellenen aber auch ungliicklicher gemacht hat, "als die meisten Menschen
glauben". Und wenn dann diese erahnte Gegensatzlichkeit in der Geschichte von Hellas spater
auch noch von einer anderen Seite gedeutet wurde, so wurde auch hier nicht bis zum Kern
durchgedrungen.
Gorres war es, der [wie Baeumler nachweist) als erster bewuBt eine weltgeschichtliche
Polaritat auf die Spannung zwischen Mannlichem und Weiblichem zuriickfiihrte, Bachofen
jedoch der groBe Aus- und Durchbilder dieses Gedankens, der heute in der Zeit des Zergehens
aller Formen und Gestalten seine Auferstehung feiert.
Die Mutter, die Nacht, die Erde und der Tot, das sind die Elemente, die sich der romantisch-
intuitiven Forschung als die Untergriinde angeblich "altgriechischen" Lebens
*Griechische Kulturgeschichte, Bd. I, S. 11.
[39] Das Mutterrecht
offenbaren. Von Etrurien iiber Kreta bis tief nach Kleinasien hinein herrscht unter vielen
Formen — selbst innerhalb der mannlichen Tyrannis — das Matriarchat in Sitte und Recht.
Als seine Folgen entwickeln sich, nach mythischen Berichten, Amazonen- und Hetarentum,
aber auch poetische Totenehrung und erdgeisterverbundene Mysterien. Die Mutter
erscheinen, jede einzelne, als die Vertreterinnen der geheimnisvoll groBen einen Mutter Erde,
sie gelten als heilig-unverletzlich und bei Ermordung auch nur einer Mutter erhebt sich diese
Erde selbst in Gestalt der blutheischenden Erinnyen; diese ruhen nicht, ehe nicht das Blut des
Morders geflossen und als Siihne von der Erde aufgesaugt worden ist. Es wird nicht nach
Unrecht und Recht der einen Mutter geforscht, der Wert an sich ist durch j e d e vertreten und
fordert seine vollkommene Unverletzlichkeit. Von der Mutter erbt die Tochter das ihre
Unabhangigkeit sichernde Gut, ihren Namen, das Erdenrecht, und so erscheint das Weib als
die Verkorperung der Unsterblichkeit der Materie, richtiger, als Gleichnis der Unzerstor
b a r k e i t des an sich gestaltlosen Stoffes. So dachten die Lyriker, die Kreter [die als einzige
das Wort "Mutterland" gebrauchten], so dachten die "griechischen" Inseln, ja so dachte das
friihere Athen selbst, bis der nordische Theseus die Amazonen vor seinen Toren besiegte und
nicht mehr eine Mutter die Schutzgottin der Stadt wurde, sondem die mutterlose und
kinderlose Jungfrau Pallas Athene als Tochter des Himmels-Zeus.
Auf dem Boden Griechenlands wurde weltgeschichtlich entscheidend der erste groBe
Entscheidungskampf zwischen den rassischen Werten zugunsten des nordischen Wesens
ausgetragen. Vom Tage, vom Leben trat nunmehr der Mensch ans Leben heran, von den
Gesetzen des Lichts und des Himmels, vom Geist und Willen des Vaters aus entstand alles,
was wir griechische Kultur als jenes groBte Erbe des Altertums fiir unser Selbst nennen. Es ist
[40] Bachofens Irrtum
deshalb nicht so, als ob das Mutterrecht mit alien seinen Konsequenzen "durch keine
volkliche Verwandtschaft bedingt", daB das neue Lichtsystem nur eine "spatere
Entwicklungsstufe" sei, wobei das Weib und seine Herrschaft "das urspriinglich Gegebene
darstellte [Bachofen]. Dieses eine groBe MiBverstehen bei vielem richtig Erschauten
verdunkelt alle anderen noch so tiefen Einsichten und bedingt das Verkennen der gesamten
Seelenentwicklung der hellenischen und romischen Antike. Damit aber auch des Innersten
aller Seelenkampfe und alles geistigen Ringens der spateren abendlandisch-germanischen
Kultur. Denn was immer auch an spatromischen, christlichen, agyptischen oder jiidischen
Vorstellungen und Werten in die Seele des germanischen Menschen eingedrungen sein mag.
ja stellenweise diesen sogar vemichtet hat: soil iiberhaupt Geschichte Charakterdeutung sein,
Darstellung eines Wesens im Ringen um die Ausgestaltung seines eigensten Ichs, so werden
wir eben die germanischen Werte von alien anderen scheiden miissen, wenn wir uns nicht
selbst wegwerfen wollen. Das Beschamende ist aber, daB im Gefolge einerseits einer nur
allchristlichen, dann einer spathumanistischen Einstellung diese Aufgabe der Geschichte
immer mehr in den Hintergrund, das Dogma einer angeblich "allgemeinen Entwicklung der
Menschheit" aber in den Vordergrund geriickt wurde. Ein abstrakter Gedanke begann,
verschiedenartig umhiillt, das Leben zu entwurzeln; die Reaktion in der deutschen Romantik
war deshalb wohltatig wie ein Regen nach langer Diirre. Aber gerade in unserer Zeit der
Mas sen-International en auf alien Gebieten gilt es, diese artverbundene Romanik bis auf ihren
rassischen Kern zu verfolgen und sie von gewissen ihr noch anhaftenden nervosen
Verziickungen zu befreien. Die Germanen, die Deutschen haben sich nicht auf Grund einer
nebelhaften, von Priestem oder Gelehrten erfundenen Zielsetzung "entwickelt", sondern sie
haben sich entweder behauptet, sind
[41] Die abstrakte "Entwicklungslehre"
zersetzt oder unterjocht worden. Mit dieser Einsicht verschiebt sich nun aber das Panorama
der gesamten Geschichte der Rassen und Volker und Kulturen der Erde. Auch die
vorgriechischen Volkerschaften um das Agaische Meer herum "entwickelten" sich nicht einst
vom chthonischen Gotterglauben zum Sonnen-Himmels-Kultus Zeus-Apoll, sondern wurden
in langdauemden Kampfen iiberdeckt, z. T. politisch unterworfen z. T. auch geistig
assimiliert, doch immer wieder warteten sie auf Augenblicke der Schwache der nordischen
Griechen, um ihre alten Rechte und damit ihre alten Gotter wieder geltend zu machen. Weder
klimatische noch geographische noch andere Umwelteinfliisse kommen hier als letzte
Deutungen in Betracht; denn die Sonne Homers schien auch vorher den Anbetem der Isis und
der Aphrodite. Und sie schien auch nachher iiber das gleiche Stiick Erde, als Griechenland
verging.
Die nordischen Stamme der Hellenen anerkannten ihrerseits vor ihrem Einzug in die spatere
Heimat nicht die Weiberherrschaft als "erste Entwicklungsstufe", sondern folgten vom ersten
Tage ihres Daseins dem Vatergebot. Denn sonst ware nicht einzusehen, warum die
griechischen Gotter nicht mit den pelasgisch-kretisch-etruskisch-urlibybisch-agyptisch eine
innige Freundschaft eingingen, sich selbst in ihnen wiedererkannt hatten, wie sie spater in
indischen Gottergestalten ihren Helios oder Herakles wiederfanden. Dagegen sind die
griechischen Mythen voll von Kampf und Uberwindung. Die Hellenen brechen in Lemnos die
blutige Amazonenherrschaft durch Janons' Zug; sie lassen Bellorophon diese Herrschaft in
Lyriken erschiittern; sie zeigen in der Danaiden-Bluthochzeit die Uberwindung der tellurisch-
dunklen Machte der Erde und Unterwelt durch Zeus und den groBen Mittler-Heiland
Herakles. Im Gegensatz zur nordisch-germanischen Mythologie ist die griechische auch
deshalb so reichgestaltig, vielverschlungen [ trotzdem aber in alien ihnen Linienfuhrungen —
Sieg des Lichtes iiber die
[42] Vorderasiatisches Zauberwesen
Nacht — so gleichbleibend typisch), well die germanischen Gotter weniger ahnliche Kampfe
gegen Gottersysteme -anderer Rassen ausgefochten hatten. Deshalb ist die Ilias auch ein
einziger groBer Sieges Gesang des Lichts, des Lebens iiber die Dunkelheit, den Tod.
Homer war sich bewuBt, daB nicht Tod und Leben Gegensatze sind, sondern daB sie sich im
Gegenteil gegenseitig bedingen (wie es Goethe erneut bekannte]. Geburt und Tod sind es, die
einander gegeniiberstehen; beide aber machen das Leben aus. Das Anerkennen dieser
innergesetzlichen Notwendigkeit bedeutet auch das Anerkennen des Waltens der
unpersonlichen Moira: Thetis sieht das Ende ihres Sohnes voraus, bittet aber Zeus nicht um
die Verlangemng seines Lebens, im BewuBtsein, daB der in ihm verkorperte Himmel
gleichfalls einer kosmischen Gesetzlichkeit, von der Schicksalswaage symbolisiert, unterliegt.
Die Moiren [siehe auch die Nornen der germanischen Gotterwelt) sind weiblich, weil im
Weibe das Unpersonhche allein herrscht, es die willenlos-pflanzenhafte Tragerin der Gesetze
ist.
Hier offenbart sich wieder ein nordischer Wert: Apoll als " Vernichter der Urdamonen"
[Aschylos] d. h- als Vernichter des urnordischen Zauberwesens. Wenn der Lykier Glaukos
dem Diomedes wehmiitig sagt, als dieser ihn nach seinem Geschlecht fragt, gleichwie die
Blatter des Baumes seien die Geschlechter der Menschen, so kommt hier die gestalt- und
personlichkeitslose Auffassung des Vorgriechentums zum Vorschein, trotz des auch in Lykien
eingefiihrten apollinischen Sonnendienstes. In der griechischen Tragodie aber, die zu einer
Zeit entstand, als Griechenland in schwersten, seinen Bestand erschiitternden Kampfen
gestanden hatte, da werden die Hellenen emeut gezwungen, sich mit den alten chthonischen
Urgewalten auseinanderzusetzen. Dies geschieht nicht mehr mit der lichten herrischen
Sieghaftigkeit Homers,
[43] Sieg des Vaterrechts
Nein, wer einmal gestorben, den soil man klagend beweinen
Einen Tag und dann mit gehdrtetem Herzen begraben,
sondern in der Form der erbittertsten Kampfe zweier Weltauffassungen als AuBerungen
verschiedenster Rassenseelen.
Eriphyle verrat um ein Halsband ihren Gatten dieser wird durch seinen Sohn geracht, der die
Mutter totet. Das Recht des Vorgriechentums fragt nicht nach der Schuld der Mutter, sondern
selbsttatig erhebt sich die Erde als solche als Racherin ihres vergossenen Blutes, und die
Erinnyen jagen den Alkmaion in den Wahnsinn; nur der Rat Apolls, seinen FuB auf eine
Stelle der Erde zu setzen, die zur Zeit des Muttermordes noch unsichtbar war, rettet ihn
zunachst, als er eine neu emporgestiegene Insel entdeckt . . . Am grandiosesten gestaltet ist
der Kampf der Rassenseelen in der Orestie, mit hellstem BewuBtsein sind hier die alten und
neuen Krafte gegeneinander ausgespielt, was dieses Werk zu einem ewigen Gleichnis fiir alle
Zeiten erhebt*. Das alte Gesetz der Vorderasiaten, des chtonischen Muttertums, fragt nicht
nach Recht und Unrecht der Klytemnastra, sondern entsendet seine tobenden Dienerinnen, um
Blutrache am Muttermorder zu nehmen. Vor Orest aber stellen sich die Schiitzer des neuen
nordischen Seelentums und schirmen den Racher des ermordeten Vaters. "Sie war dem Mann
nicht blutsverwandt, den sie erschlug", ruft die Erinnys, "Oh, neue Gotter, als Gesetz und
uraltes Recht ihr reiBt sie fort aus meiner Hand". Ihr tritt Apoll als Verkorperung des "Neuen"
entgegen: "Nicht ist die Mutter ihrer Kinder Zeugin. Es zeugt der Vater ..." Und Athene,
Zeus' Tochter, erklart: "Vollen Herzens lob' ich alles Mannliche." Hochherzig reicht aber
Athene (und Apoll) dann den iiberwundenen
*Sehr schon ausgefuhrt bei Baeumler, dem Neuherausgeber Bachofens. [ "Der My thus von
Orient und Okzident, Miinchen 1926.)
[44] Dionysische Feiern
Machten die Hand zur Versohnung und verspricht den besanftigten, "tief in sonnenleerer
Nacht" hausenden Machten auch die Hochachtung der Manner:
"Ich aber, stets zum schlachtenkuhnen Kampfdes Ruhms
Gegiirtet, will nicht ruhn, ehe nicht alle Welt
In hochsten Ehren meine Stadt des Sieges halt. "
So schlieBt denn auch Aschylos ebenso gewaltig und kraftbewuBt wie Homer.
Die GroBherzigkeit des Licht-Apoll aber nach Uberwindung der chthonischen Gotterwelt:
hatte deren unterirdisches, durch Apoll verklartes Weiterleben zur Folge. Und nach der
Rassenvermischung zwischen Griechen und Ureinwohnern trat spater weder das chtonische
noch das himmhsche Element rein hervor, sondern beide vernichten sich in den dionysischen
Gebrauchen. Zwar vertritt auch Dionysos das Vaterrecht, jedoch wird er zum Gott der Toten
[den auch Antigone anruft], er verliert den klaren starken Charakter des Apollo, wird weiblich
und trunken, sinkt schlieBlich ins Damonische, Manadenhafte, in die Nacht hinab. Dunkel
sind die diesem Gott-Damon geweihten Tiere, in Hohlen werden die Gotter geboren und nur
bei der Nacht huldigt man ihnen Als etwas rassisch und seelisch Fremdes — wenn vielleicht
auch Uraltes — tritt alles Dionysische in griechisches Leben ein, das spater starkste Gleichnis
des rein psychisch mit ihm gehenden nordischen Verfalls. Bei unstetem Licht der Fackeln,
unter dem Gedrohn metallener Becken, begleitet von Handpauken und Flotengehen
versammeln sich die den Dionysos Feiernden zum wirbelnden Rundtanz. "Meist waren es
Weiber, die bis zur Erschopfung in diesen Wirbeltanzen sich herumschwangen: sie trugen
'Bassaren', langwallende Gewander aus Fuchspelzen genaht . . . Wild flattern die Haare,
Schlangen, dem Sabazios heilig, halten die Hande, sie schwingen Dolche ... So toben sie bis
zur auBersten Aufregung aller Gefiihle, und im 'heiligen Wahnsinn' stiirzen
[45] "Religion der Besessenheit"
sie sich auf die zum Opfer erkorenen Tiere, packen und zerreiBen die eingeholte Beute und
reiBen mit den Zahnen das blutige Fleisch ab, das sie roh verschlingen."*
Diese Gebrauche waren in allem und jedem das vollkommene Gegenteil des Griechentums,
sie stellen dar jene "Religion der Besessenheit" [Frobenius], die im gesamten Osten des
Mittelmeers herrschte, getragen von den afrikanisch-vorderasiatischen Rassen und
Rassenmischungen. Vom besessenen Konig Saul zieht sich eine einzige Linie zu den
erdgebundenen Rauschen des Dionysos (der von den Griechen immerhin veredelt wurde) bis
zu den tanzenden Derwischen des spateren Islams.
Symbol der spat-"griechischen" Weltauffassung wird der Phallus. Es ist somit nicht
griechisch, was wir in Kunst und Leben auf dies Sinnbild Beziigliches fmden, sondern
Griechenfeindliches, Vorderasiatisches**.
Uberall wirkten somit unter dem herrlichen Hellenentum die Vorderasiaten und ihre Gotter.
So der uralte Erdgott Poseidon, von Athene zuriickgedrangt: "Er haust unter ihrem Tempel im
Boden in Schlangengestalt; er ist die Burgschlange der Akropolis, die allmonatlich mit einem
Honigkuchen gefiittert wird" (Pauly-Wissowa). Auch der pelasgische Python-Drache ist in
Delphi unter dem Tempel Apollons begraben (alle acht Jahre wurde erneut die Totung dieses
Drachens durch Apoll vorgefiihrt), dort wo auch die Begrabnisstatte des Dionysos sich
befand. Nicht uberall aber totete der nordische Theseus die Untiere Vorderasiens; bei erster
Erschlaffung des arischen Blutes erstanden immer wieder von neuem die fremden Ungeheuer
— d. h. vorderasiatisches Mischlingstum und physische Robustheit der ostischen Menschen.
Diese Einsicht ist derart
*Rohde, "Psyche", S. 301.
** Als eine verdienstvolle Studie hieruber ist zu empfehlen Dr. K. Kynast: "Apollon und
Dionysos", Munchen 1927.
[46] Jasons Amazonenkampf
ausschlaggebend fiir die Beurteilung der gesamten Mythen-und Weltgeschichte, daB es schon
hier am Platze ist, dem groBen Gegensatz der Rassenseelen dort nachzugehen, wo der Sieg
des nordisch-apollinischen Lichtprinzips (von "blondlockigen Danaem" spricht Pindar) nur
voriibergehend war, die alten Machte sich erhoben und sich viele Zwitterformen
herausbildeten. Diese geistige Bastardierung spielte sich naturgemaB dort am deutlichsten ab,
wo die erobernde griechische Schicht nur sehr diinn war und sich gegen die zahllosen Trager
des chtonischen Wesens nicht nachhaltig genug wehren konnte: in Kleinasien, einigen Inseln
und in Kolchis. Die groBen und langdauernden Kampfe werden in Sage und Myrhus natiirlich
zusamengedrangt: im Argonautenzug des Apolloniden Jason. Die Argonauten fahren, wie die
Sage berichtet, mit nordischem Winde, eine deutliche Erinnerung an die nordische Herkunft
des Apoll, aus dem Norden kommen die alljahrlichen Weihgeschenke, aus dem Norden
erwartete man den Helden des Lichts.
Uberall, wohin die Jasoniten gleichsam als griechische Wikinger gelangen, sehen sie sich
dunklen chtonischen Gottern, einer Amazonenherrschaft und sinnlichster Lebensauffassung
gegeniiber. Das Amazonentum wird dadurch erklart, daB die herumstreifenden Kriegerscharen
oft auf lange ihre Rast- oder Wohnstatten verlieBen, die zuriickgebliebenen Frauen also ihr
Leben ohne sie gestalten, sich wohl auch gegen Uberfalle wappnen muBten. Meist kehrten
schlieBlich die Manner — wenn sie iiberhaupt wiederkamen — dann mit fremden Frauen
heim, was vielleicht ein plotzlich hervorbrechendes Mannermorden zur Folge hatte; diese z.B.
von den Lemnerinnen berichtete Tat klang durch ganz Griechenland als furchtbarstes
Verbrechen wider und wurde als solches immer emeut mit Grausen vermeldet. Diese durch
Geschlechtsenthaltung rasend gewordenen Weiberscharen verfielen nun bei der ersten
Unterwerfung in ein
[47] Schaffung der Ehe
hemmungsloses Hetarentum, eine Lebensform, die immer durchbrach, wo das apollinische
Prinzip nicht herrschend blieb, trotzdem dieses anfangs bei seinem Siege innerlich doch
begriiBt wurde, da es die ersten wirklichen Grundlagen zu einer Stetigkeit der Gesittung legte,
gegen die spater jedoch die alten Triebe emeut sich emporten.
So wurde denn Jason von der Lemnierin Hypsipyle empfangen, so gesellte er sich der Medea
und errichtete gegen Amazonen- und Hetarentum die Ehe. Durch die Stiftung der Ehe erhalt
innerhalb des nordisch-apollinischen Prinzips die Frau, die Mutter, eine neue, ehrenvolle
Stellung, die edle, fruchtbare Seite des Dmeterkultes tritt hervor (man vergleiche die
Verwandlung der Isis in die Mutter Gottes des germanischen Menschen); was alles aber
verschwindet, wo Apoll, d. h. der Grieche, sich nicht als Herrscher zu behaupten vermag.
Diese Seite des Kampfes beleuchtet die Erzahlung vom gleichen Jason, der im stark
phonizisch durchsetzten Korinth der Ehe untreu wird; vom Weiberfeind Herakles, der alle
Amazonen besiegt, ganz Nordafrika bis zum Atlantik durchstreift und doch in Libyen vor der
Omphale niedersinkt.
So konnen sich die Apolloniden auch im Osten nicht halten und das KompromiB heiBt:
dionysische "Religion". Deshalb erhalt der lichte Jason ein Parderell um die Schulter, um die
dionysische Abschwachung des Apollinischen zu kennzeichnen. Die lichtbetonte
Mannlichkeit des Apoll verbindet sich mit erdhafter, hetarenhafter Ekstatig. Dionysos' Gesetz
der endlosen Geschlechtsbefriedigung bedeutet die hemmungslose Rassenmischung zwischen
Hellenen und Vorderasiaten aller Stamme und Varietaten. Die ehemals mannerfeindlichen
Amazonen erscheinen als mannstolle tolle Manaden, das apollinische Eheprinzip wird erneut
durchbrochen und da das Wesen des Sabazios ganz auf das Weib eingestellt ist, geht auch das
mannhche Geschlecht seiner Zersetzung entgegen, so daB die Manner an den
[48] Der Satyr — eine Rassengestalt
Dionysosfesten nur in weiblicher Kleidung teilnehmen. Von diesem Rassengemisch
Vorderasiens aus greift dann das Bastardtum des Dionysos erneut iiber nach dem Westen und
herrscht iiber das ganze Mittelmeer. In Rom verbreiten breiteten sich die Dionysien
bezeichnenderweise besonders in Verbrechergreisen. Um 186 sah sich der Senat nach langer
Duldung des angeblich religiosen Kultus gezwungen, die bacchischen Zusammenkiinfte
streng zu verfolgen. Etwa 7000 Zeugnisfalscher, Betriiger und Verschworer wurden verbannt
oder hingerichtet. Nur in Hellas selbst halt sich noch das lichte, das Chaos ordnende
apollinische Prinzip.
So tragi denn Dionysos auf griechischen Bildern hellenische Gestalt, aber verweichlicht, und
lebt in Umgebung vorderasiatischer Satyre, die dann auf den Grabmalern als schreiende
Grotesken eines Weltzerfalls auftreten. Richtig sagi Bachofen, daB der nach Asien scheinbar
siegreich eindringende Apoll als Dionysos wiederkehrte; was er und alle iibrigen Denker aber
— trotz mehrfacher geistiger Anlaufe — iibersehen haben, ist die Tatsache, daB Zeus- Apoll
die geistig-willenhafte Seite des nordisch-griechischen Blutes darstellen, ebenso wie die
hetarenhafte Lebensform eine AuBerung der nicht-nordischen vorderasiatischen und
nordafrikanischen Rassengruppen. Die Vermischung der Mythen und Werte war zugleich eine
Bastardierung des Blutes und die vielen Sagen des griechischen Volkes sind die bildliche
AuBerung dieses Kampfes der verschiedenen blutbedingten Geister.
Am bewuBtesten emporgehoben wurde diese vorder-asiatsch-afrikanische Unterwelt dann von
einer geschichtlich bezeugten Gestalt: von Pythagoras. Der Sage nach hatte er Babylon und
Indien bereist; er selbst wird als P e 1 a s g e r bezeichnet und iibie seine Mysterienweisheit
namentlich in Kleinasien aus, wo sich ihm alle "mystischen Frauen" entziickt anschlossen. In
Griechenland selbst konnte er nicht FuB fassen, groBe Griechen wie Aristoteles und
[49] Pythagoras und Heraklit
Heraklit haben sich sogar abfallig iiber ihn geauBert, well sie offenbar an seiner
Zahlenkabbalistik keinen Gefallen gefunden hatten. Aristoteles sagi, Pythagoras' Ruhm
beruhe auf der Aneignung fremden geistigen Eigentums, was auch Heraklits Meinung ist, da
er ausfiihrt, Pythagoras habe sich aus vielen Schriften "eine falsche Kunst und Vielwisserei"
zusammengereimt. "Vielwisserei aber", fiigt der hellenische Weise hinzu, "belehrt den Geist
nicht."* So zog denn Pythagoras nach dem Westen, nach Siiditalien baute dort (ein antiker
Rudolf Steiner plus Annie Besant) seine Mysterienschulen mit weiblichen Priesterinnen aus
und gait im ganzen afrikanischen Umkreis, von wo die geschlechts-kollektivistische
"Mysterien"Lehre des Agypters Karpokrates ihm fordernd entgegenkam, als Weisester der
Weisen. Die Gleichheit aller wird wieder einmal vom demokratischen Tellurismus verkiindet,
Gemeinschaft der Giiter und Weiber als Ziel hingestellt, obgleich das alles doch einst der
Ausgangspunkt des nichtnordischen Mittelmeerdenkens gewesen war,, als Apoll war, dieser
ihm feindlichen Lebensform in Kampf geriet. Nicht genug kann auch an dieser Stelle betont
werden, daB AuBerungen wie "daB das Ende der menschlichen Entwicklung die friihesten
tierischen Zustande wieder zuriickbringen"** eine groteske
*Undwenn auch Pythagoras nicht ein absoluter Vorderasiate gewesen sein sollte, so doch
wesentUch ein inter essanter, verschiedenwertiger Mischling. Seine Ansprachen begannen mit
der Betonung, dafi er keine ihm entgegentretenden Anschauungen dulden werde (siehe die
Ahnlichkeit mit demfanatisch unduldsamen Paulus) und deshalb ist es durchaus bezeichnend,
dafi er H omer die furchtbarsten Strafen im Hades zudiktiert. Dies geschah unterm
Vorwand, Homer habe die Gottheit nicht genug geachtet, in Wirklichkeit, weil der geistige
Bildner des Griechentums zu echt und grofi gewesen war und deshalb als lebendiger Vorwurf
empfunden wurde. Es hat injeder Epoche dhnliche Fdlle gegeben (siehe Heine-Borne gegen
Goethe).
** Bachofen: "Mutterrecht".
[50] Zwei Ebenen griechischer Gestaltung
Irrefiihrung darstellen, urn so mehr, als manchmal die Erkenntnis, daB der Pythagoraische
Kulturkreis "zu den vorhellenischen Volkern und ihren Kulturen" zuriickfiihre, blitzartig
auftaucht, urn dann wieder durch Redensarten, das Hellenentum habe sich der chtonischen
Wesenheit "entrungen" (als ob es je darin gesteckt ware), hoffnungslos iiberdunkelt zu
werden.
Die gesamte dramatische Lebensgestaltung des Griechentums geht also auf zwei Ebenen vor
sich: auf der einen verlauft eine Wesensentwicklung durchaus organisch: von der
Natursymbolik, gekront mit den Gottem des Lichts und des Himmels, gipfelnd im Gottervater
Zeus; von dieser mythisch-kiinstlerischen Stufe zum dramatisch-kiinstlerischen Bekennen
dieser geistigen Weisheiten, bis zur Ideenlehre Platons, d. h. zur philosophischen Erkenntnis
des bereits Mythisch-Gestalteten. Diese ganze Entwicklung steht aber in bestandigem Kampf
mit anderen, an anderes Blut gekniipften mythischen und dann auch gedanklichen Systemen,
die zum Teil veredelt dem Griechentum eingeschmolzen werden, im Endergebnis aber von
alien Seiten aus den Siimpfen des Nils, aus den Gewassern Kleinasiens, aus den Wiisten
Libyens sich erheben und mit der nordischen Gestalt des Griechen auch sein inneres Wesen
zersetzen, umfalschen, vemichten.
Dies 1 e t z t e aber bedeutet nicht eine Entwicklung bzw. Entladung natiirlicher Spannungen
innerhalb eines organischen Ganzen, sondem dramatischen Kampf feindlicherRassenseel en,
dessen ergriffene Zuschauer wir noch heute sind, wenn wir den Sieg und den Untergang des
Hellenentums mit wachem Auge verfolgen; und auf wessen Seite wir stehen, sagt uns das
Blut; nur blutlose Gelehrte konnen hier "Gleichberechtigung zweier groBer Prinzipien"
fordern.
Mit ewiger Trauer verfolgen wir, wie als Begleiterscheinung
[51] "Griechische" Demokratie
des seelisch-rassischen Zerfalls der Grieche Homers, der einst mit den stolzen Worten des
Dichters:
Immer der Erste zu sein und vorzustreben den Andern" die Szene der Weltgeschichte betrat,
sich im Kampfe gegen Fremdes, gegen das zersetzte eigenhafte Aufreibt: wie der groBe
Theognis beklagt, daB das Geld das Blut der Edlen mit den Unedlen vermische und daB auf
diese Weise die Rasse, die man bei Eseln und Pferden streng behiite, bei den Menschen
besudelt wiirde. Wie im "Gorgias" Platon den Kallikles vergeblich das weiseste Evangelium
verkiinden laBt: "Das Gesetz der Natur will, daB der Bedeutendere iiber den Geringeren
herrscht". Freilich anders sei "unser (athenisches) Gesetz", wonach die Tiichtigsten und
Kraftigsten jung wie Lowen eingefangen wiirden, um sie durch "Zaubergesange und
Gaukeleien" der Gleichheitspredigten irrezuleiten. Wenn aber E i n e r wieder aufstehe, so
zertrete er alle diese falschen Zaubermittel und ginge strahlend auf als das "Recht der Natur".
Aber umsonst war diese Sehnsucht nach dem heroischen Rassemenschen: das Geld, und mit
ihm der Untermensch, hatte bereits iiber das Blut gesiegt, richtungslos beginnt der Hellene
sich mit Handel, Politik, Philosophie abzugeben; widerruft heute, was er gestern gepriesen
hat; der Sohn vergiBt die Pietat gegeniiber dem Vater; die Sklaven aus alien Weltteilen rufen
nach "Freiheit"; die Frauen-und Mannergleichheit wird verkiindet; ja im Zeichen dieser
Demokratie stoBen — wie Platon spottisch bemerkt — die Esel und Pferde die Menschen, die
ihnen nicht ausweichen wollen. Die Kriege vermindern die Geschlechter, immer neue
Biirgeraufnahmen fmden statt. "Aus Mangel an Mannern" werden Wildfremde " Athener" wie
spater aus Ostjuden "deutsche" Staatsbiirger. Und klagend sagt Isokrates nach der agyptischen
Expedition (458), die Familien der groBten Hauser, welsche den persischen Krieg iiberstanden
hatten, seien ausgetilgt: "Es ist aber nicht
[52] Griechenlands Untergang
die Stadt gliicklich zu preisen, welche von alien Enden her aufs Geratewohl viele Biirger
anhauft, sondern diejenige, welche die Rasse der von Anbeginn an Angesiedelten am besten
erhalt. So kann es denn nicht anders sein, als daB ein Jakob Burckhardt betriibt feststellt:
" Vom Eindringen der Demokratie an herrscht in ihrem (der Griechen) Inneren die bestandige
Verfolgung gegen alle diejenigen diejenigen, die etwas bedeuten k o n n e n... ! Femer die
Unerbittlichkeit gegen das Talent ..."* Diese Demokratie aber ist nicht Volksherrschaft,
sondern Herrschaft Vorderasiens iiber die ihre Menschen und Krafte zerstreuenden
griechischen Stamme, iiberall herrscht der hemmungslos gewordene Menschenauswurf iiber
die verweichlichten, nicht durch rasssisch-verwandtes Bauerntum gestarkter Hopliten.
Gewissenlose Demagogen hetzen die Massen gegen die Romer, um sich spater gegenseitig
bei diesen zu denunzieren. Bei deren Anmarsch aber begann eine Massenflucht aus den
bedrohten Stadten, ein jammerliches Ergeben unter die kommenden Weltherrscher mit dem
spateren Sprichwort: "Wenn wir nicht so rasch untergegangen waren, hatte es keine Rettung
fiir uns gegeben." In dem Wahnsinn, das Land "wieder aufzubauen", begann die chaotische
Demokratie mit Amnestien, Schuldenerlassen, Landaufteilen und wurde nur verwahrloster als
je vorher. In blutigen Wirtschaftskampfen reiben sich die Stadte auf oder wurden ode und leer
durch die Auswanderung der Hellenen in alle Telle der damaligen Welt: Kulturdiinger fiir
rohe Volker, verbunden mit charakterlichem Untergang und physischer Vernichtung. Dort,
wo friiher bliihende Stadte gestanden, die freien Griechen im Stadion gekampft und blinkende
Tempel von Schopfergeist gezeugt hatten, fanden spatere Wanderer ode Ruinen,
menschenleeres Land, zerfallene Saulen, und nur die leeren Sockel
*Griechische Kulturgeschichte, Bd. 4, S. 503.
[53] Die Sendung von Hellas
zeugten noch von Heroen- und Gotterstatuen, die einst auf ihnen gestanden hatten. Zu
Plutarchs Zeiten waren wohl kaum noch 3000 Hopliten aufzutreiben und Dio Chrysostomos
bemerkt, der Typus des alten Griechen sei eine auBerst seltene Erscheinung geworden:
"Stromt nicht der Peneios durch ein einsames Thessalien und der Ladon durch ein verwiistetes
Arkadien? . . . Welche Stadte sind jetzt oder als Kroton, Metapont und Tarent?" so lagen
Hysia, Tiryns, Alsine, Omea verwiistet; der Zeustempel zu Nemea war gefallen, sogar der
Hafen von Naupla menschenleer; vom "hundertstadtigen" Lakedamon waren dreiBig Dorfer
iibriggeblieben; im messenischen Gebiet verzeichnet Pausanias die Triimmer von Dorion und
Andania;von Pylos gab es nur Ruinen, von Letrinoi noch einige Wohnungen; die "groBe
Stadt" (Megalopolis) in Arkadien war nur noch eine "groBe Einsamkeit"; von Mantinea,
Orchomenes, Heraa, Manalos, Kynatha usw. zahlte man nur noch armliche Spuren; Lykosura
hatte nur noch die Stadtmauer sich erhalten, von Oresthasion ragten nur noch Tempelsaulen in
den Himmel, die Akropolis von Asea war bis auf einige Mauerreste zerstort... Niedergerissen
waren Daphnus, Augeia, Kalliaros, von Homer einst geriihmt; Oleanos war geschleift, die
Schmuckstiicke von Hellas, Kalydon und Pleuron, in Nichts herabgesunken und Delos war so
verwiistet, daB, als Athen eine Wache fiir den dortigen Tempel entsandte, diese die ganze
Einwohnerschaft bildete. . .
Und trotzdem: auch im Untergehen hatte der griechische Mensch den Vormarsch Asiens
gehemmt, seine glanzenden Gaben iiber alle Welt zerstreut, die doch schon bei den
nordischen Romern eine neue Kultur erzeugen halfen und spater fiir das germanische
Abendland zum lebendigsten Marchen wurden. A p o 1 1 o n heiBt somit der erste groBe Sieg
des nordischen Europas trotz Opferung der Griechen, well hinter ihnen aus neuen
hyperboraischen Tiefen Trager
[54] Rom — eine nordische Griindung
der gleichen Werte seelisch-geistiger Freiheit, organischer Lebensgestaltung, forschender
Schopferkraft erwuchsen. Rom vertrieb dann fiir lange mit seinem Schwert den erstarkten
vorderasiatischen Spuk, setzte schroffer und bewuBter als Hellas das apollinische
Paternitatsprinzip durch, festigte dadurch den Staatsgedanken an sich und die Ehe als
Voraussetzung von Volk und Rassenschutz. Bis Germanien in neuer Form der Vertreter des
Himmelsgottes wurde*.
Im wesentlichen das gleiche Geschehen wie in Hellas, jedoch gewaltiger im raumlichen
AusmaB und machtpolitischer Ausgestaltung zeigt die Geschichte R o m s. Auch Rom ist die
Griindung einer nordischen Volkerwelle, die lange vor den Germanen und Galliern sich ins
fruchtbare Tal siidlich der Alpen ergoB, die Herrschaft der Etrusker, dieses "geheimnisvollen"
fremden (vorderasiatischen) Volkes brach, vermutlich eine Ehe mit Stammen der noch reinen,
eingeborenen mittelmeerlandischen Rasse einging und einen nordisch bedingten Charakter
von groBter Festigkeit und Zahigkeit zeugte, indem sich Herren-, Bauern- und Heldentum mit
klugem Sinn und eisemer Energie paarten. Das
*Man lese einmal von diesem Gesichtspunkt aus Rohdes wunderbares Werk "Psyche"
nochmal durch. Wdhrend Rohde erst ganz am Ende angesichts des chaotischen
Spdthellenismus von "Wahnvorstellungen aus alien Weltenden" spricht, vom
"fremdldndischen Unwesen der Geisterbannung", dem "Getiimmel jremder Gotzen und
niedrig schwebender ddmonischer Mdchte ", fordert sein ganzes Werk direkt eine
Untersuchung daruber, wie diese vorgriechischen Urkrdfte bereits vielfrtiher am Werke,
umgedeutet angeeignet oder uberwunden warden waren. Er wiirde h e u t e sicher nicht
versdiimen, zu erkldren, dafi der "unter dem Nabelstein der Erdgottin" begrabene Python, der
"chtonische Damon" der uralte Gott Vorderasiens war, dessen Funktionen Apoll ubernahm,
soweit er ihn nicht besiegen konnte. Ebenso ist Erechtheus "lebendig hausend in dem Tempel"
eine fremde rassenseelische Gestalt. Es zeugtfilr Rohdes geniale Unbefangenheit, wenn er
etwas bekiimmert feststellt, "aufdem immer tieferen Eindringen einer dngstlichen Scheu vor
iiberall unsichtbar wirkenden Geistesmdchten, einer Superstition, wie sie Homers Zeitalter
noch nicht kannte ", hdtte die Macht des spdteren Orakels beruht Auch die Vermischung des
griechischen Heroenkults mit den chtonischen Gottern ware Rohde heute als dramatischer
Kampfbzw. Kompromifi zweier verschiedener Rassenseelen erschienen sein ganzes Werk ist.
deshalb eine Bestdtigung rassenseelischer Weltanschauung, wie sie heute geboren wird. Man
lese auch von diesem Gesichtspunkt aus Fustel de Coulanges "La citee antique ". Vor allem
aber Burckhardts unvergdngliche "Griechische Kulturgeschichte ", der en Daten durch die
rassenseeUsche Scheidung erst heute ihre eigentliche Deutung und Bedeutung erhalten
[55] Karthago und Jerusalem
alte Rom von dem die Geschichte nicht viel zu erzahlen weiB, ward durch Zucht und
eindeutigen Charakter im Kampf gegen den gesamten Orientalismus ein echter volkischer
Staat. In dieser "vorgeschichtlichen Zeit wurden jene Kopfe gleichsam vorgebildet, jene Kraft
aufgespeichert, von der spatere Jahrhunderte verschwenderich zehrten, als die Romer in
Weltkonflikte gerieten. Die herrschenden 300 Adelsgeschlechter lieferten die 300 Senatoren,
aus ihnen wurden die Leiter der Provinzen und die Feldherren emannt. Umgeben von
seefahrenden Rassen Vorderasiens muBte Rom immer ofter sein kurzes Schwert seiner
Selbstbehauptung wegen mit aller Riicksichtslosigkeit fiihren. Die Zerstorung Karthagos war
eine Rassengeschichtlich ungeheuer wichtige Tat: dadurch wurde auch die spatere mittel- und
westeuropaische Kultur von den Ausdiinstungen dieses phonizischen Pestherdes verschont.
Die Wehgeschichte hatte auch sonst vielleicht einen anderen Gang genommen, wenn gleich
der Niederlegung Karthagos auch die Zerstorung aller anderen syrischen und
vorderasiatischen semitisch-jiidischen Zentralen vollkommen gelungen ware. Die Tat des
Titus kam jedoch zu spat: der vorderasiatische Schmarotzer saB nicht mehr in Jerusalem
selbst, sondern hatte bereits
[56] Patritzier und Plebejer
seine starksten Saugarme von Agypten und "Hellas" aus gegen Rom ausgestreckt. Und er
wirkte auch schon in Rom! Alles was von Ehrgeiz und Gewinnsucht besessen war, zog in die
Hauptstadt am Tiber und war bemiiht, durch Versprechungen und Geschenke das
"souverane", alleinherrschende Volk in seinen Beschliissen zu bestimmen. Aus der friiher
berechtigten Volksabstimmung gleichgerichteter, erdverbundener Charaktere entstand durch
fremdrassischen Zuzug ein gesinnungsloser, verlumpter Menschenhaufen als standige
Bedrohung des Staates. Wie ein einsamer Pels in diesem immer mehr verschlammenden
Gewoge stand spater wie ein Gleichnis der groBe Kato. Als Prator von Sardinien, als Konsul
von Spanien, dann als Zensor in Rom kampfte er gegen Bestechung, Wucher und
Verschwendungssucht. Ahnlich dem anderen Cato, der sich nach furchtlosem Kampf gegen
Staatszersetzung ins Schwert stiirzte. Altromisch nannte man diese Tat. GewiB. Altromisch ist
aber wesensgleich mit nordisch Als spater Germanen sich dazu hergaben den schwachen,
verkommenen, von unreinen Bastarden umgebenen Kaisern ihre Dienste zu widmen, da lebte
in ihnen derselbe Geist der Ehre und Treue wie im alten Romer. Kaiser Vitellius, ein Feigling
ohnegleichen, wurde von seinen Gegnern in einem Versteck erwischt, am Strick libers Forum
geschleift und erdrosselt, seine germanische Leibwache aber ergab sich nicht. Sie war ihres
Eides zwar entbunden, lieB sich aber doch bis zum letzen Mann erschlagen. Das war
nordischer Geist bei Kato, bei den Germanen. Wir erlebten ihn 1914 wieder in Flandem, bei
Coronel, wahrend langer Jahre in der ganzen Welt.
In der Mitte des 5. Jahrhunderts hatte sich der erste Schritt dem Chaos entgegen vollzogen:
die Mischehe zwischen Patriziem und Plebejern wurde gestattet. Die rassische Mischehe war
somit auch in Rom wie in Persien und Hellas zu einer Bedingung des volkischen und
staatlichen Niedergangs geworden. Im Jahre 336 riicken bereits die
[57] Von Sulla zu Septimus Severus
ersten Plebejer in die romische Gemeindeversammlung ein, urn 300 weiB man schon von
plebejischen Priestern zu berichten. 287 wird die plebejische Volksversammlung gar
Staatseinrichtung Handler und Geldleute schieben ihre Geschopfe vor, ehrgeizige abtriinnige
Patrizier wie die Gracchen geben demokratischen Neigungen nach, vielleicht auch von
groBherzigem, aber falsch angebrachtem Wohlwollen getrieben, andere setzen sich ganz offen
an die Spitze des romisch-stadtischen Gesindels, wie Publius Clodius.
In diesen Zeiten des Chaos ragten nur noch wenige hervor: der blauaugige gewaltige Sulla,
der rein nordische Kopf des Augustus. Sie konnten das Schicksal aber nicht mehr aufhalten.
Und so kommt es, daB die Herrschaft iiber die romische Volkerflut — und das bedeutete
Herrschaft iiber ein Riesenreich — ein Spiel des grausamen Zufalls wird, je nachdem, wer
iiber die Pratorianer herrscht oder gerade einen hungrigen Menschenhaufen anfiihrt: es steigt
empor einmal ein GroBer, das andere Mai ein grausamer Bluthund. Roms friihere machtige
Rassenmachte sind im Verlauf von 400 Jahren rassenzersetzender Demokratie nahezu
erschopft. Die Herrscher kommen jetzt aus den Provinzen. Trajan ist der erste Spanier im
Purpur, Hadrian der zweite. Das Adoptivkaisertum entsteht, gleichsam als letzter
Rettungsversuch, aus dem Gefiihl heraus, daB auf das Blut kein VerlaB mehr ist und nur noch
personliche Auslese den Fortbestand des Staates zu sichem vermag. Mark Aurel, auch ein
Spanier, ist in seinen Werten bereits christlich geschwacht: er erhebt ganz offen
Sklavenschutz, Frauenemanzipation, Armenhilfe (Ewerbslosenfiirsorge sagen wir heute) zu
staatlichen Grundsatzen, entrechtet die einzige noch typenformende Kraft, die starkste
tiberlieferung des republikanischen Roms, die Herrschaft des pater familias. Dann folgt
Septimus Severus, ein Afrikaner. "Macht die Soldaten reich, verachtet alle anderen", lautet
sein Rat an seine Sohne Caracalla und
[58] Volkerchaos in Rom
Greta. Bestimmt durch seine syrische Mutter (Tochter eines Baalspriesters in Kleinasien)
erklart der ekelhafteste Bastard auf dem Casarenthron, Caracalla, alle "fireien" Einwohner des
romischen Gebietes zu Staatsbiirgern (212).
Das war das Ende der romischen Welt. Macrinus mordet dann den Caracallla und wird selbst
Kaiser. Nachdem auch er erschlagen wird, folgt auf ihn das Monstrum Elagabal, der Neffe des
Afrikaners Severus. Dazwischen tauchen auf der Halbgermane Maximus "Thrax", Philippus
"Arabs", ein Semit. Auf den Sitzen der Senatoren rakeln sich fast nur Nichtromer. Die
"Bildung" dieser Epoche vermitteln Martial, ein Spanier, die Griechen Plutarch, Strabon, Dio
Cassius usw. Auch Apollodorus, der das Forum erbaute, war ein Grieche ...
Unter den spateren ist Aurelian ein in Belgrad geborerener Illyrier, Diokletian ein ebenfalls
illyrischer Sklavensohn (vielleicht halbgermanischer Abkunft), ein Nebencasar, Constantius
Chlorus, stammt auch aus Illyrien, aber ist hoherer Herkunft. Nach dessen Tode wird ein
Gewaltiger von den Legionen zum Augnstus gemacht: Konstantin, der Sohn des Constantius
Chlorus und eines Schankmadchens aus Bithynien. Dieser Konstantin siegte iiber alle
Nebenbuhler. Damit ist die Geschichte des kaiserlichen Roms zu Ende, das papstliche und das
germanische begann.
In dieser verschwimmenden Mannigfaltigkeit mischt sich Romisches, Kleinasiatisches,
Syrisches, Afrikanisches, Griechisches. Die Gotter und Sitten aller Lander zeigten sich auf
dem ehrwiirdigen Forum, der Mithraspriester opferte dort seine Stiere, zu Helios beteten spate
Griechen. Astrologen und orientalische Zauberer priesen ihre Wunder an, der "Kaiser"
Elagabal spannte sechs Schimmel vor einen riesigen Meteorstein und lieB diesen als Sinnbild
des Baals von Emesa durch die StraBen Roms fiihren. Er
[59] Wie Rom entstand
selbst tanzte an der Spitze des Zuges. Hinter ihm her wurden die alten Gotter geschleift und
das "Volk" von Rom jubelte. Die Senatoren beugten sich Bankelsanger, Barbiere und
Pferdeburschen stiegen zu Senatoren und Konsuln empor. Bis auch Elagabal erdrosselt und in
den Tiber geworfen wurde, in jene letzte Ruhestatte so vieler Tausender seit iiber zweitausend
Jahren.
Diese Auffassung iiber die romische Vergangenheit hatte sich auch ohne die neueren
rassengeschichtlichen Forschungen aufdrangen miissen; namentlich beim Studium
altromtscher Gebrauche, Staats-, Rechtsbestimmungen und Mythen, denn auf alien Gebieten
sehen wir uralte, eng mit Afrika-Vorderasien zusammenhangende Werte, nach und nach oder
plotzlich, bei Beibehaltung der gleichen Namen, in ihr Gegenteil verwandelt. So "stellten"
unsere ziinftigen Geschichtsschreiber — sie tun es auch heute noch — "fest", daB in Nord-
und Mittelitalien Etrusker, Sabiner, Osker, Sabeller, Aequer, Samniten wohnten, im Siiden
Phonizier,Sikuler, vorderasiatische Volkerschaften, griechische Siedler und Handler. Und
plotzlich, man weiB nicht wieso und warum, entsteht ein Kampf gegen einen Teil dieser
Stamme und Volkerschaften, gegen ihre Gotter und Gottinnen, gegen ihre Rechtsbegriffe,
gegen ihre politischen Machtanspriiche, ohne daB von einem neuen Trager dieses Kampfes
die Rede ist, oder wenn, so nicht nach seinem Wesen gefragt wird. Hier half sich die
Gelehrtenwelt mit der beriihmten "Entwicklung der Menschheit, welche zwecks " Veredelung"
angebilch eingegriffen habe, und die Tatsachensammler waren sich in diesem Punkt einig mit
ihren Gegnem, den romantischen Mythendeutem, obgleich die Etrusker sicher eine "hohere
Kultur" besaBen als die bauerischen Latiner. Da dies Wort von der plotzlich einsetzenden
zauberhaften "Entwicklung" zu hoherer Geistigkeit, hoheren Staatsformen usw. mit der Zeit
aber doch anriichig geworden war, erfanden neue Deuter der
[60] Die Etrusker
Geschichte die sog. Kulturkreislehre. Ein neues Wort, welches genau so inhaltsleer ist wie die
nur im Gehirn des Gelehrten oder Priesters anzutreffende "allgemeine Entwicklung" zu
seinem privaten Glauben, well namlich von den Schopfern der Kulturkreise ebensowenig die
Rede war wie in den Werken der Evolutionspapste des 19. Jahrhunderts. Ein solcher
indischer, persischer, chinesischer oder romischer Kulturkreis senkte sich eines schonen
Tages auf ein Gebiet herab und veranlaBte dank dieser Zauberhaften Beriihrung eine
vollkommene Anderung der gleichen menschlichen Wesen, die vorher, unberiihrt von ihm,
gewissen Gebrauchen huldigten. Und dann erfahren wir vom "pflanzenhaften" Wachsen,
Bliihen und Vergehen dieses magischen Kreises, bis die Lehrer der "Morphologic der
Geschichte" auf Grund heftiger Kritiken am Ende des zweiten oder dritten Bandes etwas von
Blut und Blut-Zusammenhangen murmelten.
Auch dieser neue intellektualistische Zauber beginnt jetzt zu verfliegen. Der "romische
Kulturkreis", die "neue Entwicklung" entsteht nicht aus den Schopfungen des eingeborenen
etruskisch-phonizischen Blutes, sondern gegen dieses Blut und seine Werte. Trager sind
nordische Einwandererziige und nordischer Kriegeradel, der auf italienischem Boden mit den
Ligurern, der negroiden Urrasse (aus Afrika gebiirtig) und mit den vorderasiatischen
Etruskem aufzuraumen beginnt, wohl manchen Tribut dieser Umgebung zollen muB, sein
Eigenstes aber im erbittertsten Kampf herausstellt und riicksichtsloser durchsetzt als das Volk
der mehr kiinstlerisch gestaltenden Hellenen (Vertreibung des letzten Etruskerkonigs
Tarquinius Superbus); viele dieser Leistungen blieben europaisches Gemeingut, vieles Faule
und Fremde aber trugen die spater doch wieder stark aufschaumenden Wogen des
Volkerchaos nach Europa hinein.
Die Etrusker, Ligurer, Sikuler, Phonizier (Punier)
[61] Hetaren und Priester
waren also keine "friihere Entwicklungsstufe", waren nicht "Stamme des romischen Volkes",
die jeder zur "allgemeinen Bildung" das ihrige beigetragen haben, sondern die Bildner des
romischen Staates standen ihnen alien rassisch-volkisch feindlich gegeniiber, unterwarfen sie
sich, rotteten sie teilweise aus und nur der Geist, der Wille, die Werte, die sich hier in diesem
Kampfe offenbarten, verdienten romische genannt zu werden. Die Etrusker bieten ein
typisches Beispiel dafiir, daB fiir sie die griechische Glaubens- und Lebensform keinen
Fortschritt, keine mogliche Veredelung bildeten. Ebenso wie die anderen Vorderasiaten hatten
sie einst atlantisch-nordische Mythen vorgefunden, sie wurden dann zwar auch von
griechischer Kultur iiberzogen, sie ahmten, so gut sie konnten, griechische Plastik und
Zeichnung nach, sie eigneten sich auch den hellenischen Olymp an, und doch ist a 1 1 e s das
entartet, in sein Gegenteil verwandelt worden. Grund genug, daB gewisse "Forscher" auch
heute noch vom "ungeheuren Geisteserbe", vom "Wachstumsgrund", von "welthistorischer
Weihe" des "tragischen Schicksals" der Etrusker faseln*, offenbar ausjener inneren
Sympathie heraus, die heute das aufsteigende Asphaltmenschentum der Weltstadte mit alien
Abfallprodukten des Asiatentums auf sehr bezeichnende Art verbindet.
Dabei bieten Sage- und Graberdenkmaler der Etrusker geniigend Ankniipfungspunkte, um
begreiflich zu machen, warum das gesunde, starke romische Bauemvolk sich dem
Etruskertum zum verzweifelten Kampfe stellte. Zwei Typen sind es, die tuskisches Wesen
kennzeichneten: die gottliche Hetare und der zauber starke Priester, der durch furchtbare Riten
die Schrecken der Unterwelt zu bannen versteht. Die "groBe Hure von Babylon", von der die
^Z-B. Hans MuhleStein: "Die Geburt des Abendlandes". Berlin 1928.
[62] Hetarenwirischaft in Vorderasien
Apokalypse spricht, ist kein Marchen, keine Abstraktion, sondern eine hundertfach bezeugte
geschichtliche Tatsache: die Tatsache der Hetarenherrschaft iiber die Volker Vorder-und
Mittelasiens. In alien Zentren dieser Rassengruppen thronte an hochsten Festtagen die
Staatshetare als Verkorperung der alle gleichmachenden Sinnlichkeit und der
weltbeherrschenden Wollust, in Phonizien im Dienste der Kybele und Astarte, in Agypten zu
Ehren der groBen Kupplerin Isis, in Phrygien als Priesterin eines absolut hemmungslosen
Geschlechtskollektivismus. Zur herrschenden Priesterin der Liebe gesellte sich, in
durchsichtige libysche Gewander gekleidet, ihr Buhle. Sie salben sich beide mit kostlichen
Salben, schmiicken sich mit kostbaren Spangen, um dann vor allem Volk (wie auch Absolom
mit Davids Kebsweibern 2. Sam. 16, 22) die Begattung zu vollziehen. Dem Beispiel folgte
das Volk in Babylon, bei den Assyrern, in Libyen, im etruskischen Rom, wo die Gottin-
Priesterin Tanaquil die Entwicklung des Hetarentums auf die Spitze treibt in schonster
Zusammenarbeit mit den "Priestern" der Etrusker*. Wohl "deutete" man sich friiher die
tuskischen Inschrifren auf Grabem, Mumien-binden, Rollen usw., doch erst Albert Griinwedel
ist es
*Der dufierst zuruckhaltende Erforscher Etruriens, Karl Otfried Muller, welcher in der ersten
Hdlfte des 19. Jahrhunderts naturlich noch nicht die ganze Rassenfrage derart iibersehen
konnte wie wir heute, schreibt in seinem grofien Werk "Die Etrusker" (neu herausgegeben von
Dr. W. Deecke, Stuttgart, 1877) tiber die dem etrustischen Wesen offenbar verwandten
Dionysien, zundchst seien nur die Frauen eingeweiht warden; erst lange nachher, in Rom
gegen 550 der Stadt, wurden auch Manner geweiht, die etruskischen Priester hdtten dann
"jene Scheuseligen Orgien ausgebildet, in denen das von phrygischer Kymbalen- und
Paukenmusik betdubte, von bacchischer Lust und losgelassener Gier entflammte Gemiit sich
aller Greuel unterfmg, bis der romische Senat (568) mit heilsamer Strenge alle Bacchanalien
...aufhob". (Bd.II,S. 78.)
[63] Etruskischer Satanismus
gelungen, diese Schrift wirklich zu entziffem* und zwar mit Ergebnissen, die das Etruskertum
in einem grauenhaften Lichte zeigen. Der griechische Sonnenmythus wird auch hier
aufgenommen; daB die Sonne stirbt, daB aber dann der Sonnengott aus dunkler Nacht mit
doppelter Kraft emportaucht und leuchtend iiber uns hinwegzieht, ist auch etruskisches Motiv.
Aber unter den Handen tuskischer Priester wird daraus asiatische Magie, Hexenwesen,
verbunden mit Paderastie, Selbstbegattung, Knabenmord, magischer Aneignung der Kraft des
Gemordeten durch den Priester-Morder und Weissagungen aus dem Kot und der
Eingeweidenpyramide des Geopferten.
Die Mannheit der Sonne begeht mit dem magischen Phallus eine Selbstbegattung an der
Sonnenscheibe (d.i. der agyptische "Punkt" in der Sonne), die er schlieBlich durchstoBt.
Daraus entsteht ein goldener Knabe, das "Phoetus eines Knaben, der die Offnung hat", ein
"magisches Schema"; das ist das sog. "Siegel der Ewigkeit". Das Ungestiim des magischen
Phallus wird als Stier gedacht, der so wiist vorgeht, daB die Sonnenscheibe briillt, und der
"Phallustrager des Gehorns" zum Feuer wird, "der Phallus aus dem, der den Himmel hat". In
immerwahrenden, sich gleichbleibenden Obszonitaten wird hier der Sonnenmythus in eklige
Mannerbuhlschaft herabgezogen, die sich in den Wandzeichnungen der Graber (Golini-Grab)
fortsetzt, wo der Verstorbene mit seinem Buhlknaben im Jenseits sein Gastmahl halt und wo
aus einem Opferfeuer zwei Riesenphallen als Ergebnis einer satanistischen Zauberaktion
entspringen. Das ist, laut Inschrift, "der Blitz der Vollendung, Person einer Matrix, Phallus,
der Verwesungsdampf hat und so vollendet ist". D. h- aus der magischen Sprache iibersetzt,
daB das von der Frau geborene Geschopf nach Verwesung vergottlicht, ein Phallus wird.
*Tusca, Leipzig 1922.
[64] Magie und Zauberei
Aus der Inschrift des Cippus von Perugia ergibt sich eine Zusammenkunft satanistischer
Priester, die einen Spuk "vollenden", "um zu brennen in Besessenheit", "er, der diesen
Knaben hat, der das damonische Messer hat. Ewig ist des Knaben Feuer ..., ein Magischer des
vollzogenen Siegels". Und der gemordete Knabe wird nunmehr zum "Bockchen". Der
personifizierte Donner ist dann eine Abwandlung des durch Stupration gewonnenen Sohnes,
des vollendeten Bockchens. "Hier ist der Ursprung des gehornten Phantoms einerseits, des
bockkopfigen Teufels andererseits, dessen Auftreten in der Hexenliteratur bis zu den
Volkssagen hinab bisher vollig ratselhaft war. Die antiken Typen sind der Minotaurus (so
besonders iiber dem bekannten Grabe von Cometo: Tomba dei Tori) und der griechische
Satyrtypus, er war gut genug, ein himmelschreiendes Verbrechen zu illustrieren"
(Griinwedel). Der Sinn aller sich immer wiederholender Gebrauche des "religiosen"
Etruskervolkes ist, daB der Buhlknabe, schmahhch miBbraucht, zerschlitzt wird, die Geburt
des neuen Sonnentages aus dem Ei "Symbolisieren" soil, welches sein Spuk durch das
Sperma (das in Napfen gesammelt wird) erhalten hat; so entsteht ein spukhafter Stier, wie die
Sonne feurig, erektiv, und vollzieht immer wieder die damonische Selbstbegattung. Bei
Durchfiihrung dieses Rituals geht angeblich die Kraft des Gemarterten auf den Priester iiber,
den Vertreter der "Auserwahlten" (Rasna, Rasena) wie die Etrusker sich, ahnlich den Juden zu
nennen beliebten, der dann den Dunst der Eingeweide zum Himmel steigen laBt. Hinzu
kommt die "magische" Verwendung von Fakalien, wiederum in Verhohnung des griechischen
Sonnenmythus: der zauberhafte Cherub wird zur hochsten Kraft, wenn er sechs Rollen Gold
(Kot), des Himmels Rote schaffend, von sich gibt.
Ein Auserwahlter kann werden durch Lieferung seiner Eingeweidepyramide, woriiber
etruskische Spiegel
[65] Die Staatshetare Tanaquil
geniigend Auskunft geben, in denen Hexen Jiinglinge fur Geld zu dieser Hingabe veranlassen
wollen, um dann in Flammen zum Himmel zu steigen, ein neues Zeugnis fur die Urheimat des
Hexenwesens und des Satanismus auf europaischem Boden. Wir begreifen, wenn ein Forscher
wie Giinwedel (der hier engste Verwandtschaft zu den tibetanischen Tantras des Lamaismus
fmdet*) erklart: "Eine Nation, die es fertig bringt, Wandgemalde iiber die Eingangstiiren von
Grabern zu malen, wie die beiden Szenen in der Tomba dei Tori, die es sich erlaubt, in den
Grabern solchen Unflat zu schreiben und zu malen, wie im Golini-Grabe I, Sarkophage mit
den widerlichsten Darstellungen zu bedecken: ich erinnere nur an die Sarkophage von Chinsi,
Darstellungen von Verstorbenen einen Text wie die sog. Pulena-Rolle in die Hand zu geben,
Toiletten-Artikel mit den haarstraubendsten Gemeinheiten zu bedecken, gibt dadurch die
menschenunwiirdigste Infamie als nationales Erbgut, als religiose Uberzeugung."
Es ist notwendig, sich dieses Wesen des Etruskertums einmal klar zu machen, um endlich die
Tatsache fest ins Auge fassen zu konnen, daB es den nordischen Latinern, den echten Romem,
ergangen ist wie spater den nordischen Germanen, friiher noch den nordischen Hellenen. Als
ZahlenmaBig kleines Volk fiihrten sie einen Verzweiflungskampf gegen das Hetarentum
durch starkste Betonung des Patriarchats, der Familie; sie veredeln die groBe Hure Tanaquil
zu einer treubesorgten Mutter und stellen sie dar als Hiiterin der Familie mit Rocken und
Spindel. Der magischen Zauberei einer gewalttatigen Priesterschaft setzen sie ihr hartes
romisches Recht entgegen, ihren groBartigen romischen Senat. Und mit dem Schwert saubern
sie Italien von Etruskern (wobei sich namentlich der groBe Sulla hervortat) und den von
diesen stets herbeigerufenen Puniern.
*Siehe sein anderes grofies Werk: "Die Teufel des Avesta".
[66] Die Macht des Haruspex
Und doch, Uberzahl, Tradition und die iibliche internationale Geschlossenheit alles Gauner-
und Gauklertums fraB sich ins ehrenhafte altromische Leben immer mehr ein, je waiter es zur
Sicherung seiner Werte in den Volkermorast des Mittelmeeres zu greifen gezwungen war.
Namentlich den Haruspex und die Augum konnte Rom nicht iiberwinden, selbst Sulla war
von einem Haruspex Postumius, Julius Casar spater vom Haruspex Spurinna begleitet. Eine
Ahnung dieser heute feststehenden — und deshalb von unseren weltstadtischen "Etruskern"
verschwie-genen — Tatsachen hatte schon Burckhardt. Er schreibt in seiner "Griechischen
Kulturgeschichte" * :
"Wenn dann aber in Rom bei Entfesselung aller Leidenschaften gegen Ende der Republik das
Menschenopfer in greulichster Gestalt wieder auftritt, wenn iiber den Eingeweiden
geschlachteter Knaben Geliibde geleistet werden und dgl., wie bei Catilina und Vatinus in
(Cicero, in Vatin.6), so geht dies hoffentlich die griechische Religion nichts mehr an und auch
den angeblichen Pyrhagoreismus des Vatinius nicht. Die romischen Gladiatorenkampfe aber,
gegen welche Griechenland einen dauemden Abscheu behielt, waren aus Etrurien gekommen,
zuerst als Leichenfeier vornehmer Verstorbener." Hier ist deutlich die Erkenntnis
miteinbegriffen, daB auch das Menschenopfer ein "religioses" tuskisches Erbgut war**. Der
etruskische Priester Volgatius, der beim Leichenbegangnis Casars in
*Bd. 2, S. 152.
*^ Eine der ersten Taten des grofien Vandalen Stilicho als Regent Roms war die Abschaffung
dieser asiatischen Grausamkeiten. Genau das gleiche ordnete spater der Oftgote Theodorich
an, der die Gladiatorenkampfe zu Ritterturnieren umgestaltete. Auch in derartigen
Einzelheiten scheidet sich Charakter- aufewig von Charakter. Die Stier- und Hahnenkdmpfe
der Spanier und Mexikaner sind ihrerseits Zeugnis dafUr, aber einsjur unsauberes, iiber das
Germanische Sieghaftes Volkerchaos.
[67] Der Papst — Nachfolger des Haruspex
Verziickung das letzte Jahrhundert des Etruskertums verkiindet, war nur einer von vielen, die
Roms Leben beherrschten und die Note des Volkes fiir Vorderasiens Geist auswerteten. Als
Hannibal vor den Toren Roms stand, da erklarten diese Haruspizes, ein Sieg sei nur durch
Wiederaufnahme des Kults der,, GroBen Mutter" moglich. Diese wurde tatsachlich aus
Kleinasien heriibergeholt und der Senat muBte solch bequemen, ihr zu FuB bis zum Meer
entgegen zu gehen. So zog neues kleinasiatisches Priestertum mit der "GroBen Hure" der
Pelasger oder der "schonen lieben Hure" von Ninive (Nahum 3, 4) in die "ewige Stadt" ein
und nahm Wohnung auf dem ehrwiirdigen Palatin, dem Sitz des kulturschaffenden
altromischen Gedankens. Es folgten die iiblichen vorderasiatischen "religiosen" Umziige,
doch muBten sich die Ausschweifenden spater auf die hinter Tempelmauem liegenden
Bezirke beschranken, um sich der Emporung des besseren Teils des Volkes zu entziehen. Der
Harupex siegte, der romische Papst erhob sich als sein unmittelbarer Nachfolger, wahrend die
Tempelherrschaft, das Kardinalskollegium, eine Mischung von Priestertum der Etrusko-Syro-
Vorderasiaten und der Juden mit dem nordischen Senat Roms darstellt. Auf diesen
etruskischen Haruspex geht dann auch "unsere" mittelalterliche Weltanschauung zuriick, jener
furchtbare Zauberglaube, jener Hexenwahn, dem Millionen des Abendlandes zum Opfer
gefallen sind, der auch durchaus nicht mit dem "Hexenhammer" ausgestorben ist, sondern in
der kirchlichen Literatur von heute noch lustig weiterlebt, jeden Tag bereit, offen
hervorzubrechen; jener Spuk, der nicht selten die nordisch-gotischen Kathedralen verunstaltet
und iiber eine natiirliche Groteske weit hinausgeht. Auch in D a n t e lebt, grandios gestaltet,
die etmskisch verbastardierte Antike* emeut auf: sein Inferno mit
Wielleicht kann man auch die Gestalt Macchiavellis hier eingliedern. Trotzdem er gegen die
Kirchefiir einen italienischen Nationalstaat kdmpfte, trotzdem das Geschdft der Politik zu
alien Zeiten nicht gerade eine Schule grundsdtzlicher Wahrhaftigkeit gewesen ist: ein
derartiges, nur auf menschliche Niedertracht aufgebautes System und ein grundsdtzlic
he s Bekenntnis dazu ist keiner nordischen Seele entsprungen. Macchiavelli stammte aus dem
Dorf Monte spertoli, das, wie sein Lebensdarsteller Giuseppe Prezzolini erkldrt, ("Das Leben
Nicolo Macchiavellis", deutsch Dresden 1929) "vorw legend etruskischen Charakter" hatten *
Muller-Deecke: "Die Etrusker", Bd. II, S. 109.
[68] Dantes Inferno
dem Hollenfahrmann, dem Hollensumpf Styx, den pelasgischen blutgierigen Erinnyen und
Furien, dem kretischen Minotaums, den Damonen in widerwartigster Vogelgestalt, welche die
Selbstmorder peinigen, dem amphibienhaften Greuelwesen Geryon. Da laufen die
Verdammten in gliihender Wiiste unter dem Regen von Feuerflocken; da werden Ubeltater zu
Baumgestriipp, welches die Harpy en fressen, und bei jedem Brechen der Zweige entstromt
ihnen Blut und ewiges Wehklagen; da hetzen schwarze Hiindinnen hinter den Verdammten
her und zerreiBen sie unter fiirchterlichen Qualen; gehornte Teufel peitschen die Betriiger, und
Dimen versenkt man in stinkenden Kot. In enge Schluchten gesperrt, schmachten die
simonistischen Papste selbst, ihre drehenden FiiBe sind schmerzhaften Flammen ausgesetzt,
und laut erhebt Dante die Klage gegen das verfallene Papsttum, die babylonische Hure.
DaB alle diese Unterweltsvorstellungen etmskisch sind, zeigen vor allem die
Grabzeichnungen der Tusker. Wie im Mittelalter in der "vorchristlichen" Oberwelt, sieht man
hier als Vorstellung von der Ewigkeit an den Handen aufgehangte Menschen mit brennenden
Fackeln und anderen Marterwerkzeugen gefoltert. Die morderischen Rachefurien stellen sich
die Etrusker vor als "durchweg haBliche, mit tierischer oder negerartiger Gesichtsbildung,
spitzen Ohren, gestraubtem Haar, Hauerzahnen usw."*. So foltert eine derartige Furie mit
Vogelschnabel durch ihre giftigen
[69] Etruskische Zauberei in Europa
Schlangen den Theseus (uralter HaB gegen den sagenhaften Uberwinder der Urdamonen vor
Athen?), wie das ein Wandgemalde der Tomba dell' Oreo zu Corneto darstellt Neben diesen
Furien wirken jene graBlichen mannlichen und weiblichen Todesdamonen mit
Schlangenbeinen, Typhon und Echidna benannt, einaugig, mit Schlangenhaaren. Auch sonst
verweilen die Etrusker mit sadistischer Liebe bei alien Darstellungen der Qual, des Mordes,
des Opferns, das Menschenschlachten selbst war ein besonders beliebter Zauber.
Musikalisch erfmdungslos, im wesentlichen vollkommen poesielos, unfahig einer eigenen
organischen Architektur, ohne jeden Ansatz zu einer echten Philosophic, sehen wir dieses
vorderasiatische Volk mit groBter Beharrlichkeit der Vogel-, der Eingeweideschau, dem
komplizierten Zauber-und Opferwesen hingegeben; technisch oft tiichtig, fast ganz dem
Handel verfallen, triebhaft und zah, hat es das romische Blut vergiftet, seine
schreckenerregende Vorstellungswelt der Hollenqualen im Jenseits auf die Kirchen
iibertragen, die grauenhaften Tier-Menschendamonen sind bleibende Einwirkungsmittel des
Papsttums geworden und beherrschen die durch die romische Kirche vergiftete
Vorstellungswelt unseres "Mittelalters", woriiber schon allein die Malerei erschreckende
Auskunft gibt — sogar auf dem Isenheimer Altar, ganz zu schweigen von den Hollenfahrten
anderer bildender Kiinstler. Erst wenn man dies ganze fremde Wesen erkannt hat, sich seiner
Urspriinge bewuBt geworden ist und den Widerstandswillen aufbringt sich dieses gesamten
fiirchterlichen Spukwesens zu entledigen, dann erst haben wir das "Mittelalter" iiberwunden.
Dadurch aber auch die romische Kirche, die mit den etruskischen Unterweltsqualen fiir immer
verbunden ist, innerlich gestiirzt.
Die ganze furchtbare Mystagogie des Danteschen Infernos bedeutet also die erschiitterndste
Darstellung des
[70] Die Tragik des Mittelalters
altetruskisch-vorderasiatischen Satanismus, verbunden mit dem Christentum. Jedoch regte
sich in Dante neben dieser Umschlingung durch jahrtausendalte Damonie doch sofort der
germanische Geist*.
Im Purgatorium laBt Virgil iiber Dante sagen: "Die Freiheit sucht er"; das war ein Wort, das
alien Geistern widersprach, aus denen einst die Vorstellungen des groBen Teufels- und
Hexenspukes geboren wurden, bis schlieBlich Virgil seinen Schiitzling froh verlassen konnte,
da er geniigend eigene Kraft erworben hatte: "Mein Wissen, mein Wort kann Dir nichts mehr
erklaren, Frei, grad, gesund sind Deines Willens Zeichen: Wahn war' es, ihm nicht Folge zu
gewahren."
Das sind die zwei Welten, die das mittelalterliche Herz des nordisch-bedingten Menschen
zerrissen: die Vorderasiatische, schreckhafte, von der Kirche geziichtete Vorstellung der
grausamen Unterwelt und die Sehnsucht "frei, grad und gesund" zu sein. Nur so weit er frei
ist, kann der Germane schopferisch sein, und nur wo der Hexenwahn nicht herrschte,
entstanden Zentren europaischer Kultur.
In dieses rasselose wiiste Rom kam das Christentum. Es brachte einen Begriff mit sich, der in
erster Linie seinen
*Dafi Dante germanischer Abstammung war, stehtheutefest. Er hiefi Durante Aldiger, was
ein rein germanischer Name ist. Dantes Vater war der Urenkel des in der Comedia
erwdhnten Cacciaguida, der unter Konrad 111. am Kreuzzug teilnahm, vom Kaiser Selbst
zum Ritter geschlagen wurde. Seine Gattin war eine Frau aus altgermanischem Gschlecht der
Aldiger. Dante hatte sich sein Leben lang auf die Seite des nordischen Gedankens der
Unabhdngigkeit der weltUchen Macht von der Priesterherrschaft gestellt, d. h- sich den
Ghibellinen angeschlossen; scheute er sich doch nicht, die entarteten Pdpste in die
Hollenqualen zu versetzen, Rom selbst eine Kloake zu nennen und, vor allem, dichtete er doch
in der Sprache des Volkes, der er eine besondere Schrift widmete, gegen das abstrakte Latein.
[71] Die Erb-Sundenlehre
Sieg verstandlich macht: die Lehre von der Siindigkeit der Welt und damit zusammenhangend
die Predigt der Gnade. Einem Volk mit ungebrochenem Rassencharakter ware die Erb-
Siindenlehre eine Unverstandlichkeit gewesen, denn in einer solchen Nation lebt das sichere
Vertrauen zu sich selbst und zu seinem als Schicksal empfundenen Willen. Homers Helden
kennen die "Siinde" ebenso wenig wie die alten Inder und die Germanen des Tacitus und der
Dietrichssage. Dagegen ist das dauemde Siindengefiihl eine Begleiterscheinung physischer
Bastardiemng. Die Rassenschande zeugt vielspaltige Charaktere, Richtungslosigkeit des
Denkens und Handelns, innere Unsicherheit, das Empfinden, als sei dies ganze Dasein der
"Siinde Sold" und nicht eine geheimnisvoll notwendige Aufgabe der Selbstgestaltung. Dieses
Gefiihl der Verworfenheit aber ruft die Sehnsucht nach einer Gnade notwendig hervor, als
einzige Hoffnung der Erlosung vom blutschanderischen Dasein. Es war darum
selbstverstandlich, daB unter gegebenen Umstanden alles, was noch in Rom Charakter besaB,
sich gegen das auftretende Christentum wehrte, urn so mehr, als dieses neben der religiosen
Lehre eine durchaus proletarische-nihilistische politische Stromung. Die iibertrieben blutig
geschilderten Christenverfolgungen waren im iibrigen nicht, wie es die Kirchengeschichten
darstellen, Gesinnungsknechtungen (das Forum war frei fiir alle Gotter), sondem
Unterdriickung einer politischen als Staatsgefahrlich beurteilten Erscheinung. Lehrkonzile,
Inquisition, und Scheiterhaufen zwecks Seelenvernichtung einzufiihren, blieb der Kirche in
ihrer paulinisch-augustinischen Form vorbehalten. Die klassisch-nordische Antike kannte
derlei nicht und die germanische Welt hat sich gleichfalls stets gegen dieses syrische Wesen
emport.
Das kirchliche Christentum hat namentlich Diokletian in das Zentrum seiner Angriffe gestellt.
Dieser
[72] Der miOdeutete Diokletian
Herrscher war zwar niederer Herkunft, aber vermutlich germanischer Mischling (von weiBer
Korperhaut, blauaugig), ein personlich makelloser Mann, der Mark Aurel verehrte und ein
vorbildliches Familienleben fiihrte. In alien Staatlichen MaBnahmen zeigte sich Diokletian
sehr zuriickhaltend und als Feind jedes unniitzen Zwanges gegeniiber den Biirgern seines
Reiches, als ein Mann religioser Duldsamkeit, der nur gegen die agyptischen Bauchredner,
Wahrsager und Zauberer vorzugehen befahl. Kaiser Gallienus hatte den christlichen Kult
(259) anerkannt, christliche Bauten konnten anstandslos aufgefiihrt werden; was aber eine
organische Entwicklung storte, war in erster Linie das Gezank der miteinander
konkurrierenden Bischofe. Diokletian erlieB seinen christlichen Soldaten jede Beteiligung an
den heidnischen Opfern und forderte lediglich politische und militarische Disziplin. Gerade
auf diesem Gebiet aber wurde er von den Fiihrern der afrikanischen Kirche herausgefordert,
so daB Rekruten sich mit Berufung auf das Christentum weigerten, ihren Dienst zu tun. Trotz
freundlicher Ermahnungen rebellierte ein antiker Pazifist, bis er schlieBlich wegen Meuterei
hingerichtet werden muBte. Diese bedrohlichen Anzeichen veranlaBten nunmehr Diokletian,
die Beteiligung auch aller Christen an staatlich-religiosen Zeremonien zu fordern; Christen
aber, die nicht mittaten, verfolgte er immer noch nicht, sondern erteilte ihnen nur den
Abschied aus dem Heeresdienst. Dies hatte eine hemmungslose Beschimpfung durch die
"Christen" zur Folge, deren sektenhafte Zerrissenheit und gegenseitige Bekampfung auch in
anderer Weise das ganze biirgerliche Leben bedrohte. Der Staat griff dann endlich zwecks
Selbstverwaltung zur Abwehr — ahnlich wie heute Deutschland, will es nicht ganz
untergehen, die pazifistische Bewegung ausrotten muB. Aber auch hier verhangte Diokletian
bei Widerspenstigen nicht die Todesstrafe — wie er es im
[73] Der fromme Julian
Falle des kaufmannischen Betruges angeordnet hatte — sondem die Versetzung in den
Sklavenstand. Die Antwort war Aufruhr, Brandstiftung im Palast des Kaisers
Herausforderungen der bisher unbehelligt gebliebenen, deshalb anmaBend gewordenen
Christengemeinden aus dem ganzen Reich folgten eine nach der andem. Die darauf
einsetzenden "furchtbaren Christenverfolgungen" des "Ungeheuers Diokletian" betmgen —
neun hingerichtete, aufriihrerische Bischofe und in der Provinz des heftigsten Widerstandes,
Palastina, ganze 80 ausgefiihrte Todesurteile. Der "allerchristlichste" Herzog Alba aber lieB
allein in den kleinen Niederlanden 100.000 Ketzer hinrichten.
Dies alles gilt es sich zu vergegenwartigen, um die Hypnose einer Systematischen
Geschichtsforschung einmal zu brechen. So erscheint auch der durchaus auf dem Standpunkt
der Paritat der Kulte stehende Julian Apostata in einem anderen Lichte, da er sich nicht
scheute, gerade auf Grund frommer Gesinnung gegen die Lehrer der "Stellvertretung Gottes"
zu kampfen. Im iibrigen wuBte er, worum es ging, als er schrieb: "Durch die Dummheit dieser
Galilaer ging unser Staat fast zugrunde, durch der Gotter Gnade kommt nun die Rettung. Also
wollen wir die Gotter ehren und jede Stadt, in der es noch Frommigkeit gibt."* Dies war
durchaus berechtigt, denn kaum war durch Konstantin das Christentum Staatsreligion
geworden, da trat der alttestamentarische Geist des Hasses furchtbar in Erscheinung: mit
Bezug auf das Alte Testament forderten die Christen die Anwendung der dort
vorgeschriebenen Strafen gegen Gotzendienst. Auf ihre Forderung hin wurden die Tempel des
Jupiters in Italien (mit Ausnahme Roms) geschlossen. Man begreift also den
*Ndheres bei The odor Birt: "Charakterbilder Spdtroms", Leipzig 1919.
[74] Chrestos und Paulus
StoBseufzer Julians, er sieht aber aus allem, daB auch iiber die Zeit des aufsteigenden
Christentums die Geschichte neu geschrieben werden muB und daB der Eunuch Eusebius
keine Geschichtsquelle darstellt.
Das Christentum, wie es durch die romische Kirche in Europa eingefuhrt wurde, geht
bekanntlich auf viele Wurzeln zuriick, die naher zu priifen hier nicht der Ort ist. Nur einige
Bemerkungen.
Die groBe Personlichkeit Jesu Christi, wie immer sie auch gestaltet gewesen sein mag, wurde
gleich nach ihrem Hinscheiden mit allem Wust des vorderasiatischen, des jiidischen und
afrikanischen Lebens beladen und Verschmolzen. In Kleinasien iibten die Romer ein straffes
Regiment aus und trieben unerbittlich ihre Steuern ein; in der unterdriickten Bevolkerung
entstand folglich die Hoffnung auf einen Sklavenfiihrer und Befreier: das war die Legende
vom Chrestos. Von Kleinasien gelangte dieser Chrestosmythus nach Palastina, wurde
lebhaft aufgegriffen, mit dem jiidischen Messiasgedanken verbunden, und schlieBlich auf die
Personlichkeit Jesu iibertragen. Diesem wurden neben seinen eigenen predigten die Worte
und Lehren der vorderasiatischen Propheten in den Mund gelegt und zwar in der Form einer
paradoxen Uberbietung altarischer Forderungen, wie z.B. des 9-Gebote-Systems, das schon
vorher von den Juden in ihren 10 Verboten fiir sie selbst zurechtgestutzt worden war*. So
verband sich Galilaa mit ganz Syrien und Vorderasien.
Die christliche, die alien Lebensformen aufwiihlende Stromung erschien dem Pharisaer
Saulus vielversprechend und ausnutzbar. Er schloB sich ihr mit plotzlichem EntschluB an und,
ausgeriistet mit einem unzahmbaren Fanatismus, predigie er die internationale Weltr evolution
gegen das romische Kaiserreich. Seine Lehren bilden bis
*Erbt: Weltgeschichte auf rassischer Grundlage.
[75] Paulus und das Rassenchaos
auf heute trotz aller Rettungsversuche, den jiidischen geistigen Grundstock, gleichsam die
talmudistisch-orientalische Seite der romischen, aber auch der lutherischen Kirche. Paulus
hat, was man in kirchlichen Kreisen nie zugeben wird, dem unterdriickten national-jiidischen
Aufstand die internationale Auswirkung gegeben, dem Rassenchaos der alten Welt den Weg
noch weiter geebnet und die Juden in Rom werden sehr wohl gewuBt haben, wamm sie ihm
ihre Synagoge fiir seine Propagandareden zur Verfiigung stellten. DaB Paulus sich (trotz
gelegentlicher Kritik des Jiidischen) bewuBt gewesen ist, doch eine jiidische Sache zu
vertreten, geht aus einigen gar zu offenherzigen Stellen seiner Briefe hervor: "Verstockung ist
zu einem Teil iiber Israel gekommen, bis dahin, wo die Fiille der Heiden wird eingegangen
sein, und alsdann wird ganz Israel gerettet werden, sie, der Erwahlung und Lieblinge um der
Vater willen. Die da sind von Israel, denen die Kindschaft gehort, und die Herrlichkeit, die
Biindnisse, die Gesetzgebung, die Gottesdienste, die VerheiBungen, aus denen der Christos
stammt nach dem Fleisch ... Wenn der Heide aus dem von Natur wilden Olbaume
ausgeschnitten, und gegen die Natur auf den edlen gepfropft wurde, wieviel eher werden
diese, deren Natur es entspricht, auf ihren urspriinglichen Baum gepfropft werden."*
Gegen diese gesamte Verbastardierung, Verorientalisierung und Verjudung des Christentums
wehrte sich bereits das durchaus noch aristokratischen Geist atmende Johannesevangelium.
Um 150 steht der Grieche Markion auf, tritt wieder ein fiir den nordischen Gedanken einer auf
organischer Spannung und Rangstufen beruhenden Weltordnung im Gegensatz zu der
semitischen Vorstellung einer willkiirlichen Gottesmacht und ihrer
*Rdmer 11, 25,- 9, 4; 11, 24. Das ist das gleiche, was heute die bastardische Sekte der
"Ernsten Bibelforscher" lehrt.
[76] Das zwiespaltige Wesen des Christentums
schrankenlosen Gewaltherrschaft. Er verwirft deshalb auch das "Gesetzbuch" eines solchen
falschen Gottes, d. h- das sogen. Alte Testament. Ahnliches versuchten einzelne unter den
Gnostikem. Aber Rom hatte sich dank seiner rassischen Zersetzung unrettbar an Afrika und
Syrien verschrieben, die schlichte Personlichkeit Jesu iiberdeckt, das spatromische Ideal des
Weltimperiums mit den Gedanken der volkslosen Weltkirche verschmolzen. Der Kampf der
ersten nachchristlichen Jahrhunderte ist nicht anders zu begreifen als ein Kampf verschiedener
Rasseseelen mit dem vielkopfigen Rassenchaos, wobei die syrisch-vorderasiatische
Einstellung mit ihrem Aberglauben, Zauberwahn und sensuellen "Mysterien" alles
Chaotische, Gebrochene, Zersetzte hinter sich vereinigte und dem Christentum den
zwiespaltigen Charakter aufdriickte, an dem es auch heute noch krankt. So zog eine mit
Knechtseligkeit durchzogene Religion, geschiitzt durch die miBbrauchte, groBe Personlichkeit
Jesu in Europa ein*. Das Auftreten des aus vielen Quellen gespeiste Christentums zeigt ein
merkwiirdiges, inniges Verbal tnis zwischen abstrakter Geistigkeit und damonistischer
Zauberei mit besonderer Eindringlichkeit, ungeachtet anderer Strome, die noch in ihm
aufgenommen wurden. Die Idee der Dreieinigkeit
*Was Jesu Herkunst betrifft, so liegt, wie schon von Chamberlain und Delitzsch betont
worden ist, nicht der geringste zwingende Grund zur Annahme vor, dafi Jesus jUdischer
Herkunft gewesen, wenn er auch in jiidischen Gedankenkreisen aufgewachsen ist. Einige
interessante Forschungsergebnisse findet man bei Dr. E. Jung, "Die geschichtliche
Personlichkeit Jesu" (MUnchen 1924). Lautdem syrischen Christenprediger Ephraem (4.
Jahrhundert) hatte Jesus zur Mutter ein danaitisches Weib (also aus Dan gebtirtig) und einen
Lateiner zum Vater. Ephraem sieht darin nichts Unehrenhaftes undfiigt hinzu: "Jesus hat so
seine Abstammung von zwei allergrofiten und allerbertihmtesten Volkern hergeleitet, die
mutterliche ndmlich von den Syriern, die vdterliche von den Romern. " Ephraem setzt dieses
Wissen als allbekannt voraus.
[77] Beginnende Dogmatisierung
z.B. war vielen Volkern des Mittelmeerbeckens in der Form von Vater, Mutter, Sohn bekannt,
femer durch die Erkenntnis: "Dreifach teilt sich alles" (die Aggregatzustande der einigen
Materie). Die Mutter versinnbildlichte die gebarende Erde, der Vater das zeugende
Lichtprinzip. An die Stelle der Mutter trat nun der "Heilige Geist" in bewuBter Abkehr vom
rein Korperlichen, das "hagion pneuma" der Griechen, der Prana der Inder. Diese betonte
Geistigkeit war aber nicht in eine rassisch-volkische Typik eingebettet, nicht von einem org
a n i s c h e n Leben polar bedingt, sondern wurde zu einer rassenlosen Kraft. "Hier ist kein
Jude noch Grieche, hier ist kein Knecht noch Freier, hier ist kein Mann und Weib", so
schreibt Paulus an die Galater (die letzten Uberbleibsel eines groBen Keltenzuges aus dem
Donautal bis nach Kleinasien). Auf Grund dieses alles Organische leugnenden Nihilismus
fordert er dann den Glauben in Christo, also eine Umkehrung aller kulturschaffenden Werte
des Griechen- und Romertums, die allerdings durch deren vollige Zersetzung sowieso
gegeben war und dank der starken AusschlieBlichkeit endlich die richtungslos gewordenen
Menschen urn sich scharte. Ein weiterer Schritt zur Verneinung naturhafter Verbundenheit
geschah in der Dogmatisierung der Jungfrauengeburt, die als ein Sonnenmythus bei alien
Volkern nachweisbar ist, von den Siidseeinseln bis nach Nordeuropa*.
Dieser abstrakten Geistigkeit standen aber allle Zauber Kleinasien-Syrien-Afrikas zur Seite.
Die Damonen, die von Jesus ausgetrieben wurden und in die Saue fuhren, die auf seinen
Befehl zuriickgefiihrte Beruhigung des stiirmischen Meeres, die "beglaubigte" Auferstehung
und Himmelfahrt nach dem Martertode, das alles war der eigentliche
*Leo Frobenius: Das Zeitalter des Sonnengottes.
[78] Goethes positives Christentum
"tatsachliche" Ausgangspunkt des Christentums und erzeugte zweifellos starke Krafte des
Leidens. Nicht vom Leben des Soter (des Heilandes) ging also die Welt aus, sondern von
seinem Tode und dessen wunderbaren Folgen, dem einzigen Motiv der paulinischen Briefe.
Goethe aber empfand gerade das Leben Christi als wichtig, nicht den Tod, und bezeugte
dadurch die Seele des germanischen Abendlandes, das positive Christentum gegeniiber dem
negativen der auf etrusko-asiatische Vorstellungen zuriickgehenden Priesterherrschaft und des
Hexenwahns.
Es ist, wie friiher ausgefiihrt, irrefuhrend und nichtssagend, wenn unsere Gelehrten die
Verwandlungen griechischen Lebens so darstellen, als hatte es sich von chthonischen Gottern
zur Gottlichkeit des Lichtes, vom Matriarchat zum Vaterrecht entwickelt; ebenso falsch ist es,
wenn sie von einer naiv-volkstiimlichen Anschauung sprechen, die sich zum hohen Denken
gesteigert habe; vielmehr liegt auch gerade neben dem anti chthonischen Kampf in dem
spateren Vorherrschen der intellektualistischen Lehrsysteme, in dem Versuch, das friiher
unbefangene Leben zu verstaatlichen, ein Versiegen der Schopferischen Rassenkrafte, am
Ende die platonische Reaktion, durch ein Schema zu erreichen, wozu das Blut allein bereits
zu schwach geworden war. Der nordische Grieche kannte keinen theologischen Stand; seine
Priester erwuchsen ihm aus den Adelsgeschlechtem. Seine Sanger und Dichter erzahlten ihm
von der Geschichte und dem Heroismus seiner Helden und Gotter. Ganzlich undogmatisch,
wie friiher die Inder, spater die Germanen, tritt uns der freie Griechengeist entgegen.
Gymnastik und Musik waren der Inhalt seiner Erziehung, sie geniigte, um die notigen
Voraussetzungen zu schaffen, den Hopliten, den Staatsbiirger zu ziichten. Erst ein Sokrates
konnte den Wahnsinn predigen, die Tugend sei lehrbar, lehrbar fiir alle Menschen
[79] Wechselwirkung von Magie und Intellektualismus
(was Platon dahin verfeinerte: der wirkliche Erkenner des Wesens der Ideenwelt sei
selbsttatig gut). Mit dem Ausbau einer solchen individualistisch-rasselosen
intellektualistischen Weltanschauung wurde die Axt an die Wurzel des griechischen Lebens
gelegt; zugleich aber lockerte der wesenlose Intellektualismus gerade wieder die durch
griechische apollinische Zucht zuriickgedrangten asiatischen Sitten Hier konnen wir zuerst am
anschaulichsten das Wechselspiel verfolgen, welches zwischen Intellektualismus und Magie
stattfmdet. Vernunft und Wille sind beide, wenn auch nicht immer zielbewuBt, so doch
zielstrebig, d.h. sie sind naturecht, blutnahe, organisch bedingt. In dem MaBe, wie diese
weltanschauende Vernunft durch ihre veranderten Trager unsicherer wird. in gleichem MaBe
verknochert sie zu verstandesmaBigen Konstruktionen. Zu gleicher Zeit steigt der
willenmaBige Teil hinab zu magisch-zauberhaften Trieben und gebiert Aberglauben auf
Aberglauben. Die Folge der Zersetzung der vemunftwillenhaften Rassenseele ist dann ein
"weltanschauliches" intellektualistisch-zauberhaftes Gebaude, oder die Aufspaltung in
wesenlosen Individualismus und triebhaftes Bastardtum. Den ersten Fall liefert uns die
katholische Kirche (in abgeschwachtem MaBe auch der Protestantismus), welche einen
Zauberglauben (wobei dies Wort ohne jede Verachtlichmachung zu gebrauchen ist)
intellektuell unter-und iibermauert, den zweiten zeigt uns die Zeit des spaten Hellenismus.
Das negative und das positive Christentum standen von je im Kampfe und ringen noch
erbitterter als friiher gerade in unseren Tagen. Das negative pocht auf seine syrisch-
etruskische Uberlieferung, auf abstrakte Dogmen und altgeheiligte Gebrauche, das positive
ruft emeut die Krafte des nordischen Blutes wach, bewuBt, so wie einst naiv die ersten
Germanen, als sie in Italien eindrangen und dem siechen Lande neues Leben schenkten.
[80] Die Germanen in Rom
Wie ein drohendes urgewaltiges Schicksal war einst der Sturm der Cimbem von Norden
hereingebrochen. Seine Abwehr konnte nicht verhindern, daB nordische Kelten und
Germanen die Grenzen Roms immer mehr bedrohten. Ein Feldzug nach dem andem zeigt
krieggewohnte romische Taktik vergebens gegen urwiichsige Kraft am Werke. Blonde riesige
"Sklaven" treten in Rom auf, das germanische Schonheitsideal wird Mode im verfallenden
ideallosen Volkstum. Auch fireie Germanen sind in Rom keine Seltenheit mehr, germanische
Soldatentreue wird nach und nach die starkste Stiitze des Casars. Aber zugleich auch die
drohendste Gefahr fur den armselig-wertlos gewordenen Staat. Augustus versucht durch
Junggesellenstrafen, Ehestiftung, soziale Fiirsorge "sein" Volk zu heben. Umsonst. Germanen
sind fiihrend bei der Wahl des Claudius, des Galba, des Vitellius. Mark Aurel entsendet seine
germanischen Gefangenen aus Wien nach Italien und macht sie statt zu Gladiatoren zu Bauern
auf verodetem altromischem Boden. Zu Konstantins Zeiten ist fast das ganze Romerheer
germanisch ... Wer hier nicht Rassenkrafte am Werk zu erblicken vermag, der muB fiir jedes
geschichtliche Werden blind sein, derart mit Handen greifbar ist hier Zersetzung und
Neuformung, die dann iiber Konstantin hinwegfuhrt zu Stilicho, Alarich, Ricimer, Odoaker,
Theodorich, den Langobarden, den Normanen, welche von Siiden aus ein Konigreich
errichten, bis zu jenem unbegreiflich groBen Friedrich II., dem Hohenstaufen, der den ersten
weltlichen Staat, das sizilische Konigtum, formt und mit deutschen Adelsherren seine
Provinzen besetzt.
In der Geschichte der Vemordung Italiens ragt vomehmlich hervor Theodorich der GroBe.
tjber dreiBig Jahre herrschte dieser Starke und doch milde, groBziigige Mann iiber das
romische Reich. Was Mark und Konstantin begonnen, fiihrte er weiter: die Germanen
[81] Die Bedeutung H. St. Chamberlains
wurden nicht nur Pachter und Kleinbauern, sondern auch GroBgrundbesitzer; ein Drittel jeden
Landbesitzes ging iiber in die Hande des rein germanischen Heeres; iiber 200.000
Germanenfamilien siedelten sich — leider zerstreut — in Toskana, Ravenna, urn Venedig an.
So zogen wieder nordische Fauste den Pflug durch nord- und mittel-italienische Erde und
machten das vollkommen darnieder-liegende Odland wieder fruchtbar und unabhangig vom
Getreide Nordafrikas. Durch Eheverbote und arianischen Glauben von den "Eingeborenen"
geschieden, iibernahmen Goten (spater Langobarden) die gleiche charakterbildende Rolle, wie
die erste nordische Welle, die einst das alte republikanische Rom erbaute. Erst mit dem
Ubertritt zum Katholizismus begann eine rassische Umschmelzung; die "Renaissance" wurde
schlieBlich zu einer rauschenden Neuverkiindigung nordischen, diesmal germanischen Blutes.
Hier entstieg in plotzlichem Niederbrechen umhegter gesellschaftlicher Schranken ein Genie
nach dem anderen dem vorgeackerten Boden, wahrend das von Rom ab afrikanisierte
Siiditalien stumm, unschopferisch blieb. Bis auf heute, da der wieder vom Norden kommende
Faschismus die alien Werte erneut zu wecken versucht Versucht!
DaB alle Staaten des Abendlandes und ihre schopferischen Werte von den Germanen erzeugt
wurden, war zwar schon lange allgemeine Redensart gewesen, ohne daB vor H. St.
Chamberlain daraus die notwendigen Folgerungen gezogen worden waren. Denn diese
begreifen in sich die Erkenntnis, daB beim vollstandigen Verschwinden dieses germanischen
Blutes aus Europa (und nach und nach folgilch auch beim Hinsiechen der von ihm gezeugten
typen-und nationenschaffenden Krafte) die gesamte Kultur des Abendlandes mit untergehen
miiBte. Die Chamberlain erganzende neue Erforschung der Vorgeschichte in Verbindung
[82] Eine iiberwundene Geschichtsauffassung
mit der Rassenkunde hat dann noch eine tiefere innere Besinnung hervorgerufen: jenes
furchtbare BewuBtsein, daB wir heute vor einer endgiiltigen Entscheidung stehen. Entweder
steigen wir durch Neuerleben und Hochzucht des uralten Blutes, gepaart mit erhohtem
Kampfwillen, zu einer reinigenden Leistung empor, oder aber auch die letzten germanisch-
abendlandischen Werte der Gesittung und Staatenzucht versinken in den schmutzigen
Menschenfluten der Weltstadte, verkriippeln auf dem gliihenden unfruchtbaren Asphalt einer
bestialisierten Unmenschheit oder versickem als krankheitserregender Keim in Gestalt von
sich bastardierenden Auswanderem in Siidamerika, China, Hollandisch-indien, Afrika.
Femer erscheint ein anderer Baugedanke von H. St. Chamberlains Weltauffassung heute
neben der Betonung der neuen Weltgriindung durch das Germanentum von
ausschlaggebender Bedeutung: daB sich zwischen das alte nordisch betonte Rom und das neue
germanisch bestimmte Abendland eine Epoche einschiebt, die gekennzeichnet wird durch
hemmungslose Rassenvermischung, d. h. Bastardierung, durch Aufquirlen alles Kranken,
durch iiber steigerte sinnliche Ekstasen, durch aufgeblahten syrischen Afterglauben und durch
das Fiebern aller Menschenseelen eines ganzen Weltkreises. Chamberlain benannte diese Zeit
mit einer Pragung, die den echten, Geschichte gestaltenden Kiinstler verrat: das Volkerchaos.
Diese Bezeichnung eines bestimmten Zustandes, wenn dieser sich zeitlich auch weder
riickwarts noch vorwarts genau abgrenzen laBt, ist heute AllgemeinbewuBtsein,
selbstverstandliches Gut aller tiefer Schauenden geworden. Diese neue Takteinteilung anstelle
von " Altertum" und "Mittelalter" war aber im hochsten Sinne des Wortes eine der groBten
lebensgesetzlichen und seelenkundlichen Entdeckungen des ausgehenden 19. Jahrhunderts,
die zu einer Gmndlage unserer gesamten Geschichtsbetrachtung des fortschreitenden 20.
Jahrhunderts
[83] Die nordischen Wellen
geworden ist. Denn diese Erkenntnis bedeutet, daB wenn auf die Caracallas keine Theodorichs
gefolgt waren, "ewige Nacht" sich iiber Europa ausgebreitet hatte. Die aufgewiihlten
Schlammfluten der Mischhnge Asiens, Afrikas, des ganzen Mittelmeerbeckens und seiner
Auslaufer hatten sich nach wiisten Erregungen wohl nach und nach gesetzt, das stets wogende
Leben hatte wohl vieles Faule, Verkriippelte ausgemerzt, aber fiir ewig verloren gegangen
ware die schopferische Kraft einer immer neu gebarenden Kulturseele, auf ewig
verschwunden ware der die Erde umgestaltende Genius des das Weltall erforschenden
nordisch bedingten Menschen. Es hatte nur jenes "Menschentum" fortvegetiert, wie es
stellenweise in Siiditalien heute — nicht lebt, sondem verkriippelt sich fortfristet ohne kiihne
Schwungkraft des Korpers und der Seele, ohne jede echte Sehnsucht, in tiefster
unterwiirfigster Geniigsamkeit auf Lavamassen oder inmitten Steinwiisten hausend.
Darum: wenn auch heute noch, rund 2000 Jahre nach dem Auftreten der Germanen, irgendwo
Nationalkulturen, Schopferkraft und wagemutiger Unternehmungsgeist wirken, so verdanken
diese Krafte, selbst wenn sie sich untereinander noch so sehr befehden sollten, ihr Dasein
einzig und allein der neuen nordischen Welle, die alles iiberziehend und befruchtend in
stiirmischen Fluten iiber das ganze Europa hinwegging, die FiiBe des Kaukasus umspiilte, bis
iiber die Saulen des Herkules hinaus brandete, urn erst in den Wiisten Nordafrikas zu
vergehen.
In ganz groBer Linienfiihrung betrachtet, besteht die Geschichte Europas im Kampf zwischen
diesem neuen Menschentum und den Millionenmassen der bis zum Rhein, iiber die Donau
hinausreichenden Krafte des romischen Volkerchaos. Diese dunkle Brandung trug auf ihrer
Oberflache glanzende Werte, vermittelte nervenerregende Geliiste; ihre Wellen erzahlten von
vergangener,
[84] Das "Ideal" einer Weltkirche
einst doch gewaltiger Weltherrschaft und von einer alle Fragen losenden Weltreligion. GroBe
Telle des sich unbekiimmert und kindlich verschwendenden nordischen Blutes ergaben sich
den bestrickenden Verlockungen, wurden gar selbst zu Tragem halb ertraumter altromischer
Herrlichkeit, ziickten nur zu oft ihr Schwert iiber die ganze Welt im Dienste einer Phantasie,
wurden anstelle zu Ahnherrn, als welche sie geboren waren, zu bloBen Erben. So gestaltet
sich bis zu Martin Luther der Kampf zwischen Germanentum und Volkerchaos zu einem
Ringen zwischen naturverbundenem Heldentum mit einer Heldenhaftigkeit im Dienste einer
naturfremden Phantastik und nicht selten sind es Vertreter des gleichen Blutes, welche sich
zugunsten urfeindlicher Werte mit der Waffe in der Hand gegeniiberstehen.
Es war nur zu natiirlich, daB sich die Trager der aus den norddeutschen Ebenen nach Gallien,
Spanien, Italien ergieBenden Rasse, die so naturhaft-gewaltig aufbrachen, nicht aller inneren
Zusammenhange ihrer seelischen Artung bewuBt waren, daB sie staunenden Auges das Neue,
Fremde in sich hinein, in sich aufsaugten und — als Herren — dieses Neue regierten.
umgestalteten, aber (da in der Minderzahl) auch dem neuen Gehalt ihren Tribut zahlen
muBten. Wenn noch heute "Staatsrechtler" das "Ideal einer einheitlichen Gliederung der
Menschheit" predigen, einer einzigen, organisierten, sichtbaren Weltkirche das Lob spenden,
welche alles Staatsleben, alle Wissenschaft, alle Kunst, alle Ethik aus einem einzigen Dogma
heraus bestimmen und zusammenfassen soil*, so ist das der Niederschlag jener Gedanken des
'Volkerchaos, die unser Wesen von jeher vergifteten; besonders wenn ein Forscher dieser Art
noch hinzufiigt: "Was Osterreich erstrebt, hat die ganze Welt im groBen zu erreichen". Das ist
Rassenpest und Seelenmord zum weltpolitischen Programm erhoben.
*Z.B.R. V. Kralik: "osterreichische Geschichte ", 1913.
[85] Die deutsche Wiedergeburt
Kaiser und Papst kampften einst innerhalb dieser universalistischen, nationalfeindlichen Idee,
das deutsche Konigtum gegen sie; Martin Luther stellte der politischen Papst-Weltmonarchie
den politischen Nationalgedanken gegeniiber, England, Frankreich, Skandinavien, PreuBen
bedeuteten eine Starkung dieser Front gegen das Chaos, die Neugeburt Deutschlands 1813,
1871 weitere Etappen, jedoch noch immer gleichsam bewuBtlos-zielstrebig. Der
Zusammenbruch 1918 hatte uns bis ins Innerste zerrissen, zugleich aber der suchenden Seele
die Faden bloBgelegt, die hier ihr Gewebe von Segen und Unsegen gewirkt hatten. Vom
StammesbewuBtsein Altgermaniens, iiber den deutschen Konigsgedanken, preuBische
Neufiihrung, Alldeutschlandgefiihl, formales Reichsgefiige wird heute das artgebundene
VolksbewuBtsein als groBte Bliite der deutschen Seele geboren. Wir verkiinden es nach
diesem Erlebnis als die Religion der deutschen Zukunft, daB wie, heute politisch auf dem
Boden liegend, gedemiitigt und verfolgt, die Wurzel unserer Kraft gefunden, erst eigentlich
entdeckt und mit einer Kraft neu erlebt haben wie kein Geschlecht zuvor. Mythisches
Ergreifen und bewuBtes Erkennen stehen sich heute im Sinne des deutschen
Erneuerungsgedankens endlich einmal nicht feindlich, sondern sich gegenseitig steigernd
gegeniiber: der gliihendste Nationalismus nicht mehr auf Stamme, Dynastien, Konfessionen
gerichtet, sondern auf die Ursubstanz, auf die artgebundene Volkheit selbst, ist die Botschaft,
die einst alle Schlacken schmelzen wird, um das Edle herauszuholen und das Unedle
auszumerzen.
Eine welter forschende Betrachtung wird neben den ringenden Kraften des Germanentums
und des Volkerchaos die Wirkungslinien der anderen eingeborenen oder eingesickerten
Rassen Europas erkennen konnen. Sie wird die formal beherrschtere, kiihlere, aber den
germanischen Werten nicht gar zu fern stehende mittelmeerlandische
[86] Der alpine EinfluO
(westliche) Rasse schatzen und hier manche Mischung (soweit sie nicht als
Massenerscheinung auftritt) mit der nordischen nicht unbedingt als Verlust, sondern oft als
Bereicherung der Seele verbuchen*. Sie erkennt die weniger kulturschopferische, aber mit
starkstem Temperament begabte dinarische Rasse ofters in mancher groBen Leidenschaft
Europas wirksam werden, dann aber auch ihre vorderasiatischen Einschlage oft
Bastardierungserscheinungen hervorrufen (wie z.B. in Osterreich, auf dem Balkan). Der neu
gerichtete Betrachter erschaut dann, wie sich die dunkle alpine Rasse untemehmungslos aber
widerstandsfahig geduldig vorschiebt, vermehrt. Sie rebelliert nicht offen gegen den
siegenden germanischen Menschen, in gewisser Aufhellung leistet sie ihm als folgsamer
Knappe und Bauer groBe Dienste, steigert in Individuen stellenweise die germanischen Krafte
zum zahen Widerstande, um jedoch, in M a s s e n eindringend, die schopferischen Machte zu
iiberdunkeln, zu iiberkrusten, zu ersticken. GroBe Telle In Frankrelch, In der Schwelz, In
Deutschland stehen heute berelts Im Zelchen dleser alles GroBe abtragenden alplnen
Elnwlrkung, die Demokratle auf polltlschem Geblete, die gelstlge Bediirfnlsloslgkelt, der
unkiihne Pazlfismus verbunden mlt geschaftstiichtlger Schlauhelt und Riickslchtsloslgkelt Im
Verfolgen gewlnnversprechender handlerlscher Unternehmungen slnd die furchtbaren
Anzelchen alplner Uberwucherungen des gesamteuropalschen Lebens.
*Ich bemerke, dafi ich das Ndhere der russischen Typenverschiedenheiten hier nicht
behandeln kann. Ob z. B. Kern ("Stammbaum und Artbild der Deutschen") denBegriff
"Nordisch" einengt, indem er das "Dalische" ausscheidet, oder ob Gunther das Dalische
(oder Fdlische) als dem Nordischen wesensverschmolzen darstellt, ist einefur das
Wesentliche nicht sehr wichtige Einzelfrage. Auch der Streit uber die Urheimat der
nordischen Rasse ist historisch, nicht wesentUch. Ausgezeichnet wirddas Problem der
naturverwachsenen Germanen von Darre in "Das Bauerntum als Ur quell der nordischen
Rasse " behandelt.
[87] Das Mittelalter - keine Einheit
Alle groBen und blutlgen Kampfe zwlschen Germanentum und romlschem Volkerchaos,
gefiihrt vom nordischen Menschen, mlnderten oft fiir lange Zelt die Kraft seines Blutes. Und
auch wenn slch die Krlege nicht selten auf dem Riicken des alplnen Menschen abgesplelt
haben, so blleb er doch mehr verschont als die nordischen Emporer, die, zunachst, als
"Ketzer", frele Bahn fur freles, d.h. artgebundenes Denken schufen.
Sehen wlr an dleser Stelle von den friihen Kampfen der Arlaner urn Glaubensfrelhelt ab, so
bletet das gesamte Abendland auch nach der machtpolltlschen Festlgung Roms nicht das Blld
elnes In slch abgeschlossenen, organlsch verwurzelten Lebensgefiiges. War die romlsche
slegende Unlversalklrche die gradllnlge Fortsetzung des spatromlschen rasselosen
Weltlmperlallsmus, wurde das romlsche Kalsertum auch der machtlgste bewaffnete Arm
dleser Idee, stellten slch selbst genlale Gestalten germanlscher Geschlechter dlesem ganze
Jahrhunderte verzaubernden Gedanken zur Verfiigung, so riihrten slch doch iiberall und auf
alien Gebleten sofort auch die Gegenkrafte. polltlscher Art In der Form des deutschen
Konlgtums, des franklsch-franzoslschen Galllkanlsmus, klrchllcher Natur Im Kampf des
Eplskopallsmus gegen Kurlallsmus, gelstlgen Wesens In der Forderung nach freler
Naturforschung, phllosophlsch-rellgloser Art In dem Ruf nach personllcher Gedanken- und
Glaubensfrelhelt. All dlese Krafte, ob sle zu friiheren Zelten auch Rom als Idee noch
anerkannten und slch oft der ganzen Tragwelte Ihrer Forderungen gar nicht bewuBt waren; ob
sle gar stellenwelse gerade von der klndllchen Anslcht getragen wurden, die Klrche saubern
zu wollen, sle alle slnd letzten Endes Krafte elnes feurlgen Natlonallsmus, wenn wlr darunter
elne rasslsche gebundene, wlllenhafte, art-unterbewuBte Denkungsart und Gefuhlselnstellung
gegeniiber elnem Unlversallsmus legendwelcher Form verstehen wollen. Der Konlgs- und
Herzogsgedanke,
[88] Der Ketzerkampf in Europa
raumbegrenzter Eplskopallsmus, Personllchkeltsfrelhelt, das alles wurzelt unmlttelbar Im
Erdrelch, so sehr dlese Machte auch unter slch um die Vorherrschaft gerungen haben und
noch heute rlngen. Und erschelnt es auch jetzt mlt Handen grelfbar, daB die am relnsten
nordlsch-germanlschen Staaten, Volker und Stamme slch, als die Zelt gekommen war, am
entschledensten und am folgerlchtlgsten gegen den romlschen Unlversallsmus und gegen die
alles Organlsche bekampfende gelstlge Elnheltsform (Unltarlsmus) wehrten, so werden wlr
auch vor diesem siegreichen groBen Erwachen aus der romisch-vorderasiatischen Hypnose
diese Krafte — in unmittelbarer Ankniipfung an die noch "heidnischen" Germanen — in
einem heroischen Kampf am Werke erblicken konnen. Die Geschichte der Albigenser,
Walenser, Katharer, Arnolbisten, Stedinger, Hugenotten, Reformierten, Lutheraner zeichnet
neben der Geschichte der Martyrer der freien Forschung und der Darstellung der Helden der
nordischen Philosophic das erhebende Bild eines gigantischen Ringens urn Charakterwerte,
d.h. urn jene seelisch-geistige Voraussetzung, ohne deren Durchsetzung es keine
abendlandische, keine volkliche Gesittung gegeben hatte.
Wer heute auf das demokratisierte, von schlauen Rechtsanwahen miBregierte, von jiidischen
Bankiers ausgepliinderte, geistreich schillernde und doch nur noch von einer Vergangenheit
zehrende Frankreich blickt, der vermag sich kaum vorzustellen, daB dieses Land einst vom
Norden bis zum tiefsten Siiden im Brennpunkt heroischer Kampfe gestanden hat, die iiber ein
halbes Jahrtausend Gestalten kiihnster Art erzeugten und die, umgekehrt, durch Manner
heldischer Gesinnung immer wieder neu entfacht wurden. Wer unter "Gebildeten" weiB heute
wirklich etwas von dem gotischen Toulouse, dessen Ruinen noch jetzt vieles von einem
stolzen Menschentum erzahlen? Wer kennt die groBen Herrengeschlechter dieser Stadt, die in
blutigen Kriegen vernichtet, ausgerottet wurden? Wer erlebte die Geschichte
[89] Die Reform des Peter Waldes
der Grafen von Foix, deren SchloB heute in jammerliche Steinhaufen zerfallen ist, deren
Dorfer verodet darniederliegen, deren Lander nur noch von kiimmerlichen Bewohnern
besiedelt werden? "Der Papst", erklarte um 1200 einer jener kiihnen Grafen, "hat mit meiner
Religion nichts zu tun, well der Glaube eines jeden Menschen frei Sein muB." Dieser auch
heute nur teilweise verwirklichte germanische Urgedanke kostete ganz Siidfrankreich Sein
bestes Blut und wurde mit dessen Ausrottung in diesem Gebiet fiir immer erstickt. Als
einziges Uberbleibsel des Westgotentums liegt hier nur noch die einzige protestantische
Hochschule Frankreichs: Montauban.
Der gleiche Heroismus wurde einem kleinen Volkchen inmitten der italienisch-franzosischen
Alpen eingehaucht. Auch hier geht der zusammenschmiedende Wille auf eine groBe,
geheimnisvolle Personlichkeit zuriick, einen Kaufmann von Lyon, der (noch unbestimmt von
woher) in diese Stadt eingewandert war, Peter mit Namen, welcher Spater den Zunamen
Valdo oder Waldes erhielt. Er lebte lange Jahre ehrbar Seinem Gewerbe, gait als ein frommer
Mann und dachte vermutlich an keine Emporung. Aber er fiihlte immer mehr die Kluft
zwischen dem Schlichten Evangelium und dem protzenden Gebaren der Kirche, er empfand
dann immer tiefer die lahmende Wirkung der Zwangsglaubenslehren. Und im treuen Glauben,
dem geistlichen Oberhaupt zu dienen, pilgerte Peter Waldes nach Rom, forderte dort
Einfachheit der Sitten, Ehrbarkeit im Handeln und — Gedankenfreiheit iiber das
Evanvangelium, Lehrfreiheit auf Grund der Worte Christi. Vieles wollte man ihm zugestehen,
das wesentliche aber nicht. Da verteilte Waldes sein Vermogen, schied sich von seiner Frau
und erktarte dem Vertreter Roms, der ihn zum Widerruf zwingen wollte: "Man muB Gott
mehr gehorchen denn den Menschen."
Das war die Geburtsstunde eines groBen Ketzers und
[90] Die Ausbreitung der Waldenser
groBen Reformators, dem dankbar zu sein samtliche Europaer — alle Katholiken
miteinbegriffen — auch heute noch alle Ursachen haben. Die schlichte GroBe des Peter
Waldes muB auf die Bildung der Gemeinde der " Armen von Lyon" eine ungeheure
Einwirkung gehabt haben, die Erfolge seiner Reisen an den Rhein, nach Bohmen, Entstehung
waldensischer Gemeinden in Zentralosterreich, in Pommern, in Brandenburg zeigen, daB
seine Forderung evangelischer Lehrfreiheit eine altgermanische Saite zum hellen Erklingen
gebracht hatte, in den Seelen fest Wurzel faBte und sich nicht mehr ausrotten lieB: die gleiche
Forderung, die Peter von Bruys, Heinrich von Cluny. Arnold von Brescia auch erhoben. Die
Mainzer Skulptur zeigt uns Waldes als einen rein nordischen Kopf: ein Schadel, wie ihn die
alten Germanen aufweisen, eine starke hohe Stirn, groBe Augen, eine kraftvoll
vorspringende, ganz leicht gebogene Nase und einen festen, schon geformten Mund. Das
Kinn von einem Bart umwallt.
Von Lyon verwiesen, zog die Gemeinde werbend und predigend nach verschiedenen
Richtungen. In der gotisch-albigensischen Provence fand sie freundliche Aufnahme, auch im
Rheinland. In Metz waren die Waldenser bald so erstarkt, daB sich Glieder des Magistrats
weigerten, den Befehl des Bischofs, sie zu verhaften, auszufiihren; und zwar mit der gleichen
Begriindung, die einst Waldes selbst aufgestellt hatte, man miisse Gott mehr gehorchen als
den Menschen. Darauf Eingriff des Papstes (Innozenz III), Verbrennung der in die
Muttersprache iibersetzten lateinischen Schriften, Hinrichtung einer Anzahl der Sektierer
selbst. Danach Flucht der iibrigen durch ganz Lothringen, in die Niederlande, ins andere
Deutschland, das ihnen seine Tore iiberall dort offnete, wo die Hand Roms nicht unmittelbar
hinlangen konnte. Ein anderer Teil zog in die Lombardei, wo er ahnliche Ketzergedanken
verbreitet fand, u. a. durch die Patarer in Mailand, die Lehren des
[91] Scheiterhaufen der Inquisition
Arnold von Brescia, der iiber das rein Evangelische hinaus sowohl eine kirchliche als auch
politische Reformation anstrebte, der dem Papsttum eine Berechtigung zu weltlicher Macht
absprach, als Voraussetzung seiner seelischen Gesundung.
Und dann ergoB sich die Gemeinde der Waldenser in die Taler der westlichen Auslaufer der
Alpen, faBte FuB in den kargen Gegenden, die nach und nach dank dem FleiB ihrer Hande zu
fruchtbaren Garten erbliihten; sie hatte keinen anderen Ehrgeiz, als still und bescheiden ihrem
Glauben zu leben und ihre evangelische Pflicht auf dieser Erde zu erfullen. Zahlreiche
vertriebene albigensische Ketzer fanden dann in der schwer zuganglichen Gegend freundliche
Aufnahme, bis die Glocken der Inquisition, die durch das ganze Abendland gellten, auch die
stillen Taler mit den zwei Stadtchen und zwanzig Dorfern in Aufruhr versetzten Um die Mitte
des 14. Jahrhunderts muBten die Waldenser dann schwere Tribute zur Besanftigung der
Kirche und des Landesherrn entrichten, was natiirlich nichts fruchtete; und zur Zeit» als in
deutschen Gauen der schwarze Tod wiitete, zogen die Truppen Frankreichs unter
unmittelbarem Befehl des Inquisitors in die stillen Alpentaler ein. Gebunden, muBten
zunachst zwolf Waldenser sich in gelben, mit hollischen Feuerflammen bemalten Rocken zur
Kirche begeben; dort wurde iiber sie das Anathema ausgesprochen, ihnen die Schuhe
ausgezogen, jedem ein Strick um den Hals gebunden, um sie dann allesamt auf dem HolzstoB
den Feuertod erleiden zu lassen. Diese und andere Folterungen zerbrachen viele und
veranlaBten sie zum Abschworen, doch diesen Riickfalligen brachte ihr Abfall nur weitere
Erniedrigungen; die darauf notwendig folgenden Emporungen riefen neue Bedriickungen
hervor und ein Epos menschlicher Kampfe beginnt, wie es sich selten heldenhafter abgespielt
hat. Ihrer Habe und ihres Gutes beraubt, fiillen die Waldenser die Gefangnisse der Inquisition
[92] Triigerischer Frieden
derartig, daB sie nur noch dank der GroBmut des Volkes emahrt werden konnten*; deshalb
erfolgte ihre Vermindemng durch das iibliche Verbrennen durch die Vertreter der Religion
der Liebe. Dreizehn Jahre lang verfolgte ein einziger Inquisitor (Boselli) die
Waldenserfamilie, immer wieder gelang es ihm, "einen zu erwischen**", der irgendein
ketzerisches Wort gesprochen hatte; die Gefangenen wurden dann gefoltert, durch
Handabschlagen bestraft, erdrosselt oder verbrannt. Und trotz allem muBte der Erzbischof von
Embrun dem Papst melden, daB die Waldenser ihrem alten Glauben treu geblieben waren.
Zur Zeit, als bereits iiberall in Europa die Stiirme einer Wiedergeburt an den Toren Roms
riittelten, zog der Vertreter des Vatikans mit franzosischen Truppen erneut in die Alpentaler,
urn mit letzter militarischer Macht die noch gebliebenen Widerstande zu zertreten.
Ausgerechnet er lasterhafte Innozenz VIII. war es, der 1487 in einer Bulle zur letzten
Ausrottung der Waldenser aufrief. Der Kreuzzug begann unter dem Befehl La Palus, die
Hauser der Ketzer wurden beraubt, sie selbst niedergemetzelt, die meisten Uberlebenden
fliichteten, nur wenige blieben zuriick auf den Ruinen des Wohlstandes ihrer Vater, gebrochen
scheinbar, bereit, mit der allmachtigen Kirche frieden zu schlieBen. Ihnen wurde dann ihr
Eigentum zuriickerstattet.
Stillere Zeiten erwiesen sich aber nicht als Frieden, sondern als triigerische Ruhe vor neuen
Stiirmen. Kaum vierzig Jahre spater und der schlichte Glaube siegte erneut iiber die auBere
Macht des mittelalterlichen Terrorismus. Und wieder holte Rom zum todlichen Schlage aus,
nachdem das Edikt von Fontainebleau (1540) dem KetzerhaB erneut Nahrung gegeben hatte.
Auf Grund der bischoflichen
*Chorier, "Hist. Gen. du Dauphine II, 391.
** Perrin: Histoire, S. 114.
[93] 3000 Hinrichtungen
Anzeigen muBten sich zunachst 16 Waldenser aus Merindol verantworten. Sie erschienen
nicht, da sie wuBten, was ihrer harrte. Danach wurden sie fiir vogelfrei erklart, ihre Hauser,
Weiber und Kinder galten als dem Staat verfallen, das Stadtchen Merindol sollte
niedergemacht, alle Gewolbe zerstort und samtliche Baume des Fleckens niedergehauen
werden. Der Konig wollte bei Abschworen Milde walten lassen, die Waldenser aber erklarten,
dies nur tun zu wollen, falls man aus der Schrift ihnen Irrtiimer nachweisen konne.
Und nun kam die Schwerste Priifung (1545). Regierungstruppen zogen nach Merindol,
wiirgten hin, was sie an Menschen vorfanden und zerstorten das ganze Stadtchen; das gleiche
Schicksal erlitten Calvieres und die anderen Dorfer. Die in die Berge Gefliichteten baten um
fireien Durchzug nach Deutschland. Die Bitte wurde abgeschlagen, sieverhungerten
einsam in ihren Schlupfwinkeln. Uber 22 Dorfer wurden vemichtet, 3000 Menschen
gemordet, iiber 600 Waldenser zur Galeerenstrafe verurteilt, andere furchtbar gefoltert. Dann
wurden liigenhafte Berichte iiber "Greueltaten der Ketzer" nach Paris geschickt . . Trotzdem
kamen die Folterungen der aufgehetzten Soldateska und der sadistischen Monche Franz I. zu
Ohren und noch auf dem Sterbebett veranlaBte er Heinrich II., den Waldensern
Erleichterungen zu verschaffen, was dieser auch tat.
War die Gemeinde der Waldenser trotz ihrer Verbreitung nicht sehr groB, folglich auch nicht
angreifend tatig, so zog der Gedanke des Widerstandes gegen monchische Verwahrlosung
und Geistesknebelung in hundert anderen Formen durch das damalige noch germanisch-
nordisch bestimmte und westisch-rassisch gut erganzte Frankreich, bis diese Strome sich in
der kiihnen Hugenottenbewegung vereinigten, deren Sieg der Geschichte des Abendlandes
eine andere Richtung — nach oben — gegeben hatte.
[94] Die romisch-kirchliche Korruption
Die Zahl der Kampfer fiir arteigenes Wesen war einst in diesem Frankreich auBerordentlich
groB, in alien Berufen und Standen waren sie zu finden, bis zu den Kardinalen und
koniglichen Prinzen hinauf und bis zum schlichtesten Handwerker hinunter. Hundertfach sind
uns Falle bezeugt, daB einfache Leute, vor das kirchlich-staatliche Gericht gezerrt, besser in
der Schrift Bescheid wissen als ihre Richter, kliiger iiber Weltanschauungsfragen urteilen als
die gelehrten Inquisitoren. Dieses Gefiihl der inneren Uberlegenheit gab ihnen den Mut, die
Qualen des Scheiterhaufens zu iiberstehen, und dies alles fiihrte oft dazu, daB die Richter sich
zu Anhangern der ketzerischen Gedanken bekannten. Das ist nicht verwunderlich, wenn man
weiB, daB die fiirchterlichste Unbildung nicht nur beim unteren Klerus selbstverstandlich war,
sondern, daB es sogar (wie Robert Stephanus uns iibermittelt) Theologie-Professoren der
Sorbonne gab, welche in ihrer Wut gegen die Ketzer erklarten, sie seien fiinfzig Jahre alt
geworden, ohne etwas vom Neuen Testament zu wissen, folglich hatten die Sektierer auch
keine Veranlassung, sich mit ihm zu beschaftigen. Zog um 1400 der Papst aus deutschen
Landen in zwei Jahren allein 100.000 Gulden an AblaBgeldern, muBte sich 1374 das englische
Parlament vorrechnen lassen, daB der Stellvertreter Christi fiinfmal mehr Abgaben einstecke
als der rechtliche Konig, so erhebt sich auch aus alien Teilen Frankreichs die gleiche nur zu
berechtigte Klage. Alle Stande des Reiches seufzen unter dem Druck der Kirchensteuem, ja
sogar redliche Monche (wie die Franziskaner Vitriarius und Meriot) fordem die Aufgabe des
unwiirdigen AblaBhandels. Wie mit dem "heiligen Blut" von Wilsnack machte man auch mit
dem "heiligen Haus von Loreto" (das die Engel aus Palastina nach Europa getragen hatten)
iible Geschafte, wobei diese Wunderorte sich als wahre Goldgruben erwiesen. Die Pfriinden
vermehrten sich derart, daB Kalvin bereits als zwolljahriger Kaplan,
[95] Revolution der Hugenotten
mit achtzehn Jahren Pfarrer wurde, ohne daB er vorher je theologische Studien getrieben
hatte: die Einkommen der Pfriinde muBten, gleich, durch welche Personen, gesichert werden.
Diese unmittelbar faBbaren Schaden fiihrten zu tieferen Betrachtungen, und eine Reihe groBer
Charaktere blickt infolgedessen heraus aus den Flammen der Scheiterhaufen. Da ist der
Erzbischof von Aries, Ludwig Allemand, der den Grundsatz des Konzilsystems gegen die
papstliche Diktatur mit alien Kraften (auf dem Konzil zu Basel) verteidigt; da wirkt der alte
kluge Jakob Lefevre an der Erziehung eines frei en j linger en Geschlechts; sein Schiiler
Briconnet setzt diese Tatigkeit fort; Wilhelm Farel, ein Feuerkopf, stellt sich schon mitten in
den Kampf, ist spater fuhrender Reformator in Neuenburg, Losen und Genf, dazu Casoli,
Michael d' Arande. Ferner Languet, der adlige Burgunder, der kluge Beza, Hotoman. Vor
allem aber ragt der tapfere kiihne Edelmann aus Artois, Louis de Berquin, aus der Schar der
Vielen hervor. Ein glaubiger Mensch voller Freimut und Gedankenscharfe, ein glanzender
Schriftsteller, den man nicht mit Unrecht den franzosischen Ulrich v. Hutten genannt hat.
Neben ihm der ehemalige schlichte Wollkammer aus Meaux, Johann L e c 1 e r c, der
Revolution gegen den Antichrist in Rom predigte und der gleich Luther seine Aufrufe an die
Tiiren des Domes heftete. Dazu der tapfere Rouvan, der den Martyrertod auf sich nahm, Franz
Lambert, ein Franziskaner, und hundert andere, welche die Freiheit des Evangeliums und des
Denkens predigten in Waldern, in Kellem, wie einst die Besten der Urchristen in den
Katakomben Roms.
Und ehe noch die hugenottische Bewegung Frankreich voll ergriffen hatte und Schutz fand
unter der Fiihrung Condes und des groBen Coligny, begann die gleiche Verfolgung im ganzen
Lande, wie in den stillen Talern der
[96] Wieder Flammentode
Alpes Cottiennes, in der Provence. Berquin der Kiihne wird gefaBt, zur Abschworung, zur
Durchbohrung der Zunge mit gliihendem Eisen, zu lebenslanglichem Gefangnis verurteilt. Er
Schwort nicht ab, er ruft den Konig an. Umsonst. Darauf wird er am 22. April 1527 verbrannt.
Noch vom Scheiterhaufen herab sprach er zum Volk. Seine Rede wurde durch das Geschrei
der Henkersknechte und Monche erstickt. Man fiirchtete ihn noch im Tode. — Wie man dem
Nero nachsagt, er hatte seine Garten durch brennende Menschenfackeln erleuchtet, so
schreitet im 16. Jahrhundert nach Christo der allerchristlichste Konig in groBer Prozession
von St. Germain I'Auxerrois zur Notre Dame und von dort zu seinem SchloB. Und auf den
Platzen, die er iiberqueren muBte, da stehen zum Schmuck und zu Ehren der Kirche die
Scheiterhaufen, auf denen die unbeugsamen Haretiker den Flammentod erleidet.*
Vierundzwanzig Ketzer starben an diesem Tage in Paris. Eine Flucht der Verfolgten nach
Deutschland begann, so flohen u. a. auch Kalvin, Roussel, Marot. Allein in StraBburg fmdet
Kalvin 1500 franzosische Fliichtlinge und griindet hier die erste kalvinistische Gemeinde.
Strenge Edikte zwecks Ketzerverfolgung jagen einander nach den ersten Taten. In Meaux (der
ersten protestantischen Gemeinde Frankreichs) wurde eine Versammlung iiberrascht, vierzehn
von den Teilnehmem erlitten, als sie ein Abschworen von sich wiesen, den Feuertod und
starben, sich gegenseitig Gebete zurufend. Am Tage darauf bewies dann ein
Theologiegelehrter der Sorbonne, die Verbrannten seien zu ewiger Verdammung verurteilt,
um noch hinzuzufugen: "Und wenn ein Engel vom Himmel kame und wollte uns des
Gegenteils versichern, so miiBten wir das verwerfen; denn Gott ware
*Daruber Sagt der Jesuit Daniel: "Francois voulut, pour attirer la benediction du del sur ces
armes, donner cet exemple signaie deplete, et de zele contre la nouvelle doctrine. " Histoire
de France, V, 654.
[97] Das heroische Alt-Frankreich
nicht Gott, wenn er sie nicht auf ewig verdammte"*. Wie in Meaux loderten die HolzstoBe in
alien Teilen Frankreichs, aber immer wieder miissen die Chroniken vom ungebrochenen Mut
der Verurteilten berichten. Johann Chapot, von den Henkem zum Richtplatz getragen, well
die Folterer ihm vorher die Beine gebrochen hatten, bekannte nochmals seinen Glauben. Aus
Angst vor ketzerischer Ansteckung der Zuschauer wurde er sofort erdrosselt ... Da sich
ahnliche Falle iiberall wiederholten, wurde es iiblich, den reuelosen Ketzem vor dem
Hinfiihren zum Scheiterhaufen die Zunge auszuschneiden ..." Ad majorem dei gloriam".
Die Geschichte kennt eine groBe Zahl verbiirgter Erzahlungen iiber den Mut auf dem
Scheiterhaufen, sie weiB aber auch von vielen Bekehrungen der — Richter. So nennt sie den
tapferen du Bourg, der sein spateres Todesurteil gefaBt auf sich nahm und erdeosselt wurde.
So eine groBe Anzahl anderer Manner des alten Frankreichs. Es ist eine einzige groBe
Tragodie des heldischen Leidens, die sich aber dann bald in verwegene und doch kluge
Angriffslust wandelt, als beste Manner des franzosischen Hochadels als "Hugenotten" an die
Spitze der Kampfe fur Gedankenfreiheit traten. In acht blutigen Kriegen wurde in alien
Gegenden Frankreichs dieser Kampf gegen Rom gefuhrt, und wenn auch der Streit iiber das
Abendmahl als scheinbar dogmatisch wichtige Frage iiberall an der Spitze der geistigen
Auseinandersetzungen erscheint, so war das doch nur ein Gleichnis fur eine viel tiefer
gehende Scheidung der Geister. Coligny hat, als er spater zur Macht gelangte, seine
Grundanschauung durch die Tat bewiesen, daB er Glaubensfreiheit nicht nur fiir sich forderte,
sondem auch den Katholiken von Chatillon
*Du Plessis: "Hist, de I'Eglise deMeaux", I. 348;
Soldan: Geschichte des Protestantismus in Frankreich", I, 200
[98] Hugenottischer Zwiespalt
zugestand*. Da das Hugenottentum sich aber bestimmten Lebensformen gegeniibersah und
die Vertreter Roms von dieser dogmatischen Grundlage aus Antworten forderten, so bheb den
Protestanten nichts anderes iibrig, als nach und nach gleichfalls ein scharf umrissenes
Programm aufzustellen, das "naturgemaB", weil im Wesen unnatiirlich, die verschiedenen
protestantischen Bewegungen selbst in Konflikt miteinander bringen muBte. Dahinter aber
stand iiberall etwas viel Tieferes: der germanische Urgedanke der inneren Freiheit; Lehren
und neue Formen wurden nur zu Gleichnissen, die sich auf dem Hintergrunde der romischen
Dogmen abhoben, wobei es bezeichnend ist, daB die Messe seitens der Hugenotten am
meisten bekampft wird.
Im hugenottischen Adel ging ein Kampf zweier Seel en vor sich, der das Ringen sehr
erschwerte. Wahrend seine Anhanger unerschiitterlich Gewissens- und Lehrfreiheit forderten,
waren sie gezwungen, diese Forderungen an einen Konig zu stellen, dem sie in staatlich-
politischer Hinsicht in altfrankischer Gefolgschaftstreue ergeben waren. Dieser jedoch, in
romisch-katholischer Uberlieferung befangen, muBte in der einheitlichen Religion auch die
Sicherung des politischen Staates erblicken. Und so kommt es, daB wahrend die
hugenottischen Heere spater sich in Orleans oder La Rochelle gegen den Konig sammeln,
wahrend sie bei Jarnac, St. Denis, Montcontour mit den Truppen des Konigs kampfen, sie
doch ganz ehrlich ihre Ergebenheit gegeniiber dem Konigtum bekunden und Aufrufe erlassen,
in denen sie behaupten, der Konig sei nicht frei, sondern in Gefangenschaft der romischen
Partei; was ihnen denn auch nach jedem FriedensschluB bestatigt werden muBte.
Aber auch in den groBten Zeiten der Hugenottenbewegung
*Vql. fiber ihn E. Marcks "Gaspard von Coligny", Stuttgart 1892.
[99] Vassy und Jarnac
war diese doch nur eine Minderheit. Ihre Kraft lag jedoch in der klugen Energie ihrer Fiihrer,
im Heroismus eines neuen Lebensgefuhls, im Auftrieb ihres alten Blutes, wahrend auf seiten
der Gegner Fiihrerstreitigkeiten die Krafte lahmten und der Konig in standiger Furcht lebte,
sein Feldherr (etwa Anjou) konnte ihm iiber den Kopf wachsen.
Das Blutbad von Vassy, wo der Herzog Guise betende Hugenotten einfach hinmorden lieB,
war eines der Fanale, daB es um alles ging. Und so folgten die Hugenotten, stets opferbereit,
wenn der Ruf des Condee erscholl. Trotz Niederlagen eroberten sie sich immer neue Festen,
Stadte, Burgen, suchten sich bald im Norden, bald im Siiden ihre Stiitzpunkte. Aber in diesen
Kriegen blieb beiderseits die Bliite des altfranzosischen Blutes tot auf den Schlachtfeldem. So
auch der alte Connetable Montmorency, der nicht aus kirchlichem HaB, wie die Guijen, fur
seinen Konig focht, sondern als alter Lehensmann kampfte und bei St. Denis mit 74 Jahren
sein Leben beschloB. Da fallen nach und nach alle Protestantenfiihrer mit Andelot und
Condee an der Spitze. Trotz gebrochenen Schenkels sprengt der groBe Prinz bei Jarnac
seinem Heere voran: "Wohlan, Ihr Edlen von Frankreich, hier ist der Kampf, den wir so lange
ersehnt haben." Sein verwundetes Pferd stiirzt, ein feindlicher Hauptmann streckt ihn dann
hinterriicks nieder.
Ein furchtbares Schicksal erwartet aber auch nach einem giinstigen Frieden die
heimkehrenden hugenottischen Truppen. Die Mehrzahl der aufgehetzten Katholiken pliinderte
ihre Hauser, vertrieb ihre Familien, mordete die Krieger. Nach dem Frieden von Longjumeau
z. B. wurden solche Hetzen von oben her bewuBt organisiert, Lyon, Amiens, Troyes, Rouen,
Soissons und andere Stadte wurden Zeugen eines Blutrausches, der von den Protestanten in
drei Monaten mehr Opfer forderte, als der Krieg eines
[100] TodhaB Pius V.
halben Jahres. Zeitgenossische Schriftsteller berechneten die Toten allein nach diesem
FriedensschluB auf 10000, wahrend die spatere, vielleicht blutigste Schlacht von Montcontour
nur 6000 Gefallene kostete. Dazu gesellte sich eine unablassige Hetze von Rom aus, das stets
die vollkommene Ausrottung der Ketzer befahl. Pius V. verdammte den Konig von
Frankreich, weil er den Hugenotten iiberhaupt Zugestandnisse gemacht hatte und belobte jene
seiner Untertanen (z. B. den Herzog von Nemours), die gegen des Konigs ErlaB die
Ausrottung weiterbetrieben. Der Papst versprach Geld, Krieger und rief zu immer neuem
BlutvergieBen. Sein Biograph Gabutis riihmt den alten Pius V. denn auch als Urheber des
dritten Hugenottenkrieges. Der Papst war selbst nach dem Sieg von Jamac und dem Tode
Condees nicht zufriedengestellt. Er verband seinen Gliickwunsch mit dem Befehl, alle Ketzer,
auch die Gefangenen, auszurotten. Jedes Nachgeben verfluchte er im voraus mit Gottes Zom.
Dieses Verhalten befolgte Pius V. auch nach dem Frieden von St. Germain und hat des
Konigs Untertanen gegen den Hof aufgewiegelt.
Trotz allem aber schien es, als ob sich altgermanischer Charakter durchsetzen wollte. Schon
einmal war der Hof hugenottisch gewesen und an Stelle lockerer Feste war damals schon ein
barter — manchmal engherziger — Ernst in die Schlosser des Konigs eingezogen. Noch
einmal hielten dann die Hugenotten Einzug, als Karl IX. Coligny zur Macht berief. "Ich heiBe
sie willkommen, wie nur je ein Edelmann seit zwanzig Jahren willkommen gewesen ist", sagt
er zum Fiihrer der Ketzer. Und so ergriff fiir kurze Zeit eine neue Hand Frankreichs Schicksal.
Bis alles in der Pariser Bluthochzeit zugrunde ging. Schwankend, charakterlos, jahzornig,
neigte sich der Konig den Einfliisterungen der romischen Partei zu» die ihm dann die
Ermordung Colignys zuschob. Es gab kein Zuriick mehr. Die germanische Welle, die zu
siegen schien iiber das
[101] Wie Coligny starb
Frankenreich, brach zusammen. Als Colignys blutiger Leichnam dem Herzog Guise vor die
FiiBe geworfen wurde, wischte ihm dieser das Blut vom Gesicht und sagte hohnisch:,, Jawohl,
das ist er" und gab ihm einen FuBtritt. Ein Italiener enthauptete den Admiral, dessen Kopf
dann nach Rom zum heiligen Vater geschickt wurde, was ein Freudenfest in der Engelsburg
zur Folge hatte. Der fromme Pobel von Paris aber schnitt dem groBten Helden Frankreichs
noch die Hande ab und schleppte den Leichnam drei Tage durch den StraBenkot.
Dann ging es dem Ende zu. Was von den zur Hochzeit in Paris versammelten
Hugenottenfiihrem noch iibrig war, erlitt den Bluttod oder wurde nach der Flucht in anderen
Gebieten gemeuchelt. In Orleans fielen im Lauf von fiinf Tagen 1500 Manner, dazu Weiber
und Kinder, in Lyon 1800, die Stadte der Provence sahen taglich verstiimmelte Leichen die
Wasser hinuntertreiben, so daB Aries tagelang kein Trinkwasser aus dem FluB Schopfen
konnte. In Rouen ermordete der aufgepeitschte Haufe an zwei Tagen 800 Menschen,
Toulouse zahlte 300 Tote. Die Folgen der Bartholomausnacht kosteten iiber 70 000 Opfer. In
Rom selbst aber schoB man Freudenschiisse ab und der Papst der Friedensreligion pragte eine
Denkmiinze zu Ehren des Ketzermordens.
Als auch spatere Kampfe keinen Erfolg brachten, zogen es Hunderttausende vor, das
gesinnungsknebelnde Frankreich zu verlassen PreuBen, die Niederlande zahlen
Nachkommlinge dieser Auswanderer (die man alles in allem mit fast zwei Millionen angibt)
zu den Besten ihrer Mitbiirger.
Die entscheidende Tatsache dieses Blutverlustes aber ist die Anderung des Charakters der
franzosischen Nation. Jener echte Stolz, jene Unbeugsamkeit und jener Edelmut, den die
ersten Hugenottenfiihrer verkorperten, war auf immer dahin. Als im 17. und 18. Jahrhundert
die "klassische" franzosische
[102] Char akterverf all Frankreichs
Philosophie die kirchlichen Dogmen erneut aushohlte und stiirzte, da war sie zwar ausgestattet
mit vielem Scharfsinn und mit groBem Witz begabt, war aber — man sehe sich Rousseau,
selbst auch Voltaire an — bar jedes echten groBen Adels der Gesinnung, welcher Berquin
ebenso auszeichnete wie einen Condee, Coligny, Teligny. Aber selbst diese groBe Geistigkeit
war innerlich lebensfern, abstrakt; so wurde der 14. Juli 1789 zum Gleichnis einer
charakterlichen Ohnmacht. Die franzosische Revolution, die echt und blutvoll war unter
Coligny, war um 1793 bloB blutgierig, innerlich unfruchtbar, well von keinem groBen
Charakter getragen. Deshalb haben sich an den Girondins und Jakobinem auch keine Genien
begeistert, sondern nur toll gewordene SpieBbiirger, eitle Demagogen und jene Hyanen der
politischen Schlachtfelder, die die Liegengebliebenen ihres Habes berauben. Wie wahrend des
Bolschewismus in RuBland der tatarisierte Untermensch jene mordete, die durch hohe Gestalt
und kiihnen Gang als Herren verdachtig erschienen, so schleifte derjakobinische schwarze
Pobel jeden aufs Schafott, der schlank und blond war. Rassengeschichtlich gesprochen: durch
den Untergang der Hugenotten war im Reich der Franken die nordische Rassenkraft wenn
nicht ganz gebrochen. so doch stark zuriickgedrangt worden. Das klassische Frankreich zeigt
nur noch Geist ohne Adel, einen Charakterverfall, den das hungernde Volt, instinktiv erfaBte,
worauf es sich mit dem raublustigen Untermenschen zusammentat, um die letzten Kopfe zu
beseitigen. Seitdem tritt der mittelmeerlandisch gemischte alpine Mensch in den Vordergrund
(nicht der "keltische"). Der Kramer, der Rechtsanwalt, der Spekulant wird Herr des
offentlichen Lebens. Die Demokratie beginnt, d. h. nicht die Herrschaft des Charakters,
sondern die Herrschaft des Geldes. Das andert sich nicht mehr, ob das Kaisertum herrscht
oder die Republik, well der Mensch des 19. Jahrhunderts rassisch doch gleich unschopferisch
war.
[103] Mulatten in Paris
Deshalb schiebt sich aber auch der jiidische Bankier in den Vordergrund, dann der jiidische
Journalist und Marxist. Einzig die Uberlieferung einer tausendjahrigen Geschichte nebst den
Auswirkungen der gleichen Einfliisse der geographischen Umwelt bestimmen noch die
machtpolitischen StoBlinien Frankreichs. Aber das alles tragt andere Vorzeichen als im 14. bis
16. Jahrhundert. Was noch edel dachte in Frankreich, zog sich zuriick vom schmutzigen
Geschaft der Politik, lebte auf den Schlossern in der Provinz, in konservativer
Abgeschlossenheit, oder schickt seine Sohne ins Heer, um nur dem Vaterland zu dienen.
Namentlich aber in die Marine. Noch am Ende des 19. Jahrhunderts konnten Zuschauer auf
Marineballen die iiberraschende Entdeckung machen, daB samtliche Offiziere blond waren!*
D i e s e r Kraft des noch starken Nordfrankreichs (die Normandie gait wahrend der
Ketzerzeit stets als "kleines Deutschland") sah sich das Deutsche Reich 1914 gegeniiber. Uber
diese Kraft aber geboten nicht mehr blutsgleiche Personlichkeiten, sondern die Bankiers
Rothschild und die ihnen rasseverwandten anderen Finanzmachte. Dazu Typen wie Fallieres,
Millerand, oder alpine Impotenz vieler Marxistenfiihrer. So vollzieht sich erst recht heute das
Versickem des letzten wertvollen Blutes. Ganze Landstriche im Siiden sind iiberhaupt
ausgestorben und saugen jetzt bereits die Menschen Afrikas an sich wie einst Rom. Toulon
und Marseille senden immer neue Bastardierungskeime ins Land. Um die Notre Dame zu
Paris flutet eine sich immer mehr zersetzende Bevolkerung. Neger und Mulatten gehen am
Arme weiBer Frauen, ein rein jiidisches Stadtviertel ersteht mit neuen Synagogen. AbstoBende
mestizenhafte protzen verpesten die Rasse der noch
*Stackelberg: "Ein Leben im baltischen Kampfe", Mtinchen 1927.
[104] Frankreich — ein " Vorbild"
schonen Weiber, die aus ganz Frankreich nach Paris angelockt werden. So erleben wir in der
Gegenwart etwas, was sich bereits in Athen und Rom und Persepolis abspielte. Deshalb ist
eine nahe Verbindung mit Frankreich, ganz abgesehen von der politisch-militarischen Seite,
rassengeschichtlich so gefahrlich. Vielmehr heiBt der Ruf hier: Abwehr des eindringenden
Afrikas, Grenzsperrung auf Grund anthropologischer Merkmale, eine nordisch-europaische
Koalition zwecks Sauberung des europaischen Mutterlandes von den sich ausbreitenden
Krankheitskeimen Afrikas und Syriens. Auch zum besten der Franzosen selbst.
Die Geschichte des Frankenreiches ist heute abgeschlossen. Gleich ob klerikaler Machtwille
oder stupide Freigeisterei sich in der Regierung abwechseln: in jedem Fall wird der groBe Zug
des Schopferischen fehlen. Frankreich wird deshalb getragen sein von einer instinktiven
Rassenangst als Folge der Rassenschande, die jeden hochstens auBerlich siegreichen
Zerkreuzten nie verlaBt. Deshalb die noch heute herrschende schlottemde Furcht vor dem
dank der Hilfe des ganzen Erdballs niedergeworfenen Deutschland. Dem Deutschland,
welches alle Ursache hat, die Lebenslinie seines Nachbarvolkes zu verfolgen um alle inneren
Abwehrktafre gegen den gleichen Verlauf seines Schicksals wachzurufen.
Das iiberwiegend protestantische Deutschland brauchte einen 14. Juli nicht. Wenn auch
zuriickgedrangt von dem einst hereingebrochenen alpin-kleinasatischen Geist, zog sich um
das baltische Becken doch ein starker Ring des Charakterwiderstandes gegen romische
Nivellierungssucht, der Rom geradezu zwang, sein sittliches Leben zu reformieren, um
iiberhaupt bestehen zu konnen. Aber der Germane ist leider nicht wachsam gewesen Er
iiberlieB groBherzig fremdem
[105] Die "Zwei Deutschlands"
Blut dieselben Rechte, die er sich mit groBen eigenen Opfern durch die Jahrhunderte erkampft
hatte. Er iibertrug Duldung des religiosen und wissenschaftlichen Denkens auch auf ein
Gebiet, auf dem er hatte scharfe Abgrenzungen treffen miissen: auf das Gebiet der
Volksgestaltung, Menschenformung, Staatsbildung als erster Voraussetzung des organischen
Daseins iiberhaupt. Er hatte iibersehen, daB Duldsamkeit zwischen Protestanten und
Katholiken in bezug auf ihre Uberzeugungen iiber Gott und Unsterblichkeit nicht
gleichbedeutend sein konnte mit Duldsamkeit gegeniiber antigermanischen Charakterwerten.
DaB der Heroische nicht gleiches Recht haben kann mit dem Borsenspekulanten; daB dem
Bekenner der unsittlich-ungermanischen Talmudgesetze mit einem Hanseaten oder deutschen
Offizier keine gleichen Rechte auf Lebensgestaltung der Nation zugesprochen werden
durften. Aus dieser Siinde gegen das eigene Blut erwuchs d i e groBe Volksschuld, entstanden
die "zwei Deutschlands", die sich 1870 — 71 schon zeigten, nach 1914 unversohnlich
gegeniiber standen, 1918 endgiiltig auseinander fielen und heute auf Leben und Tod
miteinander ringen, obgleich noch immer nicht iiberall blutsbewuBt geschieden. Was sich
wahrend der Ketzerkriege, zur Zeit Gustav Adolfs abspielte, ringt erneut, nur unter anderen
Symbolen. Und wie es scheint, nicht unter Gleichnissen kirchlich-abstrakter Art, sondern
endlich schon stark bewuBt in der organischen Gegeniiberstellung: nordisch-germanisch (bzw.
vernordetes Blut) und Untermensch in Verbindung mit der Geistigkeit Syriens.
Das Blutopfer der Nation auf alien Schlachtfeldern der Welt gab dem demokratischen
ostischen Menschen und seinen bastardischen Mithelfern der Weltstadte Gelegenheit zum
Aufschwung. Der Menschentypus, der vor 150 Jahren in Frankreich als herrschend an die
Oberflache zu treten begann, stand seit 1918 auch in Deutschland, ausgestattet mit dem Gelde
Syriens, an der Spitze der Demokratie.
[106] Plastische Verfallssymbole
Er kannte deshalb die alien Werte nicht, sondern bekampfte sie offen und frech auf alien
StraBen und Platzen ("Das diimmste Ideal ist das Ideal des Helden", sagie das "Berliner
Tageblatt"), der gliickliche Spekulant wurde Ehrenmann, der ostjiidische Bankier Finanzier
der "staatserhaltenden" Parteien, der Kampfer gegen die Verhohnung des germanischen
Wesens aber wurde wegen "Beleidigung der Staatsform" ins Gefangnis gesperrt. Diese
Umschichtung der Werte ist gleichbedeutend mit der Veranderung des herrschenden Blutes
und schon ein einziger Blick auf die Reihe der marxistisch-demokratischen Fiihrer beweist in
furchtbarer Weise den Rassenverfall, der zwischen der Herrschaft der Kopfe eines Moltke,
Bismarck, Roon, Wilhelm I. liegtund jenen Parlamentariern, die bis 1933 die Borsenkolonie
Deutschland verwalteten.
Die Herrschaft dieser in Stunden einer furchtbaren Verzweiflung des wertvollen Volksteils
hochgespiilten alpin-jiidischen Schicht erschien dadurch gesichert, daB sie sich aus Instinkt
sofort den im heutigen Frankreich starken Machten verbiindete. Dem Frankreich, mit dessen
verschlissenen Ideen sie einst die geistige Armut der Revolte von 1918 bestritten hatten. Sie
waren durch jene Liigen groBgeworden und konnten von ihrer Richtung nicht mehr
abweichen. Die Form der Franzosenpolitik der Demokratie in Deutschland ging also letzten
Endes zuriick auf die "natiirliche" Sympathie der Untergangsmenschen, der gradlinigen
Charakter als lebendigen Vorwurf empfmdet und sich deshalb mit dem Verfall zu verbinden
bemiiht. Das ist auch die wesentliche Erklarung fur die Sympathie, welche das
nachrevolutionare RuBland in alien Zentren des marxistischen Untermenschentums hervorrief
Hinter allem Schillern der angeblichen Grundsatze, "realpolitischen" Uberlegungen usw. zieht
sich ein Strom unterbewuBter Rassenkraft, beziehungsweise ein flutendes Gewasser mit
rassenchaotischen Abfallserzeugnissen. Dies ganz ungeachtet
[107] Gegen die alte Geschichtsdeutung
geschichtlicher Uberlieferungen und raumpolitischer GesetzmaBigkeit deshalb zum Schaden
der deutschen Nation.
Samtliche Historiker, welche die schmerzensreiche Geschichte der Auseinandersetzungen
zwischen Rom und Ketzertum behandeln, erklaren einmiitig, man miisse die Dinge aus dem
Weltbild und den Bedingungen der jeweiligen Zeit behandeln. Dies tun sowohl Verteidiger
als auch Gegner Roms, die dabei gemeinsam einem verhangnisvollen Irrtum zum Opfer
gefallen sind: als gabe es neben voriibergehenden Zeitumstanden nicht auch unveranderliche
Wesensgesetze, die zwar unter verschiedenen Formen miteinander ringen, in ihrer
Wirkungsrichtung sich jedoch gleich bleiben. Der Kampf des nordischen Menschen gegen
romischen geistigen Unitarismus ist eine derartige zweitausend Jahre alte Tatsache, die immer
zugleich auch eine "zeitweilige Bedingung" gewesen ist. Deshalb behalt ein Werturteil in
bezug auf die heutige Zeit seine tief begriindete Berechtigung auch bei der Beurteilung der
ringenden gleichartigen Krafte der Rassen und des Rassenchaos der Vergangenheit. Was aber
in diesem Kampfe unterging, die Veranderung rassischer und charakterlicher Art bewirkte,
gerade dieses nun ist von den ziinftigen Geschichtsschreibern nicht behandelt worden: die
Vernichtung der rassischen Substanz in Siidfrankreich, auch die Ausrottung des
schopferischen Blutes im noch stark germanischen Kem-Osterreich durch die
Gegenreformation und die daraus entstehenden anderen "Zeitumstande". Die iibliche
Geschichtsschreibung hat also das Unveranderliche hinwegzuleugnen versucht, das wirklich
Zeitbedingte deshalb ebenfalls meist einseitig gewertet und nur an den auBerlichen Symbolen
ihre Schilderungen erprobt. Durch diese Erkenntnis ist fiir den kommenden Darsteller und
Ergriinder der Entwicklung des Abendlandes an der Hand unwandelbarer seelisch-rassischer
Werte eine neue Grundlage
[108] Die Hussitenbewegung
geschaffen worden, geeignet, einen Schritt zur Hohe zu ermoglichen fiir alle, die starken
Willens sind.
Das Vorhergehende aber fordert noch ein Gegenstiick, um keine flache Beurteilung der
groBen Fragen aufkommen zu lassen. Z. B. die Hussitengeschichte. Die protestantische
Bewegung in Bohmen weist einen wesentlich anderen Zug auf als in Frankreich. In
Frankreich herrschte eine Sprache, eine Staatliche Uberlieferung und klare Ansatze eines
einheitlichen Nationalgefiihls waren gegeben, in Bohmen dagegen standen sich Deutsche und
Tschechen als auch zum groBen Teil durch Rasse geschiedene Krafte gegeniiber. Die
Tschechen ihrerseits waren rassisch geschichtet in nordisch-slavischen Adel, wahrend die
unteren Stande alpin-dinarische Pragung aufwiesen, also jenen Typus zeigten, den der heutige
Tscheche so deutlich verkorpert. Unter angel sachsischem EinfluB (Wiklef) loste sich das
slavische Tschechentum in gleicher Weise von dem romischen Universalismus wie das
deutschwerdende Deutschland und das hugenottische Frankreich. Diese Bewegung erzeugte
die sog. ultraquistische Richtung, welche in den Prager Artikeln (1. Augnst 1420) an die erste
Stelle aller Forderungen die freie Predigt ohne Beeinflussung durch die oberen
Kirchenbehorden setzte. Dann folgte der iibliche Abendmahlsanspruch, der Ruf nach
Aufhebung des weltlichen Kircheneigentums und die Forderung auf Beseitigung der
Todsiinden, ihre Siihnung durch die weltliche Obrigkeit. Zum Zweck der Vertretung dieser
mit papstlichen Bannbullen beantworteten Anspriiche muBte sich die freie tschechische
Geistlichkeit ihrer unteren Volksmassen bedienen. Und hier zeigte sich das andersrassische
alpin-dinarische Wesen das sich in kulturloser Wildheit, gepaart mit fiirchterlichem
Aberglauben, offenbarte. Der einaugige, rasende Ziska von Trocnow (dessen Kopf im Prager
Nationalmuseum ihn als ostisch-vorderasiatischen Menschen ausweist), war der erste
Ausdruck dieser alles zerstorenden
[109] Taboritischer Eifer
Taboritenbewegung, welcher die Tschechen die Ausrottung sowohl der in ihnen noch
wirkenden germanischen Krafte als auch die Zuriickdrangung der echtslavischen zu
verdanken haben.
Wie von einem vorderasiatischen Wahnsinn getrieben, standen taboritische Eiferer auf und
erklarten, "in dieser Zeit der Vergeltung miiBten alle Stadte, Dorfer und» Burgen verwiistet,
zugrunde gerichtet und verbrannt werden", auch Prag, "das Babylon der Stadte"*. Der aus
dem Alten Testament gesogene Chiliasmus (welcher auch mancher anderen protestantischen
Bewegung bis auf heute gefahrliches Gift zufuhrte) veranlaBte die tschechischen Bauern, ihr
Hab und Gut in Erwartung des "Reiches Gottes auf Erden" zu verlassen, was dann die
Pliinderung des deutschen Eigentums zur Folge hatte.
Die Taboriten erklarten spater den Utraquisten den Kampf und bereits 1420 verkiindeten sie
eine Lehre, welche von jeher aus den Kehlen des gegen Forschergeist und Genie sich
emporenden dunklen Untermenschen erschollen ist: "Jeder Mensch, der die freien Kiinste
studiert, ist eitel und heidnisch." Den echten tschechischen Patrioten "schwanden die Sinne",
ganz wie im Jahre 1917 den russischen Intellektuellen angesichts der aufquellenden
bolschewistischen Menschenflut. Das war die Einsicht von der tschechischen Unterwertigkeit,
welche Franz Palacky (1846) zum Bekenntnis veranlaBte, daB sich in alien kulturellen Fragen
die Deutschen im 15. und 16. Jahrhundert eine immer starkere Stellung verschafft hatten:
"Daraus schopften wir die unliebsame und betriibende Erkenntnis, daB in dem Wesen beider
Volker, des tschechischen und des deutschen, etwas liegt, was diesem gegeniiber jenem, auch
abgesehen von den politischen Verbal tnissen, eine groBere Ausdehnungskraft verleiht und ein
dauerndes Ubergewicht
*Hdfler, "Geschichtsschreiber", III, S. J 59.
[110] Klagen tschechischer Patrioten
si chert; daB wir irgendeinen tief eingewurzelten Fehler besitzen, der wie ein geheimes Gift am
Kern unseres Wertes zehrt." Und als die "tschechisch-nationale Sache" siegte, das
Tschechentum restlos triumphierte, herrschte gerade deshalb ein furchtbarer geistiger und
sittlicher Niedergang. Der Patriot Hassenstein erklarte bekiimmert: "Aus dem Vaterlande
flieht, wer recht zu leben bestrebt ist", wahrend ein anderer tschechischer Nationalist Viktorin
von Wschehrd gesteht:"Man kann in unserem Staate fast kein Glied fmden, das nicht
zerbrochen oder geschwacht ist." Und wie eine Sehnsucht nach anderen Mannem, die
Deutung Palackys iiber das Gift im Tschechentum vorwegnehmend und auf die germanische
Rasse als Heilung hinweisend, klingen die Worte Hassensteins 1506 an einen Freund in
Deutschland. Nachdem er die Verwiistung und den Zusammenbruch Tschechiens geschildert
hat, Schreibt er: "Einst freilich unter den Ottonen, Heinrichen, Friedrichen, als Deutschland
bliihte, da wuchs auch unsere Macht ... als der edelste Teil des Reiches gait Bohmen; jetzt
aber, da euer Staatswesen wankt, wanken wir nicht nur, sondem brechen vollig zusammen ...
Euch reiben Kriege auf, uns verzehrt der Rost."
Das deutsche Element sah sich von vornherein, ungeachtet vieler Sympathien zum
antiromischen Gedanken, von der hussitisch-taboritischen Bewegung zuriickgedrangt, was
seine Gleichsetzung mit dem papistischen Lager zur natiirlichen Folge hatte. Hier wurde also
aus reinem Selbsterhaltungstrieb gegeniiber dem aufgeriihrten dinarisch-alpinen Menschen
eine auBere Gleichsetzung vollzogen, ohne notwendige innere Ubereinstimmung. In Zeiten
groBer Umwalzungen kann natiirlich nie viel geschont werden, der Taboritismus jedoch
kostete das Tschechentum so ziemlich alles, was es an eigenartigen Gesittungskraften besaB.
Seitdem ist dieses Volk unschopferisch geblieben
[111] Der germanische Freiheitsbegriff
und verdankt seine spatere kulturelle Erholung den neuerdings wieder einstromenden
deutschen Formkraften. Wildheit gepaart mit charakterlicher Kleinheit ist bis heute leider ein
Kennzeichen groBer Telle des Tschechentums geblieben.
Die Gleichung Reformation — nordisches Wesen ist also in dieser Einformigkeit nicht zu
verwenden, well der groBe nordische Gedanke seelischer und geistiger Freiheit auch vielerorts
Menschen aus wohltatigen Formen loste, die weder eine freie Seele noch einen beschwingten
Forschergeist besaBen.
Diese Betrachtung der tschechischen Geschichte* ist auBerst lehrreich fiir die gesamte
kommende rassische Geschichtsforschung und lehrt Freiheit von "Freiheit" sehr
unterscheiden. Freiheit im germanischen Sinne ist innere Unabhangigkeit,
Forschermoglichkeit, Ausbau eines Weltbildes. echt religioses Fiihlen; Freiheit fiir
vorderasiatische Einsprengsel und dunkle Mischlinge bedeutet hemmungslose Vernichtung
anderer Kulturwerte. Das erste hatte in Griechenland eine hochste Knlturentwicklung zur
Folge, jedoch nach " Men schwer dung" auch der vorderasiatischen Sklaven die vollkommene
Zerstorung dieser Schopfungen. Allen ohne Unterschied heute eine auBere "Freiheit"
zuzusprechen, bedeutet sich dem Rassenchaos ausliefern. Freiheit heiBt Artgebundenheit, nur
diese kann die hochstmogliche Entfaltung verbiirgen. Artgebundenheit aber fordert auch
Schutz dieser Art.
Die 300000 Hugenotten, die nach Deutschland kamen, waren entweder rein nordischer Art
oder doch Trager eines Blutes, welches vom germanischen Wesen bedingt war und mit dem
deutschen eine briiderliche Harmonie eingehen konnte. Auch als die franzosische Revoke von
1789
*Wer sich uber das einzelne der furchtbaren Hiissitenkriege unterrichten will, lese z. B.
Bertold Bretholz, "Geschichte Bohmens und Mdhrens", Reichenberg 1922.
[112] Wesen von Pan-Europa
erneut Jagd machte nicht nur auf heruntergekommene Hoflinge, sondem auch auf echt adliges
Wesen, da fanden so manche "Franzosen" in PreuBen eine neue Heimat. Ein Fouque, ein
Chamisso, ein Fontane, eine groBe Zahl deutscher Helden des Weltkrieges tragi franzosische
Namen. Andererseits fiihrte ein Kant seine Vorfahren auf Schotten, Beerhoven auf Hollander
zuriick, ein H- St. Chamberlain hebt als Englander die schonsten Schatze germanischen
Seelentums aus verborgenen Tiefen ans Licht. Dies alles zeigt ein Hiniiber und Heriiber von
Menschen und Werten auf der Ebene des germanischen Lebensgefiihls. Ein ganz anderes
Wesen aber zeigt sich im sogenannten heutigen von alien International en und Juden
geforderten Pan-Europaertum. Das, was sich hier abspielt, ist nicht das Angleichen
germanisch bedingter Elemente in Europa, sondem ein Vereinigen rassenchaotischer Abfalle
der Weltstadte, ein pazifistisches Geschaftsabkommen groBer und kleiner Handler, letzten
Endes eine von der jiidischen Finanz mit Hilfe der heutigen franzosischen bewaffneten
Machte geforderte Unterdriickung der darniederliegenden germanischen Krafte in
Deutschland — und iiberall in der Welt.
Die auBere Staatsform deutscher volklicher Selbsterhaltung ist zerschlagen, der Scheinstaat
bis zur Wende 1933 von antigermanischen Kraften beherrscht, im Westen vom angreifenden,
allem Deutschen noch immer feindlichen Franzosentum bedroht; dazu wird das Deutsche
schlechtweg auch im Osten von stiirmischen Fluten umspiilt Einst wurde RuBland von
Wikingem gegriindet, germanische Elemente dammten das Chaos der russischen Steppe und
preBten die Bewohner in staatliche, Kultur ermoglichende Formen. Diese Rolle des
aussterbenden Wikingerblutes iibemahmen spater die deutschen Hansen, die westlichen
Auswanderer nach RuBland iiberhaupt; in der Zeit seit Peter dem GroBen die deutschen
Balten, urn die Wende des 20. Jahrhunserts
[113] HaB der Steppe
auch die stark germanisierten baltischen Volker. Aber unter der gesittungtragenden
Oberschicht schlummerte in RuBland stets die Sehnsucht nach grenzenloser Ausbreitung, der
ungestiime Wille zum Niedertreten aller als bloBe Schranken empfundenen Lebensformen.
Das mongolisch gemischte Blut kochte bei alien Erschiitterungen des russischen Lebens auch
in starker Verdiinnung noch auf und riB die Menschen fort zu Taten, die dem Einzelnen oft
selbst unbegreiflich erschienen sind. Diese plotzliche Umkehrung aller sittlichen und
gesellschaftlichen Vorzeichen, die standig im russischen Leben und im russischen Schrifttum
(von Tschaadajew bis Dostojewski und Gorki) wiederkehren, sind ein Zeichen dafur, daB
feindliche Blutstrome miteinander ringen und daB dieser Kampf nicht friiher aufhoren wird,
als bis eine Blutskraft iiber die andere gesiegt hat. Der Bolschewismus bedeutet die Emporung
des Mongoliden gegen nordische Kulturformen, ist der Wunsch nach der Steppe, ist der HaB
des Nomaden gegen Personlichkeitswurzel, bedeutet den Versuch, Europa iiberhaupt
abzuwerfen. Die mit vielen poetischen Gaben bedachte ostbaltische Rasse erweist sich — bei
mongolider Durchsetzung — als schmiegsamer Ton in der Hand nordischer Fiihrer oder
jiidischer oder mongolischer Tyrannen. Sie singt und tanzt, aber mordet und tobt zugleich; sie
ist treu ergeben, aber beim Abstreifen locker werdender Formen hemmungslos verraterisch.
Bis sie in neue Formen, und seien sie tyrannischster Art, gezwungen wird.
Wenn irgendwo, so zeigt sich im Osten die tiefe Wahrheit heutiger rassisch gebundener
Geschichtsbetrachtung, aber zugleich die groBe Stunde der Gefahr, in der sich bereits die
Substanz der nordischen Rasse befmdet. Diese im Inneren jedes Landes nagenden Krafte und
die aufgeriihrten Fluten der Unterwelt ergeben fur jeden um die Gesamtkultur Europas
Besorgten eine einheitliche Front nordischer' Schicksalsverbundenheit, die quer hindurchgeht
[114] Mythus des Blutes
durch die heutige sogenannte Front der Sieger und der Besiegten des Weltkrieges (dariiber im
dritten Buche). Diese Erkenntnis legt aber alien tiefer Forschenden eine groBe Pflicht auf und
fordert die Entfaltung ungewohnlicher Charakterkrafte.
Einst fanden Urchristen den starken Glauben, alle Martern und Verfolgungen auf sich zu
nehmen. Und sie siegten. Als Rom diese Taten miBbrauchte, erstanden neue glaubensstarke
Hunderttausende in Europa, die noch auf dem Scheiterhaufen fiir freien Glauben und freies
Forschen kampften. Andere lieBen sich von Haus und Heimat vertreiben, sie lieBen sich mit
Negern und Tiirken an die Galeeren Schmieden, sie kampften als Stedinger und Waldenser bis
zum letzten Mann um ihr arteigenes Dasein. Und schufen alle Grundlagen abendlandisch-
nordischer Kultur. Ohne Coligny und Luther kein Bach, kein Goethe, kein Leibniz, kein Kant.
Wobei der treuherzige Bibelglaube der Protestanten heute ebenso unwiederbringlich dahin ist
wie einst der Glaube an die "gottliche Berufung der Kirche" dahingesunken war.
Heute erwacht aber ein neuer Glaube: der Myrhus des Blutes, der Glaube, mit dem Blute auch
das gottliche Wesen des Menschen iiberhaupt zu verteidigen. Der mit hellstem Wissen
verkorperte Glaube, daB das nordische Blut jenes Mysterium darstellt, welches die alten
Sakramente ersetzt und iiberwunden hat.
Und nach einer Riickschau von fernster Vergangenheit bis auf die jiingste Gegenwart breitet
sich vor unserem Blick folgende Vielgestaltigkeit nordischer Schopferkraft: aus: das arische
Indien beschenkte die Welt mit einer Metaphysik, wie sie an Tiefe noch heute nicht
erreicht worden ist; das arische Persien dichtete uns den religioseniosen Mythus, von
dessen Kraft wir alle noch heute zehren; das dorische Hellas ertraumte die Schonheit auf
dieser Welt, wie sie in der uns vorliegenden in sich
[115] Die Mannigfaltigkeit nordischer Kulturen
ruhenden Vollendung nie mehr verwirklicht wurde; das italische Rom zeigte uns die formale
Staatszucht als Beispiel, wie eine menschliche bedrohte Gesamtheit sich gestalten und wehren
muB. Und das germanische Europa beschenkte die Welt mit dem leuchtendsten Ideal des
Menschentums: mit der Lehre von dem Charakterwert als Grundlage aller Gesittung, mit dem
Hochgesang auf die hochsten Werte des nordischen Wesens, auf die Idee der
Gewissensfreiheit und der Ehre. Um diese wurde auf alien Schlachtfeldern, in alien
Gelehrtenstuben gekampft, und siegt diese Idee im kommenden groBen Ringen nicht, so
werden das Abendland und sein Blut untergehen wie Indien und Hellas einst auf ewig im
Chaos verschwanden.
Mit dieser Erkenntnis, daB Europa in alien seinen Erzeugnissen schopferisch gemacht worden,
ist allein vom Charakter, ist das Thema sowohl der europaischen Religion als auch der
germanischen Wissenschaft, aber auch der nordischen Kunst, aufgedeckt. Sich dieser
Tatsache innerlich bewuBt zu werden, sie mit der ganzen Glut eines heroischen Herzens zu
erleben, heiBt die Voraussetzung jeglicher Wiedergeburt schaffen. Diese Erkenntnis ist die
Grundlage einer neuen Weltanschauung, eines neu-alten Staatsgedankens, der Mythus eines
neuen Lebensgefuhls, das allein uns die Kraft geben wird zur Niederwerfung der angemaBten
Herrschaft des Untermenschen und zur Erschaffung einer alle Lebensgebiete durchdringenden
arteigenen Gesittung.
Eine Kritik der reinen Vemunft hat den Zweck, uns die formal en Voraussetzungen jeder
moglichen Erfahrung zum BewuBtsein zu fiihren und die verschiedenen tatigen Krafte des
Menschen auf ein bestimmtes, ihnen allein iibergelassenes Gebiet einzuschranken. Das
AuBerachtlassen der
[116] Jede Rasse hat ihre Seele
erkenntniskritischen Einsichten hat zu den groBten Verwilderungen auf alien Gebieten
gefuhrt; deshalb bedeutete die Erkenntniskritik Kants das hellbewuBte Erwachen inmitten
einer Zeit, die der religios-scholastischen, platt-naturalistischen oder schwiil-sensualistischen
Systeme miide zu werden begann. Bei Anerkennung dieser hochsten Leistung der
Vernunftkritik ist jedoch iiber das Formale hinaus, iiber die innere Art und Weise des
Gebrauchs der seelischen und der Vemunftkrafte noch nichts ausgemacht, d. h. eine Wertung
des innersten Wesens der verschiedenen Kulturen und Weltanschauungen nicht einbegriffen.
Das hatten romisches System, Judentum, islamitischer Fanatismus zur Geniige besorgt. Im
tiefsten Innern wird auch ein Kulturvolk niemand das Recht einraumen, iiber seine
Schopfungen mit dem Zensorwort gut und schlecht, richtig und falsch abzuurteilen. Kulturen
sind eben nicht Dinge, die aus nebelhaften Femen als abgezirkelte Kulturkreise sich bald —
man weiB nicht warum — auf eines, bald auf ein anderes Gebiet der Erde niedersenken,
sondern sind blutvolle Schopfungen, die d a sind, jede in ihrer Weise (rational und irrational)
metaphysisch verwurzelt, um ein unfaBbares Zentrum gruppiert, auf einen Hochstwert
bezogen, und alle besitzen, selbst bei spaterer Umfalschung, einen lebensspendenden
Wahrheitsgehalt. Jede Rasse hat ihre Seele, jede Seele ihre Rasse, ihre eigene innere und
auBere Architektonik, ihre charakteristische Erscheinungsform und Gebarde des Lebensstils,
ein nur ihr eigenes Verhaltnis zwischen den Kraften des Willens und der Vemunft. Jede Rasse
ziichtet letzten Endes nur ein hochstes Ideal. Wird dieses durch andere Zuchtsysteme, durch
iiberwiegendes Einsickem fremden Blutes und fremder Ideen verwandelt oder gar entthront,
so ist die Folge dieser inneren Umwandlung auBerlich durch ein Chaos, Epochen der
Katastrophen gekennzeichnet. Denn ein Hochtswert fordert eine bestimmte, durch ihn
bedingte Gruppierung
[117] Wesen der neuen Kulturdeutung
der anderen Lebensgebote, d. h. er bestimmt den Daseinsstil einer Rasse, eines Volkes, einer
dieser Nation verwandten Volkergruppe. Seine Beseitigung bedeutet deshalb die Auflosung
des gesamten inneren organisch-schopferischen Spannungszustandes.
Nach solchen Katastrophen kann es geschehen, daB sich die Krafte der Seele erneut um das
alte Zentrum herum gruppieren und unter neuen Bedingungen auch eine neue Daseinsform
gebaren. sei es nun nach endgiiltigem Siege iiber die fremden, fur eine Zeitlang
hereingebrochenen Werte, sei es nach Duldung eines zweiten Zentrums der Kristallisation
neben sich. Ein raumliches und zeitliches Nebeneinander aber zweier oder mehrerer auf
verschiedene Hochstwerte bezogenen Weltanschauungen, an denen die g 1 e i ch e n
Menschen teilhaben sollen, bedeutet eine unheilverkiindende Zwischenlosung, die den Keim
eines neuen Zusammenbruchs in sich tragi. Gelingt es dem eingedrungenen System, den
Glauben an die alien Ideen zu Schwachen und den Trager dieser Ideen, die Rassen und
Volker, auch physisch zu zersetzen und zu unterjochen, so bedeutet das den Tod einer
Kulturseele, die dann auch in ihrer auBeren Verkorperung vom Erdboden verschwindet.
Das Leben einer Rasse, eines Volkes, ist keine sich logisch entwickelnde Philosophic, auch
kein sich naturgesetzlich abwickelnder Vorgang, sondern die Ausbildung einer mystischen
Synthese, einer Seelenbetatigung, die weder durch Vernunftschliisse erklart noch durch
Darstellung von Ursache und Wirkung begreiflich gemacht werden kann. Eine Kultur auf ihr
Inneres hin deuten, besteht deshalb im BloBlegen des religiosen, sittlichen, philosophischen,
wissenschaftlichen oder aesthetischen Hochstwertes, der ihren ganzen Rhythmus bestimmt,
zugleich aber auch die Beziehungen und Einordnungen der menschlichen Krafte
untereinander bedingt. Ein vornehmlich religios eingestelltes
[118] Drei feindliche Systeme
Volk wird eine andere Kultur gebaren, als eines, dem Erkenntnis oder Schonheit die
Daseinsform vorschreiben. Letzten Endes ist denn auch jede iiber eine formale Vemunftkritik
hinausgehende Philosophie weniger ein Erkenntnis, als ein Bekenntnis; ein seelisches und
rassisches Bekenntnis, ein Bekenntnis zu Charakter werten.
Unser heutiges chaotisches Zeitalter ist seit Jahrhunderten heraufbeschworen worden. Dank
gewissen Umstanden ist es gelungen, die Lebensgesetze der nordisch bedingten Volker durch
das Eingreifen anderer Krafte zu schwachen, an vielen Stellen uns den Glauben an die
eigenen hochsten Wertsetzungen zu nehmen, oder diese in ein neues System als
untergeordnete Faktoren einzuordnen. Gegen diese Verfallserscheinungen stand die
Rassenseele Nordeuropas in ununterbrochenem Kampfe. Bis sich trotzdem neue, ihr
feindliche Kraftzentren bildeten.
Das 19. Jahrhundert zeigte in ganz Europa drei Systeme ausgebildet nebeneinander bestehend.
Das eine war das urspriingliche, auf Freiheit der Seele und der Idee der Ehre ruhende
nordische Abendland; das andere das vollendete romische Dogma der demutsvollen,
unterwiirfigen Liebe im Dienste einer einheitlich regierten Priesterschaft; das dritte war der
offene Vorbote des Chaos: der schrankenlose, materialistische Individualismus mit dem Ziel
einer wirtschaftspolitischen Weltherrschaft des Geldes als einigende, typenbildende Kraft.
Diese drei Machte rangen und ringen um die Seele eines jeden Europaers. Zu Kampf und Tod
rief man auch im letzten Jahrhundert im Namen von Freiheit, Ehre und Volkstum. Gesiegt
hatten aber 1918 die Machte der Plutokratie und die romische Kirche. Mitten im furchtbarsten
Zusammenbruch erwachte jedoch die alte nordische Rassenseele zu neuem, hoheren
BewuBtsein. Sie begreift endlich, daB es ein gleichberechtigtes Nebeneinander
[119] Keine "voraussetzungslose Wissenschaft"
verschiedener — sich notwendig ausschlieBender — Hochstwerte nicht geben darf, wie sie es
einst in groBherziger Weise zu ihrem heutigen Verderben glaubte zugestehen zu konnen. Sie
begreift, daB sich rassisch und seelisch Verwandtes eingliedem laBt, daB aber Fremdes
unbeirrbar ausgesondert, wenn notig niedergekampft werden muB. Nicht well es "falsch" oder
"schlecht" an sich, sondem well es artfremd ist und den inneren Aufbau unseres Wesens
zerstort. Wir empfmden es heute als Pflicht, uns bis zur letzten Klarheit Rechenschaft iiber
uns selbst zu geben, uns entweder zu dem Hochstwert und den tragenden Ideen des
germanischen Abendlandes zu bekennen, oder uns seelisch und korperlich wegzuwerfen. Fiir
immer.
Der w i r k 1 i ch e Kampf von heute geht also nicht so sehr um auBere Machtverschiebungen
bei innerem KompromiB wie bisher, sondem umgekehrt um den Neuaufbau der seelischen
Zellen der nordisch bestimmten Volker, um die Wiedereinsetzung jener Ideen und Werte in
ihre Herrscherrechte, denen alles entstammt, was fiir uns Knltur bedeutet, und um die
Erhaltung der rassischen Substanz selbst. Die politische Machtlage kann vielleicht noch lange
zu unseren Ungunsten welter verschoben werden. Ist aber erst einmal ein neuer und doch
wieder uralter Typus des Deutschen irgendwo erlebt und erschaffen worden, der seelen-,
rassen- und geschichts-bewuBt die alt-neuen Werte unbeirrbar verkiindet und verkorpert, so
wird sich um dieses Zentrum alles scharen, was auch nur dunkel sucht und noch im
altheimatlichen Boden Europas wurzelt.
Dies sei vorausgeschickt, um gleich anfangs zu bekennen, daB keine "voraussetzungslose
Wissenschaft" vorgetauscht werden soil, wie es wissenschaftliche Dunkelmanner gewohnlich
taten und tun, um ihren Anschauungen den Anstrich von allgemeingiiltigen Lehrsatzen zu
geben. Es gibt keine voraussetzungslose Wissenschaft, sondem nur Wissenschaft mit
Voraussetzungen. . .
[120] Keine "Kunst an sich"
Die eine Gruppe der Voraussetzungen sind die Ideen, Theorien, Hypothesen, welche die
zersplitterten suchenden Krafte nach einer Richtung lenken und durch das Experiment auf
ihren sachlichen Wahrheitsgehalt gepriift werden. Diese Ideen sind rassisch ebenso bedingt
wie die willenhaften Werte. Denn eine bestimmte Seele und Rasse tritt dem Weltall mit einer
auch besonders gearteten Fragestellung entgegen. Fragen, die ein nordisches Volk stellt,
bilden fiir den Juden oder den Chinesen iiberhaupt kein Problem. Dinge, die dem Abendlander
zum Problem werden, erscheinen anderen Rassen als geloste Ratsel.
