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Full text of "Die Aetherischen Oele Band 1 (1928) - The Volatile Oils"

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DIE 

ÄTHERISCHEN OLE 

VON 

E. GILDEMEISTER UND FR. HOFFMANN. 
DRITTE AUFLAGE 

VON 

E. GILDEMEISTER. 

BEARBEITET IM AUFTRAGE DER 
SCHIMMEL $ CO. AKTIENGESELLSCHAFT, MILTITZ bei LEIPZIG. 

ERSTER BAND. 

MIT 2WEI KARTEN UND ZAHLREICHEN ABBILDUNGEN. 




VERLAG DER SCHIMMEL S CO. AKTIENGESELLSCHAFT 

MILTITZ BEI LEIPZIG. 

(FÜR DEN BUCHHANDEL: L. STAACKMANN, LEIPZIG) 

1928. 



Alle Rechte vorbehalten 



Meinerti 
hochverehrten Lehrer 

OTTO WALLACH 

in Dankbarkeit 
zugeeignet. 



Vorwort zur I. Auflage. 

Der früher rein empirisch betriebenen Darstellung ätherischer 
Öle ist erst innerhalb der letzten Jahrzehnte eine wissenschaftliche 
Grundlage gegeben worden, die ihr ermöglicht hat, sich allmählich 
zu einem selbständigen Zweige der chemischen Industrie aus- 
zubilden. Wahrend des Übergangsstadiums, in dem sie sich auch 
gegenwärtig noch befindet, haben die auf diesem Gebiete tech- 
nisch und wissenschaftlich bahnbrechend vorgehenden Fabriken 
ebenso wie diejenigen, welche die Erzeugnisse weiter verarbeiten, 
vielfach unter dem Mitbewerb minderwertiger oder verfälschter 
Produkte zu leiden, denn bedauerlicherweise ist das Verständnis 
für die Beurteilung und Würdigung der Qualität und Reinheit 
der so vielfach verwendeten ätherischen Öle noch nicht so ver- 
breitet, wie es für Industrie, Handel und Gewerbe wohl wünschens- 
wert wäre. Es hat dies hauptsächlich seinen Grund darin, daß 
die Ergebnisse der neueren chemischen Forschung und ihre 
Übertragung auf die Praxis noch nicht in geeigneter Form der 
Allgemeinheit zugänglich gemacht worden sind. 

Der Mangel an einem Werke, das vom modernen Stand- 
punkte aus das gesamte Wissensgebiet der ätherischen Öle 
erschöpfend und kritisch behandelt, veranlaßte die Firma 
Schimmel § Co. in Leipzig, die Verfasser mit der Bearbeitung 
eines diesen Anforderungen entsprechenden Buches zu beauf- 
tragen, und stellte ihnen zu diesem Zwecke ihr in vieljährigem 
Großbetriebe erworbenes Beobachtungsmaterial zur Verfügung, 
wodurch die erfolgreiche Durchführung der Aufgabe wesentlich 
erleichtert wurde. 

Besonderer Wert wurde auf die Beschreibung der Eigen- 
schaften und auf praktisch bewährte Prüfungsmethoden der 
für den Handel wichtigen Öle gelegt, um den Konsumenten 
in den Stand zu setzen, reine Öle von verfälschten und 
gute von minderwertigen zu unterscheiden. Da die rationellen 
Prüfungsverfahren auf der Kenntnis des physikalischen Ver- 



VI 

haltens und der chemischen Zusammensetzung der Öle beruhen, 
so war es erforderlich, die Ergebnisse der wissenschaftlichen 
Untersuchung eingehend zu erörtern. Hierbei sind Arbeiten, die 
auf dauernden Wert keinen Anspruch machen können, sowie 
veraltete Untersuchungsweisen, wie z. B. Farbreaktionen usw., 
unberücksichtigt geblieben. 

In voller Würdigung der Bedeutung einer geschichtlichen 
Grundlage für ein derartiges Werk, ist dieser eine ganz besondere 
Berücksichtigung zuteil geworden und durch umfassende Quellen- 
angaben dem Leser gleichzeitig der Weg zu weiterer Forschung 
geebnet. Bei der Angabe von Büchertiteln und Zitaten sind der 
Wortlaut und die Schreibweise möglichst genau nach den 
Originalen wiedergegeben. 

Die Verfasser dürfen somit wohl hoffen, mit diesem, wenn- 
gleich hauptsächlich für praktische Zwecke bestimmten Buche, 
doch auch dem wissenschaftlich Forschenden eine möglichst 
vollständige, mit zahlreichen Literaturangaben versehene Über- 
sicht alles bisher auf diesem Felde Geleisteten darzubieten. 

An dem Werke hat in dankenswerter Weise Herr 
Dr. C. von Rechenberg durch Bearbeitung des Kapitels: 
„Theoretische Grundlage der Gewinnung der ätherischen Öle 
durch Dampfdestillation" mitgewirkt. Ferner sind die Verfasser 
Herrn Dr. J. Helle für seinen Beitrag „Die häufiger vor- 
kommenden Bestandteile der ätherischen Öle" zu Dank ver- 
pflichtet, ebenso Herrn Dr. J. Bertram, der die Freundlichkeit 
hatte, uns beim Lesen der Korrekturen zu unterstützen und 
uns vielfach mit seinen wertvollen Ratschlägen beizustehen. 

Was den Anteil jedes Einzelnen der auf dem Titelblatte 
genannten Herausgeber an der Bearbeitung anbetrifft, so ent- 
stammen „Geschichtliche Einleitung" und alles auf die Geschichte 
der ätherischen Öle und der Rohmaterialien bezügliche, sowie 
die Beschreibung der Gewinnungsweise der amerikanischen Pro- 
dukte und ein Teil der Angaben über Herkunft und Gewinnung 
der Drogen der Feder von Dr. Friedrich Hoffmann, zurzeit 
in Berlin wohnhaft, der gesamte chemische und übrige Teil ist 
von Dr. Eduard Gildemeister bearbeitet worden. 

Leipzig und Berlin, Juni 1899. 



Vorwort zur IL Auflage. 

Elf Jahre sind seit der Herausgabe der ersten Auflage ver- 
gangen. In dieser Zeit sind auf dem Gebiete der ätherischen Öle, 
sowohl wissenschaftlich wie praktisch, außerordentliche Fort- 
schritte gemacht worden. Zahlreiche Untersuchungen haben 
die Kenntnis der Bestandteile der ätherischen Öle vermehrt 
und erweitert, die bis dahin unbekannte Zusammensetzung 
einer stattlichen Reihe von Ölen ist aufgeklärt, neue chemische 
Verbindungen, deren Vorkommen in ätherischen Ölen bisher 
noch nicht festgestellt war, sind in großer Anzahl aufgefunden 
worden. Die Praxis hat nicht gezögert, die Forschungs- 
ergebnisse zu verwerten, sie auf die Untersuchungsmethoden 
zu übertragen und diese weiter auszubauen. Durch Darstel- 
lung neuer ätherischer öle ist deren Zahl bedeutend vermehrt 
worden. Alle diese Gründe, sowie der Umstand, daß die erste 
Auflage seit mehreren Jahren vergriffen ist, haben mich ver- 
anlaßt, an die Bearbeitung der zweiten heranzugehen. 

Da das Material zu sehr angewachsen war, um in einem 
Bande bewältigt zu werden, erscheint das Werk jetzt in zweien. 

Der erste nunmehr vorliegende Band enthält den gesamten 
geschichtlichen Teil, einschließlich der Geschichte der einzelnen 
Öle. Dieser Teil, der für die erste Auflage von dem leider 
inzwischen verstorbenen Dr. Friedrich Hoffmann bearbeitet 
worden war, ist im großen und ganzen unverändert geblieben 
und hat nur wenige Ergänzungen erfahren. Der erste Band 
enthält ferner die Beschreibung der Hauptbestandteile und die 
Prüfungsmethoden der ätherischen Öle. 

Neu hinzugekommen ist das Kapitel: „Gewinnung der Riech- 
stoffe aus Blüten durch Extraktion, Enfleurage und Mazeration", 
Darstellungsmethoden, die in den letzten zehn Jahren, besonders 
in Südfrankreich, größere Bedeutung erlangt haben. Weg- 
geblieben ist dagegen der Abschnitt: „Theoretische Grundlage 
der Gewinnung der ätherischen Öle durch Dampfdestillation." 



VIII 

Dieser für die Fabrikation so wichtige Teil wurde während der 
Bearbeitung durch Herrn Dr. C. von Rechenberg, da auch 
andere nicht direkt mit den ätherischen Ölen zusammenhängende 
Gebiete einbezogen werden mußten, so umfangreich, daß daraus 
ein besonderes Buch entstand, das inzwischen unter dem Titel: 
„Theorie der Gewinnung und Trennung der ätherischen Öle 
durch Destillation (Grundzüge einer allgemeinen Destillations- 
lehre)" im gleichen Verlage erschienen ist. 

Für ihre Mitarbeit an dem Kapitel: „Hauptbestandteile der 
ätherischen Öle", in das auch die wichtigsten künstlichen Riech- 
stoffe aufgenommen worden sind, bin ich den Herren DDr.: 
0. Wiegand, A. Reclaire, H. Köhler und W. Müller zu 
großem Danke verpflichtet. Der Abschnitt: „Die Prüfung der 
ätherischen Öle" ist von Herrn Dr. 0. Wiegand neu bearbeitet 
worden. Alle genannten Herren haben sich, ebenso wie Herr 
Dr. F. Rochussen, auch durch Lesen der Korrekturen verdient 
gemacht. 

Die von der I. Auflage her bekannten Tabellen sind er- 
weitert, und außerdem ist eine neue aufgenommen worden, die 
es ermöglicht, bei Anwendung von 1,5 g Öl, direkt aus der bei 
der Verseifung verbrauchten Menge Halbnormal-Kalilauge, die 
Esterzahl sowie den Prozentgehalt an Ester und Alkohol ohne 
weitere Rechnung zu ermitteln. Diese Tabellen sind in einem 
zweiten Exemplar dem Buche lose beigegeben, das speziell zum 
Gebrauch im Laboratorium bestimmt ist. 

In dem zweiten, später erscheinenden Bande werden die 
einzelnen ätherischen Öle behandelt werden. 



Miltitz bei Leipzig, im Juli 1910. 



E. Gildemeister. 



Vorwort zur III. Auflage. 

In dem seit dem Erscheinen der zweiten Auflage verflossenen 
Zeitraum von fast 18 Jahren sind wiederum so bedeutende Fort- 
schritte in der Kenntnis der Zusammensetzung der ätherischen 
Öle und ihrer Bestandteile zu verzeichnen gewesen, daß eine 
Neubearbeitung des Werkes wünschenswert erschien. 

Bei dem jetzt vorliegenden ersten Bande ist der seinerzeit 
von dem verstorbenen Dr. Friedrich Hoffmann bearbeitete 
geschichtliche Teil bis auf geringe Änderungen und einige 
Zusätze unverändert geblieben. 

Größere Umarbeitungen und Ergänzungen waren notwendig, 
um das Kapitel „Hauptbestandteile der ätherischen Öle" dem 
heutigen Stande der Wissenschaft anzupassen. Auch der Ab- 
schnitt „Die Prüfung der ätherischen Öle" mußte wesentlich 
erweitert werden, denn, veranlaßt durch die leider immer mehr 
um sich greifenden, oft raffinierten Verfälschungen sind in- 
zwischen zahlreiche, den weiteren Ausbau und die Verfeinerung 
der Untersuchungsmethoden behandelnde Arbeiten erschienen. 

Die Literatur ist vollständig bis Ende 1925 berücksichtigt 
worden. Zum Teil konnten aber auch noch Arbeiten des 
Jahres 1926, sowie während des Druckes -einige wichtige, 1927 
veröffentlichte, verwertet werden. Aus den zahlreichen Hinweisen 
auf die Originalliteratur wird auch der in der Praxis stehende 
Chemiker Anregungen zu eigenem Forschen schöpfen können. 

Den Herren DDr. K- Bournot, F. Rochussen und 
O. Wiegand bin ich für das Mitlesen der Korrekturen und 
für ihre wertvolle sachkundige Unterstützung meiner Arbeit zu 
großem Danke verpflichtet. 

Goslar, im März 1928. 

E. Gildemeister. 



Verzeichnis 
der Abbildungen und Karten. 



Abbildungen. 

& Seite 

1. Titelbild des Über de Arte Distillandi vom Jahre 1500 44 

2. Dasselbe vom Jahre 1507 45 

3. Titelbild eines Destillierbuchs aus dem Jahre 1629 63 

4. Primitive Gewinnung von Terpentinöl 223 

5—36. Altertümliche Destilliergeräte S. 224, 225, 226, 227, 228, 229, 230, 

231, 232, 233, 234, 235, 236, 237, 238, 239, 240. 

37—39. Neuere Destillierapparate 246, 247, 248 

40—43. Florentiner Flaschen 250, 251 

44, 45. Dampf-Destillier- und Rektifizierapparate 253, 254 

46—52. Moderne Destillierapparate . . . 256, 257, 258, 259, 260, 261, 262 

53. Schematischer Aufriß einer Extraktionsbatterie 274 

54. Vorderansicht einer Extraktionsanlage von Deroy Fils Aine' . . . 275 

55. Grundriß „ „ „ „ „ „ . . . 276 

56. Seitenansicht „ „ „ „ „ „ . . . 277 

57. 58. Extraktionsapparat von Garnier 278, 279 

59. Auftragen von Fett auf die Chassis 282 

60. Enfleurage und Defleurage 283 

61. Enfleurage unter Benutzung von Öl 285 

62. Apparat zum Extrahieren der Pomaden mit Alkohol 287 

63. Apparate für Mazeration und Trennung des Fettes von den Blüten 

durch Zentrifugieren 289 

64. Pyknometer von Ostwald 700 

65. Pyknometer von Sprengel 701 

66. Röhrchen zum Füllen des Pyknometers 702 

67. Apparat zur Bestimmung des Erstarrungspunkts 707 

68. Destillationskölbchen 709 

69. Apparat zur Siedepunktsbestimmung von Paul und Schantz . . 710 

70. Ladenburgkölbchen 712 

71. Zylinderchen zur Löslichkeitsbestimmung 713 

72. Verseif ungskölbchen 719 

73. Acetylierungskölbchen 724 

74. Cassiakölbchen 739 

75. Kölbchen zur Bestimmung von Phenylacetaldehyd 741 

76. Kurventafel zurEucalyptolbestimmung nach Kl eber u.v.Rechenberg 771 

77. Apparat zur Halogenbestimmung in organischen Verbindungen . . 782 

78. Apparat zur Bestimmung der Säurezahl II 798 

KaYten. 

Die Handelsstraßen im Altertum 6 

Die Handelsstraßen im Mittelalter 10 



Inhaltsverzeichnis. 



I. Geschichtliche Einleitung 

Seite 

Der Gewürz- und Spezereihandel im Altertum und im 

Mittelalter 3 

Allgemeine Geschichte der ätherischen Öle 15 

Geschichte einzelner ätherischer Öle 101 

Geschichte der Destillierweisen und der Destilliergeräte . . 221 

II. Gewinnung der Riechstoffe aus Blüten durch 
Extraktion, Enfleurage und Mazeration 

Allgemeines 265 

Extraktion mit flüchtigen Lösungsmitteln 267 

Extraktion mit einem nicht flüchtigen Lösungsmittel ... 280 

III. Hauptbestandteile der ätherischen Öle, 
natürliche und künstliche Riechstoffe 

Allgemeines 293 

Kohlenwasserstoffe 

A. Aliphatische Kohlenwasserstoffe 301 

a) Grenzkohlenwasscrstoffe 301 

b) Ungesättigte Kohlenwasserstoffe 303 

c) Olefinische Terpene 304 

B. Aromatische Kohlenwasserstoffe 307 

C. Alicyclische (hydroaromatische) Kohlenwasserstoffe, Terpene . . 312 

a) Monocyclische Terpene 316 

b) Bicyclische Terpene 341 

c) Terpene unbekannter Konstitution 365 

d) Reihe niederer Terpenhomologer 366 



XIV 

Seite 

D. Sesquiterpene 367 

a) Aliphatische Sesquiterpene 371 

b) Monocyclische Sesquiterpene 372 

c) Bicyclische Sesquiterpene 376 

d) Tricyclische Sesquiterpene 392 

e) Sesquiterpene unbekannter Konstitution 399 

E. Diterpene 406 

F. Triterpene und Tetraterpene 410 

G. Azulene 411 

Alkohole 

A. Aliphatische Alkohole .... 413 

a) Grenzalkohole 416 

b) Ungesättigte aliphatische Alkohole 421 

c) Aliphatische Terpenalkohole 421 

B. Cyclische (aromatische) Alkohole 446 

C. Alicyclische (hydroaromatische) Terpenalkohole 452 

a) Monocyclische Alkohole 452 

b) Bicyclische Alkohole 473 

c) Tricyclische Alkohole . . . 485 

d) Alkohole unbekannter Konstitution 486 

D. Sesquiterpenalkohole 486 

a) Aliphatische Sesquiterpenalkohole 487 

b) Monocyclische Sesquiterpenalkohole 490 

c) Bicyclische Sesquiterpenalkohole 490 

d) Tricyclische Sesquiterpenalkohole 498 

e) Sesquiterpenalkohole unbekannter Konstitution 500 

E. Triterpenalkohole 504 

Aldehyde 

A. Aliphatische Aldehyde 504 

a) Grenzaldehyde 505 

b) Ungesättigte Aldehyde 508 

c) Aliphatische Terpenaldehyde '. 509 

B. Cyclische (aromatische) Aldehyde 524 

C. Alicyclische (hydroaromatische) Aldehyde 541 

D. Heterocyclische Aldehyde 542 

E. Aldehyde unbekannter Konstitution 544 

Ketone 

A. Aliphatische Ketone 545 

a) Grenzketone 545 

b) Ungesättigte Ketone 54g 

B. Aromatische Ketone 554 

C. Alicyclische (hydroaromatische) Ketone ! . 555 

D. Ketone mit 16- und 17-gliedrigen Kohlenstoffringen. . . . '. '. 594 



XV 

Seite 

Phenole und Phenoläther 596 

Chinone 625 

Säuren 626 

Ester 632 

Lactone 652 

Oxyde 658 

Stickstoff- und schwefelhaltige Verbindungen 

a) Allgemeines 667 

b) Nitrite 668 

c) Nitroverbindungen 672 

d) Atnido- und Imidoverbindungen 678 

e) Sulfide 684 

f) Senföle 685 



IV. Die Prüfung der ätherischen Öle 

Allgemeines 693 

Die Feststellung der physikalischen Eigenschaften 

Spezifisches Gewicht 699 

Optisches Drehungsvermögen 703 

Brechungsvermögen 704 

Erstarrungspunkt 706 

Siedeverhalten und fraktionierte Destillation 709 

Löslichkeit - 712 

Viskosität 715 

Chemische Prüfungsmethoden 

Allgemeines 716 

Verseifung 718 

Acetylierung . 724 

Formylierung 731 

Bestimmung primärer Alkohole mittels Phthalsäureanhydrid . . 734 
Quantitative Bestimmung von Alkoholen und Ketonen mit Hilfe 

von Magnesiummethyljodid 735 

Bestimmung von Aldehyden und Ketonen 737 

Phenolbestimmung 752 

Methylzahl 762 

Cineolbestimmung 765 

Blausäurebestimmung 770 

Senfölbestimmuhg 774 

Prüfung auf Schwermetalle 778 

Prüfung auf Chlor 779 



XVI 

Seite 

Der Nachweis einiger häufig vorkommender Verfälschungs- 
mittel 

Terpentinöl 787 

Cedernholz-, Copaiva- und Gurjunbalsamöl 788 

Alkohol .■ 789 

Fettes Öl 790 

Mineralöl, Petroleum 791 

Chloroform 792 

Zusätze zur Erhöhung des Estergehalts 792 

Tabelle l zur Berechnung des Prozentgehaltes an Alkoholen der 
Formel CioHisO, CioH ä aO, CisH^O und CisHj^O aus den 
vor und nach dem Acetylieren gefundenen Verseif ungszahlen, 

sowie an Essigestern dieser Alkohole 808 

Tabelle II zur Ermittlung der Esterzahl (Säurezahl, Verseifungs- 
zahl) sowie des Prozentgehaltes an Alkohol und Ester 

unmittelbar aus den verbrauchten ccm ^ Kalilauge bei An- 
wendung von 1,50 g Öl 822 

Register 833 



Geschichtliche Einleitung, 



Gildemeister, Die ätherischen Öle. I. 



Der Gewürz- und Spezereihandel im Altertum 
und im Mittelalter. 

(Mit zwei Karten.) 



Die ihres Wohlgeruches, ihres Wohlgeschmackes oder ihrer 
Wirksamkeit wegen von alters her in Gebrauch genommenen 
Pflanzenteile oder Pflanzenprodukte sind bis in die neuere Zeit 
in ursprünglicher Form in getrockneter oder sonstiger für Halt- 
barkeit und Versand zweckdienlicher Zubereitung in den Welt- 
handel gekommen. Die wesentlichen, jene Eigenschaften be- 
dingenden Bestandteile, deren Träger diese Rohstoffe (Drogen) 
sind, die aromatischen flüchtigen Öle, die Harze, Gummiharze, 
Bitterstoffe, Alkaloide und Glucoside sind erst mit dem Empor- 
kommen naturwissenschaftlicher Kenntnisse und technischer 
Fertigkeiten näher erkannt und schrittweise immer besser und 
reiner aus den Pflanzengebilden dargestellt worden. 

Unter diesen Produkten der Pflanzenwelt haben vor allen die 
Gewürze und Spezereien von Anfang an den Bedürfnissen 
und dem Wohlbefinden der Menschen gedient und deren Wert- 
schätzung in besonderem Maße gefunden. Sie haben daher im 
Völkerverkehr und im Welthandel immer einen hervorragenden 
und einflußreichen Faktor gebildet. Nach mehrtausendjähriger 
Kenntnis und Benutzung der Gewürze in der ursprünglichen 
natürlichen Form ist es auch bei diesen schon im Mittelalter, 
weit mehr aber in der Neuzeit gelungen, deren Hauptbestand- 
teile, die ätherischen Öle, zu sondern und nutzbar zu machen. 

Für die Besprechung der ätherischen Öle dürfte daher 
ein kurzer geschichtlicher Rückblick auf die Herkunft und den 
Handel der von frühester Zeit an bekannten und benutzten 
Träger derselben, der Gewürze und Spezereien, um so mehr 

1* 



4 Geschichtliche Einleitung. 

angebracht sein, als das historische Element auch auf diesem 
Wissensgebiete eine schätzbare Grundlage für rechte Kenntnis ist. 

Jede Forschung auf kulturgeschichtlichen Gebieten, wenn 
sie nicht nur der Betrachtung einzelner Völker, sondern der 
Gesamtheit der Menschheit gilt und bis auf die frühesten 
historischen Urkunden zurückgeht, führt immer auf das wunder- 
bare und Sagenreiche Morgenland, auf das mittlere Asien als 
der traditionellen „Wiege der Menschheit" zurück. Dies gilt 
auch für die Handelsgeschichte der ältesten Völker und in be- 
sonderem Maße für die Herkunft und Verbreitung der Gewürze 
und Spezereien. 

Schon durch seine geographische Lage und topographische 
Konfiguration ist Asien ein hochbegünstigtes Land. Es erstreckt 
sich in mächtiger Breite vom Pol zum Äquator. Seine schönsten 
und reichsten Länder, durchzogen von gewaltigen Höhenzügen 
und Stromläufen, liegen unter Breitengraden, die durch Boden- 
verhältnisse und Klima alle Bedingungen für eine üppige Vege- 
tation gewähren. Die östlichen und südlichen Küstenländer sind 
durch große, sich tief in das Inland erstreckende Meeresbuchten 
zerklüftet, in die zahlreiche schiffbare Ströme von den fernen 
Hochländern her nach langem Laufe durch wasserreiche Höhen- 
züge und Fluren ausmünden. Ein von dem japanischen Insel- 
reiche durch den malayischen Archipel bis Ceylon um das Fest- 
land gruppierter Kranz zahlreicher, in urwüchsiger tropischer 
Vegetationsfülle prangender Inseln gibt diesem gewaltigsten 
Kontinente der Erde eine Mannigfaltigkeit und einen Reichtum 
an eigenartigen Pflanzen und Pflanzenprodukten, wie sie kein 
anderer besitzt. 

Diese Vorzüge haben das südliche Asien und die es um- 
grenzenden Inselgruppen seit dem Anfange der Mensch en- 
geschichte zum ältesten Schauplatz des Völkerverkehrs und des 
Handels gemacht, in dem die Gewürze und Spezereien jener 
gesegneten Länder die hauptsächlicheren Tauschobjekte bildeten. 
Sie gewannen durch ihren Wohlgeruch und ihren würzigen Ge- 
schmack das Interesse der Menschen in dem Maße, daß sie 
durch diese Eigenschaften nicht nur allgemeinen Gebrauch, 
sondern auch im Religionskultus bei den Opferbräuchen der 
meisten Völker Eingang und symbolische Bedeutung fanden. 
Damit gewannen die Aromata an Wert und ihr Verbrauch ver- 



Der Gewürz- u. Spezereihandel im Altertum u. im Mittelalter. 5 

mehrte sich stetig mit der Zunahme des Wohlstandes und des 
Wohllebens, sowie des Sinnes für Reinlichkeit und körperliches 
Wohlbefinden. 

Als Ausgangspunkt eines frühen Tausch- und Warenverkehrs 
zwischen den ältesten Völkern des mittleren und südlichen Asiens 
führen die in der neueren Zeit aufgefundenen Urkunden auf das 
Ländergebiet zwischen dem Indus und dem Oxus. Attock, 
Cabura, Bactra und Marakanda scheinen die ersten größeren Stapel- 
und Verkehrsplätze des beginnenden Handels mit den morgen- 
ländischen Naturprodukten, wesentlich Gewürzen und Spezereien, 
edlen Metallen, Seide und Schmucksachen, gewesen zu sein. 
Nach Attock kamen die Erzeugnisse des ostwärts liegenden, sich 
frühe dem Völkerverkehr verschließenden chinesischen Reiches. 

Von Attock am Zusammenflusse des Indus mit dem Kabul- 
strome gingen die Karawanenstraßen über Cabura (der jetzigen 
Hauptstadt Kabul von Afghanistan) nordwärts über Bactra, 
Bokhara und Marakanda (Samarkand) nach den Oxusländern 
und zu den Stämmen der Scythen, oder südwärts über Kanda- 
har durch das Gebiet der Parther nach den Pylae Casp/ae 
(Kaspisches Tor) und nach Ekbatana in Medien. Von dort über- 
schritt der nach Babylon am Euphrat führende Landweg den 
Tigris. In späterer Zeit, als der Verkehr sich auf dem Wasser- 
wege entwickelt hatte, führte ein Umweg zu Lande über Susa 
nach der Mündung des Tigris, um die Karawanengüter von hier 
aus den Euphrat hinauf nach Babylon zu Wasser zu befördern. 
Zwischen Attock und den späteren Hafenorten am Schwarzen 
Meer und am Mittelmeer war das schon 3000 Jahre v. Chr. 
bestehende Babylon im frühen Altertum der bedeutendste Durch- 
gangs- und Handelsplatz für die von China und Indien west- 
wärts gehenden Waren. Von Babylon aus führten die Karawanen- 
straßen nordwärts durch Assyrien und Armenien zum Schwarzen 
Meere (Pontus Euxinus) und westwärts durch Syrien zum Mittel- 
ländischen Meere (Mare Internum) und durch Palästina nach 
Ägypten. Trotz ihrer hochentwickelten Industrie schlössen die 
Ägypter ihr Land gegen fremde Völker bekanntlich in ähnlicher 
Strenge ab, wie es die Chinesen taten; daher fehlten in Ägypten 
Handelsplätze, welche dem Zutritt fremder Kaufleute und dem 
Transithandel offen standen. 



6 Geschichtliche Einleitung. 

Während der ersten Blütezeit der Babylonier, ungefähr 2000 
bis 1000 Jahre vor der christlichen Zeitrechnung, entwickelte 
sich ein lebhafter Karawanenhandel, der sich von China, Indien 
und Arabien bis nach Ägypten, Palästina, Syrien und dem Pontus 
Euxinus erstreckte. 

Zu besonderer Bedeutung gelangte in diesem Zeitalter durch 
den Seeverkehr ihres südlichen Küstenlandes und begünstigt 
durch die tiefen Einschnitte des Persischen Meerbusens und des 
Roten Meeres, die Halbinsel Arabien. Ihre Bevölkerung trieb 
schon frühzeitig lebhaften Zwischenhandel mit indischen und 
ägyptischen Waren, die in arabische Häfen gelangten und von 
diesen aus mit Karawanen nordwärts nach Babylonien, Syrien 
und anderen Ländern gingen. Die hauptsächlichste Karawanen- 
straße vom südwestlichen Arabien nach Babylon, Damascus und 
Ägypten führte von Cane am Erythräischen Meere aus über Saba, 
Macoraba, Hippos und Onne nach Elath (dem jetzigen Akaba) 
an der nordöstlichen Spitze des Roten Meeres. Von dort ging 
die Straße östlich vom Jordan über Petra, Kir Moab, Ammonitis 
und Dan nach Damascus, nach Ägypten aber westwärts über 
Azab, Axomis und Meroe. 

Eine allmähliche aber im Laufe der Zeit sehr bedeutende 
Erweiterung erfuhr der damalige Welthandel durch das ungefähr 
15 Jahrhunderte vor der christlichen Zeitrechnung sich auf dem 
schmalen Küstenstriche Syriens ausbreitende Volk der Phönizier. 
Diese erwarben sich auf industriellen und Handelsgebieten eine 
hervorragende, als Seefahrer aber eine dominierende Stellung 
unter den Völkern ihrer Zeit. Die Phönizier waren das erste 
weitstrebende und erfolgreiche Kolonialvolk des Altertums und 
während vieler Jahrhunderte die hauptsächlichsten Inhaber und 
Beherrscher des Seeverkehrs. Sie begründeten oder erweiterten 
den Handel mit den Küstenvölkern des Mittelländischen Meeres, 
drangen durch die „Säulen des Herkules" (Gibraltar) in das 
Weltmeer hinaus und erschlossen die Produkte Madeiras, der 
Kanarischen Inseln und der westlichen Küstenstriche Spaniens, 
Frankreichs, des britischen Inselgebietes und des Nordlandes bis 
zu den Bernsteingestaden des Baltischen Meeres. 

Die Phönizier waren während ihrer nahezu eintausend] ährigen 
hervorragenden Stellung im Seeverkehr die hauptsächlichsten 
Vermittler des Warenaustausches zwischen den Völkern des 



DIE HANDELSSTßASSBJ IM ALTERTUME. 

(Der Gewürz- u. SpezereihanM tm AUatume l in Mittelalter^ 



Miui V. fceräkü IQ *fl 30 W 50 SO 10 60 HO 100 IM 110 180 1*0 UO 160 KP 




Der Gewürz- u. Spezereihandel im Altertum u, im Mittelalten 7 

Morgenlandes und des Abendlandes. Ihre Handelsemporien Sidon 
und, vom 9. Jahrhundert an, Tyrus wurden zu Mittelpunkten des 
damaligen Welthandels 1 ). 

Der Seeverkehr der Phönizier erstreckte sich auch auf das 
Rote und das Erythräische Meer und von diesen aus in den 
Persischen Meerbusen. In diesem legten sie die Kolonien Arades 
und Tylos auf den jetzigen Bahrein-Inseln an. Diese Städte 
trieben vom 12. Jahrhundert bis zu ihrem Niedergange im 5. Jahr- 
hundert vor Chr. bedeutenden Transithandel mit Waren von Indien 
und Ceylon nach Babylon, Damascus, Tyrus und Sidon und nach 
Ägypten. Eine Karawanenstraße führte von Gerra über Salma, 
Thaema und Madiana nach Elath und von dort auf den älteren 
Wegen nach Damascus, Tyrus und Sidon, sowie westwärts nach 
Ägypten, während der Handel nach Babylon von Arados und 
Tylos aus zu Wasser auf dem Euphrat oder Tigris ging. 

Außer dem Schiffbau erreichten auch die Metall- und Glas- 
industrie, die Färbekunst und andere Gewerbebetriebe bei den 
Phöniziern eine hohe Entwicklung. 

Eine ihrer zu großer Blüte und Machtentfaltung gelangten 
Kolonien, das im jähre 846 vor Chr. gegründete Carthago, wurde 
schon im Laufe des folgenden Jahrhunderts die bedeutendste 
Rivalin des Mutterlandes. 

Vom 6. bis 4. Jahrhundert vor Chr. erfuhr der Inlandhandel 
des westlichen Asiens eine teilweise Verschiebung durch das 
Emporkommen und die Macht des Perserreiches. Die alten, 
durch die von den Persern beherrschten Länder führenden Ver- 
kehrsstraßen wurden mit Sorgfalt gepflegt und vermehrt. Ein 
weiterer Wandel in den alten Heerstraßen des transkontinentalen 
Handels fand durch die Eroberungszüge der Griechen unter 
Alexander dem Großen zu Ende des 4. Jahrhunderts v. Chr. 
statt, mehr aber noch durch die im Laufe des 4. und 5. Jahr- 
hunderts nach Christus stattfindenden Völkerwanderungen. 
Durch Kriegszüge und andere Störungen auf den alten Kara- 
wanenstraßen wurde der Handel vielfach auf den Strom- und 
Küstenverkehr gedrängt. Beim Wiedereintritt friedlicher Zu- 



l ) Bekanntlich lieferten die Phönizier um das Jahr 1000 vor Chr. auch 
dem Könige Salomo das Material zum Bau des Tempels in Jerusalem 
(1. Könige Kap. 5, 9 und 10, und 2. Chronica Kap. 2 und 9). 



8 Geschichtliche Einleitung. 

stände scheint der Handel indessen immer wieder auf die her- 
kömmlichen Karawanenstraßen zurückgekehrt zu sein. 

Er erfuhr aber im Laufe der Zeit und besonders im 6. und 
7. Jahrhundert nach Chr. Abkürzungen. So gingen unter anderen 
die Produkte der Küstenländer Chinas und Indiens und der Inseln 
der indischen Meere zum Teil zu Schiff über den Golf von 
Bengalen und über Ceylon in die Handelsemporien des Per- 
sischen Meerbusens oder des Roten Meeres, von wo sie durch 
Küsten- und Stromverkehr auf dem Tigris oder Euphrat, oder 
aber durch Karawanen weiter nordwärts oder westwärts be- 
fördert wurden. Von den nördlicheren chinesischen oder indischen 
Ländern gingen die Karawanen durch das heutige Ost-Turkestan 
auf den S. 9 angegebenen ältesten Straßen durch die Oxusländer 
nach dem Araxes. Anstatt nun auf diesem Flusse direkt zum 
Phasis und dem Schwarzen Meere weiter befördert zu werden, 
wurden die Waren aufwärts bis Artaxata und von dort durch 
Karawanen durch Persien nach kleinasiatischen Häfen befördert. 
Auch wftrde der alte Weg von Kandahar über den Mordrand 
der iranischen Hochebene, ebenfalls durch persisches Gebiet 
führend, von den Karawanen benutzt. 

Zur Zeit des oströmischen Kaisers justinian im 6. Jahr- 
hundert nach Chr., als unter dem Sturme der Völkerwanderung 
das römische Weltreich in Trümmer ging, erlebte das Perser- 
reich unter den Sassaniden eine neue Machtentfaltung. Diese 
beherrschten das gesamte Ländergebiet vom Kaspischen bis zum 
Arabischen Meere und von dem heutigen Afghanistan bis Syrien 
und Armenien, sie verbesserten die alten Heerstraßen und Kara- 
wansereien, hielten sie in gutem Zustande und förderten Handel 
und Verkehr, allerdings im eigenen Interesse, indem sie diese 
in die ihr Reich durchquerenden .Straßen lenkten. Der vieljährige 
Wohlstand und große Luxus im römischen Weltreiche hatte den 
morgenländischen Handel mit Gewürzen zu ungewöhnlicher Höhe 
gebracht. Das damals bedeutendste abendländische Reich, das 
oströmische mit der Hauptstadt Konstantinopel, wurde von den 
Persern gezwungen, die nicht auf dem Seewege über das Mittel- 
meer aus dem Orient kommenden Güter aus oder über Persien 
zu beziehen und dafür erheblichen Transitzoll zu entrichten. 
Die wichtigsten persischen Stapelplätze und Zollstätten waren 
damals Artaxata am Araxes, Nisibis und südlich vom Tigris 



Der Gewürz- u. Spezereihandel im Altertum u. im Mittelalter. B R^ 

Callinicum (Rakka) am Euphrat. Nach Artaxat» "ka*ngn _ die 
Waren aus den Oxusländern über das Kaspiscn^JjrabJycBiaflji 
Nisibis teils auf der südlich vom Kaspischen Meere"Tffift«*«is» 
Karawanenstraße, teils von den Küstenländern längs des Per- 
sischen Meerbusens auf dem Wasserwege des Tigris oder des 
Euphrat. Auf den letzteren beiden Wegen gelangten während 
nahezu fünf Jahrhunderten die Spezereien Chinas, Indiens und 
des Malayischen Archipels über Ceylon, und zum Teil auch die 
Arabiens in die Abendländer. Zu dieser Zeit entstand auch der 
für die Folge so wichtige Levantehandel. 

So lange das persische Reich bestand (bis in die Mitte des 
7. Jahrhunderts nach Chr.), blieben die Versuche Justinians 
und seiner Nachfolger, das Transitmonopol der Perser mit 
Hilfe des überseeischen Handels von dem Durchgange durch 
persisches Gebiet abzulenken, erfolglos. Es gelang ihnen nicht, 
einen Seeverkehr zwischen Indien und Äthiopien anzubahnen, 
weil persische Kaufleute die indischen* Märkte besuchten und 
imstande waren, Inder und Chinesen von dem Verkauf ihrer 
Waren an neue Kunden abzuhalten. Mit der Zeit jedoch gelang 
es den Griechen, große Warenbezüge zu Schiff von indischen 
Häfen und von Ceylon, besonders aber von den gewürzreichen 
Küstenländern des Arabischen Meeres in die ihnen gehörenden 
Hafenstädte Kolsum, Akaba und Berenice am Eingange des 
Roten Meeres zu bringen. 

Um diese Zeit gab es drei große Karawanenstraßen von 
China nach dem Abendlande. Sie begannen in den Stromgebieten 
des heutigen Hoang-ho und des Jang-tse-kiang und passierten 
die Wüste Gobi. Von dieser aus führte die nördliche durch die 
Oase Chami, dann nordwärts längs des Tien-schan Gebirges 
durch die heutige Dsungarei am Balkasch-See und an der Stadt 
Talas vorüber, dann dem Syr-darja-Flusse folgend zum Aral-See 
und dem Kaspischen Meere. 

Die mittlere Straße führte südlich vom Tien-schan Gebirge 
durch das nördliche Ost-Turkestan durch die Städte Chami, 
Turfan, Karaschar, Kutscha und Aksu nach Kaschgar, von dort 
weiter über den Terekpaß nach Ferghana und durch die Städte 
Samarkand, Bokhara und Merw nach Persien. 

Die südliche Straße führte von der Wüste Gobi durch das 
südliche Ost-Turkestan und die darin gelegenen Städte Chotan 



10 Geschichtliche Einleitung. 

und Jarkand, dann über die Hochebene von Pamir und durch 
Afghanistan nach dem Pandschab (Indien) über die Pässe von 
Bamian und Gazni nach Multan. Die auf diesem Wege zum 
Abendlande gehenden Waren wurden von Multan den Indus 
hinab nach Daybal und von dort mit den von Indien und Ceylon 
kommenden Gütern auf dem Seewege weiter befördert. 

Während des 7. und 8. Jahrhunderts nach Chr. trieben die 
Araber bedeutenden Seehandel mit Indien und China, besonders 
mit Gewürzen und Spezereien, die sie für den massenhaften 
Gebrauch der luxuriösen Höfe der Kalifen und der byzantinischen 
Kaiser lieferten. Die hauptsächlichsten Handelsemporien zwischen 
China und Arabien befanden sich damals auf der Halbinsel 
Malakka, wohin auch die Produkte von Java und anderen Sunda- 
inseln gebracht wurden. Später konzentrierte sich dieser Handel 
in der wahrscheinlich auf der Ostküste von Malakka gelegenen 
Stadt Kalah. Im 10. Jahrhundert nach Chr. bestand zwischen 
Kalah und der Stadt Siraf an der Ostküste des Persischen Meer- 
busens ein regelmäßiger von Arabern wie von Chinesen unter- 
haltener Handelsverkehr. Die Chinesen durchquerten von der 
ISordspitze der Insel Sumatra bis Ceylon den Golf von Bengalen. 

Auch siedelten sich arabische Kaufleute auf der Malabarküste, 
auf Ceylon und in den indischen Küstenstädten an. Daybal an der 
Mündung des Indus war vom 8. bis 10. Jahrhundert nach Chr. 
der bedeutendste Handels- und Hafenort Indiens. Es war das 
hauptsächlichste Emporium für die Produkte des Indusgebietes 
und des Pandschab einerseits und Mesopotamiens, Persiens und 
Arabiens anderseits. Für die Erzeugnisse der nördlichen Länder 
Indiens war Multan am Dschelamstrotne im Pandschab der erste 
größere Sammelplatz, überdem ein von den Hindus verehrter und 
vielbesuchter Wallfahrtsort. 

Ferner wurden vom 8. Jahrhundert an Suhar und Maskat am 
Eingange zum Persischen Meerbusen, neben Daybal, bedeutende 
Konkurrenzhäfen für den indischen und chinesischen Handel mit 
den Abendländern, während Aden am Eingange zum Roten Meere 
der wichtigste Hafen und Handelsort für die Waren von Yemen, 
Hedschas, Äthiopien und Ägypten wurde. 

Außerdem führten Karawanenwege von Indien nach Per- 
sien durch Seistan, und ein anderer führte über Gazni und Kabul 
nach Afghanistan. 



DIE HANDELSSTRASSEN IM MITTELALTER 

(Der Gwfa- u SjOTefaiiB kiKttiM u k itttlalta.) 




Der Gewürz- u. Spezereihandel im Altertum u. im Mittelalter. 1 1 

Um den um die Mitte des 14. Jahrhunderts .vor Chr. von den 
ägyptischen Pharaonen Sethos I. und Ramses II. schon einmal 
hergestellten Seeweg vom Roten zum Mittelländischen Meere 
wiederzugewinnen, versuchte der Pharao Necho gegen Ende des 
7. Jahrhunderts vor Chr. einen neuen Kanal von Bubastis am 
ISil nach Patumos am arabischen Meerbusen zu bauen; er wurde 
aber erst um das Jahr 500 vor Chr. von Darius Hystaspis 
vollendet und von den Ptolomäern erweitert und verbessert, war 
aber vor Anfang der christlichen Zeitrechnung wieder versandet. 
Unter dem Kalifen Omar wurde der Kanal im 7. Jahrhundert 
nach Chr. von Kairo aus zum Roten Meere nochmals hergestellt, 
bestand dann aber kaum ein Jahrhundert. 

Sonst aber gab es vom 7. bis zum 12. Jahrhundert nach Chr. 
mehrere Landwege über die heutige Enge von Suez. Der erste 
folgte der Richtung des alten versandeten Kanals vom Roten 
Meere nach Kairo, von wo aus die Güter auf dem Nil und auf 
Seewegen weiter gingen. War ein Passieren der Waren durch 
Alexandrien nicht erforderlich, so wurde die kürzere Route über 
den Isthmus von Kolsum nach Pelusium (Faramiah) vorgezogen. 
Damascus und Jerusalem waren damals bedeutende Handelsplätze, 
in denen auch ein Austausch der morgenländischen Waren mit 
den dorthin kommenden Kaufleuten von Mekka einerseits und von 
Tripolis, Beirut, Tyrus und Akkon andererseits stattfand. 

Syrien und Ägypten waren vom 7. bis zum 12. Jahr- 
hundert nach Chr. Ausgangspunkte für einen regen Seeverkehr 
längs der nordafrikanischen Küste bis nach Marokko und Spanien; 
besonders bedeutend wurde dieser Handel für Gewürze und 
Spezereien, obwohl er eine Zeit lang durch religiöse Gebote der 
Mohammedaner gegen den Verkehr mit christlichen Völkern be- 
schränkt wurde. Ebenso blühte er bald bei den Griechen, 
die Gewürze und Spezereien, darunter wohl auch schon Rosen- 
wasser und aromatisierte fette Öle von Antiochien, Alexandrien 
und Trapezunt nach Konstantinopel, Thessalonich und Cherson 
holten. Trapezunt war schon im 10. Jahrhundert nach Chr. ein 
bedeutender Stapelplatz für die Drogen Indiens und Arabiens, 
sowie für die Wohlgerüche Persiens. Die Griechen bezogen 
aber nur den eigenen sehr bedeutenden Bedarf an diesen Luxus- 
produkten, ohne damit weiteren Handel mit anderen Völkern 
zu treiben. 



12 Geschichtliche Einleitung. 

Vom 10- bis. 15. Jahrhundert nach Chr. lag der Mittelmeer- 
handel größtenteils bei italienischen Städten. Im 10. und 11. Jahr- 
hundert waren Bari, Salerno, Neapel, Gaeta, und vor allem 
Amalfi, Pisa und Venedig die Hauptträger dieses Handels. Der 
zu hoher Blüte gelangte Levantehandel hatte vom 12. bis zum 
15. Jahrhundert seinen Schwerpunkt in Venedig und Genua. In 
der Levante selbst war vom 12. bis 13. Jahrhundert während der 
Kreuzzüge Akkon an der Küste von Palästina der bedeutendste 
Handelsplatz. Als auch diese Stadt als letzter Besitz der Christen 
im Jahre 1291 in die Hände der Mohammedaner fiel, wurden 
Famagusta auf Cypern, für längere Zeit auch Lajazzo an der 
Meeresbucht von Alexandrette, bis zum 15. Jahrhundert die Haupt- 
handelsplätze in der Levante. Die letztere Hafenstadt war ein 
Knotenpunkt des Verkehrs der abendländischen und der aus Asien 
kommenden Kaufleute. 

Bagdad und Basra am Euphrat, bis dahin die Hauptstapel- 
plätze für den Transithandel, verloren gegen Ende des 13. Jahr- 
hunderts ihre mehrere Jahrhunderte währende kommerzielle 
Bedeutung an die neu emporsteigende Hauptstadt Persiens, 
Tebriz, in der Nähe des Kaspischen Meeres. Als Ägypten im 
13. und 14. Jahrhundert die feinen indischen Gewürze und 
Spezereien hoch besteuerte, wurde ihr Überlandtransport mehr 
und mehr durch Persien über Bagdad oder Tebriz nach Lajazzo 
und Trapezunt abgelenkt. 

Im Persischen Meerbusen wurde während des 14. Jahr- 
hunderts nach Chr. die Inselstadt Ormuz ein Emporium der von 
Indien und Ceylon nach dem Abendlande gehenden Waren und 
behauptete diese Stellung bis zur Eroberung durch die Portu- 
giesen im Anfange des 16. Jahrhunderts. Die wichtigeren Häfen 
längs der Westküste Indiens waren damals Mangalore, Calicut 
und Quilon. Zu diesen gelangten aus dem Hinterlande Ingwer, 
Zimt, Cardamomen, Pfeffer, Nelken, Muskatnüsse, Sandelholz, 
Aloeholz, Indigo usw. in großer Menge, sowie von chinesischen 
Häfen und den Inseln der Indischen Meere reiche Zufuhren an 
diesen und ähnlichen Drogen. 

Am Ende des 13. und am Anfange des 14. Jahrhunderts 
nach Chr. wurde der direkte Verkehr, und zwar mehr zu Lande 
als zu Wasser, zwischen Europa und China sehr rege. Die 
Karawanenstraßen durch das mittlere Asien waren unter dem 



Der Gewürz- u. Spezereihandel im Altertum u. im Mittelalter. 13 

Schutze der Mongolen im allgemeinen sicher, und es war den 
Europäern auch der größere Teil des chinesischen Reiches zu- 
gänglich. In diese Zeit fällt auch der Aufenthalt des ersten 
europäischen Weltreisenden Marco Polo in China, Indien und 
den Inseln des Indischen Ozeans. 

Nach der Mitte des 14. Jahrhunderts verminderte sich durch 
Unruhen und Eroberungszüge in Zentralasien der Überland- 
verkehr mit China. Tebriz blieb aber noch bis zur Auffindung 
des Seeweges um Afrika zu Ende des 15. Jahrhunderts für den 
Transithandel ein bedeutender Verkehrsort. Die Eroberung Kon- 
stantinopels durch die Türken im Jahre 1453 ermöglichte es 
ihnen, den Handel der Italiener über Trapezunt und die Krim zu 
unterbrechen und bald völlig abzuschneiden. Auch Cypern ver- 
lor um jene Zeit die frühere Bedeutung für den Levantehandel. 

Dagegen hob sich der Handel Ägyptens am Ende des 14. 
und im Laufe des 15. Jahrhunderts nochmals bedeutend. Anstatt 
Aden wurde Dschidda, der Hafen Mekkas, der hauptsächlichste 
Knotenpunkt des Handels aus den indischen Meeren mit dem 
Abendlande. Von hier aus wurden schwere Waren zu Wasser, 
leichtere durch Pilgerkarawanen bis Tor auf der Sinaihalbinsel 
befördert. Ein Teil dieses Handels wurde wegen der hohen 
Besteuerung durch die Ägypter zeitweilig nach Syrien abgelenkt. 
Dieser Verkehr entwickelte sich durch die Einnahme von Lajazzo 
durch die Türken im Jahre 1347, sowie durch die Eroberung der 
Krim im 15. Jahrhundert noch für kurze Zeit weiter. 

So erfuhren im Laufe mehrerer Jahrtausende der Handels- 
verkehr der Völker Asiens und später auch Afrikas und Europas 
und ihre im Laufe langer Zeiträume entstandenen Verkehrs- 
straßen manchen Wandel. Als endlich mit der Umschiffung 
Afrikas durch die Portugiesen im Jahre 1498 nach Chr., durch 
die Eroberung von Ormuz, dem Schlüssel zum Persischen Meer- 
busen, und durch ihren ausgedehnten Seeverkehr die herkömm- 
lichen Handelswege nach dem Abendlande größtenteils auf neue 
Bahnen übergingen, verminderte sich nach und nach der alte 
Karawanentransport. Die einstigen wohlgepflegten Heerstraßen 
verfielen im Laufe späterer Jahrhunderte, die Schiffe der Meere 
ersetzten die herkömmlichen „Schiffe der Wüste", die Kamele 
der Karawanenzüge. 



14 Geschichtliche Einleitung. 

Vom 1 6. Jahrhundert an wurde das Meer die bevorzugte Heer- 
straße des Weltverkehrs. Damit verlor auch der für viele Jahr- 
hunderte blühende und die Handelsmetropolen Italiens und anderer 
Mittelmeerländer bereichernde Levantehandel an Bedeutung. 

Zahlreiche Trümmer prachtvoller Bauwerke von einstmals 
mächtigen Städten und Handelsplätzen, und die von dem Sande 
der Jahrhunderte bedeckten Spuren ehemaliger Heerstraßen und 
Karawansereien auf den weiten Höhen- und Steppenländern des 
westlichen Asiens und der arabischen Halbinsel bekunden der 
Nachwelt die einstmalige Größe und Handelsblüte der meistens 
nur noch dem Namen nach in der Geschichte fortlebenden Völker. 

Die dem Welthandel als erste Grundlage dienenden Gewürze 
und Spezereien der Länder des südlichen Asiens und der Insel- 
reiche der indischen Meere aber haben ihren Wert über allem 
Wandel der Menschengeschichte unvermindert forterhalten. Der- 
selbe würzige Zimt, die Nelken, Muskatnüsse und Cardamomen, 
der Pfeffer und Ingwer und andere von alters her gebrauchte 
und hochgeschätzte Gewürze, Weihrauch und Myrrhe, Benzoe 
und ähnliches Räucherwerk, Campher, Sandel- und Aloeholz und 
andere in immer größerer Anzahl in Gebrauch gelangte wohl- 
riechende Pflanzenstoffe gedeihen nach Jahrtausenden in den 
sonnigen Ländern und Inseln des Morgenlandes noch heute in 
urwüchsiger Fülle. 

Sie werden aber nicht mehr in langen Karawanenzügen über 
die asiatischen Hochländer und Steppen dem Abendlande zu- 
geführt, sondern durch die schmucken Segler und eilenden Dampfer 
der Weltmeere und durch die Güterwagen auf den die Kontinente 
umspannenden Stahlschienen in alle Länder getragen, um in ur- 
sprünglichem Zustande oder in konzentrierter, durch die Destillier- 
apparate der modernen chemischen Industrie geläuterter Form, 
in der Hütte wie im Palast, den Menschen nutzbar zu sein. 



Allgemeine Geschichte der ätherischen Öle. 



Wie sich jeder Zweig auf dem weiten Gebiete naturwissen- 
schaftlicher Forschung im Laufe der Zeit von dem Stamme des 
gemeinsamen Ursprunges gesondert hat, so ist das auch bei 
den in diesem Buche behandelten Pflanzenprodukten der Fall. 
Ist die rechte Kenntnis und Verwertung der in neuerer Zeit als 
ätherische Öle bezeichneten Pflanzenstoffe auch erst in späteren 
Zeitaltern gewonnen worden, so ist deren Bedeutung wohl schon 
der Wahrnehmung der ältesten Völker nicht entgangen. Gewiß 
zogen nicht nur die Anmut und Farbenpracht der Blüten, sondern 
auch die Mannigfaltigkeit der Wohlgerüche der im südlichen 
Asien in reicher Fülle prangenden Vegetation die Wißbegierde 
nicht weniger an, als die Benutzung der Pflanzen für die Zwecke 
der Ernährung oder der Bekleidung. Und gerade die dem Ge- 
ruchs- und Geschmackssinne auffallenden würzigen Pflanzen und 
Pflanzengebilde dürften schon frühzeitig als besonders wertvolle 
Stoffe die Aufmerksamkeit der Menschen in besonderem Maße 
auf sich gezogen und zu ihrer Verwertung, Gewinnung und Be- 
arbeitung für längere Aufbewahrung angeregt haben. 

Zwar berichten die ältesten Urkunden der Geschichte über 
die Anfänge menschlicher Gewerbtätigkeit nur von den Her- 
stellungsweisen der für die Jagd, für die Bebauung des Acker- 
bodens und für die Sammlung und Zubereitung der Nähr- und 
Nutzstoffe erforderlichen Gerätschaften, indessen dürften die Er- 
fordernisse der Selbsterhaltung, sowie auch des Wohlbefindens, 
die Findigkeit der Menschen schon früh auf die Nutzbarmachung 
des Feuers für die Zubereitung von Nahrungsmitteln und die 
Gewinnung von Naturprodukten hingeleitet haben. Es mag langer 
Zeiträume bedurft haben, bis das Feuer für die Dauerbarmachung 



16 Geschichtliche Einleitung. 

von weniger haltbaren Nähr- und Nutzstoffen oder für die 
Scheidung des Angenehmen vom Widerlichen zur Anwendung 
kam, und bis es gelang, von dem nach der Mosaischen Urkunde 
schon seit der Sintflut bekannten edlen Weine den belebenden 
„Weingeist", sowie von den Gewürzen und Balsamen das „sub- 
tile Prinzip", das Aroma, auszutreiben und zu sondern. Das aber 
bekunden schon die ältesten Dokumente der Geschichte, daß die 
Gewürze zu den frühesten Tausch- und Handelsartikeln des 
Altertums gehörten, und daß sie als den Göttern angenehme 
Naturprodukte zu Weihopfern im religiösen Kultus und zur Ein- 
balsamierung der Toten gebraucht wurden. 

Gerade dieser Gebrauch der Gewürze und aromatischen 
Pflanzengebilde durch die im Altertum als Förderer und Träger 
der Naturkenntnis hervorragenden Klasse der Priester legt die 
Wahrscheinlichkeit nahe, daß ihr Können und Wissen schon 
frühzeitig auch auf die Gewinnung und Zubereitung der zum 
Opferdienste und zur Einbalsamierung benutzten Spezereien ge- 
richtet war. Ob dafür und für die Darstellung der aromatischen 
Prinzipien, also unserer jetzigen ätherischen Öle aus den Pflanzen, 
Anfänge schon vor der Zeit der Hindus und der Ägypter gemacht 
worden sind, läßt sich aus den ältesten Urkunden nicht erkennen; 
selbst die Bibel enthält bei ihrer sonstigen großen Reichhaltig- 
keit hinsichtlich der Gebräuche des jüdischen Volkes keine 
anderen Angaben als die, welche eine Kenntnis und den Gebrauch 
der Gewürze und Spezereien der verschiedenen Länder bekunden. 
Die frühe Gewinnung und Verarbeitung der gewöhnlichsten 
Metalle läßt aber auf eine ebenso frühe und mannigfache Be- 
nutzung von Feuerherden und Kochgerätschaften schließen, die 
wohl auch allmählich zu primitiven Versuchen für die Gewinnung 
des Weingeistes vom Weine, des „Geistes" von gegorenem Honig 
und Fruchtsäften, der aromatischen Prinzipien von Gewürzen, 
Balsamen und Harzen und damit zu den ersten Stadien der 
Destillierkunst geführt haben dürften. 

In der Geschichte werden die Anfänge der kulturellen Ent- 
wicklung in die von einem milden Klima und einer üppigen, an 
würzigen Produkten reichen Pflanzenwelt begünstigten Berg- 
länder des mittleren und südlichen Asiens gelegt. Unser Wissen 
über die ersten in diesen Ländern erstandenen Völker beruht 
auf sagenhaften Überlieferungen. Über ihre gewerblichen und 



Allgemeine Geschichte der ätherischen Öle. 17 

technischen Leistungen ist der Nachwelt wenig sichere Kunde 
verblieben. 

Der Zeit nach sind wahrscheinlich die Chinesen und die 
Arier die ältesten Völkerstätnme. Durch eine sehr frühzeitige 
und verhältnismäßig hohe gewerbliche und kulturelle Entwicklung 
sowie durch hinterlassene Kunstwerke und Schriftstücke, haben 
aber die Ägypter zuerst klare und feste Gestalt unter den 
frühesten Völkern des Altertums gewonnen und stehen dadurch 
im allgemeinen an den Portalen der Geschichte. 

Wohl haben die Chinesen und Inder auf gewerblichen und 
vielleicht auch auf naturwissenschaftlichen Gebieten bedeutende 
Fertigkeiten erlangt, sie haben aber durch ihren Abschluß gegen 
die Außenwelt und durch die Geheimhaltung des eigenen Wissens 
und Könnens einen wenig nachhaltigen Einfluß auf andere Völker 
ausgeübt. Die ältesten Zeugnisse über naturkundige Fertigkeiten 
sind die in der Sanskritliteratur der Inder überkommenen Schriften 
der Ayur-Vedas (Buch der Lebenskunde) des Charaka und 
Susruta 1 ). Über das Alter dieser Dokumente fehlen, wie bei 
so vielen Schriften des frühen Altertums, sichere Anhaltspunkte. 
Möglich, daß sie erst in späterer Zeit nach Überlieferungen 
niedergeschrieben worden sind 2 ); aus ihnen ist indessen die 
Annahme zulässig, daß die Inder die Gärung, primitive Destilla- 
tionsgeräte und damit gewonnene Destillate kannten. Als destil- 
lierte Öle sind in dem Werke Rosenöl, Schönus(Andropogon)öl 
und Calmusöl erwähnt -5 ). 

') Susrutas Ayur-vedas, id est medicinae systema a venerabili D'han- 
vantare demonstratum a Susruta discipulo compositum. Nunc pnmum ex 
Sanscrita in Latinum sermonem vertit, introductionem, annotationes et rerum 
wdicem ad/ec/t Dr. Fr. Hessler, Erlangae 1844. 

The Susruta, or System of medicine, taught by Dhanvantari and 
composed by Ais disciple Susruta. Published bySriMadhusudana- Gupta, 
Prof. of medicine at the Sanscrit College at Calcutta. Calcutta 1835. 2 Vol. 

') Lassen, Indische Altertumskunde. 1. Aufl., Band 2, 551. 

J. F. Royle, An essay on the antiquity of Hindoo medicine. London 
1837. Deutsche Ausgabe von Wallach und Heusinger, Das Altertum der 
indischen Medizin. Kassel 1839. S. 45. 

Allan Webb, The historical relations of ancient tiindöo witb Greek 
medicine. Calcutta 1850. p. 45. 

Zeitschrift der Deutsch. Morgenland. Gesellsch. SO (1876), 617 und 31 
(1877) 647. 

a ) Susruta's Ayur-vedas. Editio Hessler. Erlangae 1844, p. 111 u. 130. 
Gildemeister, Die ätherischen Öle. I. 2 



lg Geschichtliche Einleitung. 

Aus den Dokumenten der alten Perser ergibt sich, daß 
auch diesen die Destillation und Destillationsgeräte bekannt 
waren 1 ). 

Das Volk, über dessen Pflege von Gewerben, Künsten und 
Wissenschaften wir die früheste sichere Auskunft besitzen, sind 
die Ägypter, deren Geschichte nahezu bis auf 4000 jähre vor 
der christlichen Zeitrechnung zurückgeht. In dieser langen 
Kulturentwicklung gelangten Gewerbe, Künste und ein bis nach 
Indien, Babylonien, Syrien, Äthiopien und anderen Ländern 
gehender Handel wohl erst allmählich auf die noch von der 
Nachwelt bewunderte Höhe. Die Ägypter waren wohlvertraut 
mit der Gewinnung und Bearbeitung der Metalle, der Herstellung 
und Benutzung von Feuerherden und Destillierapparaten, der 
Destillation des Weines und des Cedernharzes 4 ). Sie kannten 
die Bereitung der Soda, des Alauns, des Essigs 3 ), der Seife, 
des Leders und waren bewandert in der Herstellung und 
dem Gebrauche von Farben und in der Glasindustrie. Die 
Ägypter benutzten das Cedern(Terpentin)öl 4 ), das Kolophonium 8 ), 
und gewannen pflanzliche Aromata, vielleicht schon als destil- 
lierte Öle. 

Die Denkmäler der Baukunst, die in den Pyramiden ge- 
fundenen Mumien, die gewerblichen Kunstwerke bekunden die 
Kultur der Ägypter noch mehr, als die wenigen verbliebenen, 
der ältesten Zeit ihrer Geschichte angehörenden schriftlichen 

*) Gebri de aichemia libri tres. Argentorati arte et impensa. Io. Grie- 
ningeri anno 1529. 

Chr. G. Schmieder, Geschichte der Alchemie. Halle 1832, S. 34. 

2 ) Aetii medici graeci ex veteribus medfc/nae tetrabiblos. Editio Aldina. 
Veneti 1547, toi. 10. 

3 ) 4. Buch Mose Kap. 6, 3. 
*) Herodoti bistor/ae II, 85. 

Pedanii Dioscoridis Anazarbei, De materia medica libri quinque. 
Editio Kühn-Sprengel. Lipsiae 1829. Lib. 1, cap. 34, 39, 80, 95, 97. 

Plinii Secundi, Naturalis bistoriae libri 37. Über 15, cap. 6 u. 7, 
und über 16, cap. 22. 

Scribonii Largi, Compositiones medicamentorum. Editio Schneider, 
p. 323. 

Theophrasti Eresii opera, quae supersunt omnia. Jiistoria plantarum. 
Editio Wimmer. Parisii 1866. Liber 9, cap. 3. 

D ) Pedanii Dioscoridis Anazarbei, De materia medica libri quinque. 
Editio Kühn-Sprengel. Lipsiae 1829. Vol. 1, p. 660 und Vol. 2, p. 639. 



Allgemeine Geschichte der ätherischen Öle. 19 

Urkunden. Auch im Schiffbau und im Handelsverkehr mit be- 
nachbarten Ländern haben die Ägypter schon Bedeutendes ge- 
leistet. 

Wie die Schriften der Ägypter meistens verloren gegangen 
sind, so sind auch die von ihnen wohl entwickelten Gewerbe 
und Kunstfertigkeiten der Naehwelt zum Teil abhanden gekommen 
und erst in späteren Zeitaltern von neuem wieder erworben 
worden. Wie weit die Naturerkenntnis der Ägypter mit ihrem 
technischen und gewerblichen Können im Einklang stand, läßt 
sich aus der literarischen Hinterlassenschaft weit weniger er- 
mitteln, als dies für ihre astronomischen und mathematischen 
Kenntnisse und für die auf den Gebieten des Landbaues, der 
Architektur und kunstgewerblicher Leistungen möglich ist. Es 
ist indessen nicht außer Acht zu lassen, daß für die im Alter- 
tum vorhandene Gewerbe- und Kunstfertigkeit, selbst auf den 
Gebieten der Metalle, des Glases, der Färberei usw., der Besitz 
wirklicher theoretischer Kenntnisse keine unerläßliche Voraus- 
setzung war. Haben sich die Hindus, die Ägypter, die Assyrer, 
die Babylonier und die Phönizier im Laufe der Jahrhunderte 
diese auch nur mangelhaft angeeignet, so haben sie, wie die 
alten Chinesen, auf allen praktischen Gebieten, bei guter Natur- 
beobachtung, Bedeutendes geleistet. Die Ägypter vor allen waren 
während und auch noch nach ihrer Blütezeit die Lehrer anderer 
Völker, und gleich einem letzten Abendrot leuchteten die letzten 
Bildungsstätten Ägyptens noch lange in das klassische Zeitalter 
der Hellenen und der Römer hinaus. 

Die naturwissenschaftlichen Kenntnisse und die technischen 
und künstlerischen Leistungen der Hebräer und der Griechen, 
und mittelbar auch noch der Römer, wurzelten in ägyptischer 
Kultur und entsprangen ägyptischen Quellen. Allein die Griechen 
waren, wie die Juden, in ihrer Naturauffassung weniger für 
praktische Ziele als für das Ideale veranlagt, sie experimentierten 
nicht und waren nicht auf die gewerbliche Ausnutzung der 
erworbenen Naturerkenntnis bedacht. Die hellenischen Natur- 
philosophen und Schriftsteller sammelten, ordneten und bewahrten 
das überkommene Wissen, ohne es der praktischen Verwertung 
zuzuführen oder in der Richtung Neues hinzuzufügen. 

Die Griechen waren aber mit den von den Ägyptern über- 
kommenen Künsten wohl bekannt, sie kannten die Gewinnung 

2* 



20 , Geschichtliche Einleitung. 

und Bearbeitung der Metalle, die Glasbereitung und andere 
Gewerbe, trieben indessen meistens Tauschhandel mit Natur- 
produkten. Die aus dem Orient bezogenen Gewürze waren 
auch bei ihnen für Räucherungen, für kosmetische und sanitäre 
Zwecke geschätzt, ob aber die von den Ägyptern und Persern 
wohl schon in primitiver Weise -betriebene Destillation auch 
den ■ Griechen bekannt oder von ihnen ausgeführt wurde, ist 
aus der Literatur nicht ersichtlich. Es ist dies indessen nicht 
unwahrscheinlich, da die Arzneikunst und Schönheitspflege bei 
den Griechen kaum weniger in Ansehen stand als bei den 
Ägyptern. Bei der Neigung der späteren Griechen für Wohl- 
gerüche und zum Luxus in Kleidung und Nahrung waren 
Spezereien bei ihnen viel in Gebrauch. Die gepriesenen Düfte 
des Morgenlandes, vor allen des Sandelholzes (gula iväixa), 
durften bei Festgelagen nicht fehlen. Die Griechen bezogen 
daher durch Tauschhandel die Aromata ihrer Zeit, überließen 
indessen in späterer Zeit deren Herbeischaffung und den See- 
handel anderen Völkern. 

Als sich die hellenische Kultur westwärts ausbreitete und 
die Grundlage der römischen wurde, da gingen nicht nur das 
naturwissenschaftliche Vermächtnis des Morgenlandes, sondern 
auch griechischer Geist und griechische Methode in der Natur- 
anschauung auf das emporstrebende Abendland über. Die Römer 
erweiterten auf ihren Eroberungszügen die Kenntnis der Natur- 
produkte des Orients; diese gelangten auf den herkömmlichen 
Handelsstraßen und schließlich durch Schiffsverkehr nach dem 
glanzvollen Rom. Die feinsten Gewürze des Orients fanden 
ihren Weg nicht nur in die Küchen, sondern auch als wohl- 
riechende, der Sinneslust dienende Salben, Balsame, Räucher- 
werke und Parfüme in die Luxusstätten der römischen Aristo- 
kratie. Ob dafür nur aromatisierte fette und nicht auch einige 
nach ägyptischen und persischen Traditionen destillierte Öle 
Verwendung gefunden haben, ist aus der Literatur der Römer 
nicht mit Sicherheit zu erkennen. Wohl aber ist anzunehmen, 
daß sie nicht nur in der Kochkunst, sondern auch in den Künsten 
der Bereitung feiner Toilettepräparate, aromatischer Salben und 
Ole Bedeutendes geleistet haben. Wie gut und umfassend um 
jene Zeit die Naturkunde und auch die Drogenkunde gepflegt 
wurden, geht unter den verbliebenen Schriften der Römerzeit 



Allgemeine Geschichte der ätherischen Öle. 21 

vor allen aus denen des Dioscorides 1 ), des Plinius 2 ) und 
des Claudius Galenus*) hervor. 

Wohl hatten die Römer treffliche Beobachter der Naturdinge 
und gleich gute Kompilatoren des Wissens der eigenen Zeit und 
der Vorzeit, im allgemeinen aber kamen sie wenig über die 
äußere Erkenntnis der Dinge und über das überlieferte Wissen 
hinaus und haben an der praktischen Ausgestaltung und Be- 
reicherung der Naturwissenschaften, der Arzneikunde und der 
Destillierkunst nur geringen Anteil gehabt. 

Als dann nach dem Niedergange der hellenischen und 
römischen Kultur eine Jahrhunderte lange Winterstarre in dem 
Kulturleben der Menschheit eintrat, da dürften auch viele der 
früheren Errungenschaften auf gewerblichen und Kunstgebieten 



l ) Pedanius Dioscorides war für die Drogenkunde der erste be- 
deutendere Schriftsteller des christlichen Zeitalters. Zu Anfang des ersten 
Jahrhunderts in Anazarbus im südöstlichen Teile Kleinasiens geboren, bereiste 
er als Arzt mit den römischen Heeren verschiedene Länder. Die in der 
zweiten Hälfte des Jahrhunderts von ihm verfaßte Arzneimittellehre ist das 
gründlichste derartige Werk des Altertums und galt bis weit in das Mittel- 
alter als maßgebende Autorität, die in Vorlesungen auf den Universitäten 
bis zur Zeit Luthers noch kommentiert wurde, wie das in Wort und Schrift 
noch von Melanchton und Valerius Cordus um die Mitte des 16. Jahr- 
hunderts an der Universität zu Wittenberg geschah. 

Von den von Dioscorides in der zweiten Hälfte des ersten Jahrhunderts 
verfaßten Schriften sind vor allen von Wert die fünf Bücher „De materia 
medica" und die als 6. und 7. Buch jenen hinzugefügte „Alexipharmaca et 
theriaca" (Mittel gegen Pflanzen- und Tiergifte). Diese und andere, mehr apo- 
kryphe Schriften sind im Laufe der Jahre vielmals und in vielen Sprachen 
herausgegeben und erläutert worden. Einige der ältesten Ausgaben sind ein 
in der Bibliothek in Leyden befindliches Manuskript in arabischer Sprache, 
etwa um das Jahr 940 nach Chr. verfaßt, eine sehr seltene griechische Aus- 
gabe, gedruckt apud Aldum Manutmm, Veneti 1499, und eine lateinische 
von J. Allemannum de Mcdemblich, gedruckt in Colle 1503. Einige der 
besseren Übersetzungen und Kommentare sind: 

Pedaniä Dioscoridis Anazarbensis: de materia medica libri QU/'nque. 
Jano Coronario medico physico interprete. Basiliae 1529. 

Valerii Cordi Simesusii Annotationes in Pedanii Dioscoridis Anazarbei 
de materia medica libros quingue, fange aliae Quam antea sunt fiaec sunt 
emu/gatae. Ejusdem historia stirpium libri quatuor, et de artificiosis extrao 
tionibus Über etc. Translatio Ruellii. Francofurtum ad Moenum 1549. Editio 
Gessnerii 1561. 

Pedaniä Dioscoridis Anazarbei de medicinale materia medica libri sex. 
Joanno Ruellio Suessionensi interprete. Accesserunt priori editioni Valerii 



22 Geschichtliche Einleitung. 

mehr oder weniger abhanden gekommen sein. Auf der Grenz- 
scheide des Altertums und des Mittelalters trat eine neue Kultur- 
epoche der Menschheit in die Welt. Sonderbarerweise wurden 
zurzeit die Mohammedaner die Vorboten einer neuen Zivilisation, 
obwohl sie in dem Glauben, daß der Koran die ganze mensch- 
liche Weisheit umfasse, die überlieferten Kunst- und Literatur- 
schätze mit Feuer und Schwert zerstört haben sollen. Das 
arabische Volk hat zu der späteren sogenannten arabischen 
Kulturperiode nur wenig beigetragen. Diese hatte ihre Wurzeln 
in der ägyptischen Schule von Alexandrien, von der die griechische 
Geistesbildung durch die Vermittlung der Syrer und Perser, sowie 
durch die der kleinasiatischen Griechen zu dem späteren Völker- 
konglomerate der Mohammedaner gelangte. Dieses umfaßte fast 
alle von ihnen während des 8. und 9. Jahrhunderts unterworfenen 
Völker von den „Säulen des Herkules" im Westen bis zu dem 
„Meere der Finsternis" im Osten, wie die Araber Gibraltar und 
den Indischen Ozean nannten. Sie verstanden es, die unter- 



Cordi Simesusii Annotatianes doctissimi in Dioscoridis de medica materia 
libros Euricii Cordi Judicium de berbis et simplicibus medicinae; ac eorum 
quae apud medicos controverruntur explicatio. Francofurti 1543. 

Petri Andreae Matthioli Opera quae extant omnia. Commentarii in 
sex libros Pedacei Dioscoridis de materia medica. Veneti 1554. 

UbSoxIov *J loaxogldov 'At'aXie^ßtw^ ?t£gi iU/p iaT(itx!}tt ßtfJkia oder Pedacei 
Dioscoridis Anazarbei opera quae extant omnia. Ex nova interpretatione. 
Jani-Antonii Saraceni, Lugduni Medici, Francofurti 1578 und 1598. 

Eine lateinische Übersetzung der libn de materia medica des Dios- 
corides war schon im Jahre 1478 und eine griechische Ausgabe um nahezu 
dieselbe Zeit in Köln erschienen. 

Eine neuere auch für diese Arbeit benutzte Ausgabe der Materia medica 
des Dioscorides ist die in der Kühnschen Sammlung: Medicorum graecorum 
Opera quae extant erschienene Bearbeitung von Prof. Curtius Sprengel. 
Leipzig 1829. Band 25; in zwei Teilen. Der erste Teil enthält: „De Materia 
medica Iibri quinque", der zweite Teil: „Liber de venenis eorumque pre- 
cautione et medicamentione" (p. 1—338) und „Commentarius in Dioscori dem" 
(p. 340—675). 

*) Plinii Secundi Naturalis Historiae libri 37. Recognovit atque indi- 
cibus instruxit Ludoviciis Janus. Lipsiae 1859. 

Die Mehrzahl der in dieser Schrift gemachten Zitate bezieht sich auf 
die Ausgabe von Littre. 2 Bände. Paris 1877. 

s ) Claudii Galeni Opera omnia. Editio Kühn in 20 Bänden. Lipsiae 
1821—1823. Darunter besonders: De simplicium medicamentomm tempera- 
turis et facu/tatibus Iibri XI. 



Allgemeine Geschichte der ätherischen Öle. 23 

jochten Völker dem Islam zuzuwenden, und da der Koran nicht 
nur das religiöse, sondern auch das bürgerliche Gesetzbuch war, 
so gelangten mit ihm auch die arabische Sprache und Schrift- 
weise von Land zu Land. Sie wurde die gemeinsame Sprache 
der Bekenner des Islam und zum Teil auch die Schriftsprache der 
damaligen gebildeten Welt, ähnlich wie es später die lateinische 
Sprache für das christliche Mittelalter wurde. 

Durchdrungen von den Vorstellungen der griechischen Ge- 
lehrten der alexandrinischen Schule erlebte das Studium der 
Naturwissenschaften bei den Arabern vom 9. Jahrhundert an 
eine Wiedergeburt. Mathematik, Astronomie, Alchemie und 
Medizin fanden rüstigen Weiterbau, und bei dem Hange des 
Mohammedanismus zum Wunderglauben reiften mit den Fort- 
schritten in den Naturwissenschaften die Alchemie und Magie 
oder Nekromantie, in enger Beziehung zur vermeintlichen Metall- 
verwandlung und zur Arzneikunst, jenen wunderlichen, die ge- 
samte Menschheit Jahrhunderte lang durchdringenden mythischen 
Glauben an den Stein der Weisen und an eine Universalarznei, 
welche Elend und Krankheit aus der Welt bannen sollten. 

Vor allen war es der einflußreichste und hervorragendste 
Gelehrte seiner Zeit Geber (Dschabir), der diesen Wunder- 
glauben entwickelte und für viele Jahrhunderte festigte 1 ). Zur 
Zeit als Bagdad, Bassora und Damascus Hauptpunkte des 
damaligen Handels waren, gab es kein Volk, welches gewandter 
und produktiver in Gewerben und Künsten und auch in der 
Naturkunde war als die Araber. Ihre Handelsbeziehungen 



x ) Gebri „Summa perfectioms magisterii." Ex bibliotheca vaticana 
exemplan. Gedani 1682. Lib. IV, p. 156 — 178. — Alchemiae Gebri Arabis 
libri excud. Joh. Petrius, Nuerembergensis, Bernae 1545. Lib. 2, cap. 12. — 
Torbert Bergmann „De primordiis chemiae." Upsala 1779. § 3D und § 4C. 
Editio Hebenstreit. Lipsiae 17S7. 

Neben den ursprünglich in arabischer Sprache geschriebenen Schriften 
Gebers sind in der Folgezeit unter diesem berühmten Namen weitere und 
vermutlich erst später in griechischer und lateinischer Sprache verfaßte Werke 
als von Geber herstammend bis zur Heuzeit angenommen worden. M. Berthe- 
lot hat indessen (Introduction ä l'6tude de Ja chimie des anciens et da 
moyen-äge Paris 1889, und ftevue des deux mondes, 15. September und 
1. Oktober 1893) den apokryphen Charakter dieser Schriften, darunter auch 
der „Summa, perfectionis magisterii" (nachweislich nicht vor der Mitte des 
14. Jahrhunderts geschrieben) nachgewiesen. 



24 Geschichtliche Einleitung. 

erstreckten sich nahezu bis zu allen damals bekannten Ländern, 
und die Verbreitung, Benutzung und Kenntnis der Gewürze und 
Spezereien des Morgenlandes, sowie die Bereicherung der Heil- 
mittelkunde fand durch sie große Förderung. 

Bei der geschickten Verwertung und dem regen Weiterbau 
des überkommenen Wissens haben die Araber mit der herme- 
tischen Kunst auch die Destillierkunst eifrig betrieben und wesent- 
lich gefördert 1 ). 

Schon die im 4. Jahrhundert nach Chr. lebenden alexandrini- 
schen Gelehrten Synesios von Ptolomais 8 ) und Zosimos von 
Panopolis 3 ) haben die Destilliergeräte und Destillierweisen der 
Ägypter anschaulich beschrieben, und der zu Anfang des 6. Jahr- 
hunderts nach Chr. in Konstantinopel lebende Arzt und Schrift- 
steller Ae'tius von Amida beschrieb die Bereitung empyreu- 
matischer Öle durch absteigende Destillation (Destfllatio per 
descensum)*). Über diese und die Destillatio per ascensum 
oder aufsteigende Destillation wurde schon von Geber berichtet. 
Nach Portas Angabe in seiner um das Jahr 1567 verfaßten 
Schrift „De destillatione") h ), sowie auch nach den Angaben 

*) Hermannus Conringius, De hermetica Aegyptiorum vetere et 
Paracelsiorum nova medicina libri duo. Helmstadt 1648. Lib. II, cap. 4. 
Torbert Bergmann, Historiae chemiae medium seit obscurum aevum. 
Editio Hebenstreit. Lipsiae 1787, Vol. 4. 

Schmieders Geschichte der Alchemie. Halle 1832, S. 85 und folgende. 

a ) Synesii Tractatus chymicus ad Dioscoridem. In Fabricii biblia 
graeca. Tom. 8. 

*) „Et quid plura moramur? Unus Zosimos Panopolites Hbro ns^t. d(>ydia>v 
xai «afiivoiv loculente ad oculos nobis sistit antiquorum illa vasa destilla- 
tionibus accommodata; postquam enim jussisset candidatos artis id agere ut 

ipsis ad manus esset ßLxoe -belixos acoXijv öaTQ&xivoe XoTtäe xai äyyoi OTetrSmarov, 
mandassetque i?rl äxpa r&v awMjvenr ßixovs iielov ftsydXove sta^sfe tjcifret/Ytt, '4ca 

firi $ay&oiv &7tb rfje d-fyfirjsr toq iSSaos tandem, ut clarius sese explicit, ipsas 
vasorum figuras appingit, quarum nonnullas licet rudiori manu exaratas ex 
bibliotheca regis christianisslmi, et illa D. Marci Venetiis, libuit hie in gratiam 
curiosorum adjicere." (O. Borrichius „Hermetis Aegyptiorum et chemi- 
camm sapientia" ab Hermanni Conringii animadversionibus vindicata. 
Hafniae 1674, p. 156). 

Ausführliche Angaben über die Destillationsberichte des Zosimos finden 
sich auch in Höf ers Histoire de Ja chimie. 2. Edit. 1866. Tom. 1, p. 261—270. 

4 ) Aetius „ßtßXla lar^mä, UotcüSexa", Libri medicinales sedeeim. Editio 
Aldina 1533, fol. 10. — Siehe auch Anmerkung 1, S. 74. 

") Siehe S. 48, Note 3. 



Allgemeine Geschichte der ätherischen Öle. 25 

anderer Schriftsteller des 16. Jahrhunderts, haben die arabischen 
Ärzte und Laboranten zur besseren Abkühlung des Destillates 
das Kühlrohr (Serpentina) und für die Destillation des Weines 
eine Art fraktionierter Destillation eingeführt 1 ). 

Die Araber übertrugen das medizinische und alchemistische 
Wissen und den Mystizismus der hermetischen 3 ) Künste ihrer 
Zeit auf das südwestliche Europa, sie waren die vornehmsten 
Begründer und Förderer der für Jahrhunderte geltenden Lehre der 
Transmutation der Metalle, der Erschließung einer „Quintessenz" 
aus den Gebilden ' der organischen Natur, des in unzähligen 
Experimenten gesuchten „Jap/s philosophorum". Durch diesen 
in die ärztliche und theosophische Welt des Mittelalters hinein- 
getragenen Glaubenssatz und durch das damit herbeigeführte 
Forschen nach imaginären Phantomen legten die Araber den 
Grund für den auf empirischem Wege allmählich gewonnenen 
Erwerb praktischer chemischer Kenntnisse und zahlreicher Tat- 
sachen und Produkte, die unerläßliche Bausteine für das spätere 
chemische Wissen wurden. Die Araber begründeten im Laufe 
des 9. und 10. Jahrhunderts als Pflanzstätten der Forschung 
und der Gelehrsamkeit die Hochschulen zu Cordova, Sevilla 
und Toledo, die von Wißbegierigen und Adepten aller Länder 
besucht wurden, um Medizin, Magie und Nekromantie zu studieren. 

Die Arzneimittelkunde und damit auch die Destillier kunst 
der Araber erreichte ihre höchste Entwicklung und reichhaltigste 
Literatur vom 8. bis zum 1 1 . Jahrhundert. Über die beträcht- 
liche Anzahl der Schriftsteller, deren Werke mehr oder weniger 
vollständig der Nachwelt verblieben sind, besteht indessen hin- 
sichtlich ihrer Lebenszeit und Schriften keine sichere Über- 
lieferung; von den letzteren sind viele apokryph und die wirk- 
lichen Verfasser nicht mit Sicherheit bekannt. Die darüber 
bestehenden Angaben der betreffenden Geschichtsliteratur stehen 
vielfach in Widerspruch, und nicht wenige Zeitangaben variieren 
um ein oder mehrere Jahrhunderte. 

Die für die Geschichte der Destillation als urkundliche Quelle 
wichtigsten Schriften der arabischen Kulturepoche begannen mit 

x ) Siehe Abbildung S. 45. 

a ) Die Bezeichnung „spagyrische" Kunst (von o7t&co und äysi^o) ist erst 
zur Zeit des Paracelsus in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts in Brauch 
gekommen. 



26 Geschichtliche Einleitung. 

denen Gebers um das 9. Jahrhundert nach Chr. Vom 12. Jahr- 
hundert an wandten sich die arabischen Laboranten ganz der 
Metallveredelung, dem Suchen nach dem lapis philosophorum zu. 
Während dieser etwa vierhundertjährigen Epoche der vorzugs- 
weise der Arzneimittelkunde geltenden Naturforschung haben es 
die Araber in der Destillierkunst und der Herstellung destillierter 
Wässer und mancher destillierter Öle offenbar zu einer beträcht- 
lichen, später wieder abhanden gekommenen Fertigkeit gebracht. 
Diese Kenntnis der Destillation, der Destilliergeräte und der De- 
stillate bekundet die erhaltene medizinische und alchemistische 
Literatur vielfach. 

Seit der Zeit der Ägypter zeigt zuerst wieder Geber in den 
verbliebenen Fragmenten seiner Schriften, wie schon auf S. 24 
erwähnt, eine für jene Zeit gute Kenntnis der Destillation, der 
trockenen sowohl wie der mit Wasser, und zwar aus Glas- 
geräten und solchen aus glasiertem Ton. Nächst Geber war 
wohl Mesue der Jüngere, dessen Lebenszeit zwischen dem 8. 
und 10. Jahrhundert nach Chr. angegeben wird, der früheste unter 
den bedeutenderen arzneikundigen arabischen Schriftstellern. Es 
ist nicht unwahrscheinlich, daß es mehrere Autoren dieses Namens 
gegeben hat, und daß auch andere ihre Schriften unter diesem 
berühmten Namen veröffentlicht haben, oder daß in späterer Zeit 
Verwechslungen der Namen und der Schriften stattgefunden haben. 

Mesues bedeutendste und für viele Jahrhunderte als das 
maßgebende Arzneibuch geltende Schrift war das^ Antidotarium 
seu Grabaddin medicamentorum compositorum libri XII. In dem 
12. Kapitel „De o/e/s" 1 ) ist auch die Gewinnungsweise der Öle 
beschrieben. Die Mehrzahl waren aromatisierte mit fetten Ölen 
bereitete, nur Wacholderholz- und Erdpechöl wurden durch 
trockene Destillation dargestellt und diese genau beschrieben. 
Nach Bergmanns Angabe soll Mesue auch destilliertes Rosen- 
und Bernsteinöl gekannt haben'-). 



J ) Editio Veneti 1502, fol. 80. 

a ) „Mesue medicamentorum plurimorum inventione magnam famatn et 
nomen evangelistae pharmacopolarum consecutus est; durantque hodie nunc 
in officinis nostris compositiones nonnullae, quae ille primus descripsit." — 
„Mesue aquam destillatam rosarum, oleum ex succino et lateribus tamquam 
veteribus nota memorat." (Torbert Bergmann, Historiae chemiae medium 
seu obscuram aevum. Editio Hebenstreit Lipsiae 1787, p. 7). 



Allgemeine Geschichte der ätherischen Öle. 27 

Für die Kenntnis und den Gebrauch destillierter Wässer 
und Öle in jenem Zeitalter liegen aber auch Angaben anderer 
ärztlicher Schriftsteller vor. So erwähnt Ibn Chaldün % daß das 
destillierte Rosenwasser im 8. und 9. Jahrhundert ein bedeutender 
Handelsartikel der Perser gewesen sei. Nonus Theophanes 2 ), im 
10. Jahrhundert Arzt des Kaisers Michael VIII. in Konstantinopel, 
empfahl das Rosenwasser als Heilmittel, und der im 9. Jahrhundert 
lebende syrische Arzt Serapion (Janus Damascenus) und der 
etwa ein Jahrhundert später lebende Arzt des Kalifen Ebn Attaf in 
von Marokko, Avenzoar 8 ), benutzten Rosenwasser als Augen- 
heilmittel und Rosenölzucker für innerlichen Gebrauch. In dem 
aus dem 11. Jahrhundert herrührenden medizinischen Werke des 
arabischen Arztes Abn Dschafar Achmed, welches Synesius 
von Konstantinopel ins Griechische übersetzt hat, sind Rosen- 
wasser, Rosenöl und Campher unter den gangbaren Arznei- 
mitteln genannt 4 ). 

War Geber der erste bedeutendste der arabischen medizi- 
nischen Schriftsteller, der mit der Destillation bekannt war, so 
bekunden die Schriften des etwa drei Jahrhunderte später leben- 
den Abulcasis eine sehr genaue Kenntnis derselben, die zu 
der Annahme berechtigt, daß die Destillation von den Arabern 
eifrig betrieben wurde. Das von ihm verbliebene, unter dem 
Namen „Über servitoris" bekannte Werk 5 ) enthält eine so an- 



*) Notices et extraits des manuscr/pts de la bibliotheque imperiale ä 
Paris 1862. Tom. 19, p. 364. 

2 ) Nonus Theophanes. Editio Bernardi. Praefatio ad Synesius: de 
febribus. Amstelodami 1749. Cap. 28, p. 112. 

a ) Liber Theizir Dahalmodana Vahaltadabi r prooemiiim Averrhoi 
Cordubensis ab Jacobo Hebraeo. Anno 1281. Colliget Veneti 1553. Liber 7, 
fol. t. Lib. 5, cap. 9, fol. 44. 

4 ) Synesius de febribus. Editio Bernardi. Amstelodami 1749, p. 58 
und 240. 

s ) Die Schriften der arabischen Ärzte und Laboranten jenes Zeitalters 
sind hauptsächlich noch in einer im jähre 1502 in Venedig gedruckten Kollektiv- 
Ausgabe vorhanden, welche im Anschlüsse an Mesues Hauptwerk und an 
das Antidotarium Nicolai Kommentare desselben und einige andere Schriften 
von Zeitgenossen enthält Die Titel der einzelnen Werke dieses Folianten sind : 

„Uni Joannis Mesue Liber de consolatione medicinarurn simpli- 
cium et correctione Operationen! earvm canones universales: cum 
expositione preclarissimi media' magistri Bondinl de lentiis feliciter 
incipiunt" (fol. 2—31.) 



28 Geschichtliche Einleitung. 

schauliche und klare Beschreibung der Destillation, daß schon 
der schwedische Chemiker und Geschichtsschreiber der Chemie, 
Torbert Bergmann, diesen Bericht als einen der ersten und 
besten bezeichnete 1 ). 

Die Beschreibung der Destillation von Wasser, von Essigsäure 
und von Alkohol lautet im Auszuge aus Abulcasis Schrift 2 ) 
folgendermaßen: 

„Modus faciendi aquam rosatam. Operatio ejus est secundum quatuor 
modos . . . Sed modum operationis ejus, quae fit cum aqua et igne Hgno- 
tum, ego monstrabo secundum formam, quam faciunt reges Abarach. Et hie 
est modus ejus. Facias berchile parvum in domo ampla, cujus fundus et 
latera sint ex plumbo, adeo discreta simul solidata, ut aqua non possit egredi 
ab eo: et facias tibi coopertorium ex vitro cum sagacitate, vel ex terra 
vitreata, et in eo forma secundum formam vasorum destillationis, vel secun- 
dum quantitatem magnitudinis berchilis, vel parvitatem ejus, secundum volun- 
tatem tuam faciendi multam, vel paucam aquam rosatam. Deinde pone ollam 
magnam ex aere vel cachabum post parietem, juxta quam posuisti berchile 
secundum formam ollae balnei, et construe eam super furnum, et berchile sit 



„Additiones Petri Apponi medici clarissimi, et Francisci de Pede- 
montium." (fol. 31—90.) 

joannis Mazareni filii Mesue Orabaddin medicinamm particularium 
ineipit. (fol. 91—266.) 

„Antidotarium Nicolai cum expositionibus, et g/ossis clarissimi ma- 
gistri Platearii." (fol. 267—293.) 

„Expositio Janis de Santo Amando supra antidotarii Nicolai ineipit 
feiieiter." (fol. 294—330.) 

„Tractatus de synonymis quid pro quo." (fol. 331 — 334..) 

„Liber Servitoris seu libri XXVIII Bulchasin Ben-aberazerin: 
translatus a Simone januensi: interprete Abraamo Judeo Tortuosiensi." 
(fol. 334—335.) 

„Uni Saladini ate esculo Servitati prineipis Tarenti physici principalis 
compendii aromatiorum opus fe/ic/ter ineipit" (fol. 346 — 354.) 

Quae omnia supradieta hiefinem habent ad /andern dei. Veneti impressa 
anno Domini 1502, die 23 Junii. 

Älteste Einzelausgaben dieser Werke datieren bis zum Jahre 1471, also 
bis zur frühesten Zelt der Einführung der Buchdruckerkunst zurück. 

*) „Describuntur in hoc Iibro praeter alia, destillationis modus triptex, 
aquae, aceti et väni destillatio, alembici et Cucurbitae quatuor generum, 
vitrei, fictiles vitro incrustati, plumbei et aenei commemorantur." — Torbert 
Bergmann „Historiae chemiae medium seu obscurum aevum." Editio 
Hebenstreit. Lipsiae 1787. 

*) Liber Servitoris seu iibri XXVIII Bulchasin Ben-aberazerin: trans- 
latus a Simone Januensi: interprete Abraamo Judeo Tortuosiensi 1471. — 
Editio Veneti 1502, fol. 339 b, 341b und 342. 



Allgemeine Geschichte der ätherischen Öle. jßQ 

constitutum super furnum, Jnferius ab olla, ita quod apijgKjfetNiJecalore ignis 
berchilis ad ollam. Et facias caminam cum foraminibuS/Vtt*3<j2B-T; 
fumus extra domum egredi, ita quod fumus totus e domJ «JlftyiSp^^'TOSi. 
noceat aquae rosatae. Deinde imple ollam ex aqua, quae sit in pl 
juxta ollam, sicut est puteus balnei, et accende ignem sub ea, quousque 
bulliat aqua bene. Deinde dimitte venire aquam per canale, quod fecisti per 
discretionem ad berchile, deinde pone aliam aquam frigidam in ollam ex 
puteo, sicut in olla balnei sit et constitue in berchile canale, per quod egre- 
diatur aqua quando fuerit plenum, et sit exitus ejus extra domum, deinde 
pone Cucurbitas sive ventres, et sunt vasa destillatoria in foraminibus berchilis; 
et stringe cum panno lini discrete, ita quod bene sedeant in foraminibus suis, 
et vapor aquae non egrediatur extra. Similiter, et capita eorum stringes cum 
panno lini ... Et operatio ejus quae sit in terra nostra est servior et brevior, 
quam illa, quam dixi. Et est, quod accipias ollam ex aere sicut est illa 
tinctorum, et pone post parietem, et pone super eam coopertorium discrete 
factum, cum foraminibus in quibus ventres ponuntur, et pone in eo ventres 
cum sagacitate, et postea imple ollam aqua . . . Operatio ejus sine aqua et 
cum igne carbonum est, quod facias furnum quadrum, aut rotundum, et habeat 
coopertorium superius, super quod stabunt ventres ex terra vitreata, ut possint 
sustinere ignem, et quando accendentur carbones, et incipiet aqua rosata 
destillare, Claude os furni, et dimitte foramina aperta, per quae fumus egrediatur. 

„Modus alius cui vult destillare paucam aquam. Accipe ollam ex aere, 
et imple eam aqua, et pone super lanem ignem, et pone super os ejus cooper- 
torium perforatum foraminibus duobus vel tribus vel pluribus aut paucioribus 
ventribus, secundum quod poterit capere coopertorium ollae, et sint ventres 
ex vitro . . ." 

„Modus albificandi acetum . . . Construe athanor simile Uli, in quo 
destillatur aqua rosacea, at superpone ei vas destillatorium ex vitro, vel ex 
terra vitreata et imple tres partes ex aceto bono, et quarta pars vasis superius 
Sit vacua, ne cum ebullierit acetum, effundatur extra; deinde operi vas cum 
vase aliquo superius, sicut novisti habente nasum, sicut sit in aqua rosacea; 
et fac ignem levem non fortem, nam si esset fortis, non fieret acetum album 
tantae albedinis, et est necesse, ut acetum, quod distillatur, sit ex uvjs albis, 
darum, et aere, in fine acredinis, quia tunc distillatur album et purum." 

„Secundum hanc diseiplinam potest destillari vinum, quod vult ipsum 
destillare." 

Das von den Arabern vom 8. bis 12. Jahrhundert nach Chr. 
von neuem und mit großem Geschick in Arbeit genommene 
Gebiet der Heil- und Arzneikunde und damit die besonders durch 
Destillation bewirkte Erschließung pflanzlicher und animalischer 
Stoffe hat die Destillierkunst in jenem Zeitalter wohl zum haupt- 
sächlichen Betriebe in den alchemistischen und ärztlichen Werk- 
stätten gemacht. Es kann daher kaum bezweifelt werden, daß, 
ungeachtet der vielfach wohl unfertigen Destillierweisen, bei 
der Destillation der gebräuchlicheren, an flüchtigem Öl reichen 



30 Geschichtliche Einleitung. 

Pflanzen und Pflanzenprodukte die Absonderung solcher Öle der 
Wahrnehmung der wißbegierigen Laboranten nicht entgangen sein 
kann. Bei der völligen Unkenntnis der Natur der fetten wie der 
destillierten Öle und in dem Glauben, daß das destillierte Wasser 
der Träger der „subtilen" Potenzen der Stoffe sei, mögen die 
öligen Absonderungen aus jenem als fettartige oder grobe Ab- 
scheidung gering geschätzt worden sein und wenig Beachtung 
gefunden haben. Sie haben, wie aus der damaligen Literatur 
ersichtlich, nur in geringer Zahl Anwendung gefunden. 

Vom 1 1 . Jahrhundert an trat die Begier nach Erwerb und 
das Suchen nach Metallveredelung und dem lapis philosophorum 
bei den Arabern mehr und mehr in den Vordergrund, und von 
da an verlief sich die arabische Naturforschung auf Abwege und 
in die illusorische Spekulation der hermetischen Künste. Nach 
der Mitte des 12. Jahrhunderts scheint es unter den Arabern be- 
deutende gelehrte Ärzte und Naturkundige nicht mehr gegeben zu 
haben. Mit der Eroberung von Bagdad im Jahre 1258 durch die 
Mongolen hörten die arabische Herrschaft und geistige Blütezeit 
auf, nur in Spanien verblieb noch arabische Kultur für einige Zeit, 
und diese fand in der zu Ende des 9. Jahrhunderts gegründeten 
Schule von Salerno, südlich von Neapel, am tyrrhenischen Meere, 
auch in Italien noch längeren und fruchtbaren Nachhall. 

Während der Kreuzzüge, vom Ende des 1 1 . bis zum Ende 
des 13. Jahrhunderts, fand zwischen den Kreuzfahrern und ihrem 
Gefolge und den Völkern des Morgenlandes zeitweise im fried- 
lichen Verkehr eine so vielfache Begegnung statt wie nie zuvor. 
Es läßt sich wohl annehmen, daß die Kreuzfahrer dabei nicht? 
nur mit den Produkten der Levante, darunter den Agrumen- 
früchten usw., sondern auch mit den Gebräuchen, dem Gewerbe- 
betriebe und der Kunstfertigkeit der Mohammedaner bekannt 
geworden sind und sich diese zur Verwertung daheim zum Teil 
angeeignet haben. Vieles davon mag dadurch im Abendlande 
Einführung und Pflege gefunden haben, was den Arabern selbst 
bei der Überflutung durch rohe Nomadenvölker bald abhanden 
gekommen ist. So mögen unter anderen auch die Destillierkunst 
und die Kenntnis der herkömmlichen Destilliergeräte im Laufe 
der Zeit im Abendlande verbreitet worden sein. 

Als die Woge der unter den Impulsen des Islam und der 
Signatur der arabischen Kultur emporgestiegenen Völkerbewegung 



Allgemeine Geschichte der ätherischen Öle. 31 

im 13. Jahrhundert niedersank, als das zusammenhanglose Völker- 
konglomerat der arabischen Herrschaft vor dem Andränge der 
Mongolen und später der Türken verfiel, da wandte sich die 
naturwissenschaftliche und ärztliche Forschung mehr und mehr 
der Theosophie zu und flüchtete sich in die Abgeschiedenheit 
der Klöster und in entlegene Wohnstätten. Die dem Mystizismus 
und dem Wunderglauben verfallene alchemistische oder von da 
an vielfach als spagyrische Kunst bezeichnete Naturforschung 
verlor die von den Arabern erfolgreich betretene Bahn und verlief 
sich auf Abwege. Sie verblieb Jahrhunderte lang in den Fesseln 
theosophischer Befangenheit und des Suchens nach dem iapis 
philosophorum, nach der Verwandlung unedler Metalle in Gold 
und nach der „Quintessenz" als einer Panacee für Gesundheit 
und Lebensverlängerung. Damit verlor auch die Destillierkunst 
die bis dahin befolgte Richtung bis zum Wiedereintritt ärztlicher 
Forschung im Zeitalter der Reformation. Paracelsus (geb. 1493, 
gest. 1541) führte das alchemistische Streben und Wirken wieder 
auf die rechte Bahn, verwies die spagyrische Kunst aus den Werk- 
stätten der Dilettanten, Magier, Mönche und Schwarzkünstler in die 
der Ärzte und begründete wieder eine neue, naturwissenschaftliche 
Ziele anstrebende Epoche der Alchemie, die der Iatrochemie. Aus 
dieser fruchtbaren Periode, in welcher das chemische Wissen 
allseitige Bereicherung und Klärung erfuhr, erwuchs auch die 
Pharmazie. Indessen war auch diese Entwicklung eine sehr all- 
mähliche und, im Laufe von nahezu vier Jahrhunderten, wechselvolle. 
Während die Destillation des Weines wahrscheinlich schon 
den Indern und Ägyptern bekannt war, ist die erste bestimmte 
Kunde über die Kenntnis der Alkoholdestillation aus einer aus dem 
8. Jahrhundert stammenden apokryphen Schrift eines mythischen 
Schriftstellers Marcus Graecus „Über ignium ad comburendos 
hostes" ersichtlich. Eine darin für „brennbares Wasser" gegebene 
Anweisung lautet: „Nimm schwarzen Wein, füge hinzu fein ge- 
pulverten Schwefel, Weinstein und gewöhnliches Salz und bringe 
dies alles in ein Destilliergefäß, so wirst du beim Destillieren 
brennbares Wasser erhalten." Dem in der Pariser Bibliothek und 
in der Münchener Universitäts-Bibliothek befindlichen Texte dieser 
Schrift ist noch hinzugefügt: „In folgendem besteht die Kraft 
und Eigentümlichkeit des brennbaren Wassers: Tauche einen 
Leinwandlappen in dieses und zünde ihn an, so entsteht eine 



32 Geschichtliche Einleitung. 

große Flamme. Befeuchtet man den Finger mit diesem Wasser 
und hält ihn ans Feuer, so wird er wie eine Kerze brennen, 
ohne eine Verletzung zu erfahren." 

In demselben Werke hat Marcus Graecus auch die Destil- 
lation des Terpentinöls aus Terpentin mittels einer Destillierblase 
beschrieben 1 ) und es in dem Glauben, daß es dem Weingeist 
nahe verwandt sei, ebenfalls als aqua ardens bezeichnet. Diese 
für beide brennbaren Destillate gemeinsam gebrauchte Bezeich- 
nung hat sich lange erhalten. Wohl erst im Anfange des 17. Jahr- 
hunderts wurde ein bestimmter Unterschied zwischen beiden 
erkannt, indessen hat sich die Bezeichnung „Spiritus terpentini" 
bis auf unsere Zeit erhalten. 

Weitere Erwähnungen der Weingeistdestillation finden sich 
in Schriften des 12. Jahrhunderts. Von diesen möge noch die 
Angabe in einer um dieselbe Zeit verfaßten Schrift „Schlüssel 
zur Färberei" erwähnt werden. Sie ist eine Sammlung technischer 
Vorschriften, teils griechischen teils römischen Ursprungs mit 
arabischen Zusätzen. Die auf Weingeist bezügliche Stelle lautet 
in deutscher Übersetzung: „Erhitzt man starken Wein mit Salz 
in einem für solche Zwecke gebräuchlichen Gefäße, so erhält 
man ein entzündbares Wasser, welches verbrennt, ohne den 
Stoff, auf dem es brennt, zu verzehren." 

War mit dem Untergange der arabischen Kultur wohl auch 
die von ihr geförderte Destillierkunst in der Folgezeit ziemlich 
in Vergessenheit gekommen, so scheint zuerst wieder die Al- 
koholdestillation im besonderen darauf zurückgeführt zu haben. 
Die von den Arabern hergestellten besseren Destilliergeräte, die 
von ihnen eingeführte Kühlung mittels Schlangenrohr (serpentina) 
und Kühlfaß hatten sich wohl erhalten und wurden wahrschein- 
lich zuerst wieder für die Gewinnung des Weingeistes, des „ge- 
brannten Weines" verwendet. 

Daß unter den als „Gebrannte Wässer" bezeichneten Destil- 
lationsprodukten der „Weingeist" durch seine belebende Wirkung 
frühzeitig beachtet und geschätzt wurde, liegt nahe. Galt er 
doch als die höchste Potenz des edlen Weines und fand daher 



*) „Recipe terebinthinam et destilla per alembicum aquam ardentem quam 
impones in vino cui applicatur candela et ardebit ipsa." (E Hbro ignium ad 
comburendos hostes.) 



Allgemeine Geschichte der ätherischen Öle. 33 

in der Medizin schnell Gebrauch. Der Kardinal Vitalis de 
Furno aus Basel, Bischof von Albano, erklärte im Anfange des 
14. Jahrhunderts den Weingeist für eine wahre Panacee 1 ) und 
der Bischof Albertus Magnus von Regensburg (Albert von 
Bollstädt, geb. 1193, gest. 1280 n. Chr.) beschäftigte sich ein- 
gehend mit der Weingeistdestillation, welche er auch in seinen 
Werken genau beschrieben hat. Arnoldus Villanovus (Arnold 
de Bachuone, geb. 1235, gest. 1312 n. Chr.), welcher den aus 
arabischen Schriften übertragenen Namen „Alkohol" für den 
Weingeist vielleicht zuerst in die deutsche Nomenklatur ein- 
geführt hat, beschrieb in seinem Werke „De conservanda juven- 
tute" die Gewinnung in folgender Weise: „Man gewinnt das 
gebrannte Wasser, auch aqua v/tae genannt, durch Destillation 
des Weines oder der Weinhefe. Es ist der subtilste Teil des 
Weines. Einige sagen, daß es „das immerwährende Wasser", 
oder auch in Anbetracht der erhabenen Art seiner Darstellung, 
daß es das „Goldwasser" der Alchemisten sei. Seine Vorzüge 
sind wohlbekannt. Es heilt eine große Anzahl von Krankheiten, 
verlängert das Leben und verdient daher aqua v/tae genannt 
zu werden" 9 ). 

Auch mit der Destillation des Terpentinöls 8 ) und des Ros- 
marinöls 4 ) war Villanovus wohl vertraut. Sein oleum mirabile 
bestand hauptsächlich aus einer weingeistigen Lösung von Ros- 
marin- und Terpentinöl, welche Mischung von ihm oder" seinen 
Schülern als äußerliches Heilmittel und später mit Weglassung 
des Terpentinöls als Parfüm eingeführt wurde und Jahrhunderte 
lang unter dem Namen „Ungarisches Wasser" eine beliebte 
Spezialität blieb. 

Raymund Lullus (geb. 1234, gest. 1315), des Villanovus 
berühmtester Schüler, beschrieb in der zweiten Hälfte des 1 3. Jahr- 
hunderts die Destillation des „aqua vitae ardens" aus dem Wein 
und seine Läuterung, die unter Zusatz von gebrannter Potasche 



') Vitalis de Furno Pro conservanda sanitate über utilissimus. 
Editio Manget. Geneve 1531. Cap. 2, p. 12. 

a ) Arnoldi Villanovi Opera, omnia. Verreti 1505. Über de vinis, p.558. 

s ) Arnoldi Villanovi Breviarium practicae, prooemium in operis Omni- 
bus cum N. Taurelli in quosdam libros annotationibus. Basiliae 1587, p. 1055. 

*) Arnoldi Villanovi Opera omnia. Veneti 1505. Liber de vinis, 
p. 589—590. 

Gildemeister, Die ätherischen Öle. I. 3 



34 Geschichtliche Einleitung. 

als Entwässerungsmittel viermal wiederholt werden mußte l ), um 
eine Flüssigkeit zu erhalten, die ohne Hinterlassung von Feuchtig- 
keit verbrennt. Er sagte von dem Weingeist: „Est consolatio 
ultima corporis human/" 2 ). 

Den mehrmals rektifizierten Weingeist nannte man in der 
damaligen alchemistischen Sprechweise: „Mercurium vegetabile", 
„Argentum vivum vegetabile", „Coelum philosophorum"*), und 
war geneigt, ihn als eine die Metallverwandlung bewirkende 
Potenz und als erste Stufe zur Erlangung des Japis philoso- 
phorttm, des „magisterium magnum", zu betrachten*). 

Daß der „gebrannte Wein" schon gegen die Mitte des 
14. Jahrhunderts ein gangbarer Handelsartikel und ein miß- 
brauchtes Genußmittel war, ergibt sich aus einer Sammlung 
städtischer Verordnungen der Stadt Frankfurt a. M. vom Jahre 
1360 6 ). Der Rat der Stadt Nürnberg verbot im Jahre 1496 den 
Verkauf des „gepranndt weynes" an Sonn- und Festtagen"), und 
auch in anderen deutschen Städten ergingen ähnliche Verord- 
nungen, so in Hessen unter dem Landgrafen Philipp im Jahre 
1524 7 ), zu Frankfurt a. M. im Jahre 1582 und 1605 s ) und in 
Spanien 9 ). Auch wurde die Darstellung des Branntweins aus 
Getreide als ein pietätloser Mißbrauch erachtet und als eine straf- 



*) „Accipe vinum rubrum vel album, et Sit de meliore quod potent 
reperiri, vel saltem capias vinum, quod non sit acetosum quo vis modo, 
neque partim, neque minimuni, et destilla aquam ardentem, sicut consuetum 
est per cannas brachiales aeris et postea rectificata illam quater ad majorem 
rectificationem." (Raimundi Lulli Majoricae, Philosoph! acutissimi, de 
secretis naturae vire Quinta essentia libri duo. Anno 1541.) 

s ) Raymundi Lulli Testamentum novissimum. Mangets Bibliothcca 
chemica curiosa. Basiliae 1572. Vol. 11, p. 792. 

a ) Euonymi Philiatri Kostbarer theurer Schatz. Vol. 1, p. 99. 

4 ) Rairnundi Lulli Testamentum novissimum. In Mangets Biblio- 
theca chemica curiosa. Basiliae 1572. Vol. 1, p. 792 und 808. 

*) Henrlci Christian! Senckenberg SeJecta juris et historiarum. 
Francofurti 1734. Tom. 1, p. 44. 

") J. Baader, Nürnberger Polizeiordnungen aus dem 13. bis 15. Jahr- 
hundert, S. 264. 

') Joh. Beckmann, Beiträge zur Geschichte der Erfindungen. Leipzig 
1786—1795. 

8 ) Joh. F. Gmelin, Geschichte der Chemie. Gattingen 1797. Bd. 1, S. 360. 

°) Christophoro a Vega „De arte medendi". Lugduni 1564. Pars 2, 
cap. 2, p. 237. 



Allgemeine Geschichte der ätherischen Öle. 35 

bare Verfälschung des gebrannten Weines mehrfach verboten 1 ). 
In Schweden wurde der Branntwein unter König Erich XIV. um 
das Jahr 1565 als ein vermeintliches Gegengift gegen die Pest 
eingeführt 2 ). 

In deutschen Apotheken machte man um die Mitte des 
16. Jahrhunderts einen Unterschied zwischen dem stärkeren 
Spiritus vini rectificatissimus und zwischen dem schwächeren 
Spiritus vini rectificatus Simplex, und im weiteren zwischen 
beiden und Branntwein (aqua arde/7s) a ). In der zweiten Hälfte 
des 16. Jahrhunderts scheinen Italien und besonders Modena 
und Venedig die nördlicheren Länder mit Weingeist versorgt 
zu haben 4 ). 

Aus dem von dem Nürnberger Professor der Arzneikunst, 
Philipp Ulstad, in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts ver- 
faßten „Coelum philosophorum" 6 ) ergibt sich, wie vertraut man 
schon zu Anfang des 16. Jahrhunderts auch mit der Verwendung 
des Weingeistes war. Er diente schon zur Konservierung von 
Fleisch, zur Verbesserung von abgestandenem Wein, zum Aus- 
ziehen von Gewürzen und Pflanzenstoffen und damit zur Ge- 
winnung und Verwertung weingeistiger Lösungen von ätherischen 
Ölen, aromatischen Harzen und Balsamen. 

Vom 13. Jahrhundert an nahm der Gebrauch der destillierten 
aromatischen (gebrannten) Wässer als Arzneimittel zu. Bei der 
Destillation aromatischer, ölreicher Pflanzenstoffe wurde die Ab- 
sonderung stark riechender, ölartiger Teile auf oder unter dem 



*) Jon. Beckmann, Beiträge zur Geschichte der Erfindungen. Leipzig 
1786—1795. 

2 ) P. J. Bergius, Tal om Stockholm för ar sedaji och Stockholm nu 
förtiden, S. 100—101. B. Bergius, Tal om iäfcerheter. T. 1, S. 32—33. 

Jon. Beckmann, Beiträge zur Geschichte der Erfindungen. Leipzig 
1786—1795. 

ä ) Möhsen, Geschichte der Wissenschaften. 1810, S. 488-498. 

*) Alex. Tassoni Pensieri divers/. Venezia 1676, S. 317 und 352. 

A. Baccius, De natural! vinorum historia et vinis Italiae et conviviis 
antiguorum. I. vii. acc. de facticiis vinis et cerevisiis, de omni vinorum usu. 
Roma 1596 und 1598. 

B ) Philippi LMstadii Coelum philosophorum, seu über de secretis 
naturae, id est, quomodo ex rebus omnibus quinta essentia paretur. Argen- 
torati 1528 et 1562 — Augustae Trebocorum 1530 — Lugduni 1540 und 1553 — 
Parisii 1543 — Francofurti 1600. 

3* 



36 Geschichtliche Einleitung. 

wäßrigen Destillate wahrgenommen. Allem Anscheine nach fanden 
diese Absonderungen nach wie vor wenig Berücksichtigung, auch 
wurden die Pflanzenstoffe vor der Destillation meistens mit Wein 
oder aqua vitae angefeuchtet, oder durch längeres Digerieren 
mit Wasser in Gärung gebracht und erst dann destilliert. Durch 
den Weingeistgehalt des Destillates wurde dann die Abscheidung 
von Öl vermindert oder ganz ausgeschlossen. Auch wurden 
durch die wunderliche Art der als „Zirkulation" bezeichneten 
vorangehenden Digestion der Pflanzenstoffe das Aroma und der 
Weingeist zum größeren Teile in die Luft getrieben und schließ- 
lich geringwertige „gebrannte Wässer" erhalten. 

Dennoch haben einige der bedeutenderen Laboranten und 
Schriftsteller jenes Zeitalters destillierte Öle gut unterschieden 
und beschrieben; so haben Arnoldus Villanovus 1 ) und Ray- 
mund Lullus 2 ) besonders die Destillation des Terpentinöls, des 
Rosmarinöls und des Salbeiöls, Sancto Amando 8 ) die des 
Bittermandelöls, des Rautenöls und des Zimtöls und Sala- 
dinus von Aesculo*) die des Rosenöls und Sandelholzöls be- 
schrieben. Auch bekunden die Schriften ihrer Zeitgenossen 
mehrfach die Kenntnis dieser und anderer destillierter Öle, ohne 
jedoch ihre Benutzung in der Arzneikunst oder den Gewerben 
zu erwähnen. 

Mit den epochemachenden Erfindungen und Entdeckungen 
des 14. und 15. Jahrhunderts trat auch für die Naturwissen- 
schaften und ihre praktische Verwertung ein geschichtlicher 
Wendepunkt von alter zu neuer Zeit ein. Durch die Wieder- 
erfindung des Kompasses wurde die Auffindung der Seewege 
nach der neuen Welt jenseits des Atlantic und um Afrika nach 
Ostindien und dem Indischen Archipel möglich gemacht. Das 

*) Arnoldi Vülanovi Opera omnia. Veneti 1505. Über de vinis, 
fol. 589—590. 

*) Raimundi Lulli, „Exper/menta nova" in Mangets Bibtiotheca 
chemlca curiosa. Genf 1702. Vol. 5, fol. 829. 

*) Expositio Joannis deSan et o Amando supra Antidotarium Nicolai 
ineipit felfciter. In der Ausgabe mit Mesues Werken. Veneti 1502, fol. 228 
und Additiones fol. 85, 86. 87. 

*) Compendium aromatforum. Saladini, prineipis Tarenti dignissimi, 
medici diligentis, correctum et emendatum. Bononae 1488. Editio Veneti 1471, 
1488 und 1502, fol. 349 b. 



Allgemeine Geschichte der ätherischen Öle. 37 

Zeitalter der Renaissance und der Reformation hatte den blinden 
Autoritätsglauben scholastischer und dogmatischer Überlieferung 
und morsch gewordene Doktrinen auf den Gebieten der Natur- 
kunde, besonders auf denen der Medizin und Alchemie wankend 
gemacht. Die im Laufe des 14. und 15. Jahrhunderts auch dies- 
seits der Alpen stattfindende Gründung von Universitäten, und 
endlich die Erfindung der Buchdruckerkunst zu Ende des 15. Jahr- 
hunderts, die auf die Erfindung der Holzschneidekunst im 14. Jahr- 
hundert gefolgt war, erschlossen von neuem die Literaturschätze 
der Vorzeit. 

Bis dahin waren alle Bücher nur durch handschriftliche 
Vervielfältigung verbreitet worden. Es läßt sich daher wohl an- 
nehmen, daß vieles Erforschte nur in engen Kreisen und keines- 
wegs allen Fachgelehrten und Forschern bekannt wurde. Vieles 
wurde daher wohl zusammenhanglos und unvermittelt von ein- 
zelnen vollbracht, was andern längst bekannt war, so daß in 
der Folgezeit die Feststellung der ersten Ermittelung vielmals 
unausführbar geworden ist. Auch ging bei der Tradition von 
Generation zu Generation, von Land zu Land und von einer 
Sprache in die andere wohl manches früher Erforschte und 
Erkannte und in Manuskripten Verzeichnete verloren, oder blieb, 
ungenügend vermittelt, der Folgezeit unklar oder unverstanden. 

Überdem bestand bei den Alchemisten des Mittelalters die 
Tendenz, ihre Schriften durch eine dem Mystizismus der spa- 
gyrischen Kunst und ihrer Gelehrsamkeit angemessene dunkle 
und allegorische Sprachweise auszuzeichnen, damit sie nur dem 
Eingeweihten zugänglich und verständlich sei. Im Streben und 
Suchen nach dem lapfs philosophorum wurde eine mystische 
Sprachweise oftmals auch wohl deshalb gewählt, um eigene Un- 
wissenheit und Unvermögen zu verbergen oder die angestrebte 
Lösung des Geheimnisses anderen nicht zu erleichtern, während 
aber jeder in der Abgeschiedenheit mittelalterlicher Werkstätten 
wähnte, daß andere es schon besäßen. 

Erst mit der allmählichen Einführung des Buchdrucks werden 
zu Anfang des 16. Jahrhunderts die Schriften der Vorzeit mehr 
und mehr Gemeingut der Natur- und Schriftkundigen. Bis dahin 
aber, und selbst noch in späterer Zeit, kam manches zuvor Be- 
kannte und von einzelnen Betriebene wieder abhanden, bis es 
von neuem entdeckt wurde. Dazu gehören auch die Destillier- 



38 Geschichtliche Einleitung. 

weisen und Destilliergeräte. Auf diesem Wissens- und Gewerbs- 
gebiete läßt sich aus den vielfach apokryphen Schriften des 
Altertums annehmen, daß die schon in frühen Zeitaltern be- 
triebene primitive Destillierkunst mehrfach wohl bei manchen, 
räumlich und zeitlich oft weit getrennten Völkern, einen eigen- 
artigen Ursprung gefunden hat. Häufig fehlt jeder Nachweis 
eines mittelbaren Überganges dieser Künste von dem einen zum 
anderen Volke, und wo ein solcher stattgefunden haben mag, 
da scheint die Übermittlung weniger zu technischer Fertigkeit 
anleitend, als vielmehr nur anregend gewesen zu sein. 

Auch finden sich bei einzelnen Völkern in ihrem gewerb- 
lichen Emporkommen, sowie in ihren literarischen Leistungen 
zeitweise Kultur etappen, die mit ihrem materiellen Gedeihen und 
ihren politischen Wandlungen in ursächlicher Beziehung stehen, 
und die nur bei einer gleichzeitigen Kenntnis und Berück- 
sichtigung dieser zum vollen Verständnis gelangen. Dabei sind, 
wie meistens in der Geschichte, materielles und nationales Ge- 
deihen mit geistiger und industrieller Leistung in der Regel 
gleichzeitig in Erscheinung getreten. 

Hinsichtlich der Erschließung der Naturstoffe der Erkenntnis 
und der Trennung ihrer Bestandteile und der Verwertung dieser 
Errungenschaften in der Arzneimittel- und Heilkunde, trat zur 
Reformationszeit, besonders durch den Einfluß von Paracelsus 
und anderen Forschern, eine neue Epoche ein, mit der auch 
die Destillierkunst wieder auf rechte Bahnen geleitet wurde, 
auf denen sie zunächst dem Arzneimittelwesen und bald auch 
den Gewerben nutzbar wurde und im Laufe der Zeit wichtige 
Produkte in immer größerer Fülle erschloß. Nächst der Alkohol- 
gewinnung waren dies zunächst die für nahezu drei Jahrhunderte 
in der Arzneikunst allgemein gebrauchten und hoch geschätzten 
destillierten (gebrannten) aromatischen Wässer und damit auch 
die erst weit später bekannter gewordenen destillierten Öle. 

Die von den Ägyptern und später von den Arabern ziemlich 
entwickelte Destillierkunst war im Laufe des 12. und 13. Jahr- 
hunderts 1 ) nur vereinzelt gepflegt worden und zum größten Teil 
in Vergessenheit gekommen, sodaß Methoden und Geräte mehr 
oder weniger wieder von neuem ermittelt oder in Gang gebracht 



*) Siehe S. 18, 26, 28. 



Allgemeine Geschichte der ätherischen öle. 39 

werden mußten. Dafür trugen zu Ende des 13. und Anfang 
des 14. Jahrhunderts besonders die Arbeiten und Lehren der 
hervorragendsten Adepten ihrer Zeit bei, des Kardinals Vitalis 
de Furno von Basel (gest. 1327), des Bologneser Lehrers 
Thaddeus (Taddeo Alderotti, geb. 1215, gest. 1303) und der 
Mediziner Arnoldus Villanovus (Arnold de Bachuone von 
Villeneuve oder Villanova, geb. 1235, gest. 1312) und Raymun- 
dus Lull us (geb. 1235, gest. 1315). Damit zogen auch die 
Destilliergeräte wieder in die ärztlichen und die alchemistischen 
Werkstätten ein und gewannen fortan zunehmend Bedeutung und 
Vervollkommnung. Als die Apothekerkunst sich mehr und mehr 
von der ärztlichen sonderte, und als Apotheken in größerer An- 
zahl entstanden, fand die Destillierkunst in deren Laboratorien 
Eingang. Durch die sorgfältige Pflege, die ihr hier zu Teil wurde, 
entwickelte sie sich zu der später zu hoher Bedeutung gelangten 
Industrie der Gewinnung der ätherischen Öle. 

Es liegt daher nahe, daß die Ergebnisse und Fortschritte 
der Destillierkunst fortan vorzugsweise in der Literatur der 
Arzneimittellehre zum Ausdruck kamen, wie dies ja zuvor schon 
in den erwähnten Arzneibüchern der Vorzeit, "den Antidotarien, 
dem Grabaddin und anderen der Fall war. Mit dem Beginn des 
Buchdruckes nahm die Zahl dieser Arzneibücher zu. Sie ge- 
währen zwar Auskunft für die Zeitbestimmung der Einführung 
der Drogen und destillierten Wässer und haben deshalb für die 
Geschichte der Arzneikunde bleibendes Interesse, sind indessen 
weniger ergiebige Quellen für den geschichtlichen Nachweis über 
die Gewinnung und Einführung der destillierten Öle. 
Dennoch ist die mittelalterliche Arzneimittel-Literatur dafür fast 
die einzige Auskunftsquelle. 

Von der großen Anzahl der Schriften dieser Literatur sind 
dafür drei Kategorien von gleich großem Werte, die Antidotaria 
und späteren Dispensatoria oder Arzneibücher, die vom Ende des 
15. bis zum Ende des 16. Jahrhunderts vorherrschenden Destillier- 
bücher, und die von nahezu derselben Zeit an in Gebrauch kommen- 
den Spezerei- und Apotheker -Taxordnungen einzelner Städte. 

Wie schon S. 20 erwähnt, ist es bei den Angaben über 
„destillierte" Öle in den Schriften des Altertums und Mittel- 
alters erforderlich, diese Bezeichnung nicht ohne weiteres in 



40 Geschichtliche Einleitung. 

dem heutigen Sinne aufzufassen. Daß bei dem Abkochen oder 
dem kalten oder warmen Abpressen von Samen, Früchten und 
anderen Pflanzenteilen oftmals wohlriechende Öle erhalten wurden, 
war schon im frühen Altertum bekannt und für die Herstellung 
aromatischer Öle und Salben benutzt worden. Indessen fehlte 
über die Natur dieser sowie der von den Indern, Ägyptern und 
späteren Völkern wahrscheinlich schon durch wirkliche Destil- 
lation erhaltenen Öle bis zum 17. Jahrhundert jedes rechte Wissen. 
Ebensowenig bestanden klare Begriffe über die Unterschiede 
fetter ausgepreßter und destillierter aromatischer Öle. 

Die Bezeichnung „Destillation" war bis weit in das Mittel- 
alter hinein ein Kollektivbegriff für die kunstmäßige Darstellung 
pflanzlicher oder animalischer Auszüge und deren vermeintliche 
Verfeinerung unter Benutzung verschiedenartiger Herstellungs- 
weisen; Wärmequellen und Gerätschaften, und der Anwendung 
des Mazerierens, Digerierens, Kolierens, Filtrierens, Auspressens, 
manchmal auch unter Anwendung von Gärungs- und Fäulnis- 
prozessen 1 ). Im allgemeinen aber sind die in der älteren Literatur 
als Öle oder selbst als destillierte Öle bezeichneten Produkte, 
mit Ausnahme von Terpentin- oder Cedernöl, meistens als fette 
Öle anzusehen, welche durch kunstmäßige Behandlung (soge- 
nannte Destillation) mit den betreffenden Pflanzen oder Pflanzen- 
teilen aromatisiert worden waren und für arzneiliche Zwecke 
oder Salben aller Art gebraucht wurden. 

Ob daher die in der Ayur-Vedas als destillierte Öle er- 
wähnten Rosen-, Andropogon- und Calmusöle solche in Wirklich- 
keit gewesen sind, läßt sich nicht mehr entscheiden. Dasselbe 
gilt hinsichtlich der von späteren Schriftstellern mehrfach er- 
wähnten Lavendel-, Rosmarin-, Salbei- und anderen Öle. Wie 
zuvor bemerkt, mag die Destillierkunst bei verschiedenen Völkern 
und in verschiedenen Zeitaltern wieder außer Gebrauch oder in 
Vergessenheit gekommen sein. 

Sind aller Wahrscheinlichkeit nach den Indern und Baby- 
loniern, besonders aber den Ägyptern die Destillierkunst und 
destillierte Öle schon bekannt gewesen, so bestand zu Anfang 
der christlichen Zeitrechnung eine klare Unterscheidung zwischen 
destillierten, und aromatisierten fetten Ölen nicht. Da diese 



') Siehe S. 36. 



Allgemeine Geschichte der ätherischen Öle. 41 

hauptsächlich zum Zwecke der Reinlichkeit und des körper- 
lichen Wohlbefindens, sowie im religiösen Kultus zur Ölung und 
zu Salbungen, ferner zur Einbalsamierung zur Verwendung kamen, 
so mag seitens der Priester den weit einfacher darstellbaren 
fetten aromatisierten Ölen der Vorzug gegeben sein. In Über- 
einstimmung damit steht auch die für die Bereitung von Rosenöl, 
als eines vermeintlich „destillierten Öles" gemachte Angabe des 
Dioscorides und Plinius aus dem 1. Jahrhundert. Der erstere x ) 
gibt dafür folgende, von Plinius?) nachgeschriebene Beschreibung: 
„Man koche 5 l jt Pfund zerquetschten und mit Wasser durchgearbeiteten 
Juncus odorattts (pxoivös &v&oe, wahrscheinlich Andropogon schoenanthus L.) 
in 20 V* Pfund Ol unter stetem Umrühren. Dann wird durchgeseiht und die 
Blumenblätter von 1000 nicht feuchten Rosen werden mit den zuvor mit 
wohlriechendem Honig gesalbten Händen in das Öl gedrückt. Nachdem man 
eine Nacht hat stehen lassen, wird das Öl abgepreßt. Wenn sich alle Un- 
reinigkeiten in dem Öl abgesetzt haben, wird das Öl in ein anderes Gefäß 
abgegossen und die abgepreßten Rosenblätter werden von neuem mit 8 1 /» Pfund 
frischem Öl Übergossen, dann wird nach eintägigem Stehen wieder abgepreßt. 
Dieses Öl ist das Oleum secundariam. Will man dies bis zur dritten und 
vierten Mazeration fortsetzen, so gießt man obenso oft Öl auf die Rosen und 
preßt jedesmal aus. Auf diese Art wird das Unguentum primarium, secun- 
darium, tertiarum und quartarium bereitet. 

Man muß aber den Becher jedesmal zuvor mit Honig bestreichen. Will 
man die Mazeration zum zweiten Male wiederholen, so tut man in das zuerst 
ausgepreßte Öl dieselbe Menge frische, nicht feuchte Rosenblätter, knetet 
sie mit den mit Honig überstrichenen Händen und preßt sie aus. Auf ähn- 
liche Weise verfährt man zum zweiten, dritten und vierten Male mit Auspressen 
und tut jedesmal von Kelchen befreite Rosenblätter hinzu. Hierdurch wird 
das Öl viel stärker. Bis zum siebenten Aufguß kann das Öl gebraucht werden, 
aber nicht weiter. Auch muß man das Öl sorgfältig von dem wäßrigen Safte 
absondern, denn es verdirbt, wenn von diesem etwas zurückbleibt" 3 ). 

Ein destilliertes Öl ist jedoch schon im 1. Jahrhundert sicher 
bekannt gewesen, nämlich Terpentinöl, dessen eigentümliche 
Darstellung, nebst dem dazu benutzten Apparate im Kapitel 
„Destillierweisen und Destilliergeräte" beschrieben ist. 



