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Full text of "Die aeltesten Fassungen des deutschen Romans von den Sieben weisen Meistern"

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Die jiltesten Fassungen des deutschen 
Romans von den sieben weisen Meistern. 



* 

i 



Inauguraldissertatioii 

die zur 

Erlangung der philosophischcn Doktorwiirde 

nebst den beigefugten Thesen 
mit 

Ooucluiiig;iiiig dor hohen pliilosopkisclicn FaknltHt 
dor Univcrsitilt Groifswald 

Sonnabend, den 14. Mai 1904, mittags 12% Uhr 

flffcntlich vertoidigen wild 

Jakob Sxhmitz 

aus HerTenrath. 



Opponenten : 

Hon* Dr. jdiil. W. van Aclcpron. 
Horr Dr. j)hil. C. Dittmar. 



Greifawald. 

Pruck von F. W. Kim ike. 
1004. 



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-tyzgrz, ^(L,<r 



Harvard College Library 

Oct. 29, 1904. 

By Exchange 

Uhiv. of Greifewftid. 



Gedruckt mit Genelmiiguntf iler holien philosopliischen Fakultat <ler| 
Universitat GreifswaM. 

Prof. Dr. Cohen, Dekan. i. 

Referent: Geheimer Regierungsrat Prof. Dr. A I. Reiffersctieid. 



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Herrn Oehcimcn Regicrungsrat 

Professor Dr. Al. Reifferscheid 

iu dank barer Verebrnng 
gcwidmet. 



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I. Die Handschriften des deutschen Romans von den 
sieben weisen Meistern. 

Mit Recht stellt J. Gorres 1 ) das Volksbuch von den sieben weisen 
Meistern „in Bezug auf Celebritat und die Grosse seines Wirkungskreises" 
den hi. Buchern zur Seite und den klassischen voran, denn kein anderes 
Buch hat seit der Erfindung der Buchdruckerkunst*) bis ins 19. Jahrhundert 
hinein eine so erstaunliche Anzahl von Druckauflagen erlebt 

Nach der Untersuchung H. Fischers 3 ) iiber die handschriftliche Cfber- 
lieferung der „Historia septem sapientum" ist es an der Zeit, auch die 
Uberlicferung dor deutschen Bearbeitung festzustellen, die in zahlreichen 
Handschriften und Inkunabeldrucken vorliegt. 

Bisher waren sieben Handschriften der deutschen sieben weisen 
Meister bekannt (vgl. Goedekes Grundriss F, 349). Ich bin in der Lage, 
noch funf weitere hinzufflgen 4 ) zu konnen, so dass die Zahl der deutschen 
Hss. auf zwolf anwachst. Manche Hss. mogen noch in Privatbibliotheken 
versteckt liegen. 6 ) 

I.* 6 ) B, - Hs.<) der Kgl. Bibl. zu Berlin ins. germ. fol. 59. 15. Jhrh. 

Format 27x20 cm. Holzdeckel mit Leder tiberzogen, in welches 
Figuren hinein geprcsst sind. 238 foliierte Blatter, vorher 48 unfoliierte und 
nicht beschriebene Blatter. Die Hs. enthalt Lagen von durchweg 12 Blattern. 
Kustoden fehlcn. Bis f. 165 zweispaltig mit 28-32 Zeilen in der Spalte; 
von da ab einspaltig und ungleichmassig geschrieben. Wfthrend bis f. 165 
alles von demselben Schreiber herrtihrt, lassen sich fti dem letzten Teile 



1) J. Gorros: Dio teutschen Volksbiicher. Heidelberg 1807. 

2) Dio Bibl. dor Grosson Kircho zu Emden besitzt nach giitigor Mitteilung des 
Horrn Gchcimrats Prof. Dr. Al. Roifforschoid oin Exemplar des Druckes vom Jahre 1460. 

3) H. Fischer: Beitrago zur Litteratur dor sieben woison Moistor. I. Die hand- 
schriftlicho Uborlieferung der „Historia septom sapientum". Greifswald 1902. 

4) Die Kenntni8 verschiedener Hss. vcrdanko ich dor frcundlichcn Mitteilung des 
Herrn Dr. Fischer, dor soinor Zoit bei alien grosseren deutschon Bibl. nach Hss. der 
7 weisen Moistcr Umfrage gehaltcn hat. Vgl. seino Dissortation S. 5. 

5) Auch in zahlreichen Hss. der deutschon „Gcsta Romanorum" finden sich Teile 
der sieben weisen Moistcr, und zwar moistens die zehn odor elf ersten Geschichton zu- 
gleich mit dem Anfang der Rahmenorzahlung. Doch mussten dieso unberiicksichtigt 
bleiben. Vgl. „Gesta Romanorum" hergb. von Oesterley. Berlin 1872. S. 197 ff. 

6) Dio mit * bezoichnoton sind schon bei Goodeko vorzoichnet. 

7) Samtliche Hss. sind Papierhandschriften. 



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12 verschiedcne Hanrfe erkcnncn, wn itemm die erste bis f. 200 b reiclit. 
Yon da ah wechselt die Schrift fast mit jodeni Blatte. Ruhriziert ist die 
Hs. von f. 1* — f 173 b unci von f. 179 a — f. 194\ Auf der ersten leeren 
und auf der ersten besehriebenen Seite stelit der Name „Daniel Sudermann". 

f. l a — f SS a (h'sclii elite eon Troja 

f. l rt Hie 1 ) paris von troye gebomi wart von Erubu, ilrr kfnighi, |iria- 
itins frowe von I role. 

Ejn stat hies troie, do waz ein kiinigc jnne, der was gewaltig iiber 
manig lant, Vnd hies der kflnig priamus; der het ein frowe, die hies Ecuba, 
Die wart eins kindes swangor von dem kfmig, Vnd da nach zu hant ge- 
traumete ir ein trome — 

f. 88 n Troie was die witcste an begriffc, Die lutselegest an gezierde^ 
Die kostberste an gebuwe, Die hoeheste an wurdikeit, Die edelste an ge- 
sleht, Die Ricliste an guot, die frumeste an burgcrn, Die mechtigeste an 
liiten, Die geniichtigeste an spisen, Die schoenste vnd die beste an alien 
dingen, so man crwiinschen odor erdencken kann, Das vor mals noch sithar 
me ir glich gesehen wart. Hie hat troie en emle, got vns alle vnser vnsrhle 
wende. Amen. -) 

f. 93 M Von j lingerer Hand: Gesta Romanorum. Sittliche hystorien 
der alten Romer. 

f. 94 ab enthalt cine Art Vorredc zu den (icsta Rom. Ich kam trurig, 
do frogt man micli, was die sachc were, Dar zu antwurt ich, das ich leidcr 
luter gewissen ston one - - vnd folic an mit den suben wisen zu rome, die 
alle disc welt mit ire wiszheit usz gerichtct hant. Hie vohet tins biiorh, das 
man iicnnet gesta Romanorum, das ist kiinig vmle keiser zu Rome gelebt haiilt. 

f. 95 a — f. 12(5 sl J He sivheu wcisen Meister. 

f. 95 a POncius der keiser regnierte In der stat zu Rome mit gewalt. 
der nam zu einer zit ein frowe, eines Roemschen kiiniges tochter, die was 
gar schoene vnd gnoden rich in aller menschen ougen. die gewane er vast 
Hep vnd die gebar cinen knaben by im, gar schoen vnd wol geschaffen, den 
hiesz er dioclecianum 3 ) — 

f 12G a Der keiser poucianus verbrante die kciserin vnd den bulen, 
der ir in jungfrowen schin hat gedient, vnd gab diocleciano das ktinigerich 
utf vnd hat ruwc vnd fride vnd gnodc bicze an sinen tot. der sun richsete 
noch bescheidenhcit vnd behub sine meister by im in grosscn eren vneze 
an iren tot. 



1 ) Das Fettgedruckte ist in don Hss. rot geschriebon. 

2) f. 88 b — f. 03 h loor. 

3) Obor jt'dom Exompel cine r<»te Uberschrift, z. B.: Das erste byspel, das die 
key serin seite vorm keyszer. Odor: wie der erste meister dem knaben halff. u. s. w. 



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f. 126 a — f. 133* l>ie Moralisatiouen zu den Geschivh/en bis „H)pO- 
krates" mit Wiederholung cler Textanfange der Exempel. Je zwei Morali- 
sationen zu „Eber" und „Brunnen". Darfiber: Kin geisllicher sin fiber die 
vorgrschribcue iwcmprl vml bispcle. Im folgenden gebc icli die Anfange dieser 
Moralisationen. 

1. By deni keiser poncio ist vns jegeben zu verstoude ein iegelicher cristen, 
dor einen eigenen sun hot, das ist dio sclo. die sol cr geben zu lere den suben 
wisen, das ist den suben wercken dor orbermdo, die siillent in leren, wie er zu got 
komen mag. — 

2. Ks was ein burgere, der hat einen schOnen garten. dirre burger ist 
vnd mage sin ein ieglicher weltlicher mensch, der het einen schOnen garteu, das ist 
sin sole. — 

3. Ks ist jresin ein vester ritter, der hot einen eigenen sun, den er by- 
sunder lieb het vnd ouch einen vogelhunt und einen valcken. diser ritter ist ein 
ieglich mensch, der hat einen eigon sun, das ist sin sele. — 

4a. Ks was ein kftnig, der hat einen tiergarten, In deni was eiu grynimer 
cber, der vil Iiit verderbete. diser kttnig ist vnser herre ihesus christus, der ticr- 
garte disc welt, dor grym eber dor tufol. — 

4b. Has mag man ouch in einem andern sin verston. der kiinig ist ein 
iegelicher prelate in dor cristenheit, der tiorgart dio welt. — 

5a. Ks was ein alter ritter, der nam ein jungen frowe zu ciner gemahel. 
liser ritter ist vnser here, der hat eins iegelichon menschen sole yme gemahelt. — 

5b. Iljse bischaft't mag man anders usz logon. »der ritter ist ein ieglicher 
menschc. — 

0. Ks was ein ritter, der het sunderlichen Hop Stechen vnd turnieren. 
dor hot einen einigen sun vnd zwo tochtcrn. diser ritter ist adam gesin, der het 
zwo tochtern, das ist die sele vnd friger wille. — 

7. Ks was ein ritter, der hat ein agleister wol redende, die jm alle dingo 
soit. die agleister das ist die gewissenheit, die jme erzoeget die blosse worheit. — 

8. Ks woren siiben wise in dor stat zu Rome, diirch die alle welt usz 
gerichtot wart, die suben wisen sint die siiben totsuud, die leider alio welt usz 
richtent. — 

9. Ks was ein ritter zu rome, der was alt vnd nam ein jungfrowe, des 
sonaton tochter zu Home, die tot dru ubol, der er hOrliche an ir rach. diser ritter 
ist vnser herro ihesus christus, der ein nuwe geseczedc hat gemacht, vnd nach ge- 
mahclschafft der selen hat er sich mit vns veroint. — 

10. Octauianus des koyser was vast geneiget ufY gold zu behaltcnde. diser 
keyser ist ein ieglicher mensch, der mit dem touff ist gereiniget. dor sol vor alien 
dingon begcren der selen hcilo. — 

11. Ks ist gesin gar ein wiser arczot, hiesz ypocras, der hot einen 
vettern, hies galicnus, der waz eins bescheidenen synnes. diser guoter arczot ist 
gesin engelsch nature, Galienus der mensche in dem paradise, der wise vnd 
kGnsterich was. — 

f. 133 a — f. 165 a 31 Geschiclden der Gesta ltomanorwn. Vgl. Gesta 
Rom. v. Oesterley S. 224. 

f. 165 a Hie endet sich das buch, das man nennet gesta Romano- 
rum. Got helff vns, das wir nit werden verloren. Amen. 1 ) 

I) f. 165»> - f. 168* leer. 



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— 4 — 

f. 108 a — f. 20O b Ein Jjehrbuch der Arithmetik mit 'mannigfachen 
Figuren und Tabellen. 1 ) 

f. 20 l a — f. 229 a5f ) Kine Sammlung von Rezepten. 

f. 201 a Von alien sicchtagen, die von dem houpt bisz an die fuesz 
sint, wovon die werdent vnd wye sy heissend, vnd wie man sy erkennen 
sol, vnd ob sy von hicz oder von kelty syent, vnd wie man inen helffen 
sol, daz wil ich hie kurczlich leren jn disern buoch, daz do heisset Gilber- 
tina vnd Auicenna vnd vsz alien bucheren, die ich weisz. 

f. 229 a vnd zurlass is vnder einander vnd strich das vff den 
schaden vnd num ein Rati lynen tuchlyn vnd binde den schaden zu, So 
heilt is an alle massen. ist bewertt. 

f. 230* — f. 236 b Wie man liduine pflanzen und vere.deln soil. 

f. 230 s Item wer Nespeln zwige setzet vff hagedorn by der erden 
abgeschnitten, die werdent grosz — 

f. 236 b der selbe win oder essig das ist als gut ftir vergifft. die 
wisen merent tryackers mit dem selben win vnd mit honig. 

f. 237 a Von win machfii. Item nym I lot gestossens pfeffers vnd 
thu das jn ein fuderig vasz — f. 237 b vor alien dingen sol man den win 
ablossen jn ein ander vasz vff gutc trufelin. ist der win kranck, so wurt er 
dester besser. Es folgeu auf f. 237 b und f. 238 3 ) noch einige Hausmittel 
z. B.: wer nit harnen mag vnd geschwollen ist, Nim hecht Riffee vnd brune 
die, mach dar ausz ein puluer vnd nim daz ein, wie du magst. daz mach 
harnen vnd legt die geschwulst. 

2. B 2 = Hs. der Kgl. Bibl. zu Berlin ms. Germ. fol. 1001. 15. Jhrh. 

Format 27 X 19 cm. Einband aus starkem Pappdeckel. 30 be- 
schriebene Blotter, die sich auf 2 Lagen verteilen. Vorn und am Schluss 
je ein unbeschriebenes Blatt. Von moderner Hand foliiert Zweispaltig mit 
42-45 Zeilen in jeder Spalte. Rote Initialen und rot durchstrichene 
Buchstaben. Die Eigennamen sind rot unterstrichen. 4 ) Nach einer Notiz 
auf dem ersten Blatt ist die Hs. 1883 vom BuclMndler Rosenthal in 
Milnchen gekauft worden. Sie enthalt nur die siehen tceism Meister. 

f. l a POncianus die geweldige keyser In den tyde dat hy regeerde 
tot Romen end In dem Roemschen rike, Die hadde een vrouwe, eens mach- 
tigen conincs dochter. si was schoen van Hue guetlye van wandelinge, 
also dat se Die keyser end alle syn dienre te mael lief hadden. Got beriet 
haer eens mynlicken soens, die hiet Dyoclecianus — 



1) f. 187 b — f. 190" sind lcor gelasscn. 

2) f. 214* — f. 223»» leer golasson. 

3) Aus f. 238 ein Stuck ausgeschnitten, 

4) Ubor don cinzolnen Excmpeln roto Uberschriften, wie z. H. : Die ierste spraec 
der vrowen. die ierste spraec des iersten meesters. die ander reden der vrouwen. 



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_ 5 — 

f. 30 Dair nae corts so sterf die keyser ende die soen reegeerde 
met groter wysheit, end syn Meestern hielt hy in groter eren, alsoe dat 
liy toe nam jn goede en jn eren voir alle den hern der werelt, End syn 
Meestern hadden hen lief en waeren hem getruwe End eynden hoir leuen 
met gode end met salicheid ende met eren. End alsoe moeten wy alien. 
Amen. Deo gracias. 

8. D^Hs. der Fiirstl.-Fttrstciibcrgschcii Bibl. in DonaucscMngcn 1 ) 

No. 145. 15. Jhrh. 

Format 30 X 21 cm. Holzeinband, der mit weissem Leder iiberzogen 
ist. 97 Blatter. Von moderner Hand foliiert. Zweispaltig mit 30 Zeilen 
in der Spalte. Die Hs. ist sehr schon geschrieben und mit 69 kolorierten 
Bildern geschmiickt, die recht artig ausgefQhrt sind. 42 dieser Bilder ge- 
horen zum Texte der sieben weisen Meister. Ein grosser Teil von ihnen 
zeigt eine solche tJbereinstimnnmg mit den Holzschnitten der Drucke, dass 
unbedingt eine Beziehung zwischen ihnen vorhanden sein muss. Die Hs. 
enthalt Lagen von je 12 Blattern. Am Ende jeder Lage stehen Kustoden. 
Die Lagen sind durch romische Ziffern numeriert. Rote Initialen. 

Nach Federproben und stammbuchartigen Notizen auf f . 1 — f . 4, die 
zeigen, dass die Hs. ursprunglich im Besitz der Grafen von Muntfort und 
Rotenfels sich befand, folgt die Vorrede zu den Gesta. 

f. 5 a Hie valid an ein biioch, ilas haissct (frsta Romaiiorum. 2 ) Ich kaiii 
trurig, da fragett man mich, was die sach wer, dar zu antwurt ich — 

f. 7 a — f. 51 Jl Die sieben tceisen Meister. 

f. 7 a POncius der kayser rychsnette jn der statt zu roin. mit gewalt. 
der nam zu ainer zytt ain frouwen, ains romischen kuniges tochtter; die 
was gar schon vnd genaden rych in alien menschen ougen, die gewann er 
vast lieb. die gebar ainen sun by im — f. 51 a vnd behub in grossen eren 
sin maister by im vntz an jren tod. 

f. 51 a — f. 58 a Die Moralisatioiten zu der Rahmenerzahlung und den 
ersten 10 Geschichten mit Wiederholung der ersten Worte eines jeden 
Exempels. Zu der Erzahlung „Brunnen" zwei Moralisationen. 

f. 58 a — f. 97 a 31 UeschicIUen tier Gesta Roinanonim wie in B, 
(vgl. Oesterley, 225, 17-47). No. 19 und 20 (Oestertey No. 35—36) sind 
ohne Absatz und rote Initialen, als wenn sie mit No. 18 eine einzige Er- 
zahlung bildeten. 

1) Dieso und die folgondo Hs. ist Oestorloy ont^angon, wolil doshalb, woil boide 
im Barackschon Katalog der Donauosohiugcr Hss. nicht, wie us rich tig geweseii ware, 
als Gesta Rom. Hss., sondorn als Hss. der sieben weisen Meister aufgofuhrt sind, die 
bier doch nur oinon Toil der Gesta bilden. 

2) Hierauf folgt ein Bild, das oinen Priostcr auf dom Prodigtstubl darstollt, der 
zu einer vorsam melton Volksmonge spricbt Es trivgt die Uberschrift: Da predigott ain 
maister dem volk etc. 



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— - 

f. 97» Das verlyhe vns der herre aller herren vnd der kiinig aller 
kQnig jm himel vnd vff erden, wann sig vnd said komet von im. Amen, 
etc. Das buch hat ain end, gott vns sin hailgen Segen send. Amen. 
Cvrryn Mvrryn etc. f. 97'* leer. 

4. ©,, = 118. der Fiirstl.-Fiirstcnbcrgschen Bibl. zu Donaucschiiistcn 
No. 146. Tom J. 1478. 

Format 26,5 X 20 cm. Moderner schwarzer Einband. Die Hs. ist 
beschnitten worden. 58 Blatter. Von spaterer Hand foliiert. Dies ist 
erst nach dem Neueinbinden der Hs. geschehen oline Riicksicht darauf, dass 
Blatt 45 aut Blatt 36 folgen muss. Die Lagen sind nicht mehr zu erkenncn, 
da die Kustoden wohl bcim Beschneiden der lis. wcggefallen sind. Die 
Hs. ist in zwei Spalten geschrieben zu je 40 Zeilen. Wo in D, Bilder 
stchen, ist hier Rauni zur Aufnahme derselben frei gelassen. Daruber 
stehen die roten tjbersehriften wie in U,. Rote Initialen und rot durch- 
strichene Buchstaben 

Nach Federproben ! ) auf f. 1 folgen f. 2 a — f. 26 h die Men iceisei: 
Meister mit der Vorrede fast wortlich wie in II,. 

f. 2ti b — f. 30 b die Movalisationeu zu der Rahmenerzahlung und den 
10 ersten Geschichten. 

f. 30 b — f. 51 b linvermittelt dieselben UesvhieJUen wie in Hj und B,. 

f. 5l b Deo gracias. Got geb glick dem schriber vnd och siner 
hand vnd och dem lesser zu hand. Amen, duminus deo gracias. 
Es folgen 2 leere Blatter. Auf dem letzten-) die Notiz: Des gnedigen 
hern her Uuhvig, graufen zu heltfenstain des jungern ist das buoch vnd ist 
zu griemingen gewesen, jn henslin zopers hus am margt, jn wichenachten 
jm LXXVIII. jar vnd haut daz geschriben auberlin schniders sun, der 
henslin der jung. 

5* F - Hs. der Frankfurter Stadtbibl. M. S. 5. 15. Jlirli. 

Lederband. Format 22,5x15 cm. Vgl. fiber die Hs. A. v. Keller: 
Verzeichnis altdeutscher Hss. herausgegeben von Sievers. S. 151. Dieser Be- 
schreibung habe ich einiges hinzuzufugen. Auf dem vorderen Einband- 
deckel steht: vox ima Donfridi. 162G. Die Vorsatzbliitter sind einem ge- 
druckten Missale entnommen. Vom ein Blatt mit der Inhaltsangabe von 
moderner Hand geschrieben eingeklebt. Die lis. enthalt 12U Blatter, die 
spiiter foliiert worden sind. Die 7 Lagen der Hs. sind sehr ungleichmassig. 
Vielfach sind Blatter herausgeschnitten. Lage I von f. 1 — f. 36 (2 Bll. 
herausgeschnitten); II von f. 37 — f. 58; III von f. 59 — f . 68 (6 Bl. her- 



1) z. B. lb Wan iiob by licb lit, 

Wio kurcz wirt im die ziit! 

2) Dioscs Blatt bildetc vor dom Noueiubaud das crstc. Vgl. Barack, S. 149. 



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— 7 — 

ausgesclmitten) ; IV von f. 69 — f. 82 (1 Bl. herausgeschnitten); V f. 83 — 
f. 93; VI f. 94 -f. 107; VII f. 108 — f. 127; f. 128 und f. 129 sind zu- 
gebunden. Innerhalb der lis. lassen sicli verschiedene Hande erkennen. 
1. f. l b ; 2. f. 2 a — f. 36 b (also die ganze I. Lage ausser der ersten Seite); 
3. f. 38 b — f. (i8 b (also II. und III. Lage. Diese Lagen sind rubrizicrt.) 
Innerhalb der siebcn weiscn Meister: 4. f. 70° — f. 84 b (Mitte der Seite). 
f. 90 b — f. 129"; 5. Mitte f. 84 b - f. 87\ 6. f. 87 b — f. 90 b , viclleicht von 
f. 89 b — f. 90 b noch eine andere Hand. 

f. l b Spriiche nbev das Ihjiehen. Ilnten eine historische Notiz voin 
Jahre 1515. 

f. 2 a — f. 20 a Zosimas Geschichte in Versen. 

f. 20 a — f. 3G b Geschichte von Maria egyptiaca 62 Strophcn. 

f. 36 b Deo gratias von maria egypziaica geschiecht | etc. Vnd dan 
Von vnsers heme angesicht | mit der heiligen frauwen Veronica | Vnd das 
erst von deni hclgen Zosinia. 

f 38 b — f. 39 a Von den ztcolf Mmmelszeichen. (Verse.) 

f. 39 h — f. 40 a Veme auf Schicedem, nach Art von Iuschriften auf 
Munzen, jeder in einen sclmialen Kreisring hineingeschrieben. In der Mitte 
jedes Kreises der Name eines Sternbildes des Tierkreises. Unberufene 
Leser sollten wolil fiber die verfiinglichen Verschen hiuweggeUluscht werdun, 
da bei fluchtigem Einsehen nur der Name der Stembilder in die Augen 
springt. Die Verse sind der Mitteilung wert. 



1. widder. 

Gang m swester billen, 
Die ist in guttcm willen. 

2. slier. 
Gaug zu s wester billegart, 
Die kuszet vnd belsset zart. 

3. zwilliiijur. 
Gang zu swester ysseudrut, 

Der sie bede, sio wurde oyn brut. 

4. krelis. 
Gang zu s wester A mien, 
Die liebet sicb den mannen. 

*">. lew. 
Gang zu swester cristen, 
Die ist gar bubscb voun lysten. 

0. huilTriiuw. 
Gang zu swester koniguut, 
Die bat gar cin sussen munt. 



t. wag:. 

Gang zu swester Bingelu, 

Die kan gar costliebeu gezungelu. 

S. scorpion. 
Gaug zu swester lysen 
Vund lasze dich furbas wyszenn. 

\). scliutz. 
Gang zu swester metzgin, 
Die bat gar ein bubscb dctzgynn. 

10. stejnboek. 
Gang zu swester Magdalen, 

Die nynnuet liebcr dry danu zwen. 

11. wasscr. 
Gang zu swester Domut, 

Die belszet dicb, das es dir santt'te tbut. 

12. llseh. 
Gang zu swester fyhen, 
Die mag nit lude scbrycun. 



f. J0 b — f. 43 b Ziuolf grossere Kreisringe mit Versen. In der Mitte der 
Kreisc dicNameii dcrsclben Schwestcrn in mngekehrter Rcihcnfolge wic vorher. 



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8 — 



1. Sehwester fyhe. 

Jnn vnmacht bin ich gefallen, 
Der mir dede, ich kunde nit kallen. 
Nit vil ich dir gesagen kan, 
Dan gang zu bruder drudelman. 

2. Sweater demut. 
Kunde ich dich orgetzon, 

Ich wolt dich by mich setzen. 

Es daugt dir nit, das dunkct mich, 

Zu bruder treieras Schick ich dich. 

3. Swester niagdalen. 
Gut geselschafift han ich wert, 
Die ich altzit han begert; 

Ich weis nit, was dir sy zu sinnen 
Vnd gang zu bruder Ebendinnen. 

4. Swester metzgyn. 

Ich han mit freuden wul geloist, 
So niyn fruntchin tast myn brust, 
Des saltu dich schemmen 
Vnd gang zu bruder lenimen. 

5. Swester lyse. 

Ich solt dich wysen uff gute fart, 
Des weis ich nit, es lyt dir hart, 
Dan gang zu bruder ludeman, 
Der wirt dir die warheit sagen. 

6. Swester Byugcl. 

Ich beger, wor mich kuszen wolt, 
Das ich yn zortlich byssen solt; 
Dauon ich nit vil sagen wil, 
Dan gang zu bruder Eychoustiel. 



7. Swester kongunt. 

Ich seyt dir gern gude mere, 
Die dir lustiglichen were, 
Des kan ich mich nit wol versten, 
Du solt zu bruder Kudolff gen. 

8. Swester Cristen. 
Ich merck, das dir vil gcbrist, 
Wan du gar node von dir gibest, 
Des gang von mir zu deszcr fart 
Vnd such brudor Runckart. 

9. Swester Anna. 

Mir liebet von gantzem hertzen 
Hubscher lude schertzen, 
Doch kan ich dir nit liebers gesan, 
Dan ganck zu bruder Gordian. 

10. Swester Iseudrut. 

Ich solt furen ein geistlichs leben, 
Lieber were mir ciu man gegeben. 
Ich mag dich nit orschrccken, 
Dan gang zu bruder Ecken. 

11. Swester hillegart. 
Ich het zu kussen gude gelust, 
Dan my us lieben han ich gebrust. 
Ich kan dich nit boschciden recht, 
Dan gang zu brudor Eckobrecht. 

12. Swester liille. 

Das ich dich wol gewisen kunde, 
Als ich dirs von hertzen gunde, 
Das dote ich gern in gutter begier, 
Zu bruder gerhart raden ich dir. 



f. 43 b — f. 62 a l ) Ztcolf langere Gediehte axif die eortjenamiten Bruder, 
deren Namen unter den einzelnen Gedichten stehen. Jedem Bruder wird 
sein Horoskop gestellt. Im folgenden eine Probe. 

Zwuschen zwein dagen, als du schlieffte, 
Beducht dich, das du balde lieflte, 
Das betudet, das du manchem leydj 
Entlauffen solt jnn grosser freudo. 

Dor truwo diu ist zu glauben, 5 

Du wirst die vngetruwon deiibon, 
Die dich vnnderstent zu lctzen; 
Du solt dich leitz noch wol ergetzen. 

Gar billich du jnn freuden bist. 
Want dir din fruntchin willig ist. 10 

Es will zu dir jnn reenter lust, 
Es schuwet wedder hitz noch frust. 

1) f. 57 loer. 



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— 9 — 

Eyn altes husz wirt dir zu t<?jll, 
Das inacht dich rich vnd dar zu geyl, 
Vnud waiin du fegest zu grunde, 15 

So fiudestu drithalphundert pffuude. 

Du bist nrit eron uoch bchut, 
Das ist audi woll dinein bals gut. 
Wiltu nu jun eron hcissen niilte, 
So helfe fruntlicb, wenn du wilt. 20 

Diu gluck das musz ich dir verwysscu, 
Wanii soltcstu jn cin kcssol schissen, 
Das icbs mit laube sagen durste, 
Ich glaub, es wurdeu ydell wursto. 

Trurou soltu gar begcben, 25 

Din mut soil jun freudcn sweben, 
Dir ist getroumet vonu hohen stigcn, 
Das koiupt dir eben, kanstu geschwigen. 

Diu hertz ist luit truweu wol gosteeket, 
Vonn allem ubel vnbetieckct, 30 

Du bist denn vngetruwen gchasz, 
Es get dir frylich dester basz. 

Din frundchin hat sich des erwegeu, 
Es will keins anderu liebou pflegeu. 
Die liebe saltu recht bcdeuckcn, 35 

Nuiumer mer von jiue wenckeu. 

Du wildest walien uber ein felt. 
Da soltu linden ein grosses gelt, 
Das gibstu halp vuib coppeuleberu. 
Dir vnd denn, die uiit dir webern. 40 

Din zeichen das betudet gut, 
Lobe vnd ere vnud hohen mot. 
Nit lasz dich jrreu, hiuderclapfen, 
Dir kaun doch nieiuant schandc geschaffcn. 

Das bodenbrot soltu rair geben, 45 

Gluck vnnd heyl das konipt dir eben; 
Dir ist beschert cin san files leben, 
Dir wirt din hertz jun freuden sweben. 

Kiwct dich din wenden, 
So elag vonn dinenn henden; 50 

Dor steyubock ist das zeichen din 
Vnd swester magdalen die vil fyne. 
Brudcr Kbeiitlyiine. 
f. 64 a — f. 68 al ) Von den zwolf Ilimmehzeichen. (Prosa.) 
f. G9» — f. I29 a Die sieben weisen Meuster. Dieser Teil war ur- 
spriinglich selbst&ndig unci f. 69 das vordere Dcckblatt; das erkcnnt man an 
der Beschaffenheit dieses Blattes. 

f. 69 a Anno domiiii millesinio quadringentesimo Septuagesiuio Sep- 
timo fundamus. 



1) f. 62»> und 63 ab siud leer, obonso wic f. 68 b 



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— 10 - 

f. 69 b Die geschicht der VII Wysen ineister zu Rome mit dem 
keyser pociano vnd synem Sone Diocleciano, angefangen jni sieben vnd 
siebentzigsten jare vnd Vollent Valentini jni acht vnd Nunzigsten jare, 
Das heyst geschrieben. 

Zwischen Anfang und Abschluss der Hs. liegt also ein Zeitraum von 
21 Jahren. 

f. 70 a Ich kam truwerich vnd fragte mann niich, was die sacbe 
were, dar zu antwort ich — f. 72 n Hieuon wil ich etwas schriben von den 
getetten der ronischen keysser vnd usz dem buch der alt vetter, Durch das 
wir jnn ein nehers konimen vnd etlich zyt da mit one sweren gebresteu 
vertribende sint vniul fahent aim mit den sieben wyszen meystern zu 
Rome, die alle diesze welt mit jrer wyssheit vszgericht vnnd geregiert 
kanndt. Pocianus, der keisere, Regnieret ynn der stat zu Rome mit 
gewalt. der nam zu eynem gemahell eines Romschen kunigs tochter, die 
was gar schon Vnnd gnadenrich jnn aller menschen augen. die gewan er 
fast liep, vnnd die gebar jm einen sun, zumall schon vnd wolgeschaffen, 
den hies er Dioclecianum - f. 129 a Dar nocli gab der keysere synem 
Sone Diocleciano das keyszerthum Vnd das konigrych uft Vnnd hett do 
fryde, Ruge vnd gnade bysz an sin ende. Dioclecianus Kegirt woll nach 
aller Wyszheit Vnd bescheidenheit, nach mitz Vnd trost Armere vnd richere 
lutte vnnd behielt do jnn groszenn eren sin sieben ineister by ym bysz an 
synen Vnd an yren tot jnn fry den. Amen. Ach gott Wie fro ich Was. 
Do ich schriebe, deo gracias. 

6.* H, - Heidclberger lis. Pal. germ. 149. 3°. 15 Jhrh. 

Mit blattgrossen Bildern. Vgl. liber diese Hs. Bartsch: Die alt- 
deutschen Hss. in Heidelberg I, 38. No. 91. Fritz Seelig: Hans von Buhel, 
ein elsassischer Dichter. Dissertation und Strassburger Studien III., wo audi 
grossere Mitteilungen aus der Hs. stehen, z. 13. die Geschichte von der 
redenden Elster. Die Hs. ist verbunden. 

f. l ft — f. 108 1 ' Die sieben iceiseu Meister mit 64 Bildcrn. 

f. HO — f. 227 b Die Chronik des Martiuu* Polonus. 

f. 228 a Von den heiligen Stdlten, 

7.* H 2 - Hcldclbcrgcr Hs. Pal. germ. 106. 8°. 15 Jhrh. 

Vgl. Bartsch, a. a. 0. I, 26. No. 63. Nach Bartsch fehlt nur der An- 
fang, in Wirklichkeit aber noch mehrere andere Blatter, was B. entgangen 
war, da die Hs. von jungerer Hand fortlanfcnd foliiert ist. Die Hs. cnt- 
halt nur die aieben we.isen Mtister. Es fehlen: zu Anfang etwa 15 Blatter, 
sodass der Text erst kurz vor dem 3. Exempel der Kakerin beginnt, fcrner 
nach f. 4 etwa 3—4 Blatter, cnthaltend die Erzahlung von der redenden 
„Elstcr u und den Anfang von „Der Kaiser gcblendet u , nach f. 27 ein Blatt 



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— li- 
mit einem Teil von „den drei Liebliabcrn*', nach f. 37 ein Blatt in der 
Geschichte der „Witwe von Ephesus", nach f. (51 cin Blatt in der Ge- 
schichte „Freunde". 

8. K «= lis. der Grosshcrzogl. Hof blbl. 1 ) in Karlsruhe 
cod. p. germ LXXIV. voin J. 1448 

Vgl. v. Keller: Beschreibuntf altd. Hss. S. ?,6 If. Format 19 X 13J cm. 
190 Bll. Einspaltig. Die lis. hat den verschiedenstcn Inhalt. Sie entjialt 
34 verschiedene Stiicke, die teihveise schon veroffentlicht worden sind 
Auch J. Grimm benutzte die lis. Hier kommen nur die mben tceisen 
Meister in Bctracht, die den ersten Teil der Gesta Romaiioruin bilden. 
f. 48 — f. 109. Sie beginnen mit der bekannten Vorrede: Ich kam trurig, 
do fraugtt man mich. Die nachfolgenden deutschen Gesta Romaitornm 
ebenso wie die Moral isationeu zu den sieben weisen Meistern entsprechen 
genau denen von B n sodass hier audi zu „Brunnen u und „Eber" je zwei 
Moral isationen gehoren. Schluss der Gesta auf f. lcSl b . Dieser Teil der 
Hs. ist geschrieben von dem Doniinikaner-Bruder Michel Loslin zu Ulm 
im Jahre 1448 fur „IIainrichen Imhotf, burger zu Ulm" nach der Sub- 
skription auf f. 181 \ 

9.* L - Hs. der Leipzigcr Stadtbibl. Hss Hep. II. 159. vom J. 1492 

Vgl. Naumanns Catalogus libr. mss. in bibl. lipsiensi. S. 35. Format 
15X11 cm. Den Einband bildet ein Pergamcntblatt. Die Hs. enthalt 
130 Blatter. Lagen von durchweg 12 Blattern. Am Ende der Lagen 
stehen Kustoden. Einzelne Lagen sind dadurch unvollstandig, dass Blatter her- 
ausgenommen worden. Die II hat nur 10 Bll., die V. 11, die VIII. 8, die 
XII. 5 Bll. Es fehlen folgende Blatter: 1. Titelblatt,*) 2. nach f. 24 und 
nach f. 34 je ein Blatt, (im Texte fehlt iufolge dessen das Ende von 
Salomon und Marcolphus und die erste Begegnung der Kaiserin mit Dio- 
cletian in den 7 weisen Meistern), 3. nach f. 52 ein Blatt mit der Partie 
der 7 weisen Meister zwischen dem Exempel des zweiten Meisters und 
der 3. Erziihlung der Kaiserin, 4. nach f. 85 vier Blatter (die 4 innersten 
einer Lage) mit dem Ende der Erziihlung „Hypokrates" und dem Anfaug 
von „Marschalk". Foliiert wurde die lis. erst, nachdem diese Blatter 
schon fehlten. 

f. l a — f. 25 a Salomon und Marcolphus. 



1) In dieser Bibliothck birlimlct sich auch oino Hs. dor lat. versio ltalica, i\\ 
Floronz im Jahrc 1439 geschrieben, die zu don (.lurch Mussafia, Murko und Fischer bu- 
kaunt gowordonen 3 Hss. ala vierte hinzukommt. Vgl. A. v. Keller a. a. 0. 28. 

2) Auf dcra ersten Blatt, das horauagorisscn ist, stand in grossen roten Buch- 
stabon eine Angabo des Inhalts des Buches, wie die Schrift auf dem schmalrn, zuriick- 
gobliobeneu FeUcn des Blattes erkeunen liisst. 



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— 12 — 

f. l a Da der kunig salmon Sas vff dem stul sines vatters, vol wisheit 
vnd nchtum, Da sag er eyn nienschen mit namen marculffus genant, Dcr 
was kumen von dem land der sonnen vff gang Vnd was eyn vngestalter 
mensch Vnd der aller grobst, Aber er was gar uszsprechlich, Vnd syn husz- 
frawe was by jm, die was audi die aller snodiste btiwerin l ) — 

f. 24 b Da getocht er, was er thun wolt. Dar nach an der antter 
nacht, da fil der aller grost sne. Da nam marcolphus ein seyb jn syn hant 
vnd. kerret den schugen das hintter her fur vnd ging durcb die gassen.*) 

f. 25 a — f. 129 b Die richer* weisen Meister. 

f. 25 a Hie hebft sych aue das buch von dem krysscr, den man nenet 
poiirianusj vnd 1st gar lirblich m horren von werntlich sachm. DEr geweltig 
keisser poncianus in sinen geziden, da er rengnert zu rom zu dem romschen 
rich, da hat er eyn fraw, eines geweltiges kuniges dochter, die was gar 
schone, hubsch vnd gutlich von aller wandelunge, Also das sie durch jr 
dogent (vnd durch ir dogent) vnd durch ir bederbekeit, die sie an jr hat, 
der keisser vnd als syn gesynde zumal vsz der massen Hep hatte 3 ) — 

f. 129 b Dar nach nit lange jn kurczer zyt starpt der keysser, 
Vnd der son dioclicianus wart dar nach eyn geweldiger keisser jn dem 
romsche rich Vnd regnert Das riche mit grosser wisheyt, Vnd er heylt syn 
meynster jn grossen eren Vnd lebten jn dem willen Vnd jn den genaden 
gottes. Amen. Y(f dinstag noch dem acht xehestag, alsi man mit nach der 
gebort cristi, Vusers herren H€€€€L\\\\II jar, wart tlisi bach grsriben Durch 
mich, Dittcrich stosi etc. 4 ) 

f. 129 b — f. 130 b . Kin Leiclt auf die IJimmeU/cottiaiti Maria, wie 
Prosa geschrieben. Der Rubrikator hat durchweg hinter jedem Vers einen 
roten Strich oder Punkt gemacht. Meist beginnt jede Stroi)he mit einer 
neuen Zeile. 

f. 129 b JCh reigen bagen, wo det ich hen myn syndc 
ich han vorzeret myn tage 
noch lust vnd vngewine. 



1) Am Rande von f. l a von jiingerer Hand: Salomon ot Marcolphus. Unten am 
Rande: Dis Buch Verwahron als ein Raritet. ist gcschriben A. 1492. 

2) Hier bricht die Erzahlung ab, da da« folgonde fuhlt. Eino spiitore Hand 
schrieb darunter: Fin sans Fin. 

3) Vur jodor Erzahlung in rotor Schrift cntwedcr: die frawe sprach odcr: der 
meister sprach. Jedes Exompol boginnt dann mit rotor Initialo. 

4) Danach von jiingoror Hand: A° 1492 per Diotrieh stos 1663 

J492_ 
jar 171 
Also wohl eine Hand vom Jahro 1663. Neben dem Schluss des Textos stoht am Rando diescr 
Soite: gevirtolt der gosell, dio koiserin an galgen geheukt vnd den leib verbrenut. Auf der 
vorigen Soito am Rande auch von spatcror Hand: jcune hommo en habie (!) des fenimes 



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— 13 — 

Der hoste jungfrawe jch musz clage, 

mich beginnt gar sere, noch hummelrichso freide torschte. 
ffrawenlab, ich singe jn uwerrem thane, 
mit orlup sy isz uch geseit. 
Got an dem crucze fione 
gar fil der martel vor vns leyt, 
So fochte ich gar sere Den hummel forste. — 
f. 130 b Myn got jn grossen notte kam, 

Da er der slangen fluch wolt vortriben; 
aue gratia plena, susser nam, 
los vns, maria, von diner genaden nit sriben. 
hilff vns zu dir jn die humelfest, 
mir vnd meister frawenlob an die stat, 
Da darff man werder geste. Amrn. 
Es folgen noch verschiedene Federproben von jiingeren H&nden. 

10. - lis. der Urosslicrzl. Bibl. in Oldenburg todi J. 1563. 

Diese lis. ist von mir nicht benutzt worden. Herr Oberbibliothekar 
Dr. Mosen, dem ich hier fur seine Liebenswiirdigkeit meinen besten Dank 
ausspreche, teilte mir folgendes darttber mit: „Die Hs. ist vom Jahre 1563 
und abgeschrieben (lurch Herrn Jakob Haberkate, Pfarrer. Die Hs. enthalt: 

1. Titulaturen, Erkliirung juristischer Worter. 15 BH. 

2. Chronik von romischen Konigen. 15 BH. 

3. Thomas I Avar y Chronik. 45 BH. 

4. Die siehen Meister alter Weisheit. 65 BH. 

Hie nach volget ein gar schftne Cronik und histori ausz den ge- 
schichten der Romer, jn wclcher histori und Cronik Man findet gar vil 
Schonc vnd niitzliche Exempel, die gar lustlich vnd kurtzweilig zu lasen 
vnnd zu horen sinnd. in alten zytten was ein Kaiser, der regiert zu Rom 
vnnd hiesz poncianus vnnd was gar ein weyser man, vnnd nam zu einem 
eclichen wyb ains Romischen Konigs tochter, vnnd die was Schon vnnd 
mynniclich, vnnd Er het sie gar lieb, die ward schwanger vnnd gebar sie 
ain sun, der ward dioclecianus genant 

5. Der liiiUr vom Thurm. 106 BH." 

11.* St = lis. der Kgl. Laiidcsbibl. zu Stuttgart (frOhcr in der 
Kgl. Handbibl.) eod. ehairtae. No. 157. 15. Jhrh. 

Vgl. Graffs Diutisca II, 69, und A. Keller: Li Romans de sept 
sages, S. 84 f., wo die Geschichte von der redenden „Elster" ganz und audi 
andere Partieen mitgeteilt sind. Format 19,5 X 14,5 cm. Holzeinband mit 
modernem Umschlag. Die Hs. enthalt 264 Blatter. Sie ist foliiert bis 



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— 14 - 

f. 230. 22 Lagen von abwechselnd 10 odor 11 Ml. so, (lass die erste 10, 
die zweite 14 enthalt. Am Schluss fehlen mehrere Lagen. 1 ) 

f. l a — f. 26 b MeUbem. 

f. l a Vil mcnnschen, die jn widerwertikeit vnd in trubsal als ser 
gekestiget vnd in jreni gemuete bckumert werdent, das sie vor betruptnusz 
jrs gemuts kaincn Kat noch trost nicht gehaben mtigen, weder von jn selbs, 
noch von yemand anders, dass Sye von einem vbel in ein grossers vollent, 
Darvnib, Iiebcr Sun Johannes, Wann du dich vbest in der wunndartzat- 
kunst, So han ich mich gedacht, dir dauon zcschriben *) — 

f. 2G b Vnd gelopten vndertennig zu sein mit leib vnd mit guet 
vnd ewigclichen zu leben jn allem seinein willen. Anirn Auuo efr. etc. *) 

f. 28 a — f. lll b Die sieben iceisen Meister. 

f. 28 a POncianus ein gewaltiger kayser in seinen zeitten — 

f. Ill 1 ' vnd im getrew waren. sie auch ir leben enden mit gott 
vnd mit eren. Ilic habrn ilic siebemi Maister ein eiule. 4 ) 

f. 112 a — f. 230 a Gesvluchten van Ale;randei' dem (jrosseu mit langeren 
lateinischen Stellen, die rot unterstrichen sind. 

f. H2 a Jn gottes namen wil ich heben an vnd ^chreiben von 
Alexandro, was ich gelescn han. die weysisten maister von Egipten lant, 
die da westen die masz der erden, vnd die waren herren des wassers des 
mersz, vnd die da kondten zelen die iawff der stern, die gaben kunst aller 
der welt vnd sprachen von Nectanabo, jrem kunig, wann er were weysz 
vnd synnig an den sternen vnd an der weyssagung. Jn ainer zeitt :> ) — 

f. 230* Vnd wan das der gut maister sicht, so nymbt er das 
zu jm vnd beheldet das wol vnd legte das peste vndter den dewrstenn 
schatz etc. etc. ) 

f. 238 a - f. 263 b Der Ackersmann urul der Tod. 

f. 238* Hie hrpt lirh an das purhlrin d«»r Ackermaii gmant von ilrm toile 
vud in ilcm Erstrn ties Clagrrs lleile villi des arkermaniis anpringen C m I m. 



1) Auf dom leeron erston Rlatto dor Hs. von spaterer Hand folgondo Notiz : 
Ma/i|AtXtavji A« flpa-na EXqfius tv Pexsjx OS-XJv.ots Apywuyr Aurrptas Auy Bupxuvoias PEjis^ w 
Hajjioupx £T TipJXu Aw£ MtXsat(x£ j^>ivxsvts<ji[x5 NS-vaxEatfx? 1'uzvip.aL rrjtvTa Motor ZuXoas iv At£ 
AvuvriaTtfvta Bsars Mapis, £e|xoeo Vipxtvt;. AAV£ AKS. = Maximilianus, dci gratia elect us 
in regem Poloniao, archidux Austriao, dux Btirgimdiae. comes in Habspurpr et Tirolis. 
anno milesimo quingentesimo nonagosimo. vicesima quinta Mart. Zuldae, in die an- 
nuntiationis beatao Mariae, sompor virginis. Laus deo. 

2) In 23 Capitol eingetcilt. deren jedes oine rote Uborschrift triigt. 

3) f. 27« »> leer. 

4) Vgl. A. Kollor a. a. 0. 87 ff. 

5) Jedes Capitel triigt roto Uborschrift und boginnt mit rotor Initial©. 

6) Die Gescbicht© ist also unvolleudet. Es folgen 8 leer© Blatter. 



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— 15 — 

iRyminiger abtilpcer aller lcwtt, schcdlichcr eohttcr vnd veruolger aller welte, 
frayschsainer inorder aller mcnnschen, jr tod cuch sey verflucht 1 ) — 

f. 2G?> h Tue jn stette vbcr alle dingk. hab Rain vnd lawtter ge- 
wissenn Vnd das wir dir Hier bricht dcr Text mit dcm Ende der Hs. ab.*) 

12.* T - Hs. der Tricrcr Stadtblbl. Cat. niss. 1935. 
num. loe. 1432. 15. Jhrh. 

Vgl. Altdeutsche Blatter von Haupt und Hoffmann I, 325. Diese 
Beschreibung ist so ungenau, rtass hier einiges nachgeholt und berichtigt 
werden niogc. Format 28X21 cm. Dickc 4,5 cm. 231 beschriebene 
Blatter; foliiert nur von 10 zu 10 Bliittern. Lagen von je 12 Bll. Mit 
Leder iiberzogener Ilolzdeckel, der mit einer Schliesse versehen ist. Die 
ersten 3 beschriebenen Bll., die im Gegensatz zu dem tibrigen Teil der 
Hs. einspaltig geschrieben sind, sind'spater hinzugekommen; sie stammen 
von anderer Hand. Das 4. beschriebene Blatt, auch von anderer Hand, 
bildete urspriinglich das Vorsetzblatt. Von da ab ist die Hs. von einem 
Schreiber bis zum Schluss, und auf diesen Teil bczieht sich die Bemerkung 
auf f. l b . Dyl boich hort zo broder Johanne, dem snyder yn Euerhartz- 
clussen vnd hait es selber geschrben (!) myt groisser arbeit, wert es vor- 
loren, der gebes wedcr (lurch got, wer es stellet, der mosse dauff vnd 
blynt werden. paderborne entieges. Die Anzahl der Zeilen ist sehr un- 
regclmassig, 30—45. in dcr Spalte. f. 48 muss an der Stelle von f. GO, 
und umgekehrt f. 60 an Stelle von f. 48 stehen. 

f. 2" — f. 4 l> Riimchromk. 

f. 2 :i Adam ind eua moiste scheiden sich van der wonne des 
paridis gart, ind machten kint ind generden die myt arbeyt, as luiden 
dont hi. dese rede lasse mir vnder wegen jn sachen, wie sy ver- 
dreucn ere myt mencher hande sachen up erden. nu hoirt, du adam 
begvnt, so was he, vor man zalt, nuyn hundert jair alt — 

f. 4 b jnd martel, jnd pine in der helle vmmer, dat liden had eyn 
ende nummcr, hie hat dit boich eyn ende, got mois vns van sunden 
wenden. 

f. 5. JJruc/isluck dues Zwiege^raclts ilber die Unsterbliclikeit der Seele. 

f. 6 l -f. 17 ft Van gfisllikrr wanikringhe. 

f. 6 a ;lllet dat gescreuen is, is tot vnser leir gescreuen, spricht die 
hilghe aj>ostel sant pauel. Hyr om van geistliker wanderinghe its wat te 
rcden, heb ich ghedacht, een excmpel te scriuen tot vnser leir, wie got, 
vnse lieue here, dat vole, dat van dem hilge patriarchen gebaren wart, vit- 



1) 32 Capitol rait stcrcotypon rotcn Uborschriften. 

2) Die ganzo Hs. ist von cinor Hand geschrieben, doch am Rando noben dem 
Toxt des „Melibeiis" und von ,,Ackermani) und Tod" zahlreieho Federprobon und Bc- 
morkungen von jur.goror Hand. 



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— 16 — 

vuer van egipten yn dat gclaefte lant, dair mede men geistlichen verstaen 
sal, wie — 

f. 17* Hyr endet een geistlieh boerken Tan geistliker wande (!) 

f. 17 a — f. 17 b Traktat uber die VollkommeiiheiteiK 

f. 17» Nota, quindecim perfectiones sunt nccessarie ei, qui seruit 
deo in vita spirituali. Prima est clara et perfecta noticia suorum defectuum 
et suarum infirmitatum — 

f. 17 b nichil possum, nichil valeo et male tibi seruio. Explicit 

f. 17 b Jut leste wnnu die mynseh ieirht enn sal steruen, enn so sal men 
olien mit dnsdauiger wisen als hyr naevolget. DJse selichmaker got onse here 
ihesus, die syn uolc selich maken kan uan horen sunden, hie hiet oeck 
christus, dat beduidt — 

f. 18 b Van iler beraringheu inl leste DJt is die beceringe, die die 
mynsche lydt in sinen lesten — 

f. 21 b — f. 52 a Lucidarius. 

f. 21 b Djt bouch heist lucidaryus, dat is genant dar vmb, want et 
erluchtet alle dynck, die in der werelt beslosscn synt. jnan manychen 
bouchen synt stande vorborgen, So wer disse Rede gcrne vorneme, die hore — 

f. 52* des Gune vns ihesus, die viel Suisse, dat wir komen jn 
syne ryche vnd hauen syne vreude ewelichen. Amen, des gunne vns got. 

f. 52* — f. 77 b Die sieben tceisen Meister. 

f. 52 a hie noorh volget eyne gar schone Cronyrhe vnde heyslory vsi den 
gesrheyehten der romern. Jn wileher he) story vnde Cronyek Han vyndet iiar tII 
schoner vnde nncalirher eiempel, die gar lustelich vnd kortirwyelirh so horren 
synt vnde aurh uueie lere vsi nemen Harh. 1 ) Poncianus der keiser reichsnet 
in der stat zu Rome, der nam zu eyner zyt Eyne frauwen, cynes kunnyges 
dochter, die was gar schonne vnd genaden Ryche yn aller menschen ougen. 
die gewan er veste leyff, vnd die gebair eynen knaben by erne, zu maile 
schonne vnd wal geschaffen, den heissze er Dyoclecianum 2 ) — 

f. 77 b der keiser poncianus verbrant die keiserin vnde den buffen, 
der yn yunfrauwen wisz vnd gestalt yr hat gedeynet vnd Gaff diocleciano 
das konynckryche vff vnd hatte ruge vnd friden bytz yn synen doit, der 
reygeyrde noch weitzen vnd bescheitenheit vnd behoilt syne meyster by 
erne yn groissen eren byntz yn eren doit. 

f. 77 b — f. 81 b Die Moral isationen zu den ersten 11 Exempeln in- 
klusive „Rahmenerzahlung". Zu „Ebcr" und „Brunnen" je zwei Morali- 
sationen. hye hebet sirh an die glose vnd der geistelirhe syn des buehes Gesta 

1) Diose Uberschrilt stimmt mit dor oines Toils dor Pruckc iiborein. 