Auf alien demokratischen Konzilien hort man noch heute den Lehrsatz von der
"Internationalitat der Kunst und Wissenschaft" verkiinden. Die geistig Armen, die das ganze
19. Jahrhundert mit diesen Zeugnissen der Lebensfremdheit und rasselosen Wertelosigkeit
blamiert haben, kann man natiirlich nicht mehr iiber die Beschranktheit dieser
"Allweltlichkeit" belehren. Das junge Geschlecht aber, das diesem Treibhauswesen den
Riicken zu kehren beginnt, wird nach einem einzigen unbefangenen Hinschauen auf die
Mannigfaltigkeit der Welt entdecken, daB es eine "Kunst an sich" nicht gibt, nie begeben hat
und niemals geben wird. Kunst ist immer die Schopfung eines bestimmten Blutes, und das
formgebundene Wesen einer Kunst wird nur von Geschopfen des gleichen Blutes wirklich
verstanden; anderen sagt es wenig oder nichts (dariiber im zweiten Buche Naheres). Aber
auch die "Wissenschaft" ist eine Folge des Blutes. Alles, was wir heute ganz abstrakt
Wissenschaft nennen, ist ein Ergebnis der germanischen Schopferkrafte. Dieser nordisch-
abendlandische Gedanke einer auf Gesetze zuriickzufuhrenden Folge von Ereignissen im
Weltall, die Erforschung dieser Gesetzlichkeit, ist nicht nur nicht eine "Idee an sich", auf die
jeder Mongole, Syrier und Afrikaner auch verfallen miiBte, sondem ganz im Gegenteil: dieser
(in anderer Form im nordischen Hellas aufgetauchte)
[121] Heroische Wissenschaft!
Gedanke sah sich durch Jahrtausende hindurch der wiitendsten Gegnerschaft der vielen
fremden Rassen und ihrer Weltanschauungen gegeniiber. Die Idee der Innergesetzlichkeit und
der Eigengesetztichkeit war ein Schlag ins Gesicht aller Anschauung, die auf der
willkiirlichen Gewaltherrschaft: eines oder vieler mit Zauberkraft ausgestatteter Wesen ihr
Weltbild aufbaute. Aus einer Weltanschauung, wie sie uns der alttestamentliche Jahwe
vermittelt, konnte ebensowenig eine Wissenschaft unserer Pragung entwachsen, wie aus dem
Damonenglauben und Evolutionshypothesen afrikanischer Menschen. Aus diesem ewig
fremden Gegensatz heraus ergab sich auch der Kampf des romisch-kirchlichen Systems gegen
die germanische Wissenschaft. Diese ist ihren glanzenden Gang durch Strome eigenen, aber
von Rom vergossenen Blutes gegangen. Fromme nordische Monche, die dem Zeugnis des
weltaufsaugenden Auges mehr Wert zumaBen als vergilbten Syrischen pergamenten, wurden
mit Gift, Kerker und Dolch verfolgt, sieh Roger Bacon, si eh Scotus Erigena ... Das was wir
heute "die Wissenschaft" nennen, ist ureigenste; germanische Rassenschopfung, sie ist nicht
irgendein technisches Ergebnis, sondem die Folge einer einzigartigen Form der Fragestellung
an das Weltall. Wie Apollon dem Dionysos, so stehen Kopernikus, Kant, Goethe dem
Augustinus, Bonifaz VIII., Pius IX. gegeniiber. Wie das Manadentum und die Phallussitten
altgriechische Gesittung zu zersetzen strebten, so durchkreuzten etmskische Hollenlehre und
Hexenwahn moglichst jede Regung nordischer Welterkenntnis. Mit der Erzahlung von der
Austreibung der bosen Geister aus den Sauen durch Jesus heftete sich diese Syrische Magie
bis auf heute an das Christentum; Hollen- und Himmelfahrt, Hollenfeuer und Hollenqualen
wurden fortan christliche Wissenschaft, die "succubi" und "incubi" feststehende
wissenschaftliche Lehren, und es war nicht folgerichtig, daB Rom die Biicher, die sich zu
Kopernikus'
[122]
Forschung und Damonie
heliozentrischer Lehre bekannten, endlich doch 1827 (! !) vom Index strich. Denn auf Grund
romischer "Wahrheit" ist nur ihre Lehre wirkhche Wissenschaft. DaB sie durch fast zwei
Jahrtausende diese Anschauung trotz alien BlutvergieBens nicht durchsetzen konnte, muBte
sie zahneknirschend dulden, sie ist jedoch auch heute ununterbrochen am Werk, den
nordischen Forschungsgeist durch die alten Zauberlehren zu vergiften. Die deutlichste
Verlebendigung dieses Versuches ist der Jesuitenorden mit seinen "wissenschaftlichen"
Abteilungen. Der Jesuit Cathrein erklarte: "Wenn einmal eine Wahrheit durch den Glauben
sicher feststeht (was "feststeht", dariiber bestimmt Rom), so ist jede widersprechende
Behauptung falsch und kann deshalb auch nie das Resultat wahrer Wissenschaft sein ..." Und
der moderne Theoretiker jesuitischer "Wissenschaft", Dr. J. Donat, Professor in Innsbruck,
erklart jeden Zweifel an Glaubenswahrheiten als unstatthaft. "Traurig ist es um eine
Wissenschaft bestellt", ruft er aus, "die nichts anderes zu bieten vermag, als ewiges Suchen
nach der Wahrheit."*
Deutlicher laBt sich die tiefe Verschiedenheit in der Geisteshaltung wohl kaum aufzeigen, als
durch diese Worte eines ganz in syrischer Damonie untergegangenen alpinen Menschen: sie
bedeuten nicht weniger als den Anspruch auf das Recht der Vemichtung des germanisch-
europaischen Forscherwillens im Namen eines willkiirlichen Lehrsatzes. Noch ein anderes
Beispiel zeigt die heutige Gefahr, die Anerkennung innerer Gesetzlichkeit durch Einfuhrung
von willkiirhafter Spekulation in ein Chaos zu verwandeln: die heutige Finanz" wissenschaft".
Der europaische Forscher, sobald er eine Entdeckung;praktisch zu verwerten trachtet, zielt
doch immer auf eine wirkliche Leistung ab, die er in das Weben von Ursache und Wirkung,
Grund und Folge, als etwas Erzeugtes,
*"Die Freiheit der Wissenschaft", 1910.
[123] Zahlenzauberei des Borsenbetriebs
Erschaffenes hineingestellt sehen will. Er empfmdet Arbeit, Erfmdung und Besitz als
gesellschaftbildende Krafte inmitten einer rassischen, volkischen oder staatlichen
Gemeinschaft; selbst Amerikaner wie Edison und Ford bekennen sich zu dieser seelischen
Einstellung. Auch die Borse hatte friiher nur den einen Sinn, einen reibungslosen Ubergang
zwischen Tat und Folge, zwischen Erfmdung, Erzeugnis und Absatz zu ermoglichen. Sie war
ein ahnliches Hilfemittel wie das Geld. Aus dieser dienenden Stellung ist heute eine ganz
andere Funktion erwachsen. Die "Borsen-und Finanzwissenschaft" ist gegenwartig ein Spiel
mit vorgetauschten (fiktiven) Werten, eine Zahlenzauberei, eine von gewissen Kreisen
systematisch durchgefiihrte Storung zwischen der Umschaltung von der Erzeugung zum
Absatz geworden. Die Herren der heutigen Borse wirken mit Massenhypnosen durch falsche
Nachrichten, durch Panikerzeugung; sie peitschen bewuBt alle pathologischen Triebe hoch
und aus einer natiirlichen Vermittlungstatigkeit im Wirtschaftsgetriebe ist Willkiir,
Weltzersetzung geworden. Diese "Finanzwissenschaft" ist nun auch nicht international,
sondern ist rein jiidisch und die Wirtschaftskrankheit aller nordisch bestimmten Volker
kommt daher, daB sie sich bemiihen, diese syrische, naturwidrige, aus Schmarotzerinstinkten
stammende Willkiir in ihr Lebenssystem einzufiigen. Etwas, das, wenn es bis ans Ende
gelingen sollte, die restlose Zerstorung aller natiirlichen Voraussetzungen unseres Lebens
nach sich ziehen muB. Die "Wissenschaft" des Dawes-Gutachtens, der Uberwachung des
politischen Nachrichtendienstes durch Bankiers und ihre presse ist antigermanisch bis ins
Mark hinein und befindet sich deshalb auch in bewuBter Todfeindschaft zu den groBen
deutschen Denkem des nordischen Wirtschaftswesens, d. h. zu Adam Miiller. Adolf Wagner,
Friedrich List. Hier zeigt sich auch das Wesen des jiidischen Marxismus, der gegen "den
[124] Wissenschaft als Wertung
Kapitalismus" kampft, das Zentrum dieses Kapitalismus aber, die Borsen-Finanz, unberiihrt
laBt.
Die Voraussetzung romischer "Wissenschaft" also ist das festgelegte willkiirliche
Zwangsglaubensgesetz der Kirche; die Voraussetzung jiidischer "Wissenschaft" ist die
Fiktion, auf deutsch: derBetrug; die Voraussetzung germanischer Wissenschaft: ist die
Anerkennung einer in verschiedenen Folgen sich offenbarenden GesetzmaBigkeit des Weltalls
und der Menschenseele. Diese Be- und Erkenntnisse sind aber grundlegend fur die Bewertung
des gesamten Lebens, auch jener Ereignisse, die (wie Somnambulie, Hellsehen usw.) sich
noch nicht restlos in diese Betrachtungsweise einfiigen lassen.
Und das heiBt alles: wenn wir heute von Erkenntnissen und Bekenntnissen sprechen, so
machen wir immer ganz bestimmte Voraussetzungen. Wir untersuchen die verschiedenen
Hochstwerte, die urn die Seel en aller Europaer ringen, stellen die jeweilige Architektonik der
auf diese Hochstwerte bezogenen Krafte fest und bekennen uns zu einem dieser Systeme.
Dieses Bekenntnis und die Zustimmung wenigstens zu den Grundgedanken derselben kann
nur aus gleichen, verwandten, aber bisher geblendeten Seelen kommen, die anderen werden
und miissen es ablehnen, und wenn sie es nicht totschweigen konnen, mit alien Mitteln
bekampfen.
Ein solches Loslosen und Ablosen des Einzelnen wie eines ganzen Volkes von noch
machtvollen Kraften einer innerlich absterbenden Vergangenheit ist schmerzhaft und wird
tiefe Wunden hinterlassen. Allein wir haben nur die Wahl: zu ersticken, oder den Kampf fur
die Gesundung aufzunehmen. Diesen Kampf mit klarem BewuBtsein und starkem Willen
einzuleiten, ist die Aufgabe unseres Geschlechts. Ihn zu vollenden ist Sache einer spateren
Generation.
[125] Der dogmatische Monismus
7.
Dem urspriinglichen Menschen ist "die Welt" als eine ursachlose (kausallose)
Aneinanderreihung von Bildem im Raum und Empfmdungen in der Zeit gegeben. Der
Verstand schafft dann den ursachlichen Zusammenhang, die Vernunft die Einheit des
Mannigfaltigen durch Aufstellung leitender Ideen. Das Geflecht aus diesen Tatigkeiten
nennen wir unsere Erfahrung. Das ist die formale Grundlage alles Lebens. Diese jedoch wird
grundverschieden benutzt. Eine iiberwiegende Kraft der ideenbildenden Vernunft wird dazu
fuhren, die verschiedenen Einheiten unter immer weniger zusammenfassende Ideen zu
binden, um schlieBlich zu einem einzigen Grundsatz der Welterklarung zu gelangen. Dieser
formale Monismus wiederum auBert sich verschieden, je nachdem man die Idee Welt aus der
Idee der Materie (absolute Materie, also eine vollkommene Abstraktion, ist Idee), oder aus der
Idee "Kraft" entstehen lassen will. Der folgerichtige Mechanist nimmt Molekiile, Atome,
Elektronen als Urwesen an, deren verschiedenartige Form und Zusammenstellungen Geist
und Seele schaffen; der folgerichtige Energetiker anerkennt Materie nur als latente, geballte
Kraft, die sich als elektrische, Licht- oder Warmeschwingung entladet. sowohl der
materialistische wie der spiritualistische Monist ist Dogmatiker, well er iiber das letzte formal
sowohl als stofflich erscheinende Urphanomen der "Welt" mit einer einzigen, dafur aber alles
entscheidenden Behauptung hinweggeht, sei diese Behauptung nun philosophischer,
wissenschaftlicher Lehrsatz oder ein religioser Glaube. Dieses Urphanomen ist, auch nach
Uberwindung der Vielfachheit (Pluralismus), die Polaritat aller Erscheinungen, aber auch
aller Ideen. Die Zwiefachheit alles Seins zeigt sich physikalisch als Licht und Schatten, heiB
und kalt, endlich und unendlich; geistig als wahr und unwahr; moralisch als gut und bose (was
nur insofern
[126] Polaritat — ein Urphanomen
bestritten werden kann, als die Begriffe sich auch auf etwas auBer ihnen beziehen); dynamisch
als Bewegung und Ruhe; als positiv und negativ; religios als gottlich und satanisch. Polaritat
bedeutet Stets Gleichzeitigkeit der Gegensatze, deren beide GroBen und Gegebenheiten also
nicht als n a ch einander hervortretend zu erklaren sind. Der Begriff des Guten ist ohne den
des Bosen iiberhaupt nicht faBbar, erhalt erst durch ihn Begrenzung, d. h- Gestalt. "Negative"
Elekteizitat erscheint stets gleichzeitig mit "positiver"; beide Formen sind gleich positiv, nur
mit umgekehrtem Vorzeichen. Nein setzt Ja und Geist ist als Idee gleichzeitig mit der Idee der
Korperhaftigkeit gegeben. Ein ursachlicher Zusammenhang ist also bis zu den letzten
Grenzen unserer vorwartstastenden Erkenntnis zwischen den polar erscheinenden Gruppen
nirgends nachweisbar. Aus der immer bestehenden Gegensatzlichkeit von Ja und Nein aber
entsteht alles Leben, alles schopferische, und selbst der dogmatische Monist — ob
materialistisch oder spiritualistisch — lebt nur durch das Bestehen des ewigen Widerstreits.
Nur im Spiegel des Korpers sieht der Spiritualist den "Geist", nur unter der Voraussetzung
verschiedener Qualitaten kann der Materialist Formanderungen und stoffliche Verschiebung
entdecken.
So stehen denn auch "Ich" und "Weltall" als zwei letzte polare Bedingtheiten einander
gegeniiber, und das Schwergewicht, welches eine Seele auf die eine oder andere (bei
unterbewuBter Anerkennung des ewigen Gegensatzes) legt, bestimmt mit das Wesen, die
Farbigkeit und den Rhyrhmus von Weltanschauung und Leben. Aus diesem metaphysischen
Urgesetz alles Seins und Werdens (auch dies sind zwei polare Gegensatze, die sich rein
erfahrungsgemaB [empirisch] gegenseitig in jedem Augenblick ausschlieBen!) folgen
zunachst zwei Arten des Lebensgefuhls: dynamisches Wesen oder statische Wertsetzung.
[127] Die Erschaffung Jahwes
Eine iiberwiegend statische Weltbetrachtung wird zum Monismus irgendwelcher Art neigen;
sie wird bemiiht sein, eine einzige geistige Zusammenschau (Synthese), ein einziges Symbol,
ja, auch eine einzige Form des Lebens durchzusetzen gegen jede Polaritat, gegen jede
Vielfachheit (Pluralismus). Religios wird sie einen strengen Eingottglauben (Monotheismus)
fordern, wird diesen Einheitsgott: mit alien Eigenschaften der Kraft und Herrlichkeit
umkleiden, wird auf ihn die Schopfung zuriickfiihren, ja das satanische Selbst wegzuerklaren
bemiiht sein. Zu einem solchen Gott wurde Jahwe, der dann als starres, einseitiges System mit
Hilfe der christlichen Kirche ins abendlandische Denken einbrach. Die Israeliten und Juden
waren urspriinglich in einem durchaus pluralistischen Religionsleben befangen gewesen; ihr
Nationalgott sorgte zwar fiir sie und sie fiir ihn, aber niemand bezweifelte, daB die "anderen
Gotter" ebenso wirklich und wirkend waren wie Jahwe. In der Gefangenschaft der Perser erst
erfuhren die Juden von einem allweltlichen (kosmischen) Gott und seinem Gegenpol: vom
Lichtgott Ahura Mazda und dem finsteren Angromainyu, die dann spater zum Jahwe als dem
Alleinherrscher und dem Satan als seinem Nebenbuhler wurden. Der Jude entledigte sich nach
und nach aller Pluralismen, stellte Schaddai-Jahwe ins Zentrum des Alls, sich selbst als seinen
bevollmachtigten Knecht und schuf sich durch diese Tat einen regierenden Mittelpunkt, der
sein Denken, seine Rasse, seinen — wenn auch rein parasitaren — Typus bis auf heute
ungeachtet aller vermischenden Grenzerscheinungen geziichtet und erhalten hat. Und selbst
da, wo "abtriinnige" Juden Jahwe abschafften, setzten sie an seine Stelle dasselbe Wesen, nur
unter anderem Namen. Es hieB jetzt "Menschheit", "Freiheit", "Liberalismus", "Klasse".
Uberall wurde aus diesen Ideen der alte starre Jahwe und ziichtete unter anderen
Bezeichnungen seine Grenadiere weiter. Da Jahwe durchaus als
[128] Altes Testament und romisches Dogma
stofflich wirkend» gedacht wird, so verwebt sich im Falle des Judentums starrer
Eingottglaube mit praktischer Stoffanbetung (Materialismus) und odestem philosophischen
Aberglauben, wofiir das sog. Alte Testament, der Talmud und Karl Marx gleiche Einsichten
vermitteln. Diese statische Selbstbehauptung ist der metaphysische Grund fiir des Juden
Zahigkeit und Starke, aber auch fiir seine absolute kulturelle Unfruchtbarkeit und sein
schmarotzerhaftes Wirken.
Diese triebhafte Statik bildet auch das Riickgrat der romischen Kirche. Sie setzt eine Formung
(Synthese), sich selbst, als Nachfolgerin des abgesetzten "Gottesvolkes" und entwickelt die
gleiche unbeirrbare formal-dogmatische Starrheit wie der Jahweismus oder der spatere
semitische Mohammedanismus. Ein solches System kennt nur das "Gesetz" (d. h- die eigene
Willkiir), nirgends Personlichkeit; wo es zur Macht gelangt, zerstort es notwendig
Organismen, und nur der Tatsache, daB es nicht ganz siegen konnte, haben wir es zu
verdanken, daB es noch Volker, Kulturen, kurz wirkliches Leben gibt. Wir sind sogar Zeuge
dessen, daB die Gegenbewegung gegen das lahmende Gewicht der Kirche in Europa gewaltig
genug war, dem jiidisch-kirchlich-romischen Grundsatz einen bleibenden seelischen
Pluralismus anzugliedern, dem zuliebe allein Telle der abendlandischen Volker auch das
starre Zentrum mit in den Kauf genommen haben, so daB man mit Fug und Recht vom
Katholizismus und seinen Heiligen (als Religionserscheinung, nicht als Kirche und
machtpolitischem Einheitsbund) als von einem polytheistisch bedingten Glauben sprechen
kann. Immerhin hat aber sein Zentrum eine monistisch-statische Einstellung in Europa
gestarkt und durch die Anerkennung des Neuen auch den Geist des sog. Alien Testaments in
den urspriinglich individualistischen Protestantismus geschmuggelt.
Der Protestantismus offenbart sich von Anfang an als geistig gespalten. Als
Abwehrbewegung betrachtet,
[129] Buchstabenglaube im Protestantismus
bedeutete er das Aufbaumen des germanischen Freiheitswillens, des nationalen Eigenlebens,
des personlichen Gewissens. Fraglos hat er fiir all das den Weg gebrochen, was wir heute
Werke unserer hochsten Kultur und Wissenschaft nennen. Religios aber hat er versagt, well er
auf halbem Weg stehen blieb und an die Stelle des romischen das jerusalemitische Zentrum
setzte: das Herrscherrecht des Buchstabens versperrte das Hervorbrechen jenes Geistes, den
einst Meister Eckehart verkiindigte, jedoch auch noch nicht gegeniiber Inquisition und
Scheiterhaufen durchsetzen konnte. Luther vollbrachte, als er in Worms die Hand zugleich
auf das Neue und Alte Testament legte, eine von seinen Anhangern als sinnbildlich
betrachtete und als heilig verehrte Tat. Am Buchstaben dieser Biicher wurde fortan die
Glaubigkeit und der Wert des Protestanten gemessen. Wieder lag der Wertmesser fiir unser
Seelenleben auBerhalb des deutschen Wesens, wenn auch erdkundlich nicht so klar
feststellbar wie im Falle des "Antichrist" in Rom. Luthers Begegnung mit Zwingli zeigt, wie
sehr er noch an den alten Fesseln zu tragen hatte. Seine stoffanbetende Abendmahlslehre
schleppen wir in der protestantischen Glaubensfassung bis auf heute mit uns. Erst sehr spat
entledigt sich Luther der " Jiiden und ihrer Liigen" und erklarte daB wir mit Moses nichts mehr
zu schaffen hatten. Aber unterdes war die "Bibel" ein Volksbuch und die alttestamentliche
"Prophetic" Religion geworden. Damit war die Verjudung und Erstarrung unseres Lebens um
einen Schritt vorwarts getrieben, und es ist kein Wunder, daB fortan blonde deutsche Kinder
allsonntaglich singen muBten: "Dir, dir, Jehova, will ich singen; denn wo ist wohl ein solcher
Gott wie du ..."
Die Juden hatten (wie so vieles andere) die Vorstellung eines allweltlichen (kosmischen)
Gottes den Persem entlehnt. Hier fmden wir das gewaltigste Zeugnis fur die religios-
philosophische Anerkennung des polaren Seins.
[130] Der persische Weltheiland
Das groBe kosmische Drama vollzieht sich in einem viele Weltenalter dauernden Ringen
zwischen dem Licht und der Finsternis, bis — wie friiher ausgefuhrt — nach einem
furchtbaren Kampf der Weltheiland, der Caoshianc, kommt und die schwarzen von den
weiBen Schafen sondert, also eine Gestalt, als welche Jesus einer spateren Welt erschien. Die
Dramatik muB natiirlich einen Hohepunkt im Siege fmden, aber nirgends ist die Dynamik des
Seelischen bewuBter und groBartiger niedergelegt, als hier in der alt-persischen Lehre. Und
darum erscheint uns, die wir heute die fremde Statik alles Jerusalemitischen abzustreifen
beginnen, neben den Sagen der nordischen Volker dieses Drama Persiens als ur- und
nahverwandt. Die iiberweltliche (metaphysische) Vorstellung paart sich zudem mit einer
herben Sittenlehre und erganzt eine Seelengemeinschaft in religios-sittlicher Beziehung, wie
sie von je von bewuBt nordischen Menschen empfunden worden ist.
Der germanische Mensch hat sich bei seinem Auftreten in der Weltgeschichte zunachst nicht
mit Philosophic abgegeben. Aber wenn etwas bezeichnend ist fur sein Wesen, so die Dynamik
seines inneren und auBeren Lebens, naturnotwendig gepaart mit der Abneigung gegen einen
irgendwie gearteten bewegungslosen Monismus; gegen eine Art kirchlicher Erstarrung, wie
sie ihm spater durch technische und diplomatische Uberlegenheit von Rom aufgezwungen
wurde zu einer Zeit der Schwache, da eine Jugendepoche seiner Rasse zu Ende ging, die alten
Gotter im sterben begriffen waren und neue gesucht wurden.
Lief die Auseinandersetzung zwischen Europa und Rom auf ein KompromiB hinaus, das als
solches jetzt trotz vieler Emporungen iiber 1500 Jahre andauert (aber bloB deshalb nicht so
schwer empfunden wird, well die alten hauslichen Gebrauche doch noch fortbestehen, wie sie
vor der Christianisierung geiibt wurden, und nur eine neue Deutung erhielten), so erwies sich
dieses KompromiB auf
[131] Verschiedener Wirklichkeitsbegriff
den Gebieten der Kunst, Philosophie und Wissenschaft als unmoglich. Hier ist der Kampf am
bewuBtesten und am zahesten gefiihrt worden und hat mit der Niederlage des Index- und
Scheiterhaufenterrors geendet, selbst wenn dies noch nicht in das BewuBtsein der trager
empfmdenden Massen — auch der verbildeten Gebildeten — eingedrungen ist. Hier offenbart
sich der europaische Geist in seiner ganzen Dynamik und in seiner klar Scheidenden polaren
Daseinserfassung, zugleich aber zeigt sich, daB ein Streit um Formen den nordischen
Europaer weniger bewegt hat als die Wahrhaftigkeit als innerer Charakterwert, wie er in der
Wissenschaft und Philosophie Voraussetzung war.
Die Grundtatsache des nordisch-europaischen Geistes ist die bewuBt oder unbewuBt
vorgenommene Scheidung zweier Welten, der Welt der Freiheit und der Welt der Natur. In
Immanuel Kant gelangte dieses Urphanomen der Denkmethodik unseres Lebens zum
lichtesten BewuBtsein und darf nimmermehr unseren Augen entschwinden. Dieses
Selbsterwachen bezeugt aber eine ganz besondere Auffassung dessen, was als "wirklich"
anzusehen ist. Dem spaten Inder loste sich zum SchluB das ganze Universum in Symbolik auf;
auch das Ich wurde schlieBlich nur die Andeutung eines ewig Gleichen. "Wirklich" war fiir
den indischen Metaphysiker nicht eine in unserem Sinne in die Kette von Ursache und
Wirkung oder Tat und Folge einzureihende umschreibbare Tatsache, sondem die rein
subjektive Annahme in bezug auf ein Geschehnis oder eine Erzahlung. Deshalb verlangt der
Inder fur die Wundertaten der Rama oder Krischna keinen Glauben wie an Tatsachlichkeiten,
sondem erklart jene in dem Augenblick fur "wirklich", in welchem an sie geglaubt wird. Auf
Grund dieser Auffassung von Wirklichkeit verwandeln sich auf dem indischen Theater
widerspruchslos Madchen in Blumen, ihre Arme in Lianenranken und Gotter in tausenderlei
menschliche Gestalten ... Da als Symbolik
[132] Hadrian als Soldat und Heiland
vom Glauben abhangig, wird das "Wunder" seiner stofflichen Bedeutung entkleidet. Anders
fur den Menschen im Osten des Mittelmeeres. Hier wurde die Freiheit als Zauberakt in die
Natur hineingetragen und die Geschichte dieser Lander ist iiberfullt von rein stofflich
geglaubten "wirklichen" Wundern. Ein klares Beispiel fur das BewuBtsein, zwei verschiedene
Welten zu beherrschen, gibt uns Hadrian. Im germanisch bestimmten Nordwesten seines
Weltreiches zeigt er sich als heroischer Diener des Staates, macht alle Strapazen der Reise wie
der einfache Soldat mit, ist Herr und Gebieter, nicht aber Gott und Wundertater. Als Solcher
erscheint der kluge Menschenkenner aber bei seinen Reisen durch afrikanische, Syrische,
hellenistische Gegenden. So wurde Hadrian im Siiden und Siidosten des Reiches als Heiland
angebetet, wurde in die Leitung der eleusischen Mysterien aufgenommen, lieB sich ruhig als
Helios verehren, fuhrte den Antinous als Gott in Agypten ein, dessen Tod und echte
Auferstehung dann ebenso als wirklich geglaubt und von Priestern verkiindet wurde, wie der
Tod und die "wirkliche" Auferstehung Christi: Hadrian heilte Kranke, machte Kriippel durch
Handauflegen gesund und die Erzahlungen iiber seine Wundertaten durchliefen als echteste
Chronik alle Staaten des ostlichen Mittelmeeres. In den Kreis dieser im Zauberglauben
gewisser Volkerschaften verbundenen Vermischungen von Natur und Freiheit gehoren
natiirlich auch die christlichen Legenden, die alien Ernstes noch heute den Europaern
verkiindet werden: "Jungfrauengeburt", stoffliche "Auferstehung" Christi, "Himmel- und
Hollenfahrt", dazu die verschiedenen "Gesichte" katholischer Heiliger, denen die Jungfrau
Maria ebenso wirklich erschien, wie Jesus Christus, welcher laut Bericht des Jesuiten
Mansonius der Jungfrau Johanna ab Alexandro am 7. Juni 1598 leibhaftig erschien und seiner
Befriediguing iiber die Arbeit "Seiner" Gesellschaft Ausdruck gab.
[133] Kopernikus gegen Nicaa
Wie sehr diese Zauberwelt Afrika-Asien Europa iiberschattet hatte, und alles Denken auch der
Freiesten zu erdrosseln drohte, davon gibt Luthers Urteil iiber Kopernikus Zeugnis, den er
einen Schwindler und Betriiger nannte, bloB well die magische Bibel es anders wollte, als der
groBe Koppeming es lehrte. Noch immer aber haben es Millionen nicht begriffen, daB
Kopernikus, der an die Stelle des statischen Weltbildes von der unbeweglichen Erdenscheibe
mit dem Himmel oben und der Holle unten das dynamische der ewig kreisenden
Sonnensysteme setzte, unsere gesamte kirchliche Zwangsglaubenslehre, die gesamte
Hollenfahrts- und Auferstehungsmythologie restlos iiberwunden, ein fiir allemal erledigt hat.
Das Nizaische Glaubensbekenntnis, mit Stimmenmehrheit von Monchen beschlossen, die
zum groBen Teil nicht lesen und schreiben konnten, die Lehrsatze, zustandegekommen auf
Raubersynoden, auf denen man mit Stockhieben religiose Fragen entschied, sind tot, innerhch
unwahr, und nichts offenbart deutlicher die Hilflosigkeit und Unwahrhaftigkeit unserer
Kirchen, als daB sie auf Dinge pochen, die mit Religion iiberhaupt nichts zu tun haben, daB sie
noch Lehrsatze verteidigen, an die sie selbst nicht mehr glauben konnen. Sie haben ganz
recht, wenn sie erklaren: daB, falls das "Alte Testament" oder das Nizaische
Glaubensbekenntnis aus dem Bau der Kirchen gezwangt werden wiirden, dann die Ecksteine
fehlten, der ganze Bau also Zusammenstiirzen miisse Das konnte wahr sein, aber noch nie ist
durch eine fadenscheinige, nur auf etliche Jahrzehnte berechnete ZweckmaBigkeitsausrede ein
Znsammenbruch verhindert worden. Im Gegenteil, je spater ein solcher eintrat, desto
fiirchterlicher wurde er. Wenn an Gotter nicht mehr geglaubt wird, werden sie zu Gotzen.
Wenn Formen des Lebens zu kahlen Formeln werden, dann tritt
[134] Sein und "Offenbarung"
seelischer Tod ein oder Revolution. Etwas anderes gibt es nicht.
"Ich bin nicht gekommen, den Frieden zu bringen, sondern das Schwert." "Ich will ein Feuer
entziinden auf Erden, und ich wiinschte, es brennete schon", sagte der Emporer aus Nazareth.
Er war eine Offenbarung und die um ihre Macht spater besorgten Priester setzten diese
Offenbarung als e i n m a 1 i g e in die Welt, stiitzten sie kunstvoll mit "erfiillten"
Prophezeiungen, neuen Zukunftshinweisen und bemiihten sich nach Kraften, aus dem Leben
Tod zu machen.
8.
Das statische Ideal fordert seinem Wesen gemaB "Ruhe". Diese Forderung aber kann sich
dem ewigen Fluten der Natur gegeniiber nicht durchsetzen, trotz alien Leugnens dynamischer
Lebensgebote. Das erfordert die Hinwendung auf wenige zeitlich beschrankte Augenblicke.
Dies sind die "Offenbarungen", die dann fur eine moglichst lange Zeit zu einem "Sein"
umgewandelt werden, zur "ewigen Wahrheit". Der dynamisch (willenhaft) empfmdende
Mensch dagegen laBt bewuBt oder unbewuBt zwar ein "Sein" wirken, forscht aber dem
Werden als Ausdruck des Seins nach, ohne zauberhafte, nie dagewesene "Offenbarungen" als
"Wunder" fiir sein seelisches Erleben zu benotigen. Dieses fortdauemde "werdende" Ringen
um das "Sein" ist germanische Religion, die sich sogar in der weltabgewandtesten Mystik
noch bemerkbar macht. "Offenbarung" innerhalb des nordischen Fiihlens kann nur
Steigerung, Kronung eines Werdens, nicht Vernichtung der Naturgesetze sein. Dies aber will
die jiidische Gotteslehre ebenso wie die romische. Den Schwersten Schlag versetzten dieser
Anschauung die germanische Wissenschaft und die nordische Kunst. Der kirchliche Jahwe ist
nun heute tot wie Wotan vor 1500 Jahren. Zum philosophischen BewuBtsein jedoch ist
nordischer Geist dann in Immanuel Kant gelangt, dessen wesentliches Werk in der
[135] Freiheit-Mystik und Natur-Mechanistik
endlich einmal durchgefiihrten Scheidung der Befugnisse von Religion und Wissenschaft
liegt. Religion hat nur mit dem "Himmelreich in uns" zu tun, echte Wissenschaft nur mit
Mechanistik. Physik, Chemismus, Biologie. Diese kritische Scheidung bedeutet,
durchgefiihrt, die erste Voraussetzung fiir eine arteigene nordische Kultur; sie bedeutet aber
auch die Uberwindung der syrisch-jiidisch bestimmten Dogmen und das Frei-Werden unseres
polarbewuBten, dynamischenLebens: Freiheit-Mystik und Natur-Mechanistik, die allein echte
Einheit sichert. Wenn die jetzt in Deutschland im Entstehen begriffene Erneuerungsbewegung
eine geschichtliche Aufgabe hat, so die: die bisherigen Grundlagen unserer Kultur, soweit sie
durch romisch-jiidische Kirchenlehren und syrisch-afrikanische Weltanschauung
umgewandelt worden sind, vollbewuBt zu festigen und ihren tragenden Werten zum Siege zu
verhelfen.
Alle diese rassepsychologischen, erkenntniskritischen Uberlegungen und geschichtlichen
Hinweise zeigen einmal eine groBe Mannigfaltigkeit der verschiedenen miteinander urn die
Vorherrschaft ringenden Krafte rassenseelischer oder rassenchaotischer Art, dann aber auch
eine gewisse Einheit in der Haltung der nordischen oder doch iiberwiegend nordisch
bedingten Elemente. Auf "natursichtiger" Stufe sind alle Gotter der indogermanischen
Volkerfamille Gotter des Himmels, des Lichts, des Tages. Der indische Varuna, der
griechische Uranus, Gottervater Zeus und der Himmelsgott Odin, Surya (der "Strahlende")
der Inder, Apollon-Helios und Ahura Mazda, sie alle gehoren dem gleichen Wesen auf
gleicher arteigener Entwicklungsstufe an. Mit dieser Lichtreligion tritt den verschiedenen
chthonisch-matriarchalisch eingestellten Rassegruppen das Paternitatsprinzip entgegen*. Auf
einer anderen Ebene wird die Mythologie
Wollkommen irrefiihrend ist es, wenn Herman Wirthin "Aufgang der Menschheit" gerade
das Mutterrecht als eine urnordlich-atlantische Lebensform hinznstellen sucht, zugleich aber
auch den Solar en Mythus als nordliches Gut anerkennt. Das Matriarchat ist Stets mit
chronischem Gotterglauben, das Patriarchat stets mit dem Sonnenmythus verbunden. Die
Hochschdtzung der Frau bei dem nordlichen Menschen beruht gerade auf der mdnnl ich e
n Struktur des Daseins. Die weibliche im Vorderasien der vorchristlichen Zeit hat Stets nur
Hetdrentum und Geschlechtskollektivismus gezeitigt. Die Beweise, die Wirth anfiihrt, Sind
deshalb auch mehr als diirftig.
[136] Die Leib-Seele-Einheitslehre
heroisch-sittlich durchtrankt, mit Forscherwillen und Erkenntnissehnsucht verbunden, so daB
die Gotter Trager verschiedener willenhafter und geistiger Antriebe werden, von dem
Sonnengott der alten Inder, der friihmorgens nicht nur um Fruchtbarkeit, sondern auch um
Weisheit gebeten wird, bis zu Odin, der selbst auf der Suche nach Welterkenntnis ein Auge
opfert. Und auf der Hohe der philosophischen Durchdringung der Probleme sehen wir trotz
tiefer Formverschiedenheiten die Upanishads, Platon und Kant zum gleichen Ergebnis der
Idealitat von Raum, Zeit und Kausalitat gelangen.
Die erkannte Mannigfaltigkeit ist also kein Chaos, die offenbarte Einheit ihrerseits keine
gestaltlose, bloB logische Eins.
Diese Erkenntnis ist von ausschlaggebender Wichtigkeit, denn sie setzt uns nicht nur in
scharfsten Gegensatz zu alien "absoluten" "universalistischen" Systemen, die von einer
angeblichen Menschheit aus erneut auf eine Unitarisierung aller Seelen fiir alle Zukunft
hinaus wollen; sie bringt uns auch in einen Konflikt mit echten, neuen Kraften unserer Zeit,
die ebenfalls ihre Toten begraben haben, mit denen wir uns vielfach Sympathisch beriihren,
die aber in der berechtigten Abwehr eines fiirchterlichen, kahlen Rationalismus, der unsere
Seelen zu ersticken drohte, nun glauben in "Urtiefen" fliichten, dem "Geist" als solchem den
Kampf ansagen zu miissen, um zur "Leib-Seele-Einheit"
[137] Ludwig Klages
im Gegensatz zur Vernunft, Verstand, Willen, alles Zusammen "Geist" genannt, wieder
"zuriick" zufinden.
Ein Hinweis auf die gefiihlvolle "Riickkehr zur Natur" und die Verherrlichung des
"primitiven", wie sie um das Ende des 18. Jahrhunderts auftauchte, liegt zwar nahe, doch ist
er natiirlich, etwa einem Ludwig Klages oder Melchior Palagyi gegeniiber, zu billig. Das, was
die heutige neue Seelenkunde (Psychologie) und Charakterforschung anstrebt, liegt viel tiefer;
manchmal rufen die Auseinandersetzungen gerade nach der rassisch-seelischen Begriindung,
um dem ganzen Gebaude eine organisch gewachsene Grundlage unterzuschieben. Einiges
wiirde dabei zerfallen, vieles aber noch viel fester untermauert erscheinen
Im Auftreten eines scharf abgegrenzten BewuBtseins wird die erste Entfremdung gegeniiber
einem natiirlich-vegetativen, schopferisch-ahnungsvollen Urzustand des ehrfiirchtig-
heldenhaften Menschen einer Urzeit erblickt. Dieser Zustand wird allein als echtes Leben
hingestellt, welches durch rein rationale Setzungen und Satzungen verfalscht wurde. Man
sieht schon hier am Ausgangspunkt, wie nahe und wie fremd zugleich unsere rassisch-
seelische Weltbetrachtung und die neue Psycho-Kosmogonie sich gegeniiberstehen. Der
Verstand ist, wie ausgefiihrt, ein rein formales, also inhaltleeres Werkzeug; seine Aufgabe
besteht nur darin, die Kausalitatsreihe herzustellen. sieht man ihn jedoch als gesetzgebenden
Herrscher thronen, so bedeutet dies das Ende einer Kultur. (Und zwar als Zeugnis rassischer
Vergiftung, was von den Vitalisten iibersehen wird). Soweit herrscht Ubereinstimmung. Aber
es ist durchaus nicht notwendig, daB die Vernunft und der Wille auf der Seite dieses Geistes
dem Leben feindlich gegeniiberstehen. Wir sahen gerade, wie im Gegensatz zu alien
semitoiden Volkern die Haltung der Seele, des Willens, der Vernunft seitens der nordischen
Volker dem Universum gegeniiber eine wesentlich ahnliche war. Hier haben wir es also
[138] Der "heroische Urzustand"
nicht mit einem abstrakten Urmenschen zu tun, dem man eine absolute "Weltsicherheit"
zuzuschreiben berechtigt ist, sondern mit einem klar gepragten Rassencharakter. Und es ergibt
sich die merkwiirdige Tatsache, daB die erbitterten Bekampfer des heutigen lebenswidrigen
Rationalismus sich selbst auf ganz rationalistische Weise einen unbewuBt schopferischen
heldenhaften Urmenschen erschufen.
Denn der Urzustand — wenigstens so weit wir iiberhaupt hinuntergehen konnen — ist nicht
iiberall durch heldische Gesinnung gekennzeichnet. Das jiidische Volk beginnt mit
Viehziichtungsgeschichten, die aber auchjeder Heldenhaftigkeit ermangeln; seinen spateren
Auszug aus Agypten begleitet die Bibel selbst mit der Erzahlung von den den Agyptem
gestohlenen Kostbarkeiten; in den Betriigereien und im Schmarotzertum unter den Volkern
des "gelobten Landes" selbst zeigt sich dann ebenfalls alles andere als eine heroische Haltung.
Eine echte Heldenhaftigkeit fehlt femer den Phoniziern, soweit sich diese auch — den Kiisten
entlang — auf Seereisen hinaus wagten. Und verfiigt auch der reine Semit (z. B. der Araber)
iiber Tapferkeit und Wildheit, so fehlt ihm wiederum das Merkmal des Schopferischen so gut
wie vollkommen. Weiter haben uns die Etmsker zwar einen Haufen obszonster Gebrauche
und Denkmaler hinterlassen, aber auch nicht einen Ansatz, der schopferische Seelische
Fahigkeiten vermuten lieBe. Heldenhaftigkeit jedoch ist der Grundtypus aller nordischen
Volker. Diese Heldenhaftigkeit der alten Mythenzeit aber — und das ist das
Ausschlaggebende — ist nie verloren gegangen trotz vieler Zeiten des Niederbruchs —
solange dieses nordische Blut noch irgendwo lebendig war. Der Heroismus nahm zwar
verschiedene Formen an, er fiihrt vom Schwertadel Siegfrieds und Herakles zum Forscheradel
Koppernings und Leonardos, zum Religionsadel Eckeharts und Lagardes, zum politischen
Adel Friedrichs und Bismarcks, das Wesen ist das gleiche geblieben.
[139] Die Phantasie J. J. Bachofens
Die angenommene Einheit in der Vorzeit ist also nicht vorhanden, sie ist eine moderne
Abstraktion; die Vemunft und der Wille sind ferner auch nach Beendigung eines
"natursichtigen" Zeitalters nicht bluts- und lebensfern, soweit sie nicht iiberwuchert worden
sind von der geistigen Dschungelhafrigkeit des vorderen Orients. Denn es ist nicht so, wie die
neue Leib-Seelenlehre es darzustellen .sucht, als sei nur der triebhafte, erbhafte Mensch
naturnahe, einheitlicher, lebensvoller, der geistige aber dem allem notwendig feme. Es ist
nicht so, daB die chronische Anffassung, an der sich diese neue Lehre (von der
ausschweifenden Poesie Backofens befruchtet) begeistert, einen besonders hohen Grad von
Lebenstiefe und Weltsicherheit bekundet. Denn die von dem Licht- und Sonnenmythus
ausgehenden und ihn weiter ausgestaltenden Volker kniipfen damit unmittelbar an den
sichtbaren Hervorbringer und Hiiter alles Organischen an, da nur' aus besonnter Erbe auch die
Lieblinge der Aphrodite und der Demeter, der Isis und der Astarte entstehen. Der
Sonnenmythus samtlicher Arier ist nicht "geistig" allein, sondern er ist kosmische und
naturnahe Lebensgesetzlichkeit zugleich. Gegen ihn im Nam en "triebhafter Einheit", und gar
mit sehnsiichtigen Blicken nach Vorderasien, aufzutreten, bedeutet deshalb ein Zuriicksinken
in rassenchaotische und seelenchaotische Zustande, jenen ahnlich, die im spaten Rom so
unheilvoll aufbrodelten. so sehr nun aber auch unsere heutige Charakterologie und Leib-
Seele-Einheitslehre von der naiven Naturschwarmerei Rousseaus und Tolstois sich
unterscheidet, so ist beiden Bewegungen doch zweierlei gemeinsam: ein Kulturpessimismus
und ein riihrender Glaube an die "Weltsicherheit" des vom "Geist" noch unverdorbenen
Menschen. Das verfeinerte Leben, die geistige Gleichgewichtsathletik der groBen
Aufklarungs-Enzyklopadisten schuf eine seelische Ode, rief einen inneren — dann auch
auBeren — Widerstand gegen alle bisherigen
[140] Das Gesetz jeder echten Kultur
religiosen und gesellschaftlichen Setzungen hervor. Die. Rauber, Posa, Faust, Klarchen,
Gretchen sind alle Zeugnisse dieses Sturmes und Dranges gegen Schranken und Bindungen
im Zeichen eines Neuen, personlichen bzw. Individuellen*. Aber diese Hingabe des Ichs an
seinen vermeintlichen natiirlichen Urgrund fiihrte entweder zur Katastrophe — von Werthers
Idyll zu Werthers Leiden — oder zur Erkenntnis der Problematik der als so "natiirlich"
gedachten Natur. An die Stelle des Kulturpessimismus trat ein Zweifeln an der Segensreichen
Riickkehr zur Natur. Und diese letzte Phase wird auch den Neovitalisten nicht erspart werden,
die der gesamten Kultur von heute, der Kultur auch von morgen, im Dienst eines rein a b s t r
a k t e n — dies ist wichtig zu merken — Naturmystizismus den Kampf ansagen. Eine
fruchtbare Sendung wird fur diese Bewegung nur dann erstehen konnen, wenn Sie aus dem
verschwimmenden Universalismus, "der Natur", die organischen Gestalten, die Rassen,
herauslost, ihren Taktschlag des Lebens erkennt, jene Bedingungen erforscht, inmitten deren
sie schopferisch gewesen sind und unter welchen Umstanden Verfall, bzw. Minderung der
echten seelischen StoBkraft eintrat. Dann aber wird die neue natural! stische Romantik
Abschied nehmen miissen sowohl von einem abstrakten Universalismus — als Reaktion
gegeniiber einem hemmungslosen rationalistischen Individualismus — als auch vom
gmndsatzlichen HaB gegen den Willen und die Vemunft. Es gilt somit das tiefste Gesetz jeder
echten Kultur zu erkennen: sie ist BewuBtseinsgestaltung des Vegetativ- Vital en einer Rasse.
Eine tiefe Kluft tut sich auf zwischen diesem Vegetativen und dem Wesen des BewuBtseins,
die dadurch hervorgerufene
*Siehe hierzu H. A. Korff: "Die Dichtunq von Sturm und Drang", 1928.
[141] Leben und BewuBtsein
Spannung ist aber zugleich die Voraussetzung jeder Schopfung. Aufgerissen wird die Kluft
durch die Tatsache, daB unser ganzes vegetativ-animalisches sein sich in einem
ununterbrochenen FluB befmdet, unsere Wahrnehmungsfahigkeit aber unterbrechend
(intermittierend) ist*. Nur dank der durch diese Intermittenz moglichen einzelnen
abgeschlossenen Wahrnehmungen, Herstellung von Zeiteinteilungen, Schemen, werden die
Voraussetzungen ebenso fiir die Sprache wie fiir jede Kunst und Wissenschaft gegeben.
Andererseits besteht hier die tiefste vitale Wurzel fur die erkenntniskritische Feststellung
Kants, daB Idee und Erfahrung nie ganz zusammenfallen, d. h. daB die durch die Intermittenz
des BewuBtseins erst ermoglichte Kultur nie als restlos "vital" festgestellt werden kann. Die
"zwei Welten" erweisen sich also auch von diesem Standpunkt aus als ein Urgesetz unseres
ganzen polarzweifachen Seins. Erscheint somit die einzelne geniale Leistung auf alien
Gebieten des schopferischen Daseins als eine kiinstlerische Zusammenschau von Freiheit und
Natur, so stellt die Leistung eines ganzen Volkes diese halb qualvolle, halb beseligende
Symbolik dieser Uberwindung des Uniiberwindlichen dar. Volkische Kulturen sind also die
groBen "Geistespulse" inmitten des ewig flutenden Lebens und Sterbens und Werdens.
Da nun der nordische Mensch von eben diesem werdenden Leben, vom Tage ausgeht, so ist er
ganz "natiirlich" Vitalist. Die groBte Leistung seiner Geschichte aber war die germanische
Erkenntnis, daB die Natur sich nicht durch Zauberei (wie Vorderasien es meinte tun
*Sehr Schon ist das von Melchior Paldgyi in Seinen Naturphilosophichen Vorlesungen tiber
die Grundprobleme des Bewufitseins und des Lebens", Charlottenburg 1908, dargestellt
worden; wobei man durchaus nicht alien Schlufifolgerungen zuzustimmen braucht, die zum
Teil ein Mifiverstehen Kants verraten.
[142] Germanische Forschungsmethodik
zu konnen), aber auch nicht durch Verstandesschemen (wie es das spatere Griechenland tat)
meistern lieBe, sondern nur durch innigste Naturbeobachtung. Hier riickt denn der fromme
Albrecht von Bollstedt (Albertus Magnus) dicht an Goethe heran; der Schwarmer Franziskus
an den religiosen Skeptiker Leonardo. Diesen Vitalismus hat sich das germanische Abendland
auch von der romischen Kirche nicht rauben lassen trotz Exkommunikationen, Gift und
Scheiterhaufen. Und dieser mystische Vitalismus war zugleich kosmisch, oder umgekehrt,
well der germanische Mensch kosmisch-solar empfand, deshalb entdeckte er auch
Gesetzlichkeit im ewigen Werden auf der Erde. Und vielleicht ist es gerade dieses tiefste
Gefiihl gewesen, das es ihm auch ermoglichte, sich die notwendigen Schemen der
Wissenschaft zu zimmern, eine Ideensymbolik hervorzurufen, die allein ihm die Waffen
schenkte, trotz der Intermittenz des stets gestaltenden BewuBtseins dieses ganz nahe an das
"ewige FlieBen" heranzuriicken*.
DaB heute die eine Seite diese Symbole und Schemen anbetet, bedeutet den gleichen
Verfallszustand wie die Vergotzung des " Vitalismus" an sich. Nicht dazu wurde einst
germanische Wissenschaft inmitten eines Heeres von neun Millionen gemordeten Ketzern als
groBtes Gleichnis der inneren Freiheit der Gestaltung uns geschenkt, urn die mit ihr fiir immer
zusammengehorigen Teile und Methoden zu verdammen oder zum Idol zu erheben. Wer
heute blindwiitig iiber "d i e Technik" zetert und auf sie Verwiinschungen iiber
Verwiinschungen hauft, der vergiBt, daB ihr Hervortreten auf einen ewigen germanischen
Antrieb
*Diese ganze (Getzlichkeit dargestellt zu haben, ist eines der grofiten Verdienste Kants. Eine
lichtvolle Schilderung dieser erkenntniskritischen Tat hat uns namentlich H- St- Chamberlain
in Seinem "Goethe " und im Descartes-Vortrag Seines "Immanuel Kant" gegeben.
[143] Der Kampf um die Technik
zuriickgeht, der dann auch mit ihrem Untergang ebenfalls verschwinden miiBte. Das aber
wiirde uns erst recht einer Barbarei ausliefern, jenem Zustande, an dem die Kulturen um das
Mittelmeer herum einst untergegangen sind. Nicht "die Technik" totet heute alles Vitale,
sondern der Mensch ist entartet. Er wurde innerlich entstaltet, weil ihm in schwachen Stunden
seines Schicksals ein ihm an sich fremdes Motiv vorgegaukelt wurde: Weltbekehrung,
Humanitat, Menschheitskultur. Und deshalb gilt es heute, diese Hypnose zu brechen, nicht
etwa den Schlaf unseres Geschlechts zu vertiefen, die "Unumkehrbarkeit der Schicksale" zu
predigen, sondern jene Werte des Blutes emporzuhalten, die — einmal neu erkannt — einem
jungen Geschlecht auch eine neue Richtung geben konnen, um Hochzucht und Ausartung zu
ermoglichen. Aus einem echten Einblick in das Wesen vorangegangener Kampfe der
organisch abgegrenzten Volker der indogermanischen Familie mit fremden Machten, nach
Erfassen der Entwicklungen innerhalb ihres arteigenen Lebens, nach Neuerleben der stets
gleichbleibenden inneren Haltung des Charakters zum Weltall, erkennen wir, nein erfiihlen
wir die Sehnsucht unseres, die heutige Gegenwart im Sinne einer ewigen Gegenwart voll HaB
ablehnenden Geschlechts: die Vernunft und den Willen in Ubereinstimmung zu bringen mit
der Richtung des seelisch-rassischen Stroms des Germanentums. Ja, wenn moglich, mit dem
Strom jener nordischen Uberlieferung, die von Hellas und Rom noch unverfalscht auf uns
gekommen ist. Das bedeutet philosophisch gesprochen: dem heute irrlichternden Willen ein
seinem Urgrund entsprechendes groBes Motiv geben.
Erblicken wir in der heldisch-kiinstlerischen Haltung hier das Wesentliche, gleich ob es sich
um Krieger, Denker oder Forscher handelt, dann wissen wir auch, daB alle Heldenhaftigkeit
[144]
sich um einen Hochstwert gruppiert. Und dies ist immer die Idee der geistig-seelischen Ehre
gewesen. Die Ehre aber stand — gleich wie ihre Trager im physischen — in einem seelisch-
geistigen Kampf mit den Werten andersrassischer Trager, bzw. mit den Gebilden des
Volkerchaos.
Der Mythus des 20. Jahrhunderts
Alfred Rosenberg
[145] bis [216]
II. Liebe und Ehre
1.
Viele Kriege der letzten 1900 Jahre sind zu Glaubenskriegen gestempelt worden. Meist mit
Recht, oft zu Unrecht. DaB aber iiberhaupt um einer religiosen Uberzeugung willen
Ausrottungskampfe gefiihrt werden konnten, zeigt, in wie hohem MaBe es gelungen war, die
germanischen Volker ihrem Urcharakter zu entfremden. Achtung eines religiosen Glaubens
war fiir die heidnischen Germanen ebenso selbstverstandlich wie fiir die spateren Arianer; erst
die Durchsetzung des Anspruchs auf Alleinseligmachung seitens der romischen Kirche
verhartete das europaische Gemiit und rief im andern Lager naturnotwendig
Verteidigungskampfe hervor, die, da gleichfalls um eine artfremde Form gefiihrt, ihrerseits
eine seelische Verknocherung hervorrufen muBten (Luthertum, Kalvinismus, Puritanismus).
Trotz allem aber waren die meisten Kampfe der fiihrenden Helden unserer Geschichte
weniger um theologische Glaubenssatze iiber Jesus. Maria, das Wesen des Heiligen Geistes,
Fegefeuer usw. gefiihrt worden, als um Charakterwerte. Die Kirchen aller Bekenntnisse
erklarten: wie der Glaube, so der Mensch. Das war fiir jede Kirche notwendig und
erfolgverheiBend, da auf diese Weise der menschliche Wert von ihren Zwangssatzen abhangig
gemacht, die Menschen also seelisch an die jeweilige kirchliche Organisation gefesselt
wurden. Dagegen hat das nordisch-europaische Bekenntnis - bewuBt oder unterbewuBt stets
gelautet: wie der Mensch, so sein Glaube. Noch genauer, so die Art bzw. der Gehalt seines
Glaubens.
[146] SeeUsche Zielstrebigkeit
Schirmte der Glaube die hochsten Charakterwerte, dann war er echt und gut, gleich mit
welchen Formen Menschensehnsucht ihn Sonst umgeben haben mochte. Tat er es nicht,
unterdriickte er stolze Eigenwerte, so muBte er im tiefsten Innem des Germanen als
verderbenbringend empfunden werden. Zwei Werte sind es nun vor alien andern, an welchen
sich seit bald zwei Jahrtausenden die ganze Gegensatzlichkeit zwischen Kirche und Rasse,
Theologie und Glauben, Zwangsglaubenssatz und Charakterstolz offenbaren, zwei im Willen
haften wurzelnden Werte, um die in Europa von je um die Vorherrschaft gerungen wurde:
Liebe und Ehre. Beide strebten danach, als h o ch s t. e Werte zu gelten; die Kirchen wollten -
so sonderbar das auch klingen mag - durch die Liebe herrschen, die nordischen Europaer
wollten durch Ehre firei leben oder firei in Ehren sterben. Beide Ideen fanden opferbereite
Martyrer, doch ihr Widerstreit gelangte nicht immer zum hellsten BewuBtsein, so oft er sich
auch tatsachlich offenbarte.
Diese Erkenntnis ist unserer Zeit vorbehalten geblieben. Sie ist mythisches Erlebnis und doch
klar wie weiBes Sonnenlicht.
Liebe und Mitleid, Ehre und Pflicht sind seelische Wesenheiten, die, von verschiedenen
auBeren Formen umhiillt, fiir fast alle kulturfahigen Rassen und Nationen treibende Krafte
ihres Lebens darstellen. Je nachdem nun der Liebe in ihrer allgemeinsten Fassung oder dem
Ehrbegriff als solchem der erste Platz eingeraumt wurde, in der dieser seelischen
Zielstrebigkeit entsprechenden Weise entwickelten sich Weltanschauung und Daseinsform
des betreffenden Volkes Die eine oder die andere Idee bildete den MaBstab, an dem das ganze
Denken und Handeln gemessen wurde. Um aber ein bestimmendes Kennzeichen fiir eine
Zeitepoche zu schaffen, muBte das eine oder andere Ideal vorherrschen. Nirgends ist nun der
Kampf zwischen
[147] Das heroische Alt-Indien
diesen beiden Ideen tragischer zu verfolgen als in den Auseinandersetzungen zwischen der
nordischen Rasse, bzw. den von ihr unterschiedlich bestimmten Volkern mit der jeweiligen
rassischen und weltanschaulichen Umwelt.
Angesichts der entstehenden Frage, welches Motiv vor alien anderen fiir die nordische Rasse
sich als das seelen-, staaten- und kulturbildende erwiesen hat, erscheint es mit Handen
greifbar, daB nahezu alles, was den Charakter unserer Rasse, unsere Volker und Staaten
erhalten hat, in erster Linie der Begriff der Ehre und die Idee der mit ihr untrennbar
verbundenen, aus dem BewuBtsein der inneren Freiheit stammenden Pflicht gewesen ist. In
dem Augenblick aber, in dem Liebe und Mitleid (oder wenn man will: Mitleiden) vor
herrschend wurden, beginnen die Epochen der rassisch-volkischen und kulturellen Auflosung
in der Geschichte aller jemals nordisch bestimmten Staaten.
Es wird heute bis zum UberdruB Hinduismus und Buddhismus gepredigt. Die meisten von uns
besitzen nun von Indien keine andere Vorstellung als wie sie uns Theosophen und
Anthroposophen vermitteln. Wir sprechen von Indien als von einer weichmiitigen im All
zerflieBenden, Menschenliebe und Mitleiden als Hochstes lehrenden Weltanschauung. Ohne
Zweifel berechtigen die im Grenzenlosen verflieBende spate Philosophic, die Vedanta-Atman-
Brahman-Lehre, der Erlosung vom Leiden dieser Welt erstrebende Buddhismus nebst
tausenden in der ganzen indischen Literatur zerstreuten Spriichen zu dieser Auffassung: "Es
gibt nichts, was durch Milde nicht vollbracht werden konnte." "Gliicklich sind diejenigen, die
sich in den Wald zuriickziehen, nachdem sie zuvor der Bediirftigen Hoffnung erfiillt, selbst
den Feinden Liebes erwiesen haben" usw. Und doch ragen in diese liebe- und mitleidvollen
Erzeugnisse der indischen Spatzeit ganz andere, altere Anschauungen hinein, die nicht
personliches Gliicksgefiihl
[148] Das Mahabaratam
und Leidlosigkeit als einzig erstrebenswertes Ziel anerkennen, sondern Pflichterfiillung und
Behauptung der Ehre. In einem der altesten indischen Gesange wird die Pflicht sogar als
"sechster Innensinn" gepriesen; im Mahabaratam dreht sich (in seiner urspriinglichen Form)
der ganze Kampf um diese Idee. Held Fima, der nur ungern am Kriege teilnimmt, sagt, er
verlieBe seinen Herrscher, "wenn nicht mein Herr Juzischthira mich hielte mit der Fessel
Pflicht des Kschatria, daB ich sogar die teuren Enkel ohne Erbarmen mit seinen Pfeilen treffen
soil". Der starke Kama sagt:
Die Ehre, wie eine Mutter verleiht
dem Menschen Leben in der Welt,
Ehrlosigkeit verzehrt das Leben,
wenn auch des Leides Wohl gedeiht.
Konig Durjozana wird alien Kriegsgesetzen entgegen zu Fall gebracht und klagt:
Schdmt ihr euch nicht, dafi Fimasen
Unehrlich mich erschlagen hat?
Wir haben ehrlich immer gefochten,
undEhre bleibt im Siege uns.
Ihr habt unehrlich immer gekdmpft
undhabt mit Schande euren Sieg.
Ich aber habe die Erde beherrscht
bis an des Meeres fernen Strand,
bin mutig vor dem Feind gestanden
und sterbe jetzt, wie sich ein Held
zu sterben wunscht, im Dienst der Pflicht,
undSteige von der Freunde Schar
begleitet, zu den Gottern hinauf. . .
Das sind gewiB ganz andere Tone, als wir sie sonst in den bekannten Gesangen vorfinden.
Diese und hundert andere Stellen indischen Schrifttums beweisen aber, daB auch der alte
Inder — und der war es, der Indien
[149] Alexander und Prosos
erschuf - sein Leben lieB nicht urn der Liebe, sondern urn der Pflicht und Ehre willen. Ein
Ungetreuer wurde auch im arischen Indien verdammt, nicht weil er lieblos, sondern weil er
ehrlos geworden war. "Besser das Leben aufzugeben als die Ehre zu verlieren: die Hingabe
des Lebens fiihlt man nur einen Augenblick, den Verlust der Ehre aber Tag fiir Tag", sagt ein
Volkswort*. "Dem Helden scheint es im Herzen, als ob ein Zweck durch Heldenmut, einem
Feigen, als ob er durch Feigheit zu erreichen sei", stellt ein anderer Spruch fest und nimmt die
Wertung vorweg. Man scharfe seine Augen fiir diesen Zug altindischen Wesens bis hinauf
zum tapferen Konig Poros, der, von Alexander in ehrilcher Feldschlacht besiegt, doch ein
ganzer Ritter bleibt. Verwundet, floh er doch nicht vom Schlachtfeld als alle anderen
auseinander liefen:"Wie soil ich mit dir verfahren?" fragte Alexander den besiegten Gegner.
"Koniglich", war die Antwort. "Nichts weiter?", meinte der Mazedonier. "Im Worte koniglich
liegt alles", lautete die Antwort. Und Alexander vergroBerte das Herrschgebiet des Poros, der
ihm von nun an ein treuer Freund war. Ob diese Erzahlung geschichtlich ist oder nicht, ist
gleichgiiltig. sie zeigt aber den inneren Wertmesser der Ehre, Treue, Pflicht und Tapferkeit,
die beiden Helden und offenbar auch dem Geschichtsschreiber gemeinsam, ja
selbstverstandlich waren.
Dieser mannliche Ehrbegriff hat die altindischen Konigreiche gehalten, die Voraussetzung
einer gesellschaftlichen Bindung gegeben. Als aber dieser Ehrbegriff durch rituell-religiose,
mit Rassenzersetzung im Zusammenhang stehende, alle Erdenschranken verneinende
philosophische Systeme verdrangt wurde, traten religiose dogmatische dann wirtschaftliche
Gesichtspunkte maBgebend hervor. Mit der auf das Erdenleben iibertragenen Philosophic des
Atman-Bothlingk: "Indische Spriiche".
[150] Die Weichheit des griechischen Charakters
Brahman vemeinte - wie friiher ausgefiihrt - der Arier seine Rasse, damit seine
Personlichkeit, damit aber auch die Idee der Ehre als seelisches Riickgrat seines Lebens.
Liebe und Mitleid - selbst wenn sie "die ganze Welt" zu umfassen vorgeben - richten sich
doch stets an das einzelne liebende oder leidende Wesen. Der Wunsch aber, andere oder Sich
von Leiden zu befreien, ist ein rein personliches Gefiihl, das kein wirklich starkes volk- oder
staatenbildendes Element enthalt. Die Liebe zum Nachsten oder zum Fernsten kann Taten
hochster Opferwilligkeit Zeugen, ist aber gleichfalls eine auf das Einzelhafte bezogene
seelische Kraft, und kein Mensch hat noch im Ernst die Opferung eines ganzen Staates, eines
ganzen Volkes um einer nicht mit diesem selbst in Beziehung stehenden Liebe willen
gefordert. Und nirgends noch ist ein Heer dafiir gefallen.
Wesentlich weicher als altindisches tritt uns das athenische Leben entgegen. Zwar spricht
auch hier ein heroisches Epos von Heldentaten; diese aber sind mehr asthetisch begriindet.
(Naheres im zweiten Buche.) Die dreihundert Spartaner vor Thermopylae gelten uns jedoch
als Gleichnis fiir Ehre und Pflichterfiillung. Nichts zeugt auch fiir die uns Abendlander
bewegende Kraft besser, als unsere Wiederherstellungsversuche griechischen Lebens, die
lange als Geschichte galten. Wir konnten es uns gar nicht anders denken, als daB alle Hellenen
von Ehre und Pflicht getrieben worden waren; erst sehr spat haben wir uns von der Weichheit
des griechischen Lebens nach dieser Richtung hin iiberzeugen miissen. Der phantasiebegabte
Grieche nahm es auch im gewohnlichen Leben mit seinem Wort nicht sehr genau, den
niichtern juristischen Wert einer Beteuerung anerkannte er kaum. Hier entdecken wir
gleichsam die verwundbarste Stelle des griechischen Charakters, hier war auch das
eigentliche Einfallstor fur das
[151] Schonheit, der griechische Zuchtbegriff
handlerisch-betriigerische Vorderasiatentum, so daB Liige und Falschheit spater standige
Begleiterscheinungen des "griechischen" Lebens bildeten, welche Lysander zu dem Wort
veranlaBten, Kinder betriige man mit Wiirfeln, Manner mit Eiden. Trotzdem aber war der
echte Grieche von einem Freiheitsgefiihl durchdrungen, das man durchaus als im
EhrbewuBtsein verankert bezeichnen muB. Die Totung der Frauen und Selbstmord der in einer
Schlacht besiegten Manner ist keine seltene Erscheinung. "Gib dich nicht in Knechtschaft,
solange es dir noch offen steht, frei zu sterben", lehrt noch Euripides. Die Erinnerung an die
Tat der Phokier, die vor der Schlacht ihr zuriickgebliebenes Volk mit einem Holzwall
umgaben mit der Weisung, diesen im Falle der Niederlage anzuziinden, bleibt ein heroisches
Zeugnis von starker Symbolik. Die Nachfahren des Zakynthos zogen es vor, lieber in den
Flammen zu sterben, als den Puniern in die Hande zu fallen. Selbst noch in spater Zeit (200
v.Chr.) sind Zeugnisse mythischer Heldenhaftigkeit nachweisbar, z. B. aus Abydos, das, von
Philipp dem Jiingeren belagert, sich nicht ergibt, vielmehr erstechen die Manner ihre Kinder
und Frauen, stiirzen sich selbst in die Zisternen und vemichten die Stadt durch Feuer. Die
gleiche Wertung des Lebens, der Freiheit und der Ehre durchzieht auch altgriechisches
Frauentum, falls es gait, dieses vor Schandung zu schiitzen. So erhangte sich, von ihrer Mutter
selbst veranlaBt, Eurydike; bei der Uberwaltigung des Herrschers von Elis im 3. Jahrhundert,
erhangte sich dessen Gattin mit ihren beiden Tochtern.
Immerhin ist jedoch zugegeben, daB die Statik des griechischen Lebens nicht von dem
Charakter, sondem von der Schonheit bedingt war, was, wie gesagt, die politische
Zerfahrenheit zur verhangnisvollen Folge hatte.
Durch Alexander bemachtigte sich wieder ein Zuchtbegriff des spatgriechischen vorwiegend
asthetischen Daseins, der Sich Seiner Verschiedenartigkeit auch rassisch bewuBt gewesen ist.
[152] Die Staatsgriindungen der Wikinger
Alexander verfolgte nicht unbedingt das Ziel einer Weltmonarchie und Volkervermischung,
sondern wollte nur die als rassisch verwandt erkannten Perser und Griechen vereinigen, sie
unter eine Herrschaft bringen, um weitere Kriege zu vermeiden. Er erkannte die treibenden
Ideen und Charakterwerte der persischen Oberschicht als seiner mazedonischen
Pflichtauffassung verwandt an: auf leitende Posten setzte er deshalb nur mazedonische Fiihrer
oder Perser; Semiten, Babylonier und Syrier wurden ganz bewuBt ausgeschaltet. Nach
Alexanders Tod bemiihten sich die Nachfolger, seinen staatlichen Typus in ihren Landem und
Provinzen durchzusetzen. Wie ein Held aus Urzeiten ragt hier der einaugige Antigonus
hervor, der als Achtzigjahriger im Kampf gegen die "rechtmaBigen" Erben auf dem
Schlachtfelde fallt, da er die erstrebte Einheit des Reiches nicht zu erstreiten vermochte. Die
nordisch-mazedonischen Pfropfkulturen aber waren nicht dauerhaft genug. Sie vermittelten
zwar griechisches Wissen, griechische Kunst und Philosophie, aber sie besaBen nicht die
Kraft, Typen zu bilden, ihre Ehrbegriffe durchzusetzen. Das unterjochte firemde Blut siegte,
die Zeit des geistreichelnden charakterlosen Hellenismus begann.
Wenn irgendwo der Begriff der Ehre Zentrum des ganzen Daseins gewesen ist, so im
nordischen, im germanischen Abendland. Mit einer in der Geschichte einzig-artigen
Selbstherrlichkeit tritt der Wiking in der Geschichte auf Das unbandige Freiheitsgefuhl stoBt
bei einsetzendem Bevolkerungszuwachs eine nordische Welle nach der anderen iiber die
Lander. Mit verschwenderischem Blutaufwand und heldischer Unbekiimmertheit errichtete
der Wiking seine Staaten in RuBland, in Sizilien, in England und in Frankreich. Hier walteten
die urwiichsigen Rassentriebe ohne jede Bindung und Zucht, ungehemmt durch erzieherische
ZweckmaBigkeitsiiberlegungen oder genau bestimmte rechtliche Ordnung. Das einzige
Schwergewicht, welches der
[153] Die Ehre, das germanische Zentrum
Nordmann mit sich trug, war der Begriff der personlichen Ehre. Ehre und Freiheit trieben die
einzelnen in die Feme und Unabhangigkeit, in Lander, wo Raum fiir Herren war, oder lieBen
sie auf ihren Hofen und Burgen bis zum letzten Mann um ihre Selbstandigkeit kampfen. Die
geniale Zwecklosigkeit, fern aller handlerischen Uberlegung, war der Grundzug des
nordischen Menschen, als er trotz allem wilden jugendlichen Sturm geschichtsbildend im
Abendlande auftrat. Um die Einzelpersonen gruppierten sich die engeren Gefolgsleute, was
dann nach und nach zur Aufrichtung gewisser gesellschaftlicher Lebensgebote fiihren muBte,
da schlieBlich iiberall nach einer Wanderung eine SeBhaftigkeit bauerlicher Art folgte (die im
Siiden allerdings schnell verfiel, in spatmorgenlandischer Pracht der Verwesung zugrunde
ging). "Selten bietet sich dem Betrachter ein zweites Beispiel in der Geschichte, bei dem die
Haltung eines Volkes so rein und vollkommen von einem einzigen Hochstwert aus bestimmt
wiirde: alle Macht, aller Besitz, jede Bindung, jede Handlung steht im Dienst der Ehre, der
auch das Leben notigenfalls unbedenklich und ohne Wimperzucken zum Opfer gebracht wird.
Wie das Gesetz der Ehre das Leben beherrscht, so spiegelt es sich in der Dichtung und zieht
als Grundprinzip durch die Sagenwelt: keinem zweiten Wort begegnet man da so haufig wie
der Ehre. Darum ist die nordische Heldenwelt bei all ihrer wilden Zerrissenheit, ihrem
iiberschaumenden Subjektivismus doch so einheitlich in Wesen und Schicksalslinie."* Es tut
wohl, diese Erkenntnisse in Kreisen deutscher Lehrer vorzufmden, die bisher in
grazisierendem Aesthetizismus befangen waren. H i e r ist der Schicksalsnerv unserer ganzen
Geschichte beriihrt; aus der Art der Wertung des Ehrbegriffes wird sich auch unsere ganze
deutsche, unsere "europaische" Zukunft entscheiden. Mochte der altnordische
* Krieck: "Menschenformung", S. 154,
[154] Seelenzentren des Abendlandes
Mensch auch gewalttatig vorgehen, so zeugte das ehrbewuBte Zentrum seines Wesens auch in
Kampf und Tod eine reine Atmosphare Der Krieg konnte brutal gefiihrt werden, aber sich zu
seinen Taten bekennen, gait als erste Voraussetzung des nordischen Mannes (Krieck). Dieses
von jeder einzelnen Personlichkeit geforderte Verantwortlichkeitsgefiihl war die wirksamste
Abwehr sittlichen Sumpfes, jener heuchlerischen Wertezersetzung, die im Lauf der
abendlandischen Geschichte in den verschiedenen Formen der Humanitat als "feindliche
Versuchung" iiber uns gekommen ist. Bald nannte sie sich Demokratie, bald soziales Mitleid,
bald Demut und Liebe. Die personliche Ehre des Nordlanders erforderte Mut,
Selbstbeherrschung. Er schwatzte nicht Stundenlang wie die griechischen Helden vor jedem
Kampf; er schrie nicht wie diese, wenn sie verwundet wurden, sondem sein EhrbewuBtsein
forderte Gelassenheit und Kraftesammlung. Von hier aus gesehen, ist tatsachlich der Wiking
der Kulturmensch, der asthetisch vollendete spate Grieche aber der zuriickgebliebene,
zentrumslose Barbar. Das Wort Fichtes, "Wahre Kultur ist Gesinnungskultur", deckt unser
echtes nordisches Wesen auch gegeniiber anderen Kulturen auf, deren Hochstwert nicht
Gesinnung, und das ist fiir uns gleichbedeutend mit Ehre und Pflicht, ist, sondem ein anderer
Gefiihlswert, eine andere Idee, urn die ihr Leben kreist.
Die Geschicke der abendlandischen Volker haben sich im Lauf der Zeiten, durch
verschiedene Umstande bedingt, sehr mannigfach gestaltet. Uberall, wo nordisches Blut
vorherrscht, ist der Ehrbegriff vorhanden. Jedoch vermischt er sich auch mit anderen Idealen.
Das zeigt sich, um ein Ergebnis vorwegzunehmen, in den Worten des Volksmundes. Im
Russentum ist die Idee einer Kirchlichkeit, eines Religionsgefuhls herrschend geworden, das
selbst dem wildesten Ausbruch eine religios-inbriinstige Verhiillung verleiht (man vergleiche
z. B. in Dostojewskis "Idiot" den
[155] Die Liebeslehre des Christentums
Mann, der um einer Silbemen Uhr willen mordet, aber vorher ein Gebet hersagt), der Russe
spricht von seinem Vaterland deshalb als von der "Swjataja Rossija", d. h. als vom heiligen
RuBland. Der Franzose geht formalasthetisch asthetisch an das Leben heran; fiir ihn ist
Frankreich deshalb die "Belle France". Ahnlich der Italiener. Der Englander ist stolz auf seine
folgerichtige geschichtliche Entwicklung, auf Uberlieferung, feste typische Lebensformen. Er
bewundert deshalb sein "Old England". Bei uns aber spricht man trotz vieler unheiligen
Eigenschaften immer noch mit gleicher Inbrunst von "Deutscher Treue", was beweist, daB
unser metaphysisches Wesen noch immer das "Mark der Ehre" als Seinen ruhenden Pol
empfmdet.
Um diesen Ehrbegriff ist denn auch letzten Endes der bereits Jahrtausende dauernde Kampf
gegangen, als das nordische Europa sich dem bewaffneten romischen Siiden gegeniiber sah
und schlieBlich im Namen der Religion und der christlichen Liebe unterjocht wurde.
Es steht wohl auBer Frage, daB auch ohne den Eingriff des bewaffneten romisch-syrischen
Christentums eine Epoche germanischer Geschichte - das mythologische Zeitalter - zu Ende
ging. Die Natursymbolik ware einem neuen sittlich-metaphysischen System, einer neuen
Glaubensform gewichen. Diese Form aber hatte fraglos denselben seelischen Gehalt
umgeben, die Idee der Ehre als Leitmotiv und MaBstab gehabt. Nun drang durch das
Christentum ein anderer seelischer Wert ein und beanspruchte die erste Stelle: die Liebe, im
Sinne von Demut, Barmherzigkeit, Unterwiirfigkeit und Askese. Heute ist es jedem
aufrichtigen Deutschen klar, daB mit dieser alle Geschopfe der Welt gleichmaBig
umfassenden Liebeslehre ein empfindlicher Schlag gegen die Seele des nordischen Europas
gefiihrt worden ist. Das Christentum, wie es sich als System
[156] Christentum ohne Idee der Ehre
herausgebildet hatte, kannte nicht den Gedanken des Rassen- und Volkstums, well es eine
gewaltsame Einheitsverschmelzung verschiedener Elemente darstellte; es kannte auch die
Idee der Ehre nicht, weil es in Verfolgungspatromischer Machtziele auf Unterjochung nicht
nur der Leiber, sondern gerade auch der Seelen ausging. Nun ist aber bezeichnend, daB auch
der Gedanke der Liebe sich gerade in der Fiihrung der kirchhchen Einrichtungen nicht
durchzusetzen vermochte. Der Aufbau des romischen Systems ist vom ersten Tage an sowohl
organisatorisch wie dogmatisch grundsatzlich und bewuBt unduldsam und alien anderen
Systemen gegeniiber ablehnend, um nicht zu sagen haBerfiillt gewesen. Wo es konnte, ist es
mit Exkommunikation, Achtung, Feuer, Schwert und Gift vorgegangen, um sich allein
durchzusetzen. Sehen wir von sittlichen Wertungen ganz ab, und stellen wir nur diese
Tatsache fest, die ja selbst von neuzeitlichen romisch-katholischen Schriftstellern nicht
geleugnet wird. Diese Tatsache aber beweist mehr als alle anderen, daB der Idee "Liebe" keine
typenbildende Kraft innewohnt: denn selbst die Organisation der "Religion der Liebe" ist
ohne Liebe aufgebaut gewesen. Und zwar liebloser als andere typenschaffende Machte. Die
alten Goten duldeten - wie Dollinger bezeugt - sowohl den katholischen als auch einen
anderen Glauben und bewiesen diesem seelischen Glaubensbediirfnis als solchem Ehrfurcht.
Was iiberall verschwand, wo der Geist des "Bonifazius" und das Zwangsgesetz der "Liebe"
siegten*. Es fallt keinem Deutschen
* Man vergleiche z. B. im Gegensatz zu dem romischen Verfolgungswillen die Haltung des
"heidnischen" Friesen-Konigs Radbod. Er blieb dem Glauben seiner Vdter treu, verfolgte
aber die christlichen Prediger nicht. Als nun einige besonders auffdllige christliche Apostel
vor ihn gebracht wurden, und einer von ihnen angesichts der hervorgerufenen Emporung
doch tapfer den neuen Glauben vertrat, sagte der "heidnische " Konig: "Ich sehe, dafi du
unsere Drohung nicht ftirchtest und dafi deine Worte sindwie deine Werke", und sandte die
Prediger "mit alien Ehren zu Pippin, dem Herzog der Franken, zuriick". So berichtet Alcuin.
An Seelenadel steht dieser heidnische Friesenkoing weit tiber den "Stellvertretern Gottes" in
Rom, die darauf ausgingen, diese inner e Freiheit und Ehrfurcht aus der Welt zu verbannen.
[157] Spannungen in der germanischen Geschichte
leicht, eine verneinende Wertung dem etruskisch-jiidisch-romischen System gegeniiber
auszusprechen: denn wie immer dieses auch aufgebaut sein mag, so ist es doch geadelt durch
Hingabe von Millionen deutscher Menschen. Sie haben das Fremde darin mit dem
seelenverwandt, Anmutenden, zusammen iibernommen, das erste weniger beachtet, das
zweite liebevoll ausgestaltet und innerhalb des Ganzen manchen nordischen Wert
durchzusetzen gewuBt. Nichtsdestoweniger ist es ein Erfordernis der Wahrhaftigkeit, heute, in
einer Zeit der groBten Seelenwende, das Lebenfordernde und das Lebenschadigende Roms in
bezug auf das ureigenste Wesen des germanischen Abendlandes zu priifen. Nicht vom
Standpunkt eines personlichen Ubelwollens, sondern durch Uberschauen der groBen
Spannungen und Entladungen einer weit iiber zweitausendjahrigen Geschichte und im
Untersuchen der diese Erschiitterungen bedingenden rassen-seelischen Werte. Und da sehen
wir denn, daB der im Wesen gleiche Kampf des Griechen- und Romertums auch dem
Germanen zugefallen ist. Er kann diesem Kampf ebensowenig entrinnen, wie die beiden
anderen groBen nordischen Volkerwellen, weil diese bei ihrem Zuriickfluten die von ihnen
einst niedergerungenen asiatischen Seelenwerte und das diese Werte verkorpernde
Menschenmaterial mit sich tmgen. Mit sich tmgen iiber Hellas, iiber die Alpen hinweg iiber
die Grenzen des germanischen Lebensraumes, zeitweise ins Herz der nordischen Rasse selbst.
[158] Gefahren germanischer GroBherzigkeit
Spiirt man aber den Ursachen dieses groBen Erfolges nach, so wird man neben der friiheren
technischen Uberlegenheit des alten erfahrenen Siidens und dem Zeitpunkt einer Krise im
religiosen Leben der Germanen - was einen so lange dauemden Sieg nicht erklart hatte - den
Anruf der germanischen GroBherzigkeit als eine der wichtigsten Bedingungen entdecken.
Dieser im Siegfried fiir ewig gleichnishaft gestaltete GroBmut, der beim Gegner auch den
gleichen Ehrenwert und offene Kampfform voraussetzte, ja in gradliniger Kindlichkeit selbst
auch spater das Gegenteil noch immer nicht anzunehmen vermochte, hat dem Germanen im
Verlauf seiner Geschichte manchen schweren Zusammenbruch eingetragen: damals, als er
Rom zu bewundem begann, in neuerer Zeit, als er die Judenemanzipation durchfiihrte und
somit dem Gift die Gleichberechtigung mit dem gesunden Blut verlieh. Das erste rachte sich
furchtbar in den Ketzerkriegen, in dem dreiBigjahrigen Ringen, das Deutschland nahe an den
Abgrund brachte, das zweite racht sich heute, da der vergiftete deutsche Volkskorper in
schwersten Zuckungen liegt. Und immer noch rufen beide uns feindliche Machte die GroBmut
des Schwerkranken an, rufen nach seiner "Gerechtigkeit", predigen die "Liebe" zu allem
"Menschlichen" und sind bemiiht, samtliche noch vorhandenen Charakterwiderstande
endgiiltig zu zernagen.
Bin restloser Sieg dieser "Humanitat" wiirde die gleichen Folgen haben, wie einst die Siege
Vorderasiens iiber Athen und Rom, so daB dieses, einst der Todfeind des Etrusko-Pelasgo-
Syriertums, geradezu der Hauptvertreter dieser Machte wurde, nachdem die einstigen Werte
des alten Roms zusammengebrochen waren. Schon damals durch physische Zersetzung und
Predigt der unterschiedslosen Menschheit und Liebe. Die Lehre von der Liebe aber war auch
in ihrer schonsten Erscheinung keine Typenkraft, sondern eine Widerstande zerschmelzende
Macht.
[159] Die liebelose Kirche
Die Kirche selbst, als Zuchtform, konnte und durfte keine Liebe kennen, um sich als
typenbildende Kraft zu erhalten und weiter durchzusetzen. Aber sie konnte Macht-politik mit
Hilfe der Liebe treiben sind das PersonlichkeitsbewuBtsein, die Idee der wehrhaften Ehre und
der Mannespflicht umgewandelt in Demut und liebevolle Hingabe, so ist der
Widerstandsantrieb gegen die diese Glaubigen organisierende und leitende Macht gebrochen.
"Eine Herde und ein Hirt!" Das ist, wortlich genommen, wie es gefordert wurde, die klarste
Kampfansage an den germanischen Geist gewesen Hatte dieser Gedanke restlos gesiegt, so
ware Europa heute nur ein viele hundert Millionen zahlender charakterloser Menschenhaufen,
regiert mit Hilfe hochgeziichteter Furcht vor Fegefeuer und ewiger Hollenqual, im Kampf um
das Ehrgefiihl durch die "Liebe" gelahmt, die besseren Reste in den Dienst einer
"humanitaren" Wohltatigkeit, der "Caritas" gestellt. Das ist der Zustand, welchem das
romische System zustrebte, zustreben muBte, sofern es als solches und als geistige und
politische Macht iiberhaupt bestehen wollte.
Ich habe hier keine Dogmengeschichte zu Schreiben, sondern mochte nur ein folgerichtiges
System schildern, mit dem (was sein Wesen betrifft) ein erwachender nordischer Mensch auf
die Dauer in schwerste seelische Konflikte kommen muB. Entweder unterwirft er sich ihm
vollkommen (wie zeitweise im Mittelalter), oder er lehnt es gefiihlsmaBig und bewuBt
grundsatzlich ab. Im ersten Fall wird auf kurze Zeit eine auBerliche Einheitlichkeit erzielt
werden, die jedoch an ihrer organischen Unmoglichkeit zerspringen muB, wie die Kampfe
von Widukind bis Dollinger zeigen; im zweiten Fall ist der Weg frei fiir echte organische
Kultur und eine echte blut- und artgemaBe Glaubensform. Die letzten Jahrhunderte standen im
Zeichen eines stillosen Kompromisses, der keine
[160] Der priesterliche Mannerbund
weltanschaulichen Gmndfragen, sondern nur organisatorische und politische
Machtverhaltnisse beriihrte.
Bezeichnend ist fiir das romische Christentum, daB es die Personlichkeit des Stifters nach
Moglichkeit ausschaltet, urn den kirchlichen Aufbau einer Priesterherrschaft an ihre Stelle zu
setzen. Jesus wird zwar als das Hochste und Heiligste, als die Quelle alles Glaubens und alles
Segens hingestellt, aber nur zu dem Zweck, urn die ihn vertretende Kirche mit dem
Glorienschein des Ewigen und Unantastbaren zu umgeben. Denn zwischen Jesus und den
Menschen schieben sich die Kirche und ihre Vertreter ein, mit der Behauptung, daB der Weg
zu Jesus nur durch die Kirche fiihre. Und da Jesus nicht auf Erden weilt, hat der Mensch es
eben nur mit dieser Kirche zu tun, die "bevollmachtigt" ist, auf ewig zu binden oder zu losen.
Die Ausnutzung des einmal geziichteten Glaubens an Jesus den Christus ("den waltenden
Christ", wie der Dichter des Heliand sagt) fiir die Machtpolitik eines sich selbst vergotternden
Priesterbundes macht ebenso das Wesen Roms aus, wie es, unter anderem Namen, das Wesen
der Priesterpolitiker in Agypten oder in Babylon und Etrurien gewesen ist.
Um die die Macht des priesterlichen Mannerbundes schiitzenden Lehrsatze und
Verordnungen zu kraftigen, wurde eine groBe Dialektik frommer Vater verwendet, welche
alle Kirchenverfiigungen der 1500 Jahre auf die Evangelien zuriickfiihrten, jedoch mit der
Betonung, daB die Kirche auch allein das Recht besitze, allgemeingiiltige unfehlbare
Lehrsatze zu erlassen. Das kirchliche Christentum katholischer Form und protestantischer
Abart liegt heute als geschichtliche Erscheinung vor uns; Anfang und Ende lassen sich klar
iiberblicken. Der Bau ist abgeschlossen, jedes Gebalk hat seine Stiitzbalken, die dogmatischen
Erlasse fmden alle ihre "Begriindungen". Nun ist die Erstarrung eingetreten; man darf also
iiber den Aufbau sprechen,
[161] Die Kirche steht iiber Jesus
ohne befiirchten zu miissen, eine noch werdende lebendige Erscheinung in ihren treibenden
Kraften falsch zu deuten. Dr. Adam, ein fiihrender katholischer Programmatiker, versichert:
"Der Katholizismus ist nicht schlechtweg mit dem Urchristentum identisch, oder gar mit der
Botschaft: Christi zu identifizieren, so wenig wie der ausgereifte Eichenbaum mit der kleinen
Eichel."* Hier ist die offentlich geheiligte Uberheblichkeit der Kirche (das Werk tragi den
Stempel "Imprimatur") iiber Jesus mit diirren Worten ausgesprochen und alle weiteren
Verherrlichungen Christi dienen, wie gesagt, nur dazu, die Herrschergewalt der Kirche, nicht
die "Botschaft Christi" - der "kleinen Eichel" - zu erhohen. Das kirchliche Ami ruht ganz in
den Handen des Priesters, der durch Handauflegen zum Vertreter der apostolischen Gewalt
wird. Zur Begriindung dieser Lehre wird das Wort Jesu zu Petrus genannt, laut welchem er
ihn den Fels heiBt, auf den er seine Kirche bauen werde. Die Tatsache, daB dieses Wort viel
spater von einem treuen Diener der Kirche in die alien Texte hineingefalscht worden ist**,
hindert natiirlich nicht, diesen nachweislich unwahren Lehrsatz unermiidlich in der ganzen
Welt als Botschaft Jesu zu wiederholen. "Wenn der katholische Priester das Wort Gottes
verkiindet, so
* Adam: "Das Wesen des Katholizismus", 1925.
** Diese Stelle (Matthdus 16, 18-19) kennzeichnet sich selbst als eine reichlich plumpe der
vielen frommen Fdlschungen, denn wenige Verse spdter nennt Jesus den gleichen Petrus
einen Satan, der sich von ihm hinwegheben solle. Das gleiche sagt Jesus Mar kus 8, 30 ff. Auf
diesem so eindeutig Gekennzeichneten, dessen Verrat Jesus ebenfalls voraussah, soil er eine
Kirche haben aufbauen wollen? Eine derartige Zumutung kommt einer offenen Beschimpfung
der Personlichkeit Christi gleich. Merx sagt abschliefiend: "Die geschichtliche Forschung
fiber Jesus darfsich durch solche Fdlschung nicht au/Ewigkeit hin tduschen lassen; es mufi
einEnde haben" ("Die vier kanonischen Evangelien", III, 320).
[162] Magie der Sakramente
predigt nicht ein bloBer Mensch, sondern Christus selbst." Damit ist die Selbstvergottung des
Priesters zum Glaubenssatz erhoben, der wohl die Hohe seiner AnmaBung in der Anschauung
erhalt, daB, wenn irgendwo eine Fiihrerpersonlichkeit das "eigene, arme Ich zum Trager der
Christusbotschaft erhoben" hatte, die Kirche umgehend ihr Anathema aussprechen miiBte:
"Und dieses Anathema wiirde sie sprechen, selbst wenn ein Engel vom Himmel kame, der
anders lehrte, als sie von den Aposteln iiberkommen hat" (Adam).
Die letzte Ausschaltung menschlicher Eigenstandigkeit zugunsten eines schemenhaften
Amtes vollzieht sich in den Sakramenten: "Die sakramentale Gnade wird nicht durch die
personlichen Bemiihungen des Sakramentsempfangers erzeugt, gewirkt, sondern vielmehr
durch den objektiven Vollzug des sakramentalen Zeichens selbst." Damit ist die Vernichtung
der Personlichkeit gefordert, ihre Wertlosigkeit als "religioser" Lehrsatz verkiindet. Inmitten
eines Volkes, welches die Ehre-personliche Ehre, Sippenehre, Stammesehre, Volksehre -
unbekiimmert um alles andere in riicksichtsloser Tat in den Mittelpunkt seines ganzen Lebens
gestellt hatte, ware die offene Verkiindigung einer solchen Forderung nimmer durchfiihrbar
gewesen. Dies ist nur durch das geschickte.
Ersetzen des Ehrbegriffes durch die Idee der "Liebe", gefolgt von Demut und Ergebung,
moglich geworden. DaB dieses "sakramentale Zeichen" als von Jesus selbst "festgelegt"
hingestellt wird, sei nur als ein kleiner Hinweis vermerkt, mit welcher Unbekiimmertheit
"Geschichte" geformt und "Religionsgebaude" gezimmert werden.
Nun versteht es sich, daB diese klaren Fassungen einer auf Magie abzielenden Lehre in dieser
diirren Darstellung in Europa auch nach der Aberkennung der Ehre als alles leitenden Idee
nicht durchgesetzt werden konnten. Die blutgemaBen Gebrauche des nordischen Menschen
und
[163] Wotan in christlicher Gestaltung
seine ritterliche Denkungsart waren auch mit Feuer und Schwert nicht ganz auszutreiben. So
ging denn die Kirche an die Einbeziehung der vorchristlichen volkischen Gleichnisse in das
angeblich schon "vor dem Urchristentum" fertige System. ("Die Kirche ist schon da - der
Anlage nach, keimhaft, virtuell - bevor (!) Petrus und Johannes glaubig wurden." Adam.)
Der Wotanglaube war zwar im sterben, aber die heiligen Haine, in denen "der Wode" verehrt
wurde, blieben das Ziel germanischer Wallfahrer. Alle Vernichtung der Wotanseichen und
alle Verwiinschungen des alten Glaubens halfen nichts. So wurden an die Stelle Wotans
christliche Martyrer und Heilige, wie der heilige Martin, gesetzt. Mantel, Schwert und RoB
waren seine Abzeichen (also die Sinnbilder Wotans), die ehrwiirdigen Haine des
Schwertgottes wurden auf diese Weise die Statten des heiligen Martin, des Kriegsheiligen, der
noch heute von deutschen Wallfahrern (vgl. Schwertslocher Kapelle) verehrt wird. Auch St.
Georg und St. Michael sind Umbenennungen altnordischer Wesensbilder, die durch diese
"Taufe" in den Bereich der Verwaltung der romischen Kirche gerieten. Die "Teufelinne" Frau
Venus verwandelt sich in die hi. Pelagia; aus Donar, dem Donnerer und Wolkengott, wird der
den Himmel bewachende hi. Petrus; den Wotanscharakter des wilden Jagers erhalt St. Oswald
zuerteilt und auf Kapitalen und Schnitzwerken wird der den Todeswolf zerreiBende Erloser
Widar abgebildet (Z. B. Kreuzgang in Berchtesgaden), Widar, der den vom Fenriswolf
verschlungenen Odin retten will und das Ungeheuer totet. Der Vergleich mit Jesus liegt auf
der Hand. Selbst der fromme Hrabanus Maurus, der gelehrteste Kirchenlehrer Deutschlands
am Ende des 8. Jahrhunderts, laBt Gott in der Himmelsburg wohnen, eine Vorstellung, die
nicht aus der Bibel, sondern aus altgermanischer Heldenseele stammt.
[164] Weiterwirkendes "Heidentum"
Am 1. Mai feierte Altgermanien die Walpurgisnacht, den Beginn der zwolf Weihenachte der
Sommersonnenwende. Es war der Tag der Hochzeit Wotans mit der Freya. Heute feiert die hi.
Walburg am 1. Mai ihren Namenstag, wahrend alle Gebrauche als Zauberei, Hexenwesen usw.
von der Kirche verandert und auf diese Weise Natursymbolik in orientalischen Damonenspuk
umgewandelt wurde.
In Regensburg (Dominikanerkirche) wird ein Kelch gehiitet, "eine KokosnuBschale auf
kupfervergoldetem Stander, aus dem nur zum' kalten Johannistag' getrunken wurde". Das
war die alte Form des Weihweins zum Abendmahl (das von der Kirche noch im 13.
Jahrhundert in beiderlei Gestalt gereicht wurde) am 27. Dezember, dem Nachfest der
Wintersonnenwende. Und in Erinnerung uralter Minnetranke wird "aus St. Sebastians
Himschale" noch heute (z. B. in Ebersberg, Oberbayern) Wein gereicht. Dieses
"Minnetrinken" und Gliicktrinken zu St. Johannis Baptistae, fur St. Martin und St. Stephan,
sind alles uralte Brauche. Der fromme katholische Johann Nepomuk Sepp sagt: "Der Kelch
Christi ist von Rom dem Lai en vorenthalten worden, den alten Heidenkelch hat sich aber das
Volk nicht nehmen lassen."
Mit den Gebrauchen veranderten sich die Gesange und Bilder. Im Heiligenbuch von 1488
sehen wir den hi. Oswald abgebildet. Er sitzt auf einem Throne im Konigskleid und Krone.
Um ihn herum aber fliegen die beiden Raben Wotans. Nur die Palme und der Hirtenstock sind
christliche Zutat. Unter dem Namen Oswald wird Odin noch heute verehrt und hat z. B. Seine
Kirche in Traunstein, aber auch heilige Statten am Niederrhein, in Holland, in Belgien. Selbst
die Legende von der hi. Kiimmemis geht auf die Gestalt Odins zuriick, wie sie uns die Edda
Schildert, da Odin neun Nachte vom Speer verwundet am "windbewegten Baume" hing. Die
Gestalt
[165] Das Erscheinen des Hakenkreuzes
eines bartigen, gekreuzigten Mannes (Odin, Donar), welcher dem, der zu ihm betet, einen
goldenen Schuh zuwirft, kehrt in vielen alten Bildwerken und als Motiv in vielen Liedern
wieder. Aus dieser Gestalt ist auf noch nicht ganz geklarte Weise die weibliche hi.
Kiimmemis der Kirche geworden.
Und die Kirche muBte sich bequemen, ihre Heiligen auf feurige Rosse zu setzen, sie speer-
und schwertschwingend in den Kampf mit Drachen und anderen Feinden zu senden, um Ehre
und Ruhm zu erwerben oder gefangene Jungfrauen aus den Klauen eines Bosewichts zu
retten. Die Rolands- und St. Georgs-Saulen sind Beispiele dieser Art, welche erst nach und
nach durch Mariensaulen ersetzt wurden: an die Stelle der Ehrsymbole trat das Gleichnis der
"Liebe".
Die nordischen Gotter waren Lichtgestalten mit Speer und Strahlenkranz, Kreuz und
Hakenkreuz die Symbole der Sonne, des fruchtbringenden, aufsteigenden Lebens. Seit weit
iiber 3000 v.Chr. trugen die nordischen Volkerwellen diese Zeichen nachweislich nach
Griechenland, Rom, nach Troja, Indien. Noch Minutius Felix ereifert sich gegen das
heidnische Kreuz; bis schlieBlich der romische (T-formige) Galgen, an den Jesus geschlagen
worden war, zu eben diesem heidnischen, jetzt "christlichen" Kreuz umgedichtet werden
muBte und die heidnische Sonne bzw. das Himmelskreuz als Heiligenschein iiber den
Hauptern der kirchlichen Martyrer und Glaubensboten erschien*.
* Wir erleben soeben die Geburt einer neuen Wissenschaft:der Deutung altgermanischer
Symbolik. Der Kreis mit den vier Speichen erscheint als Himmelskreuz, d. h- als die
Projektion der Himmelsrichtungen, die Sechsteilung als die punkte der Sommer-,
Winter sonnenwende usw. Diese Symbolik kosmischer Art ist es, welche durch die ganzen
Jahrtausende unverstanden iibernommen hindurchgeht, als Uberreste einer Zeit, die mit
Symbolen anstatt mit Buchstaben ihr Weltbild niederlegte vom Himmelsvater, Geburt, Tod
und Ewigkeit. Die Sonnengleichnisse sind ein Ausschnitt aus diesem Weltbild.
[166] Unsterbliche Gotter
Der Wetterstrahl, die Lanze, wird das Gleichnis des Herrschens. Der "reitende Gott" mit der
Lanze erscheint deshalb immer wieder erneut auf "christlichen" Gedenksteinen und
Zeichnungen: das war der durch die Geschichte des Christentums reitende ewige Wanderer
Wotan. Zerspalten in viele Gestalten lebt und webt dieser Gott als St. Oswald, als St. Georg,
als St. Martin, als Lanzenreiter, ja als die hi. Kiimmemis durch die katholischen Lande und
zieht noch heute unsichtbar als "der Wode" durch die Seele des Volkes in Niedersachsen.
"Solange ein Volk lebt, sind seine Gotter unsterblich."* Das war Wotans Rache nach seinem
Untergang. Bis Baldur auferstand und) sich den Heiland der Welt nannte.
Uber diese Urkraft altnordischer Uberlieferung, die auch die "Bonifazius' " und) seine
Nachfolger bis auf den heutigen Tag nicht ganz vernichten konnten, ist man in Rom (auch in
Wittenberg) tief emport gewesen. Aber es blieb nichts anderes iibrig, als die anderen
Gottergestalten zu christlichen Heiligen zu ernennen und ihre Ziige auf diese Weise zu
iibertragen**.
* A. Dietrich, "Untergang der antiken Religion".
** Wie planmdfiig diese Politik durchgefiihrt wurde, zeigen Zahlreiche pdpstliche
Verordnungen. So schreibt z- B- Papst Gregor "der Grofie " an Augusten den
"Heiden"apostel, der ihn um Rat bei der Bekehrung bittet: "Denn in unserer Zeit (um 600)
mag die heilige Kirche freilich manches mit glUhendem Eifer zum Besseren wenden, anderes
aber duldet sie schonend, aber aufeine Weise, dafi Sie oft das Ubel, das sie bekdmpft, gerade
durch dies Dulden und Ubersehen unterdriickt" (Beda I, 27). Und am 22. Juli 601 schreibt
derselbe Papst an den Abt Mellitus, wenn die heidnischen Tempel nicht zerstort wiirden,
konnte man sie "umwandeln": "Wenn dann das Volk seine Tempel nicht zerstort sieht, mages
von Herzen seinen Irrtum ablegen . . . und an den ihm vertrauten Orten nach altem Brauch
sich lieber einfmden. " Und nach Zulassung des Opferns: "Wenn ihnen solchermafien
dufierlich (!) einige Freuden zugestanden werden, so mogen Sie Zu den innerlichen Freuden
ihren Sinn leichter gewohnen. Denn ganz gewifi gehl es nicht an, dafi man harten Gemtitern
alles aufeinmal abschneidet, weilja auch der, welcher zum hochsten Gipfel aufsteigen will,
stufenweise . . . nicht Sprungweise sich emporarbeitet" (Bedal, 30, vergl. Th. Hdnlein: "Die
Bekehrung der Germanen zum Christentum", Leipzig 1914 und 1910, 1, 57 und 64).
[167] Nordisches Gut im Katholizismus
Die Festtage der christlichen Kirche aber traten an die gleichen Tage wie das Urvolk sie
feierte, ob dies nun das Fest der Fruchtbarkeitsgottin Ostara war, das zum Auferstehungsfest,
oder das Fest der Wintersonnenwende, das zum Geburtstag Jesus wurde. So ist die
katholische Kirche in wesentlichen Formen Nordeuropas auch nordisch-rassisch bedingt. Das
Groteske an dieser Tatsache ist nur, daB sie aus der Not eine Tugend zu machen sucht und den
Reichtum seelischen Lebens ausgerechnet sich zugute schreibt. Allen Ernstes erklart der
kirchliche Zwangsglaubenssatz, jede nationale Farbigkeit hatte Raum in der Kirche, alle
verschiedene Frommigkeit stehe unter ihrer Ob hut; nirgends sei "die personliche Freiheit des
religiosen Ausdrucks" so geschiitzt, wie in der katholischen Kirche (Adam). Das ist natiirlich
eine Umkehrung aller nur zu deutlich sprechenden Tatsachen. Von "Bonifazius" iiber Ludwig
"den Frommen", der alles Germanische mit Stumpf und Stiel auszurotten bemiiht war, iiber
die neun Millionen vertilgter Ketzer zieht sich bis zum Vatikanischen Konzil, bis auf heute,
ein einziger Versuch, einen unerbittlichen geistigen Einheitsglauben (Unitarismus)
durchzusetzen, eine Form, einen Zwangsglaubenssatz, eine Sprache und einen Ritus
einheitlich fiir nordische Menschen, Levantiner, Nigger, Chinesen und Eskimos zu verbreiten
(Man vergleiche den Eucharistischen KongreB zu Chikago
[168] Die christliche Caritas
1926, wo Niggerbischofe die Messe zelebrierten.) seit zweitausend Jahren emport sich das
ewige Blut aller Rassen und Volker dagegen. Aber wie der Gedanke einer Weltmonarchie
einen hypnotisierenden EinfluB auf starke Personlichkeiten ausgeiibt hat von Alexander bis
Napoleon, so auch der Gedanke einer die ganze Welt beherrschenden Kirche. Und wie dieser
erste Gedanke einst Millionen in seinen Bann zwang, so auch der zweite als Idee, ohne daB
innerhalb ihrer Auswirkung eine restlose Unterwerfung vollzogen wurde. Deshalb haben auch
die GroBen des friihen Mittelalters die romische Kirche als Bundesgenossen, zum mindesten
aber als Helferin zur Verwirklichung romantischer Machtplane betrachtet. Diese wiederum
erblickte im bewaffneten "weltlichen Arm" ein Mittel, ihrem Geiste freie Bahn zu schaffen.
Auf die inneren Beweggriinde gepriift, war dieses Ringen wesentlich ein Kampf um die
Vorherrschaft dessen, was als metaphysischer und charakterlicher Hochstwert zu gelten hatte:
Liebe, Demut, Entsagung, Unterwiirfigkeit oder Ehre, Wiirde, Selbstbehauptung, Stolz.
Nochmals: die Liebe wurde nur von den Anhangern und niederen Graden des romischen
Systems gefordert und geiibt; die Fiihrung brauchte, um dauerhaft zu sein und starke Naturen
anzuregen, Glanz, Macht, Gewalt iiber Seelen und Leiber der Menschen. Ohne Frage ist durch
dieses System eine groBe seelische Opferfahigkeit geziichtet worden: das, was die katholische
Kirche mit Stolz ihre "Caritas" nennt. Aber gerade hier, in ihrer schonsten menschlichen
Auswirkung, zeigt sich ein ebenso starker Unterschied in der Wertung und Auswirkung einer
scheinbar gleichen Tat.
Wie die Gnade Gottes nur durch die Kirche vermittelt wird, so sind auch Wohltat und
Barmherzigkeit
[169] Volks-Krankheit durch "Humanitat"
nur ein Geschenk der Kirche an den Ungliicklichen, an den Sunder. Es ist dies ein sehr klug
abgewogenes Werben um einen gebrochenen Menschen, mit dem Zweck, ihn an ein
Machtzentrum zu binden und ihm seine vollkommene Nichtigkeit vor Gott, zugleich aber
dessen Macht, dargestellt durch die triumphierende Kirche, zu Gemiite zu fiihren. Es fehlt
diesem Gedankengang aber auch alles, was wir als Ritterlichkeit bezeichnen. Einem
nordischen, vom Ehrbegriff bestimmten Volke miiBte die Unterstiitzung seitens einer
Gemeinschaft fiir einen in Not Geratenen nicht im Namen der herablassenden Liebe und
Barmherzigkeit, sondern im Namen der Gerechtigkeit und Pflicht gepredigt werden. Dies
hatte nicht eine unterwiirfige Demut, sondern ein inneres Emporrichten zur Folge, nicht das
Brechen der Personlichkeit, sondern ihre Starkung, d.h. das Neuerwecken des
EhrbewuBtseins.
Hierher gehort das kirchlich-christliche Mitleid, das auch in der freimaurerischen "Humanitat"
in neuer Form aufgetaucht ist und zu der groBten Verheerung unseres gesamten Lebens
gefiihrt hat. Aus dem Zwangsglaubenssatz der schrankenlosen Liebe und der Gleichheit alles
Menschlichen vor Gott einerseits, der Lehre vom demokratischen rasselosen und von keinem
nationalverwurzelten Ehrgedanken getragenen "Menschenrecht" andererseits, hat sich die
europaische Gesellschaft geradezu als Hiiterin des Minderwertigen, Kranken, Verkriippelten,
Verbrecherischen und Verfaulten "entwickelt". Die "Liebe" plus "Humanitat" ist zu einer, alle
Lebensgebote und Lebensformen eines Volkes und Staates zersetzenden Lehre geworden und
hat sich dadurch gegen die sich heute rachende Natur emport. Eine Nation, deren Mittelpunkt
Ehre und Pflicht darstellte, wiirde nicht Faule und Verbrecher erhalten, sondern ausschalten.
Wir sehen auch an diesem Beispiel, daB sich das einheitsliisterne rasselose Schema mit
ungesundem Subjektivismus paart, wahrend
[170] Seelenkorruption durch AblaOhandel
ein durch Ehre und Pflicht zusammengeschweiBtes soziales und staatliches Gemeinwesen
zwar aus Gerechtigkeit auBere Not beseitigen und das WertbewuBtsein des Einzelnen
innerhalb dieses Zuchtwillens zu steigern bemiiht sein muB, daB es aber ebenso notgedrungen
die rassisch und seelisch fiir nordische Lebensform Untauglichen aussondern wiirde. Das eine
wie das andere ergibt sich, wenn als Hochstwert alles Handelns die Ehre und als Trager dieser
Idee der Schutz der nordisch-abendlandischen Rasse gesetzt wird.
Ein typisches Beispiel dafiir, wie das romische System die menschlichen Schwachen fiir seine
Zwecke ausniitzte, ist der Zwangsglaubenssatz vom AblaB. Dem armen "Siinder" gegeniiber
behauptet die Kirche einen UberschuB an "stellvertretender Genugtuungsfiille" seitens Jesu
Christi und der Heiligen zu besitzen. Laut ihrer "gottlichen Betrauung", zu losen und zu
binden, verfiigt sie angesichts des betreffenden Ubeltaters iiber das Guthaben des Erlosers
(der Afrikaner Tertullian war es namentlich, der diese Handlerlehre mit vielem Aufwand
juristischer Spitzfmdigkeit ausgebaut hat). Man hat diesen Lehrsatz mit vielen
geheimnisvollen Erlauterungen zu umgeben versucht und eine ganze Philosophic auf dieser
stellvertretenden Siihne aufgebaut, jedoch wird keinem tiefer Blickenden ihr handlerischer
Untergrund verborgen bleiben konnen. Handlerisch sowohl in seelischer wie in stofflicher
Beziehung. Grundsatzlich lauft der AblaBgedanke auf ein Rechenbei spiel hinaus, dessen
unbekannte X und Y durch beliebige Zahlen zu ersetzen in die Hand der Kirche gelegt ist.
Das ist Ziichtung charakterlicher und seelischer Verwilderung, ganz abgesehen von den
auBeren Folgen, wie sie etwa zu Luthers Zeiten eingetreten waren, als ein Geschaftsvertreter
der Fugger den biederen Tetzel stets begleitete und ihm alles einlaufende Geld abnahm, well
der Augsburger Kramer sonst vom verschuldeten Papst nicht bezahlt worden
[171] Das "Heilige Jahr"
ware*. Der Glaubenssatz vom AblaB war nur moglich, well der Gedanke eines personlichen
Ehrgefiihls bei seiner Abfassung nicht mitgewirkt hatte. Es muBte femer auch darauf
hinauslaufen, das noch vorhandene EhrbewuBtsein zu unterhohlen und knechtisches Denken
zum frommen Wesen zu stempeln. AuBerlich betrachtet, hat das deutsche Aufbaumen gegen
diese Schande das romische System gezwungen, mit der Durchfiihrung des AblaBunwesens
vorsichtiger zu werden. Grundsatzlich wird es jedoch noch heute als ein Recht und fromme
Ubung von der Kirche verteidigt. (Vgl. den GeneralablaBaufruf von 1926). DaB dieser Unfug
ebenfalls auf "biblisches Urgut" zuriickgefiihrt wird, versteht sich von selbst. Eine
jahrtausendalte Umziichtung langer Geschlechterreihen um einen neuen Pol - Rom - hat auf
die nichtnordischen Untergriinde der europaischen Volker so stark gewirkt, daB dieser Aufruf
an das zerspaltene Menschentum von ihnen gar nicht als Schmach, sondem als gegenseitige
Hilfe der "Glieder des Leibes Christi" empfunden wird.
* Viele Ablafieinkunfle brachte das "Heilige Jahr", erfunden von Bonifaz VIII. Der
Jubildumsablafi war nur in Rom zu erwerben. Anfdnglich sollte alle 100 Jahre das "Anno
sankro" gefeiert werden. Dann wurde die Jubelfeier alle 50, dann alle 33, schliefilich alle 25
Jahre begangen, um hdufiger grofie Summen zu erhalten. Das erste "Heilige Jahr" (1300)
brachte dem Papst 200. 000 Fremde und 15 Millionen Goldgulden. 1350 nahm der Vatikan 22
Millionen ein, man versteht also, warum nach den 33 Jahren "zum Andenken an die
Lebensjahre " Jesu (wie es bei der zweiten Kiirzung der Zeitspanne hiefi), die nur 25jdhrige
Pause eingeftihrt wurde: "wegen der Ktirze des menschlichen Lebens". Man sieht, selbst
Jesus' Marter tod kann gut fUr Begriindung der Geschdfte seines "Stellvertreters" sein. Um
noch mehr Geldzu erhalten, wurde die Offnung und Schliessung der "Goldenen P forte" fiir
das "Heilige Jahr" eingeftihrt: wer hier einging und seinen Obolus hinterliefi, konnte auch
seine Freunde von alien Stinden befreien. 1500 verwendete Alexander VI. die Einktinfte des
Jubelablasses ftir die Aussteuer seiner Tochter Lukrezia. Jedes Verbrechen hatte seinen
festgesetzten Preis, mit dem man sich loskaufen konnte: Elternmord, Blutschande mufiten
hoch bezahlt werden. Erst die protestantischen Angriffe steuerten dem Unfug. Darauf wurde
der Ablafiftir zauberhafte Gebrduche gewdhrt (Skapuliertragung, privilegierte Altdre usw.).
Ahnliche Geschdfte machten alle unteren Stellen. Das Kloster Monte Cassino hatte z.B.
500. 000 Dukaten Jahreseinktinfte und umfafite um 1500 4 Bischofssitze, 2 Ftirstenttimer, 20
Grafschaften, 350 Schlosser, 440 Dorfer, 336 Gtiter, 23 Hafenniederlassungen, 33 Inseln,
200 Mtihlen, 1662 Kirchen! Ein Beispiel von tausenden. Hinzu kamen Amteschacher
(Abftihrung von Riesensummenftirs Pallium an den Papst), Peterspfennig,
Dispensationsgelder usw. Geldgieriger sinddie schlimmsten Despoten der Erde nicht
gewesen, wie die "Stellvertreter" des Mannes, dessen Reich nicht von dieser Welt war.
[172] Zauberglauben in der Fiirbitte
Aus dem gleichen, der Idee der Ehre abgewandelten Denken ist die Form der kirchlichen
Fiirbitte zu begreifen. Auf Grund der Beschliisse der Konzilien zu Lyon, Florenz und Trient
wurde mit Stimmenmehrheit der Lauterungszustand zwischen dem Leben einerseits und der
ewigen Verdammnis bzw. der ewigen Seligkeit andererseits eingefiihrt und der Kirche die
Macht zugesprochen, durch ihre Fiirbitte das Purgatorium zum guten Ende zu fiihren.
Entkleidet man diese Lehre all ihrer Verbramungen, d. h. nimmt man sie so wie sie gemeint
ist: namlich nicht als wirkliche Fiirbitte und seelisches Gedenken eines Dahingeschiedenen,
sondern als einen Akt, der den Gang der Seele auch nach dem Tode beeinfluBt, so haben wir
den gewohnlichsten Zauberglauben, wie ihm die Siidseevolker noch heute huldigen.
Philosophisch betrachtet, stehen die Glaubenssatze vom AblaB und der wirksamen Fiirbitte
(nebst einer Unzahl anderer, von der Lehre vom Skapulier bis zu den heiligen Olen und
wundertatigen Reliquien) auf der Hohe einer Weltanschauung, deren Typus der Medizinmann
ist. Der Medizinmann, dessen Gebet
[173] Die Weltanschauung des Medizinmannes
Regen bringt oder verhindert, dessen Fluch totet, der mit Gott (oder den Gottern) einen
Vertrag geschlossen hat, und ihn (oder sie) zu allem zwingen oder doch beeinflussen kann
durch zauberhafte Gebrauche*. Der Medizinmann als damonische Figur kann selbstandiges
Denken seiner Anhanger ebensowenig brauchen wie ehrbewuBtes Handeln. Er muB
folgerichtig, um seine Stellung zu sichern,' das eine wie das andere mit alien zur Verfiigung
stehenden Mitteln auszuschalten bemiiht sein. Er muB alle allzu menschlichen Angste und
hysterischen Anlagen groBziichten; er muB Hexenwahn und Damonenzauber predigen; er
muB mit Index, Feuer und Schwert alles Forschen unterbinden, das zu anderen Ergebnissen
fiihren kann, oder gar zur Befreiung von dem ganzen vom Medizinmann gelehrten Weltbild.
Der Medizinmann muB einen Roger Bacon genau so in den Kerker werfen, wie einen Galilei;
er muB das Werk des Kopernikus in Acht und Bann erklaren und alle Gedankensysteme zu
vernichten trachten, die Ehre, Pflicht und Mannertreue - also auf hochwertige Personlichkeit
abgestimmte Lehren - als lebensgestaltende Machte behaupten wollen. Den Versuch
* Ein dufierlich nicht in dieses Werk passendes Ereignis, das aber zu inner st tief bedeutend
ist, mag hier zur Kennzeichnung dieser Geistesrichtung vermerkt sein. Am Tage des
Fronleichnams 1929 zuMtinchen wurde die Prozession plotzlich von einem star ken
Gewitterregen Uberrascht. Die Monche, Nonnen, Ministranten nsw. packten ihre Kerzen und
Kruzifixe untern Arm und verliefen sich in alle vier Himmelsrichtungen. Darauf predigte der
Kardinal Faulhaber in der Frauenkirche und ermahnte die Gldubigen, sich ihren Glauben
durch das Unwetter nicht erschiittern zu lassen, wenn auch Jesus Christus diesmal das ihm
dargebrachte Opfer nicht angenommen habe • • • Jesus wirdhier also als Regenmacher
hinge ste lit und die verregnete Fronleichnamsprozession als ein mifigltickter
Bezaubernngsversuch! Das Wort von der Medizinmannphilosophie - ohnejede beleidigende
Absicht gebraucht - kennzeichnet also genau die geistige Haltung der romischen Kirche.
[174] Menscheneinschreckung als Zuchtmittel
schildem, die zauberhaft-damonische Weltauffassung des Medizinmannes weltpolitisch
durchzusetzen, heiBt romische Dogmen- und Kirchengeschichte schreiben. Rom hat es also
verstanden, sich nicht nur die "Stellvertreterschaft Gottes" in den Augen von Millionen zu
sichern, sondern durch Einwirkung auf den stets weitergeziichteten Zauberglauben gewisser
Schichten innerhalb der verschiedenen Volker auch den Glauben an die Allmacht seiner nur
durch die Priester durchfuhrbaren Gebrauche (wie AblaB, letzte Olung usw.) auf das Jenseits
wachzuerhalten. Und zugleich hat der Papst es verstanden, sich der Verantwortung fiir diese
Zauberei zu entziehen. Andere Einrichtungen ahnlicher Art in fremden Landem waren hier
folgerichtiger. Der sich magische Krafte anmaBende Lehrer und Hauptling eines "primitiven"
Stammes wird, wenn seine Opferzeremonien doch zur Diirre oder alles vemichtenden
Uberschwemmung fiihren, getotet. Der Kaiser von China ist gottgleich gewesen; als Sohn des
Himmels genoB er Verehrung, war aber verantwortlich fiir das Gedeihen von Volk und Staat.
Der Papst hat nun der an ihn glaubenden Menschheit die Nachpriifungsmoglichkeit fiir seine
Behauptungen dadurch unmoglich gemacht, daB er ihre Wirkung aus dem Diesseits ins
Jenseits versetzte. (Gelingt jedoch eine hypnotische Heilung, so sind die katholischen Blatter
voll mit Nachrichten dariiber, gleichwie sie hartnackig schweigen iiber die Tausende, die
unverandert die Wallfahrts- und Wunderorte verlassen.) Da mit Ausmalen der Schrecken der
Holle - ein Begriff, den der fromme Ulfilas nicht kannte, fiir den also auch jedes germanische
Wort fehlte - nicht gespart wurde und wird, so fesselt Rom die Hoffnung eingeschiichterter
Millionen an seine Riten und ihre magische Wirkung ohne in Gefahr zu geraten, durch das
Experiment widerlegt zu werden.
[175] Jesuiten ersetzen Jesus Christus
Auch dieses Mittel hat viel zur Dauerhaftigkeit des romischen Systems beigetragen.
Nun ist der Versuch der Weltverzauberung zwar miBlungen, aber doch nicht ganz. Die
anfangliche technische Uberlegenheit des Siidens iiber das Germanentum, das folgerichtige
Ausrotten des Freien, Stolzen und EhrbewuBten mit Hilfe aller nur denkbaren Biindnisse; das
kluge Umfalschen nordischer Gebrauche, die als solche bestehen blieben, nur eine andere
Verwaltung erhielten..., das alles ist nicht ohne nachhaltige Auswirkungen geblieben.
Die letzten Folgerungen aus dem romischen System hat der Jesuitismus gezogen. Den
SchluBstein in dem Bau der Medizinmannphilosophie schuf das Vatikanische Konzil. Hier
wurde der Medizinmann fiir die Zeit der Ausiibung seines Amies zum Gott, zum u n f e h 1 b a
r e n Gott erklart. Jesus ist jetzt, streng genommen, nicht mehr in Stellvertretung, sondem
abgesetzt. Abgesetzt und ersetzt durch das romische System, gekront von dem mit aller Macht
ausgestatteten, sich Papst nennenden Medizinmann. "Die neutestamentliche Bibel ist zwar ein
bedeutsamer, aber durchaus nicht ein erschopfender Niederschlag dieser das
GesamtbewuBtsein der Kirche erfiillenden apostolischen Uberlieferung", schreibt
herablassend der genannte moderne katholische Programmatiker Prof. (Adam).
Jesus ist hinausgedrangt, der syrisch-etruskische Aberglaube aber. der sich gleich anfangs um
seine Personlichkeit rankte, ist als "apostolische Uberlieferung" an seine stelle getreten. Dem
romischen Dogma ist der Ehrbegriff von sich aus als Problem gar nicht gegeben. Es muBte
ihn von seiner Grundeinstellung aus, die nur Unterwerfung forderte, systematisch ausschalten
Die Schule zur bewuBten Ausrottung dieser trotzdem iiberall auftretenden seelischen Kraft
des abendlandischen Lebens aber stellt zweifellos der sich
[176] Kadavergehorsam - eine Semitische Lehre
wie zum Spott als "Gesellschaft Jesu" bezeichnende Orden dar: die Art, wie Ignatius die
Nachfolger Jesu einexerziert sehen wollte, bedeutet so ziemlich den femsten Gegensatz zum
germanischen Denken und Fiihlen. Welche Einfliisse neben Urinstinkten des Basken an der
Zeugung und Ausgestaltung die wesentlichsten gewesen sind, dariiber gehen die Ansichten
noch heute auseinander. Zwar meinen die frommen "Stimmen aus Maria Laach", "der
iibernatiirliche Ursprung des Exerzitienbiichleins" sei "von keinem Verniinftigen angezweifelt
worden", doch ist dieser kindliche Versuch, auch derart frische Erzeugnisse auf "gottliches
Diktat" zuriickzufiihren, selbst der Priesterschaft etwas peinlich. Es haben nachweislich die
Schriften des Paters Garcia de Cisnero von Manresa, die Benediktiner- und
Franziskanerregeln auf Ignatius groBen EinfluB ausgeiibt, aber auch die Grundsatze der
maurischen religios-politischen Geheimbiinde, die sich iiber Nordafrika bis nach Spanien
zogen, miissen ihm genau bekannt gewesen sein, da eine geradezu verbliiffende
Ubereinstimmung zwischen den muselmanischen Orden und den Grundsatzen der
Gesellschaft Jesu besteht. Die muselmanischen Texte lehren: "Du wirst unter den Handen
deines Scheichs gleich einem Leichnam in der Hand des Totenwachters sein." "Gehorche
deinem Scheich in allem, was er anordnet, denn es ist Gott selbst, der durch seine Stimme
befiehlt*." Ignatius fordert in seinem beriihrnten Brief iiber den Gehorsam das Gleiche:
blinden Gehorsam, Kadavergehorsam. Die Klarheit des blinden Gehorsams wiirde
verschwinden, falls wir innerlich iiberhaupt die Frage nach Gut und Bose einem Befehle
gegeniiber stellen wollten. Wenn es notig sei, ein Gebot des Oberen, "welches es auch sei", zu
erfiillen, so werde
* Livre de ses appuis von Scheich Si-Snoussi, ubetsetzt von M. Colas. Ndheres bei Muller:
"Les origines de la Compagnie de Jesus", Paris 1898. Vgl auch Charbounel: "L 'Origine
Musulmane des Jesuites".
[177] Loyolas "Constitutionen"
uns ein blinder Drang zu gehorchen mit sich Ziehen, "ohne dem Denken den geringsten Raum
zu lassen". Es war am 26. Marz 1553, als die Forderung des Kadavergehorsam s als offene
Herausforderung in das germanisch abendlandische Geistesleben geschleudert wurde. "Leget
ab, geliebte Briider", schreibt Ignatius, "soviel als moglich euren Willen und iiberliefert und
opfert euere Freiheit..." "Ihr sollt mit einem gewissen blinden Drang gehorchen, gierigen
Willens ohne irgendwelche (!) Untersuchung euch treiben lassen, zu tun, was immer (!) der
Obere sagt..." In den "Constitutionen" lesen wir: "Jeder soil iiberzeugt sein, daB, wer unter
dem Gehorsam lebt, sich von der gottlichen Vorsehung durch den Oberen lenken lassen soil,
als sei er ein Leichnam, der sich hierhin und dorthin auf jede Weise tragen und legen laBt;
oder als sei er der Stab eines Greises, der demjenigen, der ihn halt, wo und wie immer er will,
dient..." In seinen "Regeln", die Loyola den "Exerzitien" beifiigte, forderte er nochmals
"ganzliche Aufhebung des eigenen Urteils" und ferner, "wenn etwas unseren Augen weiB
erscheint, was die Kirche als Schwarz defmiert hat, dies gleichfalls als Schwarz zu erklaren".
Auf deutsch: es wird Unterwerfung gefordert, ganz gleich, ob der Dienende etwas fur
siindhaft oder unehrenhaft halt; hier fallt sogar noch die fruher gemachte, wenn auch
fadenscheinige Einschrankung, man brauche nur dann nicht zu gehorchen, wenn eine
"offenbare Siinde" gefordert werde*.
* Ein "Memorial" des Jesuitenkollegs zu MUnchen erldutert die 35. und 36. Kegel iiber den
Gehorsam: "Der gehorcht blind, der wie ein Leichnam oder wie der Stab eines Greises, die
kein Gefiihl und kein Unteil haben, so gehorcht, als hdtte er das eigene Urteil so gebunden
und gewissermafien ganz ausgeschaltet (totum eclipsatum), dafi er gleichsam aus sich nicht
urteile und nicht sehen kann, sondern ein anderes Urteil sich ganz angeeignet hat, ndmlich
das des Oberen, undzwar so vollstdndig und so vollkommen, dafi, was immer der Obere
urteilt undfUhlt, dasselbe undnichts anderes als er wirklich urteile undjiihle, und dafi dies
Urteil des (Oberen) sein eigenes unverfdlschtes undnattirliches Urteil sei. Das ist die Kraft
der wahren Selbstverleugnung und der wahren Selbstblindmachung (excaecatio) : nicht mehr
durch eigene, sondern durch fremde Bewegung getrieben zu werden". (Rensch, Archivalische
Beitrdge: Zeitschrift fiir Kirchengeschichte. 1895, XV, 263.)
Der franzosische Jesuit Julian Vincint, der den Mut aufbrachte, noch im Jahre 1588 den Brief
des Ignatius als ketzerisch zu erklaren, wurde von der Inquisition ins Gefdngnis gefperrt,
dann als verriickt ausgerufen. Dank der liebevollen Obhut der "Nachfolger Christi" starb er
im Jahr daraufim Gefdngnis.
Wer einen dhnlichen Fall von brutaler Knechtung eines aufrechten Mannes innerhalb des
heutigen Jesuitenordens vefolgen will, der lese die Prozefiakten des deutschen Jesuitenpaters
Bremer iiber seinen Kampf gegen den Jesuitengeneral und den ihn gegen alles Recht
schiitzenden Papst. Bremer vertrat als anerkannter Gelehrter die alien strengen
Vorstellungen iiber Sitte, was als unbeqnem einfach verboten wurde. Aber der kleine Pater
liefi sich nicht einfach abwiirgen wie tausend andere und verteidigte seinen Standpunkt auf
Grund des Kirchenrechts. Dies hatte eine Brutalisierung nach der anderen zur Folge, darauf
Prozesse des Paters, dann seine Verurteilung in Rom, ohne dafi er gehort wurde. Bremer
erhebt gegen Jesuitengeneral und Papst offen die Beschuldigung der Urkundenfdlschung.
Beide haben sich dies gefallen lassen miissen ... Die schonen Zeiten der Inquisition sind
voriiber, sonst ware Bremer schon Idngst in einem Kerker verfault. Ndheres Dr. F. Ernst,
"Papst und Jesuitengeneral", Bonn 1930..
[178] "Recht" auf Gewissensvernichtung
Diese Offenheit, diesen Mut zur letzten SchluBfolgemng aus den Voraussetzungen des
romischen Systems vertrugen aber selbst die eifrigsten abendlandischen Mitglieder der
damaligen Kirche noch nicht. Sogar die romische und die Spanische Inquisition erhoben sich
gegen diese allzu klare Sprache, von alien Ecken und Enden der Welt erschollen ob dieser
geforderten Ehrlosigkeit und Knechtseligkeit Proteste. Fast ware es zu einer offentlichen
Verurteilung der Jesuitenlehre gekommen, jedoch gelang es dem verschlagenen Bellarmin-im
Interesse der "Einheit der Kirche" - eine solche zu hintertreiben*. Die Forderung des Ignatius,
das WeiBe schwarz zu nennen, wenn die Kirche das befehle, bedeutete die Heiligerklarung
der Seelenvergiftung, war die Anerkennung auf das Recht der Gewissensvernichtung, war die
offene Erhebung der Liige zum frommen Werk. DaB diese uns das sittliche Riickenmark
aussaugende Lehre nicht restlos durchgefiihrt werden konnte, lag wiederum nicht an dem
guten Willen der alleinseligmachenden Kirche, sondem nur an der Kraft
[179] Ausrottung des Ehrbegriffes
der Abwehr des europaischen Geistes und an der Unmoglichkeit, selbst durch jahrzehntelange
Niederziichtung, das europaische EhrbewuBtsein auszubrennen. Heute ist man gezwungen,
selbst die "von Gott diktierten" Worte des Ignatius nicht mehr als wahr zu erklaren, man wagt
es nicht, offen in den Jesuitenschulen Leichnamsgehorsam und Aufgabe seiner Ehre zu
fordern. Aber das Ziel und der Weg zum Zustand einer Herde seelenloser Knechte sind
unverkennbar deutlich gezeichnet. Dem Brechen jedes Wiirdegefiihls dienen die die
Einbildungskraft angstigenden und den Eigenwillen knechtenden Ubungen des Ordens
ebenso, wie die Unterjochung der seelischen Personlichkeit unter die Hypnose eines starken
Zentralwillens. Die Tatsache, daB die Kirche die Leichnamslehre nicht verurteilte, zeigt, daB
sie dasselbe anstrebte, wie ihr Werkzeug, die Gesellschaft Jesu. Und wie die syrisch-
afrikanischen Orden zum "allergroBten Ruhme Gottes" wirken wollten, so arbeitet der Orden
der Jesuiten "Ad majorem dei gloriam" zielbewuBt an der Zersetzung des nordisch-
germanischen Abendlandes und nistet sich naturnotwendig iiberall
[180] Wesen des Jesuitenordens
dort ein, wo eine Wunde an einem Volkskorper bemerkbar wird.
Hier ist nicht die Rede vom guten oder bosen Willen, sondem von unwandelbaren
Charakterwerten. Ignatius war ein, wenn auch ehrgeiziger, so doch tapferer Mensch, sein
Knechtungssystem aber ist die Umkehrung aller Werte Europas. Wie der theoretische
Materialist personlich ein guter geniigsamer Mann sein kann (auch hier der Unterschied
zwischen Glaube und Charakterwerten), so konnte auch der kriegerische Loyola zum Symbol
des skrupellosesten Kampfes gegen das Seelentum der nordischen Rasse werden. Um es
gleich vorweg zu nehmen: nichts ist falscher, als die Exerzitien des Ignatius mit dem
preuBischen Zuchtsystem zu vergleichen, wie es oft zwecks Verschleierung der Tatsachen
geschieht, vielmehr bilden diese beiden Formen des typenbildenden Mannerbundes
unvereinbare Gegensatze. Ignatius schafft die uniforme Monchstracht ab, entsagt
iibertriebener Askese, bringt seine Vertreter unerkannt in alien Stadten unter (die
" Affilierten"), laBt ihnen in ihrem auBeren Leben eine groBe Freiheit. Dafiir opfern die
Jesuiten dem Orden: eigenes Forschen, Personlichkeit, Mannerwiirde, letzten Endes ihr
rassisch-seelisches Wesen. Der preuBische Soldat stande auBerlich technisch unter rauher
Zucht, innerlich war er frei. Das erste System kennt die Idee der Ehre nicht, und wo es darauf
stoBt, versucht es diese niederzutreten; das zweite kreist nur um diese Idee. Das erste war und
ist ein Spaltpilz inmitten unseres Lebens, eine zersetzende, alles Starke und GroBe unserer
ureigenen Vergangenheit auslaugende Saure; das zweite war und ist die Urzelle zum Aufbau
unseres ganzen Daseins, wie sie wirksam war, als sie mit dem Wiking und den jungen
Germanen zum erstenmal offen in das Licht der Geschichte trat.
Nach dem Basken Ignatius war Lainez - ein Jude - als sein Nachfolger maBgebend fiir die
Fortentwicklung des
[181] Das Vatikanische Konzil
romischen Dogmas nach seiner uns alien feindlichen Richtung hin. Dessen Wirksamkeit
namentlich auf dem Tridentiner Konzil und die Folgen der dort niedergelegten Beschliisse
waren einer deutschen Doktorarbeit wert. Und am 18. Juli 1870 sprach das jesuitische
Vatikanische Konzil sein SchluBbekenntnis:"Wir lehren und erklaren, daB nach der
Anordnung des Herrn die romische Kirche iiber alle anderen den Vorrang der ordentlichen
Amtsgewalt inne hat..., daB das Urteil des apostolischen Stuhles, iiber welchen es keine
hohere Gewalt gibt, von niemanden einer neuen Erkenntnis unterzogen werden darf, sowie es
auch niemanden zusteht, iiber dessen Urteil zu Gericht zu Sitzen." "Der Stuhl des hi. Petrus
bleibt stets von allem Irrtum unversehrt." "Wir erklaren es als einen von Gott geoffenbarten
Glaubenssatz: daB der romische Papst, wenn er von seinem Lehrstuhl aus (ex cathedra)
spricht..., eine von der gesamten Kirche festzuhaltende, den Glauben oder die Sitte
betreffende Lehre entscheidet, vermoge des gottlichen, im hi. Petrus ihm verheiBenen
Bestandes, jene Unfehlbarkeit besitzt, mit welch er der gottliche Erloser seine Kirche in
Entscheidung einer den Glauben oder die Sitte betreffenden Lehre ausgestattet wissen
wollte... So aber jemand dieser unserer Entscheidung, was Gott verhiite, zu widersprechen
wagen Sollte: der sei im Banne."
Damit ist das romisch-jesuitische System der Personllchkeitsvernichtung vollendet worden.
Zwar empfanden Millionen treuglaubiger Katholiken dunkel die ganze Ungeheuerlichkeit
dieser Selbstvergotterung eines Amies an sich, und einige Manner standen auf, um gegen
diese Entehrung des Menschen - das ist das Wesen des Vatikanums - Verwahrung
einzulegen. Der katholische Rektor der Prager Universitat schrieb entsetzt: "Man lieB Sich
abschlachten und schlachtete sich ab, warf die Uberzeugung, Glaube, Priester- und
Mannesehre hinweg. Das ist das
[182] Vergebliche Proteste gegen Pius IX.
Resultat einer Entwicklung, welche in dem blinden Gehorsam gegen den romischen
Hierarchen das Wesen des Christentums sieht*." Bischof StraBmeyer erklarte, die Kurie
betrachte das Papsttum wie ein Aas, und hoffte auf den Tod Pius IX., was eine "wahre
Wohltat fiir die Menschheit" bedeuten wiirde; J. Bollinger lehnte das Dogma "als Christ,
Theologe und Geschichtskundiger" ab. Selbst der groBe Stolz des Zentrums, Windthorst, war
immerhin mutig genug, wenigstens unter Freunden das neue Unfehlbarkeitsdogma
abzulehnen. Wie der Breslauer Domherr Kiinzer mitteilte**, hatte er alle Miihe, Windthorst
zu beruhigen und er "suchte seinen Ingrimm gegen die Jesuiten, die er fiir schuldig an allem
erklarte, und gegen deren Vertreibung er keinen Finger krumm machen wiirde, zu
besanftigen". Aber was im 16. Jahrhundert noch moglich schien, war jetzt ansonst; es half
alles nichts. Pius IX. konnte denn auch stolz von sich erklaren: "Ich bin der Weg, die
Wahrheit und das Leben***", ohne daB die seelisch zersetzte, geknechtete katholische Welt
gegen diese AnmaBung aufzubegehren wagte...
Es handelt sich nun gar nicht darum, daB der Papst irgendwelche besondere Verfiigungen als
unfehlbar erlaBt, sondern lediglich urn die Tatsache, daB ihm diese Moglichkeit zugesprochen
wurde. Erneut ist ein Stiick von jenem unfaBbaren Etwas, das jedes Volk als Zentrum seiner
Seele fiihlt, angenagt, abgebrockelt worden. Der Papst wird auch offen nichts Unehrenhaftes
fordern, die Tatsache der Ausstellung einer Blanko-Vollmacht seitens der katholischen Welt
zeigt aber allein zur Geniige, daB man tatsachlich im Dienste der "Liebe" seine Mannesehre
weggeworfen hatte. Das Vatikanum bedeutete den Bruch der
* Schulte: "Der Altkatholizismus in Deutschland".
** "NorM. Allg. " vom 11. Januar 1871.
*** Obs. catholique 1866, s. 357.
[183] Luthers rettende GroBtat
letzten Charaktere in der damaligen Kirche. Und also auch in der heutigen: denn die jetzigen
Wiirdentrager sind bereits unter der Herrschaft dieser ehrlosen Lehrsatze groBgezogen
worden. Der sogen. "politische Katholizismus" ist nur die notwendige AuBenseite des
jesuitisch-romischen Systems iiberhaupt, also auch nicht MiBbrauch, sondern die folgerichtige
Anwendung der romischen Grundsatze, wenn auch MiBbrauch der echten Religion. Denn
erscheint alles geistige von Rom freie Wesen, alle von Rom unabhangige weltliche Macht als
"Abfall" von der "legitimen Herrschaft", so heiligt jedes Mittel den Zweck, diese geistig
politische Herrschaft wieder zu erringen.
Dieses System hat die Opferfahigkeit des liebenden Menschen in den Dienst einer
unbarmherzigen Kaste zu zwingen verstanden. Durch Verlegung des inneren Schwergewichts
vom EhrbewuBtsein zu Demut und Mitleid wurde die seelische Wiirde der nordischen Volker
unterhohlt. Kriege, Revolutionen - zum Teil von Rom ausgenutzt, Zum Teil unmittelbar von
Rom hervorgerufen - brachten weitere physische und seelische Zermiirbungen mit sich, bis es
nach demokratisch-jiidischer Mithilfe moglich wurde, 1870 den SchluBstein in die Kuppel des
Gebaudes zusetzen. Und das heiBt: Aufgabe der Ehre des Einzelnen, der Volker, der Rassen
zugunsten des Herrschaftsanspruches einer sich selbst zum Gott erklarenden
Priestergesellschaft.
In diesem groBen Zusammenhang gesehen, liegt Luthers GroBtat nicht auf dem Gebiet der
Kirchengriindung, sondern ist viel bedeutsamer als die Herbeifiihrung einer bloBen
Kirchenspaltung. so sehr Luther auch noch tief im Mittelalter steckte, seine Tat bedeutet die
groBe Umwalzung in der Geschichte Europas nach dem Eindringen des romischen
Christentums: Luther verneinte das Priestertum an sich, d. h. die Berechtigung einer
Menschenkaste, welche vorgab, zur Gottheit in naherer Beziehung zu stehen wie andere
Menschen, die auf Grund einer sogenannten
[184] Lamaismus in der Kirche
"Gotteswissenschaft" sich anmaBte, besseren Bescheid iiber die Heilsplane Gottes und die
Zustande im "Himmel" zu besitzen. Damit hemmte Martin Luther das Fortschreiten jenes
zauberhaften Unwesens, welches aus Mittelasien iiber Syrien - Afrika zu uns gekommen war.
Afrikanisch ist das Monchtum, ist die Tonsur, mittelasiatisch sind die naturwidrigen
Kasteiungen, durch die man "Gott naher" gebracht werden sollte, asiatisch ist der heute noch
in Tibet gebrauchhche Rosenkranz, dessen Mechanismus in der Gebetmiihle seine
Vollendung gefunden hat. Asiatisch ist der FuBkuB des Papstes, der Dalai Lama verlangt noch
heute das gleiche - und einiges mehr, was sich aber in Europa doch nicht durchsetzen lieB.
Man denke hierbei auch an Alexander den GroBen. Als dieser ganz Vorderasien erobert hatte,
hieB er die Asiaten vor sich niederknien, wenn sie ihn begriiBten, mit seinen Mazedoniern
aber verkehrte er wie mit Kameraden, ein einziger Versuch, die Proskynese auch bei ihnen
einzufiihren, scheiterte sofort und Alexander belieB es beim alien Verhaltnis. schon dort
schied sich nordisches Europa vom Oriental entum, aber der Lamaismus hatte in der Form der
romischen Priesterkaste seinen Einbruch vollzogen und die orientalische Politik der
Babylonier und Agypter und Etrusker fortgefiihrt. Dieser Geistesgesamtheit hatte Martin
Luther den Kampf angesagi, blieb Sieger und auch alle noch ehrbewuBten Katholiken haben
es seinem Werk zu verdanken, daB das Papsttum sich reformieren, saubern muBie, um
iiberhaupt noch in der erwachenden Kulturwelt Europas bestehen zu konnen.
Man mache es sich nur klar, wohin es mit den einstmals germanischen Staaten gekommen
ware, wenn jener Geist gesiegt hatte, der die Heiligkeit mit Schmutz und ekelhaftem Leben
verbinden wollte. Der hi. Eusabius lief mit 260 Pfund eisernen Ketten herum, der hi. Macarius
erkaufie sich die Heiligkeit, indem er die Schmerzen eines
[185] Der "Geruch der Heiligkeit"
Ameisenhaufens ertrug, in den er sich seizie, der hi. Franziskus - in vielem gewiB eine ganz
groBe Personlichkeit - zollte dem Asiatismus den Tribut, indem er zum Wohlgefallen Gottes
sich nackt auf Dornen herumwalzte. Besonders fromme Nonnen tranken fremden Speichel,
aBen tote Mause und faule Eier, alles, um "heiliger" zu werden. Der hi- Hilarius wird
gepriesen, well er nur im Unrat gelebt habe, der hi. Athanasius war stolz darauf, nie seine
FiiBe gewaschen zu haben, das gleiche wird vom hi. Abraham, von der hi. Sylvia berichtet.
Das Kloster der hi. Euphrasia hatte gar das Geliibde abgelegt, daB seine Nonnen nie baden
diirften... Unter der hemmungslosen Weiterentwicklung dieses "Geruches der Heiligkeit"
ware Europa heute bei dem Zustand der schmutzstarrenden Heiligen Indiens und Tibets
angelangt, bei einem Zustand vollkommenster Verdammung, des furchtbarsten Aberglaubens,
der Armut und des Elends - bei standiger Bereicherung der Priesterkaste. Durch die
Gesamtheit der antiromischen Bewegungen wurde Europa gerettet und der groBie Retter des
Abendlandes ist Martin Luther deshalb, well er das Wesen bekampfte, aus dem sich die
skizzierten Zustande als notwendige Ergebnisse ergaben:
das zaubergewaltige Priestertum Roms als Fortsetzung der Priestergesellschaften Vorder- und
Mittelasiens. Der deutsche Bauernsohn wurde somit zur Achse einer neuen Weltentwicklung,
dem alle Europaer dankbar sein miiBten, denn er hat nicht nur die Protestanten frei gemacht,
sondern auch die Katholiken vor seelischem Untergang gerettet. Die spatere Riickkehr vieler
Abgefallener (Wien, Miinchen waren einst protestantische Siadie) zum Katholizismus wurde
denn auch nur durch die erzwungene Sauberung vom Heiligengeruch moglich, aber man
vergesse nie, daB, wenn es den protestantischen Geist nicht mehr geben sollte, die tibetanisch-
etruskische Welt sich erneut offenbaren wiirde (Spanien, das am wenigsten protestantisch
[186] Kaiser und Papst
war, hat die Herrschaft Roms am bittersten empfunden, nirgends in Europa gab es eine
derartige seelisch-geistige Riickstandigkeit wie dort vor der Revolution des April 193 1). Wie
tief satanischer Wahnglaube an den allerhochsten Stellen auch heute noch herrscht, hat der
Leo Taxil-Schwindel der erstaunten Welt ebenso offenbart wie das Teufelexorzieren frommer
Kirchenmanner in alien Staaten.
Das Wesen des Kampfes zwischen Kaiser und Papst war zunachst der Kampf urn
Vorherrschaft zwischen der Ritterehre und der verweichlichenden Liebeslehre. Das lebendige
Gleichnis des ersten abgeschlossenen Kompromisses ist das Schwert mit dem Kreuzesgriff,
ist der auf dem SchlachtroB reitende Bischof. Ohne Frage iiberwog zuerst die Ritterehre;
selbst ein Karl der GroBe hatte einen Pius IX. lachend abgewiesen*. Aber er hielt es fiir
zweckmaBig. seine Wiirde durch die Religion heiligen zu lassen - ganz wie der agyptische
Pharao - und seine Herrschaft als von Gottes Gnaden stammend iiber die Volker zu
verkiinden. Kaiser und Papst waren also zunachst machtpolitisch Verbiindete gegen die "edlen
Sachsen", denen es - nach Goethe - zum Ruhm gereicht, daB sie das Christentum in der
gebotenen Form gehaBt haben. Widukind kampfte zwar fiir sich, aber zugleich fiir die Freiheit
aller nordischen Volker. Er unterlag; aber kein Zweifel darf heute mehr dariiber bestehen, daB
wir zu den Kraften stehen, die ihn leiteten und nicht zu denen, welchen Karl der GroBe zum
Siege verhalf
* Das rassische BildKarls des Grofien ist in diesem Zusammenhang von Inter esse: Karl war
ein ausgesprochener Rundschddel mit dickem, kurzen Nacken, im iibrigen wohl nordischer
Prdgung, also ostisch-nordisch, nicht mehr selbstverstdndlich frei wie sein Gegner Widukind.
[187] Der germanisch-christliche Beowulf
Die Gefolgschaftstreue und Mannesehre standen dem alien Ritter ebenso iiber Besitz und
Gliick, wie dem Sanger der Edda. Das Havamal schlieBt mit den Worten:
Besitz stirbt,
Sippen sterben,
Du selbst stirbst wie sie;
Eins weifi ich, Das ewig lebt:
Des Toten Tatenruhm.
Das ist die nordische Form der buddhistischen Karma-Lehre. Im Beowutf-Lied wird eine
Verschmelzung germanischen Ehrgefiihls mit der christlichen Erlosungsidee verbucht,
insofern namlich Beowulf die zerrissene, gequalte Menschheit zu retten unternimmt; aber er
kampft nicht mit Hilfe des Lehrsatzes, "dem Bosen nicht zu widerstreben", sondem als "ein
Held dem Bosen zum Entsetzen" (vgl. hierzu die Worte Wischnus, der zur Vemichtung der
Ubeltater immer wieder in der Welt erscheint). Ein gewisser weichlicher Unterton macht sich
aber bereits im Beowulf bemerkbar. Wahrend es fiir die alteren Germanen als Unehre gait,
ohne den Fiihrer und Herm vom Schlachtfelde heimzukehren, hat das jammerliche Betragen
der " Jiinger" Christi im Garten zu Gethsemane (was auch dem Dichter des "Heiland" sehr
peinlich aufgefallen ist) hier bereits abgefarbt. Die Gefolgschaft des Beowulf verlaBt ihn bis
auf einen Getreuen, da sie von Todesahnungen erfaBt wird! Dieser durch und durch
unnordische weichmiitige Zug wird dann allerdings durch bewuBtes Lob der Ehre wieder wett
gemacht: "Kein Ereignis kann den edlen Mann des Blutes Liebe schwachen", "Uns alien droht
das Ende dieses Lebens: darum wer kann, erwerbe vor dem Tode sich Ruhm! " schlieBlich
werden die ehrlos und treulos Geflohenen mit dem Bann belegt:
Nun sei all euerem Geschlecht versagt
der Schwerter und der lichten Schdtze Spende,
[188] Hagen und Petrus
der Heimat und des angestammten Sitzes
Genufi: der Rechte unseres Lebens bar
solljeder sein, wenn in der Feme
die Edelinge eure Flucht erfahren,
die ruhmlose Tat. Der Tod ist besser
jurjeden Edeln als ein schmachvoll Leben.
Auch der germanische Ritter laBt sich unriihrnliche Taten im Zustand der Willensschwache
und beim Durchbruch niederer Triebe zuschulden kommen, aber wenn er nachher fiir sie
einsteht, sie bekennt und die Folgen auf sich nimmt, dann verstehen wir das eher als das feige
Benehmen der ersten Apostel. Uns erscheint selbst eine unheimliche Gestalt wie Hagen
bedeutend groBer als etwa Petrus, der "Pels". Hagen wirft seine Ehre weg im Dienst fiir die
Ehre seines Konigs und stirbt zuletzt dafiir stolz und ungebrochen. Der schwatzhafte Petrus
verleugnet seinen Herm bei der ersten probe doppelt und dreifach; die einzige Aufwallung,
die ihn sympathisch erscheinen laBt, als er das Schwert zieht (was denn der Dichter des
"Heiland" mit merkbarer Erleichterung schildert), wird durch seine spateren feigen Liigen
sehr bezeichnend iiberdunkelt. Die kirchliche Uberlieferung bemiiht sich umsonst, aus Petrus
einen Helden zu machen. Der fromme "Heliand" Dichter aber verflucht, das Verhalten der
Jiinger in Gethsemane durch ihre - Sorgen zu entschuldigen, denn sonst ware ihr Schlafen
seinen Sachsen ehrlos und somit unbegreiflich erschienen:
.... Der Geborene des Herrn
Fand sie in Sorgen schlafen /das Herz war ihnen schwer
Dafi der liebe Herr /sie verlassen sollte.
Die Entwicklung vom Rittertum zum Ritterstand begann schon unter Konrad II., und dieser
erhielt sich bis weit ins 14. Jahrhundert hinein. Die Ritter sahen sich als "Kinder des riches"
an und wurden verpflichtet. Kaiser und Reich gegen die auBeren Feinde zu schiitzen. Diese
[189] Der Ritterstand
Tatsache gab ihnen als stand ihre Daseinsberechtigung, sie fiihrte zum eigentlichen
ritterlichen Ehrbegriff, der die erste erdgebundene, auf den hochsten Zweck abgestimmte
standesmaBige Darstellung der Idee der Ehre ist. Nach dem fast vollkommenen
Subjektivismus des Wikings und des altgermanischen Hauptlings mit seinem Gefolge wird
somit eine groBe Volksschicht auf den seelischen Mittelpunkt der ganzen Rasse eingestellt.
Die Gebrauche der Schwertleihe, der Umgiirtung, dann der Ritterschlag stellten die innere
Erhohung und Veredelung sinnbildlich dar. Mag das spatere Rittertum auch durch seine
Verknocherung und schablonenhafte AbschlieBung ein zuriickgebliebenes Stiick Altertum in
dem sich erneuemden biirgerlichen Leben dargestellt haben, bieten auch die Raubziige der
wahrend des Friedens brachliegenden Ritterschaft ein wenig erfreuliches Bild, so sind das
Dinge, denen auch die beste Idee bei ihrer Verkorperung nicht zu entgehen vermag, Tatsache
aber bleibt, daB bis auf heute mit dem Worte "ritterlich" nur ein Mensch bezel chnet wird, der
kraftvoll fiir einen Mitmenschen eintritt und Ehre zu wahren versteht.
Selbstver standi! ch war das romische System bemiiht, sich auch dieses Rittertum dienstbar zu
machen, was u. a. durch die Schwertweihe zum Ausdruck gelangte. Gleich am Anfang seiner
zehn Geliibde namlich verpflichtet sich der Ritter, der Religion zu dienen, dann den
Bedrangten beizustehen und erst am sSchluB, dem Kaiser Gehorsam zu leisten. Damit wurde
eine Beeinflussung auch formell festgelegt, wie sie schon friiher durchgefiihrt worden war.
Gewisse fromme Geschichtsschreiber haben gar versucht, auch die Griindung des Rittertums
selbst auf- Rom zuriickzufiihren (wie ihre Dogmen auf Jesus), wobei
[190] Verfalschung des Rittergedankens
Gregor VII. als Griinder des Rittertums angesprochen wird. Es geschieht auch dies natiirlich
nur mit der Absicht, sogar die Darstellung des antiromischen Gedankens durch ursachliche
Zriickfuhrung auf den Papst in Abhangigkeit von diesem zu bringen, selbstverstandlich mit
verschiedenen, sich auch fiir die Gegenwart daraus ergebenden Folgerungen. so weiB uns z-B.
der Historiker Gfrorer ganz genau zu erzahlen, wie auch der ritterliche Gedanke vom heiligen
Rom stamme, um dessen Absichten dann unverbliimt zu enthiillen: "Erst in Folge des
gewaltigen Einflusses, den die Kirche, durch die Wirksamkeit Gregors VII. auf den
Kriegerstand der christlichen Reiche des Abendlandes und zwar zunachst des romanischen
gewann, erreichte das Rittertum seinen vollen Inhalt als eine Anstalt oder Corporation, die es
sich zur Aufgabe setzte, mittels besonderer Verpflichtungen den Heldenmut des Soldaten der
Religion dienstbar zu machen." Ruhm, Ehre, Stamm, Volk, Kaiser und Reich wurden und
werden also von den Vertretern des romischen Systems als bloBe Namen und
Nebensachlichkeiten betrachtet; als zweck des auf den Stellvertreter Christi zuriickgehenden
gefalschten Rittertums erscheint nur der Dienst fiir den Papst. Hiermit ist auch die
unwandelbare Politik der romischen Kirche ganz deutlich geworden und tatsachlich ist es
hypnotisierenden predigten gelungen, in den wahnwitzigen Kreuzziigen Strome von Blut fiir
die herrschsiichtige Kirche zu vergieBen, "den Heldenmut der Religion dienstbar" zu machen,
die Ehre der "Liebe" zu unterwerfen. "Iper und Arras", riefen die Flamen, "Hufta heya
Beyerlant", lautete das Schlachtgeschrei der Bayern; das konnte Rom nicht hindern, aber
durch das Ausspielen verschiedener Interessen gegeneinander konnte es Zwietracht saen. Und
das hat es bis auf heute als seine Lebensaufgabe betrachtet. Rom kann aus
Selbsterhaltungstrieb keinen Volks- und ehrbewuBten
[191] Rom im 8. bis 10. Jahrhundert
Stand, noch viel weniger eine ganze ehrbewuBte, in sich selbst ruhende Nation vertragen,
deshalb muB es Zwist, Krieg saen und die Rassenzerfetzung fordern. Das liegt im Wesen
seines selbst rasselosen Systems und wird sich nie andern, solange dieses System besteht.
Eine weitere scheinbar unausrottbare Geschichtsfalschung beherrscht auch heute noch selbst
Kreise, die sich iiber Rom und sein System sonst klare Rechenschaft ablegen: als sei die
Bildung und Gesittung, die nach und nach das Abendland durchzogen, eine Folge der
kirchlichen Betatigung gewesen. Dabei ist das genaue Gegenteil der Fall.
Bedrangt von den Langobarden, fleht (um 755) Papst Stephan II. bei Pippin um Hilfe und
bittet, man moge ihn doch ins Frankenreich einladen. Das geschieht; Pippin empfangt den
Papst zu FuB, dieser aber, seiner Schwache bewuBt, zeigt sich als armen Apostel Christi, hiillt
sich mit seinen Priestern in harene Gewander, streut Asche aufs Haupt und fleht den Konig
auf den Knien an, dem romischen Volke zu helfen. Seit dieser Zeit betrachtet sich Frankreich
als alteste Tochter Roms (entsagte jedoch klugerweise seit Hugo Capet den Verlockungen
eines romischen Titels).Derselbe Papst wirkt dann gegen eine Vermahlung Karls des GroBen
mit einer Langobardin. Er schreibt, Karl diirfe das "hochst edle Konigsgeschlecht" der
Franken nicht mit dem Blute der Langobarden "auf treulose und hochststinkende Weise"
besudeln und bittet den Himmel im anderen Fall, Karl den "ewigen Flammen" zu iiberliefern.
Da diese Drohung aber auf den Kaiser keinen Eindruck machte, verbiindet sich der fromme
Vater spater selbst mit dem "stinkenden" Langobardenionig.
In der Zeit, als angeblich von Rom aus die Durchgeistigung der Welt betrieben worden sein
soil, ging es dort in Wirklichkeit hochst ungeistig zu. 896 kommt Papst Stephan VI. auf den
Gedenken, den verwesten Leichnam seines Vorgangers aus dem Grabe zu scharren, den Toten
[192] Kaufe des papstlichen Amtes
auf einer Synode als bosen Eindringling zum Tode zu verurteilen, dem "meineidigen",
verfaulten Leichnam drei Finger abhacken zu lassen und ihn dem romischen " Volk" zum
Ersaufen zu iiberantworten. Darauf wechseln die Papste, stiirzen einander, sperren sich
abwechselnd ein, bis Sergius III, zur linken Hand seine Konkubine Marozia, den "Stuhl
Petri" besteigt. Diese Frau, nebst ihrer Mutter Theodora, sicherte sich einfluBreiche Bischofe
als Buhler und Stiitzen ihrer Herrschaft. Als Sergius erledigt war, erhob nach kurzer Pause die
Marozia ihren Sohn zum Papst als Johann XL Dariiber war ihr erster Sohn Albrich hoch
erziirnt und stiirzte die Herrschaft seiner Mutter. Nach seinem Tode bekleidete sein Sohn das
papstliche Amt als Johann XII. Die Zustande wurden aber auch spater nicht besser 983 gelang
es dem davongejagten Papst Bonifaz VII., seinen, Jesus "stellvertretenden" Konkurrenten
Johann XIV. ins Gefangnis zusetzen und dort sterben zu lassen. Aber auch Bonifaz erfreute
sich nicht lange der Tiara; er wurde seinerseits vom koniglichen Adel und von Frau Theodora,
wie gesagt, der famosen Mutter der so iiberaus tiichtigen Hure Marozia, verjagt, deren Enkel
Crescentius d. J. Herr von Rom wurde, welcher nun den Papststuhl an willige Kreaturen
verschacherte. 1024 bestieg ein Mensch den papstlichen Thron, der vorher nie Geistlicher
gewesen war. Er kaufte sich die Stellvertreterschaft Gottes und nannte sich Johann XIX.
Femer wurde zum Papst ein Zehnjahriger Grafensohn gewahlt als Papst Benedikt IX. Da
dieser sich aber schon friih alien erdenklichen Eastern hingab, wurde es selbst den Romern zu
bunt; sie wahlten also einen neuen Stellvertreter Christi, der sich Sylvester III. nannte. Der
neue Papst aber bekam es bald mit Angst vor den Gefahren seines Amtes zu tun und zog es
vor, dieses um 1000 Pfund an Gregor VI. zu verschachem, woriiber der vertriebene Benedikt
sittlich ent-
[193] Der Konig rettet das Papsttum
riistet war und erneuten Anspruch auf den Stuhl Petri erhob. Der ehrliche Kardinal Casar
Baronius nannte diese Papste einfach "Hurenhengste". Dieser Skandal horte erst auf, als
Kaiser Heinrich 111. eingriff
Das waren die romischen Zustande im 10. und 11. Jahrhundert, die jeder Deutsche kennen
sollte, die aber wohlweislich von einer einerseits verlogenen, andererseits feigen
Geschichtsschreibung verschwiegen werden. Gerade zu dieser Zeit begann die nationale
Sammlung der Deutschen unter Heinrich 1., der bewuBte Versuch nationaler Aufrichtung und
Kultivierung unter Otto I., dem GroBen.
In der Religion erblickte Otto ein seelenbildendes und veredelndes Moment. Dank ihm, dem
deutschen Ritter, erhielten die Bischofe groBen EinfluB, riickten in den fiirstlichen Rang ein
und vermittelten geistige Kenntnisse, forderten Handwerk, Gewerbe und Ackerbau. Vom
Kaiser, nicht vom Papst geleitet und geschiitzt, erbliihten die ersten Kulturzentren in
Quedlinburg, Reichenau, Hersfeld.Die Papste lieBen ehrenhafte Mahner im Gegenteil
ermorden, wie Hadrian IV., der Arnold von Brescia zu erdrosseln und zu verbrennen befahl,
als er von dessen BuBpredigten horte*.
Dem Bestreben Otto I. lag ohne Zweifel der Gedanke einer germanischen Nationalkirche
zugrunde, der mit den versunkenen arianischen Goten gestorben zu sein schien. Aus diesem
Grunde setzte er fest, daB die Geistlichen vom Grundherrn emannt wiirden: das veranlaBte ihn
*Ich kann hier aufmehr Einzelheiten nicht eingehen. Bemerkt sei nur noch, dafi die Papste
sich von den Hurenhdusern bestimmte Prozente zahlen liefien, was Paul II. (1464-1471) zu
einer stdndigen Einnahme quelle ausgestaltete. Sixtus IV. bezog 20000 Golddukaten jdhrlich
aus den Freudenhdusern. Die Geistlichen mufitenfilr ihre Konkubinen bestimmte Taxen
zahlen, wdhrend der Vatikan seine Beamten mit Schecks aufdie Bordelle entlohnte. Sixtus IV.
erlaubte fur eine bestimmte Zahlung auch die Knabenliebe. Indezenz VIII. hatte 16 Kinder zu
erndhren. Alexander VI. aber erkldrte, der Papst siehe hoher als der Konig, so etwa wie der
Mensch tiber dem Vieh. Deshalb liefi er wohl ein Dutzend Bischofe und Kardinale ermorden,
die ihm gefdhrlich schienen. Fiir 300.000 Golddukaten beseitigte Papst Alexander VI den
tUrkischen Thronprdtendanten Dschem und strich das Geld des "ungldubigen" Sultans
seelenruhig ein. 1501 ernannte Alexander VI. seine Tochter Luktezia fUr eine Zeitlang zu
seiner Stellvertreterin.
[194] Die "Reform" der Clunyazenser
aber auch, sich das Papsttum zu unterwerfen: die Romer muBten schworen, ohne Zustimmung
des Kaisers keinen Papst zu wahlen. Otto III. ernannte selbstherrlich zwei Papste. Ahnlich
sauberte Heinrich 111. das Papsttum. Im groBen Konflikt zwischen dem Erzbischof Williges
von Mainz gegen den romischen volkslosen Zentralismus fanden sich samtliche deutsche
Bischofe in bewuBter offener Ablehnung dem Papst gegeniiber, der schlieBlich nachgeben
muBte. Man war damals noch freier in Deutschland als 1870 und 1930!
Eine groBe Starkung erfuhr das Papsttum jedoch durch die Clunyazenser, die iiber den
staatlichen Rahmen hinaus eine Internationale, nur vom Papst abhangige Organisation
schaffen wollten.
Diese Bewegung setzte sich zwar eine Reform des verlotterten Monchswesens zum Ziel,
zeigte aber sehr bald ihre ungermanische Geisteseinstellung. Die bisher iiblichen BuBiibungen
gegen das siindige teuflische Fleisch, aufdie der Germane lachend hinabgeblickt hatte,
wurden ihrer friiheren plumpen Form entkleidet und in eine schlauere Marterung der Seele
(gleichsam als Vorlaufer des Jesuitismus) verwandelt. Fiir bestimmte Telle des
Clunyazenserklosters gait strenges Schweigegebot, jeglicher Frohsinn wurde verboten,
Freundschaft nicht geduldet. Die Angeberei wurde zur frommen Pflicht gestempelt, Schuldige
mit entehrenden Strafen belegt. Diese widematiirliche Zuchtform entstammt offenbar jener
ligurisch-ostischen Rasse, die vor der Einwanderung der
[195] Der Dank Roms
nordischen u. a. auch Siidostfrankreich besiedelte. Dieses Zertreten der eigenen Seele, diese
innere Selbstentmannung und Unterwerfungssucht unter fremde Damonen und Zaubermachte
zeigt uns aber den Geist der romischen Kirche in engster, rassisch bedingter Wechselwirkung
mit allem unarischen Blut und zerfetzten Bevolkerungsgruppen. Es ist deshalb auch kein
Zufall, daB die "Reform" der Clunyazenser sofort in den ostisch-rassischen Teilen
Lothringens FuB faBte. Gegen diese seelische Krankheit trat sofort der Erzbischof Aribo von
Mainz auf und stutzte den machtbewuBten Konrad II. Im Norden regte sich fast gleichzeitig
das alte Blut: Bischof Adalbert von Wettin setzte sich eine germanische Nationalkirche als
Ziel: das Wort "deutsch" wurde zum erstenmal Allgemeingut, Monche der romischen Kirche
suchten nun nach den noch iibrig geblichenen, fast vernichteten geistigen schatzen ihres
Volkes.
Der deutsche Kaiser hatte den Papst aus dem Sumpf gezogen, die Kirche zu Ehren gebracht
und ihre Diener veredelt. Der dadurch erneut gestarkte romische Universalismus benutzte
natiirlich diese Krafte, berief sich - wie iiblich - auf nach weisliche Falschungen
("Konstantinische Schenkung" und "Isidorische Dekretalien"), um die Herrschaft des
Papsttums iiber den Kaiser als "von Gott gewollt" hinzustellen und den Zentralismus gegen
den Episkopalismus durchzusetzen. Dieser Kampf wurde unter Ausnutzung samtlicher
verfiigbaren Mittel durchgefiihrt: die Vasallen wurden gegen den Kaiser gehetzt, ja der
Kirchenstreik gegen "unbotmaBige" Bischofe verkiindet. Das war der Dank Roms.
Mit besonderer Vorliebe wird seitens der romischen Geschichtsschreiber die Dauerhaftigkeit
des Papsttums als Beweis seiner "gottlichen Einsetzung" gepriesen Wer aber weiB, daB Rom
seine Machtstellung zu allererst dem Kaisertum zu verdanken hat, seine seelische Einwirkung
nur
[196] Die "Dauerhaftigkeit" Roms
der inneren GroBe frommer aristokratischer Geister wie Franz von Assisi, Albertus Magnus,
Meister Eckehart, der wird dariiber wohl anderer Meinung sein. Im iibrigen ist die
Dauerhaftigkeit einer Einrichtung an sich noch kein Wertmesser fur ihren inneren Wert. Es
kommt lediglich auf die Art der Krafte an, die ihr zu Dauer verhelfen haben. SchlieBlich war
die agyptische Kultur viel alter als die romische Kirche; der Mandarin zahlt mehr bekannte
Ahnen als der Papst; Lao-tse und Konfuzius lebten vor 2500 Jahren und regieren noch heute.
Und dann starb doch das deutsch-romische Kaisertum erst vor etwa hundert Jahren. Die Zeit
riickt heran, in der auch der Papst das wird, was er sein sollte: das Haupt der italienischen
Nationalkirche (die Auseinandersetzung zwischen dem nationalistischen Faschismus und dem
Vatikan wird hoffentlich die Durchsetzung dieser Notwendigkeit beschleunigen). Das
Papsttum hat (ungeachtet dessen, daB auch eine Anzahl wirklich groBer Manner auf dem sog.
Stuhle Petri saB) seine Herrschaft auf der Voraussetzung seelischer Knechtung und rassischer
Zerfetzung der germanisch bestimmten Volker aufbauen miissen. Aus den freien groBen
Seelen, die sich noch im 11 . bis 14. Jahrhundert Rom als einer von ihnen geheiligten Idee
schenkten, schopfte der Vatikan die Waffen der Knechtung. Seit dem Erstarken des
Jesuitismus, seit dem Tridentiner Konzil ist "Rom" jedoch niederrassisch bedingt und erstarrt
zugleich. Die schmutzige "Moraltheologie" des heiligen Alfons von Liguori einerseits, die
Ehrlosmachung durch den Jesuitismus andererseits, bedingte, daB seit der Erdrosselung der
Religion des Meisters Eckehart alles wirklich GroBe europaischer Kultur aus
gegenkirchlichem Geist entsprungen ist, von Dante (der noch 1864 ausdriicklich verdammt
wurde u. a., well er Rom als Kloake bezeichnet hatte) und Giotto bis Kopernitus und Luther;
von der deutschen klassischen Kunst und nordischen Malerei und
[197] Die Hansa
Musik gar nicht zu reden. Alles, was Knechtseligkeit "Liebe" nannte, sammelte sich unter
Rom, alles, was Ehre und Freiheit der Seele erstrebte, trennte sich immer bewuBter von der
romischen Geisteswelt.
Der Ritterstand verlor im 15. und im 16. Jahrhundert seine Bedeutung. Aber der Ehrbegriff,
den er gepflegt hatte, war in den anderen standen erwacht. Namentlich der Burger befreite
sich von der Burg, baute seine Stadte und Kirchen, trieb Gewerbe und Handel, schloB sich zu
gewaltigen Biinden zusammen, bis schlieBlich der DreiBigjahrige Krieg einer ganzen Kultur
ein Ende machte.
DaB sich der germanische Ehrbegriff selbst im Handler verkorpert, wo dieser, auf sich selbst
gestellt, ohne orientalische Zwischenschieber sich auswirken konnte, zeigt die H a n s a.
Urspriinglich ein niichterner, den Handel sichernder kaufmannischer Zweckverband, streckte
sie ihre Arme spater weit aus, handelte nicht nur, sondem baute auf, griindete, kolonisierte.
Die Ruinen von Nowgorod und Wisby sprechen eine ebenso laute Sprache von sittlicher
Kraft, wie die Rathauser von Brugge, Liibeck, Bremen. Uber 75 Stadte schlossen einen
Trutzbund miteinander, der seinem innersten Wesen nach die Aufgabe hatte, der kaiserlichen
Ohnmacht gegeniiber ein deutsches Machtzentrum zu bilden. Aber ehe noch ahnliche
Gedanken tiefer FuB fassen konnten, brach die groBte Katastrophe der deutschen Geschichte
herein. Und zwar mit dem gleichen Ergebnis wie es die Hugenottenkriege in Frankreich
gezeitigt hatten: der Charakter des deutschen Volkes wurde verandert. Beherbergte
Deutschland zu Beginn des 16. Jahrhunderts trotz des elenden Kaiserregiments ein stolzes
Bauem- und fruchtbares Biirgertum, so rotteten dreiBig blutige Jahre (die dem Papst Innozenz
X. noch immer
[198] Der 30-jahrige Krieg
nicht geniigten) das beste Blut Deutschlands aus, zahlreiche fremdstammige Schwarme
feindlicher Staaten verdarben die Rasse, ein ganzes Geschlecht wuchs inmitten von Raub und
Mord auf Bayem allein zahlte 5000 verlassene Bauernhofe, Hunderte von bliihenden Stadten
lagen in Triimmern, nahezu zwei Drittel des deutschen Volkes waren ausgerottet. Da gab es
keine Kunst, keine Kultur, keinen Charakter mehr. Ehrlose Fiirsten pliinderten ein elendes
Volk aus und diese,, Untertanen" lieBen sich stumpf und dumpf alles gefallen. Und trotzdem
raffte sich das germanische Blut auf gegen die Verlotterung der Habsburger und die
franzosische Bedrohung. Jenes Blut des Niedersachsentums, das einst an die Diina gezogen
war, leistete dem ganzen Verfall oben und unten Widerstand. Wie ein verheiBungsvoller Ruf
klingen noch heute in unseren Ohren die Trompeten von Fehrbellin und die stimme des
groBen Kurfursten, mit dessen Tat Deutschlands Auferstehung, Rettung und Neugeburt ihren
Anfang nahmen. Man mag an PreuBen aussetzen, was immer man mag: diese primitive
Rettung der germanischen Substanz bleibt fur immer seine Ruhmestat; ohne sie gabe es keine
deutsche Kultur, iiberhaupt kein deutsches Volk, hochstens auszubeutende Millionen fur die
beuteliisternen Nachbarn und habgierige Kirchenfursten.
Es ist kein Zufall, wenn gerade heute inmitten eines neuen furchtbaren Sturzes in den
Abgrund die Gestalt Friedrichs des GroBen von leuchtendem Glanz iiberstrahlt erscheint,
versammeln sich doch in ihm - trotz auch seiner Menschlichkeiten - alle jene Charakterwerte,
nach deren Herrschaft heute wieder sehnsiichtig seitens der Besten des Deutschtums gerungen
wird: personliche Kiihnheit, unerbittliche EntschluBkraft, VerantwortungsbewuBtsein,
durchdringende
Klugheit und ein EhrbewuBtsein, wie es noch
[199] Friedrich der Einzige
nie so mythisch groB zum Leitstern eines ganzen Lebens auserkoren worden war. "Wie kann
ein Fiirst seinen Staat, den Ruhm feines Volkes und die eigene Ehre iiberleben?", fragt er
seine Schwester am 17. September 1757. Nie werde ihn ein Ungliick feige machen, im
Gegenteil: "Niemals werde ich die Schande auf mich nehmen. Die Ehre, die mich im Kriege
hundertmal mein Leben aufs Spiel setzen lieB, hat mich dem Tode aus geringerem AnlaB
trotzen lassen" "Man wird von mir nicht sagen konnen," betont er weiter, "daB ich die Freiheit
meines Vaterlandes und die GroBe meines Hauses iiberlebt habe."
"Hatte ich mehr als ein Leben, ich wiirde es dem Vaterlande opfem", schreibt Friedrich am
16. August 1759 an d'Argens nach einer furchtbaren Niederlage. "Ich denke nicht an den
Ruhm, sondern an den Staat." "Meine unwandelbare Treue gegen das Vaterland und die Ehre
lassen mich alles unternehmen, aber die Hoffnung leitet sie nicht", heiBt es wenige Tage
spater. Auch an Luise Dorothea von Gotha legt er das Gestandnis nieder: " Vielleicht ist
PreuBens Schicksalsstunde gekommen, vielleicht wird man ein neues despotisches Kaisertum
erleben. Ich weiB es nicht. Aber ich biirge dafiir, daB es dazu erst kommen wird, nachdem
Strome von Blut geflossen sind, und daB ich nicht mein Vaterland in Ketten und die
schmachvolle Sklaverei der Deutschen mit ansehen werde." Und emeut schreibt Friedrich an
d'Argens (18.9. 1760): "sie sollten wissen, daB es nicht notig ist, daB ich lebe, wohl aber, daB
ich meine Pflicht tue" und (28. 10. 1760): "Niemals werde ich den Augenblick erleben, der
mich zwingen wiirde, einen unvorteilhaften Frieden zu schlieBen." "Ich werde mich entweder
unter den Triimmem meines Vaterlandes begraben lassen, oder... meinem Leben selbst ein
Ende machen... Von dieser inneren Stimme und von den Forderungen der Ehre habe ich
[200] Aufkommen der Freimaurerei
mich in meinen Handlungen stets leiten lassen und gedenke es auch kiinftig zu tun."*
War Friedrich Wilhelm I. das Gleichnis fiir biirgerliche Ehrenhaftigkeit und sich selbst
beschrankende Klugheit, so Friedrich II. das Symbol alles Heroischen, was verklungen und
untergegangen schien in Blut und Schmutz und Elend. sein Leben ist echteste, groBte
deutsche Geschichte und als ein ganz erbarmlicher Schuft erscheint uns heute ein Deutscher,
der die Gestalt des Friedrichs mit hamischen Glossen zu verfalschen trachtet.
Aber es waren nur wenige, die er zu formen vermochte. Trotz seiner groBen Friedensarbeit
waren die breiten Volksschichten roh, ohne kulturelle Uberlieferung, die gebildeten entartet,
affisch, unpreuBisch, undeutsch. Nur widerwillig lieBen sie die Zuchtformen des fritzischen
Gedankens auf sich wirken und Friedrich selbst - dessen Regierung Kant seine "Kritik der
reinen Vemunft" widmete - fand innerhalb des damaligen Deutschtums keine dem
Franzosentum gegeniiber ausgereifte selbstandige Geistigkeit,
so daB seine Liebhaberei fiir franzosisches Schrifttum den Weg zum Sieg auch der
neufranzosischen Gedankenwelt bahnte, die in der neuen Form der Liebesidee, in der Form
der Humanitatslehre, die organischen Krafte des noch nicht zu vollem BewuBtsein erwachten
PreuBens lahmte und es spater unfahig machte, den Heeren der franzosischen Revolution zu
widerstehen.
Die neue Lehre der Humanitat war die "Religion" der Freimaurer. Diese hat bis auf heute die
geistigen Grundlagen einer universalistisch-abstrakten Bildung abgegeben, den
Ausgangspunkt aller ichsiichtigen Gliickselig-
* In diesem Zusammenhang verweise ich aufeine ausgezeichnete Herausgabe von Richard
Fesler: " Friedrich der Grofie, Briefe und Schriften", zwei Bdnde, Leipzig 1927, die sich
durch Sonderung des Wichtigsten und grofizUgige Wertung von vielen anderen unterscheidet.
[201] Die Loge als Gegenkirche
keitspredigten, sie hat (bereits urn 1740) auch das politische Schlagwort der letzten 150 Jahre
"Freiheit, Gleichheit, Briiderlichkeit" gepragt und die chaotische, volkerzerfetzende "humane"
Demokratie geboren.
Am Anfang des 18. Jahrhunderts traten in London Manner zusammen, denen die
konfessionellen Streitigkeiten innerhalb der bisherigen "Religion der Liebe" zum Teil Volk
und Vaterland gekostet hatten, und griindeten inmitten einer verrohten Zeit einen
"Menschheitsbund zur Forderung der Humanitat und Briiderlichkeit". Da dieser Bund nur
"den Menschen" anerkannte, so wurde von vomherein kein rassischer noch religioser
Unterschied gemacht."Die Maurerei ist ein Menschheitsbund zur Verbreitung toleranter und
humaner Grundsatze, an welchem Ordenbestreben der Jude und der Tiirke ebensoviel Anteil
nehmen kann, wie der Christ." so lautete die 1722 aufgestellte Konstitution. Die Idee der
Humanitat soil "das Prinzip, den Zweck und den Inhalt" der Freimaurerei bilden. "sie ist - laut
dem Freiburger Ritual - weitgreifender als alle Kirchen, Staaten und Schulen, als alle Stande,
Volker und Nationalitaten; denn sie dehnt sich iiber die gesamte Menschheit aus." so belehrt
uns noch heute das deutsche Logentum*. Romische Kirche und freimaurerische Gegenkirche
sind sich also einig im NiederreiBen aller Schranken, welche durch seelische und physische
Gestalt geschaffen werben. Beide rufen ihre Gefolgschaft auf im Namen der Liebe bzw. der
Humanitat, im Namen eines grenzenlosen Universalismus, nur fordert die Kirche vollstandige
Unterwerfung, Unterordnung innerhalb ihres Bereiches (der freilich die ganze Erde sein soil),
wahrend die Gegenkirche eine schrankenlose Grenzvernichtung predigt,
* R. Fischer: "Erlduterungen der Katechismen der Job. Freimaurerei", Leipzig 1902.
Ndheres bei A. Rosenberg: "Das Verbrechen der Freimaurerei" und "Freimaurerische
WeltpoUtik", Munchen 1921 und 1929.
[202] Judentum und Freimaurerei
das Leid und die Freude des Einzelnen, "des Menschen", zum MaBstab ihres Urteils macht,
was als die Ursache zur heutigen Lage anzusehen ist, daB der nackte Reichtum des
Individuums hochstes Gut der Demokratie geworden ist und in ihr die hochste Stelle im
Gesellschaftsleben eingeraumt erhalt.
Diese atomistische Weltanschauung war und ist die Voraussetzung fiir die politische Lehre
der Demokratie und des wirtschaftlichen Zwangsglaubenssatzes von der Notwendigkeit des
freien Spiels der Krafte gewesen. Alle Machte also, die auf Lockerung staatlicher, national er.
sozialer Bindungen hinarbeiteten, muBten sich bemiihen, diese Freimaurerphilosophie,
folglich auch den "Menschheitsbund", sich dienstbar zu machen. Hier sehen wir nun das
Internationale Judentum aus Instinkt und zugleich aus bewuBter Uberlegung sich in die
Organisation der Freimaurerei einnisten. Zwar wirkte das rassische Wesen im
"Menschheitsbund" instinktiv ebenso abwehrend wie gegeniiber den Versuchen der Kirche,
germanische Art auszurotten, aber es ist trotzdem leicht nachweisbar, daB, wahrend der
nordische Mensch sich Roms erwehrte, der blinde Hodur ahnungslos ihm einen TodesstoB
von hinten versetzte: die Freimaurerei wurde in Italien, Frankreich, England zu einem
politischen Mannerbund und fiihrte die demokratischen Revolutionen des 19. Jahrhunderts.
Ihre "Weltanschauung" unterhohlte Jahr fiir Jahr die Grundlagen alles germanischen Wesens.