*■) Petri Andreae Matthioli Opera quae extant omnia: hoc est Commen- 
tarii in sex libris Pedacei Dioscoridis Anazarbei de materia medica. Post 
diversamm editionum coJlat/otiem infinitis locis aucti. De ratione destilfandi 
aquas ex omnibus planus; et quomodo genuin/ odores in ipsis aquis con- 
servari possint. Veneti 1544 — Basiliae 1565. Liberi, cap. 53. 

*) Plinii Secundi Naturalis nistoriae libri. Liber XIII, cap. 2. 

3 ) Deutsche Übersetzung aus Dioscorides Werken in Trommsdorffs 
Journ. der Pharm. 11 (1803), 112. 



42 Geschichtliche Einleitung. 

Bei der frühzeitigen Bekanntschaft älterer Völker und später 
der Araber mit destillierten Ölen kann wohl bezweifelt werden, 
daß bei der im 15. Jahrhundert eifrig betriebenen Destillation 
aromatischer Pflanzen und Spezereien die sich auf den „ge- 
brannten Wässern" abscheidenden Ölanteile der Wahrnehmung 
entgangen seien. Diese scheinen indessen vorerst als grobe 
oder nebensächliche Absonderung geringe Beachtung und keine 
Verwendung gefunden zu haben. Waren doch die wirksamen 
Wässer das alleinige Objekt dier Destillation. Obwohl eine 
Anzahl destillierter Öle bis dahin in Schriften erwähnt und 
offenbar bekannt waren, führte eine der ältesten Listen gang- 
barer Drogen und Spezereien der Stadt Frankfurt a. M. vom 
Jahre 1450 3 ) noch keine destillierten Öle an. Dagegen zählte 
ein ähnliches Verzeichnis derselben Stadt vom Jahre 1582 schon 
42 s ) solche Öle auf. 

An der Wende des 15. Jahrhunderts erhielten die Destillier- 
kunst und die Destillation aromatischer Wässer einen für ihre 
Zeit bemerkenswerten Ausdruck und nachhaltige Förderung durch 
die im Jahre 1500 erfolgte Veröffentlichung eines eigenartigen 
ersten größeren „Destillierbuches" von dem Straßburger Arzte 
Hieronymus Brunschwig (geboren um das Jahr 1450, ge- 
storben gegen 1534). Es ist mit zahlreichen Abbildungen, selbst 
in kolorierten Ausgaben, damaliger Destillieröfen und Geräte, 
sowie der zur Destillation der „gebrannten Wässer" gebräuch- 
lichen Arzneipflanzen versehen. Die Titelblätter des in zwei 
voluminösen Folianten gedruckten, im Jahre 1500 und 1507 er- 
schienenen, für die Geschichte der Destillation und der destillierten 
Öle interessanten Werkes sind nach photographischer Wieder- 
gabe, auf Seite 44 und 45, in nahezu halber Größe beigedruckt. 

Der erste Band des Buches enthält 212 paginierte Blätter 
(424 Seiten), der zweite Band 344 Blätter (688 Seiten). Es galt 
wesentlich den Bereitungsweisen der damals allgemein gebrauchten 



*) Ita sunt nomina med.icina.rum simplicium sive materialium quae ad 
apotftecam reqttirentur. Jn genere et in specie. Von Prof. F. A.Flückiger unter 
dem Titel „Die Frankfurter Liste" als Sonderdruck im Jahre 1873 herausgegeben. 

a ) Register aller Apothekischen Simplicien und Cotnpositen, so in den 
beiden Messen zu Frankfurt am Main durch Materialisten, Kauffleut, Wurzel- 
träger, Kräutler und durch die Apotheker daselbst verkauft werden. Frank- 
furt a. M. 1582. 



Allgemeine Geschichte der ätherischen Öle. 43 

und viel gepriesenen 1 ) „gebrannten Wässer", von denen Ge- 
brauchsanweisungen mit Beschreibung der Wirkungsweise auf- 
geführt werden. Außerdem sind noch Vorschriften für zahlreiche 
„gebrannte Weine", Lebenselixiere und einfache und zusammen- 
gesetzte Öle und Balsame gegeben. 

Wie gering damals die Berücksichtigung der destillierten 
Öle war, ergibt sich aus der Tatsache, daß bei der offenbar 
guten Kenntnis und großen praktischen Erfahrung des Verfassers 
in Destillationsarbeiten im ersten Bande nur ein destilliertes Öl, 
das oleum spicae% und im zweiten noch weitere drei, oleum 
terebinthinae v ), oleum ligni Juniperi*) und oleum rosmarini 6 ) 
genannt und beschrieben werden. 



1 ) Das Lob der „geprannten Wässer" geschah damals in Prosa und in 
Versen. Von sachkundigen Autoren waren die hervorragenderen Schriften: 

Loblied vom branntewein. Wenn der geprant wein nutz sey oder 
schad. un wie er gerecht oder falschlig gemacht sey. getruckt zu Bambergk 
von marxen Ayrer. Unnd Hannsen Pernecker in dem Zinkenwerd. in 
1493 jar. Abgedruckt in: Joh. Beckmann, Beiträge zur Geschichte der 
Erfindungen. Leipzig 1786— 1795. Bd. 2, Abt. 2, S. 277— 288. 

Michael Schrick, Nützlich Büchlein von Kunst und Tugend der ge- 
prenten Wassern, getruckt am 28. Mai zu Nürnberg 1517. Neu aufgelegt im 
Jahre 1529 und 1601. 

Von Hubertus Barlandius in Namur: Epistoia medica de aquarum 
destillatarum facultatibus. Antwerpiae 1536. 

Vom Canonicus Remacüus Fuchsius in Lüttich: fiistoria omnium 
aquarum, quae in commune hodie practicantium sunt usu, vires et recta 
destillandi ratio. Parisii 1542 — Veneti 1542. 

2 ) Vol. 1, fol. 72. „Das krut von de lateinischen lavendula und in tüt- 
scher zungen lavender genannt, ist ein krut gemeiniglich yedertnan bekant, 
doch so ist syn zweigestalt, das ein von den lateinischen spicuia und von 
den tütschen spie genant, des viel wachsen ist in dem lant provinz. Zu dyser 
zyt ouch in tütscher nation glich dem gemeinen lavender, von des blumen ein 
öl wird gemachet mit putrisieren un dystilliren genannt oleum de spica." 

8 ) Vol. 1, fol. 33, cap. 25. Für das Terpentinöl ist auch eine Rektifikation 
durch wiederholtes Ausschütteln mit Wasser, Rosenwasser oder Wein und 
durch schließliches Destillieren beschrieben. 

*) Vol. 2, fol. 289. 

B ) Vol. 2, fol. 52 und oleum benedictum compositum (fol. 53). Beide 
sind Destillate aus Rosmarin, Terpentin, Weihrauch, Mastix, Ammoniac-Gummi, 
Galbanum, Opopanax, Nelken und Zimt. 

Im Vol. 1, über 4, fol. 271—272 wird außerdem die Bereitung einer An- 
zahl aromatischer Balsame (ätherischer Ölgemenge) durch Destillation von 
Harz- und Gewürzgemengen unter Zusatz von Terpentinöl beschrieben. 



Überöe acte öiftillattdi. Oe simiMicibire. 

^ao bucl? t>et? rechten bunfr 
# tnfrilieren tue rindige T>ing 



-»ob ^te»n)«n« &unfc<Ju>)#f:/l?iiiti3 vn xcunb «w$w9er6tferü<fce frp£ ffcwt fftrtgfftitg-. 




un gettucRt buccb öen woblgeacbte Jobannem gtuenfnger ;$u Strasburg 

tn Ben acbtc tag &es megen als man seit von öec gehurt Cbetett 

funt3Cbnbunöcct. atob aß got. Snno X500. 



reg. i. 



tübetrt>eai?teBifril 

\mäi x>e <£ompofiti& 
Was bwfr'oetrvatm hunft 30 oiftittiecm fcie 

Compcfittt vft ftmpltcM/vn^ 6$ »ad? tffcfattrn» paßpreff/JÖ«: ftffcij 8 *mjccfW 

natiÖicaxiw'tÄc bÄfamtfrc gefclleit v5 &ebtfc#mt<S2lH3ny/»nt> tnmo tCgperfr»a 

v5 mit^^ecowmo tettfrffaCctvfF gecUtbtvngeoffmb««* jStöji &ert£Oie<& hegte?» 




öettucftt titt genbiflt In bie fceteserifcbe ftrge statt SttasßBurg 
utr «anct dßatbte aöent in Ocm jar 1507. 



fig. 2. 



46 Geschichtliche Einleitung. 

Der mit dem Wissen seiner Zeit in Einklang stehenden 
Ansicht über das Wesen und die Produkte der Destillation 
gibt Brunschwig in der Einleitung zum ersten Bande seines 
Destillierbuches in folgender Weise treffenden Ausdruck: Das 
Destillieren ist nichts anderes, als das Subtile vom Groben und 
das Grobe vom Subtilen zu scheiden, das Gebrechliche oder Zer- 
störbare unzerstörbar, das Materielle unmateriell, das Leibliche 
geistig, das Unschöne schöner zu machen." 

So verworren die Begriffe über die Natur der Bestandteile 
der destillierten Pflanzenstoffe und der Destillate waren, so 
war die Technik der Destillation, wie sich aus dem folgenden 
Kapitel ergibt, zu Anfang des 16. Jahrhunderts wohl entwickelt. 
Um so mehr ist es befremdend, daß bei der offenbar vielseitigen 
und mit Sorgfalt betriebenen Destillation aromatischer Wässer 
aus so ölreichen Pflanzenteilen wie den Umbelliferenfrüchten, 
den Mentha- und anderen Labiatenarten, den Wacholderfrüchten, 
den Nelken, Zimt und anderen Ölreichen Gewürzen, die Ab- 
sonderung eigenartiger, zuweilen erstarrender oder auf dem 
Boden des Wassers sich ansammelnder nicht wässriger „subtiler" 
Anteile von den Laboranten nicht wahrgenommen wurde, und 
das um so mehr, als der ausgesprochene Zweck aller Destillation 
die Trennung und Gewinnung des Flüchtigen, des Subtilen, der 
„Quinta essentia" aus den rohen Pflanzenstoffen und Natur- 
produkten war, und als solche ölartigen Absonderungen schon 
in früheren Zeitaltern bekannt und in deren Schriften beschrieben 
worden waren. 

Hierin ist wohl die Ursache für viele Unklarheiten der An- 
sichten und für den Mangel an rechter Beobachtung und Auf- 
fassungsweise über die Natur der Destillationsprodukte zu suchen. 
Den unbestimmten, ursprünglich nur für Weingeist 1 ) geltenden 
Begriff einer „Quinta essentia" übertrug man ohne weiteres auf 
aromatische und empyreumatische Öle, ja sogar auf Essigsäure a ) 
und andere Produkte der Destillation. 



*) Liber de arte destillandi. Vol. 1, toi. 18 u. 19. Die Gewinnung des 
Weingeistes nicht nur durch Destillation von Wein, sondern auch durch die 
gegorenen Honigs (vol. 2, liber 1, cap. 14 u. 28), gegorener Fruchtsäfte (vol. 2, 
cap. 18), sowie durch Gärung und Destillation aus Kräutern, Wurzeln und 
Blumen (vol. 2, cap. 19) waren Brunschwig wohlbekannt. 

s ) Ebenda Vol. 2, cap. 26. 



Allgemeine Geschichte der ätherischen Öle. 47 

Das seinerzeit offenbar allgemein beachtete Brunschwig- 
sche Werk wurde der Vorläufer und gab die Anregung für eine 
Reihe anderer ähnlicher, im Laufe des 16. Jahrhunderts heraus- 
gegebener Destillierbücher. Diese bekunden den Höhepunkt des 
in der damaligen Heilkunde und dem Arzneiwesen waltenden 
Glaubens an die Allmacht der „gebrannten Wässer" und an die 
wunderbare Wirkung der durch Destillation gewonnenen, „sub- 
tilsten" Kräfte in den Naturkörpern. Von diesen Büchern sind 
durch den Ruf ihrer Verfasser und durch ihren Einfluß auf die 
Entwicklung der Destillierkunst, auf die bessere Darstellung, 
sichere Kenntnis und größere Berücksichtigung der destillierten 
Öle besonders erwähnenswert die Werke der folgenden Prakti- 
kanten und Autoren des 16. Jahrhunderts: 

Philipp Ulstad, Arzt und Professor der Medizin in Nürn- 
berg (zu Anfang des 16. Jahrhunderts) 1 ), Walter Hermann Reiff 
(Ryff), Wundarzt in Straßburg (in der ersten Hälfte des 16. Jahr- 
hunderts) 2 ), Pierandrea Matthioli (geb. 1501 in Siena, gest. 1577 
in Trient) 3 ), Remaclius Fuchs (geb. 1510 in Limburg, gest. 1587 
in Brüssel) 4 ), Valerius Cordus (geb. 1515 in Simshausen in 
Hessen, gest. 1544 in Rom) 4 ), Conrad Gesner (Euonymus 

*) Philippi Ulstad ii Coelum Philosophorum, scu über de secretis na- 
turae tractatus, id est, quomodo ex rebus omnibus Quinta essentia paretur. 
Argentorati 1526 u. 1528 — Augustae Treboc. 1530 — Lugduni 1540 u. 1553 

— Parisii 1543 — Francofurti 1600. 

2 ) H. Gualtherus Ryff, Neu gross Destillirbuch wohl gegründeter künst- 
licher Destillation. Francofurti 1556. (Siehe S. 49.) 

8 ) Petri Andreae Matthioli Medici Caesarii et Femandi Archiducis 
Austriae, Opera, quae extant omnia: hoc est Commentarii in sex libris Pedacei 
Dioscoridis Anazarbei de materia medica. Post diversarum editionum 
colfationem infinit/s locis auctf: De ratione destillandi aquas ex omnibus 
plantis; et quomodo genuin/' odores in ipsis aquis conservari possint. 
Veneti 1544 — Basiliae 1565. 

*) Remaclii Fuchsü liistoria omnium aquarum, quae in commune 
hodie practicantium sunt usu, vires et recta destillandi ratio. Veneti 1542 

— Parisii 1542. 

B ) Valerii C o r d i Simcsusii Annotationes in Pedacei Dioscoridis 
Anazarbei de materia medica iibros quinque, ionge aliae quam ante bac 
sunt emulgatae. Ejusdem historiae stirpium libri quatuor, et de artificiosis 
extractionibus über. Tiguri 1540. 

Dieses Werk wurde nach dem Tode des Valerius Cordus von Conrad 
Gesner in Zürich mit eigenen Zusätzen (Horti Germaniae) und mit An- 
merkungen in mehreren Auflagen (1557, 1561 und 1583) herausgegeben. 



48 Geschichtliche Einleitung. 

Philiatrus, geb. 1516, gest. 1565 in Zürich), 1 ), Adam Lonicer 
(geb. 1528, gest. 1586) 2 ), Giovanni Baptista della Porta (geb. 1537, 
gest. 1615 in Rom) 3 ), Geronimo Rossi (Hieronymus Rubeus, 
geb. 1539 in Ravenna, gest. 1607 in Rom) 4 ), C. C. Kunrath 
(um die Mitte des 16. Jahrhunderts) 8 ) und Jacob Besson (um 
die Mitte des 16. Jahrhunderts) ). 

Von ihren Schriften hatten nächst dem Brunschwigschen 
Destillierbuche die von Ulstad und Ryff die Priorität und sind 
von anderen vielfach zitiert worden, wie auch die Abbildungen 
aller dieser Werke während des 16. Jahrhunderts vielleicht schon 
Vorbildern arabischer Quellen, durchweg aber den Abbildungen 
der beiden Bände Brunschwigs und des demnächst ältesten 
Buches von Ulstad entnommen worden sind. 

Etwa 25 Jahre nach dem Erscheinen des Brunschwigschen 
Buches fand das eben genannte, kleinere Destillierbuch des 

*) Thesaurus Euonymi Philiatri, de remediis secretis; über physicus, 
medicus et partim etiam chymicus et oeconomicus in vinorum divers/' sapores 
Apparatur, medicis et pharm acopoiis omnibus praecipue necessarfus. Tiguri 
1552. Liber I. De destillatione ejusque differentiis in genere. Auetor est 
Conradus Gesnerus. Tiguri. 

Der Titel der deutschen Bearbeitung dieses Werkes ist: Ein kostlicher 
Schatz Euonymi Philiatri darinn enthalten sind viel heimlicher guter stuck 
der artzney, verteutscht durch Jon. Rud. Landenberger. Zürich 1555. 

2 ) Adami Loniceri, der Arzney Doctor und weiland Ordinarii Primarii 
Physici zu Francfurt am Meyn, Kräuterbuch und künstliche Conterfeyungen 
der Bäumen, Stauden, Hecken, Kräutern, Getrayde, Gewürzen und nützlichen 
Kunst zu destilliren ... — Auf das allerfleissigste Übersehen, corrigirt und 
verbessert durch Petrum Uffenbachium, Ordin. Physicus in Francfurt am 
Meyn. Ulm, anno dei 1551, 1573 und 1589. 

3 ) Joh. Baptistae Portae Neapolitani Magiae Naturalis libri viginti, in 
quibus scientiarum naturalium divitiae et deliciae demonstrantur. Jam de 
novo, ab omnibus mendis repurgati, in lucem prodierunt. Liber deeimus: 
Destillat, destillata ad fastigia virium sustollit. Ravennae 1565 — Ant- 
werpiae 1567 — Neapoli 1589 — Hanoviae 1619. 

*) Hieronymi Rubei Ravennatis De destillatione liber, in quo stillati- 
tiorum liquorum, qui ad medicinam faciuntur, methodus ac vires explicantur. 
Ravennae 1580 und 1582, Basiliae 1581 und 1585. 

°) C. C. Cunrathii Medulla destiJIatoria et medica, oder Bericht, wie 
man den Spiritus vini zur Exultation bringen soll. Leipzig 1549. 

6 ) Jacobi Bessonii, De absoluta ratione extrahendi aquas et olea ex 
medicamentis simplieibus a quodam empirico aeeepta et a Bessonio locu- 
pletata, experimentis confirmata. Tiguri 1559. — In französischer Bearbeitung 
Paris 1573. 



Allgemeine Geschichte der ätherischen Öle. 49 

Nürnberger Arztes Philipp Ulstad kaum geringere Verbreitung 1 ). 
Es erschien im Jahre 1526 in Straßburg und wurde bald in Paris, 
Leiden, Frankfurt usw. nachgedruckt. 

Das Buch gibt in 57 Kapiteln Anweisungen für die Gewinnung der 
vermeintlichen Quinta essentia durch die weiterhin erwähnten wunderlichen 
Zirkulier- und Destillierweisen und Geräte. Die weitschweifigen Erklärungen 
über die Natur des „fünft Wesens" sind eine Umschreibung der herkömmlichen 
auch von Brunschwig <S. 43) erörterten damaligen Ansicht über Destillation 
und Destillationsprodukte. Im allgemeinen aber ist das Endprodukt aller von 
Ulstad beschriebenen umständlichen Prozeduren zur Trennung des Geistes 
aller Körper vom „irdischen Ding", zur Gewinnung der Quinta essentia, und 
diese selbst, nichts anderes als mehr oder weniger starker Weingeist, der durch 
pflanzliche oder animalische Stoffe aromatisiert ist, oder selbst weingeisthaltige 
essigsaure Metallösungen (aurum potabiie). Alle Pflanzenstoffe, auch Äpfel, 
Birnen, Kirschen usw., Menschenblut, Harn und andere „subtile animalische 
Dinge" werden durch umständliche „Digestion" und „Zirkulation" in den später 
beschriebenen Gefäßen längerer Gärung und „Putrefaktion" unterworfen, und 
schließlich wird „der Geist" abdestilliert und vielmals rektifiziert. 

Dafür und für eine Anzahl berühmter aquae v/'tae gibt das Buch Vor- 
schriften und genaue Unterweisung für deren Bereitung»- und Destillationsweise. 

Da alle diese Destillate (Quintae essentiae) stark weingeist- 
haltig sind, so fehlte auch Ulstad, obwohl die aquae vitae 
aus Wein mit stark aromatischen Spezereien und Pflanzenteilen 
destilliert wurden, jede Kenntnis und im Buche auch jede Er- 
wähnung von destillierten Ölen. 

Die Bedeutung, welche die Werke von Brunschwig und 
Ulstad heute noch für die Geschichte der Destillation haben, 
liegt in der eingehenden und sorgfältigen Beschreibung und bild- 
lichen Darstellung der damaligen Destillationsweisen und Geräte. 

Etwa 56 Jahre nach dem Brunschwigschen Destillierbuche 
und 28 Jahre nach der ersten Ausgabe des „Coelum Philoso- 
phorum" von Ulstad gab der Straßburger Arzt Walter Reiff 



J ) Philippi Ulstadii, patris nobilis Coelum Philosophorum seu über 
de secretis naturae, id est: quomodo non so/um e vino, sed etiam ex omnibus 
metallis, fructibus, radicibus, fierbis etc. Quinta essentia, s/Ve aqua vitae, 
ad conservationem humani corporis educi debeat. Argentor. 1526 und 1528 — 
Lugduni 1540 und 1553 — Parisii 1543 — August. Treboc. 1553 — Francofurti 1600. 

Der Titel der deutschen Übersetzung war: Dess Edlen und Hocherfahrenen 
Herrn Philippi Ulstadii von Nürnberg Büchlein von Heimligkeiten 
der Natur, jetzund verdeutischt. Frankfurt am Mayn 1551. 

Die in Paris im Jahre 1547 erschienene französische Übersetzung hatte 
den Titel: Le Ciei des phiiosophes ou secrets de la nature. Paris 1547. 

Gildemeister, Die ätherischen Öle. I. 4 



50 Geschichtliche Einleitung. 

(Gualtherus Ryff) 1 ) ein drittes derartiges und für lange Zeit 
hochgeschätztes Destillierbuch heraus. Es hatte folgenden Titel: 

New gross Destillirbuch, wohl gegründeter künstlicher Destillation, 
sampt underweisung und bericht, künstlich abzuziehen oder Separiren die 
fürnemste destilllrte Wasser, köstliche aquae vit&e, Quirttam essentiam, heil- 
same oel, Balsam und dergleychen vielgüter Abzüge. Recht künstlich und 
viel auff bequeme art dann bisher, auch mit bequemerem Zeug der Gefäss 
und Instrument, des ganzen Destillirzeugs von Kreutern, Blumen, Wurzeln, 
Früchten Gethier und anderen stucken, darinnen natürliche feuchte und Ele- 
mentische krafft, einfach oder mancherley gestalt vermischt und componirt; 
durch H. Gualtherum Ryff, Medicum £j chirurgum Argentinensem, getruckt 
zu Frankfurt a./m. bei Christian Egenolff's seligen Erben im jar 1556. 

Dieses Buch ist mit zahlreichen kolorierten Abbildungen 
von Pflanzen, von Öfen und Destilliergeräten versehen und ist 
in kerniger Weise mit guter Sachkenntnis geschrieben, infolge- 
dessen es offenbar großes Ansehen, weite Verbreitung und mehr- 
fache Nachahmung gefunden hat. Schon in der Vorrede im- 
ponierte der Verfasser durch furchtlose Kritik zeitgenössischer 
Autoren, besonders des damals als Reformators der Arzneikunde 
geltenden Theophrastus Paracelsus 2 ). Der 197 Folio-Blätter 
(394 Seiten) umfassende Foliant ist in vier Abschnitte geteilt. 
Der erste, 52 Seiten umfassende Teil gilt der Erklärung und 
Beschreibung der Destillierkunst und der dazu dienlichen Geräte, 
der zweite und dritte Teil gier Herstellungs- und Wirkungsweise 
der destillierten Wässer, und der vierte Teil der Bereitung der 
Aquae vitae, der Öle und Balsame. 



*) Lebte in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts. 

B ) Ryff sagt darin unter anderem: „Es wird die hochlöbliche Artznei 
nit aus Kräutterbü ehern oder aus schlechtem teutschen schreiben gelernet, 
wie leyder jetzo solche kunst nit in geringen missbrauch kompt viles teutsches 
unförmiges Schreibens halber, welches auch von etlichen die grossen name 
in medicina haben wollen geschieht. Aus solchem schreiben will dann jeder 
arztniren und geschieht dardurch, dass der gemein man und etliche geachte 
leut iren leib anvertrawen einem Zanbrecher, Juden, Moench und alten vetteln. 
Dann bei diesen gilt mehr das geschwetz und der rhüm, dann die wäre kunst. 
Wie da sagt das Carmen: 

Saepe rüdes tantum facit ostentat/o doctos, 

Saepius haec rudibris nomina magna dedit. 
Das ist: Kannst du dich dapffer geben aus, 

Mit rhüm und schwatz hoch prangen raus, 

So wirst du haben rhüm und gunst, 

Ob du gleich seist ein esel sunst." 



Allgemeine Geschichte der ätherischen Ole. 51 

Die Erklärung der Destillation lautet noch ähnlich der 56 Jahre 
früher von Brunschwig gegebenen (fol, 45), ist indessen aus- 
führlicher: 

„Die rechte gründliche Distillation an ir selbs ist nichts anders, dann ein 
abzug der natürlichen feuchten von gewechs, oder andere irdischen materi, durch 
gewalt der hitz abgezoge oder abgetricbc. Solche herrliche kunst ist den alten 
Griechischen ärzten und Philosophen unbekannt gewesen und ein neuer fundt und 
aufbringens der nachkommenden, zum theyl erdacht und nützlich erfunden von 
wegen der zartigkeit der menschen diser zeit, so allein, was in auch wohlschmecket, 

für nützlich achten dann zu dem dass solche künstliche Abstractiones, 

oder gedestillierte wasser, öl, aguae vitae, und andere dergleichen stuck sehr 
nützlich und künstlich, also, dass sie ir gewaltige Wirkung, welche sie vermögen in 

menschlichem cörper zu erzeygen, ganz augenscheinlich darthun und wirken 

Es haben aber die natürlichen Philosoph! solche kunst des Destillierens 
erstlich abgenommen in nachfolgung der natur, welche natur in der grossem 
weit durch krafft und macht der Sonnen und hitz die dämpff in der erden 
vorborgen, fürnemlich von wasser und feuchtigkeyt auffzeuchet, oder auff- 
treibet bis in die mitler region des luffts, von welcher sie zusammen getriben 
werden in einn nebel und wölken, so sich dann der selbig zerspreytet und 
schmelzet in Regen, Schnee oder Hagel, fallet er widerum herab zur erden. . . . 
Solche natürliche abziehung der feuchte von eim ding und gewechs 
haben unsere vorfahren abgenommen aus obgemelter Wirkung. Haben also 
die materi, von welcher sie solche feuchte haben abziehen wollen, in ein 
grösser Geschire, so unden in die runde weit mit einem bauch zusammen 
gethon, welches Instrument sich in der proportion der Spheren, darinnen 
wasser und erdreich versammelt, vergleicht wirt. So nun solche feuchte von 
der unterlegten hitz verdünnert und gesubtiliert, wird sie obersich getrieben, wo 
sich solche aufsteigende vapores wider erkületen unnd von der kelte gedensiert, 
sich dann in wasser zerlassende oder zerschmelzend, welcher durch solchs ober- 
gefess bequemlicher aussgeführt, gesammelt und zu mancherley nutzbarkeyt 
behalten und gebraucht werde." (New gross Destillirbuch, fol. 175 — 189.) 

Der letzte Teil des Buches behandelt unter anderem auch 
„von rechter bereytung künstlicher Destillation etlicher fürnemer 
öle", das sind die zum Teil mit Wein destillierten Öle von 
Myrrha, Styrax liquidus, Sagapenum, Opopanax, Ammoniacum, 
Styrax calamita, Sacocolla, Benzoe, Ladanum, Galbanum, Terpen- 
tin, Mastix, Sandarak, Guajakholz, Rosmarin, Spik, Anis, Nelken, 
Zimt, Macis, Safran und aus verschiedenen Gewürzmischungen 
destillierte Öle 1 ) (Balsame). 



*) Es kann sich hierbei zum Teil nicht um eigentliche Öle gehandelt haben, 
sondern nur um aromatisiertes Wasser oder Spiritus. Denn eine Anzahl der 
genannten Stoffe, wie beispielsweise Benzoe, Guajakholz und Safran liefern 
selbst bei der Destillation im Großen kein flüchtiges Öl oder nur Spuren davon. 

4* 



52 Geschichtliche Einleitung. 

Bei dem Spik- oder Lavendel-Öl (fol. 186) ist erwähnt, daß 
es „gemeyngklich aus der Provinz Frankreich zu uns gebracht 
wird, in kleine glässlin eingefaßt und theuer verkaufft" 1 ). 

Wie wenig aber auch Ryff die Natur der flüchtigen Öle 
erkannte und wie primitiv deren Gewinnungsweise noch war, 
ergibt sich aus der auf fol. 187 und 188 seines Destillierbuches 
beschriebenen Anweisung, „wie man von etlichen starken guten 
gewürz köstliche öle destilliren soll". Dabei wird für die Be- 
reitung besonders guter Öle von Nelken, Muskatnuß, Macis und 
Safran empfohlen, diese Gewürze zerstoßen mit rektifiziertem 
Weingeist zu destillieren, und wenn die „Geister" heraus sind 
und Öl zu destillieren beginnt, soll die Masse herausgenommen 
und zwischen erwärmten Metallplatten das Öl abgepreßt werden. 
Dieses Öl soll dann durch „Zirkulation" rektifiziert werden, bis 
es klar wird. 

Unter den weiteren, um die Mitte des 16. Jahrhunderts er- 
schienenen, die Arzneipflanzen und die Gewinnung der des- 
tillierten Wasser einschließlich der Destillationsweisen und Ge- 
räte behandelnden größeren Werken sind die schon erwähnten 
von Matthiolus und Lonicer durch ihren Gehalt und zahlreiche 
Abbildungen beachtenswert. 

Der erstere widmet in seinem umfassenden Werke 2 ) der 
Destillation ein reich illustriertes Kapitel: „De ratio destillandi 
aquns ex omnibus plant/s", hat aber destillierte Öle nur bei- 
läufig berücksichtigt. 

Adam Lonicer dagegen hat in seinem um das Jahr 1551 
verfaßten Kräuterbuche 8 ) auch die Destillation der Öle zum Teil 



*) In dem um das Jahr 1563 von Gualtherus Ryff herausgegebenen Buche 
„Reformirte Apothek" befindet sich (fol. 191) im weiteren die interessante 
Angabe: „Bei der Destillation der Lavendelblüthen schwimmt gemeiniglich 
oben ein schön wohlriechend öl. In der Provinz in Frankreich um Narbona, 
wo solche Gewächse haufenweise wachst, wird sie in sonderlicher Weise 
destillirt, wie man denn dort auch solch oel von anderen nutzbaren und 
wohlriechenden kräutern, blumen, fruchten und wurzeln abziehen mag." 

Diese Angaben sind geschichtlich von Interesse, weil sie in der 
deutschen Literatur wohl die erste sichere Bekundung der offenbar schon zu 
Anfang des 16. Jahrhundert bestehenden Industrie ätherischer Öle in Frank- 
reich sind. 

a ) Siehe S. 47 Note 3. 

3 ) Siehe S. 48 Note 2. 



Allgemeine Geschichte der ätherischen Öle. 53 

beschrieben und für sie ein besseres Verständnis bekundet. In 
der Vorrede des Buches (S. 1 und 2) wird gesagt: 

„Dieweil der Gebrauch der gebrannten Wasser so von allerhand Kräutern 
und Gewächsen durch die Kunst der Destillirung abgezogen werden, an allen 
Orten so gar gemein ist, dass auch die geringsten Leute sich der Destillirung 
befleissigen, deswegen habe ich es vor gut angesehen, eine kurze Einleitung 
und Bericht des Destillirens zu beschreiben. Zudem werden viel herrliche 
und kräfftige Öhle von Gewürzen und Samen, als von Zimmer, Nägelin, 
Anis und dergleichen anderen vielen mit merklichem Mutzen der Kranken 
durch das Destilliren zu Wege gebracht 1 ). .... Diese Kunst des Destillirens 
ist fast eine neue, und nicht gar alte Erfindung, den alten griechischen und 
lateinischen Medicis unbekannt und gar nicht in Gebrauch gewesen." 

Für die allgemeinere Einführung destillierter Wässer und 
weingeistiger aromatischer Destillate in das Arzneiwesen hatte 
das Brunschwigsche Destillierbuch am Anfange des 16. Jahr- 
hunderts offenbar eine nachhaltige Anregung ebenso wie für 
die technische Vervollkommnung der Destillierkunst gegeben. 
Es scheint fast, als hätten die Kräuter- und Destillierbücher 
während der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts die damaligen 
meistens aus grauer Vorzeit stammenden Antidotarien bald über- 
flügelt. Die soeben genannten Schriften erfuhren im Laufe des 
16. Jahrhunderts eine Anzahl von Wiederdrucken und Nach- 
drucken in verschiedenen Städten im In- und Auslande. 

Die durch umfassendes Wissen und literarische Tätigkeit 
hervorragenderen Fachgelehrten dieser Zeit waren die schon ge- 
nannten Valerius Cordus und Conrad Gesner. Ihre Schriften 
erschienen um und nach der Mitte des 16. Jahrhunderts und 
gewannen bald um so mehr Ansehen und behördliche Aner- 
kennung, als sie nach dem Vorbilde der zuvor erschienenen 
Werke hergestellt waren und diese durch gründlicheres Wissen, 
klarere Darstellung und vielfache Bereicherung übertrafen. 

Valerius Cordus (geb. 1515 zu Simshausen in Oberhessen, 
gest. 1544 zu Rom), dessen Vater Professor der Medizin in 
Marburg war, studierte dort Arzneikunde, erhielt im jähre 1531 
das akademische Baccalaureat und ging in demselben Jahre nach 
Wittenberg, um die Vorlesungen Melanchthons zu hören. Er 
erhielt dort bald die venia docendi und las über die „Materia 



*) Mächst der zuvor erwähnten Verwendung von Rosenöl und einigen 
anderen destillierten Ölen als „Ölzucker" im Altertum dürfte diese Angabe 
eine der ersten über den arzneilichen Gebrauch destillierter Öle sein. 



54 Geschichtliche Einleitung. 

medica" des Dioscorides. Diese Vorträge scheint Cordus 
niedergeschrieben zu haben; sie wurden fünf Jahre nach seinem 
Tode vonRuellius in Frankfurt a. M. in deutscher Übersetzung 
herausgegeben. Conrad Gesner in Zürich (geb. 1516, gest. 1565), 
ein durch vielseitige Gelehrsamkeit und literarische Tätigkeit 
ausgezeichneter arzneikundiger Schriftsteller, gab im jähre 1561 
(vielleicht schon 1557) die von Cordus hinterlassen en Kommen- 
tare zum Dioscorides und andere wissenschaftliche Schriften, 
wahrscheinlich mit vielen eigenen Hinzufügungen, und mit Bei- 
gabe einer eigenen Schrift heraus 1 ). Nur ein botanisches Werk, 
die Historia plantarum, eine Beschreibung der in der Arznei- 
kunde gebrauchten Pflanzen (ein Foliant von 224 Seiten mit 
vielen Abbildungen) scheint Cordus selbst im fahre 1540 heraus- 
gegeben zu haben. 

Die „Annotationen' des Valerius Cordus haben für die 
Geschichte der Destillation der ätherischen Öle teils durch das 
Ansehen und den Einfluß ihres Autors, teils durch dessen treff- 
liche Sachkenntnis und durch die Zeit des Erscheinens in einem 
wissenschaftlich und literarisch so produktiven Jahrhundert her- 
vorragende Bedeutung. Hatten Brunschwigs Destillierbücher 
hinsichtlich der Technik der Destillation einen Rückschritt von 
dem Wissen und Können des arabischen Zeitalters bekundet, 
so hatten Ulstad, Ryff und Matthiolus diese Laborantenkunst 



1 ) Der Titel dieses Folianten ist: In hoc volumine continentur Valerii Conti 
Simesusfi Annotationes in Pedacii Dioscoridis Anazarbei de medica 
materia Jibros quinque longe aliae quam antea sunt hac sunt evulgatae. 

Ejusdem Val. Cordi Historiae stirpium iibri quatuor posthumi 
nunc primum in Iucem editi, adjectis etiam stirpium iconibus et brevissimis 
Annotatiuncuiis. Sylva qua rerum fossiliutn in Germania plurimarum. 
Metallorum, Lapidum et Stirpium aliquot rariorum not/ciam brevissime 
persequitur, nunc hactenus Visa. 

De artificiosis extractionibus liber. — Compositiones medici- 
nales aliquot non vulgares. — Hie accedunt Stockhornii et Nessi in 
Bernatium fielvetiorum ditione montium, et nascentium in eis stirpium, 
descriptio Benedicti Aretü, Graecae et Hebraicae linguarum in schola 
Bernensi professoris clarissimi. Item Conradi Gesneri De Hortis Ger- 
maniae über recens una cum descriptione Tulipae Turcarum, Chamaecerasi 
montan/', Chatnaeopiti, Chamaenerü et Conizoidis. — Omnia summo studio 
atque industria doctissima atque excellentis vir! Conr. Gesneri medici 
Tigurina collecta et praefationibus iltustrata. — 1561 Argentorati exeudebat 
Joslas Rihelius. 



Allgemeine Geschichte der ätherischen Öle. 55 

wieder gefördert, und ihre Schriften, sowie die des Adam Lonicer 
und anderer Zeitgenossen, hatten während dieser Ära der des- 
tillierten Wässer und „aquae vitae" das Destiüierwesen wieder 
klarer gestellt und manche Destilliergeräte der Vorzeit der Ver- 
gessenheit entzogen oder verbessert, oder neue hergestellt. 

Auf diesem Boden führten Cordus und Gesner das er- 
worbene Wissen und die technische Fertigkeit weiter; bei der 
kurzen Lebenszeit des ersteren setzte der letztere die in gemein- 
samem Streben vollbrachten Arbeiten fort und gelangte auch in 
der Folge zu gereifteren Resultaten. 

In den „Armotationes" bespricht Cordus in dem „Über 
de artiflciosis extractionibus" in der Abteilung „de destillatione 
oleorum" (fol. 226) die Natur der durch Auspressung und der 
durch Destillation gewonnenen „Extrakte" von Pflanzen. Hin- 
sichtlich der öligen Pflanzenbestandteile unterscheidet Cordus 
die durch Auspressen erhaltenen dickflüssigen, zähen, fetten Öle 
(oleum crassum, viscosum, terrestre), wie die Öle der Samen 
und Nüsse, von denen manche auch geistiger (aerea) Art sind 
und sich von „irdischen" Substanzen durch Destillation trennen 
lassen. Als Beispiel für die erstere Gruppe führt Cordus eine 
Anzahl der gewöhnlicheren fetten Öle an, für die der destillierten 
Öle die des Carpobalsams 1 ), der Cardamomen, der Cubeben, des 
Pfeffers, der Nelken, des Zimts, der Macis, der Muskatnüsse, 
des Aloeholzes und der gangbarsten Umbelliferenfrüchte wie 
Angelica, Ligastrum, Libanotus, Pastinaca, Carvum, Cuminum, 
Ap/'um, Petroselinum, Pimpinella, Anis, Fenchel und Anethum. 

Bei der Beschreibung der Eigenschaften der destillierten 
Öle erwähnt Cordus auch die auffallende Eigenschaft des Anis- 
und Fenchelöls, butter- oder spermacetartig zu erstarren, und 
des Zimt- und Nelkenöles, im Wasser unterzusinken. 

Die Destillationsweise der flüchtigen Öle hat Cordus in 
diesem Werke (fol. 229) mit Beifügung der Abbildung eines von 
ihm dafür eigens konstruierten gläsernen Kolbens und Helmes 
in präziser Weise 9 ) beschrieben. 



') Carpobalsamum hießen die früher arzneilich gebrauchten Früchte von 
Ba/samea meccanensis Gleditzsch (Baisamodendron Opobalsamum Kunth). 

*) „Eliciuntur haec olea per destillationem in arena, ita ut tusa aromata 
aut semina injiciantur in cucurbitam vitream luto intectam optime, una autem 
vice ad unc. iii injiciantur, et sint trita secundum capacitatem Cucurbitae, 



56 Geschichtliche Einleitung. 

Das die „Annotationen des Valerius Cordus an Gehalt 
und Bedeutung hinsichtlich der Destillierkunst noch übertreffende 
Werk war das von Conrad Gesner in lateinischer Sprache 
wahrscheinlich schon um das Jahr 1550 herausgegebene Buch 
Thesaurus Euonymi Philiatri: 

„De remed/is secretis. Liber physicus, medicus et partim et/am chy- 
micus et oeconomicus in vinorum divers/ saporis appa.ra.tu, medicis et 
pfiarmacopolis omnibus praecipue necessarius. Quem praeter haec qua 
antea prelo commissa fuere, quam phtrimis fomacum figuris et auximus 
et iüustravimus. Tiguri 1552 — Lugduni 1557—1566 — Francof. 1578. 

Schon im Jahre 1555 erschien eine deutsche Bearbeitung 
dieses Buches unter dem Titel: 

„Ein kostlicher theurer Schatz des Euonymus Phillatrus, 
darinnen behalten sind vil heymlicher gütter stuck der arzney, fümemmlich 
aber die art und eygenschafften der gebrannten wasseren und ölen, wie man 
dieselbigen bereiten solle: desgieychen yeder wasseren und ölen art und 
eygenschafft, nutz und brauch. Item alles mit schönen lieblichen figürlinen 
angezeigt unnd Item wie man mancherley weyn bereiten solle, auch den ab- 
gestandenen durch hilff der gebrannten wasseren, gewürtzen unnd anderley 
materi widerumb helffen möge für die äugen gestellt, ganz lustig, nutzlich 
und gut allen Alchemisten, haushalten: insbesonders den Balbiererern, 
Apothekern und allen liebhaberen der Arztney. — Erstlich in Latin be- 
schrieben durch Euonymum Philiatrum, unn newlich verteutscht durch 

infundatur deinde ad vi Hb. aquae clarissimae ac misceto diligenter. Pone 
deinde cucurbitam in capellam aptam fornaci et arena imple, et non attingat 
fundum, sed intersit arena. Cucurbitae impone alembicum vitreum, cujus 
rostrum desinat in stanneam vel ferream fistulam (stanno forte addendum) 
intus et foris illitam; ea fistula transeat in obliquum per vas quod habet in 
se aquam frigidam, ut inter destillandum egrediens cum oleo liquorum refri- 
geretur, Claude juncturas accurate, madefacto papyro vel linteo et suppone 
exceptorium. Postea accende ignem lentum et vide ne nimium surgat et 
ebulliat in alembicum, quod in Cucurbita continetur. Semina enim quaedam 
ut anisum propter raritatem substantiae suae, simulque viscosum largiter 
ebulliunt, ideo non statim alembicum imponere debemus, sed posteaquam 
bullas excitari videris et vaporem sursum ferri. Quod cum fiet depone 
alembicum et immisso bacillo agita, ita resolvetur in vaporem spuma, quae 
postea mediocri igne moderari, compesci et excitari potest. Quo facto im- 
pone rursus alembicum, et circumlutatio satis, ac destiHari sine cessatione, 
donec conjeceris nulluni amplius intus contineri oleum: quod visu et gustu 
statim percipies: nam cum gustu destillantes guttae non amplius resiplent 
injecti aromatis saporem, desistendum est ne aroma fundo Cucurbitae inhae- 
reat et exuratur. Deinde segrega contentum in destillata aqua oleum Opti- 
mum, quo potes artificio. Porro notandum est, quaedam ex his oleis aquae in- 
natare, quaedam fundum petere." (De artificiosis extractionibus, vol. 2, fol.226.) 



Allgemeine Geschichte der ätherischen Öle. 57 

Johannem Rudolphum Landenberger zu Zürich: vormals in Teutsche sprach 
niemals gesähen. Getruckt in Zürich bei Andrea und Jacobe- den Gessneren 
gebrüder im jar als man zalt von Christi unseres Heylands geburt 1555." 1 ) 

Im Jahre 1583 erschien, ebenfalls in Zürich, mit einem un- 
veränderten Abdruck dieses Buches ein von Conrad Gesner 
geschriebener und nach dessen im Jahre 1565 erfolgtem Tode 
von Caspar Wolf in dem ursprünglichen lateinischen Texte 
herausgegebener, von Jacob Nüscheler ins Deutsche über- 
tragener zweiter Teil dieses Buches unter folgendem Titel: 

Ander Theil des Schatzes Euonymi von allerhand künstlichen und 
bewerten ölen, wasseren und heymlichen Arzneyen, sampt ihrer ordentlichen 
bereytung und dienstlichen Figuren. Erstlich zusammen getragen durch Herrn 
Doctor Cunrat Gesner, Demnach von Caspar Wollten der Arzneyen Doctor. 
Zürich; in Latin beschrieben und in Truck gefertiget, jetzt aber newljch von 
Johann Jacobo Nüscheler Doctoren, in Tütsche Sprach vertolmetschet. 1583. 

Im Vergleich mit dem etwa 50 bis 65 Jahre früher ge- 
schriebenen Destillierbuche Brunschwigs bekunden Gesners 
Schriften, besonders der zweite Teil, einen beträchtlichen Fort- 
schritt in der Technik der Destillation und in der Kenntnis der 
destillierten Öle. Die erste deutsche Ausgabe vom Jahre 1555 
enthält mehrere Kapitel „von den destillirten ölen" (S. 212 — 249) 
und von „Balsamen und anderen kostlichen krefftigen und artig 
zusammen gesetzten Ölen" (S. 249—273). In diesen ist die 
Destillation einer Anzahl von Ölen mit Abbildung der Destillier- 
gefäße beschrieben, so des Spikenblumen-(Lavendel-)öls, des 
Rosmarinöls, des Rautenöls, des Zimtöls, des Nelkenöls, des 
Muskatnußöls und „anderer gleichen stucken", sowie auch (S. 217 
und 247) des Wacholder-Beeren- und -Holzöles durch destillatio 
per ascensum und durch destillatio per descensum. Von Gummi- 
harzen und Harzen sind die destillierten Öle des Ammoniacums, 
der Benzoe, des Galbanums, des Ladanums, der Myrrhe, des 
Opopanax, des Styrax liquidus und calamita, des Mastix und 



*) Dieses berühmte Buch erlebte für mehr als ein Jahrhundert eine be- 
trächtliche Anzahl von Nachdrucken und fand offenbar eine große Ver- 
breitung. In englischer Übersetzung von Morvyng erschien es im Jahre 
1559 unter dem Titel: New book of distillation called the treasure of 
Euonymus. London 1559, 1564, 1565. Eine französische Obersetzung er- 
schien im Jahre 1555 in Lyon. 

Das von Gesner gewählte Pseudonym dürfte von evonymus, Spindel- 
baum oder Pfaffenhütchen und phUiatros, ¥&°e iar^ös, Freund der Arznei- 
kunst hergenommen sein. 



58 Geschichtliche Einleitung. 

des Terpentins beschrieben. Auch die Öle von Guajak- und 
Sandelholz und einiger anderer Hölzer und Rinden sind erwähnt 
(S. 244 — 247) und deren Destillation beschrieben. 

Im zweiten im Jahre 1583 erschienenen Teile, der offenbar 
mehr eine bereicherte Neuausgabe des ersten ist, sind nahezu 
dieselben Gegenstände und Abbildungen enthalten. 

Wie sehr indessen auch Gesner noch in den traditionellen 
Begriffen über die Natur der Destillationsprodukte befangen war, 
ergibt sich aus folgender in der Vorrede der ersten deutschen 
Ausgabe enthaltenen Anpreisung der Destillation als einer Kunst, 
mittels der aus den Arzneistoffen 

„die aller reinest, edelst, kreffligst und durchtringest Substanz, so die arzet 
nennen, das fünfft wäsen (quinta essentia), von der unreinen, groben, yrdischen, 
unnützen und untaugliche Substanz abgesünderet und ausgezogen werden." 

Und weiter heißt es: 

„demnach so findest du in diesem buche vergriffen die fürträfflichen 
und tugendreychen stuck und arznyen, so die künstler, arzet und Alchymisten 
als sundere geheimnüssen und secret der natur, mit großem fleyss verborgen 
und verhalten habend: als da sind die wohlriechenden wasser, die öl die 
aus kreüteren, gewachsen, blümen, fruchten und wurzeln gezogen und separirt 
werden." 

Auf eine bessere Kenntnis der destillierten Öle selbst läßt 
indessen folgende Angabe im ersten Bande (S. 103) schließen: 

„Lass ordentlich destilliren in wärmer äschen, von der absünderung 
und Scheidung des Öls vom erdreych, so wirst du sähen von den selbigen 
materi, so auf diese art destillirt wirdt, ein feyn lauter, schön und klaar 
wasser und 61 herabf Hessen, welches in im hatt de lufft oder des Iuffts eigen- 
schafft, und das wasser, das ist die Substanz unn das wäsen, so das Element 
lufft und wasser in im hatt." 

Die Verworrenheit der Begriffe über destillierte und durch 
fette Öle extrahierte aromatische Öle läßt sich indessen auch 
noch in Gesners wie in Cordus Schriften mehrfach wahr- 
nehmen. So werden in dem als „destillierte Öle" bezeichneten 
Kapitel zuweilen drei bis vier Darstellungsweisen ein und des- 
selben „destillierten" Öles beschrieben, darunter neben der an- 
gegebenen Bereitung durch Destillation auch die durch Abkochung 
oder Digerieren (Zirkulation) mit fetten Ölen, so z. B. für Rosenöl 
(pag. 224 und 236), für Lavendelöl (pag. 337), für Mairan, Myrrhen 
und andere Öle (pag. 332). 

Auch empfehlen die Gesn ersehen Anweisungen für die 
Destillation der Öle vielfach noch eine zuvorige Anfeuchtung des 



Allgemeine Geschichte der ätherischen Öle. 59 

Pflanzenmateriales mit Weingeist (aqua vitae). Die Öle werden 
als eine „feiste Feuchtigkeit" bezeichnet, welche den „Kräutern, 
Blüten und Wurzeln innewohnt". Solche Blüten, welche einen 
zarten Duft haben, wie Rosen, Jasmin usw., werden schichten- 
weise mit anderen völlig geruchlosen Blüten oder Blättern in 
die Destillierblase gepackt, damit diese das Aroma aufnehmen 
und an das Destillat leichter abgeben. 

Neben manchen trefflichen Anweisungen enthalten Gesners 
Schriften auch Beschreibungen von Destillierweisen, welche den 
völligen Mangel einer klaren Unterscheidung zwischen aroma- 
tischen fetten und destillierten Ölen bekunden. So gibt Euony- 
mus Philiatrus unter anderen folgende Anweisung für die 
Bereitung der destillierten Öle einiger Spezereien, namentlich aus 
Nelken, Muskatnuß, Macis, Benzoe, Storax, Myrrhe, Safran usw.: 

„Die Specerei wird grob gepulvert, dann mit aqua vitae durchfeuchtet 
und in den gläsine retorte gethan und bei gelinder Wärme destillirt. Wenn 
das 61 anfahrt zu fliessen, so nimm die materi der specereyen aus dem 
kolben und thus in sin säcklin, welches wohl verbünde sye mit einem faden, 
und trucks aus under einer prassen. Also dass du beide bläch der prassen 
wohl heiss machest. Und also gebürt es sich das ausgetruckt öl destilliren, 
rectificiren und circuliren, damit auff diese weis das rein lauter öl werde 
geschieden von der groben yrdischen materi. Demnach mag man wohl widerumb 
die häpffen putrificiren und digeriren mit dem vorgemeltem aqua vitae, so 
von anderem abgesünderet worden. Unn zum letzten widerumb destilliren." 

Hierbei wurde die Destillation im Beginne unterbrochen und 
das mit ätherischem Öle durchdrungene fette Öl abgepreßt und von 
diesem alsdann durch Destillation das ätherische Öl gesondert 1 ). 

Für die Gewinnung des ätherischen Öles von Blumen gibt 
Philiatrus folgende Anleitung: 

„Die Blumen der Spicken oder des Lavender solt du eine kurze Zeyt 
lang sonnen in einer grossen gläsinen retorte und darnach ein wasser in 
einem alembik darvonnen destilliren und abziehen. Dieses Wasser durch 
den ganzen Sommer gesetzt an ein warme statt an die Sonnen, so treybt 
es für und für öl über sich, welches öl du allwägen solt von dem wasser 
separiren und absündern mit einem fäderlich und dasselbe fleyssig behalten 
in einem gläsinen guttern*) wohl vermacht und verstopfet." 8 ) 

Als letzter bedeutender Praktiker, Gelehrter und Schrift- 
steller zur Zeit der Herrschaft der Destillierbücher gilt der viel- 



*) Ein köstlicher theurer Schatz etc. Ausgabe 1555, fol. 215— 217. 

s ) Flasche. 

°) Ein köstlicher theurer Schatz etc. Ausgabe 1555, fol. 222. 



60 Geschichtliche Einleitung. 

seitig gebildete neapolitaner Edelmann Giovanni Battista della 
Porta (geb. 1537, gest. 1615). Von dessen in 20 Büchern 
hinterlassenen Werken 1 ) sind zwei Jiber de destillatione" und 
Jiber de vinis" für die Geschichte der destillierten Öle insofern 
von erheblicher Bedeutung, als Porta von allen seinen genannten 
allerdings älteren Zeitgenossen die klarsten Ansichten über die 
Destillation und die Destillationsprodukte hatte. Beide etwa 
um das Jahr 1563 geschriebenen Bücher zeichnen sich vor den 
ähnlichen Schriften seiner Vorgänger durch umfassendere Sach- 
und Literaturkenntnis und durch Originalität in Forschung und 
Darstellung aus. 

Porta unterscheidet bestimmt und klar zwischen fetten, 
ausgepreßten und destillierten Ölen, beschreibt ihre Gewinnungs- 
weise sowie die Destillation der aromatischen Wässer und die 
Trennung der flüchtigen Öle vom Wasser und die dafür dien- 
lichen Geräte. Allein auch bei diesem selbständig denkenden 
und aufgeklärten Praktikanten ist die Bezeichnung Destillation 
noch der traditionelle Inbegriff mancherlei Absonderungs- und 
Extraktionsweisen von Pflanzenstoffen; ebenso verbleibt Porta 
noch bei der gemeinsamen Bezeichnung von Öl für einzelne 
hygroskopische Präparate z. B. oleum ex salibus, oleum ex 
tartaro, oleum ex soda usw. 

Wie sehr indessen auch Portas Anschauungsweise über 
das Wesen der Destillation und über die dabei und durch Wärme 
herbeigeführten Vorgänge mit denen seiner Zeitgenossen in Ein- 
klang stand, bekundet die Vorrede zu dem zehnten Buche (pag. 367) 
„De destillatione" seiner „Magiae naturalis libri" 3 ). 



*) Jo. Baptistae Portae, Neapolitani, Magiae naturalis libri viginti, in 
quibus scientiarum naturalium divitiae et de/iciae demonstrantur. /am de 
novo, ab ownibus mendis repurgatj, in lucem prodierunt. Romae 1563 — 
Antwerp. 1564 — Hanoviae 1619. 

s ) „lam ad artes deventum est, et a distillatione duximus sumendum 
initium neotericorum inventum, res mira ultra mortalem sortem laudanda, 
non quae a sciolis et vulgaribus usurparä solet, nam verum esse corrumpunt, 
destruuntque sed ad causarum gnaris pertractata. Docet enim haec ars ad- 
mirabilis, ut gravia corpora ftant Spiritus et subliment et Spiritus crascescant 
ac corpora evadant Rerum vires, quae mole obrutae concultatae, suis veluti 
in loculis delitescentes puriores, tenuioris et absque ulla impurioris materiae 
accessione e plantis, metallicis, lapidibus et gemmis elicere, easque veluti 
non sua forte contentas, nobiliores in sublime educere, ac veluti in coelum 



Allgemeine Geschichte der ätherischen Öle. 61 

Diese und eine Anzahl anderer weniger bekannter Kräuter- 
und Destillierbücher des 16. Jahrhunderts waren damals die 
hauptsächlichsten Handbücher für den Betrieb der Arzneikunde 
und der Herstellung der durch Destillation gewonnenen Wässer, 
Öle und weingeistigen Destillate. Sie hatten die zum Teil aus 
ferner Vorzeit überkommenen Arzneibücher (Antidotaria) zuerst 
ergänzt, später ersetzt Der sich allmählich vorbereitende Über- 
gang von den Destillierbüchern zu den Arzneibüchern, fortan 
Dispensatoria genannt, fand vorerst Ausdruck in dem Erscheinen 
einiger diesen Wandel bezeichnenden Werke. Dazu gehören als 
erster Anstoß das wohl älteste deutsche Arzneibuch von Ortolff 
Meydenberger 1 ) und später die Schriften von Otto Brunfels 
{geb. 1488, gest. 1534) 2 ), von Leonhard Fuchs (geb. 1501, gest. 
1566) 3 ) und von W. H. Ryff (lebte in der ersten Hälfte des 
16. Jahrhunderts)*). 

Obwohl die Destillierkunst durch Beobachtung und Erfahrung 
allmählich in Methoden und Geräten verbessert worden war, hatte 
in der Arzneikunst durch die von Paracelsus (geb. 1493, gest. 
1541) angeregte Rückkehr zu chemischen Heilmitteln die Allein- 
herrschaft der destillierten Wässer nach und nach abgenommen. 
Damit verminderte sich die einstige Bedeutung der Kräuter- und 
Destillierbücher und das Ansehen der „gebrannten Wässer" im 
Arzneiwesen. An ihrer Stelle aber gewannen die allmählich in 
Gebrauch kommenden destillierten (gebrannten) Öle größere 
Bedeutung und kamen als wesentliche Objekte der Destillation 



sustollere, poterimus chymisticis organis plantarum virtutes investigare et 
melius quam veteres gustu. Quid igitur majus poterit excogitari. Matura 
est res producere, ac viribus dotare, artis est productas nobilitare, ac multi- 
plicibus viribus ditare. Accedat lector ytXouaü'fc, a natura secretorum per- 
scrutator, nam distillationes haudquaquam inglorius tractabit. Primo aquas 
et olea extrahemus, mox esse tincturas, elixires, sales et ejusmodi similia. 
Mist um quodammodo in elementa dissolvere, ac singula puriora reddere, 
varias et adversantes, suas facultates separare et elicere, ut ex voto uti 
possimus, aliaque, quae scisse et novisse non paenitebit." 

l ) Ortolff von Bayrland. Arzneibuch. Hie fahet an eyn büchelin 
von manigerley Artzeney. Mainz 1485. 

a ) Spiegel der Arznei. Straßburg 1532. — Reformation der Apotheken. 
Straßburg 1536. 

°) De componendorum miscendorumque medicamentorum ratione. 1549. 

*) Reformirte deutsche Apothek- Frankfurt a. M. 1563. 



62 Geschichtliche Einleitung. 

mehr und mehr zur Geltung; und das vorerst in dem Arznei- 
wesen und in der Apothekerkunst. Dies vollzog sich gleich- 
zeitig mit dem Übergange der Destillierbücher zu den Arznei- 
büchern. Dieser Wandel fand gegen Ende des 16. Jahrhunderts 
statt und wird, obwohl längst vorbereitet, geschichtlish meistens 
mit dem Erscheinen des Dispensatorium Noricum des Valerius 
Cordus im Jahre 1546 identifiziert. 

Cord us (geb. 1515, gest. 1544) hielt sich von Wittenberg 
aus besuchsweise öfter bei seinem Onkel, dem Apotheker Ralla, 
von 1532 bis 1560 Besitzer der Salomo-Apotheke in Leipzig, 
auf und scheint dort die Destillierkunst und die Anfertigung 
chemisch-pharmazeutischer Präparate mit Interesse betrieben zu 
haben. Auf Rallas Anregung und mit dessen Mithilfe sammelte 
Cordus bewährte Vorschriften zur Anfertigung destillierter 
Wässer und anderer pharmazeutischer Präparate, welche Ralla 
veröffentlichte. 

Diese Kompilation, weit mehr aber seine Vorlesungen über 
die Materia medica des Dioscorides und seine im Jahre 1540 
veröffentlichte „Historia Plantarum", hatten den Ruf des jungen 
Gelehrten begründet. Während seiner botanischen Streifzüge 
durch Deutschland scheint Cordus um das Jahr 1541 auch 
nach Nürnberg gekommen zu sein und dort in ärztlichen Kreisen 
verdiente Beachtung gefunden zu haben. Im Jahre 1542 be- 
auftragte der Rat der Stadt Nürnberg ihn mit der Abfassung 
eines Dispensatoriums für die städtischen Ärzte und Apotheker. 
Cordus erfüllte diese Aufgabe mit Beihilfe seines Onkels Ralla 
und eines befreundeten, berufstüchtigen Apothekers, Caspar 
Pfruend in Torgau. Das Buch fand den Beifall des Nürnberger 
Rates und wurde im Jahre 1546, also zwei Jahre nach dem Tode 
des Cordus, in Nürnberg gedruckt 1 ). Die ersten beiden schnell 

l ) Pharmacorum omnium, quae quidem in usu sunt, conficiendo- 
rum ratio. Vu/go vocant Dispensatorium pharmacopolarum. Ex 
omni genere bonorum authorum, cum veterum tum recentium collectum, et 
scholiis utilissimis illustratum. in quibus obfter, plurium simplicium, Jhac- 
tenus non cognitorum vera noticia traditur. Authore Valerio Cordo. Item 
de collectione repositione et duratione simplicium. De adulterationibus quo- 
rundam simplicium. Simplici aliquo absolute scripto, quid sid accipiendum, 
'AvrtßoZM/iava, id est, Succedanea, sive Quid, pro Quo. Quälern virum 
Pharmacopolam esse conveoiat. Cum indice copioso. Norimbergae, apud 
Joh. Petreium. 



Allgemeine Geschichte der ätherischen Öle. 



63 




Fig. 3. 



64 Geschichtliche Einleitung. 

aufeinander folgenden Auflagen tragen kein Datum. Erst die 
dritte Nürnberger Auflage trägt die Jahreszahl 1548. Das Buch 
schien als maßgebendes Arzneibuch allgemein Aufnahme zu 
finden, und seine Originalausgabe sowie eine von Conrad Gesner 
mit Zusätzen versehene spätere Bearbeitung wurden vielfach 
nachgedruckt. 

Dieses in Kürze „Dispensatorium Noricum" genannte, 
gewöhnlich, wenn auch nicht ganz mit Recht 1 ) als erstes 
deutsches Arzneibuch geltende Werk hat bis zu Ende des 
17. Jahrhunderts Geltung behalten, obwohl es diese nach etwa 
20 Jahren mit einem zweiten ähnlichen Werke, der Augsburger 
Pharmakopoe von Adolf Occo, teilen mußte 2 ). 

Ungeachtet der während des 16. Jahrhunderts herrschenden 
und noch weit in das 17. Jahrhundert reichenden Unklarheit und 
Verworrenheit über das Wesen der Destillationsprodukte und 
der destillierten Öle gewannen die Darstellung und allmählich 
auch ihr Gebrauch in der Arzneikunst, in den Gewerben, sowie 
auch im Haushalt mehr und mehr Boden. Unter den ärztlichen 
Laboranten und Schriftstellern scheint der in Andernach im 
Jahre 1487 geborene und im Jahre 1574 als Professor der Me- 
dizin in Straßburg gestorbene Johann Winther !S ) sich besonders 
durch die mit Interesse und Sorgfalt betriebene Gewinnung 
einer größeren Anzahl der gewöhnlichen destillierten Öle verdient 
gemacht zu haben. 

Überhaupt fand die Destillation aromatischer Wässer und 
Öle von nun an hauptsächlich in Apothekerlaboratorien statt, 



*) Siehe S. 61. 

a ) Pharmacopoea seit Medicamentarium pro Republica Augu- 
stana. Author Adolphus Occo. Augusta Vindelicorum 1564. 

Auch von diesem Arzneibuch erschienen bis zum Jahre 1734 in steter 
Reihenfolge viele Nachdrucke und Neudrucke. Von diesen trugen spätere 
zum Titel den Beisatz „reformata" , „renovata et aucta". 

Der große und mehr als 1 1 /a Jahrhundert dauernde Absatz dieser beiden 
Arzneibücher erklärt sich einerseits dadurch, daß sie an Stelle der veralteten 
Antidotaria und der die Anforderungen der erweiterten Arzneikunst nicht 
mehr befriedigenden Destillierbücher für die Praxis zweckdienlichere, um- 
fassendere Kompilationen darboten, und andererseits durch die im Laufe des 
16. und 17. Jahrhunderts schnell zunehmende Begründung von Apotheken. 

") Guintheri Andemacei Liber de veter/ et nova . medicina tum 
cognoscenda tum facienda. Basiliae 1571. 



Allgemeine Geschichte der ätherischen Öle. 65 

wo auch die Destilliergeräte im Laufe der Zeit mancherlei Ver- 
besserungen erfuhren 1 ). 

Für das geschichtliche Studium der Einführung der destil- 
lierten Öle in Arzneiwesen, Gewerbe und Handel sind daher 
außer den genannten Nürnberger und Augsburger Pharmakopoen 
fortan die maßgebenden Arzneibücher und noch mehr die vom 
16. Jahrhundert an eintretenden städtischen Taxordnungen für 
den Betrieb des Arzneiwaren- und Spezereihandels zuverlässige 
Auskunftsquellen, wie das in neuerer Zeit die Preislisten des 
Großhandels und der Fabrikanten sind. 

Auf Grundlage dieser Dokumente 2 ) haben die früher bekann- 
ten, meistens noch im Gebrauch gebliebenen ätherischen Öle im 
Laufe des 16. und 17. Jahrhunderts in folgender Zeit, wenn nicht 
die erste Verwendung, so doch die erste gesetzlich bekundete 
Einführung in den Handel gefunden. 

Von destillierten*) Ölen waren in Gebrauch 4 ): 

Bis zum Anfange des 16. Jahrhunderts: 

Benzoeöl, Calmusöl, Cedernholzöl, Costusöl, Mastixöl, Rosenöl, 
Rosmarinöl, Salbeiöl, Spiköl, Terpentinöl, Wacholderholzöl, Weih- 
rauchöl, Zimtöl. 



*) Das auf S. 63 stehende Faksimile des Titelblattes eines solchen 
Apothekerbuches der /?es publica. Gorficensis vom Jahre 1629 ist charakteri- 
stisch durch das auf ihm hervortretende Oberwiegen der Destillier- und 
Zirkulationsgeräte, sowie durch den Ausdruck des in den alten Apotheken- 
laboratorien waltenden Ordnungssinnes. 

2 ) Die, außer den zuvor genannten Destillierbüchern, für diese über- 
sichtliche Zusammenstellung berücksichtigten Arzneibücher sind die Aus- 
gaben des Dispensatorium Noricum aus den Jahren 154-6, 1552, 1559, 1563, 1580, 
1589, 1592 und 1612, die der Pharmacopoea Augustana aus den Jahren 1580, 
1597 und 1640, und das Dispensatorium Brandenburgicum vom Jahre 1698. 

Von der großen Anzahl städtischer Taxordnungen sind dafür besonders 
herbeigezogen die der folgenden Städte: Berlin 1574 — Frankfurt a. M. 
aus den Jahren 1582, 1668, 1710 — Nürnberg aus den Jahren 1552, 1613, 
1624, 1644, 1652 —Worms 1582 — Straßburg 1586 —Wittenberg 1599, 
1632 — Halberstadt 1607, 1697 — Halle 1643, 1700 — Ulm 1649 — 
Bremen 1644, 1664 — Dresden 1652 — Leipzig 1669, 1689, 1694. 

3 ) Bei der Schwierigkeit der genauen Feststellung der Bereitungsweise 
der fraglichen Öle und unter Berücksichtigung des Umstandes, daß man früher 
unter einem destillierten Öl häufig etwas anderes verstand als heute, ist es 
nicht ausgeschlossen, daß sich unter den genannten auch eine Anzahl Olea 
cocta oder infusa befinden. 

*) Einzelne Öle, welche ihrer giftigen Eigenschaften halber von dem freien 
Verkehr ausgeschlossen waren, wie z. B. Bittermandelöl, Kirschlorbeeröl usw., 

Gildemeister, Die ätherischen Öle. I. 5 



36 Geschichtliche Einleitung. 

Dazu kamen: 

Vom Jahre 1500 bis 1540: 

Aloeholzöl, Angelicaöl, Anisöl, Cardamomenöl, Carpobalsamöl 1 ), 
Cubebenöl, Feldkümmelöl, Fenchelöl, Kümmelöl, Libanotisöl, Liebstöckel- 
öl, Macisöl, Muskatnußöl, Pastinaköl, Pimpinellöl, Pfefferöl (von Piper 
nigrum), Sellerieöl, Sandelholzöl, Wacholderbeeröl, Wacholderteeröl 
{Oleum cadinam). 

Vom Jahre 1540 bis 1589: 

Alantöl, Ammoniakgummiöl, Andomöl (Marrubiutn vulgare), Anime- 
öl, Asafoetidaöl, Basilicumöl, Bdelliumöl, Bergmelissenöl {Melissa 
calaminthä), Bergthytnianöl (Thymus acrnos), Bernsteinöl, Citronenöl, 
Corianderöl, Costiveröl, Dillöl, Dostenöl, spanisches Dostenöl, Elemiöl, 
Galbanumöl, Galgantöl, Guajakholzöl, Kamillenöl, römisches Kamillenöl, 
Krauseminzöl, Ladanumöl, Lavendelöl, Limonenöl, Löffelkrautöl, Lorbeer- 
Öl, Marumverumöl, Mairanöl, Melissenöl, Menthaöle, Möhrensamenöl, 
Mutterkrautöl {Matricaria partbenium), Mutterkümmelöl, Myrrhenöl, 
Nelkenöl, Opopanaxöl, Petersilienöl , Pfefferöl (von Piper Iongum), 
Pfefferkrautöl (Satureja hortensis), Poleiöl, Pomeranzenschalenöl, Rain- 
farnöl, Quendelöl, Rautenöl, Rhodiumholzöl, Safranöl, Sagapenöl, 
Sandaracöl, Sassafrasöl, Schwarzkümmelöl, Storaxöl, Tacamahacöl, 
Thymianöl, Veilchenwurzelöl, Wermutöl, Ysopöl, Zittwerwurzelöl. 

Vom Jahre 1589 bis 1607: 

Kerbelrübenöl {Chaerophyllum buJbosum), Pfefferminzöl, Sadebaumöl, 
weißes Senföl, Sesiliöl, Zittwerblütenöl. 

Vom Jahre 1607 bis 1652: 

Ingweröl, Lebensbaumöl, Marienblattöl {Tanacetum ba/samita). 
Vom Jahre 1652 bis 1672: 

Bärenklauöl {fieracleum sphondylium), Cascarillöl, Cypressenöl, 
Gartenkerbel öl (Anthriscus cerefoiium), Kunigundenkrautöl (Eupatorium 
cannabinum), schwarzes Senföl. 

Vom Jahre 1672 bis 1708: 

Baldrianwurzelöl, Bergamottöl , Beifußöl, Buchsbaumöl, Meister- 
wurzelöl, Neroliöl, Templinöl (Pinus pumiliö). 

Vom Jahre 1708 bis 1730: 
Bittermandelöl, Cajeputöl. 



sind aus den Taxen, und da sie arzneiliche Verwendung damals noch nicht 
fanden, auch aus den Arzneibüchern ausgeschlossen. Die beiden genannten Öle 
waren aber schon vor der Mitte des 16. Jahrhunderts bekannt, Bittermandelöl, 
wahrscheinlich nur vereinzelt, schon im Mittelalter. Öle tierischen Ursprungs 
sind in diesem Verzeichnis unerwähnt geblieben. 

x ) CarpobaJsamum sind die früher arzneilich gebrauchten Früchte von 
Balsamea meccanensis Gleditsch (Balsamodendron opobalsamu'm Kunth). 



Allgemeine Geschichte der ätherischen Öle. 67 

Mit dem Übergange des Betriebes der Destillierkunst in die 
Apothekenlaboratorien oder auch infolge des von neuem über- 
handnehmenden Strebens nach Metallveredlung und der Auf- 
findung des seit Jahrhunderten gesuchten Iapis philosophorum, 
trat zu Anfang des 17. Jahrhunderts ein Wandel in der Richtung 
alchemistischer Tätigkeit ein. An Stelle der Destillieröfen traten 
mehr und mehr die Schmelz- und Sublimieröfen, und die For- 
schung wandte sich wieder den mineralischen und metallischen 
Stoffen zu, um das edle Gold und die in den organischen Ge- 
bilden vergeblich gesuchte Panacee für die Erhaltung der Jugend 
und der Gesundheit in jenen zu suchen. 

Die seit Jahrhunderten unternommenen Versuche, gewöhnliche 
Metalle in Gold umzuwandeln, und das Suchen nach einer Quinta 
essentia durch die Trennung des „Subtilen und Geistigen" vom 
„Groben und Irdischen" durch Destillation und Sublimation, 
führte die chemische Forschung unausgesetzt zu falschen Schluß- 
folgerungen. Der Plan und die Ausführung der alchemistischen 
Arbeiten, ihr Endzweck und die Erklärung der dabei stattfindenden 
Vorgänge waren vielfach von irrigen Doktrinen geleitet. Die 
Ergebnisse waren dementsprechend unsicher und oftmals Sache 
des Zufalls, und das chemische Wissen war ein Truggebäude 
ohne inneren Zusammenhang. So erheblich auch die Summe der 
Fortschritte während des 16. und 17. Jahrhunderts erscheinen mag, 
so waren sie nur in empirischer Weise gewonnene unfertige 
Glieder für eine spätere Gestaltung der Chemie. Zu diesen 
gehörten auch manche in der Folge sehr nützlich gewordene 
chemische Präparate und destillierte Öle. Wie man in jenen 
als höchste und letzte Potenz in den Gebilden der Natur die 
Herstellung des lapis philosophorum suchte, so hoffte man 
auch in diesen die quinta essentia als wahre Panacee für 
Wiederherstellung der Gesundheit und Lebensverlängerung zu 
finden. Jede klare Vorstellung über die Natur der destillierten Öle 
fehlte. Glaubten doch Philipp Ulstad nnd andere aufgeklärte 
Forscher und Laboranten des 16. Jahrhunderts, in dem Weingeist 
diese quinta essentia gefunden zu haben. Jeder wirkliche oder 
scheinbare Erfolg spornte nicht nur die Spagyriker und Al- 
chemisten, zu denen damals auch die Mehrzahl der ärztlichen 
und pharmazeutischen Laboranten gehörte, zu rastlosem Nach- 
jagen nach dem vermeintlich nahezu erreichten Phantome an, 

5* 



58 Geschichtliche Einleitung. 

sondern festigte auch den traditionellen Glauben an die Existenz 
jener imaginären Potenzen. 

■ Bei dem eifrigen Betriebe und den mancherlei Fortschritten 
der Destillierkunst während des 16. Jahrhunderts verblieb in- 
dessen das Verständnis für die Natur der erhaltenen Produkte im 
Banne überkommener doktrinärer und theosophischer Ansichten, 
In diese Zeit fielen dann die tiefen Schatten hinein, welche die 
Schrecken des dreißigjährigen Krieges auf das kulturelle und 
geistige Leben Deutschlands warfen. Diese Deutschland vor allen 
Ländern schwer heimsuchenden Religionskämpfe zerstörten Wohl- 
stand und Gedeihen und lähmten für nahezu ein Jahrhundert 
das wissenschaftliche und gewerbliche Leben der Nation. Über- 
kommenes Wissen und Können in Künsten und Gewerben ging 
vielfach verloren, Aberglaube und die spagyrische Kunst erstarkten 
von neuem, und die abstrakte Alchemie erlebte, gleich ihrer 
ersten Blütezeit in der arabischen Welt, ihre letzte Fruchtreife 
im christlichen Zeitalter. 

Während in jenen Zeiten in Europa und besonders in 
Deutschland die destillierten Wässer hauptsächlich als. Arznei- 
mittel angewandt wurden, war in Asien der Gebrauch wohl- 
riechender Drogen tierischen und pflanzlichen Ursprungs und 
daraus hergestellter Wässer oder damit imprägnierter fetter und 
vereinzelter ätherischer Öle bei religiösen Zeremonien und zu 
Parfümeriezwecken ziemlich verbreitet. Interessante Angaben 
hierüber finden sich in den „Ain-i-Akbari", den Annalen des 
Kaisers Akbar(1542 — 1605), die gegen Ende des 16. Jahrhunderts 
von seinem Historiographen Abul FazI in persischer Sprache 
geschrieben sind 1 ). 

Aloeholz, das früher eine große Rolle spielte, wurde zer- 
kleinert in die Erde gegraben, wobei das minderwertige verfaulte, 
während der harzreichere Anteil, das reine Aloeholz, übrig blieb. 
Es diente mehrfachen Zwecken: als Arznei, zum Parfümieren 
und Räuchern, als insektenvertreibendes Mittel u. a. Das Öl des 
Holzes, Chuwah genannt, wird destiHiert, indem das zerkleinerte 
Holz mit Wasser in eine Tonflasche gegeben wird, deren Hals 
mit einem zweiten, mit Wasser beschickten Gefäß verbunden 



l ) David Hooper, Die Wohlgerüche bei den Moguls. Calcutta Review, 
Oktober 1904. — Bericht von Schimmel 8 Co., Oktober l»0fi, 82. 



Allgemeine Geschichte der ätherischen Öle. 69 

wird. Ein gelindes Feuer treibt das Öl in die Vorlage über, das 
zur Entfernung des rauchigen Geruchs mehrere Male (je öfter, 
desto besser) mit Wasser gewaschen wird. Über die Geschichte 
des Rosenöles, das seinen Weg über Persien nach Indien fand, 
wird berichtet, das die Gemahlin des Kaisers Jehanger in den 
mit Rosenwasser gespeisten Kanälen der kaiserlichen Gärten auf 
der Oberfläche eine dünne Haut wahrnahm, die sie sammeln 
ließ. Dem abgeschöpften wohlriechenden Öl gab sie den Namen 
ihres Gemahls Atr-i-Jehängiri. Andere Wässer, so aus Orangen- 
und Jasminblüten dargestellte, werden unter dem Sammelnamen 
Araq zusammengefaßt. Den Riechgräsern Andropogon schoe- 
nanthus, A. muricatus und A. laniger begegnen wir unter den 
Namen Rus und Abir Izkhir. Von Harzen werden als bekannt 
erwähnt Storax, Benzoe, Weihrauch und Ladanum. Dieses wird 
richtig als ein aus „cyprischen und chaotischen Bäumen" (Cistus) 
gewonnener Körper beschrieben. Außerdem wird es aus den 
Barten von Ziegen gewonnen, die an Cistussträuchern entlang 
gestrichen sind; diese Qualität gilt als die beste. 

Der Campher soll zuerst in einem nicht weit von Ceylon 
gelegenen Lande gefunden worden sein. Auch ein mit Campher 
parfümiertes Surrogat war bekannt, durch das „gewissenlose 
Leute sich auf Kosten anderer bereicherten". Auch der Borneo- 
campher war hochgeschätzt. 

Von untergeordneter Bedeutung erscheinen die außerhalb 
Indiens gewonnenen Riechstoffe Veilchenwurzel, Wurmsamen 
und Patchouliblätter. 

Von tierischen Wohlgerüchen werden erwähnt Ambra, Zibet 
und Moschus. 

Damals war in Deutschland alles Sinnen und Trachten auf 
die künstliche Herstellung des Goldes gerichtet, und das 17. Jahr- 
hundert war dort reicher an Goldmachern als die beiden vor- 
hergegangenen. Manche Fürstenhöfe, an denen Geldnot herrschte, 
waren die fruchtbaren Böden, auf welchem Adepten und Spagy- 
riker die geheime Kunst betrieben. Von diesen aber erzielten 
nur sehr wenige praktische Erfolge, wie das dem vermeintlichen 
Goldmacher Bö ttger (geb. 1685, gest 1719) gelang, der anstatt- 
Gold die Kunst des Porzellanmachens erfand. Auf chemischem 
Gebiete vollbrachte das 17. Jahrhundert mit seiner allgemeinen 



70 Geschichtliche Einleitung. 

Verarmung und Zerfahrenheit im wissenschaftlichen und prak- 
tischen Verkehr nur wenig. Fürsten, Gelehrte und Ärzte und 
alle Klassen der damaligen gebildeten Welt waren offene oder 
geheime Anhänger und Gläubige des Phantoms der Transmuta- 
tion der Metalle. 

Dieses, alles andere chemische Forschen überwuchernde und 
zurückdrängende Streben scheint in Deutschland auch für die 
Destillierkunst eine längere Stagnation herbeigeführt zu haben. 
Sie wurde im Laufe des 17. Jahrhunderts nur von wenigen fern 
von dem Kriegsgetümmel auf deutschem Boden wirkenden 
Forschern und Laboranten gepflegt. Diese waren besonders 
Joh. Baptista van Helmont in Brüssel (geb. 1577, gest. 1644), 
Johann Rudolf Glaub er in Amsterdam (geb. 1604, gest. 1668), 
Nicolas Lemery in Paris (geb. 1645, gest. 1715) und Wilhelm 
Homberg in Paris (geb. 1652, gest. 1715). 

In dieser Zeit wurden auch dem Wasser in der Destillier- 
blase Salze zugesetzt, z. B. Kochsalz, Pottasche, Alaun, Wein- 
stein. Das Wasser sollte dadurch schwerer werden, so daß die 
Pflanzenteile sich nicht so leicht auf den Boden festsetzen und 
festbrennen könnten. Jedenfalls fand man auch, daß dadurch 
in manchen Fällen eine Erhöhung der Ausbeute eintrat. Der 
von Glaub er empfohlene Salzsäurezusatz muß dagegen als eine 
Verirrung bezeichnet werden. 

Auch mit diesen vermeintlichen Verbesserungen verblieb 
die Destillierkunst am Schlüsse des für sie im allgemeinen sterilen 
17. Jahrhunderts auf dem Boden empirischen Experimentierens. 
Ebensowenig wurde sie gefördert durch die zu Ende des Jahr- 
hunderts von J. J. Becher (geb. 1635, gest. 1681) begründete und 
von G. E. Stahl (geb. 1660, gest. 1734) vervollständigte, das 
gesamte chemische Wissen für mehr als ein Jahrhundert be- 
herrschende Phlogistontheorie. War diese letzte große Über- 
gangsperiode der theoretischen Chemie auch eine geistvolle 
und fruchtbare, ihre zu Ende des 18. Jahrhunderts eintretende 
Reformation wohl anbahnende, so fehlte ihr für die Auf- 
klärung der Zusammensetzung der ätherischen Öle jede Grund- 
lage. Waren doch selbst die elementaren Bestandteile der 
'Luft und des Wassers, ja die Natur der Elemente der Erd- 
und Mineralgebilde bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts erst teil- 
weise ermittelt. 



Allgemeine Geschichte der ätherischen Öle. 71 

Mit der Vervollkommnung und der allgemeinen Benutzung 
der Destillationsgeräte in den Apothekenlaboratorien nahm die 
Technik der Destillation aromatischer Pflanzenstoffe und die 
Herstellung der Destillationsprodukte im Laufe des 18. Jahr- 
hunderts wieder neuen Aufschwung. Die destillierten Öle wurden 
in größeren Mengen und wohl auch in besserer Qualität dar- 
gestellt, und- ihre Verwendung nahm nicht nur im Arzneiwesen, 
sondern auch im Haushalt und in den Gewerben zu. So waren 
beispielsweise nach Auskunft der vorhandenen Literatur und 
später der Spezerei- und Arzneiwaren-Taxen deutscher Städte 
im Jahre 1500 ungefähr 13 destillierte Öle bekannt, im Jahre 1540 
34 und im Jahre 1589 schon etwa 108. Das Dispensatorium 
Noricum des Valerius Cordus führte in seiner ersten Ausgabe 
im Jahre 1543 3 destillierte Öle auf, in der Ausgabe vom Jahre 
1552 5, vom Jahre 1563 6 und in der Ausgabe vom Jahre 1589 
56 destillierte Öle. Im Jahre 1708 waren ungefähr 120 destil- 
lierte Öle in den damaligen Taxordnungen aufgeführt. 

Die Reindarstellung einer Anzahl wohlriechender destillierter 
Öle und die Fertigkeit durch geeignete Mischung aus ihnen an- 
genehme Wohlgerüche herzustellen, trugen nicht nur zur Ver- 
besserung der Gewinnungs- und Destillierweisen der Öle, sondern 
auch zu ihrer vermehrten Benutzung bei. Die langsam er- 
wachsende Industrie der Öldestillation, wie sie nach beiläufigen 
Angaben in einigen der zuvor erwähnten Destillierbücher für 
Lavendel- und RosmarinÖl in der Provinz von Frankreich (Pro- 
vence) schon im 15. und 16. Jahrhundert bestanden zu haben 
scheint 1 ), schuf wohl auch die ebenso allmählich erstehende In- 
dustrie der Parfümerien. Wie das „Ungarische Wasser", ein 
weingeistiges Destillat von frischem Rosmarin 2 ), im 16. Jahr- 
hundert, und der „Karmeliter Geist", ein weingeistiges Destillat 
von Melisse und Lavendel 3 ), im 17. Jahrhundert als die ersten 
Anfänge dieser Industrie gelten können, so gab die um das 
Jahr 1725 durch Johann Maria Farina in Köln eingeführte, nicht 
nur durch die treffliche Kombination pflanzlicher Wohlgerüche, 
sondern auch durch die Güte der dafür verwendeten destillierten 
Öle erfolgreiche Eau de Co/ogne-Fabrikation die Anregung für 

*) Siehe S. 52. 
B ) Siehe S. 33. 
s ) Siehe Geschichte des Lavendel- und Spiköles. 



72 Geschichtliche Einleitung. 

die Herstellung mehrerer Öle 1 ) von bester Qualität. Diese Vor- 
läufer in der Parfümerie-Kunst schienen bald allgemeinere Wert- 
schätzung gefunden zu haben, infolgedessen sie allmählich zu der 
schon um die Mitte des vorigen Jahrhunderts hoch entwickelten 
Parfümerie-Industrie emporwuchs. 

Mit der zunehmenden Wichtigkeit der destillierten Öle und 
ihrer allgemeineren Verwendung trat man im Laufe des 18. Jahr- 
hunderts auch der Erkenntnis ihrer Natur und Bestandteile 
näher. Der im Anfange des 18. Jahrhunderts an der Universität 
zu Leiden als Lehrer der Medizin, der Botanik und der Chemie 
tätige, ausgezeichnete Gelehrte Hermann Boerhave (geb. 1668, 
gest. 1738) stellte in seinem um das Jahr 1728 verfaßten Lehr- 
buche der Chemie 2 ), der vollständigsten und klarsten Darstellung 
des gesamten chemischen Wissens seiner Zeit, den Lehrsatz 
auf, daß die flüchtigen Öle aus zwei Elementen beständen, einem 
gröberen harzartigen, in Wasser unlöslichen Teile (mater) und 
einem höchst subtilen, kaum wägbaren, ätherischen, an sich 
vielleicht gasförmigen Teile (Spiritus rector). Von dem ersteren 
Teile nahm man an, daß er allen destillierten Ölen gemeinsam 
und an sich einheitlich sei, daß die charakteristischen Geruchs- 
und Geschmacksunterschiede der verschiedenen Öle aber durch 
den zweiten Bestandteil, den jedem Öle eigenartigen Spiritus 
rector" bedingt und daß dieser wasserlöslich und das wesent- 
liche und charakteristische Prinzip der Öle sei, welches ihnen 
und den destillierten Wässern Geruch, Geschmack und Wirk- 
samkeit erteile. Die durch Luft- und Lichtzutritt erfolgende 
Veränderung resp. Verharzung der flüchtigen Öle schrieb man, 
in Übereinstimmung mit dieser Theorie, dem Entweichen des 
„spiritus rector" zu 3 ). 



1 ) Siehe Geschichte des Melissenöles. 

2 ) Elemente, chemiae, quae anniversa.no labore docuit in publicis priva- 
tisque schoh's, Hermannus Boerhave. Tomus primus, gar continet his- 
toriam et artis theoriam. Tomus secundus, qui continet operationes chemicas. 
Lugduni Batavorum 1732 — Londini 1732, 1735 — Parisii 1732, 1733, 1753 — 
Ltpsiae 1732 — Basiliae 1745 — Veneti 1746, 1759. 

*) „In hoc autem oleo essentiali rursus subtilissämus, volatilis, paucus, 
acerrimas, vix ponderandus, spiritus iterum complectltur illud omne, quod 
huic toti oleo dabat hanc vim; eoque ablato nihil in oleo .... Inquisivi in 
pondus spirituum, invenire non potui est." (Boerhaves Eiementa chemiae) 
Tom. 2, p. 124—131. 



Allgemeine Geschichte der ätherischen Öle. 73 

Diese Anschauungsweise steht wohl in ursächlicher Be- 
ziehung zu dem durch das ganze Mittelalter und bis zum 
17. Jahrhundert waltenden Glauben an die subtilen Eigenschaften 
und Wirkungsweise der aromatischen Pflanzenstoffe und ihrer 
Wasserdestillate (gebrannte Wässer). Bei der Annahme der 
Wasserlöslichkeit des „Spiritus rector" mußten diese Destillate 
die wirksamen und heilkräftigen Prinzipien der flüchtigen Pflanzen- 
aromata in höchster Potenz enthalten. Boerhaves Lehrsatz 
über die dualistische Konstitution der flüchtigen Öle fand daher 
als der schließlich rationellste Aufschluß für den Jahrhunderte 
langen Glauben an die wunderbare Heilkraft der „gebrannten 
Wässer", und als ein vollgültiger Beleg für ihre Beibehaltung 
in der Heilkunst allgemeine Annahme. Bei der Aufstellung der 
antiphlogistischen Nomenklatur im Jahre 1787 wurde daher der 
spiritus rector noch als zutreffend anerkannt und unbeanstandet 
als arome bezeichnet. 

Die ersten Chemiker, die in ihren Schriften die Ansicht 
über die dualistische Natur der flüchtigen Öle verließen und 
zu der Annahme zurückkamen, daß Geruch und Geschmac"k 
ihnen im Ganzen zukomme, waren der Professor der Medizin 
in Halle F. A. C. Gren 1 ) und der ausgezeichnete Chemiker Ant. 
Francois de Fourcroy a ) in Paris, von denen der erstere im Jahre 
1796, der letztere im Jahre 1798 die Unhaltbarkeit der Ansicht 
Boerhaves dartaten. Auch einer der bedeutendsten medi- 
zinischen und chemischen Forscher seiner Zeit, der Professor 
Friedrich Hoff mann in Halle (geb. 1660, gest. 1743), ein Zeit- 
genosse Boerhaves, der die flüchtigen Öle mit großer Sorgfalt 
dargestellt und beobachtet hat 3 ) schloß sich dessen Ansichten 
nicht ohne Vorbehalt an. Hoffmann, ein vielseitiger und un- 
befangener Forscher und Schriftsteller, war sich über die Natur 
und Bestandteile der Öle indessen noch ebensowenig klar wie 

x ) Grens Grundriß der Chemie nach den neuesten Entdeckungen ent- 
worfen und zum Gebrauch akademischer Vorlesungen eingerichtet. Halle 1796. 
Bd. 2, S. 217. 

a ) Annales de chimie 25 (1798), 232 und Fourcroy, Systeme des 
connaissances chimiques. Paris 1801. 

8 ) FredericiHoffmannii Opera omnia pbysico-medica.. Denuo revisa 
correcta et aucta. In sex tomos distributa. Genevae 1740 — 1761 — Veneti 
1745, 17 Volumina — Neapel 1753, 25 Volumina. 



74 Geschichtliche Einleitung. 

seine Zeitgenossen. Er unterschied durch Auspressung, durch 
„destillatio per ascensum" und „per descensum" x ) erhaltene 
Öle und hielt den „Schwefel" für ein Grundprinzip der Öle, von 
denen die bituminösen und empyreumatischen am reichsten an 
Schwefel wären 2 ). Auch glaubte er die Farbe und den Geruch 
der Öle durch den größeren oder geringeren Schwefelgehalt 
bedingt. 

Von Interesse dürfte aus der eingehenden Behandlung der 
fluchtigen Öle in Hoffmanns Laboratorium und in seinen 
Werken unter anderem die von ihm zuerst gewonnene Ansicht 
sein, daß der bis dahin für ein flüchtiges organisches Salz ge- 
haltene Campher ein geronnenes ätherisches Öl sei 8 ), sowie die 
von ihm gemachte Wahrnehmung, daß die meisten im damaligen 
Handel befindlichen destillierten Öle mit Terpentinöl, Oleum vini, 
Alkohol und fetten Ölen verfälscht seien 4 ). Auch ermittelte 
Hoff mann die Ausbeute vieler Vegetabilien an ätherischen 
Ölen 5 ) und das spezifische Gewicht der meisten damals ge- 
bräuchlichen Öle ). 

Zu Anfang des 18. Jahrhunderts galt die Destillation als 
eine bekannte und allgemein geübte Laboratoriumarbeit. Das 
damalige Interesse wandte sich besonders der Ermittlung der 
Ausbeute an ätherischem Öle aus den Vegetabilien und den 
Eigenschaften der Öle zu. Dazu hatte wohl die von Glauber 
befürwortete Destillation und die Rektifikation zur Entfärbung 
und Auffrischung durch Alter dunkel gewordener Öle mittels 
verdünnter Salzsäure Anregung gegeben. 

*) „Destillatio per ascensum" entspricht der jetzt allgemein gebräuch- 
lichen Destillationsweise, bei der die Dämpfe im Destillationsgefäß aufwärts 
steigen und oberhalb abgeleitet werden. Bei der „destillatio per descensum" 
werden die Dämpfe gezwungen, abwärts durch das Destillationsmaterial zu 
gehen, um in das unter dem Destflliergefäß stehende Auffangegefäß zu ge- 
langen. (Siehe Geschichte der Destillierweisen und der DestilHergeräte.) 

2 ) Ebenda Tom 4. Liber 1, p. 449—451. 

s ) Ebenda Liber 72. Observatio 13, p. 44—50. 

*) Frederici Hoffmannii Opera, omnia physico-medica. Denuo revisa 
correcta et aucta. In sex tomos distributa. Genevae 1740-1761 — Veneti 1745, 
17 Volumina — Neapel 1753, 25 Volumina. Liber 67. Observatio 2, p. 9 — 11. 

B ) Ebenda Liber 65. Observatio 1, p. 1—9. „De o/eis dest/'J/atis inquc 
eorttm destii/atione observanda." 

e ) Ebenda Liber 72. Observatio 8, p. 27-30. „Oravitas specifica o/eorum." 



Allgemeine Geschichte der ätherischen Öle. 75 

Den Ansichten Glaubers 1 ) und seiner Zeitgenossen trat 
Friedr. Hoffmann entgegen; er erklärte die Benutzung des 
spiritus salis*) oder der verdünnten Schwefelsäure 3 ) oder den 
Zusatz von Pottasche, Weingeist und Alaun*) für die Destillation 
der Öle für zwecklos, billigte aber den des Kochsalzes. Er 
motivierte diesen Brauch durch die Erklärung, daß es „sehr 
richtig sei, Salz bei der Destillation hinzuzusetzen, weil es die 
Trennung der Ölteilchen befördere und Fäulnis verhindere. Ferner 
machte es das Wasser schwerer, so daß das Pflanzenmaterial 
nicht zu Boden sinkt und anbrennt; endlich reinige Salz 'das 
Destillat" 5 ). 

Auch kehrte man bei manchen Pflanzenstoffen, z. B. bei 
Wacholderbeeren, Wermut, Salbei und anderen Kräutern, zu 
dem im 15. und 16. Jahrhundert üblichen Verfahren der zuvorigen 
Gärung der Vegetabilien, zuweilen unter Zusatz von Honig und 
Hefe 8 ), oder zur zu vorigen Durchfeuchtung mit Weingeist 7 ) 
zurück. Gewiß erreichte man damit eine größere Ausbeute an 
weingeisthaltigem Öle, ohne daß man diese Verdünnung des 
Destillates durch Alkohol zu erkennen schien. 

Die „absteigende Destillation" (destillatio per descensum) 
wurde von Hoffmann für die Bereitung einzelner spezifisch 
schwerer Öle, wie Zimt- und Nelkenöl, als die bessere Destillier- 
weise wohl in dem Glauben empfohlen, daß die hierdurch dunkel- 

*) Johanni Rudolphi Glauberii Furni novi philosophicf. Lugduni Bata- 
vorum 1648 — Amstelodami 1648 — Prag 1700. Pars 1, p. 35, 36 et 41, 
et pars 3, p. 30. 

a ) Ebenda Pars 1, p. 36. Rohe, durch Destillation von Kochsalz mit 
Alaun oder Schwefelsäure bereitete Salzsäure. 

s ) Crells Chem. Journ. 8 (1780), 30. — Pfaffs System der Materia 
medica. 1815. Bd. 4, S. 50. 

*) Glauberii Furni novi philosophici. Lugduni Batavorum 1648. — 
Prag 1700. Pars 1, p. 38 et pars 3, p. 31. 

6 ) Fr. Hoffmannii Opera omnia physico- medica. Supplementum 
secundum. Geneve 1760. Pars 1, p. 730. 

«) Berlinisches Jahrbuch für Pharmacie 1804, 380. 

') Demachy, Laborant im Großen, oder die Kunst die chemischen Pro- 
ducte fabrikmäßig zu verfertigen. Aus dem Französischen übersetzt, mit 
Zusätzen versehen von Samuel Hahnemann, der Arzneikunde Doctor und 
Physikus des Amtes Gommern. Leipzig 1784, S. 238. 



76 # Geschichtliche Einleitung. 

farbigen, vermeintlich schwefelreicheren Öle, gehaltvoller und 
besser seien 1 ). 

Mit der Zunahme des Gebrauches der destillierten Öle stellten 
sich von der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts an auch für diesen 
Zweig der Laboratoriumindustrie weitergehende Handelsinteressen 
ein. Es galt nicht nur gute, sondern auch gewinnbringende Pro- 
dukte in besser konstruierten Destillierblasen herzustellen. Zur 
Anleitung dafür erschienen neuere „Destillierbücher"*), welche 
mit denen früherer Zeit wenig mehr als diesen Titel gemein hatten ; 
und welche nicht nur der Destillation „gebrannter Wässer" allein, 
sondern mehr der der flüchtigen Öle und zum Teil auch des 
Weingeistes galten. Damit aber stellte sich auch das wissen- 
schaftlich interessante und geschäftlich wichtige Problem der 
möglichst größten Ausbeute der Pflanzenstoffe an Öl ein. 

Mach dem Vorgange von Johann Winther 3 ), von Boerhave 
und Fr. Hoffmann richteten sich die Arbeiten über destillierte 
Öle im Laufe des 18. Jahrhunderts unter anderem auf die Er- 
mittlung des Ergebnisses der Destillation der gangbaren aroma- 
tischen Pflanzenstoffe an Öl. In dieser Richtung waren die 
Arbeiten des Professors der Medizin, Botanik und Chemie an 
der Universität zu Frankfurt a. d. Oder, Joh. Friedr. Cartheuscr 
(geb. 1704, gest. 1769)*), des Berliner Apothekers Caspar Ncu- 



*) Fr. Hoffmannii Opera omnia physico-medica. Tom. 4. Observa- 
tionum selectiorum libri. 1717. Liber 1, p. 449 — 451. — Supplementum 
secundum. 1760. Pars 1, p. 730. 

s ) Von diesen waren die bedeutenderen: 

Die zum allgemeinen Gebrauch wohl eingerichtete Destill irkunst. 
Auch die Bereitung verschiedener destillierter Wässer und Öle. Von 
G. H. Burghart. Breslau 1736. — Neue Auflage mit vielen Zusätzen von 
J. Christian Wiegleb. 1754. 

Das Brennen der Wasser, Öle und Geister. Wohleingerichtete 
Destillierkunst und neue Zusätze. Von G. H. Burghart. Breslau 1748. 

Trait6 raisonn6 de la distillation, ou Ja d/stillation röduite en principes 
avec un trait6 des odeurs. Par De/ean. Paris 1753. — Deutsche Ausgabe, 
Altenburg 1754. 

Trait6 des odeurs, Suite du traitä de la distillation. Par De/ean. 
Paris 1764. 

' ") Siehe S. 64. 

*) Cartheusers Arbeiten über destillierte Öle sind enthalten in seinen: 

Fundaments materiae medicae. Francofurt. ad Viadr. 1738 und 
Pariser Ausgabe 1752. 



Allgemeine Geschichte der ätherischen Öle. 77 

mann (geb. 1683, gest. 1737) 1 ) und der Pariser Apotheker Claude 
Joseph Geoffroy (geb. 1685, gest. 1752), und Guillaume Francois 
Rouelle (geb. 1703, gest. 1770) s ), von besonderem Werte. 

Diese ermittelten durch sorgfältige, allerdings nur mit ein- 
fachen Destillierapparaten und im kleinen Maßstabe angestellte 
Destillationen die Ausbeute der gebräuchlicheren Pflanzenstoffe 
an flüchtigem Öle. Die von ihnen gewonnenen und in ihren 
Schriften oder in Zeitschriften veröffentlichten Resultate ihrer 
Untersuchungen 3 ) sind in die gesamte Fachliteratur ihrer und der 
Folgezeit übergegangen und haben bis zum Anfange des vorigen 

Elementa Chymiae dogmatico-experimentalis, una cum synopsi 
Materiae medfcae sefecü'orfs. Hallae 1736. Editio secunda pr/ore Ionge 
emendatior. 

Dissertatio chymico-physica de genericis quibusdam plantarum 
principiis hactenus neglectis. Francof. ad Viadr. 1754. Editio secunda 1764. 

Dissertatio physico-chemica medica de quibusdam Materiae 
medicae subjectis exarat. ac publice habet nunc Her, resus. Francof. ad 
Viadr. 1774. 

Dissertationes nonnullae selectiores physico-chemicae ac 
medicae, varii argumenti post novam /ustrationem ad prelum revocat. 
Francof. ad Viadr. 1778. 

Pharmacologia theoretico-practica praelectionibus academicis 
accommodata. Berolini 1745. 

*) Caspar Neumanns Arbeiten über destillierte Öle finden sich im 
zweiten Bande seiner: Chymia medica dogmatico-experimentalis, 
oder Gründliche mit Experimenten bewiesene Medizinische Chemie. 
Herausgegeben von Christ. Heinr. Kessel. 4 Bände. Züllichau 1749 — 1755. 

a ) Geoffroys und Rouelles Arbeiten über flüchtige Öle befinden sich 
in den Jahrgängen 1730 bis 1760 der Memoires de l'academie royale des 
Sciences de Paris. 

3 ) Die im Laufe des 18. Jahrhunderts bis zum Jahre 1789 gemachten 
Beobachtungen über die Ausbeute und die Eigenschaften der destillierten 
Öle hat Remler in Erfurt in tabellarischer Zusammenstellung im Jahre 1789 
in Erfurt herausgegeben. 

Eine gleiche, auch den Ursprung der Öle in Berücksichtigung ziehende 
tabellarische Zusammenstellung hat Raybaud in Paris bei Gelegenheit der 
Pariser Industrie-Ausstellung im Jahre 1833 im Journal de Pharmacie, August 
1834 (in deutscher Bearbeitung in Buchners Repert. der Pharm. 51 (1835), 
54) veröffentlicht. Eine weitere zeitentsprechende Bearbeitung dieses Gegen- 
standes und besonders der Darstellung und Ausbeute der Öle wurde noch- 
mals im Jahre 1850 und 1855 von G. H. Zeller im „Jahrbuch für praktische 
Pharmacie und verwandte Fächer" und demnächst im Sonderabdruck („Studien 
über ätherische Öle", Landau 1850, und „Ausbeute und Darstellung der 
ätherischen Öle", Stuttgart 1855) veröffentlicht. 



78 Geschichtliche Einleitung. 

Jahrhunderts als maßgebend gegolten. Diese sowie aridere 
Arbeiten über die Öle fanden durch das umfassende und für lange 
Zeit allgemein gültige Dispensatorium des englischen Arztes und 
Chemikers William Lewis 1 ) Eingang in die englische Literatur. 
Wie sehr zu Ende des 17. und im Laufe des 18. Jahrhunderts 
das Interesse für die Natur und Zusammensetzung der destil- 
lierten Öle, wesentlich wohl durch die Anregung einer Anzahl 
von Universitätslehrern, zunahm, und wie diese Öle mehr und 
mehr in Untersuchung gezogen wurden, ergibt sich, außer aus 
den Arbeiten der genannten Forscher, aus der beträchtlichen 
Anzahl von Untersuchungen, welche als Gegenstand von Disser- 
tationsarbeiten an deutschen Universitäten ausgeführt wurden 2 ). 



*■) The new Dispensatory: Containing the theory and practice of 
pharmacy, a description of medicinal simples, according to their virtues 
and medicinal qualities, the description, use and dose of each artic/e usw. 
Intended as a correction and improvement of Quincy. London 1753. 

*) Von diesen sind am meisten zu berücksichtigen: 
1670. De oleorum destillatorum natura et usu in genere. Dissertatio ab 

David Kellner. Helmstadii. 
1696. De o/eis destiliatis. Dissertatio ab Henrico Rosenberg. Jenae. 
1744. De oieis destiliatis empyreumaticis. Dissertatio ab Christian Lindner. 

Francofurti ab Viadrum. 

1744. De saie volatili oleoso solido in oieis aethereis nonnunquam reperto. 
Dissertatio ab Fr. Günther. Francofurti ad Viadrum. 

1745. De oieis vegetabiiium essentiaübus. Dissertatio ab A. Fr. Walther. 
Lipsiae. 

1746. De spiritti rectore in regno animali, vegetabili et fossil/', atmos- 
phaerico. Dissertatio ab Gottfried de Xhore. Leidae. 

1747. De oleorum destillatorum usu multiplice principue in castris. Disser- 
tatio ab Joh. Paul Ziegler. Altorfii. 

1748. Dissertatio chemica inauguralis sistens dosimasiam concretiontim in 
nonnuliis oieis aethereis observatarum ab F. Hagen. Regiomontanae. 

1752. De oieis essentiaübus aethereis eorumque modo operandi et usu. 

Dissertatio ab Johann Friedr. Vangerow. Hallae. 
1759. De oieis destiliatis aethereis. Dissertatio ab Fr.W. Eiken. Helmstadii. 
1 765. De partibus oleorum aethereorum constitutivis. Dissertatio ab Johannes 

Christ. Schmidtius. Jenae. 
1765. De partibus oleorum aethereorum constitutivis. Dissertatio ab 

J. Fr. Faselius. Jenae. 
1765. De oieis vegetabiiium essentiaübus, eorumque partibus constitutivis. 

Dissertatio ab W. B. Trommsdorff. Erfurti. 
1778. De adulterationibus oleorum aethereorum. Dissertatio ab K. W. Chr. 

Müller. Goettingen. 



Allgemeine Geschichte der ätherischen Öle. 79 

Alle diese Untersuchungen wurden indessen noch auf Grund- 
lage falscher Prämissen vollzogen und konnten zu rechten Resul- 
taten nicht gelangen. In den Doktrinen der Chemie stand man 
bis nahezu zum Ende des "18. Jahrhunderts noch in dem Banne 
der Phlogistontheorie, und für die Konstitution der flüchtigen 
Öle bestanden Boerhaves und Hoffmanns Glaubenssätze 
nahezu ebensolange fort. Bekanntlich wurden die Elemente des 
Wassers erst im Jahre 1766, die der atmosphärischen Luft im 
Jahre 1774 entdeckt und die Phlogistontheorie erst um das Jahr 
1785 endgültig abgetan. 

Wie unfertig die Begriffe über die chemische Natur der 
ätherischen Öle selbst noch zur Zeit Scheeles waren, ergibt sich 
unter anderem aus einer im Jahre 1765 von der Universität Jena 
honorierten Dissertation 1 ), welche folgende Hauptsätze aufstellte: 

„Die wesentlichen Bestandteile der destillierten Öle sind zweierlei Art, 
feste und flüssige. Zu den ersteren gehören Schwefel oder Phlogiston, Erde 
und Salze, zu den letzteren Luft, Feuer und Wasser. Für das Vorhandensein 
der ersteren spricht die Entzündbarkeit der Öle, denn alles was mit Flamme 
brennt, enthält reichlich Schwefel oder Phlogiston. Sodann spricht die Farbe 
und die Färbung der Öle dafür. Manche sind gelb, andere grün oder blau; 
beim Alter verdunkeln die Farben. Jede Färbung aber rührt bekanntlich von 
Schwefel- oder Phlogistonanteilen her. Solche Öle haben einen durch- 
dringenden Geruch, der nur durch den Gehalt von flüchtigen salinen Schwefel- 
teilen verursacht wird, sie enthalten daher Schwefel oder Phlogiston in 
genügend großen Mengen. 

Mit der Zeit verwandeln diese Öle sich in eine harzartige Masse, was 
ohne Phlogiston nicht denkbar ist. 

Die ätherischen Öle brennen immer mit stark rußender Flamme; aller 
Ruß aber besteht aus Erde, Salz, Wasser und Phlogiston. Mit Salpetersäure 
behandelt lassen sie Erde und Kohle zurück. 

Manche Öle haben ein größeres spezifisches Gewicht als Wasser; das 
hängt von deren größerem Gehalte an Erdbestandteilen und Salzen ab." 

Bei den mit dem Anfange des 18. Jahrhunderts beginnenden 
Beobachtungen über die Eigenschaften der ätherischen Öle und 
ihr Verhalten gegen chemisch stark wirkende Substanzen er- 
gaben sich zunächst nur oberflächliche Einblicke in ihre Natur. 
Viele von diesen Versuchen blieben indessen resultatlos, so 
unter anderem der von dem ausgezeichneten Chemiker Wilhelm 
Homberg (geb. 1652, gest. 1715) um das Jahr 1700 durch wieder- 



*) De partibus o/eoram aethereorum constitutivis. Dissertatio inau- 
guralis per Johannes Christianus Schmidtius. Jenae d. 30. Maerz 1765. 



80 Geschichtliche Einleitung. 

holte Destillation flüchtiger Öle über Kreide und gebrannten 
Kalk 1 ) unternommene. 

Zu besserer Erkenntnis kam man auf dem Wege der Be- 
obachtung. Man lernte die, vereinzelt schon im Mittelalter, dann 
aber von Valerius Cordus im Jahre 1539, von Joh. Kunkel im 
Jahre 1685, von J. H. Link im Jahre 1717, von Friedr. Hoff- 
mann im Jahre 1701, von Caspar Neumann im Jahre 1719 
und von anderen bemerkte kristallinische Abscheidung bei der 
längeren Aufbewahrung mancher destillierter, und die butter- 
artige Erstarrung einzelner Öle bei Temperaturerniedrigung ge- 
nauer kennen. Man hielt die kristallinischen festen Anteile für 
ein flüchtiges Salz, später für einen jedem Öle eigenartigen 
Campher, wohl auch zuweilen für Benzoesäure 2 ). Fr. Hoffmann 
erklärte die Erstarrung des Rosenöls, des Anis- und Fenchelöls 
durch die Bildung einer geronnenen Modifikation der Öle, während 
Caspar Neumann im Jahre 1719 und Cl. J. Geoffroy im Jahre 
1726 die aus den flüchtigen Ölen bei längerem Stehen sich 
ausscheidenden Kristalle für Campher ansahen 8 ). Solche be- 
obachteten Caspar Neumann im Thymian-, Cardamomen- und 
Majoranöl*), H. D. Gaubius in Leiden im Jahre 1770 im Pfeffer- 
minzöl 5 ), J. C. Wiegleb im Jahre 1774 im Macisöl"), Arezula 
im Jahre 1785 im Lavendel-, Rosmarin-, Salbei- und Majoranöl 7 ). 
Alle hielten diese kristallinischen Ausscheidungen für Campher- 
arten, nur J. C. Wiegleb erklärte sie für „besonders geartete 
brennbare Salze" 8 ). 

l ) Memoires de l'acad6mie royale des sciences de Paris. 1700, p. 298 
und 1701, p. 129, und Chem. u. botan. Abhandlungen der Acad. d. Wissensch. 
zu Paris. Übersetzt von Steinwehr. Bd. 3, S. 155—157. 

*) Hagen, Dissertatio chemica inauguralis sistens dosimasiam, con- 
cretionum in nonnuliis oleis aethereis observatarum. Regiomontanae 1748. 

P. J. Macquers Dictionnaire de Chymie. Paris 1766. Deutsche Ober- 
setzung von ). G. Leonhardi. Leipzig 1781. Bd. 4 S. 465, Anmerk. 9. 

°) M6moires de l'academie royale des sciences de Paris. 1726, p. 95. 

*) De sa/ibus a/calino fixis et camphora. Berolini 1727, p. 105. 

B ) Adversariorum varii argumenti Über unus. Leidae 1771. Sectio 7, 
p. 99— 112. 

ü ) Vogels Lehrsätze der Chemie. Mit Anmerkungen herausgegeben von 
J. C. Wiegleb. Weimar 1775. § 342. 

') Resultate) de las experlencas hachas sobre alcartfor de Murcia con 
Ifcencia. En Segovia 1789. 

8 ) Siehe Anmerkung 6. 



Allgemeine Geschichte der ätherischen Öle. 81 

Die Einwirkung von starken Säuren auf ätherische Öle war 
um das Jahr 1663 schon von J. R. Glauber untersucht worden 1 ). 
Im Laufe des 18. Jahrhunderts wurden mehrfach Beobachtungen 
darüber bekannt, so über die Wechselwirkung zwischen starker 
Salpetersäure und destillierten Ölen von Olaus Borrichius im 
Jahre 167P), von J. P. Tournefort im Jahre 1698 8 ), von Hasse 
im Jahre 1783 4 ); über die Reaktion mit Schwefelsäure von Joh. 
Kunkel im Jahre 1700 5 ) und von W. Homberg im Jahre 1701 8 ). 
Eingehendere Versuche über die Einwirkung von starken Säuren 
auf ätherische Öle wurden von Friedrich Hoff mann 7 ) und von 
Cl. J. Geoffroy im Jahre 1726 8 ) und von G. F. Rouelle im 
Jahre 1747 9 ) angestellt. Bei der Destillation der Öle mit starker 
Salzsäure, besonders wo sich diese möglichst wasserfrei erst 
entwickelt, glaubte man Verbindungen der Öle mit Salzsäure zu 
erhalten. Eine solche kannte schon Homberg' ) im Jahre 1709. 
Die Darstellung einer bestimmten derartigen Verbindung, des 
vermeintlich künstlichen Camphers, gelang aber erst dem Apo- 
theker Kindt 11 ) in Eutin im Jahre 1803 durch Einwirkung von 
Salzsäuredämpfen auf Terpentinöl. 

Auch wurden um die Mitte des 18. Jahrhunderts die Lös- 
lichkeitsverhältnisse und die Farbe der destillierten Öle berück- 
sichtigt. Von diesen Untersuchungen waren die von Macquer 
im Jahre 1745 veröffentlichten Studien über die Löslichkeit destil- 
lierter Öle in Weingeist 12 ) die eingehendsten, während Wilh. 



*) R. Glauberii Prosperitas Oermaniae. Amstelod. 1656. 

*) Acta medica et philosophica ffaffnienses. 1671, p. 133. 

3 ) ffistoria regiae scientiarum academiae. Autore du Hamel. Parisii 
1701, p. 495. 

*) Crells Neueste Entdeckungen in der Chemie 9 (1783), 38. — Crells 
Chem. Annalen 1 (1785), 417. 

8 ) Laboratorium chimicum. Hamburg 1716, p. 347. 

e ) Chem. botan. Abhandlungen der königl. Acad. der Wissensch. in Paris. 
Übersetzt von Steinwehr. 1, 720. 

') Observatorium physico-chimicarum seJectiorum. 1712. Liber III, p. 123. 

8 ) Memoires de l'academie royale des sciences de Paris. 1726, 95. 

») Ebenda 1747, 45. 

") Chem. botan. Abhandl. d. königl. Acad. d. Wissensch. in Paris. 
Übersetzt von Steinwehr. 8, 155 — 167. 

ll ) Trommsdorffs Journ. d. Pharmazie 11 II. (1803), 132. 

1S ) Memoires de l'academie royale des sciences de Paris. 1745, 4. 
Gildemeister, Die ätherischen Öle. I. 6 



82 Geschichtliche 'Einteilung. 

Homberg 1 ) im Jahre 1707 und Jacob J. Bindheim a ) in Moskau 
im Jahre 1788 Untersuchungen über die Ursache der verschie- 
denen Farben und des Farbenwechsels der Öle unternahmen. 
Der letztere gelangte zu dem Schlüsse, daß die Farbe von dem 
mehr oder minder großen Gehalte an Harz herrühre, welches 
bei der Destillation mit übergerissen wird, weshalb auch die 
dunkelfarbigen Öle harzreicher zu sein pflegen. Auch wurde 
von Bindheim die Ausbeute an ätherischem Öl, besonders bei 
Kamillen und Pfefferminz, bei der Destillation größerer Mengen 
der Vegetabilien ermittelt. 

Margueron studierte im Jahre 1793 und 1794 die Wirkung 
des Frostes auf ätherische Öle und beobachtete besonders das 
Erstarren und die Bildung von Kristallen und kristallinischen 
Absätzen bei einer Reihe der gangbarsten Öle 8 ). 

Wie schon auf S. 70 bemerkt, gewährte die Phlogiston- 
theorie für die Erforschung der organischen Körper und so auch 
der ätherischen Öle in keiner Weise einen Anhaltspunkt oder 
eine Grundlage. Als Cavendish um das Jahr 1766 die Elemente 
des Wassers ermittelt und Scheele und Priestley während 
der Jahre 1 77 1 4 ) bis 1774 den Sauerstoff entdeckt hatten, bahnte 
sich durch Lavoisiers Arbeiten und geistvolle Interpretationen 
allmählich der Abfall von der Phlogistondoktrin und der Über- 
gang zu der von diesem und zeitgenössischen Chemikern aus- 
gehenden neuen Lehre der chemischen Zusammensetzung der 
irdischen Stoffe an. Die Reform der chemischen Wissenschaft 
eröffnete auch für die Erforschung der ätherischen Öle neue 
Bahnen. Diese zu den schwierigeren Gebieten der organischen 
Chemie gehörende Gruppe von Pflanzenprodukten fand auch 
hinsichtlich ihrer elementaren Zusammensetzung allmählich sach- 
kundige Aufklärung. 



x ) Chem. botan. Abhandl. d. königl. Acad. d. Wissensch. in Paris. Über- 
setzt von Steinwehr. Bd. 3, S. 155—167. 

s ) Crells Chem. Annal. 1788 II, 219 u. 488. 

s ) Journ. de Chim. et de Phys. 2 (1794), 178. — Crells Chem. Annal. 
1J95 II, 195, 310 und 430. 

*) A. E. von Nordenskiöld, Scheeles nachgelassene Briefe und 
Aufzeichnungen. Stockholm 1892. S. XXI, 86, 408, 458 u. 466. — Pharm. 
Rundschau (rieuyork) 11 (1893), 28 u. 48. 



Allgemeine Geschichte der ätherischen Öle. 83 

Die ersten von den neuen Anschauungen beeinflußten Unter- 
suchungen dürften die der holländischen Chemiker Deimann, 
Troostwyck, Bond und Lauwerenburg 1 ) gewesen sein, welche 
den Dampf ätherischer Öle durch glühende Eisenrohre leiteten 
und die entstehenden Gase untersuchten. Gleichzeitig machten 
sie den kühnen Versuch einer synthetischen Darstellung der Öle 
durch Einwirkung von Chlor auf das sogenannte ölbildende 
Kohlenwasserstoffgas. 

Die erste Untersuchung eines ätherischen Öles, welche auf 
Grund der neuen Lehre ausgeführt wurde und wissenschaftlichen 
Wert hat, ist die von Houton-Labillardiere 2 ) ausgeführte 
Elementaranalyse des Terpentinöls, durch welche das bei allen 
Terpenkohlenwasserstoffen (Hemiterpenen, Terpenen, Sesqui- und 
Polyterpenen) bestehende Verhältnis von fünf Kohlenstoff- zu 
acht Wasserstoffatomen erkannt wurde. 

Wie schon auf Seite 80 erwähnt, wurden die im Laufe der 
Zeit oft beobachteten kristallinischen Ausscheidungen aus äthe- 
rischen Ölen als Campher bezeichnet und auch meist als iden- 
tisch mit Laurineencampher angesehen (was in einzelnen Fällen 
wirklich zutraf), weil sie mit diesem manche Eigenschaften, wie 
die Flüchtigkeit, die Löslichkeit in Alkohol und fetten Ölen, die 
Brennbarkeit mit rußender Flamme, gemeinsam hatten. Gegen 
die summarische Bezeichnung Campher für die festen Ab- 
scheidungen wandte sich Berzelius mit folgenden Worten: 

„Einige Schriftsteller haben alle festen flüchtigen Öle Campher genannt. 
Dies hat indessen den großen Übelstand, daß man dadurch der wohlbekannten 
Benennung einer allgemein angewendeten Substanz eine andere Bedeutung, 
als sie von alters her hatte, beilegt, und deshalb glaubte ich den Gebrauch 
des Wortes Campher in dieser Beziehung gänzlich verwerfen zu müssen." 

Berzelius führte dann weiter aus, daß die flüchtigen Öle 
ein ähnliches Verhalten wie die fetten zeigen, daß sie wie diese 
ein Gemenge mehrerer Öle von ungleichem Erstarrungspunkt 
sein können, und daß es unter Umständen glücke, einige in ein 
erstarrendes, bei gewöhnlicher Temperatur festes Öl und in ein 
bei niedrigerer Temperatur flüssiges zu trennen. Man könne 



*) Journ. de Chim et de Phys. 17»* II, 178. — Crells Chem. Annal. 
1795 n, 195, 310 u. 430. 

*) Journ. de Pharmacie 4 (1818), 5. 

6* 



84 Geschichtliche Einleitung. 

daher diese Bestandteile durch analoge Namen wie bei den 
fetten Ölen von einander unterscheiden, indem man das feste 
„Stearopten" und das flüssige „Elaeopten" (von it%\]v<'>v 
flüchtig, ovtaQ Talg und llalov Öl) nenne 1 ). 

Dieser beachtenswerte Vorschlag hatte nur den Erfolg, daß 
man fortan die festen Abscheidungen ätherischer Öle abwechselnd 
Stearopten und Campher nannte. Selbst heutigen Tages sind 
noch Bezeichnungen wie Cederncampher, Cubebencampher und 
Wacholdercampher in Gebrauch. 

In der mißbräuchlichen Anwendung des Wortes Campher 
gingen Soubeiran und Capitaine 2 ) später sogar noch weiter 
und nannten die flüssigen Chlorwasserstoffadditionsprodukte von 
Terpenen „flüssige Campher". Da man gefunden hatte, daß der 
Campher Sauerstoff enthielt, wurde die Bezeichnung Campher 
auch noch auf die sauerstoffhaltigen, nicht festen Anteile flüch- 
tiger Öle ausgedehnt. 

Mit der Analyse einiger Stearoptene begann Dumas anfangs 
der dreißiger Jahre seine Untersuchungen über die ätherischen 
Öle. Wenn auch bis dahin schon eine ganze Reihe besonders 
auffälliger Erscheinungen an einzelnen Ölen beobachtet und be- 
schrieben worden war, so fängt eine planmäßige Untersuchung 
der Bestandteile erst mit Dumas an. 

In seiner im Jahre 1833 erschienenen Abhandlung: „Über 
die vegetabilischen Substanzen, welche sich dem Campher nähern 
und über einige ätherische Öle" 8 ) teilt Dumas letztere in ver- 
schiedene Gruppen ein und unterscheidet: 

1) solche, die nur aus Kohlenstoff und Wasserstoff be- 
stehen, wie das Terpentin- und Citronenöl; 

2) sauerstoffhaltige, wie Campher und Anisöl; 

3) solche, welche wie das Senföl Schwefel 4 ) und wie das 
Bittermandelöl Stickstoff enthalten. 



') Berzelius, Lehrbuch der Chemie. 3. Aufl. 1837. Bd. 6, S. 580. 

a ) Liebigs Annalen S4 (1840), 311. 

s ) Ebenda 6 (1833), 245. 

*) Der Schwefelgehalt des Senföls war 1819 von Thibierge kjuurn. de 
Pharm. 5 [1829], 20, 439 u. 446. — Trommsdorffs Neues lourn. der Pharm. 4= II. 
[1820], 250) erkannt worden. Auf die eigentümliche Erscheinung der Schwefel- 
wasserstoffentwicklung bei der Destillation mancher Umbelliferenfrüchte wie 
Kümmel, Dill, Fenchel usw. hatte L. A. Planche in Paris im Jahre 1820 auf- 
merksam gemacht. (Trommsdorffs Neues Journ. der Pharm. 7 I [1823], 356.) 



Allgemeine Geschichte der ätherischen Öle. 85 

Bei der Elementaranalyse des festen Pfefferminzöls, des 
Camphers und des festen Anisöls fand er für diese die Zu- 
sammensetzung C 4 H 10 V2O, C s H 8 VsO und C B H 8 7 2 0. Man braucht 
nur zu verdoppeln, um die unseren heutigen Anschauungen ent- 
sprechenden Formeln zu erhalten. 

Von sauerstofffreien Ölen analysierte Dumas Terpentinöl 
und die Kohlenwasserstoffe des Citronenöls und bestätigte die 
von Houton-Labillardiere erhaltenen Resultate. In den Jahren 
1833 — 1835 veröffentlichte Dumas weitere Abhandlungen, teil- 
weise in Gemeinschaft mit Pelouze und Peligot. Sie beziehen 
sich auf den künstlichen Campher (Pinenchlorhydrat), auf Senföl, 
Zimtöl, Terpentinhydrat, Irisöl, Pfefferöl, Wacholderbeeröl und 
andere Öle. 

Fast gleichzeitig mit der ersten Publikation von Dumas 
gaben Blanchet und Seil 1 ) die Resultate ihrer im Liebigschen 
Laboratorium ausgeführten Untersuchungen bekannt, die sich 
zum großen Teil auf dieselben Substanzen erstreckten, über die 
Dumas gearbeitet hatte. 

Das bemerkenswerteste Ergebnis dieser Forschungen ist 
wohl die Erkenntnis der Identität der FenchelÖl- und Anisöl- 
Stearoptene. 

Einige Jahre später (1837) erschien die im hohen Grade 
wichtige und interessante Arbeit von Liebig und Wöhler über 
das Bittermandelöl 2 ). Schon im Jahre 1802 hatten Schrader 
und Vauquelin im Destillat der bitteren Mandeln Blausäure 
entdeckt. Im Jahre 1822 hatte Robiquet gezeigt, daß das 
ätherische Öl in den Mandeln nicht präexistiere, und hatte 
zusammen mit Boutron-Charlard 1830 das Amygdalin 
dargestellt. Es war ihnen aber nicht gelungen, aus diesem 
Körper Bittermandelöl zu gewinnen. Hier setzte die Unter- 
suchung von Lieb ig und Wöhler ein, durch die bewiesen 
wurde, daß durch Einwirkung des Emulsins Amygdalin in Benz- 
aldehyd, Blausäure und Zucker gespalten wird. Am Schlüsse 
ihrer Abhandlung wiesen sie darauf hin, daß die Bildung des 
ätherischen Senföls zu der des Bittermandelöls in naher Be- 
ziehung stehe, da der vom fetten Öl befreite Senfsamen keinen 



J ) Liebigs Annalen 7 (1833), 154. 
») Ebenda 22 (1837), 1. 



86 Geschichtliche Einleitung. 

Geruch besitze, und erst die Gegenwart von Wasser diesen 
hervorrufe. 

Die Untersuchung des Senf Öls durch Will 1 ) im Jahre 1844 
bestätigte diese Annahme durchaus. 

Das Interesse der Chemiker wandte sich jetzt der Unter- 
suchung der durch Einwirkung von Salzsäure auf verschiedene 
Terpene entstehenden teils flüssigen, teils festen Chlorhydrate, 
der Erforschung des Terpinhydrats und dessen Spaltungspro- 
dukten zu. 

Das Studium der hierher gehörigen Arbeiten wird dadurch 
erschwert, daß Gemische von oft drei bis vier Substanzen für ein- 
heitliche Körper angesehen und als solche beschrieben wurden 3 ), 
und daß fast jeder Autor, unbekümmert um andere Arbeiten, 
eine eigene Nomenklatur anwandte 8 ). 

Im Jahre 1803 hatte der Apotheker Kindt*) das feste Pinen- 
monochlorhydrat entdeckt und es für „künstlichen Campher" er- 
klärt, eine Ansicht, die auch von Trommsdorff 6 ) geteilt wurde. 
Die wirkliche Zusammensetzung dieser Verbindung ermittelte 
Dumas im Jahre 1833. Bei dem Studium desselben Körpers 
hatten nun Blanchet und Seil gefunden, daß beim Einleiten 
von Salzsäuregas in Terpentinöl sich neben dem festen auch 
ein flüssiges Chlorhydrat bilde. 

Das feste Dipentendichlorhydrat (salzsaures Citronenöl von 
Blanchet und Seil, oder künstlicher Citronencampher von 
Dumas) war im Jahre 1807 von Thgnard entdeckt worden. 

Mit der Untersuchung dieser und ähnlicher Verbindungen 
beschäftigten sich Soubeiran und Capitaine (Terpentinöl), 
Deville (Terpentinöl, Elemiöl), Schweizer (Carven) und Ber- 



l ) Liebigs Annalen 52 (1844), 1. Vollständige Aufklärung der sich bei 
der Senfölbildung abspielenden Vorgänge brachten erst die erneuten Unter- 
suchungen von Wirl und Körner im Jahre 1863. Liebigs Annalen 12."> 
(1863), 257. 

B ) Diese Verwirrung hat bis in die neueste Zeit gedauert, bis Wallach 
Klarheit in die sehr verwickelten Vorgänge brachte. 

s ) Die geschichtliche Entwicklung dieses Teils der Terpenchemie ist von 
E. Kremers „Terpene und Terpenderivate, ein Beitrag zur Geschichte der 
ätherischen Öle" (Pharm. Rundschau, [Neuyork.] 9 [1891], 55, 110, 159, 217, 
237 und 10 [1892], 10, 31, 60) beschrieben worden. 

*) Trommsdorffs Joum. der Pharm. 11 IL (1803), 132. 

5 ) Ebenda 135. 



Allgemeine Geschichte der ätherischen Öle. 87 

thelot 1 ) (Terpentinöl). Die Entstehung des Terpinhydrats und 
die Einwirkung von Säuren auf dieses studierten hauptsächlich 
Wiggers, List, Deville und Berthelot 2 ). 

Eine in dieselbe Periode fallende Veröffentlichung von Ger- 
hardt und Cahours 3 ) (1841) ist insofern von Interesse, als in 
ihr eine Definition der ätherischen Öle gegeben wird, die sich 
mit den noch heute gültigen Ansichten ungefähr deckt. Die 
Abhandlung ist auch deshalb wichtig, weil darin neue Unter- 
suchungsweisen bekannt gegeben werden. Über die Öle im all- 
gemeinen sagen diese Autoren: 

„Es gibt in der Tat nur sehr wenige, welche sich kristallisiert erhalten 
lassen; die meisten sind flüssig und bestehen aus Gemengen von zwei und 
selbst drei eigentümlichen Stoffen, die man nur selten durch Destillation bei 
verschiedenen 'Temperaturen für sich erhält." 

Die Trennung der einzelnen Körper wird von ihnen durch 
Auskristallisieren des festen Bestandteils bewirkt, ferner dadurch, 
daß man den leichter siedenden Kohlenwasserstoff durch Destil- 
lation des rohen Öles bis 20 — 30° unter seinem Siedepunkte 
isoliert 4 ). Allein auf diese Weise kann der Kohlenwasserstoff 
nicht ganz von sauerstoffhaltigen Beimengungen befreit werden, 
weshalb man ihn mit schmelzendem Ätzkali behandelt. Aber 
auch die Sauerstoff enthaltenden Anteile werden der Behandlung 
mit schmelzendem Kali unterzogen und so aus CuminÖl (Römisch 
Kümmelöl) Cuminsäure, aus BaldrianÖl Baldriansäure erhalten. 