2) Innorhalb dor Gescbicbto 33 Abscbnitte, dio roto Uborschriftcn tragon. Da- 
neben noch zablrcicbe Abscbnitte, dio nur mit Absatz und grosser, rotor Initialo bo- 
ginnen. Beispiole soldier Uborscliriftcn: 1) wye keyser poncyanus synen sone den syeben 
Meysteren beffaylt. 2) hye volget nach, wie des keysers poncyanus syme sonee dyocle- 
cianum engengen kompet myt groser herschafft vnde jn fruntlichen entpfeyt mit Qrosen Eren. 



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— 17 — 

romanoruni genant Oder die* siebi'ii mcyster. POncianus Reigerte. By dem 
keiser ist vns geben zu verstayne — 

f. 81 1 ' — f. 102 a 31 Geschiehten tier deutschen Gesta Romanorum. 

f. 102 u Hie endet sich ilic crony eh vnii histury myt eyncr geistelichen 
Tf.ilegunge mil gloscn, die man iiempt der sfeben leister buch, geeiogen vsi 
Alden geschiehten der roraern myt gar vil nutilichen beispileu vnd exempelen, 
Die eynes iegliehen geistlichen oiler weteriirhrn, der sie myt fleisi horereu (!) 
oder leseii wll, lustlich vud nutilieh vnd aueh fruehtbar seynt. 

f. 102 a — f. 123 a Ojfenbarung Johamtis. 

f. 102 a Apokalipsys heysct dyt boch vnd saget Manych wonder groisi, 
dat sehreyfft Johans Kwangelysta Tzo padmos jnsnla iu des lee res Rlende, dar 
en konyneh domyssyanus sande. ftu ensal man et nyt vordvigen, men sal yn 
genie lagen, dor wilke sehulde he voriende den godes hnlden. Do iohannes 
dat lant zu asya hadde bekeret, do schoff he zu Rome syne vart vnd lerde 
dar die Crystenheit. dat was "domyciano leyt, he dede manych wonder 
groitz. der konynck hede en gerne gehayt doyt. lies en geschach doch 
nycht — 

f. 123* hyr Endet dit boch Abokalipsys ader Johannes offenbarunge, 
dat he screiff, do he in dem ellende was vorsant, Dat eine Got oflfen Barde. 

f. 123* — f. 200" Reisebeschreibung des Johannes von Montev'dla. 

f. 123* Ich, otte van der margen Thun, here zu mecze yn lottryngen, 
han dys buch vorwandelt visser latyn vnd vssz welschem zu duytschem, 
durch das dutsche lude auch dar ynne mogen lessen van wunderlichen 
dyngen, van landen, van luden vnde van dyeren, van wormen vnd van fo- 
gelen, van fyschen vnd van wassern, van fruchten, van gelauben, van ge- 
wonheit, van syeden vnd van manycherley wunder, Als hir noch yn dem 
cappyttelen erzalt yst vnd ist dys buch yn funff bucher gedeyllet — 

f. 200" des selben byeden jch uch Johannes Munteuyl, Rytter Ge- 
boren visz Engellant van der stayt heysset sant Albayn, Der dis buch dem 
Eyrsten godc zu lobe vnde Erren gemaichet hait. Amen, dyu gracius. 
Ii? f. 200* — f. 23 l a SchopfangsgeschicJtte in Versen. 

f. 200° llyr hebet an eyn hestorygc wye Got die werlt ntaehet. Eyn 
falcke, eyn lcrch, eyn phason, eyn swanne, eyn dube vnd phahnue — 

f. 231* des bidden wir den heilant, dem alle hertzen synt bekant. 
dyt ys van leben komen Sprechet alle Amen. 



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— 18 — . 

II. Verhaltnis dieser Hss. zu einander und zu ihren 

Yorlagen. 

Die 12 Hss. tier sieben weisen Meister gebcn nicht auf eine gemein- 
samc Vorlage zurilck, sondern schciden sich in vcrschiedene Gruppen, die 
von einander unabhiingig sind. Die vollige Verscbicdenbcit ') von Sprache 
und Stil in den Texten dieser einzelnen (Jruppen, ebenso wie die inhalt- 
licbcn Abwcicbungen lasscn erkennen, dass uns mebrere selbstandige 
Ubersetzungen aus dem Lateiniscben vorliegen. Dass der deutscbe Roman 
von den sieben weisen Meistern auf die lateiniscbe historia septem sapientum 
zuruckgeht, ist leicbt nachzuweisen und ist aucb tatsachlich schon von ver- 
scbiedenen Seiten nacbgewiesen worden. 

Wiiren die einzelnen Texte nur willkurliche Bearbeitungen naeh ein 
und derselben Urvorlage, so mussten docb wenigstens bier und da ein- 
zelne Satze im Wortlaut mehr oder minder ubercinstimmen. Es linden 
sicli abcr nirgends Ubereinstimmungen im Ausdruck, wodurcb die eine 
Version als Bearbeitung der anderen erscheinen konnte. Geringfugige 
spracblicbe Ankliinge, die sicb gelegentlich zeigen, sind obne Bedeutung, 
da ja fiir denselben Begriff dem einen Ubersetzer dioselben Worte zur Ver- 
fugung standcn wie dem anderen. 

Die Hss. zerfallen in drei Gruppen, deren jede eine besondere Version 
darstellt; zur I. Gruppe geboren H t St L IL; zur II. D„ 2 B, K T tf; zur 
III. Ha ; zu einer IV., die (lurch den grossten Teil der Drucke reprasentiert 
wild, gehort 0. 

Die erste Version bezeicbne ich mit a, die zwcite mit h, die dritte 
mit r, die vierte mit il. Als Vertreterin fur a diene II,, fur h ¥% fur c B a , 
fur il der Druck vom Jabre 1473. 

An den einzelnen Erziihlungen sollen zuerst die inhaltliclicii 1 ) Ab- 
welcliuiigeii der verschicdencn Fassungen erortert werden. 

Anfang der JiaJimenerzaJtlurig. 
Es kommen bier ebenso wie bei den ersten vier Erzahlungen nur 
drei Fassungen in Betracht, da Hg, die einzige Vertreterin der Fassung r, 
erst mit ScluUzhaus bcginnt. Da diese lis. aber inhaltlicb genau der I listeria 
folgt, so kann diese sie einigermassen ersetzen. 



1) Vgl. die Texto des als Probe bei don oinzelnen Gruppen niitgotcilten 
Excmpels Virgil. 

2) Zwar weichen dio anderen Hss. dieser Gruppo an viclen Stollcn inhaltlich 
von F ab, docli ist os unzweifclhaft, dass der Text von F der Urvorlage am niichston stent. 

3) Wie vollig vorschieden dor spraehliehe Ausdruck fiir ein und diesolbo Sacho 
ist, zcigt ein Beispicl aus 3 Liehhabcr. Der Wiichtor entfernt sich von dem Feuer, 
a: 'und solte sin wasscr mnchon ot opus nature*, b: 'zu nottdurflft sincr natuer, c: 'da 
wart dem wechter sins naturlichen ganges not*, d: 'und wolt thun, das er bedorffi'. 



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— 19 - 

Die sterbende Kaiscrin sicht in il voraus, (lass die zukiinftige Stief- 
mutter dem jungen Diocletian nach dem Leben trachten, dass er sterben 
wird, wenn ilm die Meister nicht in der Feme erziehen. Dieser Zug fehlt 
in den fibrigen Versionen. 

In b ist der Wettbewerb der 7 Meister, von denen jeder den Sohn 
des Kaisers in weniger Jahren ausbilden will als der andere, dadurch be- 
seitigt, dass der erste Meister Bacillas 'mit einhelliger stymme der andern 
sechs meistern' dem Kaiser verspricht, im Verein mit seinen 'gesellen' die 
Erziehung des Knaben in 7 Jahren zu vollenden. 

Catho rat in b, dem Knaben 'uff sant Martins hoffstat\ die 2 Meilen 
von Rom liege, 'ein gemuwerte wonunge' zu bauen, ahnlich erzahlt auch 
il und die Historia, wahrend in a Meister Craten sagt, er wisse f ein myn- 
nekliches velt und einen bomgartten ussen Rome wol zwo milen, do wollen 
wir jme einen schonen torne buwen\ 

Die Grossen des Reiches finden auf ihrer Brautfahrt ftir den ver- 
witweten Kaiser in a f des kuniges dochter Castelle', in il 'eines ktiniges 
tochter', in b kommen sie 'zu dem konige von Castell, der hatt ein thochter . 

Der Kaiser vergisst in a und cl der ersten Frau sofort, als er die 
zweite erblickt; in b dagegen erst, nachdem er r by ir geschlieff'. 

In a und i sollen die Meister dem Befehle des Kaisers gemass den 
Sohn am nachsten Pfingsttag zuriickbringen, in b sofort, nachdem sie den 
Brief gelesen. 

Als die Meister, die ihren Schiiler zu seinem Vater begleiten, des 
Kaisers, der seinem Sohne entgegen kommt, ansichtig werden, trennen sie 
sich von Diocletian. Wohin sie reiten, ist in d nicht gesagt; in b begeben 
sie sich in eine Stadt, die am Wege liegt, ebenso wie in der Historia, in 
a dagegen reiten sie sonderbarerweise zum Kaiser. 

In i il und der Historia freut sich die Kaiserin, als sie von des 
Sohnes Ankunft hort, daruber, dass dieser nicht redet, wahrend sie in b 
darfiber erfreut ist, dass er da ist. 

Als die Kaiserin den Jungling in ihre Kammer fuhren will, geht 
dieser in a sofort willig mit, in b dagegen wehrt er sich anfangs und will 
ihr nicht folgen, ahnlich wie in <l und in der Historia, wo er die Hand zu- 
rttckzieht, die die Kaiserin ergreifen will, damit er mit ihr gehe. 

Dass die Kaiserin dem jungen Diocletian ihren nackten Busen und 
ihren weissen Leib zeigt und ihn zu kussen versucht, fehlt in b, wo mit 
Absieht alles Indecente gestrichen oder modifiziert ist, ebenso wie der Aus- 
druck an anstossigen Stellen viel decenter gehalten ist, als in den anderen 
Versionen. So wird z. B. in b das Wort'liur' und ahnliche stets vermieden. 

Nach der missgliickten VerfQhrungsscene zerreisst die Kaiserin ihren 
Rock in a 'bicz vtf den gurtel\ in b f bys uff den fus//, in <l 'untz auff 
pen nabeln\ 

2* 



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— 20 — 

Dcr Kaiser und seine Rittcrschaft mussen in b die Kammcr der 
Kaiserin aufbrechen, nm zu ihr zu gclangen und ihr zu helfen. 

In li und <l, wie der Historia behauptet die Kaiserin, Diocletian, 
dieser arge Bosewicht, konne des Kaisers Sohn unmoglich sein, es sei der 
Teufel; in a sagt sie statt (lessen: 'er ist ein bosc vnwert lecker\ 

Wahrend in a und d die Rate deni Kaiser wegen der ttblen Nach- 
rede, die daraus entstelien konne, abratcn, den Sohn olmc Gericht zu toten, 
vcrweisen sie in b darauf, dass niemand ohne rechtskriiltiges Urteil hinge- 
richtet werden durfe, denn: 'die gesetze ist darumb gemacht, das alle, die 
es verschuldent, nach der gesetze sollent gebust werden*. 

1. Krziddung der Kaiserin ' Bauin . 

In b heisst der Baum 'byna\ ebenso wie in der Historia, was sich 
in den andcren Vcrsioncn niclit findet. 

Wahrend die Frucht des Baumes in b und il wie in der Historia 
alien K ran ken mit Ausnahmc der Aussatzigen Heilung bringt, werden in 
a auch diese 'die die gegicht hattent und uszsezig waren' davon gesund. 

Der Gartner motiviert das langsame Wachstum des kleinen Baumes 
dan i it, dass er sagt, a der grosse Baum nehme ilnn Sonne und Luft, il die 
Hohe des Baumes halte Sonne und Regen ab, b einfach 'die hohe des 
baumes tut jm schaden*. 

Erzdldung des 1. Meisters ' Ilund\ 

Die Tiitigkeit und Aufgabe der drei Ammen ist in alien Versionen 
verschieden. Es heisst von ihnen in a 'eyne, die es spisete, die andere die 
es wuschte, die dritte, die es wigte', in b 'die eine leyte jne nider, die 
ander wartet sin jm tage, die drytte hub yn morgens uff\ in il 'eine die in 
furet, die ander, die in scubret, die dritt, daz sie in solt reiczen zu schlaffen\ 

Bcziiglich der gnten Eigenschaften des Hundes, die ihn deni Herrn 
so wert machen, wird gesagt in a, wenn der Herr gegen seine Feinde ritt, 
und er Ungliick haben sollte, 'wann er uff sin pfert sas, so bal der hund 
fintlich, usz der masen und nam den zagel des pfcrdes jn den munt und 
lies den ritter nit ritcn\ in b 'wann sin here wolt ritten zum schimpf oder 
zum ernste, solte es deni hern wol gen, so sprange der hunt dry sprunge 
fur dem rosz. soltes jme ubel gan, so fiel der hunt dem rosz in den 
schwancz und zoch es hinder sich mit siner krafft', ahnlich in il. sollte es 
dem Ritter gut gehn, 'so tat der hunt drey oder vier sprunge vor dem 
ross\ im anderen Falle 'nam der hund des rosscs schwancz in das maul 
und schrey und hetilet greulichen'. Ebenso ist der Grund, weshalb der 
Ritter den Falken lieb hat, tiberall verschieden, in a war der Falke 'gut zu 
allem spile; kein vogel kunde jme engen', in b 'was er begerte zu fahenn 
mit dem falcken, das fieng er unnd der falcke kerte dann widder zu sinem 



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— 21 — 

hern', in <l fSngt der Falke imincr etwas, sodass sein Herr 'nymmer ler* 
nach Hause kommt. 

In a unci <l wie in dcr Historia begegnen die tliehcnden Magde der 
Fran des Ritters und crziihlen ihr, was sie auf dem Saale gesehen, wahrend 
in b die Frau bei ihrer Rfickkehr in die Burg nieinanden tindet, da die 
Jungfrauen getiohen sind, worauf sie sich selb.st auf den Saal begicbt und 
dort die unigefallene Wiege erblickt, was in a und il nicbt der Fall war. 

Nachdeni der Ritter erkannt, dass er den Ilund zu Unrecht gctotet, 
briclit er in b sein Schwert, in il seinen Sper in drei Stiicke; in a bricht 
er Schwert und Sper cntzwei und zerhaut seinen Schild. 

2. Krziihlung der Kaiser in ' Kbcr . 

Der 'hauwende eber' haust in b nicht in einem Walde wie in a und 
il, sondern in einem 'tiergarten' eines Konigs. nicht, wie in a und il, eines 
Kaisers. 

In a steigt der Hirt auf einen Apfelbaum, von dessen Apfeln er deni 
Eber vorwirft. In den anderen Versionen ist nur von den 'fruchteif des 
Baumes die Rede. 

Ini Gegensatz zu a und il schlaft der Eber in b nicht sofort ein, 
nachdeni er sich satt gefressen, sondern beginnt niit sich selber zu'schimpfen' 
und schlaft erst ein infolge des Streichelns von Seiten des Ilirten, wiihrend 
dort der Hirt dieses Mittels sich nur bediente, uni sich dem Eber nahen 
zu konnen. 

Krziihlung des 2. MeUtera ' Brunnen\ 

In a fehlt der Name des Meisters, der in b Leuculus. in il Lentulus 
heisst. 

Als Grund, weshalb die Frau sich nach einem Bulen umsieht, ist 
in a des langeren ausgefiihrt, dass der alte Ritter nicht 'menlich uif deni 
bette ist, woriiber die junge Frau sehr ungehalteu wird. Ahnlich, wenn 
atich mit vehindertem Ausdruck, ist die Stelle in il, wahrend b als (Jrund 
nur angiebt Met* alt her enmocht ir nit gnug sin', entsprechend ihrer 
Tendenz. 

Derjenige, den die Wachter nach dem Liiuten der Glocke in den 
Strassen ergreifen, wird am anderen Morgen in a in das 'halszyscu ge- 
schlossen, in il an den 'branger gestellt, in b getotet. 

In a und b setzt sich der Ritter, nachdeni er die Haustiire geschlossen 
hat, an ein Fenster oberhalb der Tiir, in il geht er 'in das sumerhausz 
und leget sich an ein venster, also das er die strasz alle iibcrsechen moclit'. 

Die Frau kommt von ihrem Bulen zurtick in a 'ein stunde vor 
mitternachf ; in b 'da es nu nahet. das man schier die glocken solt luden ; 
in il erst, nachdeni der Hahn zum dntten Male gekriiht hat. 

In a und il entschuldigt sich das Weib damit, dass ihre plotzlich er- 



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— 22 — 

krankte Mutter nach ihr gesandt, a 'ein maget', d f einen jungling', worauf 
sie zu ihr gegangen sei. In b felilt dies, doch sagt die Frau spater, als 
sie die Stelle des Mannes oben ini Fenster eingenommen, 'da ich von 
groszer nott wegen, must zu myner mutter gann\ 

Ebenso fehlt in b die folgende Stelle, wo die Frau ihre letztwilligen 
Verffigungen trifft. Dass der Ritter ihre Kleider den Armcn geben soil, 
fehlt auch in <l, doch ftigt b ausdriicklich hinzu, dass der Ritter nur die 
Absicht hatte, die Frau zu angstigen, als er sie nicht einzulassen drohte, 
damit sie kiinftighin solches nicht wieder tate. 

Die Frau wirft in b den Stein nicht in den Brunnen, sondern in 
'das wasser, genant die Differ; wann die Differ ist ein grosz wasser unnd 
flust durch die statt Rome und flosz nahe by irem husz hin\ 

In a und cl verweist das Weib den Mann auf das, was 'der wise 
man beschribet', in b 'was der wyse Salomon sprach'. Aus 'alter thore' 
wird in b 'alter unkiischer . 

Dass der Ritter die Benennung 'alter narr verdiene, motiviert die 
Frau in il mit den Worten: 'so du meinen iungen leib hast gehabt nach 
allem deinem willen und dannocht hin ausz zu deinen huren bist gangen. 

Wiihrend in a und d die Wiichter den alten Ritter sofort ohne langes 
Zaudern festnehmen, werden sie in b sehr betriibt, als sie ilm finden, da 
er 'der aller fromsten und besten Romer eyner' ist. Sie zeigen nicht iibel 
Lust, ihn entwischen zu lassen. Da erinnert sie die Frau, die ihr Gesprach 
mit dem Ritter belauscht hat, an die Eide, die sie geschworen, und droht, 
es alien ihren 'frunden zu erzahlen, wenn sie eidvergessen die Gesetze 
nicht hielten und den Schuldigen nicht der verdienten Strafe uberantworteten. 
Diese Strafe aber ist hier die Todesstrafe. So erscheint die Nieder- 
trachtigkeit dieses Weibes urn so grosser. 

3. Krzilhlung dei' Kaiserla ' Schatzlutus' . l ) 
Der Kaiser vertraut die Schatze des Turmes in a seinem 'schacz- 

meister', in b dem 'marschalk', in c und d einem Ritter an. 

In b und c triigt der Hiiter des Turmes Sorge, dass das Pech im 

Kessel stets fltissig ist, was in a und d fehlt. 

Der Sohn verwundet sich in a und b am Bein, in d am Schenkel, 

wahrend sich in c keine Angabe dartiber findet. 

Erziihlwig des 3. Meisters ' Elder . 2 ) 
Der Meister heisst in a Graten oder Craten, in b c d Katho. 
Der Besitzer der redenden Elster ist in a 'ein richer fryer burger*, 
ahnlich in d ein Btirger, in b ist er 'ein richer kauffman'. 

Die Elster spricht in a vier Sprachen: 'latin, tiiczsch, engels und 

1) Hier sotzt c oin. 

2) Fehlt in o. 



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— 23 — 

bohems' ; in b steht nur, dass der Herr sie reden lehrt ; in tl lehrt er sie 
'alle tag ebreyschcn rede als lang, untz sy die sprach wol reden kund', 
ist also wohl seineni Gewerbe entsprechend ein Jude. 

In b ist wieder, wie es zu erwarten war, der eigentliche Grund der 
Abneigung der jungen Frau dem alten Ehenmnn gegeniiber nicht zuni Aus- 
druck gcbracht. Es heisst in a 'wanne er dochte ir uff dem bette nit', 
in d 'wann er mit ir des nachtes an dem pett nicht schiinpffcn mocht', in 
b dagegen nur 'die het yn nit mit truwen liep'. 

Um sich an der Elster zu rachen, steht die Frau in a 'nach der 
mitternaeht', in b 'da es morgens fruwe taget\ in tl 'umb den hanenkraet' 
auf und steigt auf das Dach. Hire Magd wird in tl 'schandendeckerin' ge- 
nannt. Hier lasst die Frau den Bulen des Morgens 'zu der hinteren thiir 
hinausz', was in den anderen Vcrsionen fehlt. 

In a kann nur ein Teil der Nachbarn iiber die fraglichc Nacht Aus- 
kunft geben, namlich nur die, welche wach gewesen, nicht alio, wie in b und tl. 

Wahrend in b der Hitter scin Messer herauszieht und der Elster 
den Kopf abschlagt, reisst er ihn in a und tl mit der blossen Hand ab. 

Der Ritter zieht in a nicht fibers Meer, nach dem hi. Lande, wie in 
b und tl, sondern 'jn lamparten'. Dass seine Frau danach in grosses Elend 
gerat und von den Leuten verachtet wird, fehlt in tl. 

b kniipft im Gegensatz zu den anderen Versionen an diese Erzahlung 
eine Moralisation, die mit derjenigen am Schluss des Ganzen nichts zu tun 
hat. Sie lautet: 'diszes byzeichen hat gar ein geistlichen sien und uszlegong 
und ist von der gewissen, die nit liegen kan und allc dinge otfent nach 
der warheit'. Auch vorher schon liatte der Ritter der Frau gegeniiber die 
Parallele gezogen zwischen der Elster und dem Gewissen. 

4. J'Jrziihftimj der Kaiseriii * Kaiaer tjeblendd\ 

Die Meister lassen kund tun, sie wollten einem jeden eiuen Traum, 
den er ctwa gehabt, deuten, wenn er ihnen in a 'einen gulden', ill b'l libra 
silbers',') in tl 'eine gab goldes' bringe. 

Der Knabe fordert in c den Mann, der die Meister um Deutung 
seines Traumes angeht, auf, ilini, nicht den Meistern das Geld zu geben, 
wahrend in den anderen Versionen der Mann es fiir sich behalten darf. 

Nachdem jener den Schatz gefunden hat, will er dem Knaben in a 
f vil goldes', in b 'II libra (pfunt) silbers', in c und tl 'zwey marck goldes' 
zuin Lohne geben. 

Der Knabe heisst in a 'Merlinus', in b 'Marlin, (Marlay)', in c 'Merlin', 
in tl 'Serlinus'. 



1; So nur F, die ubri^en IIss. dieser Gruppe 'I pfunt*. 



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— 24 — 

Erzahlung des 4. Afeisters ' Geduldproben . 

Der Name des Meisters ist schwankend, in a 'Maldrag', in b 'Mal- 
quardach (Malquindrach)', in c 'Malquidrach', in c 'Waldach'. 

Die Verwandten vermahlen dem Ritter in a 'eynes sanatoris (sena- 
toris) dochter, eyns grossen herren zu Rome*, ahnlich in b, in c 'ein 
schone tochter eins romsehen probstes', in d 'gar ein schoene tochter 
zu Rom'. 

In a sind sie nicht wie in den ubrigen Versionen 3 Jahre verheiratet 
und haben keine Kinder, sondern es heisst: 'do sie ein zyt by jme was, 
und den ritter kante, eyns morgens solte sie zu-kirchen gan\ Es ist dies 
entscliieden naturlieher, als wenn die Mutter sich erst nach 3 Jahren bei 
der Tochter erkundigt, wie ihr das Eheleben gefalle, und die Tochter sich 
erst dann liber das Unvermogen ihres Mannes beklagt, bei dem sie 'wie 
bei einem stock' iin Bette liege. 

Die Schilderung der senilen Iinpotenz des Mannes von Seiteu der 
jungen Frau ist in b sehr decent gehalten, alle die drastischen Ausdriickc 
der ubrigen Versionen sind vermieden. 

Die Frau will in a 'den pferrer', in b 'den jungen mydling in dem 
pfarhoffe', in c 'den prister dyser stat', in <l 'einen pfaften, hie in diser 
stat* zum Bulen haben. Dass dieser sofort dafur zu haben ist, wird in 
alien Versionen, selbst in b als selbstverstandlich vorausgesetzt. 

In b bevorzugt die Frau nur deshalb den Priester vor einem Ritter 
oder Knappen, weil dieser verschwiegen sein muss, wiihrend jene mit ihreu 
Erfolgen prahlen und ihren guten Bekannten davon erzalilen wtirdeu. Das 
eine Argument, dass namlich die 'pfaffen , treuer in ihrer Liebe sind und 
nicht so leicht ihrer Geliebten tiberdriissig werden, wie es z. B. a hat, 'sie 
sint jren frunden getruwe und bant sie Hep. des enhant die wcltlicbeu 
lute nit' fehlt hier. 

Der Baum, den die Frau, urn des Mannes Zorn zu reizen, abhauen 
soil, besitzt in b ahnliche Eigenschaften, wie der in der 1. Erzahlung der 
Kaiserin: 'er hat in sinem bamgajten ein sundern gutten baume, des frucht 
vill menschen trostlich ist, sunderlich den krancken, wan der gesmack der 
frucht erquicket die krancken'. In den andern Versionen fehlt diese Aus- 
schmuckung. 

In a befiehlt die Frau dem Gartner sofort, nachdem der Ritter fort- 
geritten, den Baum abzuhauen, ohne dass beide in den Garten gehn, 
trockenes Reisig aufsanimeln und anderes Holz abhauen, wie in b c il. 
Sie kann ihm daher auch nicht wie dort das Beil, in c 'axt', in b^nesser' 
aus der Hand reissen. 

Wahrend in a c d der Gartner auf des Ritters Befragen den Vor- 
fall erzahlt, schweigt er in b und die Frau erzahlt selbst, was sie getan. 

Die verschiedenen anstossigen xiusdriicke. in denen die Tochter der 



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— 25 — 

Mutter bei ihren Unterredungen vor der Kirche, zu verstehen gibt, dass 
ihrc Liebe zu dem 'pfaffen' ihr viel 'anfechtung bereite, so dass sie es 
nicht liinger niehr aushalten konne, sind in b beseitigt. 

Der Ilinweis der Mutter auf die Schmerzen, die sie bei der Geburt 
der Tochter gehabt, wie sie sie gesaugt und dergl., womit sie die Tochter 
zu einem abermaligen Warten zu bestimmen sucht, fehlt in a. 

Bei der dritteu Geduldsprobe sind in c die Einzelheiten der Hand- 
lung niclit mehr wicdcrholt, da die Mutter ja schon genau angegeben, wie alles 
sich abspielen soil, sondern es ist statt dessen gesagt: 'do alle ding nach 
ein ander, als sie gesaget sint, geschahen , da zog sic das Tischtuch mit 
allem, das auf dem Tische war, herunter. 

Dass der Ritter des Morgens zuerst zur Kirche geht und Messe 
hort, bevor er die Frau zur Ader liisst, fehlt in d, wogegeu in b und c 
die Drohung des Ritters fehlt, er werde das Herzblut der Frau suchen, 
falls sie den Arm nicht willig zum Aderlassen darrciche. In b ist das 
Zwiegespriich zwischen Mann und Frau bei dieser Gelegeuheit sehr gekurzt. 

Die Frau muss in a den Arm zu dem 'fure , in d zu dem 'flyeder ') 
reichen. 

b streicht die heftigen Worte der Tochter, worin sie auf den 'pfaffen 
schimplt, die z. B. lauten in a: 'der tiitel schende den dekan mit alien 
sinen pfaffen', in d: 'der teuffel neme den pfaffen und alio pfaffen, in c 
ahnlich wie in d. 

Nach dieser Erzahlung will die Kaiserin scheinbar nach Hause zu 
ihrem Vater fahren, was in b fehlt. 

5. Krzahlung der Kaiserin ' Virgil* . 

Diese Geschichte folgt unten als Textprobe aus alien Gruppen, so 
dass man den verschiedenen Ausdruck und die inhaltliche Verschiedenheit 
leicht erkennen kann. Von den letzteren mogen folgende noch besonders 
hervorgehobcn werden. 

Der Turm mit den Bildern ist durchweg anders beschrieben; be- 
sonders weichen a und d ab. 

In a d hofft der Kleriker einen Schatz zu finden, wenn er das Bild 
zerstort, in b und c vernichtet er das Bild aus blossem Mutwillen. 

Die drei Ritter verlangen in a 'dry vesselin vol goldes', in b 'vil 
guts', in c 'quattuor dolia plena auro\ in d 'vier vas vol goldes'. 

In a lindet jeder der drei Ritter ein Fass Gold; von dem grossen 
Schatz wollen alle drei Ritter zugleich getraumt haben. In b linden nur 
zwei Ritter einen wirklichen Schatz, der dritte weist auf das Gold hin, das 
unter dem Turmc liegen soil. In c linden alle Ritter ein Fass voll Gold, 
doch haben sie deren vier vergraben, so dass das vierte ungehoben in der 



1) 'fure' ist wol Scblimmbessorung etwa fur 'ilier = 'vlicde^l , = Adorlassoison. 



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— 26 — 

Erde liegen bleibt, was ausdriicklich gesagt wird. Es soil wohl etwaigen 
Falls als Reserve dienen. In il zeigcn die beiden ersten Hitter dem Kaiser 
je eine, der dritte zwei Fasser mit Gold; den grossen Schatz wollen sic 
darauf alle zusamnien finden. 

Der Turin wird in a von den Rittern nur untergrabcn, in b und d 
legen sie ausserdem noch Feuer hinein; in c ziinden sic gar die Stadt an 
einem Ende an. 

Beachtung verdient die verschiedene Bezeichnung der romischeu 
Grossen, die den Kaiser zur Rechenschaft Ziehen. Der Kaiser wird in a 
aufs Kapitol gefuhrt, Gold in seinen Mund gegossen und er dann lebendig 
begraben. In b schliigt man ilim einen 'klotz goltz' in den Mund, woran 
er stirbt. c d haben ahnlich wie a, doch fehlt der Zug, dass man den 
Kaiser aufs Kapitol fuhrt. 

J:rziihluttg <h's J. MeUters, ' / Jyppoc rates . 

Zum Lobe des Hyppocrates setzt b hinzu 'den noch hut by tage alle 
wysze meister lobent und roment jn aller siner lere\ 

In c schickt nicht der Konig von Ungarn, sondern der von Burgund 
wegen seines kranken Sohnes zu Hypi)okrates. 

Der Meister Hyppokrates sendet seinen Schiiler Galienus in b 'jn 
der meynunge, das er verhoffte, das ym solt myszlingen und yn der konig 
solte totten', wiihrend er es in den anderen Versionen der Tiichtigkeit und 
Geschicklichkeit des Galienus wegen tut. 

Galienus erkennt des Kindes Krankheit in a sofort, als er es sieht 
und seinen Puis betastet; in b verlangt er, nachdem er den Sohn gesehen, 
sowohl des Sohnes, wie auch des KQnigs und der Konigin Wasser zu sehen, 
bevor er die Diagnose stellen konne. 'do er nu die wasser alle druwe hot 
beschauwt, do niarck er, dass der knabe ganz kein eigenschafft in der na- 
tuer von dem konigc hctte*. Auch in c und d will Galienus, nachdem er 
den Harn und den Puis des kranken Knabcn gcpriift hat, des Konigs und 
der Konigin Wasser beschauen. 

Der wirkliche Vater des erkrankten Konigssohnes ist in a d der 
Konig von Burgund, in b und c ein Herzog von Burgund. 

Galienus beruft sich der Drohung der Konigin gegenuber in b auf 
das freie Geleit, das man ihm zugesichert. Diese zieht ihn hier nur dcs- 
halb ins Vertrauen, weil sie Angst hat, Galienus werde sie sonst zu Schimpf 
und Schande bringen, nicht weil er wieder abzureisen droht, ohne dass er 
den Sohn geheilt hat. 

Die Wiederherstellung des kranken Kindes geschieht in b ganz an- 
ders als in den librigen Versionen. Dort giebt Galienus dem Knaben Rind- 
fleisch zu essen und Wasser zu trinken, wodurch er gesund wird. Daraus 
schliesst Hyppokrates spMer, dass die Mutter des Kindes eine 'Hure' sei. 



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— 27 — 

In b heisst es: 'er fragte da die, dennen es woll kunt was, wie man in 
dem selben lande gewonlichen lepte rait essen und rait trincken und was 
coste. das wart ym gesagt, wie sie rintfleisch und grob spysze essen und 
sere wasser truncken, me dan wyn. do hiesz der meister Galienus ym be- 
reitten gutte spysze nach sines vatters gewonheit und sitten und gab die 
dem krancken und halff ym mit der zartten spysze und ander artzeny, das 
er in kurtzer zit gesunt wart.' Dementsprechend fehlt selbstvcrst&ndlich 
sp&ter die Ausserung des Hyppokrates, dass die Mutter des Knaben eine 
'Hure' sei. 1 ) 

In b ist es ein Tag 'in dem raeyen', an dem Hyppokrates und Ga- 
lienus in den Garten gehen, urn Kr&uter zu samraeln, und Hyppokrates 
den Mord begeht. 

Die Krankheit des Hyppokrates wird verschieden dargestelit, in a 
'do wart Ypocras siech bis uff den tod und verlor alle sin krafft und uiacht', 
in b 'Yppocras fiell in eyn sweren siechtagen unnd gewann eynen durch- 
lauffe', in c 'dar nach wart Ypocrates kranck bysz uff den tot von einem 
sunderlichen gebresten'; spater wird dies 'gebresten' als 'flusz* bezeichnet, 
in d bekommt Hyppokrates 'den roten siechtagen'. 

Hyppokrates l&sst in c das zauberkraftige Kraut nicht in, sondern 
unter den Zuber legen. 

6\ Krzahltuig der Ktuaerin ' Marschalk, liorna . ' 
Alle Frauen haben Ekel vor dem Konige, denn er ist in a 'wunder- 
lichen, unsprechelichen hesselichen', in b 'brestschafftig an sinem lybe und 
also geswollen', in c 'uffgeblasen oder geswollen', in d 'unfietig, unrein 
und geschwollen'. 

In b ist der Konig 'eyn heydenn', er will die Gebeine der bciden 
Apostclfiirsten rauben, um der Christenheit eine Schmach anzutun: 'zu 
eyner smacheit der cristenheit', wovon in den anderen Fassungen nichts 
gesagt ist. Dort will er lediglich im Vollgeftihl seiner Macht einen Ge- 
waltstreich gegen Rom unternehmen und 'die libe* ^licham) Petri und Pauli 
bei dieser Gelegenheit an sich bringen. 

Der Marschalk (a '11061161810^) mahnt den Konig daran, die Frau zu 
entlassen in a 'noch der mitternacht', in b 'do fruwe wart, umb metten- 
zit\ in c 'umb die hanekrat', in d 'da der han kraett gen dem tag'. Er 
kommt dann in a c d noch zweimal wieder, in b dagegen nur einmal. 
Wahrend dort der Marschalk sich nicht linger beherrschen kann und sich 
selbst verrat, befiehlt hier der Konig, das Fenster zu offnen, um die Frau 
besser sehen zu konncn, nun erkennt er, dass der Marschalk ihm seine 
eigene Frau preisgegeben. 

1) Dio andoron Uss. dicsor Gruppe haben dies allerdings wieder binzugesotzt; 
siehe D 11 KB 1 T. 



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- 28 — 

Dass die Romer bereits die Absicht haben, die Gebeine Petri und 
Pauli auszulicfern , urn den Konig zum Abzuge zu bewegen, fehlt in 
b, wo an dieser Stelle tiberhaupt stark gekiirzt ist. Ilier will der 7. Meister 
aus freien Stucken die Stadt retten, wahrend in den fibrigen Versionen die 
Romer ihn erst (lurch ihre Bitten dazu bringen. 

.In a hat der 7. Meister zwei Schwerter an seine Schultern gebundcn, 
in b hat er sie in den Handen, in c und <l ragen sie ilini zuui Munde licraus. 

An deni wunderlichen Kleidungsstuck des Meistcrs betinden sich in 
c 'schynende wurmelin, die glyinlin heiszent oder sant Johans wurmclin\ 
wovon sicli in a b d nichts tindet. Es war dies audi unverstiindlich, da 
jcne Tierchen ja nur in der Dunkelheit leuchten. 

Der Konig wird in a nicht wie in bed erschlagen, sondern mit 
vielen seiner Ritter gefangen genomnien. 

Evziihhuuj des 6*. Aleisttm <? LlMtultcr . 

Die Frau des Ritters zieht durch ihren Gesang vielc 'Ritter und 
Kncchte' an und wird von vielen 'begehrt'. Dies lasst b seiner Art cnt- 
sprechend fort. 

In a und b sitzt die Frau an einein Fenster ihres Hauses, in c und 
il in ihreni 'sumcrhuse'. 

b halt .es fiir wichtig genug hervorzuheben, dass der Ritter 'mit 
fromkeit und mit groszen ern jn sin alter koinen was', urn die Schuld noch 
mehr auf die Frau zu schieben. 

Sehr ungleich ist die Unterhandlung der Frau mit den 3 Rittern 
dargestellt ; am kurzesten in b, wo nur die Unterredung des ersten Ritters 
nut der Frau geschildert wird, worauf es einfach heisst: Mas geschach dem 
andern ritter und aucli dem dritten'. r hat die Stelle sehr breit ausgefiihrt 
und genau das Zusamnientrett'en mit alien 3 Rittern geschildert. Ilier 
lasst auch ebenso wie in d die Frau nachher jeden Hitter einzelu zu sich 
kommen, um ihm mundlich Bescheid zu tun, wann er bei ihr schlafen diirfe. 

Die Zeit, wann die 3 Ritter kommen sollen, wird in a nicht ange- 
geben. In b schickt sie zu 'dem ersten an dem about, zu an gender nacht, 
dem andern umb die mitternacht, dem dritten gegen dem tage\ in c will 
sie den ersten 'in anefange der nacht', den zweiten 'in dem ersten slaffe\ 
den dritten 'nach der mitter nacht, gein tage* kommen lassen. d hat 
ahnlich wie c. 

In a liigt die Frau ihrem Bnuler, dem Scharwachtcr, vor, ihr Mann 
und der fremde Ritter seien bei der Unterhaltung plotzlicli in Zoru ge- 
raten, ihr Mann habe dann den Gast erschlagen. In b soil sich nach Aus- 
sage des Weibcs zwischen beiden ein Kampf entsponncn haben, in dem 
der fremde Ritter schliesslich den kilrzeren gezogen. In d behauptet die 



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- 29 - 

Frau, der Ritter habe ihren Maun clurch 'etwas schalckhafftiger wort' der- 
ail gereizt, class er ihn erschlagen. 1 ) 

Die Leiclien der beiden ersten Ritter werden in a in die 'Tiber', 
b in die 'Tyffcr', il in daz mcr* gcworften. 

Der Wfichter tnigt den 3. Ritter, um ihn zu verbrenncn, in li nicht 
in einen Wald, sondern 'vor die stat an cin ende\ 

In c ist der fahrende Ritter, den der Wfichter nachher verbrennt, 
nicht wic in a b il allein, sondern von einem Knappen ('knecht') begleitet, der 
ihm das Pferd halt, wahrend der Ritter zum Feuer geht, um sich zu warmen. 

Als Grund wcshalb der Ritter die Nacht durchgerittcn, fugt d hin- 
zu, er miisse 'morgens ze preimzeyt' an dem zum Turnier bestimmten 
Orte sein. 

Der Wiichter streckt den Ritter in b durch einen Schlag an den 
Kopf nieder, bevor er ihn ins Feuer wirft; in c nimmt er einen Anlauf, und 
'mit einem geswinden lauffe' stosst er ihn in das Feuer; in d verbrennt er 
auch das Ross des Fremdcn. 

Der alte Ritter giebt in b seiner Frau einen Schlag, 'das sie ein 
bla male' bekommt. In den andercn Versionen giebt er ihr einen 'backen- 
strcych' (a backenslag). 

Nach dieser Erzahlung will in a r d die Kaiscrin sich selber totcn, 
in b dagegen ist es der Kaiser, der sich den Tod geben will, um nicht 
mehr ihr bestandigcs Jammcrn anhoren zu miissen. 

7. Krzahhmg der Kaiser in ' Konigin eingeschlossen . 

Der Konig regiert in b 2 ) f jn dem lande zy])pern, als wir lesen jn 
dem buche der konige*. Das ist ein Zusatz dieser Fassung. 

Erst dadurch, dass der Ritter zu wiederholten Malen von der 
Konigin triiumt, nicht durch ein einmaliges Traumgcsicht, wie in den 
andercn Fassungen, lasst er sich in b dazu bewegcn, auf die Suche nach 
ihr auszuziehen. 

In c und tl ist hinzugesetzt, dass auch die Konigin den Ritter, von 
dem ihr getraumt, gem gesehen hiitte, 'nit durch unordentliche liebe, (d 
von lieb wegcn) sunder das sie jren trome beweret', wahrend in a und b 
nur hervorgehoben wird, dass auch sic den Ritter im Traume gesehen. 

Durch ein feierlichcs Geliilxle vor Gott bindct sich der Ritter in c 
und il, nicht eher zu ruhen, bis er die Konigin ausfindig gemacht, was sich 
in a b nicht findct. 

Die Konigin sitzt in b an einem 'yszcn fenster 1 . Es ist also der 
grossercn Sicherheit halber vergittert. 



1) o ist hior liickcnhaft, dadurch <lass ein Hlatt in der Hs. H 2 fehlt. 

2) Nur in der Hs. F. 



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— 30 — 

In d ist der Ritter nicht allein, als er die K5nigin an dem Fenster 
des Turmes erblickt und ihr das St&ndchen bringt, sondern von seinen 
Dienern begleitet, ein nicht gerade gliicklicher Zug dieser Fassung, da ja 
niemand urn die Sache wissen darf, totet er doch spater sogar den Maurer, 
der das Loch gemacht hat, damit er ihn nicht verrate. Der^ Ritter singi 
in a 'ein suberlich liech\ in den anderen Fassungen 'ein Lied von der Liebe'. 

Die Konigin erkennt den Ritter in a sofort, als sie seiner ansichtig 
wird, nicht erst, wie in b c d, als er stehen bleibt und zu ihr empor blickt 

Wahrend in a c d der Ritter erst, nachdem er aus dem Briefe die 
Zuneigung der Konigin erkannt hat, sich in Turnieren und anderen Ritter- 
spielen auszuzeichnen strebt, beginnt er damit in b sofort, nachdem er die 
KOnigin gesehen. 

Die Begrflndung, weshalb der Ritter sein Haus direkt neben dem 
Turme der K6nigin bauen m6chte, fehlt in d. In den ttbrigen Fassungen 
behauptet er, dem Konigc so jederzeit bequemer zu Diensten zu stehen, 
besonders zur Nachtzeit. 

Das Haus wird in c so gebaut, dass 'ein teil uff der mure des 
turmes lag*; in a liegt es nicht unmittelbar neben dem Turme, sondern 
nur in der Nahe. Hier ist daher ein unterirdischer Gang notig, um es 
mit jenem in Verbindung zu setzen, wahrend in b c d ein Loch in der 
Mauer genilgt 

Die Unterredung der Konigin mit dem Ritter, als er in ihr Gemach 
eingedrungen, fehlt in b, wo nur erzahlt wird, dass der Ritter durch das 
Loch in der Mauer haufig zu ihr geht. In a weigert sie sich anfangs, ihm 
zu Willen zu sein, gibt aber bald nach. In c und d zieht der Ritter sein 
Schwert und droht, sie zu toten, als sie sich ihm nicht hingeben will. Da- 
durch gerat sie in solche Angst, dass sie ihm gestattet, bei ihr zu schlafen. 
Ihn zu verraten, fQrchtet sie sich in a c d wegen ihrer eigenen Schande, 
dann, weil der Konig sonst unglticklich werden und den Ritter jedenfalls 
toten wurde. 

Der Konig macht den Ritter wegen seiner Tiichtigkeit in a zu seinem 
'hofmeister' und zu einem 'reitmeister alles sines konigriches', in e zu 
'eihem marschalk uber das gantze rich', in d zu seinem Marschalk. b hat 
nichts derartiges. 

Bei der Schilderung der Jagd hat a den Zusatz: 'und jagten hircze 
und wilde swin\ In b jagen sie nicht den ganzen Tag, wie in a c d, 
sondern nur kurze Zeit, 'ein wile', sie lagern sich hier nicht nur, weil sie vom 
Jagen errafldet sind, sondern um 'zu essen und zu trinckcn'. Der Ruheplatz 
ist in a 'an einem schoncn bornen', in b 'an eynem reyn\ wahrend in c 
und d der Ort nicht naher angegeben wird. 

In a c d fragt die Konigin auf ihres Gemahls Forderung, ihm den 
Ring zu zeigen, warum er ihn zu sehen wiinsche. Darauf droht der Konig 



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— 31 — 

in c <l, sie zu toten, wenn sie iliin nicht sofort den Ring zeige. In b holt 
sie ihn sogleich, als der Konig danach verlangt. 

Die Konigin sucht die Ahnlichkeit ihres Ringes mit dem des Ritters 
in i damit zu erklaren, dass sie sagt: 'es enist nit wunder, wann golt- 
schmide maclient selten ein werg, sie enmachen ouch me des glichen' . In 
b sagt sie: 'ein maler kan woll zwey bylde machen einander glich; also 
kan audi eyn goltsmyt II lingerlin einander glich machen*. In r und d 
fehlt dieser Vcrgleich. 

Nach jeder Cberlistung des Konigs durch seine Gemahlin und ihren 
Bulen wird in c und d zur Erklarung und Begrundung immer wiederholt: 
'die sterck des turnes betroge in'. 

Dem Konige gegeniiber spricht der Ritter von seiner Geliebten, der 
Konigin, in b als von 'sinem gemahel', und der Konig nennt sie des 
Hitters 'frouwe\ wahrend die anderen Fassungen nur Ausdrflcke gebrauchen 
wie 'myn aller liebster bule und frundynne* (a), 'min bule oder kebesch- 
wyp' (r). 

Die Unterhaltung bei der 'wirtschatft' im Hause des Ritters wird in 
a nicht mitgeteilt. In den anderen Fassungen spricht die Frau dem Konige, 
der betroffen und missmutig da sitzt, freundlich zu und fordert ihn auf, 
frohlich zu sein und dem Essen Ehre anzutun. Auf des Ritters Bitte 
singt sie dann ein Lied. Die Stimme best&rkt den Konig natfirlich noch 
mehr in seinem Verdacht. 

Von einem Priester, der den Ritter und die Konigin in feierlicher 
Weise kopuliert, wie in a c d, ist in b nicht die Rede. Hier bittet der Ritter 
nur den Konig ihni seinen (des Ritters) 'gemaheir offentlich anzutrauen. 
Dcmentsprechend heisst es spater: 'und gab sie der konig dem ritter zu 
eynem ewybe vor menglichem', vgl. die Ausdriicke ' gemahel' und 'frauwe* 
in b. Dass der Ritter die Frechheit hat, das Weib eines anderen durch 
die Weihehandlung des Priestcrs als Gattin zu begehren und sich so ein 
Recht iibcr sie anzumassen, schien b nach seiner ganzen Denkart zu 
weit gcgangen. Fur b gentigt es, wenn der Konig dem Ritter die 5ffent- 
liche Ehrung antut und sein Verhaltnis zu der Konigin feierlich sanktioniert. 

Dass ein gunstiger Wind, 'nachwindt' d, das Schitf rasch davon 
trSgt, ebenso dass der Konig das Loch, wodurch die Konigin entwichen, 
entdeckt, wird in b nicht erwiihnt. 

KrzCddung des 7. Meisters * Wif.we von Ephems '. 

In a und b schiittet die Frau dem ohnmachtigen Ritter Wasser 
'under die ougen', damit cr wieder zu sich komme. In c und d giesst sie 
es auf ihn. Dadurch erwacht der Ritter in d und verlangt nach dem 
'pfaffen\ Doch bevor dieser ankommt, stirbt er. In b schickt die Frau 
sofort, nachdem der Ritter in Ohnmacht gefallen ist, nach 'sinem caplan, 



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- 32 — 

das er yn solt bicht horen\ Dieser komnit aber zu sp£t. Ebenso ist 
audi in r der Ritter schon tot, als die Diener, die in die Kirche geeilt sind, 
urn 'das sacramente' zu holen, zuruckkehren. In a, wo der Ritter selbst 
zum Bewusstsein erwacliend den Pricster r mit beden sacramenten' zu holen 
befiehlt, stirbt er erst, als er diese empfangen. Es heisst dort: 'der priester 
kam und berichte und olete in, und der ritter starb'. 

Der Vcrgleich der trauernden Witwe mit einer Turteltaube, die nach 
dem Todc ihrcs 'gemahels' kcinem anderen mehr angehoren will, die 'auff 
kein gruenen zwcyg kommpt' il, ist in b fortgelassen. 

a setzt statt 'faut' oder 'lantvogt* 'ratmeister*. 

In a und b hilft die Frau dem Vogt beim Ausgraben des Toten. 

Das Weib bringt dem toten Gatten in b zuerst eine Wunde bei, 
darauf schlagt sie ihm zwei Zahne aus. In den anderen Versioncn ist die 
Reihenfolge umgekehrt. Dort schlagt sie ihm zuerst die Z£hne aus und 
zwar in a 4 Zahne, obwohl dem Dieb nur 2 fehlten, in <1 2 Zahne oben 
im Munde, in c 'die oberen zone alle\ Auch hier hatten 'dem schecher' 
nur 2 Zahne im 'obern kinbacken* gefehlt. In a c d schneidet die Frau 
dem Toten auch noch die Ohren ab. 

Die letzte und argste Schandung des toten Ritters, die darin besteht, 
dass seine Frau ihm die Hoden abschneidet, fehlt naturlich in b 1 ), auch e 
nahm hier Anstoss und gab die Stelle lateinisch wieder. Die abgeschnittenen 
Testicula wirft sie c und il den Hunden vor. 

a setzt noch hinzu, das der Vogt die Frau, nachdem er sie er- 
schlagen, in 'ein wasscr' wirft. 

Die VerurteUung der Kaiser in. 

Als die Meister am 8. Tage in feierlichem Aufzuge Diocletian zum 
Kaiser geleiten, gehcn in a 'zwelfF, b 'woll drissig' (F), c und d 'vierund- 
zweinczig Spielleute dem Zuge voran. Die Nam en ihrcr Instrumente sind 
in alien Fassungen verschieden, die meisten zahlt a auf: 'busunen, pfiifen, 
orgeln, rotten, fidelen, quiIltternen , . 

Wahrend in b der Kaiser sogleich einverstanden ist, als Diocletian 
verlangt, dass die Jungfrau im griincn Kleide ausgezogen werde, weist er 
in den anderen Fassungen darauf hin, wie unzicndich es sei, eine Frau 
vor allcm Volke zu entblossen. Darauf sagt in a Diocletian : 'ist sie ein 
frouwe, so ist die schande myn, jst sie aber des nit, so ist die schande 
din'. In c und <l droht der Sohn: 'tu als ich gesprochcn han, oder ich tu 
es selber und enblosse sie\ 

Als die grfingekleidcte Jungfrau in b hort, dass sie entkleidet werden 
soil, fallt sie ebenso wie die Kaiserin in Ohnmacht, was in a c 4 nicht 
geschieht. 



1) Ha. P. 



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— 33 — 

I m folgcndcn, wo die Jungfrau cntblosst wird, driickt d sich den 
andcren Fassungen gcgeniiber so aus: 'da stund sy da als ein man und 
hat den zeug zwischcn den beynen als ein man und nicht als ein fraw 
und was auch ein man und nicht ein fraw\ gegeniiber a 'do was sie ein 
zartcr jiingeling und ein weydelich man', h 'do saclie der keyszer mit allem 
folckc, das es ein manshilde und ein gerader bube wasz\ r 'es was ein mansbilde*. 
Die Zurcclitweisung, die sich der willensschwache Kaiser wegen seines 
unvaterlichcn Benehmens gcgcn seinen Sohn von diesem gefallen hssen 
muss, wodurch auch der Ubergang zu der nun folgenden ErzShlung Dio- 
cletians hergestellt wird, feldt in l\ Dem Kaiser wird in h c il von seinem 
Sohne vorgehalten, selbst wenn die Behauptung der Kaiserin, Diocletian 
strebe nach der Herrschaft, wahr gcwescn, habe dieses fur den Vater noch 
kcinen Grund ausgemacht, den Sohn fur einen Emporer zu halten, der aus 
dem Wege gesehaft't werden musse. Denn fur einen alternden Monarchen 
sei cs nur eine Erleichterung, kein Schaden, wenn einejunge, frische Kraft 
die bcschwerlichcn Staatsgcschafte ilini aus der Hand nchme und ihm da- 
bei doch die Ehrc und den iiussercn Glanz der Krone belasse. Um durch 
eine Erziihlung seine Ausfi'ihrungen zu belegen, erziihlt er dann die Ge- 
schichte von Alexander, an dem auch aus Unverstand scin Vater sich ver- 
gangcn. In b dagcgcn erziihlt Diocletian die Geschichte, um des Vaters 
'hertz, das in VII tagcn also recht viell bctrupnisz erlitten hat', zu erheitern. 
JCrzalthmcj des Soluws ' WfiaMicfintg^ Freun(le\ 

Die Nachtigall komnit in a f an das venstcr der kameren' gcflogen, 
in b setzt sic sich 'jn cyn fcnstcr oberhalp des tischcs\ in r komnit sie 
durch das Fcnstcr und setzt sich 'in das sumerhusz\ in <l ist nicht gesagt, 
wohin sic sich setzt, nur dass sie durch das gcoffnete Fcnstcr hereinfliegt. 