Heute sehen wir die geschaftigen Vertreter der internationalen Borse und des Welthandels fast
iiberall fiihrend die Gegen-"kirche" leiten. Alles im Namen der "Humanitat". Die Heuchelei
der heutigen Weltausbeuter aus "Humanitat" ist fraglos erniedrigender als jene
Knechtungsversuche, die im Namen der "christlichen Liebe" Europa so oft in Unruhe und
Chaos versetzt haben. Dank der Humanitatspredigt und der Lehre von der
Menschengleichheit konnte
[203] Die Entartung der "Humanitat"
jeder Jude, Neger, Mulatte vollberechtigter Burger eines europaischen Staates werden; dank
der humanitaren Sorge fiir den Einzelnen wimmelt es in den europaischen Staaten von
Luxusanstalten fiir unheilbare Kranke und Irrsinnige; dank der Humanitat wird auch der
riickfallige Verbrecher als ungliicklicher Mensch ohne Bezug auf die Interessen des ganzen
Volkes gewertet bei der ersten Moglichkeit wieder auf die Gesellschaft losgelassen und in
seiner Fortpflanzungsfahigkeit nicht behindert. Im Namen der Humanitat und der "Freiheit
des Geistes" wird den Schmutzjournalisten und jedem ehrlosen Halunken der Vertrieb
ieglicher Bordell-Literatur gestattet; dank der Humanitat diirfen Nigger und Juden in die
nordische Rasse hineinheiraten, ja wichtige Amter bekleiden . Diese an keinen rassischen
Ehrbegriff gebundene Humanitat hat das unerhorteste Betrugswesen der Borse zu einem
geachteten Beruf unter anderen gemacht, ja dieses organisierte Verbrechertum in Frack und
Zylinder bestimmt heute auf Weltwirtschafts- und "Sachverstandigen"-Konferenzen fast
selbstherrlich iiber jahrzehntelange Fronarbeiten von Millionenvolkern.
Im Schlepptau dieser freimaurerischen Demokratie schwamm dann die gesamtmarxistische
Bewegung, welche die Anfange eines gesunden Protestes der Arbeiterschaft verfalschte und
alle sozialdemokratischen Parteien der Borse mit Hilfe des jiidischen Geldes, der jiidischen
Fiihrer und der jiidischen, teils individualistischen, teils universalistischen "Ideologic" sich
dienstbar machte. Der um sein Schicksal betrogene Industriearbeiter des 19. Jahrhunderts,
plotzlich entwurzelt, aller MaBstabe des Urteils beraubt, fliichtete zu den verlockenden
Predigten einer Internationale des Proletariats, glaubte durch Klassenkampf, d. h. durch
Zerstorung einer Halfte seines eigenen Korpers, "firei" werden zu konnen, berauschte sich an
der zu erreichenden Macht und iibergoB dies alles mit der Tiinche
[204] Verfalschung des Opfergedankens
der Humanitat. Heute ist dieser Wahn zerplatzt und die marxistische Fiihrerschaft des
furchtbaren Betrugs an einer schwer ringenden, an sich kraftvollen und kampfkraftigen
Menschenschicht entlarvt*.
Das Paradoxon sowohl der Demokratie wie der marxistischen Lehre besteht darin, daB sie
beide die brutalste, ehrloseste, materialistische Weltanschauung tatsachlich vertreten und
bewuBt alle Triebe nahren, die eine Zersetzung fordem konnten, zu gleicher Zeit aber ihre
Barmherzigkeit, ihre Liebe zu den Unterdriickten und Ausgebeuteten beteuern. In kluger
Weise wird hier die seelische Opferfahigkeit des Proletariats angerufen, um dieses seinen
Fiihrern gegeniiber innerlich abhangig zu machen. Wir sehen hier im Marxismus die Idee des
Opfers und der "Liebe" die gleiche Rolle spielen, wie im romischen System. Blut und Ehre
wurden gleichfalls von den Fiihrern des Marxismus verhohnt und verspottet, bis sich aber in
der Arbeiterschaft doch diese unausrottbaren Ideen kundtaten. Heute spricht man endlich von
einer "proletarischen Ehre". Greift dieser Gedanke um sich, so ist noch nicht alles verloren,
denn mit dem Hochhahen des Ehrbegriffes iiberhaupt wird sich die deutsche Arbeiterschaft
einst auch ihrer ehrlosen marxistischen Fiihrerschaft fiir immer zu entledigen wissen.
Gestaltet sich dann dieser Begriff einer Standesehre zur Idee der Nationalehre aus, so ist
dadurch der erste Glockenschlag der deutschen Freiheit getan. Es ist dies aber nur dann
moglich, wenn alle wirklich Arbeitenden des deutschen Volkes eine Front gegen alle an
Wirtschaft, Profit und Borse Verkauften bilden, gleich, ob diese Tatsache mit dem Mantel der
Demokratie, des Christentums, des Internationalismus, der Humanitat verdeckt wird.
A. Rosenberg: "Die internationale Hochfmanz als Herrin der Arbeiterbewegung in alien
Ldndern", Munchen 1925.
[205] Friedrich der GroBe als Gleichnis
Wie eine unzahmbare Naturkraft wirkt der Geist Friedrichs des GroBen heute im deutschen
Volke. Alles, was im Taumel des triumphierenden Untermenschen sich selbst wieder fand,
erblickte sein schlackenfreiestes Streben im Freiheitskampf des alien Fritz verwirklicht,
vorgezeichnet mit einem ehernen Stift, der durch alle zeitlichen Umhiillungen hindurch
germanisches Wesen umschrieb. Und neben dieser GroBe erscheint dann die unbegreifliche
Tragik, daB die fiir einen GroBen mogliche Libertat des Geistes von allzuvielen Kleinen
Besitz ergriff und das, was aus der furchtbaren aber notwendigen Zucht selbstformend
herausstrebte, den Gedanken der mit auBerlichen Geistesflittern glitzernden franzosischen
Demokratie in die Arme trieb. Napoleon traf ein dem Zopf und der Aufklarung ausgeliefertes
PreuBen an. Und dieses zerbrach, well es nicht mehr fritzisch, sondem pazifistisch
liberalistisch dachte. "Wir sind eingeschlafen auf den Lorbeeren Friedrich des GroBen",
schrieb spater Konigin Luise an ihren Vater. Aber aus diesem Niedergange entstieg endlich
die Idee Alldeutschland. PreuBens Ehre wurde Deutschlands Sache. Gneisenau und Bliicher,
Scharnhorst und Jahn, Arndt und Stein, sie alle waren die Verkorperung des alien
Ehrbewustseins und haben das auch ihr ganzes Leben iiber ausgesprochen wie die Konigin
Luise selbst, die alles fiir die Milderung des Loses ihres Volkes tun wollte, nur nicht, was
gegen das Ehrgefiihl ginge.
Das alles wissen wir oder sollten es ebenso wissen, wie die Burschenschaften, die damals ihre
Fahnen entrollten und spater die Barrikaden bestiegen, als Zopf- und Untertanengeist - die
ewig unseligen, noch heute herrschenden Ergebnisse des DreiBigjahrigen Krieges -
Deutschland um die Errungenschaften seines Hochfluges der Freiheitskriege gebracht hatten.
Bis der Traum der Deutschen scheinbar auf den Schlachtfeldern von Metz, Mars la Tour, St.
Privat und Sedan in Erfiillung ging. scheinbar!
[206] Die russische Leidenslehre
Denn das Versailles von 1871 war eine politische Einigung ohne mythischen,
weltanschaulichen Gehalt. Das Unbedingte der groBdeutschen Idee, die einen Bliicher
erklaren lieB, wenn die Konige die Erhebung des Volkes nicht wollten, so sollte man sie
davonjagen; die einen Stein veranlaBten, den Konig von PreuBen vor die Wahl zustellen, den
Aufruf "An mein Volk" zu unterzeichnen, oder nach Spandau zu gehen, dieses Unbedingte
fehlte dem Geschlecht nach 1871. Es gab sich "der Wirtschaft", dem Welthandel hin, wurde
freimaurerisch-human, wurde "saturiert", vergaB die Aufgabe, seinen Lebensraum zu
erweitern und zerbrach, durch Demokratie, Marxismus und Humanitat zerfetzt. Erst heute ist
die stunde der Wiedergeburt gekommen.
Die christlich-kirchliche Demut und die freimaurerische Humanitat waren zwei Formen, unter
denen die Idee der Liebe als Hochstwert Menschengruppen gepredigt wurde, die von
irgendeinem herrschsiichtigen Zentrum aus geleitet werden sollten. Es spielt hierbei durchaus
keine Rolle, daB sowohl viele Lehrer der christlichen Demut wie der liberalen Humanitat dies
gar nicht beabsichtigten; es handelt sich bloB um die Form der Ausnutzung eines verkiindeten
Wertes. Zum Ende des 19. Jahrhunderts trat die Liebesidee nun in einer dritten Form auf, die
uns den Bolschewismus bescherte: in der russischen Leidens- und Mitleidenslehre,
symbolisiert im "Dostojewskischen Menschen".
Dostojewski sprichtin seinem "Tagebuch" ganz offen aus, daB ein "absolut wurzelhaftes
Verlangen" des rassischen Menschen in der Sehnsucht nach dem Leiden bestehe, nach
fortwahrendem Leiden; Leiden in allem, selbst in der Freude. Auf Grund dieser Idee handeln
und leben seine Gestalten; im Mitleiden liegt deshalb auch der
[207] Dostojewskis Tragik
Schwerpunkt der russischen Sittlichkeit. Das Volk weiB zwar, daB ein Verbrecher siindhaft
handelt, aber: "Es gibt unausgesprochene Ideen ... Zu diesen im russischen Volk verborgenen
Ideen zahlt die Bezeichnung der Verbrecher als Ungliickliche. Diese Idee ist eine rein
russische."
Dostojewski ist das VergroBerungsglas der russischen Seele; durch seine Personlichkeit kann
man ganz RuBland in seiner oft schwer deutbaren Mannigfaltigkeit ablesen. Und tatsachlich
sind die Folgerungen, die er aus seinem Bekenntnis zieht, ebenso bezeichnend wie seine
Bedenken in der Beurteilung des russischen Seelenzustandes. Er bemerkte, daB diese Idee des
Leidens mit einem Zug des Unpersonlichen und Unterwiirfigen eng verkniipft sei. Der
russische Selbstmorder z. B. hege auch keinen Schatten des MiBtrauens, daB das zu totende
Ich ein Unsterbliches sei. Dabei sei er gar kein Atheist. Er habe scheinbar davon gar nichts
gehort: "Denkt an die friiheren Atheisten: wenn sie den Glauben an eines verloren hatten,
begannen sie sofort leidenschaftlich an ein anderes zu glauben. Denkt an den Glauben
Diderots, Voltaires ... Bei den unseren vollkommen tabula rasa; ja und wozu hier Voltaire
nennen; es fehlt einfach an Geld, um sich eine Geliebte zu halten, und weiter nichts."
Diese Erkenntnis bei einem Menschen vorzufmden, der "nur leben wollte, um einmal sein
Volk gliicklich und gebildet zu sehen", ist erschiitternd und erganzt sich durch die Bemerkung
Dostojewskis, daB es in RuBland keinen Menschen gabe, der nicht liige. Und dies, weil dort
die allerehrbarsten Leute liigen konnten. Erstens, weil dem Rassen die Wahrheit zu langweilig
scheine; zweitens aber, "weil wir uns alle unseres Selbsts schamen und jeder sich bemiiht,
sich unbedingt als etwas anderes zu Zeigen, als er ist." Und bei aller Sehnsucht nach Wissen
und Wahrheit sei der Rasse doch schlecht bewaffnet. Hier zeigt sich aber bereits die Kehrseite
der Unterwiirfigkeit: die grenzenlose An-
[208] Russische Demut und AnmaOung
maBung. "Er (der Russe) versteht vielleicht gar nichts von den Fragen, die er sich zu losen
vomahm, aber er schamt sich dessen nicht und sein Gewissen ist ruhig. Diese
Gewissenlosigkeit zeugt von einer solchen Gleichgiiltigkeit in bezug auf Selbstkritik, von
einer solchen Nichtachtung seiner selbst, daB man in Verzweiflung gerat und die Hoffnung
verliert auf etwas Selbstandiges und Rettendes fiir die Nation."
Der Leutnant Pirogow wird auf der StraBe in voller Uniform von einem Deutschen
geschlagen. Nachdem er festgestellt hat, daB niemand den Vorfall beobachten konnte,
fliichtete er in eine Nebengasse, um am gleichen Abend als Held des Salons einer vomehmen
Dame einen Heiratsantrag zu machen. Diese wuBte nichts von der Feigheit ihres Liebhabers:
"Aber glauben sie, daB sie ihn auch dann genommen hatte? - Unbedingt hatte sie es getan."
Mehrere Russen fahren in der Eisenbahn mit Justus von Liebig zusammen, der jedoch
niemand bekannt ist. Einer von ihnen, der nichts von Chemie versteht, beginnt mit Liebig
iiber dieses Thema zu sprechen. Er redet schon und lange bis zu seiner Station, nimmt dann
seine Sachen und verlaBt, stolz und ungeheuer mit sich zufrieden, das Abteil. Die anderen
Russen aber haben keinen Augenblick daran gezweifelt, daB der Charlatan in der Debatte
gesiegt habe.
Dieses Sichdemiitigen (verbunden mit plotzlicher AnmaBung) fiihrt Dostojewski auf eine 200
jahrige Entwohnung von jeder Selbstandigkeit und auf das 200 jahrige Bespeien des
russischen Antlitzes zuriick, welches das russische Gewissen zu einer katastrophalen
Unterwiirfigkeit erweitert habe. Wir werden heute ein anderes Urteil fallen: es ist etwas
ungesund, krank, bastardisch im russischen Blut, welches alle Anlaufe zum Hohen immer
wieder durchkreuzt. Der Psychologismus ist nicht die Folge eines starken Seelentums.
sondem das gerade Gegenteil, ein
[209] Die Raskolnikows
Zeichen einer Seelenverkriippelung. Wie ein Verwundeter immer wieder seine Wunde
betasten und untersuchen wird, so ein Seelenkranker seine inneren Zustande. In der russischen
Leidens- und Unterwiirfigkeitsidee liegt die starkste Spannung zwischen den Werten Liebe
und Ehre. Im ganzen Abendlande brach die Ehre und Freiheitsidee immer wieder durch, trotz
Scheiterhaufen und Interdikt. Beim "russischen Menschen", wie er um die Wende des 20.
Jahrhunderts nahezu Evangelium wurde, tritt die Ehre als gestaltende Kraft iiberhaupt nicht in
Erscheinung. Mitja Karamasow, der seinen Vater mit FiiBen miBhandelt, um gleich darauf
demiitig zu werden, kennt sie kaum, nicht der griibelnde Iwan, noch der Starez Sossima (eine
der schonsten Gestalten der russischen Literatur), geschweige denn der alte Karamasow
selbst. Fiirst Myschkin spielt die krankhaft idiotische Rolle eines perfonlichkeitsbaren
Menschen erschiitternd zu Ende. Rogoschin ist von wiister Leidenschaftlichkeit, das
europaische Zentrum mangelt auch ihm. Raskolnikow ist der innerlich Gewichtslose,
Smerdjakow schlieBlich die Zusammnenballung alles Knechtischen ohne jede Sehnsucht nach
oben.. Dazu gesellen sich all jene gestikulierenden Studenten und kranke Revolutionare,
welche ganze Nachte lang durcheinander sprechen, debattieren, ohne schlieBlich zu wissen,
woriiber sie iiberhaupt gestritten haben. Das sind Gleichnisse eines verdorbenen Blutes, einer
vergifteten Seele.
Einst sah sich Turgenjew in RuBland nach einem Vorbild von Kraft und Gradlinigkeit fiir den
Helden eines Romans um. Er fand keinen und wahlte einen Bulgaren, den er Insarow nannte.
Gorki stieg hinab auf den Boden der Gesellschaft, schilderte den Landstreicher ohne Willen.
ohne Glauben, oder doch nur mit einem solchen, der wie Phosphorglanz im faulen Holze
schimmere*. Andrejew gelangte zu dem Mann, der die Ohrfeigen bekam, und sie
* "Unter fremden Menschen".
[210] Das beanspruchte "Allmenschentum"
alle bestatigen als Menschen die bittere Erkenntnis Tschaadajews, daB RuBland weder zum
Westen noch zum Osten gehore, daB er keine organisch gefestigte Eigeniiberlieferung
verwalte. Der Russe, allein in der Welt, habe keine einzige Idee in der Menge der
Menschheitsideen eingefiihrt und alles, was er vom Fortschritt erhalten habe, sei durch ihn
verzerrt worden. Der Russe bewege sich zwar, aber auf einer krummen Linie, die zu keinem
Ziele fiihre und er sei wie ein kleines Kind, das nicht richtig denken konne*.
Diese Erkenntnis schlummerte, wie dargelegt, auch in Dostojewski, der Mangel an
PersonlichkeitsbewuBtsein ist von ihm deutlich erkannt worden. Der qualvollen Sehnsucht
aber, der Welt doch etwas Selbstandiges zu schenken, ist sein " Allmenschentmn" entsprossen,
das angeblich mit dem Russentum gleichbedeutend sein sollte. RuBland sei es, welches das
wahre Bild Christi in seinem Busen treu bewahrt habe, mit der Bestimmung, einmal, wenn die
Volker des Westens den Weg verloren hatten, sie auf eine neue rettende Bahn zu weisen Das
leidende, duldende Menschentum sei eine Prophezeiung fiir das kommende "Wort" RuBlands,
* Ein sehr interessantes Urteil uber den Russen gab bereits vor vielen Jahrzehnten Viktor von
Helm ab: "Rufiland ist ein Land des ewigen Wechsels und vollig unkonservativ, und ein Land
- ultrakonservativen Herkommens, in dem die Urzeit lebendig ist und das von den Sitten und
Vorstellungen nicht Idfit, man mag sich stellen, wie man wolle. Die moderne Kultur ist hier
Firnis, wogt auf und ab, bringt nur ekelhafte Erscheinungen hervor; was die uralte Tradition
an Giitern, Gebrduchen, Werkzeugen nsw. iiberliefert hat, ist solid, verntinftig. Mug erdacht
und geschickt beniitzt. "
Und an anderer Stelle: "Sie sind kein jugendliches Volk, sondern ein seniles - wie die
Chine sen. Alle ihre Fehler sind keine jugendliche Roheit, gehen aus asthenischer Entnervung
hervor. sie find sehr alt, uralt undhaben das Alteste konservativ bewahrt und ge ben es nicht
auf. An ihrer Sprache, ihrem Aberglauben, ihrem Erbrecht usw. Idfit sich dasfrUheste
Alter tum studieren. Sie sind gewissenlos, ehrlos, schuftig, leichtsinnig, inkonsequent, ohne
Gefiihl und Selbsttdtigkeit, aber nur in den aufgegzwungenen modernen Kulturformen, die
entwickelte, selbstdndige Subjektivitdt verlangen; sind unverdnderlich sittlich, felsenfest,
zuverldssig, wo es sich um die ihnen eigene, altasiatische, primitive Gestalt des Lebens
handelt. sie sind ein stationdres Volk. Ein solches behandelt nach Goethes tiefer Beobachtung
auch die Technik mit Religion. Und in den altrussischen Zweigen der Technik handeln sie
solid in allem, wo die kernhafie, auf sich beruhende Individualitdt nicht erforderlich wird,
sondern die gemeinsame Fabrikation nach ererbten, jedem eingeschriebenen Regeln; dann
arbeiten sie wie die Biber, Ameisen, Bienen. Alle europdische Industrie in Rufiland ist zum
Lachen erbdrmlich; alles nur zum Schein, auf den Moment berechnet, zerbrechlich,
tibertUncht, immer nach den neuesten hochsten Mustern kindischer Weise und hochst
unvollkommen, roh, geschmacklos nachgeahmt " (Vgl Schiemann: "Viktor Helm, ein
Lebensbild", 1894.)
[211] Die Demutigen als "Helden"
Es ist heute klar, daB Dostojewskis verzweifelter Versuch im Wesentlichen dem Betragen des
Russen gleicht, den er Justus von Liebig gegeniibergestellt hatte; eine gebrochene,
personlichkeitslose Seele, die sich anmaBt, die Welt zu bekehren.
Dostojewski hatte Erfolg bei alien Europaern, die in miider Erschlaffung begriffen waren, bei
alien Bastarden der GroBstadt-Geistigkeit und - bei Weglassung seiner antisemitischen
Anschauung - bei der jiidischen Literatenwelt, die in seinen Gestalten und in Tolstois odem
Pazifismus ein weiteres willkommenes Mittel zur Zersetzung des Abendlandes erblickte. Die
kiinstlerische Kraft Dostojewskis steht hier nicht zur Debatte (siehe hierzu zweites Buch),
sondern die Gestalten als solche, die er schuf, und seine Umgebung, die hier verwirklicht
wurde. Als "menschlich" gait von nun an alles, was krank, gebrochen, angefault war. Die
Gedemiitigten und Verfolgten wurden zu "Helden", Epileptiker zu Problemen eines tiefen
Menschentums, gleichsam unantastbar wie die heiligen verfaulenden Bett-
[212] Die "Macht der Finsternis"
ler des Mittelalters, oder ein Simon Stylites. Damit war die Auffassung des germanischen
Menschentums in ihr Gegenteil verkehrt. Menschlich ist fiir den Abendlander ein Held wie
Achilles oder der schopferisch ringende Faust; menschlich ist eine Kraft, wie der
unermiidliche Leonardo; menschlich ist ein Kampfertum, wie es Richard Wagner und
Friedrich Nietzsche durchlebten Mit dieser russischen Krankheit. Verbrecher als
Ungliickliche und Morsche und Verfaulte als Symbole der "Menschlichkeit" hinzustellen,
muB einmal fiir immer aufgeraumt werden. selbst der Inder, auf den sich viele Rassen
falschlicherweise berufen, nimmt sein Schicksal als selbstverschuldet hin, als schuld eines
friiheren Lebens. Wie immer man diese Sseelenwanderungslehre auch deuten moge,
aristokratisch ist sie und aus einem tapferen Herzen stammte sie einstmals. Der Jammer iiber
die "Macht der Finsternis" aber ist das hilflose Gestammel eines vergifteten Blutes. Dieses
verdorbene Blut schuf sich seinen Hochstwert der Leidenssehnsucht, der Demut,
"allmenschlicher Liebe" und wurde naturfeindlich wie einst das siegende Rom, bis Europa
den asketischen agyptisch-afrikanischen Masochismus halbwegs von sich zu schiitteln
vermochte.
DaB man die altgriechische Liebe mit der sog. christlichen Lehre heute mit dem gleichen
Wort bezel chnet und gar Dostojewski und Platon in einem Atemzuge nennt, ist ein
Verhangnis gewesen, Der Eros Alt-Griechenlands war eine seelische Uberschwanglichkeit,
stets verbunden mit zeugendem Naturgefiihl, und der gottliche Platon ist eine ganz andere
Gestalt als ihn Theologen und Professoren uns zurechtgefalscht haben. Von Homer bis Platon
ist Natur und Liebe eines gewesen, ebenso wie auch die hochste Kunst in Hellas
rassegebunden blieb. Die kirchliche "Liebe" aber setzte sich nicht nur gegen alle Gedanken
von Rassen-und Volkstum, sondern sie ging noch weit dariiber hinaus. Der "heilige" Zeno
sagte im 4. Jahrhundert n. Chr.:
[213] Die kirchliche Beschimpfung des Leibes
"Der groBte Ruhm der christlichen Tugend ist es, die Natur mit FiiBen zu treten." Diesen
Lehrsatz hat die Kirche, wo sie sich nur irgend durchsetzen konnte, getreulich befolgt. Die
Beschimpfung des Korpers als unrein dauert ununterbrochen fort bis in unsere Tage, da der
Nationalismus und der Rassengedankte als heidnisch bekampft werden. Die "Nachfolge
Jesu", da sich die Frommen in Asche walzten, mit peitschen schlugen, in Liter und Wunden
gingen, sich mit Eisenktetten beluden, wie Simon dreiBig Jahre auf einer Saule hockten, oder.
wie der hi. Thalelaus, zehn Jahre in einem Wagenrad eingeklemmt verbrachten, um den Rest
des "Lebens" in einem engen Kafig zuzubringen, diese "Nachfolge" war eine parallele zum
abstrakten "Guten" des Sokrates und zum spateren "Menschen Dostojewskis".
Nicht naturlose "Liebe", nicht eine unfaBbare "Gemeinde der Guten und Glaubigen", nicht
eine "Allmenschlichkeit" mit zersetztem Blut ist es, was je und je Kultur- und kunsterzeugend
gewirkt hat, sondem - in Hellas - der fruchtbare Eros und die rassische Schonheit, in
Germanien die Ehre und die rassische Lebensdynamik. Wer diese Gesetze miBachtet, ist nicht
fahig, Wege zu weisen fiir eine kraftvolle Zukunft des germanischen Abendlandes.
Man kann bei Dostojewski sein heiliges groBes Wollen im steten Kampf mit den Machten des
Unterganges geradezu mit Handen greifen. Wahrend er noch den russischen Menschen als
Wegweiser der europaischen Zukunft preist, sieht er RuBland doch schon den Damonen
ausgeliefert. Er weiB bereits, wer Herr werden wird im Spiel der Krafte: "stellenlose
Advokaten und freche Juden." Kerenski und Trotzki sind geweissagt. Im Jahre 1917 wurde
der "russische Mensch" endlich erlost. Er zerfiel in zwei Telle. Das nordisch-russische Blut
gab den Kampf auf, das ostisch-mongolische schlug machtig empor, berief Chinesen und
Wiistenvolker; Juden, Armenier
[214] Bolschewismus - eine Blutserkrankung
drangten sich an die Fiihrung und der Kalmiicko-Tatare Lenin wurde Herr. Die Damonie
dieses Blutes richtete sich instinktiv gegen alles, was noch auBerlich als aufrecht wirkte,
mannlich nordisch aussah, gleichsam lebendiger Vorwurf war gegen einen Menschen, den
Lothrop Stoddard als "Untermenschen" bezeichnete. Aus der vor Ohnmacht anmaBenden
Liebe von friiher wurde ein epileptischer Anfall, politisch durchgefiihrt mit der Energie eines
Wahnsinnigen. Smerdjakow herrscht iiber RuBland. Wie immer das russische Experiment
auch auflaufen moge: der Bolschewismus als Herrscher war als Folge nur moglich in mitten
eines rassisch und seelisch kranken Volkskorpers, der sich nicht zur Ehre, sondern nur bis zur
blutlosen "Liebe" zu entscheiden vermochte. Wer ein neues Deutschland will, wird somit
auch die russische Versuchung nebst ihrer jiidischen Ausnutzung von sich weisen. Die
Umkehr ist auch hier bereits vollzogen. Die Ergebnisse wird die Zukunft verzeichnen.
8.
Als der Weltkrieg ausbrach, erblickten auch die leitenden krank gewordenen Nationalen in
Deutschland gleichfalls nicht in Ehre und Freiheit und Volkstum, nicht in der Liebe, wohl
aber in der Wirtschaft das Schicksal. Auch diese Vergiftung muBte zur Krise, zum
Aufbrechen der Eiterbeule fiihren. Das geschah am 9. November 1918. Die Folgezeit bewies,
daB s a m 1 1 i c h e alten Parteien und ihre Fiihrer angefault, unbrauchbar fiir einen Neubau
unseres Staates waren. sie muBten vom Volk sprechen und dachten nur an Wirtschaft; sie
redeten von der Einheit des Reiches und dachten an Profite; sie betrieben "christliche Politik"
und schafften emsig in ihre eigenen Scheunen. Die seelische und politische Lage unserer Zeit
ist deshalb folgende:
[215] Das Ende einer Welt
Das alte syrisch-jiidisch-ostische Kirchentum entthront sich selbst: ausgehend von einer
Dogmatik, die den seelischen Baugesetzen des nordischen Abendlandes nicht entsprach, im
Bemiihen, die allein tragenden und kulturschaffenden Ideen der nordischen Rasse - Ehre,
Freiheit und Pflicht - beiseitezuschieben oder sich botmaBig zu machen, hat dieser
Vergiftungsvorgang schon mehrfach zu schwersten Zusammenbriichen gefiihrt. Wir erkennen
heute, daB die zentralen Hochstwerte der romischen und der protestantischen Kirche als
negatives Christentum unserer Seele nicht entsprechen, daB sie den organischen Kraften der
nordisch-rassisch bestimmten Volker im Wege stehen, ihnen Platz zu machen haben, sich neu
im Sinne eines germanischen Christentums umwerten lassen miissen. Das ist der Sinn des
heutigen religiosen Suchens.
Der alte Nationalismus ist tot. Einmal, 1813, aufgeflammt, hat er seine Unbedingtheit immer
mehr eingebiiBt, wurde durch zopfigen Dynastizismus, Industriepolitik, borsenmaBige
Profitwirtschaft immer mehr vergiftet, verauBerlichte im ideenlosen Biirgertum des
neunzehnten Jahrhunderts, dank humanitarer Verblodung, und zerbrach am 9. November
1918, als seine Trager und Vertreter vor einigen Haufen Deserteuren und Zuchthauslem
davonliefen.
Der alte Sozialismus verfault am lebendigen Leibe.
Als organische Sehnsucht geboren, fiel er in die Hande internationaler Schwatzer und
Betriiger, verriet seinen opfermutigen Aufschwung dank borsen-kapitalistischen Bindungen
seiner fremdbliitigen Fiihrung, vermahlte sich mit tataro-bolschewistischen
Verwesungskeimen und bewies von neuem, daB mit materialistischen Ideen keine
organischen Revolutionen zur Freiheit durchgefiihrt werden konnen. Der Marxismus verwest
auf den weiten Ebenen RuBlands und auf den Konferenzsesseln
[216] Beginn der Wiedergeburt
von Genf und Paris und Locarno und im Haag... Dort wurde der sozialistische Gedanke an die
Hyanen der Borsen restlos verraten.
Es bricht also heute eine ganze Welt zusammen. Das Ergebnis des Weltkrieges bedeutete eine
Wei tr evolution und zeigte das wahre Gesicht des mit allem Wust der Jahrtausende
iiberladenen 19. Jahrhunderts. Werte und Sitten und Gebrauche, die noch lebendig schienen,
sanken dahin, sind auch innerlich schon iiberwunden, nur eine richtungslos geblichene Masse
betet noch zu den Ruinen der alten Gotzenhauser. Aus dem Schutt aber erheben sich heute
Machte, die begraben schienen, und ergreifen immer bewuBter Besitz von alien, die um ein
neues Lebens- und Zeitgefiihl ringen. Die nordische Seele beginnt von ihrem Zentrum - dem
EhrbewuBtsein - heraus wieder zu wirken. Und sie wirkt geheimnisvoll, ahnlich wie zur Zeit
als sie Odin schuf, als einst Otto des GroBen Hand spiirbar wurde, als sie Meister Eckehart
gebar, als Bach in Tonen dichtete und als Friedrich der Einzige iiber die Erde schritt. Eine
neue Zeit deutscher Mystik ist angebrochen, der Mythus des Blutes und der Mythus der freien
Seele erwachen zu neuem bewuBtem Leben.
Der Mythus des 20. Jahrhunderts
Alfred Rosenberg
[217] bis [273]
III. Mystik und Tat
Im nordischen W, im germanischen Ritter, im preuBischen Offizier, im baltischen Hansen, im
deutschen Soldaten und im deutschen Bauern erkennen wir den lebengestaltenden Ehrbegriff
in seinen verschiedenen erdgebundenen Auswirkungen. In der Dichtkunst sehen wir von den
alten Epen an, iiber Walther von der Vogelweide, die Rittergesange bis Kleist und Goethe das
Motiv der Ehre als Gehalt und das der inneren Freiheit als wichtigstes Gestaltungsgesetz
auftreten. Nun gibt es aber noch eine feine Verastelung, in der wir das Wirken nordischen
Wesens verfolgen konnen: das ist der deutsche Mystiker.
Dieser Mystiker ist bemiiht, sich aus den Verstrickungen der stofflichen Welt immer mehr
und mehr herauszulosen. Er erkennt das Triebhafte unseres Menschendaseins, GenuB, Macht,
aber auch die sogenannten guten Werke als fiir die Seele nicht wesentlich; aber je mehr er
alles Erdenschwere iiberwindet, um so groBer, reicher, gottlicher fiihlt er sich innerlich
werden. Er entdeckt eine rein seelische Macht und fiihlt, daB diese seine Seele ein Zentrum an
Kraft darstellt, dem schlechterdings nichts vergleichbar ist. Diese Freiheit und
Unbekiimmertheit der Seele allem, auch Gott gegeniiber und die Abwehr eines jeden
Zwanges, auch eines solchen von seiten Gottes, zeigt die tiefste Tiefe, bis wohin wir den
nordischen Ehr- und Freiheitsbegriff hinunter verfolgen konnen. Er ist jene "Bergfeste der
Seele", jenes "Fiinklein", von dem Meister Eckehart mit immer neuer staunender
Bewunderung spricht; er stellt das innerste, zarteste und doch starkste Wesen unserer Rasse
[218] Ehre und Freiheit
und Kultur dar. Eckehart nennt dieses Innerste nicht mit Nam en, da das reine Subjekt des
Erkennens und Wollens namenlos, eigenschaftslos, von alien Formen der Zeit und des
Raumes geschieden sein miisse. Wir aber diirfen es heute wagen, dieses "Fiinklein", das sich
doch als eine verzehrende Flamme gezeigt hat, als das metaphysische Gleichnis der Ideen von
Ehre und Freiheit zu bezeichnen. Denn Ehre und Freiheit sind letzten Endes keine auBerlichen
Eigenschaften, sondern Zeit- und raumlose Wesenheiten, die jene "Festung" bilden, aus
welcher der echte Wille und die echte Vemunft ihre Ausfalle in "die Welt" unternehmen.
Entweder um sie zu besiegen, oder sie als Notbehelf fiir Seelenverwirklichung zu benutzen.
Die frohe Botschaft der deutschen Mystik ist von der Europa feindlichen Kirche mit alien
Mitteln gedrosselt worden, ehe sie ganz erbliihen konnte. Diese Botschaft war jedoch nie ganz
gestorben; die groBe Siinde des Protestantismus aber war es, anstatt auf sie zu horen, das
sogenannte Alte Testament zum Volksbuch gemacht und den jiidischen Buchstaben als
Gotzen hingestellt zu haben. Die heutige Zeit der wiedereinsetzenden Seelenbereitschaft wird
entweder (wenn auch unter neuen Formen) auf die Botschaft der deutschen Mystik horen,
oder sie wird unter den Tritten der alten Machte vor ihrer Entfaltung verenden, wie schon so
mancher Versuch der Wiederaufrichtung unseres Wesens nach der erfolgten romisch-
jiidischen Vergiftung. Dem "erleuchteten Sinn und auferhobenen Geist", den Meister
Eckehart von leinen Zuhorern forderte, muB sich heute ein stahlharter Wille zugesellen, der
mutig genug ist, alle Folgerungen aus seiner Erkenntnis zu ziehen. "Willst du den Kern haben,
so muBt du die Schale zerbrechen" (Eckehart).
Sechshundert Jahre sind es her, seit der groBte Apostel des nordischen Abendlandes uns
unsere Religion schenkte,
[219] Wotan und Bonifazius
ein reiches Leben daran setzte, unser Sein und Werden zu entgiften, das Leib und Seele
knechtende syrische Dogma zu iiberwinden und den Gott im eigenen Busen zu erwecken, das
"Himmelreich inwendig in uns".
Im Suchen nach einer neuen seelischen Ankniipfung an Vergangenes gehen nicht die
schlechtesten der heutigen Emeuemngsbewegung nur auf die Edda und ihr verwandte
germanische Vorstellungskreise zuriick. Ihnen ist es in erster Linie zu verdanken, daB neben
der Fabel auch der innere Reichtum unserer Sagen und Marchen unter dem Schutt und der
Asche der Scheiterhaufen wieder sichtbar geworden ist. Aber die germanischen
Glaubensgemeinschaften iibersehen im Verfolgen ihrer Sehnsucht, bei vergangenen
Geschlechtern und ihren religiosen Gleichnissen inneren Halt zu fmden, daB Wotan als
Religionsform tot ist. Er starb nicht am "Bonifazius", sondern an sich selber; er vollendete
den Untergang der Gotter einer mythologischen Epoche, einer Zeit der unbekiimmerten
Natursymbolik. Man ahnte seinen Sturz schon in den nordischen Gesangen, hoffte aber im
Vorgefiihl der unvermeidlichen Gotterdammerung doch auf den "Starken von oben". An
dessen stelle aber trat zum Ungliick Europas der syrische Jahwe in der Gestalt seines
"Stellvertreters", des etruskisch-romischen Papstes. Odin war und ist tot; den "Starken von
oben" aber entdeckte der deutsche Mystiker in der eigenen Seele. Das gottliche Walhall stieg
aus unendlichen nebeligen Fernen hemieder in des Menschen Brust. Die Entdeckung und
Verkiindung der unverganglichen Freiheit der Seele war jene rettende Tat, die uns bis auf
heute gegen alle Erdrosselungsversuche geschiitzt hat. Die Religionsgeschichte des
Abendlandes ist deshalb fast ausschlieBlich die Geschichte religioser Emporungen. Echte
Religion innerhalb der Kirche war nur insoweit vorhanden, als die nordische Seele an ihrer
Entfaltung nicht verhindert werden konnte (wie etwa beim heiligen Franziskus
[220] Mystisch-germanische Wiedergeburt
und Fra Angelico), well ihr Widerhall in der abendlandischen Menschheit doch ein zu
machtiger war.
Im deutschen Mystiker tritt zuerst und bewuBt - wenn auch im Gewande seiner Zeit - der
neue, der wiedergeborene germanische Mensch in die Erscheinung. Nicht in der Zeit der
sogenannten Renaissance, nicht in der sogenannten Reformation vollzieht sich die seelische
Geburt unserer Kultur - diese Zeit ist mehr auBerer Aufbruch und verzweifelter Kampf -
nein, im 13. und 14. Jahrhundert
wird die Idee der seelischen Personlichkeit, die tragende Idee unserer Geschichte, zum
erstenmal Religion und Lebenslehre; in dieser Zeit wird auch das Wesen unserer spateren
kritischen Philosophic bewuBt vorweggenommen und dariiber hinaus das ewige
metaphysische Bekenntnis des nordischen Abendlandes verkiindet, welches zwar durch die
Seelen vieler Geschlechter hindurch wirkte, aber nicht eher allgemein gelost werden konnte,
als bis die Zeit dazu reif geworden war. "Die tiefsten Brunnen tragen die hochsten Wasser";
unserer Zeit ist es beschieden worden, in die tiefste Tiefe zu sinken, um das Hochste ans Licht
zu heben. Ob sie sich dieser Berufung wiirdig zeigen wird, hangt von ihr selber ab.
Weit iiber dreihundert Jahre dauerte es, bis der Name Christi den Volkern am Mittelmeer
etwas bedeutete, rund tausend muBten verstreichen, bis das ganze Abendland von ihm
durchdrungen war. Konfuzius starb von nur wenigen betrauert; erst dreihundert Jahre nach
seinem Tode begann die Verehrung, erst funfhundert Jahre spater wurde ihm der erste Tempel
gebaut. Heute wird zu ihm in eintausendfiinfhundert Tempeln als zu dem "vollkommenen
Heiligen" gebetet. Auch iiber dem Grab des Meisters Eckehart muBten sechshundert Jahre
verrauschen, ehe die deutsche Seele ihn begreifen konnte. Heute scheint es wie ein Dammem
durchs Volk zu gehen, das anzeigt,
[221] Das "innereWerk" der Seele
als sei es reif geworden fur den Apostel der Deutschen, den "heiligen und seligen Meister"*.
2.
Jedes Geschopf treibt sein Wesen urn eines wenn auch ihm selbst unbekannten Zieles wegen.
Auch die Seele besitzt ihr Ziel: rein zu sich selber und zum GottbewuBtsein zu gelangen.
Diese Seele aber hat sich in die Welt der Sinne, des Raumes und der Zeit, "zerspreitet und
zerstreut". Die Sinne betatigen sich in ihr und schwachen - zunachst - die Kraft der
seelischen Zusammenballung; die Vorbedingung des "inneren Werkes" ist deshalb das Ein-
* Es wird eine ewige Schande bedeuten, dafi Meister Eckehart noch nirgends eingehend und
erschopfend behandelt warden ist. Uber ihn unterrichtet zunachst die Pfeiffersche
Herausgabe seiner Predigten. Was die katholischen Schriftsteller aus Eckehart gemacht
haben, dafUr bieten die Schriften Denifles das beste Beispiel. Der grofie Deutsche sinkt zu
einem Nachahmer herunter, dessen Seitenspriinge dann "zuriickgewiesen" werden.
Vgl.Denifle "Meisler Eckeharts lat. Schriften", 1886; "Das geistliche Leben", eine Schrift voll
SUfiigkeiten und reUgiosem Kitsch, in welchen Eckehart " hineingearbeitet" warden ist. P.
Mehlhorn gibt nur eine kurze, wenig sagende Ubersicht ("Die Bliitezeit der deutschen
Mystik"), wdhrend) A. Spamer interessante Texte zusammengestellt hat ("Texte aus der
deutschen Mystik des 14. und 15. Jahrhunderts"), Lehrreich sind die ausgewdhlten Texte
Meister Eckeharts von 0. Karrer, 1923. Etwas miihsam, aber doch mit Einsicht in die Grofie
Eckeharts ist Dr. A. Dempfs Untersuchung in seiner "Metaphysik des Mittelalters", MUnchen
1930. Die beste Arbeit und zugleich eine in die Tiefe gehende Wtirdigung hat H- Btittner
gegeben ("Meister Eckeharts Schriften und predigten", 2 Bdnde). seiner hochdeutschen
Ubertragung bin ich gefolgt. Es ware zu wUnschen, dafi der VerlagE. Diederichs, Jena, eine
ganz biUige, vielleicht gekiirzte Volksausgabe des Werkes herstellen hefie. Es gehort als erste
Schrift in jedes deutsche Haus. - Wie ich erfahre, ist seit 1931 die Herausgabe der gesamten
Werke Eckeharts in Vorbereitung. Es ist hochste Zeit geworden]
\lll\ Der "Seele Adel"
Ziehen aller nach auBen wirkenden Krafte, das Ausloschen aller Bilder und Gleichnisse.
Dieses "innere Werk" aber bedeutet: das Himmelreich "an sich zu reiBen", wie es Jesus von
den "Gewaltigen" der Seele bezeugt und gefordert habe. Dieser Versuch des Mystikers fordert
also die Ausschaltung der Welt als Vorstellung, urn uns moglichst als reines Subjekt des uns
innewohnenden metaphysischen Wesens bewuBt zu werden; und da dies nicht vollkommen
moglich ist, wird die Idee "Gott" als neues Objekt dieser Seele erschaffen, urn zum SchluB die
Gleichwertigkeit von Seele und Gott zu verkiinden.
Diese Tat ist aber nur unter der Voraussetzung der Freiheit der Seele von alien Dogmen,
Kirchen und Papsten moglich. Und Meister Eckehart, der Dominikaner-Prior, scheut sich
nicht, dieses Grundbekenntnis alles arischen Wesens freudig und offen hinauszurufen. Er
berichtet durch ein langes Leben hindurch vom "ungeschaffenen und unerschaffbaren Licht
der Seele", und predigt: "Gott hat die Seele in fireie Selbstbestimmung eingesetzt, so daB er
iiber ihren freien Willen hinweg ihr nichts antun noch ihr zumuten will, was sie nicht will."
Entgegen aller Zwangsglaubenslehre fahrt er fort, zu erklaren, drei Stiicke seien es, die der
"Seele Add" bewiesen: "Das erste handelt vom Wesen in seiner Herrlichkeit (vom
"Himmel"), das zweite von den Kraften in ihrer Machtigkeit, das dritte von den Werken als
ihrer Fruchtbarkeit." Vor jedem "Ausgehen" in die Welt muB die Seele sich "ihrer eigenen
Schonheit" bewuBt geworden sein. Das innere Werk der Eroberung des Himmelreichs kann
aber auch seinerseits nur durch hochste Freiheit vollbracht werden. "Deine Seele bringt eher
keine Frucht, als bis sie das Werk verrichtet: und uberlaBt dich nicht Gott noch dir selber, du
habest denn dein Werk zur Welt gebracht. Anders hast du keinen Frieden und bringst auch
solange keine Frucht. Und auch dann ist sie noch unansehnlich genug: well sie aus einer
[223] SeelengroBe weiter als der Himmel
(an AuBerlichkeiten) gefesselten, werkverhafteten Seele, nicht aus der Freiheit geboren ist."
Und wenn die Frage entstehe, warum Gott iiberhaupt Mensch geworden sei, so antwortet der
ketzerische Eckehart nicht: damit wir armseligen Sunder uns einen UberschuB an guten
Werken aufschreiben konnten, sondern er sagt: "Ich antworte: darum, damit Gott in der Seele
geboren werde..." Woraus sich dann ein frohes Bekenntnis ergibt: "Die Seele, in der Gott
geboren werden soil, der muB die Zeit und sie der Zeit entfallen sein, sie muB sich
emporschwingen und ganz verstarrt stehen in diesem Reichtum Gottes: das ist Weite und
Breite, die nicht weit und breit. Da erkennt die Seele alle Dinge und erkennt sie da in ihrer
Vollendung! Die Meister, was die auch schreiben wie weit der Himmel sei: das geringste
Vermogen, das es in meiner Seele gibt, ist weiter als der weite Himmel!"
Die landlaufige Erklarung der Mystik betont immer wieder nur das "Sichaufgeben", das
"Sichwegwerfen an Gott" und erblickt in dieser Selbsthingabe an ein A n d e r e s das Wesen
des mystischen Erlebens. Diese Betrachtungsweise ist durch die romisch verfalschte
Spatmystik verstandlich, sie entstammt ferner der scheinbar unausrottbaren Einstellung, als
seien Ich und Gott wesensverschieden. Wer aber Eckehart als eine Ganzheit begriffen hat,
wird unschwer feststellen, daB diese "Hingabe" in Wirklichkeit hochstes SelbstbewuBtsein ist,
das sich in dieser Welt aber gar nicht anders darstellen laBt, als durch ein Gegeniiber in Zeit
und Raum. Die Lehre von der Seele, die mehr ist als das Weltall, auch frei ist von Gott, und
die Lehre von der Abgeschiedenheit bedeuten die restlose Absage an die alttestamentliche
Vorstellungswelt und an die siiBliche Aftermystik der spateren Zeit.
Jene Worte iiber das weltenweite Seelenvermogen sind echt mystisches Erleben, zugleich
bedeuten sie die
[224] Eckeharts Erkenntniskritik
philosophische Erkenntnis der Idealitat von Raum, Zeit und Ursachlichkeit (Kausalitat), was
Eckehart auch an anderen Stellen mit vollem BewuBtsein behauptet, nachweist und in
schonerer Sprache lehrt, als es der mit naturwissenschaftlicher und philosophischer Scholastik
schwerer bepackte Kant vierhundert Jahre spater tun konnte. "Der Himmel ist rein und von
ungetriibter Klarheit, ihn riihrt weder Zeit noch Raum. Nichts Korperliches hat darin seine
Statte und er ist auch nicht in der Zeit einbegriffen: seine Umdrehung geschieht unglaublich
schnell, sein Lauf ist selber zeitlos, aber von seinem Lauf kommt die Zeit. Nichts hindert die
Seele so sehr, Gott zu erkennen, als Zeit und Raum. Soil also die Seele Gott iiberhaupt
erkennen, so muB sie ihn erkennen oberhalb des Raumes ... Soil das Auge die Farbe
gewahren. so muB es selber aller Farben zuvor entkleidet sein.
soil die Seele Gott gewahren, so darf sie mit dem Nichts nichts gemein haben." Gott, dieser
positive Ausdruck des religiosen Menschen fiir die bloB philosophisch-abgrenzende
Bezeichnung "Ding an sich" wird also mit hochster Besonnenheit nicht nur als von Trieb und
Bild verschieden erfaBt (womit jegliche Natursymbolik vernichtet ist), sondem auch die
reinen Anschauungsformen werden als bloBe Hiillen erkannt und abgestreift. An einer
anderen Stelle sagt Eckehart: " Alles was ein sein hat in Zeit und Raum, das gehort nicht Gott
zu..." "Die Seele ist ganz und ungeteilt zugleich im FuB und im Auge und in jeglichem
Glied... Das Jetzt, in welchem Gott die Welt gemacht hat, das ist dem Jetzt, in welchem ich
augenblicklich spreche, genau so nahe, wie der gestrige Tag. Und auch der jiingste Tag ist
ihm in der Ewigkeit genauso nahe wie der gestrige Tag."
Aus diesem hochsten philosophischen BewuBtsein ergibt sich fiir einen freien Geist wie
Eckehart auch die notwendige kirchenfeindliche Folgerung, daB der Tod nicht der Siinde
[225] Eckehart der Aristokrat
Sold ist, wie uns die auf das Erzeugen von schlotternder Furcht ausgehenden Schriftgelehrten
weismachen wollen, sondern ein natiirliches und im Grunde unwichtiges Ereignis, welches
unser Ewiges, das vorher war, und n a c h h e r weiter sein wird, gar nicht beriihrt. Mit einer
herrlichen Gebarde ruft Eckehart der Welt zu: "Ich bin die Ursache meiner selbst, nach
meinem ewigen und nach meinem zeitlichen Wesen. Nur hierum bin ich geboren. Nach
meiner ewigen Geburtsweise bin ich von Ewigkeit her gewesen, und bin und werde ewiglich
bleiben. Nur was ich als z e i 1 1 i c h e s Wesen bin, das wird sterben und zunichte werden;
denn es gehort dem Tage an, darum muB es, wie die Zeit, verschwinden. In meiner Geburt
wurden auch alle Dinge geboren, ich war zugleich meine eigene und a 1 1 e r D i n g e
Ursache. Und wollte ich: weder ich ware noch alle Dinge. Ware aber i c h nicht, so ware auch
Gott nicht". Und iiberlegen fiigt er hinzu: "DaB man dies verstehe, ist nicht erforderlich."
Noch nie vorher, auch in Indien nicht - hat es ein solch bewuBtes aristokratisches
Seelenbekenntnis gegeben, wie es Eckehart in diesen Worten niedergelegt hat, dabei im
vollen BewuBtsein, von seiner Zeit nicht verstanden werden zu konnen. Jedes seiner Worte ist
ein Schlag in das Gesicht der romischen Kirche und auch als solcher empfunden worden, als
man den gefeiertsten Prediger Deutschlands vor die Inquisition zerrte, wenn man auch aus
Furcht vor seinem Anhang ihn nicht abzutun wagte, wie die kleineren Ketzer. Uber die tiefste
deutsche Seele und ihre Bekenntnisse aber sprach die Kirche, als Eckehart gestorben war, ihr
"unfehlbares" Anathema aus, wie iiber alles GroBe und Herrliche der deutschen Seele und der
deutschen Geschichte.
Aus dem unbeirrbaren FreiheitsbewuBtsein des "adligen Menschen" und der "adligen Seele"
ergibt sich auch fiir
[226] Die "guten Werke"
den Mystiker die deutsche Beurteilung der sogenannten guten Werke. sie sind kein
Zaubermittel, wie Rom es lehrt, keine Verrichtung, die bei Jehova gebucht wird, sondern bloB
ein Mittel, die andrangende Sinnenwelt zu bandigen. Es soil dem auBeren Menschen, wie
Eckehart lehrt, "ein Zaum" angelegt werden, um ihn zu verhindem, "sich selber zu entlaufen".
Der Mensch soil fromme Ubungen verrichten, nicht um sich etwas darauf zugute zu tun,
sondem der Wahrheit zu Ehren. "Wenn sich der Mensch dagegen zu wahrer Innerlichkeit
aufgelegt fmdet - predigt der deutsche Apostel weiter - so lasse er kiihnlich alles AuBere
fallen, waren es auch Ubungen, zu denen du dich durch Geliibde verbunden hattest, von denen
weder Papst noch Bischof dich entbinden konnten! Denn die Geliibde, die jemand Gott tut,
die kann ihm niemand abnehmen." Hier ist meines Wissens die einzige Stelle, in der Eckehart
den Namen des Papstes in angreifender Weise gebraucht. sie zeigt sein vollkommenes und
selbstherrliches Verwerfen des Gmndgesetzes der romischen Kirche*. Nach Eckehart ist die
"adlige Seele" des dem
* Diese menschliche, alles emporrichtende Grofie findet ihr feindliches Gegenstuck in der
pr tester lichen Anmafiung. Etner der grofiten Redner des 13. Jahrhunderts, der tm iibrtgen
tnteressante Mtnderbruder Berthold von Regensburg, lehrte, wenn er dte Jungfrau Marta
nebst den htmmltschen Heerscharen und daneben etnen Prtester sehe, so wolle er vor dtesem
eher als vorjenen ntederfallen. "Wenn etn Prtester dahtn kdme, wo metne Itebe Frau Sankta
Marta und alles htmmltsche Heer sdfien, dte stilnden alle vor dem Prtester auf ... " Ferner:
"Wer dte Priesterwethe recht empfdngt, der hat etne Gewalt so wett und brett, dafi nte etn
Katser oder Kontg so grofie Macht gewann ... Wer stch der Gewalt der Prtester untertdntg
macht - mag er auch noch so grofie SUnde begangen haben - der Prtester hat dte Gewalt,
dafi er thm alsobald dte Holle verschltefit und den Htmmel auftut ..." (Fr. Pfetffer: "Berthold
von Regensburg".) Ist das ntcht retnste syrtsche Zauberet, dte uns tiberzogen hat?
[Ill] Gegen die Werkgerechtigkeit
Ewigen zugewandten Menschen die Stellvertreterin Gottes auf Erden, nicht die Kirche, nicht
der Bischof, nicht der Papst. Niemand hier auf Erden besitzt das Recht, mich zu binden oder
zu losen; noch weniger das Recht, dies "in Stellvertretung Gottes" zu tun. Diese Worte, die
jeder fromme Mann der arischen Volkerfamilie als sein Bekenntnis ausgeben konnte, sind
natiirlich aus einem ganz anderen
Wesen geboren als die Medizinmann-Philosophie, welche sich Rom zu eigenem Nutzen
zusammengestellt hat, und deren Lehrsatze alle nur das eine Ziel verfolgen, die Menschheit
von der romisch gebundenen Priesterkaste abhangig zu machen und ihr den " Adel der Seele"
auszubrennen.
In seiner Predigt zum ersten Johannisbrief 4, 9 sagt Eckehart: "Ich behaupte entschieden,
solange du deine Werke verrichtest urn des Himmelreiches, urn Gottes, oder urn deiner
Seligkeit willen, also von auBen her, so bist du wirklich nicht auf dem Rechten ... Wer da
wahnt, in Versunkenheit, Andacht, schmelzenden Gefuhlen und sonderlichem Anschmiegen
mehr von Gott zu haben als beim Herdfeuer oder im Stalle: da tust du nichts anderes, als ob
du Gott nahmest und wickeltest ihm einen Mantel um das Haupt und stecktest ihn unter eine
Bank. Fragte man einen wahrhaften Menschen, einen, der aus seinem eigenen Grunde wirkt:
.Warum wirkst du deine Werke! ' Wenn er recht antwortete, wiirde er auch nur sagen:, Ich
wirke um zu wirken! '" Die Lehre von der Werkgerechtigkeit gilt Eckehart geradezu als eine
Einfliisterung des Teufels und was das Gebet anbetrifft, so heiBt es am SchluB mit einer
groBen Wendung an alle: "Die Leute sprechen oft zu mir:. Bittet Gott fur mich!' Da denke ich
denn bei mir:, Warum geht ihr nur aus? Warum bleibt ihr nicht bei euch selber und greifet in
euren eigenen Schatz? Ihr tragt doch alle Wirklichkeit dem Wesen nach in Euch! DaB wir so
in uns bleiben miissen, - in dem Wesen und alle Wirklichkeit
[228] Erweckung des Selbst-BewuBtseins
zu eigen besitzen, ohne Vermittlung und Unterschiedenheit in rechter Seligkeit, dazu helfe
uns Gott.'"
Eckehart ist also ein Priester, der das Pfaffentum ausschalten, der seine ganze Tatigkeit nur
darauf stellen mochte, den suchenden, von ihm im Wesen als gleich und ebenbiirtig
angesehenen Menschen die Wege freizumachen; der die Seele nicht knechten will, indem er
ihre ewige Abhangigkeit von Papst und Kirche einredet, sondern der ihre schlummernde
Schonheit, ihren Adel und ihre Freiheit zum BewuBtsein, d. h. ihr Ehr-BewuBtsein lebendig
machen will. Denn die Ehre ist letzten Endes doch nichts anderes, als die freie, schone und
adlige Seele.
Das gleiche Bestreben, den Menschen zu erhohen, wird bemerkbar, wenn Eckehart die
Berufung auf die menschliche Schwachheit abwehrt: "so kann einer wohl unserem Herm
nachfolgen, nach dem MaBe seiner Schwachheit und braucht, ja, darf nicht glauben, er reiche
nicht heran." Wieder wird der Mensch aufgerichtet, nicht niedergedriickt, wobei Eckehart
spottend der Werkgerechten gedenkt: "Und sonderlich meide alle Sonderlichkeit, sei's in der
Kleidung, in der Speise, der Rede, wie hohe Worte zu gebrauchen oder absonderlichen
Gebarden, womit ja nichts weiter geschafft ist." Nach Abwehren dieser AuBerlichkeiten folgt
aber die klarste Behauptung des Rechts der echten Personlichkeit:"Doch sollst du wissen, daB
keineswegs dir alles Sonderwesen verboten ist. Es gibt viel Sonderliches, das man manchmal
und bei manchen Leuten einhalten muB. Denn wer ein Besonderer ist, der muB auch
Sonderliches tun, zu viel en Malen auf vielerlei Weise." Womit die Ausnahme nicht auf Amt
und Priestertum (welches unantastbar ist, ob sein Trager auch ein Verbrecher ware)
iibertragen wird, sondern allein an der GroBe der Seele des Einzelnen zu messen ist. Wieder
die bewuBt antiromische, bewuBt deutsche innere Wendung.
[229] Gegen "schmelzende Gefuhle"
Einst lieB Jesus einen Kranken auch am Sabbath aufstehen und sein Krankenbett tragen,
woriiber die Frommen des Landes ein groBes Gezeter erhoben. Jesus aber antwortete mit
iiberlegenem Spott: der Sabbath sei um des Menschen willen da, nicht der Mensch des
Sabbaths wegen; folglich sei der Mensch auch Herr iiber den Sabbath. - Die Nachfolger der
jerusalemitischen Schriftgelehrten haben nun auch auf strenge Einhaltung aller frommen
Ubungen" gehalten, gleich, ob das Innere des Menschen dabei mittatig war oder nicht. Zu
ihnen spricht Eckehart: "Glaubt mir: zur Vollkommenheit gehort auch dies, daB einer sich
empormache in seinem Werk, daB alle seine Werke zusammengehen in einem Werk. Das muB
geschehen im Gottesreich, wo der Mensch Gott ist.- Da antworten ihm alle Dinge auf gottlich,
da auch ist der Mensch ein Herr aller seiner Werke."
Dieses Verhaltnis zum auBeren Tun ist mehr als eindeutig. Ebenso klar aber ist Eckeharts
Ablehnung gerade all jener Tugenden, die man als "mystisch" mit nimmermiider Geduld
anzupreisen oder abzulehnen bemiiht ist. Immer wieder spottet Eckehart iiber die hingebende
Verzuckung, die "schmelzenden Gefiihle", und nichts ist bezeichnender fur ihn, als die
Auslegung, die er Christi Worten iiber Martha und Maria gibt.
"Alles Endliche ist nur ein Mittel. Einmal das unumgangliche Mittel, ohne das ich nicht zu
Gott gelangen mag, ist: mein Wirken und schaffen in der Zeitlichkeit. Es beeintrachtigt uns in
der Sorge fiir unser ewiges Heil nicht im mindesten." Hier liegt eine charakteristische Abkehr
des deutschen Menschen von den indischen Erkenntnissen der Atman-Brahman-Lehre vor:
das Tun ist nicht wichtig, die Tat aber verachte man nicht. Die zu Jesu FiiBen sitzende Maria
erscheint Eckehart als die Anfangerin, Martha dagegen als die Uberlegene: "Martha
befiirchtete, daB ihre
[230] Einheit von Seele und Natur
Schwester stecken bliebe in Verziickung und schonen Gefiihlen und wiinsche, daB sie wiirde
wie sie. Da antwortete Christus in dem Sinne:, Gib dich zufrieden Martha, auch sie hat das
beste Teil erwahlt, das ihr nimmer mag genommen werden! ' Diese Uberschwanglichkeit wird
sich schon legen." Wie man sieht, geht Eckeharts Abneigung gegen alles siiBliche und
ZerflieBende sogar so weit, einem, seinem Sinne nach offenkundigen Wort Jesu die
entgegengesetzte Deutung zu geben.
Gleich darauf erhebt er sich dann zur bewuBten Ablehnung aller indischen All-Eins-, aller
kirchhchen Asketenlehren und stoischen Weisheiten. Folgender Spruch zeigt so recht die
selbst in tiefster Tiefe der Abgeschiedenheit anerkannte Polaritat des Lebens, der
Schopferkraft der echten Tat, und riickt den Apostel der deutschen Glaubenswerte gleich weg
von gewohnlicher kirchlicher Werkgerechtigkeit wie monchischer Unfruchtbarkeit. Mit
unerkennbarer Ironie spricht Eckehart zu den ihn umgebenden Ketzerinnen, den Beguinen
(wie diese " Abtriinnigen" damals genannt wurden): "Nun verlangen aber unsere guten Leute,
man miisse dermaBen vollkommen werden, daB keinerlei Liebe uns mehr bewegen konne und
man unriihrbar sei vom Lieben wie vom Leiden. Sie tun sich Unrecht! Ich behaupte: der
Heilige soil erst noch geboren werden, der nicht bewegt werden konnte ... Christus besaB es
auch nicht, das beweist seine AuBerung: 'Meine Seele ist traurig bis in den Tod!' Christo dem
taten Worte dermaBen weh ... Und das riihrte her von seinem angeborenen Adel und der
heiligen Vereinigung gottlicher und menschlicher Natur." Und weiter: "Nun wollen gewisse
Leute es gar soweit bringen, daB sie der Werke ledig sei en. Ich sage, das geht nicht an! D i e
Heiligen, gerade nach dem sie's soweit gebracht haben, dann allererst fangen sie an, was
rechts zuschaffen. Das fmden wir auch bezeugt an Christus, vom
[231] Der freie Wille
ersten Augenblick, da Gott Mensch ward und der Mensch Gott, da fmg auch er an, fiir unsere
Seligkeit zu arbeiten ..., nicht ein Glied war an seinem Leibe, es schaffte sein sonderlich Teil
dazu." Und aus welchem Grunde heraus predigte Eckehart auch diese antikirchliche Lehre?
Um auch hier die seelische Freiheit walten zu lassen, das Hochste, was Eckehart, und mit ihm
die nordisch-abendlandische Menschheit anerkennt. Er driickt das folgendermaBen aus:
"Gott ist kein Vernichter irgendwelchen Werkes, sondern ein Vollbringer. Gott ist nicht ein
Zerstorer der Natur, sondern ihr Vollender. Zerstorte Gott die Natur schon vor Beginne, so
geschah ihr Gewalt und Unrecht. so etwas tut er nicht! Der Mensch hat einen freien Willen,
mit dem er kiesen kann gut und bose, und legt ihm Gott vor: im Ubeltun den Tod, im
Rechttun das Leben. Der Mensch soil frei sein und ein Herr aller seiner Werke, unzerstort und
unbezwungen."
Damit ist in herrlichster Weise die ewige, sich gegenseitig befruchtende Polaritat von Natur
und Freiheit anerkannt und ausgesprochen worden. Fortgefegt mit der Hand eines unserer Art
bewuBten religiosen und philosophischen Genies wird alles unfruchtbare, qualende,
orientalisch-pfalzische und werkgerechte Pharisaertum. Die "heilige Vereinigung" (polarisch
bedingt, doch untermischt) von Gott und Natur ist der Urgrund unseres Wesens, dargestellt in
der Freiheit der Seele, gekront, durch die Fruchtbarkeit ihres Werkes. Und das Treibende in
allem ist der - Wille. Nach dem Neuen Testament kam der Engel Gabriel zu Maria. Eckehart
aber sagt lachelnd: "Eigentlich hieB er so wenig Gabriel wie Konrad. Den Namen Gabriel
erhielt er von dem Werke, fiir das er ein Bote war. - Denn Gabriel bedeutet Kraft. In dieser
Geburt betatige sich Gott - und betatigt sich noch -alsKraft." Womit denn
[232] Neue Rangordnung der Werte
die Dynamik auch der Eckehartschen Seele ins hellste Licht tritt*.
3.
Diese Freiheit der Eckehartschen Seele bedingt nun aber eine andere Bewertung nicht nur des
Lebens und der Werke, sondern auch der hochsten Ideale der romischen Kirche, des
iiberlieferten Christentums iiberhaupt, also der ganzen damaligen und heutigen offentlichen
Welt.
Anerkennt man namlich die "adelige Seele" als H o c h s t w e r t , als Achse, auf die alles
bezogen wird, so sinken die Ideen Liebe, Demut, Barmherzigkeit, Gnade usw. auf die Zweite
und dritte stufe hinab. Und auch hier scheut Eckehart sich nicht, auf die Stimme des
"Fiinkleins" zu horen, unbekiimmert das auszusprechen, was ihm seine Seele sagt. Es braucht
natiirlich nicht besonders betont zu werden, daB er weder die Liebe noch die Demut noch die
Barmherzigkeit noch die Gnadenlehre gering schatzt. Vielmehr fmden wir in seinen Predigten
die schonsten Worte iiber diese Ideen, aber er haBt das siiBliche Verziicktsein,
* Ein Abglanz Eckehartscher Erkenntnisse ist auch Angelus Silesius, jedoch bereits kirchlich
sentimentalisiert, namentlich als er nach einer Zeit der "Abtrunnigkeit" wieder zur
alleinseligmachenden Kirche zurilckkehrte (1652). Immerhin bUtzt hier und da auch in ihm
jener leuchtende "Funke " auf, den der grofite Meister zur Flamme entfacht hatte. "Ich weifi,
dafi ohne mich Gott nicht ein Nu kann leben, werd' ich zunicht, er mufi von Not den Geist
aufgeben. " "Ich bin so grofi als Gott, er ist als ich so klein: er kann nicht iiber mich, ich unter
ihm nicht fein!" Diese Worte ktinden den Anlaufder Seele an, mit dem nochjeder echte und
ungebrochene arische religiose Mensch sein Erleben begonnen hat. "Ich auch bin
Gottessohn", folgert Silesius aus der Feststellung der Gottesgleichheit und Seelenfreiheit, um
dann die gegenseitige Bedingtheit zu betonen: "Gott ist so viel an mir, als mir an ihm gelegen.
Sein Wesen helfich ihm wie er das meine hegen. "Aus dem zentralen seelischen Erlebnis
ergibt sich auchfiir Angelus Silesius die Nichtigkeit des Rechthabers: "Die Schrift ist Schrift,
sonst nichts. Mein Trost ist Wesenheit / Und dafi Gott in mir spricht das Wort der Ewigkeit";
woraufer sich zur Hohe der Erkldrung erhebt, die ganze Welt sei ein "Spiel, das sich die
Gottheit macht". Angelus Silesius will auch nicht den Himmel erbetteln und erschwindeln,
sondern "erobern", "erstUrmen" undfindet schliefilich wieder den ruhenden Pol in sich
selber: "Wer in sich Ehre hat, der sucht sie nicht von aufien / Suchst du sie in der Welt, so hast
du sie noch draufien. "
Diese aristokratischen Seelenbekenntnisse auch dieses "Cherubinischen Wander smanns"
werden nun durch eine grofie Anzahl unbedeutender, weichmtitiger Ausspriiche gestort, die
immer unerquicklicher erscheinen, je mehr man zum Ende kommt. Offenbar hat sich Silesius
in die Sprache seiner friiher en vorromischen Zeit verliebt und dann selbst nach zwanzig
Jahren das Mystische in kirchliche "Erbaulichkeit" verw assert.
[233] Die Lehre von der "Abgeschiedenheif
die schlaffen "schonen Gefuhle", kurz, alle seelische Haltlosigkeit. seine Lehre von der Liebe
ist die Darstellung der Liebe als Kraft, die sich gleich weiB jener gottlichen Macht, um die sie
ringt; die Liebe muB "durch die Dinge hindurchbrechen", denn nur ein "freigewordener Geist,
der zwingt Gott zu sich". Nun muB man sich vorstellen, was es fur einen Dominikanerprior
am Anfang des 14. Jahrhunderts angesichts einer weltbeherrschenden, unduldsamen Kirche
zu bedeuten hatte, eine Umwertung der hochsten geltenden Werte vorzunehmen, ja, sogar den
Versuch zu wagen, dem schlichten Glaubigen einen positiven neuen Hochstwert zu
iibermitteln. Das konnte nicht im offenen Angriff gegen Rom geschehen, sondern nur im
bildhaften positiven Hinstellen seelischer Erfahmngen. Aus dieser Erkenntnis heraus lese man
Eckeharks Predigt von der "Abgeschiedenheit der Seele", vielleicht das schonste Bekenntnis
des germanischen PersonlichkeitsbewuBtseins.
Eckehart behandelt in ihr die christlich-kirchlichen Hochstwerte, Liebe, Demut,
Barmherzigkeit und fmdet, daB sie an Hohe, Tiefe und GroBe dem Zustand der auf sich allein
gestellten Seele weichen miiBten. Er wehrt die alleinige
[234] "Eins mit sich selber" werden!
Verherrlichung der Liebe seitens des Paulus ab, denn das Beste an der Liebe sei doch, daB sie
uns Gott zu lieben notige. Nun sei es aber weit bedeutsamer, daB wir Gott zu uns her-, als daB
wir uns zu Gott hinnotigen - weil unsere Seele darauf beruhe, mit Gott eins zu werden.
Gottes eigenste Statte sei Einheit und Lauterkeit, diese beruhen aber auf Abgeschiedenheit.
"Darum kann Gott nicht umhin, einem abgeschiedenen Herzen sich selber zu geben." Femer
beziehe sich die Leiden dieser Welt im Gefolge habende Liebe immer noch auf die Kreatur,
was bei der Abgeschiedenheit nicht mehr der Fall sei. Diese vemichtet somit die Welt zum
Nichts, bringt uns also naher zu Gott. Was die Demut betreffe, so beuge sich bei ihrer
Ausiibung die Seele unter die Geschopfe, womit der Mensch wieder aus sich herausgehe.
"Mag nun ein solches Herausgehen etwas noch so Vortreffliches sein, das Innebleiben ist
doch immer noch etwas Hoheres." "Vollkommene Abgeschiedenheit kennt kein Absehen auf
die Kreatur, kein Sichbeugen und kein Sicherheben, sie will weder darunter, noch dariiber
sein, sie will nur in sich selber ruhen, niemandem zu Liebe und niemandem zu Leide. sie
trachtet weder nach Gleichheit noch nach Ungleichheit mit irgendeinem anderen Wesen, sie
will nicht dies oder das, sie will nur: mit sich selber eins sein.
Wohl nirgends hat sich die selbstherrliche Seele so scharf und klar ausgesprochen wie hier. Es
ist die notwendige rhythmische Gegenbewegung nach der Anerkennung des fruchtbaren
Werkes; das, was Goethe spater als das hochste aller Evangelien pries: die Ehrfurcht vor sich
selbst.
Die Barmherzigkeit ist nach Eckehart nun iiberhaupt nichts anderes als ein Herausgehen aus
sich selber, ist also aus gleichen Griinden nicht als so hoch und wertvoll einzuschatzen wie
die Abgeschiedenheit. Deshalb aber, weil auch Gottes Wesen ein von alien Namen
abgeschiedenes sei, ergebe sich, daB alles AuBere an ihn nicht herantreten
[235] Der Kampf um die Gnadenlehre
konne. Von hier aus weist Eckehart nun auch das mit so viel Zauberei umgebene Gebet und
seine Bedeutung in die richtigen Schranken. "Ich behaupte: alle Gebete und alle guten Werke,
von denen wird Gottes Abgeschiedenheit so wenig bewegt, als ob es so etwas gar nicht gabe,
und Gott wird gegen die Menschen deshalb um nichts milder und geneigter, als wenn er das
Gebet oder gute Werk nie verrichtet hatte". Das ist mehr als deutlich: eine vollendete Absage
auch an die an Magie grenzende Fiirbitte der "stellvertretenden" und "alleinseligmachenden"
Kirche. Und dann folgt am SchluB ein volkisches Bekenntnis:
"Halte dich abgeschieden von alien Menschen, bleibe ungetriibt von alien aufgenommenen
Eindriicken, mache dich firei von allem, was deinem Wesen eine firemde Zutat gehen... konnte.
und richte dein Gemiit allzeit auf ein heilsames Schauen: bei welchem du Gott in deinem
Herzen tragst, als den Gegenstand, von dem deine Augen nimmer wanken."
Diese in sich selbst ruhende GroBe der Seele auBert sich dann in der Beurteilung der
romischen und spateren protestantischen Glaubenslehre.
Wir vermogen uns in dieser Welt der Erscheinungen eine seelische Starkung als Folge einer
inneren Zusammenballung nicht anders vorzustellen, denn als ein Geschenk des als Gott
gedachten ewigen Wesens Aus dieser Sachlage heraus hat nun der Paulinismus - und mit ihm
alle christlichen Kirchen - die Gnadenlehre als hochstes Mysterium des Christentums
ausgebaut. Die jiidische Vorstellung vom "Knecht Gottes", der vom willkiirlichen,
absolutistischen Gott Gnade zuerteilt erhalt, ist somit iibergegangen auf Rom und Wittenberg,
klammert sich noch immer an Paulus, als den eigentlichen Schopfer dieser Lehre, womit
gesagt sein soil, daB die Kirchen nicht christlich, sondern paulinisch sind, da doch Jesus
fraglos das Eins-Sein mit Gott als Erlosung und Ziel pries,
[236] Eckehart und Augustinus
nicht die herablassende Gnadengewahrung eines allmachtigen Wesens, dem gegeniiber auch
die groBte menschliche Seele ein reines Nichts darstellte. Diese Gnadenlehre ist natiirlich
jeder Kirche sehr willkommen, sofern sie und ihre Fiihrer als die " Stellvertreter Gottes"
auftreten und folglich auch die Macht des Gnaden-Spendens in ihren Zauberhanden
vereinigen konnen. Ganz anders muBte sich nun zum Begriff der Gnade ein Genius wie
Eckehart stellen. Auch er fmdet schone Worte iiber die Liebe und Gnade Gottes: wo in einer
Seele die Gnade sei, da sei diese "lauter und gottahnlich und gottverwandt". Schon hier die
Wendung zur Hohe, nicht zur Tiefe und Unterwiirfigkeit. Die "Gnade wirkt nicht", well sie
"zu vornehm" dazu sei. sie ist vielmehr ein "Innesein und Anhaften und Einssein mit Gott, das
ist Gnade". Diese Gnade aber wird nicht etwa moglich durch Gottes Allmacht und unsere
Nichtigkeit - wie die Kirchen lehren - sondern ganz im Gegenteil durch die Ebenbildlichkeit
der Seele mit Gott. Eckehart kniipft bei dieser Betrachtung an Augustinus an, doch er wird j a
wohl gewuBt haben, daB dessen gelegentliche Seelenbekenntnisse doch zu vollstandigen
Niederbriichen (er verlangt Todesstrafe fiir Ketzer) und zu einem "Gottesstaat" zwecks
Seelenknechtung der Menschen fiihrten. Eckehart aber folgert aus der Tatsache der GroBe der
Seele: "BesaBe sie diese nicht, so vermochte sie iiberhaupt nicht Gott zu werden durch Gnade,
noch oberhalb der Gnade." Hier vollzieht sich wieder die charakteristische
Gebarde des iiberlegenen, aus klarem Seeleninstinkt urteilenden nordischen Menschen
(Eckehart von Hochheim war thiiringischer Adel) gegeniiber den Folgerungen des
zerrissenen, unfreien, bastardisierten Augustinus. In dieser verharrenden Gottlebendigkeit
erhebt sich die Seele zu immer hoherem Lichte: "Da wird eine jegliche Kraft der Seele das
Abbild einer der gottlichen Personen: der Wille das Abbild des heiligen Geistes, die
[237] Sunde und Reue
Erkenntniskraft das des Sohnes, das Gedachtnis das des Vaters. Und ihre Natur wird zum
Ebenbilde der Natur. Und bleibt doch die Seele ungeteilt eins. Das ist in dieser Sache der
letzte Bescheid, zu dem mich mein Selbsterkennen befahigt." Und doch folgt dann noch das
hochste Bekenntnis:"Nun horet, inwiefem die Seele Gott wird, auch oberhalb der Gnade! Was
Gott ihr namlich so verliehen hat, das soil sich nicht wieder wandeln, denn sie hat damit einen
hoheren Stand erreicht, wo sie der Gnade nicht mehr bedarf*."
Hier sind Gedanken offen ausgesprochen, wie sie ein Luther nach weiterer
zweihundertjahriger Knebelung des Abendlandes durch die " Stellvertreter Christi" nicht
einmal mehr zu denken wagte. Aus dieser Stellung zur Idee der Gnade ergibt sich fiir
Eckehart auch eine ganz andere Einschatzung von Siinde und Reue.
"Gesiindigt haben, ist keine Siinde, sobald uns es leid ist", beginnt Meister Eckehart seine
Predigt vom "Segen der Siinde", welche Worte ihn sofort meilenweit von der iiblichen
geforderten Zerknirschung hinwegfiihren. Man solle natiirlich nicht siindigen, aber selbst
wenn die einzelne Tat "wider Gott gerichtet" gewesen sei, so wisse der "groBziigige und
getreue Gott" doch, wie daraus das Beste zu ziehen sei. Dieser Gott rechnet nicht in einem
Kontobuch nach der Vergangenheit herum, denn: "Gott ist ein Gott der Gegenwart." Wieder
wird ein schritt weggetan vom ganzen materialistischen Historizismus unserer Kirchen. Erst
ein Paul de Lagarde wagte wieder so offen zu sprechen, wie einst der Dominikanerprior aus
dem 14. Jahrhundert.
* Man vergleiche dieses aristokratisch-herrliche Bekenntnis mit dem ruhrend ringenden und
doch sklavischen Halbafrikaner Augnstin: "preisenwill dich Gott der Mensch, einwinzig
Stuck Kreatur von dir, der Mensch, der mitfich schleppt seine SterbUchkeit, mit sich schleppt
das Zeugnis seiner Siinde und das Zeugnis, dafi du den Stolzen widerstehst. "
[238] Zweitrangigkeit kirchlicher Hochstwerte
Wofiir er von den protestantischen Priestern mit ahnlichem Bann belegt wurde, wie Eckehart
von den romischen.
Eckehart unterscheidet zweierlei Arten von Reue: die sinnliche und gottliche. Die erste -
worunter offenbar die kirchliche zu verstehen ist - bleibt "im Elend stecken und kommt nicht
vom Fleck." sie bedeutet also nur ein unfruchtbares Jammem, "es wird nichts daraus". Anders
die gottliche Reue: "sobald nur im Menschen eine innere MiBbilligung auftaucht, gleich
erhebt er sich auch zu Gott, und setzt sich, gegen jede Siinde sorglich gewappnet, in einen
unerschiitterlichen Willen." so ist auch hier wieder die Richtung nach oben emeut betont und
alles nur danach gewertet, ob es die Seele schopferisch gemacht, aufgerichtet hat, oder nicht:
"Aber wer wirklich hereingekommen ware in den Willen Gottes, der wird auch nicht wollen,
die Siinder, in die er gefallen, moge iiberhaupt nicht geschehen sein." Also dasselbe, was
Goethe meinte, als er erklarte, ein Menschenerzieher werde auch den Irrtum auskosten lassen:
"Was fruchtbar ist, allein ist wahr."
Vom Zentrum des Meisters Eckehart gesehen, also vom Standpunkt der abgeschlossenen,
gottgleichen, freien, schonen und adligen Seele aus erscheinen somit samtliche kirchlichen
Hochstwerte als Werte zweiten und dritten Ranges. - Liebe, Demut, Barmherzigkeit, Gebet,
gute Werke, Gnade, Reue, das alles ist gut und niitzlich, aber nur unter der einen Bedingung:
wenn es die Kraft der Seele starkt, sie erhebt, sie Gott gleicher werden laBt. Wenn nicht, so
werden alle diese Tugenden unniitz, sogar schadlich. Die Freiheit der Seele ist ein Wert an
sich, die kirchlichen Werte bedeuten bloB etwas in bezug auf ein auBerhalb ihrer liegendes
Moment, sei es Gott, Seele oder "die Kreatur". Der Adel der allein auf sich gestellten Seele ist
folglich das Allerhochste; ihr allein hat der Mensch zu dienen. Wir Heutigen werden es die
tiefste metaphysische Wurzel der Idee der Ehre nennen, die gleichfalls eine Idee an sich
[239] Drei Krafte der Seele
ist, d.h. ohne jeden Bezug auf einen anderen Wert. Die 'Freiheitsidee ist ohne die Ehre nicht
zu denken, diese wiedemm nicht ohne die Freiheit. Die Seele wirkt Gutes selbst ohne jede
Beziehung zu Gott, lehrt Eckehart, lost sie also von Allem, soweit dies in Worten iiberhaupt
auszudriicken moglich ist. Damit zeigt sich Meister Eckehart nicht als ein verziickter
Schwarmer, sondern als der Schopfer einer neuen Religion, unserer Religion, losgelost vom
fremden Wesen, wie es durch Syrien, Agypten und Rom uns eingefloBt worden ist.
Eckehart hat uns aber nicht nur einen religiosen und sittlichen Hochstwert vermittelt, sondern
er hat auch psychologisch und - wie bereits angedeutet - erkenntnis-kritisch alle wichtigen
Entdeckungen der "Kritik der reinen Vernunft" vorweggenommen, wenn er sich auch nicht in
spitzfindige Untersuchungen eingelassen hat.
Nach dem seligen Gewahrwerden des "Fiinkleins", des geheimnisvollen Zentrums unseres
Seins, geht der "freigewordene Geist" des Meisters Eckehart, zwar religios beschwingt, aber
philosophisch besonnen wieder den Weg zuriick von der Seele zur Welt.
Drei Krafte entdeckt er, vermittels deren die Seele in die Welt hineingreift: den Willen, der
sich dem Objekt zuwendet, die Vernunft, die das Ergriffene durchschaut und ordnet, und das
Gedachtnis, welches das Erlebte und Erschaute aufbewahrt. Diese drei Krafte sind gleichsam
das Gegenstiick zur heiligen Dreieinigkeit. Dem Thema Vernunft- Wille sind eine ganze Reihe
tiefster Auseinandersetzungen gewidmet: beide sind seelisch frei - jedoch je nach Stimmung
und Gelegenheit weist Meister Eckehart im Verlauf seiner Jahrzehnte dauernden Predigten
bald der einen, bald der anderen Kraft den ersten Rang zu (Biittner).
[240] Vernunft und Wille
Die Vernunft "bemerkt" alle Dinge, fiihrt Eckehart einmal aus, jedoch der Wille ist es, "der
alle Dinge vermag". Wo also die Vernunft nicht weiter kann, da schwingt sich der Wille im
Licht und in der Kraft des Glaubens, iiberlegen auf Da will der Wille iiber allem Erkennen
sein. Das ist seine hochste Leistung." Andererseits gibt gerade die Vernunft, welche "scheidet,
ordnet und setzt" und dann erkennt, daB es noch ein Ubergeordnetes gibt, dem Willen erst den
rechten Aufschwung. "Hierbei steht die Vernunft iiber dem Willen." Der Wille ist frei: "Gott
zwingt den Willen nicht, er setzt ihn in Freiheit: so daB er nichts will, als was Gott und die
Freiheit selber ist! Da vermag nun der Geist nichts anderes mehr zu wollen, als was Gott will.
Das ist keine Unfreiheit von ihm, das ist seine eigenste Freiheit*." Eckehart fiihrt dann Christi
Worte an: er habe uns nicht zu Knechten machen wollen, sondern uns Freunde geheiBen.
"Denn ein Knecht weiB nicht, was sein Herr will." Diese neue und immer wieder erneute
Betonung der Freiheitsidee aber deckt sich nicht immer mit Erfahrung. Dariiber klagen die
Leute. Und Eckehart mit ihnen: "Das
* Ich kann mir nicht versagen, hier ein seelisch verwandtes Wort aus der Cyandogya-
Upanishad anzuftihren: "Ftirwahr, aus Willen (Kratu) ist der Mensch gebildet; wie sein Wille
ist in dieser Welt, darnach wird der Mensch, wenn er dahingeschieden ist; darum moge man
nach gutem Willen trachten ..."
"Geist ist sein Stoff, Leben sein Leib, Licht seine Gestalt, sein Ratschlufi ist die Wahrheit, sein
selbst die Unendlichkeit, allwissend ist er, allwirkend, das All umfassend, schweigend,
unbekiimmert: dieser ist meine Seele (atman) im inneren Herzen, kleiner als ein Reiskorn
oder Gerstenkorn, oder Senfkorn, oder Hirsekorn, ober eines Hirsekorns Kern, - dieser ist
meine Seek im innern Herzen, grofier als die Erde, grofier als der Luftraum, grofier als der
Himmel, grofier als diese Welten. " -
"Der Alhvirkende, Allwissende, das All-Umfassende, schweigende, Unbekummerte, dieser ist
meine Seele im inner sten Herzen, dieser ist das Brahman, zu ihm werde ich, von hier
abscheidend, eingehen. - "Wem dieses ward,filrwahr, der zweifelt nicht. "Also sprach
Candilya ..."
Wer aus diesen Worten nicht jenen Fltigelschlag rauschen hort, von dem Goethe sagte, er
liefie in einem Augenblick Aonen hinter sich, der hat kein GefUhl mehrfUr Seelengrofie. Und
in der Brihadaranyakam Upanishad singt ein wonnetrunkener Philosoph:
Doch wer sich als das selbst erfafit hat in Gedanken,
Wie mag der wtinschen, noch dem Leibe nachzukranken?
Wem in des Leibes abgrimdiger Befleckung
Geworden ist zum Selbste die Erweckung,
Den als allmdchtig, als der Welten Schopfer wifit!
Sein ist das Weltall, well er selbst das Weltall ist.
[241] Eckehart und die Idee der Liebe
ist meine Klage auch. Diese Erfahrung ist etwas so Hohes oder auch Gemeines, daB du sie
nicht kaufen darfst um einen Heller oder einen halben Pfennig. Hab einzig ein rechtes
Trachten und einen freien Willen, so wird sie dir zuteil." Das ist die Lehre Kants von dem
Widerstreit Zwischen Idee und Erfahrung sowohl in theoretischer, wie in praktischer Hinsicht.
Zugleich spottet Eckehart iiber "manche Pfaffen", die "hochgelobt sind und groBe Paffen sein
wollen". Ahnliches tat auch Kant iiber die Schulmeister, die "Philosophen" und die
"Geschwatzigkeit der Jahrtausende".
Kurz gesagt, alles, was die Seele irgend aufzubringen vermag, das soil zusammengefaBt sein
in die einfache Einheit des Willens: und der Wille soil sich verwerfen an das hochste Gut und
an dem haften unentwegt! Von hier aus gesehen erhalt die Idee der Liebe erneut ihre richtige
Stelle im seelisch-erkenntniskritischen Werk Eckehart: sie dient nicht der verziickten
Einbildungskraft, nicht siiBen Gefiihlen, oder der sexual-psychischen Ekstase, wohin sie die
Kirche mit wohliiberlegter Hypnotisierungsmethode versetzt hat, sondern sie steht im Dienst
des freischopferischen, im besten Sinne herrischen Willens. "Wer mehr
[242] "Treue" des Knechtes"
Willen hat, hat auch mehr Liebe", sagt Eckehart, was so ziemlich das Gegenteil der Lehren
der romischen Klerisei und der heute immer mehr erstarrenden protestantischen Kirchen
darstellt, die am liebsten den Eigenwillen ausrotten mochten, um dann die ihres Markes
enthohlte "Liebe" des Knechts in ihren Dienst zu stellen. Wie sehr sich Eckehart auch hier
seiner einzigen Stellung bewuBt ist, Zeigen die Worte: "In diesem Sinne fallt die Liebe ganz
und gar in den Willen." Und dann folgt der offene Spott iiber die kirchliche Liebeslehre: "Nun
ist aber noch ein Zweites, ein Ausbruch und Auswirkung der Liebe, das denn freilich sehr ins
Auge sticht als Innigkeit, Andacht und Jubilieren. Aber ehrlich gesagt: das Beste ist das
keineswegs! Denn es stammt mitunter nicht aus Gottesliebe, sondern aus bloBer Natiirlichkeit,
daB man dergleichen schmelzende Gefiihle zu kosten bekommt ..." Die Ironie ist mehr als
deutlich. Aber gerade aus der dem freien Willen untertanen Liebe erwacht der echte Begriff
der Treue. Er bringt vielleicht nicht mehr so viele "Gefiihle" und "Ergebnisse" und
"Verziickung" mit sich wie die "Treue" des Knechtes, ist aber nur echt, wenn er mit einem
starken Willen gepaart ist.
Mit dem "Fliigelpaar Vemunft und Willen" miissen wir uns erheben: "so kommt man nimmer
in Verzug, sondern nimmt ohne UnterlaB zu ins Machtige." Nicht durch unsicheres
Herumflattern, sondern dank der Hohe des erwachten BewuBtseins: "Bei jedem Werk muB
man bewuBt von seiner Vernunft Gebrauch machen ... und Gott ergreifen im hochsten
moglichen sinne."
Das Beherrschen des Willens, der Vernunft, des Gedachtnisses bezieht sich auf die, Ich und
Natur vermittelnden Sinne; diese wiederum unmittelbar auf die AuBenwelt, worunter auch der
Mensch als Person (Korper) zu verstehen ist. Diese ganze Erscheinungsvielheit stellt sich dar
als von Raum und Zeit bedingt, die - wie gesagt -
[243] Gott ein Gott der Gegenwart
Eckehart ebenfalls als nur mit dem Diesseits verkniipfte, wenn auch reine Formen der
Anschauung erkennt.
Seine ganze religiose Lehre ist zudem ursachlos. Indem er Gott als einen Gott der Gegenwart
erfaBt, interessiert ihn ein genetisches, d. h- geschichtlich-ursachliches Verfahren iiberhaupt
nicht; dies gehort zur AuBenwelt, nicht zur Seelen- und Gotteskunde. Damit entsagt Eckehart
der orientalischen Vermischung von Freiheit und Natur, alien jenen Fabeln und "Wundern",
ohne welche die Kirchen
des - wie Jesus sagte - "ehebrecherischen Geschlechtes" auch heute noch nicht auskommen
konnen. Ob die Erde eine Scheibe ist oder als eine Kugel im Ather schwebt, beriihrt deshalb
echte Religion, also auch Eckeharts Lehre, nicht, wahrend diese Entdeckung des Kopernikus
unsere beiden christlichen Kirchen innerlich gestiirzt hat, auch wenn sie sich und die Welt
durch lahme Liigen dariiber hinwegzutauschen bemiihen*.
Gerade in seiner, Schopenhauer bereits im voraus iiberwindenden Willenslehre zeigt sich nun
Eckehart als abendlandisch-dynamischer und die ewige Polaritat des Daseins anerkennender
Philosoph, Das Wesen der Leistungen der Vernunft ist ein "Herzubewegen der auBeren
Dinge", um diese Erkenntnis der Seele "einzupragen". "Dieselbe Bewegung setzt sich nun fort
im Willen, der somit ebenfalls nimmer zur Ruhe kommt." Also selbst der Mystiker
ohnegleichen, welcher alles abscheiden mochte, um in reiner Gottesschau zu verharren, der
"Ruhe in Gott ohne Ende" erstrebt, er weiB, daB diese Ruhe nur Augenblicke dauern
* Gerade in dem materialistischen Auferstehungsdogma zeigt sich die hoffnungslose
Verjudung der Kirchen. Das ganz aus dem jiidischen historizistisch-materialistischen
Vorstellungskreis hervorgegangene Wort des Paulus: "Ist Christus nicht auferstanden, so ist
nichtig unsere Predigt und nichtig Euer Glaube", zeigt die Unloslichkeit sowohl des Vor-
Kopernikanischen Weltbildes mit dem Auferstehungsglauben als auch die rein stoffgebundene
Grundlage unserer pseudo-christUchen Kirchen.
[244] Zwiefachheit des Daseins
kann, Ziel ist, daB dieses Ziel aber nur durch immer neue Bewegung der Seele und ihrer
Krafte erreicht wird. Hier Zeigt sich Meister Eckehart als auch den indischen Weisen
iiberlegen und anerkennt den ewigen Rhythmus als die Vorbedingung aller Fruchtbarkeit. Aus
dieser theoretischen Einsicht zieht er dann auch (vgl. den Fall Martha-Maria) die praktische
Folgerung fiir das Leben. Wenn das Gemiit, der Wille auch das Ewige suche, "so verlischt
doch nimmer in ihm sein heiB Geliebtes". "Dieser Mensch sucht nicht die Ruhe: denn ihn
stort keine Unruhe. Dieser Mensch steht gut bei Gott angeschrieben, well er alle Dinge
gottlich nimmt, besser als sie an sich sind! Freilich! Dazu gehort FleiB und ein waches,
wahres, wirksames BewuBtsein, worauf das Gemiit zu fuBen habe trotz Dingen und Leuten.
solches kann der Mensch nicht lernen durch Weltflucht: indem er vor den Dingen flieht, und
sich in die Einsamkeit kehrt, von der AuBenwelt fort, sondem er maB eine innerliche
Einsamkeit lernen, wo und bei wem es auch sei, er muB lernen, durch die Dinge
hindurchzubrechen ..."
Diese Zwiefachheit als Grundgesetz seines Daseins glaubt Eckehart auch in Jesus zu
entdecken: "Auch bei ihm (Jesus) gibt es Unterschied der oberen und niederen Krafte, auch
bei ihm hatten sie zweierlei Werk. seinen oberen Kraften eignete ein Besitzen und GenieBen
ewiger Seligkeit. Aber die niederen, die Stunden zur selben stunde im argsten Leiden und
stritten auf Erden. Und keine dieser Tatigkeiten hinderte die andere in ihrem Vorhaben!" "Je
langer und starker der Streit (der hoheren und niederen Krafte), um so groBer und loblicher
auch der Sieg und die Ehre des Sieges."
Das zauberglaubige Wesen Roms steht nun im Gegensatz zur Personlichkeit Eckeharts noch
deutlicher vor uns:
[245] Die Una Catholica
es ist das afrikanisch-syrisch geistige Volkerchaos, die "Religion der Besessenheit"
(Frobenius), die vom Osten des Mittelmeeres her sich mit Hilfe der Zauberkulte und der
Judenbibel und unter MiBbrauch der Erscheinung Jesu ihr westliches Zentrum schuf Dieser
Mittelpunkt hat sich nun bei fortschreitendem Erwachen des Abendlandes und nach
Erdrosselung der Mystik alle Miihe gegeben, die romfeindliche
Weltanschauung sich einzuverleiben, um die Una Catholica als jeden, auch modernen
Anspriichen geniigend darzustellen. Man geht heute etwa so zu Werke*.
Der romisch-jesuitische Philosoph stellt drei groBe Weltanschauungstypen fest: die Richtung
der Immanenz (der Zustandlichkeit), die in sich selbst ruhen mochte; die Richtung der
Transzendenz (der Gegenstandlichkeit), die Gott nur als ersten Urheber gelten laBt, somit die
Lehre des Deismus; die Richtung der Transzendentalitat, welche den Verbindungsversuch der
beiden anderen seelischen
Einstellungen darstellt. Um die Ausgestaltung dieser Typen geht das philosophische Ringen
der Jahrtausende. Der romische Christ soil nun iiber diesem Ringen stehen, abseits und doch
alle Typen umfassend, in alien lebend. Das Ringen der drei philosophischen Typen vermag
namlich - so sagt
Rom - nie zu einer Einheit zu gelangen alle Versuche, innerhalb der drei Systeme die
Widerstreite (Antinomien) des Lebens zu iiberwinden, seien vergeblich und landeten stets in
der gezwungenen Identitatserklarung der Gegensatze. Das geschehe deshalb, well alle drei
typischen Richtungen die gleiche "falsche" Voraussetzung machten: als sei der Mensch
irgendwie Gott gleich, als sei Gott gleichkam nur das unendlich feme Ideal des menschlichen
Strebens. Dadurch werde das Geschopf aber als selbstherrlich geschlossen angesehen, was
einem Versuch der
* IchFolge hier E. Przywara, S.J.: "Religionsphilosophie katholischer Theologie", Munchen
1926.
[246] Jesuitische Grunddogmen
seelischen Zerstorung des iiber alien schwebenden schopferischen Gottes gleichkomme. Hier
greife nun die romische Lehre mit ihrer "Grundanschauung" ein: daB namlich (laut dem IV.
Laterankonzil 1215) Gott seinem Geschopf ahnlich und unahnlich zugleich sei. Ahnlich, well
er in dasselbe die Moglichkeit
der "Unruhe vor Gott" gelegt habe, unahnlich, well es als geringe Kreatur nur "Ruhe in Gott"
finden konne. Der Mensch lebt also nicht in seiner seelischen Atmosphare, sondern im
Bannkreis des absoluten, fernen, herrschenden Gottes. Der katholische Mensch sei also "nach
oben offen", was eine echt strebende Spannung ergebe, keinen "Kampf ', keine "explosive
Einheit" (Przywara, s. J.). Das sei die Grundlage Roms, die " Analogia entis", die Analogic des
Seins:"Gott nach Wirklichkeit und Wesen von der Welt unterschieden iiber alles, was auBer
ihm ist, oder gedacht werden kann, unaussprechlich erhaben, hat zur Offenbarung seiner
Vollkommenheit im Gleichnis geschopflicher Vollkommenheit in volliger Freiheit die
Schopfung aus dem Nichts erschaffen."
Dieser romische Gedankengang, der angeblich schon vor des "Petrus Berufung" bestanden
haben soil, zeigt seine Herkunft nur zu deutlich. Der iiber allem thronende unnahbare
furchtbare Gott, das ist der Jahwe des sog. Alien Testaments, den man mit Zittern lobt und in
Furcht anbetet. Er schafft uns alle aus dem Nichts, er verrichtet, wenn es ihm paBt,
zauberische Wundertaten und bildet die Welt zu seiner Verherrlichung. Dieser syrisch-
afrikanische Zauberglaube war aber trotz Feuer und Schwert dem Europaer nicht
aufzuzwingen. Das nordisch-seelische Erbgut bestand tatsachlich im BewuBtsein nicht nur der
Gottahnlichkeit, sondern der Gottgleichheit der menschlichen Seele. Die indische Lehre von
der Gleichheit des Atman mit dem Brahman - "sein ist das Weltall, well er selbst das Weltall
ist" - war das erste groBe Bekenntnis dazu; die persische Lehre vom gemeinsamen
[247] Die Analogia entia
Kampf des Menschen und des lichten Ahura Mazda zeigte uns die herbe nordisch-iranische
Auffassung; der griechische Gotterhimmel entsprang einer ebenso groBen Seele wie die
selbstherrliche Ideenlehre Platons. Der altgermanische Gottesgedanke wiederum ist ohne
seelische Freiheit gar nicht denkbar. Und auch Jesus sprach vom Himmelreich in uns. Die
Willenhaftigkeit des seelischen Suchens zeigt bereits der Weltenwanderer Odin, zeigt der
Sucher und Bekenner Eckehart, zeigen alle GroBen iiber Luther bis Lagarde. Diese Seele lebte
aber auch im ehrwiirdigen Thomas von Aquino und in den meisten abendlandischen
Kirchenvatern. Die Analogia entis (wenn man eine Voraussetzung der Welterschaffung aus
dem Nichts fortlaBt) hat der europaisch-nordische Geist dem Alien Testament abgerungen:
das romische System ist also nicht "seit Jesus" vollendet, sondern nachweislich ein
KompromiB zwischen
Syrien-Afrika und Europa, wobei alle nur moglichen geistigen Anleihen gemacht wurden,
jedoch mit der anmaBenden Erklarung, das seien bloB Telle der allelnlgen,
allelnsellgmachenden kathollschen Lehre. Thomas und selnen Gegner Duns Scotus konnte
Rom gerade noch ertragen, elnen Eckehart berelts nlcht mehr, denn dessen Erfolg hatte die
Absetzung Jahwes bedeutet. Die Absetzung dieses Gottes Tyrannen aber ware
glelchbedeutend mlt der Absetzung seines papstllchen Stellvertreters gewesen. Seltdem 1st die
europalsche Gelstesentwlcklung ohne, neben, gegen Rom Ihren Weg gegangen, wobel Rom,
wo es konnte, exkommunlzlerte; wenn alles nlchts fruchtete, wurde das Neue eben
"elnverlelbt" und als "urkarhollsches Tellgut" verteldlgt.
Im Wesen bedlngt die romlsche Vorstellung des zu Gott erhobenen Damons die Vemlchtung
unserer wlllenhaften Seele, elnen Attentatsversuch auf die Polarltat des geistigen Wesens.
Durch die Analogla entls versucht die romlsch-jesultlsche moderne Rellglonsphllosophle
dleser bel
[248] Nordische Selbstverwirklichung
uns noch Immer nlcht durchsetzbaren Folgerung zu entgehen, Indem durch dlese das
Vorhandenseln elner "Spannung" behauptet wlrd, die vlel fruchtbarer sel, als der Versuch der
"Identltatserklarung der Gegensatze". In dlesem Fall hat Rom die alte platonlsche Lehre vom
seln und Werden slch dlenstbar gemacht. Wlr stehen strebend In elnem ewlgen Werden,
jedoch mlt dem BewuBtseln elnes Selns, das "wlrd". Dleser nordische Gedanke der
Selbstverwirklichung erhalt In jiidlsch-romlscher Verfalschung den Sinn elner Bewegung der
Kreatur "zu Gott zu", wobel aus der Selbstverwirklichung elne Verwlrkllchung des Gottes
wlrd. In dessen Hand wlr doch nur gestaltlosen Ton oder elnen Lelchnam darstellen.
Dlese schelnbaren Zugestandnlsse des romlschen Jahwelsmus an das wlllenhafte
seelenbewuBte Abendland haben noch so manchen In Rom gehalten, der belm Erkennen des
Wesens langst davongegangen ware. Denn ob Ich mlch In seellscher Frelhelt schenke (wle
Eckehart) oder mlch dem Herm sklavlsch beuge (wle Ignatius), um glelchsam als knetbarer
Lehm, als Stock gebraucht oder wle eln Lelchnam gewendet zu werden, das macht den
Unterschled aus zwlschen Mensch und Mensch, zwlschen System und System, letzten Endes
zwlschen Rasse und Mestlzentum. Rom-Jahwe bedeutet: zauberlscher Despotlsmus,
maglsches Schopfertum aus dem Nlchts (eln fiir uns wahnwltzlger Gedanke). Nordlsches
Abendland besagt: Ich und Gott slnd seellsche Polarltat, Schopfungsakt 1st jede vollzogene
Verelnlgung, das Auselnandergehen ruft erneute dynamlsche Krafte hervor. Die echte
nordische Seele 1st auf Ihrem Hohenfluge stets "zu Gott zu" und stets "von Gott her". Ihre
"Ruhe In Gott" 1st zuglelch "Ruhe In slch"- Dlese Verelnlgung, als Verschenken und
SelbstbewuBtseln zuglelch empfunden, helBt nordische Mystlk. Romlsche "Mystlk" bedeutet
wesentllch die unmogllche Forderung nach Aufhebung von Polarltat und Dynamlk, helBt
Unterwerfung der Menschhelt.
[249] Dasein und Sosein
Die romlsche Philosophic steht also nlcht, wle sle behauptet, auBerhalb der drel typlschen
Seelenrlchtungen Immanenz, Transzendenz und Transzendentalltat, sle alle umfassend,
sondern stellt elnen KompromlBversuch dar. Telle aller dleser Typen mlt dem jiidlsch-syrlsch-
afrikanlschen Glauben zu verblnden. Die romlsche Lehre flleBt nlcht aus elnem Zentrum In
laufend Stromen durch die Welt, sondern umkleldet Ihren syrlschen Grundstock mlt den
geborgten und verfalschten Lehren des nordlschen Menschen, wle er In verschledenen
volkischen Personlichkeiten sich seine Gedankenwelt erbaute. - Daraus ergibt sich auch die
Einstellung zum Problem des Daseins und Soseins.
Die jiidisch-romische Lehre verkiindet mit ihrer Behauptung der Erschaffung der Welt aus
dem Nichts durch einen Gott eine Kausalverbindung zwischen "Schopfer" und "Geschopf ',
sie iibertragt also eine nur fiir diese Welt giiltige Anschauungsform auf metaphysisches
Gebiet und behauptet diese Voraussetzung ihrer, den Schopfer „ stellvertretenden" Stellung
bis auf heute mit zahester Energie im BewuBtsein, an dieser Stelle den Kampf um ihr Dasein
zu fuhren. Gegen diesen monstrosen Grundlehrsatz hat der germanische Geist von jeher in
scharfster Kampfstellung gestanden. schon der alteste nordische
Schopfungsmyrhus der Welt, der indische, kennt das Nichts nicht. Er weiB nur von einem
Gewoge, einem Chaos zu berichten. Er denkt sich den Kosmos als aus einem von innen
wirkenden gegen das Chaos ringenden Ordnungsprinzip entstanden, denkt einen Augenblick
auch an den Ordner von auBen (nicht an den Schopfer aus dem Nichts!), schlieBt aber mit
hochster philosophischer Besonnenheit nach der Frage, woher die Schopfung entsprungen:
Er, der die Schopfung hat hervorgebracht,
Der auf sie schaut im hochsten Himmelslicht,
Der sie gemacht hat oder nicht gemacht,
Der weifi es! - oder weifi auch er es nicht?
[250] Schopfer und Geschopf
Der indische Monismus war eigentlich aus einem scharfen Dualismus geboren: die Seele, das
allein Wesentliche, die Materie eine Tauschung, die zu iiberwinden ist. Eine Schaffung dieser
Materie, und gar aus dem Nichts, ware jedem indischen Arier als blasphemischer
Materialismus erschienen. Es ist im indischen Schopfungsmyrhus eine ahnliche Stimmung
vorherrschend wie in Hellas, wie in Germanien: das Chaos ordnet sich einem Willen, einem
Gesetz unter, aber nie entsteht aus dem Nichts eine Welt, wie syrisch-afrikanische
Wiistensohne es lehrten und Rom mit seinem Damon Jahwe es iibernommen hat. Schillers
Satz: "Wenn ich Gott denke, gebe ich den Schopfer auf bedeutet in knappster Form die klare
Absage der arisch-nordischen Rassenseele an die zauberisch -magische Verkniipfung von
"Schopfer und Geschopf, als Gott und ehrlose Kreatur. Rom hat Isis, Horus, Jahwe, Platon,
Aristoteles, Jesus, Thomas usw. zusammengeknetet und will dieses Soseins dem Dasein der
Rassen und Volker gewaltsam aufzwingen, oder, wo dies nicht geht, durch einschmeichelnde
Verfalschungen eintraufeln, um dieses naturgewachsene Dasein zu verkriippeln, die seelisch
und rassisch Verkriippelten dann aber unter das "katholische" Dach zu sammeln.
Diesem grandiosen volkervemichtenden Versuch hat sich bis auf heute nur weniges
gegeniibergestellt, was typenschaffend gewirkt hat. Der eine GroBe entsagte der romischen
Medizinmannphilosophie, der andere bekampfte sie fur sich, der dritte wandte sich anderen
Aufgaben zu. Die systematische Sicherung Europas vor dem weitausgreifend angelegten
Angriff ist im groBen MaBstab noch nirgends begonnen worden. Das Luthertum ist in diesem
Ringen leider ein Mitstreiter Roms trotz seines "protestieren", denn die lutherische
"Rechtglaubigkeit" verschloB sich bisher dem Leben durch den Schwur auf die jiidische
Bibel. Es predigte gleichfalls ein Sosein, ohne sich nach dem
[251] Der Mystiker Paracelsus
organischen Dasein zu richten. Heute endlich beginnt ein gmndsatzliches Erwachen aus der
Gewalthypnose: nicht von einem Zwangsglaubenssatz, dazu nochjiidisch-romisch-
afrikanischer Herkunft, treten wir an das Leben heran, sondern vom Dasein aus wollen wir
das So-sein, wie einst Meister Eckehart es erstrebte, bestimmen. Dieses Dasein aber ist die
rassengebundene Seele mit ihrem Hochstwert, der Ehre und der Seelenfreiheit, der die
architektonische Gliederung der anderen Werte bestimmt. Diese Rassenseele lebt und entfaltet
sich in einer Natur, die gewisse Eigenschaften weckt und andere zuriickdammt. Diese Krafte
von Rasse, Seele und Natur sind die ewigen Voraussetzungen, das Dasein, das Leben, aus
welchem erst Gesittung, Glaubensart, Kunst usw. sich als das Sosein ergeben. Das ist die
letzte, innere Umkehr, der neu erwachende Mythus unseres Lebens.
So wiirde auch der groBe Sehnsuchtsmensch Paracelsus sprechen, lebte er heute unter uns. Ein
Erwachter in einer Welt aufgeblahter abstrakter volksfremder Gelehrter, die mit
zusammengeleimten Autoritaten aus Griechenland, Rom, Arabien den lebendigen
Menschenleib vergifteten, den Kranken noch kranker machten und, trotz alien gegenseitigen
Gezankes, wie eine Mauer zusammenstanden gegen einen Genius, der in die Urgriinde des D
a seins suchend hinabstieg. Die Natur in der Gesamtheit ihrer Gesetze erforschen, Arzneien
werten als fordernde Aufbaumittel des Lebensprozesses des Leibes, nicht als
zusammenhanglose Zaubermixturen, das war es, was auch den Theophrastus von Hohenheim
als einsamen Propheten durch seine damalige Welt trieb, ruhelos, gehaBt und gefiirchtet, mit
dem Stempel des Genies, das auch Kirchen und Altare, Lehren und Worte nicht als
Selbstzweck anschaut, sondern danach wertet, wie tief sie eingebettet in der Umwelt von
Natur und Blut ruhen. Der groBe Paracelsus wurde somit zum Wortfiihrer aller deutschen
[252] Eckeharts antiromisches Wesen
Naturerforscher und deutschen Mystiker, ein groBer Prediger des Daseins, um von ihm sich
wie Meister Eckehart tastend zu den Gestirnen aufzuschwingen und herrisch-demiitig sich
einzufiigen in die groBen Gesetze des Weltalls, voll Seligkeit ebenso iiber die Reinheit eines
Lautes der Nachtigall wie iiber den unerklarlichen Schopfersprudel des eigenen Herzens.
Mit seiner antiromischen Religion, Sittenlehre und Erkenntniskritik scheidet sich nun
Eckehart bewuBt, ja schroff von alien Grundgeboten sowohl der romischen, wie der spateren
lutherischen Kirche. An Stelle der jiidisch-romischen Statik setzt er die Dynamik der
nordisch-abendlandischen Seele; an Stelle einer monistischen Vergewaltigung fordert er das
Anerkennen der Zwiefachheit alles Lebens; an Stelle der Unterwiirfigkeitslehre und einer
Knechtseligkeit predigte er das Bekenntnis der Seelen- und Willensfreiheit; an die stelle der
kirchlichen AnmaBung von der Stellvertreterschaft Gottes setzt er die Ehre und den Adel der
seelischen Personlichkeit; an die stelle der verziickten, sich hingebenden unterwiirfigen Liebe
tritt das aristokratische Ideal der personlichen seelischen Abgeschlossenheit und
Abgeschiedenheit; an die stelle der Vergewaltigung der Natur tritt ihre Vollendung. Und das
alles heiBt: an die stelle der jiidisch-romischen Weltanschauung tritt das nordisch -
abendlandische Seelenbekenntnis als die innere Seite des deutsch-germanischen Menschen,
der nordischen Rasse.
Eckehart hat genau gewuBt, daB er innerhalb der Kirche nur zu sehr wenigen spreche; er hat
deshalb oft mit den ketzerischen Beguinen und Begarden Umgang gehabt, ihnen gepredigt,
mit ihnen lange Tischgesprache gefiihrt. Als "Bruder Eckehart" wird er von ihnen erwahnt,
und
[253] Die Inquisition gegen den deutschen Apostel
wahrend er Stiick fiir Stiick die romisch-syrischen Zwangsglaubenssatze zuriickwies, ist er in
keiner einzigen seiner Reden gegen die "Ketzer" aufgetreten. Aber er wollte auch innerhalb
der Kirche die Menschen seines Wesens suchen und vereinigen. Diesem Ziel gait sein Wirken
in Erfurt, in StraBburg, in Koln und in Prag. Eckehart bestreitet schlankweg, daB es Lehrsatze
geben diirfe, die man einfach "glauben miisse", weil dies von den Oberen und der
tiberlieferung gefordert werde. Er ruft die freie hohe Vernunft und seine freie Seele als
Geschenke Gottes herbei, auf die man zu horen habe. Er sagt seinen Zuhorem ausdriicklich,
sie sollten sich, falls sie seinen Lehren folgten, offen auf ihn berufen: "Ich stehe mit meinem
Leibe dafur". Aber auch die Dunkelmanner waren am Werk, um sich, wie iiblich, gegen den
groBen Geist zusammenzurotten. Als Eckehart in Koln lehrt, lodem um ihn die
Scheiterhaufen der frommen Inquisition selbst in seinem Orden klagen viele, er spreche zuviel
in der Landessprache und vor "gemeinen Leuten" iiber Dinge, die zur Ketzerei verleiten
konnten. Der Erzbischof von Koln verklagt dann Eckehart beim Papst, der ihn gern erledigt
hatte, aber die Dominikaner als politische Stiitze in seinen Kampfen mit dem Kaiser brauchte
und deshalb ihr geistiges Haupt noch nicht zu verbrennen wagte. so wurde der "Fall Eckehart"
von einem Ordensbruder untersucht, der ihn freisprach. (Ein solcher Freispruch ware nach
dem Unfehlbarkeitsdogma zu Beginn des "freien" 20. Jahrhunderts nicht mehr moglich
gewesen) Und doch schritt dann die Inquisition zu ihrem Werk. Am 24. Januar 1327 lehnt
Eckehart ihr Eingreifen als Willkiirakt ab und ladet seine Gegner fiir den 4. Mai 1327 vor den
Papst. Eine ahnliche Erklarung Eckeharts in der Dominikanerkirche zu Koln schlieBt mit den
Worten:"Ohne damit einen einzigen meiner Satze preiszugeben, verbessere ich und widerrufe
ich... alle die, von denen
[254] Eckeharts "Widerruf '
man imstande sein wird, nachzuweisen, daB sie auf fehlerhaftem Vernunftgebrauche
beruhen*."
Eckeharts Erklarung wurde ganz folgerichtig von den frommen Inquisitoren als "leichtfertig"
zuriickgewiesen. Ehe er aber zum Papst fahren konnte, starb er. Ob eines natiirlichen Todes,
oder durch Nachhilfe mit einem Piilverchen, ist unbekannt geblieben. Jedenfalls war die
starkste Kraft, die aus der romischen eine deutsche Kirche hatte machen konnen, gebrochen.
Eckeharts Tod war eine der groBten Schicksalsstunden Europas. Seine deutsche Religion
wurde hernach von Rom offiziell durch eine Bulle "verurteilt". Zunachst wurde nach
bewahrter Methode (um die Anhanger irre zu fiihren) Eckeharts "Widerruf als allgemeine
Abbitte hingestellt, wogegen Eckehart, im Gegenteil, bereit war, mit aller Macht seine Lehre
zu vertreten. Charakteristisch fiir seine Freiheit ist, daB er sich nicht auf kirchliche Lehrsatze,
ja nicht einmal auf die Bibel beruft (wie spater Luther), sondern allein auf die freie
Vernunfterkenntnis. Nach dieser ersten Falschung. "korrigierten" die frommen Anhanger
Roms den Meister Eckehart und reihten ihn als geistigen Schiiler des Thomas von Aquino
ein**.
* Vgl. Biittner: Predigten.
** Trotz des magischen Stoffes, den Thomas mitHilfe des Aristoteles in ein rationalistisches
System zu bringen hatte, und des dadurch bedingten Wider spruches in sich, soil die
Grofiartigkeit des Versuches und die Starke der geistigen Energie des Thomas nicht bestritten
werden. Thomas war, wie vielleicht nicht allgemein bekannt sein durfte, Langobarden. Die
Familie der Herren von Aquino riihmte sich dieser germanischen Abkunft und stand dem
grofiten Hohenstaufer, Friedrich IT, zur Seite. So Thomas von Aquino der Alter e, Graf von
Acerra, der als Statthalter von Syrien Friedrich den Weg ins "heilige Land" bahnte, den
Kaiser aufseinem ersten Ziig nach Deutschland begleitete, dann als besonderer Beauftragter
nach Sizilien geschickt wurde und spdter in Friedrichs Namen mit dem Papst unterhandelte.
Ferner Thomas II. von Aquino, ein anderer Statthalter Friedrichs und sein (Schwiegersohn,
der zusammen mit dem letzten Staufer Konrad unterging. - Der "hi Thomas " war offenbar
aus der Art geschlagen undfahnenfluchtig. Er stellte seinen Geist Rom zur Verfiigung, von
dem dieses noch heute zehrt. Im ubrigen war Thomas ein Schiller Albrechts von Bollstedt (des
Albertus Magnus) und des Iren Petrus von Hidernia.
[255] Beguinen und Begarden
Der auBeren Verwilderung des romischen Zentrums im 13. Jahrhundert entsprach eine
allgemeine Verlotterung der Geistlichkeit in alien Landern, die langst zum Gespott aller
Volker geworden ware, wenn nicht etliche fiihrende Personlichkeiten mit dem Einsatz ihres
ganzen Ichs die Lage immer wieder gerettet hatten. Als Reaktion gegen diese Verlumpung
bildeten sich im 13. Jahrhundert u. a. auch die Gesellschaften der Briider und Schwestem vom
freien Geist, in welchen sich die Vorlaufer der Mystik bemerkbar machten. Zusammen mit
ihnen wirkten die Beduinen und Begarden (Waidschiiler), jene Kreise, zu denen Meister
Eckehart nahe Beziehungen unterhalten hat. Diese fromme, aber unkirchliche Bewegung ging
(auBerhalb und innerhalb der Kirche) wie ein breiter Strom durch die deutschen Lande. Sie
griff vor alien Dingen einen Grundzug des vernichteten Arianismus wieder auf: die Religion
in der Landessprache zu lehren. Schon in diesem Punkt zeigte sich von allem Anfang an bis
auf heute der nie versiegende Kampf zwischen organischem Volkstum und romisch-
lateinischer Aufpfropfung. (Gregor VII. hatte es als Frechheit bezeichnet, sich wahrend des
Gottesdienstes der Landessprache zu bedienen.) Das echte Volksempfmden lehnte die firemde
lateinische Sprache ab, die doch nur als unverstandliche nachzuplappernde Zauberformel
angesehen und auch als solche verwendet wurde. Den Gebrauch der heiligen deutschen
Muttersprache trotzte die religiose deutsche Bewegung um die Mitte des 13. Jahrhunderts
dem volksfeindlichen Rom
[256] Eckehart als Lehrer des Deutschen
ab. Predigten und Lehrvortrage wurden nunmehr nicht lateinisch gesprochen, sondem in dem
zum Herzen gehenden Deutsch. Und der groBte Bahnbrecher fiir unser Wesen ist auch hier
Eckehart gewesen, den seine Schiiler und Nachfolger (u. a. Suso und Tauler) stets den
"seligen und heiligen Meister" nennen, Eckehart, wenn er auch viel lateinisch schreiben
muBte, hat die deutsche Sprache zuerst zur Sprache auch der Wissenschaft gemacht. Er hat
miihselig danach gerungen, die lateinische Satzbildung durch deutsche Wortpragungen zu
ersetzen; er war auch hier ein Ketzer, dessen Werk - zertreten und halb erdrosselt durch die
romische Kirche - erst Martin Luther wieder fortsetzte, und das so die Voraussetzung fur das
Bestehen des deutschen Volkstums schlechtweg schuf Heute predigen zwar auch die
katholischen Priester deutsch, aber die ganze Liturgie, die Spriiche und auch die Lieder und
Gebetsformeln muB ein Teil unseres schlichten Volkes immer noch in lateinischer Sprache
murmeln. Die Kirche kann diese Vergewaltigung nicht aufgeben, weil sie ihren unnationalen
Charakter wahren muB, die Volker aber diirfen diese heidnisch-fremden Uberbleibsel nicht
mehr dulden. Ob der Tibetaner seine Gebetsmiihle dreht, oder ein deutsches Bauerlein
lateinisch betet, ist grundsatzlich unterschiedslos, beides bedeutet nur mechanische Ubung im
Gegensatz zu echt religioser Vertiefung.
So entschwand denn, dank den romischen Falschungen, der eigentliche Eckehart den Augen
des deutschen Volkes. Zwar zog die religiose Welle weiter iiber die Lande Widukinds, den
Rhein hinunter und iiberall erstanden Bekenner der Freiheit der Seele: Suso und Tauler,
Ruysbroek und Grootes, Boehme und Angelus Silesius. Aber die groBte Seelenkraft, der
schonste Traum des deutschen Volkes war zu friih gestorben; alles spatere ist nur - von ganz
oben gesehen - ein Abglanz von Eckeharts groBer Seele. Aus seiner Mannlichkeit wurde
schwiilstiges
[257] Eckehart an unsere Zeit
Schwarmen, aus seiner kraftvollen Liebe wurde siiBe Verziickung. Nach dieser Richtung von
der Kirche unterstiitzt, miindete der Strom der verweichlichten,, Mystik" wieder im schoB der
romischen Kirche. Luthers Tat zersprengte schlieBlich die fremde Kruste, aber auch er fand,
trotz seiner Sehnsucht, nicht zu dem einen Seelengrunde Meister Eckeharts, nicht zu seiner
geistigen Freiheit zuriick. seine vom ersten Tage an unfreie Kirche verknocherte deshalb an
einer und versandete an der anderen Stelle. Die deutsche Seele muBte einen anderen Weg als
den kirchlichen suchen. sie schlug ihn ein in der Kunst. Als der Geist Eckeharts verstummte,
erwuchs die germanische Malerei, erklang die Seele J. S. Bachs, es kam Goethes Faust,
Beethovens "Neunte", Kants Philosophic...
Zum SchluB aber noch das Tiefste und Starkste aus Eckeharts Lehre. Etwas, was noch mehr
als alles andere seherisch an den Menschen u n s e r e r Zeit gerichtet erscheint.
Die Predigt vom "Gottesreich" beendigt Eckehart mit folgenden Worten: "Diese Rede ist
niemand gesagt, denn der sie schon sein nennt als eigenes Leben, oder sie wenigstens besitzt
als eine Sehnsucht seines Herzens. DaB uns dies offenbar werde, das helf uns Gott."
Nur an die seelisch Verwandten richten sich also alle seine Worte, an alle "inneren oder
adeligen Menschen" ergeht seine Lehre, und hier tritt dann ein Mysterium zutage, das erst
heute wieder zu neuem Leben geboren wird.
In einer Predigt (iiber 2. Kor. 1. 2) unterscheidet Eckehart zwischen dem Blut und dem
Fleisch. Unter Blut versteht er (wie er glaubt, mit St. Johannes) alles, "was im Menschen nicht
seinem Willen Untertan ist", also das im UnterbewuBtsein Wirkende, ein Gegenstiick zur
Seele. Und an anderer stelle sagt dann Eckehart (iiber Matthaus 10, 28): "Das Edelste, was am
Menschen ist, ist das
[258] Die Religion des Blutes
Blut - wenn es recht will. Aber auch das Argste, was am Menschen ist, ist das Blut - wenn es
ubelwill."
Damit ist das letzte erganzende Wort ausgesprochen worden. Neben dem Mythus von der
ewigen freien Seele steht der Mythus, die Religion des Blutes. Das eine entspricht dem
anderen, ohne daB wir wissen, ob hier Ursache und Wirkung vorliegen. Rasse und Ich, Blut
und Seele stehen im engsten Zusammenhange, fiir einen Bastard taugt Meister Eckeharts
Lehre nicht, ebensowenig fiir jene fremdartige Rassenmischung, die von Osten in das Herz
Europas eingesickert ist und das untertanigste Element Roms ausmacht. Eckeharts
Seelenlehre richtet sich an die Trager des gleichen oder verwandten Blutes, die ahnliches
Leben haben oder die Rede besitzen als "eine Sehnsucht ihres Herzens" - nicht an seelisch
Fremde und blutsmaBig Feindliche. Das erfordert aber auch eine umgekehrte Ablehnung. Hier
spricht Meister Eckehart dann das volkische Bekenntnis aus: "Kein GefaB kann zweierlei
Trank in sich bergen: soil es Wein halten, so muB man das Wasser ausgieBen, daB auch nicht
ein Tropfen bleibt." Und weiter:"Man soil anderer Leute Weise achten, und niemandes Weise
schmahen." "Unmoglich konnen doch alle Menschen nur einem Wege folgen." Und noch
welter: "Denn manchmal, was dem elnen Leben 1st, 1st des anderen Tod."
Das 1st das vollkommene Gegentell dessen, was die Klrche Roms (und schlleBllch auch
Wlttenbergs) uns lehrt. Sle will uns alle - ob WelB, ob Gelb, ob schwarz - auf elnen Weg, In
elne Form, unter eln Dogma zwlngen, und hat deshalb, als sle Macht wurde, unsere Seele,
unsere europalschen Rassen verglftet. Was Ihr Leben war, war unser Tod. DaB wlr nlcht
gestorben slnd, verdanken wlr nur der Macht der germanlschen Seele, die den endgiiltlgen
Sleg Roms (und Jerusalems) blsher verhlndert hat. In Melster Eckehart kam die nordlsche
[259] Eckehart und Goethe
Seele zum erstenmal ganz zum BewuBtseln Ihrer selbst. In seiner Personllchkelt llegen alle
unsere spateren GroBen gebettet. Aus seiner groBen Seele kann - und wlrd - elnmal der
deutsche Glaube geboren werden.
Am umfassendsten trltt die. Seelenverwandtschaft mlt Eckehart bel Goethe zutage. Auch seln
ganzes Daseln wurzelte In der Frelhelt der Seele, zuglelch aber Im Bekenntnls zum
schopferlschen Leben. Dlese Selte hat der Kiinstler naturgemaB noch vlel bestlmmter betont
als der religiose Mystlker. Goethes ganzes Leben war eln Wlegen zwlschen zwel Welten;
wenn Ihn die elne ganz gefangen zu nehmen drohte, fliichtete er slch leldenschaftllch In die
andere. sprach Melster Eckehart von der " Abgeschledenhelt" elnerselts und dem "Werk"
andererselts, so nennt Goethe dlese belden Zustande mlt Vorllebe Sinn und Tat. Der "Sinn"
bedeutet das Abstrelfen der Welt, die Ins Unendllche gehende Erwelterung der Seele, die
"Tat" die auf elne Schopfung In dleser Welt hlnausgehende Arbeit. Glelch Melster Eckehart
hat Goethe das Gesetz unseres Daselns Immer wleder betont: daB Sinn und Tat rhythmlsch
abwechselnd slch bedlngende und slch gegenseltlg stelgernde Wesenhelten des Menschen
slnd; daB elns aufs andere hlnwelst, es erst erkennen und schopferlsch werden laBt. "Slch von
der Welt zuriickzlehen und der Selbstschau leben, fordert nlcht elnmal unsere
Selbsterkenntnls: "slch selbst kann man elgentllch nur In der Tatlgkelt beobachten und
erlauschen". Wer slch zum Gesetz mache, das Tun am Denken und das Denken am Tun zu
priifen, der konne nlcht Irren und Irre er, so werde er bald auf den rechten Weg zuriickfmden.
Der "Sinn" nun, der In uns Indoeuropaern Immer eln vorwaltendes Organ gewesen 1st, braucht
kelne bestandlge Anspomung, und darum fmden
[260] Sinn und Tat
wlr auch bel Goethe wenlger Aufmunterungen nach dleser Rlchtung. Um so fester betont er
dagegen die Beschrankung, die Tat. "Ich bekenne, daB mlr von jeher die groBe, so bedeutende
kllngende Aufgabe: erkenne dlch selbst, Immer verdachtlg vorkam, als elne List
gehelmverbiindeter Prlester, die die Menschen durch unerrelchbare Forderungen verwlrren
und von der Tatlgkelt gegen die AuBenwelt zu elner Inneren falschen Beschaullchkelt
verlelten wollen. Der Mensch kennt nur slch selbst, Insofem er die Welt kennt, die er nur In
slch und slch nur In Ihr gewahr wlrd. Jeder neue Gegenstand, wohl beschaut, schlleBt eln
neues Organ In uns auf" "Seelenlelden, In die wlr geraten, sle zu hellen, vermag der Verstand
nlchts, die Vernunft wenlg, entschlossene Tatlgkelt dagegen alles."
In immer neuer Form kann Goethe sich nicht genug tun, unermiidlich auf die belebende Tat
hinzuweisen; selbst aufs bescheidene Handwerk. Der groBte Hymnus auf menschliche
Tatigkeit ist Faust. Nach Umschiffung und Durchdringung aller Wissenschaft, alles Liebens
und Leidens, wird Faust befreit durch die Tat. Dem immer ins Unendliche strebenden Geiste
war die beschrankende Tat, das Abdammen einer Wasserflut als Nutzdienst fiir den Menschen
der SchluBstein des Lebens, die letzte Stufe zum Unbekannten. Der Adel der Tat gipfelt in
dem Kunstwerk: "Des echten Kiinstlers Lehre schlieBt den Sinn auf, denn wo die Worte
fehlen, spricht die Tat."
"Wer Bedingung friih erfahrt, gelangt bequem zur Freiheit." "Es darf sich einer nur fiir firei
erklaren, so fiihlt er sich den Augenblick als bedingt, wagt er sich als bedingt zu erklaren, so
fiihlt er sich frei." "Ein Meister ist, der einsieht, daB Beschrankung auch fiir den groBten Geist
eine notwendige Stufe zur hochsten Entfaltung darstellt." "Wie kann man sich kennen lernen:
Durch Betrachten niemals, wohl aber durch Handeln. Versuche deine Pflicht
[261] Die "zwei Welten" Goethes
zu tun, und du weiBt gleich, was an dir ist. Die Pflicht aber ist die Forderung des Tages."
"Fiir den Menschen ist es ein Ungliick, wenn sich irgendeine Idee bei ihm festsetzt, die keinen
EinfluB ins tatige Leben hat oder ihn wohl gar vom tatigen Leben abzieht."
"... nach meiner Meinung ist Entschiedenheit und Folge das Verehrungswiirdigste am
Menschen." "Es ist immer ein Ungliick, wenn der Mensch veranlaBt wird, nach etwas zu
streben, mit dem er sich durch eine regelmaBige Selbsttatigkeit nicht verbinden kann."
Darum kann auch der geringste Mensch " komplett" sein, wenn er sich "innerhalb der
Grenzen seiner Fahigkeiten und Fertigkeiten bewegt". "An und in dem Boden fmdet man fiir
die hochsten irdischen Bediirfnisse das Material, eine Welt des Stoffes, den hochsten
Fahigkeiten des Menschen zur Bearbeitung iibergeben, aber auf jenem geistigen Wege
werden immer Teilnahme, Liebe, geregelte freie Wirksamkeit gefunden. Diese beiden Welten
gegeneinander zu bewegen, ihre beiderseitigen Eigenschaften in der voriibergehenden
Lebensgestalt zu manifestieren, das ist die hochste Gestalt, wozu sich der Mensch auszubilden
hat."
Als Goethe sich in Rom an alien Sinnen gesattigt hat, schreibt er: "Ich mag nun gar nichts
mehr wissen, als etwas hervorzubringen und meinen Sinn recht zu iiben." Gleich darauf aber
heiBt es: "Es geht mit mir eine neue Epoche an. Mein Gemiit ist nun durch das viele Sehen
und Erkennen so ausgeweitet, daB ich mich auf irgendeine Arbeit beschranken muB." An
einer anderen Stelle sagt er zusammenfassend: "Ich hatte in meinem ganzen Leben dichtend
und beobachtend, synthetisch und analytisch verfahren, die Systole und Diastole des
menschlichen Geistes war mir ein zweites Atemholen."
Als Schiller stirbt, sagt er, um seiner Verzweiflung Herr zu werden: "Als ich mich ermannt
hatte, blickte ich
[262] Mystik und Mechanistik
mich nach entschiedenen Tatigkeiten um", und als er 1823 von schweren Seelen- und
Korpemoten geplagt wurde, als er seinen Sohn verloren hatte, da ruft er seinen Sinn, der sich
schon ins Jenseits zu verlieren schien, zuriick: "Und nun iiber Graber vorwarts."
Dieser Seelenzustand Goethes gleicht im wesentlichen dem wirklichen Leben aller GroBen
des nordischen Abendlandes. Ein Leonardo zaubert in seine hi- Anna, in die Augen des
Johannes des Taufers, in das Antlitz Christi eine ungreifbare iibersinnliche Welt und zugleich
ist er Ingenieur, kiihlster Techniker, der nicht genug ersinnen konnte, um sich die Natur auch
mechanisch dienstbar zu machen. Von vielen Spriichen Leonardos konnte man meinen, sie
seien dem Munde Goethes entsprungen. Bei Beethoven tritt nach tiefster mystischer
Entriickung plotzlich ein leuchtendes Scherzo auf und das ergreifendste Lied der
Abgeschiedenheit ist die Symphonie an die Freude. Beethoven, der in seinen Traumen zu
verschwinden schien, er sprach zugleich das Wort des dynamischen Abendlanders:
"Kraft ist die Moral der Menschen, die sich vor anderen auszeichnen; sie ist auch die
meinige"; dem "Schicksal in den Rachen greifen", stellte er als sein Ziel auf. Dasselbe
wuchtige Nebeneinander macht auch Michelangelos Personlichkeit aus: man lese seine
Sonette an Victoria Colonna und trete dann vor seine Sibyllen und den weltverdammenden
Christus. Auch hieran wird uns klar, daB abendlandische Mystik nicht das Leben ausschlieBt,
sondern, im Gegenteil, sich das schopferische Dasein als Partner gewahlt hat. Um sich zu
steigern, bedarf es des Gegensatzes, je heroischer die Seele, um so machtiger das auBerliche
Werk; je abgeschlossener die Personlichkeit, um so verklarter die Tat.
Das germanische dynamische Wesen auBert sich nirgends in Weltflucht, sondern bedeutet
Weltiiberwindung, Kampf
[263] Germanischer Forscherwille
Und zwar auf zweierlei Weise: religios-kiinstlerisch-metaphysisch und luziferisch-empirisch.
Keine Rasse hat in dieser Weise Forscher iiber Forscher iiber den Erdball gesandt, welche
nicht bloB Erfmder, sondern in wirklichem sinne Entdecker waren, wie das nordische
Abendland: d. h. Manner, die das Gefundene in ein Bild der Welt umformten. Die dunkelsten
Kontinente, die kaltesten Pole, die tropischen Urwalder und die nacktesten Steppen, die
femsten Meere und die verborgensten Fliisse und Seen sind gefunden und die hochsten Berge
sind iiberwunden worden. Die Sehnsucht so vieler Manner aller Zeiten und Volker, den Raum
zu durchfliegen, erst im Europaer wurde diese Sehnsucht zur Kraft, die zur Erfmdung fiihrte.
Und wer nicht im Auto, im EisenbahnexpreB die luziferische, gewaltsam Raum und Zeit
iiberwindende Macht spiirt, wer nicht inmitten von Maschinen und Eisenwerken, mitten im
Ineinandergreifen von tausend Radern diesen Pulsschlag der empirischen Weltiiberwindung
fiihlt, der hat eine Seite der germanisch-europaischen Seele nicht begriffen und wird dann
auch die andere - mystische - Seite nie verstehen. Man denke an des hundertjahrigen Fausts
plotzlichen Ausruf
Die wenig ' Bdume nicht mein eigen
Verderben mir den Weltbesitz. -
Hier spricht nicht die Gier, den Besitz zum Wohlleben auszubeuten, sondern der Drang des
Herm, "der im Befehlen Seligkeit empfmdet."
Es ist zwischen luziferisch und satanisch zu unterscheiden. Satanisch bezeichnet die
moralische Seite der mechanistischen Weltiiberwindung. sie wird diktiert durch rein triebhafte
Motive. Das ist die jiidische Einstellung zur Welt. Luziferisch ist der Kampf um Unterjochung
der Materie, ohne den subjektiven Vorteil als treibendes Motiv zur Voraussetzung zu haben.
Das erste entspringt einem
[264] Die Weisheit Lao-tses
unschopferischen Charakter, wird folglich nie etwas finden, d. h. entdecken, auch nie wirklich
erfinden; das zweite bezwingt Naturgesetze mit Hilfe von Naturgesetzen, spiirt ihnen nach
und erbaut Werke, den Stoff sich gefiigig zu machen.
DaB die luziferische Weltiiberwindung unschwer eine satanische werden kann, ist leicht zu
begreifen; weshalb notwendig in einem vomehmlich luziferischen Zeitalter, wie das im
Weltkrieg untergegangene eines war, das Judentum doppelt leichten Eingang und
Wucherungsmoglichkeiten erhielt.
8.
"Ruhe ist hoher als Regung. Schwaches zwingt Starkes. Weiches zwingt Starres." In diesen
Worten liegt die Stimmung einer ganzen Kultur, die Seele der chinesischen Rasse, verkorpert
in Li-Pejang (Lao-tse), der vor 2500 Jahren lebte und doch zu uns spricht, wie ein miider
Weiser von heute. Kein Mensch wird das Tao-Te-King lesen, ohne sich von einem Hauch
echtesten Wesens umwoben zu fiihlen. sich ihm hinzugeben gehort zu den schonsten
Erlebnissen einer gelosten, weichen Gemiitsverfassung: der Mensch bescheide sich mit der
unabanderlichen Bahn; er wird diese ganz aus sich heraus gehen, er soil nicht tun, denn das
Schicksal bringt ihn allein auf den rechten Weg der Ruhe, der Giite. Der Mensch erstrebe
nicht das Wesen des Menschen zu ergriinden. Er wisse nur eines: "Die Vernichtung des
Leibes ist kein Verlust. Dies ist Unsterblichkeit." Vor jedem UbermaB hiite man sich und
friedlich und ruhig lachelnd gehe man den geheimnisvoll vorgeschriebenen Schicksalsweg.
Die Freude an Lao-tse Weisheit ist die Sehnsucht nach einem seelischen und geistigen
Gegenpol. sie ist aber keine Ubereinstimmung und nichts ist falscher, als uns die
[265] Deutschfeindliche Talmudmoral
Weisheit des Ostens als auch uns gemaB oder gar als eine uns iiberlegene zu preisen, wie es
miide und innerlich rhythmenlos gewordene Europaer heute zu tun belieben. Noch ein anderer
Kontrast.
Beim Studium der Geschichte und des Schrifttums der luden fmdet man fast nichts als
emsige, endlose Geschaftigkeit, ein ganz einseitiges Zusammenballen aller Krafte auf
irdisches Wohlergehen. Aus dieser, man kann sagen, fast amoralischen Geistesanlage stammt
denn auch ein Moralkodex, der nur eines kennt: den Vorteil des luden. Daraus folgt die
Zulassung , ja Genehmigung des Uberlistens, des Diebstahles, des Totschlags. Es folgt daraus
der religios und sittlich zugelassene Meineid, die Talmud- "Religion" des "gesetzlichen"
Luges. Alle natiirlich-egoistischen Anlagen erhalten einen EnergiezuschuB durch die sie
zulassende "Sittlichkeit". Wenn bei fast alien Volkern der Welt religiose und sittliche Ideen
und Gefiihle der rein triebhaften Willkiir und Ziigellosigkeit sich hemmend in den Weg
stellen, bei den luden ist es umgekehrt. so sehen wir denn seit 2500 Jahren das ewig gleiche
Bild. Gierig nach Giitern dieser Welt, zieht der Jude von Stadt zu Stadt, von Land zu Land
und bleibt dort, wo er am wenigsten Widerstand fur geschaftige Schmarotzerbetatigung
fmdet. Er wird verjagt, kommt wieder, ein Geschlecht wird erschlagen, das andere beginnt
unbeirrbar das gleiche Spiel. Gaukelhaft halb und halb damonisch, lacherlich und tragisch
zugleich, von aller Hoheit verachtet und sich doch unschuldig fuhlend (well bar der Fahigkeit,
etwas anderes verstehen zu konnen, als sich selbst), zieht Ahasver als Sohn) n der Satan-Natur
durch die Geschichte der Welt. Ewig unter anderen Namen und doch immer sich gleich
bleibend; ewig die Wahrheit beteuernd und immer liigend; ewig an seine "Mission" glaubend
und doch von vollkommener Unfruchtbarkeit und Zum Parasiten verdammt, bildete der ewige
Jude den
[266] Verschiedene rassisch-seelische Dynamik
femsten Kontrast zu Jajnavalkya, Buddha, Lao-tse. Dort Ruhe, hier Geschaftigkeit; dort Giite,
hier Durchtriebenheit; dort Friede, hier abgrundtiefer HaB gegen alle Volker der Welt; dort
ein Allverstehen, hier vollendetes Unvermogen und Verstandnislosigkeit.
Gleich weit entfernt von beiden Gegensatzen steht die nordische Idee, aber nicht, als ob sie
sich zwischen ihnen befinde, sondem sie liegt auBerhalb der jene verbindenden Linie. Denn
die Ruhe Goethes ist nicht die Ruhe Lao-tse und die Tat Bismarcks ist nicht die Tatigkeit
Rothschilds. Die germanische Personlichkeit hat nicht ein Stiick von chinesischer Ruhe und
ein Stiickchen jiidischer Geschaftigkeit (wohlverstanden die Personlichkeit, nicht die Person),
vielmehr ist das manchmal auBerlich Ahnliche durch Krafte bestimmt und auf Ziele gerichtet,
die (soviel man nach genauester Priifung behaupten kann) von denen des Chinesen und des
luden grundverschieden sind.
Auch der nordische Mensch glaubt tief an eine ewige Gesetzlichkeit der Natur; auch er weiB,
daB er an diese Natur gebunden ist. Er verachtet sie auch nicht, sondern nimmt sie als
Gleichnis eines Ubematiirlichen. Aber er sieht zugleich auch in der Nichtnatur, in der
Personlichkeit, nicht eine Willkiir, er begniigt sich nicht damit, an die Unsterblichkeit als
solche zu glauben, er staunt vielmehr bei jeder Selbstbetrachtung iiber das Ewig-Eigenartige
seines nicht natiirlichen Ichs. Er fmdet auch bei jedem anderen ein verschieden geartetes
inneres Wesen, ebenso in sich abgeschlossen, einen ebenso reichen, beziehungsreichen
Mikrokosmus. Wenn Li-Pejang sagt, der Vollendete stoBe nicht mit den "Anderen"
zusammen, well sie beide die gleiche Richtung hatten, so liegt fiir nordisches Gefiihl hier eine
Gleichgiiltigkeit vor, die den auf derselben Bahn befmdlichen Wanderer achtlos beiseite
liegen laBt und still fur sich allein gehen will. Hier stehen wir denn vor der Frage, ob diese
scheinbar schone groBe Ruhe
[267] Moral und Metaphysik
des Chinesen nicht eine innere Regungslosigkeit der Seele bedeutet, nur die Kehrseite des
wenig lebendigen Inneren.
Auch der Inder lehrte, daB "der Andere" die gleiche Bahn zu Ende gehe. Er glaubte zu jedem
Geschopf dieser Welt das "groBe Wort" "das bist auch Du" sagen zu konnen, aber das
Schwergewicht seiner metaphysischen Anschauung liegt den SchluBfolgerungen der Chinesen
fern. Li-Pejang widmet sich der moralischen Seite unseres Wesens und laBt die metaphysische
auf sich beruhen. Er predigt Ehrlichkeit gegen Ehrliche und gegen Nicht-Ehrliche, Liebe zum
Freunde und zum Nicht-Freunde. Das sei die rechte Giite, in dieser Beziehung seien die edlen
Menschen gleichgerichtet. Der Inder geht ganz in der metaphysischen Seite des
Menschen auf Er legt ein derart groBes Gewicht auf sie, daB er in letzter Konsequenz zu der
auch ausgesprochenen Anschauung gelangt, die Tat als solche konne einem Wissenden, des
Atman-Brahman Teilhaftigen, nichts anhaben. Er wird "nicht durch das Werk befleckt, das
bose". Alles Fleischliche sei sowieso nur Trug und Schein, was mit ihm geschehe,
gleichgiiltig. Das ist die letzte Konsequenz Indiens.
Li-Pejang lehrt die Untatigkeit, well die "Bahn und der rechte Weg" jedem Menschen aus
dem Innersten vorgeschrieben seien und er durch suchen, Forschen, Tun nur Zwist und Unheil
stiften wiirde. Indien fordert Tatenlosigkeit aus der Einsicht heraus, daB sie auf das
metaphysische sein des Menschen ohne jeden EinfluB bleibe. Hier sind gmndverschiedene
Seelen am Werke. Von der Gleichheit der "guten Menschen" zu fabeln wird zum Verbrechen.
Es ist tausendmal schoner und erhabener, zu sehen, mit welchem Seelenreichtum wir auf
diese Welt gekommen sind, wie auf verschiedenen stellen der Erde verschiedene Seelen am
Werke sind, sich stammelnd auszudriicken. Es ist ein groBer Fehler, hier als Fremder storend
eingreifen zu wollen und zu versuchen, Kontraste
[268] Geschichte als Charakterverwirklichung
zu verwischen. selten, daB ein in groBerem MaBstabe durchgefuhrtes Zusammengehen und
Verschmelzen verschiedener Seelen und Rassen etwas schoneres zur Folge hat. Meist tritt
Verkiimmerung ein. Mit so hohen Absichten z. B. einst begeisterte Missionare nach Indien
und China gegangen sein mogen, so haben sie doch nur eine Eigenentwicklung gestort. Aber
ebenso miissen wir uns wehren, wenn heute Manner kommen und iiber das Wesen der GroBen
des Abendlandes zu lacheln beginnen, indem sie auf Indien, China hinweisen als auf das
GroBte, an dem wir irregehenden Europaer uns aufzurichten hatten. So schon Jajnavalkya
spricht, so schmeichelnd Lao-tse Tone auf uns eindringen: geben wir diesen Klangen dauernd
Raum, so sind wir seelisch verloren. Wir gehen entweder u n s e r e n Weg, oder wir fallen in
Chaos, Raserei, in den Abgrund.
Wir wissen: wir haben alle eine Richtung: die Sehnsucht aus "dem Dunkeln ins Helle", aus
Erdenfesseln zu einem unbekannten Ewigen. Aber wir geben uns durchaus nicht damit
zufrieden, zu wissen, daB wir, sei es in moralischer oder metaphysischer Hinsicht, denselben
Weg eingeschlagen haben, sondern uns interessiert das W i e unseres Fiihlens und Denkens.
Der Chinese hat eine tausendbandige Geschichte, die keine Geschichte ist, sondern
aufzahlende Chronik; bis in die kleinsten Einzelheiten scheint dem Erzahler alles wichtig. Der
Inder hat dieser Zeitlichkeit iiberhaupt keine rechte Aufmerksamkeit zugewendet. Er hat keine
wirkliche Chronik, aber auch keine Geschichte. Er hat nur Sagen und Gesange und Hymnen.
Eine Entwicklung suchte weder der eine noch der andere. Der eine hatte die Auswicklung der
Personlichkeit, sei es eines Menschen oder eines Volkes iiberhaupt nicht begriffen, der andere
sah sie als Schein und somit als unwichtig an.
Es erschien der germanische Mensch in der Weltgeschichte.
[269] Tat, d. h. seelisch geformte Kraft
Er umschiffte die ganze Erde; er entdeckte Millionen Welten; er grub in tropischer
Sonnenhitze uralte, langst vergessene Stadte aus; er forschte nach Dichtungen, nach
sagenhaften Burgen; er entzifferte mit unsagbarer Miihe Papyrusrollen, Hieroglyphen und
Tonscherbeninschriften, er untersuchte tausendjahrigen Mortel und Steine auf ihre
Bestandteile; er lernte alle Sprachen der Welt; er lebte unter Buschmannem, Indianem,
Chinesen und formte sich ein mannigfaches Bild der Volkerseelen Er sah Technik, Industrie,
Philosophic, Moral, Kunst und Religion aus Anfangen verschiedenster Art zu Werken
unterschiedlicher Natur heranwachsen: er begriff Personlichkeit, well er selbst eine war. Er
faBte das Tun der Volker als Tat auf, d. h. als geformte seelische Kraft, als Ausdruck eines
eigenartigen Innern. Er hatte nicht nur Interesse dafiir, daB Menschen so oder so gedacht und
gehandelt hatten, sondern er ruhte nicht eher, als bis er die inneren Krafte, die dazu fiihrten,
wenigstens ahnen gelemt hatte. Das Bemiihen, das lange Zeit so beliebt war, die Chinesen
und die Deutschen zu vergleichen, well beide Volker von einer Sammelwut und
Registrierungssucht besessen seien, bleibt ganz an der Oberflache. An einzelnen
Absonderlichkeiten darf man eine Volksseele nicht messen, sondem an Leistungen. Und da
sehen wir den Chinesen einen Katalogisierer bleiben, den Deutschen jedoch als Herrn der
Geschichtswissenschaft (wenn man dies Wort iiberhaupt brauchen darf) und der Philosophie;
d. h. das sammeln war einmal Zweck, das andere Mai Mittel. Das Ende war einmal
mechanisches Aneinanderreihen, das andere Mai ein Bild der Welt. Und das ist der
Unterschied.
Es ist auch sehr oberflachlich, wenn einfach gesagt wird, wie im genannten besonderen Falle,
die Deutschen seien von anderen Volkern oder Rassen dadurch verschieden, daB sie ein Volk
mit Begabung fiir Geschichte waren.
[270] Deutungen der Personlichkeit
Vielmehr liegt hier etwas anderes vor. Weil der Germane, besonders der Deutsche, im tiefsten
Innem Wert und Wiirde der Personlichkeit fiihlte oder doch bewuBt ahnte; well er empfand,
wenn sie sich irgendwo entfaltete oder verkiimmerte, deshalb, aus einem lebendigen Gefiihl,
aus groBter Aktivitat der Seele zog es ihn, seinen Mitmenschen zu beobachten, zu erforschen,
zu ergriinden. Deshalb verstand er Geschichte als die Entwicklung einer Volkspersonlichkeit,
deshalb suchte er unter Schutt und Triimmern der Jahrtausende nach Zeugnissen einer
Menschenkraft.
Hier sind wir dann bei einem der Urphanomene angelangt, die weder zu erklaren, noch zu
erforschen sind.
Weil der germanische Geist instinktiv die Ewigkeit und Unverlierbarkeit der Personlichkeit
fiihlt, well er nicht die Einsicht verficht, "alles bist auch du", so lebte in ihm fast ganz allein
die Sehnsucht, die Manifestationen anderer fremder Personlichkeiten zu erforschen. Der
Grieche kiimmerte sich um seine Vorzeit nicht, well er Gegenwartsmensch, Person war; der
Inder hatte keine Geschichte, well er Zeit, Entwicklung, Personlichkeit - alles als Phantom
ansah; der Chinese sammelte alle Daten seiner Vergangenheit bis zum Alltag des Herrn der
Mitte, er sammelte Daten der Person, er deutete nicht Wirklichkeiten der Personlichkeit;
ahnlich der sich mumifizierende Agypter. Die bewuBte Auffassung irgendeiner Kultur als
Ausdruck eines nie Dagewesenen und nie Wiederkommenden, eines geheimnisvoll
Eigenartigen, das ist die tat-mystische Grundstimmung des nordisch-germanischen Geistes.
Deshalb konnten Europaer Hieroglyphen und babylonische Tonscherben entziffem; deshalb
setzten ganze Geschlechter ihre Schaffenskraft fur Ausgrabungen in Griechenland, Agypten,
am Ganges und am Euphrat daran, um ein Wesen zu suchen und zu deuten. Bedeutete der
europaische Geist Formen der Person (Griechen), so ware
[271] Der einsame Europaer
nie diese organische Ausweitung und organische Zusammenballung zustandegekommen. Man
nennt das
faustische Seele und meint damit das Streben nach Unendlichem auf jedem Gebiete. Dem
zugrunde aber liegt die sonst nirgends in der Welt mit gleicher Starke gefuhlte Einzigartigkeit
und Wiirde der Personlichkeit.
Aus dieser Ehrfurcht heraus konnte ein Herder die Stimmen der Volker von Indien bis Island
sammeln, ein Goethe uns Persien vorzaubem; konnten germanische Gelehrte die
Verwirklichungen der so fernen und so oft wieder so nahen indischen Seele vorfiihren
(Miiller, Deussen usw.). Ein beziehungsreiches Weltbild im Kontrast gezeichnet und dadurch
mit hohem BewuBtsein empfunden, rollt sich vor unserem geistigen Blicke auf. Alles steht
eigenartig gefarbt und gestaltet da, geahnt und fremd zugleich, und inmitten und daneben
stehe ich, der nordische Mensch, das BewuBtsein gewordene personliche, als das letzte
Mysterium des Daseins - einsam. Diese innere Stimmung oder dieses BewuBtsein ist der
letzte Grund des Abgebrochenen, Fragmentarischen, Verlassenen, Unendlich-Fernen in der
ganzen europaischen Kultur. Don Quichote, Hamlet, Parzival, Faust, Rembrandt, Beethoven,
Goethe, Wagner, Nietzsche, sie alle haben dies gelebt, gesagt, geschopft oder sind Zeugnisse
dieses Erlebens. Und so wachst auch hier der nordische Begriff der Tat zu etwas ganz
anderem aus, als was ein Lao-tse unter "Tun" verstand und was einem Buddha als schadlich,
well leidenbringend, erschien. Noch mehr geschieden ist die Idee der Tat von der jiidischen
emsigen Tatigkeit, die stets einen rein irdischleiblichen Zweck als Triebfeder aufweist. Tat ist
fiir den Abendlander der Ausdruck eines inneren Wesens in einer Seelen-Entwicklung ohne
irdischen Zweck, also eine Form unserer Seelenaktivitat. Indem wir dieser folgen, leben wir
erst wirklich hier auf Erden und fiir ein Hoheres. Wir schreiben der Tat eine Wiirde zu, die
uns allein zu
[272] Tat, Mystik und Leben
uns selbst fiihrt. Hier erinnere ich an das tiefste Wort Goethes: "Jede Tat, wohl beschaut, lost
eine neue Fahigkeit in uns aus."
Es spricht hier eine ganz andere Seele als im Tao-Te-King; sie ist aber auch grundverschieden
von der, welche den vierfach heiligen Pfad gelehrt hat. Lao-tse verwirft die Tat, well sie mit
dem Tun zusammengehen miisse; Buddha fiirchtet gleichfalls das Leiden. Ein Goethe nimmt
aber auch das Leiden mit, sieht es sogar als notig, als erhebend an ("Wer nicht verzweifeln
kann, der soil nicht leben"), er fmdet gleich dem groBen Meister Eckehart in einem einzigen
Augenblick der seelenerweiternden Seligkeit, im Erleben der schopferischen Tat das ganze
Leiden erkauft und iiberwunden. Mit dieser Seelenkraft laBt sich schlechthin gar nichts
Vergleichen. sie ist urgewaltig, gar nicht still und noch weniger ergeben lachelnd, sondern mit
weiten Fittichen sich iiber alles Irdische erhebend.
Betrachtet man weniger das auBere Leben, sondern die innere Sehnsucht eines Volkes, wie sie
sich in seinen GroBten ausspricht, so kann man, kurzgefaBt sagen: dem Chinesen ist Ruhe die
Uberwindung des Tuns, um ohne bewuBtes Handeln den Schicksalsweg zu gehen; dem Inder
bedeutet Ruhe die Uberwindung des Lebens, die erste Stufe des Hiniibergehens in das Ewige;
des Juden Ruhe ist das Lauern auf eine, stoffliche Erfolge versprechende Tatigkeit; die Ruhe
des nordischen Menschen ist Sammlung vor der Tat, ist Mystik und Leben zugleich. China
und Indien wollen auf verschiedene Weise einen Pulsschlag des Lebens iiberwinden, beim
Juden ist Ruhe nur eine Folge auBerer Umstande, der Nordlander hingegen will innerlich
bedingten, organischen, schopferischen Rhythmus. Es sind natiirlich nur Wenige, die diesen
nordischen Rhythmus durchs ganze Leben, durch ihr ganzes Werk
[273] Der europaische Daseinsrhythrnus
durchzusetzen vermogen. Aber deshalb sind sie fiir uns die GroBten unseres Geistes und
unserer Rasse.
In einigen unserer GroBen atmet dieser Rhythmus - bei aller Leidenschaftlichkeit im
einzelnen - in machtigen weiten Ziigen. Das ist das Werk Leonardos, Rembrandts, Bachs,
Goethes. Bei anderen ging dieser Pulsschlag heftiger, plotzlicher, dramatischer vor sich. Das
sagt uns das Werk Michelangelos, Shakespeares, Beethovens. Und Immanuel Kant, der so
vielen als die verkorperte MaBigkeit selbst erscheint, betont als seine tiefste Uberzeugung,
daB nur durch Uberschwanglichkeit, d. h- hochste seelische Tatbereitschaft, ein groBes Werk
geschaffen werden konne. Das war ein zartes Selbstbekenntnis. Man hort deshalb auch aus
dem Werk des Weilen von Konigsberg den weiten Fliigelschlag der nordischen Seele: "Die
Menge merkt nicht, daB der Philosoph begeistert ist."
So stehen denn, auch was das Verhaltnis zur Tat anbetrifft, die seelischen Richtungen
verschiedener Volker klar vor unseren Augen. Die sonst verschiedenen Chinesen und Inder
auf einer Seite, der Jude als Gegensatz und Widerspruch (nicht geistiger Antipode!), und
auBerhalb ihrer der nordisch-germanische Mensch als (in dieser Frage) Antipode beider
Richtungen, beide Pole unseres Daseins: Mystik und Lebenstat umspannend, getragen von
einem dynamischen Lebensgefiihl, befliigelt vom Bekenntnis zum freischopferischen Willen
und der adeligen Seele. "Mit sich selbst eins werden" wollte Meister Eckehart. Und das
wollen endlich auch wir.
Der Mythus des 20. Jahrhunderts
Alfred Rosenberg
[277] bis [322]
Zweites Buch:
Das Wesen der germanischen Kunst
Das Kunstwerk ist die lebendig
dargestellte Religion.
Richard Wagner.
I. Das rassische Schonheitsideal
1.
Die Zeiten des Virtuosentums gehen ihrem Ende entgegen. Wir sind es miide geworden, uns
immer wieder nur reizen und blenden zu lassen; wir haben iibergenug von der nervosen
Mache der letzten Jahrzehnte; wir hassen den unerhorten technischen Aufwand alles dessen,
was sich heute noch als Kunst bezeichnet. Wir fiihlen, daB die Zeit des Intellektualismus als
Erscheinung, die sich anmaBte, Kulturgeltung zu besitzen, im sterben liegt; daB die
Wahrsager, die ihn uns als Zukunft, als Ende unserer europaischen Kultur verkiinden, bereits
Propheten einer iiberlebten Vergangenheit sind. Diese Manner, innerlich Zermiirbt, hatten
schon ehe sie dachten und schrieben, den Glauben verloren. Deshalb muB ihre Philosophic
und Geschichtsbetrachtung auch in einem Unglauben enden. Unsere Zeit des Sterbens und
Werdens verschlingt ihre Werke mit Gier: die schwachen werden gebrochen, die Starken
fiihlen ihren Glauben und Widerstand wachsen
Die Abkehr vom theoretischen Materialismus in Wissenschaft und Kunst kann man als
innerlich vollzogen betrachten, der Pendelschlag nach der anderen Richtung (Theosophie,
Okkultismus usw.) ist schon im Schwunge; die Richtung unseres Wesens fangt hierzu als
Kontrast zu beiden Stromungen allmahlich wieder an lebendig zu werden.
Auch die Zeit der dickbandigen Asthetiken ist voriiber. Die iiberwiegend zergliedemde Arbeit
auf alien Gebieten
[278] Die "allgemeine" Aesthetik
hat uns auch eine lange Reihe sich bis ins feinste verastelnder Werke iiber das Wesen der
Kunst und die aesthetische Empfindung beschert. Eine ungeheure geistige Arbeit liegt hier
aufgespeichert, aber kein Mensch liest heute Zimmermann, Hartmann, ja, kaum noch
Fechner, Kiilpe, Groos, Lipps, Miiller-Freienfels, Moos und viele andere. Winckelmanns und
Lessings Anschauungen versteht niemand
mehr in das heutige Denken einzufiigen, Schiller, Kant und Schopenhauer verehrt die
Allgemeinheit fast nur dem Namen nach. Nicht deshalb, well wir nicht in ihren Werken die
tiefsten Gedanken finden wiirden, sondem well wir sie als Ganzes auf dem Gebiet der
Kunstbetrachtung nicht mehr zu verwenden vermogen. sie schauen alle fast nur nach
Griechenland und sprechen alle noch von einer angeblich moglichen allgemeinen
Asthetik. Und wenn sie die Unterschiede der Kiinste verschiedener Volker feststellen, so tritt
ihr theoretisches Denken - dieses Denken, das wir als die Philosophic des 18. Jahrhunderts
bezeichnen - in Widerspruch mit ihren eigenen Werken, oder vergewaltigt die
Kunsterzeugnisse des eigenen Volkes. Der Widersprach zwischen Theorie und Tat lebt
ebenso in Goethe wie in Schiller und Schopenhauer. Die groBe Schuld der ganzen Asthetik
des 19. Jahrhunderts hat darin bestanden, daB sie nicht an die Werke der Kiinstler ankniipfte,
sondem ihre Worte zerlegte. sie hatte nicht bemerkt, daB Goethes Bewunderung des formal
tiichtigen Laokoon eines, die Tat des Faust etwas wesentlich anderes, daB Goethes
germanischer Instinkt zu gewaltig war und daB sein Schaffen fast alles theoretische
Hellenentum, als fur uns maBgebend, Liigen straft.
Der Ausgangspunkt unserer zergliedernden Asthetik war ein falscher, darum hat sie keine
tieferen Wirkungen erzeugen konnen. sie hat nicht unserem Wesen zu hellerem BewuBtsein
verholfen, sie hat nicht richtunggebend gewirkt, sondem sie ist mit verschwommenen
allgemeinen oder nur
[279] Seelischer Form-Gehalt
griechischen - oft s p a t griechischen - MaBstaben an die Kunst Europas herangetreten.
Friiher sprach man unbekiimmert von der Philosophic oder Geschichte des Morgenlandes, bis
man einsehen lemte, daB dieses angeblich einheitliche Morgenland Volker mit sich einander
vollkommen ausschlieBenden Kulturen umfaBte. Heute ist es modern geworden, vom
"Abendlande" zu reden. Dies geschieht zwar mit ungleich mehr Berechtigung als in bezug auf
das "Morgenland", ist aber auch zu verschwommen, wenn nicht das das Abendland bildende
nordische Element betont wird.
Fast alle Philosophen, welche iiber den "aesthetischen Zustand" oder iiber die
Wertfestsetzungen in der Kunst geschrieben haben, sind an der Tatsache eines rassischen
Schonheitsi deals in physischer Hinsicht und eines rassisch gebundenen Hochstwertes
seelischer Art voriibergegangen. Dabei liegt es auf der Hand, daB, wenn iiberhaupt iiber das
Wesen der Kunst und ihre Wirkung gesprochen werden soil, die rein physische Darstellung z.
B. eines Griechen auf uns anders einwirken muB, als etwa das Bildnis eines chinesischen
Kaisers. Jede UmriBlinie erhalt in China eine andere Funktion als in Hellas, die ohne die
Kenntnis des formenden, rassisch bedingten Willens weder zu deuten noch "aesthetisch zu
genieBen" ist. Jedes Kunstwerk formt femer seelischen Gehalt. Auch dieser ist deshalb nebst
seiner formalen Behandlung nur auf Grund der verschiedenen Rassenseelen zu begreifen.
Unsere bisherige Asthetik ist also - trotz vielem Richtigen im einzelnen - als Gesamtwerk in
den leeren Raum gesprochen worden. Dabei ist der naive wie der bewuBte echte Kiinstler
immer rassebildend vorgegangen und hat seelische Eigenschaften auBerlich verkorpert durch
Benutzung jener rassischen Typen, die ihn umgaben und die in erster Linie zum
hervorragenden Trager gewisser Eigenarten werden.
So verwandt in vielem uns auch Hellas erscheint, so hat
[280] Die Schonheit - das griechische Lebenszentrum
der Grieche doch ein anderes innerstes Zentrum als der Inder, Romer oder Germane, das den
Takt seines Lebens bestimmte. Das war ein aesthetischer Wert. Die Schonheit war der
MaBstab hellenischen Lebens beim Symposion, da man sich im Kreis bei verdiinntem Wein
zusammensetzte und als Ganzes ein Thema besprach; die Schonheit war das alles bewegende
Motiv der Ilias, sie siegte selbst, als das arme zerfetzte Griechentum einem romischen
Feldherm gegeniibertrat, dessen Wesen eine Erinnerung an die einstigen Ahnen wachrief T.
Quinctius Flaminus. Man begegnete ihm ob seiner Wiirde und Schonheit wie einem
Nationalhelden, Athen feierte ihn wie einen eigenen Heroen. Das war tiefstes griechisches
Sehnen auf der Hohe des Lebens, aber auch im Niedergang, und wenn wir Hellas verstehen
wollen, so miissen wir u n s e r e n Hochstwert - den Charakter - als Hochstwert
zuriickstellen. Ein wirklich schoner Mensch konnte in Hellas nach seinem Tode als Halbgott
geehrt werden. so errichten selbst die nur halbgriechischen Egestaner dem im Kampf gegen
die Karthager als schonsten Griechen geltenden Mann ein Heroon und opfern ihm. Es kann
geschehen, daB die Hellenen einen gegen sie in offener Schlacht vorgehenden Gegner
schonen, wenn er durch seine Schonheit auffallt, was ihnen als ein Anteil an Gottlichkeit
erscheint, wovon uns Plutarch eine riihrende Erzahlung hinterlassen hat. selbst der von den
Griechen getotete persische Feldherr Masistios wird, nachdem man seine Schonheit gewahr
geworden ist, von den griechischen Kampfern zwecks Bewunderung herumgetragen und von
Xerxes erklarten die Griechen, daB seine Schonheit ihn allerdings zum Herrschen iiber sein
Volk berechtige. Dieses AuBere aber wurde - sicher trotz mancher schlimmer Erfahrungen -
als das Widerspiel einer adligen Seele aufgefaBt. Der Heros, der Held ist also stets schon. Das
aber heiBt: von bestimmter rassischer Art.
[281] Das nordische Schonheitsideal in Hellas
Der Grieche als Held z- B, tritt in fast gleicher Gestaltung nicht nur in der hellenischen
Plastik, sondern auch in der Kleinkunst, der Vasenmalerei auf; in seinem schlanken Korper
gibt er gleichsam den Typus des modernen Schonheitsideals, in seinem Profil jedoch sanfter
gestaltet als der spatere Germane. Man schaue sich neben der groBen hellenischen Kunst die
Vasenmalereien des Exekias, Klitias, Nikosthenes an, z. B. wie der erste Ajax und Achilles
beim Fiinfstrichspiel zeigt, seinen Kastor mit dem Pferde; die Hydrien des Charitaios mit den
Amazonen; die blonde Frau des Euphronius auf der Orpheusschale, die geradezu gretchenhaft
anmutet; die herrliche Aphrodite mit der Gans*, den Neapler Krater des Aristophanes und
Ergines nsw. Wir fmden durch Tausende von Vasen und Krater hindurch einen nur wenig sich
andernden gleichbleibenden Typus, der offenbar allein dem Griechen die Erregung des
Heldischen, Schonen und GroBen vermittelte. Daneben aber geht ein bewuBter, rassischer
Kontrast, z- B. in der Darstellung des Silens, Satyrs und Kentauren nebenher. so enthalt die
inseljonische Phineusschale drei Verkorperungen der mannlichen Geilheit mit alien ihren
Attributen. Die Kopfe dieser drei sind rund und plump, die Stirn wasserkopfartig gequollen,
die Nase kurz und knollig, die Lippen wulstig. Genau so schildert auch Andokides den Silen,
zeichnet ihn dazu behaart, mit einem langen Bart; in der Profilzeichnung wird noch der
fleischige dicke Nacken sichtbar. Glanzend dargestellt tritt derselbe Typus bei Kleophrades**
zutage, wobei der echt griechische Bacchant in Figur und Schadellinie einen ganz bewuBten
seelisch-rassischen Kontrast abgibt. Ebenso zeichnet Nikosthenes den weinschlauchtragenden
Silen als geradezu
* Vgl. hierzuE. Pfahl: "Malerei und Zeichnung der Griechen", Abb. 498.
**Pfuhla.a. O.Abb. 379.
[282] Kunstverfall und Rassenchaos
tierisch - idiotische Karikatur, wahrend Euphronius eine Silenschale hinterlassen hat, welche
den stumpfsinnigen, behaarten negroid-ostischen Rassetypus geradezu vorbildlich darstellt.
Neben diesen beiden groBen Gegensatzen: dem schlanken, kraftvollen, aristokratischen
Hellenen und dem kiirzen, stumpfen, tierischen Silen, der fraglos der von den Griechen
unterworfenen Rasse bzw. dem Typus der eingefiihrten Sklaven angehort, tauchen dann mit
zunehmendem Einsickern asiatischen Blutes auch Gestalten in der Malerei auf, die auf
zwanzig schritt als semitisch und jiidisch zu deuten sind. Eine schale des Eosmeisters z. B.
Zeigt uns einen semitischen Handler mit dem Sack auf dem Riicken, wahrend auf dem
friihunteritalischen Phineuskrater eine Harpye abgebildet ist, deren Kopf und Handbewegung
heute noch auf dem Kurfurftendamm in natura zu bewundem sind.
An Tausenden von Vasen und Bildern von Kleinasien bis zu den Wandgemalden von Pompeji
laBt sich durch acht Jahrhunderte hindurch die Tatsache belegen, daB der gewollte
kiinstlerische und aesthetische Eindruck eines Helden oder briinstigen Besessenen rassisch
aufgefaBt und dargestellt wurde. Bei fortschreitender Bastardierung des Griechen tauchen
denn auch "menschheitliche" Mischgestalten auf mit schwammigen Gliedern und konturlosen
Kopfen; das rassische Chaos der Zeit einer fortschreitenden Demokratisierung geht mit dem
kiinstlerischen Hand in Hand. Es gibt keine Seele mehr, die sich ausdriicken will, es gibt
keinen Typus mehr, der Seele verkorpert. Es lebt bloB "der Mensch" des Hellenismus, ein
Geschopf, welches weder aesthetisch wirkt noch wirken kann, well die stilbildende
Rassenseele des Hellenen auf ewig gestorben war. Es war schon so, daB die "blondlockigen
Achaer" des Pindar eine Einzigartigkeit im Mittelmeer bildeten, oder, wie aus dem Anfang
des 5. Jahrhunderts die Physisognomika des Adamantios von eigentlichen Hellenen berichten,
"sie seien
[283] Homer, der nordische Gestalter
gerade hinlanglich groB gewachsen, fest, weiB von Haut, Hande und FiiBe wohl gebildet, der
Hals kraftvoll, das Haar braun, zart und sanft gewellt, das Gesicht viereckig; die Lippen seien
fein, die Nase gerade, die Augen mit glanzendem, machtigem Blick; sie seien das
schonaugigste Volk der Welt".
Nordisch bedingt wie die bildende Kunst Griechenlands ist auch Homer und seine Schopfung.
Als Telemachos sich von seiner Mutter reiBt, da sandte "des Zeus blauaugige Tochter" ihm
"giinstigen Fahrwind". Als dem Menelaos sein Schicksal geweissagt wird*, prophezeit man
ihm ein gottliches Leben, das ihn an die "Enden der Erde" fiihren werde, "zu der elysischen
Flur, wo Held Rhadamanthys der Blonde" wohnt. Nur mit "goldgelockter Schlafe" konnte
sich auch Holderlin den Genius Griechenlands vorstellen. Und Homer bekennt als bewuBter
Herrenmensch:
Denn der entschlossene Mannfuhrt stets am besten zu Ende jegliches Werk,
auch wenn er vonfernher naht als Fremdlmg.
In Thersites jedoch entsteht ein dem "blonden Helden" feindlicher, dunkler, miBgestalteter
Verrater, offenbar die Verkorperung vorderasiatischer Spione im griechischen Heer. Der
Vorlaufer unserer Berliner und Frankfurter Pazifisten. Die Briider des Thersites, die Phoniker,
schildert Homer** als "Gauner, unzahligen Tand mitbringend im dunklen Schiffe". So hat
Homer seelisch-rassische Kunst geschaffen und jene Bilder mitgeboren, die spater zu Ehren
der "blauaugigen Tochter des Zeus" errichtet wurden, den Malern den Pinsel gefiihrt, aber
auch dem fremden, helden-feindlichen Prinzip seine rassische Form gegeben. Der Silen ist
also nicht eine "charakteristisch gezeichnete gedrungene Gestakt", wie unsere Kunsthistoriker
esuns
* Odyssee IV.
** Odyssee XV.
[284] Sokrates, der Nichtgrieche
weismachen wollen, sondern die plastische Darstellung der Eigenschaften einer fremden
Rassenseele, wie sie dem Griechen erschien. Der spater iiberhandnehmende Phalluskult, die
wiisten Bacchusfeste, die ganze spatdionysische Zersetzung geht auf das rassische
Uberhandnehmen der friiher als stumpf und beschrankt gezeichneten unterjochten ostisch-
orientalischen Rassetypen zuriick.
Im elefantenstarken Sokrates fand diese Umschichtung ihren bezeichnenden Wendepunkt. Es
besteht kein Zweifel dariiber, daB Platon den Haarspalter maBlos verherrlicht hat. Ein
Selbstbekenntnis des Sokrates in den platonischen Dialogen ist aber jedenfalls echt. Er erklart
da, man konnte ihn mit einer beschriebenen Papierrolle aus der schonsten Natur fortlocken*.
Inmitten des in die Welt schauenden Griechentums war das ein Bekenntnis zur plattesten
Schulmeisterei. Sokrates ist ein Beispiel dafur, daB seelisch-rassische Kraft des Genies, eine
noch so gute Moralphilosophie und noch so gute "allmenschliche" Aesthetik noch lange nicht
das gleiche sind. Das Fromme und schone trugen von je griechisches Leben, Kampf jedoch
schien auch dem Hellenen ewiges Naturgesetz, dem selbst Pallas Athene diente. Mit Sokrates
begann nicht eine neue Epoche griechischer Geschichte, sondern mit ihm trat ein ganz anderer
Mensch ins hellenische Leben ein. Zwar war auch er geformt von den heiligen
Uberliefemngen Athens, von Homer, den Tragodien, Perikles und den Erbauern.
* Wortlich heifit die bezeichnende stelle zu Beginn des "Phaidros" : "Ich bin eben
lernbegierig, undFelder undBdume wollen mich nichts lehren, wohl aber die Menschen in
der Stadt. Du indes, dtinkt mich, hast, um mich herauszulocken, das rechte Mittel gefunden.
Denn wie sie mittels vorgehaltenen Laubes oder Korner hungriges Vieh fiihren, so konntest
du gewifi, wenn du mir solche Rollen mit Reden vorzeigtest, mich durch ganz Attika
herumfiihren undwohin du sonst wolltest. "
[285] Die "Gemeinschaft der Guten"
der Akropolis; zwar nahm er selbst als Soldat teil am machtpolitischen Ringen, und doch ist
Sokrates der genielose, wenn auch edle, tapfere Mensch einer anderen, nicht griechischen
Rasse. Er lebte in einer Zeit, als Athen irrlichterte und seine einst aristokratische Demokratie
(die nur Griechen, keine Fremden umfaBte) in Abgriinde des Chaos hinabglitt. Unter dieser
Tyrannis der Demagogen wurde der groBe Alkibiades verbannt, verendete das gesamte Heer
Athens vor Syrakus, gingen fast alle anderen Eroberungen verloren. Die siegenden
Aristokraten lieBen dann die Demokraten zu Hunderten den Giftbecher trinken, worauf das
gleiche Schicksal sie selbst ereilte. Ein Aristophanes verhohnte alte Uberlieferung, die neuen
Lehrer Gorgias, Protagoras nsw. schwelgten in bloBer, schoner Form. Da trat der schon
tausendfach vorher als Silen gekennzeichnete fremde Mensch auf. Die andere Rasse in ihrer
starksten Entfaltung, soweit es iiberhaupt moglich war, von Hellas' Kultur seelisch gestaltet:
niichtern, ironisch, robust; im BewuBtsein, sich einer zerfetzten Form gegeniiber zu sehen:
unerschrocken, tapfer. Logisch stark und von geschliffenster Dialektik bringt der haBliche
Sokrates die schonen, innerlich haltlos gewordenen griechischen Lehrer zur Verzweiflung.
Dariiber hinaus, sucht er "das Gute" an sich, predigt die "Gemeinschaft der Guten" und
versammelt um sich ein neues ringendes griechisches Geschlecht.
Einst muBte ein Perikles als Herr Athens vor dem Gericht um die Gnade flehen, seinem
letzten, ihm von seiner auslandischen Frau geborenen Sohn das Biirgerrecht zu verleihen. Als
Ausnahmefall wurde ihm das bewilligt. Dieses strenge, friiher von ihm selbst eingebrachte
rassische Gesetz zerging bei der fortschreitenden Ausblutung Athens. Sokrates aber war es,
der Nichtgrieche, der ihm in einer Zeit der Zersetzung den TodesstoB verabfolgte. Die Idee
einer "Gemeinschaft der
[286] Sokrates und Platon
Guten" ergab eine neue Gliederung der Menschen. Nicht nach Rassen und Volkern, sondern
nach Einzelmenschen. Sokrates war nach dem Zusammenbruch der athenischen
Rassendemokratie somit der damalige Internationale Sozialdemokrat. seine personliche
Tapferkeit und Klugheit gaben der rassevernichtenden Lehre eine werbende Weihe. Sein
Schiller Antisthenes (Sohn einer vorderasiatischen Sklavin) war es, der dann die Folgerungen
aus ihr zog und die NiederreiBung aller Schranken zwischen alien Rassen und Volkern als
menschlichen Fortschritt predigte.
Sokrates lebt nur dank Platon als der Heros, wie ihn alle unsere KathedergroBen verehren.
Der griechische Genius dankte durch Platon dem Manne, der inmitten einer Zeit der
Zersetzung die niichterne Besonnenheit vertrat, er liebte diesen Mann und setzte ihm dadurch
ein ewiges Denkmal, daB er auch die Worte seiner Seele dem Sokrates in den Mund legte. so
verschwand der wahre Sokrates aus den Augen der Welt. Nur wenige Stellen in Platon weisen
auf ihn. Im Phaidon z. B. erzahlt Platon von Sokrates, dieser habe erklart, daB er zur
Untersuchung organischer Vorgange keine Eignung besitze. Das wahre Wesen der Dinge
bestehe schlieBlich ja nicht in ihrer Untersuchung durch Anschauung, sondem in unserem
Denken iiber sie; man solle sich durch vieles Anschauen "nicht die Augen verderben". Wolle
der Mensch herausfmden, ob die Erde flach oder rund sei, so "Zieme es ihm nicht", hier zu
forschen, sondem bloB die Vemunft zu befragen: was das Verniinftigere sei? sei es
verniinftiger, sich die Erde im Mittelpunkt zu denken, oder nicht? Diese stelle hat Platon
sicher nicht ersonnen, sie entspricht dem gleichen Sokrates, der erklarte, hinter einer
beschriebenen Papierrolle aus der schonsten Natur fortlaufen zu wollen; dem gleichen aber
auch, der den Blick vom rassisch-schonen Griechenland wendet und eine abstrakte
Menschheit, eine Bruderschaft der Guten
[287] Naturwidrige "Schonheit"
verkiindet. Das war die Wendung von der Sonne weg zum Schatten einer verniinftelnden
Zwangslehre. Wie das jiidische Dogma sich iiber die Religion, so lagerte sich die soldatische
lebenswidrige "wissenschaftliche" Methode iiber Europa. Aristoteles war sein
schematisierender Verkiinder, Hegel sein letzter groBer Schiiler. "Die Logik ist die
Wissenschaft von Gott", sagte dieser Hegel. Das Wort ist ein Faustschlag ins Gesicht einer
jeden echten nordischen Religion, einer jeden echten germanischen, aber auch echt
griechischen Wissenschaft. Aber das Wort ist echt sokratisch und Hegel ist nebst Sokrates
deshalb nicht umsonst ein Heiliger unserer meisten Universitatsprofessoren.
Das Seelenbild und die auBere Erscheinung fallen gewiB nicht immer zusammen Bei Sokrates
war es aber der Fall. In einer Umgebung, wo der Eros und die nordische Rassenschonheit von
der blonden Aphrodite, vom blonden Jason, dessen Haar nie von einer Schere beriihrt worden
war, des weiBhautigen, schlanken und blonden Dionys des Euripides bis zum "lieblichen
Blondkopfchen" in den "Vogeln" des Aristophanes zieht sich das gleiche, das echte
Griechentum tragende und bildende Schonheitsideal; hier tauchte der struppige Satyrtyp
gleichsam als Symbol des Fremden auf Hier aber auch, wenn irgendwo, muBte eine Abkehr
des Auges von der Welt Zusammenbruch bedeuten. Das schone verschwand, Bastardgestalten
treten auch in der Kunst auf, das AbstoBende, das absolut HaBliche und Naturwidrige selbst
wird "schon".
Die Predigt des "Verniinftigen und Guten" war die Parallelerscheinung der griechischen
Rassen- und Seelenzersetzung. Das "Gute" zerstorte dann das rassische Schonheitsideal in der
Kunst ebenso wie die tragenden heldischen Gedanken des staatlichen und sozialen Lebens.
Das groBte, well personlich edelste, Gleichnis dieses hereinbrechenden, der Rasse und der
Seele des Hellenentums feindlichen Chaos ist Sokrates gewesen.