1 ) Für die spätere Zeit sind zu nennen: Oppenheim (1864), Hell und 
Ritter (1884), Bouchardat und Lafont (1886) und schließlich Wallach 
(1884—1887). 

2 ) Denselben Gegenstand verfolgten weiter Oppenheim (1864), Fla- 
witzky (1879), Tilden (1878/79), Bouchardat und Voiry (1887). Auch 
hier war es wiederum Wallach, der durch exakt ausgeführte Versuche die 
Einwirkung einzelner Säuren in verschiedenen Konzentrationen auf Terpin- 
hydrat studierte und die hierbei entstehenden Körper identifizierte. 

s ) Liebigs Annalen 38 (1841), 67. 

*) Die fraktionierte Destillation war bei der Untersuchung der ätherischen 
Öle schon etwas früher gebräuchlich. Schon im Jahre 1838 hat Walter 
Pfefferminzöl der „gebrochenen Destillation" unterworfen (Gmelin, Handbuch 
der Chemie, IV. Aufl. Bd. 7a, S. 404). Im Jahre 1840 spricht Völckel (Liebigs 
Annalen 35 [1840], 306) von „fraktionierter Destillation". Selbst Blanchet 
und Seil benutzten schon im Jahre 1833 die Fraktionierung mit Wasserdampf 
zur Trennung und fanden, daß bei so destilliertem Citronenöl das zuerst Über- 
gehende bei 167° C, das Letzte bei 173° siedet. 



38 Geschichtliche Einleitung. 

Eines nicht weniger kräftigen Mittels bedienten sich Roch- 
leder, Persoz, Laurent und Gerhardt, um einen Einblick 
in die Natur der ätherischen Öle zu gewinnen. Sie oxydierten 
entweder das Öl selbst oder einzelne Fraktionen mit Chrom- 
säure oder Salpetersäure. Ihre Versuche erstreckten sich auf 
Baldrianöl, Salbeiöl, Anisöl, Sternanis- und Fenchelöl, Römisch 
Kümmelöl, Zimtöl, Rainfarnöl und Estragonöl. Die aus den 
Oxydationsprodukten gezogenen Schlüsse waren teils richtig, 
teils falsch. So hatte zum Beispiel Gerhardt auf die Identität 
der von Laurent durch Oxydation des Estragonöls erhaltenen 
Dragonsäure mit Anissäure hingewiesen und behauptet, Es- 
tragonöl und AnisÖl seien „absolut identisch". Die Schluß- 
folgerung war falsch, denn das Anethol des Anisöls ist Para- 
methoxypropenylbenzol, während im Estragonöl Paramethoxy- 
allylbenzol x ) die Entstehung von Anissäure bei der Oxydation 
veranlaßt. 

Bei diesem Oxydationsverfahren war es aber unmöglich zu 
entscheiden, ob ein nach der Oxydation erhaltener Körper 
schon vorher in dem Öle war oder nicht. So wurde mehrfach 
Campher in oxydierten Ölen gefunden, der, obwohl er, wie 
z. B. beim Baldrian- und Salbeiöl, von Borneol herrührte, als 
ursprünglicher Bestandteil angesehen wurde. Es müssen schon 
Persoz Zweifel über die Zulänglichkeit der auf den Oxydations- 
resultaten aufgebauten Schlüsse erstanden sein, denn er ließ 
es unentschieden, ob im Rainfarnöl der Campher im Öle 
selbst vorhanden gewesen sei oder nicht. Tatsächlich enthält 
Rainfarnöl schon von Anfang an Campher 2 ), der widerstands- 
fähiger gegen Oxydationsmittel ist als die übrigen Bestandteile 
des Öles. 

Von großer Bedeutung für die weitere Entwicklung der 
Chemie der ätherischen Öle sind die in die Zeit vom Jahre 1852 
bis 1863 fallenden Arbeiten Berthelots gewesen, die haupt- 
sächlich die Kohlenwasserstoffe der ätherischen Öle zum Gegen- 
stand der Untersuchung hatten. 



*■) Es wurde dies zuerst im Laboratorium von Schimmel § Co. (Bericht 
von Schimmel § Co. April 1892, 17) gefunden und später von Grimaux 
(Compt. rend. 117 [1893], 1089) bestätigt. 

•) Bericht von Schimmel § Co. Oktober 1895, 34. 



Allgemeine Geschichte der ätherischen Öle. 89 

Berthelot 1 ) studierte in erster Linie den Kohlenwasserstoff 
des Terpentinöls und die aus dem Chlorhydrat entstehenden 
Isomeren und Polymeren. Aus dem Pinenchlorhydrat erhielt er 
durch Erhitzen mit stearinsaurem Baryt oder benzoesaurem 
Natron einen neuen Kohlenwasserstoff, den er das „eigentliche 
Camphen" 2 ) nannte (unser heutiges Camphen) und das je nach 
dem angewandten Terpentinöl oder dem salzsäureentziehenden 
Mittel entweder inaktiv oder rechts- oder linksdrehend erhalten 
wurde. 

Berthelot unterscheidet folgende Kohlenwasserstoffe: 

1. Terebenten (I-Pinen) aus französischem Terpentinöl, links- 
drehend 8 ), Siedepunkt 161° Gibt ein linksdrehendes Mono- 
chlorhydrat sowie unter geeigneten Bedingungen ein inaktives 
Dihydrochlorid (Dipentendichlorhydrat). 

2. Terecamphen (1-Campben) aus dem Terebentenchlorhydrat, 
optisch aktiv, linksdrehend, bei 45° schmelzend und bei 160° 
siedend. Bildet mit Salzsäure ein rechtsdrehendes Chlorhydrat. 

3. Australen (d-Pinen) aus amerikanischem Terpentinöl, Siede- 
punkt 161°, rechtsdrehend wie sein Chlorhydrat. Sein Verhalten 
gegen Salzsäure ist dem des Terebentens analog. 

4. Austracamphen (d-Camphen) aus Australenchlorhydrat, ent- 
spricht dem Terecamphen. 

5. Inaktives Camphen (i-Camphen) kann durch entsprechende 
Behandlung aus den Chlorwasserstoffverbindungen sowohl des 
Terebentens wie des Australens erhalten werden. 

6. Tereben*), bei 160° siedend. 



*) Compt. rend. 55 (1862), 496 u. 544; auch Liebigs Annalen, Suppl. II 
(1862,63), 226. 

a ) Soubeiran und Capitaine hatten die Bezeichnung Camphen für 
alle Kohlenwasserstoffe C 6 H 8 angewandt. (Liebigs Annalen 34 [1840], 311.) 

s ) Das Rotationsvermögen der ätherischen Öle wurde zuerst von B. Bio t 
im Jahre 1817 an französischem Terpentinöl (Memoires de l'academie des 
sciences 13 [1817]), später auch an Citronenöl beobachtet. Bei dem Terpen- 
tinöl wurde Linksdrehung, bei Citronenöl Rechtsdrehung festgestellt. Im Jahre 
1843 fand Leeson in London, daß das amerikanische Terpentinöl, ein dem 
französischen entgegengesetztes Rotationsvermögen besitzt, eine Beobachtung, 
die bald darauf von Pereira und Guibourt bestätigt wurde. Pereira 
führte die Bezeichnung laevo-gyrate une dextro-gyrate für links- und rechts- 
drehend ein. (Pharrnaceutical Journ. I. 5 [1845], 70.) 

*) Dieser von Berthelot für einen einheitlichen Kohlenwasserstoff ge- 
haltene Körper besteht nach Riban aus einem Gemisch von Terpen, Cymol 
und Campher. Power und Kleber wiesen im Tereben Camphen, Dipenten, 
Terpinen und Cymol nach. (Pharm. Rundschau [Neuyork] 12 [1894], 16.) 



90 Geschichtliche Einleitung. 

Die genannten sechs Kohlenwasserstoffe sind isomer und 
haben die Formel C 10 H 18 . 

Die folgenden sind mit den ersteren polymer: 

1. Ein flüssiger bei 250° siedender Kohlenwasserstoff, welcher wahr- 
scheinlich Sesquitereben C lB H ä4 ; ist 

2. Das Ditereben (Devilles Colophen) CsoHsb, eine gegen 300 c 
siedende inaktive Flüssigkeit 

3. Verschiedene Polyterebene CionHion, Flüssigkeiten von immer 
zunehmender Zähigkeit, ohne Rotationsvermögen, deren Siede- 
punkt zwischen 360° und der Dunkelrotglühhitze liegt. 

Berthelot fährt dann, nachdem er die Bildungsweisen der 

einzelnen Kohlenwasserstoffe besprochen hat, fort: 

„In der Tat ist nach den bekannten Tatsachen der Kohlenwasserstoff 
CioHie, wenn in gewissen unter seinen natürlichen Zuständen — dem als 
Terebenten z. B. — genommen, der Ausgangspunkt für zwei Reihen: 

1. einer einatomigen, der Campholreihe 1 ) (Monochlorhydrate oder 
Chlorwasserstoffsäure-Campholäther CioHuCl, Camphene Ci H 10 , 
Campholalkohole Ci Hi S O) ; 

2. einer zweiatomigen, der Terpilreihe (Dichlorhydrate Ci HisCl a , 
Terpilen CioHia, Hydrate CioH 20 Oa). 

Jede dieser beiden Reihen bildet eine größere Gruppe, welche sich 
wieder in sekundäre Reihen (Australen, Terebenten usw.) teilt, deren parallele 
und isomere Glieder sich zu zweien entsprechen; jede hat als Typus einen 
inaktiven Kohlenwasserstoff, nämlich in der ersten Gruppe das Camphen und 
in der zweiten das Terpilen." 

Einen ähnlichen, aber viel weniger detaillierten Klassifikations- 
versuch machte kurz darauf Gladstone 2 ), nachdem er bei einer 
großen Anzahl ätherischer Öle das spezifische Gewicht, den 
Brechungsindex und das Drehungsvermögen ermittelt hatte. Er 
isolierte aus verschiedenen Ölen die Kohlenwasserstoffe durch 
fraktionierte Destillation, reinigte sie durch Sieden über Natrium 
und teilte sie in drei große Gruppen: 

1. solche mit dem Siedepunkt 160 — 170°; sie besitzen die Zu- 
sammensetzung CioHie; 

2. Kohlenwasserstoffe, deren Siedepunkt zwischen 249 und 260° 
liegt; sie entsprechen der Formel Ci 5 H at ; 

3. die letzte Gruppe wird durch Colophen C S oH S s vom Siedepunkt 
315° repräsentiert. 



l ) Berthelot änderte den Namen Borneol in Camphol um. — Liebigs 
Annalen 110 (1859), 368. — Nach Compt. rend. 47 (1858), 266. 

a ) Journ. ehem. Soc, 17 (1864), 1. Als Fortsetzung erschien acht Jahre 
später eine zweite Arbeit Ebenda 25 (1872), 1. 



Allgemeine Geschichte der ätherischen Öle. 91 

Um diese Zeit wurde auch der Name „Terpen" in die Wissen- 
schaft eingeführt. Er scheint von Kekule" herzurühren, in dessen 
Lehrbuch der organischen Chemie (1866) Bd. II 437 sich folgender 
Passus befindet: 

„ — andrerseits das Terpentinöl und die zahlreichen mit ihm isomeren 
Kohlenwasserstoffe, welche im allgemeinen als Terpene bezeichnet werden 
mögen." 

Von großer Bedeutung für die Erenntnis der molekularen 
Struktur der Terpene wurden die Untersuchungen von Barbier, 
Oppenheim und Kekule, durch die nahe Beziehungen der 
Terpene zum Cymol nachgewiesen wurden. 

Fast gleichzeitig erhielten Barbier 1 ) und Oppenheim 2 ) 
durch Erhitzen des aus dem Terpin gewonnenen Dibromids, für 
sich oder mit Anilin, Cymol. Kekule 3 ) gelangte durch Ein- 
wirkung von Jod auf Terpentinöl zu demselben Kohlenwasser- 
stoff. Hieraus glaubte er schließen zu dürfen, daß im Terpen- 
tinöl sechs Kohlenstoffatome in ähnlicher Weise gebunden seien 
wie im Benzol, und daß an zwei dieser ringförmig gebundenen 
Kohlenstoffe die Seitenketten, Methyl und Propyl, in derselben 
relativen Stellung wie im gewöhnlichen Cymol 4 ) angelagert seien. 

Diese Anschauung ist lange herrschend gewesen, und erst 
die Arbeiten der neueren Zeit haben Tatsachen zu Tage ge- 
fördert, die sich mit ihr nicht in Einklang bringen lassen. 

Hiermit hatte die Frage nach der Konstitution der Terpene 
begonnen, für welche die von Bouchardat 6 ) im Jahre 1875 ent- 
deckte Synthese eines Terpens — Polymerisierung von Isopren 
CjH s zu Dipenten C l0 H ia — von großer Wichtigkeit wurde. 

In demselben Jahre fand Tilden 6 ), daß der Kohlenwasser- 
stoff des Terpentinöls mit Mitrosylchlorid eine schön kristalli- 
sierende Verbindung gibt. 

Zusammen mit Stenhouse wandte er diese Reaktion auf die 
Terpene aus Salbeiöl, Pomeranzenöl, Citronenöl und Bergamottöl 



') Compt. rend. 74 (1872), 194. 
"-) Berl. Berichte 5 (1872), 94. 
3 ) Ebenda 6 (1873), 437. 

*) Die Kekul6sche Campherformel ging aus denselben Erwägungen hervor. 
s ) Compt. rend. 80 (1875), 1446. 

°) Journ. ehem. Soc. 28 (1875), 514. — Ebenda 31 (1877), 554. — Pharma- 
ceutical Journ. HL 8 (1877), 191. 



92 Geschichtliche Einleitung. 

an und machte deren Verhalten gegen Mitrosylchlorid zur Grund- 
lage einer neuen Einteilung, worüber er sich folgendermaßen 
äußerte: 

„Die natürlichen Terpene sind farblose Flüssigkeiten, deren spezifisches 
Gewicht von ungefähr 0,84 bis ungefähr 0,86 schwankt. Man kann sie in 
folgende zwei Gruppen einteilen: 

1. Terpentingruppe. Siedepunkt 156 — 160°. Schmelzpunkt der 
Nitrosoderivate 129°. Die Terpene dieser Gruppe geben kristalli- 
nisches Terpinhydrat. 

2. Orangengruppe. Siedepunkt 174—176°. Schmelzpunkt der 
Nitrosoderivate 71°. Diese Kohlenwasserstoffe geben (nach 
Wiggers Verfahren) kein festes Terpinhydrat 1 ). 

Die zu jeder Gruppe gehörenden Flüssigkeiten sind allotrope Modi- 
fikationen von demselben Kohlenwasserstoff, die sich voneinander durch ihr 
verschiedenes Verhalten gegen polarisiertes Licht unterscheiden. Es wird 
sich jedoch bei weiterer Untersuchung wohl herausstellen, daß die Terpene 
von mehreren verschiedenen Pflanzen wirklich identisch und nicht isomer 
sind. Dies ist wahrscheinlich bei den Terpenen des französischen Terpentins 
und dem des Salbeiöls der Fall und ebenso bei den Terpenen des Orangen-, 
Bergamott- und Citronenöls." 

Die Voraussage Tilden s, daß sich die Zahl der Terpene als 
weit geringer herausstellen würde, als man nach den damals 
vorliegenden Literaturangaben hätte annehmen müssen, hat sich 
in vollem Umfange bestätigt. Seine Klassifizierung war jedoch 
unzureichend, da durch sie nur der kleinere Teil der Terpene ein- 
gruppiert werden konnte; auch war das Material zu einem solchen 
Versuch noch viel zu wenig gesichtet, da die Chemie der ätheri- 
schen Öle zur damaligen Zeit noch eine fast zusammenhanglose 
Reihe von Einzelbeobachtungen darstellt, deren Studium durch 
die willkürliche Nomenklatur bedeutend erschwert wurde. Nur 
durch eine planmäßige Durchforschung des ziemlich ungeordneten, 
wüsten Gebiets konnte man zu einem klaren Überblick gelangen. 

Daß man heute imstande ist, die große Anzahl von Ter- 
penen und ihren Abkömmlingen scharf zu unterscheiden, ist in 
erster Linie den auf ausgezeichneten Experimentaluntersuchungen 
basierten Forschungen O.Wallachs, des Schöpfers der modernen 
Terpenchemie, zu verdanken. 

Wegen der Unmöglichkeit, die innerhalb eines geringen Tempe- 
raturintervalls siedenden Terpene durch fraktionierte Destillation 

4 Diese Angabe ist irrtümlich,; Dipenten und Limonen geben ebenfalls 
Terpinhydrat Vergl. Flückiger, Arch. der Pharm. 222 (1884), 362. 



Allgemeine Geschichte der ätherischen Öle. 93 

zu trennen und in reinem Zustande zu isolieren, arbeitete Wal- 
lach Methoden aus, die mit Hilfe kristallisierter Derivate den 
sicheren Nachweis der einzelnen Terpene auch in Gemischen 
mit anderen ermöglichten. Als erst die Anzahl der einzelnen 
Individuen zu übersehen war, konnte mit Erfolg an das Studium 
der Beziehungen der Terpene zueinander, der stattfindenden 
Übergänge, der Erforschung des Zusammenhangs mit den sauer- 
stoffhaltigen Abkömmlingen, sowie an die Konstitutionsfragen 
herangetreten werden. 

Diese Aufgabe ist insofern als gelöst zu betrachten, als die 
Charakterisierung der Terpene keine besonderen Schwierigkeiten 
mehr bietet und die meisten Übergänge klargestellt sind. Die 
Konstitution ist zu einem großen Teile, wenn auch noch nicht 
überall, sicher ermittelt. 

Wallach begann seine ausgedehnten, noch jetzt andauern- 
den Forschungen im Jahre 1884 mit der Untersuchung des Wurm- 
samenöls (Oleum cinae)^) und schon im Jahre 1887 war er im- 
stande zu zeigen, daß die Anzahl der natürlich vorkommenden 
Terpenverbindungen weit geringer ist, als man bis dahin annahm. 
Mit Hilfe gut kristallisierter Derivate, von denen die Tetrabro- 
mide, die Additionsprodukte von Halogenwasserstoff und anorga- 
nischen Stickstoffverbindungen, wie Nitrosochloride, Nitrosate, 
Nitrosite und Nitrite, sowie besonders auch die sich davon ab- 
leitenden Nitrolamine hervorzuheben sind, konnte zum Teil eine 
Trennung und Reindarstellung der Terpene ermöglicht werden, 
während durch weitere Abwandlungen aus ihnen ganz neue 
Körperklassen erhalten werden konnten. So ließen sich bald 
acht Terpene scharf voneinander unterscheiden, für die Wallach 
folgende Nomenklatur einführte: Pinen, Camphen, Limonen, 
Dipenten, Sylvestren, Terpinolen, Terpinen und Phellandren. Zu 
diesen kamen im Verlaufe der weiteren Untersuchungen noch 



x ) Die Wall achschen Abhandlungen sind in folgenden Bänden von 
Liebigs Annalen erschienen: 225, 227, 230, 238, 239, 241, 245, 246, 252, 253, 
258, 259, 263, 264, 268, 269, 270, 271, 272, 275, 276, 277, 278, 279, 281, 284, 
286, 287, 289, 291, 296, 300, 302, 305, 306, 309, 312, 313, 314, 315, 319, 323, 
324, 327, 329, 331, 332, 336, 339, 340, 343, 345, 346, 347, 350, 353, 356, 357, 
359, 360, 362, 363, 365, 368, 369, 374, 379, 381, 384, 388, 389, 392, 394, 395, 
396, 397, 399, 403, 408, 414, 418, 437. — Einzelne finden sich auch in den 
Berl. Ber. 28 (1890) bis 42 (1909). 



94 Geschichtliche Einleitung. 

einige hinzu, z. B. Fenchen. Ebenso wurden die Sesquiterpene, 
wenn auch weniger ausgedehnt, in den Kreis der Betrachtungen 
gezogen und drei von ihnen gut charakterisiert, nämlich Cadinen, 
Caryophyllen und Cloven. Die zur Anwendung kommenden Reak- 
tionen wurden meist zunächst an einfacheren Körpern studiert, 
wodurch eine Reihe von Abhandlungen entstand, die sich z. B. auf 
Amylen, Inden, Methylinden, Anethol, Isosafrol usw. erstreckten. 

Mit dem Studium der Kohlenwasserstoffe ging natürlich eine 
systematische Untersuchung der viel reaktionsfähigeren sauerstoff- 
haltigen Terpenverbindungen Hand in Hand, über deren Natur fast 
noch weniger feststand. Auch sie wurden in ähnlicher Weise wie 
die Terpene durch kristallisierte Derivate scharf charakterisiert. 

Die genetischen Beziehungen, die zwischen den Terpenen 
selbst sowie zwischen diesen und den sauerstoffhaltigen Ver- 
bindungen bestehen, wurden durch Ausführung einer großen Zahl 
von gegenseitigen Übergängen gezeigt, was für die Erkenntnis 
der Konstitutionsverhältnisse von größter Bedeutung war und 
wodurch neben zahlreichen neuen auch durch ihr Vorkommen 
in ätherischen Ölen interessante Körper dargestellt wurden, z. B. 
Methylheptenon. Hier seien nur kurz die zwischen einigen 
Terpenen, Terpinhydrat, den Terpineolen, den Gliedern der 
Carvonreihe, Cineol, sowie dem ersten synthetischen Terpen- 
oxyd, dem Pinol und Pinolhydrat bestehenden Beziehungen her- 
vorgehoben, ferner seien erwähnt die bis in die neueste Zeit 
reichenden Arbeiten über das Terpinen und dessen Derivate, die 
Terpinenole, Terpinenterpin und Terpinencineol, und ihre Be- 
ziehungen zu Sabinen und Thujen. Ein Kapitel für sich bilden die 
ausgedehnten Untersuchungen in der Campher- und Fenchonreihe, 
die durch Auffindung des letzteren Ketons in seinen verschiedenen 
optisch isomeren Formen ermöglicht wurden und zur Darstellung 
zahlreicher Derivate geführt haben; ebenso schlössen sich an die 
Entdeckung des Thujons eingehende Untersuchungen an. 

Als durch die Spaltung des Pulegons das 1,3-Methylhexanon 
ein leicht zugänglicher Körper wurde, setzt die große Reihe von 
Untersuchungen auf dem Gebiete der alicyclischen Verbindungen 
ein, die meist in engem Zusammenhange mit denen der Terpen- 
körper stehen, da der Verlauf einer Reaktion öfters an diesen 
einfacher gebauten Körpern studiert wurde, um dann auf die 
komplizierter zusammengesetzten Terpenkörper übertragen zu 



Allgemeine Geschichte der ätherischen Öle. 95 

werden. Ferner dienten diese einfacher gebauten Körper, die 
auch, wie z. B. Isopropylhexenon, Nopinon, Sabinaketon, mehrfach 
aus anderen Terpenkörpern dargestellt waren, zur Ausführung 
von Synthesen von Terpenkörpern. Hierbei wurden in zahl- 
reichen Arbeiten studierte Kondensationsmethoden, besonders die 
mit Bromfettsäureestern herangezogen und so z. B. die Synthese 
der Menthene, des Phellandrens, Terpinens, /S-Pinens, Fenchens, 
sowie homologer Terpene und Terpenkörper ausgeführt. 

Einen breiten Raum nehmen in den Wal lachschen Unter- 
suchungen auch die zur Entwirrung der gerade in der Terpen- 
gruppe herrschenden verwickelten Isomerieverhältnisse unter- 
nommenen speziellen Arbeiten in Anspruch, die sich auf Studien 
über Razemie, optisches Drehungsvermögen, Molekularrefraktion, 
Ringsprengung, Ringschließung, Ringerweiterung, Hydratation u. a. 
teils physikalischer, teils chemischer Natur erstrecken. 

Eine Zusammenfassung der Ergebnisse seiner eigenen Unter- 
suchungen auf dem Gebiet der alicyclischen Kohlenwasserstoffe 
gibt Wallach in seinem Buche „Terpene und Campher" 1 ), das 
1909 in erster, und 1914 in zweiter Auflage erschienen ist. 

Nachdem bereits durch die ersten Wallachschen Arbeiten 
die Hauptschwierigkeiten bei der Untersuchung ätherischer Öle 
hinweggeräumt waren, entwickelten auch andere Chemiker auf 
diesem Felde ihre erfolgreiche Tätigkeit. 

Die im Jahre 1893 begonnenen Arbeiten A. v. Baeyers, die 
in den Bänden 26 — 34 der Berichte der deutschen chemischen Ge- 
sellschaft veröffentlicht sind, haben ebenfalls die Ermittlung der 
Konstitution der Terpene und ihrer Verwandten zum Gegenstand. 
Umfaßte das Arbeitsgebiet Wallachs und v. Baeyers vornehm- 
lich Körper mit ringförmig gebundenen Atomkomplexen, so 
wandte sich Semraler zunächst denen mit offener Kette zu. 
Semmler hatte die interessante Entdeckung gemacht, daß einige 
in ätherischen Ölen häufiger vorkommende Alkohole und Alde- 
hyde, wie Geraniol, Länalool, Citral und Citronellal, zu den ali- 
phatischen Verbindungen gehören. Er fand, daß sie gerade so 
wie die ringförmigen, leicht in Cymol überzuführen sind. Später 
erstreckten sich die Untersuchungen Semmlers auf beinahe alle 
Gebiete der Chemie der ätherischen Öle, auf Terpene (Sabinen, 



*) Leipzig, Verlag von Veit § Comp. 



96 Geschichtliche Einleitung. 

Camphen, Phellandren, Dipenten), Sesquiterpene, Ketone, (Men- 
thon, Thujon, Pulegon, Fenchon, Camphenilon). Unter anderen 
klärte Sem m ler die Konstitution des Buccucamphers, des San- 
talols und des Myrtenols auf. Ihm verdanken wir die Kenntnis 
vieler bisher unbekannter Bestandteile des Eberwurzel-, des ost- 
indischen Sandelholz, des Pilea-, des Ayapanaöles und anderer. 
Die Resultate dieser Arbeiten sind fast alle in den Berichten der 
deutschen chemischen Gesellschaft 1 ) veröffentlicht worden. 

in den Anfang der 90er Jahre des vorigen Jahrhunderts fallen 
die erfolgreichen Untersuchungen Tiemanns und seiner Mit- 
arbeiter über das Iron, den Hauptbestandteil des Irisöles, die in 
ihrem weiteren Verlauf zur Synthese des Ionons, des künstlichen 
Veilchenaromas, führten. Im Anschluß hieran veröffentlichte 
Tiemann zahlreiche Abhandlungen, die die Chemie des Citrals 
zum Gegenstand hatten. 

Neuerdings hat sich L. Ruzicka mit der Frage der Kon- 
stitution der Terpenverbindungen, besonders der höheren, ein- 
gehend und erfolgreich beschäftigt. Seine zahlreichen Abhand- 
lungen sind in den ersten Jahrgängen der Schweizer Zeitschrift: 
„Helvetica chimica acta" veröffentlicht worden. 

Außer den genannten Gelehrten waren und sind noch gegen- 
wärtig zahlreiche in- und ausländische Chemiker an der Unter- 
suchung einzelner Öle und der Erforschung der Konstitution der 
Terpene und ihrer sauerstoffhaltigen Derivate beteiligt. Diese 
Arbeiten sind, soweit sie sich auf die Zusammensetzung der 
ätherischen Öle beziehen in dem speziellen Teile dieses Buches 
angeführt worden. 

Die Konstitutionsbestimmungen der Terpenabkömmlinge ge- 
hören wegen der großen Veränderlichkeit und besonders wegen 
der häufig stattfindenden Umlagerungen und Übergänge zu den 
schwierigsten Aufgaben der organischen Chemie. Ein typisches 
Beispiel hierfür bietet der Campher. 

Obwohl der Campher im reinen Zustande dem Forscher in 
ungeheurer Menge zur Verfügung stand, ist es doch erst nach 
einer Arbeit von mehreren Jahrzehnten, während der gegen 30 
Strukturformeln aufgestellt wurden, gelungen, in der Bredtschen 2 ) 

*) Bert. Berichte 28 (1890) bis 50 (1917). 

8 ) Bredt, Versammlung D. Naturf. u. Ärzte, Braunschweig 1897. Liebigs 
Annaten 314 (1901), 388. 



Allgemeine Geschichte der ätherischen Öle. 97 

Campherformel einen allgemein anerkannten Formelausdruck zu 
finden, der schließlich durch Komppas Synthese des Camphers 
glänzend bestätigt wurde 1 ). 

Es ist noch kurz der Buch-Literatur seit Anfang des vorigen 
Jahrhunderts zu gedenken. 

So lange die Gewinnung der ätherischen Öle noch größten- 
teils in den Apothekenlaboratorien stattfand, wurde auch die 
Beschreibung und die Anleitung zur Darstellung von den phar- 
mazeutischen Handbüchern und Pharmakopöe-Kommentaren 
gegeben. Ebenso geschah die Veröffentlichung der Resultate 
wissenschaftlicher und praktischer Studien hauptsächlich in phar- 
mazeutischen, weniger in rein chemischen Fachzeitschriften. Als 
mit Anfang der vierziger Jahre sich die Fabrikation der äthe- 
rischen öle von den Apotheken trennte, sonderte sich auch die 
Literatur, und es entstanden über die ätherischen Öle besondere 
Werke. Die auf S. 77, Anm. 3 erwähnten Schriften Zellers 2 ) 
waren zuerst im „Jahrbuch für praktische Pharmacie" erschienen, 
ehe sie in Sonderdruck herauskamen. 

Bei Zeller finden wir eine Zusammenstellung der Ausbeuten, 
sowie die notdürftigste Beschreibung der physikalischen Eigen- 
schaften der Öle und ihres Verhaltens gegen Reagenzien. In 
dem später erschienenen Buche von Maier 3 ) werden auch die 
wissenschaftlichen Untersuchungen berücksichtigt. Die Ge- 
winnungsweisen und die Destillation wurden eingehend von 
Mierzinski 4 ) beschrieben. Ein ähnliches kleines Werk rührt 
von Askinson 5 ) her. Hier sind ferner zu nennen die in vielen 



l ) Komppa und Hirn, Berl. Berichte 36 (1903), 4332. 

*) G. H. Zell er, Studien über die ätherischen Öle. I. Heft. Des chemi- 
schen Teils erster Abschnitt. Landau 1850. — II. Heft. Die physischen und 
chemischen Eigenschaften der officinellen ätherischen Öle. Stuttgart 1855. — 
III. Heft. Die Ausbeute und Darstellung der ätherischen Öle aus officinellen 
Pflanzen. Stuttgart 1855. 

s ) Dr. Julius Maier, Die ätherischen Öle, ihre Gewinnung, chemischen 
und physikalischen Eigenschaften, Zusammensetzung und Anwendung. Stutt- 
gart 1867. 

*) Dr. Stanislaus Mierfinski, Die Fabrikation der ätherischen Öle 
und Riechstoffe. Berlin 1872. 

s ) Dr. George William Askinson, Die Fabrikation der ätherischen 
Öle. Wien 1876. 

Gildemeister, Die ätherischen öle. I. 7 



98 Geschichtliche Einleitung. 

Auflagen erschienene „Toflettenchemie" von Hirzel 1 ), sowie das 
in verschiedene Sprachen übersetzte Werk von Piesse 8 ). 

Die Forschungsergebnisse der ersten Zeit der Wal lach sehen 
Aera enthält das vortreffliche Handbuch von Bornemann 3 ), 
während die zwei Bände umfassende „Odorographia" von Sa wer*) 
den Schwerpunkt auf die botanische Seite legt 

Die Monographie der- Terpene von F. Heusler Ä ) faßt die 
ganze zerstreute Literatur zu Ende des vorigen Jahrhunderts zu- 
sammen. Das Werk wurde von F. J. Pond") im Jahre 1902, er- 
wettert und ergänzt, in englischer Übersetzung herausgegeben. 
Auf die Sesquiterpene beschränkt sich eine kleine Schrift von 
O. Schreiner'). 

Kurz nach dem Erscheinen der I. Auflage von E. Gilde- 
meister und Fr. Hoffmann, Die ätherischen Öle, kam ein ähn- 
liches Werk in französischer Sprache von Charabot, Dupont und 
Pillet 8 ) heraus, sowie in Englisch ein solches von E. J. Parry"). 

Hauptsächlich mit künstlichen, aber auch mit natürlichen 
Riechstoffen beschäftigten sich eine Anzahl kleinere Schriften von 
J. M. Klimont 30 ), E. Charabot 11 ), P. Jeancard et C. Satie 13 ), 
G. Cohn 1 *) und R. Knoll 14 ), während das Laboratoriumsbuch 



x ) Dr. Heinrich Hirzel, Die Toiletten-Chemie. Leipzig 1864 und später. 

a ) S. Piesse, The Art of Perfumery. London 1862 und später. 

s ) Dr. Georg Bornemann, Die flüchtigen Öle des Pflanzenreichs, ihr 
Vorkommen, ihre Gewinnung und Eigenschaften, ihre Untersuchung und Ver- 
wendung. Weimar 1891. 

*) J. CH. Sawer, Odorographia. London 1892—1894. 

B ) Dr. Fr. Heusler, Die Terpene. Braunschweig 1896. 

a ) The Chemistry of the Terpenes by F. Heusler. Authorized Trans- 
lation by Francis J. Pond. Carefully revised, en/arged and corrected. Phila- 
delphia 1902. 

') O. Schreiner, The Sesquiterpenes. A Monograph. Milwaukee 1904. 

S J E. Charabot, J. Dupont et L. Pillet, les huiles essentielles et 
Ieurs prineipaux constituants. Paris 1899. 

°) Ernest J. Parry, The Chemistry of Essential Oils and Perfumes. 
London 1899. — 11. Aufl. 1908. — III. Aufl. 1918. — IV. Aufl. 1921. 

10 ) J. M. Klimont, Die synthetischen u. isolierten Aromatica. Leipzig 1899. 
") E. Charabot, Les Parfüms artificiels. Paris 1900. — E. Charabot 
und C. L. Gatin, Le Parfüm chez la Plante. Paris 1908. — E. Charabot, 
Les Principes odorants des ve'ge'taux. Paris 1912. 

") P. Jeancard et C. Satie, Abrägö de Ja Ch/'mie des Parfüms. 
Paris 1904. 

ia ) G. Cohn, Die Riechstoffe. Braunschweig I. Aufl. 1904. II. Aufl. 1924. 

") R. Knoll, Synthetische und isolierte Riechstoffe und deren Dar- 
stellung. Halle 1908. 



Allgemeine Geschichte der ätherischen Öle. QÖ 

für die Industrie der Riechstoffe von O. Simon 1 ) aMssebJießlich 
der Analyse gewidmet ist. 

Unentbehrlich für den wissenschaftlich arbeitenden -tejgefl 
Chemiker sind die ausgezeichneten Bearbeitungen der in Fragt 
kommenden Gebiete von C. Harries 8 ) und von O. Aschan 3 ) 

Das große, in den Jahren 1905—1907 in 4 Bänden er- 
schienene Werk Semralers 4 ), Die ätherischen Öle, behandelt 
ausführlich mit sehr zahlreichen Literaturangaben sämtliche in 
ätherischen Ölen aufgefundene Bestandteile und wäre somit wohl 
zutreffend als Chemie der Bestandteile der ätherischen Öle zu 
bezeichnen. Das Wallach'sche Werk: Terpene und Campher 
ist bereits auf S. 95 genannt worden. Schließlich sind noch zu 
erwähnen kleinere Werke über die ätherischen Öle von Durvel le 5 ), 
Leimbach 6 ) und Wagner 7 ). 

Eine fortlaufende Übersicht über alle Fortschritte und Vor- 
gänge auf dem gesamten Gebiet der ätherischen Öle und Riech- 
stoffe geben die seit 50 Jahren erscheinenden Berichte von 
Schimmel 8j Co. 8 ), die auch in Englisch und Französisch heraus- 
gegeben werden. 

Ähnlich in Inhalt und Anordnung war das von 1900 bis 1920 
regelmäßig (zum Teil auch in Deutsch) erschienene Bulletin 
seien t/f/que et industriel de la Maison Roure-Bertrand Fils 
de Grasse. 

Im Laufe der Zeit sind auch eine Anzahl von Zeitschriften 
entstanden, deren Inhalt den ätherischen Ölen, den Riechstoffen 
und der Parfümerie gewidmet ist. Die wichtigsten sind folgende: 
Deutsche Parfümerie-Zeitung. Berlin. Seit 1915. 
Die Riechstoffindustrie. Berlin. Seit 1926. 



x ) O. Simon, Laboratoriumsbuch für die Industrie der Riechstoffe. 
Halle I. Aufl. 1908. II. Aufl. 1920. 

2 ) C. Harries, Einkernige hydroaromatische Verbindungen einschließlich 
der Terpene und Campherarten. Erschienen im Lehrbuch der organischen 
Chemie von Victor Meyer und Paul Jacobson. Leipzig 1902. 

3 ) O. Aschan, Chemie d. alicyclischen Verbindungen. Braunschweig 1905. 

*) F. W. Semmler, Die ätherischen Öle nach ihren chemischen Bestand- 
teilen unter Berücksichtigung der geschichtlichen Entwicklung. Leipzig 
1906—1907. 

B ) J. P. Durvell e, Fabrication des Essences et des Parfüms. Paris 1908. 
8 ) R. Lelbach, Die ätherischen Öle. Halle 1910. 
') A. Wagner, Die ätherischen Öle. Leipzig 1925. 
8 ) Im Buchhandel durch L. Staackmann (Abteilung: Kommission), Leipzig. 

7* 



100 Geschichtliche Einleitung. 

American Perfumer and Essential CHI Record. New York. 

Seit 1906. 
Perfumery and Essential Oil Record. London. Seit 1910. 
La Parfumerie moderne. Lyon. Seit 1910. 
Les Parfüms de France. Grasse. Seit 1923. 
Rivista Italiana delle Essenze e dei Profumi. Mailand. 

Seit 1919. 
Profumi Italici. Sanremo. Seit 1923. 

Die außerordentliche Bereicherung unserer Kenntnis der 
ätherischen Öle in den letzten 40 Jahren hat fördernd und be- 
fruchtend auf die Praxis gewirkt, und so läuft der Entwicklung 
der Wissenschaft ein kräftiger Aufschwung der Industrie der 
ätherischen Öle und künstlichen Riechstoffe parallel. Neben 
älteren Fabriken, denen die Arbeitsstätten zu klein geworden 
waren, und deshalb bedeutend vergrößert werden mußten, ent- 
standen in dieser Periode eine ganze Anzahl neuer Fabrikations- 
betriebe im In- und Auslande. 

Die Fortschritte in der Erforschung der Zusammensetzung und 
der Eigenschaften der ätherischen Öle haben auch den weiteren 
Ausbau der Analyse zur Folge gehabt. Deshalb sind auch die 
Anforderungen der einzelnen Arzneibücher an die ätherischen 
Öle präzisiert und verschärft worden. Auch werden vielfach nicht 
nur reine, sondern an wirksamen Bestandteilen möglichst reiche 
Öle verlangt. Die große Verschiedenheit der Ansprüche, die 
von den einzelnen Pharmakopoen an die ätherischen Öle ge- 
stellt werden, beweist, daß ihre Zusammensetzung und die 
Schwankungen, denen sie als Naturprodukte unterworfen sind, 
noch nicht genügend erforscht sind, und daß auch die Prüfungs- 
methoden noch zu wünschen übrig lassen. Trifft dies nun schon 
bei den arzneilich gebrauchten Ölen zu, die doch zu den am 
besten gekannten gehören, so ist dieser Mangel bei den nicht 
offizineilen und seltener gebrauchten noch fühlbarer. Die bis- 
herige wissenschaftliche und technische Entwicklung unseres 
Gebietes berechtigt indes zu der Hoffnung, daß die noch vor- 
handenen Lücken in absehbarer Zeit ausgefüllt und auch die in 
der Folgezeit auftauchenden Probleme in befriedigender Weise 
gelöst werden. 



Geschichte einzelner ätherischer Öle. 



Terpentinöl. 

Die aus dem Terpentin (Harzbalsam) verschiedener Arten 
der Abietineen durch Destillation gewonnenen Öle sind schon 
im Altertum als Ttiaoe/.cuov 1 ) und erst später als Terpentinöl 
bekannt und mit dem dabei erhaltenen Kolophoniumharze be- 
sonders von seefahrenden Völkern gebraucht worden. Bei der 
frühen hohen Entwicklung der Firnis- und Lackindustrie der 
Chinesen und Japaner dürften auch dort destillierte Coniferen- 
öle schon in früher Zeit gewonnen worden sein. Jedenfalls 
scheinen in primitiver Weise dargestellte Abietineenöle von allen 
ätherischen Ölen zuerst gewerblich und technisch in Gebrauch 
gekommen zu sein. 

Der Name Terpentinöl ist wohl erst zur Zeit der griechi- 
schen Kultur, und zwar, gleich früheren Bezeichnungen wie 
Cedernöl usw., als Kollektivname für Abietineenöle gebraucht 
worden. Er entstammt der persischen Sprache-) und dürfte von 
dem Harzsafte der cyprischen Pistacie, Pistacia Terebinthus L. 
abgeleitet sein. 

Die Terpentinölgewinnung hat in geschichtlicher Zeit ihren 
Anfang wahrscheinlich in den Gebieten des Kaukasus und 
seiner südwestlichen Ausläufer und erst im Mittelalter im mitt- 
leren und später auch im nördlichen Europa genommen. Die 
nordamerikanische Terpentinölindustrie hat sich in den mit 



*) Herodoti Historiae. Lib. II, 85. — Dioscorides, De materia 
medica, Lib. I, 34, 39, 80. Editio Kühn-Sprengel 1829. 1, 98. — Plinius, 
Naturalis historiae libri, Lib. XV, cap. 6—7 und Lib. XVI, cap. 22. 

2 ) Flückiger, Pharmakognosie, III. Aufl., S. 77. 



102 Geschichtliche Einleitung. 

Nadelwaldungen bedeckten atlantischen Südstaaten, namentlich 
Virginien und Karolina, seit dem Anfange des 18. Jahrhunderts 
entwickelt 1 ). 

Da das rohe Terpentinöl im Haushalte und im Religionskultus 
kaum Verwendung fand, so ist es in der frühesten Literatur nur 
selten berücksichtigt worden. Auf seine Erwähnung in älteren 
Schriften ist bereits auf S. 18, 32, 33 und 41 hingewiesen 
worden. Seitdem es auch in der Arzneikunde in Gebrauch kam, 
enthalten auch die mittelalterlichen Destillier- und Arzneibücher 
Angaben darüber. Nächst der Erwähnung des Terpentinöls auf 
S. 33 und 36 von den im 13. Jahrhundert lebenden A. Villa- 
novus und R. Lullus, führten es im 15. Jahrhundert in ihren 
Schriften auf: Saladinus von Asculo 2 ) und der Kanonikus 
Johann von Santo Amando zu Doornyk 8 ), und im 16. Jahr- 
hundert Walter Ryff*), Conrad Gesner 6 ), Joh. Baptista Porta"), 
Valerius Cordus') und Adolphus Occo 8 ). 

Die bis zum Anfange des 17. Jahrhunderts geltende ähnliche 
Bezeichnung von Alkohol und Terpentinöl als „aqua ardens" 
und „Spiritus" ist bereits auf S. 32 erwähnt worden; der Name 



*) Prof. Peter Kalms Reise nach dem nördlichen Nordamerika im Jahre 
1748—1749. Göttinger Sammlung neuer und merkwürdiger Reisen zu Wasser 
und zu Lande. 3 Bände. Gättingen 1754. Bd. 2, S. 418, 566; Bd. 3, S. 293 
305, 523. 

Johann David Schöpf, Reise durch einige der mittleren und südlichen 
Staaten von Mordamerika in den Jahren 1783—1784. 2 Bde. Erlangen 1787 
Bd. 2, S. 220, 223, 273. 

F. A. Michaux, Histoire des arbres forestiers de l'Am6rique septeri- 
trionale. Paris 1810. 

a ) Saladini Asculani Compendium aromatariorum. Veneti 1488. Index. 

s ) Expositio Janis de Santo Amando supra antidotarii Nicolai incipii 
feliciter. „Oleum de terebinthina fit similiter per sublimationem, et est darum 
ut aqua fontis ... et ardet ut ignis graecus cum oleo benedicto usw." In 
der Ausgabe des auf Seite 27, Note 4 genannten Werkes vom Jahre 1589 
fol. 228 b. 

*) Gualtherius Ryff, New groß Destillirbuch wohl gegründeter künst- 
licher Destillation. Francofurti 1556, fol. 180. 

B ) Ein köstlicher theurer Schatz Euonyrni Philiatri darinnen enthalten 
sind vil heymlicher guter stück der artzney. Editio 1555. Vol. 1, p. 238. 

e ) Gio Batt. Portae Mag/'ae naturalis libri viginti. Editio 1589. 

7 ) Dispensatorium Noricum. 1546. 

s ) Pharmacopoea pro Repubiica Augustana. 1564. 



Geschichte einzelner ätherischer Öle. 103 

Spiritus terpenthinae hat sich in volkstümlicher Sprachweise 
bis zur Gegenwart erhalten. Als „huile aetheree" scheint das 
Terpentinöl zuerst im Jahre 1700 bezeichnet worden zu sein. 

Die ersten Untersuchungen galten wesentlich dem Verhalten 
des Öles bei niedriger Temperatur. Margueron 1 )" will im Jahre 
1794 bei der Abkühlung von Terpentinöl auf —22° R. kristalli- 
nische Erstarrung beobachtet haben. Kristalle waren auch 
schon im Jahre 1727 von Cl. Jos. Geoffroy beim Abkühlen der 
Dämpfe im Halse der Retorte, bei der Destillation des Öles 
bemerkt worden. Wie alle erstarrenden Bestandteile destillierter 
Öle bezeichnete man auch diese nadeiförmigen, vermutlich aus 
Pinolhydrat bestehenden Kristalle zu jener Zeit als Terpentin- 
„campher". 

Bei Gelegenheit der Darstellung des sogenannten Liquor ant- 
arthriticus Pottii, bei welcher Chlorwasserstoff in Terpentinöl 
geleitet wird, erhielt der Apotheker Kindt in Eutin 2 ) im Jahre 
1803 eine feste kristallinische Masse 8 ), die er für künstlich dar- 
gestellten Campher hielt. Die Verbindung wurde von Gehlen*) 
und von Dumas 8 ) näher untersucht. Die erste Elementar- 
analyse des Terpentinöls wurde im Jahre 1817 von Houton- 
Labillardiere 8 ) ausgeführt. In demselben Jahre wurde auch 
an Terpentinöl zuerst das Rotationsvermögen eines ätherischen 
Öles bestimmt. 

Amerikanisches Terpentinöl. 

Der Ursprung der mächtigen Terpentinindustrie der Ver- 
einigten Staaten ist in den gewaltigen Nadelholzwäldern der 
Staaten Nord- und Süd-Karolina, Georgia und Alabama zu suchen. 
Die Produkte dieser Industrie waren bis zur Mitte des vorigen 
Jahrhunderts nur Teer und Pech, welche wesentlich beim Schiff- 
bau und beim Schiffahrtsbetriebe gebraucht, und daher mit dem 



*) Journ. de Chim. et de Phys. 3 (1794), 178. — Crells. Chem. Annal. 1795 
II. 195, 310 u. 430. 

a ) Trommsdorffs Journ. der Pharm. 11 II. (1803), 132. 

3 ) Pinenmonochlorhydrat, C10H17CI. 

4 ) Gehlens AUgem. Journ. für die Chemie 6 (1819), 462—409. 

s ) Annal. de Chim. et Phys. II. 52 (1833), 400. — Liebigs Annalen 9 
(1834), 56. 

*) Journ. de Pharm. II. 4 (1818), 5. 



104 Geschichtliche Einleitung. 

Namen „Naval stores" 1 ) bezeichnet wurden 2 ). Die Herstellung 
von Terpentinöl und Kolophonium scheint erst nach der Mitte des 
18. Jahrhunderts in Nord-Karolina und Virginien begonnen zu 
haben. Der als sorgfältiger Beobachter bekannte schwedische 
Reisende Prof. Peter Kalm durchforschte die atlantischen Pro- 
vinzen der damaligen britischen Kolonie von Quebec bis Virgi- 
nien während der Jahre 1749 und 1750, berichtete indessen nur 
über die Bereitung von Teer und Pech*). Erst spätere Reisende 
und Berichte erwähnen die Gewinnung von Terpentin, Terpen- 
tinöl und Kolophonium in Karolina, z. B. auch Dr. Johann David 
Schöpf, welcher die atlantischen Staaten im Jahre 1783 bis 1784 
von Kanada bis Florida 4 ), und Francois Andre" Michaux, der 
etwa zwanzig Jahre nach dem längeren Aufenthalte seines Vaters, 
des bekannten Botanikers Andre" Michaux in Nordamerika, dieses 
im Anfange des vorigen Jahrhunderts bereist hat 5 ). 

Der Verbrauch von Terpentin, Terpentinöl und Kolophonium 
beschränkte sich indessen bis zu dem Jahre 1820 nur auf die 
damals noch geringfügigen Bedürfnisse der inländischen Industrie. 
Die Ausfuhr von Öl und Harz nach England war unbedeutend. 
Bis zum Jahre 1830 hatte die Terpentingewinnung ihren Sitz auf 



*) Ober die Geschichte der „Naval Stores Industry" siehe auch Schorger 
u. Betts, U. St. Dep. of Agriculture, Bulletin No. 229, Washington, 1915. 

'-) Die früheste Erwähnung des Bezuges von Teer und Pech und der 
Gewinnung von Terpentin in Virginien befindet sich im Bande 1 der „Cafendar 
of State Papers. Colonial Serfes" für die Jahre 1574 bis 1660 in der „Public 
ftecord office" in London. Dieser Band enthält aus dem Jahre 1610 „In- 
structions for suche thinges as are to be sente from Virginia" und dabei 
ein gedrucktes Heftchen „The Booke of the Commodities of Virginia." — In 
beiden sind unter den Produkten der Provinz Virginia auch Pech, Teer, Harz 
und Terpentin genannt, und die erstere Liste enthält eine kurze Angabe über 
die noch heute gebräuchliche Gewinnungsweise des Terpentins. (Dan. Han- 
bury, in Proceed. Americ. Pharm. Ass. 19 [1871], 491). 

s ) Reise nach dem nördlichen Nordamerika im Jahre 1748 bis 1750 von 
Prof. Peter Kalm in „Göttingsche Sammlung neuer und merkwürdiger Reisen 
zu Wasser und zu Lande." Göttingen 1754—1764. Bd. 2, S. 418, 474; Bd. 3, 
S. 305, 523. 

*) Reise durch einige der mittleren und südlichen Vereinigten Nordameri- 
kanischen Staaten in den Jahren 1783 und 1784 von Dr. Johann David Schöpf. 
Erlangen 1788. Bd. 2, S. 141, 247—252. 

s ) Histoire des arbres forest/ers de l'Am6rique septentrionale, par 
F. Andre Michaux. Paris 1810. Tom. 1, p. 73. 



Geschichte einzelner ätherischer Öle. 105 

den Küstengebieten zwischen dem Tarflusse im Norden und dem 
Cape-Fairflusse im Süden des Staates Nord-Karolina mit den 
Hafenstädten New Bern, Wilmington und Washington in Nord- 
Karolina als Stapelplätzen. Die Destillation des Terpentins wurde 
in gußeisernen Destilliergefäßen betrieben. 

Zu Anfang der dreißiger Jahre erfuhr die Verwendung von 
Terpentinöl in der Großindustrie _ eine bedeutende Erweiterung. 
Es geschah dies vor allem durch den ausgiebigeren Gebrauch 
der Ölfarben und damit durch das Emporkommen der Firnis- 
und Lack-, sowie der Kautschukindustrie, und endlich dujxh die 
vom Jahre 1839 an erfolgte Einführung einer Mischung von 
Terpentinöl mit Alkohol unter verschiedenen Bezeichnungen, wie 
Camphin usw., als Beleuchtungsmaterial. Dieses war bis zur 
Einführung von Petroleum (i\erosene) um das Jahr 1860 das 
billigste Beleuchtungsmittel. Im weiteren hatte der Verbrauch 
des Terpentinöls durch die im Laufe der dreißiger Jahre durch 
Comstock, Hancock, Macintosh, Chaffee und besonders 
durch Lüdersdorff eingeführten Zubereitungsweisen in der 
Kautschukindustrie beträchtlich zugenommen. 

Dieser bedeutend vermehrte Konsum von Terpentinöl führte 
im Jahre 1834 die Vergrößerung der Terpentinindustrie und eine 
ergiebigere Gewinnungsweise des Öles durch die Einführung 
besserer, und zwar kupferner Destilliergeräte herbei, wodurch 
auch gleichzeitig das Kolophonium in besserer Qualität gewonnen 
wurde 1 ). Die Ausfuhr amerikanischen Terpentinöles und Kolo- 
phoniums nach England und in den Welthandel nahm aber erst 
gewaltige Dimensionen an nach der Aufhebung des Einfuhrzolles 
in England im Jahre 1846, erlitt indessen während der vierjährigen 
Industrie- und Handelsstockung im Bürgerkriege in den Jahren 
1861 bis 1865 eine Unterbrechung. 

Bis zum Jahre 1837 bestand in Karolina die Meinung, daß 
die südwärts gelegenen großen Kieferwaldungen wegen des 
Bodenunterschiedes und der klimatischen Verhältnisse für die 
Terpentingewinnung weniger günstig seien. 1 Im genannten Jahre 
angestellte größere Versuche ergaben indessen den Irrtum dieser 
Ansicht, und die Terpentinindustrie verbreitete sich bei der 



*) The forests, forest lands and forest producta of Eastem North 
Carolina. By W. W. Ashe. Raleigh N. C. 1894. 



106 Geschichtliche Einleitung. 

großen Nachfrage und der zunehmenden Spekulation sehr schnell 
nach Süd-Karolina und Georgia, und späterhin auch nach Ala- 
bama, Louisiana und Mississippi 1 ), Mit der Einführung leichter 
transportabler Kupferdestillierblasen wurde auch die Destillation 
mehr und mehr an den Produktionsorten ausgeführt, so daß 
die „Terpentinfarmen" fortan anstatt des Terpentins die fertigen 
Produkte, Öl und Kolophonium, nach den Küstenstapelplätzen 
lieferten. Bei der großen Steigerung des Konsums an Terpen- 
tinöl fand zeitweilig eine starke Überproduktion an Harz (Kübel - 
harz und Kolophonium) statt, die mit einer empfindlichen Ent- 
wertung Hand in Hand ging. 

Die Mißverhältnisse glichen sich zu Ende der sechziger 
Jahre wieder aus. Durch die Vergrößerung der Produktions- 
gebiete trat schließlich auch eine Überproduktion an Öl ein, die 
um so empfindlicher war, als mit der allgemeinen Einführung 
des Petroleums als Beleuchtungsmaterial, sowie auch für andere 
bisher vom Terpentinöl gedeckte Zwecke, beträchtliche Ver- 
brauchsquellen desselben aufhörten. Andrerseits aber gewannen 
Verwendung und Konsum von Kolophonium in verschiedenen Ge- 
werben und Industriezweigen neue und sehr große Absatzgebiete. 

Die Terpentinindustrie in den amerikanischen Südstaaten 
entwickelte sich weiter mit der Verbilligung der Verkehrswege 
durch Eisenbahnbau und der Benutzung schiffbarer Wasserwege 
zu den gewaltigen Dimensionen ihres derzeitigen Betriebes. 

Französisches Terpentinöl. 

Die Terpentingewinnung aus der Seestrandkiefer P/nus 
Pinaster Solander muß im Südwesten Frankreichs schon in 
frühen Zeiten betrieben worden sein 2 ), denn man hat an der 
dortigen Küste mehrfach versteinerte Baumstämme gefunden, 
an denen die für die Harzung charakteristischen Verwundungen 
sichtbar waren. Aus geschichtlicher Zeit ist bekannt, daß nach 
Urkunden aus den Jahren 1382 und 1383 dem Captal de Buch 



*) Carl Mohr, The timber pines of the Southern United States. Wash- 
ington 1897, p. 69. — Die Gewinnung und Verarbeitung des Terpentins im 
Süden der Ver. Staaten. Pharm. Rundschau (Neuyork) 2 (1884), 187. 

a ) O. A. Oesterle, Die Harzindustrie im Südwesten von Frankreich. 
Berichte d. deutsch, pharm. Ges. 11 (1901), 217. 



Geschichte einzelner ätherischer Öle. 107 

Archambault de Grailly von König Richard II. von England 
erlaubt worden war, auf seinem Gebiete Harzmärkte abzuhalten. 
Wahrscheinlich sind die Anpflanzungen der Strandkiefer ursprüng- 
lich zum Schutze der Dünen angelegt worden. Die dauernde 
Festlegung dieser gelang erst nach vielen mißglückten Versuchen 
zu Ende des 18. Jahrhunderts. Das von dem Ingenieur Bre"mon- 
tier ausprobierte Verfahren, den Sand zu besäen, wird noch 
heute vom Staate ausgeübt. 

Die jetzt noch übliche Methode, den aus den Bäumen fließen- 
den Terpentin in irdenen Töpfen aufzufangen, rührte von Hector 
Serres (1836) und von Hugues (1840) her. 

Die Destillation des Terpentinöles wird in Frankreich seit 
dem Jahre 1783 betrieben 1 ). 

Terpentinöl aus venetianischem (Lärchen-) Terpentin. 

Der Lärchenterpentin war schon den Römern wohlbekannt 
und findet in dem Werke des Zeitgenossen Caesars," Vitruvius*), 
sowie in denen des Dioseorides 3 ), des Plinius 4 ), Galen und 
Cord us 5 ) Erwähnung, im Mittelalter gehörte der Lärchenterpentin 
zu den geschätzteren Balsamarten; den Namen venetianischer Ter- 
pentin erhielt er im 15. Jahrhundert 8 ), als er von Venedig aus, dem 
damaligen Mittelpunkte des Drogenmarktes, in den Handel kam. 

Lärchenöl (Oleum Laricis) wird zuerst erwähnt in den 
Werken von Matthiolus 7 ) und Conrad Gestier 4 ). 

Terpentinöl aus Kanadabalsam. 

Die erste Erwähnung des in Amerika den Eingeborenen wohl 
seit langem bekannten Kanadabalsams geschah in europäischen 
Reiseberichten von dem in den Jahren 1606 bis 1607 Kanada 

% ) Les corps gras industriels S4 (1908), 179. 

2 ) Marcus V. P. Vitruvius, „Z>e architsctura" Vol. 2, p. 9. 

3 ) Dioseorides, De materia medica libri quinque. Editio Kühn- 
Sprengel 1829, Bd. 1, S. 95. 

*) Plinius, Naturalis historiae libri 39. Li ttrös Ausgabe. Cap. XVI, 575. 
B ) Hist. plant. Hb. 3, cap. 23, S. 186. 
a ) Flückiger, Pharmakognosie, III. Aufl., S. 80. 

') Petri Andreae Matthioli Opera quae extant omnia, Edit. 1598, tom. I, 
p. 103. 

8 ) Euonymi Philiatri Ein köstlicher Schatz. Zürich 1555, S. 289. 



108 Geschichtliche Einleitung. 

bereisenden Marc Lescarbot 1 ). Er bezeichnete den Balsam als 
gleichwertig mit dem venetianischen. In Europa scheint Kanada- 
balsam indessen erst im 18. Jahrhundert auf den Markt gelangt 
zu sein 2 ). 

Cypressenöl. 

Cypressenöl war bereits im Jahre 1672 (vgl. S. 66) bekannt. 
Es wurde im Jahre 1892 von J. M. Bravo 8 ) als Mittel gegen 
Keuchhusten empfohlen und 1894 von Schimmel § Co. 4 ) im 
Großen hergestellt und in den Handel eingeführt. Im Leipziger 
Kinderkrankenhaus von Geheimrat Professor Dr. Soltmann bei 
einer großen Anzahl von Patienten ausgeführte Versuche *) be- 
stätigten die außerordentliche Wirksamkeit des Öles bei Keuch- 
husten. 

Wacholderbeeröl. 

Wacholderbeeröl wurde als Oleum de granis Juniperi 1521 
in der Ratsapotheke in Braunschweig vorrätig gehalten ). Seine 
Darstellung ist von Valerius Cordus') 1546 beschrieben worden. 

Die Ausbeute der Wacholderfrüchte an ätherischem Öle er- 
mittelten Cartheuser s ) und Spielmann 9 ). 

Das destillierte Wacholderholzöl ist in mittelalterlichen 
Destillierbüchern mehrfach erwähnt und in den Arzneibüchern 
und Taxen des 16. Jahrhunderts gleichzeitig mit dem destillierten 
Öle der Früchte aufgeführt worden 10 ). 



*) M.Les carb ot, Histoire de la Nouvelie-France. 1612. Edit. Ed. Tross. 
Paris 1866, p. 805, 811, 820. 

2 ) Flückiger, Dokumente zur Geschichte der Pharmazie, S. 92. 

a ) Deutsche Medizänal-Zeitung IS (1892), 45. Nr. 4. 

4 ) Bericht von Schimmel § Co. Oktober 1894, 70 und April 1895, 22. 

s ) O. Soltmann, Keuchhusten und Cypressenöl. Therapie der Gegen- 
wart. März 1904. 

a ) Flückiger, Pharmakognosie, III. Aufl., S. 898. 

') Valerii Cordi Dispensatorium Nor/cum, p. 404. 

8 ) Fundamenta materiae medicae 1738, Vol. 2, p. 346. 

") Ebenda Vol. 2, p. 272. 

10 ) Saladini Compendium aromatariorum. 1488. Index. — H.Gualther. 
Ryff, New gross Destilllrbuch wohl gegründeter künstlicher Destillation. 
Francof. 1556, fol. 181. — Val. Cordi Dispensatorium Noricum. 1546. — 
Ein köstlicher Schatz Euonymi Philiatri. Editio 1555, p. 228, 232, 306. 
— Van Helmont, Ortus medicinae vel opera et opuscula omnia. Editio 



Geschichte einzelner ätherischer Öle. 109 

Das empyreumatische, durch trockene Destillation gewonnene 
Wacholderteeröl, Kadeöl, Oleum Cadinum, das wohl nur 
selten aus dem Holze des eigentlichen Wacholders, Juniperus 
communis, vielmehr aus dem von /. oxycedrus hergestellt wurde, 
war schon zur Zeit der Römer bekannt 1 )- Seine Darstellung 
beschreibt Mesue der Jüngere 2 ), der im Jahre 1015 starb. 

Sadebaumöl. 

Der Sadebaum ist schon von den Römern arzneilich und in 
der Tierheilkunde gebraucht worden 8 ), wie denn auch der Name 
„Sabina" von dem nordöstlich von Rom gelegenen Berglande 
der Sabiner entnommen sein dürfte. Auch Dioscorides 4 ) und 
PHnius 6 ) erwähnen die Pflanze. Karl der Große trug im 
9. Jahrhundert durch Aufzählung des Strauches in seinem „Capi- 
tu/are" zu seiner Kultur im Norden der Alpen bei"). Auch in 
den Schriften der Äbtissin Hildegard von Bingen*) ist Sade- 
baum als Heilmittel erwähnt, ebenso von dem im 12. Jahrhundert 



Lugdunensis 1648. De febribus. Cap. IV, p. 33. — Schnellenberg, 
Artzneybuch. Königsberg 1556, p. 35. — Estimatio matenae med/cae in usum 
publicum civitatum Marchiae Brandenburgensis. Autore Matthaeo Flacco. 
Berolini 1574. — Frankfurter Taxe. 1582. 

') Dioscorides, De Materia medica libri quinque. Editio Kühn- 
Sprengel. 1829. Vol. 1, p. 102. — Plinii Naturalis historiae libri. Cap. 
XXIV, 36. Editio Littre 1887. Vol. 1, p. 142. — Scribonlus Largus, 
Compositiones medicamentorum. Editio Helm reich 1887, p. 47, 55, 56. — 
Joannes Actuarius, De medicamentorum compositione, J. Ruellio inter- 
prete. Basiliae 1540, fol. 30. — Matthaeus Platearius in „Circa instans", 
in Choulants Handbuch der Bücherkunde für die ältere Medizin zur Kenntnis 
der griechischen, lateinischen und arabischen Schriften. 2. Aufl. Leipzig 
1841, S. 229. 

8 ) Mesue, Antidotarium seu Orabbadin medicamentorum libri XII. 
Caput 12, „De oleis". Vgl. S. 26. 

") Marcus Porcius Cato, De re rustica, p. 70. — Editio Misard, 
p. 25. — Meyers Geschichte der Botanik. Bd. 1, S. 344. 

*) Pedanii Dioscoridis Anazarbei De Materia medica libri quinque. — 
Editio Kühn-Sprengel 1829, Vol. I, p. 104. 

s ) Plinii Naturalis historiae libri. Cap. XV11, 21 und cap. XXIV, 61. — 
Editio Littr6 1877. Vol. 1, p. 623 und vol. 2, p. 149. 

6 ) Capitulare de viliis et cortis imperialibus. 

7 ) Hildegardis Abbatissae Subtilitatum diversarum naturarum creatu- 
rarum libri novem. — Editio Migne 1885, p. 1145. 



110 Geschichtliche Einleitung. 

lebenden Otto von Meudon (Macer Floridus) unter den von 
ihm gepriesenen 77 Heilmitteln 1 ). 

In England scheint der Strauch schon vor der Eroberung 
durch die Normannen kultiviert und benutzt worden zu sein 4 ). 

Zur Zeit des allgemeinen Gebrauches der destillierten (ge- 
brannten) Wässer wurde auch Aqua sabinae dargestellt, und es 
ist in den auf S. 42 bis 60 genannten bekannteren Destillier- 
büchern aufgeführt. 

Das destillierte Öl findet sich zuerst in der Taxordnung der 
Stadt Frankfurt a. M. vom Jahre 1587 erwähnt und wurde zu 
Ende des 17. Jahrhunderts von Joh. Begnin'us beschrieben 3 ). 
Über die Ausbeute an Öl scheint zuerst Friedrich Hoff mann 
um das Jahr 1715*) Versuche angestellt zu haben; G. W.Wedel 
untersuchte das Öl mit den Hilfsmitteln seiner Zeit im Jahre 
1707 s ). Die erste chemische Untersuchung führte Dumas im 
Jahre 1834 aus 8 ). 

Libanon Cedernöl. 

Nach Herodot und Diodor wurde bei den Ägyptern Cedernöl 
zum Einbalsamieren von Toten verwendet; auch Plinius er- 
wähnt oleum cedrinum und seinen Gebrauch zum Konservieren 
von Leichen 7 )- Die Darstellung dieses Öles nach Herodot, 
Dioscorides und Plinius ist am Anfang des folgenden Kapitels 
(S. 223) beschrieben worden. Ob dies indessen das Öl der 
Libanonceder (Cecfrus libani Barr.) gewesen ist, kann zwar ver- 
mutet werden, dürfte aber kaum mit Sicherheit festzustellen sein. 



x ) Macer Floridus, De viribus herbarum una cum Wa/afridi Stra- 
bonis, Ottonr's Cremonensis et Joann/s folcz carminibus sitni/is argu- 
menti. Neapoli 1487. — Editio Choulant, Lipsiae 1832. 

") Cockayne, Leechdoms, wortcunning and Starcraft of earJy Eng- 
land. 1865, Vol. 2, p. 12. 

*) Jofrannis Begnini Tyroceynium chymicum, in Joh. Hartman nii, 
Opera omnia medico-chymica congesta atque pluribus aucta a Conrado 
Johrenio. Francofurti ad Moenum 1600. Vol. III, p. 27. 

*) Fr. Hoffmannii Opera omnia-physico-medica. Über 65, Obser- 
vatio 1, De o/eis destillatis inque eorum destWatione observanda. 

*) G.W.Wedel, Dissertatio de Sabina. Jenae 1707. 

«) Liebigs Annalen 15 (1835), 159. 

') Herodot II, 85. — Diodor, Hb. I, 91. Nach R. Sigismund 
Die Aromata. Leipzig 1884, S. 5. 



Geschichte einzelner ätherischer Öle. 111 

Der Baum ist seines dauerhaften Holzes wegen im alten 
Testament oft erwähnt worden 1 ). 

Andropogon (Cymbopogon)öle. 

Die aromatischen Grasarten, die uns gegenwärtig eine An- 
zahl wertvoller ätherischer Öle, z. B. Palmarosa-, Gingergras-, 
Citronell-, Lemongras- und Vetiveröl liefern, sind schon im Alter- 
tum ihres Wohlgeruches halber zur Aromatisierung von Wein 
und der Tonbecher zum Trinken desselben, der sogenannten 
„Rhodischen Becher" 2 ), sowie zur Bereitung wohlriechender Salben 
und Öle 8 ), zu Räucherungen im Religionskultus und bei Fest- 
gelagen zur Bereitung von Lagerstätten gebraucht worden. Diese 
Grasarten sind in Sanskritschriften, im alten Testamente 4 ) und 
in anderen Dokumenten des Altertums unter verschiedenen Be- 
zeichnungen erwähnt worden. Die in den Bibelübersetzungen und 
anderen alten Schriften unter den Spezereien und Salbölen*) mehr- 
fach genannten Narde, Stakte, Schönos usw. scheinen zuweilen 
auch als gleichbedeutende Bezeichnung für die wohlriechenden 
Andropogongräser und deren Wurzeln gegolten zu haben. Von 
diesen dürfte im Altertum Andropogon laniger Desf. die be- 
kannteste Art gewesen sein, da sie im nördlichen Indien, in 

l ) In den Schriften des alten Testamentes sind Coniferennutzhfllzer viel- 
mals und unter Namen genannt und übersetzt worden, welche für die wirk- 
liche Herkunft der Hölzer nicht immer zutreffend sein mögen. Bei Cedern- 
ünd Tannenholz mag im allgemeinen wohl die Libanonceder gemeint sein. 
Solche Angaben sind z. B.: 3. Mose, Kap. 14, V. 4. — 1. Könige, Kap. 4. 
V. 33; Kap. 5, V. 6, 8, 10; Kap. 6, V. 9, 15, 18, 20, 26; Kap. 7, V. 2, 3, 7, 
12, 14; Kap. 10, V. 27. — 2. Chronica, Kap. 2, V. 8; Kap. 3, V. 5, 9. — 
Jesaias, Kap. 14, V. 8; Kap. 37, V. 24, 60, 61. — Hesekiel, Kap. 27, V. 2. — 
2. Samuelis, Kap. 6, V. 5. — Sacharja, Kap. 11, V. 1 — 2. — Offenbarung 
Johannis, Kap. 18, V. 12. 

s ) Athenaei Naucratitae Deipnosophistarum. Lib. XV, p. 472. — Plinii 
Naturalis historiae libri. Lib. V, p. 64, 65 und lib. XIV, p. 15. — Horatii 
Carmwa. XII, 16—17: 

lf Nardo vina tnerebere 

Nardi parvus onyx eliciet cadum." 

*) Dioscorides, De materia medica libri quinqtte. Lib. I, p. 52. — 
Plinii Naturalis historiae libri. Lib. XIII, p. 2. 

4 ) 2. Mose, Kap. 30, V. 34. — Hohe Lied, Kap. 4, V. 13—14. 

8 ) Wilhelm Mowack, Lehrbuch der hebräischen Archäologie. Freiburg 
1894. Bd. 1, S. 133. 



112 Geschichtliche Einleitung. 

Tibet, Persien und Arabien bis Ägypten, Nubien und Äthiopien 
verbreiteter war als die anderen Arten. Ursprünglich 1 ) aber und 
in neuerer Zeit gilt der Name Narde nur für die aromatischen 
Wurzeln der in dem nordindischen Himalaya einheimischen, zur 
Familie der Valerianaceae gehörigen Nardostachys Jatamansi HQ. 
und allenfalls auch für die der in den europäischen Alpen ein- 
heimischen Valeriana celtica L. 

Die griechischen und römischen Schriftsteller verstanden 
unter den als '§olvog oder o%olvog, auch als Juncus bezeichneten 
Spezereien wahrscheinlich dieselben aromatischen Andropogon- 
arten®). Im Abendlande scheinen diese niemals angepflanzt oder 
in getrockneter Form eingeführt worden zu sein. 

Die erste Erwähnung der Andropogongräser 3 ) von euro- 
päischen Reisenden befindet sich in den Werken von Garcia 
da Orta*), van Rheede tot Draakenstein — um die Mitte 
des 17. Jahrhunderts Statthalter der Holländisch-Ostindischen 
Kompagnie auf der Malabär-Küste 5 ) — und von G. E. Rumpf 
(Rumphius, auch Plinius indicus), in der zweiten Hälfte des 
17. Jahrhunderts holländischer Statthalter auf Amboina"). Die 
erste Probe destillierten Andropogonöles, nämlich Lemongrasöls, 
soll im Jahre 1717 von den Molukken nach Europa gelangt sein'). 
Die Destillation dieser Öle im Großen und ihre Einführung in 
den Welthandel und in die Industrie scheint indessen erst im 
Jahre 1820 begonnen zu haben. In diesem Jahre erwähnt der 
längere Zeit als Direktor des botanischen Gartens in Calcutta 
lebende Botaniker William Roxburgh das Lemongrasöl als 



*) Dioscorides, De materia medica Jlbri quinque. Lib. I, 6 u. 77. 

*) Dioscorides, De materia medica libri quinque. Lab. I, p. 2, 16, 17. 
Editio Kühn-Sprengel 1829. Vol. 1, p. 30. — Plinii Naturalis historiae 
libri. Lib. XII, p. 26, 59, 62 und lib. XIII, p. 2. 

3 ) Eingehend ist die Geschichte der einzelnen Gräser behandelt von 
Otto Stapf. „The Oii-Grasses of India and Ceylon." Bulletin of Miscellan- 
eous Information Royal Botanic Gardens, Kew. 1906. Mr. 8, S. 297. 

*) Garcias ab Horto, Colloquios dos simples e drogas he cousas 
medicinais da Inda, e assi dalguas frutas achadas nella ande se tratam. 1563. 

B ) Van Rheede, Hortus indicus malabaricus. Amstelodami 1678 — 1703. 

«) Rumphius, Herbarium amboinense. Amstelodami 1741—1755. 
J) Ephemerides naturae curiosorum. 5 — 6cent. London (1717). Appendix, 
p. 157. — Medical and Physical Transactions. London. Vo). 1 (1825), p. 367 
und Vol. 3 (1827), p. 231. 



Geschichte einzelner ätherischer Öle. 113 

von den Molukken kommend 1 ). Im jähre 1832 gelangte die erste 
größere Handelssendung dieses Öles nach London. Seitdem hat es, 
sowie das Palmarosaöl und etwas später auch das Citronellöl, in 
der Parfümerie und besonders in der Seifenindustrie zunehmend 
Verwendung gefunden. Infolge der immer größer werdenden 
Nachfrage ist die Kultur des Citronellgrases auf Ceylon bedeutend 
ausgedehnt und im letzten Jahrzehnt des vorigen Jahrhunderts 
auch auf Java mit großem Erfolge eingeführt worden. 

Caltnusol. 

Die Calmuswurzel ist als Gewürz und Arzneimittel schon 
in den Schriften des Altertums genannt worden, so in der Ayur- 
Vedas*), im alten Testamente 8 ) und anderen ältesten Dokumenten. 
Auch in den naturwissenschaftlichen Schriften der Griechen und 
Römer*) ist Calrnus mehrfach erwähnt worden. Im Mittelalter 
machte man noch einen Unterschied zwischen asiatischem und 
europäischem Calmus; später wurden Handelssorten verschiedener 
Länder unterschieden. Odoardo Barbosa 8 ) erwähnt um das 
Jahr 1511 Calmus unter den aus dem südlichen Indien nach 
Portugal eingeführten Spezereien, und Matthias Lobelius aus 
Flandern (i ) erklärte in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts 
den über Venedig nach Antwerpen gelangenden Calmus für besser 
als den aus Siebenbürgen und Rußland kommenden. Rheede 
lieferte zuerst eine gute Abbildung der Pflanze 7 ). 

% ) Roxburgh, Flora indica, edited by Carey andWallich. 1820—24. 
Calcutta. Vol. 1, p. 280. 

a ) Seite 17, Note 1. — Royle, Essay on the antiquity of Jiindoo Medicine. 
London 1837, p. 28 und 34. 

a ) 2. Mose, Kap. 30, V. 23. — Jesaias, Kap. 43, V. 24. — Hesekiel. 
Kap. 27, V. 19. — Hohe Lied, Kap. 4, V. 14. 

*) Agatharchides, De man Erythraeo, p. 97. — Theophrasti fiis- 
toria plantarum Lib. 9. 7. — Dioscorides, De materia medica. Lib. 1, 17 
und 52. Editio Kühn-Sprengel, pag. 11. — Plinii Naturalis historiae libri. 
Lib. XII. 12, 48. Lib. XXV, 100. — Plutarchi Moralia. Isis et Osiris. — 
Strabonis Geographica XVI, 4. 

5 ) Ramusio, Della navigationi et viaggi. Veneria, 1554, fol. 413 — 417. 
— Flückiger, Dokumente zur Geschichte der Pharmazie. 1876, S. 15. 

e ) Mathiae de Lobel et Petri Penae Nova stirpium adversaria. London 
1576, pag. 29. 

7 ) Hortus indicus malabaricus. Amstelodamo. 1678 — 1703. Vol. XI 
(1692), Tab. 48 u. 49. 

Gildemeister, Die ätherischen Öle. I. 8 



114 Geschichtliche Einleitung. 

In Polen 1 ) soll Calmus im 13. Jahrhundert und in Deutsch- 
land 2 ) erst im 16. Jahrhundert gepflanzt worden sein und von da 
an weitere Verbreitung gefunden haben*). Auch in Nordamerika 
ist Calmus einheimisch und, wenn auch nicht allgemein, von Nova 
Scotia bis Florida und westwärts bis Minnesota, Iowa und Kansas 
verbreitet. Er wurde von Botanikern zuerst von Joh. David Schöpf 
im Jahre 1783 in Pensylvania und New Jersey beobachtet*). 

Das destillierte Calmusöl ist in Apotheker- und Spezereitaxen 
zuerst in der Taxe der Stadt Frankfurt vom Jahre 1582 und im 
Dispensatorium Nor/cum vom Jahre 1589 aufgeführt worden. Die 
Ausbeute an ätherischem Öle bei der Destillation des Wurzelstocks 
wurde zu Anfang des 18. Jahrhunderts von Fr. Hoff mann 5 ), 
Caspar Neumann") und um die Mitte des 18. Jahrhunderts von 
Joh. Friedr. Cartheuser 7 ) ermittelt. Die ersten Untersuchungen 
des Öles scheinen von Joh. Ad. Wedel 8 ) im Jahre 1718, und von 
Joh. Barth. Trommsdorff im Jahre 1808 e ) gemacht worden zu 
sein. Spätere Untersuchungen sind von Martius 10 ) im Jahre 1832, 
von Schnedermann 11 ) im Jahre 1842, von J. H. Gladstone 1 *) im 
Jahre 1863, von A. Kurbatow 1 *) im Jahre 1873 ausgeführt worden. 



l ) Rostafinski, Florae Pofoniae Prodromus 1873, p. 12. — Clusius, 
T^ariorum plantarum hfstoria. Antwerpiae 1601, fol. 230 und 232. 

ä ) Bock, Teutsche Speiskammer. Strassburg 1550, S. 104. — Matthioli 
Commentarii in Dioscoridem. 1544. Editio 1565, p. 20. — )oach. Catnerarius, 
Hortus medicus et philosophicus. Francofurti 1588, p. 5. 

8 ) Die Annahme, daß Calmus erst seit dem Jahre 1574 durch Charles de 
l'Escluse (Clusius), welcher vom Jahre 1573 — 1588 in Wien lebte, von dort 
aus durch botanische Gärten und anderweitig verbreitet worden sei (Luerssen, 
Handbuch der systematischen Botanik. Bd. 2, S. 320), dürfte bei der Verbreitung 
der Pflanze bis in weit entlegene Gegenden nicht durchweg zutreffend sein. 
(Engler u. Prantl, Natürliche Pflanzenfamilien. T. II. Abt. III, S. 118.) 

*) Schöpf, Materia medica americana. Erlangae 1787. 

s ) Fr. Hoffmannii Opera, omnia physico-medica. 1740. Liber 65. Ob- 
servatio 1.: De o/eis destiJJatis atque eorum destilJatione observanda. p. 8. 

8 ) Casp. Neumann, Chymia medica dogmatico-experimentalis. Editio 
Kessel. 1749. Vol. 2, p. 272. 

') Siehe Seite 76, Note 4. 

s ) Joh. Adolf Wedel, De Calamo aromatico. Dissertatio. Jenae 1718. 

°) Trommsdorffs Journal der Pharmazie 18 IL (1809), 122. 
10 ) Liebigs Annalen 4 (1832), 264 u. 266. 
") Ebenda 41 (1842), 374. 

* s ) Journal ehem. Soc. 17 (1864), 1 ff. ; Ref. Jahresb. f. Chem, 188S, 546 u. 547. 
1S ) Liebigs Annalen 173 (1874), 4. 



Geschichte einzelner ätherischer Öle. 1 1 5 

Safranöl. 

Der Safran ist schon in der Literatur des Altertums unter den 
Spezereien, sowie als Arznei- und Färbemittel oftmals erwähnt 
worden 1 ). Zur Zeit der Araber wurde seine Kultur besonders 
in Persien 2 ) und in Spanien 8 ) gepflegt. Die Kreuzzüge trugen 
wohl auch zur Einführung der Pflanze im Abendlande bis nach 
England hin bei*). Im Levantehandel spielte Safran unter den 
kostspieligeren Spezereien eine erhebliche Rolle und wurde als 
wichtiges Objekt für Zoll und wegen der Überhandnehmenden 
Verfälschung mit den Blüten von Carthamus tinctorius und 
anderen Pflanzenteilen vielmals Gegenstand strenger gesetzlicher. 
Verordnungen 8 ). Der Safranhandel gewann im Mittelalter solche 



x ) Hohe Lied Salomonis, Kap. 4, V. 14. — Homeri Ilias, 14, 348. — 
Dioscorides, De Materia. medica libri quinque. Editio Kuhn-Sprengel. 
Vol. 1, 39. — Plinii Naturalis historiae libri. Lib. XXI, 17 u.81. — Virgilli 
Georgica. Lib. IV, 1 09. — A 1 e x. Tr a 1 1 i a n i medici libri duodecitn, graece etlatine. 
Basiliae 1556. Deutsche Ausgabe von Th. Puschmann. Wienl878. — Matthaeus 
Platearius, „Circa instans" in Choulants Handbuch der Bücherkunde für 
die ältere Medizin zur Kenntnis der griechischen, lateinischen und arabischen 
Schriften. 2. Aufl. Leipzig 1841, S. 299. — Hehn, Kulturpflanzen und Haus- 
tiere in ihrem Übergange aus Asien nach Griechenland und Italien. 3. Aufl. 1877, 
S.225— 231. — Liber pontificalis. Editio Duchesne. Paris 1886. Vol. 1, p. 177. 

") Istachri, Buch der Länder. Deutsch von Mordtmann, S. 87, 93, 124 
und 126. — Edrisi, G6ograptiie, traduite par Am6dee Jaubert. 1836, p. 168 
und 192. — Meyer, Geschichte der Botanik. Bd. 3, S. 282, 284, 299. — 
Bretschneider, Chinese Botanical Works. Foochow 1870, p. 15. — Ibn 
Baitar, Tratte des Simples. Edit. Leclerc. 1881. Vol. 2, p. 209. 

3 ) Le Calendrier de Cordoue de Fann6e 961. Leyde 1873. p. 33, 109. 

*) Conrad et Wald mann, Traite du Safran du Gätinais. Paris 1846, 
p. 20. — Morant, tiistory and Antiquities of Essex. 1768. Vol. 2, p. 545. 
— Revue pharrnaceutique. 1858, p. 58. — Douglass, Philosophical Trans- 
actions. November 1728, p. 566. 

5 ) Simonsfeld, Der Fondaco dei Tedeschi in Venedig und die deutsch- 
venetianischen Handelsbeziehungen. Stuttgart 1887, S. 35. — Mone, Zeitschrift 
für die Geschichte des Oberrheins 5 (1854), 28. — Warnkönig, Histoire de la 
Flandre. Vol. 4 (1851), S. 449. — Flückiger, Schweizerische Wochenschrift für 
Pharmazie 19 (1881), 109. — Falke, Geschichte des deutschen Handels. 1859. 
Bd. I, S. 269. — Eiben, Zur Lehre von der Warenfälschung. Dissertatio. Tübingen 
1 881 , S. 37. — Flückiger, Beiträge zur älteren Geschichte der Pharmazie in Bern. 
1862, S. 6. — Roth, Geschichte des Nürnbergischen Handels. 1802. Bd. 4, 
S. 221. — Beckmann, Beiträge zur Geschichte der Erfindungen. 1784. Bd.2, 
S. 88 u. 91. — Peters, Aus pharmazeutischer Vorzeit. 1899. Bd. 2, S. 225—229. 

8* 



116 Geschichtliche Einleitung. 

Bedeutung, daß sich in manchen größeren deutschen Städten die 
Gewürz- und Spezereihändler als „Safranzünfte" zu besonderen 
Gilden vereinigten 1 ). 

In den Vereinigten Staaten von Mord-Amerika scheint der 
Safran durch deutsche Einwanderer in der ersten Hälfte des 
18. Jahrhunderts eingeführt worden zu sein. Peter Kalm fand 
im Jahre 1748 Safrankulturen in der Nähe von Philadelphia und 
in New Jersey 2 ), und Joh. David Schöpf im Jahre 1783 solche 
bei Lancaster in Pennsylvania 3 ). 

Das zuerst von Walter Ryff*) und Conrad Gesner 5 ) 
erwähnte und in städtischen Preisregulationen in der Nürnberger 
Taxe vom Jahre 1613 aufgeführte SafranÖl ist wegen des äußerst 
niedrigen Gehalts des Safrans an ätherischem Öl wohl sicher 
nur ein oleum infusum gewesen. Der Gehalt des Safrans an 
ätherischem Öl scheint zuerst im Jahre 1670 ermittelt worden 
zu sein*). Eine Untersuchung des Safrans und seiner Bestand- 
teile unternahmen Bouillon Lagrange und Vogel im Jahre 1810 7 ). 
Im Jahre 1821 untersuchte Henry den Farbstoff des Safrans 
und kam dabei zu der Annahme, daß die Ausbeute an ätherischem 
Öle bei der Destillation fast doppelt so groß sei, wenn dem 
Destillationswasser auf jede Unze trockenen Safrans 8 Unzen 
Kochsalz und 4 Unzen Kalilauge zugesetzt werden 8 ). 

Zitwerwurzelöl. 

Die Zitwerwurzel ist im 6. und 7. Jahrhundert unserer Zeit- 
rechnung von Aetius, Paulus Aegineta und anderen Schrift- 
stellern als aus Indien kommend, wo sie längst in Gebrauch war, 



*) Flückiger, Dokumente zur Geschichte der Pharmazie. 1876, S.46u.66. 

s ) Prof. Peter Kai ms Reise nach dem nördlichen Nordamerika im Jahre 
1748—1749. Göttingen 1754. Bd. 3, S. 135. 

s ) Joh. David Schöpf, Materia medica Amerfcana potissimum regni 
vegetabiJis. Erlangae 1787. 

*) Gualtherus Ryff, Neu groß Destillirbuch. 1556, fol. 188. 

s ) EuonymusPhiliatrus, Ein köstlicher Schatz. Zürich 1555, fol. 222. 

B ) Joh. Ferd. Hertodt, CrocoJog/a. Dissertatio. Jenae 1671. 

') Annales de Chimie 80 (1811), 185. — Trommsdorffs Journ. der Pharm. 
21 I. (1812), 206. 

8 ) Trommsdorffs Neues Journ. der Pharm. 6 (1822), 65. — Berliner Jahr- 
buch 1. Pharm. 24 (1822), I. 160. 



Geschichte einzelner ätherischer Öle. 117 

erwähnt worden. Im Abendlande wurde sie im Anfange des 8. Jahr- 
hunderts bekannt 1 ). Seitdem ist Zedoaria unter den Gewürzen 2 ) 
und in den Formeln von Arzneibüchern 8 ), sowie von Reisenden 
unter verschiedenen Namen 4 ) oftmals genannt. 

Im Mittelalter scheint Zedoariawurzel hauptsächlich von der 
Malabarküste aus in den Handel gekommen zu sein 6 ). 

Das destillierte Zedoariaöl ist zuerst in der Berliner Taxe 
vom Jahre 1574 6 ) und in denen der Städte Worms und Frank- 
furt a. M. vom Jahre 1582 sowie im Dispensatorium Nor/cum 
vom Jahre 1589 genannt. Spätere Ermittelungen über die Aus- 
beute der Wurzel an ätherischem Öl und über dessen Eigen- 
schaften sind von Caspar Neumann^, von Dehne 8 ) und von 
E. F. Geoffroy 9 ) gemacht worden. 

Galgantol. 

Galgantwurzel ist in China wohl schon im Altertum benutzt 
und bereits in der/tyz/r-l/ec/asSusrutas 10 ) sowie von Plutarch 11 ) 



l ) Niccolö de Conti. In Kunstmanns Kenntnis Indiens im 15. Jahr- 
hundert. München 1863, S.48. — Odoardo Barbosa, Delle navigationi et viaggi. 
Venetia 1554, p. 413 u. 417. — Meyer, Geschichte der Botanik. Bd. 2, S. 421. 

a ) Guerard, Polyptique de I'abbS Irminon tt, Statuta antiqua. abbatiae 
St. Petri Corbeinensis. Paris 1844. — W. Heyd, Geschichte des Levante- 
handels. 1879. Bd. 1, S. 104. 

3 ) 1. G. Eckhart, Commentarii de rebus Franciae orientalis et episco- 
patus Wirceburgensis. Wirceburgi 1729. Tom. II, p. 980. — F. A. Reuss, 
Walafridi Strabi tlortulus. Wirceburgi 1834, p. 73. 

*) Zituar. Zodear. Zitewar. Citowart. Citoal. Cytoal. Zerumbet. 

B ) Kunstmanns Kenntniss Indiens im 15. Jahrhundert. 1863, S. 48. — 
Flückiger, Dokumente zur Geschichte der Pharmazie. 1876, S. 15. 

a ) Estimatio materiae inedfcae . . . in gratiam et usum publicum civi- 
tatum Marchiae Brandenburgensis. Autore Matthaeo Flacco. Berolini 1574. 

') J. I. Göttlings Almanach für Scheidekünstler 1783, 118. 

8 ) Lorenz Crells Chemisches Journal 3 (1779), 20. 

°) E. F. Geoffroy, Tractatus de materia medica. Paris 1757. Vol. 3, p. 265. 

") Seite 17, Note 1. 

") Plutarchi Moraiia. Jsis et Osiris. Galgant ist unter den von den 
Ägyptern des Altertums gebrauchten Räuchermitteln genannt. Nach Tschirch, 
Handb. d. Pharmakognosie, Bd. II, S. 1070, beruht diese Angabe auf einer 
falschen Übersetzung des Wortes «tfsrspos in Bährs deutscher Ausgabe der 
Moraiia. Tschirch glaubt nicht, daß man den Cyperus babylonicus der 
späteren Griechen auf Galgant beziehen kann. 



118 Geschichtliche Einleitung. 

erwähnt worden. Bei den arabischen Ärzten fand sie auch arznei- 
liche Verwendung und wurde wesentlich wohl dadurch im Abend- 
lande bekannt und eingeführt. Die im 9. und 10. Jahrhundert 
lebenden Ärzte Rhazes, Avicenna, Alkindi 1 ) usw. erwähnen 
in ihren Schriften den Galgant als geschätztes Heilmittel, und 
über seine Einfuhr berichten der zu Ende des 9. Jahrhunderts 
in Mesopotamien lebende arabische Geograph Ibn Kurdadbqh 2 ) 
und im Anfang des 12. Jahrhunderts der sizilianische Geograph 
Edrisi 8 ). Auch in der Handelsschrift „Della decima" usw. 
des florentinischen Kaufmanns Pegolotti aus der ersten Hälfte 
des 14. Jahrhunderts ist die Galgantwurzel, und zwar in zwei 
Sorten, als leichte und schwere, beschrieben 4 ). Marco Polo 
berichtet von dem Anbau der Pflanze in China und Java s ). Auch 
der portugiesische Arzt Garcia da Orta in Goa beschrieb 
im Jahre 1563 zwei Sorten Galgantwurzeln, eine kleinere von 
China kommend und eine größere von Java 9 ). Die erste gute 
Abbildung derselben wurde von Rumpf im Jahre 1754 ver- 
öffentlicht'). 

In der deutschen Literatur ist die Wurzel mindestens seit 
dem 8. Jahrhundert bekannt und als arzneilich gebrauchte Droge 
erwähnt worden. Unter den Bestandteilen eines Rezeptes in 
einem arzneiwissenschaftlichen Manuskripte in der Würzburger 



*) Macer Floridus, De viribus herbarum. Neapel 1487. Editio Chou- 
lant. 1832, Kap. 70. — Ibn Baitar, Traiti des Simples. Editio Ledere. 
Vol. 2, p. 61. 

*) Le livre des routes et des provinceSf par Ibn Khordadbeh, traduite 
par B. de Meynard; en Journal asiatique, Ser. VI, Tom. 5 (1865), p. 294. 

3 ) Geographie d' Edrisi, traduite par A. Jaubert. 1836. Tom. 1, p. 51. 

*) Francesco Balducci Pegolotti, La pratica della mercatura scritta. 
In Pagninis Della decima e delle a/tre gravezze, della moneta usw. Lisboa 
e Lucca. 1766, p. 296 u. 375. 

*) Pauthier, Le livre de Marco Polo. 1865, p. 522 u. 561. 

°) Garcias ab Horto, Colloquios dos simples e drogas he cousas 
tnedicinais da India. Goa 1563. Colloquio 24. — Während jetzt nur noch 
die kleinere Wurzel Radix galangae minoris von Alpinia officinaram Hance 
in Gebrauch und in den Handel kommt, war früher auch die weniger aroma- 
tische Radix galangae majoris von Alpinia Galanga Willd. gangbar. Diese 
kam hauptsächlich von Java. Siehe auch: Daniel Hanbury, Science papers. 
1876, p. 370. 

') G. E.Rumphius, Herbarium amboinense usw. Amstelodami 1741 — 
1754. Vol. 5, Tab. 63. 



Geschichte einzelner ätherischer Öle. 119 

Universitätsbibliothek aus dem 8. Jahrhundert 1 ) ist auch Galgant- 
wurzel genannt. Der um die Mitte des 9. Jahrhunderts lebende 
Bischof Salomo III. von Konstanz erwähnte in einem Formel- 
buche ebenfalls Galgant 2 ); auch ist die Wurzel von dem im 
12. Jahrhundert lebenden salernischen Gelehrten Matthäus 
Platearius 8 ) und von der Äbtissin Hildegard in Bingen*) als 
Arzneimittel gepriesen worden. 

Im Dispensatorium Noricum fand Galgant Aufnahme. Das 
ätherische Öl scheint aber erst später destilliert worden zu sein. 

Ingweröl. 

Die Ingwerwurzel scheint schon bei den Chinesen und Indern 
als Gewürz gebraucht worden zu sein. In chinesischen Arznei- 
büchern, in der Ayur-Vedas Susrutas, sowie in der Sanskrit- 
literatur 5 ) und später im Talmud ist Ingwer mehrfach erwähnt 
worden. Die Griechen und Römer 6 ) erhielten ihn auf dem 
Handelswege durch das Rote Meer und nahmen deshalb Arabien 
als das Herkunftsland der Wurzeln an. Im 3. Jahrhundert zählte 
man indessen den Ingwer schon zu den durch das Rote Meer 
über Alexandrien kommenden indischen Produkten 7 ). Bei den 
Römern wurde der Ingwer bald ein beliebtes Gewürz 8 ). In 



') Würzburger Universitätsbibliothek Manuscriptes Mp. th. fol. 146. — 
Abgedruckt in F. A. Reuss, Walafridi Strabi tiortulus. Wirceburgi 1834, 
p. 37. D. G. ab Eckhart, Commentarii de rebus Franciae Orientalis et ep/'s- 
copatus Wirceburgensis. Wirceburgi 1729. Vol. 2, p. 980, Glossae Theotiscae. 

2 ) Dümmler, Formelbuch des Bischofs Salomo von Constanz. In 
„St. Gallische Denkmäler aus der Karolingischen Zeit". Zürich 1859, S. 37. 

3 ) „Circa instans." Liber de simplice mediana. In Choulants Hand- 
buch der Bücherkunde für die ältere Medicin. 2. Aufl. Leipzig 1841. p. 229. 

*) Hildegardis Abbatissae Subtilitatum diversarum naturarum crea- 
turarum libri novem. In Migne, Patrologiae Cursus completus. Trom. 197. 
Lutetia Parisiorum. 1855, p. 1134 u. 1158. 

n ) Nach E. v. Lippmann (Chem.-Ztg. 1925, Nr. 134 u. 135) wird Ingwer 
in dem um 300 v. Chr. verfaßten „Arthasästra" des Kautüya genannt. 

ö ) Dioscorides, De Materia medica libri quinque. Editio Kühn- 
Sprengel. 1829. Vol. 2, p. 300. 

") Vincent, Commerce and Navigation of the Ancients in the Indian 
Ocean. 1807. Vol. 2, p. 695. — Meyer, Geschichte der Botanik. Bd. 2, S. 167. 

8 ) Apicius Caelius, De re coquinaria libri decem. Editio Schuch. 
Heidelberg 1867. S. 36, 45, 68, 98, 105, 138, 139, 142, 165. 



120 Geschichtliche Einleitung. 

Deutschland 1 ) und Frankreich 2 ) scheint er im 9. Jahrhundert 'und 
in England im 10. Jahrhundert Eingang gefunden zu haben 8 ). 
Marco Polo, Pegolotti, Barbosa und Niccolo Conti haben 
auf ihren Reisen in den Küstenländern und Inseln des südwestlichen 
Asiens größere Klarheit über die Herkunft des Ingwers gewonnen *). 
Schon im 13. Jahrhundert kam der Ingwer entweder frisch (zenzeri 
verdfjj in Zucker eingemacht (giengiaro confetto) oder getrocknet 
in den Handel, und Alexandrien galt den Abendländern lange als 
der bevorzugte Markt für den Einkauf dieser Delikatesse R ). 

Unter den zollpflichtigen Handelsartikeln findet sich der 
Ingwer im Mittelalter oftmals erwähnt, so im |ahre 1 1 73 in Acre 
in Palästina«), im Jahre 1221 in Barcelona 7 ), 1228 in Marseille») 
und 1296 in Paris*). Auch in einem sehr alten, allerdings apo- 
kryphen deutschen Arzneibuche aus dem 12. Jahrhundert befindet 
sich in verschiedenen Vorschriften schon Ingwer 10 ). 

l ) Cless, Landes- und Kulturgeschichte von Württemberg. 1807. Bd. 2, 
S. 260. — In der Vorschrift eines in der Würzburger Bibliothek befindlichen 
(Mp. th. f. 146) Kodex aus dem 8. Jahrhundert ist neben Zimt, Costus, Nelken, 
Pfeffer und Qentian auch Ingwer angegeben. Der Titel des als Manuskript 
vorhandenen Kodex ist: J. G. ab Eckhardt, Commentarii de rebus Franciae 
orientalis et episcopatus Wirceburgensis, Oiossae Theotiscae. — Die be- 
treffende Vorschrift ist auch abgedruckt in 'der Schrift von F. A. Reuss, 
Walafridi Strabi Hortulus. Wirceburgi. 1834, S. 73. 

a ) W. Heydt, Levantehandel im Mittelalter. 1879. Bd. 1, S. 103, Note 3. 

3 ) Pharmacographia. p. 635. — Rogers, History of Agriculture and 
Pr/ces in England. 1866. Vol. 1, p. 629. 

*) Le livre de Marco Polo, publi6 par Pauthier. 1865. Vol. 2, p. 381, 
488. — Pegolotti, in Pagninis Del/a decima e de/le altre gravezze, delia 
moneta e della mercatura de' Fiorentini fino al secolo XVI. Lisboa e Lucca 
1766, p. 360. — Od. Barbosa. Editio Ramusio, Delle navigationi et viaggi. 
Venetiae 1554, p. 311 und 323. — Niccolö Conti, India in the 15. Century. 
Edition Major, London 1857. — Kunstmann, Kenntnis Indiens im 15. Jahr- 
hundert. München 1863. 

B ) Pegolotti, Editio Pagnini. Della decima usw. S. 298 und 317. 

B ) Recueil des Histonens des Croisades. Lois 1843. Tom. 2, p. 176. 

') Capmany, Memorias historicas sobre Ja Marina Cotnmercio y Artes 
de Ja Ciudad de Barcelona. Madrid 1779. Vol. 2, p. 3. 

8 ) M6ry et Guindon, fiistoire des Actes de la MunicipalitS de Mar- 
seille. 1841. Tom. 1, p. 372. 

°) Revue arch6ologique. Paris 1852. Tom. 9, p. 213. 

10 ) Pfeiffer, Zwei deutsche Arzneibücher aus dem 12. und 13. Jahrhundert; 
in Sitzungsberichte der Wiener Akademie der Wissenschaften 4S (1863), 124, 
138, 159. — Haeser, Geschichte der Medizin. 1875. Bd. 1, S. 663. 



Geschichte einzelner ätherischer Öle. J21 

Nach Westindien und Mexiko wurde der Ingwer durch die 
Spanier um die Mitte des 16. Jahrhunderts verpflanzt 1 ), und schon 
im Jahre 1547 wurde Ingwer von Jamaika 2 ), im Jahre 1585 von 
St. Domingo und im Jahre 1654 von Barbados nach Spanien 
verschifft 8 ). 

Die erste Erwähnung des destillierten Ingweröls findet sich 
in einer Spezereitaxe der Stadt Kopenhagen vom Jahre 1672. 
Die Ausbeute der Wurzel an ätherischem Ol bei der Destillation 
scheint zuerst im Laufe des 18. Jahrhunderts von Caspar Neu- 
mann*), J. A. Gesner 6 ), iE, F. Geoffroy") und Friedrich Car- 
theuser 7 ) ermittelt worden zu sein. 

Die erste gute Abbildung des Zingiber officinale Roscoe 
hat H. A. Van Rheede um das Jahr 1670 veröffentlicht 8 ). 

CardamomenÖl. 

Die Kapselfrüchte verschiedener, auf den Inseln des ost- 
indischen Archipels einheimischer Elettaria- und Amomum-Arten 
(Familie der Zingiberaceae) , die Cardamomen, scheinen schon 
im Altertum in Verkehr und Gebrauch gekommen zu sein. Car- 
damomen sind bereits in der Ayur- Vedas von Susr Utas 8 ) unter 
dem Namen Ela erwähnt, und die Ägypter brauchten nach 
Plutarchs 10 ) Angabe zu Räucherungen im Religionskultus unter 
anderen Gewürzen auch Cardamomen. 



*) Monardes, Historia medicinal de las cosas que se traen de nu- 
estras Indias occidentales que sirven en medicina. Sevilla 1574, p. 99. — 
Editio Clusius. Antverpiae 1593, pag. 309. 

s ) Renny, fiistory of Jamaica. London 1807, p. 154. 

3 ) Ca/endar of State Papers. Cofonial ser/es 1574 — 1660. London 
1860, p. 4. 

*) Chymia medica dogmatlco- experimentalis. Editio Kessel. 1749. 
Vol. 2, p. 638. 

B ) Jon. Alb. Gesneri Dissertatio de Zingibere. Altdorf 1723, p. 18. 

6 ) Tractatus de materia medica. Paris 1757. Vol. 2, p. 265. 

') Elementa Chymiae dogmatico-experimentalis una cum synopsi Ma~ 
teriae medicae sefectioris. Halae 1736. Vol. 2, p. 62. 

8 ) Hortus indicus malabaricus. Amstelodami 1678 — 1708. Vol. 2, p. 24, 
Tab. 12. 

9 ) Siehe S. 17, Note 1. 

i0 ) Plutarchi Moral ia. Isis et Osiris. 



122 Geschichtliche Einleitung. 

Spätere Schriftsteller gebrauchten für Cardamom die syno- 
nymen Bezeichnungen Amomis, Amomum und Card-amomum 1 ). 
Trotz der Anzahl der aus dem südlichen Ostindien von alters 
her in den Handel gebrachten Gewürze läßt sich mit Wahr- 
scheinlichkeitannehmen, daß diese Bezeichnungen nur dem Carda- 
mom gegolten haben. Dioscorides 8 ), Theophrast 3 ), Plinius*), 
Scribonius Largus und Alex. Trallianus 15 ) erwähnen stets 
gemeinschaftlich Cardamom und Amom, meistens neben Pfeffer, - 
Nelken und Muskatnuß. Auch zur Zeit des größten römischen Luxus 
während des 3. und 4. Jahrhunderts war Cardamom eins der be- 
vorzugten Gewürze 8 ). Der arabische Reisende Masudi ') bezeich- 
nete um das Jahr 912 Cardamom, Cubeben, Muskatnuß, Nelken, 
Campher, Sandelholz und Aloeholz als hinterindische Produkte. 
Der sizilianische Geograph Edrisi 8 ) machte in der Mitte des 
12. Jahrhunderts einen Unterschied zwischen Ceylon- und China- 
Cardamom, auch erwähnteer, sowie Barbosa 9 ) und Pegolotti 10 ), 
daß die Spezereien zu jener Zeit über Aden und Alexandrien 



*) Diese Identifizierung der Namen bestand bis zum Ende des 18. Jahr- 
hunderts fort; so ist z. B. Cardamom in Murrays „Apparates Medicamen- 
torum" (Göttingen 1790) und in ähnlichen Werken jener Zeit noch unter der 
Bezeichnung Amomum Card&momum aufgenommen. 

*) Dioscorides, De materia medica Iibri quinque. Editio Kühn- 
Sprengel. Leipzig 1829. Vol. 1, p. 14. 

*) Theophrasti Eresii opera, quae supersunt omnia. Historia plan- 
tarum. Editio Wimmer. Parisiis 1866, p. 147. 

*) Plinli Naturalia historiae 1/bri. Üb. XII. 28, 29. — Editio Littre. 
Paris 1877, Vol. 1, p. 482, 483. 

s ) Alexandri Tralliani media iibri XII. Baslliae 1556. Editio Pusch- 
mann. 1878. Vol. 2, p. 354. 

6 ) Apicius Caelius, De re coquinaria Iibri X. Editio Schuch. Heidel- 
berg 1867, p. 36, 45, 64, 98, 105, 139, 142, 165. — Hieronymi Opera omnia. 
Editio Migne PatroJogiae cursus completus. Vol. 2, p. 297. 

7 ) Ali el-Masudi, Pmiries d'Or. Editio Meynard u. Courteille. Paris 
1861—1877. Vol. I, p.341. 

8 ) Q6ographie d'Edrisi, traduite par Amed6e Jaubert. 1836 — 1840. 
Vol. 1, p. 51, 341. 

9 ) Libro di Odoardo Barbosa. In Ramusios „Delle navigationi et 
viaggi". Venetia 1554, fol. 413—417. — Editio Hakluyt Society in London: 
Description of tbe Coasts ofEast Africa and Malabar. 1866, p. 59, 64, 147, 154. 

10 ) Francesco Balducci Pegolotti, La pratica della mercatura. In 
Pagninis Del/a decima e del/e aitre gravezze, della moneta e della mer- 
catura de' Fiorentini fino al seculo XVI. Lisboa e Lucca 1766, p. 57. 



Geschichte einzelner ätherischer Öle. 123 

und, als das Königreich Jerusalem bestand, auch über Accon 1 ) 
in den abendländischen Handel gelangten. 

Man kannte damals schon wildwachsende und kultivierte 
Cardamomen 2 ), Garcia da Orta 8 ) unterschied einen weniger aroma- 
tischen größeren Cardamom von Ceylon von einer kleineren 
gewürzreicheren Sorte; auch zur Zeit des Valerius Cordus wurde 
der malabarische Cardamomum minus dem als minderwertiger 
geltenden größeren Cardamom vorgezogen*). 

Die ersten zutreffenden Abbildungen der Elettaria carda- 
momum wurden von dem Statthalter der Holländisch-Ostindischen 
Kompanie auf der Malabarküste Henry van Rheede 8 ) und von 
dem aus Hanau gebürtigen, auf Amboina lebenden Kaufmann 
und Botaniker Georg Eberhard Rumpf 6 ) veröffentlicht. 

Das ätherische Cardamomenöl war schon um das Jahr 1540 
von Valerius Cordus 7 ) destilliert worden. Die Ausbeute des Samens 
an Öl wurde von Caspar Neumann 8 ), von C. Ph. Martius 8 ), von 
joh. Friedr. Cartheuser und von J. R. Spielmann 10 ) ermittelt. 



*) Beugnot, Assfes de Jerusalem. Paris. Vol. 2, p. 175. 

2 ) Pegolotti, Cardamomi salvatichi, domestici. pag. 211 u. 296 in der 
in Note 10 auf S. 122 genannten Schrift. 

s ) Garcias ab Horto, Colloquios dos simples e drogas he cousas 
medicinais da India, e assai da/guas frutas achadas neffa ande se tratam. 1563. 
Bearbeitet von Carolus Clusius im Jahre 1567 unter dem Titel: Aromatum et 
Simplicium aliquot medicamentorum apud Indos nascentium htstoria : primum 
quidem Lusitanica hngua Sicdoyixws conscripta, aD. GarciaabHorto, Pro- 
regis Indiae Medico: Deinde latino illustrata a Carolo Clusio Atrebate. Ant- 
verpiae, pag. 98. Die portugiesische Originalausgabe wurde im Jahre 1872 von 
F. A. von Varnhagen im Neuabdruck herausgegeben. In dieser pag. 51, 6. 

*) Valerius Cordus, Dispensatorium Noricum. Editio Paris, p. 40, 76, 
77, 115, 157, 158. 

8 ) Van Rheede, Hortus indicus malabaricus, cum notis et commentariis 
Johanni Commelini. Amstelodami 1678-1703. Vol.XI(1692),Tab.4-5: Elettari. 

6 ) Rumphius, Herbarium Amboinense (fiet Amboiniscbe Kruidboek). 
Editio Johanni Burmanni. Amstelod. 1741—1755. Vol. 5, S. 152 u. Tafel 65. 
Amomum Cardamomum. (Dieses Werk war von Georg Eberhard Rumpf 
schon im Jahre 1690 vollendet, wurde aber erst nach seinem Tode im Jahre 
1741 veröffentlicht.) 

'•) Valer. Cordus, De artificiosis extractionibus. 1561, fol. 226. 

s ) Caspar Neumann, Chymia medica dogmatico-experimentalis. Editio 
Kessel. 1749. Vol. 1, p. 328. 

°) J. CS. Schweiggers Journal für Chemie u. Physik 3 (1811), 311. 

10 ) Jacob R. Spielmann, Cardamomi historia etvindiciae. Argentator.1762. 



124 Geschichtliche Einleitung. 

Paradieskörneröl. 

Die Paradieskörner wurden früher vielfach als Gewürz ver- 
wendet und waren in den Apotheken als Grana Paradisi, 
Sem/na Cardamomi majoris oder Piper Melegueta bekannt. 

Paradieskörneröl wurde von Porta 1 ) zu Anfang des 17. Jahr- 
hunderts dargestellt und medizinisch verwendet. 

Pfefferöl. 

Der Pfeffer ist eins der frühest bekannten Gewürze, welches 
schon in der Sanskrit- und altindischen Literatur genannt worden 
ist 3 ). Im vierten vorchristlichen Jahrhundert erwähnt Theo- 
phrast 8 ) den Pfeffer, und Dioscorides*) und Plinius 5 ) unter- 
schieden schon ' schwarzen, weißen und langen Pfeffer und 
zählten den ersteren zu den wichtigsten Gewürzen ihrer Zeit. 
Am Ende des 1. Jahrhunderts gab es in Rom schon besondere 
Lagerhäuser (horreae piperatariae) für diese kostbare Ware. 
Der Per/plus des erythräischen Meeres, ein wahrscheinlich 
aus dem Jahre 76 n. Chr. stammendes Warenverzeichnis aus 
Alexandria 6 ), erwähnt als Ausfuhrplätze des Pfeffers Orte, die 
früher nachweislich auf der vorderindischen Westküste zwischen 
Mangalore und Cochin bestanden haben. 

Auch im Abendlande fand der Pfeffer frühzeitig Eingang. 
In welcher Menge er trotz seines hohen Preises schon im An- 
fang des 5. Jahrhunderts Handelsware war, ergibt sich aus der 
Angabe, daß der weströmische Kaiser Honorius an den West- 
gotenkönig Alarich im Jahre 408 n. Chr. unter anderem 3000 



l ) Porta, De Destillatione. Romae 1608. Lib. IV, c. 4, 

a ) Vgl. auch: Pepper, a note on its history, Perfum. Record 7 (1916), 48. 

s ) Theophrasti Eresii opera quae supersunt omnia. IX. 20. — Editio 
Wimmer. Vol. 1, p. 162; Vol. 2, p. 476. 

*) Dioscorides, De materia medica Jibri quinque. Editio Kühn- 
Sprengel. 1829. Vol. 1, p. 298. 

8 ) PHnii Naturalis historiae Jibri. Lib. XII, 14. — Editio LittrS. Vol. 1, 
p. 478. 

*) Fabricius, Der Periplus des Erythräischen Meeres von einem Unbe- 
kannten. Griechisch und Deutsch. Leipzig 1883, S. 188. — Vincent, Commerce 
and Navigation of the Ancients in the lndian Ocean. London 1807. Vol. 2, 
p. 458 u. 754. 



Geschichte einzelner ätherischer Öle. 125 

Pfund Pfeffer als Tribut bei der Belagerung Roms zahlte 1 ). Der 
Pfeffer behielt bis zum späten Mittelalter hohen Wert und diente 
daher vielfach anstatt der Edelmetalle zur Begleichung von 
Tributentrichtung, als Zahlungsmittel bei Abgaben, Renten und 
Zöllen, als Lösegeld, zu kostbaren Geschenken und als Erb- 
schaftsobjekt 2 ). Unter den Geschenken west- und oströmischer 
Kaiser an Päpste stand unter den kostbaren Gewürzen der 
Pfeffer meistens voran. Nach einem Privileg des merovingischen 
Königs Chilperich II. vom Jahre 716 n. Chr. bezog das Kloster 
Corbie im südlichen Frankreich unter anderen Waren auch Pfeffer, 
Nelken, Zimt und Spica als jährliche Revenue 3 ). Bonifacius, 
der „Apostel der Deutschen", erhielt von römischen Prälaten 
mehrmals Spezereien für Räucherungen, darunter auch Pfeffer, 
als Geschenk*). 

Marco Polo traf um das Jahr 1290 den Pfeffer in reich- 
licher Menge auf den Inseln des malayischen Archipels und auf 
den Küstenländern Indiens an, wo er ein wichtiger Handelsartikel 
nach China war 5 ). 

Der hohe Preis und die zunehmende Nachfrage nach Pfeffer 
waren nicht zum geringsten ein Motiv für die Aufsuchung eines 
Seeweges nach Ostindien. Nachdem dies den Portugiesen unter 
Vasco da Gama im Jahre 1498 gelungen war, und nach der 
bald stattfindenden Verbreitung des Anbaues des Pfefferstrauches 
auf mehreren Inseln des malayischen Archipels trat mit der Zeit 
eine weit größere Produktion und Zufuhr und eine Preisernied- 
rigung, infolgedessen auch ein zunehmender Konsum des Pfeffers 
ein. Die Bedeutung des neuen Seeweges gegenüber der damals in 
höchster Blüte stehenden Handelsrepublik Venedig wurde beson- 
ders wahrnehmbar, als portugiesische Schiffe mit Pfeffer beladen 

J ) Zosimi Comitis et exadvocati fisci Historiae novae Hbri Septem. 
Basiliae. Lib. V, cap. 41. — Gregorovius, Geschichte der Stadt Rom im 
Mittelalter. — Hodgkin, Italy and her Invaders. London 1880, p. 347. 

*) Wilh. Heyd, Geschichte des Levantehandels im Mittelalter. 1879. 
Bd. 1, S. 99; Bd. 2, S. 458 u. 754. 

3 ) Pardessus, Diplomata, chartae usw. Paris 1849. Tom. 2, p. 309. — 
W. Heyd, Geschichte des Levantehandels im Mittelalter. 1879. Bd. 1, S. 99. 

*) Jaffe, Bihliotheca rerum germanicarum. Berlin 1866. Vol. 3, p. 156, 
157, 199, 218 und 231. 

s ) W. Heyd, Geschichte des Levantehandels im Mittelalter. 1879. Bd. 1, 
S. 634. 



126 Geschichtliche Einleitung. 

im Jahre 1504 auf der Themse in London und am 21. Januar 1522 
im Hafen von Antwerpen einliefen. Trotz der Bemühungen der 
venetianischen Handelsfürsten 1 ) wurde der Pfefferhandel von jener 
Zeit an bis nahezu zum 1 8. Jahrhundert portugiesisches Monopol. 

Wie hoch diese Ware im Mittelalter geschätzt wurde, bekundet 
die Tatsache, daß der Pfeffer als Symbol des gesamten Gewürz- 
handels galt; schon in Rom hießen die Gewürzkrämer Piperarn, 
und später in Frankreich Pebriers, und in England Pepperers*). 

Das destillierte Pfefferöl dürfte bei der viel betriebenen 
Destillation der gangbaren Gewürze wohl schon im Mittelalter 
bekannt gewesen sein; zuerst erwähnt wurde es von Saladin 3 ) 
und beschrieben von Valerius Cordus*) und später von Giov. 
Batt. Porta"). Eine Beschreibung der Destillation des Öles gab 
zuerst Winther von Andernach 6 ), der um das Jahr 1550 die Öle 
von Pfeffer, Zimt, Nelken usw. destillierte. In den Arzneibüchern 
ist das Öl zuerst in der Ausgabe des Dispensatorium Noricum 
vom Jahre 1589, in der Apothekertaxe der Stadt Berlin vom 
Jahre 1574 und der von Frankfurt vom Jahre 1582 aufgezählt 
worden. Auch Rheede beschrieb Pfefferöl im Jahre 1688 7 ). 

Die ersten Untersuchungen der Bestandteile des Pfeffers 
wurden von Caspar Neumann 8 ) und von H. D. Gaubius") 
ausgeführt, später von Willert 10 ), Oerstedt 11 ) und Pelletier 1 -). 



*) W. Heyd, Geschichte des Levantehandels im Mittelalter. 1879. Bd. 2, 
S. 502—527. 

s ) Ebenda Bd. 2, S. 634—640. 

8 ) Saladini Asculani Compendium aromatariorum. Venetii 1488. Index. 

*) Val. Cordi Annotationes in Pedacei Dioscoridis Anazarbei de ma- 
teria medica libros quinque. De artificiosis extractionibus. Editio Gesner, 
Argentorati. 1561, fol. 226. 

°) Portae Magiae naturalis libri viginti. Liber de destillatione. 1567, 
pag. 379. Editio 1589, p. 184. 

e ) Guintheri Andernacensi de mediana, veteri et nova. Basil. 1571, 
p. 630—635. 

') H. A. van Rheede tot Draakestein. Hortus indicus malabaricus. 
Vol. 7, p. 14. „Oleum ex pipere destillatum levem p/per/s odorem spirans, 
saporis partim acris". 

8 ) C. Neumann, Gründliche mit Experimenten erwiesene Chymie. Editio 
C H. Kessel. 1749. Bd. 2, Abt. 4, S. 9. 

') Gaubü Adversariontm varii argumenta liber unus. \17\. Cap. 5, p. 55. 
10 ) Trommsdorfts Journ. der Pharm. 20 II. (1811), 44. 
") Schweigers Journ. für Chemie und Physik 29 (1819), 80. 
") Trommsdorffs Neues Journ. der Pharm. 6 IL (1822), 233. 



Geschichte einzelner ätherischer Öle- 127 

Pfefferöl aus langem Pfeffer. 

Der lange Pfeffer war schon im Altertum als Gewürz und 
Arzneimittel in Gebrauch und ist in mittelalterlichen Schriften 
mehrfach in Drogenverzeichnissen erwähnt 3 ), ist indessen wohl 
niemals allgemein in Gebrauch gewesen und in neuerer Zeit mehr 
und mehr außer Benutzung gekommen. 

Das destillierte Öl des langen Pfeffers wurde in Apotheker- 
taxen zuerst im Jahre 1589 erwähnt und fand im Dispensatorium 
Noricum vom Jahre 1589 Aufnahme. Die erste Untersuchung 
des langen Pfeffers unternahm Winckler 2 ) im Jahre 1827. 

Cubebenol. 

Der Cubebenpfeffer ist als Gewürz wahrscheinlich in China 
und Indien schon im Altertum 3 ), als Heilmittel aber erst zur 
Zeit der Araber gebraucht worden*). Die im 9. und 10. Jahr- 
hundert der christlichen Zeitrechnung lebenden Reisenden Kur- 
dadbah 5 ) von Mesopotamien und Masudi 8 ) von Bagdad zählten 
die Cubeben zu den wichtigeren Gewürzen, und der im Anfange 
des 12. Jahrhunderts lebende sizilianische Geograph Edrisi 7 ) 
erwähnte sie unter den über Aden eingeführten Gewürzen. Die 
Äbtissin Hildegard 8 ) und der dänische Kanonikus Henrik 



*) Macer Floridus, De viribus herbarum una cum Walafridi Strabo- 
nis, Othonis Cremonensis et Johannis Folcz carminibus similis argumenti. 
Editio Choulant. Lipsiae 1832, p. 114. — Simon Januensis. Synonyma 
medicinae seu C/avis sanationis. Veneti 1510. — Bonaini Statut/' inediti 
de/ia cittä di Pisa. 1857. Vol. 3, p. 492. — Kunstmann, Kenntnis Indiens 
im 15. Jahrhundert. München 1863, p. 40. — Saladini Compendium aromata- 
riorum, Bononiensi 1488. Index. 

2 ) Aren, der Pharm. 26 (1828), 89. 

3 ) Alexandri Tralliani Opera. Edit. Puschmann. Vol. 2, p. 396. 

*) Paulus Aegineta. — Editio Fr. Adams. London 1847. Vo!. 3,p.455. 

5 ) Khordadbeh, Le livre des routes et des provinces par Barbier de 
Meynard im Journal asiatique 5 (1865), 294. 

6 ) Meynard et de Courteille, Prairies d'Or. Paris 1861—1877. Tom. I, 
p. 367 und Tom. IV, p. 78. 

') Amed€e Jaubert, Geographie d'Edrisi. 1836. Tom. 1, p. 51 und 89. 

s ) Hildegardis Abbatissae Subtilitatum diversaxum naturartim crea- 
turarum Libri novem. Editio Migne. Pstrologiae cursus completus. Tom. 
197 (1855), p. 1147. — Meyer, Geschichte der Botanik. Bd. 3, S. 537. 



128 Geschichtliche Einleitung. 

Harpestreng 1 ) beschrieben die Cubeben als geschätztes Arznei- 
mittel. Im 13. Jahrhundert waren Cubeben als Gewürz und als 
Arzneimittel in Europa allgemein bekannt und vielfach in Ge- 
brauch; als solche und als zollpflichtige Droge sind sie in ärzt- 
lichen Schriften und städtischen Taxen vom 14. Jahrhundert an 
erwähnt worden 4 ). 

Später nahm die Verwendung der Cubeben als Gewürz 
sehr ab, und sie kamen nahezu in Vergessenheit, im Anfange 
des vorigen Jahrhunderts aber auf Anregung englischer Ärzte 
wieder in Gebrauch 8 ). 

Die Cubeben wurden zuerst im Jahre 1704 von G. Wedel*), 
bald darauf von Caspar Neumann ), im Jahre 1810 von 
Trommsdorff "), und im Jahre 1821 von Vauquelin 7 ) unter- 
sucht. 

Das ätherische Cubebenöl war schon Valerius Cordus 8 ) 
vor dem Jahre 1540 bekannt; in den Taxen ist es zuerst in 
der der Stadt Frankfurt a. M. vom Jahre 1582 angegeben. 



*) Harpestreng, danske Laegebog fra det trettende Aarhundrede, 
foerste Gang utgivet efter et Pergamenthaandskrift. Kioebenhaven. 1826, p.62. 

2 ) Monumenta Qildhallae Londoniensis, Liber albus 1, p. 230. — Cap- 
many, Memorias historicas sobre Ia Marina, Commercio y Artes de !a Ciu- 
dad de Barcelona. 1779, p. 44. — Bourquelot, Etudes sur /es voires de 
la Champagne. M6moires etc. de l'Institut. Tom. 5 (1865), p. 288. — Sala- 
dini Compendjum aromatariorum. 1488. — Hans Folcz, Confectbuch vom 
Jahre 1480. In Choulants Handbuch der Bücherkunde für die ältere Me- 
dicin. 1832, S. 188. — Rogers, JHistory of Agriculture and Prices in Eng- 
land. Vol. 1, p. 627; Vol. 2, p. 544. — Liber niger Scaccarii. London 1771. 
Vol. 1, p. 478. — Val. Cordus, Dispensatorium Noricum. Edit. 1548, p. 76, 
77 und 327. — Flückiger, Dokumente zur Geschichte der Pharmazie. 1876, 
15, und „Die Frankfurter Liste" im Aren, der Pharm. 201 (1872), 441 und 211 
(1877), 101. 

a ) Dictionary of the Indian Islands. London 1856, p. 117.— Edinburgh 
Medicai and Surgical Journal. 1818. XIV, p. 32. — M6rat et de Lens, 
Dictionnaire universel de materia medica. Tom. 5 (1833), p.-331. 

*) G. Wedel, De cubeb/s. Dissertatio. Jenae 1705. 

5 ) Caspar Heumann, Lectiones chymici de safibus alkalinofixis et de 
camphora. Berlin. 1 727. 

*) Trommsdorffs Journ. der Pharm. 20 I. (1811), 69. 

') Trommsdorffs Taschenbuch für Chemiker und Pharmazeuten 1822, 195. 

8 ) Valerii Cordi Annotationes in Pedacei Dioscoridts de medica 
materia fibrös quinque Jonge afiae quam antea sunt hac sunt evulgat&e, 
1561, f ol. 226. 



Geschichte einzelner ätherischer Öle. 129 

Betelöl. 

Wann und von wem Betelöl zuerst destilliert wurde, ist 
nicht bekannt. Jedenfalls dürfte die Darstellung des Öles durch 
Kemp 1 ) im Jahre 1885 nicht die erste gewesen sein. Durch 
eine oberflächliche Untersuchung des Siambetelöles im Labora- 
torium von Schimmel § Co.*) im Jahre 1887 war die Anwesen- 
heit eines zwischen 250 und 260° siedenden Phenols festgestellt 
worden, dessen Reaktionen mit denen des Eugenols überein- 
zustimmen schienen. Eykman 8 ), der im Jahre 1888 ein von 
ihm selbst auf Java destilliertes Betelöl untersuchte, fand darin 
kein Eugenol, wohl aber ein neues Phenol, dem er den Namen 
Chavicol beilegte. Bei einer erneuten Prüfung im Laboratorium 
von Schimmel $ Co. stellte es sich heraus, daß Siambetelöl 
weder Eugenol, noch Chavicol enthält, sondern ein drittes, bis 
dahin noch unbekanntes, dem Eugenol isomeres Phenol, das 
von Bertram und Gildemeister*) Betelphenol genannt wurde. 

Birkenrindenöl (Wintergrünöl). 

Nächst dem Terpentinöl gehören das Sassafras-, das Winter- 
grün- und das Birkenrindenöl zu den zuerst in den Vereinigten 
Staaten gewonnenen ätherischen Ölen. Die Ähnlichkeit des 
Birkenrindenöles im Gerüche und Geschmack mit dem der 
Gaultheria procumbens war schon vor dem Jahre 1818 be- 
kannt 5 ), die chemische Identität des Hauptbestandteils aber 
wurde erst im Jahre 1843 durch Wm. Procter jr. in Phila- 
delphia 6 ) ermittelt. Als später der Bedarf an Wintergrünöl 
bedeutender wurde und diese Pflanze weniger leicht und reich- 
lich zu beschaffen war, wurde die Birkenrinde zur gemeinsamen 
Destillation mit Wintergrün herbeigezogen oder allein ohne 



x ) Dymock, Warden and Hooper, Pfiarmacographia indica. Part. VI, 
p. 188. 

*) Bericht von Schimmel $ Co., Oktober 1887, 34. 

») Chem. Ztg. 12 (1888), 1338. 

*) Journ. f. prakt. Chem. II. 89 (1889), 349. 

B ) Bigelow, American MedicaJ Botany. Boston 1818. Vol. 2, p. 28 
und 241. 

a ) Americ. Journ. Pharm. 15 (1843), 241. 

Gildemeister, Die Etherischen Öle. I. 9 



|30 Geschichtliche Einleitung. 

dieses dazu verwendet 1 ), so daß das Wintergrünöl des Handels in 
neuerer Zeit meistens lediglich aus der Rinde von Betula lenta L. 
gewonnen wird. 

Hopfenöl. 

Der Hopfen ist schon im Mittelalter zur Aromatisierung 
von Gerstenbier gebraucht und in der Literatur schon vom 
8. Jahrhundert an erwähnt worden 4 ). Arzneiliche Anwendung 
haben der Hopfen und die Hopfendrüsen, das Lupulin, erst in 
neuerer Zeit gefunden. Das Lupulin wurde dafür im Jahre 1820 
von dem Neuyorker Arzte Ives s ) in Vorschlag gebracht. 

Das ätherische Hopfenöl ist aus den Drüsen, wie es 
scheint im Jahre 1821, von Payen und Chevallier 4 ) zuerst 
destilliert worden. 

Sandelholzöl. 

Das Sandelholz von Santalum album L. war wegen seines 
eigenartigen Geruches schon im Altertum in Indien und in China 
hoch geschätzt. Es war dort von den Nutzhölzern das dauer- 
hafteste, weil es von den die meisten Holzarten ze/nagenden 
weißen Ameisen gemieden wird und diente den Buddhisten zur 
Anfertigung der Götzenbilder und allerhand Tempeldekorationen 
sowie in China und Indien bis zur Gegenwart noch zu Räuche- 
rungen im Religions- und Totenkultus. 

Sandelholz ist schon in der frühesten Sanskritliteratur 15 ) 
und wahrscheinlich auch in der chinesischen erwähnt, scheint 



*) Betula lenta und Gaultheria procumbens wachsen in waldigen Berg- 
gegenden der nördlichen atlantischen Staaten der Union vielfach gemeinsam. 
In einem von George W. Kennedy in Pottsville, Pa., im Bande 54 (1882), pag. 49 
des Americ. Journal of Pharmacy veröffentlichten Berichte über die Wintergrünöl- 
industrie in Pennsylvanien macht dieser darauf aufmerksam, daß bei dem Ein- 
sammeln des Rohmaterials der Preis der Birkenrinde nur 7? von dem der 
Wintergrünblätter betrug, daß aber die Ausbeute an Öl von der Rinde nur 0,25 %, 
dagegen vom Wintergrün 0,80 \ beträgt. Danach ist die Gewinnung des Öles 
aus der Birkenrinde mehr als doppelt so vorteilhaft, wie die aus Wintergrün. 

2 ) Flückiger and Hanbury, Pharmacographia. 1879, S. 551. 

s ) Sil Hm ans Journal of Sciences and Arts 1820, 302. 