Wahrend der Ritter in a c i! in seinem crstcn Zorue den Sohn 
niinmt und ihn ins Meer wirft, bleibt er in b anfangs ruhig. Doch das 
Gehortc, dass er seines Sohnes Diener werden soil, 'lag dem ritter tag und 
nacht so recht swerc an, das der zorn sin here solt werden, und synnet dar 
nach tag und nacht, wie er zu diszcn dingen wolte thun\ Schliesslich 
nimnit er den Sohn mit zu eincm Spaziergange an das Meer und bci dieser 
Gelcgenheit stosst er ihn in 'eynen tictien wage*. Die Schuld des Ritters 
wird bier also noch grosser, da die Tat nicht in der ersten Hitze, sondern 
mit kuhler Ubcrlegung gcschicht. 

Der Jiingling bleibt auf der Insel in a 'utf den vierden tag', in b 
'bisz an den zchendcn tag', in c 'X tage\ in <l 'uncz an den sybenden tag'. 

Um den Raben das Urteil zu sprechen, sagt der Konig in i 'wir 
wollen riten zu felde, so komment sie gettogcn', in b hcisst es: 'derkunig 
ging vor das fcnstcr; die rappen warent als balde da mit yrem geschrey'; 
in c und d erfahren wir nicht, dass der Konig hinausgeht. Hier tagt also 
wohl 'das gemeyn concilium oder ratt' im Freien. 

3 



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— M — 

Der Kaiser lieisst in a 'Titus', in c 'Ticus\ in d 'Cyrus'. In b ist 
von einem 'konig', spiiter 'kcyszcr von Israhel' die Rede, dessen Name 
niclit genannt wird. Audi die anderen Nainen der handelnden Personen 
sind verschieden. Alexander ist in a der Adoptivsohn des Konigs von 
'Calabrien*, in b c d 'von Egypten'. Ludwigs Vater ist in a der Konig 
von 'Franckenrich', in b der von 'Cecilicn\ in r d der von 'Israhel'. Der 
Gegner Ludwigs, der Sohn des Konigs von Spanien, heisst in b nicht 'Gwido' 
wic in a c tl, sondern 'Conrat*. 

In c bedient Florentina selbst den Kaiser bei der Tafel: 'die selbe 
florentina was alle tage dem keyser an deni lesten des ynibys dienen niit 
einer sunderlichen seltzamcn trachte zu einem zeichen, das der keyser alle 
kunige und fursten ubcrtraife in riclitum*. Vielleiclit hat der Ubersctzer 
'ministrari' als Dcponcns gefasst und auf Florentina, von der gerade vor- 
her die Rede war, bezogen. 

Alexander schcnkt der Tochtcr des Kaisers in a zuerst ein kostbares 
scidenes Tuch, dann einen goldcncn Giirtel und zulctzt cine goldene Krone, 
in b gicbt er ilir zuerst 'ein kostlich zwehcll', dann 'ein cleynot, das vill 
costlicbcr wasz, dan das erste', darauf 'wol uber aclit tage* kauft er ilir 
'das dritt cleynot, das was druinall beszcr, dan die ersten zwcy', in r 
schenkt er ihr zuerst 'ein syden hantzwchel', darauf ' zwyfaltigef und zuletzt 
'trivaltigct' er die 'gabe'. Ahnlich tl, doch heisst cs hier beim 3. Male 'er 
tet wie vor\ 

Wiihrend in a r tl Ludwig bei Florentina schlaft. hebt b hervor, dass 
das Vcrhidtnis der bciden ein durchaus chrbarcs gewesen: 'und worden do 
die jungfrauwc und Ludwig eynander vast lichen jn zuchtcn und in ern, 
das Ludwig vorter zu der jungfrauwen gingc, wan er wolte, und hctten 
gesprcche m it cinander*. Deinentsprechend emptiehlt audi spiiter Alex- 
ander bei seincm Abschicde dem Freunde: 'hah die jungfrauwe jn ercn\ 

Dass Alexander tapfcr und stark, Ludwig abcr 'l)lode und forchtsam* 
ist, wic in a c d, wird in b nirgends erwahnt. Es kiimpft hier Alexander 
nicht fiir den Frcund, weil dicser zu schwach ist, und der starkc Conrat 
ihn besiegen wurde, sondern weil Ludwig als der Schuldigc im Gottesurteil 
des Zweikampfes unterliegen muss. Dcshalh heisst cs audi spiiter: 'und 
gab got dem getruwcn Allexander glucke, das er des kampfls sieg gewann'. 

Auf Florentinas Rat sagt Ludwig in b zum Kaiser, dass er vor dem 
Kampfe Vater und Mutter noch einmal zu schcn wunsche, nicht dass der 
Vater im Sterben liege wie in a r tl. Dies wird erst beim zweiten Male 
als Grund fiir den 'urloup' angegeben. 

Sofort nach dem Kampf will der Kaiser in b dem Alexander, den 
er fiir Ludwig halt, seine Tochtcr zur Fran geben. Doch dieser bittet urn 
Aufschub, bis er den sterbenden Vater besucht habe. 

Alexander entschuldigt sein Verhalten wiihrend der ersten Zeit seiner 



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— 35 — 

Ehe der Gemahlin gegeniibcr damit, (lass er sagt: a 'es enwas nit, dann 
ein profunge einer grosscn fruntschafft\ b 'nyms nit uff in argem, wan es 
was zu der zit also gestalt unib mich', c 'jch hann das nit getann durch 
din Cibel, wann als man sprichct, das ein wyp sy einer krancken, bloden 
naturr, und dar unib wolt ich dich hie niit versuchen'. cl ahnlich wie r. 

Niclit weil Alexanders Natur zu kriittig ist, sondern damit die Prophe- 
zeiung der Nachtigall erfullt werde, erliegt Alexander clem Gifte nicht. 

Der Aussatzige giesst den Wein aus des Kaisers Pokal in a 'jnn 
sin flcschelin', in b stellt er sich, als ob er trinke, in c und il trinkt er 
den ganzen Becher leer. 

Ludwig totet in a seine zwei, in b drei, in c und d fiinf Sohne. 

Der Bote, der Alexanders Ankunft meldet, kommt in a c am Tage 
nach dein Tode der Kinder, in d 3 Tage nachher. Florentina weiss also 
1 bczw. 3 Tage lang nichts von dem Tode ihrer Sohne. In b ist dies ge- 
schickt geandert, indem hier Ludwig sofort, als die Kaiserin aus der Kirche 
zuriickkchrt, Alexanders Kommen anzeigt. 

Ludwig vermahlt dem Alexander in a die Schwester der Konigin, 
seiner ersten Frau, obgleich diese letztere friiher als die einzige Tochter 
des Konigs von Agypten bezeichnet war. In c d gibt ihm der Kaiser 
seine eigene Schwester. b erwahnt nichts von einer zweiten Heirat Alexanders. 

Die Kaiserin gesteht in r zum Schluss ihre Schandtat ein und bittet 
abermals urn Gnade, was in a b d fehlt. 1 ) 

TcMgeschiclite der ciuicliicn Uss^drappcn. 

Wenn die Hss. des deutschen Romans von den sicben weisen 
Meistern zu verschiedenen Gruppen zusammengestellt sind, so darf man 
deshalb nicht glaubcn, dass die Hss. jeder Gruppe genau unter einander 
ubereinstimmtcn. Es bedeutet nur, dass sie auf ein und dieselbe Uber- 
setzung aus dem Lateinischen zuruckgehcii, wahrend sie im Einzelnen die 
bedeutendsten Abweichungen zeigcn. Die meisten Schreiber liaben sich 
nicht an den Wortlaut ihrev Vorlagen gehalten, sondern nach personlichem 
Gutbcfinden den Text sprachlich und inhaltlich umgestaltet. Manchmal 
lassen sich die Abweichungen so erklaren, dass der betreffende Schreiber 
jedesmal cinen ganzen Satz seiner Vorlagc gelesen und ihn dann beim 
Niederschreiben so wie er ihn im Gedachtnis behalten, wiedcrgab. Plan- 
nuissig gestaltcten die Abschreiber die sprachliche Form nach ihrer Ge- 
wohnung oder nach der Mundart der Gegend, in der sic tiitig waren. Diese 
sprachlichen Varianten bleiben ausser Acht. Von den iiberaus zahlreichen 
und mannigfaltigen kritischen Varianten konnen nur die am meisten charak- 
teristischen angefuhrt wcrden. Durch Ubereinstimmung der Varianten cr- 
geben sich nun innerhalb der einzelnen Gruppen wiederum verschiedene 

1) Ich habo mich im Vorhergchendcn bemuht, uur die wichtigsten Abweichuugeii 
zu vcrzeichnen. 



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— 3G — 

Unter-Gruppierungen. Wir erhalten so in Bezug auf das Verhaltnis der 
Hss. zu einander ein iiusserst wechselreiches und vielgestaltiges Bild. 

Ciruppe a vrrtrrtfu dureh die Hss. II, St L und B 2 . Von alien Gruppen hat 
diese den vollstandigsten Text, der zugleich am meisten anspricht. Sic 
bietet ein vorzugliches Prosadeutsch. Die Originalhandschrift ist nicht er- 
halten ; die Hss., die wir von der Gruppe besitzen, konnen den Urtext 
nicht ersetzen, da sie ihn entweder durch Versehen stark verderbt, oder 
durch willkiirliche Anderungen umgestaltet haben. Am niichsten kommt 
dem Urtext wohl I,, die alteste der 3 erhaltcnen hochdeutschen Hss., deren 
Schreiber zwar flQchtig, aber sklavisch genau abgeschrieben hat. Da H t der 
Sprache wegen vor die Mitte des XV. Jahrhunderts zu setzen ist, so wird 
das Original, aus dem II, nicht direkt geflossen ist, wohl zu Anfang des 
XV. Jahrhunderts entstanden sein. 

Die lateinische Vorlage des ftbersetzers lasst sich nicht bestimmen, 
da diese deutsche Fassung sich an keine der uns bekannten lateinischen 
anschliesst. Die lateinische Vorlage ist entweder verloren, oder der Uber- 
setzer hat sehr frei tibertragen. 

A Is Textprobe gebe ich im folgenden die 5. Erzahlung der Kaiserin 

Virgil, indem ich dabei den emendierten Text von II, zu Grunde lege 

und die samtlichen Varianten der Hss. St und I anfuhre. 1 ) Im Texte habe 

ich den Gebrauch der grossen Anfangsbuchstaben geregelt, auch stjitt des an- 

lautenden V=V ttberall V gesetzt, fernermodernelntcrpunktionangewandt. 

Die fiinffle rrilc der kf yserynne f tr.*) 

Bo der keiser Octavianus regier^e, der was also riche und also gyr, 

wann er hette golt zu viel liep. zu sinen ziten do taten die Romer 

grosse gewalt jn manigen konigrichen, also das vil konige zomig uff sie 

waren. des kam der behende Virgilius jn die statt zu rome. sie baten 

5 jn, das er mit siner kiinste ettwas machte, das sie jrer linden sicher 

weren. do machte er jn eyncn torne mit grosser liste und behendekeit, 

und oben von dem torne do machte er als manig bilde, als profincien 

jn der welt sint, und mitten jn dem torne sas ein keyser, der hatte 

einen guldin apfel jn siner hant, (und eyn jckliches bilde hatte da eyn 

1) Diese Erzahlung ist in alien Hss. vollstiindig erhalten und zeigt starko in- 
haltliclie Versehiedenheiten in den einzelnen Gruppen. 

2) Es folgt ein Bild, das die Kaiserin vor dem Kaiser stchend darstellt. Der 
Kaiser sitzt auf eineui iiberdachten Throno. Uborschrift: Hie selte die keyserynne dem 
keyser ein Byspil von dem keiser Octavianus, wie der jn eyme torne sesse und hette eynen 
Gulden appfel in siner hant. 

1 Itegierto zn rome, Da was er L — Vnd was auch L — 3 goltes also fiel. 
Vnd hatto das liep L — jn s. L — has uff sio trugen L jnn vndertenig waren St — 
4 yn dem so kam L — jn der StaH St — Romo, Dem dech kevn moinster jn den 
kunsten mocht geliehen Die herren von rom baden den selben meinster Vcrgilius L — 
Die Hi — 5 Das . . weren fehlt L — 6 eyme Hi — kustlichen schonen thorn L — 
7 oben vmb den L in den St - Do fehlt St — 9 hatte fehlt St, 



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- 3/ — 

glocken jn syner hant); und wann sich ein profincie kerte von den 
Romern, zu liant lute man die schelle, unde das bilde kerte den rilcken 
dar. wann die Itomer das salien und horten, so rittent sic dar und 
gewonnen (die profincie) wider, das alle lant sie vorchten musten. 
5 was sie in iren landen heymlich taten, das worden sie zu hant gewar 
offcnberlichen mit disen bilden und disen schellen. der meister Virgilius 
unib trostes willen der armen, so inachte er ein liecht, das allewegen 
brante, und by das liecht zwen bronnen, einen warm, den andern kalt. 
jn dem warmen battent sie, jn dem kaltcn erkulten sie sich. und by 

10 das liecht und disc zwene borne do stund ein bilde; an siner stirne 
stunt geschriben: 'schlechste du mich, ich rechen mich'. das bilde 
stunt manig jore. zu leczste kam ein clerice, der las jn die schrift; 
da gedochte er jn jme selber: 'was rache volget hienoch; jch gloubcn, 
der dich hynnan triige (und) under die erde begrube, er funde einen 

15 schacz. unde der schuler hub die hant uff und slug einen grossen 
schlag, das das bilde nyeder viele. zu hant wart das liecht geloschen, 
und die borne vergiengen, und fant niiczit. do die armen das ver- 
namen, do wurdent sie betrtibet und sprachcn, yemer nulsse er unselig 
sin, der umb siner girheit willen disz bilde verstoret hat und uns be- 

20 roubet hat grosses trostes. dornoch komen dry geweltige konige, den 
die Homer grossen gewalt hattent getan, und worden zu rate, wie sie 
(sich) rechen mochten an jn, und rieffen dar zu in wise rittere. der eine 

1 Das in Klammcrn stehende ist aus L orgiinzt, ebeuso 4, 14, 22; 40, 21 — 
|»rufincio boroydot L — 2 z. b. so lutto das bylde syn glockon L — korot jn don rucken, 
Dar vmb das dio romer das sohont vnd horten; So zogen sie dar baldo L — korto dem 
kaysor St. — 3 dar foblt St — da dy St — 4 die profeczion L = duz St — Also das 
L St — dio gancz wcrnt . . . must forchton L — sicb furcbton St — - 5 baimlicbes in 
Jren landon St — 6 scbollon, die sio lutton Dar nacb dor in. L — 7 vmb trost vnd zu 
boyl willou L — So und oin foblen St — 7 das brant alle nacbt vnd dag vnd macbt 
aucb by L — 8 warmen St — der oyn bron was kalt (\) der anttor kault (!) L — 
9 b. die hide L — da padetton vnd wormetten sie (!) die lowt St — kiiolton sieb d. lowt 
St — by das liecht feblt L — 10 da stunt an s. st. goschr. L vnd boy dem Brunnen 
vnd bey dem licbt st. ein R, was an s. st. gosehr. St — 11 so rceh icb micb an dyr 
I* — 12 m. jar und dag Alda bys zu leste so qwain oyn farndor sebulder 0) L — clerik 
St — jn foblt L St — 13 er] der scbuler L — selber feblt L — rache mocbtc dar 
nach kumen oder gefulgen L — Dan icb gl. der dich nome vnd vuder dir grubo, Der L 
— 14 und feblt Hi — o. grossen L — 15 der bub St — vnd slug dem byllo an syn 
halsz mit eynem bartton slag L — 16 hoi vnd zurbrach L — 17 vaud nymannts nicbts 
St, wedder sacz ader nicht zu mal alda L — armon manno St — 18 wcrdeut Hi — 
fast betrwbet dar vmb L — vorflucbt vnd vuselig inusz er vmber syn L — 19 goittikoit 
St gyczikeit L — disc brunen v. L — vnd vns armou krancken botrupten menscben 
vnszers trostes vnd beyles beraubt bat Als jomorlicbon L — 20 komen dry gcw. wiedor- 
holt, obne durcbgestrichen zu sein — 21 viel leydos und gewalt h. g. Dicselbcn kunig 
worden mit oyn anttor L — 22 an den romern L — sicb feblt Hi — spracbon zwen 
weysz v. St — dar zwen Hi — dar zu wisscu rittern L — Der oyno rittor L. 



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-- 38 — 

sprach: 'also lange als der torne mit den bilden do stet, so enmag jn 
nyeman schaden getun.' also stunden die andern uflf und sprachen: 'wir 
han gedocht, wie wir den torn mit grosser behendekeit verstoren wollen, 
jst es, das ir die kost alleyne bezalen wollen, und wollen daran unser 
5 leben seczen.' do sprachen die konige: 'was kost horet darzuV* do 
sprachen die ritter: 'dry vesselin vol goldes die musten wir haben.* 
die konige antworten ynen: 'goldes wollen wir iich gnug geben, konnent 
ir das vollebringen mit golde oder mit gute.' die ritter entpfingent 
das golt und giengen gen Rome; und in der nacht do giengen sie by 

10 ein borgetur der stat und begruben ein vesselin vol goldes uff etner 

stat und gingen by die andern porten und begruben das ander vesselin 

und by der dritten porten das dritte vesselin. do das geschehen was etc. 1 ) 

DEs morgens do giengen sie jn die stat zu Rome, zu der vesperezyt 

do ging der keiser usz siner btirge spaczieren by dem margte und sach 

15 dise geste und tett sie fragen, wannen sie weren, und was sie kiinden. 
do fielen sie uff ire knye und grusten den keiser demuteklichen und 
sprachen: 'gnediger herre, wir kommen von ferren landen und sin meister, 
troume zu bcscheiden und sunderlich, wo gold verborgcn lege; wo das 



1 das pild vnd dor thuron do stand St — 2 koyuon schaden getun. da L 
— 3 wollon zu storon, ist isz sach das L — 4 dar an logon wollont, So wollen wir v. 
leben dar an s., wir zu brechin den thorn L — 5 konige: was is kust, das wollen 
wir uch geben, Vnd bereyt tich dar zu, abo mir gorochon mogen werden an den 
romorn L — 6 drew v. mit goide St eyn fas vol guides musscn wir han, 
Vnd inussen das golt hcymlioh begrabon vor dryen phartcn. So wollen wir vns vsz 
gcben, wir syeu warseyger vnd kiintton dreum sagen, Vnd wollont gogen rom 
kumen vor don keyser, Der ist also gyer vff das golt. wan wir jm sagen vou hoym- 
lichon scheczen, So leyt or nit, myr miiszen ym suchen. So wollont inir das golt vur die 
dry pharten graben zu runic, wan das geschigk, Dan wollen wir jm sagon Von oyneni 
grosson sacz, der da vutor dem torn lige, da die bilde an sten, So wissent wir wol, Das 
der keyscr also gyer ist vrl das golt. wyr miisscnt jme vnder dem thorn graben; Da mit 
willcn wir ju vortylgen Vnd gar zubrcchen L — 7 antwirten den dryn rittcrn: Kiint 
ir isz vollonbrengcn, wir wollen uch das gult gcben. vnd solt worter von vns alweg go- 
furdort worden L — 8 mit gut oder mit gold St — Die ritter nament L — 9 Ju der 
nach gruben sic das gold vor dryen parten L — vnd kumen i^aii R. St — 10 pforttcn 
St — zu der St — 11 pforttcn der Statt St — 13 St hat hier audi grosse roto Initiate, 
L dagogon nicht — Da qwamen sie gogen rome ju die stat L — zu v. St da isz wart zu. 
vesperzyt L — 14 keisor oetaniauus L — 15 disscn 0) friinde geste X die g. St — Da 
det er sio fragen L — von wannon St — 16 vnd do tiellcn St nider vff iro L f St — 
demiitoklichcn fehlt L d. keyser: Da dancket er jn Da sprachen sicL — 18 besunder, wo 
gelt L — wo das wore fehlt L. 

1) Es ful^t ein IJild. das die Begegnung de& Kaiser* Octavian mit den droi 
IWttern darstellt, daruber: Also dry meister, lvorent alle dry Ritter, gen Rome jn gingen 
und jn der keyser Octavianus begegente und sie frogete, waz sie kdnden, ob sie k6nden 
troume bcscheiden oder sternen sehen, oder ob sie kdnden golt flnden, das under der 
erden vergraben lege. 



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— 39 — 

were, das wolten wir alles finden; des sin wir grosse meister. nu ban 
wir von uwer edelkeit horen sagcn, bediirffent ir unsers dienstes, wir 
wellen by tich ein zyt verliben.' do spraeh dor keisor: f jr sollen ver- 
liben; wir wollen Cicli versuchen, ob ir war sagent. jst uwer rede war, 
5 so mogcnt'ir fjrossen lone wol vcrdiencn.' so sprachen die meister: 
'herre wir wollen nit me zu lone, danne das lialbe toil, was wir funden.' 
der keiser spraeh: 'mich jjenfiget wol mit dem halben toil.* die meister 
giengcnt mit dem keiser jn den pallas und waren reden mit dem keyscr 
von fremden landen. do der keiser slaffen wolte gan, do sprachen sie: 

10 'herre, duncket es iich gut, der elste under uns der sol sich slaffen 
legen. und was jme trofnnet, das sol er iich des dritten tages sagen 
lieymlicheih do spraeh der keyser: 'got hat iich zu mir gesant, wir 
mogen alio rich und selig wenlen. wann jn Rome und umb Rome ist 
vil goldes verl)orgen under der erden. gehent, got gebe iich gliicke. 

15 und tunt uwer bestes.' sie giengen von dem keiser mit grossen froi'den, 
und des nachtes sungen und tanczeten sie und batten grosse froide. 
wann sie diichtc, sie wolten alio ding wol volluingen. des dritten tages 
wol fru dar kamen sie zu dem keyser und eyncr spraeh: 'herre, herr 
keiser, wollent ir nu nit mit uns gan under iUo porten, so wil ich iich 

20 wisen ein vesselin vol goldes, das manig jar do verborgen hat gelegen.' der 
keyser spraeh: 'gerne, jch wil genie sehen, ob ir war sngent.' do die 
dar komen. do gruben sie und funden ein vas vol goldes, das sie wol 
wustent. wo sie das tinden solten und dar hatten geleit. do der keiser 
das sach, do wart er zu male fro und gaj) jn ir teil. do spraeh der 

25 ander meister: 'jn diser nacht wil ich mich slatfen legen, und got sol 
mir tit gutes geben zu versten jn myme slaffc.' do spraeh der keiser: 



1 wol f . L — grosse Mi It St — 2 grossuncbtikait St — Vrnl bcdurlft ir vnnser 
wir wollen St — 3 e)n /. by ueb L — by uns bliben L — 4 pruflen vnd vorsueben L — 
Jst wer kunst gereebt L — G bene feblt L — J)an gebot uns L — Nacb 'toil' war der 
Scbreiber zu einem spateren Satz abgeirrt. wurdo sieb dann abor .seines Feblers bewusst. 
Der Rubrikator lint diesen Satz durcb*t-riebcn. — was w. funden feblt St — wir] sie 
Hi — 7 mir g. L — x den keysern Hi — jn syn palust L jn den . . . mit d. keyser 
teblt St — 9 Vnd da der St - 10 gut syn L - 2. der iVblt St — 11 am d. tago L — 
13 alio samp Mllig vml rich L - vml) U. v. jn It. L — zu K. St — 14 beymlieb v. Ij 
— vnd vndter die erdenn geseneket St — gebent feblt L — (jot der berro St — vil 
gliickes L- 15 tut das pest St— 16 sie feblt vor vnd L — 17 wol feblt St — 18 da L 
St — vnd spracben L — ber vnd keyser L herr der k. St — ID nit feblt St — gan 
vor die stat L — ew zaig» n St -^ So wollent wir linden ein gane/es v as vol guides 
h — 20 mit guide St — Has bat in. j. da gelegen verb. L — gr logon ist St — Da spr. 
d. keisor: ja, icb . . . war bant L — 21 gerne feblt St — do sic L St — 22 fesgyn L 
dann sie St - 23 Das sie dan dar batten gegraben L daun sie das dar b. gel. St 
24 also bo L — jie deyl L — 25 ander leblt St — Herre, jn L — si. nitter legen L 
20 etwas guttes bescberu L 



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- 40 — 

'des wil ich jn bitten' des morgens kam er und wisete jnen das ander 
vesselin vol goldcs. das entpfing der kciser und gap jmc sin toil, also 
tett oucli der dritte und niachte den keiser also fro, und er sprach: 
'nu gesacli ich nye wiser noch getriiwer nieister und trcumer.' do 
5 sprachen sie m it einander : 'herre, herre keyser, bis bar hat unser iglicher 
gesehen jn synie slaffe, als ir wol wissend. duncket es uch nu gut sin. 
wir wollen alle dry mit einander jn diser nacht slatt'en gon ; so hoften 
wir, das uns gros gut geoffent wirt, und uns das selbe gut sol werden/ 
do sprach der keiser: 'got gebe uch cvnen guten, nuczlichen traunic, 

10 das (ich und uns gut sy.' des morgens fru do kanien sie zu dem keiser 
mit grossen froiden und sprachen: 'herre, gute mere sagen wir (ich, 
wann uns ist jn diser nacht furkomen als ein gros schacz von golde. 
lant ir uns den suchen, jr werdent als riche, das utf ertrich uwer glich 
nit enlebet.' ') 

15 HO sprach er: 'wo sol man den schacz suclienV do sprachen sie: 

'under dem fundament des tonics der bible.' do sprach der keiser: 
'neyn nit, der torne mochte verstoret werden. er ist uns ein beschirmer 
vor alien unsern vigenden.' do sprachen sie: 'herre, ir hant uns jn 
worheit und jn truwen funden.' do sprach er: 'das ist war.' do sprachen 

20 sie: 'wir wollen selber das golt mit unsern henden graben ane leczungc 
des tornes und der bible und wollen linden (eynen schacz, das alle perdc 
in romc jn nit mochtcn tragen). das niusz ouch jn der nacht geschehen 
und heymlich, wann wurden es die lute gewar, so wurden sie zornig 



1 kam der monster zu dem koiser vnd L — jn L St — 2 fas L — 3 dett ouch 
\nd Hi wiodcrholt, obne dass dor Korrektor es tilgte — Audi dot also der drit meynstcr 
vnd iiiachten L — also fro vnd also fryer I. — vnd sprach St Das er sprach L — 4 ich 
sach nyo weysor noch tcwrcr maister vnd friimer St — 4 treumer foil It L — 5 ein 
'horro* fehlt St — keysor, wissont, jr hant vnser yetlichcn sunder gesehon ju synem slaff 
als L — 6 es und nu fohlen St — 7 mit eynantter slaff en in L — 8 gut von guide L 
— gcoffenbart L St ~ Vnd vns . . . werden fehlt St L — \) Vnd da sprach St — miten 
fehlt St — 10 Der uch v. vm gut nucz sye L — ntitzlichen seye St — do fehlt St — 
kameu die meinstur alle dry zu L — 12 ftirkomen ein gros/.er St — e. grosser L — 
gros ciu Hi — 15 do s. der keisser L — Da nntwortcn sie jm und sprachen L — 
16 tornes, Da die bill an stan L — Do spr. d. keiser fehlt St — 17 NVyn. das en wil i;ot 
nit, Das dor thorn verstort worde L — Er ist eyn beschirmer aller vnser fiude L -- 
beschirmung St — 18 sprachen die Kitter L - 11) in glauben L — s. dor keiser L 
20 Wir haboti selber St Wir wollen das golt solber g. L — suit golt Hi — sunder 
J. L — 21 Das EingoMaminorte fehlt in H St. hi'er au.s L orgiiiut — daz vinden St — 
22 ouch fehlt St — 23 So worde eyn zo-n h 

1) Es folgt ein IJild: die 'i V.ei.stor vor dem Kaiser, Uberschrift: Also die dry 
Ritter dem keiser rietcn, das er jn erloubete, das sie suchen solten under dem funda- 
ment des tornes. urd das tett der keiser. jn dem stiessen sie (Hen torn an jn der nacht 
und branten jn, und machten sie sich enweg usser Rome Do mit wart den von Rome ir 
gewalt genommen. 



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— 41 — 

und wOlten ouch teil an dem golde han.' do sprach der keiser: 'gehent 
mit gots benedyunge und tunt wol: morne frli wollen wir zu iich komen.' 
sie gingen frolichen enweg, und jn der nacht do gruben sie und durch- 
grubcn den torn und lachten und ylten enweg frolich. und des 
5 inorgens sere frii stiessen sie uff ir rosz, wann sie waren ritter, und 
rittent enweg snellichcn und mit grosser ylunge. do sie verre geritten 
worent usz der gebiete der Romer, do viel der torn, des worden die 
senatoris zu Rome zu hant gewar und worden zu male sere betnibct. 
und alle stat xu Rome, jung und alt, klein und gros, die weynten und 

10 schruwen; und die drossessen <lie kamen zu dem keyser und sprachen: 
'ach herre, unser tome ist gefallen, der uns bewarte vor alien unscrn 
vigenden, der wir versicliert waren.* do sprach der keiser: 'dry be- 
trogener kaincn und gaben sich fur warsager usz und wolten eynen 
verborgenen schacz linden under dem fulmunt des tornes und liessen 

15 vcrstehcn, sie wolten graben one schadcn des tornes und der bilde. 
und ich glaubete jnen. nu bin ich betrogen.' do sprachen die Romer: 
'dyne gyrheit hat uns verdcrbet, das sol dir zu schaden komen.' und 
lingen den keiser und furten jn uff das Capitolium und smelczten golt 
und leitten jn uff sinen riicken und bunden jn und gossen jme das golt 

20 zu synem munde jn und sprachen: 'auruni sitisti, aurum bibe. dich 
hat noch golde gcdorst, golt solt du trincken.' und begruben jn also 
lebendig. dar noch nit langc kamen der Rftmer vigende und tatcn jn 
verderblichen schaden. 

St und H, zeigen einc nahere Verwandtschaft, w&hrend I sich schon 

auf den ersten Blick als die Bearbcitung eines Textes charakterisiert, der 

dem von II, und St schr nahe kam. Es fragt sich zunachst, in wclcher Be- 

1 Guhct heyn, ir meynstcr, mit gottes bovellung und bodit got vinb syn hulffo 
L — 3 frol. in den thorn L — nacht giongen sio vnd gr. d. d. t. St, und jn . . . 
frulieh] Vnd machtcn wil hulczcs Vnd leittons jn den thorn Vnd stisen isz mit cynein 
fuer r n L — 4 torn vnd eyltcn liinwcgk St — vnd yltcn aus St orgiinzt — 5 sasscn 
St L — roez und Hi — 6 rittent heyn wog Dar nach ser bal vnd snelle mit groszer 
jilting L — Vnd t'ehlt St — 7 Da ging der thorn an mit fuer Vnd vorbrant jn den 
grunt f, ~ De.s] Da St — S die weichter L - zu hant fehlt L — also sere L — 9 all 
stctt St alio die hide L ~ kleyn vnd grosz, arm vnd rich L — sie Hi — sruen 
vnd weynten L — 10 driicksiissen St oborsten zu rom L — 11 thor mit d. bilden ist 
nider g M Der vns dicke dicke beschirmet hat L — gewarnott hat St — alien fehlt L — 
12 Die b. St — 13 qwameii zu mir L — s. usz, sie worent warseygor L — 14 fundament 
L St — des tornes fehlt L — vnd saytten, sie w. St — 15 mich vorstan L — sunder 
leezunge L — vnd der] der St — 1G Vnd also bin St nu han ich mich L — do 
biirgcr vnd die L — 17 guttikait St, Dyn giczikeyt hat vns alle ju schaden bracht Vnd 
zu grosem vortirppiuis. Sich an, her keiser, Das sal L — 1^ uff di& rathusz L — 
D» vnd lachten jn vtl L — das golt fehlt L — 20 jm jn syn niuiit L — Vnd sprach St 
— Js/.o gult, dryng gult. Dich hat nadi gult gethtirst L — 21 gruben St - 22 Da 
komen St — 28 groszen, vordirjdichen schaden L. 



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— 42 - 

ziehung I, und St zu einander stehen. Es ist nicht moglieh, dass H, von 
St abgeschrieben, denn die Sprache von St ist bedeutend j linger, als die 
von i,, was Seelig hauptsachlich als Argument gegen diesc Moglichkeit an- 
ftihrte. Wichtiger ist der Umstand, dass St den Anfang der Erzahlung 
'Brunnen' aus einer ganz anderen Version entlehnt hat, und dass St. ver- 
glichen mit l„ an sehr vielen Stellen grossere Lticken hat. Auch die 
tibrigen Varianten sprechen entschiedcn gegen diese Annahme. Aus ihnen 
crgibt sich aber auch, dass St nicht von H, abgeschrieben sein kann, was 
Seelig fiir moglieh hielt. An manchen Stellen namlich hat St dem ver- 
derbten Texte von I, gegeniiber das Urspriingliche bewahrt. In II, sind 
an vielen Stellen durch Abirren des Schreibers Liicken im Text entstanden, 
die sich in St nicht finden. 0, und St miisscn also auf eine gemeinsame 
Vorlage zuriickgehen. Diese gemeinsame Vorlage \ kann aber nicht das 
Original gewesen sein, sondern ist nur eine Abschrift. Das geht aus den 
versehentlichen Auslassungen und Fehlern hervor, die beiden Hss. II, und 
und St gemeinsam sind, die also schon in X vorhanden waren. Diese ge- 
meinsame Vorlage muss wie II] Bilder gehabt haben, da sich sonst die 
Kapiteleinteilungen in St nicht erkliiren lassen, wo oft mitten in der Er- 
zahlung durch Absatz und grosse Initiate neue Abschnitte bezeichnet werden, 
vgl. oben S. 38, S. 40, unten S. 51 ig. Dieselben sind mit nur zwei Ausnahmen 
jedesmal genau an den Stellen des Textes, wo sich in H, die Bilder l>e- 
finden, und wo auch dort ein neuer Adschnitt markiert ist. In ■ J sind 
nach einem Bilde die grosscn roten Initialen und neuen Abschnitte iiusser- 
lich berechtigt, weil ein Bild mit einer langeren Uberschrift vorhergeht, 
nicht in St, wo die Bilder fehlen. Dass die Vorlage von St und II] Bilder 
hatte, beweist auch der Umstand, dass vor einem Bilde der Schreiber von 
H, ganze Spalten, oft anderthalb Spalte frei liisst, und erst auf der Seite 
nach dem Bilde, das jedesmal eine ganze Seite einnimmt, fortfahrt, urn das 
Bild an die richtige Stelle des Textes zu bringen. 

Es fragt sich nun nocti, welche Hs. der Bearbeitung in L vorgelegen 
hat. Hj oder St kann es nicht gewesen sein, ebensowenig wie X, da die 
Texte dieser Hss. gegeniiber L Fehler und Liicken aufweisen. Es muss 
also eine Bearbeitung nach dem Original oder nach einer anderen direkt 
aus diesem geflossenen Hs. sein. Dass der Schreiber von I selbst der 
Bcarbeiter sei, ist nicht moglieh, da diese Hs. die deutlichsten Spuren einer 
sklavischcn Absctirift zeigt. Sehr oft stosst man in I auf grossere ver- 
sehentliche Auslassungen, die den Sinn unverstandlich machen. Dem Bc- 
arbeiter selbst konnten solche Fehler nicht unterlaufen. da dieser plan- 
massig, in bestini niter Absicht und inuner auf den Zusainmenhang bedacht, 
den Text umandert. So haben wir also zwischen dem Original und L 
mindestens eine verlorenc Hs. anzunehmen, die mit L, abgesehen von den 
Fehlern in L, iibereinstimmte. 



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— 43 — 

Es ist nun noch feszustcllen, von welcher dieser hochdeutschen Hss. 
die iiinllnlmlsrlic Us. 1^ abhangig ist. Dass die niederdeutsche Bearbcitung 
niclit selbst das Original ist. ergibt sich aus der Tatsachc, dass die hoch- 
deutschen Hss. an abweichenden Stellcn durchweg das Ursprungliche haben, 
L und die Vorlage von I konnnen niclit in Betracht, da in ihncn eine 
Uberarbeitung vorliegt, wahrend B a inhaltlich niclit wesentlich vom Original- 
text abzuwcichen scheint. Audi II,. SI oder X konnen der niederdeutschen 
Fassung niclit zu Grunde liegen, da IL die Versehen und Auslassungen der 
Gruppe nicht bat. Die Vorlage dieser lis. stand also wohl clem Urtext 
nalier als X II t St, war aber die Urbandsclirift selbst niclit. da B^ einige 
Feliler niit der Gruppe X II, Si genieinscbaftlich hat. So ergibt sich folgen- 
dcr Stanimbaum: 



X^ X B 2 X L 
St' X H t 

lirH|ipf X ll| SI. Veiwheidliche Auslassuiujen. Wo der Kaiser den 
7 Meistern den Sohn iibergibt, heisst es in II,: 'do sprach der ander; der 
hies ich enpfangen. jch begeren nit me. befellent mir uwern sun. 
Nach 'hies* fehlt etwas, Si land die Liickc audi in der Vorlage und suchte 
sie auszufiillen: 'da sprach der ander mevster: ich begcre nicht mer, be- 
fellent mir ewren sune.' Das Richtige hat B 2 : r daer nae sprac een ander 
nieester end hiet Menticlus: genediger herr, jc heb u langhc tyt gedient 
cnn gheen loen enheb jc van u entfangen, jc enbeghcer nyet nicer, bevelt 
my', was niit der Historia ubereinstimnit, vgl. die Fischersche Disser- 
tation S. 53 Ig. 

In ahnlicher Weise hat Si in llund an eincr solchen Stelle selb- 
standig Sinn hineingebracht statt: '(der ritter . .. was frolich und fro) und 
gutes mutes, die frowe niit jren jungfrowen enweg was, liessen das kint 
jn der wigen ligen uff deni sale alleine' von H, hat St 'und hette vil guts 
mutes, die fraw niit jren junckfrawen gicngen hinwcgk und liessen das 
kind.' Vollstandig ist die Stelle in L: 'mutes, die dri frawen adder nieid, 
da die sagen, <las die frawe niit jr jungfrawen hen week was, da liessen 
sie das kint.' Es ist also X hier von '(die dri) frawen,' zu '(die) frouwe' 
abgcirrt. 

Dem Schreiber von St ist das Luckenhafte seiner Vorlage meist zum 
Bewusstsein gekommen, das erkennt man z. B. audi in ' Uyppokrata? . In 
II, spricht Ilyppocrates zu Galienus: f wir wollen zu felde gan und edelkrut. 
Ypocras: ich riechen ein edel krut, brich es ab.' Nach 'edelkrut' ist eine 
LCicke. SI ffigt vor Ypocras Ma sprach' ein, wodurch ein Sinn hergestellt 
ist. Urspriinglich hiess die Stelle wie die Historia, B 2 und I beweisen: 



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- 44 - 

f wir wollen zu felde gan und edel krutt und wurczeln suchen. do antwort 
Galienus und sprach : mcyster, ich bin bereyt. do sie nu komen zu felde, 
do sprach Ypocras: ich riechen ein edel krut, brich es ah.' 

Ebenso ist es in f Marsdudk\ Der Marschal spricht in II, zum Konige: 
'und (die Frau) wil jn der nacht zu sprach: mir gniiget wol. do die nacht 
kam, der hotfmeister bracht sine frouwe'. St macht daraus: 'und wil in 
der nacht kommen. er sprach: mich beniiget wol' u. s. w. Dies genugt 
aber v nicht, denn der Marschalk erinnert den Konig -gpiiter an sein Ver- 
sprcchen, die Frau vor Tagesanbruch zu entlassen, das hier doch nicht ge- 
geben wird. Leider fehlen hier in I einit^e Blatter. B^ zeigt dasRichtigc: 
'end si wil in der nacht tot u conien end si wil vor den daghe wederum 
gaen, op dat sy van den liiden nyct gesien enweerde. die coninc sprach, 
jm genocghet wael\ 

In Marschalk findet sich nocli eine andere Auslassung: 'des andern 
tages kani der konig sere nahe by die stat zu gewynnen' lesen II, und 81. 
Urspriinglich hiess es nach L: 'des andern tages kam der kunig sere nahe 
by die stat und meynte die stat zu gewynnen' (L: 'sy zu gewynnen*). Der 
Schreiber von \ ist von dein ersten'stat' zu dein spiiteren (ibergesprungen. 

Nach Marschal Icltoma spricht die Kaiserin zum Kaiser: 'also worden 
mit der liste des meisters' in II, und Si. wiihrend I hat: 'also ist der konig 
betrogen worden mit der liste d. in/ 

Der sechste Meister spricht zum Konig nach .!/ JAehhabcr in Hj und 
St: * ucli mochtc vil ubeler geschehen als von uwer frouwen, die uch ratef, 
nach dein Zeugnis von L fehlt hier nach 'als' 'dein ritter geschach*. 

In den Framden heisst es: 'die doehter hette ein wonunge jn des 
keisers biirge mit jren dieuerin und jungfrowen. der keiser alle tage sante 
sine spise von syme tische von grosser liebde, [und sunderlichen so sante 
er Alexandrian dicke zyt zu der jungfrowen) und dise jungfrowe begunde 
Allexandruni Hep zu gewinnen* ohne das Eingeklainmcrte in II, und St. L 
und 11^ haben auch dieses. In derselben Erzahlung zeigt sich ein weiterer 
Fall dieser Art. 'des morgans ging ludowicus und elichtc die jungfrouwc. 
[do nu der obent kani und die jungfrouwe| jm zu bette wart geleit, do 
nam er sin swert\ Das Eingeklammerte fehlt in II, und St, doch schiebt 
St vor 'jme* 'die' ein, urn Sinn liineiii zu bckommen. Der Schreiber von 
X war vom 1. 'jungfrouwe' zum 2. 'jungfrouwc' abgcirrt. 

Eine solche Abirrung liegt auch vor Vinjil oben S. 36. wo der 
Schreiber von 'bant* zu dein folgenden 'hant' tibergesprungen ist. 

Auch iHilaoijraphischc Lesefelder siud II, und St geineiiisam. Virgil, 
oben S. 37, 22 'das zwen' fur 'dar zu in\ In ' Umuuen spricht das Weib 
zum ausgesperrten Gatten: 'es ist besser, das du dyne alte siinde hie 
besserst, dann in der hellcn. 'bessersf ist verlescn, es muss 'bussest' 
stchen, was auch L hat, denn in der Ilolle ist es zur Besserung zu spat. 



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— 45 — 

Audi B 2 hat hier 'beterst', der Fehler stand also schon in der Vorlage 
von \. Von sonstigen gemeinsamen Fehlern von H, und St sind folgende 
erwahnenswert : Kaiser gi blend et, der Kaiser spricht 'zu dem meister' statt 
e zu den meistern'. Die 7 Meister fragen den Knaben: 'wie ist dein name, 
do name, sprach es, jch heiszc Merlinus, do sprach es\ Das 2; 'name' 
ist aus Verschen hinzugefugt. 

Vic lis. U|. Der Schreiber dieser lis. bat sklavisch, meist sogar 
gcdankcnlos abgeschrieben. Dadurch erklart sich die ausserordentlich grosse 
Anzahl von Verschen des Textes dieser Hs , kaum cine Spalte ist frei da von. 
Schon der Rubrikator hat verschiedentlich QberHiissige Worter ausgestrichen. 
Spiiter verbesserte ein Korrektor die Fehler, indem er uber den Zeilen das 
Richtige setzte. Es stand ihni dabei keine andere Hs. des Werkes zur 
Verfiigung, wie sich leicht erkenncn lasst. Diese Korrekturen horen schon 
f. 7 auf. Manche seiner Verbcsserungen sind sprachlicher Natur, *>o 
verbesserte er f enre bede' in 'einer pite' ; 'do rictt'e' in Mo rieffte*, 'noch 
lich' in 'zu eiich', nach in dem romischen' fiigte er 'lande' hinzu, in der 
Wendung 'das ir mir cure bede nit wellent sagen' veranderte er sinngemass 
'sagen' in 'versagen', in dem Satze 'dar nach hiclt er sic alleine jor und 
dag' fiigte er richtig nach 'er' 'sich' ein, 'behclti'ent (in meistcrn) , verbesserte 
cr in 'bevelhent', in dem Satze 'do gcdacht er an sinen sun dyoclecianus 
und an die l>eidc der keyscrinncn' verbesserte er 'beide' in 'pithe' ; ebenso in 
'es durch in bcquemlich' 'dwell' in 'deuchte', in 'die jn alien kiinsten uber 
die dingk alle meister, sendent nach in' schob er nach 'meister' 'sind' ein. 

Man kann daraus erkennen, wie zahlreiche Fehler den Text von U t 
entstellcn. 

Ptilaographisvhe Lew fehler. Vgl. oben: 'beheltfend' fur befelchend 
(2 mal>, 'durch 4 fur 'ducht'; 'bcide fiir 'bede'. Die Kaiserin frbut sich, 
als sie erfahrt, dass der Sohn '(ein) stymnie (was worden)' fiir 'stumme'. 
Der Rittcr in Brunnen schilt die Frau: \o du bose) hut' fur 'hur', 'hore' 
in L, 'meretrix pessima' der Historia. Die Kaiserin nach Kaiser gcblembf. 
'mit lisagen reden' statt 'mit listigen reden'. Geduldprobeu 'do sas des 
ritters frouwe uff cime scile' fur . . . 'uff cyme stulc', wic St L haben. 
Die Mutter versichert der Tochtcr '(das alte man) getruwelich (und swinde 
sint/ anstatt 'gruwelich', wie St L haben, vorher hcisst es von der Kaiserin: 
'sie dulte griilich' statt 'sie hultc griilich'. freumle: 'die Kinder . . lobten 
und gebendieten got und dem grosscn zcichen' . . . fiir 'umb dem' oder 
wie St hat 'umb das'. An mehreren Stellcn steht fiir 'ein' falsch 'ime\ 

Svhreib- und Fluehtigkeilsf elder. Rahmenerziihlung. Anfang: 'abege' fiir 
f alfwege\ 'Joachin' fiir 'Joachim'; die Rate sprcchen zum Kaiser: f (nu 
mochtent jr sterben,) so hette ich (keinen erben)' statt 'so hettent ir' wie 
in St steht; die Kaiserin spricht zu Diocletian 'fiirchte nicht, das uns enicht 
niemans' statt 'ensicht' ; 'der keiser sprach jn dem pallas' fur 'sasz'; 'do 



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— 40 — 

ympt er sin frouwcn sehryhen' statt 'vernympt'; die Kaiserin zum Kaiser: 
'ach myn sol, sol er also lange leben' fur 'ach myn herre, sol er' ; Kber\ 
'er eber' fiir 'der eber'. Schatzhau.% der Sohn zum Vater: 'kan ich ir 
nit gehclfen' statt 'kan ich dir* ; El.ster, der Meister zum Kaiser: 'so ge- 
schicht tich als eyme . . . herren und siner frouwen und von siner aczeln' 
statt 'und siner aczeln von siner frouwen': die Frau in Elster spricht zum 
Bulen: 'ich wil mich an dir dise nacht rechen' fiir 'mich an ir' ; 'jo zu 
mal wol, sprach der meister ', wahrend der Kaiser gemeint ist; Virgil oben 
S. 3G 'eyme' fiir 'eynen'; Roma: 'do die meister Romer das sahen'. H, 
hat sich verschrieben und merktc den Fehlcr, ohne das uberfliissige 
'meister' durchzustreichen; WeUmgmig: 'des fiinfftcn tages, do sach der 
jungfrouwen jungling ein schiff komen' ahnlich wie vorher hat der Schreibcr 
zuerst 'jungfrouwen' statt 'jungling* geschrieben, merkte den Fehler, schrieb 
'jungling', ohne das falschc durchzustreichen; ebenso Frmnde Mo der 
konig das jn sach' fiir 'konig jn sach'; Frenmle 'es enwas nit dann ein 
profunde' statt 'profunge'. 

Ihppehchreilnmgen einzelner Worte odcr auch ganzer Satze, sind in 
H] ungeheuer zahlreich. Manchmal mag das dem Schreibcr zum Bcwusstsein 
gekommen sein, aber er durchstrich nur selten das uberttussige. Wichtiger 
als die Wicderholungcn einzelner Worte sind die Doppelschreibungcn 
langerer Satztcile und Siitze; das Uberttiissige ist im folgcnden iibcrall 
eingeklammert, z. B.: J fund, der Ritter stellt zur PHcge des Sohnes drei 
MUgde an: 'eync die cs spisete, die and ere, dices wuschte; die dritte, [die 
es spiscte, die andere und die drittc die drittej, die es wigte. Hahmvn 
nach Geduhlproheit: 'do das gesinde des keysers das sachcn und vernamen, 
do seiten sie dem kaiser, das die frouwe wolte jn ir lant [des kaisers das 
sach und vernamen, do seiten sie dem kaiser] und er sprach*; Virgil oben 
S. 37 'komen drey geweltige' 2 mal; WUwe von Kpkesm 'und sic fragte, 
was er wolte, do sprach er: ach liebe fro we, jch bin es, der ratmeister, der 
bey uch yczunt was, [was er wolte. do sprach er] und musz (ich clagcn* . . . 
Dioclecianus spricht zum Kaiser 'do schreib icli ir (die; sundc wolte ich 
nit tun, das ich myns vatter rosscngartcn nit betlecken wolltc [ich nit tun|. 
Freumle, Alexander spricht zu seinem Adoptiv vater: 'were es nu myme 
vatter und myme herren liep, so wolte ich gerne by dem kciser sin ein 
zyt, uff das ich wiser und fursichtiger wiirde. do sprach der konig: es ist 
mir zu male liep [so wolte ich gerne by dem keiser sin ein zyt, uff das 
ich wiser und versuchter wiirde. do sprach der konig: es ist mir zu male 
liep] jch wil aber'. 

Die Auslasmngen einzelnw Worter sind am haufigsten in II,. Einige 
Beispiele mogen genugcn. Die Kaiserin spricht zum Kaiser: 'sehent, wie 
hat zerkraczef statt 'hat er mich'. Eber, niemand lindet sich, 'der den eber 
mochte' ffir 'moclite totten' ; Virgil, oben S. 37 fehlt 'die provincie', 



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— 47 — 

'und', 'sich'. Der 5. Meister zum Kaiser: 'was hilffe iich dise' statt 
f dise rede', 'd Liebhaber, der Bruder zur Frau: 'sagent mir frilich * 
fur 'frilich uwcr heymlickeit' ; Konigin eingescklossen, 'zu einer do wolte 
der konig rieten', nach 'einer' fehlt 'zyt\ Der auss&tzige Alexander zu 
dem Diener: 'sage denie das er mir trincken sende' naeh'deme' fehlt f keiser\ 

Ans f assHng grosser* r Part im. Die Kaiserin spricht zu Diocletian: 
'so solt du wol prufen, das ich noch jungfrowe bin und umbe dinen willen. 
er kertc sin antlitze von ir', nach 'willen* fehlt 'biszher rayn jungfrouwe- 
licheit behalten han\ was in St erhalten ist. Ilyppoerates spricht zu den 
Schiilern: 'bestcllent mir eine grosse Mitten und fiillent die voller wassers. 
das taten sie. do sprach cr: nu borent hundert locher jn die butten. do 
das geschchen was. do enging tropfen wassers nit dartisz.' Darauf: 'das 
ist von der inacht des krutes.' Das letzte ist unverstandlich, denn von 
einem 'krute' war noch nicht die Rede. Wie nun St L B, zeigen, fehlt 
nach dem 1. 'wassers' 'hiesz sic ouch ettlich wurtz und krut darein tun'; 
Konighi vingcschlosRcn: 'do sprach der konig (zum Ritter): wolte er gern tun 
und ein grosser bete'. Die anderen Hss. fahren fort: 'wolte er jm nicht 
vcrtzeihenn'. Wihce von Aphesus: 'ue gruben jn beide usz, frouwe und rat- 
meister. nu forchten ich, do ich den diep vieng, do\ Nach 'ratmeister' 
fehlt 'do sprach der ratmeister' . Der Schreiber war von dem ersten 'rat- 
meister' zu dem folgendcn iibergesprungen. Freumle: die Stimme kommt 
zu Ludwig: 'und sprach: was bittest du vor den konig Allexander, jch 
han jme geoffenbart, du wissest wol, wie du gesunt mogest werden. das 
solt du mir sagen\ nach 'geoffenbart* ist zu erganzen 'wie er gesunt mag 
werden. dar nach kom der keyser zu AUexandro und sprach: mir ist ge- 
oifenbart'. Der Schreiber von Hi war vom 1. 'geofTenbart' zum 2. abgeirrt. 
Am Schluss der Geschichte wird das Urteil gesprochen: 'den ribalde teilen 
jn vier ende des landcs'. Nach 'teilen' fehlt 'jn vier teyl und yedes teyl 
hencken' ; II, war von'jn vier' zu den gleichlautenden sp&teren Worten abgeirrt. 