[288] Die "graeculi
Entwicklungsgeschichtlich betrachtet: ein Platon gieBt sein ganzes Genie aus iiber den
unerschiitterlich niichtemen Mann und schenkt ihm Unsterblichkeit; aber was Platon im
Wesentlichen war: ein Aristokrat, ein Olympiakampfer, ein schonheitstrunkener Dichter, ein
plastischer Gestalter, ein iiberschwenglicher Denker, einer der, zum SchluB, sein Volk auf
rassischer Grundlage durch eine gewaltsame, ja bis ins einzelne diktatorische
Staatsverfassung retten wollte, das war nicht sokratisch, sondern die letzte groBe Bliite des
geistigtrunkenen Hellenentums. Was Praxiteles spater schuf, war Protest gegen jeden
Sokratismus, war der letzte Hochgesang auf nordisch-griechische Rassenschonheit, ebenso
wie die herrliche Nike von Samothrake. Aber Sokrates war d o ch Symbol. Hellas ging unter
in dem Rassenchaos und an Stelle stolzer Athener bevolkerten die iiberall verachteten
"graeculi" die Provinzen des aufsteigenden Roms, die charakterlosen graeculi, von denen man
sich "bilden" lieB, die man bezahlte - und versagte, wenn man ihrer iiberdriissig wurde.
Sokrates -Anthistenes siegten, Hellas verging. Der "gesunde Menschenverstand" hatte das
Genie vemichtet, als es seine schwache Stunde durchlebte. Das HaBliche wurde Norm, als das
Schone ihm das Zugestandnis "des Guten" machte.
Als Sokrates vor seinen Richtem stand, sagte er: "Noch nie ist Athen ein groBerer Dienst als
durch mich geschehen." Die "Demut" und "Bescheidenheit" des "Gottgesandten" - wie er
noch von sich sagte - hatte jedenf alls auch noch ihre Kehrseite. Sokrates fiihlte unbewuBt,
daB Griechenland zerbrach
[289] Germanen und Griechen
2.
Aus diesem gleichen Geist, wie ihn einst Sokrates verkorperte, wurde auch die
abendlandische " Aesthetik" einer "menschheitlichen" Spatzeit geboren.
Gleich Sokrates suchte sie den,, Menschen", nicht den Griechen, nicht den Germanen, nicht
den Juden und Chinesen, „ entdeckte" sogenannte allgemeine Gesetze und predigte
aesthetische Stimmung und Kontemplation, well ihre Urheber meist selbst jedes Empfmden
fiir seelisch-rassischen Willens- und Kunstantrieb verloren hatten. In ihrer Begeisterung fiir
die Akropolis iiberfahren auch unsere Klassiker, daB sie es hier mit einer Seite des nordischen
Menschen zu tun hatten, die aber kiinstlerisch eine Gegenseite zum germanischen darstellte.
Wo der Grieche formal Zusammenscharte, plastisch vereinzelte, schuf der Germane
Eindringlichkeit des seelischen und Beziehungsreichtum. Wo der Grieche rassisch-heldische
Bewegung zur Ruhe bannte, verwandelte der spatere nordische Bruder, von einem anderen
Formwillen getrieben, Ruhe in Bewegung. Wo der Grieche verallgemeinerte, personifizierte
der Gotiker, der Barockmensch, der Romantiker. Aber die Freude an den rauschenden Linien
von den drei Frauen des Parthenongiebels bis zur Pike von Samothrake schlug doch eine Saite
bei uns an, die hell erklang und bis heute klingt, well hier zweifellos eine seelisch-rassische
Verwandtschaft bloBgelegt wurde. Waren die Theoretiker des 18. und 19. Jahrhunderts sich d
i e s e r Tatsache ganz bewuBt geworden, sie hatten die Bewunderung des formal tiichtigen,
aber langweiligen Laokoon nicht zum Ausgang einer "allgemeinen" Asthetik gemacht, sie
hatten nicht das Formale des Parthenonbaues zum MaBstab des Urteils iiber Kunst
schlechtweg erklart. sie haben gerade das, was blutvoll und echt in Hellas schuf, iibersehen
und auf den
[290] Sancho Pansa als Rassetypus
Ruinen der Akropolis mit dem ZentimetermaB eines sentimental verziickten und doch
verstaubten Schulmeistertums der "humanitar" vergehenden und spater in Stoffanbetung
verblodenden Zeit eines europaischen Niederganges das Leitmotiv fiir instinktlose
Doktorarbeiten geliefert. Dadurch wurde die kiinstlerisch-seelische Wertung sowohl der
griechischen als auch der nordisch-europaischen Kunst verfalscht. Und noch heute erblicken
wir deshalb die Gestalten von Hellas und Germanien in falscher Perspektive.
Nur fiir Asthetiker, die Asthetik um der Asthetik und nicht um der Kunst und des Lebens
willen treiben, ist eine Linie nichts als Linie, Ornament. Fiir jeden Kiinstler ist sie aber - ob
bewuBt oder unbewuBt - Funktion, Tragerin einer Leistung. sie ist an eine bestimmte Materie
gebunden. Im Menschlichen sind die verschiedenen rassischen Typen die Verkorperung
bestimmter seelischer Wesenheiten, die sie schildernde farbig-lineare Gesamtheit also
seelisch - rassisch bedingt. Wenn Velasquez einen Kontrast zu einer blondlockigen kleinen
Infantin schaffen mochte, so setzt er eine " Zwergin" neben sie, d. h. eine jener Bastardtypen,
mit denen Spanien iibervolkert ist. Alles stumpfe und Erdversklavte ist von Velasquez bis
Zuloaga in diesen schiefaugigen armen Kriippeln verewigt. Sancho Pansa ist der Rassetypus
des rein ostischen dunklen Menschen: aberglaubisch, kulturunfahig, schwunglos,
materialistisch; bis zu einem gewissen Grade "treu", meistensjedoch nur unterwiirfig. Auch
Sancho ist kein " dicker Mann", sondern eine zusammengeballte rassisch-seelische
Wesenheit, gleich wie sein Herr eine tragikomische Verzerrung des nordischen Rittertums
darstellt, das unter fremder sonne sich krankhaft iibersteigerte, noch im Blut des Camoens
aber ebenso rollte wie in den Adem des Cervantes, selbst heute noch soil in altadeligen
Kreisen Kastiliens das blau durchschimmernde
[291] Die Heldengestalt rassisch bedingt
Blut unter heller, also nordischer Haut als Zeichen vornehmer Abstammung gelten*.
DieKonturen des "griechischen" Silens entsprechen derZeichnung des "spanischen" Sancho
und den "spanischen" Zwergen. Dariiber hinaus fmden wir die Trager des gleichen stumpfen
seelischen Wesens in ganz Europa ahnlich gestaltet.
Die Volker des Abendlandes sind eine Folge rassischer Mischungen und politischer
Zuchtsysteme, jedoch hat jedes von ihnen das Wesentliche staatlicher Formkrafte von der
nordischen Schicht erhalten und zugleich damit die formenden Krafte der gesamten
Gesittung. Mit dieser Tatsache aufs engste verkniipft ist auch das bestimmende nordische
Schonheitsideal, das sich manchmal selbst noch in Gegenden auswirkt, wo das nordische Blut
heute vollkommen ausgetilgt ist. Die Heldenvorstellung des gesamten Europa ist
gleichzustellen mit einer hohen schlanken Gestalt, mit blitzenden hellen Augen, hoher Stirn,
mit kraftvoller, aber nicht iibermaBiger Muskulatur. Eine Heldenvorstellung, verbunden mit
einem untersetzten, breitschultrigen, sabelbeinigen, dicknackigen und flachstirnigen
Menschen gehort selbst dort zur Unmoglichkeit, wo Typen wie die Eberts an die Oberflache
des Lebens geschwemmt worden sind. Man sehe sich nur die Kopfe der Stauferkonige an, das
Denkmal in Magdeburg, den Kopf Heinrichs II.; man beachte, wie zum Beispiel Rethel sich
* Unter des Westgoten Pelayos Befehl begann der asturische Freiheitskampf gegen die
Mauren. Der Eid ist germanisch wie nurje ein frdnkischer Roland. Enrique, Alfonso iisw.
sind nichts als abgednderte deutsche Namen; Katalonien heifit Gotalonien, Gotenland;
Andalusien hat seinen Namen von den Vandalen: Vandalitia. Noch im 11. Jahrhundert war
die Liturgie in den Kirchen Spaniens westgotisch. Blaudugigwar Isabella von Kastilien,
blond war die Schonheit der Frauen des Cervantes.
[292] Schiller iiber griechische Kunst
selbst das Gesicht Karls des GroBen vorstellt, wie auch dessen Gegner Widukind gezeichnet
wird; man lese, was Alt-Frankreich iiber Roland berichtet, was Wolfram iiber Parzival erzahlt,
um zu wissen, daB hier Inneres und AuBeres ein enges, seelisch-rassisches Geflecht ergibt,
wie es sich - in tausend Formen zwar - immer wieder zeigt, wo das auftritt, was wir als groBe
Kunst empfmden. Der St. Georg des Donatello zeigt in seiner Ruhe das gleiche
Schonheitsideal wie der Gattamelata, ja selbst wie der wilde, im Gesichtsausdruck verzerrte
Colleoni; der Herzog von Wellington und Gustav Adolf sind von Moltke fast nur durch eine
andere Haartracht und Bartmode verschieden. Eine Veranderung in bezug auf friiher ist
jedoch festzustellen: friiher fiihrte der Held und Feldherr personlich sein Volk in die Schlacht,
die ganze Person wurde hierbei Symbol. Heute besteht eine mehr innere Dynamik: der Wille
und das Him leiten von einem Zentrum aus Millionen. DemgemaB wird weniger die ganze
Gestalt als der Kopf allein in die Darstellung einbezogen. seine Zeichnung ermoglicht eine
bedeutend starkere Konzentration auf das fur uns Wesentliche. Stim, Nase, Augen, Mund,
Kinn werden zu Tragem eines Willens, einer Gedankenrichtung. Der Weg vom statischen
Zum Dynamischen ist auch hier erkennbar. An dieser stelle trennt sich nordisch-
abendlandische Kunst vom griechischen Ideal.
Schiller schrieb einst bei der Betrachtung der Juno Ludovisi: "Um es herauszusagen, der
Mensch spielt nur, wo er in voller Bedeutung des Wortes Mensch ist und er ist nur da ganz
Mensch, wo er spielt ..."
"Langst schon lebte und wirkte dieser Satz in der Kunst und in dem Gefiihl der Griechen,
ihrer vornehmsten Geister . . . sowohl der materielle Zwang der Naturgesetze, als der geistige
Zwang der Sittengesetze verlor sich in
[293] Statik und Dynamik in der Kunst
ihrem hoheren Begriff von Notwendigkeit, der beide Welten zugleich umfaBte, und aus der
Einheit jener beiden Notwendigkeiten ging ihnen erst die wahre Freiheit hervor. Beseelt von
diesem Geiste, loschten sie aus den Gesichtsziigen ihres Ideals zugleich mit der Neigung auch
alle spuren des Willens aus ... in sich selbst ruht die Gestalt, eine vollig geschlossene
Schopfung und als wenn sie jenseits des Raumes ware ohne Nachgeben, ohne Widerstand."
Das artbedingte Schone als auBere Statik der nordischen Rasse, das ist Griechentum, das
arteigen Schone als innere Dynamik, das ist nordisches Abendland. Das Gesicht des Perikles
und der Kopf Friedrichs des GroBen sind zwei Symbole fur die Spannweite einer Rassen-
Seele und eines rassisch urspriinglich gleichen Schonheitsideals.
Es ist beschamend und doch Tatsache, daB, wahrend es unzahlige " Asthetiken" gibt, die
unerlaBliche Voraussetzung einer Aesthetik iiberhaupt: die Darstellung der Entwicklung der
rassischen Schonheitsideale, bis auf heute nicht geschrieben ist*. Mit geschlossenen Augen
gehen Laien, Kunstgelehrte, ja die Kiinstler selbst durch die Galerien, lesen europaische und
chinesische Gedichte, ohne echtes Wesen und das wirkliche Gestaltungsgesetz zu erblicken.
Dabei drangt sich die formende nordische Seele geradezu auf. Man werfe nur einen Blick auf
eines der ehrwiirdigsten Werke europaischer Malerei: auf das Eycksche Triptychon mit den
singenden Kindern. Die Eycks wiederholen immer wieder das gleiche Idealbild des
nordischen Menschen, technisch-zeichnerisch nicht restlos auf der Hohe der spateren, an
innerem Formgefiihl jedoch jedem ebenbiirtig. Der jugendliche Kopf auf dem (vom
Beschauer) linken
* Ansdtze dazu sind bisher nur in Gunthers "Rassenkunde " und bei Schultze-Naumburg:
"Kunst und Rasse " zufmden.
[294] Das Schonheitsideal eine Seelenrettung
Fliigel, wie er sich im Profil vom Hintergrunde abhebt, ist von reinster Rasseschonheit und
fmdet sein mannlichdurchfurchtes Gegenstiick im Gottesgesicht oben in der Mitte. Ahnlichen
Geist atmen die Kopfe der Eycks im Berliner Museum. Und um gleich ganz tief zu greifen:
jener Gott, durch den Michelangelo den Adam erweckt, zeigt denselben Typus, wie der Kopf
Gottes im van Eyckschen Werk, sicher ohne daB Michelangelo auch nur eine Ahnung vom
Dasein der Eyckschen Schopfung hatte. Der selbe Kopf aber erscheint (wenn auch durch
seelische Spannung verandert) auf der Gestalt des vor Zorn bebenden Moses. Die gewaltige
Hoheit darzustellen war sowohl dem Niederlander wie dem Italiener nur in einer typischen
Weise moglich. Weder Jan van Eyck noch Michelangelo konnten ihr Ideal von Hoheit, Kraft
und Wiirde durch ein jiidisches Rassenantlitz verkorpern. Man stelle sich bloB ein Gesicht mit
krummer Nase, hangender Lippe, stechenden schwarzen Augen und Wollhaaren vor, um
sogleich die plastische Unmoglichkeit der Verkorperung des europaischen Gottes durch einen
jiidischen Kopf (geschweige denn durch eine jiidische "Gestalt") zu empfinden. Diese eine
Erkenntnis allein aber miiBte schon geniigen, auch die innere Gottesvorstellung des
Judentums, welche mit dem jiidischen AuBeren ein Wesen bildet, restlos abzulehnen. Hier ist
unsere Seele aber jiidisch verseucht worden; das Mittel dazu waren die Bibel und die Kirche
Roms. Mit ihrer Hilfe wurde der Wiistendamon der "Gott" Europas. Wer ihn nicht wollte,
wurde verbrannt oder vergiftet. Der abendlandische Mensch rettete sich nur durch die Kunst
und schuf sich in Bild und aus Stein seine Gottheit, trotz des tragischen Kampfes, den es
kostete, in Farben und Marmor seine innere Schonheit zu verwirklichen und diesen ganzen
Reichtum in den Dienst eines Geistes zu stellen, den als
[295] Der nordische Dante
Gott, j a nur als Schonheit zu verkorpern sich keine einzige europaische Kiinstlerhand
gefunden hat. Man sehe sich nun noch Michelangelos Sibyllen, seinen Jeremias, seine
Sklaven, seinen Petersburger Knaben, seinen Lorenzo an, um immer erneut ein seelisch-
rassisches Bekenntnis bestimmter Art anzutreffen.
Fast das gleiche Schonheitsideal leitete Tizian sein ganzes Leben hindurch. Die "himmlische
und irdische Liebe", seine Venus (Berlin), schenkte uns einen Frauentyp, wie ihn uns die
Weiber des Parthenongiebels zeigen, wie auch die Frauen waren, die einst mit den
germanischen Eroberern iiber die Alpen gezogen kamen. Tizians Flora, seine Hlg-Familie
(Miinchen) wiederholen dieselbe Sprache, wahrend Giorgione, als gleicher Venezianer, in
seiner Venus ein geradezu klassisches Werk nordischer Weibesschonheit schuf und Palma
Vecchio, abermals ein Venezianer, iiberhaupt an nichts anderem Gefallen fand als an blonden,
blauaugigen, groBen Frauen (z. B. seine drei Schwestern in Dresden). Dieses Schonheitsideal
war sogar so stark ausgepragt, daB die dunklen Frauen sich ihr Haar entfarben lieBen, urn
schon, d. h. blond zu erscheinen.
Und noch eines groBen nordischen Italieners muB hier gedacht werden: Dantes. Auch sein
Schonheitsideal ist germanisch bedingt und kommt vielleicht nirgends unmittelbarer zum
Ausdruck wie in seinen Steinkanzonen:
Ach! warum schreit sie nicht
Nach mir, wie ich in heifier Kluft nach ihr?
Ich riefe gleich: "Zu Hilfe komm ' ich Dir! "
Und tat ' es nur zu gern, denn mit der Rechten
Pack ' ich die blondenFlechten,
Die Amor kraus und g o I di g, mich zu hohnen,
Gemacht, undwollte meiner Lust dann frohnen!
Hdtt ' ich dann so gepackt die blonden Strdhnen,
Die Rute sind und Geifielfiir mein Herz ...
[296] Rembrandts Schonheitsdarstellung
Und als Dante im Purgatorium (3. Gesang) Konig Manfred trifft, schreibt er:
Ich wandte mich und sah ' ihm grad' ins Antlitz.
Blond war er, schon undedel von Erscheinung,..
Von hier ist nur ein schritt zu Rubens. Er iibertreibt zwar das Fleischliche, trotzdem ist die
Struktur seiner Frauen durchaus von dem nordischen Rassetypus bestimmt, der - ahnlich wie
einst in Griechenland - dem kurzen, stiemackigen, breitstimigen, rundkopfigen Faun
gegeniibergestellt wird.
Rembrandt war ein guter Bibelkundiger (richtiger gesagt, wird er die Bibel selbst wenig
gelesen haben, dafiir aber das niederlandische Volksbuch "Trouringh" des Jacob Cats, da er
sich fast iiberall an dessen Schilderungen gehalten hat), glaubte sich verpflichtet, viele
Judenkopfe zu malen, um die biblischen Geschichten auch,, richtig" darzustellen. Den
ertappten Joseph schildert er denn auch, wie er, mit den Handen redend, dem Mann der
attackierten Frau Potiphar seine "Unschuld" beteuert (Berlin), aber sobald Rembrandt ernste
Dinge behandelt, muB er das Amsterdamer Ghetto verlassen. Der Vater des " Verlorenen
Sohnes" (Petersburg) ist aller jiidischen Attribute entkleidet: eine hohe nordische
Greisengestalt mit geistigen, giitigen Handen. Die RegelmaBigkeit nordisch-italienischer
Kiinstler war Rembrandt firemd, er suchte nicht so sehr Linie als Atmosphare, tonige
Farbensymphonien, Mystik. Trotzdem ist sein Christus in Emmas (Paris) ebenso nordisch
empfunden, wie die Bildnisse seiner Mutter (Petersburg), und die Prachtgestalt der Danae
(Petersburg) zeigt, daB auch Rembrandt echte Schonheit nicht anders darstellen konnte, als sie
der Seele Giorgiones vorschwebte. Eines der zartesten Bilder Rembrandts heiBt die "Jiidische
Braut", und es ist geradezu zwingend, selbst hier jedes Fehlen jiidischer "Schonheit", dafiir
derb-zartes nordisches Fiihlen feststellen zu miissen
[297] Schonheitsideal der Sixtina
Auch Raffaels Menschen sind nicht nur "mannlich schone, kraftvolle Gestalten", wie es uns
unsere Kunstphilosophen bis zum UberdruB versichert haben, sondern sind Verkorperungen
der gleichen nordischen Rassenseele, wie sie auch aus dem jugendlichen Selbstbildnis des
Raffel spricht. Ein feiner Beobachter hat richtig erklart, das Jesuskind der Sixtinischen
Madonna sei in Blick und Haltung "geradezu heroisch" (Wolfflin). Das ist treffend
ausgedriickt, nur fehlt die wesentliche Begriindung dafiir, warum die angebliche jiidische
Famihe heroisch wirkt. Hier sind nicht nur Komposition und Farbenverteilung, nicht
"Innigkeit" und "Hingabe" maBgebend, sondern, als Voraussetzung des Gehngens eines
Formwillens, wiederum das rassische Schonheitsideal. An stelle des dunkelblondlockigen,
hellen Jesuskindes ein schwarzblau wollhaariger, brauner Judenjunge ware ebenso eine
Unmoglichkeit, wie eine ahnliche "Gottesmutter" nebst Heiligem, selbst wenn dieser das
"Edelgesicht" eines Offenbach oder Disraeli triige. Das Medium unserer SeelenauBerung ist
also stets das nordisch-rassische Schonheitsideal gewesen; die Moglichkeit, (ich hier zu
auBern, hat die sog. "christlichen" Kirchen erst lebendig gemacht. Wohlgemerkt, auch hier ist
alles GroBe gegen das alt-biblische Wesen verwirklicht worden. Eine Befolgung des alt-
biblischen Geistes durch bildhafte Verkorperung hatte nur Abscheu und verachtliches Lachen
erweckt... Genau so schon wie Raffaels Frauen sind die poetischen Gestalten des Botticelli,
die Madonna Holbeins in Darmstadt...
Man verfolge diese Andeutungen durch die gesamte abendlandische Kunst. sicher oft
vermischt mit anderen (westisch-mittelmeerlandischen, ostisch-alpinen und dinarischen)
Typen taucht als groB und beherrschend immer wieder die nordische Rassenschoheit als Ideal
und Leitstern auf Kaum einer von tausend unter den Lebenden ist ganz diesem Ideal gemaB
gestaltet, das Erscheinungs-
[298] Das Rassenchaos der Weltstadt
bild vieler stimmt nicht oft mit dem Erbbild iiberein, die Sehnsucht jedoch, welche schuf und
gestaltete, suchte stets emeut nach der gleichen Richtung. Man blicke auf den Kopf
Leonardos, auf das Selbstportrat Tintorettos (Paris), auf dasjugendliche Selbstbildnis
Diirers..., es ist die gleiche Seele, die aus ihnen uns entgegenblickt.
Das 19. Jahrhundert zeigt wie in alien Dingen so auch hier eine gewisse Unterbrechung, da
andere Probleme (die Landschaft usw.) in den Vordergrund traten. In Deutschland versuchten
Uhde und Gebhard einen Anlauf im Sinne Verwirklichung nordischer Schonheit, aber sie
blieben in der Anekdote stecken, ihnen fehlte die StoBkraft des Genies und - eine ahnlich
suchende Umgebung. Marees war bemiiht, sich an griechischer Form aufzurichten und qualte
sich sein ganzes Leben lang um "Schonheit"; er Zerbricht (er war iibrigens Halbjude).
Feuerbach wanderte nach dem Siiden, wurde kiihl-formal, trotz tragischer Stoffe...
Die Weltstadt begann ihre rassenvernichtende Arbeit. Die Nachtkaffees des Asphaltmenschen
wurden zu Ateliers, theoretische, bastardische Dialektik wurde zum Begleitgebet immer neuer
"Richtungen". Das Rassenchaos aus Deutschen, Juden, naturentfremdeten
StraBengeschlechtern ging um. Die Folge war Mestizen "Kunst".
Vincent van Gogh, ein sehnsuchtsvoller, aber gebrochener Mann, wanderte hinaus, um zu
malen. Heim zur Scholle wollte er: die "Bauerngestalt in ihrer Arbeit" sei das eigentlich
Moderne, das "Herz der modemen Kunst, das, was weder die Renaissance noch die
hollandische Schule noch die Griechen getan haben". Er qualte sich um dieses Ideal und
gestand: hatte er friiher die Kraft besessen, so hatte er "heilige Gestalten" gemalt; es waren
Menschen wie die ersten Christen geworden. "spater" wolle er den Kampf doch noch
aufnehmen. Heute gehe er bei diesen Gedanken zugrunde. Nur malen, nicht
[299] Van Gogh, Gauguin, Picasso
denken, malen, was es auch sei. Kohl, Salat, um sich zu beruhigen..." Und Vincent malte
Apfelbaume, Kohl und StraBensteine. Bis er verriickt wurde.
Gauguin suchte ein Schonheitsideal in der Siidsee. Er zeichnete die Rasse seiner schwarzen
Freundinnen, melancholische Natur, farbenreiche Blatter und Meere. Auch er war innerlich
morsch und zerrissen, wie sie alle, die die ganze Welt nach einer verlorengegangenen
Schonheit absuchten, ob sie nun Bocklin, Feuerbach, van Gogh oder Gauguin hieBen. Bis
dieses Geschlecht auch dieses Suchens miide wurde und sich dem Chaos ergab.
Picasso kopierte einst mit groBter Sorgfalt alte Meister, malte dazwischen starke Bilder (eines
davon hangt bei Schtschukin in Moskau), um schlieBlich seine Theorie-Illustrationen in
lehmig, hell-dunklen Quadraten dem richtungslosen Publikum als neue Kunst zu empfehlen.
Und das schreibende Schmarotzertum ergriff voller Gier die neueste Sensation und schwarmte
von einer neuen Epoche in der Kunst. Was Picasso aber noch schamhaft hinter geometrischen
Kunststiicken verschwieg, trat nach dem Weltkrieg offen und frech hervor: das Mestizentum
erhob den Anspruch, seine bastardischen Ausgeburten, erzeugt von geistiger Syphilis und
malerischem Infantilismus, als "Seelenausdruck" darstellen zu diirfen. Man sehe einmal lange
und aufmerksam etwa die "Selbstbildnisse" eines Kokoschka an, um angesichts dieser
Idiotenkunst das grauenhafte Innere halbwegs zu begreifen... Hanns Heinz Ewers erzahlt in
einer Novelle von einem Kinde, das so widematiirlich veranlagt war, an Elephantiasis-
Kranken ein besonderes Wohlgefallen zu fmden. In gleichem Zustande befmdet sich heute
unsere "europaische Geistigkeit", welche durch jiidische Federn die Kokoschkas, Chagalls,
Pechsteins usw. als die Fiihrer der Malerei der Zukunft anbetet. Wo dariiber hinaus sich Form
hervorwagt, tragt auch sie die mestizenhaft-jiidischen Ziige, wie
[300] Arnold Bocklin
etwa bei Schwalbach, der bereits Jesus als plattfiiBig und krummbeinig darzustellen wagt.
Eine gewisse Robustheit zeigte Lovis Corinth, doch zerging auch dieser Schlachtermeister des
Pinsels im lehmig-Ieichenfarbigen Bastardtum des syrisch gewordenen Berlins.
Der Impressionismus, urspriinglich von starken Malertalenten getragen, war einst zum
Schlachtruf des allzersetzenden Intellektualismus geworden. Die atomistische
Weltbetrachtung atomisierte auch die Farbe; die plattverstandesmaBige Naturwissenschaft
ergab in den Praktikern und Theoretikern des Impressionismus ihren Niederschlag. Die
mythenlose Welt schuf sich auch eine mythenlose Sinnlichkeitskunst. Menschen, die innerlich
aus dieser Ode hinauswollten, zerbrachen. Van Gogh ist ein tragisches Beispiel fiir
wahnsinnig gewordene, unbefriedigte Sehnsucht Gauguin ist ein anderes Gleichnis fiir die
Versuche, sich vom Intellektualismus freizumachen. Nur die Paul Signacs pinselten
hemmungslos darauf los und klebten unbekiimmert ihre Farbstiicke nebeneinander.
Diese Manner standen hilflos in ihrer Gegenwart. Ihre Bekampfer ebenso ahnungslos mit dem
Riicken zur Zukunft. Das homerische Schicksal, welches man einst Bocklin zusagte, hat sich
bereits entschieden. Die Toteninsel heute noch an die Wand zu hangen, ist innere
Unmoglichkeit geworden. Das Spiel der Nymphen in den Wellen drangt uns einen Stoff auf,
den wir einfach nicht mehr vertragen konnen. Die Frauen mit griechisch-blauen Gewandern
unter den Pappeln am dunklen FluB; die durchs Feld schreitende Flora; die Harfenspielerin
auf griiner Erde, das alles sind Dinge, die fiir uns einen kiinstlerischen Widersinn bedeuten
und Bocklins starke Urspriinglichkeit, wie sie in anderen Werken ewig hervorbricht, immer
wieder verfalschen. Ein Geschlecht der Eklektiker aber, das, von der Atomistik des 19.
Jahrhunderts angewidert, ins 16. zuriickstarrte, empfand Bocklin gerade in seinen schwachen
[301] Renaissancenachahmungen und Expressionismus
als Hort der deutschen Phantasie. Die Bemiihungen, uns auch diese Seite seines Wesens zu
erhalten, sind von riihrender Treue gewesen Die starke Phantasie aber hatte in groBtem MaBe
nicht das Leben gemeistert, sondem Schemen des Altertums - wenn auch mit starker Kraft -
galvanisiert und sich im Mittel der Darstellung vergriffen. Am gewaltigsten ist denn auch
Bocklin da, wo er auf Allegorien verzichtet. Wir denken heute mit gleicher wehmiitiger
Verstandnislosigkeit an viele klassizistische Versuche, wie wir uns iiber Jakob Burckhardt
verwundern, der alien Ernstes kunstwertende Betrachtungen anlaBlich damaliger
Nachahmungen von Renaissancebauten anstellte. Die Manner, die sich mit Mobeln und
Bildern der "groBen Zeit" umgaben, welche in bezaubernder Weise die "Geburt des modemen
Menschen" in der Renaissancekultur darstellten, hatten keinen echten groBen Antrieb mehr
fiir die Notwendigkeit einer Neugeburt des Menschen aus dem 19. Jahrhundert hinweg. Und
wenn sie diese ahnten, so fiirchteten sie die positive Auseinandersetzung mit dem
impressionistischen Zeitgeist. Sie zogen sich von dem Leben zuriick und iibten ihr Talent am
untauglichen Objekt.
Die ganze Tragik einer mythenlosen Zeit zeigt sich auch in den folgenden Jahrzehnten. Man
wollte keinen Intellektualismus mehr, man begann die endlosen Farbenzerlegungen zu hassen,
man verachtete die braune Galeriefarbe und die Tiziankopien. Man suchte im richtigen Gefiihl
nach Erlosung, Ausdruck und Kraft. Und die Folge dieser starken Spannung war - die
Spottgeburt des Expressionismus. Ein ganzes Geschlecht schrie nach Ausdruck und hatte
nichts mehr, was es hatte ausdriicken konnen. Es rief nach Schonheit und hatte kein
Schonheitsideal mehr. Es wollte neuschopferisch ins Leben greifen und hatte jede echte
Gestaltungskraft verloren. so wurde Ausdruck Manier; so wurde, anstatt eine neue
stilbildende Kraft zu zeugen, die Atomisierung emeut weitergefiihrt.
[302] "Reue Sachlichkeit" - das Ende
Innerlich haltlos, verschlang man "primitive Kunst", iiberschlug sich in Lob von Japan und
China und begann alien Ernstes, europaisch-nordische Kunst auf - Asien zuruckzufiihren
(Burger)*.
Starke Krafte wie Cezanne und Holder unterliegen in ihrem Kampf um einen neuen Stil, trotz
aller Versuche ihrer Gefolgschaft, sich an diese beiden als an die Bannertrager eines neuen
Wollens zu klammern und trotz aller philosophisch-literarischen Bemiihungen, diesem sehnen
intellektuelle Kriicken unterzuschieben.
So wechselte eine Kaschemmenmystik mit Zerebrismus, Kubismus, mit linearem Chaos ab,
bis man auch dies alles satt bekam und es heute wieder - umsonst - mit "neuer Sachlichkeit"
versucht.
Das Wesen dieser ganzen chaotischen Entwicklung liegt u.a. im Verlust desjenigen
Schonheitsideals, welches in noch so vielen Formen und Trachten doch der tragende
Untergrund alles europaischen Kunstschaffens gewesen war. Die demokratische,
rassenverpestende Lehre, die volkvernichtende Weltstadt vereinigten sich mit der
planmaBigen jiidischen Zersetzungstatigkeit. Das Ergebnis war, daB nicht nur
Weltanschauungen und Staatsgedanken zerbrachen, sondem auch die Kunst des nordischen
Abendlandes.
Hier sind wir an einem der tiefsten Kriterien jeder Kunstbetrachtung angelangt, welches aber
bei alien ziinftigen Aesthetikern stets iibersehen, ja kaum geahnt worden ist.
* Man lese z.B. nachstehenden Gallimathias des vielgepriesenen Aesthetikers: "Der
Kosmopolitismus und Internationalismus wird von der Idee eines Universalismus abgelost,
der die Natur und Liebesgemeinschaft des Geistigen im Organismus des Kosmos sucht.
Europa entdeckte sich selbst, die Enge seines kulturellen Geistes und die Mutter der
Zivilisation und stofit auf die asiatische Wurzel ihrer Kultur" ("Einftihrung in die moderne
Kunst", s. 38).
[303] Problem des "aesthetischen Gemeinsinnes"
Die Asthetik hat es u.a. mit Geschmacksurteilen zu tun, d.h. sie fordert, daB ein Kunstwerk
nicht nur einem Menschen gefalle, sondern "allgemein" Anerkennung fmde. Das Suchen nach
diesem "allgemeinen" Gesetz des Geschmacks hat die Kopfe seit Jahrzehnten erhitzt. Dabei
ist eine Vorbedingung aller Polemik miBachtet worden: "gefallen" kann ein Kunstwerk nur,
wenn es sich im Rahmen eines organisch umgrenzten Schonheitsideals bewegt! Kant
defmierte: "Schonheit ist Form der ZweckmaBigkeit eines Gegenstandes, sofern sie ohne
Vorstellung eines Zweckes an ihm wahrgenommen wird."* Hier hatte Kant ein tiefes Wort
ausgesprochen, aus dem er jedoch nur die Folgerung sog, man miisse einen "aesthetischen
Gemeinsinn" annehmen**, welcher auf einer rein menschlichen Stimmung der
Erkenntniskrafte, d. i. des Gemiitszustandes ruhend, allgemein mittelbar sei. Damit hat Kant
das Suchen am kritischen Punkt in verhangnisvoller Richtung abgebogen. UnbewuBt
zweckmaBig wirkt auf uns die Schonheit der Venus von Giorgione; so wirkt aber auch jede
andere echte rassisch, d. h. organisch-seelisch bedingte Schonheit. Aus der Kantschen ersten
Erkenntnis ergibt sich fur uns heute als SchluBfolgerung: der Anspruch auf
"Allgemeingiiltigkeit" eines Geschmacksurteils folgt nur aus einem rassisch-volkischen
Schonheitsideal und erstreckt sich auch nur auf jene Kreise, die, bewuBt oder unbewuBt, die
gleiche Idee von Schonheit im Herzen tragen.
Mit dieser grundlegenden Erkenntnis ist alien bisherigen "allgemeinen" Asthetiken ein fiir
allemal der Boden entzogen und der organisch-seelischen Weltauffassung gegen die abstrakt
universalistische oder atomistisch - individuelle
* Kritik der Urteilskraft §17.
**a.a. 0. §20.
[304] Der Gehalt als Formproblem
auch in der Kunst der Weg geschlagen, der ins Freie fiihrt. Diese Erkenntnis aber fordert noch
wichtige andere Einsichten.
In dem Bemiihen, den aesthetischen Gegenstand von alien auBeraesthetischen Elementen zu
trennen, ist u. a. stets auch der Gehalt von der Form geschieden worden. Durchaus mit Recht,
um der ewigen Vermengung etwa von Moralpredigten und Aesthetik vorzubeugen. Diese
methodisch notwendige Scheidung hat aber das Wichtigste dabei zu betonen vergessen: daB
der Gehalt im Falle der nordisch-abendlandischen Kunst auBer seinem Inhalt zugleich auch
ein Formproblem darstellt. Die Wahl oder die Ausscheidung gewisser Elemente des Gehaltes
ist fiir u n s bereits ein formender, durchaus kiinstlerischer Vorgang. Da dies aber angesichts
der einseitigen Verherrlichung der - dazu noch falsch ausgelegten - griechischen Kunst
vergessen wurde, hat man einen wesentlichen Bestandteil abendlandischen Kunstschaffens
einfach abseits liegen lassen und darf sich nicht wundem, wenn dann der Durchschnittsbiirger
sich aus diesem Liegengelassenen eine "moralische Kunst" zurechtmacht.
Dieses Ergebnis trat ein, well die unverwandt auf hell enische Plastik starrenden deutschen
Asthetiker erklarten, eine Asthetik habe es nur mit Schonheit zu tun, d. h. mit dem Zustand
der leichten Freiheit von sittlichen Notigungen, mechanischem Druck und geistiger
Anspannung. Diese Schonheit Griechenlands war aber nun ein, vielleicht das statische
Element hellenischen Lebens. Man mag dariiber streiten, ob die Baukunst, die Skulptur, das
Epos oder die Tragodie das GroBte ist, was uns Hellas hinterlieB, zweifellos ist jedenf alls, daB
innere und auBere Plastik Anfang und Ende jeder griechischen Kunstbetatigung
[305] Der Grieche als Plastiker
gewesen ist. selbst in der Sophokleischen Tragodie bleibt diese plastische Statik erhalten,
selbst in der Schrecklichkeit der Werke des Euripides tritt das Schicksal weniger als innere
Bedingung und Entwicklung denn als Verflechtung unbegreiflicher Zustande und auBerer
vernichtender Ereignisse auf
Griechische Schonheit ist also stets ein statisches, nicht dynamisches Wesen Diese gleiche
Schonheit aber in der Kunst des Abendlandes zu suchen und sie allein in den Kreis der
aesthetischen Betrachtungen zuzulassen, war eine Versiindigung am Geist Europas: denn
unsere Kunst war von allem Anfang an, trotz des ahnlichen Schonheitsideals, nicht auf
plastisch ruhende Schonheit eingestellt, sondem auf seelische Bewegung: das heiBt, nicht der
auBere Zustand wurde Form, sondem der seelische Wert in seinem Kampf mit anderen
Werten oder Gegenkraften. Durch die Wahl eines das Kunstwerk treibenden, es in seiner
Form notwendig bedingenden Gehalts ist nordische Kunst bedeutend mehr auf die
Personlichkeit, ihre Verklarung, Starkung, Durchsetzung eingestellt als die hellenische. Das
hochste Kunstwerk des Abendlandes ist deshalb nicht ein "schones", sondem das Werk,
welches das AuBere mit seelischer StoBkraft durchsetzt, es von innen heraus iiber sich selbst
erhebt. Die Machtigkeit des inneren Hochtriebes ist jenes Moment, welches in eine
griechische Asthetik nicht hineingehort, in eine iiber das nordische Abendland aber unbedingt
als ein Formproblem, dabei gleichfalls ohne rein verstandesmaBigen oder sittlichen
Beigeschmack, einzugliedem ist.
Wie in vielen Fallen, so hat auch hier Schiller aus seinem Instinkt heraus und gegen seine
anerzogenen hellenistischen Vomrteile richtig gesehen, jedoch nicht die Folgerungen zu
Ziehen vermocht. Er schrieb: "Wieviel mehr wir in aesthekischen Urteilen auf die Kraft als
auf die Richtung der Kraft, wieviel mehr auf Freiheit als auf GesetzmaBigkeit sehen, wird
schon daraus hinlanglich offenbar.
[306] Willensgestaltung im Nibelungenlied
daB wir Kraft und Freiheit lieber auf Kosten der GesetzmaBigkeit geauBert, als die
GesetzmaBigkeit auf Kosten der Kraft und Freiheit beobachtet sehen. Das aesthetische Urteil
enthalt hierin mehr Wahres, als man gewohnlich glaubt. Offenbar kiindigen Laster, welche
von Willensstarke Zeugen, eine groBere Anlage zur wahrhaften moralischen Freiheit an, als
Tugenden, die eine stiitze von der Neigung entlehnen, well es dem konsequenten Bosewicht
nur einen einzigen Sieg iiber sich selbst kostet, um die ganze Konsequenz und
Willensfestigkeit, die er an das Bose verschwendet, dem Guten zuzuwenden."
Diese Worte kiinden bereits unverhohlen eine Seite der Erklarung an, warum etwa Gestalten
wie Richard III. und Jago auf uns aesthetisch wirken konnen. sie wirken so wie sie sind, kraft
eines ihnen innewohnenden inneren Gesetzes, ohne daB wir hierbei versucht werden,
moralisierende Urteile abzugeben. Es ist zum Teil ihre Lebenskraft, welche uns mit allem
aussohnt. Das war aber nicht erst seit Shakespeare so, sondern steht gleich am Anfang der
deutschen Kunst. Das Lied der Nibelungen ist der vielleicht machtigste Niederschlag des
willenhaften abendlandi sehen Kunstschaffens, und zwar ist es gleich hier der Hochstwert der
nordischen Rasse selbst, welcher Problem wird, die Seelen treibt und sogar im Verrater
groBten Stils seine kiinstlerisch vollendete Verwirklichung erlebt.
Ich weiB, daB man gegen den Vergleich des Nibelungenliedes mit der Ilias einwenden wird,
daB sie in Anbetracht der geschichtlichen Entwicklung des griechischen und deutschen
Volkes nicht "gleichzeitig" seien. Trotzdem ist ein Vergleich moglich, wenn man die inneren
Formgesetze verfolgt, die stets die gleichen blieben. Wenn das Lied der Nibelungen fur groB
genug erachtet wird, um es als anders geartetes, aber gleichwertiges kiinstlerisches
Gegenstiick einer Ilias gegeniiberzustellen, befmden wir uns auch mit Goethe im
Widerspruch, der beteuerte, man diirfe sich die Freude am
[307] Ilias und Nibelungenlied
deutschen Epos nicht dadurch vermindem, daB man es mit dem griechischen vergleiche: man
bringe von Homer "einen zu groBen MaBstab" mit.
Ilias und Nibelungenlied sind ja oft genug miteinander verglichen worden, und nach langerem
Abwagen seitens der Germanisten und nach schnell gefaBter Meinung unserer Hellenisten war
das Ergebnis solcher Gegeniiberstellungen immer, die Ilias stehe in kiinstlerischer Beziehung
weit iiber der deutschen Dichtung, diese fiihre uns aber gewaltigere Charaktere vor Augen.
Diesen Anschauungen, welche aus der Voraussetzung der Allgemeingiiltigkeit griechischer
Kunstgebote heraus geboren wurden, gilt es heute zu entsagen Denn einem Kunstwerk
zugestehen, daB es starke Personlichkeiten vorfiihrt, heiBt doch eine gleichwertige gestaltende
Schopferkraft anerkennen, die sie geschaffen. Sie ist anders geartet als die hellenische, aber
ihr gerade in kiinstlerischer Beziehung ebenbiirtig.
Wenn wir uns den Reichtum und die lebendige Plastik der Ilias vorstellen (die mannigfachen
Arten z. B., wie Agamemnon seine Heerfiihrer zum streite aufstachelte, die immer neuartigen
Schilderungen einzelner Kampfe), so wird das deutsche Heldenlied nicht gut dabei
abschneiden. Die Technik ist nicht selten unbeholfen, die Beschreibungen wiederholen sich
hier und da (offenbar spatere Spielmannbearbeitungen), ohne formal abgerundet zu sein. Aber
dafiir leben die Nibelungen ein innerlich viel lebendigeres Leben, ihre Taten flieBen aus dem
Willen innerer Machte und Konflikte heraus, sie wirken nach einer inneren Folgerichtigkeit
und nach einer bestimmten Seeleneinstellung. Die Verflechtung der aus dem personlichen
Innem heraus geborenen Handlungen schiirzt erst den tragischen Gegensatz, der zur
Katastrophe fiihrt.
Von vornherein ist natiirlich gegen die MiBdeutung Verwahrung einzulegen, Homer als
Schopfer verkleinern ZU wollen. Er hat dem Volk der Griechen seine Gotterwelt
[308] Homer und die Helena-Gestalt
gestaltet, die den bildenden Kiinstlern jahrhundertelang die Form vorgezeichnet hat. Aber
Homers kiinstlerische Einstellung war eine andere als es unserem Wesen entspricht. Seine
Gestalten bewegen sich in der mittleren Sphare des Menschlichen, sie versinken nicht in
geheimnisvollen seelischen Abgriinden, sie zeigen keine Sehnsucht nach hochsten Hohen, die
Handlungen entspringen weniger als Folgen einer inneren ehemen Notwendigkeit, erscheinen
nicht als AuBerungen damonischer oder gottlicher Willensmachte des Menschen selbst,
sondern sind Ergebnis auBerer Einwirkungen.
Man konnte dieser Bemerkung entgegenhalten, gerade minder groBartig hervortretende
Eigenschaften seien weit schwieriger kiinstlerisch zu gestalten, als die auBergewohnlichen
Ausbriiche des menschlichen Gemiites. Aber darum handelt es hier natiirlich nicht.
Als nach zehnjahrigem Kampfe Troja endlich gefallen ist, da wird auch die Ursache dieses
Volkerringens befreit: Helena tritt in den Kreis der Kampfer. Homer schildert ihre Schonheit
nicht, aber wohl ihren Eindruck auf ihre ganze Umgebung. Die Krieger, welche Freunde und
Briider verloren, tausend Entbehrungen erlitten hatten, sie fanden alle, es sei der Miihe wert
gewesen, fur diese Frau, fiir diese Schonheit Strome von Blut vergossen zu haben. Das ist
Griechentum! Ob Helena innerlich dessen wert gewesen ist, derart in den Mittelpunkt eines
Volkerdramas gestellt zu werden, spielt keine Rolle. Es ist sogar wahrscheinlich, das
Weibchen habe sich bei Paris ebenso wohl gefiihlt, wie im Bett des Konigs von Sparta.
Irgendwelcher Jammer iiber ihr Los fmdet sich jedenfalls nicht.
Eine schone Buhlin ist die Ursache eines Volkerringens und wird als groB genug dafiir
angesehen. Mag ahnliches in der Geschichte hundertfach der Fall gewesen sein: baut sich aber
ein Dichter diese Tatsache als Grundlage zu einem gewaltigen Werke aus, so beweist er in der
Auswahl
[309] Natur und Kunstform
des Gehaltes schon ein die Form kennzeichnendes schaffen, das unserem Wesen durchaus
andersartig gegeniibersteht. Das innere bewegende Damonium fehlt oder wird bewuBt Zur
Seite geschoben; die Form, die Schonheit tritt an seine Stelle.
Wie die Kleinheit und Abgeschlossenheit der griechischen Polls auch dem gewohnlichen
Burger eine klare Ubersicht iiber die sein Leben bestimmenden Verhaltnisse gestatteten, seine
Urteilsfahigkeit mit den gestellten Anforderungen nicht taglich auBer Gleichgewicht setzten,
so zeigt sich auch der griechische Geist in der Kunst von klarer Umgrenzungsfahigkeit. Er
spricht in dieser kiinstlerischen Zielsicherheit ebenso aus Iktinos und Kallikrates wie aus
Phidias und Homer und Platon Es bleibt bei ihm nichts ohne klaren UmriB, nur wenig ist
unausgesprochen, sondern alles gestaltet sich - wenn man so sagen darf - zur geballten Form
und geklarten und verklarenden Sachlichkeit.
Ist dieses einmal restlos befriedigend gelungen, so wird der Grieche nicht miide, das
gefundene Grundthema auf die mannigfachste Art um- und umzuwandeln, eine
Eigentiimlichkeit, die Goethe Eckermann gegeniiber mehrfach bewundernd gepriesen hat.
Es gibt kaum etwas Herrlicheres als die Art, wie Homer die Natur zur Kunstform erhebt. Wir
begegnen keinen langen Naturschilderungen, sondern einem oft in ein Wort gepreBten
Stimmungsgehalt des vorliegenden Stoffes. Diese wunderbar knappe Form Homers ist jener
Zauber gewesen, mit dem er Jahrhunderte und Jahrtausende immer wieder in seinen Bann
geschlagen hat; sie waltet iiber seinem ganzen Werke, sie lebt in alien Einzelheiten desselben.
sie ist von ewiger Jugend und allgegenwartiger Unsterblichkeit.
Ihre eigenartige Wirkung liegt in der schopferischen Kraft, von Schilderungen der Natur
absehen zu konnen.
[310] Die Schlacht auf dem Wiilpensande
sie sofort zu vermenschlichen, sie uns durch ein bildstarkes Gleichnis naher zu bringen, indem
ihre mannigfachen Zustande auf einen Eindruck gebracht werden. - Die Achaer selbst
kennzeichnet Homer stets als die "erzumschienten", Achilles durchzieht das Werk als der
"hurtige Laufer", Hektor schreitet als der "helmbuschschiittelnde" vor die Tore Trojas, Here
umwirbt den Zeus als die "farrenaugige" Gottin. Die Fahrzeuge der Griechen werden mit nur
zwei Worten erschopfend geschildert:,, dunkel und wolbig". Es wirkt dies alles wie der
Pinselstrich eines groBen Malers, welcher mit einer Bewegung Farbe und Linie eines Wesens
auf die Leinwand zwingt. Das ist die Form in ihrer hochsten Vollendung, die griechische
frohe Botschaft. Wenn Goethe sein Heideroslein "morgenschon" nennt (er hat diese Form ein
einziges Mai gebraucht, sie gehort allein dem Heideroschen) so Zeigt sich hier das gleiche
kiinstlerische Gesetz wie es fiir Hellas die geistige Atemluft seines Lebens bildete.
Anders wahlte und gestaltete der germanische Dichter. Der Gehalt, der geformt wird, ist nicht
die Person (Schonheit), sondem die Personlichkeit (willenhafte Entwicklung). Das auBere
Geschehen ist nur AnlaB zur AuBerung und Auswirkung eines Charakters (nicht Ursache),
oder ganz unmittelbare Verkorperung innerer menschlicher Willensrichtungen. Ehre und
Treue in alien ihren Schattierungen erscheinen gleich am Anfang der nordischen Kunst als die
bewegenden Krafte. Gudrun wird gleich der Helena geraubt, aber sie ergibt sich nicht. sie
zieht den Dienst einer Magd dem Leben in Unehre vor, obgleich Hartmut in seiner
Mannlichkeit und Ritterlichkeit einen ungleich groBeren und auch kiinstlerisch begriindeteren
AnlaB zur Ergebung darstellt als der jammervolle Paris. Die Schonheit aber, und vor allem der
stolz und die Treue der Konigstochter geben fiir uns allein das auch kiinstlerisch
befriedigende Motiv ab, die blutige Schlacht auf dem Wiilpensande
[311] Siegfried und Kriemhilde
schlagen zu lassen. Genau auf dieser inneren Berechtigung, auf der Anerkennung innerer
Charakterwerte fuBt die Tragodie der Nibelungen. Ware Siegfried als Personlichkeit ein
Taugenichts von der Sorte des Paris gewesen, keinem von uns ware die Gattenliebe
Kriemhildens verstandlich, keinem diese damonische Frauentreue wahrscheinlich; niemand
von uns konnte den Verrat nicht nur an den Briidern, sondern an alien Burgunden begreiflich,
menschlich sowohl als kiinstlerisch ausreichend begriindet fmden, wenn nicht die Gestalt
Siegfrieds in ewigleuchtender Herrlichkeit dargestellt worden ware. Mag man Siegfried nun
als den sterbenden Friihlingsgott, als einen Mond- oder Sonnengott hinstellen (Siecke), in
dem Augenblick, da er als Personlichkeit in einer Dichtung auftritt, wird er zu einem zu
gestaltenden Gehalt. Wenn irgendwo vollkommene Genialitat verkorpert worden ist, so hier.
Wo Siegfried auftritt, liegen ihm alle Herzen zu; wo er helfen kann, stellt er sich
unbedenklich, selbstlos und vertrauend in den Dienst der erwahlten Freunde. Durch die Liebe
ladet er - in der Art der Werbung mit Giinther um Briinnhilde - eine Schuld auf sich. Und an
dieser Schuld geht er zugrunde.
Sein Gegenspieler, Hagen, ist ein Gemisch von Habgier und unbedingter Mannestreue, eine
Gestalt, die in ihrem schematisch riesenhaften UmriB das kiinstlerisch starkste Gegenstiick
zum lichten Siegfried darstellt. Ein Typus von unbedingter Tapferkeit, der uns zum SchluB
dank seiner Folgerichtigkeit bis zum Tode mit vielem versohnt, was er verbrochen. Die
Begegnung Kriemhildens mit Hagen und Volker am Hofe Etzels ist eines der dramatischsten
dichterischen Bilder, die sich vorstellen lassen; die Nachtwache der beiden Gefahrten, der
Sang des Spielmanns, sind von mannhaft herrlicher Poesie.
In der tragischen Notwendigkeit, mit der verschiedene willenhafte Naturen aufeinanderstoBen,
wie Schuld und
[312] Der Markgraf Rudiger
Siihne neue Schuld gebaren, wie Ehre gegen Ehre, Treue gegen Treue kampft und sich in
Menschencharakteren gleichnisbildend verkorpert, das ist die gewaltige Schopfung nordisch-
germanischen Wesens, wie sie von allem Anfang in der deutschen Kunstgestaltung
iiberlebensgroB auftritt.
Diese sich liebenden oder bekampfenden Krafte sind der Stoff, den eine groBe dichterische
Zusammenschau gebandigt hat und es ist ganz miiBig, dariiber zu streiten, wieviel Hande am
Nibelungenlied gearbeitet haben, denn die vielen Volksgesange sind ein Werk geworden.
Die neuesten Forscher behaupten, die Gestalt des Riidiger sei eine letzte Zutat (eines fiinften
Dichters) gewesen. Sei's drum. Dann war auch dieser fiinfte ein groBer Kiinstler. Denn in der
ganzen Weltliteratur wird man vergebens nach einer Personlichkeit von solcher schhchten
inneren GroBe suchen, wie sie im Markgrafen Riidiger verkorpert ist. Man gebe darauf acht,
wie seelenkundig sein die Krafte verteih sind, die um ihn ringen. An der Spitze steht die
Eidestreue zu seiner Konigin, die Verpfandung seiner Mannesehre, die iiber alle anderen
Machte siegen muB. Er sieht sich aber alien Freunden gegeniiber, Gasten, die er selbst ins
Land geleitet und denen er Schutz zugesichert hat, ja, sogar dem Verlobten seiner einzigen
Tochter. so nimmt Riidiger in ehemer Folgerichtigkeit den Tod bewuBt auf sich, obgleich
durch die Wehrlosigkeit Etzels und Kriemhildens noch eine starke Versuchung erwachst, das
Manneswort zu brechen Die Idee der Ehre wird zu der all sein Tun bewegenden Kraft. Man
denke hierbei etwa an die Gestalt des Achilles, eine der leuchtendsten Heldenverkorperungen
aller Zeiten, der aber einer personlichen Krankung wegen sein ganzes Volk ohne Fiihrer laBt,
und dann an den Markgrafen Riidiger, der vor seinem Todeskampfe noch seinen Schild einem
Gegner schenkt, um ihn in voller Wehr gegeniiberzusehen, so wird man die Kluft ermessen,
welche hier zwischen Gestalt und Gehalt
[313] Gegen grassierende Asthetik
besteht, zugleich aber auch die sehr verschiedene Art des dichterischen Formens erfassen*.
Es sind zwei andersgeartete Volkerseelen am Werke, um die Natur in Kunst zu verwandeln.
Die eine laBt den Menschen auch weinen und lachen, lieben, hassen und heldenhafte Taten
vollbringen, aber sie macht das Innere nicht Zur alles bewegenden Kraft, sie laBt die
Personlichkeit als ein zu gestaltendes Phanomen beiseite, wendet alle Liebe auf die
AuBenwelt und schafft sich mit Wort und MeiBel eine wunderbare Waffe, die Schonheit zu
erzwingen; die andere taucht sofort in die tiefsten Tiefen des menschlichen Innern und
bandigt alle Seelenkrafte zu einem innerlich kiinstlerisch bedingten Ganzen, ohne der
formalen Schonheit das ausschlaggebende Gewicht zuzuerkennen.
Selbst das groBte Werk des Menschen zeigt eine schwache Stelle; so auch das Lied der
Nibelungen. Das Verhaltnis Siegfrieds zu Briinnhild ist hier nicht so restlos begriindet wie in
den alien Uberlieferungen. Dieses Verhaltnis hat in der Edda die letzte Deutung gefunden: das
"Lied von Siegfrieds Tod" ist eine der groBten Offenbarungen germanischen Wesens, das
Lied von Liebe, Treue, HaB und Rache.
Man hore endlich auf, die Sanger unserer Vorzeit als harmlose, unbeholfene Versemacher
anzusehen, wie es bei aller gonnerhaften Anerkennung der "groBen Charaktere" in ihren
Liedem doch immer noch im UnterbewuBtsein unserer grazisierenden Aesthetiker der Fall zu
sein pflegt.
Ein menschlich und kiinstlerisch wunderschones Gegenstiick Zum Riidiger-Gemot findet sich
im 6. Gesang der Ilias. Dort erkennen sich Glaukos und Diomedes als durch
Vaterfreundschaft und alte Gastlichkeit verbundene Genossen. sie wechseln im (Gedenken an
diese friihere Verbundenheit ihre Riistungen und - kampfen n i ch t miteinander, sondern
machen ab, sich im Felde auszuweichen. GewiB eine bezeichnende Losung des gegebenen
Konfliktstoffes.
[314] Die gewaltige Schopfung des deutschen Epos
Vielmehr haben wir sie in die Reihe der groBten schopferischen Kiinstler einzureihen.
Charaktere schafft nur ein Charakter, lebendige Personlichkeiten, also Gestalten, die durch
Jahrhunderte hindurch zeitlose Gleichnisse unseres Wesens geblieben sind, konnen nur das
Ergebnis kiinstlerischer Genialitat und Formkraft sein.
Kein edlerer Heldwirdjemals aufErden
Im Sonnenschein stehn als du, Siegfried, allein.
Wir verstehen Goethe, wenn er sagt:,, Homer zeichnet mit einer Reinheit, vor der man
erschrickt" (eine Bemerkung iibrigens, die Goethes sonstige Bekenntnisse iiber Harmonie
Liigen straft) und wir glauben auch eine Wiirdigung der kiinstlerischen Selbstbeherrschung
und epischen GroBe Homers zu besitzen, aber wir miissen ebenfalls bekennen: wir
erschrecken auch, wenn wir an die gewaltige und gerade in kiinstlerischer Beziehung
gewaltige Schopfung des Liedes der Nibelungen denken. Hat man Homer als einen der
groBten Kiinstler aller Zeiten und Volker anerkannt, so ist es an der Zeit, auch unsere Dichter
ins rechte Licht zu riicken und sich bewuBt zu werden, daB die Mangel und Fehler technischer
und formal-kiinstlerischer Natur sind, daB aber die formende geniale Schopferkraft
ihresgleichen sucht*.
* Wie sehr in alien germanischen Liedern die Idee der Ehre schicksalsbestimmend auftritt, ist
friiher ausgefiihrt warden. Uber die rein ktinstlerische Kraft aber, die z.B. im Hildebrandslied
alles antreibt und bedingt, hat L. Wolff ("Die He Iden der Volkerwanderungszeit", s. 148) sehr
schon geschrieben: "Das Leiden, sonst das Wesen 'unserer' Dramen ist nicht Ziel der
Dichtung, sondern nur Ausgangspunkt. Je erdrilckender die dunkle Macht, desto grofier reckt
sich vor ihr das Heldentum empor. Unwissentlich geht der Sohn gegen den totgeglaubten
Vater. Er lobt ihn Uber alle Helden und beschimpft den vor ihm stehenden Unbekannten, der
doch gerade dieser Verherrlichte ist. Er preist Hildebrands Treue und Tapferkeit undwirft
ihm zugleich TUcke und Feigheit vor. Er spricht von der Kampfeslust des Alten und dieser
mufi sich lange beherrschen, um den Sohn nicht zu zUchtigen. Das ganze Lied ist kiinstlerisch
ungeheuer zielsicher komponiert, durch Gegensdtze von hochster Dramatik und da von
einem Wert geleitet - organisch wie die Gesetze der wallenden Meeresflut. "
[315] Der aesthetische Wille
So stehen sich die beiden Epen als volkische Kunstgleichnisse gegeniiber; das eine wendet
sich nach der inneren Geburt mehr der klaren Form zu, das andere ringt aus seelischem
Kampf sich hindurch zum tragischen Epos. Homer meistert den Stoff, die Dichter des
Nibelungenliedes - und die Schopfer aller germanischen Gesange - den Gehalt. Durch diese
verschiedenen, durch Temperament und Uberlegung bedingten Ziele entstehen Kunstwerke,
die man, gleich groB, nicht mit ein- und demselben MaBstab messen kann und fiir die man
deshalb eine andere Asthetik braucht, um jeder Wesensart gerecht zu werden. Wie man an
Michelangelo nicht mit dem MaBstab herantreten kann, den man bei Phidias gewonnen hat, so
auch nicht angesichts des hellenischen Epos an das deutsche.
Auf einzelnes wird spater eingegangen werden. Die bisherigen Uberlegungen fiihren nun aber
zu einer dritten Tatsache, die zwar von den Asthetikern nicht nur fast allgemein iibersehen,
sondem glatt geleugnet worden ist: dem aestyetischen Willen. Die Leugnung dieses Willens
ist vielleicht das beschamendste Kapitel der deutschen Asthetik. Tausendfach sind die
Zeugnisse vom Ringen der europaischen Kiinstler um Gehalt und Form: die Kunstprofessoren
aber sind dariiber hinweggegangen. Zwangsglaubenssatz war, daB die Kunst es nur mit
"Scheingefiihlen" zu tun hatte, gleichsam unberiihrt vom Leben als "freie Schonheit" iiber den
Staubwolken der Gelehrtenstuben schwebe. Der Wille war fiir die Moral mit Beschlag belegt
worden und durfte aus der Aktenmappe, die diese Aufschrift trug, nicht hervorgeholt werden
[316] Tat - der entladene Wille
4.
Richard Wagner schrieb an Mathilde Wesendonck: "Sie wissen, daB unser Einer nicht rechts
noch links, nicht vorwarts noch riickwarts sieht, Zeit und Welt uns gleichgiiltig ist, und nur
Eines uns bestimmt, die Not der Entladung unseres eigenen Inneren." Balzac bekannte
("Cousine Bette"): "Die standige Arbeit ist das Gesetz der Kunst wie das des Lebens; denn
Kunst, das ist die idealisierte Schopfung. Die groBen Kiinstler, die vollkommenen Dichter
erwarten nicht Befehle noch Anfeuerungen; sie gebaren heute, morgen, immer. Daraus folgt
die Gewohnheit der Arbeit, diese standige Kenntnis der Schwierigkeiten, die sie in standigem
Konkubinat mit der Muse, mit den schopferischen Kraften erhalt."
Derartige Bekenntnisse sind nicht an die Ohren unserer Papste der Asthetik gelangt. Es ist
hohe Zeit, das Vorhandensein des schopferischen aesthetischen Willens beim Kiinstler -
folglich auch beim "GenieBer" - endlich einmal festzustellen. Im Inne werden der Gehaltwahl
und in der Sehnsucht der willenhaften Entladung zeigt sich der nordisch-abendlandische
Schonheitsbegriff gleichsam von innen als das ihm eigentliche Wesen, das durch Biologic
allein nicht mehr faBbar, sondern nur andeutbar ist.
Das Wesen des menschlichen Daseins ist leiblich und seelisch ein immer wieder emeutes
Aneignen und Verarbeiten des von auBen eindringenden Stoffes und des inneren Erlebens.
Der Formwille und der Geist ergreifen gestaltend Besitz von der Umwelt und Innenwelt.
Dieses Formen ist, so sehr die Erkenntnis auch mitbestimmen mag, eine Willenstat, mag
dieser Wille nun zum Heiligen, Forscher, Denker, Staatsmann oder Kiinstler fiihren. Jede
Gestalt ist Tat, jede Tat ist wesentlich
[317] Der Seelen-Antrieb Beethovens
entladener Wille. Unsere Erforscher der Seelenkunde der Kunst gehen bei ihren
Betrachtungen meist vom genieBenden Kunstbeschauer aus. Von ihrem Standpunkt aus mit
Recht. Zu Unrecht, wenn rassisch-personliches Kiinstlerwollen aufgedeckt werden soil. Ehe
iiber motorisch-sensorische, emotionelle und intellektualistische Einwirkungen eines
Kunstwerks gesprochen werden darf, muB deshalb der Ausgangspunkt des schopferischen
klargelegt werden.
Das Gesetz von der ewig fortwirkenden Kraft gilt nicht nur auf physikalischem, sondern auch
auf seelischem Gebiet. Es erscheint uns selbstverstandlich, daB der heroische Wille weiter
schwingt und weiter Willen zeugt. Mit besonderer Vorliebe sogar miihen sich unsere
Gelehrten ab, die Ausgangsenergie einer religiosen oder politischen Erscheinung zu
entdecken. Dicke Bande werden geschrieben, urn die Gedankengefiige unserer Zeit mit
bestimmten Denkern der Vergangenheit zu verbinden. Diese Tatigkeit der
Philosophieprofessoren wird manchmal sogar selbst als Philosophie betrachtet, so wichtig
erscheint sie. Auch die Systeme der Asthetik sind genau erforscht und aktenmaBig gebucht.
Kunst und Kiinstler aber sind dabei fast restlos vergessen worden; fur sie hat man sich eine
besondere Asthetik zurechtgezimmert, welche dem nordischen Abendlande den Riicken
kehrte, nach Siidosten oder in die Wolken starrt, um den dort angeblich entdeckten
Wertmesser auch der europaischen Kunst gegeniiber anzuwenden.
Was war es aber, das einen Beethoven antrieb, bei Sturm und Wetter um Wien zu rasen,
plotzlich stehen zu bleiben und, weltvergessen, mit den Fausten einen Rhythmus zu schlagen?
Was war es, das einen Rembrandt zwang, in tiefer Armut aber auch alles AuBere zu verachten
und bis zum Verfall der Krafte an der Leinwand zu stehen? Was veranlaBte Leonardo, die
Geheimnisse der menschlichen
Gestalt zu erforschen? Was trieb Ulrich von Ensingen zu seinen Kirchenplanen? Das alles war
doch nichts
[318] Willenhafter Schopfungsakt
anderes als das Sichverkorpern eines kiinstlerischen (aesthetischen) Willens, einer Kraft, die
neben dem heroischen und sittlichen als ein Urratsel endlich anerkannt werden muB, wenn wir
iiber unsere Oberlehrer-Aesthetik endlich hinausgelangen wollen. Das um so mehr, als
nirgends das Aufbrausend-Willenhafte in der Kunst so deutlich hervorgetreten ist, wie im
nordischen Abendland. Das nicht mit aller Deutlichkeit hervorgehoben zu haben, gehort zu
den groBten Unterlassungssiinden des 19. Jahrhunderts.
Auch der Grieche war zuinnerst willenhaft in der Geburtsstunde seiner Kunst. Es ist eine g r i
e c h i s c h e Sage, die uns iiber einen Kiinstler berichtet, der sein Werk so gliihend liebte, daB
seine Liebe den toten Stein zum blutvollen Leben verwandelte. Auch in diesem Mythus ist
das Bekenntnis eines allformenden aesthetischen Willens niedergelegt. Auch die wilde
Malerei auf dem Parthenon, der griechische Tanz und die verloren gegangene griechische
Musik (von der alle anderen "Musen" ihren Namen haben) werden dieses Rauschen des
Willens friiher horbarer gemacht haben, als es heute erscheint. Immerhin aber setzt beim
Hellenen nach dem willenhaften Schopfungsakt eine geistige Bandigung der Form ein, wie sie
fiir das Griechentum bezeichnend wurde. Diese Selbstbeherrschung loste in dem
abendlandischen Betrachter eine "kontemplative" Stimmung aus, auf welcher er dann die
Asthetik iiberhaupt erbaute.
Aesthetisches Empfinden bedeutet ein Lustgefiihl; aesthetische Stimmung, das ist wunschlose
Anschauung, in der sich das reine Subjekt des Erkennens zu schlackenloser Objektivitat
erhebt. so lautet die Lehre der Aesthetik von Kant und Schopenhauer, so schrieben
neunundneunzig von hundert Kunstphilosophen nachher. Auch diesem Urteil lag der genannte
Zwangsglaubenssatz zugrunde, welcher unsere gesamte Asthetik zur Unfruchtbarkeit
verurteilt hat: die hochst merkwiirdige Behauptung, als gebe es
[319] Der verfalschte Humanismus
keinen aesthetischen Willen. In dieser Behauptung finden sich auch sonst erbitterte Gegner
zusammen Die Tatsache iiberhaupt, daB hinter jedem Kunstwerk genau so wie hinter einem
religiosen Bekenntnis eine Kraft steht, ist - iibersehen worden. Deshalb bezog sich unsere
Asthetik auf die Anschauung, auf Ideen, auf Begriffe, nur auf Zergliederungen des
Schonheitsempfindens und nicht auf die Tatsache, daB jeder Kunstschopfung ein gestaltender
Wille zugrunde liegt, sich im Werk znsammenbaUt und sich notwendigerweise auch wieder
das Ziel setzt, eine Tatgewalt der Seele zu wecken, soil nicht das ganze Bemiihen umsonst
gewesen sein.
Auf dem Gebiete der Kunst erleben wir die Parallelerscheinung zu den religios
weltanschaulichen Entwicklungen. Ein rassisch-seelischer Impuls schafft Werke genial
unbefangener Art, ergreift kindlichgroB seine gegenwartige Umgebung, alte iiberkommen
Formen, andert selbstherrlich ihre Kraftlinien. Bis mit der weltanschaulichen Uberfremdung,
erzwungen und erhalten durch eine politische Macht, sich auch fremde Rechtsbegriffe iiber
die innergesetzlich gewachsenen Sitten lagern und mit allem zusammen auch eine neue
"Kunstlehre" Eingang gewinnt. Als Wotan im sterben lag und unsere Seele neue Formen
suchte, trat Rom auf; als die Gotik ihre Lebenslinie abgeschlossen hatte, erschienen romisches
Recht und humanistische Kunstpfaffen, welche uns von oben herab durch Anwendung neuer
Wertmesser zu verkriippeln suchten. Mit dem ausgegrabenen Platon und Aristoteles, mit den
ersten Entdeckungen hellenischer Kunstwerke ergriff der nordische Geist einer suchenden
Zeit die neuentdeckten Schonheiten, mit ihnen aber auch ihre spatromische Verfalschung.
Niemand wird bestrebten, daB das altgriechische Schonheitsideal dem nordischen entsprach,
war es doch iiberwiegend Blut von seinem Blut; immerhin aber war diese griechische
Schonheit eben doch ein Zeugnis einer abgeschlossenen
[320] Dogma der "willenlosen Kontemplation"
Eigengesittung, sie war inmitten des zerrissenen, individualistischen Griechenvolkes die
statische Seite desselben, sein typenbildender Mythus. Die auBere Schonheit ist aber nie der
Hochstwert des nordisch-abendlandischen Wesens gewesen, sondem der gestaltete Wille, der
sich Zeigt als Ehre und Pflicht (Friedrich und Bismarck), als Seelendrama (Beethoven,
Shakespeare), als geballte Atmosphare (Leonardo, Rembrandt). Diesem kraftstrotzenden
Kunstwillen wurde im 15. Jahrhundert ein aesthetischer, aus ganz anderer Umgebung
stammender Wertmesser geschenkt. Die Renaissance zeigt das Ringen zwischen Instinkt und
der neuen Idee in kiinstlerischer, ebenso wie die Reformation in religioser Beziehung. Nach
dem lebensdurchpulsten 16. Jahrhundert in Norditalien und der Eindringlichkeit des Barocks
gewinnt der angeblich griechische Hochstwert immer mehr an Geltung. Die Ergebnisse der
Erforschung griechischer Uberreste (Gemmen, Vasen, etlicher Malereien und Bildnisse)
werden zur Grundlage einer "allgemeinen" Asthetik gemacht, griechische Formen als "rein
menschlich" gewertet. Es entsteht dann der Lehrsatz von der "willenlosen Kontemplation",
gefolgt von der Leugnung des aesthetischen Willens. Der griechische Mythus der Harmonie
und gewollten Ruhe iiberschattete den germanischen Instinkt, den Anlauf zum kraftvollen
Selbstbekenntnis und auch kiinstlerischer Willensentladung. Der Zwiespalt zieht sich bis auf
heute hin und nur schiichtem tauchen ab und zu neue Anschauungen auf.
Obgleich unsere Asthetik ihre MaBstabe nachweislich aus Hellas bezogen hatte, glaubte sie
stolz annehmen zu diirfen, ihre Grundziige seien "rein menschlich", universalistisch. Wie im
Staatsleben, so wurden auch in der Kunst rein professoral zwei Bautypen des Kulturlebens
angenommen: der Individualismus und der Universalismus, d.h. eine Seelenrichtung, die das
Ich und seine Interessen zum Ausgangs- und Endpunkt des Denkens
[321] Individualismus und Universalismus
und Handelns erklarte, und eine andere, die dieses Ich unter die Gesetze der " Allgemeinheit"
eingliedern wollte. Das Gefahrliche an dieser scheinbar einleuchtenden Typenbezeichnung
bestand nun darin, dieses " Allgemeine" sich im Unendlichen verfliichtigen zu lassen Der nur
scheinbar groBherzige Universalismus fiihrte einst zur internationalen "Welt-Kirche", zum
"Weltstaat", spater zur marxistischen "Internationale" und der demokratischen "Menschheit"
von heute. Der Universalismus als Baugrundsatz des Lebens ist also ebenso uferlos wie der
Individualismus; das Ende im Falle des Sieges einer der beiden Weltanschauungen muB
notwendigerweise jedes Mai das Chaos sein. Weshalb sich der Individualismus gern in das
universalistische Mantelchen hiillt, das sich gut und sittlich gibt und ungefahrlich ist. Ganz
anders stellt sich die Sache dar, wenn sowohl Individualismus als auch Universalismus
gemeinsam auf einen anderen, wuchshaft bedingten Mittelpunkt bezogen werden. Fiir das Ich
sind Rasse und Volk die Voraussetzung seines Daseins, aber bedeuten auch zugleich die
einzige Moglichkeit seiner Steigerung. Gleichzeitig aber fallt das "Allgemeine" mit Rasse und
Volk zusammen, fmdet hier also seine organische Begrenzung. Individualismus und
Universalismus fiir sich find gerade Linien in die Unendlichkeit; auf Rasse und Volk bezogen,
sind sie sich rhythmisch ablosende hin- und zuriickfiutende, im Dienste der Rassengebote
stehende, Schopfung ermoglichende Krafte. Diese allgemeine dynamische Lebensauffassung
muB auch in der Betrachtung der Kunst des Abendlandes ihr Gegenstiick finden.
In der Kunst sind es also drei organische Voraussetzungen dieser Betrachtung, auf denen
kiinftig jede echte Aesthetik Europas ruhen muB, will sie ein dienendes Glied im Leben des
erwachenden nordischen Abendlandes sein: das nordisch-rassische Schonheitsideal, die innere
Dynamik europaischer Kunst, somit der Gehalt als ein
[322] Schopenhauer
Problem der Form, und die Anerkennung des aesthetischen Willens.
Diese letzten Behauptungen fiihren uns nun notgedrungen zu Auseinandersetzungen iiber die
Folgen der inneren Einstellung zum Problem der Kunst und mit dem volkstiimlich
gewordenen Willensbegriff Schopenhauers. Ehe dieser nicht iiberwunden ist, kann von einer
Klarung - und nicht nur in Dingen der Kunst - keine Rede sein und das Wesen des
aesthetischen Zustandes weder instinktiv noch bewuBt begriffen werden.
Der Mythus des 20. Jahrhunderts
Alfred Rosenberg
[323] bis [344]
II. Wille und Trieb
1.
Mit dem leider so trivial gewordenen Worte Kants, daB der bestimte Himmel iiber uns und
das moralische Gesetz in uns unser Dasein ausmachten, ohne im Verbal tnis von Ursacbe und
Wirkung zueinander zu steben, ist docb ein tiefes Bekenntnis zur polaren Weltbetracbtung
und zum dynamiscben Lebensgefiibl ausgesprocben. In Wirklicbkeit bat aucb kein ecbter
Europaer auBerbalb dieser seiner Lebensbedingung als Scbopfer besteben konnen, obgleicb in
mancben von ibnen die Sebnsucbt nacb der Aufbebung der Gegensatze, nacb Rube, nacb
Statik und Monismus ungebeuer stark gewesen ist. Nicbts ist fiir diese Sebnsucbt typiscber,
nicbts beweist aber die Unmoglicbkeit eines Monismus fiir uns deutlicber als der Fall Artur
Scbopenbauer, jenes Romantikers, der die blutvolle Dynamik seines Wesens mit dem
"Binsenscbwert der Vernunft" glaubte meistern zu konnen - und daran zerbracb. Allein scbon
die auf das Wollen bezogene Welterklarung entriickt ibn dem indiscben Denken, das er als
das seine glaubte deuten zu konnen, wo docb der Inder die Erlosung nicbt in einen Willens-,
sondern in einen Erkenntnisakt verlegt. Der gewaltsame monistiscbe Versucb von
Scbopenbauers Weltdarstellung als Wille und Vorstellung aber deckt einen Vorgang auf,
dessen Kenntnis und Wertung grundlegend ist fur unsere Weltanscbauung, aber nicbt minder
fiir die Erfassung des Wesens unserer Kunst.
Objekt und Subjekt sind voneinander nicbt losbare Korrelata. Das ist der Punkt, die
Erkenntnis einer Polaritat,
[324]Objekt und Subjekt
von der Scbopenbauer ausgebt. Von bier wendet er sicb einerseits gegen den Idealismus,
welcber den Satz von der Kausalitat nicbt als eine den Menscben zugeborige Vorstellung,
sondern als eine dem Ding an sicb wesentlicbe Eigenscbaft, welcbes das Objekt bervorbringe,
ansiebt, und andererseits gegen den dogmatiscben Materialismus, welcber die Tatigkeit des
Vorstellens seitens des Subjekts als das Ergebnis der Formen und Wirkungen der Materie
binzustellen bemiibt ist. Denn das Erkennen, welcbes erklart, materiell erklart werden soil,
wird bier von vomberein vorausgesetzt, und wir baben "mit dem Erkennen zwar die Materie
uns eingebildet, in der Tat aber nicbts anderes als das die Materie vorstellende Subjekt, das sie
sebende Auge, die fiiblende Hand, den sie erkennenden Verstand gedacbt."
Es ist der Febler des Materialismus, vom Objektiven auszugeben, da docb dasselbe scbon
durcb das Subjekt und dessen Anscbauungsformen bedingt, also nicbt ein Absolutes ist;
ebensogut konnte man die Materie als Modifikation des Erkennens des Subjektes auffassen so
stellt sich Schopenhauer zwischen den dogmatischen Realismus und den dogmatischen
Idealismus; er nimmt weder vom Subjekt noch vom Objekt allein seinen Ausgang, sondem
von der "Vorstellung als erster Tat des BewuBtseins".
Er stimmt mit Kant iiberein in der Lehre von der Idealitat von Raum, Zeit und Kausalitat, als
reinen, d. h- nicht empirischen Anschauungen, die Erfahrung erst moglich machen, und sein
ganzes Bestreben im ersten Buche seines Hauptwerkes lauft gerade darauf hinaus, dieses
nachzuweisen, zu erlautern, daB, wenn man die Materie als Ding an sich betrachte und das
Subjekt daraus zu erklaren sich bemiihe, so ergebe sich ein platter Materialismus. sehe man
dagegen das Subjekt als ein Absolutes an, so entstehe der Spiritualismus. Trenne man
dogmatisch Objekt und Subjekt, so
[325] Die Funktionen von Verstand und Vernunft
habe man den Dualismus. Behaupte man, beide seien ein- und dasselbe, so ergebe sich der
Spinozismus. Alles dieses seien dogmatische Anschauungen, wogegen wir nur Objekt und
Subjekt als zwei Korrelata kennen, Objektsein - Vorstellung des Subjekts.
Wir besitzen zwei Intellekte: den Verstand, das Vermogen des Erkennens des kausalen
Zusammenhanges (welches wir mit den Tieren gemeinsam haben), und die Vernunft, das
Vermogen der Abstraktion (welches uns allein gegeben ist). Die Funktion des Verstandes
besteht im Bilden der Anschauungen, die Tatigkeit der Vernunft im Bilden der Begriffe,
woraus erst unsere Sprache, Wissenschaft, iiberhaupt unsere ganze Kultur herauswachst.
Diese Vernunft nun ist "weiblicher Natur: sie kann nur geben, nachdem sie empfangen hat."
Damit ist das Grunddogma der Schopenhauerschen Anschauung ausgesprochen. Die Vernunft
- eine Funktion des Gehirns; die Welt entpuppt sich somit als ein "Gehimphanomen". Das
Denken seinerseits ist ein AbsonderungsprozeB, ahnlich der Bildung des Speichelsekrets.
Die Arbeit der Vernunft besteht darin, Wissen zu schaffen, d. h. abstrakte Urteile; "Wissen
heiBt: solche Urteile in der Gewalt seines Geistes zur willkiirlichen Reproduktion haben,
welche in irgend etwas auBer ihnen ihren zureichenden Erkenntnisgrund haben, d. h. wahr
sind."
Das Objekt ist also Vorstellung, es erscheint uns in den reinen Anschauungsformen von Zeit,
Raum und Kausalitat. Alles ist in ihnen und alles ist durch sie. Damit ist die Weltanschauung
streng geschlossen und es scheint nirgends ein Schlupfloch iibrig geblieben zu sein, um zu
einem Urgrund hinauf- oder hinabzusteigen. Schopenhauer aber fmdet noch eine "andere
Seite" der Welt. Unsere Vernunft, Vergangenheit und Zukunft iiberschauend, den sicheren
Tod im BewuBtsein, muB die Frage nach dem Woher und Wohin des Menschen, nach dem
[326] Wille nur intuitiv erkennbar
Wesen der Welt und des Ich aufwerfen. Und Schopenhauer, der vorher versicherte, die ganze
Welt sei "durch und durch" Vorstellung, durchbricht seine selbst gesetzten Schranken. "Was
aber uns zum Forschen antreibt, ist eben, daB es uns nicht geniigt, zu wissen, daB wir
Vorstellungen haben, daB sie solche und solche sind, und nach diesen und jenen Gesetzen,
deren allgemeiner Ausdmck allemal der Satz vom Grunde ist, zusammenhangen. Wir wollen
die Bedeutung jener Vorstellungen wissen: wir fragen, ob diese Welt nichts weiter als
Vorstellungen sei, in welchem Falle sie wie ein wesenloser Traum an uns voriiberziehen
miiBte, nicht unserer Beachtung wert; oder ob sie noch etwas anderes, noch etwas auBerdem
ist, und was sodann dieses sei!" Niemand hatbis jetzt mehr als eine rein negative Antwort
darauf geben konnen, eine Antwort, die ganz abstrakt, inhaltslos und nur begrenzend war. -
Der Nus des Anaxagoras, der Atman der Inder, das Ding an sich des Kant. Schopenhauer
entschleiert nun dieses Ding an sich als das uns aufs "intimste" bekannte innere Wesen, als
den Willen. Zu ihm kann man von der Vorstellung aus nicht gelangen, vielmehr ist er ein
ihren Gesetzen und ihren Formen vollig fremdes Wesen. Der Wille ist nur intuitiv erkennbar.
Der Mensch wiirde die Bewegungen und Aktionen seines Korpers ebenso ansehen, wie die
Veranderung anderer Objekte in bezug auf Ursache, Reize und Motive. Er wiirde ihren
EinfluB aber nur verstehen als die Verbindung jeder anderen ihm erscheinenden Wirkung mit
ihrer Ursache. Diesem ist aber nicht so, denn das Wort Wille gibt ihm "den Schliissel zu
seiner eigenen Erscheinung, offenbart ihm die Bedeutung, zeigt ihm das innere Getriebe
seines Wesens, seines Tuns, seiner Bewegungen."
Dem Subjekt ist also sein Leib auf zweierlei Art gegeben: einmal als Vorstellung, als Objekt
unter Objekten, und deren Gesetzen unterworfen, sodann auf andere Weise
[327] Objektivationen des Willens
durch das,, jedem unmittelbar Bekannte, welches das Wort Wille bezel chnet". "Jeder
Willensakt ist zugleich Bewegungsakt seines Leibes, nicht als ob der eine Ursache, der andere
Wirkung sei, sondern sie sind ein und derselbe auf verschiedene Weise zum BewuBtsein
gebracht." "Die Aktion des Leibes ist nichts anderes als der objektivierte, d. h. in die
Anschauung getretene Akt des Willens."
Ich erkenne den Willen nicht als etwas Ganzes und Vollkommenes, sondern nur in einzelnen
Akten der Zeitl; ich kann also den Willen mir nicht vorstellen; er ist raum-und zeitlos. Als
unabhangig von der Vorstellung ist der Wille dem Satze vom Grunde nicht unterworfen,
grundlos; er ist in alien Erscheinungen dasselbe Wesen. Nach Kant kommt das alles nur dem
Ding an sich zu, folglich ist der Wille das Ding an sich. Als solches ist er frei, als Erscheinung
ist er unfirei, vorausbestimmt (determiniert). Die Freiheit liegt also gleichsam hinter uns,
kommt im Handeln nie zu Tage. Daraus folgt, daB unser empirischer Charakter, wie er uns in
unseren Handlungen entgegentritt, unfrei und unveranderlich ist, daB er jedoch die
Objektivation des frei en intelligiblen darstellt; der empirische Charakter verhalt sich zum
intelligiblen wie die Erscheinung zum Ding an sich. Am vollkommensten, gleichsam im
Brennpunkt, objektiviert sich der Wille im Geschlechtstriebe, im unbedingten Willen zum
Leben. Er ist ein ewiges Wiinschen und streben, welches nach kurzer Befriedigung immer von
neuem von Begierde getrieben diesem damonischen Wesenszuge ohne Rast und Ruhe folgt.
Aber nicht nur im Menschen tritt uns dieser Wille als Ding an sich entgegen, vielmehr ist er in
der ganzen Natur das hinter der Erscheinung stehende treibende Moment. Zwar objektiviert er
sich am vollkommensten im Menschen, aber wenn wir den gewaltigen unaufhaltsamen Drang
sehen, mit dem "die Gewasser der Tiefe zueilen, die
[328] Vielheit ohne ein Prinzip der Vielheit
Beharrlichkeit, mit welcher der Magnet sich immer wieder Zum Nordpol wendet, die
Heftigkeit, mit welcher die Pole der Elektrizitat zur Wiedervereinigung streben, und welche
gerade wie die der menschlichen Wiinsche durch Hindemisse gesteigert wird, wenn wir den
Kristall schnell und plotzlich aufschieBen sehen nsw., so wird es uns - nach Schopenhauer -
keine groBe Anstrengung der Einbildungskraft kosten, selbst aus groBer Entfernung unseres
eigenes Wesen zwar dumpf und unausgesprochen, aber nicht minder einleuchtend zu
erkennen, "so gut wie die erste Morgendammerung mit den strahlen des vollen Mittags den
Namen des Sonnenlichtes teilt"; dieses ist der Wille. DemgemaB gibt es verschiedene stufen
der Objektivation des Willens, das sind die platonischen Ideen. sie sind jene Mittelglieder,
welche zwischen die beiden auseinanderklaffenden Welten: Vorstellung und Wille,
eingeschoben werden und somit die sonst auf keine Weise zu verstehende gegenseitige
Beziehung herstellen. Also eine Vielheit ohne ein Prinzip der Vielheit! Als die niedrigste
stufe stellen sich die allgemeinen Krafte der Natur dar, schwere, Undurchdringlichkeit,
Starrheit, Elastizitat, Elektrizitat, Magnetismus usw. Auch sie sind, wie unser eigener Wille,
grundlos, und wie dieser sind nur ihre einzelnen Erscheinungen dem Satze vom Grunde
unterworfen. sie sind "Qualitas occulta". Auf hoherer Stufe der Objektivation des Willens
sehen wir das Individuelle bei Mensch und Tier, hauptsachlich bei jenem, immer mehr
hervortreten und hier ist es, wo sich insbesondere das Wesen des Weltalls zeigt, der Kampf
fiir sein Dasein den Willen manifestiert.
Der allgemeine Kampf in der Natur tritt in der Tierwelt am sichtbarsten zutage, "welche die
Pflanzenwelt zu ihrer Nahrung hat und in welcher selbst wieder jedes Tier die Beute und
Nahrung eines anderen wird, d. h. die Materie, in welcher seine Idee sich darstellt, zur
Darstellung einer anderen abtreten muB, indem jedes Tier sein Dasein
[329] Erkenntnis als "klarer Spiegel der Welt"
nur durch die bestandige Aufhebung eines fremden erhalten kann; so daB der Wille zum
Leben durchgangig an sich selbst zehrt... bis zuletzt das Menschengeschlecht die Natur fiir ein
Fabrikat zu seinem Gebrauch ansieht". Fiirchterlich und unsinnig ist diese Macht, welche
durch soviel Mannigfaltigkeit und Aufwand an Kraft, Klugheit und Tatigkeit nur ein
ephemeres und fliichtiges Gliicksgefiihl in der Begattung und Hungerbefriedigung als
Gegengewicht zu bieten vermag; die Miihe und der Lohn stehen in keinem Verhaltnis
zueinander. Uberall sieht Schopenhauer "allgemeine Not, rastloses Miihen, bestandiges
Drangen, endlosen Kampf..", bestenfalls Langeweile.
Nur ein blinder Wille konnte sich selbst in die Lage versetzen. In der anorganischen Natur
geht der ganze Kampf nach dem unabanderlichen Gesetze von Ursache und Wirkung vor sich,
im Pflanzenreiche folgen Bewegungen auf Reize, d. h. Ursachen rufen Wirkungen, die
denselben nicht gleich sind, hervor; endlich treten Motive und Erkenntnis als Leiter unserer
tierischen Handlungen auf Alles dieses geschieht gesetzmaBig, fiir Freiheit der Vernunft und
ihre Ideen ist kein Platz gelassen, sie ist "ein untergeordnetes Organ".
Die Erkenntnis, anschauliche sowohl als verniinftige, geht nun zwar aus dem Willen auf
seinen hoheren stufen der Objektivation hervor, da der Mensch notwendig anderer
Fahigkeiten bedarf, als die anorganische Natur, die Pflanzen- und Tierwelt; sie ist also
urspriinglich ganz in den Dienst des Willens gestellt, doch vermogen es einzelne ganz groBe
Menschen, sich diesem Joch zu entziehen. Die Erkenntnis steht dann da als bloBer "klarer
Spiegel der Welt."
So ist die Welt als Vorstellung doch aus dem Willen entsprungen! Trotz der anfanglichen
Verwahrung Schopenhauers, hier einen ursachlichen Zusammenhang zu
[330] Die Illusion der Welt
behaupten, tritt die Kausalitat, wenn auch verkappt, auf. Es ergibt sich deshalb als
Konsequenz folgendes: die Vernunft ist nur Reflexion, d. h, sie ist ein ganz und gar
"weibliches Vermogen"; sie ist bedingt durch den durch die Anschauung notwendig
bestimmten Begriff; sie ist also unschopferisch. Wir sind unfrei: denn unser Handeln ist
notwendig bestimmt durch Motive, ob nun tatsachliche oder imaginare; der gleichsam hinter
den Menschen wirkende "intelligible Charakter", der auBerhalb der Notwendigkeit liegt,
erscheint im Leben als angeboren und unveranderlich, unterliegt also auch dem Satze vom
Grunde.
Von diesen Fesseln des damonischen "Willens" vermag aber gerade diese geknebelte
Vernunft durch einen "UberschuB von Intelligenz" sich zur willenlosen Betrachtung zu
erheben, als reines " Subjekt des Erkennens" die fiirchterliche Macht des Willens, seine
Grundlosigkeit und Unverniinftigkeit als "reines Weltauge" zu durchschauen und zu
iiberwinden. Das geschieht durch das Genie des Kiinstlers, der, vom Willen befreit, nun die
Natur rein und objektiv darzustellen vermag; es geschieht aber vor allem im Phanomen der
Heiligkeit, wo es der Vernunft gelingt, die voriibergehende aesthetische Vergessenheit in eine
dauernde wunschlose Kontemplation zu verwandeln, die Illusion der Welt zu durchschauen
und den Willen zum Leben zu verneinen.
Das Ende ist das Nichts, in das der Mensch nach aller Miihsal und Qual hineinblickt. "Vor
uns bleibt allerdings das Nichts. Aber das, was sich gegen dieses ZerflieBen ins Nichts straubt,
unsere Natur, ist ja nur der Wille zum Leben, der wir selbst sind wie er unsere Welt ist...
Wenden wir aber den Blick von unserer eigenen Diirftigkeit und Befangenheit auf diejenigen,
die die Welt iiberwanden, in denen der Wille, zur vollen Selbsterkenntnis gelangt, sich in
allem wiederfand, und dann sich selbst
[331] Schopenhauers Zentralbegriff
firei verneinte, so zeigt sich uns statt des steten Uberganges von Wunsch zur Furcht, statt der
nie befriedigten Hoffnung ... jener Friede, der hoher ist als alle Vernunft, jene ganzliche
Meeresstille des Gemiits, wie sie Raffael und Correggio dargestellt haben, nur die Erkenntnis
ist geblieben, der Wille ist verschwunden. "Wir aber blicken dann mit tiefer und
schmerzlicher Sehnsucht auf diesen Zustand, neben welchem das Jammervolle und Heillose
unseres eigenen, durch den Kontrast, in vollem Licht erscheint. Dennoch ist diese Betrachtung
die einzige, welche uns dauernd trosten kann, wenn wir einerseits unheilbares Leid und
endlosen Jammer als der Erscheinung des Willens, der Welt, wesentlich erkannt haben und
andererseits, bei aufgehobenem Willen, die Welt zerflieBen sehen und nur das leere Nichts
vor uns behalten... Wir bekennen es firei: was nach ganzlicher Aufhebung des Willens iibrig
bleibt, ist fur alle die, die noch des Willens voll sind, allerdings ein Nichts. Aber auch
umgekehrt ist denen, in welchen der Wille sich gewendet und verneint hat, diese unsere so
reale Welt mit alien ihren sonnen und MilchstraBen - Nichts."
Es kann nicht im Rahmen dieses Buches liegen, die ganze Lehre Schopenhauers zu
besprechen, sondern nur jene punkte hervorzuheben, die zur Beurteilung unserer
Lebensgesetze und ihrer AuBerungen in Weltanschauung, Wissenschaft und Kunst behilflich
sein konnen.
Hier ist nun zu allererst der zentrale Begriff der Schopeuhauerschen Philosophie, der Wille,
herauszugreifen. Wir sahen ihn hingestellt als das uns alien unmittelbar Bekannte und
Gegebene. Wird nun aber das Wort Wille ausgesprochen, so tritt wohl jedem Unbefangenen,
noch nicht von Schopenhauer Hypnotisierten, das
[332] Der Wille und die Welt als Vorstellung
nicht weiter zu deutende und tatsachlich "aufs intimste" bekannte Prinzip ins BewuBtsein,
welches allem angeborenen Egoismus zum Trotz gar oft in uns spricht und manchmal in der
Geschichte der Volker unbegreiflich wuchtige Gestalten gezeugt hat. Uns wird vielleicht die
Seelengewalt der deutschen Mystiker, eines Luther, die Lebenshingabe vieler fiir eine Idee
kampfender Manner vors Gemiit treten, die Gestalt des Weltiiberwinders aus Nazareth, kurz,
alle die Personlichkeiten, die den freien Willen alien Gewalten entgegen im Leben dargestellt
haben. Daran etwa wiirden wir denken, wenn wir aufgefordert werden, nach dem Wesen in
uns zu suchen, welches mit dem Wort Wille bezeichnet wird und uns "aufs intimste" bekannt
sein soil. Je mehr wir aber in Schopenhauer weiter lesen, um so mehr stellt sich heraus, daB
diese Auffassung vom Willen falsch und kindlich sein soil. Vielmehr ist der Wille zwar von
aller Erscheinung verschieden, grundlos und geheimnisvoll, jedoch ein gewaltsamer und
zielloser, von Begierde zu Begierde taumelnder damonischer Drang. Er lebt im Menschen und
im Tier, er tritt in der Pflanze und im Stein zutage. Er macht, daB die Wasser rauschend die
Felsen herabstiirzen, daB der Magnet das Eisen anzieht, daB die Pflanze hochstrebt, daB das
Mannlein zum Weiblein geht, daB ein Geschopf das andere vertilgt...
Dieser Wille nun, der, wie versichert wird, eine Einheit ist, zerschlagt sich durch Vermittlung
der Ideen in eine vielheitliche Korperwelt, ruft sich seine Objektivationen hervor und "ziindet
sich" auf seiner hochsten stufe "ein Licht" an, - den Intellekt. Dieser ist ganz von ihm
abhangig und zu seinen Diensten geboren. Er schaut nach alien Richtungen auf Beute aus, um
seinem tyrannischen Herm stets Gefolgschaft zu leisten. Er entwirft die Welt als Vorstellung,
und wir erleben die sonderbare Tatsache, daB das Gehirn, welches doch die polare
Vorbedingung
[333] Die Kraft des "tertiaren Organs"
Zur Vorstellung von Zeit und Raum ist, selbst in Zeit und Raum entsteht, daB es zugleich
Vorstellungssubjekt und Vorstellungsobjekt ist. Das erinnert an die alte Geschichte, wonach
zuerst die Henne aus dem Ei, das Ei aber doch zuerst aus der Henne schliipfte.
Schopenhauer hatte seine Philosophie eigentlich schon im ersten Buche seines Hauptwerkes
abgeschlossen. El hatte gezeigt, daB alles "durch und durch" Vorstellung sei, daB alles Zeit,
Raum und Kausalitat zur bedingenden Voraussetzung habe, daB wir durchaus unfrei seien. Er
hatte der Vernunft, diesem untergeordneten Organ, keine Hintertiir offen gelassen und ihr
gesamtes Vermogen auf die Vorstellung beschrankt. Daraus folgen alle spateren
Ungeheuerlichkeiten iiber diese.
Der Wille aber, der sonst iiberall so zweckmaBig (warum, bleibt ein ewiges Geheimnis) sich
seine Objektivationen hervorrief, hatte eine Unvorsichtigkeit begangen (die urn so weniger
begreiflich ist, da ausdriicklich versichert wird, die Funktionen des Leibes seien dem Willen
durchaus und iiberall angemessen), und das Gehim mit einem "UberschuB" an Intellekt
ausgestattet. Einige Manner rebellieren plotzlich, verzichten, indem sie den unheilvollen
Willen durchschauen, auf dieses Ding an sich und stehen da als reines Subjekt des Erkennens,
schaffen ewige Kunstwerke und werden Heilige. Woher diese Kraft des tertiaren Organs, des
Intellektes, plotzlich seinem unbezwingbaren Tyrannen einfach den Gehorsam kiindigen zu
konnen? Wir wissen es nicht, aber ohne diese Behauptung stimmt die schopenhauersche
Architektonik vom unbedingten einen Willen, den Ideen, den Objektivationen, dem
aesthetischen Zustande usw. nicht. Und sie stimmt auch in anderer Form nicht.
Was not tut, ist vor allem die Einsicht, daB der Schein, das Natiirliche und Metaphysische in
ein einheitliches monistisches System gebunden zu haben, hier mit einem spielen
[334] Wille und Trieb
von zwei ganz verschiedenen Auffassungen dessen, was unter Willen zu verstehen sei,
ermoglicht worden ist. Ich habe dies nirgends geniigend scharf durchgefiihrt gefunden. Zwar
verwirft Rudolf Haym in seiner Arbeit iiber Schopenhauer sehr energisch den Willen als ein
Prinzip der Naturerklarung; zwar erlautert J. Volkelt den Zwiespalt in der Willensauffassung,
will das Prinzip aber aufrechterhalten; K. Fischer spricht so gut wie gar nicht iiber den Willen;
H- St. Chamberlain weist (ins andere Extrem verfallend) die Willenslehre ganz im
allgemeinen ab, doch scheint mir iiberall zu wenig Gewicht auf die doppelte Anwendung des
Begriffes gelegt worden zu sein.
Einige Jahre vor Herausgabe seines Hauptwerkes hatte Schopenhauer den Willen als etwas
GroBes und Heiliges empfunden. Er sagt dariiber: "Mein Wille ist absolut, steht iiber aller
Korperlichkeit und Natur, ist urspriinglich heilig und seine Heiligkeit ohne Schranken." Dann
aber nahm diese Vorstellung des als metaphysische Kraft erkannten Willens schillernde
Farben an und als ein solches Chamaleon durchzieht sie fortan das ganze Werk
Schopenhauers.
Schopenhauer meint z. B., daB es das Wollen sei, wofiir wir uns allein verantwortlich fiihlen
und wofiir wir auch allein verantwortlich gemacht werden konnten, da der Intellekt ein
Geschenk der Goiter und der Natur sei; dieses zeige, daB man instinktiv den Willen als das
Wesen der Menschen ansehe. Ganz recht, nur wird hier der Wille in der Bedeutung gebraucht,
die dem Willen Schopenhauers, der ein zielloser und unabanderlicher egoistischer Trieb ist,
gerade zuwiderlauft.
Oder, wenn Schopenhauer die Welt als ein zweckmaBiges Ganzes hinstellt, in dem alles in
einer "unbegreiflichen Harmonie" zueinander stehe, so reimt auch das sich nicht mit einem
blinden Willen zusammen Der Notbehelf aber, der Wille sei zwar unverniinftig,
[335] Schopenhauer als Dichter
handle jedoch so, "als ob" er verniinftig ware, ist gar zu diirftig.
Wenn weiter die Ideen starkere und schwachere Objektivationen des Willens darstellen
sollen, so wird wieder einem ziellosen Wesen ein zielbewuBtes MaBvermogen zugesprochen,
insofern namlich, je starker er sich objektiviere, urn so differenzierter werde er.
Weiter fallt die ganze teleologische Naturauffassung aus Schopenhauers System heraus. Eine
menschliche Handlung erfasse ich als solche nur dann, wenn ich ihren Zweck einsehe, d. h.
wenn ich einen schaffenden, zielstrebigen Willen voraussetze. sehe ich die Natur aber als
zielstrebig an, also als unbewuBte ZweckmaBigkeit, so setze ich ein ordnendes Prinzip, ganz
gleich wie beschaffen, nur keinen wahnsinnigen, blinden, ziellosen Willen voraus.
Eins muB also deutlich erfaBt werden: daB mit dem einen Wort Wille zwei grundverschiedene
Begriffe bezeichnet werden. Der eine deutet auf ein der ganzen Natur mit ihrem einzig und
allein auf Selbsterhaltung gerichteten streben entgegengesetztes Prinzip, der andere
kennzeichnet das Wesen des Egoismus. Kurz, wir miissen Wille und Trieb unterscheiden.
Wille ist immer der Gegensatz des Triebes und nicht mit ihm identisch, wie es Schopenhauer
aus seiner monistischen Dogmatik heraus lehrte. Der Unterschied zwischen Wille und Trieb
und Anziehungskraft ist kein quantitativer, sondern ein qualitativer. Fiihle ich in mir, hier hat
Schopenhauer recht, eine tierische, ganz auf das sinnliche gerichtete, unterbewuBte oder in
den Kreis des BewuBtseins tretende Begierde unbezwingbar herrschen und ihren ganzen
Zweck eben in ihrem Dasein und in ihrem Sichdurchsetzen offenbaren, so kann ich, wenn ich
Dichter bin, mir einen ahnlichen Trieb auch im Pflanzenreiche und im Mineralreiche denken.
Ich kann aber diese dichterische Analogic nicht zur Grundlage einer philosophischen
[336] Polare Richtungen des Wollens
Weltanschauung machen. Ich kann dies um so weniger, da ich dann mit der Erklarung der
Vernunft in einen Zirkel gerate, aus dem es kein Entrinnen gibt.
Ich bin gezwungen, anzunehmen, daB der andere Faktor, welcher der Begierde entgegenwirkt,
auch ein anderes Prinzip verkorpert; daB auch die Vernunft (die diesem Prinzip beigeordnet
ist, mit seiner Hilfe das Joch des blinden Triebes, sei es zeitweise oder auf immer, iiberwinden
kann) zwar durch das Gehirn bedingt, aber nicht durch dasselbe erzeugt ist, denn die Funktion
eines Organes kann dasselbe nicht vorstellen.
Ich bin gezwungen, festzustellen, daB mein ganzes wollendes Wesen ein polares, in zwei
Telle geteilt ist: in ein sinnlich-triebhaftes und in ein iibersinnlich-willenhaftes; daB die zwei
Seelen, die Faust in seiner Brust fiihlte, tatsachlich zwei Prinzipien sind, die nur ein blinder
Dogmatismus als ein und dasselbe hinzustellen vermag. Horte Goethe "ganz leise, ganz
vernehmlich" eine Stimme, die ihm sagte, was "zu tun sei", und was "zu fliehn", so riB ihn oft
Leidenschaft nach der anderen Richtung. Die moralische Seite des Menschen beruht demnach
darauf, daB der Mensch ein kategorisches Sittengesetz in sich walten weiB, und auch die
Moglichkeit in sich spiirt, diesem Folge zu leisten. sonst waren alle Moralgebote nur
Lacherlichkeiten und Christus und Kant miiBten reichlich dumme Menschen gewesen sein.
sollen und Konnen setzen einander voraus: ohne Freiheit kein Verantwortungsgefiihl, keine
Moral, keine Seelenkultur.
Und zum SchluB hebt denn auch Schopenhauer sich selbst aus dem Sattel. Wenn der Trieb,
der so gewaltig dahinbraust, von der tertiaren Vemunft erkannt, plotzlich sanft sauselt und
lieblich zu schnurren beginnen soil, so ist das eine Konsequenz, die selbst dem von seiner
Idee besessenen Schopenhauer bisweilen Kopfschmerzen gemacht hat.
[337] Schopenhauers ungewollte Willensbejahung
Das "Binsenschwert der Vernunft" (Deussen) kann durch Erkenntnis allein keinen
Weltkonflikt Ibsen, woraus sich zwei Folgerungen ergeben: entweder geht man vom
Tatsachlichen aus, und, Beispiele erhabenster Art sich vor Augen haltend, erkennt man die
Moglichkeit des Sieges des Willens iiber den Trieb an; oder man macht einen Gewaltstreich
und erklart die ganze Welt fiir unfrei, gibt damit jede Lauterungsmoglichkeit auf. Auf jenem
Standpunkt standen Christus, Leonardo, Kant, Goethe, auf diesem die Inder und
Schopenhauer. Aber ein einzigesmal erlaubt der letzte plotzlich ein In-die-Welttreten der
Freiheit, einmal, als "einzige Ausnahme". Das sollen namlich, iiber welches sonst die Lauge
des Spottes ausgegossen wird tritt zum SchluB als deus ex machina auf; dem chaotischen
ziellosen Trieb wohnt nun plotzlich eine moralische Kraft inne, und die sittliche Weltordnung,
auf die Schopenhauer mit Recht viel Gewicht legt, ist gerettet. sonst kennt der urspriingliche
Wille Schopenhauers nur das Physische, nicht das Moralische; jetzt erscheint er als das
Gegenteil.
Also auch Schopenhauer wenn er die Verneinung des Willens lehrt, meint die Verneinung des
Triebes und Bejahung des Willens. -
Aber dieses ist eine Inkonsequenz des ganzen Systems und hebt es vollstandig aus den
Angeln. Was Schopenhauer sein ganzes Leben iiber mit so viel Eifer und Energie verfochten
hat, war die Behauptung, daB der Trieb das Wesen des Weltalls und des Menschen ausmache
und mit dem Willen identisch sei; was er, erfreulicherweise zwar, aber unvereinbar mit
seinem System, Zugibt, ist, daB dieser Wille zu gleicher Zeit ein moralischer, erlosender, ist,
daB der Mensch auBer Trieb und tertiarem Verstand noch etwas ganz anderes darstellt. Der
moralische Wille, wie er im letzten Buche von "Die Welt als Wille und Vorstellung"
hervortritt, verneint die ganze
[338] Naturalistischer Monismus
Lehre seiner ersten Biicher und Schopenhauer gesteht spater in einem Brief, bedrangt von
lastigen Fragern, daB "die Sache allerdings eine Art Wunder sei"...
Diese erzwungen monistische Weltanschauung klafft weit auseinander und keine Zeit vermag
sie mehr zusammenzufiigen. Was Schopenhauer spater iiber die im Ding an sich eingebettete
Individualitat und ihre Unverganglichkeit sagt, ist schon und macht seiner gelegentlichen
Selbstiiberwindung alle Ehre, reimt sich aber ebenfalls nicht mit dem immerwahrenden Spott
iiber diese zusammen Er sagt: "... Es folgt, daB die Individualitat nicht allein auf dem
principio individuationis beruht und daher nicht durch und durch bloBe Erscheinung ist;
sondem daB sie im Ding an sich, im Willen des Einzelnen wurzelt; denn sein Charakter selbst
ist individuell. Wie tief nun aber die Wurzeln gehen, gehort zu den Fragen, deren
Beantwortung ich nicht iibernehme."* Das schreibt der Mann, welcher sein Leben lang
behauptete, das Einheitsprinzip der Welt, den Stein der Weisen gefunden zu haben und alle
schmahte, die dieses so unbedingt nicht wollten gelten lassen.
Soil der als Wille verschleierte Trieb durchaus ein "Einheits"prinzip darstellen, so ist es nicht
die Einheit des ganzen Menschen, sondern nur die Zusammenfassung einer Seite desselben,
der natiirlichen. Dieses hat Schopenhauer in glanzender Weise durchzufiihren untemommen.
Indem er den Trieb als das mehr oder weniger hervortretende Prinzip entzifferte, ist seine
Lehre zwar kein materialistischer, wohl aber naturalistischer Monismus. Da Schopenhauer
aber nicht ein blutloses Schemen, sondern eine machtige Personlichkeit gewesen ist, so noch
einige Worte iiber ihn, da Schopenhauer-Naturen im deutschen Volke nicht selten sind.
* Brief vom I. Man 1858.
[339] Schopenhauer als Charakter
3.
Es sind oft Vergleiche zwischen Mensch und Werk angestellt und einerseits auf die
klaffenden Gegensatze, andererseits aber auf das Zusammentreffen vieler Lehren mit der
Personlichkeit hingewiesen worden. Und es ist wahr: der Mann, welcher sich alien Emstes als
einen Religionsstifter betrachtete und Weltverneinung predigte, lebt ein recht sorgloses Leben
als gut gestellter Patrizier und ist mit einer geradezu grotesk anmutenden Angstlichkeit um
sein Wohlergehen bekiimmert. Er verlaBt eines bosen Traumes wegen und aus Angst vor der
Cholera Berlin; er lebt in Frankfurt im ErdgeschoB, um sich bei Feuersgefahr schnell retten zu
konnen; er fiihrt bei alien Besuchen einen Becher mit sich, um sich nicht einer
Ansteckungsgefahr durch Trinken aus moglicherweise unsauberen Glasem auszusetzen... Hier
tritt sein "Wille" mit einer bis zur Krankhaftigkeit gesteigerten Macht in Erscheinung.
Schopenhauer war besessen von einem geradezu damonischen Angstgefiihl vor dem Tode; er
war besessen von einem brutalen Egoismus und war von einer unsagbaren Wut gegen alle
erfiillt, die etwas gegen ihn einzuwenden hakten. Er war aber zugleich ein weltumfassender
Intellekt, an dessen genialen Einsichten und Geistesblitzen noch Tausende seelische
Aufschliisse empfangen werden, der in manche Fragen wunderbar hineinleuchtete und ein
Deutsch schrieb von einer Pracht, Farbigkeit und Klarheit, wie nur ganz Wenige unter den
GroBten.
Die "leise, vernehmliche" Stimme dagegen, von der Goethe und Kant berichteten, hat er nur
selten gespiirt; sie trat bloB als unbestimmte Sehnsucht auf Er konnte die Feinheit
Schleiermachers und die GroBheit Fichtes nicht fassen; er war erdriickt und erstickt von der
Krankheit einer weitgehenden Selbstiiberhebung und sprach nur mit Schadenfreude von
Schwachen jener, denen er im Leben begegnete.
[340] Widerspriiche als inneres Erlebnis
Das Wort vom Menschen, der kein ausgekliigelt Buch, sondem ein Naturgebild mit "seinem
Widerspruch" sei, paBt auf keinen besser als auf Artur Schopenhauer; selten klaffte wohl der
Widerspruch zwischen Trieb, Einsicht und Willen so machtig in einem Herzen. Im
zunehmenden Alter fiihlte er mit Behagen den sinnlichen Trieb weichen und von da an ebben
die Ruhmesspriiche zugunsten des grundsatzlichen Pessimismus (im Sinne von Verbitterung)
merklich ab. Als 70jahriger Greis schreibt er: "DaB das alte Testament an zwei Stellen 70 bis
80 Jahre setzt, wiirde mich wenig scheren, aber dasselbe sagt Herodol auch an zwei Stellen:
dies hat mehr auf sich. Allein der Heilige Upanishad sagt an zwei Stellen: 100 Jahre ist das
Menschenleben... Das ist ein Trost."*
Friiher hat Schopenhauer jedoch den inneren Kampf Zweier Naturen entschieden tief gefiihlt;
sein Hauptwerk ist auch nicht, wie manche oberflachliche Philosophen (Fischer) behaupten,
von einem Zuschauer angesichts des Theaters des Lebens geschrieben worden, sondern von
einem vom Damon ergriffenen Mitspieler. Er hatte sonst als Intellekt doch leicht die
auseinanderklaffenden Stiicke seines Werkes gesehen, so aber waren sie die Widerspiegelung
eines wirklichen Erlebnisses. Wie Schopenhauer selbst sich unter einem groBen Triebe
winden fiihlte, so schien ihm auch die ihn umgebende Welt demselben unentrinnbar
preisgegeben. Wie er selbst seinen Intellekt sich weiten sah, so lieB er ihn auch in seinem
Werk das Joch des Triebes theoretisch ganz abstreifen. Und wie er selbst nur ein
ohnmachtiges Ahnungsgefiihl des freien Willens besaB, so tritt die moralische Weltordnung
auch am Schlusse nur ganz verschamt zutage. DaB die Erkenntnis des Triebes allein ihn
iiberwinden konnte, hat Schopenhauer als Sehnsucht gepredigt, er hat es selbst aber, trotz
* Parergall, 8. Kap. §116.
[341] Mensch und Werk
aller Einsicht, nicht verwirklichen konnen. Und wenn eine s o 1 c h e Intelligenz es nicht
zustande brachte, dann richtet sich dieses grandiose Selbstbekenntnis, und ein solches ist "Die
Welt als Wille und Vorstellung", von selbst. Schopenhauer hatte nicht sehen, oder aus
krankhaftem Festhalten an einer dogmatischen Anschauung nicht zugeben wollen, daB nicht
eine theoretisch gelehrte philosophische Einsicht allein helfen kann, sondem das Auftreten
eines Faktors, iiber den alle wahrhaft GroBen verfiigt haben: des den Trieb meisternden oder
iiberwindenden Willens. Wenn Buddha den Trieb als Leiden erkennt, so ist das nur die eine
Seite seines Wesens; wenn er ihn aber durch die gelebte Tat zuriicksetzt, so ist das die
willenhafte andere. Wenn Christus gegen das " Ottemgeziicht" auftritt, wenn er einer Idee
wegen den Tod auf sich nimmt, so ist dieses die Wirkung eines dem Triebe zum Leben
entgegengesetzten Prinzips der Freiheit, welches keine Disputation aus der Welt zu schaffen
vermag und das nicht auf Einsicht allein gegriindet ist.
"Das selbstandige Gewissen", wie es Goethe verstand, tritt als "Sonne des Sittentages" in die
Erscheinung, als ein Prinzip, das Schopenhauer iiberwunden zu haben glaubte, indem er es in
den Trieb hineinschmuggelte, um dann beides durcheinanderschillem zu lassen.
Die Philosophie Artur Schopenhauers ist ein mit vielen Kostlichkeiten gefiilltes, durch das
eiseme Band seiner robusten Individualitat gehaltenes GefaB. Nun dies Band gefallen ist,
liegen alle Teile, so schon sie als solche sind, durcheinander. Die Personlichkeit reichte nicht
aus fiir ein vollendetes, abgerundetes Werk, und Schopenhauers Philosophie war ein
tragischer Traum eines verzweifelten Suchers. Der Wille, in dessen zersplitterten AuBerungen
und auf dessen Zufallen der„ geniale Weltgeist seine sinnvollen Melodien spieh", kann nur
ein genialer Wille sein. Der Wille aber, der nur grundloser, zielloser, blinder
[342] Schopenhauers tragischer Kampf
Drang ist, ist ein rein tierischer Trieb. Jener ist ein werteschaffendes, dieser ein
unschopferisches, niederziehendes Prinzip. Jener offenbart uns die Wiirde im
Menschenwesen, dieser die nichtige Seite desselben. Alle groBen Kiinstler und Heiligen sind
vom ersten erfiillt, sie haben ihn in den Taten als Kunstwerk und als Leben geformt; sie haben
durch ihn und durch die ideenbildende Vernunft den Trieb in Bahnen gelenkt, wo er als
Material ihres Schaffens seinen angemessenen Platz fand. Artur Schopenhauer wollte auch
darauf hinaus, und versagte, well ihm zum Intellekt der Wille fehlte. Dieses ist die Tragik
seines Lebens und seines Werkes. Und als eine solche Tragik wird Schopenhauer unserer
Ehrfurcht stets gewiB sein, als das Beispiel eines heroischen - und in seiner Gewaltigkeit echt
abendlandischen - Kampfes urn das Wesen dieser Welt; ein Mensch hat hier alles auf eine
Karte gesetzt, und diese hat fehl geschlagen. Die verzweifelten Aufraffungen zur Hohe enden
immer mit einem Zuriickfallen ins Nichts. Aber auch der doch ganz unindische Schopenhauer
bekannte, das Hochste, was ein Mensch erreichen konne, sei ein "heroischer Lebenslauf '. Das
ist ein nordisches Bekenntnis, wie es schoner nicht gefunden werden kann. Und deshalb ist
auch Arthur Schopenhauer - unser.
Fiir das, was ich in diesem Buche sagen mochte, scheint mir die vorhergehende
Auseinandersetzung mit der Philosophie Schopenhauers besonders wichtig. seine Schriften
liegen heute nicht nur auf den Tischen des Professors, sondern ebenso auf denen des
Geschaftsmannes und haben dank ihres glanzenden Stils und bestechender Uberredungskunst
ihren Weg in weiteste Kreise gefunden. Der Begriff des "Willens" ist somit allerorts gelaufig
und wird wohl jetzt meist im sinne Schopenhauers als ein blinder Drang
[343] Fiinf Formgebiete des Willens
aufgefaBt, auch wenn eine andere Anschauung halb unbewuBt immer nebenher geht. Diesen
Willensbegriff gait es einer kurzen Untersuchung auszusetzen und seinen Widerspruch in sich
selbst aufzuzeigen, bzw. ihn als Trieb und nichts anderes zu deuten. Der Wille muB in seiner
alten Reinheit, als ein dem egoistischen Triebe entgegenwirkendes Prinzip aus dem Reiche
der Freiheit, wie Kant und Fichte es meinten, aufgefaBt werden, will man sich eine Grundlage
fiir nordisches Lebensgefiihl wieder freimachen. Diese Auseinandersetzung ist aber auch fiir
das Begreifen der abendlandischen Kunst und ihrer seelischen Einwirkung von grundlegender
Bedeutung. Wenn ich von einer nicht willenlosen aesthetischen Kunstauffassung spreche, so
will ich nicht etwa die unmogliche Behauptung aufstellen, daB die Kunst auf den Trieb, den
"Willen" Schopenhauers wirken soil, sondern daB sich Kunstwerke, und besonders eine
bestimmte Gmppe von ihnen, nicht allein, oder iiberhaupt nicht an das in kontemplative
Stimmung versenkte Subjekt des Erkennens wenden, sondern eben auf die Erweckung einer
seelischen Aktivitat, eines Willens abzielen.
Eine der wichtigsten Einsichten in das Wesen alles Menschlichen, ist die Anerkennung der
Tatsache, daB er ein formendes Geschopf ist. Aller seiner seelischen und vemiinftigen
Tatigkeit liegt das streben nach Umwandlung Zugrunde; nur auf diese Weise kann er sich der
umliegenden Welt bemachtigen, sie als Einheit fassen so formt er sich aber auch mit seinen
Kraften sein eigenes Innere und projiziert diese Tat hinaus als Religion, Moral, Kunst, Idee
der Wissenschaft, Philosophic. Fiinf Tendenzen leben im Menschen; jede fordert eine
Antwort. In der Kunst sucht er nach auBerer und innerer Form; in der Wissenschaft die
Wahrheit im Zusammentreffen von Urteil und Naturphanomen; von der Religion verlangt er
ein eindringliches Symbol des Ubersinnlichen; in der Philosophic fordert er die
Ubereinstimmung von Wollen und
[344] Farbigkeit der Kulturen
Erkennen, von Religion und Wissenschaft. In der Moral schafft er sich die notwendigen
Leitsatze des Handelns.
Jedesmal, wenn der Mensch eines dieser fiinf Gebiete betritt, spricht ein andersgerichtetes
Formen, ein anderstatiger Wille. Dies Streben des Wollens und Erkennens ist aus der ganzen
Natur nicht zu deuten, es sind Tendenzen, die dem Triebe und seiner Befriedigung entweder
gleichgiiltig (Wissenschaft, Philosophic) oder kampfbereit gegeniiberstehen (Moral,
Religion), oder beide in das Bereich ihrer Gestaltung ziehen (Kunst). Eine Unterscheidung
dieser verschiedenen Einstellung der seelischen Krafte, die auf Wille und Vernunft
zuriickgehen und sich in der Seele, in der Personlichkeit vereinigen, bedeutet die erste
Voraussetzung einer echten Kultur. Ihre einheitliche Lebensformung den Mythus einer Rasse.
Die Unterscheidung kann naiv-unbewuBt oder philosophisch-bewuBt vollzogen werden; in
welcher Art und Farbigkeit der Betonung der einzelnen Tendenz dies aber vor sich geht, auch
davon hangt die Mannigfachheit, der Beziehungsreichtum einer Kultur ab als Ausdruck einer
seelisch bestimmten Rasse.
Weiter zu: Ill.Personlichkeits- und Sachlichkeitsstil
Zuriickzum "Mythos d. 20. Jahrhunderts"
Der Mythus des 20. Jahrhunderts
Alfred Rosenberg
[345] bis [404]
III. Personlichkeits- und Sachlichkeitsstil
1.
Der Raum ist ein Zugleich, das Wesen der Zeit ein Nacheinander; der Raum ist nur als Ruhe
verstellbar, die Zeit nur an der Bewegung meBbar. Eine kiinstlerisch-statische Seele wird
deshalb stets die Raumkiinste bevorzugen und auch in den anderen mehr ein seelisches
Nebeneinander, als ein Nach- und Auseinander betonen. Eine kiinstlerisch-dynamische
Schopferkraft wiederum wird alle Qualitaten der auBeren und inneren Bewegung in ihrer
Kunst zu verwirklichen suchen, d. h. sich besonders der Kiinste der Zeit (Musik, Drama)
bemachtigen und auch in den Kiinsten des Raumes Entwicklung, Werden darstellen; sie wird
sich bemiihen, selbst im Zugleich des Raumes Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft in
einen Augenblick zusammenzupressen. Deshalb ist z. B. die Malerei des Abendlandes in
erster Linie Bildniskunst. Das besagt: in einer notwendig raumlichen Form eines Zugleich
muB hochste innere Bewegung hineingezaubert werden: die Dynamik eines ganzen Lebens in
einem Augenblick erlebt. so war die Kunst Rembrandts, Leonardos, Michelangelos geartet.
Dynamik aber ist stets Willensentladung. Auch in der Kunst.
Diese Uberlegungen sind grundlegend, um das Wesen der Antike und des Abendlandes zu
erfassen, wenn man namlich eingesehen hat, daB Hellas kiinstlerisch-statisch war, Europa
kiinstlerisch-dynamisch-willenhaft veranlagt ist. Die Folge dieser verschiedenen seelischen
Einstellung waren zwei
[346] Die Zwiefachheit des Schaffens
Stiltypen, die ich Sachlichkeits- und Personlichkeitsstil nennen mochte.
Jeder ernste Erforscher kiinstlerischer GesetzmaBigkeit hat sich gezwungen gesehen , zum
mindesten eine Zwiefachheit des Schaffens anzuerkennen Wie bei Besprechung des
Schopenhauerschen Willensbegriffes festgestellt wurde, scheiterte dessen metaphysischer
Lehrsatz an einer unnatiirlichen Vermischung zweier Tendenzen des Wollens. Trieb und
Wille stehen in gemeinsamer Front zum Intellekt, sind Zwar beide ein Wollen, aber nach
auseinanderstrebenden Richtungen. Kunstschaffen als solches ist nun zwar immer ein fireies
Formen, aber auch hier teilt sich dieser urspriingliche Formwille in mindestens zwei
Kraftstrome. Dies ist, wie gesagt, keine neue Entdeckung. Man nannte z. B. die eine Art von
Kunstwerken apollinisch, die andere dionysisch und wollte damit sowohl Gemiitsunterschiede
wie verschiedene Stile des Kunstschaffens bezeichnen. Diese Pragung Nietzsches hat im
Rahmen griechischer Kunst ihre Berechtigung. Aber grundfalsch war es, diese mit dem Geist
des Hellenentums untrennbar verbundenen Begriffe auf die Kunst anderer Volker zu
iibertragen. Nordisch-abendlandische Kunst ist nie apollinisch, d. h. heiter, abgewogen,
harmonisch-formal und nie dionysisch, d. h- sinnlich allein erregt, ekstatisch. Man kann die
deutschen Worte sogar nicht fmden, um den Hauch hellenischer Kunst richtig aufzufangen.
Man muB Kallikrates, Phidias, Praxiteles, Homer und Aeschylos vor Augen haben,
griechischen Ahnenkult und Bacchusspiele, Grabmaler und Unsterblichkeitsglauben, um zu
begreifen, was apollinisch und dionysisch besagen soil. Diesen anderen Seelenausdruck auf
deutsche Kunst zu iibertragen, ist unmoglich gewesen und hat nur Verwirrung gestiftet.
Schiller hatte seinerseits die Zwiefachheit des Kunstschaffens (nur auf die Dichtung
beschrankt) als naiv und sentimentalisch zu deuten versucht. Er ist dadurch in manche
[347] Durch die Natur hindurch
Sackgasse geraten, so sah er sich z.B. gezwungen, sowohl Homer als auch Shakespeare als
naive Dichter zu bezeichnen. Sein scharfer Verstand hat ihn zum SchluB aber immer wieder
aus jeder Enge gerettet. Und wenn er auch am Zwangslehrsatz der aesthenischen
Kontemplation festhalt, so steckt in jeder seiner Abhandlungen doch eine so groBe Menge
tiefer, unser Wesen aufschlieBender Beobachtungen, daB jeder Deutsche seine "Aesthetischen
Briefe", "Uber naive und sentimentalische Dichtkunst", "Uber Anmut und Wiirde", "Uber das
pathetische", "Gedanken iiber den Gebrauch des Gemeinen und Niedrigen in der Kunst" usw.
kennen miiBte.
Die weitere gebrauchliche Einteilung in einen idealistischen und naturalistischen Stil ist
weder formal aufklarend noch sonstwie ergiebig. Denn germanische Kunst ist immer beides
zusammen gewesen Bin Leonardo, der seinen Schiilem empfiehh, auch die Schmutzflecken
an der Wand zu studieren, und welcher zugleich den Christuskopf Zeichnete; ein Diirer, der
mit mikroskopischer Treue ein Haschen oder einen Vogelfliigel mah, "Ritter, Tod und
Teufel" und die "Kleine Passion" schuf, waren "Idealisten" und "Naturalisten" zugleich. Ein
Rembrandt schreckt vor keiner Schilderung auch des tierischen Menschen zuriick und ist doch
Schopfer des "Verlorenen Sohnes". Ein Griinewald erspart uns keine Darstellung korperlicher
Martern und malt daneben die Auferstehung; ein Goethe dichtet den Blocksbergsabbath und
den Chorus mysticus in einem Werk.
Europaische Kunst war nie ein "Idealisieren" in dem uns gelaufigen siiBlichen sinne, nie ein
angstliches Vermeiden oder Besanftigen der Natur. Durch die Natur hindurch ging vielmehr
der Weg der Formung abendlandischer Kiinstler. Ehe die Natur iiberwunden wurde, war sie
unerbittlich zum Ausdruck gebracht worden.
Es war nicht ein Harmonie-Schonheitsideal im Sinne
[348] Die Formung der Seele
der Antike, das Europa beherrschte, sondern das Ideal eines sich riicksichtslos verkorpemden
neuen aesthetischen Willens.
Darum kann man, um das Wesen unserer Kunst zu offenbaren, nicht eine Philosophic des -
stets statisch - Schonen und des Harmonischen schreiben, also den aus der Antike
gewonnenen MaBstab anwenden. Der Begriff des schonen muB - um iiberhaupt brauchbar
werden zu konnen - einen erweiterten Sinn erhalten Als "schon" kann dann neben dem
nordischen Rassenideal fiir uns nur die durch die Stofflichkeit hindurchdrangende innere
Ausstrahlung eines bedeutenden Willens gelten.
Die Schonheit der Neunten Symphonic ist eine wesentlich andere als die Schonheit eines
griechischen Tempels; Rembrandt Tituskopf in Petersburg ist eine andere schone Seele als der
Apoll des Praxiteles.
Griechische Schonheit ist das Formen des Korpers, germanische Schonheit ist die Formung
der Seele. Das eine bedeutet auBeres Gleichgewicht, das andere inneres Gesetz. Das eine ist
als Ergebnis sachlicher, das andere personlicher Stil.
Auch die Bezeichnung: typisierender und individualisierender Stil ist ofters gebraucht
worden. Und da gewohnlich nicht weiter und tiefergehend geforscht wird, so meint man, der
typisierende Kiinstler sehe mehr von Zufalligkeiten ab und suche nur die groBen Ziige des
Charakters zu gestalten, der individualisierende hingegen liebe gerade diese Willkiirlichkeiten
und Eigenwilligkeiten. Durch eine derartige Betrachtungsweise wird das Stilproblem nur als
eine Methode und nicht als kiinstlerische Notwendigkeit erfaBt. Man kann dann seitenlang
lesen, wie der eine Kiinstler sich bald den, bald jenen Stil herausgesucht habe, urn "in seinem
Geist" zu arbeiten. DaB es sich urn innere Vorgange handelt, wird meist auBer acht gelassen,
und so kommen Hochgelehrte sogar zu dem SchluB, Faust sei
[349] Methoden und Wesensgesetze
im ersten Teil das Ergebnis des individualisierenden, im Zweiten des typisierenden Stils.
Das innere Werden der Personlichkeit kann auf diese Weise natiirlich nicht erfaBt werden.
Denn werden Personlichkeit, Individualitat und Subjektivitat als ein und dasselbe hingestellt,
so ist eine Verwirrung nach der anderen die notwendige Folge.
Der typisierende und der individualisierende Stil sind nicht zwei Methoden, die die Manner
aus alien Volkern je nach Bedarf anwandten, sondern Sachlichkeit- und Personlichkeitsstil
sind Wesensgesetze des kiinstlerischen Schaffens bestimmter Volker, dann, im engeren sinne,
auch einzelner Kiinstler selbst.
Gleiche Worte sind nie wie gleichwertige Miinzen. Je nach Umgebung vermitteln sie
verschiedene Begriffsschattierungen. Immerhin muB man sich aber iiber den vorwiegenden
Sinn einer Bezeichnung einigen und fiir andere Schattierungen moglichst andere Worte
wahlen. Personlichkeit (Wille plus Vernunft) ist die dem Stoff entgegengesetzte, das
Metaphysische im Menschen darstellende Macht, im engeren sinne die innere und rastlos
wirkende Tatkraft [Aktivitat] des inneren Wesens, das Urratsel (Urphanomen) der
germanischen Seele, Person (Trieb plus Verstand) ist der Leib des Menschen und seine
Interessen Individualitat bedeutet die hier auf Erden untrennbare Vereinigung von Person und
Personlichkeit. "Individuelle" Behandlung bezieht sich auf diese Einheit, "personliche
Behandlung" auf Personlichkeit, subjektive Darstellung auf die aus der Person verstandlichen
Triebfedern.
Der Gegenstand (das Objekt) ist immer die Welt. Darunter auch der Mensch als Person. Die
Starke der Sachlichkeit (Objektivitat) der Kunst hangt von der starke und Verschiedenheit
dieser Einstellungen ab. Alle die bisher zwischen objektiver und subjektiver
[350] Personlichkeit und GesetzmaBigkeit
Richtung des Schaffens Wesensunterschiede fanden, sahen sich durch diese nicht weiter
verfolgten Untersuchungen veranlaBt, der Objektivitat nur Subjektivitat, d. h. Willkiir bzw.
dem Gegenstandswert entgegengesetzte Stimmungsgefiihle ohne stilbildende Kraft
gegeniiberzustellen. Daher sie auch alle - um die groBen Kiinstler vor dieser Ausdeutung zu
schiitzen - die "kristallklare Objektivitat" als ihr Wesen und als den alleinigen MaBstab
hochster Kunst kennzeichneten. Einer zu schnell abgeschlossenen Zergliederung folgte eine
fehlerhafte, zum mindesten einseitige Zusammenschau, ein geistiger KurzschluB. Diese
Zwangslehre von der Allgemeingiiltigkeit des MaBstabes der "Objektivitat" gilt es
abzustreifen.
Goethe hat einmal ein sehr merkwiirdiges Wort gesprochen. Er meinte, jedem personhchen
Willen entspreche etwas Objektives in der Natur, d. h. jedes personliche kiinstlerische Wollen
konne in ein Sachlich-GesetzmaBiges, in ein Organisch-Gesetzhches umgewandelt werden,
bzw. es finde dort sein Gegenstiick. Diese ganz bestimmte, personliche Einstellung zur Welt
des Stoffes hat nun tatsachlich zu den innerlich wuchshaften GroBtaten der "Romanik" und
Gotik gefiihrt, die in ihrer inneren Einheitlichkeit einzig dastehen. Das Gefiihl dieses
selbstverstandlichen den Kathedralen von Reims, Ulm, StraBburg gegeniiber hat uns lange
iibersehen lassen, welche Gewalt in diesen Werken dem Steine angetan worden ist. Wir haben
nicht darauf geachtet, welche groBe, formende Eindringlichkeit, welche starkste innere
kiinstlerische Kraft dazu gehort haben muB, urn den sproden Stoff einer Idee dienstbar zu
machen, die ihm offensichtlich entgegenwirkte. Denn man mache sich klar: aus Stein
durchsichtige Spitzenmuster schlagen und Tiirme damit bauen, war in dieser Weise noch
keinem Volke eingefallen. Der Steinblock, das Relief, die massige Skulptur bedeuteten friiher
Denkmals-Bildhauer-Kunst. Hier in der Gotik war ein neuer Geist
[351] Der Subjektivismus
aufgetreten. Und doch: der StraBburger Dom ist, er steht da, wie aus dem Boden gewachsen,
er wirkt objektiv, d. h. sachlich-gesetzmaBig.
Hier zeigt sich ein bemerkenswertes, zu tiefstem Forschen auf alien Gebieten anregendes
Verhaltnis: die wuchtigste kiinstlerische Personlichkeit tragi iiberall als Schwerkraft Gestalt,
d. h. lebendige GesetzmaBigkeit mit Sicht Hat sie, nach einigen gewaltsamen Versuchen, sich
die den Stoff beherrschenden Mittel angeeignet, so ist das Kunstwerk am Ende eine organisch
wirkende Schopfung. Echte Personlichkeit steht anfanglich dem zu bezwingenden
Gegenstand feindlich gegeniiber, dann wird dieser gezwungen, auf einen formenden Willen
zu antworten, und wenn dies geschieht, ist Personlichkeitsstil die Folge.
Der Subjektivist ist nicht von einer Willensrichtung beherrscht (auch beim einzelnen Werk
nicht), sondern von inneren und auBeren Zufalligkeiten. Der Subjektivismus bedeutet in jeder
Hinsicht und auf jedem Gebiete die Vergewaltigung sowohl der Personlichkeit wie des
Objekts, der "Sache"; er ist manchmal liebliches Spiel, oder abstoBende Ungestalt (von der
Seite der Form), dann wieder sinnliche Neckerei, tollhauslerische Anarchie oder
hemmungslose Begierde (als Gefiihl), doch das eine wie das andere ohne innere noch auBere
GesetzmaBigkeit, ohne innere Gestalt noch auBere Form. Der Subjektivismus als
philosophisches sowohl als auch als rein kiinstlerisches Problem ist das Ergebnis einer
inneren Unfruchtbarkeit (der rassischen Zerkreuzung) eines Volkes, einer Individualitat, einer
ganzen Zeitepoche oder iiberhaupt - als Ende - das Gleichnis eines seelisch-rassischen
Zusammenbruchs.
Nirgends stehen sich kiinstlerische Statik und kiinstlerische Dynamik so klar gegeniiber, wie
in der
[352] Griechischer Tempel und gotische Kathedrale
griechischen und gotischen Baukunst. Innerhalb aller nordischen Architektur bilden diese
Schopfungen die denkbar scharfsten gegensatzlichen AuBerungen des formenden Willens.
Die Gotik bedeutet den nur einmal im Ernst versuchten und auch nur einmal in der ganzen
Geschichte der Baukunst gelegenen Versuch, eine Raumkunst aus einem metaphysischen
Zeitgefiihl heraus zu gestalten. Das Wesen der Zeit ist bedingt durch eine Richtung, im
Gegensatz zu den drei Dimensionen des Raumes. Die Gotik kennt auch nur ein Nacheinander
der Formen, ein streben nur nach einer Richtung. sie steht deshalb im Kampf sowohl mit dem
Stoff, mit dem Steinblock, mit waagerechter Last und senkrechter Stiitze, wie mit den
raumfordernden Mitteln, der Wandflache, der Decke. Gotik ist deshalb die Erfiillung einer
Sehnsucht, die auch nur ein Vorwarts kennt, sie ist die erste steinerne Verkorperung der
dynamisch-abendlandischen Seele, wie sie spater die Malerei wieder zu verkorpern suchte,
die sich aber dann erst in der Musik - zum Teil auch im Drama - restlos verwirklichen
konnte. schon aus diesem allgemeinen Gesichtspunkt heraus ist die Gotik etwas im hochsten
Grade personhches: das ewige Ubervernunftvolle (Irrationale), Willenhafte des Abendlandes
in der zeitlich bestimmten Form einer ihrer rhythmisch wiederkehrenden Schwingungen.
Selbstverstandlich war auch der griechische Tempel der Ausdruck eines Volksempfmdens
und somit im gewissen Sinne der Ausdruck einer Personlichkeit. Verstehen wir aber (und das
soil jetzt immer geschehen) unter Personlichkeit stets einen Gegensatz zum Stoff, ein
angreifend tatiges und unermiidliches Bestreben, den Stoff zum Gleichnis fiir innerstes
Wollen und kiinstlerische Formkrafte umzugestalten, so werben wir im griechischen Tempel
von diesem Willen nur wenig verspiiren: der griechische Tempel wurde zwar einem Gott zu
Ehren gebaut, beherbergte auch ein Standbild dieses Gottes, trotzdem aber war nicht dieser
[353] Struktur der dorischen Baukunst
doch dadurch geheiligte Innenraum das Wesentliche, sondem die auBere Gesamtgestalt. Der
ganze Bau wird also von vomherein als ein Stiick Plastik empfunden, und zwar als eine in
sich ruhende tubische Raum-Gestaltung. Der griechische Tempel steht vereinzelt, weist keine
notwendigen Beziehungen zu seiner Umgebung auf, soil, trotz einer Hauptfassade, allseitig
betrachtet werden. Der klassische dorische Bau ist die vollendetste, in sich ruhende
Rhythmisierung des Raumes. In den MaBstaben der Einzelteile verbergen sich die MaBstabe
des Ganzen; keine Linie, kein Schmuck, der iiber die Tempelform selbst hinausweist. Alles ist
gelauterte, anschaulich faBbare, oder doch erlebte Funktion; Last und stiitze sind auf die
klarste Weise zum Ausdruck gebracht und stehen in vollkommenem Gleichgewicht
zueinander.
Der ganze Bau ist dreischichtig: das lastende Dach mit Fries und Architrav, die tragende
Saulenreihe, die breit auslaufende Stufenunterlage. Weil das g e s a m t e Werk als ein Stiick
aufgefaBt wird, z.B. die klassische dorische Saule ohne Basis. Hatte der Grieche auf das
Einzelne gesehen oder sehen miissen, so ware die Basisverwendung sofort eingetreten (wie
spater zur Zeit der lonik und der Renaissance). In dorischer Zeit jedoch bildete der ganze
Unterbau die Basis fiir die ganze Saulenreihe und die durch diese iibermittelte Last. Die Last
des Daches wird an einzelnen punkten von den Saulen erfaBt. Gleichsam als Polster schiebt
sich hier das dorische Kapital ein, das in seinem UmriB der mathematischen Kraftlinie folgt
und bis in seine letzte Linienfiihrung die genialste Schopfung eines auf Sachlichkeit
ausgehenden Stilwillens darstellt. Der Charakter des Entgegenstemmens der Saule wird durch
eine kleine Anschwellung des Schaftes angedeutet. Das Waagerechte der Last ist durch die
Dreiteilung des Architravs nochmals betont, wahrend das Uberhangende des
Karniesvorsprungs durch die Tropfen versinnbildlicht
[354] Technische Voraussetzungen der Gotik
wird. Dariiber ragt die freie Endigung des Kymation mit leichtem Schwunge in die Luft. Auf
den Giebelecken und an der Giebelspitze stehen die Akroterien als Ruhepunkte. Aus
statischen und bildformalen Griinden sind die Ecksaulen etwas verstarkt und nach innen
gebeugt, aus perspektivischen Erfahrungen die stufen nicht streng horizontal gelegt. Wir
finden also iiberall einen nach dem Ausdruck des Objektiven und zugleich mit formaler
Genialitat strebenden Kiinstlerwillen. Die Schwankungen in den Verhaltnissen der
Saulenordnungen, die Einfiihrung reicheren schmuckes in den Giebelfeldern, auf den Friesen,
die leichter werdende lonik, dies alles hat das griechische Leitmotiv nicht im wesentlichen
verandert. Uber ein halbes Jahrtausend hindurch hat dieser klare und freie griechische Genius
immer wieder das als vollendet anerkannte Grundgesetz umgestaltet und unverkennbare
Spuren iiberall da hinterlassen, wo er wirken konnte.
Es ist kein immer wieder spiirbares inneres Drangen, kaum ein in unserem Sinne
Personliches, was da aus den Steinen spricht. Es ist auch so gut wie nichts subjektives,
sinnliches Ausdriickendes dabei: es ist der nur einmal in der Welt in dieser Vollendung
geborene Geist kiinstlerischer Sachlichkeit.
Auch die Gotik anerkennt natiirlich sachliche Voraussetzungen: das technisch klare Baugesetz
(Konstruktion). Man hat ja sogar versucht, sie aus rein ingenieurmaBigen Erwagungen heraus
zu "erklaren". Aber dem germanischen Geist (die Gotik gehort zur germanischen Epoche des
nordischen Abendlandes, im Unterschied zur deutschen, die bewuBt im 18. Jahrhundert
begann, aber erst heute zum hellen BewuBtsein erwacht), waren die neuen technischen
Erfmdungen, wie Spitzbogen, Strebewerk, Rippengewolbe doch nur Mittel zum Zweck, um
ein neues Wollen zu verwirklichen, nicht Ziel. Dieser neue Wille ergriff selbstherrlich die
vorliegenden Formen und es ist begreiflich, wenn
[355] Gotischer Rhythmus
grazisierende Kiinstler, Philosophen und Aesthetiker iiber "rohe Vergewaltigung griechischer
Schonheit" zeterten. In Wirklichkeit erhalten alle vorliegenden Formelemente nur eine andere
Wirksamkeit (Funktion) als friiher. Die einzelne Saule, friiher eine gedrungene stiitze, verliert
als Einzelglied ihre Selbstandigkeit. sie wird mit anderen zu einem Pfeilerbiindel
znsammengetan und moglichst in die Hohe gereckt. Das Kapital dieses Biindels ist nicht als
ein Polster zur Ubemahme einer Last aufzufassen, sondem bedeutet nur einen Taktschlag im
LinienfluB: es wird wesentlich die Betonung des Ansatzes des reich gezeichneten
Spitzbogens. Aus einer rein statischen Aufgabe wird hier also eine dynamische Wirksamkeit.
Alle technischen Vorziige der neuen Bauweise werden dabei klar erkannt und ausgenutzt. Die
Moglichkeit, bei gleicher Bogenhohe ungleich groBe Raume zu iiberspannen, den
Gewolbedruck durch Rippengewolbe an nur wenigen Punkten anzusetzen, diesen dann durch
Strebebogen auffangen zu lauen und den starken Widerlagern zu vermitteln ...
Dieses ganz neue Spiel der Krafte schafft andere baugesetzliche Unterlagen und fordert
Losungen, die nur aus der seelisch-technischen Eigenart heraus, nicht durch griechische
MaBstabe getriibt, beurteilt werden konnen. Wenn z. B. Schopenhauer behauptet, das Wesen
der Baukunst bestehe darin, das gegenseitige Verhaltnis zwischen Last und Stiitze moglichst
klar zum Ausdruck zu bringen, dies wiederum geschehe am besten durch die Waagerechte
und die Senkrechte, so steht er vollkommen unter griechischem EinfluB. Das Spiel von Druck
und Gegendruck ist in der Gotik viel lebendiger und mannigfacher als im griechischen
Tempelbau. Von hier aus gesehen ist die griechische Losung diirftig und begrenzt, mehr
statisch als dynamisch, Beharrungszustand, weniger flutender LinienfluB. Dazu gesellt sich
bei den gotischen Baukiinstlern ein bewuBtes Durchfiihren von harmonischem, fiihlbarem,
aber unaufdringlichem
[356] Das Streben nach oben
Rhythmus. so z. B. bilden die Verbindungslinien zwischen Scheitel und Ansatzpunkt des
Bogens des Mittelschiffes und die Linien, die von einer Basis zum Kapital des
nebenstehenden Pfeilerbiindels fiihren, stets Parallelen. Die erstgenannte Linie trifft bei ihrer
Verlangerung in den FuB der Saule des Seitenschiffes. Dieselben Uberlegungen fmden beim
Entwerfen der Seitenfassaden und des ganzen AuBenbaues statt. Es ist also nicht zu
bezweifeln, daB das rein sachliche des Aufbaus nie vernachlassigt wurde; wie hatten sich
denn auch die Tiirme in die Liifte recken konnen! Aber trotzdem: dies alles war nur Mittel
zum Zweck. Denn aller Stoff ordnete sich einem bestimmten Willen unter. Dieser Wille
entstrebte der Erde, er wollte nichts mehr vom Druck der waagerechten Last wissen, er wollte
alle Erdenschwere iiberwinden, er wollte keinen Funktionsbau des Stoffes, sondern das
Wirken einer ganz bestimmten Seelenbewegtheit ausdriicken. Er suchte nicht nach
Vorbildem, er nahm selbstherrlich vorliegendes Material, priifte es und driickte ihm dann
seinen Stempel auf: er war Personlichkeit. Durch die schrage Kraftiibertragung war die erste
Moglichkeit gegeben, diese Idee zu verwirklichen.
Aus gegliederten Widerlagern strebt ein durchbrochener, reichgezeichneter Bogen hinauf;
dessen aufsteigende Linie wird vom spitzen Dach weitergefiihrt und schlieBlich vom Turm
iibernommen, der, durch feinste, immer neue und nach oben leichter werdende Muster sich in
der Luft verfliichtigt. Den letzten Eindruck einer Last rufen noch die Flachen des Turmhelms
hervor. Deshalb geht hier alles Bemiihen dahin, ihn so leicht als moglich zu gestalten; dazu
werden dem Profil Kreuzblumen aufgesetzt, um auch noch diese an Last gemahnende Linie
zu unterbrechen. Die Flache selbst wird durchbrochen, oder restlos durch senkrecht gestellte
Verfliichtigungen ersetzt, wie in der Kathedrale von Antwerpen. Was hier an zahem, der Erde
Last unter sich lassendem Willen verwirklicht worden ist, kann selbst
[357] Franzosische und deutsche Gotik
unsere Zeit noch nicht ermessen, die heute an den gotischen Wunderwerken verstandnislos
voriibergeht. Nur wenige Menschen stehen andachtsvoll vor den Zeugen eines groBen Geistes,
des Geistes des machtigen, so verleumdeten, aber in vielen Dingen doch echt germanischen
"Mittelalters". Wenn wieder ein groBer echter Glaube in unsere Herzen einziehen sollte, dann
wird auch in neuer Form die " gotische Seele" wieder erwachen. Jetzt schwarmt sie noch in
anderen Zonen.
Der Streit urn das Wesen der Gotik ist beendet. Ihre Grundlagen entstanden im nordischen
Frankreich. Damals waren die Ahnen der Hugenotten noch nicht vertrieben, damals hatte die
Guillotine noch nicht kostbarstes nordisches Blut vergossen. Damals herrschte noch ein
abendlandischer Rhythmus im Reich der Franken. Langsam aber wurden die Elemente des,,
romanischen" mittelmeerlandischen und alpinrassischen Siidostens vorgeschoben, die sich
spater mit dem germanischen mischten und den Franzosen schufen, der seine Hohe im 17.
und 18. Jahrhundert erreichte. Einzelne GroBe schauen noch heute sehnsuchtsvoll in die
versunkene Vergangenheit zuriick; es sind Manner eines untergehenden Blutes.
Aber wenn auch das Frankreich des Nordens im„ Mittelalter" noch fast ganz germanisch war,
gewisse Unterschiede Zwischen franzosischer und deutscher Gotik bildeten sich doch schon
damals heraus. Machtig strebten zwar Notre-Dame Zu Paris in die Hohe, die Reimser
Kathedrale, die zu Amiens, zu Rouen empor. Aber alle sind nach einem und demselben
Grundtypus gebaut; sie sind dreischiffig, mit dem sechseckigen Chor und dem malerischen
Chorumgang; sie haben alle zwei Tiirme. Alle Bauten behalten ferner in ihrer Hauptfassade
die Dreiteilung bei: Portale, Fensterrose, Konigsgalerie nebst waagerechten Trennungslinien.
Die gotische Idee gelangt nicht ganz zum Durchbruch. In Deutschland sehen wir von
vomherein groBte
[358] Der Innenbau der gotischen Baukunst
Mannigfaltigkeit. Der Chor wird bald sechseckig, bald vierseitig gebaut, die Verhaltnisse
weichen stark voneinander ab, es treten Hallenkirchen auf (gleichhohe Schiffe), wie die
schone Elisabethkirche zu Marburg; Ulrich von Ensingen baut seine fiinfschiffige Kathedrale
und versieht sie mit nur einem Turme (Ulm). schneller als in Frankreich wird der Bogen
immer spitzer, die Wand verschwindet fast ganz, das Portal wird durch immer leichtere
Wimperge gehoben, an der Fassade wird die waagerechte Linie entfemt, der Mittelbau
Zwischen den Tiirmen wird eingeengt. Es bleibt schlieBlich nichts iibrig, als ein iiberall
wiederholtes streben nach oben. Die Profile sprechen davon, die angesetzten Skulpturen
folgen der baukiinstlerischen Linie, ein aller schwere hohnsprechendes Spitzenwerk aus Stein
spannt sich an den Mauern empor. Und einer machtigen Symphonic gleich, fiuten die Lichter
in die Hallen. Ihr unwirkliches Blinken laBt den letzten Rest Welt verschwinden*.
Im Innenbau erreicht die Gotik, im Unterschied zum griechischen Tempel, ihren Hohepunkt.
Die groBen Fenster mit den Glasmalereien, welche die einengenden Wande bewuBt
verdrangen, losen durch ihre Farben und Lichtwirkungen das Gefiihl enger Begrenzung auf
BewuBt wird
* Wdhrend meiner Arbeit an dieser Schrift kam mir das Buchlein von K. Scheffler in die
Hand: "Der Geist der Gotik". Scheffler streift hie und da das Richtige. Da er aber nicht
scharf sondern nur einmal unterscheidet, verbindet er wieder falsch und ergeht sich in recht
oberfldchUchen Verallgemeinerungen. Das, was wir als gotischen Geist empfinden, hat es
weder bei Agyptern noch Chechen noch vorgeschichtlichen Volkern gegeben, ja sogar was
die indische Poesie anbetrifft, mufi man vorsichtig sein, einen solchen hineinzudichten.
Scheffler hat Personliches und Subjektives nicht geschieden, dazu eine Vermischung des
Geistes der Rassen vorgenommen, die ganz unzuldssig ist. So kommt es, dafi er sogar
folgendes schreibt: "... Wie man denn wohl sagen darf, dafi die semitische Rasse ihrer ganzen
Anlage nach der heftigen Form zuneigt. Ihr ist die spekulative Inbrunst eigen, die
Schonungslosigkeit gegen sich selbst undjenes Genie des Leidens, die Voraussetzungen einer
gotischen Geistesanlage sind" (s. 68). Dieser Satz strotzt von UngeheuerUchkeiten. "Heftige
Form" und gotischer Geist sind noch lange nicht dasselbe; spekulativ-philosophisch ist der
Semit nie gewesen; Schonungslos war er weniger gegen sich als gegen seine Feinde. Und was
das "Genie des Leidens" anbetrifft, so ist das keine Gotik, sondern russische Problematik
Gewifi ist ein LeidensgefUhl vorhanden, es aber formen, und das heifitja Kunst schaffen, dazu
braucht es einer Tat, d. h. einer angreifenden Kraft. Diese hat einen anderen Ur sprung als
das Leiden. - Scheffler machte den umgekehrten Fehler wie die Nachfolger Nietzsches. Diese
iibertrugen hellenische Seelenausdriicke auf germanische Kunst, Scheffler tibertrdgt
germanische Personlichkeit auf Lappen, Chine sen, aufdieganze "Menschheit" . Ein
heutzutage unverzeihliches Unterfangen.
[359] Germanisches Naturgefiihl
auch hier Bewegung in die Ruhe des Raumes getragen, also das Zeitgefiihl in eine
Raumkunst. Das Sonnenspiel durch bunte Scheiben ist in seiner Beweglichkeit das Gegenteil
der Farbenwirksamkeit etwa des Parthenon, wo die Farbe nichts als getonte Flache war, die
von einer anderen raumlich abstach. Man hat dieses Weltgefiihl des gotischen Baues auf die
Waldsehnsucht der Germanen zuriickgefiihrt (Chateaubriand sah hierin sogar den "Geist des
Christentums", obgleich dieses doch der erbittertste Feind des germanischen Naturgefiihls war
und ist), die Saulen die Baumstamme, die Spitzbogenmuster das Laub, die Fenster die
Durchblicke des Himmels; unzweifelhaft liegt in dieser Deutung etwas Wahres, nur wird hier
Ursache und Wirkung verwechselt. Die Saulen nsw. sind nicht Neuverwirklichungen des
Waldes, sondern deuten auf das gleiche irrationale Wesen, welches einst die wogenden
dunklen Walder und Durchblicke auf unendliche Weiten aufsuchte, dieses Wesen schuf sich
aus dem gleichen Weltgefiihl heraus die gotischen Strebepfeiler und die mystischen
Farbenspiele.
So ward selbst der Innenraum des gotischen Domes
[360] Die "Freilegung" gotischer Kathedralen
Wechsel und Beziehung, nicht in sich zuriickkehrende Linien und Raumgestaltung. Das
gleiche gilt vom AuBenbau.
War der griechische Tempel eine allseitig zu betrachtende Plastik, stand er in sich
abgeschlossen kiihl und unabhangig, so wand sich die gotische Kathedrale aus einem
Gewimmel spitzer kleiner Hauser hervor. sie brauchte diese als MaBstab ihrer GroBe und die
Hauschen und ihre Bewohner lehnten sich an die gemeinsame Schopfung ihrer Seele. Mag
dariiber lachen wer will, fiir mich spricht sich hier schon das Wesen zweier Seelen aus:
Harmonie des AuBeren (Vereinzelung) und inneres Streben der (dynamischen) Personlichkeit
(Beziehung). Deshalb war es eine Roheit, die Dome von Koln, Ulm nsw. freizulegen, um sie
"besser betrachten" zu konnen. Wieder war man hier vom griechischen Geiste ausgegangen,
wieder hatte man eine Siinde gegen sich selbst begangen, sich selbst nicht verstanden. Nach
vollbrachter Tat freilich gingen den Schandem die Augen iiber. Jetzt wollen sie neue
Hauschenbauen...
Der personliche und doch typenbildende Geist des 13. bis 15. Jahrhundert sprach in
Dichtkunst, in Stein und in Holz. An Betten, schranken, Truhen, Treppengelandern kommt er
zum Vorschein. Immer wieder versucht er intim und mannigfach zu sein, immer zeigt er
Abscheu vor der allerorts erprobten Form. Es ist ein Hymnus der Individualitat auch im
Biirgerlichen. Und unterdes singt Walther von der Vogelweide seine unbandigen
Freiheitslieder. Wolfram von Eschenbach und Meister Gottfried dichten deutsche Weisen und
dann wird ein anderes Mittel zum Ausdruck deutscher Seele: der Griffel und der Pinsel, die
spater ihrerseits von der Orgel und dem Orchester abgelost werden.
Hellenisches Wesen gipfelt in der Plastik, auch die Baukunst ist ein Teil davon. Dem
plastischen Gesichtspunkt ordnet sich alles unter. Griechische Bildhauerei wendet sich fast
ausschlieBlich auf die Person des Menschen. Der Mensch
[361] Kunst der Ephebie
als Korper ist das jahrhundertelange Motiv, das in Tausenden von Werken in hochster
Vollendung zur Durchfiihrung gelangte.
Auch hier waltete der sachliche Stilwille. Alles Eigenwillige wird unterdriickt, alles
Irrationale wird auf einfache Verhaltnisse zuriickgefuhrt, alle Falten und Runzeln werden
geglattet, alle Ubertreibungen ausgemerzt. Der griechische Jugendbund, die Ephebie, schuf
sich hier seine Kunst. so stehen die Werke in langer Reihe da bis auf Phidias, Skopas und
Praxiteles*, in voller linearer Harmonic und Gleichgewicht mit abgewogenem korperlichen
Schwerpunkt. selbst die Bewegung ist in Ruhe verwandelt, selbst der Ringkampf abgewogene
Gleichgewichtsstellung. Das ist fast ein ganzliches Aussondem der Personlichkeit. Man hat
oft das Gefiihl, daB diese Form und iiberlegene Selbstbeherrschung einem gewissen
Furchtgefiihl entspringt. Denn die vielgepriesene Heiterkeit griechischer Kunst erschopft ihr
Wesen nicht. Es ging ein unterirdischer Zug von Schwermut durch die griechische Seele; er
war aber - in diesem Fall zum Gliick - nicht stark genug, um das Kunstschaffen zu
beeinflussen. Wo griechisches GleichmaB durchbrochen wurde, da geschah es als
"dionysisches" Bacchanal und der Person gait die ganze Aufmerksamkeit im Badehause, beim
Gelage, in der Kunst. Daher ist der Phallus das offen zur schau gestellte Symbol spat-
griechischen", sich zerfetzenden Lebens. Des Griechen Wille war so weit in der Bekampfung
des Triebes aufgebraucht, daB bei der Schopfung der Kunst die iiberlegende Vernunft die
Fiihrerrolle iibemahm. Daher die Sachlichkeit
* Auch in seinen subjektivsten Ausldufern (Pompeji) bleibt das Griechentum formal intakt.
Diese Formsicherheit ist des Griechen stdrke und schwdche. stdrke insofern, als die Hellenen
von manchem Irrwege bewahrt blieben; schwdche, da es ein Zeugnis von Mangel an innerer
Willenhaftigkeit ist.
[362] Der religiose Untergrund
des Hellenentums. Daher auch unsere Zwangslehre von der willenlosen aesthetischen
Stimmung.
Gemeinsam war griechischer und gotischer Hochkunst der religiose Untergrund. In der
religiosen Gemutsstimmung, selbst wenn sie auch oft nur unausgesprochen vorhanden ist,
offenbart sich die ganze Atmospahre einer Volksseele. Das Losen stofflicher Bindungen und
das Tasten nach etwas Ewigem (das Kennzeichen dieser Stimmung) ist fiir uns ein Zeichen,
daB die seelische, allein schopferische Urkraft des Menschen wirklich lebendig ist. Aus dieser
Stimmung geht der Heilige hervor, der groBe Erforscher der Natur, der Philosoph, der
Prediger eines sittlichen Wertes, der groBe Kiinstler. Fehlt einem Menschen oder einem Volke
diese noch formlose aber einzig geburtsfahige Stimmung, so fehlt ihm auch die
Voraussetzung zu einer groBen, wahrhaftigen Kunst. sein irrlichterndes Subjektives wird dann
notwendigerweise die Oberhand behalten. Den Gottern zu Ehren schufen Phidias und
Kallikrates; zu Ehren Gottes arbeiteten Volksseelen ganze Jahrhunderte am Dom zu Koln, an
den Felsentempeln Indiens, an Statuen des ewig stillen Buddha. Das Urelement wird Form
durch eine kiinstlerische Neugeburt. Und wenn dieses Gottliche auch keinen Namen tragt, so
weht sein Hauch doch auch in einem Selbstbildnis Rembrandts, in einer Ballade Goethes.
Dieser echt religiose Urgrund fehlt bis auf geringe Reste der Rasse der Semiten und ihren
bastardierten Halbbriidem, den Juden.
Die weltabgeschiedene Gemutsstimmung, zum Religionsglauben herangereift, wird, auch
wenn sie notgedrungen irdische Vorstellungen beibehalten maB, doch stets bestrebt sein, den
letzten Erdenrest abzustreifen, oder sich ganz in schweigen zu hiillen. Dies kann bei dem
unstofflich erfiihlten Unsterblichkeitsglauben nicht anders sein.
[363] Jiidischer "Unsterblichkeitsglaube"
Im ganzen sogen Alten Testament fmden wir den Unsterblichkeitsglauben bekanntlich nicht,
es sei denn der Niederschlag der nachweislichen auBeren Einwirkung der Perser auf die Juden
in der "Verbannung". Die Schaffung eines "Paradieses" auf Erden ist das jiidische Ziel. Zu
dem Zwecke werden, wie es in den spateren "heiligen Biichern" heiBt, die Gerechten (d. h. die
Juden) aus ihren Grabern in alien Landern durch eigens fur sie von unbekannten Kraften
gebohrte Locher durch die Erde zum gelobten Lande kriechen. Die Targum, die Midraschim,
der Talmud, schildern diesen herrlichen Zustand des zu erwartenden Paradieses mit
breitestem Behagen. Das auserwahlte Volk herrscht dann iiber die erneuerte Welt. Alle
anderen Volker sind seine Sklaven, sterben, werden wieder geboren, um erneut zur Holle zu
fahren. Die Juden jedoch werden nicht von hinnen gehen und fiihren ein seliges Leben auf der
Erde. Jerusalem ist auf das prachtigste neu erbaut, die Sabbatgrenzen sind mit Edelsteinen und
perl en eingefaBt. Hat jemand schulden zu zahlen, so bricht er sich eine perle aus dem Gehege
und ist aller Verpflichtungen ledig. Obst reift jeden Monat, Trauben werden so groB wie ein
ganzes Zimmer, Getreide wachst von selbst, der Wind weht das Kom zusammen, die Juden
brauchen nur das Mehl aufzuschaufeln. Achthundert Arten von Rosen wachsen in den Garten,
strome von Milch, Balsam, Honig und Wein flieBen durch Palastina. Jeder Jude besitzt ein
Zelt, iiber dem ein goldener Weinstock wachst, an welchem dreiBig perlen hangen; unter
jedem Stock steht ein Tisch mit Edelsteinen. Im Paradiese bliihen 800 Arten von Blumen, in
deren Mitte der Baum des Lebens steht. Dieser besitzt 500.000 Arten von Geruch und
Geschmack. Sieben Wolken lagem iiber dem Baum und die Juden schlagen von vier Seiten an
seine Aste, damit sein herrlicher Duft von einem Ende der Welt bis zum anderen wehe usw.
[364] Triebhaftigkeit jiidischer Kunst
Das Schlaraffenland ist religioser Ernst geworden und feierte im jiidischen Marxismus und
seinem herrlichen "Zukunftsstaat" seine Wiederauferstehung. Aus dieser Seelenstimmung
erklart sich bis auf heute die Gier des jiidischen Volkes, zugleich auch sein fast vollstandiger
Mangel an echter seelischer und kiinstlerischer Schopferkraft. Das religiose Urelement fehlt,
der auBerliche Unsterblichkeitsglaube ist nur oberflachliche Angleichung an fremde
Anschauungen, nie eine innerlich bestimmte Triebkraft gewesen Deshalb wird jiidische
"Kunst" niemals personlicher aber auch niemals wirklich sachlicher Stil sein, sondern bloB
technische Geschicklichkeit und subjektive, auf auBerliche Wirkung ausgehende Mache
verraten; meistens mit grobsinnlichen Einschlagen verbunden, wenn nicht ganz und gar auf
Unsittlichkeit eingestellt. In jiidischer "Kunst" haben wir fast das einzige Beispiel, wo eine
alte Menschengruppe (Volk kann man nicht sagen), die an vielen groBen Kulturen teilgehabt
hat, sich dem Triebe nicht hat entringen konnen; jiidische "Kunst" ist deshalb auch fast die
einzige, die sich an den Trieb wendet. sie weckt also weder aesthetische Selbstvergessenheit,
noch wendet sie sich an den Willen, sondern bloB (im besten Fall) an das technische Urteil
oder an subjektive Gefiihlserregung.
Man sehe sich darauf die jiidischen Kiinstler an. Angefangen von den bald in Furcht
klappernden, bald "in Angst jauchzenden", bald rachegierig schnaubenden Psalmgesangen
(die nur dank Luthers Umdichtung oft so schon klingen), iiber den stohnenden Gebirol, den
liisternen David ben Selomo bis zum niedertrachtigen Heinrich Heine. Man achte auf den den
Mammon vergottemden Kellermann, den sinnlichen Effektmacher Schnitzler. Felix
Mendelssohn wurde von Zelter in jahrelanger Miihsal zu Bach gefiihrt - fiir den der Jude dann
Propaganda machte. Das Beste seines Schaffens Technisch-Formales. Man sehe selbst auf den
entschieden Anlauf zum Hohen nehmenden
[365] Subjektivismus des Islams
Mahler, der doch schlieBlich "jiideln" muBte (Louis) und von einem tausendstimmigen
Orchester das Letzte erwartete. Man schaue auf das Massenhaft-Ubertriebene des
Theaterzirkus Reinhardt-Goldmann, man priife die jiidischen Wunderkinder am Klavier, an
der Geige, auf den Brettern: Talmi, Technik, Mache, Effekt, Quantitat, Virtuositat, alles was
man will, nur keine Genialitat, keine Schopferkraft.
Und in urspriinglicher Fremdheit europaischen Wesens machte sich das gesamte Judentum
zum Forderer der Nigger "kunst" auf alien Gebieten.
DaB das Verbot, sich keine Goiter zu machen, auf die vollkommene Unfahigkeit fiir bildende
Kunst zuriickzufiihren ist, wurde bereits von Diihring nachgewiesen; ebenso ist dies die
Ursache, warum es Jahrtausende wirksam sein konnte. Die heutigen verzweifelten Versuche
jiidischer bildender Kiinstler, durch Futurismus, Expressionismus, "neue Sachlichkeit" ihre
Begabung zu beweisen, sind ein lebendiges Zeugnis fiir diese alte Tatsache. Einzelne Ansatze
zu hoherem streben sollen nicht geleugnet werden (Juda Halevy), aber es fehlte beim
Judentum, als ganzes betrachtet, das Fluidum, aus dem wirklich groBe Werke geboren
werden.
Wenn wie in unserer Zeit die jiidischen "Kiinstler" einen hervorragenden Platz in unserem
Kunstleben einnahmen, so ist es ein untriigliches Zeichen dafiir, daB wir vom rechten Wege
abgeirrt waren, daB uns - nur zeitweilig hoffentlich - eine nicht zu missende Seelenkraft
verschiittet worden ist.
Die Kunst des Islams ist als fast rein subjektiv zu deuten. All das Gesauselt der platschernden,
malerisch erbauten Springbrunnen, all die lauschigen Schatten, all die Buntheit der
schillernden Farben, all die vieltausendkerzige Beleuchtung der Alhambra, all das
verwirrende Linienspiel des Wandschmuckes der Palaste kann iiber die innere seelische
Armut
[366] Entstehung des Hufeisenbogens
nicht hinwegtauschen. Das meiste GroBe aber, welches der Islam auf seinem Gang durch die
Welt uns hinterlassen hat - die machtigen Kuppeln der Kalifengraber, die Ubermittlung
griechischer Weisheit, die Marchen voller Phantasie - erkennen wir heute als Entlehnungen
aus fremdem Geiste, er stamme nun aus Griechenland, Iran oder Indien. Ein System, das
keine metaphysische Religion hatte, konnte nicht wirklich schopferisch sein, selbst wenn das
arabische Jenseits keinen Ort auf der Welt festsetzte, wie es die Juden taten, so ist doch der
Vorstellungsgehalt wesentlich der gleiche. DaB diese Unfruchtbarkeit der Seele mit einem
unbeugsamen Glauben gepaart ist, andert nichts an den Tatsachen. Als eigenartigen Charakter
werden wir den Araber stets anerkennen, nur nicht als schopferischen Menschen.
An diesem Gegenstiicke zeigt sich uns die Sehnsucht der meisten anderen Volker als
untereinander verwandt. Ein Lao-tse riickt von hier aus gesehen, eng an Jajnavalkya, Christus,
an die GroBen Europas, so verschieden sie alle auch sind. Hier zeigen sich Machte am Werke,
die raumlich nahe, innerlich doch weltverschieden voneinander ihr Dasein fuhren.
Dem Islam liegt sowohl das Sachlich- wie das Personlich-GesetzmaBige fern. Wie er weder
ein groBes Epos noch eine groBe Musik gezeugt hat, so hat er auch keine eigene Baukunst
geschaffen. Er hat alle architektonischen Gedanken den arischen Persern entlehnt, er hat dem
vorgefundenen Stoff keine wirklich gesetzmaBigen neuen Formen als echten Seelenausdruck
aufgezwungen, sondern hat fast nur dekorative willkiirliche Spielerei getrieben.
Durch eine solche Subjektivitat entstand z. B. der Hufeisenbogen. Der waagerechte, die
Verschalung zum Setzen des gewohnlichen Bogens tragende Balken ruhte auf den
Vorspriingen der Saule oder des Pfeilers. Nach seiner Entfernung ergab sich ein sehr
bemerkbarer
[367] Die Arabeske
Vorsprung, welcher nun einfach mit Mortel ausgefiillt wurde. Dadurch erhielt der Bogen eine
durch keinerlei statische Notwendigkeit bedingte Form; andererseits war diese auch nicht der
Ausdruck eines inneren Formwillens. Es war unkiinstlerische Willkiir. Diese Form wurde aber
dann auf der Bogenlinie nochmals wiederholt, es entstanden der Kleeblattbogen, Bogen mit
hervorspringenden Steinzungen usw. Man sehe sich nun die verschiedenen Spielarten an. sei
es an der Moschee zu Cordova, von El Ashar, vom Minarett Kait-Bai, der Moschee Barkuk zu
Kairo, der Meschkehmeh Moschee in Bulak, an der Klosterkirche in Segovia... Dazu kommt
noch, daB bei manchen Gebauden ein Bogenansatz auf den Scheitelpunkt des anderen stoBt,
die unmoglichsten Gewolbespielereien, Bienenstocke (Saal der Abbenzerragen) nsw. Die
manchmal reich verschlungenen, oft strengen "islamischen" Ornamente, Gewandmuster und
Gitterwerke kamen fast alle aus Persien. Altiranische Gewebemuster und die mit Zeichnungen
versehenen Handschriften haben hier die Vorbilder abgegeben.
War die basislose dorische Saule streng bautechnisch und baukiinstlerisch bedingt, so ist
dieser Grundsatz in dem Saal der beriihmten Alhambra durchaus unangebracht. Ganz
abgesehen davon, daB die Saulen meist aus anderen Gebauden zusammengeschleppt worden
sind und durch Kampfer von verschiedener Starke in der Hohe ausgeglichen werden muBten,
tiirmen sich die Bogen doppelt iibereinander. Die Saulen scheinen kaum den Druck tragen zu
konnen und stoBen in den Boden geradezu Locher.
Das Wesen islamitischen Bauwesens enthiillt sich in der vielgepriesenen Arabeske.
Tatsachlich ist sie das schonste, was die Araber geschaffen haben. Aber auch sie ist nicht ein
Stuck Baukunst, sondern bloBer schmuck. Der Geist der Willkiir zeigt sich gerade hier: das
Ornament bedeckt die ganze Wand, es ist richtungslos; es kann nach alien Seiten hin
verlangert oder willkiirlich abgeschlossen werben. War
[368] Fremde Lehrer der Araber
griechischer Schmuck in einem bestimmten Raum beschlossen, in eine bestimmte
Flachenumgrenzung hineinkomponiert, ordnete sich im gotischen Werk alles der
erdentstrebenden, senkrechten Richtung unter und entstand dadurch in jedem Fall eine auBere
GesetzmaBigkeit als Folge einer inneren Zielstrebigkeit, so herrscht in der Arabeske die
UnmaBigkeit ohne Ausdruck. Den besten Instinkt fur den Wert islamischer "Architektur"
haben die Kulissenmaler der Operetten- und Spezialitatentheater gezeigt. Hierher paBte
dekorative Spielerei, richtungsloses Ausleben.
Es ist notwendig, dieses fremde Wesen klar herauszuheben. Wir konnen es heute mit Recht
tun, denn durch genaue Betrachtung der rein technischen Baumethoden erhalten wir ein Mittel
in die Hand, auch andere AuBerungen des islamischen Stils zu beurteilen. Unsere
"Philosophen" sollten aufhoren, in der Arabeske eine "magische Seele" zu suchen, in ihr so
etwas wie das ins Unendliche strebende faustische Wesen wiederzufmden. Manches, was der
Islam uns hinterlassen hat, ist sicher besser, als eben geschildert wurde, aber dann zeigt es
sich auch, in den meisten Fallen sogar urkundlich nachweisbar, daB die wirklichen Schopfer
dieser Hinterlassenschaft keine Araber waren. Wie die "arabische" Wissenschaft, die Pflege
griechischer Philosophic nicht in Handen der Araber lag, sondern fast ausschlieBlich von
arabisch sprechenden Persem betrieben wurde, so wurde z. B. auch die Moschee des
Propheten zu Medina von fremden Werkleuten errichtet; EI Walid muBte nach Byzanz
schicken, um in Jerusalem bauen zu konnen. Griechen errichteten "das Weltwunder" zu
Damaskus. In Agypten fanden die Araber eine reiche koptische Baukunst vor; die schone
Konstruktion vieler dortiger Bauten stammt von koptischen Ingenieuren. so baute ein
koptischer Kiinstler die Moschee Ibn-Tulun. Er war es, der auch zum erstenmal mit
BewuBtsein den Spitzbogen gebrauchte. Das Vorbild dazu jedoch bot das
[369] Der individuelle Stil
Marmortor (Quartier Nayassin), das friiher an einer normannischen Kirche gestanden hatte
(St. Jean d' Acre, Akkon). Alles dieses muB man beachten, urn einen richtigen Einblick in die
verschiedenen Einfliisse zu gewinnen: Sassaniden, Kopten. Griechen boten die Grundlage.
Dann wirkte sich darauf arabische Willkiir mit ihrer dekorativen Ubersattigung aus.
Man wird jetzt verstehen, daB die Nachahmung dieser arabischen Elemente (Kleeblattbogen.
Kielbogen, Arabeske nsw.) nie und nimmer bei uns Platz greifen diirfen. sie sind uns fremd
und sollen auf immer von uns geschieden bleiben als Zeugnis einer fremden Seele, auf die
weder der Begriff Personlichkeitskunst noch Sachlichkeitsstil anzuwenden ist.
Zwischen dem richtungslosen kiinstlerischen Subjektivismus und dem innerlich organischen
und doch den Stoff selbstherrlich meistemden Stil der Personlichkeit bewegt sich natiirlich
eine ganze Stufenleiter von Kiinstlem und Kunstrichtungen. Viele Kiinstler sind mit Ansatzen
zum Hoheren begabt, ohne jedoch diese Sehnsucht zur kiinstlerisch abgerundeten Vollendung
fiihren zu konnen; die anderen greifen unbekiimmert ins gewohnliche Leben hinein, schildern,
malen,, stilisieren es, aus reiner Freude am Formen. Die Individualitat - als die hier auf Erden
gegebene Vereinigung von Person und Personlichkeit - nimmt von uns Besitz.
Zwischen Subjektivismus und Personlichkeitskunst miissen wir also eine Zwischenstufe
feststellen: den Ubergang von der Willkiir zum inneren Gesetz; nennen wir die Gebiete den
individuellen Stil, womit etwas Wuchshaftes (Organisches) betont, aber auch eine
Beschrankung aufgezeigt wird. Solche Bezeichnungen (das soil ausdriicklich unterstrichen
werden) sind methodisch notwendig, um das immer im
[370] Peter Paul Rubens
FluB befmdliche Leben zu erfassen. Wir konnen nur etwas erkennen, wenn wir es als Gestalt
erblicken, auch wenn die UmriBlinien nicht starr, sondern plastisch beweglich sind.
Die Liebe zum Individuellen ist ein so ausgezeichnetes Kennzeichen Europas und namentlich
seines Herzens, Deutschlands, daB wir nur einen fliichtigen Blick auf Dichtung, Baukunst,
Bildhauerei und Malerei zu werfen brauchen, um die Bestatigung dieser Ansicht zu fmden.
Die gotischen Steinhauer und Holzschnitzer, die Landschaftsmaler aller Gaue, die Zeichner
der Klosterbibeln, die Erfmder der krausen Buchstaben, die Erzahler absonderlicher Historien
..., in alien ihnen ist das streben nach Ausdruck und zwar nach sehr energischem Ausdruck,
durch tausend Hande Gestalt geworden. In den Hunderten von Malern Hollands lebt derselbe
Geist, auch noch in alien Kiinsten des alien Frankreichs ist er lebendig und fmdet in einzelnen
Individualitaten auch heute noch seine Neupragung.
In dieses Gebiet gehort als einer der ersten groBten Peter Paul Rubens.
Keiner bezweifelt, daB in ihm groBe schatze an kraftstrotzender Phantasie das Licht der Welt
erblickt haben, aber wie er mit ihr schaltete, welchem Stoff, welchem Gehalt sie sich
zuwandte, wie die Richtung ihrer Behandlung bestimmt war, das zeigt uns diesen Kiinstler
fast genau in der Mitte zwischen Subjekt und Personlichkeit stehend. Sein ganzes Formen
bezieht sich auf die sinnliche Natur mit ihren tausend Farben und Formen, mit ihren
Leidenschaften, Freuden und Angsten. Wir fmden die ganze Stufenleiter unserer sterblichen
Individualitat ausgedriickt von der feinen Zartlichkeit seines Bildnisses mit Isabella Brandt bis
zur Brunstbesessenheit der groBen Kirmes; von der sinnlichen Lebenslust der wolliistigen
Nymphen und des trunkenen Silens bis zum Jammerschrei des Fleisches im Hollensturz der
Verdammten. Die Vorwiirfe sind
[371] Rembrandts Weltiiberwindung
immer neu und lebendig, die Komposition vollendet und bei allem Bacchanal der sinne von
einer zielbewuBten kiinstlerischen Sachlichkeit. Aber nirgends gelingt Rubens eine
Schopfung, welche diese ganze Erdenlust oder Erdentrauer als Gleichnis zu durchleuchten
vermag, welche Kunde gibt vom Gelingen einer groBen, echten, inneren, iiberweltlichen
Schau. Rubens hat es versucht, oft sogar! Aber seine Riesenleinwand des in den Himmel
auffahrenden Christus, welcher, auf der Weltkugel stehend, der Schlange den Kopf zertritt,
die apokalyptischen Drachen und andere Ungeheuer, die geballten Wolken, die jauchzenden
Engel und die flattemden, schillernden Gewander, das alles bedeutet einen Stoff- und einen
Phantasieaufwand ohnegleichen; aber es sind doch nur miBlungene Versuche. Je groBer der
Umfang seiner Werke wurde, um so geringer ihre seelische StoBkraft. Und Rubens
Hollenfahrten - Meisterwerke an Leben, Bewegung, Komposition - zeigen doch nur
auBerlichen Uberschwang und sind Uberredungskunststiicke, um eine unheimliche
iiberweltliche Macht durch auBeren Kraftaufwand glaubhaft zu machen.
Bin Rembrandt nimmt vom Diesseits mit Werken Abschied, in denen bald eine lachelnde
Weltiiberwindung, bald eine erschiittemde Verzweiflung den Pinsel gefiihrt haben. Rubens'
letztes Werk ist er selbst als der den Drachen erschlagende St. Georg in blinkender Riistung.
Rubens lebt als Mensch ein reiches Dasein, ist als Kiinstler von einer ganzen Welt verehrt und
wirkt der unbekiimmerten Verfeinerung der Individualitat. Rembrandt zieht sich ganz auf sich
sich zuriick und betrachtet die ganze Welt - unsentimental, aber voll tiefster Ahnungen - als
einen Stoff, der zu iiberwinden ist. Rubens Werk ist eine gewaltige Symphonic des Lebens in
all seinen Gestalten, die Macht dieses Daseins ist sein Inhalt. Als sein groBtes Werk erscheint
denn auch dasjenige, in dem alle gesuchten Sinnbilder aus griechischem Sagenschatz, die er
an Maria
[372] Hals und Bernini
Medici verschwendete, alle apokalyptischen Gleichnisse beiseite geschoben werden und das
tolle Leben seiner Umwelt die Grundlage abgab: die Kirmes im Louvre. Wer einmal vor
diesem Werk gestanden hat, erschaut in einem Augenblick, wozu ein Schopenhauer ein
ganzes Leben brauchte, um es zu schildern: die Macht des blinden Triebes. Ohne jedes
Gleichnis ist hier das Leben selbst Zu einem solchen geworden. Die Fresser und Saufer, die
Dimen und briinstigen Burschen, die Sanger und trunkenen Tanzerinnen wiederholen ein und
dasselbe Lied des ziigellosen Tieres. Die kiinstlerische Macht, die dies gleichsam mit einem
Ruck auf die Leinwand schleuderte, ist in ihrer Weise einzigartig. Die Person in all ihren
Ziigellosigkeiten, das ist der Gehalt und die Kunstform des Rubens gewesen.