*) Journ. de Pharmacie 8 (1822), 214 u. 533. 

s ) Wohlriechendes Sandelholz wird nach E. v. Lippmann (Chem.-Ztg. 
1985, Nr. t34 u. 135) in dem „ Arthasästra" des Kautilya 300 v. Chr. als 
abgäbe- und zollpflichtige Ware genannt. 



Geschichte einzelner ätherischer Öle. 131 

indessen wenig in den Produktenaustausch Indiens und Chinas 
mit den Völkern des Morgenlandes gelangt zu sein. Den 
Ägyptern indessen war das Sandelholz 17 Jahrhunderte vor der 
christlichen Zeitrechnung bekannt. Sie bezogen es aus den 
Punt oder Phun genannten Ländern zwischen dem jetzigen 
Golf von Aden und dem persischen Meerbusen 1 ). Ob es aber 
weißes oder rotes Sandelholz war, wissen wir nicht 2 ). 

Seit der christlichen Zeitrechnung findet sich die erste 
Erwähnung des Sandelholzes in dem um die Mitte des 1. Jahr- 
hunderts geschriebenen Periplus des roten Meeres 8 ) und im 
5. Jahrhundert in den Schriften des Kosmas Indikopleustes*). 
Von der Zeit an ist das Holz von einer Anzahl von Schrift- 
stellern und Reisenden beschrieben worden, so im 9. Jahr- 
hundert von Avicenna 8 ), im 10. Jahrhundert von Serapion 6 ) 
und von Masudi'), im 11. Jahrhundert von Constantinus 
Africanus in Salerno 8 ) und im 13. Jahrhundert von Marco 
Polo 9 ). Saladin von Ascoli 10 ) beschrieb im 15. Jahrhundert 



') Dfimichen, Die Flotte einer ägyptischen Königin. Leipzig 1868. — 
Dünlichen, Historische Inschriften. 1869. — Dümichen, Aegypten. 1880, 
S. 100. In Onckens Allgem. Weltgeschichte. — Lieblein, Handel und 
Schiffahrt auf dem roten Meere in alten Zeiten. Christiania 1886, S. 21 
und 31. — Quatremere, M6moires gäographiques et historiques sur 
l'Egypte. 1811. Vol. 2, p. 3b6— 375. 

2 ) Tschirch, Handb. d. Pharmakognosie Bd. II, S. 961. 

3 ) Periplus maris ErythraeL Editio Fabricius. Leipzig 1883, S. 75. — 
Vincent, Commerce and Navigation of the Artcients in the Indian Ocean. 
London 1807. Vol. 2, p. 378. 

*) Christiana topographia, in Mignes Patroiogiae cursus compietus. 
Series graeca. Vol. 88, p. 574 u. 446. — Lassen, Indische Altertumskunde. 
Bd. 3, S. 40. — Meyer, Geschichte der Botanik. Bd. 2, S. 388. 

°) Avicennae libri in re medica omnes; latine redditi ab I. Paulo 
Mongio et I. Costaeo recogniti. 2. Vol. Venetis 1564. „Canon medicinae" 
Lib. IL tractat. II, cap. 656. 

8 ) Liber Serapionis aggregatus in medicinis simplicibus. Mediolani 1 473. 

') Ali el Masudi, Les Prairies d'Or, texte et traduite par Meynard 
et P. de Courteille. 9 Vol. (im arabischen Urtexte beendigt im Jahre 984). 
Paris 1861—1877. Vol. 1, p. 222. 

s ) Constantini Africani Opera omnia. Basiliae 1536. Liber de gra- 
dibus, p. 369. 

°) Pauthier, Le Jivre de Marco Polo. Paris 1865. Tom. 2, p. 580. 
10 ) Compendium aromatariorum Saladini principis tarenti dignissimi 
medici d/I/genter correctum et emendatam. 1488. 

9* 



132 Geschichtliche Einleitung. 

weißes, gelbes und rotes 1 ) Sandelholz; dasselbe geschah um 
das Jahr 1511 von Barbosa 2 ), der noch angab, daß das weiße 
und das gelbe Holz von der Malabarküste kämen und zehnmal 
so teuer seien als das rote. Rumpf 3 ) gab im Jahre 1741 die 
erste gute Abbildung des Baumes. 

In mittelalterlichen Schriften und den späteren Destillier- 
büchern ist Sandelholz selten berücksichtigt worden, weil das 
ätherische Öl erst in neuerer Zeit in Gebrauch gekommen ist 
und arzneiliche Anwendung gefunden hat. Seine Destillation 
ist von Saladin*), von Conrad Gesner 8 ) und von Friedrich 
Hoff mann*) ausgeführt worden. Caspar Neumann und 
Dehne') ermittelten die Ausbeute an Öl und P. Chapoteaut 8 ) 
untersuchte es zuerst. 

Auf Ceylon soll destilliertes Sandelholzöl schon im 9. Jahr- 
hundert zur Einbalsamierung der Leichen der dortigen Fürsten 
gebraucht worden sein 8 ). 

Sternanisol. 

Wegen ihrer eigenartig gestalteten, aromatischen Früchte 
sind die Sternanisbäume wohl von alters her bekannt gewesen 



*) Vielleicht schon vor der Zeit des Mittelalters wurde das Holz des 
im südlichen Ostindien und den Philippinen einheimischen, der Familie der 
Leguminosae angehörenden Baumes Pterocarpus santalinus L. seines roten 
Farbstoffes halber gebraucht. Da es aus denselben Ländern wie das wohl- 
riechende Sandelholz kam, scheint es anfangs mit diesem für verwandt 
gehalten und daher ebenfalls als Sandelholz bezeichnet worden zu sein. 
Dieser Irrtum und die gleiche Benennung sind geblieben und die beiden 
ganz verschiedenartigen Hölzer sind von manchem Schriftsteller ungenügend 
auseinandergehalten und oftmals zusammen gruppiert worden, so z. B. noch 
in der Frankfurter Liste vom Jahre 1450. Garcia da Orta bemerkte diesen 
Irrtum und suchte ihn, indessen erfolglos, aufzuklären (Ab Horto, Col/o- 
quios dos simples e drogas he cousas medicinais da India, e assf dalguäs 
frutas achadas nella ande se tratam. 1563. Varnhagens Abdruck 1872, 
S. 188. — Editio Carolus Clusius 1539, p. 68.) 

*) Ramusio, Delle navigationi et viaggi. Venetia 1554, fol. 357, 6. 

3 ) Rumphii Herbarium Amboinense. Amstelodami 1741. Vol. 2, p. 42. 

*) Compendium aromatariorum Saladini. 1488, fol. 349. 

6 ) Ein köstlicher Schatz Euonymi Philiatri. 1555, pag. 246. 

") Frederici Hoffmannii Observatorium physico-cbemicarum selec- 
tiorum. Halae 1722. Llb. III. Observ. I, p. 69. 

') Crells Chemisches Journal 3 (1780), 18. 

") Bull. Soc. Chim. II. 37 (1882), 303. 

") Flückiger and Hanbury, Pharmacogmphia. II. Edit., 599. 



Geschichte einzelner ätherischer Öle. 133 

und berücksichtigt worden. In der chinesischen Literatur scheint 
über ihre Nutzanwendung wenig angeführt zu sein. Unter der 
Dynastie der Sung, zwischen den Jahren 970 bis 1127 n. Chr., 
hatten mehrere südliche Provinzen Chinas Sternanisfrüchte als 
Tribut zu liefern 1 ). Nach Europa scheint die Frucht zum ersten 
Male im Jahre 1578 von den Philippinen durch den Weltumsegier 
Thomas Cavendish gebracht und in London in den Handel 
gelangt zu sein. Dort lernte sie im Jahre 1589 der Professor 
Carolus Clusius von Leyden kennen und beschrieb sie unter 
dem Namen Anisum phUippinarum insularum*). Nach einer 
Angabe Redis soll Sternanis allerdings schon um die Mitte 
des 16. Jahrhunderts unter dem Namen Foeniculum sinense im 
italienischen Drogenhandel bekannt gewesen 8 ) zu sein, ist aber 
wohl erst um die Mitte des 17. Jahrhunderts benutzt worden. 

Das ätherische Sternanisöl ist schon im Laufe des 18. Jahr- 
hunderts destilliert worden, hat aber erst im 19. größere Ver- 
wendung gefunden. Der Sternanis wurde auf seine Bestand- 
teile und seinen Gehalt an ätherischem Öle nahezu gleichzeitig 
von Caspar Neumann und Friedr. Cartheuser*), später im 
Jahre 1818 von W. Meissner 5 ) untersucht. 

Ylang-Ylangöl. 

Ylang-Ylangöl wird erst seit dem Anfang der sechziger 
Jahre des vorigen Jahrhunderts auf der Philippinen-Insel Luzon 
gewonnen. Der erste, der sich mit der Darstellung des Öles 
befaßte, war der deutsche Apotheker F. Steck 8 ) in Manila, 
der Onkel von Pablo Sartorius, dessen Namen eine bekannte 



% ) Bretschneider, Study and value of Chinese botanical works. 
Foochow 1870, p. 14. 

*> Clusii Rariomm plantarum historia. Antwerp. 1601, p. 202. 

s ) Redi, Experienze naturali. Firenze 1671, p. 119. Tavola. 2. — 
Lateinische Ausgabe: Redi, Experimenta circa res dfversas naturales, 
speciatim Was, guae ex India adferuntur. Amstelodami 1675, p. 172. 

4 ) F. A. Cartheuser, Elementa chymiae-medicae dogmatico-experi- 
mentalis; una cum synopsi materiae medicae select/oris. Halae 1736. 
Vol. 2, p. 327. 

s ) Chemische Untersuchung des Sternanis. Buchholz Taschenbuch für 
Scheidekünstler und Apotheker auf das Jahr 1818 und 1819, 1. 

•> Pharm. Zentralh. 9 (1868), 46. 



134 Geschichtliche Einleitung. 

Spezialfirma für Ylang-Ylangöl lange Zeit getragen hat. Zu den 
ersten bedeutenderen Destillateuren der damaligen Zeit gehörten 
J. Witte und v. Westernhagen. 

In Europa hat besonders der Apotheker F. Rigand 1 ) in 
Paris zur Verbreitung des Öles beigetragen. Es wurde aber 
erst in weiteren Kreisen bekannt durch die Pariser Welt- 
Ausstellung im Jahre 1878, auf der das Öl durch Oskar 
Reymann und Adolf Rönsch aus Manila ausgestellt wurde. 

Macis- und Muskatnußol. 

Die alte Literatur enthält keine bestimmte Kunde über die 
Kenntnis oder den Gebrauch der Muskatnüsse im Altertum. 
Auf Macis deutende Angaben in älteren Schriften, wie in denen 
von Plautus, Scribonius Largus, Dioscorides, Plinius, 
Galen usw., können auch ebensowohl auf die aromatische 
Rinde des ostindischen Baumes Ailanthus malabarica DC. 2 ) 
bezogen werden. Die Früchte sind im Abendlande wahrschein- 
lich erst durch arabische Ärzte eingeführt worden 3 ). 

Um das Jahr 1 1 80 sind Muskatnüsse unter den in Accon, dem 
Hafen des südlichen Syriens, eingeführten indischen Spezereien 4 ) 
angeführt, und im Jahre 1158 befanden sich „nuces muscatarum" 
aus Alexandrien im Handel von Genua 5 ). Sie scheinen damals als 
geschätztes Räuchermittel gebraucht worden zu sein 8 ). Von der 
Zeit an wurden die Muskatnüsse auf allen größeren Warenmärkten 
bekannt und kamen schnell als eins der kostbarsten Gewürze 
und Spezereien in Gebrauch. Ihre wirkliche Herkunft scheint 
aber erst im Anfange des 16. Jahrhunderts durch die Reisenden 
Lodovico Barthema und Pigafetta 7 ) bekannt geworden zu sein. 



1 ) Pharm. Zentralh. 7 (1866), 478. 

2 ) A costa, Tractato de las drogas y medicinas de las Indias orien- 
tales. Burgos 1578, p. 40. — Merat et De Leus, Dict. de Materia 
medica. 1832. Vol. 4, p. 173. 

s ) Vgl. auch Nutmeg and Mace. A note on their History. Perfum. 
Record 7 (1916), 76. 

*) Recuell des Historiens des Croisades. Lois. 1843, S. 173. — W. Heyd, 
Geschichte des Levantehandels im Mittelalter. 1879. Bd. 2, S. 624. 

5 ) Historia Patriae monument. Chartae H. Torino 1853, fol. 514. 

8 ) Petrus de Ebulo, Carmen da motibus siculis. Basiliae 1746, p. 23. 

') R a m u s i o , Delle navigationi et viaggi. Venetia 1 554, fol. 1 83 u. fol . 389 b. 



Geschichte einzelner ätherischer Öle. 135 

Zu dieser Zeit machten die Portugiesen bei der Besitznahme 
der Gewürzinseln die Muskatnüsse mit den anderen dort ein- 
heimischen Gewürzen zum Handelsmonopol. Als ein Jahrhundert 
später, im Jahre 1605, die Portugiesen von den Holländern ver- 
trieben wurden, suchten diese die Produktion und den Handel 
auf wenige Inseln, besonders auf Banda und Amboina, zu be- 
schränken und vernichteten zu diesem Zwecke auf den bisher 
ertragreichsten Inseln die Muskat- und andere gewürztragende 
Bäume und Sträucher und verboten deren Verpflanzung und 
Kultur 1 ). Dieses Verbot wurde erst im Jahre 1863 aufgehoben. 
Im Jahre 1769 gelang es den Franzosen, den Muskatnußbaum 
nach Mauritius zu verpflanzen, und im Anfang des vorigen Jahr- 
hunderts begannen die Engländer seine Kultur in Benkulen 
(Sumatra) und Penang. 

Die Muskatnüsse und Macis gehörten bis zur neueren Zeit 
zu den teuersten Gewürzen und sind erst nach Einführung der 
Kultur der Bäume in holländischen, englischen und französischen 
Kolonien in reichlicher Menge produziert und damit auch billiger 
geworden. 

Das destillierte Muskatnuß- und Macisöl war den Verfassern 
der um und nach der Mitte des 16. Jahrhunderts erschienenen 
Destillierbücher wohl bekannt. Valer. Cordus 9 ), Walter Ryff 3 ), 
Conrad Gesner 4 ), Porta 5 ), Winther 6 ) und andere haben die 
Öle mehrfach erwähnt. 

Das destillierte Macis- und das Muskatnußöl sind in den 
Apothekertaxen zuerst in der von Berlin vom Jahre 1574 und 
von Frankfurt und Worms vom Jahre 1582 und in der Aus- 
gabe des Dispensatorium Noricum vom Jahre 1589 aufgeführt 
worden. 



*) Hasskarl, Neuer Schlüssel zu Rumpfs Herbarium amboinense. 
Halle 1866. Vol. 2, p. 17. 

s ) Valer. Cordi Annotationes in Pedanii Dioscoridis de Materia me- 
dfca Hbri V. De artificiosis extractionibus über. 1540, fol- 226. 

s ) Gualtherius Ryff. New gross Destillirbuch. Editio Frankfurt am Main 
1556, fol. 181. 1888. 

*) Euonymi Philiatri Ein köstlicher Schatz etc. 1555, S. 215. 

& ) Portae Magiae naturalis Hbri 20. Liber de destillatione. Pars 1, 
p. 378. 

") Guintheri Andernacei de medicina veterr et nova. Basiliae 1571, 
p. 630—635. 



136 Geschichtliche Einleitung. 

Die ersten Untersuchungen dieser Öle wurden von Caspar 
Neumann 1 ), Conrad Mich. Valentini 2 ) und Bonastre*) 
gemacht. 

Campheröl. 

Campher ist in China schon im Altertum gewonnen und 
benutzt worden. Seine erste urkundliche Erwähnung scheint 
sich in dem um 300 v. Chr. verfaßten Artha^ästra des Kautilya*) 
zu befinden. Später ist er in Schriften des arabischen Fürsten 
Imru-1-Kais aus dem 6. Jahrhundert unserer Zeitrechnung*), 
sowie im Koran selbst aufgeführt, nach welchem Campher als 
ein Kühlungsmittel der Getränke der Seligen im Paradiese gilt"). 
Aetius von Amida erwähnt im 6. Jahrhundert den Campher als 
Arzneimittel'). Bei der Plünderung des Sassaniden- Palastes 
des Königs Choroes II. in Madain im Jahre 636 wurde neben 
Moschus, Ambra, Sandelholz und anderen Spezereien des Morgen- 
landes auch viel Campher erbeutet 8 ). Als später arabische 
Schiffer und Kaufleute nach Indien und China segelten, lernten 
sie nicht nur die Hauptstapelplätze kennen, die der Campher 
passierte, um vom südöstlichen Asien aus in die Mittelmeer- 
länder zu gelangen, sondern auch seine Herkunftsstätten. So 
wurden die arabischen Kaufleute und Ärzte mit den verschiedenen 
Campherarten bekannt, die teils aus China, teils von Sumatra in 
den Handel kamen. Auch Marco Polo lernte im 13. Jahrhundert 
den Campher (Borneocampher?) auf Sumatra und Borneo kennen 9 ). 



*) Keumann, Chymia medica dogmatico-experimentalis. Züllichau 1749, 
Bd. 2, T. 3, S. 437. 

a ) Macis vulgo sed perperam, Muskatenblume dicta. Dissertatio. 
Giessen 1719. 

3 ) Trommsdorffs Neues Journ. der Pharm. 8 II (1824), 231. 

4 ) E. von Lippmann, Chem.-Ztg. 1926, Nr. 134 u. 135. 

°) In Ibn Hagik al Hamdany handschriftlicher Beschreibung Arabiens, 
S. 170, und Flückigers Pharmacognosie, S. 159. 

°) Le Koran, traduit par Kasimirski. Chap. 75, V. 5 u. 6. 

') Aetii ab Amida medicl graeci ex veteribus med/c/nae Tetrabiblos. 
Editio Froben. Basiliae 1542, p. 926. 

") Weil, Geschichte der Chalifen. Mannheim 1846, S. 75. 

») Yule, Book of Ser Marco Polo. London 1891. Vol. 2, p. 185. — 
Pauthier, Le //vre de Marco Po/o. Paris 1865. Vol. 2, p. 577. — Masudi, 
Pra/ries d'Or. Editio Meynard et de Courteille. Paris 1861. Vol. 1, p. 367. 
— Ritters Erdkunde von Asien. 1834. Bd. 3, S. 858—881. 



Geschichte einzelner ätherischer Öle. 137 

Hierzu ist zu bemerken, daß nach Tschirch 1 ) bei den alten 
Schriftstellern unter Campher der Baroscampher (Borneocampher) 2 ) 
zu verstehen gewesen sei. Erst mit Ende des 16. Jahrhunderts 
ersetzt der Laurineencampher den Baros- und Ngaicampher. 

Die Gewinnung des Camphers in Japan ist wohl zuerst von 
Engelbert Kämpfer 8 ) beschrieben worden. Wahrscheinlich haben 
die Japaner das Herstellungsverfahren von den Koreanern gelernt. 
Es soll zuerst in der Provinz Satsuma auf Kiuschiu eingeführt 
worden sein und sich später auf das übrige Kiuschiu auf Schikoku 
und auf andere Teile Japans ausgebreitet haben*). Das Alter der 
Campherherstellung auf Formosa ist unbekannt. Klaproth 5 ), der 
die Insel zu Anfang des vorigen Jahrhunderts besuchte, erwähnt 
die Camphergewinnung als eine der bedeutendsten Industrien 
Formosas. Seit der Besetzung der Insel durch die Japaner nahm 
die Campherdestillation einen bedeudenten Aufschwung. 

In der Arzneikunde war Campher, außer bei den Arabern, 
im 11. Jahrhundert in Italien und im 12. Jahrhundert in Deutsch- 
land in Gebrauch. 

Campheröl kam zuerst nach Europa im Jahre 1884. Von 
Schimmel § Co wurde in ihm als Hauptbestandteil Safrol auf- 
gefunden und im Großen daraus hergestellt. 

Cassiaöl und Ceylon Zimtol. 

Die Cassiarinde Chinas und die Zimtrinde des indischen 
Archipels gehören zu den am längsten bekannten und ge- 
brauchten Gewürzen ; die Cassiarinde wird schon in den frühesten 
chinesischen Kräuter- und Arzneibüchern, etwa 2500 Jahre vor 
der christlichen Zeitrechnung, genannt 6 ) und scheint schon 17 Jahr- 



*) Handb. der Pharmakognosie, Bd. IL, S. 1 133. 

2 ) Zur Geschichte des Borneocamphers siehe G. de Ricci, Borneo, 
Fancienne tle da camphre [Journ. d'Agriculture tropicale S (1903), 230]; ferner 
J. Giglioli, La canfora italiana. Roma 1908, S. 18. 

*) E. Kämpfer, Amoenitates exoticae. Lemgo 1712, p. 772. (Mit Ab- 
bildung des Baumes.) 

*) James W. Davidson, The Island of Formosa. London u. Neuyork 1903. 

*) Klaproth, Memoires relatifs ä l'Asie. Paris 1824. 

6 ) B retschneider, Ob the study and valuc of Chinese botanical works, 
with notes on the histoiy of plants and geographica! botany front Chinese 
soarces. Foochow 1870. 



138 Geschichtliche Einleitung. 

hunderte vor dieser in Ägypten in Gebrauch gewesen zu sein 1 ). 
Sie ist in den meisten Schriften des Altertums, so auch in der 
Sanskritliteratur und im alten Testament 8 ) neben anderen Speze- 
reien, erwähnt worden. Als Ursprungsland wurden teils mythische 
Länder, teils, wohl der üblichen Handelsstraßen wegen 8 ), Arabien 
und Äthiopien genannt*). Zur Zeit der Hebräer lag der Zimt- 
handel wesentlich in den Händen der Phönizier 6 ). Die phöni- 
zischen Kaufherren scheinen die Vermutungen und irrigen An- 
nahmen über die Heimat der gewinnbringenden Rinde in ihrem 
Interesse unberichtigt gelassen zu haben, so daß ihre wirkliche 
Herkunft Jahrhunderte lang unentschieden blieb. 

Die Griechen und Römer kannten und gebrauchten Zimt; 
durch die Araber wurde er auch dem Abendlande zugeführt und 
wurde vom 8. Jahrhundert an ein wohlbekanntes, wenn auch 
kostbares Gewürz, welches vielfach unter den Geschenken von 
Fürsten unter sich oder an die Päpste genannt worden ist"). 
Während des 12. und 13. Jahrhunderts waren chinesischer und 
Ceylon Zimt im Levantehandel 7 ) und in den Häfen des östlichen 



x ) Dümichen, Die Flotte einer ägyptischen Königin. Leipzig 1868. 
Schumanns kritische Untersuchungen über die Zimtländer. Ergänzungsheft 
No. 73 zu Petermanns Mitteilungen. Gotha 1883, S. 11. 

a ) 2. Buch Mose, Kap. 30, V. 23—24. — Psalm 45, 9. — Jeremias, Kap. 6, 
V. 20. — Hesekiel, Kap. 27, V. 19. — Sprüche Salomonis, Kap. 7, V. 17. — 
Hohe Lied Salomonis, Kap. 4, V. 14. — Jesus Sirach, Kap. 24, V. 20—21. — 
Offenb. loh., Kap. 18, V. 13. 

3 ) Geschichtliche Einleitung S. 6. 

*) Dümichen, Die Flotte einer ägyptischen Königin. 1868. — Dümichen, 
Historische Inschriften. 1869. — Dümichen, Ägypten, in Onckens Allgem. 
Weltgeschichte. 1880, S. 100. — Herodoti Historiarum libri. Lib. 1, 107 
und 110. Lib. 3, 110— 112. — Theophrasti Historia plantamm. Lib. 9, 4— 5. 
— Arriani Anabasis Lib. 7, 20 — 21. — Fragments historicorum graecorum. 
De mari Erythraeo p. 97. — Dioscoridis De medica materia libri quinque. 
Lib. 1, 12—13. Editio Kühn-Sprengel 1829. Vol. 1, p. 23. — Pltnii Naturalis 
historiae libri. Lib. 12, 41—43 u. 46. — Periplus mari Erythraei. Editio 
Fabricius, 1883, p. 47 u. 51. — A. H. L. Heeren, Ideen über die Politik, den 
Verkehr und den Handel der vornehmsten Völker der alten Welt. Göttingen 
1796- Bd. 2, S. 611— 613. — Meyer, Geschichte der Botanik, Bd. 2, S. 86. 

B ) S.6— 7. — Lassen, Indische Alterthumskunde. Bonn1847. Bd.1, S.280. 

°) Liber pontificus. Editio Duchesne. Paris 1886. Vol. 1, p. 177. — 
Pardessus, Diplomata chartae etc. Paris 1849. Vol. 2, p. 309. — Jaff6, 
Bibliotheca. rerum Germanicantm. 1886. Vol. 3, p. 218. 

7 ) Seite 12. 



Geschichte einzelner ätherischer Öle. 139 

Mittelmeeres gewöhnliche Handelsartikel und vom 15. Jahrhundert 
an in den Apotheken gangbare Ware 1 ). 

Als in späterer Zeit neben dem chinesischen auch der 
teurere Ceylon Zimt in den Handel kam, wurden beide vielfach 
verwechselt, und es scheint, daß erst Garcia ab Orta im Jahre 
1536 beide Rindenarten bestimmt unterschieden hat a ). Die An- 
gaben der Portugiesen, die auf ihrer Entdeckungsreise unter 
Vasco da Gama im Jahre- 1498 Ceylon erreichten, erwähnen 
auch Zimt als ein Produkt der Insel, ohne ihn indessen für besser 
zu halten als den ihnen bekannten chinesischen Zimt 3 ). Später 
war wohl der meiste auf dem Seewege über Ceylon nach den 
Häfen des Erythräischen und Roten Meeres gelangende Zimt 
chinesischer Herkunft. Der Ceylon Zimt wurde ursprünglich in 
den Wäldern im Innern der Insel gesammelt und war der heutigen 
durch Kultur veredelten und durch rationelle Schälung gewonnenen 
Innenrinde keineswegs gleichwertig. Diese bessere Gewinnungs- 
weise scheint zu Ende des 16. Jahrhunderts in Gebrauch ge- 
kommen zu sein*). Nach der Besitznahme von Ceylon durch 
die Holländer im Jahre 1556 führte einer der Gouverneure die 
Zimtkultur mit so gutem Erfolge ein, daß die Holländer bald 
eine feinere Rinde als die in den Wäldern von wildwachsenden 
Bäumen gewonnene in solcher Güte und Menge lieferten, daß 
sie den gesamten europäischen Bedarf zu decken vermochten 5 ). 
Nach der Besitzergreifung der Insel durch die Engländer im 
Jahre 1796 wurden der Zimtbau und -handel Monopol der Eng- 



*) Fr. Bald. Pegolotti, La practica della mercatura. In Pagnini Della 
decima e delle altre gravezze etc. Lisboa e Lucca. 1766, p. 27, 44, 49, 64. 
— loh. de Garlandia, Dictionnaire. Editio Scheler in Lexigraphie latine 
du 12. et 13. siede, p. 28. 

2 ) Garcias ab Horto, Colloquios dos simples e drogas he cousas 
medicinais da India. etc. 1563. Editio F. A. von Varnhagen. 1872, S. 63. — 
Editio Clusius, Aromatum et simp/icium aliquot medicamentoriorum apud 
Indos nascentium historia. Antverpiae 1593, p. 60. 

s ) Odoardo Barbosa in Ramusios Delle navigationi et viaggi. 1554. 
Editio Hakluyt Society, London 1866. „East Indies". 

4 ) Leiters dl Filippo Sassetti a Francesco L di Medici, Storia dei 
viaggiatori italiani, Livorno 1875, p. 367. 

B ) J. A. Murray, Apparates medicaminum tarn simplicium quam prae- 
paratorum et compositorum. 1787, Vol. 4, p. 421. — Nees von Esenbeck, 
Amoenitates botanicae Bonnenses. 1823, Fase. 1. 



140 Geschichtliche Einleitung. 

Iisch-Ostindischen Kompanie. Dieses Monopol währte bis zum 
Jahre 1833 1 ). Die damit eingeführte Erhebung eines beträcht- 
lichen Ausfuhrzolles erschwerte den Handel, und dies veranlaßte 
die Holländer, den Zimt auf Java und Sumatra anzubauen. 

Als im Laufe des 1 5. Jahrhunderts die destillierten (gebrannten) 
Wässer zum Arzneigebrauch allgemein bereitet 9 ) wurden, ist auch 
ohne Zweifel die Zimtrinde zur Darstellung von Zimtwasser be- 
nutzt worden. Der zu Ende des 15. Jahrhunderts lebende Kanonikus 
St. Amando von Doornyk scheint außer Bittermandelöl, Rautenöl 
und einigen anderen Ölen zuerst das Zimtöl destilliert zu haben 8 ). 
Valerius Cordus hatte das Öl um das Jahr 1540 dargestellt*), 
und es mag damals schon in der Arzneikunde Verwendung ge- 
funden haben, so daß es in der ersten Ausgabe des Dispen- 
satorium Nor/cum Aufnahme fand. Lonicer destillierte bald 
darauf die Öle der Gewürze, darunter auch Zimtöl, in einem 
neuen, eigenartigen Apparate 6 ). In Taxen ist Zimtöl zuerst in der 
von Berlin vom Jahre 1574 und der von Frankfurt a. M. vom Jahre 
1582 aufgezählt worden. Winther von Andernach ) destillierte und 
beschrieb das Öl im Jahre 1570, und G. B. Porta im Jahre 1589 7 ). 

Die ersten Beobachtungen beschränkten sich beim Zimtöl 
wesentlich auf die sich bei längerem Stehen bildenden kristalli- 
nischen Abscheidungen. Solche wurden unter anderem be- 
schrieben von Ludovici 8 ) um das Jahr 1670 und später von 
Slare in England 9 ), von Boerhave 10 ) und Gaubius 11 ) in 

*) Sir James Emerson Tennent, Ceylon, an account of the island, 
physical, historical and topographicat. 5 th Edit. London, 1860. Vol. 2, p. 164. 

s ) Seite 41. 

s ) Seite 36. 

*) Valerius Cordus, De artificiosis-extractionibus /Her. Edit Gesner. 
Argentator. 1561, fol. 226. 

*) Siehe das Kapitel: Geschichte der Destillierweisen. 

B ) Guintheri Andernacei Liber de veteri et nova medicina. Basiliae. 
1571, p. 630—635. 

7 ) G. B. della Porta, Über de destillatione. Romae 1563, fol. 75. 

") Ephemerides medico-physicae Academiae naturalis. Curiosorum ob- 
servationes 145, p. 378. 

') Philo&ophical Transactions of the T{oyat Society of London. Vol. 3 
(1686), p. 362. 

") Boerhave, Elementa chemiae usw. Lugduni Batavoruml732. Vol. 1, 
p. 106. — Vol. 2, p. 114 und 121. 

") Gaubii Adversäriorum varii argumenta über unus. Leydael771, p.29. 



Geschichte einzelner ätherischer Öle. 14t 

Holland. Der letztere hielt die Kristalle für Campher, Du Menü 1 ) 
und Stockmann 8 ) hielten sie für Benzoesäure, Dumas und 
Peligot 8 ) erkannten sie im Jahre 1831 als Zimtsäure. C. Ber- 
tagnini stellte im Jahre 1852 den Zimtaldehyd rein dar*). 

Der Gehalt der verschiedenen Cassia- und Zimtrinden an 
ätherischem Öle wurde von G. W. Wedel 5 ) im Jahre 1707, von 
Friedr. Cartheuser 6 ), von Caspar Neumann'), von Phil. F. 
Gmelin 8 ) im Jahre 1763, von J. F. A. Göttling 9 ) um das Jahr 
1803 und nahezu um dieselbe Zeit von Dehne 10 ) und nochmals 
im Jahre 1813 von Buchholz 11 ) ermittelt. 

Sassafrasöl. 

Wie bei Birkenrindenöl 12 ) bereits erwähnt wurde, dürfte nächst 
dem Terpentinöl das Sassafrasöl das in Nordamerika zuerst 
destillierte ätherische Öl sein. Durch ihr angenehmes Aroma 
war die Sassafras wurzelrinde unter dem Namen „Pavame" bei 
den Eingeborenen als ein von alters her beliebtes Kaumittel, 
als ein Zusatz zum Rauchtabak 18 ), als Gewürz zur Aromati- 
sierung erfrischender Getränke, sowie als Heilmittel allgemein 
im Gebrauch. Durch seinen eigenartigen Habitus soll der Sassa- 
frasbaum schon den Spaniern bei ihrer ersten Landung auf 



*) Buchners Repertor. der Pharmacie 5 (1819), 1. — Schweiggers Journal 
für Chemie und Physik 21 (1819), 224. 

s ) Trommsdorffs Neues Journ. der Pharm. 14 (1827), 237. 

3 ) Annal. Chim. et Phys. II. 57 (1834), 305. — Liebigs Annalen 14 (1835), 50. 

*) Liebigs Annalen S5 (1853), 271. 

6 ) Wedel, De cinnamomo. Dissertatio, Jenae 1707. 

6 ) Cartheuseri Elementa chymiae dogmatico-experimenta/is. Halae 
1736. Vol. 1, p. 127; Vol. 2, p. 109 u. 187. 

7 ) Neumannii Chymia medica dogmatico-experimentalis. Editio 
Kessel, Züllichau 1750. Vol. 2, pars 2, p. 20. 

s ) Philipp F. Gmelin, De analepticis quibusdam nobilioribus et cinna- 
momo. Dissertatio, Tübingen 1763. 

9 ) J. F. A. Göttling, Analyse der Cassienzimtrinde. — Buchholz Taschen- 
buch für Scheidekünstler und Apotheker 1804, 1. 

10 ) Neues Bert. Jahrbuch für Pharmacie 1805, 289. 
") Buchholz Taschenbuch für Scheidekünstler und Apotheker 1814, 1. 
") S. 129. 

1S ) C. S. Rafinesque, Medicina/ Flora or Manual of the Medica! Bo- 
tany of the United States of North America. 1830. Vol. 2, p. 235. 



142 Geschichtliche Einleitung. 

Florida unter Ponce de Leon im Jahre 1512 und demnächst 
unter de Soto im Jahre 1538 aufgefallen und für eine Art Zimt- 
baum gehalten worden sein. Jedenfalls galt der Sassafrasbaum 
seitdem als eine wertvolle Genuß- und Arzneipflanze 1 ). In Mexiko 
war er schon frühzeitig als solche bekannt 2 ). Noch in der 
ersten Hälfte dieses Jahrhunderts wurden Sassafras-Rinde, Blätter 
und Blütenknopsen in den mittleren Unionstaaten anstatt des 
chinesischen Tees gebraucht 3 ). 

In Deutschland wurden Sassafras-Holz und Rinde als neue 
amerikanische Droge unter dem Namen Lignum pavanum, Lig- 
num floridum, Lignum Xylomarathrum (Fenchelholz) um das 
Jahr 1582 benutzt*), und im Jahre 1610 kamen junge Sprößlinge 
der Pflanze nach England und wurden dort kultiviert 5 ). Rinde 
und Holz scheinen um das Jahr 1620 zuerst von Angelus Sala 
aus Vicenza, der während der Jahre 1610 — 1639 als Leibarzt des 
Herzogs von Mecklenburg in Schwerin lebte, destilliert worden 
zu sein. Dieser bemerkte auch, daß das ätherische Sassafrasöl 
schwerer sei als Wasser ). In der Pharm acopoea medico-physica 
von Schröder in Frankfurt a. M. vom Jahre 1641 befindet sich 
die Beschreibung der Destillation des Sassafrasöles, während 
die Taxe der Stadt Frankfurt a. M. vom Jahre 1587 das Oleum 
Hgni Sassafras schon unter den destillierten Ölen anführt. Auch 
wurde das Sassafrasöl um das Jahr 1715 von Friedrich Hoff- 
mann in Halle destilliert und als farblos und spezifisch schwer 
beschrieben'). John Maud in England beobachtete im Jahre 
1738 die Bildung von großen Kristallen von „Sassafrascampher"**). 



*) Monardes, tiistoria mediana! de fas cosas que se traen de nues- 
tras Indias occidentales qui sirven en medicina. Sevilla 1574, p. 51. Editfo 
latina Clusii. Antverpiae 1593, p. 355— 359. 

a ) (oannis de Laet, Americae utr/usque descriptio, Novus Orbis, seu 
descriptionis Jndiae occidentalis libri 18 Lugduni ßatav. 1633, p. 215. 

ä ) J. U. Lloyd, Historica.1 study of Sassafras. Pharmac. Era, (Neuyork) 
20 (1898), 608. 

*) Flückiger, Dokumente zur Geschichte der Pharmacie. Halle 1876, 
S. 30—31. 

5 ) Flückiger and Hanbury, Pharmacographia. 1879, p. 537. 

8 ) Sala, Opera physico-medica. HydrelaeoJogia. Rostock 1639, p. 84. 

') Fr. Hoffmannii, Observationes physico-chymicae. Observatio 1. De 
oJeis destfllatis inque eorum destillatione observanda. p. 13 — 14. 

8 ) Philosophical Transactions of the Royal Society. London, 8 (1809), 243. 



Geschichte einzelner ätherischer Öle. 143 

Die ersten Untersuchungen des Öles sind von Muschenbröck, 
von Caspar Neumann 1 ) und von Dehne' 2 ), gründlichere aber 
erst im Jahre 1869 von E Grimaux und I. Ruotte 8 ) ausgeführt 
worden. 

Nähere und bestimmte Angaben über den arzneilichen Ge- 
brauch der Sassafrasrinde und des Holzes scheinen in der ameri- 
kanischen Literatur zu fehlen, ebenso solche über die ersten 
Anfänge der Destillation des Öles. Außer den erwähnten Mit- 
teilungen von Monardes, De Laet und anderen befindet sich 
eine der ersten Angaben darüber in der auf S. 101 (Note 7) ge- 
nannten Liste der um das Jahr 1610 von der „Provinz Virginia" 
nach England eingeführten Drogen, und mehr als ein Jahrhundert 
später eine weitere Erwähnung von Sassafras in dem Reise- 
berichte des schwedischen Botanikers Peter Kalm, welcher die 
nord-atlantischen Teile der damaligen englischen Kolonie bis 
Montreal und Quebec im Jahre 1748 — 1749 bereist hat. Erfand 
den Sassafrasbaum in Pennsylvanien, New Jersey und Neuyork 
sehr verbreitet*). Kalm erwähnt auch, daß Rinde und Holz des 
Baumes zur Aromatisierung von Wurzelbier und von Brannt- 
wein, sowie als Heilmittel allgemein gebraucht wurden. Bei der 
Destillation des Branntweins wurden Rinde und Holz mit dem 
Branntwein gemeinsam destilliert 5 ). 

Schon bei den Indianern stand Sassafras als Blutreinigungs- 
mittel in hohem Ansehen 6 ). Auch die späteren Kolonisten des 
Landes benutzten Sassafras zur Bereitung ihrer Hausmittel. 

Wann die Destillation des Öles in Amerika begonnen hat 
ist unbekannt, wahrscheinlich erst zu Anfang des vorigen Jahr- 
hunderts. Denn Joh. David Schöpf, ein erfahrener Arzt und 
guter Beobachter, der die atlantischen Unionstaaten während 
der Jahre 1783 und 1784 bereiste und die weite Verbreitung der 



*) Caspar Neu mann, Chymia medica dogmatico-expen 'mentalis. 1749. 
Vol. 2, pars 3, p. 248. 

8 ) Pfaff, System der Materia medica. 1815. Bd. 4, S. 242. 

3 ) Compt. rend. 68 (1869), 928. 

4 ) Peter Kalm , Beschreibung der Reise nach dem nördlichen Nordamerika 
im Jahre 1748 u. 49. Deutsche Übersetzung. Göttingen 1754. Bd. 3, S- 355. 

°) Ebenda Bd. 2, S. 482. 

e ) C. S. Rafinesque, MedicinaJ Flora or Manual of the Medical Botany 
of the United States of North America. 1830. Vol. 2, p. 235. 



144 Geschichtliche Einleitung. 

Sassafrasbäume in seinem Reiseberichte mehrmals erwähnte, 
scheint von einer Destillation des Sassafras noch nicht gehört 
zu haben 1 ). 

Lorbeeröl. 

Der Lorbeerbaum, Laurus hobilis L., hat im klassischen 
Altertum als Symbol des Sieges und Ruhmes hohe Bedeutung 2 ), 
sonst aber keine andere Verwendung als die einer Schmuck- 
pflanze gehabt. Im Mittelalter haben Rinde und Blätter arznei- 
liche Anwendung gefunden. 

Die durch Auskochen der Lorbeeren gewonnene, aus einem 
Gemisch von fettem und ätherischem Öle bestehende Lorbeer- 
butter (Oleum laurinum) wurde schon im Altertum gebraucht 
und ist in der älteren Literatur unter den zu Salbungen und 
arzneilich verwendeten Artikeln 8 ) und selbst unter den Speze- 
reien 4 ) erwähnt worden. Sie war in der ersten Ausgabe des 
Dispensatorium Noricum vom Jahre 1543 aufgenommen. 

Das ätherische Öl der Lorbeerfrüchte scheint früher arzneilich 
gebraucht worden zu sein und ist in der Frankfurter Taxe vom 
Jahre 1582 und in anderen aus späterer Zeit erwähnt. 

Löffelkrautol. 

Das Löffelkraut galt im Mittelalter als ein Heilmittel gegen 
Skorbut und ist als solches in älteren Arznei- und Destillier- 
büchern erwähnt und von Joh. Wier B ) in einer Schrift über Skorbut 



x ) Johann David Schöpf, Reise durch die mittleren und südlichen Ver- 
einigten nordamerikanischen Staaten, nach Ost-Florida und den Bahama- 
Inseln in den Jahren 1783—1784. Erlangen 1788. Bd. 1, S. 415. 

*) Hehn, Kulturpflanzen und Haustiere in ihrem Übergang aus Asien 
nach Griechenland und Italien. 3. Aufl. 1877, S. 196—201. 

s ) Dioscorides, De materia medica Iibri quinque. Editio Kühn- 
Sprengel. 1829. Vol. 1, p. 53. — Palladius, De re rustica. II. 7. Editio 
Nisard, p. 554. — PHnii Naturalis historiae Iibri. Lib. 7. — Editio Littre". 
Vol. 1, p. 548. — Hildegardis Abbatissae Physica. Editio Migne. Patro- 
Jogiae Cursus completus. Vol. 197, 15, p. 1228, 

*) DouSt-d'Arq, Comtes de PArgenterie des rois de France au 
XIV™ siede. 1851. Vol. 1, p. 207. 

") Joh. Wier (Piscinarius), Medicarum observationum rararum über. 
Basiliae 1567, p. 32—34. 



Geschichte einzelner ätherischer Öle. 145 

im Jahre 1567 abgebildet worden. Das destillierte Löffelkrautöl 
scheint seit der Mitte des 16. Jahrhunderts bekannt und arznei- 
lich in Gebrauch gewesen zu sein. Dieser war indessen nur 
vereinzelt, denn das Öl ist in keiner Ausgabe des Dispensato- 
rium Nor/cum, der Pharmacopoea Augustana und in Jon. Christ. 
Schröders Pharmacopoea medico-physica von Frankfurt a. M. 
angeführt worden. Später wurde es in Inventurverzeichnissen 
von Apotheken in Braunschweig und Dresden vom Jahre 1640 
und 1683 genannt 1 ) und im Anfange des 18. Jahrhunderts von 
Friedr. Hoffmann in Halle destilliert und beschrieben. 

SenföL 

Der Senfsame war schon im Altertum bekannt und offenbar 
aus dem einen oder anderen Grunde geschätzt, denn er ist im 
neuen Testament mehrfach in symbolischem Sinne genannt 
worden 2 ). Die erste Nutzanwendung scheint der Senfsame als 
Gewürz s ) und später auch unter den äußerlich gebrauchten Arznei- 
mitteln gefunden zu haben; als solches ist er von Theophrast 4 ), 
Dioscorides 8 ), Plinius*), Scribonius Largus 7 ) und Alexander 
Trallianus erwähnt worden. In den Schriften des Columella 
findet sich die erste Anleitung zur Bereitung von Tafelsenf''). 
Um das Jahr 800 n. Chr. bestanden Senfpflanzungen in der Nähe 
von Paris"), und solche wurden im Capitulare Karls des Großen 
vom Jahre 812 angeordnet 10 ). Von arabischen Anpflanzungen in 



x ) Flückiger, Dokumente zur Geschichte der Pharmazie. 1876. 

a ) Evang. Matthaei, Kap. 13, V. 31. — Evang. Lucae, Kap. 13, V. 18—19. 

a ) Mommsen, Berichte der Sächsischen Gesellschaft der Wissen- 
schaften. Leipzig 1851, p. 1 — 80. 

*) Theophrasti Eresii opera, quae supersunt, omnia. Editio W immer 
1866, p. 109. 

5 ) Dioscoridis de materia medica libri quinque in Kühn-Sprengel, 
Medicorum gmecorum opera quae ext&nt. 1829. Vol. 1, p. 52, 191 und 293. 

a ) Plinii Naturalis historiae libri. Lib. 19, p. 54 und Lib. 20, p. 87. 

') Scribonii Largi Compositiones medicamentorum. Editio Helm- 
reich. 1887. 9, p. 56. 

8 ) Columellae De re rustica et de arboribus. Editio Nisard. 1877, 
p. 493. 

") Gu6rard, Polyptique de J'abbS Irminon. Paris 1844, p. 716. 

10 ) Capitulare de villis et cortis imperiaJibus. Erläutert von A. Thaer 
in Fühlings Landwirtschaftlicher Zeitung. Berlin 1878, 241—260. 

Gildemeister, Die ätherischen Öle. I. 10 



146 Geschichtliche Einleitung. 

Spanien 1 ) aus scheint die Senfkultur vom 10. Jahrhundert an in 
Deutschland und Frankreich und von hier aus im 12. Jahrhundert 
auch in England 2 ) Eingang gefunden zu haben. 

Die erste Angabe, die auf eine Kenntnis des durch Destillation 
mit Wasser entstehenden destillierten Senföles schließen läßt, 
befindet sich in Portas Schriften 3 ) und später in einer solchen 
von dem Pariser Apotheker Nie. le Febvre 4 ), indessen scheint 
erst Boerhave das ätherische Senföl im Jahre 1732 dargestellt 
und auf seine Eigenschaften aufmerksam gemacht zu haben*). 
Den Schwefelgehalt des Öles erkannte Thibierge in Paris im 
Jahre 1819 8 ); Jul. Fontenelle bestimmte im Jahre 1824 das schon 
von Boerhave und Murray') beobachtete schwere spezifische 
Gewicht und die Wasserlöslichkeit des Senföls 8 ). 

Obwohl in der Praxis schon längst erkannt worden war, 
daß der Senfsamen kein fertig gebildetes ätherisches Öl enthält, 
so wiesen doch erst im Jahre 1825 Glaser 9 ), 1831 Boutron 
und Robiquet 10 ) und unabhängig davon Faur£") sowie Gui- 
bourt 12 ) nach, daß zur Senfölbildung Wasser notwendig sei. 
Kurz darauf (1833) führten Dumas und Pelouze 13 ) die erste 
Elementaranalyse aus und entdeckten die Verbindung des Senf- 

*) Dozy, Le Ca/endrier de Cordue de i'annde 961. Leyde 1873. 

ä ) Rogers, History of agricu/ture and prices in Eng/and. 1866, p. 223. 
— Pharmaceutical Journal HI. 8 (1878), 852. 

s ) Porta e Magiae naturalis libri viginti. Über de destiliatione. Rornae 
1608, p. 153. 

«) M. le Febvre, Trait6 de la Chymie. Paris 1660, Tom. 1. 

5 ) Boerhave, Elementa chemiae, quae anniversario labore doeuit in 
publicis privatisque schoJis. Lugduni Batavorum 1732. Editio Londini. 1732, 
pars 2, p. 38. 

«) Journ. de Pharm. 5 (1819), 20, 439 und 446. — Trommsdorffs Neues 
Journ. d. Pharm. 4 II. (1820), 250. 

') J. A. Murray, Apparates medicaminum tarn simpiieium quam prae- 
paratomm et compositomm. Göttingen 1794. Vol. 2, p. 399. 

*) Journ. de Chim. medicale 1 (1825), 130. — Trommsdorffs Neues Journ. 
der Pharm. 15 II. (1827), 210. 

•) Repert. f. d. Pharm. I. 22 (1825), 102. 

10 ) Journ. de Pharm. II. 17 (1831), 294. — Geigers Magazin f. Pharm, und 
Exper. Kritik 36 (1831), 64 u. 67. 

u ) Journ. de Pharm. II. 17 (1831), 299 und 21 (1835), 464. 

ls ) Journ. de Pharm. II. 17 (1831), 360. 

1S ) Ann. de Chim. et Phys. II. 53 (1833), 181. — Liebigs Annalen 10 
(1834), 324. 



Geschichte einzelner ätherischer Öle. 147 

öls mit Ammoniak (Thiosinamin). Daß die Entstehung des Senf öls 
durch ein Ferment veranlaßt wird, fanden Boutron und Fremy 1 ). 
Sie isolierten das Myrosin durch Ausziehen des Samens mit 
Alkohol, und erhielten Senföl, als sie diesen Körper auf den 
wäßrigen Auszug des vorher mit Alkohol extrahierten Senfs 
einwirken ließen. Das Sinigrin (myronsaures Kali) wurde zuerst 
von Bussy 2 ) dargestellt, der die in dieser Verbindung enthaltene 
Säure „aeide myroniquef' nannte und alsdann in Gemeinschaft 
mit Robiquet 8 ) die physikalischen Eigenschaften und das Ver- 
halten des Senföls gegen Reagenzien ermittelte. Die Kenntnis 
der chemischen Zusammensetzung wurde wesentlich durch Will 4 ) 
gefördert, der gleichzeitig mit Wertheim 8 ) das Senföl als 
Schwefelcyanallyl ansprach. 

Durch die Arbeiten von Ludwig und Lange®) wurde die 
Existenz des Sinigrins bestätigt und dessen Zerfall bei der 
Gärung in Senföl, Zucker und saures schwefelsaures Kali fest- 
gestellt. Weitere Aufklärung der bei dieser Reaktion stattfinden- 
den Vorgänge brachten die ausführlichen Studien von Will und 
Körner 7 ). 

Veranlaßt durch die künstliche Darstellung des Senföls aus 
Allyljodid und Rhodankalium durch Zinin s ) sowie Berthelot 
und de Luca 9 ), hatte man das Senföl als Ester der Thiocyan- 
säure angesehen, dem jedoch, wie Oeser 10 ) hervorhob, ganz 
andere und vom Senföl verschiedene Eigenschaften zukommen. 

Die wahre Konstitution des Senföls als Ester der isomeren 
Isothiocyansäure wurde durch Billeter 11 ), sowie durch Gerlich 12 ) 
erkannt, die zeigten, daß sich bei der oben erwähnten, zur Syn- 
these benutzten Reaktion zunächst Rhodanallyl oder Thio- 



*) Journ. de Pharm. II. 26 (1840), 48 u. 112. — Liebigs Annalen 34 (1840), 230. 
s ) Journ. de Pharm. II. 26 (1840), 39. — Liebigs Annalen 34 (1840), 223. 
s ) Journ. de Pharm. II. 26 (1840), 110. 
*) Liebigs Annalen 52 (1844), 1. 
B ) Liebigs Annalen 52 (1844), 54. 

8 ) Zeitschr. f. Chemie und Pharm. S (1860), 430, 577. 
') Liebigs Annalen 125 (1893), 257. 

s ) Journ. f. prakt. Chem. 64 (1855), 504. — Liebigs Annalen 95 (1855), 128. 
o) Compt. rend. 41 (1855), 21. 
") Liebigs Annalen 1S4 (1865), 7. 
») Berl. Berichte 8 (1875), 464 u. 820. 

«) Berl. Berichte 8 (1875), 650. — Liebigs Annalen 178 (1875), 89. 

10* 



148 Geschichtliche Einleitung. 

cyanallyl bildet, und daß sich dieses beim Erhitzen in das iso- 
mere Isothiocyanallyl umlagert. 

Zur Erklärung der hier vorliegenden Isomerie hatte A.W. Hof- 
mann 1 ) zuerst die Ansicht ausgesprochen, daß bei den Thiocyan- 
verbindungen der Kohlenstoff mit dem Stickstoff, beiden Isothio- 
cyanverbindungen jedoch mit dem Schwefel direkt verbunden sei. 

Da die Möglichkeit nicht ausgeschlossen war, daß auch bei 
der Senfölgärung aus Sinigrin zuerst Rhodanallyl entstände, 
führte E. Schmidt 2 ) Gärungsversuche bei niedriger Temperatur 
aus, durch die festgestellt wurde, daß selbst bei 0° neben Spuren 
von Rhodanallyl direkt SenfÖl auftritt. 

Die letzte in Bezug auf die Spaltung des Sinigrins noch 
bestehende Unklarheit wurde durch die Untersuchung von 
Gadamer") beseitigt, der nachwies, daß die Formel des Sini- 
grins C 10 H lfl NS 2 KO 9 und nicht, wie Will und Körner ange- 
nommen hatten, C 10 H 18 NS a KO 10 sei, und daß die Spaltung ge- 
rade wie bei den übrigen Glucosiden unter Aufnahme von 1 Mol. 
Wasser vor sich gehe. 

Storaxöl. 

Der Storax war schon unter den Spezereien des Altertums 
bekannt und ist als solche von Herodot*), Theophrast 8 ) und 
Dioscorides 8 ) erwähnt worden. Die mittelalterliche Literatur 
hat Storaxarten verschiedener Herkunft gekannt, die zeitweise 
auch arzneiliche Anwendung fanden. 

Das ätherische Öl des Storax ist von Walter Ryff 7 ) von 
Conrad Gesner 8 ) und aus dem mit Aqua vitae (Spiritus) an- 
gefeuchteten Harze von Porta") destilliert worden. 

l ) Bert. Berichte 1 (1868), 28. 

a ) Berl. Berichte 10 (1877), 187. 

a ) Arch. der Pharm. 236 (1897), 44. 

*) Herodoti Historiarum librl. Lib. 3, 97 u. 107. 

s ) Hehn, Kulturpflanzen und Haustiere in ihrem Obergang aus Asien 
nach Griechenland und Italien. Berlin 1877, S. 370. 

°)Dioscoridis De materia medica libri qainque. Editio Kühn- 
Sprengel. 1829. Vol. I, p. 82; II, p. 375. 

') Gualtherius Ryff, New gross Destillirbuch. 1556, fol. 176. 

8 ) EuonymiPhiliatri Ein köstlicher theurer Schatz. 1555. Vol. 1, S. 237. 

9 ) Giov. Battistae Portae Magiae naturalis libri viginti. 1563. Über 
de destillatione, p. 378. 



Geschichte einzelner ätherischer Öle. 149 

Ol aus amerikanischem Storax. 

Zu den Drogen der neuen Welt, die nach der Entdeckung von 
Amerika in Europa Berücksichtigung fanden, gehörte auch der 
aromatische Balsam eines „Ocosotf" genannten Baumes aus Mexiko 
und zentralamerikanischen Ländern, welcher dem seit alters be- 
kannten Storax (Styrax liquidus) aus der Levante in nahezu allen 
Eigenschaften ähnlich war. Wie bei diesem, so war man noch weit 
mehr bei den amerikanischen Balsamarten (Tolu, Peru, Copaiva usw.) 
lange Zeit über die Abstammung und Gewinnungsweise im un- 
klaren und verwechselte oftmals Balsame verschiedener Herkunft. 

Die ersten Beschreibungen des amerikanischen Storax finden 
sich unter anderem in den Werken der in der ersten Hälfte des 
16. Jahrhunderts lebenden Nicolas Monardes 1 ), Garcia da 
Orta 2 ) und Petrus Andr. Matthiolus 3 ). 

Die erste Untersuchung des amerikanischen Storax führte 
Bonastre 4 ) aus. Er erhielt bei der Destillation eines augen- 



l ) Monardes, Historia mediana/ de las cosas que se traen de nues- 
tras Indias occident&Ies qui sirven en mediana. Sevilla 1574, p. 121 — 123. 
Editio latina Caroli Clusii. Antverpiae 1593, p. 44. 

a ) Garcias ab Horto, Aromatum et simplicium aliquot medicamen- 
torum apud Indos nascentium historia. Dewde latino sermone in epitomen 
contracta . . . locupletionbus ab annotatiunculis illustrata a Carolo Clusio 
Atrobate. Quarta Editio, castigator et aliquot locis auctior, Justus Bertra- 
mus. Antverpiae 1593. — „Advehitur Hispalim, totius, non dicam Baeticae, 
sed etiam Hispaniae celeberrimum emporium, o/ei quoddam genus ex America, 
subrusi coloris, cujus mirabiles praedicant eftectus in omnibus uteri morbis. 
Id oleum de Liquidambar nuncupant, ejus sane odoris fere, qui Styracis 
odorem aemuletur. Id vero ex eo liquore expnmitur, quem de Ocosotl arbore 
destillare Mexicana historia tradit in hunc modum : Inter arbores Mexicanas 
memoratur et Ocosotl arbor praegrandis et venusta, foliis hederae simi/ibus. 
Hujus liquor quem Liquidambar nuncupant, vu/nera curat, atque cum corticis 
ipsius pollim permixtus, elegans odoratumque suffimentum praebef. 

*) Petri Andreae Matthioli Opera quae extant omnia. Veneti 1554. 
Deutsche Ausgabe 1598, Lib. 1, fol. 90. „Zu den Styraxarten gehört auch 
ein aus Neu-Spanien und Westindien kommendes flüssiges Harz, welches bei 
Einschnitten aus der Rinde großer Bäume mit epheuartigen Blättern ausfließt. 
Diese Bäume heißen „Ocosotl". Die Eingeborenen kauen die Rinde mit dem 
exsudierten Harze. Dieselbe ist angenehm wohlriechend und gibt beim Aus- 
pressen ein dickes, ebenso riechendes Öl, Oleum liquidambar." 

*) Journ. de Pharm. IL 16 (1830), 88; IL 17 (1831), 338. — Trommsdorffs 
Neues Journ. der Pharm. 21 IL (1830), 242 und 24 II. (1832), 236. 



150 Geschichtliche Einleitung. 

scheinlich relativ frischen Balsams die hohe Ölausbeute von 
7 Proz. Weitere Untersuchungen über den Storax wurden Ende 
der fünfziger Jahre von Wm. Procter 1 ) und 1874 von W. L. 
Harrison 2 ) gemacht. 

Rosenöl. 

Die Anmut und der Wohlgeruch der Rosenblüten haben 
schon von frühester Zeit an ihre Wertschätzung und Benutzung 
veranlaßt. Dies bekundet die gesamte ältere Literatur, und von 
allen Blütendüften war der der Rosen wohl von jeher der be- 
vorzugteste. In chinesischen und Sanskrit -Schriften ist der 
Wohlgeruch der Rosen vielfach gepriesen, und mit Rosenduft 
gesättigte Öle und Fette dienten im Religionskultus und zu 
Balsamierungen aller Art im frühesten Altertum 8 ). So salbte 
schon Aphrodite den Leichnam Hektors mit Rosenöl*), und 
die Griechen und Römer feierten jährlich ein Rosenfest, an 
dem die Gräber der Angehörigen mit Rosen bekränzt und ihre 
Grabsteine mit Rosenöl gesalbt wurden 6 ). Von allem Blüten- 
kultus war der der Rosen von alters her der vornehmste 8 ). 



*) Americ. fourn. Pharm. 29 (1857), 261; 38 (1866), 33. — Proceed. Americ. 
Pharm. Ass. 13 (1865), 16Q. 

») Americ. Journ. Pharm. 46 (1874), 161—165. — Arch. der Pharm. 206 
(1875), 541. 

s ) In Palästina scheinen Rosen nicht kultiviert worden zu sein. Sie 
sind in der Bibel nur wenige Male erwähnt. Die öfters genannte „Rose 
von Jericho" (Anastatica hierochuntica L.) ist eine kleine, beim Trocknen 
sich kugelförmig zusammenrollende Pflanze, die zu den Cruciferae gehört 
und auf Wüstensand wächst (Weisheit Salom., Kap. 2, V. 8. — Hohe 
Lied Salom., Kap. 2, V. 1. — Jes. Sirach, Kap. 24, V. 18; Kap. 50, V. 8. — 
Apost. Gesch., Kap. 2, V. 8.) — Nach freundlicher Mitteilung von Herrn Prof. 
Tschirch in Bern beruht „die Rose" der Bibel auf einem Übersetzungsfehler. 
Chabatzeleth ist wahrscheinlich Harzissus tazetta, ein in der Ebene von 
Saron vorkommendes und dort häufiges Zwiebelgewächs. Die heute Rose 
von Saron genannte Pflanze ist Cistus. 

*) Homeri Mas. Kap. 23, V. 186. Dieses Rosenöl ist natürlich nur 
ein fettes, mit Rosen hergestelltes Öl gewesen. Vgl. Tschirch, Pharma- 
kognosie, Bd. II, S. 815. 

") Friedländer, Sittengeschichte der römischen Kaiserzeit. 5. Auflage, 
1881, S. 254. 

«) Ferd. Cohn, Die Pflanze. Breslau 1882, S. 326— 335. — Flückiger, 
Pharm. Rundschau (Neuyork) 12 (1894), 43, 91. — L. Reinhardt, Die Rosen 
und ihre Herkunft. Prometheus 28 (1912), 641. 



Geschichte einzelner ätherischer Ole. 15t 

Die erste Beschreibung der Darstellungsweise des vormals 
gebräuchlichen Rosenöls befindet sich in den Schriften des 
Dioscorides 1 ). Es war lediglich ein stark aromatisiertes, 
fettes Öl; und das gilt wohl für die Mehrzahl der bis weit in 
das Mittelalter hinein gebrauchten und als Oleum rosarum, 
Oleum rosatum oder rosaceum usw. bezeichneten Rosenöle. 

Abgesehen von apokryphen persischen und anderen orien- 
talischen Überlieferungen, befinden sich die ersten bestimmten 
Angaben über die Destillation der Rosen und den Gebrauch des 
Rosendestillates in den Schriften des arabischen Geschichts- 
schreibers Ibn Chaldün, der angibt, daß das Rosenwasser 
im 8. und 9. Jahrhundert n. Chr. ein bedeutender, bis China 
und Indien gehender Handelsartikel gewesen sei 2 ). In einem 
Zeremonienkodex des oströmischen Kaisers Constantin VII. 
vom Jahre 946 n. Chr. wird persisches Rosenwasser als Schön- 
heitswasser erwähnt 3 ), und im Anfang des 10. Jahrhunderts wurde 
es von dem Kaiser Michael VIII., Nonus Theophanes*), als 
Heilmittel gebraucht und empfohlen. Der im Anfang des 
12. Jahrhunderts lebende Arzt des Kalifen Ebn Attafir von 
Marokko, Avenzoar 5 ), und der gleichzeitig in Konstantinopel 
lebende Arzt Joannes Actuarius 6 ) benutzten Rosenwasser 
als Augenmittel und Rosenölzucker als inneres Heilmittel. 

Um jene Zeit scheint Persien das meiste Rosenwasser 
geliefert zu haben. Im 14. Jahrhundert wurde solches auch 
von Mesopotamien aus versandt 7 ). Nach der Blütezeit des 
Levantehandels betrieben Portugiesen und Holländer den Han- 



*) Seite 41. — Dioseoridis De materia medica librf quinque. Editio 
Kühn-Sprengel. 1829, Vol. 1, p. 56 u. 123 und Vol. 2, p. 399— 404. 

s ) Notices et extraits des manuscrits de Ja bibliotheque imperiale 
ä Paris. Tom. 19 (1862), p. 364. — Istachri, Das Buch der Länder. Editio 
Mordmann. Hamburg 1754, S. 73. 

*) Constantinus Porphyrogenitus, De ceremonibus antiquis byzant 
Editio Reiske, Lipsiae 1751. Lib. II, cap. 15, p. 338. 

*) Nonus Theophanes. Editio Bernardi. Praefatio ad Synesium: 
de febribus. Amstelodami 1749, cap. 28, p. 112. 

s ) Seite 27. 

*) Actuarius, De medfcamentorum compositione. Joanne Ruellio 
interprete. Basiliae 1540, p. 18, 19, 22, 31. 

') Voyage d'Ibn Batontah. 1854, Tom. 2, p. 140. Traduite par 
Defremery. 



152 Geschichtliche Einleitung. 

delsverkehr von den Häfen am persischen Meerbusen und von 
Aden nach dem Abendlande sowohl wie nach Indien, und unter 
ihren Handelsgütern bildete Rosenwasser einen beträchtlichen 
Teil 1 ). Nach Spanien verbreitete sich die Rosen destillation im 
10. Jahrhundert durch die Araber 2 ). 

Durch das ganze Mittelalter hindurch waren daher die 
Rosenkultur und die Destillation des Rosenwassers offenbar 
ein viel betriebener und wichtiger Erwerbszweig Persiens. Bei 
der großen Menge des dort jährlich destillierten Rosen wassers 3 ) 
ist das sich bei niedriger Temperatur butterartig abscheidende 
Rosenöl schon frühzeitig erkannt und vermutlich zur Parfümie- 
rung von Öl und Fett benutzt worden, falls nicht etwa das 
persische Rosenwasser, wie es ja in früherer Zeit so oft ge- 
schah, durch Destillation mit stark alkoholhaltigem Wein ge- 
wonnen wurde 4 ). 

Die erste Angabe über Rosenöl, die allenfalls auf destil- 
liertes Öl bezogen werden könnte, befindet sich in dem Kalender 
Haribs vom Jahre 961 n. Chr., in welchem eine zur Bereitung 
von Rosenkonserve und Rosenwasser geeignete Zeit angegeben 
wird 5 ). Saladin von Asculi 8 ), Leibarzt eines Fürsten von Tarent, 
beschrieb in seinem gegen die Mitte des 15. Jahrhunderts ver- 
faßten „Compendium aromatariorum" die Destillation der Rosen 
zum Zwecke der Gewinnung von Rosenwasser und Rosenöl. 

Nach der Angabe Langles') soll destilliertes Rosenöl in 
der von Mohammed Achem geschriebenen Geschichte der 
Groß-Moguln vom Jahre 1525 bis 1667 zweimal in bestimmter 
Weise erwähnt worden sein; ebenso soll dies in den Annalen 



*) Carl Ritter, Erdkunde von Westasien. Bd. 8, S.745 u. Bd. 9, S. 1010. 

a ) Calendrier rural d'Harib in Duran de la Malle, Climatologie 
compar6e. Paris 1849, p. 65. — Dozy, Le Calendrier de Cordoue de 
J'annäe 961. Leyde 1873. 

8 ) Siehe S. 69. 

*) In der Literatur fehlen darüber zutreffende Angaben; indessen liegt 
eine derartige Annahme schon deshalb nahe, weil das persische Rosenwasser 
im warmen Klima unbeschadet seiner Güte und Haltbarkeit den Versand bis 
in ferne Länder mit tropischem Klima, wie Indien, China und Ägypten vertrug. 

B ) Dozy, Le Calendrier de Cordoue de l'ann6e 961. Leyde 1873. 

*) Saladini Asculani Compendium aromatariorum. Venetii 1488, fol. 349. 

') L. Langles, F(echerches sur la dScouverte de l'essence de roses. 
Paris 1804. 



Geschichte einzelner ätherischer Öle. 153 

des Mongolischen Reiches von dem venetianischen Arzte 
Manucci 1 ), der 40 Jahre in Indien lebte, geschehen sein. 

In unzweifelhafter Weise erwähnten Hieronymus Ru- 
beus a ), Leibarzt des Papstes Clemens VII., um das Jahr 1574 
das butterartige Rosenöl, und Porta 8 ) in seinen Schriften um 
das Jahr 1563 und nochmals im Jahre 1604. 

In der Apothekertaxe der Stadt Worms vom Jahre 1582 
ist unter den durch Destillation gewonnenen Ölen auch Oleum 
rosarum ■ verum aufgeführt*). Um dieselbe Zeit hat auch 
Angelus Sala 5 ) die Destillation des Rosenöls beschrieben 
und es treffend als „candiscente pinguidine, instar spermatis 
ceti" bezeichnet J. C. Schröder ) zählte das Öl in seiner im 
Jahre 1641 erschienenen Pharmakopoe unter die Olea destillata 
usitatoria. 

Persien scheint indessen noch bis über das 17. Jahrhundert 
hinaus den Handel mit Rosenwasser und Rosenöl hauptsächlich 
versorgt zu haben 7 ). Von dort aus aber hat sich im Laufe des 
Jahrhunderts die Rosen-Kultur und Industrie bis Indien 8 ), Ara- 



*■) Manucci, Histoire g6ne~rale de 1' Empire Monghol depuis sa for- 
mation jusqu'ä präsent. Traduite par Catron. 2. Edit. p. 326 — 327. 

2 ) Hieronymi Rubei, De destillatione Über, in quo stillatitiorum 
hquorum, qui ad medicinam faciuntur, methodus ac vires explicantur. 
Ravennae 1582. Sect. 2, Kap. 16, 102 und Kap. 5, p. 132. 

3 ) Portae, Magiae naturalis libri viginti. — De destillatione Libri. 
Romae 1563. Liber XX. — Omnium difficillime extractionis est rosarum 
oleum atque in minima quantitate, sed suavissimi odoris. 

*) Flückiger, Dokumente zur Geschichte der Pharmazie. Halle 1876, 
S. 37—41, 45, 47, 48, 49, 65. 

B ) Angelus Sala, Opera medico-chymica, quae extant omnia. Franco- 
furti 1647, p. 63, 79. 

a ) J. C. Schröder, Pharmacopoea medico-physica. Ulm 1649. Lib. 2, 
Kap. 70, p. 241. 

') Chardin, Voyages en Perse. Amsterdam 1711. Tom. III, p. 178 u. 249. 
— Kämpfer, Amoenitatum exoticarum politico-physico medicaram fasciculi 
quinque, quibus continentur variae relationes, observationes et descriptiones 
rerum Persicarum et ufterioris Asiae, multa attentione, in peregrinationibus 
per Universum Orientem, col/ectae ab auctore. Lemgoviae 1712, p. 373. — 
Olivier, Vbyage dans /'Empire Othoman etc. Paris 1807. Tom. 5, p. 367. 

8 ) Über die Gewinnung von Rosenöl in Indien haben im Jahre 1782 zwei 
damals in Calcutta lebende europäische Gelehrte Bericht erstattet, nämlich 
Polier in „Asiatic P.e$earcnes" in Transactions of'the Society instituted in 
BengeJ etc. Calcutta 1788. Vol. 1, Paper 17, und Don Monro in Trans- 



154 Geschichtliche Einleitung. 

bien, Tunis, Algier und Marokko südwärts und nach Kleinasien, 
der Türkei und Bulgarien nordwärts verbreitet 1 ). Auch auf der 
Insel Chios wurde zu Anfang des vorigen Jahrhunderts Rosenöl 
in beträchtlicher Menge gewonnen und kam über Smyrna in 
den Handel 2 ). 

Der Anfang der für die Folge bedeutenden und höchst er- 
giebigen Rosenkultur in Bulgarien scheint seit dem Beginne 
des 17. Jahrhunderts und nahezu mit der Gründung der in Ost- 
rumelien am südlichen Abhänge des Balkans gelegenen Stadt 
Kezanlyk zusammenzufallen 8 ). Indessen hat die die persische 
Rosendestillation beschränkende Rosenindustrie Bulgariens erst 
im 19. Jahrhundert die bisher behauptete Bedeutung gewonnen; 
ihr ist aber in neuester Zeit in Deutschland, Frankreich und 
Anatolien eine gewisse Konkurrenz erstanden. 

Rosenwasser und damit auch geringe Mengen Rosenöl sind in 
nordeuropäischen Ländern und besonders in Frankreich, Deutsch- 
land und England für volkstümlichen und arzneilichen Gebrauch 
und für die Parfümerie seit dem 14. Jahrhundert destilliert worden. 
Der Gewinn an dem erstarrenden Öle war indessen so gering, 
daß das Rosenöl früher aus dem Orient und neuerdings aus den 
Balkanländern bezogen wurde. Die französische Rosenkultur zum 
Zwecke der fabrikmäßigen Gewinnung von Rosenöl hat erst um 
die Mitte des vorigen Jahrhunderts begonnen und die deutsche 
um das Jahr 1883*). 

Bei dem hohen Preise und der leichten Möglichkeit der Ver- 
fälschung des Rosenöles scheint diese schon im Ursprungslande 
der Rosenindustrie, in Persien, im Laufe des 17. Jahrhunderts in 
Gebrauch gekommen zu sein. Engelbert Kämpfer ) aus Lemgo, 
der Persien während der Jahre 1682 — 1684 bereiste, erwähnte, daß 

actions of tbe Society of Edinburgh. Vol. 2. Physical section 2. Ein Referat 
über die von dem letzteren beschriebene Bereitungsweise befindet sich auch 
in Trommsdorffs Journ. der Pharm. 1 IL (1794), 195. 

*) Forbes Watson, Catalogue of the Indian Department Vienna Ex- 
hibition 1873, p. 94. — Douglas, Pharmaceutical Journal III. 8 (1878), 811. — 
H.vonSchlagintweit in Buchners Neuem Reperfcd. Pharm. 24 (1875), 129-143. 

*) Olivier, Voyagedans /'Empire Othoman etc. Parisl807. Tom.5. p.367. 

a ) Kanitz, Donau-Bulgarien. Leipzig 1877— 1879. Bd. 2, S. 111. 

*) Flückiger, Pharm. Rundschau (Neuyork) 12 (1894), 92. 

*) Engelbert Kämpfer, Amoenitatum exoticarum fasciculi etc. Lemgo- 
Viae 1712, p. 373. 



Geschichte einzelner ätherischer Öle. 155 

den Rosenblüten bei der Destillation vielfach geraspeltes Sandel- 
holz zur Verfeinerung des Destillate* hinzugesetzt werde. Diese 
Beobachtung wurde im Jahre 1787 von Archibald Keir 1 ) in 
Chatra im Ramgur bestätigt, während Polier 8 ) in demselben Jahre 
in Kaschmir beobachtete, daß dort nicht Sandelholz, sondern ein 
wohlriechendes indisches Gras (Ändropogon) zur Mitdestillation 
der Rosen verwendet wurde. 

Die Benutzung von Ändropogon schoenanthus L. zum Ver- 
fälschen der Rosendestillate datiert somit, wenn man von der 
Verwendung hierzu im Altertum 2 ) absieht, mindestens über ein 
Jahrhundert. An Stelle des Grases wird in neuerer Zeit das 
daraus in Indien destillierte Palmarosaöl als weit bequemeres 
Verfälschungsmittel gebraucht. 

Das im Orient schon frühzeitig als Parfüm verwendete Rosenöl 
wurde, in zierliche Fläschchen gefüllt, ein gesuchter Handels- 
artikel auf den Bazaren von Konstantinopel, Smyrna, der Levante 
und des gesamten Orients. Es fand bald in weit größerer Menge 
Absatz, als die Produktion zu liefern vermochte. Produzenten 
und Händler lernten daher schon früh die Kunst, der Nachfrage 
in genügender und gewinnbringender Weise zu begegnen; jene 
durch geschickte Verwertung von Palmarosaöl als Zusatz bei 
der Destillation der Rosen, diese durch eine weitere Verdünnung 
mit indifferenten Ölen und Walrat, um den Erstarrungspunkt 
inne zu halten. 

Bittermandelöl. 

Mandeln waren schon im Altertum bekannt und werden im 
alten Testamente mehrmals erwähnt 8 ), ebenso von ägyptischen 
und späteren griechischen und römischen Schriftstellern. Von 
diesen haben Theophrastus*), Dioscorides 8 ), Scribonius 



x ) Archibald Keir, „Asiatic Researches" in Transactions of the Society 
instituted in Betigal, for inquiring into the history and antiquities, the arts, 
sciences and literature of Asia. Calcutta 1788. Vol. 1, p. 309. 

a ) Ebenda Vol. 1, p. 332. 

s ) 1. Mose, Kap. 43, V. 11. — 4. Mose, Kap. 17, V. 8. — Pred. Salomo, 
Kap. 12, V. 5. — Rosenmüller, Handbuch der biblischen Altertumskunde. 
Leipzig 1831. Bd. 4, S. 263. 

*) Theophrasti Historia plantarum. Lib. 1, cap. 11, 18. 

8 ) Dioscoridis De materia medica Jibri quinque. Editio Kühn- 
Sprengel. Vol. !,• p. 155. 



156 Geschichtliche Einleitung. 

Largus 1 ), Plinius 2 ), Palladius 8 ), Celsus 4 ), Alexander 
Trallianus 5 ), Platearius*) und andere bittere Mandeln be- 
stimmt von süßen unterschieden. Auch im Mittelalter waren 
beide Mandelarten in Gebrauch. 

Das Bittermandelöl ist zuerst im 15. Jahrhundert in den 
Schriften Saladins') im Jahre 1488 und im 16. Jahrhundert in 
denen von Sancto Amando 8 ) erwähnt worden; indessen scheinen 
die Destillate der bitteren Mandeln und Samen anderer Prunoideae 
im Mittelalter und zur Zeit des allgemeinen Gebrauches destil- 
lierter (gebrannter) Wässer geringe Berücksichtigung gefunden 
zu haben. Auch ist es ungewiß, ob die Giftigkeit des Bitter- 
mandelöls allgemein bekannt war. Sie scheint selbst von 
Scheele 9 ) bei der Entdeckung der Cyan wasserstoffsäure im 
Jahre 1782 nicht recht erkannt worden zu sein. Ihm entging 
sogar die Ähnlichkeit des Geruches dieser Säure mit dem der 
Bittermandel- und Kirschlorbeer-Destillate. 

Das Bittermandelöl hat erst im Laufe der achtziger Jahre 
des 1 8. Jahrhunderts wieder größere Berücksichtigung gefunden. 
Trotz früherer dahin deutender Beobachtungen ,0 ) wurde es, wie 

*) Scribonii Largi Compositiones medicamentorum. Editio Helm- 
reich. 1887, p. 8. 

2 ) Plinii Naturalis historiae /ibri. Lib. 16, cap. 22. Lib. 33, cap. 75. — 
Editio Littr6. Vol. 2, p. 127. 

3 ) Palladii De re rustica, in Nisards „Les agronomes latins". Paris 

1877, p. 552. 

*) Celsi De mediana /ibri VIII. Editio Vgdrenes „Traite de mSdecine" 
de A. C. Celse. Paris 1876, p. 274. 

s ) Alexandri Tralliani Medici Iibri XII. Editio Puschmann. Wien 

1878. Bd. 2, S. 445. 

e )Platearii Liber de simplice medicina. „Circa instans". Editio 
C h o u 1 a n t. 

') Saladini Compendium aromatariorum. Bononae 1488. Im Index der 
Drogen. 

") Expositio Joannis de Sancto Amando supra Antidotarium Nicolai 
incipit feliciter. In der Ausgabe mit Mesues Werken. Veneti 1502, fol. 228, 
und Additiones fol. 85—87. 

9 ) Carl W. Scheeles physische und chemische Werke. Übersetzt von 
Hermstaedt. Bd. 2, S. 331. — Flflckiger, Arch. der Pharm. 224 (1886), 
388. — Pharm. Rundschau (Neuyork) 4 (1886), 211. 

w ) Nach Angabe von A. Wynter Blyth in seinem Werke „Poisons", 
London 1895, soll die Giftigkeit der Pfirsich- und Mandelkerne schon den 
Ägyptern bekannt gewesen sein. — Mortimer in Philosophical Transactions 



Geschichte einzelner ätherischer öle. 157 

es scheint, zuerst im Jahre 1784 von Joh. Andr. Murray 1 ) in 
Göttingen als erheblich giftig bezeichnet. Später geschah dies 
auch in den Schriften anderer Zeitgenossen 2 ). 

Der Cyanwasserstoffgehalt des Bittermandelöls wurde zuerst 
im Jahre 1785 von dem Apotheker Joh. Christ. Wilhelm Rem ler s ) 
in Erfurt und im Jahre 1797 von Lucas*) in Arnstadt ver- 
mutet, indessen erst im Jahre 1803 von dem Apotheker Böhm 5 ) 
in Berlin bestimmt erkannt und nachgewiesen. Von der Zeit 
an wurde Bittermandelöl und sein Blausänregehalt Gegenstand 
mehrfacher Untersuchungen, von denen die von Schaub 6 ), 
Schrader 7 ) und Ittner 8 ) zu weiteren Ergebnissen führten, bis 
Gay-Lussac)*), Robiquetund Vogel 10 ), Boutron-Charlard 11 ) 
und endlich Liebig und Wohler 12 ) und Winckler 18 ) völlige 



(London) 37 (1731), 84 und 166. — Vater, Dissertatio de laurocerasi indole 
venenata. Wittenbergae 1737. — Langrish, ExpSriences de mädecine sur 
des an /mau x. Paris 1750. — Fontane, Traftä sur le venin de Ja vipbre, fe 
laurier cerise usw. Fiorenze 1781 und Philosophical Transactions. London. 
70 (1781), I. 210. 

x ) J. A. Murray, Apparates medicaminum tarn simplicium quam prae- 
paratorum et compositorum in praxeos adjumentum consideratus. Göttingen 
1784. Vol. 3, p. 215, 220 und 259. 

s ) Heyer, Crells chemische Annalen, Beiträge 1 (1793), 414, 415. — 
Gilberts Annalen der Physik. Neue Folge 23, 220. 

') Crells ehem. Annalen 1785, II. 433. — Göttlings Almanach für Scheide- 
künstler und Apotheker 8 (1787), 136. 

*) Ebenda 18 (1797), 101. 

a ) Scherers Allgem. Journal der Chemie 10 (1803), 126. — Gilberts 
Annal. der Physik 13 (1803), 503. 

") Schaub, Dissertatio medico-ehymica sistens Laurocerasi qualitates 
medicas ac venenatas usw. Marpurgi 1802. 

') Trommsdorffs Journ. der Pharm. 11 I. (1803), 259 u. 262. 

8 ) Über das Vorkommen der Blausäure im Öle der bittern Mandeln. 
Schweiggers Journal für Chemie und Physik 24, 395. — F. von Ittner, Bei- 
träge zur Geschichte der Blausäure, mit Versuchen über ihre Verbindungen 
und Wirkungen auf den tierischen Organismus. Freiburg u. Constanz. 1809. 

9 ) Poggendorffs Annalen der Physik. Neue Folge 23 (1831), 1 u. 138. 
— Schweiggers Journal für Chemie und Physik 16 (1831), 1. 

10 ) Journ. de Pharm. IL 8 (1822), 293. — Ann. de Chim. et Phys. 15 
(1810), 29 und 21 (1822), 250. — Trommsdorffs Neues Journ. der Pharm. 7 I. 
(1823), 217. 

») Ann. de Chim. et Phys. 44 (1837), 352. — Liebigs Annalen 26 (1838), 175. 

IS ) Liebigs Annalen 22 (1837), 1. 

") Repert. f. d. Pharm. II. 17 (1839), 156. — Pharm. Centralbl. 1839, 634. 



158 Geschichtliche Einleitung. 

Klarheit über die Entstehung und die Zusammensetzung des 
Bittermandelöls brachten. 

Die Trennung der Cyanwasserstoffsäure von dem Benz- 
aldehyd im Bittermandelöl gelang zuerst Vogel im Jahre 1822 
durch Behandeln des Öles mit Barytwasser. Liebig und Wöhler 1 ) 
führten dafür die noch jetzt übliche Methode des Ausschütteins 
mit Eisenoxydulsulfat oder Eisenchlorid und Kalkmilch ein und 
stellten somit reinen Benzaldehyd dar. Bertagnini 8 ) schlug 
dafür Natriumbisulfitlösung vor. 

Die Ausscheidung der Benzoesäure aus Bittermandelöl beim 
Stehen an der Luft beobachtete Stange 3 ) in Pegau im Jahre 1823. 



Kirschlorbeeröl. 

Der Kirsch-Lorbeerbaum (Prunus laurocerasus L.) scheint 
im südlichen Europa erst im Anfang des 16. Jahrhunderts be- 
kannt geworden zu sein. Das Destillat der Blätter kam während 
der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts in arzneilichen Gebrauch, 
und seine giftige Wirkung wurde mehrfach beobachtet 4 ). Das 
destillierte Ol scheint in Arzneibüchern erst um das Jahr 1780 8 ) 
Aufnahme gefunden zu haben. Seinen Gehalt an Blausäure er- 
kannten nahezu gleichzeitig zu Anfang des 19. Jahrhunderts 
Schaub 8 ) und Schrader 7 ) in Berlin. 



Geranium- oder Pelargoniumöl. 

Die in Süd-Afrika einheimischen, jetzt als Zierpflanzen bei 
uns allgemein verbreiteten Pelargonien sind im Jahre 1690 in 



x ) Liebigs Annalen 8 (1832), 252. 

2 ) Ebenda 85 (1853), 183. 

8 ) Repert f. d. Pharm. 1. 14 (1823), 329, 361 u. 16 (1824), 80. 

*) Philosoph. Transact. (London) 87 (1731—1732), 84. — Abr. Vater, 
Dissertatio de Laurocerasi indole venenata. Wittenbergae 1737. — Bergius, 
Materia medica. Stockholm 1778, S. 401. 

5 ) J. A. Murray, Apparates medicamimim tarn simplicium quam prae- 
paratorum et compositorum usw. Göttingen 1784. Vol. 3, p. 213. 

") D. Schaub, Dissertatio medico-chymica, sistens Laurocerasi quali- 
tates medicas ac venenatas usw. Marpurgi 1802. 

') Trommsdorffs Journ. der Pharm. 11, I. (1803), 259 u. 262. 



Geschichte einzelner ätherischer Öle. 159 

Europa eingeführt 1 ) worden- Ein ätherisches Öl 2 ) wurde aus 
den wohlriechenden Blättern zuerst von Recluz 8 ) in Lyon im 
Jahre 1819 durch Destillation mit Wasser erhalten. Der Anbau 
wohlriechender Pelargonien zur Ölgewinnung geschah aber erst 
1847 durch Demarson in Paris. Seitdem hat sich ihre Kultur 
in Frankreich sehr verbreitet und ist später auch durch Chiris 
und Monk in Algier eingeführt worden. 

In Spanien wurden die Pelargonien in der Umgegend von 
Valencia durch Robillard angepflanzt. Später ist ihr Anbau 
auch in der Provinz Almeria bewerkstelligt worden. 

Zu diesen Produktionsländern hat sich gegen Ende der 
achtziger Jahre die Insel Reunion hinzugesellt. Wenig bedeutend 
sind die Anpflanzungen auf Korsika. 

Rautenöl. 

Die Raute wird schon in der Bibel 4 ) erwähnt, und als Arznei- 
pflanze bei Augenkrankheiten von Dioscorides 5 ), Plinius, 
Columella") und Ovid 7 ) genannt. Diese Benutzung hat die 
Pflanze, wie es scheint, auch im Mittelalter gefunden 8 ). 

Die erste Erwähnung des Rautenöles (möglicherweise aber 
des fetten) findet sich in Saladins Schriften 9 ). Conrad Gesner 10 ) 
destillierte das Öl um die Mitte des 16. Jahrhunderts, und es ist 
in den Taxen der Städte Berlin vom Jahre 1574 und Frankfurt 



l ) Piesse, The Art of Perfumery. IV. Edition, London 1879, p. 124. 

s ) Dieses Öl ist nicht zu verwechseln mit dem fälschlich als „Indisches 
Geraniumöl" bezeichneten Palmarosaöl von Andropagon schoenanthus L. 

3 ) Pharmaceutical Journal I. 11 (1852), 325. 

*) Evangel. Lucae, Kap. 11, V. 42. 

*) Dioscoridis De materia rnedica libri quinque. Lib. III, Kap. 45 u. 
52. — Editio Kühn-Sprengel. 1829. Vol. 1, p. 391. 

8 ) Columellae, De re rustica et de arboribus. Lib. 12, 7. 

7 ) Ovidii, Rpmedia amorfs. 

• s ) Pfeiffer, Zwei deutsche Arzneibücher aus dem 12. u. 13. Jahrhundert 
Sitzungsberichte der kais. Akademie der Wissenschaften in Wien 42 (1863), 
137 u. 143. (Haeser, Geschichte der Medizin 1875. Bd. 1, S. 663.) — 
Mi 1 to ns Paradise Lost. XI. L. 414: 

„ — then purg'd with Euphrasy and ffue 
The Visual nerve, for he had much to see." 

*) Saladini Compendium aromatariorum. Bononae 1488. Index. 

)0 ) Euonymi Philiatri, Ein köstlicher Schatz. 1555, fol. 226. 



160 Geschichtliche Einleitung. 

vom Jahre 1582 und im Dispensatorium Noricum vom Jahre 
1589 aufgeführt. 

Die Ausbeute der Raute an ätherischem Öl ermittelte zuerst 
Cartheuser 1 ) im Anfang des 18. Jahrhunderts. Untersucht wurde 
es von Caspar Neumann 3 ), von G. S. P. Mahl 8 ) in Rostock im 
Jahre 1811, von Will 4 ) im Jahre 1840, Cahours") im Jahre 1845, 
Gerhardt ) im Jahre 1848, C. G. Williams') im Jahre 1858, 
W. Hallwachs' 8 ) im Jahre 1859, C. Harbordt 6 ) im Jahre 1862, 
Giesecke") im Jahre 1870 und von E. v. Gorup-Besanez und 
F.Grimm 11 ) im Jahre 1871. 

Buccublätteröl. 

Die aus dem südlichen Afrika stammenden Buccublätter 
scheinen seit langem von den Eingeborenen arzneilich gebraucht 
worden zu sein. Die Blätter kamen im Jahre 1820 von Kapstadt 
aus über London in den europäischen Handel 12 ) und sind seit 
dem Ende der zwanziger Jahre in die meisten Pharmakopoen 
aufgenommen worden. 

Das ätherische Buccublätteröl ist zuerst im Jahre 1827 von 
R. Brandes 18 ) dargestellt worden. 

Die Öle der Agrumenfrüchte. 

Die zur Familie der jRutaceae, der Abteilung der Aurantieae, 
gehörende Gattung Citrus stammt aus dem mittleren Asien. Die 



x ) Joh. Friedr. Cartheuser, Fundamenta materiae medicae. Francof. 
ad Viadr. 1738. Vol. 2, p. 129. 

2 ) Casp.Neumanns Media Chemie. Ed. C.H.Kessel 1797. Vol. 2, S. 292. 

3 ) Trommsdorffs Journ. der Pharm. 20 IL (1811), 29. 
*) Lieblgs Annalen 35 (1840), 235. 

s ) Thbse pr6sent6e a. tu taculte des sc/ences le 15. janv. 1845. Compt. 
rend. 26 (1848), 262. 

*) Lieblgs Annalen 67 (1848), 242. 

') Liebigs Annalen 107 (1858), 374. 

*) Liebigs Annalen 113 (1860), 107. 

e ) Liebigs Annalen 123 (1862), 293. 
10 ) Zeitschr. für Chemie 13 (1870), 428. 
") Liebigs Annalen 157 (1871), 275. 

12 ) R. Reece, Monthly Gazette of Health. London, Febr. 1821, p. 799. 
la ) Arch. der Pharm. 22 (1827), 229. 



Geschichte einzelner ätherischer Öle. 161 

Anzahl der Varietäten der unter dem Kollektivnamen „Agrumen- 
früchte" bekannten Citrusfrüchte deutet auf eine sehr alte Kultur. 
Die Citrusbäume scheinen vom südlichen China, von Cochinchina 
und Indien 1 ) her zuerst durch die Kriegszüge Alexanders des 
Großen den abendländischen Völkern bekannt geworden zu sein, 
und durch allmähliche Kultur über Persien und Medien west- 
wärts Verbreitung gefunden zu haben. 2 ). Später haben wohl die 
Römer und demnächst die Araber zur Verbreitung der Citrus- 
bäume in den Küstenländern des Mittelmeeres bis Spanien und 
Marokko beigetragen, und es haben diese und ihre Früchte im 
Verlauf der Kreuzzüge auch bei den nördlich vom Mittelmeere 
wohnenden Völkern Verbreitung und Pflege gefunden. Diese hat 
sich dann auf alle Länder mit gemäßigtem und warmem Klima 
erstreckt, so daß die Citrusbäume jetzt zu den verbreitetsten 
Kosmopoliten der Kulturpflanzen gehören*). 

Ob die Entstehung und Verbreitung der Citrusarten im Alter- 
tum begrenzt war, oder ob die besonderen Abarten sich je nach 
Bodenbeschaffenheit, KHma und Kulturweise allmählich ent- 
wickelt haben, ist aus der Literatur nicht ersichtlich. Die ver- 
schiedenen Namen der Agrumenfrüchte scheinen aus der Sans- 
kritsprache in die Sprachen anderer und späterer Völker des 
Altertums übergegangen zu sein. So kannten die Griechen und 
Römer wohl Citronen, nicht aber Orangen, Bergamotten und 
Limetten 4 ). Sie nannten die Citrone Nalum persicum, Malum 
citratum oder citreum. Die Annahme, daß der Geruch der 
Citronen, ähnlich wie der des Wacholders und der Ceder (yJÖQo^) 



') Bretschneider, On the study and value of Chinese botanical works 
with notes on the history ot plants and geographica! botany from Chinese 
sources. Foochow 1870, p. 11 u. 12. — E. Bonavia, The cultivated Oranges 
and Lemons of Jndia and Ceylon with researches into their origin and the 
derivation of their names etc. London 1890. 

s ) Brandis, Forest Flora ot Northwestern and Central India. 1874, 
p. 50. — Hehn, Die Kulturpflanzen und Haustiere in ihrem Obergang aus 
Asien nach Griechenland und Italien. Berlin. III. Aufl. 1877. — Alphonse de 
Candolle, Origin of cultivated plants. 1885, p. 176. 

s ) Vgl. auch S. Killermann, Die Citronen .und Orangen in Geschichte 
und Kunst. Mitt. Gesch. Med. u. riaturw. 16 (1917), 342. 

*) Scribonius Largus, Compositiones medicamentorum. Editio Helm- 
reich. 1887, p. 65. — Oribasius, Medicinalia collecta. Lib. 1, Cap. 64. — 
Palladi De re rustica. InNisards „Les agronomes Satins". Paris 1877, p.585. 
Gildemeister. Die ätherischen Öle. I. 11 



162 Geschichtliche Einleitung. 

der griechischen Waldungen, Ungeziefer fernhalte, hat schon 
bei den Griechen zur Übertragung dieses Namens auf den 
„persischen", auch „medischen" Apfel als Malum cedreum, 
Malttm citreum und zu der Bezeichnung Citrus (Citrus medica, 
Citrus persica) Veranlassung gegeben 1 ). 

Während des 8. bis 10. Jahrhunderts verbreiteten die Araber 
die bittere Orange (Citrus bigaradia Risso) und die Citrone 
(Citrus limonum Risso) von Oman und Mesopotamien nach 
Syrien und Arabien. Die Kultur dieser Bäume erweiterte sich 
von dort aus, namentlich während der Jahrhunderte der Kreuz- 
züge, über die Mittelmeerländer bis Spanien und Marokko 2 ). Auf 
Sizilien war der Baum schon im Jahre 1002 angebaut 8 ). 

Die Schriften des 12. bis 14. Jahrhunderts bekunden vielfach 
die allmähliche Verbreitung und Wertschätzung der Agrumen- 
früchte. Der im 12. Jahrhundert lebende arabische Geograph 
Edrisi*) beschrieb in seinen Reiseschilderungen von den afrika- 
nischen Küstenländern des Mittelmeeres die Citrone, offenbar ohne 
dort andere Agrumenfrüchte angetroffen zu haben, während solche 
schon in Spanien kultiviert wurden 6 ). Jaques de Vitri"), der um 
das Jahr 1225 Palästina bereiste, fand dort mehrere Arten vor. 



*■) Theophrasti Jiistoria plantarum. Editio Wiramer. Vol. 1, lib. 4. 
— Dioscoridis De materia medica libri quinque. I, 166. — Virgilii 
Georg/ca. 2, 126: 

„Media fert tristis succos tardumque saporem 
Felicis tnali: quo non praesentius ullum, 
Pocula si quando saevae infecere ndvercae." 
Hehn, Kulturpflanzen und Haustiere in ihrem Übergang aus Asien nach 
Griechenland und Italien. Berlin 1877, S. 359. 

a ) Ibn Baithar, Heil- und Nahrungsmittel. Übersetzt von So nthe im er. 
1842. Bd. 2, S. 452. 

•) Risso et Poiteau, Histoire et cu/ture des Orangers. Edition Du 
Breuil. Paris 1872. — Hehn, Kulturpflanzen und Haustiere in ihrem Über- 
gang aus Asien nach Griechenland und Italien. 1877, S. 380—394. — Götze, 
Beitrag zur Kenntnis der Orangengewächse. Hamburg 1874, S. 26— 29. 

*) Geographien Edrisi, tradu/teparAm&d6e]a.ubert. 1836. Vol.l,p.l62. 

B ) Ibn-al-Acram il Ishbilis in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts 
verfaßtes landwirtschaftliches Werk. In französischer Übersetzung „Livre 
d'Agricu/ture" herausgegeben von Clement Mullet. Paris 1864. 

6 ) „Limones, Citri et a/ia poma citrina . . . acidi seu pontici saporis 
quae poma qrenges ab indigenis nuncupantur." Bongars, Gesta De/ per 
Francos. Hanoviae 1611, fol. 1099. 



Geschichte einzelner ätherischer Öle. 163 

Der süße Pomeranzenbaum {Citrus aurantium Risso) wurde 
im Jahre 1336 als Zierbaum in Nizza kultiviert, und im Jahre 
1340 waren süße Orangen 1 ) (Arancio) in Venedig wohl bekannt 2 ). 
„Arbores citronum" wurden im Jahre 1369 in Genua und auf 
den ligurischen Küsten angepflanzt, und in einer im Jahre 1420 
verfaßten Schrift werden als Ausfuhrartikel von Alexandrien auch 
Limonen genannt. Im Jahre 1486 waren Limonenbäume schon 
längs der Riviera 3 ) und im Jahre 1494 auf den Azoren kultiviert*), 
während die süßen Orangen um das Jahr 1546 von dem Portu- 
giesen Juano de Castro (von 1545 — 1548 Vizekönig von Indien) 
von China aus nach Portugal gebracht und dort angepflanzt 
wurden 6 ). Obwohl schon früher vereinzelt in Oberitalien an- 
gebaut, scheinen die süßen Orangen alsdann erst von Portugal 
aus im südlichen Europa Verbreitung gefunden zu haben. Der 
Name „Portugallo" für Apfelsinen hat sich in Italien noch bis 
jetzt forterhalten. Um das Jahr 1516 erwähnte der portugiesische 
Reisende Barbosa") die Limonen als von der Malabarküste und 
Ceylon kommende Früchte. 

In Deutschland scheinen die Citrusarten erst im Laufe des 
15. Jahrhunderts Eingang gefunden zu haben. Sie wurden nach 
Conrad Gestiers 7 ) Angabe um die Mitte des 16. Jahrhunderts 
als Zierpflanzen in Treibhäusern und Gärten kultiviert. 

Der in neuester Zeit wieder als Heilmittel in Gebrauch ge- 
kommene Citronensaft wurde als solches schon von römischen 



*•) Für die Etymologie des Namens Orange siehe De Candolle, Origin 
of the cultivated plants. 1885, p. 184. — W. Roxburgh, Flora Indica. Vol. 2 
(1839), p. 392. 

a ) Cecchetti, Archiv/o Veneto. Vol. 30 (1885), p. 63. 

s ) Gallesio, TraitS du Citrus. Paris 1811, p. 89, 103 und 321. 

*) Kunstmann, D. Hieronymus Münzers Bericht über die Entdeckung 
der Guinea. Abhandlungen der histor. Klasse der bayerischen Akademie. 
1855, S. 362. 

5 ) Le Comte, Nouveaux mSmoires sur l'6tat de la Chine. 2. Edition. 
Paris 1679. Tom. 1, p. 173. — Ferrari Hesperides seit de malorum aureorum 
cultura et usu. Romae 1646, p. 425. — E. Bretschneider, History of 
European botanical discoveries in China. London 1898. Vol. 1, p. 6. 

6 ) Libro di Odoardo Barbosa, in Ramusios Delle navigationi et viaggi. 
Venetia 1554, fol. 347b. — Götze, Beitrag zur Kenntnis der Orangen- 
gewächse. Hamburg 1874, S. 24. 

') Conrad Gesner, De hortis Germaniae über recens. Argentorati 
1561, Lib. III. 

11* 



164 Geschichtliche Einleitung. 

Ärzten geschätzt, und Alexander Trallianus 1 ) verordnete ihn 
um die Mitte des 6. Jahrhunderts. Durch das „Antidotarium"*) 
des arabischen Arztes Mesue wurde zuerst der Citronensirup 
als Heilmittel eingeführt und die Vorschrift zu seiner Darstellung 
von Valerius Cordus 8 ) im Jahre 1543 in sein Dispensatorium 
Noricum aufgenommen. 

Das in dem Zellgewebe der äußeren Rinde der Fruchtschalen 
bei der Reifung reichlich abgesonderte ätherische Öl der Agrumen- 
früchte quillt bei einer Verletzung der Ölzellen durch Reiben 
oder Pressen hervor und wird in dieser Weise auch gewonnen. 
Das Öl wurde mit der Einführung und Benutzung der Agrumen- 
bäume wohl schon frühzeitig bekannt, ohne daß es irgend welche 
Verwendung fand. 

Die ersten Angaben über destilliertes Citronen- und Pome- 
ranzenöl stammen von Conrad Gesner*) aus dem Jahre 1555; 
dann folgen solche von Jaques Besson 5 ) aus dem Jahre 1571, 
und von Porta 8 ) aus dem Jahre 1589. Der letztere beschrieb 
die Bereitung des Citronen- und Orangenöles durch Destillation 
der zerriebenen frischen Fruchtschalen. Gaubius 7 ) empfahl in 
den sechsziger Jahren des 18. Jahrhunderts die gleiche Ge- 
winnungsweise. 

Die Methode der mechanischen Gewinnung der Agrumenöle 
durch Zerreißen der Ölzellen der Fruchtschalen mittels Reibeisen 
wurde im Anfang des 18. Jahrhunderts von Cl. Joh. Geoffroy 8 ) 
beschrieben, wahrscheinlich aber schon früher betrieben. 

Die Varietät Citrus bergamia Risso scheint eine weit später 
entstandene Kulturart zu sein. Die ersten Nachrichten über 



*) Alexandri Tralliani medici libri XII graece et latine multo quam 
antea aucttores et fntegr/ores usw. Basiliae 1556. — Editio Puschmann. 
Wien 1878. 

*) Siehe S. 26. — Gallesio, Trait6 du Citrus. Paris 1811, p.122, 247, 248. 

s ) Dispensatorium Noricum. Editio 1548, p. 179, 273. 

*) Euonymi Philiatri Ein köstlicher, teurer Schatz usw. Zürich 1555. 

B ) Besson, L'art et moyen parfait de tirer huyles et eaux de tous 
medicaments simples et oteagineux. Paris 1571. 

•) Portae Magiae naturalis libri viginti. Romae 1563. Edit. Napoli 
1589, p. 188. 

') H. D. Gaubii Adversariorum varii argumenti Über unus. Leidae 
1771, p. 31. 

8 ) MSmoires de f'Acade'mie des Sciences de Paris. 1721, 159. 



Geschichte einzelner ätherischer Öle. 165 

Bergamottöl stammen aus dem Ende des 17. Jahrhunderts, und 
zwar einerseits aus einer Apothekeninventur der Stadt Gießen 
vom Jahre 1688 1 ), andrerseits aus einem im Jahre 1693 in 
Lyon erschienenen Buche „Le pariumeur Frangois, par le Sieur 
Barbe". In diesem wird die Bergamottfrucht als eine Birne be- 
zeichnet, aus deren Fruchtschale das wohlriechende Öl durch 
Zerreiben und Auspressen gewonnen wird. Auch wird darin 
angegeben, daß der Name Bergamott dem türkischen Worte 
Beg-är mü dt „Fürst der Birnen" entstamme. Diese Angabe 
spricht dafür, daß die Bergamotte aus den östlichen Küstenländern 
des Mittelländischen Meeres herstammt. I. G. Volkamer, Arzt 
und Botaniker in Nürnberg, beschrieb in seinem im Jahre 1713 
erschienenen Buche „Hesperides Norimbergenses" die „Limon 
bergamotta" als „gloria limonum et fructus inter omnes nobi- 
Ifssfmtis" 2 ). Er erwähnt, daß die Italiener aus der Fruchtschale 
eine äußerst feine Essenz bereiten, daß aber der Name Berga- 
mott keineswegs von der Stadt Bergamo in der Lombardei 
herrühre, daß dort überhaupt keine Agrumenarten kultiviert 
würden. 

Auf einigen der westindischen Inseln sind Agrumen schon 
vor dem Anfang des vorigen Jahrhunderts angebaut worden, 
scheinen aber, abgesehen von der Insel Montserrat, entweder 
nicht recht gediehen zu sein, oder nicht genügend sorgfältige 
Pflege oder günstigen Boden gefunden zu haben. Beides ist 
ihnen nach ihrer Einführung in die südlichen Unions-Staaten seit 
ungefähr dem Jahre 1815 dort in reichem Maße zuteil geworden. 
Sie haben die ergiebigste Kultur in Florida und Louisiana und 
seit dem Ende der vierziger Jahre auch im südlichen Kali- 
fornien gefunden. 

In den städtischen Apothekerwaren- und Spezereitaxen sind 
Citronen- und Orangenöl unter den destillierten Ölen zuerst in 
der Stadt Frankfurt a. M. vom Jahre 1582 aufgeführt. Beide Öle 
waren in das Dispensatorium Noricum vom Jahre 1589 und in 
die Pharmacopoea Augustana vom Jahre 1613 aufgenommen. 
Bergamottöl scheint, wie eben erwähnt, erst ungefähr um das 
Jahr 1690 in Gebrauch gekommen zu sein. 



*) Flückiger, Dokumente zur Geschichte der Pharmazie. Halle 1 876, S. 72. 
") Hesperides Norimbergensis, 1713. Liber III, cap. 26, p. 156, b. 



166 Geschichtliche Einleitung. 

Im Jahre 1786 stellte Rem ml er 1 ) in Erfurt Versuche über 
die Gewinnung von Harz aus Citronenöl an, und Liphard 2 ) gab 
um dieselbe Zeit an, daß Citronenschalen mehr Öl geben, wenn 
man sie bis zum Beginne der Fäulnis stehen läßt. 

Der Apotheker Heyer 8 ) in Braunschweig erhielt im Jahre 
1789 bei starker Abkühlung von Bergamottöl Kristalle, die er 
Bergamottcampher nannte. 

Orangenblütenöl. 

Das bittere Orangenblüten- oder Neroliöl war schon im 
16. Jahrhundert bekannt, und seine Destillation ist zuerst von 
Porta 4 ) beschrieben worden. Es scheint etwa ein Jahrhundert 
später, um das Jahr 1680, durch die Herzogin Flavio Orsini, 
Prinzessin von Neroli in der Nähe Roms, unter dem Namen 
Neroli-Essenz zum Modeparfüm geworden zu sein 5 ). Seines 
feinen Wohlgeruches halber hat das Öl seine Wertschätzung 
unvermindert behauptet, und auch das destillierte Orangen- 
blütenwasser, Aqua Naphae 6 ), ist zur Arornatisierung von 
Speisen, Konfekt und Getränken, sowie für Toilettezwecke mehr 
und mehr in Gebrauch gekommen. Die Destillation des Orangen- 
blütenöls wurde im Jahre 1806 von Benatius 7 ) besprochen. 
Das Öl wurde im Jahre 1825 von Bonastre 8 ) und 1828 von 
Boullay 8 ) untersucht. 



») Göttlings Taschenbuch für Scheidekünstler 1786. 

a ) Crells Chemische Annalen 1787 IL, 250. 

3 ) Ebenda 1789 I, 320. 

*) Jo. Batt. Portae, ISeapolitanae Magiae naturalis libri viginti usw. 
Romae 1563, fol. 118. 

8 ) Menagio, Origini deJJa lingua Italiana. 1685. — Dictionnaire de 
Tr6voux. Paris 1771. Vol. 6, p. 178. 

°) Der Name Naph6 oder Naphore stammt wahrscheinlich aus Languedoc. 
(Risso et Poiteau, Histoire naturelle des Orangers. Paris 1818. Edition 
Du Breuil 1872, S. 211.) — Orangenblütenwasser wurde in deutschen 
Apothekenlaboratorien schon um die Mitte des 17. Jahrhunderts destilliert. 
(Simonis Paulli Qaadripartitum botanicum de simplicium medicamentorum 
facultatibus usw. Argentorati 1667, p. 385.) 

') Berl. Jahrbuch der Pharm. 1806, 256. 

a ) Journ. de Pharm. II. 11 (1825), 529. 

») Journ. de Pharm. II. 14 (1828), 496. — Trommsdorffs Heues Journ. 
der Pharm. 19 I. (1829), 226. 



Geschichte einzelner ätherischer Öle. 167 

Myrrhenöl. 

Die Geschichte der Myrrhe ist von der des Weihrauchs un- 
trennbar. Beide entstammen denselben Ländern, haben vom 
frühen Altertum an in dem Religionskultus der ältesten Völker 
als vornehmste Spezerei und Räucherwerk gemeinsame Verwen- 
dung gefunden und im Spezereiverkehr eine hervorragende Be- 
deutung gehabt. Myrrhe und Weihrauch sind daher in den ältesten 
Schriften fast immer zusammen erwähnt; als ihr Herkunftsland 
galten das mythische Arabien und die Küstenländer am Südende 
des roten Meeres, in ägyptischen Urkunden „Punt" oder „Phun" 
genannt 1 ). Beide Harze sind bei der Erwähnung der feinsten 
Spezereien zum Gebrauch bei Rauchopfern, Balsamierungen und 
Salbungen 2 ) in Sanskritschriften, in den Vedas, in der Bibel 3 ), 



*) Agatharchides. In Geograph/ Graeci minores. — „De man Ery- 
thraeo", p. 87. — Arrianos, Anabasis, lib. VII, 20 u. 22. — Diodori Bib- 
Jiotheca historica. Lib. 19, cap. 24. — Kosmas Indopleustes, Topographia 
Christiana in Mignes Patrologiae cvrsus compfetus. Series Graeca. 1860. 
Vol. 88, p. 374. — G. A. Haggenmacher, Ergänzungsheft zu Petermanns 
Geographischen Mitteilungen. 1876, 19. — I. M. Hildebrandt, im Sitzungs- 
berichte der Gesellschaft naturforschender Freunde zu Berlin. 19. November 
1878, S. 195. — K. Niebuhr, Beschreibung von Arabien. Kopenhagen 1772, 
S. 282 u. 286. — H. Brugsch-Bey, Geschichte Aegyptens unter den Pharaonen. 
1877, S. 109, 110, 113, 281, 314. — Revoil, Voyages au Cap des Aromates. 
Paris 1880, S. 136, 134, 227, 255, 259, 276, 283. 

s ) Für das heilige Salböl der Hohenpriester im hebräischen Ritual war die 
„edelste Myrrhe" (2. Mose Kap. 30, V. 23) vorgeschrieben, welche von selber 
ausfließend (Hohelied Kap. 5, V. 5 u. 13), daher auch Tränen- oder fließende 
Myrrhe (Stakte) (2. Mose Kap. 30, V. 34) genannt wurde. Die Frauen der per- 
sischen Könige und die Gewänder der Könige wurden mit Myrrhe parfümiert 
(Buch Esther Kap. 2, V. 12. — Psalmen Kap. 45, V. 9. — Sprüche Salomonis 5, 
Kap. 7, V. 17), und als köstlichste Spezerei wurden Myrrhe und Weihrauch von 
den Weisen aus dem Morgenlande dem neugeborenen Könige der Israeliten dar- 
gebracht (Evang. Matthäi Kap. 2, V. 11). — Römische Soldaten labten Christum 
auf Golgatha mit Wein und Myrrhen (Evang. Marci Kap. 15, V. 23) und Wicodemus 
brachte Myrrhe zum Einbalsamieren seines Leichnams (Evang. Joh. Kap. 19, V.39). 

B ) 2. Mose Kap. 30, V. 23; Kap. 37, V. 25. — Psalmen Kap. 45, V. 9. — 
Sprüche Salomonis 5, Kap. 7, V. 17. — Hohelied Salomonis 5, Kap. 1, V. 13; 
Kap. 3, V. 6; Kap. 4, V. 14 und Kap. 5, V. 5 u. 13. — Evang. Marci Kap. 15, 
V. 23. — Evang, Matthäi Kap. 2, V. 11. — Evang. Johannis Kap. 19, V. 39. — 
Was in der Bibel als Myrrhe bezeichnet wird, ist nicht dasselbe wie das, 
was man unter der Myrrhe der Arzneibücher versteht Holmes, The Myrrh 
of Commerce, Ancient and Modem. Pharmaceutical Journ. 91 (1913), 116. 



158 Geschichtliche Einleitung. 

im Koran, im Papyrus Ebers und in den Werken griechischer, 
römischer und arabischer Schriftsteller viel genannt und oftmals 
miteinander verwechselt worden 1 ). Nach dem Verschwinden der 
alten Opferbräuche verringerte sich auch die Verwendung beider 
Harze. Nur die römisch- und die griechisch-katholische Kirche 
behielten ihren Gebrauch, namentlich den des Weihrauchs, selbst 
bei den Gottesgerichten der Inquisition, bei 2 ). 

Mit dem Aufhören der Benutzung als Räucherungsmittel 
im Altertum beschränkte sich die Verwendung der Myrrhe fortan 
mehr auf das Gebiet der Arzneikunde, der Parfümerie und der 
Kosmetik und gewann damit in den Destillier- und Arzneibüchern 
des Mittelalters erhebliche Bedeutung. 

Das destillierte Myrrhenöl war Walter Ryff 3 ), Valerius 
Cordus*) und Conrad Gesner 6 ) wohl bekannt. In den Arznei- 
und Spezereitaxen ist es zuerst in der der Stadt Frankfurt a. M. 
vom Jahre 1587 und unter den Arzneibüchern im Dispensa- 
torium Noricum vom Jahre 1589 aufgenommen worden. 

Beobachtungen über die Gewinnungsweise und Ausbeute 
von Myrrhenöl wurden im Laufe des 18. Jahrhunderts von 

x ) Angaben über die Herkunft und Geschichte der Myrrhe und des Weih- 
rauchs befinden sich unter anderm noch in folgenden Schriften: Papyrus 
Ebers der Leipziger Universitätsbibliothek und der königl. Bibliothek zu 
Berlin. — Herodoti Historiarum Hbri IX. Lib. III, 107. — Theophrasti 
Historia plantarum Lib. IX, cap. 4. — Plutarchi Moralia Isis et Osiris. 
V. 383. — Diodori Bibliotheca historica Lib. V, cap. 41 und Lib. XIX, 
cap. 94. — Luciani Opera, Drapetui, p. 1. — Athenaei Dipnosophistarum 
libri XV, p. 101 und 464. — Apulei Metamorphoseon Lib. 8 und Lib. 10. — 
Dioscoridis De materia medica libri V. Lib. 1, cap. 24, 78 und 81. Ed. 
Kühn-Sprengel 1829. Vol. 1, p. 78. — Plinii Naturalis historiae libri. 
Lib. XII, 15, 16, 30—35 u. Lib. XIV, 15. — Dümichen, Geschichte des alten 
Aegyptens. In Onckens Allgemeiner Weltgeschichte. Grabpal. d. Petam. 
Bd. 2, S. 12 — 34. — Per/plus maris Erythraei. Lib. IX, cap. 4. — Vincent, 
Commerce and Navigation of the Ancients in the Indian Ocean. London 1807, 
Vol. 2, p. 316 u. 698. — Chishull, Antiquitates Asiaticae. London 1728, 
p. 71. D. Hanbury, Science Papers 1876, p. 378—382. — Vgl. auch 
Sigismund, Die Aromata. Leipzig 1884, S. 6—13. 

a ) Runge, Adjurationen, Exorcismen, Benedictionen bei Gottesgerichten. 
In Mitteilungen der antiquarischen Gesellschaft in Zürich. Bd. 12 (1859), H.5.S. 187. 

*) H. Gualtherus Ryff, New gross Destillirbuch. 1545, fol. 275b. 

*) Valerii Cordi De artificiosis extractionibus. De destillatione oleorum. 
Tiguri 1540, p. 216. 

5 ) Euonymi Philiatri Ein köstlicher theurer Schatz. Zürich 1555, p. 237. 



Geschichte einzelner ätherischer Öle. 169 

Fr. Hoff mann 1 ), Caspar Neumann 2 ), J. R. Spielmann 8 ), 
Thielebein*) und später von Braconnot 5 ), Pelletier 6 ) und 
Rudolf Brandes 7 ) gemacht. 



Weihrauchol. 

Wie die geographische Herkunft die gleiche ist, so fällt 
auch die Geschichte des Weihrauchs mit der der Myrrhe nahezu 
zusammen, nur scheint der Weihrauch als Kaugewürz und als 
Räuchermittel noch frühzeitiger als Myrrhe gebraucht worden zu 
sein. Das Alter dieses Gebrauches deuten außer den schon bei 
der Myrrhe erwähnten Literaturquellen 8 ) auch neuere geschicht- 
liche Forschungen an*). Die allgemeinste und größte Verwendung 
hat der Weihrauch im Religionskultus der meisten Völker des 
Altertums gefunden. Sein Gebrauch ist auch in den Ritus der 
römisch- und der griechisch-katholischen Kirche übergegangen. 
In besonders hohem Ansehen standen Räucherungen mit Weih- 
rauch entweder für sich 10 ) oder gemeinsam mit Myrrhe 11 ) und 
anderen Spezereien im Tempeldienste der Hebräer. Diese Waren 



] ) Frederici Hoff mann ii Observationes physico-chemrcarum selectiores. 
Halae 1722. Vol. 1, p. 20. 

s ) Caspar Neu mann, Medizinische Chemie. Edit. Kessel. 1749 — 1755. 
Bd. 2, S. 375. 

s ) J. R. Spiel mann, Institutrones chemiae praelectiombus academicfs 
accommodatae. Argentorat. 1763, p. 221. 

*) Crells Neueste Entdeckungen in der Chemie 2 (1781), 118. 

6 ) Trommsdorffs Journ. der Pharm. 18 I. (1809), 149. 

e ) Untersuchungen der Gummiharze. Annales de chimie 68 (1808), 18 
und 80 (1811). — Bull, de Pharm. 4 (1812), 54. Schweiggers Journal für 
Chemie und Physik & (1812), 245. 

') Buchholz Taschenbuch für Scheidekünstier u. Apotheker. 1819, 125. 

") Siehe S. 167 u. 168. 

■) Cruttendon, in Transactions of the Bombay Geographical Society. 
Vol. 7 (1846), p. 121. — Chishull, Antiquitates Asiaticae. London 1728, 
p. 65 — 72. — Harris, The Highlands of Abyssinia. Description of the 
Frankincense tree in Guardafui. London 1844. 

10 ) 2. Mose Kap. 30, V. 34. — 3. Mose Kap. 2, V. 1, 2, 15, 16; Kap. 5, 
V. 11; Kap. 6, V. 15. — 1. Chronica Kap. 10, V. 29. — Hohe Lied Salomonis 
Kap. 4, V. 14. — Jesaias Kap. 43, V. 23; Kap. 60, V. 6. — Jeremias Kap. 6, V. 20. 
— Evang. Matthäi Kap. 2, V. 11. 

") Siehe S. 167 Note 3 und S. 168 Note 1. 



170 Geschichtliche Einleitung. 

wurden ihnen durch die Phönizier zugeführt 1 ). Auch fand um 
jene Zeit der Austausch des Weihrauchs auf Karawanenwegen 
nach Persien und Babylonien statt 2 ), wie überhaupt der Handel 
mit Weihrauch und Myrrhe auf den Verkehr der Küstenländer 
des Roten Meeres einen erheblichen Einfluß hatte. 

Herodot 3 ), Plutarch*), Theophrast 5 ) und Athenaeos 6 ), 
später Strabon'), Dioscorides 8 ) und Plinius 8 ), sowie 
Arrian 10 ) bekunden unter anderm in ihren Schriften die Be- 
deutung des Weihrauchs 11 ). 

Das destillierte Weihrauchöl war schon zur Zeit des Valerius 
Cordus bekannt, fand aber in der Literatur selten Berücksich- 
tigung. In den Destillierbüchern des 16. Jahrhunderts ist Weih- 
rauch nur als einer der vielen Bestandteile bei der Destillation 
der zusammengesetzten Balsame erwähnt worden, unter anderm 
auch von Gesner 12 ). Weihrauchöl findet sich als Oleum thuris 
zuerst in der Apothekertaxe der Stadt Berlin vom Jahre 1574 
und im Dispensatorium Noricum vom Jahre 1589. 

Die älteren Untersuchungen des Weihrauchs über den Ge- 
halt an ätherischem Öl, sowie über die Eigenschaften des Öles 
wurden meistens gemeinsam mit den gleichen Untersuchungen 
des Myrrhenöles gemacht und auf die bedeutenderen ist auf S. 168 
und 169 verwiesen worden. 



*) S. 7. — Movers, Das phönicische Altertum. 1856. Bd. 3, S. 99 u. 299. 

a ) Sprenger, Die alte Geographie Arabiens. Bern 1875, S. 212, 218, 
219, 230, 264, 282, 284, 299, 308. 

*) Herodoti Historiarum libri IX. Editio Rawlinson 1858. Vol. 2, p. 488. 

*) Flückiger, Pharmakognosie. 1891, S. 50. 

B ) Theophrasti Eresii Opera quae supersunt omnia. Historia plan- 
tarum Liber IV, cap. 4 und Liber IX, cap. 4. — Editio Wim m er Vol. 1, 
p. 66 u. 143. 

a ) Athenael Dipnosophistarum libri XV, p. 253, 289 u. 309. 

') Strabonis Geographica. Lib. 16, cap. 4. — Meyer, Botanische Er- 
läuterungen zu Strabo. Königsberg 1852, S. 137 — 139. — Meyers Geschichte 
der Botanik. Königsberg 1855. Bd. 2, S. 88. 

8 ) Dioscoridis De materiamedica libri quinque. Edit.Kühn-Sprengel. 
Vol. 1, p. 24. 

9 ) Plinii Naturalis historiae libri. Lib. XII, p. 41. Editio Littrö, S. 489. 
10 ) Periplus maris Erythmei. In Caroli Mülleri Geograph! Graeci mi- 
nores. Paris 1855. Vol. 1 , S. 264— 265. 

") Hebräisch Lebonah, lateinisch Thus (von 3-iew, opfern). 

1S ) Euonymi Philiatri Ein köstlicher theurer Schatz. 1555, p. 163. 



Geschichte einzelner ätherischer Öle. \"J\ 

Spezielle Beobachtungen über die Bestandteile des Weih- 
rauchs und über das Öl haben Joh. E. Baer 1 ) im Jahre 1787 
und Johnston 5 ) im Jahre 1839 veröffentlicht. Die erste Unter- 
suchung des Öles machte Stenhouse 8 ) im Jahre 1840. 

Elemiöl. 

Die aus der Zeit der Römer herrührenden Angaben über 
Elemi beruhen wesentlich auf Vermutungen*). In Europa scheint 
Elemi im Laufe des 15. Jahrhunderts bekannt geworden 6 ) und 
für äußere Heilmittel in Gebrauch gekommen zu sein 8 ), indessen 
in so vereinzelter Weise, daß zur Zeit des Valerius Cordus über 
das „Resina elemnia" wenig bekannt war 7 ). Eine regelmäßige 
Zufuhr von philippinischem Elemi nach Europa scheint erst un- 
gefähr seit dem Jahre 1820 stattgefunden zu haben 8 ). 

Das destillierte Elemiöl wurde in die Pharmacopoea Augustana 
des Jahres 1613 aufgenommen, ebenso in die Frankfurter Pharma- 
kopoe des Jahres 1649 8 ). 

Die erste Bestimmung der bei der Destillation erhaltenen 
Ausbeute an ätherischem Öle machte Caspar Neu mann 10 ) um 
das Jahr 1730; später haben Manjeau 11 ) und Bonastre 12 ) 
diese Untersuchung wiederholt. 

x ) Dissertatio. Erlangae 1787. 

2 ) Philosoph. Transact. London 1889, 301. 

*) Liebigs Annalen 35 (1840), 306. 

*) Flückiger, Pharmakognosie. III. Aufl., S. 88. — Flückiger and 
Hanbury, Pharmacographia, p. 147. 

B ) Monardes, Historia medicinal de las cosas que se traen de nuestras 
Indias occidentales qui sirven en medicina. Sevilla 1574. — Editio Clusii 
1593, p. 315. — W. Piso, Historia naturalis et medica occidentalis 1658, 
p. 122. — Ray, Historia plantarum 1704. Vol. 3. Appendix p. 60 u. 67. — 
B. Pomet, Histoire des drogues. Paris 1694, p. 261. 

8 ) Winkelmann, Urkundenbuch der Universität Heidelberg 1886. I, 
125. 32. — Flückiger, Dokumente zur Geschichte der Pharmazie. 1876, 
S. 26. — Flückiger, Die Frankfurter Liste 1872, S. 16. 

') Valeriä Cordii Historia stirpium. Lib. 4, cap. 97, p. 208. 

s) Arch. der Pharm. 17 (1826), 72. 

*) Schröder, Pharmacopoea medico-physica. Ulm 1649, p. 194. 

10 ) Caspar Neumann, Chymia medica dogmatico-experi mentalis. Editio 
Kessel. 1749. Vol. 2, S. 403— 405. 

") Journ. de Pharm. 10 (1824), 199. 

la ) Journ. de Pharm. 9 (1823), 45—49. Trommsdorffs Neues Journal d. 
Pharm. 7 I. (1823), 368. 



172 Geschichtliche Einleitung. 

Linaloeöl. 

Seit dem 18. Jahrhundert sind wohlriechende Hölzer aus 
Mexiko und Französisch Guayana unter dem Namen Aloeholz 
in den Handel gelangt, weil man sie anfangs für identisch 
mit dem früher bekannten Aloeholz 1 ) hielt. Mexikanisches 



') Der Name Aloeholz oder Adlerholz scheint im Altertum ein Kollek- 
tivname für wohlriechende Hölzer verschiedener Herkunft (vgl. J. Möller, 
Lignum Alo§s und Linaloebolz. IL Mitteil., Pharm. Post 1898) gewesen zu 
sein, hauptsächlich aber dem harzreichen Holze von AquiJaria agallocba 
Roxb. (Familie der Tbymelaeaceae) gegolten zu haben. Es gehörte mit dem 
Sandelholz zu den schon im Altertum gebrauchten Spezereien. Bei den 
Indern hieß es „Ahalia" oder „AhaJoth", bei den Griechen äUip auch äytiX- 
%o%ov. Die Araber nannten es al-oed „das Holz" oder agaluchin. Diese 
Bezeichnung gab Veranlassung zu der portugiesischen: pao de aqttila, diese 
wieder zu der lateinischen lignum aquilae; (Boorsma, Ober Aloeholz und 
andere Riechhölzer. Bull, du DSpatt. de l'Agriculture aux Indes NSer- 
landaises. Nr. VII. [Pharmacologie III] Buitenzorg 1907, S. 1, Anm. 4.) — 
Sprüche Salomonis Kap. 7, V. 17. In Luthers (Psalm 45, V. 9. Hohe 
Lied Salomonis Kap. 4, V. 14. — Evang. Johannis Kap. 19, V. 39 usw.) und 
den englischen Bibelübersetzungen ist es mit Aloeholz übersetzt worden. 
Sein Wert ist im Altertum sehr hoch gewesen, sodaß es zu den kostbarsten 
Geschenken gehörte. Aus ägyptischen Urkunden, welche 17 Jahrhunderte 
vor der christlichen Zeitrechnung datieren, ergibt sich, daß Aloeholz, Sandel- 
holz und Cassiarinde auch bei den alten Ägyptern in hoher Wertschätzung 
standen und auf dem Seewege über das Rote Meer bezogen wurden. (Lieblein, 
Handel und Schiffahrt auf dem Roten Meere in alten Zeiten. Christiania 
1886, S. 31.) Erst zur Zeit der Kreuzzüge scheint Aloeholz in den Mittelmeer- 
handel gelangt zu sein. Während der Herrschaft der oströmischen und 
später der griechischen Kaiser in Konstantinopel und zur Blütezeit des Levante- 
handels gehörte es zu den gangbaren Spezereien des Orients (W. Heyd, 
Geschichte des Levantehandels im Mittelmeer. 1879. Bd. 1, S. 181, 191, 256, 
418, 423; Bd. 2, S. 9, 153, 559.) Marco Polo fand das Holz um das Jahr 1290 
als einen der vornehmsten Wohlgerüche in China und Indien. (Le //'vre de 
Marco Polo. Edition Pauthier. Paris 1865, p. 532.) Ein seit dem 16. Jahr- 
hundert unter dem malayischen Namen Kalambak von Cochinchina und 
Siam in den Handel gebrachtes Aloeholz stammt von dem der Familie der 
Leguminosen angehörenden Baume Aloexylon agallochum DC. Dessen Holz 
hat mit dem der Aquilaria agallocba Roxb. Ähnlichkeit und war lange Zeit 
als Lignum aloes oder Lignum Agalli veri für Parfümerie- und arzneiliche 
Zwecke in Gebrauch. _Echtes Aloeholz ist nach MöUer geruchlos, enthält 
also kein ätherisches Öl. Ein unter den destillierten Ölen einer Spezereitaxe 
der Stadt Ulm vom Jahre 1596 genanntes Oleum ligni aloes (Reichard, Bei- 
träge zur Geschichte der Apotheken. Ulm 1825, S. 208) muß daher aus 
einem anderen Holze destilliert worden sein. 

Als echtes Aloeholz ist auch dasjenige von Gonystylus Miquelianus 
T. et B. anzusehen. (Fam. der Thymelaceen.) In europäischen Ländern ist 
Aloeholz nicht mehr in Gebrauch, es findet jedoch in Britisch-Indien, in 
China und im niederländischen Archipel auch heute noch ausgedehnte Ver- 
wendung. (Boorsma loc. cit, S. 2.) 



Geschichte einzelner ätherischer Ole. 173 

Linaloeöl wurde zuerst im Jahre 1866 von Mexiko nach Frank- 
reich und 1867 nach London 1 ) eingeführt. Guayana-Linaloeholz 
kam in den siebziger Jahren zum ersten Male nach Marseille, 
wo es auf Öl verarbeitet wurde. Das Öl wird in Cayenne 
selbst erst seit 1§93 destilliert. 

Cascarillol. 

Die Cascarillrinde scheint in der ersten Hälfte des 17. Jahr- 
hunderts von den Bahamainseln, wo die Stammpflanze Croton 
eluteria Bennett einheimisch ist, nach Europa gebracht zu sein 3 ). 
Die Rinde wurde von den Ureinwohnern der genannten Inseln 
zu Räucherungen und als Zusatzmittel zu Tabak gebraucht. 
Gegen Ende desselben Jahrhunderts wurde die Rinde in Deutsch- 
land medizinisch verwendet. In der Taxe der Apotheken von 
Minden von 1691 wird sie als Cortex Chinae de China nova 
und in der Taxe von Gotha aus dem Jahre 1694 als Cortex 
Chinae novae seu Schacorillae aufgeführt 3 ). 

Cascarillol ist zuerst in der Taxa universalis, Nürnberg 1747, 
unter der Bezeichnung Oleum Schaquerillae genannt 4 ). An- 
gaben über Ausbeute an ätherischem Öl und dessen spezifisches 
Gewicht machte Trommsdorff 8 ) i. J. 1833. 