Gedankmloae Auderungcn des Slimes. Itldunen, Cleophas spricht ZU 
den andern Meistcrn: 'under eime bosen mus man das beste erkiesen' 
statt 'under zwein bosen'; //und, die Magde sprechen: 'den vogelhunt, den 
myn lierre also liep hat' fur 'den unser herre' ; frhatzhaus, der Bruder er- 
kliirt den Wachtern, warum die Sch western weinen: 'do wanten sie als 
wars', ursprunglich hiess es 'do antworten sie alwars'. Witwe von Kphesus, 
die Frau spricht zu den Verwandten: 'do myn lieber herre mynen finger 
sach bluten, do sprach er von leide: nu wil ich umb dinen willen allhie 
sterben' ; statt 'do starb er vor leide. nu wil ich umb sinen willen alhie 
sterben' ; die Witwe zum Vogt: 'nu sollent ir mir vertruwen und zu kirchen 
fiiren' fur 'mich vertruwen'; der aussatzige Alexander in Ludwigs Palast: 
'dar nach sprach er zu jme: diener. lieber frtint', statt 'sprach er zu eime 
diener: lieber frunt'. 



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— 48 — 

Bie lis. St, in oberschwabischer Mundart geschriebcn, hietet dadurch 
schon einen von H, sehr verscbiedenen Text. Der Sclireibcr hat ofter ein- 
sehneidende Veranderungen vorgenommcn, wie cr audi vielfach den ur- 
sprunglichen Text verkflrzt oder durch Umstellung der Worte und Satze 
umgestaltet hat. SI ist dabei allerdings nicht mit grosser Sorgfalt zu Werke 
gegangen, wie die zahlreichen Fliichtigkcitsfehler und besonders die vielen 
versehentlichen Auslassungen zcigen, die sicli fast alle als Abirrungen von 
einem Worte auf ein ihm gleiches ausweiscn. An ciner Stelle ist der 
Sclireibcr sogar eine ganze Spalte, oder einc ganze Seite abgcirrt. Die 
erste Halfte der Erzahlung Bnumen stimmt gar nicht, weder dcra Wort- 
laute nach, noch inhaltlich, mit den anderen IIss. ubercin, sie muss einer 
andercn Vorlage entnommen sein, die eine vollstandig verschiedene Version 
enthiclt, und zwar eine sehr alte Fassung, die grosse Ahnlichkeit mit der 
in der 'disciplina clericalis* des Petrus Alphonsus hat. 1 ) Nur der Anfang ist 
dort andcrs. Am moisten befremdet, dass der lctzte Teil wieder mit H, 
B* L ubereinstimmt, dadurcli wird die Gescliichte ganz unvorstandlich, da 
man nicht wciss, was es mit dem Lauten der Glockc fur cine Bewandtnis 
hat. Ich gebe im folgenden die Erzahlung Brmmen nach St und II,. 
St. M, 

Es was ein weyser, rcicher, 

mechtigcr rittcr, der hette gar ein 

schone und hubsche frawen, die 

er auch usz der massen licl) hette. 
5 und vor grosser lieb hctt er jr 

sorg und tett sie bcschliessen, und 

sunderlicli dez nachtes leget er 

dy schlussel unnder sein hawbt. 

10 



15 



Es geschach jn einer stat T das ein 
alt bederbe, erbcr ritter was. der nam 
zu der e ein jungfrowe, wcydeliche 
jungfrowe, als ir, herre, bant ein fro- 
wen, die cr us der mason hop hatte, 
und von grosser liebde er alle nacht 
beslos das hus sclbcr und leite die 
schlussel under sin houbt. jn der 
statt was ein gebott, wann das man 
zu mitternacht cine glocke lutte, wen 
man dann darnoch jn dem wege fant 
jn der stat, das die weehter den solten 
furen gefangen und jn schlieszcn veste, 
und des morgens frii jn das halszysen 
schliesscn und jn do lasscn stcn vor 
aller der welfe. nu was leider, das 
dor rittcr alt und unwiczig w r as und 
mit mcnlich uff dem bettc. das ver- 
dros die frowe gar sere, wann sie 



1) VrI. dariiber V. Schmidt, discipline clcricalis d<\s Petrus Alphonsns, Ocrliii 
1827, S. 53, 135, A. Keller. Li Romans des sept sages. Tubingen 1836, S. CXC. Keller, 
der die Hs. St bcniit-zt, hat diese Abweichung par nicht bemerkt. 

17 'und wiezig' Hi. 



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— 49 — 



SI 



zu einer zeitt, er wol getruncken 
hett, das cr was cntschlaflcn, nam 

10 sic haimlich die sclilussel usz 
seinen hawpten, cntslozz die thflr 
und gicng herfur zu irem amis, 
der ritter envachctt und vermisset 
der frowcn, fand dye thur offenn, 

15 die frawen darvor, und cr sticzzc 
den rigel fur, das sic usserhalbenn 
muste bclciben. die fraw kom 
darnach, bat jn ein zu lassen, wenn 
sie wolte jm erber ursach sagen, 

20 darumb er pillich nicht ziirrnett. 



erantwurtett ir: 'dueeprechin,du 
must da uszen belcibcn und mor- 
2f> gen des licchtcn tages erwartten. 
und so wil ich nach unnseru bai- 
den frewnden schicken, dir zu 
schanden oder zu frumen. 

30 sie schraic: 'und westu mein pein, 
und dii wurdest yc niclit zurrnen, 
wenn ich wil mein zcitte gernn 
bey dir vertrcyben. mich hat nott 
uszgetribenn, die ich dir wol sagen 

35 bin'. 



jung was und mit dorheyt sanffte. 
und gedochte, wie jr ein heymelicher 
bule wurde. und das geschach. und 
sie manche nacht uffstund und zu 
jrem bulen ging heymelichen, so der 
ritter slieff. und kam ouch heyme- 
lichen wider, do dis dicke was ge- 
schehen, zu eincr zit, das der ritter 
wachte, da sie die sclilussel nam under 
sinem hoiibte und ging usz clem husze 
zu jrem bulen. des stund der ritter 
uff unde gieng zu der ture und fant 
sie offen stan. zu hant slos er sie 
zu mit cinem starken holcze und ging 
wider uff und saczte sich uff daz 
fenster, do sie her solte komen. ein 
stunde vor mitternacbt kam die frowe 
von jrem bulen. und do sie die thore 
beschlosscn fant, do was sie betrubet. 
nochtdann was sie also kQne, das sic 
klopffete. do sprach der ritter, der 
irer uff dem fenster gebeytet hette: 
'ach du base hur, jch priife nu wol 
das du dicke dine btlberige getriben 
hast und von mir gegangen bist zu 
dinen kleincn ercn. wisse vor war. 
du must also lange do ussen sten, 
bisz man die glocke luttet, und die 
wechtcr komment'. do sprach sie: 
'lieber herre, warumb l>ezyhent ir mich 
der untogent. jn der worheit wissent, 
das myn mutter noch mir sante ein 
magct, und ir slieffent also stiszek- 
lich, das ich uch nit wecken wolte. 
und also nam ich die sliissel und 
ging zu ir; und sie ist also siech, 
das ich forchten, man miisse sie mor- 
nen oleyen. nu were ich by ir ver- 
bliebcn, jch forchte iich zu erzornen, 



9 das Hi - 18 thore thure Hi — 23 hut Hi — 27 sten ussen sten Hi. 

4 



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- 50 — 



St 



10 der fitter wolt sie nicht ein lassen. 



da schraie sie und sprach: 'und 

westu mein pein und die ursach, 

15 du Iieste von disem furnemraen. 



aber ee ich mich unschuldigclich 
20 schenden liesz, ee wii ich mich 
selber ertrencken*. 



25 



30 



und da stuende zu nechst bey 
35 der thur ein tieffer brunn, zu dem 
die frawe paid Heft, und warff 
einen grossen stain darein, als ob 
sie selber were darein gefallen. 



wann sie ist alzu kranck. darumb 
so bitten ich uch, Iassent mich jn, e 
man die glocke lQtte'. do sprach der 
ritter: 'gedenck jn dyme synne, wie 
dick du von mir bist gangen, und 
dine biiberige getriben'. do sprach 
sie: 'herre, lant mich jn, wann es 
were mir und alien mynen frunden 
ein grosse schande, werde ich hie 
funden'. do sprach er: f du enkomest 
harjn nit, man liitte dann die glocke, 
und die wechter finden dich\ do 
sprach sie: 'durch den got, der an 
dem criicze starb vor uns alle, lant 
uch myn erbarmen' . der ritter sprach : 
f dine rede sint unniicze, du en- 
kommest harjn nit vor der glocken. 
do sie das horte, do sprach sie: 'herre, 
jr sehent wol disen brunnen, der hie 
stat, jn den wil ich fallen und wil 
mich ertrencken, e dann ich zu schan- 
den werde, und alle myne mage 
schente'. do sprach er: 'ach got, 
werest du vor langer zyt ertrencket, 
uff das du uff myn bette nye werest 
komen'. jn diser rede so ging ein 
wolcken vor den monen, das es ein 
wenig vinster wart, do sprach sie: 
'mag es nit anders sin, so gon ich 
mich ertrencken, aber ich wil zura 
ersten myn selgerete tun und min 
testament, myne cleyder gebent den 
armen und dunt mich begraben in 
Sant-Peters kirchen'. zu stunt ging 
sie zu dem brunnen und nam einen 
grossen stein mit beiden henden und 
lies jn fallen jn den brunnen und 
sprach: 'nu ertrencke ich mich'. 1 ) 



1) Es folgt ein Bild: Die Frau wirft einen Stein in den Brunnen, wahrend der 
Bitter in der Ture stent. 



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— 51 — 

Da die beiden Hss. nun wieder zusammeu gehn, gebe ich im fol- 

genden unter dem Texte von If, die Varianten von St. 

Do der ritter liorte den hit des wassers, do rieflf er: 'ach myner 
lieben frouwen !' und ging her nyder zu dem brunnen. die frowe hette 
sich verborgen hinder die ture in, und beslos die ture wol harte zu. 
die wile stunde der liter by dem bronnen und sclirey und sprach: 'ach 
5 ich han myne Hebe frowe verloren, we mir, das ich die tiire ye beslos'. 
die frowe sas oben by dem venster und horte dise wort des ritters 
und begunde lachen und rieff: 'o du alter, unseliger tore, was gest du 
dar sten zu dirrer zytV gniiget dir nit mit mir? du enwoliest alle nacht 
zu dinen bulen gen, dine biiberige tribeu, und lossest mich alleine 

10 ligen\ do er horte der frowen stymme, do was er also fro und sprach: 
'got sige gelobet und gebcnedieget, das sie nochlebet! liebe frowe myn, 
waz sol Uch dise rede geseit von mirV jch wollte uch ein wenig erferen, 
dorunib slosz ich die tiire zu; jch hette uch nit lange do ussen lossen 
sten. do ich hort den lut des \yitssers, do wondc ich, jr werent jn den 

15 bronnen gefallen, darumb kam ich gar snellich her nyder, das ich uch 
usz hulffe'. do sprach sie: 'jr hant mich gezigen, das ich nye schuldig 
wart und hant uff mich gelogen, wann es ist ein war gesprochen wort: 
'wcr beschissen ist, der beschisset ouch einen andern gerne\ vort du 
zihest mich, des du pfiigest, jch sagen dir werlichen, du solt der glocken 

20 beiten aldo, und die wechter sollen das gebott an dir vollenbringen'- 
do sprach der ritter: 'warumb zihest du mich der unwarheitV jch bin 
nu alt und alle myne tage han ich so gewandelt, das ich des nye ge- 
ziegen wart, und darumb thu uff die ture und lasse mich jn und erlasse 
mich und dich schamle'. do sprach sie: 'es ist dir unnucze; es ist vil 

25 besser, das du dyne alte siinde hie busscst, dann in der hellen. las dir 
gedenken, was der wise man beschribct: 'eynen armen hoffertigen und 
einen richcn liigener und einen alten thoren, die hasset got*, du bist 
ein liigener und bist ouch rich und bist ein alter thore; du hast mich 
belogen und geest du zu dinen bulen und lossest mich zartcs wip 

30 alleyne ligen. darumb ist gnade von gotte, das du hie jn zyt gepyniget 
werdest, uff das du nit verdampnet werdest. lit gedultiklichen, was dir 
geburet zu liden\ do sprach er: 'o aller liebste frowe, got ist barm- 



25 besserst Hi — 26 einem Hi, 80 auch 27. 

St: 1 den hal — ach wee imr f raeiner — 2 her ab — vnd die — 3 h. der turo 
vnd — 7 ruffe't — 8 vnd gonugot — an mir — 9 vnd dine — 10 er erhorte — 11 du 
noch lcpst — 12 von mir fehlt — erfaronn — 15 horab — 16 vnd da — des ich schuldig 
bin noch ward — 17 ist war ein war — 18 bcschoisset — ouch fehlt — hi)r du — 20 alda 
erpaitten -- 22 nu fehlt —also — 23 eynn — 24 es dir vniitz; es ist dir —25 pessorst 
26 und fehlt — 27 altten vnkewschen — 28 vnd haste mich — 29 vnd du — 30 ge- 
peinigost werdest — 31 vff das das du — 32 o du. 

4* 



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— 52 — 

herczig und heischet von dem sunder nit rae, dann mwen und besserungc; 
lant mich jn, jch wil mich gem bessern'. do sprach sie: 'was tQfels 
hat mir disen prediger her gesant? nu beyte, man sol dir zu hant luten 
zu predigen, dann harjn enkomest du nit*, jn disen reden lute man 
5 die glocke. do der ritter das horte, do bat er und sprach: 'ach frowe 
myn, die glocke luttet man, las mich jn, jch bin anders ewigklich ver- „ 
dorben an gute und an eren\ do sprach sie: 'dis liitten sol sin diner 
selen heil, syest gedultig'. zu stund kamen die wechter und funden 
disen ritter jn der gassen stan. do sprachcn sie: 'disz ist ein bosz zcychen, 
10 das ir hie stont zu diser zit\ do die frouwe die wechter horte, do 
sprach sie: 'sehent ihr lieben friinde, also gat der alte lecker alle nacht 
von mfr zu sinem bulen und lat mich alleyne ligen. jch han jme vor 
dicke verzogen und hoffte besserunge und wolte es vatter noch mutter 
noch nye gesagen, und hat mich nit geholffen. darumb bitten ich uch, 
15 das ir jn wol zuchtigent und besagent etc. 1 ) 

Ho namen die wechter den ritter und slugen jn jn ein bloch 
wol hart, und des morgens frii slossen sie in jn ein halszysen vor aller 
der welte, und stund mit grossen schanden. 

Unbealmchtigte Jltiderungeu , 1) paluographixche Jssef elder und durch 
Verlesen entstandene Andcrungen: Rahmeneiziddung, statt 'zu dem tode\ 
'zu dem thore' ; I/und, die Frau fragt die fliehenden Miigde: nicht 'war 
wollent jr' V sondern 'was*; als der Ritter die Frau angehort hat, gelit er 
'usz dem sale' statt 'uff den sal* ; Schatzlums, der Vater spricht zuin Sohn 
nicht 'wir mogen tun', sondern 'wir morgen'; der 3. Meistw znm Kaiser 
nicht 'frowcn list gat uber alle list', sondern 'gar', wodurch 'scind' nach 
'list' notwendig wird; die Mutter zur Tochtcr in GeduldproUn nicht '(das 
ich beitcn als lange, das ist) din scholt', sondern 'din schad' ; Kaiserin vor 
Virgil nicht '(wil mich) bcrciten', sondern 'hcroten'; Virgil S. 40, 4 statt 
'treiimer' 'friimer > ; S. 41,12 fiir 'dry betrogener' 'die'; S. 41,17 'guttigkait' 
fur 'gittigkcit*; der Kaiser zum Meister nach Virgil, statt '(das ist ein gut) 
manunge', 'maiming'; Jh/ppokrafes, Galienus zur Konigin: fiir'neyn, frouwe' 
'mein fr.'; die Konigin zu Galienus: statt '(der konig von Burgundigen 
mit) myme hen-en' 'einemm herrn' ; Homo, statt 'steig uff den hochstcn 
torn' 'steig von dem holzen turm'; Weissagmig, Alexander spricht zu den 
Eltern: statt '(so ensol uch nit) werren', 'werden'. 

2) bchreibfvhler. Halimcverzidduug: statt '(also das sy) der keiser (und 
alle sin diener zu mal liep hettent)' 'den keiser'; Brumun: '(und da sprach) 

1) Es folgt ein BiM: Dor Ritter wird von zwei Wachtern geschlagcn. 

St: 4 zu der preditf — jn disen tuidii?cn — 5 'do der ritter . . . sprach* fehlt 
— 6 eynn — 7 sol deiner sel hail sein vnd biaz — 9 daz ist — 10 in diser — 12 all 
nacht alleyne — ich han es wol d. — 14 noch fehlt — 15 ir in wollent zuchttigen vnd 
besagn — 16 Neuer Abschnitt, grosse Initiale — in einen plock — 18 der fehlt. 



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— 53 — • 

der maister' statt 'der Reiser ; Schatzhaus, der Sohn zum Vater: statt 
'(wann wurdent) ir (bekant, wir musten mit iich sterben)' 'wir'; Ulster, die 
Frau zum Burger: statt '(so enwerdent wir) nyemer (eintrechtig)' 'ymer' ; 
Mt/ppokrates, Galienus erhiilt Geschenke von 'der kaiserin* statt von 'der 
konigynne 1 ; Komgin eingesvhlossen : statt 'do sprach der konig: frouwelhr 
'da sprach das frewlein' ; Frewule, Alexander erzahlt Florentina von Lud- 
wigs Liebe: statt '(von eyme gesichte, das er) iich (gesehen hat, so ist er 
gewunt)' 'mich'; Gwido sagt dem Kaiser, Ludvvig habe seine Tochter 'be- 
schaffen' statt 'beschlaffen\ 

Versehentliche Amlassungen nnzvlner Worte sind verhaltnismiissig selten : 
RalimenerziUdung, 'jn dem ersten worte, das er spreche, so wer er ein tod 
man' fehlt 'er' ; Eber, 'und der hirte wart ein keyser' fehlt 'hirte'; VirgV, 
S. 3G, 8 fehlt 'hatte'; S. 39, 25 fehlt 'ander\ Komgin eingeschlossen, 'und weres 
sachc, das er sie wachende sehe, er solte sie wol bekennen* felilt'er' nach 
'das'; Witice con Epliesns, die Frau zum Vogt: 'nu han ich ttch crlost mit 
hiltfe und mit rate von grossen liden* fehlt 'hilffe'. 

Versihentlic/ie Auslassmigen grdsserev 1'artien , (lurch Abirren des 
Schreibcrs entstanden, tinden sich in sehr grosser Anzahl. Im folgenden 
ist im Texte von II, das eingeklammert, was in St fehlt. Die Kaiserin zum 
Kaiser in Elm: 'dirrer hirte mit syme.kolben [jst uwer son, der bosewicht, 
der mit syme kolben] sincr kiinste wil betriegen* ; die Frau zum Gatten in 
Elster: 'und umb ir logon [willen so hant ir mich lange gehasset und mit 
ir lugen] so hat sie mich zu meren bracht'; Merlin zum Kaiser in Kaiser 
gMendet: 'und ir werdent schone gesehen. [der keiser tete es zu hant tun 
und die houbtcr alle abslahen. zu stund verging der borne zu mal, und 
dem keyser en ware nicht,] und wart zu male gesunt'; GaluUlprolnn: ' do 
sprach der herre zu dem meyster: slach jr einen tietfen slag; [tust du es 
nit, jch gebe dir einen slag], das du sin gewar wirst' ; Virgil S. 39, 8 wo von 
dem 1. 'keiser* zum 2. abgeirrt; llyppoc rates, der Sohn des Konigs 'wart 
gesunt, [do der konig sacli den son gesunt,] do gap er dem meister sinen 
Ion'; Marscltalk, der Konig zum Marschalk : 'warumb hast du din byderbe 
schone frowe zu schanden bracht [umb ein wenig geldes willen und hast 
sie mir bracht,] des ich sicher nit enwiste' ; lloma, 'an dem rocke warcn 
pfowhen federn [und schellen mit manigerley farbe und ander vogel federn,] 
und bant zwey grosse, grusame swert an'; das Volk spricht zum Konige: 
'herre sehent ir nit utt" dem torn das wunderliche ding, [do sprach er: by 
mynen truwen, es ist wol ein wunderlich ding.| und wundert mich, was cs 
sy'; tV Liebhaber, die Frau zum Gatten: 'dry ritter sint zu mir konien von 
des keisers hof, ciner noch dem andern, [und ir keyner weisz von dem andcrn.J 
jglicher wil mir geben hundert guldin'; die Frau berichtet. dass der Ritter zum 
dritten Male wiedergekommen sei. 'do der brudcr, der wechter, das horte, do 
verwunderte er sich und sprach: nu was tttfels ist diser ritter? zu dem ersten 



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- 54 — 

warff jch in jn das wasser, [zu dem andern male bant ich einen stein an jn 
und warff jn jn das wasser, nu ist er aber wider komen; gip niir jn zu dem 
dritten male, jch sol besehen, ob er wider kome*. do gap sie jme den 
dritten ritter. er wonte aber, es were der erste ritter und trug jn usz der 
stat by einen wait und machte ein gros fure und warff den ritter dar jn. 
do er vil nahe verbrant was, do ging der wechter und solte sin wasser 
machen et opus nature, under des so komet ein ritter rieten und wolte 
zu eyme torney rieten by der stat. do der ritter das fure sach, do reit er 
dar und sas von syme pferde und wermete sich. do er also stunt by dem 
ftire, so komet dirre riese und wechter. 1 ) Er sprach zu dem ritter: wer bist 
du? do antworte er: jch bin ein edel riter. do sprach er: du enbist kein 
ritter nit, dann du bist der tufel. zu dem ersten do warff jch jn jn das 
wasser,] zu dem andern mole bant ich jme einen grossen stein an und warff 
jn aber dar jn. zu dem dritten mole, so han ich jn jn das grosse fure ge- 
worffen, und stest noch liie, und nam den ritter und warff jn jn das fure'. 
8f ist hier mindestens um eine ganze Spalte, vielleicht urn eine ganze Seite 
abgeirrt. Koniyin einyescldossev, die Konigin sitzt oben am Fenster'und ensach 
den ritter, von dem ir getroumct hette, und zu stund bekannte sii jn. [der 
ritter von ungeschicht sach gen berge die konigynne jn dem venster siczen. 
und zu hant gab jm sin hercze (in), {las sie es were, von der jme getroumet 
hette] und hub an von froiden zu singen ein suberlich liech' ; der Konig 
kommt nach des Ritters ' geselleschafft 1 zur Konigin. 'do nam er sie jn 
sin arme und sprach : [jcli han hute bose gedencke zu ilch gehapt und han 
uch zu dem andern male unrecht getan. do sprach sie: lieber herre, das 
sollent ir mir sagen. do sprach er|: 'ich bin hiite gewest by my me ritter 
dem marschalk'; Freumle, 'do der keiser usz ging, do cleppeten sie alle 
und Allexander |mit jn uncle batten die almosen, Allexander] dem 
en wart nit\ 

Jndenaiifen ties Sinnes, durch die Gedankenlosigkeit des Schreibers 
enstanden: Baum, '(zu einer zit) kam der burger und wollte diesen bowm 
sehen und sach (by disem bowm ein ris usz gen), do rieff er dem 
gertener\ Dafiir in St 'komen die burger und welten diesen pawmm sehen 
und salien da . . . da rufft er den gerttner'; die Kaiserin zum Kaiser nach 
KUteri '(jr soltent mich) nit tun also bitterlichen schryhen', wofur St 'nit 
also b. anschreyen' ; der 4. Meister ror dem Knitter: 'der mcister reit zu dem 
kaiser . . . und gruste jn demtttccklicli. der keyser sprach: ach du alter 
bosewicht* ... St schreibt fiir: 'der kaiser' 'und'; Ueduldpwben, vom 
Htindchen heisst es, 'es billet und htttet jme syns bettes', St liest: 'es pillet 
und thut jm seins pottes' > Konigin eingeavldosmi, der Konig '(nam die hant) 



1) In H, folgt oin Bikl. 



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— 55 — 

dcr frouwen und sprach: frouwelin, ir sint->zu male gliche rayner frowen 
der konigynnen, und darumb han ich tick dester lieber und ouch umb 
myns ritters willen, des frouwe ir sint' lautet in Si 'der frouwen, der konigin, 
und spr.: darumb han ich euch dester lieber umb meins vatters willen, 
desz fraw jr seindt' ; Schluss von Witwe von Ephesus, 'do sprach der 
meister: herre herre kaiser (hant ir das wol vernomen)' dafiir St: 'furpasz 
sprach der rottmaister: h. der k.'; Freunde, Allexander spricht zu Ludwig: 
'rieten ich enweg, das ist hart, verbliben ich, so wirt der kampf versumet' 
wofiir St 'reit ich en week, als ich hartt pleib, das ist nit gut, pleib ich 
dann, so wirtt der kampff versawnibt'. 

AbsicMiche Jndenuigen des Stils: St liebt Verkntipfung der Satze 
mit 'und', was einen tibermassigen Gebrauch dieser Konjunktion herbeifiihrt, 
sie steht sogar vielfach an Stellen, wo sie gar nicht am Platze ist. Fast 
regelmSssig steht 'und' vor Satzen, die mit 'do' anfangen. Als Beispiele 
mogen folgende zwei Satze aus Kiev stehen: 'do der hirte das sach, do 
steig er gemechlich her nyder', in St 'und da der h. d. s., und da staig er 
g. h. n.'; 'do er sach, das der eber vil harte slieff, do zuckte er sin messer', 
in St 'und da er sach, . . . und da zuckte er s. m.' An 158 Stellen ist 
# und' eingeschoben. 

Statt der Anrede 'herre her keiscr' hat St regelmassig 'herre der 
kaiser*. Nach Substantiven und Eigennamen wird haufig das Demonstrativum 
wiederholt, z. B. 'der meister der sprach', 'Dyoclecianus der sprach, 'der 
herre der kam von dem torney'. 

Fiir 'do sprach', 'do antwort' und ahnliche Wendungen am Anfang 
eines Satzes steht einfach 'sprach', 'antwort'. Haufig ist dieses 'do sprach', 
'do antwort', das die Gegenrede einfiihrt, ganz fortgelassen. Ebenso 
fehlen in St die sehr haufig in 11 1 gebrauchten Partikeln 'do', 'nu', 'so', 
'do' fehlt an 41, 'nu' an 24, 'so' an 29 Stellen. 

Anderungen im Wortschatz: 1 ) Anfimg der RalnnenerzdJdung: 'einer 
bede versagen': 'e. b. vertzeihen' ; 'do sie sach': 'do sie entpfant'; 'kunst 
und wiszheit': 'weyszheit und zucht'; 'hengst und ein schone rosz': 'schone 
pferd und rosz'; IJund, 'byderbe ritter': 'frummer ritter'; der Hund war gut 
'zu allem spile': 'zu allem vederspil*; 'sach sie schryhen und sere betrtibt': 
'horet sie schreien und sahe sie s. b.'; Brunnen, 'alten thoren': 'alten vn- 
kuschen'; Schatzham, der Sohn schlagt dem Vater'den kopft' ab : 'das houpt'; 
trotzdem heisst es nachher 'und trug es'; Gedvddproben, 'sine frtinde und 
sine mage': 's. fr. und ritter'; 'eyns morgens': 'eins mals'; dieTochter zur 
Mutter 'ir kament jung zu hauff': 'zu einander'; 'rache': 'rachsallung'; der 
Kaiser sum 4. Meister: 'hette er es nit busze funden, sie hette das vierde 
ouch getan': 'hette er nit damit underkummen'; Virgil S. 39,2: 'edelkeit': 



1) Die Lesart von St steht immer hinter dem : 



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— 56 — 

e groszmechtikait' ; S. 41, 11* bewarte' : ' gewarnett hat' ; Hyppokratea ' daste (sinen 
puis)': 'gryffe'; 'do sie vort gingen': 'do sie furbas g.'; Kaiser zur Kaiserin 
nach llyppokmles: '(die meister) meynent': 'sprechent'; 'girheit': iiberall 
* geitikeit' oder 'geitzikait'; 'frilich': iiberall 'frolich'; ifomu '(was reden also) 
wiszlichen': 'vleyssiclichen'; 3 Liebhaber: '(als sie den win wolte) holen': 
'pringen'; Konigin eingeschlossen: 'o ir hochgeborner, edeler konig*: 'durch- 
leuchtigister herre und edeler k.'; 'fingerlin': 'ring*; '(das er den) pris (gc- 
wan)': 'lob'; 'reitmeister': 'renntmayster'; 'hochgeborner herre': 'aller gcne- 
digister h.'; der Ritter nennt die Konigin seine 'frundynne': 'frawe'; Wilice 
\*on KpUesus: '(nach dem gebote des) koniges': 'kaysers'; 'schlug (ir das 
houbt abe/: 'hi we'; Itakmenerzdhlung 'libs und lebens': 'libs und guts'; 
'der lecker': 'der bub'; 'verlogen': 'verraten'; ' biderbkeit' : 'wirdikeit'; '(was 
dir) wirret': 'gepricht'; 'manige zyt': 'nianig jare'; 'gewand': 'claid'; 'o flo- 
rentina, frunt myn'; 'o fl. myningclich' ; 'selikeit': 'guthait'; 'menschen': 
'lewtten'. 

tilreiJiungen nnd Kiirztuigeu zeigen sich allenthalben, besonders werdcn 
solche Satzteile und S£tze gestrichen, die zuin Verstandnis uicht unbediugt 
notig waren. 1 ) ltuhmenerzdldung: 'jn kunsten, jn wiszheit |und jn byderb- 
keitj'; 'ein gutlich schone [wolgebprne] jungfrowe', 'schone' ist ausserdem 
vor 'gutlich' gesetzt; 'jst dis uwcr son, fder mit den stiben meistern wisen 
jst gewest] ? in St folgt 'oder nicht'; Kaiserin zu Diocletian: 'wilt du niir kein 
zeichen einicher liebde bewisen [noch mit worten noch mit wercken]; Kaiser 
zum 2. Meister: 'wil ich inyns sones htite schonen. [dis tages sol er nit. 
sterben]'; Sehatzham: 'und fant den lichnam one houbt [und verwundert 
jn sere zu male]'; Klstar: der burger . . . was gar riche [und hatte eine 
schone jung frowe, als ir herre hantj die er gar sere liep hatte', St setzt 
dann filr den Relativsatz 'und hctt sein weyb gar liep'; Gednldproben: 'do 
nam sie das byhel loder die ackest]'; der Kitter spricht zu der Frau und 
zu dem Gartner, da er hort, dass der Baum abgehauen ist: 'derhuten uch 
alle fiisseklich, das ir mir den bottm abe hauwen'; da der Baum schon im 
Feuer liegt, lasst St den Satz fort; 'das das blut hcrusz lieff swynde, fund 
liess jn nit binden], bis also lange, das sie zu male blcich wart'; Virgil 
S. 40, 8 fehlt 'und uns das selbe gut sol werden'; llyppokvaUn: 'der hatte 
eynen nefen [oder eynen markyf; // Liebhaber: die Frau singt 'also susze, 
das er aller menglich verwunderte vnd begerten (sie) zu horcnde, |das do 
nyeman getorste vor aller froiden]'; 'do holte sie den win [und schenckte 
yme also fruntlichen] und sprach: lieber brudcr myn'; Kaiserin nach 3 Licb- 
haber: 'do schrey sie [bitterlich und rieff mit lutter stymme und sprach:] 
we mir, was sol ich unsiliges wip tun'; der 7. Meister zum Kaiser: 'morne, 
zu tercien zyt. dann sollent ir horen sprechcn uwern son mit grosser wisz- 



1) Das in St gestriehcne ist iai folgcnden in Klamtncrn gesohlosscn. 



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— 57 — 

heit und zucht, [das wil ich iich zu pfande seczen.] do sprach der keiser'; 
WiUce von Ephesus, dcr Vogt sprach zur Frau: 'und hatte nyrgent kein 
ore |wcr disen nu sehe, der mochte mich nu zu grossem schaden und 
schandcn bringen.] do sprach sie: nyni din swert'; 'do er by dem fiire sas 
| und wermete sich,] do sprach er'; Diocletian erzahlt von der Kaiserin: 
'do zerreisz sie sich [und zerkraczete sie sich und rietf'J und schrey und 
sprach*; WYmagung: 'der vater . . . sante brieffe, das er jn kurczen ziten 
zu jme kerne, [als ir herre noch mir santent]'; Freunde, Florentine rat 
Ludwig dem Kaiser zu sagen: 'das din vatter an dcin tode lige und begere 
| dine gegenwcrtikeit undj dich zu sehen vor synie ende und heische urlop 
von jme [und das er den tag des kampftes erlenge, bis du wider mogest 
konien von jmef; 'Allexander . . . reit zu dem keyser mit Gwido zu kempffcn, 
[und ludwig bleib an Allexandcrs stat.] des niornes ging ludowicus'; Alex- 
ander zu Ludwig: 'rit wider zu dem kciser, dinen viengcnt han ich uber- 
wunden [und sin houbt abe geslagen, und einer fruntsehatft hastu me, dann 
du ie gewonnest, wann dinen vicngent han ich nyder geleit.)'; Welamgung: 
'so komet der vatter mit eyme hantfasz [und mit cyme becken)'. 

Kleine ZumVze und Erweiterungen bleiben hier unberticksichtigt. 
Absichllirlte Jntlerungen des Sinnes finden sich so gut wie gar nicht. 

lis. L. Der Text dieser lis., eine frcie Bearbeitung des Originals, 
zeigt hochdeutschen Dialekt, aber durchsetzt mit niederdeutschen Elementen, 
vgl. A. Keller, Diokletians Leben B. 38. Die Erweiterungen und Ein- 
schiebungen hcmmen moistens den Flus^ der Erziihlung und erweitern 
rccht tibei Hiissig das Gauze. Der Bearbeiter wollte die Erziihlung moglichst 
anschaulich machen. Uberall erkennt man das Bestreben zu motivieren. 
Seine Aiiderungen sind im allgemeineu so ungcschickt dass der ursprung- 
liche Text viel glatter ist und viel anziehender wirkt, als diese Bearbeitung. 
Die Art des Bearbeiters liisst sicht leicht charakterisieren. Zuniichst f&llt 
das Bestreben auf, den Ausdruck zu verstiirken. Er liebt den Gebrauch 

a) von Siiprrlutiirii und verstarkendm Flickwortern wie 'sere',' gar', 'vil', 
'vast', 'usz der maszen', 'zu mal*, 'gancz', 'genczlichen', 'zu hant', 'dick', 
' wol', 'balde', 'recht', 'zewar'. Oft setzt er mehrere soldier Worter neben- 
f einander, wie 'gar sere'; 'usz der maszen sere'; 'zu mal und zu hant'; 

recht vil*, u. s. w. 

b) ver.sitirkend.er Beiirorter, z. B. 'wunde': 'grosse wunde'; 'ein herre': 
'ein grosser herre*; so ist'grosz' sehr oft zugesetzt: 'groszer stein*, 'grosse 
phyn' u. s. w. ; 'einen lecker': 'einen bossen lecker'; 'frunt': 'gutter frunt'; 
'kunig': 'geweldiger kunig'; 'got': 'der almechtig got'; u. s. w., vielfach 
audi eine IJnufnng soldier Beiworter: z. B. die Kaiserin von Diocletian 'er 
ist eyn unseliger, beschissener lecker'; 'dissen bossen, unwirdiger, scha!ck- 
haftiger, bosser buff' filr'diser bosewichf; Konigln eingcscldossen: '(der hatte) 
eine frowe*: 'also eyn schone. hubsche, mynicliche frawen'-, Freunde: 'wan 



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— 58 — 

er ein hubscher, suberlicher, supUler jungling was und hochgeborn' ffir 
'w. e. hubsch und wise was'; 'usseczigen, heislichen, jemerlichen, betrupten 
menschen' statt 'usseczigen, jemerl. menschen'; 'grosz, mechtig gut fulck' 
ffir 'grosz volck*; Kaiser zur Kaiserin: 'ach du bosses, sclmodes, unwirdiges, 
vormalatiten (!) wip' statt ach du boses unwerdes wip'; ahnlich bald darauf 
'du schenilichs, unwirdiges, bosses wip* fttr 'du schemliches wip\ 

c) VeiiluppeluHij des Amdrncfo, wodurch eine Unmenge von Pleonas- 
men und Tautologien entstehen. z. B. Rahmenerzdhlimg: '(dis kint wuchze 
uff) in edelkeit': 'in dogenten und jn edelkeit und mit gutter vornunfft' ; 
'jres libes': 'lib und lebens'; 'geruffeu : 'geruften vnd gesrwen'; I J und: 'rede : 
'redde und bispel'; Kbn: 'vil wirszer': 'vil weers und leider'; Bitumen: 'zu 
dem brunnen': 'zu dem born adder zir der puczcn'; 'o du alter, unseliger 
tore': 'o du alter, unseliger boswicht und du unkuscher, schenilicher narre'; 
'buberige , : 'bubery und leckery*; Elder: 'schaltsie : 'schald und strofft sie'; 
'dis hulen': 'das grosse hullen und sreyen'; 'eintrechtig' : 'eyntreychtyg 
und eyns'; Merlin: 'vergebens': 'umb sost und vergebens 1 ; Gednldproben: 
'do schrey sie': 'da hup sie an zu schrien und jemerlichen zu clagen und zu 
weinen Y vergeben' : 'vorzehen und vergeben > ; Virgil S. 37, 13, 16, 18, 19, 21; S. 
39, 1 ; S. 40, 3; S. 41, 6, 23; Uyppocrater. 'offenbareif : 'sagen und offenbaren'; 
'siechYkrang und siclf; 3/«/^7«i/^:'gehuten': 'behuden und vorwaren'; 3 Lieb- 
halter : ' vol boser liste' : ' vol aller bosheyt und voller list' ; ' (des sige got) gelobf : 
'gedancket und gelobet'; Kdnigin eingesehlossen: 'liebde': 'liebe und fruntschaflV; 
Wince von hp/usus:' von betrupnissc' : 'von betruptinisse und vor leide;'raten*: 
'heissen und raden'; 'gut gesclle': 'gutter frunt und gcselle'; Weissagung: 
'gepruifen': 'gepruffen oder gemirken'; 'mit gemac!^: 'mit gemache und 
mit friden'; 'gertiffen': 'gesreye und gcrufT; 'hercze 1 : 'hercz und gemfitte'; 
'wirdeklichen': 'wirdicklichen und erlichen* u. s. w. an niehr als 100 Stellen. 

Oft werden audi Sdlze einge/iigt, die das Vorhergehende oder Nach- 
folgcnde bloss variieren, z. 13. Rahmeverzdldung : 'da das die keiserinne sach, 
das er sie vorsniehet [und in ir mit wolt gelusten]; 1 ) die Kaiserin zum 
Kaiser: 'jch wolt mich gutlich [mit jm herkossen und fruntlich] mit jm 
herclaffen'; Brunnen, dass der Ritter unm&nnlich auf dem Bette, 'das be- 
trubet die frawe zu mal sere, [und was jr heimlichen eyn grosze phynj 
wan sie was jung und sere hubsch [und jr was wol mit der myne,l mit 
disser dorheyt was jr ser senfft'; 'da namen die weichter den ritter [und 
furtten jn gefencklichj und slugen jn jn eyn bluch'; Virgil S. 39, 14; Kdnigin 
eingeschlossen: '[wie yr wollet adder] wie uch gut duncket'; Weissagung : der 
Herzog zur Kdnigin: 'der ist zu mal vornunftig und wise, [zu alien be- 
henden frogen jst er klug]'; Freunde: fur 'dann wil ich sie mit grossen 
eren elichen': 'd. w. i. sie mit grossen eren keuffen fund zu der heylligen 
ee und kirchen furen mit grosser hirschafft]' u. s. w. 

1) Das Plus von L ist iiberall eiogoklammort. 



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- 59 — 

Audi zur Verdeutlichuug werden ScUze eingefilgt. Brunnen: 'nil ge- 
dacht die jungfrawe, wie jr heimlich eyn bule werde, fdaz sie sich mit jm 
hergeczet jn ganczer lieb.]'; 'da sie das hort, [das ir der ritter also hart 
zu sprach und sie nit wolt lassen jn,] da hub sie an'; KUttr: 'sy gingen 
jn die kanier [vnd sliffen by eyn antter.] -nach der mitternacht stunt die 
frawe uff; ahnlich spater, wo die 'aczel' sagt: 'und gyng mit jm yn wer 
kamer fund sliff by jm]'; Geduldproben, die Mutter zur Tochter: 'und salt 
jn heymlich jn das duschlach vorwickeln [und vorwerren, das er dar jn 
blipt hangenj'; 'da danckenten sie dem ritter alle sere, [da er jn gutlich 
hot gethan,] und jederman gyng heym jn syn husz, [und logen slaffen.' 
der ritter und syn huszfrawe logen audi sloffen] des morgens'; Kdmgin 
eingetfchlosseu: 'zu leste sprach der kunig: hebet uff den tusch, [wan ich 
mag nit lenger bliben. der ritter (let da den thusch ufheben. darnach] zu 
stunt ging der kunig jne die burg'; WUtoe von Kphesus: 'von grosser liebde 
so wolte sie tun als die turteltube' heisst es in II, St L filgt hinzu 'wan 
die jren gemahel vorlusset, das sie keynen ntinier me herkusset'; Freunde, 
die Arzte sagen: 'disseni menschen enist nit zu helffen, [wan die vorgyfti- 
nisse hat jme aller synen lip und alle synen (!) odern durchfulletf u. s. w. 
Von den grosseren Zusiitzeu seien folgende angcfuhrt ') : RahmenerzCddung, 
die sterbende Kaiserin eini)fiehlt den Solm in der Weisheit unterrichten 
zu lassen, '[das er nach uwerm dode das romische rich moge regnern jn 
gerechtikeyt und zu seillikeyt unser selen heil]\ Die Arbeitsweise zeigt 
sich deutlich an folgender Stelle. II, 'do sie den brieff lasz, do zerbeis sie 
jn und zerreisz jn und jren rock von obenan bicz uff den gQrtel und zer- 
kraczete jr antlitze und zerreis jre sydin tticher jres hoflbtes und machte 
sich bluten under den ougen': I 'da nu die keiserine dissen brieff nam und 
jn begunt zu lessen, da herbebent jr hercz und aller ir lieb von grossem 
zorn. da zureisz sie den briff und greiifl mit beiden henden jn jrren gulden 
ruck, mit peirlen gesticket und mit kustlichen siden gemacht, und zuzert 
in von oben an bis heraber uff jrren gurtcl und zukracz ir eigen anczlit 
und zureisz ir siden gewant und ir siden ducher, und ir kustlichen sleier 
jres heuptes und mach (!) sich fast bluden under jren augen\ Bnwnen, der 
Hitter spricht zur Frau II, 'ach got, werest du vor langer zyt ertrencket, 
uff das du uff myn bette nye werest komen': L'auch got, werestu vor langer 
zyt hertruncken, du bosse hore, ee wan du ye uff myn bette queme, die 
weichter sollen dich zuchtigen noch der geseczon der glocken, so herferestu 
dan und alle die wernt, wie du von mir uff bist gestanden alle nach (!) und hast 
dyn bubery wollenbracht' ; Kaiser gMendet: 'der keiser tete es zu hant tun 
und die hoiibter alle abslahen. zu stund verging der borne zu mal und 
dem keyser en ware nichf: 'der keiser lysz eym syn haupt abeslagen. zu 



1) Das Phis von L stcht auch iiu folgendon in [ ']. 



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— 60 -•♦ 

stunt vorgyng syn tiusz. aber lisz er eyn kuppen. da furgyng auch eyn 
flusz. also det er dem dritten, dem firtten, dem V., dem VI., dem VII. 
da vorgyngen die VII fluszer alle niit dem born zu grunde. da wart der 
keiser gesunt und gesehen mid gebrach jiu nicht mer\ Vgl. Virgil S. 38, 
Koinain eimjeschlowii, die Kaiserin spricht zum Kaiser: 'uch . . . sol ge- 
sehehen als eyme konige niit syme ritter, dem er gar wol getruwete. fund 
glaubet, als auch ir herre getruet wenn son mid synen meistern, also lang, 
das sie uch und niich bctrigen, als der kunig betragent wart von syneiu 
ritter, deni er doch liebcs und gutes getruet]'; der Ritter zur Konigin: 'do 
sol ich uch cleiden kostlicli' wird zu 'do wil ich uch kustlichen kleiden von 
syden gewant und niit gulden halsbant und kustlichen gesteynen dar jn'; 
f wann jn duchtc, es were die koniginnc': r w. j. bethucht an iren wart en. an 
iren augen, an irem nmndc. an jren hendcn und an alle irer glidmas, isz 
were die koniginne'; Fratmh' wann ir jn uberwunden hant, so koment ir 
herwider, und ich rieten dann dar, fjn der inassen alsz obe ich by niyneui 
vatter sye gewest. und wan ir den kampf gewynet, so sprecht ir zu dem 
keiser: herre, wie wol ich mynen vatcr jn dottes noden ban Lassen ligen, 
so byn ich doch herkonimen, myn ere zu bewaren. und by den den keiser 
wider urn eyn orleyp, zu werm vatter zu ritten, den ir doch jn dottes 
notten habet lassen ligen, so mage ich dan witter kuminen jn der gestalt 
und sprcchen, myn vater sye gesunt wordenf; Alexander vertraut darauf 
Ludwig seine Braut an mit den VVorten: 'und halte du die brutschafft anne 
myne stat. und wan du jn das bette kumest myt ir, so gedenck an myn 
getrwekeyt und bvs mir auch getrwe jn dissen sachen. und gab lodwicus 
cleyneter, die er der frawen und der ritterschaft solte schencken\ statt'und 
siest mir getruwe' der andern Hss.; dementsprechend heisst es denn 
auch im folgenden: Mes niorgens da kauffte der selbe lodwicus die frawen 
und hilt eyn grosse brutschafft und gab den lierren, graffen, fryen, rytter 
kustliche gabe und der brut gab er audi viel kustlicher kleynoter, die jui 
allexander gelassen hatte, und wasz vast frolichen mit geberde niit jn und 
doch blode jn synem herczen. da der obent quam, das mane jme die brut 
zu bette forte, da nam er syn blosz swert' . . ., statt Mes niorgens giug 
ludovicus und elichte die jungfrouwe, do nu der obent kam und die jung- 
frowe jme zu bette wart geleit, do nam er sein swert'; am Schluss von 
WeiMitgtiiip: und der konig furte sie mit jme jn sin konigriche [und jn syn 
palust und sagete jn, wie isz jm hergangen hatte mit ludwicus, dem keiser, 
und sagete jn, wie er usseczig wer warden, und wie er gesunt wer warden, 
mit dem bludevorgissen des kcissers zweyn sone; und wie isz jm her- 
gangen hatte jn alien synen sachen, das saget er dem vatter und mutter)'. 
Im Gegensatz zu dem sonstigen Verfahren des Bearbeiters ist 
folgende Stelle stark gchiUzt: WrismguHg, fur Mud darnach ein grosser 
herre wart nit zu schaden synnes vatters, dann zu grossen ereu und zu 



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— 01 — 

nucze. also sollent ir vernemen, (Las myn herlicheit uch nit schedelichen 
sol sin, dann zu uwern grossen froiden. do sprach der keiser: du aller 
liebster son, jch loben got, das du myn son ye wiirde, die wile das ich 
sehen dine grosze wiszheit unci bekennen dine biderbkeit. nu bitten ich 
dich, sagen niir nu ettwas, das ich wisse diner wiszheit ein teil, uff das 
sich myn hercze erfrauwe. do sprach der son: vatter, gcrne, also das es 
aller menglich swige, bis das ich uszgesagc, und wann das geschiet, so 
sollent ir dann ein recht urteil geben fiber mich und uwer frouwe. do 
gebot der keiser, das aller menglich swif.e. und der son hube an zu 
sagen* . . .-hat I nur: 'und darnach eyn grosser her wart, do sprach der 
kaiser: du aller liebster son, nu sage uns das beczeichen. da sprach der 
son: aller libster vatter, heisset die lude swigen. der son sprach also'. . . . 
Audi am Schluss fchlt der Zug, class die Kaiserin sich zur Erde wirft 
und urn Gnade fleht. 

Jfnderwigeu des Simtes. Mit den Namen der Meister, wie den Eigen- 
namen tibcrhaupt, wircl sehr willkiirlich verfaliren, der erste Meister heisst 
anfiangs immer 'Poncilias' statt 'Pantillas\ wiihrend cr im spiitern Teile 
Lacilias' genannt ist. Der L Meister heisst zu Anfang 'Melchisadech' fQr 
'Maldrach', spatcr 'Melbracht'. Bald steht 'Dioclianus', bald 'Divelecianus'. 
Die Namen 'Cleophas', 'Josephus* , ' Mcrlinus', 'Titus* werden zu 'Cleophias', 
'Josopris', 'Merlius\ 'Litus'. Auffallcnd ist die Stelle zu Anfang der Ge- 
schichte, wo die einzelnen Meister sich der Erziehung cles Kaisersohnes 
wegen gegenseitig uberbicten. Es ist zuerst der Versuch gemacht, cliesen 
gchassigen Wettbewerb dadurch zu entfernen, dass jeder Meister in einem 
Jahre die Ausbildung des Sohncs vollenden will, wie dies auch in ancleren 
nicht zu dicscr Gruppe gchorcnden IIss. der Fall ist. Erst mit clem 
4. Meister bcginnt das Uberbicten. Die Stelle lautet: 'da sprach der erst 
menster, der hisz Poncilias, gnediger hcrr und kcisser, befellet mir wem 
eynigen son Dioclianus vor aller wcr hcrsafft, jch wil jn lerren wisheyt, 
zucht, recht vornunfft jn alien kiinsten jn eynem jar, als vil als alle myn 
gesellen. der antter mcynster sprach auch also vor dem keisser. der dryt 
meister ret vor dem kcysser, als die bed hatten gethan. da stunt der III. 
meister uff, der heisz Mclchisadech, und sprach: genediger her her keisser, 
lasset uch getuncken, das ich und alle myn altern jn worm dinst stedig 
synt gewessen, wan ir hat stedig uns allewegcn jn driiwen funden, das 
losset uch herre und keisser gedencken und befellet myr werm (!) son, jch 
wil jn lerren jn III jaren als vil, als ich kan und alio ander myn gesellctf. 
Der 5. Meister will es in 3, der 6. in 2 und der 7. Meister in 1 Jahre 
vollbringen, wie in den iibrigen Hss., (loch passt dort alles zusamraen, was 
hier infolge der Abweichung des ersten Toils nicht der Fall ist. — Crathon 
sagt statt 'nu weisz ich ein mynncklichcs velt und einen boragartten ussen 
Rome wol zwo millen' hier 'vil nahe zweier myl lang\ Die Meister 'be- 



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— 62 — 

ratten* dem J Angling 'eyn grawes ros* statt 'ein schone rosz'; Uund: 'da 
lach sich der hunt widder jn syn betgyn by de want* statt 'der hunt leite 
sich by die want'; Brunnen: das Weib sagt: 'las dir getencken, was der 
wisse salmon 1 ) sribet; [das ist eyn ware wart und eyn alter sproch]'; *du 
bist ein alter thore' wird in L zu 'du bist eyn alter unkuscher lecker*; 
Scliatzhau8: nicht der Sohn, sondern die Sch western begraben das Haupt 
des Vaters. 'zu hant slug er dem vatter das houbt abe, und trug es mit 
jme, und begrube es heymelichen und seite es darnoch den swestern heyme- 
lichen': L 'und drug das mit jme heyme und gab isz synen zweyn sweistern, 
die begruben isz hymelich'; der 3. Meister kommt auf einem 'wissen phert* 
geritten statt 'uff eynem schonen rosse'; die KlHer spricht'lattyne, dutsche, 
welsch und bemsch' statt 'latin, tiiczsch, en gels und behems'; wahrend in 
den anderen Hss. die Frau nur eine Leiter an das Dach setzen Jasst, urn 
sich an der 'aczel' zu rachen, gibt sie in L'auch noch den Magden den 
Befehl, den K&fig des Vogels unter das Dach zu hangen. Dem Bearbeiter 
schien dies zum Verst&ndnis der Situation notig. GeduUlprobm: die junge 
Frau erklart ihrer Mutter: 'jch han also grosse liebde zu yme, das ich nit 
gesagen enkan': 'jch han also grosz lieb zu dem pfaffen, das ich nit ge- 
slaffen kan'. Virgil S. 41: die Ritter untergraben nicht nur den Turm, 
sondern legen auch Feuer hinein; dementsprechend heisst es darauf nicht 
'do viel der torn' sondern 'da ging der thorn an mit fuer und vorbrant'. 
Diese Anderung wie auch andere machen es wahrscheinlich, dass der Be- 
arbeiter auch andere Versionen, oder doch eine andere, gekannt hat; S. 41: 
'drosessen': 'obersten zu Rom'; Uyppokrates: 'der hatte eynen nefen oder 
eynen marcky': 'der h. e. frtint, der was ym gewanf; Oalienus gibt dem 
kranken Konigssohn ausser 'rintfieisch zu essen und wasser zu trincken 
(so Ni St B 8 ) auch noch eine Arznei; Roma: der Meister, der fur den 
Christengott gehalten wird, hat an seinem Rock anstatt 'schellen' (tintina- 
bula) 'grosz schilde'; der Meister bewegt sich hin und her 'als ob er zu 
hflmel wolte farcn\ was in den anderen Hss. fehlt. 3 JJebliabtr, die Frau 
singt so schon, 'das vil jungling zu ir kamen und ir begerten , wird in L 
'das vil junger lude zu ir k. und bcgerten, jren gesang zu horen'. 