Ahnlich, nur minder gewaltig zeigt sich Franz Hals, der lachend und spottisch mit breitem
Pinsel das Leben auf die Leinwand strich; vom gleichen Geist beseelt, doch mit ungleich
dramatischerem Drang erfiillt, ist der zu friih verstorbene Adrian Brouwer. Dessen
Schilderungen des Individuell - Triebhaften gemahnen oft an Rubens Kirmes und lassen einen
Kiinstler vermuten, der sich - bei langerem Leben - doch vielleicht durch den Stoff
hindurchgerungen und aus hollandischer Genremalerei innerlich dramatisches Leben geformt
hatte.
Ein weiterer, dessen Werke wir unbedenklich als solche des individuellen Stils bezeichnen
konnen, ist Lorenzo Bernini. Den Erbauer der Kolonnaden des Peterplatzes, den groBen
Bildhauer verehrte ein ganzes Geschlecht als eines der groBten kiinstlerischen Genies. Auch
wir werden ihn oft bewundern miissen, aber seine Matzchen bei der Erbauung des Aufgangs
zur Sixtina, seine merkbar sinnliche Note z. B. bei dem Amor und der Psyche, sein
iibertriebenes Verwenden bestechenden Stoffes sind fur uns doch Zeichen der Anpassung an
den Geschmack
[373] Das Wesen des Barocks
der breiten Masse, oder bedeuten zum mindesten ein Verfalschen der innersten Schopferkraft.
Gleich Rubens ein Mann von groBter Phantasie und Stoffbeherrschung, ein Meister in der
Ausnutzung aller malerischen und perspektivischen Mittel und Kunststiicke, fehlt ihm doch
jene SeelengroBe, und der geheimnisvolle Zauber, der von den Werken eines Leonardo oder
Rembrandt oder von der des Meisters Erwin ausgeht.
Noch ein Wort iiber die Zeit und den Begriff "Barock".
Unsere Kunstgeschichten sprechen iiber die "Meister des Barockzeitalters" als von Vertretern
einer einzigen Kunst-und Geistesrichtung. Die Wahrheit, die darin liegt, wird aber zur
irrefiihrenden Behauptung, wenn nicht dargetan wird, worin das Wesen des Begriffes Barock
besteht. Man sagt: im Gegensatz zum Grundsatz der Renaissance, nur Harmonic zu erstreben,
ringe der Barock nach Kraft des Ausdrucks. Abgesehen davon, daB dies gerade fur die
GroBten der Renaissance (Leonardo, Donatello, Masaccio) nicht stimmt, muB man die
Zergliederung auch bei der zweiten Behauptung weiter fiihren, um sich nicht bei einer leeren
Redensart zu beruhigen. Denn was soil es heiBen, wenn man sagt, daB sowohl Michelangelo
barock sei als auch Velazquez, Shakespeare, Rembrandt, und Zugleich Rubens und Hals, der,,
Verlorene Sohn" und "il Gesu" zu Rom? Hier erscheinen denn doch ganz gewaltige
Unterschiede, die nicht mit einem Wort umfaBt werden konnen, wenn nicht iiber klare
Unterscheidungen iiber die von einem Begriff umfaBte Vielheit vorher grundsatzliche
Einigkeit erzielt worden ist.
Die Gotik sehen wir aus ungleich groBerer Entfernung als die Zeit des "Barock", erfassen ihre
einheitliche Zielstrebigkeit klarer, als es hier moglich ist. Trotzdem sind schon bei ihrer
Wertung sehr verschiedene Nebenelemente und AuBerungen zu verzeichnen. Der,, Barock"
ist nun
[374] Das "Eingeisten" der Natur
eine neue Geisteswelle, die nicht nur in ihrer zeitlichen Lange, Schwingungsdauer und
Machtigkeit zu schatzen ist, sondem besonders in ihrer wertetragenden Oberflache und Tiefe.
Und gerade hier wird sich der aus dem Wesen unserer Kunst geschopfte MaBstab fruchtbar
erweisen, den wir schon bei der Gotik sich ergeben sahen: die starke der Wirkung
kiinstlerischer Personlichkeit, der Individualitat, des Subjektivismus.
In Michelangelo erblickt man mit Recht den Kiinstler, welcher am sichtbarsten mit alien
aesthetischen Lehrsatzen Griechenlands gebrochen hat: keine Beschwichtigung vorhandener
Leidenschaften durch eine abgewogene Form, sondern Sprengung derselben durch eigene
Gesetzlichkeit, durch einen personlichen Kiinstlerwillen. Wie in einem wilden und bewuBten
Protest gegen Hellas stehen die Arbeiten des Mannes vor uns, der weder griechisch noch
lateinisch sprach, der die Sklaven, den Moses, die Mediceergraber schuf und dessen Sibyllen
und Propheten von einem solchen Seelenreichtum Kunde geben, daB Goethe sagen konnte,
nach Michelangelo gefalle ihm selbst die Natur nicht mehr, da er sie doch nicht mit so groBem
Auge anschauen konne, wie dieser. Michelangelo schuf sich selbst das Gesetz, dem er allein
folgte, durch das allein er den Stoff zu iiberwinden vermochte. Genau so personlich ging
Rembrandt zu Werke, ebenso groB Shakespeare.
In dem Lebenswerk dieser Manner fmden wir die Stufenleiter vom kraB Individuellen bis zum
vollkommenen "Eingeisten". Rembrandts "Monch im Kornfeld", seine Judenkopfe, seine
Radierungen verwahrloster Winkel und Menschen sind Werke, die sich des Lebens in all
seinen Hohen und Tiefen bemachtigen und reichen vom "Parchen im Bett" bis zum
"Hundertguldenblatt". Die Nachfolger und kl einen Zeitgenossen blieben in der individuellen
Sphare stehen. Die Kraft des Zufammenballens, die sich im GrundriB und Aufbau des St.
Peter von
[375] Der Jesuitenstil
Michelangelo zeigte, wurde spater zu einem mehr auBerlichen Energieaufwand; seine alle
baugesetzlichen Schranken verachtende Vorhalle zur vatikanischen Bibliothek mit den
durchbrochenen Pilastem und wilden Linienfiihrungen war ein einmaliger subjektiver
Ausbruch, der aber bei vielen anderen zum stehenden Grundsatz wurde. Jetzt haufen sich die
Saulensammlungen, geschwungene Kamiese treten auf, malerische Nischen werden in die
Wande geschlagen, Giebel durchbrochen und mit Kartouchen gefiillt. Tiirme und Fassaden
werden mit runden Formen profiliert und machtige Voluten streben zum Zentrum des
Gebaudes. II Gesu, Maria della Salute und aberhundert andere Bauten geben Zeugnis von
groBen KraftauBerungen, aber auch von einem nur malerisch-individuell bestimmten
Stilwillen. Dieser wurde noch tiefer in die Sphare des Subjektivismus hinabgedriickt; die
jesuitische Gegenreformation sah in dem die Masse blendenden Aufwand an Blechstrahlen,
Flittem aus Papier, mit Goldfarbe iiberzogenen Gipsgirlanden und anderen Albernheiten ein
Mittel, durch die "Kunst" die durch die Reformation verloren gegangenen Gemiiter wieder zu
erobem. Hatten einzelne Papste der groBen Kunst zu ihrer eigenen und der Verherrlichung
Roms, z. T. auch aus wirklicher Schopferfreude, Hilfsdienste geleistet, so entstand jetzt ein
fast nur auf das sinnliche wirkendes Gemisch von machtvoll malerischem Wollen und
vollkommener kiinstlerischer Verwilderung, der sogen. Jesuitenstil.
Die "sitzenden Saulen", die Papp- und Stuckkulissen eines Pozzo, S.J., sind klassische
Vorbilder fiir jene kiinstlerischen Verbrechen, die noch heute in ganz Europa hemmstehen.
Der Hochflug der Gotik war dahin, das triumphierende rasselose Rom hatte iiber nordischen
Geist wenigstens in der Baukunst gesiegt. Der Protestantismus wiederum lieB, in den
Gegensatz verfallend, eine Armlichkeit in seine Gotteshauser einziehen, die das Gemiit
ebenso
[376] Wesensverwandtschaft von Gotik und Barock
abkaltete, wie es in den Jesuitenkirchen durch Gold, Blech und Weihrauch sinnlich iiberhitzt
wurde.
In seinen groBten Vertretern ist das Zeitalter des Barock gleichzusetzen mit dem innersten
Wollen der Schopfer der Miinster zu Ulm, StraBburg, Reims, Laon, Compiegne, Koln, nur hat
dieser Geist sich diesesmal anderer Mittel bedient. War im 13. und 14. Jahrhundert die
Baukunst das alles beherrschende und das tiefste sehnen verkorpernde Mittel, so im 16. und
17. die Bildhauerei, besonders aber die Malerei (getragen vom musikalischen Geist); an die
stelle von Zirkel und WinkelmaB traten MeiBel und Pinsel. Konnte man im 13. Jahrhundert
mit Recht von einer recht einheitlich gerichteten personlichen abendlandischen Seele
sprechen, so jetzt auBerdem noch genauer von einzelnen Personlichkeiten, die ja auch bei
einem Bilde mehr hervortreten konnten, als beim langjahrigen, viele Hande bewegenden Bau
einer Kathedrale.
Wie sich die Gotik zuletzt in spielerischen Gewolbekunststiicken und Fischblasenmustem
aushauchte, so der Barock in den unfahigen Nachahmern Michelangelos. Das Lebensgefiihl
trug Meister Erwin und Rembrandt auf die hochsten Hohen, wahrend unten das sehnen
Tausender nicht stark genug war, ihnen zu folgen.
Das Wesentliche: die selbstherrliche Uberwindung und Stoffbeherrschung liegt der Gotik wie
dem Barock zugrunde. Wahrend die eine Zeit aber himmelstiirmende Plane ausfiihrte, war die
andere seelische Zusammenballung. Ein weiterer schritt geschah dahin, als Dichtkunst und
Musik in einer neuen, "gotisch barocken" Welle dem nordischen und deutschen Wesen zu
seinen tiefsten AuBerungen verhalfen ...
Jetzt schalt sich das, was germanische (oder nordisch-abendlandische) Kunst zu nennen ist, in
dem inneren Bau heraus. Ihr Ziel ist Verkorperung hochster seelischer Tatkraft mit immer
neuen Mitteln in immer neuer Form.
[377] Der heftige Lebenspuls Europas
Aus subjektiven Einstellungen und individuellen Schopfungen [d. h. Einheiten] wachst eine
neue Durchgeistigung der Welt als Bliite heraus, um - nachdem sie ihre Pracht entfaltet - ins
Gestaltlose zum UmgieBen zuriickzusinken.
Dreimal haben wir es erlebt: zur Zeit der Gotik, des Barock, zur Zeit Goethes, deren
subjektive Nachwehen eben vor sich gehen. Es ist dies der Lebenspuls Europas, der schneller
und dramatischer schlagt, als derjenige anderer Volker. Hochst bedenklich ist das
Unkengestohn, das sich heute bei uns breit macht und den kulturellen Untergang des
Abendlandes verkiindet, indem man nicht auf den Rhythmus achtet, sondem nur an ein
einziges groBes Atemholen zu glauben vorgibt. Wenn andere Volker diesen Rhythmus nicht
zu besitzen scheinen, sondem eine einzige groBe Lebenslinie hinterlassen haben, so bedeutet
dies fiir uns durchaus kein Lebensgesetz, und Manner, die mit Vorliebe das Beispiel der
bliihenden und vergehenden Pflanze gebrauchen, sollten es etwas weiter fiihren, damit es fiir
uns anwendbar wird. Durch unsere heutige Kulturwelt weht ein sengender Herbstwind. Wer
sich als Greis fiihlt, fmdet viele Griinde, den kommenden Winter als den letzten darzustellen.
Wer den Glauben verloren hat, fiir den ist der kalte Verstand Gebieter und Gestalter zugleich.
Wer aber nicht das vieltausendjahrige Atemholen Chinas, sondem den heftigen Pulsschlag
Europas als eine nur ihm gehorende Eigenart und nur ihm eigenes Lebensgefiihl erkannt hat,
der schaut mit einem anderen Blicke sowohl in die Vergangenheit wie in die Zukunft, als ein
Verkiinder unseres "schicksalhaften Untergangs"! Die Gotik endete in dem odesten
Zunftwesen, die Meistersingerei in trockenster Niichtemheit, der Barock iiberschlug sich in
tausend Tollhauskunststiicken. Heute sehen wir nach einer ungeheuerlich ziellosen
Verwendung alter Formen die ebenso richtungslose Anarchic sich austoben. Wir sind
vielleicht noch nicht zuunterst der Ebbe angekommen. Aber
[378] Verfall der Baukunst im 19. Jahrhundert
wie schon dreimal, so wird auch Europa zum viertenmal weit Atem holen. Welche Mittel zur
erneuten Verinnerlichung unseres Lebens die rechten sein werden, das weiB noch niemand.
Aber jedenfalls werden es solche sein, die an das Ewige und seine Richtung ankniipfen, um
die Geburt einer echten neuen Form zu erleben.
Aus der Gegeniiberstellung der wesentlich zeitlich bedingten Stilgesetze ergibt sich auch die
gmndsatzliche Losung einer Frage, um die in den letzten Jahrzehnten heftig gestritten worden
ist und die gerade heute wieder eine iiberragende praktische Bedeutung in der Baukunst
besitzt; iiber die Zulassigkeit der Anwendung alter Stilformen.
Die zweite Halfte des 19. Jahrhunderts war auch, was die Baukunst und das Kunstgewerbe
anbetrifft, die Zeit eines noch nie dagewesenen formlosen Znsammensuchens aller Formen.
Autoritaten aller Zeiten, Mustervorlagen aus alien Jahrhunderten und Bilder der Werke aller
Volker zierten die Werkstatt des Baukiinstlers und es schien damals selbstverstandlich, sie
alle nachahmen zu diirfen. Die technische Entwicklung war mit einer nie geahnten
Schnelligkeit vorwarts geschritten, sie erforderte immer neue Fabriken, Bahnhofe,
Kraftanlagen usw., so daB fiir die kiinstlerische Durchdringung der neuen Anforderungen
keine Zeit blieb. Man konnte sich nicht mehr unbefangen der neuen Fragen bemachtigen und
trieb richtungslos im alien Fahrwasser weiter. Es begann jenes Erbauen furchtbarer Bahnhofe,
Fabriken, Speicher, mit gegossenen griechischen Kapitalen, Akanthusblattern,
Nachahmungen maurischer, gotischer, chinesischer Formen, verbunden mit rohester
Eisenkonstruktion. Ganz Europa ist noch heute iiberzogen mit diesen Erzeugnissen eines nie
dagewesenen kiinstlerischen Niederganges. Und als ein neues Geschlecht gewaltsam
"personlich" werden wollte, entstand der beriichtigte "Jugendstil", dessen kunstgewerbliche
Verbrechen man von Paris bis Moskau und Budapest anstaunen
[379] Der Baurhythmus unserer Zeit
kann. Er wiitet noch heute vielerorts ungehemmt waiter. Die Schopferkraft war gebrochen,
weil sie weltanschaulich und kiinstlerisch an einem fremden MaBstab verunstaltet worden und
so den neuen Anforderungen des Lebens nicht mehr gewachsen war.
Die neue Begeisterung fiir die Gotik, die wir urn die Wende des 20. Jahrhunderts erlebten,
hatte zur Folge, daB neue "gotische" Kirchen und Rathauser entstanden. Hier zeigt sich, daB
es unmoglich ist, gotische Formen fiir das schaffen der Gegenwart zu gebrauchen. Unser
heutiges Weltgefiihl ist nicht mehr senkrecht-weltentstrebend, es will Kraft und Ausdruck,
aber nicht mehr in der Form des altgotischen Willens. Denn der gotische personliche Stil,
wenn auch dem germanischen Urcharakter entstiegen, spiegelt doch nur die bestimmte Art
eines nur damals herrschenden Fiihlens wider. Fiir Monumentalbauten muB unsere Zeit
Bauklotze auf Bauklotze tiirmen, fiir Wassertiirme braucht sie gewaltige geschlossene
Formen, fiir Kornsilos einfache, gigantische Massen. Wuchtig miissen unsere Fabriken
daliegen; zerstreute Geschaftsgebaude werden zu Riesenhausern der Arbeit zusammengefaBt;
breitgegliederte Elektrizitatswerke lagern sich iiber die Erde. Die friiher zufallig
zusammengewiirfelten Bauten einer groBen Fabrik riicken organisch zu einer inneren
Gemeinsamkeit zusammen; aus dem Innern der modernen Dampfer verschwinden die
pompejanischen Schwimmbader und Salons im Stile des Louis XVI, die heute nicht einmal
mehr gut genug fiir gewohnlichste Emporkommlinge sind. Die Hotels entledigen sich ihres
Talmi-Schmuckes, die "maurischen" Bahnhofe werden niedergelegt, in neuen Rhythmen wird
ein klingendes Lied von Eisen und Stein gesungen. Und wenn auch Enttauschung auf
Enttauschung folgte: es ging doch bereits auch echte Schopferfreude durch die Welt, als ein
ehrlich werdendes Baukiinstlergeschlecht die neuen Fragen des Lebens zu
[380] Die Architektur in New- York
begreifen begann und nach wesens- und zeitgemaBem Ausdruck rang. Die in den anderen
Kiinsten noch mogliche Ziigellosigkeit fand in der Architektur ihr regelndes Gesetz durch den
Nutzen als Endzweck und die wirtschaftliche Berechnung. Wie Wahrheit meist auf die Dauer
die beste Politik ist, so ist tektonische ZweckmaBigkeit die beste Voraussetzung einer jeden
Baukunst. Die gotische Form erweist sich als fiir immer iiberwunden, die gotische Seele ringt
aber bereits fiir jeden Nichtblinden sichtbar um eine neue Verwirklichung. Und aus ihr eine
neue Rhythmik aus Stein heraus. Diese nahm ihren Ausgang zwar in Amerika, das in seiner
Kulturlosigkeit aber bisher versagte; in Deutschland beginnt man jedoch bereits, uns neuen
Losungen des modernen Bauproblems entgegenzufiihren: des Hochhauses. Das
Abschreckende der amerikanischen Emporkommlingskunst mit ihren Wolkenkratzem im
Renaissancestil oder mit gotischen Giebeln, mit Barockmustern oder odester Ingenieurtechnik
(die selbst in Amerika ihrem Ende entgegengeht) hat uns iibersehen lassen, daB hier eine auch
unserem Leben innewohnende Fragestellung eine Antwort heischte. Ein SteinkoloB nach dem
anderen zwangte die alien Hauser Amerikas ein, die Kirchen, friiher die hochsten Gebaude,
liegen in grotesker Verkiimmerung inmitten eines riesigen Steinhaufens. New York wurde
gebaut ohne einen inneren Wertmesser und organischen MaBstab. Der gotische Baukiinstler
wuBte sehr gut, daB er etwa Kirche und Rathausturm nicht nebeneinanderstellen durfte. Die
GroBe des einen Baues hatte die GroBe des anderen vemichtet, der Hohe ihren notwendigen
MaBstab geraubt. Die amerikanische Hast und Not war firei von diesen Uberlegungen. Die
dort gemachten Erfahrungen aber ergeben fiir Europa Forderungen unumganglichster Art.
Uberall beginnt sich beim Problem eines Baues mit breiterer Grundlage das Bestreben geltend
zu machen.
[381] Der sachlich-tektonische Griechenstil
aus der waagerechten Lagemng noch auBerdem ein wuchtiges Massiv hinaufzufiihren,
welches mit den eigenen Nebenfliigeln als MaBstab seiner GroBe ein Bausystem fiir sich
bildet. Deshalb fordert ein elementares Gesetz in uns, daB in der Umgebung dieses Hochbaues
kein neuer errichtet werden darf. Das gleiche gilt erst recht fiir einen Bau, der auf geringer
Grundflache in die Hohe strebt. Nur auf diese Weise kann sich raumlicher Rhythmus und
innere Kraft verwirklichen.
Es ergibt sich also das interessante Verhaltnis, daB gotische auBere Formen zu gebrauchen
eine innere Unmoglichkeit bedeutet, daB der gotische innere Wille und sein Baugesetz aber
wieder neu erlebt werden muB*, soil eine echte Baukunst der Zukunft erstehen.
Umgekehrt liegt das Verhaltnis gegeniiber den griechischen Bauformen. sie sind, wie
dargelegt, objektiv wirksamer Natur. Ein griechisches Kymation ist das ABC jeder fireien
Karniesendigung. Es kann schwungvoller im UmriB als beim Parthenon sein, die Grundform
bleibt doch die aus zwei Viertelkreisen gebildete Linie. Ist eine waagerechte Last durch eine
Steinsaule aufzunehmen, so gibt das dorische Kapital, der dorische Saulenschaft mit seiner
Kannelierung, seiner sanften Anschwellung den Verlauf
*Aufemzelnes kann hier nicht eingegangen werden. Ich verweise auf die allgemein bekannten
New-Yorker Wolkenkratzer, dann auf den fiir chter lichen Entwurf der Tribune Tower
(Chicago)von den Architekten How ells und Hood und den viel echter gefilhlten, wenn auch
noch lange und nicht endgtiltig befriedigenden Entwurf des Finnen Saarinen. Ferner auf die
Versuche von Russel und Crosell, aus der Baumasse selbst ihre Gliederung zu erzielen, auf
die stddtebaulichen Entwiirfe von Hugh Ferris und Dudok; auf das sicher kolossal wirkende
Gebdude der New-Yorker Telephon-Gesellschaft In Deutschland sind beachtlich die
Vorschldge von Wilhelm Kreis, die Entwiirfe von Arthur Sokophfur ein Hochhaus des
Deutschnationalen Handlungsgehilfen-Verbandes, Hamburg, das Chilehaus usw.
[382] Etruskerbau und nordischer Rechteckbau
der Kraftlinie fast mechanisch getreu wieder. Auch die Form des Abakus wird nur wenigen
Veranderungen zuganglich sein. Diese Formen des griechischen Stils sind ewig-sachlich und
haben mit Recht Anspruch auf Verwendung erhoben; wenn man namlich diese zartgefuhlten
Ubergange zwischen Last und Stiitze iiberhaupt zum Ausdruck bringen will! Die Renaissance
glaubte das tun zu miissen, der Klassizismus des 19. Jahrhunderts erst recht. Auch hier hat
sich im Verlaufe der letzten Jahre eine innere Ab- und Umkehr vollzogen. Man verschmaht t
heute diese Mittelglieder ebenso wie man die senkrechte Richtung der Gotik ablehnte. Die
sich iiberschneidenden Linien stoBen klar und deutlich auf einander; auch hier herrscht keine
gedampfte Harmonie, sondern offener Richtungswechsel. Rauh und hart wie die Fauste, die
Stein auf Stein tiirmten. Das suchen des modemen "Gotikers" strebt nicht durch die Wolken
empor, sondern geht auf wuchtende Arbeit aus. Gleich Faust legt er Siimpfe trocken, und
nachdem er scheinbar selbst rettungslos im Sumpfe von Klassizismus und Anarchic
versunken schien, merken wir immer deutlicher, was er heute will: Veredelung,
Durchgeistigung, Durchseelung der rauhesten Arbeit.
Und noch ein Letztes ist es, was uns die Berechtigung gibt, die Grundformen der
altgriechischen Baukunst als immer wieder verwendbar anzusprechen, etwas was in
vorgeschichtliche Zeiten zuriickgeht und Sachlichkeit mit Naturwiichsigkeit und Rassisch-
Personlichem verbindet. Uberall namlich, wo die Kultur der Mittelmeerrassen herrschte,
konnen wir als ihren Bautypus den Rundbau feststellen. Das ist der Grundtypus des
etruskischen Hauses, der vornordischen Burgen auf Sardinien, das ist auch der Typus der
Urburg von Tiryns. Im Norden aber entstand organisch durch Verwendung von Langholz der
Rechteckbau. schon aus den Zeiten der Megalithkultur sind heute Bauten nachweisbar mit
rechteckigem
[383] Das basilikale Bauprinzip
GrundriB nebst Vorhalle und Pfosten: der Urtypus des spateren attischen Hauses, des
griechischen Tempelbaues. Die Hausertypen von Haldorf, Neuruppin, in Brandenburg,
Hauser der Steinzeit sind die Urbilder, welche von den nordischen Stammen weitergetragen
wurden ins Donautal, nach Mahren, nach Italien, nach Griechenland, vor allem aber die
Megaronformen der Burgen in Baalshebbel. Aus dem 8. Jahrhundert v. Chr. tritt uns dann
dieses germanisch - griechische Haus entgegen, auf dem Schutt der alten runden Burg des
vorindogermanischen Tiryns entstand der nordische Rechteckbau; nach diesem Grundsatz
gebaut wurden die Konigshauser in Mykene, in Troja, uberall dort, wo der nordische Mensch
erobemd und zeugend auftrat. Der "blonde Menelaos", von dem Homer berichtet, gehort zur
Burg des Alkinoos, die Odysseus "mit Pfosten gebaut" (Odyssee 7) erblickt, die archaischen
GroBkonige Atarisias (Atreus) und Genossen, die ihre Hand nach den Kiisten Kleinasiens
ausstreckten, das sind die Erbauer der trojanischen Palaste, die ihren GrundriB bis auf die
spatesten Zeiten, bis auf HalikamaB iibertrugen. Die Ausbildung und der Grundgedanke
griechischer Baukunst sind also eines Wesens mit germanischem Gefiihl. Diesen Gedanken -
unabhangig von der zeitlich gebundenen Form - sind nun auch der "romanische" (in
Wirklichkeit durchaus germanische) und gotische Dom treugeblieben. Das basilikale Prinzip,
welches beiden Formen zugrundeliegt, bedeutet das Wesen nordischer Raumauffassung. In
Italien, wo die nordische Flut, wenn sie auch das ganze Land iiberzog wie in Griechenland, so
doch etruskische Zentren vielfach nur umspiilte, diese somit nicht selten unangetastet blieben,
da erleben wir den Gegenkampf gegen die rechteckige Gestaltung besonders deutlich. sie geht
aus vom runden Etruskerhaus iiber den Hufeisenbau bis zu den Grundrissen der Romervillen
von Pompeji. Dieser Rundbau geht zwar
[384] Der Rundbau
scheinbar auch auf rein Technisches zuriick, doch reicht diese Herkunft tief in uralt
Mythisches hinein. Die urspriingliche Frauenherrschaft der vornordischen Mittelmeervolker
wurde durch den Sumpf bzw. die Sumpfpflanzen und Sumpftiere symbolisiert, die Zeichen
eines verbreiteten allgemeinen Geschlechtsverkehrs. Als im Sumpfrohricht sitzend, wird Isis,
die Mutter-Natur, abgebildet, Artemis und Aphrodite werden "in Schilf und Sumpf verehrt.
Aus diesem gleichen symbolischen Schilf ist aber auch das urspriingliche Etrusker-Haus
entstanden, indem die Schilfhalme im Kreis in den Boden gesteckt und die Rohre oben
zusammengefaBt wurden. Diese Form wurde dann in Stein nachgebildet. Der erste Kult des
Muttertums, der Sumpfkult, hat also die gleiche Symbolik wie die Wohnhiitte des
mutterverehrenden "italienischen" Urvolkes. Der Kampf zeigt sich vor allem aber spater in
den Auseinandersetzungen zwischen dem zentralen und basilikalen Prinzip des Kirchenbaues.
Der groBe Kuppelbau des urspriinglichen St. Peter (der spater basilikal verandert wurde) zeigt
diese Idee des alten Rundhausgedankens ebenso, wie St. Stefano Rotondo oder Maria della
Salute. Zwar hat sich nordische Formkraft spater auch dieses Prinzips oft bemachtigt, jedoch
ist es uns immer innerlich fremd geblieben. Der Rundbau begrenzt allseitig den Blick, er ist
richtungslos, er ist im Grunde zugleich auch frei nach alien Seiten; im tiefsten Sinn des
dreidimensionalen Raumbegriffes kann ein Rundbau ein wirkliches Raumgefiihl iiberhaupt
nicht vermitteln und sei er von noch so starker Kiinstlerhand gestaltet.
Im Gegensatz zu den Mittelmeervolkern mit ihren tierisch-gemischten Gotterbildern trug der
nordische Grieche (an dem wir unser Wesen oft besser ablesen konnen als an den durch die
Monche fast ganz zerstorten germanischen Altertiimern) ein fireies, damonenloses Gotterbild
im Herzen.
[385] Nordische Gotterberge
Wie Karl Schuchhardt* schon bemerkt, lieB sich die Gottheit dort nieder, wo der erste
Sonnenstrahl einen Gipfel erleuchtete. Uberall dort, wo es nach Osten freie Gipfel gab,
versetzte der nordische Mensch seinen Gott: so auf den Athos, den Olymp, den ParnaB, den
Helikon, im Norden auf die Wodans- und Donarberge. Dort, wo es keine Berge gab, traten die
hohen Waldesgipfel an ihre Stelle: die Zeuseiche, die heiligen Eichen der Germanen, die von
dem Bonifazius niedergeschlagen werden. Aber - so fugen wir hinzu - an die Stelle dieser
ermordeten Eichen traten die "romanischen" Glocken-, die gotischen Kirchtiirme. sie fmgen
nun in schwindelnder Hohe die ersten strahlen der gottlichen sonne auf; der Tiirmer wird zu
ihrem Diener und Deuter, und wenn die Kreuzblumen rot ergliihen, dann weckt dieses
Leuchten jene gl eichen Gefuhle der Erhabenheit, wie damals, als das Volk Homers zum
Olymp hinaufschaute oder Altgermanien sich bei Sonnenaufgang im hohen Eichenhain
versammelte.
So sind Gotik und Hellas wieder innerlich enge zusammengeriickt in unserem seelischen und
kiinstlerischen Erleben. Wir denken nicht daran, sich ergebende neue Moglichkeiten
ungenutzt liegen zu lassen, oder uns fur ewig an zeitgebundene Formen und Technik zu
binden, bejahen im Gegenteil den FluB des Lebens, die Mannigfaltigkeit der Seelenzustande
und Zeiten. Dariiber hinweg aber noch empfmden wir beseligend die uns geheimnisvoll
verbindenden Gewasser des Lebens, und in diesem Falle besonders das eine: das Raumgefiihl,
das die gleichen, fur uns urewigen Darstellungsformen zur Voraussetzung seiner
Verwirklichung besitzt.
Die Wendung von stoffanbetender Technik zu einem echten Stilgefiihl ist heute vollzogen.
Die noch ungebrochene
* "
Vorgeschichte von Deutschland", Munchen 1928.
[386] Ehrlichwerden der Baukunst
abendlandische Personlichkeit wird nicht in ewiger Sehnsucht der Erde zu entstreben
versuchen, sondern wird die Erde achten, gestalten und sie "eingeisten". sie wird im
Endlichen ein Gleichnis fiir Unendliches sehen, sie wird Kraft mit Seele durchdringen. Die
Baukunst ist (trotz der Dessauer Bauschule) heute die erste Kunst, die auf dem Wege ist,
zunachst einmal wieder ehrlich zu werden. Ihrer harrt die groBe Aufgabe, die Technik durch
Technik und Neuschopfung zu iiberwinden. Wer Augen hat, um zu sehen, der erblickt das
sich bewuBtwerdende suchen, dem neuen Formwillen unseres Lebens eine innerlich
wahrhaftige Gestalt zu schaffen, am Werke in den Komsilos Kaliforniens, auf einem Dampfer
des Norddeutschen Lloyds, auf den Briicken der Tauernbahn... Es wird die Zeit kommen, da
aus diesem neuen Wahrheitssuchen auch Theater, Rathauser und Sakralbauten entstehen
werden; mitleidig und mit Scham blickt ein modemer Architekt heute die Berliner
FriedrichstraBe hinunter, auf das Miinchener Rathaus, auf die furchterliche neue Kathedrale in
Barcelona und tausend andere Zeugnisse einer innerlich unwahrhaftigen Kunst und eines
weltanschaulichen Chaos.
Personlichkeits- und Sachlichkeitsstil sind unterschieden worden. Ich gestehe, daB es miBlich
ist, heute iiber "Personlichkeit" zu sprechen, wo jeder Unreife diesen Begriff unbekiimmert
auf sich anwendet und jeder Fiihrende heute fiir die Zukunft des Volkes und Staates doch in
erster Linie einen Typus und eine Typenzucht fordert. Trotzdem ist klar, daB auch die
kommende Form unseres Daseins auf alien Gebieten ihren Ausgang, wie immer so auch jetzt,
von den groBen Einzelmenschen nehmen wird. Die Furcht, fiir geschmacklos und fiir einen
Feuilletonisten gehalten zu werden, hat viele emste Menschen veranlaBt, das Wort
Personlichkeit nicht mehr in den Mund zu
[387] Aufkommender Universalismus
nehmen, trotzdem muB es getan werden. Bei Vermeiden des Begriffes und des Wortes
Personlichkeit besteht die Gefahr einer Verfliichtigung der Gedankengange und der Sprache
ins Wesenlose und UnfaBbare; in das "Unendlichkeitsgefiihl" ohne Grenzen z. B., wie es
heute modern gerworden ist, sich auszudriicken.
In dem Ich liegen Individualismus und Universalismus beschlossen. Die individualistische
Epoche, wie sie heute in gefahrlichen Krampfen vergeht, hat die universalistische Lehre
wieder erstarken lauen. Diese bereits gestreiften, naturfremden Gedanken zeugen
notwendigerweise lebenswidrige Formen, gegen die der Individualismus sich dann erneut
aufbaumt, und die er sich, wenn notig, gewaltsam unterjocht. Der riicksichtslose
Individualismus und der unbeschrankte Universalismus bedingen sich gegenseitig. Erst durch
den Begriff des Volks- und Rassentums als Ausdruck - oder, wenn man will, als
Parallelerscheinung - eines bestimmten Seelentums erhalt sowohl der eine wie der andere
Grundsatz eine Begrenzung auch organisch -physischer Natur. Ein klare Seelentum und ein
BewuBtsein eines stets tatigen geistigwillenhaften Wesens bedeutet aber gerade
Personlichkeit. Dies ist und bleibt das tiefste Erlebnis des Abendlandes und keine falsche
Scham darf die Behandlung dieser Frage - ohne die letzten Endes nichts auf seinen Grund
zuriickgefiihrt ist - verhindern.
Wie man Staat und Wirtschaft heute nach dem zusammenbrechenden
Wirtschaftsindividualismus von universalistischen Gedanken aus aufzubauen bemiiht ist
(wogegen der nationalistisch-sozialistische als organische und fruchttragende Zukunftsschau
allerdings bereits mitgeboren erscheint), so bedeutet die Erklarung der abendlandischen Seele
und Kunst als das ewige Bemiihen, dem Einsamkeit- und Unendlichkeitsgefiihl Ausdmck zu
verleihen, ein gleichlaufendes streben von Volk und Personlichkeit
[388] Einsamkeitsgefiihl von Tristan und Sachs
hinweg ins Gestalt- und Uferlose. Der Unendlichkeitssinn wird gefunden in der Gotik, in der
sich verfliichtigenden Musik, in den endlosen Gartenperspektiven Lenotres, im Helldunkel
Rembrandts, in der Infinitesimalrechnung. Sicher ist auch das Einsamkeit- und
Unendlichkeitsgefiihl ein Kennzeichen abendlandischen Wesens. Man sehe sich im Theater
den Hinweis darauf im Tristan des III. Aktes an - dann schlieBe man die Augen und versetze
sich in der Phantasie in die Lage des Einsamen. Hoch oben auf einer Felsenklippe, iiber sich
eine blaue Unendlichkeit voller Qual, der Zeitlosigkeit nahe. Tristans Seele sehnt sich nach
etwas unendlich Fernem, einer Idee, die hier auf Erden fur ihn Isolde heiBt. Inmitten dieser
Verlassenheit ertont von irgendwo ein Ton, einige Tone einer Hirtenflote in einem eigenwillig
weltabgeschiedenen Rhythmus, gerade das ausdriickend, was in keine aus der Vernunft
geborenen Worte zu kleiden ist.
Wagner arbeitete am Tristan in Venedig, allein, bewuBt abgeschlossen, getrennt von
Mathilde, Selbstmordgedanken im Herzen.
Ein anderes Bild. Inmitten groBter SpieBbiirgerlichkeit lebt Hans Sachs. Zu Anfang des III.
Aktes wachst auch er hinaus in die Einsamkeit. Nicht allein ist er da. Rings um ihn Taufende
von Menschen in hochster Festfreude, eine malerische Stadt, gliickliche Liebespaare, darunter
sein der eigenen Person abgekampfter Schiitzling. All das jubelt "unserem groBen Sachs" zu.
Heilrufe zu seinen Ehren erklingen. Und inmitten dieses Getriebes steht er lachelnd, reich und
doch einsam, verlassen und spricht Worte iiber das Ewige der Kunst; vielen unverstandlich,
Worte von "deutschen Meistem". Wieder das Unendlichkeitsgefiihl und doch ganz anders
zum Ausdruck gebracht als im Tristan. Bei Tristan schuf Wagner in
[389] Die unvergangliche Personlichkeit
Ubereinstimmung des AuBern und Innem, bei Hans Sachs Kontrast.
Was ist es nun aber, was dieses Gefiihl der Unendlichkeit, Verlassenheit und Einsamkeit
hervorruft, ein Gefiihl, welches wir in keiner der uns bekannten Rassen- und Kulturseelen
derart ausgepragt anzutreffen vermogen? Auf die mannigfaltigen Unterschiede der
Volkerseelen hat man geniigend hingewiesen, auch auf das ewige Streben der Faustnaturen
und auf ihr Unendlichkeitsgefiihl, doch Zum echten BewuBtsein erhoben worden ist es noch
nicht. Auch der Inder hatte ein Ewigkeitsgefiihl, dies ist altarisches Eigentum. Aber der Inder
verschwamm im All, seine Sehnsucht ging nach restloser Auflosung, seine Unendlichkeit war
die Erkenntnis der Gleichheit aller Erscheinungen, von Ich und Weltseele Einsamkeit in
unserem Sinne kann er nicht gefiihlt haben: er erblickte ja iiberall sich selbst!
Der faustische Mensch dringt nicht nur ins Unendliche und ins Tiefste, sondem er ist wirklich
einsam . Das ist aber nur moglich, well er innerlich ein nur ihm allein Eigenartig-
Unsterbliches erlebt, well er auch nicht nur als Person sich von einer Umgebung abhebt,
sondem well er Personlichkeit ist, d. h. eine unsterbliche, nur einmal erscheinende Seele, eine
ewigtatige, beherrschende, suchende, Zeit- und raumlose, von aller Erdgebundenheit geloste
Kraft von Einzigartigkeit fiihlt. - Das ist das Geheimnis der germanisch-nordischen Seele, das
Urphanomen, wie Goethe es nennen wiirde, hinter dem wir nichts mehr suchen, erkennen,
erklaren konnen und diirfen, das wir nur verehren sollen, urn es auch in uns wirken zu lassen.
Die Idee der unverganglichen Personlichkeit ist die starkste Kampfansage an diese Welt der
Erscheinungen. Der Inder, nachdem er zwischen Welt und Seele geschieden hatte, verwarf
jene als Lug und Schein, schrieb nur dieser echte Wirklichkeit zu. Die Seele, der Atman, das
[390] Indiens philosophischer Monismus
Selbst war nach ihm das Einzig-Eine. Der Atman war voll und ganz im Wassertropfen, im
Tier, im Menschen enthalten, er war unterschiedslos in alien Geschopfen dieser Welt als
etwas "alterloses, junges", als "vorzeitig Wunder". Aus diesem ins Unendliche
verschwimmenden Allgefiihl heraus wurden die Unterschiede auch der Menschenrassen und -
geister iibersehen, alle erdgebundenen Verschiedenheiten als Tauschungen betrachtet, mit
groBter seelischer Macht als nicht vorhanden erklart. " Alles bist auch Du", das ist indische
Seelenlehre; es war die auf noch nie dagewesene philosophische Zusammenziehung
(Intension) folgende grenzenlose Ausweitung (Expansion).
Die philosophierende Vernunft dringt jederzeit darauf, das Mannigfache dieser Welt zur
Einheit zu binden, aus Wahrnehmungen Erfahrungen, aus Vielerlei Einheit Zu formen. Indien
war iiberwiegend philosophisch gerichtet, d. h. es verlegte die Erlosung nicht in eine religiose,
willenhafte Umwandlung, sondern in einen Erkenntnisakt. Wer den Schein dieser Welt
durchschaute, war erlost. Dieser philosophischen Grundstimmung entspricht es ebenfalls, daB
eine Vielheit der Seelen, ein Gedanke, wie er in spaterer Zeit im Samkhyam-System
auftaucht, auf ihn wie eine Verlasterung des philosophischen Sinnes wirkt. Als eine solche
wird sie auch jedem nur der Erkenntnis hingeneigten Philosophen erscheinen; die
Vernunftphilosophie als solche wird stets auf einen indischen oder stoffanbetenden Monismus
hinzielen.
Dieser Anschauung tritt die Religionsseele des Abendlandes entgegen, diesmal in
Ubereinstimmung mit der Lehre Jesu: die Behauptung der ewigen Personlichkeit einer ganzen
Welt gegeniiber. sie kommt in ihrer einzelnen Verkorperung (Manifestation) aus einem
Unbekannten, das nur in manchen stunden innerster Erhebung wie der Schatten einer
Erinnerung in uns auftaucht; sie hat hier auf Erden eine unbekannte Aufgabe zu vollbringen,
sich
[391] Personlichkeitswiirde des Abendlandes
zu entladen und zu ihrem ureigenen Wesen wieder zuriickzukehren. Jede Personlichkeit ist
eine Einheit ohne Ende; das ist der religiose Wille im Gegensatz zum philosophischen
Monismus. Die Monade steht allein im Weltall, sie kehrt heim zu dem, was sie in der Sprache
der Religion "den Vater" nennt. Was philosophisch Widerstand erweckt, ist religioses
Erlebnis.
Deshalb bedeutet Jesus trotz aller christlichen Kirchen einen Angelpunkt unserer Geschichte.
Deshalb wurde er der Gott der Europaer, wenn auch bis auf heute in nicht selten abstoBender
Verzerrung. Konnte dies geballt vorhandene Gefiihl der Personlichkeit, das gotische Dome
baute, das ein Bildnis Rembrandts schuf, deutlicher in das BewuBtsein der Allgemeinheit
dringen, es hiibe eine neue Welle unserer gesamten Gesittung an. Die Voraussetzung dazu ist
aber die Uberwindung der bisherigen Werksetzungen der "christlichen" Kirchen.
Die Personlichkeitswiirde hat mit Person nichts zu schaffen, sonst miiBten die weltgierigsten
Menschen den Glauben an personliche Unsterblichkeit am starksten verkorpem. Aber diese
verlangen nur die Verlangerung ihrer Tierheit ins Unendliche. Man iiberschatzt z. B. die
GroBe Agyptens. Die Pyramiden und die Mumifizierung sind nicht der Ausdruck eines
iiberweltlichen Ewigkeitsgefiihls, sondem einer krassen Daseinsbehauptung. Deshalb ist
Agypten so unbegreiflich starr gewesen, well alles in den Dienst dieser Welt gestellt bzw.
gezwungen wurde, ein Beamten- und Schreiberstaat. Auch das hat feine GroBe, nur eine ganz
andere, als wie personlich veranlagte Romantiker ihr unterzulegen bemiiht sind.
Genau betrachtet, liegt in der altindischen Lehre doch schon der Begriff der personlichen
Unsterblichkeit mit eingeschlossen - trotz aller Verwahrungen dagegen. Denn wenn ich als
Pflanze, Tier oder Mensch doch immer ein Ich bin, das wiedergeboren wird, so wird also ein
[392] Das unlosbare Unsterblichkeitsproblern
Unveranderliches angenommen, an dem sich etwas verandert. Der Begriff des Karma, der mit
vielen Geheimnissen der buddhistischen Philosophic umgeben ist, klart hier nicht auf Das
bekannte Gleichnis von Werk und Wagen ist kraB stofflich und beruht auf falschen
Ahnlichkeitsschliissen. Des "Herzens Herz" ist es (Novalis), das nach unserem Glauben
wiedergeboren wird. Die Lehre von der Seelenwanderung ist deshalb, als Gleichnis
verstanden, die glaubwiirdigste Antwort auf eine Frage, die man iiberhaupt nicht stellen diirfte
in der Absicht, eine positive Antwort darauf zu erhalten. Erkenne ich, daB ich hier an
Anschauungsformen gebunden bin, ohne die mir einfach nichts wirklich vorstellbar ist (Zeit,
Raum, Kausalitat), so wiirde ich auch die wahrste Antwort nicht begreifen konnen, denn sie
setzt ganz andere Anschauungsformen - oder iiberhaupt keine - voraus. Wenn ich iiber
personliche Unsterblichkeit spreche, und vor die SchluBfolgerung gestellt werde, im
"Jenseits" eine immer groBer werdende Masse von Personlichkeiten anzunehmen, daB alle
unsterblichen Personlichkeiten sich also vermehren konnten (ein haarstraubender Gedanke),
oder daB eine ganz bestimmte Zahl unsterblicher Personlichkeiten bestehen, die in ewiger
Wiederkunft sich verwirklichen, so ist darauf zu antworten, daB hier Gebiete und
Vorstellungen vermischt werden, die unter anderen Voraussetzungen in uns entstehen.
Von den Gesetzen des "jenseitigen" Gebietes wissen wir nichts! Gesetze, die hier Geltung
haben (auch die Vorstellung "hier" und "dort" ist zu verwerfen, zeigt aber, daB wir nicht
umhin konnen, sie zu verwenden), sind in dem "anderen" Zustand nicht anwendbar.
In der Idee der Personlichkeit verdichtet sich gleichsam das metaphysische Problem in einem
punkte. Jeder Mensch fiihlt eine Menge plastischer Moglichkeiten in sich, weiB, daB manche
Anlage verkiimmert, daB sich andere Fahigkeiten entfaltet haben oder entfalten konnen Und
[393] Unfreiheit bedingt Freiheit
doch erkennt er in jeder neuen Tat sich selbst wieder. Er weiB, daB die Baulinien seines
Wesens die gleichen bleiben, er sieht sich scheinbar einem unbedingten Gesetz gegeniiber.
Diese Unentrinnbarkeit vor sich selbst und doch wiederum die GewiBheit, ein Selbst zu sein,
ist die Ursache, wamm die Anerkennung der Freiheit des Willens und die Anerkennung des
unbeugsamen Gesetzes in einem Menschen beisammen haufen Jesus meinte, eine Distel
konne keine Feigen tragen, also auch kein boser Mensch gute Werke tun. Trotzdem forderte
er innere Umkehr. Luther schrieb ein Buch iiber die Unfreiheit des Willens und eins von der
Freiheit des Christenmenschen; Goethe sprach seine "Urworte", Kant entwickelte die
Tatsache der Antinomien; Schopenhauer leugnet den freien Willen, er fiihrt aber die
moralische Weltordnung wieder ein.
Fiir alle Europaer ist im Personlichkeitsbegriff das letzte Geheimnis eingeschlossen, zugleich
aber ist der Widerstreit zwischen Freiheit und Unfreiheit fur uns ein nur bedingter. sehen wir
von den rein mechanischen Einwirkungen von auBen ab, die auf uns als Naturgeschopfe
einwirken (diese Einwirkung wird ganz falschlicherweise mit in die Behandlung des Problems
der Personlichkeit hineingeschmuggelt), so liegt der Grund des Widerstreites darin, daB wir
uns selbst in verschiedenen Lagen von verschiedenen Gesichtspunkten beurteilen. Fiihlen wir
die "Unfreiheit" unseres Wesens, den unbedingten Drang, so und nicht anders handeln zu
konnen, so zerspalten wir unbewuBt unser Ich in zwei Telle und fiihlen den einen auf uns
lasten, anstatt uns zu sagen, daB wir uns, als Personlichkeit, selbst so wollen, daB dieses
Auswirken ein sich durch die Zeit auBerlich-erfahrungsmaBig entwickelndes Innere ist. Das
Gesetz hat jeder sich selbst geschaffen. DaB er dieses Gesetz schuf, ist die Freiheit seiner
Personlichkeit. Diese Erkenntnis trifft genau mit der Lehre des Meisters Eckehart iiberein.
[394] Zielstrebigkeit Wesen des Lebens
Es ist also nicht so, wie Schopenhauer lehrt, daB der empirische und der intelligible Charakter
zwei Phanomene von gleichsam zwei Planeten sind, die auBerhalb der Einzelpersonlichkeit,
als allgemein empirische und sittliche Weltordnung bestehen und durch zufalliges
Zusammentreffen einen Menschen ausmachen, wie auch die indische Karma-Lehre behauptet.
Ob der deutsche Volksmund kiindet, daB jeder seines Gliickes Schmied sei, ob Goethe von
der Schopferkraft eines Genies spricht, oder Eckehart fordert, man miisse "eins mit sich
selbst" werden, sagt im Wesentlichen dasselbe. Es ist die besondere germanische Einstellung
Zum uralten Menschheitsproblem.
Die Idee der unsterblichen Personlichkeit ist eine Seelendichtung, aber sie ist ein religioser
Hochflug, der mit der strengsten Erkenntniskritik nicht in Widerspruch gerat, ja dem man -
mit Vorsicht allerdings - selbst von der stofflichen Seite des Lebens nahen kann. Dem
Anorganischen gegeniiber ist die Frage nach dem Warum, nach dem Zweck, sinnlos. Das
Leben aber kann anders iiberhaupt nicht erfaBt werden; iiberall ist eine Verwirklichung von
etwas, immer sind Verwandlungen durch ein Ziel bedingt. Leben ist also Zielstrebigkeit, d. h.
unbewuBte Zwecktatigkeit. Jedes Wesen erhalt Instinkte, Strebungen mit auf seinen Weg, die
dieser Zielstrebigkeit, also der Erreichung eines Zieles dienen. Ist es nun ein ganz absurder
Gedanke, wenn wir hier eine Ahnlichkeit auch fiir den Menschen, enger gesprochen, fiir den
nordischen Menschen in Anspruch nehmen und sagen: die Tatsache, daB der Glaube an eine
Unsterblichkeit immer wieder hervorbricht und uns innerlich leitet, zeigt, daB er eine uns
beigegebene Kraft ist, die unsere Unsterblichkeit bereits darstellt? Ein groBer Naturforscher
und groBer Denker zugleich, Karl Ernst von Baer, erklart auf die Frage nach dem Wesen des
Lebens: "Da die Selbstbildung nicht gleichmaBig in der Erreichung einer bestimmten
[395] Die Lehre von der Vorherbestimmung
Form besteht, sondem die Organe fiir den kiinftigen Gebrauch vorbereitet und die Stoffe
immerfort fiir die Selbstbildung umgeandert werden, so scheint mir der allgemeinste
Charakter des Lebensprozesses die Zielstrebigkeit zu sein."* "Wir werden erkennen, daB das
Wesen des Lebens nur der Lebens-ProzeB selbst oder der Verlauf des Lebens sein kann. Wir
werden dann nicht nach dem raumlichen sitze des Lebens suchen, da der Lebens-ProzeB nur
in der Anschauung der Zeit verlaufen kann." "Zu erfassen, wie in Zielstrebigem
Notwendigkeiten und notwendig verfolgten Zielen das Naturleben besteht, scheint mir die
wahre Aufgabe der Naturforschung."** Hier erwachst uns nun eine Charakterprobe: sind wir
imstande, rassisch-blutvolles Leben und seine Gesetze als Gleichnis eines Ewigen zu deuten
oder nicht? Konnen wir unseren Unsterblichkeitswillen als ein zielstrebiges Mittel erleben?
Erfiihlen, daB, wie das Leben hier den Raum bereits ausschaltet, auch schon iiber der
gewohnlichen Ursachlichkeit liegt, es nach Abstreifen auch der Zeit noch andauert?
Ein das Verhaltnis noch deutlicher klarendes paralleles Beispiel zeigt die Lehre von der
Vorherbestimmung (Pradestination). sie besagt in der abendlandischen Gedankenwelt nichts
weiter, als daB der "Gott im Busen", der nicht der Gegensatz des Ich, sondern das selbst ist,
das Ziel durch die Wesensart bestimmt. In der jiidisch-syrisch-romischen Gedankenwelt aber,
welche Personlichkeit und Gott auseinanderreiBt und feindlich gegeniiberstellt, wurde die Idee
der "Vorherbestimmung" zu einer wahnwitzigen Anschauung, die den Menschen zum
geborenen Sklaven herabdemiitigte.
Das eine "Geschopf ' aus dem Nichts war fiir immer
* "Uber Zielstrebigkeit in den organischen Korpern. "
** "Uber Zweckmdfiigkeit und Zielstrebigkeit iiberhaupt", 1866.
[396] Einheit von Personlichkeit und Gott
erwahlt vom willkiirlichen Schopfergeist, das andere auf ewig verdammt. Das Warum blieb
Geheimnis des lehrenden Zauberers. Hier erleben wir emeut das Unheil, wenn ganz bestimmt
geartete Ideengefiige von einer fremden Deckungsart "assimiliert" werden; geistige und
seelische Bastardierung ist dann die unausbleibliche Folge. Die angeborene Hochachtung der
germanischen Personlichkeit vor anderer Art hat die plastischen Moglichkeiten unseres
Wesens nach einer Richtung hin beschaftigt, die vieles verkiimmern lieB, was arteigen hatte
erbliihen konnen. Gott sei Dank hat die ungeheuerliche Pradestinationslehre des Augustinus
keinen wirklichen dauernden EinfluB ausgeiibt, ein Zeichen unbewuBter Abkehr, die das
Letzte auch dem "Ewigen Rom" nicht preisgab.
Nur im streng jiidisch-kirchlichen "Christentum" lebtnoch die vollkommene Trennung
Personlichkeit-Gott weiter, obgleich die Gestalt Jesu gerade diese Einheit in einem MaBe
fordert, wie sie in der Geschichte selten zu dieser bezaubernden GroBe herangewachsen ist:
die absolute Personlichkeit, die ist, d. h, frei ihrem eigenen Gesetz nach lebt, als Herr iiber die
Person Es bedeutet dies jedoch den denkbar starksten Gegensatz zum sog. "Ausleben der
Personlichkeit", wie unsere Modesprache sagt. Denn das erste ist Beherrschung, das andere
Ohnmacht. Fiigt man hinzu, daB diese Freiheit durch Rasse und Volk organisch umgrenzt ist,
so haben wir vor uns die ewige Voraussetzung einer jeden arteigenen Kulturepoche des
Abendlandes.
Die Idee der eigengesetzlichen Personlichkeit und die Lehre von der Vorherbestimmung sind
nun eng verkniipft mit dem Schicksalsbegriff.
Hier stehen sich zunachst zwei unvereinbare Weltanschauungstypen gegeniiber: die
altindische und die vorderasiatische. Der Inder als Seelenaristokrat schreibt sein
Erdenschicksal nur sich selber zu. Fragt man einen
[397] Germanischer Schicksalsbegriff
Blindgeborenen, warum er wohl glaube, diese strafe erleiden zu miissen, so wird er
antworten: weil er in einem friiheren Leben Ubles getan habe. Folglich miisse er jetzt seinen
Taten gemaB ein Unheil dulden. Dieser durchaus folgerichtige Gedanke schaltet das AuBere
vollkommen aus, verneint ganz selbstherrhch gerade das, was wir im kirchlichen
Wirkungskreis Aufgewachsene als "unerbittliches Schicksal" zu kennzeichnen pflegen.
Dieses Betonen des AuBeren ist die unselige Erbschaft, die wir der bisherigen Form des
Christentums zu verdanken haben, welches die vorderasiatische Gedankenwelt mit sich nach
Europa brachte. Wahrend noch die homerische Zeit voller Vertrauen auf sich und das
All ihr Leben lebte, wurde durch spatere schwere auBere Erschiitterungen auch das innere
griechische Leben ins Wanken gebracht. In der Tragodie erscheinen deshalb Personlichkeit
und Schicksal in durchaus dualistischer Weise. Unschuldig-schuldig erliegen die Menschen
hereinbrechenden auBeren Gewalten (Oedipus). Aus dieser Verzweiflung ergab sich fiir die
zerspaltene Seele dann der weitere Schritt: die Unterwerfung unter einen diese Seele
beherrschenden Zauberer, welcher die Personlichkeit ganz aufsaugte, sich selbst als das
Schicksal, fiir den " Stellvertreter Gottes" ausgab und den Menschen in ewiger unterwiirfiger
Demut zu erhalten bestrebt war.
Wiederum erscheint diesen beiden Typen gegeniiber das Germanentum in doppelter
Gegensatzlichkeit. Es maBt sich nicht an, das korperliche Weltall und feine Gesetze als nicht
vorhanden zu erklaren, es weiB aber auch nichts von semitischem Fatalismus oder syrisch
"schicksalhaftem" Zauberwahn. Sondern es verkniipft Ich und Schicksal als zugleich
bestehende Tatsachen, ohne nach der Ursachlichkeit beider Telle zu firagen.
Das Verhaltnis der Germanen zum Schicksalsbegriff ist ganz das gleiche, wie die spatere
Darstellung Luthers vom Zusammenbestehen von Naturgesetzen und
[398] Auf den katalaunischen Feldern
personlicher Freiheit. Seine seelische Haltung dem Weltall gegeniiber trifft genau zusammen
mit den erkenntniskritischen Untersuchungen Immanuel Kants iiber ein Reich, in dem Freiheit
ist, und ein Reich der Natumotwendigkeit*.
Nirgends vielleicht zeigt sich diese wesenhafte Ubereinstimmung alles Nordisch-Deutschen
klarer als in der Gegeniiberstellung uraltester germanischer Sagen und Lieder mit jener
hochsten Erhebung Kantischen Denkens, aber auch mit dem Hymnus Holderlins, daB nie des
Herzens Woge so schon emporschaumen konne, wenn nicht als stummer Pels ihr das
Schicksal entgegenstande. Auf den katalaunischen Feldem treffen Germanen auf Germanen,
beide Teile im Glauben, fiir ihre Freiheit und Ehre kampfen zu miissen Und der germanische
Sanger schlieBt seinen Schicksalsgesang:
Fluch trafuns, Bruder, toten sollt ich dich.
Das bleibt ewig unvergessen, hart ist der Spruch der Nornen.
Hier erscheinen die leidenschaftslos wirkenden Nornen als das Gleichnis einer
unerforschlichen und doch erfiihlten
* Es darfhier eingefugt werden, dafi das Vertrauen des schlichtgldubigen Menschen auf
"Gott, den Vater" wesensgleich ist mit dem hier gezeichneten Schicksalsbegriff. Die Idee des
"Vaters" ist die notwendige Verpersonlichung, die der religiose Mensch im Unterschied zum
philosophischen vornimmt, wobei die Werte des Charakters genau die gleichen sind. Darum
konnte sich ein germanischer Denker mit einem nordischen Bauern, der aufrecht und
pflichtbewufit seine Lebenspflicht erfUllt, leicht verstdndigen, wenn die syrisch vergifteten
Kirchen das gerade Vertrauen nicht durch Stindenlehren, Gnadenversprechungen, Fegefeuer,
ewige Verdammnis vergifteten und verwirrten. Es ist schon so, wer Vertrauen in seine Art hat,
hat auch Vertrauen zu "Gott". Eins bedingt das andere. Deshalb brauchen die heutigen
Kirchen und ihre Vertreter Zweifelnde zerspaltene, verzweifelnde Menschen, um herrschen zu
konnen.
[399] Das Hildebrandlied
kosmisch-gesetzlichen Notwendigkeit. Die ringenden Germanen nehmen nun im Dienst fiir
die von ihnen freiwillig anerkannten inneren Werte dieses Schicksal bewuBt auf sich und
fiihren es ohne zu jammern als fireie Manner aus. Die Nordlandssohne Hamdir und Sorli
reiten, von ihrer Mutter aufgestachelt, gen Siiden allein an den Hof des Gotenkonigs
Ermanerich, um den Tod ihrer Schwester zu rachen. sie wissen, daB auch sie dem Tode
entgegenreiten, aber sie beugen sich bewuBt und firei dem Dienst fiir die Sippenehre, kampfen
bis zum letzten Blutstropfen und Sorlis letzte Worte:
Gut haben wir gekdmpft, wir stehen auf den Leichen der Goten,
und waffengefdllten, wie Adler auf den Zweigen.
Gute Ehre ist unser, wenn heute das Ende kommt:
die Nacht erlebt niemand, wenn die Nome gesprochen.
sind von einer heroisch unsentimentalen Selbstverstandlichkeit, die ihresgleichen an
groBziigiger Heldengesinnung nur in den anderen germanischen Liedern fmdet. Vor allem im
Hildebrandlied e. Vater und Sohn stehen sich gegeniiber, der erste als heimkehrender
Krieger, der Zweite als Schiitzer seiner Erde. Der Vater erkennt den Sohn, dieser erblickt
jedoch in dessen bewillkommenden Worten nur eine Kriegstiicke und reizt mit Spottreden den
alien Helden. Dieser halt aus, bis sein Sohn ihm ehrlose Gesinnung vorwirft. Da ruft
Hildebrand:
"Wehe nun, waltender Gott, Wehschicksal wird!"
"Der mufite derfeigste dock sein, der von Osten Kommenden,
der dir den Kampfnun verwehrte, da dich 's so sehr danach lustet. "
In der Erfullung der selbst erzeugten Gesetze der Ehre erblickt der alte Hildebrand zugleich
das waltende Schicksal, eine Auffassung, die an die tiefste germanische Mystik reicht, welche
die "unerschaffene Seele" als Gott, eigenes Schicksal empfindet. Aber zugleich lehrt die
heroische Losung des
[400] Seelenkonflikt zwischen Liebe und Ehre
Hildebrandliedes das, was Kant auf hochster Hohe philosophischer Besonnenheit das Reich
der Freiheit und das Reich der Natur nannte, die iiberall geschieden seien, denen der Mensch
aber zugleich angehore. An dieser Stelle entsteht dann das, was Kant die Erhabenheit der
menschlichen Natur nannte: das BewuBtsein des Personlichkeitswertes gegeniiber einer
auBeren furchtbaren Macht. Und L. Wolff weist ganz richtig darauf hin*, daB der von
Hildebrand angerufene Gott nicht der Gott des Christentums ist, welcher iiber alien Glaubigen
angeblich seine mildschiitzende Hand halt. Durch diesen christlichen Gott ist die
Schicksalsauffassung einerseits individualistisch-ichsiichtig geworden, andererseits muBte sie
stets, folgerichtig durchdacht, wie ausgefuhrt, zur Pradestinationslehre fiihren. Das alte
Hildebrandlied ist - als Motiv - spater bei alien Volkem aufgetaucht und zwar in
Verfalschungen, die das Wesentliche des ganzen Dramas unterschlagen: in diesen Liedern
erfahrt der Vater erst nach geschehener Tat, daB er seinen Sohn erschlagen hat, oder aber er
erkennt ihn und reitet nach kurzem Turnier friedlich heim zu seiner Frau Ute. Hier sind
christliche, den Gedanken der Ehre ausschaltende Einfliisse bereits mit Handen greifbar.
Und noch eines zeigten diese germanischen Gesange (gleich der alten Fassung des
Walthariliedes, der Erzahlung von Albwin und Thurisind und alle anderen), daB die Ehre
keine Konflikte hervorruft, sondern daB sie im Kampf auf Erden die Konflikte lost.
Problematisch wurde das germanische Leben erst dann, als die neuen Werte gleichberechtigt
wurden mit den hochsten germanischen Werten von Ehre, Freiheit, Stolz und Mut. Dieser das
Herz Europas zerreiBende Konflikt ist bis auf heute die tiefste Ursache unseres Mangels
* "Die Helden der Volkerwanderungszeit", Jena 1928, s. 146.
[401] Tristan - ein Drama der Ehre
an Seelenstil, Volkskultur, Nationalstaat. Die Liebe und das Christentum haben nicht der
"germanischen Selbstzerfleischung" Einhalt getan, sondern den Kampf aller gegen alle erst
recht entbrennen lassen. Denn schon in der Zeit der Volkerwanderung empfanden die
auseinandergerissenen germanischen Stamme mit Trauer ihre Gegnerschaft: "Fluch traf uns,
Bruder, toten sollt ich dich", singt bereits der altgotische Sanger... Theodorichs Reich schien
dann nochmals eine germanische Einheit zu verbiirgen, wenn die verromerten Franken nicht
alles wieder zerschlagen hatten. So geht der tragische Konflikt weiter, die Moglichkeit, die
Idee der personlichen Ehre, der Sippenehre, der Stammesehre zu steigern zum allgemein
germanischen EhrbewuBtsein wurde - dank dem romischen Christentum - verpaBt. Auch
dann, als aus dem Krieger der Volkerwanderungszeit der seBhafte Ritter geworden war.
Schicksal und Personlichkeit stehen also nach germanischer Auffassung in steter
Wechselwirkung und jedes wahrhaft nordische Drama wird in irgendeiner Form auBeres
Geschehen und innere Charakterwerte miteinander verbinden, nie unverkniipft nebeneinander
laufen lassen Etwas, was vom Nibelungenliede ebenso gilt wie vom Faust und vom Tristan.
Eine siiBliche Aesthetik hat auch dieses groBe Drama miBverstanden und es lediglich vom
Standpunkt der verziickten Isolde betrachtet. Dabei ist dieses vielleicht groBte Werk Wagners
kein Drama der Liebe, sondem ein Drama der Ehre. Weil Tristan seine uniiberwindliche
Liebe zur Braut seines Konigs und Freundes als ehrlos empfmdet, deshalb halt er sich fern
von ihr, deshalb will er dann den Todestrank trinken, als er die Unmoglichkeit erkennt, seiner
Liebe Herr zu werden. Wie nun der "Treueste der Treuen" diesen Ehrbegriff, der sein ganzes
Leben ausmacht, von sich wirft und sich seiner Leidenschaft ergibt, das ist das unerklarlich-
ungeloste Ratsel, welches
[402] "Okonomisches Schicksal"
durch den Minnetrank symbolisiert wird. Der innere Hohepunkt des Dramas ist der
Augenblick, da Marke und Tristan sich gegeniiber stehen (nicht der Liebestod, der einen
Ausklang bedeutet). Und wahrend der Konig den "Treuesten der Treuen" sinnend fragt:
Wohin nun Ehr '
und echte Art,
da aller Ehr en Hort,
da Tristan sie verlor?
Den unerforschlich
furchtbar tief
geheimnisvollen Grund,
wer macht der Welt ihn kund?
dringen aus dem Orchester jene gramvoll ins Metaphysische tastenden Klange, als fragten sie
nach der tiefsten Frage des germanischen Wesens: wie der "aller Ehren Hochster" "ehrlos"
werden konnte. Etwas, was unmoglich ist und doch scheinbar als unwiderruflich
nachgewiesen erschien. Diese letzte Frage bleibt trotz der symbolischen Deutung ohne
Antwort, Tristan stirbt an seiner Tat, bewuBt nimmt er den Tod auf sich und reiBt seinen
Verband von den blutenden Wunden. Er stirbt an der auBeren Verletzung eines ihm
Unverletzlichen, Isolde aus Schicksalsverbundenheit mit ihm. Tristan stirbt an einem
Ehrenkonflikt, Isolde an Liebesgram.
Das ist germanisches "Schicksal" und germanische Lebensiiberwindung durch die Kunst. Das
alles aber zu gestalten, bedeutet die hochste Hohe der Personlichkeitskunst.
AuBerhalb der Kirchen entstand im 19. Jahrhundert in Ankniipfung an die Naturphilosophen
des 18. eine Weltanschauung, welche, nach jeder Seite hin unkritisch, sich bemiihte, den
ganzen Menschen in die mechanische Naturgesetzlichkeit einzureihen. Dieser plumpe,
darwinistisch-marxistische Versuch, eine unentrinnbare "okonomische
[403] Spenglers Kulturkreislehre
Gesetzlichkeit" zu verkiinden, ist heute als iiberwunden zu betrachten. Dafiir ist aber
(namentlich durch Spengler) eine andere Anschauung aufgetreten in bezaubemdem Gewande,
dargestellt am "faustischen Menschen", mit betrachtlicher Uberredungskunst begabt: die
sogenannte morphologische Geschichtsbetrachtung. Diese Lehrer der Geschichtsgestalten
stellen ganz richtig Kausalitat und Schicksal als zwei nicht zusammenfallende Ideen hin. sie
entsagen ferner - ebenfalls mit germanischem Wesen iibereinstimmend - laut und offen dem
semitischen Fatalismus, der alles Geschehen als unabanderlich anerkennt. sie verlegen nun
aber die Schicksal si dee in sogenannte Kulturkreise, die sicher geschichtlich nachweisbar sind,
ohne jedoch - und hier entsteht der gefahrliche Irrten - die rassisch-organische Entstehung
dieser Kulturkreise und ihres Vergehens zu priifen. Aus nebelhafter Feme senkt sich, nach
Spengler, solch ein Kulturkreis wie der heilige Geist auf ein Stiick Erde; seine ihm
Zugehorigen erleben Heroenzeit, geistige Kulturhohe, zivilisatorische Zersetzung,
Niedergang. Und aus diesen Erzahlungen werden dann unsere Zukunft verkiindende Schliisse
gezogen*. Hinzu kommt, daB als Wesen dieses "neuen" Schicksalsbegriffs seine
Nichtumkehrbarkeit hin-
* Dr. H. Gunther hat in der 12. Auflage seiner "Rassenkunde des deutschen Voiles" hier
Spengler eine furchtbare Abfuhr zuteil werden lassen. Spengler phantasiert fiber ein "Symbol
ersten Ranges und ohne Beispiel in der Kunstgeschichte ", dafi die Griechen der Vorzeit
"plotzlich" vom Steinbau zum Holzbau "zuriickkehren" . Undiibersteht dabei, dafi die
nordisch-rassische Welle diesen Holzbau mit sich brachte, dafi also eine neue Seele sich
meldet, nicht die gleiche am Werke war, wie Spengler uns dies anzudichten beliebt. Welter
stellt Spengler die plotzliche Anderung der Bestattungsart in vedischer und homerischer Zeit
fest. Und GUnther mufi ihn auch hier aufmerksam machen, dafi wiederum das nordische Blut
die Feuerbestattungmit sich brachte. Wie hier, so fallen uberall Spenglers Phantasien in
Nichts znsammen, so schon einzelne Teile seines Werkes auch sind und so vieles Wahre sie
auch enthalten.
[404] Spenglers verkappte Kausalitat
gestellt wird, und am Ende stehen wir vor der unerwarteten Tatsache, daB Spengler das
Kunststiick gelungen ist, sowohl den naturalistisch-marxistischen, wie den magisch-
vorderasiatischen Begriff unter Faustens Deckmantel einzufiihren. Die Lehre von der
Pflanzenhaftigkeit des menschlichen Geschehens reiht uns alle wieder in die Kausalitatsreihe
ein und die Lehre von der Nichtumkehrbarkeit soil uns einem Fatum unterwerfen. Das
wirklich Faustische,, Allein ich will!" kennt Spengler nicht, er sieht nicht rassisch-seelische
Gewalten Welten gestalten, sondern erdichtet abstrakte Schemen, denen wir uns nun als dem
"Schickal" zu unterwerfen haben. Folgerichtig zu Ende gedacht, verneint diese glanzend
dargestellte Lehre Rasse, Personlichkeit, Eigenwert, jeden wirklich kulturfordemden Impuls,
mit einem Wort des,, Herzens Herz" des germanischen Menschen.
Trotzdem war Spenglers Werk groB und gut. Es schlug ein wie ein Gewitterregen, knickte
morsche Zweige, befruchtete aber auch eine sehnende, fruchtbare Erde. Ist er wirklich groB,
so sollte er sich dessen freuen: denn fruchtbar machen (sei es auch durch Irrtum) ist das
Hochste, was man erreichen kann. Jetzt aber ist das rassisch-seelische Erwachen weit iiber die
"Gestaltenlehre" hinausgewachsen, hat heimgefunden zu den urewigen Werten und griiBt iiber
Epochen der Verwirrung hinweg Menschen und Kunst vergangener Zeiten als lebendige
Gegenwart.
Weiter zu: Der aesthetische Wille
Zuriickzum "Mythos d. 20. Jahrhunderts"
Der Mythus des 20. Jahrhunderts
Alfred Rosenberg
[405] bis [450]
IV. Der aesthetische Wille
1.
Diese scheinbare Abschweifung war notwendig, well sie verstandlich macht, daB nicht das
"Ewigkeits- und Unendlichkeitsgefiihl" das Wesentliche, sondern die Personlichkeit innerhalb
ahnlich bedingter Personlichkeiten das letzte Urphanomen auch alien Kunstschaffens
darstellt. Die Unenblichkeitsperfpektiven Lenotres und das geheimnisvolle Helldunkel
Rernbrandts sind nicht ein ins Unendliche Verschwimmendes, sondern eine Seelenspannung
unter anderen. Es ist merkwiirdig, wie wenig die Systematiker auf den Rhythmus achten, dem
alle groBen Kiinstler Europas bald bewuBt, halb aus Instinkt folgen. Ihre Kunst verlauft nicht
in einer Linie vom stofflichen in die Unendlichkeit, sondern schlagt wieder auf das Ich
zuriick, verdichtet gleichsam immer von neuem die seelischen Krafte, urn sie wieder neu
hinauszuschleudern. In dem Augenblick, wo Beethoven in den hochsten Hohen, dem
Verfliichtigen nahe, Tonbilder formt, da bricht plotzlich ein jauchzendes Scherzo dazwischen.
Inmitten von weltentsagenden Motiven klingt ein herrischer Kampfeswille hindurch. Das sind
nicht Hemmungen, sondern Lebensrhythmen der abendlandischen Kunst. Das Scherzo eines
Beethoven, die abschlieBende Lebenstat des hundertjahrigen Faust, die heldische GroBe des
Wagnerschen Siegfried, die lachelnde Uberwindung der Tragik und Schrankensetzung des
Hans Sachs, die Mystik Meister Eckeharts und sein reiches tatiges Leben sind nur dann zu
verstehen, wenn man jedem starren Monismus
[406] Durchbruch der Seele als Kunstformung
entsagt. Die Verfliichtigung ins Grenzenlose als "abendlandische Seele" 311 deuten, ist der
grundsatzliche Versuch, nebelhafte syrische Magie in die Kultur Europas hineinzudichten.
Die Musik Bachs und Beethovens ist nicht die hochste erreichbare Stufe der Verfliichtigung
der Seele, sondern bebeutet gerade den Durchbruch einer Seelenkraft ohnegleichen, die nicht
bloB stoffliche Fesseln abstreift (das ist nur die negative Seite), sondern etwas ganz
Bestimmtes ausspricht, wenn dies auch nicht immer gleich schwarz auf weiB nach Hause
getragen werden kann. Die germanische Weltuberwindung ist nicht uferlose Ausweitung (was
"Verfliichtigung" ware), sondern gesteigerte Eindringlichkeit (d. h. willenhafte Tat), der "siiBe
heilige Akkord", dem Schubert die Allmacht zuschrieb.
Der Wille ist Seelenpragung fiir eine zielbewuBte Energie, gehort also in die zielsetzende
(finale) Betrachtungsweise, wahrend der Trieb mit der ursachenerforschenden (kausalen)
Denkweise verbunden ist. Noch heute wird innerhalb des willenhaften, jede ZweckmaBigkeit
einschlieBenden Ich der aesthetische Wille geleugnet. Dabei ist gerade er, wenn nicht der
starkste, so doch sicher der umfassendste Ausdruck des menschlichen Willens iiberhaupt.
Denn kiinstlerisches Schaffen ist das bewuBte Umwandeln des Stoffes und des Gehaltes durch
eine in jeder Kunst durch bestimmte Formen gebundene Einheit. Haben die anderen
Richtungen des Willens nur einen Charakterzug, einen Stoff, so nimmt die Kunst samtlichen
Stoff und Gehalt, sowohl sinnlichen, wie iibersinnlichen, als ihr Material in Anspruch. Im
weitesten Sinne ist unsere gesamte geformte Aneignung von Welt und Ich eine willenhaft-
kiinstlerische Tatigkeit. Das mythische Bild des im Donnerwagen durch die Liifte fahrenden
Gottes und die marmorne Pallas Athene sind beide im Wesen Folgen der gleichen formenden
Tatigkeit. sogar die Idee des Athers
[407] Rembrandts "Verlorener Sohn"
und das Gesetz von der Erhaltung der Kraft setzen ahnliche formende Seelenmachte voraus.
Ein Beispiel: der "Verlorene Sohn". Es ist dies ein Bild aus Rembrandts vorletztem
Lebensjahr; er hat es gemalt im Zustande der tiefsten Armut und Verzweiflung. Man fand es
nach seinem Tode unter altem Geriimpel. Wir sehen hier vergangenes Leiden in einem
Augenblick Zusammengeballt, in der riicksichtslos naturalistischen Darstellung des knieenden
Sunders dargestellt. Zugleich geht von dieser zerlumpten Gestalt ein Sieg iiber alles
schreckliche beruhigend und verklarend aus. Unendliche Liebe spricht aus dem Antlitz des
sich niederbeugenden Vaters. Hier stehen sich unerbittlicher Naturalismus mit alien seinen
Zufalligkeiten und individuellen AuBerungen und vollkommene Uberwindung der Natur
gegeniiber, wie in wenigen Bildem der gesamten Malerei. Rein formal, Zeichnerisch sowohl
als malerisch, lauft alles aus unbestimmtem Dunkel auf den mit weichem Licht iiberfluteten
Greis, sein Antlitz und seine Arme hin, die ganze Tonleiter vom tiefsten Braun, Rot und Gelb
fmdet hier ihren lichtvollen Hohepunkt. Die Richtungen der Augen der zuschauenden
Personen laufen ebenfalls dort zusammen Und zugleich ist hier die hochste Steigerung der
seelischen Stufenleiter: von der zusehenden Teilnahmslosigkeit, Neugierde, von tiefster
Ergebenheit zur befreienden, erhebenden Erlosung ...
Die formende seelische Tatigkeit, die in Rembrandt vor sich gegangen war, ist restlos
hiniibergetragen in die Seelen der beiden Menschen, des Sohnes und des Vaters. Er hat hier
die gelungene Umformung von Affekt zu freiem Handeln gezeigt. Die sittliche Freiheit hat
eine kiinstlerische Ausdrucksweise erfahren; aus einem moralisierenden Gleichnis wurde ein
kiinstlerisches Erlebnis. Denn es wird uns hier nicht gelehrt, daB es siindhaft sei, so zu
handeln, wie der Sohn es tat, es wird uns keine Demut gepredigt und
[408] Der Kampf um Dostojewski
kein Verzeihen anbefohlen, sondern uns wird die freie erlosende Tat eines Menschen
vorgefiihrt, und mit alien Mitteln formender Eindringlichkeit zu lebendigstem BewuBtsein
gebracht, wie die alten Mythen es mit der Natur getan haben. Aus dem gleichen
Seelenzustande heraus, in dem sich Rembrandt damals befand, hatte ein Schopenhauer die
tiefsten Gedanken iiber die Nichtigkeit der Welt niedergelegt, hatte Christus Verzeihung aller
uns Ubelgesinnten gelehrt, Shakespeare hatte ein erschiitterndes Drama geschrieben - ein
Rembrandt konnte nur mit dem Pinsel reden. Es war eine seelische Notigung in einer ganz
bestimmten Richtung; sie war nicht philosophischer, nicht sittlicher Natur, sondern
kiinstlerischer.
Seit Jahrzehnten steht das Werk Dostojewskis inmitten scharfster Streitigkeiten. Zarte,
grazisierende Literaten hatten die Unerbittlichkeit der Schilderungen des Grauens, des Lasters
verurteilt, tadelten die beangstigende Wirkung der nichts eriassenden Seelenzustande.
Andererseits fanden nikotin- und absinthkranke Leute ein wolliistiges Vergniigen daran, sich
als Raskolnikows, Myschtins oder Karamasows zu bewundern. Die einen tadelten die
"unausgeglichene Form", das Kaskadenhafte der Darstellung, dann wieder das unendlich
Einzelhafte, andere lobten die Gestalten Dostojewskis als Propheten einer neuen Religion.
Einige erblickten den einzigen Wertmesser im angeblich Menschlich-Bedeutungsvollen,
andere in dem unerbittlichen Naturalismus.
Soweit die Dostojewskischen Menschen russische Typen sind, oder gar Anspruch darauf
erheben, als Vorbilder eines neuen Seelentums zu gelten, ist die scharfste Abwehr gegen
dieses Ansinnen voll berechtigt. Es geht aber nicht an, wenn Aesthetiker, die angeblich
angstlich bemiiht sind, den "aesthetischen Gegenstand" vom AuBeraesthetischen streng zu
trennen, dariiber klagen, daB man sich beim Lesen des Raskolnikow "in alien Fasem
zerweicht und
[409] Moralische und aesthetische Urteile
zerrieben, zerquetscht" vorkomme und in die Klage ausbrechen: "Woher soil dann der Grad
von Freiheit und Gleichgewicht kommen, der fiir das aesthetische Betrachten das
Lebenselement bildet?" (Volkelt). Hier wird offensichtlich das heroische und moralische
Objekt mit dem aesthetischen verwechselt. Dies hat seinen Grund in der Tatsache, daB rein
psychische Wirkungen des moralischen Menschen untersucht werden, die Formkraft, der
aesthetische Wille des Dichters aber unbeachtet bleibt. Folgerichtigerweise miiBte dann auch
die Kreuzigung Griinewalds als unheilvoll verworfen werden, well Frauen vor ihr in
Ohnmacht fielen. Denn auch hier wird uns nichts an Schrecklichem erspart und das
altgeheiligte "aesthetische Gleichgewicht" wird riicksichtslos durch dies groBte Werk
altdeutscher Malerei angegriffen. Wir sollen aber nicht die einzelnen Helden oder Opfer,
sondern die Kraft empfmden, die sie schuf !
Man kann auch Dostojewskis Werk weder mit menschlichmoralischem MaBstabe, noch mit
dem MaBstabe sog. objektiver Form messen, sondern muB sich endlich entschlieBen, seine
ganze Kunstaesthetik durch eine andere Betrachtungsweise zu vervollstandigen, wie es hier
versucht wird. Es ist dies die Erkenntnis eines tief inneren willenhaften
ZusammenschweiBens. Worte von moralischer Ausgeglichenheit, formaler Beherrschung
usw. sind hier nicht mehr am Platz.
Es war iiberhaupt die schuld von 99 unter 100 Kunstaesthetikern, daB sie bei Betrachtung der
Charaktere eines Dramas, eines Bildes, ihre kleinen Gefiihle und Angste in den Vordergrund
dieser Betrachtung schoben und nicht die kiinstlerische Kraft, welche die Werke geschaffen.
Leben die Figuren, sie seien nun kriippelig oder gerade, gut oder bose; anerkennen wir die
innere Notwendigkeit ihres Seins, so ist es ja gerade diese Gestaltungskraft, die uns packt,
wenn wir uns vom Stofflichen losen. Das Unter-
[410] Fiirst Myschkin - Thomas Buddenbrook
driicken sowohl der Begierden wie der edlen Willensregungen geschieht fiir die europaische
Kunst nicht, urn dem "Spieltrieb" Platz zu machen, sondern in einer viel tieferen Auffassung
kiinstlerischen Wollens. Ich soil nicht spielerisch und im Gleichgewicht aller seelischen
Krafte ein Kunstwerk genieBen, sondern ich soil eine schopferische Formkraft gewahr
werden. Und meine Befriedigung besteht nicht darin, S c h e i n gesehen, sondern Wesen am
Werke erlebt zu haben, selbst dieses durch den Schein wirkende Wesen in mir aufgerufen zu
fiihlen.
Nicht Aljoscha, Dimitri oder Iwan Karamasow interessieren mich in dem MaBe wie die Kraft,
nicht die Absicht, die jeden einzelnen von ihnen in seinen vielverschlungenen Bahnen
bewegt, sondern die organische Schopfung, die durch das menschliche Dichterwesen sichtbar
wird, um so den Weg in unser Herz zu nehmen. Ob ich die Gestalten als Lebensideale
betrachten soil, steht auf einem ganz anderen Blatt. Wenn wir das kritische MaB ansetzen, so
miissen wir nicht feststellen wollen, wie stark unsere "aesthetische Freiheit" gewahrt
geblieben ist, auch nicht, ob die Charaktere gesund oder faul, sondern ob sie sich notwendig
auswirken, d. h. ob sie, so wie sie sich bewegen, aus einem inneren einheitlichen Kern
geboren worden sind. Hier liegt der Knoten, den man sich lange umsonst zu losen bemiiht hat.
Hier setzen aber auch neue aesthetische Unterschiede ein, und wahrend wir hinter dem als
sittliche Einheit jammerlichen Fiirsten Myschkin eine unerbittlich schaffende Gewalt fiihlen,
sehen wir hinter Thomas Buddenbrook nur einen federhalterkauenden Aestheten bei
Lampenlicht sich das Gehirn nach nervenreizenden Problemen abmartern. Der epileptische
Anfall Myschkins ist ein innerer Ausbruch, der unheilvolle Zahnverlust des armen
Buddenbrook ein Pech, miihsam vorbereitet, aber doch nur ein Pech. Und wahrend der
wahnsinnige Idiot an der Leiche seiner Geliebten einen seelisch notwendigen
[411] Shylock als aesthetisches Problem
Zusammenbruch bedeutet, beriihrt uns der von Thomas Mann hingerichtete Thomas
Buddenbrook auf den Pflastersteinen ebenso unansenehm wie komisch.
Das Beispiel Dostojewskis fiihrt nun zu einer anderen, bereits fliichtig gestreiften Frage: wie
kommt es, daB abstoBende,j a faule Charaktere aesthetisch wirken konnen? Wie kommt es
also, daB Kunstwerke, die eine auBere Form behandeln, welche in keiner Weise dem
Schonheitsideal des Volkes, des Kiinstlers entspricht und auch keine Worte lehren, wie wir sie
von der moralischen Seite aus fordem wiirden, doch oft einen starken aesthetischen Eindruck
erwecken? Schillers Antwort, daB wir instinktiv mehr auf die Kraft als auf die
GesetzmaBigkeit achten, riihrt an das Wesen, aber deutet es nicht aus. Denn was uns ergreift,
ist gerade die Eigengesetzlichkeit des aesthetischen Gegenstandes, auch wenn er - sagen wir
- einen Lehnwert (Adoptivwert) oder gar einen feindlichen Wert darstellt.
Die Gestalt des Shylock kann uns als solche nicht "gefallen", auch ihr Denken widerspricht
unseren Seelengeboten in alien stiicken. Und trotzdem ergreift selten eine Schopfung in dem
MaBe wie diese Gestalt: well sie in sich rassisch-seelisch vollendet ist. AuBerlich bedingt ist
sie durch alle jiidischen Rassenziige von den Felsbildem Agyptens bis zu Trotzki, seelisch
zeigt Shylock das Wesen vom alttestamentlichen Ideal, iiber Talmud, Schulchan-Aruch bis
zum modernen Bankier der Wallstreet. Dieses jahrtausendalte Wesen wurde im Shylock
Neuschopfung des Jiidischen - wie der Markgraf Riidiger und der Faust die Schopfung des
nordischen Wesens. Shylock handelt wie er muB; einmal hingestellt, wirkt er sich notwendig
aus als ein weiteres Zeugnis fur den aesthetischen Kiinstlerwillen. Die Vermutung Schillers,
beim groBen Verbrecher imponiere uns die Kraft, welche durch ihre GroBe die
[412] Die Passion Christi als Kunstproblem
Moglichkeit einer plotzlichen Umstellung offenbare, geht hier also fehl. Shylock kann sich
nie und nimmer umstellen, sein Korper folgt einem Gebot, das in der Unabanderlichkeit
seines Wesens ahnlich wirkt wie das Gesetz, das den Sternen ihren Kreislauf vorschreibt.
Shylock ist also sowohl Einzelmensch wie Typus, e i n Jude sowohl wie das Judentum. Das
Gleiche gilt vom Mephistopheles, dessen aesthetischer Eindruck gleichfalls weder auf
Schonheit noch auf Kraft beruht, sondem auf seiner inneren Notwendigkeit, d. h. auf dem
kiinstlerischen Akt, der ihn schuf Rein personlich, ohne zu Typen zu werden, sind Richard
III, Jago, Franz Moor . . . Wahrend sich der Kiinstler mit den von Riidiger oder Faust
vertretenen heroischen Werten offenbar gleichstellte, steht er den anderen als reine
geistigwillenhafte Form gegeniiber. Gerade diese Gestalten - auch die Hille Bobbe, Pere
Grandet, Tartiiff - aber beweisen uns, wo wir letzten Endes die Wurzeln sowohl der
aesthetischen Schopfung wie des aesthetischen Erlebnisses zu sagen haben.
Eine Mittelstellung etwa zwischen Siegfried und Shylock nehmen die Werke ein, in denen der
Kiinstler nicht den eigenen Hochstwert im Kampf gegen andere Machte formt, auch keine
anderen innerlich ganz fremden Krafte in den Mittelpunkt eines Werkes stellt, in denen er
aber offenbar versucht hat, ein entlehntes Seelentum bis zu den letzten Folgerungen zum
Ausdruck zu bringen. Hier ist das erschiittemdste Problem der abendlandischen
Kunstgeschichte offenbar geworben: die Leiden Christi mit dem Hohepunkt der Kreuzigung.
Mit der kirchlichen Lehre, daB Jesus sich bewuBt fur die ganze Menschheit geopfert habe,
wurden zugleich seine Marterungen genau beschrieben, um die Kraft der Hingabe moglichst
anschaulich zu machen. Der Opfertod erhob die Idee der Demut zum Hochstwert, d.h. die
unterwiirfige, sich selbst willenlos hingebende Liebe. Die Anerkennung
[413] Der Isenheimer Altar
dieses Wertes war das Kennzeichen des kirchlichen Mittelalters, er wurde somit Lehnwert
auch des abendlandischen Kiinstlers, der sich in seinem schaffen mit ihm in Ubereinstimmung
zu setzen versuchte. Als Zeichen besonderer Frommigkeit entstehen Tausende von
Kreuzigungen, welche die Gestalt Christi der Demutslehre unterordnen. Aus dem lachelnden
blonden Kind, das oft "geradezu heroisch" in die Welt blickte, wird eine schmerzgequalte,
zusammengebrochene Gestalt mit verzerrten Ziigen und eiternden Wunden. Das Gefiihl des
volligen Niederbruchs, der Verzweiflung, des Todopfers wurde das mittelalterliche
Gegenstiick zur heldischen Selbstverstandlichkeit eines Riidiger, Hildebrand, Dietrich und
Siegfried. Das groBte Werk dieser Art, das diesen kirchlichen Lehnwert zum Gleichnis erhebt,
ist der Isenheimer Altar. Dieses Werk ist die folgerichtigste Durchfuhrung des Demutsideals,
verkorpert durch einen Kiinstlerwillen, der an aufbrausender Kraft seinesgleichen in der
Weltgeschichte sucht. Diese Kreuzigung grenzt geradezu an krankhafte Uberspannung
sowohl des stofflichen wie der willenhaft kiinstlerischen Eindringlichkeit. Die vielen
Stichwunden am Korper des Gemarterten, die wie in einem hypnotischen Schlaf hinsinkende
Maria stellen den Hohepunkt der "christlichen Kunst" dar. Zugleich offenbart das Gesamtwert
aber den gleichen aesthetischen Willen in der Auferstehung, wobei eine merkwiirdige erneute
Verwandlung vor sich geht,' aus dem dunklen Jesus am Kreuz wird plotzlich wieder ein
lichter, schlanker, blonder, auferstehender Christus. In einem mystischen Farbenkreis hebt er
sich aetherisch empor, wieder unvergleichlich wie die Versinnbildlichung des willenlos
geworbenen Zustandes des Zusammenbruchs.
Seit dieser Hochstleistung verliert dieser entliehene Wert des Abendlandes immer mehr an
StoBkraft. Kreuzigung und Auferstehung werden fast zu rein dekorativen Vorwiirfen, zu
Anlassen schoner Farbenwirkungen und
[414] Das Ende des Lehnwertes
Lichteffekte. Rembrandt versucht sich zwar noch oft an dem Motiv, die Kraft Griinewalds
aber hat niemand mehr erreicht. Das Thema ist ausgeschopft, der innere Antrieb zur
Gestaltung der Kreuzigung fehlt dem heutigen Welt-und Formgefiihl. Eine Kreuzigung in
dem echten Sinne, wie sie Griinewald malte (als Kunstwerk und Bekenntnis), kann heute
weder gemalt noch gemeiBelt noch vertont noch gedichtet werden. Auch der Lehnwert ist
aufgegeben. Ein altneues Thema aber ist hierbei aufgetreten: Jesus der Held. Nicht der
Zerschundene, nicht der magisch Entschwundene der s p a t e n Gotik, sondern die einmalige
herbe Personlichkeit. Die Schopfung dieses neuen Jesusbildes ist noch nicht vollendet: in
Riidiger, im Meister Eckehart aber liegt es vorgezeichnet.
Die klassisch deutsche Aesthetik von Winckelmann bis Schopenhauer ging von dem
Kunstwerk - wenn auch nur vom spatgriechischen - aus. Aber diese Vemachlassigung des
wirklichen Lebens konnte auf die Dauer doch nicht geniigen; die neuen Aesthetiker verlegten
deshalb die Aesthetik, dem ganzen Zug der Zeit folgend, immer mehr allein auf die Gefiihle
des Kunst empfangers und je nach Temperament entdeckte jeder von ihnen andere
Erlebnisse bei sich, auf denen er dann eine neue, aber wieder "allgemeine Asthetik" erbaute.
so wurde die Asthetik immer mehr zu einem Teil der sogenannten Psychologic, der
Seelenkunde. Der Sensualismus eroberte sich nebenbei Schritt fiir Schritt den Boden, was
angesichts der allgemein stoffanbetenden Anschauungen der letzten Jahrzehnte ebenfalls nicht
verwundern kann. Die Kunst wurde zu einem Gegenstiick der rein wirtschaftlichen
Betrachtungsweise, da, wie man sagte, ihre Formen das Bestreben hatten, "einen moglichst
reichen Gehalt bei einem Minimum von Kraftaufwand zu vermitteln"
[415] Aesthetische Theorien
(Miiller-Freienfels). Das Luftempfinden der Kunst erschien somit als eine Erleichtemng der
Gehirntatigkeit. Das UnbewuBt-Irrationale wurde als "LiickenbiiBer" abgetan: aesthetisches
Empfinden beruhe auf innerer Nachahmung, auf motorischem Mitempfinden. Zuletzt finden
Miiller und seine Anhanger im KunstgenuB eine allgemeine Erhohung des lebenfordernden
Gefiihls. Hier riickt er also schon ganz nahe an die wesentlichen Erkenntnisse heran, bleibt
aber immer wieder in bloBer Psychol ogie befangen, die ihn das objektiv im Kunstwerk
Gegebene iibersehen laBt. Den gleichen Weg ging Groos. Eine genaue Untersuchung der
angleichenden (assoziativen) Werte verdanken wir Kiilpe; er lenkt trotz Beibehaltung der
psychologischen Betrachtungsweise doch wieder auf das Kunstwerk zuriick und fordert die
Zerlegung des schonen in seine Bestandteile, fordert (ahnlich wie Volkelt) Normen der Kunst,
"nach denen man sich zu richten hat, wenn anders man aesthetisch gefallige Wirkungen
hervorbringen will". Auf die Ergriindung der Schonheit als idealer Eigenschaft kiinstlerischer
Objekte steuern andere Aesthetiker los. Ein gotischer Dom bestehe aus Steinen, eine Melodie
aus Tonen. Weder Steine noch Tone seien das schone, sondern ihre gesetzliche
Gemeinsamkeit. Die Schonheit hafte am Stoff, ohne mit den sinnen wahrgenommen werden
zu konnen. Das Schone bestehe aber auch nicht in der summe der einzelnen
Teileigenschaften, sondern sei dariiber hinaus noch ein bestimmtes Etwas. Es sei geradezu
unabhangig von den Teilen, wie schon jeder musikalische Dreiklang beweise. Dieses vom
sachlichen Losgeloste, der aesthetische Schein, bedeute das Wesen des aesthetischen Objekts,
welches Phantasiegefuhle von zweierlei Art errege: Einfuhlungs- und Anteilsgefiihle. Damit
ist Witasek auf dem Weg zu einer Kunstauffassung, die eine groBe Verbreitung gefunden
hatte: der sogenannten Einfuhlungsaesthetik, die namentlich von Lipps eingehend begriindet
wurde. Nach ihm ist
[416] "Einfuhlungs "lehren
der aesthetische Zustand ein Lustgefuhl, das auf die Bequemlichkeit der Seele zuriickzufiihren
ist, in dem sinne, daB die Seele alles leicht erfasse, was ihr genehm erscheine. Das schone
bedeute Lebensbetatigung, HaBlichkeit sei Lebensverneinung; deshalb erwecke das erste
Luft-, das andere Unlustgefuhle. Hier liege bereits eine "Einfuhlung" vor, die sich steigere
durch eine Freude mit dem sich Freuenden und eine Trauer mit dem Trauernden. Die
Einfuhlungsmoglichkeit sei abhangig von der Moglichkeit der Billigung seitens des
KunstgenieBers. Unsere eigene Kraft oder Sehnsucht miisse im Kunstwerk ihr Gegenstiick
fmden. spater verlegt Lipps seinen Schwerpunkt der aesthetischen Untersuchung immer mehr
auf das Subjekt und erklart, jeder wahrgenommene Ausdruck bestehe nur im Beschauer
selber: "Alles dies ist Einfuhlung, Versetzung seiner selbst ins andere. Die fremden
Individuen, von denen ich weiB, sind objektivierte . . . Vervielfaltigungen meiner selbst,
Vervielfaltigungen des eigenen Ichs, kurz Produkte der Einfuhlung."*
Der aesthetische GenuB erweist sich also als seelische Selbstbefriedigung. Dadurch wird ein
fallender Stein zu einem "strebenden", ebenso "strebt" der Berg nur deshalb "kiihn" zum
Himmel, well wir in ihm diese Beseelung hineinlegen (daB Berge sich auch "lagem",
iibersieht Lipps). Passivitat und Aktivitat des Materials werden zu Gefuhlerlebnissen;
Schwere, Harte usw. verlieren ihre Objektivitat und erhalten lyrische Eigenschaften des Ichs
hineingefuhlt: "Die Notwendigkeit in den Gegenstanden... ist in sie eingefiihlt und ist ihrem
Ursprunge nach nichts anderes als die in uns erlebte Notwendigkeit unseres Urteilens... Nicht
die Gegenstande sind . •. notigend oder genotigt, nur ich bin dies."
Damit sind die Verhaltnisse alien Ernstes auf den Kopf
* "Kultur der Gegenwart", s. 359-360.
[417] Die stofflose Musik
gestellt worden. Die Versuche, die psychologistische Einfiihlungstheorie zu vervollkommnen,
zu erganzen, mit der klassischen Aesthetik zu verschmelzen, sind zahlreich gewesen
(Meumann, Dessoir, Volkelt usw.), nirgends aber ist die Erkenntnis klar und offen
ausgesprochen, daB die dogmatische Verneinung des volkisch -rassisch- bedingten
aesthetischen Willens die Gmndursache fast aller Meinungsverschiedenheiten ausmacht.
Diese Erkenntnis allein schlagt die Briicke vom Objekt zum Subjekt, vom Formwillen des
Kiinstlers (als hochster KraftauBerung) zum Formwillen des Kunstempfangers (als niederer
Stufe).
Nirgends ist diese Tatsache klarer nachweisbar als in der Musik. Diese Kunst ist stofflos, sie
hat nur Gehalt und Form. Ihre Darstellungsmittel sind Rhythmen der Zeit, ihre Gesetzlichkeit
Architektonik der Zeit. In seiner, als eine der tiefsten Abhandlungen geltenden Betrachtung
iiber das Wesen der Musik erklart Schopenhauer, die Wirkung dieser Kunst sei deshalb so
einzigartig, well sie sich unmittelbar an das Innerste, an den Willen richte. Hier hat
Schopenhauer richtig gesehen, jedoch ohne zu merken, daB er dadurch sowohl sein
philosophisches System als auch sein aesthetisches Bekenntnis vemichtet. Denn, erstens, wird
der "blinde Wille" hier wieder als Gegensatz zu sich selbst, als heiligste Seelenregung
hingestellt, da ja jeder KunstgenuB Uberwindung alles Triebhaften bedeutet. Zweitens wird
die Einwirkung der Musik auf den Willen als das groBte kiinstlerische Erlebnis hingestellt,
von einem Denker, der mit geradezu hypnotisierender Beredsamkeit das Wesen des
aesthetischen Zustandes gerade als Kontemplation geschildert hatte.
Echte Musik horen, heiBt nicht in Beschaulichkeit versinken, auch nicht in suBliche Traume,
sondem durch das stofflose Medium der Tongestalten einen Formwillen und eine
Formalarchitektonik erleben. Das heiBt aber noch weiter: die im Horer schlummernden, dem
Kiinstler ahnlichen
[418] Kreislauf des "aesthetischen Gefiihls"
Formkrafte erwachsen fiihlen. Die Musik - und mit ihr jede andere Kunst - ist eine
Umdeutung der "Welt", eine Aneignung, eine Darstellung der Seele von der stillsten Stille
eines Fra Angelico und Raabe bis zur Wildheit eines Michelangelo und Beethoven. Der
Kiinstler geht von innen nach auBen, der Empfanger von auBen - vom geschaffenen Werk -
nach innen, um zum Erlebnis zu gelangen, das den Kiinstler bei der Urschopfung des Werkes
erfiillte. Das ist der einzige echte Kreislauf des "aesthetischen Gefiihls", und des Kunstwerks
hochste Aufgabe ist, die formende Tatkraft unserer Seele zu steigern, ihre Freiheit der Welt
gegeniiber zu festigen, ja diese zu iiberwinden.
Denn was soil das heiBen, wenn gesagt wird, ein Mensch habe nach Besuch einer
Gemaldegalerie die Natur aesthetisch angeschaut? Besagt das nicht, daB in diesem Menschen
eine auch in ihm schlummernde Kraft geweckt worden ist, die in der Richtung des
Kunstschaffens nicht geniigend stark zur Selbstbetatigung war? Und woher kommt es, daB wir
wochen-, monate-, ja jahrelang nach Beschauen eines Werkes oder nach Anhoren eines
Musikstiickes uns dasselbe noch in der Einbildungskraft mit solcher Starke Zuriickrufen
konnen, daB der damalige seelische Zustand wiederum eintritt? Ja, vielen Menschen kommt
dieses seelische Erlebnis oft erst nach Verlassen des Kunstwertes, d. h. nach der Ausschaltung
stofflicher, oft storender Begleiterscheinungen. Und was soil damit gesagt sein, wenn man
behauptet, ein Kiinstler habe auf einen anderen gewirkt? HeiBt das etwas anderes, als daB ein
Formwille wachgerufen wurde, der bis dahin schlummerte, und erst durch einen AnstoB
besonderer Art geweckt werden muBte? (Ich spreche hier natiirlich nicht vom Nachahmen der
Technik.) Unser ganzes Erinnerungsvermogen konnte in diese Betrachtung miteinbezogen
werden. Man kann z. B. feststellen, daB, wenn ein besonderer Klang oder ein
[419] Schonheit und Erhabenheit
Gerausch eine innere Erschiitterung hervorgerufen hat, wie z. B. eine Granatenentladung, die
einen Soldaten verschiittete und einen Nervenschock zeitigte, ein ahnlicher Klang noch viele
Jahre spater die gleiche seelische und physische Wirkung hervorruft. Hier liegt offenbar eine
Formkraft vor, die im Zusammenhang mit Philosophic und Aesthetik einmal griindlich
behandelt zu werden verdient.
Das fiihrt uns zum Gegenpol des schonen. Neben der Untersuchung iiber dieses zieht Kant
auch das Gefiihl des Erhabenen heran. Es gibt danach noch eine andere Erscheinung, die eine
"uninteressierte Betrachtungsweise" weckt, und die doch nicht schon ist, die erhabene. Diese
Betrachtungsweise ist keine ruhige oder spielende, sondern bewegte; das Gleichgewicht, die
Harmonic der Gemiitskrafte tritt erst durch und nach einem Konflikt ein. Wenn wir uns vor
ein schlechthin GroBes gestellt sehen, ein Unbegrenztes und Formloses, so ist unsere
Einbildungskraft auBerstande, dieses als ein Ganzes anzusehen. Wir fiihlen uns als
Sinnenwesen klein und zu gleicher Zeit gerade durch dieses Gefiihl steigt ein anderes in uns
empor, welches besagt, daB wir unendlich mehr als bloB Sinnenwesen sind, denn wir sind es
ja, welche dasselbe als klein empfmden.
Kiihne, iiberhangende Felsen, Donnerwolken, Orkane, der aufgewiihlte Ozean sind Machte
der Natur, denen gegeniiber unsere physische Widerstandskraft als unendlich klein erscheinen
muB. Aber wenn wir uns in die Betrachtung dieser gewaltigen Erscheinungen vertiefen, so
erleben wir eine Erhebung unserer Seelenkrafte und entdecken in uns ein ganz anderes
Vermogen zu widerstehen, welches uns den Mut macht, uns mit der scheinbar allgewaltigen
Natur messen zu konnen. "Also ist das Gefiihl
[420] Kants Lehre iiber das Erhabene
des Erhabenen in der Natur Achtung fur unsere eigene Bestimmung"*. (Man verfolge die sich
hieraus ergebenden religiosen Vorstellungen, die zur Ehre und Ehrfurcht fiihren miissen, zu
einer Religion, wie sie Eckehart bekannte.) Dieses Gefiihl des Erhabenen wird also
hervorgerufen durch eine Unlust, welche unsere Sinnennerven als nichtig erscheinend
empfindet, um dann im BewuBtwerden der menschlichen Uberlegenheit in ein Gefiihl der
Lust iiberzugehen und in der mhigen uninteressierten Betrachtung zu enden. Es tritt also auch
hier zum SchluB ein Gleichgewicht unserer Gemiitskrafte ein, nicht nur zwischen
Einbildungskraft und Verstand, sondern zwischen Einbildungskraft und Vernunft.
"Erhabenheit ist das, was durch Widerstand gegen das Interesse der sinne unmittelbar
gefallt"**.
Das Erhabene entsteht durch eine gewisse Subreption (Unterschiebung), indem wir das
Gefiihl, welches uns die Vernunft erweckt, auf das Objekt iibertragen. Wahrend also das
schone die Vorstellung einer gewissen Qualitat des Objektes erfordert, so besteht das
Erhabene dagegen "bloB in der Relation, worin das Sinnliche in der Vorstellung der Natur fiir
einen moglichen iibersinnlichen Gebrauch desselben als tauglich beurteilt wird."
In der Kunst kann, nach Kant, demnach das Erhabene nur im Kampf des moralischen Wollens
gegen das sinnliche hervortreten. Da nun aber der sittliche Wille als solcher leidenschaftslos
sei, nur die gute Gesinnung bedeute, so diirfe sein Hervortreten die Form des Affektes
annehmen.
Tritt die Idee des Guten mit Affekt in die Erscheinung, so ist sie Enthusiasmus; dieser
Enthusiasmus ist nicht moralisch, doch erhaben. "so treten die Idealmenschen
* Kritik der Urteilskraft, §27.
**a.a. 0. § 29.
[421] "Harmonic der Gemiitskrafte"
als Trager dieses Gefiihls in der Kunst auf und sind die eigentlichen Helden des tragischen
Dramas, welche als Freiheitshelden und Martyrer dahin wirken, das Erhabene, welches
jederzeit Beziehung auf die Denkungsart hat, dem Intellektuellen und den Vernunftsideen
iiber die Sinnlichkeit Oberhand verschaffen."
Diese Bemerkungen klaren die Anschauungen Kants iiber zwei Gemiitszustande, welche, als
vom Triebhaften geschieden, uns zum SchluBe einer Harmonic unserer inneren Lebenskrafte
empfmden lassen, uns in einen Zustand der willenlosen Anschauung, der Kontemplation
versetzen sollen.
Was nun die Ableitung der aesthetischen Urteile (d. h. Berechtigung ihrer Anschauungen)
betrifft, so kann hier nicht dabei verweilt werden, doch sei als wichtig bemerkt, daB Kant
solche nur fiir das schone gelten laBt, "indem man der Natur gegeniiber dasselbe in der Form
gewahr wird, und verschiedene Fragen in Ansehung desselben aufwerfen konne. Dagegen
wird das Erhabene in der Natur nun uneigentlich so genannt und ist nur eine Grundlage der
Denkungsart der menschlichen Natur. Dieser sich bewuBt zu werden, gibt die Auffassung
eines sonst formlosen und unzweckmaBigen Gegenstandes bloB die Veranlassung, welcher
auf solche Weise subjektiv zweckmaBig gebraucht, aber nicht als ein solcher fiir sich und
seiner Form wegen beurteilt wird."*
Diese Ausfiihrungen zeigen uns in Kant den gleichen Kampf wie bei Schiller: er kann die
Ergriffenheit gegeniiber den groBen Gestalten des Dramas nicht leugnen, will aber mit
bemerkenswerter Hartnackigkeit immer wieder zum SchluB auf die "Harmonie der
Gemiitskrafte" zuriick, anstatt das willenhaft-geistige Erlebnis und das Wecken der seelischen
Tatkraft als das Wesen des aesthetischen Zustandes anzuerkennen. Nur zogemd wollten
unsere Denker
*a.a.O. § 30.
[422] Bekenntnisse von Berlioz
iiberhaupt Erhabenheit in der Kunst gelten lassen, sie nahmen ihre Beispiele fast nur aus der
Natur, well sie das Gefiihl der Erhabenheit bloB als Reaktion empfanden. Aber stellen wir uns
doch einer gotischen Kathedrale gegeniiber: auch hier die wuchtige, erdriickende GroBe, das
Angstigen der Person und doch das Erlebnis der Personlichkeit, des Erhabenen. Diese
Kathedrale aber ist ja doch eine Aktion, eine menschliche Kunstschopfung gewaltigster Art,
die kiinstlerische Darstellung eben eines erhabenen Gefiihls. Hier geht also Schopfung und
Ergriffenheit auf eine Quelle zuriick; was mich zur Ehrfurcht zwingt, ist letzten Endes das
Einswissen mit der Personlichkeit, des Volkes, des Menschen, der Formkraft, die sich hier
offenbart.
Es ist verlockend, hier einen langen Exkurs iiber Kiinstlerbekenntnisse, iiber Schaffen und
Erleben einzufiigen, da es fur die ziinftige Aesthetik bezeichnend ist, diese iibersehen zu
haben, obgleich sie doch die wesentliche Grundlage fur alle Betrachtungen iiber Kunst
abgeben miiBten. Das wiirde den Umfang dieses Kapitels aber zu sehr erweitern, deshalb nur
einige Hinweise.
In seinem Briefwechsel erleben wir z. B. Hector Berlioz als einen durch alle Hohen und
Tiefen schreitenden Kiinstler, der iiberall Tat, Erleben ist. Nach Anhorung einer eigenen
Komposition erzahlt er seinem Freund Ferrand, er hatte hinausschreien mogen, wie kolossal
und schrecklich sie auf ihn gewirkt hatte und er bemerkt von einem Zuhorer befriedigt, er sei
ganz blaB wie der Tod vor Ergriffenheit gewesen. Aus Lyon schreibt Berlioz voller
Sehnsucht: "Ich glaube, ich werde verriickt, wenn ich wieder wirkliche Musik horen werde."
An R. Kreutzer schreibt er in Ekstase: "O Genie! Was soil ich denn tun, wenn ich eines Tages
Leidenschaften schildern will? Man wird mich nicht verstehen, denn sie haben j a den Autor
des herrlichsten Werkes nicht einmal mit Kranzen begriiBt, ihn nicht mit Triumph
herumgetragen, sich nicht vor ihm
[423] Flaubert und Nietzsche
ins Knie geworfen." Theodor Ritter mahnt er 1856:,, Behalten sie den 12. Januar im
Gedachtnis! Das ist der Tag, an welchem sie zum ersten Male an die Wunder der groBen
dramatischen Musik herangetreten sind, an welchem sie von der Erhabenheit Glucks die erste
Ahnung bekommen haben." "Ich werde nie vergessen, daB Ihr kiinstlerischer Instinkt ohne zu
zaudem mit Entziicken diesem Genie gehuldigt hat, das Ihnen bisher noch unbekannt war. Ja,
ja, seien sie iiberzeugt, was auch immer die Leute sagen, die nur halbe Leidenschaft, ein
halbes Herz und nur eine Gehirnhalfte besitzen, es gibt zwei groBe, hohere Gottheiten unserer
Kunst: Beethoven und Gluck".
Berlioz wird man nun vielleicht iiberpathetisch nennen; aber wie sehr alle Willenskrafte zur
Schopfung aufgebraucht werden, hat uns der scheinbar niichterne Flaubert ebenfalls berichtet:
"Fiir einen Kiinstler" schreibt er an Maupassant - "gibt es nur eins: alles der Kunst opfern! Ich
arbeite seit 14 Jahren wie ein Maultier. Ich habe mein ganzes Leben in diesem Eigensinn des
Monomanen gelebt, unter AusschluB meiner anderen Leidenschaften, die ich in Kafige
einschloB und die ich zuweilen allein besichtigen ging."
"Ihr seid gliicklich, ihr Lyriker, ihr habt einen AbfluB in euren Versen Wenn euch etwas qualt,
spuckt ihr ein Sonett aus, und das erleichtert euch das Herz. Aber wir armen Teufel, wir
Prosaisten, denen jede Personlichkeit untersagt ist (und vor allem mir) denken noch an all die
Bitterkeiten, die uns auf die Seele zuriickfallen, an all den moralischen Schleim, der uns an
derKehlepackt."
Das ist jene Stimmung des Gemiits, von der Nietzsche sagte:
"Wer viel einst zu verkunden hat, schweigt viel in sich hinein.
Wer einst den Blitz zu ziinden hat, Mufi lange - Wolke sein. "
[424] Lenau und Beethoven
Kaum jemand hat die Geburtsstunde eines groBen Werkes so schon geschildert wie Nietzsche:
"Hat jemand Ende des neunzehnten Jahrhunderts einen deutlichen Begriff davon, was Dichter
starker Zeitalter Inspiration nannten? - Offenbarung in dem Sinn, daB plotzlich mit
unsaglicher Sicherheit und Freiheit etwas sichtbar wird, horbar wird, Etwas, das Einen im
Tiefsten erschiittert und umwirft... Man hort, man sucht nicht; man nimmt man fragt nicht,
wer da gibt; wie ein Blitz leuchtet ein Gedanke auf, mit Notwendigkeit, in der Form ohne
Zogem, - ich habe nie eine Wahl gehabt. Eine Entziickung, deren ungeheure Spannung sich
mitunter in einen Tranenstrom auslost, bei der der Schritt unwillkiirlich bald stiirmt, bald
langsam wird; ein vollkommenes AuBer-sich-sein. . . eine Gliickstiefe, in der das
Schmerzlichste und Diisterste nicht als Gegensatz wirkt, sondern als bedingt, als
herausgefordert, als eine notwendige Farbe innerhalb eines solchen Lichtiiberflusses ... Alles
geschieht im hochsten Grade unfreiwillig, aber wie in einem Sturme von Freiheitsgefiihl, von
Unbedingtheit, von Gottlichkeit."
Ist das nicht in Ursprung und Auslosung das gleiche Wesen, welches einen Lenau nach einer
Fidelioauffiihrung bekennen laBt: "Da war ich wieder von einem Sturme der Empfmdungen
ergriffen und auf zwei Stunden ganz gewiB der Gliicklichste auf Erden. . . Wenn ich an solche
Geniisse Zuriickdenke, so vergeht mir der Mut, mit dem Schicksal zu rechten! "
Und Beethoven selbst, der Mann, der durch seine Werke die Grundlagen aller auf
"Kontemplation" und "Harmonic" hinausstrebenden Aesthetik endgiiltig erschiittert hat? Er
auBerte zum jungen Musiker Louis Schlosser: "Sie werden mich fragen, woher ich meine
Ideen nehme? Das vermag ich mit Zuverlassigkeit nicht zu sagen; sie kommen ungerufen,
mittelbar, unmittelbar, ich konnte sie mit Handen greifen, in der fireien Natur, im Walde, auf
[425] Holderlin, Deutschlands gtoBter Sanger
Spaziergangen, in der stille der Nacht, am friihen Morgen, angeregt durch Stimmungen, die
sich bei dem Dichter in Worte, bei mir in Tonen umsetzen, klingen, brausen, stiirmen, bis sie
endlich in Noten vor mir stehen." Nach einem Zuhoren der Kavatine in Es aus dem B-dur-
Quartett op. 130 auBerte Beethoven zu Holz "Nie hat meine eigene Musik einen solchen
Eindruck auf mich hervorgebracht; selbst das Zuriickempfmden dieses Stiickes kostet mich
immer eine Trane." Um dann doch gegen alle Sentimentalitat und triebhafte Riihrseligkeit zu
protestieren, indem er am 15. August 1812 an Bettina von Arnim schreibt: "Dem Goethe habe
ich meine Meinung gesagt, wie der Beifall auf unser einen wirkt, und daB man von
seinesgleichen mit dem Verstand gehort sein will; Riihrung paBt nur fiir Frauenzimmer, dem
Manne muB die Musik Feuer aus dem Geist schlagen."
Das war ein Zeugnis des siegenden germanischen Wesens in einem Manne, an dem manche
unheimlichen rassisch-seelischen Krafte der unteren menschlichen Ebene nagten und Zerrten
und die bei Beethoven ab und zu hervorragen wie die fremden Grotesken am gotischen Dom.
Und endlich: was wiirde wohl der groBte Sanger unter den Deutschen und zarteste Kiinder
ihrer Seele zu dem Versuch sagen, den Auftrieb des Herzens dadurch vemichten zu wollen,
daB man Kunsterleben zu einen zerrinnenden Nichts herabwiirdigt? Hatte nicht Holderlin an
diesen Menschen schon zu einer Zeit gelitten, als sie noch nicht als allmachtige Burger
unseres Lebens walteten, damals schon, da Hyperion auf der Suche nach groBen Seelen
feststellen muBte, daB sie durch FleiB, Wissenschaft, ja selbst durch ihre Religion nur
barbarisch geworden waren: Handwerker, Denker, Priester, Titeltrager fand Hyperion, aber
keine Menschen, Stiickwerk ohne Einheit der Seele, ohne inneren Auftrieb, ohne
Lebensganzheit.
[426] Das gottliche Fernweh
so erschienen Holderlin selbst die Tugenden als ein glanzendes Ubel und als erschiitterndste
Entdeckung fuhlte er, daB diese Menschen gar ihre Enge des Gemiits zum Gesetz fiirs Ganze
erheben wollten. Was hatte Holderlin in einer spateren Zeit empfunden, da die Kunst von der
Hohe der noch theoretisch zugestandenen "Kontemplationsauslosung" auf neutral em Gebiet
hinunterglitt auf die Stufe der Verdauungsforderung, der Hebung des Fremdenverkehrs, des
Bacchanals der Gerauschtechnik! Einst wollte er seiner Diotima den Genius Griechenlands
schenken und konnte nur ein Klagelied des verwundeten Genies gebaren; heute ware sein
Werk ein einziger schrei der Verzweiflung - oder des Angriffs gewesen, sein Lied noch mehr
der AusfluB innerster gliihender Willensqual. Die Schonheit aber, die Holderlin als Religion
empfand, war nicht die "kontemplative" Sattheit unserer philosophierenden Doktoren,
sondern hochstgesteigerte Lebensganzheit, ein zum kiirzen Augenblick zusammengeschniirtes
Biindel aller Erhebungen der Seele, aller Sehnsiichte des Herzens, aller Sehnenstrange des
Willens. Und Holderlins Gesange! Ein einziger, strahlender Aufstieg steilster Lebenswerte
und gottlichen Femwehs, ein Anruf an das "Riesenherz" der Welt, und er wuBte, was er sagte,
als er iiber die "klugen Ratgeber" schrieb:
"Jetzt bluht die neue Kunst, das Herz zu morden,
Zum Todesdolch in meuchlerischer Hand
1st nun der Rat des klugen Manns geworden ..."
Man kann auf diese Weise sehnen und schaffen und Erleben aller echten Kiinstler des
Abendlandes durchgehen, iiberall steht am Anfang der geballte kiinstlerische Wille, bereit,
sich einer groBen schau zu bemachtigen, sie ZU kneten, zu gestalten, eine neue Schopfung
hervorzubringen und dann in dieser Auslosung des aesthetischen Willens - im
Zusammenklang mit dem Gesamtwollen sich seine Beseligung zu bereiten.
[427] Das "amoralische Genie"
Gerade diese zu tiefst willenhafte Kiinstlerschaft steht auch einer Behauptung feindlich
gegeniiber, die gleichfalls von unserer modemen Aesthetik mit Vorliebe immer wieder
vorgetragen wird: als gebe es ein un- bzw. amoralisches Genie. Diese Anschauung, die
offenbar rein intellektualistilcher Natur ist, geht zuriick auf die versuchte Loslosung des
Kiinstlertums vom wollenden Wesen iiberhaupt.
Man geht nicht fehl, hier einen Zug unreiner Mittelmeerrasse zu erblicken, der besonders von
der jiidischen Literatengilde verbreitet worden ist. Nordisch-germanische Kunst straft von
ihrem Anfang an diese Behauptung Liigen, schon allein durch die Wahl des Gehalts. Man lese
Wagners Briefe an Liszt, um zu ermessen, wie tief sich hier echte Rasse vom Asphalt-
Intellektualismus scheidet. Man merke sich auch Beethovens Worte: "Handel ist der groBte
Komponist, der je gelebt hat. - Ich wiirde mein Haupt entbloBen und auf seinem Grabe
knien." "Mozart groBtes Werk bleibt die "Zauberflote"; denn hier erst zeigt er sich als
deutscher Meister. Don Juan hat noch ganz den italienischen Zuschnitt, und iiberdies sollte die
heilige Kunst nie zur Folie eines so skandalosen Sujets sich entwiirdigen lassen."
Nur von diesem Charakter getragen, sind die groBen Schopfungen des germanischen
Abendlandes entstanden: die Dome wie die Dramen und Symphonien.
Der groBte bewuBte Versuch, mit alien Mitteln des Auges und Ohres diese Erhabenheit des
Willens zu wecken, ist Wagners Musikdrama Wagner erklarte Tanz, Musik und Dichtung als
eine Kunst und fiihrte die Zerrissenheit und Zeugungsunfahigkeit seinerzeit auf die Tatsache
zuriick, daB jede der drei Kiinste, vereinzelt, an den letzten Grenzen ihrer Ausdrucksfahigkeit
angelangt sei und sich verzerrt habe. Beethovens absolute Musik fiihrte den Meister in dieser
Erkenntnis in der IX. Symphonic zur menschlichen Stimme zuriick. Wie der Rhythmus das
[428] Wagners Schopfung
Gebein, so sei die menschliche stimme das Fleisch des Tones. Der Musik allein aber fehle der
"moralische Wille", ihre Vereinzelung bedeute Chaos oder ode Programm-Musik. Das der
Musik und dem Tanz entfremdete Drama, die vollendetste Gestaltung der Lyrik, aber lande
nach durchgefiihrter Loslosung von den "andern" Kiinsten notwendigerweise beim nur
geschriebenen Trauerspiel, das nie dargestellt werden konne. so scheiterte Goethe, so
scheiterten um so mehr seine Nachfolger. Der Tanz, urspriinglich nur echt und blutvoll als
Nationaltanz, in Verbindung mit Volksmusik und mit dem Liede, wurde dank dieser
Loslosung ein natur entfremdete s Bewegen der Beine, ohne Gehalt und echten Rhythmus. Das
Kunstwerk der Zukunft erblickte Wagner deshalb in der Vereinigung der drei Kiinste, die nur
eine Kunst ausmachten: im Wort-Ton-Drama.
Wagner kampfte gegen eine ganze verpobelte Welt und siegte; das Kulturwerk Bayreuths
steht fiir ewig auBer Frage. Aber nichtsdestoweniger beginnt heute eine Abkehr von der
Grundlehre Wagners, als miiBten Tanz, Musik und Dichtkunst auf immer und in der von ihm
gelosten Weise gebunden werden; als sei Bayreuth tatsachtich die nicht mehr wandelbare
"Vollendung des arischen Mysteriums".
Wagner hat streng die Bedingungen geschieden, unter denen das Wort das unbedingte
Ubergewicht inne hat, von jenen, wo die Musik die Fiihrung ergreifen muB, urn die auBere
Handlung durch die innere abzulosen Und doch zeigen uns zwei Tatsachen, daB die Form des
Wagnerschen Musikdramas auch ihm nicht immer restlos gelungen ist (so wie in "Tristan und
Isolde", in den "Meistersingern"),daB auch er ein Drama schuf, welches so hoch hinausgriff,
daB ein Theater hier ebenso versagen muBte, wie beim Faust IL ("Ring des Nibelungen") und
[429] Wort, Ton, Tanz
die andererseits beweisen, daB oft gerade durch die Verbindung von Wort und Musik der
Tanz in seiner allgemeinen Form als dramatische Gebarde vergewaltigt wird.
Das Wort ist trotz seiner ihm angeborenen Musikalitat stets der Trager eines Gedankens oder
Gefiihls. so sehr man die gedankentragende Sprache als "auBeraesthetisches" Element
betrachten mochte, so ist sie doch die Vorbedingung eines jeden echten Dramas. Ihre Klarheit
und Verstandnismoglichkeit bestimmt Hohe und Weite des Horsaals, die Sprachtechnik gait
als Voraussetzung eines jeden groBen Darstellers. Nur durch das Mittel der Sprache ging der
Formwille des Dichters. solange nun das Wort einen menschlichen Konflikt schildert, eine
Begebenheit erzahlt oder einen Gedankengang vermittelt, wird es durch die Musik nicht
gefordert, sondem gestort. Die begleitende Musik vernichtet geradezu das Medium der
Willens- und Gedankeniibertragung. Das zeigt sich u. a. in der Erzahlung Trist ans im 1. Akt,
in Wotans Zwiesprache mit Briinnhilde, in Alberichs Fluch, im Gesang der Nomen im
Vorspiel der Gotterdammerung. Uberall, wo ein Gedankengebilde vermittelt werden soil, tritt
das Orchester hindernd in den Weg. Das gleiche gilt von fast alien Massenszenen. Im stark
anschwellenden Tonbild gehen die AuBerungen des Volkes vollkommen unter; das Publikum
hort nur unartikulierte laute Ausrufe, sieht nur scheinbar unbegriindet erhobene Hande. Das
fiihrt nicht zur Gestaltung, sondern zum Chaos. Man vergleiche z.B. nur den Beginn des
Egmont mit Briinnhildens Ankunft im SchloB zu Burgund. Goethes Volksszene zeigt groBte
plastische Lebendigkeit, einige Worte von links und von rechts zeichnen Gedanken und
Stimmung ganzer Menschenschichten Die Gemeinsamkeit in bezug auf Egmont gibt diesem
Individuellen dann die echte eindringliche Kraft. Eine Musikbegleitung wahrend
[430] Ein Dogma im Musikdrama
dieser Massenszene wiirde ihr jeden Takt und Charakter rauben*.
Abgesehen von der Zumutung, daB Briinnhild ihre Seelengeheimnisse vor versammeltem
Volk preisgibt, ist uns dessen Gebaren - von Musik begleitet - im Wort-Ton-Drama zu einer
hemmenden Szene geworden, die nur aus Begeisterung zum Wollen Wagners nicht kritisiert
wird. Hier hat der Ton das Wort erschlagen.
Dies geschah, well der Zwangslehrsatz aufrechterhalten wurde, als diirfe wahrend des
Musikdramas die Musik keinen Augenblick aussetzen. so sehr sie berechtigt ist, bei Beginn
des Rheingolds, im 2. und 3. Akt des Tristan, im 3. Akt der Meistersinger, die alleinige
Fiihrung zu iibemehmen, so sehr steht sie bei der Hinfiihrung des Menschen in die Seele
Tristans, Markes, Hans Sachs', dem Wort im Wege. Beethovens Musik zum "Egmont" ist das
allertiefste Musikdrama. Diese Musik wiirde aber nicht in dieser Weise ergreifen, wenn auch
die
* Der verehrungswiirdige H. St. Chamberlain darfwohl als der bewufiteste Verfechter der
Idee des Wagner schen Wort ' Ton 'Dramas angesehen werden. Zugleich verteidigt er
leidenschaftlich Goethes Anschauung, dafi zwischen echter Dichtkunst, d. h. der "Kunst des
Wahnes" und alien anderen Kunsten eine Kluft gdhne, dafi hier uberhaupt keine Angrenzung
stattfdnde. Die Wahnkunst habe es nur mit Vorstellungen zu tun, alle anderen Kiinste seien in
irgendeiner Hinsicht "wirklich", Sinnenktinste. Hier liegt offenbar ein "plastischer
Wider spruch" vor, wie Chamberlain dhnliches bei Wagner selbstfeststellte. Mir will
scheinen, dafi Goethes Abgrenzung richtiger ist:es sindalles verschiedene Kiinste, die sich
gegenseitig befruchten, steigern konnen, nicht die wiedergewonnene "Eine Kunst"; die
Vermdhlung von Wort und Ton im Liede Idfit sich nicht einfach als Programm aufein grofies
Drama anwenden. Es ergibt sich also ein neuer Weg, ein neuartiges Zusammengehen
zwischen Wort und Ton undMimik, das manche nachwagnerischen Verirrungen vielleicht
wieder gutmachen konnte
[431] Der motorische Faktor
Auseinandersetzung zwischen Egmont und Oranien, oder zwischen Egmont und Alba vom
Orchester begleitet wiirden.
Neben dem Tanz ist das Drama die einzige Kunst, in der der lebende Mensch selbst auch
Darftellungsmittel ist. Er hat die Aufgabe, nicht nur in der Zeit dramatisch Zu wirken, sondern
auch raumlich durch Gebarden. Die Bewegung ist eine Funktion aus Raum und Zeit; die eine
Form unseres Anschauungsvermogens steht im bestimmten Verhaltnis zur anderen. Der in
Worten ausgedriickte Affekt fordert unbedingt auch eine starke auBere: Bewegung des ganzen
Menschen. Dem Tempo des inneren Erlebens entspricht die Schnelligkeit der Veranderung im
Raum. Im Wortdrama ist es moglich, diese raum-zeitlichen Beziehungen hemmungslos
herzustellen und somit im Zuhorer und Zuschauer den auch ihm innewohnenden Rhythmus,
aber auch den sogen. motori schen Faktor wachzurufen.
Eine Zeitlang hat man die Wichtigkeit dieses motorischen Faktors iibertrieben: als namlich
die sensualistisch-psychologische Aesthetik das Feld beherrschte; der "klassische"
Riickschlag hat ihn aber wieder viel zu sehr in den Hintergrund gedrangt. Ohne Zweifel ist
jedoch dieses motorische Erwachen des Menschen das auBere Bild eines willenhaften
Hochtriebes. Die Clairons, die zur Attacke blasen, der Hohenfriedberger Marsch, unter dessen
Klangen Millionen in den Tod gezogen sind, zeigen, wie sehr der heldische schmetternde
Klang einen Willen zu erzeugen vermag, der sich motorisch in hochste leibliche
Energiespannungen umsetzt. Hierzu gehort der Rhythmus des echt nationalen Tanzes, auf
dessen Klange das betreffende Volk seelisch und motorisch antwortet. Auch hier stehen Zeit
und Raum in einem bestimmten Verhaltnis, welches durch keine dritten Faktoren gehemmt
wird. Tritt aber zum Wortdrama die Musik und zur Tanz-Musik das Wort hinzu und zwar
nicht wahrend kiirzerer Zeitfolgen,
[432] Die drei Kiinste - eine Kunst?
sondern dauernd, so ist es unvermeidlich, daB kiinstlerische Unstimmigkeiten entstehen. Man
hat sich zwar iiber die alte Oper lustig gemacht, in der ein Held seine Flucht verkiindet und
noch zehn Minuten lang stehen bleibt, aber auch in Wagners Dramen wird die innere
Ubereinstimmung zwischen Wortgehalt und Gebarde durch die Musik nicht selten verhindert.
Als z. B. Briinnhild plotzlich Siegfried an Giinthers Hof erblickt und leidenschaftlich auf ihn
zugeht, hemmt ihr gesungenes Wort den Ablauf der Bewegung.
Und Siegfried muB, umgekehrt, eine abwehrende Gebarde gleichsam unter der Zeitlupe
vollziehen. Das gleiche gilt von den meisten Auftritten im "Rheingold" Zwischen den Gottem
und den Riesen.
Stort in diesen Fallen die Musik, als an die physische Singmoglichkeit gebunden, den Ablauf
eines seelischmotorischen Prozesses, so kann in anderen Fallen das Wort der Schnelligkeit
des Tanzes nicht folgen; auch dieser muB sich also hier eine Verfalschung gefallen lassen, ein
Fall allerdings, der im Musik-Drama wohl selten eintritt.
Diese Betrachtungen bedeuten keine Kritik an unwichtigen Dingen, sondern zielen auf ein
Wesen hin, welches auch Wagner und jeder Opernsanger sicherlich schmerzlich empfunden
haben; sie besagen, daB die drei Kiinste auf die Dauer gleichzeitig nicht zu vereinigen sind,
sondern, ganz gleich, wie sie in friiheren Zeiten einmal zueinander gestanden haben mogen,
die vorhandene Eigengesetzlichkeit keiner von ihnen ohne kiinstlerischen Schaden miBachtet
werden kann. sie sind eben nicht eine Kunst. Der Versuch, dies gewaltsam durchzufiihren,
zerstort den seelischen Rhyrhmus und hindert den motorischen Ausdruck und Eindruck. Hier
steht Wagner, dessen ganzes Kunstwerk nichts anderes ist als eine einzige ungeheure
Willensentladung, sich manchmal selbst im Wege. Die Voraussetzung seiner GroBe war auch
die Bedingung einiger schwachen. UnbewuBt empfmden es die meisten
[433] Wagner - der Lebenerzeuger
Empfanger des Wagnerschen Musikdramas, ohne sich dies MiBbehagen erklaren zu konnen;
dann iiberwiegt aber auch der unvergleichliche Eindruck mystisch-heldenhafter Stellen und
entschadigt fur das vorher dunkel empfundene MiBverhaltnis zwischen Raum und Zeit
(Waldweben, Trauermarsch)*.
In keiner Weise wird durch diese Bemerkungen Wagners Tat irgendwie verkleinert. sie hat
Leben gezeugt und das ist entscheidend. Es war auch sicher von Segen, daB die ganz
vereinzelten Kiinste wieder zusammengefiihrt worden sind. Sie haben sich dabei gegenseitig
befruchtet. Vielleicht kommt einmal ein anderer GroBer, der mitten hineingreift in das heutige
Leben und mit Riicksicht auf die neuerlebte Eigengesetzlichkeit der drei Kiinste uns eine neue
Form des Wort-Ton-Dramas schenkt mit "Egmont" und "Tristan" als Vorbildem.
Das Wesentliche aller Kunst des Abendlandes ist aber in Richard Wagner offenbar geworden:
daB die nordische Seele nicht kontemplativ ist, daB sie sich auch nicht in individuelle
Psychologic verliert, sondern kosmisch-seelische Gesetze willenhaft erlebt und geistig-
architektonisch gestaltet. Richard Wagner ist einer derjenigen Kiinstler, bei denen jene drei
Faktoren Zusammenfallen, die jeder fiir sich einen Teil unseres
* Als Anmerkung gebe ichmeiner Uberzeugung Ausdruck, dafi Wagner im "Ring" an
Menschen und Theater derartige Anforderungen stellt, dafi diese seinen grofien Bestrebungen
einfach nichtfolgen konnen. Aufierdem treten neben dem symbolischen Effekte aiif(Ring,
Parzival), die zu technisch wirken. Ebenso wie man aufdie Wiedergabe der klassischen
Walpurgisnacht verzichtet hat, wirdman auch die Verkorperung "des Rings nie befriedigend
durchfiihren konnen. Wdhrend Tristan und Hans Sachs ewiges Leben haben, wirdder Ring
entweder von einer gleichgenialen Hand umgestaltet werden mtissen oder nach und nach vom
Theater verschwinden.
[434] Die ewige Sehnsucht
gesamten kiinstlerischen Lebens ausmachen: das nordische Schonheitsideal, wie es auBerlich
im Lohengrin und Siegfried hervortritt, gebunden an tiefstes Naturgefiihl, die innere
Willenhaftigkeit des Menschen in "Tristan und Isolde" und das Ringen urn den Hochstwert
des nordisch-abendlandischen Menschen, Heldenehre, verbunden mit innerer Wahrhaftigkeit.
Dieses innere Schonheitsideal ist verwirklicht im Wotan, im Konig Marke und im Hans Sachs
(Parzival ist eine stark kirchlich betonte Abschwachung Zugunsten eines Lehnwertes).
Hier trifft das Seelenleben Wagners mit dem tiefsten Unterton aller europaischen GroBen
zusammen. Ich will ihre Namen nicht mehr aufzahlen. "Das Hochste ist ein heroischer
Lebenslauf ', bekannte selbst Schopenhauer. Diese Kraft des Heroisch-Willenhaften ist das
geheimnisvolle Medium, welches unsere Denker, Forscher und Kiinstler alle gelenkt hat. sie
ist in den groBten Werken des Abendlandes Gehalt und Sehnsucht vom Grafen Riidiger bis
Zur "Eroica", zum Faust und zum Hans Sachs, sie ist die Gewalt, die alles formt. Ihre
Erweckung im Empfanger ist auch das letzte Ziel abendlandischen Kunstschaffens.
Diese Erkenntnis steht gleich fern der Lebensfremdheit unseres Klassizismus wie der flachen
Sinnlichkeitskunst und dem Formalismus von heute. sie umfaBt beide und geht mit ihnen in
die Tiefe, wo sie alles das fmdet, was aus dem Wesen der nordisch-abendlandischen Seele
geschaffen wurde.
Was sich an Willensentladung bei den GroBten zeigt, ist auch Wesensgebiet bei alien anderen
echten Kiinstlern des Abendlandes, also auch bei denen, deren seelische StoBkraft nicht von
gleich starkem, wenn auch gleich gerichtetem Formwillen Kunde gibt. Das Ergebnis ist auch
hier durchaus eigenartig. Wir nennen es
[435] Fernweh und Ruhe
das Gemiitige, das Intime, das Humorvolle. Ich wiiBte nicht, daB sich Erzeugnisse anderer
Rassen, ja sogar verwandter Volkergruppen mit diesen Worten bezel chnen lieBen: die kl einen
gotischen spitzgiebeligen Hauser mit ihren Luken und kleinscheibigen Fenstem, die
hervorgeschobenen Erker, die geschnitzten Tiiren, die beschlagenen Truhen und die bemalten
Holzverschalungen, die niedrigen Zimmer mit dem Ausblick in des Nachbars Stube. Weiter
gesellen sich hierzu die Erzahlungen Gottfried Kellers, die Gedichte des Pfarrers Morike, der
die Vogel so liebte, und im engen Zimmer alle seine Sachen beisammen haben wollte; die
Dichtungen Raabes, die Kunst eines Dickens, die Malerei eines Cranach, iiberall fmden wir
die stiller wirkende germanische Personlichkeit in ihrem Wesen als gemiitig wieder. Raabe
hat dieses Wesen in einem Vers ausgesprochen:
"Im engsten Ringe
Weltweite Dinge. "
Die Stille dieser Kiinstler ist aber auch hier nicht die "klassische Ruhe". GewiB liegt allem
Germanischen auch eine tiefe Sehnsucht nach der„ Meeresstille des Gemiites" Zugrunde; seit
Hunderten von Jahren wandern nordische Menschen iiber die Alpen; nach Hellas sind die
Augen unzahliger Geschlechter gerichtet gewesen Aber nichts ist oberflachlicher, als zu
sagen, der Deutsche suche sein verloren gegangenes Wesen, verloren gegangene, vorbildliche
Haltung und Harmonic. Oh nein! Die Sehnsucht nach Rhythmus, der Ausdruck einer starken
seelischen Willenhaftigkeit liegt hier zugrunde, der auch dieses Suchen als Sehnsucht nicht
nur nach Enthiillung des eigenen Wesens, sondern auch als suchen nach dessen
komplementarer Erganzung sein Geprage erweist. Der ewig forschende und tatige nordische
Mensch sucht die Ruhe, ist manchmal geneigt, sie hoher als alles andere zu schatzen. Hat er
sie aber errungen, so halt es ihn nicht lange, er sucht, forscht und
[436] Dickens, Raabe, Keller
formt weiter. ("Nichts von Ruhe!", schreibt Beethoven 1801 anWegeler, "ich weiB von keiner
anderen Ruhe als dem schlaf, und wehe genug tut es mir, daB ich ihm jetzt mehr schenken
muB als sonst.") Und wenn er "still" ist, so brodelt es doch in den Tiefen weiter, stets bereit, in
tatige Erscheinung sich umzusetzen. Germanische Kunst ist Tat, d.h. geformter Wille. Dick
ens vergoldet mit ewiger, aber ganz und gar ungriechischer Schonheit Welt und Menschen.
Diese seine innere Schonheit ist ein Willensspiel, bald dunkler, bald heller getont, immer aber
mitsprudelnder Bewegung verbunden. "Bleak Haus" ist vielleicht die kostlichste Frucht dieser
Kunst, von noch eindringlicherer Atmosphare als "David Copperfield". Auch unter dem
giitigen Gesicht Raabes gart im "Abu Telfan" eine aktiv wirkende Sehnsucht, die in "Die
Innerste" zu dramatischen Akkorden anschwillt. Nicht ganz so tief, trotz starkerem Pathos,
dichtet C. F. Meyer aus gleicher Seeleniiberlieferung die "Richterin", die "Hochzeit des
Monchs", " Jiirg Jenatsch", wahrend Keller wie ein gotischer Holzschnitzer seine
absonderlichen Gestalten zurechthobelt, ihnen merkwiirdige Falten ins Gesicht schneidet und
sie dann, so wie sie sind, in die unsentimentale Welt hinausschickt. Eine Riesenfiille von
Leben ist es, die von der germanischen Seele gezeugt ist bis zu einem Hermann Lons, der die
Seele der Erde in sich pochen horte. Diese naturhaft-mystische Seite ist es, die aus aller
durchaus " klaren" Gegenstandlichkeit bei Lons ebenso fiihlbar ist wie in Goethes "Uber alien
Wipfeln ist Ruh. . ." und "Damm'rung senkte sich von oben". In der knappsten Schilderung
liegt ewiges Wollen, ewige Bewegung verborgen und die " Wehrwolfe" handeln ebenso nach
ihrem innersten seelisch-rassischen Freiheitswillen wie Faust, der die ganze Welt erforschen
mochte. Nochmals: der in auBerer Stille dahinlebende Raabe war ein echter "Hungerpastor",
hungrig nach Weisheit und Weltenschau.
[437] Der nordische Humorist
"Sieh hinauf zu den Sternen!" lehrt er. "Hab' acht auf die Gassen!", tont es wieder. Er erblickt
die echte Harmonie nicht nur in der Meeresstille, sondern auch im wilden Sturm, der den
Menschen mitreiBt, und gibt seinem Helden Robert Wolf die Losung auf den Lebensweg:
"Auch in Ketten vorwarts! " Durch Gottfried Kellers Dichtungen, die doch scheinbar so klar
und umgrenzt in der warmen sonne liegen, flutet ebenfalls der fuhlbare Unterstrom eines
selbstverstandlichen Heroismus. "Julia und Romeo auf dem Dorf ' ist solch ein Stiick
unverweichlichter GroBe wie die "Frau Regula Amrain" ein Beispiel inneren Stolzes. Das
Madchen, welches sich sinnend sein Hochzeitsleinen webt und dichtend seine Liebe mit
hineinflicht, singt doch wieder: und sollte der Mann fiirs Vaterland nicht streiten wollen, dann
moge das Hochzeitslinnen zum Grabgewand werden. Und der Hirte, der hoch oben auf den
Bergen immer neu seine durch Lawinen zerstorte Hiitte erbaut und duldend anschaut, erklart:
"Wenn in meines Laubes Bann der Knechtschaft verheerende Lowin fallt, dann ziind' ich
selber die Heimstatt an und ziehe hinaus in die weite Welt."
Der nordische Mensch im Biirgerkleide ist Humorist. Er grollt und trauert zwar in seinen
Tiefen, aber das Brodeln wird von bewuBter Selbstbeherrschung gebandigt und durch
menschliches Verstehen iibergoldet. Ein Goethe konnte deshalb ebensowenig Humorist sein
wie ein Leonardo oder ein Shakespeare, selbst Cervantes ist kein Humorist, wie manche noch
glauben. Tiefe Humoristen aber wie Gottfried Keller, Wilhelm Busch, Wilhelm Raabe, auch
Charles Dickens und Spitzweg gehoren doch hinein in das Rauschen des europaischen
Wesens, sie sind heitere Ruhepunkte, aber auf dunklem Grunde. Der Wald ist mehr als eine
bestimmte Anzahl von Baumen, das Volk mehr als die Gesamtheit seiner Angehorigen, der
Staat mehr als die summe seiner Gesetze. Der Wald
[438] Knut Hamsun
ist dazu noch Bewegung, rauschender Rhythmus, Licht-und Schattenspiel, klare
Linienfuhrung und dunkles Geheimnis; das Volk ist als Volkheit Ringen, siegen, Unterliegen,
Lachen und Trauern, sein Leben geht hin in Kaskaden oder flieBt in breitem Strom. Und doch
ist es ein Wasser, das den Charakter spiegelt. so gehort die "Stille" Storms und Raabes und
Kellers neben die GroBheit Goethes und Wagners, die lachelnde Tragik Buschs neben das in
groBen Schritten schreitende Pathos Schillers. Ein dunkler Unterstrom des Blutes und der
Seele verbindet sie alle und auch in dem "stillsten" klingt das ewige deutsche Lied vom
ewigen Werden und Kampfen um sein Sein.
Von keinem lebenden Kiinstler ist der mystisch-naturhafte, willenhafte Zug groBartiger
gestaltet worden als von Knut Hamsun. Man weiB nicht, warum der Bauer Isak in
gottverlassener Gegend miihsam ein Stiick Land nach dem anderen aufrodet, warum seine
Frau sich zu ihm gesellt hat und Menschen gebiert. Aber Isak folgt einem unerklarlichen
Gesetz, tut aus mystischem Urwillen eine fruchttragende Arbeit und sieht am Ende seines
Daseins sicher selbst erstaunt zuriick auf die Emte seines Tuns. Der "Segen der Erde" ist das
heutige groBe Epos des nordischen Willens in seiner ewigen Urform, heldisch auch hinterm
Holzpflug, fruchtbringend in jeder Muskelregung, gradlinig bis ans unbekannte Ende. Aber
genau so unerklarlich-selbstverstandlich ist der Benoni, der Kaufmann Mack, ist die Baronin
Edvarda, ist der Jager Glan. Jede Personlichkeit hat ein inneres Gesetz von Anfang an
eingehaucht erhalten. Und handelt danach. sie tut scheinbar unvereinbare Dinge - und diese
sind doch selbstverstandlich. Man braucht sie gar nicht zu erklaren, "psychologisch" zu
ergriinden; ihr AuBeres selbst ist ihr innerer Wille. Das Mitschwingen unseres Willens aber
mit der Kraft, die sie alle schuf, ist das eigentliche "aesthetische Erlebnis".
[439] Holderlins Gesang
Als Gegenstiick zu dieser Gesetzlichkeit des in der Erde versenkten Wesens des Isak treten
die "Landstreicher" auf. Am gleichen Medium schildert hier Hamsun in geheimnisvoll
natursichtiger Weise Gesetze des Alls und der Seele. Wieder sind es Bauem, Fischer,
Kaufleute, in denen sich eine Welt spiegelt. Sie verlieren durch Reisen, unbefriedigte
Sehnsiichte den Zusammenhang mit der Mutter Erde, deren Segen dann auch nicht mehr auf
ihnen ruht. Sie ziehen unstat von Ort zu Ort, wechseln Tatigkeit und Lieben: da die Wurzeln
aus der kraftspendenden Erde gerissen, sterben auch die Bliiten. so leben sie denn hin, der
Edevart, der August, die Lovise Margrete, und wissen nicht, warum und wozu. sie sind
Untergang, besten Falls Ubergang, Versuchsstiicke der Menschheit, um zu neuen Formen und
Typen zu gelangen, Werte zu schaffen, neue Ehre zu gewinnen. sie leben wie der Dichter sie
hingestellt hat, selbstverstandlich und geheimnisvoll. Wie weit riicken von diesem Standpunkt
aus gesehen doch alle Hauptmanns, selbst Ibsen, in den Hintergrund. Auch durch Hamsun
wurde die Welt wieder einmal iiberwunden.
Und schlieBlich die S e h n s u c h t! sie ist es doch, die ein Kiinstlerherz genau so zu
Schopfungen antreibt wie sie den Forscher auf Entdeckungen entsendet. Die ganze deutsche
Romantik ist ohne die Sehnsucht ebenso undenkbar wie einst die Gotik. Holderlin ist der
groBte unter den Kiinstlem der Sehnsucht unserer Zeit, immer bricht dieses Urelement seines
Wesens durch, gleich ob er das Traumbild von Hellas in der Diotima erblickt oder das Lied an
die Deutschen singt. Ein Holderlin wiirde es gar nicht begreifen, wenn man ihm gegeniiber
von Kontemplation reden wiirde, nichts hatten wir von ihm verstanden, wenn wir nicht das
aesthetisch-willenhafte Sehnsuchtselement seines Schaffens miterleben in hochst gesteigerter
Totalitat unserer eigenlebendigen Sehnsucht. Und dieser Urtrieb ist es auch, der zwei
Erzeugnissen der
[440] Grimm und Kolbenheyer
deutschen Gegenwart einen Teil Ewigkeitswert verleiht: Hans Grimms "Volk ohne Raum"
und Erwin Kolbenheyer "Paracelsus". Die Glocken, die aus dem Dorfe an der Weser
erklingen und den Cornelius Friebott durch die Welt begleiten, sind Ausdruck der Sehnsucht
nach Raum, nach Acker, nach Verwendung eingeborener Schopferkrafte. Diese
Sehnsuchtsglocken aus Lippoldsberg lauten auch iiber den durch die Hand irregeleiteter
Volksgenossen herbeigefiihrten Tod des Suchers hinaus als Weckruf an alle Deutschen auf
dem groBen Erdenrund. Mag formal technisch einiges an "Volk ohne Raum" zu bemangeln
sein, mag es in der Zeichnung mancher Menschen, in der Kraft der Charakterisierung etwa
hinter Sigrid Undsets "Kristin Lavranstochter" zuriickstehen (deren Darstellung z.B. des
Erlend Nikulaussohn ein Meisterwerk ist), der Norwegerin fehlt diese Ursehnsucht, die uns
aus alien Seiten des Grimrnschen Wesens entgegenweht. Je mehr ihre Personen iiber Glauben
und Theologie sprechen, um so kiihler wird der Leser, well er hier Absichten fiihlt und
Versuche der Ubertragungen von Gedanken ins Innere von Gestalten, die gar nicht als Trager
derartiger Lebensgefiihle erscheinen. Und hier ist es, wo der ebenfalls ins Mittelalter
zuriickkehrende Kolbenheyer eng an Grimm heranriickt. "Es ist kein Volk wie dieses, das
keine Gotter hat und ewig danach verlangt, den Gott zu schauen", laBt Kolbenheyer den
ewigen Wanderer zum Kreuzesgott sagen. Jener nimmt den miiden Christus, der bettelnd am
Wege liegt, auf seine starken Arme und tragt ihn durch die deutschen Gaue. Und die
armselige zerqualte Gestalt Christi sangt den starken Odem dieses deutschen Ingeniums auf
und wird starker und kraftvoller. Bis der groBe Einaugige spricht iiber die Deutschen: "sie
bekennen mich nicht mehr, denn sie haben nur mehr Zungenlaut fiir ihre ewigen Gotter, die
das Siegel des Todes tragen, alles andere scheint ihnen klein. Aber
[441] Die Vision des Paracelsus
sie leben mich. DaB dieses Volkes Blut noch soviel Urquell durch die Adern fiihrt! so miissen
sie die sehnsiichtigen sein unter den Menschen ..." Aus dieser Weltenvision entsteigt dem
Dichter der groBe Sucher Paracelsus, auf der schwelle zweier groBer Epochen stehend, iiber
beide hinausschauend mit der Sehnsucht nach einer Zeit, da nicht mehr Wort wider Wort,
Altar wider Altar stehen, sondern dies alles eingefiigt sein wird in die Urgesetze des Lebens...
Glaubt jemand etwa, ein Kolbenheyer hatte sein groBes Werk aus artistischem Wohlgefallen
heraus geschrieben und nicht, well er selber ein einsamer sehnsiichtiger ist? Und glaubt
jemand, sein Werk zu verstehen, wenn er nicht die Kraft der Sehnsucht in sich wachsen
gefiihlt hat? Wer das glaubt, hat nicht nur diesen "Roman" nicht erfaBt, er hat germanische
Kunst in ihrem Wesen iiberhaupt auch nicht von feme geahnt, weder den Ulrich von Ensingen
und den Meister Erwin, noch den Dichter des "Faust" und den Schopfer des "Hyperion". Und
sie alle wollten aus diesem Gefiihl nicht, daB das Ergebnis ihres Schaffens "Kontemplation"
sei, auch nicht, daB es zur Erkenntnis der,, platonischen Ideen" fiihre, wie Schopenhauer
meinte (was rein intellektualistisch gedacht war), sondern daB sie Sehnsucht weckten, d. h.
eine willenhafte Seite unseres Wesens aus der Dumpfheit eines Allgemeingefiihls nach einer
Richtung hin spannten, hochhielten und in dieser Kraftzeugung tatiges seelisches
Lebenschafften.
Es ist eine weltgeschichtlich bedeutsame Tatsache: so religios der Europaer friiherer Zeiten
war, so lehr auch heute wieder, zwar noch verborgen fiir viele, aber doch vielerorts ein tiefes
religioses suchen vor sich geht, so
[442] Europas Religionssuchen vergiftet
viele Mystiker und fromme Manner das Abendland auch gezeugt hat: absolute religiose
Genies, d. h. vollkommen eigengesetzliche Verkorperungen des Gottlichen in einem
Menschen hat Europa noch nicht besessen. So reich begabt, so gewaltig im Formen und
Uberwinden es war: eine unser wiirdige Religionsform haben wir dadurch bis auf heute nicht
schaffen konnen: weder ein Franz von Assisi noch ein Luther noch ein Goethe noch ein
Dostojewski bedeuten fiir uns Religionsgriinder. Weder ein Jajnavalkya noch ein Zarathustra
noch ein Lao-tse noch ein Buddha noch ein Jesus ist Europa entstiegen.
Europas Religionssuchen wurde durch eine artfremde Form an der Quelle vergiftet, als seine
erste mythologische Epoche ihrem Ende entgegenging. Der abendlandische Mensch konnte
nicht mehr in arteigenen Formen denken, fiihlen, beten. Nach miBlungener gewaltsamer
Abwehr ergriff er den ihm aufgezwungenen Glaubensersatz der Kirche. Ein reicher
Legendenschatz erbliihte auf dem steinigen Boden des jiidisch-romischen Dogmas;
prachtvolle Gestalten durchleuchteten in der Ahnung oder Umformung des wahren Jesus die
syrischen starren AuBerlichkeiten mit ihrer Inbrunst; Helden fanden sich, um fiir diesen
Lehnglauben zu streiten und zu sterben. Trotzdem bedeutet die Tat des reichen
Kaufmannssohnes von Assisi keine Schopfung, keine aristokratische Weltiiberwindung wie
die Tat des Inders, der sich lachelnd in das selbstgeschaufelte Grab legte, sondem eine bloBe
Verneinung. Verzicht auf sein Selbst, das ist das tragische Lied aller europaischen Heiligen,
eine rein verneinende Seite abendlandischen religiosen Lebens, weil der Europaer arteigen
positiv nicht wirken durfte. Dort, wo er es versuchte, wie in der Gestalt des "seligen Meisters"
Eckehart, verschwanden und zerrannen alle kirchlichen Werte, da stieg plotzhch ein erst heute
in seiner ganzen GroBe sichtbares neues Seelengebaude empor, das sich an die Stelle der
fremden Kirche
[443] Kunst als Medium der Weltiiberwindung
setzte - und doch in ihrem Banne wirken muBte. so starb dieser Apostel der Deutschen, ehe er
dem Volk die ihm gemaBe religiose Weltiiberwindung vollbewuBt lehren und in diesem Sinne
leben konnte.
So ging denn Europa hin und unterjochte sich physisch Welt und Weltall. Das seelische
Suchen aber, das nicht religios, sondern nur romisch-jiidisch sein durfte, verlegte das
Schwergewicht vom religiosen auf den kiinstlerischen Willen. Indiens Hymnen des Altertums
sind weniger Kunsterzeugnisse als religios-philosophische Bekenntnisse, Chinas
Gotterbildnisse bleiben bei fratzenhafter Verzerrung der Natur stehen oder erheben sich bis zu
ihrer Stilisierung und Formalisierung, Agyptens Malereien sind zeichnerische Kompositionen,
Griechenland wurde fur uns abstrakte Form. In Europa ganz allein wurde die Kunst ein echtes
Medium der Weltiiberwindung, eine Religion an sich. Die Kreuzigung Griinewalds, ein
gotischer Dom, ein Selbstbildnis Rembrandts, eine Fuge Bachs, die "Eroica", der Chorus
Mysticus sind Gleichnisse einer ganz neuen Seele, einer stetig aktiven Seele, wie sie einzig
Europa geboren hat.
Wagner sehnte sich nach Volksgunst als Symbol. Die Gemeinsamkeit des Urquells der
getrennten Kiinste erscheint ihm als Kiindung einer neuen Epoche. Diese "Religion der
Zukunft" vermogen wir zunachst nicht zu schaffen, "weil wir doch nur Einzelne, Einsame"
sind: "Das Kunstwerk ist die lebendig dargestellte Religion; Religionen aber erfmdet nicht der
Kiinstler, die entstehen nur aus dem Volke*."
Eine Kunst als Religion, das wollte einst Wagner. Er rang neben Lagarde als einziger gegen
die ganze biirgerlich-kapitalisierte Welt der Alberiche und fiihlte
• Das Kunstwerk der Zukunft.
[444] Der Bayreuther Gedanke
neben einer Gabe auch eine Aufgabe im Dienste fiir sein Volk. Er sagte nicht
zusammengebrochen: "Ich verstehe die Welt nicht mehr", sondern er wollte eine andere Welt
erschaffen und ahnte das Morgenrot eines neuen wiedererstehenden Lebens. Ihm standen
entgegen eine gekaufte Weltpresse, ein sattes SpieBbiirgertum, ein ganzes ideenloses Zeitalter.
Und ob viele in unserer Zeit den Formen des Bayreuther Gedankens fremd oder
mitempfindend gegeniiberstehen: fiir das damalige Geschlecht ist dieser Gedanke der echte
Lebensquell inmitten einer sich bestialisierenden Zeit gewesen. In alien Staaten, wo es
Menschen gab, die nicht nur durch Aesthetentum und unschopferischen Protest sich mit dem
Leben auseinandersetzten, fand Bayreuth mitklingende Seelen, und wahrend die einst
bejubelten,, sozialen Dichter" heute nur ein kiimmerliches Dasein fristen, ragt der innere Wert
Bayreuths immer noch lebenspendend in unsere Zeit hinein, iiber sie hinaus in die Zukunft
des kommenden Deutschen Reiches. Ein Gerhart Hauptmann nagte doch bloB an den
morschen Wurzeln des Biirgertums des 19. Jahrhunderts, konstruierte Theaterstiicke nach
Zeitungsmeldungen, "bildete" sich dann, verlieB die ringende soziale Bewegung,
aesthetisierte sich im galizischen Dunstkreis des "Berliner Tageblatts", mimte vor dem
Photographen die Haltung Goethes und lieB sich dann 1918 nach dem Siege der Borse von
ihrer Presse dem deutschen Volk als dessen "groBter Dichter" vorsetzen. Innerlich wertelos,
sind Hauptmann und sein Kreis unfruchtbare Zersetzer einer Zeit, zu der sie selbst innerlich
gehoren. In keinem von ihnen, weder in den Sudermanns noch Wedekinds, erst recht nicht in
dem spateren Schwann (Mann, Kaiser, Werfel, Hasenclever, Stemheim) loderte ein echter
Protest im Herzen, nein: ebenso wie der marxistische Sozialismus politisch versagte, so wurde
die sehnsiichtig auch nach kiinstlerischem Ausdruck ringende Erneuerungsbewegung
[445] Die Internationale der Intellektuellen
durch diese anmaBende "deutsche" und hebraische Literaturgilde verraten, verfalscht. Alle
diese Arbeiter dichter erstarben innerlich vor der Macht des Geldes und seiner Knechte, die sie
angeblich bekampften. sie alle sind geistige Emporkommlinge, die behabig und "human"
werden, sobald sie am Tische der Fiirsten des Goldes mitessen diirfen. Der groBe echte
revolutionare Zug der "Rauber", der "Kabale und Liebe", ja selbst des "Wilhelm Tell" ist
nirgends im 19. Jahrhundert zu spiiren. Die Schopfung der Dime Lulu ist das Hochste, wozu
sich die "Dichter" emporringen konnten. Und um auch das sich hervorwagende Echte und
Ringende zu unterdriicken, schlossen die Geldfiirsten ein Kartell mit den jiidischen
Theaterdirektoren und Pressemenschen Diese lobten alles Freche, Nagende, Gekiinstelte,
Impotente, Verkriippelte hoch und kampften noch weit geschlossener und bewuBter gegen
jede echte Erneuerung der Welt als einst gegen Richard Wagner. Denn sie wuBten: das GroBe
bebeutet den Tod des Kleinen, ein neuer Wert, einmal anerkannt, zerbricht dem Wertlosen das
Genick. In diesem groBten Ringen stehen wir heute mehr denn je. Wir konnen nicht mehr
weltvergessen wie Raabe oder Keller uns abschlieBen vom flutenden Leben und wir wollen es
auch nicht mehr, trotzdem wir wissen, daB eine ganze Internationale an der Spitze eines
Mestizenheeres von "Kiinstlern" dem neuen Wert der erwachenden Rassenseele bis in den
Tod hinein feindlich gegeniiber steht. Oder gerade: deswegen.
Die Barbusse, Sinclair, Unamuno, Ibanez, Maurois, Shaw und ihre Verleger stehen mit den
Manns, Kaisers, Fuldas und deren Zeitungsclique in engster Zusammenarbeite. Sie sorgen fiir
gegenseitiges Lob, Ubersetzung, Auffiihrung. Der eine veroffentlicht Unterredungen mit dem
andern. Die ganze Weltpresse erfahrt drei Monate friiher das groBe Ereignis, daB Thomas
Mann eine Novelle schreibt. Jeder berichtet durch den Mund des anderen dem staunenden
[446] Verfaulende Demokratie
Erdball: was er zu denken geruht, wie er arbeitet: im geschlossenen Raum oder im Freien,
morgens oder abends . . . Dieses schreibende SpieBburgertum von heute verfault jedoch trotz
aller Hymnensanger inmitten der jiidischen Reklame bei lebendigem Leibe: es lallt noch
etwas von Menschheit, Volkerfrieden, Gerechtigkeit und hat doch selbst kein Gramm
blutvollen echten Menschentums zu vergeben; hat Frieden mit den Machten gemacht, die den
Weltkrieg als ihr Geschaft betrachteten, und schreibt in Zeitungen, die das echte Recht des
Volkes auf arteigenen Ausdmck seines Wesens Tag fiir Tag verhohnen. Faul wie die
politische Demokratie selbst sind auch ihre Psalmisten alle, ob sie nun Shaw heiBen und Jahr
fiir Jahr nichts weiter tun, als LeichenfraB betreiben und dabei nicht einmal wissen, ob das
schmackhaft ist oder nicht, oder Heinrich Mann und einem nicht durch s i e Gestiirzten einen
Eselstrittversetzen . . .
Fiir das 19. Jahrhundert gibt es noch einen Milderungsgrund: daB seine Menschen inmitten
einer reiBenden Stromung des erwachenden Industrialismus standen und wie viele andere
auch vom Neuen iiberrumpelt worden waren. sie fiihlten zwar alte Werte wanken, wer wollte
aber den Stab dariiber brechen, wenn sie keinen Sonnenaufgang erblickten, sondern
verendeten? Aber der Beginn des 20. Jahrhunderts zeigte bereits Menschen, die anmaBend
genug waren, als Verkiinder eines neuen Systems aufzutreten. Und heute sehen wir, daB alles,
was sie verkiindeten, aufgeblasener Moder war, an dessen aufstrebende Kraft sie selbst nicht
glauben. Ibsen und Strindberg rangen noch ehrlich bis zum Tode: die heutigen letzten Sanger
der Demokratie und des Marxismus haben weder Glauben an andere, noch tragen sie
Eigenwerte in sich selbst. sie graben jetzt in chinesischer, griechischer, indischer Literatur
nach Gestalten (Klabund, Hoffmannsthal, Hasenclever, Reinhardt), putzen diese auf oder
holen sich Nigger
[447] Die mifileitete Arbeiterbewegung
aus Timbuktu, um ihrem auserwahlten Publikum eine "neue Schonheit", "neuen
Lebensrhythmus" vorzusetzen.
Das ist das Wesen der Geistigkeit von heute, das ist das moderne Drama, das moderne
Theater, die moderne Musik! Ein Leichengeruch geht aus von Paris, Wien, Moskau und New
York. Der "foetor judaicus" vermischt sich mit den Abhub aller Volker. Bastarde sind die
"Helden" der Zeit, die Huren- und Nackttanzrevue unter Niggerregie waren die Kunstform der
Novemberdemokratie. Das Ende, die Seelenpest schien erreicht.
Das Millionenheer der Arbeiter in Schachten und vor der Lohe der Hochofen war geknechtet
und wurde ausgebeutet. Es darbte und litt an alien Schrecken einer neu hereinbrechenden
Maschinenherrschaft. Aber ergeben wollte es sich nicht, sondern kampfen. Kampfen
schlechthin: es suchte nach einer Fiihrergestalt, aber fand keine, und es ist erschiittemd, die
Parallele feststellen zu miissen, daB an der Spitze verruBter, aber kraftvoller Gestalten
(solange es ungefahrlich war) jiidische Rechtsanwalte und von GroBbanken ausgehaltene
Verrater marschierten, wahrend die " Arbeiterdichter" keine einzige Kampfergestalt zu
gebaren vermochten. Der ringenden Arbeiterarmee wurde keine Reckengestalt beschert,
weder im Leben noch in der Kunst. Bebel blieb zeitlebens ein kleiner Feldwebel, und
Hauptmann wuchs iiber die "Weber" und den "Kollegen Crampton" nicht hinaus. In dieser
Tatsache allein liegt bereits der Beweis dafiir, daB der Marxismus keine echte deutsche,
iiberhaupt keine abendlandische Freiheitsbewegung sein kann: denn eine arteigene Bewegung
schafft sich ihre Heldengestalt und ihren organischen Hochstwert. An die Stelle dieser Krafte
aber trat das feige marxistische Fiihrergesindel, das sich von alien kaufen lieB, die Gelb
hatten; an die stelle eines Ganzen trat die Klasse als Talmi-Wert. Der deutsche Arbeiter
vergaB, daB man Volk und Vaterland nicht verneinen darf, sondern erobern muB. Jetzt
[448] Das Schonheitsideal von 1914
hat er unter jiidischer Fiihrung beides auf lange zerstort. Die neue heute erwachende
Arbeiterbewegung - der Nationalsozialismus - wird erweisen miissen, ob sie dem deutschen
Arbeiter und mit ihm dem ganzen Volke nicht nur eine politische Idee, sondern auch ein
Schonheitsideal von Mannerkraft und -willen zu schenken imstande ist, einen seelischen, alles
andere beherrschenden Hochstwert und damit die Voraussetzung fiir eine organische, das
Leben durchflutende und Leben erzeugende Kunst.
In alien Stadten und in alien Dorfern Deutschlands sehen wir hier bereits die Ansatze dazu.
Die Gelichter, die unterm Stahlhelm auf den Kriegerdenkmalern hervorschauen, sie haben fast
iiberall eine mystisch zu nennende Ahnlichkeit. Eine steile durchfurchte Stirn, eine starke
gerade Nase mit kantigem Geriist, ein festgeschlbssener schmaler Mund mit der tiefen spalte
eines angespannten Willens.
Die weitgeoffneten Augen blicken geradeaus vor sich hin. BewuBt in die Feme, in die
Ewigkeit. Diese willenhafte Mannlichkeit des Frontsoldaten unterscheidet sich merklich vom
Schonheitsideal fruherer Zeiten: die i n n e r e Kraft ist noch deutlicher geworden als zur Zeit
der Renaissance und des Barock. Diese neue Schonheit ist aber auch ein arteigenes
Schonheitsbild des deutschen Arbeiters, des heutigen ringenden Deutschen schlechtweg. Um
dieses lebenspendende Gleichnis nicht aufkommen und siegen zu lassen, malen
morphiumsiichtige Bastarde in jiidischen "Arbeiterzeitungen und Zeitschriften verkriippelte
und verzerrte Gesichter, schneiden Holzschnitte, in denen die Idiotic und Epilepsie Wille und
Kampf darstellen sollen, wahrend die Kirchen hilflos noch immer "Kreuzigungen" bestellen,
oder das "Lamm Gottes" bedichten lassen. Es wird nichts mehr helfen: der Verrat von 1918
beginnt sich an den Verratem zu rachen. Aus den Todesschauem der Schlachten, aus Kampf,
Not und Elend ringt sich ein neues Geschlecht empor, das endlich einmal ein arteigenes
[449] Das Vermachtnis des Weltkrieges
Ziel vor Augen sieht, das ein arteigenes alt-neues Schonheitsideal besitzt, das von einem
arteigenen Schopferwillen beseelt ist. sein ist die Zukunft.
Hinter dem aesthetischen Wert erhebt sich also deutlich ein "auBeraesthetischer". Die
Personlichkeit und der Typus, das eine bedingt und steigert das andere. Eine echte
Personlichkeit hat stets einen Hochstwert, j a selbst einem echten Sklaven gibt die
bedingungslose Unterwerfung eine gewisse Lebensform; nur der Mestize und Bastard
schwankt vom Triumpfgeschrei zu haltlosem Gejammer, von widernatiirlicher Erotik zu
Theosophie, von frecher Religionslosigkeit zu briinstiger, damonischer Ekstase.
Inmitten dieses Znsammenbmchs sucht das neue Geschlecht Deutschlands zwar eine neue
Kunst, aber mit der Wissen, daB eine solche nicht friiher geboren wird, als bis ein neuer
edelster Wert, das ganze Leben beherrschend, von uns Besitz ergriffen hat. Es ist kein Zufall,
daB der Weltkrieg seinen Sanger noch nicht gefunden hat. so ergreifend die einzelnen Lieder
auch sein mogen, Volk und Vaterland waren beide plotzlich aufgebrochene Werte, erst
inmitten der schlachten war der deutsche Mythus erwacht. Die ihn am starksten erlebten,
deckt der Rasen oder die flutende Meereswoge. Die anderen gerieten vielfach in den
Schlamm des Znsammenbmchs. Die meisten verloren den Glauben, iiberhaupt fiir irgend
etwas Wertvolles zu kampfen. Heute wird aus dem Einzelnen aber doch noch ein
Allgemeinpersonliches. Die Not der Zeit grabt es jedem Deutschen ins Herz, daB jedes noch
so kleine Opfer im Weltkrieg Hingabe fiir 80 Millionen Menschen bedeutete, daB diese 80
Millionen aber allein schon durch die Gemeinsamkeit der fiir sie gebrachten Opfer fiir immer
zusammengehoren samt ihren Kindern und femsten Nachfahren. Die abstrakte Begeisterung
vor dem Kriege fiirs,, Vaterland" wird heute trotz aller Parlamente und Politiker mythisches
wirkliches Erleben.
[450] Das kommende Epos des Weltkrieges
Dieses Erleben wird und muB sich steigern zu einem selbstverstandlichen
Wirklichkeitsgefiihl. Dieses Gefiihl aber bedeutet, daB sich die Atome des Volkes, die
Einzelseelen, nach und nach gleichgesinnt einzustellen beginnen. Personlichkeiten, die dies
seit Jahren mit all ihrer Kraft fordern, werden dann naturnotwendig an die Spitze gedrangt
werden. Und wie immer sich auch weiter das politische Leben gestalten mag: es hat dann
auch die Geburtsstunde des Dichters des Weltkrieges geschlagen! Er weiB dann mit alien
anderen, daB die zwei Millionen toter deutscher Helden ungeachtet des heutigen
Niederganges die wirklich Lebendigen sind, daB sie ihr Leben lieBen fiir nichts anderes als fiir
die Ehre und Freiheit des deutschen Volkes, daB in dieser Tat die einzige Quelle unserer
seelischen Wiedergeburt liegt, der einzige Wert aber auch, unter den sich alle Deutschen
widerspruchslos beugen konnen. Dieser deutsche Dichter wird dann auch mit starker Hand
das Gewiirm von unseren Theatern verjagen, er wird den Musiker zu einer neuen
Heldenmusik befruchten und dem Bildhauer den MeiBel fiihren. Die Heldendenkmaler und
Gedachtnishaine werden durch ein neues Geschlecht zu Wallfahrtsorten einer neuen Religion
gestaltet werden, wo deutsche Herzen immer wieder neu geformt werden im Sinne eines
neuen Mythus. Dann ist durch die Kunst erneut einmal die Welt iiberwunden worden.
Der Mythus des 20. Jahrhunderts
Alfred Rosenberg
[451] bis [481]
Drittes Buch:
Das kommende Reich
In der ganzen Lebensgeschichte eines Volkes
ist sein heiligster Augenblick, wo es aus seiner
Ohnmacht erwacht ... Ein Volk, das mit Lust und
Liebe die Ewigkeit seines Volkstums auffafit,
kann zu alien Zeiten Sein Wiedergeburtsfest
und seinen Auferstehungstagfeiern.
Friedrich Ludwig Jahn
I. Mythus und Typus
1.
Es wird einmal eine Zeit kommen, in der die Volker ihre groBen Traumer als die groBten
Tatsachenmenschen verehren werden. Jene Traumer, denen ihre Sehnsucht zum Bild und dies
Traumgesicht zum Ziel des Lebens wurde. Zur Idee geformt, wenn sie als Religionsbesessene,
Philosophen, schopferische Erfmder und Staatsmanner iiber diese Erde gingen; zur
plastischen Gestalt, wenn sie zugleich in Worten, Tonen oder Farben dichtende Kiinstler
waren. Der Traum eines Erfmders ist die erste AuBerung einer seelischen Kraft, er stellt alle
inneren Regungen nach einer Richtung ein, steigert in der Qual der Erkenntnis, daB das
innerlich so anschauliche Bild nicht restlos verwirklicht werden kann, alle seelischen und
geistigen Energien und gebiert schlieBlich die schopferische Tat, um die sich eine neue Zeit
als um ihre Achse dreht.
Einst traumte der nordische Geist am Mittellandischen Meer, in Hellas, von der Sonnennahe,
vom Plug des Menschen iiber den Olymp hinweg. Diese Sehnsucht schuf das Drama des
Ikarus. Und starb wie dieser, um doch wieder an anderer stelle das Leben zu durchpulsen.
Sonnen- und Schwertjungfrauen entsandte der traumende Mensch durch die Liifte, erblickte
bei Sturm und Wetter die Walkiiren iiber sich hinwegjagen und versetzte sich dann selbst
hinauf ins unendlich weite Walhall. Die uralte Sehnsucht wurde Bild im Wieland dem
Schmied, starb noch einmal, um in der Stube des Leonardo abermals zu neuem Leben zu
erwachen. Aus dem Bild des Dichters
[454] Der Traum des Menschenfluges
wurde nun sich praktisch umsetzender Wille. Ein starkes Menschentum hatte bereits die Natur
ergriffen und lauschte ihr mit dienendem Herrenblick ihre Gesetze ab. Aber es war noch
immer zu friih. Vierhundert Jahre spater bemachtigten sich die Traumer des Menschenfluges
erneut des sproden Stoffes. Die Materie war dieses Mai bezwungen, zweckmaBig zu
gebandigter Energie geballt, die vorwartstreibende motorische Kraft war gefunden. Und eines
Tages flog glanzend, schnell und lenkbar ein silbernes Luftschiff als Wirklichkeit gewordener
Traum vieler Jahrtausende durch die Liifte. Die Formen der Verwirklichung waren andere, als
die ersten Traumer sie erdacht hatten, die Technik war und blieb zeitlich gebunden, der
seelisch-herrische Auftrieb aber war das Ewige, der unerklarliche zielsetzende und die
Erdenschwere iiberwindende Wille.
Einst traumten die Menschen von einem alles sehenden und alles horenden Wesen sie nannten
es den iiber den Wolken des Olymp das Land iiberschauenden Zeus, oder den zum sehen
bestellten Argus Panoptes. Nur wenige erkiihnten sich, fur den Menschen ahnliches zu
fordern. Diese wenigen Traumer aber forschten dem Wesen des Blitze schlendernden Gottes
nach und priiften die sich geheimnisvoll entladenden Naturkrafte. Und einmal sprachen sie
mit Hilfe dieser Machte, weit getrennt, nur durch einen Draht verbunden, miteinander. Dann
war auch dieser Draht nicht mehr notig. Hohe schlanke Tiirme senden heute geheimnisvolle
Wellen in die ganze Welt hinaus und diese entladen sich Tausende von Kilometern entfernt
als Gesang oder Musik. Wieder wurde ein verwegener Traum Leben und Wirklichkeit.
Inmitten einer Wiiste traumten einst Krieger und Eroberer von einem Paradiese. Dieser Traum
Weniger setzte sich urn in die Arbeit von Millionen. Von einem Strom zum andem zog durch
Graben rieselndes Wasser
[455] Schopfung und Zerstorung des "Paradieses"
kreuz und quer, aber in wohliiberlegten Linien durch die trockene Wiiste. Und wie von
magischen Kraften getrieben, ergriinte der gelbe Sand und rauschten Ahrenfelder trachtig mit
schwerer Frucht. Dorfer, Stadte anstanden, Kunst, Wissenschaft bliihten, bis iiber dieses, von
einer traumenden Menschenrasse hervorgezauberte "Paradies" traumlose Erobererheere alles
vernichtend hinwegzogen. Sie zehrten noch von den Friichten des Landes, aber verstanden es
nicht, lebendig zu traumen. Die Kanale versandeten, das Wasser staute sich, lief zuriick in das
urspriingliche FluBbett und von dort stromte es in den gestaltlosen indischen Ozean. Die
Walder verkriippelten, die Weizenfelder verschwanden, an die Stelle des Grases trat wieder
miirbes Gestein und fliehender Sand. Die Menschen verkiimmerten, oder zogen weiter, die
Stadte versanken, der Staub zog iiber sie hin. Bis Taufende von Jahren spater nordische
Traumer die versteinerte Kultur aus Schutt und Asche gruben. Heute steht das ganze Bild des
ehemaligen Paradieses vor unseren Augen, ein ausgetraumter Traum, der Leben und
Schonheit und Kraft zeugte, solange eine Rasse wirkte, die immer wieder traumen konnte.
sobald aber die Rassen traumloser Praktiker die Verwirklichung des Traumes iibernahmen,
sank mit dem Traum auch die Wirklichkeit dahin.
So wie im Zweistromland von Fruchtbarkeit und Macht, so traumte ein groBes Geschlecht in
Hellas von Schonheit und vom lebenzeugenden Eros; so traumte in Indien und am Nil der
Mensch von Zucht und Heiligkeit; so traumte der germanische Mensch vom Paradies der Ehre
und der Pflicht.
Es gibt neben den die fruchtbare Wirklichkeit erzwingenden Traumen und den traumlosen
Zerstorern auch vemichtende Traume. sie sind ebenso wirklich und oft ebenso stark wie die
schopferischen. Man erzahlt sich noch heute von den kleinen dunklen Volkem in Indien,
deren stechender
[456] Vom Weltmachttraum des Judentums
Blick Schlangen und Vogel bannt und sie in die Netze der Jager zwingt; man kennt den bosen
aber Ungeheuer starken Traum des Ignatius, dessen seelenvernichtender Hauch noch heute
iiber unserer ganzen Gesittung lagert. Und man kennt auch den Traum des Schwarzalben
Alberich, welcher der Liebe fluchte um der Weltherrschaft willen. Am Zionsberge wurde
dieser Traum durch Jahrhunderte gepflegt, der Traum von Gold, von der Kraft der Liige und
des Hasses. Dieser Traum trieb die Juden um die ganze Welt. Ruhelos, traumstark, deshalb
auch wirklichkeitschaffend, zerstorende Wirklichkeit, lebt und webt der Trager boser
Traumgesichte noch heute unter uns. sein Traum, vor dreitausend Jahren zum erstenmal mit
aller Macht erlebt, war nach vielen Fehlschlagen nahezu Wirklichkeit geworden: Gold- und
Weltherrschaft. Der Liebe, der Schonheit, der Ehre entsagend, nur den Traum des lieblosen,
haBlichen, ehrlosen Herrchens traumend, erschien der Jude bis 1933 starker als wir: well wir
aufgehort hatten, u n s e r e n Traum zu verwirklichen, ja sogar unbeholfen versuchten, des
Juden Traum zu erleben. Und das hat auch den deutschen Zusammenbruch herbeigefiihrt.
Das GroBte und Begliickendste aber inmitten des heutigen Chaos ist ein mythisches, zart-
starkes Erwachen, ist die Tatsache, daB wir wieder begonnen haben, unsere ureigenen Traume
zu traumen. Nicht mit gewollter Absicht, vielmehr urspriinglich, an vielen Orten zugleich und
in gleicher Richtung. Es ist wieder der alt-neue Traum von Meister Eckehart, Friedrich und
Lagarde...
Einst zogen nordische Wikinger in die Welt, sie rauberten zwar wie alle anderen Krieger, aber
sie traumten von Ehre und Staat, vom Herrschen und schaffen. Und iiberall, wohin sie kamen,
entstanden Gebilde eigenartiger Kultur: in Kiew, in Palermo, in der Bretagne, in England. Wo
art- und traumfremdes Wesen aufkam.