Mastixöl. 

Mastix gehört zu den schon im Altertum besonders zu 
Räucherungen, Einbalsamierungen und zur Geschmacksver- 
besserung des Weines gebrauchten Gewürzen und ist mit diesen 
vielfach gemeinsam in der Literatur erwähnt worden ö ). Auch im 



*) Vgl. E. M. Holmes, Perfum. Record 1 (1910), 57. 

s ) Flückiger and Hanbury, Pharmacographia II. Ed., p. 561. 

s ) Flückiger, Pharmakognosie. HI. Aufl., S. 612. 

*) G. Fendler, Inaug. Dissertat. Rostock 1900, S. 2. 

6 ) Trommsdorffs Neues Journ. der Pharm. 26 II. (1833), 136. 

6 ) Hesekiel Kap. 27, V. 17. — Herodoti Historiarum Ubri. Lib. IV, 177. 
— Theophrasti ffistoria plantarum, Lib. IX, cap. 1 und 4. — Plinii Natu- 
ralis historiae libri. Lib. XII, cap. 36. Editio Littre" Vol. 1, p. 487. — Plu- 
tarchii Moralia, Isis et Osiris. Editio Parthey. 1850, p. 143 und 276. — 
Avicennae Libri in re medica omnes. Venetiis 1546. Lib. 11, cap. 462. — 
Palladii De re rustica. Editio Hisard. 1877, S. 626. 



174 Geschichtliche Einleitung. 

Mittelalter zählte der Mastix von Chios, Cypern 1 ) und Samos 8 ) 
zu den geschätzten Spezereien, er wurde als Kaumittel und zur 
Bereitung zusammengesetzter Balsame vielfach gebraucht und 
ist daher in arabischen und in späteren Arznei- und Destillier- 
büchern meistens unter den Namen Granomastice*), zuweilen 
auch gemeinsam oder in Verwechslung mit Weihrauch als Thus 
berücksichtigt worden*). 

Destilliertes Mastixöl, und zwar wahrscheinlich durch trockene 
Destillation gewonnenes, findet sich zuerst um die Mitte des 
15. Jahrhunderts erwähnt 5 ). Solches empyreumatisches Mastixöl 
ist auch in der Inventur der Ratsapotheke zu Braunschweig vom 
Jahre 1518 verzeichnet*). Ryff 7 ) und Gesner 8 ) destillierten 
Mastix mit Wein. In Apothekertaxen ist Mastixöl zuerst in der 
von Berlin vom Jahre 1574, in Arzneibüchern in der Pharma- 
copoea Augustana vom Jahre 1580 und im Dispensatorium 
Nor/cum vom Jahre 1589 aufgeführt worden. Später kam das 
Öl nahezu ganz außer Gebrauch. Neuerdings wird es in der 
Türkei zur Herstellung eines Likörs verwendet. 

Gurjunbalsamöl. 

In Indien war Gurjunbalsam schon seit langer Zeit in 
Gebrauch. In Europa wurde die Aufmerksamkeit auf den Gurjun- 
balsam im Jahre 1811 durch Franklin 9 ) und im Jahre 1813 durch 



l ) W. Heyd, Geschichte des Levantehandels im Mittelalter. 1879. Bd. 2, 
S. 617. 

a ) Geographie d'Edrisi, traduite par AmädSe Jaubert 1836. Tom. 2, 
p. 27. — Meyer, Geschichte der Botanik. 1856. Bd. 3, S. 299. 

•) Guerard, Polyptique de Pabb6 Irminon. Paris 1844. Tom. 2, p. 336. 
— Pfeiffer, Zwei deutsche Arzneibücher aus dem 12. und 13. Jahrhundert. 
Im Sitzungsberichte der kaiseri. Akademie der Wissensch. zu Wien. 42 (1863), 
110—162. (Haeser, Geschichte der Medizin 1875. Bd. 3, S. 663). 

*) Über die Geschichte des Mastix siehe auch: Dr. H. Banning, „Die 
wirtschaftliche Bedeutung der Pistazienbäume in, der Türkei", Aren. f. Wirt- 
schaftsforschung im Orient 1917, Heft 3/4. 

s ) Saladini Compendium aromatariorum. Venetii 1488. Index. 

6 ) Flückiger, Pharmakognosie. 1891, S. 119. 

') Gualtherius Ryff, New gross Destillirbuch. 1345, fol. 181. 

8 ) Euonymi Philiatri Ein köstlicher theurer Schatz. 1550, p. 237. 

") Franklin, Tracts on the dominions of Ava. London 1811, p. 26. 



Geschichte einzelner ätherischer Ole. 175 

Wm. Ainslie 1 ) gelenkt, indessen wurde seine Herkunft und Ge- 
winnungsweise erst um das Jahr 1827 durch Wm. Roxburgh 8 ) 
genau beschrieben. Die dem Copaivabalsam ähnliche Wirkung 
des Gurjunbalsams war in Indien schon seit dem Jahre 1812 
durch den Arzt O'Shaughnessy 3 ) bekannt geworden. Auch 
gewann der Balsam in Indien einen bedeutenden Ruf als Mittel 
gegen Lepra (Aussatz) und später in England in der Derma- 
tologie*). 

Ladanumol. 

Das schon im Altertum 8 ) als Raucher- und Einbalsamierungs- 
mittel gebrauchte Ladanumharz ist ein Exsudat der in Klein- 
asien, auf Kreta, Cypern und einigen anderen Inseln an der Küste 
Kleinasiens einheimischen Sträucher Cistus creticus L., Cistas 
ladaniferus L. (Familie der Cistaceae) und anderer. Es war bis 
zum Anfange des vorigen Jahrhunderts eine ihres Wohlgeruches 
halber geschätzte, offizineile Droge und ist neben den seit alters 
bekannten Spezereien Storax, Myrrhe und Weihrauch in der 
Literatur oft erwähnt 6 ) und mehrfach, besonders in den Bibel- 
übersetzungen mit Galbanum verwechselt worden 7 ). Nachdem 
es zeitweilig außer Gebrauch gekommen war, wird es neuerdings 
wieder mit Vorliebe in der feinen Parfümerie verwendet. 

Das anfangs mit Wein oder Weingeist (aqua vitae) destil- 
lierte Ladanumol war schon Walter Ryff s ), Conrad Gesner«), 



*) Wm. Ainslie, Materia medica of Hindoostan. Madras 1813, p. 186. 

*> Roxburgh, Planta of the coast of Coromande/ 1828. Vol. 3, p. 10 
und tab. 113. 

*> Bengal Dispensatory, Calcutta. 1842, p. 22. 

*) Pharmaceutical Journal III. 5 (1875), 729. 

B ) Herodoti liistoriarum libri novem. Üb. III, 107, 112. 

°) Plinii Naturalis historiae libri. Lib. XII, cap. 37 und 44. — Dios- 
coridis De materia medica libri quinque. Lib. I, cap. 23. Edit. Kühn- 
Sprengel 1829, S. 120. — Doüet d'Arcq, Comptes de l'Argenterie des 
rois de France. 1851, p. 19. — Heyd, Geschichte des Levantehandels im 
Mittelalter. 1879. Bd. 2, S. 614. — Schrader, Monatsberichte der Berliner 
Akademie der Wissenschaften 1881, 413. — Thiselton Dyer, Pharmaceutical 
Journal III. 15 (1884), 301 und 16 (1885), 386 und 779. 

') W. Smith, Dictionary of the Bible. London. Vol. 2 (1863), p. 450. — 
Rosenmüller, Handbuch der biblischen Altertumskunde. Bd. 4 (1830), S. 156. 

8 ) Gualtheri Ryff, New gross Destillirbuch. 1545, fol. 179. 

*) Euonymi Philiatri Ein köstlicher theurer Schatz. 1555, p. 237. 



176 Geschichtliche Einleitung. 

Hierdnymus Rubeus 1 ) und Porta 3 ) bekannt. Es wurde in 
Arzneibüchern zuerst in das Dispensatorium Nor/cum vom Jahre 
1589 und in die Pharm acopoea Augustana vom Jahre 1613 
aufgenommen. 

WeiOzimtöl. 

Die Weißzimtrinde von Canella alba Murray wurde anfangs, 
als sie mit anderen Drogen aus der neuen Welt nach Europa 
gebracht wurde, für eine Zimtrindenart gehalten, später aber mit 
anderen arzneilich gebrauchten Rinden verwechselt, so besonders 
mit der Wintersrinde von Drimys Winter/ Forst. Clusius*) 
in Leyden beschrieb die Canellarinde im Jahre 1605, Dale 4 ) er- 
wähnte im Jahre 1690 ihre Verwechslung mit der Wintersrinde, 
und Pomet ) verwechselte im Jahre 1694 die Canellarinde mit 
der von Cinnamödendron corticosum Miers ) von St. Thomas, 
die später mehrmals für Wintersrinde gehalten worden ist, so 
noch auf der Pariser Ausstellung im Jahre 1855. 

Das ätherische Öl der Canellarinde wurde wahrscheinlich 
zuerst im Jahre 1707 von Sloane in England und dann im 
Jahre 1820 von Henry') destilliert, scheint indessen keine 
Anwendung gefunden zu haben. Es wurde von Meyer und 
von Reiche 8 ) im Jahre 1843, später von Bruun") und von 
Williams 10 ) untersuch L 



*) Hieronymi Rubei Ravennatis De desti/latJone über, in quo stillati- 
tiorum liquorum, qui ad medicinam faciuntur, methodus a.c vires explicantur. 
Basiliae 158t. Cap. 5, fol. 146. 

a ) Portae Magiae naturalis iibri viginti. 1564, 387. 

a ) Caroli Clusli Exoticomm libri decem. Antverpiae 1605, p. 78. 

*) Dale, Pharmacoiogia seu manuductio ad M&teriam medicam. London 
1693, p. 432. 

s ) Pierre Pomet, Jiistoire gSnSraJe des Drogues. Paris 1694. Tom. 1, 
p. 130. 

a ) Aonals and Magazine of Natural History, May 1858. — Miers, Con- 
tributions to Botany. Vol. 1, p. 121. — Grisebach, Flora of the British 
West Indian Islands. Vol. 1, p. 109. 

7 ) Tromtnsdorffs Taschenbuch f. Chemiker und Pharmazeuten 24 (1821), 
101. — Berlin. Jahrbuch d. Pharm. 24 (1821), I. 166. 

8 ) Liebigs Annalen 47 (1843), 224. 

u ) Proceed. Wisc. Pharm. Assoc. 1898, 36. 
10 ) Pharm. Rundschau (Neuyork) 12 (1894), 183. 



Geschichte einzelner ätherischer Ole. J77 

Nelkenöl. 

Die Nelken gehören mit dem Zimt, der Muskatnuß und dem 
Pfeffer zu den am längsten bekannten Gewürzen 1 ) und sind als 
solche in der chinesischen, der indischen und der Sanskrit- 
Literatur erwähnt worden 2 ), sonderbarerweise aber nicht in der 
ägyptischen und hebräischen. In der europäischen Literatur 
scheinen sie zuerst in der römischen genannt worden zu sein 8 ). 

Unter den Geschenken, die der römische Kaiser Con- 
stantin um das Jahr 315 an den Bischof Silvester sandte, 
befanden sich unter anderen Gewürzen auch „Cariophylaef ri ) 
und in der um das Jahr 545 verfaßten Christiana topographia 
des Kosmas Indiopleustes werden Nelken als aus China und 
Ceylon kommende Ware aufgeführt ). 

Der um dieselbe Zeit lebende römische Arzt Alexander 
Trallianus 8 ) benutzte die damals in Rom vielgebrauchten Nelken 
auch als Arzneimittel, und der ein Jahrhundert später lebende 
griechische Arzt Paulus Aeginatas beschrieb sie als Gewürz 
und Arzneimittel'). Dies ist im weiteren aus der Literatur des 
8., 9. und 1 0. Jahrhunderts ersichtlich 5 ), nur bestand im Abend- 



') Vgl. auch: C/oves, A note on their history and distribution. Perfum. 
Record 7 (1916), 20. 

») Heyd, Geschichte des Levantehandels im Mittelalter. 1879. Bd. 1, S.90 
und 99; Bd. 2, S. 593. — Schumann, Beiträge zur Kenntnis der Etymologie 
und Geschichte der Gewürznelke. Jahrbuch des botanischen Gartens und 
Museums in Berlin. Bd. 3 (1881—1884), S. 119—140. 

s ) Plinäi Naturalis historiae libri. Liber XII, cap. 15. „Est etiam nunc 
in India piperis grani simile quod vocatur garyophyllon, grandius fragil iusque. 
Tradunt in Indico Iuco id gigni. Advehitur odoris gratia." 

*) Liber pontifica/is, seu de gestis Romanorum Pontificum. Romae 1724. 
Vol. 1, p. 94. — Editio Duchesne. Paris 1886. Vol. 1, p. 177. 

B ) Christiana topographia. Editio Migne, Patroiogiae cursus completus. 
Series Graeca 1850. Bd. 88, S. 446. 

6 ) Alexandri Tralliani Opera. Editio Puschmann. Bd. 1, S. 430 und 
613; Bd. 2, S. 290 u. 545. 

*) „Caryophyllum quasi dicas nucifolium, ... ex India veluti flores 
cujusdam arboris festucacei et nigri sunt . . . odorati acres." Pauli Aeginati 
Opera, a Joanne Guintero Andernaco conversa. Lib. VII: De re medica, 
cap. 3, p. 299 b. — Compendii med/ci Septem. Editio Paris 1532. 

8 ) Benedictes Crispus, Poematicum medicum. Editio Migne, Patro- 
iogiae cursus. 1850, Vol. 89. — Pardessus, Diplomata, Chartae etc. Paris 
1849. Vol. 2, p. 309. — W. Heyd, Geschichte des Levantehandels. 1879. 
Bd. 1, S. 99. — Recaeii des historiens des croisades. Lois 1843, S. 173. 
Gildemeister, Die etherischen Ö1e. I. 12 



178 Geschichtliche Einleitung. 

lande für lange Zeit Unsicherheit über ihre Abstammung. Die 
Molukken und deren Produkte wurden erst besser bekannt nach 
der Eröffnung des direkten Seeweges durch die Portugiesen zu 
Ende des 15. Jahrhunderts und besonders durch die Reiseberichte 
von Ludowicio de Barthema von Bologna 1 ) und dem Gefährten 
Magellans, Pigafetta 2 ), welche beide die Nelkenbäume und 
die Einsammlung des Gewürzes, jener im Jahre 1504, dieser im 
Jahre 1521, aus eigner Anschauung schilderten. 

Vom Beginn des 16. bis zu dem des 17. Jahrhunderts lag 
der Nelkenhandel nahezu gänzlich in den Händen der Portu- 
giesen. Nach deren Vertreibung durch die Holländer im Jahre 
1605 versuchten diese ihn für sich zum Monopol zu machen. 
Zu diesem Zwecke zerstörten sie die Nelkenpflanzungen auf den 
Molukken mit Ausnahme der auf der Insel Amboina befind- 
lichen 8 ). 

Es gelang aber dem französischen Gouverneur der Inseln 
Bourbon und Mauritius, Poivre, im Jahre 1769 Nelken- und 
Muskatnußbäume von Amboina aus dorthin zu verpflanzen 4 ). 
Von dort aus gelangten solche 1793 auch nach französisch 
Guyana (Cayenne), Martinique, St. Vincent, Domingo und 
Trinidad und nahezu um dieselbe Zeit auch nach Zanzibar 5 ). 

Nach Europa scheinen Nelkenbäumchen als Zierpflanze zu 
Anfang des 16. Jahrhunderts nach Venedig gekommen zu sein ). 
Bei den hohen Preisen der Nelken kamen schon zu Anfang des 
15. Jahrhunderts die nach dem Abpflücken der Blüten abge- 



*) W. Heyd, Geschichte des Levantehandels im Mittelalter. 1879. Bd. 2, 
S.296. 

ä ) R am u s i o , Raccolta delie navigationi et viaggi. Venetia 1 554, f ol. 404 b. 
Edit. Hakluyt Society, London 1874, p. 134. 

B ) Hasskarl, Neuer Schlüssel zu Rumpfs Herbarium amboinense. 1866. 
Vol. 2, S. 17. 

*) Tessier, Sur l'importation du giroflier des Moluques aux /s/es de 
France, de Bourbon et de SecbeHes, et de ces r'sfes ä Cayenne. Observa- 
tion sur /a physique. Paris. Juillet 1779. 

s ) Las Co/onias espafio/es, /slas Pilipinas. Madrid 1880, S. 72 u. 122. 
— Guillain, Documenta sur I'histoire, ia g6ogmpbie et /e commerce de 
PAfrique orienta/e. Paris 1856. Tom. 3, p. 318. — Annales de Chim. et Phys. 
I. 7 (1790), 1—21. 

°) Conrad Geisner, Horti Germaniae. 1562, fol. 288. 



Geschichte einzelner ätherischer Öle. 179 

schnittenen aromatischen Blütenstiele in den Handel 1 ); diese 
scheinen aber hauptsächlich zur Verfälschung des Nelkenpulvers 
gedient zu haben 2 ), indessen erwähnt Porta in seinen Schriften 
auch ein aus Nelkenstielen destilliertes Öl 3 ). 

Das Nelkenöl scheint zuerst im 15. Jahrhundert destilliert 
worden zu sein, wahrscheinlich aber, wie andere Gewürzöle, mit 
Wein oder unter Zusatz von Weingeist. Diese Destillationsweise 
wurde von Walter Ryff 4 ), von Conrad Gesner 3 ) und von Adam 
Lonicer 6 ) und anderen beschrieben. Gesner erwähnt auch die 
Destillation des Öles „per descensum" 1 ). Das reine Öl wurde 
aber bald darauf von Valerius Cordus 8 ), von Winther von 
Andernach 9 ) und von Porta 10 ) destilliert. In der ersten Aus- 
gabe der Pharmacopoeia Augustana vom Jahre 1564 wird 
Nelkenöl bei der Aufzählung der „Olea aromatica" erwähnt. 
Im Dispensatorium Nor/cum fand es erst in der Ausgabe vom 
Jahre 1589 Aufnahme. In Apothekertaxen wurde es zuerst in der 
der Stadt Berlin vom Jahre 1574 angeführt 11 ). 

*) Pegolotti, Della decima e delle aJtre gravezze imposte dal comune 
di Firenze. 1766. Vol. 3, p. 98. — Luciano Banchi, / porti della maremma 
Senese durante la republica. Archivio storico italiano. XII. parte 2 (1880), 
p. 90. — Bonaini, Statut/ inediti della cittä di Pisa. Firenze 1857. Vol. 3, 
p. 106. — Henschel, Janus. Breslau 1846. Bd. 1, S. 40. 

4 ) Baader, Nürnberger Polizeiverordnungen aus dem 13. bis 15. Jahr- 
hundert. 1861, S. 19 und 139. — Flückiger, Zur älteren Geschichte der 
Pharmazie in Bern. Schaffhausen 1862, S. 21. 

3 ) Baptistae Portae Magiae naturalis libri viginti. Lider de destillati- 
one. Edit. Romae. 1608, p. 75. 

*) Gualtherus Fyff, New gross Destillirbuch. 1545, fol. 88. 

•) Euonymi Philiatri Köstlicher theurer Schatz. Zürich 1555, p. 227, 
232. Editio 1557, p. 288. 

e ) Adami Loniceri Kräuterbuch und künstliche Conterfeyungen. Editio 
Peter Uffenbach. 1551, S. 546. 

') Euonymi Philiatri Köstlicher theurer Schatz. Editio 1557, p. 288. 

s ) Val. Cordus, De artificiosis extractionibus über. Argentorati 1561, 
p. 266. 

8 ) Guintheri Andernaci Liber de veteri et nova medicina. Basiliae 
1571, fol. 630—635. 

10 ) Jo. Baptistae Portae Magiae naturalis libri viginti. Liber de destii- 
latione. Antverpiae 1567, p. 184 u. 379. 

") Estimatio materiae medicae utriusque genus . . . in gratiam et usum 
publicum civitatum Marchiae Brandenburgensis. Autore Matthaeo Flacco. 
Berolini anno 1574. 

12* 



180 Geschichtliche Einleitung. 

Die Ausbeute der Nelken an destilliertem Öl bestimmten 
Boerhave x ); Friedr. Hoffmann 2 ), Caspar Neumann 8 ) und 
H. Trommsdorff*). Boerhave machte darauf aufmerksam, 
daß bei der Destillation wesentlich deshalb verschiedene Aus- 
beuten erhalten würden, weil die Nelken manchmal durch aus- 
destillierte und wieder getrocknete Nelken verfälscht seien 6 ). 

Bonastre 8 ) erkannte im Jahre 1827 die saure Natur des 
Nelkenöls und untersuchte die mit Alkalien entstehenden salz- 
artigen Verbindungen des Eugenols. Ettling und Lieb ig 7 ) 
wiesen zuerst darauf hin, daß neben der „Nelkensäure" noch 
ein indifferenter Körper im Öle enthalten sei. An den älteren 
Untersuchungen, die sich meist nur auf das Eugenol erstreckten, 
beteiligten sich hauptsächlich Dumas (1833) 8 ), Böckmann 
(1838)°), Calvi (1856) X0 ), Brüning (1857)"), Williams (1858) 12 ), 
Hlasiwetzund Grabowski (1866) 18 ) und Erlenmeyer (1866) u ). 

Cajeputöl. 

Das Cajeputöl scheint erst zur Zeit der Besitznahme der 
Molukken durch die Holländer zu Anfang des 17. Jahrhunderts 
nach Europa gelangt zu sein. Die ersten genauen Nachrichten 
über die Herkunft dieses Öles wurden durch den in Amboina 



*) Hermannus Boerhave, Elementa. chemiae, quae anniversario labore 
docuit in publicis privatisgue scholis. 1732. Vol. 2, p. 114. 

a ) Frederici Hoff mann ii Observationum physico-chetnicarum sefectio- 
rum. Y122. Vol. 1, p. 11. — De c&ryophyllis aromaticis. Halae 1701. 

3 ) Caspar Neumann, Chymia medica dogmatico-experimentalis. Editio 
Kessel. 1749. 

4 ) Trommsdorffs Journ. der Pharm. 23 II (1814), 23. 

6 ) Pfaff, System der Materia medica. 6 (1821), 433. 

") Journ. de Pharm. II. 13 (1827), 464 u. 513; Poggendorffs Annalen 10 
(1827), 609 u. 611. 

') Liebigs Annalen 9 (1834), 68. 

s ) Ann. de Chim. et de Phys. II. 53 (1833), 165. — Liebigs Annalen 9 
(1834), 68. 

e ) Liebigs Annalen 27 (1833), 155. 
10 ) Ebenda 09 (1856), 242. 
") Ebenda 104 (1857), 202. 
") Ebenda 107 (1858), 238. 
ia ) Ebenda 139 (1866), 95. 
") Zeitschr. f. Chemie 9 (1866), 95. 



Geschichte einzelner ätherischer Öle. 181 

lebenden Pastor Valentyn 1 ) und durch den als angesehenen 
Kaufherrn ebendort ansässigen und im Jahre 1702 gestorbenen 
Georg Eberhard Rumpf von Hanau bekannt. Dieser war ein 
eifriger Pflanzensammler und Verfasser der ersten Flora der Insel 
Amboina 2 ). Nach Rumpfs Angabe 3 ) waren die Malayen und 
Javaner lange vor der Besitznahme der Molukken, der Banda- 
und der Sundainseln mit dem Cajeputöl bekannt und brauchten 
es als schweißtreibendes Mittel. In Europa scheint das Öl an- 
fangs keine Verwendung gefunden zu haben. Die ersten Angaben 
über eine solche stammen von einem Arzte J. M. Lochner in 
Nürnberg und dem Apotheker Joh. Heinr. Link in Leipzig. Der 
erstere erwähnte das Öl im Jahre 1717*), der letztere hatte es 
um dieselbe Zeit als Novität von einem aus Ostindien zurück- 
gekehrten Schiffsarzte gekauft ). Seitdem fand das Cajeputöl 
auch in Deutschland arzneiliche Benutzung, Einführung in Apo- 
theken 6 ) und Erwähnung in Apothekertaxen und Arzneibüchern. 
Es blieb indessen noch für längere Zeit selten und teuer 7 ), und 
erst um das Jahr 1730 scheinen größere Mengen des Öls über 
Amsterdam in den europäischen Handel gelangt zu sein 8 ). Es 
wurde in Deutschland zuerst Oleum Wittnebianum genannt nach 
einem Kaufmann E. H. Wittneben aus Wolfenbüttel, der viele 



*) VerhandJ. van der Geschiedenissen en Zaaken in Amboina. Vol. 3, 
p. 193. 

2 ) G. E. Rumphii Herbarium amboinense, plurimas complectens 
arbores frutices, herbas, p/antas terrestres et aquaticas, quae in Amboina 
et ad/acentibus reperiuntur insulis . . . (Het Amboinsche /(ruid boek). 
Dieses Werk wurde erst 40 Jahre nach dem Tode Rumpfs von dem 
Professor der Botanik Johann Burmann in Amsterdam in 6 Foliobänden 
mit 587 Tafeln vom Jahre 1741 — 1755 herausgegeben. Darin über Cajeputöl 
Bd. 2, S. 72. 

a ) Ebenda Bd. 2, Kap. 26. 

*) Academiae Natural. Curiosor. Ephemerides Centuri V, VI. Nürnberg 
1717, p. 157. 

*) Sammlung von Natur und Medizin, wie auch von Kunst- und Literatur- 
geschichten. Leipzig und Budissin. 1719, S. 257. 

a ) Flückiger, Dokumente zur Geschichte der Pharmazie. 1876, 
S. 88 u. 90. 

') Abraham Vater, Catalogus variorum exoticorum rarissimorum. Witten- 
bergae 1726. 

8 ) Schendus van der Beck, De Indiae rarioribus. Acta natural. Curiosor. 
Vol. 1. Appendix 1725, p. 123. 



182 Geschichtliche Einleitung. 

Jahre in Batavia gelebt und das Öl in deutschen Schriften als 
wertvolles Heilmittel empfohlen hatte 1 ). 

In Frankreich und England fand das Cajeputöl erst im An- 
fange des vorigen Jahrhunderts Anwendung. 

Die ersten näheren Angaben über die einfache Destillations- 
weise des Cajeputöls auf den Molukken stammen von dem fran- 
zösischen Reisenden Labillardiere 2 ), der die Insel Buru im 
Jahre 1792 besuchte. Die Benutzung kupferner Destillierblasen 
und Kühlrohre führte zu der fernerhin beibehaltenen Grünfärbung 
des Öles durch einen geringen Kupfergehalt. Die Ursache dieser 
Färbung wurde zuerst von den Apothekern Hellwig 3 ) in Stralsund 
im Jahre 1786, Joh. Friedr. Westrumb 4 ) in Hameln im Jahre 1788 
und Trommsdorff 6 ) in Erfurt im Jahre 1795 nachgewiesen 8 ). 

Eucalyptusöl. 

Das am längsten bekannte Eucalyptusöl ist das von Euca- 
lyptus piperita Sm. Es wurde 1788 von dem Wundarzt 
D. Considen 7 ) hergestellt, der über das Öl an Sir Josef Banks 
schrieb und gleichzeitig eine Probe davon einsandte. Dasselbe 
Öl wird 1790 von J. White 3 ) erwähnt. Im Jahre 1853 wurde 
von dem Botaniker Ferdinand von Müller ) der Regierung von 

*) Für diese Bezeichnung des Öles trug wesentlich bei die unrichtige 
Angabe in dem von I. C. Götz im Jahre 1731 in Nürnberg veröffentlichten 
„Commercium litterarium", in welchem Wittneben als Entdecker des Caje- 
putöles genannt wird. Dieser Irrtum wurde erst 20 Jahre später in der in 
Kote 4 auf Seite 178 erwähnten Dissertation Martinis berichtigt. 

3 ) Travels in the East Indian Archipelago. London 1868, p. 282. 

3 ) Crells Chem. Annalen 1786 H, 141. 

*) Joh. F. Westrumb, Kleine physikalisch -chemische Abhandlungen 
Leipzig 1788. Bd. 2, Heft 1. 

B ) Trommsdorffs Journ. der Pharm, 2 I. (1795), 115. 

*) Einige frühere Arbeiten über das Cajeputöl sind: D. Martini, D/sser- 
tatio epistolaris, qua. de oleo Wittnebiano seit /(a/epeit ejusque saiuberrimis 
effectibus exponit. Guelpherb. 1751. — Joh. Fr. Cartheuser, De oleo ca/e- 
puti. Dissertatio physico-chemica. Erfurt 1754. 

') Maiden, Chemlst and Druggist 66 (1905), 220. — Bericht von 
Schimmel § Co. April 1905, 28. 

*) Journal of a Voyage to New South Wales by John White. Surgeon- 
General to tiie Sett/ement, published 1790. 

*) Ferd. v. Müller, Eucalyptographia. Melbourne 1879. — Ferd. 
v. Müller, Select Extra-Tropical P/ants. IX. Edit. Melbourne 1895, p. 184. 



Geschichte einzelner ätherischer Öle. 183 

Victoria die Destillation der Blätter der Eucalypten empfohlen. 
Bosisto 1 ), der Destillationsversuche mit getrockneten Blättern 
in London gemacht hatte, setzte die erste Fabrik in Australien 
im Jahre 1854 in Betrieb 2 ) und ist deshalb als der Begründer 
dieser jetzt so umfangreichen Industrie anzusehen. 

In den deutschen Handel kam australisches Eucalyptusöl, 
ohne botanische Herkunftsbezeichnung, um das Jahr 1866. Es 
dürfte wohl größtenteils das Destillat von Eucalyptus amygdattna 
gewesen sein. 

Eucalyptus globulus war im Jahre 1792 von Labillardiere 
auf Tasmania entdeckt und im Jahre 1856 durch Ramel in Europa 
eingeführt worden 3 ). Das Öl dieser Spezies wurde im Großen 
zuerst in Südfrankreich, Algier und Kalifornien gewonnen und 
bildet erst seit Anfang der achtziger Jahre einen regelmäßigen 
Handelsartikel. 

Corianderöl. 

Die nahezu in allen Klimaten kultivierte Corianderpflanze, 
Coriandrum sativum L., war schon in der vorchristlichen Zeit 
als Küchengewürz in Gebrauch 4 ). Als solches ist die Coriander- 
frucht in Sanskritschriften, in der Bibel 5 ) und in späteren römi- 
schen Schriften mehrfach erwähnt worden 6 ). Auch sind Coriander- 
früchte in altägyptischen Grabdenkmälern aus dem 10. vorchrist- 
lichen Jahrhundert unter Opfergaben aufgefunden worden 7 ). 



l ) Bosisto, Transact. Royal Soc. Victoria 1861—64. 

"-) Bericht von Schimmel & Co. Oktober 1886, 13. 

3 ) Bentley, On the characters, properties and uses of Eucalyptus 
Globulus. London 1854. — Sawer, Odorographia. London 1894. Vol. 2, p. 241. 

*) Prosper Alpinus, De plantis Aegypti l/'ber. Venetii 1591. Cap.42,p.6t. 

s ) 2. Mosis Kap. 16, V. 31. — 4. Mosis Kap. 11, V. 7. 

e ) Theophrasti Opera quae supersunt omnia. Historia plantarum. 
Lib. 6. 4. Editio Wimmer. 1866, p. 117. — Dioscoridis De materia me- 
dica libri quinque. Editio Kühn-Sprengel 1829, p. 410. — Plinii Natu- 
ralis historiae. Lib. XIX, 35 und XX, 82. Editio Littre. Vol. 1, p. 729 und 
Vol. 2, p. 33. — Catonis De re rustica Libri XII, cap. 119 u. 157. Edit Nisard, 
p. 34 u. 54. — Columellae De re rustica. cap. 10 u. 11. Editio Nisard, 
p. 414, 442. — Palladii De re rustica. Lib. III, 24. Lib. IV, 9. Editio Nisard, 
p. 567 u. 583. 

') G. Schweinfurth, in Berichte der deutsch, botan. Gesellschaft. 2 
(1884), 359. 



184 Geschichtliche Einleitung. 

Unter den von Karl dem Großen 1 ) zum Anbau empfohlenen 
Nutzpflanzen ist auch Coriander erwähnt, scheint aber, wie bei 
den Arabern, so bei den Deutschen im Mittelalter nur wenig 
berücksichtigt worden zu sein. Die Frucht findet erst in den 
Arznei- 2 ) und Destillierbüchern des 16. Jahrhunderts wieder Er- 
wähnung, obwohl sie als Küchengewürz hin und wieder ge- 
braucht wurde 3 ). 

Das destillierte Corianderöl scheint zuerst im 1 6. Jahrhundert 
von Porta unter der damals üblichen Anfeuchtung der Früchte 
mit „aqua vitae" gewonnen worden zu sein*). Es ist in der 
Taxe der Stadt Berlin vom Jahre 1574 und in der Ausgabe des 
Dispensatorium Noricum vom Jahre 1589 aufgeführt worden. 

Das Corianderöl wurde im Jahre 1785 von Hasse 6 ), im 
Jahre 1835 von Trommsdorff 8 ), im Jahre 1852 von A. Kawalier 7 ) 
im Jahre 1881 von B. Grosser 8 ) untersucht. Wirkliche Auf- 
klärung über seine Zusammensetzung brachten erst die Arbeiten 
von Semmler (1891) und von Barbier (1893). 

Cuminöl. 

Der aus dem Orient stammende römische oder Mutter- 
Kümmel, von Cuminum cyminum L., ist neben dem gemeinen 
Kümmel als Gewürz im Altertum gebraucht worden. Beide sind 
unter sich, sowie mit dem Samen des Schwarzkümmels, Nigella, 
in der Literatur und in Übersetzungen, so auch in der der Bibel, 
oftmals verwechselt worden 8 ). Nach Angabe im Papyrus Ebers 
sollen Cumin- und Kümmelfrüchte in ägyptischen Gräbern ge- 



*) Siehe Note 10, Seite 145. 

a ) K. Regel, Das mittelhochdeutsche Gothaer Arzneibuch. 1873, S. 13. 

a ) Hirsch, Danzigs Handels- und Gewerbe-Geschichte. Leipzig 1858, 
S. 243. 

*) Jo. Bapt Portae Magiae naturalis Iibri viginti. Lib. X. „De de- 
sü'JJatione". Romae 1608, p. 379. 

5 ) Crells Chemische Annalen 1785 I, 422. 

8 ) Arch. der Pharm. 52 (1835), 114. 

7 ) Liebigs Annalen 84= (1852), 351; Journ. für prakt. Chem. 58 (1853), 226. 

8 ) Bert. Berichte 14 (1881), 2485. 

9 ) Jcsaias Kap. 28, V. 25—27. — Rosenmüller, Handbuch der biblischen 
Altertumskunde. Leipzig 1830. Bd. 4, S. 100. — Plinii Naturalis historiae 
libri. Lib. 19, cap. 8. 



Geschichte einzelner ätherischer Ole. 185 

funden worden sein. Öioscorides 1 ) beschreibt beide. In Spanien 
wurden Cumin und Kümmel von den Arabern im 12. Jahrhundert 
angebaut 8 ), und die Früchte sind gemeinschaftlich in Marktver- 
ordnungen der flandrischen Stadt Brügge vom Jahre 1304 3 ) und 
der Stadt Danzig im Anfange des 15. Jahrhunderts*) genannt. 
Im Jahre 716 wurde Cuminsamen unter den an das normannische 
Kloster Corbie 8 ) zu entrichtenden Tributgegenständen erwähnt. 
Der Geograph Edrisi erwähnte zu Anfang des 13. Jahrhunderts 
beide Früchte als Produkte von Marokko und Algier*). In Eng- 
land wurden beide zu Ende des 13. Jahrhunderts 7 ) und in 
Deutschland im 15. Jahrhundert gebraucht 8 ). 

Das ätherische CuminÖl ist in den Taxen von Berlin vom 
Jahre 1574 und von Frankfurt vom Jahre 1582 und in der Ausgabe 
des Dispensatorium Nor/cum vom Jahre 1589 aufgeführt worden. 

Petersiliensamenol. 

Petersilie war schon beim Beginn der christlichen Zeit- 
rechnung als Küchengewürz und vielleicht auch als Heilmittel 
bekannt 9 ). Zu ersterem Zwecjke wurde die Pflanze im Capitulare 



x ) Dtoscoridis De materia medica Hbri quinque. Editio Kßhn- 
Sprengel 1829. Vol. 1, 407. 

a ) Ibn-al-Awam, Livre d'agriculture, tradtrit par Clement-Mullet. 
1864. Vol. 2, p. 242 und 244. 

s ) Warnkönig, Histoire de 1a Flandre. 1836. Vol. 2, p. 512 und Vol. 4, 
p. 449. 

*) Hirsch, Danzigs Handels- und Gewerbsgeschichte. Leipzig 1858, 
S. 243. 

B ) Pardessus, Diplomata Chartas etc. Paris 1849, p. 307. 

a ) Edrisi, Description de l'Atrique et de l'Espagne, traduit parDozy 
et De Goeje. Leyde 1866, p. 75, 97, 150. 

') Rogers, fffstory of Agriculture and Prices in Engiand. 1876. Vol. 1, 
p. 631 and Vol. 2, p. 543 — 547. — Riley, Monumenta Quildhalli Londoniensis. 
1859, p. 324. 

8 ) Thomas, Fontego de/ Tedeschi in Venezfa. 1874, p. 252. 

*) Di o sco ri di s De materia medica Hbri quinque. Edit. Kühn-Spr engel. 
1829. Vol. 1, p. 413. — Pltnii Naturalis historiae Hbri. Lib. XX, cap. 47. 
Editio Littre\ Vol. 2, p. 18. — Apicius Caelius, in Meyers Geschichte 
der Botanik. Bd. 2, S. 242- — Dierbach, Flora Apiciana. 1831, S. 52. — 
Mach Tschirch, Pharmakognosie, Bd. IL S.1259, entsprach das „Petroselinon" 
von Plänius und Dioscorides wahrscheinlich nicht unsrer Petersilie. 



186 Geschichtliche Einleitung. 

Karls des Großen vom Jahre 812 1 ), und zu letzterem von der 
Äbtissin Hildegard 2 ) im Anfang des 12. Jahrhunderts empfohlen. 

Das destillierte Petersilienwasser war während der Zeit der 
„gebrannten Wässer" ein Heil- und Hausmittel und ist in den 
Destillierbüchern des 15. und 16. Jahrhunderts vielfach beschrieben 
worden 3 ). 

Das destillierte Petersilienöl scheint erst um die Mitte des 
16. Jahrhunderts in Gebrauch gekommen zu sein. Es ist im Dis- 
pensatorium Noricum in der Ausgabe vom Jahre 1589 aufgeführt. 

Das in dem Öle enthaltene, bei niedriger Temperatur kri- 
stallisierende Apiol ist schon im Jahre 1715 von dem Apotheker 
Heinrich Christian Link in Leipzig*) und im Jahre 1745 von 
A. Fr. Walther beobachtet worden 5 ). 

Das Öl aus dem frischen Kraute und den Früchten wurde 
im Jahre 1754 von Pabitzky 8 ) dargestellt. Ferner wurden das 
Öl und die daraus abgeschiedenen Kristalle von Dehne 7 ), Bolle s ) 
und Bley*) erwähnt. Die erste Elementaranalyse des „Peter- 
siliencamphers" ist von Blanchet und Seil 10 ), seine weitere 
Untersuchung von Löwig und Weidmann 11 ) ausgeführt worden. 

Kümmelöl. 

Die in Europa und Asien kultivierte Kümmelpflanze, Carum 
carvi L., ist mit den ihr nahestehenden, als Küchengewürz 
dienenden Doldenpflanzen schon im Altertum gebaut und ge- 

*) Capitulare de villis et cort/s imperialibus. Anno 812. Erläutert von 
A. Thaer in Fühlings Landwirtschaftlicher Zeitung. Berlin 1878, 241—260. 

-) Hildegardis Abbatfssae Subtililatum diversarum natu ramm 
creaturarum libri novem. Editio Migne. Patrologiae cursus completus. 
Paris 1855, p. 1158. 

s ) Hieronymus Brunschwig, Liber de arte desti/Iandi. 1500, fol. 87. 

*) Sammlung von Natur und Medicin, wie auch von Kunst- und Literatur- 
geschichten. Leipzig und Budissin. 1716. 

°) A. Fr. Walther, De o/efs vegetabilium essentfa/fbus. Dissertatio. 
Leipzig 1745, p. 17. 

°) Braunschweiger Anzeiger 1764, 1205. 

') Crells chemisches Journal 1778, I. 40. 

s ) Arch. der Pharm. 29 (1829), 168. 

°) Trommsdorffs Neues Journ. der Pharm. 14 IL (1827), 134. 
") Liebigs Annalen 6 (1833), 301. 
») Liebigs Annalen 32 (1839), 283. 



Geschichte einzelner ätherischer Öle. 187 

braucht worden 1 ). Sie ist, mit diesen gemeinsam oder auch in 
Verwechslung mit der einen oder anderen in der alten Literatur 2 ) 
vielfach genannt worden,- ebenso in den mittelalterlichen Arznei- 
und Destillierbüchern. Im Anfang des 12. Jahrhunderts wurde 
Kümmel von den Arabern in Marokko 8 ) und in Spanien gebaut*). 
Um dieselbe Zeit pries die Äbtissin Hildegard 5 ) den Kümmel 
unter den Heilmitteln, und er wurde als solches in den deutschen 
Arzneibüchern des 12. und 13. Jahrhunderts aufgeführt 8 ). In 
England war die Pflanze im 13. Jahrhundert gebaut und als 
Küchengewürz in Gebrauch 7 ). 

In städtischen Spezereitaxen wird Kümmel zuerst in der der 
Stadt Brügge 8 ) im Jahre 1304 genannt und in der Mitte des 
15. Jahrhunderts in der der Stadt Danzig 9 ). 

Das destillierte Kümmelöl ist zuerst in den Taxen von Berlin 
vom Jahre 1574 und von Frankfurt vom Jahre 1589, sowie im 
Dispensatorium Noricum vom Jahre 1589 erwähnt worden. 



*) Siehe auch Cuminöl auf Seite 184. Plinii Naturalis historiae libri. 
Lib. XIX, cap. 8. „Condimentorum omnium stomachi fastidiis cummum ami- 
cissimum." — Tschirch sagt in seinem Handbuch der Pharmakognosie 
Bd. II, S. 1098: „es ist zweifelhaft, ob das careum des Plinius unser Kümmel 
war, da in Karien kein Kümmel wächst, ebensowenig wie in Griechenland". 

2 ) Jesaias Kap. 28, V. 25 u. 27. — Evang. Matthäi Kap. 23, V. 23. — 
Dioscoridis De materia medica libri quinque. Editio Kühn-Sprengel. 
1829. Vol. 1, p. 406. — Plinii Naturalis historiae libri. Lib. XIX, 49. 
Edit. Littre. Vol. 1, p. 736. — Palladii De re rustica. Lib. XII, p. 51. — 
Editio Nisard, Les agronomes latins. Paris 1877, p. 486. 

3 ) Edrisi, Description de l'Afrique et de l'Espagne. Texte arabe avec 
une traduction, par Dozy et De Goeje. Leyde 1866, p. 75, 97, 150. 

*) Ibn-el-Baitar, Djämi el-mufnd&t (Sammlung der Rohstoffe). Über- 
setztvon Sontheimer. 1840. Bd.2, S.368. — Leclercs Uebersetzung. Vol.3, 
S. 164, 197, 198. — Ibn-al-Awam, Livre d'agricuJture, traduit par Clement- 
Mull et 1864. Vol. 2, p. 242 u. 244. 

s ) Hildegardis Abbatissae Subtilitatum diversarum naturarum crea- 
turarum libri novem. Editio Migne. 1855, p. 1158. 

a ) Pfeiffer, Zwei deutsche Arzneibücher aus dem 12. u. 13. Jahrhundert. 
Sitzungsberichte der kais. Akad. der Wissenschaften in Wien. 1863, S. 14. 
(Häser, Geschichte der Medizin. 1875. Bd. 1, S. 663.) 

7 ) Meddygon Myddfai. Pubhshed at Llandovery. 1861, p. 158, 354. — 
Rogers, History of Agriculture and Prices in England. 1876. Vol. 1, p. 631 
und Vol. 2, p. 543—547. 

*) Warnkönig, Histoire de la Flandre. 1 836. Vol. 2, p. 512 und Vol. 4, p. 449. 

s ) Hirsch, Danzigs Handels- und Gewerbegeschichte. Leipzig 1858, S. 243. 



188 Geschichtliche Einleitung. 

Ajowanöl. 

Ajowan 1 ) scheint zuerst im Jahre 1549 nach Europa ge- 
bracht worden zu sein 3 ). Im Jahre 1693 wurde er in London 
zu medizinischen Zwecken gebraucht 3 ). Im Jahre 1773 wird er 
von Percival 4 ) in England erwähnt. 

Anisöl. 

Anis gehört zu den schon im Altertum bekannten und ge- 
brauchten Gewürzpflanzen. Er ist in den Vedas und der Bibel 6 ) 
erwähnt. Den Anbau des Anis in Ägypten und auf Kreta be- 
kunden die Schriften desDioscorides, Columella und Plinius 6 ) 
und seinen arzneilichen Gebrauch zu derselben Zeit die Schriften 
des Scribonius Largus, Marcellus Empiricus und Alexander 
Trallianus. Palladius 7 ) gab im 4. Jahrhundert Anweisung für 
den Anbau der Anispflanze. Um das Jahr 970 lieferten Vorder- 
asien und die Küstenländer des Mittelmeeres 8 ) Anis und im 
12. Jahrhundert auch Spanien®). Karl der Große förderte 
durch sein Capitulare vom Jahre 812 den Anbau von Anis im 
Norden der Alpen 10 ). In London wurde Anis im Jahre 1305 
unter den zollpflichtigen Gewürzen aufgeführt 11 ), und im Anfang 



*) Flückiger and Hanbury, Pharmacographia. London 1879, p. 303. 

a ) Anguillara, SempJici Vinegia. 1561, p. 130. 

a ) S. Dale, Pharmacologia seit manuductio ad Mater! am medicam. 
London 1693, p. 211. 

4 ) Essays, Medical and Experimental IL (1773), p. 226. 

6 ) Evang. Matthäi Kap. 23, V. 23. (In den englischen Bibelübersetzungen 
ist Anis angegeben, während Luther Dill übersetzt hat. Vgl. S. 196, Note 9.) 

6 ) D i os coridisDe materiamedicalibriquinqae.fid'ilio Kühn -Sprenge 1. 
1829. Vol. 1, p. 405. — Columellae De re mstica in Nisards Les agro- 
nomes Jatins. Paris 1877. — Plinii Naturalis historiae libri. Lib. XX, 72—73. 

7 ) Palladii De re rustica libri XIV. Lib. III, 14 und lib. IV, 9. In 
Nisards Les agronomes latins. Paris 1877, p. 569 und 583. 

8 ) Codex Vindobonensis, sive Abn Mansur Mowafic (Alherri) tiera- 
tensis liber fundamentarum Pharmacoiogiae. Ed. F. R. Seligmann. Wien 
1859, p. 21. 

8 ) Ibn-al-Awam, Livre d'agricuiture, traduit par Clement-Mullet. 
1864. Vol. 2, p. 249. 

10 ) A. Thaer, Uebersetzung und Erläuterung des Capitulare. In Fühlings 
Landwirtschaftlicher Zeitung. Berlin, Aprilheft 1878, S. 241—260. 

") R. Thomson, Chronicles of London Bridge. 1827, p. 156. 



Geschichte einzelner ätherischer Öle. 189 

des 16. Jahrhunderts wurden Anis und Fenchel in England 
kultiviert 1 ). 

Das destillierte Anisöl war seines Erstarrungsvermögens wegen 
wohl schon so lange wahrgenommen worden, wie Anis zur Her- 
stellung des Aniswassers destilliert worden ist Die Destillation des 
Öles ist aber erst in den Schriften von Hieronymus Brunschwig 2 ), 
Ad. Lonicer 8 ), Walter Ryff*), Conrad Gesner 8 ), Hieronymus 
Rubeus 8 ) und Porta 7 ) beschrieben worden. Valerius Cordus 8 ) 
machte im Jahre 1540 auf die leichte Erstarrungsfähigkeit des 
Öles aufmerksam. Nahezu ein Jahrhundert später beschrieb Robert 
Boyle nochmals die „butterartige" Erstarrung des Anisöles®). 

In Arzneibüchern und Taxen ist Anisöl zuerst in der Phar- 
macopoea Augustana vom Jahre 1580, dem Dispensatorium 
Nor/cum vom Jahre 1589 und der Berliner Taxe von Matthaeus 
Flacco vom Jahre 1574 aufgeführt worden. 

Die ersten Untersuchungen des Anisöles unternahmen Th. de 
Saussure 10 ) im Jahre 1820, Dumas 11 ), sowie Blanchet und 
Seil 12 ) im Jahre 1833, A. Cahours 18 ) im Jahre 1841, A. Laurent 1 *) 
und Gerhardt 15 ) im Jahre 1842. Gerhardt nannte das Stea- 

*) Boorde, „Dyetary of heith." 1542. — Rßprinted for the Early 
English Text Society. London 1870, p. 284. 

ä ) Hieronymus Brun seh w ig, Liber de arte destillandi. De simplieibus. 
Anno 1500, fol. 45. 

3 ) Siehe S. 52. 

4 ) Gualtherus Ryff, New gross Destillierbuch. Frankfurt a. M. 1567, fol. 186. 
6 ) Euonymi Philiatri Ein köstlicher theurer Schatz. Zürich 1555, 

p. 227 und 301. 

e ) Hieronymi Rubei Über de destiliatione, in quo stillatitiomm liquo- 
rum, qui ad medicinam faciuntur, methodus ac vjres explicantur. Basiliae 
1581. Cap. 5, p. 113 und 143. 

? ) Giov. Bapt. Porta e Magiae naturalis Jibri viginti. Romae 1563, p. 379. 
8 ) Valerii Cordi De artificiosis extractionibus liber. Editio Gesner. 
Argentorati 1561, fol. 226. 

") R. Boyle, Historia fluiditatis. London 1661, p. 15. 
10 ) Annal. de Chim. et Phys. II. 13 (1820), 280 ; Schweiggers Journal für 
Chem. und Phys. 29 (1820), 165. 

") Liebigs Annalen 6 (1833), 245. 
") Ebenda 6 (1833), 287. 
") Ebenda 41 (1842), 56 und 56 (1845), 177. 
") Ebenda 44 (1842), 313. 

«) Ebenda 44 (1842), 318 und 48 (1843), 234. — Journ. f. prakfc Chetn. 86 
(1845), 267. 



190 Geschichtliche Einleitung. 

ropten des Anisöles Anethol und Cahours wies nochmals auf 
die schon früher von Blanchet 1 ) erkannte Identität der Stearop- 
tene des Anis- und Fenchelöles hin, 

Fenchelöl. 

Fenchel war schon den Chinesen, Indern und Ägyptern, 
wesentlich wohl als Küchengewürz, bekannt. In den Bibelüber- 
setzungen fehlt jede Erwähnung desselben, während die Pflanze 
in der römischen Literatur im Anfange der christlichen Zeit- 
rechnung 2 ) und in den Arznei- und Destillierbüchern des späteren 
"Mittelalters als Garten- und Arzneigewächs oft genannt worden 
ist 3 ). Zu jener Zeit scheint Fenchel mehr gebaut und gebraucht 
worden zu sein, als Anis. 

Das Fenchelöl ist wohl seit der Zeit der Darstellung der 
destillierten aromatischen Wässer bekannt. Im 16. Jahrhundert 
scheint es unter den Heilmitteln neben dem Fenchelwasser in 
Gebrauch gekommen zu sein; seine Bereitung wurde von 
Brunschwig*) und von Porta 8 ) beschrieben. In den Städte- 



l ) Liebigs Annalen 41 (1842), 74. 

a ) Theophrasti Eresii Opera quae supersunt ornnia. De causis plan- 
taren. Edit. Wimmer. Vol. VI, 10, 3, S. 16, 18, 99, 101, 310. — Dios- 
coridis De materia medica libri quinque. Ed. Kühn-Sprengel. 1829. 
Vol. 1, p. 406, 417. — Columella, De re rustica in Nisards Les agronomes 
latins. Paris 1877. üb. V, cap. 10, p. 303. — Plinii Naturalis historiae libri 
XXXVII. Lib. XX, 95, 96. Editio Littre - . Vol. 1, p- 334 und Vol. 11, p. 39. — 
Palladii De re rustica, Ed. Nisard, Les agronomes iatins. 1877. Lib. III. 
14, p. 568 und lib. XII. p. 486. 

3 ) Capitulare de vi/iis et cortis imperialibus Karls des Grossen vom 
Jahre 812. Übersetzt und erläutert von A. Thaer in Fühlings Landwirt- 
schaftlicher Zeitung. Aprilheft 1878, S. 241—260. — Walafridi Strabonis 
ffortulus. In Choulants Macer Floridus, De viribus herbarum. 1832, 
p. 148. — Ibn-al-Awam, Livre d'agricuJture, traduit par Cl 6m ent-Mull et. 
1864. — Ibn-Baitar, Sammlung der Rohstoffe. Editio L. Ledere, Trait6 
des Simples. Paris 1881. Vol. II, p. 164. — Hildegardis Abbatissae Sub- 
tilitatum diversarum naturarum creaturarum Libri novem, Editio Migne. 
1855, fol. 1154 und 1156. — Pfeiffer, Zwei deutsche Arzneibücher aus dem 
12. und 13. Jahrhundert. Sitzungsber. der kais. Akademie der Wissensch. in 
Wien 42 (1863), 142. (Häsers Geschichte der Medizin. 1875. Bd. 1, S. 663.) 

*) Hleronymus Brunschwig, Liber de arte destillaadi. De simplieibus. 
1500, fol. 47. 

*) Giov. Baptistae Portae De destillatione libri IX. Romae 1563, S. 379. 



Geschichte einzelner ätherischer Ole. 191 

taxen von Spezerei- und Arzneimitteln ist es zuerst in denen der 
Stadt Berlin vom Jahre 1574 und von Frankfurt a. M. vom Jahre 
1582 und in den Pharmakopoen in der Pharmacopoea Augustana 
vom Jahre 1570 und dem Dispensatorium Nor/cum vom Jahre 
1589 genannt worden. 

Frühere Untersuchungen des Fenchelöles sind ausgeführt 
worden im fahre 1779 von Heyer 1 ) in Braunschweig, im Jahre 
1792 von Gertinger 9 ) in Eperies in Ungarn und im Jahre 1793 
von Göttling in Jena und Giese in Dorpat. Weitere Beobach- 
tungen, die sich, wie die eben erwähnten, hauptsächlich auf das 
Anethol beziehen, sind von Buchner 8 ) und von Goebel gemacht 
worden. Blanchet und Seil 4 ) erkannten im Jahre 1833 die 
Identität der Stearoptene des Fenchelöles und des Anisöles, 
was Cahours 5 ) später bestätigte. Wallach untersuchte das 
Fenchon, den für Fenchelöl so charakteristischen Körper, der 
wegen seiner Ähnlichkeit mit Campher auch großes theoretisches 
Interesse erlangt hat. 

Liebstocköl. 

Als Küchengewürz und vielleicht auch für Heilzwecke wurde 
der Liebstock schon zur Zeit der Römer kultiviert und gebraucht e ). 
Sein Anbau diesseits der Alpen ist wohl wesentlich durch das 
Capitulare Karls des Großen vom Jahre 812 veranlaßt worden. 
Um dieselbe Zeit wurde die Pflanze unter den nutzbaren Garten- 
pflanzen von Walafried Strabo und Macer Floridus 7 ) gepriesen. 
Die mittelalterlichen deutschen Arzneibücher, von dem der Äb- 
tissin Hildegard aus dem 12. Jahrhundert an, erwähnen den 



*) Crells Chem. Journal 3 (1780), 102. 

2 ) Göttlings Almanach für Scheidekünstler und Apotheker 14 (1793), 149. 

3 ) Buchners Repert. f. die Pharm. 15 (1823), 163. 
*) Liebigs Annalen 6 (1833), 287. 

5 ) Liebigs Annalen 41 (1842), 74 und Journ. für prakt. Chem. 24 (1841), 359. 

6 ) Dioscoridis De materia med/'ca libri quinctue. Editio Kühn- 
Sprengel. 1829. Vol. 1, p. 400. — Columellae De re rustica Hbri XII. 
Lib. XII, 51. — Meyer, Geschichte der Botanik. 1855, Bd. 2, S. 74. 

') Walafridi Strabonis Hortulus. In Choulants: Macer Floridus, 
De viribus herbarum una cum Walafridi Strabonis, Othonis Cremonensis 
et Joannis Folcz carminibus similis argumenti. Lipsiae 1832, p. 141 — 156. 
— Meyer, Geschichte der Botanik." 1855. Bd. 3, S. 425. 



192 Geschichtliche Einleitung. 

Liebstock unter verschiedenen, teils entstellten Namen. Auch 
in den späteren Destillierbüchern sind die Destillate der Lieb- 
stockwurzel genannt worden 1 ). 

Angelicaöl. 

Die Angelica scheint erst seit dem 15. Jahrhundert als Ge- 
würzpflanze in Gebrauch gekommen zu sein 8 ), zuerst wohl zur 
Bereitung des „gebrannten" Angelicawassers, dessen Darstellung 
im Brunschwigschen 8 ) und in späteren Destillierbüchern be- 
schrieben ist. 

Das aus Angelicafrüchten destillierte Öl ist erst in der 
zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts gewonnen und zuerst in der 
Taxe der Stadt Frankfurt vom Jahre 1582 aufgeführt worden. 
Ebenfalls aus Früchten hergestellt war das Oleum Angelicae 
des Dispensatorium Viennense von 1737, der Pharmac. Wirtem- 
bergica von 1771 und der Pharmac. Helvetica von 1771*). 

Angelicawurzelöl ist von L. A. Buchner 8 ) im Jahre 1842, 
von F. Beilstein und E. Wiegan d im Jahre 1882«), von 
L. Naudin im Jahre 1883 ') und von G. Ciamician und 
P. Silber im Jahre 1896 8 ) untersucht worden. 

Asantol. 

Asant oder Asa foetida wurde im Altertum als Gewürz und 
Heilmittel gebraucht und ist als solches in Sanskrit- und anderen 
Schriften, z. B. auch im Susruta (S. 17) genannt. Bei den Ägyptern 
und Hebräern scheint der Asant keine Verwendung gefunden zu 



x ) Hieron. Brunschwig, Über de arte destillandi. De simplicibus. 
1500, fol. 70. 

*) Valerii Cordi Historia de planus. Lib. 11, cap. 135, fol. 158. — 
Flückiger, Dokumente zur Geschichte der Pharmazie. 1876, S. 23, 46, 54, 
63, 72, 83, 85. — Petri Andreae Matthioli Commentarii in sex Ifbros Ped. 
Dioscoridis De materia medica. Veneti 1554, fol. 1169. 

s ) Hieronymus Brunschwig, Über de arte destillandi. De simplicibus. 
1500, fol. 20. 

*) Tschirch, Handbuch der Pharmakognosie, Bd. 2, S. 915. 

B ) Buchners Repert. f. d. Pharm. 76 (1842), 167. 

") BerT. Berichte 15 (1882), 1741. 

<) Bull. Soc. Chim. IL 39 (1883), 114. 

8 ) Berl. Berichte 29 (1896), 1811. 



Geschichte einzelner ätherischer Öle. 193 

haben. Das Silphion der Griechen = Laserpititim der Römer 
ist nach Garcia (De aromatibus) identisch mit Asa foetfda 1 ). 
Spätere Erwähnung desselben als Gewürz findet sich erst wieder 
in den Schriften des persischen Geographen Istachri 2 ) aus dem 
10. Jahrhundert, des sizilianischen Geographen Edrisi 3 ) aus dem 
12. Jahrhundert und als Heilmittel in den Schriften von Ibn 
Baitar*) aus dem 11. und von Platearius ) aus dem 12. Jahr- 
hundert. In einem Zolltarif von Pisa aus dem Jahre 1305 wird 
Asant als Einfuhrartikel erwähnt, welcher von Aden aus über 
das Rote Meer in den Mittelmeerhandel gelangte 8 ). Die Her- 
kunft und Abstammung des Asants wurde erst von Engelbert 
Kämpfer 7 ) aus Lemgo in den Jahren 1684 — 1685 ermittelt. 

In den mittelalterlichen Destillierbüchern ist Asant nicht für 
sich, wohl aber als Zusatz zur Destillation spirituöser Balsame 
gebraucht worden 8 ). Das ätherische Asantöl findet sich allem 
Anscheine nach zuerst in der Taxe der Stadt Straßburg vom 
Jahre 1685 aufgeführt. 

Galbanumöl. 

Galbanutn scheint bei den orientalischen Völkern und so 
auch bei den Israeliten die erste Anwendung zu Rauchopfern 
und zu Räucherungen gefunden zu haben'). Theophrast 10 ) und 



*) Sigismund. Die Aromata. Leipzig 1884, S. 45. 

a ) Istachri, Buch der Länder. Übersetzt von Mordtmann. Hamburg 
1745, S. 111. 

3 ) Geographie d' Edrisi, traduite par A. Jaubert. Vol. 1 (1836), p. 450. 
— Meyer, Geschichte der Botanik. 1856. Bd. 3, S. 298. 

*) Ibn Baitar, Tratte" des Simples. In Notices et extraits des Manu- 
Scripts de la Bibliothbque nationale. Paris. Tom. 1, p. 447. — Leclerc, 
Histoire de la mSdecine arabe. Paris 1874. Vol. 1, p. 553. 

*) Matth. Platearius, Liber de simplici medicina. (Circa instans.) In 
L. Choulant, Handbuch der Bücherkunde für die ältere Medizin. Leipzig 
1841, S. 299. 

8 ) Bonaini, Statuti inediti deJJa cittä di Pisa. 1857. Vol. 3, p. 106. 

') Kämpfer, Amoenitatum exoticamm fascicu/i etc. Lemgoviae 1712, 
p. 535—552. 

s ) Conrad Gesner, Anderer Theil des Schatzes Euonymi von aller- 
hand künstlichen und bewerten Ölen etc. Herausgegeben von Caspar Wolf f. 
Zürich 1583, fol. 163. 

*) 2. Mose Kap. 30, V. 34. — Jesus Sirach Kap. 24, V. 21. 

10 ) Theophrasti Historia plantarum. Lib. IX, cap. lu.2. 

Gildemeiüter, Die ätherischen Öle. I. 13 



194 Geschichtliche Einleitung. 

Virgil 1 ) kannten es schon, und Dioscorides 2 ) und Plinius 8 ) 
gaben Syrien als Herkunftsland an. Um das Jahr 176 n. Chr. 
gehörte Galbanum zu den indischen Spezereien, die auf dem 
Durchgange durch Alexandrien zollpflichtig waren*). 

Im Mittelalter finden sich nur spärliche Angaben über Gal- 
banum; es wird unter den Spezereien des im Jahre 1360 in 
England gefangenen Königs Johann von Frankreich 8 ), im Jahre 
1503 als Handelsartikel von Venedig nach London 6 ) und im 
Jahre 1581 in einem französischen Tarif) erwähnt. In der ärzt- 
lichen Literatur des frühen Mittelalters, sowie in der arabischen 
wird Galbanum als Gewürz und Heilmittel vielfach genannt. 

Destilliertes Galbanumöl wurde schon von Walter Ryff 8 ), 
von Conrad Gesner 8 ) und von Hieronymus Rubeus 10 ) dar- 
gestellt. Es wurde in das Dispensatorium Nor/cum des Jahres 
1589 und in die Pharmacopoea Augustana vom Jahre 1580 auf- 
genommen und war in Apotheker- und Spezereitaxen um das 
Jahr 1560 aufgeführt. Frühere oberflächliche Untersuchungen des 
Öles wurden von Caspar Neumann um das Jahr 1728 11 ), von 

x ) Virgilii Georgica. Lib. HI, p. 415. 

„Disce et odoratam stabulis accendere cedrum, 
Galbaneoque agitare gravi nidore chelydros." 

s ) Dioscoridis De materia medtea libri. Lib. III, 87. Editio Kühn- 
Sprengel. 1829. Vol. 1, p. 437. 

3 ) Plinii Naturalis historiae libri. Lib. XII, cap. 25 u. 56 und Lib. XXIV, 
cap. 5 u. 13. 

*) Vincent, Commerce and Navigation of the Ancients in the Indian 
Ocean. London 1807, p. 692. — Meyer, Geschichte der Botanik. 1855. Bd. 2, 
S. 167. 

B ) Doüet d'Arcq, Comptes de l'Argenterie des rois de France. 1851, 
p. 236. 

6 ) Pasi, Tariffa de Pesi e Misure. Venetiae 1503, fol. 204. 

') Fontanon, Edicts et Ordonnances des rois de France. 1585. Tom. 2, 
p. 388. 

") Gualtherus Ryff, New gross Destillirbuch. 1545, fol. 179. — Siehe 
auch S. 51. 

8 ) Siehe S. 57. — Euonymus Philiatrus, Ein köstlicher theurer Schatz. 
1555, p. 237. 

10 ) Hieronymi Rubei Liber de destillatione. Basiliae 1581. Cap. 5, 
p. 148. 

") Caspar Neu mann, Cbymia medica dogrnatico-experimentalis. Editio 
Kessel. 1749, S. 422. — Zimmermann, Praelectiones chemicae. Berlin 
1740, S. 853. 



Geschichte einzelner ätherischer Öle. 195 

Walther in Leipzig 1 ) um das Jahr 1744, von Fiddichow 2 ) im 
Jahre 1815 und von W. Meissner 8 ) im Jahre 1816 ausgeführt. 

Ammoni akgum miöL 

Das durch Insektenstiche aus Dorema ammoniacum Don 
(Peucedanum ammoniacum H. Baillon) und mehreren Ferula- 
Arten ausfließende und an der Luft erhärtende Gummiharz wurde 
schon im Altertum zu Räucherungen, zur Einbalsamierung und 
wahrscheinlich auch für Heilzwecke gebraucht. In der älteren 
Literatur sind die Pflanze und das Gummiharz öfter erwähnt 
worden, und Dioscorides*) und Plinius 5 ) geben an, daß deren 
Name von der Gewinnung des Gummiharzes in der lybischen 
Wüste in der Gegend des Tempels des Jupiter Ammon her- 
stammen soll. Die Beschreibung, die Dioscorides von der 
Pflanze gibt, stimmt am besten auf die in Barka (Cyrenaica) 
vorkommende Ferula marmarica Ascherson et Taub. Später 
wurde das afrikanische Ammoniacum durch das von Dorema 
ammoniacum Don stammende verdrängt, und die arabischen 
Übersetzer des Dioscorides, die zum Teil Perser waren, 
haben irrtümlicherweise den persischen Namen Uschaq auch 
auf das afrikanische Ammoniakgummi übertragen 8 ). Eine der 
frühesten Erwähnungen des Ammoniacums ist die in den 
„Alexandrinischen Zolltafeln" für indische Waren, welche während 
der Jahre 176 bis 180 n. Chr. unter den römischen Kaisern 
Marcus Aurelius und Commodorus aufgestellt wurden 7 ). 
Persisches Ammonacum wurde im 10. und 11. Jahrhundert in 
den Schriften der Ärzte Isaac Judaeus s ) und Alhervi in 



*■) A. F. Walther, De oleis vegetabilium csscntialrbus. Dissertatio. 
Lipsiae 1745. 

a ) Berl. Jahrbuch der Pharmazie 1816, 230. 

s ) Trommsdorffs Neues Journ. der Pharm. 1 I. (1817), 3. 

4 ) Dioscoridis De materia medica libri quinque. Edit. Kühn-Sprengel 
1829. Vol. 1, p. 439. 

s ) Plinii Naturalis historiae libri. Liber XII, cap. 25. 

") O. Stapf, Kew Bull. 1907 (Nr. 10), 375. Bericht v. Schimmel § Co. 
April 1908, 12. 

') Meyer, Geschichte der Botanik. 1885. Bd. 2, S. 167. 

8 ) Isaaci Judaei, Opera omnia. Lugduni 1515. Lib. II, cap. 44. In 
Choulants Handbuch der Bücherkunde für die ältere Medicin. Leipzig 1841. 

13* 



196 Geschichtliche Einleitung. 

Bochara 1 ) unter dem persischen Namen Uschak als Heilmittel 
genannt. Andere ältere und neuere Arzneibücher, so die von 
Scribonius Largus, von Alexander Trallianus usw., erwähnen 
Ammoniakgummiharz als gangbare Droge. 

Das Ammoniakgummiöl wurde schon von Walter Ryff 2 ), 
Val. Cord us und Caspar Gesner 8 ) destilliert und ist in der 
frankfurter Taxe des Jahres 1587 und im Dispensatorium Noricum 
vom Jahre 1589 aufgeführt. 

Altere Untersuchungen des Öles wurden im Jahre 1808 von 
Buchholz*) in Erfurt und von Calmeyer") in Hamburg im 
Jahre 1809 von H. Braconnot ) und im Jahre 1814 von Hagen') 
in Königsberg angestellt. 

Dillol. 

Die Früchte des Dills waren schon im Altertum bekannt 8 ). 
Die Pflanze wird mit anderen Küchengewürzpflanzen schon in 
Sanskritschriften und der Bibel») genannt und scheint sich, wie 
Fenchel, Anis und Kümmel, früh über die Länder Europas ver- 
breitet zu haben. Im 10. Jahrhundert wurden diese Gewürz- 
pflanzen auch schon in England gebaut 10 ). 



l ) F. R. Seligmann, Codex Vindobonensis. Liber fundamentorum Phar- 
macologiae. 1830, p. 35. 

s ) Gualtherus Ryff, New gross Destiltirbuch. 1567, fol. 177b. — Siehe 
auch S. 51. 

3 ) Siehe S. 57. — Euonymi Philiatri, Ein köstlicher theurer Schatz. 
1555, p. 237. 

*) Buchholz, Taschenbuch für Scheidekünstler und Apotheker 1809, 170. 

5 ) Trommsdorffs Journ. der Pharm. 17 II. (1808), 82. 

•) Ann. de Chim. 68 (1808). — Trommsdorffs Journ. der Pharm. 18 I. 
(1809), 202. 

7 ) Berl. Jahrbuch d. Pharmazie 1815, 95. 

s ) Dioscoridis De materia medica Jibri quinque. Editio Kühn- 
Sprengel. 1829. Vol. 1, p. 405. 

°) Evangelium Matthäi Kap. 23, V. 23. In englischen Bibelübersetzungen 
ist seitWicklif [1380] das Wort &i'rj&ov rn st Anis übersetzt worden. Luther 
übersetzte richtiger „Dill", und in Griechenland wurde dieser immer unter 
ävr)frov verstanden. (Langkavel, Botanik der späteren Griechen. Berlin 
1866, S. 39.) 

™) Herbarium ApuJeii. In Leechdoms, Wortcuntiing and Starcratt of 
early England, ed/ted by Cockayne. London 1864. Vol. 1, p. 219, 235, 237, 
281, 293. — Populär Names of British plants. London 1870. 



Geschichte einzelner ätherischer Öle. 197 

In den Destillierbüchern des 15. und 16. Jahrhunderts ist 
auch die Destillation von Dill mehrfach erwähnt 1 ). In deutschen 
Apotheker- und Spezereitaxen ist Dillöl zuerst in der der Stadt 
Frankfurt a. M. vom Jahre 1587 genannt worden. 



Wintergrünol. 

Die Destillation des Wintergrünöls aus Gaultheria*) pro- 
cumbens L. dürfte wohl in Nordamerika, abgesehen von der 
des Terpentinöles, neben der der Sassafrasrinde (S. 141) und 
der Birkenrinde (S. 129) in den ersten Dezennien des vorigen 
Jahrhunderts begonnen haben, und zwar in den Staaten Penn- 
sylvania, New Jersey und Neuyork. Anfangs haben diese Aro- 
matika als beliebte Kaumittel, sodann zur Bereitung von er- 
frischenden Getränken und von Hausmitteln gedient, besonders 
der von jeher in Amerika viel gebrauchten vermeintlichen Blut- 
reinigungsmittel. Als dann die Gewinnung der ätherischen Öle 
gelang, wurden diese anstatt der wäßrigen Drogenauszüge viel- 
fach benutzt. Für die Geschichte der Einführung des Winter- 
grün- und Sassafrasöles war diese Verwendung insofern von 
erheblicher Bedeutung, als beide seit Anfang des vorigen Jahr- 
hunderts in den Vereinigten Staaten für volkstümliche Heilmittel 
(sogenannte Patentmedizinen) vorzugsweise benutzt wurden, und 
als die Herstellung dieser Mittel schnell allgemeine Anwendung 
und erstaunlichen Konsum gewannen. - Damit erwuchs auch 
eine größere Nachfrage nach diesen Ölen. Für Wintergrünol 
entstand diese besonders durch eine der ältesten und für mehr 
als ein halbes Jahrhundert erfolgreichsten Volksmedizinen in 
den Vereinigten Staaten, des im Jahre 1815 auf den Markt 



*) Hieronymus Brunschwig, Liber de arte destillandi. 1500, fol. 40. 

ä ) Auf Kalms Veranlassung wurde die Pflanze nach dessen Rückkehr 
nach Schweden, zu Ehren des ihm im Jahre 1749 in Quebec bekannt ge- 
wordenen französischen Arztes und Pflanzenfreundes Dr. Gaulthier, von 
Linne" Oaultheria procumbens genannt. Kalm, der die Pflanze in demselben 
Jahre in Herbarium-Exemplaren von John Bartram in Philadelphia erhalten 
hatte, hielt sie mit diesem für eine Trientalis. (Peter Kalms Reise nach dem 
nördlichen Nordamerika im Jahre 1748—1749. Göttingen 1754. Bd. 3, S. 283, 
421, 477, ,515 und 533.) 



198 Geschichtliche Einleitung. 

gebrachten „Swaim's Panacea" 1 ), das stark mit Wintergrünöl 
aromatisiert war. 

Für andere Zwecke scheint Gaultheriaöl damals noch nicht 
gebraucht worden zu sein. Die erste Erwähnung des Öles in 
der Literatur findet sich in einem von dem Arzte Dr. Bigelow 2 ) 
in Boston im Jahre 1818 herausgegebenen botanischen Werke, 
in dem das Gaultheriaöl als ein gangbarer Artikel der Apotheken 
genannt, sowie auch erwähnt wird, daß dieses Öl außer in Gaul- 
theria auch in Spiraea ulmaria, der Wurzel von Spiraea lobata 
und besonders in der Rinde von Betula lenta vorkommt. In 
Pharmakopoen fand das Öl zuerst Aufnahme in der der Ver- 
einigten Staaten vom Jahre 1820. Der arzneiliche Gebrauch des 
Öles wurde aber erst allgemein, als im Jahre 1827 seine Ver- 
wendung zu dem genannten, damals volkstümlichsten Spezifi- 
kum von der medizinischen Gesellschaft in Neuyork bekannt 
gemacht war*). 

War die Ähnlichkeit der ätherischen Öle der Gaullheria 
procumbens L. und der Rinde der Betula lenta L. schon vor dem 
Jahre 1818 a ) bekannt, so wurde die Identität ihres Hauptbestand- 
teils wissenschaftlich erst im Jahre 1842 fast gleichzeitig durch 
Wm. Procter jr.*) in Philadelphia und von A. A. Th. Cahours 6 ) 
in Paris nachgewiesen. Von der Zeit an wurde das Öl nicht 
mehr durchweg aus Wintergrün, sondern oftmals gemeinschaft- 
lich aus diesem und Birkenrinde, oder nur aus dieser destilliert. 
Das Öl fand immer größere Verwendung als Aroma für pharma- 
zeutische und kosmetische Präparate und als Arzneimittel ") und 
wurde ein bedeutender Handelsartikel. 



*) Dieses Mittel war eine Nachahmung des im Anfange des vorigen Jahr- 
hunderts von dem Pariser Apotheker Boiveau mit großem Erfolge vertriebenen 
Geheimmittels f(ob de Laffecteur. Ein Buchbinder Swaim in Philadelphia wurde 
im Jahre 1811 durch dieses Mittel geheilt, es gelang ihm, dessen Vorschrift zu 
erhalten, und er brachte es in ähnlicher Zusammensetzung und mit dem Ersatz 
von Sassafrasöl durch Gaultheriaöl in den Handel. (Pharm. Review 16 [1898], 179.) 

s ) Jacob Bigelow, American MedicaJ Botany, Boston 1818. Vol. 2, p. 28. 

*) Pharm. Review 16 (1898), 179. — Americ. Journ. Pharm. S (1831), 199. 

*) Americ. Journ. Pharm. 14 (1842), 21 1. — Liebigs Annalen 48 (1843), 66. 

a ) Annal. de Chim. et Phys. III. 10 (1844), 327—358 und Liebigs Annalen 
48 (1843), 60i 52 (1844), 327. 

") New York Medical Record 22 (1882), 505. — Squibbs Ephemeris 
(New York) 3 (1892), 950. 



Geschichte einzelner ätherischer Öle. 199 

Das Methylsalicylat wird als künstliches Wintergrün^g^!' 
dem Jahre 1886 von der Firma Schimmel § Co. im Großea 
dargestellt und in den Handel gebracht. Es ist von der Phar- 
makopoe der Vereinigten Staaten vom Jahre 1890 unter die offi- 
zineilen Arzneimittel aufgenommen worden. 

Rosmarinöl. 

Rosmarin war bei den Griechen und Römern 1 ) und später 
bei den Arabern 2 ) hoch geschätzt. Jene verwendeten den 
blühenden Rosmarin neben dem Lorbeer als Schmuckpflanze im 
Religions- und Heldenkultus. Da die Pflanze weder als Heil- 
mittel noch anderweitig praktische Verwertung fand, so ist sie 
in der mittelalterlichen Literatur wenig berücksichtigt worden. 
Sie nimmt zuerst wieder eine hervorragende Stellung ein unter 
den im Capftulare Karls des Großen vom Jahre 812 zum An- 
bau empfohlenen 73 Nutzpflanzen und in dem im 12. Jahrhundert 
von Matthäus Platearius 3 ) verfaßten Drogenverzeichnis. 

Die ersten Angaben über die Destillation des Rosmarins 
befinden sich in den Schriften des Arnoldus Villanovus*) aus 
dem 13. Jahrhundert. Er destillierte, wahrscheinlich für arznei- 
liche Zwecke, Terpentinöl und Rosmarinöl. Ein weingeistiges 
Destillat beider oder nur des Rosmarins gelangte unter dem 
Namen „Ungarisches Wasser" als eins der ersten volkstümlichen 
Parfüms zu jahrhundertelanger Berühmtheit 6 ). Raimund Lullus 6 ), 



*■) Dioscoridis De materia medica libri guinque. Editio Kühn- 
Sprengel. 1829, p. 424. 

*) Ibn el Baitar, Liber magnae coltectionis simplicium alimentorum et 
medicamentorum. Übersetzt von Jos. Sontheimer. Stuttgart 1840. Bd.l,S.73. 

3 ) Matthaei Platearii Liber de simplici medicina. In Choulants 
Handbuch der Bücherkunde für die ältere Medizin usw. Leipzig 1841, S. 229. 

4 ) Arnoldi Vi 1 1 an o vi Opera omnia. Cap. De vinis. Veneti 1 595, p-589 — 590. 
8 ) Seite 33 und 71. — Sapata, Mirabilia seu secreta medico-chirurgi 

per D. Spleissiom. Ulm 1696, p. 49. 

e ) „Postquam singülorum individuorum dictorum lentissimo igne aquas 
destillatae fuerit, amoto priori recipiente aquam destillatam optime occlu- 
sam servabis et annexo altero recipiente augebis ignem ut deinde destHIet 
oleum cujusque, quod proiicias, quia nihil valet, excepto eo quod e rore 
marin o extraxeris, quod servabis, cum in se aliquid virtutis contineat." 
Raimundi Lulli Experimenta novissima. In Magnets Bibliotheca chemica 
curfosa. Genevae 1702. Vol. 1, fol. 829. 



200 Geschichtliche Einleitung. 

des Villanovus Schüler, beschreibt in seinen Schriften die 
Destillation des Rosmarinöls noch genauer. 

Rosmarinöl war daher eins der im Mittelalter viel gebrauchten 
und in den Schriften oft genannten destillierten Öle. Es wird 
in dem Index des Kompendiums von Saladin 1 ) zu Ende des 
15. Jahrhunderts und in den Werken von Brunschwig 2 ), Ryff 8 ), 
Gesner*), Porta*) und anderen beschrieben und in Apotheker- 
und Spezereitaxen des 15. Jahrhunderts erwähnt. In mehreren 
Destillier- und Arzneibüchern des 14. und 15. Jahrhunderts ist 
auch ein empyreumatisches Rosmarinöl aufgeführt worden 6 ). 

Eine der ersten Untersuchungen des Rosmarinöls ist die 
von dem Pariser Apotheker Cl. J. Geoffroy 7 ) im Jahre 1720. 
Ein Jahrhundert später wurde es gründlicher von Th. de Saus-* 
sure 8 ) und im Jahre 1837 von R. Kane ) untersucht. Cart- 
heuser 10 ) ermittelte um das Jahr 1734 die Ausbeute an Öl. 

Der sogenannte Rosmarincampher wurde zuerst von Joh. 
Kunkel 11 ) in Berlin im Jahre 1685 und ein Jahrhundert später 
(1785) von Arezula 18 ) in Cadix beobachtet. Proust stellte ihn 
im Jahre 1800 dar 18 ). 



*) Saladini Asculani Compendiam aromatariorum. Venet. 1488. Index. 

a ) Siehe S. 43 und 51. 

3 ) Gualtherus Ryff, New gross Destillirbuch. 1545, S. 186. 

*) S. 56. — Euonymi Philiatri Ein köstlicher theurer Schatz. 1555, 
S. 226, 249, 273. 

s ) Joh. Bapt. Portae PJagiae naturalis libri viginti. Liber de destii/a- 
tione, p. 385. 

e ) Christ, Lindner, De oleis destiJ/atis empyreumaticis. Dissertatio, 
Francofurti ad Viadrum. 1744. 

7 ) Memoires de l'Academie des sciences de Paris. 1721, p. 163. 

8 ) Annales de Chim. et de Phys. IL 13 (1820), 278. 

°) Transact. of the Royal Irish Acad. 18, 135. — Journal f. prakt. Chem. 
15 (1838), 156. 

10 ) Fr. Cartheuser, Elementa Chymiae dogmatico-experimentalis, una 
cum synopsi Materiae medicae selectioris. Halae 1736. IL, p. 83 und 106. 

") Joh. Kunkel, Probierstein. Fünf curiose chymäsche Tractatlein nebst 
einer Vorrede. Frankfurt a. d. O. und Leipzig 1721, S. 397.' „Mein gnädigster 
Kurfürst hat mir einsten des alten verstorbenen Thurnhäusers Apothek 
geschenkt, darinne noch viele OJea destiUata seynd, die noch so frisch, als 
wenn sie diese Stund destilliret wären. Darunter ist ein Gläslein mit o/eo 
Anthos, darinne ein Sal angeschossen ist." 

") S. 80. — Arezula, F(esuItado de Jas experiencfas hechas sobre el 
alcanfor de Murcia. con licencia. Segovia 1789, p. 8. 

M ) Trommsdorffs Journ. der Pharm. 8 IL (1800), 221. 



Geschichte einzelner ätherischer Öle. 201 

Lavendel- und Spiköl. 

Die Destillate der verschiedenen Lavendelarten sind von 
alters her mit dem Namen Spiköl bezeichnet worden. Erst 
seit Ende des 16. Jahrhunderts begann man eine Unterscheidung 
zwischen Spiköl und Lavendelöl zu machen 1 ). 

Im Altertum dürfte hauptsächlich die in den Küstenländern 
des Mittelländischen Meeres einheimische, durch ihre aroma- 
tischen, violettroten Blütenbüschel ausgezeichnete Lavandula 
Stoechas L. zur Gewinnung von Spiköl benutzt worden sein. 

Das in den Schriften des Dioscorides 2 ), Plinius 8 ), Scri- 
bonius Largus 4 ) und anderer Zeitgenossen erwähnte Spik- oder 
Stöchasöl 5 ) ist wohl nur fettes, aromatisiertes Öl gewesen, 
wie Rosen- und Nardenöl und andere im Altertum gebräuchliche 
wohlriechende ÖIe e ). 

Es ist nicht unwahrscheinlich, daß die griechischen Kolo- 
nisten, die Phokäer aus Kleinasien, die um das Jahr 600 v. Chr. 
die Küsten des jetzigen Golfs von Lyon besiedelten und Mar- 
seille gründeten, mit anderen Pflanzen ihrer Heimat auch die 
Lavandula Stoechas mitbrachten und in den südfranzösischen 
Küstenländern einführten, von wo sie sich bald auch über Spanien 
verbreitete. Allem Anscheine nach wurde dort die Stoechas 
neben der Spike (Lavandula sp/caj im Mittelalter mehr gebraucht 
als die erst später benutzten Lavandula vera und Lavandula lati- 



l ) F. de Gingins-Lassaraz, Histoire des Lavandes. Geneve et 
Paris 1826. 

a ) Dioscoridis De materia medica libri quinque. Editio Kühn- 
Sprengel. 1829. Vol. 1, p. 15, 17, 35, 40, 62, 508, 542. 

3 ) Plinii Naturalis Historiae libri 37. 

4 ) Scribonii Largi Compositiones medicamentorum. Editio Helm- 
reich. Leipzig 1887, p. 72. Meyer, Geschichte der Botanik. 1855. Bd. t, S.33. 

s ) Die im Altertum gebräuchliche Lavandula Stoechas wurde wohl einer 
vermeintlichen Geruchsähnlichkeit halber mit dem als Räuchennittel und 
Spezerei ebenfalls geschätzten Rhizom der Valerianacee Nardostachys Jata- 
mansi DC. verwechselt. Diese wurde Nardus indica, jene Spica Nardi 
und im Mittelalter Nardus italica, auch Nardus ceJt/ca genannt Ihre Blüten 
waren in Arzneibüchern als FJores stoechados arabicae aufgeführt. (Came- 
rarius, Horius medicus et philosophicus. Francofurti 1588, p. 164.) Siehe 
auch Nardostachys. 

8 ) S. 40, 150 und 214. 



202 Geschichtliche Einleitung. 

fof/'a 1 ). Auch der Name Lavandula stammt aus dem späteren 
Mittelalter und aus Italien. 

Die Spike, zuweilen auch Narde genannt, wurde schon im 
frühen Mittelalter von Ärzten der Alexandrinischen Schule ge- 
braucht. In abendländischen Arzneibüchern wurde sie zur Her- 
stellung eines Augenmittels von der Äbtissin Hildegard 8 ) 
empfohlen. Auch dienten die Spiken- oder Nardenblumen schon 
im 14. Jahrhundert zur Füllung aromatischer Ruhekissen für 
Gesunde und Kranke*). Brunschwig erwähnt Spike als eine 
allgemein bekannte Pflanze*). 

Das destillierte Spiken- oder Mardenöl ist wohl schon im 
15. Jahrhundert bekannt gewesen. Es ist außer dem Cedern- 
(Terpentin)öl das einzige destillierte Öl, welches Hieronymus 
Brunschwig in seinem Destillierbuche vom Jahre 1500 als Oleum 
de Spica aus dem Lande „Provinz" (Provence) erwähnt hat ). 
AuchSaladin nannte zu Ende des 15. Jahrhunderts destilliertes 
Nardusöl °). 

Valerius Cordus führt in seinem Dispensatorium Nor/cum 
vom Jahre 1543 nur drei destillierte Öle an: Terpentinöl, Wachol- 
derbeeröl und Spiköl 7 ). Ryff beschrieb in seinem etwas früher 
verfaßten Destillierbuche die Destillation von „Spik und anderen 
fürnemen Ölen" und fügte die Angabe hinzu, daß „das Spiken- 
oder LavendelÖl gemeygklich aus der Provinz Frankreich ge- 
bracht wird in kleinen glässlin eingefaßt und theuer verkaufft"). 



■) M. Platearius, Liber de simplici mediana. (Circa instaiis) in 
Choulant, Handbuch der Bücherkunde für die ältere Medizin. 2. Aufl. 
Leipzig 1841, p. 299. 

s ) Hildegardis Abbatissae Subtiiitatum diversarum naturarum creatu- 
ramm libri novem. Editio Migne. 1855, p. 1140 und 1143. 

s ) Douet d'Arcq, Comptes de PArgenterie des rois de France. 1874. 
Vol. 2, p. 148. 

4 ) Hieronymus Brunschwig, Liber de arte destillandi. De simplicibus. 
1500, fol. 72. 

B ) Ebenda fol. 72. — Siehe S. 43. 

*) Saladini Compendium aromatariorum. Venet. 1488. Index. 

^) Dispensatorium Noricum. Autore Valerio Cordo. Editio Paris 1548, 
p. 439. „Ex majori lavendula quae spica vocatur, apud nos majoribus sump- 
tibus fit quam in GaJJja Narbonensi, ideo potius emendum est a mercatoribus 
qui Hlud e Qal/ia atferunt." 

8 ) Gualtherus Ryff, New gross Destillirbuch, fol. 186. — Siehe Seite 52. 



Geschichte einzelner ätherischer Öle. 203 

Im 16. Jahrhundert wurden die Lavendelarten auch schon in 
Deutschland 1 ) und England 2 ) kultiviert. 

Conrad Gesner gebrauchte nur noch den Namen Spiköl 
und beschrieb die Destillation der Spikblumen 8 ), während Giov. 
Bapt. Porta 4 ) zu Ende des 16. Jahrhunderts auch die Destillation 
der Lavendelblüten schilderte und die Vorzüge des Öles des 
französischen Lavendels besonders hervorhob. 

Über die Gewinnungsweise des französischen Spik- bzw. 
Lavendelöls enthält ein Werk des Direktors der Laboratorien 
der Pariser Civilhospitäler Joh. Frances Demachy 8 ) vom Jahre 
1773 eine interessante Angabe, welche wesentlich noch mit der 
auf S. 51 erwähnten Darstellung des Öles übereinstimmt. 



*) Conrad Gesner, De Mortis Oermaniae über recens. Argentorati 1561, 
fpl. 264. 

2 ) Meddygon Myddfai. Edit. John Pughe. Llandovery 1861, p. 287. 

*) „Die Blümlein der Spiken oder des Lavanders solt du eine kurze zeyt 
lang sonnen in einer grossen gläsinen retorte und darnach ein wasser in 
einem Alembik darvonnen destilliren und abziehen. Dieses Wasser durch 
den ganzen Sommer gesetzt an eine warme statt an die Sonnen so treybt 
für und für öl über sich, welches öl du allwägen solt von dem wasser sepa- 
riren und absündern mit einem fäderlin und dasselbe fleiyssig behal im einer 
gläsinen gutteren (Flasche) wohl vermachet und verstopfet" Thesaurus Eu- 
onymi Philiatri Ein köstlicher theurer Schatz. Zürich 1555, S. 222. 

*) Giov. Batt. della Porta, Magiae naturalis Hbri viginti. Liier de 
destillatione. Romae 1567, fol. 87. „ . . . e spica fragrantior excipitur, est 
illud quod ex Oailia provenit." — Ebenda p. 54 und 78: „tanta odoris fra- 
grantia ut omnes fiores odoris jucunditate provocet" 

5 ) „Dieses Öl welches fast ebenso gemein ist, als das Terpentinöl, mit 
dem es fast alle Schriftsteller verwechseln, oder in Verdacht gestanden haben, 
es werde damit verfälscht, wird auf freiem Felde von Schäfern und anderen 
Hirten in Languedoc und Provence verfertigt." 

„Wenn die Gattung Lavendel, wilder Lavendel oder Aspic genannt, 
welcher auf Hügeln und Wiesen dieser Provinzen häufig wächst, in Blüte ist, 
gehen die Schäfer zur Stadt um bei den Kaufleuten, die mit dem Öle handeln, 
eine große kupferne Blase mit verzinntem Hute, und einem etwas hohen 
Dreifuß zu holen. Säe lagern sich in einer Wiese neben einem Bache und 
destillieren das Spiköl folgender Gestalt. Sie schneiden die blühenden Spitzen 
der Spike ab, füllen die Blase damit, gießen Wasser hinzu, setzen den Hut 
dicht auf, zünden mit trockenen Kräutern ein gutes Feuer unter dem Dreifuß, 
und fangen in einer großen gläsernen Flasche dasjenige auf, was strählings 
herüber läuft. Wenn sie herüber gezogen haben, was die Erfahrung ihnen 
gelehrt hat, wieviel die Ladung einer Blase gibt, so leeren sie sie aus, füllen 
mit frischen Blumen und fangen wieder an zu destillieren. Sie tun dies von 



204 Geschichtliche Einleitung. 

In Arzneibüchern ist Oleum splcae schon im 13. Jahrhundert 
genannt worden 1 ), es hat aber erst in der ersten Ausgabe des 
Dispensatorium Noricum vom Jahre 1543 Aufnahme gefunden; 
in der Ausgabe vom Jahre 1589 ist neben diesem und anderen 
ätherischen Ölen auch Oleum lavandulae .aufgeführt. Die 
Pharmacopoea Augustana von Adolphus Occo enthält bis zur 
Ausgabe vom Jahre 1613 nur Oleum sp/cae, erst von da an 
außerdem noch Oleum lavandulae. 

Spiköl ist in den ältesten Arzneiverzeichnissen und Tax- 
ordnungen deutscher Städte aufgeführt, daneben findet sich 
Oleum lavandulae erst in der Frankfurter Taxe vom Jahre 1582 2 ). 

Die Angaben von Demachy und anderen Schriftstellern seiner 
Zeit stimmen mit den Behauptungen späterer Autoren, daß das im 
18. Jahrhundert im Handel befindliche Spiköl wohl durchweg ein 
Destillat oder Gemisch von Terpentin- und Lavendelöl war, überein 8 ). 

Die Ausbeute an Öl bei der Destillatton von Spik- und 
Lavendel bluten scheint zuerst von W. Lewis*) und Friedr. Cart- 
heuser 6 ) ermittelt worden zu sein. Der sogenannte „Lavendel- 



Ort zu Ort bis die Blütezeit vorüber ist. Sie füllen das abgesonderte Öl in 
lederne Schläuche. Wenn der Sommer vorüber ist, kommen die Destillateure 
zur Stadt, überliefern ihren Apparat dem Eigentümer und verkaufen ihm zu 
sehr mäßigem Preise die Frucht ihrer Nebenstunden, welcher reiner Profit 
für sie ist. Sie lassen zuweilen absichtlich Wasser im Öle, was man ihnen 
für Öl bezahlen würde, wenn man nicht die Vorsicht brauchte, die Schläuche 
einige Tage aufgerichtet Hegen zu lassen, ehe man das Öl ausfüllt; öffnet 
man nun, so kommt das Wasser zuerst heraus." 

„Dieses Öl ist im Gerüche nicht eins der feinsten, dennoch aber vom 
Terpentinöle durch eine gelbliche Farbe und seinen Lavendelgeruch ver- 
schieden. Die Firnißmaler brauchen viel davon." 

J. F. Demachy, L'art du destillateur des eaux fortes. Paris 1773- 
Deutsche Ausgabe „Laborant im Grossen" von Samuel Hahnemann. 
Leipzig 1784. Bd. 1, S. 250. 

*) Pfeiffer, Zwei deutsche Arzneibücher des 12. und 13. Jahrhunderts. 
In den Sitzungsberichten der Wiener Akad. der Wissensch. 1863. Bd. 42, S. 124. 

ä ) Register aller apothekischen Simplicien und Compositen, so in den 
beiden Messen zu Frankfurt a. M. durch die Materialisten, Kauffleut, Wurzel- 
träger, Kräutler, auch durch die Apotheker daselbst verkaufft werden. 1582. 

s ) Dulk, Commentar zur Pharmacopoea Borussica. 3. Aufl. 1833, Bd. 1, 
S. 643. 

*) Wm. Lewis, 7Xe new Dispensatory. London 1746. 

8 ) F. Cartheuser, EJementa chymicae dogtnatico-experimentalis. Hai ae 
1736. Vol. 2, p. 133 und 149. 



Geschichte einzelner ätherischer Öle. 205 

campher" wurde von Arezula 1 ) um das Jahr 1785 und von 
Proust im Jahre 1800 beobachtet. Die ersten Untersuchungen 
des Lavendelöles sind von Th. de Saussure 3 ) ausgeführt worden. 

Salbeiöl. 

Salbei scheint schon zur Zeit der Römer als Arzneipflanze 
in Ansehen gestanden zu haben 8 ) und war unter den von Karl 
dem Großen zum Anbau empfohlenen Pflanzen 4 ). In dem Des- 
tillierbuche Brunschwigs vom Jahre 1500 ist für die Destillation 
des Salbeiwassers ein Unterschied zwischen großer und kleiner 
Salbei gemacht ) und es wird in ihm auch das Kunigundenkraut 
(Eupatorium) als wilde Salbei bezeichnet und zur Destillation 
vorgeschrieben 6 ). 

Das destillierte Salbeiöl 7 ) ist zuerst in der Taxe der Stadt 
Worms vom Jahre 1582 erwähnt und in das Dispensatorium 
Noricum vom Jahre 1589 aufgenommen worden. Die Destillation 
des Öles ist um das Jahr 1688 von Begninus 8 ) beschrieben, 
und die Ausbeute der Blätter an ätherischem Öle wurde von 
Wedel 9 ) im Jahre 1715 und von Friedrich Cartheuser 10 ) um 
das Jahr 1732 ermittelt. Cl. J. Geoffroy beobachtete im Jahre 
1720 in dem Öl ein auskristallisiertes Stearopten, das er Salbei- 



x ) Arezula, Resultado de las experiencias hechas sobre el a/canfor 
de Murcia con licencia. Segovia 1789. 

B ) Annal. de Chim. et Phys. 4 (1790), 318; IS (1792), 273; 49 (1804), 159. 

s ) Theophrasti Historia plantarutn. Liber 6, cap- 2. — Dioscoridis 
De materia medica libri guinque. Editio Kühn-Sprengel 1829. Vol. 1, 
p. 381. Vol. 2, p. 510. 

*) Capitulare de villis et cortis imper'mlibus. Anno 812. Übersetzt und 
erläutert von A. Thaer in Fühlings Landwirtschaftlicher Zeitung. Aprilheft 
1878, S. 241—260. 

8 ) Brunschwig, Liber de arte destillandi. De simplicibus. 1500, 
fol. 103. 

6 ) Ebenda fol. 117. 

') Siehe S. 36. 

s ) Johannis Begnini Tyrocynium chymicum. In Joh. Hartmannii 
Opera omnia medico-chymica congesta atque pluribus aucta a Conrado 
Johrenio. Francofurti ad Moenum. 1690. Vol. III, p. 27. 

°) Wedel, Dissertatio de Sa/via. Je«ae 1715. 

*°) Cartheuser, Etementa chymicae dogmatico-experimentalis, un& cum 
synopsi Materiae medicae selectioris. Halae 1736. Vol. 2, p. 87. 



206 Geschichtliche Einleitung. 

campher nannte 1 ); dieses wurde im Jahre 1789 von Arezula 2 ) 
in Cadix nochmals beobachtet und beschrieben. 

Die erste Untersuchung der Salbeiblätter scheint Misch 3 ) 
in Riga im Jahre 1810 gemacht zu haben, während das Salbeiöl 
zuerst im Jahre 1829 von Herberger*) und im Jahre 1841 von 
F. Rochleder 8 ) untersucht worden ist. 

Melissenöl. 

Ihres Wohlgeruches halber wurde die Melisse schon von 
den Griechen, Römern und Arabern 9 ) und auch im Mittelalter in 
Italien, Deutschland 7 ) und Skandinavien 8 ) angepflanzt. 

Zur Zeit der destillierten Wässer vom 15. bis 17. Jahrhundert 
war das Melissenwasser ein gangbarer Artikel. Das Melissenöl, 
das aber sicher kein reines Destillat gewesen ist, scheint erst 
um die Mitte des 16. Jahrhunderts in Gebrauch gekommen zu 
sein. Es findet sich zuerst in der Taxe der Stadt Frankfurt a. M. 
vom Jahre 1582 und im Dispensatorium Noricum vom Jahre 
1589 erwähnt. 

Wie ein Rosmarindestillat im 16. Jahrhundert ein Vorläufer 
der Eau de Cologne des 18. und 19. Jahrhunderts war, so war 
ein wohlriechendes Destillat von Melisse, Citronenschale und 
Lavendel im 17. Jahrhundert und später ein sehr beliebtes Parfüm 
und Erfrischungsmittel. Es wurde von Karmeliter-Mönchen in 
Paris im Jahre 1611 eingeführt und erlangte als Karmelitergeist, 



*■) Mömoires de l'Acadämie royale des sciences de Paris. 1721, p. 163. 

a ) Arezula, ffesultado de /as experiencias hechas sobre el alcanfor 
de Murcia con licencia. Segovia 1789, p. 8. 

a ) Trommsdorffs Journ. der Pharm. 20 II. (1811), 7. 

*) Buchners Repert. f. d. Pharm. 34 (1830), 131. 

s ) Liebigs Annalen M (1842), 4. 

•) Dioscoridis De materia medica libri quinque. Editio Kühn- 
Sprengel. 1829, S. 453. — Platearius, Circa instans. Edit. Choulant. 
1841. Vol. 1, p. 299. — Macer Floridus, De viribus herbarum etc. 1832. 
Editio Choulant, p. 64. — Plinii Naturalis historiae libri 37. Üb. XX, 45; 
Lib. XXI, 86. Editio Littre\ 1877. Vol. 2, p. 18 u. 66. — Varro, De agri- 
culttira Lib. III, 16. Editio Nisard, p. 149. — Meyer, Geschichte der Bo- 
tanik. Bd. 1, S. 362. 

7 ) Conradi Gesneri De Mortis Germaniae über recens. 1561, fol. 267b. 

8 ) Henrik Harpestreng, Danske Laegebok. Kopenhagen 1826, p. 118. 



Geschichte einzelner ätherischer Öle. 207 

Eau des Cannes, großen Ruf 1 ). Später wurde das weingeistige 
Destillat als Spiritus Melissae compositus in die Arzneibücher 
aufgenommen. 

Frühere Untersuchungen des Melissenöls sind von Schultz 2 ) 
im Jahre 1739, von Friedr. Hoffmann 8 ) um nahezu dieselbe 
Zeit und von Dehne*) im Jahre 1779 gemacht worden. 

Isopöl. 

Das Isopöl wurde früher arzneilich gebraucht und ist in 
den Arzneitaxen von Berlin vom Jahre 1574 und von Frankfurt 
vom Jahre 1582 aufgeführt. 

Bohnenkrautöl. 

Das Bohnenkrautöl ist schon in der Frankfurter Taxe von 
1582 unter den arzneilich gebrauchten flüchtigen Ölen genannt. 

Dostenöl. 

Der Dosten gehörte schon im Altertum zu den Gewürz- 
pflanzen 5 ). Die in der Lutherschen Bibelübersetzung gebrauchte 
Bezeichnung „Ysop" galt nicht für Hyssopus, sondern für Ori- 
ganum 6 ). Das ätherische Öl desselben wurde im späteren Mittel- 
alter gebraucht und ist in den deutschen Taxen des 16. Jahr- 
hunderts aufgeführt. 

Thymianöl. 

Thymian war als Küchengewürz schon im Altertum bekannt 
und in Gebrauch, es dürfte aber wohl nicht Thymus vulgaris, 
sondern Thymus capitatus L. oder Th. acinos und andere 



l ) Siehe S. 71. 

s ) Schultz, Dissertatio de Melissa. Halae 1739. 

s ) Fried. Hoffmannii Observationum physico-chemicarum selectiorum. 
Halae 1722— 1736. Lib. III, p. 19. 

4 ) Crells Chemische Annalen S (1780), 29. 

5 ) Prosper Alpinus, De planus Aegypti über. Veneti 1591, cap. 20. 
— Dioscoridis De materia medica libri quinque. Editio Kühn-Sprengel 
1829. Vol. 1, p. 374. — 1. Könige Kap. 4, V. 33. — 2. Mose Kap. 12, V. 22. — 
3. Mose Kap. 14, V. 4. — 4. Mose Kap. 19, V. 6 und 18. 

6 ) Rosenmüller, Handbuch der biblischen Altertumskunde. 1830. 



208 Geschichtliche Einleitung. 

Thymus-Arten gewesen sein 1 ). Theophrast, Dioscorides, 
Plinius und Columella 2 ) unterscheiden Thymian vom wilden 
Thymian oder Quendel (Thymus serpyJlum L.), während im 
Mittelalter eine bestimmte Sonderung zwischen beiden nicht 
bei allen Schriftstellern bestanden zu haben scheint. Wohl aus 
diesem Grunde bezeichnete Valerius Cordus 8 ) den Thymian als 
Thymus nostras. 

Obwohl Thymian in der Heilkunde immer nur eine un- 
bedeutende Verwendung gefunden hat, findet er sich, wie das 
daraus destillierte Öl, seit dem 16. Jahrhundert als offizineil in den 
meisten Arzneibüchern und in den Apotheker- und Spezereitaxen. 
Das Öl war ins Dispensatorium Noricum vom Jahre 1589 auf- 
genommen. 

Der Thymiancampher (Thymol) wurde zuerst von Caspar 
Neumann*) im Jahre 1719 und von Friedr. Cartheuser 8 ) im 
Jahre 1754 beobachtet und von Lallemand ) im Jahre 1853 
untersucht und Thymol genannt. 

Menthaöle. 

Verschiedene Minzarten, deren botanische Abstammung 
nicht mehr festzustellen sein dürfte, waren schon im Altertum 
bekannt und wurden als Küchengewürz 7 ) und zum Teil wohl 



x ) Tschirch, Handbuch der Pharmakognosie, Bd. 2, S. 1167. Die Er- 
wähnung des Thymians in der Bibel beruht nach Tschirch (ebenda) auf 
einer falschen Obersetzung. 

2 ) Dioscoridis De tnateria medica libri guinqtte. Editio Kühn- 
Sprengel. 1829. Vol. 1, p. 385. — Plinii Naturalis historiae libri 37. 
Lib. XXI, 31. — Columellae De re rustica. Editio Nisard. 1877, p. 446. 

s ) Val. Cordi Historiae plantarum. Editio C. Gesneri. Argentorati 1561, 
p. 136. 

*) Philosophie. Transactions of the Royal Soc. of London. 1724, 1725, 
1733, 1734. — Chymia medica dogmatico-experimentalis 2, 282, und 
Lectiones chymiae de salibus alcalinofixis et de camphora. Berlin 1727, 
p. 135—137. 

5 ) Cartheuser, De sale volatile oleoso soJido in o/eis athereis non- 
nunquam reperto. Dissertatio. Francofurto 1774. — Cartheuser, Materia 
medica. Vol. 2, p. 115. 

8 ). Journal de Pharm, et Chim. III. 24 (1853), 274; Compt. rend. 87 
(1853), 498. 

') Prosp^r Alpinns, De planus Aegypti über. Venetil591. Cap.42, p. 61. 



Geschichte einzelner ätherischer Öle. 209 

auch als Heilmittel schon von den Ägyptern 1 ), Hebräern») und 
den Römern 8 ) gebraucht. Ähnliche Verwendung scheinen die 
Minzen bei den alten Deutschen gefunden zu haben. Unter den 
73 nützlichen, zum Anbau empfohlenen Pflanzen des im Jahre 
812 erlassenen Capitulare Karls des Großen*) sind drei Minzen 
genannt, unter diesen auch „Mentha Menthastrum und Sisym- 
brium", wahrscheinlich wirkliche Menthaarten (Mentha crispa) 6 ). 
In den Schriften der Äbtissin Hildegard vom Jahre 1160 sind 
„Bachmyniza, Myntza major, Rossmyntza und Römische 
Myntza" erwähnt 8 ). In dem aus dem Anfange des 15. Jahr- 
hunderts stammenden Gothaischen Arzneibuche*) ist auch „Cruse- 
mynte" angeführt. 

Wie damals jeder erkennbare, feste Unterschied zwischen 
den willkürlich bezeichneten Minzen fehlte, so sind auch ver- 
schiedene Minzarten ohne nähere Charakterangaben in den 
Destillierbüchern des 15. und 16. Jahrhunderts für die Bereitung 
destillierter Wässer gebraucht worden 8 ). Auch die in den Taxen 
und älteren Arzneibüchern aufgeführten Minzöle lassen auf eine 
Unsicherheit der Herkunft von bestimmten Arten schließen. 
So gibt z. B. die Berliner Taxe vom Jahre 1574 nur Oleum 
menthae an, die Frankfurter vom Jahre 1582 Oleum menthae, 
Oleum polemii und Oleum pulegii. 



*) G. Schweinfurth, Ober Pflanzenreste aus altägyptischen Gräbern, 
in Berichte der deutsch, botan. Gesellschaft 2 (1884), 366. 

a ) Evang. Matthaei Kap. 23, V. 23. — Evang. Lucae Kap. 11, V. 42. 

3 ) Dioscoridis De materia medica libri quinque. Editio Kühn- 
Sprengel. 1829. p. 383. — Plinii Naturalis historiae libri. Lib. 19, cap. 8: 
„Grato mentha mensas odore percurrit in rusticis dapibus." Lib. 20, cap. 14: 
„Mentbae ips/'us odor animum excitat, et sapor aviditatem in cibis; fdeo 
embammatum misturae familiaris." — Columellae De re rust/ca, Lib. XI, 3. 
Editio Nisard, „Les agronornes Latins." Paris 1877. p. 445. 

*) Capitulare de viJlis et cortis imperialibus. Übersetzt und erläutert von 
A. Thaer in Fühlings Landwirtschaftl. Zeitung. Aprilheft 1878, S. 241—260. 

°) Meyer, Geschichte der Botanik. 1856. Bd. 3, S. 406. 

a ) Hildegardis Abbatissae Subtilitatum diversarum naturarum crea- 
turaram libri novetn. Editio Migne. 1855, S. 1161. 

7 ) Karl Regel .Das mittelhochdeutsche Goth, Arzneibuch. Gotha 1 873, S. 21. 

8 ) Hieronymus Brunschwig, Über de arte destillandi. De simplici- 
bus 1500, fol. 75b. — Val. Cordus, Dispensatorium Noricum. Editio 
Parisiis. 1548, p. 77, 284, 285, 378, 381, 418, 4t9, 432. — Gesner, De Hortis 
Qermaniae über recens. 1561. 

Gildemeister, Die ätherischen Öle. I. 14 



210 Geschichtliche Einleitung. 

Pfefferminzöl. 

Ob unter den im Mittelalter gebrauchten Minzen die heutige 
Pfefferminze war, läßt sich nicht mehr ermitteln. In dem ältesten 
deutschen Destillierbuche, dem Liber de arte destillandi vom 
Jahre 1 500 x ), sind für die Destillation arzneilich gebrauchter Wässer 
Mentha aquatica, Mentha rubra, Mentha balsamica, Mentha 
sarracenica und Mentha crispa als wohl unterschiedene Arten, 
indessen ohne jedwede Charakterisierung angegeben. Ob diese 
Arten mit den heute benutzten teilweise übereinstimmen, ist eben- 
falls nicht sicher bekannt. Die einzigen bisher ermittelten, mehrere 
Jahrhunderte alten Exemplare von Mentha piperita befinden sich 
im Herbarium des British Museum in London. Sie hatte der 
englische Naturforscher John Ray im Jahre 1696 aus der Graf- 
schaft Hertfordshire im südlichen England erhalten und als 
Mentha palustris, „Peper Mint", beschrieben 2 ). Die gut konser- 
vierten Pflanzen stimmen in allen wesentlichen Merkmalen mit 
der noch jetzt in Mitcham in der Graftschaft Surrey unweit 
London kultivierten Pfefferminze überein 8 ). Die Kultur der 
Pfefferminze in Mitcham scheint um die Mitte des 18. Jahrhunderts 
begonnen zu haben und war am Ende des Jahrhunderts schon 
bedeutend; indessen wurde die Destillation des Pfefferminzöles 
bis zum Jahre 1805 nicht in Mitcham, sondern in London 
betrieben*). 

Die englische Pfefferminzindustrie erreichte ihren Höhepunkt 
um das Jahr 1850, von wo an die amerikanische Konkurrenz 
einen bemerkbaren Rückgang der Produktion in England herbei- 
führte 5 ). 

Auf dem Kontinent scheint die Pfefferminze zur Öldestillation 
nicht früher als in England kultiviert worden zu sein. Sie wurde 
nach Angabe des Botanikers David Gaubius in Leiden um das 
Jahr 1770 im Utrechtschen Hortus botanicus gezüchtet 8 ). Dieser 
erwähnt auch schon den aus dem Öle durch Abkühlung ge- 



J ) Brunschwig, Liber de arte destillandi. De simplicibus. 1500, fol.75. 

s ) Jöhn Ray, Historia plantarum. London 1704. Vol. III, p. 284. 

s ) Flückiger, Pharmakognosie. III. Aufl. 1891, S. 726. 

*) Lysons, Environs of London. 1800, p. 254. 

6 ) Chemist and Druggist 1891, 405. 

6 ) Pharm. Zentralh. 58 (1917), 221. 



Geschichte einzelner ätherischer Öle. 211 

wonnenen „Camphora europaea menthae piperitidis" (Menthol) 1 ). 
Inzwischen war auch die Bestimmung der Pflanze als Mentha 
piperita durch Linne erfolgt. 

Um diese Zeit wurde die Pfefferminze auch schon in Deutsch- 
land kultiviert und wurde nach dem Vorgange der Londoner 
Pharmakopoe, welche sie im Jahre 1721 als „Mentha piperitis 
sapore" aufgenommen hatte, in Arzneibüchern und botanischen 
Werken berücksichtigt. Zur besseren Kenntnis in Fachkreisen 
scheint eine Abhandlung über die Pfefferminze von Knigge bei- 
getragen zu haben 2 ). 

Die älteste Pfefferminzkultur hat Japan besessen. Sie soll 
schon vor Beginn der christlichen Zeitrechnung ihren Anfang 
genommen haben, und selbst Menthol (Hakuku, Hakka) soll 
nach Flückiger dort nahezu ebensolange gewonnen worden und 
als Heilmittel In Gebrauch gewesen sein 3 ). Die Worte Hakuku 
und Hakka bedeuten jedoch nach Naojiro Inouye 4 ) nicht 
Menthol, sondern Pfefferminze. In dem ältesten medizinischen 
Werke Japans, dem Daiso-Rui-Shu-Ho (806 — 809) ist Pfeffer- 
minze noch nicht aufgeführt. Die Pflanze wird jedoch in dem 
von Tamba Yasuyori i. J. 984 zusammengestellten Shin-J-Ho 
unter der Bezeichnung Megusa (Me = Auge, gusa = Kraut) 
erwähnt, weil ein Augen wasser daraus dargestellt wurde. Wann 
Pfefferminzöl in Japan zuerst destilliert worden ist, ist unbekannt. 
Der Export des Öles hat erst im Jahre 1873 begonnen. 

In Nordamerika' 5 ) hat die Industrie der Pfefferminzölgewinnung 
im Jahre 1816 in Wayne County im Staate Newyork angefangen. 
Von hier breitete sie sich nach Ohio und von dort im Jahre 1835 
nach St. Joseph County in Michigan aus. Der südwestliche Teil 
dieses Staates war 45 Jahre der größte Pfefferminz bauende 
Distrikt der Vereinigten Staaten. Später wurden Anbau und 
Destillation im nördlichen Indiana aufgenommen. Da der Wett- 



*) Hieronymi Davidii Gaubii Adversariorum varii argumenti Kber unus. 
Leidae 1771, p. 99— 112. 

a ) Knigge, De mentha piperi 'tiefe commentatio. Dissertatio. Erlangae 1 780. 

s ) Flückiger, Pharmakognosie. 1891, S. 726. 

*) Bericht von Schimmel § Co., Oktober 1908, Anhang. 

*) A.M.Todd, V. Internat. Kongreß f. angew. Chem. Berlin 1903, Referate 
der Sekt. IVa, 58. — Alice Henkel, U. S. Dep. of Agricult Bur. of Plant Ind. 
Bull. No. 90, Part 111. 

14* 



212 Geschichtliche Einleitung. 

bewerb mit den günstigeren westlichen Gegenden auf die Dauer 
nicht möglich war, hat die Gewinnung von Pfefferminzöl zu An- 
fang dieses Jahrhunderts in Wayne County und Ohio ganz auf- 
gehört. Seit 1908 wird die Pfefferminzkultur auch in den an 
der Westküste Nordamerikas gelegenen Staaten Oregon und 
Washington betrieben, wo Klima und Boden hierfür außerordent- 
lich günstig sind 1 ). 

Poleiöl. 

Als Polei ist in Europa Mentha pulegium L. (Pulegium 
vulgare Mill.), von der es auch eine Anzahl von Bastarden gibt, 
seit dem Mittelalter und vielleicht schon früher 8 ) arzneilich in 
Gebrauch gewesen 3 ). Das destillierte Oleum pulegfi war schon 
in der Frankfurter Taxe vom Jahre 1582 erwähnt und scheint, 
wie die Pflanze und ihre Destillate, im 16. und 17. Jahrhundert 
arzneilich verwendet worden zu sein. 



Patchouliöl. 

Nach E. M. Holmes*) erschienen die Patchouliblätter im 
europäischen Handel zuerst im Jahre 1826 5 ). 1844 berichtet 
J. Pereira") über einen Verkauf der Blätter in London, die zu- 
nächst zum Parfümieren von Textilien verwandt werden, um 
diesen den eigentümlichen Geruch der echten indischen Fabrikate 
zu verleihen. 

Die Patchoulipflanze wurde zuerst beschrieben und abgebildet 
von Pelletier-Sautelet in Mem. de la Soc. Roy. des Sciences 
d'Orleans, V, Nr. ö 7 ). 



*) Journ. Atneric. pharm. Assoc. 13 (1923), 782. 

a )Dioscoridis De materia medica h'bri quinque. Editio Kühn- 
Sprengel. 1829, S. 377. 

3 ) Pfeiffer, Zwei deutsche Arzneibücher des 12. und 13. Jahrhunderts. 
Sitzungsberichte der Wiener Akad. d. Wissensch. Bd. 42 (1863), II, S. 137. 
(Es ist indessen nicht ausgeschlossen, daß sich das dort und früher erwähnte 
Poleiöl auf Quendelöl von Thymus serpyllum bezieht.) 

*) Perfum. Record 4 (1913), 369. 

=) J. J. Virey, Journ. de Pharm. 12, 2 (1826), 61. 

e ) Pharmaceutical Journ. I. 4, 808. 

') Siehe auch Pharmaceutical Journ. I. 8 (1849), 574. 



Geschichte einzelner ätherischer Öle. 213 



Basilicumöl. 

Basilicumöl scheint seit der Mitte des 16. Jahrhunderts in 
Gebrauch gewesen zu sein. Es ist in der Frankfurter Taxe vom 
Jahre 1582 und im Dispensatorium Noricum vom Jahre 1589 
unter den ätherischen Ölen aufgeführt. Destilliertes Basilicum- 
wasser wurde schon im 15. Jahrhundert angewendet 1 ). 



Baldrianol. 

Baldrian war schon im Altertum unter dem Namen Phu 
bekannt und ist in älteren Schriften, so in denen des Diosco- 
rides 2 ) und Plinius beschrieben und später von Isaac Judaeus 8 ), 
Constantinus Af ricanus*) und anderen Schriftstellern des Mittel- 
alters unter den Heilmitteln erwähnt worden. Beide gebrauchten 
zum ersten Male den Namen Valeriana. In einer Arzneimittel- 
liste der ärztlichen Schule von Salerno werden Phu, Amantilla 
und Valeriana als identisch genannt 5 ). Im 1 1 . Jahrhundert aber 
scheint nur noch der Name Valeriana in Gebrauch gewesen zu 
sein 8 ), wenngleich der Name Phu sich bis zum 15. Jahrhundert 
in der Literatur erhalten hat 7 ). 

Im Mittelalter muß der Geruch der Baldrianwurzel ziemlich 
beliebt gewesen sein, da sie zum Aromatisieren von Zimmern, 
Kleidern und Wäsche 8 ), wie die Wurzel der Valeriana celtica L. 
und der Nardostachys Jatamansi DC. (Nardus indica) im 



*■) Hieronymus Brunschwig, Liber de arte destillandi. De simplicibus. 
fol. 27. 

2 ) Dioscoridis De materia. medica libri quinque. Editio Kühn- 
Sprengel. 1829. Vol. 1, p. 20 u. 348. 

3 ) Isaac Judaeus, Opera omnia. Lugduni 1545, cap. 45. „Fa, M est 
Valeriana, melior rubra et tenuis." 

*) Steinschneider in Rohlfs Archiv für Geschichte der Medizin. 
1879, S. 96. ,JFu, id est Valeriana; naturam habet sicut Sp/ca Nardi." 

5 ) S. de Renzi, Collectio Salemitana. Alphita, 1854. ID, p. 271—322. 

6 ) Cockayne, Leechdoms, Wordcunning and Starcraft of Early England. 
1866. III. 6, 136. 

7 ) Saladini Competidium aromatariorum. Bononae 1488. Index. 

8 ) Turner, New Herball. 1568. Part 3, p. 76. — Langhams Garden 
of Health. 1633, p. 598. 



214 Geschichtliche Einleitung. 

Altertum verwendet wurde 1 ). Wie allgemein der Gebrauch der 
Wurzel besonders bei den Deutschen war, ergibt sich aus 
der großen Anzahl volkstümlicher Namen für sie, von denen 
schon die Äbtissin Hildegard 2 ) im 12. Jahrhundert und Hiero- 
nymus Brunschwig 8 ) zu Ende des 15. Jahrhunderts Verzeich- 
nisse gaben. 

In den Destillierbüchern des 16. Jahrhunderts sind Vor- 
schriften für Destillate der Baldrianwurzel mittels Wasser oder 
Wein enthalten. 

Das destillierte Baldrianöl wurde von Friedr. Hoff mann, 
Herrn. Boerhave und Cl. J. Geoffroy teils aus trockener, teils 
aus frischer Wurzel gewonnen 4 ). Später beschrieb auch Graberg 
in Braunschweig das Öl 5 ), und J. B. Trommsdorff untersuchte 
im Jahre 1808 die Wurzel 8 ) und nannte im Jahre 1830 die in dem 
Destillationswasser enthaltene Säure Baldriansäure'). 

Öl von Nardostachys Jatamansi. 

Das Rhizom der im Himalayagebiete Nordindiens einheimi- 
schen, der Familie der Valerianaceae angehörenden Nardostachys 
Jatamansi DC. (Patrinia Jatamansi Wallich) und Nardostachys 
grandiflora DC. hat einen schwach an Moschus, stärker an 
Patchouli erinnernden Geruch. Dieser eigenartige Wohlgeruch 
fand im Altertum um so größere Wertschätzung, als die Wurzel 
ein beschränktes Herkunftsgebiet hatte. Sie diente besonders 
zur Herstellung parfümierter Fette für Salbung und Ölung und 
scheint als eins der kostbarsten Aromata gegolten zu haben 8 ). 



*■) Dioscoridis De materia medica libri quinque. Editio Kühn- 
Sprengel. 1829. Vol. l", p. 7 und Vol. 2, p. 348. — Brunschwig, Liber de 
arte destillandi. De simplicibus. 1500, fol. 39 u. 106. 

a ) Hildegardis Abbatissae Subtiiitatum diversarum naturarum creatu- 
rarum libri novem. Editio Migne, p. 1187. 

s ) Brunschwig, Liber de arte destillandi. De simplicibus. 1500, 
fol. 39. 

*) Pf äff , System der Materia medica. Bd. 4 (1815), S. 172. 

s ) Lorenz Crell, Die neuesten Entdeckungen in der Chemie 6 (1782), 123. 

°) Trommsdorffs Journ. der Pharm. 18 I. (1809), 3. 

') Trommsdorffs Neues Journ. der Pharm. 2* I. (1832), 134. 

s ) Hohe Lied Salomonis Kap. 1, V. 12; Kap. 4, V. 13, 14. — Ev. Marci 
Kap. 14, V. 3—5. — Ev. Johannis Kap. 12, V. 3—5. — Horatii carmina. Lib. IV, 



Geschichte einzelner ätherischer Öle. 215 

In späterer Zeit sind außerhalb Indiens andere aromatische 
Pflanzenteile zum Ersatz der indischen Narde (Spikenarde) in 
Gebrauch gekommen und nicht selten mit ihr verwechselt worden, 
vor allem die Moschuswurzel von Ferula Sumbul Hook. fil. und 
später die Wurzel der Valeriana celtica L. 1 ). 

Der ursprüngliche Name war hebräisch Nerd, griechisch 
(von der Sanskritbezeichnung abstammend) vdqdog, vaQÖ6cra%vs, 
lateinisch Nardus indica, Nardus splca, Spica Nardus, arabisch 
Senubol (Ähre). Der Name wurde später bei den verschieden- 
sprachigen Völkern wohl auf ähnliche oder andersartige Aromata 
übertragen, oder es wurden diese mit Narde verwechselt. Im 
ersten jlahrhundert der christlichen Zeitrechnung unterschied 
Dioscorides 2 ) schon zwischen Nardus indica, syrica und 
celtica und verstand unter „Phu"*) wahrscheinlich teils Narde, 
teils Valeriana. Scribonius Largus*) erwähnte als ähnlich 
riechend Nardus indica, Nardus celtica, Stoechas, Nardus italica, 
Spica Nardi (auch für Lavandula-Arten gebraucht) und indisches 
Gras (Andropogon- Arten) 5 ). 

In der mittelalterlichen Literatur wurde die ursprüngliche 
Narde nur noch einmal unter den kostbaren Räuchermitteln beim 



carm. 13, V. 16 — 17. Es war römischer Brauch, bei Festmahlen die Gäste nicht 
nur mit Blumen zu bekränzen, sondern auch mit Narde zu salben: 

„Cur non sub alta vel platano, vel hac 

Pinu jacentes sie temere, et rosa 

Canos odorati capillos, 

Dum licet, Assyriaque Nardo 

Potamus uneti." 

(Horatii Carmina. Lib. 2, carm. 11.) 

l ) Sir Wm. Jones, On the Spikenard of the ancients in „Asiatic h\e- 
searches" in Transactions of the Society instituted in BengaJ, for inquiring 
into the history and antiquities, the arts, sciences and literature of Asia. 
Calcutta 1789. Vol. 2. (London Edition p. 416.) — Roxburgh, Additional 
remarks on the Spikenard of the ancients. Ebenda vol. 4, p. 97. — A. Meu- 
nissier, Parfüm, moderne 15 (1922), 255; Bericht von Schimmel 8 Co. 
1923, 128. 

s ) Dioscorädis De materia medicä libri quinque. Edit.Kühn-Sprengel. 
1829. Vol. 1, p. 15—17. 

s ) Ebenda p. 20. 

*) Scribonii Largi Compositiones medicamentorum. EditioHelmreich. 
Leipzig 1887, p. 72. 

5 ) Siehe S. 111, 202. 



216 Geschichtliche Einleitung. 

Einzüge des Kaisers Heinrich VI. in Rom erwähnt 1 ). In mittel- 
alterlichen Destillier- und Arzneibüchern ist indische Narde nicht 
mehr genannt worden, mehrfach dagegen Spica und Spikenard*). 

Alantol. 

Wasserdestillate der Alantwurzel wurden schon im Mittel- 
alter arzneilich gebraucht 8 ). Das „Oleum radids helenii" ist 
zuerst in der Frankfurter Taxe vom fahre 1582 erwähnt. 

Römisch-Kamillenöl. 

Bei der Ähnlichkeit einiger Anthemis-, Chrysanthemum- 
und Matricaria-Arten ist es nicht mehr nachweisbar, welche 
davon von den Griechen und Römern kultiviert und gebraucht 
wurden, und welche Pflanze mit der Bezeichnung Anthemis in 
den Schriften des Dioscorides*), Plinius, Tragus 8 ) und an- 
derer Schriftsteller gemeint ist. Nach Gesners 8 ) Angabe kam 
die römische Kamille aus Spanien nach Frankreich und Deutsch- 
land. Größere Berücksichtigung und arzneilichen Gebrauch 
scheint sie zuerst in England gefunden zu haben, in dessen 
südlichen Teilen die Anthemis nobilis L. verbreitet ist und kul- 
tiviert wird. Auch im 16. und 17. Jahrhundert wurden die ver- 
schiedenen Kamillenarten von Schriftstellern und wahrscheinlich 
auch in der Praxis nicht genau auseinandergehalten. 

Der in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts lebende Hie- 
ronymus Beck (Tragus) 6 ) nannte die Pflanze Chamomilla 
nobilis, und der in der zweiten Hälfte desselben Jahrhunderts 
lebende Joachim Camerarius, welcher die Pflanze als Zier- 
pflanze in den Gärten Roms gefunden hatte, bezeichnete sie 



x ) Petrus D'Ebulo, Carmen de motibus siculis. Basiliae 1746, p. 23. — 
Flückiger and Hanbury, Pharma.cogra.phia. 1879, p. 503. 

a ) Hieronymus Brunschwig, Liber de arte destW&ndi. De simplicibus. 
1500, fol. 72. — Siehe S. 215, Note 1. 

s ) Ebenda fol. 19. 

*) Dioscoridis De materia medica libri quinque. EditKühn-Sprengel. 
1829, p. 4S2. 

■) Hieronymus Tragus, De stirpium maxitne earum qttae in Germania 
nostra. nascuntur commentarium libri tres. Argen!:.' 1552, fol. 149. 

9 ) Conradi Gesneri De Hort/s Germaniae liber recens. 1561, fol. 253. 



Geschichte einzelner ätherischer Öle. 217 

zuerst als Römische Kamille 1 ). In den Destillierbüchern des 
16. Jahrhunderts scheint die gemeine Kamille vor der römischen 
so sehr bevorzugt zu sein, daß die letztere für arzneiliche Zwecke 
nicht oder nur wenig benutzt wurde, während sie in England 
fast ausschließlich als Chamomile Flower in Gebrauch war. 

Kamillenöl. 

Die gemeine Kamille, Matricaria chamomiHa L., hat bei 
den Griechen und Römern arzneiliche Anwendung gefunden und 
ist in deren Literatur mehrfach erwähnt worden 8 ). Auch im 
Mittelalter wurden Kamillenblüten gebraucht und geschätzt. 
Brunschwig 3 ) beschrieb ihre Destillation. 

Das wegen seiner blauen Farbe auffallende Öl scheint seit 
der Mitte des 15. Jahrhunderts bekannt gewesen zu sein. Saladin 
erwähnt es in seiner Heilmittelliste*), und der Arzt Joachim 
Camerarius 8 ) in Nürnberg gewann es im Jahre 1588. Conrad 
Gesner 6 ) und Porta 7 ) destillierten das Öl .unter Anfeuchtung 
der Blüten mit Aqua vitae (Spiritus). 

Destilliertes Kamillenöl ist zuerst unter dem Namen Oleum 
matricariae in der Taxe der Stadt Berlin vom Jahre 1574 auf- 
geführt worden. 

Die blaue Farbe des Kamillenöles schrieb man anfangs einem 
aus den Destilliergefäßen herrührenden Kupfergehalte zu, bis 
Simon Paulli und Christoph Herford in Kopenhagen im Jahre 
1664 nachwiesen, daß das Öl auch bei der Destillation aus 
Glasgefäßen eine tiefblaue Farbe hat s ). 



*•) Flückiger and Hanbury, Pharma.cogra.phia. 1879, p. 383. — Ca- 
mer arii Hortus medicus et philosophicus. Francofurti 1588, p. 39. 