Gewisse Anderungen des Ausdrucks und Stils kehren so regelmassig 
wieder, dass man sie als slereotyp bezeichnen kann. So heisst es fast 
tiberall fiir 'zu einer zyt 1 f es fuget sich zu eyner zyt 1 ; fur 'do sprach er* 
in der Gegenrede tiberall 'da anwurt er und sprach*; statt 'durch got* 
regelmSssig 'durch gotes wilen* ; fur 'die herren des riches', 'die graifen 
und ritter' immer 'die herczogen, (fursten) graffen, rytter, fryen und 
knecht'. Sehr selten wird ein Stand fortgelassen. Zu einfachem 'er (sie) 
sprach', 'sie sprachen' ist immer die Person, zu der man spricht, hinzu- 



1) Die andorn Hss. baben 'man*. 



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— 63 — 

gesetzt, ebenso wie auch in der Anrede immer der Titel oder die n&here 
Bezeichnung dessen, der angeredet wird, ev. eingeschaltet wird, z. B.: 'die 
frouwe sprach': 'die frawe sprach zu dem kejser: herre\ 'do sprach der 
keiser' . . .: 'da sprach der keiser zu yn: jr meister'. Charakteristisch fur 
die Art des Bearbeiters, der moglichst genau erzahlen will, ist auch, dass 
er das personliche Furwort iiberall, wo dies moglich ist, durch Substantive 
und Eigennamen ersetzt, z. B. 'sie: 'die keyserln'; 'er': 'der keyser'; 'sie': 
'die meister'; 'jn': 'den ritter'. Vgl. Virgil S. 36, 4; S. 37, 9, 13; S. 38, 
1, 7; S. 40, 10, 18, 19. 

Die xinbeabsicldigtm Amierungen sind ineist auf Rechnung des Schreibers 
von L zu setzen, wahrend die vorher angefiihrten Varianten wohl auf den 
Bearbeiter 1 zuriick zu fiihren waren. Pulaographische Issef elder: Elster, 
die Elster spricht zum Liebhaber: 'sehen ich uch nicht, so horen ich uch 
aber wol wispeln, das du meynem herrn vil unrechtes thust, das du by 
syner frauwen sleffest'; statt 'wispeln' haben die anderen Hss. 'wisse'; 
Kaiser zum 6. Meister: 'das ich den dorlichen tun toten', fflr 'dorlichen' 
hat L 'dotlichen'; 3 Liebhaber : 'dirrer nam jn und lieffe snellich zu dem 
wasser' wird in L zu 'und diser mane lief schneliclichen zu disem wasser'. 
Schreibf elder sind nicht sehr zahlreich, wichtiger sind die versehent- 
lichen Anslassungen. x ) Nur die bedeutenderen sollen hier beriicksichtigt 
werden. Die Kaiserin zu Diocletianus : 'so saltu pruften, das ich noch 
eyn reynes meit bin und umb dynen willen [biszher min jungfrowelikeit 
han] behalten'; Baum: 'owe, was quern aber darnach? die armen, krancken, 
noturftigen [solten vermaledigenj alle, die wern son iczunt wol vortirben 
mochten und das nit enthun'; Weissagung: 'es geschach zu einer zyt, das 
zwene rappen [mann und frouwen gebaren den dritten]. zu den ziten was 
gros hunger'; 'die mutter verlies den jungen rappen und floch vonjme und 
suchte jre narunge und kam nit wider, [der vatter do der dis sach, mit 
grosser arbeit brachte er jme sine spise uncz als lange, das er flihen 
mochte. do der hunger vergangen was und die zyt, do kam die mutter 
wider] geflogen zu dem jungen raben und wolte jn siner geselleschaft sin'. 
Die niederdevtsche Us. B* ist nicht Wort fttr Wort mit den anderen 
Hss. dieser Gruppe verglichen worden, sondern ihr Text nur bei verderbten 
Stellen der andern Hss. herangezogen. Um eine Probe aus ihr zu geben, 
folgt der Anfang des Virgil. 

Pic vyfte spraec der ? rovwen : 

UOen die keyser Octauianus regeerde ende was alte seer ryck ende 
alle ghierich, want hi hadde dat gout seer lief, in den tyden dede die 
Homer groot gewalt jn menich conincryck, alsoe dat vele connighen 
toornik op hen waren. des quam die behende Virgilius jn die stat tot 
Romen, die men by ghenen meester enkonde geliken. die heren baden 

1) Das in L fchlende ist im folgoudcn in [] eingeschlossen. 



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— 64 - 

hen, dat hi met synre konst wat maken woude, dair si hoir vianden 
mede wederstaen mochten endc dat si wistcn, wie hair vriendcn waerri. 
dair by soe maeete lii hen enen torn met groter list ende bchendicheit 
ende bovcn aen den torcn dair niaecte hi alsoe nicnich beelt, als der 
5 provincien jn dier werelt waeren, ende midden jn dien toren do sat een 
keyser ende had enen vergnldenen appel in syn hant, ende een yegelyc 
beelde had een clocskyn in syn hant. ende soe wannen sich ennich 
keerde van der Roeniern, te hant soe hide dat clocskyn, ende die beelde 
keerden den rugghen dair. wannerer die Roemer dat hoirdcn ende 

10 saghen, soe reden sic derwaert ende wonnen die provincie weder, alsoe 
dat alle dat lant hen vruchten moist, ende wat men jn andern lande 
heymelyc dede, dat wordcn si ter stont ghewair met desen beelde ende 
met desen scellen. dair nae meester Virgilius oin trocst wille der armer 
soe maecte hy een licht, dat altocs bernde, ende bi desem licht twe 

15 borne, dat een warm, dat ander kolt. jn dem warmen born baedden 
sy, jn dem colden vercoelden sy hen. ende by dat licht ende by desen 
tween bornen stont een beelde, ende jn syn voirhocft stont gescreuen : 
slaetstu my, ic wrecke my. dat beelt stont soe menich jar. ten lestcn 
quam dar een clerick ende las dat gescrift endc dacht in hem selven, 

20 wat saken voicht hier nae, jc geloeven dat u heym droech, end de groove 
onder dy, hi vonde enen groten scat, ende die scolier hief op ende 
sloech te hant enen groten slach. doen dat beelde neder viel, te hant 
waert dat licht gelcsschct, ende die born verghinghen, ende hi envant 
nyet. doe die arme dat vernaincn, doe wordcn sy bedroft ende spraken: 

25 alletoes moet hi onsalich syn, die oin syn giericheit dit beelt hecft ver- 
stoert ende ons beroeft heelt groten troest. dair na quamen dri ge- 
weldige connighen, die den Roemer groot gewalt haddcn gedacn, ende 
hieldcn raet, hoe si hen wrcken mochten aen hen ende riepen dair toe 
wyse riddern. die een die sprac; alsoe lange als die torn metten beelde 

30 dair steet, soe enmach hen nyemont scaden. doe stondcn die ander 
op ende spraken: wy hcbben ghedacht, hoe wy den toern in groter 
behendichcit willcn stuercn, eest dat gy den cost allene betalen wilt, 
ende wi willen ons levcn dair onder setten. doe spraken sy: wat cost 
hoirt dar toe? do spraken die riddern: drie vaten vol goudes mosten 

35 wy hebben. doe spraken die connighen: goldes suldi genoch hcbben, 
moechdi dat met golde volbrengen of met gocde. die riddern entfingen 
dat golt ende ghinghen te Romen. 

tirnppc b vcrtrrteii (lurch die llss. F II,,, '; h B i T. 

Die Fassung dieser Gruppe war am meisten verbrcitet. Von ihr 

sind nicht nur die meisten Hss. erhalten, sondern auf sie greift auch ein 

20 end groove Hs. — 26 die Hs. 

1) Iin Folgenden stcbt D uberall gleich Di, 2- 



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— 65 — 

Teil dor Drurke zuiuek. Die sieben weisen Meister bilden hier cinen Teil 
der Gesta Romanorum, wahrend sie in den iibrigen Versionen aus dieser 
Verbindung losgelost ein sclbstandiges Werk darstellen. Dazu kommt, 
dass zu der Rahmenerzahlung und den zehn ersten Geschichten am Schluss 
des Ganzen sich Moralisationen ') finden. 

Eingeleitet wird diese Fassung durch eine Vorrede, die jedoch weder 
auf die sieben weisen Meister noch auf die 'Gesta RomanorunT Bezug 
nimmt, sondern ganz allgemein gehaltcn ist. Sie scheint ganz oder teil- 
weise anderswoher entlehnt zu sein. Den Anfang bilden Verse, die jedoch 
in alien Hss. wie Prosa gesclirieben sind. 

Ich kam truwerich, 

und fragt man mich, 

was die sache # were, dar zu antwort ich, 

das ich leider lutteren gewyssen fry stann, 
5 mir selb nach bescheidenheit gar entrunnen bin 

unnd lebe nach ussern synnen. 

mynem schopffer ich widdersprich 

mit worten unnd wercken; sicherlich 

er mich usz mynniglicher tait 
10 nach jme selb gebildet hat 

unnd usz nut zu ewigem lebenn geordent, 

ob ich wurde mit lutterem leben besorget, 

das ich funden wurde mit lutterem gewissen, 

so ich stirbe. die gezugnisse 
15 gyt da uber mich 

conciencie jn warheit sicherlich: 

us der gewissenheit grunt 

jst der mensche siech unnd gesunt. 

was verfacht mich, 
20 ob yederman mir wol spricht 

unnd myn eygen gewissen mich straffet. 

er wachende sicher schlaffet, 

der das manen nit zu herczen leyt, 

so jme die gewissen die warheit seit. 
25 die sich dauon kerent, die buwent utt den tott, 



1) Nur nicht in F. 

4 stan fry D K ston one Bi — 5 gar . . bin fehlt Bi — 8 sichorlichon F 
9 dat D K gotat Bi — 10 solb fehlt D K Bi — 11 unci usz] usscr D K Bi — 15 tla 
fehlt Bi — 16 concicncia D K — jn warheit . . . gosuntl oin worhcit vsscr dor gewiszon 
gonant ist dor monscho Bi ~ 20 mir fohlt Bi -— zuspricht D K Bi — 21 fg. straffet: 
slaffend D K stroffot: slofTet Bi — 22 schlefiet F — 2fifg. lyt: seit D K leit: seit 
Bi — logt F — 25 dor . . . korot, der buwet D K Bi. 



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— 6G — 

er bringt sich selber in ellcnd und nott. 
hievon jnn allenn dingcnn 

so mercke, was gebrcsten die gewisscn moge bringen 
unnd so gctan wissen. 
5 wie er die gewissen welle priszen 
fur alles, das dem menschen not ist, 
hier uff ein frage mir gebrist. 

Sonera jnn dem buch der sittenn spricht also: 'den furcht mer 
dann dich selber, der ein bekenner ist diner sunden. einen fremden 

10 uiachtu woll geHiehenn unnd dich selber nit\ hievon fluch von denn 
sunden von den dir dyn gewissen wirt unruwig. die gewissenhcit uft 
erden unns strafft hcymlieh; sint wir aber dem nit gnung, so strafft sie 
aber dort offentlich, unnd ist das ann dem gcrichte, da nyeman ge'liehen 
mag. hievon so redt sanctus Bernhardus uber der mynnebuch unnd 

15 spricht also: 'nust ist dem liecht schoner, nust ist yme zu lobende, 
dann die gezugnisse, vvann die ewig warheit lucht jnn der menschen 
vernunfft, und schauwct der mensch sich selber jnn der warhcit, und 
lest nit zu, das den menschen gescheidcn mag vonn der ewickeit*. 
Owe den, die der stett ein betrupt gewissen hant. ein verscrt gewissen 

20 mus jne von not von jne selbs alwcgen mit hertzenleide erschinen. 
wol aber dem, der jnn das hus eins luttern gewissen gat unnd mit dem 
wissen sprcchen mag: 'jch bin in das jnner gewissen gcgangen unnd 
hab da jnn geriiwet, unnd in siner bywonunge ist kcin bitterkeit. es 
spricht saiirlus lirrgorius uber den propheten Ezechiel : 'jnn aller der zyt^ 

25 so unns gott verlicht, so soil der mensche alwegen heymlichnn jnn sich 
selber gann unnd fragen den gezugen siner gewissen'. Hugo vonn sant 
Victor der edcll lcrer spricht: 'ein gut gewissen ist, die allcyn suszest 
und nymmer swere, und kuset den frundt, und nach der genaden 
mynnct er den fyend nnd nach der gedultickcit woll zuthunde, ydermann 

30 ist er gemeyn. Nu mcrrke furbas, wie die wandelberkeit der zyt von 
not dich bewysen solt, das du in den spiegel diner gewissen schowen 



1 in elloml vnd not D K in ollendo not Bi und not feblt F — 3 dir dio K Bi, dii die D 
4 so . . . wissen fohlt D K — und so . . . priszon feblt Bi — 7 har uf mir fra«;o Bi ber 
usz mir fragen D K (sagen Di) — gebrist mir oin frage F. 

8 Im folgenden sincl koine Verso mebr zu orkonnou, und ieb gebe bier nur die 
Variantcn, dio fiir dio Richtigstollung dos Textes von Belang sincl. 

10 abor dicb selb. D K Bi — 11 dor dir F — 12 so scbreyet sie D K Bi — 14 vnns s. F 
— 16 dio gezugnuszo vnuer gewissen D K Bi — 20 vnd jne selbs D K; (Bi bat bier eino 
grossoro Liicko) — 21 ein F — 27 die allor suszest Bi allein susso ist F dio alien 
menfcben susz ist D K — 30 ist er genaigt D K — 31 bevvise D K Bi v l>cwisen solt 
F — das du . . . solt feblt F. 



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— 67 — 

solt, bedenckc von crsten, wie es gar ein sorglich dinck ist, der die 
zyt unnutzlich vertribt, wann syc nit me widder kumpt, imnd die tage 
zuverdienen ewig leben koment nit mer. merck, wie erschrocklichen das 
ist, do du jnn yeder stunden inocbtest zu den gnaden gots konienn 
5 unnd die verschlaftest. Sent™ capitulo 9° spriclit: 'du bist nust gewesen 
unnd wirst zu nustc, aber jnn dem puncten desser gegenwirtickeit so bistu 
mit lybe unnd mit selc verenet, jnn dem machtu verdienenn unnd nit 
anders'. Job 9° capitulo spricht: 'des mcnschen tag sind kurtz'. Gre- 
g«ri«s jm 12. capitulo spricht: 'ich acht des menschen tage, als ob sie 

10 nut sint, wandt sie gar snellentlich vergandt; nust sicherers, dan der 
dot unnd nust unsicherers, dann die stunde siner zukunfft. Jop 6. ca- 
pitulo spricht: 'myne lieben bruder sint fur, als der lauffender, unge- 
stymmer, fliessender flusz jnn deszer zyt one underlasz fluszet, so ylent 
wir bys zu ende unnsers lebens; audi schlaffende koment wir\ wee 

15 unns, die da rastent uff helffenbeinen betten ! das ist trackeit uber die 
nottdurfft der naturen. Suicm capitulo primo spricht: 'unstedickeit ist 
unschedlich, aber ein clein punctlin ist, das wir lebent; unnser leben 
ist glich dem, der alwegen fur sich jnn eynem schyff fert. also ylent 
wir stetz zu unnserm tode. Seneca capitulo primo spricht: 'der tod uns 

20 nahet, das leben fluhet, unser leben ist von dem leben gan. ewiglich 
hie leben, ist langes sterben'. aber spricht Seneca capitulo III.: 'der 
mensch nympt nit ware, das die zyt hin gat unnd latt alles das, das er 
hatt andern lutten uud stirbet\ Grcgnriiis spricht: 'alles, das vergat, das 
ist kurtz unnd zu gewynnen ewickcit mit arbeit, die zyt findet\ ob nu 

25 der mensch nit billich erschrickt, das die gnadenrich zyt so liederlich 
ubcrsehen wirt unnd so wunderlich unnd unnutzlich vertriben. hievon 
ee der mensche verscheiden wcrde von desser zyt, so soil er sich ar- 
beitten und gedencken, das wiY mussend (lurch vill lydens zu got 
komenn ; uond das du jn der jogent nit hast gesamelt, wie findestu das 

30 an dem alter, sanrlns Augustinus jnn dem buch von den wortenn gottcs 
spricht: 'wir sint krenckcr dan ein glas, wann man mag ein glasz woll 
fur fallen behutten, aber uns nummer fur dem alter von stettem jlen zu 
dem tode'. es ist nit zu achtcn, das ein mensch woll lebet. AngnsliuMs 
spricht jnn dem buch der sytten: 'es ist ein kurtz leben, unnd der ge- 

35 truwe got hat dir verheissen gnadc diner sunden, so du jne jn der 
warhcit suchest; aber zu leben mornigen tag, wer hat dich des ge- 



5 cap. LXXXX Di K; Seneca spricht Di Bi — 9 ich fohlt D K Bi - 13 fluszet 
fehlt F — so ylen wir tintz zu dem D K; sio ylot widder F — 15 uniw] jn D K — 
17 nn88er lobon ist gclich dem dor alles fur K D; glich dem loben als F — 19 prim u in 
F — 21 cnp. III. op. XI. D K — 24 ftf£. mit arboitten. dio zit vindest aber nit mo. 
billich orschrik, daz (du) dio poniidenrich zitt so gar wber sohon hast D K — 36 den 
morigen tag Di; manichen t. F. 



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— 68 — 

sichert?' gedencke ann den richen man, von dem das heilige ewange- 
lium seit; do er wonde wollebenn, da starb er gelingen jn der selben 
nacht. verflucht ist, der sin dinck lest an den nienschen unnd ein ende 
siner lieben jnn unstettckeit deszer welt. Jrroiiimos capitulo 19. spricht: 
5 'nust ist als grussentlich, das die nienschen betruget, dan das sie yne 
selber lenger zyell geben zu lebende. jn desser zyt lebet der mensche 
jm selber nit nutzlich, er schetze es dan nach dem, als es jn 
ewickeit Ion bringet*. hievon spricht Haymo von sant Paulus, 
das er von der ersten stunden des tages bisz uff die funfften stunde 
10 mit arbeit der hende sich ernerte, von der selben stunden bysz uff die 
zehende stunde do besorgt er sich sins. libs unnd nach der zehenden 
stunt do lerte er unnd bretigte den ellenden bilgeren notturfft, unnd 
durch die nacht gemeynlich so bettet er. hie by so merckent, das sich 
nyemant uff mussigkan sol flyssenn, wan mussickeit til boszheit hat ge- 
15 schaffen. Jrroninns spricht: 'mussickeit ladct den tuffell jn din wonunge 
dines herczen'. hievon ube dich mensche stettenlichen jnn etlichen 
guden wereken, das dich der tuffel nit mussig finde, wand mussiggeen 
verderbt dem nienschen sin crafft gegen gott, als der rost verderbt das 
ysen. spricht Jeronimus vonn dessen dingen nit mer: 'wann nu die zyt 
20 kurzent, der zyt nutzlich ist zu vertriben, unnd einfaltigs gemuts leider 
lass unnd uff das boeste geneigt ist'. hievon will ich etwas schriben 
von den getetten der romschen keysser und usz dem buch der altvetter, 
durch das wir jnn ein nehers komen und etlich zyt da mit one sweren 
gebresten vertribende sint, unnd fahcnt ann mit den sicben wyszen 
25 meystern zu Rome, die alle diesse welt mit jrer wyssheit uszgericht 
unnd geregiert hanndt. 

Die lateinische Vorlage dieser deutschen Fassung der sieben weisen 
Meister l&sst sich ebenso wie bei der ersten Gruppe nicht feststellen. Eine 
der bekannten Hss. der Historia kann nicht benutzt sein, man miisste denn 
annehmen, dass der tj bersetzer sich nicht an seine Vorlage gebunden und 
iiusserst frei iibertragen habe. Die zu Grunde liegende lateinische Hs. 
enthielt jedenfalls die weisen Meister nur als ersten Teil der 'Gesta Ro- 
manorum* nebst den Moralisationen zu den ersten elf Erzahlungen. Da 
sich aber lateinische Hss. 1 ) finden, die genau dieselben Moralisationen und 
zwar auch in derselben Fassung enthalten, so mogen diese wohl zu der 
Vorlage der deutschen tTbertragung, die uns hier beschaftigt, in Bezichung 
stehen. 

Als Probe diene wieder Virgil nach der Hs. F. 



2 gcchs K Bi, geheR todes D — 4 cap. LXXXX D LXXIX K - 5 als groszlich 
D K -- 19 os spricht D K — dio ki'irtzo der zytt nutzlich ist zu vortrybcn D K. 

1) Vgl. Oesterlcy, Gesta Romanorum S. V9, 224. Dio Marburgor Hs. Leider 
fchlen dnrin die sieben weisen Meister. 



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— 69 — 

Der keyser Octavianus, der so gewaltig was zu Rome, der hat 
vor alien dingen das golt als licp, das er gots und siner ere vergasz. 
inn der selben zit do detten di6 Roraer andern landen so vill leits, wan 
sie gewaltig warent uber alle lande, das nianig lant und konigrich sich 
5 widder sie setzte und yn auch vill leyts tatten. jnn den zitten was eyn 
meister zu Rome, Virgilius genant, der was der beste meister usz der 
swartzen kunst so er ye geborn wart, den batten die Romer, das er 
yn etwas solt machen, durch das sie gewarnt mochten werden, welchs 
lant sich gegen yn abwerffen wolte, das sie also vor iren fynden ge- 
10 warnt wurden. der meister Virgilius hiesz die Romer eynen thorn 
buwen. das geschach. dar jn macht er ein bylde, mitten in den thurn, 
das het eyn apffel in der hende. und umb dasselb bilde macht er ander 
bilde vil, die hetten sich gekert in alle landt, und het der selben bilde 
yedes ein glocklin jn der hant ; und welches lant sich gegen denn Ro- 
lf) mern wolt abwerffen und widder sie wolt sin, so lut dasselbe bylde dis 
ersten sin glocklin, das glich gegen dem lande sahe, und darnach lutten 
die andern alle ir glockelin. damit wurdent die Romer alzit gewarnt 
und zugent dan jn dasselb landt und zwongen das, yn widder under- 
tenig und gehorsani zu sin etc. darnach der vorgenant meister Vir- 
20 gilius macht zu Rome in der stat zu trost armen lutten eyn fuwer, 
das da stetiglich brann, und macht auch dar zu eyn Hiessenden bronncn, 
das arme lutte zu trincken fundent und auch evn vedes arm mensch 



1 Okt. tier k. D K Bi T — dor do D K Bi T — zu R. was K — do Lotto or vor 
alien dingen gold D K Bi — 2 liop fell It Bi — das fclilt T — alien sinor oron Dj Bi — 
darumb v. D> T — 3 jn den zytten D K T — jn dor zit totten Bi — als vil laides vud 
gowaltcs an D T Bi (Bi K fehlt an; — wan sie . . . lando fohlt D K Bi T - 4 lant 
vnd fehlt D K Bi T — sich sich K. sich foblt Di — 5 yn] den Romorn Bi — vnd tottont 
in ouch vil laides K D — vnd gowaltes D (gowaltes an Di ) — in dos zytteu do waz zu 
R. der in. D — jn den tagen K B T — was V. dor m. z. R. Bi — 6 meister fehlt D 
K Bi T — in dor Bi — vsz den schwartzen buchen, so or yuan was DK; von den swartzen 
kunstcn ador buchhoron T — 7 so or jn der welt moch sin Bi — das er jn machto et- 
was D — 8 etwas machte K Bi T — durch d. sy (sy fohlt D2) wurdont gowarnett 
vor (von Bi T) jren vinden D Bi K T — 10 dor hies sy aincn turn machen D K T do 
hiesz or sic 0. t. m. Bi — 11 und machto er ain b. dar in Di — yn mitten eyn b. T; ain 
mitten der in ain b. D2; ain b. da mitten dar K — do machto er m. uff d. t. c. b. Bi — 
12 dassolbo haddo T — vmb d. bild D K Bi T — 13 vil ander bild Bi — vil fohlt T — 
dio sahond D K Bi T in auder land D — landt fohlt T — vnd h. yoglichs b. ain gloggon 
D K Bi T — 15 wolte sich widor d. R. Bi K Bz — gogen sych air worffen wolde wodcr do T 
— vfi wcrffen D K Bi — wolt fehlt D K Bi sin woldeT — das solbe bild lutto die ersten glocken, 
das g. dora 1. sach D2 ; daz solbe b. 1. des ersten, daz gegen dem 1. sach Di K (dem fehlt 
K); das selbo b. 1. des ersten, das g. dom selben 1. sach Bi T — 16 dar nach die andern 
alle D K Bi T — 17 so wurdent D K - 18 selb fehlt Di — v. machton sie (sie fehlt 
Bi ) e8 wider vnder tiinig v. gehorsam D K Bi T (cs yn dan wicdor T) — 19 dar nach 
machtt m. V. jn der st. zu Ronio D K Bi T (jn der statt fohlt T) — 20 armen 1. zu tr. 

T — 21 das bran stettenclich D K Bi T — macht auch fehlt Bi ouch ainn fl. br. 

dar zu D K T — 22 da zu Bi. 



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— 70 - 

sich da mocht baden, wan es yin not were, zu solchem fucr und auch 
zu dem bronnen macht er ein erin bilde und schrieb dem an sin stirn: 
'wer niich slecht, zu hant und balde so werde ich gerochen'. solchs 
stunde lange und vill jare da und was armer lut trost und offenthalt. 
5 also fugt es sich zu einer zit, das ein mutwilliger pfaffe dahin kaan, 
und er lasz die schrifft, dem bylde an der stirn geschriben was; und 
so balde er das gelasz, da schlug er das bylde an sinen halsz init eynem 
kolben, als er yn jn der hant truge. und zu stunt vcrlasch das fuwer 
und versiege der bronn und wurden die armen lut yrs trosts beraupt, 

10 und schruwent den niort ubcr den pfaffen etc. dar nach komen dry 
konige zu samen, den was vill leyts gescheen von den Koniern und 
wurdent init einander zu ratte, wie sie gerochcn niochtent werden an yn. 
da sprach der eyn konig widdcr die andern zwcn, es mocht nit gesin, 
alle die wyle die bylde uff dem thurn werent, wan die Komerr wurdent alle 

15 zit gewarnt (lurch die bylde etc. also warent da by den konigen dry 
muttiger stoltzerr litter, die wustent woll. das der keyszer golt zumall 
liebe hatt uber alle dinge. und die litter sprachent zu den konigen: 
'was wollent ir uns geben, so wollen wir den thurm mit den bylden zu- 
storen\ sie komen ubereyn, und die konige gelopten den drien ritteru 

20 vill guts, also furent die dry ritter gein Rome zu dem keyser Octavi- 
ano und tetten sich grosser sachen usz, wie sie wusten alle heymlich 
schetze, und wo golt verborgen were und lege, und wolt sie der keyser 
zu dienem uffnemcn, so wolten sie yin die alle uffenbaren und wysen, 
das sie funden wurdent. so gewunde er golts, als vill er wolte. Oc- 

1 vntl ouch da baduttcn . . zu don zwayen macht or D K Bi T, doch fchlt in 
Bi v. ouch d. bad. — 2 iiu au die st. D K Bi dem solbon byldo an die st. T — 3 vnJ 
I'ehlt D K Bi T - baldo fehlt Bi — so fchlt D K B — an yin gor. Bi an dem word 
ich zo hant baldo gorochen T — das bild stond vil jar vnd D K Bi T — 5 dos kaui ain 
pfaft ainost (cyn mailsT)dar vnd do er das lasz D K Bi T — 7 don halsz D K Bi T — tnitoynem 
. . . zu stunt fehlt D K Bi T — 8 do orlasch D K Bi T — 9 vnd der brunu orsygo D K T — die 
armen 1. warent D K T Bi - 10 don nioit] mord D K BiT - 12 an yn fehlt D K T 
Bi — 13 vnd gemaintc der ain. es inochte D K Bi v. dor oyno mcynot, cs m. T — 
14 alio fehlt D K Bi T — die willo der thurn m. d. bilden stunde T — alle wegen 
wurdent gcw. durch sy D K T Bi — 15 do standout dry wol gomutt ritter (ritter fehlt 
Di) do \fl D K Bi T (do vor uff fehlt Bi do vil fehlt T) — 16 wio der D K T — k. zu 
Rome gold also 1. D K k. z. Koine ubcr al. d. golt 1. h. Bi — zumall fehlt T — 17 vnd 
sprachent D K T Bi — zu den konigen fehlt Bi — 19 vnd die . . . guts] vmb vil guttes 
D K T v. v. goldes Bi —20 die dry rittor fureud D K T Bi (komen Bi ) — zu dem k. gen 
K. Oct. D — 21 grosser sachen fehlt D K Bi T — sio worn jm (jn K) trom cnsckcidcn, 
wa golt verb, lege D K, yn were gotreymct for war, wo g. bograbon lege T, in wer in 
tromen lur kommen, wo verb, scheez weren Bi — 23 uff nomeu z. dienem Bi — netmn 
D K T — so wolten . . . wurdent fehlt D K T Bi - 24 dos guides, wie vil D; so vil 
g. wio v. T des goldes vil, als K; so ncmc er des gold, wie vil Bi— Octavianus d. k.] er 
DKTBi. 



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— 71 — 

tavianus der keyser sprach, er vvolt sie versuchen, und nam die dry 
rittcr uff zu dienern. dar nach gingent der ritter zwen dar und be- 
gruben vill goldes vor zweien thorn zu Rome, vor der stat, und ginge 
der drit ritter zu dem keyszer und sprach, uff diszer kunfftigen nacht 
5 so wolt er dem keyser warsagen. und des morgens fruwe da ginge 
er zu dem keyser und sprach: 'gnediger here, mir ist getraumpt, wie 
vor dem thore, da der thurn uff stat, lyge ein schatz mit golde ver- 
borgen'. der keyszer sprach, er wolt selbs mit ym gan und sehen, ob 
es ware were, und da sie nu untereynander dar komen, der keyszer 

10 fant den schatz, wie ym der ritter het gesagt. des wart er gar fro und 
glaupte do dem ritter siner kunst, die er und sin mitgesellen sich gegen 
dem keyser hetten uszgethun. dar nach aber uber unlange zit; da thet 
der ander ritter audi also und zeiget dem keyser den andern schatz, 
den sie audi hetten vergraben. den fant aber der keyser durch den 

15 andern litter, und wurdent die rittcr gar wert und liep gehapt von 
dem keyserr. dar nach der drit ritter kam zu dem keyszer und sprach: 
'gnediger here und keyszer, mir ist ein sache getreumpt, dar durch ich 
weysz, das der aller groste schatz von golde, so er uff erden mag ge- 
sin, lige under dem thorn, da die bylde uff stan\ da sprach der keyszer: 

20 'das woll gott nit, das ich lasz under den thorn graben, Wan wir so 
manigfeltige syge handt wedder alio dise welt, von warnonge der bylden, 
das mir keyn golt so liep nit wirt, das ich den thorn lasz undergraben'. 
der ritter sprach: 'wir wollent das woll zu bringen, das es dem thorn 
nit schadt und uch doch das golt wirt*. der keyszer was uff die liebe 

25 des golds also gar vertlissen und geneygt, das er sich liesz uberreden, 
und erlaupte den rittem, das sie des nachts grubent under den thorn, 

1 vnd nam . . dienern tehlt D K Bi T — 2 des gicngcud die zwen dar D K Bi T 
3 vor zwaiu toren dor st. vergrubend sy v. g. D K T — zu Rome feblt D K Bi T — 
ging der ein zu Bi K ain giong zu D T — 4 und sprach fehlt Di — uft diszerj der D K 
Bi T — 5 so fehlt Bi — so wil ich vch war sagen T — des fehlt D K Bi T — da, 6 gnedigur 
fohlen D K Bi T — 7 vor dem turen lig ain schatz D K Bi T — 8 und fehlt T — lugen 
D Bi K — 9 vnd da . . . kouicn fehlt Di ; do or dar kam Dj Bi K T — do vaud er dcii 
schatz D K Bi T — 10 wie ym . . . gesagt fehlt D Bi K T - vnd ward gar D K Bi T 
— 11 do fehlt D K Bi T — den ritiern Di K — - sincr kunst, . . . uszgothun fehlt DKBi T 
12 uber vil zyttes D^ K ubcr etwie vil z. Bi vbor otwan v. z. T —13 ynio der T — vnd 
zeiget . . . von dem keyszerr fehlt D K Bi T — 16 dar nach kam der Bi — 17 gnediger 
fehlt DKB T — und keyser fehlt D K Bi T — mir ist getromct D Bi T mir hat g. 
K — dar durch . . das] wie der aller groste hortt (huff Dj) mit gold, so er vff erde sy 
(sy fehlt Di) D K Bi (mit gold fehlt Bi) — 19 v. d. turn lige Dj — uff syut ador 
steynt T — sind Di Bi K — 20 lasz dar viuler graben D K Bi das ych dar vnder lasz 
gr. T — 21 manig Di — syge] fygur D K Bi T — alio die welt D K alio wolt Bi — 
22 das mir. . . undergraben fehlt D K Bi T — 23 das woll] es also D K Bi T - or dem 
Di — 24 nit schade noch uch. vnd uch doch Bi — doch fehlt Di — der keyser] er 1) K 
Hi wart Bi — was so T — uff des goldes liebin K — 25 gar fehlt D K vast Bi T — 

26 des fehlt DKBiT- vnder dem T. 



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— 72 — 

und da der keyser want, sie grubent nach dem schatze, des nachtes da 
stiessen sie eyn fuwer jn den thurn und furent sie da von dannen. das 
fuer nam vast zu und verbran der thorn und die bylde. das was ein 
groszer schlag den Romem, den sie miner me uberwunden, unnd 
5 lieffent die Romer zu dem keyszer und fragten yn, warumb oder wem 
er den thorn erlaupt hett, dar yn zu gan oder zu graben. der keyser 
sagte yn, wie yn die dry ritter hetten betrogen. und da die Romer 
horten, das es also gescheen was von der grossen gytickeit wegen des 
keyzsers, das er das golt also hep hett, das er erlaupt hett, den thorn 
10 zu undergraben von groszer Hebe, so cr zu dem golde was han, das 
die Romer durch siner gitickeit willen umb alien yren gewalt koment, 
da hetten sie eynen ratt, wie sie sich an dem keyszer mochten rechen, 
und fyngent den keyszer und bundent ym hendc und fusze und slugen 
ym ein groszen klotz goltz in sinen hals, das er dar an erstickte. dar 
15 nach balde da koment ir fynde und tetten yn groszen schaden und 
verdarpten yn lant und lutt, da sie kein warnonge me hetten von den 
bylden, die mit dem thorn verbrent wurden etc. 

Von den 6 Hss. gehoren D K I, I enger zusammen, wahrend die 
Hs. V mit ihrem umfangreicheren Text, fur sich allein steht. Es liegt nun 
sehr nahe, anzunehmen, I' die jtingere lis. enthalte eine Bearbeitung und 
Erweiterung des Textes von D K B, T. Eine genaue Vergleichung zeigt 
jedoch bald, dass im Allgemeinen in ¥ das Altere, Urspriinglichere vorliegt, 
wahrend die ubrigen Hss. eine auf eine gemeinsame Urvorlage zurilckgehende 
vcrkQrzte Fassung bicten. Dass nicht V eine Erweiterung, sondern D K Bj T 
eine Verkiirzung des ursprunglichen Textes ist, zeigen besonders solche 
Stellen, wo durch Streichungen diescr letztcren Gruppe offenbare Lucken 
im Sinne und Zusammenhang entstanden sind. Audi ein Vergleich mit 
dem Lateinischen lehrt, dass V den ursprtinglichen Text hat. In I' ist die 
schon erwahnte Tendenz der Version b, alle anstossigen Stellen zu beseitigen 
oder zu moditizieren, am konsequentesten durchgefdhrt, wahrend die anderen 
Hss. in einzelnen Fallen zwar eine ebensolche prude Befangenheit zeigen, 
oft aber nichts davon merken lassen. Wenn an manchen Stellen die Hss.- 
Gruppe D K Bj T ursprtinglicheres bewahrt hat, so ist das teilweise in den Fallen 

1 und fehlt Bi T — da dor . . . nachtos fehlt D K Bi T — do stiessen die 
ryttcr fur an D K Bi T — in don th. fehlt Bi T — sio fehlt D K Bi T - das fuer . . 
zu fehlt Bi — 3 vast fehlt DKT- und das was D K Bi — 4 groszer fehlt DKBiT 
— dos sio T — me fehlt D2 — uberwynden F - 5 die lut lieffond zu d. k. v. fr. t wonn DKT 
dio lutt 1. zu dem turn Bi — 6 dar yn . . . graben fehlt D K Bi T - cr soitt, wie 
D K Bi or sprach, wio T — 7 die ritter betrogen hetten 1) K Bi T - 8 also fehlt 
D K Bi T — von dem das der kayser gold als lieb hett 1) K Bi (cr T) — 9 das er . . . 
fuszo fehlt D K Bi T — 13 do schlugond sy im ainen guldin kluez magel D) jn sinen 
(den K T; den sinen Bi) mund vnd tottend in dar nach. bald kamend die (jr Dj K) 
vind vnd vordcrbctten die Romer I) K Bi T. 



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— 73 — 

geschehen, wo F versehentliche Auslassungen zeigt Zum Teil erklaren sich 
diese Stellen nur so, dass der Bearbeiter, auf den die verktirzte Fassung 
zuriickgeht, das Lateinische oder eine andere deutsche Version herangezogen, 
moglicherweise auch in Reminiscenz an eine andere Fassung der so vielfach 
verbreiteten sieben weisen Meister hier geandert hat. Es sind dies namlich 
nur solche Stellen, die sich dem Ged&chtnis sehr leicht einpragen, wie z. B. 
die dritte Schandung des toten Ritters durch seine Frau in Witwe von Ephesus, 
wo diese ihm die Geschlechtsteile abschneidet. 

Ilandsrhrift f. Auch hier sollten wie in den ttbrigcn Hss. die sieben 
weisen Meister die 'Gesta Romanorum' eroffnen, wie der Schluss der 
Vorrede beweist. Doch hat der Schreiber nicht gehalten, was er versprochen, 
oder dieser let^te Teil ist verloren, was nach der ausscren Beschaifenheit 
der Hs. recht wohl der Fall sein konnte. Der Text ist verhaltuismiissig 
korrekt geschrieben und wenig durch Fehler und Auslassungen verderbt. 

Palaographischc LesefMer linden sich folgende: Voireile: S. 66, 20'susze 
ist' fiir'suszest';S.07,36 'manichen' fur'niornigen';'Pocianus' fur'Poncianus . 
Es wiirde dies als Schreibfehler anzusehen sein, wenn es sich nur einnial 
iande; da diese Schreibweise durchgefuhrt ist, so wird sie Avohl auf ein 
Vcrlesen zuriickgehen, indeni der Schreiber den Strich tiber dem o unbenierkt 
liess. — Vielleicht liegt auch an folgender Stelle ein Lesefehler vor,. der 
7. Meister sagt zum Kaiser: 'morn umb disze zit, so wirt uwer son reden' , 
statt 'disze' steht sonst iinmer 'terze'. 

Schreibfehler sind ebenfalls selten: z. B. Vorrede S. 66, 3 'der' statt 
'den' unter dem Einfiuss des iolgenden 'dir'; S. 66, 7 'unns' statt 'vnnd'; 
JJaum, das Volk ruft: 'owe will nyman war nemcn, des einigen sons des 
keiszers turet man jn den tod'; f des' statt f den'; GeduUlproben f ich fucht' 
statt 'ich furcht', was sich mehrere Male tindet; Uyppoknties 'do meynte cr, 
most beyde, des konigs und auch der konigin wasser beschauwen'; 'er' statt 
'er, er'; u. a. An einigen Stellen sind versehentlich Worte doppelt geschrieben. 

Virseheidliehe Auslassungen kommen mehrere vor: Vorrede S. 66,24 nach 
' solt' fehlt 'das du in den spiegel diner gewiszen schowen solt', also eine 
Abirrung vom 1. zum 2. 'solt'; JJund, als des Ritters Frau den Saal betritt, 
'ersicht sie das blut unnd die wiege was umbgefallen', nach 'blut' fehlt 
'vmb die wiege, unnd das'; UyppoLrates, als der Meister des Schtilers 
Weisheit erkannte, 'da gcwan er ein hasz widder yn [und forchte, er wurd 
furnemer denn er,] und verbarg alle sin kunst vor ym\ Das Eingeklainmerte 
fehlt Der Schreiber war von dem ersten 'und' zum folgenden abgeirrt. 
Einzelne Worte sind an 9 Stellen ausgelassen, z. B.: der Kaiser gebietet, 
urn die Erztihlung des 1. Mcisters zu horen, 'das man den widder jn 
brechte'; 'son' fehlt. 

Absichdiehe Anderungen von If lassen sich nicht erkennen. 



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~ 74 — 

Croppe tt K B, T. Der Text dieser 5 Hss. ist eine stark eftberarbeitung 
des ursprflnglichcn. Der Bearbeiter suchte die Vorlage zu kiirzcn, so dass 
der Text hier nur etwas iiber | des Umfangs hat, den ¥ und die Hss. der 
ubrigen Gruppen aufweisen. Langere Ausdrucke werden durch kurzere, 
ganze Satze durch adverbiale Bestimmungen und prapositionale Wendungen, 
Substantive und Eigennamen durch die Pronomina crsetzt. Auch wo der 
ursprungliche Text nicht gekiirzt ist, hat der Bearbeiter ini Wortschatz 
willkOrlich geandert, so dass sehr oft auch der Sinn cin anderer geworden. 
Es ergeben sich so eine ungeheure Zahl geineinsainer Abweichungen dieser 
5 Hss. von f. Nur einige sollen angefuhrt werden. 

Streichwtgcn and Kurzunyen erstrecken sich zunachst iiber einzclne Satze 
und Ausdrticke. Wo ein Satz, eine Redewendung u. dergl. unbeschadet des 
*"Sinnes fehlen kann, ist gestrichen worden. Das Gestrichene ist ini Folgenden 
durch Klammern kenntlich gemacht. Kaiserin vor Sclmtzhaus, 'und schrcy 
[mit heller stym]'; SiJtutzhaus, 'und da sie bede also vil costens hetten [mit 
stechen, tornieren und zu hoffritten J, da worden sie arm'; 'der son [tet nach 
sines vatters heiszen und J zoch usz sin swerf; 'der keiser hiesz, das man 
den corpel solt |an ein rosz binden und ynj slcuffen durch die stat [in alio 
gassenf; 'die diener luffent hin jnn |in das huszV; 'uber das alles wartf der 
sone sines vatters haupt in ein [wuste stinckende] versinechte gruben'; 
EUter, die Frau fiihrt den Bulen in den Saal, 'da der vogell in hinge [in 
eynem kebenf; die Kaiserin nach Elder, '[ach gott, das ich ye geborn wart 
undj we mir, das ich des keiszers wyb ye bin worden, [das niir von sinem 
verfiuchtcn son so grosz schande und smacheit ist gescheen und nit gerochen 
sol werden]'; 'durch elaffens willen der boesen, [schnoden, verHuchtenJ 
mcister'; worauf der Kaiser sagt: 'es wirt vill dings verzogen [durch des 
besten willenj'; Kaiser gtblendet, Mem wolten sie sin traum bescheiden [und 
sagen, was es were, oder was der traum betuttetf; Merlin spricht zu dem 
Manne, der den Traum gehabt: 'gang heym [in din gartenj grabe dasselbs 
in, [da der bronn dir erschien ist J * ; 'er folget dem knaben |und thet, als 
yn der knabe het gelert]'; '[salient undj hortent'; Mer knabe nam den keiser 
[by der hantj und furt yn in sin kamere, da er [nachts in] lage' u. s. w. 

Wichtiger sind Streichungen und Zuwmmeitzivhuugm gronsrrer Partleat 
der Erzahlung, die nach dem Schluss zu immer hautiger und durchgreifender 
werden. Wenige Beispiele gentigen. Brmmen, der Mann 'ylte balde her ab, 
das er ir zu hilff kerne [und wolt sie widder usz dem wasser Ziehen, das 
sie nit so jemerlich verdurbe. als er an dem wasser ginge und sucht sin 
frauwen weinende und clagende, das er sie nit kunde linden], die wile wust 
sie zu dem husz hin jnn'; der Kaiser nach Scliatzhaus, Mer keyszersprach: 
ja frauwe, ich hab dich wol vernomen, er ist ein untruwer son gewesen 
gegen sinem vatter. die keyserin sprach: ich furcht, das uch auch also 
geschee' : 'er sprach: ja, (ja fehlt D^) ich furcht das uch auch also geschee' 



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— 75 — 

in B K B, ; so werden die Worte dcr Kaiserin dem Kaiser in den Mund 
gelegt. T hat wenigstens nacli ja' ein 'sie sprach', wodurch der Sinn 
zurechtgertickt ht\ EUter, diesc Erzahlung ist an mehreren Stellen stark 
gektirzt. Die Elster erzalilt: 'es regent und hagelt die gantze nacht uflF 
mich, das ich nach todt was. der here redt mit der frauwen von diszer 
geschicht, so ym der vogcll gesagt het, und strafft sie hertencklich , mit 
harten worten. die frauwe, als ir notturfft was, begunde vast und sere 
leuckeln und darwidder zu reden und zurnet vast mit irem man und sprach: 
du glaupst aber dem verttuchten vogell, und alles, das er sagt, das ist doch 
gelogen, wie woll du ym glaupst, wan die nacht, als er dir hat gesagt von 
rcgen und von hageln, was also schon vnd liecht, als dis gantzen jars ye 
kcin nacht': 'wannd es die gantzen nachtt regnette vnd hagelte. do sprach 
die frow: gl. du aber d. verfl. v.V die nacht was es schoner, wan ye kain 
nacht'; der Hitter ruft aus: 'owe mir, das ich unschuldiglich myn liebnn vogell 
crdot habe durch myner falschen frauwen rede willen, die mich so mit grossem 
falsch und boszheit ubergvt und gibnn hat. erst merck ich woll, das mir 
der vogell ware hat gesagt. und von groszem leyde, das er het umb den 
fogell und von unmut und umvillen, den er furbasz hett zu sinem wybe 
durch ir groszcn untruwe willen, die sie ym bewieszen hette, da verkaufft 
er alles, das er hette und fure uber mere zu dem heilgcn grabe und blibe 
da bisz an sin ende, und kam sin frauwe zu grosser armut dar nach und 
lcit grosz ellent und ward den luden versmecht durch der groszn untruwe 
willen, die sie irem frommen man het bewieszen, der sie docji jn so groszn 
eren hett gehalten alle zit etc. da sprach dcr meister: gnediger here und 
keyszer, hant ir mich nu woll gemercktV der keyscr sprach: ja, ich han 
din rede woll vernomen; uff myn truwe, sie ist ein boesz, listigs wyp ge- 
wesen an irem frommen bider mann, audi wart sie wol und recht vergolten 
und bezalt von ym': 'we mir, das ich minen vogel unschuldeclich han er- 
tottet durch miner frouwen claflens willen! und von laide verkoflet er alles, 
das er hett und fur zu dem hailigen grab und was do untz an sinen tod. 
do sprach der maister: hand ir mich vernomen. (der keiser sprach) ja, sti 
ist ain bosz wib gesyn'; Kaiser yeblemkt, die Meister sagen zu Merlin 'dcs 
keisers bresten ist also, fdas er uszerhalp sin palasts nit gesicht und in 
dem palast gesicht er wollj. da sprach der knabe'. Der eingeklammerte 
Satz fehlt, woraus deutlich hervorgeht, dass ¥ das Urspriingliche hat. Ge- 
tlulifpvobai, als die Frau den Ilund getotet hat und sie wegen dcs Scheltens 
ihres Mamies zu weinen beginnt, sagt diescr: 'swyg und lasz es gut sin 
diszer zit und thu mir soldier sachen keyn mee. du hast mir vor male 
myn aller liepsten baum, den ich in mynem garten hette, abgehauwen, so 
hastu mir itzt den hundt erdotct vor mynen augen, an dem allem ich kein 
gefallen han. do sy es dir als verziegen nu zumal und hut dich fur baszer 
vor solchcr unfure. die frauwe sweyge'. diese ganze JStelle fehlt. Der Herr 



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— 76 — 

verzeiht seiner Frau also nicht; trotzdem sagt diese der Mutter am anderen 
Tage, ihr Mann habe ihr alles vergeben, als sie angefangen zu weinen. 
Genau so verhalt es sich an der Stelle vorher, wo die Frau den Baum ge- 
fallt hat, um den Zorn des Mannes zu reizen. Solche Stellen zeigen deut- 
lich die Ursprfinglichkeit des Textes von ¥. In dem initgeteilten Exempel 
finden sich VerkQrzungen, S. 71, 10, 11 fg., 13, 22; 72, 1, 6, 8 fgg. 15. 
Ht/]ypokrat€8 ist sehr stark gekurzt, ebenso wie der Teil der Rahmenerzahlung 
in diesem TeiL Marschalk, der Marschalk sagt zu dem Konige, man mussc 
der Frau 1000 Gulden geben 'und most sie audi fruwe von danrien lassen. 
ee das der tag uftbreche, das sie nyemant mocht erkennen, das sie in 
kevnen ruff kerne gegen der welt, oder sie wolt es nit thun. der konig 
sprach, er solt sie bringen, er wolt sie fruwe gnong von dannen lassen* 
dies fehlt, so dass man nicht verstcht, weshalb der Marschalk spater den Konig 
immer wieder auffordert, die Frau zu entlassen. Auch an anderen Stellen 
in diesem Exempel ist der Text stark gekurzt KOnigin eingeschlo**eti, als der 
Konig den Ring an der Hand des schlalenden Ritters erblickt, heisst es: 
'und liesz do ein groszen sufftzen, jn dem erwacht der ritter unnd marckt 
by dem sufftzen des konigs, das er ym das vingerlein an der handt hat 
gesehen und er erschrack gar ubeir: 'der rytter erwacht und er crschrack 
sere'. Man erkennt hier nicht, warum er erschrickt. Der Ritter bittet den 
Konig, ihm seine Braut zu verm&hlen. 'der konig antwort dem ritter: er 
wolt es gern thun, wie woll er yn doch liebei- by ym hette behalten etc. 
aber der ritter ging zu der frauwen, der konigin, und seyt yr disze geschicht 
und hiesz sie, sich bereitten uff den tag des kirchgangs. do nu die zit 
und der gesetzt tag kam, von dem ritter mit der frauwen angeleit, do liesz 
er es den konig wissen. der konig kam zu siner frauwen, der ko- 
nigin, und seyt ir, wie der ritter urlaup het genomen und von 
dannen wolt scheiden, und wie er dem rittere durch bitt willen 
moste zu willen werden und den kirchganck mit ym thun und mit 
siner frauwen. das wyst die frauwe alles vor woll und basz dan yrs 
der konig konde gesagen, und was dem konig nicht wissen umb ir heym- 
lickeit und umb yr falscheit etc. und balde, do der konig von yr kam, do 
nam sie zu yr was sie gern hette, das zu yrem lybe gehort, und zierte sich 
kostlich und kam durch das loch': 'der kunig sprach: ich wil es gernn 
ton. der ritter leitt es mit der kfinigin an und mornens fru kam sy durch 
das loch\ 

Stark gektirzt ist auch die Stelle, wo eine von den Kammerfrauen 
der Kaiserin auf Diocletians Veranlassung sich entkleiden muss. Der Sohn 
spricht: 'gebiettent, das sie sich uszziehe alhie vor menglichem, so werdent 
yr grosz wunder und mysztat sehen und spuren und werdent geware der 
groszen untruwe uwer frauwen. der keyszer gebott balde, das sie sich most 
uszziehen, die jungfrauwe jn dem gronen cleyde do erschrack die keyszerin 



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— 77 — 

und audi dieselbe jungfrauwe gar sere und ubell, das sie nit me gesprechen 
kunten, und fielen jn eyn onmacht von groszm schreckenn. der keyszer 
het grosz wunder jn ym selbs uber disze geschicht. und do sie sich uszgezog 
vor alien, die do warent, do sache der keyszer mit allem folcke, das es ein 
mansbilde und ein gerader bube wasz, und hett sich also jn frauwen cteyder 
gecleydet und dient der keyserin. und het yn die keyszerin by yr tag und 
nacht und trieb yren mutwyllen und boszheit mit ym. und die anderen 
jungfrauwen weste keine von diszer geschicht anders, dan das es auch ein 
jungfrauwe were, und hetten alle wunder dar ab, das sich die keyszerin so 
woll mit yr vermochte und sovil heymlickeit mit yr hette vor die andern 
alle, bysz das sie die warheit sahent und erfunden. unnd der keyszer wart 
so sere erzurnet, das er bran von zorn uber die keyserin und-yren buben, 
der also jn jungfrauwen wysze by yr was gewesen, und jn eym solchen 
gehen zorn hiesz er die keyserin und iren buben jn eyn fuer werffen und 
verbrennen': 'haisseml sy uszschlieffen, so werdentt jr uwer frowen trii 
innen. der kayser hiesz die diener, das sy die junckfrowen uszschleiffen 
(der kaiser tet es B, K). sy tettend es. do was es ain gerader bul und hett 
also frowenclaider an, vnd tryb die kayserin also in der wyse iren muot- 
willen mit im. der kayser hiesz den bulen und die kayserin verbrennen\ 
Die Erzahlung des Sohnes Freunde ist nahezu auf die Hfilfte verkUrzt. 
Unter anderem fehlen auch viele Stellen, die zum Verstandnis des Ganzen 
nicht cntbehrt werden konnen, z. B. dass der J tingling die Eltern nach der 
Sitte des Adels bei der Tafel bedient, als die Nachtigall erscheint; dass der 
Vater ausdrucklich dem Sohne verspricht, ihm nicht zu ztirnen, wie immer 
auch die Deutung des Gesanges ausfalle; dass der alte Ritter einen Spazier- 
gang am Meeresstrande dazu benutzt, um seinen Sohn zu verderben, indem 
er ihn in die Fluten wirft u. s. w. Die Geschichte der 3 Rabm: 'es ist 
gescheen jn eynem teuwern jare, das die zwen alten rappen hetten eyn 
jungen, das ist der drit, der mit den zweien flugt; und lag der junge jjn 
nechst und mocht noch nit tiiegen, und das die alten zwen den jungen jm 
nest nit woll mochten erneren von der tuweronge und von unfruchtbarkeit 
des ertrichs, so hette der junge groszen hunger, wan er nit uszgefliegen 
mochte nach siner naronge. do floch die rappin, sin mutter von ym. der 
rapp, sin vatter, bleyb by ym und leide glichen hongere mit dem jungen. 
und was der alt rapp uberkomen mocht, das bracht er dem jungen in das 
nest auch zu siner naronge und ernerte yn so lange, das er auch mit dem 
alten rappen, sinem vattere, mocht uszgefliegen, narong zu suchen. do nu 
das tuwer jare ein ende gename, do kam die rappin widder zu dem jungen 
und meynt yrs kinds geselschafft getrost werdenn. das beduchte den alten 
rappen und auch den jungen unbillich, wan sie in notten von ym geflohen 
was, und der junge rapp, het yn sin vattere, der alt rapp nit jn notten also 
ernert, so most er siner mutter halp hungers verdorben sin. und haben 



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— 78 — 

also vill jare jrronge und zweytracht undereinander gehapt, und lmben die 
urteyll vor uch gezogen, das ir sie sollent bescheiden und undcrrichtenn, 
ob die mutter by dem kinde billicher sy oder der vattcre, und begerent 
darumb des von uch eyn urteill etc. und ist der mutter forderunge, das 
kint sy yr jn der gepurt alleyn pynlich gewest und habe herter arbeit 
darumb gehapt, dan der vatter alle sin tage mit ym gehapt habe. dar 
widder ist des vatters forderonge widder die mutter, hab sie yn zu der 
welt bracht mit groszer nott und arbeit jn yrer geburt, so hab sie ym doch 
widder die untruwe erzeugt, das sie yn widder hett jemerlich sterben lassen 
jn hungers notten. hctte yn der vatter nit ernert, so were dem jungen 
weger gewest, er were nie geporn. darumb der vatter vermeynt, sins sons 
geselschafft billicher getrost werden, dan die muttere; und gebent yr yn 
des ein recht urtell, so sint ir sicher, das ir sie numer mer gesehent': 'es 
beschach in ainem tiiren jar, das die zwen alten rappen den drytten jungen 
hettend; und do sy von tflrin wegen und unfruchtberkaitt des ertrichs den 
jungen nit begon mochtten in dem ncste, do flog die mutter von jnnen. 
der vatter belaib by dem jungen und hett grossen hunger und nott umb 
das, das er den jungen ernertte. do nu die tiirin fur kam, die mutter 
gemaintte, des kindes geselschafft getrostett werden, und duchte den vatter 
und den jungen unbillichen, und die urteil hand sy fur uch getzogen. do 
gebend recht urtaill und sind sicher, ir gesehend sy numer mer'. Alexander 
kommt an den Hof des Kaisers, diescr 'fragt yn wannen und were er were 
von geburt. der jungling seyt es dem keyszer, woher und wer er von 
geburt were, und wie er dem konig von Egypten zu versprechen stunde. 
do fragt yn witter der keyszer, wie sin name were, der jungling antwort, 
er hiesz Allcxander. der keyszer zu stunt gewan ein liebe zu ym und nam 
yn uff zu eynem diener\ Dies fehlt, so dass man im folgendcn nicht 
weiss, wer Alexander ist, da sein Name vorher nirgends genannt worden. 
Ebenso ist spater nicht zu erkennen, wer Florentina ist, da auch ihr Name 
an der Stelle, wo er hattc genannt werden miissen, nebst der umgebenden 
Partie gestrichen ist; Ludwig und Florentina miissen vor Konrad auf der 
Hut sein: 'das er yrer liebe nit jnnen wurde etc. doch konten sie so woll 
nit gehutten; balde so wart Conrat von Hyspanien Ludwygen gehasz und 
nydet yn und beleide yn gegen dem keyszer mit worten hinderwertlingen 
von des keysers tochter wegen etc. do solchs Ludwigcn vorkam, er rett 
dar widder und weret sich mit worten, so er best mochte, uff das er der 
jungfrauwen yr ere behilte und auch ym selbs sin leben. und so Ludwig 
sich ye me wert und leugelte, so Conrat ye me dar uff trange, es were die 
warheit. der keiszer wolt ye nit lassen, er wolt uff den grunt der warheit 
komen. nach sinem vornemen und uff das er also zu grundc der sachen 
kemc, so beret und benant er eynen kampff zwuschen yn beiden': 'daz er 
jrer liebin nit jnnen wurd, so sy zu samen hetten. und zu hand verlaitte 



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— 79 — 

er in gegen dcm kayser. bald ain kampff ward zwischcn in beden berait\ 
Die ganze Unterrcdung zwischen dem Kaiser und Ludwig, der urn Urlaub 
bittet, fehlt; Alexanders Kampf mit Konrad: 'also kam Alexander jn des 
keyszers hoife, als ob er Ludwig were, und erbott sich nach des keyszers 
gebot den kampff zu thun mit Conraten von Hyspanien, der yn unschuldig 
angesprochen und yn mit des keyszers tochter beziegen und uff yn gelogen 
hette. darumb wolt er willig sin jn den kampff zu tretten umb der wahrheit 
willen, der jungfrauwen und auch ym selber ere zu behaltenn oder darumb 
zu sterben jn dem kampff. und nyemant was jn des keyszers hoff, der anders 
wyste oder gedachte, dan das er Ludwig were, sunder des keyszers tochter 
florentina. also wurdent sie beyde bereit zu dem kampff und gab got dem 
getruwen Allexander glucke, das er ties kampffes sieg gewann': f Allexander 
kam in des kaysers hoff und kampfft mit Cunrat und totet in'. 