[457] Paul de Lagarde
zersprangen die getraumten Wirklichkeiten; wo artahnliche Traumer lebten, wurde eine neue
Gesittung geboren.
Der Traum von einem heilig-ehrvollen Reich fiihrte den altdeutschen Kaisern das Schwert,
aber auch den Rittern, die sich gegen sie emporten. Nach dem fernen Rom, nach dem
endlosen Morgenlande trug sie dieser Traum. Das Blut versickerte zwischen den Ruinen
Italiens, am "Heiligen Grabe", ohne als erlebte Wirklichkeit auferstehen zu konnen. Bis auf
markischem Sande der alte Traum wieder lebendig wurde. Aber auch er sank noch einmal
dahin und schien verloren und vergessen. Und heute haben wir endlich wieder zu traumen
begonnen.
Ein Seher hatte mitten im schwelgen iiber das zweite Kaiserreich den germanischen nordisch-
abendlandischen Traum niedergelegt und fast allein arteigene Ziele aufgestellt. Er schrieb in
seinen "Deutschen Schriften" und verstreut in seinen anderen groBen Werken: "Es hat noch
nie einen deutschen Staat gegeben." "Der (heutige) Staat ist eine Kaste, das politische Leben
ein Possenspiel, die offentliche Meinung eine feige Dime." "DaB das Deutsche Reich nicht
lebensfahig ist, liegt jetzt vor aller Augen." "Wir leben mitten im Biirgerkriege, der nur
vorlaufig ohne Pulver und Blei, aber dafiir mit der groBten Gemeinheit durch Schweigen und
Verleumden seinen Verlauf nimmt." "Wir kranken an der Notwendigkeit, 1878 das tun zu
miissen, was wir 878 hatten tun sollen." "Der Unsterblichkeitsglaube wird fiir uns mehr und
mehr Bedingung, unter der allein wir das Leben in dem aus Lehm und Eisen
zusammengesetzten jiidisch-deutschen Reiche aushalten konnen." "Der Religionsbegriff des
Christentums ist falsch. Religion ist personliche Beziehung zu Gott. Sie ist unbedingte
Gegenwart."
"Paulus hat das Alte Testament in die Kirche gebracht, an dessen EinfluB das Evangelium,
soweit dies moglich, zugmnde gegangen ist." "DaBjeder Nation eine nationale Religion
notwendig ist,
[458] "Rationen Gedanken Gottes"
ergibt sich aus folgenden Erwagungen: Nationen entstehen nicht durch physische Zeugung,
sondern durch historische Ereignisse, aber unterliegen dem Walten der Vorsehung. Damm
sind die Nationen gottlicher Einsetzung, sie werden geschaffen." "Immer von neuem die
Mission seiner Nation erkennen, heiBt, sie in den Brunnen tauchen, der ewige Jugend gibt:
immer dieser Mission dienen, heiBt hohere Zwecke erwerben und mit ihnen hoheres Leben."
"Weltreligion im Singular und nationale Religionen im Plural, das sind die Programmpunkte
der beiden Gegner." "Nationen sind Gedanken Gottes!" "Katholizismus, Protestantismus,
Judentum, Naturalismus miissen vor einer neuen Weltanschauung das Feld raumen, so daB
ihrer nicht mehr gedacht werde, wie der Nachtlampen nicht mehr gedacht wird, wenn die
Morgensonne iiber die Berge scheint - oder aber die Einheit Deutschlands wird von Tag zu
Tag fraglicher." "Es gibt fiir den Menschen nur eine Schuld, die, nicht er selbst zu sein." "Die
groBe Zukunft, die ich verkiinde und fordere, liegt noch weit vor uns..."
Es ist solange nicht her, daB dieser groBe deutsche Traumer von uns ging: Paul de Lagarde
starb am 22. Dezember 1891. Er war nach Meister Eckehart vielleicht der erste, der den
deutschen ewigen Traum ausgesprochen hat ohne jene Bindungen, die den groBen Lehrer
friiher noch fesselten. Was deutsche Ritter vor Jahrtausenden bewegte, vorwarts trieb zu
Hohen, aber auch in Irrtum und schuld, das wurde hier erstmals hellstes BewuBtsein: heute
beginnt das deutsche Volk Eckeharts und Lagardes Traume wieder zu traumen. Noch haben
viele nicht den Mut zu diesem Traum; noch hemmen f r e m d e Traumgesichte vielfach ihr
seelisches Wirken, deshalb sei hier der bescheiden-anmaBende Versuch unternommen, das,
was in den zwei vorhergehenden Biichem als unser Wesen mehr zergliedernd dargestellt
wurde, hier
[459] Was ist ein Mythus?
im Kontrast, als traumhaft-wirkliche Zielsetzung niederzulegen. Als Bild, soweit dieses von
den ewigen nordisch-germanischen Ideen durchflutet ist, nicht in technischen Einzelheiten.
Und wo diese gezeichnet werden miissen, so doch mit dem wachen BewuBtsein, daB sie auch
ganz anders aussehen konnen, wenn neue Mittel der Herrschaft iiber die Erde gefunden sein
werden. Der Ikarusflug unterschied sich vom Bau des Zeppelin nahezu in allem; der Wille
jedoch, der dem streben die Richtung gab, war ein ahnlicher. Und ein bestimmter Wille,
begriindet auf eine klare Rangordnung der Werte, gepaart mit organischer Anschauungskraft,
wird sich auch einst iiber alle Hindernisse hinweg seine Verwirklichung auf alien Gebieten
erzwingen.
Die Werte des Charakters, die Linien des Geisteslebens, die Farbigkeiten der Symbole laufen
nebeneinander her, verschlingen sich und ergeben doch einen Menschen. Aber nur dann in
ganzer blutvoller Fiille, wenn sie selbst Folgen, Geburten aus einem Zentrum sind, das
jenseits des nur erfahrungsmaBig (empirisch) Erforschbaren liegt. Diese nicht faBbare
Zusammenfassung aller Richtungen des Ich, des Volkes, iiberhaupt einer Gemeinschaft,
macht seinen Mythus aus. Die Gotterwelt Homers war solch ein Mythus, der Griechenland
auch noch weiter schiitzte und erhielt, als fremde Menschen und Werte sich des Hellenentums
zu bemachtigen begannen. Der Mythus von der Schonheit des Apoll und der Kraft des Zeus,
von der Schicksalsnotwendigkeit im Kosmos und des ihr geheimnisvoll verbundenen
Menschenwesens war griechisches Wirken iiber Jahrtausende hinweg, wenn auch erst bei
Homer zur typenziichtenden Kraft gesammelt.
Eine solch' ungeheure Kraft entfaltet aber nicht nur ein schopferisches Traum-Gesicht,
sondem auch vom schmarotzerhaften
[460] Der menschliche Schmarotzer
Weltherrschaft-Traum der Juden ist eine ungeheure - wenn auch zerstorende - Kraft
ausgegangen. Er hat durch bald drei Jahrtausende schwarze Magier der Politik und der
Wirtschaft vorwartsgetragen, unersattlich stieg oft der Strom dieser triebhaften Machte des
Goldes an, der "Liebe entsagend" wirkten die Kinder Jakobs an den goldenen Netzen zur
Fesselung groBmiitig, duldsam denkender oder schwach gewordener Volker. Im
Mephistopheles wurde diese Kraft unnachahmlich gezeichnete Gestalt, sie weist aber das
gleiche innere Baugesetz auf wie die Herren der heutigen Getreide- und Brillantenborsen, der
"Weltpresse" und Volkerbundsdiplomatie. Wenn irgendwo die Kraft eines nordischen
Geistesfluges zu erlahmen beginnt, so saugt sich das erdenschwere Wesen Ahasvers an die
erlahmenden Muskeln; wo irgendeine Wunde aufgerissen wird am Korper einer Nation, stets
friBt sich der jiidische Damon in die kranke stelle ein und nutzt als Schmarotzer die
schwachen Stunden der GroBen dieser Welt. Nicht als Held sich Herrschaft erkampfen ist sein
Sinnen, sondern sich die Welt "zinsbar" zu machen, leitet den traumhaft starken Parasiten.
Nicht streiten, sondern erschleichen; nicht Werten dienen, sondem Ent-Wertung ausnutzen,
lautet sein Gesetz, nach dem er angetreten und dem er nie entgehen kann - solange er besteht.
In dieser groBen, vielleicht endgiiltigen Auseinandersetzung zwischen zwei weltfernen Seelen
stehen wir heute. Und diese Auseinandersetzung des deutschen Genius mit dem jiidischen
Damon hat ein Halbjude (Schmitz) ungewollt in seinem Wesen gekennzeichnet*. Er schreibt:
"Der bose Damon der Juden ist das... Pharisaertum. Wohl ist es der Trager der
Messiashoffnung, zugleich aber auch der Wachter dariiber, daB ja kein Messias aufkomme...
Das ist die spezifische, hochst gefahrliche Form der jiidischen
* Oskar Schmitz in "Der Jude", 1926, Sonderheft.
[461] Ein jiidisches Selbstbekenntnis
Weltverneinung ... Der Pharisaer verneint die Welt aktiv, er sorgt dafur, daB moglichst nichts
Gestalt annehme, und dabei treibt ihn ein damonischer Affekt. Diese scheinbare Verneinung
ist also eigentlich eine ganz besonders heftige Art der Weltbejahung, aber mit negativem
Vorzeichen. Der Buddhist ware gliicklich, wenn um ihn die Welt einschliefe, der Pharisaer
ware erledigt, wenn nicht um ihn immer wieder Leben Gestalt annehmen wollte, denn dann
hatte seine vemeinende Lebensfunktion keine Betatigung mehr." "Sie (die Verneiner) sind der
Geist der stets verneint und verbergen unter ekstatischer Bejahung eines utopischen Seins, das
nie werden kann, die Ankunft des Messias. Sie miiBten sich wie Judas erhangen, wenn er
wirklich kame, da sie des Jasagens vollig unfahig sind."
Will man ganz in der Tiefe dieses Bekenntnisses und ahnlicher manchmal plotzlich
auftretender Auslassungen forschen, so zeigt sich iiberall ein Ergebnis: Schmarotzertum.
Dieser Begriff soil hierbei zunachst gar nicht als sittliche Wertung, sondern als
Kennzeichnung einer lebensgesetzlichen (biologischen) Tatsache aufgefaBt werden, genau so,
wie wir im Pflanzen- und Tierleben von parasitaren Erscheinungen sprechen. Wenn der
Sackkrebs sich durch den After des Taschenkrebses einbohrt, nach und nach in ihn
hineinwachst, ihm die letzte Lebenskraft aussaugt, so ist das der gleiche Vorgang, als wenn
der Jude durch offene Volkswunden in die Gesellschaft eindringt, von ihrer Rassen- und
Schopferkraft zehrt - bis zu ihrem Untergang. Dieses Zerstoren ist gerade jene "aktive
Weltverneinung", von der Schmitz spricht, jene "Sorge" dariiber, daB "nichts Gestalt
annehme", well der "Pharisaer", wir sagen Schmarotzer, eben selbst keinen inneren
Eigenwuchs, keine organische Seelengestalt und deshalb auch keine Rassengestalt besitzt.
Auf diesen auBerordentlich wichtigen Punkt hat bisher nur ein Forscher hingewiesen*,
"^ Arno Schickedanz: "Sozialparasitismus im Volkerleben".
[462] Die Gegenrasse
der nach strengwissenschaftlichem Nachweis iiber die wirkenden Lebensgesetze beim
jiidischen Parasiten auch hier die richtige Erklarung dafiir findet, daB die auBere
Vielformigkeit des Judentums keinen Widerspruch zu seiner inneren Einheit bildet, sondern -
so merkwiirdig das klingen mag - seine Bedingung. Schickedanz pragt hierbei den sehr
treffenden Begriff einer jiidischen Gegenrasse, indem namlich die parasitare
Lebensbetatigung ebenfalls eine gewisse Blutauslese zeitigt, nur in ihrer stets gleich
bleibenden AuBerung das Gegenteil von der Aufbauarbeit etwa der nordischen Rasse. Und
umgekehrt, wo auf der Welt sich auch Schmarotzerkeime bildeten, stets haben diese sich zum
Judentum hingezogen gefiihlt, ganz wie damals, als der Abschaum Agyptens mit den
Hebraern das Land der Pharaonen verlieB.
Es entspricht dieser schmarotzerhaften Umwertung des schopferischen Lebens, daB auch der
Parasit seinen "Mythus" hat; im Falle des Judentums ahnlich Kaiser-Illusionen eines
Wahnsinnigen, den Mythus der Auserwahltheit. Es klingt wie ein Hohn, ein Gott habe sich
diese Gegennation, deren Beschreibung Wilhelm Busch und Schopenhauer bereits
erschopfend geliefert haben, zu seinem Liebling auserwahlt. Da aber das Gottesbild von
Menschen geformt ist, so ist es allerdings begreiflich, daB dieser "Gott" sich dieses "Volk"
ausgesucht hat unter alien anderen. Wobei es fiir die Juden nur gut war, daB ihre bildnerische
Unfahigkeit sie daran hinderte, diesen "Gott" auch korperlich darzustellen. Das sonst
hervorgerufene Grausen bei alien Europaem hatte dann sicher die Ubernahme des Jahwe und
seine Veredelung durch Dichter und Maler von vomeherein verhindert.
Mit diesen Worten ist das Wichtigste iiber das Judentum gesagt. Aus dem Damon des ewigen
Verneinens entspringt das ununterbrochene Nagen an alien AuBerungen der nordischen Seele,
jene innere Unmoglichkeit,
[463] Von Joseph bis Rathenau
ja zu sagen zu den Schopfungen Europas, jene immerwahrende Bekampfung einer echten
Kulturgestalt im Dienste des gestaltenlosen Anarchismus, der durch wesenlose
"Prophezeiungen" nur notdiirftig verhiillt wird.
Das jiidische Schmarotzertum als eine zusammengeballte GroBe leitet sich also her vom
jiidischen Mythus, der vom Gott Jahwe den Gerechten zugesagten Weltherrschaft. Die
Rassenzucht Esras, der Talmud der Rabbiner haben eine Gesinnungs- und Blutsgemeinschaft
von unglaublicher Zaheit geschaffen. Der Charakter der Juden in ihrer zwischenhandlerischen
Tatigkeit und Zersetzung fremder Typen ist sich stets gleich geblieben, von Joseph in
Agypten bis Rothschild und Rathenau, von Philo iiber David ben Selomo bis Heine. Ziichtend
wirkte bis 1800 in erster Linie der skrupellose Moralkodex; ohne Talmud und Schulchan
Aruch ist das Judentum als Gesamtheit nicht denkbar. Nach einer kurzen Epoche, da auch die
Juden "emanzipiert" erscheinen, ist am Ende des 19. Jahrhunderts die gegenrassische Idee als
vorberechtigt in den Vordergrund getreten und hat in der zionistischen Bewegung ihre
Pragung erfahren. Die Zionisten bekennen sich zum Orient und verwahren sich heute
energisch dagegen, etwa als Pioniere Europas nach Palastina zu gehen. Ein fiihrender
Schriftsteller sprach sogar offen aus, die Zionisten wiirden "in den Reihen der erwachenden
asiatischen Volker mitkampfen". Aus dem Feuer aller Dornbiische und aus den Nachten der
Einsamkeit tone ihnen nur ein Ruf entgegen: Asien Zionismus sei nur ein Teilgedanke des
Parasitismus*. Zu gleicher Zeit geht eine seelische und politische Verbindung zur Idee des
roten Bolschewismus hiniiber. Der Zionist Holitscher erlebte in Moskau die innere Parallele
zwischen Moskau und Zion und der Zionist F. Kohn erklart, von den Erzvatern fiihre eine
* E. Hoflich: "Die P forte des Ostens".
[464] Der alljiidische Zionismus
einzige Linie bis zu Karl Marx, Rosa Luxemburg und zu alien jiidischen Bolschewisten, die
der,, Sache der Freiheit" gedient hatten.
Dieser Zionismus gibt vor, einen "Judenstaat" griinden zu wollen; in einigen Fiihrem mag
vielleicht auch ganz ehrlich der Wunsch eines Unerlosten lebendig geworden sein, auf eigener
Scholle eine Lebenspyramide der "jiidischen Nation" zu erbauen, also ein senkrechtes
Gebilde, im Unterschied und Gegensatz zum waagerecht Geschichteten des bisherigen
Daseins. Das ist, von urjiidischer Seite aus betrachtet, eine fremde Ansteckung durch das
Nationalgefiihl und die Staatsauffassung der Volker Europas. Ein Versuch, wirklich eine
organische Gemeinschaft jiidischer Bauern, Arbeiter, Handwerker, Techniker, Philosophen,
Krieger und Staatsmanner zu bilden, widerspricht alien Instinkten der Gegenrasse und ist von
vomeherein zum Znsammenbruch verurteilt, wenn die Juden wirklich unter sich gelassen
werden wiirden. Die Orthodoxen vertreten also durchaus das wirklich jiidische Wesen, wenn
sie diese Seite des Zionismus als Nachahmung der Lebensauffassungen des Abendlandes
scharf ablehnen und eine "Weltmission" in Anspruch nehmen, den Versuch, aus "Israel" eine
Nation wie eine andere zu machen, bewuBt als einen "Niedergang" bekampfen. Diese
folgerichtige Haltung hat viele Zionisten zur "Einsicht" gebracht und die eigene Bewegung
wird denn auch heute bereits mit ganz anderen Augen betrachtet, als in der ersten Zeit der
Entstehung, da Theodor Herzl sie als Protest gegen die doch iiberall gefiihlte Ablehnung des
Juden seitens der Europaer hervorrief. Auf dem ZionistenkongreB im August 1929 in Zurich
begriindete ein fiihrender Kopf, Martin Buber, die verschiedenen Ansichten:
Es gebe drei Grundanschauungen von der jiidischen Nation: eine, die besage, Israel sei
weniger als eine Nation. Eine zweite, die Israel an die Seite der modernen
[465] "Welthoffnung der Auserwahltheit"
Nation Stelle. Und schlieBlich eine dritte, die auch die Ansicht Rubers sei, die Israel iiber den
Nationen zeige.
Dazu bemerkte das Frankfurter Zentralblatt der Orthodoxie, "Der Israelit"*: "Das ist es ja,
was wir seit Jahr und Tag sagen und womit wir unsere ablehnende Stellung zum modernen
Zionismus begriinden, daB er nicht Israel iiber die Nationen stellt, sondern "Der Israelit" lehrt.
Ware die zionistische Ideologic von dem Gedanken der Auserwahlten Israels, mit
prophetischer Mission fiihrend an der spitze der Volker zu marschieren, befruchtet, wiirde
Buber, der erfolgreiche Vermittler des biblischen Wortes und Gedankens, die iibernationale
Aufgabe Israels so verstehen, wie er sie von den Propheten gelernt haben miiBte, und riickten
dann diese Worte, so verstanden, als Programmpunkte ins Zentrum des zionistischen Denkens
und Geschehens, wir hatten kaum noch einen Grund, im Zionismus eine gegensatzliche
Auffassung der jiidischen Nation, ihrer Welthoffnung und Weltaufgabe zu sehen und zu
bekampfen."
Diese "Welthoffnung" der "Auserwahltheit" muB aber darin bestehen, an alle Nationen
angesaugt zu leben und Jerusalem nur als ein zeitweiliges Beratungszentrum auszugestalten,
von dem aus die jahrtausendalten Instinkte durch ausgebaute Vernunftplane gestarkt werden
konnten. somit ware dann der Zionismus keine staatspolitische Bewegung, wie
unverbesserliche europaische Schwarmer vermuten, sondern eine wesentliche Starkung
gerade der horizontalen Schmarotzerschicht des geistigen und stofflichen Zwischenhandels.
Die Begeisterung des Zionisten Holitscher fur das Moskauer Rassenchaos ist deshalb ebenso
bezeichnend, wie die Untersuchungen des Zionisten Buber, der Proasiatismus des Zionisten
Hoflich, die
* Nr. 33 vom 15. August 1919.
[466] Der romische Mythus
Einheitserfassung des Vater Jakob mit Rosa Luxemburg durch den Zionisten Fritz Kohn.
Der alte Mythus der Auserwahltheit ziichtet eine neue Typik des Schmarotzers heran mit
Hilfe der Technik unserer Zeit und der Allerweltszivilisation einer seelenlos gewordenen
Welt*.
Die Macht der romischen Kirche ruht auf dem Glauben der Katholiken an die Stellvertretung
Gottes durch den Papst. Diesen Mythus durchzusetzen und zu erhalten dienten und dienen s a
m 1 1 i c h e Handlungen und Lehrsatze des Vatikans und seiner Diener. Der Mythus der
Stellvertreterschaft Gottes konnte keine Rasse oder Nation als einen Hochstwert anerkennen,
sondern nur die GroBe der Liebe und Demut der Anhangerschaft dem Gott stellvertretenden
Papst gegeniiber, Fiir diese Unterwerfung wurde die ewige Seligkeit versprochen. Im Wesen
des romischen (syrisch-jiidisch-alpinen) Mythus liegt also die Vemeinung der Personlichkeit
als der eigenartigsten Hochzuchtform einer Rasse, damit aber auch die
Minderwertigkeitserktarung des Volkstums schlechtweg. Rasse, Volk, Personlichkeit sind
Mittel, die dem Stellvertreter Gottes und seiner Weltmacht zu dienen haben. Rom kennt
deshalb notwendigerweise auch keine organische Raumpolitik, sondern nur ein Zentrum und
die Diaspora als Gemeinde der Glaubigen. Richtschnur fiir den der Pflicht seinem Mythus
gegeniiber bewuBten Papst kann deshalb nur sein, wechselseitig die Diaspora durch das
Zentrum zu starken, das Ansehen des Zentrums durch Erfolge in der Diaspora zu heben.
* Es ist hier nicht der Ort, die Judenfrage erschopfend zu behandeln. Ich verweise aufmeine
Schriften: "Die Spur des Judenim Wandel der Zeiten", "Unmoral im Talmud", "Der
staatsfeindliche Zionismus", "Die internationale Hochfinanz".
[467] Weltstaat glaubiger Seelen
Als Weltstaat der glaubigen Seelen ist Rom ohne Staatsgebiet, bzw. fordert es dies nur als
Symbol auch fiir das "Recht" auf irdische Herrschaft. Es ist also auch hier befreit von alien
mit Raum und Blut und Boden verwachsenen Willensregungen. Wie der echte Jude nur die
"Reinen" und "Unreinen", der Mohammedaner nur den Glaubigen und den Unglaubigen sieht,
so Rom nur den Katholiken (den es gleich Christen setzt) und den Nichtkatholiken
("Heiden"). Der Vatikan hat also im Dienst seines Mythus sowohl die Religions- wie die
nationalen und Klassenkampfe, dynastische und wirtschaftliche Streitigkeiten nur vom
Gesichtspunkt zu beurteilen, ob die Vemichtung einer nichtkatholischen Religion, Nation,
Klasse nsw. der Gesamtzahl der Katholiken - gleich ob weiB, ob schwarz, ob gelb - einen
Zuwachs an Macht verspricht. In diesem Fall hat es die Glaubigen mit Kampfeswillen zu
erfiillen. Die Werkzeuge Roms haben zeitweise die Idee des absoluten Konigtums vertreten,
als dies fiir zweckmaBig gehalten wurde oder als der Druck der Welt ein Nachgeben
erforderte, um ebenso unbekiimmert nach Anderung in der Weltstimmung im 18. Jahrhundert
die Idee der Volkssouveranitat zu verkiinden. sie waren fiir Thron und Altar, aber auch fiir
Republik und Borse, als diese Haltung Machtzuwachs versprach. sie waren chauvinistisch bis
zur letzten Moglichkeit, oder predigten den Pazifismus als echtes Christentum, wenn das
betreffende Volk oder die betreffende Klasse zermiirbt, zerrieben werden sollte.
Dabei ist es gar nicht notwendig, daB die Werkzeuge des Vatikans - Nuntien, Kardinale,
Bischofe usw. - bewuBte Liigner und Betriiger waren, sie konnen, im Gegenteil, personlich
tadellose Menschen gewesen sein, aber der Vatikan sorgte nach klarer Einschatzung der in
Betracht kommenden Personlichkeiten dafiir, daB z. B. nach Paris ein Nuntius kam, der ohne
Hemmungen im Verein mit dem "Institut catholique" erklaren konnte, wider
[468] Christentum - ein Mittel zum Zweck
Frankreich streiten, heiBe wider Gott kampfen, er sorgte fiir die Erhohung des
leidenschaftlichen Belgiers Mercier, der seine katholischen Volksgenossen zum Widerstand
gegen die protestantischen preuBischen "Barbaren" aufpeitschte, aber auch dafiir, daB auf
hohe Posten in Deutschland hingegen Pazifisten gesetzt wurden. so kommt es auch, daB Z. B.
der eine Jesuit im Namen des Christentums HaB und wieder HaB predigt, der Angehorige des
gleichen Ordens in einem anderen Lande aber den HaB als unchristlich verwirft und Demut
und Unterwerfung fordert.
Soviel Falschheit im einzelnen auch unterlaufen mag, auf den romischen Mythus als Achse
alles Geschehens bezogen, ist das romische Handeln nur folgerichtig und sentimentalem
Moralisieren enthoben ... Denn "das Christentum" gibt es ebensowenig, wie es "die
Wirtschaft", "die Politik" als MaBstab an sich gibt. Das eine wie das andere ist ein Mittel, um
bestimmt eingestellte Seel en an den Mythus der Stellvertretung Gottes auf Erben zu binden.
Wie die zeitweiligen Losungen zu lauten haben, ist eine Frage der ZweckmaBigkeit, der
zentrale Mythus bestimmt alles iibrige. Sein restloser Sieg wiirde bedeuten, daB eine
Priesterkaste iiber einen Milliardenhaufen von Menschen herrscht, der rasselos, willenlos, als
kommunistisch gegliedertes Gemeinwesen sein Dasein als Geschenk Gottes, vermittelt durch
den allmachtigen Medizinmann, betrachtet. so etwa, wie es einst die Jesuiten in Paraguay
durchzufiihren versucht hatten.
Diesem rasse- und personlichkeitslosen System* dienen heute noch Millionen, ohne es zu
wissen und zu begreifen, well sie alle auch national-, raum- oder klassenpolitisch gebunden
sind und eine stellenweis vorhandene Forderung ihrer Eigeninteressen als echtes Wohlwollen
seitens des
* Wie die Wahrheit manchmal sogar ungewollt grofiromischen Parteigdngern entschliipft,
zeigt nachstehende hochinteressante Auslassung des Herausgebers der streng kirchlichen
"Schoneren Zukunft", Dr. Josef Eberle in Wien. Anldfilich des Zwistes zwischen der
mexikanischen Regierung und der romischen Kirche 1926 schrieb Eberle in Nr. 46 vom 2.
August 1926 genannter Zeitschrift: "KirchenstUrme sindinMexiko nichts Neues, sind seit
etwa hundert Jahren, seit AbschUttelung der spanischen Herrschaft und eines starken
autoritativen Regimes immer wieder an der Tagesordnung. Es liegen in den
Bevolkerungsverhdltnissen selber gewisse Voraussetzungenftir religios-kulturelle Wirren.
Gratia supponit naturam = die Pflege des iibernaturlichen Lebens setzt voraus geordnete
nattirliche Verhdltnisse. Diefehlen in einem Lande, das einen Bevolkerungsmischmasch - 19
Prozent Weifie, 38 Prozent Indianer, 43 Prozent Mischlinge - und das stdndige Ringen dieser
schichten miteinander Zeigt.
Diese Rassenmischung ist wohl eine Mitursache dafiir, dafi in Mexiko wie auch in gewissen
anderen amerikanischen Stidstaaten das Christentum, der KathoUzismus, im
Durchschnittsvolkstypus nichtjene Hochstufe wie anderswo erreicht, weshalb diese
amerikanischen Stidstaaten ja vielfach auf die Pastoration durch Auslandsklerus angewiesen
sind. "
Diese Worte eines Menschen, der die Idee eines Nationalstaates seit Jahren als antichristlich
bekdmpft, stellen einen Angriff auf die romische Weltanschauung dar, wie er schdrfer nicht
denkbar ist: denn durch dieses Bekenntnis eines fanatischen kirchlich-katholischen
Parteigdngers wird deutlich, dafi nicht der romische Glaube die geistige und sittliche Hohe
eines Voltes bestimmt, sondern dafi erst der rassisch hochwertige Mensch aus diesem
romischen Glauben etwas Wertvolles erschafft. Die rassenzerfetzende romische Kirche
braucht also, wo sie gestalten will, immer noch starke rassische Krdfte, wdhrend sie selbst die
Rassen und Volker durch ihr Dogma zu vernichten bestrebt ist. Zur gleichen Zeitfast, als Dr.
Eberle ungewollt oben angeftihrtes Bekenntnis zum Rassegedanken nieder schrieb, fund in
Chicago der grofie Euchatistische Kongrefi statt, an dem "Katholiken" aller Rassen
teilnahmen. Den Niggern gehort in Chicago z. B. eine grofie Kathedrale und ein schwarzer
Bischof Zelebrierte dort die heihge Messe! Das bedeutet Ziichtung jener
Bastarderscheinungen, die in Mexiko, in Siidamerika, in Siiditahen zu beobachten sind, fUr
alle Erbteile. Hier gehen Rom undJudentum Arm in Arm.
[469] Priestertypus dient dem Medizinmannmythus
Vatikans betrachten, was darzustellen die Nuntien an dem betreffenden Ort berufen und
beauftragt sind.
DaB diese romische Politik durch andere Krafte durchkreuzt wird, ihnen oft auch auBerlich
nachgeben muB, wenn ein anderer Hochstwert als die Liebe zu Rom in den Seelen
emporwachst, andert am Wesen und Willen des Vatikans nichts, solange der Mythus von der
Stellvertretung Gottes und damit der Machtanspruch iiber alle Seelen besteht. Erst diese
zentrale Erkenntnis macht die Jesuiten-, Kardinals- und Pralatenpolitik der Jahrhunderte
verstandlich: der Priestertypus diente dem Medizinmann-Mythus in Kirche, Kunst, Politik,
Wissenschaft und Erziehung.
Das Ungliick, welches heute iiber die Welt gekommen
[470] Pius IX. gegen Deutschland
ist, hat viele auch aufrechte Menschen gebrochen. AuBerlich und innerlich zu Boden
gezwungen, suchen Millionen Halt an unbeweglich geblichenen Typen. Diese Zerrissenheit
der Seelen hat sich der romische Mythus zunutze gemacht; so kommt es, daB die einst dank
der germanischen Kraft der romischen Zucht entschliipften vorarischen Schichten nun wieder
zum alien Glauben hinneigen und selbst in die predigt von der Berechtigung der
Weltherrschaft des Zauberers von Rom iiber unser Volk mit einstimmen.
Derselbe Papst, dem Europa die entehrendste Urkunde aller Zeiten verdankt, Pius IX., sprach
einmal ein Wort, das ohne Zweifel als eine offene Auswirkung des romischen Mythus
anzusehen ist. Am 18. Januar 1874 (also am Jahrestag der Griindung des Deutschen Reiches)
erklarte er in einer Versammlung von internationalen Pilgem: Bismarck sei die Schlange im
Paradiese der Menschheit. Durch diese Schlange werde das deutsche Volk verfiihrt, mehr sein
zu wollen als Gott selbst, und dieser Selbstiiberhebung werde eine Emiedrigung folgen, wie
[471] "Jesuiten, die Fiihrer der Sozialdemokratie"
noch kein Volk sie habe kosten miissen. Nur der Ewige wisse, ob nicht "das Sandkorn an den
Bergen der ewigen Vergeltung" sich schon gelost habe, das, im Niedergange zum Bergsturz
wachsend, in einigen Jahren an die tonernen FiiBe dieses Reiches anrennen und es in
Triimmer wandeln werde, dieses Reich, das, wie der Turm zu Babel "Gott zum Trotz"
errichtet worden sei, und "zur Verherrlichung Gottes" vergehen werde.
An dieser "ewigen Vergeltung" zwecks "Verherrlichung Gottes" arbeiteten die auf den
romischen Mythus eingeschworenen Diplomaten eifrig, ganz wie zu Zeiten Karls des GroBen,
Otto I., Ferdinand II. So konnte es kommen, daB die Zentrumspartei in Deutschland sich
durchaus treu blieb, als sie vom Schutz des Throns und des Altars zum Biindnis mit den
religionsfeindlichen Marxisten iiberging, wie es Bismarck 1887 bereits vorhergesagt hatte, als
er im Reichstag erklarte, die Jesuiten wiirden einst die Fiihrer der Sozialdemokratie werden.
Im Dienst der "ewigen Vergeltung" forderte das Zentrum die "Waffenbriiderschaft" mit
Marxisten gegen das protestantische Kaisertum, und in den Schicksalstagen 1914 spomte der
"Friedenspapst" Benedikt XV. das katholische Osterreich-Ungarn an, um aus einem
Weltkrieg zu gewinnen, den russischen Haretiker ebenso zu stiirzen wie den Staat der
"Schlange im Paradiese". DaB dabei Millionen treuglaubiger Katholiken geopfert werden
muBten, war, wie bei jedem groBen Schlachtplan, nicht zu vermeiden.
Man sieht an diesen und tausend anderen Beispielen gleichsam symbolisch Ursache und
Wirkung am Werk. Ursache war die aus dem romischen Mythus stammende Anschauung Pius
IX., daB das neue Deutsche Reich zerschmettert werden miisse, eine Anschauung, die in den
bekannten Worten Benedikt XV., er bedauere, nur Franzose dem Herzen nach zu sein, ebenso
deutlich hervortritt, wie aus den Schriften etwa des kleinen Pfarrers Dr. Monius,
[472] Ruckkehr zum Mittelalter
der die Tatsache der belgischen Franktireurs bestreitet, die deutschen Soldaten aber als
Altarschander und Banditen hinstellt und freudig erklart, der katholische Volksteil in
Deutschland verhindere die Bildung eines Nationalstaates.
Es handelt sich also bei der Forderung des Zusammenbruches des Deutschen Reiches nicht
nur um die alljiidische Borsenpolitik eines weltverbundenen Schmarotzerinstinkts, sondern
auch um ein altromisches, mythisches, syrisch-vorderasiatisches, unentrinnbar festgelegtes
Streben. Ein verbliiffendes Bekenntnis hierzu brachte Ende 1924 das Zentrumsorgan, die
"Germania"; sie schrieb: wer die grundsatzlichen Linien in der Haltung der Zentrumspartei
seit 1917 (!) aufsuchen wolle, moge sich bewuBt sein, daB diese Haltung prominente
Katholiken bestimmten, die mit ihrem politischen Wollen und Handeln nicht aus der
katholischen Grundhaltung herausgefallen seien. Was durchaus richtig ist: indem sie das
deutsche, arteigene MachtbewuBtsein unterhohlten, dienten die Zentrum sfiihrer dem
rasselosen romischen Mythus gegen das evangelische, iiberhaupt germanische Ketzertum
Welter hieB es: gerade der Katholik in PreuBen hatte in einer ganz anderen Umwelt gestanden
als etwa der Katholik in Bay em. Seine Arbeit seit 1917 sei wohl im tiefsten als eine
"Uberwindung der brandenburgisch-preuBischen Geschichte-Psychose" zu verstehen und als
ein Versuch zur Ruckkehr zu den Toren des mittelalterlichen Deutschtums.
Diese Worte sollte jeder Deutsche kennen, damit er versteht, was seit 1500 Jahren und heute
in der Welt vor sich geht. 1917 begann die offene Zersetzungsarbeit durch den Reichstag, als
Zentrum, Demokraten und Marxisten ihre Unfriedensresolution durchsetzten. 1917 beging
Erzberger seine "Indiskretion", durch die Czernins Brief der Entente bekannt wurde, wahrend
der ehrenwortbriichige Kaiser Karl den Verrat mit Poincaree betrieb*.
* Siehe Fester: "Die Politik Kaiser Karls ".
[473] Ein Philosoph des Rassenchaos
Dies wird als katholische Politik bezeichnet. Und wenn die "Germania" fiir PreuBen ein
anderes "Milieu" feststellt, welches auch eine andere Haltung katholischer Politiker bedinge,
so ist mit der ersten Bemerkung die nordische Umwelt mit bewuBter nationaler Ehre gemeint.
Das Deutsche Reich Friedrichs des GroBen und Bismarcks gait es zu "iiberwinden" und mit
Hilfe der verbiindeten alljiidischen Borsenparteien den protestantischen Norden zu zersetzen.
In Bayem, im "anderen Milieu", muBte man folgerichtig eine konservativere volkserhaltende
Politik fiihren, da es hier gait, die eigene Konfession zu schiitzen. Die "Einheitspolitik" des
Zentrums und die "foderalistische" Politik des Ablegers in Bayem dienten bis zum Siege
Adolf Hitlers dabei beide einem und demselben Ziel: der Starkung des syrisch-romischen
Zentralismus.
Der klassische Philosoph dieses Pseudofoderalismus, der es gar untemahm, sich groBdeutsch,
anstatt groBromisch zu nennen, ist bekanntlich Konstantin Frantz. In seiner Schrift "Die
Religion des Nationalliberalismus" sagte er, die Basis der europaischen Volkervereinigung
solle Deutschland sein, in politischer wie in kirchlicher Hinsicht, und darum auch die
Pflegestatte universeller Bildung. Statt dessen wolle man es zu einem abgeschlossenen
Nationalkorper gestalten, fiir welchen es auch nur eine Nationalbildung gabe, die selbst der
Macht und Einheit diene. Entsetzlich! Diese Tatsache, die sich aus der Zerstorung des alien
Bundes ergebe, sei der universale Charakter, welchen die deutschen Angel egenhei ten
naturnotwendig hatten. Man konne Deutschland nicht zu einem Lande machen, wie etwa
Frankreich oder Italien. Der Kern und das Vorbild einer sich allmahlich entwickelnden
europaischen Federation solle Deutschland sein und werden - das sei seine Bestimmung. Es
firagi sich nun: wer bestimmt denn das? Deutschland oder ein fremder Herr iiber uns?
[474] Pius XL gegen den "Abfall"
Weiter meint Frantz, der Foderalismus schlieBe nicht aus, sondern ein, er wolle nichts
besonderes fiir sich, sondern immer zugleich fiir alle. Nichts von der beschrankten
Selbstgeniigsamkeit des Partikularismus - er gehe auf das Ganze und GroBe. Er strebe nach
Einheit, aber durch eine freie Einigung der Glieder auf der Basis geistiger Gemeinschaft:
"Anstatt der Zentralisation also vielmehr die Konzentration als ein Zusammenwirken
selbstandiger Lebenskreise, von welchen jeder in seiner Weise fortbesteht und dadurch dem
Ganzen am besten dient."
Hier sind wir am Kernpunkt angelangt: das deutsche Volk soil sich "foderalistisch" einer
"Ganzheit" eingliedern. Und dieses "Ganze", fiir das Deutschland ein Mittel zum Zweck der
"konzentrierten" Herrschaft sein soil, bedeutet die Weltpolitik des Vatikans. Mit anderen
Worten, es soil der Versuch gemacht werden, das blutige miBgliickte Experiment des
konfessionellen rasselosen Weltstaates nochmals durchzufiihren. Wir sollen dazu das
Versuchsobjekt abgeben; alles das, was mit dem Herzblut unserer Besten als Nationalkultur
erworben wurde, hinwerfen, den Konfessionskrieg aufs Papier schreiben (wieder im Namen
Gottes und der Liebe) und damit bekraftigen, daB wir uns selbst aufgegeben haben.
Der Aufsatz der "Germania" spricht (im Jahre 1924) off en von der Riickkehr zum Mittelalter.
Wer das gerade damals abgeschlossene bayerische Konkordat verstanden hat, weiB, daB es
den ersten offenen Schritt bedeutete, die Erfolge des "groBen Katholiken" Erzberger (so hieB
es in seiner Grabrede) heimzuholen und Bayem zum Sprungbrett fur die Wiedereroberung
Deutschlands, d.h. zum Herd fiir den Konfessionshader auszubauen.
Durch Revolution zum Mi ttel alter! Eine merkwiirdige Losung! Papst Pius XL sagte (getreu
der Politik Pius IX.) am 23. Mai 1923 im Konsistorium, DaB der deutsche Katholizismus
"sowohl mitten im Toben
[475] Die uniiberbriickbare Kluft
des Weltkrieges, wie auch unter den jetzigen verwickelten Verhaltnissen seinen Eifer, seine
Tatkraft und sein Organisationsgeschick dafiir eingesetzt habe, den "traurigen Abfall von der
romischen Kirche, der vor 400 Jahren stattfand, wieder wettzumachen". Das ist deutlich. Der
"Bayer. Kurier", das Organ des bayerischen Zentrums, aber drohte uns alien unverbliimt in
einer Weise, daB man sich wundern muB, daB folgende Worte fast ungehort verhallt sind. Er
schrieb am 5. Juli 1923: "Es wirkt eine immanente Gerechtigkeit in der Weltgeschichte, die zu
strafen und zu rachen weiB, wie sie auch das deutsche Volk erreicht hat, well es sich nicht
beugen wollte der gottgesetzten Autoritat, ein Unterfangen, das nun schon seit vier
Jahrhunderten alle Not iiber die deutschen Lande brachte, und das die deutsche Nation dem
Untergang weiht, wenn sie nicht noch in letzter Stunde aus der Geschichte zu lemen weiB."
Also: entweder unterwirft sich das deutsche Volk dem Spruche einer auswartigen
Macht, Oder die "rachende Gerechtigkeit" wird es von der Erde vertilgen.
:j
Die,, Augsburger Postzeitung", ein fiihrendes siidkatholisches Blatt, schrieb im getreuen
Dienst des romischen Mythus am 16. Marz 1924 in einer Polemik gegen Ludendorff: "sie (die
katholische Kirche) ist die einzige religiose Einrichtung groBen Stils - die einzige Einrichtung
fast iiberhaupt auf Erden - die sich nie dem Staate unterordnete ... Darum sind ihre Bande
heiliger als die des Volkes, ihre Ordnungen hoher als die des Staates. Den Volkischen ist Staat
oder Volk das Absolute, der hochste Wert und Zweck."
Auch hier wird mit dankenswerter Offenheit jene uniiberbriickbare Kluft gekennzeichnet,
welche zwischen dem deutschen Menschen schlechtweg und den Machtanspriichen eines
fremden Mythus und seiner Institution liegt, deren Zentrum sich auBerhalb Deutschlands
befmdet, wobei noch
[476] Protestantismus "Beleidigung Gottes"
ausdriicklich anerkannt wird, daB Staat und Volk fiir dieses Zentrum nur eine untergeordnete
Bedeutung besitzen. Zu gleicher Zeit wird mit aller Eindeutigkeit die Uberberechtigung
kirchlicher Interessen iiber staatliche und volkliche gefordert, d.h. das Recht auf Hoch- und
Landesverrat im Namen eines hoheren Ideals gegeniiber einem minderwertigen. Der
nordische Typus soil sich dem romischen Schema, der nordische Mythus dem romischen
Zauber unterwerfen. In dieser Scharfe wollen sich jedoch viele gute deutsche Menschen das
Problem im Falle eines Konfliktes mit kirchlichen Machtinteressen nicht vorstellen aus
angeborener Feigheit oder Bequemlichkeit. Tatsachlich riihrt aber dieses Problem Tag fiir Tag
an die Lebensinteressen eines jeden Deutschen, und die Entscheidung, ob er fiir kirchliche
Machtanspriiche oder deutsche Notwendigkeiten sich in erster Linie einsetzen soil, wird
keinem erspart bleiben, um so mehr, als die schwarze Presse ausdriicklich das Vorrecht
kirchlicher Machtpolitik (nicht etwa kirchlicher Seelsorge) in Anspruch nimmt.
Die Politik Pius XL steht folgerichtigerweise ganz eindeutig im Zeichen einer neuen alle
Instinkte der Inquisition aufpeitschenden Gegenreformation: um das germanische
Deutschland fiir immer zu brechen. Gleich in seiner Antrittsrede hatte er den "triiben Geist der
Reformation" fiir alle "Rebellionen seit vier Jahrhunderten" verantwortlich gemacht. Luther
hatte die christlichen Sitten zerriittet (die Verlotterung der damaligen Kirche war also
"christliche Sitte") und hatte sich zwischen Seele und Gott gesetzt. Diese Stoning des
geistigen Vermittlergeschafts kann die romische Kirche natiirlich nicht verschmerzen.
Im Dezember 1929 jubelte Papst Pius iiber den Verfall des Protestantismus, um doch wenige
Monate spater seinem Unwillen iiber das Fortschreiten dieses Protestantismus in R o m
Ausdruck zu geben und ihn dreist als eine "Beleidigung des gottlichen Stifters der
[477] "Wiederherstellung der Latinitat"
katholischen Kirche" hinzustellen. In der Weihnachtsrede 1930 nannte der Papst den
Protestantismus hinterlistig, versteckt, aber zugleich auch kiihn und unverschamt, um am 16.
Marz 193 1 die Hohe der Hetze zu erklimmen, indem er alle akatholischen und
protestantischen Bekenntnisse als "iiberlebtes Ketzertum" zu bezeichnen wagte. Da die Welt
es hier nicht mit einem kleinen Hetzkaplan, sondem mit dem Oberhaupt aller Katholiken zu
tun hat, das seine Worte zu wagen pflegt, so bedeuten alle diese Ausfalle nichts anderes als
ein bewuBtes Aufpeitschen von iiber hundert Millionen Menschen mit dem Zweck, die
errungenen Machtstellungen durch einen einkreisenden Angriff auf den Protestantismus
welter auszubauen. Dadurch enthiillt sich das wahre Wesen des "Konigtums Christi", der
sogen. "Katholischen Aktion", der volkszermiirbenden pazifistischen Politik der
Zentrumspartei, der Inbannerklarung des deutschen Nationalismus durch den romischen
Episkopat in Deutschland, durch die bischoflichen Erklarungen gegen den Nationalismus
iiberhaupt. Kein deutscher Katholik kann sich heute der furchtbaren Erkenntnis verschlieBen,
daB die zielbewuBte, unsentimentale romische Politik sich mit dem marxistischen
Untermenschentum und alien auBeren Feinden Deutschlands zusammengeschlossen hat, um
das zu vollenden, was im November 1918 noch nicht ganz gelungen war. Die romische
Politik opfert zur Erreichung dieses Zieles auch Existenz und Leben der gesamten heutigen
katholischen Generation, um die nachfolgenden verkiimmerten Erben aller Deutschen unter
ihre BotmaBigkeit zu zwingen. Das ist die "abendlandische Sendung", von der die
katholischen Stimmen im Zentrum noch immer schwarmen, jene "Wiederherstellung der
Latinitat" mit Hilfe der Zwangsdrohungen des uns leider noch feindlichen Frankreichs und
seiner Bundesgenossen.
Genau so wie die Presse des Zentrums spricht die fiihrende christlich-soziale Partei in
Osterreich. Anfang 1921
[478] Heinrich I.
wurde in der Zeitschrift "Das neue Reich" das Prinzip des reinen Nationalstaates als direkt
unchristlich bezeichnet. Man wird eben wahlen miissen! Und so kamen auch die Redner des
Deutschen Katholikentages 1923 zu Konstanz zu dem Ergebnis, daB die groBte Haresie von
heute jener "iibertriebene Nationalismus" sei, der auch schon die "schlimmsten Verheerungen
und Verwiistungen" selbst in den Kopfen der Katholiken angerichtet habe. Eine Losung, die
deutsche Bischofe alle Monate wiederholen.
Diese Bekenntnisse, die sich leicht vertausendfachen lieBen, sind klar und eindeutig, aber sie
werden verwischt, da von Zeit zu Zeit die Zentrumsfiihrer, wenn es nicht anders ging,
geradezu von Vaterlandsliebe trieften und sich, da es wiedemm nicht anders ging, gar
erdreisteten, zu erklaren, die Unterstiitzung kirchlicher Machtpohtik sei das eigentliche
Deutsche. Aus dieser geistigen Einstellung heraus ergibt sich die Wiirdigung der deutschen
Geschichte, die Ablehnung des Versuches, ein wirklich Deutsches Reich zu schaffen und das
Bestreben, einen echt deutschen Typus fiir die Zukunft nie und nimmer zuzulassen. Das
sogen. heilige romische Reich deutscher Nation, jenes Gebilde unorganischer Art, fiir welches
Hunderttausende von Deutschen umsonst ihr Blut vergossen haben, wird heute mit
marchenhafter Glorie umgeben und die Zeit des Mi ttel alters als eine Zeit des Friedens
dargestellt, der sich daraus ergeben habe, daB die Kirche die Geschicke der Welt bestimmte.
Auch wir verehren die groBen Gestalten deutscher Vergangenheit; auch wir sind stolz auf die
Personlichkeiten, die damals Europa beherrschten. Aber wir sind stolz auf sie nicht als auf die
Vertreter kirchlicher Machtanspriiche, sondern als Vertreter deutschen Blutes und des
deutschen Machtwillens. Ein Heinrich I., welcher 925 die streitenden deutschen Stamme
vereinte, eine Salbung durch den Papst ablehnte und den Rhein zu Deutschlands Strom
machte, gilt uns als Verkiinder eines Deutschen Reiches; gleichfalls
[479] Heinrich der Lowe
als einer der groBten Manner unserer Geschichte erscheint Heinrich der Lowe, der mit der
ganzen Macht einer starken Personlichkeit den Eroberungsfahrten nach Italien Einhalt zu
gebieten versuchte, die Siedlung des Ostens begann, somit den ersten Grundstein legte fiir ein
kommendes Deutsches Reich und die ersten Sicherheiten schuf fiir die Erhaltung und
Starkung des deutschen Volkstums. Diese Bewunderung hindert uns aber nicht, das
ungliickselige System des rasselosen GroBromischen Reiches abzulehnen, das
zusammenbrechen muBte und zusammenbrach, als die anderen Volker Europas ihre
National staaten griindeten. Diesen Mythus heute nochmals durchsetzen zu wollen, bedeutet
ein Verbrechen am deutschen Volke, und wir kampfen alle fiir eine Zeit, da das Eintreten fiir
diesen Gedanken von der gesamten Nation ebenso als ein Landesverrat betrachtet werden
wird, wie der Versuch zur Aufrichtung einer bolschewistischen Weltrepublik.
Diese AuBerungen der an den romischen Mythus gebundenen Menschen sind alle kein Zufall,
sondern nur einige Symptome von Taufenden fiir die Wirksamkeit des romischen Gedankens
der kirchlichen Weltherrschaft, der Liebe, Unterwerfung, knechtischen Gehorsam,
Verleugnung national er Ehre im Namen des " Stellvertreters Christi" fordert. Das ist neben
dem damonischen Judentum das Zweite fremdartige Zuchtsystem, welches seelisch-geistig
iiberwunden werden muB, soil einst ein ehrbewuBtes deutsches Volk und eine echte
Nationalkultur entstehen.
Das Wesen der heutigen Wei tr evolution liegt im Erwachen der rassischen Typen. Nicht in
Europa allein, sondern auf dem ganzen Erdenrund. Dieses Erwachen ist die organische
Gegenbewegung gegen die letzten chaotischen Auslaufer des liberal-wirtschaftlichen
Handlerimperialismus, dessen Ausbeutungsobjekte aus Verzweiflung dem bolschewistischen
Marxismus ins Garn gingen,
[480] Vom Sterben der alten Kirchen
um zu vollenden, was die Demokratie begonnen hatte: die Ausrottung des Rasse- und
VolksbewuBtseins. Die Lage des romischen Reiches beim Auftreten des Christentums war
ahnlich wie die heutige Lage des Abendlandes. Der Glaube an die alten Gotter war dahin, die
nordische Herrscherschicht war an Zersetzung fast gestorben, der Staatswille gebrochen. Kein
typenbildendes Ideal beherrschte die Welt, dafiir aber tausend schwarmerische Lehrer aus
alien Zonen. Inmitten dieses Chaos hatte eine "Religion der Liebe" nie siegen konnen. sie
konnte zwar zu Opfem einzelner, zu Emporungen und Revolutionen fiihren, wie sie Paulus im
Endziel erstrebte, als er seine hypnotisierenden predigten hielt, die hauptsachlich von
leidenschaftlichen Frauen besucht waren; sie siegte aber als Form nur dank dem jiidischen
Willen und dem ihm eigenen Fanatismus, der sich als Herrschsucht, Weltherrschaftssucht auf
den erstiirmten Staat iibertrug. Heute sind die alten Gotter ebenfalls tot, der orientalische
Glaube an den Kaiser "von Gottes Gnaden" ist unwiederbringlich dahin, die Vergotterung
"des Staates" an sich ist gleichfalls verschwunden, well er ohne Inhalt zu einem blutleeren
Schema geworden war. Es siegte die Demokratie, als sie sich selbst schon im Zustande
parlamentarischer Verwesung befand. Die starren Kirchen geben dem Suchenden keine
Befriedigung mehr und ein Heer von Sektierem sucht inneren Halt bei StraBenaposteln oder
bei Zeltpredigern, die "ernst" die alte Judenbibel "erforschen", um sich und ihrer Gefolgschaft
ein ewiges Leben hier auf der Erde zu prophezeien. Der rasselose Gedanke des
Intemationalismus hat also einen Hohepunkt erreicht: Bolschewismus und Welttrusts sind
seine Zeichen vor dem Untergange eines Zeitalters, wie es heuchlerischer und ehrloser die
Geschichte Europas noch nicht gesehen hat.
Das Chaos ist heute fast zum bewuBten Programmpunkt erhoben worden. Als letzte Folge
eines demokratisch
[481] Einen neuen Typus schaffen!
zersetzten Zeitalters melden sich die naturentfremdeten Sendboten der Anarchic in alien
GroBstadten aller Staaten. Der Ziindstoff ist vorhanden in Berlin genauso wie in New York,
Paris, Shanghai und London. Als natiirliche Abwehr gegen diese Weltgefahr geht ein neues
Erleben wie ein unfaBbares Fluidum iiber den Erdball, welches die Idee des Volkstums und
der Rasse instinktiv und bewuBt ins Zentrum des Denkens stellt, verbunden mit den organisch
gegebenen Hochstwerten einer jeden Nation, um welche ihr Fiihlen kreist, welche ihren
Charakter und die Farbigkeit ihrer Kultur von je bestimmten. Als Aufgabe wird plotzlich von
Millionen erfaBt, was zum Teil vergessen, zum Teil vernachlassigt worden war: einen Mythus
zu erleben und einen Typus zu schaffen. Und aus diesem Typus heraus Staat und Leben zu
bauen. Jetzt firagt es sich aber, wer inmitten eines Gesamtvolkes dazu berufen ist, die
typenbildende Architektonik zu entwerfen und durchzusetzen. Damit ist ein Problem
innerhalb der Rasse und des Volkstums beriihrt: die Geschlechterfrase.
Der Mythus des 20. Jahrhunderts
Alfred Rosenberg
[482] bis [522]
II. Der Staat und die Geschlechter
1.
Wir haben gesehen, wie hinter alien religiosen, moralischen und kiinstlerischen Werten
rassisch bedingte Volker stehen, wie durch hemmungslose Vermischungen schlieBlich alle
echten Werte getilgt werden, die Volksindividualitaten in einem Rassenchaos verschwinden,
um als unschopferisches Gemengsel fortzuvegetieren oder aber, einem neuen, starken
Rassenwillen dienstbar, geistig und stofflich Untertan zu werden. Innerhalb dieser
weltumspannenden Gegensatze der Rassen und Seelen schwingt das Leben aber noch
auBerdem um zwei Pole: den mannlichen und weiblichen. Sind die auBeren rassischen und
tiefsten seelischen Merkmale, Richtungen und Wertgefiige von Mann und Weib eines
artbedingten Volkes auch gleich, so hat die Natur neben den Polaritaten physikalisch-
weltanschaulicher Art auch die geschlechtliche Polaritat geschaffen, um organische
Spannungen, Zeugungen, Entladungen zu schaffen, als Vorbedingung einer jeglichen
Schopfung. Aus dieser grundsatzlichen Einsicht ergibt sich zweierlei: daB gewisse
Eigentumlichkeiten des Mannlichen und des Weiblichen, wenn auch auf verschiedenen
Ebenen und innerhalb einer verschiedenen Typik, doch sich ahnlich sein werden gemaB den
einfachen, urewigen Gesetzen der physischen Bauplane dieser Welt; dann aber auch, daB
Versuche zur Aufhebung der geschlechtlich bedingten Spannungen notwendig eine
Verringerung schopferischer Krafte im Gefolge haben miissen. Was
Geschlechtskollektivismus im Falle der Rassenvermischung, das bedeutet Verwischung
[483] GeschlechtUche Polaritat
der Geschlechtsmerkmale innerhalb eines Rassentums, wobei, auBerlich betrachtet, das zweite
als Folge der Predigt einer rassenlosen Menschheit erscheint.
Man sollte meinen, daB die Anerkennung der allein die Schopfung erhaltenden, Spannung und
Entladung erzeugenden Tatsache der geschlechtlichen Polaritat eine ewige, unerschiitterliche,
well tausendfach belegte Uberzeugung sein miisse. Tatsachlich sind alle tieferen Denker
dieser Anschauung gewesen, die als selbstverstandliche, sich aus dem Leben ergebende
Folgerung die Feststellung zeitigt, daB der Mann auf alien Gebieten der Forschung, Erfmdung
und Gestaltung dem Weibe iiberlegen ist, dessen Wert aber auf dem ebenso wichtigen, alles
andere voraussetzenden Wert der Blutserhaltung und Rassenvermehrung beruht. In Zeiten der
auBeren Katastrophen und inneren Zersetzung jedoch erhebt sich der feministische Mann mit
dem emanzipierten Weib als Symbole eines kulturellen Verfalls und staatlichen Untergangs.
Die Reden der Medea des Euripides sind von gleicher Art wie die Tiraden des Fraulein
Stocker oder der MiB Pankhurst, ohne daB sich trotz aller Freiheiten der Frau wahrend
Renaissance, Sonnenkonigszeit. Jakobinertum, Demokratie von heute etwas anderes gezeigt
hatte, als was Aristoteles mit wenigen Worten ausdriickt: "Das Weibchen ist Weib kraft einer
gewissen Fahigkeitslosigkeit." Das hatten die alten Mythendichter erkannt, als sie das in ein
kosmisches Gesetz eingebettete Schicksal durch weibliche Wesen versinnbildlichten: die
Germanen durch die Nornen, die Griechen aber durch die Moiren. Die Fahigkeitslosigkeit ist
die Folge des auf das Pflanzenhafte und auf das Subjektive gerichteten Wesens. Es fehlt der
Frau aller Rassen und Zeiten die Gewalt einer sowohl intuitiven als geistigen
Zusammenschau: iiberall da, wo eine mythische Weltgestaltung, ein groBes Epos oder Drama,
eine dem Kosmos nachforschende
[484] Staat und Ehe
wissenschaftliche Hypothese in der Weltgeschichte auftaucht, steht ein Mann als Schopfer
dahinter. Dem alten arischen Inder ist es der Prajapati, d. h. der "Herr der Geschopfe", der
diese Welt bildet, oder unmittelbar der Purusha, d. h. Mann und Geist; die Germanen formen
aus dem Riesen Ymir Himmel und Erde und ein mannlicher Geist ist es iiberall, der gegen das
Chaos eine Weltordnung gebiert.
iiberall also, wo etwas Typisches und Typenzeugendes aufsteht, wirkt der Mann als die
zeugende Ursache. Zwei der groBten mannlichen Akte der Geschichte aber heiBen Staat und
Ehe.
Der heutige Feminismus hat - ohne daB es der Verfasser wollte - in Bachofen eine
Verklarung seines Wesens gefunden und manche angekrankelte Denker haben dessen bei
alien interessanten Einzelheiten ausschweifende Phantasien iiber das Mutterrecht fiir bare
geschichtliche Tatsachen genommen. So sehr er und alle ihm Verwandte darin recht haben,
das Hetarentum als eine Form der Frauenherrschaft anzusprechen, so unrecht ist es,
anzunehmen, als habe es staatliche Formen dieser Gynaekokratie gegeben. Bachofen z. B.
scheut sich nicht, von einer hohen Stellung der Frau innerhalb einer Gemeinschaft auf
"Matriarchat" zu schlieBen und sich dann hochst poesievoll dariiber auszulassen. Er versteigt
sich z. B. sogar so weit, dies fiir Sparta angesichts der weiblichen Freiheiten innerhalb dieses
rauhen Dorerstammes zu behaupten. Dabei bot gerade Sparta das Beispiel einer
durchgebildetsten Staatsrason ohne jede weibliche Zutat. Die Konige und die Ephoren
bildeten die absolute Macht, deren Wesen eben die Erhaltung und Ausbreitung dieser Macht
durch Vermehrung und Stahlung der dorischen Oberschicht war. Zu diesem Zweck muBten
auch die Frauen an gymnastischen spielen teilnehmen; im iibrigen aber war ihnen das Tragen
goldenen Schmuckes ebenso
[485] Staat aus Mannerbiinden entstanden
verboten, wie zierliche Haarfrisuren. Wenn bei den Germanen die Frau hohe Achtung genoB,
so nicht, well hier noch mutterrechtliche Zustande als "erste Stufe" fortwirkten, sondern im
Gegenteil, well das Vaterrecht restlos verwirklicht war, das allein Stetigkeit gewahrleistete
und infolge der rassischen Artung des nordischen Menschen mit groBter Achtung vor der Frau
verbunden war. Von jener GroBmiitigkeit begleitet, die ein Teil jenes ewig forschenden, freien
Wesens war, aber in Zeiten der Krisen auch Zur ungeheuren Gefahr fiir das Ganze zu werden
vermag: das war damals, als einst die Emanzipation der Juden bewilligt wurde, das kam
spater, als der Gedanke der politischen Frauenemanzipation auf staatlich-rechtlichem Gebiete
als behandlungsfahig anerkannt wurde.
Eine noch immer herrschende Ansicht besagt, die Zelle des Staates bilde die Familie. Diese
Anschauung ist zu einem Zwangsglaubenssatz geworden, der sich angesichts der alle
Familiengedanken zersetzenden marxistischen und demokratischen Bestrebungen immer
erneut befestigt. Dieses Dogma triibt den Blick nicht nur fiir die Betrachtung der Frauenfrage,
sondern iiberhaupt fiir die Beurteilung des Wesens der heutigen Erneuerungsbewegung und
des neuen Staatsgedankens unserer Zukunft.
Der Staat ist nirgends die Folge eines gemeinsamen Gedankens von Mann und Frau gewesen,
sondern das Ergebnis des auf irgendeinen Zweck zielstrebig eingestellten Mannerbundes. Die
Familie hat sich bald als starkere, bald als schwachere stiitze staatlicher und volkischer
Architektonik erwiesen, ist sogar oft zielbewuBt in ihren Dienst gestellt worden, aber war
nirgends die Ursache, noch die wichtigste Erhalterin eines staatlichen, das heiBt
machtpolitischen und sozialen Gemeinwesens.
[486] Die Zucht Agyptens
Der erste, iiberall in der Welt entstehende Zweckverband ist der ZusammenschluB der Krieger
einer Sippe, eines Stammes, einer Horde zwecks gemeinsamer Sicherung gegen eine firemde
feindliche Umwelt. Beim Unterjochen des einen Stammes durch einen anderen wurde auch
der eine besiegte kriegerische Zweckverband dem anderen, siegenden eingegliedert. So
entstand der erste Keim des unbewuBt in der Idee vorhandenen Zweckverbandes "Staat".
Alles, was wir gleichnishaft mit Rom, Sparta, Athen, Potsdam bezeichnen, nimmt vom
kriegerischen Mannerbunde seinen Ausgang.
Aber auch das ganze staatliche Wesen Chinas, Japans, Indiens, Persiens, Agyptens beruht auf
diesem Urgrunde, der unter ruhigeren auBeren Verhaltnissen dann einen verschiedenartigen
Charakter erhielt, jedoch im Kern stets ein Mannerbund blieb: und das bis zum Untergang der
einen oder anderen Kultur. Den Untergang aber bedeutete die Auflosung des Gedankens eines
mannlichen Zuchtsystems, einer mannlichen typenbildenden Norm.
Agypten ging verbal tnismaBig schnell von dem kriegerischen Mannerbund zu einem
technischen Verbande iiber, der lange Zeit den Stempel des gelehrten Schreibers und des
Beamten trug, dann mehr und mehr durch den Priesterbund verdrangt wurde. Man hat
Agypten deshalb den typischen Beamtenstaat genannt, oder den "Schreiber" als seinen
wesentlichsten Typus hingestellt, in jedem Fall wurde eine ganz bestimmte technische Norm
als MaBstab alles Handelns anerkannt, die typenziichtend durch Jahrtausende hindurch
gewirkt hat. Die erste groBe Kulturlei stung des Nilreiches ist deshalb die Urbarmachung des
Landes und die Ausnutzung der mit den Uberschwemmungen zusammenhangenden
Bodenveranderungen, Stammnamen besitzt Agypten nicht, es kennt weder
Geschlechterverbande noch Blutrache. Die Familie hat im groBartigen agyptischen
Staatsgebilde fast gar keine Rolle
[487] Die Lebensnormen Chinas
gespielt; dieser agyptische Staatsgedanke des gelehrten Beamtentums ist dennoch von einer
Jahrtausenden trotzenden Zahigkeit gewesen. Geziichtet aber wurde dieser Typus durch den
Zweckverband der agyptischen Techniker, die Gelehrten, die "Schreiber", die iiber
Stromreguliemng, Landbewassemng, atmospharische Einwirkungen, konigliche Bauplane
nsw. zu beraten hatten, um dann durch den Priesterverband der ganzen Tatigkeit die religiose
Weihe geben zu lassen "siehe, es gibt keinen stand, der nicht regiert wiirde, nur der Schreiber,
der regiert selbst", heiBt es im Kernsatz der Lehre des Duauf. So ziichtete der gelehrte
Techniker, der korrekte, aber nicht unbestechliche Schreiber eine staatliche Gemeinschaft.
Etwas ahnliches sehen wir in China vor sich gehen Auch hier verwandelt sich der
Kriegerbund in eine gelehrte Mannergesellschaft Nachdem Lao-tse und Konfuzius zusammen
sich als Klassiker der chinesischen Seele durchgesetzt hatten, wurde ihre Moral- und
Lebenslehre (wobei Konfuzius vollstandig iiberwog) MaB und Richtschnur fiir Staatsleben,
Religion und wissenschaftliche Betatigung des chinesischen Volkes. Zur Erhaltung der Norm
wandelte sich der Kriegerbund in eine auBerlich nur lose zusammenhangende Gesellschaft,
die ihren beherrschenden Typus im gelehrten Mandarin fmdet. Dieser Typus beherrscht seit
Jahrtausenden das Leben Chinas; kein hoherer Beamter, der nicht seine philosophische
Priifung in der klassischen Lehre des Konfuzius abgelegt hatte. Dieses Zuchtsystem hat das
chinesische Reich auch in Zeiten zusammengehalten, als der rein politische Verband durch
Kriege und Revolutionen gelockert wurde: die durch ein offenbar rassisch bedingtes System
zusammengehaltene Mannergesellschaft hat diese Zeiten iiberdauert. Bei China kommt
allerdings noch der ganze Ahnenkult hinzu, der einen Zusammengehorigkeitsinstinkt
wenigstens im Sippenglauben hochgeziichtet hat und in seiner Erdverbundenheit den
[488] Die Kastenordnung Indiens
dauerhaftesten Kitt des alten Chinas abgab und noch heute abgibt. Die Familie, von seiten des
Einflusses der Frau betrachtet, hat zum chinesischen Gesellschafts- und Staatstypus so gut wie
nichts beigetragen.
Diese beiden, scheinbar etwas femliegenden Beispiele erfahren ihre Erganzung auch in den
unbestritten von Ariem gegriindeten Reichen. Ganz klar zeigt sich dieses in der
Kastenordnung Indiens. Den Lebensstil des alten Indiens bestimmte zunachst die
Kriegerkaste, die Kschatryas. In den altvedischen Gesangen weht ein tapferer wehrhafter
Geist, der sich bis auf die nachchristliche Verfallzeit hinaus erstreckt; ja bis auf heute sind die
Radschputs (Kriegergeschlechter) ein rassisch immerhin noch arisch bedingter Fremdkorper
im zerfetzten Indien Nach und nach ging aber die geistige Leitung des Volkes auf die
Brahmanen iiber, die schlieBlich alle Inder geistig unter ihre Herrschaft brachten.
Geheimwissen und zauberhafte Riten waren die stilbildenden Elemente, die sich derart stark
durchsetzten, daB der Brahmanismus auch heute noch die bindende Kraft darstellt, der sich
Hunderte von Millionen unterordnen. Dabei ist es charakteristisch, daB die Brahmanen (im
Gegensatz z. B. zu den romischen Papsten) nie nach politischer Macht gestrebt haben, und
doch war ihre Autoritat so groB, durch die Falschung eines alten Vedatextes die
Witwenverbrennung einzufuhren, eine MaBnahme, die nur auf eine selbstherrliche
Mannergeselllchaft zuriickgehen kann. Nirgends ist die Macht einer zwingenden,
gestaltenden, architektonischen Idee starker in Erscheinung getreten, als im Typus des
waffenlosen und doch herrschenden Brahmanen; bewundernswert bleibt auch die stilbildende
Kraft seiner Philosophic, selbst als durch die schrankenlos weite und rassen-vemeinende All-
Eins-Lehre die Vermischung mit den Eingeborenen gefordert wurde und dunkle Mischlinge
zu hohen Amtern gelangten.
[489] Die Ephebie in Hellas
Ein anderes, ebenso anschauliches Beispiel fiir den Mannerbund als Keimzelle des Staates
und Riickgrat eines Lebensstils bietet uns Hellas in seinen Typen, die mit den Namen Sparta
und Athen umschrieben werden. Es hieBe Elementarweisheiten wiederholen, wollte man die
Macht der Kriegervereinigung auf spartanisches Leben schildern; in Athen war es aber nicht
wesentlich anders. Und als dort spater die Erkenntnis des Zerfalls wahrend der
Demokratisierung einsichtigeren Mannern aufstieg, griff man in hochster Not auf die immer
noch bestehenden Mannerbiinde zuriick. Die Angehorigen dieser Vereinigungen nennen sich
nicht Familie und Sippe, sondern bezel chnen sich als,, Briider"; sie stellten auch im
griechischen Leben eine ganz bewuBte Abkehr von den von Gefuhlen abhangigen
Verwandtschaftsverkniipfungen dar. Hier in Athen tritt der Jugendbund, die Ephebie, an die
erste Stelle, und es ist nicht Zufall, wenn Aristoteles die Darstellung der Verfassung Athens
mit diesem verstaatlichten Jugendverbande beginnt. Diese Verstaatlichung bedeutete den kurz
vor ihm durchgefuhrten Versuch der sich auflockernden individualistischen Demokratie, den
urspriinglichen Zusammenhang des kriegerischen altgriechischen Mannerbundes
wiederherzustellen*. Sie besagt in unserer Sprache nichts anderes als die Einfiihrung der
allgemeinen militarischen Dienstpflicht fur alle jugendlichen freien Athener. Mit dem 18.
Jahre wurden diese in Kasernen untergebracht, einheitlich uniformiert; Turnmeister und
Erzieher wachten streng iiber die Einhaltung der Kraft und Einheit verbiirgenden Zucht.
Dieser Verzweiflungsakt der griechischen Demokratie, die auf die bestehenden
Jungmannerorganisationen zuriickgriff, im BewuBtsein, daB aus ihnen einst das athenische
aristokratische Staatswesen entstanden war, er kam zu spat. Athens Kraft war durch
^ Ndheres uber Typenzucht E. Krieck: "Menschenformung".
[490] Der pater familias in Rom
Demagogen, Sophisten, Demokraten, vom Frauentum emanzipierte Frauen und
Rassenmischung zersetzt und muBte einem neuen kraftvollen Mannerbunde Platz machen:
den Kriegern Alexanders des GroBen. Geht man noch tiefer, so wird man auch die
athenischen Kiinstlergilden und die Philosophenschulen, auch die Stoa, als Mannerbunde
anzusprechen haben, ohne die groBe Rolle der Orakelgottinnen im griechischen Leben zu
iibersehen Gerade diese aber stellen die rein gefiihlsmaBige und nicht typenbildende Seite
vorgriechischen Lebens dar; sie und der Dionysoskult hangen fraglos auch rassisch mit der
unterjochten Schicht der Eingeborenen enger zusammen, wie denn auch Bacchus zum
Symbol der griechischen Spatzeit heranwuchs. Bacchusfeste, Hetarenwirtschaft und
demokratische Sklavenemanzipation waren die zersetzenden Krafte des griechischen
Volkstums, des athenischen Staates, der hellenischen Kultur iiberhaupt.
Ein sehr interessantes Verhaltnis zwischen Staat, Volk, Mannerbund und Familie konnen wir
in Rom beobachten. Der Einzelne hort in Rom fast auf, Personlichkeit zu fein. Sein ganzer
Dienst und sein ganzes Leben gehorten der Gemeinde. Das BewuBtsein der Macht und GroBe
dieses Gemeinwesens bildete aber riickwirkend wiederum den Stolz, ja, das personliche
Eigentum des Burgers. War er aber staatlich nur eine Zahl, so gait der privatrechtliche
Individualismus unumschrankt. Hier setzt sich auch die "Familie" ein, die fraglos ein
ungeheuer wichtiger Stein im Bau des romischen Staates gewesen ist. Diese "Familie" aber
war bekanntlich nichts anderes als ein Werkzeug des "pater familias", der iiber Leib und
Leben aller Mitglieder lebenslanglich verfiigte. Es herrschte also auch hier die unerbittlichste
mannliche Zucht. Dieser Tyrannei des Familienoberhauptes entzog sich nur der erwachsene
Sohn durch Eintritt in den Mannerbund: die Kurie, das Heer. Hier stand der Sohn dem Vater
[491] Die romische Kirche ein Mannerbund
gleichberechtigt, ja, manchmal sogar als Vorgesetzter gegeniiber. Diese beiden Machte
glichen sich gegenseitig aus, wachten iiber die Staatsbiirgerzucht und schufen jenen starren
romischen Typus, der die Welt eroberte, dessen Gesetze noch heute die Norm auch des
abendlandischen Lebens bestimmen. Und hier ist gleich zu sagen: das kraB individualistische,
privatkapitalistische romische Gesetz schuf die romische Kraft, hat aber - aus der arteigenen
Umgebung gelost - zersetzend auf das germanische Wesen eingewirkt, und muB einmal
ausgeschieden werden, wenn wir wieder gesunden wollen.
Die Grundsatze des zusammenbrechenden Roms wurden von einem neuen, auf
Weltherrschaft ausgehenden Mannerbund aufgenommen: von der katholischen Kirche.
Das Christentum trat in die Weltgeschichte ein, getragen von einer groBen Personlichkeit,
jedoch als rasselose Massenbewegung zunachst nur gefiihlsmaBig (emotionell) getrieben und
staatsauflosend. Als es sich aber den Staat erobert hatte, begannen die Priester, ahnlich wie in
Agypten und Indien, die Architektur des Gedankens auszubauen, sich als die
alleinberechtigten Mittler zwischen Mensch und Gott auszugeben und die Geschichte aus
diesem Gesichtspunkt zu - verbessem. Dieses schon geschilderte kirchliche System hat eine
ungeheure Zuchtkraft bewiesen und wurde durch den Zolibat seiner Vertreter zu einem ganz e
X t r e m e n Mannerbund ausgestaltet. Die Frauen galten und gelten bis heute nur als dienende
Elemente, wobei durch die Einfiihrung des Isis-Maria-Kultes u. a. auch ihrem miitterlichen
Empfmden Rechnung getragen wurde. Durch dieses Zulassen der gefuhlvollen Seite -
beginnend mit duldender Hingabe und endigend in religioser Hysteric-, gepaart mit dem
vollstandigen AusschluB des weiblichen Elements aus der Struktur des kirchlichen Gebaudes,
hat das kirchlich-romische System des Mannerbundes seine Widerstandsfahigkeit
[492] Germanisches Rittertum
begriindet, wobei jedoch nicht iibersehen werden darf, daB die Typen des Brahmanen und des
Mandarinen noch weit alter sind und gefestigter erscheinen als der Typus des romischen
Priesters.
DaB die Fiihrer mannlicher Vereinigungen iiberall bestrebt gewesen sind, ihre Herrschaft als
von Gott gewollt hinzustellen, versteht sich von selbst. Das tat der agyptische Pharao ebenso
wie der Brahmane, welcher kiihn erklarte, wer die Geheimnisse des Veda kenne und das
Opferzeremoniell beherrsche, "in dessen Hand sind die Gotter".
Die Idee des Gottesgnadentums wurde nun im Abendlande von einem ganz anders als das
romische Priestertum gearteten Mannerbunde iibemommen: vom germanischen Rittertum, das
im Kaisertum seine Gipfelung erreichte. Das Mittelalter bedeutet den qualvollen Versuch,
Monchtum und Rittertum, diese beiden groBen Typen des Mannerverbandes, aneinander
"anzugleichen", wobei jeder bemiiht war, sich den anderen dienstbar zu machen.
Das romische System war seinem Wesen nach nicht nordisch, das Ritterwesen des
Mittelalters deshalb auch nur eine Seite des Kampfes um die Ablosung von ihm. Die
germanischen Stande und Gilden, die Stadtebiinde, die Hansa, usw. erscheinen als weitere
Krafte, die sich vom romischen Gedanken frei machten. Der Protestantismus als
gegenromische Gefiihlseinstellung entsprach deshalb einer iiber ganz Europa verbreiteten
Stimmung, er war, wie selbst ein Gorres bekannte, das ethische Gewissen des germanischen
Menschen. Aber die Reformation trug keine typenbildende Kraft in sich, sondem lockerte
bloB den Boden fur den Nationalgedanken, der erst in unserer Zeit seine mythische Kraft zu
entfalten beginnt. Es zeigt sich heute klar, daB das romische Zuchtsystem nur durch eine
andere typenziichtende Kraft beseitigt werden konnte: diese
[493] Das preuBische Offisierkorps
erwuchs zuerst im Typus des preuBischen Offiziers, der sie sich 1914 erwies, der Typus des
deutschen Soldaten geworden ist. Das preuBische, dann deutsche Heer war eines der
grandiosesten Beispiele des architektonischen, dem nordischen Menschen entsprechenden,
auf Ehre und Pflicht aufgebauten Mannerbundes. Deshalb hat sich natumotwendig gegen ihn
der HaB der iibrigen gerichtet.
Diese Beobachtungen lieBen sich noch beliebig lange eweitern: der deutsche
Schwertritterorden, die Templer, der Freimaurerbund, der Jesuitenorden, der
Rabbinerverband, der englische Klub, die deutschen Studenten-Korporationen, die deutschen
Freikorps nach 1918, die S.A. der N.S.D.A.P. usw.; das alles sind sprechende Beispiele f iir
die eine unumstoBliche Tatsache, daB ein staatlicher, volkischer, sozialer oder kirchlicher
Typus, wie immer er in seinen Formen auch verschieden sein mag, fast ausschlieBlich auf
einen Mannerbund und seine Zucht zuriickgeht. Die Frau, die Familie wird angegliedert oder
ausgeschlossen, ihre Opferfahigkeit wird in den Dienst eines Typus gezwungen, und erst die
Macht eines anderen Gedankens lost auch sie aus dem ziichtenden System, um sie als
errgendes Element der Zersetzung zu gebrauchen, - wie in der hellenischen Demokratie, im
spaten, rasselosen Rom, wie in der heutigen "Emanzipations"bewegung - oder um nach
einem revolutionaren Ubergang ihre Kraft leidenshaftlicher Hingabe einem neuen,
typenbildenden Ideal diestbar zu machen.
Die Forderung auch nach der politischen Gleichberechtigung fur die Frauen war die
natiirliche Folge der Gedanken der franzosischen Revolution. Diese trieb alle subjektiven
Bestrebungen auf Grund ihrer sog. Menschenrechte auf die Spitze, und wie aus der Predigt
der unsinnigen Menschengleichheit die Judenemanzipation folgte.
[494] Beginn der "Emanzipation"
so auch die "Befreiung der Frau aus der mannlichen Sklaverei". Die Forderung der heutigen
Frauenemanzipation wurde im Namen eines schrankenlosen Individualismus erhoben, nicht
im Namen einer neuen Synthese. Im Sinne des " Auslebens" wurde die Bewegung denn auch
von der Gefolgschaft aufgefaBt. Hinzu kam nun aber als verstarkendes Moment die sich durch
Welthandel und Uberindustrialisierung zuspitzende soziale Lage. Die Frauen waren
gezwungen, ihren Mannem in der Fabrik behilflich ZU sein, um das Leben der Familie zu
fristen; dieses verstarkte Angebot an Arbeitskraften verringerte den Lohn des Mannes noch
mehr. Dadurch wurde die Junggesellenzeit unnatiirlich verlangert, was wiederum die Zahl der
unverheirateten heiratsfahigen Frauen vergroBerte, andererseits die Prostitution hochziichtete.
Hier hatte fiir den Staat eine seiner wichtigsten Aufgaben geharrt. Er war aber der
anstiirmenden Industriealisierung und Proletarisierung nicht gewachsen, konnte es vielleicht
auch nich sein. So erblickte die durchaus berechtigte Arbeiterbewegung in der Frau einen
Leidensgenossen und machte ihre Sache gleichfalls zu einem Programmpunkt ihrer
Bestrebungen.
Der 1902 ins Leben gerufene "Verband fiir Frauenstimmrecht" verkiindete 1905 folgende
Forderungen: Zulassung der Frau zu alien verantwortlichen Amtern in Gemeinde und Staat;
Zuziehung der Frauen bei der Rechtspflege; kommunales und politisches Wahlrecht nsw. Das
war der programmatische, bewuBte Griff nach dem Staat.
Halten wir uns die anfangs dargestellte Tatsache vor Augen, daB in der ganzen
Weltgeschichte Staat, soziale Architektonik, iiberhaupt jeder dauemde ZusammenschluB die
Folge mannlichen Willens und mannlicher Zeugungskraft gewesen sind, so ist klar, daB ein
grundsatzlich zugestandener, dauernder staatlicher EinfluB der Frau den
[495] Das Frauenwahlrecht
Beginn des offenkundigen Verfalls darstellen muB. Es kommt hier gar nicht auf den guten
Willen zur "positiven Mitarbeit", auch nicht auf die eine oder andere tiichtige, ja groBe
weibliche Personlichkeit, sondem auf das Wesen des Weibes an, das letzten Endes an alle
Fragen lyrisch oder intellektuell, nicht architektonisch, herangeht, d. h. nur das einzelne
betrachtend, atomistisch und nicht zusammenschauend. Unsere feministisch-demokratische
"Humanitat", die den einzelnen Verbrecher bedauert, den Staat, das Volk, kurz, den Typus
aber vergiBt, ist so recht der Nahrboden fiir alle Normen vemeinenden oder nur gefiihlsmaBig
(emotionell) an ihnen teilhabenden Bestrebungen.
Es ist bezeichnend fiir das Wesen der Vorkampferinnen eines "Frauenstaates", daB sich ihr
Angriff (im Einklang mit der gesamten marxistischen und demokratischen Judenpresse)
instinktiv gegen den "preuBischen Militarismus" richtete, d. h. gegen die ziichtende und
typenschaffende Grundlage eines jeden Staates, solange es iiberhaupt Kultur en, Volker und
Staaten gibt. So wurde z. B. England im allgem einen gelobt, weil es "keinen kontinentalen
Militarismus" kenne (Schirmacher). Die Englander hatten aber noch bis 1832 den Frauen das
politische, bis 1835 das kommunale Wahlrecht unter voller Gleichberechtigung mit den
Mannem zugestanden, dann aber aus sehr stichhaltigen Griinden der Erfahrung wieder
abgeschafft (erst 1929 aber unter dem neuen Andrang der Demokratie wieder eingefiihrt). Auf
Deutschland und seine " Vergewaltigungen" sind die Emanzipierten nicht gut zu sprechen
gewesen: "Keine unserer modemen Kulturnationen ist in der Lage, ihre politische Existenz
einem kaum vor Menschenalter ausgefochtenen siegreichen Krieg zu verdanken. Jeder Krieg
aber, jede Betonung und Forderung des Militarismus sind Verringerungen der Kulturmachte
und des Fraueneinfluses". Fiir die Tatsache, daB jede Kultur
[496] Streben nach Macht
seit 8000 Jahren nur unter dem Schutz des Schwertes entstanden ist und rettungslos unterging,
wo der unbedingte Wille zur Selbstbehauptung nicht mehr vorhanden war, haben die
"Emanzipierten" keine Augen und kein Verstandnis. Wie der marxistisch Verseuchte nur
seine Klasse, seinen Glaubensgenossen sieht, so die Emanzipierte nur die Frau. Nicht Frau
und Mann, Schwert und Geist, Volk und Staat, Macht und Kultur. Und wie das mythen- und
charakterlose 19. Jahrhundert hilflos dem Parlamentarismus, Marxismus, kurz, alien
zersetzenden Kraften gegeniiber stand, so auch dem atomisierenden Feminismus
demokratischer Politiker, die sich dabei besonders groBziigig vorkamen.
Diese "GroBziigigkeit", besser Schwache der mannlichen typenbildenden Kraft, hat die
Frauenbewegung denn auch ermutigt, das auszusprechen, worauf das Ganze hinauslauft: auf
die Erringung der Macht. Macht ist siiB; nach ihr jagt die Frau ebenso wie der Mann, und daB
weibliche Energien sich straffen, wenn die Manner miide werden, ist eine naturnotwendige
Erscheinung.
Zur Begriindung dieses allgemeinen Machtanspruches entstand eine ganze Literatur, die die
"absolute Ebenbiirtigkeit der Frau nachweisen sollte, wobei die Tatsache, daB Frauen gebaren,
in erfrischender Logik als Ursache der "grundsatzlichen" Gleichheit hingestellt wurde
(Elbertskirchen).
Verweist man nun auf die Geschichte als auf die Kronzeugin fur den Mangel der Frau an
typenbildeder Kraft, so klagt diese iiber die gewaltsame Unterdriickung, die sie gehemmt
habe, ohne zu merken, daB dies Zugeben allein schon entscheidend ist. Denn gerade die
groBten mannlichen Genies sind oft Kinder der Armut und der Unterdriickung gewesen,
trotzdem sind sie Herrscher und Menschenformer geworden. Nun liegt aber auBerdem in der
Behauptung der Unterdriickung eine offensichtliche Geschichtsfalschung
[497] Die mannliche synthetische Schau
vor. Selbst im dunklen Mittelalter genossen die Edelfrauen eine bessere Erziehung, als die
rauhen Ritter, die auf Kampf und Abenteuer zogen. Sie hatten auch MuBe genug gehabt, am
hauslichen Herd Anatomic und Sternenkunde zu studieren. Trotzdem ist aus der Mitte dieser
Frauen kein Walther von der Vogelweide, kein Wolfram, kein Roger Bacon erstanden, der als
von der Kirche durch ganz Europa gehetzter Mensch einer der Begriinder unserer
Wissenschaft wurde. Dazu hat es keiner "Macht" bedurft, sondern nur jenes ideenbildenden
synthetischen Schauens, das einmal fur immer das Kennzeichen des mannlichen Wesens ist.
Das Griechentum gab, wenn auch nicht der Gattin, so doch der Hetare geistige Freiheit. AuBer
der lyrisch-sexuellen Sappho ist trotzdem nichts Nennenswertes entstanden, vielmehr war
gerade diese Frauenfreiheit ein plastisches Zeichen des hellenischen Unterganges. Auch die
Renaissance gab der Frau die gleichen Moglichkeiten wie dem Manne. Vittoria Colonna,
Lukrezia Borgia, vielleicht noch die eine oder andere kennt die Geschichte unserer Kultur; die
erste durch die Gedichte Michelangelos, die zweite durch ihre schrankenlose Triebhaftigkeit.
Bleibende Werte des Genies zu schaffen, hat die Frau auch hier - unterlassen.
Der Einbruch der Frauenbewegung in die zusammenbrechende Welt des 19. Jahrhunderts ist
in breiter Front vor sich gegangen und hat sich naturnotwendig mit alien anderen zersetzenden
Kraften verstarkt: mit Welthandel, Demokratie, Marxismus, Parlamentarismus. Die ungeheure
Emsigkeit der Frau auf alien Gebieten hat nun aber nach Jahrzehnten selbst so manche
Vorkampferin zu Bescheidenheit veranlaBt, als die Taten und Siege gezahlt wurden; es
blieben nur Sonja Kowalewsky, Madame
[498] Die "Logik" der Emanzipation
Curie, deren Genie plotzlich dahin war, als ihr Mann iiberfahren wurde, und eine sagenhafte
Erfinderin der Mahmaschine. Sonst: eine Reihe tiichtiger Arztinnen, Kunstgewerblerinnen,
fleiBiger Biirodamen, gelehrterNaturwissenschaftlerinnen, aberkeine Synthese ...
Die "Wissenschaft" der Emanzipation erklart, die sog. weiblichen Eigenschaften seien bloB
durch die Jahrtausende alte Herrschaft des Mannes hervorgerufen. Herrschte die Frau - wie es
zeitweise vorgekommen sei - so hatten sich "weibliche" Eigenschaften beim Manne
herausgebildet. Deshalb diirfe nur die Leistung, nicht das Geschlecht gewertet werden.
Diese "Logik" ist ebenso typisch wie weit verbreitet. Sie entspringt im wesentlichen der
verstaubten Milieutheorie, wonach der Mensch nichts als ein Erzeugnis seiner Umgebung sei.
Dieser darwinistische Ladenhiiter muB selbst heute noch herhalten, um der Frauenrechtlerin
die "weltanschauliche" Stiitze und das "wissenschaftliche" Riickgrat zu verschaffen. Es laufen
hier zwei unvereinbare Gedankenreihen nebeneinander her. Einerseits gehort es zur
Propagandakunst, die mannliche Ritterlichkeit und das Mitleid anzurufen, um das Los der um
Freiheit und Kultur vom rohen Mann der Vergangenheit betrogenen Frau darzustellen und
eine Anderung fiir die Zukunft zu fordern, andererseits ist man heute um den Nachweis
bemiiht, daB die Manner iiberhaupt "abgewirtschaftet" hatten, daB das " Jahrhundert der Frau"
heranriicke, daB es bereits in der Vergangenheit Frauenstaaten gegeben habe, in denen die
Manner die folgsamen Haustiere gespielt hatten. Daraus sollen wir die Beruhigung schopfen,
daB der Zusammenbruch des Mannerstaates kein Chaos nach sich ziehen werde, sondem im
Gegenteil den Beginn einer echten Kultur, eines echten humanen Staates.
Es ist ergotzend, zu verfolgen, wie diese neuen Geschichtsschreiber vorgehen. Diese
berichten z. B., eine Kamtschadalin
[499] Mutterverehrung in Agypten
sei auch durch die groBten Versprechungen nicht dazu zu bewegen gewesen, Wasche zu
waschen, Kleider zu flicken, oder andere hausliche Dinge zu verrichten (daher stammt
vermutlich die hohe Kultur Kamtschadaliens). Auf Agypten hat man es besonders abgesehen
und Diodor und Strabo und Herodot nach Worten abgesucht, um die Anzeichen einer
Frauenverehrung als den Frauenstaat Agypten zu deuten. Das soil z. B. aus der Uberschrift
iiber den Skulpturen eines Tores des Konig Ramses und seiner Gemahlin hervorgehen. Es
heiBt dort namlich:"siehe, was die Gottin Gemahlin spricht, die konigliche Mutter, die Herrin
der Welt." Dies soil beweisen, daB die Konigin iiber dem Konig gestanden habe ... Das Wort
von der Mutter wird geflissentlich iiberhort. Femer habe der mannliche Agypter hauptsachlich
die hauslichen Arbeiten verrichtet, wahrend die Frau herrschte. Zugestanden. Dann aber fallt
ein fiir allemal die alte Lehre, daB die Frauen bloB deshalb keine Staaten gegriindet,
Wissenschaft geschaffen hatten, well sie unterdriickt worden waren! Zugleich aber wird -
ungewollt natiirlich - ein anderes bewiesen: daB die Frauen bei oder trotz aller Freiheit keinen
Staat gegriindet noch erhalten haben. Denn Agypten war kein Frauenstaat. Von Konig Menes
(etwa 3400 v.Chr.) an ist Agyptens Staatsgeschichte Mannergeschichte. Das erste Konigsgrab
ist das des Ghent, dessen Regierung die Gmndlage agyptischer Kultur schuf. Der Konig wird
die Verkorperung des Horus; er kann auch nach dem Tode "die Weiber ihren Gatten
wegnehmen, wohin er will, wenn fein Herz die Lust ergreift". "Der Gott" heiBt er, oder "das
groBe Haus" (par'o, Pharao). Seine feste Schranke findet das Konigtum im Zeremoniell, in
der typisierenden Rechtsordnung, an deren Befolgung seine Gottheit gekniipft ist. Jeder der
Konige baut sich nach Moglichkeit eine eigene Residenz, sein eigenes Grabdenkmal. Den
Rhythmus des gewohnlichen Lebens bestimmt - siehe oben -
[500] Regierende Frauen
der Beamte, der Kammerherr, der Techniker, kurz, der "Schreiber". Nach Zeiten der Unruhen
ringt sich Amenemhet I. zur schaffenden Macht empor, die klassische Zeit Agyptens beginnt.
Die Tatsache des agyptischen Manner staates bei zeitweise groBter Freiheit der Frauen zeigt,
daB es zwar Frauenherrschaft geben kann, aber keinen Frauenstaat. Dieser Begriff ist ein
Widerspruch in sich, wie das Wort Mannerstaat eigentlich eine Tautologie darstellt.
Es ist also nicht so, als fande ein Pendelschlag zwischen zwei Typen - Mannerstaat und
Frauenstaat - statt, und als sei das mittlere Stadium des Gleichgewichts und der
"Gleichberechtigung" das erstrebenswerte Ziel der Kultur. Vielmehr bedeutet der
"Pendelschlag" hinweg von der mannlichen Typenbildung eine Zeit der Entartung. Das
Pendel schwingt nicht zu einem neuen Typus hiniiber, sondern landet im Sumpf. Das Beispiel
hinkt nicht nur, sondern gibt ein ganz irrefiihrendes Bild. Fiir eine europaische Rasse (und
nicht nur fiir sie) ist eine Zeit der Frauenschaft eine Zeit des Verfalls des Lebensgefiiges, die
bei weiterem Fortdauem den Untergang einer Kultur, einer Rasse bedeutet.
Wenn Frauen im Verlauf der europaischen Geschichte auch zur Herrschaft gekommen sind
(durch dynastische Erbfolge), und gut oder schlecht regiert haben, so taten sie das inmitten
und gehalten von der jeweiligen Form des Mannerstaates. Seinem Typus haben sie sich unter-
und eingeordnet, um nach ihrem Tode wieder einem Manne Platz zu machen. Minister,
Generale, Soldaten von Frauen gestellt, das ware Voraussetzung fiir einen "Frauenstaat".
Die Zeit des Unterganges des absolutistisch-monarchistischen Prinzips in Frankreich brachte
- naturnotwendig - die Frauen zu maBgebendem EinfluB. Die Adelsdame besaB alle Rechte
der Lehens- und Feudalherren; sie konnte Truppen ausheben, trieb Steuern ein. Die
[501] Die Frau in Amerika
GroBgrundbesitzerinnen hatten Sitz und Stimmrecht in den Standevertretungen (z.B. Madame
de Sevignee), ja wurden Pairs von Frankreich. In dem sich zersetzenden Zunftwesen hatten
die Meisterinnen gar iiber das Berufswahlrecht zu bestimmen. Die franzosischen
Revolutionsideen schlossen die Befreiung der Frau in sich (ihre Vorsprecherinnen waren die
Halbweltdamen Olympe de Gouges und Theroigne de Mericourt); solange die Revolutionare
aber kampften, verloren die Frauen alle Rechte, die sie unter dem alien Regime
besessen hatten. Spater zogen sie den Nutzen aus dem demokratischen Siege. Napoleon ist ob
seines antifeministischen Code Napoleon bei den Emanzipierten sehr verhaBt, um so mehr
lobt man die Amerikaner, die von vornherein der Frau Gleichberechtigung eingeraumt hatten.
Das stimmt. sieht man sich nun die Geschichte der Vereinigten Staaten an, so bemerken wir
deutlich zweierlei: Frauenherrschaft in der Gesellschaft, jedoch den Mannerstaat. Der
amerikanische Mann gebraucht im Leben heute noch riicksichtslos seine Ellenbogen, die
ununterbrochene Jagd nach dem Dollar bestimmt fast ausschlieBlich sein Dasein. Sport und
Technik sind seine "Bildung". Der freien Frau stehen alle Bahnen der Kunst, Wissenschaft
und Politik offen. Ihre soziale Stellung ist unbestritten der mannlichen iiberlegen. Die Folge
dieser Frauenherrschaft in Amerika ist das auffallend niedrige Kulturniveau der Nation. Bin
echter Kultur- und Lebenstyp wird auch in Amerika nur dann einmal entstehen, wenn die Jagd
nach dem Dollar mildere Formen angenommen hat und wenn der heute nur technische Mann
iiber Wesen und Ziel des Daseins nachzudenken beginnen wird. Emerson war vielleicht der
erste nachdenkliche Augenblick
des Amerikanertums; aber zunachst allerdings nur ein Augenblick.
Trotz des gesellschaftlichen Vorherrschens der Frau ist der Staat aber naturnotwendig
mannlich; ware die Diplomatic
[502] Die "doppelte Moral"
und Landesverteidigung auch weiblich, Amerika als Staat ware iiberhaupt nicht mehr.
Das Wesen des Staates kann inhaltlich verschieden sein, formal betrachtet ist er stets Macht.
Eine Macht wird auf dieser Welt nur im Kampf, im Kampf auf Leben und Tod, erfochten und
erhalten. Die Forderung nach politischer Herrschaft der Frau bedingt, um als
Gleichberechtigung gelten zu konnen, auch eine Frauenarmee. Auf diese Lacherlichkeit und
die organische Unmoglichkeit dieser Forderung braucht man nicht naher einzugehen. Die
Frauenkrankheiten wiirden in der Armee schnell zunehmen, der Rassenverfall ware
unausbleiblich. Gar eine gemischte mannlich-weibliche Armee ware nichts als ein groBes
Bordell.
Dem heutigen Mannerstaat wird die doppelte Moral zugeschrieben. Tatsache ist zunachst, daB
er die Familie geschaffen und erhalten hat, nicht die Familie ihn. Tatsache ist, daB der
Mannerstaat auch z.B. dem schuldigen mannlichen Teil bei einer Ehescheidung die Pflicht
auferlegt, seine geschiedene Frau standesgemaB zu erhalten. Von den nach
"Gleichberechtigung" rufenden Frauen ist aber noch nirgends zu horen gewesen, daB sie im
Falle der Untreue der Frau ihr die Pflicht auferlegen wollen, fiir den betrogenen Mann zu
sorgen Und doch ware das eine ganz selbstverstandliche Forderung, wenn keine Unterschiede
bestehen sollen. Tatsachlich wollen die Frauenrechtlerinnen in ihrem tiefsten Wesen nichts
anderes, als sich auf Kosten des Mannes aushalten lassen. In Amerika ist es soweit, daB das
einseitige Scheidungsrecht fast iiberall durchgefiihrt worden ist. Dariiber hinaus wird
angestrebt, dem Manne die gesetzliche Verpflichtung aufzuerlegen, einen bestimmten
Prozentsatz seines Einkommens der Frau zu iibergeben.
Wie die Juden iiberall nach "Gleichberechtigung" rufen und darunter nur ihre
Vorberechtigung verstehen, so steht die beschrankte Emanzipierte fassungslos dem Nachweis
gegeniiber, daB sie keine Gleichberechtigung fordert, sondern
[503] Antiliberale Reaktion
ein Parasitenleben auf Kosten der mannlichen Kraft, ausgestattet dazu noch mit
gesellschaftlichen und politischen Vorrechten.
Der vom Liberalismus verseuchte Mann des 19. Jahrhunderts hat das ebenfalls nicht
begriffen. Das Chaos der Gegenwart ist die rachende Nemesis fiir diese Selbstvergessenheit.
Heute sieht der erwachende Mensch, daB der Gott Stimmzettel ein leerer, unwichtiger Wisch,
das vierschwanzige - allgemeine, gleiche, geheime, direkte - Wahlrecht keine magische
Wiinschelrute ist, sondern ein Zersetzungswerkzeug volksfeindlicher Demagogen. Dieses
allgemeine Stimmrecht soil also der Frau genommen werden? Ja! - Und dem Manne auch!
Ein volkischer Staat wird entscheidende Wahlen nicht durch anonyme - mannliche und
weibliche - Massen vomehmen lassen, sondern durch verantwortliche Personlichkeiten.
Der Liberalismus lehrte: Freiheit, Freiziigigkeit, Freihandel, Parlamentarismus,
Frauenemanzipation, Menschengleichheit, Geschlechtergleichheit usw., d. h. er siindigte
gegen ein Naturgesetz, daB Schopfung nur durch Auslosungen polarbedingter Spannungen
entsteht, daB ein Energiegefalle notig ist, um Arbeit irgendwelcher Art zu leisten, Kultur zu
schaffen. Der deutsche Gedanke fordert heute, mitten im Zusammensturz der feminisierten
alten Welt: Autoritat, typenbildende Kraft, Beschrankung, Zucht, Autarkic
(Selbstversorgung), Schutz des Rassencharakters, Anerkennung der ewigen Polaritat der
Geschlechter.
Der Ruf nach Gleichberechtigung, richtiger nach dem "Frauenstaat", hat cine sehr
bezeichnende Unterstromung. Die Forderung, frei in Wissenschaft, Recht, Politik bestimmen
zu konnen, zeigt sozusagen "amazonenhafte" Ziige, d. h. Tendenzen, dem Manne auf
ausgesprochen mannlichem
[504] Leugnung des Pflichtgedankens
Gebiet Konkurrenz zu machen, sich sein Wissen, Konnen und Handeln, anzueignen, sein Tun
und Lassen nachzuahmen. Daneben geht aber die Forderung nach erotischer Freiheit,
geschlechtlicher Schrankenlosigkeit.
Der rein individualistische Gedanke, als eine Ursache aller verrotteten sozialen und
politischen Zustande lockerte auch die ehedem strengeren Zuchtformen des mannlichen
Teiles in alien Volkem. Wenn man nun meinen sollte, die Frau wiirde alle ihre Krafte in
Tatigkeit treten lassen, um sich, ihre Kinder, vor den Folgen der Auflosung ZU schiitzen, so
sehen wir die "Emanzipierte" das genaue Gegenteil tun: sie fordert das Recht auf "erotische
Freiheit" nun auch fiir das ganze weibliche Geschlecht. Einzelne ernste Frauen sind diesem
Treiben gewiB entgegengetreten, doch hatte die Lehre der "erotischen Revolution" sich in den
Reihen der Frauenrechtlerinnen vielfach durchgesetzt, wo es doch klar war, daB, wenn
irgendwo, so hier eine typenschaffende und gestaltende Kraft der Frau in Erscheinung treten
miiBte. Die Worte: "Eine Frau, die Selbstachtung besitzt, kann eine gesetzliche Ehe nicht
eingehen" (Anita Augspurg), darf man als Evangelium des erotischen Programms betrachten.
Verbramt durch Pochen auf "Personlichkeitswert" und "Selbstbestimmung" geben wahnwitzig
gewordene Weiber den letzten Schutz ihres Geschlechtes preis, zerstoren die einzige Form,
die ihnen und ihren Kindern eine Lebenssicherheit bietet. Die Emanzipierte hilft sich dadurch,
daB sie fordert, fiir die geborenen Kinder habe einfach der Staat zu sorgen. Welcher Staat? 1st
er etwa eine Versorgungsanstalt fiir die Folgen entfesselter Geschlechtlichkeit? Auch hier die
Leugnung des Pflichtgedankens fiir sich und Forderungen - an andere. Damit ist
eingestanden, daB auch ein Staatsgedanke fiir die echte "Emanzipierte" iiberhaupt nicht
besteht. Denn ohne Pflichtbegriff ist ein Staat auf die Dauer nicht denkbar. Die Rechtlerin
verflucht die Ehe als Prostitution; aber
[505] Abtreibung im "Frauenstaat"
wenn an stelle des Mannes "der Staat" zahlt, was andert sich denn an der ganzen Sache?
Wenn der Mann nur subjektiv, das heiBt ohne Beziehung auf die Allgemeinheit dachte, so
konnte ihm das schlieBlich alles recht sein. Er geht von einer Frau zur anderen, amiisiert sich
nach Kraften, die Zeche aber hatte doch nur die Frau zu zahlen, wenn sie schwanger
zuriickbleibt. Diese notwendige Folge der Lehren der Emanzipation hat vieles nachdenkhche
Stirnrunzeln hervorgerufen. Nach eifrigem Uberlegen forderte man dann "ganz energische
Bestimmungen" gegen den polygamen Mann, der vielleicht wirklich auf den unglaubhchen
Gedanken kommen konnte, recht viel freie Ehen auszukosten (Ruth Bre). Damit ware also die
"freie Liebe" wieder zu Ende; die Frau wiirde dem Manne das notige MaB von Liebesfreuden
vorschreiben.
Die anderen "Emanzipierten" haben bekanntlich einen besseren Ausweg gefunden:
Abtreibung, wenn Vorbeugen nicht geholfen hat. " Aus der Feme winkt schon lockend die
Zeit, in der es der Wissenschaft gelingen wird, unschadliche Mittel zur Vemichtung des
keimenden Lebens aufzufmden. ...Eine frohe Aussicht fiir alle diejenigen, die nicht von der
"rage du nombre" besessen sind." so schrieb die Dame Stocker in - "Mutterschutz".
Dieser Sehnsuchtsschrei einer Prophetin hat natiirlich auch seine "wissenschafthche"
Unterlage. Was die Abtreibung betrifft, so ist man der Meinung, diese sei nur dank dem
Mannerstaat strafbar. Ganz anders ware es in einem "Frauenstaat". Da wiirde das Weib sofort
die Erlaubnis zur Vernichtung des keimenden Lebens erteilen. Das gehore eben auch zu den
Rechten, zur physischen Freiheit des Weibes. (Mit stolz wird bemerkt, daB der Kanton Basel
die Abtreibung bereits gestattet habe.) Diese Wissenschaftler der Frauenentfesselung befmden
sich mit ihrem begeisterten Gefolge also wieder in schonster Einheitsfront
[506] Emanzipation und Rassenchaos
mit der gesamten auf Zersetzung und Vemichtung unserer Rasse abzielenden Politik der
Demokratie und des Marxismus. Aus dem Recht auf absolute personliche Freiheit folgt
notwendig auch die Aberkennung rassischer Schranken. Die "Emanzipierte" darf fiir sich das
Recht auf Verkehr mit Niggem, Juden, Chinesen in Anspmch nehmen, und aus der Frau, als
der bemfenen Erhalterin der Rasse, ware dank der Emanzipation die Vernichterin aller
Gmndlagen des Volkstums geworden.
Den echten "Emanzipierten" fehlt bei alien ihren Betrachtungen neben dem Ehr- und
Pflichtbegriff auch fast jede sittliche Bindung. sie kennen nur die Ideen und Begriffe der
"Entwicklung", "Machtverhaltnisse", "Umschichtung", aber das notwendige Gegenstiick zur
Idee der Entwicklung, die Idee der Entartung, fehlt fast vollstandig. Sie sprechen deshalb sehr
kiihl dariiber, daB beim Starkerwerden der Bestrebungen auf den "Frauenstaat" hin neben die
weibliche auch die mannliche Prostitution (nebst Mannerbordellen) treten wiirde. DaB diese
jedoch keinen groBen Umfang annehmen konnte - von wegen der physischen Riickstandigkeit
des Mannes gegeniiber der weiblichen Veranlagung - wird als besonders schones Zeichen der
kommenden Herrlichkeit gedeutet.
Eine andere starke Gruppe der Emanzipierten (Frl. Elbertskirchen, Fr. Meisel-HeB, Augspurg
usw.) bekampft natiirlich die Prostitution, aber weniger aus allgemein sittlichen Griinden, als
urn den anderen Frauen eine lebenslangliche Versorgung zu sichem. Wie unehrlich der
Kampf dieser Gruppe ist, geht allein schon daraus hervor, daB sie fur sich keine Ehebindung
anerkennen will (die doch einzig mogliche Konsequenz), sondern eine "freie" Liebe auf
Lebenszeit in Anspruch nimmt.
Einen gewissen Vorgeschmack fur die Znstande der erstrebten frauenstaatlichen Zukunft
geben uns gewisse Zentren unserer demokratisch geleiteten GroBstadte. Die zarten
[507] Die Schuld des Mannes
trippelnden Mannchen in Lackschuhen und lila Striimpfen, mit Armbandem behangen, mit
zarten Ringen am Finger, mit blau untermalten Augen und roten Naslochern, das sind die
"Typen", die im kommenden "Frauenstaat" allgemein werden miiBten. Die echten und
folgerichtigen Emanzipierten sehen das alles nicht als Verfall und Entartung an, sondern als
"Pendelschlag" vom verhaBten Mannerstaat zum Frauenparadies, gleichsam als
entwicklungsgeschichtliche Notwendigkeit. Damit ist jeder Wertunterschied aufgegeben,
Jeder Bastard, jeder Kretin kann sich stolzgeschwellt als notwendiges Glied der menschlichen
Gesellschaft betrachten und das Recht auf freie Betatigung und Gleichberechtigung fur sich in
Anspruch nehmen.
Nun laBt sich z.B. die Geburtenvorbeugung angesichts heutiger sozialer Zustande als
Verzweiflungstat eben begreifen, aber e i n Ding ist es, diesen Volksuntergang zu fordem,
und ein ander Ding, mit leidenschaftlichem Willen eine Staatsmacht zu erstreben, welche die
Beseitigung der uns alle korrumpierenden Voraussetzungen dieses Elends sich zum Ziel setzt.
Das eine bedeutet rassischen und kulturellen Untergang, das zweite Rettungsmoglichkeit fur
Frau und Mann, fur das ganze Volk.
Der Mann ist angesichts der heutigen Zustande durchaus nicht in Schutz zu nehmen. Im
Gegenteil: er ist in erster Linie schuld an den heutigen Lebenskrisen. Aber seine Schuld liegt
ganz wo anders, als wo die Emanzipierten sie suchen! Sein Verbrechen ist, nicht mehr ganz
Mann gewesen zu sein, deshalb hat auch das Weib vielfach aufgehort, Frau zu sein. Der Mann
wurde weltanschauungslos. Sein bisheriger religioser Glaube zerbrach, seine
wissenschaftlichen Begriffe wurden schwankend; deshalb verlor sich auch seine typen- und
stilbildende Kraft auf alien Gebieten. Deshalb griff die "Frau" nach dem Staatsruder als
"Amazone" einerseits; deshalb forderte sie erotische Anarchic als "Emanzipierte"
andererseits. In beiden Fallen
[508] Geschichte der Gottin Istar
hat sie sich nicht vom Mannerstaat emanzipiert, sondern nur die Ehre ihres eigenen
Geschlechts verraten.
Bei den orientalischen Volkem war die religiose Prostitution sehr gebrauchlich. Die Priester
lieBen sich nirgends dieses Vergniigen entgehen, und die frommen Babylonierinnen und
Agypterinnen - auch nicht. Man verfolge doch z.B. nur die Geschichte der Gottin Istar, urn an
der Wandlung dieser Gottheit den Untergang eines Volkes abzulesen. Zunachst war sie eine
jungfrauliche Gottin der Jagd, ja des Krieges. Man zeichnete sie noch zu Hammurabis Zeiten
mit dem Bart. Dann gait sie als Himmels-Konigin, als Gottin des Anus, als Gottin der Liebe
und der Fruchtbarkeit. Mit den phonizischen Einfliissen wurde sie zum Schutzgeist der
"religiosen" Prostitution, bis sie schlieBlich als Astarte Symbol des geschlechtlichen
Anarchismus wurde. Damit war auch Babylon als Staat und Typus aufgelost, am Ende.
Wer den europaischen Untergang abwenden mochte, muB sich endgiiltig von der liberalen,
staatzersetzenden Weltbetrachtung losen und alle Krafte, Manner und Frauen, jede auf den
ihnen zugewiesenen Gebieten sammeln fiir die Parole: Rassenschutz, Volkskraft, Staatszucht.
Ein Werturteil iiber die Frau ist mit den vorhergehenden Ausfiihrungen natiirlich nicht gefallt
worden. Es bedeutet jedoch fiir die Ziichtung eines kommenden Geschlechts deutschbewuBter
Menschen eine entscheidende Einsicht, daB der Mann an Welt und Leben erfmdend,
gestaltend (architektonisch) und zusammenfassend (synthetisch) herangeht, die Frau jedoch
lyrisch. Mag der Durchschnittstmann im gewohnlichen Leben auch nicht immer groBe
geistige Architektonik verraten, Tatsache bleibt, daB groBe Staatsgriindungen, Rechtskodices,
typenbildende Verbande politischer.
[509] Die Frau als Schiitzerin des Lebens
militarischer, kirchlicher Natur, umfassende philosophische und Schopfungssysteme,
Symphonien, Dramen und Sakralbauten samt und sonders, solange die Menschheit besteht,
vom synthetischen Geist des Mannes geschaffen worden sind. Demgegeniiber vertritt die Frau
eine Welt, die in ihrer Schonheit und Eigenart der des Mannes nicht nach-, sondern
ebenbiirtig gegeniibersteht. Die "amazonenhafte" Emanzipierte ist daran schuld, daB die Frau
die Hochachtung vor ihrem eigenen Wesen zu verlieren begann und die Werte des Mannes zu
den ihrigen machte. Dies bedeutete eine seelische Stoning, ein Ummagnetisieren der
weiblichen Natur, die denn auch heute irrlichternd dahinlebt, ahnlich wie umgekehrt die
"moderne" mannliche, die anstatt sich um Architektonik und Synthetik des Daseins zu
kiimmern, die Gotzen der Humanitat, Menschenliebe, des Pazifismus, der Sklavenbefreiung
nsw. anzubeten begann. Man irrt auch, wenn man das als Ubergangsstadium betrachtet. Die
Frau ist dank der "Emanzipations"bewegung nicht architektonisch geworden, sondern bloB
intellektuell (als "Amazone") oder rein erotisch (als Vertreterin der geschlechtlichen
Revolution). In beiden Fallen hat sie ihr Eigenstes eingebiiBt und das Mannliche doch nicht
erreicht. Das gleiche gilt - umgekehrt - vom "emanzipierten" Manne.
Vom Standpunkt der Frau konnten Staat, Rechtskodex, Wissenschaft, Philosophie als etwas
AuBeres angesehen werden. Wozu denn immer Formen, Schemen, BewuBtsein? 1st das
dahinflieBende spontane, UnbewuBte im Erleben des Tiefsten nicht groBer und schoner?
Braucht es denn immer der Werke, um Seele zu beweisen? Und sind diese Formen und Werke
des Mannes nicht oft aus einer Atmosphare des Lyrisch-Weiblichen geboren, die ohne die
Frau nicht immer zustande gekommen waren? Das Leben ist sein und Werden, BewuBtsein
und UnterbewuBtsein zugleich. In seinem ewigen Werden sucht
[510] Der Mythus der Freya
der Mann durch Ideenbildung und Werke ein Sein zu erschaffen, versucht, die "Welt" sich als
organisch-architektonisches Gefiige zu bilden. Das Weib ist die ewige Behiiterin des
UnbewuBten. Die nordisch-germanischen Mythen stellen die Gottin Freya als Hiiterin der
ewigen Jugend und Schonheit hin. Raubte man sie den Gottern, so wiirden diese altem und
dahinsinken. In ihrem Verhaltnis zu Loki offenbart sich mythische Urweisheit.
Loki war ein Gotterbastard. Lange wurde beraten, ob man ihn in Walhall als gleichberechtigt
anerkennen diirfe. SchlieBlich geschah es. Dieser Bastard Loki spielte den Unterhandler, als
Odins Burg durch Riesen neu erbaut werden sollte. Er bot Freya als Zahlung an! Als die
Gotter von diesem Abkommen horten, weigerten sie sich, es auszufiihren. Darauf betriigt Loki
auch die Riesen so gerat Odin, der Hiiter des Rechts, selbst in Schuld. Die Siihne ist der
Untergang Walhalls. In diesem Mythus ist tiefste, erst heute wieder erwachende Erkenntnis
niedergelegt: der Bastard liefert bedenkenlos das Symbol rassischer Unsterblichkeit, ewiger
lugend aus und stiirzt auch die Edlen in schuld. Was mag wohl Odin dem toten Baldur ins Ohr
geraunt haben, als er ihn auf seiner letzten Fahrt begleitete?
In die heutige Sprache iibertragen, sagt der germanische Mythus: in der Hand und in der Art
der Frau liegt die Erhaltung unserer Rasse. Aus politischer Knechtung kann sich noch jedes
Volk aufraffen, aus rassischer Verseuchung nicht mehr. Gebaren die Frauen einer Nation
Neger- oder Judenbastarde, geht die Schlammflut von Nigger "kunst" weiter so ungehindert
iiber Europa hinweg wie heute; darf die jiidische Bordell-Literatur weiterhin noch ins Haus
gelangen wie jetzt, wird der Syrier vom Kurfiirstendamm auch fernerhin als "Volksgenosse"
und ehemoglicher Mann betrachtet, dann wird einmal der Zustand eintreten, daB Deutschland
(und ganz Europa)
[511] Die Sendung der Frau
in seinen geistigen Zentren nur von Bastarden bevolkert sein wird. Mit der Lehre von der
erotischen "Wiedergeburt" greift der Jude heute - und zwar auch mit Hilfe der Lehren der
Frauenemanzipation - an die Wurzeln unseres ganzen Seins iiberhaupt. Wann das erwachende
Deutschland so weit sein wird, um mit einem eisernen Besen und mit riicksichtsloser Zucht
eine restlose Sauberung durchzufiihren, ist unbestimmt. Wenn aber irgendwo, so lage bereits
heute in der Predigt von der Reinerhaltung der Rasse die heiligste und groBte Aufgabe der
Frau. Das bedeutet das Hiiten und Wahren jenes UnbewuBten, des noch ungeballten, deshalb
aber gerade urspriinglichen Lebens; des Lebens, von dem auch Gehalt, Art und Architektonik
unserer rassischen Kultur abhangig ist, jener Werte, die allein uns schopferisch machen.
Anstatt aber auf dieses Allerwichtigste und GroBte zu achten, horten noch viele Frauen auf
das Ablenkungsgeschrei der Feinde unserer Rasse und unseres Volkstums und waren alien
Ernstes bereit, um Stimmzettel und Parlamentssitze willen dem Manne den Kampf bis aufs
Messer anzusagen. Angeblich, um nicht eine " Staatsbiirgerin zweiter Klasse" zu bleiben, ist
die Frau auf das "Recht der Wahl" gehetzt worden (als ob unter der heutigen Geldherrschaft
das Schicksal durch Wahlen entschieden wiirde), wahrend ihr der Instinkt der Manneswahl
verschmutzt wird durch die offen und versteckt seelen- und rasseverseuchenden Zeitschriften
und Werke. Die Frau tragt heute das Geld in die jiidischen GroBwarenhauser, aus deren
Schaufenstern der glitzernde Verfall einer verfaulenden Zeit hervorschaut, und der heutige
liberale und gedampft-nationale Mann ist zu schwach, um der Gesamtstromung sich
entgegenzustemmen .
Die lyrische Leidenschaft der Frau, die in Zeiten der Not genau so heroisch zu werden vermag
wie der Formwille des Mannes, schien auf lange verschiittet.
[512] Freiheit der Bildung!
Aufgabe der echten Frau ist es, diesen Schutt hinwegzuraumen. Emanzipation der Frau von
der Frauenemanzipation ist die erste Forderung einer weiblichen Generation, die Volk und
Rasse, das Ewig-UnbewuBte, die Grundlage aller Kultur vor dem Untergang retten mochte.
Die Zeiten des Biedermeier und des "vertraumten Madchendaseins" sind natiirlich endgiiltig
voriiber. Die Frau gehort hinein in das Gesamtleben des Volkes; ihr haben alle
Bildungsmoglichkeiten freizustehen; fiir ihre korperliche Ertiichtigung ist durch Rhythmik,
Turnen, Sport die gleiche Sorgfalt anzuwenden wie fiir den Mann. Unter heutigen sozialen
Verhaltnissen diirfen ihr auch im Berufsleben keine Schwierigkeiten bereitet werden (wobei
die Mutterschutz-Gesetze noch strenger durchgefiihrt werden miissen). Wohl aber wird das
streben aller Emeuerer unseres Volkstums dahingehen, nach Brechung des volksfeindlichen,
demokratisch-marxistischen Auslaugesystems einer sozialen Ordnung den Weg zu bahnen,
die junge Frauen nicht mehr zwingt (wie es heute der Fall ist), in scharen auf den wichtigste
Frauenkrafte verbrauchenden Arbeitsmarkt des Lebens zu stromen. Der Frau sollen also alle
Moglichkeiten zur Entfaltung ihrer Krafte offenstehen; aber iiber eines muB Klarheit
bestehen: Richter, Soldat und Staatslenker muB der Mann sein und bleiben. Diese Berufe
fordern heute mehr als je eine unlyrische, ja rauhe, nur das Typische und Allgemeinvolkliche
anerkennende Einstellung. Es hieBe pflichtvergessen an unserer Vergangenheit und Zukunft
handeln, wollten die Manner hier nachgeben. Der harteste Mann ist fur die eiseme Zukunft
gerade noch hart genug. Wenn auf Rassen- und Volksverhohnung, wenn auf Rassenschande
einmal Zuchthaus und Todesstrafe stehen werden, dann wird es stahlerner Nerven und
schroffster Formkrafte bediirfen, bis
[513] Architektonik und Lyrik
das "Ungeheuerliche" einmal zur Selbstverstandlichkeit geworden ist.
Verschiedene Seelen diirfen nicht nivelliert, "ausgeglichen", sondem miissen als organische
Wesen geachtet, in ihrer Eigenart gepflegt werden. Architektonik und Lyrik des Daseins ist
ein Doppelklang, Mann und Frau sind die Lebensspannung erzeugenden Pole. Je starker jedes
Wesen fiir sich ist, um so groBer der Arbeitseffekt, der Kulturwert und Lebenswille des
ganzen Volkes. Wer dieses Gesetz zu unterwiihlen sich anmaBt, muB in dem echten Mann und
in der echten Frau seine entschiedenen Feinde finden. Wehrt sich niemand mehr gegen das
Rassen- und Geschlechtschaos, dann ist der Untergang unvermeidhch geworden.
Im ersten Buch ist der Hochstwert des Germanen ausfiihrlich behandelt worden. Ihm dienen -
in verschiedener Weise - der deutsche Mann und die deutsche Frau. Ihn als Lebenstypus aber
ziichten kann und muB die Aufgabe des Mannes, eines Mannerbundes sein. Wir stehen mitten
in einem ungeheuren GarungsprozeB, noch ringen viele Personlichkeiten und Verbande gegen
das kirchliche Mittelalter und die Freimaurerei nur im instinktiven, negativen Abwehrkampf.
sie sind noch uneinig, weil der Typus der Zukunft erst herausgearbeitet werden muB und der
Hochstwert der Ehre nicht unbedingt anerkannt ist. Der groBe Gedanke geht von wenigen aus,
um andere aber zu Fiihrem zu bilden, miissen diese wenigen nur Personhchkeiten an leitender
stelle dulden, denen die Gedanken der Ehre und Pflicht Selbstverstandlichkeit geworden sind.
Alles Nachgeben hier - sei es aus welchen Griinden immer - wird auf die Dauer schadlich
wirken miissen. Kraft und Seele und rassische Einstellung miissen zusammenfallen, um den
kommenden Typus schaffen zu helfen. Dies durchzufiihren ist die erste und letzte Aufgabe
eines Fiihrers zur deutschen Zukunft.
[514] Der Hochstwert der Ehre
7.
Das Deutsche Reich wird also, wenn es nach der Revolution von 1933 bestehen soil, das
Werk eines zielbewuBten Mannerbundes sein, der sich iiber den im kommenden Leben zur
Geltung zu bringenden Hochstwert im klaren sein muB. Der Hochstwert, um den sich alle
iibrigen Lebensgebote gruppieren sollen, muB dem innersten Wesen des Volkes entsprechen,
nur dann wird es die notwendige rauhe Zucht, eine Jahrzehnte dauernde Zucht ertragen, und
zwar freudig ertragen. Diese eine einzige, innerste Wendung muB aber vollzogen werden; aus
ihr ergibt sich alles iibrige.
Aus dem Lehrsatz von der " Stellvertretung Gottes" schopfte das Papsttum seine moralische
und theoretische, dann aber auch seine sich praktisch-politisch auswirkende Kraft. Dieses
mythisch begriindete Dogma allein bestimmte bis auf heute die Typen, die Geschichte von
Millionenvolkern.
Dieses Dogma wird heute bewuBt und riicksichtslos abgelehnt, bekampft und durch den
gleichfalls zu mythischer Kraft anwachsenden Glauben an eigene Seelen- und Rassenwerte
ersetzt. Die Idee der Ehre - der Nationalehre - wird fiir uns Anfang und Ende unseres ganzen
Denkens und Handelns. Sie vertragt kein gleichwertiges Kraftzentrum, gleich welcher Art,
neben sich, weder die christliche Liebe, noch die freimaurerische Humanitat, noch die
romische Philosophic.
Alle Krafte, welche unsere Seelen formten, hatten ihren Ursprung in groBen Personlichkeiten.
Sie wirkten zielsetzend als Denker, wesenenthiillend als Dichter, typenbildend als
Staatsmanner. sie alle waren irgendwie geartete Traumer ihrer selbst und ihres Volkes.
Ein Goethe hat keine Typen geziichtet, vielmehr bedeutete er eine allgemeine Bereicherung
des gesamten
[515] Der Reichtum Goethes
Daseins. Manches seiner Worte hat verb orgene seelische Quellen zum Sprudeln gebracht, die
sonst vielleicht nicht durchgebrochen waren. Und dies auf alien Gebieten des Lebens. Goethe
stellte im Faust das Wesen von uns dar, das Ewige, welches nach jedem UmguB unserer Seele
in der neuen Form wohnt. Er ist dadurch der Hiiter und Bewahrer unserer Anlage geworden,
wie unser Volk keinen zweiten besitzt. Wenn die Zeiten erbitterter Kampfe einst voriiber sein
werden, wird Goethe auch wieder nach auBen bemerkbar zu wirken beginnen. In den
kommenden Jahrzehnten jedoch wird er zuriicktreten, well ihm die Gewalt einer
typenbildenden Idee verhaBt war und er sowohl im Leben wie im Dichten keine Diktatur
eines Gedankens anerkennen wollte, ohne welche jedoch ein Volk nie ein Volk bleibt und nie
einen echten Staat schaffen wird. Wie Goethe seinem Sohn verbot, an dem Freiheitskriege der
Deutschen teilzunehmen, und den Stein, Scharnhorst und Gneisenau den Schmiedehammer
des Schicksals iiberlassen muBte, so ware er - heute unter uns weilend - nicht ein Fiihrer im
Kampf um die Freiheit und Neugestaltung unseres Jahrhunderts. Es gibt keine echte GroBe
ohne beschrankende Opfer; der unendlich Reiche konnte sich nicht zusammenballen und ein
Einziges riicksichtslos verfolgen.
Auch Jesus ist kein Typenbildner, sondern Seelenbereicherer gewesen. Seine Personlichkeit
in den Priesterbund Roms eingefiigt haben Gregor "der GroBe", Gregor VII., Innozenz III.
und Bonifaz VIII. Er wurde der Diener seiner "Knechte" zum genau umgekehrten Zweck als
er es sich vorgestellt hat. Ahnlich ist es mit dem hi. Franziskus. Demgegeniiber waren
Mohammed und Konfuzius starke typenschaffende Machte. Sie steckten ein Ziel, zeichneten
Wege; Mohammed erzwang dazu Befolgung seiner Lehren, wahrend Konfuzius in stillerer
Auswirkung chinesisches Volkstum schuf und erhielt.
[516] Alexander und Napoleon
Wesentlich ahnlich wie Mohammed bildete Ignatius einen Typus. Er zertrat bewuBt das
Ehrgefiihl des Menschen, setzte den Gedanken ein neues Ziel, gab genau Mittel und Wege an,
war also bewuBter Seelenziichter und dariiber hinaus schuf sich der Jesuitengeist auch nach
auBen hin einen gleichsam physiognomisch bestimmbaren Typus.
Auf kiinstlerischem Gebiet erleben wir gleichartige Erscheinungen. Es gibt hier
Personlichkeiten, die einzigartig sind, keinen allgemeinen Stil schaffen, andere dagegen, die
typenbildend weiterleben. Ein Michelangelo z. B. hat die Kunst bereichert wie nur ganz
wenige, eine Fortfuhrung seiner Arbeitsweise aber fiihrte zum Chaos. Das gleiche mag von
Rembrandt und Leonardo gelten. Raffael dagegen hat eine groBe typenbilbende Kraft
bewiesen, ahnlich Tizian und die griechische Kunst.
Eine verwandte Erziehung bietet auch das politische Leben. Ein Alexander gebiert und
verkorpert die Idee eines Weltreiches. Rom greift diesen Gedanken auf Der Eigenname Casar
wachst sich dann aus zu den Monarchentiteln Kaiser und Zar. Verbunden mit kirchlich-
romischem Denken entsteht der Typus des Herrschers von Gottes Gnaden. Napoleon bedeutet
eine gleich starke umwalzende Kraft wie Casar, wirkte aber bis auf heute nur aufwiihlend und
nicht typenschaffend. In anderer Weise zerbrach Luther die fremde Kruste iiber unserem
Leben, aber er hat weder in religioser noch staatlicher Hinsicht einen Typus verkiindigt. Er
hatte unsere Anlage wieder frei zu machen, den Schlag gegen den Felsen zu fiihren, um dem
verstopften Lebensquell zum Durchbmch zu verhelfen. DaB sich lange, bis auf die groBen
PreuBenkonige, kein Mann fand, diesen in ein organisches FluBbett zu zwingen, bedeutete die
Tragik der spateren deutschen Geschichte.
Angesichts des nach kaum 44 jahrigem Bestehen erfolgten
[517] Bismark und Moltke
Zusammenbruchs des zweiten Reiches entsteht nun auBer den bereits anfangs behandelten
Fragen noch eine letzte: war 1870 iiberhaupt eine typenbildende staatsmannische Kraft am
Werk oder nicht? Ja und Nein. Ich glaube, Bismarck wird - was die Folgen seines Schaffens
und dessen Triebfeder, nicht die Mittel der Arbeit betrifft - einmal ahnlich beurteilt werden
wie Luther. Er gehort zu jenen Naturen, die, mit einem nur selten erscheinenden Willen
begabt, einer ganzen Zeit ihren Stempel aufzwingen konnen, um sich herum aber eine Ode
schaffen, besat mit totgetretenen Personhchkeiten, die sich nicht bedingungslos untergeordnet
hatten. Es ist seit Jahrzehnten dariiber Klage gefiihrt worden, daB Bismarck im Gefiihl seiner
absoluten Uberlegenheit alle Ministerien gleichsam als verschiedene Privatkontore betrachtete
und die Minister als seine Kanzleivorsteher. Und so unklug sich Wilhelm II. auch Bismarck
gegeniiber verhalten haben mag und so mittelmaBig auch seine Begabung beim Durchlesen
seiner "Ereignisse und Gestalten" erscheint, ein richtiges Bild ist in ihnen doch enthalten.
Wilhelm vergleicht Bismarck mit einem erratischen Block auf freiem Felde. Walzte man ihn
fort, so fand man unter ihm nur Gewiirm. Das ist Symbol unserer politischen Geschichte der
letzten fiinfzig Jahre. Der Kaisergedanke von 1871 war nur Riickblick auf das innerlich tote
Kaisertum "von Gottes Gnaden", Zugleich verband er sich in wilder Ehe dem chaotischen
Liberalismus. Nur einem Bismarck gelang es noch, diesem unorganischen Gebilde iiberhaupt
einen heiBen Lebensodem einzublasen. Im Gefiihl seiner Unersetzlichkeit steigerte sich sein
herrisches PflichtbewuBtsein dahin, keine Nachfolge selbstandiger Natur zuzulassen.
Deutschlands Geschichte hatte sich im wesentlichen nicht geandert, auch wenn Wilhelm II.
Bismarck noch weiter im Amte belassen hatte. so schuf und zimmerte der groBe Mann mit
einer Hand das Reich und setzte mit der anderen
[518] Der groBe Generalstab
die Lunte ins eigene Haus. Und es war keine andere politische Kraft vorhanden, das Unheil zu
vermeiden.
Neben Bismarck aber wirkte eine Personlichkeit, auf die es zuriickzufiihren ist, daB
Deutschland nicht schon friiher versank, und der in erster Linie die Moglichkeit der
viereinhalb Jahre des Heldenkampfes im Weltkriege zu danken sind: Moltke (ein wichtiger
Hinweis Spenglers).Der Schopfer des groBen Generalstabes ist die starkste typenbildende
Kraft seit Friedrich dem GroBen. Er war nicht der Mann, um im politischen Redekampf des
Volkes Seele zu Schmieden, er war es aber, der vorhandene Personlichkeitswerte groBziichten
half und VerantwortungsbewuBtsein des einzelnen zur Voraussetzung alles Handelns machte.
Das von Moltke durchgefiihrte Verhaltnis zwischen dem verantwortlichen Feldherrn und
seinem Stabschef war das gerade Gegenteil dessen, was Bismarck in der Diplomatic tat,
indem er seine Minister gar finanziell von sich abhangig zu machen bemiiht war. Der direkte
Untergebene war verpflichtet, seine Anschauungen, begriindet, mit aller scharfe zu vertreten,
sie bei gegenteiligem Befehl sogar zu Protokoll zu geben. Dieser Grundsatz, von oben bis
nach unten durchgefiihrt, gefordert durch Bestimmungen, die samtlich darauf hinausliefen,
den deutschen Soldaten - trotz scharfster Disziplin - zum selbstandig denkenden und
entschlossen handelnden Menschen und Kampfer zu erziehen, das war das deutsche
Geheimnis der Erfolge im Weltkrieg. Trotz der nie zu vermeidenden menschlichen Mangel ist
der vom preuBischen Offizier Friedrichs des GroBen sich ausweitende Typus des deutschen
Soldaten der sprechende Beweis dafiir, daB auch fiir das entstehende Dritte Reich einzig und
allein die Methode des Grafen Moltke der rettende Weg sein kann, will man es vermeiden,
daB nach einer befreienden Erhebung und taumelnder Freude wieder ein Zusammenbrach
folgt.
[519] Der Offizier am Ende des 19. Jahrhunderts
Moltke war eine Personlichkeit von unerbittlicher Folgerichtigkeit; seine Dynamik aber ergoB
sich nicht wie diejenige Luthers oder Bismarcks in furchtbaren Ausbriichen, er zog sich auch
selten in gleich tiefer seelischer Zerknirschung zuriick wie die Seelen der beiden anderen.
Nichtsdestoweniger wirkte Moltke zwingend auf seine Umgebung. Zwingend, aber nicht
niederdriickend. Deutschlands Zweites Reich wurde auf den Schlachtfeldern gegriindet, von
Bismarck geschaffen; erhalten aber hat es in erster Linie die Personlichkeit und Typen
schaffende Kraft des Moltkeschen Genies. so kam es, daB nach Bismarck lauter Nullen oder
richtungslos geschmeidige Naturen Kanzler des Reiches wurden, die zwischen seinen Lehren
und liberalisierenden Kraften hin- und herschwankten, um schlieBlich das deutsche Volk ins
Netz feindlicher, "ziel"- bewuBter Diplomaten zu fiihren. so kam es aber auch, daB dem
grauen deutschen Heere eine so groBe Anzahl iiberragender Feldherren und Soldaten entstieg,
wie sie die gesamte iibrige Welt nicht aufzuweisen hatte. Das wirkliche Deutsche Reich war
von 1914-1918 nicht in Deutschland mehr, sondern stand an der Front. An der Front bei den
Falklandinseln und in Tsingtau, in Deutsch-Ostafrika, im Indischen Ozean, iiber England. In
Deutschland saB auf den Ministersesseln das Gewiirm und wuBte nicht, was es mit dem
gewaltigen Staat im Felde anfangen sollte.
Es war nicht die schuld des Moltkeschen Systems, wenn sich der Offizierstypus vor dem
Kriege immer mehr vom iibrigen Volk abgesondert hatte, Kaste wurde und schlieBlich die
schlechten Seiten einer solchen fur Deutschland unorganischen Absonderung aufzuweisen
begann. Ein nur auf Ehre gegriindeter Offiziersstand muBte sich immer mehr vom
skrupellosen Handlertum und Borsenschiebertum ablosen. Um aber diese Ablosung
durchzufiihren, muBten schroffe Grenzen gezogen werden, die menschlich unangenehm
[520] Untergehendes Biirgertum
schienen, zwecks Erhaltung des Typus aber notwendig war. Dieser von der jiidischen
Verleumderpresse verfolgte Offizier war es, der Deutschland spater selbstlos verteidigte und
sich fast restlos hingab auf den Schlachtfeldern, dariiber hinaus auch noch jene bildete, die
1914 bis 1918 zum erstenmal das graue Ehrenkleid anzogen.
Das biirgerliche und marxistische Deutschland war mythenlos geworden; es hatte keinen
Hochstwert mehr, an den es glaubte, fur den es zu kampfen bereit war. Es wollte die Welt
"friedlich" wirtschaftlich erobern, sich den Geldsack fiillen und war in seinem Handler- und
Schachertum bereits so tief gesunken, daB es erstaunt war, wenn andere Volker sich dies nicht
gefallen lieBen und Biindnisse gegen die Gefahr des deutschen Handel sreisenden schlossen.
Im August 1914 wurde der Hochstwert des Moltkeschen Heeres endlich zum Hochstwert des
ganzen Volkes. Alles, was noch echt und groB war, warf die handlerische Schlacke ab und
dankte dem deutschen Soldaten fiir die Hiitung des nationalen Ehrbegriffes. Moltke schien
iiber Bleichroeder zu siegen. Da wurde er vom obersten Kriegsherrn preisgegeben. Anstatt
wenigstens jetzt nach vielen Jahren der Unbekiimmertheit gegeniiber dem Hochstwert unseres
Volkes die Gelegenheit zu erfassen und jenes Gesindel an den Galgen zu hangen, das ihn seit
Jahren bespieen hatte, reichte der Kaiser den marxistischen Fiihrem die Hand, rehabilitierte
ungewollt die Landesverrater und setzte das Gewiirm zum Herm ein iiber den um sein Dasein
kampfenden Staat. Bis er mit dem Volk den Dank dieses Gewiirms am 9. November 1918
ausbezahlt erhielt.
Es steht auBer Frage, daB der Moltke-Typ in der ersten Zeit des ein kommendes Deutschland
formenden Mannerbundes - nennen wir ihn den Deutschen Orden - nicht stark in den
Vordergrund treten wird. Um inmitten des heutigen chaotischen Durcheinanders die Seelen
[521] Probleme des Fiihrertums
emporzureiBen, dazu bedarf es predigten der Luther-Naturen, die hypnotisieren, und
Schriftsteller, welche die Herzen bewuBt ummagnetisieren. Der lutherhafte Fiihrer zum
kommenden Reiche aber wird sich im Klaren dariiber sein, daB er dem Bismarcksystem nach
dem Siege unbedingt entsagen und die Moltkeschen Grundsatze auch auf die Politik
iibertragen muB, wenn er nicht nur sich verwirklichen, sondern auch iiber seinen Tod hinaus
ein dauerhaftes, auf einen Hochstwert eingeschworenes Reich schaffen mochte. Wie die
Dinge sich auch immer gestalten mogen, ob eruptive ob formenschaffende Machte, beide
diirfen nur seelisch-nordischen Wesens sein. Mit Abkommlingen der in Europa eingesickerten
ganz fremden Rassen, kann man keine germanisch bestimmte Fiihrerschicht bilden, es sei
denn, man verzichtet auf ein Heiliges Germanisches Reich Deutscher Nation und iiberlaBt die
Zukunft dem "freien Spiel der Krafte" auf politischem Gebiet, wie es nach 1871 fiir die
wirtschaftliche Sphare zum Grundsatz erhoben wurde. Dann werden aber alle Opfer an Geist
und Blut umsonst gebracht worden sein. Nach einer kurzen Zeit wird die gleiche "
Demokratie" ans Ruder kommen und der deutsche Befreiungskampf nur eine Episode auf
dem Wege zum Untergang, nicht ein Anzeichen eines neuen doch so leidenschaftlich
erstrebten Aufstiegs gewesen sein.
Ein Glaube, ein Mythus ist nur dann echt, wenn er den ganzen Menschen erfaBt hat; und mag
der politische Fiihrer an dem Umkreis seines Heeres seine Gefolgschaft nicht im einzelnen
priifen konnen, im Zentrum des Ordens muB absolute Geradlinigkeit durchgefiihrt werden.
Hier haben zum Besten der Zukunft alle politischen, taktischen, propagandistischen
Erwagungen zuriickzutreten. Der Fritzische Ehrbegriff, Moltkes Zuchtmethode und
Bismarckscher heiliger Wille, das sind die drei Krafte, die in verschiedenen Personlichkeiten
in verschiedener Mischung verkorpert alle nur einem dienen: der Ehre der deutschen Nation.
Sie
[522] Der Typus der .Zukunft
ist der Mythus, der den Typus des Deutschen der Zukunft bestimmen muB. Hat man das
erkannt, so wird man aber bereits in der Gegenwart beginnen, ihn zu formen.
Der Mythus des 20. Jahrhunderts
Alfred Rosenberg
[523]
III. Volk und Staat
1.
Volk, Staat, Kirchen, Klassen und Heere haben im Verlauf unserer Geschichte in sehr
verschiedenem Krafteverhaltnis zueinander gestanden. Die Ubemahme des romischen
Christentums bedeutete grundsatzlich das Aufgeben des organisch-germanischen
Konigsgedankens als MaBstab weltlichen Handelns zugunsten der erdgelosten Kaiseridee, wie
sie als Erbe des alten Roms von der Kirche iibemommen worden war. Tausend Jahre dauerte
es, bis sich - mit Heinrich dem Lowen beginnend, von Brandenburg fortgefiihrt - das
nordische Konigtum emeut durchsetzte, wahrend das romische Kaisertum im Sumpf des
Hauses Habsburg verging. Zwar waren auch die Staufen selbstbewuBt genug, ihr Kaisertum
als deutsch und unabhangig von Rom zu erklaren (auf dem Tage zu Besancon z. B. waren die
papstlichen Legaten, welche das Kaisertum als papstliches Lehen bezeichneten, von den
Grafen und Herzogen Friedrichs I. fast totgeschlagen worden), doch wurde dieses
SelbstbewuBtsein nicht auf einer grundsatzlich festgelegten Lehre von der Vorherrschaft des
Kaisers iiber den Papst aufgebaut, somit nicht Uberlieferung und weiter wirkende
typenbildende Kraft.
Rom dagegen falschte zielbewuBt bereits um 750 sich seine "Konstantinische Schenkung"
(daB im iibrigen Konstantin arianisch getauft worden war, wird unterschlagen). Papst Hadrian
I. belog Karl den GroBen mit der Behauptung, diese "Schenkung" befmde sich im
Vatikanischen Archiv, und der vom Morgenland geblendete
[524] Rom und der staatsbiirgerliche Eid
Frankenkonig anerkannte die Vorherrschaft des romischen Bischofs grundsatzlich, auch wenn
sich im Jahr 800 der Papst noch vor Karl dem GroBen zu Boden warP. Die nachsten Papste
folgerten bereits aus der unechten Urkunde ihre gesetzlich und uberlieferungsgemaB
festgelegte Vorherrschaft (trotz der spater nachgewiesenen Falschung), eine ganze Literatur
von der Vorberechtigung der Kirche iiber das Kaisertum entstand, die in der Bulle Unam
Sanctam Bonifaz VIII. ihren Hohepunkt erreichte. Danach "erklarte, defmierte" Bonifaz, "daB
es eine Heilsnotwendigkeit ist, daB jedes Geschopf dem romischen Papst unterworfen sei".
Diese Bulle wurde von dem 1914 verstorbenen Jesuitengeneral Wemtz ausdriicklich als
"dogmatische Definition" bezeichnet, welche das richtige "Verhaltnis zwischen Kirche und
Staat fur ewige (!) Zeiten feierlich verzeichnet". Genau so urteilen die anderen Kirchenlehrer.
Daraus folgten notwendig alle Vorbehalte iiber staatliche Eide eines Rom als Hochstwert
anerkennenden Menschen. Lehmkuhl, s. J., der Berater der deutschen Zentrumspartei,
erklarte, es sei klar, daB staatsbiirgerliche Eide "niemals" verpflichtend sein konnten, die dem
"kirchlichen Recht" widersprachen. Da dieses "Recht" aber die Unterordnung des Staates
unter die Kirche heischt, so fordert Rom gmndsatzlich, keine Eide anzuerkennen,
* Aufierordentlich belehrendwdre eine genaue Zusammenstellung aller Fdlschungen, auf
welche sich die Anspriiche der romischen Kirche griinden. Neben der beriichtigten
"Konstantinischen Schenkung" sei hier die Fdlschung der Ergebnisse der
Kirchenversammlung von Nicda genannt, wonach die Vorrangstellung des romischen
Bischofs als vonjeher bestehend hingestelhwurde; ferner die znsammengefdischten
"authentischen" Mdrtyrergeschichten, Uber 500 an der Zahl; die Fdlschung der Belehrung
und Taufe Konstantins des Grofien;Pseiidokyrill usw. Kurz gesagt, fast alle "urkundUch"
beglaubigten Forderungen der romischen Kirche beruhen auf Urkundenfdlschungen.
[525] Verteidigung der Fahnenflucht
die nicht von ihm "geheiligt" sind. Bereits Sanchez, s. J., schreibt der Kirche die Gewalt zu,
Eide als null und nichtig zu erklaren, und Lehmkuhl, s. J., verteidigt sogar offentlich die
Fahnenflucht, j a, verpflichtet die Katholiken dazu, falls diese gezwungen wiirden, an einem
"ungerechten Kriege" teilzunehmen (wie 1866 und 1870)*!
Dieser ganz eindeutigen romisch- kirchlichen Stellungnahme dem Staate an sich gegeniiber
ergibt sich nun vom Standpunkt des deutschen Volksstaatsgedankens ein natiirliches
Gegenstiick.
Nach dem Zusammenbruch des absolutistischen Konigtums 1789 rangen demokratische
Grundsatze mit dem Nationalgedanken. Abgesondert am Anfang und spater beide
Bewegungen zur Erstarrung bringend, bildete sich eine neue blutfremde Machtlehre, wie sie
in Hegel ihren Hohepunkt fand und von Karl Marx dann in neuer Umfalschung - Staat und
Klassenherrschaft gleichsetzend - iibernommen wurde. Heute stehen wir "dem Staat"
ahnlich gegeniiber wie Rom, bloB von der inneren Seite des Problems her: "der Staat", der
sich und das Volk den ehrlosen Wirtschafrsmachten ausgeliefert hatte, war den breiten
Massen gegeniiber immer mehr als ein seelenloses Werkzeug der Gewalt aufgetreten. Die
Anschauung Kegels von der Absolutheit des Staates an sich war in den letzten Jahrzehnten in
Deutschland (und nicht nur in Deutschland) herrschend geworden. Der Beamte riickte nach
und nach immer mehr zum Herrn empor und vergaB, dank der gleichen Einstellung der
Regierenden, daB er nichts anderes war und sein durfte als ein Beauftragter der
Volksgesamtheit zur Erledigung technischer oder politischer Geschafte. "Der Staat" und "der
Staatsbeamte" losten sich also aus dem organischen Volkskorper heraus und traten als ein
gesonderter mechanischer Apparat ihm
* Vgl. Hoensbroech: "Der Jesuitenorden", Ed. I, s. 330.
[526] Der alte wesenlose Staat
gegeniiber, um schlieBlich die Herrschaft iiber das Leben zu beanspruchen. Dieser
Entwicklung standen Millionen in Kampfstellung gegeniiber; da aber eine solche sich im
national en Lager nicht offen herauswagte, so schlugen sich die Unzufriedenen auf die Seite
der internationalen Sozialdemokratie, ohne im Innern wirklich Marxisten zu sein.
Die Revolte von 1918 hatte an alledem nichts geandert, well die Marxisten naturlich mit dem
deutschen Volk erst recht nichts zu tun hatten. sie erstrebten nur die Durchsetzung bestimmter
intemationaler Grundsatze, gebrauchten den alten technischen Apparat und "der Staat an sich"
trat wieder in scharfste Tatigkeit gegen "Staatsverleugner". Die Rollen waren also vertauscht,
das seelenlose Wesen war geblieben Aber dieses Wesen war nach 1918 urn vieles deutlicher
geworden, weil "der Staat" friiher offenkundige Volksfeinde doch noch ab und zu
zuriickdammte, nun aber in der Person seines Anwaltes Manner verurteilte, von denen er
durch feine Urteile selbst zugeben muBte, daB all ihr Denken und Handeln nur im Dienst und
in Opfern fiirs Volk bestanden hatten.
Staat und Volk standen sich von 1918 bis 1933 also off en als Gegner, oft als Todfeinde
gegeniiber. Wie dieser innere Konflikt iiberwunden werden wird, so wird sich Deutschlands
Schicksal auch nach auBen gestalten.
Der Staat ist uns heute kein selbstandiger Gotze mehr, vor dem alle im staube zu liegen
hatten; der Staat ist nicht einmal ein Zweck, sondern er ist auch nur ein Mittel zur
Volkserhaltung. Ein Mittel unter anderen, wie es Kirche, Recht, Kunst und Wissenschaft
ebenso sein sollten. Staatsformen andem sich und Staatsgesetze vergehen, das Volk bleibt.
Daraus folgt allein schon, daB die Nation das Erste und Letzte ist, dem sich alles andere zu
unterwerfen hat. Daraus folgt aber auch, daB es keine- Staats-, sondern nur Volksanwalte
geben darf
[527] Das Problem der Monarchie
Die ganze rechtliche Lebensgrundlage wiirde sich dadurch verandern und solche
erniedrigenden Verhaltnisse unmoglich machen, wie sie im letzten Jahrzehnt an der
Tagesordnung waren.
Ein und derselbe Staatsanwalt hakte friiher den kaiserlichen Staat, dann den republikanischen
zu vertreten. Ein "unabhangiger" Richter war ebenfalls von einem Schema als solchem
abhangig. Und so konnte es kommen, daB auf Grund des romischen "Rechtes" der
Staatsanwalt als "Diener des Staates" im Namen "des Volkes" die volkische Fiihrung des
Volkes verhinderte: die abstrakte "Volkssouveranitat" der Demokratie und das verachtliche
Wort Kegels: "Das Volk ist derjenige Teil des Staates, der nicht weiB, was er will", haben das
gleiche gehaltlose Schema der sogenannten " Staatsautoritat" gezeugt.
Der Volkheit Autoritat steht aber hoher als diese "Staatsautoritat". Wer das nicht zugesteht, ist
ein Feind des Volkes, und sei es der Staat selber. so war die Lage bis 1933.
Dies nach der einen, schematischen Seite hin. Nach der anderen, inhaltlichen, ist zu sagen,
daB ein unbedingter Legitimismus genau so unvolkisch ist wie das alte Staatsrecht. Auch die
Frage der Monarchie (und des Monarchen) ist eine ZweckmaBigkeitsfrage (allerdings im
hochsten Sinne) und nicht eine dogmatische. Menschen, die sie als eine solche betrachten,
unterscheiden sich ihrer Charakterformung nach nicht wesentlich von den Sozialdemokraten,
die im gewissen sinne legitimistische Republikaner sind, ohne Riicksicht darauf, was sonst
mit dem ganzen Volk auch geschehen moge. so fiihlt der erwachende gerechte Instinkt des
deutschen Volkes heute iiberall. so wird er sich auch durchsetzen. Die Republik wird volkisch
werden miissen oder verschwinden. Und eine Monarchie, die sich nicht von vomherein
gewisser alter Vorurteile entledigt, konnte gleichfalls nicht von
[528] Rasselose Autoritat gebiert Anarchic
langer Dauer sein. Denn sie miiBte dann an den gleichen Ursachen zugrunde gehen wie einst
das Kaisertum Wilhelms II.
Der Geist der Zukunft hat seine Forderungen heute endlich deutlich angemeldet. Vom 30.
Januar 1933 an hat seine Herrschaft begonnen.
Im 17. Jahrhundert begann das Abtreten des Papstes vom offenen Weltstaat; 1789 machte die
Dynastie als absoluter Wert Raum dem stillosen Liberahsmus. 1871 begann der Gotze Staat
sich selbstandig vom Volk ZU machen, das ihn doch erst erschaffen hatte. Heute beginnt das
Volk! endlich bewuBt die ihm gebiihrende Stelle zu beanspruchen.
Die Forderung nach Freiheit sowohl als der Ruf nach Autoritat und Typus sind fast iiberall
falsch gestellt und unorganisch beantwortet worden. Autoritat wurde in Europa gefordert im
Namen eines abstrakten staatlichen Grundsatzes oder im Namen einer angeblich absoluten
religiosen Offenbarung, d. h. im Namen des liberalistischen Individualismus und des
kirchlichen Universalismus. In jedem Fall wurde der Anspruch erhoben, daB alle Rassen und
Volker sich dieser "gottgegebenen" Autoritat und ihren Formen zu unterordnen hatten. Die
Antwort auf diese Zwangsglaubenssatze war der schrei nach hemmungsloser Freiheit
gleichfalls fiir alle Rassen, Volker und Klassen. Die rasselose Autoritat forderte die Anarchie
der Freiheit. Rom und der Jakobinismus in seinen alten Formen und in seiner spaten reinsten
Ausgestaltung in Baboeuf und Lenin bedingen sich innerlich gegenseitig.
[529] Freiheit nur im Typus moglich
Die Idee der Freiheit wie auch das Anerkennen der Autoritat erhalten nun innerhalb der
heutigen rassisch-seelischen Weltanschauung einen ganz anderen Charakter. Das Volkstum
ist gewiB nicht nur einrassig, sondern auch durch Faktoren geschichtlicher und raumlicher Art
gekennzeichnet, jedoch ist es nirgends die Folge einer gleichmaBigen Mischung
verschiedenrassischer Elemente, sondern bei aller Mannigfaltigkeit stets durch das
Uberwiegen der Grundrasse gekennzeichnet, welche Lebensgefiihl, staatlichen Stil, Kunst und
Kultur bestimmte. Diese Rassendominante fordert einen Typus. Und eine echte organische
Freiheit ist nur innerhalb eines solchen Typus moglich. Freiheit der Seele wie Freiheit der
Personlichkeit ist stets Gestalt. Gestalt ist stets plastisch begrenzt. Diese Begrenzung ist
rassisch bedingt. Diese Rasse aber ist das AuBenbild einer bestimmten Seele.
Damit ist der Kreis geschlossen. Indischer Internationalismus marxistischer oder
demokratischer Art liegt ebenso auBerhalb dieses Organismus wie romische, Internationale
Geltung heischende Autoritat nebst alien kirchlichen Machtanspriichen.
Die Sehnsucht nach Personlichkeit und Typus ist im tiefsten Innern dasselbe. Eine starke
Personlichkeit wirkt stilbildend, der Typus ist aber - metaphytisch betrachtet - schon vor ihr
gegeben, die Personlichkeit also nur seine reinste Auspragung. Diese ewige Sehnsucht nimmt
in jeder Epoche eine andere Form an. Um die Wende des 19. Jahrhunderts erlebten wir das
Erscheinen einer groBen Zahl von Personlichkeiten, die als Bluten unserer Gesamtkultur ihr
ein unverlierbares Geprage schenkten. Das Zeitalter der Maschiene zerstorte auf lange sowohl
Personlichkeitsideale wie typenbildende Krafte. Das Schema, die Fabrikware, wurde Herr; der
kahle Kausalitatsbegriff besiegte echte Wissenschaft und
[530] Nietzsche der Prophet
Philosophie, marxistische Soziologie erdrosselte durch ihren Massenwahn (Quantitatslehre)
alles Wesen (Qualitat), die Borse wurde der Gotze der stoffanbetenden (materialistischen)
Zeitseuche. Friedrich Nietzsche stellte den verzweifelten Schrei unterdriickter Millionen
dagegen dar. Seine wilde Predigt vom Ubermenschen war eine gewaltsame VergroBerung des
unterjochten, vom stofflichen Druck der Zeit gedrosselten Eigenlebens. Nun wenigstens Einer
plotzlich in fanatischer Emporung alle Werte zerstorte, ja wild zu toben begann, ging eine
Erleichterung durch die Seelen aller suchenden Europaer. DaB ein Nietzsche verriickt wurde,
ist Gleichnis. Ein ungeheuer gestauter Wille zur Schopfung brach sich zwar Bahn wie eine
Sturzflut, aber der gleiche innerlich schon lange vorher gebrochene Wille konnte die
Gestaltung nicht mehr erzwingen. Er trat aus den Ufern. Eine seit Geschlechtern geknebelte
Zeit begriff in ihrer Ohnmacht nur die subjektive Seite des groBen Wollens und Erlebens
Friedrich Nietzsches und verfalschte das tiefste Ringen nach Personlichkeit zum Ruf nach
dem Ausleben aller Triebe.
An das Banner Nietzsches reihten sich dann die roten Standarten und die marxistischen
nomadischen Wanderprediger, eine Sorte von Menschen, deren Lehre kaum je einer mit
gleichem Spott als Wahnsinn entlarvt hatte, wie gerade Nietzsche. In seinem Namen ging die
Rassenverseuchung durch alle Syrier und Nigros vor sich, in seinem Zeichen, wahrend doch
gerade Nietzsche die rassische Hochzucht erstrebte. Nietzsche war in die Traume briinstiger
politischer Buhler gefallen, was schlimmer war als in die Hande einer Rauberbande. Das
deutsche Volk horte nur von Losung aller Bindungen, Subjektivismus, "Personlichkeit" und
nichts von Zucht und innerem Hochbau. Nietzsches schones Wort: "Von der Zukunft her
kommen Winde mit heimlichen Fliigelschlagen; und an feine Ohren ergeht gute Botschaft",
war nur ein sehnsiichtiges
[531] Personlichkeit schafft Typen
Ahnen inmitten einer wahnsinnigen Welt, in der er, neben Lagarde und Wagner, als fast der
einzige Weitschauende lebte.
Diese Wahnsinnsepoche stirbt jetzt endlich. Die starkste Personlichkeit ruft heute nicht mehr
nach Personlichkeit, sondern nach Typus; der volkische, erdverwurzelte Lebensstil, ein neuer
deutscher Menschentyp, "geradwinklig an Leib und Seele", entsteht, ihn zu bilden ist die
Aufgabe des 20. Jahrhunderts. Die echte Personlichkeit von heute sucht gerade in ihrer
Hochstentwicklung jene Ziige plastisch zu gestalten, jene Gedanken am lautesten zu
verkiinden, die sie als Ziige des erahnten neuen und doch uralten deutschen Menschentypus
erlebt, vor erlebt hat. Frei werden nicht von, sondern fiir etwas!
Typus ist nicht Schema, ebensowenig wie Personlichkeit Subjektivismus. Typus ist die
zeitgebundene plastische Form eines ewigen rassisch- seelischen Gehalts, ein Lebensgebot,
kein mechanisches Gesetz. Im Anerkennen dieses Ewigen ist der Wille zum Typus auch Wille
zu strenger formender staatlicher Zucht an einem Geschlecht, das subjektiv-zuchtlos und
konventionell erstarrt ist.
Das Erleben des Typus aber, das ist die Geburt der Erkenntnis des Mythus unserer ganzen
Geschichte: die Geburt der nordischen Rassenseele und das innerliche Anerkennen ihrer
Hochstwerte als des Leitstems unseres gesamten Daseins.
Eine weitere Erkenntnis liegt in der Feststellung, daB die mit Handen nicht faBbare Idee der
Volksehre doch ihre Verwurzelung in allerfestester, stofflichster Wirklichkeit aufweist: im
Ackerboden einer Nation, d. h. in ihrem Lebensraum.
[532] Kampf um die innere Freiheit
Die Idee der Ehre ist von der Idee der Freiheit unzertrennlich. Mag man der Fassung dieser
Idee in noch so verschiedener Abart begegnen, so besteht die metaphysisch tiefste zweifellos
in dem deutschen Bekenntnis von Eckehart, Luther, Goethe bis zu H. St. Chamberlain, der sie
unserer Zeit so lichtvoll gedeutet hat: in dem Eingestandnis der Parallelitat von
Naturgesetzllchkeit und Freiheit, ZusammengefaBt im menschlichen Einzelwesen, ohne daB
sich dieses Ratsel weiter losen lieBe. Das der Kausalitat unterworfene AuBere antwortet wie
andere organische Wesen auf Reize und Motive, wovon das Innerste, die mit dem Willen
verbundene schau doch unberiihrt und unberiihrbar bleibt, so sehr sie auch rein mechanisch an
ihrer Auswirkung verhindert werden mag. Weshalb die Tatsache allein schon, daB Menschen
diese innere Freiheit bestreiten, beweist, daB diese vorhanden ist.
Die groBe Katastrophe unseres geistigen Lebens bestand darin, daB eine siindhafte, durch
Blutvergiftung mitbedingte Verschiebung in der Freiheitsauffassung im deutschen Leben
immer mehr zu herrschen begann: als sei Freiheit gleichbedeutend mit
Wirtschaftsindividualismus. Dadurch wurde die wahre innere Freiheit des Forschens,
Denkens und Gestaltens gestort: Schau und Wille wurden der Spekulation und dem Triebe
immer mehr dienstbar. Dieses Hiniibergreifen der "Freiheit" in organische Prozesse zeitigte
notwendig eine Naturentfremdung, abstrakt-schematische, wirtschaftliche und politische
Lehren, die nicht mehr hinhorchten auf die Gesetze der Natur, sondern dem
Vereinzelungstriebe des Indinidumns folgten. so hat eine scheinbar geringe
erkenntniskritische Verschiebung ungeheures materielles Unheil iiber die Welt gebracht, denn
Tag fiir Tag racht sich die unerbittliche Natur bis zur kommenden Katastrophe, bei der die
sogenannte Weltwirtschaft mitsamt ihrem kiinstlichen, naturwidrigen Unterbau, einem
Weltuntergang vergleichbar.
[533] Ackerboden und Freiheitsidee
Zusammensturzen wird. Braucht nun ein auBerer Druck eine starke Personlichkeit nicht zu
brechen, kann er sie hochstens mechanisch zerstoBen, so ist doch klar, daB er bei M i 1 1 i o n e
n massen eine Charaktervergiftung zur Folge haben kann. Eine solche wurde beim deutschen
Volk durch den Mangel an Lebensraum hervorgerufen. Immer kl einer wurde im 19.
Jahrhundert die Bodenflache, auf der noch erdverbundene Bauern geboten, immer groBer die
Zahl der landlosen, besitzlosen Proletarier. Eng im Raum stieBen sich die Millionen in den
Weltstadten, aber immer weiter stieg die Menschenflut. sie rief nach Industrialisierung, nach
Ausfuhr, nach Weltwirtschaft, oder vielmehr: in ihrer Not geriet sie unter den EinfluB
syrischer Verschworer, die die Millionen Besitzlosen nicht in raumsehnsiichtige Menschen
verwandeln, sondem die noch Besitzenden auch noch proletarisieren wollten, um sich
Sklavenheere ohne Boden und Eigentum zu sichem und durch ein nie erreichbares Irrlicht der
"international en Weltbefriedung" auszubeuten. Mit diesem Diebstahl der Raumidee wurde
aber die Seelenvergiftung erreicht: die Idee der Volksehre erschien plotzlich als
unwesentliches Phantom, die Prediger des Raumkampfes wurden zu "volksfeindlichen
Imperialisten" gestempelt und ein berechtigter, riesiger Freiheitskampf verfalscht, marxistisch
miBleitet, um verzweifelnd im Sumpf des intemationalen Kommunismus zu enden.
Die echte schopferische Idee der Freiheit kann bei einem Volksganzen voll erbliihen nur
dann, wenn dieses Luft hat zum atmen und Land zum ackem. Eine lebendig wirkende Ehre
wird man deshalb nur bei einer Nation dauernd tatig am Werke sehen, welche iiber
geniigenden Lebensraum verfiigt; und tiefer: wo sich die Idee der gepeinigten Nationalehre
erhebt, da ertont die Forderung nach Raum. Deshalb kennen weder das bodenfremde
Judentum noch das bodenfremde Rom die Idee der Ehre;
[534] Der Begriff des Sozialismus
oder besser: well sie diese Idee nicht kennen, deshalb wirkt in ihnen auch nicht die Sehnsucht
nach Ackerland, iiber welches ein starkes und frohes Geschlecht seine fruchtbringende Saat
ausstreut. Heute, da alle Feinde Deutschlands Ehre antasten, haben sie ihm auch seinen Raum
gestohlen; deshalb geht auch der metaphysische Kampf letzten Endes um ununterdriickbare
innerste Charakterwerte, bedeutet ein Ringen um Lebensraum. Lines starkt und stahlt das
andere. Mit Schwert und Pflug fiir Ehre und Freiheit lautet also notwendig der Schlachtruf
eines neuen Geschlechts, das ein neues Reich errichten will und nach MaBstaben sucht, an
denen es sein Handeln und sein streben fruchtbringend zu beurteilen vermag. Dieser Ruf ist
nationalistisch. Und sozialistisch!
Im allgemeinen bezeichnet man mit Sozialismus eine Anschauung, welche die Unterordnung
des Einzelnen unter den Willen eines Kollektivs fordert, heiBe dies nun Klasse, Kirche, Staat
oder Volk. Diese Begriffsbestimmung ist vollkommen inhaltslos und laBt alien willkiirlichen
Verbindungen freies Spiel, da der wesentliche Inhalt des Wortes vollkommen beiseite
geschoben wird. Bedeutet soziale Tatigkeit ein privates Untemehmen zum Zweck der Rettung
des Einzelnen vor seelischem und materiellem Zusammenbruch, so bedeutet Sozialismus die
von einem Kollektiv durchgefiihrte Sicherung des Einzelwesens bzw. ganzer Gemeinschaften
vor jeglicher Ausbeutung ihrer Arbeitskrafte.
Jede Beugung des Individuums unter das Gebot eines Kollektivs ist also nicht Sozialismus,
somit auch nicht jede Vergesellschaftung, Verstaatlichung oder "Nationalisierung". sonst
konnte man ja auch das Monopol
[535] Marxismus fordert Geldherrschaft
als eine Art Sozialismus betrachten, was der Marxismus praktisch durch seine
lebensfeindliche Lehre tut: den Kapitalismus so steigem zu helfen, daB er sich in wenigen
Handen zusammenballt, urn dann die sog. Diktatur des Proletariats an die stelle der Herrschaft
der groBen Weltausbeuter zu setzen. Grundsatzlich bedeutet das iiberhaupt keine Anderung
der Verhaltnisse, sondern nur einen Weltkapitalismus mit anderem Vorzeichen. Weshalb der
Marxismus iiberall mit der demokratischen Plutokratie marschiert, die sich dann aber stets als
starker als er selbst erweist. Ob eine MaBnahme sozialistisch ist, kann sich also nur aus ihrer
Folge ergeben, sei jene nun vorbeugender Art oder bereits vorliegende Tatsachen andernd.
MaBgebend fiir diese Folge ist dabei das Wesen der Ganzheit (des Kollektivs), in deren
Namen die Durchfiihrung einer das Individuum einschrankenden, gesellschaftlich-
wirtschaftlichen Anweisung erfolgt. Der biirgerlich-parlamentarische Staat verfiigt tausend
"sozialistische" Eingriffe, er belegt zugunsten von "Reparationen" alle Untemehmen mit
Zwangshypotheken, er regelt Zolle, Anleihezinsen und Arbeitsverteilung; trotzdem ist er ein
Klassenstaat, dessen herrschende Parteien nicht sozialistische, sondern das gesamte Volk
belastende MaBnahmen erlassen. Genau so wenig vermag der von unten klassenkampferische
Marxismus das Recht fiir sich in Anspruch zu nehmen: denn die bei seinem Triumph ihm
unterstehenden Millionen eines Volkes werden nicht als Gesamtheit erfaBt, sondern zum
groBen Teil als Ausbeutungsobjekte zugunsten der rein marxistisch interessierten
Gemeinschaftsangehorigen. Deshalb war unter bisherigen politischen Bedingungen das Wort
vom Staat irrefiihrend gebraucht, denn der "Staat" steht entweder im Dienste der Bourgeoisie
oder des marxistischen Klassenkampfes, besteht) t also iiberhaupt nicht, so sehr sein Ersatz
auch Anbetung fordert. Wie
[536] Rationalismus ist Sozialismus
immer sich der Konfessionalismus und dieser doppelseitig gefiihrte Klassenkampf auch
dagegen strauben mogen: eine sozialistische MaBnahme kann keiner von ihnen erlassen und
durchfiihren. Dies kann nur der Vertreter eines Systems, der das Volk als einen Organismus
zu erfassen vermag, den Staat - wie ausgefiihrt - als Mittel zu dessen auBeren Sicherung und
inneren Befriedung betrachtet, dem also die Ganzheit "Nation" der MaBstab fiir das
Individuum und kleinere Kollektive einschrankende Handlungen ist. Aus diesem
Gedankengang heraus, fiir den die Welt endlich reif zu werden beginnt, lost sich der groBe
verhangnisvolle Kampf des 19. Jahrhunderts, das groBe Ringen zwischen Nationalismus und
Sozialismus. Der alte Nationalismus war vielfach nicht echt, sondern ein Deckschild fiir
agrarische, groBindustrielle, spater auch fmanz-kapitalistische Privatinteressen, weshalb das
Wort, der Patriotismus sei die letzte Zuflucht der groBen Gauner, nicht selten seine
Berechtigung nachweisen konnte. Und der Marxismus war ebenfalls kein Sozialismus,
sondern als Sozialdemokratie offenbar Anhangsel der Plutokratie, als Kommunismus
volkszerstorendes Toben gegen die echten Sozialismus ermoglichenden Eigentumswerte aller
Nationen. Es ergibt sich also nicht Kampf, sondern Gleichung zwischen echtem
Nationalismus und echtem Sozialismus, eine begriindete Zusammenschau, die Deutschland
Hitler verdankt.
Eine sozialistische MaBnahme vorbildlicher Art war die Verstaatlichung der deutschen
Reichsbahn, die somit der geschaftshungrigen privaten Willkiir entzogen wurde, und bei der
Betriebssicherheit jene volkserhaltende Voraussetzung war, die jedem Deutschen zugute kam.
Eine echt sozialistische MaBnahme ist die Kommunalisierung der Elektrizitatswerke und der
stadtischen Wasserversorgung, deren Dienst alien ohne Unterschied der Klassen und
Konfessionen gilt. Sozialistische Einrichtungen sind der stadtische
[537] Caritas und Almosen des Liberalismus
elektrische Verkehr, die Polizei, die offentlichen Bibliotheken usw., wobei es vollkommen
gleichgiiltig ist, ob diese Einrichtungen in einer Monarchie oder einer Republik vollzogen
werden, was erneut diese Staatsform als vom Wesen der Fragen unabhangig erscheinen laBt.
Die Monarchie war, wie das Beispiel der deutschen Reichsbahn ebenso wie das Exempel der,,
Reichsbank" zeigt, wesentlich sozialistischer als die Republik von Weimar, die durch
Unterzeichnung des Dawesdiktates und anderer Unterwerfungsurkunden beide vollkommen
unter die Kontrolle privater - dazu noch auslandischer - Finanziers brachte.
Der Kampf ums Dasein und die private Fiirsorge (manchmal auch kluge Symbiose)
bestimmen das offentliche menschliche Leben. Das erste ist ein natiirlicher AusIeseprozeB,
das zweite ein rein menschlicher, durch das Christentum vertiefter, edler Wille zum Nachsten.
Beide Faktoren, sich selbst iiberlassen, wiirden den Tod jeder Kultur, jedes echten
Volksstaates bedeuten. Es gibt deshalb gar keinen "natiirlichen", aber ebensowenig einen
christlichen" Staatsgedanken. Der echte Staat germanischer Auffassung besteht darin, das
Ringen um EinfluB an bestimmte Voraussetzungen zu binden, nur unter der Herrschaft von
Charakterwerten vor sich gehen zu lassen. Der moderne Wirtschaftsindividualismus als
Staatsgrundsatz bedeutete deshalb den Anspruch auf Gleichstellung eines gliicklichen
Betriigers mit einem Ehrenmann Deshalb siegte auch nach 1918 iiberall der Schieber mit
seinen Genossen. Die Caritas ihrerseits, als Almosen eines Diktators an unterdriickte
Millionen oder als personliche Wohltatigkeit, heilt keine Schaden, sondern iiberklebt bloB
eiternde Wunden. Sie ist so recht das Gegenstiick zur hemmungslosen Ausbeutung. Bisweilen
baut der groBte Betriiger sogar fiir seine durch Jahrzehnte ausgepliinderten Opfer
Krankenhauser
[538] Der sozialistische Eigentumsbegriff
und laBt sich dann von seinen Zeitungen als - Philanthrop feiem.
Wer allso heute Nationalist sein will, muB Sozialist sein. Und umgekehrt. Der Sozialismus der
grauen Front von 1914-1918 will staatliches Leben werden. Ohne ihn wird auch nie der
Marxismus iiberwunden, nie das Internationale Kapital unschadlich gemacht werden. Aus
diesen Griinden heraus wird begreiflich, daB eine echt sozialistische MaBnahme - von der
Folge aus als solche deutbar - zunachst dem privaten Eigentumsbegriff gegeniiber neutral ist.
Sie wird ihn dort anerkennen, wo er eine Gesamtsicherung verbiirgt, und wird ihn dort
beschranken, wo er Gefahren birgt. Deshalb sind z. B. die Forderung auf Verstaatlichung der
Eisenbahn und auf personlichen Grundbesitz beides sozialistische (und nationalistische)
Forderungen. Beide dienen den wirtschaftlich Bedriickten, um ihnen die Voraussetzung fur
kulturelle und staatliche Schopfungen zu geben.
Von diesem neuen Standpunkt aus wird deshalb auf manche LebensauBerung breiter
Volksschichten ein ganz anders geartetes Licht als bisher fallen.
Die Verbindung zwischen Individualismus und Wirtschafts-Universalismus konnen wir in
den letzten 100 Jahren auf politischem Gebiete unmittelbar verfolgen in der demokratischen
und marxistischen Bewegung, welche von der Gliickseligkeit des einzelnen ausgeht und
zugleich eine Menschheitskultur verkiindet, auf ein Pan-Europa hinausmochte, letzten Endes
auf eine Weltrepublik, sei es eine Republik der Borsenmanner, sei es ein Gebilde der Diktatur
des Proletariats als Schutzform dieser Weltborsen-Diktatur. Der Dawesplan und der
Youngplan sind beides Gleichnisse eines Zusammengehens von Universalismus und
blutlosem Individualismus. Es ergibt sich deshalb
[539] Gegen den Universalismus
daB als organisch nur Wechselwirkungen zwischen Ich und Gesellschaft, zwischen Ich und
Nation anzuerkennen sind, weil im Begriff der Gesellschaft - also eines menschlich
Organisierten - fur uns die organisch blutsmaBige Gebundenheit durch Charakterwerte und
Ideale mit einbegriffen ist. Aus dieser grundsatzlichen Anschauung erwachst dann auch das
gesamte neue Gedanken- und Staatssystem auf der Grunderkenntnis, daB nicht etwa ein
abstrakter Individualismus oder abstrakter Universalismus oder abstrakter Sozialismus,
gleichsam aus den Wolken sich herniederlassend, Volker formen, sondern, daB umgekehrt
blutsmaBig gesunde Volker den Individualismus als MaBstab nicht kennen, ebenso wenig wie
den Universalismus. Individualismus und Universalismus sind, grundsatzlich und
geschichtlich betrachtet, die Weltanschauungen des Verfalls, bestenfalls des durch
irgendwelche Umstande zerkliifteten, ungliicklichen Menschen, der sich zu einem letzten
Zwangsglaubenssatz fliichtet, um seiner inneren Zerspaltung dadurch zu entgehen.
Aus diesem ganzen Erlebnis einer Neugeburt, aus dem Anerkennen uralter ewiger Werte und
aus der neuen Fassung der organischen Gegensatze ergibt sich uns plotzlich ein strahlend
helles Licht, wenn wir die Entwicklung der letzten Geschichtsepochen iiberblicken. Wir
sehen, es sei dieser wichtigste Punkt nochmals hervorgehoben, durch das gesamte 19.
Jahrhundert bis hinein ins 20. zwei groBe Bewegungen - den Nationalismus und den
Sozialismus - miteinander ringen und die Tatsache, daB sie beide groB und stark geworden
waren, zeigt, daB ihnen beiden notwendig ein organisch gesunder Kern, organisch gesunde
Triebfedern zugrunde liegen, ganz gleich, welche Menschen und Systeme sich im Laufe der
Zeit dieser Willensmachte und Gedankenanlagen bemachtigt haben. Wir sehen den deutschen
alten Nationalismus nach seinem groBen
[540] Dynastizismus vergiftete den Nationalismus
Aufflammen in den Freiheitskriegen, nach seiner tiefsten Begriindung durch Fichte, nach
seinem explosiven Auftreten durch Bliicher und den Freiherrn vom Stein und Ernst Moritz
Arndt und in seiner militarischen Tatkraft durch Scharnhorst und Gneisenau verkorpert, in die
Hande eines innerlich iiberlebten, aber organisatorisch noch starken Geschlechtes iibergehen,
wie es durch das System Mettemich am scharfsten dargestellt wurde. Der aufbliihende
Nationalismus ging also gleich nach seinem Entstehen eine verhangnisvolle Verbindung ein
mit dem Dynastizismus.
Der Wert des Konigs oder Kaisers an sich stand hoher als der Wert des gesamten Volkes. Wir
sehen eine Hoflingswirtschaft groB werden, die schon fruher zu einem Zusammenbruch
gefiihrt hatte, wenn nicht die gewaltige Macht Bismarcks nochmals den Versuch
unternommen hatte, Monarchie und Nation zu einem Einheitsblock unter dynastischer
Fiihmng zusammenzuschmieden Aber wahrend Konig Friedrich der GroBe auch in
schwersten Schicksalstagen diese Einheit verkorperte, hatte sein Nachfolger Kaiser Wilhelm
II. diesen Glauben bereits verloren, indem er erklarte, seinem Volke einen Biirgerkrieg
ersparen zu wollen und iiber die Grenze ging. Er hat damit den dynastischen Begriff von dem
Volksganzen gelost und am 9. November 1918 zerbrach der dynastische Staatsgedanke, was
allmahlich alle bewuBten deutschen nationahstischen Kreise zu begreifen beginnen.
Neben dem Dynastizismus war der deutsche Nationalismus des 19. Jahrhunderts eng
verbunden mit der liberal en Demokratie, die immer starker und starker wurde, je mehr
Industrietrusts, je mehr die Weltwirtschaft, je mehr der GroBhandel und die Weltbanken
anwuchsen. Die Wirtschaftsinteressen dieser Trusts wurden nicht selten
[541] Tod des alten Biirgertums
als Nationalinteressen hingestellt, so z. B. falschte man die Deutsche Bank und ihre Profite in
der Tiirkei zu Volksinteressen des Deutschen Reiches um. Wahrend des Krieges konnten wir
erleben, daB das Schtachtgeschrei der Nation nicht in der Erklarung bestand, daB der Grund
und Boden, der vom deutschen Volksheer erobert worden war, nun deutsches Reichseigentum
werden sollte, sondern jahrelang wurde nur iiber die Erzgruben von Briey und Longwy [sic]
geredet, es wurden also die Interessen von Industrie und Profit iiber die Interessen der
gesamten Nation gestellt. An dieser naturwidrigen Verkniipfung und Umstiilpung der
Rangordnung stirbt heute der biirgerliche Nationalismus, und erst ein neues Erleben
verkiindet einen neuen Nationalismus und verkniipft sich dadurch unbewuBt und bewuBt mit
alien germanischen Freiheitskampfen der Vergangenheit, vor allem aber mit der unbedingten
GroBe jener Manner, die Deutschland 1813 aus der Tiefe wieder zur Hohe fiihrten.
Genau so wie der Nationalismus des 19. Jahrhunderts von marxistisch-liberalistischen Kraften
vergiftet worden war, ist es auch dem Sozialismus ergangen. Wir bestimmten im
vorhergehenden schon als sozialistisch eine staatlich durchgefiihrte MaBnahme zum Schutze
der Volksgesamtheit vor jeglicher Ausbeutung und ferner eine staatliche MaBnahme zum
Schutze des einzelnen vor privater Profitgier. Es kommt aber auch hier nicht nur auf eine
formale Tat an sich an, sondern sozialistisch wird eine Tat nur in Bezug auf ihre Auswirkung.
Deshalb ist es moglich, daB eine sozialistische Tat durchaus nicht, wie ebenfalls schon
festgestellt, eine formelle Verstaatlichung mit sich fiihrt, sie kann, im Gegenteil, sogar eine
Verpersonlichung, ein Freimachen vieler Einzelkrafte bedeuten, wenn dieses Freiwerden eine
Starkung der Gesamtheit nach sich zieht. Als Bismarck einmal
[542] Bismarck als Sozialist
von der konservativen Seite als "Sozialist" angegriffen wurde, erklarte er, daB der Begriff
Sozialismus fiir ihn unter Umstanden durchaus nichts Abschreckendes habe. Er habe die
Eisenbahnen sozialisiert und er erinnere an die Tat der Bauernbefreiung durch den
Reichsfreiherrn vom Stein, die ebenfalls eine sozialistische MaBnahme darstelle. Hier beriihrt
sich unsere Anschauung aufs tiefste mit derjenigen Bismarcks. Die Tat des Reichsfreiherrn
vom Stein bedeutete die Freimachung von Hunderttausenden von Bauem aus einer
ungeheueren Zwangsherrschaft. Durch dieses Freiwerden der schopferischen Krafte hoben
sich die Wohlfahrt und der Charakter des Volkes, und die Tat des Reichsfreiherrn vom Stein
bleibt bis heute einer der groBten Meilensteine in der Geschichte der deutschen sozialistischen
Freiheit.