*) Dioscoridis De materia medica /ihr/ quinque. Edit. Kühn-Sprengel. 
1829, p. 482—483. — Plinii Naturalis historiae libri. Liber XXII, 26. Edit 
Littre. Vol. 11, p.82.— Palladii De re rustica. Editio Nisard. 1877, p. 608. 

s ) Hieronymus Brunschwig, De arte desti/iandi. 1500, fol. 38. 

*) Saladini Asculi Compendium aromatariomm. Venetii 1488. Index. 
Nach Tschirch, Handbuch der Pharmakognosie, Bd. 2, Abt 2, S. 987 war 
das von Saladin erwähnte Öl jedenfalls ein Oleum infusttm. 

5 ) Camerarii Hortus medicus et philosophicus. Francofurti 1588, p. 39. 

") Euonymi Philiatri Ein köstlicher theurer Schatz. 1555, p. 222. 

*) Gio. Battistae Portae De destillatione. Romae 1608, p. 83. 

8 ) Simonis Paulli Quadripartitum botanicum de simp/icium medica- 
mentorum tacultatibus, etc. Argent 1667, p. 425. 



218 Geschichtliche Einleitung. 

Durch Dampfdestillation im Großen ist Kamillenöl erst um 
das Jahr 1882 von dem Apotheker Franz Steer 1 ) in Kaschau 
in Ungarn gewonnen worden. 

Die erste Untersuchung von Kamillenöl machte 2 eil er 2 ) im 
Jahre 1827. 

Rainfarnöl. 

Das destillierte Wasser der Rainfarnblätter und Blüten war 
im Laufe des 16. und 17. Jahrhunderts ein gangbares Arznei- 
mittel 8 ). Das destillierte Öl ist zuerst in der Taxe der Stadt 
Frankfurt a. M. vom Jahre 1582 und in dem Dispensatorium 
Nor/cum vom Jahre 1589 genannt. 

Die erste Untersuchung des Öles ist von J. Persoz 1 ) im 
Jahre 1841 ausgeführt worden. 

Wermutöl. 

Wermut soll schon den Ägyptern im 16. Jahrhundert vor 
der christlichen Zeitrechnung bekannt gewesen sein ft ). Auch im 
alten Testament 8 ) ist die Pflanze mehrmals erwähnt worden. Ob 
die jetzige Artemisia absinthium L. oder eine andere ähnliche 
Artemisiart im frühen Altertum gebraucht und in späteren Schriften 
als Wermut übersetzt worden ist, läßt sich nicht entscheiden. 

In der Literatur der Griechen und Römer hat Wermut selten 
Berücksichtigung gefunden, ist aber in den Schriften des Dios- 
corides erwähnt worden 7 ). Im 9. Jahrhundert ist Wermut als 
Heilmittel von Walafried Strabus 8 ) und im 12. Jahrhundert von 



*) Buchners Repert. f. d. Pharm, öl (1837), 85. 

a ) Ebenda 25 (1827), 467. 

8 ) Hieronymus Brunschwig, Liber de arte destill and i. De simplicibus. 
1500, fol. 94. 

*) Compt. rend. 13 (1841), 436; Journ. für prakt. Chem. 25 (1842), 55, 60. 

») Papyrus Ebers, Jahresbericht f. Pharm. 1880, 26. — Flückiger, 
Pharmakognosie. 1891, S. 686. 

") 5. Mose Kap. 29, V. 18. — Sprichwörter Salomos Kap. 5, V. 4. — 
Prophet Arnos Kap. 5, V. 7 und Kap. 6, V. 12. — Jeremias Kap. 9, V. 15; Kap. 
23, Y. 15. — Klagelieder Jeremiae Kap. 3, V. 15 u. 19. 

') Dioscotidi&Deniateriajnedicalibriquinque. Edit. Kühn-Sprengel. 
1829. Vol. 1, p. 367. 

8 ) Walafridi Strabi Hortulus. De viribus herbarum. Editio Choulant 
1832, p. 147. 



Geschichte einzelner ätherischer Öle. 219 

der Äbtissin Hildegard 1 ) gepriesen worden. Von der Zeit an 
wurde er in Arzneibüchern hin und wieder genannt, er fehlt aber 
in den meisten Destillierbüchern des 16. Jahrhunderts, obwohl 
die Pflanze deren Verfassern bekannt 2 ) und von Brunschwig 
destilliert worden war 3 ). 

Das destillierte Wermutöl war Porta 1 ) um das Jahr 1570 
bekannt, und es ist von ihm die blaue Farbe des Öles beschrieben 
worden. Das Öl wurde zuerst von Fr. Hoff mann in Halle 
untersucht und zu arzneilichem Gebrauche empfohlen 8 ). Später 
haben Cl. J. Geoffroy«), Fr. Kunzemüller'), Buchholz 8 ) und 
Margueron ) das Öl untersucht. 

Costuswurzelöl. 

Die Costuswurzel von Saussurea Iappa Clarke, die von den 
Chinesen seit den ältesten Zeiten für zeremonielle Zwecke und zu 
Räucherungen verwendet wurde, erwähnen nach E. M. Holmes 10 ) 
Theophrastus (370 v. Chr.), Plinius (um 50 n. Chr.) und 
Arrianus aus Alexandria (um 60 n. Chr.). In Indien war sie 
schon i. J. 300 v. Chr. bekannt, denn sie wird im Arthäsästra 
des Kautilya 11 ) als zoll- und abgabepflichtige Ware aufgeführt. 
Die bei den Griechen xoctog genannte Wurzel war im Altertum 



x ) Hitdegardis Abbatissac Subtilitatum diversarum naturamm crea- 
turarum Jibri novem. Edition Migne Patrologiae cursus completus. 1855, 
p. 1171. 

*) Conradi Gesneri De Mortis Qermaniae über recens. 1561, fol. 243. 

3 ) Hieronymus Brunschwig. Liber de arte destillandi. De simplicibus. 
1500, fol. 112. — Brunschwig bezeichnete und unterschied die zur Destilla- 
tion des Wermutwassers gebräuchlichen Arten als Absynthium ponticum, 
Absynthium cretensis, Absynthium marinum. — Siehe auch Murrays Appa- 
ratus Medicaminum. Göttingiae 1766. Vol. 1, p. 118. 

*) Portae De destillatione libri IX. Romae 1608, p. 79. 

5 ) Friedr. Hoffmannii Observationum physico-chemicarum seJecti- 
ontm libri. Halae 1722. Lib. III. Observ. I, p. 9 et 355. 

6 ) Memoires de I'acadSmie des sciences de Paris 1721. 
') Crells Chem. Annalen 1784, 206. 

*) Göttlings Almanach für Scheidekünstler und Apotheker 1785, 101. 

8 ) Trommsdorffs Journ. der Pharm. 5 H. (1798), 202. 

10 ) Chemist and Druggist 100 (1924), 413; Bericht von Schimmel § Co. 
1925, 17. 

") v. Lippmahn, Chem. Ztg. 1925, No. 134 u. 135. 



220 Geschichtliche Einleitung. 

als Spezerei und zur Bereitung eines dem Nardenöle ähnlichen 
Salbungsöles 1 ), sowie auch als Heilmittel hochgeschätzt Dios- 
corides 2 ) unterschied zwischen weißem arabischem, indischem 
und schwarzem syrischem Costus. Garcia 8 ) erwähnt, daß 
Costus in Kleinasien, Syrien, Arabien und Persien gebraucht 
werde, daß er aber nur in Indien wachse. Nicht zu verwechseln 
mit der Costuswurzel ist die oft als Costus dulc/s bezeichnete 
Rinde von CaneJIa alba. 



*) S. 214. — W. Heyd, Geschichte des Levantehandels im Mittelalter. 
1879. Bd. 1, S. 90 und Bd. 2, S. 580. — Dymock, Materia medica of Western 
Jndia. 1885, p. 449. 

a ) Dioscatidis De materiamed/ca I/bri gu/nque. Edit. Kühn-Sprengel, 
1829. Vol. 1, p. 15 u. 29. 

3 ) R. Sigismund, Die Aromata. Leipzig 1884, S. 34. 



Geschichte der Destillierweisen 
und der Destilliergeräte. 



Ein kurzer geschichtlicher Rückblick auf die Genesis der 
Destillierweisen und der Destilliergeräte, von der primitiven 
„Cucurbita", dem „Alembic" und „Berchile" bis zu den Dampf- 
und Vakuurnapparaten unserer Zeit, gewährt nicht minder als 
die im vorigen Kapitel in Betracht gezogenen literarischen Doku- 
mente einen Einblick in die allmähliche Entwicklung der De- 
stillierkunst und der Gewinnungsweisen der destillierten Öle, 
sowie ein besseres Verständnis dafür, welch' lange und wechsel- 
volle Bahn auch dieser scheinbar moderne Industriezweig bis 
zur jetzigen technischen und wissenschaftlichen Vollendung zu 
vollbringen hatte 1 ). 

Bekanntlich galt am Anfange der Menschengeschichte das 
Feuer als etwas Übernatürliches, als ein von Prometheus aus 
der hehren Götterwelt auf die Erde gebrachter Götterfunke, den 
die Menschen von jeher im Religionskultus benutzt haben. 
Wurde das Feuer von den ältesten Stämmen der Perser als ein 
göttliches Element verehrt, so benutzten es die Chinesen im 
frühesten Altertum für die Entwicklung einer wenn auch primi- 
tiven, so doch bewundernswerten Industrie, und die Heilige Schrift 
berichtet in ihren ältesten Urkunden, daß Tubal-Kain „ein Meister 
in allerlei Erz- und Eisenwerk" gewesen sei 2 ), und daß zur Er- 
bauung des babylonischen Turmes Backsteine gebrannt worden 



*) Es sei hier hingewiesen auf die 191 1 erschienene Schrift von H. Seh elenz 
„Zur Geschichte der pharmazeutisch-chemischen Destilliergeräte", die von 
Schimmel § Co. dem Bericht April 1911 als Sonderbeilage beigegeben wurde. 
Im Buchhandel durch Julius Springer, Berlin, zu beziehen. 

*) 1. Buch Mose Kap. 4, V. 22. 



222 Geschichtliche Einleitung. 

seien 1 ). Nach der apokryphen Urkunde Ayur-Vedas 2 ) wurden 
von den Indern schon frühzeitig nicht nur Schmelz- und Brenn- 
öfen sondern auch Destillieröfen benutzt, und diese haben in 
der langen und hochentwickelten Kulturepoche der Ägypter viel- 
fachen Gebrauch gefunden. 

Von der Zeit der Araber an und durch das ganze Mittel- 
alter hindurch galt die Erschließung der irdischen Stoffe und der 
pflanzlichen und tierischen Gebilde durch Schmelz-, Sublimier- 
und Destillieröfen als die edle und „subtile" Werktätigkeit des 
mehr als zehn Jahrhunderte fortbestehenden Trachtens nach der 
Auffindung des „Steins der Weisen". Dieser sollte nicht nur 
zur Verwandlung unedler Metalle in Gold, sondern auch zur Ge- 
winnung einer „Quinta essentia" für die Wiederherstellung und 
Erhaltung der Gesundheit und für die Verlängerung des Lebens 
dienen. Die für diese hermetischen Künste und alchimistischen 
Zwecke im Laufe langer Zeiträume gebrauchten Feuerherde, Ge- 
fäße und Gerätschaften haben daher nicht nur an sich, sondern 
auch als wesentliche Hilfsmittel der Technik Wert. Sie gewähren 
eine interessante Illustration des von alters her und in mannig- 
facher Form durch alle Jahrhunderte fortbestehenden Bestrebens 
nach der Aufschließung und innersten Erkenntnis der Matur- 
körper durch mittelbare oder unmittelbare Einwirkung der Wärme 
in Schmelzöfen, in Sublimieröfen und in Destillieröfen. Die 
ersteren beiden dienten dem Suchen nach dem „lapis philoso- 
phorutn", die letzteren mehr für die Auffindung der „Quinta 
essentia" aus organischen Gebilden. Als letzte Hypothese in 
dieser langen Epoche praktischer Bestrebungen und theoretischer 
Spekulation gestaltete sich die Doktrin vom Phlogiston, mit deren 
Beseitigung die Jahrtausende währenden Wunderlehren und 
Glaubenssätze über die elementare Natur der materiellen Ge- 
bilde der Erde am Ende des 18. Jahrhunderts zum Abschluß 
gelangten. 

Die erste aus den Schriften des Altertums überkommene, 
allerdings wohl erst im Mittelalter bildlich dargestellte, sichere 
Angabe, welche auf eine Art primitiver Destillation schließen 
läßt, ist die Erwähnung der Gewinnungsweise von Cedernöl, 



*) 1. Buch Mose Kap. 11, V. 3. 
a ) Siehe Seite 17. 



Geschichte der Destillierweisen und der Destilliergeräte. 



223 



itiooilcuov (Terpentinöl?), in den Schriften des Herodot, Dios- 
corides und Plinius 1 ). Es soll aus dem Harze durch Aus- 
kochen in Wasser in einem offenen, tönernen Kessel in der 
Weise gewonnen worden sein, daß über quer darüber gelegte 
Holzstäbe Schichten von Wolle ausgebreitet wurden, in welchen 
sich die aufsteigenden Dämpfe verdichteten (Fig. 4). Die Wolle 
wurde von Zeit zu Zeit durch frische ersetzt und die gesättigte 
durch Ausdrücken mit den Händen aus- 
gepreßt, auch wurde das sich auf der 
Oberfläche des Wassers ansammelnde 
Öl abgehoben. 

Von den bei den Ägyptern ge- 
bräuchlichen Destilliergefäßen 4 ) sind 
wohl manche auf die Araber über- 
gegangen und von diesen nachge- 
ahmt und verbessert worden. Zu den 
ältesten Schriften, die über Destillier- 
weisen und Destilliergeräte Auskunft 
geben, gehören die des im ersten Jahr- 
hundert unserer Zeitrechnung lebenden 
griechischen Arztes Dioscorides 3 ) 
aus Anazarbus in Cilicien und des im 
5. Jahrhundert nach Chr. in Konstanti- 
nopel lebenden griechischen Gelehrten 
Zosimos*) von Panopolis. In einer in der Leidener Bibliothek 
befindlichen handschriftlichen arabischen Übersetzung des Liber 
de materia medica von Dioscorides sind, wie wohl auch im 




Fig. 4. 



*) Herodoti Historiae. Lib. II, 85. — Dioscorides, De materia me- 
dica. Lib. I, 34, 39, 80. — Plinius, Historia naturalis. Lib. 15, cap. 6 — 7 
und Lib. 16, cap. 22. „E pice fit, quod pissinum appellant, quum coquitur, 
velleribus supra habitum ejus expansis, atque ita expressis .... color oleo 
fulvus". _ 

a ) Ägyptische und griechische Destilliergeräte, die hauptsächlich der 
Destillation des Quecksilbers dienten, aus dem III. und IV. Jahrhundert sind 
abgebildet in Dujardin, L'art de Ja Disti/Jation. Paris 1900. Diese Abbil- 
dungen stammen aus einem Manuskript der Markusbibliothek in Venedig aus 
dem Ende des X. Jahrhunderts; sie sind entnommen dem Buche von Berthe- 
lot: Introduction ä 1 'Etüde de /a Chimie des Anciens et du Moyen-äge. 1889. 

3 ) Siehe S. 21. 

*) Usfi öpydvtov xcu, xaftivcov (von Geräten und Ofen). Siehe S. 24. 



224 



Geschichtliche Einleitung. 



griechischen Urtexte, schon Destillationsherde und Geräte, darunter 

die Cucurbita und der alembic, erwähnt und beschrieben worden 1 ). 

Wie in der ältesten Mythologie und den Schriftzeichen der 

frühesten Völker Täerbilder als symbolische Zeichen gedient 

haben, so sind auch im Altertum bei 
der Herstellung von Schmucksachen 
und von allerhand Gebrauchsgegen- 
ständen und Geräten vielfach Tier- 
gestalten die Vorbilder gewesen. Das- 





Fig. 5. 



Fig. 6. 



selbe scheint auch für die Gestaltung primitiver Digerier- und 
Destilliergefäße stattgefunden zu haben. Eine derartige bildliche 
Darstellung ist aus den Schriften des Zosimos und wahr- 






Fig. 7. 



Fig. 8. 



scheinlich auch aus anderen in die der Araber und aus diesen im 
weiteren in mittelalterliche alchemistische Werke übergegangen 2 ). 



x ) Auszüge aus dieser wie aus weit späteren arabischen Schriften des 
Rhases und eine unbedeutende Abbildung eines arabischen Destillierappa- 
rates sind von Prof. E. Wiedemann im 32. Bande (1878), 575 der „Zeit- 
schrift der deutschen morgenländischen Gesellschaft" veröffentlicht worden. 

a ) Joannis Rhenani, Medici, So/Is e pateo emergentis: sive disser- 
tationis chymia. technice practica, mater/a lapidis philosophici et cl&vis operum 
Paracelsi, qua abstmsa implicantu'rdeticientiasupplentur. Francofurti 1613, 
Pars 1. Theoremata chymio technfca. 



Geschichte der Destillierwelsen und der Destilliergeräte. 



225 



Das Vorbild des einfachen Kolbens ist die Gestalt des 
Straußes 1 ) (Fig. 5), das der Retorte die einer Gans (Fig. 6) 
oder eines Pelikans 8 ) (Fig. 7) gewesen. Für Kolben (Cucurbita) 
und Helm (alembicus) diente 
die Gestalt des Bären 3 ) (Fig. 8). 
Eine verbesserte Form dieses 
einfachen Destilliergerätes findet 
sich in den Schriften Gebers 4 ) 
und Abulcasis 6 ). Der letztere 
beschrieb nicht nur gläserne, 
sondern auch aus glasiertem Ton 
gefertigte Destilliergefäße (Fig. 9) 
und eine Art fraktionierter De- 
stillation zum Zwecke „besserer 
Abkühlung und Trennung sub- 





p ll tl l llll l llllllllllll | | l l l lilllllll)IIHIIIII I HIH [ IH IIIIHII!IIIIIIHIIimiltllH)li1 



Fig. 9 



Fig 10. 



tiler Geister" durch das Übereinanderstellen mehrerer Destillier- 
helme (alem-bices ), Fig. 10). 



*) „phiala est vas vitreum ex ventre in modum sphaerae rotundo gra- 
cilem canalem in proceritatem etnittens." 

s ) „pelicanus est vas circulatorium e figura pelicani pectus suum rostro 
fodientis, pullosque suos refarcientis nuncupatum, amplo ventre sensim in 
angustiis Collum vergente, quod retortum et curvatum os rursus in ventrem 
immittit." 

s ) „Cucurbita est vas plerumque turbinatum, in Cucurbitae vel pyri for- 
mam utero turgescens. Cucurbita cum suo alembico juncta ejusmodi est." 

*) Gebri Summa perfectionis magisterii. Gedanl 1682. 

B ) Siehe S. 27. 

e ) Liber servitoris Bulchasin-Ben-aberazerin. Venetiae 1471. Lib. 27, 
p. 247. „Modus alius cui vult destillare paucatn aquam. Accipe ollam ex aere, 
et imple eam aqua, et pone super lanetn ignis, et pone os ejus coopertorium 
pcrforatum foraminibus duobus vel tribus vel pluribus, aut paucioribus ventribus, 
secundum quod potent capere coopertorium ollae, et sint ventres ex vitro " 

Gildemeister, Die ätherischen Öle. I. 15 



226 



Geschichtliche Einleitung. 



Aus den Schriften von Geber und Abulcasis und des 
zwischen beiden im 9. Jahrhundert nach Christus in Bagdad 
lebenden ausgezeichneten Arztes und Schriftstellers Rhases (EI 
Räzi) ergibt sich, daß die Araber schon im 8. Jahrhundert einen 
Unterschied der Destillation über freiem Feuer, aus dem Wasser- 
bade und aus dem Aschenbade machten 1 ). Geber 2 ) hat beide 
Methoden genau beschrieben. 

Der bologneser Arzt und 
Alchemist Joh. Costaeus 8 ) 
von Lodi empfahl zur besseren 
Abkühlung den Schnabel des 
Alembic durch kaltes Wasser 
abzukühlen (Fig. 11 u. 12) und 
zur Verfeinerung der Destil- 
late das Wasserbad (balneum 





Fig. 11. 



Flg. 12. 



Mariae, Fig. 13) und das Sandbad (balneum arenae, Fig. 14) 
zu verwenden. 

Unter den von den Arabern hinterbliebenen Schriften enthält 
das genannte Werk des Abulcasis treffende Beschreibungen 
damaliger Destillierweisen und Destilliergeräte*). 

Durch den vom 14. Jahrhundert an zunehmenden Betrieb 
der Destillation des „gebrannten Weines" gewannen besonders 



*) Das Buch der Geheimnisse des Abu Bekr Ben ZakarTjä Er-Räzi. 
Fleischers Katalog No. 266. Leipziger Stadtbibliothek. Codex K. 215. 

*) Gebri Summa perftctionis magisterii, cap. 50. Ex bibliotheca 
vaticana exemplari. Gedani 1682. 

3 ) Mesue, SimpJicfa et composita, et antidotarii novem posteriores 
sectiones adnotationes. Venetiae 1602. 

*) Siehe S. 28. 



Geschichte der Destilllerweisen und der Destilliergeräte. 227 

die zur Abkühlung der Dämpfe dienenden Teile mancherlei 
Verbesserungen. Das Schnabelrohr des Helmes oder seine Ver- 
längerung wurde entweder gerade, oder zu einer Spirale (Schlangen- 
rohr, Serpentina) gebogen, durch ein Faß geleitet und in diesem 
mit Wasser gekühlt. Diese schon den Arabern bekannte An- 
ordnung wurde damals allgemein für die Destillation des Weines 
und gegorener Pflanzensäfte gebraucht. Als Betspiele derartiger 
Destillierapparate sind „die mancherley Kühlungen der Teutschen 
und Welschen Weinbrenner" in den Destillierbüchern der ersten 
Hälfte des 16. Jahrhunderts, namentlich in Brunschwigs, 
Ulstads, Ryffs und Lonicers Schriften textlich und bildlich 
beschrieben. In diesen ist ein schon mit vielem Geschick kon- 





Fig. 13. Fig. 14. 



struierter Destillierapparat erwähnt, dessen Blase, Helm und 
äußerer Kühlmantel aus Kupferblech gefertigt waren. Die Form 
dieser kopfartigen Erweiterung des Helmes mit dem an den 
unteren offenen Rändern dicht auf die Blase lutierten äußeren 
Mantel gab zu dem Namen „Mohrenkopf" Veranlassung. Die 
Kühlung geschah durch stets erneutes durch den äußeren Mantel 
strömendes kaltes Wasser (Fig. 15). 

Als die vollkommenste Kühlungsweise für die Destillation 
des Weingeistes (aqua vitae) galt die von den Arabern über- 
kommene, deren Abbildung Brunschwig als Titelbild des zweiten 
Bandes seines im Jahre 1507 erschienenen Destillierbuches ge- 
wählt hat und welche auf S. 45 wiedergegeben ist. Die wellen- 
linig gewundenen, aufwärts steigenden Verbindungsrohre (ser- 
pentinae) zwischen den beiden Retorten (Cucurbitae) und Vor- 

15* 



228 



Geschichtliche Einleitung. 



lagen (receptacula) passieren an den Kreuzungen ein mit kaltem 
Wasser gefülltes Rohr. Die Kühlung ist für die Verdichtung 
des gesamten Dampfes zu gering. Das Schlangenrohr wirkt 
daher als Dephlegmator und verstärkt den Alkoholgehalt des 
Destillates. Das hebt auch Brunschwig richtig hervor: 

„diweil die Geister, so über sich getrieben werden, vil reyner und sub- 
tiler seind, denn in solchem aufsteigen alles, so schwer, irdisch oder fleg- 
matisch ist, nit hinauf kommen mag. Darumb die Geyster des weins am 
flüchtigsten über sich, aber anderer materi, so mehr mit flegmatischer feucht 
behafft, under sich getrieben werden." 1 ) 




Fig. 15. 

Weit langsamer und schwerfälliger scheint sich die Vervoll- 
kommnung der Gerätschaften für die Gewinnung der „gebrannten 
Wässer" und der bis dahin erst wenig berücksichtigten und 
benutzten destillierten Öle vollzogen zu haben. Bei der leich- 
teren Verflüchtigung des Weingeistes galt das Wasser als „die 
ander Substanz, so der ersten subtilen am nächsten und gleich- 
förmigsten ist", das Öl aber als „die feist und ölig Substanz, 



*) Hieronymus Brunschwigs De arte de&tfflandi. Vol. 2, Über 1. 



Geschichte der Destillierweisen und der Destilliergeräte. 229 

die man abzeuchen und separiren muss mit sterkerer und hef- 
tigerer hiz". Bei derartiger Annahme hatte sich der Glaube 
gefestigt, daß das Flüchtige und Subtile die Materie zur Purifi- 
kation möglichst durchdringen und erschöpfen (resolvieren) 
müsse. Es wurden daher für die sogenannte Zirkulation wunder- 
liche Geräte und Wärmequellen zur Erreichung dieser Zwecke 
erdacht, welche alle indessen auf ein längeres Digerieren und 
eine unabsichtliche Verflüchtigung des oftmals durch Gärung 
gebildeten Weingeistes, sowie des Aromas hinausliefen. 

Die „Zirkulation" galt daher nicht nur als Inbegriff, sondern 
auch als ein wesentlicher und vorbereitender Teil der Destillation. 
Man glaubte dadurch die schließlich zu destillierenden Pflanzen- 
und Tierstoffe zur Veredlung des „geistigen Wesens" und für 





Fig 16. Fig. 17. 

dessen leichtere und bessere Trennung vorzubereiten und zu 
„purifizieren". Es wurden dazu verschiedenartige, vielfach nach 
symbolischen Vorbildern geformte Gefäße gebraucht. Die ein- 
fachen „Circulatoria" waren gewöhnliche Glaskolben, Retorten 
mit verschiedenartig gebogenen Schnäbeln, auch sogenannte 
Harngläser, bei den alten Ärzten für die Diagnose sehr wesent- 
liche Gefäße. 

Als eine vollkommenere und die „Geister" besonders ver- 
feinernde Art der Zirkulation galt die in den mit Rückfluß- 
rohren versehenen „Pelikan"- (Fig. 16) und Doppel- oder Zwillings- 
Zirkulatorien 1 ) (Fig. 17) ausgeführte. 

% ) „duota est vas circulatorium a duabus auribus, vel viro utrumque 
brachium lateribus applicatum habente, dictum, hujus inferior pars est in 
modutn Cucurbitae, cui impositus est aletnbicus in summo canalem habens; 
in loco autem conneviente duobus rostris incurnatis et in cucurbitam a capi- 
tello humorem, condensatum ducentibus praeditum." 



230 



Geschichtliche Einleitung. 



Noch absonderlicher als die Gestalt der „Circulatoria" war 
die für die oft von Gärungs- oder Fäulnisprozessen begleitete 
Zirkulation angewendete Wärmezufuhr. Es wurden dafür nicht 
nur das Wasserbad {balneum Mariae, Fig. 18) und das Aschen- 





Fig. 18. 



Flg. 19. 



{balneum per cinerem, Fig. 19), sondern auch das Sonnen- 
bad {destillatio solis, Fig. 20) gebraucht. Auch wurden die 
Zirkulationsgefäße in gärenden Brotteig eingesenkt und mit 
diesem im Ofen erwärmt (destillatio panis), oder sie wurden 
in faulenden, mit Wasser an- 
gefeuchteten Pferdedung einge- 
bettet, welcher in Gruben auf 
ungelöschten Kalk geschichtet 
war {destillatio per ventrem 
equinum, Fig. 21). 












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Fig. 20. 



Fig. 21. 



Als außer der Weingeistdestillation auch die der arzneilich 
benutzten aromatischen Wässer in Gebrauch kam, bereitete die 
Abkühlung der Dämpfe erhebliche Schwierigkeit, weil eine be- 
trächtlichere Hitze für die Destillation erforderlich wurde. Auch 



Geschichte der Destillierweisen und der Destilliergeräte. 



231 



brannte schwereres, auf dem Boden der Destillierblase liegendes 
Pflanzenmaterial leicht an, wodurch das Destillat einen brenz- 
lichen Geruch und Geschmack bekam. Bei starker Hitze trat 
eine bedenkliche Überhitzung der meistens aus Blei oder Zinn 
konstruierten Helme und Abflußrohre ein, während bei An- 
wendung von mäßiger Hitze die Ausbeute an Destillat ungenügend 
blieb. Zur Überwindung dieser Nachteile und, um das Zurück- 
fließen des im Helme verdichteten Destillats zu vermeiden, sowie 




Fig. 22. 



zur Verstärkung der Luftkühlung, konstruierte man schon im 
15. Jahrhundert den als Rosenhut (Fig. 1 S. 44 u. Fig. 22) be- 
kannten Helm. Dieser hatte an der Basis in der Höhe des 
Schnabels eine innere um den Helm in gleicher Höhe herum- 
laufende Rinne, durch die das sich an den oberen Wandungen 
des Helmes verdichtende und ablaufende Wasser zum Schnabel 
hinaus in die Vorlage 'geleitet wurde. Der Rosenhut bildete somit 
einen an sich wenig wirksamen Luftkühler, der seinen Zweck 
weit weniger erfüllte, als der für die Weingeistdestillation ge- 
brauchte „Mohrenkopf" (S. 228, Fig. 15). 



232 



Geschichtliche Einleitung. 



Der erste Übergang zu einer besseren, durch kaltes Wasser 
bewirkten Abkühlung bei der Bereitung der destillierten Wässer 
bestand darin, den Kopf des Helmes (alembic) mit einer Rinds- 
blase zu umhüllen, an deren "unterem, fest gebundenem Teile ein 
hölzerner Ablaufhahn eingefügt wurde. Das damit hergestellte 
haubenartige Bassin (Fig. 23) wurde mit durchströmendem Wasser 
kühl gehalten. In ähnlicher Weise wurde auch der Helm mittels 
eines beckenartigen, durch Lu- 
tieren angefügten oder ange- 
schmolzenen, metallenen Auf- 
satzes umgeben. Mit durch- 
laufendem kaltem Wasser ließ 
sich der Helm gut kühlen 
(Fig. 24). Durch eine bei dem 
„Rosenhut" (S. 231, Fig. 22) 





Fig. 23. 



Fig. 24. 



beschriebene innere horizontal laufende Rinne lief auch hier das 
an den inneren Wandungen des Helmes abgekühlte Destillat in 
das Auffangegefäß. 

In Walter Ryffs um die Mitte des 16. Jahrhunderts verfaßtem 
Destillierbuch 1 ) sind Destillierapparate mit Kühlrohren, welche 
durch Gefäße mit kaltem Wasser geführt sind, beschrieben und 
abgebildet. Der erste Apparat hat, vom Helme ausgehend, zwei 
Abzugsröhren (Fig. 25), die durch ein Faß" mit Wasser hindurch- 
geleitet sind. Indessen erklärt schon Ryff diese Kühlweise als 



*) Siehe S. 50. 



Geschichte der Destillierweisen und der Destilliergeräte. 



233 



ungenügend und empfiehlt dafür die Kühlung durch ein Schlangen- 
rohr in zwei verschiedenen Formen (Fig. 26 und 27), für deren 
Gebrauch er folgende Erklärung gibt: 




Fig. 26. 

„Die Spiritus sollen durch sonderliche Instrument recht digerirt oder 
gekult, und von der unmessigen hitz und erbrennung solcher geyster ab- 
gezogen werden, als nemlich mit den rören so mit vilen krümmen durch 
ein wasser geht, von irer seltsamen krümme wegen Serpentma genannt, das 



234 Geschichtliche Einleitung. 

ist Schlangenrör. Solcher rören empfahen die erhitzigten geyster, so von der 
werme aufgetrieben werden, und füret sie durch die vile krumb lini, und 
wider durch das wasser damit sie genügsamlichen gekület werden .... Zu 
einem Destillatlonsgeräthe nit allein in der Abstraction der Spiritus oder 
geyster, sondern auch zu mancherley Destillation, als nemlich der Emacerirten 
oder wol erhitzigten, Purificirten oder Dirigirten Weckholderbeer, Stichas- 
blumen, Spie, Lawendel, und anderer dergleychen öliger, hitziger und feyster 
geweehs und Wurzeln, von welcher wir das oe! abziehen wollen, darumb 
schaff dir ein küpfferin oder idin kessel zu pestilliren durch den datnpff des 

hitzigen Wassers. Auf diesen kessel lass dir einen heim bereiten von 

guter erden, innerhalb und außerhalb wol verglasurt. Dieser heim sol sich 

auf den kessel wohl schliessen, also dass es nit möge ausriechen 

Dieser heim sol oben ein loch haben, darin du die rören oder Serpentine 
stecken, und auch auf das best vermachen mögest, welches Serpentin durch 
ein wasser gericht sol werden, das allezeit kalt sei, damit die geyster, so fast 




Fig. ZT. 

rein und subtil, ganz leichtlich zu verhitzigt und verbrennt werden, on underlass 
kühlung und erquickung empfahen. Solch Serpentin magstu nach mancherley 
art und manier bereyte, also dass die geyster under sich oder ober sich 
getrieben werden 1 )." 

Einen absonderlich konstruierten Apparat (Fig. 28) für die 
Destillation aromatischer Wässer und Öle empfahl Adam Lonicer 
in seinem im Jahre 1573 erschienenen Kräuter- und Destillier- 
buche. Die Beschreibung in Uffenbachs Übersetzung lautet: 

„Von Gewürzen und allerhand Saamen, als von Nägelein, Zimmet, 
Muskatnuss, Anissamen, Römisch Kümmel, Wisskümmel, Fenchelsaamen und 
dergleichen, kann man mancherley edle und köstliche Öle abziehen. Und 
dieweil solche Öle nun sehr gemein im Gebrauch seien habe ich die Form 
und Weise der gemeinen Instrument und Ofens, sammt der Destillation 
hiebey gesetzt (Fig. 28). Man bereitet einen gemeinen Destillirofen, wie zu 



>) W. Ryff, New gross Destillirbuch , wohl begründeter Destillation. 
Frankfurt a. M. 1567, fol. 21. 



Geschichte der Destilllerweisen und der Destilliergeräte. 



235 



einem einfachen ba/neo Mariae pflegt gemacht werden, darin, setze man ein 
kupffern Blase so ziemlich grosz ist, dasz sie eine gemeine Masz oder sechs 
haltet. Solcher Blasen Hals oder Mund sol oben handbreit weit sein, und 
über den Ofen herausgehen. Darauff stürtzet oder decket man ein kupffern 
Hut, so wol darin einschliesset. Solcher Hut soll oben ein Rörlin haben so 
eines Fingers dick weit ist und eines halben Fängers lang über sich gehet. 
Daran steckt man die blechen Rören, so uff die art, wie folgende Figur auss- 
weiset, bereitet sein, dass sie gehet in ein andern kupffern Kolben, so auch 
einen Hut mit einem Rörlin oben hat Darauff setzet man ein andere auch 




Fig. 28. 



dergleichen blechen Rören oder Serpena in welche durch ein Vasz, in ein 
Fürfegerglasz, darin die destillirte Materie fliesset, ausgehet- So man nun 
von Gewürtze oder von Samen die OJea distillirn will, sol man die kupffern 
Blase so in dem Brennofen stehet halb vol Brunnenwasser füllen, und dar- 
nach die Gewürtze oder Samen, darvon man die OJea abziehen will wol zer- 
stoszen, derselben ein Pfund oder zwei darin thun. Die Instrument oder 
Rören an allen Orten, da sie zusammen gesteckt werden, wol gehab mit 
Ochsenblasen und Meel verwaren, und das Feuer undermachen. Erstlich 
sanfft und darnach je lenger je hefftiger regieren. Solche Distillation gehet 
geschwind naher, in drei oder vier Stunden. Wann nun die beste Spiritus 



236 



Geschichtliche Einleitung. 



also herausz geflieszen und abgelaufen sein, sol man das Oleum so oben 
in dem Glasz schwimmet, sauber darvon in ein besonder Gläszlin geschäcklich 
absondern." 1 ) 

Endlich wurde schon von den Arabern und wahrscheinlich 
noch weit früher die, wenn mit Feuer geheizt wurde, unserer 
sog. „trocknen Destillation" in der Wirkung ziemlich gleichende 
„absteigende Destillation" für empyreumatische Öle und für Teer- 
öle benutzt. Sie wurde zur Zeit des 
Wiederaufkommens der Destillierkunst 
auch für die Gewinnung der Öle man- 
cher Hölzer, Rinden und Gewürze an- 
gewendet; vor allem wurden von alters 
her Wacholderholz und später auch 
Franzosenholz, Zimt, Nelken, Macis 
und andere Gewürze durch diese Art 
„Under sich Destillation" (destillatio 
per descensum) destilliert. Der Ofen 
enthielt in der Mitte eine Scheidewand 
mit einer zentralen Öffnung, in welcher 
ein mit einem unteren schnabelartigen 
Loche versehener Topf eingehängt oder eingemauert war. Auf 
die in die obere Wölbung des Ofens mündende Öffnung wurde 




Fig. 29. 





Fig. 30. 



Fig. 31. 



ein rundes Drahtnetz gelegt, und ein zweiter mit der zu destil- 
lierenden trocknen Substanz gefüllter Topf wurde mit der Mündung 



1 ) Adami Loniceri Kräuter Buch und künstliche Conterfeyungen 
sammt der schönen und nützlichen Kunst zu destilliren. Von Petrus Uffen- 
bach in's Teutsche übertragen. Ulm 1703, S. 18 — 19. 



Geschichte der Destillierweisen und der Destilliergerate. 



237 



auf die des unteren auflutiert. Die Erhitzung geschah dann 
durch ein um den oberen Topf angebrachtes Feuer (Fig. 29). 
Auch grub man den unteren Topf in die Erde und feuerte um 
den auf diesen in derselben Weise gefügten oberen Topf. 

Für die „destillatio per descensum" im kleinen Maßstabe 
wurden auch Glasgefäße mit seitlicher Erhitzung (Fig. 30), ja für 
manche leicht destillierbare Stoffe auch durch Sonnenwärme 
{destillatio solis, Fig. 31) erhitzte gebraucht. In späterer Zeit und 
bis zur Gegenwart geschieht die Darstellung empyreumatischer Öle 
sowie der feineren Teerarten in gußeisernen oder Steingutzylindern. 

Wie der Titel einiger der erwähnten älteren Schriften über 
die Konstruktion der Herde und Öfen „de fornacibus constru- 
endis" bekundet, wandte man, abge- 
sehen von den Zeitaltern der Ägypter 
und Araber, im Mittelalter auch der 
Bauart der Destillieröfen wiederum 
größere Aufmerksamkeit zu. Die De- 
stillierbücher des 1 ö.Jahrhunderts geben 
dafür textlich und bildlich umfassende 
und gute Auskunft. Außer den damals 
gebräuchlicheren, in den Figuren 11, 
12, 15, 18, 22, 24, 25 und 26 veran- 
schaulichten Destillierapparaten, wurde 
zu Ende des 16. und während des 
1 7. Jahrhunderts der sogenannte „Faule 
Heinz" oder^4f/7a/7or(von u-D-uvaros un- 
vergänglich), von Ulstad „furnus 
Acediae" genannt (Fig. 32), bevorzugt 
und für die Destillation der Wässer und Öle am meisten ge- 
braucht. Er enthielt über einer gemeinsamen Feuerung drei 
oder mehr Destillierkolben mit Rosenhuthelm (S. 231, Fig. 22). 
Die Feuerung endete in ein zentrales eisernes, kupfernes oder 
Steingutrohr, dessen obere Mündung durch einen Deckel ver- 
schlossen werden konnte. Durch seitlich neben der Feuerung 
angebrachte Schieber konnte die Zuströmung der Hitze beliebig 
unter jede Destillierblase oder Retorte geleitet und damit die 
Destillation geregelt werden. 

Für massenhafte Destillation in vielen einzelnen Retorten 
oder Kolben scheinen nach Art der sogenannten Galeerenöfen 




F,g 32. 



238 



Geschichtliche Einleitung. 



auch größere Kapellenöfen in Gebrauch gewesen zu sein. Ihre 
Abbildungen und Beschreibungen in manchen Destillierbüchern 
des 16. Jahrhunderts dürften indessen mehr die Möglichkeit 
als die Wirklichkeit der Ausübung darstellen. Die Abbildungen 
dieser Öfen gingen von einem Destillierbuch in das andere über, 
haben indessen in der Praxis wohl kaum Anwendung gefunden. 
Unter anderen sind sie auch ausführlich in Text und Bild in 
Matthiolus' und Lonicers zuvorgenannten Werken beschrieben 
und abgebildet, entweder terrassenförmig (Fig. 33) oder bienen- 
korbartig (Fig. 34) gebaut. Diese letztere Form mit den seitwärts 
eingesetzten oder zwischen den Kacheln eingelassenen Destillier- 
retorten und deren Gebrauchsweise beschreibt Matthiolus in 
folgenden Worten 1 ): 




Fig. 33. 



„Ultima hac fornace utuntur Veneti ac Neapolitani, qui vitreis aletn- 
bicis abundant. In aqua una tantum die et nocte, sicco ignis calore, ellciunt 
quae ultra centutn libras. Fornax rotunda est, ut ex imagine hie appieta 
apparet, fornaeibus, quae in Genuanorum visuntur vaporariis, omnino similis. 
Continet haec circumcirca numerosa fictilia, intrinsecus vitro incrustata, 
urinalis formam referentia et diligente sane artificio argillaceo luto aggluti- 
nata, quibus singulis per rotum fornacis ambitum singuli adduntur vitrei 
alembici, e quorum vertice ex globulo ad hoc parato, reeipientia crassius- 
culo funiculo ad alligata, pendent. Calefit haec fornax eodem modo, quo 
Germanicorum vaporariorum fornacis. Atquedum ignis vehemens est, vacua 
relinquunt vasa, donec parumper remittatur, ne violento calore plantae et 



■) Petri Andreae Matthioli Opera quae extant omnia. Supplementum : 
De ratione destilJandi aguas ex Omnibus planus : et quomodo genuin! odores 
in ips/s aquis conservari possint. Basilia 1565, p. 5. 



Geschichte der Destillierweisen und der Destilliergeräte. 



239 



flores exurantur. Tunc itaque plures ministri, qui hoc tantum artificio aluntur, 
obstructo undique fornacis ostio, ne conclusus expiret calor, herbas fictilibus 
injäciunt, et simul vitreos applicant alembicos. Atque in hunc modum copi- 
osas eliciunt aquas et olea, quae longe meliores habentur, quam quae plum- 
beis conficiuntur instrumentis, quodnullam metallorum contrahunt infectionem." 




Fig. 34. 

Haben auch die Verfasser der Destillierbücher des 16. Jahr- 
hunderts der Reihe nach das bahnbrechende Werk von Brun- 
schwig, besonders hinsichtlich der Abbildungen, als Vorbild 
genommen, so bekunden ihre Schriften doch vielfach eine 
erhebliche Verschiedenartigkeit der Anschauungsweisen, der prak- 
tischen Fertigkeit und Erfahrung und der Originalität ihres 



240 



Geschichtliche Einleitung. 



Wissens und Könnens. Bei dem geringen Verkehr im öffent- 
lichen Leben arbeiteten und wirkten die meistens weit von ein- 
ander entfernt und ohne näheren Verkehr lebenden Laboranten 
und Schriftsteller, jeder in seiner Sphäre und Weise, oft wenig 
vertraut mit den Schriften der Vorzeit und mit den Arbeiten der 
Zeitgenossen. Das bekunden in unverkennbarer Weise auch 
hinsichtlich der Destillierweisen der aromatischen Wässer und 
Öle die im Laufe der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts ver- 
faßten Werke von Philipp Ulstadt, Walter Ryf f , Adam Lonicer, 
Valerius Cordus und Conrad Gesner. Alle diese fußten wesentlich 
auf Hieronymus Brunschwigs Schriften, dennoch standen ihre 
Ansichten über das Wesen der Destillation und über die Art 
und Weise der Destilliermethoden und Destilliergeräte weder mit 
denen Brunschwigs, noch mit denen ihrer Zeitgenossen in 
Übereinstimmung. 





Fig. 35. 



F,g. 36. 



Wie wenig praktische Erfahrung und Belesenheit in der 
Fachliteratur bei den hervorragendsten Laboranten jener Zeit in 
ihren Arbeitsweisen und Schriften zuweilen zu finden war, ergibt 
sich unter anderem aus der Konstruktion der Destilliergefäße 
So benutzte und empfahl zum Beispiel der theoretisch so kundige 
Valerius Cordus 1 ), ungeachtet längst bekannter, rationeller De- 
stillierapparate, als ein besonders kunstfertiges und zweckdien- 
liches Destilliergefäß „ein Kolb mit einem angeschmelztem 
Helm" (Fig. 35), während sein Zeitgenosse Conrad Gesner 2 ) für 



*■) Valerii Cordi Annotationes in Pedacei Dioscoridis de Materia 
medica Ubros quinque. Liber de artificiosis extractionibus. Liber II. De 
desti/fatione oleorum. Anno dei 1540, p. 229. 

a ) Thesaurus Euonymi Philiatri, Ein köstlicher Schatz usw. Zürich 
1555, fol. 216. Wie man möge Oel separiren und abziehen von den Spece- 
reyen, Blumen und Samen. Ausgabe vom Jahre 1583, S. 206. 



Geschichte der Destillierweisen und der Destilliergeräte. 241 

denselben Zweck einen seit längerer Zeit gebrauchten Destillier- 
ofen benutzte (Fig. 36). 

Wie befangen indessen die Ansichten auch dieses theoretisch 
und praktisch gleich gebildeten und erfahrenen Mannes über 
das Wesen der Destillation der ätherischen Öle noch waren, er- 
gibt sich aus folgenden im Auszuge wiedergegebenen Beschrei- 
bungen Gesners über die Gewinnung destillierter Öle und des 
Weingeistes aus Wein: 

„Die Specerey (Nelken, Muscatnuss, Safran, Macis, Benzoe, Myrrha, 
Storax usw.) wird grob gepulvert, dann mit aqua, vitae durchfeuchtet und bei 

gelinder Wärme destillirt wenn das Öl anfahrt zu fliessen, so nimm 

die materi der specereyen aus dem Kolben und thus in ein säcklin, welches 
wohl verbünde sye mit einem faden, und trucks aus under einer prassen. 
Also dass der beide bläch der pressen wohl heiss machest. Und also ge- 
bührt es sich das ausgetruckt öl zu destilliren, rectificiren und circuliren, 
damit auff diese weis das rein lauter öl werde geschieden von der groben 
yrdischen materi. Demnach mag man wol wiederumb die häpffen putrificiren 
und digeriren mit dem vorgemelten aqua vitae, so von anderem abgesün- 
deret worden. Unn zum letzten wiederumb destilliren." 1 ) 

Hierbei wurde die Destillation im Beginne unterbrochen, das mit 
ätherischem Öle durchdrungene fette Öl abgepreßt, und von dem 
Rückstande durch Destillation nochmals ätherisches Öl gesondert. 

Für die Gewinnung des ätherischen Öles von Blumen gibt 
Conrad Gesner folgende Anleitung: 

„Die Blumen der Spicken oder des Lavender solt du eine kurze Zeit lang 
sonnen in einer grossen gläsinen retorte und darnach ein Wasser in einem 
alembik darvonnen destilliren und abziehen. Dieses Wasser durch den ganzen 
Sommer gesetzt an eine warme statt an die Sonnen, so treybt es für und für 
61 über sich, welches öl du allwägen solt von dem wasser separiren und 
absündern mit einem fäderlich (Federfahne) und dasselbe fleyssig behalten 
in einem gfäsinen guttern (Flasche) wohl vermacht und verstopfet."*) 

Für die Destillation läßt Gesner Anis- und andere Umbelli- 
feren-Früchte zerstoßen und mit Wein durchfeuchten (fol. 227). 
Wacholderbeeren werden per descensum destilliert, und das ge- 
wonnene empyreumatische Öl durch destillatio per ascensutn 
rektifiziert (fol. 231). 

Als ein Beispiel der unfertigen Ansichten über die Natur 
der Destillation und der Destillationsprodukte mag noch eine 



*) Thesaurus Euonymi Philiatri, Ein köstlicher Schatz usw. Zürich 1565, 
fol. 215—237. 

*) Ebenda fol. 222. 

Gildemciater, Die ätherischen Öle. I. 16 



242 Geschichtliche Einleitung. 

von Ulstad 1 ) gegebene und auch von Gesner 8 ) benutzte An- 
weisung für die Rektifikation des Weingeistes angeführt werden. 

„Wann weyn zwey oder drey mal fleyssig und ordentlich destillirt sein 
wird, so nimm einen reinen und dünnen Schwamm und zerhauwe denselbigen 
in so grosse stuck, welche in der grosse sygend, dass sy oben für an allen 
orten inwendig der kolbensmogind anrüren. Der selbig schwamm sol ange- 
bunden werde und mit zweyen oder dreye schnürlinen, welche für den kolbe 
härausreichind, damit so du demnach einen heim darauf setzest, die schwamm 
nit mögind an boden des destilliergefesses fallen, und dieselbigen schwamm 
sollend vorhin in baumöl gesetzt werden, und demnach wiederum ein wenig 
ausgetruckt, damit nicht etwan das baumöl in den kolben herabtrieffe, und 
der materi so man zum destilliere genomme hat, vermischt werde und wann 
du jm also thon hast, so setz ei heim darauff welcher allenthalben verstriche 
seyge, damit kein dampft nirgends heraus gan möge. Unnd durch diesen 
schwamm werdend die aufgetribenen geyster des aquae vätae simplicis seer 
wesentlich und feyn destilliert. Also was grober unreiner, yrdischer und un- 
gedöuwter materi und Substanz ist, mag von wägen dess Öls nicht durch den 
schwamm gan und durchtringen. Und so du den gebrannten weyn auff diese 
weys und art zu destillieren zu hand nimbst, so wirst du mer in einem ab- 
zug scharfen, dann sunst in dreyen." 

So wenig ergiebig, wie schon zuvor erwähnt, das von den 
vernichtenden Stürmen des Dreißigjährigen Krieges gelähmte 
17. Jahrhunderts für die Weitergestaltung der Destillierkunst und 
anderer technisch -wissenschaftlicher Gewerbe im allgemeinen 
war, so wendete sich doch das Bemühen der wenigen tätigen 
Laboranten neben der Vervollkommnung der Geräte auch mit 
besserem Verständnis der der Destillierweisen zu. Wie das 
Destillierbuch Brunschwigs und die seiner Nachfolger ein Ab- 
bild der praktischen und theoretischen Kenntnisse des 16. Jahr- 
hunderts einerseits, und andererseits der Irrtümer und Unfertig- 
keiten der Laboranten darbot, so gewährte auch das mehr als ein 
Jahrhundert später verfaßte Destillierbuch des hervorragendsten 
Praktikers des 17. Jahrhunderts, Rudolph Glauber 8 J, ein nicht 
minder anschauliches Bild der Destillierweisen und Geräte der 
Laboranten der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Waren 
auch Glaubers Tätigkeitsgebiet in Laboratorienarbeiten und 
das in seinen Werken berücksichtigte Material umfassender, so 



*) Coelum Philosapborum seu über de secretis naturae. Argentor. 1528. 
a ) Thesaurus de remediis secretis. Vol. 1 , f ol. 68. Tiguri 1552. 
3 ) Johanni Rudolphi Glauberi Fumi novi Philosophie! oder Beschreibung 
der neu erfundenen Destillirkunst Amsterdam 1648 — Leiden 1648 — Prag 1700. 



Geschichte der Destilllerweisen und der Destilliergeräte. 243 

beschäftigte er sich doch auch mit der Destillation aromatischer 
Pflanzen, der Gewürze und Spezereien. Dabei scheinen er und 
seine Zeitgenossen besonders auf die Verbesserung der Destilla- 
tionsweisen zur Erzielung höherer Ausbeuten bedacht gewesen 
zu sein. Es wurde dafür, wie schon auf S. 70 erwähnt, in 
durchaus rationeller Weise ein Hilfsmittel durch die Erhöhung 
des Kochpunktes des zur Destillation verwendeten Wassers* ge- 
wählt. Dies wurde durch Zusatz von Salzen erzielt. Eine 
eigentümliche Destillierweise der ätherischen Öle unter Salz- 
säurezusatz beschreibt Glauber folgendermaßen: 

„Fülle einen gläsernen Kolben voll mit Cinnamomum oder anderem 
Holz, Samen, Macis etc. und glesse darauf so viel Spiritus salis 1 ), dass es 
das lignum bedecke, setze solchen mit einem alembic in das Sandbad, gieb 
Feuer, dass der Spiritus sa/is koche, so steigt mit wenig pblegmate alles 
Ol über, denn der Spiritus salis durchdringet wegen seiner Schärfe das 
lignum, macht das Ol ledig, dass es desto lieber übersteiget. Also wird 
auff solche Weise das Ol nicht wegen grosser Menge des Wassers ver- 
schmieret und verlohren sondern in kleinen Gläsern mit wenig Wasser auf- 
gefangen und separiret Auf solche Weise mit dem Spiritus salis 

kann man aus allen theuerbaren Vegetabilibus ihr liebliches Öl mit Nutzen 
machen. Desgleichen können auch alle Gummi und Harze, wie Mastix, Oli- 
banum etc. in klare Olea durch Hülff des Spiritus sah's destillirt werden." 4 ) 

Zur Entfärbung und Verbesserung der destillierten Öle, so- 
wie zur Auffrischung durch Alter dunkel gewordener Öle, z. B. 
Zimt-, Nelken- und Macis-Öl, beschreibt Glauber dann weiter 
ihre Rektifikation per retortam mit Spiritus salis 3 ). 

Für die Destillation der Vegetabilien mit Salz und verdünnter 
Salzsäure gibt Glaub er folgende Anweisung: 

„Die olea aromatum seminum, f forum, herbarum, radicum, lignorum etc. 
werden gemacht, indem die Samen gemahlen, die Blumen, Kräuter und 
Wurzeln kleingehackt, die Hölzer geraspelt und mit soviel Wasser angefüllt 
werden, dass dieselben wohl darinnen schwimmen und maceriren können 
und noch feuchtigkeit genug bleibe, damit dieselben bei der Destillation nicht 
anbrennen und statt eines lieblichen ein brenzliches Öl erhalten werde. 
Trockene Samen, Blumen, Kräuter, Wurzeln und Hölzer müssen zuvor etliche 
Tage in dem Wasser stehen und sich erhitzen, ehe säe können destillirt werden, 
und muß auch das Wasser zu den trockenen Species gut gesalzen werden, 
dadurch dieselben erweichen und ihre olea desto lieber von sich geben. Zu 



*) Unreine, durch Destillation von Kochsalz mit Schwefelsäure oder 
Alaun bereitete Salzsäure. 

*) Glauberi Fttmi novi pbilosophici. Edit Prag 1700, Teil 1, S. 35—36. 
s ) Ebenda Teil 1, S. 39—43. 

16* 



244 Geschichtliche Einleitung. 

denen noch grünen Gewächsen ist es nicht nöthig; doch kann es auch nichts 
schaden, denn das Wasser kann durch Hülfe des Salzes desto heisser werden, 
dadurch die O/ea desto lieber steigen, und hilfft auch viel dazu dass man 
Weinstein und Alaun zuthut, welche der Destillation nicht wenig Beförderniss 
thun. Wenn dann die Species ihre Zeit in dem gesalzenen Wasser gestanden 
und wohl durchbissen seyn, thut man dieselbe in das Destillirfass etc., so 
gehet mit dem Wasser, wenn es kochet, des Kraut's, Samen's oder Holzes 
Ol herüber, und wiewohl auf diese Weise durch Hülff des Salzes vielmehr 
übergehet, als mit süssem Wasser allein, so bleibt doch noch viel zurück, 
welches vom Wasser nicht hat ledig gemacht und übergetrieben werden 
können. Dieserhalben der beste Weg ist, solche o/ea mit Nutzen zu machen, 
durch den Spiritum sa/is zu destillire, wie im ersten Buch gelehrt." 1 ) 

Glaubers Autorität galt bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts, 
und die von ihm in seinen verschiedenen Schriften befürworteten 
Destillierweisen wurden von seinen Zeitgenossen und in der 
Folge angewendet, so daß Boerhave und Friedr. Hoffmann 
und gleichzeitig und später lebende Forscher die destillierten Öle 
noch mit Benutzung von Kochsalz oder anderen Salzen, oder 
mit Salzsäure bereiteten. 

Vielleicht durch die Beobachtung eines Metallgehaltes de- 
stillierter Wässer und Öle, besonders bei der Destillation mit Be- 
nutzung von Säuren, fing man im Laufe des 18. Jahrhunderts 
an, auch das Material der Destilliergefäße wieder mehr zu be- 
rücksichtigen und bei den ebengenannten Destillationsweisen 
Glas- oder glasierte Tongefäße an Stelle von Metallgefäßen zu 
verwenden. Schon im 15. Jahrhundert scheinen manche Labo- 
ranten wahrgenommen zu haben, daß die aus Metallblasen und 
Kühlern gewonnenen Destillate oftmals metallhaltig waren. So 
warnte unter anderen Joh. Krafft 2 ) (Crato von Kraftheim, 
geb. 1519, gest. 1585) vor dem Gebrauche kupferner Destillier- 
gefäße, und der berühmte Pariser Arzt Ambroise Pare* 8 ) (geb. 1510, 
gest. 1590) vor der Benutzung bleierner Helme und Kühl- 
rohre, welche „darin übergetriebene gebrannte Wasser oft ganz 
milchig machen". Der bolognesische Arzt und Professor Benedetto 
Vettori 4 ) aus Faenza (Victorius Faventinus, geb. 1481, gest. 

*) Glaub eri, Furni novi philosophici. Edit. Prag. Teil 3, S. 30. 

B ) Crato von Kraftheim, Conciliorum et epistolamm libri vii. Franco- 
furti 1589. Vol. t, fol. 190. 

s ) Les Oeuvres de M. Ambroise Par6, conseiller et premier Chirurgien 
du roy. Paris 1575. Editio latina par Jean Haultin. Parisii 1582, p. 746. 

*) Victorii Faventini Practicae magnae de morbis curandis ad tirones, 
tomi duo. Veneti 1562. Tom. 1, cap. 21, fol. 144. 



Geschichte der Destillierweisen und der Destilliergeräte. 245 

1561) erklärte um das Jahr 1555, daß Wasser bei der Durch- 
Ieitüng durch bleierne Röhren bleihaltig und damit giftig werde. 

Auch diese Beobachtungen scheinen, wie so viele andere 
im Destillierwesen, entweder nur wenigen bekannt geworden 
oder unberücksichtigt geblieben und wieder vergessen worden 
zu sein, denn Helme und Kühler aus Blei und Zinn fanden bei 
der Benutzung von Kupferblasen oder Glas- und Steingutretorten 
allgemeine Verwendung, selbst als im 17. und 18. Jahrhundert 
mit angesäuertem Wasser destilliert wurde. 

Wie schon im vorigen Kapitel erwähnt, fand die Destillation 
der ätherischen Öle und die Konstruktion der Destilliergeräte 
größere Pflege und Förderung bei ihrem allgemeinen Übergang 
in die Apothekenlaboratorien. Diese waren bis zu den ersten 
Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts die Bereitungsstätten der arz- 
neilich und gewerblich gangbaren destillierten Öle. Nur einzelne, 
in manchen Ländern oder Florengebieten leicht darstellbare und 
in der Parfümerie- und Seifenindustrie viel gebrauchte Öle, wie 
Lavende!-, Rosmarin-, Rosen- und andere Öle wurden schon 
seit dem 16. Jahrhundert mit primitiven landläufigen Destillier- 
geräten in größerer Menge gewonnen 1 ). Die in den Apotheken- 
laboratorien gebrauchten und in Frankreich, Spanien, Italien 
und Bulgarien gangbaren „Wanderdestilliergeräte" (alambics 
voyageants) bestanden aus kupfernen Blasen mit Kupfer- oder 
Zinnhelm und zinnernen, verschiedenartig gestalteten Kühlrohren. 

Einer der besseren für die Gewinnung der ätherischen Öle 
während des 18. Jahrhunderts gebrauchten Destillierapparate war 
eine im Wasserbade hängende Zinn- und Kupferblase mit Benutzung 
des Mohrenkopfes (Fig. 15, S.228), des Rosenhutes (Fig.22, S.231) 
und des Schlangenrohres zur Abkühlung. Eine Abbildung (Fig. 37) 
und Beschreibung dieses Apparates ist von dem Direktor der Apo- 
thekenlaboratorien der Pariser Zivilhospitäler, Francois Demachy 
(geb. 1728, gest. 1803), im Jahre 1784 veröffentlicht worden 2 ). 



1 ) Siehe S. 51, 150, 199 u. 201. 

2 ) J. F. Demachy, L'art du destillateur des eaux fortes. Paris 1773. — 
In deutscher Bearbeitung: Herrn Demachy's Laborant im Grossen, oder 
die Kunst, die chemischen Produkte fabrikmässig zu verfertigen. In 3 Theilen. 
Mit Dr. Struves Anmerkungen und einem Anhange einiger Abhandlungen des 
Apothekers Wiegleb. Aus dem Französischen übersetzt und mit Zusätzen 
versehen von Samuel Hahnemann, der Arzneikunde Doctor und Physicus des 
Amts Gommern. 3 Bände. Leipzig 1784. Bd. 1, S. 192—198 und Tat 2, Fig. 1. 



246 



Geschichtliche Einleitung. 



Der kupferne Kessel v dient als „Marienbad", welches durch die Hand- 
haben ss gedreht und durch das Seitenröhrchen m mit frischem Wasser ver- 
sehen werden kann. Die zinnerne Blase d ruht durch den aufgelöteten 
Kupferring n auf dem Rande h des Kessels. Der untere Hals q des Rosen- 
hutes b ruht bei n auf dem oberen Rande der Blase. Um die untere Peri- 
pherie des Rosenhutes läuft die Rinne c, in welcher sich das an den Wan- 
dungen des Hutes abgekühlte und herunter rinnende Destillat sammelt und 
mit übergehenden unverdichteten Dämpfen durch das Rohr c—u und den 
Schlangenkühler abströmt. 

Der als Kühler für den Rosenhut b dienende Mohrenkopf a ist an den 
Hals des Hutes k angelötet. Das in dem Mohrenkopf während der Destil- 
lation erwärmte Wasser läuft durch die obere Rinne e ebenso schnell ab, als 
mittels Zuströmen von kaltem Wasser eine Erneuerung des Kühlwassers ver- 
anlaßt wird. 




Fig. 37. 



Seit dem Anfange des 19. Jahrhunderts bemühte man sich, 
die Konstruktion der Destillierapparate zu vereinfachen und zu 
verbessern, besonders hinsichtlich der Kühlvorrichtungen und 
zur Vermeidung des Anbrennens der Pflanzenstoffe auf dem 
Boden der Blase bei Destillation über freiem Feuer. Solche 
Verbesserungen erfolgten besonders von dem Apotheker Jon. 



Geschichte der Destillierweisen und der Destilliergeräte. 247 

Gottfr. Dingler 1 ) in Augsburg während der Jahre 1815—1820, 
von Smithson Tennant 2 ) im Jahre 1815, und von Henry Tritton») 
im Jahre 1818, beide in England. Der letztere versuchte die 
Destillation bei niedriger Temperatur durch Einstellung einer 
Luftpumpe in das Abzugsrohr. Der um jene Zeit gangbarste 
Destillierapparat für die Gewinnung ätherischer Öle war der 
beistehend (Fig. 38) abgebildete. 

Die Dampfdestillation wurde im Jahre 1826 von H. Zeise*) 
und für ätherische Öle besonders von van Dyk 5 ) in Utrecht 
empfohlen, und dadurch ihre Einführung wohl wesentlich ge- 
fördert. 'Der letztere demonstrierte, daß die „ätherischen Öle, 



Fig. 38. 

welche durch Dampf allein aus den Pflanzenstoffen gewonnen 
werden, sich von den über freiem Feuer bereiteten durch 
hellere Farbe und reineren Geruch unterscheiden. Das Nelkenöl, 
mit Dampf destilliert, sei nahezu farblos, das Zimtöl hell stroh- 
gelb und das Pomeranzenschalenöl wasserhell" 8 ). 

*■) Trommsdorffs Journ. der Pharm. 11, I (1803), 241 und Buchners 
Repert. für die Pharm. 3 (1817), 137 u. 6 (1819), 142. 

2 ) Philosoph. Transact of the Royal Soc. of London 1815. — Repertory 
of Arts. London, Sept. 1815. 

3 ) Annais of Philosophy. June 1818. — Buchners Repert für die 
Pharm. 6 (1819), 98. 

4 ) H. Zeise, Beiträge zur Nutzanwendung der Wasserdämpfe. Pamphlet 
Altana 1826. — Aren, der Pharm. 16 (1828), 69. 

s ) Buchners Repert. für die Pharm. 29 (1828), 94. 
«) Ebenda 29 (1828), 110. 



248 



Geschichtliche Einleitung. 



Die erste Dampfdestillation in größerem Maßstabe im phar- 
mazeutischen Laboratorium scheint in der alten „Apothecary's 
Hall" in London eingeführt worden zu sein 1 ). 

In Deutschland fand die Dampfdestillation auch für die Be- 
reitung der ätherischen Öle in Apothekenlaboratorien Eingang 
durch die Einführung des von dem Mechaniker und Zinngießer 
Johann Beindorff 2 ) in Frankfurt a. M. um das Jahr 1826 kon- 




F.g. 39. 

struierten Dampfdestillationsapparates (Fig. 39). Bei diesem, bald 
mehrfach verbesserten Apparate war die Destillation ätherischer 
Öle mit gespannten Dämpfen ausführbar. Auch hatte eine ver- 
besserte Kühlvorrichtung vor dem Schlangenrohre den Vorteil 
voraus, daß sie sich auseinandernehmen und somit auch im 
Innern leicht reinigen ließ. 



1 ) Buchners Repert. für die Pharm. 29 (1828), 112 u. 133. 

2 ) Geigers Magazin für Pharmazie usw. 11 (1829), 174 u. 291. — 
Buchners Repert. für die Pharm. 83 (1830), 436. 



Geschichte der Destillierweisen und der Destilliergeräte. 249 

Für die Gewinnung der ätherischen Öle im Kleinbetrieb 
verblieben die auf dem ursprünglichen Beindorffschen Dampf- 
destillierapparat begründeten Einrichtungen fortbestehen, bis die 
Großindustrie auch auf diesem Gebiete zur Alleinherrschaft ge- 
langte und die Produkte von einer Güte und zu Preisen her- 
stellte, mit welchen der Kleinbetrieb nicht in Wettbewerb ver- 
bleiben konnte. 

Von den für die Trennung und Absonderung der Öle vom 
Wasser seit langem gebräuchlichen Vorrichtungen hat sich die 
„Florentiner Flasche" in verschiedenartiger Gestaltung und Größe 
bewährt. Sie ist wohl schon im Mittelalter in Gebrauch ge- 
kommen; eine ihren Prinzipien entsprechende Trennungsweise 
von Öl und Wasser ist, wie es scheint, zuerst von Porta 1 ) in 
der letzten Hälfte des 16. Jahrhunderts folgendermaßen be- 
schrieben worden: 

„Wenn man den Pflanzenstoffen das Öl entzieht, müssen diejenigen 
Körper, welche gleichzeitig mit dem Wasser in das Aufnahmegefäß über- 
gehen, sorgfältig getrennt werden, damit die Kraft des Öles, welches einen 
Oberfluß an Phlegma enthält, nicht abgeschwächt wird. Deshalb muß das 
Öl geläutert werden, damit es seine volle Kraft behält. Dies geschieht durch 
Destillation und Trennung. Man mischt das erst gewonnene Destillat wieder 
und gießt es in eine im Dampfbade (in balneo Marine) wohl eingestellte 
Retorte und destilliert langsam über. Das reine Öl wird auf der Oberfläche 
des Destillats schwimmen. Die Trennung desselben vom Wasser ist eine 
mühsame Arbeit. Zu diesem Zwecke sind indessen so kunstvolle Gefäße 
erfunden worden, daß sich Wasser und Phlegma vom Öle wohl trennen lassen. 
Das dafür dienende gläserne Gefäß ist oben offen und erweitert sich nach 
unten zu trichterartig. Das Wasser, Phlegma und Öl werden tropfenweise in 
diese Flasche gebracht, dabei geht das Öl nach oben. Man schließt die 
seitwärts angebrachte kleine untere Rinnenöffnung mit dem Finger, durch 
gelindes Öffnen läßt man das Wasser unten abgehen, das Öl sammelt sich 
oben über der durch den Finger schließbaren Öffnung. Damit trennt man 
das Öl vom abfließenden Wasser. Man transferiert alsdann das Öl in ein 
anderes Gefäß. 

Man hat noch ein anderes Trennungsgefäß für denselben Zweck erfunden. 
Es ist bauchig, hat einen engen Hals und in dessen Mitte eine schnabel- 



*) Joh. Baptistae Portae, Neapolitani Magiae naturalis libri viginti, in 
quibus scientiarum naturalium divitiae et deliciae demonstrantur. lam de 
novo, ab omnibus mendis repurgatr, in lucem prodiemnt Romae 1565. 
Antwerp. 1567. Editio Hanoviae 1619. Über decimus: Destillat, destilJata 
ad fastigia virium sustollit. p. 367 — 412. 



250 



Geschichtliche Einleitung. 



förmige Abflußrinne. Das mit Wasser gemischte Ol wird in dieses Gefäß 
gegossen, das Wasser bleibt unten, das Öl sondert sich auf dessen Oberfläche, 
steigt in den Hals, dann läßt man tropfenweise Wasser zufließen, und das 
Öl wird rein aus dem Schnäbelchen auströpfeln. Bei anderen wird sich das 
Öl auf dem Boden ansammeln, und das Wasser wird oben ablaufen. Durch 
Baumwolle (Lampendocht) läßt sich oben verbleibendes Wasser abziehen, und 
das reinste Öl bleibt zurück." 1 ) 

Wie auch andere Erkenntnisse und Verbesserungen im De- 
stillationswesen nicht allen bekannt oder nur von einzelnen be- 
rücksichtigt wurden und über kurz oder lang wieder vergessen 
waren, so scheint dies besonders bei der Florentiner Flasche 
der Fall gewesen zu sein. Sie ist vom Anfange des 17. Jahr- 





Fig. 40. 



Fig- 41. 



hunderts an bis zum Jahre 1823 mehrmals wiedererfunden worden. 
So wurde die Flasche etwa 100 Jahre nach Portas Beschreibung 
zu Ende des 17. Jahrhunderts von Wilhelm Homberg von neuem 
beschrieben und eingeführt 2 ), um, allem Anscheine nach, noch- 



*) „ • • ■ ■ Quomodo oleum ex aquis separemus — aliud separatorium 
vas ad idem ingenuosissime excogitatum est tenuet venter vasis, collum an- 
gustum est, cujus medio rostellum affixum est. Transfundatur in vas oleum 
aqua remistum, occupat aqua fundum, oleum supra collum: guttatim aquam 
addes, donec oleum ascendat ad rostellum, ex pernento, inclinato vase, des- 
cendet purissimum oleum et purgatum, ubi aliquid evacuastl, sensäm aquam 
addendo, ascendit oleum ad canaliculam coq.; iterum inclinato, reliquum 
transfundas. Si vero oleum subsidet, aqua super adlatur, ut multories eveniet, 
in latam fideliam vel quodcunq.; vas impositum, gossipino licineo adaptato, 
aqua foras transmeabit, oleum purissimum quod superest, in fundo residebit." 

a ) Philippe u. Ludwig, Geschichte der Apotheker. 1858, S. 513. 



Geschichte der Destillierweisen und der Destilliergeräte. 



25t 



mals für geraume Zeit in Vergessenheit zu kommen. Ein Jahr- 
hundert später, im Jahre 1803, wurde die Florentiner Vorlage- 
flasche für die Destillation ätherischer Öle abermals von dem 
Augsburger Apotheker Johann Gottfried Dingler 1 ) und dann 
nochmals im Jahre 1823 als etwas Neues von dem Apotheker 
Samuel Peetz in Pest 9 ) empfohlen. 

Die älteste, schon von Porta beschriebene Konstruktion 
der Florentiner Flasche war lange im Gebrauch. Das Öl wurde 
mittels eines aus Lampendocht bestehenden porösen Saughebers 
in ein Fläschchen übergeführt (Fig. 40). Später wurde auch die 
in Fig. 41 abgebildete Florentiner Flasche gebraucht. Die in 
neuerer Zeit im Großbetriebe gebrauchte Flasche ist größer; sie 



mm 





Fig. 42. 

Vorlage für leichtes Öl. 



Fig. 43. 

Vorlage für schweres Öl. 



ist verschieden armiert, je nachdem das gewonnene Öl leichter 
(Fig. 42) oder schwerer (Fig. 43) als Wasser ist. Im ersten Falle 
wird das Öl durch das im oberen Stutzen angebrachte Glas- 
oder Zinnrohr abgelassen, im zweiten, durch den am unteren 
Stutzen mit einem durchbohrten Kork befestigten Zinnhahn. 

Es sind im Laufe der Zeit verschiedenartig konstruierte Auf- 
fangegefäße für die Sonderung der ätherischen Öle vorgeschlagen 
worden, die indessen die Florentiner Flasche nicht verdrängen 
konnten. Der erste dieser Apparate wurde im Jahre 1825 von 
Amblard in Paris 3 ) angegeben. Er bestand in einem konisch 
zugespitzten, oben und unten offenen Glasrohre, welches in einem 
hohen Glas-Mischungszylinder mittels eines oben angebrachten 

"■) Trommsdorffs Journ. der Pharm. 11 II. (1803), 242. 

s ) Buchners Repert. für die Pharm. 14 m. (1823), 481. 

3 ) Bulletin des travaux de la SocietS de Pharm. Paris, Mai 1825, p. 247. 



252 Geschichtliche Einleitung. 

Korkringes eingehängt wurde. Dieser Zylinder war oben mit 
einem Abzugsröhrchen versehen. Das Öl sammelte sich in 
dem Glasrohre an und konnte aus diesem bei Schließung der 
unteren engeren Öffnung beliebig ausgegossen werden. 

Die ätherischen Öle, welche die in Frankreich schon im 
Laufe des 18. Jahrhunderts entwickelte Parfüm erieindustrie in 
größeren Mengen verbrauchte, wurden noch im ersten Viertel 
des vorigen Jahrhunderts in den herkömmlichen primitiven 
Destillierblasen gewonnen und durch Rektifikation gereinigt. In 
Deutschland wurden dafür hauptsächlich die in Fig. 38 und 39 
abgebildeten Apparate gebraucht. Während in Frankreich be- 
sonders Lavendelöl, Rosrnarinöl, Pomeranzenblütenöl und andere 
wohlriechende Öle (Essences), und in der Türkei Rosenöl ge- 
wonnen wurden, lieferten Deutschland und Ungarn Kümmel-, 
Fenchel-, Anis-, Coriander-, Calmus-, Pfefferminz-, Krauseminz-, 
Baldrian-, Kamillen- und andere arzneilich und gewerblich ge- 
brauchte Öle. Im südlichen Frankreich, besonders in den See- 
alpen entwickelte sich schon seit Anfang des vorigen Jahrhunderts 
eine größere Industrie der Öle, sonst aber wurden die haupt- 
sächlich arzneilich gebrauchten Öle meistens in Apotheken- 
laboratorien gewonnen. Nach und nach begründeten einzelne 
Apotheker und Drogisten in den für die Arzneipflanzenkultur 
besonders günstigen Gegenden, so in Thüringen, an der Saale 
und der Elbe, in Sachsen, Böhmen und Franken, auch in Ungarn, 
nach kleinem Anfange größere Unternehmungen für die Ge- 
winnung von ätherischen Ölen. Indessen haben nur wenige 
längeren Bestand gehabt. Wie in chemischen und anderen In- 
dustriezweigen, trat an die Stelle dieser Kleinbetriebe überall die 
kundigere und leistungsfähigere Großindustrie. Diese hat seit 
der Mitte des vorigen Jahrhunderts auch auf dem Gebiete der 
ätherischen Öle die herkömmlichen Destüliermethoden und Destil- 
liergeräte Schritt für Schritt durch bessere ergänzt und vervoll- 
kommnet und hat, Hand in Hand mit den wissenschaftlichen 
und technischen Fortschritten, einerseits diesen selbst Anregung 
und Förderung gegeben und anderseits die Resultate für die 
Wissenschaft und für sich nutzbar gemacht. 

Die früheren, einfachen Apparate gewannen in den Fabrik- 
stätten der Großindustrie der ätherischen Öle eine andere Ge- 



Geschichte der Destillierweisen und der Destilliergeräte. 253 

stalt. Die herkömmlichen kleinen Destillierapparate wurden durch 
größere und rationeller konstruierte ersetzt, die nicht nur eine 
völligere Erschöpfung der Vegetabilien und damit eine größere 
Ausbeute, sondern auch Öle von besserer Qualität ergaben. 

Die um die Mitte des vorigen Jahrhunderts in den Fabriken 
gebräuchlichen Apparate waren die für Wasserdestillation und 




Fig. 44. 



die für die trockene Dampfdestillation eingerichteten Destillier- 
blasen. 

Die Destillierblase des ersteren Apparates (Fig. 44) ist 
eine einfache Vorrichtung für Destillation von Vegetabilien in 
Wasser, sowie auch für die Rektifikation roher Öle durch Dampf. 
Die Blase wird mittels eines am Boden einmündenden, vielfach 
durchbohrten Ringes d durch gespannten Dampf oder direkt 



254 



Geschichtliche Einleitung. 



durch Einströmen des Dampfes in den unteren Doppelmantel B 
geheizt. Das Destillationswasser läuft während der Destillation 
immer wieder durch das Rohr F in die Blase zurück. 

Bei der Destillation mit trocknem Wasserdampf (Fig. 45) 
wird die Blase mit den Vegetabilien ohne Wasserzusatz gefüllt, 
und es wird mit von unten nach oben hin durchströmendem Dampf 
destilliert. Diese oder ähnlich konstruierte Dampfdestillierblasen 
werden auch jetzt noch für die Destillation mancher Öle ge- 
braucht, nur wird statt des schlangenförmigen Kühlers häufig 
ein Röhrenkühler verwendet. 




Fig. 45. 

Die Fabrikation der ätherischen Öle hatte sich mit Be- 
nutzung dieser Destillierapparate seit der Mitte des vorigen Jahr- 
hunderts allmählich aus einem Gewerbe zu einem Zweige der 
chemischen Industrie entwickelt, besonders in einzelnen Betrieben 
im mittleren Deutschland und im südlichen Frankreich. 

Mit dem in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts über- 
raschend schnellen Emporkommen der Parfümerie-lndustrie nahm 
der Verbrauch und der Handel der ätherischen Öle einen un- 
vorhergesehenen Aufschwung. Wissenschaftliche und technische 
Errungenschaften, Handelsinteressen und geschäftliche Kon- 
kurrenz führten alsdann in enger Zusammenwirkung und schneller 
Folge zur Herstellung rationellerer Destillationsmethoden und zur 
Konstruktion von Destillierapparaten größter Dimensionen für 
die Massenproduktion. 



Geschichte der DestilHerweisen und der Destilliergeräte. 255 

Wie die Theorie und die Praxis der heutigen Destillierkunst 
in ihrer Anwendung auf die Gewinnung der ätherischen Öle, 
so hat auch die allmähliche Entwicklung der dafür dienenden 
Destilliergeräte ein beträchtliches geschichtliches Interesse. Ein 
Rückblick von den heutigen, nachstehend in einer Anzahl von 
Abbildungen zur Anschauung gebrachten Destillierapparaten aus 
der größten deutschen Fabrik, läßt kaum noch irgend einen Zu- 
sammenhang mit ihren Prototypen wahrnehmen. Jedes der 
früheren Destilliergefäße, vor allem aber jeder der modernen 
Riesenapparate, ist ein Glied der langen Kette der Entwicklung 
der Destillierkunst, die sich besonders schnell in den letzten 
Jahrzehnten vollzogen hat. Fast jeder dieser Apparate ist ge- 
wissermaßen eine aus den Ruinen unmittelbarer Vorgänger er- 
standene Neuschöpfung. 

Unter den verschiedenen Zweigen der modernen chemischen 
Industrie, in welcher Deutschland zur Zeit die erste Stelle ein- 
nimmt, hat auch die Fabrikation der ätherischen Öle und syn- 
thetischen Riechstoffe eine kaum geahnte Bedeutung erlangt 
und sich durch hervorragende Leistungen eine maßgebende 
Stellung erworben. 



256 



Geschieh ll ich e Einleitung* 




Fig. 4fi. 



Moderner Destillier- und Rctftifmcnpparab 



Gtschichto der Dc-sti II i erweisen und der De»£lll1crgeräte. 



257 




FLfl. 47. 



DestULier- und Rektifizierapparat. 



Gildein-fistej-, Die Ätherischen Qk. t. 



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253 



GeschtclitlicKe nihTdtung. 



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Geschichte der Dcstinlerwei^en und der Des til Hörgeräte, 



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Gewinnung der Riechstoffe 
aus Blüten 

durch Extraktion, Enfleurage und Mazeration. 



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Die gebräuchlichste Gewinnungsmethode der ätherischen Öle 
ist die Destillation mit Wasserdampf 1 ). Dies Verfahren liefert 
nicht nur die besten Ausbeuten und die reinsten Produkte, 
sondern man kommt bei ihm auf dem billigsten Wege mit einer 
verhältnismäßig einfachen Apparatur zum Ziel; auch kann man 
leicht und ohne viel Handarbeit große Mengen von ätherischen 
Ölen erzeugen. In einzelnen Fällen führt die Destillation aber 
nicht zum gewünschten Erfolge, und zwar dann, wenn die hohe 
Temperatur des Wasserdampfes empfindliche Riechstoffe zerstört, 
oder wenn die Menge des im Destillationsmaterial enthaltenen 
Öls relativ gering und dieses noch obendrein in Wasser leicht 
löslich ist. Man erhält dann durch Destillation im günstigen 
Falle ein wohlriechendes Wasser, aus dem aber durch das in 
dem in Anm. 1 genannten Werke beschriebene Kohobations- 
verfahren kein ätherisches Öl gewonnen werden kann. 

Es sind gerade die wohlriechendsten Pflanzenteile, nämlich 
die Blüten, die sich häufig nicht für die Wasserdampfdestillation 
eignen. Um die Riechstoffe, die ihnen den zarten Duft verleihen, 
darzustellen, wendet man daher andere Verfahren an, indem man 
entweder die ätherischen Öle mit flüchtigen Lösungsmitteln oder 
mit Fett auszieht oder sie von Fett absorbieren läßt. 

Man unterscheidet: 

A. Extraktion mit flüchtigen Lösungsmitteln. 

B. Extraktion mit nicht flüchtigen Lösungsmitteln, d. h. Fetten, 

1. ohne Anwendung von Wärme: Enfleurage. 

2. in der Wärme: Mazeration. 



*) Die Wasserdampfdestillation, die in diesem Buche nicht beschrieben 
ist, bildet den Gegenstand eines besonderen, von Prof. Dr. C. von Rechen- 
berg herausgegebenen Werkes: Einfache und fraktionierte Destillation in 
Theorie und Praxis. Mit zahlreichen Abbildungen und Tabellen. Miltitz bei 
Leipzig 1923. Selbstverlag von Schimmel § Co. Für den BuchhandeLjIurch 
L. Staackmann, Leipzig. 



266 Extraktion, Enfleurage und Mazeration. 

Welche von den genannten Arbeitsweisen sich bei den 
einzelnen Blütenarten am besten zur Gewinnung der in ihnen 
enthaltenen Duftstoffe eignet, hat man in Südfrankreich durch 
langjährige Erfahrung festgestellt. 

Man wendet die Extraktion mit flüchtigen Lösungs- 
mitteln an bei Rosen, Parma- und Viktoriaveilchen, Orangen- 
blüten, Jasmin, Tuberosen, Jonquillen, Cassie und Reseda, seltener 
bei Nelken, Maiglöckchen, Heliotrop, Flieder, Levkojen, Narzissen, 
Mimosen und Hyazinthen 1 ). Auf dieselbe Weise stellt man aus 
dem sogenannten „Mousse de chene", das aus der Flechte Evernia 
prunastri besteht, ein konkretes Öl her. 

Die Enfleurage gibt die besten Ergebnisse bei Jasmin, 
Tuberosen, Jonquillen, Maiglöckchen und Reseda. 

Das Mazerationsverfahren endlich benutzt man bei Rosen, 
Orangenblüten, Veilchen, Cassieblüten und Maiglöckchen. 

Wie man sieht, lassen sich einige der aufgeführten Blüten, 
z. B. Rosen, Cassie und Veilchen, erfolgreich entweder mit flüch- 
tigen Lösungsmitteln oder mit warmem Fett behandeln. Es hatte 
sich schon längst herausgestellt, daß Jasmin und Tuberosen bei 
diesen beiden Methoden ganz ungenügende Ausbeuten geben, 
während nach dem Enfleurageverfahren sehr befriedigende Re- 
sultate erzielt werden. Auf diesen Umstand machte zuerst 
Passy 2 ) aufmerksam und gab für das verschiedene Verhalten 
der einzelnen Blütenarten folgende Erklärung: 

„Die Blüten teilen sich in zwei Kategorien, von denen die eine, zu der 
die Rosen und Orangen gehören, ihren Duftstoff fertig enthalten. Bei der 
anderen, zu der z. B. Jasmin und Tuberosen zu rechnen sind, ist kein äthe- 
risches Öl oder nur unbedeutende Mengen davon fertig gebildet vorhanden. 
Diese produzieren aber fortwährend Riechstoffe, durch die Lebenstätigkeit der 
Zelle. Tötet man nun die Blüten durch Petroläther oder warmes Fett, so 
hört natürlich die an den Lebensprozeß gebundene Bildung von ätherischem 
Öl auf. Legt man die abgeschnittene Blume auf Fett, so lebt sie noch eine 
ganze Weile weiter und entsendet Düfte in die Luft, aus der sie dann während 
des Enfleurageprozesses von dem Fett absorbiert werden." 

Bei der experimentellen Nachprüfung dieser Hypothese kam 
Hesse 8 ) zu dem überraschenden Resultat, daß bei Jasmin die 
Ausbeute an ätherischem Öl bei der Enfleurage vier- bis fünf- 

*) Perfum. Record 5 (1914), 136. 

») Compt rend. 124 (1897), 783; Bull. Soc. chim. III. 17 (1897), 519. 

») Berl. Berichte 34 (1901), 293, 2928; 86 (1903), 1465; 87 (1904), 1462. 



Extraktion mit flüchtigen LSsungsmitteln. 267 

mal 1 ) so groß ist wie bei der Extraktion mit flüchtigen Lösungs- 
mitteln. Bei den Tuberosen ist das Verhältnis noch günstiger. 
Aus diesen wertvollen Untersuchungen geht hervor, daß sich der 
Riechstoff bei Jasmin und Tuberose während der Dauer der 
Enfleurage stets von neuem, wie Hesse annimmt, durch fer- 
mentative Spaltung von in den Blüten enthaltenen Glucosiden, 
bildet und von dem Fett absorbiert wird. Diese Hypothese, die 
auch E. Charabot 2 ) vertritt, muß aber noch durch Experimental- 
untersuchungen gestützt und bewiesen werden. Es ergibt sich 
hieraus die Überlegenheit der Enfleurage gegenüber dem Extrak- 
tionsverfahren für einzelne Blütensorten. Bei anderen Blüten trifft 
dies jedoch nicht zu; so lieferten nach Hesse und Zeitschel s ) 
1000 kg Orangenblüten bei der Enfleurage rund 100, bei der 
Mazeration 400 und bei der Destillation mit Wasserdampf 1200 g 
Öl (von denen ca. 400 g in das Wasser übergehen). 



A. Extraktion mit flüchtigen Lösungsmitteln. 



Der Erste, der die Verwendung flüchtiger Lösungsmittel zur 
Extraktion von Blüten vorgeschlagen hat, war Robiquet. In 
einer im Jahre 1835 erschienenen Abhandlung 4 ) führt er aus, 
daß einige Pflanzen, wie z. B. Jonquille, Jasmin, Heliotrop und 
Tuberose, trotz ihres lieblichen Geruchs, auf die gewöhnliche 
Weise mit Wasserdampf behandelt, kein ätherisches Öl liefern. 
Er fand, daß man den Riechstoff der Jonquillen durch Ausziehen 
mit Äther und Verdunsten dieses niedrig siedenden Lösungsmittels 



*) Hierzu bemerkt H. von Soden (Deutsche Parf.-Ztg. 11 [1925], 149), 
daß nach seinen Erfahrungen, die sich auf die Bestimmungen des aus der 
Extraktion von mehreren 1000 kg Jasmtnblüten gewonnenen ätherischen Öls 
stützen, das Ausbeuteverhältnis zwischen Enfleurage und Extraktion mit 
flüchtigen Lösungsmitteln auf 2,5 : 1 zurückgehe. 

a ) Perfum. Record 12 (1921), 194. 

") Joum. für prakt. Chem. IL 64 (1901), 245. 

*) Recherches sar I'arome de la. jonquille. fourn. de Pharm. 21 (1835), 
335; Buchners Repert. f. d. Pharm. 54 (1835), 249; Pharm. Zentralbl. 1835, 553. 



268 Extraktion, Enfleurage und Mazeration. 

gewinnen könne. Im folgenden Jahre stellte L. A. Buchner 1 ), 
angeregt durch den erfolgreichen Versuch Robiquets, fest, daß 
die Extraktion mit Äther auch bei anderen Blüten mit leicht ver- 
gänglichem Aroma, z. B. denen von Philadelphias coronarius, 
Tilia europaea und Reseda odorata gut ausführbar sei. In der- 
selben Weise verfuhr Favrot 2 ), als er im Jahre 1838 die Duft- 
stoffe der „flores Acaciae" (also wohl von Robinia pseudacacia?) 
sowie der Blüten von Syringa vulgaris mit Äther auszog. 

Sehr eingehend beschäftigte sich Millon 8 ) in Algier mit der 
Extraktion von Blüten durch flüchtige Lösungsmittel. Er empfahl 
zu diesem Zweck Äther, Chloroform, Schwefelkohlenstoff, Holz- 
geist und die flüchtigsten Anteile des Benzins. 

Millon brachte die Blüten in einen „appareil ä döp/acement" , füllte 
mit Äther auf und erneuerte diesen nach 10 bis 20 Minuten. Das nach Ver- 
dampfen des Lösungsmittels erhaltene Extrakt bewahrte er offen auf, weil er 
glaubte, daß der Zutritt der Luft günstig auf den Riechstoff wirke. Es ist 
dies aber nur eine Täuschung; wird nämlich das Lösungsmittel nicht sehr 
sorgfältig unter Zuhilfenahme des Vakuums entfernt, so riecht man die ge- 
ringsten Spuren noch, wenn das Extrakt in einem geschlossenen Gefäße auf- 
bewahrt wird. Es war Millon nicht unbekannt, daß die Hauptmenge des 
Extrakts aus Pflanzenwachs besteht, das in Alkohol fast unlöslich ist, und 
er bestimmte aus der Gewichtsdifferenz des Extrakts, vor und nach der Be- 
handlung mit Alkohol, die Menge des in ihm enthaltenen Riechstoffs. 

Auch auf die Bedeutung der Tageszeit für die Ernte machte Millon 
aufmerksam. Nelken müssen nach zwei- bis dreistündiger intensiver Besonnung, 
Rosen des Morgens, wenn sie vollständig aufgeblüht sind, Jasminblüten vor 
Sonnenaufgang geerntet werden. Cassie riecht für ein geübtes Organ ver- 
schieden, je nachdem die Blüte morgens, mittags oder abends gesammelt ist. 
Zur Extraktion werden von Millon empfohlen: Orangenblüten, Tuberosen, 
Heliotrop, Levkojen und Narzissen. 

Die Verwendung des jetzt allgemein gebräuchlichen Petrol- 
äthers an Stelle von Äther ist von H. Hirzel 4 ) in Leipzig 
vorgeschlagen worden; seine zu diesem Zwecke konstruierten 
Apparate waren bereits im Jahre 1864 in Frankreich, England, 
Osterreich und mehreren Staaten Deutschlands patentiert Das 

*) Versuche zur Extraktion von Blüten mit Äther. Buchners Repert. f. 
d. Pharm. 56 (1836), 382. 

a ) Journ. de Chim. mSd. 1888, 221; Pharm. Zentralbl. 1888, 442. 

3 ) Memoire sur la nature des Parfüms et sur quelques f/eurs caltivables 
ei? AJgdrie. Journ. de Pharm, et Chim. III. 80 (1856), 407; Compt. rend. 48 
(1856), 197. F 

*) Hirzels Toiletten-Chemie. III. Aufl. Leipzig 1874, S. 77. 



Extraktion mit flüchtigen Lösungsmitteln. 269 

Problem, die Extraktion unter Verwendung von Äther, Schwefel- 
kohlenstoff, Chloroform und Petroläther zu einem technisch 
brauchbaren Verfahren zu gestalten, versuchte auch um dieselbe 
Zeit A. Piver 1 ). Die Benutzung von Methylchlorid als Lösungs- 
mittel befürwortete Camille Vincent 3 ). 

Zu Anfang der siebziger Jahre arbeitete Louis Roure 8 ) ein 
Verfahren aus, durch Extraktion von Blüten höchst konzentrierte 
Parfüms in Gestalt alkohollöslicher Produkte zu gewinnen, die 
als „Essences concretes" im Jahre 1873 auf der Wiener Welt- 
ausstellung erschienen. Einen sehr komplizierten Apparat ließ 
sich Laurent Naudin 4 ) 1875 patentieren, der unter anderem 
auch gestattete, die Destillation des mit Riechstoff beladenen 
Lösungsmittels im Vakuum vorzunehmen. 

Industrielle Anwendung findet das Verfahren der Extraktion 
von Blüten mit flüchtigen Lösungsmitteln erst seit 40 bis 45 Jahren. 
Massignon errichtete zu dieser Zeit eine Extraktionsanlage in 
Cannes, deren Apparate den in der Zuckerindustrie gebräuch- 
lichen Diffuseuren nachgebildet waren. Das mit dem Blumen- 
duft gesättigte Lösungsmittel wurde in einer Vakuumdestillier- 
blase verdampft. Als Extraktionsmittel versuchte Massignon 
zuerst Äther, Schwefelkohlenstoff, Methylchlorid und Benzol, 
schließlich kam er zu der Überzeugung, daß für seine Zwecke 
ein gereinigter Petroläther vom spez. Gewicht 0,650 am ge- 
eignetsten sei. Später verkaufte Massignon seine Fabrik und 
seine Patente an Leon Chiris. Allmählich wurden weitere 
Fabriken mit Blütenextraktionsanlagen ausgerüstet, und gegen- 
wärtig zählt man in Grasse über 15 größere derartige Betriebe 5 ). 
In Deutschland werden von Schimmel $ Co. in Miltitz und von 
Heine § Co. in Gröba Blüten, hauptsächlich Rosen, mit flüchtigen 
Lösungsmitteln extrahiert. In Jaffa errichtete Garnier eine Fabrik 
zur Extraktion von Cassieblüten und in Kara-Sarlii bei Karlovo 
in Bulgarien eine solche, um Rosen nach der Extraktionsmethode 
zu behandeln. Auch ist in ISeu-Kaledonien eine Anlage zum 



*) Ebenda S. 79. 

*) Piesse, Chimie des parfums. 1903, S. 69. 
s ) Berichte von Roure-Bertrand Fils Oktober 1900, 27. 
*) Bull. Soc. chäm. II. 88 (1882), 586 bis 600. 

B ) Mit Abbildungen versehene Beschreibungen der hauptsächlichsten 
■Grasser Fabriken finden sich in Perfum. Record 12 (1921), 197 bis 222. 



270 Extraktion, Enfleurage und Mazeration. 

Extrahieren von Cassie und anderen, hierzu auf der Insel an- 
gebauten Blumen eingerichtet worden. Weitere Extraktions- 
betriebe bestehen in Beirut (Lautier Fils), in Ägypten und auf 
Reunion (Garnier). 

Die praktische Ausführung des Verfahrens der Extraktion 
mit flüchtigen Lösungsmitteln zerfällt in vier Teile: 

1. Wahl und Reinigung des Lösungsmittels. 

2. Methodische Erschöpfung der Blüten. 

3. Verdampfung des Lösungsmittels und Gewinnung des mit 
Riechstoffen beladenen Blütenwachses (cire parfumee). 

4. Wiedergewinnung des Lösungsmittels. 

1. Wahl und Reinigung des Lösungsmittels. Das in 
den meisten Fällen angewandte Lösungsmittel ist Petroläther 
(Benzin) vom spez. Gewicht 0,650 (15°); man reinigt ihn durch 
aufeinanderfolgende Behandlung mit Schwefelsäure und Natron- 
lauge, wäscht mit Wasser aus und fraktioniert über festem 
Paraffin in einer mit Kolonne versehenen Blase, um die leichtesten 
und schwersten Anteile zu entfernen. Seltener benutzt man 
Benzol, da dies den Nachteil hat, stark gefärbte Extrakte zu 
geben. Schwefelkohlenstoff ist unbrauchbar, weil er stets einen 
unangenehmen Geruch hinterläßt. Ebensowenig hat sich Tetra- 
chlorkohlenstoff bewährt. Der Verwendung des Äthers steht 
sein hoher Preis im Wege. 

2. Methodische Erschöpfung der Blüten. Die Extrak- 
toren der feststehenden Extraktionsapparate sind zylindrische 
Gefäße von verschiedener Größe, in der Regel von etwa 500 Litern 
Inhalt, in die 3 bis 4 zur Aufnahme der Blüten bestimmte, niedrige 
Zylinder aus Drahtgeflecht oder gelochtem Blech übereinander- 
gesetzt werden. Die Extraktören sind luftdicht durch einen ab- 
nehmbaren Deckel verschließbar und werden in verschiedener 
Weise so aufgestellt, daß das Lösungsmittel mit Hilfe einer 
Pumpe zwischen den einzelnen Gefäßen zirkulieren kann. Sie 
stehen im Kreise oder in Reihen und sind entweder sämtlich 
nebeneinander (Fig. 54, S.275) oder in zwei Etagen übereinander 
angeordnet (Fig. 53, S. 274). 

Nachdem von jeder Füllung 3 bis 4 Auszüge (Iavages) ge- 
macht sind, werden die Blüten durch neue ersetzt, was in der 



Extraktion mit flüchtigen Lösungsmitteln. 271 

Regel nach 24 Stunden geschieht, so daß das Extraktionsmittel 
jedesmal 6 bis 8 Stunden mit den Blüten in Berührung bleibt. 
Nur wenn während der hohen Ernte die Zeit drängt, wechselt 
man die Blüten alle 8 oder sogar alle 4 bis 5 Stunden, erzielt 
aber dann eine unvollständige Erschöpfung des Materials. 

Jede Blütenfüllung wird in der Regel dreimal extrahiert, 
seltener zwei- oder viermal. Man nimmt zur dritten (oder letzten) 
Extraktion frischen Petroläther, zur zweiten Extraktion solchen, 
der zu einer früheren dritten gedient hat und zur ersten Extrak- 
tion (also zu den frischen Blüten) solchen, der einmal zur zweiten 
und einmal zur dritten Extraktion benutzt worden ist. Jeder 
Auszug wird in einem besonderen Behälter aufgefangen. 

Ob dieselbe Blütenmenge zwei-, drei-, viermal oder noch 
öfter extrahiert wird, hängt von der Art der zu behandelnden 
Blüten und von der Ansicht des betreffenden Fabrikanten ab. 
Ebenso sind die Meinungen darüber verschieden, wie häufig man 
denselben Petroläther benutzen kann, ehe man ihn der Destil- 
lation unterwirft. 

In einzelnen Fällen hat man, um die Ausbeute zu erhöhen, 
die Extraktoren zum Anwärmen eingerichtet, dabei aber nur 
eine größere Ausbeute an Pflanzen wachs, nicht aber an Riech- 
stoffen erzielt. 

Nach Lindet und Fondart 1 ) wird die Ausbeute beträchtlich 
gesteigert, wenn die Pflanzenteile vorher sorgfältig zerkleinert 
werden. Es wurde festgestellt, daß fein zerriebene Rosen- und 
Jasminblütenblätter bei der Extraktion mit Petroläther 33 °[o 
mehr ätherisches Öl als die ganzen Blütenblätter lieferten. Die 
Qualität der Riechstoffe wurde durch diese Behandlung nicht 
verändert. 

Von Vorteil soll es nach dem französischen Patent von 
Lautier Fils Nr. 5S4273 2 ) (vom 15. 10. 1923) sein, wenn man 
vor der Extraktion aus Blüten, Blättern und andern Pflanzen- 
teilen das Wasser mittels hygroskopischer, auf das Parfüm nicht 
einwirkender Stoffe, wie wasserfreies Natriumsulfat, Magnesium- 
sulfat, Natriumcarbonat, aus den Pflanzenteilen entfernt. 



*) Compt. rend. Acad. Agr. France 1924, 169; Chimie et Industrie 12 
(1924), 724; Bericht von Schimmel § Co. 1925, 134. 
*) Chem. Zentralbl. 1915, II. 1394. 



272 Extraktion, Enfleurage und Mazeration. 

3. Verdampfung des Lösungsmittels. Man arbeitet in 
einer oder mehreren Blasen unter Atmosphärendruck oder im 
Vakuum. Gewöhnlich läßt man das Lösungsmittel zunächst in 
einer großen Blase unter Atmosphärendruck verdampfen, bis die 
Temperatur fast zu dem Punkt gestiegen ist, bei dem der Duft 
des Riechstoffes an Feinheit einbüßen würde, dann setzt man 
die Verdampfung in einer Vakuumblase fort und beendigt sie 
schließlich in einem Glaskolben. 

Die letzten Spuren des Lösungsmittels werden entfernt, 
indem man in die geschmolzene Wachsmasse kleine Mengen 
absoluten Alkohols einführt, wodurch ein stürmisches Aufwallen 
entsteht. 

Die so erhaltenen Blütenextrakte werden als „konkrete Öle" 
{essences concrdtesj bezeichnet. Die daraus in der unten be- 
schriebenen Weise hergestellten alkoholischen Auszüge heißen 
„Blütenextraits" (extraits aux fleurs) und die nach Entfernung 
des Alkohols verbleibenden reinen Öle „Qu/ntessences" 1 ). 

4. Wiedergewinnung des Lösungsmittels. Bei der 
Kostspieligkeit des Lösungsmittels sucht man durch zweck- 
entsprechende Vorkehrungen Verluste möglichst zu vermeiden. 
Deshalb benutzt man recht große und gut gekühlte Schlangen, 
um die Dämpfe aus den Blasen, Extraktoren und Reservoiren 
zu kondensieren. Auch muß das Auspuffrohr der Vakuumpumpe 
mit einem gut wirkenden Kühlsystem verbunden werden. Arbeitet 
man ohne Vakuum, so sind die Petrolätherverluste geringer, 
allein das Verdampfen unter Atmosphärendruck hat den bereits 
erwähnten Nachteil, daß die gegen Wärme sehr empfindlichen 
Blumendüfte durch die höhere Temperatur leiden. 

Das nach beendigter Extraktion den Blüten noch anhaftende 
Lösungsmittel entfernt man, indem man in die durch Rohre mit 
dem Kühler verbundenen Extraktoren direkten Dampf einleitet, 
oder indem man die Blüten aus den Extraktionsgefäßen in eine 
Blase füllt und dort das flüchtige Exträktionsmittel mit Wasser- 
dampf abtreibt. 

Ausbeuten. Diese wechseln sehr stark, je nach dem an- 
gewandten Lösungsmittel, der Temperatur, bei der man arbeitet, 
und der Dauer der Extraktion. 



l ) \ea.nca.Tdet$atie,A6r6gecfe/a Chimie des Parfüms. Parisl904, S.12. 



Extraktion mit flüchtigen Lösungsmitteln. 273 

Es werden bei der Extraktion mit Petroläther bei gewöhn- 
licher Temperatur an konkreten Ölen erhalten von je 1 kg: 

Viktoria -Veilchen . . . . 1,5 bis 1,8 g 

Rosen 1,7 „ 2,5 , 

Orangen bluten ..... 2,0 „ 4,0 , 

Jasmin 1,6 „ 2,25 , 

Cassie 3,5 „ 5,0 , 

Reseda 1,3 „ 1,5 , 

Entfernung des Pflanzenwachses aus den konkreten 
Ölen. Zu diesem Zwecke behandelt man die erhaltenen Extrakte 
(essences concretes) mit starkem Alkohol durch mehrtägiges 
Schütteln in Glasflaschen, meist unter Anwendung von Schüttel- 
maschinen (batteases). Dann trennt man den Alkohol vom Un- 
gelösten und kühlt ihn längere Zeit unter 0° ab; das dadurch 
ausgeschiedene Wachs beseitigt man durch Filtrieren, setzt eine 
Kochsalzlösung zur Flüssigkeit und hebt den obenauf schwim- 
menden Riechstoff ab, aus dem man, wenn notwendig, die letzten 
Spuren Alkohol im Vakuum entfernt. 

Da sich beim Schütteln mit Alkohol das Pflanzenwachs 
zusammenballt und dann seine riechenden Bestandteile nur sehr 
schwer abgibt, so mischt man nach dem Vorschlage Massignons 1 ) 
das Pflanzenwachs mit einem geruchlosen und sehr harten Mineral- 
wachs, wodurch man eine Masse erhält, die im Mörser zerkleinert 
werden kann und die beim Behandeln mit Alkohol in diesem 
suspendiert bleibt und sich leichter ausziehen läßt. 

Beschreibung der Arbeitsweise in der in Fig. 53 S. 274 abgebildeten 

Extraktionsbatterie. 

In der schematischen Zeichnung sind die Extraktoren mit Et und JS S 
bezeichnet. Sie haben einen Inhalt von etwa 500 1 und sind innen durch 
3 bis 4 Siebböden aus gelochtem Blech oder durch Drahtkörbe abgeteilt. An 
dem luftdicht schließenden Deckel sind zwei Rohre angebracht, von denen 
das eine zum Einführen des Lösungsmittels, das andere zur Entlüftung des 
Apparats dient Die Rohre haben ein biegsames Endstück und können durch 
Schrauben leicht auf dem Deckel befestigt werden. Der Boden des Extrak- 
tors verläuft schwach konisch, was ein vollständiges Entfernen des Lösungs- 
mittels durch das in der Mitte angebrachte Rohr ermöglicht. 



*) P. Jeancard, Volatile solvente applied to flowers. The American 
Perfumer 1 (1907), 10. 

Gildemeister, Die ätherischen Öle. I. 18 



274 



Extraktion, Enfleurage und Mazeration. 



S stellt einen Kühler dar, in dem die entweichenden Dämpfe verdichtet 
werden; das Kondensat sammelt sich bei Kund fließt in das Reservoir R4.; 
die nicht kondensierten Gase und die Luft entweichen durch das Rohr s. 
Si und S" sind die zu den Blasen A und A t gehörigen Kühler. 

A, eine größere Blase zur Destillation unter Atmosphärendruck, ist mit 
einem Glasrohr zur Beobachtung des Flüssigkeitsstandes und einem Thermo- 
meter versehen. Das Destillat geht durch den Kühler 5 t in das Reservoir /?«, 
den Destillationsrückstand läßt man in das Gefäß R" fließen. 

Ai ist eine Vakuumblase, die durch ein Wasserbad geheizt werden kann. 
Man füllt sie, indem man die Flüssigkeit aus R" einsaugt. Das vom Riech- 




Fig. 53. 

Schematäscher Aufriß einer Extraktionsbatterie. 

Stoff getrennte Lösungsmittel befindet sich in R'", von wo es durch die 
Zirkulationspumpe nach den großen Behältern geschafft wird. 

Rt, Rt, Ra, Ri sind 4 Vorratsgefäße von ungefähr 2000 1 Inhalt, mit 
Flüssigkeitsständen und Entlüftungsrohren ausgerüstet und mit der Pumpe 
und den Extraktoren durch das Rohrsystem verbunden. 

Das Füllen der Extraktoren geschieht von R' aus, wohin das betreffende 
Lösungsmittel jedesmal aus den anderen Reservoiren mit Hilfe der Pumpe P 
geschafft wird. Am oberen Teile ist ein Überlauf angebracht. 

Die Rohre sind durch eine starke Linie bezeichnet. An allen Apparaten 
und an den Kreuzungspunkten der Rohre befinden sich Hähne mit einem 
oder mehreren Durchgängen. 



Extraktion mit flüchtigen Lösungsmitteln. 



275 




276 



Extraktion, Enfleurage und Mazeration. 






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Extraktion mit flüchtigen Lösungsmitteln. 



277 



Das gereinigte Lösungsmittel tritt durch das Rohr /f ein und fließt in 
die Behälter fa, ^?s, /?*, die bis zu ungefähr */s vollgefüllt werden. Dann bringt 
man die Blüten auf die Siebe der Extraktoren £i, befestigt die Deckel, 
schraubt die Zufluß- und Entlüftungsrohre an und läßt das Lösungsmittel aus 
7?' in die drei Extraktoren £i laufen, bis es die Blüten vollständig bedeckt. 
Dann füllt man die drei Extraktoren Et und bedeckt die Blumen mit dem 




Fig. 5o. 



Seitenansicht der Extraktionsanlage von Deroy Fils A?ne\ Paris. 



Lösungsmittel aus den oberen Extraktoren, deren Blüteninhait darauf mit 
neuem Lösungsmittel zusammengebracht wird. In dieser Weise werden die 
Blüten gewöhnlich dreimal hintereinander extrahiert. Diese drei Extraktionen 
macht man in 24 Stunden, nur wenn man sehr eilig ist, in 8 Stunden oder 
gar in 4 bis 5 Stunden. 

Die von jeder Extraktion erhaltene Flüssigkeit wird getrennt aufbewahrt, 
der Behälter Fb. enthält die erste Extraktion, und wenn der Petroläther ge- 



278 



Extraktion, Enfleurage und Mazeration. 



nügend mit Riechstoff beladen ist, destilliert man ihn in der großen Blase A, 
dann unter vermindertem Druck in der Blase A± und schließlich in einem 
Glaskolben ab. 

Von den ausgezogenen Blüten läßt man das Lösungsmittel gut abtropfen 
und destilliert säe dann in einer großen Blase mit Wasserdampf, um den ihnen 
noch anhaftenden Petroläther zu gewinnen. 

Der oben beschriebene Extraktionsapparat hat jedoch verschiedene 
Mängel. Zunächst dauert es geraume Zeit, bis der ruhig in dem Apparat 
stehende Petroläther in die stark wasserhaltigen Pflanzenteile eindringt und 
sie erschöpft. Sodann können sich, beispielsweise bei nassen Rosen, Klumpen 



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oder Nester bilden, die von dem Lösungsmittel nicht ordentlich durchtränkt 
werden. Endlich nimmt die Wiedergewinnung des am Extraktionsmaterial 
zuletzt noch anhaftenden Lösungsmittels durch Destillation mit Wasserdampf 
eine ziemlich lange Zeit in Anspruch. Um diesen Übelständen abzuhelfen, 
ist man zu Apparaten übergegangen, in denen während der Extraktion Blüten 
und Lösungsmittel gegeneinander bewegt werden. 

Ein solcher, von Charles Garnier erfundener Apparat, in dem die in 
einer rotierenden Trommel befindlichen Blüten fortwährend durch eine Petrol- 
ätherschicht durchgeführt werden, ist in der vorigen Auflage dieses Buches 
abgebildet und beschrieben worden. Im Laufe der Zeit hat Garnier 1 ), ge- 



x ) Franz. Patent No. 585199 vom. 30. 10. 1923. 



Extraktion mit flüchtigen Lösungsmitteln. 



279 



stützt auf langjährige Erfahrungen, den Extraktor noch wesentlich verbessert. 
Die Vorteile des neuen Apparats, der aus verzinktem Eisenblech hergestellt 
werden kann, bestehen in den niedrigen Anschaffungskosten, Anwendung einer 
verhältnismäßig kleinen Menge Lösungsmittel und Zeitersparnis durch schnelles 
Füllen und Entleeren, bei kurzer Extraktionsdauer. 

Der Apparat hat die Form einer Trommel, die um eine durch sie hin- 
durchgehende horizontale Achse drehbar ist (Fig. 57 u. 58). Die Trommel ist 
durch gelochte Scheidewände (9, 10, 11, 12, 13, 14, 15) in vier große (2, 3, 4, 5) 
und drei kleinere (6, 7, 8) Abteilungen geteilt. Die großen, zum Aufnehmen 
der Blüten bestimmten Abteilungen haben je ein Mannloch (20, 21, 22, 23) 




Fig. 58. 

zum Füllen und Entleeren des Extraktionsgutes. An den Abteilungen 6 
und 7 sind Hähne (23, 24) zur Entleerung der Flüssigkeit angebracht. Soll 
das erschöpfte Material von dem noch anhaftenden Lösungsmittel befreit 
werden, so verbindet man den bei stillstehender Trommel oben befindlichen 
Hahn mit einem Kühler und leitet durch die hohle Welle (26) Dampf in 
den Apparat. 

Die Wirkungsweise des Apparates ist folgende: Nachdem die Abteilungen 
2, 3, 4 und 5 mit Blüten gefüllt sind, läßt man das Lösungsmittel bis etwa 
zu der Stelle, die in Fig. 58 mit 28 bezeichnet ist, einfließen. Bei der Drehung 
der Trommel tauchen nun alle 4 Abteilungen hintereinander in die Flüssigkeit 
ein. Ist nach einiger Zeit das Material erschöpft, so zieht man die Flüssig- 
keit ab und entfernt die letzten Spuren durch eingeleiteten Dampf. 



280 Extraktion, Enfleurage und Mazeration. 

Ein anderer Apparat, der ebenfalls zur Extraktion von Riechstoffen mit 
flüchtigen Lösungsmitteln aus Blüten, dient, ist von J. A. Hugues 1 ) be- 
schrieben worden. 

In einem großen Extraktionskessel sind an zwei endlosen Ketten eine 
Anzahl von Kästen angebracht, die, wie bei einer Baggermaschine, von oben 
nach unten und von unten nach oben einen ständigen Kreislauf machen können. 
Der Kessel enthält am Boden die für die Extraktion notwendige Menge 
Flüssigkeit, wie Petroläther, Schwefelkohlenstoff oder Äthylidenchloräd, in die 
der jeweils unterste Kasten ganz eintaucht. Die mit durchlöcherten Böden, 
Deckeln und Zwischenwänden versehenen Kästen werden mit den auszu- 
ziehenden Drogen gefüllt und andauernd so lange durch das Extraktionsmittel 
gezogen, bis dieses mit dem Riechstoffe gesättigt ist. Mierauf entfernt man 
die Hauptmenge des Lösungsmittels durch ein Rohr, das am untern Ende des 
großen Kessels angebracht ist, und gewinnt aus der Flüssigkeit die Riechstoffe 
durch Destillation. Was an Lösungsmitteln von der Droge zurückgehalten 
wird, kann durch Destillation aus dem Apparat direkt wieder gewonnen und 
zu den folgenden Extraktionen verwendet werden. Das Verfahren soll wegen 
der geringen Verluste an Lösungsmitteln andern Methoden vorzuziehen sein. 



B. Extraktion 
mit einem nicht flüchtigen Lösungsmittel. 



1. Ohne Anwendung von Wärme: Absorption oder 
Enfleurage ä froid. 

Das für diejenigen Blüten, die auch im abgeschnittenen 
Zustande fortwährend ätherische Öle produzieren (s. S. 266), in 
Anwendung kommende Absorptionsverfahren (kurz „Enfleurage" 
genannt) beruht auf der Fähigkeit von Fetten oder fetten Ölen, 
das verduftende Öl der Blüten aufzunehmen und festzuhalten 
und wird in verhältnismäßig sehr primitiver Weise ausgeführt. 
Es kommt praktisch, wie schon S. 266 erwähnt, in Betracht für 
Jasmin, Tuberose, Jonquille, Maiglöckchen und Reseda. 

Man benutzt zur Enfleurage sogenannte „Chassis", d. h. 
Holzrahmen von etwa 5 cm Höhe und 50 bis 80 cm im Quadrat, 
die in ihrer Mitte eine Glasplatte tragen. Letztere wird beider- 
seits mit einer etwa 3 mm hohen Fettschicht bestrichen, wobei man 
ringsherum einen etwa 4 cm breiten Rand läßt (Fig. 59, S. 282), 

*) Franz. Patent No. 508085 vom 23. 12. 1919. 



Extraktion mit einem nicht flüchtigen Lösungsmittel. 281 

worauf auf eine dieser Fettschichten die Blüten (ohne Kelche) 
gestreut werden (enfleurer) (Fig. 60, S. 283). Zur Vergrößerung 
der Oberfläche des Fettes zieht man meist noch mit einem 
Spatel gitterartige Furchen. Derartig präparierte Chassis werden 
über mannshoch (etwa 35 bis 40 Stück) aufeinander gestellt, so 
daß sich die Blüten überall in einer Art Kammer zwischen zwei 
Fettschichten befinden, die die Duftstoffe aufnehmen. Je nach 
der Art der Blüten bleiben diese verschieden lange auf den 
Chassis liegen, und zwar Jasmin 24 Stunden, Jonquille 48 Stunden 
und Tuberose 72 Stunden; die letzteren Blüten werden außerdem 
im geschlossenen Zustande auf das Fett gebracht und öffnen 
sich erst hier; bringt man sie bereits geöffnet auf die Chassis, 
so sind sie schon am nächsten Tage verdorben (pourri). Haben 
die Blüten die genügende Zeit auf den Chassis gelegen, so werden 
sie durch Abklopfen oder mit den Fingern entfernt (defleurer) 
(Fig. 60, S. 283), und die Chassis nunmehr von neuem beschickt, 
aber in umgekehrter Weise, indem jetzt die Blüten auf diejenige 
Fettschicht gestreut werden, die vorher als obere diente, damit 
sich das Fett möglichst gleichmäßig mit den Duftstoffen belädt. 
Diese Prozedur kann nun beliebig oft wiederholt werden, bis das 
Fett genügend Öl aufgenommen hat. Hiernach richtet sich der 
Preis der „Pomade" (pommade franga/se), die um so teurer 
ist, je öfter das Fett mit Blüten behandelt worden ist; gewöhn- 
lich geschieht das etwa 30 mal. 

Lautier Fils in Grasse haben sich ein Verfahren 1 ) schützen 
lassen, nach dem die Chassis schnell und leicht mittels Maschinen 
vorbereitet, das heißt mit Fett bestrichen und mit den Blüten be- 
streut werden. Letztere fallen automatisch durch einen Trichter 
auf die mit der Fettschicht überzogenen Chassis, die während- 
dessen auf einem Bande ohne Ende unter dem Trichter entlang 
gezogen werden. 

Um das zeitraubende Abnehmen der Blüten mit den Fingern 
zu umgehen, waren bei einigen Fabriken in Grasse Netzgeflechte 
aus Seide, Zwirn oder feinen Metallfäden in Gebrauch, die man 
bei den Chassis zwischen Fett und Blüten legte, was sich aber 
nicht bewährt hat. Lautier Fils 2 ) benutzen jetzt eine Maschine, 



*) Franz. Patent Mr. 524595 vom 7. 9. 1921. 

*) Perfum. Record 9 <1918), 326. — Parfüm, moderne 12 (1919), 4- 



282 



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Extraktion mit einem nicht nächtigen Lösungsmittel 



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284 Extraktion, Enfleurage und Mazeration. 

die mit Saugluft die Blüten vom Fett entfernt. Außer größerer 
Sauberkeit soll dies Verfahren bei geringerem Fettverlust sechs- 
mal schneller zum Ziele führen als die bisherige Handarbeit. 
Die Gewinnung einer guten Pomade ist in erster Linie von 
der Beschaffenheit des Fettes abhängig, dessen Reinigung mit 
der größten Sorgfalt geschehen muß. Da Schweinefett zu weich 
und Rinderfett zu hart ist, verwendet man zur Enfleurage ein 
Gemisch beider, beispielsweise ein solches von 40 Teilen Rinder- 
mit 60 Teilen Schweinefett, oder man nimmt in den heißesten 
Monaten ein Gemenge von gleichen Teilen beider Fettsorten. 
Das Fett frischgeschlachteter Tiere wird in Stücke geschnitten, 
und alle schlecht riechenden und unreinen Teile werden entfernt. 
Das für gut Befundene wird zerkleinert, in einem besonderen 
Apparat zu einer gleichmäßigen Masse zerrieben und von Häuten, 
Fasern, Gewebeteilen und sonstigen Verunreinigungen getrennt. 
Dann wird die Masse, zur Entfernung anhaftenden Blutes, unter 
Zusatz von Wasser mit Hilfe eines Mühlsteines solange gemahlen, 
bis das ablaufende Wasser klar bleibt. Nun wird das Fett bei 
möglichst gelinder Temperatur in einem mit Dampfheizung ver- 
sehenen doppelwandigen Gefäße mit etwas (0,15 bis 0,3 °/o) Alaun 
zusammengeschmolzen. Dieser Zusatz bewirkt ein leichtes Koa- 
gulieren von Unreinigkeiten, die an die Oberfläche steigen und 
mit einem Schaumlöffel abgeschöpft werden. Jetzt überläßt man 
die geschmolzene Masse einige Zeit der Ruhe und filtriert, wenn 
sich das Wasser abgesetzt hat, durch ein leinenes Tuch. Das 
so erhaltene reine Fett wird, um es vor dem Ranzigwerden zu 
bewahren, noch mit verschiedenen Zusätzen versehen. Man 
digeriert es etwa 1 Stunde lang mit Orangenblüten (nach Pille t 
250 g pro 1 kg Fett) a ) oder auch — seltener — mit Rosenwasser 
(etwa 40 g pro 1 kg Fett) unter gleichzeitigem Zusatz von Benzoe 
(1 bis 3 g pro kg Fett) 2 ). Hierauf überläßt man das Gemenge 
mehrere Stunden der Ruhe und zieht das klare, wasserfreie Fett 
vorsichtig in- die Vorratsgefäße ab. Das geschieht im Mai, zur 



*) Bericht von Schimmel § Co. Oktober 1900, 34. 

*) VgI.S.Piesse, Chimie des Parfüms, Paris 1 897, S. 59, 60; J.P.Durvelle, 
Fabrication des Essences et des Parfüms. Paris 1908, S. 77. Siehe auch 
Jeancard et Satie, Recherches analytiques sur quelques essences de f asm in 
(Bull. Soc. chim. IIL 23 [1900], 555) und Hesse, Ober ätherisches Jasmin- 
blütenöl (Bert. Berichte 34 [1901], 291). 



Extraktion mit einem nicht Flüchtigen Lösungsmittel. 



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286 Extraktion, Enfleurage und Mazeration. 

Zeit der Orangenblüte. Das so behandelte Fett (Je corps pre- 
parej soll vorzüglich haltbar sein. Bisweilen verfährt man auch 
einfacher, indem man das auf die vorhin beschriebene Weise ge- 
reinigte Fett mit Benzoe (axonge benzoinee) oder mit Tolubalsam 
(axonge toluinee) digeriert, oder indem man es einige Augen- 
blicke mit Pappelknospen (axonge populinee) erhitzt. 

Das hier besprochene Verfahren ist das fast allgemein ge- 
bräuchliche. In vereinzelten Fällen benutzt man einen anderen 
Fettkörper, nämlich Olivenöl oder Paraffinöl, die natürlich auch 
von tadelloser Beschaffenheit sein müssen, aber vorher nicht 
besonders präpariert werden. Früher wurde in Südfrankreich 
hauptsächlich Behenöl (von Moringa pterygosperma Gärtn.), das 
nur sehr wenig zum Ranzigwerden neigt, verwendet, es wurde 
aber später mit einem so hohen Zoll belegt, daß es nicht mehr 
benutzt werden konnte 1 ). Paraffinöl hat vor den Fetten den Vorteil 
unbegrenzter Haltbarkeit, kommt aber trotzdem aus dem weiter 
unten angegebenen Grunde weniger zur Anwendung. Bei den 
Chassis treten dann an die Stelle der Glasplatten Drahtgitter, 
auf die mit den betreffenden Ölen getränkte wollene Tücher ge- 
legt werden, die man mit den Blüten bestreut. Im übrigen ver- 
fährt man wie oben beschrieben. Das parfümierte Öl, „fiuile 
franqaise", „Huile parfumee", „Huile antique", wird schließlich 
mittels hydraulischer Pressen aus den Tüchern herausgepreßt. 

A. Verley 2 ) hat vorgeschlagen, (Franz. Patent Nr. 488359) 
das Fett auf den Chassis durch pulverisierte Holz- oder Tier- 
kohle zu ersetzen. Die Aufarbeitung geschieht wie beim Fett, 
indem man den absorbierten Riechstoff einfach mit Alkohol aus 
der Kohle auswäscht. Man hat noch nichts darüber gehört, ob 
sich dies Verfahren, das einen großen Fortschritt bedeuten würde, 
in der Praxis bewährt hat. 

Die Gewinnung des reinen Öls aus der Pomade oder der 
„Huile francaise" geschieht in ähnlicher Weise wie bei den 
konkreten Ölen. Die Pomade wird mit starkem Alkohol aus- 
gezogen, entweder einfach durch längeres Schütteln in Glas- 
flaschen oder im Fabrikbetriebe mit Hilfe von Apparaten, wie 
sie Fig. 62 zeigt. Die zylinderförmigen Gefäße haben in ihrem 



x ) He ekel, Revue des eultures coloniales 5 (1901), 258. 
») Parfüm, moderne IS (1920), 71. 



Extraktion mit einem nicht flüchtigen Lösungsmittel, 



287 




288 Extraktion, Enfleurage und Mazeration. 

Innern ein Rührwerk, das auf mechanische Weise in Bewegung 
gesetzt wird und für eine gleichmäßige Vermischung des Fettes 
mit dem Alkohol sorgt. Die letzten Fettanteile werden auch 
hier durch Ausfrieren entfernt. Aus den so gewonnenen „Ex- 
traits aux fleurs" erhält man nach Beseitigung des Alkohols 
die „Essences" 1 ). 

Das zurückbleibende Fett ist zur Enfleurage nicht mehr 
brauchbar und findet unter dem Namen „corps epuise" in der 
Seifenindustrie Verwendung. Die benutzten Blüten enthalten 
noch etwas Riechstoff und werden bisweilen genau wie frische 
Blüten der Extraktion mit Kohlenwasserstoffen unterworfen, wobei 
man etwa 1 bis 1,2 g Extrakt aus i kg verarbeiteter Blüten er- 
hält, der als „Absolue de Chassis" bezeichnet wird. 

Nach Hesse 2 ) ist die Enfleurage mit Fett in jeder Beziehung 
der mit Paraffinöl vorzuziehen, da, wie vergleichende Versuche 
ergeben haben, Paraffinöl eine geringere Aufnahmefähigkeit für 
die Duftstoffe besitzt als Fett, wodurch die Ausbeuten an Öl 
geringer ausfallen. Bei Enfleurage mit Fett lieferten 1000 kg 
Jasminblüten 1784 g ätherisches Öl, bei Enfleurage mit Paraffinöl 
nur 1053 g Öl 8 ). Darüber, ob sich Phthalsäureester, dessen 
Verwendung zur Enfleurage von Hesse (D. R. P. 251 237) vor- 
geschlagen wurde, bewährt hat, ist nichts bekannt geworden. 

Pneumatische Methode. Zur Verbesserung des Enfleurageverfahrens 
ist schon vor längerer Zeit die sogen. „Pneumatische Methode" von A. Piver*) 
vorgeschlagen worden, die darin besteht, daß man einen Luft- oder noch besser 
indifferenten Gasstrom (CO») zunächst durch die Blüten und dann durch eine 
Absorptionsflüssigkeit (flössiges Fett oder Alkohol) leitet, wobei das Gas die 
Duftstoffe mitführt, die dann von der betreffenden Flüssigkeit aufgenommen 
werden. Die Apparate sind derartig eingerichtet, daß das Gas mehrmals 
hindurchpassiert. Das Verfahren soll den Vorzug haben, daß das Fett mit 
den Blüten nicht in Berührung kommt und Verluste an Fett daher aus- 
geschlossen sind, resp. daß man die Verwendung von Fett überhaupt umgehen 
und direkt zu den „Extraits aux tleurs" gelangen kann; praktisch ausgeübt 
worden ist es wohl niemals. 



x ) Jeancard et Satie, Abr6g6 de la Chimie des Parfüms. Paris 
1904, S 13. 

*) Bert. Berichte M (1901), 293 ff. 

s ) Bei der Extraktion mit Petroläther liefern nach Hesse 1000 kg Jasmin- 
blüten nur ca. 178 g flüchtiges Öl. Vgl. Berl. Berichte 33 (1900), 1589. 

*) Der Piversche Absorptionsapparat ist in Wagners Jahresbericht 1864, 
S. 499 abgebildet. 



Extraktion mit einem nicht fluchtigen Lösungsinrtrel. 



289 




Hg, 63, 

Apparate für Mazeration und Trennung des Fettes von den Bluten durch Zentrifugen > 

Schimmel § Co* 



GLUl- messt er, nie ätherischen ÖE*. i. 



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290 Extraktion, Enfleurage und Mazeration. 

2. Extraktion mit einem nicht flüchtigen Lösungsmittel 

in der Wärme: 
Infusion, Mazeration oder Enfleurage ä chaud. 

Bei diesem Verfahren benutzt man als Extraktionsmittel 
gereinigte (vgl, S. 284) tierische oder pflanzliche Fette (Rinder- 
fett, Schweinefett, Olivenöl) oder auch Paraffinöl. Letzteres 
eignet sich weniger dazu, da, wie schon bei dem Enfleurage- 
verfahren erwähnt, sein Absorptionsvermögen für Duftstoffe ge- 
ringer ist als das der Fette. Auch festes Paraffin (Smp. 66°) 
findet bisweilen Anwendung. Mit diesem erhält man Produkte, 
die selbst in den Tropen fest bleiben und zu ihrer Versendung 
keiner besonderen Gefäße bedürfen. 

Die zu extrahierenden Blüten werden in das flüssige, auf 
etwa 50 bis 70° erwärmte Fett hineingebracht, indem man sie 
entweder direkt in das geschmolzene Fett einträgt oder, in 
Säckchen aus feiner Leinwand eingebunden, in das Fett hinein- 
hängt. Die Extraktionszeit wechselt je nach der Art des Pflanzen- 
materials und dauert bis zu 48 Stunden. Das Aroma der Pomade 
ist um so feiner, je kürzer die Pflanzenteile mit dem Fett 
in Berührung bleiben; andernfalls gehen auch noch andere, den 
Geruch beeinträchtigende Stoffe in das Fett über. Mach der 
Extraktion wird das Fett unter Anwendung hydraulischer Pressen 
oder durch Zentrifugieren (Fig. 63, S. 289) von den Pflanzenteilen 
befreit und nunmehr mit neuen Blütenmengen behandelt; das 
wird 10 bis 15 mal wiederholt 1 ), bis das Fett die gewünschte 
Geruchsstärke besitzt. Die so gewonnenen Blütenauszüge führen 
die gleichen Bezeichnungen wie die beim Enfleurageverfahren 
erhaltenen und werden in derselben Weise auf ätherisches Öl 
verarbeitet. Auch hier findet das mit Alkohol behandelte Fett 
nicht von neuem Verwendung, sondern wird unter dem Namen 
„corps epa/se" an die Seifenindustrie abgegeben. 

Man wendet dies Verfahren bei Veilchen, Rosen, Orangen- 
blüten, Maiglöckchen u. a. an, während Jasmin, Tuberose, Jonquille 
wegen der geringeren Ausbeute nicht so behandelt werden. 

x ) Nach Labbg im Durchschnitt 6 bis 8 mal. H. Labbä, Essais des 
Huiles essentielles. Paris 1900, S. 11. 



Hauptbestandteile 

•• 
der ätherischen Ole, natürliche 

und künstliche Riechstoffe. 