Wie sehr (lurch die Ktirzungen der Sinn entstellt wird, zeigt u. a. 
folgende Stelle, Alexander bei seiner Gemahlin im Brautgemach, 'und 
do er also ein zit by yr was gelegenn, do fraget yn die jungfrauwe, waz 
er da mitt hett gemeynt, das er vor mals alle nacht eyn blosz swert 
zwuschen sie hct geleit': f und do er lieplich mit ir geleptt, sy fragett in, 
waz er da mitt maintte\ Sie fragt ihn also, was er mit seiner Liebkosung 
ausdrucken wolle; dass Alexander infolge des Giftcs seiner Frau 'feldsiech' 
wird, anstatt daran zu sterben, ist nicht motiviert. Die Stelle ist sehr stark 
zusammengezogen. 

Die Andcrungen des sprachlichett Ausdrucks sind zu zahlreich, als 
dass sie auch nur zum kleinsten Teil erwahnt werden konnten; hervorzu- 
heben sind von ihnen nur die Anderimgen im IVortschafz. RahmetierzdMung, 
der Sohn neigt das Haupt 'tugentlich': 'trulich'; der erste Meister kommt 
'gar hertiglich' geritten: 'crlich'; die Kaiserin '(gehub sich) ubell': 'ellenc- 
lich'; Jlnnmev, der Ritter '(was der) aller fromsten (und der besten Romer 
eyner)': 'gotlichesten'; 'zu andern wybcn': 'zu bosen wyben'; 'umb sin 
lebcn brachte': 'verderbette'; Schatzhaus, 'da ruffte der vatter (dem sone)': 
'do schray er'; 'zu hilffe komen': 'helffen'; 'den corpel': 'den lib'; (lichnam T); 
'wuste gruben': 'wilde grube'; 'sehent': 'lugend' (sehr oft); Klster, 'derselbe 
kauffmann': 'der herre'; 'kauffmanschafft': 'koufmanschacz'; 'so er nit in 
dem lande ist': 'so er nit hie haim ist'; '(das der vogell) schier gestorben 
was': 'nach (by B,) tod was'; derHerr fragt den Vogel, 'wieesym ginge': 
'wie er mocht'; Kaiser geblendet, 'was (vill jare blindt)': 'belaib'; die 
Meister 'uberkomen (damit me guts)': 'gewonnen'; 'die sollent irberuffen': 
'die bcsendcnt'; 'und bcsant sie': 'und liesz nach jn faren'; 'gantz (voll 
wassers)': 'uberall'; 'libra': 'pfunt';' (das beth dannen) ruckenYton'; 'gnediger': 
lieber'; Geduldprobm, 'zorniglich': 'grymmenclich'; 'er begerte': 'er bat'; 
'den jungcn mydling in dem pfarhoff': 'den priester'; 'ley': 'lediger' (nur 
T hat ley gee)'; 'mit betruptem herzcn': 'mit betrflbtter red'; 'ere mich des': 



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— 80 — 

tu mir das zu dienst'; 'vill menschcn': 'vill lutten'; dcs Baumes Frucht 
'erquicket die krancken': 'trostet das hertz'; 'gott dienen': 'g. Hep han'; 
'gluck und alles gute': 'gluck und seld'; die Frau r zuckt (ym das messer 
usz der hant): nam'; 'hiewe': 'schlug'; 'der her was kalt': 'den herren fror : 
die Frau nimmt den Hund '(by den hinderen) fussen': 'bainen'; die Tochter 
zur Mutter '(jch han din und myns vatter willen) gewilliget': 'erarnott' 
(erwarttet B,); 'verziegen': 'vergeben'; 'die Hebe frome frau we': 'die gutt 
s&lig frauwe'; 'tischtuch': 'tischlachen'; 'dry sachen': 'dry ding'; 'in die 
ander sytten': 'in das ander tail' (dis teil B 1 ); vgl. oben S. 69, IB; 
71, 8; 72, 5; 16. Kaiser nach J7r<7*7, 'gcmerckt': 'vernomen'; '(der 
thorn) bedut': 'ist'; 'mercklich (byschafft/: 'menlich' (nemliche K); //#>- 
pokrates, ' verhoffte* : 'getruwette'; 'einen jungen knaben': 'einen rychen 
k.'; 'da thet er sin bottschafft' : 'der enbot'; 'kein eigenschafft (in der natuer)': 
'kein gelychait'; Ilyppokrates fragte ihn 'der sachen': 'der mere'; 'sint on 
sorge': 'sint sicher'; Galienus heisst: 'der meister*: 'der artzat'; 'in kurtzer 
zit': 'bald'; 'vor zittcn': 'einest'; Marschalk, der Konig ist 'brestschafftig an 
sinem lybe und geswollen': 'verschwollen und ungeton'; 'liechter tag : 'heller 
tag'; 'das fenster': 'den laden'; 'schnoder falscher': 'boser'; lioma, 'do zu- 
gent nach': 'furend . . . nach'; 'erschlugent': 'ertotend' ; 'zu lest': 'zu jungst'; 
3 JAebhaber, 'von der bulschafft': 'usz der mynn'; 'das gelt von ym ent- 
pfangen habe': 'die guldin genem'; 'dcs soltu keynen zwyfell han': 'bysz 
sicher'; 'der alt ritter': 'der man'; 'freventlich' ; 'in frevel'; 'her jnnbracht': 
'her getragen'; 'mit grymygem zorn': 'mit grymmem mutt'; der WSchter 
schlagt den fremden Ritter 'an sin kopft': 'an den hals'; 'zu dem andern 
male': 'anderwaid'; der Ritter schlagt die Frau, 'das sie ein bla male gewan': 
'das sie blau ward'; 'beschirmpt (ym sin leben) 1 : 'beheltt'; Konigin einge- 
8cMo$se», 'in fremden (landen)': 'in ferren'; 'so vil und manig male': 'also 
dick und so vil'; der Ritter singt 'von der Hebe': 'von der mynn'; 'trieb 
ritterlich sachen': 'pflag rytterschatft'; '(yrs hertzen) heymlickeit': 'maiming'; 
'heymlich': 'verborgen'; 'uszritten uff das gejegs': 'jagen'; 'args': 'bosses'; 
der 7. Meister und Kaiser '(ein ende) erlernen': 'horen reden'; ' uber alle masz 
vast Hep': 'unmesseclich 1.'; Wit we von Ephesus, 'der caplan': 'der pfaff'; 
'selige frauwe': 'hailge fr.'; '(der ritter) schrey': 'erschrak'; 'so wer ich gar 
verdorben': 'so bin ich verloren'; der Vogt muss der^Witwe versprechen, 
sie 'zu der ee' zu ftihren: 'zu den eren'; die Frau zieht dem Vogt 'sinmesser 
usz' : 'sin swert uz'; 'slug sie zu todeVtottet sie'; 'der fauthilte': 'der herre 
laiste' (voget T); Gericht iiber die Kaiserin, 'uwer fursten und hern, ritter 
und knecht': 'uwer diener' (heren T); die Jungfrau'Q'n dem gronen) cleyde: 

rock'; Weissagung, 'wolgelerten jungling': 'wolgebornen knaben'; 'als balde': 

an stett'; 'uber alle wunder': 'uber alle mausz'; 'scheyden': 'usz faren'; 

'(do ich von ym) reit': 'fur'; 'jn groszer kranckeit': 'an dem todbette'; 

'geystlich lude': 'gutte 1.'; 'ernstlichen': 'mit ernste'; 'so wirstu gesunt': 

so byst du genesen'; 'gegen dir ritteiT: gegen dir faren'. 



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— 81 — 

Von stUUtUclwn Ainlerunqm verdienen noch hervorgehoben zu werden 
die haufigen Vertauschungen der direkten mit der indirekten Rede und 
umgekehrt, z. B.: Kaiser grblemLt, 'da fragten sie das kueblin, wie sin name 
were': c sy namend es und sprachent: lieber knab, wie ist din nam?'; 'da 
sprach der keyszer zu dem knabenn: myn lieber son, wie mocht man den 
bronnen mit den VII. fluszen gestillen': 'da fragette d. k., wie man den 
brunnen mit den syben flussen mochtt verderben'; Frennde, der aussStzige 
Alexander denkt bei sich 'das es nit geburlich were, das der keyser dry 
kinde umb sinent willen solte dotten, und versweyg esjnym selber': 'seist 
du es dem kayser, so wer er ymmer ain tor, das er sin kind tottetin durch 
dinen willen. das bestond lang zytt\ 

Andernngnt des Sumes. Wahrend in F das gehassige ftberbieten der 
7 Meister zu Anfang des Romans geschickt beseitigt war, ist dies hier unter 
dem Einfluss irgend eincr anderen Version, wahrscheinlich des Lateinischen, 
wieder eingefuhrt Dass die Stelle hier nicht ursprunglich, sondern nur 
durch irgend eine Reminiscenz des Bearbeiters hineingekommen ist, zeigt 
die ungeschickte Ausdrucksweise gegenuber der starken Variation des 
Lateinischen oder der anderen deutschen Fassungen, wo jeder Meister sein 
Anrecht auf die Gunstbezeigung des Kaisers anders begriindet. Ware die 
Fassung von D K B, T die ursprungliche, d. h. die eigentliche Obersetzung 
aus dem Lateinischen, so miisste ein starkerer Anklang an dieses vorhanden 
sein, wie dasetw r a in den iibrigen deutschen Versionen der Fall ist. Die Stelle 
lautet V: 'dor erste meister Bacillas genant, der ret zu dem keyszer dese 
wort mit einhelliger stymme der andern sechs meistern siner gesellen unnd 
sprach also : o aller durchluchtigster keysser unnd here, wir sind dar komcn, 
das wir uwer gebot und begerunge an uns erfullend an uwerm sone Dyo- 
cleciano. enti)fellent jne uns sieben jare, so wil ich yne mit der hylile des 
almechtigen gots unnd myner mitgesellen jnn sieben jaren dar zu bringen, 
das er so woll gelert und sovil konnen soil als ich, unnd so wyse als wir 
alle. nach desen reden und worten alien dancket der keiszer den meynstern 
und befalle yne alien sieben sinen sone Dyoclecianum': (Bj) 'der erste meister 
hies Bacillas, der sprach: herre gebent mir den knaben, so wil ich in in 
suben ioren da zu bringen, das er musz also vil kiinden, als ich, und wise 
sin, als wir alle. der ander meister hies Lenculus, der meinde, er wolte 
in jn sechs ioren da zu bringen. der dirte meister hiesz Katho, der meinde, 
er wolte es in funff ioren tun. der vierde meister hies Malquindrach, der 
sprach, er wolte es in vier ioren tun. der funftc meister hiesz Josephus, 
der sprach, er wolte es in drien ioren tun. der sechste meister hiesz Cleofas, 
der sprach, er wolte es in zweyn joren tun. der subende meister hies 
Joachim, der meinde es in eim jor zu tunde. noch dem do dancte in der 
keiser und enphalhe in alien subene sinen sun'; Unnd, der Ritter zerbricht 
seinen 'sper' in 3 Teile, statt sein 'swert'; Gednldproben, der Ritter fragt 

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- 82 — 

den Gartner: 'warumb hastu mir den baum abgehauwen?': 'sag mir, ist der 
bora abgehowen'; llyppohate*, Galienus begert nur des Konigs und der 
Konigin Wasser zu beschauen, nicht audi das des kranken Knaben, wie 
in Y. Galienus gibt dem Knaben in F 'gutte spysze . . . und ander artzeny, 
hier heilt er ihn nur mit der ersteren ; Marschalk, als der Marschalk zum 2. 
Male den Konig bittet, die Frau zu entlassen, heisst es in Y 'und sprach: 
gnediger here, es ist nu liechter tag und ist an der zit, lassent die frauwen 
von uch gan, oder ir wollent sie und mich umb unser ere bringen. do 
sprach der konig: thu uff das fenster und lasz den tag her jnn schynen, 
wan ich will die frauwen besehen; sie kompt von mir nit, ich hab dan yr 
gestalt augh vor gesehen. der marschalck erschrack, und mit groszem 
unmut tet er das fenster ufl und scheyn der tag bin jn. und do der konig 
sache, das es des marschaleks frau we was, do wart er uber alle masz zornig'. 
— In der verkiirzten Fassung kommt der Marschalk drcimal. Zuletzt heisst 
es: 'und kund sich nit me enthalten und sprach: herr, es ist heller tag, ir 
wollend die frowen und mich umb unser ere pringcn; os ist miu friiw. 
der kunig sprach: tu uff den laden, lasz den tag her jn schynen. und do 
der kiinig sach' u. s. w. Der Marschalk verhit sich hier also selbst. 
Konigin wigesc/tlossen, der Konig regiert nicht wie in Y 'jn dem lande 
zyppern* wie im 'buche der konige' zu lesen ist, sondcrn es heisst einfach: 
*es was ein kunig*; der Ritter lasst das Loch, das scin Haus mit dem 
Turme der Konigin verbinden soil, nicht durch die'muwern', sondcrn durch 
die 'fenster' machen; Wit we von Jfyhcvt*, der Ritter wird bewusstlos: 'do 
wart er ye lenger ye swecher. do schickte die frauwe balde nach sinem 
caplan, das er yn solt bicht horen': 'er ward ye bleder und ye bleder, man 
hiesz den pfaffen komen'; der Vogt muss beim Galgcn jedesmal 'selbs tag 
und nacht eyn zit lanck des dieps hutten': 'selbs da die erstcn nachtt hietten 
des diebes'; die Meister geleiten den Jiingling in feierlichem Zuge vor den 
Kaiser '(und hetten) woll drissig trunipter': 'wol by zwaintzig busaneren*; 
Weissagung, der Knabe ist auf der Insel 'bisz an den zehenden tag': 
'zehen tag'; der Jiingling wird in Agypten an eincn 'herczog verkauft, 
hier ist nur die Rede von einem 'hern' ; der Konig von Agypten verspricht 
dem, der ihm sage, was es mit den 3 Raben fur eine Bewandtnis habe, 
seine Tochter und ausserdem: 'myn konigrich halp und nach mynem tode 
gantz': 'myn kunigrich nach minem tod'; anfangs ist von einem 'kunig von 
Israhel', spater dagegen von einem 'kaiser von 1/ die Rede. Ludwig ist 
statt '(des konigs son) von Cecilien': 'von Hyspanien und Cecilien'. Alex- 
ander wartet in ¥ mit dem 3. Geschenk, das er Florentina macht, 8 Tagc, 
wovon hier nichts gesagt ist. 

An 2 Stellen findet sich in der verkiirzten Fassung ein Phis gegen- 
tiber Y, das auf den Einfiuss des Lateinischen oder eincr anderen deutschen 
Version zuruckzufuhren ist, Jlyj'pohtates, als Hyppokrates von Galienus die 



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— 83 — 

Hcilung des KiiiJiCii crfahrt, sagt or: 'so musz sin mutter gar ein schwache 
dychte K B, T) trow sin'. Dies muss ein Zusatz von ft K B, T sein, nicht 
cin Minus von ¥ (vgl. obcn S. 27, 7); llV/tr*? ro// Ephesus, die letzte und 
argste Schandung des toten Ritters durch seine eigne Frau, die ihm die 
(icschlechtsteile abschneidet, war in I 1 entsprechend der Tendenz der Version 
b gestrichcn. Ilier ist sie wieder eingesetzt. J do sprach er: min hertz- 
liebe frow, init uwcrcm urlob, er hett oucli des gemechtes nit, wie sol ich 
dem ton? sy sprach: was manncs mutt haustuV how jm es usz. der 
herre sprach: und solt ich ymer umb lyb und umb gut kommen, ich mag 
es nit ton, noch an dem hertzen gchon. sy' sprach: nun wol, dasdusehest, 
das ich dich lieb han, so will ich es ouch ton. und tett die schand och 
und sprach: nym in hin und henck in noch an des diebcs statt\ Die 
Stellc widerspricht vollig der Tendenz von b. In der Hs. B„ die ein Bild 
zu diescr Szene hat, ist von einem skrupulosen Leser durch einen Tinten- 
klex das Glied des Manncs, das die Frau abzuschneiden im Begritt ist, 
venleckt, 1 ) 

Von den Hss. der Gruppe ft K B, T zeigen die drei ersten ft K 
eine niiherc Zusammengehorigkcit, indcm sie nur unbedeutend von ein- 
ander abweichcn und den beiden anderen Hss. B, T gegeniibcr gewohnlich 
tibcreinstimmen. AHe 3 Hss. sind in oberschwabischem Dialect geschriebcn. 

Zuniichst sind mehrere rrnnhviitlichv Anslassuncjcn B K gemcinsam. 
Ruhmaivrzuhhuifr Diocletian kommt zu den iiber des Kaisers Brief betriibten 
Meistern: 'sy otfncttcn jm, wie sy das gestirnc hettcnd angesehcn und wie 
er sterben niiiste; vor dem ersten 'wie* fehlt 'wie jnen sin vatter enbotten 
hett und'; die Kaiserin will Diocletian verfiihren: (B,) c und mit der rede 
umbvicng sie den hcrren und sprach: hcrczlicber Dioclecianc fschaff mit 
mir was du (wilt; und nym war myns stokv.es liebes. der knab brach sich 
von ir. do sie das sach, do sprachc sic: myn herczlieber DioclccianeJ, 
du hast vil licht sach, von der wegcn du nit wilt mit mir reden*. Das 
Eingeklammerte fehlt infolge Abirrens des Schreibcrs. Gntnlitprol>ni 9 die 
Mutter zur Tochter: 'ubersicht er dir das dan, so hab in tuffels namen [den 
pfaffenj licp\ 

An einigen Stellen ist der Text vn-kurzt, z. B.: Schluss der Von-ede, 
|unnd fahent an mit den sicben wyszen meystern zu Rome, die alle diesse 
welt mit jrer wyssheit uszgcricht unnd gcregiert handt.]; vgl. obcn S. 68, 23; 
lluml, der Ritter 'zerbrach sin'sper in dru stuck [und alle sine rittcrschafft 
leit er hin von leidc] und gab im selber die busz*; der Kaiser spricht zum 
2. Mcister nach Bviumni: f meister, wissest, das ich also grym und zornig 
bin uber die boesen frauwcn, das ich mynen son disen tag nit lasz ertoden 



1) In H 2 steht die Stellc latoiniscb. 

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— 84 — 

(lurch myner frauwen rede willen. also behubc der ander meister dem 
lieben Diocleciano uff den tag das leben': c ich wil minen sun uff dysen 
tag nit totten von der bosen frowen red wegen'. 

Von gemeinsamen Andtrungen des Auxdruck.s und Sinnes IUOgen 
folgende hervorgehoben wenden, Yorrede S. 67, 33: 'Augustinus spricht jnn 
dem buch der sytten': 'i^ugustinus de verbis domini'; das Wort 'by- 
schafft' wird liberal] (lurch 'bottschafft' ersetzt; der Hitter hat 'vor alien 
din gen' Turniere lieb statt 'fur alle kurzwile'; Eber, der Hirt 'clam' auf 
einen Bauni statt 'steig' ; 'der starck eber, wider den nicnian mag, das sint 
ir, tfer hirt mit dem stab ist die verfluchte person uwers sones': 'der starck 
eber, wider den nyeman mag, den tod der hirtt mit sinem stab, ist du ver- 
tiucht person tiwer sun, der vahet an mit sinem stab siner kunst ucli zu 
triegende'; Brunnen, die Frau zum Manne: '(da bistu der riche, der gern 
lugt) und tust als alle, die sicli gern selber geschenden, die wolten, das 
yederman boszc were': 'und ain alter tor und tust als ajle die, die vollcr 
boszhaitt sint und gernn wolttent, das ydermann bosz wer und mit in ge- 
schendett wurd'; 'vernomen': 'verstanden'; Se,Iiatzh<nm, die Tochter konnen 
sich beim Anblick des toten Yaters 'nit uberheben', woftir hicr 'nit ent- 
haltcn* steht; Kaiser g<l>!endet, '(das sie ym ein traum) bctutten': 'ent- 
schieden und betutten'; Merlin fiihrt den Kaiser in seine Kammer 'und 
hiesz die diencr' des Kaisers Bett zu verschieben: 'und hiessend die diener'; 
Gt'duldprolteii, 'laden': 'zu gast laden'; Virgil oben S. 69, 6 'usz der swartzen 
kunst': 'usz den schwartzen buchen'; llyppoknde*, 'kan noch enmag': 'en- 
kan'; Ahtrsc/talk, 'verderbe und verliere': 'verliere'. 

Von den besprochenen 3 Hss. stehen D, und B* wieder in naherer 
Beziehung, man erkennt sofort, dass sie aus einer Vorlage hervorgegangen 
sind. Das beweisen schon rein ausserlich die Bilder, 1 ) dann aber besonders 
eine nahezu wortliche Ubereinstiinmung der Texte. 

Uemeimame Almrichwigen der Hss. D, t von den iibrigen Hss. Un- 
beabsielttigte Anderungen. Palaographisehe Lesefthla: Yorrede S. 66, 11 ge- 
schaden': 'gescheiden'; Rulmteii, 'von der wegen': 'under wegen'; Brwmat, 
'(so die frawj also ein wil (gestat)': 'also vil*. Grricht u/>it die Kmscvin, 
Diocletian sagt, die Kaiserin habc ihn zur 'bottschafft' gereizt. Der 
Schreiber las 'botschafft' statt 'bulschafft', 'bolschafft'; Weissagimg , der 
Konig fragt den J tingling, ob cr der Raben Geschrci und Ocbahren 'sicher' 
deuten konne, worauf dicser antwortet: 'ja sicher'. Statt (lessen las der 
Schreiber 'ja schier'. Von den Schreibfehlcrn sci einer erwahnt, der B, 2 
gemeinsam ist: die Frau sagt in Jhunnen zu den Wachtern: '(wan ir doch 
wol wissent,) wem ich zu gchore': 'wer micli zu gehorc'. 



1) Pin Bilder sclhat fclilon zivar in D2. doch ist dafiir Kaura gelassen. Dio 
ftborschriften stimincn iilwrein in boiden Hss. 



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— 85 — 

Zahlreich sind die gemeinsamen versehentlichen AudasaHugen. Vorrcde 
S. G8, 9 fehlt 'von derselben stunden bysz utf die zehende stunde do be- 
sorgt er sich'; wie K zeigt, stand in der Vorlage vorher 'ernerte er sich\ Also 
ein Uberspringen von dein l.'ersich' zu dem 2. ; Gedutdproben, die Mutter 
zur Tochter: '(und werdent die besten Roemer) by im essen, so wurst du 
bi dinem vatter obenan siczen': D, 2 'by im essen und sitzen', wohl urn 
eine Zeile abgeirrt; Marschalk, 'da wber ain clain zit ward, er versuchte 
es aber. [der kiinig wolte sy jm nit lassen. do es nu tag ward, do kam 
er aber] und kunt sicli nit me enthalten und sprach\ Der Schreiber ist 
von 'es aber* zu 'er aber* abgeirrt. Konigin eingeschlmseti, 'hie nach machte 
der rytter ain geseleschafft und sprach, sin gemahel wer usz fremden landen 
zu im komen [und bat den kiinig, das er jm zu eren wolte by im essen. 
das verhies er im,| do leitte der rytter mit der kunigin an, das sy sich 
claklette schon'. Der eingeklammerte Satz fehlt, ist aber spater, als der 
Schreiber sein Versehen merkte, an der Stelle eingeschoben, wo der Konig 
an des Hitters Tafel sitzt: 'wann der rytter bat d. kiinig, da& . . . verh. 
er im*. Die letzten Worte: 'das verh. er im' passen hier nicht; 'der kiinig 
kam mit schalle und zwen rytter mitt in, die furten sy im vor allem volck, 
und batt sy, das sy im gctrulich tette\ nach 'furten sy' fehlt 'der kunig 
gab sy'; der Schreiber war von 'sy' zu 'sy' abgeirrt; Weissagung, der 
Knabe antwortet dem Herzog 'jo sicher herre, uff myn leben. [der herc- 
zoge der gieng zu dem kiinig) und sprach: herre ich hab einen wisen wol 
erbornen knaben'. 

Absichtlic/ie jnderungeii. Von St reichungcn und Kiirzimgat sind fol- 
gende zu erwahnen. Rahmeu. Die Meister wollen dem Jiingling in der 
Niihe von Rom eine Wohnung bauen. Es fehlt: 'und uns alien ieglichem 
sine wonunge'. Nach Elder fehlt die geistliche Ausdeutung: 'diszes by- 
zeichen hat gar ein geistlichen sien (!) und uszlegung und ist von der ge- 
wissen, die nit liegen kan und alle dinge ottent nach der warheit (we jm, 
der sy ertottet, als vil geschicht K; wye dem, der dy warheit dodet T)'. 
Auch Bj hat diese Moralisation als uberttiissig gestrichen, da ja am Schluss 
des Ganzen eine solche steht; der Kaiser sagt nach llyppokrates: 'dis tagcs 
stirbet er nit, dann du hast mich in grund ermant mit dirre bischatft. der 
meister dancket jm und schied von dannen': 'dis tages stirbett er nit on 
zwyfiel', B 2 setzt noch vor 'on' hinzu 'das sollent ir globen und wissen'; 
:j Litbhaber, dass der Ritter und seine Fran die Schuld eingestehen 'und 
veriahent sie baide fehlt hier; der 7. Meister zum Kaiser: 'totten ir uweren 
sun, uch gescbichtt wiirss denn', vor r ucli* fehlt 'von uwer frouwen red 
wegen'; der Konig von Agypten sagt zu dem scheidenden Alexander u. a. 
'nim silbers und goldes gnug zu dir', was in gestrichen ist; an des 
Konigs Hof kommt der Sohn des Konigs von Spanien und Sicilien, 'der 
hies Ludwig'. Dieses fehlt hier, so dass man nachher nicht weiss, wer 



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— SI) — 

Ludwig ist; 'fdo nu am ende des tisches was], der keyszer bott die schusscll 
Ludwygen'. Alexander nimnit Ludwigs Ring 'und gnodet in [und kuste 
sie beide und enpfalch sie got]\ 

Umgekehrt finden sich an vielen Stellen auch Krweiterungen und Zu- 
satze. ltahmen, der Kaiser bekraftigt die Versicherung seiner iibergrossen 
Liebe der Kaiserin gegeniiber mit den Worten 'das (desz D*) soltu sicher 
(sin) und by der warheit geloben mir\ was in den andern Hss. fehlt Es 
heisst dann weiter 'do die kaiserin hortt, das ir herre, der kayser, so gros 
liebin zu ir hett, do sprach sie*, statt des einfachem 'do sprach sie' der 
(ibrigen Hss., Kaiser zura Meister nach Gedntdproben, 'sicherlichen von der 
bottschafft wegen [und von der bosen schwachen frowen wegen,] so nmsz 
min sun noch dysen tage leben'. Das Eingeklammerte ist Zusatz iu M. 
Nach Roma, als die Henkersknechte den Sohn wieder zuni Galgen fuhren, 
wird hier eingeschoben 'und tettend als die vorderen hetten getun'; 'du 
sihest doch wol, wie er mich zerzerret hat und dich und die dinen (din er 
und die minne T) gekrencket hat; liber das alles so lastu in leben. der 
keiser sprach: morn so musz er sterben' heisst es vor Witice von Kpliems, 
daraus wird hier, 'du sahest doch wol, wie mich din valscher morder so 
gar jemerlich und ouch ellenclich zurzertt und geschentt und ouch din wir- 
dige ere und die min gelestertt und geschendett hautt. uber das alles so 
wilttu in nitt totten, wenn ich forchtt, dir geschech wursser denn dem ge- 
schach. der kayser sprach: wol hin, das sy mir nit tiientt als der rytter 
dem fromen kiinig tett, dar umb so mage nieman da vor sin, er musz 
moren sterben'; Freunde, der aussatzige Alexander kommt zu Ludwig 'er 
offnete im, das er sin getruwer gesell were, der fiir in hett gekempffet und 
mit dem namen hiesz Allexander' statt 'er off. ym, das er Alexander sin 
geselle was'. 

Jndernngen im WorUchatz finden sich nur wenige, dagegen sind die 
sachlichen Anderungm nicht unbedeutend. Vgl. Vorrede oben S. 66, 14'luteren 
(gcwissen)' :'krancken'; S. 68,15 'in gottlichen (guten wercken/ statt 'in et- 
lichen'; 'Poncius' statt 'Poncianus' iiberall; da auch B, zu Anfang' Pontius' 
hat, so scheint in der gemeinsamen Quelle der Name schon so gelautet zu 
haben; K hat statt dessen das ihm wohl bekannte 'Poncianus' gesetzt. Die 
Grossen kommen auf ihrer Brautfahrt fiir den Kaiser zum 'kunig Costd' 
statt zum 'kiinig von Castel'; die Kaiserin zerreisst ihre Kleidcr '(bisz uff 
die) knii' statt 'fus//; Virgil, S. 72, 14, die Homer schlagen dem habgierigen 
Kaiser cinen 'guldin nagel' statt 'g. klocz' in den Mund; Uyj*pokrates sagt 
zu Galienus, als er das edle Kraut erblickt: 'gewinne es mit den wurczeln*, 
daraus wird 'gewynn mit den zenen die wurtzel'; Roma, der letzte Meister 
steigt nicht auf einen 'hohen thorn', sondern auf einen 'liohen berg ; die 
Kaiserin rat nach Roma dem Kaiser, den Sohn entweder zu toten oder zu 
vertreiben, indem sie hinzufugt: 'oder ich werde nymer rugig an mynem 



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— 87 — 

hertzen\ wofiir B habe'n 'anders ir werdent nummer frolich'. Witwe von 
Kplwsus, der Vogt spricht zur trauernden Witwe: 'und diinckt mich, sessent 
yr in uwerem husze und gebent almuscn und fromptent messen und bet- 
tcndt, es were uwerm man siner und auch uwer sclen vil nutzer, dan*: 
'und friimtend messe und gebent es fur iiweren man und siner sel, wer im 
vil nutzer* . Weimsagung , der alte Ritter erzahlt dem als Konig heim- 
kehrenden Sohne: 'wie er in hette ertrencket' statt 'wie er hatte gefarn'. 

Nach der ausseren Beschaffenheit 1 ) der Hss. urteilend, ist man ge- 
neigt B* ftir eine Abschrift von B, zu halten, was auch Barack in seinem 
Catalog der Donaueschinger Hss. behauptet hat. Eine genaue Textver- 
gleichung zeigt aber, dass weder B. von D„ noch B, von B 2 *) abgeschrieben 
ist, da jede der beiden Hss. verderbte Stellen, Lesefehler, Schreibfehler 
und besonders versehentliche Auslassungen aufweist, die sich in der an- 
deren nicht finden, ebenso wie Ktlrzungen oder Zusatze und dergleichen an 
Stellen, wo die andere das UrsprungHche hat. Beide Hss. mussen also auf 
eine dritte verlorene Hs. zurtickgehen, die wie B, Bilder hatte. 

Hs. B, weist eine ungeheuer grosse Zahl von verselmdlichen Feldem 
auf. Pahlographisehe Lesef elder. Rahmen, 'der mainte': 'der in carite'; 
der Kaiser begriisste den Sohn 'und wainte von froden': 'und warmtte und 
fr.'; Kaiser gebleiidet, 'kund': 'kind'; Geduklproben, der alte Ritter 'liesz 
sich uberreden': 'hiesz sich uberreden'; Jh/ppokmtes und Galienus wollen 
im Garten Krauter 'brechen und suchen': 'brechen und sachen'; Kdnigin 
eingrschlosseu, als sie eine Weile 'gejagetten' ruhen sie aus: 'gelagetten'; 
Gericht niter die Kaiserbi, 'nie enpfolhcn' statt 'me empholhen*. 

Ungemein hiiufig sind hchrnbfMer, z. B. Rah wen, '(der sibende 
maister) sprach Joachim' ftir 'hiesz J.', die Meister haben in den Sternen 
gclesen, 'wie er sterben muste von dem maister zum ersten wortt, so er 
mil sinem vatter rett', statt 'von dem maister' musste es heissen 'von dem 
kaiser'; Elder, 'zwuschen mir und myner frauwen': 'zw. min und miner 
fr.'; Kaiser geblendst, 'aines males so sitztt der knab ob dem tische neben 
der kayserin', statt 'knab' muss 'kayscr' stehen; 'das under' fiir'dar under'; 
Geduldprobeu, die Frau sagt zum Ritter: 'do rech ich mit myner mutter' 
statt 'do rett ich etc.'; Virgil, S. 71,12 '| liber vil zyttes do tett der ander 
rytter och also, dar nach der drytte rytter] uber vil zyttes do dett der 
ander rytter ouch also, dar nach der drytte rytter kam zu dem kayser'. 
Das Eingeklammerte ist wol durch Rtickwartsabirrung entstanden. Ganz 
ahnlich ist unmittelbar nach Virgil ein ganzer Satz zweimal geschrieben. 
'do sprach die kayserin: 'hond (!) ir mich vernommenV do sprach er: wol. 
| do sprach die kayserin: hand ir mich vernommenV do sprach er: wol. 

1) "Vgl. vorn die Beschreibung dor Hss. S. 5 fg. 

2) Di kami sclion wogen dor in D2 fehlondon Bilder. fur die doch frcicr Raum 
golasscn. nicht wohl von diesor Hs. abgeschrieben sein. 



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— 88 — 

do sprach die kayserin: der turn ist'; Gerieht fd>er die Kaiserin, 'der maistcr 
sprach', wo es heissen musste 'der kayser sprach'; Freunde, Alexander ver- 
iest des Kaisers Hof, 'und alles das jn dcm hof was, arraen und richer, 
genadet er\ statt 'genadet er' steht 'genedig', was keincn Sinn gibt. 

Verseherdliche Awlassungen. Einzelne Worte fehlen an 56 Stellen, 
so dass der Text sich aus diesem Grunde ausserst schlecht liest und der 
Sinn oft unklar bleibt. Brumun, der Ritter spricht zu seiner Frau: 'aller 
liebste, es ist alles gutt, [syt du noch lebestj wann grSszer frod gewan ich 
nie\ das Eingeklammerte fehlt; Geduldproben, der Ritter sagt zu seiner 
Frau: 'es gefehlt mir woll, du solt Ivor alien dingen] zu kirchen gan\ 
durch die Auslassung des Eingeklammerten wird der Sinn unklar; 'der 
here hiesz sin frauwen uff stan. [sie sprach, es were noch nit prymzit.] 
er sprach: woll uff, du musst lassen', das Eingeklammert fehlt dadurch, 
dass der Schreiber von 'sie sprach* zu 'er sprach' (ibersprang; Virgil 
S. 71, 9 '[do er dar kani] do vand er den schatz'; der Schreiber irrte von 
'do' zu 'do* ab; IJyppokrates, 'do beschach des kiiniges sun, das er siech 
ward', es fehlt die nahere Bestimmung zu 'des kiiniges sun' 'von UnganT; 
die Konigin erzShlt Galieno voni Herzog von Burgund: 'wie ir nrit dem 
were [misslungen und were] mit im verfallen'; das Eingeklammerte fehlt 
durch Abirren des Schreibers von 'were* zu 'were'; Konigin einge- 
schlossen, der Ritter bittet den Konig 'und beger nit me fur alien sold, 
daz jr mir min gemachel in der kirchen vor dem volk', es fehlt 'zu der 
e gebent'; Witwe von Epkesm, 'und ains mals beschach, das sy mit ain 
andcr spiltent und von ungeschicht hette der ritter [ain clain schaidmesser 
jn der hand, und die frow schlug ir hand jn das messer, als sie dem 
wtirffel nach wolt griffen, und ward ain wenig bluten. do der ritter] siner 
frowen blut (sach), do geschwand jm, das er hinder sich viel'; das Einge- 
klammerte fehlt; der Schreiber irrte von 'der ritter' zu 'do der ritter' ab: 
der Vogt sagt zuletzt zur Witwe: 'ich han dir gesworn, das ich keyn ander 
woll nemen, [dwyle du lepst, das] wil ich dir stet halten'. Auch hier irrte 
der Schreiber von 'wile' zu 'wil' ab. 

Beabsichtigte Jnderungen finden sich nur ganz wenige und unbe- 
deutende. Einige Anderungen im Wortsrhatz. Baum, 'schlach (jm die este 
ab)': 'how'; Fl>er, der Ilirt 'imderwand (sich sin)': 'verwag; Brunnen/(nrit 
betruptem) herczen': 'mutte'; die Kaiserin weint, da sie hort, 'das des 
kayszers sun nit solt sterben': 'das der k. sinen sun nit wolt totten des 
tages'; Virgil S. 71, 21 'manigfeltige': 'manig'; Konigin eingeschlossen , die 
Konigin gibt dem Ritter 'ougenblick' statt 'ougen'. 

Us. Di zeigt nur geringe, meist unbeabsiehtigte Jndintngen, die sich 
nicht auch in D, linden. Ptddograpkische Leae/Mer sind nicht zahlreich. 
VorredeS. 07, 32 fur fallen' wird zu vor alien'; Kaiser gMendet, die Meister 
fahren durch die Lande, ob sie jemand antriiten, der sie betretfs des Kaisers 



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— 89 — 

Krankheit 'underwysen' konne, der Schreiber las 'wider wyszen'; Kaiserin 
nach Konigin eingeschhmen, durch oin Verlesen entsteht aus 'die sieben 
meister': 'die selben und die meister'; Schreibf elder finden sich so gut wie 
gar nicht, dagegcn manche versehentlkhe Auslassimgen. Das Eingeklammerte 
fehlt. Geduldproben, die Tochter komint 'rait froden da hin zu ir [mutter, 
da sprach sie: myn] mutter'. Der Schreiber sprang von dem 1. 'mutter' 
zu dem 2. fiber. Die 7 Meister ftihren Diocletian vor den Kaiser, 'die 
syben meister giengend zu samen und wurdent zu fratt, wann der knab 
soltte reden und naraend sinen] ratt dar uber'. Durch Abirrung des 
Schreibers vom 1. 'ratt' zum 2. entstanden. Kinzelm Worte fehlen aus 
Versehen an 16 Stellen. Wie sehr dies oft den Zusammenhang stort, 
niogen folgende Beispiele zeigen. Rahmen, der Kaiser zur Kaiserin, 'frowe 
bitt, was du wilt, so hand ir ainen sun in fremden landen', nach 'wilt' 
fehlt 'sy sprach'; 'erlich und mit groszer namend sy den hen-en' , nach 
'groszer' ist 'macht' zu erganzen; Geduldproben, die Tochter zur Mutter, 
'ir hant mir geben eyn [alten] man'. Durch Auslassung von 'alten' geht 
der Sinn der Stelle verloren. 

Von den wenigen und unbedeutenden beabsicldigten Anderurigen der 
Hs. Hj, verdienen besonders einige Stveichungen angefuhrt zu werden. Vorrede, 
S. 67, 21 'hie leben ist langes sterben' fehlt; Kaiser gebtendet, der Kaiser weint 
'von grund' statt 'von grund sines hertzen', eine Verktirzung, die sich 
hautiger tindet. Der Kaiser befiehlt den Meistern, ihn wieder sehend zu 
machen, '[als lieb yn das leben sy]' das Eingeklammerte fehlt hier; der 
Ritter in Wihce von Kphesus 'ward ye bleder und ye bleder', als er dieFrau 
bluten sah. Hier nur eimnal 'ye bloeder'; Weissagung, Florentina sagt zu 
Alexander in Bezug auf Ludwig: 'haisz in komen, |wenn er wellej'. An 
cinigen Stellen sind auch im Sitme und WortUiut kleine Anderungen vorge- 
nommen, z. B. Hahmev, die Meister gehen alle 'namlich' zu Rate, statt 
'gemainlich'; Virgil-, S. 71, 17'hort':'hufr; UyppokmU's, Galienus halt Umfrage: 
'wie man in dem selben lande gewonlichen lepte': 'wie man mit jm lebte 
gew.'; Konigin eingescklossen, als der Konig den Ritter und die Konigin ab- 
fahren sieht, heisst es: 'und machte in manig krutz nach. darnach kam er 
in die vesten', wird zu 'kurtz darnach kam er jn die vestin'. 

lis. K zeigt eine nahere Verwandtschaft mit D„ 2 , doch kann K nicht 
aus einer dieser beiden Hss. abgeschrieben sein, da es an den meisten 
auseinandergehenden Stellen, gegentiber den Lesarten von H, und D 3 das 
Ursprfingliche hat und auch die Fehler keiner dieser beiden Hss. teilt. 
Ebensowenig kann K auf die gemeinsame Vorlage von D„ 2 zurtickgehen, 
weil H,, 2 gemeinsame versehen tliche Auslassimgen und dergl. haben, die sich 
in K nicht finden. Dass K die Vorlage von II,. 2 gewesen, ist unmoglich 
wegen der Bilder dieser Hss. sowohl, als auch aus inneren Grtinden.^ So 
muss h mit der gemeinsamen Vorlage von D,. 2 auf eine und dieselbe Quelle 
zurtickgehen. 



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Von den nnbeidm htigten Ander unpen der Hs. K sind die pal do- 
graphischen Jjesef elder ziemlich zahlreich. Kber, '(der liirt) er wag (verwag 
Y) (sich sin)': 'er mag*; Bnumen, die Frau will sich ertriinken, '(eich also) 
geschen wurd' fur 'geschent w.\ Wie hier ist noch an inehreren andercn 
Stellen 'gcsehent' statt 'geschent' geschrieben, so in Gedublproben. Bnumm, 
soil der Mann der Frau vorgeworfen haben, sie sei 'unredlich (gefarn)', 
dafur liest K 'wunderlich'; Schatzham, 'zu tochtern' statt 'zwo tochter'; 
Kaiserin nach Virgil, 'nemliche byschafff statt 'menliche b.'; Hyppokrates, 
'(lobent und) briifeten' statt 'prieseten'. Sehr hautig sind Scltreibf elder, z. 13. 
Vorrede, S. 68, 16 'mussig geen' wird in B, D zu'm. wachen', woraus K r ni. 
waschen' macht; Rahwen, 'do der kaysser die frowe als plutig und als 
zerczerte sach, do wart er von ir clag zerzerte und erczurnet'. Der Schreiber, 
der noch das 'zerczerte* iin Sinne hatte, verschrieb sich; &ltafzlunt* } i\ac\\- 
dem der Sohn die Wachter getiiuscht hat, heisst es: '(und also betrog er) 
sie', wofur K 'sich*; der 4. Meister zum Kaiser '(doch so will ich uch) 
trosten, tottend (ir uwern son)': 'tosten, tottend'; Gedtddproben, die Tochter 
zur Mutter: 'sag, wie wil dich benugen, daz ich jn benuge oder versuch'. 
Der Schreiber hatte 'benugen' noch im Sinn; Hi/ppokmie^ 'sisselungen' 
statt 'misselungen'. Der 7. Meister verlangt voni Kaiser, dass der Sohn 
zurtickgefuhrt werde: 'so wyll ich es «. iich mercklich sagen. der kayser 
sprach: sunderlichen gcrn. wann du sprichest, er werd morn reden'. Statt 
'sunderlichen' schrieb K 'mercklich', was ilun aus dem Vorigen noch vor- 
schwebte. Solche Irrtiimer begegneten dem Schreiber hautiger. So erklareu 
sich auch die vielen versehentlichen DoppeUehreibnugeih z. 15. Brumien, 'die 
wachter mit betrtibten herczen tiengent jn mit betrubtem. herczen'. Im 
ganzen linden sich derartige Doppelschreibungen an 21 Stellen. 

Auch versehnttiiche A'lsla.s.vmgen konimen vor: 1. Meister, 'der maister 
iltte bald fur den kaysser und sprach': nach Kaiser fehlt 'unnd fiell vonn 
sinem rosze unnd knuwete fur den kaysser'. Der Schreiber irrte vom l.'fiir 
d. kaysser' zum 2. ab. Wince von Ephesiis, als die Frau den Vogt auffordert, 
dem Toten die Zahne auszuschlagen, heisst es: 'er [sprach: ich hon des hertzen 
nit. sie] sprach: daz du aber inerckest'. Das Eingeklammerte fehlt durch 
ein Abirren des Schreibers von 1: 'sprach' zum 2. Spater sagt die Witwe: 
'was mannes mutt haustu?' wofiir K nur'was mannes' hat. Einzelne Worte 
fchlen aus Versehen an 9 Stellen. 

Die abmelulieJten Jndemngen sind ebenso wie in II, und ll* sehr un- 
bedeutend. Sie betreflen meist den Wortschatz;. Rultmen, 'frevel, (schand 
und laster)' statt 'uneren'; 'mit menschlicher hilff': 'm. m. spisse oder hiltte'. 
Der erste Meister kommt 'herlich' geritten statt 'erlich'; Kber, 'den eber': 
'den beren ebar'; Brunnen, der Ritter sagt. als er die Frau reden hort, 
'(groszer freude) gehept (ich nie)': 'gelebt'; der Ritter bittet: 'tu das grosz 
ubell (nit an mir)': 'tu den gr. mort'; Schatzham, der Sohn sticht sich ins 



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* Bein '(das das blutt rechtt von iin) flosz': 'schoss und floss'; Gedublproben, 
die Frau wird zur Ader gelassen '(biss daz man sie fur tod) unibzoche 
oder handelt' statt 'handelte'; Wei.migimg, 'die schiffherren': 'die schiff- 
berren und marner'; Frew/de, 'faren': 'gon und faren'. Die Hs. zeigt also 
eine Vorliebe ftir pleonastisahen Ausdruck. 

Ms. B,. Die unbeabtichtigten Jmlerutujen dieser Hs. sind verhaltnis- 
massig unbedeutend. Nur ein palaographi&cher Lesef elder findet sich: 
llahmen, die Grossen sagen: jedes Vergehen soil '(nach der gesetzt) ge- 
buszett werden\ woffir hier 'gebessert werden' zu lesen ist. Zahlreicher 
sind die Schreib/eh/er: Rnhmen, 'der knag* statt 'der knab'; Kaiser geblendet, 
'(do frogte der) meister* statt 'keyser'; Mavxchalk, 'die fro we sprach, werte 
sich und sprach' das erste 'sprach' zu viel; dem Kaiser soil es gehn, 
'dann eim, der eins mols wart mit eini slosse gesloffet'. 'slosse' statt 
'rosse' verschrieben. 3 Litbhaber, 'zu dem ort' statt 'zu dem mort'; Weis- 
sugimg, Alexander bittet seinen Adoptivvater, 'daz er jm gunde, daz cr jm 
jn dem hoff mochte faren'. Das 2. 'jm' ist zu viel. An einigen Stellen 
sind auch Worte aus Versehen doppelt geschrieben. Abirvungen des 
Schreibcrs lassen sich an zwei Stellen feststellen. llyppokvates legt ein. 
Kraut in den Zuber, 'das [hette die krafft, das] ein wassertropff nit durch 
die locher flosz'. Das Eingeklammerte fehlt, weil der Schreiber von 'das' 
auf 'das' abirrte. Der Kaiser und die Kaiserin nach 3 Liebkabev, 'der 
keiser sprach: gehabe dich wol ? ich gctruwe, es neme schier ein ende, morn 
so koniet der siibende meister und haltet im ouch sin leben'. Nach 'ende' 
fehlt 'ia, sprach sy: wie niemett es ain ende'. Also der Schreiber vom 1. 
'ende' zu dem 2. abgeirrt. Einzelne Worte fehlen aus Versehen an 17 Stellen. 