Damit ist der neue Gedanke greifbar herausgeschalt. Er stellt Volk und Rasse hoher als den
jeweiligen Staat und seine Formen. Er erklart Volksschutz fiir wichtiger als Schutz eines
religiosen Bekenntnisses, einer Klasse, der Monarchie oder der Republik; er sieht im
Volksverrat ein groBeres Verbrechen als im Hochverrat. somit beansprucht die deutsche
Erneuerungsbewegung dem formalen Staat gegeniiber die gleiche Freiheit wie Rom: sie
erblickt in dem Bekampfer "d e s Staates", der fiir sein Volk und seine Ehre leidend ins
Gefangnis und Zuchthaus wandert, keinen Verbrecher, sondern einen Edelmann. sie
anerkennt keine innere Verpflichtung einem Gebilde gegeniiber, welches einem 9. November
1918 entsprossen ist. "Unrecht" ist fiir uns aber kein Kampf, wenn er zufallig auch gegen jene
Angehorige einer echte Religion politisch verfalschenden Lehre geht, die grundsatzlichen
Landesverrat als ihren "Glauben" ausgeben mochten, sondern ein ungerechter Kampf ist ein
Kampf gegen Volksgenossen. Und Todfeinde eines deutschen Volkes und eines kommenden
deutschen Staates sind deshalb alle jene Machte, die Konfession oder
[543] Eid auf die Nationalehre!
Klasse zu ihrem Feldgeschrei gegen deutsche Volksgenossen erheben*.
Das neue Reich fordert von jedem im offentlichen Leben stehenden Deutschen den Eid nicht
auf eine Staatsform, sondern den Eid, iiberall nach Kraften und Vermogen die deutsche
Nationalehre als obersten MaBstab seines Handelns anzuerkennen und fiir sie zu wirken. Kann
ein Beamier, Biirgermeister, Bischof, Superintendent usw. einen solchen Eid nicht leisten, so
verliert er zwangslaufig alle Rechte zur Bekleidung eines offentlichen Amies. Diese
Staatsbiirgerrechte selbst, die jeder friiher als Geschenk bei seinem 21. Lebensjahr erhielt,
werden in einem neuen Staat erworben werden miissen (Ein Gedanke, den das
* Eine Abkehr vom, ein Kampf gegen den Staat an sich kann z. B. eine Zeitlang ein
berechtigtes "antinationales" Geprdge tragen, wenn er ndmlich von rassisch-bewufiten
Herrencharakteren und nicht von Knechtsnaturen gefiihrt wird. Denn auch solchen wurde
und ist ihr Recht aufBodenbesitz verkUmmert, gestohlen worden. Das sahen wir 14 Jahre, da
der demokratische Geldpobel nach Enteignung des mobilen Besitzes seine Hand auch nach
dem unbeweglichen Eigentum ausstreckte und Bauern und Gutsbesitzer durch Hypothe ken,
Marktanarchie usw. indirekt beraubte. Bismarck sagte einmal, ein Staat, der ihm das
Eigentum nehme, sei sein Vaterland nicht mehr. Das war die Absage eines Herrn; von
dhnlichen GefUhlen bewegt, zogen bodenberaubte Deutsche in alle Weltteile, um Eigentum zu
erwerben; das oft eintretende spdtere Abwenden von der Urheimat beruht auf der neuen
Verbundenheit mit erkdmpftem Besitz. Der Schrei aber, "Eigentum ist Diebstahl", war der
Kampfruf einer unschopferischen Sklavennatur. Es war kein Wunder, dafi der Syrier Marx
diesen Ruf auf griff und mit an die Spitze seiner oden Lehre stellte. Uberall jedoch, wo der
Marxismus irgendwie herrschend wurde, konnte er als unwahrhaftig entlarvt werden: bei
seinen Extremsten ist geradezu die Gier nach Besitz dann am deutlichsten hervorgetreten.
Deshalb lautet angesichts der frtiheren Volksberaubung auch fiir alle Proletarier, geradeftir
sie, der Kampfruf Schaffung neuen Eigentums, Erkdmpfung neuen Lebensraumes.
[544] Kein " Volk von Briidern"
nationalsozialistische Programm bereits vertritt.) Erwerben durch untadeliges Verhalten in
Erziehungsstatten und im praktischen Leben. Ein Deutscher, der sich gegen die Ehre der
Nation vergeht, begibt sich ganz folgerichtig damit des Rechts, von diesem Volk noch Rechte
irgendwelcher Art zuerteilt zu erhalten. Manner, die einen Eid aufs deutsche Volt aus
Gewissenskonflikten nicht zu leisten imstande sind, soil der Staat nicht verfolgen, aber
selbstverstandlich ist, daB sie damit den Anspruch auf Staatsbiirgerrechte verlieren. sie diirfen
also nicht Lehrer, Prediger, Richter, Soldaten usw. sein. Die liberale Weltanschauung hatte es
in ihrer volksfeindlichen Uferlosigkeit mit sich gebracht, daB unter der Lehre von der Freiheit
der Gesinnung auch die Lehre von der Gleichberechtigung aller Tatigkeit politischer und
lehrender Natur verstanden wurde, ganz ohne Bezug auf ein gestaltendes Zentrum. Es ergab
sich daher ganz folgerichtig, daB nicht nur einem Bekampfer einer Staatsform, sondem weit
dariiber hinaus einem Hetzer gegen das Volkstum schlechtweg, das doch jeden Staat zu tragen
hat, die gleichen Rechte zugesprochen werden muBten, wie einem, der fur dieses Volk sein
Leben hundertmal in die Schanze geschlagen hatte. Der liberalisierende geistige Bastard sah
es meist sogar als besonders "menschlich" an, die internationalen "Weltideen" zu pflegen, das
kraftvolle Betonen des eigenen Volksrechts aber dummdreist als riickstandig zu belacheln.
DaB ein Chaos darauf folgen muBte, ist nur zu natiirlich.
Es versteht sich auch von selbst, daB es immer politisch wirkende Personlichkeiten und
Gruppen innerhalb eines Volkes geben wirb und geben muB. Ein "Volk von Briidern" ist eine
Utopie und nicht einmal eine schone. Restlose Briiderschaft bedeutet Ausgleichung aller
Wertgefalle, aller Spannungen, aller Lebensdynamik. Kampf bleibt auch hier stets der
lebenzeugende Funke. Aber alle diese
[545] Sterben aller alten Parteien
Kampfe sollen sich innerhalb eines Ideals abspielen, auf ihren Wert an einem Wertmesser
gepriift werden: ob die gepredigten Gedanken, geforderten MaBnahmen geeignet sind, das
deutsche Volkstum zu veredeln und zu starken, die Rasse zu kraftigen, das EbrbewuBtsein der
Nation zu erhohen. Politische Parteien, die bei ihrer Tatiqkeit danach fragen, inwieweit etwa
die Internationale Klassensolidaritat oder Internationale Konfessionsinteressen gestarkt
werden konnten, haben in einem deutschen Staat seine Daseinsberechtigung. Die Tatigkeit
solcher volksfeindlichen Parteien in Vergangenheit und in der Gegenwart hat die Seele des
Deutschen zemagt und zerrissen. Einerseits blieben auch die Anhanger des Marxismus und
des Zentrums doch Deutsche, andererseits muBten sie auBerhalb des Deutschtums liegende
Werte als Hochstwerte anerkennen. Das Problem des kommenden Reiches der deutschen
Sehnsucht besteht also darin, diesen gequalten, irregeleiteten Millionen eine neue
Weltanschauung zu predigen, ihnen aus einem neuen Mythus heraus einen alles formenden
Hochstwert zu schenken, oder richtiger gesagt, den in alien schlummernden Wert des
Volkstums und der Nationalehre vom Schutt der Jahrhunderte zu reinigen und in sein Zeichen
das ganze Leben zu stellen. Erst wenn das geschehen ist, kann ein Deutsches Reich entstehen,
sonst sind alle Versprechungen leeres Geschwatz.
Der rein staatliche Apparat vermag aber diese Arbeit der Typisierung des Volkes nur in
unvollkommener Weise durchzufuhren. staatliche Gesetze konnen fast nur abschlieBender
Oder schrankenbildender Natur, nicht lehrhafter Art sein. Der Staat kann und muB z. B. eine
bolschewistische vaterlandslose Partei unterdriicken; er kann das aber auf die Dauer nur tun,
wenn hinter ihm eine starke lebenerneuemde Welle und schopferische gesellschaftliche
Arbeit stehen. Diese Arbeit wird ein bewuBt aufgebauter Mannerbund durchzufiihren haben.
[546] Hitler, der Erwecker der Rassenseele
Wir wissen es seit 1933, mit Hilfe welcher Krafte der Unstaat vom November 1918 durch ein
Deutsches Reich ersetzt worden ist. Wir kannten seit Jahren den Mann, der ein neues Banner
auf den Tiirmen deutscher Stadte hochziehen wiirde. Wir kennen und erleben endlich heute
die Machte der aus tiefem schlaf erwachenden Rassenseele, die diesen Mann notwendig
tragen muBten. Aufgabe dieses neuen Staatsgriinders ist, einen Mannerbund, sagen wir einen
Deutschen Orden, zu gestalten, der sich aus Personlichkeiten zusammensetzt, die fiihrend an
der Emeuerung des deutschen Volkes teilgenommen haben.
Die Mitglieder dieses "Deutschen Ordens" werden vom ersten Staatsoberhaupt nach der
Neugriindung des Reiches aus alien schichten des Volkes ernannt. Vorbedingung ist:
Leistungen im Dienste des Volkstums, gleich auf welchen Gebieten. Der auf diese Weise
ernannte Ordensrat wird beim Hinscheiden eines Mitgliedes stets durch Neuemennungen
vervollstandigt. Das Staatsoberhaupt - Prasident oder Kaiser oder Konig - wird aus dem
Ordensrat und vom Ordensrat mit Stimmenmehrheit auf Lebenszeit gewahlt. (In dieser
technischen Hinsicht ist die Organisation der romischen Kirche als Fortsetzung des
nordischen altromischen Senats mustergiiltig.) Einerseits steigen somit die volksdienenden
Krafte des Ordensrates aus alien Schichten der Nation nach oben iiber seine Stadt- und
Gauverbande, in jedem Fall bedingt durch hervorragende personliche Leistungen; der
Zusammenhang zwischen Volk und Fiihrung bleibt also erhalten, eine kastenmaBige
AbschlieBung, wie sie nach 1871 zutage trat, wird vermieden. Andererseits jedoch wird die
uferlose Demokratie und die mit ihr stets zusammengehende Demagogic verabschiedet und
durch den Rat der Besten ersetzt. Eine Erbmonarchie veranlaBt zwar den Trager der Krone
schon aus eigenem Interesse, seine Hauspolitik den Interessen des Volkes anzugleichen,
jedoch besteht die Gefahr des Verfalls einer
[547] Geld und Parlamentswahlen
Dynastie wie bei jedem anderen Geschlecht. somit wird notwendig ein Byzantinismus
einsetzen, ohne daB das Amt des Kaisers wiirdig vertreten ist. Als Folge dieser Zustande
ergibt sich aber gerade das Gegenteil der durch die Einsetzung einer erblichen Monarchic
angestrebten Stetigkeit des Staatslebens: eine Herabsetzung des Kaisertums, Unruhe,
Revolution.
Das Volk kann heute nur selten unmittelbar einen groBen Mann erschauen, dazu bedarf es
vorhergehender Katastrophen, in denen sich einer sichtbar herausschalt, herausringt. Im
gewohnlichen Leben ist deshalb eine Prasidenten- und Kaiserwahl, unmittelbar von 70
Millionen ausgeiibt, nur eine Frage des Geldsacks. Daraus folgt, daB in 99 von 100 Fallen
kein echter Volksfuhrer, sondern ein Angestellter der Borse, des Geldes iiberhaupt, an die
spitze gelangt. Deshalb muB auch mit dieser verlogenen demokratischen Forderung im
kommenden ersten deutschen Volksstaat endgiiltig gebrochen werden.
Daraus ergibt sich auch, daB ein die Regierung beratendes Parlament neben dem leitenden
Deutschen Ordensrat nicht durch eine Massenvernebelung zustande kommen darf, wie unter
der Herrschaft des unsittlichen demokratisch-parlamentarischen Systems. Uber die Grenzen
der Dorfgemeinde, der mittleren Stadt hinaus, verliert der Durchschnittsmensch den MaBstab
fiir sein Urteil. Er vermag auch eine Personlichkeit selbstandig nur dann auf ihren Wert
einzuschatzen, wenn er in der Lage gewesen ist, ihr Wirken an Ort und stelle zu verfolgen.
Dies ist, wo Parteigruppen in alien Fallen die Wahlen zugunsten meist unbekannter GroBen
beeinflussen, nicht moglich. Es muB also unbedingt von dem Grundsatz ausgegangen werden,
daB keine Listen, sondern Personlichkeiten bei der Wahl ausschlaggebend sind. Deshalb wird
in einem Deutschen Reich unserer Sehnsucht auch eine Parlamentswahl
[548] Neugestaltung der Volksvertretung
nicht auf der StraBe auszutragen sein, sondern durch die Vertreter der groBen Korperschaften
des Landes: des Heeres, der Bauemverbande, der Beamtenschaft, der Organisationen der
freien Berufe, der Handwerkergilden, der Kaufmannschaft, der Hochschulen und anderer
Standegruppen. Je nach GroBe und Bedeutung wird den Vorsitzenden dieser Gruppen und
Stande die Zahl der Vertreter zugebilligt werden miissen. In erster Linie werden hier die
Heeresfiihrer zu beriicksichtigen sein. Das Heer muB von jedem parteipolitischen Kampf zwar
fern gehalten, aber seine politische Ausschaltung, wie es die Borsen- und
Journalistendemokratien anstrebten, muB im kommenden Reich ein fur allemal aufhoren. Das
Heer ist nicht dazu da, sich wortlos aufs Schlachtfeld treiben zu lassen, aber auch nicht dazu
geschaffen, damit es von feigen pazifistischen Demokraten im Namen "des Staates" verraten
und entwaffnet wird. Die furchtbaren Erfahrungen des Weltkrieges stehen hier als mahnendes
Beispiel fur alle Zeiten vor uns. sie diirfen sich nie mehr wiederholen. Abstimmen wird aber
nicht eine heimliche, namenlose, aufgepeitschte Masse iiber zwanzig oder dreiBig Listen,
sondern letzten Endes ein Kreis von Personlichkeiten.
Schon Bismarck hatte das geheime Wahlrecht als ungermanisch bezeichnet. Das ist es auch.
Durch diese Namenlosigkeit wird die Feigheit des Einzelnen als eine Denkungsart unter
anderen anerkannt, es wird bewuBt das Gefuhl der Verantwortung untergraben. Auf ein
ganzes Volk angewandt, bedeutet das Ziichtung einer seelischen Verlumpung. Nun werden
aber Menschlichkeiten auch im besten Staat nicht zu vermeiden sein. Ein abgelehnter
Kandidat wird eine Person, die ihn vielleicht aus rein sachlichen Griinden fur ungeeignet hielt,
nur zu leicht als personlichen Feind betrachten, was viele und unerwiinschte
[549] Der unverantwortliche Parlamentarier
Schwierigkeiten im Gefolge haben muB. Der praktisch gangbare Weg ware demnach, wenn
den wahlenden Personlichkeiten freigestellt wiirde, ihre stimme offen oder geheim
abzugeben, sowohl in den Wahlen fur das Parlament wie fur die Wahl des Staatsoberhauptes
innerhalb des Ordensrats. Mit dem ausgedriickten Wunsch verbunden, frei und offen seine
Anschauung zu bekennen, wird es nach und nach moglich sein, eine verantwortungsfreudige
Wahlerschaft groBzuziehen, was durch einen sofortigen Befehl der offenen Wahl sicher nicht
zu erreichen ist.
Im Zeichen des alten Parlamentarismus ist jeder einzelne Abgeordnete unverantwortlicher fiir
sein Tun und Lassen als je ein unbeschrankt befehlender Monarch. Bin parlamentarisch
gestiitztes Kabinett wiedemm bemft sich bei seinen Beschliissen auf die beriihmte,,
Regiemngsmehrheit". Gelingt ein politisches Programm, so ist der parlamentarische Minister
ein„ groBer Mann", gelingt es nicht, so zieht sich der betreffende Minister - auBersten Falls -
zuriick, ohne zur Verantwortung gezogen werden zu konnen. Diese Tatsache reizt die
skrupellosesten Parlamentarier naturgemaB, sich stets erneut als Minister zu empfehlen, was
nicht der Fall ware, wenn eine wirkliche Verantwortung bestande, wie man sie bei einem
Heerfiihrer als selbstverstandlich voraussetzt. Die durch dieses ehrlose System
heraufgeziichtete parlamentarische Minderwertigkeit bezeichnet diesen Zustand natiirlich als
einen Ausdruck des bekannten fortschrittlichen Geistes. In Wirklichkeit ist er ein schabig
bestialisches Erzeugnis der Mehrheitsfeigheit, die iiber alle und alles frech zu Gerichte sitzen
will, sich aber dabei als unverantwortlich hinter der Masse der Parteimitglieder verkriecht.
Auch vor seinen Wahlem braucht der Parlamentarier sich nicht zu verantworten. Er ist "vom
ganzen Volk" gewahlt, wie es
[550] Das Dogma der Freiziigigkeit
in der Sprache des demokratisch-marxistischen Betriigers heiBt, ein fest umrissener
Wahlerkreis also gar nicht juristisch festzustellen. Diese Tatsache wiirde sich sofort andern,
wenn, wie angefiihrt, ein genau bekannter Wahlerkreis die Wahl vomimmt. Mit der
Erganzung, daB ein vom Reichsoberhaupt eingesetztes politisches Gericht gescheiterte
Minister in gleicher Weise zur Verantwortung ziehen kann, wie ein Kriegsgericht einen
geschlagenen Feldherm, wird das Ministerrennen bedeutend sparlicher werden, und nur
wirklich verantwortungsfreudige Manner werden jene stellen erstreben, nach denen unter der
Demokratie von 1918 gewohnlichste Subjekte mit vollster Aussicht auf Erfolg und
Straflosigkeit schielen konnten.
DaB die zu wahlenden Personlichkeiten letzten Endes auf eine Urwahl zuriickgehen, ist
wiinschenswert, hat jedoch die Uberwindung eines Lehrsatzes zur Voraussetzung, welcher
heute wie ein goldenes Kalb von alien angebetet wird: des Lehrsatzes von der
ungehemmten Freiziigigkeit. Man sieht heute dies volkmordende Hinstromen von Land und
Provinz zu den GroBstadten. Diese schwellen an, entnerven das Volkstum, zerstoren die
Faden, welche den Menschen mit der Natur verbinden, locken Abenteurer und
Geschaftemacher aller Farben, fordern dadurch das Rassenchaos. Aus der Stadt als Zentrum
einer Gesittung ist durch die Weltstadte ein System von Vorposten des bolschewistischen
Niedergangs geworden. Naturlose, willenlose, feige "Geistigkeit" verbindet sich mit brutaler
typenloser Emporungssucht bastardischer Sklaven oder geknechteter, dabei aber noch
gutrassiger Volksschichten, welche somit in falscher Front, gefiihrt vom Marxismus, um ihre
Freiheit fechten wollen. Spengler prophezeit 20-Millionen-Stadte und ein ausgestorbenes
Land als unser Ende, Rathenau schilderte steineme Wiisten und "kiimmerliche Bewohner"
deutscher Stadte als Zukunft, die fiir das starke Ausland Frondienste leisten wiirden. Die
[551] Spenglers Willensschwache
Beweggriinde beider Manner sind sicher verschieden gewesen, gemeinsam aber floBen sie
dem deutschen Volke den Gedanken der Unmoglichkeit einer Umkehr ein "Schicksalhaft", so
heiBt der neue Ausdmck fiir Willensschwache oder Feigheit; er ist aber auch schon zum
Losungswort jener politischen Verbrecher geworden, die unser Volk in das Elend eines
fellachenhaften Endzustandes hineinmanovrieren w o 1 1 e n ! Das besorgt planmaBig die
Presse des internationalen Marxismus, um eine willenlose Millionenherde als treue
Gefolgschaft hinter sich zu einer sturmbereiten Masse zu vereinigen. Willensschwache
Philosophen geben also den Feinden des Volkes die "weltanschauliche" Grundlage, um ein
lang vorbereitetes Zerstorungswerk zu vollenden. (DaB Spengler trotzdem Macht, Macht,
Macht predigt, ist ein Mangel an Folgerichtigkeit.) Allen diesen genannten Orakelrufen iiber
die "Nicht-Umkehrbarkeit der Entwicklung" liegt der ungermanische Zwangsglaubenssatz
von der Freiziigigkeit als "Garant dere personlichen Freiheit" zugrunde. Aber auch diese
angeblich unerschiitterliche Lehre ist nur ein Willensproblem, die grundsatzliche
Aberkennung des "Rechts" auf Freiziigigkeit bedeutet eine Vorbedingung fiir unser gesamtes
zukiinftiges Leben und muB deshalb durchgesetzt werden, wenn ein solcher Machtspruch
auch von Millionen zunachst als schwere "Schadigung der Personlichkeit" empfunden werden
wird. Es bleibt aber nur eine Wahl: auf dem Asphalt "freiwillig" jammerlich zu verenden,
oder auf dem Land und in der mittleren Stadt,, gezwungen" zu gesunden. DaB diese Wahl
bereits im Sinn der Aufhebung der Freiziigigkeit gefallen ist, wenn auch zunachst in wenigen
Herzen - zeigt, daB die Umkehr doch einzusetzen beginnt.
Es ist einfach nicht wahr, daB alle Aktiengesellschaften, Kartelle usw. in zwei, drei Stadten
vereinigt werden und den ganzen Verwaltungsapparat hiniiber nehmen "miissen";
[552] Das Problem des Wohnungsbaues
es ist nicht wahr, daB immer neue Fabriken in Berlin entstehen "miissen", um neue
Hunderttausende dort zu binden; es ist nicht wahr, daB Angebot und Nachfrage, wie meist
gesagt wird, das Leben regieren "miissen". Vielmehr besteht die Aufgabe eines echten
Volksstaates gerade darin, daB dieVoraussetzungenzu diesem Spiel der Krafte von
seinen Vertretern bewuBt geleitet werden. Die Weltstadt mit ihrem Geflimmer, ihren Kinos
und Warenhausern, der Borse und den Nachtcafes hypnotisiert das Land. Im Zeichen der
Freiziigigkeit stromt bestes Blut ungehindert in die blutverseuchende Weltstadt, sucht Arbeit,
griindet Geschafte, vergroBert das Angebot, saugt Nachfrage an sich, welche die sucht der
Einwanderung erneut verstarkt. Dieser unheilvolle Kreislauf kann nur durch eine streng
gehandhabte Einwohnersperre aufgelost werden. Nicht im Wohnungsbau in der GroBstadt
nach dem noch immer so viel gerufen wird, liegt eine Rettung - dieser fordert vielmehr den
Untergang - sondern in der Aufhebung der liberalen volkzerstorenden Freiziigigkeit.
Die genehmigungslose Einwanderung in Stadte iiber 100.000 Einwohner muB in einem
deutschen Staat unbedingt aufgehoben werden. Geld fiir neue Wohnungsbauten ist solchen
Stadten nur in dringenden Fallen zu bewilligen, dieses ist vielmehr auf die kleineren Stadte zu
verteilen. Neue Fabriken diirfen in 100.000-Einwohner-Stadten nur dann errichtet werden,
wenn das Ausbeutungsobjekt an Ort und Stelle liegt (neuentdeckte Kohlenlager, Salzlager
nsw.). Die heutigen Verkehrsmoglichkeiten gestalten die Krafteverteilung (Dezentralisation)
des gesamten Wirtschaftslebens nicht nur ohne Schadigung des selben, sondern sogar - im
Endergebnis - mit einer ausrechenbaren Steigerung. Allein schon durch die Schonung der
Rassenkraft und Volksgesundheit, des wichtigsten Kapitals, welches wir iiberhaupt besitzen.
[553] Entproletarisierung der Nation!
In den Vereinigten Staaten, wo die Zusammenballung (Konzentration) in schnellstem Tempo
vor sich gegangen ist, iiberlasten Riesen-Getreidemiihlen, Mammut-Schlachthauser, zu denen
die Rohwaren aus dem ganzen Lande zustromen, das Eisenbahnnetz und verteuern durch die
Frachtkosten die Fertigwaren mehr als durch die Ablehnung der Errichtung von weniger
groBen Zentralen anfangs eingespart wurde. Die Entwicklung der freiziigigen Menschen- und
Warenhaufung iibertolpelt sich selbst. Es mehren sich Stimmen, die, ohne zunachst noch zu
wagen, den Wahn des Freiziigigkeits- Dogmas anzutasten, doch rein niichtem die
Naturnotwendigkeit der Dezentralisation anerkennen. sie gelangen aus rein
volkswirtschaftlichen Uberlegungen zum gleichen Ergebnis, wie ich aus dem Gedanken des
Rassenschutzes heraus. (Ford z.B. fordert sehr richtig, daB Baumwollspinnereien nicht in die
Riesenstadte gebaut, sondern in der Nahe der Baumwollfelder selbst angelegt werden sollen.)
Der Landwirt, welcher heute noch der groBte Erzeuger ist, ist nicht zugleich auch der groBte
Verkaufer. Er ist abhangig von jenen Zwischenstufen, die seine Erzeugnisse verarbeiten, ehe
sie auf den Markt gelangen. Er kann sie nicht an Ort und stelle in Fertigwaren umwandeln,
sondern muB das Verkehrswesen mit Roherzeugnissen belasten. Diese verhangnisvolle
Entwicklung, welche den Bauernstand, die starkste Stiitze eines jeden Volkes, einen Stand,
der "nie stirbt" (Chamberlain), zu entwurzeln bemiiht ist, ist von der Demokratie und durch
den Marxismus bewuBt gefordert worden, um auch auf diese Weise die proletarischen
Heerhaufen zu vergroBern. Genau umgekehrt muB eine echte Volkspolitik vorgehen. Die
Entproletarisierung unserer Nation - und jeder anderen - ist aber nur durch den bewuBten
Abbau unserer Weltstadte und Griindung neuer Zentren denkbar.
[554] New York ein warnendes Beispiel
Von einer SeBhaftmachung und Nationalisierung inmitten von Riesensteinhaufen zu sprechen,
ist Wahnsinn. Eine Amerikanisierung durch "Rettung" mit Hilfe des Autos, wie es in Amerika
versucht worden ist, bedeutet Kraftvergeudung und Zeitverlust trotz der Kilometerfresserei.
Die Millionen, die taglich von auBen in New- York einfahren und abends wieder ausgespieen
werden, iiberlasten den Verkehr und verteuern das gesamte Leben mehr als es je durch ein
strenges Eindammen und Ableiten der Menschenflut geschehen ware. An Stelle von vielleicht
hundert groBen volksverseuchenden Zentren konnen einst zehntausend kulturfordemde
bestehen, wenn Willensstarke Kopfe iiber unser Schicksal bestimmen und nicht Marxismus
und Liberalismus. Zeichnerisch gesprochen, geht unser Leben heute immer nur auf einer
Linie vor sich: hin und zuriick. In Zukunft muB es einen Kreislauf um organisch festgelegte
Mittelpunkte haben. Nahert sich die Einwohnerzahl einer Stadt der Zahl 100.000, so muB
Umschau nach einem AbfluB gehalten werden. Neugriinder sind auf kleinere Orte zu
verweisen, oder auf dem Lande anzusiedeln, nicht in Kellerlochem und Dachkammem, wie es
die "humanitare" Demokratie zu tun beliebt.
Man darf hier nicht glauben, daB uns noch eine Wahl bliebe. Man sehe sich die an den
Lebensnerv greifenden sorgen New Yorks an, um sofort zu wissen, daB es um alles geht. Um
den sich immer verstarkenden Verkehr iiberhaupt noch zu bewaltigen, arbeitet ein Riesenstab
von Architekten und Technikern Tag und Nacht. Es ist jetzt so weit, daB man an die
Einrichtung von EtagenstraBen herangetreten ist. Die WagenstraBen miissen unter die Hauger
verlegt, auch die Biirgersteige dariiber in Laubengangen untergebracht werden. Briicken
miissen sich von einer StraBenseite zur anderen spannen, ein ganzes Gewebe von Stegen,
Gangen, ewig
[555] Weltstadt und Verkehrsleichtigkeit
kiinstlich erleuchteten Durchfahrten sind geplant. Das neue amerikanische Dreizonengesetz
gestattet durch Zuriicktreten der Stockwerke eine iiber das bisherige noch weit hinausgehende
Hoherentwicklung der Hauser, wie die Entwiirfe der Architekten H. Ferris, R. Hood, M.
Rusell, Crosell zeigen. Das Ziel aller dieser, die vollkommene Freiziigigkeit als
weltanschauliche Grundlage aufweisenden technischen Anstrengungen ist ein Haufen von
Mammut-Steinpyramiden, in denen jedes menschliche Leben veroden, erstarren, einst
endgiiltig sterben muB. Diese weltanschauliche Grundlage muB weggeraumt werden, erst
dann wird der Weg frei zur Uberwindung der Technik - durch die Technik selbst. Die
Verkehrsleichtigkeit schuf die Weltstadt. An dieser Verkehrsleichtigkeit wird sie sterben
wenn wir nicht rassisch und seelisch zugrunde gehen wollen. Die Polls schuf griechische
Kultur, die Kleinstadt, die Mittelstadt jede volksmaBige Gesittung in Europa: der sich
erweiternde Blick des ehemaligen Einzelbauern erfaBte den Gedanken eines Staates ohne sich
ins Unendliche zu verlieren. so allein konnte ein organisches Kulturgebilde entstehen.
Die Verkehrsleichtigkeit, die Presse (wenn anstandig geleitet), der Rundfunk und personliche
Beobachtung ermoglichen heute jedem Erwachsenen die Beurteilung der Dinge einer Stadt,
deren Einwohnerzahl nicht viel iiber 100.000 hinausgeht; Unrichtigkeiten der von auBen
kommenden Meldungen ist er imstande hier durch eigene Beobachtungen richtig zu stellen.
Das Wirken der Kommunalpolitiker in bezug auf das Staatswohl entspricht den Tagessorgen
des Gewerbetreibenden, des Arbeiters aller Berufe. Hier steht der Weg auch zur wirklichen
Beurteilung von Leistungen offen, Fiir die Kommunalwahlen ergibt sich also die Moglichkeit
einer Urwahl durch breite Volksmassen, die aber gleichfalls auf Personlichkeiten und nicht
auf Listen zu gehen hat. Vorgeschlagen werden die
[556] Erzieherischer Nationalsozialismus
Kandidaten von Gilden, Verbanden und dem Deutschen Orden in seiner ortlichen Vertretung.
somit ruhen die Wahler des Parlaments zwar auf breiter Volksgrundlage nicht aber auf
namenloser Masse. Fiir die Kommunalwahlen wird auch das Wahlrecht der Frau bestehen
bleiben konnen Ein auf sichtbare Personlichkeiten eingestellter, von unten kommender
Volkswille hat also dem herrschenden Willen von oben entgegenzukommen. Die
unbeschrankte Monarchic kannte nur die Richtung von oben nach unten, die chaotische
Demokratie nur die Massenstauung von unten nach oben. Der deutsche Staat der Zukunft,
durch den Machtakt Einzelner verwirklicht, wird die typenschaffenden Personlichkeiten
keiner Wahllaune und keinem Geldbetrug ausliefem, sondern sie vom Staatslenker an der
Macht erhalten und durch eine Deutsche Ordenserziehung immer wieder emeuern. Durch die
skizzierte Wahl wird den schopferischen Personlichkeiten jedoch eine ungehinderte
Moglichkeit des Aufstieges geboten. Das kommende Reich ist also, wie ausgefiihrt,
nationalistisch und sozialistisch, das heiBt es ist nicht auf laue Stimmungen gegriindet,
sondern auf typenschweiBende Leidenschaft und rassegebundenes Menschentum.
Nationalismus in gliihendster Form ist Voraussetzung und Endziel des Handelns, Sozialismus
staatliche Sicherung des Einzelnen im Zeichen der Anerkennung seiner Einzelehre und
Zugunsten des Rassenschutzes.
Wenn diese Abgrenzung nach der einen Seite hin gemacht werden muBte, um die
volkermordende Weltstadt zu iiberwinden, so ist nach der anderen Seite hin vor Bestrebungen
zu wamen, welche die Stadt an sich abschaffen wollen, um Deutschland in kleine Kolonien
von nicht iiber zwolftausend Einwohner aufzuteilen. Vertreter dieser verlockenden Gedanken
iibersehen, daB damit grundsatzlich der aussichtslose Versuch unternommen wird, wieder eine
geschichtslose, "natursichtige" Epoche einzuleiten.
[557] Luftflotten und Weltstadte
Achtzig Millionen Gartner brauchen, um eine ideengemaBe Ganzheit zu werden,
Knotenpunkte des Lebens, groB genug, um vielen starken Personhchkeiten geniigend geistige
Atemluft zu schenken, aber auch gestaltenmaBig beschrankt genug, um sie nicht im Chaos
vieler zusammengeballter und doch zersplitterter Millionen untergehen zu lassen. Nur in der
Stadt formt sich Kultur, nur die Stadt kann einen Brennpunkt des bewuBt nationalen Lebens
abgeben, die vorhandenen Energien sammeln, aufs Ganze einstellen und jene politische
Weltschau ermoglichen, die gerade Deutschland, als Staat nach so vielen Richtungen offen,
mehr als alle anderen braucht. Einige Zentren zu 500.000 und viele um 100.000 sind also
seelische Notwendigkeit, wobei eine Dezentralisation aller technisch-wirtschaftlichen
Griindungen unbedingt anzustreben ist.
Ganz abgesehen von der bewuBten Absage an die liberale "Freiheit", ist es die
militarpolitische Zwangslage selbst, die uns dazu zwingt, die Weltstadte zu zerschlagen.
Spater mogliche Kriege werden stark im Zeichen der Luftflotten stehen. Ziel der Gas- und
Brisanzbomben werden immer die GroBstadte sein. Je zerstreuter Fabriken und Stadte liegen,
um so geringer der Schaden bei gegliickten Fliegeriiberfallen. Das Schicksal zwingt uns
heute, wie in friiheren Zeiten, daB das ganze Volk teilnehmen muB am Kampf um sein
Dasein. Friiher baute der Burgherr eine Mauer um seine Biirgerhauser, deren Einwohner als
Gesamtheit an alien Kampfen teilzunehmen hatten. Die liberale Epoche bildete Berufsheere
aus, die Burger lieBen sich von dem Soldaten ihr Leben verteidigen und schimpften dabei
noch frech iiber den Militarismus. Mit diesem Pseudoidyll ist es voriiber: die Technik, welche
einst einen stablemen Wall um einen ganzen Staat herumgezogen hatte, sie selbst hat ihn
wieder durchbrochen und das uralte organische Verhaltnis zwischen Volk und Krieg wieder
hergestellt. Und somit
[558] Monarchic odcr Rcpublik?
gebieten Weltanschauung und Schicksal gemeinsam den Abbau der Weltstadt, die Errichtung
von Stadten und Bahnen nach strategischen Gesichtspunkten Baute man friiher trotzige
Burgen auf Bergeshohen, so wird man alles Wichtige heute in Betonkasematten unter der
Erde bergen. Eine ganze Stadt aus Hochhausern wird zum Wahnsinn; auch diese Erkenntnis
wird zu bestimmten stadtebaulichen Konsequenzen zwingen.
Das sind einige Grundlinien des neuen staatspolitischen Systems, wie sie sich aus dem
Hochstwert unseres Volkes und seinem Schicksal von selbst ergeben. Aus ihnen wiederum
folgen weitere MaBnahmen, die rein technischer Natur sind und deshalb auBerhalb des
Rahmens dieses Buches liegen.
DaB man den Staat als ein Feld planloser Volkerwanderungen betrachten konnte, wird einem
kiinftigen Geschlecht als Wahnsinn erscheinen, ebenso wahnsinnig und selbstmorderisch wie
alle anderen Fordemngen des politischen Liberalismus.
Ob das kommende Reich sich in das Gewand eines Kaisertums, eines Konigtums oder einer
Republik kleiden wird, weiB niemand von uns. Wir konnen im einzelnen das Formgefiihl der
Zukunft nicht vorausempfinden Die alten Kaiserkronen sind in den staub gerollt, die Republik
war aus einer Tat entstanden, deren die Deutschen sich noch nach tausend Jahren schamen
werden. Nur der altgermanische Konigsgedanke hat - so scheint es - seinen mythischen
Glanz bis auf heute bewahrt. Er bildete das organische Riickgrat zu einer Zeit, als das
romische Kaisertum sich uferlos iiber alle Welt ausdehnte. Er lag der Neugriindung des
Reiches 1871 zugrunde. Ihn pflegt das Stammesgefiihl auch heute noch. Die 23 Dynastien
sind gestiirzt; sie diirfen nicht mehr wiederkommen, soil Deutschland nicht erneut einem
furchtbaren inneren Hader anheimfallen. Die Lander sollen ihre Landtage schlieBen
[559] Die deutsche Konigsidee
und ein jedes seinen ehrwiirdigen Gedanken des Stammeskonigtums ausweiten. Dem alten
Kaiserbegriff haftet die Vorstellung eines Imperialismus an; man denkt an Pomp und Macht
allein. Die Konigsidee ist inniger, erdverbundener. An seinen Konig denkt der schlichte Bayer
ebenso lebendig wie der treue PreuBe, der "Kaiser" war fiir das Volk ein Abstraktum von
"Gottes Gnaden". Wir haben das oft operettenhafte Gebaren der Zeit vor 1914 reichlich satt;
aber uns ekelt erst recht die Diirftigkeit, verbunden mit schmarotzendem
Emporkommlingstum der Demokratie. Wir wollen in einem deutschen Konig zwar einen
Menschen wie wir und doch einen verkorperten Heldenmythus erblicken. Wie an die Stelle
der glitzernden Pickelhaube der graue Stahlhelm getreten ist in sturmwettern der Schlachten,
so wird die Zukunft auch die Form eines deutschen nationalistisch-sozialistischen
Volksfuhrertums durch die Geburt eines Ordensstaates fmden, als die verkorperte Sehnsucht
des heutigen Geschlechts nach dem kommenden Reich als Erfiillung der Opfer jener zwei
Millionen, die fiir Deutschland ihr Leben lieBen.
Aus der einen Forderung, die Volksehre und den Rassenschutz ins Zentrum des gesamten
staatlichen Lebens zustellen, ergibt sich ein Weltbild, das von dem Chaos des 19.
Jahrhunderts sich wie der Tag von der Nacht unterscheidet. Aus dem ehrlosen Handlerideal
entstiegen der blutigrote Weltkrieg, Weltrevolten, gefolgt von niedrigster Volkeraussaugung.
Das 19. Jahrhundert gebar als seine reifste Frucht den Bolschewismus, den verheerendsten
Pestzug orientalischen Geistes, der je seit der Inquisition iiber Europa seine giftigen
Schwaden entsandte. Aus der einen inneren Umkehr und Neugeburt erhebt sich in alien
groBen Umrissen klar gezeichnet das Traumbild eines neuen Staates; erleben bereits heute
Millionen ein neues sehnen nach Typus und Gesetz, erdgebunden und von Ehre
[560] Die herbe Lebenslehre unserer Zeit
getragen. Der Weg ist klar, die Spuren auf ihm zu zeichnen, ist Aufgabe des ewig
pulsierenden, fortschreitenden Lebens. Meister Eckehart sagte: "Es sind die tiefsten Brunnen,
welche die hochsten Wasser tragen." Das deutsche Volk ist 1918 durch eigene schuld in die
tiefsten Tiefen gefallen und wurde fiinfzehn Jahre lang von seinen inneren und auBeren
Feinden in unwiirdigster Weise gepeinigt und gemartert. Trotzdem haben sich Krafte
gefunden, welche, auf der Tiefe des Lebens angelangt, gerade hier die ewigen Urquellen der
deutschen Volkskraft neu entdeckten und jetzt kampfbereit diese Erlebnisse und Erkenntnisse
hindurch tragen durch den Jammer der Zeit. Das, was das 19. Jahrhundert in biirgerlicher
Behabigkeit, marxistischem Verbrecherwahn und weitester Ideenlosigkeit verbrochen hat, hat
das heutige 20. Jahrhundert wieder gutzumachen inmitten einer feindlichen Welt, wie sie
Deutschland in dieser Machtzusammenballung noch niemals gegeniibergestanden ist.
Deshalb ist die neue Lebenslehre auch keine weiche Wehmutspredigt, sondern eine harte und
herbe Forderung, denn wir wissen, daB die Humanitatslehre dem AusIeseprozeB der Natur
entgegenzuwirken versuchte, und daB die Natur sich deshalb dadurch racht, daB sie alle diese
demokratischen und sonstigen Versuche einmal bis aufs Letzte zertriimmern wird. Das Wesen
der deutschen Erneuerung besteht deshalb darin, sich einzufiigen in die ewigen
aristokratischen Naturgesetze des Blutes und nicht die Auslese des Kranken durch
Schwachlichkeit zu fordem, sondern im Gegenteil durch eine bewuBte Auslese das
willensmaBig Starke und Schopferische wieder an die Spitze zu fiihren, ohne Riickschau
darauf zu halten, was zuriickbleibt.
Wir sehen heute beim Uberschauen der deutschen Vergangenheit, etwa wenn wir durch
Dinkelsbiihl oder Rothenburg wandern, ein abgeschlossenes Bild der germanischen
[561] Bekenntnis des Freiherrn vom Stein
Kultur vor uns, einer schopferischen Kraft und einer Wehrkraft ohnegleichen. Wir wissen,
daB der DreiBigjahrige Krieg ein Lebensgefuhl fur immer zerstort hat, daB das 17. und 18.
Jahrhundert dazwischen liegen wie tiefe Abgriinde, und daB erst mit dem Erstarken des
preuBischen Staates ein ganz junges Leben wieder zu schlagen beginnt. In den
Freiheitskriegen von 1813 und seinen Mannern sehen wir den Begriff einer ganz neuen
deutschen Geschichtsgestaltung auftauchen und wir Menschen von heute kniipfen an die
Fiihrer dieser Freiheitskriege an als an die ersten Griinder eines neuen Staatsgedankens und
eines neuen Lebensgefiihles.
Wir denken an den groBen Freiherrn vom Stein, der nur ein Vaterland kannte, das
Deutschland heiBt, der erklarte: "Mir sind Dynastien in diesem Augenblick groBer
Entwicklungen vollkommen gleichgiiltig; es sind bloB Werkzeuge; mein Wunsch ist es, daB
Deutschland groB und stark werde, um seine Unabhangigkeit und Nationalitat wieder zu
erlangen und beides in seiner Lage zwischen Frankreich und RuBland zu behaupten; es kann
auf dem Wege alter, zerfallener und verfaulter Formen nicht erhalten werden." sich den
"demokratischen Phantasten und furstlicher Willkiir zu widersetzen" bezeichnete Stein als die
Linie seines Kampfes. Das tun auch wir, nur mit der Unterstreichung, daB an die Stelle der
demokratischen Phantasten marxistische Verbrecher getreten waren. Und noch einer steigt vor
unseren Augen auf als Prophet, der seiner Auferstehung harrt: Paul de Lagarde. Keiner sah
wie er die zum Verfall fuhrenden Schaden des liberalistischen zweiten Reiches, und
erschiitternd klagte er: "Unsere Tage sind zu dunkel, um nicht eine neue Sonne zu verheiBen.
Auf diese sonne warte ich."
Und wir fiihlen uns heute geborgen in der Ubereinstimmung mit den wirklich GroBen der
deutschen Nation, froh und kraftvoll im unbedingten Glauben, als deutsche
[562] Ende der franzosischen Revolutionsidee
Erneuerung den Aufgang jener sonne darzustellen, auf die Stein und Lagarde und viele andere
warteten, fiir die sie als einzelne wirkten. Wir sind innerlich stark und geschwellt wie noch nie
eine revolutionare Bewegung Europas.
Die franzosische Revolution von 1789 war nur ein einziger groBer Zusammenbruch ohne
schopferische Gedanken, wir erleben heute ihr Verfaulen, unsere Zeit des Umbruches und der
Erkenntnis von den Wesensarten des Blutes bedeutet die groBte seelische Revolution, die
heute bewuBt ihren Anfang nimmt. Und diese Fragen der Zeit drangen sich taglich an uns
heran, Pflicht von uns alien ist, uns mit ihnen zu befassen, uns von dem geistigen Ringen
Rechenschaft zu geben und die Erwachten alle einzureihen in das Heer des erwachenden
Deutschlands. Pflicht und Aufgabe eines jeden ist es, die neugestellten Aufgaben der Nation
immer wieder von neuem zu erfassen, ihnen in Ehrfurcht zu dienen und dieses Leben ist in
Wahrheit die ewige Seligkeit.
Der Mythus des 20. Jahrhunderts
Alfred Rosenberg
[563] bis [598]
rv. Das nordisch-deutsche Recht
1.
In der Verfalschung der nordischen ehrbewuBten Rechtsidee durch romisch - syrische
Einfliisse liegt eine der tiefsten Ursachen auch unserer sozialen Zerrissenheit. Der rein
privatkapitalistische romische Gedanke "heiligte" in der Hand des unbeschrankten
Staatsgotzen - gleich, ob durch Monarchie oder Republik verkorpert - den Raubzeug
einer kleinen Menschengruppe, die es am besten verstanden hatte, durch die Maschen
eines rein formalen Paragraphennetzes zu schliipfen. Die geistige Verwilderung wurde
dadurch notwendig hochgeziichtet und das "Recht" schiitzte sie. Ein dumpfes Grollen
von unterdriickten Millionen wurde zwar durch den Marxismus verfalscht, aber es war
mehr als berechtigt gegeniiber einer Verhohnung aller germanischen Rechtsbegriffe, an
der Staat und Kirchen gleiche schuld trugen. Im Besitz aller Gewalt erlieB nun zwar
"der Staat" sogenannte soziale Gesetze, aber nicht im Namen der Volksehre, der
Gerechtigkeit und Pflicht, sondern als Geschenk von oben, gleichsam aus der
beriihmten "christlichen" Liebe, Gnade, aus Mitleid und Barmherzigkeit heraus. Das
war weder gut noch gerecht, wie es noch viele mit verziicktem Riickblick auf die
Vorkriegszeit uns weismachen wollen, sondern es war vielmehr die Fortsetzung der
Beschimpfung unseres Volkstums, wie sie durch den Liberalismus aller Formen zum
Grundsatz erhoben worden war.
Was liberalisierende Monarchien begonnen hatten, wurde vollendet vom Marxismus in alien
seinen Schattierungen,
[564] Rechtsgeburt aus der Selbsthilfe
da er, ungeachtet seiner angeblichen Kampfe gegen die kapitalistische Demokratie, aus
derselben stoffanbetenden Weltanschauung stammte, wie diese. Noch nie hat das ehrlose
"Recht" derart geherrscht, als da das Geld an sich unbeschrankter Herrscher wurde. "Das
Recht" entstand ungeachtet seiner metaphysischen Verankerung - iiberall aus der
Selbsthilfe Zunachst als nackter Kampf urn Daseinsmoglichkeiten, urn Wahrung auBerer
Freiheit, dann im Dienste bestimmter Charakterwerte. Der Angriff auf die Ehre des Einzelnen
wurde Ausgangspunkt einer rechtlich anerkannten personlichen Abwehr. Diese Selbsthilfe
wurde dann ausgedehnt auf die Wahrung der Interessen und Ehre der Sippe. Erst nach und
nach traten groBere Verbande auf- Kirche und Staat - urn die Selbsthilfe im Dienste der
durch Bischof oder Konig verkorperten Gemeinschaft durch allgemeingiiltige Gerichte zu
ersetzen. Nach germanischer Auffassung hat dieser Eingriff in das Einzelleben nur so weit
Berechtigung, als er einen Ehrenschutz darstellt. Die Kirche hat diesen Urgedanken des
nordischen Abendlandes von sich gewiesen oder doch nur stellenweise widerwillig anerkannt;
unser geltendes Recht kannte bis auf heute nur die sogen. "Wahrung berechtigter Interessen",
wobei es gleichgiiltig ist, ob diese Interessen ehrenhafter oder anriichiger Ar sind. Ein
naturgegebener schritt von dem Ehrenschutz des Einzelnen zum Schutz der Sippe ware die
Verkiindung des Ehrenschutzes des Volkes gewesen. Aber gerade hier stehen wir vor dem
vielleicht furchtbarsten Gleichnis des Charakterverfalls, der lange begonnen hat, aber erst
heute so offenkundig geworden ist, wie nie zuvor: im ganzen "deutschen" Gesetz gab es keine
einzige Bestimmung unter Tausenden, die eine Beschimpfung der Volksehre unter Strafe
stellt! So konnte es denn geschehen, dafi der Name und das Ansehen des deutschen
Volkes ungestraft von alien, die es wollen, besudelt werden durfte. Berliner Juden
[565] Schutz des Landesverraters vor 1933
nannten die "Germania" - das Symbol des Deutschtums - eine Hure, das ganze Volk
den "ewigen Boche", eine "Nation von Amtskadavern, Stimmvieh und Mordern"...
Kein Staatsanwalt riihrte vor 1933 auch nur den kleinsten Finger, um diese Leute ins
Zuchthaus zu bringen. Dagen wurden Manner, die diese Juden als Schufte hinstellten,
riicksichtslos wegen "Beleidigung" bestraft.
Aus diesem Beispiel ergab sich alles Weitere, Groteske, Wahnwitzige, an dem unsere Zeit so
reich ist. Es wurden notorische Landesverrater nicht mit schwerem Zuchthaus, nicht einmal
mit Gefangnis, sondern mit Ehrenhaft "bestraft", es wurde die pazifistische Gesinnung offen
von deutschen Gerichten als Milderungsgrund angefiihrt, wahrend Manner, die, von hundert
Wunden bedeckt, in schwerster Kampfzeit bezahlte Spione erledigten, als "Fememorder" zum
Tode oder zu lebenslanglichem Zuchthaus verurteilt wurden. Dem Volksschadling hatte man
also Ehre zugesprochen, dem Kampfer fiir das Volk die Ehre zu rauben gesucht. Zu derartigen
furchtbaren Ergebnissen kann eine seelenlose "Justiz" gelangen, well ihrjeglicher MaBstab in
bezug auf das Interesse und die Ehre des Volkes mangelt. Eine germanische Rechtsauffassung
hat jedem Volksangehorigen das Recht zuzusprechen, mit Wort und Tat die Ehre der Nation
zu vertreten, auch durch tatliche Selbsthilfe, wenn die Umstande das Einwirken der Gerichte
nicht zulassen. Landesverratern pazifistische Gesinnung als Milderungsgrund zubilligen, heiBt
den Feighng fiir gleichberechtigt mit dem tapferen Mann erklaren. Es ist deshalb nur zu
berechtigt, endlich einmal folgende Forderung aufzustellen:
" Jeder Deutsche und in Deutschland lebende Nichtdeutsche, der durch Wort, Schrift
und Tat sich einer Beschimpfung des deutschen Volkes schuldig macht, wird, je nach
der schwere des Falles, mit Gefangnis, Zuchthaus oder mit dem Tode bestraft."
[566] Der Rechtsgedanke als typenbildenbe Kraft
"Ein Deutscher, der auOerhalb der Reichsgrenzen genanntes Vergehen begeht, wird,
falls er sich nicht dem deutschen Gericht stellt, fiir ehrlos erklart. Er verliert alle
Staatsbiirgerrechte, wird fiir immer des Landes verwiesen und in die Acht getan. sein
Vermogen wird zugunsten des Staates beschlagnahmt."
In der Handhabung eines Rechtsgedankens liegt vielleicht die starkste typenbildende, aber
auch typenzerstorende Kraft, sind Anschauungen philosophischer oder religioser Natur doch
oft lebensfern, so fordert das tagliche Dasein die fortwahrende praktische Betatigung des
regelnden Gesetzes. Je nach dem Hochstwert eines Volkes, eines Staates, oder einer anderen
Rechtsvertretung wird biirgerliche Haltung, aber auch der Denkstil bestimmt, geformt oder
Zerfetzt. Der Gedanke der Ehre und Treue war der Grundzug des germanisch-nordischen
Rechts, welcher auch auBerhalb Deutschland immer volks- und staatsbauend gewirkt hat. Der
Gedanke des romischen Rechts sicherte den nur auf das personliche eingestellten Charakter
kapitalistischer Zeiten. Der ehrlose Gedanke des Judentums - verkorpert im Talmud und im
Schulchan-Aruch - bildete das zersetzende Element immer dort, wo der Jude
"Rechtsvertreter" werden konnte. Die Tatsache allein, daB unter "unseren" heutigen
Rechtsanwalten eine so ungeheuere Zahl Juden wirkten, und zwar "erfolgreich" wirkten,
beweist jedem tiefer Denkenden allein schon, daB wir des deutschen Rechtes beraubt worden
war en.
Auf den ritterlichen Ehrbegriff habe ich bereits anfangs hingewiesen. Er tritt uns aber auch in
alien rechtlichen Urkunden des germanischen Menschen durch alle Zeiten hindurch entgegen,
als der ewige Mythus nordischer Rassenseele. Die Fahigkeit, sein Leben der Idee der Ehre
[567] Die Ehre im germanischen Recht
zu opfern, sehen die Islandersagas als das Wesen des nordischen Mannes an. Dieses Gut
wurde mit Aufopferung aller anderen Giiter geschiitzt. Zuerst von jedem personlich, dann
durch Vertretung bei der im Richter verkorperten, ebenso auf dem Ehrbegriff fuBenden
Gemeinschaft. "Es ist besser, die Freiheit mit der Waffe zu schiitzen, als sie durch
Zinszahlung zu beflecken", berichtet Paulus Diakonus iiber die Ansichten langobardischer
Konige. Der ehrwiirdige Sachsenspiegel erklart: "Gut ohne Ehre ist fiir kein Gut zu achten,
und Leib ohne Ehre pflegt man mit Rechten fiir tot zu halten." "Recht" hatte nach
germanischen Begriffen nur der, dessen Ehre unantastbar war; nach 1918 hatte derjenige
"recht", der am meisten Geld besaB, auch wenn er der groBte Schuft war. "Sonstiges Volk, das
Gut fiir Ehre nimmt", wurde nach dem Stadtrecht von St. Polten als zu biirgerlichen Amtern
unfahig angesehen. "Ziinfte miissen so rein sein, als waren sie von Tauben gelesen", auBerten
die Handwerker aus deutscher Vergangenheit. "so kommt alle Ehre von der Treue", wie der
Sachsenspiegel sagt, und Schillers Wort von der nichtswiirdigen Nation, die nicht ihr alles
setzt an ihre Ehre, ist nur der gleiche Ausdruck fiir die gleiche Seele, wie sie seit Tausenden
von Jahren an unserem Leben schuf, bis mit einer fremden, noch nicht umgestalteten Religion
und dem romischen Staatsgedanken auch fremdes Recht dieses Leben iiberwucherte.
Die kaiserlichen volksfremden Doktoren pfropften in den germanischen Stammen fremdes
Recht und ehrlose Gedanken ein; sie wirkten als bloBe Biittel der herrschenden kirchlichen
und romisch-staatlichen Machte. Schon Geyler von Kaisersberg klagt iiber die
"Zungentratscher", welche "mit ihrem geschwetz den gemeinen nutz ganz schedlich" seien
und nur ihre eigenen Geschafte besorgten. Im Jahre 1513 erschien ein Gedicht, die
"Welschgattung", das ganz bewuBt den Verlust der deutschen Freiheit auf das romische
[568] Die soziale Bauernerhebung
Recht zuriickfuhrt. Ulrich von Hutten deutet seinerseits (im Gesprach "Die Rauber") auf die
Niedersachsen, die sich in ihrem Recht ohne die neuen Doktoren behalfen. Deutschland sei
besser daran gewesen, als das Recht noch in Waffen, nicht in Biichem gelegen hatte. so war
denn auch die erste und bisher einzige deutsche soziale Revolution ihrem Wesen nach
durchaus berechtigt: die Bauernerhebung zu Beginn des 16. Jahrhunderts: gegen romische
Knechtschaft in ihrer dreifachen Form als Kirche, Staat und Rechtsbeugung. Heute, zu Beginn
des 20. Jahrhunderts, wird die seelisch-geistige Revolution fortgefuhrt. Bis zum endlichen
siege.
Die Verfalschung des altgermanischen Rechts zugunsten der "rechtmaBigen" kirchlichen und
weltlichen Tyrannen war die Ursache der sozialen Vergewaltigung des 15. Jahrhunderts. Die
Bauem, welche auf ihre alien Rechte verwiesen, Gefliigel, Wild schieBen und Fische fangen
zu konnen, wurden verlacht nach Haufe geschickt. Auch der Hinweis des Bundschuhs, daB
diese Knechtung "dem Wort Gottes nicht gemaB" sei, fruchtete bei den romischen Pralaten
ebensowenig, wie bei den romischen Doktoren der Fiirsten. so beginnen schon seit dem Jahre
1432 die Bauemaufstande gegen Junker und Bischofe, aber auch gegen die wuchernden Geld-
Leihe-Juden, die in die Stadte unter den Schutz des Krummstabes fliichteten. 1462 schrieb der
Erzbischof von Salzburg ungeheure Steuem aus, und als sich das gequalte Volk gegen ihn
erhob, eilte ihm Herzog Ludwig von Bayern zu Hilfe, um die Bauern niederzuschlagen. 1476
tauchte der erste "Sozialist" (Johann Behm) auf, der Enteignung der Fiirsten und Pralaten
forderte. Mit einem groBen Heerhaufen wollte Behm von Niklashausen aufbrechen, wurde
aber vorher verhaftet, entfuhrt und in Wiirzburg verbrannt. Es ist merkwiirdig, daB parallel zu
diesen sozialen Kampfen die mystische Bewegung der Begarden ging, bei der Meister
Eckehart
[569] Germanischer Genossenschaftsgedanke
einst mittatig gewesen war. Uberall baumten sich unterdriickte schichten unseres Volkes
gegen feindliche Denkformen, religiose Verkiimmerung und niedrige Rechtsbeugung auf. Der
"Bundschuh" und der "Arme Konrad" zogen, zeitweise von besten Rittem gefiihrt (Florian
Geyer) durch die deutschen Lande. Die Gewalt des lange niedergehaltenen Stromes war aber
nicht zu bandigen. sengend und pliindernd zertraten die wilden Haufen alles, was ihnen in den
Weg kam. Luther stellte sich auf die Seite des gepanzerten Fiirstentums und nahm dadurch
der Bauembewegung ihre Triebkraft des Guten, die sich, nun Luther von der sozialen
Erhebung zuriicktrat, ihrer besten Krafte beraubt sah. So wurde die deutsche Bauernerhebung
niedergeschlagen, die maBvoll gewesen und von sittlichsten Bestrebungen getragen war, in
ihren zwolf Satzen vieles forderte, was das heutige Erneuerungsprogramm auch jetzt wieder
fordern muB, auf die aber die Lenker der Kirche und des Staatswesens damals ebensowenig
hinhorten wie im 19. Jahrhundert, als eine ehrlose Weltwirtschaft erneut Millionen
"rechtmaBig" knechtete.
Einst wirkte der genossenschaftliche Gedanke starker als der romisch-staatliche. An der spitze
dieser gesellschaftbildenden Kraft stand im friihen Mittelalter der Ritterstand. Der durch ihn
gebildete Lehnverband stellte, in unserer Sprache ausgedriickt, die erste deutsche
Gewerkschaft dar. Diese "Gewerkschaft" war es, welche das ganze Reich zusammenhielt,
nicht die romische Kirche, wie es eine bewuBte Geschichtsfalschung uns darzustellen beliebt.
Nach der Rittergewerkschaft folgten der Stadteverband, die Gilden, die Dorf-und
Gerichtsverbande, die Markgenossenschaften. Das war blutvolles deutsches Rechtswesen, und
es ist als erstes Zeichen der Verknocherung unseres Lebens zu deuten, als das kirchliche
Recht, das Corpus iuris cauomci, seit dem 13. Jahrhundert zu wirken begann.
[570] Sachsen- und Normannenrecht
das gerade wahrend des Weltkrieges 1917 erneuert und als grundsatzlich unwandelbar erklart
wurde. Danach kann dieses sogen, "gottliche Recht" durch keine Gewohnheit und unter
keinen Umstanden abgeandert werden. Neben dem "gottlichen", unwandelbaren Recht gibt es
veranderbares niederes Recht. Auch dieses wird von der K i r ch e beglaubigt, abgeandert.
Das Volk ist daran unbeteiligt. "Das Volk betet, dient, biiBt." "Gottliches" Recht ist
unbeschrankte Herrschaft des Papstes, Weihegewalt der Bischofe, die Sakramente . . . Wie
man sieht, auch hier ist Rom folgerichtig und saugt aus dem Mythus von der
Stellvertreterschaft Gottes auch den letzten Tropfen Honig.
Halt man sich vor Augen, wie fruchtbar und lebenspendend einst altgermanisches Recht
gewesen ist, so wird man diese Drosselung der rechtschopferischen Krafte des deutschen
Voiles in seinem ganzen unheilvollen Umfange erst recht wiirdigen.
643 erschien das Langobardenrecht Konig Rorharis und Zeugte eine groBe Anzahl bliihender
Rechtsschulen mit dem Zentrum in Pavia. Die Rechtsverfassungen der spateren
Stadteverbande der Lombardei und in Deutschland geht auf diese Langobardenschopfung
zuriick. Die Franken, Alemannen nsw. trugen bei ihren Wanderungen auch ihre rassischen
Rechtsauffassungen mit sich und verdrangten das altromische Recht. spateres Versickern des
frankischen und bayerischen Blutes forderte das spatromische Recht erneut. Die,, groBe"
franzosische Revolution bedeutete die Vernichtung der germanischen Bestandteile und
Rechtsauffassungen. Seitdem ist "Frankreich" jiidisch-romisch bestimmt.
Sachsenrecht schuf England. Normannisches Recht bildete die Grundlage des altrussischen
Staates. Germanisches Recht schuf Leben und Sitte in den Ostsiedlungen des Ritterordens,
spater der Hansa. Deutsche Stadteverfassung formte das kommunale Wesen selbst in der
Ukraine. Liibisches Recht beherrschte und kultivierte Reval, Riga,
[571] Rechtsgedanke und Politik
Nowgorod. Das Magdeburger Recht schuf den Unterbau des polnischen Staates; er war das
Bindeglied, das typenbildend selbst dann weiter wirkte, als der polnische Staat durch die
Gegenreformation zerfetzt wurde und seinem Untergang entgegenging.
Seit Jahrhunderten wird dariiber gestritten, ob das Recht iiber die Politik, oder die Politik iiber
das Recht zu stellen sei, d. h. ob Moral oder Macht vorzuherrschen hatte . . . solange es
Geschlechter der Tat gegeben hat, hat Herrschaft immer iiber uferlose Grundsatze gesiegt.
Fiihrte aber an Stelle der Formenden ein Geschlecht der Satten und Aestheten eine
Zeitepoche, so hieB das Feldgeschrei stets "Volkerrecht" und "sittliche Grundsatze", hinter
denen sich jedoch meist nichts als eine groBe Feigheit verkroch. selbst aber wo dies nicht der
Fall gewesen ist (Kant), ist die Frage nach Recht und Politik falsch gestellt worden. Man hat
bisher beide Begriffe als zwei fur sich bestehende, fast absolute Einheiten betrachtet, und
dann dariiber je nach Charakter und Temperament seine Urteile iiber ihr wiinschenswertes
Verhaltnis zueinander abgegeben. Dagegen hatte man vergessen, daB beides - Recht und
Politik - nicht absolute Wesenheiten, sondem nur bestimmte Auswirkungen bestimmt
gearteter Menschen sind. Beide Ideen beziehen sich auch vom Standpunkt der Vorherrschaft
des Volklichen auf einen iiber beiden stehenden Grundsatz, der sie sowohl in innen- wie
auBenstaatlichen Verhaltnissen zu leiten hat, und je nach Verwendbarkeit im Dienste eines
Hoheren in seinen Aufbau des Lebens eingliedert.
Ein alter indischer Rechtsgrundsatz aus nordischer Vorzeit lautet:,, Recht und Unrecht gehen
nicht umher und sagen: das sind wir. Recht ist das, was arische Manner
[572] Romisches Individualrecht
fiir recht befmden". Dadurch ist die heute vergessene Urweisheit angedeutet, daB Recht
ebensowenig ein blutloses Schema ist, wie Religion und Kunst, sondem fiir ewig an ein
gewisses Blut gekniipft ist, mit dem es erscheint und mit dem es vergeht. Bedeutet nun Politik
im besten sinne des wirklich Staatsmannischen auBere Sicherung zwecks Starkung eines
Volkstums, so steht "d a s Recht" dem nirgends entgegen, wenn es im rechten sinne als "unser
Recht" verstanden wird, wo es ein dienendes, nicht ein beherrschendes Glied innerhalb des
Gesamtbaus eines Volkstums ist. Wie unsere Kunsthumanisten auf Hellas als auf ein
kiinstlerisch allein Vorbildliches und nicht als organisch Gestaltetes blickten, so unsere
Rechts-Humanisten auf Rom. Auch sie iiberfahen, daB romisches Recht ein Ergebnis des
romischen Volkes war und von uns nicht nachgeahmt werden konnte, well es auf einen
anderen Hochstwert als den unsern bezogen wurde. Die gesellschaftliche und militarische
Typik Roms gebar als Gegenstiick eine rein individualistische Rechtsverfassung. Der pater
familias, der iiber Leben und Tod der Sippenangehorigen verfiigte, ist das Gleichnis der
romischen Versachlichung, des auf die spitze getriebenen Eigentumsbegriffes. In der
romischen Rechtsauffassung liegt zugleich die Heiligerklarung des individualistischen
Kapitalismus. Das wirtschaftliche Einzelwesen wird Hochstwert, das seine "berechtigten
Interessen" fast mit alien Mitteln verteidigen darf, ohne daB gefragt wird, ob die Ehre des
Volkes bei Begriindung dieses wirtschaftlichen Ichs schaden gelitten hat.
GewiB darf man das altromische Recht, welchem durch die iibrige Typik seine
ungeschriebenen Grenzen gesetzt waren, nicht fur die spatromischen Bastarderscheinungen
verantwortlich machen (die iibrigens einige artgleiche, langobardische Einschlage besaBen),
mit dem uns der romische Staat und die romische Kirche beschenkten, um die
[573] Polaritat des romischen Lebens
Versklavung der freien Volker "rechtmaBig" zu vollenden. Denn indem man den
unbeschrankt privatkapitalistischen Rechtsgrundsatz allein iibernahm, ohne das g e s a m t e
altromische Leben wirklich neu leben zu konnen, wurde er aus dem ihn stiitzenden Gebalk
eines organischen staatlichen Gebaudes herausgerissen, erhielt eine andere Wirksamkeit
(Funktion), noch mehr: wurde aus einer Funktion absoluter MaBstab. Aus einem Gegenstiick
zum sonst starren Typus wurde subjektivistische Hemmungslosigkeit Gesetz. Diese Tatsache
wird bis auf heute durch Formalitaten verschleiert. "Die Romer hatten das Erbe der
Menschheit niemals um den Gedanken eines selbstandigen, dem Staate ebenbiirtigen Rechts
gemehrt, wenn sie nicht den Gegensatz des ius singolum und des ius populi mit kraftvoller
Einseitigkeit verwirklicht hatten Hier die Souveranitat der einen und unteilbaren Staatsgewalt,
dort die Souveranitat des Individuums-, das waren die gewaltigen Hebel der romischen
Rechtsgeschichte*." So kennzeichnete 0. Gierke gliicklich die Form der romischen Polaritat
des Lebens. Die tausend Paragraphen werden von der heutigen individualistischen
Gesellschaft als Steine aufgefaBt, die dazu da sind, umgangen zu werden. Das ist natiirlich:
denn da der hemmungslose Wirtschaftsindividualismus, "das Recht", ohne Bezug auf Rasse
und Volk gedacht und angewendet wird, da also auch die Volksehre nicht das bestimmende
Zentrum ist, so werden auch die Wege zu einem Wirtschaftsziel nur formal-juristisch
beurteilt, nicht aus dem Gesichtspunkt nordisch-germanischen EhrbewuBtseins heraus.
Viele ob dieser heute offensichtlich gewordenen Dinge Entsetzte versuchen sich nun dadurch
zu retten, daB sie nach "Unabhangigkeit des Rechts" von Partei-, Geld-
* "
'Die soziale Aufgabe des Privatrechts" , Berlin 1889 Seite 6.
[574] Schutz der Volksehre!
und sonstigen Machten rufen. sie iibersehen aber dabei, daB dieser sog. Freiheit, d. h.
Unbezogenheit auf ein gestaltendes Zentrum, gerade der heutige Zustand der Rechtlosigkeit
zu verdanken ist. Und das auch deshalb, well die Politik, wie ausgefuhrt, gleichfalls als
Durchsetzung der rein formalen sog. Staatsautoritat aufgefaBt wurde, nicht als eine Leistung
im Dienste des Volkes und seines Hochstwertes.
"Das" Recht und "der" Staat liegen wie zwei andere Krusten iiber uns, wie "die" Religion,
"die" Kunst, und "die" Wissenschaft. Ihre hohle MachtauBerung hat revolutionare Krafte
wachgerufen. Zuerst die Kraft der verzweifelten sozial Unterdriickten. Heute endlich auch die
Revolution der ihres Hochstwerts beraubten nordisch-germanischen Rassenseele.
Das ist die wesentliche Tatsache, die allerdings durch Rechts-Kompromisse, wie sie z. B. das
deutsche biirgerliche Gesetzbuch (in dem sich nur etliche Ziige des altgermanischen
RechtsbewuBtseins wieder durchgesetzt haben) darstellt, verdunkelt wird.
Verkniipfen wir die Folgerung aus diesen Erkenntnissen mit dem anfangs Ausgefiihrten, so
ergibt sich (zunachst innerstaatlich gedacht), daB Recht und Politik nur zwei verschiedene
AuBerungen des gleichen Willens darstellen, der im Dienst unseres rassischen Hochstwerts
steht. Des Richters erste Pflicht ist, die Volksehre durch Spruch vor jedem Angriff zu sichern
und die Politik hat die Pflicht, einen solchen Spruch restlos durchzufuhren. Umgekehrt hat die
Politik - als gesetzgebende und ausfuhrende Gewalt - die Pflicht, nur solche Gesetze zu
erlassen, die in sozialer, religioser und allgemein sittenbildender Hinsicht dem Hochstwert
unseres Volkes dienen. Hier hat der Richter die beratende stimme.
Der Gotze des 19. Jahrhunderts war die Wirtschaft, der Profit. Alle Gesetze wurden auf diesen
Grundsatz
[575] Einheit der germanischen Rechtsidee
bezogen, alles Eigentum wurde Ware, alle Kunst Handelsgut, die Religion in den Kolonien
und die "Heiden"-Mission Handlanger fur Opiumhandler, Diamantenschieber oder
Plantagenbesitzer. Vergebens rang der Nationalgedanke gegen die Verfliichtigung unseres
arteigenen Lebens. Er war zu schwach, well er nicht ein alles umfassender Mythus war,
sondern nur als ein Wert unter anderen gait. Lange nicht als der Hochstwert, oft als bequemes
Ausbeutungshilfsmittel. so wurde auch das Recht Dime der Wirtschaft, d. h. der Profitsucht,
des Geldes, welches die Politik bestimmte. Die "deutsche" Demokratie vom November 1918
bedeutete den Sieg des schmutzigsten Schiebergedankens, den die Welt bisher gesehen hat.
Wenn wir also heute ein Gesetz vertreten, wie es anfangs skizziert wurde, so bedeutet das
einen bewuBten Angriff auf das Wesen aller heutigen Demokratien und ihrer
bolschewistischen Auslaufer. Es bedeutet die Ersetzung des ehrlosen Warenbegriffes durch
die Idee der Ehre und die Forderung der vollkommenen Herrschaft des Volklichen iiber jeden
Intemationalismus. Diesem Gedanken hat alles gleichmaBig zu dienen, was heute noch um
Vorherrschaft streitet: Religion, Politik, Recht, Kunst, Schule, Gesellschaftslehre.
Aus der Forderung nach dem Ehrenschutz des Volkes folgt als Wichtigstes die
riicksichtsloseste Durchfuhrung des Volks- und Rassenschutzes.
Diese Kennzeichnung des seelischen Kennwertes trifft ganz genau mit dem Wesen der
verschiedenen Umschreibungen der deutschen Rechtsauffassung zusammen. Ob man, wie
Gierke, sagt: "Wir konnen mit dem groBen germanischen Gedanken der Einheit alles Rechts
nicht brechen, ohne unsere Zukunft aufzugeben*"; ob man mit M. Bott-Bodenyausen an
Stelle des Seinsbegriffes den Wirkungs-
*a.a.O.S. 12.
[576] Fiinf Rassetypen im Deutschtum
begriff, an stelle der Korperschaften die Funktion, die Dynamik setzen will*, alles lauft doch
darauf hinaus, iiber die Sache, die Ware, das Gelb die inneren Verbundenheiten zwischen
Recht und Pflicht zu stellen. Entgegen einer rationalen Vereinzelungsmethode ist diese Art
des Rechtschaffens eine willenhafte, sittlich verbindende Tatigkeit. Nicht das ungehinderte
Recht auf eine Sache, ein Eigentum spricht der Deutsche (trotz B.G.B. § 903) dem
Eigentiimer zu, sondern nur in bezug auf die Wirkung dieser Handhabung seines Eigentums.
Das Eingebettetsein in eine organische Ganzheit, die Pflichtidee, die lebendige Beziehung,
das alles kennzeichnet deutsche Rechtsauffassung und das alles entspringt einem Willens
Zentrum, dessen Reinerhaltung wir Ehrenschutz nennen.
Kein Volk Europas ist rassisch einheitlich, auch Deutschland nicht. Wir nehmen nach
neuesten Forschungen fiinf Rassen an, die merklich verschiedene Typen aufweisen. Nun steht
aber auBer Frage, daB echte Kulturfrucht tragend fur Europa in allererster Linie die nordische
Rasse gewesen ist. Aus ihrem Blut sind die groBen Helden, Kiinstler, Staatengriinder
erwachsen; sie bauten die festen Burgen und heiligen Kathedralen; nordisches Blut dichtete
und schuf jene Tonwerke, die wir als unsere groBten Offenbarungen verehren. Nordisches
Blut gestaltete vor allem anderen auch deutsches Leben. Selbst jene Kreise, in denen es heute
in Reinheit nur geringe Bestandteile aufweist, haben von ihm ihren Grundstock. Deutsch ist
nordisch und hat kultur- und typenbildend auch auf die westischen, dinarischen, ostisch-
baltischen Rassen gewirkt. Auch ein etwa vorwiegend dinarischer Typus ist innerlich oft
nordisch geformt worden. Dieses Hervorheben der nordischen Rasse bedeutet kein saen des
"Rassenhasses" in Deutschland, sondern, im Gegenteil, das bewuBte Anerkennen eines
* Formatives undfunktionales Recht, 1926.
[577] Nordischer Gedanke als Bindemittel
blutvollen Bindemittels innerhalb unseres Volkstums. Ohne dieses Bindemittel, wie es unsere
Geschichte geformt hat, ware Deutschland nie ein Deutsches Reich geworden, nie ware
germanische Dichtung entstanden, nie hatte die Idee der Ehre Recht und Leben beherrscht
und veredelt. An dem Tage, da das nordische Blut restlos versiegen sollte, wiirde Deutschland
zerfallen, in einem charakterlosen Chaos untergehen. DaB viele Krafte darauf bewuBt
hinarbeiten, wurde eingehend erortert. Hierbei stiitzen sie sich in erster Linie auf die alpine
Unterschicht, die ohne Eigenwert trotz aller Germanisierung im wesentlichen aberglaubisch
und knechtisch gesinnt geblieben ist. Nun das auBere Band des alien Reichsgedankens
zerfallen war, riihrte sich dieses Blut zusammen mit anderen Bastarderscheinungen, um sich
in den Dienst eines Zauberglaubens oder in den Dienst des bindungslosen demokratischen
Chaos zu stellen, das im schmarotzenden, aber triebhaft starken Judentum seinen Verkiinder
fmdet.
Will eine deutsche Erneuerung die Werte unserer Seele im Leben verwirklichen, so muB sie
auch die korperlichen Voraussetzungen dieser Werte erhalten und starken. Rassenschutz,
Rassenzucht und Rassenhygiene sind also die unerlaBlichen Forderungen einer neuen Zeit.
Rassenzucht bedeutet aber im Sinn unseres tiefsten Suchens vor allem den Schutz der
nordischen Rassenbestandteile unseres Volkes. Ein deutscher Staat hat als die erste Pflicht
Gesetze zu schaffen, die dieser Grundforderung entsprechen.
Und wieder hat der Vatikan sich als der erbittertste Feind der Aufzucht des Wertvollen und
als Schutzherr der Erhaltung und Fortpflanzung des Minderwertigsten bekannt. Gegeniiber
auch ernsten katholischen Eugenikem erklarte Papst Pius XL Anfang 193 1 in seiner
Enzyklika "Uber die christliche Ehe", daB es nicht recht sei, bei Menschen, die an sich zur
Eingehung einer Ehe fahig seien, aber voraussichtlich nur einer minderwertigen
Nachkommenschaft
[578] Papstschutz des Minderwertigen
das Leben schenken wiirden, die Unversehrtheit des Leibes irgendwie anzutasten. Denn der
einzelne habe das Verfiigungsrecht iiber seine Glieder und miisse sie "ihrem natiirlichen
Zweck entsprechend" gebrauchen diirfen. Das sage sowohl die Vernunft wie die "christliche
Sittenlehre" und die weltliche Obrigkeit habe nie das Recht, sich dariiber hinwegzusetzen. Die
hemmungslose Aufzucht der Idioten, der Kinder von Syphilitikern, Alkoholikern, Irrsinnigen
als "christliche Sittenlehre" hinzustellen, ist zweifellos eine Hohe natur- und volksfeindlichen
Denkens, wie dies von vielen vielleicht als heute unmoglich erklart worden ist, was in
Wirklichkeit aber gar nichts anderes darstellt als den notwendigen AusfluB jenes
rassenchaotischen Systems, als welches die syrisch-afrikanisch-romische Dogmatik in die
Erscheinung getreten ist. Jeder Europaer also, der sein Volk physisch und seelisch gesund
sehen mochte, der dafiir eintritt, daB Idioten und unheilbar Kranke seine Nation nicht
infizieren, wird laut romischer Lehre sich als Antikatholik, als Feind der "christlichen
Sittenlehre" hinstellen lassen miissen Und er wird zu wahlen gaben, ob er der Antichrist ist,
oder ob der Stifter des Christentums wirklich die freie Hochzucht von Minderwertigen aller
Arten sich als ein Dogma vorgestellt haben mag, wie es sein "Stellvertreter" so kiihn fordert.
Wer also ein gesundes und seelisch starkes Deutschland will, muB diese auf Aufzucht des
Untermenschentums ausgehende papstliche Enzyklika und damit die Grundlage des
romischen Denkens als widernatiirlich und lebensfeindlich mit aller Leidenschaft ablehnen.
Die Einwanderung nach Deutschland, welche friiher nach Konfessionen beurteilt, dann nach
jiidischer "Humanitat" gehandhabt wurde, ist in Zukunft nach nordisch-rassischen und
hygienischen Gesichtspunkten durchzufuhren. Einer Einbiirgerung z. B. nordischer
Skandinavier wird demnach nichts im Wege stehen, einem Zuzug mulattisierter
[579] Eheverbot mit Juden
Elemente aus dem Siiden oder Osten aber werden uniiberwindliche Schwierigkeiten gemacht
werden miissen. Menschen, die mit einer auf das kommende Geschlecht einwirkenden
Krankheit behaftet sind, ist der dauemde Aufenthalt zu untersagen, bzw. ist durch arztlichen
Eingriff die Fortpflanzungsfahigkeit zu nehmen. Dasselbe hat mit riickfalligen Verbrechern zu
geschehen. Ehen zwischen Deutschen und Juden sind zu verbieten, solange iiberhaupt noch
Juden auf deutschem Boden leben diirfen. (DaB die Juden die Staatsbiirgerrechte verlieren und
unter ein ihnen gebiihrendes neues Recht gestellt werden, versteht sich von selbst.)
Geschlechtlicher Verkehr, Notzucht usw. zwischen Deutschen und Juden ist je nach der
schwere des Falles mit Vermogensbeschlagnahme, Ausweisung, Zuchthaus und Tod zu
bestrafen. Das Staatsbiirgerrecht darf kein Wiegengeschenk sein, sondem muB erarbeitet
werden. Nur Pflichterfiillung und Dienst fiir die Volksehre hat Verleihung dieses Rechtes zur
Folge, die ebenso feierlich vor sich zu gehen hat, wie die heutige Konfirmation. Nur wenn fiir
etwas geopfert worden ist, ist man auch bereit, dafiir zu kampfen.
Diese letzte MaBregel wird fast selbsttatig jene rassischen Elemente in den Vordergrund
riicken, die organisch am meisten befahigt sind, dem Hochstwert unseres Volkes zu dienen.
Man braucht auch nur einige Kompagnien unserer Reichswehr oder S. A. an sich
voriiberziehen zu lauen, um diese aus dem UnterbewuBtsein kommenden Krafte des
Heroischen am Werke zu sehen. Um diese aber vor neuem Verrat im Riicken zu bewahren, ist
dafiir zu sorgen, daB dieser rein gehalten wird.
In einem Wiener Gerichtsurteil wurde bei der Begriindung fiir eine mildere Betrachtung
ausgefiihrt, der Beklagte habe sich meist in kaufmannischer Umgebung befunden, sein Betrug
sei also weniger schwer zu bewerten. Das war einmal offen gesprochen. Der nordische
Gedanke
[580] Strafe ist Typensonderung
friiherer Zeiten, ehrlose Handlungen von anderen Vergehen streng zu trennen, ist im
demokratischen rasselosen Rechtsleben ebenso verschwunden wie in der rasselosen Politik
und Wirtschaft. Die letzten Reste leben zwar noch fort in der Aberkennung der Ehrenrechte
fiir eine gewisse Dauer oder auf Lebenszeit. Diese wertgebenden Reste sind auch noch die
letzten typenbildenden und volkserhaltenden Krafte, die jedoch heute fast aufgezehrt sind. Im
Zeichen der Demokratie wurden selbst bestechliche Minister als Ehrenmanner behandelt, ja
Menschen schwer bestraft, die sie als Lumpen bezeichneten. Das geschah im Namen des
Staatsschutzes. Woraus allein schon ersichtlich ist, was das fiir ein "Staat" gewesen war. Ein
neues deutsches Gesetz wird also das Wertgefalle zwischen ehrenhaft und ehrlos
wiederherstellen, die strafe fiir ehrlose Vergehen verscharfen. Nur auf diese Weise kann
wieder ein deutscher Menschentyp entstehen.
Strafe ist nicht Erziehungsmittel, wie es uns unsere Humanitatsapostel einreden wollen. Strafe
ist auch keine Rache. Strafe ist (hier ist von der Strafe fiir ehrlose Vergehen die Rede) einfach
Aussonderung fremder Typen und artfremden Wesens. Deshalb muB eine Strafe fiir ehrlose
Verbrechen Verlust der Staatsbiirgerrechte, in schweren Fallen lebenslangliche Ausweisung
und Vermogensbeschlagnahme selbsttatig nach sich ziehen. Ein Mensch, der Volkstum und
Volksehre nicht als Hochstwert ansieht, hat sich des Rechts begeben, von diesem Volk
geschiitzt zu werden. DaB auf Volks- und Landesverrat nur Zuchthaus- und Todesstrafe
stehen darf, versteht sich von selbst.
Der Deutsche besitzt eine schon mehrfach vermerkte verhangnisvolle Eigentiimlichkeit als
Erbschaft von Humanismus und Liberalismus: die meisten Probleme nicht in bezug auf Blut
und Boden, sondem rein abstrakt zu
[581] Kein Recht "an sich"
behandeln, als seien Begriffsbestimmungen etwas "an sich" Bestehendes, und als kame es
darauf an, ein mehr oder weniger dehnbares Wort zum Programm wildesten Kampfes ZU
erheben. Der Typus eines solchen abstrakten "R e c h t s"-philosophen demokratischer Natur
war zum Beispiel Karl Christian Planck, der auch wahrend des deutsch-franzosischen Krieges
nur danach forschte, ob Deutschland auch das "Recht" zur Durchsetzung seiner
Lebensnotwendigkeiten besitze. In langen philosophischen Erorterungen kam er zu dem
SchluB, daB Deutschland dem nationalistischen Gedanken entsagen miisse, well dieser
Gedanke "provozierend" auf die Nachbam wirke. DaB aber die nationalistische Welle der
Nachbarstaaten auch in Deutschland berechtigten Abwehrwillen zu zeitigen habe, kam dem
"Rechts"philosophen Planck und alien seinen Nachfolgern bis Schiicking und Friedrich
Wilhelm Forster nicht in den Sinn. Praktisch ergab sich aus diesem blutlosen Schematismus
aber, daB dem deutschen Volke seine Lebensrechte beschnitten wurden Zugunsten des
nationalen Willens anderer Volker.
Was so auBenpolitische Geltung gewann, vollzog sich auch innenpolitisch in gleicher Weise.
Den einwandernden Ostjnden wurde vom Standpunkt eines rein abstrakten "Rechtes" Rechte
eingeraumt, die mit den w i r k I i ch e n Rechten des deutschen Volkes nicht nur nichts
gemeinsam hatten, sondern ihnen zuwiderlaufen. Und so war es natumotwendig auch so
gekommen, daB aus dem abstrakten Recht die B e v o r rechtung der Juden gegeniiber den
Deutschen entstand.
In der gleichen Weise wie demokratische Pseudodenker fiir "das Recht" kampften, kampfte
der iiberzeugte Sozialdemokrat gegen "d a s K a p i t a 1". Wieder wurde ein blutloser Begriff,
richtiger, ein bloBes Wort zum Streitobjekt von Millionen. Dabei war es klar, daB zwischen
Kapital und Kapital W e s e n s unterschiede klafften. Unleugbar ist, daB Kapital zu jedem
Unternehmen notig
[582] Der finanzkapitalistische Marxismus
ist, und es fragt sich bloB, in w e s s e n Handen dieses Kapital sich befmdet und durch welche
Grundsatze es regiert, geleitet oder beaufsichtigt wird. D i e s e s ist das Ausschlaggebende
und das Geschrei gegen "das Kapital" hat sich als eine bewuBte Irrefiihrung der Demagogen
erwiesen, welche mit dem Begriff des volksfeindlichen Kapitals produktive Mittel und
Naturschatze belegten, dafur das fliissige Internationale Leihkapital aus den Augen
verschwinden lieBen.
Ware sich der bewuBte deutsche Sozialdemokrat von vornherein dariiber im klaren gewesen,
daB es darauf ankam, dieses fliissige, leicht von einem Staat zum anderen fortzuschaffende
Finanzkapital durch einen Machtzugriff an Staat und Volk zu binden, dann ware dadurch der
ganze Kampf gegen die Herrschaft des Geldes, also der Kampf gegen den wirklichen
zerstorenden Kapitalismus in der richtigen Form gefiihrt worden. so aber trottete er, benebelt
von Phrasen, hinter jiidischen Demagogen einher, und lieB sich durch die Zerstorung des
bodenverbundenen Kapitals zum Vorkampfer fiir das volkzerstorende intemationale
Finanzkapital machen. Der Grund fiir diese tragische Katastrophe lag wiederum in der
Tatsache, daB der Deutsche nur zu leicht allgemeine, leere Begriffe fiir Tatsachen nahm und
fiir Phantome bereit war, sein Blut hinzugeben.
Auch in volkischen Kreisen ist man bis auf heute von solchen blutleeren Gegeniiberstellungen
nicht ganz freigeblieben. Manche Schriftsteller denken folgendermaBen: sie erklaren, daB
heute "das Kapital" oder "der Besitz" iiber "die Arbeit" herrsche, und daB folglich im sinne
einer "ewigen Gerechtigkeit" das streben eines jeden Volkischen und Patrioten dahingehen
miisse, diese Herrschaft des Besitzes iiber die Arbeit zu brechen, um die Arbeit als
Wertmesser iiber den Besitz zu erheben. In dieser abstrakten Fassung ist die
Gegeniiberstellung ebenso
[583] Besitz ist geronnene Arbeit
unhaltbar, wie die philosophischen abstrakten Untersuchungen iiber "das Recht" und der
sozialdemokratische Kampf gegen ein abstraktes Kapital. Man muB auch hier zwischen Besitz
und Besitz unterscheiden. Im wahren, echten Sinne ist Besitz (im Sinne von Eigentum) gar
nichts an ders als geronnene Arbeit. Denn jede wirklich schopferische Arbeitslei stung, gleich
auf welchem Gebiete, ist nichts weiter als Besitzbildung. (Dariiber hinaus reicht nur noch das
geheimnisvolle Genie, das iiberhaupt nicht wagbar ist.) Unausrottbar in die menschliche Seele
eingesenkt ist das Bestreben, iiber die Befriedigung des taglichen Daseins hinweg den Ertrag
einer Arbeit so zu steigem, daB nach der Stillung des Augenblickstriebes ein Besitz iibrig
bleibt. Und ebenso wie aus einem unerklarlichen Drange der Mensch sich fortpflanzen
mochte in seinen Kindern, so ist er auch bestrebt, der Zukunft, seinen Nachkommen, Besitz
zu vererben. Ware dieser Drang nicht dem Menschen innewohnend, dieser ware n i e Erfmder
und Entdecker, er ware nie Schopfer geworden. Dieses Gefiihl des personlichen Besitzes
erstreckt sich genau so auf Kunstwerke und wissenschaftliche Arbeiten, die aus einem
UbermaB gestaltender Krafte entspringen und nichts weiter darstellen als Besitz, erworben auf
Grund iiberschiissiger Arbeitskraft und iiberschiissiger Arbeitslei stung. Gegen den Besitz als
Begriff an sich anzukampfen ist also zum mindesten gedankenlos, in der praktischen
Durchfiihrung wiirde aber ein solcher Kampf genau dieselben Ergebnisse erzielen miissen wie
der sozialdemokratische Kampf gegen "das Kapital".
Es gibt natiirlich auch einen anderen Besitz, welcher nicht die Folge schopferischer Arbeit
darstellt, sondem eine Ausnutzung dieser Arbeit durch Differenzgeschafte oder durch einen
triigerischen politischen Nachrichtendienst. Hier ergibt sich also ein ganz praktisches
Kriterium zur
[584] Hitler iiber den Wert der Arbeit
Beurteilung der Herkunft eines Besitzes. Es ist also nicht ein Kampf gegen "d e n Besitz" als
solchen zu fiihren, sondem eine Scharfung des Gewissens, des EhrbewuBtseins und der
Pflichtauffassung gemaB den Werten des deutschen Charakters herbeizufiihren und dieser
Haltung zur gesetzlichen Durchsetzung zu verhelfen.
Was nun die Arbeit anbetrifft, so ist selbstverstandlich eine jede Beschaftigung, sofeme sie
sich einfiigt in den Rahmen der deutschen Gesamtheit, gleicher Ehren wert, und Adolf Hitler
hat hier den einzigen MaBstab fur einen arbeitenden Menschen schon mehrfach scharf
herausgemeiBelt: das MaB der Unersetzlichkeit eines Menschen innerhalb des gesamten
Volkes bestimmt die Einschatzung des Wertes seiner Arbeit. DaB sich auch hier eine
Rangstufe ergibt, ist also selbstverstandlich; daraus folgt aber, daB die Arbeit an sich einem
Besitz an sich gar nicht als Gegensatz gegeniibergestellt werden kann. Die Gegeniiberstellung
verlauft vielmehr in der Scheidung zwischen Besitz und Besitz und zwischen Arbeit und
Arbeit, zwischen Ingenium und Ingenium. Wir haben dafiir zu sorgen, daB spekulativ
erschlichener "Besitz" vom Staate beschlagnahmt, beziehungsweise weggesteuert, daB aber
Eigentum als geronnene Arbeit unantastbar als ewig anspornender Kulturfaktor anerkannt
wird. Und in der Unterscheidung zwischen Arbeit und Arbeit maB ebenfalls ein antreibendes
Moment dadurch geschaffen werden, daB im Hinblick auf die Wertbemessung zugunsten des
ganzen Volkes ein jeder sich bemiihen wird, die Erfolge der Arbeit des Individuums
auszuweiten iiber moglichst groBe Kreise. Dann erscheint dies als die Grundeinstellung, von
der ein kommender Deutscher auch an die Probleme von Arbeit, Besitz, Spekulation und
Kapitalismus herantreten maB. Uberall ist das Blut und das Volksverbundene als das
vorwartstreibende Element zu beachten, nicht ein Wort, nicht ein leerer Begriff.
[585] Streik und Aussperrung
Ganz genau das gleiche gilt bei Betrachtung der Wirtschaftskampfe innerhalb des
Volksganzen. Streik und Aussperrung bedingen sich gegenseitig. Ist eines gestattet, so muB
auch das andere erlaubt sein. Darf ein Industrieller die Arbeitsmoglichkeit verweigem, so hat
der Arbeiter das gleiche Recht, seine Arbeitskraft dem Unternehmer zu entziehen. Und zwar
organisiert, da nur dann sich die bei den Parteien 1:1 gegeniiberstehen.
Streik und Aussperrung in ihrer heutigen Form sind beide Kinder des liberalistischen
Gedankens. Das erste hat nichts mit Sozialismus, das zweite nichts mit Nationalwirtschaft zu
tun. Beide Telle gehen vom Ich bzw. einer Klasse und ihren Interessen aus, ohne Riicksicht
auf das Volksganze. Das friihere Schlichteramt etwa eines "sozialistischen" Ministers war
eine Spottgeburt und zeigte nur, wie hoffnungslos ideenlos der Staatsapparat gehandhabt
wurde. Man fiirchtete sich sogar, hier diktatorisch vorzugehen, well das eine faBbare
Verantwortlichkeit eines demokratischen Reichsarbeitsministers bedingt haben wiirde. Dies
aber hatte dann das ganze AusmaB unserer Auslieferung an das Weltkapital ohne jede
Verschleierungsmoglichkeitbewiesen, ohne jede Moglichkeit, die schuld auf andere schultern
abzuwalzen. Davor furchteten sich aber die Finanz-Marxisten aus sehr verstandlichen
Griinden.
Somit war die deutsche schaffende Nation hier das Opfer dreier Faktoren: der Industrie, der
verhetzten Handarbeiterschaft und eines hilflosen Ministeriums demokratisch-
sozialdemokratischer Pragung.
Verantwortlich fur die groBe Krise waren unsere fruheren Reichsregierungen und die sie
stiitzenden Parteien: also der gesamte Reichstag.
Unternehmer, Werk und Arbeiter sind nicht Individualitaten an sich, sondern Glieder eines
organischen
[586] Der Klassenkampf von oben
Ganzen, ohne welches sie alle nichts bedeuten wiirden. Deshalb ist notwendigerweise die
Handlungsfreiheit sowohl des Unternehmers wie des Arbeiters so weit begrenzt, als es das
gesamte Volksinteresse fordert. Deshalb kann es Zeiten geben, da Streik und Aussperrung zu
verbieten sind. Das kann jedoch nur geschehen, wenn die hier eingreifende Regierungsgewalt
selbst nicht aus reinen Interessengruppen hervorgegangen ist. Daraus aber folgt weiter, daB
die parlamentarische Vermischung von Wirtschaftsindividualismus und Parteipolitik der
Krebsschaden unseres verfluchten Daselns bis 1933 war, daB deshalb die soziale Frage nie
gelost werden kann von der Sozialdemokratie, noch weniger vom Kommunismus, der das
ganze Leben auf den Kopf stellen mochte, indem er einen Teil als das Ganze erklart, am
allerwenigsten aber von jenen "nationalen" Wirtschaftskapazitaten, die schon 1917 versagten
und heute hilfloser als je dastehen "Mit der sozialen Frage habe ich mich nie beschaftigt, die
Hauptsache war, daB die Schomsteine rauchten", sagte Hugo Stinnes am 9. November 1918
zu Herrn v. Siemens. So "denkt" auch heute noch ein Teil der deutschen Schwerindustrie, der
gleichfalls einen Klassenkampf, "von oben", geziichtet hat.
So sterben, auch von dieser Seite des praktischen Lebens betrachtet, unter unseren Augen
unter heftigen Qualen der alte Pseudo-Nationalismus und der alte Pseudo-Sozialismus. Beide
waren und sind naturwidrig mit der "Wirtschaftsdemokratie" verkoppelt, durch sie vergiftet,
und konnen nur durch den neuen Nationalismus und den neuen Sozialismus entgiftet werden,
um die Bereitschaft fiir einen neuen Staatsgedanken des rassisch-organischen Lebens
herzustellen.
Das Wesen, aus dem diese Betrachtungsweise stammt, welche sowohl der biirgerlich-
liberalistischen wie der marxistischen schnurstracks entgegensteht, ist das uralte, heute
[587] Der germanische Eigentumsbegriff
verschiittete deutsche Rechtsgefiihl. Wenn das romische Recht nur auf die formale Seite des B
e s i t z e s pochte, diesen Besitz gleichsam als Sache fiir sich aus alien Beziehungen
heraushob, so kennt die germanische Rechtsauffassung diesen Standpunkt iiberhaupt nicht,
sondern kennt und anerkennt nur Beziehungen. Beziehungen pflichtgemaBer Art zwischen
dem Privateigentum und der Gesamtheit, welche dem Charakter des Besitzes iiberhaupt erst
den Sinn des berechtigten Eigentums geben. An dieser Stelle setzt vielleicht die tiefste
Vergiftung des sozialistischen Gedankens ein. Neben drei groBen Verwiistungen durch den
Marxismus, namlich durch die Lehre des Internationalismus (der die volksmaBige Grundlage
alles Denkens und Fiihlens zerfetzt), durch den Klassenkampf (der die Nation, d. h. den
lebendigen Organismus zerstoren soil, indem er einen Teil gegen den anderen zur Revolte
aufpeitscht) und durch den Pazifismus (der dieses Zerstorungswerk durch die Entmannung in
der AuBenpolitik vollenden soil), erscheint als vierte und vielleicht tiefste Unterhohlung die
Zerstorung des Eigentumsbegriffes, der aufs innigste mit dem germanischen
Personlichkeitsideal iiberhaupt Zusammenhangt. Einst griff der Marxismus das von Proudhon
hingeworfene Wort "Eigentum ist Diebstahl" auf und verkiindete dieses im sinne einer
Bekampfung des privaten Eigentums als Losung in seinem Kampfe gegen den sogenannten
Kapitalismus. Diese innerlich unwahrhaftige Losung (der Begriff des Diebstahls kann gar
nicht bestehen, wenn es keine Idee des Eigentums gibt) hat alle Demagogen in die
marxistische Fiihrung gebracht und alle ehrlichen Menschen aus ihr ausgeschaltet, und so kam
es, wie es kommen muBte: bei der marxistischen Herrschaft seit 1918 war nicht etwa
Eigentum zum Diebstahl erklart, sondern ganz umgekehrt, die groBten Diebstahle waren als
rechtmaBiges Eigentum anerkannt worden.
[588] Um die Idee der RechtmaOigkeit
Diese Tatsache zeigt mit einem Schlaglicht, womm es sich beim ganzen Eigentumsbegriff
handelt.
Eine ideenlose Biirgerlichkeit wirft der deutschen Emeuemngsbewegung
Eigentumsfeindlichkeit vor, well sie die Moglichkeit vorsieht, im Namen eines
National staates vorzunehmen. Selbst der durch die Inflation bestohlene Burger klammerte
sich also angstlich an eine iiberaltete Eigentumsauffassung und fiihlte sich auf diese Weise
eher mit den groBten Volksichadlingen verbunden, als daB er sich bereit erklarte, seine alten
Ideen einer strengen Untersuchung zu unterziehen. Die vorhergehende Feststellung zeigt, daB
es sich beim ganzen Streite nur darum handelt, wo zwischen Diebstahl und berechtigtem
Eigentum die Idee der RechtmaBigkeit zu wirken beginnt. Bei einem germanischen
Menschen, der die Ideen vom Recht immer verkniipft mit den Ideen des ehrlichen Handelns
und der Pflicht, ist das rechtmaBige Eigentum nicht schwer festzustellen, wogegen beim alten
Eigentumsbegriff der Demokratie die Menschen, welche eigentlich im Zuchthaus sitzen oder
am Galgen hangen miiBten, in schonsten Fracken auf Internationale Wirtschaftskonferenzen
als Vertreter der sogenannten freien Demokratie fahren. Die neue Auffassung, welche
unlauteren Besitz nicht als Eigentum anerkennen kann, ist somit die starkste Schiitzerin und
Hiiterin des echten deutschen Eigentumsbegriffes geworden, der mit dem altgermanischen
Rechtsgefuhl durchaus in Ubereinstimmung steht.
Und auch hier sehen wir eine bezeichnende Tatsache, welche uns auf das im Vorhergehenden
Gesagte zuriickfiihrt: der Sozialismus ist fiir uns nicht nur eine zweckmaBige Durchfiihrung
volkschiitzender MaBnahmen, er ist also nicht nur ein wirtschaftspolitisches oder
sozialpolitisches Schema, sondem dies alles geht zuriick auf innere
[589] Die schamlose Geldherrschaft
Wertungen, d.h. auf den Willen. Aus dem Willen und seinen Werten stammt die Idee der
Pflicht, stammt auch die Idee des Rechts. Das Blut ist mit diesem Willen eins und somit
erscheint das Wort, daB Sozialismus und Nationalismus nicht Gegensatze sind, sondern im
tiefsten Wesen ein und dasselbe, philosophisch begriindet eben dadurch, daB beide
AuBerungen unseres Lebens zuriickgehen auf gemeinsame, willenhafte, dieses Leben in
bestimmter Richtung wertende Urgriinde.
Durchdenkt und durchlebt man in dieser Weise das Ringen unserer Zeit, dann erst wird man
jene Voraussetzungen kennen, die alien sonstigen Einzelforderungen erst den ganzen Gehalt,
ihre Farbe und Einheit geben.. Priift sich aber jeder Deutsche bei alien an ihn herantretenden
Fragen des Lebens vom Standpunkt des Hochstwertes des blutbedingten Volkstums, dann
kann er gewiB manchmal irren, aber er wird stets sehr bald des Irrtums innewerden und ihn
berichtigen konnen.
Von den geschilderten staatlichen und rechtlichen Gesichtspunkten aus erscheint uns unser
heutiges gesamtes Wirtschaftssystem trotz seiner gigantischen AusmaBe als innerlich morsch
und hohl. Die Internationale Weltvertrustung feierte ehrlose Triumphe auf den groBen
Wirtschaftskonferenzen seit 1919. Noch nie sah die Welt eine schamlosere Herrschaft des
Geldes iiber alle anderen Werte, als da die Millionen aller Volker auf blutigen Schlachtfeldem
lagen, geopfert waren und geglaubt hatten, fur Ehre, Freiheit, Vaterland zu streiten. Diese
Schamlosigkeit des internationalen Borsenpiratentums, das nach seinem siege fast alle Larven
freimaurerischer Humanitat fallen lieB, sie zeigte mit erschreckender Deutlichkeit nicht nur
den demokratischen Verfall, sondern
[590] Der Goldwahn
auch die Zersetzung des alten Nationalismus, der, mit dem Schwert in der Hand, der Borse
Knechtsdienste leistete. Diese Borsenherrschaft kannte als Hochstwert nur sich selbst:
"Wirtschaft ist das Schicksal", erklarte der Heros des internationalen Finanzgeistes, Walther
Rathenau, stolz. Eine Wirtschaft urn der Wirtschaft willen treiben, war die "Idee" eines
seelenlosen Zeitalters. Der gesamten Wirtschaft des 19. Jahrhunderts in alien Staaten fehlte
die Idee der Ehre, gleich, ob diese Wirtschaft von Nationalisten oder Intemationalisten
gehandhabt wurde. Deshalb fiihrte sie auch zur Herrschaft des Lumpen iiber den Ehrenmann.
Die Professoren lehrten in alien Hochschulen die sogenannten Wirtschaftsgesetze, denen wir
uns beugen miiBten. sie vergaBen aber, daB jede "gesetzliche" Auswirkung einen
Ausgangspunkt, eine Voraussetzung hat, aus der sich dann der notwendige Verlauf ergibt. Der
uns kiinstlich eingefloBte Goldwalm z.B. ist die Voraussetzung fiir die Internationale
Goldwahrung gewesen, die als "naturgesetzlich" gilt, jedoch mit Aufhebung dieses
Goldwahns ebenso verschwinden wird, wie der Hexenwahn des inquisitorischen Mi ttel alters
nach erfolgter Aufklarung. Das Rassenchaos der Weltstadte ist die naturgesetzliche Folge der
Idee der Freiziigigkeit. Die Diktatur der Borse ist die notwendige Folge der Anbetung der
Wirtschaft, des Profits als Hochstwertes. sie wird verschwinden, wenn eine von neuen
Menschen getragene neue Idee auch dem Wirtschaftsleben zugrundegelegt wird. Es ist auch
hier der nordische Ehrbegriff, der einst durch seine Vertreter ein neues Recht schaffen wird.
Einst gait selbst ein unverschul deter Bankrotteur als ehrlos, well er durch seinen
Zusammenbruch nicht nur sich, sondern auch andere Menschen zugrunde gerichtet hatte. In
der heutigen Welt ist sogar der absichtliche Bankrott ein gutes Geschaft und der Schieber ein
niitzliches Glied der demokratischen Gesellschaft. Das Recht des kommenden Reiches
[591] Ausrottung des Schiebertums!
wird hier mit eisernem Besen kehren. Es wird sich das Wort Lagardes iiber die Juden zu eigen
machen miissen, daB man Trichinen nicht erziehen kann, sondern so schnell als moglich
unschadlich zu machen hat. Millionen stohnen heute unter einer furchtbaren Ungerechtigkeit
und ersehnen eine Rettung durch Gehaltszulagen, Aufwertungen usw. sie vergessen, daB ihr
Elend bedingt ist durch die gemeine Voraussetzung unserer Wirtschaft als Hochstwertes.
Aber sie werden sofort begreifen, worum es sich in dem letzten Jahrhundert gehandelt hat,
wenn Strick und Galgen die notwendige Sauberung vorzunehmen beginnen. Man wird einst
staunen, wie schnell der ganze Spuk zusammenbricht, wenn die energische Faust eines
starken Ehrenmannes das in Seidenfracks stolzierende Gesindel von Bank und Borse am
Kragen faBt und durch legale Mittel einer neuen Justiz unschadlich machen laBt. Recht ist fiir
uns einzig und allein, was der deutschen Ehre dient, eine rechte Wirtschaft ist deshalb auch
nur eine solche, die von hier ihren Ausgang nimmt wie einst das edle Gewerbewesen, wie es
selbst noch heute alter Hansenbrauch ist.
Man wird iiber technische MaBnahmen verschiedener Meinung sein konnen. Dariiber kann
hier nicht geredet werden, well andere Zustande Mittel notwendig machen, die heute nicht
richtig einzuschatzen sind. Man kann keine Gesetze einer geistigen Revolution in alien
Einzelheiten festlegen. Man muB nur Ausgang und Ziel kennen und dieses leidenschaftlich
erstrebe.
Unter unserem Gesichtspunkt reiht sich die Wirtschaft als ahnliche Funktion in das System
der typenschaffenden Krafte ein wie Recht und Politik. Alles dient einem, immer nur einem.
Ein deutscher Staat der Zukunft wird weitere zwei wichtige MaBnahmen ins Zentrum seiner
Rechtspflege einzufiigen haben, die dem organischen Ausleseverfahren der Natur
entsprechen: Verbannung und
[592] Die Reichsacht
In-Achterklarung. Hat ein Deutscher sich schwere Verletzungen seiner nationalen Pflichten
iiber ein abzubiiBendes, nur personliches beriihrendes Vergehen hinaus zuschulden kommen
lassen, so besteht fiir die Volksgemeinschaft keine Ursache mehr, dies schadliche Glied
weiter unter sich zu dulden und zu ernahren; sie wird deshalb durch ihr Gericht die
Verbannung aussprechen fiir eine bestimmte Frist oder fiir immer. In schweren Fallen der
Flucht vor dem deutschen Gericht ist der Verbrecher in die Acht zu erklaren. Kein Deutscher
auf dem ganzen Erdenrund darf dann mit ihm personlich oder geschaftlich verkehren; diesem
BeschluB ist mit alien politischen und wirtschaftlichen Mitteln die Durchfiihrung zu sichem.
Inwieweit die Familie des Verbrechers mitbetroffen werden soil, ist von Fall zu Fall zu
entscheiden, jedenfalls auch in Erwagung zu ziehen. Der demokratische Staat fordert durch
seine Verhatschelung des Verbrechertums eine blutsfeindliche Gegenauslese, zwingt das
schaffende Volk, einen groBen Hundertsatz von Verbrechem zu ernahren und fiir deren
ebenso belastete Nachkommenschaft zu sorgen. Aberkennung des Staatsbiirgerrechts,
Verbannung, In-Achterklarung wiirden sehr bald eine merkliche Sauberung des heute
verseuchten Lebens bewirken, eine Hebung aller schopferischen Krafte, eine Starkung des
Selbstvertrauens Zur Folge haben, die erste Voraussetzung auch einer auBerpolitischen
Tatkraft.
Mit einer abstoBenden Heuchelei wird heute die Frage der unehelichen Kinder behandelt. Die
Kirchen haufen Schande, Verachtung, gesellschaftlichen AusschluB auf die "Gefallenen",
wahrend die organischen Feinde der Nation fiir das NiederreiBen aller Schranken eintreten,
Rassenchaos. Geschlechtskollektivismus, Freiheit der Abtreibung fordem. Vom
rassenkundlichen Standpunkt aus erscheinen die Dinge in einem ganz anderen Lichte. GewiB
ist die Einehe zu schiitzen und durchaus beizubehalten als
[593] Biologie und christliche Ehe
organische Zelle des Volkstums, aber schon Professor Wieth-Knudsen hat mit Recht darauf
hingewiesen, daB ohne zeitweise Vielweiberei nie der germanische Volkerstrom friiherer
Jahrhunderte entstanden ware, womit so viel gesagt ist, daB alle Voraussetzungen fiir die
Kultur des Abendlandes gefehlt hatten*. Etwas, was diese geschichtliche Tatsache dem
Moralisieren enthebt. Es gab auch spater Zeiten, da die Zahl der Frauen diejenige der Manner
bei weitem iiberwog. Heute ist dies wieder der Fall, sollen diese Frauenmillionen, mitleidig
als alte Jungfern belachelt, ihres Lebensrechts beraubt, durchs Dasein gehen? Soil eine
heuchlerische, geschlechtsbefriedigte Gesellschaft iiber diese Frauen verachtlich aburteilen
diirfen? Ein kommendes Reich wird beide Fragen verneinen. Es wird bei Beibehaltung der
Einehe den Miittern deutscher Kinder auch auBerhalb der Ehe die gleiche Achtung
entgegenbringen und die Gleichstellung der unehelichen Kinder mit den ehelichen
gesellschaftlich und gesetzlich durchzufiihren wissen. Es ist klar, daB derartige Feststellungen
von den Vertretern der Kirchlichkeit ebenso bekampft werden wie von den Vorstanden aller
"sozialen" und "sittlichen" Vereine, die ohne weiteres etwa eine Ehe zwischen
* Rrof. Dr. K. A. Wieth-Knndsen: "Frauenfrage und Feminismus", Stuttgart 1926. Das ist
wohl die beste Schrift, die fiber das Thema bisher geschrieben wurde. An genannter Stelle
heifit es im Wortlaut: "Auch ich bekenne mich zur Monogamie, aber dies beeintrdchtigt doch
nichtmein Verstdndnis Jiir die Tatsache: die zeitweilige Vielweiberei unserer Vorfahren ist
die Ursache, dafi der aus der armseligen Nordwestecke Europas hervorgegangene weifie
Mann alien Hindernissen zum Trotz heute noch so zahlreich vertreten ist, wdhrend mit dem
Kampfdes Christentums gegen die Vielweiberei gleichzeitig ein Niedergang der
militdrpolitischen Entwicklung unserer Rasse einsetzte, - ein logischer Zusammenhang, der
bisher noch nie erkannt und gewiirdigt w or den war. "
Be lege zu dieser Tatsache siehe im ausgezeichneten Sammehverk "Geschlechtscharakter und
Volkskraft", Darmstadt 1930.
[594] Ist Rassenschande christlich?
einem katholischen Deutschen und einer katholischen Mulattin als zulallig und echt christlich
empfinden, gegen eine Mischehe zwischen einem deutschen Protestanten und einer d e u
t s c h e n Kathohkin aber alle Hebel des kirchlichen und gesellschaftlichen Zwanges
anwenden. Diese Krafte stehen auf dem Standpunkt, daB Rassenschande durchaus sittlich und
christlich sein kann, erheben aber ein heuchlerisches Geschrei dariiber, wenn die
lebensgesetzlichen (biologischen) Verhaltnisse unter den Geschlechtern sowohl unter dem
Gesichtspunkt des Personlich- Seelischen als auch vom Standpunkt der Rasseerhaltung und
Starkung des Volkstums durch erbtiichtige Vermehrung betrachtet werden. Wir stehen vor der
Tatsache, daB der GeburteniiberschuB in Deutschland auf 1000 Einwohner 1874 noch 13, 4
betrug, 1904 14, 5 1927 aber nur 6, 4! Da die Sterblichkeitszahl etwas gesenkt werden konnte,
erscheint das Gesamtbild, daB der GeburtenuberschuB 1874 0, 050/0, 1927 0, 40o/o
ausmachte, viel zu giinstig, denn dadurch wird der Ausfall der gebarfahigen Frauen
verschleiert. Nach Lenz* braucht Deutschland zwecks Stabilisierung seiner Volkszahl auf 78
Millionen 1,366.000 Lebendgeburten.
1927 wurden aber nur 1,160.000 geboren, d.h.'Von der zur Erhaltung des Bestandes an
gebarfahigen Frauen notigen Mindestzahl fehlten also bereits 15%. Der gegenwartig noch
bestehende GeburtenuberschuB kann daher nicht von Dauer sein. In einigen Jahrzehnten
werden die jetzt im mittleren Alter stehenden Jahrgange ins Greisenalter eingeriickt sein; und
dann wird ein groBes Sterben beginnen." Nimmt man hinzu, daB die Volker im Osten sich
fortlaufend weiter vermehren - RuBland vergroBert sich jahrlich nahezu trotz alles Elends um
drei Millionen Einwohner - so steht die Frage furs deutsche Volk einfach so, ob es gewillt ist,
in kommenden
* "Baur-Fischer-Lenz: "Menschliche Auslese und Rassenhygiene", Bd. II, s. 178 ff.
[595] Schutz alien Muttern
Auseinandersetzungen zu siegen oder unterzugehen. Wenn also angesichts vieler gewollt
kinderloser Ehen bei groBem FraueniiberschuB nicht verheiratete gesunde Frauen Kinder in
die Welt setzen, so ist das ein Kraftezuwachs fiir die deutsche Gesamtheit. Wir gehen den
groBten Kampfen um die Substanz selbst entgegen; wenn aber diese Tatsache festgestellt wird
und die Folgemngen aus ihr gezogen werben, so kommen dann alle geschlechtlich selbst
gesattigten Moralisten und Prasidentinnen unterschiedlicher Frauenorganisationen, die fiir
Neger und Hottentotten Pulswarmer stricken, die fiir die "Mission" der Zulukaffem eifrig
Geld spenden, und eifern gegen die "Unsittlichkeit", wenn ein Mensch erklart, die Erhaltung
der zu Tode gefahrdeten Substanz sei das Wichtigste, etwas hinter dem a 1 1 e s andere
zuriickzustehen habe: und dies erfordere Aufzucht des gesunden deutschen Blutes. Denn
auch eine echte Sittlichkeit und die Erhaltung der Freiheit der Gesamtnation ist ohne diese
Voraussetzung undenkbar. MaBstabe, die in geordneten Friedensverhaltnissen gut sind,
konnen in Zeiten eines Schicksalskampfes verhangnisvoll werden, Zum Untergang fiihren.
Ein Deutsches Reich der Zukunft wird also diese gesamte Frage von einem neuen
Gesichtspunkt bewerten und entsprechende Lebensformen schaffen.
Eine Erganzung findet diese Betrachtung bei Wertung der Rassenvermischung. LaBt sich eine
deutsche Frau freiwillig mit Negern, Gelben, Mischlingen, Juden ein, so steht ihr in keinem
Fall ein gesetzlicher Schutz zu; auch nicht fiir ihre ehelichen oder unehelichen Kinder, die die
Rechte des deutschen Staatsbiirgers von vornherein gar nicht zugesprochen erhalten. Das
Notzuchtverbrechen eines Fremdrassigen wird durch Auspeitschung, Zuchthaus,
Vermogensbeschlagnahme und lebenslangliche Ausweisung aus dem Deutschen Reiche
geahndet.
Durch die Manner aber, die im Kampf um das kommende Reich in den vordersten Stellungen
- geistig,
[596] Griindung eines neuen Adels
politisch, militarisch gestanden haben, ist die Grundlage fiir das Entstehen eines neuen Adels
gegeben. Es wird sich dabei mit innerer Notwendigkeit zeigen, daB diese Menschen wohl zu
80 Prozent auch auBerlich dem nordischen Typus nahekommen werden, da die Erfiillung der
geforderten Werte mit den Hochstwerten dieses Blutes auf einer Linie liegt. Bei den anderen
iiberwiegt dann das Erbbild iiber das personliche Erscheinungsbild, das sich dann durch die
Tat erwiesen hat. Nichts ware oberflachlicher, als mit ZentimetermaB und Kopf-Index-Zahlen
an die Wertung des einzelnen Menschen herantreten zu wollen, sondern hier hat die
Bewahrung im Leben, im Dienst der Nation an erster stelle beurteilt zu werden, womit die
Hinziichtung zu einem rassisch-nordischen Schonheitsideal natiirlich Hand in Hand gehen
muB.
Der neue Adel wird also Bluts- und Leistungsadel sein. Er wird sich von dem Vater auf den
Sohn iibertragen, muB jedoch erloschen, wenn der Sohn sich ehrenriihrige Vergehen hat
zuschulden kommen lassen; er braucht aber auch im vierten Geschlecht nicht mehr emeuert
zu werden, wenn das dritte minderwertige Leistungen aufzuweisen hat. Der deutsche
Adelsorden wird in erster Linie ein Bauernadel und Schwertadel sein miissen, well in dem
Blut, das diese Berufe ergreift, die rein physische Gesundheit am sichersten gewahrt
erscheint, damit aber auch die Voraussetzung zur Zeugung gesunder Nachkommen am
wahrscheinlichsten ist. Vorsichtiger wird man sein bei Verleihung des Adelstitels an Kiinstler,
Gelehrte, Politiker, wobei g r o B e Leistungen jedoch auch groBe Ehren bedingen. Die alte
Demokratie zahlte mit Geld, mit nichts als Geld, das neue Deutschland wird mit Ehren die
Volksschuld an seine groBen Fiihrer abzutragen wissen seit 1918 ist der alte Adel nur
Namensbezeichnung, keine gesetzlich begriindete Gemeinschaft. Das entstehende Reich wird
diese Adelsgemeinschaft nicht herstellen, son-
[597] Naturgesetzlichkeit und Seelenadel
dem die Bestatigung des Adelstitels von der personlichen Bewahrung im Kampf fiir
Deutschland abhangig machen. Bei Nichtbestatigung geht der alte Adelsname in einen
biirgerlichen iiber.
Der Adel, soweit er auf Grund des Verhaltens im Weltkriege verliehen worden ist, behalt
ohne emeute Bestatigung seine Bedeutung.
Durch diese Regelung ist der Adel nicht mehr an eine Kaste gebunden als waagerechte
Gesellschaftsschicht, sondem er geht senkrecht hindurch durch alle stande des Volkes und
wird alle gesunden, starken, schopferischen Krafte zur hochsten Leistung anspomen, nicht im
sinne des demokratischen Grundsatzes, dem Tiichtigen freie Bahn zu schaffen, auch wenn er
mit dem Rockarmel die Zuchthausmauer streift, sondern zu Leistungen, die von vornherein
durch den personlichen und nationalen Ehrbegriff umgrenzt sind.
Mit diesen Bemerkungen sind dieRichtungen einer neuen Rechtsentwicklung
gezeichnet.
Man muB aber noch tiefer gehen: die Idee des rassischen Rechts ist ein sittliches Seitenstiick
zu der Erkenntnis dinglicher Naturgesetzlichkeit. Das Recht wurde als etwas Heiliges
empfunden. Die Gotter, zunachst Verkorperungen der Naturkrafte, wurden spater zu Tragern
eines sittlichen Gedankens. Ein Volk, welches keine Naturgesetzlichkeit kennt, wird auch den
Gegenpol, das sittliche Recht, nicht in seinem Wesen erfassen, d. h. eine Weltanschauung, die
alien Ernstes sich den Kosmos als aus dem Nichts durch Willkiir erschaffen denkt, wird auch
einen willkiirlichen, keine innere Bindung anerkennenden Gott verkiinden. Die Erschaffung
der Welt aus dem Nichts fordert die grundsatzliche Anschauung, daB dieser "erschaffende"
Gott auch spaterhin von auBen ins Weltgetriebe eingreift - oder eingreifen kann - wenn es
ihm beliebt. Dadurch wird eine Innergesetzlichkeit des Naturgeschehens
[598] Gotteruntergang durch Rechtsbruch
geleugnet. Das ist die Weltanschauung der Semiten, Juden und Roms. Der Wunderglaube des
Medizinmannes hangt unloslich mit der Verkiindung der von auBen eingreifenden
"allmachtigen" Gottheit zusammen Deshalb kennen diese Systeme auch keinen organischen
Rechtsgedanken, sondern nur Tyrannenherrschaft ihres "Gottes" bzw. seines Stellvertreters,
der sein corpus iuris canonici der ganzen Welt als "Universalismus" von auBen aufzwingen
mochte.
Der nordisch- abendlandische Mensch, der eine ewige Naturgesetzlichkeit anerkennt und
dank dieser seelischen Einstellung iiberhaupt erst echte kosmische Wissenschaft moglich
machte, hat auch einst in Odin das erste groBe Gleichnis des sittlichen Gedanken des Rechts
gefordert. Odin, der oberste Gott, war der Hiiter des Rechts und der Vertrage. Das Recht war
heilig wie der Schwur. Ein ganzes Gottergeschlecht muBte zugrunde gehen, weil Odin selbst
sich gegen die Heihgkeit eines Vertrages - wenn auch unbewuBt und durch den Bastard Loki
betrogen - versiindigte. Erst sein Untergang war die siihne. Auch in dieser Hinsicht zeigt sich
die Idee der Ehre als der hochste MaBstab des nordischen Menschen. Ihre Verletzung kann
nicht anders gesiihnt werden als durch ein Drama; auch hier ist eine seelisch bedingte
Naturgesetzlichkeit am Werk, an welcher aber unsere Gelahrten ahnungslos voriibergehen.
Unser heutiger Untergang wiederholt den Mythus der Edda, welche im Zeichen des jetzigen
Weltgeschehens eine mystisch, iibermenschliche GroBe erreicht. Als Ehre und Recht und
Machtwille auseinanderfielen, versank ein Gottergelchlecht, zerbrach in einem furchtbaren
blutigroten Brande 1914 eine Weltepoche. Die Aufgabe der Zukunft ist es, diese drei GroBen
wieder zusammenzufiigen im Zeichen des ersten deutschen Volksstaates.
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Zuriickzum "Mythos d. 20. Jahrhunderts"
Der Mythus des 20. Jahrhunderts
Alfred Rosenberg
[599] bis [636]
V. Deutsche Volkskirche und Schule
1.
Eine deutsche Volkskirche ist heute die Sehnsucht von Millionen. Diese Tatsache feststellen,
heiBt tiefste Verantwortung von jenen fordern, die dieser Sehnsucht Ausdruck geben. Denn
iiber das fiir heute Unzulangliche an Formen und vielem Gehalt unserer Kirchen ist laut
genug, oft mehr als laut gesprochen worden. Auf die tiefer liegenden Wurzeln dieses Gefiihls
des Unbefriedigtseins ist in dieser Schrift mit aller schuldigen Achtung gegeniiber religiosem
Denken - das vom Glauben, Leben und sterben vieler Geschlechter in jedem Fall geadelt ist -
hingewiesen worden. Aber die Wahrheit fordert das Eingestandnis, daB die neue Sehnsucht
noch nirgends als lebendige Tat, als gelobtes Gleichnis erschienen ist. In keinem deutschen
Lande ist ein religioses Genie aufgetreten, um neben den bestehenden religiosen Typen uns
einen neuen vorzuleben. Diese Tatsache ist entscheidend insofern, als kein
verantwortungsbewuBter Deutscher die Forderung auf Verlassen der Kirchen an jene richten
darf, die noch glaubig an ihnen hangen. Man wiirde sie vielleicht unsicher machen, seelisch
zerspalten und ihnen doch keinen echten Ersatz fur das Verlorene schenken konnen. Die
liberale Epoche hat auch auf kirchlichem Gebiet ungeheure Verwiistungen angerichtet, indem
sie glaubte, durch Evolutionstheorien, durch die "Wissenschaft" die Religion als solche
"iiberwunden" zu haben. Diese geistigen Pygmaen iibersahen, daB Verstand und Vemunft nur
e i n Mittel
[600] Das materialistische Kirchentum
darstellen, um sich ein Weltbild zu entwerfen, Religion dagegen ein wesentlich anderes, die
Kunst wieder ein drittes. Die Wissenschaft ist s c h e m a t i s c h, die Religion willenhaft, die
Kunst symbolise h. Jedes Gebiet hat seine Eigengesetzlichkeit, die Wissenschaft vermag
an den Kirchen nur zu zerstoren, wenn diese sich falschlicherweise auf ihr Gebiet gewagt
haben, was allerdings Tatsache war und ist in tausend Fallen. Doch nie vermag wahre
Wissenschaft echte Religion zu entthronen, well diese nur Zeichen ist fiir organische
willenhafte Werte. Soil eine Religion umgeschmolzen, neugeboren oder durch eine andere
ersetzt werben, so miissen diese innersten Werte gestiirzt werben bzw. eine andere
Rangordnung erhalten. Das Tragische an der Geistesgeschichte der letzten hundert Jahre ist
nun, daB die Kirchen sich selbst die liberalistisch-materialistische Anschauung zu eigen
gemacht haben und auf dem Felde der Wissenschaft, statt in der Sphare der Werte ihre
Stellungen verteidigten. Und noch tragischer ist, daB sie das tun muBten, da sie rein historisch
aufgebaut waren und das Fiirwahrhalten alttestamentlicher Erzahlungen und spaterer
materialistischer Legenden alswesentlichen Bestandteil ihrer Ganzheit ausgegeben
hatten. so bekam denn das darwinistische Zeitalter leichtes Spiel und konnte eine ungeheure
Verwirrung anrichten, zugleich aber (vergleiche den anfangs dargestellten Zusammenhang
zwischen Intellektualismus und Magie) auch die Bahn fur okkultistische Sekten, Theosophie,
Anthroposophie und eine Unzahl anderer Geheimlehren und Charlatanerien freimachen. Eine
furchtbare Geistesverwirrung, an der Dogmatismus und Liberalismus gleiche Schuld tragen,
ist das Zeichen der Zeit. Selbst unter der Herrschaft der Christlich-Sozialen in Osterreich
haben in nicht ganz zehn Jahren iiber 200.000 Menschen allein in Wien die katholische
Kirche verlassen. Nicht im Zeichen neuer religioser Werte, sondem als Folge einer
marxistischen, ich-siichtigen.
[601] Religioses Suchen - Sache des Einzelnen
allgemeine Werte zerstorende Arbeit, die sich gegen ebenfalls stoffgebundene starre
Zwangsglaubenssatze richtete.
Zwischen den Heerscharen des marxistischen Chaos und den Glaubigen der Kirchen irren
Millionen umher: innerlich vollkommen zerstort, verwirrenden Lehren und gewinnsiichtigen
"Propheten" ausgeliefert, zum groBen Teil aber auch von starker Sehnsucht nach neuen
Werten und neuen Formen getrieben. Und wenn wir auch feststellen miissen, daB ein echtes
Genie, das uns den Mythus offenbart und uns zum Typus erzieht, noch nicht geschenkt
worden ist, so enthebt diese Erkenntnis doch keinen tiefer Denkenden der Pflicht, jene
Vorarbeiten zu leisten, die noch immer zu leisten waren, wenn ein neues Lebensgefiihl nach
Ausdruck rang, seelische Spannungen erzeugte. Bis die Zeit fiir den GroBen gekommen war,
der das lehrte und lebte, was vorher Millionen nur zu stammeln vermochten. Wie schon das
Geleitwort dieser Schrift besagt, richtet diese sich nicht an das heutige kirchenglaubige
Geschlecht, um es im Durchlaufen seiner eingeschlagenen inneren Lebensbahn zu hindern,
um so mehr aber an alle jene, die bereits mit dem Kirchenglauben zu innerst gebrochen, aber
noch zu keinem anderen Mythus hingefunden haben. Diese Menschen sollen wenigstens dem
verzweifelnden Nihilismus entrissen werden durch ein Wiedererleben eines neuen
Zusammengehorigkeitsgefiihls - religere heiBt verbinden - einer Wiedergeburt uralter und
doch ewig junger, willenhafter Werte, die zu echten Religionsformen zu steigern Zwar die
Aufgabe eines spateren Genius sein wird, deren wahrscheinlichen Darstellungen nachzutasten
aber nichtsdestoweniger Pflicht eines jeden Einzelnen schon heute ist. Jedes Einzelnen, da
Religionsgesellschaften ohne religiose Genies doch nur zu iiblichen Vereinen, kleinlichen
Sekten erstarren werden, die unausstehlicher sind als alles andere. Sich mit Religionsfragen
zu beschaftigen, ist deshalb nicht Sache von irgendwelchen bestehenden ethischen,
[602] Paulinische Kirchendogmen
sozialen, politischen Verbanden, und umgekehrt konnen diese auch nicht fiir das personliche
religiose Bekenntnis ihrer Angehorigen verantwortlich gemacht werden.
Aus dem neuerbliihenden nationalistischen Mythus wachsen seelische Krafte nach alien
Richtungen. Jede dieser Richtungen kann nur durch groBe Personlichkeiten gefiihrt werden,
wobei es natiirlich moglich ist, daB eine von ihnen viele Willensgarben zusammenfassend
verkorpert.
A n s p r u c h jedoch darauf erheben sollte nur ein ganz GroBer ohne jeden Bruch im
Charakter und in der Seele. So warten wir auf den Dichter des Weltkrieges, auf den groBen
Dramatiker unseres Lebens, auf die groBen Baukiinstler und Bildner. so ringen wir fiir den
Fiihrer des Neuen Reiches und deuten die Willensstrange an auch fiir eine kommende
Deutsche Volkskirche, deren wesentliche Grundlage schon heute klar umrissen erscheint.
Einerseits Ablehnung des Materialistisch- Zauberhaften, welches den Liberalismus so eng
verbunden mit kirchlicher Dogmatik Zeigte, andererseits Hochzucht aller Werte der Ehre, des
Stolzes, der inneren Freiheit, der "adeligen Seele" und des Glaubens an ihre Unzerstorbarkeit.
Alle christlichen - richtiger paulinischen - Kirchen haben das Anerkennen gewisser
iibersinnlicher Lehren als Zwangsglaubenssatze (Dogmen) zur Voraussetzung der
Angehorigkeit gemacht. Aus einer allgemeinen Gesinnungsgemeinschaft wurde starre
Dogmengleichheit; bei zunehmender Verknocherung Interessengemeinschaft bzw.
Feindschaft. Das Fiir-Wahr-Erklaren metaphysisch-religioser Behauptungen und
geschichtlicher oder sagenhafter Ereignisse als Bedingung einer Religion ist die jiidische
tiberlieferung, die sich friiher mit Feuer und Schwert durchsetzte und erst heute - wenigstens
auBerlich - einem notgedrungen duldsameren Standpunkt gewichen ist, jedoch jederzeit
bereit, neue Dogmenkampfe anzufachen. Ein wirklich deutscher Staatsmann und Denker wird
deshalb
[603] Schutz den Reformversuchen
an die religios-kirchliche Frage von einem anderen Standpunkt herangehen.
Er wird jeder religiosen Uberzeugung ungehindert Raum, er wird Sittenlehren verschiedener
Form frei Prediger lassen, unter der Bedingung, daB sie alle der Behauptung der Nationalehre
nicht hindemd im Wege stehen, d. h., daB sie die willenhaften Seelenzentren starken, eine
Stiitzung bestimmter Verbande dagegen wird er von ihrer Haltung zum Nationalstaat
abhangig machen miissen Aus diesem Gesichtspunkt beantwortet sich die Frage nach dem
Verbal tnis von Staat, Religion und Kirche von selbst.
Ein wirklich deutscher Staat kann den augenblicklich bestehenden kirchlichen
Gemeinschaften, ungeachtet der vollkommenen Duldsamkeit ihnen gegeniiber, ein Recht auf
politische und geldliche staatliche Unterstiitzung gerade in dem MaBe zubilligen, wie ihre
Lehren und praktische Betatigung auf die Fordemng der Starkung der Seele eingestellt sind.
Er wird deshalb auch neue Reformen ebenso schiitzen miissen wie alte Bekenntnisse. Die
neuen Forderungen haben sich aber bereits auBerordentlich greifbar angemeldet.
Abgeschafft werden muB danach ein fiir allemal das sogen. Alte Testament als Religionsbuch.
Damit entfallt der miBlungene Versuch der letzten anderthalb Jahrtausende, uns geistig zu
Juden zu machen, ein Versuch, dem wir u. a. auch unsere furchtbare materielle
Judenherrschaft zu danken hatten.
Von Seiten eines ringenden Menschen (nicht des Staatspolitikers) ist deshalb weiter die
Bewegung zu starken, welche die Streichung offenbar verstellter und aberglaubischer
Berichte aus dem Neuen Testament anstrebt. Das notwendige fiinfte Evangelium kann dabei
aber natiirlich nicht von einer Synode beschlossen werden. Es wird die Schopfung eines
Mannes sein, der die Sehnsucht
[604] Die mannliche Jesusgestalt
nach Reinigung ebenso tief erlebt, wie er die Wissenschaft des Neuen Testaments
durchforscht hat.
Man kann aus den Schilderungen iiber Jesus sehr verschiedene Ziige herauslesen seine
Personlichkeit tritt oft weich und mitleidend, dann wieder schroff und rauh, immer aber von
innerem Feuer getragen, hervor. Es lag im Interesse der herrschsiichtigen romischen Kirche,
die unterwiirfige Demut als das Wesen Christi hinzustellen, um sich moglichst viele an
diesem "Ideal" heruntergeziichtete Diener zu verschaffen. Diese Darstellung richtigzustellen,
ist eine weitere unerlaBliche Fordemng der deutschen Emeuerungsbewegung. Jesus erscheint
uns heute als selbstbewuBter Herr im besten und hochsten Sinne des Wortes. Sein Leben ist
es, das fiir germanische Menschen Bedeutung besitzt, nicht sein qualvolles Sterben, dem er
den Erfolg bei den alpinen und Mittelmeervolkern verdankte. Der gewaltige Prediger und der
Ziirnende im Tempel, der Mann, der mitriB, und dem "sie alle" folgten, nicht das Opferlamm
der jiidischen Prophetic, nicht der Gekreuzigte ist heute das bildende Ideal, das uns aus den
Evangelien hervorleuchtet. Und kann es nicht hervorleuchten, dann sind auch die Evangelien
gestorben.
Die wissenschaftliche Textkritik hat soweit vorgearbeitet, daB alle technischen
Voraussetzungen fiir eine zusammenschauende Neuschopfung gegeben sind. Das Markus-
Evangelium enthalt wahrscheinlich (wenn auch gleichfalls iiberarbeitet) den eigentlichen
Kern der Botschaft von der Gotteskindschaft gegen die semitische Lehre vom Knechte Gottes,
das Johannes-Evangelium die erste geniale Deutung, das Erlebnis der ewigen Polaritat von
Gut und Bose gegen die alttestamentliche Wahnvorstellung, daB Jahwe das Gute und das
Bose aus dem Nichts geschaffen, von seiner Welt zugleich gesagt habe, sie sei "sehr gut", um
dann selbst Anstifter von Lug, Betrug und Mordtaten zu werden. Vor allem weiB Markus aber
noch
[605] Paulus ein Verfalscher des Evangeliums
nichts von Jesus als dem "Erfiiller" des jiidischen Messiasgedankens, den uns Matthaus und
Paulus beschert haben zum Unheil fiir die ganze abendlandische Kulturwelt. Noch mehr. Als
der geschwatzige Petrus von Jesus sagte: "Du bist der Messias" (Markus 8, 29), da "bedrohte"
Jesus den Petrus und verbot feinen Jiingern, solches zu sagen. Unsere paulinischen Kirchen
sind somit im wesentlichen nicht christlich, sondern ein Erzeugnis der jiidisch-syrischen
Apostelbestrebungen, wie sie der jerusalemitische Verfasser des Matthaus-Evangeliums
eingeleitet und Paulus unabhangig von ihm vollendet hatte.
UnbewuBt entschliipft dem Pharisaer Paulus z. B. ein alljiidisches Bekenntnis: "Was haben
denn die Juden fiir Vorteil, oder was niitzt die Beschneidung? Fiirwahr sehr viel. Zum ersten:
ihnen ist vertraut, was Gott geredet hat. DaB aber etliche nicht daran glauben, was liegt daran?
Sollte ihr Unglaube Gottes Glauben aufheben? Das sei feme!" (Romer 3.)
Dann die typisch jiidische AnmaBung und Unduldsamkeit: "Ich tue euch aber kund, liebe
Briider, daB das Evangelium, das von mir gepredigt wird, nicht menschlich ist. Denn ich habe
es von keinem Menschen empfangen noch gelemt, sondern durch die Offenbarung Jesu
Christi. - Da es aber Gott wohlgefiel, der mich von meiner Mutter Leibe an hat ausgesondert
und berufen durch seine Gnade, daB er seinen Sohn offenbarte in mir, daB ich ihn durchs
Evangelium verkiinden sollte unter den Heiden, da besprach ich mich sofort nicht auch noch
mit Fleisch und Blut, ging auch nicht hinauf gen Jerusalem zu denen, die vor mir Apostel
waren, sondern zog hin nach Arabien und kam dann wieder zuriick nach Damaskus." (Galater
1.)
Gleichzeitig das molluskenhafte Werben: "Denn wiewohl ich firei bin von jedermann, habe
ich doch mich selbst jedermann zum Knechte gemacht, auf daB ich ihrer viele gewinne. Den
Juden bin ich geworden wie ein Jude, auf
[606] Paulinische Weltrevolution
daB ich die Juden gewinne. Denen, die unter dem Gesetz sind, bin ich geworben wie unter
dem Gesetz, auf daB ich die, die unter dem Gesetz sind, gewinne. Denen, die ohne Gesetze
sind, bin ich wie ohne Gesetz geworden (so ich doch nicht ohne Gesetz bin vor Gott, sondern
bin ich dem Gesetz Christi), auf daB ich die, so ohne Gesetz sind, gewinne. Den schwachen
bin ich geworden wie ein schwacher, auf daB ich die schwachen gewinne. Ich bin jedermann
allerlei geworden, auf daB ich allenthalben ja etliche selig mache."
Und dann die unvorsichtige Ruhmsucht: "Es ware mir lieber, ich stiirbe, denn daB mir jemand
meinen Ruhm sollte zunichte machen!" (1. Korinther 9.) Paulus hat ganz bewuBt alles staatlich
und geistig Aussatzige in den Landern seines Erdkreises gesammelt, um eine Erhebung des
Minder-Wertigen zu entfesseln Das erste Kapitel des 1. Briefes an die Korinther ist ein
einziger Lobgesang auf die " Torichten vor der Welt", und zugleich die Beteuerung, das
"Unedle vor der Welt und das Verachtete" habe Gott erwahlt, um dann den Christen die
Richterherrschaft zu versprechen: "so nun die Welt soil von Euch gerichtet werden, seid Ihr
denn nicht gut genug, geringe Sachen zu richten? Wisset Ihr nicht, daB wir iiber die Engel
richten werben? Wieviel mehr iiber die zeitlichen Giiter?" (6, 2-3.) Epheser 1,21 schreibt
Paulus Jesus alle Gewalt und Macht und Fiirstentiimer dieser und der kiinftigen Welt zu. Es
ist gar nicht zu bestreiten, daB er auf eine Welterregung mit Hilfe der Deklassierten aller
Staaten und Volker mit dem Ziel einer Theokratie hinauswollte, was seine sonstigen
Bekenntnisse weit iiberschattet. Die falsche Demut gepaart mit dem Schielen auf
Weltherrschaft, ein briinstiges, wie bei alien Orientalen "religioses" Verlangen, hier selbst an
der spitze der Rebellierenden zu marschieren, war die Paulinische Verfalschung der groBen
Gestalt Christi. Johannes hat Jesus genial gedeutet, aber seine Erkenntnis, es hier mit
[607] Das Ur-Markus-Evangelium
einem antijiidischen, dem Alten Testament feindlichen Geist zu tun zu haben, ist von der
jiidischen Uberlieferung iiberwuchert worden, die sich mit den geistigen Abfallerzeugnissen
der hellenistischen Welt verband zur Neuformung in der Romischen Kirche. Europa hat diese
morgenlandische Kirche vergeblich zu emeuern getrachtet. Die bisherige Ehrfurcht vor ihrer
"Christlichkeit" hat auch alle Versuche dazu zum MiBerfolg verurteilt. Die,, christlichen"
Kirchen sind aber eine ungeheuerliche, bewuBte und unbewuBte Umfalschung der schlichten,
frohen Botschaft vom Himmelreich inwendig in uns, von der Gotteskindschaft, vom Dienst
fiir das Gute und von der flammenden Abwehr gegen das Rose. Im Urevangelium des Markus
fmden wir Zwar auch die sagenhaften Ziige von den Besessenen, was wir ebenso auf
volkstiimliche Erzahlungen zuriickfiihren konnen, wie die ausschmiickenden Zugaben zu den
Abenteuern etwa Friedrichs des GroBen und des hi. Franziskus, der sogar den Vogeln
gepredigt haben soil. Aber dem Ur-Markus liegen noch alle Verziickungen, in denen sich
Telle der Bergpredigt iibersteigern, vollkommen fern. Sich dem Bosen nicht zu widersetzen,
die linke Backe hinzuhalten, wenn die rechte geschlagen wird, nsw., sind feministische
Zuspitzungen, die im Markus nicht zu fmden sind. Das sind umfalschende Zusatze anderer
Menschen. Jesu ganzes Dasein war ein feuriges Sich'Widersetzen. Dafur muBte er sterben.
Wert auf eine Feigheitslehre haben nur innerlich bastardierte Menschen gelegt, wie etwa
Tolstoi, der gerade diese Stelle als Grundlage fur seine ode Weltanschauung verwendete.
Die Religion Jesu war zweifellos die predigt der Liebe. Alle Religiositat ist tatsachlich auch
vomehmlich eine seelische Erregung, die der Liebe zum mindesten immer
[608] Der gehassige Bischofseid
nahe verwandt sein wird. Niemand wird dieses Gefiihl miBachten; es schafft das seelische
Fluidum von Mensch zu Mensch. Aber eine deutsche religiose Bewegung, die sich ZU einer
Volkskirche entwickeln mochte, wird erklaren miissen, daB das Ideal der Nachstenliebe der
Idee der Nationalehre unbedingt zu unterstellen ist; daB keine Tat von einer deutschen Kirche
gutgeheiBen werden darf, welche nicht in erster Linie der Sicherung des Volkstums dient.
Damit ist der unlosliche Widerstreit zu einer Anschauung nochmals bloBgelegt, die offen
erklart, die kirchlichen Bindungen standen hoher als die Bindungen der Nation.
Eine solche durch Jahrhunderte geziichtete Einstellung kann nun aber weder durch Verbote
noch Gebote iiberwunden werden. Der Staat hat lediglich mit seinen Mitteln dafiir zu sorgen,
daB machtpolitische Eingriffe seitens Roms und seiner Diener nicht erfolgen. Der romische
Priester muBte bei seiner Amtseinsetzung einen Eid leisten, der nichts anderes bedeutet, als
eine bewuBte Aufreizung zu Konfessions- und KlassenhaB. Dariiber hinaus bedeutet er
geradezu die Anerkennung landesverraterischer Tatigkeit, wenn der Staat nicht romischen
Interessen dienstbar ist. Dieser romische Bischofseid lautete: "Die Irrlehrer, die vom
apostolischen Stuhl Getrennten, die Emporer wider unseren Herrn und seinen Nachfolger
werde ich nach Kraften verfolgen und bekampfen." Ein deutscher Staat hat einen solchen Eid
zu verbieten. Er hat im Gegenteil alien Geistlichen den Eid auf die Wahmng der Ehre der
Nation aufzuerlegen, wie friiher den Eid auf den Monarchen, in einigen Staaten auf die
Verfassung, im iibrigen wird es die Hauptaufgabe des erwachenden Deutschtums sein, sich im
Dienst des Mythus der Nation durch Schaffung einer Deutschen Volkskirche zu bemiihen, bis
ein zweiter Meister Eckehart einmal die Spannung lost und diese Deutsche
Seelengemeinschaft verkorpert, lebt, formt.
Einem Angehorigen des Heeres ist in alien Staaten die
[609] Das faschistische Konkordat
parteipolitische Betatigung untersagt. Das hat seine Berechtigung, um das machtpolitische
Werkzeug als Ganzes geschlossen, durch politische Kampfe nicht zerfressen, in der Hand zu
behalten. Das gleiche hat auch fur die Priester aller Bekenntnisse zu gelten. Ihr Gebiet ist die
Seelsorge, der politisierende parlamentarische Domherr oder Pastor eine hochst
unerquickliche Erscheinung des politischen Liberalismus. Das hat der faschistische Staat
bereits eingesehen. Durch das Konkordat von 1929 wird der katholischen Geistlichkeit die
politische Tatigkeit untersagt, auch die katholischen Pfadfmderbiinde sind aufgelost worden,
um keinen Staat im Staate aufkommen zu lassen. Da der Vatikan fiir Italien dies gutgeheiBen
hat, kann er gegen die Durchfuhrung der gleichen MaBnahmen auch in anderen
National staaten grundsatzlich nichts mehr einwenden.
Ist diese Trennung nach dem Jesuswort "Gebt Gott was Gottes ist und dem Kaiser was des
Kaisers ist" durchgefuhrt worden, so werden die sonst notwendigen Eingriffe des
Nationalstaates auf kirchliches Bekenntnisgebiet ganz unterbleiben konnen. Nie wird ein
solcher Staatsmann auf irgendwelche metaphysische Glaubenssatze einwirken oder gar
religiose Verfolgungen veranstalten. Das Ringen um diese Vorstellungswelten und Werte
wird sich deshalb von Mensch zu Mensch, von Form zu Form innerhalb des gesamten
Volksorganismus abzuspielen haben, ohne politische Machtmittel dafur in Anspruch nehmen
zukonnen.
Zu scheiden ist bei alien diesen religionsreformatorischen Betrachtungen zwischen dem
geistigen Wegweiser und dem politischen Staatslenker. Wenn der erste die innere Richtung
eines neuen Suchens aufdeckt und dabei naturgemaB die alten Inhalte und Formen beim
Neuaufbau eines seelisch-geistigen Korpers bekampft, so hat er keinerlei Recht, hierbei den
politischen, richterlichen und militarischen
[610] Voraussetzungen der deutschen Kirche
Schutz des Staates zu fordem. Es war das Verhangnis fur echte Glaubensinbrunst, daB die
romische Kirche mit Hilfe politischer Organisationen danach trachtete, sich iiberall den
"weltlichen Arm" zu sichern. sie hat dadurch heute eine ungeheuer starke Machtstellung
erworben, ist jedoch auch vielfach - dank der staatlichen Dotationen - von diesen Staaten
abhangig geworden dergestalt, daB eine Gelbsperre den riesigen Organisationsapparat
vielerorts leicht in bedenkliches Wanken bringen konnte. Die politische Machtstellung hat
aber - eine alte Klage bester Seelsorger seit Jahrhunderten - die Innerlichkeit ausgetrieben
und das gleiche hat auch dem Protestantismus, der in ahnlichen Bestrebungen nicht
zuriickstehen zu konnen glaubte, sehr geschadet. Der Zug der Zeit nach Trennung von Staat
und Bekenntnisorganisationen wird noch lange weitergehen, eine Deutsche Kirche sollte
deshalb es von vomherein ablehnen, sich vom Staat abhangig zu machen. Sie kann nur
beanspruchen, daB sie Freiheit fiir ihr Werben genieBt, daB ihre Bekenner nicht von den ahen
Kirchen geschadigt werden und daB sie bei klarer Umschichtung der Bekennerzahlen die
notigen Kirchen zugewiesen erhalt. Die gleiche MaBnahme miiBte dann auch platz greifen fiir
die anderen Bekenntnisse. Die Katholiken und Protestanten sollen ihre Kirche durch
freiwillige Beitrage selbst sichem, nicht das Geld durch Drohung mit Pfandungen gewaltsam
einziehen lassen; so allein wird das gerechte Verhaltnis zwischen Glaubenskraft und auBerer
Gestaltung hergestellt werden konnen. Ein Staatsmann kann durch eine derartige MaBnahme
allein nach alien Seiten gerecht sein und religioses Ringen des Einzelnen und der
Bevolkerungsgruppen vom politischen Kampf des Ganzen trennen.
Eine Deutsche Kirche kann keine Zwangssatze verkiinden, an die jeder ihr Angehorige gar bei
Verlust der ewigen Seligkeit zu "glauben" gezwungen ist. sie wird Ge-
[611] Unwesentlicher Dogmenkampf
meinden umspannen, die an schonen katholischen Gebrauchen(die ja oft altnordisch sind)
festhalten, die lutherische Formen des christlichen Gottesdienstes bevorzugen, die vielleicht
eine andere Form des christlichen Gottesdienstes vorziehen. Die Deutsche Kirche wird aber
auch jenen ein gleiches Recht einraumen, die mit dem kirchlichen Christentum iiberhaupt
gebrochen haben und sich in einer neuen Gemeinschaft (vielleicht unter dem Zeichen
Eckehartscher Seelenkraft) zusammengefunden haben. Fiir alle Angehorigen gelten die
anfangs gemachten Voraussetzungen.
Es handelt sich bei Griindung einer Deutschen Nationalkirche also nicht um Verfechtung
irgendwelcher metaphysischer Behauptungen, nicht um die Forderung des Fiirwahrhaltens
geschichtlicher oder legendarer Erzahlungen, sondern um die Schaffung eines hohen
Wertgefiihls, d.h. um die Auslese jener Menschen, welche bei aller Mannigfachheit religioser
und philosophischer Uberzeugungen wieder das tiefe innere Vertrauen in die eigene Art
gewonnen, eine heroische Lebensauffassung sich erkampft haben. Gerade diese geistig-
seelische Umkehr erscheint mir als besonders revolutionar, da allein dadurch das Hauptobjekt
bisheriger religioser Kampfe - metaphysische Zwangsglaubenssatze (Dogmen) - als
unwesentlich erkannt werden und ihre Vertretung Angelegenheit des einzelnen, nicht einer
Gesamtheit wird. Die Kampfe iiber das Verhaltnis von Mensch und Gott in Jesus, der Streit
iiber Liebe und Gnade, iiber Unsterblichkeit oder Sterblichkeit der
Seele fallen aus dem Gesichtswinkel einer germanisch-deutschen Religionserneuerung heraus,
als MaBstab der Zugehorigkeit zur neuen Gemeinschaft erscheint die Anerkennung jener
Werte, die in der germanischen dramatischen Kunst uns erschlossen worden sind und am
groBten in der Mystik des Meisters Eckehart offenbar wurden. Eine Gemeinschaft aber muB
Ziel sein, auch wenn uns Heutige die Erkenntnis durchdringt, daB wir sie
[612] Der miOgliickte Altkatholizismus
nicht mehr erleben werden; denn bei aller Kraft kann auch ein starker Einzelner nicht
immer die Hohe seiner heroischen Augenblicke erreichen. Das GemeinsamkeitsbewuBtsein
aber wird ihn noch hoher heben konnen und den Shwacheren mitziehen, fester einfiigen in
den neuen reliosen Stil unserer Zukunft, wie einst das deutsche Heer von 1914 Millionen
schlichter Menschen zu heroischen Opfern und Taten fahig machte.
Nach dem ehrlosen Vatikanischen Konzil bemiihten sich ehrliche katholische Manner, im
MiBverkennen des Wesens einer tausendjahrigen Dogmatik, einen sogenannten
Altkatholizismus ins Leben zu rufen. Viele von diesen Bekennern haben die schlimmsten
Verfolgungen erduldet, weil sie ihre Ehre nicht mit FiiBen treten lassen wollten. Bismarck hat
damals die Gelegenheit nicht ergriffen, um diese freimiitigen Menschen zu schiitzen. Die
Bewegung war allein aber zu schwach, um gegen die Uberlieferung der Jahrhunderte
anzurennen Bismarcks Verhalten hat sich bitter geracht. Die altkatholischen Gemeinden
verkiimmerten inmitten der gewaltigen romischen, iiber weltpolitische Machtmittel
verfiigenden Erdrosselungstechnik, die sich in Deutschland die willige Zentrumspartei als die
"Garde seiner Heiligkeit" schuf. "Es lebe die kirchliche Inquisition!" rief 1875 der Jesuit
Wenig. "Es darf keinen konfessionellen Frieden geben!", antwortete am 16. Mai 1924 die
"Schildwacht" nach erreichtem Triumph, so blieb denn der erste wirkliche Ansatz, aus dem
SchoB des Katholizismus selbst eine Neugeburt entstehen zu lassen, fruchtlos. Aber es steht
auBer Frage, daB auch jetzt Tausende von prachtvollen Deutschen als Priester innerhalb der
romischen Kirche wirken und im tiefsten Herzen nichts sehnsiichtiger erstreben als die
Reinigung des Christentums vom syrischen Aberglauben und die Vertiefung des religiosen
Lebens durch Trennung von staatlichen Geldern und politischen Machtreizen. sie wissen alle,
daB die
[613] Nichtprotestierender Protestantismus
deutschen predigten, die sie heute zu ihren Volksgenossen sprechen diirfen, erkauft worden
sind mit stromen vom Blut jener Ketzer, die einst auf Roms GeheiB den Scheiterhaufen
besteigen muBten, oder in unterirdischen Gewolben zu Tode gemartert wurden. sie werden
firoh sein, wenn sie den ganzen gereinigten Gottesdienst einst allein in der heiligen
Muttersprache im Dienste stolzer Werte werden abhalten diirfen. Die Zeit ist noch nicht da, in
der deutsche Priester inmitten der romisch gebundenen oberen Kaste mit der Forderung einer
Umgestaltung an Seele, Haupt und Gliedern hervortreten konnen. Aber sie kommt. Es wird
auch hier wie immer Martyrer geben miissen. Aber einem Deutschen Staat erwachst dann die
Pflicht, diese Manner vor Verfolgung schiitzen und sie sich in die Deutsche Volkskirche
eingliedern zu lassen.
Das gleiche gilt fur jene, die erkannt haben, daB der Protestantismus aufgehort hat, gegen
Rom zu protestieren, dafiir aber heute in kurzsichtiger Verblendung gegen das
neuaufsteigende lebendige Leben eifert. Bisherige protestantische "Abtriinnige" traten gegen
ihre Kirche auf im Namen der "Religion" des "Zweiten Reiches", im Namen des
Liberalismus. sie kampften um Emeuerung im "Berliner Tageblatt". Das bedeutet den
kirchlich-seelischen Bankrott des neunzehnten Jahrhunderts, wie er auf alien Gebieten zutage
trat. Aus Angst vor diesem Zeichen eines offenkundigen Verfalls fliichtete ein jiingeres
Geschlecht wieder zuriick zur strengen Kirchlichkeit. Wo es jetzt auf
General superintendentenposten hoffnungslos verknochert. Heute regt es sich wieder auch in
der lutherischen Kirche. Gegen die hier erwachenden Neuerer wird selbstverstandlich Sturm
geblasen. Die "lutherischen" Schriftgelehrten und Pharisaer berufen heute aus
Selbsterhaltungstrieb Weltkongresse ein wie Rom seine Konzile. Aber diesmal sehen sie sich
nicht mehr einer Liberalisierungen Zersetzungserscheinung gegeniiber,
[614] Deutsche Sagen, nicht Altes Testament
sondern einem gehalttrachtigen, blutvollen Mythus, einem Lebensgefiihl, das ein Zentrum
besitzt, um welches sich alles formt und bildet. In ganz Deutschland bestehen schon heute
Keimzellen dieses neuen Erwachens. Dies neue Deutsche Reich wird auch ihnen staatlichen
Schutz im Verlauf kommender Verfolgungen angedeihen lassen miissen.
Die germanischen Glaubensgenossenschaften sind bisher iiber theoretische Ansatze nicht
hinausgekommen. Die praktischen Versuche sind nicht ermutigend gewesen. Aber wie auch
immer diese ausgehen mogen, so werden die Forschungen dieser Verbande auf dem Gebiet
nordischer Religionsgeschichte doch den Sauerteig bilden, der die ehemaligen katholischen
und ehemaligen lutherischen Bestandteile der Deutschen Kirche durchsetzen wird. Denn an
Stelle der alttestamentlichen Zuhalter- und Viehhandlergeschichten werden die nordischen
Sagen und Marchen treten, anfangs schlicht erzahlt, spater als Symbole begriffen. Nicht der
Traum von HaB und mordendem Messianismus, sondern der Traum von Ehre und Freiheit ist
es, der durch nordische, germanische sagen angefacht werden muB. Von Odin an iiber die
alten Marchen bis Eckehart und Walther von der Vogelweide. Einer genialen Hand wird es
vorbehalten bleiben, aus dem seelischen Niederschlag der Jahrtausende die bisher nur
kiimmerlich behandelten Edelsteine deutschen Geistes herauszulesen und sie organisch zu
verbinden. Das zeitlich, romisch un jiidisch Bedingte erscheint heute klarer als je. Um so
deutlicher schlagt aber auch der echte Herzschlag unserer Marchen, Eckeharts, Luthers uns
entgegen, Fiir reifere Schiiler wird sich auch ein farbiges Bild religiosen Suchens von Iran,
Indien, ja auch von Hellas entrollen, fremd und nahverwandt zugleich. Die Sehnsucht der
nordischen Rassenseele im Zeichen des Volksmythus ihre Form als Deutsche Kirche zu
geben, das ist mit die groBte Aufgabe unseres
[615] Die Uberwindung der alten Kirchen
Jahrhunderts. Wie der romische Mythus der Stellvertretung Gottes durch den Papst
sehr verschiedene Volker und auseinanderstrebende Richtungen umschloB und band, so wird
auch der Mythus des Blutes - einmal ergriffen - wie ein Magnet alien Personlichkeiten und
religiosen Gemeinschaften, ungeachtet ihrer Verschiedenheiten, eine klare architektonische
Lagerung, Bezug auf ein Zentrum und somit lebenzeugende Eingliederung ins Volksganze
bringen. Die Einzelheiten der Durchfiihrung wird das kommende Leben dann klaren und
bestimmen. Niemand kann sie heute voraussehen.
Diese mit alien staatlichen Mitteln vor Verfolgung geschiitzten, im iibrigen aber auf sich
selbst gestellten Glieder der Volkskirche werden nun ihrerseits Kristallisationspunkte bilden.
Die je nach der GroBe und Bedeutung der Gesinnungsgemeinschaften ihnen zur Verfugung
gestellten Kirchen werden die Moglichkeit einer unmittelbaren Lehrtatigkeit geben, und ohne
daB irgendein gewaltsamer Eingriff in den Protestantismus oder in die romische Kirche
geschieht, wird sich eine seelische Umkehr vollziehen konnen, die wie ein groBes Atemholen
wirken wird, da die schwere Kruste der syrisch-romischen Herrschaft nicht mehr alle sich
nach Ehre und Freiheit Sehenden erdriicken kann. Der romische Haruspex und der
alttestamentliche Superintendent werden nach und nach ihre Macht iiber die
Einzelpersonlichkeiten, folglich auch iiber die politischen Bestrebungen, verlieren. Die ersten
Voraussetzungen fiir einen religiosen, dann aber auch kulturellen und staatlichen Lebensstil
werden geschaffen sein.
Mit dem Wegfall der Predigten iiber den Knecht und den Siindenbock als Lamm Gottes, die
Betrauung des Petrus mit der Griindung der romischen Kirche, die
[616] Das Sinnbild des Kruzifix'
"Erfiillung" des Alien Testaments, den AblaB, von den magischen Wundermitteln nsw. wird
eine entsprechende Anderung des auBeren Brauchtums (Ritus) vor sich gehen miissen Hand in
Hand mit einem groBen Aufklarungsschrifttum, das von den Geistlichen der Deutschen
Kirche innerhalb ihrer bisherigen Gemeinden zu verbreiten ist. Aus der inneren
Neueinstellung zum Jesusbilde aber ergibt sich auch eine unbedingt notwendige, scheinbar
nur auBerliche Anderung: der Ersatz der die qualende Kreuzigung darstellenden Kruzifixe in
Kirchen und auf DorfstraBen. Das Kruzifix ist das Gleichnis der Lehre vom geopferten
Lamm, ein Bild, welches uns den Niederbruch aller Krafte vors Gemiit fiihrt und durch die
fast immer grauenhafte Darstellung des Schmerzes innerlich gleichfalls niederdriickt,,,
demiitig" macht, wie es die herrschsiichtigen Kirchen bezweckten. Zwar sind die
Darstellungen germanischer Ritter und Goiter noch im St. Georg, St. Martin, St. Oswald
erhalten geblieben, aber sie fiihren doch nur ein untergeordnetes Dasein. Zwar ist andererseits
das Kiissen der realistisch dargestellten eitemden Blutwunden des Gekreutzigten, wie es die
romische Kirche bei vielen siidamerikanischen Glaubigen uniersiiiizi, noch nicht in
Nordeuropa eingedrungen, aber ohne Frage ist der jammervoll Gekreuzigie zu jenem Mittel
geworden, mit dem Rom die Seel en seiner Anhanger zermiirbt und beherrscht.
Eine Deutsche Kirche wird nach und nach in den ihr iiberwiesenen Kirchen an Stelle der
Kreuzigung den lehrenden Feuergeist, den Helden im hochsten Sinn darstellen. schon fast alle
Maler Europas haben das Gesicht und die Gestalt Jesu aller jiidischen Rassenmerkmale
entkleidet. So verzerri durch Lamm-Gottes-Lehren sie auch ihren Heiland malen muBten, bei
alien GroBen des nordischen Abendlandes ist Jesus schlank, hoch, blond, steilstimig,
schmalkopfig. Auch die groBen Kiinstler des Siidens
[617] Fort mit dem Jesuitenstil!
haben fiir einen krummnasigen, plattfiiBigen Heiland kein Verstandnis gehabt. selbst in der
Auferstehung des Matthias Griinewald ist Jesus blond und schlank. Von der Brust der
Sixtinischen Madonna schaut der blonde Jesus "geradezu heroisch" in die Welt, gleich wie die
blauaugigen Engelskopfe aus den Wolken. Unser neuerwachendes Lebensgefiihl kennt das
Ideal des Flagellantentums nicht, eine echte Kreuzigung kann - wie bereits ausgefiihrt - heute
weder gemalt noch gemeiBelt noch gedichtet noch vertont werden. Der ganzen deutschen
Kiinstlerschaft, die heute sich an Spargel und Gurkenstilleben abmiiht, ist mit dem neuen
Reich eine ebenso groBe Aufgabe gestellt, wie dem Sorger um die deutsche Seele. Die
Kirchen und Gemeinden der Deutschen Kirche werden zu veranlassen haben, daB an den
altheiligen Wallfahrtsorten nach und nach die Bastardkunststiicke der Barockzeit jesuitischer
Pragung durch Gemalde und Standbilder des Lebensbringers ersetzt werden, daB nebenbei der
Gott mit dem Speer wieder erscheint, ferner Bilder, Spriiche des Meisters Eckehart und
anderer deutscher Prediger. Aus den Schiffen und von den Altaren der Deutschen Volkskirche
werden die Gipsgirlanden, die Blechstrahlen und alle jene Uberflutung unseres Lebens durch
den Plunder des Jesuitenstils und das spatere bastardische Rokoko verschwinden. Des
deutschen Baukiinstlers werden hier Aufgaben barren, nach denen sich schon Tausende
sehnen, die es miide sind, Kaufhauser und Bankpalaste zu bauen.
Am leichtesten laBt sich unsere Musik verwenden. In Bach und Gluck und Mozart und Handel
und Beethoven hat sich trotz kirchlicher Verse der heroische Charakter durchgesetzt. Aber
auch hier wird eine heute aufgabenlose zerflattemde Musik ein ungeheures Arbeitsgebiet
vorfmden, zugleich werden die kirchlichen Liederbiicher von Jehova-Liedem gesaubert
werden.
Von der religios-metaphysischen e i n e n inneren
[618] Das Symbol des Frontsoldaten
Umkehr wird also alles fiir die Zukunft unseres Lebens abhangen. Aus einem Zentrum heraus
wird sich ein alles iibersprudelnder Strom ergieBen, der die Seele des Predigers, des
Staatsmannes ebenso fruchtbar werden laBt wie die Phantasie des heute zentrumslosen,
deshalb fast wahnsinnigen Kiinstlers und Denkers.
Fahrt man heute durch deutsche Stadte und Dorfer, so kann man mit Freuden feststellen, daB
iiberall Gedenksteine und Heldenstandbilder errichtet worden sind. Der deutsche Feldsoldat
im Stahlhelm zeigt den Typus an. Inschriften auf den Sockeln nennen die Heldennamen,
Blum en und Kranze bezeugen die Liebe, welche das Andenken an die Toten umgibt ... Noch
haben wir alles selbst erlebt, noch kannten Millionen die Opfer des Weltkrieges personlich
mit all ihren ihnen anhaftenden Menschlichkeiten.
Noch konnten sie nicht in der Weise Gleichnis werden, wie sie es sind. Diese Kenntnis der
Menschlichkeiten der Einzelpersonlichkeiten wird aber nach und nach immer mehr
schwinden Das Typische der furchtbaren und doch groBen Zeit von 1914-1918 wird immer
starker und gewaltiger werden. schon das kommende Geschlecht wird in einem
Kriegerdenkmal des Weltkrieges ein heiliges Zeichen fiir das Martyrertum eines neuen
Glaubens erblicken. Es ist dies eine Entwicklung, die sich in alien Staaten Europas anbahnt.
Das Grab des "Unbekannten Soldaten" in Frankreich, Italien, England, ist zwar oft nur
Paradeplatz gewesen, ist aber doch zugleich bereits fur Millionen ein mystisches Zentrum
geworden ahnlich den deutschen Kriegerdenkmalern vom unbesiegten deutschen Soldaten. -
Eine ganze Anzahl franzosisch-klerikaler Blatter z.B. nennt diese neue mit Sorgen
beobachtete Verehrung unchristlich und befurchtet nicht mit Unrecht, daB der "Unbekannte
Soldat" die Stelle der Heiligen einnehmen konnte. Zwar hatte die unfehlbare Kirche einst
Johanna verbrannt und dann heilig gesprochen, sie
[619] Martyrer der Kirche und des Volkes
wird also auch den "Unbekannten Soldaten" bald als "katholisch" in Anspmch nehmen und
mit Weihwasser den Sinn einer seelischen Umkehr, den sie heute wittert, ebenso verfalschen
wie jede andere echt volkische Regung. Sie tat das bereits 1870-1871, als auch damals eine
Heldenverehrung einsetzte. Wird Deutschland wirklich erwachen und das Dorf sich Sonntags
nicht um Mariensaulen, sondem um Standbilder der deutschen Feldgrauen versammeln, dann
ist ein Trommelfeuer gegen diese "neuheidnische" Sitte sicher wie heute das Kreuz auf dem
Kirchturm.
Die Kirche hat jeden erschlagenen Missionar zum Martyrer gestempelt, zum Heiligen ernannt.
Selbst als der romische Jude Emmeran die Tochter des Bayernherzogs vergewaltigte und
deshalb von den Bayem erschlagen wurde, erklarte die unfehlbare Kirche dieses schmahliche
Ende als ein Sterben fiir den Glauben. Heute ist Emmeran ein Heiliger, der im frommen
Regensburg angebetet wird. Pflicht eines kommenden deutschen Geschlechts ist es aber, die
Namen jener, die bei Sturm und Wetter fiir des deutschen Volkes GroBe und Ehre stritten, nur
mit Ehrfurcht zu nennen und sie als das zu verehren, was sie sind Martyrer des volkischen
Glaubens. Hier, in diesem Winkel unserer Seele lebt auch die einzige Hoffnung, daB die
Volker Europas einst das Wesen der furchtbaren Katastrophen erkennen und die echten
Volksfiihrer einer spateren Zeit im Anerkennen des Kostbarsten, des Menschenblutes ihrer
Nation, sich iiberall bewuBt sein werden, daB ein Einsetzen dieses Letzten auch nur der
allerletzte Ausweg sein darf. Nicht die Achtung oder die Anerkennung irgendeiner
"Christlichkeit" oder des liberalen Pazifismus formt heute noch eine so starke Macht, um die
Seelen zu bannen, vielmehr herrscht der Geist und das Wort des romischen Legaten Aleander:
"Wir Romer werden dafiir sorgen, daB Ihr Deutschen Euch gegenseitig
[620] EhrbewuBter Frieden der Welt!
erschlagt und in Eurem Blut erstickt", heute ebenso wie vor 400 Jahren. ("Den Krieg hat
Luther verloren", sagte Benedikt XV. stolz zum jiidischen "Historiker" Emil Ludwig.) Nicht
die freimaurerische Humanitat mit ihrem verlogenen Handlerpazifismus vermag die
Grundlagen eines echten Friedenswillens abzugeben, da das "Geschaft" seine Handlungen
regiert. Nur die Anerkennung der Ehre bei Freund und Feind, beim unbekannten Soldaten
drauBen und beim toten unbesiegten Feldgrauen daheim, ist jenes Samenkom, welches den
Besten aller noch wertvollen Volker heute gemeinsam ist. Es hat iiberall zu sprieBen
begonnen; ob es aufwachsen wird, ist die Frage einer bangen Zukunft. Aber eines ist heute
schon klar: ausreifen wird der innere Mensch der Ehre nur dann, wenn er sich vom Unkraut
um sich herum befreit hat, das heute frech wuchert. Alle entarteten Machte sind mit aller
Kraft am Werke, diese Martyrer der Volksehre nicht zum Lebenssymbol einer deutschen
schoneren Zukunft werden zu lassen. Im Namen des Weltfriedens und der sogen christlichen
Demut saen sie Zwietracht oder versuchen durch einen verlogenen Pazifismus die echte
ehrbewuBte Friedensliebe zu toten.
Im Lebensgefiihl einer vergangenen Epoche lag es, daB es als Siinde gait, wenn ein Katholik
gegen den Katholiken die Hand erhob; eine spatere Zeit empfand es als natiirlich, daB die
Monarchen gegen die Republikaner zusammenzustehen hakten; das 19. Jahrhundert forderte
nach Millionen zahlende Arbeiterheere auf, selbst nicht im Namen des Staates die Waffen
gegen den Klassengenossen eines anderen Volkes zu ergreifen. Diese Werte sind alle
zerbrochen. Die Verehrung des fiir die Ehre seines Volkes streitenden Soldaten ist das neue.
soeben geborene Lebensgefiihl einer neuen Zeit. Im Namen dieser neuen Religion der
Volksehre kann jenes nordisch-europaische BewuBtsein erwachen (nicht im Er-
[621] Die Liebe als Kraft
kennen sogen, "gemeinsamer Wirtschaftsinteressen", mit dem die bastardischen "Pan-
Europaer" heute hausieren gehen), welches einst dem schwarzen Siiden und dem syrischen
Parasiten in gemeinsamer Front gegeniiberstehen muB, sollen nicht alle zugrundegehen. Hier
muB der Deutsche nun zu seiner herrlichen Mystik zuriickgreifen, sich die SeelengroBe eines
Meister Eckehart wieder erringen und erleben, daB dieser Mann und der feldgraue Held
unterm Stahlhelm ein und derselbe sind. Dann ist der Weg frei fiir eine deutsche
Volksreligion der Zukunft, eine echte Deutsche Kirche und eine einheitliche deutsche
Volkskultur.
Aus diesen Forderungen ergibt sich auch die Einschatzung des Wertes der Liebe. Wie im
ersten Buch ausgefiihrt, bedeutet sie keine typenschaffende Kraft ("Lieben kann man nur das
Individuelle", Goethe), sondem stand stets im Dienste eines anderen Wertes, wobei allerdings
die NutznieBer dieser schwachenden Liebes-Humanitatsidee - die romische Kirche, die
Hochfmanz - diese Tatsache abzuleugnen versuchten. Dieser auf Unterjochung der Seel en
ausgehenden Kraft wollen wir die Wahrhaftigkeit entgegenstellen und bewuBt die Liebe unter
die typenschaffende Kraft der Ehre-Idee stellen. Dadurch erhalt aber gerade die Liebe den
Charakter des Aufrechten, Echten, starken.
An stelle der Liebe zur Unterwerfung wird - auf eine Formel gebracht - die Liebe zur Ehre
stehen. Nun kommt aber als Wichtigstes folgendes hinzu: einer freiwillig auf der Idee der
National- und Rersonkichkeitsehre aufgebauten Deutschen Volkskirche werden sich
selbsttatig nur jene Menschen anschlieBen - gleich welcher Kirche sie angehoren - welche
auch auBerlich vorwiegend nordisch bedingt sind. Das gleiche, was sich heute
[622] Jesus als Herr
bereits bei der freiwilligen Reichswehr beobachten laBt, wiirde sich im veredelten Sinne bei
der religiosen Wiedergeburt wiederholen. Eine opfernde Liebe wiirde in diesem Falle eine
Gehilfm sein des aufziichtenden Seelenadels, damit zugleich aber in dem Dienste einer, wenn
nur von auBen angefaBt, sonst nie zu erreichenden Wiedervemordung des deutschen Volkes
stehen.
Und jetzt diirfen wir wohl auch sagen, daB die Liebe Jesu Christi die Liebe eines seines
Seelenadels und seiner starken Personlichkeit bewuBten Mannes gewesen ist. Jesus opferte
sich als Herr, nicht als Knecht. Von dem " Adel der Seele" ging auch sein groBter Nachfolger,
Meister Eckehart, aus, dessen Liebe im Dienste dieses Wertes gleichfalls eine starke,
bewuBte, durchaus unsentimentale war. Diese Liebe diente nicht in "schlotternder Furcht",
wie es Ignatius forderte, sie diente nicht einem System der Seelenknechtung und
Rassenvemichtung, sondern sie diente einzig und allein der ehrbewuBten Freiheit. Und auch
Martin Luther wuBte nur zu gut, was er sagte, als er kiirz vor seinem Tode schrieb: "Diese
drei Worte, frei - christlich - deutsch, sind dem Papst und romischen Hofe nichts denn eitel
Gift, Tod, Teufel und Holle: er kann sie nicht leiden, weder sehen noch horen: da wird kein
anderes aus, das ist gewiB*."
Man hat das Wesen des Germanen in seiner Treue erblicken wollen; natiirlich meinte man
damit nicht die Leichnams-Treue des Loyola, wohl aber die Treue zum "selbstgewahlten
Herren". Nun haben in der Geschichte tatsachlich viele Germanen sich fremde Herren
gewahlt und ihnen "treu" gedient: als Soldaten, Philosophen, Kirchenlehrer. Wir werden diese
Manner heute nicht als treu,
* Wider des Papsttum zu Rom vom Teufel gestiftet, 1545, IV, 124.
[623] Herders "Religion Jesu"
sondern als fahnenfliichtig bezeichnen. Treu ist nur, wer seiner eigenen Freiheit treu bleibt.
Viele haben dies innerhalb der noch nicht erstarrten Kirche vermocht, wenn auch fast alle
GroBen unter ihnen mit Kerker, Gift und Dolch bedroht wurden; seit der Herrschaft des
Jesuitismus aber kann kein nordischer Mensch bewuBt Germane und zugleich Anhanger des
Loyola sein. "Das eine iiber alles: sei dir selber treu", gilt allein, wenn eine innere und auBere
deutsche Wiedergeburt erfolgen soil; die "Ehrfurcht vor uns selbst", wie sie Goethe forderte,
"eins mit sich selbst" sein, wie es Meister Eckehart lehrte und lebte. Ehre und Freiheit sind
Ideen, die Treue eine Betatigung. Ehre auBert sich in fireier Treue zu sich selbst.
Ich glaube ganz genau zu wissen, welche Kampfe im religiosen Leben durch den Gedanken
einer Deutschen Nationalkirche heraufbeschworen werden. Aber eines glaube ich ebenfalls zu
wissen: daB das schon seit Jahrzehnten vor sich gehende suchen von Hunderttausenden das
Erwachen eines neuen echten Lebensgefuhls ankiindigt, daB diese Menschen der alten platten
Skepsis miide sind, iiber das individuelle Erlebnis hinaus aber auch nach einer Gemeinsamkeit
suchen. Nie sind aber in der Weltgeschichte alte Formen dadurch erneuert worden, daB sich
Gehalt und Gestalt der einen Wesenheit einfach der Erscheinung einer schon bestehenden
anderen eingliedert, vielmehr muBten beide durch eine Zusammenschau iiberwolbt, vereinigt
werden. Man muB das letzte, bereits halb aus der Ewigkeit stammende Werk H. St.
Chamberlain "Mensch und Gott" lesen, um klar zu begreifen, was vorgeht: es ist das suchen
nach einem unmittelbaren Weg zur Personlichkeit Christi. Herder forderte einst, daB die
Religion an Jesum zu einer Religion Jesu werde. Gerade dies erstrebte Chamberlain. Ein
ganz fireier Mann, der iiber die Gesamtkultur unserer Zeit innerlich verfiigt, hat
[624] Aufgabe der Schule: Chararterbildung
das feinste Gefiihl fiir die groBe iibermenschliche Einfalt Christi gezeigt und Jesus als den
dargestellt, als der er einst erschienen war: als Mittler zwischen Mensch und Gott.
Um zu ihm zuriickzufmden, muB ein groBes seelisches Ringen ausgekampft werden, wollen
wir nicht an innerer Unwahrhaftigkeit ersticken und jammerlich zugrunde gehen: das
Vonsichweisen der fremden Propheten und das Ergreifen jener Menschenhande, die sich um
die Hebung der schonsten Eigenschaften der germanischen Seele verdient gemacht haben.
Der Mythus des romischen Stellvertreters Gottes muB hierzu ebenso iiberwunden werden wie
der Mythus des "heiligen Buchstabens" im Protestantismus. Im Mythus von Volksseele und
Ehre liegt der neue bindende, gestaltende Mittelpunkt. Ihm zu dienen ist Pflicht unseres
Geschlechts. Die neue rettende Gemeinschaft begriinden wird wohl erst ein spateres ...
Wird ein Staatsmann der deutschen Zukunft alien religiosen Regungen seines Volkes
ungeachtet personlicher Bekenntnisse mit groBter Behutsamkeit gegeniiberstehen und
moglichst jeden Eingriff in das Ringen vermeiden, so erfordert die schule eine durchaus
andere, positiv umgrenzende, zielstrebige und nachdriicklich vertretene Haltung. Die
allererste Aufgabe der Erziehung ist nicht technische Wissensvermittlung, sondern
Charakterbildung, d. h. Starkung jener Werte, wie sie zu tiefst im germanischen Wesen
schlummern und sorgfaltig hochgeziichtet werden miissen Hier hat der Nationalstaat ohne
jeden KompromiB die Alleinherrschaft zu beanspruchen, will er bodenverwurzelte
Staatsbiirger erziehen, die sich einst bewuBt sein sollen, wofiir sie im Leben kampfen, zu
welcher Ganzheit von Werten sie ungeachtet aller Einzelziige gehoren.
[625] Konfessionskonflikte in der Schule
Das einzige geistige groBe Chaos des heutigen Lebens ist die Folge des hemmungslosen
Ringens Dutzender von Gedankensystemen um die Vorherrschaft: des blutlos-
humanistischen, welches durch Femblicke in die Vergangenheit und schematiche
Gedachtnisschulung den echten Auftrieb des Lebens drosselte; des realistischen, das dem
Zeitgeist der liberalistischen Technik ihre Tribute zollt; neuerdings die starker werdenden
kirchlichen Versuche, die Schulaufsicht wieder an sich zu reiBen.
Wir haben also genau so viel Schultypen wie es auf verschiedene Werte als Hochstwerte
begriindete Systeme gibt. Da stehen die Konfessionsschulen, die heute alten Ernstes auch
Geographic und Mathematik auf Grund ihrer alttestamentlichen Offenbarungen lehren wollen,
wenngleich sie doch zomerfiillt zugestehen miissen, daB gleich nach ihrer "religiosen"
Darstellung der Jahwe-Schopfung aus dem Nichts und der Arche Noah und den beriihmten
6000 Jahren der Weltschopfung die Ewigkeit des Weltalls verkiindet wird und Millionen
Jahre der Erdbildung als Vorbedingung unseres Erdendaseins behauptet werden*. Der
Grundsatz der freien Forschung hat nun aber das beste Blut Europas gekostet gegeniiber einer
Kirche, die in anmaBender Beschranktheit auch heute noch rein verstandesgemaB eben durch
den Verstand iiberwundene Dinge als "Ewige Wahrheit" zu predigen wagt und trotz ihrer
"naturwissenschaftlichen Gelehrten" nur das eine beweist, daB nicht der nordische
Forschungsdrang nach Wahrheit oder Erkenntnis das Handeln regiert, sondern ein langst
innerlich erledigtes, uns feindliches Zwangsglaubenssystem. Das Heer romisch-kirchlicher
Wissenschaftler verfolgt nur den einen Zweck, die Naturwissenschaft, iiberhaupt alle
Wissenschaft, dem alten Aberglauben.
* Der Jesuit Kathrein fordert offen konfessionelles Rechnen und Schreiben. (Kirche und
Volksschule.)