Die ätherischen Öle sind im Pflanzenreiche sehr verbreitet, 
besonders sind es die Phanerogamen, in denen sie vorkommen, 
doch sind auch aus einigen Kryptogamen ätherische Öle ge- 
wonnen worden. 

In den meisten Fällen finden sich die Öle fertig gebildet 
in den verschiedenen Organen der Pflanze, in Blättern, Blüten, 
Früchten, Stengeln und Wurzeln vor, abgesondert entweder in 
Drüsenhaaren oder in kanalförmigen, interzellularen Behältern; 
nur einige wenige entstehen erst durch Spaltung anderer von 
den Pflanzen gebildeter Verbindungen, wie das Bittermandelöl 
aus dem Amygdalin, Senföl aus Sinigrin. Über ihre Entstehung 
und ihre Beziehungen zu den übrigen Bestandteilen des pflanz- 
lichen Organismus ist nichts Genaues bekannt, nur soviel steht 
fest, daß sie während des Lebensprozesses gebildete Aus- 
scheidungen sind, die für den direkten Stoffwechsel keine 
Bedeutung mehr haben. Damit sind sie aber für die Pflanze 
selbst nicht nutzlos geworden, vielmehr geben sie ein wirk- 
sames Mittel ab, die für die Bestäubung notwendigen Insekten 
anzulocken oder die Pflanze vor Angreifern zu schützen. 

Einige ätherische Öle verdanken ihre Entstehung den Haut- 
drüsen. Das Sekret entsteht im subkutikularen Drüsenraum 
aus einer harzbildenden Membran, der „resinogenen Schicht" 
Tschirchs 1 ). 

Im allgemeinen hat sich die Anschauung eingebürgert, daß 
die pflanzlichen Sekrete Abbauprodukte des Stoffwechsels sind; 
Tschirch und auch Tunmann 2 ) vertreten dagegen den Stand- 
punkt, daß die Sekrete zu ganz bestimmten und zu ganz ver- 
schiedenen biologischen Zwecken aufgebaut werden. Welche 



*) Tschirch, Harze und Harzbehälter, Bd. II, Leipzig 1906, S. 1142. 
*) Berichte d. deutsch, pharm. Ges. 18 <1908), 491 bis 540; 24 (1914), 262. 
— Bericht von Schimmel $ Co. April 190», 119; April 1915, 81. 



294 Hauptbestandteile der ätherischen Öle. 

Substanzen am Aufbau der Sekrete hauptsächlich beteiligt 
sind, ist ungewiß. Die Annahme, daß die Gerbstoffe das Bil- 
dungsmaterial für Sekrete liefern, findet nach Wilke 1 ) keine 
durchgreifende Unterstützung, da kein Sekret konstant von 
Gerbstoff begleitet ist und somit keine konstanten genetischen 
Beziehungen festzustellen sind. 

Einheitliche chemische Verbindungen sind die ätherischen 
Öle nicht, sondern Gemische von Substanzen, die den ver- 
schiedensten Körperklassen angehören. 

Die aus einzelnen Organen derselben Pflanze gewonnenen 
Öle sind häufig verschieden zusammengesetzt und zeigen infolge- 
dessen auch mehr oder weniger stark voneinander abweichende 
Eigenschaften. Beispielsweise hat das Öl aus den Wurzeln des 
Zimtstrauchs eine ganz andere Zusammensetzung als das der 
Zimtrinde, das wiederum nur wenig Ähnlichkeit mit dem Blätteröl 
hat. Aber auch die aus denselben Teilen derselben Pflanze 
dargestellten Öle weisen häufig beträchtliche Unterschiede auf, 
die durch einen mehr oder weniger fortgeschrittenen Reife- 
zustand oder durch klimatische oder Bodenverhältnisse zu er- 
klären sind. Selbst aus demselben Material können oft durch 
Änderung des Destillationsverfahrens verschiedene Öle erhalten 
werden. 

Verwendung finden die ätherischen Öle und Riechstoffe in 
den verschiedensten Zweigen der Industrie; wir erwähnen nur 
die Seifen- und Parfümerie-Fabrikation, die Likör- und Nahrungs- 
mittel-Gewinnung. Der desinfizierenden Wirkung einzelner Be- 
standteile wegen werden sie auch in der Bakteriologie, Medizin 
und Zahnheilkunde gebraucht. Manche Riechstoffe dienen direkt 
als Arzneimittel oder als Ausgangsmaterial zur Gewinnung thera- 
peutisch wichtiger Körper. Nicht unerwähnt darf bleiben die 
vielfache Anwendung der ätherischen Öle in der Mikroskopie. 

Unter den Bestandteilen eines ätherischen Öles findet sich 
häufig einer, der der hauptsächliche Träger des Geruches und 
somit auch der wertvollste Teil des Öles ist; das Bestreben, 
diesen in möglichst konzentriertem und reinem Zustande dar- 
zustellen, dürfte wohl zuerst den Anstoß zur wissenschaftlichen 



*) Wilke, Über die anatomischen Beziehungen des Gerbstoffes zu den 
Sekretbehältern der Pflanze. Dissertation, Halle 1883. 



Allgemeines. 295 

Untersuchung der ätherischen Öle gegeben haben. Diese konnte, 
solange die organische Chemie noch in ihren Anfängen war, 
nicht von großem Erfolge sein; erst durch die mit dem Fort- 
schreiten der Wissenschaft Hand in Hand gehende Verbesse- 
rung der Untersuchungsmethoden erhielt man einen Einblick in 
die Natur der ätherischen Öle und damit auch die Gewißheit, 
daß man es bei ihnen mit einer Menge komplizierter Verbin- 
dungen zu tun habe. Wie allmählich durch systematische For- 
schung, namentlich in neuerer Zeit, das Gebiet erschlossen 
wurde, ist im geschichtlichen Teile gezeigt worden; im nach- 
folgenden sollen die Ergebnisse der Forschung, soweit sie die 
in ätherischen Ölen vorkommenden, genügend charakterisierten 
Verbindungen betrifft, mitgeteilt werden, wobei gelegentlich auch 
einige nur auf synthetischem Wege gewonnene Verbindungen 
erwähnt werden. Aus naheliegenden Gründen mußte eine ein- 
gehende Schilderung ihres chemischen Verhaltens unterbleiben, 
es ist vielmehr nur das berücksichtigt, was zur Abscheidung, 
Erkennung und Identifizierung der einzelnen Verbindungen von 
Bedeutung ist. Wegen weiterer Auskunft sei auf die größeren 
Handbücher der organischen Chemie verwiesen. Von beson- 
derem Nutzen wird allen denen, die sich mit der wissenschaft- 
lichen Untersuchung ätherischer Öle beschäftigen, das klassische 
Werk Otto Wallachs 1 ) „Terpene und Campher", sowie das 
von Semmler 3 ) verfaßte, ausführliche Handbuch sein, das in 
der zur Zeit der Herausgabe schon sehr zahlreichen Literatur 
über die Bestandteile von ätherischen Ölen einen Überblick 
und eine schnelle Orientierung ermöglicht, besonders auch, 
da es nicht nur einzelne Klassen, sondern die gesamten, in 
ätherischen Ölen beobachteten Verbindungen eingehend be- 
spricht. Von zusammenfassenden Werken sei empfohlen die 
vortreffliche „Chemie der alicyclischen Verbindungen" von 
O. Aschan, Braunschweig 1905, sowie in Meyer u. Jacobson 
„Organische Chemie", Bd. II, 1. Teil, das von C. Harries be- 
arbeitete Kapitel „Einkernige hydroaromatische Verbindungen, 



l ) O. Wallach, Terpene und Campher. Zusammenfassung eigener 
Untersuchungen a. d. Gebiet der alicyclischen Kohlenstoffverbindungen. 
2. Aufl. Leipzig 1914. 

*) F. W. Semmler, Die ätherischen Öle nach ihren chemischen Be- 
standteilen. Leipzig 1906—1907. 



296 Hauptbestandteile der ätherischen Ole. 

einschließlich Terpene und Campherarten". Leipzig 1902. Hierzu 
sind in demselben Lehrbuch, Bd. II, 4. Teil, im Jahre 1924 Nach- 
träge erschienen. 

Die Zerlegung eines ätherischen Öles ist insofern mit 
Schwierigkeiten verknüpft, als die meisten seiner Bestand- 
teile flüssig sind und also im allgemeinen nur — falls sie 
unzersetzt flüchtig sind — durch fraktionierte Destillation von- 
einander getrennt werden können. Ehe man jedoch an die 
Ausführung dieses Verfahrens geht, empfiehlt es sich, das 
Untersuchungsobjekt einer Vorprüfung zu unterziehen, da die 
dabei erhaltenen Resultate manchmal eine Vereinfachung des 
Untersuchungsganges möglich machen. Die Vorprüfung er- 
streckt sich zunächst darauf, die physikalischen Eigenschaften 
und Konstanten sowie die elementare Zusammensetzung des 
betreffenden Öles zu ermitteln und ferner festzustellen, ob bei 
Anwendung gewisser Gruppenreagenzien die auf die Anwesen- 
heit eines Vertreters der einen oder anderen Körperklasse 
deutenden Erscheinungen eintreten oder nicht. 

Unter den physikalischen Konstanten sind es besonders 
das spezifische Gewicht, die optischen Eigenschaften und das 
Verhalten der Öle in der Kälte und Wärme, welche Schlüsse 
auf die Zusammensetzung gestatten. So deutet ein spezifisches 
Gewicht unter 0,90 auf die Anwesenheit großer Mengen von 
Terpenen oder Verbindungen hin, die der Fettreihe angehören. 
Das Öl von Pinus Sabiniana mit d is „ 0,70, Rautenöl mit 
d ia . 0,833 bis 0,850 und Heracleumöl mit d l5 .0,87 bis 0,88 sind 
diejenigen unter den ätherischen Ölen, welche das niedrigste 
spezifische Gewicht besitzen; sie bestehen der Hauptsache nach 
aus aliphatischen Verbindungen. Pomeranzenöl, dessen Haupt- 
bestandteil das Terpen Limonen ist, hat das spezifische Gewicht 
0,848 bis 0,857, das fast ganz aus Kohlenwasserstoffen C 10 H 16 
der Terpenreihe zusammengesetzte Terpentinöl ein solches von 
0,850 bis 0,875. Ist das spezifische Gewicht, wie es bei der 
Mehrzahl der ätherischen Öle zutrifft, dagegen höher als 0,90, 
so liegt meist ein Gemisch verschiedener Klassen von Verbin- 
dungen vor, während, wenn es über 1,0 steigt, die Anwesen- 
heit von Körpern der aromatischen Reihe, oder, falls das Öl 
schwefel- oder stickstoffhaltig befunden wird, von Sulfiden, 
Nitrilen oder senfölartigen Verbindungen wahrscheinlich ist. 



Allgemeines. 297 

Die optischen Eigenschaften, Polarisation und Brechung, 
sind, solange es sich nicht um reine Verbindungen oder den 
Nachweis einer Verfälschung handelt, weniger verwertbare Merk- 
male; aus der optischen Aktivität läßt sich nur der Schluß 
ziehen, daß Verbindungen mit einem asymmetrischen Kohlen- 
stoffatom vorliegen, während hohes Brechungsvermögen auf 
das Vorhandensein von Körpern mit Doppelbindungen hinweist, 
wodurch eventuell Schlüsse ermöglicht werden, ob aliphatische 
oder cyclische und bicyclische Verbindungen vorliegen. 

Manche ätherischen Öle scheiden, wenn sie einer niederen 
Temperatur ausgesetzt werden, einen ihrer Bestandteile in kris- 
tallinischer Form ab; einige sind sogar bei Zimmertemperatur 
mit Kristallen durchsetzt, wie z. B. Rosenöl, oder haben butter- 
artige Beschaffenheit, wie Irisöl, Moschuskörneröl und andere. 
Derartige mit dem Namen „Stearoptene" oder „Campher" be- 
zeichnete Ausscheidungen sind meist paraffinartige Körper, 
höhere Glieder der Fettsäurereihe, wie Laurinsäure, Myristin- 
säure, Palmitinsäure, oder aromatische oder alicyclische Ver- 
bindungen; eine Ausnahme macht allein das Methylnonylketon 
des Rautenöles. 

Die meisten ätherischen Öle beginnen, wenn sie sich bei 
Atmosphären druck unzersetzt destillieren lassen, oberhalb 150° 
zu sieden; ausgenommen sind die schwefelhaltigen und solche 
ätherischen Öle, die, wie z. B. das Destillationsprodukt des 
Terpentins von Pinus Sabiniana oder das Öl von Pittosporum 
resiniferum, der Paraffin- oder Olefinreihe angehörende Kohlen- 
wasserstoffe von niedrigem Siedepunkt enthalten. Bei Abwesen- 
heit sauerstoffhaltiger Verbindungen deutet eine Siedetemperatur 
unter 200° auf Terpene, eine solche zwischen 250 und 280° auf 
Sesquiterpene, über 300° auf Polyterpene. 

In ihrer elementaren Zusammensetzung weisen die äthe- 
rischen Öle keine große Mannigfaltigkeit auf. Sie enthalten alle 
die Elemente Kohlenstoff und Wasserstoff, zu denen sich bei 
den meisten noch Sauerstoff in größerer oder geringerer Menge 
gesellt; seltener finden sich Stickstoff und Schwefel oder diese 
beiden Elemente zugleich. Über die An- oder Abwesenheit von 
Sauerstoff kann nur eine quantitative Prüfung, eine Elementar- 
analyse, entscheiden; ein geringer Gehalt an diesem Element, 
bis zu etwa 5 %, läßt auf hohen Gehalt an Kohlenwasserstoffen 



298 Hauptbestandteile der ätherischen Ole. 

schließen. Das Vorhandensein von Schwefel, den man durch 
Oxydation mit konzentrierter Salpetersäure, am besten im ge- 
schlossenen Rohre, in die leicht nachzuweisende Schwefelsäure 
überführt, zeigt Senföle, Sulfide oder Polysulfide an. Stickstoff- 
haltige Verbindungen werden durch Erhitzen mit Kalium oder 
Natrium in Cyanverbindungen umgewandelt und durch die 
Berlinerblau -Reaktion kenntlich gemacht; etwaiger Stickstoff- 
gehalt ätherischer Öle rührt meist von Nitriten her, nur wenn 
gleichzeitig auch Schwefel vorhanden ist, liegen senfölartige 
Verbindungen vor, die sich in der Regel schon durch einen 
charakteristischen Geruch verraten. 

Ist man sich über die elementare Zusammensetzung eines 
Öles klar, so kann man sich durch Anwendung einiger Rea- 
genzien Gewißheit verschaffen, ob bei der genaueren Unter- 
suchung auf die eine oder andere Körperklasse Rücksicht zu 
nehmen ist oder nicht. 

Zeigt das Öl saure Reaktion, so enthält es entweder Säuren 
oder Phenole (geringe Mengen freier Fettsäuren kommen hin 
und wieder als Zersetzungsprodukte von Estern vor); größere 
Merigen geben sich durch die Volumverminderung zu erkennen, 
die das Öl beim Schütteln mit Carbonatlösung oder Lauge er- 
leidet. Verseift man eine Probe des Öles mit alkoholischer 
Kalilauge von bekanntem Gehalte, so läßt sich durch Zurück- 
titrieren mit Säuren leicht ermitteln, ob Alkali gebunden worden 
ist; enthält das Öl keine freien Säuren oder Aldehyde, so ist 
das Alkali zur Verseifung eines Esters oder Aufspaltung eines 
Lactons verbraucht worden. Alkoholische Verbindungen können 
durch Kochen mit Acetanhydrid in Acetate umgewandelt werden; 
ob solche gebildet wurden und mithin Alkohole im Unter- 
suchungsobjekte enthalten sind, sieht man daran, daß die nach 
der Acetylierung zur Verseifung nötige Menge Alkali größer 
geworden ist, als sie vorher war. Aldehyde und manche 
Ketone geben beim Schütteln mit Alkalibisulfitlösung kristal- 
linische Abscheidungen oder beim Behandeln mit Hydroxylamin 
oder Semicarbazid in alkoholisch -wäßriger Lösung stickstoff- 
haltige, im Wasserdampfstrom meist schwer flüchtige Verbin- 
dungen. Äther, die in Gestalt von Phenoläthern manchmal 
vorkommen, können durch eine qualitative Probe nach dem 
Zeis eischen Verfahren nachgewiesen werden. 



Allgemeines. 299 

Haben diese Reaktionen die Anwesenheit der einen-löaer 
anderen Verbindung dargetan, so kann man sich die~Ü"hter^ 
suchung dadurch vereinfachen, daß man diejenigen Bestandteile 
des Öles, die sich ohne Destillation entfernen lassen, von den 
übrigen — vorausgesetzt, daß diese durch das beabsichtigte 
Abscheidungsverfahren nicht verändert werden — trennt und 
dann nur das zurückbleibende Öl der Fraktionierung unterwirft. 
Es ist aber wohl zu beachten, daß diese Abscheidung eines Be- 
standteiles fast niemals vollständig ist, da durch die begleitenden 
Verbindungen stets ein Teil des betreffenden Körpers der Reak- 
tion entzogen wird; bei der Destillation des nicht reagierenden 
Rückstandes muß man immer noch auf kleine Mengen jener 
Verbindungen rechnen. So lassen sich Aldehyde und einige 
Ketone durch Schütteln mit Bisulfitlösung — gegebenenfalls 
unter Zusatz von etwas Alkohol, um das Eintreten der Reak- 
tion zu beschleunigen — abtrennen und nach entsprechender 
Reinigung der kristallinischen Doppelverbindung (durch mehr- 
faches Waschen mit Alkohol und Äther) nach deren Zerlegung 
mit Alkalien oder verdünnten Säuren in ziemlich reinem Zu- 
stande gewinnen. Freie Säuren und Phenole gehen beim Schüt- 
teln der Öle mit wäßrigen Laugen in der Kälte in Lösung und 
können aus den alkalischen Flüssigkeiten, die vorher durch 
Ausschütteln mit Äther von indifferenten Verbindungen befreit 
worden sind, durch verdünnte Säuren abgeschieden werden; 
liegen Gemische von Säuren und Phenolen vor, so trennt man 
sie durch Carbonatlösung. Basische Verbindungen, z. B. Indol 
oder Anthranilsäureester, können auf entsprechende Weise mit 
verdünnten Säuren ausgeschüttelt werden. Lactone liefern beim 
Erwärmen mit alkoholischem Alkali Salze der entsprechenden 
Oxysäure und werden aus deren Lösungen durch Säurezusatz 
als Oxysäuren der Lactone gefällt; gleichzeitig vorhandene 
Ester werden verseift, Aldehyde und Ketone aber verändert 
und teilweise zerstört. Schwefelhaltige Verbindungen kann man 
oft als Quecksilberverbindungen ausfällen oder als Thioharn- 
stoffe isolieren. 

Kann man keine der im vorstehenden erwähnten Ab- 
kürzungen der Untersuchung vornehmen, so unterwirft man 
das — bei- Estergehalt zweckmäßig vorher verseifte — Öl der 
fraktionierten Destillation, entweder bei gewöhnlichem oder bei 



300 Hauptbestandteile der ätherischen Öle. 

vermindertem Druck. Die dabei gebräuchlichen Apparate und 
Methoden müssen als bekannt vorausgesetzt werden; als guter 
Wegweiser für die Destillation im Vakuum ist die Anschütz- 
sche Broschüre 1 ) über diesen Gegenstand zu empfehlen. Die 
nach sorgfältiger Fraktionierung erhaltenen einzelnen Fraktionen 
prüft man in der schon angegebenen Weise auf in ihnen ent- 
haltene Verbindungen, wobei der durch Erfahrung geübte Ge- 
ruch wesentliche Dienste zu leisten vermag, und sucht die 
Bestandteile, wenn möglich, durch kristallisierte Derivate zu 
reinigen und zu identifizieren. 

Ketone, die sich nicht mit Bisulfit verbinden, wie z. B. 
Menthon, Campher, Fenchon, führt man in die Oxime oder 
Semicarbazone über; letztere haben vor den Oximen, die bei 
der Behandlung mit Säuren vielfach eine Umlagerung erleiden, 
den Vorzug, daß sich aus ihnen in den meisten Fällen die 
Ketone zurückgewinnen lassen. Bei einzelnen Ketonen, wie 
beispielsweise bei Carvon und Pulegon, kann man ihre Eigen- 
schaft, Verbindungen tfiit Natriumsulfit einzugehen, zur Ab- 
scheidung benutzen. 

Alkohole werden durch ihre Fähigkeit, Ester zu bilden 
oder mit Phenylisocyanat (Carbanil) Phenylurethane zu geben, 
charakterisiert. Ihre Reinigung kann meist durch schwer flüch- 
tige Ester einbasischer Säuren, wie Benzoesäure, oder durch 
die sauren Ester zweibasischer Säuren, wie Bernsteinsäure, 
Phthalsäure u. a. erfolgen; .bei manchen primären Alkoholen 
läßt sich auch die Eigenschaft, mit wasserfreiem Chlorcalcium 
kristallisierte, durch Wasser zersetzbare Verbindungen zu liefern, 
zur Abscheidung verwerten. 

Kohlenwasserstoffe endlich befreit man durch mehrmals zu 
wiederholende Behandlung mit metallischem Natrium von den 
meisten sauerstoffhaltigen Verbindungen; destilliert man unter 
vermindertem Druck, so ist bei niedrig siedenden Kohlenwasser- 
stoffen die Anwendung der flüssigen Legierung von Kalium mit 
Natrium zu empfehlen. 

Terpenkohlenwasserstoffe reagieren mit Quecksilbersalzen, 
wie Mercurichlorid oder Mercuriacetat, in Methylalkohol oder 
Wasser gelöst, bei gewöhnlicher Temperatur unter Bildung von 



*) Die Destillation unter vermindertem Druck. 2. Aufl. Bonn 1895. 



Kohlenwasserstoffe. 301 

Terpenquecksilberverbindungen, während sich andere Kohlen- 
wasserstoffe indifferent verhalten. [Vgl. Taus z, Zeitschr. f . angew. 
Chem.33 (1919), I. 233; Bericht von Schimmel Q Co. 1930, 122.] 
Was nun die in ätherischen Ölen vorkommenden Verbin- 
dungen selbst betrifft, so gehören sie teils der aliphatischen, 
teils der aromatischen und alicyclischen Reihe an und verteilen 
sich auf eine ganze Anzahl Körperklassen. Eine große Ver- 
breitung besitzen die Kohlenwasserstoffe, hauptsächlich die- 
jenigen der Formel C 10 H 16 ; von größerer Bedeutung sind in- 
dessen die sauerstoffhaltigen Körper, weil sie meist die Träger 
des charakteristischen Geruches des betreffenden Öles sind. 
Außer den Kohlenwasserstoffen hat man in ätherischen Ölen 
Alkohole, Aldehyde, Säuren, Ester, Ketone, Phenole, Phenol- 
äther, Lactone, Chinone und Oxyde, ferner noch Basen, Sulfide, 
Mercaptane, Nitrile und Senföle gefunden. 



Kohlenwasserstoffe. 



A. Aliphatische Kohlenwasserstoffe. 

a) Grenzkohlenwasserstoffe. 

Das niedrigste bisher in ätherischen Ölen aufgefundene Glied 
der Grenzkohlenwasserstoffe C n H m+2 ist das normale Heptan, 
C 7 H 16 (Sdp. 98,5 bis 99°; d 15 . 0,6880), das neben geringen Mengen 
anderer Verbindungen durch Destillation des Harzsaftes der in 
Kalifornien verbreiteten Pinus Sabiniana und P. Jeffrey! sowie 
aus den Früchten von Pittosporum resiniferum gewonnen worden 
ist. Auch im Nadelöl von Pinus Sabiniana und im Holz- 
terpentinöl von Pinus Jeffrey/' ist n-Heptan nachgewiesen worden. 

Die höheren Glieder der Grenzkohlenwasserstoffe und auch 
wohl der Olefine kommen ziemlich häufig im Pflanzenreiche vor; 
sie bilden die wachsartigen Überzüge und Ausscheidungen auf 
Blättern, Blüten, Samen usw. In ätherischen Ölen begegnet man 
ihnen seltener, was seinen Grund in ihrer Schwerflüchtigkeit hat. 



302 Hauptbestandteile der ätherischen Ole. 

Sie scheiden sich manchmal beim Abkühlen der Öle in kristal- 
linischer Form aus oder bleiben bei der fraktionierten Destillation 
im Rückstande; nur beim Rosenöl und Kamillenöl ist der Gehalt 
an Paraffinen so groß, daß das Öl bereits bei mittlerer Tem- 
peratur erstarrt. Es ist zweifelhaft, ob diese Kohlenwasserstoffe 
stets einheitlich sind; in der Mehrzahl dürften sie, wie es 
besonders beim Rosenöle nachgewiesen ist, Gemische von Homo- 
logen sein. Das ist um so eher anzunehmen, als ihre Schmelz- 
punkte selten mit denjenigen bereits bekannter Kohlenwasser- 
stoffe übereinstimmen. Man erhält sie gewöhnlich, mit Ausnahme 
der kohlenstoffärmeren Glieder, die, wie das Heptan, flüssig 
sind, als weiße, geruchlose, blättrig-kristallinische Massen, die 
in kaltem Alkohol schwer, in heißem Alkohol und den übrigen 
organischen Lösungsmitteln leicht löslich sind. Sie zeichnen sich 
durch ihre außerordentliche Beständigkeit gegen konzentrierte 
Säuren und Oxydationsmittel in der Kälte aus. 

Außer dem bei etwa 35° schmelzenden Rosenstearopten, 
das sich durch Destillation im Vakuum in zwei Anteile vom 
Schmelzpunkte 22° und 40 bis 41° zerlegen läßt, sind auch 
sonst Paraffine (oder Olefine) besonders in Blütenölen gefunden 
worden. Es wurden Paraffine mit folgenden Schmelzpunkten 
isoliert aus: 

Öl von /(aempferfa galanga, Smp. 10°, Pappelknospenöl, 
Gemenge homologer Paraffine mit den Smp. 53 bis 68°, Gagelöl 
(Nonakosan), Smp. 63 bis 64°, Walnußblätteröl, Smp. 61 bis 62°, 
Birkenknospenöl, Smp. 50° bzw. 48°, Hanföl, Smp. 63 bis 64°, 
Sassafrasblätteröl, Smp. 58°, Apfelöl, C s0 H e2 , Smp. 63° bzw. 
63,5 bis 64°, Pfirsichöl aus frischen Früchten, Smp. etwa 52°, 
Pelargoniumöl, Smp. 63°, Öl von Boronia pinnata, Smp. 64 bis 
65°, Öl von B. safrolifera, Smp. 64 bis 65°, Öl von B. thujona, 
Smp. 64 bis 65°, Öl von Eriostemon Crowei, Smp. 64 bis 65°, 
Jaborandiblätteröl, Smp. 28 bis 29°, Neroliöl (Aurade), Smp. 55°, 
Öl von Evodia simplex, Smp. 80 bis 81°, Öl von Tilia europaea, 
Smp. 54 bis 56°, Öl einiger C/stus- Arten, Smp. 64°, Öl von 
Leptospermum Liversidgei, Smp. 62 bis 63°, Öl von Eucalyptus 
acervula, Smp. 55 bis 56°, Öl von E. Smithii, Smp. 64°, Öl von 
Backhousfa myrtifolia, Smp. 62 bis 63°, Öl von Homoranthus 
virgatus, Smp. 65 bis 66°, Seefenchelöl, Smp. 63YKümmelkrautöl, 
Smp. 64 °, Dillöl, Smp. -64°, Wintergrünöl (von Betula und Gaul- 



Kohlenwasserstoffe. 303 

theria), Smp. 65,5°, Verbenaöl, Smp. 62,5°, Öl aus Linaria 
vulgaris, Smp. 57 bis 59°, Öl aus Antennana dio/'ca, Smp. 64 
bis 66°, Öl von Helichrysum angustifolium, Smp. 67°, Römisch 
Kamillenöl, Smp. 63 bis 64° bzw. 64°, KamillenÖI, Smp. 53 bis 
54° bzw. 52 bis 54°, Öl von Chrysanthemum cinerariaefolium, 
Smp. 64° bzw. 54 bis 56°, Öl von Artemisia Afra (Triakontan), 
Smp. 66°, Öl von A. maritima var. Stechmanni, Smp. 55 bis 
58°, Öl von Tussilago farfara, Smp. 57 bis 59°, Arnikablütenöl, 
Smp. 63° bzw. 62°. 

Außerdem hat man Paraffine festgestellt im Öl der Blüten 
von Spiraea- und Turnera-Arten, im Kerbelöl, im Hollunder- 
blütenöl, im Öl von Monarda didyma, von Inula viscosa u. a. 



b) Ungesättigte Kohlenwasserstoffe. 

Von olefinischen Kohlenwasserstoffen ist bisher nur das 
Octylen, C S H 19 (Sdp. 123 bis 124°; d 0,7275; n D 1,4066), im 
Bergamott- und Citronenöl nachgewiesen worden; vielleicht 
kommt es auch im LinaloeÖl vor. Das wegen seiner nahen 
Beziehungen zu den Terpendn interessante Isopren (Hemi- 
terpen), C 6 H 8 , ist nur als Zersetzungsprodukt des Kautschuks 
oder Terpentinöls beobachtet worden. 

Nach Wallach sowie nach Ruzicka ist die Entstehung 
nicht nur der eigentlichen Terpene, sondern auch der Sesqui-, 
Di- und Triterpene und des Kautschuks als durch Aneinander- 
lagerung von Isopren-Molekülen vorstellbar. 

In guter Ausbeute (bis 60 %) erhält man Isopren nach Staudinger und 
Klever 1 ), wenn man Dipenten- oder Limonendampf in verdünntem Zustande 
auf hohe Temperaturen erhitzt. Terpentinöldämpfe liefern nur wenig Isopren. 
iff-Pinen eignet sich bedeutend besser als «-Pinen als Ausgangsmaterial zur 
Gewinnung von Isopren. 

Harries und Gottlob 8 ) haben zur Zersetzung des Limonens und 
anderer Terpene durch glühende Metalldrähte eine sogenannte Isoprenlampe 
konstruiert, mit deren Hilfe sie aus Pinen nur etwa 1 % Isopren, aus käuflichem 
Carven aber etwa 50 % fast reines Isopren gewannen. Reines Isopren hat nach 
Harries») die Eigenschaften: d ao 0,6804; n D4 i=, 1,42267; Sdp. 36 bis 37°. 



*) Berl. Berichte M (1911), 2212. 
s ) Liebigs Annalen 38S (1911), 228. 
3 ) Ebenda 157. 



304 Hauptbestandteile der ätherischen Öle. 

Zum Nachweis des Isoprens verfährt Aschan 1 ) in folgender Weise: 
Er versetzt eine kleine Menge der Isoprenfraktion in einem Probierröhrchen 
unter Eiskühlung mit wenig gepulvertem, wasserfreiem Aluminiumchlorid, 
wobei bald unter schwachem Aufkochen eine gelatinöse gelbliche Fällung 
entsteht, in die sich später die ganze Flüssigkeit verwandelt. Mit Pentan 
oder Isopentan gemengt reagiert Isopren nicht auf diese Weise. 



c) Olefinische Terpene. 

In ätherischen Ölen hat man ferner der Formel C n H an 4 
entsprechende Kohlenwasserstoffe mit drei Doppelbindungen 
gefunden, die, in der Zusammensetzung mit den Terpenen überein- 
stimmend, sich von diesen durch niedrigeres spezifisches Gewicht, 
sowie geringeres Brechungsvermögen unterscheiden. Diese von 
Semmler als „olefinische Terpene" bezeichneten Körper 
zeigen große Neigung zum Verharzen, namentlich wenn sie bei 
gewöhnlichem Druck destilliert werden. 

Myrcen. 
C 10 H ia . Mol.-Gew. 136. 

Der erste dieser olefinischen Kohlenwasserstoffe wurde von 
Power und Kleber 3 ) im Bayöl gefunden und Myrcen genannt; 
später ist es im formosanischen Lemongrasöl, im Hopfenblütenöl, 

im Öl von ßarosma venusta, 
^rj s \C:CH-CH 2 -CH s -C-CH:CH 2 >m Galbanumöl, im Öl von 
LM » * JL H Xanthoxylum ovalifolium 

,.,,,,. ... . .. 2 , ,. und im Vorlaufe des Öls 

2-Methyl-6-methylen-octadien-(2,7). , . . ... 

von Lippia citnodora nach- 
gewiesen worden. Wahrscheinlich kommt es auch im west- 
indischen Lemongrasöl, im Öl von Houttuynia cordata und im 
Linaloeöl vor. Barbier fand Myrcen in den Dehydratations- 
produkten des Linalools. Die Wasserabspaltung erfolgt zweck- 
mäßig durch Erhitzen des Linalools mit kleinen Mengen Jod 3 ). 
Die Eigenschaften des Myrcens werden wie folgt angegeben: 

l ) Öfversigt af Finska Vet-Soc. Förh. B8 (1915), A, Nr. 1, S. 74; Bericht 
von Schimmel § Co. 1919, 129. 

a ) Pharm. Rundsch. (New York) IS (1895), 61. 

") Brooks und Humphrey, Journ. Americ. ehem. Soc. 40 (1918), 822. 



Kohlenwasserstoffe. 305 

Sdp. Sdp. (20 mm) d^o n n 

Power u.Kleber 1 ) 167° 67 bis 68° 0,8023 1,4673 

Semmler 2 ) . . . 17t bis 172° 67 bis 68° — 1,4673 

Enklaar 8 ). . . .166 bis 168° — 0,8013 1,4700 (bei 19°) 

Durch Reduktion mit Natrium und Alkohol nach Semmler 
entsteht aus Myrcen Dihydromyrcen, C^H^, eine mit Lina- 
loolen identische Flüssigkeit mit folgenden Eigenschaften : Sdp. 1 71 ,5 
bis 173,5°, d 0,7802, n D 1,4501 (Semmler)*). Enklaar gibt an: 
Sdp. 167 bis 169° (korr. bei 770 mm), d 15 . 0,7852, n D17 . 1,4514. 
Aus Dihydromyrcen stellte Enklaar ein bei 88° schmelzendes 
Tetrabromid dar. 

Power und Kleber erhielten aus Myrcen bei der Hydra- 
tation mit Eisessig und Schwefelsäure bei 40° nach dem Bertram- 
schen Verfahren 5 ) ein lavendelartig riechendes Acetat, das beim 
Verseifen, nach ihrer Meinung, Linalool lieferte. Dagegen hielt 
Barbier 8 ) das Hydratationsprodukt für einen neuen Alkohol, 
den er Myrcenol nannte. Dieses kommt auch im Hopfenöl 
und als Acetat im Öl von Barosma venusta vor. Enklaar 
(loc. cit.) erhielt aus Myrcenol ein bei 68° schmelzendes, 
kristallinisches, von dem des Linalools verschiedenes Phenyl- 
urethan. Myrcenol hat nach Enklaar folgende Konstanten: 
Sdp. 99° (10 mm), d 15 „ 0,9032, n m5 , 1,4806. 

Durch Erhitzen im Einschmelzrohr auf 250 bis 260° läßt 
sich Myrcen in «-Camphoren (Smp. des Chlorhydrats 129 bis 
130°) umwandeln. Diese Reaktion ist vorzüglich zum Nachweis 
des Myrcens geeignet 7 ). Auf dem Wege über Isopren läßt sich 
Myrcen in /?-Myrcen 8 ) überführen, einen Kohlenwasserstoff, der 
als Zwischenprodukt der Polymerisation von Isopren zu Kautschuk 
aufzufassen ist. 



x ) Pharm. Rundsch. (New York) 13 (1895), 61. 

*) Bert. Berichte S4 (1901), 3126. 

s ) Over Ocimeen en Myrceen, Eene Bijdrage tot de kennis van de ali- 
phatische Terpenen. Inaug.-Dissert, Utrecht 1905. 

*) Bert. Berichte 84 (1901), 3126. 

s ) D.R.P. 67255. 

8 ) Compt. rend. 132 (1901), 1048; Bull. Soc. chim. III. 25 (1901), 687. 

^ Semmler und Jonas, Berl. Berichte 46 (1913), 1566. 

8 ) Ostromysslenski und Koschelew, Journ. russ. phys.-chem. Ges. 47 
(1915), 1928; Chern. Zentralbl. 1916, I. 1068, 1136. 

Gildemeister, Die ätherischen Öle. I. 20 



306 Hauptbestandteile der ätherischen Ole. 

Durch wäßriges Kaliumpermanganat wird Myrcen zu Bern- 
steinsäure oxydiert. Bei der Oxydation mit Permanganat in 
Aceton bei 56° entsteht eine Säure, deren Bleisalz in Rauten 
kristallisiert, während die entsprechende aus Ocimen erhaltene 
Säure ein in Nadeln kristallisierendes Bleisalz liefert 1 ). Der 
Nachweis des Myrcens gelingt auch durch Darstellung des oben 
erwähnten Dihydromyrcens, sowie nach Enklaar durch das 
Dihydromyrcentetrabromid vom Smp. 88°. Myrcen polymerisiert 
sich leicht zu Dimyrcen, das durch Bildung eines sich bei 163° 
zersetzenden Nitrosits ausgezeichnet ist. 

Ocimen. 

C 10 H 16 . Mol.-Gew. 136. 

Dieses aliphatische Terpen ist mit Myrcen isomer und hat 
nach Enklaar 2 ) wahrscheinlich die Formel: 

CH 2 :CCH a -CH 2 -CH:C-CH:CH s 

2,6-Dimethyloctatrien-(l ,5,7). 

Es wurde von van Romburgh im Öl von Ocimum basilicum 
entdeckt und ist auch im Öl von Homoranthus flavescens und 
Ocimum gratlssimum nachgewiesen worden; vielleicht ist es 
auch im Öl- der Früchte von Evod/a rutaecarpa, im Öl von 
Homoranthus v/rgatus und im Estragonöl enthalten. Sdp. 73 
bis 74° (21 mm); d 22 o 0,794; d 18 . 0,801; n D 1,4861. 

Das bei der Reduktion mit Natrium und Alkohol entstehende 
Dihydroocimen ist identisch mit Dihydromyrcen. 

Enklaar erhielt aus Ocimen bei der Hydratation nach 
Bertram») Ocimenol [Sdp. 97° (10mm); d„. 0,901 ; n D1 ,. 1,4900], 
das ein bei 72° schmelzendes Phenylurethan liefert. 

Beim Erhitzen entsteht aus Ocimen AI lo ocimen: 

H H H H 

H 3 C.C:C-C:C-C:C-CH 3 , 

CH a CH fi 



*a 



• x ) Enklaar, Chemisch Weekblad 21 (1924), Nr. 9; Bericht von Schimmel 
$ Co. 1926, 207. 

2 ) Chem. Zentralbl. 1026, I. 34/4. 
s ) D.RP. 67255. 



Kohlenwasserstoffe. 307 

dessen Konstanten etwas höhere Werte als die des Ocimens auf- 
weisen: Sdp. 81° (12 mm), d 16 „0,8182, n D 1,5296. Bei der Oxy- 
dation von Ocimen mit Kaliumpermanganat in Aceton erhält man 
ein charakteristisches, von dem aus Myrcen zu gewinnenden 
verschiedenes Bleisalz (s. unter Myrcen). 

Außerdem sind noch aliphatische Terpene gefunden worden 
im Hopfenöl 1 ), im Öl des indischen Hanfs (Cannabis indica)-), 
im Sassafrasblätteröl 3 ), im Aburachanöl (Lindera praecox), im 
Öl von Xanthoxylum Aubertia, im Rosmarinöl*) und im Smymaer 
Origanumöl 8 ). 

Zu erwähnen ist auch das Vorkommen eines olefinischen 
Kohlenwasserstoffes (Smp. 27 bis 28°) im Jaborandiblätteröl. 



B. Aromatische Kohlenwasserstoffe. 

Ein Kohlenwasserstoff der aromatischen Reihe von der Zu- 
sammensetzung C 13 H 10 ist von Lunge und Steinkauler 8 ) in 
dem aus den Nadeln der Mammutfichte, Sequoia gigantea, 
erhaltenen ätherischen Öle gefunden und Sequoien genannt 
worden. Es sind blättrige Kristalle mit rötlicher Fluorescenz, 
die bei 105° schmelzen und bei 290 bis 300° (unkorr.) sieden, 
die aber mit keinem der bisher bekannten Kohlenwasserstoffe 
der gleichen Zusammensetzung, wie Fluoren usw., identisch sind. 
Mit Pikrinsäure entsteht ein Additionsprodukt, das in roten 
Nadeln kristallisiert. 

Bemerkenswert ist auch das in einem Nelkenstielöl, im Öl 
einer Storaxrinde und im Irisöl beobachtete Vorkommen von 
Naphthalin, das durch seinen Schmelzpunkt (79 bis 80°), 
seinen Siedepunkt (218°) und sein bei 149° schmelzendes Pikrat 
leicht zu charakterisieren ist. 



l ) Chapman, Journ. ehem. Soc. 67 (1895), 54. 

*) Journ. ehem. Soc. 69 (1896), 539. 

s ) Bericht von Schimmel § Co. April 1896, 71. 

*) Arch. der Pharm. 235 (1897), 585. 

s ) Gildemeister, Arch. der Pharm. 233 (1895), 184. 

«) Berl. Berichte 13 (1880), 1656; 14 (1881), 2202. 

20* 



308 Hauptbestandteile der ätherischen Öle. 

Styrol. 

C 8 H 8 . Mol.-Gew. 104. 

Der einfachste aromatische Kohlenwasserstoff mit un- 
gesättigter Seitenkette, der sich in ätherischen Ölen findet, ist 
das wahrscheinlich durch Zerfall von Zimtsäure entstehende 
Styrol (Vinylbenzol), das in den verschiedenen Storaxölen (auch 
im Öl aus Hondurasbalsam) und im Xanthorrhoea- 
5r H harzöl nachgewiesen worden ist. 

HC< ^CH Styrol äst eine farblose, stark lichtbrechende 

Hci[ Jch Flüssigkeit von angenehmem Gerüche, die sich 
cch-ch k e ' ' än g erem Aufbewahren, schneller beim Er- 
wärmen oder in Berührung mit Säuren, zu 
einer festen, durchsichtigen, glasartigen und geruchlosen Masse, 
Metastyrol, (C s H 8 ) n , polymerisiert. Jeder Polymerisation läuft in 
homogenen Systemen als Gegenreaktion eine Depolymerisation 1 ) 
zuwider, so daß schließlich ein Gleichgewicht Monomeres ^ Poly- 
meres entsteht. 

Über seine Eigenschaften finden sich folgende Angaben: 
Sdp. 144 bis 144,5° 2 ). — Sdp. 140° (760 mm), d 20 . 0,9074, 
n« 1, 54030 3 ). — Sdp. 146,2°, d fl „0,9251 4 ), d^0,90595, n D 1,54344 5 ). 
Reines Styrol ist optisch inaktiv; verdünnte Salpetersäure 
oder Chromsäuregemisch oxydieren es zu Benzoesäure; bei der 
Reduktion liefert es Äthylbenzol. 

Zum Nachweis des Styrols benutzt man das gut kristalli- 
sierende Styroldibromid, C a H 6 CHBr-CH 2 Br, das man durch 
Eintropfenlassen von Brom (17 T.) in eine mit dem doppelten 
Volumen Äther hergestellte Lösung des Kohlenwasserstoffes 
(10 T.) erhält 8 ). Beim Verdunsten des Äthers bleibt das Bromid 
in Kristallen zurück, die nach dem Umkristallisieren aus 80 °/oigem 
Alkohol den Smp. 74 bis 74,5° besitzen. 



*) Stobbe, BerL Berichte 47 (1914), 2701. 
*) Beobachtung im Laboratorium von Schimmel °j Co. 
*) Brühl, Liebigs Annalen 236 (1886), 13. 
*) Weger, Ebenda 221 (1883), 69. 

*) Nasini u. Bernheimer, Gazz. chim. ital. 15 (1885), 59; Jahresber. 
d. Chem. 1885, 314. 

") Zincke, Liebigs Annalen 216 (1883), 288. 



Kohlenwasserstoffe. 309 

p-CymoI. 

C t0 H 14 . Mol.-Gew. 134. 

Von den als Cymol bezeichneten Kohlenwasserstoffen C l0 H x4 
sind für die Chemie der ätherischen Öle bloß die m- und p-Ver- 
bindung von Bedeutung. Während man m-Cymol nur als Zer- 
setzungs- oder Abbauprodukt (Kelbe, trockne 
Destillation des Kolophoniums; Wallach, Wasser- ch s 

entziehung aus Fenchon; Baeyer, Abspaltung <~ 

von Wasserstoff aus Sylvestren) beobachtet hat, hc^Nch 
ist p-Cymol ein öfter vorkommender Bestandteil [ I] 

ätherischer Öle. Hcli^i'CH 

Es ist bisher in folgenden ätherischen Ölen C 

gefunden worden: im schwedischen und russischen H S C-CH-CH S 
Terpentinöl, im Öl von Cupressus sempervirens, 
im amerikanischen Wurmsamenöl, im Sternanisöl, Muskatnußöl, 
Boldoblätteröl, Ceylon-Zimtöl, Seychellen-Zimtrindenöl, Casca- 
rillöl, Citronenöl, Weihrauchöl, Pagsainguinöl (Canarium vil- 
Iosum), im Öl von Canarium Cumingii, Agonis f/exuosa, 
Eucalyptus haemastoma, im Ajowanöl, Corianderöl, Cuminöl, 
im Öl von Cicuta v/rosa, Seefenchelöl, Angelicawurzelöl, im Öl 
von Prostanthera cineolifera, in den Ölen von Monarda punc- 
tata, M. fistulosa, Satureja hortensis, S. montana, S. thymbra, 
im Triester, Smyrnaer und cyprischen Origanumöl, im Öl von 
Majorana onites, im Salbeiöl, in den Ölen von Thymus vul- 
garis, Th. serpyllum, Th. capitatus, Th. striatus, im spanischen 
Thymianöl, im Öl von Mosla grosserrata und M. japonica. 

Aber ebenso wie das m-Cymol ist p-Cymol auch oft als 
Umwandlungsprodukt erhalten worden, z. B. aus Pinen, Terpinen, 
Cuminalkohol, Laurineencampher, Sabinol, Thujon, Carvenon, 
Dihydrocarvon, Carvon und Citral. 

Das als Seifenparfüm Verwendung findende „Thymen", 
womit man die Kohlenwasserstoffe des Ajowanöls bezeichnet, 
besteht, neben einigen Terpenen, in der Hauptsache aus Cymol 
(s. unter Ajowanöl). 

Früher meinte man, daß alle Terpene Hydroderivate des 
Cymols seien; diese Auffassung ist indessen nicht zutreffend. 
Erwähnenswert ist, daß einige Verbindungen der Formel C 10 H 16 O 



310 Hauptbestandteile der ätherischen Ole. 

durch Wasserentziehung in p-Cymol umgewandelt werden können, 
z. B. Campher und Citral. 

Nach einem Patent der Rheinischen Campherfabrik 1 ) gewinnt man 
p-Cymol aus den bei der Campherfabrikation erhaltenen, bei etwa 175° 
siedenden Abfallterpenen oder aus den bei 175° und bei 160° siedenden 
Fraktionen von schwedischen und polnischen Terpentinölen (Kienölen) durch 
Chlorieren. Ferner erhält man Cymol al3 Nebenprodukt bei der Darstellung 
von Sulfitcellulose; nach Klason*) besteht das am finde des Prozesses im 
Kocher erhaltene ätherische Öl zu etwa 95 % aus Cymol. In einer Aus- 
beute von 10% wird p-Cymol nach Bert 8 ) erhalten, wenn man 1 Mol. 
Magnesium-Tolylbromid auf eine ätherische Lösung von 1 Mol. Isopropyl- 
sulfat wirken läßt. 

Cymol ist eine farblose, angenehm riechende Flüssigkeit. 
Sdp.175 bis 176°, d 16 . 0,8602 *). — Sdp. 175,2 bis 175,9° (752 mm), 
df;0,8551, n D 1,48456»). — Sdp. 173,5 bis 174,5° (763 mm), 
d 18 . 0,8595, d 20 . 0,8588, n D l,479 6 ). 

An einem aus Campher dargestellten Präparat wurde im 
Laboratorium von Schimmel 8j Co. ermittelt: Sdp. 174,5 bis 
176° (761 mm.), d ls . 0,863, n ms . 1 ,4901 5. 

K. v. Auwers und Kolligs') sind der Ansicht, daß die 
physikalischen Eigenschaften von Kohlenwasserstoffen der Benzol- 
reihe von der Darstellungsweise abhängen. Für p-Cymol fanden 
sie bei jedem nach einer anderen Methode hergestellten Präparat 
andere Werte, Bert 8 ) hält aber sein aus Thymol gewonnenes 
Cymol für vollkommen rein. Es hatte folgende Kennzahlen: 
Sdp. 175 bis 176°, d 2 4 °° 0,857, n D20 . 1,4917. 

Der reine Kohlenwasserstoff ist optisch inaktiv; durch 
verdünnte Salpetersäure und Chromsäuregemisch wird er zu 
p-Toluylsäure und schließlich zu Terephthalsäure oxydiert. 
Kaliumpermanganat greift ihn nur schwer an; deshalb können 
mit Cymol gleichsiedende Terpene durch Behandeln mit ver- 
dünnte Permanganatlösung in der Kälte entfernt werden. Etwa 
anwesendes Cineol, das bei derselben Temperatur siedet, kann 



*) D.R.P. 319162 und 319163. 

*) Bert. Berichte 38 (1900), 2343. 

8 ) Compt. rend. 176 (1923), 840. 

*) Widmann, Berl. Berichte 24 (1891), 452. 

B ) Brühl, Berl. Berichte 26 (1892), 172. 

») Wolpian, Pharm. Zeitschr. f. Rußl. 36 (1896), 115. 

') Berl. Berichte 55 (1922), 3872. 

s ) Bull. Soc. chim. IV. 87 (1925), 1251. 



Kohlenwasserstoffe. 31 1 

mit Hilfe der Bromwasserstoffverbindung abgetrennt werden. 
Zum Nachweis führt man das Cymol mit konzentrierter heißer 
Kaliumpermanganatlösung in p-Oxyisopropylbenzoesäure (Smp. 
155 bis 156°) über, die durch Erwärmen mit verdünnter Salz- 
säure unter Wasserabspaltung p-Isopropenylbenzoesäure (Smp. 
160 bis 161°) und beim Kochen mit konzentrierter Salzsäure 
eine isomere Säure vom Smp. 255 bis 260°, die Isopropenyl- 
benzoesäure, liefert 1 ). Zur Darstellung der Oxyisopropylbenzoe- 
säure hat Wallach 2 ) folgende Vorschrift gegeben: Je 2 g des 
möglichst rein dargestellten Kohlenwasserstoffes werden mit 
einer Lösung von 12 g Kaliumpermanganat in 330 g Wasser 
auf dem Wasserbade am Rückflußkühler unter häufigem Um- 
schütteln erwärmt; nach beendeter Oxydation wird das Filtrat 
von den Manganoxyden eingedunstet und der Salzrückstand mit 
Alkohol ausgekocht. Das in Alkohol lösliche Kaliumsalz wird 
in wäßriger Lösung mit verdünnter Schwefelsäure zerlegt. und 
die ausgeschiedene Säure aus Alkohol umkristallisiert. 

Charakteristisch für Cymol ist ferner die Entstehung von 
Sulfonsäuren beim Behandeln des Kohlenwasserstoffs mit kon- 
zentrierter Schwefelsäure, wobei sich sowohl 1,2,4- und 1,3,4- 
Cymolsulfonsäure als auch Disulfonsäure bildet 8 ). Die erst- 
genannte Säure liefert ein Sulfamid vom Smp. 115° und gibt 
beim Schmelzen mit Alkali Carvacrol; aus der 1,3,4-Cymol- 
sulfonsäure, deren Sulfamid bei 149,9° schmilzt, erhält man bei 
gleicher Behandlung Thymol 4 ). 



*) R. Meyer u. Rosicki, Liebigs Annalen 219 (1883), 282. 

») Ebenda 264 (1891), 10. 

s ) Schorger, Journ. ind. eng. Chemistry 10 (1918), 258; Bericht von 
Schimmel 8 Co. 1919, 59. 

*) M. Phillips, journ. Americ. ehem. Soc. 4ß (1924-), 686; Bericht von 
Schimmel § Co. 1925, 172. 



312 Hauptbestandteile der ätherischen Ole. 

C. Alicyclische (hydroaromatische) Kohlen- 
wasserstoffe oder Terpene. 

Die in den ätherischen Ölen hauptsächlich vorkommenden 
Kohlenwasserstoffe sind alicyclisch. Weitaus die Mehrzahl besitzt 
die Zusammensetzung Ct H 16 und gehört der Klasse der Terpene 
mit ringförmiger Anordnung der Kohlenstoffatome an. Über 
ihre Entstehung im Organismus der Pflanze ist nichts Sicheres 
bekannt; vielleicht stehen sie in Beziehung zu den sauerstoff- 
haltigen Verbindungen C 10 H 18 O mit offener Kohlenstoffkette, 
da man aus diesen durch Wasserabspaltung künstlich Kohlen- 
wasserstoffe C 10 H ie erzeugen kann, oder sie bilden sich auch 
aus Kohlenhydraten oder Eiweißstoffen. Bemerkenswert ist, daß 
der Terpengehalt eines ätherischen Öles um so größer ist, je 
weniger weit die Pflanze entwickelt war, als sie der Destillation 
unterworfen wurde. 

Die Mehrzahl der bisher bekannt gewordenen Kohlenwasser- 
stoffe der Terpenreihe findet sich in der Natur fertig gebildet. 
So sind a- und /?-Pinen, Camphen, Limonen, Dipenten, Terpinolen, 
o- und y-Terpinen, a- und ^-Phellandren, Caren und Sabinen 
sicher nachgewiesen. Mit Ausnahme des inaktiven Terpinens 
und Terpinolens kommen diese Kohlenwasserstoffe meist in 
beiden optisch aktiven Formen vor. Sylvestren scheint nach 
den neuesten Untersuchungen nicht als solches in ätherischen 
Ölen vorzukommen, sondern bildet sich erst bei der Isolierung 
aus diesen. 

Die Terpene in reinem Zustande aus Fraktionen der 
ätherischen Öle abzuscheiden, ist oft nicht möglich, da man 
häufig mit zu geringen Mengen Material arbeiten muß. Man 
kann sich darauf beschränken, die zwischen 150 und 180° 
siedenden Anteile durch wiederholte Destillation über Natrium 
und möglichst sorgfältige Fraktionierung von sauerstoffhaltigen 
Körpern zu befreien. Die Terpene lassen sich meistens noch 
weiter trennen, da die bicyclischen Kohlenwasserstoffe in den 
Temperaturgrenzen von 150 bis 170°, die monocyclischen von 
170 bis 180° sieden. Beide Klassen weisen auch erhebliche 
Unterschiede in der Molekularrefraktion auf. Nach Ermittlung 



Kohlenwasserstoffe. 313 

der physikalischen Konstanten können jedenfalls schon bestimmte 
Schlüsse auf die Natur des vorliegenden Kohlenwasserstoffs ge- 
zogen werden, die dann die Darstellung von zur Charakterisie- 
rung geeigneten Derivaten ermöglichen, die unter den einzelnen 
Kohlenwasserstoffen näher beschrieben sind. 

Mit Diäthyloxoniumsulfat 1 ), einem Gemisch der theoretischen 
Mengen von absolutem Äther und Schwefelsäuremonohydrat, 
reagieren Terpene in der Weise, daß dabei sowohl Alkohole als 
auch Kohlenwasserstoffe entstehen. 

Die synthetische Darstellung der Terpene sowie der Sesqui- 
terpene ist in Anbetracht des komplizierten Baues der einzelnen 
Moleküle und der leichten Umwandlung in Isomere mit Schwierig- 
keiten verknüpft. Einheitliche Körper werden selten erhalten, 
neben dem Hauptprodukt entsteht häufig noch ein Gemisch von 
mehreren Isomeren. Die folgende Zusammenstellung über die 
Synthese oder die künstliche Darstellung der Kohlenwasser- 
stoffe macht keinen Anspruch auf Vollständigkeit, es werden 
daher auch in jeder Gruppe nur die bekanntesten erwähnt. 

1. Abspaltung von Wasser aus Terpen- und 
Sesquiterpenalkoholen. 

a-Terpineol — > Dipenten 2 ) 

/-Terpineol — *• Terpinolen 8 ) 

Terpinenol-4 — > Terpinen*) 

Dihydrocarveol — »- Limonen, Isolimonen 5 ), Terpinen u ) 

Borneol ) ^ . - 

, u . } — >- Camphen ') 

Isoborneol r 



Fenchylalkohol 1 _ p h s \ 
Isofenchylalkohol J "** 



*) Aschan, Meddelanden frän K. Vetenskapsakademiens Nobelinstitut 5 
(1919), N» 8; Bericht von Schimmel $ Co. 1919, 130. 

3 ) Wallach, Liebigs Annalen 230 (1885), 265; 275(1893), 104; 291 (1896), 361. 

s ) Wallach, ebenda 868 (1909), 10. 

*) Bericht von Schimmel § Co. Oktober 1909, 120. 

*) Tschugaeff, Berl. Berichte 33 (1900), 735. 

•) Wallach, ebenda 24 (1891), 3984; Liebigs Annalen 275 (1893), 113. 

') Wallach, Liebigs Annalen 230 (1885), 233. — Bertram u. Walbaum, 
Journ. f. prakt Chem. II. 49 (1894), 8. 

s ) Wallach, Liebigs Annalen 284 (1895), 331.— Bertram u. Helle, Journ. 
f. prakt. Chem. II. 61 (1900), 298. — Tschugaeff, Chem. Ztg. 24 (1900), 542. 



314 Hauptbestandteile der ätherischen Öle. 

Pinocampheol — ■> «-Pinen L ) 
Cedrol - — > Cedren 2 ) 
Maalialkohol — > Maalisesquiterpen s ) 
Caryophyllenalkohol >■ Cloven *). 

II. Abspaltung von Wasser aus Ketonen. 

Campher > p-Cymol 5 ) 

Fenchon > m-Cymol e ). 

III. Abspaltung von Ammoniak aus Basen. 

Carvenylamin *■ Terpinen ^ 

Thujylamin >■ Thujen 8 ) 

Carylamin — >■ Carvestren '•') 

Phellandrendiamin — *- p-Cymol 10 ). 

IV. Abspaltung von Halogenwasserstof fen. 

Dipentendichlorhydrat — > Dipenten 11 ) 
Terpinendichlorhydrat — *■ Terpinen 1S ) 
Sylvestrendichlorhydrat — »- Sylvestren 1S ) 
Bornylchlorid ——*■ Camphen 14 ) 

Monochlorcarvenen — >■ Terpinen ") 

Cadinendichlorhydrat — *■ Cadinen 1 ") 



J ) Tschugaeff, Journ. russ. phys.-chem. Ges. 30 (1908), 1324. — Gilde- 
meister u. Köhler, Wallach-Festschrift, Göttingen 1909, S. 136. 

-) Bericht von Schimmel § Co. Oktober 1904, 20. 

") Ebenda Oktober 1908, 79. 

*) Wallach, Liebigs Annalen 271 (1892), 294. 

5 ) Fittica, ebenda 172 (1874), 307. 

") Wallach, ebenda 275 (1893), 157; 284 (1895), 324. 

') Harries u. Majima, Berl. Berichte 41 (1908), 2516. 

8 ) Wallach, Liebigs Annalen 272 (1893), 111; 286 (1895), 99. 

") Baeyer, Berl. Berichte 27 (1894), 3486. — Baeyer u. Villiger, 
ebenda 31 (1898), 1402; vgl. Semmler, ebenda 84 (1901), 717. 
10 ) Wallach, ebenda 324 (1902), 276. 

") Wallach, Terpene u. Campher. 2. Aufl. Leipzig 1914, S. 88. 
la ) Wallach, Liebigs Annalen 350 (1906), 148. 
1S ) Wallach, ebenda 280 (1885), 243, 270. 
") Wallach, ebenda 230 (1885), 233. 

15 ) Semmler, Berl. Berichte 41 (1908), 4474; 42 (1909), 522. 
1S ) Wallach, Liebigs Annalen 288 (1887), 84; 271 (1892), 297. 



Kohlenwasserstoffe. 315 

Limonentetrabromid — +\ U ™ onet }l} 

lp-Cymol 2 ) 

Pinendibromid — >■ Cymol 3 ). 

V. Abspaltung von Kohlendioxyd aus Säuren. 

r a-Pinen *) 
Nopinolessigsäure — > ^-Pinen 

[ Fenchen 
Säure aus Sabinaketon und Bromessigester — > /J-Terpinen 5 ) 
Bromcamphancarbonsäure — >■ Bornylen 8 ). 

VI. Synthese mit Hilfe der Grignard-Reaktion. 

^Msopropylhexenon >■ c-Phellandren 7 ) 

o-Kresol — *■ a-Terpinen s ). 

VII. Ringschließung unter Wasserabspaltung. 

a) Aus aliphatischen Terpenalkoholen: 
Linalool — >- Dipenten*) und Terpinen 9 ) 
Geraniol — >■ Dipenten 10 ). 

b) Aus aliphatischen Terpenaldehyden: 
Citral — *- p-Cymol 11 ). 

VIII. Polymerisation von Kohlenwasserstoffen. 

Isopren > Dipenten 12 ) 

Valerylen > Dipenten 15 ). 



*) Godlewsky u. Roshanowitsch, Journ. russ. phys.-chem. Ges 31 
(1899), 209. 

s ) Wallach, Liebigs Annalen 264 (1891), 21. 

*) Wallach, ebenda 264 (1891), 9. 

*) Wallach, ebenda 363 (1908), 1; 36S (1909), 1. 

5 ) Wallach, ebenda 357 (1907), 68; 862 (1908), 285. 

e ) Bredt, ebenda 366 (1909), 46. 

7 ) Wallach, ebenda 359 (1908), 283. 

8 ) Auwers u. v. d. Heyden, Berl. Berichte 42 (1909), 2404. 

9 ) Bertram u. Walbaum, Journ. f. prakt. Chetn. II. 45 (1892), 601. 

10 ) Bertram u. Gildemeister, ebenda II. 49 (1894), 194.— Tiemann 
u. Schmidt, Berl. Berichte 2S (1895), 2137. 

"■) Tiemann u. Semmler, Berl. Berichte 28 (1895), 2134. 

ls ) Tilden, Journ. ehem. Soc. 45 (1884), 410. — Bouchardat, Compt. 
rend. 80 (1875), 1446; 87 (1878), 654; 89 (1879), 361, 1117. 

") Bouchardat, Bull. Soc. chim. IL 33 (1880), 24. 



316 Hauptbestandteile der ätherischen Ole. 

IX. Totalsynthesen. 

Neben den von Wallach 1 ) aus Ketonen mit Hilfe des 
Bromessigesters und seiner Homologen ausgeführten Synthesen 
seien besonders noch erwähnt diejenige des 4 2,4 -Menthadiens 
aus der Succinylbernsteinsäure von v. B a e y e r 2 ) , die des 
Dipentens 3 ) und Carvestrens *) von Perkin jun. und die 
Synthesen Komppas in der Campherreihe 5 ). 



Terpene bzw. terpenartige Substanzen sollen in einer Reihe 
von Rohpetroleumölen nachgewiesen sein, so im galizischen, im 
russischen u. a. Auf Grund neuerer Untersuchungen kommt 
aber Tausz e ) zu der Ansicht, daß im Gegensatz zu den vielen 
Literaturangaben in den Roherdölen einfache Terpene und 
terpenartige Kohlenwasserstoffe nicht vorkommen. 



a) Monocyclische Terpene. 

Limonen. 

C 10 H 18 . Mol.-Gew. 136. 

Limonen ist ein sehr verbreitetes Terpen; es findet sich 
in den ätherischen Ölen außer in der rechts- und linksdrehenden 
auch in der racemischen Modifikation, die Dipenten 



H 2 C[/' 

H ä cl 



, genannt und gewöhnlich als besonderer Kohlen- 

c Wasserstoff aufgeführt wird. 

^jCH d-Limonen ist enthalten im Öl von Dacrydium 

CH 2 Franklin!, Agathis alba, im Öl der Zapfen von 

\/ Taxodium distichum, im Öl der Blätter von Athro- 

i taxis selaginoides, Callitris verrucosa, C. glauca, 

» • . « q arenosa, C. calcarata, C. Drummondii, C. Muel- 

lerr, C. Macleayana, im Öl der Nadeln und Zweige von Libocedrus 

decurrens, im virginischen CedernblätterÖl, Gingergrasöl, im Öl 

1 ) Wallach, Terpene u. Campher. 2. Aufl. Leipzig 1914, S. 157. 

2 ) Berl. Berichte 26 (1893), 232. 

s ) Joum. ehem. Soc. 85 (1904), 654. 

*) Ebenda 91 (1907), 480. 

B ) Liebigs Annalen 368 (1909), 110; S70 (1909), 209. 

*) Zeitschr. f. angew. Chem. 32 (1919), I. 233. 



Kohlenwasserstoffe. 317 

von Cymbopogon sennaarensis, Campheröl, Kuromojiöl, im 
falschen Campherholzöl von Hernandia peltata, im Öl aus den 
Früchten von Pittosporum undulatum, im japanischen Pfefferöl, 
Buccoblätteröl, Pompelmusöl, Pomeranzenschalen-, Citronen-, 
Bergamott-, Mandarinenöl, italienischen und westindischen Li- 
mettöl, Neroli- und Petitgrainöl, Cedroöl, Elemiöl, im Öl von 
Rhus cotinus, Melaleuca ericifolia, Sellerieöl, Kümmelöl, im Öl 
von S/um latifoiium, Fenchelöl, Meisterwurzöl, Dillöl, im Öl aus 
dem Kraut von Lophanthus rugosus, Nepeta japonica, Monarda 
punctata, Ocimum viride und im Erigeronöl. 

1-Limonen ist gefunden worden im -Edeltannenzapfen- und 
-nadelöl, im Terpentinöl von Ab/es excelsa, A. pindrow, im 
Douglasfichtennadelöl, im Oregonbalsatnöl aus dem Kernholz, 
im finnländischen (?) und russischen Terpentinöl, Terpentinöl von 
Pinus ponderosa, P. pinea, P. monophylla, P. serotina, im Öl 
der Nadeln und jungen Triebe von Pinus excelsa, P. Sabiniana, 
im Öl von Callitris verrucosa, C arenosa, C. intratropica, 
C. gracilis, C. calcarata, C. rhomboidea, C. tasmanica, C. 
Muelleri, Cymbopogon coloratus, C. caes/us, C. nervatus, im 
amerikanischen Wurmsamenöl, Sternanisöl, im Öl von Monodora 
myristica, im Seychellen-Zimtrindenöl, im Öl von Eucalyptus 
Staigeriana, im Verbenaöl, im Öl von Bystropogon or/gan/fol/'us, 
im amerikanischen und japanischen Pfefferminzöl, amerikanischen 
und russischen Krauseminzöl, amerikanischen Poleiöl, im Öl von 
Mentha canadens/s, Calamintha umbrosa, Perilla nankinensis, 
Tagetes glandulifera und im Goldrutenöl. 

Limonen von nicht bekannter Drehungsrichtung ist nach- 
gewiesen worden im Öl der Blätter von Pherosphaera Fitz- 
geraldi (?), im Douglasfichtennadelöl, im Holzterpentinöl von 
Pinus ponderosa, P. ponderosa scopulorum, P. monophylla, 
Callitris oblonga (?), C. robusta, im Blätteröl von Alpinia nutans, 
in einem Fagaraöl, im Rautenöl, Öl von Citrus reticulata, 
Myrrhenöl, Boswellia -Terpentinöl, im Öl von Melaleuca pauci- 
flora (?), Eucalyptus megacarpa, Monarda fistulosa, Ocimum 
pilosum, Callistemon Ianceolatus und C. viminalis. 

Auch auf synthetischem Wege ist Limonen wiederholt dar- 
gestellt worden. 

Man kann d-Limonen in ziemlicher Reinheit durch frak- 
tionierte Destillation von Pomeranzenschalen- oder Kümmelöl, 



318 Hauptbestandteile der ätherischen Öle. 

1-Limonen in gleicher Weise aus Edeltannenzapfen öl darstellen. 
Der sorgfältigst gereinigte Kohlenwasserstoff besitzt angenehm 
citronenartigen Geruch. Die physikalischen Konstanten sind 
etwa folgende: Sdp. 175 bis 176°, d 16 . 0,850, n D20O 1,475. 

Für I-Limonen aus Fichtennadelöl fand Wallach: Sdp. 175 
bis 176°, d 20 . 0,846, n Dä0 . 1,47459 l ). 

Das Drehungsvermögen ist sehr hoch, wechselt aber mit der 
Darstellung; als höchste Ablenkung für den natürlich vorkom- 
menden Kohlenwasserstoff wurde im Laboratorium von S ch im mel 
§ Co. für ein im Vakuum fraktioniertes d-Limonen aus Kümmelöl 
[b]d ■+- 123° 40' beobachtet; ein von Godlewski und Roshano- 
witsch 2 ) dargestelltes synthetisches Limonen zeigte [a] D +125°36'. 
Über das Tetrabromid gereinigtes d-Limonen hatte folgende 
Konstanten : d 1B . 0,8497, a D + 1 04° 4', [a] D + 122° 28', n D20 . 1 ,47446. 
Für 1-Limonen aus Fichtennadelöl hat Wallach 8 ) [a] D — 105° (in 
Alkohol- oder Chloroformlösung) angegeben; an 1-Limonen aus 
Tannenzapfenöl wurden im Laboratorium von Schimmel § Co. 
folgende Kennzahlen beobachtet: Sdp. 176,5°, d 16 „ 0,8472, 
a D — 1 01 ° 1 0', [a] D — 119,41°, n ni0 . 1 ,47303. 

v. Braun und Lemke*) erhielten aus den in Äther ge- 
lösten Tetrabromiden mit Magnesium und etwas Jod nach der 
üblichen Reinigung folgende Präparate: d-Limonen d*T 0,8411, 
[»W + 126 8,4' und 1-Limonen d?°- 0,8422, [a] D20O — 122° 6', 
wovon ersteres als absolut reiner, einheitlicher Kohlenwasserstoff 
angesehen werden kann 6 ). 

Die beiden Limonene verhalten sich chemisch vollkommen 
gleich, sie geben dieselben, sich nur durch die Drehungsrichtung 
unterscheidenden Derivate; durch Mischen von d- und 1-Limonen 
entsteht Dipenten, das sich auch bildet, wenn die optisch aktiven 
Limonene auf höhere Temperatur erhitzt oder mit Säuren behandelt 



x ) Liebigs Annalen 246 (1888), 222. 

4 ) Journ. russ. phys.-chem. Ges. 31 (1899), 209; Chem. Zentralbl. 1899, 1. 1241. 

3 ) Liebigs Annalen 246 (1888), 222; Wallach u. Conrady, ebenda 252 
(1889), 145. 

4 ) Bert. Berichte 66 (1923), 1562. 

5 ) Escourrou [Chimie et Industrie 1* (1925), 519; Chem. Zentralbl. 1926, 
I. 823J meint auf Grund von Beobachtungen, die er bei der Reduktion und 
Oxydation von Limonen aus Pomeranzenöl machte, daß die Drehung eines 
reinen Limonens mehr als 130° betragen müsse. 



Kohlenwasserstoffe. 319 

werden. Säuren bewirken in der Kälte oft Wasseranlagerung 
unter Bildung von Terpineol und Terpinhydrat, warme Säuren 
spalten aber aus diesen Produkten beim Erwärmen wieder 
Wasser ab unter Bildung von Kohlenwasserstoffen. Konzentrierte 
Schwefelsäure verwandelt Limonen in Cymol. In völlig trocknem 
Zustande absorbiert Limonen ein Molekül Halogenwasserstoff 
unter Bildung von Limonenmonochlorhydrat, das bei der Be- 
handlung mit Natriumacetat aktives « -Terpineol liefert 1 ); nur 
bei Gegenwart von Feuchtigkeit findet Addition zweier Moleküle 
Halogenwasserstoff statt, und es entstehen dabei die auf S. 323 
beschriebenen Derivate des Dipentens. 

Limonen nimmt 4 Atome Brom auf und bildet damit das 
bei 104 bis 105° schmelzende, optisch aktive Limonentetrabromid 
(s. S. 320). Durch Addition von ISitrosylchlorid entstehen 
jeweils zwei physikalisch isomere (a- und ß-) Nitrosochloride 2 ), 
die in ähnlicher Weise wie Pinennitrosochlorid dargestellt und 
durch Chloroform, in dem sie verschieden löslich sind, getrennt 
werden können. Die Nitrosochloride verhalten sich chemisch 
vollkommen gleich, sie gehen beide durch Salzsäureentziehung 
mit alkoholischem Alkali in das bei 72° schmelzende Carvoxim 
über und liefern bei der Umsetzung mit Basen dieselben (zwei 
Reihen) Nitrolamine 8 ), von denen zu erwähnen sind das a- und 
£-Nitrolpiperidin, Smp. 94° und 110°, das u- und ,3-Anilid, 
Smp. 112° und 153°, und das «-Nitrolbenzylamin vom Smp. 93°. 
Auch das oben genannte Limonenmonochlorhydrat liefert ein 
ISitrosat. 

Durch verdünnte Permanganatlösung wird Limonen in den 
gesättigten vieratomigen Alkohol Limonetrit (Smp. 191,5 bis 192°) 
übergeführt*); die sonstigen, bei Oxydationen von Limonen ent- 
stehenden Produkte bieten wenig Charakteristisches. 

Bei der Autoxydation des Limonens wird nach Blumann und 
Zeitschel ) nicht die Doppelbindung, sondern eine benachbarte 
Methylengruppe angegriffen unter Bildung von Carveol und Carvon. 



1 ) Semmler, Berl. Berichte 28 (1895), 2190. — Wallach, Liebigs Annalen 
350 (1906), 154. 

2 ) Wallach, Liebigs Annalen 252 (1889), 109. 

3 ) Wallach, ebenda 270 (1892), 172. 

4 ) Wagner, Berl. Berichte 28 (1890), 2315. 
s ) Berl. Berichte 46 (1913), 1178. 



320 Hauptbestandteile der ätherischen Ole. 

Ipatiew 1 ) erhielt bei der Reduktion von Limonen durch 
Einleiten von Wasserstoff unter Druck bei Gegenwart von 
Kupferoxyd oder reduziertem Kupfer schließlich Menthan, C 10 H 20 . 
Beim Schütteln mit Platinmohr in einer Wasserstoffatmosphäre 
entsteht nach Vavon 2 ) Dihydrolimonen = d-Carvomenthen, C 10 H tg . 

Zelinsky 8 ) leitete d-Limonen im schwachen Kohlensäure- 
strom über Palladiumasbest bei einer Temperatur von 180 bis 
185°. Das gewonnene Produkt, dessen elementare Zusammen- 
setzung dieselbe wie die des Limonens war, bestand zu etwa 2 /s 
aus p-Cymol und zu V* aus Menthan. 

Die bei der Kontaktwirkung des Palladiums aus zwei Mole- 
külen Limonen abgespaltenen Wasserstoffatome reduzierten 
mithin die ungesättigte Bindung nicht im Kern der dritten Molekel, 
sondern auch in deren Seitenkette. 

Das am bequemsten zur Identifizierung zu verwendende Deri- 
vat des Limonens ist das Tetrabromid; um es darzustellen, ver- 
dünnt man nach Wallachs Angabe 4 ) die auf Limonen zu 
prüfende, möglichst reine Fraktion mit etwa dem vierfachen 
Volumen Eisessig und setzt der gut gekühlten Lösung so lange 
tropfenweise Brom hinzu, wie dieses unter Entfärbung auf- 
genommen wird; die sich nach längerem Stehen ausscheidenden 
Kristalle werden abgesaugt und aus Essigester um kristallisiert. 
Sie sind im Gegensatz zu denen des Dipententetrabromids meist 
glattflächig, weich und biegsam 8 ). Der Schmelzpunkt des reinen 
Tetrabromids liegt bei 104,5°, die spezifische Drehung in Chloro- 
formlösung beträgt +73,27 und —73,45°. 

Zu berücksichtigen ist bei der Darstellung des Tetrabromids, 
daß es nicht auf Anwendung absolut wasserfreier Reagenzien 
ankommt, diese geben vielmehr zur Bildung eines nicht kristalli- 
sierenden Tetrabromids Veranlassung; trotzdem ist das kristalli- 
sierte Produkt als das normale Bromid anzusehen 8 ). Alkohol 
und Äther als Verdünnungsmittel anzuwenden, wird von Wallach 
widerraten, da sie die Entstehung flüssiger Nebenprodukte ver- 



*) Berl. Berichte 48 (1910), 3546. 

s ) Compt rend. 153 (1911), 1675. 

3 ) Berl. Berichte 67 (1924), 2058. 

*) Liebigs Annalen 239 (1887), 3. 

») Wallach, Liebigs Annalen 227 (1885), 279. 

») Wallach, ebenda 26A (1891), 14. 



Kohlenwasserstoffe. 321 

anlassen; der gleiche Übelstand tritt auch ein, wenn die Terpen- 
fraktionen wenig einheitlich sind. 

Kleine Abänderungen in der Darstellungsweise sind von verschiedenen 
Seiten empfohlen worden. Baeyer und Villiger 1 ) benutzen als Verdünnungs- 
mittel ein Gemisch von 1 Vol. Amylalkohol und 2 Vol. Äther und tropfen 
das Brom unter Abkühlen ein; in dem Maße, wie der Äther verdunstet, soll 
sich alsdann das Tetrabromid abscheiden. 

Power und Kleber 8 ) lassen die auf Limonen zu prüfende Fraktion so 
lange in ein abgekühltes Gemisch von Eisessig und Brom eintropfen, bis ein 
nur noch geringer Überschuß an Brom vorhanden ist, entfärben dann mit 
wäßriger Lösung von schwefliger Säure und fällen das Bromid mit Wasser; 
sie wollen auf diese Weise die bei der sonst üblichen Bromierungsart stets 
zu beobachtende Bildung von Bromwasserstoff vermeiden und verhindern, 
daß nichtkristallisierende Bromide aus isomeren Terpenen gebildet werden. 
Eine Vereinigung beider Methoden ist schließlich von Godlewsky*) 
empfohlen worden, der vorschreibt, die Lösung des Terpens in einer Mischung 
gleicher Gewichtsteile Amylalkohol und Äther in ätherische Bromlösung, die 
während der Dauer der Reaktion mit Eiswasser zu kühlen ist, eintropfen 
zu lassen. 

Dipenten. 

C 10 H 16 . Mol.-Gew. 136. 

In der Natur ist die optisch inaktive Modifikation des 
Limonens, das Dipenten, oft, aber nicht so häufig wie Limonen, 
beobachtet worden. Außerdem ist zu berücksich- 
tigen, daß nachgewiesenes Dipenten sich infolge ch,, 
der Darstellungsweise oder durch langes Erhitzen c 
der Öle beim Fraktionieren aus ursprünglich vor- H c/\xh 
handenem Pinen oder Limonen gebildet haben * | j 
kann. Dipenten ist in folgenden Ölen aufgefunden HjC\^/CH s 
worden: Im Öl von Pherosphaera Fitzgeraldi (?), im CH 
Kopalöl von Agathis alba (?), im Rottannennadelöl, h 8 CC:CH 2 
im Rindenöl von Abies concolor, im Öl von Abies 
excelsa und A. pindrow (?), im Öl des Terpentins verschiedener 
Pinusarten, im Kienöl, im Kiefernholz, im Kiefernterpentinöl, 
im schwedischen und russischen Terpentinöl, im sibirischen 



*) Bert. Berichte 27 (1894), 448. 

*) Pharm. Rundschau (New York) 12 (1894), 160; Arch. der Pharm. 232 
(1894), 646. 

*> Chem. Zig. 22 (1898), 827. 

Gildemeister, Die ätherischen Öle. I. 21 



322 Hauptbestandteile der ätherischen Ole. 

Fichtennadelöl, im Nadelöl von Pinus heterophylla, P. Lam- 
bertiana, P. contorta, im Nadel- und Zapfenöl von P. palustris, 
P. ponderosa, im Terpentinöl von P. longifolia, im Öl von 
Cryptomeria japonica, Callitris verrucosa, C. glauca, C. are- 
nosa, C. intratropica, C calcarata, C. rhomboidea (?), C. ro- 
busta (?), C. tasmanica, C. Drummondii, C. Macleayana (?), 
Libocedrus decurrens, Cupressus torulosa, im Holzöl von 
Chamaecyparis Lawsoniana, im Palmarosaöl, Lemongrasöl, 
Citronellöl, Gingergrasöl, im Öl von Cymbopogon caesfus, 
/(aempfer/a ethelae, Amomis j'amaicensis, Cardamomenöl, 
Cubebenöl, Pfefferöl, Gagelöl, Sternanisöl, Muskatnußöl, Boldo- 
blätteröl, Kuromojiöl, Zimtblätter- und -wurzelöl, Campheröl, 
Campherblätteröl, Massoirindenöl, Apopinöl, im Kohobationsöl 
des Cayenne-Linaloeöls, im Öl von Liqui dambar formosana, 
in den Produkten der trocknen Destillation des Holzgummis 
„Guttin" von Gua/acum officinale, im japanischen Pfefferöl, im 
Öl von Fagara xanthoxyloides, Wartaraöl, Buccoblätteröl, Ber- 
gamottöl, Limettblätteröl, Neroliöl, ChinottoÖl (?), Pompelmusöl, 
Myrrhenöl, Weihrauchöl, ZJosive///a-Terpentinöl, Elemiöl, Öl von 
Canarium villosum, Borneocampheröl, Myrtenöl, Öl von Melaleuca 
erlcifolia, M. pauciflora (?), M. erubescens, M. hypericifolia, 
Callistemon lanceolatus, C. viminalis, Eucalyptus megacarpa, 
Corianderöl, Cuminöl, Ajowanöl, Fenchelöl, Seefenchelöl, Meister- 
wurzöl, Öl von Pycnanthemum lanceolatum (?), Satureja mon- 
tana, S. thymbra, Origanum vulgare var. viride, Thymus capi- 
tatus, im amerikanischen Poleiöl, im Öl von Ocimum viride (?), 
im Kessowurzelöl, Goldrutenöl, im Öl von Euthamia caroliniana, 
Artemisia glutinosa (?), im Shö-Gyüöl und Yu-Juöl. 

Abgesehen von seiner Bildung aus gleichen Teilen d- und 
1-Lirnonen wird es synthetisch durch Polymerisation des un- 
gesättigten aliphatischen Kohlenwasserstoffes Isopren, C 6 H g , 
sowie neben Terpinen durch Wasserentziehung aus den ali- 
phatischen Alkoholen Linalool und Geraniol erhalten; es ent- 
steht aber auch durch Isomerisierung anderer Kohlenwasser- 
stoffe Ct H ld , z. B. Pinen, Limonen, Phellandren, sowie aus 
sauerstoffhaltigen Verbindungen durch verschiedene Umwand- 
lungen, so z. B. aus Cineol, Terpineol und Terpinhydrat. Auch 
wurde Dipenten neben Cineol und Limonen bei der Umsetzung 
des Fenchylamins mit salpetriger Säure erhalten. 



Kohlenwasserstoffe. 323 

Das relativ reinste Dipenten erhält man bei der trocknen 
Destillation des Kautschuks; nach Beseitigung des isopren- 
haltigen Vorlaufes wird die von 172 bis 178° siedende Fraktion 
mehrmals einer sorgfältigen fraktionierten Destillation über 
Natrium unterworfen. Dabei kann etwa mit anwesendes, gleich- 
siedendes Cineol an der starken Erhöhung des spezifischen 
Gewichts erkannt werden. Ein weniger reines Präparat entsteht 
aus Dipentendichlorhydrat durch Salzsäureabspaltung mit Anilin 
oder Natriumacetat und Eisessig 1 ) oder aus kristallisiertem 
Terpineol durch Wasserabspaltung mit Kaliumbisulfat 2 ). 

Von Limonen unterscheidet sich Dipenten in seinen phy- 
sikalischen Eigenschaften nur durch die optische Inaktivität; 
der Siedepunkt ganz reinen Dipentens ist wohl derselbe wie der 
des Limonens, doch hat man beim Aufsuchen des Dipentens 
in Kohlenwasserstoffgemischen die etwas höher als Limonen 
siedenden Fraktionen zu berücksichtigen 3 ). Spezifisches Ge- 
wicht und Brechungsexponent stimmen mit den für Limonen 
ermittelten Daten völlig überein. Für Dipenten aus Kautschuk 
ist im Laboratorium von Schimmel 8{ Co. gefunden worden: 

Sdp. 175 bis 176°, d a0 . 0,844, n B20 . 1,47194. 

Dipenten ist verhältnismäßig beständig, denn durch Erhitzen 
geht es nicht in einen isomeren Kohlenwasserstoff C 10 H 18 über, 
sondern liefert Polymere; dagegen wandelt alkoholische Schwefel- 
säure es beim Erwärmen in Terpinen um. Seine Derivate sind 
inaktiv und können sowohl aus Dipenten selbst, als auch durch 
Vereinigung äquivalenter Mengen der entsprechenden optisch 
aktiven Verbindungen des Limonens erhalten werden ; sie weisen 
gegen die der aktiven Limonene einige kleine Unterschiede auf, 
namentlich in ihren Schmelzpunkten. Gegen Halogenwasser- 
stoff, Brom und Nitrosylchlorid verhält sich Dipenten wie die 
aktiven Limonene; die mit zwei Molekülen Halogenwasserstoff 
entstehenden festen Additionsprodukte existieren in zwei ver- 
schiedenen Formen, der eis- und trans-Modifikation*), von denen 



*) Wallach, Liebigs Annalen 239 (1887), 3; 245 (1888), 196. Vgl. dazu 
Tilden und Williamson, Journ. ehem. Soc. 68 (1893), 294. 
9 ) Wallach, Liebigs Annalen 275 (1893), 109. 
s ) Wallach, ebenda 286 (1895), 138; Berl. Berichte 40 (1907), 600. 
*) Baeyer, Berl. Berichte 26 (1893), 2861. 

21* 



324 Hauptbestandteile der ätherischen Öle. 

die niedriger schmelzende und leichter lösliche als cis-Form 
bezeichnet wird. Die höher schmelzende trans-Form ist die 
beständigere, sie bildet sich stets, wenn die Reaktion unter 
Erwärmung verläuft; in der Kälte entstehen meist beide 
Formen zugleich. Da man gewöhnlich die trans-Form erhält, 
so beziehen sich die folgenden Angaben nur auf diese Ver- 
bindungen. Dipentendichlor-, -dibrom- und -dijodhydrat entstehen 
sowohl aus Limonen wie Dipenten, wenn die abgekühlten 
Lösungen dieser Kohlenwasserstoffe in Äther, Eisessig usw. mit 
den betreffenden Halogenwasserstoffen gesättigt werden; beim 
Verdunsten des Lösungsmittels oder Verdünnen mit Wasser 
scheiden sich die Verbindungen als bald kristallisierende Öle 
ab. Da Terpinen analoge Verbindungen liefert, so können die 
entstandenen Dihalogenhydrate sich gegenseitig am Kristalli- 
sieren hindern, da Gemische von ihnen oft ganz bedeutende 
Schmelzpunktsdepressionen verursachen. Eine Trennung der 
Dipenten- und Terpinendihalogenhydrate kann unter Berück- 
sichtigung der verschiedenen Beständigkeit gegen verdünntes 
Alkali ausgeführt werden 1 ). 

Das Dipentendichlorhydrat schmilzt bei 50°; es kann aus 
seiner alkoholischen Lösung durch vorsichtigen Zusatz von 
Wasser kristallisiert erhalten werden; das Dibromhydrat bildet 
rhombische, atlasglänzende Tafeln und hat den Smp. 64°, das 
Dijodhydrat kristallisiert in verschiedenen Formen und schmilzt 
bei 77 bis 81°. Aus allen diesen Verbindungen läßt sich durch 
Entziehung von Halogenwasserstoff Dipenten regenerieren; durch 
Schütteln der Halogenderivate mit verdünntem Alkali entstehen 
a-Terpineol und Terpinhydrat. 

Die Nitrosylchloridverbindung ist, wie beim Limonen, so 
auch beim Dipenten in zwei physikalisch isomeren Modifikationen 
(a und ß) bekannt, die löslicher sind als die der aktiven Kompo- 
nenten, und die beide beim Abspalten von Salzsäure mit alkoholi- 
schem Kali inaktives Carvoxim vom Smp. 93° liefern; bei der 
Umsetzung mit Basen entstehen aus den Nitrosochloriden je zwei 
Nitrolamine, von denen die Nitrolpiperidine bei 154 und 152°, 
die Anilide bei 125 und 149° und das besonders charakteristische 
a-ISitrolbenzylamin bei 110° schmelzen. Auch ein Mitrosat des 



*) Wallach, Liebigs Annalen 350 (1906), 160. 



- Kohlenwasserstoffe. 325 

Dipentens und des aus diesem, wie bei Limonen angegeben, 
erhältlichen Monochlorhydrats ist bekannt 1 ). 

Die zum Nachweis des Dipentens gewöhnlich benutzte Ver- 
bindung ist das Tetrabromid 2 ), dessen Darstellung aus Dipenten 
in der gleichen Weise erfolgt, wie es für Limonentetrabromid be- 
schrieben wurde; es bildet sich auch, wenn konzentrierte Lösungen 
gleicher Gewichtsmengen d- und 1-Limonentetrabromid gemischt 
werden 3 ). Die Kristalle unterscheiden sich durch ihren Habitus 

— Dipententetrabromid ist im Gegensatz zum Limonentetrabromid 
stets in der Vertikalzone schilfartig gestreift und auffallend 
spröde — , die Schwerlöslichkeit und den höheren Sehmelzpunkt 

— 124 bis 125° — wesentlich von denen der Limonenverbindung. 
Zur Identifizierung eignet sich das oben erwähnte Nitrosochlorid 
mit dem zugehörigen Nitrolbenzylamin, die Überführung des 
Nitrosochlorids in Carvoxim, sowie das S. 324 beschriebene 
Dichlorhydrat. 

Wenn Gemenge von Limonen und Dipenten vorliegen, was 
häufiger der Fall sein dürfte, so ist zu beachten, daß sich die 
Dipentenderivate im allgemeinen zuerst abscheiden. 

Terpinolen. 

C 10 H ie . Mol.-Gew. 136. 

Dieses Terpen ist bisher nur auf syntheti- CH 3 

schem Wege erhalten worden, doch will Clover 4 ) 
es in einem Manila-Elemiöl aufgefunden haben, 
wobei er eine allmähliche Umwandlung in Di- 
penten beobachtete. Auch ist seine Anwesenheit 
im Corianderöl wahrscheinlich gemacht 5 ). Nach 
Escourrou*) ist Terpinolen im Pomeranzenöl 
enthalten. Er schließt dies aus dem Verhalten 
eines aus süßem Pomeranzenöl gewonnenen Limonens bei der 
Hydrierung und Ozonisierung. 




l ) Wallach, Liebigs Annalen 245 (1888), 258. 

») Wallach, ebenda 227 (1885), 278. 

*) Wallach, ebenda 246 (1888), 226. 

*) Philippine Journ. of Sc. 2 (1907), A. 17. 

Ä ) Bericht von Schimmel § Co. Oktober 1909, 33. 

•) Chimie et Industrie 14 (1925), 519; Chem. Zentralbl. 1926, I. 519. 



326 



Hauptbestandteile der ätherischen Ole. 



Der Siedepunkt des Terpinolens liegt bei etwa 185 bis 187°. 
Als charakteristische Derivate sind anzuführen das bei 116° 
schmelzende Tetrabromid und das Dibromid vom Smp. 69 bis 70°. 
Mit Halogenwasserstoff entstehen aus Terpinolen die ent- 
sprechenden Dipentenderivate. Bei der Oxydation mit Kalium- 
permanganat erhält man den bei 148 bis 150° schmelzenden 
Terpinolen-erythrit, C 10 H ia (OH) 4 -f- H a O. 

Terpinolen bildet sich nach A. Mailhe 1 ), wenn man Terpin 
im Glasrohr bei 310 bis 320° über Aluminium leitet. Es lieferte, 
bei 500 bis 550° über Kupfer geleitet, eine aus Benzol, Cyclo- 
hexan, Toluol, Methylcyclohexan, m-Xylol und m-Cymol be- 
stehende Flüssigkeit und ein Gas, das 27% Alkylene, 15 °/o 
Paraffine, 18% Methan und 40 °/o Wasserstoff enthielt. 

Sylvestren. 

C 10 H 18 . Mol.-Gew. 136. 

J ö -Caren. i-Sylvestren (= Carvestren). ^*-Caren. 





< 



CHa 

CH a 




H»C 



Sylvestren, A s - und ^*-Caren stehen in naher Beziehung 
zueinander. Wie Rao und Simonsen 2 ) gefunden haben, kommt 
Sylvestren, das bisher als Bestandteil zahlreicher ätherischer 
Öle angesehen wurde, als solches nicht in der Natur vor, es 
bildet sich vielmehr erst bei der Isolierung aus den ätherischen 
Ölen. Durch Einleiten von trockner Salzsäure in Caren oder 
carenhaltige Fraktionen entsteht nämlich Sylvestrendihydro- 
chlorid, und auf diese Weise hatte man bisher aus der Bildung 
dieser bei 72° schmelzenden Verbindung auf die Anwesenheit 
von Sylvestren geschlossen. Die früheren Sylvestrenfunde müssen 
daher, soweit dies noch nicht geschehen ist, nachgeprüft werden. 



x ) Journ. Usines Gaz 47 (1923), 370; Journ. chem.Soc. 126 (1924), I. 865. 
*) Journ. ehem. Soc. 127 (1925), 2494; 117 (1920), 570. 



Kohlenwasserstoffe. 327 

d-^ 3 -Caren kommt vor im indischen Terpentinöl von Pinus 
longifolia und P. Merkusii und in den Nadelölen von Pinus 
sylvestris und P. pumilio. 

4*-Caren ist im Öl von Andropogon iwarancusa nach- 
gewiesen worden 1 ). 

d-Sylvestren hatte man seinerzeit mit Hilfe der Salzsäure- 
verbindung festgestellt im schwedischen und finnischen Kienöl, 
im schwedischen und finnischen Terpentinöl, in verschiedenen 
Kiefernadelölen im Öl der Zweige und Nadeln von Libocedrus 
decurrens und im Cypressenöl, i-Sylvestren im russischen 
Terpentinöl von Pinus sflvestris, 1-Sylvestren im Öl von Dacry- 
odes hexandra, Sylvestren von nicht bestimmter Drehung im 
Wacholderrindenöl und im Abfallöl von der Herstellung der 
Sulfitzellulose (?). 

d-4 s -Caren ist ein farbloses Öl von charakteristischem, 
süßlichem Geruch 2 ). Sdp. 168 bis 169° (705 mm); d|§| 0,8586; 
a D + 7,69°; n D80 . 1,469. Im Gegensatz zu Sylvestren wird es 
von Chromsäuregemisch nicht angegriffen. Es bildet weder ein 
festes Nitrosochlorid noch ein Nitrosit, wohl aber ein kristalli- 
siertes Nitrosat, das sich bei 147,5° zersetzt. Mit trocknem 
Chlorwasserstoff behandelt, bildet Caren Sylvestrendichlorhydrat, 
mit wäßriger Salzsäure Dipentendichlorhydrat. Bei der Oxydation 
mit Kaliumpermanganat in der von Baeyer und Ipatiew 8 ) zur 
Gewinnung von Caronsäure angewandten Darstellungsweise 
wurde schließlich trans-Caronsäure erhalten. 

«-J 4 - Caren hat nach Simmonsen 4 ) folgende Eigenschaften: 
Sdp. 1 65,5 bis 1 67° (707 mm), d££ 0,8552, j>] 80 . +62,2°, n D80 . 1 ,1 ,474. 

Sylvestren wird in ziemlich reinem Zustand erhalten, wenn 
man aus einer carenhaltigen Fraktion das Dichlorhydrat darstellt 
und dieses durch Kochen mit Anilin 5 ), Diäthylanilin 6 ) oder mit 
Natriumacetat und Eisessig 7 ) zerlegt. 

*) Anmerkung während der Korrektur: d-A s - und d-4 4 -Caren kommen im 
deutschen Kieferwurzelöl, d-d s -Caren auch im Terpentinöl aus deutschem Scharr- 
harz und im deutschen Balsamterpentinöl vor. Semmler und v. Schiller, 
Berl. Berichte 60 (1927), 1591. 

2 ) Siehe Note 2 auf S. 326. 

s ) Berl. Berichte 29 (1896), 2796. 

*) Joum. ehem. Soc. 121 (1922), 2292. 

R ) Wallach, Liebigs Annalen 230 (1885), 243. 

•) Haworth u. Perkin, Journ. ehem. Soc. 104: (1913), 2234. 

') Wallach, Liebigs Annalen 289 (1887), 25; 245 (1888), 197. 



328 Hauptbestandteile der ätherischen Öle. 

Man sättigt die mit dem gleichen Volum trocknem Äther verdünnte 
Fraktion mit ganz trocknem Chlorwasserstoff, destilliert nach etwa zweitägigem 
Stehen den ÄtheT ab und bringt den Rückstand durch starke Abkühlung zum 
Kristallisieren. Der Kristallbrei wird auf porösen Tonplatten von öligen Bei- 
mengungen befreit und das zunächst aus dem gleichen Gewicht Alkohol um- 
kristallisierte Hydrochlorid durch fraktionierte Krystallisation aus Äther, in 
dem es schwerer löslich ist als die entsprechende Dipentenverbindung, 
gereinigt; der Schmelzpunkt des reinen Dichlorhydrats liegt bei 72° 1 ). 

Zu beachten ist, daß bei gleichzeitiger Anwesenheit von 
Dipenten oder solchen Terpenen, die bei der Einwirkung von 
Salzsäure in Dipentendichlorhydrat übergehen, Gemische von 
Chlorhydraten erhalten werden, deren Schmelzpunkt um so 
niedriger liegt, je größer der Gehalt an Dipentendichlorhydrat ist. 

Der auf die oben erwähnte Weise aus dem Chlorhydrat 
abgeschiedene Kohlenwasserstoff ähnelt in seinen physikalischen 
und chemischen Eigenschaften sehr dem Unionen. Wie dieses 
hat er einen angenehmen, an Citronenöl erinnernden Geruch, 
und sein spezifisches Gewicht und Siedepunkt stimmen fast 
völlig mit denen des Limonens überein. 

Atterberg, der Entdecker des Sylvestrens, ermittelte für 
dies Terpen: Sdp. 173 bis 175°, d ie . 0,8612, [«] D16= + 19,5° 2 ). 
Wallach gibt folgende Konstanten an: Sdp. 176 bis 177°, 
d le „0,851, n D l,47799 3 ). Sdp. 175 bis 176°, d s0 .0,848, [a] B + 66,32° 
(in Chloroform), n B 1,47573*). 

Schimmel § Co. 8 ) fanden für das aus dem Chlorhydrat 
des Dacryodesöls abgeschiedene 1-Sylvestren: Sdp. 172 bis 180°, 
d 16 „ 0,8604, « D — 45° 0', Bao . 1 ,47838. Ein ebenfalls aus dem 
Chlorhydrat erhaltenes d-Sylvestren siedete größtenteils von 178 
bis 182°; d 16 . 0,8659; a B + 54°17'; n D20 . 1 ,47936. 

Haworth und Perkin 6 ) erhielten aus einem synthetisch 
gewonnenen 1-Sylvestrendichlorhydrat vom Smp. 70 bis 72° und 
der spezifischen Drehung or D — 21,8° beim Zerlegen mit Diäthyl- 
anilin ein 1-Sylvestren von folgenden Eigenschaften: Sdp. 176 
bis 178°, d 19 . 0,848, a D — 68,2°, nj> 1,476t. 

*) Wallach, Liebigs Annalen 280 (1885), 241; 239 (1887), 25. 

a ) Bert. Berichte 10 (1877), 1206. 

■) Liebigs Annalen 245 (1888), 198. 

*) Ebenda 252 (1889), 149. 

B ) Bericht von Schimmel 8s Co. April 1914, 48. 

a ) Journ. ehem. Soc. 104 (1913), 2234. 



Kohlenwasserstoffe. 329 

Eine sehr charakteristische Reaktion des Sylvestrens ist die 
tiefblaue Färbung, die in Gegenwart von Essigsäureanhydrid 
nach Zugabe von einem Tropfen konzentrierter Schwefelsäure 
eintritt. Diese tiefblaue Farbe haben weder Wallach 1 ) bei 
Kiefernadelöl noch Bertram und Walbaum 2 ) bei schwedischem 
Kiefernadelöl noch Umney 8 ) bei schottischem Kiefernadelöl noch 
Mörner*) bei den Ölen von Pinus sllvestris, Pinus pumilio 
und Pinus ab/es (?) deutlich erhalten. Hierin ist wohl ein 
weiterer Beweis dafür zu erblicken, daß das aus diesen Ölen 
erhaltene Sylvestren nicht als solches darin ursprünglich vor- 
handen war. 

Das Dibromhydrat des Sylvestrens schmilzt bei 72°, das 
Dijodhydrat bei 66 bis 67°. Beim Behandeln der Dihalogen- 
hydrate mit verdünnter Kalilauge entsteht das bei 135 bis 136° 
schmelzende Sylveterpin, C 10 H 1S (OH) S , neben Sylveterpineol, 
C 10 H 17 OH, vom Sdp. 210 bis 214°*), Verbindungen, die den aus 
Dipentendichlorhydrat auf gleiche Weise erhaltenen entsprechen. 
Über die Struktur und weitere Derivate des Sylvestrens siehe 
auch Haworth, Perkin u. Wallach 8 ). 

Beim Erhitzen auf 250° wird Sylvestren polymerisiert, es 
wird aber weder hierbei, noch bei der Einwirkung alkoholischer 
Schwefelsäure in isomere Terpene umgewandelt; dieser Kohlen- 
wasserstoff ist also einer der beständigsten der Terpenreihe. 
Wie Limonen, so besitzt auch Sylvestren zwei durch Addition 
von Halogenwasserstoff, Brom oder Nitrosylchlorid ganz oder 
teilweise lösbare Doppelbindungen. Ein eigentümliches Ver- 
halten zeigt das Dichlorhydrat, das im Gegensatz zum inaktiven 
Dipentendichlorhydrat optisch aktiv (rechtsdrehend) ist und bei 
der Abspaltung des Halogenwasserstoffs aktives Sylvestren ent- 
stehen läßt. Das Tetrabromid, in derselben Weise wie das des 
Limonens dargestellt, schmilzt bei 135 bis 136°, doch erhält 
man es sehr schwer in fester Form, wenn, wie es meist bei 
Terpenfraktionen der Fall ist, auch andere Kohlenwasserstoffe 



*) Liebigs Annalen 239 (1887), 24. 
s ) Arch. der Pharm. 281 (1893), 299. 
*) Pharmaceutical Journ. 56 (1895), 167. 
*) Svensk farm. Tids. 1909, 317 und 1918. 
s ) Wallach, Liebigs Annalen 857 (1907), 72. 
") Liebigs Annalen 899 (1913), 155. 



330 



Hauptbestandteile der ätherischen Öle. 



zugegen sind. Reines Sylvestren gibt beim Behandeln mit Amyl- 
nitrit und Salzsäure ein bei 106 bis 107° schmelzendes Nitroso- 
chlorid, das beim Umsetzen mit Benzylamin eine Nitrolaminbase 
vom Smp. 71 bis 72° bildet. 

Perkin *) hat über die Cyclohexen-3-carbonsäure sowohl i- wie 
d-Sylvestren synthetisch dargestellt. Zusammen mit Haworth*) 
hat derselbe Gelehrte auch die Synthese des 1-Sylvestrens aus- 
geführt (S. 328). 











Terpinen. 








C 10 H 


t8 . Mol.-Gew. 


136. 




CH S 

i 






CH B 




CH, 

1 


1 

C 
HaC/^ScH 






II 

c 

H a c/\ 


CH S 




1 

c 

HC.-^NcH» 


C 

j 


CH 






HsC \X 

c 


CH 




HaCk s/ CH 
C 

t 


CH(CrW, 






CH(CH,) S 




CH(CH S ) S 


a 








ß 






r 



Unsere Kenntnis über das Vorkommen von Terpinen in 
ätherischen Ölen war bis vor nicht langer Zeit sehr beschränkt, 
da als einziges exaktes Charakteristikum für die Anwesenheit dieses 
Kohlenwasserstoffs in einem Öle, neben den auch von anderen 
Kohlenwasserstoffen gebildeten Terpinendihalogeniden , nur das 
Anlagerungsprodukt mit salpetriger Säure in Frage kam. Man 
bezeichnete bisher als Terpinen einen Kohlenwasserstoff, der 
bei der Einwirkung von salpetriger Säure ein Nitrosit vom 
Smp. 155° bildet. Der künstlich dargestellte Kohlenwasserstoff 
ist ein Gemisch von 2 Isomeren, von Wallach o- und y-Terpinen 
genannt, dessen Zusammensetzung mit der Darstellungsmethode 
wechselt. 

Das Terpinen ist zuerst von E. Weber 3 ) im Öl der langen 
Ceylon -Cardamomen aufgefunden worden; später konnte es 
dann mit Hilfe des Nitrosits vom Smp. 155° noch im Zittwer- 



*) Journ. ehem. Soc. 91 (1907), 480; Proceed. ehem. Soc. 26 (1910), 97. 
ä ) Journ. ehem. Soc. 108 (1913), 2225. 
s ) Liebigs Annalen 288 (1887), 107. 



Kohlenwasserstoffe. 331 

samenöl, Manila - Elemiöl , Dillkrautöl und Majoranöl nach- 
gewiesen werden. Erst die Untersuchungen im Laboratorium 
von Schimmel $ Co. 1 ) zeigten, daß beide, von Wallach als 
Bestandteile des künstlichen Terpinens gekennzeichnete Kohlen- 
wasserstoffe auch in ätherischen Ölen enthalten sind, und zwar 
wurde «-Terpinen aufgefunden im Sadebaumöl, amerikanischen 
Wurmsamenöl, Corianderöl, im Öl von Ocimum viride und im 
Sho-Gyüol; y-Terpinen im Citronenöl, Corianderöl, Ajowanöl, 
SeefenchelÖl, spanischen Thymianöl, im Öl von Mosla japonica, 
Ocimum viride und im Sho-Gyüöl. Terpinen (ohne nähere 
Angaben) ist nachgewiesen worden im Öl von Cupressus 
torulosa, Xanthoxylum budrunga, Slenocalyx pitanga, Euca- 
lyptus megacarpa und Artemisia glutinosa (?). 

Reines a-Terpinen (l-Methyl-4-isopropylcyclohexadien-l,3) 
ist von v. Auwers und Hinterseber 3 ) synthetisch aus 1-Methyl- 
4-isopropylhexadien-l,3-on-2 durch Kochen mit alkoholischem 
Kali hergestellt worden, wofür Roth und v. Auwers 8 ) angeben: 
Sdp. 65,4 bis 66,0° (13,5 mm), d^ 0,8353, n D18 , 9 , 1,47942. 

Künstlich wird Terpinen erhalten durch Einwirkung von Säu- 
ren auf Kohlenwasserstoffe wie Pinen, Dipenten und Phellandren 
oder auf sauerstoffhaltige Verbindungen wie Linalool, Geraniol.Ter- 
pineol,Terpinenol,Terpinenterpin,Terpinhydrat, Dihydrocarveol und 
Cineol, ferner durch Abspaltung von Halogenwasserstoffsäure aus 
den Terpinenhalogeniden und durch besondere Umsetzung aus 
Carvenylamin, Carvenon, Methyldichlormethyl-ketodihydrobenzol 
und o-Kresol. Besonders geeignet zur Darstellung von «-terpinen- 
reichen Präparaten sind die Synthesen von Sem ml er 4 ) und 
Auwers 8 ). Reine Produkte erhält man aber auch hier nicht, so- 
daß die Konstanten nur annähernde Gültigkeit haben. Wallach«) 
fand für ein Terpinen, das er durch Einwirkung von Methyl- 
magnesiumjodid auf Sabinaketon erhielt, nach mehrfacher Destil- 
lation über Natrium, folgende Konstanten: Sdp. 174 bis 179°, 
d 22 „ 0,842, n D 1,4719 und für ein durch Erhitzen des Hydro- 



*) Gildemeister u. Müller, Wallach-Festschrift, Göttingen 1909, S. 443. 

») Berl. Berichte 48 (1915), 1375. 

») Liebigs Annalen 407 (1915), 157. 

*) Berl. Berichte 41 (1908), 4474; 42 (1909), 522. 

s ) Ebenda 43 (1909), 2404, 2424. 

a ) Liebigs Annalen 862 (1908), 301; vgL auch 374 (1910), 171. 



332 Hauptbestandteile der ätherischen Öle. 

Chlorids mit Anilin erhaltenes Präparat 1 ): Sdp. 179 bis 181°, 
d 20 „ 0,846, n B 1,4789. 

Schimmel § Co. beobachteten für eine aus a- und y-Ter- 
pinen bestehende Fraktion des Corianderöls: Sdp. 177 bis 178°, 
d 15 . 0,8485, a D + 0°32', n Dt0 . 1,47650. 

Eine große Ähnlichkeit hat Terpinen mit Dipenten. Durch 
Einwirkung von Halogenwasserstoffsäuren entstehen die Terpinen- 
halogenhydrate, die denen des Dipentens zum Verwechseln ähn- 
lich sind. Es existieren eis- und trans-Modifikationen, von denen 
nur die letzteren für die Charakterisierung in Frage kommen, 
weil die cis-Verbindungen flüssig sind. 

Das Terpinendihydrochlorid schmilzt bei 51 bis 52°, das 
Dihydrobromid bei 58 bis 59°, das Dihydrojodid bei 76°. Von 
den isomeren Dipentenverbindungen können sie durch die beim 
Mischen von gleichen Teilen entstehenden starken Schmelz- 
punktsdepressionen unterschieden werden. Durch Kochen des 
Hydrochlorids mit Basen erhält man ein Gemisch von mehreren 
Kohlenwasserstoffen. Beim Schütteln mit verdünnter Kalilauge 
entstehen neben eis- und trans-Terpin, Terpinenterpin (Smp. 137 
bis 138°), Terpinenol-4 und y-Terpinenol. 

Einwirkung von Brom auf Terpinen liefert nur flüssige Ver- 
bindungen. Ein Nitrosochlorid konnte nicht erhalten werden. 
Durch Addition von salpetriger Säure entsteht das Terpinen- 
nitrosit vom Smp. 155°, das bei der Umsetzung mit Basen 
wie Piperidin und Benzylamin Nitroiamine liefert, von denen 
das Nitrolpiperidin bei 153 bis 154°, das Nitrolbenzylamin bei 
137° schmilzt. Durch vorsichtige Reduktion mit Zinkstaub und 
Eisessig lassen sich das Terpinennitrosit und die Nitrolamine 
zu Carvenon reduzieren; bei Anwendung energischer wirkender 
Reduktionsmittel, wie z. B. Natrium und Alkohol, geht die Reduk- 
tion leicht weiter unter Bildung von Tetrahydrocarvon und Tetra- 
hydrocarvylamin. Mach Wallach ist das Nitrosit ein Derivat 
des a-Terpinens, aus dem durch Oxydation mit Permanganat die 
i-or.a'-Dioxy-e-methyl-ce'-isopropyladipinsäure vom Smp. 188 bis 
189° entsteht, deren Lacton bei 72 bis 73° schmilzt. Bei weiterer 
Oxydation erhält man aus dieser Säure Dimethylacetonylaceton 
(Semicarbazid-Verbindung, Smp. 201 bis 202°; Dioxim, Smp. 137°). 

l ) Liebigs Annalen 360 (1906), 149. 



Kohlenwasserstoffe. 333 

Aus y-Terpinen entsteht bei der gleichen Oxydation der 
Erythrit C^H^OH)« vom Smp. 237°. Durch Einwirkung ver- 
dünnter Schwefelsäure erhält man hieraus Carvacrol und Thymol. 

Zum Nachweis von Terpinen in ätherischen Ölen untersucht 
man die Fraktion vom Sdp. 175 bis 185°. Einen Anhalt gibt in 
diesem Falle schon die Entstehung von Terpinendihydrochlorid 
vom Smp. 52° bei Einwirkung von gasförmiger Salzsäure auf 
die Eisessiglösung des Kohlenwasserstoffes, denn Thujen und 
Sabinen sowie Terpinenol und Terpinenterpin, die ebenfalls 
dieses Chlorid bilden, sieden teils niedriger, teils höher. Sehr 
geeignet zum Nachweis ist das Terpinennitrosit 1 ), das wie folgt 
dargestellt wird: 

3 ccm der entsprechenden Kohlenwasserstofffraktion werden in einem 
engen Reagensglas mit l 1 /* cctn Eisessig und 4 1 /* ccm Wasser versetzt; man 
gibt dann unter guter Kühlung eine konzentrierte wäßrige Lösung von 1,5 g 
Natriumnitrit in kleinen Portionen hinzu, wodurch der Kohlenwasserstoff eine 
grünliche Farbe annimmt. Wenn die salpetrige Säure vollständig absorbiert 
ist, entsteht eine rötlichgelbe Färbung; man impft jetzt zweckmäßig mit einem 
Kriställchen reinen Nitrosits, um eventuell eintretenden Übersättigungserschei- 
nungen vorzubeugen. Die nach einiger Zeit abgeschiedenen Kristalle wäscht 
man mit Wasser und Petroläther und kristallisiert sie aus Alkohol um 
(Smp. 155°). 

Ein exakter Nachweis für die Anwesenheit der einen oder 
der anderen Terpinenmodifikation kann nur durch die Oxyda- 
tion mit Permanganat erbracht werden. Wallach 2 ) verfährt 
folgendermaßen : 

7 g des Kohlenwasserstoffs werden in einer Kupferblase mit 33 g Kalium- 
permanganat, 14 g Kaliumhydroxyd, 400 g Eis und 400 ccm Wasser eine Stunde 
hindurch auf der Schüttelmaschine durchgeschüttelt. Dann wird nicht ver- 
brauchter Kohlenwasserstoff abgeblasen, vom Braunstein abfiltriert und die 
Oxydationslaugen unter Einleiten von Kohlendioxyd auf dem Wasserbade zur 
Trockne verdampft, mit Alkohol extrahiert und der nach dem Entfernen des 
Alkohols hinterbleibende Rückstand mit möglichst wenig heißem Wasser auf- 
genommen und der Kristallisation überlassen. Es scheidet sich ein Kristall- 
brei aus, der abfiltriert und mit wenig kaltem Wasser nachgewaschen wird. 
Die Kristalle werden auf Ton gestrichen und aus der 15- bis 20-fachen Menge 
25% igen Alkohols umkristallfsiert. Der Schmelzpunkt des so erhaltenen 
Produkts, des oben genannten Erythrits, liegt bei 235 bis 236°, bei schnellerem 



*) Über die Konstitution des Terpinennitrosits s. Wallach, Liebigs 
Annalen 356 (1907), 233 und Wieland und Reindel, ebenda 424 (1921), 92. 

*) Liebigs Annalen 362 (1908), 297; Vgl. auch Gildemeister u. Müller, 
Wall ach- Festschrift, Göttingen 1909, S. 443. 



334 Hauptbestandteile der ätherischen Öle. 

Erhitzen bei 237 bis 238°. Es ist in Äther, Ligroin, Essigester und Chloroform 
wenig löslich, auch schwer löslich in kaltem Alkohol und in Wasser, leichter 
in den heißen Lösungsmitteln. Die vom Erythrit abgesaugte Oxydationslauge 
wird zuerst mit Essigester ausgeschüttelt, dann in der Kälte mit verdünnter 
Schwefelsäure übersättigt, einmal mit Äther durchgeschüttelt und schließlich 
erschöpfend mit Essigester extrahiert. In den Essigester geht eine Säure, 
welche nach geeigneter Konzentration der Lösung auskristallisiert und dann 
noch einmal aus der etwa 6-fachen Menge Wasser umkristallisiert wird. Die 
Säure, «, «'-Dioxy-a-methyl-a'-isopropyladipinsäure, schmilzt bei 189 01 ) unter 
Wasserabgabe. 

Sehr leicht, und zwar schon in der Kälte, wird Terpinen von 
Chromsäuregemisch (nach Beckmanns Vorschrift bereitet) an- 
gegriffen und völlig zerstört; dieses Verhalten läßt sich ver- 
werten, wenn es sich darum handelt, Terpinen aus Gemischen 
mit Pinen, Camphen, Limonen, Terpinolen, Cineol und Pinol zu 
entfernen, da diese Verbindungen gegen das Oxydationsmittel in 
der Kälte ziemlich beständig sind. 



Crithmen. 

C 10 H 16 . Mol.-Gew. 136. 

Francesconi und Sernagiotto 2 ) fanden dieses Terpen, 

dem sie die nebenstehende Formel zuerteilen, im italienischen 

Seefenchelöl, besonders in den um 113 bis 115° 

(30 mrn) siedenden Anteilen. Es hat folgende 

Eigenschaften: Sdp. 178 bis 180° (759 mm); 

d xs . 0,8679; n D 1,4806. Es gibt ein a-Nitrosochlorid 

vom Smp. 101 bis 102° und ein /3-Nitrosochlorid vom 

Smp. 103 bis 104°. Ein festes Tetrabromid wurde 

hc-c-ch nicht erhalten. Das Nitrolpiperidin schmilzt bei 
138°, das Nitrolbenzylamin bei 103 bis 104'. Ferner 

liefert das Crithmen ein Nitrosit (Smp. 89 bis 90°) und ein Nitrosat 
(Smp. 104 bis 105°). Durch die Bildung von trans-Terpinen- 
dichlorhydrat (Smp. 52") beim Einleiten von Salzsäuregas in die 
essigsaure Lösung erwies sich das Crithmen als ein Derivat des 
p-Cymols. Delepine und de Belsunce 3 ) haben weder das 




*) Vgl. Henry u. Paget, Journ. ehem. Soc. 119 (1921),1714; 123(1923), 1878. 
*) Atti R. Accad. dei Lincei, Roma (5), 22, I (1913), 231, 312, 382. 
s ) Bull. Soc. chim. IV. 23 (1918), 24. 



Kohlenwasserstoffe, 335 

Nitrosit noch das Nitrosat des Crithmens fassen können, für das 
Nitrosochlorid haben sie den Smp. 110°, für das Nitrolpiperidin 
148° festgestellt. Longuet 1 ) fand für das Nitrosochlorid den 
Smp. 111 bis 112°; Nitrolpiperidin, Smp. 149 bis 150°; Nitrol- 
benzylamin, Smp. 106 bis 107°; Nitroldiäthylamin, Smp. 56°; 
Nitrosat, Smp. 106 bis 107°. Das von Murayama im Öl von 
Mosla japonica und einigen andern ätherischen Ölen auf- 
gefundene und als Moslen bezeichnete Terpen ist nach Longuet 
mit Crithmen identisch 3 ). 

Moslen. 

C 10 H 19 . Mol.-Gew. 136. 

Diesen Kohlenwasserstoff fand Murayama 8 ) zuerst im Öl 
von Mosla japonica; später stellte er auch sein Vorkommen im 
Ajowanöl und im Öl von M. grosserrata fest. Das neue Terpen 
wurde in einer bei 59 bis 60° (10 mm) oder bei 173 bis 175° 
(gew. Druck) siedenden Fraktion nachgewiesen, die aus einem 
mit Alkalilauge vom Thymol befreiten Öl gewonnen war. 
D 18 . 0,8528, n D 1,48228, Nitrosochlorid, Smp. 111°, Nitrolpiperidid, 
Smp. 142 bis 143°, Nitrolanilid, Smp. 126 bis 128°, Dihydro- 
chlorid, Smp. 52°, Nitrosat, Smp. 114°. 

Durch Behandlung des Nitrosochlorids mit Natrium in alko- 
holischer Lösung erhielt Murayama die Verbindung (C 10 H 18 ) 3 N 3 O, 
gelbe Nadeln, Smp. 52 bis 53°, und das in verdünntem Alkohol 
schwerer lösliche Produkt (C t0 H ls ) 2 N 8 , orangegelbe Blättchen, 
Smp. 85 bis 87°, deren Identität mit Azo-p-cymol nachgewiesen 
wurde. Der gelbe Körper vom Smp. 52 bis 53° ist nach 
Murayama identisch mit Azoxy-p-cymol. Moslen ist ein Dihydro- 
cymol, das höchstwahrscheinlich zwei Doppelbindungen im 
Benzolkern besitzt. 

Longuet 2 ) hält Moslen für identisch mit Crithmen. 



») Bull. Sciences phannacol. 32 (1925), 65; Chem. Zentralbl. 1925, I. 1985. 

s ) Anmerkung bei der Korrektur: „Neuerdings haben Fr. Richter und 
W. Wolff [Berl. Berichte 60 (1927), 477] nachgewiesen, daß im Crithmen nur 
y-Terpinen vorliegt." Demnach wären sowohl Crithmen als auch Moslen aus 
der Literatur zu streichen. Hiergegen sprechen jedoch die Unterschiede in 
den Schmelzpunkten der Nitrolbenzylamine und -piperidine. 

") Journ. pharm. Soc. Japan 1921, Nr. 475. 



336 Hauptbestandteile der ätherischen Ole. 



Phellandren. 

C 10 H ia . Mol.-Gew. 136. 

Phellandren gehört zu den in der Natur ziemlich verbreiteten 
Kohlenwasserstoffen C 10 H 18 ; es kommt in verschiedenen Modi- 
fikationen vor, und zwar ver- 
CH a CH a steht man nach Wallach 1 ) ganz 

q c allgemein „unter Phellandren 

HCr^NcH H Cf/NiCH einen Kohlenwasserstoff Ci H la , 



, || und I der in Berührung mit N 2 O a in 

HaC X/ CH HjCv^^CH einem indifferenten, wasserfreien 

CH CH Lösungsmittel (Ligroin) und bei 

H„C-CH-CH 3 H,C-CH-CH 3 einer Temperatur unter 0°, also 

a ß unter Bedingungen, unter denen 

Umlagerungen nach Möglichkeit 
ausgeschlossen sind, sofort ein wohlcharakterisiertes Nitrit ab- 
scheidet". 

Sowohl a- wie /S-Phellandren kommt in der Natur in beiden 
optischen Modifikationen vor, und zwar: d-a-Phellandren im 
GingergrasÖl, Gagelöl (?), Ceylon- und Seychellen-ZimtÖl, im Öl 
von Boswellia serrata, im Elemiöl, Schinusöl, Bitterfenchelöl, 
spanischen Dillkrautöl und im Öl von Daphnandra aromatfca, 
1-a-Phellandren im Sternanisöl, Wartaraöl, im Öl von Xantho- 
xylum alatum, Eucalyptus d/ves, E. phellandra, im austra- 
lischen Eucalyptusöl, im Öl von Lantana camara und Nelaleuca 
acuminata. 

d-/S-Ph ellandren ist im Öl von Bupleurum iruticosum, 
im Sternanisöl und Wasserfenchel öl, l-(*-Phellandren im Ter- 
pentinöl von Pinus contorta und im japanischen Pfefferöl nach- 
gewiesen worden; ferner ist /^-Phellandren, unbekannt von 
welcher Drehungsrichtung, im Öl von Roubieva multifida, im 
Seychellen-Zimtöl, CitronenÖl, Schinusöl, im Öl von Eucalyptus 
amygdalina, von Seseli Bocconi, im italienischen Seefenchelöl 
und wahrscheinlich auch im Corianderöl und Cuminöl enthalten. 

Aus den sonstigen über das Vorkommen von Phellandren 
in ätherischen Ölen gemachten Angaben ist meist nicht ersicht- 



*) Liebigs Annalen 386 (1904), 10. 



Kohlenwasserstoffe. 337 

lieh, um welches Phellandren es sich handelt Am häufigsten 
dürfte jedoch das a-Phellandren vorkommen, und zwar scheint 
es, als ob es meist von kleinen Mengen /tf-Phellandren begleitet 
ist, so daß hier ähnliche Verhältnisse herrschen wie beim Vor- 
kommen von «- und ß-P'men. Außer in den genannten Ölen 
ist Phellandren in folgenden aufgefunden worden: 

Als d-Phellandren im sibirischen Fichtennadelöl, Öl 
aus dem Holz von Caesalpinia sappan, Angelicawurzelöl und 
Meisterwurzöl. 

Als l-Phellandren im Rottannennadel öl, im Hadelöl von 
Ab/es concolor, A. magnifica, Pinus contorta, im Latschen- 
kieferöl, im Öl der Samen von Monodora grandiflora, im 
Pimentöl, Baybeerenöl von den Bermuda-Inseln, im Öl von 
Melaleuca acuminata, M. bracteata, Eucalyptus Andrews/, 
E. Gunnii und im Krauseminzöl. 

Ohne Angabe der Drehungsrichtung: im Öl von Pinus 
Lambertiana (?), Juniperus phoenicea, Andropogon laniger, 
Curcumaöl, Ingweröl, Öl von Amomis jamaicensis, Costus- 
wurzelöl, Aschantipfefferöl, Pfefferöl, Magnoliaöl, Öl von Mono- 
dora myristica, Blätteröl von Cinnamomum Oliven' (?), Rinden- 
Öl von C. peduneulatum, Zimtwurzelöl, Campheröl, Sassafras- 
blätteröl, im Öl von Liquidambar formosana (?), Geraniumöl, 
Weihrauchöl, Öl von Eucalyptus acervula, aemenoides, austra- 
Uana, angophoroides , campanulata, capitellata, coeeifera, 
coriacea, crebra, Dawsoni, Delegatensis , dives, fastigiata, 
Fletcheri, fraxinoides, haemastoma, linearis, loxophleba, Lueh- 
manniana, macrorrhyncha, melanophloia, meliodora, micro- 
theca, nigra, nova-angl ica, obliqua, oreades, ovalifolia, o. var. 
lanceolata, phlebophylla, platypus, pulverulenta, radiata, regnans, 
Risdoni, robusta, rostrata, siderophloia, sideroxylon var. pallens, 
Sieberiana , stellulata, taeniola, viminalis, virgata, vitrea, im 
deutschen und englischen Dillöl, Ajowankrautöl, Pfefferminzöl, 
Öl von Mosla japonica, Eupatorium capillifolium, Goldrutenöl, 
Hundefenchelöl und Wermutöl. 

Die Phellandrene gehören zu den unbeständigsten Terpenen, 
daher dürfen phellandrenhaltige Öle, wenn es sich um Gewinnung 
und Nachweis dieser Kohlenwasserstoffe handelt, nie wiederholt 
bei Atmosphärendruck destilliert werden, sondern sie sind am 
besten im Vakuum zu fraktionieren. 

Gildemeister, Die ätherischen Öle. i. 22 



338 Hauptbestandteile der ätherischen Öle. 

Synthetisch wurde a - Phellandren von Harries und 
Johnson 1 ), sowie von Wall ach *) erhalten, doch liegen auch 
hier keine unzweifelhaft reinen Substanzen vor. Die einzigen 
kristallisierten Derivate, die Nitrosite, sind zur Regenerierung 
der Phellandrene nicht geeignet; sie zersetzen sich wohl beim 
Behandeln mit Alkali 3 ), es bildet sich aber dabei kein Kohlen- 
wasserstoff C 10 H 16 . Man muß sich also mit der Erlangung mög- 
lichst phellandrenreicher Fraktionen begnügen, und zwar nimmt 
man die gegen 170 bis 178° siedenden Anteile; auf solche be- 
ziehen sich auch die für Phellandren angegebenen Eigenschaften. 

Von den für die Phellandrene beobachteten Konstanten 
seien folgende erwähnt: 

\-a- Phellandren aus Öl von Eucalyptus amygdalina 4 ): 
Sdp. 173 bis 175° (754 mm), 50 bis 52° (5 mm), d 1RO 0,848, 
«3 — 84° 10', n mo „ 1 ,47694. Aus Öl von Eucalyptus dives 6 ): 
Sdp. 67 bis 68° (22 mm), df^ 0,8425, [«] D20 . — 112,76°, 
n BaB o 1,4725. 

d-a-Phellandren aus Gingergrasöl 6 ): Sdp. 44 bis 45° (4 mm), 
175 bis 176" (754 mm), d 16 . 0,8565, « I) + 40 o 40'. 

d-«-Phellandren aus Elemiöl'): Sdp. 61° (11 mm), d lfl0 0,844, 
n D19 . 1,4732. 

/?-Phellandren aus Wasserfenchelöl : Sdp. 57° (11mm), d 20 „ 0,8520, 
n B20 „ 1,4788») und d„. 0,848, [a]j, + 14°45', n D1B . 1,4759"). 0-PheI- 
landren aus Öl von Bupleurum fruticosum besitzt ein spezifisches 
Drehungsvermögen von etwa — f- €>5° 10 ). 

Die optische Drehung des Phellandrens ist sehr veränderlich; 
sie wird durch Einwirkung des Sonnenlichtes herabgesetzt 11 ). 



*) Berl. Berichte 38 (1905), 1832. 

*) Liebigs Annalen 359 (1908), 283. 

») Wallach, Liebigs Annalen 2S7 (1895), 374; 33« (1904), 30. 

4 ) Beobachtung im Laboratorium von Schimmel § Co. 

*) Smith, Hurst u. Read, Journ. ehem. Soc. 123 (1923), 1657. 

8 ) Bericht von Schimmel $ Co. April 1904, 52. 

') Wallach, Liebigs Annalen 336 (1904), 12. 

«) Ebenda 336 (1904), 43. 

*) Ebenda 340 (1905), 2. 

10 ) Francesconi u. Sernagiotto, Gazz. chim. ital. 46 (1916), I. 119; 
Chem. Zentralbl. 1916, I. 973. 

") Bacon, Philippine Journ. of Sc. 4 (1909), A. 101. 



Kohlenwasserstoffe. 339 

Wie schon erwähnt, ist Phellandren wenig beständig 1 ), 
schon beim Erwärmen auf seine Siedetemperatur polymerisiert 
es sich; leichter noch wird es durch Einwirkung von Säuren 
in inaktive Isomere umgewandelt, so durch Halogenwasserstoff 
in Dipenten, durch alkoholische Schwefelsäure in Terpinen. 

Francesconi und Sernagiotto 2 ) erhielten aus ^Phel- 
landren durch Behandlung mit alkoholischer Salzsäure neben 
einem öligen Produkt auch Terpinendichlorhydrat vom Smp. 
51 bis 52°. 

Durch Oxydation mit Kaliumpermanganat entsteht aus 
a-Phellandren die ölige a-Oxy-0-isopropylglutarsäure, die durch 
weitere Oxydation mit Bleisuperoxyd und Schwefelsäure in Iso- 
propylbernsteinsäure übergeht. Die aus /S-Phellandren entstehen- 
den entsprechenden Oxydationsprodukte sind a-Oxy-tf-isopropyl- 
adipinsäure bzw. a-Isopropylglutarsäure 3 ). 

Wallach 4 ) erhielt durch Oxydation von /J-Phellandren mit 
l°/oiger Kaliumpermanganatlösung neben A 2 - Isopropylcyclo- 
hexenon, «-Isopropylglutarsäure, Isobuttersäure und ein öliges 
Glykol, das durch Einwirkung von verdünnter Schwefelsäure 
Tetrahydrocuminaldehyd und etwas Dihydrocuminalkohol lieferte. 
Durch Oxydation mit Luftsauerstoff entsteht aus ,J- Phellandren 
-dMsopropylcyclohexenon 6 ). 