Absivhtlivke Jmlerungen. Die lis. zeigt ein deutliches Bestreben zu 
kiirzen. Die Vorrede ist nahezu auf die Halfte ihres urspriinglichen Urn- 
fa nges gekiirzt. Gestrichen ist. S. 66, 4; 19; 28— 30 'und nach . . gemeyn'; 
67, 11-19 'Jop — tode'; ?$-?>§ 'Gregorius . . gesichert'; 68, 3-20 'und 
ein ende . . geneigt ist'. Das Eingeklammerte fehlt im tolgenden. Bitumen, 
die Frau 'sprach [gar spottlichenj'; die Kaiserin sagt nach Elder zum 
Kaiser, ihm solle geschehen, 'als ainost ainem geschach, [er was ein kaiser 
zu Rom mit syben maistern; ouch er hett die]'; Kaiser geblemlet, die 
Kaiserin zum Kaiser: 'wollent ir mir folgen, [so will ich uch (mit der 
gottes hilffe woll F) heltfen]', GeduUtproben, der alte Ritter ist lange ohne 
Frau '[und ane kind gesyn]'; die Mutter zur Tochter 'versuch yn vor, ob 
du yn fyndest hinlessig': 'versuch in vor hin'; das Hiindlcin springt auf 
das Bett, 'da het die frauwe sin gewart [und lieff balde dar]'; die Frau 
schlagt das Iliindclicn an eine Wand, 'das [ym das hirn herusz viell und) 
starbe': 'das es starb'. In Virgil S. 69, 21; 70, 1; 17; 72, 2; 
Marschalfc, die Worte des Marschalks: '[und bitt gott, das es an (ich 
verfahej'; .7 JJcbhaber, '|do sprach sy: des dancke dir gott, und tett, 
als sy im uss der kamer zu trinckcn wolt pringen) und do sy in die kamer 



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kam, do schray sie\ Als der Wachtcr den Ritter verbrannt bat, heisstes: 
'[des ward er notturfftig siner nattur ze ton und kortte sich von dem fttre,] 
und do zwyschen komet ein rytter'; Komgin eiugesMossen, der Kitter 'reit 
vor dera kiinig in die stat und in die burg und seit ir, wie cs gefarnwas', 
nach 'burg' stand ursprfinglich 'und das vingerlin gab er der frawen\ 
Vor Wittce von Epheaw*, 'der kayser sprach: lieber maister, wie ergieng das? 
der maister sprach: haissend den knaben herwider in ftiren, so wyll ich es 
iich mercklich sagen. der kayser sprach: sunderlichen gern, wann du 
sprichest, er werd morn reden. man bracht des kaysers sun und leitt in 
dcs nachtes nitt in den turn, man liesz in sunst in der vestc gan woll 
behut des hub der maister an und redtt also' : ' der keiser spracli : lieber 
meister, wie ergieng es? der knab wart wider gevangen geleit und man 
leit in des moles nit in den turn, man liesz in susz in der vcsten gon'; 
Schluss von WeLmigung, der Sohn sagt zu den Eltern: '[wenn sehent, das 
ist war warden, das die nachttgale gesungen h#t]\ Im ganzcn sind an 51 
Stellen grossere Satzteile gestrichen. 

Sacldiche Jndaungen tinden sich folgende: VorredeS. 65, 16: Rahwen: 
'Pontius' statt f Poncianus' wie B, doch nur am Anfang, spatcr' Poncianus'; 
'Bacillus' ftir 'Bacillas'; Wittce. ron Ephesna, die Frau schltigt dem Ritter 
'die zen vornen alle usz' statt nur zwei Ziihne; Wemagmuj, der Sohn sagt, 
es werde noch dazu kommen, '(diis ir mir wasser langent und myn frowe 
und muter) hebet mir das lieckin' statt 'halttent mir die zwehel'. Dem- 
cntsprechend heisst es audi spiiter, als die Weissagung in Erfiillung geht, 
'daz beckin' statt 'die zwehel'. 

Zahlreicher sind die Jndenwgen im Wovtxchatz: Ridnnm^ die Kaiserin 
war nicht \fruchtbar und) gewan (kain kind by im)' wird zu 'machte'; der 
Kaiser schreibt den Meistern Briefe unter seinem 'haimlichen zaichen': 'h. 
ingesigel'; '(do die maister die brieff) enpfiengcnt': 'gelusten'; Schatzluws, 
der Lfcichnam des Ritters wird vor sein Haus 'gezogen': 'gefurt'; Kaiser 
geblemlet, 'traum bescheiden': 'tr. erschinen'; Oeduhlprobeiij 'min tochter': 
'liebes kint'; 'denpriester (in dem pfarhoffe)': 'den liitpriester'; 'jungfrowe': 
'frowe'; Virgil S. 70, 20'furend': 'komen'; Ilyppokrates crhalt das Epitheton 
'fQrnemer': 'frumer'; als Galienus das Wasser 'besahe': 'beschowet'; spiiter 
'beschawen': 'besehen'; 'grop spyse': 'grop kost eszen'; 'alle wegen': 'iemer 
me'; Kaiserin nach Roma, 'jtingst' : 'eins mols'; Wittce con Ephesus, 'un- 
messeclich' : 'vil'; Wemttgung, 'ein stolczer knab': 'ein schoner knab'; 'ge- 
mahel': wip'; 'drii kind': 'dri sune'. 

Die Varianten zeigen, dass ebensowenig B, aus einer der drei vor- 
besprochenen Hss. I )2 K oder ihren Vorlagen abgcschrieben sein kann, 
als dass eine jener Hss. auf B, zuriickgingc, da bald hier, bald dort bei 
differierenden Stellen sich urspriingliches findet. Besonders die verschent- 
lichen Fchler zeigen dies. Somit hat man eine dritte verlorene lis. als 
Vorlage von B x anzunehmen. 



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lis. T weist unter rter Gruppe D K Bj T die meisten und bedeut- 
sainsten Varianten auf. Der Schreiber hat sich nirgends genau an seine 
Vorlage gehalten, sondern vielfach geandert, gestrichen oder hinzugesetzt, 
Vor allem fallt die Willkiir auf, mit der hier einzelne Satzteile und auch 
ganze Satze vertauscht und umgestellt worden. Der Dialekt ist ein Ge- 
misch von Hoch- und Niederdcutsch, was sich dadurch erklart, dass der 
Schreiber ein Niederdeutscher war, dem bei der Wicdergabe des hoch- 
deutschcn Textes tiberall niederdeutsche Formen in die Foder kamen. So 
finden sich nebeneinander Formen wie: 'das' Mat'; 'lybe' 'liue'; 'hatte' 
'hadde'; 'wieder' 'weder ; 'wyp' 'wytt'; 'getGttet' 'gedodet'; 'ah' 'afF; 'yme' 
'erne'; 'und' 'endc' u. s. w. Die Vorrede fehlt hier. 

Unbeabsiehtigte Andcriuigm. Von diesen sind paldographiscbe Lese- 
f elder verh'altnismassig selten. Kaiser geblendet, 'Marlep' fur 'Marley'; 
Gediddprobeu, der Ritter blcibt lange ohne'ebynf statt ohne'kynt'; 3 Lieb- 
haber, der erste Ritter wird der Frau infolge ihros Gesanges 'unordent- 
lichen holt', hier 'endelichcn holt*; Witwe von Ephesus, 'ich han geschuwen* 
sagt der Vogt, statt 'ich han gcschworn'. Selir zahlreich sind die Sehreib- 
Jthler, z. B. Rahmen, 'und so es gegen dem abende wirtf: 'und es gynck 
zu dem abende wiert'; Geduldprobeti, 'gerchte' statt 'gorechte'; Marschalk, 
'der marschalck vorsucht es aber, [der konynck versucht es aber] der ko- 
nynck wolt sic yme nit laysen\ Der Schreiber irrte zum vorigen ab, das 
Eingeklammcrte ist ubertiussig. Kbnigin eingescldossen, 'eyns malsgaffeme 
die konynckync eyn fyngerlyn, das hatte er der konygyn geben* statt 'das 
hett ir der konig geben'; Wihce von Ephesus, die Verwandten zur Frau: 
'(was verfalict die sele) eise weisz' statt 'disc weisz\ Freunde, boim Ab- 
schied Alexanders heisst es von Florentina: 'und weynende gatf sie eme 
synen AUexander eren segen\ 'synen' ist zuviel. Ludwig 'schyndet' seinen 
Kindern die Halse ab, statt 'schnydet* u. s. w. Oft zeigen sich Nachlassig- 
kciten in der Schreibweise, z. B. Kaiser geblendet, 'und wolte es dem knaben 
geben nan', 'nan' statt 'han'. Ausserdem linden sich an 13 Stellen ver- 
sehentliche Doppelschreibungen. 

Verseliendiche Auslassungen finden sich sehr haufig: Kaisei* geblendet, 
Merlin antwortet auf des Kaisers Fragc, ob er ihm helfen konne: D k l t 
ja, herre, sicher. [der knab den kayser nam und furtte in in die kamer, do 
er lag und hiesz die diencr das bctt dannen ton, dar under was ain brun, 
der hett syben tltiszen]. do sprach der knab: die wyl der brun weret, so 
gesehent (ir numer usserhalb des palasts)': 'ya sycher, herre, ich getruwen 
uch. do sprach der knabee, der wille das der borne unde dei flusz werent, 
so en gesehent', n^ich 'ich getruwen uch' ist, wie If zeigt, 'woll helffen' zu 
erganzen. Ausserdem fehlt dann noch das in eckige Klammern Eingeschlossene. 
Kaiserin nach \ 7 irgil, 'do sprach [die kayserin: hand ir mich vernomen? do sprach 
er: wol. do sprachj die kayserin: der thurn ist'; das Eingeklammerte fehlt, 



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(lurch cine Abirrung dcs Schreibers vom 1. Mo spraeh die kayscrin' zum 2. 
Der Sohn will sich verantwortcn, 'die syben maister gicngent zu samen 
[unci wurdent zu ratt, wann dcr knab sollte rod en unci naniend sincn ratt 
dar uber. er spraeh: cs ist nun zyt, das ich rede, wann htitt uff discn 
tag so behalt ich (ich und mich mitt der gottes hilff, und sorgend nitt, wie 
ich rede (das uns hilffet. B,). die nicistcr kanient allc zu samen] und namentt 
den knaben und klaittentt jn\ Das Eingeklammertc fehlt (lurch Abirrung 
des Schreibers von dem l.'zu samen* zuni 2. Verschentliche Auslassungen 
einzelncr Wortc finden sich an 15 Stcllcn. 

Von den biubxichtigteu Ainb'inmun sind dicjenigen, die den \Yori- 
scluttz betreffen, weitaus die zahlreichsten. Rnlnnen, die Kaiserin 'viel in 
eticum': 'viel yn bekumcrnus'; der erwachende Diocletian meint die Dielen 
der Kammer hatten sich 'erhogct' statt 'uff gehebct'; 'erlich botschafff: 
'ernstlichc b.'; der Kaiser begegnct dem Sohne 'mit groszer hcrschaflV: 
'mit grosser ritterschaffV ; '(iiiin leben fur (ich) strecken': 'seczen*; '(der 
knab naigette dem vatter) trulich': 'trurilichen*; 'kemenate' statt 'kamer' 
mehrmals; '(rede und) crbiettendes': 'arbcit'; 'zcrzerret': 'zureizen'; 'bys 
lTlornens , : 'byns des andercn dages fro'; Ihmm, '(das dii sunn mug zu dem 
schosz) geschynen': 'comen'; ebenso an cincr spateren Stelle; '(das ir fluch 
nit uber uch) gange': 'schreygct'; I fund, '(sage mir dies) byschaflV: 'sache'; 
'(es was ein) vester (rittcr)': 'cdcl'; Ebn-, die Kaiserin 'gehub (sich ellenc- 
lichj': 'hackle'; Hrutmnt, 'sy batt in vast': 'sie bat aber und abcr'; '(die 
wile) wust (sie in das husz)': 'lietf; Sv/iatzhmis, sie '])Hagen (ritterschafft)': 
'dryben'; die Tochtcr konnen sich beim Anblick des Lcichnams 'nit vor- 
bergen' statt 'nit uberheben'; Wshr, 'byschaflV: 'beispiell'; Kaincr gcblnubt, 
'traum bescheiden': 'tr. bctuden'; 'uff dem plat/.': uff dem nmrchtc*; so 
vil wasscrs': 'so vil flusses'; bischaflV: 'gelichnysse*; '(bischaift* mcist ver- 
mieden). (ieilnblprobvH, 'hinlcssig': 'hyndcrlesych , ; die Frau zieht alles, das 
auf dem Tisch ist, 'uber eynen 11110' statt 'abe'; der Ritter zum Bart- 
schercr 'lieber scherer' statt 'lieber gcscir-, '(bisz das) ir geswande': 'sie 
van sich sclbcr quam'; der 4. Meistcr warnt den Kaiser vor zu grosser 
'gehe': 'ghegchiszicheit'; vieles, sagt er, geschehe so 'widder die gerech- 
tickeit': 'widder got*; Virgil S. 69, 6; //yppokrates, 'byschaflV: 'excmpcV; 
'des kuniges sun': 'des jungen kuniges'; 'mit csscn und mit trincken': 'myt 
essen und mit aller hant cosseten'; 3 LU-bhabw, 'uber alle synn': 'ubcr- 
trcfelichcn' ; 'so verderbtt (man mich und dieln': 'so dodet'; die ;5 Ritter 
wcrden 'lyplosz getan': 'lcyffloysz gedodct'; der Wachtcr hat dafur zu 
sorgen, dass nachts kcin 'unzucht' geschieht: 'unfur'; dcr Wachtcr be- 
kommt das Bediirfnis 'siner nattur ze ton': 'des wcrckes des stoilganges 
und der naturen zu donende'; Konigin eingcsr/i(o.ssnt 1 der Rittcr geht 'tugeht- 
lich* urn den Turm: 'degelichen'; 'gejagten': 'geiageten unde gebeisten'; 
'alles volck': 'das volck alle zu sanipt'; der 7. Meister zum Kaiser '(so 



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will ich es uch) niereklich (sagcn)': 'meysterlichen'; '(redtt) also': 'diesz 
beispii'; Wit we von Epliems, die Frau giesst dem bcwusstlosen Ritter Wasser 
'under die ougen': 'under das angesichte'; em Dieb wird gerade 'verderpt': 
'gehenget'; den Vogt fricrt 'gar sere': 'gar ubel'; Diocletian vor dem Kaiser, 
'der knab': 'der suif ; Weissagung, 'die schiffherreu': 'die scheffheren und 
die schifflude'; 'herren': 'heron und deynstlude'; 'die mere': 'die bottschafff; 
Ludwig soil die Jungfrau 'in eren': 'in hut und in cren* halten; Konrad 
'verlaittc' Ludwig beim Kaiser: 'vermeltte'; 'byligen': 'byslaflfen'; Ludwig 
erhalt Florentina 'zu cineni geniaher: 'zu einer huiszfrauwen zu der ee'; 
der alte Ritter hatte die Schuld gerne 'verredetf: 'verswigen'; Alexander 
beschliesst scin Leben 'in got*: 'nach godes lotiV; 'den bulen': 'den buffen'; 
'(in jungfrau wen) schyn': 'wisz und gestalt*. 

Audi die mchlkhen Jnderungen sind ziemlich bedeutend: einige 
Namcn sind umgeandert : 'Bacillas*: 'Bacilles', 'Bastilles', 'Josephus': 'Jo- 
seppheus'; 'Marley': 'Marlep' ; Milkmen, Diocletian sagt zu den Meistern 
'(mochtte er syben tag) vor sinem vatter (ungerett sin, so behielt er jm 
und sin maistern das leben)': 'by synen maistcrn'; /fund, die Wiege hat 
'vyer stallen' statt 'hoch stollcn' in J, 'stollen' der andern Hss. ; der Ritter 
geht 'zu der wiegeif statt 'jn den sal'; Elstei-, '(da ging der here zu dem 
vogell und sprach: warumb hastu mir gelogcn von der nacht) und hast 
unfriden gemacht zwuschen mir und myner frauwcn': 'dases gehageltunde 
geregent hab, und das nyet war cnist. die nachbauren sachent, das es 
die schonste nacht was, die des yares ye sy gewescn'; Kaiser gebleiulet, '(er 
volget dem knaben) und fant gold': 'und wie er ym het gesagt, also fande 
er das golf; Marsvhalk; wiihrend anfangs von einem 'Konige' die Rede ist, 
heisst es spiiter einmal 'der kciser'; Witwe von Ephesus, 'do sprach der 
herrc: o frau we': do sprach der voget trauriklichen zo der frauwen also'; 
Weiwiguiig, 'wann er waz nach der person schoen, und ziichttig nach allem 
wandel und adel volkomen': 'want er was noch der perschonen schon, 
tzuchtich und myt alien gcberden wisze, jn gudem wandel volkomen'; 
'Allexander was von allem volck und hotfgesind gemynnet und dem kayser 
besunder lieb': 'A. was van allem volchk und besunder van dem hoffge- 
syndc wol cntpfangcn'; Alexander kauft beim 2. Male fur Florentina 
'zwyrund als kostliches als vor': 'als koistclichs aber'; Konrad ist 'des 
kcisers' Sohn von Spanien, statt 'des kunigs'. 

Es finden sich sowohl zahlreiche Zusiitze und Erweiterungen des 
Textes als audi Streichungen und Kurzungen. 

Zmdlze und Erweiterungen, im folgenden durch Klammern angedeutet, 
Brunnen, der Ritter wird gefangen gelegt 'byntz des morgens, do wart er 
getottet [unde yme syn houffet abe geslagen]'; Svhatzhaw, der Marschalk 
tindet 'den lycham anno das houff [in der groben yn dem thorne, als er 
gehoret hant. er ylet baldej und sachte es dem keiser'; vor (jeduldprolcn, 



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— 96 — 

'[do sachte cler meistcr deni keyscr cyne solche gelichnysse adder byspil 
von eyrae ritter]'; Gedtddproben, der Ritter reitet zur Jagd, 'mit federspil 
und mit den hunden, [obe ymme wolde geluchen zu beyssen]'; der Ritter 
betiehlt der Frau, den zweiten Arm zum Aderlassen zureichen: '[die frauwe 
bat und fleycht dem herren, das er yr nyt mee ensulde laissen. ees halff 
alle nyt, sie strecket den anderen arm dar] und lyesz ir.aber'; 3 Litbhaber, 
'also die frauwe wyste, das er broder alsus yn der stat umb reyt, do wartet 
sie syner* fur r des warttette die frow*; 'balde und zu hant vienck man [den 
rytter und die frauwe und vorordelte] sye beyde'; Kaiscrin nach 3 JAeb- 
haber, 'do das die keiszeryn vernam, [das er audi des dages van dem dode 
wart erlost]'; Kdmgin eingeschlossen, der Ritter bittet die Frau, zu singen, 
'das dede sie und sanck dem herren' statt 'sic tett es'; der KOnig begleitet 
den Ritter und die Konigin zu Schiffe, 'und sprach en manygen guden segen 
noche und machte yn manych cruytze nach, das sie got sulde beschermen und 
yn synen houden behalden, des bayt er got gar getruwelichen' statt ein- 
fachem 'und machte in manig kriitz nach'; Wiuce von Ephems, der Vogt 
sieht ein Licht 'in dem hfisselin': 'in der kleuseryn hausze, des rytters 
frauwen*; der Kaiser versichert, gern sterben zu wollen, wenn er den Sohn 
nur reden hore, was er mit den Worten 'utf myne ere' bekraftigt, in den 
andern Hss. fehlt letzteres. 

Streiehmgen und Kilrzwigcn, im tolgenden ebenfalls eingeklammert, 
die Kaiserin spricht zum Kaiser vor Elder: 'ir hant nacht und tag rat, wie 
ir yn beschirmpt [uber den grosznn mort, den er an uch und an mir hat 
gethunl'; Elstei', der Herr sagt: f [o, der vogell ist des menschen gewissen, 
die (der H„ 2 K B,) nichts verswigt]'; Kaiser nach Hyppokrates, 'dis tages 
stirbet er nit, dann du hast mich in grund ermant mit dirre bischaift'. 
der meister dancket jm und scliicd von d€annen > : 'des tages stirbet er nit 
von myner frauwen rede willen'. Die 7 Meister mit Diocletian kommen 
vor den Kaiser '(und claident jn nach siner wirdigkait,) und wol by zwinczig 
busaneren und menger hant herhoren und aller hant saittenspil giengent 
sie jm vor zu iettwedcr sytteu ainer und die funff nach und mit grossen 
froden und schalle ylttend sye gegcn dem pallast': 'und reyden eme vor 
und nach. mit grossem geschale ylden sye gegen dem pallast'; Fretmdr, 
Florentina dankt Alexander, der fur sie gekampft und fur Ludwig gehalten 
wird '[mit grossem ernste]'. 

Wie die Varianten besonders die Kurzungen, versehentlichen Aus- 
lassungen und Fehler der IIss. D K B, zeigen, kann T nicht aus irgend 
einer dieser Hss. abgeschriebcn sein, ebcnsowenig wie aus deren Vorlagen. 
Dass eine jener Hss. aus T geflossen, ist gleichfalls unmoglich, da sonst die 
Anderungcn von T sich zum Teil auch dort findcn miissten. Es ist also 
eine vierto verlorene Hs. anzunehmen, auf die T sowohl, wie die ubrigen 
Hss. zurtickgehen, und zwar ist noch ein Mittelglied zwischen dieser und T 



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- 97 - 

einzuschieben, da die fast wortliche Ubereinstimmung mit dem altesten 
Druck (etwa 1470) zeigt, dass die Anderungen von T sich grosstenteils 
schon in der Vorlage fanden, die T und der Druck gemeinschaftlich be- 
nutzten, und die eben wegen dieser Anderungen von der geineinsamen 
Quelle von B K B t T verschieden gevvesen sein muss. 

Wir erhalten also folgenden Stammbaum fur diese Gruppe: 

Von einer Gruppe c zu reden, mag befremdend erschcinen, da eine 
einzige Handschrift als deren Vertreterin erhalten ist, ti 2 . Da jedoch sicher- 
lich mehrere Hss. existiert haben, die einen H* gleichen Text boten, so lasst 
sich diese Annahme wohl rechtfertigen. Zwei Hss. mtissen zum mindesten 
vorhanden gewesen sein, da H 2 unmoglich Original sein kann, sondern nur 
eine Abschrift ist, wie aus den versehentlichen Fehlern des Textes hervor- 
geht Leider ist die Hs. sehr luckenhaft und unvollstandig. Ein beson- 
deres Interesse verdient diese Version der 7 weisen Meister, weil sic die 
Vorlage fiir die metrische Bearbeitung Hans von Btihels war, wodurch ein 
sicherer Anhaltspunkt zur Datierung dieser Version gegeben ist Da 
namlich Hans von Buhel 1412 seine Dichtung verfasste, so muss die deutsche 
Prosatibersetzung aus dem Lateinischen, die ihm vorlag, vor diesem Jahre 
entstanden sein, und zwar nicht viele Jahre vorher, da der Obersetzer nach 
des Dichters Worten diesem selbst sein Werk iiberbrachte und ihn bat, 
ihm es 'recht* zu 'dichten'. So kann man die Ubersetzung wohl zwischen 
1400 und 1412 ansetzen. 

Im Gegensatz zu den anderen Versionen lasst sich hier auch der 
lateinische Text, der als Vorlage diente, feststellcn. Die Hs. selbst, die der 
tJbersetzer benutzte, scheint zwar verloren zu sein, doch kann sie nicht 
sehr verschieden gewesen sein von der (lurch Fischer zusammengestellten 
Gruppe B* C I 6 7 W. Diese Gruppe hat an manchen Stellen, wie Fischer 
nachweist, urspriinglichcres bewahrt, als die anderen Hss., selbst als die 
alteste erhaltene lateinische Hs. I. Alle diese Stellen nun finden sich, so- 
weit der Text von H 2 vorliegt, auch hier. 

Buchner 27, 13 f. lautet in der Cbersetzung: 'darumb heisz er, 
daz man in aber zu dem galgen solte furen. [die da auch dez keysers 
gebot erfulten. und da sie nu den son durch die gassen furten], da waz 
das geschrey dez volkes unlidberlich grosz mit einer stymme schryende: 
ach, sehent daz jamer, daz der einige son dez keysers wirt zu dem tode 
gefurt. und da man in also furte\ Das Eingcklammerte entspricht deu 



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— 98 — 

in der genannten lateinischen Gruppe erhaltenen SStzen: 'qui preceptum 
eius impleverunt. cum vero puerum per plateam ducerent'. 1 ; 

Statt Buchner 27, 34: 'ait niagister: quando dicitis, quod uxorem 
vestram opprimere volebat', liest diese Gruppe: 'ait niagister: quando di- 
citis, quod mutus est, de hoc habet deus iudicare, qui mutos et surdos 
facit audire et loqui, sed quando dicitis, quod uxorem vestram opprimere 
volebat'. Man vergleiche damit das Deutsche in H*: 'der meinster sprach: 
daz ir sprechent, daz er ein stumme ist, da von hat got zu urteilen, der 
da die tauben machet horen und die stummen reden. aber daz ir sprechent, 
daz er\ bier bricht der Text ab, da an dieser Stelle ein Blatt fehlt. Eben- 
so ubersetzt an den anderen hier in Betracht kommenden Stellen II, den 
Text der genannten Gruppe und nicht den von I. 

Buchner 59, 23: 'er sprach: ja her, wol, lassent mich ein huselin 
machen an den turne, ob es mugelich were und not beschehe dag oder 
nacht, daz ir mir mochtent ruffen, das uwer nutz gefordert wurde', ferner 
Buchner 75,38, Fischer 80: 'und ging in yren sale und gruszte sie mit ge- 
bogenen knyen und antwortet ir das essen von dcm keyser\ Auch die 
grossere Plus-Stelle am Ende der Geschichte in dieser Gruppe gegenuber 
I findet sich in M 2 . Buchner 90, 23, Fischer 80: 'da wart die keyseryn be- 
rufft mit alien yren junckfrowen und megden der kamer. do sach der sone 
der megde ein an, von der vor gerett ist, und sprach: ziehent die uss, so 
sehent ir, wer sie ist. und es geschach also, und sie funden ein mannes- 
bilde in frowen-cleydern. do sprach der son: sehent, jr richter, dysen bube 
hat sie so vil jarc gehapt zu mynem vater. und da hub er uff und saget, 
wie sie in auch uff daz bette wolte ziehen, das er by ir solte lygen; und 
do er daz nit tun wolte, do legete sie ymm die lugen uff, daz er sie wolt 
genotzoget ban. die keyseryn verjach das alles sampt und begert barm- 
herzikeit, aber sie vant ir nit. do sprachen die richter: her der keyser, 
waz soil wir urteil geben, jr eygen verjehunge hat sic verdamptV) 

Da der Wortlaut im einzelnen aber an manchen Stellen vom La- 
teinischen dieser Gruppe abweicht und mit keiner der verschiedenen Hss. 
genau ubereinstimmt, wie ein Vergleich mit den von Fischer beigefugten 
Varianten des Lateinischen zeigt, so kann von den erhaltenen Hss. selbst 
keine die Vorlage des Cbersetzers gewesen sein, denn dieser ubersetzt sehr 
wortlich, sondern eine verlorene oder bis jetzt unbekannte lat. Hs., die 
mit der genannten Gruppe eng verwandt war. Als Probe des Textes folge* 
auch hier Virgil. 



1) Vffl. Fischer, 79. 

2) Dio gomoinsamo vorsohontlicho Anslassun? dor lat. Gruppe Bj C Mc 7 'W 
in Hyppocratcs Buchner 48, 9, Fischer 81. 8 entspricht dem Peutschen, wo dio Stelle 
auch fehlt. 



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— 99 — 

Der keyset-ilium fuuft exenpel von keyser 9ctaflan« 

Octavians der keyser regniret und waz gar rich und dannoch be- 
gierig oder gitig und daz golt gar sere Hep habende. die burger von 
Rome taden by sinen zitten vil ubcls den andern geslechten, so vil daz 
5 vil riche wyder die Romer beweget worden. jn der zit waz meinster 
Virgilius in einer stat, der sie alle ubertraff in kunsten und besunder 
in der zauberkunst. die burger batten in, daz er mit siner kunst etwaz 
mechte oder schickte, daz sie yren fynden dester bass mochten wieder- 
sten. der verhenget mit zauberkunst einen turn gemacht werden und 

10 in der hohe dez turnes so vil bilde setzen, alz vil gegen in der welte 
waren. und zu mittelst liesz er ein bilde machen, daz hett ein apfel 
in siner hant, und ein ygelich bilde umb und umb het ein glocken- 
seile an einer glocken hangende in siner hant und kerte sich gegen 
siner province und gegenne, die ymm zugezeichent waz; und alz dick 

15 sich ein gegen oder lant wyder Rome frevelichen stellen wolte oder 
setzen mit kriege, zu stunt daz bilde, daz dem lande bezeichet was, daz 
lutte sin glocke, dar nach lutcn alle bilde. do die Romer daz vcr- 
namen, so wappenten sie sich und zugen mit gantzer macht gegen der 
selben province oder gegenne, sie zu zwingen und zu demuttigen, also 

20 daz kein province waz, die sich so strcvlichen mochten gestellen wieder 
die Romer oder sich gerechen gegen in; sie wurden alle wegen vor 
gewarnet von den bilden uff dem turne. dar nach macht meinster Vir- 
gilius zu einer trostunge der armen an einer stat ein redeliche gut 
fure, by dem die armen sich alle zit mochten gewermen, und by dem 

25 iuer ein gut wasscrquellen, die usz einem brunnen (wallende und sie- 
dende was), den armen zu trincken und da von zu baden. und by dem 
brunnen und by dem fure machte er ein stende bilde, und an siner 
stirne waz dysz ubergeschrift: r wer mich slecht, der nymet die rache 
der unstetikeit\ daz bilde stunt vil jare. dar nach kam ein pfaff und 

30 lasze disz ubergcschrifft und gedacht: r waz rache mochte joch einer 
nemmen, der dich singe, jch globe wol basz, sluge icli dich, daz ich 
dich under mynen fuszen funde ligen'. er gab ymm einen starcken 
strcich mit solicher craft, das daz bilde vil. do verlasch daz fuer, und 
verswant daz wasser, und wart nust nit me da funden. aber die armen 

35 vernamen, wie daz bilde gefallen waz und wurden betrubet und sprachen: 
'der musz verlorn sin, der (lurch sins lustz willen dysz bilde zerstoret 
hat und uns alle unsers wollustz beraupt hat', dar kamen dry kunige, 
die vil ungerechtes (lurch die Romer litten, und sprachen wieder sich 
selbe: r wie mogen oder sollcn wir uns rechen an den Romern'. etlich 

40 sprachen: 'wir arbeyten umb sust; alz lange der turn mit den bilden 

5 wjder] wyser Hs. — 25 oincn Hs. — Pas Ein^oklumraerto fell It in dcr Hs., 
ist ab^r dein Sinn nach zu ergiiuzen, 'aquani ox qiiodam fun to bulliontem*. 

7* 



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- 100 - 

stet, so lange mogcn wir nust nit geschaffen gegen in\ zu dyszem 
wort stunden uff dry ritter und sprachen: r waz gebent ir uns, so wollen 
wir den turn mit den bilden nyederwerflFen und zurstoren, und dar nach 
mogent ir sie wol bestritten'. sie sprachen: 'waz eyschent ir'. (sie 
5 sprachen vir) at illi: 'qualluor dolia plena auro\ sie sprachen: 'uwer 
heischen werde erfullct'. Jsli Irea militfs qvattaor dolia plena anro acce- 
perant und zuhen geine Rome und machten vier locher zu vier enden 
oder orten uszwendig Rome und begruben die vier kessel goldes. dar 
nach gingen sie in die stat. zu stunt kam in engegen der keyser und 

10 sprach: 'ir aller liepsten, wanncn sint ir, und durch waz sach sint ir 
here komen'V sie sprachen: 'o herre, wir sint von ferrem ertrich und 
sin soliches insprechens von got, (das wir nit anders getretimen 
kiinnen) dann wie lange golt ist verborgen gelegen under dem ertrich 
und schetze. und also vinden wir sere vil goldez. wir haben auch 

15 gehort von diner frumikeit und sin dar umb zu dir komen, ob du un- 
sers dinstes bedurftest, daz wir dir dinten'. der keyser sprach: 'jch 
versuchen uch, und ist, daz ich uch warhaftig vinde, so gyb ich uch 
guten solt\ sie sprachen: 'wir geren nicht anders zu lone, wann das 
halbe teyl der schetze, die wir vinden under dem ertrich*. er sprach zu 

20 in: 'jr redent recht, es ist mir Hep; wol dann (kommet) mit mir\ sie 
volgeten dem keyser nach bysz zu dem palast, und sint gesetzt wordcn 
zu dem tysche; und nach dem nachtessen sprachen sie zu dem keyser: 
'here, gefellet es uch, so slaffen wir\ der kunig sprach: 'gent und 
slaffent in gottes scgen; got gebe uch guten slaff\ sie gingen hin und 

25 vertriben die nacht mit froden, mit gelechter und gespotte. des morgens 
fru kamen sie zu dem keyser, und sprach uszer in der erste: 'herre, ich 
han eincn trome gesehen, daz uszwendig der porten der stat, in einem 
tieffen loch, ist ein schryn vol goldes begraben und verborgen. nu gen 
wir dar und ir gent mit uns'. er sprach: 'ich werde gen und sehen, 

30 ob ir war sagent oder nit*, sie gingen mit einander an die stat und 
gruben und funden den schrin mit golde, den sie dar hetten geleyt. do 
der keyser daz sach, do waz er fro und nam daz golt halbe. und zu 
glicher wyse tet der ander, und der drytt auch also, die virde lade 
behilten sie in. dar nach sprachen sie einmundeclich : 'bysz her hat 

35 einer nach dem andern den trom gehapt, aber nu mit der hilff unsers 
heren so werden wir alle dry dysz nacht ein trome haben und durch 
den selben trom werde wir gar vil goldez vinden'. der keyser sprach, 
als er auch alwegen het gesprochen: 'got gebe uch einen guten trom 
nach siner miltikeit und nach unser notturfte'. Dysz lachten und spotten 

1 mogo Hs. — 4 Das Eingoklammerte ist iiberflussig — 12 Das Eingoklammerte 
fohlt in der Hs. Dem Lateiniscben gemiiss orgiinzt Bucbn. 43, 27 'quod nichil aliud 
sompniaro poterimus' — 20 kommet feblt in der Hs. 



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- 101 — 

aber dez keysers die selbe nacht do morges wart, sprachen sie zu dem 

keyser: 'o herre, wir haben und bringen gute mere, jst daz jr begerent 

ewiclich rich zu sin, daz mag wol geschehen'. er sprach: 'sagent an, 

wie ist dem*. sie sprachen: 'wir haben zu male einen trom gesehen, 

5 das under dem fulmente dez tornez, do die bilde uff stent, da ist so vil 

luters goldez verborgen, daz alle pferde dyser stat mochten es kaume 

geziehen'. der keyser sprach: c daz sy von mir, daz ich daz utfneme, 

daz ich den turn mit den bilden icht zerstore, durch die wir gewarnet 

werden vor unsern vinden'. sie sprachen: 'herre, wir bitten dich, ob 

10 wir dir ye lugen haben geseit'. er sprach: 'neyn vor war, jr habent 

mir allewegen war gesaget'. sie sprachen: 'wir truwcn woll, den turn 

^ubtilichen undergraben und wieder underslahen, daz er nit fellet, dann 

er ist starck, daz wir dannoch daz golt wolle gegewynnen. aber daz musz 

by nacht sin, wann das folck lieflF uns zu und truge daz golt hinweg*. 

15 er sprach: 'gent hin in dem segen, und morn fro kum ich mitlutenzu 

uch*. sie gingen hinweg und waren fro. und do es nacht wart, do 

huben sie an zu graben und gruben stercklich, byz daz der turn bereyt 

waz zu vallen. dar nach legeten sie fuer an einem ende der stat und 

fiuhen mit sneller tiucht der stat uss. do sie kom ein myle kamen, do 

20 branne daz fuer und ging uff an einem ende der stat, und der turn 

vile an dem andern ende. do es nu die heren sahen an dem morgen, 

daz der turn mit den bilden gevallen waz, da wurden sie betrubet, me 

dann yeman geloben mag und sprachen zu dem keyser: 'herre, wie ist 

25 dem, daz der turn zurstoret und gevallen ist mit den bilden, davon wir 

gewarnt worden alle zit vor unsern vinden'. er sprach: 'dru falsch 

mentschen hant gesprochen, wie daz sie vil goldez dar under wolten 

vinden, und wolten daz subtilichen gewinnen, daz weder der torn noch 

die bilde zerbrechen*. sie sprachen: 'uwer gittikeit, daz ir so vil goldes 

30 begeret habent, hat uns zu groszem schaden bracht. nu sol uwer be- 

girde und gitikeit zu dem ersten wieder in uch vallen*. und zu stunt 

vingen sie in und fulten ymm sinen munt voile goldes und begruben 

in also lebendig. dar nach schir kamen jr vinde und zerstorten Rome. 

Das Deutsch der durch II, vertretenen Version ist nicht so rein und 
fliessend, wie das der tibrigen. Der tlbersetzer haftete zu sehr am Latei- 
nischen. Wenn aber auch der Ausdruck im einzelnen etwas unbeholfen ist, 
so kann man des Verfassers Stil und Darstellungsweise darum doch nicht 
als schlecht bezeichnen. Sto^end wirkt hier vor allem der haufige Gebrauch 
des Participiums der Gegenwart Wo ein solches im Lateinischen steht, 
finden wir es auch fast regelmassig im Deutschen, ausserdem aber auch 



1 des Ha. — 6 kamme Hs. — 15 luren Hs., 'cum omnibus* Fischer 84, 33. 



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— 102 — 

noch an anderen Stellen. Vgl. Virgil, S. 99, 3; 13. Am meisten muss jedoch der 
Umstand auffallen, dass einige Male ganze lateinische Stellen uniibersetzt 
geblieben und in den deutschen Text heriibergenommen sind, z. B. : in 
Gediddproben gibt die Mutter der Tochter den Rat, das Lieblingshundlein 
des alten Ritters zu toten mit den Worten: 'ilium canem coram eo occides, 
dysen hunt totte vor siner angesicht'. Wahrend hier noch das Lateinische 
mit deutschen Worten wiederholt ist, bleibt es an den folgenden Stellen 
uniibersetzt, vgl. Virgil, S. 100,5 fg.; in Witwe von Kphesm spricht der Vogt zur 
Frau, nachdem diese ihren toten Mann schon auf zweifache Weise geschendet 
hat: 'simili modo, qui captus fuerat, carebat 1 ) duobus testiculis. quae 
propriis manibus mortuo 2 ) viro testiculos abscidit, quia ipse miles noluit. 
et testiculos canibus proiecit*. 

An der letzten Stelle hatte der Obersetzer wohl absichtlich von einer 
t)bertragung ins Deutsche abgesehen. Diese Stelle fehlt in V ganz. Wie 
verhalt es sich aber mit den anderen Stellen, die dadurch. dass sie unter- 
strichen sind, doch die Aufmerksamkeit des Lesers auf sich lenken mussten ? 
Yielleicht sollten diese besonders markiert werden. wie Citate, Bibelstellen 
u. dergl. sehr haufig in den Hss. so hervorgehoben werden, vgl. H, Virgil, 
S.41, 20'aurum sitisti, aurum bibe\ B* der 4. Meister zum Kaiser: 'quia 
nichil mobilius, quani feminarum voluntas*. 

Der Text von IL ist (lurch zahlreiche versehentliche Fehler und Aus- 
lassungen verderbt. Besonders haufig sind kleinere Nachliissigkeiten in der 
Schreib weise der einzelnen Worte, indem die Endkonsonanten V, 't\ Y 
u. s, w. sehr oft fehlen, entsprechend der nachlassigen Aussprache des 
Schreibers. 

Lesef elder finden sich folgende: Virgil, S. 99, 4; 5 'wyser' ftir 'wyder 1 , 
S. lOl^'luron' ftir 'luten', Witwe von JCphesus, 'und der ritter tett gar wor 
dar an, das sie furbas keynen me also geschente\ 'wor' fur 'wol\ 
'bene' verlesen. Frenmie, Alexander sagt zu Ludwig: 'nu gleubte ist doch, 
das mir mist nit verborgen von dir were', 'ist' fur 'iclf gelesen, w r ahrend 
in Konigin ewgwchlossen umgekehrt 'ich' fiir 'ist' steht. 

Sehr haufig sind Auslassungen einzelner Worte aus Versehen. An 
einigen Stellen sind auch grossere Satzteile oder ganze Siitze versehentlich 
ausgelassen: Schatzhaus, 'die reysigen lieffen in das huss und horten die 
sach des geschreyes: jr aller liei>sten myn swestern', vor ")v fehlt 'do 
sprach der son'; Gediddproben, 'und lase zu sammen hin und her die ube- 
rigen, bysz sie zu dyssem baum kanim' vor 'bysz' fehlt 'rysz', lateinisch 
'superflua lignoruin', in Folge der Ahnlichkeit von 'rysz' und 'bysz'; 'sie 
sprach: waz ich durch des besten willen, daz verkerent ir mir alle wegen\ 



1) carobit Hs. 

2) mortui Hs., was die geringo Latcinkcnntnis des Schreibers von H, beweist. 



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- 103 — 

nach 'willen' fehlt 'tun'; 'do die mutter daz erhort, do waz sie fro und zu 
der tochter. die tochter sprach' vor 'zu' ist 'kam' zu erganzen; vgl. Virgil 
S.99,25, wo 'wallende und siedende was' zu erganzen ist; S. 100, 12, wo 'das 
wir nit anders getretimen ktiimen\ fehlt, vgl. Keller, Diocletian S. 94, 
Vers 4182: 'Das uns mag getroumen niht, Den wo golt verborgen lit. Das 
kttnent wir finden zu aller zit* ; 3 Liebltaber spricht die Frau zum l.Ritter: 
'wann ich keyn ander bequemlicher zit mag haben, und lasz nit, du bryn- 
gest daz gelt mit dir*. Es ist wohl nach 'lasz' zu erganzen 'dich jn' oder 
statt 'und' 'under' zu setzen; Witwe von Kphesus, 'do daz die diener sahen, 
da lieff einer noch dem andern in die kirchen, daz er daz sacramente mit 
ymm brechte', nach kirchen ist 'zu dem priester', pro sacerdote, zu er- 
ganzen, denn die Diener konnen das Sakrament doch nicht mitbringen; 
Kaiser zur Kaiserin nach Witwe von Fphesns, 'der keyser antwortet: ja sere 
wol, jch dir vor ware', nach 'jch' ist 'sagen' zu erganzen; der Solm zum 
Kaiser: 'herre, hebent uwer ogen utf und die diern oder dieneryn an in 
dem grunen gewande', nach 'und' fehlt 'sehent'; Weissagung, 'aber der man, 
des jungeu vatter, sach daz und daz junge. mit groszem hunger und ar- 
beyten Hog er dar', vor 'das junge' fehlt 'ernert' oder 'ptiag', sustentabat; 
Frennde,] 'und so er von dem gerichte gnug hette gessen, von den henden 
alexaiidri, so waz er es siner tochter wieder. dar umb alexander von der 
tochter sere liep wart gehapt', nach 'wieder' ist'senden' oder'schicken' zu 
erganzen; Alexander zu Florentine 'und dar umb durch schickent, daz er 
in uwerem gebresten nit also sterbe', nach 'durch' fehlt 'gott'; Ludwig 
bittet den Kaiser: 'daz er ymm erlobet zu sinem vatter und in gesehen und 
schir herwieder zu kommen', nach 'vatter' ist zu erganzen 'zu riten'. 

Auch Schreibtehler sind zahlreich vorhanden, z. B.: Schatzhaus, 'da 
zuschen kam der ritter, der des turnez hute, zu dem torn und vande die 
schetze zerstrauwet und ein verborgen loch in die mure vant, da wurden 
beweget alle sin glyder', bei 'vant' ist der Schreiber aus der Konstruktion 
geraten. Verschrieben ist jedenfalls auch in Marschalk, dass der Konig 
100 Gulden zu geben verspricht, wahrend nachher von 1000 die Rede ist; 
ursprtinglich heisst es an beiden Stellen 1000 Gulden; die Kaiserin zum 
Kaiser nach Kdnigin eingeschlossen, 'und hast siechtlich gesehen, wie mich 
din son zerzerret hast und hast gewysz zeichen gesehen', 'hast' fur 'hat'; 
Freunde/zxx einer gewyssen bewegunge fttr 'bewerunge', 'ad certam pro- 
bacionem'. Durch Verschreibung entstanden gelegentlich auch Wieder- 
holungen desselben Wortes, oder mehrere Worte, z. B. Geduldproben, 
'und ist ist es, das er dir es dann ubersicht', 2 mal 'ist'; der 5. Meister spricht 
zum Kaiser: 'der uch zu der zit der note uch wol heil mechte ge- 
machen' 2 mal 'uch'; Diocletian zum Kaiser: 'so were ich eins schemlichen 
todes verdammpt worden, und da von dysz was die sach, da von ich 
sweyge', das erste 'da von' ist zuviel; Weissagung, 'nu fuget es sich daz 
eines tages, daz der ritter', 2 mal 'daz' u. s. w. 



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— 104 — 

III. Die Drucke des deutschen Romans von den 
sieben weisen Meistern. 

Die verschiedenen Drucke alle textlich mit einander zu vcrgleichen, 
besonders auf die sp&teren Ausgestaltungen, die dera Geschmack der Zeit 
Rechnung trugen und in denen gelegentlich sogar durch Naturschilderungen 
und Ausschmtickung der Nebenumstande der eigentlichen Erzahlung, die 
Szenerie belebter und das Ganze anschaulicher gemacht wird, kann nicht in 
den Rahmen dieser Arbeit fallen. Es konnen hier nur die altesten Drucke 
berficksichtigt werden und audi diese nur in sofern, als sie Vertreter der 
einen oder anderen Fassung der 7 weisen Meister sind. Es fragt sich auch, wie 
sie sich zu den Hss. verhalten. Schon Murko 1 ) hatte sich die Aufgabe 
gestellt, verschiedene Drucke mit einander zu vergleichen, er ist zu dera Er- 
gebnis gekommen, dass sie alle auf eine Quelle zuruckgehen, ausser dera 
niederdeutschen Druck von 1494, der sich ganz. abweichend verhalte. 
Dieses Resultat rausste sich ftir ihn ergeben, da er nur wenige Drucke be- 
nutzte, den ersten aber, der ohne Ort und Jahr erschienen, sowie die an- 
deren, deren Texte mit dem niederdeutschen vom Jahre 1494 (ibereinstimmen, 
nicht zu Gesicht bekam. Wenn diese Drucke auch berucksichtigt werden, 
so ergibt sich ein wesentlich anderes Bild. 

Die gesamten Drucke 2 ) zerfallen in zwei Gruppcn, von denen die 
erste durch 2 hochdeutsche und die niederdeutschen (mit Ausnahme 
von Nr. 70 bei Fischer), die zweite durch die samtlichen (ibrigen Ausgaben 
vertreten werden. Von diesen beiden Gruppen schliesst sich der Text der 
ersten an die Hss. D k B, T F an 5 ) und zwar an die verkilrzte Fassung, 
wie sie in D K B, T vorliegt, w&hrend die zweite Gruppe, also die grosse 
Mehrzahl der Drucke eine neue, vierte Version der sieben weisen Meister 
darstellt, die, weil am meisten bekannt, als Vulgata bezeichnet werden kann. 

Der Text der zur 1. Gruppe gehorenden Drucke ist eigentlich eine 
Redaktion der deutschen Gesta Romanorum, in denen die sieben weisen 
Meister nur als Teil, und zwar als einleitender Teil, enthalten sind. Es 
gehoren dazu folgende Drucke: 



1) Murko: Boitrage zur Tcxtgesehichte dor Historia soptem sapientum in dor 
Zeitschrift fur vorgleichondo Litteraturgeschichto. N. F. 5, Heft 1 und 2, Berlin 1892. 

2) Von mir selbst benutzt sind folgende Drucke: Nr. 1,2,5, 10, 15,16, 17, 18, 19, 
27, 33, 34, 35, 40, 42, 43, 54, 56, 57, 59, 67, 70 bei Fischer. Ausserdom der nieder- 
deutscho Druck vom J. 1502. (Fischer Nr. 68) in oinor Abschrift, die sich iui Besitzc dor 
Konigl. Univorsitiitsbibliothok in Greifswald bofindct, und die von Murko erwahnte Losch- 
papierausgabo des 18. Jabrhs., von der die Bibl. des gormanistischen Seminars der Uni- 
versitiit Greifswald ein Exemplar aus dem Nachlass von Theod. Heyse besitzt. 

3) Wenn Murko bobauptct, dass die Drucke auf einen handschriftlicbon lateini- 
schen Text zuruckgehen, so ist das nicht ganz richtig, denn sie haben direkt einen hand- 
schriftlichcn deutschen Text zur Vorlago. 



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— 105 — 

1) altester Druck o. Ort unci Jahr (urn 1470) 2°. Berlin, Kgl.BibL; 
MOnchen, Hof- unci St.-Bibl.; Gocdeke P f 349, Nr. 1, Fischer 
Nr. 1. 

2) ohne Ort und Jahr 2°. Stuttgart; Goedeke Nr. 21, Fischer Nr. 29, 
vgl. Gemeiner: Nachrichten flber die Regensburger Stadtbibliothek 
S. 185, Keller: Li roraans des sept sages 123 fg., 218, 201. 

3) niederdeutscher Druck Magdeburg 1494, Mauricius Brandis 2°. 
Stralsund; Hamburg; Goedeke F, 466. Nr. 26, Fischer Nr. 67, 
Wiechmann: Mecklenburgs altniederdeutsche Literatur, I, 8, 
S. Gotze: Geschichte der Buchdruckerkunst in Magdeburg, 
Magdeburg 1872, S. 134 fg. 

4) niederdeutscher Druck Hamburg 1502, 2°; Goedeke P, 467, 
Fischer Nr. 68, vgl. Lappenberg, Zur Geschichte der Buch- 
druckerkunst in Hamburg, Hamburg 1840. S. 10. Wiechmann 
HI, 87 fg.') 

5) der niederdeutsche Druck Hamburg 1618, Miinster; Fischer 
Nr. 71. *) 

Die niederdeutschen Drucke slellen nicht etwa eine mundartliche 
Cbertragung des Textes der hochdeutschen dar, sondern gehen auf eine 
andere Hs. zuruck als diese. Moglicherweise ist die handschriftliche Vor- 
lage des ersten niederdeutschen Druckes selbst schon niederdeutsch gewesen, 
was sich aber nicht entscheiden lasst. Schon allein das Vorhandensein der 
Vorrede in den niederdeutschen Drucken, die in den hochdeutschen fehlt, 
beweist, dass nicht einer von diesen der Cbertragung ins Niederdeutsche 
zu Grunde gelegen haben kann, was auch eine Vergleichung der Drucke 
mit den Hss. deutlich zeigt. 

Was die handschriftliche Vorlage von Nr. 1 angeht, auf welche die an- 
dere hochdeutsche Ausgabe zurQckgreift, so lasst eine fast wortliche tlber- 
einstimmung mit der Hs. T, das Fehlen der Vorrede hier wie dort, die 
gleiche tJberschrift: 'Hie nach volget ein gar schoen Cronick' u. s. w., ebenso 
wie der Schluss, sofort eine naliere Beziehung erkennen. Da allerdings 
diese Hs. erst aus der zweiten Halfte des XV. Jhrh. stammt, so liegt nicht 
nur die Moglichkeit vor, dass der Druck die Hs. T benutzt, oder dass beide 
auf eine gemeinsame Quelle zurilckgehen, sondern auch, dass die Hs. den 
Druck abgeschrieben. Ein Vergleich der beiden Texte ergibt bald, dass die 
lis. T nicht dem Druck zu Grunde gelegen haben kann, da dieser die Ver- 
derbtheiten des hand6chriftlichen Textes nicht teilt Dass umgekehrt T nicht 
aus einem der gedruckten Exemplare abgeschrieben, geht daraus hervor, 
dass die Hs. T doch an vielen von dem Text des Druckes abweichenden 



1) D'ieso Ausgabe ist identiscb mit dorjenigen, die Fischer unter Nr. 69 als cinen 
besondereu Druck anfubrt. 

2) Dieser Druck kann nur vcrmutungsweise bierbiu gestellt werden. 



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— 106 — 



Stellen mit den iibrigen Hss. tibereinstimmt, also ursprtingliches hat, und hier 
in der gedruckten Ausgabe Anderungen vorliegen. So bleibt nur die 
Moglichkeit, dass beide aus gemeinsanier Quelle, namlich einer uns nicht 
erhaltenen Hs. schopften, deren Text beide ziemlich treu, mit nur gering- 
ftigigen Anderungen wiedergaben. 