[628] MaBftabe einer neuen Geschichtsschreibung
Seele von Roger Bacon iiber Leonardo, Galilei, Kopernikus. Aber iiber die Forderung der
Freiheit des Forschens ist er nicht zu einem positiven Kern durchgestoBen. Letzten Endes aber
bestimmte - selbst ungewollt - ein Grundsatz auch die Lehrfreiheit des liberalisierenden
Zeitalters: das Dogma, daB jedem das Gleiche gemaB sei und daB alle Form nichts als
Schranke und Entwicklungshemmung darstelle.
Diese "voraussetzungslose" Wissenschaft geht heute einem tragischen Ende entgegen,
nachdem sie selbst die unheilvollste Voraussetzung zu unserem rassischen Niedergange
geschaffen hatte. Die anfangs skizzierte Auffassung der Weltgeschichte als Rassengeschichte
ist die heutige Absage an diese untergehende Lehre der Humanitas. Auch hier steht der
Gedanke deutscher Erneuerung als klar bewuBte und in sich selbst gegriindete Forderung dem
romischen und liberalen gegeniiber. Er vemeint die angebliche voraussetzungslose
Erkenntnis, er bekampft den Hysteric ziichtenden Aufruf der Einbildungskraft, er erkennt
bewuBt den seelisch-rassisch bedingten Willen als Urphanomen und Voraussetzung seines
ganzen Daseins an. Und er fordert die Wertung von Vergangenheit und Gegenwart nach der
Beurteilung, ob dieser allein kulturfchaffende Wille durch geschichtliche Ereignisse oder
Personlichkeiten gestarkt oder geschwacht worden ist. Nicht danach wird heute mehr gefragt,
ob adamitische "Erbsiinden" durch Erkenntnisse gefahrdet werden, nicht danach wird die
GroBe Friedrichs gemessen, ob er Macht errang, sondern daran, ob er und seine Taten
Meilensteine waren auf dem Wege zu deutscher GroBe. Darum fordert bereits unser heutiges
Geschlecht, bei aller Gewissenhaftigkeit den Tatsachen gegeniiber, eine neue Wertung
unserer Vergangenheit, sowohl was politische, als auch was Kulturgeschichte anbetrifft.
Daraus ergibt sich aber auch die Ablehnung der bisher iiblichen, nach jeder Richtung
unbeschrankten Lehrfrei-
[629] Eine neue Ahnenreihe der Geister
heit fiir alle Berufe. Freiheit der Forschung bleibt natiirlich als unverlierbare Errungenschaft
im Kampf gegen Syrien und Rom erhalten. Auf alien Gebieten. Auch Geschichte, auch
Schwachen unserer GroBen sollen nicht vertuscht werden, aber das iiber sie hinausragende
Ewige, Mythische soil mit suchender Seele herausgefiihlt, gestaltet werden. Es wird dann eine
Geisterreihe entstehen von Odin, Siegfried, Widukind, Friedrich II. dem Hohenstaufen,
Eckehart, dem von der Vogelweide, Luther, Friedrich dem Einzigen, Bach, Goethe,
Beethoven, Schopenhauer, Bismarck. Fernab von dieser seelisch-rassischen Linie deutscher
Seelenentwicklung stehen fiir uns die Institoris, Canisius, Ferdinand II., Karl V., fernab liegen
werden einst auch die Ricardo, Marx, Lasker, Rathenau. Dieser neuen Wertung zu dienen ist
die schule des kommenden Deutschen Reiches berufen, es ist ihre vomehmste, wenn nicht
einzige Aufgabe in den kommenden Jahrzehnten zu wirken, bis diese Wertung zur
Selbstverstandlichkeit fiir alle Deutschen geworden ist. Diese schule harrt aber noch eines
groBen Lehrers der deutschen Geschichte mit dem Willen zu einer deutschen Zukunft. Er wird
kommen, wenn Mythus Leben geworden ist.
Steht somit deutsche Vergangenheitswertung im allgemeinen feindlich der romischen und
jiidisch-liberalen gegeniiber, so erst recht die Wertung des groBen Einzelmenschen. Hier im
Schutz der deutschen GroBen liegt das wichtigste Eingriffsrecht des Volksstaats in die Schule.
Man muB sich dariiber im klaren sein, daB das romische weltanschauliche System, das
auBerhalb aller volklichen Werte sein Schwergewicht besitzt, auch die groBte Verkorperung
der Nation, das Genie, in einem ganz besonberen Licht erblicken muB. Es wird nur den alien
[630] Rom beschimpft Kant
Seelengeboten Fremden merkwiirdig beriihren, wenn er erfahrt, daB der jesuitische
Schriftsteller Th. Meyer einen Immanuel Kant - ausgerechnet den erhabensten Lehrer der
Pflichtidee - als eine "Quelle des sittlichen wie des religiosen Verderbens fiir Staat und
Gesellschaft" hinstellt. Sein Ordensgenosse H. Hoffmann erklart, Kant habe die Aufgabe,
wahre Wissenschaft zu begriinden, "in keiner Weise" gelost; wobei es kostlich ist, solche
Worte aus dem Munde eines Vertreters einer Weltanschauung zu vemehmen, die alle
Wissenschaft unterdriickt hat, wo sie iiber geniigend Macht verfugte. Noch folgerichtiger ist
K. Kempf, S. J., der verkiindet: "Kant hat das Vertrauen auf unsere Denkfahigkeit
erschiittert." Ganz deutlich wird der fuhrende Jesuit T. Resch, der sich erdreistet, Kant mit
einem "Pesthauch" zu vergleichen, der das ganze Leben der Nation vergifte und dessen
Denken "Tauschung und Humbug" sei, wahrend Cathrein, S. J., betont, Kants
Sittlichkeitslehre untergrabe die Grundlage jeder sittlichen Ordnung, und Brors, S. J., die
Deutschen davon zu iiberzeugen versucht, daB kaum ein anderer Mann "unserem Vaterlande"
so sehr geschadet habe wie gerade Kant. Nach dem von den gesamten irregeleiteten
Katholiken verehrten Pater Duhr ist der Kantsche "Tugendheld nichts weiter als der
moralisierende Nihilist", eine systematische Denkarbeit miiBte den "Zauber Kants" brechen,
die Weltanschauung des "abstandigen, marastischen Alten von Konigsberg".
DaB die kirchlich-romischen Schriftsteller in Martin Luther einen "Schandfleck
Deutschlands", ein "Schwein Epikurs", einen "infamen Apostaten" erblicken, oder ihn gar
eine "unflatige Sau", "Nonnenschander" und "Sauriissel" nennen (Vetter, S.J.), mag
angesichts der kirchlichen Kampfzustande hingehen; aber erschiitternd ist es, feststellen zu
miissen, daB bis in unsere Zeit hinein fuhrende kirchliche Schriftsteller sich auch jetzt noch
mit der
[631] Roms Kampf gegen Goethe
Beschmutzung Goethes beschaftigen. Der fuhrende Jesuit Meschler tobt gegen die
"heidnische, gottlose Literatur", die als "nationale Bildung" empfohlen werde und gegen die
"sogenannten groBen Klassiker"; DoB, S. J., ist emport iiber die Anschauung, man habe keine
Bildung, wenn man Goethe und Schiller nicht kenne, doch sei "dem Idol die Larve
abgenommen", was Goethe und "noch manchen Modegotzen" zertriimmem werde. Am
tollsten treibt es der groBte "Kunstkritiker" des Jesuitenordens, der Schweizer Baumgarten,
welcher zwei niedrige Pamphlete gegen das deutsche Weimar in die Welt hinaussandte.
Diesem Herrn ist Schiller ein "Brotliterat", der "nach pikanten Geschichtsstoffen
herumstobert, um seine , Revue' zu fiillen und sein Honorar zu verdienen". Goethe erscheint
als hochst mittelmaBiger Fragmentesammler, vom "Faust" hat Baumgarten nur begriffen, daB
sich sein "ganzes Sinnen und Trachten" nur um Gretchen und Helena drehe. Goethes iibrige
Dichtung wird zur "Verherrlichung des allergewohnlichsten Erdentreibens..., torichter
Theaterabenteuer ..., sinnlicher GenuBsucht" des "egoistischenHalbgotts", des
"geheimnistuerischen Greises", der eine "Gefahr fiir Religion und Sitte" bedeute. Daraus
ergibt sich fiir den Jesuiten die Folgemng, daB Goethes Schriften eigentlich im Umlauf
beschrankt werden miiBten, wobei die Schule sich am "Goethe-Kultus" nicht beteiligen diirfe:
"sage man statt jener unaufhorlichen Machtspriiche es der Jugend offen heraus, wie tief
Goethe als Mensch steht, wie hohl und oberflachlich seine Weltanschauung, wie unsittlich
und verderblich seine Lebensgrundsatze waren ..." "Jiinglinge und Manner werden einen
Werther, Wilhelm Meister und Faust nicht mehr als Typen echten deutschen Geistes nehmen,
sondern als dichterische Gestalten einer sittlich sehr herabgekommenen Zeit." Auf diese
ebenso bornierte wie niedertrachtige Weise wird aus der groBten Kulturkraft unter
jesuitischen
[632] "Der Nationalgeist, ein pestbringender Wind"
Fingem der "einstige Jahrmarktschreier von Plundersweiler", Weimar iiberhaupt fiir den
Jesuiten Diehl ein "Pfiihl von Schmutz".
Dieser ganze Kampf richtet sich instinktiv, bewuBt und durch Jahrhunderte alte Zucht
eindeutig eingestellt, planmaBig gegen die groBen artverbundenen Personlichkeiten eines
Volkes, um diesem die Leitsteme seines Lebens auszuloschen, ihm seine eigenen Ideale zu
rauben, den FluB seiner organischen Lebenskraft zu unterbinden. Die Worte des jesuitischen
Ordensgenerals Nickel aus dem 17. Jahrhundert, daB der Nationalgeist ein fremder,
bosartiger, pestbringender Wind sei, ist heute noch die Grundiiberzeugung nicht nur des
Jesuitismus, sondern der romischen Kirche iiberhaupt, wenn sie diese angesichts des
nationalen Erwachens auch nicht immer durchzusetzen vermag. "Er (der Nationalgeist) -
erklart Nickel im Rundschreiben an seinen ganzen Orden am 16. November 1656, also
wenige Jahre nach AbschluB des unseligen 30 jahrigen Krieges - ist der geschworene und
erbittertste Feind unserer Gesellschaft; vor ihm sollen wir mit ganzer Seele, mit ganzem
Gerniite zuriickscheuen ... DaB dieser Pestgeist ausgetilgt werde, sollt ihr Euch durch Bitten,
Ermahnungen bemiihen." Am Ende des 19. Jahrhunderts erklarte der beriihmte romisch-
katholische Schriftsteller Carhrein: "Zu den unriihmlichsten Errungenschaften unserer Zeit
gehort das Nationalitatenprinzip", wahrend in den Jahren des "Heils" 1920-1928 der deutsche
Nationalismus vom„ deutschen" Kardinal Faulhaber als "groBte Haresie" gekennzeichnet
wurde wie auch auf dem Katholikentag zu Konstanz 1923 und in der ganzen romischen, bloB
deutsch geschriebenen Presse Der Miinchener Pfarrer Dr. Monius rundete unterm Schutz aller
seiner Oberen diese Anschauung in einem Satz ab: "Katholizismus bricht jedem
Nationalismus das Riickgrat"*.
* Paris, Frankreichs Herz. "
[633] Das Ringen um die Muttersprache
Es stehen diesen niederziehenden Kraften aber heute doch schon unbeirrbare Seelenmachte
gegeniiber, so daB auch an die Uberwindung dieses Rassenchaotischen einmal bewuBt
geschritten werden kann, wenn wir wach bleiben und nie, nicht einen Augenblick vergessen,
daB alles, aber auch alles, was wir als Volksgesittung im weitesten Sinne begreifen, diesen
Machten in jahrhundertelangem Kampf abgerungen werden muBte, weshalb die Erregung des
Volkerchaos und seiner Organisationen begreiflich wird. Ich sage alles: bis hinab zu der
Wurzel: der Muttersprache. In den Satzungen der Jesuiten lesen wir:"Der Gebrauch der
Muttersprache in alien die Schule betreffenden Dingen sei niemals gestattet ..." Wo immer
sich diese zarteste Regung einer Volksseele bemerkbar machte, da trat Rom ihr entgegen:
bmtal, wenn es an der Macht war, scheinbar duldsam-nachgebend, wenn es sich schwach
fiihlte. Als Rom spater seine Forderungen Zuriickschrauben muBte, versuchte der Orden 1830
wenigstens die Poesie (!) auszuschalten und das zu einer Zeit, da die deutsche Klassik bereits
vorlag und ein Goethe nahe dem Grabe war. 1832 - nach 250-jahrigem Kampf- gestattete die
"Studienordnung" der Jesuiten die Lehre der Muttersprache, gezwungenermaBen, um nicht
ganz verdrangt zu werden. Aber auch hier sei bemerkt, daB, wie Hoensbroech feststellt, die
neueste amtliche Ausgabe der Satzungen (Florenz 1892/93), welche auch die
"Studienordnung" enthalt, die wenigen Verbesserungen von 1832 nicht aufgenommen hat.
Amtlich besteht also die Ordnung von 1599 noch zu recht und Konkordate,
Reichsschulgesetze usw. sind dazu bestimmt, die deutsche Schule erneut in eine Brutstatte des
brodelnden Volkerchaos zu verwandeln, und der fiihrende Jesuit Duhr lieB sich das Wort
entschliipfen: "Dies blieb fortan Grundsatz: Einiibung der Muttersprache ist empfehlenswert;
aber ein eigenes Schulfach soil nicht daraus gemacht werden ..."
[634] Die totale Nationalschule!
Diese Beispiele zeigen die Notwendigkeit der kompromiBlosen Entscheidung in der
Schulfrage. Bei aller Duldsamkeit gegeniiber Glaubensformen hat kein einziger deutscher
Staatsmann das Recht, die Erziehung der Jugend einer Kirche zu iibergeben, denn die Folgen
dieses Nachgebens ware die - zunachst vorsichtige, dann immer starker hervortretende -
Zuriickdrangung der groBen Personlichkeiten des deutschen Volkstums, ware gleichbedeutend
mit der Entwertung der Schopfer unserer Kultur, soweit diese nicht im Dienste einer Kirche
gestanden haben. Die Unterstiitzung der katholischen Erziehungsforderungen durch den
Protestantismus zeigt, daB dieser - nur auf seine Gebiete achtend - sich der Gefahr fiir das
Gesamtdeutschtum gar nicht bewuBt ist und die kirchlichen Interessen blindlings gegen die
deutschen vertritt. Der Mensch ist nichts "an sich", er ist Personlichkeit nur so weit als er
geistig-seelisch eingefiigt ist in eine organische Ahnenreihe von Tausenden von
Geschlechtern. Dieses BewuBtsein starken, begriinden und somit den Willen ziichten, die
erfahrenen Werte welter zu vererben, fiir das Ganze zu kampfen, das ist Aufgabe des Staates,
der nur dann durch Befolgen dieser Erkenntnis echte Biirger erziehen kann. Dieses Urgefiihl
metaphysisch untermauern, den Fehlenden trosten und die Seele starken, das soil Aufgabe des
Geistlichen sein. Eine Aufgabe, die hochstes Menschentum fordert, die so groB ist, daB sie
auch das Leben der groBten Personlichkeit auszufiillen vermag. Da aber bei vielen
Menschlichkeiten die Prediger jeder Konfession dazu gedrangt werden, ihren Teil iiber das
Ganze herrschend machen zu wollen, so darf man sie der Versuchung auf Einwirkung in die
Gesamtschau des Volksbiirgers nicht aussetzen. Um so weniger wenn unter ihnen Vertreter
von Systemen sich befmden, die die GroBen des Deutschtums grundsatzlich herabzuwiirdigen
bemiiht sind.
Alle anderen Schulstreitigkeiten und Probleme, so wichtig
[635] Schutz dem germanistischen Ideal!
sie sind, konnen hier unberiicksichtigt bleiben. Nur kann zusammengefaBt noch so viel gesagt
werden: der heutige Streit um die Schule hat dieselbe Ursache wie das Ringen um die Politik:
wir haben kein Bild des Deutschtums mehr. Das Ergebnis aller alten Parteien konnte deshalb
auch nie eine deutsche schule sein, sondern ein unschopferisches KompromiB zwischen
Katholizismus, Protestantismus und Judenliberalismus, d. h. geistige Aufteilung des Volkes.
Der Streit um die schule hat wohl am klarsten den ganzen Zusammenbruch unserer Zeit
offenbart, zugleich aber auch die Berechtigung des germanistischen Ideals erwiesen, das
keinen KompromiB anerkennen kann, sondern die eigene Vorherrschaft fordert. Konfessionen
sind nicht Zweck an sich, sondern wandelbare Mittel im Dienste des nationalistischen
Lebensgefiihls und der germanischen Charakterwerte. sind sie dies nicht, so beweist dieser
Zustand die Krankheit der Volksseele.
Konfessionen sind bisher Schablonen gewesen, die ihr So-sein dem lebendigen Dasein der
Volker aufzupragen bemiiht waren. Daher die seelischen Kampfe. Diese werden nicht friiher
aufhoren, als bis die Volker als BewuBtseinswerke verschwunden sind und die kirchlichen
Bekenntnisse gesiegt haben, oder bis das volkische Dasein seine Lebensgesetze den Kirchen
aufgezwungen hat. Im ersten Fall kann man auf jegliche arteigene Lebensform verzichten. Im
zweiten Falle wird eine echte Gesittung beginnen.
Die Ablehnung des germanistischen Ideals in Deutschland ist nackter Volksverrat. Eine
spatere Zeit wird dieses Verbrechen auf die gleiche Stufe mit Landesverrat wahrend des
Krieges stellen. Es ist deshalb kein Wunder, daB die Parteien, die den Landesverrat von 1918
begingen, auch den Volksverrat auf ihre schwarzen und roten Fahnen geschrieben hatten.
[636] Kultur- und Machtwille
Voraussetzung jeglicher deutscher Erziehung ist die Anerkennung der Tatsache, daB nicht das
Christentum uns Gesittung gebracht hat, sondern daB das Christentum seine dauemden Werte
dem germanischen Charakter zu verdanken hat. (Ein Grund, warum es in manchen Staaten
diese Werte nicht aufweist.) Die germanischen Charakterwerte sind deshalb das Ewige,
wonach sich alles andere einzustellen hat. Wer das nicht will, verzichtet auf eine deutsche
Wiedergeburt und spricht auch sich selbst das seelische Todesurteil. Ein Mann aber oder eine
Bewegung, welche diesen Werten zum vollkommenen Siege verhelfen wollen, haben das
sittliche Recht, das Gegnerische nicht zu schonen.
Sie haben die Pflicht, es geistig zu iiberwinden, es organisatorisch verkiimmern zu lassen und
politisch ohnmachtig zu erhalten. Denn wird aus einem Kulturwillen kein Machttrieb, so
sollte er iiberhaupt keinen Kampf beginnen.
Der Mythus des 20. Jahrhunderts
Alfred Rosenberg
[637] bis [677]
VI. Ein neues Staatensystem
1.
Die groBe Wei tr evolution, die im August 1914 begann und auf alien Gebieten alte Gotter und
Gotzen stiirzte, hat nicht nur das geistige und innerpolitische Leben eines jeden Volkes
durcheinander geworfen, sondern auch die Grenzziehungen der Vorkriegszeit einmal fiir
immer weggewischt. Die vorlaufige Regelung in Versailles, welche im Juni 1919 von
Vertretem einer Undeutschen Unterwiirfigkeit als bindendes Gesetz der Weimarer Republik
anerkannt wurde, hemmt nicht, sondern beschleunigt den organischen FluB der sich
neugestaltenden Welt. Die gewaltsame Verringerung des deutschen Lebensraumes zwingt wie
eine Schicksalsmacht alien Deutschen ihr uraltes Lebensproblem mit verdoppelter Kraft zur
endlichen Losung auf. Man wollte es in liberalisierender Feigheit vor 1914 nicht sehen und
verwandelte in handlerischer Kurzsichtigkeit ganz Deutschland in eine einzige Maschine, so
daB landerweise mehr Schlote zum Himmel starrten als Baume wuchsen. Alles, urn die
hungrigen wachsenden Millionen ZU emahren, jedoch ohne den ernsten Willen, ihnen den
Acker zu erobern, wo sie ihr eigenes Brot aussaen konnten. Die Schicksalsfrage nach
Lebensraum und Brot wurde friiher durch die Niedersachsen mit dem Schwert gelost, welches
vor dem Pflug geschwungen wurde, aber die spater internationalisierten Nachkommen dieser
Ritter und Bauem vergaBen bei der Predigt der "wirtschaftsfriedlichen Durchdringung" der
Welt, daB sie selbst nicht waren, waren sie nicht die NutznieBer des deutschen Schwertes
[638] Keine franzosische Hegemonic!
gewesen. Heute hilft kein Versteckspiel mehr, kein schwachlicher Hinweis auf "innere
Siedlung" als alleinige Rettung, da dadurch wenig am Gesamtschicksal der Nation geandert
wird, heute hilft nur der in zielbewuBte Tat umzusetzende Wille, Raum zu schaffen fur
Millionen kommender Deutscher. Das fordert Charakter. Das fordert die Erkenntnis, daB,
solange Frankreich derartig machtpolitisch gegen uns g e b i e t e t, es kein Bliihen des
deutschen Volkes geben kann. Diese Spannung kann nur durch eine weitsichtige europaische
Politik gelost werden. Verzichtet Deutschland darauf, den Willen seiner Gesamtheit auf den
einzigen Punkt einzustellen: Lebensraum, politische Freiheit, so versinkt auch OstpreuBen im
blutigen Sumpf, so riickt von Ost und West der Feind immer naher an das Herz des
germanischen Wesens. Deshalb besteht die erste Forderung einer deutschen Politik in der
Forderung eines w a h r e n Friedens gegen den Unfriedensvertrag von Versailles und seine
Folgen. Das aber erst wird auch die echten Ansatze von Verstandigungsbereitschaft bei den
anderen Volkem erweisen.
Es ist dabei schon rassenpolitisch hochst wichtig, zu betonen, daB der heute das franzosische
Leben bestimmende Typus fast nichts mehr mit dem Typ des alten Frankreich zu tun hat,
sondern als Nachkomme einer anderen Rassenschicht (der ostisch-rundkopfigen) gegeniiber
der friiheren (nordisch-westisch-langschadligen) zu gelten hat. Der Franzose Vacher de
Lapouge hat das schon langst festgestellt und kommt zum SchluB, die Gemiitsart des heutigen
Franzosen eine ganz andere als die der Vergangenheit: "Dies zeigt sich", sagt Lapouge, "in
den geringsten Einzelheiten. Es geniigt die Poesie des Tingeltangels, eine wahre Neger-
poesie, mit der volkstiimlichen Dichtung des Mittelalters zu vergleichen, um sich den
geistigen Riickschritt klar zu machen." "Es ist das erste Mai in der Geschichte, daB ein
[639] Die Gefahr Afrikas
mndkopfiges Volk zur Herrschaft gelangt ist. Die Zukunft allein kann lehren, wie dieser
merkwiirdige Versuch ausfallen wird." Die Ideen der Demokratie sind die Ideen der friiher
durch die nordische Rasse (zu der Nordfranzosen, Germanen, Slaven gehoren) beherrschten
ostlichen. Sie siegten 1789, 1871 in Frankreich, 1918 offen in Deutschland. Der Kampf der
deutschen Emeuerung ist ein Kampf fiir die Geltung des germanischen Helden- gegen den
demokratischen Kramergedanken, ein Kampf fiir die europaische Rassenkraft und ihre
Freiheit. Die Besten eines jeden Volkes haben alle Ursache, allein aus Selbsterhaltung heraus,
den gleichen Kampf im Rahmen des eigenen Volkstums aufzunehmen.
Schon allein dank der mit Hilfe ganz Afrikas das Abendland bedrohenden Politik des
franzosischen Parlaments erscheint das heutige politische Paris als eine Gefahr ersten Ranges
fiir das ganze Europa. Als sich die griechischen Staaten einst befehdeten, holten sie sich
immer neue Sklavenheere aus Kleinasien und Afrika. An diesen Sklaven, weniger am
politischen Kampf untereinander, sind Hellas' Stamme zugrunde gegangen.
Dieser fremdbliitige Einbruch war beim Versinken des nordischen Blutes damals in Rom
gepaart mit dem Gedanken eines rasselosen Weltreiches. Heute entsteht nach dem Chaos des
Weltkrieges und des Gedankens der Weltrevolution die Idee eines rasselosen Pan-Europas.
Der lauteste Prediger dieses Gedankens, Graf Coudenhove-Kalergi, ist zum Teil
"europaischer" und zu anderen Teilen japanischer Herkunft. Er ist also der gegebene Mann,
die alte Forderung einer Niedergangsepoche nach einem rasselosen Einheitsstaat zu
verkiinden. Zudem anerkennt die Pan-Europa-Bewegung den gegenwartigen Status quo, d.h.
auf deutsch, sie anerkennt die Vorherrschaft des franzosischen Bajonetts und seiner kleinen
ostlichen
[640] Europa gegen Pan-Europaer
Verbiindeten iiber das erwachende Europa. Pan-Europa sollte somit eigentlich heiBen: Franco-
Judaa. Dazu lehnt Pan-Europa England ab, bezieht aber Indochina und alle afrikanischen
Kolonien Frankreichs ein.
Europas Staaten sind alle von nordischen Menschen gegriindet und erhalten worden. Dieser
nordische Mensch ist durch Alkohol, Weltkrieg und Marxismus teilweise zerfetzt, teilweise
ausgerottet. Es ist klar, daB die weiBe Rasse ihre Stellung in der Welt nicht zu halten vermag,
wenn sie nicht in Europa Ordnung geschafft hat. Daraus ergibt sich nun eine Forderung, die
millionenfach als notwendig empfunden wird und die so manche Erfolge der
"paneuropaischen" Propaganda erklarlich macht: auBenpolitische Sicherung des europaischen
Festlandes. Aus diesem organisch richtigen Gedanken ergibt sich aber der genau umgekehrte
SchluB, als ihn die "Pan-Europaer" vom Kurfiirftendamm und in den Logenklubs
verschiedener Staaten gezogen haben. Um Europa zu erhalten, sind in erster Linie die
nordischen Kraftquellen Europas wieder lebenbig zu machen, zu starken: das heiBt also
Deutschland, Skandinavien mit Finnland und England. Umgekehrt muB der EinfluB
Frankreichs, das im Siiden bereits ganz mulattisiert ist, derart eingestellt werden, daB es nicht
mehr zum Aufmarschgebiet der Afrikaner wird, was unter heutigen Umstanden in steigendem
MaBe der Fall ist. Es ist notwendig, daB die genannten nordischen Reiche - dazu noch die
U.S.A. - diese Voraussetzung ihres eigenen kraftvollen Daseins erkennen. Das wiirde auch
einen sonst unvermeidlichen Konflikt zwischen der Republik des anmarschierenden schwarz-
weiBen Frankreichs und Deutschland unnotig machen und jenes seinem selbstgewahlten
Schicksal iiberlassen, ohne ganz Europa bedroht, vergiftet zu haben.
Im iibrigen hatte ein einsichtsvolles Franzosentum es selbst in der Hand, eine Gesundung
seines Landes herbeizufiihren. Zwar nicht mehr auf Grund einstiger nordischer
[641] Von West nach Ost!
Uberliefemngen, wohl aber seiner alpin-westisch-rassischen Eigenart gemaB: wenn es in
Erkenntnis der biologischen Natumotwendigkeit auf Vorherrschaft in Europa verzichtet,
Polen, die Tschechoslowakei und die anderen von der sogenannten Kleinen Entente fallen
laBt, die Ausscheidung der Neger und Juden zielbewuBt in die Hand nimmt und sich mit der
von seiner Bevolkerung bedingten Grenze begniigt. Dieses Frankreich konnte auch von
Deutschland ungehindert seiner Kultur leben und ware ein immer noch starker Faktor
europaischer Politik. Die "hundert Millionen Franzosen" aber sichern ihm zwar den billigen
Ruhm einer zeitweiligen Herrschaft, sichern ihm aber auch in Zukunft den rassischen und
staatlichen Untergang.Ob Frankreich die Wahl noch in verniinftiger Weise zu treffen
vermag, ist die groBe Frage, die niemand bejahen wird.
"Pan- Europa" als auBenpolitische organische Tatsache kann es nur geben nach organischer
Abgrenzung der Wirkungskreise der einzelnen Lander*.
Der "Sinn der Geschichte" ist durchaus nicht von Ost nach West gegangen, sondern hat
rhythmisch gewechselt. Einst entsandte das nordische Europa fruchtbare Volkerwellen, die in
Indien, Persien, Hellas, Rom, Staaten und Kulturen schufen. Dann drangen von Osten her die
ostischen Rassen durch Einsickern in Europa ein, dazu schickte Kleinasien eine Menschenart
aus, die bis ins heutige siidliche Bayem hineinreichte; dann zogen Mongolen-, dann
Tiirkenschwarme iiber europaische Gefilde. Der heutige Zusammenbruch hat ein neues
Lebensgefuhl geboren, das sich auswirken wird. Der auBere Zwang stiitzt diese notwendige
Richtungsanderung. "Von West nach Ost" ist die Richtung vom Rhein bis zur Weichsel, "von
West nach Ost" muB es klingen von Moskau bis Tomsk. Der "Russe",
* Siehe dazu meinen Vortrag in Rom iiber "Krisis undNeugeburt Europas" (In "Blut und
Ehre ", Miinchen 1934).
[642] Russische Erlosung
welcher Peter und Katharina fluchte, war echt. Man hatte ihm Europa nicht aufzwingen
sollen. Dann muB er sich aber damit bescheiden, seinen Schwerpunkt nach Asien zu verlegen.
Nur auf diese Weise wird er vielleicht auch endlich zu einem inneren Gleichgewicht
gelangen, nicht immer sich in falscher Demut winden und zugleich anmaBenden Anspruch
darauf erheben, dem Europa, das seinen "Weg" verloren habe, "sein Wort" zu sagen. Dieses
"Wort" soil er nach Erledigung der Mischung von Babeuf, Blanc, Bakunin, Tolstoi, Lenin,
Marx, genannt Bolschewismus, nicht nach dem Westen, sondern nach Osten sprechen, wo
Raum fur dieses "Wort" ist. In Europa ist kein Platz mehr vorhanden.
Kein rasse- und volksloses "Mitteleuropa", wie es ein Naumann verkiindete, kein franko -
jiidisches Pan-Europa sondem nordisches Europa heiBt die Losung der Zukunft, mit einem d e
u t s c h e n Mitteleuropa. Deutschland als Rasse- und National staat, als Zentralmacht des
Festlandes, als Sicherung des Siidens und Siidostens; die skandinavischen Staaten mit
Finnland als zweiter Bund, Zur Sicherung des Nordostens, und GroBbritannien als Sicherung
des Westens und der Ubersee an den Stellen, wo es im Interesse des nordischen Menschen
erforderlich ist. Das fordert noch eine weitergreifende Begriindung*.
Nur noch eine grundsatzliche Abgrenzung; es besteht heute mit Recht eine starke Abwehr des
Nationalismus gegen eine Anzahl von Staaten, und eine schematische Stromung bezeichnet
das als die Abwehr des westlichen Geistes. Dieser "westliche Geist" ist nun im wesentlichen
nichts anderes als die Vermengung des spaten Fran-
* Ich mochte iiber das Grundsatzliche hinaus hier auf einzelne unmittelbar europdische
Probleme nicht eingehen, da diese bereits in klarster Form behandelt warden sind. siehe
Adolf Hitler: "Mein Kampf, Bd. 2, und meine Schrift, "Das Wesensgefilge des
Nationalsozialismus ".
[643] Der "westliche" Geist
Franzosentums mit den jiidischen demokratischen Gedanken, wie sie im heutigen
parlamentarischen System ihren politischen Niederschlag gefunden hat. Man sollte also nicht
abstrakt von der Herrschaft eines sogenannten "Westens" sprechen, sondem viel faBlicher von
einem jiidisch- franzosischen Gedankensystem. Die politische Entwicklung z.B. Englands ist
auf ganz anderen Wegen vor sich gegangen als die franzosische, und wer nur etwas englische
Geschichte kennt, der weiB, daB England Jahrhunderte hindurch trotz seiner sogenannten
Volksvertretung auf durchaus aristokratische Weise regiert worden ist. Die interessante
Verbindung zwischen Aristokratie und einer durch die Sicherheit des umgrenzenden Meeres
bedingten personlichen Sorglosigkeit hat das englische Leben bestimmt, und erst in neuerer
Zeit ist mit dem Industrialismus und der Herrschaft des Finanzkapitals auch die franzosisch-
jiidische Krankheit in England immer mehr zur Herrschaft gelangt. Auch Italien war
jahrzehntelang diesem Geist ausgeliefert, steht aber nunmehr in scharfster bewuBter
Ablehnung dem gesamten demokratischen Gedanken gegeniiber, wenn es auch in mancher
Hinsicht (Bankkapitalismus) noch nicht die letzten Folgerungen hat ziehen konnen.
Genau so zu verwerfen wie die schematischen Erklarungen iiber den "westlichen" ist nun die
Hervorhebung des sogenannten "ostlichen Geistes", der gegen den westlichen ins Feld gefiihrt
wird und zu dem sich eine groBe Anzahl auch nationalistischer Deutscher bekennt, ohne
tiefere Vorstellungen von diesem ostlichen Geist zu besitzen. Der ganze Osten ist durchaus
mannigfaltig; hier wird man von einem russischen Charakter sprechen miissen, von den
germanisierten Staaten Finnland, Estland und Lettland, wobei auch Polen seine klar
umrissenen Eigenheiten entwickelt hat. Innerhalb RuBlands selbst wieder ringen eine Menge
orientalischer Volker gegen die iiberlieferten Formen des germanisierten Staates. Diese
Bewegungen des Rassechaos
[644] Gegen abstrakte Theorien
kann man nur im Zusammenhang mit der bolschewistischen Bewegung restlos begreifen und
es ist kein Zufall, wenn hier Tataro-Kalmiicken wie Lenin, Juden wie Trotzki und Kaukasier
wie Stalin abwechselnd zur Herrschaft gelangen. AuBerdem steht der ukrainische Siiden
gegen das GroBmssentum in scharfster Abwehrstellung und bietet mit weiteren sieben
Millionen eine beachtenswerte autonomistische Gruppe in Polen. Alle diese blutsmaBig oft
sehr verschiedenen Strome mit einem schematischen Wort "ostlicher Geist" abzutun und
dieses blutlose Wort dann in die praktische Politik einzufiihren, wiirde die Zerstorung aller
organischen Versuche einer deutschen AuBenpolitik bedeuten.
Es ist sogar so weit gekommen, daB ein sich nationalistisch nennender Schriftsteller erklarte,
Deutschlands Sendung bestehe in der Verbreitung des asiatisch-ostlichen Geistes. selbst wenn
OstpreuBen verloren ginge, ware Deutschlands Mission erfiillt, wenn Asien von Wladiwostok
bis zum Rhein herrsche. Zu derartigen Gedanken kommen Menschen, die mit blutlosen
Konstruktionen versuchen, an Lebensfragen des Volkes heranzutreten.
Genau so ist es aber auch, wenn eine Gruppe in Deutschland erklart, man miisse den
Nationalismus verwirklichen und eine andere erwidert, nachdem die bisherigen marxistischen
Parteien Verrat am Sozialismus veriibt hatten, sei eine neue Bewegung berufen, den
Sozialismus zu verwirklichen.
Es gibt nun gar keinen abstrakten Nationalismus, wie es keinen abstrakten Sozialismus gibt.
Das deutsche Volk aber ist nicht dazu da, um irgendein abstraktes Schema mit seinem Blute
zu verfechten, sondern umgekehrt, alle Schemen, Gedankensysteme und Werte sind in
unseren Augen nur Mittel, den Lebenskampf der Nation nach auBen hin zu starken und die
innere Kraft durch eine gerechte und zweckmaBige Organisation zu erhohen. Einen
Nationalismus als Aufstieg bestimmter innerer Werte haben wir deshalb nur bei jenen
Volkern zu
[645] Das erwachende Asien
fordern und zu begriiBen, von denen wir glauben, daB die Krafte ihrer Schicksalslinien mit
den Ausstrahlungen des deutschen Volkes nicht in feindlichen Gegensatz geraten. Eine
Begeisterung also fur den Nationalismus an sich vermag eine organische
Erneuerungsbewegung deshalb nicht aufzubringen. Wir konnen feststellen, daB z. B. die
siidafrikanischen Mischlinge oder die Mischlinge in Ostindien auch "nationalistische"
Revolutionen machen, daB die Neger von Haiti und San Domingo ein "nationalistisches"
Erwachen verspiiren, daB unter der Losung vom Selbstbestimmungsrecht der Volker ganz
schematisch auch alle minderwertigen Elemente auf diesem Erbball fiir sich Freiheit
beanspruchen. Das alles interessiert uns entweder nicht oder nur insoweit, als eine
weitblickende deutsche Politik die Starkung des Germanentums sich durch ihre Verwendung
verspricht und innerhalb dieses germanischen Erwachens eine Starkung des deutschen
Volkes.
Die ganze Welt blickt heute gespannt nach dem femen Osten, in dem sehr richtigen Gefiihl,
daB dort, viele tausend Kilometer von Europa entfernt, sich Ereignisse abspielen, welche
unser Dasein dennoch ganz unmittelbar beriihren. Im chinesischen Kampf gegen die weiBe
Rasse (wenn auch zunachst hauptsachlich gegen die Angelsachsen gerichtet) zeigt sich das
hervorstechendste Kennzeichen einer durch die ganze Welt gehenden europafeindlichen
Bewegung. Wir konnen feststellen, daB nach dem Weltkrieg die schwarzen mit einem ganz
anderen Selbstgefiihl auftreten, als zur Zeit, ehe sie unter die englischen und franzosischen
Fahnen bemfen wurden. In vielen Punkten Afrikas entstanden politische Geheimbiinde,
welche darauf hinarbeiten, ganz Afrika fiir die Neger zu erobem. In Amerika ist eine gleiche
Bewegung im Gange (Garvey, Dubois) und auf Negerkongressen wird ganz unverbliimt die
Vertreibung
[646] Die Garung in Indien
der WeiBen aus ganz Afrika als politisches Ziel hingestellt. Eine ahnliche Bewegung ist unter
den Agyptem festzustellen, wenn diese zunachst auch mit aller Energie von England
unterdriickt worden ist, ebenso wie die Freiheitsbewegung der Inder.
Ohne Frage ist das groBe Indien in einem ungeheuren Garen begriffen, doch fiihrt der Inder,
seinem Temperament gemaB, den ganzen Kampf zunachst noch rein verteidigend, und
der Fiihrer Jung-Indiens, Mahatma Gandhi, erklart immer wieder, daB er nicht daran denke,
gegen England mit Gewalt vorzugehen. Neben ihm arbeitet jedoch ein aktivistischer Fliigel -
zunachst unter der Fiihrung Das, dann unter der Leitung des national -bolschewistischen
Puditen Nehru - der nach und nach das Ubergewicht zu erringen scheint. Die Moglichkeit
einer Aufwallung von vielen hundert Millionen Indern ist durchaus gegeben. Die hollandische
Regierung ihrerseits hatte bereits gefahrliche Aufstande in ihren Kolonien auf Java zu
unterdriicken, die sehr groBe Kreise umfaBten. Am klarsten aber tritt der ganze
antieuropaische Kampf in der mit starkster Energie von vielen Millionen gefuhrten, wenn
auch vielgestaltigen chinesischen Emporung zutage.
Die Starke garende Bewegung innerhalb der farbigen Volker ist eine ganz unmittelbare Folge
des Weltkrieges. Auf den Schultern der Leiter der Ententemachte lastet das ungeheuerliche
Verbrechen, Schwarze und Mischlinge gegen das deutsche Volk mobilisiert und sie,
unterstiitzt durch jahrelange Beschimpfungen Deutschlands, in den Krieg gegen ein Reich
weiBer Rasse gefiihrt zu haben. Die groBte und unmittelbare Schuld trifft hier zweifellos
Frankreich, welches selbst nach dem Kriege mit Farbigen die Wiege der Kultur Europas, das
Rheinland, besetzte, Frankreich, dessen militarische Bevollmachtigte im franzosischen
Parlament ganz offen erklaren, die
[647] Frankreichs Negeremanzipation
Franzosen seien ein "Hundertmillionen-Volk" und verfugten nicht etwa iiber zwei Armeen,
eine weiBe und eine farbige, sondern iiber "ein einziges Heer". Mit dieser programmatischen
Erklarung hat die franzosische Politik die schwarze Rasse der weiBen gleichgesetzt, und
ahnlich wie vor 140 Jahren Frankreich die Emanzipation der Juden einleitete, so steht es heute
an der spitze der Verkoterung Europas durch die Schwarzen und wird, wenn das so
weitergeht, kaum noch als ein europaischer Staat zu betrachten sein, sondern schon eher als
ein Auslaufer Afrikas, gefiihrt von Juden.
England glaubte nach dem November 1918 seine Kriegsziele restlos erreicht zu haben.
Die deutschen Kolonien waren geraubt, das gesamte deutsche Privateigentum in alien
Landem war zugunsten der Entente beschlagnahmt, die deutsche Handelsflotte war eilfertig
von den traurigen Helden des November 1918 ausgeliefert worden, die deutsche Kriegsflotte
lag versunken unter dem Wasser in Scapa Flow. Wirtschaftlich bedeutete das zerschlagene
Deutschland keine Konkurrenz mehr, sondern muBte als der Sklave der Entente-Nationen
darangehen, mit blutigem SchweiBe jahrzehntelange Fronarbeit zu leisten. Und doch zeigt
sich bereits heute, daB GroBbritannien diesen Krieg nicht nur nicht restlos gewonnen hat,
sondern den schwersten Erschiitterungen seines gesamten Weltstaates entgegengeht.
Die Teilnahme der britischen Kolonien und der sogenannten Dominions am Weltkriege gegen
Deutschland hatte das Selbstgefiihl der Siidafrikaner, der Kanadier und der Australier
ungeheuer gehoben, und wie einst die jetzigen Vereinigten Staaten sich von England trennten,
so sind die separatistischen Krafte in den genannten Dominions heute sehr gestarkt, und
London konnte dem Zerfall des britischen Reiches nur dadurch vorbeugen, daB es
geschmeidig auf alle Selbstverwaltungswiinsche
[648] Die Spannung London-Moskau
der Dominions einging, so daB England heute eigentlich schon nicht mehr ein zentral
geleitetes Reich, sondern einen Staatenbund darstellt. Und jetzt zeigte sich, daB die
entfesselten, unter der Losung des Selbstbestimmungsrechtes der Volker groB gewordenen
Gewalten nicht mehr zu bandigen waren. Zwar konnte die jiidische City im Bunde mit den
Liberalen und der Labour Party durchaus die Hoffnung hegen, mit dem jiidisch-
bolschewistischen Moskau ein giinstiges Geschaftsabkommen zu treffen, jedoch hatte die
bolschewistische unverfrorene Tatigkeit in England eine urplotzliche Abwehr des ganzen
Volkes, die englische Arbeiterschaft miteinbegriffen, zur Folge, so daB die liberaljiidischen
Versuche immer energischer abgewiesen wurden. Die starke antibolschewistische Stromung
innerhalb der konservativen Partei stieB England fortan in eine immer starker werdende,
Moskau feindliche Politik hinein, wahrend Moskau seinerseits, gleichsam unter dem Druck
einer geschichtlichen Notwendigkeit, seine Kraft im Osten zur Auswirkung bringen muBte.
Friiher bemiihte sich der Bolschewismus, in der Hoffnung, ganz Europa mit sich zu reiBen,
hauptsachlich Deutschland, Zentraleuropa mit Gewalt zu iiberrennen. Dank der energischen
Widerstandskraft der Deutschen (zum Teil auch der Polen und Ungarn) ist dieser Anschlag
zunachst abgewehrt worden. Da aber der Moskauer Bolschewismus politisch nicht untatig
sein durfte, wollte er die Losung der Wei tr evolution nicht auf immer streichen, so muBte er
nach einer anderen Richtung hin seine Krafte erproben. Hier stieB er zunachst auf die Tiirkei,
die anfangs ein Moskau-Biindnis ausniitzte, dann aber sich immer mehr vom Bolschewismus
loste und heute als geschlossener Nationalstaat betrachtet werden kann. so blieb Moskau gar
nichts anderes iibrig, als weiter nach Osten zu tasten: in die Mongolei, in die Mandschurei und
noch weiter nach Siid-China. Hier stieB die predigt der sozialen Revolution in Kreisen der
chinesischen
[649] Das China des Konfuzius
ausgepliinderten Arbeiterschaft auf regste Sympathie, und wenn man weiB, in welch
furchtbarem Zustand sich das chinesische Arbeiterwesen befmdet, so wird man begreifen, daB
Moskau diesen vielen Millionen von Ausgebeuteten als der Vorkampfer fiir eine bessere
Lebenshaltung erscheinen muBte. Diese sozial-revolutionare Stromung verband sich nun mit
einer nationalistischen, anti-europaischen Revolutionspropaganda, wie sie die chinesischen
Intellektuellen schon seit Jahrzehnten vorbereitet hatten. Der Name Kanton faBt diese
Stromungen zusammen. Sie laufen hinaus auf die Selbstandigkeit Chinas und das
Hinauswerfen aller Europaer. Dies ist die allgemeine Lage, der die europaischen Machte unter
Englands Fiihrung in China gegeniiberstehen. Um den groBen Kampf in seiner Tiefe zu
begreifen, sei ein wenig auf die Krafte der Vergangenheit hingewiesen.
Man mag China und seine Lebensformen werten wie man will, Tatsache ist, daB es trotz
verschiedener rassischer Gegensatze doch, im Unterschied zum zerkliifteten Europa, aus
einem einzigen geistigen Zentrum geschaffen wurde. Philosophie, Religion, Moral,
Staatslehre und Leben entsprachen einander organisch. China hat das Gliick gehabt,
ungeachtet gewisser volkischer Schattierungen eine artechte Kultur entwickeln zu konnen, die
sich seit weit iiber 3000 Jahren betatigt und auf deren Urformen es trotz der
verschwimmenden Lehre des Taoismus, des von auBen eingedrungenen Buddhismus und
verschiedener Revolutionen immer wieder zuriickgekommen ist. China und Konfuzius sind
gleiche, mit Rasse und Volk zusammenfallende Wesenheiten. In Konfuzius verkorpert sich
das Chinesentum in vollkommenster Weise. Er ist der Lehrer, der Heilige und der Staatsmann
schlechtweg. Es gibt deshalb ebenso eine konfuzianische Religion, wie einen konfuzianischen
Staat. Versteht man diese Tatsache in ihrer ganzen
[650] Chinas Typenzucht
Bedeutung (angesichts der Staaten Europas, wo der Volks- und Staatsgedanke mit dem
kirchlichen seit Jahrhunderten in schwerster Fehde liegt), so wird man erst die ganze innere
Kraft des Chinesentums begreifen lernen. Das Charakteristische des chinesischen Ideals ist
erstens, daB es sich metaphysischen Spekulationen gegeniiber zuriickhaltend verhalt und
zweitens, daB es jede extreme Lehre sittlicher Natur energisch ablehnt. Der formsichere,
auBerst hofliche, korrekte und gelehrte Gentleman ist das Ideal des gesamten Chinesentums
gewesen, ungeachtet der Tatsache, daB unter dieser Form oft ungeheuer starke Leidenschaften
schlummerten. Das Werk des Konfuzianers Tschungyung "Buch der ebenmaBigen Mitte"
spricht schon in seinem Titel genau das aus, worauf der groBe Lehrer hinauswollte: kein
groBes Leid, keine groBe Freude zeigen, den Menschen helfen, Friedensliebe hegen,
Gerechtigkeit iiben, sparsam sein, eifrig in der Gesellschaft durch gutes Beispiel fur die
Tugend wirken ... Das ist "der Edle", das Ideal des Konfuzius. So wie er lehrte, soil er auch
gelebt haben. In den "Unterredungen" wird Konfuzius von seinen Anhangern eingehend
geschildert. Mit niederen Beamten sprach er in "aufrichtiger Weise", mit hoheren "sanft aber
bestimmt". Einem Fiirsten gegeniiber bewies er "achtungsvolle Unbehaglichkeit". Bei seinen
Dienstleistungen befleiBigte er sich, das Zeremoniell streng einzuhalten. Beim Essen und im
Bett sprach er nicht, opferte auch dann, wenn er nur geringe Nahrung hatte, saB nur auf einer
richtig hingerollten Matte, bezeugte dem Alter hochste Ehrerbietung, kurz, ob Pilger, ob
Minister, Konfuzius blieb sich stets gleich in Form und Zucht. Diese in e i n e m Manne zum
BewuBtsein gelangte Rassenzucht Chinas hat, umgekehrt, eine ungeheuer typenbildende Kraft
bewiesen, die durch zwei Jahrtausende bis zur heutigen Revolutionierung des Ostens
ungebrochen fortgewirkt hat. Das chinesische Volk war also im wirklichen Sinn ein
[651] "Der rechte Weg" des Laotse
V o 1 k, weil es ein a 1 1 e s bestimmendes, arteigenes Ideal besaB. Vor der GroBartigkeit der
einen Tatsache, daB iiber dreihundert Millionen Menschen nicht nur in Worten, sondern im
Leben (ungeachtet aller Menschlichkeiten) einen Typus verehrten, verblassen alle Angriffe
gegen den Konfuzianismus, die namentlich von seiten missionswiitiger Prediger erhoben
worden sind.
U n s wird Laotse allerdings groBer als Konfuzius erscheinen, geht er doch iiber die milde
Mitte des formgerechten Nebenbuhlers hinaus und sucht nach dem metaphysischen Urgmnd
des Seins, den er im Tao findet, d. h. im Sinn, im "rechten Weg", in der Weltvernunft. Auch
Konfuzius gebraucht das Wort Tao, doch hiitet er sich, die Folgerungen wie Laotse zu ziehen.
Dessen Lehre war ein Werk fiir erleuchtete Geister, wogegen Konfuzius den breiten Massen
Weg und Form geben wollte. So siegte er iiber Laotse.
Konfuzius betont, daB er nichts Neues bringen, sondern nur das Alte ehren und lautern wolle,
da es vernachlassigt werde. In dieser Lehre zeigt sich gleich anfangs das Gewicht, das er auf
die Uberlieferung legt, etwas, worauf der Ahnen verehrende Chinese stets geachtet hat. Ein
starker Ansporn zu sittlichem Handeln und zur Bestandigkeit liegt ferner in der Forderung,
daB der Vater fiir die Taten seines Sohnes verantwortlich gemacht wird. Deshalb adelte man
nicht nur eine verdienstvolle Personlichkeit, sondern auch ihre Vorfahren, die ihr Erscheinen
ermoglichten; anderseits bestrafte Konfuzius nicht nur einen Missetater, sondern zugleich
dessen Vater. Diese Tatsache zeigt wiederum, wie das personliche systematisch Zugunsten
des Typischen unterdriickt, ja miBachtet wird. Das alles beweist ein ungeheures seelisches
Beharrungsvermogen, das sich um ein Durchschnittsideal kristallisiert, wohl ein Gegensatz
zum Europaer, aber auf jeden Fall eigenartig, eigenwiichsig und deshalb bewundernswert.
[652] Chinas Abwehr gegen Europa
3.
In diese geschlossene chinesische Welt griff im 19. Jahrhundert der abendlandische
Wirtschaftsimperialismus ein, verbunden mit einer ebenso emsigen wie innerlich
ungerechtfertigten Missionstatigkeit. Kattun und Opium, Abfallerzeugnisse Europas drangen
in China ein, zerstorten zunachst das Gleichgewicht des chinesischen Lebens der Hafenstadte,
um dann immer tiefer ins Land einzudringen. Beklommen von der technischen GroBe
"schmiickten" selbst gebildete Chinesen ihre Wohnungen mit dem abgestandenen Kitsch der
groBen Kaufhauser des europaischen Westens und schickten ihre Sohne nach Europa und
Amerika, um dort die neue Weisheit zu lemen. Die Jungchinesen wurden vom
wirtschaftlichen Subjektivismus und dem personlichen europaischen Denken angesteckt, ihr
liberales Wirken hat dann das ihrige zur heutigen Zersetzung Chinas beigetragen. Aber auch
die Proteste blieben nicht aus. Die Boxeraufstande sind nur die brutalsten Zeichen dafiir;
tiefer bewuBt, setzte sich gerade die chinesische (und auch japanische) Intelligenz an die
Spitze einer Bewegung, mit dem Ziel der rassischen Erneuerung und Befreiung des Ostens.
Der chinesische Schriftsteller Unosuke Wakamyia schrieb, die neue groBasiatische Bewegung
verfolge den Zweck, die asiatische Kultur und Wirtschaft vor europaischen Eingriffen
sicherzustellen. Das Programm der Gesellschaft Asia-gi-kwai fordert gleichfalls die Erhebung
aller Asiaten Graf Okuma griindete nach dem russisch-japanischen Kriege die Panasiatische
Gesellschaft. In seinen Reden sprach er vom kommenden Verfall Europas: das 20.
Jahrhundert werde die Ruinen der abendlandischen Staaten erblicken. 1907 fiihrte er in der
"Indo-japanischen Gesellschaft" aus, die Augen Indiens seien voller Hoffnung auf Japan
gerichtet, was durch den "Taimin" (eine Zeitung in Osaka) unterstrichen wurde, welche
japanische
[653] Ende der Missionen?
Hilfe fiir die Revolutioniemng Indiens forderte. Professor Kambe von der Universitat Kioto
erblickte in Japan den fiihrenden Staat in der kommenden unvermeidlichen
Auseinandersetzung mit Europa.
Im Jahre 1925 begann die groBe Weltr evolution im Osten. Die Machte miissen, urn ihre
Weltherrschaft zu vollenden, auch Japan niederzwingen. Dazu brauchen sie ein besiegtes
China. Zugleich entziindete der Bolschewismus die soziale Revolution. Wie noch nie, sind die
auch in China schlummemden Instinkte wachgerufen. China hat heute sein mythisches,
typenbildendes Ideal verloren; Hunderte selbstsiichtiger, von fremden Machten
aufgestachelter Rivalen bekriegen sich. Vorhandene Zwistigkeiten werden nicht im Namen
des konfuzianischen Ideals iiberwunden, sondem unter neuen fremden Losungen geschiirt.
Der moderne liberale Anarchismus sprengt auch den chinesischen Typus. Die
schwerwiegendste Umwalzung, deren Ausgang nicht abzusehen ist, ist im Gange. Wenn aber
nicht alles tauscht, wird der blutige Kampf einst doch mit der Ausscheidung Europas aus
Ostasien enden. Und es ist zu wiinschen, daB sowohl Missionare wie Opiumhandler und
dunkle Abenteurer China verlassen. Denn nicht im Namen eines notwendigen Schutzes der
weiBen Rasse ist der Europaer in China eingebrochen, sondern zugunsten jiidisch-
handlerischer Profitsucht. Er hat somit sich selbst entehrt, eine ganze Kulturwelt zerfetzt und
in gerechte Emporung gegen sich gebracht. China kampft um seinen Mythus, um seine Rasse
und seine Ideale ebenso, wie die groBe Erneuerungsbewegung in Deutschland gegen die
Handlerrasse, die heute alle Borsen beherrscht und die Handlungen fast aller Regierenden
bestimmt.
Was den geschichtlichen Werdegang der groBen Kampfe in China betrifft, so begannen sie
hauptsachlich mit der Zwangsweise erfolgten Einfuhrung des Opiums. Die
[654] Der Kampf um den Opiumhandel
chinesische Regierung erkannte sehr bald die Schadlichkeit dieses Erzeugnisses und verbot
bereits im Jahre 1729 den OpiumgenuB und die Anpflanzung von Opium. Diese Verbote
wurden nachher immer wieder verscharft, doch stieB dieses Bestreben der chinesischen
Regierung auf den Widerstand der englischen Ost-Indien-Kompagnie. Der Erlos vom Verkauf
von Opium war namlich dazu bestimmt, die elenden Finanzen in Indien wieder in Ordnung zu
bringen, und hinter die geschaftstiichtigen Herren von der Ost-Indien-Kompagnie stellte sich,
wie immer folgerichtig, der englische Staat als politische Macht. Nachdem er besiegt worden
war, erklarte der Kaiser Tao Kuang: "Ich kann die Einfuhr dieses Giftes nicht verhindem;
gewinnsiichtige und verderbte Menschen wollen aus Profitgier und Sinnlichkeit meine
Wiinsche durchkreuzen, aber nichts wird mich dazu veranlassen, meine Einkiinfte aus dem
Laster und El end meines Volkes zu beziehen."
Das Zentrum des gesamten englischen Opiumhandels war Kanton, also jene Stadt, von der
aus die heutige sogenannte chinesische Freiheitsbewegung ausgegangen ist. Innerhalb kurzer
Zeit stieg hier der nachweisbare Opiumschmuggel auf 1700 Kisten im Jahr, doch vergroBerte
sich sein Umfang immer mehr, und als einmal die chinesische Regierung eine Haussuchung
bei den englischen Kaufleuten abhielt, konnte sie nicht weniger als 20.000 Kisten Opium
beschlagnahmen. Ende der dreiBiger Jahre kam es dann zum groBen Konflikt zwischen der
britischen Regierung und China; die englischen Kanonen muBten zum Schutz der Opium-
Schmuggler eingesetzt werden. China wurde besiegt, und der Vertrag von Nanking (1842)
legte fest, daB es gehalten sei, England auf "ewige Zeiten" Hongkong abzutreten.
Kanton, Amoy, Ningpo, Fuschou und Schanghai muBten dem britischen Handel geoffnet
werden. AuBerdem wurde China gezwungen, 21 Millionen Dollar an Kriegsentschadigung zu
zahlen. Dariiber hinaus verkaufte England
[655] Japan im Zentrum der Weltpolitik
an chinesische Schmugglerschiffe das Recht, die britische Fahne zu fiihren!
Diese Zustande spitzten sich emeut zu; im Jahre 1856 nahm der zweite Opiumkrieg, diesmal
unter Beteiligung Frankreichs, seinen Anfang. Der darauf folgende, fiir China schmahliche
Vertrag von Tientsin "rechtfertigte" den Opiumhandel vollstandig. Diese jahrzehntelange
Knebelung Chinas im Interesse eines volkszerstorenden, kapitalistischen Systems muBte
naturnotwendig immer wieder zu Spannungen fiihren, und vor der groBten Entladung stehen
wir heute.
Es ist selbst fiir einen Kenner der Verhaltnisse nicht leicht, alle Krafte, die sich heute im
Kampfe messen, genau nach Wert und Zielsetzung abzuschatzen. Anerkannte Fachmanner
widersprechen sich heute in sehr wichtigen Punkten bei der Beurteilung der verschiedenen
chinesischen Parteien und Personlichkeiten. Und das ist nur zu natiirlich, da die wahre
Triebfeder der leitenden Manner nicht ohne weiteres zu deuten ist.
Zwei Punkte scheinen hier ebenso wichtig, wie bisher zu wenig oder gar nicht beachtet.
Seit Beendigung des Weltkrieges und dem fast vollkommenen Siege des internationalen, fast
ganz jiidisch geleiteten Finanzkapitals, geht die Politik der Besitzer dieses Kapitals zweifellos
darauf aus, das noch unabhangige Inselreich unter die Kontrolle der Hochfmanz zu bringen.
Die Zusammenkunft in Washington im Jahre 1921 verpflichtete Japan, seine Eroberungen im
russisch-japanischen und im Weltkriege zuriickzugeben, und zwang es weiter, in seiner
Flottenriistung einzuhalten. Um Japan aber r e s 1 1 o s in die Hand zu bekommen, muBte - wie
anfangs bemerkt - China als Aufmarschgebiet sichergestellt werden. Dies konnte entweder
unmittelbar mit Hilfe englisch-amerikanischer Einfliisse - d.h. Kanonen - oder
[656] Die Judenfrage in England
aber mit Hilfe chinesischer, der Hochfmanz dienstbarer Truppen erreicht werden. Und wir
kommen hier zu einer fiir die heutige Weltpolitik auBerst wichtigen Tatsache.
Vor und wahrend des Weltkrieges hat die jiidische Hochfinanz ihre Politik als
zusammenfallend erklart mit der Politik GroBbritanniens. England hatte fiir die jiidischen
Brillantenhandler einst Siid-Afrika erobert (Lewis, Beith, Lewisohn usw.). Es hatte groBen
jiidischen Bankhausem die Herrschaft iiber alle finanziellen Transaktionen iibergeben
(Rothschild, Montague, Cassel, Lazards usw.). Es hatte auch den Opiumhandel immer mehr
in jiidische Hande gleiten lassen; der Jude Lord Reading (Isaacs) besorgte die wichtigen
Anleihe-Verhandlungen mit Nordamerika, bis schlieBlich England durch die sogenannte
Balfour Deklaration die Sicherung der jiidischen Interessen in alien Staaten iibernahm. Die
"Frankfurter Zeitung" wuBte seinerzeit ganz genau, was sie sagte, als sie erklarte, diese
Balfour-Deklaration sei ein "Ferment des (englischen) Sieges" gewesen. Trotz dieser
Uberfilzung des englischen Lebens durch das jiidische Finanzkapital erwiesen sich jedoch die
konservativen Krafte stark genug, um wenigstens gegen den offenen Bolschewismus eine
aktive Politik in alien Landem zu untemehmen und eine starke antikommunistische
Propaganda zu entfalten. Die Antwort erteilte nun das Judentum, zwar nicht direkt in England
selbst, sondern auBerhalb GroBbritanniens, und diese Antwort ist die Hetze des gesamten
Bolschewismus in der ganzen Welt gegen England, ferner die anfangliche restlose
Unterstiitzung des chinesischen Siidens durch die ganze jiidische Weltpresse, und drittens die
Einberufung eines sogenannten Antikolonial-Kongresses in Briissel (Marz 1927), gefolgt von
der Aufpeitschung aller Kolonialvolker des Ostens, in erster Linie aber der Inder, dann der
Chinesen. Diese Gesamtaktion, deren Auswir-
[657] Sun -Yat - Sen
kungen wir taglich in der demokratisch - bolschewistischen Presse verfolgen konnen, hat
offenbar den einen Zweck, England zu immer weiteren Zugestandnissen an die Alljudenheit
zu zwingen, andererseits aber auch zum Ziel, mit Hilfe der unterstiitzten chinesischen
Generale den antijapanischen Aufmarsch in China durchzufiihren und dann die
Niederwerfung des noch von der Hochfinanz unabhangigen "rebellischen" Japans zu beenden.
Japan ist sich natiirlich iiber die Hintergriinde dieser Politik sowohl Moskaus wie der
intemationalen Finanz im klaren und muB aus Selbsterhaltungstrieb alles daran setzen, die
mandschurischen Krafte zu starken (wenn auch nicht so weit, daB sie von Japan unabhangig
werden konnten). Japanische Offiziere hatten deshalb friiher die chinesische Nordarmee mit
alien technischen Neuerungen der Gegenwart versehen und ganz gleich, wie sich die
Machtlage in Zukunft gestalten mag, wird Japan stets alles daran setzen, eine Teilung der
Macht in China zu fordem.
Was die urspriinglich "Kantonesen" genannte Bewegung betrifft, so wurde sie gefiihrt von
einer Partei, die sich Kuomintang nennt, das heiBt so viel wie nationale Reichspartei. Kanton
war, wie gesagt, der Zentralpunkt, wo China die Macht des modemen Kolonial-Imperialismus
besonders schmerzhaft zu fiihlen hatte. Hier wirkte sich die national -revolutionare chinesische
Energie dann auch am starksten aus. Sie geht zuriick auf den durchaus in europaischen
Nationalvorstellungen groB gewordenen Dr. Sun-Yat-Sen, den eigentlichen Griinder der
Kuomintang-Partei. seine Bestrebungen und Grundsatze hat Sun-Yat-Sen schriftlich
niedergelegt*. An seinem personlichen Willen, Chinas alte Uberlieferungen im Sinne einer
nationalen Erneuerung zu stiirzen, ist ebensowenig zu
* Sun-Yat-Sen: "Die Grundlehren von dem Volkstum", "30 Jahre chinesische Revohition",
BerUn 1927.
[658] Zersetzender chinesischer Liberalismus
zweifeln, wie an dem Wunsch, jede auswartige Bevormundung niederzuringen. Eindringlich
weist er in seinen Reden darauf hin, daB nichts den Untergang eines Landes mehr
beschleunige als die Unterdriickung durch wirtschaftliche Machtmittel, iiber welche die
angel sachsischen Machte verfiigen (bei denen er den jiidischen EinfluB besonders
hervorhebt). Einen katastrophalen Irrtum beging Sun-Yat-Sen aber in der Beurteilung
SowjetmBlands; er erblickte in ihm den Staat, der "im Augenblick der hochsten Gefahr"
aufgetreten sei, urn "gegen die Ungerechtigkeit in der Welt" zu kampfen. Diesem unkritischen
Eintreten fiir die bolschewistische Macht hat China furchtbare Jahre zu verdanken, da Sun-
Yat-Sen' s probolschewistische Politik nach seinem Tode fortgefiihrt wurde, bis der gesunde,
bodenverbundene Instinkt der Chinesen sich dieser zerstorenden Einwirkung tatkraftig
entgegengesetzt hat, ohne daB die Gefahr in den groBen Handel sstadten endgiiltig gebannt
worden ware.
Urn Sun-Yat-Sen als Lehrer sammelte sich eine zahlreiche chinesische Intelligenz, die sich in
alien Staaten Europas und Amerikas mit einer fremden Gedankenwelt vertraut machte und als
national -revolutionare Gruppe in ihr Vaterland zuriickkehrte. Wenn die jiidische Weltpresse
sich aber vor lauter Entziicken iiber die Fiihrer der Kantonesen nicht zu fassen wuBte, so muB
hier gleich bemerkt werden, daB diese anfanglich fiihrenden national -revolutionaren
Intellektuellen sicher nicht mehr als echte naturverbundene Chinesen zu betrachten waren.
Viele hatten eine alte Uberlieferung von sich geworfen und schwarmten in durchaus nicht
immer chinesischen Vorstellungen von "Demokratie", Volkssouveranitat und ahnlichen
Dingen, die sie in Europa und Amerika gelernt hatten. Im gewissen Sinne ahnelten sie
vielleicht den russischen Liberalen, welche sich von den alien russischen Formen gelost
hatten, um dann eine demokratische, gar nicht in der Nation wurzelnde
[659] Chinas Frage an die weiBe Rasse
Revolution einzuleiten, bis sie schlieBlich selbst von den aufgeriihrten Machten des Chaos
verstoBen wurden. Etwas Ahnliches bereitete sich auch in China vor*, denn es war klar, daB
in dem Augenblick, wo die inneren Zwistigkeiten auch des Siidens starker wurden, der
Siandpunki der Borsenmachie sich weiter besserte. Anleihen und Verpfandungen der Zolle,
Eisenbahnen usw. sind auch hier der Weg, um den Gegner miirbe zu machen, namentlich
einen Gegner, der geldarm ist und dessen Armee auf die Dauer nicht geniigend verpflegt
werden kann. Trotz aller offenkundigen Korruptionserscheinungen sind die Versuche der
Nationalisierung Chinas bewundernswert; wie sie enden werden, kann niemand voraussagen.
Die europaischen Staaten zeigen in dem Chinakonflikt, wie auch in den anderen kolonialen
Emporungen, eine merkbare Unsicherheit, was um so begreiflicher ist, als z. B. in London
selbst verschiedene Krafie miteinander ringen: englischer, noch nicht gebrochener
Nationalwille, verbunden mit einem britischen Wirtschaftsimperialismus; ihm entgegen
stehen Methoden, manchmal Interessen des rein jiidischen Finanzkapitals. Diese Krafie
wirken abwechselnd stark auf die englische AuBenpolitik, und das Judentum hat es natiirlich
nicht versaumi, auch in der konservativen Partei moglichst festen FuB zu fassen.
Jetzt entsteht fiir uns sowohl als Deutsche wie als Mitglieder der weiBen Rasse iiberhaupt die
Frage: wie stellen
* Der fuhrende ehemalige chinesische Aufienminister der Kantonregierung zum Beispiel,
Eugen Tschen, ist eiriMensch, der, nach Schilderungen von Augenzeugen, schon rassisch gar
keinen chinesischen Eindruck mehr macht, englisch wie ein Engldnder spricht, sich nach der
letzten Londoner Mode kleidet undnur in modernen Lackschuhen einhergeht. Seine Tochter
war vollstdndig amerikanisch erzogen, lief in Reithosen herum und erregte durch ihre
Emanzipiertheit beijedem echten Chinesen Entriistung. Ahnlich veranlagt waren
verschiedene Ratgeber um Tschen herum,
[660] Schwarmerei fiir Alt-Indien
wir uns zu China im speziellen und wie zur gesamten Kolonialpolitik der europaischen Volker
in der heutigen Krise, die zweifellos eine Krise von allergroBter weltpolitischer Bedeutung
ist?
Der B r i t e war von j eher staatlich weniger straff gefaBt als der Europaer des Festlandes, weil
er sich diese lockere Lebensform als Inselbewohner leisten konnte; ein "Kramer" ist er jedoch
nie gewesen. Der Englander Germains hat deshalb recht, wenn er erklart: "Der welterobernde
Englander, der, glanzend in seinen Tugenden und fiirchterlich in seinen Leidenschaften,
anmaBend, roh und tapfer zugleich, seine Hand erhebt und ... ein Weltreich errichtet als
schopferisches Herrenvolk!"* Dieses Herrentum besteht, wenn auch durch die City stark
angenagt, noch heute.
Fiir die Beurteilung britischer Politik und einer kiinftigen Kolonialbetatigung ist das rassische
Menschenmaterial dieser Kolonien und Interessengebiete ausschlaggebend. China ist soeben
behandelt worden. Der Wirtschaftsimperialismus gegeniiber diesem alten Kulturvolk ist fiir b
e i d e Telle unheilvoll gewesen, woraus sich fiir eine organische Zukunft bestimmte
Forderungen ergeben (siehe spater).
Ganz anders steht es jedoch mit Indien, Agypten, Syrien, Siidafrika.
Jeder Europaer erblickt in A 1 1 i n d i e n ein Land seiner Traume; inmitten einer Zeit
technischer Bestialisierung tauchten nicht die schlechtesten unter in die Gedanken
Jajnaoalkyas, Chankaras, entziickten sich an dem Helden Rama, dem Gotte Krischna, dem
Dichter Kalidasa. Dies hatte zur Folge, daB diese Indiensucher Europas Erlosung durch
Altindien predigten und gar nicht bemerkten, daB
* "Die Wahrheit fiber Kitchener. "
[661] Indisches Nationalerwachen
dieses arische Indien einst gerade an den das Herz endlos erweiternden Gedanken der spaten
Upanishads zugrunde gegangen war. Vielmehr konnte eine ganz andere Erscheinung
beobachtet werden, die jetzt bereits weltpolitische Auswirkungen zeigt: die Entziindung des
indischen Nationalismus am nationalbewuBten europaischen Britentum. Im Verlaufe der
Unterdriickungen, im Siegeslauf des abendlandischenNationalgedankens erwachten im
zersetzten Indien wieder viele Seelen zu volkischer Selbstbesinnung in alien AuBemngen des
Lebens.
Man begann nicht nur die religiosen Biicher zu studieren, sondern begeisterte sich wieder an
den Helden Rama und Ardschuna. Inder bereisen heute Europa, preisen die Herrlichkeiten
ihres Volkes und fordem dessen Freiheit. Rabindra-Nath-Thakkur erblickt in der Form des
gewaltlosen indischen Nationalismus die Erlosung der Welt, Gandhi predigt den steten,
passiven Widerstand als Volksbewegung. Daneben gehen kraftvollere Bestrebungen, die aber
ihre ganze Energie nur von Indien erhalten haben wollen. " Asketentum konnte arisches
Denken nicht lange bedriicken", verkiindet zu unserem Staunen der modeme indische
Prediger Vasvani. Die Jugend miisse sich in die Geschichte vertiefen, sie werde dann fmden,
daB groBe Patrioten stets "schopferische, dynamische Geister" waren; die "Geschichte der
Helden" miisse dem Inder gelehrt werden. "Die Geschichte werde noch nicht im Lichte der
Entfaltung der indischen Rasse gelehrt", sagt Vasvani weiter.
Wir sehen hier offen eineuropaisches Lebensgefiihl eingreifen, das allerdings sofort
wieder durch die Bemerkungen abgeschwacht wird, daB weder Hautfarbe noch Ahnen den
Brahmanen machten, sondern Charakter. Hier offenbart sich die ganze Tragik selbst des iiber
die 300 Millionen seiner Volksgenossen hinausragenden Inders. Denn, wollte er die
Entfaltung der Arier schildern, so miiBte er bekennen, daB der Arier bis auf ganz geringe
[662] Der mude Gandhi
Spuren untergegangen ist. Hinterlassen hat er Heldengesange, eine tiefe, groBe Philosophic,
die, spater ins Extreme, Uferlose, Djchungelartige getrieben, das Rassenchaos forderte. Ob
die wenigen Wiedergeborenen, an europaischen Willensimpulsen neuentziindeten Inder aus
dieser dunklen Urbevolkerung noch ein Volk zu ziichten imstande sind, das auch nur
annahrend Gemeinsamkeit mit ihren Ideen hat, darf billig so lange vemeint werden, als bis es
erschaffen worden ist. Das Anrufen der heiligen alien Universitat von Nalanda mit ihren 3000
Lehrem klingt ebenso wehmutsvoll wie der Ausruf von der "strahlenden Herrlichkeit" des
Indiens der "kommenden Zeit", wahrend gleich spater die Ideen Nationalitat und Rasse als
"Gotzen" bezeichnet werden. Die Zuchtkraft arisch-indischer Denk- und Lebensformen als
Ergebnis von nordischer Rasse und indischer Natur ist zwar ungeheuer, aber die rassische
Substanz, aus deren Seele einst die Gedanken und Staaten entstiegen waren, ist bis auf
geringe Uberreste verschwunden. Deshalb zeugie Indien auch nur den miiden Gandhi mit
seinem Pazifismus, nicht einen eine Neuschopfung verkorpernden Feldherrn.
Hierzu kommt, daB aus dem indischen Religionsgebaude durch den Mohammedanismus
gewaltige Quadern herausgezwangi worden sind, die sich allein schon aus genannten Griinden
kaum mehr wieder einfiigen lassen werden. Wer das Wesen des fortschreitenden
Koranglaubens in seinen Auswirkungen auf die Seelen der vorderasiatischen Volker kenni,
wird ermessen, daB die dem a r i s c h e n Indien firemde Unterrasse vermutlich ein sehr
getreues Werkzeug des Jslams sein wird. Die indische Religion ist duldsam bis zur
Selbstauflosung, der Islam fanatisch bis zur Selbsthingabe - durch Kampf Zwar behauptet
der Inder, das Weiche sei barter als das Harte; gleich dem Laotseismus sagt er: "sei demiitig,
und du wirst Fiihrer der Menschheit sein." Diese Reden fiihrten dazu.
[663] England als Retter Indiens
daB die Rasse unterging und die seelische GroBherzigkeit unter fremden Handen wiisteste
Zauberei wurde. Gesiegt hat iiberall der Gedanke, hinter dem der Wille zur Macht stand. Die
Kampfe zwischen Hindus und Mohammedanern, die abflauten, um eine gemeinsame Front
gegen England zu bilden, werden in dem gleichen Augenblick zu wildestem Morden
aufgepeitscht werden, in dem der Brite das Land verlaBt. Mag auch ein jeder der tausend
Vorwiirfe, welche der "Inder" gegen England erhebt, berechtigt sein: die Tatsache, daB
England als ein Zentrum der Macht besteht, verhindert eine Sturzflut von Blut, einen Riickfall
in schlimmere Zeiten als sie je vorher geherrscht haben. Gandhi, Das, Vasvani usw. waren nur
dank europaischem Druck moglich; niemand befriedigt es mehr als uns, wenn sie und ihre
Mitkampfer ihrem Volk Lehrstatten erbauen, Arzte stellen, seinen Hunger stillen und alte
Heldenverehrung predigen. Aber daB Indien eine Herrenhand iiber sich braucht, steht auBer
Frage.
Vom nordischen sowohl als deutschen Standpunkt aus ist die Herrschaft iiber Indien seitens
GroBbritanniens also zu stiitzen, was ohne jeden Hintergedanken und zugleich mit vollster
Sympathie zu dem groBen Indien der Vergangenheit und den jetzigen Lehrem geschehen
kann. Abzuweisen sind jene Versuche, welche an der Hand der sentimental en Gandhi-
Verziickung eine Assimilation Indiens fordem und es zu einem "englischen Dominion"
ausbauen wollen, well dieser Versuch die rassische Vermischung, damit aber den Niedergang
der WeiBen nach sich ziehen muB. (Eine Politik, die 1929 von der Labourparty-Regierung
eingeleitet wurde.) GroBbritannien darf in seinem und im Interesse der weiBen Rasse hier
nicht nachgeben, wenn es nicht einen Zusammenbruch wie seine Vorganger in der
Beherrschung Indiens erleben will. Einst
[664] Neuer Kampf des Islams
herrschten hier die Portugiesen; deren prunkvolle Bauten in Goa vermitteln dem Reisenden
noch heute eine Ahnung von der ehemaligen politischen Macht dieses Volkes. Aber trotzdem
sind Urwald und Dschungelgeflechte Herr geworden iiber diese Stadt, schlangen ringeln sich
auf den Fliesen der alien Palaste, wahrend die eine halbe Million zahlende
Mischlingsbevolkerung von hellen Tonen bis zum schwarzesten Braun Kunde gibt von einem
neuen Menschenuntergang im Sumpf und Fieber Indiens, von der Verschlingung des weiBen
Blutes und seines UnterbewuBtseins durch dunkle, zahe aber unfruchtbare eingeborene
Rassenkraft.
AuBerlich betrachtet ist die islamische Welt heute zerkliiftet: in Arabien toben erbitterte
religiose Fehden zwischen verschiedenen Sekten, die Inder von der Sorte des hilflos-
pazifistischen Gandhi strecken ihm ihre Arme im Sinne einer indisch-nationalen
Verbriiderung entgegen. Angora ist nationaltiirkisch geworden und weigert sich weiter, den
"weltlichen Arm Mekkas" zu spielen; dazu kam die Abschaffung des Kalifats durch Kemal
Pascha. Trotzdem aber erhebt sich eine von der oberflachlichen Allgemeinheit nicht geniigend
beachtete heftige geistige Angriffsstimmung in den islamischen Zentren. Vor allem in Kairo.
Hier wirkt die alte EI Ashar-Universitat in modern propagandistischem Sinne antieuropaisch,
antichristlich und Ziichtet eine fanatische Jugend heran. Von Kairo aus gehen viele Tausende
von religiosen Werken, Hunderttausende von Flugschriften in alle Welt hinaus, welche die
moslemische Geistlichkeit in Afrika und Ostasien mit HaB versorgen und einen Angriffsgeist
scharfster Art predigen. (Kenner erklaren, ein einziger Buchladen Kairos versende monatlich
5000 Schriften allein nach Java.) "Die Schlacht (des Islams) ist gewonnen, nur die
Gegenstande haben wir noch nicht im Besitz", erklart, als Echo auf diese Werbearbeit, eine
groBe moslemische Zeitung in Madras. "Von
[665] All - Islam - Propaganda
Sierra Leone auf der einen und Borneo auf der anderen Seite fragt man uns iiber die Schonheit
des Islams", jubelt ein anderes Blatt in Danka*. In Indien allein werden drei
Koraniibersetzungen vertrieben, eine davon wurde nur in Kalkutta in 20.000 Stiicken in einem
Jahr abgesetzt. Flugschriften in Form von Amuletten werden in Millionen Exemplaren an die
Glaubigen versandt. Britisch-Westafrika zahlt heute unter 16 Millionen Einwohnern 1 1
Millionen Moslems, Ostafrika von 1 1 fast 2, Togo gilt als zur Halfte moslemisch, Nigeria zu
zwei Drittel, Hollandisch-Indien weist gar von 50 Millionen Einwohnern 36 Millionen als
Mohammedaner aus. Uberall da, wo Rassenmischungen in den Kolonien vor sich gehen,
fmdet der Islam unter den Mischlingen begeisterte Anhanger, wahrend er zu gleicher Zeit den
Negern ihre Freiheit durch gemeinsamen Kampf gegen Europa verspricht. Der Inder Vasvani
schreibt**: "Ich sage euch (Europaem), seid auf der Hut! Ein alter Inder sagt: 'Hiitet Euch vor
den Tranen der Schwachen.' Bereits alle Schwachen im Osten, die Hindus und
Mohammedaner in Indien, Agypten, Persien, Algier und Afghanistan leiden unter der
Herrschaft des selbstischen aggressiven Imperialismus des Westens." Vor diesem einst
vielleicht geeinigten HaB der farbigen Rassen und Bastarde, gefuhrt vom fanatischen Geiste
Mohammeds, haben die weiBen Rassen mehr denn je alle Ursache auf der Hut zu sein.
DaB England in Suez bleibt als Schiitzer des nordischen Europas vor dem Einbruch
Vorderasiens, zugleich aber auch, um die islamische Kraft im Umkreis von Mekka, in Indien,
Agypten und Syrien in Schach zu halten,
* Vgl. G. Simon: "Die Welt des Islams und die Neuzeit", Wernigerode 1925.
** "Indiens Kultur und seine islamischen Mitkdmpfer" Stuttgart 1926.
[666] London - Madrid - Rom
bedeutet also einen Akt der Selbsterhaltung Europas. Was Konstantinopel anbetrifft, so liegen
hier die Balkanvolker vorgelagert, deren Lebensinteresse eine stete Wappnung der Tiirkei
gegeniiber fordert. Hinter ihnen liegt die Ukraine, die eine absolute Herrschaft der Tiirken
iiber Byzanz nicht zulassen kann. Die Schleifung aller Befestigungen der Dardanellen und
Intemationalisierung des Bosporus konnte heute sowohl RuBland wie England befriedigen.
Gibraltar hat fur GroBbritannien angesichts der Luftflotten an Bedeutung verloren. Immerhin
kann es nicht zugeben, daB Frankreich Herr im gegeniiberliegenden Marokko wird. Es ergibt
sich hier die Notwendigkeit eines naheren Zusammengehens zwischen London und Madrid.
In dieses Interessengebiet fallt die Notwendigkeit der Erweiterung Italiens, das seine
Volkskraft dicht beim Mutterlande halten muB. Italienische Politik, will sie organisch sein,
liegt also in Korsika, Tunis, Tripolis und einigen Inseln. In dem Westen des Mittelmeers gilt
also das Biindnis London-Madrid-Rom, welches einem nordischen Staatensystem (Berlin,
London, Oslo, Stockholm, Helsingfors) erganzend zur Seite stehen kann, ohne es irgendwie
zu hindem.
Die britischen Dominions werden immer selbstandiger. Dies hindert unter bestimmten
Umstanden jedoch nicht, daB ihr kraftvolles Dasein eng mit England verbunden bleibt.
Siidafrika wird in nordischer Hand bleiben miissen, als Sicherung des anderen Seewegs nach
Indien. Die jetzt durchgefiihrten Gesetze gegen die Inder werden einst auch auf schwarze,
Mischlinge und Juden angewandt werden, um ein organisches Leben im Siiden Afrikas zu
ermoglichen und dort einen gefestigten Stiitzpunkt zu schaffen, wenn das schwarze Erwachen
gefahrlich werden sollte.
[667] Das schwarze Erwachen
5.
tjber dieses Erwachen wird noch gespottet, jedoch tun das wie immer nur sehr kurzsichtige
Leute. Der Mythus des Blutes ist in einer anderen Form auch unter der schwarzen Haut
lebendig geworden. Von den einstigen "Palasten" zu Timbuktu und am Nil schwarmt nicht
nur Markus Garvey, sondern mit ihm viele Tausende von Niggern, die intellektuell
auferweckt worden sind.
Trotz vieler Zersplitterungen bilden sich schon selbsttatig an vielen Stellen der Welt bewuBt
auf ein "Afrikanisches Reich" hinarbeitende Negerzentren. So in Aethiopien, in Liberia, in
Westafrika, zum Teil wird diese Rassenbewegung durch religiose Ideale verstarkt, welche die
Neger den christlichen Missionaren - wenn auch nur mittelbar - verdanken. Der schwarze
Gott, der schwarze Erloser und die schwarze Jungfrau Maria sind bereits gangbare
Vorstellungen. Wichtiger sind die Zentren der auch geldlich kraftigen Negerverbande in
Amerika. Am extremsten steht die Gruppe Garveys, scheinbar gemaBigter die Partei Dubois,
noch vorsichtiger erklart sich der Bund "Neue Neger". 1925 wurde ein Kampfbund gegen die
weiBe Rasse gegriindet, der sich "The Negro Champion" nennt. Uber seine Ziele auBerte sich
der genannte Dubois*: "So wild und entsetzlich dieser beschamende Krieg auch war, so wird
er dennoch nichts sein, im Vergleich zu dem Kampf um die Freiheit, den die schwarze, gelbe
und braune Menschheit gegen die weiBe fiihren wird so lange, bis MiBachtung, Beschimpfung
und Unterdriickung ein fiir allemal aufgehort haben. Die schwarze Rasse wird sich die
gegenwartige Behandlung nur noch so lange gefallen lassen, als sie es muB, aber nicht einen
Augenblick langer." Und noch deutlicher gab Garvey der schwarzen Sehnsucht
:): "
Weifie Fahne ", August 1925, Job. Baum-Verlag, Pfullingen.
[668] Gesellschaft gegen Verfassung in U.S.A.
Ausdruck: "Was dem WeiBen recht ist, ist dem Schwarzen billig: namlich Freiheit und
Demokratie. Wenn die Englander England haben, die Franzosen Frankreich, die Italiener
Italien, worauf sie ja ein Anrecht besitzen, dann verlangen die Neger Afrika - und sie werden
auch Blut um dieser Forderung willen zu vergieBen bereit sein. Wir wollen Gesetze fiir alle
Negerrassen aufstellen und eine Verfassung, die es jedem moglich macht, als freier Mann sein
eigenes Schicksal zu gestalten ... Der blutigste aller Kriege wird kommen in dem Moment, wo
Europa seine Starke gegen Asien wenden wird; dann ist fiir die schwarze Welt der
Augenblick da, fiir die endgiiltige Befreiung und Wiedergewinnung Afrikas das Schwert zu
ergreifen." Mag das Niggertum auch heute noch keine starke Macht darstellen: der
Blutmythus ist auch hier erwacht, seine Kraft wird nach 50 Jahren ungeheuer angeschwollen
sein. Bis dahin hat der nordische Mensch Vorsorge zu treffen, daB es in seinen Staaten keine
Neger mehr gibt, keine Gelben, keine Mulatten und keine Juden. Diese Erkenntnis wirft das
Problem Amerikas auf
Auch in den Vereinigten Staaten muB und wird sich die rassische Politik weltpolitisch
auswirken, gleich wie einst der Gedanke der Demokratie das Leben fast aller Staaten
bestimmte. Nordamerika ist der Staat, in dem die freimaurerischen "Menschenrechte" zuerst
verwirklicht wurden. Bruder Washington wurde der Typus dieses Sterbens und die
amerikanische Freiheitserklarung das Vorbild fiir die Droits de rhomme der Pariser
Erhebung. Zwar urn Geschafte zu machen, jedoch unter dem Schlachtgeschrei der
"Menschenrechte" wurde die Niggerbefreiung in den Siidstaaten durchgesetzt; heute verflucht
jeder einzelne Amerikaner diese Niggerfrage. Jeder e i n z e 1 n e, denn als Staat pocht der
veraltete Liberalismus noch immer auf die "Freiheit", auch wenn sie mit dem Gummikniippel
eingeblaut werden muB. Die Niggerfrage steht an der
[669] Das "schwarze Erdreich"
Spitze aller Daseinsfragen in U.S.A. Ist hier endlich einmal der blodsinnige Grundsatz der
Gleichheit und Gleichberechtigung aller Rassen und Religionen aufgegeben, so ergeben sich
die notwendigen Folgerungen gegeniiber den Gelben und Juden von selbst. Gesunder Instinkt
hat die demokratische Lehre im gesellschaftlichen Leben durch Aufrichtung einer rassischen
Grenze fast iiberwunden, aber es kann nicht verhindert werden, daB Nigger sich die
"Zivilisation" aneignen, Kaufhauser eroffnen, Rechtsanwalte werden, sich bewuBt politisch
organisieren, dank bescheidener Lebensweise groBe Summen ihren gemeinsamen Kassen
zufiihren und bewuBt den Traum eines schwarzen Weltreiches von Kairo bis zum Kap der
guten Hoffnung zu traumen beginnen. Gerade hier hatte eine amerikanische Gesetzgebung
anzufassen und zielbewuBt eine Riicksiedelung der schwarzen nach Afrika einzuleiten. Nach
Aberkennung der politischen Biirgerrechte ware die Einrichtung einer planmaBigen, sich Jahr
fiir Jahr steigernden Ausweisung der Schwarzen nach Mittelafrika ein auf die Dauer sogar
gewinnbringendes Untemehmen, indem jeder Neger durch einen WeiBen leicht ersetzt werden
konnte, die U.S. A, als Staat viel einheitlicher wiirden. Geschieht dies alles nicht, so werden
die heute 12 Millionenstarken Schwarzen in kurzer Zeit 50 Millionen zahlen und als Truppen
des Bolschewismus dem weiBen Amerika einen entscheidenden Schlag zufiigen.
Die gelbe Gefahr in Kalifornien hat das Rassenproblem gleichfalls brennend gemacht. Es ist
ein weltpolitisches Beispiel dafiir, wie wenig eine sog. Rechtsfrage in Rassenkampfen, in der
Tatsache einer elementaren Volkerwanderung eine Rolle spielen kann. Japan ist iibervolkert,
es muB Menschen ansiedeln, um nicht zu ersticken. Das ist sein Lebensrecht. Nordamerikas
heute noch weiBe Herrenschicht hat die Pflicht der Selbsterhaltung und muB seine Westkiiste
vor gelber Uberflutung bewahren. Unter dem
[670] "Recht" und Rassenkampf
Gedanken der ehrlosen Geldherrschaft, die gerade dank dem Rassenzwist ihre Bankpalaste
baut, kann die Frage nicht gelost werden. Die ehrlose Geldherrschaft muB zwangslaufig
Weltherrschaft durch Wei tverschul dung erstreben Eine rassisch-organische Abgrenzung auf
dem Erdball bedeutet aber ebenso zwangslaufig das Ende der internationalen Goldwahrung,
damit das Ende des jiidischen Messianismus, wie er sich heute in der Herrschaft der
Weltbanken nahezu verwirklicht hat und in der Schaffung eines jiidischen Zentrums in
Jerusalem vervoll standi gt werden soil. Zum kommenden ZusammenstoB zwischen den
Vereinigten Staaten und Japan riistet die gesamte Diplomatie aller Volker, und der Schwarze
wartet bereits ganz bewuBt darauf !
Um China geht nun, wie ausgefiihrt, der Kampf als um das Aufmarschgebiet bzw. um die
Riickendeckung. Dieser neue Weltkrieg wird unvermeidlich, wenn nicht auf Grund des
rassischen Mythus Staaten gestaltet werden. DaB Amerika die Gelben aus dem bliihenden
Westen, einer kiinftigen Kulturstatte der nordischen Rasse, entfernen muB, ist
Lebensnotwendigkeit, die iiber alien anderen papierenen "Rechten" steht. sie fordert
aber die Anerkennung auch des rassischen Lebensrechtes des japanischen Kulturvolkes.
Daraus ergibt sich fur einen kommenden nordamerikanischen Rassestaat, daB er sein
Besitzrecht auf seine ostasiatischen Kolonien aufgibt, um die Japaner Kaliforniens dort
anzusiedeln. Dies klingt ungeheuerlich, denn die amerikanische Flottenbasis auf den
Philippinen wird als Sicherung des amerikanischen Handlertums in Ostasien angesehen,
zugleich als Ausfallstor gegen Japan im Falle eines Krieges. Das ist zwar vom Standpunkt des
Wirtschaftsimperialismus von heute notwendig, aber nicht mehr lebenswichtig, wenn
Nordamerika seine rassisch fremden Bestandteile ausgeschieden hat und sich in seinem
ungeheuren Lebensraum zwischen Atlantik und Pazifik
[671] Ein organisch gegliedertes Staatensystem
bewuBt einzurichten beginnt. Das Zeitalter der grenzenlosen Ausweitung (der Expansion) hat
mit einem Weltkrieg und mit der Weltherrschaft des Geldes geendet; heute beginnt das
Zeitalter der inneren Sammlung (Konzentration), das ein rassisch organisch gegliedertes
Staatensystem zeitigen wird. Diesen Gedanken bewuBt zu fassen und an seiner Durchfiihrung
zu arbeiten, dazu sind heute alle Philosophen, Historiker, Staatsmanner aller Volker
aufgerufen. Der Volksgedanke wird heute durch die Internationale Borse verfalscht, indem
der Kampf zwischen den Staaten geschiirt, jede MaBnahme, ja jeder Gedanke, der hier
schlichtend wirken kann, unterdriickt wird.
Auch der gesamte heutige "Pazifismus" erweist sich, von diesem Standpunkt aus gesehen, als
eine vollkommen verlogene Bewegung. Er beruht namlich auf der Anerkennung der
Demokratie, d.h. praktisch der Herrschaft des Geldes. Sein Herumdoktern an der
"Weltabriistung" ist weiter nichts als ein Betrug, um die Volker von der eigentlichen Ursache
der Eiterbeulen an ihrem Korper abzulenken.
Nicht mit der Abriistung der Heere und Flotten hat eine "Weltbefriedung" einzusetzen,
sondem mit der vollstandigen Vemichtung der ehrlosen Demokratie, des rasselosen
Staatsgedankens des 19. Jahrhunderts, der weltwirtschaftlichen Aushohlung durch die Finanz,
die heute im Namen der Volker den Untergang aller Staaten herbeifiihren wird, wenn nicht
die Religion des Blutes erlebt, anerkannt und im Leben verwirklicht wird. Ein von schwarzen
und Gelben und Juden gereinigtes, bewuBt nordisch-europaisch geziichtetes Amerika ist
tausendmal starker als ein von diesem fremden Blut zerfetztes, auch wenn es noch so groBe
Kolonien und Flottenstiitzpunkte besitzt. Englands Weltpolitik war nicht nur dank seiner
[672] Ostasien den Ostasiaten!
Insellage moglich, sondern ist nur auf die Tatsache zuriickzufiihren, daB Sachsen und
Normannen ein einheitliches Volk schufen, daB das Zentrum rassisch sauber war. Heute, da in
London Juden von der City aus die Politik beeinflussen und zugleich "Proletarierfiihrer"
stellen, hat die britische Politik bereits ihre Stetigkeit verloren. Wird Englands Haus nicht
gereinigt, gibt England nicht vorsichtig einige zu weit gesteckte Stellungen auf dem Erdball
auf, so wird es einer Katastrophe nicht entgehen. Und damit steigt emeut das chinesische
Problem auf
Ein Staatsmann, der nur nordisch-europaische und nordisch-nordamerikanische Interessen im
Auge hat, wird einen Kampfruf unterstiitzen, der heute gegen die heutigen europaischen und
amerikanischen Staaten gerichtet ist: Ostasien den Ostasiaten! Japan und China sind anders zu
beurteilen als Indien, Afrika usw.; sie miissen die Moglichkeit erhalten, ihre Volker
wenigstens leben zu lassen. Dazu ist notwendig, daB ihnen der ganze Lebensraum von der
Mandschurei bis nach Indochina und Malakka zur Verfugung steht samt den anliegenden
Inseln. Den Gelben eine Einwanderung nach Nordamerika und Australien zu unterbinden, den
femen Osten aber zugleich kolonisieren bzw. beherrschen zu wollen, ist ein kapitalistischer
Wahnsinn, der sich heute in den flackernden Erhebungen in China zu rachen beginnt.
Moglich, daB die miBbrauchte Technik der WeiBen heute noch siegt, moglich, daB der Gelbe
zuriickgedrangt, gedrosselt wird. Dann kehrt er sein Gesicht aber notwendigerweise nach der
anderen Seite und wird den Spuren Dschingis-Chans, Tamerlans und Attilas folgen. Was
Lenin und Trotzki nicht zustande gebracht hatten, um die im Bolschewismus schlummernden
Krafte zur letzten Entfaltung zu bringen, das wird dann dank der Weltpolitik des verblendeten
Europas und des verblendeten
[673] Amerikas neue Sendung
Amerikas doch Tatsache werden. Ob dann das heute schon zersetzte und auf lange kraftlose
RuBland die heranruckende gelbe Millionenflut [300 Mill, im Jhr. 1930. 1,3 Bill, im Jhr.
2000] wird aufhalten konnen, ist mehr als fraglich. Und Bismarcks Wort, daB einst die Gelben
ihre Kamele am Rhein tranken wiirden, hatte seine Erfullung gefunden.
Die Rettung vor dem Untergang liegt aber ganz genau in der umgekehrten Folgerung, als sie
etwa Spengler zieht. Nicht die Industriekapitane und Casaren, iiber personlichkeitslose
Massen herrschend, gilt es als "das Schicksal" zu bejahen, sondern zu erkennen, daB diese
"Zukunft" bereits heute halbe Vergangenheit ist, daB iiberall Machte geboren werden, die aus
dem Untergang des Alten heraus bereits ein neues Weltbild gestalten. Und diese Machte sind
auch "nicht umkehrbar" ! Diese Machte unserer Seele und unseres Blutes sind auch
"Schicksal", gleich wie das Streben nach Weltentdeckung es im 15. und 16. Jahrhundert und
nach Menschheitskultur und Weltstaat es im 18. und 19. Jahrhundert waren.
Die Vereinigten Staaten von Nordamerika, nach iibereinstiminender Ansicht aller Reisenden
ein herrliches Land der Zukunft, haben die groBe Aufgabe, nach Abwerfen ihrer
verschlissenen Griindungsideen und des jetzigen Standes des Protzentums (d.h. der
Vernichtung der Idee New York) mit junger Kraft an die Durchsetzung des neuen
Rassestaatsgedankens zu gehen, wie ihn einige erwachte Amerikaner bereits vorgeahnt haben
(Grant, Standard): die Aus- und Ansiedlung der Nigger und Gelben, die Uberlassung der
ostasiatischen Besitzungen an Japan, das Hinwirken auf Vorbereitung einer schwarzen
Kolonisation in Zentralafrika, die Aussiedlung der Juden nach einer Gegend, wo dieses
gesamte " Volk" Platz finden kann. in Ubereinstimmung mit der in dieser Richtung
eingesteUten Zukiinftigen europaischen Politik.
[674] Organische Interessengemeinschaft im Osten
Die Versuche der letzten Jahrzehnte, auch den fernsten Winkel der Welt mit Kanonen zu
beherrschen, um die auszubeutenden Volker in "Ruhe und Ordnung" zu halten, war kein
Zeichen einer starke, sondern ein Schwacheausweis, gleichwie eine ubermaBig groBe Polizei
in einem Staate nicht auf dessen starkes Gefiige, sondern auf seine Morschheit schlieBen laBt.
Der Einwand, Europa und Amerika miiBten sich z. B. in Ostasien "sichem", um ihren Handel
in China, damit aber auch Hunderttausende, ja Millionen von Existenzen daheim vor dem
Zusammenbrach zu bewahren, ist hinfallig und kann nur Giiltigkeit innerhalb des heutigen
raubbauliistemen Wirtschaft-Imperialismus beanspruchen. Ein derartig stark bevolkertes Land
wie China ist auf die Ausfuhr seiner Erzeugnisse geradezu angewiesen, und es sind keine
amerikanischen Panzerschiffe notwendig, um Tee und Gewiirze zu verladen und dafur
europaische Waren zu loschen China bedeutet auf Jahrzehnte hinaus einen Riesenmarkt fur
chemische und technische Erzeugnisse des Westens, um die Moglichkeit zu erhalten, die
Reichtiimer seines Bodens zu heben. Handel svertrage wird China in seinem eigenen Interesse,
um Arbeit, Verdienst und Ordnung in seinem Lande zu schaffen, mit alien Staaten
abschlieBen, ohne dazu durch Opiumhandler aus Kalkutta und Bombay gezwungen zu sein.
Es wird sich aber allerdings dagegen zu wehren wissen, wenn wuchernde Weltbankiers alle
Kulturvolker als Anleihe-Plantagen betrachten wollen, gut genug, Zins iiber Zins zu erfronen
und einen Finanzkommissar als Herrn iiber das ganze Land bestimmen zu lassen, wie es das
Dawesdiktat in zynischer Weise mit Deutschland eingeleitet hatte. Und das ist gut so.
Die heutigen Staatenverschuldungen werden bereits wie ein privatrechtlicher Vertrag
angesehen. Ein Bruch mancher Tributabkommen hatte trotz der Unmoglichkeit des Erfiillens
fiir viele Volker leicht schwerste Konflikte mit Welt-
[675] Finanzkapitalismus der Volkerfeind
staaten, richtiger mit den diese Weltstaaten leitenden Bankiers zur Folge. Der Eingriff in die
sog. Deutsche Reichsbahn oder Reichsbank hatte bis 1933 gleichfalls schwere
auOenpolitische Verwicklungen nach sich gezogen. So trugen die Bahn, das Geld, das
ganze Reich zu Unrecht den Namen "deutsch". Deutsch waren an ihnen nur die
arbeitenden Sklaven, es herrschten Franzosen, Juden, Amerikaner. Dieser Zustand war
auf die Dauer unhaltbar und wenn bei einer Anderung der weltpolitischen Lage eine
Entladung kame, so waren daran einzig und allein die geldgierigen Vertreter der
Demokratie schuld. Nun verfiel nach Deutschland ein Staat nach dem anderen in die
Verstrickung jenes weltpolitischen Raubersystems, welchem wir die Tributdiktate zu
verdanken batten. Zugleich beginnt aber auch ein Erwachen. Dieses Aufmerken, namentlich
auf Grund der deutschen Erhebung von 1933, wird notwendigerweise zu im wesentlichen
gleichbleibenden Losungen fiihren.
Nicht ein "intemationales Privatsyndikat" (Rathenau), nicht weltwirtschaftliche, iiber alle
Volker gelagerte Trusts als Ziel und "Sinn der Weltgeschichte", nicht ein rasseloser
Volkerbund ist es, was die nordisch-deutsche Erneuerung in europaischer und weltpolitischer
Hinsicht zu verkiinden hat, sondem rassisch bestimmte Staatensysteme, die in einer Symbiose
zueinander stehen, nicht in endloser Vermischung der Gestalten im gestaltenlosen Chaos
untergehen sollen, wie es sich als notwendige Folge der bisherigen demokratisch-
marxistischen Weltpolitik darstellt, Staatensysteme jedoch auch, welche auf Grund dieser
organischen Gliederung die politische Herrschaft der weiBen Rasse iiber den Erdball
sicherstellen.
Deshalb bedeutet der Gedanke einer rassisch begriindeten Weltpolitik auch in bezug auf
Ostasien das Herauslosen, Herausschlagen eines Staates nach dem anderen aus dem
[676] Weltpolitiscbe Vorscbau
heutigen allstaatlichen und iiberstaatlichen Finanzsystem, das langst zu vier Fiinfteln jiidisch
bestimmt wird. Dem rasselosen Pan-Europa, der chaotischen "Weltgerichtsbarkeit", der
volkslosen freimaurerischen Weltrepublik steht dieser neue Gedanke des nordischen Wesens
als einziger gefahrlicher, weil organischer, gegeniiber. Alle anderen gelten nicht mehr. Und
nach dieser weltpolitischen Wertung der ringenden Krafte ergibt sich nochmals eine
Bestatigung fur das anfangs angedeutete Staatensystem, dessen Griindung allein den
Interessen der nordischen Kulturen und staatsformenden Machte entspricht: ein deutsch-
skandinavischer Block mit dem Ziel der Sicherung Nordeuropas vor der kommunistischen
Welle, Verhinderung der Bildung einer sich zusammenballenden Gefahr im Osten; ein
Biindnis dieses Blockes mit England, dessen indische Herrschaft ebenfalls nur durch
Verhinderung eines machtpolitischen Asiatismus gewahrleistet ist; trotz sicher vorhandener
groBer Spannungen gemeinsames stiitzen einer weiBen Rassenpolitik in Nordamerika unter
Voraussetzung der Zuriickziehung amerikanischer Tributforderungen von Deutschland und
England; ein Mittelmeerbiindnis unter Fiihrung Italiens; im fernen Osten ein gelbes
Staatensystem bei gemeinsamer Wahrung weiBer lebenswichtiger Interessen durch
Nordamerika und Europa. Inwieweit dieser organische Wille sich durchsetzen kann, wird die
Zukunft erweisen.
Deutschland selbst wird dann endlich die Moglichkeit erlangen, in Europa seinen 100
Millionen genug Lebensraum zu verschaffen, wobei hier die Politik wieder zu Metaphysik
zuriickfuhrt: auch die innere Schopferfreiheit eines Volkes ist an politische Unabhangigkeit
gebunden, nur diese Unabhangigkeit aber kann das Dauem, die Kraft des nationalen
Ehrbegriffs gewahrleisten. Deshalb ist der Ruf nach eigenem Raum, nach eigenem Brot auch
die Voraussetzung fur die Durchsetzung seelischer Werte,
[677] AuOenpolitik und Bauernfreibeit
die Formung des deutschen Charakters. In diesem groBen Daseinskampf um Ehre, Freiheit
und Brot einer solchen schopferischen Nation wie Deutschland muB das deutsche Volk jene
Riicksicht erwarten, die man weniger bedeutenden Nationen ohne weiteres eingeraumt hat. Es
muB Boden frei werden zur Beackerung durch germanische Bauernfauste. Dadurch allein ist
die Moglichkeit eines Aufatmens fiir das auf engstem Raum zusammengepreBte deutsche
Volk gegeben. Dadurch aber auch die Griindung einer neuen Kulturepoche des weiBen
Menschen.
Weiter zu: VII. Die Einheit des Wesens
Zuriickzum "Mythos d. 20. Jahrhunderts"
Der Mythus des 20. Jahrhunderts
Alfred Rosenberg
[678] bis [702]
VII. Die Einheit des Wesens
1.
Ein Volk ist als Volk verloren, ist als solches iiberhaupt gestorben, wenn es beim
Uberschauen seiner Geschichte und bei Priifung seines Zukunftswillens keine Einheit mehr
findet. In welchen Formen die Vergangenheit auch verlaufen sein mag: gelangt eine Nation
dazu, ihre Gleichnisse des ersten Erwachens echt und wirklich zu verleugnen, dann hat sie
damit die Wurzeln ihres Seins und Werdens iiberhaupt verneint und sich zur Unfruchtbarkeit
verdammt. Denn auch Geschichte ist nicht Entwicklung eines Nichts zu einem Etwas, auch
nicht von Unbedeutendem zu GroBem, auch nicht die Verwandlung eines Wesens in ein ganz
anderes, sondern das erste rassisch-volkliche Erwachen durch Helden, Gotter und Dichter ist
bereits ein Hohepunkt fiir immer. Diese erste groBe mythische Hochstleistung wird im
wesentlichen nicht mehr "vervollkommnet", sondern nimmt bloB andere Formen an. Der
einem Gott oder Helden eingehauchte Wert ist das Ewige im Guten wie im Bosen. Homer war
hochstgesteigertes Griechentum und schirmte dieses noch im Untergange. Jahwe ist das
triebhafte Judentum, der Glaube an ihn die Kraft auch des kleinsten Schacherjuden Polens.
Diese Einheit gilt auch fiir die deutsche Geschichte, fiir ihre Manner, ihre Werte, fiir den
uralten und neuen Mythus, fiir die tragenden Ideen des deutschen Volkstums.
Eine Form Odins ist gestorben, d. h. Odin, der oberste der vielen Gotter als Verkorperung
eines der Natur-
[679] Odin, Ulfilas, Eckehart
symbolik noch unbefangen hingegebenen Geschlechts. Aber Odin* als das ewige Spiegelbild
der seelischen Urkrafte des nordischen Menschen lebt heute wie vor 5000 Jahren. Er faBt in
sich zusammen: Ehre und Heldentum, Schopfung des Gesanges, d. h. der Kunst, den Schutz
des Rechts und ewiges Suchen nach Weisheit. Odin erfahrt, daB durch die Schuld der Gotter,
durch den Vertragsbmch den Erbauem Walhalls gegeniiber, das Gottergeschlecht Zugmnde
gehen muB. Diesen Untergang vor Augen, befiehlt er doch Heimdall, mit seinem Horn die
Asen zum Entscheidungskampf zu mfen. Unbefriedigt, ewig suchend, durchwandert der Gott
das Weltall, urn Schicksal und Wesen des Seins zu ergriinden. Er opfert ein Auge, urn der
tiefsten Weisheit teilhaftig zu werden. Als ewiger Wanderer ist er ein Symbol der nordischen,
ewig suchenden und werdenden Seele, die nicht selbstzufrieden sich auf Jahwe oder seinen
Stellvertreter zuriickzuziehen vermag. Die unbandige Willenhaftigkeit, die anfangs so rauh in
den Schlachtliedern iiber Thor durch die nordischen Lande wuchtet, sie zeigt gleich an allem
Anfang ihres Erscheinens auch die innere, strebende, weisheitsuchende metaphysische Seite
in Odin, dem Wanderer. Derselbe Geist aber offenbart sich wiederum bei den freien groBen
Ostgoten, dem frommen Ulfilas; das zeigt sich aber - selbst zeitlich iibereinstimmend - im
erstarkenden Rittertum und den groBen nordisch-abendlandischen Mystikern, mit ihrem
GroBten, Meister Eckehart. Und wiederum stellen wir spater fest, daB als im friderizianischen
PreuBen die Seele, die einst Odin gebar, emeut lebendig wurde bei Hohenfriedberg und
Leuthen, sie zugleich auch in der Seele des Thomaskantors und Goethes wiedergeboren
wurde. Von diesem Standpunkt aus wird die Behauptung tief gerechtfertigt erscheinen,
* Herman Wirthfmdet in der alien Gotterwelt auch Ztige eines Niedergangs: Einfltisse einer
Eskimo-Rasse. Das mag stimmen, beriihrt aber das Eigentlich- Germanische nichi.
[680] Theodorich und Chlodowech
daB eine nordische Heldensage, ein preuBischer Marsch, eine Komposition Bachs, eine
Predigt Eckeharts, ein Faustmonolog nur verschiedene AuBerungen ein und derselben Seele,
Schopfungen des gleichen Willens sind, ewige Krafte, die z u e r s t unter dem Namen Odin
sich vereinten, in der N e u z e i t in Friedrich und Bismarck Gestalt gewannen. Und so lange
diese Krafte wirksam sind, so lang, und nur so lang, wirkt und webt noch nordisches Blut mit
nordischer Seele in mystischer Vereinigung, als Voraussetzung jeder artechten Schopfung.
Lebendig sind nur der Mythus und seine Formen, fiir den die Menschen zu sterben bereit sind.
Als die Franken ihre altheimatlichen Haine verlassen hatten und ihre Korper und Seelen
wurzellos geworden waren, schwand ihnen nach und nach die Kraft, den fester gefugten
Einwohnem Galliens zu widerstehen. Vergebens suchte Theodorich den Frankenkonig
Chlodowech zum freien Arianismus zu bekehren, um wenigstens die nationalen
Voraussetzungen Rom gegeniiber zu sichern; von seiner hysterischen Frau bestiirmt, vollzog
der Fiihrer des militarisch starksten germanischen Stammes den geistigen Ubertritt ins
romische Lager. Zwar dachten weder er noch die anderen Franken daran, ihr Heldentum
aufzugeben, sie stellten es nur neben das Christentum, um fiir dieses und fiir ihren Ruhm und
ihre Macht zu kampfen. Durch den ersten Schritt bedingt, iiberwucherte aber spater dann der
romische Mythus den altgermanischen Blutsgedanken, so daB er die Fiihrung iibemehmen
konnte. Im Zeichen des Kreuzes gehen von nun an alle Kriege vor sich. Und als dieses Kreuz
iiberall gesiegt hatte, begann der Kampf innerhalb der "bekehrten" Welt gegen die Ketzer und
die Protestanten, die ihrerseits gleichfalls das Kreuzeszeichen ins Feld trugen. Dann starb der
Mythus vom Marter-Kreuz, was die heutigen Kirchen ebenso zu verheimlichen bemiiht sind,
wie die Germanen einst der alien Gotter Tod. Denn fiir das christliche Kreuz kann
[681] Das Ende des Bonifazius
man heute keine nordeuropaische Armee, selbst nicht eine spanische oder italienische mehr in
den Krieg fiihren. Man stirbt heute zwar auch fiir Ideen, Symbole und Fahnen - und nur fiir
Ideen - aber keines dieser Gleichnisse tragt das Zeichen, welches einst den "frommen"
Chlodowech iiberwand. Und was die Lebenden nicht mehr in der gliihenden Weise erfiillt, so
daB sie bereit sind, ihr Leben dafiir zu lassen, ist tot und keine Macht wird es mehr zum Leben
erwecken. Um fiir "das Kreuz" heute noch wirken zu konnen, sind die Kirchen gezwungen,
sich hinter den Ideen und Symbolen eines neuerwachenden Mythus zu verbergen. Es sind dies
aber gerade die Zeichen einer Kraft, zu deren Vemichtung sich einst die "Bonifazius" und
Willibald aufgemacht hakten, die Zeichen jenes Blutes, das einst Odin und Baldur erschuf,
das einst Meister Eckehart zeugte, welches endlich seiner selbst bewuBt zu werden begann,
als das Wort Alldeutschland ausgesprochen wurde, als auch Goethe die Aufgabe unseres
Volkes wiederum darin erblickte, das romische Reich zu brechen und eine neue Welt zu
griinden.
Der Denker der hellenischen Antike nahm an, friiher oder spater werde die Vernunft doch
eine restlose Erkenntnis des Alls ermoglichen. Spat, sehr spat ist es dann klar geworden, daB
es im Wesen des Menschlichen liegt, die sogenannte "absolute Wahrheit", auch den
vorausgesetzten Sinn des Erdgeschehens nicht erfassen zu konnen selbst wenn uns die
gesuchte "absolute Wahrheit" verkiindet wiirde - wir konnten sie weder ergreifen noch
verstehen, well sie jedenfalls raum-, zeit- und ursachlos sein wird. Nichtsdestoweniger ging
der Strom der Sehnsucht nach dem Absoluten noch immer durch die Seelen der Menschen.
Gleich der hoffnungsvollen Antike sind auch alle heutigen Zunftphilosophen, im Ernst und
aus Geschaft, auf der
[682] Wahrheit, Schein, Irrtum, Liige
Suche oder auf der Jagd nach der sogenannten einen, ewigen Wahrheit. Diese Wahrheit
suchen sie auf rein logischem Wege, indem sie von Axiomen des Verstandes weiter und
weiter schlieBen. Das letzte Urteil fuBt also wesentlich auf den ersten Behauptungen, ist also
nichts als eine logische Analyse, Zerlegung einer Gedankenmasse bis in die feinsten
Abstraktionen der Vernunftideen. Auf dieser Ebene der Forschung - von seiten der Vernunft
- steht der angenommenen einen Wahrheit der scheinbar ewige Irrtum gegeniiber. Daher
die begreifliche Verzweiflung Schopenhauers bei Betrachtung der Weltgeschichte, daher die
Ergebung Herders, solange er nach einem absoluten "Plan" suchte, daher aber auch das
uferlose Bemiihen, eine angebliche Verchristlichung aller Volker, Humanisierung aller
Rassen, eine einige Menschheit usw. als "ewige Ziele" hinzustellen. Ideen, die rein abstrakt
scholastischer Artung dem Wunsch ihrer Erschopfter, jedoch auch dem Interessen gebiet
ihrer Erzeuger entstammten.
Diese Einstellung beherrscht noch heute unser gesamtes Philosophieren; auch jene Denker,
die uns eine volksgebundene Weltanschauung vermitteln wollen, erblicken in dieser
erstrebten volkischen Wahrheit nur einen Teil der "ewigen Wahrheit", bewegen sich allso
vollkommen auf der verstandes-vernunftgemaB-Iogischen Ebene unseres Wesens, als sei
diese die einzige Plattform des menschlichen Forschens. Es gibt aber auch noch andere.
Wenn ich eine Erbse an die AuBenseite des Zeigefingers lege, mit dem Mittelfinger
hiniibergreife und die Erbse dann leicht rolle, so habe ich das Gefiihl, zwei Erbsen zu halten.
In diesem und tausend ahnlichen Fallen steht die Wahrheit dem Schein gegeniiber, das Urteil
bezieht sich somit auf dieAnschauung. Auf der Ebene des sittlichen Willens ist es die L
ii g e, welche der Wahrheit sich gegeniiberstellt. In alien diesen Fallen verfiigt die feine
deutsche Sprache iiber bemerkenswerte Schattierungen, die auf eine
[683] Lebens-Gestalt und ZweckmaBigkeit
immer neue Sphare des Ichs deuten; gemeinsam ist alien nur, daB die eine logische,
anschauliche, willenhafte Wahrheit immer eine Beziehung eines Urteils auf etwas auBer ihm
ist, weshalb Schopenhauer ganz allgemein glaubte behaupten zu konnen, daB "innere
Wahrheit ein Widerspruch" sei.
Dem ist nun nicht so, wenn wir auBer den drei Gegeniiberstellungen noch die Idee einer ganz
anderen Wahrheit fassen, die ich die organische Wahrheit nennen will und von der dieses
ganze Buch handelt.
Der Organismus eines Lebewesens ist Gestalt, d. h. er begreift in sich ZweckmaBigkeit seines
inneren und auBeren Baues, Zielstrebigkeit seiner seelischen und geistigen Krafte. Gestalt und
ZweckmaBigkeit sind organisch also ein und dasselbe (H. St. Chamberlain), das erste zeigt
das Wesen von seiten der Anschauung, das andere von seiten der Vemunfterkenntnis. Was es
nun zu erkennen gilt und was den Kern der neuen Welt- und Staatsanschauung des 20.
Jahrhunderts ausmacht, ist, daB die organische Wahrheit in sich selbst ruht und an der
ZweckmaBigkeit der Lebensgestalt abzulesen ist. Das, was im ersten Buch als D a sein und s
o sein sich gegeniiber stand, erscheint also vertieft und erweitert zugleich als allgemeiner
MaBstab auf alien Gebieten. ZweckmaBigkeit bedeutet Aufbau eines Lebewesens,
UnzweckmaBigkeit seinen Untergang; zugleich liegt hier das Mittel, die Gestalt zu veredeln,
oder eine Verkriippelung herbeizufiihren. Noch tiefer gefaBt, bedeutet eine solche
Verhinderung der Gestaltausbildung eine doppelte S ii n d e: eine Siinde wider die Natur und
eine Siinde wider die aufstrebenden inneren Krafte und Werte. Die in sich ruhende organische
Wahrheit umfaBt also die logischen, die anschaulichen und die willensmaBigen Ebenen in
geradezu dreidimensionaler Weise; Gestalt und ZweckmaBigkeit sind dabei die faBbaren
Wertmesser nicht "eines Teils der ewigen Wahrheit", sondem sind die Wahrheit selbst, soweit
[684] Die "organische Wahrheit"
sich diese innerhalb unserer Anschauungsformen iiberhaupt manifestieren kann.
Der logische Teil dieser Gesamtwahrheit, d.h. ein Handhaben der Werkzeuge Verstand und
Vernunft, wird dargestellt von der Erkenntniskritik; der anschauliche Teil der Gesamtwahrheit
wird offenbar in der Kunst, auch im Marchen und im religiosen Mythus; der willenhafte Teil
(mit dem anschaulichen im engsten Zusammenhang) wird symbolisiert durch Sittenlehre und
Religionsformen. sie alle stehen - wenn sie echt sind - im Dienste der organischen Wahrheit,
das heiBt: im Dienst des rassegebundenen Volkstums. Von da kommen sie her, da gehen sie
wieder hin. Und ihr entscheidendes Kriterium fmden sie alle darin, ob sie Gestalt und innere
Werte dieses Rasse-Volkstums steigern, es zweckmaBiger ausbilden, es lebenskraftiger
gestalten oder nicht.
Hiermit ist auch der uralte Konflikt zwischen Wissen und Glauben, wenn nicht gelost, so
doch auf seine organische Grundlage zuriickgefuhrt und dadurch eine Neubetrachtung
ermoglicht worden. DasSuchen nach der "einen absoluten ewigen Wahrheit" wurde rein
als Angelegenheit des W i s s e n s aufgefaBt, d. h. als eine Sache eines technisch wenn nicht
Moglichen, so doch annahemd Erreichbaren. Das war grundverkehrt. Das letztmogliche
"Wissen" einer Rasse liegt schon in ihrem ersten religiosen Mythus eingeschlossen. Und die
Anerkennung dieser Tatsache ist die letzte eigentliche Weisheit des Menschen. Wenn Goethe
in seiner wundertatigen Art sagt, Wissen mute uns als ein immer Neues, Niedagewesenes an,
Weisheit dagegen als ein "sich-Erinnern", so ist damit - von einer anderen Seite gesehen -
genau dasselbe ausgedriickt. Die selbsterlebte weisheitsvolle Weltbetrachtung und organische
Selbstvollendung bedeuten das Erleben jenes Blutstromes, der die altgermanischen Dichter,
die groBen Denker und Kiinstler, die deutschen Staats-
[685] Siegfried und der Soldat von 1914
manner und Feldherren verbindet. Es ist mythische Riickerinnerung, wenn heute die Gestalt
des Sachsenherzogs Widukind als groB und verwandt mit Martin Luther und Bismarck
erscheint; es ist innerste Lebensweisheit und mythisches Neuerleben uralten
Wahrheitsgehalts, wenn wir Meister Hildebrand neben Meister Eckehart und Friedrich den
Einzigen heranriicken; es ist letztmogliche Grenze unserer seelischen Ausweitung, wenn der
Baldur- und Siegfried-Mythus als gleichartig mit dem Wesen des deutschen Soldaten von
1914 erscheint und die neuergriinende Welt der Edda nach dem Untergang der alten Gotter
fiir uns auch die Wiedergeburt des Deutschtums aus dem heutigen Chaos bedeutet.
Der weiseste Mensch ist der, dessen personliche Selbstverwirklichung mit der
Lebensdarstellung der GroBen germanischen Blutes auf der gleichen Linie liegt. Der GroBte
unserer Zeit wird der sein, welcher aus machtvollster mythischer Neugestaltung auch die
Seelen Millionen Vergifteter und Irregefiihrter diesem altneuen typischen Wollen unterstellt
und damit den Grundstein legt zu dem, was noch nie war, was aber die Sehnsucht aller
unserer Sucher befliigelt hat: ein deutsches Volk und eine echte deutsche Volkskultur. Und
dies alles ist das wesentlich Neue, was den Mythus unseres Jahrhunderts ausmacht und
plotzlich lebenspendend hineinzudringen sich anschickt in die geringste Bauernhiitte, in die
bescheidenste Arbeiterwohnung; sogar schon in die Horsale unserer Hochschulen so klar wie
hier ist es noch nirgends ausgesprochen worden. Es ist hohe Zeit, sollen einmal alle
Folgerungen gezogen werden konnen.
Die Konsequenzen sind aber schwerstwiegender Art. Denn deutet Goethes Spruch "Was
fruchtbar ist, allein ist wahr", das Wesen alles Organischen, so ergibt sich ein
[686] Hypothesen als Wahrheitsfiihler
neuer, dem heutigen Leben ganzlich ungewohnter MaBstab. Es wird sich namlich beim
Anerkennen der inneren Wahrheit dann erweisen, daB auch Irrtum, dem Schein verfallen, ja
selbst die "Siinde", in hochstem MaBe wahr sein konnen, wenn sie den vernunftgemaB,
anschauungs-oder willensmaBig Irrenden fmchtbar machen, seine Schopferkraft steigem.
Hierin beruht z. B. der groBe Wert auch jener naturwissenschaftlichen Hypothesen, die sich
spater als materiell unrichtig herausstellten: sie haben fast immer den forschenden Geist zu
neuem Denken angeregt, neue Tatsachen entdecken helfen; kurz, sie haben das Leben
gesteigert. Die Irrtiimer der Anschauung fiihrten uns zur Entdeckung der Strahlenbrechung
usw. Und hier reicht auch die organische Wahrheit der Mystik des Meister Eckehart erneut
die Hande: denn wenn dieser der Siinde und der Reue einen Platz nur dritten Ranges
einraumte und nur nach der Tatsache des Uber-sie-Hinauswachsens fragt, so zeigt dies, daB
auch er an alles Geschehen den MaBstab einer organischen Wahrheit legte. Ein
Unverstandiger konnte nun hieraus schlieBen, daB somit auch der Liige ein Freibrief
ausgestellt sei. Keinesfalls. Die Liige hangt mit Mangel an Ehrgefiihl und Mut zusammen und
wenn auch jeder Mensch noch so viele Liigen auf sich ladt, kein Germane wird sie an sich
"gut" zu heiBen vermogen, eben weil sie dem innersten, uns allein fmchtbar machenden
Charakterwert widerspricht. Liige ist also nicht nur eine willenmaBige, sondern zugleich auch
organische Siinde. sie ist der schlimmste Feind der nordischen Rasse; wer sich ihr
hemmungslos ergibt, geht innerlich zugrunde und scheidet auch gewollt auBerlich aus
germanischer Umgebung. Er wird notgedrungen mit charakterlosen Bastarden und Juden
Umgang suchen. Hier zeigt sich ein interessantes Gegenspiel, das sich auch auf alien anderen
Gebieten beobachten laBt: ist die willenmaBig-organische Liige der Tod des nordischen
Menschen, so bedeutet sie das Lebenselement des
[687] Die Liige als jiidische Lebensform
Judentums. Paradox ausgedriickt: die bestandige Liige ist die "organische" Wahrheit der
jiidischen Gegenrasse. Die Tatsache, daB ihr der wirkliche Gehalt des Ehrbegriffes fern liegt,
zieht den religionsgesetzlich oft sogar befohlenen Betrug nach sich, wie das im Talmud und
im Schulchan-Aruch in geradezu monumentaler Art niedergelegt ist. "GroBe Meister im
Liigen", nannte sie der brutale Wahrheitssucher Schopenhauer. "Eine Nation von Kaufleuten
und Betriigem", betonte Kant. Weil dem so ist, kann der Jude in einem Staat nicht zur
Herrschaft gelangen, der von gesteigerten Ehrbegriffen getragen wird; genau aus demselben
Grund wird aber auch der Deutsche innerhalb des demokratischen Systems nicht wirklich
leben, nicht fmchtbar sein konnen. Denn dieses System ist auf Massenbetmg und Ausbeutung
im groBen und kleinen aufgebaut. Entweder er iiberwindet es nach der giftigen Erkrankung
ideell und materiell, oder er geht an der Siinde gegen seine organische Wahrheit rettungslos
zugmnde.
Eine schau des Lebens kann - wie angedeutet - auf vielfache Weise dargestellt werden.
Zuerst geschieht es auf mythologisch-mystische Art. Da treten die hellsichtig erfaBten
Gesetze der Welt und Gebote der Seele als Personlichkeiten auf, die ewigen Deutungswert
besitzen, solange die Rasse, die sie schuf, noch lebt. Deshalb sind Siegfrieds Leben und Tod
ewiges Dasein, deshalb ist die in der Gotterdammemng verkorperte Sehnsucht nach Siihne als
anerkannte notwendige Folge eines Vertragsbmchs - d.h. als Siihne nach einem Vergehen
gegen die organische innere Wahrheit - ein ewiger Zug germanischen
VerantwortungsbewuBtseins. Den gleichen Wahrheitsgehalt weisen auch die deutschen
Marchen auf, die zeitlos sind und nur auf reife, auferweckte Seelen warten, um neu zu
erbliihen. sie konnen jederzeit in eine andere Form unserer Weltdeutung umgegossen werden:
in die begriffliche. Diese bedeutet keine Entwicklung im sinne eines Fortschritts,
[688] Das Hakenkreuz, Symbol des 20. Jahrhunderts
sondern nur eine stets nach den Formen einer Zeitepoche tastenden Auswirkung des bereits
gegebenen mythischen Gehalts in die Darstellungsweise der betreffenden Zeit. Eine
Weltanschauung wird also erst dann "wahr" sein, wenn Marchen, Sage, Mystik, Kunst und
Philosophie sich gegenseitig umschalten lassen und das Gleiche in verschiedener Weise
ausdriicken, innere Werte gleicher Art zur Voraussetzung haben.
Hier miiBten sich der religiose Kultus und die politische Offentlichkeit, als von Menschen
selbst dargestellter Mythus, hinzugesellen. Dies einst zu verwirklichen, ist das Ziel des
rassischen Kulturideals unserer Zeit. Einst bewirkte das hochgehaltene Kruzifix die plotzliche
Ummagnetisierung tausender dies Symbol anschauender Menschen. BewuBt und unterbewuBt
traten alle assoziativen Faktoren hinzu - Jesus Christus, Bergpredigt, Golgatha, Auferstehung
der Glaubigen - und schweiBten oft Millionen zu Taten im Dienste der Herrschaft dieses
Gleichnisses zusammen. Auch die heutige Zeit des Verfalls besitzt ihr Symbol: die rote
Fahne. Bei ihrem Anblick erwachen auch hier bei Millionen viele Assoziationen:
Weltbriiderlichkeit der Besitzlosen, proletarischer Zukunftsstaat usw. J e d e r, der die rote
Fahne hebt, erscheint als ein Fiihrer in dieses Reich. Die alten Gegensymbole sind gefallen.
Auch das in tausend Schlachten vorausflatternde SchwarzweiBrot hat man heruntergeholt. Die
Feinde des Deutschtums wuBten, was sie damit taten. DaB sie es aber tun konnten, hat den
Ehrenfahnen von 1914 ihren inneren Mythus geraubt. Aber ein neues Symbol ist bereits
emporgehoben und ringt mit alien anderen: das Hakenkreuz. Wird dies Zeichen entrollt, so ist
es Gleichnis fiir alt-neuen Mythus; die es schauen, denken an Volksehre, an Lebensraum, an
nationale Freiheit und soziale Gerechtigkeit, an Rassenreinheit und lebenerneuernde
Fruchtbarkeit. Immer mehr wird es umwittert auch von Erinnerungen an jene Zeit, da es als
Heilszeichen
[689] Personlichkeit und Selbstverwirklichung
den nordischen Wanderern und Kriegern voranzog nach Italien,
Griechenland, da es zogernd noch in den Freiheitskriegen auftauchte, bis es
nach 1918 das Gleichnis eines neuen Geschlechts wurde, das endlich "eins
mit sich selbst" werden will.
Das Symbol der organischen germanischen Wahrheit ist heute bereits
unumstritten das schwarze Hakenkreuz.
Als deutlich zu verfolgenden Unterstrom neben der Suche nach der "einen absoluten
Wahrheit" zeigt sich nicht nur heute die ganz andere Auffassung von Ich und Du, von Ich und
Welt, von Ich und Ewigkeit; die genannte organische. Leibniz steht in neuerer Zeit da als
ihr ahnungsvoller und doch schon hellbewuBter Verkiinder. Entgegen dem mechanistischen
Atomismus etwa eines Hobbes, der behauptete, aus einer Zusammenfiigung von Stiicken (die
nicht Gestaltteile sind) entstehe Gesellschaft, ein Ganzes; entgegen auch der absolutistischen
Lehre vom Vorhandensein abstrakter "ewiger" Formgesetze und Schemen, die der Einzelne
ausfiille, bzw. ausfiillen miisse, verkiindet Leibniz, daB dieses Verkniipfen des Einzelnen und
Allgemeinen in der Einzelpersonlichkeit sich vollziehe, sich gestaltend vollende in einer
lebensvollen, einzigartigen Weise. Einem mathematischen Schematismus des logisch
aufgefaBten unwandelbaren Seins wurde die Erkenntnis des Werdens eines geheimnisvoll sich
ausgestaltenden Seins abgerungen: der Wert dieses Werdens liegt danach gerade im
BewuBtsein der moglichen Vervollkommnung durch Selbstverwirklichung. Die durch
Atomismus, Mechanismus, Individualismus und Universalismus geforderte Losung einer
gestellten Schulaufgabe des Daseins wird vemeint und umgewandelt in eine
vorwartsstrebende Annaherung - zu sich selbst. Dadurch
[690] Herders volkisches Prophetentum
wird aber eine neue Sittlichkeit begriindet: die Seele holt sich keine abstrakten Regeln von
auBen, sie bewegt sich auch nicht auf ein auBeres, hingestelltes Ziel zu, sie geht also in
keinem Fall "aus sich heraus", sondern "kommt zu sich selbst".
Damit ist jedoch auch schon eine ganz andere Auffassung von der "Wahrheit" angedeutet: daB
fiir uns Wahrheit kein logisches Richtig und Falsch bedeutet, sondern daB eine organische
Antwort gefordert wird auf die Frage: fruchtbar oder unfruchtbar, eigengesetzlich oder unfrei?
Und gerade Herder, der auf einem Wege nach einem - "humanistischen" - Absolutum suchte,
gerade er war es, welcher den groBen Gedanken des Leibniz noch tiefer durchseelte und ein
Lehrer wurde besonders fiir unsere Zeit, wie nur ganz wenige auch unter den GroBten. Bei
Leibniz standen Seele und All noch als zwei vollkommen getrennte Wesenheiten einander
gegeniiber, die "fensterlose" Monade konnte zur andem nur durch die Annahme in
Beziehungen gesetzt werden, daB sich auch in dieser der gleiche eigengesetzliche
LauterungsprozeB der Selbstverwirklichung vollziehe, d. h. daB die Monade sich "spiegele".
Herder stellt nun das nationale Gemeinsamkeits-BewuBtsein als lebenfiillendes Erlebnis
zwischen beide. Dem Leben wird - abgesehen von alien Vemunftgesetzen - ein Eigenwert
zugesprochen. so wie Mensch und Volk blutvoll und eigenartig dastehen, so verkorpem sie
auch einen Eigenwert, d.h. eine Erscheinung auch sittlicher Natur, die nicht im Strom eines
angeblichen "Fortschritts" untergeht, sondern sich als Gestalt - und mit Recht - behauptet.
Diese wuchshafte (organische) Erscheinung ist innerlich durch Werte bedingt, aber auch
durch Schranken gekennzeichnet - wenn man dies Wort gebrauchen darf - man muB sie als
Ganzes bejahen oder verneinen: der Zwang eines Abstraktums wiirde die Gestalt, damit auch
die fruchtzeugende Fahigkeit vemichten. Herder spottet
[691] Nietzsche und Ranke
bewuBt iiber die angeblich "Fortgeschrittenen", welche das Wesen der menschlichen
Ausgestaltung mit ihrer aufgeklarten "Kinderwaage" messen wollen und spricht dann ein
Wort, das mitten hineingehort in unsere Zeit als unsere firohe Botschaft: "Jede Nation hat
ihren Mittelpunkt der Gliickseligkeit in sich, wie jede Kugel ihren Schwerpunkt".* Um diesen
geheimnisvollen "Mittelpunkt" rangen dann die folgenden Geschlechter; die Romantiker
nannten bereits ganz allgemein den Volksgeist als das Wesentliche unseres Lebens:
Schleiermacher lehrte, daB "jeder Mensch auf eigene Art die Menschheit darstellen solle,
damit in der Fiille der Unendlichkeit alles wirklich werde, was aus ihrem schoB hervorgehen
kann"; Nietzsche forderte spater mit aller ihm eigenen Leidenschaftlichkeit und aus
Emporung iiber einen engen Schematismus die Steigerung des Lebens und suchte "das"
Wahre in der Einzelpersonlichkeit: nur das, was Leben schafft, hat Tugend, hat einen Wert,
und das Leben sagt: "Folge mir nicht nach, sondern dir." Ranke** erklart mitten in sachlichen
Darstellungen, wenn in Europa nochmals (nach Rom) ein intemationales Prinzip zur
Herrchaft zu gelangen trachte, so werde urgewaltig ein organisch-nationales dagegen
hervorbrechen und beteuert an anderer Stelle*** in fast paradoxer Weise: "Jede Epoche ist
unmittelbar zu Gott und ihr Wert beruht gar nicht auf dem, was aus ihr hervorgeht, sondern in
ihrer Existenz selbst, in ihrem eigenen selbst."
Das ist der andere - "wahrere" - Strom des echt wuchshaften (organischen) Wahrheitssuchens
entgegen dem scholastisch-logisch-mechanischen Ringen nach "absoluter Erkenntnis". Aus
dem Erleben des "Mittelpunkts der Gliick-
* Auch eine Philosophie der Geschichte der Menschheit.
** "Geschichte der Pdpste. "
*** tiber die Epochen der neueren Geschichte, I. Vortrag.
[692] Fruchtbarkeit - der MaBstab des Wirkens
seligkeit" die vollste Selbstentfaltung, und das heiBt in der Sprache dieses Buches: aus dem
erlebten Mythus der nordischen Rassenseele heraus in Liebe der Volksehre dienen.
Ist die Seele gottgleich und unsterblich? Auf diese Frage hin wird der nur logische
Wahrheitssucher alle moglichen Griinde der Vemunft fiir oder gegen abwagen, er wird dann
entweder resignieren oder das Ja oder Nein "nachweisen"; der wuchshafte Wahrheitssucher
jedoch wird das Ja oder Nein behaupten und bekennen. Der Glaube an die Einzigartigkeit der
Personlichkeit, der Monade, an ihre Gottgleichheit und Unaustilgbarkeit ist ein
auszeichnendes Merkmal der christlichen, aber auch unchristlichen nordisch-germanischen
Denker. Dieser Glaube - wenn auch in verschiedenen Erscheinungen geschichtlicher Epochen
- hat sie fruchtbar gemacht, aber auch die groBen Kiinstler, Helden und Staatsmanner
getragen. Und diese Fruchtbarkeit ist das Zeugnis fur eine Wahrheit, welches uns mehr wert
ist, als der noch mogliche AnalogieschluB iiber den Weg der organischen Zielstrebigkeit. Es
ergibt sich also auch auf sittlich-metaphysischem Gebiet etwas, was wir auf dem Gebiet der
Kunst anerkannt haben: daB die jeweilige gepragte echte Form und ihr Gehalt in der
gegebenen Zusammenschau gar nicht von einander zu trennen sind, daB mit dem Aufgeben
einer uns gemaBen Form zugunsten einer angeblich abstrakten ewigen, absoluten Wahrheit
wir dieser "Wahrheit" nicht nur nicht naher kommen, sondern sogar die Moglichkeit einer
Annaherung von uns stoBen. Es zeigt sich hier aber auch, daB Kunst erst dann wieder unter
uns lebendig werden kann, wenn unser Dasein echtes Leben geworden ist. Unsere
Kathederphilosophen erblicken die "absolute Wahrheit" in der "Vereinigung des Endlichen
mit dem Unendlichen", die "volkische Wahrheit" sei deshalb daraufhin zu priifen, ob sie in
diesem Sinne ein Naherkommen an die "eine
[693] Nicht Dogma, sondern Artrichtung
Wahrheit" darstelle; dabei wird vergessen, daB uns jeglicher MaBstab fiir eine derartige
Beurteilung iiberhaupt fehlt: denn um hier wirklich urteilen zu konnen, miiBte jeder von uns
im vollen Besitz der angenommenen "ewigen einen Wahrheit" sich befinden. Hier gilt es also,
sein Denken auf einen ganz anderen Mittelpunkt einzustellen, als auf eine logisch-verniinftige
Wahrscheinlichkeitsrechnung, eben auf jenen "Mittelpunkt der Gliickseligkeit", den Herder
lehrte, der es ausmacht, daB wir "eins mit uns selbst" werden konnen, wie Meister Eckehart es
ersehnte. Es gilt ein Abstreifen der Vorherrschaft des scholastisch-humanistisch-
klassizistischen Schematismus zugunsten der organisch-rassisch-volkischen Weltanschauung.
Wobei die Erkenntniskritik natiirlich nicht verachtet werden soil.
Aus dieser Einsicht, daB nicht ein rein verstandesgemaBes Endergebnis formalistischer Art
lebensbestimmend ist, sondem bloB ein Mittel zur Verdeutlichung darstellt oder darstellen
kann, ergibt sich aber auch ein neues Verhaltnis zum Glauben der Arier. Die einen wollen
diesen verklungenen Glauben wieder aufleben lassen, die anderen lehnen dies Unternehmen
mit dem Hinweis auf seine angebliche Diirftigkeit ab, bzw. erklaren, es sei uns so wenig
dariiber bekannt, daB darauf nicht mehr aufgebaut werden konnte. Beide Telle haben Unrecht,
well sie die Frage falsch gestellt haben: nicht um das Anerkennen von Glaubensformen
handelt es sich, sondern um das Erkennen von Seelen- und Charakterwerten. Die
zeitbedingten auBeren Gestalten sind mit ihrem besonderen Lebensgefuhl dahinge sunken, die
Rassenseele bemachtigte sich der alten Fragen vermittels neuer Formen, aber ihre
gestaltenden Willenskrafte und Seelenwerte blieben in ihrer Richtung und Artung die
gleichen. An ihnen allein aber kann man Wesen und Geschichte des nordischen Menschen
ablesen, nachdem der selige Mittelpunkt selbst wieder neu erlebt worden ist. Darum sind die
[694] Polaritat, Personlichkeit und Rasse
"adelige Seele", die innere Freiheit und die Ehre das Bleibende und alles iibrige Bedingende,
solange noch verwandtes Blut durch die Millionen des nordischen Europa flieBt. Die "ewige
Wahrheit" heiBt deshalb allseitige Wahrhaftigkeit.
Hier sind wir dann am Ende. Die Leibnizsche Monade stand der andern ebenso reichen
Personlichkeit "fensterlos" gegeniiber; Herder und seine Nachfolger suchten bereits die
volkhafte Vermittlung; heute fugen wir hinzu: das, was sie verwandt machte, was sie zu
ahnlicher Entwicklung der inneren Gestalt trieb, war die Gemeinsamkeit eines
seelenverschmolzenen Blutes, welches den alles verbindenden Unterstrom eines
Lebensganzen bildete. Dieses Verwandtschaft der Personlichkeiten bedingende Blut vermag
noch einige Abarten zu formen und zu ziichten, jedoch wird die Monade einer Personlichkeit
ganz fremden Blutes gegeniiber erneut "fensterlos", aus Einsamkeit wird Verlassenheit
werden; es fiihrt keine Briicke eines wahren Verstehens von ihr zu einem Chinesen,
geschweige denn zum Wesen eines syrischen oder afrikanischen Bastards. Also nicht Monade
und "Menschheit" stehen sich in Wechselwirkung gegeniiber, sondem Personlichkeit und
Rasse.
Durch diese Erkenntnis aber wird eine andere Krankheit unserer Tage ins Licht des vollen
BewuBtseins geriickt: Relativitat des Alls lautet diese Krankheit. Der Individualismus ist
ebenso als "relativ" erkannt wie der uferlose Universalismus. Beide erstrebten erneut eine
logisch faBbare Summe ihres Suchens und sind daran zerschellt. Hier tritt die organische
volkische Weltanschauung in ihr Recht, wie sie von jeher sich Bahn gebrochen hatte, wenn
mechanistischer Individualismus und schematischer Universalismus die Welt in Ketten legen
wollten. Die Systematiker der Philosophie sind iiber diese Zeugnisse des nordischen Daseins
instinktlos hinweggegangen, well das Wesen dieses willenhaften Dranges kein logisches
System
[695] Der neue Universalismus
darstellt, sondem ein Fluten der Seele bedeutet. Heute verlangt diese echt organische
Weltanschauung inmitten der Zusammenbrechenden atomistischen Epoche mehr als friiher:
ihr Recht, ihr H e r r e n recht: vom Zentrum der Ehre als Hochstwert der nordisch-
abendlandischen Welt soil sie mit beschwingender Seligkeit ihren Mittelpunkt erleben und
sich das Leben unerschrocken neu gestalten.
Die individualistische Lehre, wonach das Einzelwesen f ii r sich bestiinde, durch
Zusammenfiigung der Einzelnen sich Volker, zum SchluB "die Menschheit" bildeten, ist heute
endgiiltig aus der ernsten Betrachtung ausgeschieden. Das Merkwiirdige und die im ersten
Buch ausgesprochene Behauptung aber Bestatigende, daB Universalismus ein Zwillingsbruder
des Individualismus ist, zeigt sich darin, daB dieser Universalismus an der gleichen Krankheit
leidet wie sein scheinbarer Gegner. Beide sind intellektualistisch, d. h. naturentfremdet. Die
universalistische Schule (O. Spann) hat den materialistischen, stupiden Individualismus
erfolgreich widerlegt - und verfallt in die gleichen Fehler, aus denen dieser geboren wurde.
Rein abstrakt wird eine Stufenleiter des Geistigen errichtet, schematisch wird eine
Neukonstruktion des Weltbildes begonnen, um auf Grund der alten platonischen Einsicht, daB
Gattung vor Art komme, folgenden "geistigen Stufenbau der geschichtlichen
Menschheitsgesellschaft" aufzustellen: Menschheit - Kulturkreis - Volkerkreis - Volkstum -
Stammestum - Heimatkreis - Volksglied. Wobei ausdriicklich betont wird, daB Menschheit
vor Kulturkreis, dieser vor dem Volkerkreis usw. bestehe. Diese selbst heute etwas
verdachtige Stufen-und Wertleiter versucht man dadurch schmackhaft zu machen, daB man
erklart, aus dem geistigen Vorrang folge noch nicht eine gleichmaBige Ausgliederungsfiille.
Diese zeige sich am reichsten im Volkstum, wahrend Kulturkreis
[696] Volkische" Theokratie
und Menschheit blasser, weniger greifbar erschienen. schon hier zeigt sich der groBe Bruch in
der universalistischen Betrachtungsweise, die an der rein intellektualistischen
Rangstufenordnung festhalt und durchaus Neuscholastik betreibt, zugleich aber die
heranwachsende lebensgesetzliche Betrachtungsweise durch freundliche Komplimente sich
als Nebenglied einfiigen mochte. Und dies, obgleich mit aller nur wiinschenswerten
Deutlichkeit festgestellt wird: "Ubervolkische Kirche geht vor volkischer Kirche" und nach
einer Darlegung, daB Religion vor dem Staate komme: "Daraus folgt, daB der Staat zwar als
hochste Anstalt iiber die Sonderanstalt "Kirche" herrscht; daB er aber sein geistiges Prius
ebenso in der Religion fmdet wie die Kirche selbst und zwar: in der von der Kirche
veranstalteten und geformten Religion, denn eine andere gibt es nicht"*. Damit enthiillt die
universalistische schule, daB sie ihren Namen nicht aus rein fachphilosophischen Griinden,
sondern aus theokratischen Uberzeugungen tragi. Damit entschleiert sich aber auch, was
eigentlich unter dem Begriff "Ausgliederungsfiille" zu begreifen ist: letzten Endes doch die
AusgieBung des in der "Menschheit" oder in der "geformten Religion" enthaltenen Gehaltes,
denn woher sollte diese " Ausgliederung" sonst stammen, wenn Volkstum eine drittrangige
GroBe ohne organische Ahnen ist?
Wenn Oswald Spengler die Gestaltengeschichte als merkwiirdige, sich vom abstrakten
Himmel herniedersenkende "Kulturtreise" als erste Gegebenheiten konstmieren wollte, so
verwasserte Othmar Spann als moderner Wortfiihrer des scholastischen Mi ttel alters diese
noch mit der scheinbar iiberlegenen Haltung des "von oben" organisierenden Denkers. Hier
zeigt sich nun unsere Betrachtungsweise - wenn auch durchaus in dem Gedankenschema, daB
Gattung
* 0. Spann: "(Gesellschaftsphilosophie", Munchen 1928, S.. 103, 107, 109 usw).
[697] Neue Priesterherrschaft?
vor Art gehe - als eine von unten wachsende in einem organischen Widerstreit zu diesen rein
intellektualistischen Methoden. Wir setzen folgende lebensgesetzliche Gliederung:
1. Rassenseele, 2. Volkstum, 3. Personlichkeit, 4. Kulturkreis, wobei wir nicht an eine
Stufenleiter von oben nach unken denken, sondern an einen durchpulsten Kreislauf. Die
Rassenseele ist nicht mit Handen greifbar und doch dargestellt im blutgebundenen Volkstum,
gekront und gleichnishaft zusammengeballt in den groBen Personlichkeiten, die schopferisch
wirkend einen Kulturkreis erzeugen, der wiederum von Rasse und Rassenseele getragen wird.
Diese Ganzheit ist nicht nur "Geist", sondern Geist und Wille, also eine Lebenstotalitat. Die
"Ausgliederungsfiille" des Volkstums wird also hiermit organisch auf ihre blut-seelischen
Urgriinde zuriickgefiihrt, nicht auf wesenlose Kulturkreise und blutlose
Menschheitskombinationen, aus denen nicht ersichtlich ist, aus welchem Grund sich aus ihnen
die ja notgedrungen zugestandene reiche Volkskultur entfalten kann.
Mit dieser Einsicht entzieht sich die organische Philosophic unserer Zeit der Tyrannei der
Verstandesschemen, jener rein schematischen geistigen Hiilsenanfertigung, in die man
wiederum die Seele der Rassen und Volker einkapseln zu konnen glaubte mit der
unterbewuBten oder bewuBten Absicht, sie als Mittel irgend einer "letzten Ganzheit" in die
Hande zu spielen. Wenn Spann entgegen der altgriechischen Weisheit behauptet, Gott sei das
MaB aller Dinge, diese Religion aber nur in der (katholischen) Kirche findet, da es "keine
andere" gebe, so entpuppt sich diese Anschauung als die Behauptung, der Priester sei das MaB
aller Dinge. Demgegeniiber erklart die neugeborene Weltanschauung unserer Zeit: die
rassengebundene Volksseele ist das MaB aller unserer Gedanken, Willenssehnsucht und
Handlungen, der letzte MaBstab unserer Werte. Damit fallt ein fiir allemal sowohl der
materialistische rasselose
[698] Erwachen des Blutmythus 1914
Individualismus wie der naturfremde Universalismus in alien seinen Spielarten als romische
Theokratie oder freimaurerische Humanitas, aber auch die gesamte "allgemeine" Aesthetik
der letzten zwei Jahrhunderte. Fortgeraumt ist der ganze blutlose intellektualistische
Schutthaufen rein schematischer Systeme, die uns wie spanische Stiefel angelegt worden
waren oder erneut angelegt werden sollen. Eine einzige, aber alles entscheidende
Umwandlung unserer seelischen Haltung hat sich vollzogen und unwesentlich erscheint,
woriiber ganze Geschlechter erbittert gestritten haben und ein neues funkelndes, herrliches,
lebensvolles Zentrum unseres Daseins ist in beseligende Wirksamkeit getreten.
Dieser neue und doch alte Blutmythus, dessen zahlreiche Verfalschungen wir erleben, war
auch im Riicken der einzelnen Nation bedroht, als dunkle, satanische Krafte iiberall hinter den
siegenden Heeren von 1914 wirksam wurden, als wieder eine Zeit begann, da der Fenriswolf
seine Ketten zerbrach, die Hel mit dem Geruch der Verwesung iiber die Welt zog und die
Midgardschlange das Weltmeer aufpeitschte; aber all die Millionen und Abermillionen
konnten nur hinter e i n e r Losung zum Opfertod bereit gemacht werden. Dieses Losungswort
hieB: des Volkes Ehre und seine Freiheit. Der Weltenbrand ging zu Ende, namenkose Opfer
waren gefordert und gebracht worden von alien, da zeigte sich aber, daB die damonischen
Machte iiber die gottlichen im Riicken der Heere gesiegt hatten. Hemmungsloser denn je
toben sie ungefesselt durch die Welt, erzeugen neue Unruhe, neue Brande, neue Zerstorung.
Zu gleicher Zeit aber wird in den gebeugten Seelen der Hinterbliebenen der toten Krieger
jener Mythus des Blutes, fiir den die Helden starben, erneut, vertieft, bis in die letzten
Verastelungen erfaBt und erlebt. Diese
[699] Vor einer neuen Geschichte
innere Stimme fordert heute, daB der Mythus des Blutes und der Mythus der Seele, Rasse und
Ich, Volk und Personlichkeit, Blut und Ehre, allein, ganz allein und kompromiBlos das ganze
Leben durchziehen, tragen und bestimmen muB. Er fordert fiir das deutsche Volk, daB die
zwei Millionen toter Helden nicht umsonst gefallen sind, er fordert eine Wei tr evolution und
duldet keine anderen Hochstwerte mehr neben sich. Urn das Zentrum der Volks- und
Rassenehre miissen sich die Personlichkeiten schlieBen, um jenes geheimnisvolle Zentrum,
das von je den Takt des deutschen Seins und Werdens befruchtete, wenn Deutschland sich
ihm zuwandte. Es ist jener Adel, jene Freiheit der mystischen ehrbewuBten Seele, die in
einem noch nie gesehenen breiten Strome iiber Deutschlands Grenzen sich zum Opfer brachte
und keine "Stellvertretung" forderte. Die Einzelseele starb fiir Freiheit und Ehre ihrer eigenen
Erhohung, fiir ihr Volkstum. Dieses Opfer darf allein den kiinftigen Lebensrhythmus des
deutschen Volkes bestimmen, den neuen Typus des Deutschen ziichten. In barter bewuBter
Zucht durch jene, die ihn gelehrt und g e 1 e b t haben.
Dieser alt-neue Mythus treibt und bereichert bereits Millionen von Menschenseelen. Er sagt
heute mit tausend Zungen, daB wir uns nicht "um 1800 vollendet" hatten, sondern daB wir mit
erhohtem BewuBtsein und flutendem Willen zum erstenmal als ganzes Volk wir selbst werden
wollen: "Eins mit sich selbst", wie es Meister Eckehart erstrebte. Mythus ist fiir
Hunderttausende von Seelen nicht etwas, was man mit gelehrter Uberheblichkeit als
Kuriositat in Katalogen vermerkt, sondern das Neuerwachen des zellenbildenden seelischen
Zentrums. Das "allein, ich w i 1 1" des Faust nach Durchwanderung der ganzen Wissenschaft
ist das Bekenntnis der neuen Zeit, die eine neue Zukunft will, und dieser Wille, das ist unser
Schicksal. Dieser Wille aber "erkennt" nicht nur das Wesen
[700] Das Abwerfen des 19. Jahrhunderts
alter und neuer Kulturen, um sich dann zuriickzuziehen, sondem dieser Wille lehnt im
bewuBten Selbstgefiihl die Hochstwerte der uns iiberlagemden Kulturkreise als hemmend ab.
DaB unsere Forscher bei der Gestaltengeschichte stehen bleiben, ohne selbst gestalten zu
konnen, zeigt nur, daB ihr Gestaltungswille gebrochen ist. Nichts berechtigt sie aber, ihre
Unfruchtbarkeit als Schicksal des Ganzen auszugeben. Der neue Mythus und die neue
typenschaffende Kraft, die heute bei uns nach Ausdruck ringen, konnen iiberhaupt nicht
"widerlegt" werden. sie werden sich Bahn brechen und Tatsachen schaffen.
Der heutige Mythus ist genau so heroisch wie die Gestalten des Geschlechts vor 2000 Jahren.
Die zwei Millionen Deutsche, die in aller Welt fiir die Idee "Deutschland" starben,
offenbarten plotzlich, daB sie das ganze 19. Jahrhundert abwerfen konnten, daB in den Herzen
des einfachsten Bauern und des schlichtesten Arbeiters die alte mythenschaffende Kraft der
nordischen Rassenseele ebenso lebendig war, wie in den Germanen, als sie einst iiber die
Alpen zogen. Im Alltag iibersieht man nur zu oft, welch ungeheure Seelenstarke im Menschen
lebendig wird, wenn er in einer zerfetzten Regimentsfahne sich selbst erblickt, in all den
vielhundertjahrigen Taten des Regiments ein Stiick von sich, Werke seiner Ahnherren
sieht. Der Matrose, welcher, auf dem Kiel der "Niirnberg" stehend, vor den Augen des
Feindes mit der wehenden deutschen Kriegsflagge in der Hand in den Fluten versank, der
namenlose Offizier von der "Magdeburg", der die Geheimchiffre zu sich steckte und sich mit
ihr ertrankte, das sind Gleichnisse, Mythen, Typen, die im heutigen Chaos noch nicht erkannt
worden sind. Ob wir die Gotik, den Barock, die Romantik richtig wiirdigen, bleibt sich zum
SchluB gleich, wichtig ist nicht diese Form der AuBerung des nordischen Blutes, sondern daB
dieses Blut iiberhaupt noch vorhanden ist, daB der alte Blutswille noch lebt.
[701] Die Fahne des 20. Jahrhunderts
Das feldgraue deutsche Volksheer war der Beweis fur die mythenbildende Opferbereitschaft.
Die heutige Erneuerungsbewegung aber ist das Zeichen dafur, daB noch Ungezahlte zu
verstehen beginnen, was die zwei Millionen toter Helden sind: die Martyrer eines neuen
Lebensmythus, eines neuen Glaubens schlechtweg.
An die Stelle der Prunkuniform ist das feldgraue Ehrenkleid getreten, der ernste
Stahlhelm. Die fiirchterlichen Kruzifixe der Barock- und Rokokozeit, welche an alien
StraBenecken verzerrte GliedmaBen zeigen, werden auch nach und nach durch herbe
Kriegerdenkmaler verdrangt. Auf ihnen stehen eingegraben die Namen jener Manner,
die als Zeichen des ewigen Mythus von Blut und Willen fiir den Hochstwert unseres
Volkes starben: fiir die Ehre des deutschen Namens.
Diese Kraft, die von 1914-1918 op f e rt e, sie will jetztg e s t al t e n . Sie kampft gegen
alle Machte, die sie als ersten und hochsten Wert nicht gelten lassen wollen. Sie ist da und
nicht mehr fort zu erklaren und sie weist schon Wege, die selbst ihre heutigen irregeleiteten
deutschen Gegner einmal werden beschreiten miissen.
Der Gott, den wir verehren, ware nicht, wenn unsere Seele und unser Blut nicht waren, so
wiirde das Bekenntnis eines Meisters Eckehart fur unsere Zeit lauten. Deshalb ist Sache
unserer Religion, unseres Rechtes, unseres Staates alles, was die Ehre und Freiheit dieser
Seele und dieses Blutes schiitzt, starkt, lautert, durchsetzt. Deshalb sind heilige Orte alle die.
an denen deutsche Helden fur diese Gedanken starben; heilig sind jene Orte, wo Denksteine
und Denkmaler an sie erinnem, und heilige Tage sind die, an denen sie einst am
leidenschaftlichsten dafiir kampften. Und die heilige Stunde des Deutschen wird dann
eintreten, wenn das Symbol des Erwachens, die Fahne mit dem Zeichen des aufsteigenden
Lebens das allein herrschende Bekenntnis des Reiches geworden ist.
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Sach und Namenverzeichnis
A-
Abendmahlslehre 129,164.
Abgeschiedenheit, Lehre von der 252
AblaB 94,170,171.
Abtreibung 505.
Achilles 310.
Adalbert von Wettin, Bischof 195.
Adam, Prof., kath. Gelehrter 161,162,167,175.
Adel 596.
Aesthrtik289ff,315
Aesthetischer Wille 405 ff
Agypten 26, 499.
Ahura Mazda 25, 33, 127, 135,247.
Alba, Herzog 75.
Albigenser 88, 90.
Alexander der GroBe 149, 151,184,490, 516.
Alexander VI. 171,194.
Alkibiades285.
Allemand, Ludwig, Erzbischof von Aries 95.
Alpine Rasse 86, 102, 103, 106,108 (Siehe auch ostische Rasse).
Altes Testament 76, 109, 128.129, 133, 218, 363, 603.
Amazonentum 39, 41, 46.
Amoriter 26.
Analogia entis, 246 ff
Anathema 91,162.
Angelus Silesius 232.
Angromayniu 33,127.
Antinousreligion 132.
Antisthenes 286.
Apollon 35; der Goldhaarige 36,44, 53.
Arabeske 367.
Ardschuna25.
Argonauteuzug 46.
Arianer 145,255.
Aribo, Bischof von Mainz 195.
Aristophanes 285, 287.
Aristoteles48, 49,483.
Amoldisten 88.
Arnold von Brescia 90, 91,193.
Arschama 32.
Aschylos 37, 42.
Athene, |. Pallas Athene.
Atlantis 24-28.
Atmanlehre 29, 31, 229, 240, 267, 389.
Augustinus 121, 236. 237, 396.
Augustus 57, 80.
B-
Bach, J. S. 406.
Bachofen, Johann Jakob 38, 40,48, 49, 139, 484.
Baer, Karl Ernst v. 394.
Baeumler 43.
Baldur 166.
Balten 112.
Balzac 316.
Barock 320, 373 ff., 376, 377.
Bartholomausnacht 101.
Bayreuther Gedanke 444 ff.
Beethoven 112, 262, 317, 405,406, 423, 424, 427.
BenediktIX. 192.
Benedikt XV. 471,620.
Beowolf-Lied 187.
Berlioz, Hektor 422.
Bernini, Lorenzo 372.
Berquin, Louis de, firanz. Protestant 95,102.
BewuBtsein, Wesen des 140.
Bismarck 470, 471, 473, 517 ff , 541, 673, 685.
Bocklin, Arnold 300,301.
Bolschewismus 102,113,214,480,648.
Bonifaz VII. 192. Bonifaz VIII. 121, 515,524.
Bonifazius 156, 219,385, 681.
Bothlingk, Indologe 149.
Botticelli 297.
Bourg, du, franz. Protestant 97.
Brahman 29,3 1,488.
Brouwer, Adrian 372.
Buddha 266,271,341,461.
Burckhardt, Jakob 38, 52, 55,66, 301.
Burger, Kunsthistoriker 302.
C-
Cankara 3 1 .
Caoshianc 33,130.
Caracalla 58.
Caritas 159,168.
Cathrein, Jesuit 122.
Cervantes 290, 437.
Cezanne 302.
Chamberlain, H. St. 81 ff., 142,430, 532, 553, 683.
Chamisso 112.
Chiliasmus 109.
China 279, 377, 487, 645 ff.
Christentum 21, 40, 70, 121, 160,183, 396, 397, 491, 537, 636.
Chthonische Gotter 37, 41, 339.
Civa31.
Clunyazenser 194,195.
Coligny, Admiral von, Hugenottenfuhrer 95, 97,100.
Conde, Prinz von, Hugenottenfuhrer 95, 99.
Corinth, Lovis 300.
Cudra 3 1 .
D-
Dacque, Edgar 27.
Dante 67, 196, 296.
Darius 34.
Darre, Walter 86.
Delphi 45.
Demeter 36, 47.
Demokratie 51, 102, 105, 154,202, 285, 447, 496, 512, 521,540, 658.
Deussen, Paul 29, 337.
Deutscher Orden 520 ff , 546.
Dickens 435, 436.
Dinarische Rasse 86,108,576.
Dio Chrysoftomos 53.
Diokletian 58, 71, 72.
Dionysien 48.
Dionysos 36, 44ff
Dollinger, Ignaz 156, 159, 182.
Donat, Prof, Jesuit 122.
Donatello 292,373.
Dorer28, 35.
Dostojewski 113, 154, 206 ff408.
Dualismus 250.
Duns Scotus 247.
Durer 298, 347.
Dynamik 126, 130, 232, 252,345, 351.705
E-
Eckehart, Meister 138, 216-259,394, 458, 560, 685, 701.
Edda219.
Edikt von Fontainebleau 92.
Edison 123.
Ehe47, 484ff,593.
Ehelose Mutter 593-595.
Ehre 115, 145 ff , 217, 399, 400,506, 514, 598, 676.
Eigengesetzlichkeit 121.
Eigentumsbegriff 538 ff , 583,587 ff
Einfuhlungsaesthetik 415,416.
Energetik 125.
England 155,643, 64 7 ff.
Entwicklung 678 ff.
Ephebie 361.
Episkopalismus 87,195.
Erbt, Dr. 74.
Erechtheus 54.
Erinnyen 39, 43.
Erkenntniskritik 116.
Etrurien 39, 66.
Etrusker 54, 60 ff , 138, 383,384.
Euripides 151,287,305,483.
Expressionismus 301.
Eyck, Jan van 293 .
F-
Falische Rasse 86.
Farel Wilhelm, firanz. Protestant 95.
Faschismus 609.
Fenriswolf 163. Feuerbach 299.
Finauzwissenschaft 122,123.
Flaubert 423.
Foderalismus 474.
Foix, Graf von 89.
Fontane, Theodor 112.
Ford, Henry 123.
Frankreich 88 ff , 155, 191, 500,646, 666.
Franz I, franz. Konig 93.
Franziskus von Assisi 142, 185,515.
Frauenemanzipation 57, 482 bis 513.
Freiheit, Idee der 131,142, 225,240, 327, 336, 528, 529.
Freimaurerei 200, 206, 640, 668.
Freiziigigkeit, Dogma der 550bis555.
Freya 164, 510.
Friedrich der GroBe 198, 199,293, 473.
Friedrich II. der Hobenstaufe 254.
Friedrich Wilhelm I. 200.
Frobenius, Leo 77.
Fiirbitte, kirchliche 172.
G-
Gallikanismus 87.
Gandhi 661,663,664.
Gauguin 299.
Geburtenproblem 594.
Gegenreformation 375.
Gehalt, Problem des 304.
Geldherrschaft 51, 57, 102, 118,445, 511, 537, 589, 670.
Germanisches Wesen 110, 111, 15, 141, 142, 145, 152, 158
174, 188, 193, 266, 267, 310, 342, 359, 376, 383, 389, 394
396-404, 443, 564 ff 604, 684, 692, 693,
Germanische Volkerwanderung 28,56, 70, 81.
"Geruch der Heiligkeit" 185.
Gewerkschaftsgedanke 569.
Giorgione 295.
Girondins 102.
Glaubensfreiheit 97.
Gluck423.
Gnadenlehre 71, 235, 236.
Goethe 121, 241, 259 ff., 278,314, 350, 394, 429, 436, 514,623, 681, 684, 685.
Gorki, Maxim 113.
Gorres 38.
Gotik319, 352ff., 373, 377, 379,385.
Gottfried von StraBburg 360.
GregorVI. 192.
GregorVII. 190,255,515.
Griechenland, s. Hellas.
Grimm, Hans 440.
GroBer Kurfiirst 198.
Grunewald, Matthias 347, 409,414, 617.
Griinwedel, Albert 62, 65.
Guise, Herzog von 99, 101.
Giinther, Dr. Hans 86.
H-
Hadrian 57, 132.
Hadrian I. 523.
Hadrian VI. 193.
Hagen 188.
Hakenkreuz 165, 688, 701.
Hals, Franz 372.
Hamsun, Knut 438, 439.
Hannibal 67.
Hansa 197.
Haruspex 66, 67.
Hassenstein, Tschech. Fiihrer 110.
Hauptmann, Gerhart 439, 447.
Havamal 187.
Hegel 525,527.
Hehn, Viktor von 210.
Heine, Heinrich 364.
Heinrich I., deutscher Kaiser 478.
Heinrich II, franz. Konig 93.
Heinrich III, deutscher Kaiser 193.
Heinrich der Lowe 479, 523.
Heinrich von Cluny 90.
Heldenideal 138, 143, 144.
Heliand 187, 188.
Helios 41. Hellas 34 ff., 212, 270, 279,282, 290, 374, 381, 385, 403, 484.
Herakles 41,138.
Heraklit 49.
Herder682, 690, 691.
Hermes 36.
Hetarentum 39 ff., 47, 62, 136.
Hexenwesen 63, 64, 67, 173, 174.
Hildebranbslied 399, 685.
Hinrichtungen (3000) 93
Hitler, Adolf 536, 584. 642.
Hochstwerte 116.
Hodler 302.
Holbein 297.
Holderlin 425, 426, 439.
Hollenfahrtslehre 132,133.
Homer 36, 42, 49, 71, 283, 307, 314, 346, 385.
Hoplit 52.
Hugenotten 88, 93-101, 111.
Humanitat 158, 169, 200, 202,495, 560, 561.
Hussiten 108ff.
J-
Jajnavalkya266, 268, 366.
Jahwe 122, 134 ff., 226, 246,247.
Japan 657.
Jarnac, Schlacht von 98,
Jason 46. Jdee 119,120.
Jerusalem 55.
Jesuiten 122, 175, 177,178,179,196, 468, 612, 622ff , 625,632.
Jesuitenstil 375ff ,617.
Jesus Christus 74, 130,132.160, 161, 163 ff , 229, 230, 243,
247, 336, 337, 341, 391, 412, 413, 414, 515, 604 ff " 616.
JohannXI. 192.
JohannXII. 192.
JohannXIV. 192.
JohannXIX. 192.
Johannesevangelium 75 ff , 604.
Judentum 33, 64, 129, 158,265 ff , 282, 294, 363, 412,460 ff ,
493, 528 ff , 533, 566,591, 670-672, 687.
Jiidische Finanz 1 12, 656 ff.
Jugendstil 378.
Julian Apostata 73.
I-
Ignatins von Loyola 176, 180,248, 456, 516, 622.
Iktinos 309. Ilias 36, 42, 306 ff
Impressiomsnnis 300.
Inder 28 ff, 71, 115, 148, 212,267, 271, 389, 443, 660 ff ,664 ff
Individualismus 118, 140, 303,320 ff , 387 ff , 538, 695 ff
InnozenzIII. 90,515.
Innozenz VIII. 92,193.
Innozenz X. 197.
Inquisiton 90 ff , 178, 179, 253,254, 610 ff
Intermittenz 141. Internationale 203.
Isis 384.
Islam 365ff., 662-665. Isokrates 51. Italien 155.
K-
Kadavergehorsam 176, 177.
Kaisertum 523, 528, 550.
Kalidasa 3 1 .
Kallikles51.
Kallikrates 309.
Kalvin 94, 96.
Kant 121, 131, 136, 141, 142,200, 241, 273, 303, 318, 323,
393, 398, 419 ff., 571, 630 ff.,687.
Kapitalismus 123,124.
Karl der GroBe 186, 191, 292,523.
Karl IX., franz. Konig 100.
Karma-Lehre 392,394.
Karpokrates 49.
Karthago 55.
Kaste 28.
Katharer 88.
Kato 56.
Keller, Gottfried 435, 437.
Kern, Dr., Rassenforscher 86.
Kirchensteuem 94.
Klages Ludwig 137.
Klassizismus 382.
Kokoschka, "expressionistischer" Maler 299.
Kolbenheyer, Erwin 440, 441.
Konfuzius 196,220,487,515,o49ff.
Konigtum, deutsches 87, 523,558.
KonradlL, deutscher Kaiser 195.
Konstantin 58,80.
Kontemplation 318, 320, 417,421.
Kopernikus 121,133,138,173 ff.,243, 626.
Kralik, kath. Historiker 84.
Kreuzsymbol 165.
Kreuzziige 190.
Krieck, Dr.Emst, Padagoge 153,489.
Krischna 131.
Kultur 119, 140, 154, 159.
Kultuskreislehre 60, 115 ff., 403,696.
Kunst, "an Sich" 120.
Kurialismus 87.
L-
Lagarde, Paul de 138, 237, 443,454, 456.
Lakedamon 53.
Lamaismus 65,184.
Lambert, franziskanischer Protestant 95.
Languet, franz. Protestant 95.
Lao-tse 196, 264, 266, 366, 487,651 ff
Lapouge, Backer de, Rassenforscher 638.
Laterankonzil 246.
Latiner 28,59,65.
Leclerc, Johann, franz. Protetant 95.
Lefevre, Jakob, franz. Protestant 95.
Leibniz 689, 690, 694.
Lehmkuhl, S. J. 524.
Lenau 424.
Leonardo da Vinci 138, 142,273, 298, 317, 345, 347, 373,437, 453, 516.
Liebe, Idee der 145 ff., 232, 241,400, 412, 466, 607 ff.
Ligurer 60.
Lipps, Aestbetiker 416.
List Friedrich 123.
Longjumeau, Friede von 99.
Lons, Hermann 436, 437.
Ludwig derFromme 167.
Lukrezia Borgia 172, 194.
Luther 84, 96, 129, 170 ff., 183bis 186, 250, 254,
364, 393, 397, 517, 569, 620, 622, 626,685.
M-
Macchiavelli 67,68.
Magie 79.
Mahabaratam 25.
Mahler, Gustav 365.
Mandarin 196.
Mann, Thomas 411, 445.
Mannerbund 160, 180, 486 ff 545.
Marees, Hans von 298.
Mark Aurel 58,80.
Marojia, papstliche Konkubine 192
Marx,' Karl 128, 525.
Marxismus 123, 204, 215, 364, 446 ff . 479, 526, 535.
Masaccio 373.
Materialismus 324.
Mazedonien 28.
Mechanistik 125.
Medizinmann 173.
Mendelssohn, Felix 364.
Messias 74 ff
Meyer, C. F. 436.
Michelangelo 273, 294, 295, 373, 516.
Mischehe 56.
Mitleid 154.
Mitleidenslehre 206 ff , 345, 374,516.
Mohammed 515.
Moira 42.
Moltke518.
Monismus 30,126,130, 250,390.
Monotheismus 127.
Montcontour, Schlachtvon 100.
Montmorency, Connetable, franzosischer Heerfiihrer 99.
Moraltheologie, kath. 196.
Morike435.
Miihtestein, Hans, Historiker 61.
Muller, Adam 123.
Miiller-Freienfels, Aestbetiker 414.
Muselmanische Orden 176.
Musikdrama 427-434.
Mutterrecht 38 ff., 65, 135, 384.
Muttersprache 262.
Mystik 134 ff., 217 ff , 399, 405.
N-
Napoleon 501, 516.
Nationalismus 85, 196, 540, 556,626, 632, 633, 644 ff , 611.
Nationalkirche 193,195.
Negerproblem 645, 665-670.
Neovitalisten 140.
Nenes Testament 129-132.
Nibelungenlied 306 ff, 311, 401.
Nietzsche 37, 424, 530, 691, 692.
Nizaisches Glaubensbekenntnis 133.
Nordische Rasse 27, 81 ff , 107 ff-119, 214, 576, 625, 638.
Nordische Rassenzucht 33.
Nordisches Schonheitsideal 277 ff
Nornen42, 398, 399, 483.
O-
Odin 32, 136, 247, 598, 679 ff.
Orestie 43.
Organische Wahrheit 683 ff.
Ostara 167.
Ostbaltische Rasse 1 12 ff
Ostische Rasse (Siehe auch alpine Rasse) 45,
105, 194, 213, 282,290, 579, 638.
Otto I. der GroBe 193. Otto III. 194.
P-
Palacky, tschech. Historiker 109.
Palagyi, Melchior,
Psycheloge, 141.
Pallas Athene 35, 43, 284.
PalmaBecchio295.
Pan-Europa 112, 538-562,621,676.
Paracelsus 251.
Pariser Bluthochzeit 99-102.
Patarer 90. Patrizier 56.
PaulIL, Papstl93.
Paulus 75, 235, 457, 480, 605.
Pausanias 53.
Pazifismus 112,468, 565.
Pelasger 45,48.
Perikles285, 293.
Personlichkeitsbegriff 30 ff., 113,159, 162, 168 ff., 180 ff., 210, 233, 270, 305, 352, 386ff.,
529.
Peter von Bruys 90.
Petms 188, 605.
Phalluskult31,63.
Picasso 299.
Pindar 282.
PiusV. 100.
Pius IX. 121, 182,470,474.
Pius XI. 474, 626.
Platon 50, 51, 79, 136, 212,244 ff., 286, 288, 328.
Plebejer 56.
Pluralismus 125,128.
Plutarch 53.
Polaritat 30. 32, 38, 125,129ff ,230, 243, 247, 483 ff , 573.
Poseidon 45.
Prager Artikel 108.
Praxiteles 288,348.
PreuBentum 180 ff, 198.
Priesterherrschaft 80,83.160,161,183, 184, 185, 468, 486 ff ,697.
Protestantismus 128, 218, 242.375, 610, 613, 680.
Przywara, S. J. 245 ff
Pythagoras 48-50, 66.
R-
Raabe, Wilhelm 435, 436, 437.
Rabindra Nath Thakkur 661 .
Raffael297, 516.
Rama 131,660.
Ranke691.
Rasse; in Indien 28-32; in Iran 32-33; in Hellas 34 bis 53;
in Rom 54-80; im Abendland 81 ff;
in Mexiko 468 ff , 505, 568, 614 ff ; in Amerika 668-672.
Rassenangst 104.
Rassenchaos 111, 139. 288, 298. 468, 528 ff, 550, 590, 633, 662.
Rassenschande 104, 468,510,512.
Rassenschutz 577 ff
Rathenau, Walther 550, 590,675.
Rationalismus 136, 137, 138.
Raumproblem 637 ff.
Rechtsauffassung 319, 526, 563 ff
Reformation 90,1 1 1,220,320,429.
Reformierte 88.
Rembrandt 273, 296, 320, 345,347, 371, 373, 374, 407, 516.
Renaissance 220, 320, 373, 382,497.
Rohde, Erwin 36, 37, 45, 54.
Rittertum 188 ff " 492, 569, 679.
Roger Bacon 121, 173.
Rom 54, 89, 100, 101, 104, 107, 121, 129, 142, 143,
145, 157, 158, 160, 189 ff , 212, 226, 242, 244 ff , 251
294, 442, 443, 490, 491, 523 ff , 624 bis 629, 633.
Romantik 38, 40,140.
Rothschild 103, 266.
Rousseau 139.
Rubens 370.
Rudiger, Markgraf 312 ff.
RuBland 106, 112, 154, 206bis214, 641, 643.
S-
Sachsenspiegel 567.
Sagenwandemng 24.
Samkhyam-SyStem 390.
St. Germain, Friede von 100.
St. Martin 163.
St. Michael 163.
St. Oswald 163, 164.
Satanismus 64, 65, 66.
Satyr 48, 64.
Scheffler, Karl, Kunsthistoriker 358.
Schicksalsbegriff 396-404, 551.
Schiller 250, 261, 278, 292, 305, 346, 411, 421, 567.
Schmarotzertum 123, 138, 463.
Schonheitsideal, nordisches 80 ff., 277 ff , 319.
Schopenhauer 243, 278, 318, 323 bis 344,
393, 408, 417, 441, 682, 687 ff
Schuchardt, Karl, Vorgeschichtsforscher 385.
Schwalbach, jud. Maler 300.
Scotus Erigena 121.
Seelenkunde (Psychologic) 137.
Seelenwanderung 392.
Sein und Werden 134.
Sepp, Nepomuk, kath. Gelehrter 164.
Septimus Severus 58.
SergiusIII. 192.
Shakespeare 306, 347, 37:3, 437.
Siegfried 138, 158, 311, 313, 685.
SixtusIV. 193.
Sokrates78, 213, 284-288.
Sonnenmythus 25, 41, 42, 63 ff , 77, 139.
Sozialismus 534 ff , 556, 644 ff 711
Spengler, Oswald 403,404,551, 673, 696.
Spitama, s. Zarathustra.
Spitzweg 437.
Stadelberg, Baron 103.
Statik 126,128,351.
Stedinger 88.
Stein, Freiherr vom 542, 561.
Steiner, Rudolf 49.
Stephanll. 191.
StephanVI. 191.
Storm, Theodor 438.
StraBmeyer, kath. Bischof 182.
Streik 585, 586.
Siindenlehre 71 ff.
Sun-Yat-Sen 657, 658.
Surya 135.
Sylvester III. 192.
T-
Taboriten 109 ff.
Talmud 363, 463.
Tanaquil 62, 65.
Technik 143.
Tellurismus 49.
Tetzel 170.
Theodorich der GroBe 80.
Theognis 51.
Tbefeus 39.
Thetis 42.
Thomas von Aquino 247, 254.
Tintoretto 298.
Titus 55.
Tizian 295,516.
Tolstoi 139,211,607.
Trajan 57.
Tridentiner Konzil 181, 196.
Tristanproblem 388, 401, 402.
Troja 165.
Tschaadajew, russischer Schriftsteller 113, 209.
Tschechen 108.
Turgenjew209.
U-
Ulfilas 174.
Ulrich von Ensingen 317, 358, 441.
Unitarismus (Siehe Universalismus) 107 ff
Universalismus (kirchlicher) 85, 88, 108 ff , 195.
Universalismus (philosophischer) 40 ff , 189 ff ,
304, 320 ff ,387 ff , 538, 695-698.
Unsterblichkeitsglaube 363, 391, 394.
Upani shads 30,136,240.
Uranus 135.
Utraquisten 108, 109.
V-
Varna (Kaste) 28, 30.
Varuna 135.
Vassy, Blutbad oon 99.
Vasvani, indischer Lehrer 663,665.
Vaterrecht 39 ff , 65, 136.
Vatikanisches Konzil 167,181,612.
Velasques290, 373.
Vereinigte Staaten 553,672—675.
Vernunft, Wesen der 125.
Verstand, Wesen des 125, 137.
Vincent van Gogh 298.
Volkelt, J., Philosoph 409, 417.
Volkerchaos 82, 83, 87, 245, 633.
Volkerbund 675.
Voltaire 102,207.
Vorherbestimmungslehre 395,396.
W-
Wagner, Adolf 123.
Wagner, Richard 316, 388, 401, 427-434, 443.
Waldenser 88, 91-93.
Waldes, Peter 90.
Walter von der Vogelweide 360,497.
Waltharilied 400. Weltseele 31.
Werntz, Jesuitengeneral 524.
Westische Rasse 86.
Widukind 159, 186, 256, 292, 685.
Wikinger 112, 152,456.
Wiklef 108.
Wille 239, 241, 323 ff., 507,511 ff.
Willigis, ErjbischofvonMaiu 194.
Winkelmann 37.
Wirklichkeit, Auffassungen von 131, 132.
Wirth, Herrn., Vorgeschichtsforscher 27, 135, 679.
Wischnu 187.
Wisienschaft 119.
Wolfflin, Prof. 297.
Wolfram von Eschenbach 360,497.
Wotan (S. a. Odin) 134, 163, 164, 166, 319.
Z-
Zarathustra 25,32.
Zauberkulte 29, 63-67, 76, 132,141,
174, 226, 248, 396 bis407, 577, 602.
Zentrumspolitik471 ff, 524,545.
Zeus 35,36.
Zionismus 463, 464, 465. 466.
Ziska von Trocnow, Taboritenfiihrer 108.
Zuloaga 290.
Zwingli 129.