Die Hs., auf die der niederdeutsche Druck vom J. 1494, von dem 
die iibrigen niederdeutschen abhangen, zuriickgeht, muss der Gruppe D 
K B, T nahe verwandt sein, denn eine von diesen selbst kann nicht als 
Vorlage gedient haben, wie die sehr zahlreichen Abweichungen von alien 
diesen Hss. zeigen. Vielleicht fanden sich diese Varianten schou in der 
dem Druck zu Grunde liegenden Hs., da sie wohl kaum -als Anderungen 
des Druckers aufzufassen sind. 

Um einen genauen Vergleich des hochdeutschen und des nieder- 
deutschen Textes zu ermoglichen und zugleich eine Probe aus beiden Rc- 
daktionen zu geben, wird im folgenden der Anfang und Mrgil aus beiden 
Fassungen gegentibergestellt. Die geringen Varianten der Hs. T zu dem 
Texte des ersten Druckes sind unten angegeben. 

Krster Imck o. 0. und J. Mederdculschcr Drurk font J. 1494. 

Hie nach volget ein gar schon Cro- Eyne schone Cronica und historia 
nik und histori, Ausz den geschichten van den soven wisen meistern, ge- 



der Romero, jn welcher histori und 
Cronick man vindet gar vil schoner 
und nuczlicher exempel, die gar lust- 
lich und kurczweilig zehoren seint. 



togen uth den geschichten der Ro- 
mere, jn welker historien und Cro- 
niken men vindet vele schoner exem- 
pel, do gar lustich und kortwilich to 
lesen sint. 

Hie hevet sik an ein bok unde heth 
in dome dudeschen de historia van 
den soven wisen meisterenn. 

Umme to wetende myt korte, wat 
in dusseme bocke is, schal me mer- 
ken, dat in dussemm boke werden 
geroret waraftige historien, de ge- 
scheen syn in vortiden, und werden 
uth gelecht to einemm geistliken 
synne, uns dar mede van den sunden 
to theende und to beterende unse sun- 
dige levent. to denim ersten van 
deme keisere Ponciano, de hadde 
einen son, geheten Dioclesianus. den 
wolde syn steffmoder to deme dode 
bringen, darumme dat he nicht myt 
er sundigcn wolde. Men syne soven 



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107 — 



Poncianus der keiser richsnet in 
in der stat zu romc. der nam zu 
eyner zeit eyn frawe cyns kuniges 
dochter, die was gar schon und ge- 
nadenreich in aller nienschen augen, 
die gewan er vaste liep, und dye ge- 
bar einen knaben bei im, zu mole 
schone und wol geschaffen, den hiesz 
cr Dyoclecianum. u. s. w. 
Virgil. 

Octavianus der keiser, der do 
gewaltig zu rome was, der hat 
vor alien dingen golt also Hep, 
das er gottes und seiner eren dar 
5 umb vergasze. in den zeiten do 
detten dye romer andern landen 
also vil leides und gewaltes an, 
daz sich manich kunigreich wider 
sie satzt und in auch vil leides 
10 teten. jn den tagen was zu Rom 
der meister Virgilius, der was der 
best ausz den schwartzen buchern. 
so er iergent was, den botten die 

1) Die Verse sind hior kauin noub zu erkenncn. 
T: 8 andoden — 11 kunsten ader buebbereu. 



wisen meystere vorloscden ene, unde 
to deme latesten wart se sulvcn vor- 
brant mit eren hemeliken bolen, den 
se vor eyne iuncfrouwe by syck hadde. 
Dusse historia wert na geistlikem ge- 
dudet, als me vindet in deme boke. 
Dar na vindet me manigerleye histo- 
rien, ock gedudet to eineme geistliken 
synne. 

Ilir he vet syk an de prologus, dat 
synt de vorreden unde invoringhe, 
dar me mede to den historien kumpt. 

Ik quani trurich Do vragede me 
my u. s. w.') 

Hyr heven an de historien mit eren 
geistliken uthdudinghe tho unser lere 
jn dat erste, wo he sick let vortruwen 
eyne iuncfrouwe. 

Poncianus de keyser regeredc in 
der stad to Rome myt ghewalt. De 
hadde eyne schone vrouwe, eynes 
Romeschen koninges dochter, de was 
gantz schone und gnadenrike in 
alien mynschenogen, de gewan he 
gantz lef. god gaf er einen sone, 
de was schone und wol gescapen, 
den hete he dioclesianum u. s. w. 

Octavianus de keiser, de dar ge- 
weldich was, de hadde golt vor alle 
dynk so leff, dat lie gades und siner 
egenen ere vorgat. jn der tid deden 
de Romwe anderen luden so vele 
leides und gcwalt, dat syck manich 
koninkrike wedder se sette und en 
ok vele leides deden. jn der tid was 
to Rome de meyster Virgilius, de 
was der besten meystere eyn uth der 
swarten kunst. do he nu dar bynnen 
was, do beden de 



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— 108 — 



R5mer, das er in etwas machte, Romere, dat he ichteswath makede, 

durch das sie gewarnt wurden von dorch dat se gewarnet worden vor 

iren vienden. Virgilius hiesz sy eren wyanden. do heth he se eynen 

eynen turn machen und macht er torn maken und makeden ein bylde 

5 in mitten ein bild. das selbig midden up den torne; dat bilde hadde 

bild hat eyn guldin apfel in der eynen appel in der hand, umme dat 

hand. umb das bild macht er bylde makede he vele andere bylde, 

ander bild, die salient in alle lant de segen in alle land, unde eyn ist- 

und hat ieglichs bild ein glock in lyck bilde hadde eine clocke in der 

10 der hant, unnd welches lant sich hant. welk land sick wolde upwerpen 

aufwerfen wolte wider die rflmer iegen de Romere und wedder se syn, 

und wider sie sein wolte, so lute so ludde dat sulve bylde to demm 

das selb bilde des ersten, daz ersten, dat iegen dem lande stunt, 



gegen dem lande sach, dar nach 

15 die andern alle. do mit so wur- 

dent die Romer alwegen gewarnet 

und lurent dan in das selb land 

und machten es in wider under- 

tenig und gehorsam. dar nach 

20 machte meister Virgilius zu Rome 

armen leuten zu trost ein fuwer, 

das brant steticklich und macht 

auch einen flisenden brunnen do 

zu, daz arm leut zu trinckcn fun- 

25 dent und auch do batent. zu den 

zweien macht er ein bild unnd 



dar na de anderen alle. dar mede 
worden de Romere alle wege gewarnet 
und voren in dat sulve land und 
makeden se ene wedder underdanych 
und horsam. 

dar na makede 
meister Virgilius to Rome tho troste 
armer lude ein licht, dat brande 
stedichliken, und makede eynen 
vletenden borne, dar de armen lude 
to drinkende vunden und ok dar 
badeden. to (den) twcn makede 



he eyn bylde unnde schrcff em an 

schreib dem selben bild an die de sterne: 'we my sleyt, tho hand so 

stirn: 'wer mich schlecht, an dem werde yck gewraken.' 
werde ich zu hant balde gerochen* . ! ) 

30 das bild stund vil iare und was dat bylde stund manich iar und was 
armer leut trost und auffent (!). armer lude trost. do quam dar einsz 
des kam ein pfatte eins moles ein pape, do he dat lasz, do sloch 
dar, unnd da er das gelas, da he id an den hals. do vorlosch dath 
schlug er das bild an den hals. vur, unde de borne vorginck. de 

35 da verlasch das feuwer, und der armen lude weren eres trostes berovet 

brun verseig. die armen leut unde schreyden mort over den 

warent irs trostes beraubet und papen. 
schruhent mort uber den pfaften. 

T: 3 iren fehlt — 8 land fohlt — 10 aftVerfen — 16 furent — 17 dan wieder — 

31 uffenthalt. 

1) Wie meister Virgilius tet eincn turn machen und mitten dar auf ein bild, daz 
hat einon apffel in dor hant und der andern ieglichs ein glockc. Es folgt oin Holzscbnitt, 
den Turm darstellond. 



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— 109 — 



dar nach kament drey kunig zu 
sammen, den was vil leides be- 
schehen von den romeren und 
wurdent mit einander zu rote, 
5 wie sy gerochen mochten werden 
an den romern. und der ein 
meynet, es mochte nit gesein, die 
weil der thurn init den bilden 
stunde, wann die Romer alwegen 

10 wurdent gewarnet durch sie. da 
stundent drey wolgemut ritter, 
die wustent wol, wie daz der 
keiser golt Hep hat uber alle ding, 
und sprochent zu den kungen: 

15 'was wollent ir uns geben, so 
wollent mir den thurn mit den 
bilden zerstoren.' sie kament uber 
ein umb vil goldes. die drei ritter 
furent gen Rome zu dem keiser 

20 Octaviano und totent sich ausz, 
in were en treimet fur war, wo 
golt begraben leg, und wolt sie 
der keiser zu dinner im nemmen, 
so gewunn er goldes, wie vil er 

25 wolte. er sprach: er wolte sie 
versuchen. des giengent die zwen 
dar, und vor zweigen thoren der 
stat vergrubent sye vil goldes, 
unnd gieng der ein zu dem keiser 

30 und sprach: 'dirre ktinftigen nacht 
so wil ich euch wor sagen'. mor- 
gens frug da gieng er zu dem 
keyser und sprach: 'herre, mir 
ist getromet, vor dem thurn do 

35 leid ein schatz mit golde\ der 
keiser sprach, er wolte selbs mit 
im gon lugen, ob es war were, 
da er dar kam, da fand er den 



dar na quemen dre konynge to samme, 
den was vele leydes gescheen van 
den Romeren und worden myt eyn- 
ander to rade, wo se gewraken moch- 
ten werden. unde de eyne meende, 
id mochte nicht gesyn, de wyle de 
bylde up den torne weren, wente de 
Romere worden alle wege gewarnet 
dorch se. do stunden dar by dre wol 
gemode riddere, de wusten wol, dat 
de keiser golt leff hadde baven alle 
dink, unde spreken to den konyngen : 
' wat wille ghy uns geven, dat wy den 
torne vorstoren'. se laveden en vele 
goldes und sulvers. 1 ) 



De dre riddere quemen tho Rome 
to deme keysere unde deden syck 
uth, dat en konde in deme slape vor- 
kamen, wor golt begraven were, und 
wolde he se tho denren nemen, so 
krege he so vele goldes, als he wolde. 



do ginck de eyne to demm keisere 
und sprak: 'jn dusser tokamende 
nacht so wil ik deme keisere waer 
seghhen'. unnde de twe gingen ys- 
lick eyn vor dat dore der stad unnd 
begroven vele goldes. des morgens 
sede de eyne: 'here, my is gedromet, 
vor dem dore licht eyn schat mit 

golde\ de keiser sprack, he wolde 
sulves mit em gaen unde beseen, 
offt id ware were, unnd do he do 
quam, do vand he den 



T: 7 es en raochto — 22 zu dyoneren yn — 23 so vil goldes, w. v. — 27 yn 
der zo k. n. — 36 gayn syen, abe . 

1) Uberscbrift: wo de dro ryddere quemen to Rome tho dem keysere Octaviano 
undo seden em ere drome. 



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— 110 



schatze und wart gar fro und glaubet 
dem ritter. uber etwan vil zey- 
tes, do tet im der andcr ritter 
audi also, dar nach der drit ritter 
5 kam zu dem keiser und sprach: 
'herre, mir ist getromet, wie der 
aller grost hort von golde, so auf 
erden sig, lig under dem thurn, 
do die bild auf seint'. do sprach 

10 der keiser: 'das woll got nit, das 
ich dar under lasz graben, wan 
wir so manigfeltige figuer wider 
alle disse welt hant von warnung 
der bilde\ der ritter sprach : 'wir 

15 wollent es also zubringen, das 
es dem turne nit schadet und 
euch doch das golt wurt\ der 
keiser auff die Hebe des goldes 
was so vast vertiissen und ge- 

20 neiget, das er sich liesz uber- 
reden und erlaubet den rittern, 
das sic nachtes grubent under 
dem thurn. da stiessent die ritter 
fuwer an und furent von dannen. 

25 das feuwer nam zu und verbrant 
den turn und die bilde. das was 
ein schlack den Romern, den sie 
numer mer tiberwindent. die lcut 
lieflent zu dem keiser und fragten, 

30 Avem er den thurn erlaubet hette. 
er seitte, wie in die ritter betrogen 
hetten. und do die Romer hor- 
ten, das es beschehen waz von 
dem, das er golt also Hep hatte, 

35 do schlugent sie im eynen guldin 
klutz in den munt und totent in. 
dar nach balde kament die vigende 
unnd verderbcten die Romer. 



schat und wart gantz vro unde la- 
vende den ridder. over ichteswelike 
tid dede em de andere ok also und 
vant ene ok. dar na quani de drudde 
ridder to demm keysere und sede: 
'here, mi is gedromet, wo de alder- 
groteste schat, de up erden mochte 
wesen, ligge under demm torne be- 
graven, darde bilde oppe staen'. do 
sprack de kcyser; 'des engheschut 
nicht, dat ik dar under late graven, 
wente wy dar van so mannighe figuren 
wedder alle de werlt hebben van war- 
ninge der belde\ 'wy willen id also 
to bringen, dat id demm torne nycht 
schal schaden, unde iw doch dat 
golt wert' . de keiser was up de leve 
des goldes also seer geneget, dat he 
sik leth overreden unnde lovede den 
ryddern, dat se des nachtes ghroven 
under den torne. do stecken die 
riddere vur an unde voren van danne. 
datli vur nam to und verbrande den 
torne myth den bylden, und dat was 
ein slach, den de Romere nummermer 
vorwunnen. de lude lepen to demm 
keiser und vragenden, wemme he 
den torne belovet hadde. do sede 
en de keiser, wo se de riddere be- 
dragen hadden. und do nu de Ro- 
mere horden, dat dat geschrey (!) was 
van dem wegen, dat de keiser dat 
gholt also leff hadde, do deden se 
em einen guldene klot in den inunt 
und doden den keyser. dar na quemen 
de viande unde vorderveden de Ro- 
mere. 



T: 7 so ufT ordon sy golegon under — 9 da die bildo uff synt ader stcynt — 
14 willo — 19 2mal und — 24 dat was — 26 des nuimncr mer uborwyndont — 
29 er sprach. 



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— Ill — 

Die II. Gruppc wird dargestcllt (lurch die s&mtlichen tibrigen Drucke, 
Fischer, Nr. 2—28, Nr. 30-66 und Nr. 71-72.') Doch ist hier wieder, 
was* bereits Murko erkannt, eine Unterscheidung zu treffen zwischen den 
Drucken, welche nur die 7 weisen Meister enthaltcn, und denen, die ausserdem 
noch die Moralisationen zu den ersten 11 Exenipeln (inch Rahmen) und 31 
Geschichten der deutschen Gesta Romanorum, dieselben, die in der I. Gruppe 
sich finden, hinzugeftigt haben.*) Wie bereits angedeutet, liegt in den Drucken 
dieser Gruppe eine vierte Version der sieben weisen Meister vor, die 
handschriftlich nur in erhalten ist. Doch ist diese Hs. ungefahr ein 
Jahrhundert junger als die altesten Drucke, und kann deshqjb die Abschrift 
irgend eines Druckes des damals bereits allenthalben verbreiteten Volksbuches 
sein, die der Pfarrer Jakob Haberkate, aus (lessen Hand sie hervorging, in 
seinen Mussestunden anfertigte, weil das gedruckte Buch ihm zu teuer war. 
Diese Hs. ist von mir nicht benutzt worden. Sicheren Aufschluss iiber das 
Vcrhaltnis der Hs. • zu den Drucken wiirde nur ein Vergleich mit s&mtlichen 
bis 1563 erschienenen Ausgaben der 7 weisen Meister liefern. 

Die handschriftliche Vorlage des Textes dieser Gruppe wird das 
Schicksal vieler wertvoller Hss. des Mittelalters geteilt haben und in der 
Druckerei verloren gegangen sein. Ausser ihr sind wahrscheinlich nur wenige 
oder uberhaupt keine Hss. mit gleichem Texte vorhanden gewcsen, und es 
ist wohl moglich, dass diese tJbersetzung nach dem Lateinischen *) eigens 
fiir die Druckausgabe angefertigt worden. Man konnte zwar annehmen, 
dass der Text dieser Gruppe, d. h. des Druckes von 1473, auf den die 
spateren zuruckgehen, nur eine Umarbeitung des Textes von Nr. 1 sei. 
Dem widerspricht aber, dass der sprachliche Ausdruck iiberall ein ganzlich 
verschiedener ist, und dass auch inhaltlich bedeutende Abweichungen 
vorhanden sind. Aus demselben Grunde kann es nicht eine willkurliche 
Bearbcitung nach irgend einer anderen Version sein. Inhaltlich zeigt sich 
die mciste Ubereinstimmung mit r. Als Probe mag wieder Virgil dienen. 

1) Einigc Angabcn Fischers sind ullerdings zu boricbtigcn. Nr. 7 und 9 sind in 
Dresden nicht vorhanden, wio mir die Bibl.-Vorwaltung mittoilte, ebcnso wio Nr. 18 nicht 
in Berlin ; Nr. 72 ist nicht niodordoutsch, sondern hochdeutsch, v«l. Murko 16, 4, und 
Nr. 68-69. 

2) Murl.o nonnt diese die Drucke mit der Glosse und teilt die gesam ten Ausgaben 
ein in solcho mit der (jlosso und in solcho ohne dio Glosse. 

3) Dass der Text auf eine lateinische Fassung der 7 weisen ycister zuriickgeht, 
dio in dio Gesta Itomanorum hineingoarbcitot war, was Murko als sicher hinstollt, ist 
durchaus nicht zu erweisen. Es trifft dies nur fiir dio orsto Gruppo zu, von dor Murko 
nur don nioderdoutschon Druck von 1494 kannte. Diese Drucke sind eben Ausgaben dor 
Gesta Romanorum, dio die 7 weisen Meister als integrioronden Toil enthaltcn. Dio Worte 
'ausz den geschichton der Romern* und am Schluss 'getzogen ausz den geschichten der 
Romer* sind fiir Murkos Behauptung nicht boweiskraftig, donn dieso sind, wio dio ganze 
Uborschrift und dio Subscription durch den Eintluss des ersten Druckes hiuoingokommen. 



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- 112 — 

Titd: iienach volget ein gar schoene Croiiick vnd hystori Ausz den 
geschichten der Roemernn In welicher hystori vnd Coronick man vindet gar 
vil schoener vnd nticzlicher exerapel die gar lustlich vnd kurczweylig 
zehoernn seind. 

Virgil: #Ctavianus was gar ein reicher keyser, und der was als geyttig, 
das er fiber alle ding gutt lieb hatte ; und machtenn die romischen burger 
zu seinen zeitten im vil geschl&cht undtert&nig, besunder so vil, daz sich 
darumb vil reych satzten wider die R5mer. zu den zeitten was zu Rome 
ein meyster, der hiesz Virgilius, der all meister flbertraff mitt seinen grossen 
und hochen kunsten und sunderlich itiit zauberey. nun batent in die burger 
von Rom, daz er mit seiner kttnste etwas machte, da mit sy gewarnet 
werden mCchten vor irenn feynden. er tatt das, als sy in gepeten batten, 
und machet zu obrost auff einen thurn als manig und vil bylde, als in dann 
gutt meinett; und enmitten macht er ein pylde, das selbig hatte in seiner 
hand einen guldin apffel ; unnd die andrenn pylde zu rynge umb den thuren 
und des vorgenanten pyldes hatt yeglichs ein glflglin in der hanndt, unnd 
hattent ir antlitz kert gegen den landen, da hin dann yeglichs geordnet was, 
und als dick und als vil sich ein lannde wider die romer satzt, oder wider 
dye stat setzen wolt, so lautt das selbig pild, das dem selben lannd zu- 
geordnet was, sein gloglin, unnd so was dann ein ritter mit seinem sp£r 
geordnet, und der selbig ritter der richt sein spar gegenn dem selben 
lannde; unnd wenn das die Rdmer ersachent oder innen wurdent, so 
wappnatent sy sich auch und zugent denn mit ganczer und krefftiger 
macht gegen dem lannde, und also kundt sich nyendert kein lanndt 
heymlichen rechen an den Romern, wann sy zu aller zeyt gewarnet wurden 
von den selben pilden. 

Darnach machet Virgilius durch trostes willen ander armen und 
frummen leuten an einem andernn teil der stat ein grosz fewr, da bey sich 
die armen und frummen leutt gewermen sulten, und macht auch bey dem 
fewr einen schonen auffwallenden brunnen, darzu die armen und frummen 
leutt giengent und iren durst busztent und bey dem fewr und umb das 
wasser des brunnen machet er ein pildt. an des selben pildes styrnn stundt 
geschriben also: 'wer mich schlecht, der nymmpt an der stat rauch\ das 
pilde stundt vil iare da; und zu dem lesten da kame ein pfaft und lase die 
geschrifft und der gedacht inn im selber: 'was rauch nymmpt nun eins, jch 
gelaube basz, gab ich dir einen streich, so wtirde ich finden einen schatze 
undrer deinen fttssen, und darumb so wollest du nit, das dich yemant 
schlQg . und also hube der pfaff sein rechte handt auff und gabe dem 
pilde einen als fravenlichen schlage, das das pylde viel ; und da das beschach, 
da erlasch das fewr gantz und gar und vergieng der prunne. also fandt 
der pfaff kein schacze. da nun die armen und frummen leute hortent, das 
das bilde nider gefallen waz, da warent sy vast traurig und leydig; auch so 



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— 113 - 

sprachen sy: 'furwar, der musz sterben und verderben, der das pilde hat 
von seiner geyttikeit wegen zerstort, und der unns auch von grossen freuden 
unnd trostes beraupt hat etc.* 

DArnach da koment drey kiinig zu samen, dye gar vil unrechts 
gewalts von den Romernn gelitten hiitten unnd sprachent zu einander: 'wie 
und in welicher weisz sullen vvir uns an den Romernn rechen?' etliche 
die sprachent: 'wir haben arbeit umb sunst, wann als lang der thuren init 
den pilden statt, so mugen wir nichtz wider sy thun noch in angesigcnn, 
dann sy durch die pild, die da seind in dem thuren, gewarnot werden zu 
aller zeytt.' da die wort geschachen, da stundent drey ritter von dem volck 
auff und sprachent: 'was wollent ir uns geben, wann wir den thurn mit den 
pilden zerstornn'. die kunig sprachent: 'was und wie vil ir begerent\ die 
ritter sprachent: 'so gebent uns vier vas vol goldes'. sy sprachent: 'das 
sol scin'. die ritter namen die vas mit dem golde und koment gen Rome, 
und da vergruben sy ye ein vas fur ein thore. also wurden vergraben die 
vier vas fur vier thore. und da sy das getattent, da giengen sy in die stat. 
da kam in der keyser auff der strasse (engegen), der grusset sy und sprach 
zu in: 'lieben frewnd, wannen seind ir, oder von was sachen wegen seind 
ir her komenV sy sprachent: 'herr, wir seind ausz fremden landen her 
kommen und seind als recht warsager und tromauszleger, doch so trompt 
uns anders nicht, dann von gold; und wa das verporgen ligtt, so wtirdt es 
uns offenbar, und also mugen wir goldes gnug vinden. wir haben audi 
gar vil gchort von cwr frumkeit, darumb so seind wir her kommen, ob ir 
unnsers diensts bedurfftent'. der keyser sprach: 'ich will euch versuchen, 
und ist, daz ich euch warhafft und gerecht tindt, so enpfahent ir grossen 
Ion von mir.' sy sprachen: 'herre, wir begeren nicht, denn was wir findent, 
das ir das halbs behebent und uns den andernn teile lassent\ der cheyser 
sprach: : jr redent wol, nun gendt mit mir\ sy giengent mit im in den 
palast. man hiesz sy sitzen und cssen. da nun das nachtmal ein ende nam, 
da sprachent sy zu dem cheyser: 'herre, gefelt es euch, so wollen wir gen 
schlaffen, und der eltest undter uns, der wiirdt ein traum sechen in der 
nacht und ewrn gnaden inorgen zeugen\ der keiser sprach: 'nun gent hin 
in gottes namen, gott gebe im cinen guten traum'. sy giengen enweg und 
vertribcn die nacht mit freuden und mit grosscm spoten des cheisers. da 
es nun morgen tag ward, da stundent sy fru auff und giengent zu dem keyser. 
da sprach der eltost ritter zu dem cheiser: 'gnediger herr, ich hab cinen 
guten traum gesechen, wann vor dem thore diser stat, da ist ein grube, in 
der ist ein vas vol goldes verborgen, darumb gent bald mit uns da hin, so 
wollen wir es graben*. der keyser sprach: 'ich will mit euch gen und will 
besechen die warheit\ da sy nun fur das thor koment, da fiengen sy an 
ze graben und funden daz vas. darnach zugent sy es herausz, wie wol 
daz sy es selber heimlich hinein gelegt hatten. da nun der cheiser das 

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— 114 — 

ersach, da was er gar fro unnd gabc in das golde halbs. da sprach der 
ander ritter: 'jch will morgen frii auch einen traum sehen'. der keyser 
sprach: 'got geb dir einen guten traum'. er stund frii auff und sprach: 
'herre, vor dem andernn tore der stat leit auch ein vasz mit gold', der 
keyser gieng mit in und fundcnt daz vasz mit dem gold, als er gesag (!; 
hatt, und gab in daz gold halbs. der dritt ritter sprach : 'herr, ich willeuch 
auch einen traum sagen'. der cheyser sprach: 'gesegnet sey die stund, daz 
ir ye zu mir komment. got geb dir ein guten traum'. er stund auch des 
nechsten morgens auff und sprach: 'herr, vor dem dritten tor, da ligent 
zwey vas vol goldes, wir sullen gen lugen'. also funden sy zwey vas. der 
keyser ward vast fro und gab in daz gold halbs. darnach sprach er; f ich 
hab me als warhafft leut gesechen, als ir seind'. da sprachent die drey 
aber ausz einem mund: 'es hat einer nach dem andern untz her ein traum 
gesechen, aber, ob got will, so sullen wir heinacht mit ein ander einen 
traum sechen'. der kayser sprach: 'gpt geb euch einen guten traum'. die 
drey spototent die nacht des keysers und morgen frii sprachent sy zu dem 
keyser: f o herr, wir wissen gute mer; begerent ir ewichlichen reich ze sein, 
so miigent ir nun reich werden, ob ir wolf, der keyser sprach: 'so sagent 
mir, wie'. sy sprachent: 'undter dem turen, da die pild auff stend, da ist 
so vil gelewt-rotes goldes, das es alle die pf&rd, die zu Rom seind, nit 
tragen mochten'. der keyser sprach: 'da vor sey got, daz ich den turen 
mit den pilden zerstor, durch dia wir gewarnot werden gegen unsern 
veinden'. sy sprachent: 'wir kunden wol als hoftiichen graben, daz der 
thurn dennocht vesticlichcn stet, und euch daz gold alles wirt; aber daz 
musz des nachtes beschechcn, darumb daz daz volck nit zu uns vail und 
daz gold mit macht grabe'. der keyser sprach: 'nun get in dem namen 
gotes, so will ich morgens zu euch kommen'. sy giengen da hin, und da 
es limb die mitte nacht ward, da hatten sy gegraben, das der thurn bereit 
was ze vallen. darnach machten sy ein fevvr dar undter und fluchent 
schnelliglichen enweg und chommen kum ein meil wegs danne, da viel der 
thurn nider. also verbranten die drey ritter den thurn mit den bilden, daz 
er untz auff den grund nider viel. da nun morgens frii ward und die 
fiirsten und die herren den thuren mit den pilden also zerstort sahent, da 
hatten sy grosz leid darumb und sprachent zu dem keyser: 'herr, wie ist 
dem, das der thurn mit den bilden, die uns zu aller zeit vor unsernn 
feinden wamoten, zerstort ist wordenV der cheiser sprach: 'es seindtdrey 
falsch man zu mir kommen, und die sprachen, daz als vil goldes under des 
thurncs fundament leg, daz es unsaglichen ware, und woltent das gold so 
subtilich her ausz nemen, daz sy weder den thuren, noch die pild zerprechen 
wolten'. die Romer sprachent: 'habent ir daz gold solieb gehabt, daz wir 
von ewr geitikeit wegen umb den thuren und pild kommen seind und unser 
gute warnung gar zerstort ist worden, so musz ewr mund vol goldes werden.' 1 ) 

I) Hier fchlt etwas 



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— 115 — 

and vergruben in lebent. darnach komment die feind und zerstortent Roin 
mit einander bisz auff den grund. 

Diejenigen zu vorliegender Gruppe gehorigen Drucke, die ausser den 
7 weisen Meistern noch die Glosse und eine Anzahl Geschichten der Gesta 
Romanorum enthalten, und so wiederum eine n&here Zusammengehorigkeit 
zeigen, sind nichts anderes als eine Compilation der I. und II. Gruppe, 
indera der Text der sieben weisen Meister gleich dem der II., der Text 
der Moralisationen und der folgenden Gesta Romanorum gleich dem der 
I. Gruppe (dem altesten Druck) ist. Wenn Goedeke P, 351 meint, der Strass- 
burger Verleger, Cammerlander, habe durch Aufnahme der 7 weisen Meister 
die Gesta Romanorum anziehend zu machen gesucht, so hat er damit das 
wirkliche Vcrh&ltnis umgekehrt, denn der Drucker 1 ) hat bei seiner Neu- 
ausgabe der 7 weisen Meistern, die in vielen Autiagen vorhanden waren, 
um das Buch inhaltreicher zu machen, auf den altesten Druck zuruckge- 
griffen und daraus die Moralisationen saint den folgenden Erzahlungen der 
Gesta in seinen Neudruck aufgenommen. Dass er sonderbarer Weise nicht 
audi den Text der 7 weisen Meister aus diesem ersten Drucke entlehnte, 
sondern den der sp&teren Ausgaben wahlte, erkl&rt sich daraus, dass der 
Text der letzteren den ersten an Vollstiindigkeit und Schonheit der Dar- 
stellung bedeutend ubertrifft. 

Es bilden also diese Ausgaben strenggenommen eine dritte Gruppe. 
Doch da es fur uns nur auf die 7 weisen Meister und nicht die Gesta 
Romanorum ankommt, so mogen sie zur zweiten gerechnet werden. Hier- 
hin gehoren z. B.: 

J) Strassburg, 1512, Mathis Hupfuff 4 n ; Berlin, Kgl. Bibl., Goedeke, 

Nr. 15. Fischer, Nr. 16. 
2) Strassburg, 1520, Johannes Knoblauch 4"; Greifswald, in der 
Bibl. des Herrn Geh. Reg. Rats Prof. Dr. Reitferscheid ; Peters- 
burg; Goedeke Nr. 17, Fischer Nr. 18. 



IV. Verh&ltnis der Prosaversionen zu den metrischen 
Bearbeitungen der sieben weisen Meister. 

Teilweise schon vor den verschiedenen Prosaubersetzungen der 
sieben weisen Meister entstanden zwei metrische Bearbeitungen auf deutechem 
Boden, die eine von dem elsassischen Poeten Hans von Buhel, der zeit- 
weilig zu Poppelsdorf bei Bonn im Dienste des Kolner Erzbischofs 
Friedrich III., Grafen von Saarwerden lebte, nach seinen eigenen Worten 
im Jahre 1412 verfasst, die andere von einem unbekannten Dichter aus 



1) Ubrigons nicht Camuicrlandcr, sondern Hiipiuff. 



8* 



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— 116 — 

dem 14. Jahrhundert. Beide Werke sind durch Adelbert Keller heraus- 
gegeben worden. 1 ) Ausserdem hat iiber Hans von Btihels Leben und Dich- 
tungen Fritz Seelig 8 ) eine Dissertation veroffentlicht, und Paul Paschke 3 ) 
fiber das anonyme Gedicht eine andere. 

Auf des Biihelers Dichtung muss hier naher eingegangen werden, 
da der eine deutsche Prosaiibersetzung aus dem Lateinischen benutzte. 
Er selbst versichert uns dfes Diocl. v. 9440—49 (Seelig S. 77). 

hie in it ich iuch wizzen Ian, 

wie ich mich sin underwant, 

daz tuon ich iuch hie bekant. 

ein guot geselle mir sin gedaht, 

der mir den sin geschriben braht, 

uz latin zu tiutsche hat er ez geschriben 

und was doch one rlmen beliben; 

er bat mich, daz ich ez im reht diht; 

do moht ich ez im versagen niht, 

ich diht es im zu rimen gar. 
Welche von den verschiedenen Versionen lag nun dem Dichter vor, 
oder ist uns jene deutsche Prosabearbeitung, die ihm den Stoff fur die 
Dichtung lieferte, verloren? Bereits KellQr und nach ihm Seelig haben nach 
der vom Buhcler selbst angegebenen Quelle, der Prosaubersetzung des 
'guoten gesellen', geforscht, und jener glaubte sie in der Stuftgarter Hs., 
dieser in der Heidelberger Hs. H, gefunden zu haben. Besonders Seelig 
hat sich, irregefiihrt durch eine Bemerkung von Gervinus, 4 ) der die Ver- 
mutung aufstellt, die Heidelberger Hs. konne das Vorbild des Dichters, 
dessen er erwahnt, gewesen sein, nicht geringe Mtihe gegeben, zu zeigen, 
dass diese Hs., wenn audi nicht selbst die Vorlage des Poeten, so doch 
eine ziemlich getreue Abschrift derselben sei, die uns das verlorene Ma- 
nuskript des 'guoten gesellen* ersetzen konne. Er sucht die verschiedenen 
Abweichungen der Prosa und des Gedichtes als Anderungen des Biiheler 
zu erklSren und zieht daraus seine Schlusse betreffs seines Dichters Art 
und Konnen. 

Man kann nicht leugnen, dass er manche der Abweichungen ganz 
hiibsch erklart hat, doch leider — fallt das ganze so schon konstruierte Ge- 



1) Diocletians Lcben von If. v. Biihol, horausg. v. A. Keller. Bibl. dor gc- 
samtcn deutsch. Nationallitoratur. Quedlinburg u. Leipzig 1841. Altdeutscho Gedicbto 
herausg. v. A. Keller. Tubingen 1846. S. 15—241. 

2) F. Seolig: Der elsassicho Dichter H. v. Biihel. Strassburger Diss. 1887, ausser- 
dem in Band III der Strassburger Studien. 

3) P. Paschke: Uber das anonyme Gedicht von den 7 w. Meistern. Breslauer 
Dissertation 1891. 

4) Gervinus, Geschichto dor poet. Nationallit. der Doutschon. Band II, S. 172. 



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— 117 - 

baude seiner Vermutungen unci Schltisse wie ein Kartenhaus zusammen, 
denn der Text von H, ist gar nicht die Vorlage des Dichters gewesen. 
Man kann Seelig keinen anderen Vorwurf machen, 1 ) als den, dass er sich 
nicht die Muhe gegeben hat, andere Hss. der sieben weisen Meister ein- 
zusehen.*) 

Die wirkliche Prosaubersetzung des 'guoten gesellen* liegt uns vor 
in dem Texte der Hs. H*, also audi einer Heidelberger Hs. Dass diese 
nur Abschrift und nicht das Original selbst ist, wurde fruher schon her- 
vorgehoben. Fast alle jene inhaltlichen Abweichungen des Gedichtes von 
der Prosa der Hs. Hi, die Seelig erwahnt, ebenso wie diejenigen, deren er 
wohlweislich keine ErwShnung tut, — und diese letzteren sind nicht die 
unbedeutendsten, — finden sich in Hv, so dass man also hier keine Ande- 
rungen des Dichters mehr anzunehmen braucht, indein die Dichtung und 
ihre Vorlage genau ubercinstimmen. Nur sehr selten finden sich gering- 
fugige Verschiedenheiten in Bezug auf den Inhalt zwlschen H 2 und BCihelers 
Werk. Ein Vergleich der metrischen Bearbeitung niit den von mir mit- 
geteilten inhaltlichen Abweichungen der Hs. H 2 (Fassung c) von den anderen 
Prosafassungen, wird tiberall ein Zusaminengehen der Dichtung mit dieser 
Hs. zeigen. Hier mag eine Gegenuberstellung der inhaltlichen Verschieden- 
heiten und Cbcreinstimmungen der Hss. H„ II* und D (=- Diocletians Leben) 
von Virgil gentigen.*) 

In dem Turin befindet sich Mj 'ein keyser', M* D 'ein bilde. 

Virgil macht zu Trost der Armen II, 'ein liecht', II, D 'ein fure\ 

Der Zweck der beiden Brunnen ist in II, abweichend, ll 2 und D gleich. 

In Hi zerstort ein 'clerice', spiiter 'schuler' das Bild; in ll 2 D 
f ein pfaff\ 

Der Kleriker bringt in II] das Bild zu Fall, weil er verhofft, einen 
Schatz zu tinden, in H* D aus reinem Mutwillen. 

Die Ritter verlangen und erhalten in II, 3 Fasser Goldes, die sie 
vergraben, in H 2 D 4 Fasser. 

Die erste Begegnung der 3 Ritter mit dem Kaiser ist in M* und D 
entsprechend dargestellt, abweichend in II,. > 

In lla D ladet der Kaiser die Ritter zu Tischc und isst mit ihnen zur 
Nacht, wovon sich in II] nichts findet. 



1) Er selbst macht Adolbcrt Keller don Vorwurf, dass or sich nicht der 
Miiho unterzogen, von der Heidelberger Hs. Einsicht zu nohmen, S. 78. 

2) Seelig kennt nur zwei prosaische Verdeutschungen der 7 weisen Meistor, ob- 
gleich Keller schon andere aufgeziihlt. Siehe Li Romans d. s. sages CX1X fg. 

3) Diese Erziihlung ist gewahlt, damit eine genauo ISachpriifung und Vergleicbung 
moglich sei, da diese Erziihlung bei jeder Gruppe als Probe mitgoteilt ist. 



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— 118 - 

Erst am dritten Tage sagt in H, der erste Ritter seinen Trauin, was 

zweimal hervorgehoben wird; in 11* D sagt er ilin glcich am anderen Morgen. 

Dcr Kaiser wird in H, aufs Kapitolium gefuhrt, was in 0* D fehlt u. s. w. ') 

Vielfach hat der Dichter sogar den Wortlaut seiner Vorlage her- 

(ibergenommen, z. B. Virgil: 



4052 fg. Meister Virgilius sy batten, 
Das er mit siner kunst in ettwas 

niechte. 
4055 dest basz. 
4085 fg. Sy wapnoten sich . . . und 

zugent . . . 
4112 Was rach solt ich hievon nemen. 
4137 ffg. Wir arbeitcn alle gar umb- 

sust 
(Und mogent gewinnen wol verlust,) 
Wenn alle die wil der turn stat, 
(Der so vil bilde hat,) 
So kiinent wir geschaffen niht. 

421 1 gesputte. 

4225 uszwendig der etatt. 

4227 in einer tieffen grtiben. 

4233 an die statt. 

4204 fg. Ob wir . . . tich ie kein 

lugen hant geseit. 
4333 Do warent sy ein mile komen. 



die burger batten in, daz er mit siner 
kunst etwas mechte. 

dester bass. 

so wappenten sic sich und zugen. 

waz rachc mochte einer nemen. 
wir arbeyten umb sust. 



als lange der turn mit den bilden stet, 

so mogc wir nust nit geschaffen 

gegen in. 
gespotte. 

uszwendig der porten dcr stat. 
in einem tieffen loch, 
an die stat. 
ob wir dir lugen haben geseit. 

do sie kom ein myle kamen. 

Diese Gegenflberstellungen geniigen, uni dcutlich erkennen zu lassen, 
dass der Text von H a die Prosabearbeitung ist, die der Dichter benutzte. 
In anderen Exempeln sind die ftbereinstimniungen des Iuhalts und des 
Ausdrucks noch eklatanter; sie konnen unmoglich zufallig sein.*) 

Doch audi noch eine andere Prosafassung stimiut an sehr vielen 
Stellen dem Inhalte oder Wortlaute nach mit D iiberein, namlich die Ver- 
sion b, bes. Hs. Y. Man vergleiche den Text von Virgil im einzelnen und 
im tibrigen die inhaltliche Gegenilberstellung der einzelnen Fassungen, z. B. 

D 191 fg. (Rahmenerzahlung). Das gegenseitige Uberbieten der Meister, 
als ihnen der Kaiser die Erziehung seines Sohnes anvertrauen will, ist in b 
(Y) und D beseitigt 



1) Nur diese Abweichung dor Hs. Hi ist von don angofuhrton boi Seolig (S. 90) 



erwiibnt. 



2) Vgl. dio inhaltlicbon Abwcicbungen der cin/.clnon Vcrsioncn. 



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— 119 — 

B 3013 Die Meister deuten dem seinen Traum, der ihnen r ein pfund 
goldes* bringt, wie in b. Ebcnso B 3050, wo der Finder des Schatzes 
Merlin 'zwei pfunt goldcs' geben will. In den anderen Versionen ist es anders. 

B 4109 Der 'Pfaffe' erhalt das Epithcton.'imittwillig' zur Erklarung 
seines Benehmens und seiner llandlungsweise, ebcnso b (F). 

B 4645 Hyppokrates bekonnnt den 'durchganck* b'durchlauffe', 
anders in den ubrigen Versionen. 

B 7999 heisst der Sohn des Konigs von Spanien Konrad. Ebenso 
heisst er auch in b statt Guido der flbrigen Fassungen. 1 ) 

An diesen Stellen stimmt von alien Fassungen nur b mit B uberein. 
Ausserordentlich zahlreich sind nattirlich die Falle, wo b und c gleichzeitig mit 
B zusammengehen. 

Dass der Text von b die Vorlage des Dichters gewesen, ist unmog- 
lich wegen der sonstigen, teilweise sehr starken Abweichungen der Version 
b, die fruher angefuhrt worden. Ebenso konnen b und c nicht auf eine ge- 
meinsame Quelle zuruckgehen, die jene deutsche Prosabearbeitung des 
'guoten gesellen , dargestellt hatte, und deren' Text nun beide Redaktionen 
jede in ihrer Weise abgeiindert hatten, so dass bald die eine, bald die an- 
dere mit der Dichtung ubereinstimmt. Dem widerspricht n&mlich eincr- 
seits die vollige Verschiedenheit des sprachlichen Ausdrucks, andererseits 
der Umstand, dass c uberall durchaus den Charakter der direkten tlber- 
tragung aus dem Lateinischen, und zwar der wortlichen Cfbersetzung, tragt, 
die nirgends wesentlich vom Lateinischen abweicht, vgl. B^. 

Es bleibt also nur noch die Moglichkeit, dass der unbekannte Ur- 
heber der Fassung b zwar aus dem Lateinischen iibersetzt hat, aber auch 
das Gedicht Hans v. Buhels kannte und gelegentlich von diesem beeintlusst 
wurde, man miissic denn die beiderseitigen Ubereinstimmungen als bloss 
zufalligc anschen, was jedoch schwerlich angeht, da sie zu charakteristisch sind. 

Auch zwischcn der anonymen Dichtung und dem Werke Buhels 
schcint eine gcwisse Beziehung vorhanden zu sein, denn bei einer Verglei- 
chung beider Gedichte muss eine sonderbare Ubereinstimmung mancher 
Verse und eine starke Ahnlichkeit vieler Wendungen autfallen; um nur 
folgendes zu erwiihnen: 

Bruimen. 

Anonymus. II. v. Bahrl. 

S. 65, 20 fg. Der het ein schones V. 1685 fg. * Der hat ein stoltzes 

junges weip, junges wip, 

Die was im lieber, wann sein leip. Die was jm licber denn sin lip, 
A He nacht den ritter nit verdrosz, Das in des nit vertrocz 
Sein haussz er selber herte beschlosz. A He nacht er selbcr sin ture beslosz. 



1) Da alio Hss. der Version b «lios luibon. ist og aus^oschlosson, dass F allein 
durcb die metrischo Version beoiijilusst sei. 



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— 120 — 



Vgl. S. 66, 10 fg. 
S. 66, 18 fg. 
Do er sein fraw nit bey im vant, 
Do stunt er auff all zu hant. 

Vgl. S. 67, 5 fg., S. 68, 19 fg., 
S. 69, 19 fg., S.71,8fg., alleahnlich 

lautend. S. 69, 19 fg. heisst: 
Das muesz werden gerochen, 
Du hast dein ee gebrochen. 
Vgl. S. 68, 1 fg. 



V. 1697 fg. 



V. 1735 fg. 
Das er erwacht alzuhant, 
Vnd do er sins wibes nit enfant. 

V. 1757 fg. 



S. 127, 13 fg. 
Und bereittent sich alzu hant 



Du hast din e gebrochen, 
Zwar es wirt gerochen. 
V. 1777 fg. 
1 Irgil. 

V. 4085 fg. 
Sy wapnoten sich alle zu hant 
Und furent usz (yn) das selbe lant; Und zugent uwer das selbe lant. 

S. 129, 9 fg. V. 4179 fg. 

Dy ritter sprochent: 'Lieber herre, Si sprachent: r o lieber herre, 
Unszer lant leit von unsz ferre\ Wir sint von fronden landen verre\ 

Vgl. S. 131, 4 fg. V. 4221 fg. 

Vgl. S. 131, 10 fg. V. 4229 fg. 

Rein zufallig konnen diese Ubercinstimmungen wohl nicht sein, 
man wird es hier mit Entlehnungen zu tun haben. Demnach musste der 
Buheler auch das altere Werk des anonymen Dichters, das seiner Dichtung 
an kunstlerischem Wert bedeutend nachsteht, benutzt haben. Zeitlich liegt 
das anonyme Gedicht tiber ein halbes Jahrhundert fruher, als das des 
elsassischen Poeten, so dass dieser von dem alteren Werke sehr wohl 
Kenntnis gehabt haben kann. Paschke nimmt zwar an, dass das anonyme 
Gedicht urn die Wende des 14. und 15. Jahrh. entstanden sei, doch 
cxistiert bereits eine Hs. aus dem Jahre 1352, 1 ) die Paschke nicht kannte. 
Die ihm bckannten Hss. sind samtlich aus dem 15. Jahrh. 

Was die Quelle des Anonymus selbst angeht, so orientieren uns dar- 
tiber des Dichters eigene W T orte S. 17, 3 fg., wo er versichert, dass er den 
Stoff f ussz latin' genommen. Auf sein Quellenverhaltnis braucht daher hier 
nicht eingegangen zu werden. 

Die Fragc, welchen Prosatext Sebastian Wildt, ein Augsburger 
Meistersinger (Dramatiker) aus dem 16. Jahrhundert, als Vorlagc fiir sein 
Schauspiel 'die sieben weisen Meister' benutzte, hat ebcnfalls schon die 
Forschung beschaftigt. Goedeke in Benfeys Orient und Occident Band III. 
Liber de scptem sapientibus, behauptete, das hollandische Volksbuch habe 



1) Hs. Nr. 90, 2 dor Fiirstl. Fiiratcnbcrgschon Bibl. zu Ponaucschiimon, siohc 
Earacks Handschriftencatalog S. 78 fg. Ein In turn Baracks boziiglich dor Jahreszahl 
ist wohl nicht anzunohincn. 



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— 121 — 

ihm vorgelegcn. Doch ist dies von Botermans: Die hystorie van die seven 
wyse iuannen van ronien.' Haarlem lst)8, widerlegt worden. Botermans 
glaubt (S. 101) annchmen zu miisscii, dass eine von dem vulgaren Text des 
deutscheu Volksbuchcs verschiedene Redaktion des deutschen Yolksbuches 
dem Dichter als Yorlage gedient habe. Es miisste dies also der Text dor 
(Jruppe I der Drucke oder eine lis. sein, wenn man nicht, entgegen der 
Ansicht von Botermans, cine Kenntnis und Benutzung mehrerer Fassungen 
seitens des Dichters annelnnen wollte. 



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- 122 - 

Inhaltsverzeicbnis. 

I. Die Handschriften desdeutschen Romans von den sieben weisen Meistern 1—17 

1. Die Berliner Hs. Bi 1—4 

2. Dio Berliner Hs. Bj 4—5 

3. Die Douaueschingor Hk. Di 5—6 

4. Die Donaueschingor Hs. D2 6 

5. Die Frankfurter Hs. F 6-10 

6. Dio Hoidelbergor Hs. Hi 10 

7. Dio Hoidelberger Hs. H* 10—11 

8. Dio Karlsruhcr Hs. K 11 

9. Dio Lcipzigcr Hs. L 11—13 

10. Dio Oldenburger Hs. O 13 

11. Dio Stuttgartor Hs. St 13—15 

12. Die Trierer Hs. T 15-17 

II. Verhaltnis dieser Hss. zu einander und zu ihren Vorlagen is— 103 

1. Dio inhaltlichen Abwdchungcn dor versehiedoncu Fas.swngen . . 18—35 

2. Dio IVxtgeschichto der einzelnen Hs^.-Grupprn 35 — 103 

a. Gruppo a, vcrtreten durcli Hi St L B2 36—64 

a. Hss.-Gruppe X Hi St 43-45 

p. IU Hi 45-47 

T. Hs. St 48-57 

o. Hs. L 57-63 

b. Gruppo b vertretcn durch F Di 2 K Bi T ........ . 64— 97 

a. Hs. F 73 

p. Hss.-Gruppe D12KB1T 74-S:{ 

y. Dio Hss. Di 2 K 83-01 

o. Dio Hs. Bi 01-02 

e. Die Hs. T 93-07 

e. Gruppe c vertroten durch H2 97—103 

III. Die Drucke des deutschen Romans von den sieben weisen Mei stern, . 104—115 

1. Gruppo 104—110 

2. Gruppo 111-115 

IV. Verhaltnis der Prosaversionen zu den metrischen Bearbeitungen der 

sieben weisen Meister 115—121 

Grossere Mittoilungen aus den Hss. und Drncken. 

1. Verso auf genannte Klostersch western und Briider aus der Hs. F 7—9 

2. Die Erzahlung 'Virgil' nach Hi (Fassung a) 36—41 

3. Die Erzahlung 'Brunnon* nach Hi und St 48—52 

4. Dio ersto Hiilfte der Erzahlung 'Virgil' nach Bi (nicderdcutsch) 63—64 

5. Die Vorredo zur Fassung b nach F 65— 6K 

6. Dio Kr/.ahlung 'Virgil* nach F (Fassung b) 60—72 

7. Dio Entkloidungssceno der Kainmerfrau und Geschichto der 3 Rabun 

nach F und Di 76—78 

8.. Dio Erzahlung 'Virgif nach H2 (Fassung c) 90—101 

0. Die Erzahlung 'Virgif nach dem crsten Druck und dem niedor- 

deutschen Druck vom Jahro 1494 106—110 

10. Die Erzahlung' Virgil' nach dem Druck vom Jahrcl473 (Fassung d) 112 -115 



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- 123 — 



Lebenslauf. 

Geboren am 23. Januar 1878 als Sohn des Landwirts Christian Schraitz 
zu Herkeurath im Regierungsbezirk K6ln erhielt ich, Johann Jakob Schmitz, don 
erstcn Untcrricht in dor Eleniontarschule meines Heimatsories. Dann besuchtc ich 
von Ostcrn 1891 an die 5klassigo bohcrc Bnrgerschulc zu Bergisch-Gladbach nnd 
von Ostern 1896 an das kgl. Gymnasium zu Neuss, das ich Ostcrn 1900 mit dem 
Reifezeugnis verliess. Ich studierte darauf in Bonn ein Semester Chemio und 
Naturwisscnschaftcn. Im folgenden Semester wandte ich mich dem Studium dcr 
dcutschen Philologie, der Geschichto und dcr Geograpuie zu, wolcho Studien ich seit 
Ostein 1901 in Greifswald fortsctzte. Am 27. Fcbruar 1904 bestand ich hicr das 
Exauien rigorosum. 

Wahreud meines ]>hilologischeu Studiums hOrtc icli bei f>lgcnden Herrn 
Fiofessorcn und Dozentcn: Biluni'tcr, Droscher, Litzmann, Luckwald, Keio, Hitter 
Bornheim, Credner, Premier, Rehmkc, Keifferschcid, Schuppe, Seeck, Stock, Uimann 
und Werminghoff, deneu alien ich hcrzlichen Dank schulde, vor alien den Herrcn: 
Och. Kegierungsrat Prof. Dr. Uimann, Prof. Dr. Bernhcim und Prof. Dr. Creduer. 
Zu ganz besonderem Danke fuhle ich mich Herrn Geh. Kegierungsrat 1'rof. Dr. 
Al. Keitterscheid verpflichtct, der die Anwgung zu vorliegender Arbeit gab und mir 
bei deren Abfassung stets auf freundlichsto mit seinem Kate zur Seite stand. Audi 
sonst zeigto er durch seine Unterweisungcn meinen philologischen Studien den 
recb ten Weg. 



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- 124 



w 



T he sen. 



i. 

Die Beliauptung A. Kellers (Diocletian* Leben S. :J8), dass der Text 
der Leipziger lis tier sieben weisen Meister mit tlem liollandisclicn Volks- 
buch ubereinstiimiie. ist irrtilmlicli. 

II. 
Die latcinisehe Vorlage, die der Yerfasser ties anonymen (icdichts 
von den sieben weisen Meistern benutzte, muss nahe verwandt gewesen sein 
mit der IIssMJruppe IV, C M i; 7 \V bei H. Fischer. 

III. 
Paschkes Datierung des anonynien (lediclits yon den sieben weisen 
Meistern ist verfehlt. 

IV. 
Die Holzschnitte in den altesten Drucken tier sieben weisen Meister 
sind nach den Bildern der Donaueschinger lis. Nr. 145 oder deren Vorlage 
angefertigt worden. 

V. 
Murkos Kinteilung der Drucke der sieben weisen Meister in solchc 
mit der Glosse' und 'oline die Glosse* ist rein ausserlich und unhaltlmr. 



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