Das durch Addition von salpetriger Säure entstehende 
Phellandrennitrit wird zur Identifizierung beider Phellandrene 
benutzt. Jedes von ihnen bildet je zwei Nitrite, die sich, wie 
Schreiner«) zuerst nachwies, durch ihre Schmelzpunkte unter- 
scheiden. Will man sich schnell vergewissern, ob in einem Öle 
Phellandren enthalten ist, so wird eine Mischung aus 5 ccm 
des Öles und 10 ccm Petroläther mit einer Auflösung von 5 g 
Natriumnitrit in 8 g Wasser unterschichtet und die zur Ent- 
wicklung der salpetrigen Säure nötige Menge (5 ccm) Eisessig 



*) Die Konstanten von l-a-Phellandren (d uo 0,8496; « DK o —62=35') waren 
beim Aufbewahren in ganz gefüllten braunen Flaschen im Keller nach etwa 
8 Jahren umgeändert in diso 0,8550 und «umo — 58°38'. 

9 ) Gazz. chim. ital. 44 (1914), II. 456; Chem. Zentralbl. 1915, I. 892. 

») Semmler, Bert. Berichte 36 (1903), 1749. 

*) Liebigs Annalen 340 (1905), 12. 

s ) Ebenda 343 (1905), 29. 

*) PharmaceutJcal Archives 4 (1901), 90. 

22* 



340 Hauptbestandteile der ätherischen Ole. 

unter Umschütteln allmählich zugesetzt; der entstehende volu- 
minöse Kristallbrei wird mit Hilfe einer Luftpumpe abgesaugt, 
erst mit Wasser, dann mit Methylalkohol gewaschen und durch 
mehrmaliges Lösen in Chloroform und Fällen mit Methylalkohol 
gereinigt 1 ). Die löslichsten Anteile des Nitrits, das sich aus 
zwei verschiedenen Formen zusammensetzt, gehen hierbei aber 
verloren. Besonders, wenn es sich darum handelt, nachzu- 
weisen, welches Phellandren vorliegt, führt man die Reinigung 
besser unter Anwendung von Aceton aus a ). Durch fraktioniertes 
Fällen mit Wasser läßt sich das Nitrit des a-Phellandrens in 
Anteile vom Smp. 112 bis 113°, bzw. 113 bis 114° und 105°, das 
des ,ff-Phellandrens in solche vom Smp. 102° und 97 bis 98° zer- 
legen, denen allen ein verschiedenes Drehungsvermögen zu- 
kommt, die aber zum Teil sowohl in den rechts- als links- 
drehenden Formen dargestellt sind. 

Baker und Smith 8 ) versetzen zum Nachweis des Phel- 
landrens 3 ccm gesättigte Natriumnitritlösung mit 2 ccm Öl 
und fügen dann vorsichtig, ohne umzuschüttein, etwa 8 bis 
10 Tropfen Eisessig hinzu. 

Die Phellandrennitrite lassen sich im Gegensatze zum Ter- 
pinennitrosit mit Basen nicht zu Nitrolaminen umsetzen. Bei 
der Behandlung des «-Phellandrennitrits mit Natriumalkoholat 
entsteht Nitro-e-phellandren, das sich durch Reduktion mit Hilfe 
von Zink und Eisessig zu Carvotanaceton und Dihydrocarvylamin 
reduzieren läßt; bei energischer Reduktion mit Natrium in alko- 
holischer Lösung entstehen Tetrahydrocarvon und Tetrahydro- 
carvylamin *). Bei der Umsetzung von ß- Phellandrennitrit mit 
Natriumalkoholat entsteht Nitro-/?-phellandren ; dieses liefert bei 
der Reduktion Dihydrocuminaldehyd (Smp. des Semicarbazons 
200 bis 202°), Tetrahydrocuminylamin und Cuminylamin. 

/tf-Phellandren liefert, wie Francesconi und Sernagiotto 
gezeigt haben, in alkoholischer Lösung bei Gegenwart von alko- 
holischer Salzsäure, nicht* aber in Eisessig, ein Nitrosochlorid, 
dessen Ausbeute um so größer ist, je niedriger das Drehungs- 
vermögen des Phellandrens ist. a D im Mittel für I-^-Phellandren 

*) Wallach und Gildemeister, Liebigs Annalen 246 (1888), 282. 

») Wallach, ebenda 336 (1904), 13. 

8 ) A research on the Eucalypts. Sydney 1902, S. 262. 

*) Wallach, Liebigs Annalen 836 (1904), 30, 44. 



Kohlenwasserstoffe. 341 

— 206°. Es läßt sich durch Kristallisation in zwei Isomere 
spalten, das a-Nitrosochlorid (a D — 175°; Smp. 101 bis 102°) und 
das /S-Nitrosochlorid (« B —285°; Smp. 100°). Das Nitrosochlorid 
liefert bei der Zersetzung mit Eisessig <d 2 ' 5 -Dihydrocuminaldehyd 
und Carvacrol, sowie durch sekundäre Oxydationswirkung des 
Hydroxylamins Cuminaldehyd. Das kristallisierte Nitrosochlorid 
des /S-Phellandrens ist also ein Gemisch zweier Strukturisomerer. 
Das Nitrosobromid des /3-Phellandrens ist ein weißer, kristal- 
linischer, unbeständiger Körper. «-Phellandren gibt kein kri- 
stallinisches Nitrosochlorid. 

Geeignet für den Nachweis des ^-Phellandrens ist noch 
die Oxydation mit Hilfe von l°/oigern Kaliumpermanganat, wo- 
bei ein sirupöses Glykol (Sdp. 150° bei 10 mm) 1 ) entsteht, das 
beim Erwärmen mit verd. Schwefelsäure Dihydrocuminalkohol 
und Tetrahydrocuminaldehyd (Sdp. 220 bis 230°; d ao „ 0,93; 
n D20 . 1,4903; Smp. des Semicarbazons 204 bis 205°) liefert. 
Nebenbei entstehen Isopropyl-l-cyclohexen-2-on-4, a-Isopropyl- 
glutarsäure und Isobuttersäure. 

b) Bicyclische Terpene. 

a-Pinen. 

C 10 H ia . Mol.-Gew. 136. 

a-Pinen ist außerordentlich verbreitet und kommt sowohl 
inaktiv wie in den beiden optisch aktiven Formen vor. Während 
Blütenöle arm an Pinen sind, ist es in 
Blätter-, Rinden- und Holzölen häufiger i 8 

zu finden. Es bildet den Hauptbestandteil c 

der unter dem Namen „Terpentinöle" im HC- - ^- CH 

Handel vorkommenden Destillate aus dem j -d^cf 

Harzsaft verschiedener Pin us- Arten. Das Ha cl * JcH a 

französische und spanische Terpentinöl ^^ch 

enthält in der Hauptmenge l-«-Pinen, das 

amerikanische und griechische vorwiegend die rechtsdrehende 
Modifikation, obgleich auch amerikanische Terpentinöle bekannt 
sind, die links drehen oder beinahe inaktiv sind. 



») Wallach, Liebigs Annalen 340 (1905), 12. 



342 Hauptbestandteile der ätherischen Öle. 

Der Kohlenwasserstoff d-a-Pinen (das Austraten Berthe- 
lots) kommt vor, außer im amerikanischen, griechischen und 
russischen Terpentinöl, im birmesischen Terpentinöl, Terpentinöl 
von Pinus silvestris, im deutschen, galizischen, polnischen und 
schwedischen Kienöl, Sulfatterpentinöl, Öl von Pherosphaera 
Fitzgeraldi, Agathis alba, A. robusta, Abies pindrow, im 
Lärchennadelöl, im deutschen und schwedischen Kiefernadelöl, 
Öl von Pinus Lambertiana, P. excelsa, P. Massoniana, im 
Zirbelkiefernadelöl, Öl von Pinus monophylla, P. Gerardiana, 
P. ponderosa. scopulorum, im Öl der Zapfen von P. palustris, 
Öl von Pinus halepensis, P. insularis, Öl aus den Mädeln von 
Sequoia gigantea, Öl der Blätter von Cryptomeria japonica, 
Zapfenöl von Taxodium distichum, Öl der Blätter von Actino- 
strobus pyramidalis, im Öl von Callitris glauca, C. robusta, 
C. verrucosa, C. intratropica, C. gracilis, C. calcarata, C. tas- 
manica, C. Drummondii, C. Muelleri, C. oblonga, C. Maclea- 
yana, Sandarakharzöl, Öl von Libocedrus Bidwillii, Öl aus 
Blättern und Zweigen von Thuja plicata, T. orientalis, Cypressenöl, 
Öl von Chamaecyparis Lawsoniana, Ch. obtusa (formosanisches 
Hinokiholzöl), Öl aus den Nadeln und Beeren von Juniperus 
phoenicea, J. taxifolia, russischen Calmusöl, Öl von Alpinia 
malaccensis, Galgantöl, SternanisÖI, Öl von Calycanthus floridus, 
C. occidentaüs, Ylang-Ylangöl, Muskatnußöl, Öl von Doryphora 
Sassafras, Daphnandra aromatica, Campheröl, Campherblätteröl, 
Apopinöl, Perseaöl, Öl aus den Früchten von Pittosporum undu- 
latum, Chiosterpentinöl, Öl von Eriostemon Crowei, Boronia 
citriodora, B. safrolifera, Weihrauchöl, Öl von Boswellia serrata, 
Canarium villosum, C. strictum, Mastixöl, Borneocampheröl, 
Myrtenöl, Öl von Eugenia Smithii, Chekenblätteröl, Öl von 
Leptospermum flavescens, L. Liversidgei, f^unzea corifolia, Callis- 
temon viminalis, Melaleuca Deanei, M. ericifolia, M. genisti- 
folia, M. nodosa, M. uncinata, Niaouliöl, Öl von Darwinia 
grandiflora, Backhousia angustifolia, B. sciadopbora, Baeckea 
Gunniana, Eucalyptus acaciaeformis, E. acervula, E. botryoides, 
E. dextropinea, E. Gunnii, E. Rodwayi, E. unialata, E. vernicosa, 
E. viminalis, Homoranthus flavescens, H. virgatus, Hypericum 
perforatum, Ajowanöl, Corianderöl, Möhrenöl, Cuminöl, Asantöl, 
Galbanumöl, Fenchelöl, Seefenchelöl, Wasserfenchelöl (?), Ros- 
marinöl, Öl von Monarda fistulosa, Thymus mastichina, Reunion- 



Kohlenwasserstoffe. 343 

Basilicumöl, Öl von Solidago nemoralis, Schafgarbenöl und 
Yu-Juöl. 

I-a-Pinen (Terebenthen Berthelots) ist enthalten im Öl 
von Dacrydium Franklinii, Phyllocladus rhomboidalis, fran- 
zösischen Terpentinöl, Terpentinöl der Rottanne, Fichtennadelöl, 
Nadelöl von Picea nigra und P. alba, Oregonbalsamöl von 
Pseudotsuga mucronata, Douglasfichtennadelöl von Pseudotsuga 
glauca und Ps. Douglasii, Canadabalsamöl von Abies balsamea 
und A. amabilis, Öl aus Nadeln und Zweigen sowie Rindenöl 
von Abies concolor, Nadelöl von Abies canadensis, Edeltannen- 
nadel- und -zapfenöl, Balsamtannennadelöl, sibirischen Fichten- 
nadelöl, Nadelöl von Pinus strobus, P. exceisa, P. ponderosa, 
Zapfenöl von P. ponderosa, im Öl aus Nadeln und Zweigen von 
P. palustris, im englischen Kiefernadelöl, Latsch enkiefernadelöl, 
Öl von P. iaricio Pallasiana, Seestrandkieferknospenöl, Öl von 
P. heterophyila, P. Lambertiana (auch im Zapfenöl), P. Sabiniana, 
P. contorta, P. clausa, Callitris tasmanica, C. Muelleri, im Nadelöl 
und Rindenöl von Libocedrus decurrens, im Wacholderrindenöl, 
Öl von Juniperus taxifolia, Cymbopogon javanensis, Cubebenöl (?), 
Haselwurzöl, Öl von Asarum arifolium, Calycanthus floridus, 
C. occidentalis, Ceylonzimtöl, Zimtblätteröl, Weißzimtöl, Öl von 
Umbellularia californica, Re"union-Geraniumöl, Rautenöl, Öl von 
Eriostemon Crowei, Petitgrainöl, Citronenöl, Neroliöl, Öl von 
Boronia safrolifera, Weihrauchöl, Dacryodesharzöl, CajeputÖI, 
Öl von Eucalyptus carnea, E. laevopinea, E. phlebophylla, 
E. Wilkinsoniana, Petersiliensamenöl, Öl von Sese/i Bocconi, 
Öl der Früchte von Selinum Monnieri, Öl aus Blättern und 
Zweigen von Vitex trifolia, Lavendelöl, Öl von Monarda tistu- 
losa, Majoranöl, amerikanischen Poleiöl, r\rauseminzöl(?), franzö- 
sischen Pfefferminzöl, Baldrianöl, Kessowurzelöl, Öl von Solidago 
nemoralis, Parthenium argentalum, Acbillea millefolium und 
im Gouftöl (Artemisia campestris var. odoratissima). 

i-a-Pinen findet sich im Citronenöl, Weihrauchöl, Mastixöl, 
Corianderöl, Cuminöl, amerikanischen Pfefferminzöl, Zittwer- 
samenöl und im Öl von Murraya exotica var. ovatifolia. 

ö-Pinen ist häufig nachgewiesen worden, ohne daß Angaben 
über die Drehungsrichtung gemacht sind. So im venezianischen 
und norwegischen Terpentinöl, Sulfitterpentinöl, finnländischen 
Kienöl, Öl aus den Nadeln und Zweigen von Abies exceisa, 



344 Hauptbestandteile der ätherischen Öle. 

Larix americana, Pinus pinaster, P. longifolia, P. edulis, 
P. monophylla, P. ponderosa (Holzterpentinöl), im Kiefern- 
balsam von P. sfJvestris, Öl von Callitris rhomboidea, Thujaöl, 
Öl von Cupressus torulosa, Wacholderbeeröl, Sadebaumöl, Ma- 
ticoöl, Pileaöl, canadischen Schlangenwurzelöl, Boldoblätteröl, 
Blätteröl von Atherosperma moschatum, Zimtwurzelöl, im Öl 
der Rinde und Blätter von Cinnamomum Oliven', C. glanduli- 
ferum, Pichurimbohnenöl (?), Sassafrasöl, Öl von Lindera praecox, 
Lorbeerblätteröl, Massoirindenöl, Öl von Liquidambar formo- 
sana, japanischen Pfefferöl (?), Pompelmusöl, Bergamottöl, in 
einigen El emiölen, Myrrhenöl, Schinusbeerenöl , im Öl von 
Backhousia myrtifolia, Angophora Baker/', Leptospermum 
flavescens, Melaleuca gibbosa, M. erubescens, Eucalyptus 
acmenoides, affinis, aggregata, albens, amygdalina, ango- 
phoroides, apiculata, Baeuerleni, bicolor, Bosistoana, Bridgesi- 
ana, Cambagei, camphora, capiteliata, cinerea, cneorifolia, 
conica, cordata, corymbosa, crebra, dealbata, dives, dumosa, 
eugenioides, exfmia, fastigiata, Fletcheri, fraxinoides, globulus, 
goniocalyx, gracilis, hemilampra, hemiphloia, intermedia, inter- 
texta, lactea, longifolia, Luehmanniana, Macarthuri, macror- 
rhyncha, maculata, maculosa, Maideni, melanophloia, melli- 
odora, microcorys, microtheca, Morrisii, nova-anglica, odorata, 
oleosa, ovalifolia, o. var. lanceolata, paniculata, pendula, pilularis, 
polyanthema, polybractea, populifolia, propinqua, pulverulenta, 
punctata, p. var. didyma, quadrangulata, radiata, resinifera, 
Risdoni, robusta, Rossii, rostrata, r. var. borealis, rubida, saligna, 
siderophloia, sideroxylon, s. var. pallens, Smithii, squamosa, 
stricta, Stuartiana, tereticomis, tessellaris, trachyphloia, umbra, 
viridis und Woollsiana, im französischen Petersilienöl, Meister- 
wurzöl, Salbeiöl, Öl von Ramona stachyoides, Thymus capitatus, 
Satureja thymbra, Majorana onites, Ysopöl, Öl von Mosla 
faponica, Spiköl, Goldrutenöl, Öl von Solidago odora (?), 
Melichrysum stoechas (?) und Artemisia tridentata. 

Pinen (ohne jede nähere Bezeichnung) ist ferner fest- 
gestellt worden im Öl von Athrotaxis selaginoides, Cymbopogon 
sennaarensis (?), Alpinia galanga, im Gagelöl, Mastixblätteröl, 
im Öl von Dryobalanops aromatica, Agonis flexuosa, Eucalyptus 
platypus, E. Muelleri, E. Perriniana, E. megacarpa, E. cocci- 
fera (?) und Prostanthera cineolifera (?). 



Kohlenwasserstoffe. 345 

Da stark drehendes a-Pinen wenig oder kein Nitrosochlorid 
liefert, so muß aus der Bildung dieses Körpers eigentlich auf das 
Vorhandensein von i-Pinen geschlossen werden. In der obigen 
Aufstellung über das Vorkommen von d- und 1-Pinen wäre also, 
da in den meisten Fällen der Pinennachweis durch das Nitroso- 
chlorid in einer mehr oder weniger stark drehenden Fraktion 
geführt wurde, die Anwesenheit von i-Pinen anzunehmen und 
der endgültige Beweis für die optisch aktiven Pinene erst noch 
durch die Darstellung der aktiven Pinonsäuren zu erbringen. 
Hieraus geht hervor, wie wünschenswert es ist, die früheren Unter- 
suchungen, unter Berücksichtigung der neueren für Pinen aus- 
gearbeiteten Nachweismethoden, zu wiederholen. (Vgl. S. 352.) 

a-Pinen ist eines der wenigen Terpene, die in verhältnis- 
mäßig reinem Zustande gewonnen werden können; man erhält 
es durch Umsetzung des festen Pinennitrosochlorids mit Anilin 
in alkoholischer Lösung 1 ). Ein derartig gewonnenes a-Pinen, 
das immer optisch inaktiv ist, zeigt folgende Eigenschaften: 
Sdp. 155 bis 156°, d 90 „ 0,858, n D21 . 1,46553 2 ). 

An einem aus dem Nitrosochlorid regenerierten a-Pinen 
wurden im Laboratorium von Schimmel § Co. folgende Kon- 
stanten beobachtet: Sdp. 154,5 bis 155°, d 16 , 0,8634, « D + 0, 
n D20 . 1 ,46644. 

Ebenfalls in inaktiver Form ist es durch Zersetzung des 
Pinocamphylxanthogensäureesters darstellbar 8 ). Gildemeister 
und Köhler 4 ) erhielten bei der Zersetzung des d-Pinocamphyl- 
xanthogensäureesters aktives d-a-Pinen, das aber mit einem 
anderen Terpen verunreinigt war. Durch Einhalten besonderer 
Versuchsbedingungen ist es Wallach 9 ) gelungen, l-«-Pinen aus 
Nopinolessigsäure darzustellen. 

In den meisten pinenhaltigen Ölen dürften Gemische von 
d- und I-Pinen zugegen sein. Die Drehungsrichtung der Pinen- 
fraktionen würde dann vom Überwiegen der einen oder anderen 
Modifikation abhängen. Zur Darstellung der optisch aktiven 



x ) Wallach, Liebigs Annalen 252 (1889), 132; 258 (1890), 343. 
*) Wallach, ebenda 258 (1890), 344. 

*) Tschugaeff, Journ. russ. phys.-chem. Ges. 89 (1908), 1324; Chem. 
Zentralbl. 1»08, I. 1179. 

*) Wal lach- Festschrift. Göttingen 1909, S. 436. 
B ) Liebigs Annalen 868 (1909), 1. 



346 Hauptbestandteile der ätherischen Öle. 

Modifikationen des «-Pinens geht man daher zweckmäßig von 
Pinenfraktionen mit hoher Drehung aus, wobei jedoch zu 
beachten ist, daß die hohe Drehung eventuell durch Camphen 
bedingt sein kann. Man reinigt die unter 160° siedenden Anteile 
durch fraktionierte Destillation über Natrium, bis die erhaltenen 
Kohlenwasserstoffe im Siedepunkt und den übrigen Eigenschaften 
mit i-a-Pinen übereinstimmen. Die höchsten bisher beobachteten 
Drehungen sind: 

für d-«-Pinen aus griechischem Terpentinöl: 
[«LH- 48,4° (Sdp. 155 bis 156°; d 2B . 0,8542; n DM . 1 ,4634) »), 
[a] D + 46,73° (Sdp. 156° bei 760 mm; d 15 . 0,8642; n D20 . 1,46565) 2 ), 

für d-a-Pinen aus Holzöl von Chamaecyparis Lawsoniana: 
[«] D + 51,52° *), 

für 1-o-Pinen aus französischem Terpentinöl: 
[«W — 43,48° (Sdp. 153,5 bis 154,5° bei 760 mm; d „ 0,8748; 

iW 1,4690)*), 

für 1-a-Pinen aus dem Öl von Eucalyptus laevopinea: 
[«U- 48,63° (Sdp. 157°; df 0,8626) s ). 

a-Pinen ist eine farblose, leicht bewegliche Flüssigkeit, die, 
wie alle Terpene, bei längerem Stehen unter Autoxydation Sauer- 
stoff aus der Luft aufnimmt und teilweise verharzt. Kohlensäure, 
Schwefeldioxyd und Ammoniak werden von Pinen absorbiert. Es 
wird leicht in andere Terpene umgewandelt; so geht es durch 
erhöhte Temperatur "(250 bis 270°) oder durch feuchte Salzsäure 
in Dipenten oder dessen Dichlorhydrat, durch alkoholische 
Schwefelsäure in Terpinolen und Terpinen, wahrscheinlich über 
die Zwischenstufe des Dipentens, über. Durch Einwirkung von 
trocknen Halogen Wasserstoff säuren verwandelt sich »-Pinen in 
Derivate des Camphers, welche Reaktion für die synthetische 
Darstellung dieses Körpers von großer Bedeutung geworden ist. 

Bei Gegenwart von Wasser und Sauerstoff bildet sich aus 
Pinen Pinolhydrat (Sobrerol), C 10 H 18 O a , das sich manchmal aus 

*) Vezes, Bull. Soc. chim. IV. 5 (1909), 932. 

3 ) Gildemeister und Köhler, Wallach-Festschrift. Göttingen 1909, 
S. 434; Bericht von Schimmel § Co. Oktober 1909, 126. 

*) Schorger, Journ. änd. eng. Chemistry 6 (1914), 631. 

*) Pariselle, Compt. rend. 172 (1921), 1496. 

e ) Smith, Journ. and Proceed. of the Royal Soc. of Pi. S. Wales 32 
(1898), 195; Bericht von Schimmel Sf Co. April 1899, 22. 



Kohlenwasserstoffe. 347 

alten Terpentinölen in Kristallen abscheidet, Verbenol, C 10 H 19 O, 
und Verbenon, C 10 H 14 O. Die aktiven Formen des Pinolhydrats 
schmelzen bei 150°, die inaktiven bei 130,5 bis 131°. Das i-Pinol- 
hydrat nimmt sehr leicht Wasserstoff auf unter Bildung einer 
Verbindung C 10 H 20 O 2 (Smp. 139 bis 140°). Beim Kochen mit 
Säuren entsteht aus Pinolhydrat das charakteristisch riechende 
Oxyd Pinol, C 10 H w O. In Berührung mit verdünnten Mineralsäuren 
geht Pinen in Terpinhydrat, C 10 H 18 (OH) 2 ,H 2 O (Smp. 116 bis 117°), 
über, wobei sich als primäres Produkt Terpineol bildet, das 
auch aus Pinen bei der Hydratation mit Schwefelsäure und 
Eisessig entsteht. 

Beim Schütteln mit 3- bis 5-°/oiger Schwefelsäure wird 
Pinen nur langsam angegriffen 1 ). Eine geeignete Methode zur 
Hydratation des Pinens besteht, wie Barbier und Grignard 
mitteilen 5 ), in der Einwirkung einer 50°/ igen wäßrigen Lösung 
von Benzolmonosulfosäure auf in Eisessig und Acetanhydrid 
gelöstes Pinen. 

Ipatiew 8 ) reduzierte l-«-Pinen durch Einleiten von Wasser- 
stoff unter Druck (bis zu 110 — 112 Atm.) bei Gegenwart von 
Kupferoxyd als Katalysator; das Reaktionsprodukt war jedoch 
nicht einheitlich; bei der Verwendung von Eisen als Katalysator 
fand keine Reduktion statt. 

Beim Einleiten von Wasserstoff in eine absolut ätherische 
Lösung von 1-e-Pinen bei Gegenwart von Palladiumschwarz 
glaubte Zelinsky 4 ) einen isomeren Kohlenwasserstoff erhalten 
zu haben, den er Isopinen nannte, der aber nicht mit dem 
Isopinen Aschans 5 ) identisch ist. Wie Fr. Richter und 
W. Wolff 8 ) feststellten, ist das „Isopinen" Zelinskys ein 
Gemisch von a-Pinen und Pinan. Ganz anders verhält sich 
a-Pinen gegenüber Palladiumschwarz, wenn es im Laufe von 
4 Wochen unter ganz schwachem Druck der Einwirkung von 
Wasserstoff ausgesetzt wird; es entsteht dabei Hydropinen. 



x ) Wal 1 a ch , Nachr. K. Ges. Wiss. Göttingen 1908, Sitzung v. 8. Febr., S. 20. 
*) Compt. rend. 145 (1907), 1425; Bull. Soc. chim. IV. 3 (1908), 139; 
5 (1909), 512, 519. 

3 ) Berl. Berichte 4$ (1910), 3546. 
*) Ebenda M (1911), 2782. 
«) Ebenda 40 (1907), 2250. 
°) Ebenda 59 (1926), 1733. 



348 Hauptbestandteile der ätherischen Öle. 

Oxydationsmittel wirken verschieden auf Pinen ein; 
während bei Anwendung konzentrierter Salpetersäure die Re- 
aktion mitunter so heftig verläuft, daß Entzündung eintritt, gibt 
verdünnte Salpetersäure, ebenso wie Chromsäuregemisch, über 
Pinolhydrat oder Pinol hinweg neben niederen Fettsäuren und 
anderen Produkten schließlich Terephthalsäure, C s H a 4 , Terpenyl- 
säure, CsH^C^ und Terebinsäure, C 7 H 10 O 4 . Wesentlich andere 
Ergebnisse liefert Kaliumpermanganat; ganz verdünnte Perman- 
ganatlösung veranlaßt, wie die Untersuchungen von Wagner 1 ) 
gezeigt haben, vornehmlich die Bildung neutraler Oxydations- 
produkte. Bei Anwendung konzentrierter Lösung entsteht, neben 
anderen Verbindungen, eine einbasische Ketonsäure C 10 H ia O 3 , 
die Pinonsäure 2 ), die einerseits schließlich ebenfalls Terebinsäure, 
andrerseits auch dieselben Abbauprodukte liefert, die bei der 
Oxydation von Abkömmlingen des Camphers auftreten. 

Je nach der optischen Beschaffenheit des Ausgangsmaterials 
entsteht die Pinonsäure in aktiver ([«] D in Chloroformlösung 
-f- oder —88 bis 90°) oder inaktiver Form. Die inaktive Form 
hat den Schmelzpunkt 103 bis 105°; das Oxim schmilzt bei 150°; 
von den aktiven Formen schmelzen die Säuren bei 69,5 bis 70,5°, 
die Oxime bei 129° und die Semicarbazone bei 203 bis 204°. 
Bei der Umlagerung mit Schwefelsäure entsteht Methoäthyl- 
heptanonolid, dessen aktive Formen bei 46 bis 47° schmelzen, 
während die inaktive den Schmelzpunkt 63 bis 64° zeigt. 

Diese Verbindungen eignen sich zur Charakterisierung der 
verschiedenen Modifikationen des a-Pinens. Bei der Einwirkung 
von Ozon auf Pinen entstehen Ozonide, die bei der Spaltung 
mit Wasser Pinonsäure geben 3 ). 

Bei der Oxydation von Pinen mittels Mercuriacetat entsteht 
nach Henderson und Agnew*) Sobrerol und 8-Oxycarvotan- 
aceton. In eisessigsaurer Lösung wirkt 30 °/o iges wäßriges Wasser- 
stoffsuperoxyd bei 40 bis 60 "nach Henderson und Sutherland 6 ) 

x ) Berl. Berichte 27 (1894), 2270; 29 (1896), 881. 

2 ) Tiemann u. Semmler, Berl. Berichte 28 (1895), 1345; 39 (1896), 
529, 3027. — Baeyer, Berl. Berichte 29 (1896), 22, 326, 1907, 1923, 2775. — 
Gildemeister u. Köhler, Wall ach -Festschrift. Göttingen 1909, S. 426. 

a ) Harries und Meresheimer, Berl. Berichte 41 (1908), 38. 

*) Journ. ehem. Soc 96 (1909), 289. 

5 ) Ebenda 101 (1912), 2288. 



Kohlenwasserstoffe. 349 

derartig oxydierend, daß als Reaktionsprodukte Verbindungen 
entstehen, die sich nicht mehr vom Pinenring ableiten lassen. 
Durch Kochen von Pinen mit Trioxymethylen und Eisessig, Ver- 
seifen und Fraktionieren erhielt Prins 1 ) rlomopineol. 

Mit der Synthese des Pinocamphons und des a-Pinens aus 
monocyclischen Verbindungen brachten Ruzicka und Trebler 3 ) 
den Nachweis, daß die von Wagner aufgestellte, bisher aber 
noch nicht restlos bewiesene Pinenformel richtig ist. 

a-Pinen ist ein ungesättigter Kohlenwasserstoff mit einer 
durch Addition lösbaren Doppelbindung, der leicht in Derivate 
des Camphers übergeführt werden kann. Durch Einleiten von 
trocknem Chlorwasserstoff oder Bromwasserstoff in völlig trocknes 
und abgekühltes Pinen entstehen z. B. Halogenide des Borneols, von 
denen das Chlorid „Pinenchlorhydrat" (Pinenhydrochlorid, Bornyl- 
chlorid), C 10 H 16 HC1, seines campherartigen Geruchs wegen „künst- 
licher Campher" genannt, bei 125 bis 127°, das Bromid, C 10 H ie HBr, 
bei 90° schmilzt, die beide durch Abspaltung von Halogenwasser- 
stoff in Camphen übergehen. Das wahre Pinenmonochlorhydrat 
hat Wallach durch Umsetzung des Homonopinols mit Phosphor- 
pentachlorid erhalten. Läßt man Brom in trocknen Lösungs- 
mitteln auf Pinen einwirken, so wird ein Molekül Brom unter 
Entfärbung glatt aufgenommen; bei weiterem Zusatz erfolgt die 
Aufnahme nur noch sehr langsam, und gleichzeitig tritt Brom- 
wasserstoffentwicklung auf. Aus dem durch Addition eines Mole- 
küls Brom an Pinen entstehenden Reaktionsprodukt läßt sich durch 
Destillation mit Wasserdampf ein bei 169 bis 170° schmelzendes 
Dibromid gewinnen 8 ), das in besserer Ausbeute bei der Behandlung 
von Pinen mit unterbromiger Säure entsteht und wahrscheinlich 
auch ein Campherderivat ist 4 ). Beim Abspalten von Bromwasser- 
stoff mittels Anilin geht das Dibromid in Cymol über, während 
es beim Behandeln mit Zinkstaub in alkoholischer Lösung ein 
Terpen vom Smp. 65 bis 66°, das Tricyclen, liefert 5 ). 

• Der Nachweis von c-Pinen in einem Öle läßt sich durch 
das Nitrosochlorid und die Oxydationsprodukte erbringen. Voraus- 

>) Chem. Zentralbl. 1919, III. 1001. 

s ) Helvet chim. act 4 (1921), 666. 

3 ) Wallach, Liebigs Annalen 364 (1891), 8. 

*) Wagner u. Ginzberg, Bert. Berichte 29 (1896), 890. 

B ) Godlewsky u. Wagner, Chem. Ztg. 21 (1897), 98. 



350 Hauptbestandteile der ätherischen Öle. 

gesetzt, daß das Pinen keine hohe Drehung zeigt, läßt es sich 
am besten kennzeichnen durch das Nitrosochlorid sowie durch 
die durch Umsetzung mit Basen daraus gewinnbaren Nitrolamine. 
Für die Darstellung des Nitrosochlorids hat Wallach 1 ) folgende 
Vorschrift gegeben: 

Ein Gemenge von je 50 g Terpentinöl (gleichgiltig ob rechts- oder links- 
drehend), Eisessig und Äthylnitrit 2 ) (bequemer ist die Anwendung von Amyl- 
nitrit) 8 ) wird durch Kältemischung gut abgekühlt und in dasselbe nach und 
nach 15 ccm rohe (33 %>ge) Salzsäure eingetragen. Das Nitrosochlorid scheidet 
sich bald kristallinisch ab und wird ziemlich rein erhalten, wenn es mit Hilfe 
einer Wasserstrahlpumpe abgesaugt und gut mit Alkohol gewaschen wird; 
aus dem Filtrat scheidet sich bei längerem Stehen in der Kälte noch etwas 
Nitrosochlorid aus. 

Vorteilhaft in Bezug auf die Ausbeute ist es, mit geringen 
Mengen zu arbeiten, da sich nur dann die für einen günstigen 
Verlauf der Reaktion notwendige niedrige Temperatur innehalten 
läßt; als Nebenprodukt bildet sich in großer Menge Pinol, C 10 H la O. 

Eine bessere Ausbeute erhält man nach Ahlström und Aschan 4 ), 
wenn man in das Gemisch aus Terpentinöl, Eisessig und Äthylnitrit unter 
Eis- und Kochsalz -Kühlung bis zur Sättigung trocknen Chlorwasserstoff 
einleitet. 

Sehr gut bewährt zur Darstellung von Nitrosochloriden der Terpen- und 
Sesquiterpenreihe hat sich die Methode von Ehestädt 8 ), bei der man fol- 
gendermaßen verfährt: Terpentinöl wird mit dem gleichen Volumen Petrol- 
äther, Eisessig oder Äther verdünnt. In diese mit Eis sehr gut zu kühlende 
Lösung werden direkt die Gase eingeleitet, die entstehen, wenn man eine 
konz. Natriumnitritlösung in 32% ige rohe Satzsäure (einhalbmal mehr als die 
theoretische Menge) sehr langsam eintropfen läßt. Nicht umgekehrt, da sonst 
die Ausbeute sehr gering ist. Nachdem etwa ein Drittel der Natriumnitrit- 
lösung verbraucht ist, beginnt das Pinennitrosochlorid sich in schönen 
Kristallen auszuscheiden, und die Mischung bildet zum Schluß einen Brei. 

Das Nitrosochlorid bildet weiße Blättchen, die sich ziemlich 
leicht in Chloroform lösen und aus dieser Lösung durch Methyl- 
alkohol abgeschieden werden können. Der Schmelzpunkt der um- 

») Liebigs Annalen 245 (1888), 251; 258 (1889), 251. 

s ) Man erhält dieses durch Zufließenlassen einer Mischung aus 200 g 
konzentrierter Schwefelsäure, 1,51 Wasser und 100 g Alkohol zu einer mit 
100 g Alkohol versetzten Auflösung von 250 g Natriumnitrit in 1 1 Wasser; 
das sich sofort bei der Reaktion bildende Äthylnitrit muß in gut gekühlten 
Vorlagen verdichtet werden. 

s ) Bericht von Schimmel § Co. Oktober 1908, 52. 

*) Berl. Berichte 39 (1906) 1445, Anmerkung. 

») Bericht von Schimmel § Co. April 1910, 165. 



Kohlenwasserstoffe. 351 

kristallisierten Verbindung, die ebenso wie die daraus erhaltenen 
Derivate optisch inaktiv ist, liegt bei 103°, doch sind auch höhere 
Schmelzpunkte (bis zu 115°) gefunden worden. Nach Beobach- 
tungen Baeyers 1 ) ist das Pinennitrosochlorid eine Bisnitroso- 
verbindung (C 10 ri 1B Cl) 2 N 2 O 2 , die in ätherischer Lösung durch 
Salzsäure in Hydrochlorcarvoxim umgelagert wird 2 ); durch Ab- 
spaltung von Salzsäure mit alkoholischem Kali geht es in das 
als Oximidoverbindung erkannte 3 ) Nitrosopinen (Smp. 132°)*) 
über, während aromatische Basen, wie Anilin und Toluidin, 
unter Bildung von Amidoazoverbindungen inaktives Pinen liefern. 
Anders verhält sich das Nitrosochlorid gegen Basen der Fett- 
reihe und solche, die deren Charakter besitzen, wie z. B. Benzyl- 
amin und Piperidin; mit primären Basen sowie mit Piperidin 
erfolgt Umsetzung zu Nitrolaminen; die sekundären Basen, wie 
Diäthylamin, hingegen bewirken Abspaltung von Salzsäure und 
Bildung von Nitrosopinen, für das L. Ruzicka und R Trebler 5 ) 
eine den neuesten Forschungen Rechnung tragende Formel auf- 
gestellt haben. 

Daß das stark drehende a-Pinen nicht leicht ein Nitroso- 
chlorid bildet, erklärt Lynn' 5 ) durch die außerordentlich leichte 
Löslichkeit des optisch aktiven a-Pinennitrosochlorids in den 
üblichen organischen Lösungsmitteln. Zu seiner Bereitung ver- 
fährt Lynn wie folgt: 

Man vermischt gleiche Volumina Pinen, Äthylnitrit und absoluten Alkohol 
und kühlt sie in einem Kältegemisch. Sodann fügt man die berechnete Menge 
absolut — alkoholischer Salzsäure hinzu und hält die Temperatur unter — 5°. 
Nach etwa einer halben Stunde werden die Kristalle abfiltriert. Statt abso- 
luten kann man auch 95% igen Alkohol verwenden. 

Nach Zusatz von einem oder zwei Volumen Alkohol ließ Lynn das 
Filtrat bei — 10° stehen. Nach einiger Zeit schieden sich farblose, durch- 
scheinende Kristalle aus, die durch Waschen mit kaltem Alkohol gereinigt 
wurden. Das aktive «-Pinennitrosochlorid schmilzt bei 81 bis 81,5°; es dreht 
in derselben Richtung wie das angewandte Pinen. Optisch aktives a-Pinen- 

x ) Berl. Berichte 28 (1895), 648. 

ä ) Ebenda 29 (1896), 12. 

•) Urban u. Kremers, Americ. ehem. Journ. 16 (1894), 404.— Baeyer, 
Berl. Berichte 28 (1895), 646. — Mead u. Kremers, Americ. ehem. Journ. 17 
(1895), 607. 

*) Wallach u. Lorentz, Liebigs Annalen 268 (1891), 198, 

*) Helvet. chim. act 4 (1921), 566. 

*) Journ. Americ. ehem. Soc. 41 (1919), 361. 



352 Hauptbestandteile der ätherischen Öle. 

nitrosochlorid ist unlöslich in Wasser, löst sich bei 20° in 200 Teilen Alkohol 
oder 50 Teilen Heptan und ist leicht löslich in Pinen, Chloroform, Äther, 
Aceton, Äthylacetat, Pyridin, Äthylnätrit, Benzol und fetten Ölen. Die Kristalle 
sind weniger beständig als die des inaktiven Produkts. 

Da die Nitrosochloride verschiedener Terpene sehr ähnliche 
Schmelzpunkte haben und außerdem ziemlich leicht zersetzlich 
sind, eignen sie sich weniger zur Charakterisierung als die 
durch Kristallisationsfähigkeit und Beständigkeit ausgezeichneten 
Nitrolamine; diese sind in großer Anzahl dargestellt worden, 
jedoch benützt man vorzugsweise die durch Umsetzung mit 
Benzylamin oder Piperidin entstehenden Verbindungen. Zu ihrer 
Darstellung 1 ) setzt man das Nitrosochlorid mit einem Über- 
schuß der in Alkohol gelösten Base durch Erwärmen auf dem 
Wasserbade um und scheidet das entstandene Nitrolamin durch 
Zusatz von Wasser aus; der Schmelzpunkt des Pinennitrol- 
piperidins liegt bei 118 bis 119°, der des Nitrolbenzylamins 
bei 122 bis 123°. Der Schmelzpunkt der aktiven Verbindungen 
liegt bei 84° und 144 bis 145°. 

Zu bemerken ist, daß, wie bereits mitgeteilt ist, die Aus- 
beute an Nitrosochlorid umso geringer wird, je stärker das op- 
tische Drehungsvermögen des Ausgangsmaterials ist 2 ). Wenn 
sehr stark drehende Pinenfraktionen vorliegen, bedient man sich 
zum Nachweis daher vorteilhafter der oben erwähnten Pinonsäure. 
100 g Pinen werden mit 233 g Kaliumpermanganat und 3 1 Wasser 
unter Eiskühlung geschüttelt. Aus der Oxydationslauge erhält man 
dann, nach Entfernung des nicht angegriffenen Kohlenwasser- 
stoffs und der entstandenen neutralen Produkte durch Aus- 
schütteln mit Äther, beim Ansäuern mit verdünnter Schwefel- 
säure die Pinonsäure. Zum Nachweis von Pinen überhaupt 
genügt schon die Charakterisierung der Säure durch Darstellung 
des Semicarbazons (Smp. 204°). Will man dagegen aktives 
Pinen neben inaktivem feststellen, so ist es nötig, die Säure in 
reiner Form zu isolieren, was durch Fraktionieren im Vakuum 
(Sdp. 168° bei 12 mm Druck) in den meisten Fällen gelingt 
Die Darstellung der bereits beschriebenen Derivate der Säuren 



x ) Wallach, Liebigs Annalen 245 (1888), 253; 253 (1889), 130. 

•) Tilden, Journ. ehem. Soc. N. S. 15 (1877), 554; 85 (1904), 759. — Kre- 
mers, Pharm. Rundsch. (Neuyork) 18 (1895), 135.— Gildemeister u. Köhler, 
Wallach-Festschrift, Göttingen 1909, S. 433. 



Kohlenwasserstoffe. 353 

und die Bestimmung des optischen Drehungsvermögens ver- 
vollständigen den Nachweis. 

Kleine Mengen a-Pinen lassen sich nach Agnew und 
Croad 1 ) durch Oxydation mit Mercuriacetat zu Sobrerol (Smp. 
131°) und 8-Oxycarvotanaceton (Smp. des Semicarbazons 175°) 
nachweisen. 

fJ-Pinen. 

C 10 H 1B . Mol.-Gew. 136. 

/?-Pinen (Nopinen) kommt neben a-Pinen in den Terpentin- 
ölen vor, außerdem auch im r\ienöl, sibirischen Fichtennadelöl 
und Yu-Juöl. Ferner ist es nachgewiesen 
im Öl von Agathis alba, Ab/es exce/sa, h* 

A.pindrow, im Sulfitterpentinöl, galizischen _ c ^ 



Kienöl, im Öl von Pinus Lambertiana, H* c r"^ ^ Ol 



P. edulis, P. longifolia, P. ponderosa, CH 8 \ C ' 

P. ponderosa scopulorum, im Nadelöl von H c l 3 ' iq H 

P. palustris, P. halepensis, P. insularis, ^„" 

P. Gerardiana, im Muskatnußöl, Seychellen- 

Zimtrindenöl, Citronenöl, Borneocampheröl, im Öl von Canarium 

villosum, Leptospermum flavescens, Backhousia angustifolia, im 

Corianderöl, Cuminöl, Galbanumöl, Ysopöl, spanischen Thymianöl, 

Schafgarbenöl, im Öl von Artemisia campestris var. odoratis- 

sima (?) (Gouftöl) und A. tridentata. 

d-|3-Pinen ist im Sulfatterpentinöl aufgefunden worden. 

1-jtf-Pinen ist nachgewiesen in dem aus Splintholz gewonnenen 
Terpentin (Oregonbalsam) und dem Nadelöl der Douglasfichte, 
Pseudotsuga Douglas//, im Öl aus Mädeln und Rinde von 
Ab/es concolor, in den Nadelölen von A. magn/fica und A. pin- 
drow, im Öl aus Nadeln, Zweigen und Zapfen von Pinus Lam- 
bertiana, im Rottannenterpentin, im Terpentinöl von Pinus clausa, 
im Nadelöl von P. heterophylla, im Nadel- und Zapfenöi von 
P. palustris, und im Petitgrainöl. 

Auf synthetischem Wege ist /S-Pinen von Wallach 4 ) dar- 
gestellt worden. Er ging von Nopinon aus, das er mit Brom- 
essigester zu Nopinolessigester kondensierte, der durch Behand- 
lung mit Acetanhydrid /J-Pinen liefert. 

x ) Analyst 87 (1912), 295: Bericht von Schimmel $ Co. Oktober 1912, 99. 
2 ) Liebigs Annalen 363 (1908), 1. 
Gildemeister, Die ätherischen Öle. J. 23 



354 Hauptbestandteile der ätherischen Öle. 

Als Eigenschaften wurden ermittelt: Sdp. 164 bis 166°, 
d 18 . 0,8650, a D — 19°29' (aus Ysopöl), n D „. 1,47548 l ). 

Wallach 2 ) bestimmte an zwei, zu verschiedenen Malen 
dargestellten, synthetischen Produkten: Sdp. 163 bis 164°, 
d 22 . 0,8675, a D — 22° 5', n Dft . 1,4749. — Sdp. 162 bis 163°, 
d 2a „ 0,8660, a D — 22° 20', n DM . 1 ,4724 ■). 

Bei der Hydratation mit Eisessig-Schwefelsäure entsteht aus 
£-Pinen in der Hauptsache Terpinen 3 ). Dupont*) erhielt bei der 
Hydratation von ^f-Pinen mittels Essigsäure in Gegenwart von 
Benzolsulfosäure nur a-Terpineol und eine kleine Menge Borneol. 
/S-Pinen liefert kein Nitrosochlorid. Mit trocknem Chlor- 
wasserstoff in ätherischer oder Eisessiglösung erhält man aus 
/?-Pinen ein Gemenge von Dipentendichlorhydrat und Bornyl- 
chlorid. Durch Einwirkung von salpetriger Säure entsteht 
Nitroso-f?-Pinen , das bei der Reduktion in Amidoterebenten 
übergeht. Dieses gibt bei der Behandlung mit salpetriger 
Säure einen Alkohol, der bei der Oxydation mit Chromsäure 
Tetrahydrocutninaldehyd (Smp. des Semicarbazons 201 bis 203°) 
und Cuminsäure (Smp. 115°) liefert 5 ). Von «-Pinen ist /t?-Pinen 
besonders leicht durch die Oxydationsprodukte zu unterscheiden. 
Bei der Oxydation mit Permanganat entsteht aus ihm, neben einem 
bei 76 bis 78° schmelzenden Glykol und neben Nopinon, als wich- 
tigstes Produkt die durch ihr schwerlösliches Natriumsalz leicht 
zu isolierende, bei 126 bis 127° schmelzende Nopinsäure. Um 
/f-Pinen nachzuweisen, oxydiert man am besten die zwischen 
160 und 170° siedende Fraktion nach der von Wallach 8 ) für die 
Darstellung des nopinsauren Natriums angegebenen Vorschrift. 

Je 300 g Pinen werden mit einer Auflösung von 700 g Kaliumpermanganat 
in 91 Wasser unter Zusatz von 150 g Natriumhydroxyd auf der Schüttel- 
maschine durchgeschüttelt. Die Flüssigkeit erwärmt sich dabei erheblich, und 
die Oxydation ist in etwa 20 Minuten beendet, während ohne Zusata von Alkali 
etwa 12 Stunden erforderlich sind, bis das Permanganat verbraucht ist. Nun 
wird nicht angegriffener Kohlenwasserstoff im Dampfstrome abgeblasen, vom 



*) Bericht von Schimmel $ Co., April 1908, 119. 

2 ) Liebigs Annalen 868 (1908), 10. 

3 ) Wallach, Liebigs Annalen 86S (1908), 1. 

4 ) Chimie et Industrie S (1922), 555; Chem. Zentralbl. 1928, 11. 1258. 

*) Pesci und Bettelli, Gazz. chim. ital. 16 (1886), 337. — Wallach, 
Liebigs Annalen 846 (1906), 246. 

a ) Wallach, Liebigs Annalen 366 (1907), 228. 



Kohlenwasserstoffe. 355 

Braunstein abfiltriert und die Oxydationsflüssigkeit unter Einleiten von Kohlen- 
säure auf etwa 3 1 eingedampft. Wach dem Erkalten kristallisiert nopinsaures 
Natrium aus, das abgesaugt und durch Umkristallisieren gereinigt wird. 

G. Brus 1 ) fand, daß (beim Arbeiten ohne Zusatz von Alkali) die Ausbeute 
an Glykol und Nopinon um so größer, die an riopinsäure um so kleiner ist, je 
schneller und bei je höherer Temperatur die Reaktion verläuft. Die Bildung von 
riopinsäure wird begünstigt, wenn man in das Reaktionsgemisch unter kräftigem 
Schütteln Kohlensäure einleitet und auf diese Weise das entstehende, die Reak- 
tion beschleunigende Kaliumhydroxyd sofort an die Säure bindet. Die Oxyda- 
tion erfolgt dann bei einer Temperatur von unter 40° im Verlaufe von zwei 
Stunden. Die Ausbeute an riopinsäure beträgt 35 bis 40%. 

Die freie Nopinsäure aus 1-jS-Pinen hat folgende Eigenschaften : 
Smp. 126°, d 17 . 0,781, [a] D — 15,64° (in ätherischer Lösung). 

Zur weiteren Charakterisierung kann die Nopinsäure durch 
Oxydation mit Bleisuperoxyd oder Permanganat in schwefel- 
saurer Lösung in Nopinon übergeführt werden, ein Keton, das 
zu verschiedenen interessanten Synthesen von Terpenen und 
Terpenabkömmlingen gedient hat. Von den Derivaten dieses 
Ketons sind zu erwähnen: das Semicarbazon vom Smp. 188°, 
die Benzylidenverbindung vom Smp. 106 bis 107° und die durch 
Einleiten von HCl in die alkoholische Lösung des Ketons ent- 
stehende Verbindung C 18 H 20 OC1 3 vom Smp. 148°. 

ö-Pinen und /?-Pinen können voneinander durch ihre ver- 
schiedene Löslichkeit in verdünntem Alkohol getrennt werden 2 ). 

Sabinen. 

C 10 H 1() . Mol.-Gew. 136. 

Dieser dem £-Pinen in mancher Hinsicht h a 

ähnliche Kohlenwasserstoff ist in der rechts- 9 

drehenden Form im Sadebaumöl, im indischen HCp Ncm 

Wacholderöi, im Pileaöl und im Öl von Cupressus h 2 cI Jch s 

torulosa aufgefunden worden. 1-Sabinen kommt ^^ 

auch im Sadebaumöl und im Öl von Xanthoxylum r _JL H _ CH 

budrunga vor; es ist identisch mit dem Xan- 3 s 
thoxylen Semmlers 8 ). i-Sabinen bildet einen Bestandteil des 

*) Compt. rend. 179 (1924), 501; Chem. Zentralbl. 1924, 11. 2519. 

*) Austerweil, Chem. Ztg. 50 (1926), 5. — D.R.P. 427418. Chem. 
Zentralbl. 1926, IL 1100. 

3 ) Simonsen u. Rau, Indian Forest Rec. 9 (1922), 111; Bericht von 
Schimmel h Co. 1923, 86. 

23* 



356 Hauptbestandteile der ätherischen Öle. 

Öls von Murraya Koenigii. Keine Angaben über die optische 
Drehung finden sich bei dem im Ceylon-Cardamomenöl, Majoranöl, 
im Sho-Gyuöl und in den Ölen von Thuja gigantea und Mosla 
japonica (?) aufgefundenen Sabinen. 

Als Konstanten für Sabinen sind angegeben: Sdp. 162 
bis 166°, d.O. 0,840, « D + 63°, n D 1,466. l ) Sdp. 163 bis 165°, 
d, . 0,842, « D + 67,5°, n D 1.4678. 2 ) 

Schimmel § Co. ermittelten bei der Fraktionierung einer 

größeren Menge Sabinens aus Sadebaumöl folgende Eigenschaften: 

20 0/0 vom Sdp. 162 bis 163°, d 18 „ 0,8481, a D + 59°30', 

49°/o „ „ 163 „ 164°, d 16 . 0,8480, « D + 63°50', 

31°/o „ „ 164 „ 165°, d 18 o 0,8482, a D + 68°54'. 

Ein aus Sabinaketon über Methylsabinaketol dargestelltes 
synthetisches Sabinen 3 ) hatte die Eigenschaften: Sdp. 163° 
(750 mm), d is . 0,8455, n D 1,46681. 

Das von Agnew und Croad*) im Sadebaumöl gefundene 
1-Sabinen zeigte: Sdp. 162 bis 166°, d ä0 . 0,8468, [a] DX60 — 42,5°. 

Besonders hervorzuheben ist das niedrige spezifische Ge- 
wicht, durch das sich Sabinen von ähnlich siedenden Kohlen- 
wasserstoffen unterscheidet. 

Durch Kochen mit verdünnter Schwefelsäure geht Sabinen 
in Terpinen über, mit Halogenwasserstoff entstehen die be- 
treffenden Terpinendihalogenhydrate, durch Schütteln mit ver- 
dünnter Schwefelsäure in der Kälte bilden sich aus Sabinen 
aktives Terpinenol-4 und Terpinenterpin (s. u. Terpinenol). Bei 
der Reduktion nach Paal erhält man aus Sabinen Dihydro- 
sabinen C 10 H 18 . Die Oxydation mit Permanganat verläuft analog 
wie beim /S-Pinen. Das bei 54° schmelzende und unter 15 mm 
Druck bei 148 bis 150° siedende Sabinenglykol hat Semmler 
zum Nachweis von Sabinen benutzt. Einfacher und sicherer 
ist jedoch der von Wallach empfohlene Nachweis mittels des 
bei der Oxydation in Gegenwart von freiem Natriumhydroxyd 
entstehenden schwerlöslichen sabinensauren Natriums 5 ). Die 

*) Semmler, Berl. Berichte 33 (1900), 1464. 
*) Wallach, Liebigs Annalen 350 (1906), 163. 

3 ) C. Drotschmann, Inauguraldissertation, Breslau 1924; Bericht von 
Schimmel § Co. 1925, 173. 

*) Analyst 37 (1912), 295; Bericht von Schimmel $ Co. Oktober 1912, 99. 
*) Wallach, Liebigs Annalen 359 (1908), 266. 



Kohlenwasserstoffe. 357 

freie Sabinensäure schmilzt bei 57°. Genau wie Nopinsäure 
läßt sie sich zu einem Keton C 9 H 14 0, dem Sabinaketon, oxy- 
dieren, das ebenfalls als Ausgangsmaterial für Synthesen in 
der Terpenreihe Verwendung gefunden hat. Das Semicarbazon 
schmilzt bei 141 bis 142°. Mit Chlorwasserstoff entsteht aus 
Sabinaketon in methylalkoholischer Lösung ein Monohydro- 
chlorid C„H 16 OCl mit dem Smp. 77 bis 78°, während in Eisessig- 
lösung eine Verbindung C l8 H 29 OCI 8 vom Smp. 124° erhalten wird. 
Natriumhypobromit oxydiert das Sabinaketon zu Thujadicarbon- 
säure, deren Schmelzpunkt bei 142 bis 143° liegt. 

Durch Oxydation von Sabinen mit Chromylchlorid in der 
Kälte erhielten Henderson, Robertson und Brown 1 ) die 
feste Additionsverbindung C 10 H 1(i 2CrO 2 Cl a , ein graues Pulver, 
das sich in feuchter Luft und mit Wasser zersetzt. 

Bei langsamer Oxydation von Sabinen in Eisessiglösung 
mit 30 °/oiger wäßriger Wasserstoffsuperoxydlösung entstehen 
nach Henderson und Robertson 2 ) zwei isomere Verbindungen 
von der Formel C 10 H 16 O(OH 2 ) (Smp. 172 und 174°), anscheinend 
Sabinenglykolanhydride. 

Camphen. 

C 10 H 18 . Mol.-Gew. 136. 

Camphen ist der einzige im festen Zustande in der Natur 
vorkommende Kohlenwasserstoff C 10 H 16 ; trotzdem ist es nur 
selten gelungen, ihn aus einem äthe- 
rischen Öl als kristallisierten Körper CH 
abzuscheiden. In dieser Form ist H s Cf C\ s 
1-Camphen aus dem sibirischen Fichten- j CH S i s 
nadelöl isoliert worden; auch aus dem H s cl - C=CH S 
Vorlauf des Ceylon-Citronellöls konnten Chi 
Schimmel § Co. festes Camphen ge- 
winnen. Der Kohlenwasserstoff findet sich im Pflanzenreich in 
beiden optisch aktiven Modifikationen: 

Als d-Camphen (Austracamphen Berthelots) im Cypressen- 
öl, sibirischen Fichtennadelöl, Blätteröl von Alpinia mutans, 
Ingweröl, Muskatnußöl, Campheröl, Citronen- und Apfelsinen- 



x ) Journ. ehem. Soc. 121 (1922), 2717. 
=) Ebenda 123 (1923), 1849. 



358 Hauptbestandteile der ätherischen Öle. 

Petitgrainöl, süßen Orangenblütenöl, Öl von Eucalyptus globu- 
lus und Spiköl; 

als 1-Camphen (Terecamphen Berthelots) 1 ) im Öl der 
Nadeln von Ab/es concolor, der Zapfen von PJnus Lambertiana, 
P. palustris, der Mädeln und Zweige von P. palustris, P. con- 
torta, P. heterophylla, im Terpentinöl von P. clausa, im ameri- 
kanischen und russischen Terpentinöl, Öl der Zweige von 
Juniperus phoenicea, Ceylon-Citronellöl, Öl von Cymbopogon 
caesius, Scheihöl, Citronenöl, Neroliöl (?), Baldrianöl, Kessoöl, 
Öl von Artemisia herba-alba und von Chrysanthemum sinense 
var. japonicum. 

Außerdem wurde Camphen gefunden im Kopalöl von Agathis 
alba, in der Harzessenz, im DouglasfichtenÖl, galizischen Kien- 
61, Wacholderbeeröl, Wacholderrindenöl (?), im Beerenöl von 
Juniperus excelsa, japanischen Terpentinöl, Yellow Pineöl, im 
Öl der Wurzelstöcke von Pinus silvestris und P. nigra, im 
AburachanÖl, im Öl von Monodora grandiflora, im CalmusÖl, 
japanischen Zimtöl, Seychellen-Zimtrindenöl, im Öl von Cinna- 
momum glanduliferum (?), Lindera praecox, Liquidambar for- 
mosana, Orixa Japonica, Bergamottöl, Weihrauchöl, Öl von 
Phus cotinus, im Borneocampheröl, Fenchelöl, Öl der Früchte 
von Selinum Monnieri, Öl der Blätter und Zweige von Vitex 
trifolia, Öl von Meriandra dianthera, Ysopöl, Rosmarinöl, 
spanischen Thymianöl, Costuswurzelöl und Yu-Juöl. 

Künstlich erhält man Camphen auf verschiedene Weise, 
hauptsächlich durch Abspaltung von Halogenwasserstoff aus 
Bornylchlorid oder -bromid (aus Pinen oder Borneol); am 
bequemsten bereitet man es aus Isoborneol durch Wasser- 
entziehung mit Zinkchlorid, doch erhält man auf diesen Wegen 
meist auch Gemenge verschiedener Kohlenwasserstoffe. 

Gurwitsch 5 ) erhielt Camphen aus Pinen durch Einwirkung 
von Floridin (Floridaerde) unter Kühlung. Nach Umkristallisieren 
aus Alkohol lag der Schmelzpunkt bei 48 bis 50°. 

Chlorfreies, festes Camphen gewinnt man nach E. Meyer 
und W. Claasen 8 ), indem man die Alkalisalze niederer Fett- 

*) Als Terecamphen wird mitunter auch jedes aus Pinen chlorhydrat 
dargestellte Camphen bezeichnet. 

a ) Zeitschr. f. physik. Ctiera. 107 (1923), 235. 

•> D.R.P. 418057 (1924); Chem. Zentralbl. 1926, I. 234. 



Kohlenwasserstoffe. 359 

säuren in Gegenwart von Phenolen oder Naphtholen auf Pinen- 
chlorhydrat einwirken läßt. Zum Beispiel wird ein Gemisch von 
technischem Phenol, geschmolzenem Kaliumacetat und Pinen- 
chlorhydrat bis zur beendeten Umsetzung unter gutem Rühren 
am Rückflußkühler erhitzt und hierauf aus dem "Ölbad das 
Camphen zusammen mit der freigewordenen Essigsäure über- 
destilliert, bis sämtliches Camphen übergegangen ist. Beim 
Versetzen des Destillats mit Kaliumcarbonatlösung scheidet sich 
das Camphen in einer Ausbeute von 96°/o der Theorie über 
der Salzlösung ab. 

Camphen stellt eine weiße, krümelig-kristallinische, schwach 
campherartig riechende Masse dar, die zur Sublimation neigt, 
sonst aber gegen Luft und Licht bedeutend beständiger ist, als 
die übrigen Terpene. Da es in festem Zustande erhalten wird 
und durch Lösen in Alkohol und vorsichtigen Zusatz von Wasser 
von flüssigen Beimengungen befreit werden kann, so ist es eines 
der wenigen Terpene, die in ziemlicher Reinheit darstellbar sind. 

Als Konstanten werden folgende angegeben: 

Für Camphen aus Borneol-Bornylchlorid: 

Smp.48bis49°, Sdp. 160 bis 161 01 ); d«. 0,850, n D4S= 1,4555 *); 
Smp. 53,5 bis 54°, d^T 0,83808, n D88 , a „ 1,4531 4 s ); 

für Camphen aus Pinen-Bornylchlorid: 

Smp. 51 bis 52°, Sdp. 158,5 bis 159,5°, d* 1 .' 0,84224, 
n DM . 1,45514*); 

für Camphen aus Isoborneol: 

Smp. 50°, Sdp. 159 bis 160° 3 ), 56° bei 15 mm. 

Nach Aschan 6 ) zeigten absolut reine Camphenproben 
folgende Eigenschaften : 

I. Aus dem Hydrochlorid des amerikanischen Terpentinöls: 
Smp. 43 bis 43,5°, Sdp. 158 bis 158,5°, d^ 0,8486, [o] Die . 
+ 17,95° (20,025 °/o ige Benzollösung), n De0 „ 1 ,46048. 



*) Wallach, Liebigs Annalen 230 (1885), 234. 

*) Wallach, ebenda 245 (1888), 210. 

") Brühl, Berl. Berichte 25 (1892), 164. 

*) Brühl, ebenda 25 (1892), 162. 

s ) Bertram u. Walbaum, Journ. f. prakt. Chem. II. 49 (1894), 8. 

«) Liebigs Annalen 398 (1913), 299. 



360 Hauptbestandteile der ätherischen Öle. 

IL Aus dem Hydrochlorid des griechischen Terpentinöls : Smp. 
46 bis 47°, Sdp. 157,2 bis 157,9° (742 mm), df~ 0,8446, [o] D „. 
+ 74,55° (50,065 °/o ige Lösung in Benzol), n Bfi0 . 1,45641. 

Das spezifische Gewicht und der Brechungsindex des Cam- 
phens würde, bezogen auf eine Temperatur von 20°, einem Wert 
für d von etwa 0,870 und für n D von etwa 1,470 entsprechen. 

Tsakalotos und Papaconstantinou 1 ) geben für reines 
d-Camphen an: Smp. 42,7°, Sdp. 157,6° (745 mm), [«] DS8 .+ 83,5° 
(10°/oige Lösung in Alkohol) und [«] D2S . -+- 84,05° (10°/oige Lö- 
sung in Benzol). 

Das Drehungsvermögen des künstlich aus Pinen- oder 
Borneol-Bornylchlorid dargestellten Kohlenwasserstoffs schwankt 
je nach dem Drehungsvermögen des Ausgangsmaterials und nach 
der Höhe und Dauer der bei der Umsetzung angewendeten 
Temperatur; so erhielten Bouchardat und Lafont 2 ) bei der 
Umsetzung von 1-Pinen-Bornylchlorid ([a]^ — 28°30') mit Kalium- 
acetat in alkoholischer Lösung bei 150 bis 170° Kohlenwasser- 
stoffe, deren Rotationsvermögen [«] D zwischen — 80° 37' und 
— 30°30' lag. 

Für ein aus Borneol-Bornylchlorid gewonnenes d-Camphen 
beobachtete Kachler 8 ) [a] DS6 =+20° (100,3 mm). 

Camphen lagert sich nicht so leicht in Isomere um wie 
andere Terpene; zwar wird es auch durch längeres Erhitzen 
auf höhere Temperatur oder durch Behandlung mit wasser- 
entziehenden Mitteln wie Chlorzink, Phosphorsäureanhydrid oder 
konzentrierter Schwefelsäure verändert, es entstehen aber dabei 
Zersetzungsprodukte, welche nicht der Formel C 10 H la entsprechen. 

Als Terpen mit einer Doppelbindung liefert Camphen Addi- 
tionsprodukte, sowohl mit Halogenen (Smp. des Dibromids 
91 bis 91,5°), als auch mit Halogenwasserstoffen, dagegen nicht 
mit Nitrosylchlorid ; jedoch sind einige teils direkt, teils auf Um- 
wegen gewonnene Verbindungen des Camphens mit Oxyden des 
Stickstoffs bekannt. 

Das wahre, bisher unbekannte Camphenchlorhydrat, d. h. das 
primäre Salzsäureadditionsprodukt des Camphens, entsteht aus 

l ) Journ. de Pharm, et Chim. VII. 14 (1916), 97. 

l ) Compt. rend. 104 (1887), 694; Bull. Soc. chim. IL 47 (1887), 439. 

*) Liebigs Annalen 197 (1879), 97. 



Kohlenwasserstoffe. 361 

diesem beim Einleiten von Salzsäure in die ätherische Lösung, 
wobei man sorgfältig einen Überschuß an Säure vermeiden muß 1 ). 
Es bildet schneeweiße Kristalle vom Schmelzpunkt 125 bis 127°, 
besitzt einen starken mentholartigen Geruch und ist nur kurze 
Zeit unverändert haltbar; es kann auch nicht ohne weitgehende 
Veränderung umkristallisiert werden. 

Leitet man in eine ätherische Camphenlösung überschüssige 
Salzsäure, so bildet sich Isobornylchlorid vom Smp. 158°, das 
früher irrtümlich als Camphenchlorfiydrat bezeichnet wurde. Es 
entsteht außerdem durch Umlagerung des wahren Camphen- 
chlorhydrats, durch Einwirkung von Phosphorpentachlorid auf 
Borneol oder durch Sättigen einer alkoholischen Lösung von 
Isoborneol mit Salzsäure. Isobornylchlorid ist stereoisomer mit 
Bornylchlorid (= Pinenchlorhydrat) vom Smp. 125 bis 127°. 

Oxydationsmittel, wie Permanganat, Salpetersäure, Chrom- 
säuregemisch und Ozon wirken nicht in gleicher Weise auf den 
Kohlenwasserstoff ein. Aschan 2 ) erhielt bei der Oxydation von 
Camphen verschiedenster Herkunft mit Kaliumpermanganat (und 
zwar die einzelnen Reaktionsprodukte immer in den gleichen 
Mengenverhältnissen) als Hauptprodukt Camphensäure, nebenbei 
entstanden Camphenilon, Camphenglykol , Camphenilsäure und 
wasserlösliche Säuren. Als Nebenprodukt tritt bei der Oxydation 
des Camphens nach Komppa 8 ) Ketopinsäure auf, die bei 233,5 
bis 234,5° schmilzt. 

Salpetersäure oxydiert Camphen zur dreibasischen Camphoyl- 
säure (Marsh und Gardner), C 10 H., 4 O 6 (Bredt's Carboxyapo- 
camphersäure, Smp. 202°); daneben entstehen geringe Mengen 
Camphenilon, C 9 H w O; Chromsäuregemisch liefert in der Haupt- 
sache Campher neben wenig Camphersäure und anderen Pro- 
dukten. Durch Oxydation mit Ozon gelangt man zu Camphenilon. 

Bei der Oxydation mit Wasserstoffsuperoxyd erhielten 
Henderson und Sutherland*) als Hauptprodukt eine ein- 
basische Säure von der Formel C B H 1B -C0 2 H (Smp. 95°), die sie 
zunächst Camphylsäure nannten, später aber als Camphenansäure*) 

*) Meerwein u. van Ernster, Berl. Berichte 68 (1920), 1815. 

») Liebigs Annalen 383 (1911), 39. 

ä ) Berl. Berichte 44 (1911), 863. 

*) Journ. ehem. Soc. 99 (1911), 1539. 

5 ) Proceed. ehem. Soc 27 (1911), 279. 



362 Hauptbestandteile der ätherischen Öle. 

bezeichneten, da der erste Name bereits für eine andere Säure von 
Perkin eingeführt ist Außerdem bildeten sich als Oxydations- 
produkte Camphenilon, Isocarnphenilanaldehyd, eine Verbindung 
C e H 16 O s , Camphenglykol und ein bei 69° schmelzender Körper. 

Bei der Reduktion des Camphens erhielt Lipp 1 ) zwei 
Isomere, ein flüssiges Isocamphan und eine feste Modifikation 
vom Smp. 65 bis 67°. 

Alle diese Derivate eignen sich aber nicht gut zur Charak- 
terisierung des Camphens. Hat man schon ziemlich reine, stark 
camphenhaltige Fraktionen, so kann man den Kohlenwasserstoff 
in Gestalt seines Chlorhydrats (siehe S. 361) abscheiden; besser 
aber ist Camphen durch die Überführung in Isoborneol nach- 
zuweisen. Nur wenn neben dem Camphen Pinen in größerer 
Menge vorhanden ist, läßt sich der Nachweis auch auf diese 
Weise schlecht führen, weil das mit dem Isoborneol zugleich 
entstehende inaktive Terpineol ersteres in Lösung erhält und 
eine Trennung des Gemisches nur unvollkommen gelingt 

Zur Umwandlung des Camphens in Isoborneol 2 ) werden 
100T. Camphenfraktion mit 250 T. Eisessig und 10 T. 50°/oiger 
Schwefelsäure unter öfterem Umschütteln 2 bis 3 Stunden lang 
auf 50 bis 60° erwärmt; das anfangs in zwei Schichten getrennte 
Gemisch wird schließlich homogen und nimmt schwach rötliche 
Färbung an. Nach beendeter Reaktion scheidet man das gebildete 
Acetat durch Wasser ab, wäscht es wiederholt und verseift es 
durch Erwärmen mit einer Auflösung von 50 g Kalihydrat in 
250 g Alkohol. Nach Entfernung des Alkohols fällt das Isoborneol 
auf Zusatz von Wasser zum Rückstande als krümelige Masse 
aus, die durch Umkristallisieren aus Petroläther gereinigt wird. 
Der Schmelzpunkt des Isoborneols liegt bei 212°; die Bestimmung 
muß jedoch wegen der außerordentlichen Sublimationsfähigkeit 
des Isoborneols im beiderseits zugeschmolzenen Kapillarröhrchen 
vorgenommen werden. Zur weiteren Charakterisierung des Iso- 
borneols kann auch noch seine Bromalverbindung vom Smp. 71 
bis 72° herangezogen werden, die allerdings schwer kristallisiert 
und daher nicht recht geeignet zum Nachweis ist. 

*) Liebigs Annalen 362 (1911), 265. 

s ) Bertram u. Walbaum, Journ. f. prakt. Chem. II. 49 (1894), 1. — 
rieben Isoborneol bildet sich auch etwas Borneol. Aschan, Berl. Be- 
richte 40 (1907), 4923. 



Kohlenwasserstoffe. 363 

Zu bemerken ist, daß dieses Isoborneol stets auch Borneol 
(gegen 20 %) enthält. Die Phenylurethane beider Alkohole 
schmelzen bei 138 bis 139°. 

Während man früher annehmen mußte, daß Camphen in 
verschiedenen Modifikationen vorkomme 1 ), ist Asch an s ) auf 
Grund seiner Untersuchungen der Ansicht, daß das Camphen 
ein einheitlicher Körper ist. Ebenso glaubt Lipp*), durch seine 
Versuche die Einheitlichkeit des Camphens aus Isoborneol be- 
wiesen zu haben. 

Fenchen. 

C l0 H ie . Mo!.-Gew. 136. 

Ein strikter Beweis dafür, daß sich Fenchen in ätherischen 
Ölen findet, ist bisher noch nicht erbracht worden, man hat nur 
aus der Bildung von Fenchylalkohol aus 
Terpenfraktionen, die um 160° siedeten, CH 

auf das Vorkommen von Fenchen ge- H S C- -—" j C=CH 2 

schlössen; so erhielten Bouchardat H a C-CCH 3 

und Tardy 4 ) aus einem Öl von Euca- Hs c j ^rU 

lyptus globulus ein Terpen, das beim CH 

Erhitzen mit Benzoesäure Fenchylalkohol D-l-Fenchen. 

lieferte. Als dieselben Autoren fran- 
zösisches Terpentinöl mit Schwefelsäure (V 10 seines Gewichts) 
versetzten und dann das Reaktionsprodukt mit einem Überschuß 
von alkoholischer Kalilauge im Autoklaven auf 150° erhitzten, 
entstand u. a. ein ziemlich lösliches Kaliumsalz, das durch Zusatz 
von Wasser in Kaliumbisulfat und d-Fenchylalkohol zerfiel 5 ). 
Da nach Austerweil c ) sowohl aus a- wie aus ,^-Pinen beim 
Erhitzen mit organischen Säuren Fenchen und Fenchenderivate 
entstehen, so ist die Fenchylalkoholbildung beim Eucalyptusöl 
wahrscheinlich auf das anwesende Pinen zurückzuführen. Es 
erscheint jedoch nicht ausgeschlossen, daß auch Fenchen unter 



J ) Wallach, Liebigs Annalen 857 (1907), 79. 

2 ) Ebenda 383 (1911), 1. 

*) Ebenda 382 (1911), 265- 

*) Compt. rend. 120 (1895), 1418. 

B ) Ebenda 125 (1897), 113. 

•) Chem.-Ztg. 50 (1926), 5; Chem. Zentralbl. 1926, I. 2050. 



364 Hauptbestandteile der ätherischen Öle. 

die natürlich vorkommenden Terpene einzureihen ist, weshalb es 
auch hier kurz erwähnt werden möge. 

Künstlich ist Fenchen durch Wasserentziehung aus Fenchyl- 
alkohol oder durch Salzsäureabspaltung aus Fenchylchlorid dar- 
gestellt worden 1 ); auch wurde es aus Nopinon, einem Abbau- 
produkte des j?-Pinens, auf synthetischem Wege gewonnen 2 ). 
Durch Umsetzung von Fenchylamin mit salpetriger Säure erhielt 
Wallach 3 ) in der Hauptsache ein bei 156 bis 157° siedendes 
Fenchen mit den Konstanten: d 19 „ 0,869, « D — 32° 12', n D19 „ 1 ,4724. 

Durch eine Totalsynthese des a-Fenchens haben Komppa 
und Roschier*) die oben angeführte, von Wallach aufgestellte 
Fenchen-Formel sichergestellt. Sie gingen vom rac.-a-Fencho- 
camphoron aus, das sie mit Methylmagnesiumjodid in trockenem 
Äther behandelten. Bei der Hydrolyse des Reaktionsproduktes 
erhielten sie einen Alkohol, der bei der Destillation unter Atmos- 
phärendruck Wasser abspaltete unter Bildung von rac.-a-Fenchen 5 ) 
vom Sdp. 154 bis 156°; df-0,8660; n D20 „ 1,47045. 

Die Isomerieverhältnisse sind bei diesem Kohlenwasserstoff 
sehr kompliziert, und kaum eins der auf verschiedene Weise er- 
haltenen Fenchene dürfte ein einheitlicher, reiner Kohlenwasserstoff 
gewesen sein. Selbst bei gleichmäßiger Darstellungsweise ergaben 
sich Schwankungen in den Konstanten, besonders im Drehungs- 
vermögen. Neben semicyclischen Fenchenen existieren auch solche 
mit der doppelten Bindung im Ring, deren Siedepunkt bedeutend 
tiefer liegt. Für das nur in flüssigem Zustande bekannte, im Geruch 
an Camphen erinnernde Fenchen sind als Konstanten ermittelt: 
Sdp. 154 bis 155°, d 18 . 0,8660, n D18 „ 1,4693. 
Sdp. 155 bis 156°, d lg „0,8670, n^g. 1,47047°), « D +21 '). 

Bei wiederholten Versuchen ist im Laboratorium von 
Schimmel § Co. gefunden worden: Sdp. 154 bis 156° (765mm), 
d 15 , 0,8660 bis 0,8665, n Dl6 . 1 ,46733 bis 1,46832. 



*) Wallach, Liebigs Annalen 263 (1891), 149. 
s ) Wallach, ebenda 357 (1907), 53; 363 (1908), 3. 
3 ) Ebenda 362 (1908), 180. 

*) Ann. Acad. Scient. Fennicae. Serie A. Bd. X 3 (1916), 3; Chem. 
Zentralbl. 191!, I. 751. 

5 ) Vgl. auch Komppa, Zeitschr. f. angew. Chem. 39 (1926), 952. 
8 ) Wallach, Liebigs Annalen 300 (1898), 313. 
') Wallach, ebenda 802 (1898), 376. 



Kohlenwasserstoffe. 365 

Aus dem oben erwähnten 1-Fenchen (a D — 32° 120 stellte 
Wallach 1 ) ein rechtsdrehendes Dibromid dar, das bei 87 bis 88° 
schmolz und die spez. Drehung + 42,83° zeigte. Ein aus d-Fenchen 
erhaltenes Dibromid (das Fenchen war aus 1-Fenchon aus Thujaöl 
dargestellt) schmolz gleichfalls bei 87 bis 88°. Ein Gemisch gleicher 
Teile der Bromide zeigte nach dem Umkristallisieren den Smp. 62° 2 ). 

Sonst gibt Fenchen aber weder mit Halogenen noch mit 
Halogenwasserstoffen oder Nitrosylchlorid charakteristische Ad- 
ditionsprodukte, die zum Nachweis herangezogen werden könnten; 
dagegen läßt es sich in derselben Weise, wie beim Camphen 
angegeben ist, mit Eisessig und Schwefelsäure zu einem Alkohol 
C 10 H ls O, Isofenchylalkohol (Smp. 61,5 bis 62°), hydratisieren, 
der mit Phenylisocyanat ein bei 106 bis 107° schmelzendes 
Phenylurethan liefert 8 ). 

Aus den semicyclischen Fenchenen entstehen bei der Oxy- 
dation mit Kaliumpermanganat Oxyfenchensäuren, die durch 
schwerlösliche Natriumsalze ausgezeichnet sind. 

Isofenchen. Das von Bertram und Helle 4 ) aus Iso- 
fenchylalkohol erhaltene Isofenchen wurde von Wallach 5 ) als 
D-d-Fenchen erkannt. 

Mit Isofenchen identisch sind Isofenchylen, Fenchylen und 
6-Fenchen. 

c) Terpene unbekannter Konstitution. 

Dacryden. 

C io H io- Mol.-Gew. 136. 

Dieses bisher unbekannte Terpen bildet den Hauptbestand- 
teil des Öles von Dacrydium Franklinü 6 ). Das Dacryden siedet 
bei 165 bis 166° (korr.); d 29 „ 0,8524; « D + 12,3°; n D22 . 1,4749; 
es gibt ein Nitrosochlorid vom Smp. 120 bis 121°. 



*) Wallach, Liebigs Annalen 362 (1908), 182. 

s ) Ebenda 199. 

8 ) Bertram u. Helle, Journ. f. prakt. Chem. IL 61 (1900), 293; Bericht 
von Schimmel & Co. Oktober 1898, 55; April 1900, 57. 

«) Journ. f. prakt Chem. IL 61 (1900), 303. 

B ) Liebigs Annalen 362 (1908), 193. ' 

*) Baker u. Smith, A Research on the Pines of Australia, Sydney 1910, 
S. 397. 



366 Hauptbestandteile der ätherischen Öle. 

Terpen aus Evodia rutaecarpa. 

Aus dem flüchtigen Öl der Früchte von Evodia rutaecarpa 
haben Asahina und Kashiwaki 1 ) ein neues Terpen isoliert, 
das sie Evoden nennen. Bei der Reaktion mit Hilfe von 
Platinschwarz liefert es Dimethyloctan, woraus seine Verwandt- 
schaft mit Myrcen hervorgeht; es bildet ein Dihydroprodukt, 
dessen Tetrabromid flüssig bleibt, während das Tetrabromid des 
Dihydromyrcens bei 88° schmilzt. Das Evoden siedet bei 67° 
(20 mm); d 0,799; n 1,4843. 

Die Benennung Evoden für das neue Terpen ist unzulässig, 
denn schon 1911 haben Semmler und Schoßberger 2 ) ein 
neues Sesquiterpen aus dem Öl von Xanthoxylum Aubertia 
Evoden genannt. (Vgl. S. 376.) 

d) Reihe niederer Terpen-Homologer. 

Santen = Norcamphen. 

C 9 H 14 . Mol.-Gew. 122. 

Es sei hier eines mehrfach aufgefundenen Kohlenwasser- 
stoffs, des Santens, gedacht, der seiner Zusammensetzung 

nach ein niederes homologes Terpen 

^^Hl darstellt. Sein Vorkommen wurde be- 

H 3 CC^""^ "~~i CH S obachtet im ostindischen Sandelholzöl, 

i CHjj | im sibirischen Fichtennadelöl, im Nadelöl 

H s c-C- I i cn a der deutschen und schwedischen Fichte 

~~~~q^"^ oder Rottanne und im deutschen Edel- 

tannennadelöl. 

Als Konstanten werden angegeben: Sdp. 31 bis 33° (9 mm), 

d, .0,863, « D ±0°, n D l,46658 s ). Sdp. 140°, d lfl „0,8698, a D + 0°, 

iW,. 1,46960*). 

Durch Hydratation mit Eisessig-Schwefelsäure nach dem 
Verfahren von Bertram geht der Kohlenwasserstoff in einen 
bicyclischen gesättigten Alkohol, das Santenol (Tr-ISorborneoI, 



*) Joum. pharm. Soc. of Japan; Pharm. Weekblad 1916, 181; Apotheker- 
Ztg. 31 (1916), t IS. 

s ) Bert. Berichte 44 (1911), 2885. 

*) Semmler, Berl. Berichte 40 (1907), 4595. 

4 ) Aschan, Berl. Berichte 40 (1907), 4920. 



Kohlenwasserstoffe. 367 

Sdp. 195 bis 196°; Smp. 97 bis 98°) üben Durch Salzsäureab- 
spaltung" aus dem durch Chlorierung des Norborneols dargestellten 
Norbornylchlorid bezw. Norisobornylchlorid erhielt Semmler 1 ) 
Norcamphen, das sich als identisch mit Santen erwies. 

Santen bildet mit Aschans Oxoniumreagens 2 ) ein Gemisch 
von a- und fS-Santenol. Die Bildung des Santens durch Wasser- 
abspaltung aus et- und /?-Fenchocamphorol 3 ) erfolgt durch Er- 
hitzen dieses Alkohols mit wasserfreiem Kalium bisulfat im Kohlen- 
säurestrom auf 190°; d^ 0,8720; « D 0°; n Dl7 , 1,4657; Sdp. 140 
bis 142°. Ruzicka und Liebl*) gewannen Santen auch durch 
Wasserabspaltung mit Kaliumbisulfat aus Santenol. 

Charakteristische Derivate sind das Nitrosochlorid, Smp. 109 
bis 110°, das Chlorhydrat, Smp. 80 bis 81°, das Tribromid, Smp. 62 
bis 63°, und das Nitrosit, Smp. 124 bis 125°. Zum Nachweis 
wird von Semmler das Tribromid vorgeschlagen, das jedoch 
nach Aschans Beobachtungen bei der Darstellung aus Santenen 
verschiedener Herkunft wechselnde Schmelzpunkte aufweisen 
soll. Das Nitrosit hält Aschan zum Nachweis für besser ge- 
eignet. Als weiteres Derivat zur Identifizierung führen Semmler 
und Bartelt 1 ) das Santenglykol (Smp. 197°; Sdp. 135° bei 10mm) 
an, das durch vorsichtige Oxydation des Kohlenwasserstoffes 
mit Kaliumpermanganat in Acetonlösung erhalten wird. 



D. Sesquiterpene. 

Neben den Terpenen C 10 H la finden sich in den höher — 
und zwar zwischen 250 und 280° — siedenden Fraktionen vieler 
ätherischen Öle andere, der Formel C 1B H 24 entsprechende, 
Sesquiterpene genannte Kohlenwasserstoffe, von denen eine 
große Anzahl isoliert, die zum Teil neuerdings genauer unter- 
sucht worden sind. 

Einige Öle bestehen fast ausschließlich aus Sesquiterpenen, 
meistens spielen sie aber in den Ölen, wenigstens was den 



') Berl. Berichte 41 (1908), 128. 

*) Siehe S. 313. 

") Ruzicka u. Liebl, Helvet. chim. acta 6 (1925), 267. 

*) Berl. Berichte 41 (1908), 866. 



368 Hauptbestandteile der ätherischen Ole. 

Geruch anbetrifft, nur eine nebensächliche Rolle; sie werden so 
oft angetroffen,- daß sie zu den am häufigsten vorkommenden 
Bestandteilen der ätherischen Öle gezählt werden müssen. 

Auch künstlich sind Sesquiterpenkohlenwasserstoffe aus 
den sie in den ätherischen Ölen vielfach begleitenden Alkoholen 
C 15 H 28 dargestellt worden, die zu ihnen in demselben Ver- 
hältnis stehen wie z. B. Terpineol, C 10 H ls O, zum Kohlenwasser- 
stoff C 10 H 16 . 

Die Siedetemperatur der Sesquiterpene liegt im allgemeinen 
zwischen 250 und 280°, ihre Dichte zwischen 0,84 und 0,93, in 
der Regel über 0,90; sie sind meist ein wenig gefärbt und dick- 
flüssiger als die Terpene, sind von schwachem Geruch, verharzen 
z.T. ebenso leicht wie die Terpene und lösen sich schwer in 
Alkohol. Als ungesättigte Kohlenwasserstoffe addieren sie 
Halogene, Halogenwasserstoff, NOCI, N g O s und N a 4 , vereinzelt 
damit kristallisierte Verbindungen bildend, die zur Identifizierung 
benutzt werden können. 

Man unterscheidet 1. aliphatische, 2. monocyclische, 3. bicy- 
clische, 4. tricyclische Sesquiterpene, mit 4, 3, 2 und 1 Doppel- 
bindung; die Gruppen 3 und 4 zerfallen noch in Untergruppen. 

1. aliphatische 

2. monocyclische 

3. bicyclische 

a) Caryophyllen-J 

gruppe J 

b) Cadinengruppe „ 0,917 

4. tricyclische /r „ 0,910 bis 0,935 1,49 bis 1,50 64,45 

a) d-Santalengruppe „ 0,91 

b) Cedrengruppe „ 0,935 

c) Copaengruppe „ 0,91 

Was die Konstitution der Sesquiterpene anbetrifft, so hatte 
Wallach 1 ) schon 1887 die Vermutung ausgesprochen, daß 
einzelnen dieser Kohlenwasserstoffe ein naphthalinähnliches 
Skelett zugrunde liege, und Semmler 2 ) hatte bereits naphthalin- 
ähnliche Formeln aufgestellt, doch ist der erste Konstitutions- 

*) Liebigs Annalen 239 (1887), 49. 
a ) Berl. Berichte 36 (1903), 1037. 



diso 


n D MoI.-Refr. 


/Tetwa 0,84 bis 0,86 


1 ,53 69,5 


17 » 0,871 bis 0,89 


1 ,49 67,76 


/= „ 0,90 bis 0,92 


1,50 bis 1,51 66,15 



Kohlenwasserstoffe. 369 

beweis für ein Sesquiterpenderivat, das aliphatische Farnesol, 
C 15 H 26 0, erst 1913 von Kirschbaum 1 ) geführt worden. 

Sesquiterpene lassen sich zu Terpenen und wahrscheinlich 
auch zu Isopren aufspalten; so erhielten Sem ml er und 
Jacubowicz*) aus /S-Gurjunen Terpinen. 

Die erste Synthese eines tricyclischen Sesquiterpens gelang 
Wallach 3 ), der durch Wasserabspaltung aus dem Dicyclopen- 
tylcyclopentanol, C ie H 8e O, das Dicyclopentylcyclopenten, C^H^ 
darstellte. Kurz darauf haben Semmler und Jonas*) die 
Synthese eines monocyclischen Sesquiterpens ausgeführt, indem 
sie durch Erhitzen von Myrcen mit Isopren im Einschmelzrohr 
Cycloisoprenmyrcen gewannen. 

Wenn es sich gleichzeitig um Konstitutionsbestimmungen 
handelt, so ist die Synthese mit Hilfe der Grignardschen 
Reaktion ein sicherer Weg. Sie 
wurde von Semmler, Jonas HaC^^-CHs 

und Rönisch 6 ) angewandt, die C 

durch Einwirkung von Isoamyl- CH fMk^CH, 

magnesiumjodid auf d-Carvon h«C """ ""- ch CH 

eine Verbindung C 1B H 2e O er- ;' ; 

hielten, die sofort Wasser ab- j-jd - J- 'ch- 

spaltete unter Bildung eines mono- c-CH s CH* 

cyclischen Sesquiterpens, des Iso- Isoamyl-o-dehydrophellandren. 

amyl-a-dehydrophellandrens. 

Eine dankenswerte Bereicherung unserer Kenntnisse über 
die Konstitution der Sesquiterpene haben uns die wertvollen 
Arbeiten L. Ruzickas 6 ) und seiner Mitarbeiter gebracht, die in 
zahlreichen Abhandlungen seit 1921 in der Zeitschrift Helvetica 
chimica acta erschienen sind. 

Ruzicka stellt die Theorie auf, daß alle Terpene, Sesqui- 
terpene und Diterpene bis zum Kautschuk durch Aneinander- 
lagerung von Isopren -(C 6 H g )- Molekülen gebildet werden. Vgl. 



') Berl. Berichte 46 (1913), 1732. 
s ) Ebenda 47 (1914), 2252. 
») Liebigs Annalen 889 (1912), 183. 
*) Berl. Berichte 46 (1913), 1569. 
B ) Ebenda 46 (1913), 1569; 47 (1914), 2080. 

•) Eine gute Übersicht über die bis 1923 erschienenen Arbeiten Ruzickas 
gibt Klingemann in Zeitschr. f. angew. Chem. 36 (1923), 317. 

Gtldcraeister, Die ätherischen öl«. I. 24 



370 Hauptbestandteile der ätherischen Öle. 

auch S. 303. Durch verschiedenartige Zusammenlegung der 
Isopren-Teile entstehen die einzelnen Verbindungen. Hierdurch 
wird auch das regelmäßige Auftreten der Isopropylgruppe er- 
klärt. Ist die Theorie richtig, so kommen nur Formeln inbe- 
tracht, die der so erfolgten Entstehung der Terpenverbindungen 
Rechnung tragen. 

Als außerordentlich fruchtbar hat sich eine Reaktion er- 
wiesen, die Ruzicka zur Konstitutionsermittlung der Sesqui- 
terpene anwandte. Er dehydrierte sie durch Erhitzen mit Schwefel 
und erhielt dabei in vielen Fällen Naphthalinkohlenwasserstoffe, 
woraus geschlossen werden muß, daß den betreffenden Sesqui- 
terpenen ein naphthalinähnliches Skelett zugrunde liegt. 

Die Reaktion verläuft entweder nach der Gleichung: 
CA + 3 S = C 1S H 18 (Cadalin) +3H 2 S 
oder C 1B H a4 + 3S = C 14 H 16 (Eudalin) -f 2 H 2 S + CH 3 SH 

Es wird also bei der Bildung des Eudalins eine Methylgruppe 
derSesquiterpenverbindung abgespalten. Cadalin ist 1 ,6-Dimethyl- 
4-isopropylnaphthalin, Eudalin ist 3-lsopropyl-5-methyl-naphthalin. 
Die Richtigkeit der Formeln wurde durch Synthesen bestätigt. 

CH» 

C CH CH CH 



CH 
CH 



/Nc/Xch ch/\ C /\ch 



JCH 



^.c^c-ch, ch ]> ch c k v / c \/ 

C CH CH C 

I I 

CH CH S 

CHs CHs 
Cadalin. Eudalin. 

Die Eigenschaften dieser beiden Kohlenwasserstoffe sind folgende : 

Sdp. d n D Mol.-Refr. 

Cadalin 291 bis 292° 0,9792 1,5851 67,7 

Eudalin 280 bis 281° 0,9734 1,5847 63,31 

Zur Kennzeichnung der Naphthalinkohlenwasserstoffe benutzt 
Ruzicka die mit Pikrinsäure und mitTrinitroresorcin entstehenden, 
gut kristallisierenden Additionsverbindungen. Die Pikrate ent- 
stehen, wenn man den Kohlenwasserstoff zu einer heiß gesättigten 
alkoholischen Lösung von 1 Mol. Pikrinsäure zufügt, worauf die 



Kohlenwasserstoffe. 371 

Masse nach kurzer Zeit fast vollständig erstarrt. Die Styphnate 
fallen beim Versetzen der Kohlenwasserstoffe mit 1 Mol. Trinitro- 
resorcin in alkoholischer Lösung als gelbe Nadeln aus. Smp. des 
Cadalinp'ikrats 115°, des Cadalinstyphnats 138°, des Eudalin- 
pikrats 90 bis 91°, des Eudalinstyphnats 119 bis 120°. 

Durch Behandlung einfacher Terpene (Unionen und Terpinen) 
mit Schwefel, wobei p-Cymol erhalten wurde, hatte Ruzicka 
nachgewiesen, daß durch die Dehydrierungsmethode die Anord- 
nung der Kohlenstoffatome im Molekül nicht verändert wird, und 
daß sie demnach für Konstitutionsbestimmungen brauchbar ist. 

Beim Erhitzen mit Schwefel entstand Cadalin aus den Sesqui- 
terpenen der Cadinengruppe : Cadinen, Calamen, Zingiberen, Iso- 
zingiberen und dem Sesquiterpen aus dem Alkohol des Java-Ci- 
tronellöls. Dieselbe Behandlung lieferte Eudalin bei Eudesmen, 
Eudesmol und Selinen, hingegen wurden keine Pikrate erhalten 
bei Caryophyllen, Santalen, Cedren, Patchoulen und anderen. 

Aus dem Verhalten der letztgenannten Sesquiterpene muß 
nach Ruzicka gefolgert werden, daß bei ihnen eine naphthalin- 
ähnliche Atomgruppierung nicht vorliegt. 

a) Aliphatische Sesquiterpene. 

Sesquicitronellen. 

C 18 H 24 . Mol.-Gew. 204. 

Schimmel 8j Co. 1 ) hatten 1899 im Ceylon-Citronellöl ein 
Sesquiterpen mit dem niedrigen spezifischen Gewicht 0,8643 
(15°) nachgewiesen. Mit diesem Körper ist wahrscheinlich ein 
aliphatisches Sesquiterpen C 1S H 44 identisch, das Sem ml er und 
Spornitz 2 ) im Java-Citronellöl gefunden haben, und das sie 
Sesquicitronellen nannten. Schimmel 8j Co. hatten seinerzeit 
das Sesquiterpen von Methyleugenol durch häufiges Waschen 
mit 60 und 70%igem Alkohol getrennt. Dasselbe Verfahren 
wandten S emmier und Spornitz auf eine Sesquiterpen-Fraktion 
des Java-Citronellöls an. Durch häufiges Fraktionieren ließ sich 
aus dem über Natrium destillierten Produkt das Sesquicitronellen 



*) Bericht Oktober 1899, 19. 

») Bert. Berichte 46 (1913), 4025. 

24* 



372 Hauptbestandteile der ätherischen Öle. 

in reinem Zustande isolieren. Es zeigte die Daten: Sdp. 138 bis 
140° (9 mm), d so , 0,8489, a D + 0°36', n D 1,53252. Auffälligerweise 
wurde die Molekular-Refraktion zu 74,53 gefunden, während sich 
für C 18 H 24 /r69,6 berechnet. Eine derartig hohe Exaltation ist 
auch an dem aliphatischen Terpen Ocimen beobachtet worden. 
Die Reduktion des Sesquicitronellens mit Natrium und 
Alkohol führte zu Dihydrosesquicitronellen, C 16 H 2a . Aus der 
Tatsache, daß sich das Sesquiterpen mit Hilfe vpn Natrium und 
Alkohol reduzieren läßt, geht hervor, daß es, ebenso wie Myrcen 
und Ocimen, zwei konjugierte Doppelbindungen enthält. Das 
Dihydrosesquicitronellen siedet bei 131 bis 133° (12 mm): d 20 . 
0,8316, « D ±0°, n D 1,4800. Mit Platin und Wasserstoff wurde 
aus dem Sesquiterpen Octohydrosesquicitronellen, C 1S H 32 , er- 
halten: Sdp. 1 15 bis 117° (9 mm), d 20 .0,7789, « D + 0°, n D 1,43518. 
Mit Hilfe von konzentrierter Ameisensäure läßt sich das Sesqui- 
citronellen zu einem cyclischen Sesquiterpen (Cyclosesqui- 
citronellen) invertieren. Mit Natrium und Alkohol kann das 
invertierte Sesquiterpen nicht mehr reduziert werden, woraus 
geschlossen wird, daß der Ringschluß mit Hilfe einer der Doppel- 
bindungen unter Aufhebung der Konjugation stattgefunden hat. 



b) Monocyclische Sesquiterpen e. 

Bisabolen (Limen 1 )). 

C 16 H, 4 . Mol.-Gew. 204. 

Das Bisabolen ist zuerst von Tucholka 2 ) im Bisabol- 
Myrrhenöl aufgefunden worden. Sein Name wurde dann auf 
andere, mit ihm identische Sesquiterpene, die früher unter ver- 
schiedenen Bezeichnungen beschrieben worden waren, übertragen. 

Es kommt vor, außer im Bisabol-Myrrhenöl, im sibirischen 
FichtennadelÖl, Cardamomwurzelöl, im Ol von Piper Volkensii 
und von Murraya exotica var. ovatifoh'a, im Campheröl, Limettöl, 
Citronenöl, Bergamottöl, Opopanaxöl und westafrikanischen 
Sandelholzöl. 



*) Das von Burgess und Page im Limettöl aufgefundene Sesquiterpen 
Limen ist identisch mit dem damals bereits bekannten Bisabolen. 
a ) Aren, der Pharm. 236 (1897), 292. 



Kohlenwasserstoffe. 373 

Für den aus Citronenöl herausfraktionierten Kohlenwasser- 
stoff fanden Gildemeister und Müller 1 ): Sdp. 110 bis 112° 
(4 mm), d„. 0,8813, a D — 41° 31', n D20 . 1,49015, und für das in- 
aktive Sesquiterpen, das aus dem Trichlorhydrat durch Abspal- 
tung von HCl mittels Natriumacetat und Eisessig erhalten worden 
war: Sdp. 261 bis 262° (751 mm), a D +0°, d 16 . 0,8759, n M0 . 1,4901. 

Für den aus synthetischem Bisabolentrichlorhydrat rege- 
nerierten Kohlenwasserstoff gibt Ruzicka 2 ) an: d 0,871, n D 1,492, 

CH S CH 2 CH S 

I H I 

C CH a C CH S C CH a 

HC CH CH 3 H a C CH CH ä H 2 C C CH a 

H a C CH 3 C— CH, H 8 C CH S C— CH s H a C CH» C— CH 8 

CH CH CH CH 



CH CH 



C C C 

/\ /\ /\ 

H 3 C CH 3 HgC CH 3 HaC CH 3 

«-Bisabolen. .^-Bisabolen. /-Bisabolen. 

Mol.-Refr. /a 67,99 und für das aus Natur- CH 3 

Produkten isolierte Bisabolen 0,871 bis 0,873, c CH 

n D 1,490 bis 1,493. ^TV^ 

Bisabolen bildet mit Salzsäure ein bei HsC ' y H CH * 

79 bis 80° schmelzendes Trichlorhydrat, h 4 C CH S C— CH, 

C 15 H 24 3F1C1, das nach Tucholka optisch \ N^/X 

aktiv ([«] D (+ oder — ?) 35° 17' in Chloro- *["' CHs Cl 

formlösung), nach Gildemeister und CO 

Müller inaktiv ist. Aus dem Bisabolen h 9 C CH» 
konnte weder ein festes Mitrosochlorid, Bisabolentrichlorhydrat. 
noch ein Nitrosit oder Nitrosat erhalten 

werden. Es addiert 6 Atome Brom. Ob das von Schmidt 
und Weilinger 8 ) aus dem Öl von Piper Volkensü erhaltene 

Hexabromid vom Smp. 154° ein Derivat des Bisabolens ist, 
muß noch festgestellt werden. 

l ) Wallach-Festschrift; Göttingen 1909, S.448; Bericht von Schimmel § Co. 
Oktober 1909, 50. 

*) Helvet. chim. acta 8 (1925), 263. 
s ) Bert. Berichte 89 (1906), 652. 



374 Hauptbestandteile der ätherischen Öle. 

Durch Reduktion des Bisabolens mit Wasserstoff bei Gegen- 
wart von Platinmohr erhielten Semmler und Rosenberg 1 ) 
Hexahydrobisabolen (Hexahydrolimen), für das sie folgende Daten 
ermittelten: Sdp. 123 bis 125° (8 mm), d ao . 0,8244, a B + 0°, n D 
1,45423. Das Hexahydrobisabolen ist das erste bekannte Hexa- 
hydrosesquiterpen. 

Zur Charakterisierung des Bisabolens ist das Trichlorhydrat, 
das man durch Einleiten von gasförmiger Salzsäure in die ätherische 
Lösung des Sesquiterpens erhält, gut geeignet. Es scheidet sich 
nach dem Verdunsten des Äthers in schönen Kristallen ab, die durch 
Umkristallisieren aus Alkohol weiter gereinigt werden können. 

Ruzicka glaubt, daß im regenerierten und wohl auch im 
natürlichen Bisabolen ein Gemisch von 3 isomeren Kohlenwasser- 
stoffen vorliegt, die alle dasselbe Trichlorhydrat geben. 

Zingiberen. 

C 16 H, 4 . Mol.-Gew. 204. 

Dieses zuerst von Tresh s ) im Ingweröl aufgefundene Sesqui- 
terpen ist später von v. Soden und Rojahn 3 ), von Schreiner 
und Kremers*), von Semmler und Becker") sowie von 
Ruzicka 6 ) untersucht worden. Schreiner und Kremers er- 
mittelten für Zingiberen folgende Eigenschaften: 

Sdp. etwa 270° (unter Zersetzung), 160 bis 161° (32 mm), 
d 20 . 0,8731 , [a] r — 73,38°, n D 1 ,49399. 

Semmler und Becker 8 ) stellten fest: Sdp. 128 bis 129° (9 mm), 
d 20 . 0,8684, n D 1,4956, Mol.-Refr. Gef. 68,37, Ber. f. C 15 H 2i /„ 67,86. 

Ruzicka*) fand für Zingiberen: Sdp. 137 bis 139° (17 mm), 
d£° 0,8733, n Die . 1,4984, a D — 60°. 

Zingiberen ist nach Semmler und Becker") ein mono- 
cyclisches Sesquiterpen mit drei doppelten Bindungen, von 
denen sich die eine in der Isopropylgruppe befindet, während 
die beiden anderen in der langen Seitenkette liegen. Wird 
das Zingiberen in alkoholischer Lösung mit Natrium redu- 

*) Berl. Berichte 46 (1913), 768. 

*) Pharmaceutical Journal III. 12 (1882), 243. 

*) Pharm. Ztg. 45 (1900), 414. 

4 ) Pharmaceutical Archives 4 (1901), 63; Chem. Zentralbl. 1901, IL 1226. 

s ) Berl. Berichte 46 (1913), 1814. 

8 ) Helvet chim. acta 5 (1922), 352. 



Kohlenwasserstoffe. 375 

ziert, so bildet sich monocyclisches Dthydrozingiberen (Sdp. 
122 bis 125° bei 7 mm; d 20 , 0,8557; [«] D ^37°; n D 1,4837): 
Mol.-Refr. 68,36 ber. f. C 16 H 2a f% 68,25. Hieraus geht hervor, 
daß sich im Zingiberen zwei benachbarte Doppelbindungen 
befinden, und da die Reduktion verhältnismäßig leicht vor 
sich geht, darf man -annehmen, daß die Konjugation in der 
Seitenkette steht. Die Anwesenheit von drei Doppelbindungen 
im Zingiberenmolekül wird durch die Reduktion mit Platin und 
Wasserstoff zu monocyclischem Hexahydrozingiberen (Sdp. 128 
bis 130° bei 11 mm; d 20 „0,8264; [a^— 10°12'; n D 1,4560) dar- 
getan. Durch Einleiten von Salzsäuregas in die ätherische Lösung 
des Zingiberens erhält man das bereits erwähnte Dihydrochlorid 
vom Smp. 169 bis 170°, das sich nicht mehr vom monocyclischen 
Zingiberen, sondern vom bicyclischen Isozingiberen ableitet. 
Invertiert man nämlich Zingiberen durch 6 stündiges Turbinieren 
mit Schwefelsäure in eisessigsaurer Lösung, so erhält man Iso- 
zingiberen (Sdp.ll8bis 122°bei7mm; d s0 . 0,9118; [a] D — 51°36'; 
n D 1,5062), aus dem sich beim Einleiten von Salzsäuregas das Di- 
hydrochlorid vom Smp. 169 bis 170° bildet. Aus dem Dihydrochlorid 
kann man das Isozingiberen durch Kochen mit alkoholischer Kali- 
lauge wiedergewinnen. Isozingiberen liefert bei der Reduktion mit 
Platin und Wasserstoff bicyclisches Tetrahydroisozingiberen: 
Sdp. 123 bis 123,5° (10 mm), d M . 0,8822, [«] D + 4°36', n D 1,4791. 
Für Zingiberen und Isozingiberen stellten Semmler und 
Becker folgende Formeln auf: 

MaC \ c /" CH * 
CH CH* 

HaC-CH CH 
Zingiberen. 

Hiernach steht das Isozingiberen zum Zingiberen in dem- 
selben Verhältnis wie das Limonen zum Myrcen. 

Sowohl Zingiberen wie Isozingiberen liefern, wie Ruzicka 
zeigte, Cadalin, wodurch sich die Stellung der beiden an der rechten 
Seite der obigen Formeln stehenden Methylgruppen als nicht richtig 
erweist. 



CH, 



H.,C N 


-CH ä 


HtC/ 


CH CH S 
/ \h' X |CH 2 


Hsd, 
H S C 


in L 
CH CH CH S 


Isozingiberen. 



376 Hauptbestandteile der ätherischen Öle. 

Im Öl von Thymus striatus wiesen Leone und Angelescu 1 ) 
4,5°/o eines zwischen 250 und 260° siedenden, monocyclischen 
Sesquiterpens nach; d 1B . 0,875 bis 0,89, Mol.-Refr. 67,76. 

Semmler und Schoßberger ä ) fanden im Öl von Xantho- 
xylum Aubertia ein monocyclisches Sesquiterpen, das sie Ev öden 
nannten. Sdp. 119 bis 123° (9 mm), d 20 „*0,8781, a D — 58°, n D 
1,49900. 

Auch im Campheröl ist nach Ruzicka und Stoll s ) ein 
monocyclisches Sesquiterpen enthalten. 



c) Bicyclische Sesquiterpene. 

Cadinen. 

C 16 H 24 . Mol.-Gew. 204. 

Der bekannteste Vertreter dieser Gruppe und der Sesquiter- 
pene überhaupt, ist das sehr verbreitete Cadinen, das in beiden 
optischen Modifikationen in ätherischen Ölen vorkommt. 

d-Cadinen ist bisher gefunden worden im Atlascedernöl, 
im Nadelöl von Ptnus contorta, im Terpentinöl von P. edulis 
und von P. monophylla, im Aburachanöl und wahrscheinlich im 
westindischen Sandelholzöl. 

I-Cadinen im Kadeöl, nach dem es benannt ist, im Öl von 
Pinus cembra, im Cypressenöl, Cubebenöl, Paracotorindenöl, 
Angosturarindenöl und Cedrelaholzöl. 

In den meisten Mitteilungen über das Vorkommen des 
Cadinens ist die Drehung nicht angegeben, so beim Öl von 
Pherosphaera Fitzgeraldi, Dacrydium biforme (?), Holzöl 
von D. Franklinii (?) Rottannennadelöl, Cedernblätteröl, Cedern- 
holzöl, deutschen und schwedischen r\iefernadelöl, Latschen- 
kieferöl, Holzterpentinöl von Pinus monophylla, Nadelöl von 
P. heterophylla, P. palustris, Zapfenol von P. palustris, Öl von 
Athrotaxis selaginoides (?), Cryptomeria faponica (Blätter öl und 
Holzöl), formosanischen Hinokiholzöl, Callitris Macleayana (?), 



») Gazz. chim. ital. 52 (1922), I. 152. 
a ) Berl. Berichte 44 (1911), 2885. 
3 ) Helvet chim. acta 7 (1924), 260. 



Kohlenwasserstoffe. 377 

Chamaecyparis Lawsoniana, Wacholderbeeröl, Beerenöl von 
Juniperus phoenicea, Holzöl von /. oxycedrus, Sadebaumöl, 
Lemongrasöl, Pfefferöl, Cubebenöl, BeteIöI,Ylang-YIangöl,Campher- 
öl, Campherblätteröl, Öl von Daniella thurifera, Öl von Amorpha 
fruticosa, Fagara xanthoxyloides (?), Murraya exotica, Weihrauch- 
Öl, Calantasholzöl, Öl von Kjinzea coritolia (?), Asa foetidaöl, 
Galbanumöl, amerikanischen Pfefferminzöl, Öl von Mosla japo- 
nica, Patchouliöl, Goldrutenöl, Öl von Artemlsia annua und 
Wermutöl. 

Nach Lepeschkin 1 ) wird reines Cadinen erhalten, wenn 
man Cadinendichlorhydrat mit Natriumäthylat behandelt, wäh- 
rend beim Kochen mit Eisessig und Natriumacetat -) nebenbei 
auch das isomere Isocadinen 3 ) entsteht. Dieses (Sdp. 125 
bis 128° [12 mm]) bildet sich auch bei der Behandlung von 
Cadinen mit Schwefelsäure und Eisessig nach Bertram und 
Walbaum*). Auch längeres Erhitzen auf 200° wirkt verändernd 
auf Cadinen ein; es entsteht dabei ein isomerer Kohlenwasser- 
stoff (Sdp. 145 bis 148° [20 mm]; dfP 0,9061; [c] D — 2,80°; 
n D20 1,5041). 

Für Cadinen, das durch Erhitzen des Dichlorhydrats mit 
Natriumacetat und Eisessig gewonnen war, fand Wallach 5 ): 
Sdp. 272° (unkorr.), 274 bis 275°, d 20 . 0,918, [«] n — 98,56°, 
n D 1, 50647 6 ). Schimmel 8j Co. ermittelten: Sdp. 271 bis 273", 
d 1B . 0,9215, [c] D — 105°30'. 

Grimal 7 ) gibt für d-Cadinen aus dem Atlascedernöl an: 
Sdp. 273 bis 275 °, d 0,9224, n DM . 1,5107, [h] dm . + 48°7'. Das 
aus dem rechtsdrehenden Chlorhydrat nach Wallach mittels 
Natriumacetat in Eisessiglösung regenerierte Cadinen zeigte 
folgende Konstanten: Sdp. 274 bis 275°, d 0,9212, n D ., . 1,5094, 
[°U + 4 ? °55'. 

*) Journ. russ. phys.-chetn. Ges. 40 (1908), 698; Chem. Zentralbl. 1908, 
IL 1354; Chem.-Ztg. 38 (1914), 276. 

s ) Wallach, Liebigs Annalen 2S8 (1887), 84. 

3 ) Über die vermutliche Konstitution des im Kadeöl aufgefundenen Iso- 
cadinens (Sdp. 124 bis 128° [12 mm]; d^0,918; tw 1,515) s. Henderson 
u. Robertson, Journ. ehem. Soc. 129 (1926), 2811. 

*) Henderson u. Robertson, fourn. chem. Soc. 125 (1924), 1992. 

s ) Liebigs Annalen 271 (1892), 303. 

e ) Ebenda 252 (1889), 150; 271 (1892), 297. 

') Compt. rend. 185 (1902), 582 u. 1057. 



378 Hauptbestandteile der ätherischen Öle. 

Henderson und Robertson 1 ) fanden für aus dem Chlor- 
hydrat (aus Cubebenöl) abgeschiedenes Cadinen: Sdp. 134 bis 136° 
(11 mm), d^O.9189, J>]„ g — 125,2°, n D20 . 1,5079. 

Das optische Drebungsvermögen ist recht schwankend. Bei 
verschiedenen in der Natur vorkommenden Sesquiterpenen, die 
man als aktive Formen des Cadinens angesprochen hat, ist es 
noch nicht klargestellt, ob sie mit Cadinen wirklich identisch 
sind, oder ob sie erst bei der Einwirkung von Salzsäure in 
Cadinenderivate Übergegangen sind, wie z. B. bei den Sesqui- 
terpenen des westindischen Sandelholzöls und des afrikanischen 
Copaivabalsamöls. Das letztere enthält nämlich das rechts- 
drehende tricyclische Sesquiterpen Copaen, das bei der Ein- 
wirkung von Salzsäure in linksdrehendes Cadinendihydrochlorid 
übergeht. Ob das auch beim westindischen Sandelholzöl der 
Fall ist, ist noch nicht festgestellt Bemerkenswert ist, daß 
der rechtsdrehende Kohlenwasserstoff aus Atlascedernöl Derivate 
des d-Cadinens liefert. 

Löst man Cadinen in überschüssigem Chloroform oder Eis- 
essig und setzt dann einige Tropfen konzentrierter Schwefel- 
säure hinzu, so färbt sich die Lösung nach dem Umschütteln 
zuerst intensiv grün, dann blau und beim Erwärmen rot ä ). 

Mit Nitrosylchlorid und mit Stickstofftetroxyd gibt- Cadinen 
kristallisierte Additionsprodukte. Das in nur geringer Menge 
entstehende Nitrosochlorid schmilzt bei 93 bis 94°, das Nitrosat, 
das in besserer Ausbeute erhalten wird, bei 105 bis 110°. 

Besonders charakteristisch sind die mit zwei Molekülen 
Halogenwasserstoff entstehenden kristallisierten Additionspro- 
dukte, von denen namentlich das Dichlor- und Dibromhydrat 
zur Identifizierung benutzt werden. 

Zur Darstellung des Dichlorhydrats werden die zu unter- 
suchenden, zwischen 260 und 280° siedenden Fraktionen mit 
dem doppelten Volumen Äther verdünnt und unter Kühlung mit 
Chlorwasserstoffgas gesättigt; nach längerem Stehen wird der 
Äther durch Destillation teilweise entfernt, und nach dem 
völligen Verdunsten des Lösungsmittels scheiden sich im Rück- 
stande Kristalle des Dichlorhydrats aus, die durch Aufstreichen 



*) Journ. ehem. Soc. 125 (1924), 1992. 

s ) Wallach, Liebigs Annalen 288 (1887), 87. 



Kohlenwasserstoffe. 379 

auf poröse Tonplatten und Waschen mit Alkohol von öligen 
Beimengungen befreit und aus rissigester, in welchem sie in 
der Wärme leicht löslich sind, umkristallisiert werden. Der 
Schmelzpunkt der reinen Verbindung liegt bei 117 bis 118,5°; 
sie ist optisch aktiv, [a] D ■— 37°27' in einer 5°/oigen Chloro- 
formlösung. 

Auch unter Benutzung von Eisessig, der mit Salzsäure- 
gas in der Kälte gesättigt ist, läßt sich das Dichlorhydrat 
bereiten; diese Methode der Darstellung — Versetzen einer 
Eisessiglösung des Sesquiterpens mit einer Eisessiglösung des 
betreffenden Halogenwasserstoffes — empfiehlt sich zur Ge- 
winnung des Dibromhydrats (Smp. 124 bis 125°) und Dijod- 
hydrats (Smp. 105 bis 106°). 

Das bei der Behandlung von Cadinendichlorhydrat in 
Eisessiglösung mit Silberacetat entstehende Reaktionsprodukt 
lieferte nach Erhitzen mit methylalkoholischer Kalilauge wahr- 
scheinlich ein Cadinenglykol C 15 H 2a (OH) 2 (Smp. 194 bis 195°), 
einen ungesättigten Alkohol, anscheinend Cadin ol C 15 H„ s (OH) 
und Cadinen. Cadinol gab mit Eisessig und Salzsäure Cadinen- 
dichlorhydrat und mit Brom anscheinend ein Bromdibromid 
C ls H 2B OBr 3 , das sich am Licht zu einer schwarzen, teerigen 
Masse zersetzte a ). 

Was die Konstitution des Cadinens anbetrifft, so hatten 
Semmler und Stenzel 3 ) eine Formel vorgeschlagen, die eine 
naphthal in artige Anordnung der Kohlenstoffatome zeigte. Der 
Beweis dafür wurde später von Ruzicka und Stoll 8 ) durch 
katalytische Dehydrierung des Cadinens mit Platinschwarz im 
Hochvakuum bei 300° geführt, wobei Cadalin erhalten wurde. 
Durch dehydrierenden Abbau des Cadinens mit Braunstein und 
57 °/oiger Schwefelsäure erhielten sie Trimellithsäure, Mellophan- 
säure und Benzolpentacarbonsäure. Ferner wurde durch Ozoni- 
sation des Cadinens in Eisessig und nach dem Verestern der 
sauren Ozonidspaltprodukte ein nicht reiner Dicarbonsäure- 
diäthylester, ungefähr von der Zusammensetzung C 19 H ao 6 oder 
C 19 H 32 O e gewonnen, der noch alle Kohlenstoffatome des Cadinens 



x ) Henderson u. Robertson loc. cit. 
a ) Bert. Berichte 47 (1914), 255. 
s ) Helvet. chitn. acta 7 (1924), 84. 



380 



Hauptbestandteile der ätherischen Öle. 



aufwies. Auf Grund dieser Ergebnisse gelangte Ruzicka zu 
dem Schluß, daß die Kohlenstoff doppelbindungen des Cadinens 
in verschiedenen Ringen sitzen, und daß dem Kohlenwasserstoff 
die Formeln I oder II zuzuschreiben sind. Vielleicht stellt das 
in der Natur vorkommende, sowie das aus dem Dichlorhydrat 
vom Schmelzpunkt 117° regenerierte Cadinen ein Gemisch der 
beiden Verbindungen I und II dar. Das Cadinendichlorhydrat ist 
jedenfalls als einheitliche Verbindung der Formel III aufzufassen. 



CH a 






CH S 






CH 3 

j 


CH CH 

i s c/x;h/^ 


9 

CH 


CH CH 

h i C| // x:h/ > 


2 

CH S 


t 


CH CH S 
H 2 C,/^CH/NcH a 

H ° C V iH \j C <CH 
C/ C CH ä 


HC \/ CH \y 

C CH 


C— CH S 

2 


HC 


x/ CH \/^ 

C CH 


C- 


CH 3 


CH 
HsC/^CHs, 


CH 

HaC/^CHs 




CH 
H 8 c/\CH 3 


(I) A-Cadinen. 




(I 


) «-Cadinen. 




(III) Cadinendichlorhydrat. 



Sesquiterpen aus Ysopöl. 



Ein bicyclisches Sesquiterpen C 1B H M 



vom Cadinentypus 
konnten Ruzicka 1 ) und Mitarbeiter aus Ysopöl isolieren. Sie 
geben folgende Konstanten an: Sdp. 125° (12 mm), d^ 0,91 16, 
n B17 . 1,5012. 

Caryophyllen. 

C ls H a4 . Mol.-Gew. 204. 

Das in ätherischen Ölen ziemlich verbreitete bicyclische 
Sesquiterpen, das man zunächst für einheitlich hielt, ist wohl 
in allen bisher bekannten Fällen ein Gemisch von mehreren 
Isomeren, die man als a- und /J-Caryophyllen bezeichnet. Die 
a-Form ist optisch inaktiv, die /J-Form ist aktiv und ist sowohl 
in der rechts-, wie in der linksdrehenden Modifikation auf- 
gefunden worden. Das von Deußen 2 ) durch Erhitzen einer 
alkoholischen Lösung von /S-Caryophyllennitrosit erhaltene 



*) Helvet chim. acta 6 (1923), 856. 

2 ) Journ. f. prakt. Chem. IF. 90 (1914), 324. 



Kohlenwasserstoffe. 381 

/-Caryophyllen*) ist bisher noch nicht in der Natur nach- 
gewiesen, 

a-Caryophyllen kommt vor im Melken- und Nelkenstielöl, 
im Zimtblätter-, Hopfen- 2 ), Pappel knospen- und Para-Copaiva- 
balsamöl. 

d-£-CaryophyIlen findet sich im Nelken- und Nelkenstiel- 
öl, im Öl von Lantana camara, im afrikanischen Copaivabalsam- 
öl und vielleicht im Zimtblätteröl, 

l-/S-Caryophyllen im Nelken- und Nelkenstielöl, im Para- 
Copaivabalsam-, Hopfen- und Ceylon -Zimtöl, sowie im Öl von 
Murraya /(oenigif. 

/S-Caryophyllen (ohne Angabe der Drehungsrichtung) hat 
man festgestellt im Zimtblätter-, Hopfen-, westindischen Sandel- 
holz- und Maracaibo-Copaivabalsamöl. 

Caryophyllen (als Gemisch der verschiedenen Formen) 
wurde gefunden im Pfeffer-, Betel-, Seychellen-Zimt- (?), Zimt- 
wurzel-, Weißzimt-, Gagel- (?), Campherblätter-, Aburachan-, 
Piment-, Lavendel-, span. Thymian- und Schafgarbenöl, ferner 
in den Ölen des flüssigen und festen Lagambalsams, sowie 
von Mosla japonica und Artemisia annua. 

In reinem Zustande haben sich u- und l-/S-Caryophyllen 
bisher nicht darstellen lassen ; die Angaben über ihre phy- 
sikalischen Eigenschaften beziehen sich auf Ölanteile, die durch 
wiederholtes Fraktionieren gewonnen waren. Nur d-,^- Caryo- 
phyllen kann man aus einer festen Verbindung rein abscheiden. 
Das bequemste Ausgangsmaterial für dieses Sesquiterpen sind 
Nelken- und Nelkenstielöl, wobei zu bemerken ist, daß das nur 
durch Destillation aus Nelkenöl dargestellte Caryophyllen meist 
etwas Aceteugenol 3 ) enthält, von dem es durch Verseifen mit 
alkoholischem Kali befreit werden kann. Im Sesquiterpen aus 
Nelkenstielöl findet sich dagegen diese Verunreinigung nicht. 

Für aus Nelkenöl dargestelltes Caryophyllen fanden: Wal- 
lach 8 ): Sdp. 258 bis 260°, d 15 . 0,9085, n D 1,50094. 

Erdmann*): Sdp. 119 bis 120° (9 mm), 123 bis 124° (13 mm), 
258 bis 259° (752 mm), d a4 . 0,9038. 

x ) Es wurde früher von Deußen als Isocaryophyllen bezeichnet. 

a ) Das «-Caryophyllen des Hopfenöls wurde früher Humulen genannt. 

a ) Liebigs Annalen 271 (1892), 298. 

*) E. Erdmann, Journ. f. prakt. Chem. II. 56 (1897), 146. 



382 Hauptbestandteile der ätherischen Ole. 

Kremers 1 ): d s0 . 0,9032, [a] M0 . — 8,74°, n D20 . 1,50019. 

Walbaum und Hüthig 8 ) bestimmten für Caryophyllen aus 
Ceylon-Zimtöl: Sdp. 260 bis 261°, d 16 , 0,9047, a D — 7° 20'. 

Ein von Schimmel $ Co. 8 ) aus Nelkenstielöl gewonnenes 
Caryophyllen hatte: Sdp. 259 bis 261°, d 1B „ 0,9064, c D — 7°45', 
[a] D — 8,55°, n D20 . 1,50003, Mol.-Refr. 66,53. 

Für /-Caryophyllen ermittelte Deußen*): Sdp. 124,5 bis 
125° (14 mm), «—22,22°. 

Die Konstitution der Caryophyllene ist trotz vieler zu ihrer 
Ermittlung unternommener Untersuchungen von Wallach 8 ), 
Schreiner und Kremers 6 ), Deußen'), Semmler und 
Mayer 8 ), Haarmann 11 ) und anderer noch nicht endgültig 
bestimmt. Jedenfalls ist von Ruzicka festgestellt, daß das 
Caryophyllen keinen Hydronaphthalinring besitzt. Diesem Um- 
stand Rechnung tragend, hat Busse 10 ) für ß- und y-Caryophyllen 
Formeln aufgestellt, die mit der auf S. 369 erwähnten Hypothese 
Ruzicka's über die Konstitution der Sesqüiterpene im Einklang 



CH„ 

t 




CH a 

i 


l 
C 




1 

C 


c/ CHs 


H a Ci 
HC' 


1 ,CH— CH a 

\CH a 

-iC— CH B - 
CH 


/^-Caryophyllen. 


r-< 


Caryophyllen. 



?CH ä 
CH 3 



*) Pharmaceutical Archives 1 (1898), 211. 

s ) Journ. f. prakt. Chem. II. 66 (1902), 54. 

3 ) Bericht von Schimmel Q Co. Oktober 1910, 173. 

*) Journ. f. prakt Chem. II. 90 (1914), 324. 

s ) Liebigs Annalen 271 (1892), 287, 294, 295; 27» (1894), 391. 

a ) Pharmaceutical Archives 1 (1898), 211 j 2 (1899), 296; Proceed. 
Americ. Pharm. Ass. 47 (1899), 158. 

7 ) Liebigs Annalen 356 (1907), 1; 369 (1908), 245; 36» (1909), 41; 
Berl. Berichte 42 (1909), 376, 680; Liebigs Annalen 374 (1910), 111; 
388 (1912), 136; Journ. f. prakt. Chem. II. 90 (1914), 324; Copaivabalsame 
und ihre Verfälschung. Leipzig 1914. 

s ) Berl. Berichte 36 (1903), 1038; 43 (1910), 3451; 44 (1911), 3657; 
45 (1912), 1393. 

°) Ebenda 42 (1909), 1062; 43 (1910), 1505. 

10 ) Arbeiten des Wissensch. Chem. Pharmazeut. Instituts, Moskau 1924, 
Heft 10, S. 83. 



Kohlenwasserstoffe- 383 

stehen und durch die sich auch die Bildung sämtlicher von 
S emmier erhaltenen Abbauprodukte erklären läßt'). 

Durch Einwirkung von Nitrosylchlorid auf Caryophyllen aus 
Nelkenstielöl entsteht ein Nitrosochlorid, das bei ungefähr 160° 
schmilzt, aber durch fraktionierte Kristallisation in inaktives 
«-Caryophyllennitrosochlorid (Smp. 177°) und aktives ^-Caryo- 
phyllennitrosochlorid (Smp. 159°) zerlegt werden kann. Diesen 
beiden Formen entspricht ein von 12,6 bis 128° schmelzendes 
ß-Nitrolbenzylamin und ein /J-Nitrolbenzylamin vom Smp. 172 bis 
173°, die sich natürlich auch beide bilden, wenn man von 
dem Nitrosochloridgemisch ausgeht. Von den aus den Nitroso- 
chloriden durch Chlorwasserstoffabspaltung entstehenden ISitroso- 
caryophyllenen schmilzt die a-Form bei 116°, die /?-Form bei 
120 bis 121°. 

MitSalpetrigsäureanhydrid ist aus Caryophyllen ein in blauen 
Nadeln kristallisierendes, optisch aktives Nitrosit (Smp. 115°) 
erhalten worden, das sich bei der Einwirkung von Lösungsmitteln 
leicht in andere Verbindungen umlagert. Ferner ist auch ein 
aktives Caryophyllennitrosat bekannt, das aus Caryophyllen durch 
Einwirkung von Amylnitrit und Salpetersäure oder auch durch 
Oxydation des blauen Nitrosits mit Chromsäure dargestellt werden 
kann. Sein Schmelzpunkt liegt bei 130,5°. Aus Caryophyllen 
erhaltene Nitrosate mit anderen Schmelzpunkten leiten sich ver- 
mutlich von der «-Form ab. 

Als Schreiner und Kremers 2 ) gasförmige Salzsäure auf 
Caryophyllen einwirken ließen, entstand ein in Nadeln kristal- 
lisierendes Dichlorhydrat vom Smp. 69 bis 70°. Es äst, wie 
Schimmel 8j Co.") nachwiesen, optisch aktiv (aus 1-Caryophyllen 
rechtsdrehend) und gibt bei Behandlung mit Natriumäthylat bei 
höherer Temperatur ein tricyclisches, linksdrehendes Sesquiterpen. 
Arbeitet man aber, wie Semmler und Mayer zeigten, unter Ver- 
wendung von Natriummethylat bei möglichst gelinder Wärme, so 
erhält man aus anfangs linksdrehendem Kohlenwasserstoff ein 
stark rechtsdrehendes bicyclisches Caryophyllen. Man kann daraus 
schließen, daß im ursprünglichen Caryophyllen ein Gemisch der 

*) Bemerkung während der Korrektur: Nach Deufien sind diese beiden 
Formeln nicht richtig. Journ. f. prakt. Chem. IL 114 (1926), 63. 
*) loc. cit. 
s ) Bericht von Schimmel $ Co. Oktober 1910, 173. 



384 Hauptbestandteile der ätherischen Öle. 

rechts- und linksdrehenden Modifikation vorliegt. Beim Durch- 
schütteln des Dichlorhydrats mit verdünntem wäßrigem Alkali 
wurde von Schimmel § Co. neben einem Kohlenwasserstoff ein 
flüssiger Alkohol C 15 H 2e O und ein in Nadeln kristallisierendes, bei 
167 bis 168° schmelzendes Glykol, C 16 H 2S 8 , das Caryoterpin, 
erhalten. 

Durch Oxydation des Caryophyllens mit Permanganat ent- 
steht nach Deußen und nach Haarmann, neben einem Glykol 
C 14 H 22 4 vom Smp. 120°, eine Ketosäure C 10 H ie O 3 , deren 
Semicarbazon bei 186° schmilzt, eine einbasische, bei 179,5 bis 
180,5° schmelzende Säure C 8 H s 4 und ein neutraler Körper 
C 10 H 18 O s vom Smp. 145 bis 146°. Die sich bei der Oxydation 
bildenden flüssigen Säuren gehen bei weiterer Oxydation in 
Dimethylbernsteinsäure über. 

Bei der Ozonisierung des Caryophyllens wurden von S e m m 1 e r 
und Mayer 1 ) saure und neutrale Spaltungsprodukte erhalten. 
Zu den ersteren gehörte eine Ketocarbonsäure C ia H ls 3 
(Sdp. 183 bis 187* bei 11,5mm; Smp. des Semicarbazons 183°) 
und eine Diketocarbonsäure C 14 H a2 4 (Sdp. 229 bis 232° bei 
11,5 mm). Die neutralen Oxydationsprodukte waren ein Keton 
C 10 H 18 O (Sdp. 73 bis 76° bei 11,5 mm; Smp. des Semicarbazons 
176°), ein Diketon C ia H ä0 O 2 (Sdp. 137 bis 142° bei 9 mm; Smp. 
des Semicarbazons 219°) und ein Diketoaldehyd C 14 H 22 O a 
(Sdp. 181 bis 184° bei 13 mm). Bei der Oxydation mit Salpeter- 
säure lieferte die Ketocarbonsäure C 1:l ri 18 O g eine Dicarbonsäure 
C 9 H 14 4 vom Sdp. 222 bis 225° (13 mm), die Caryophyllen- 
säure. Sie ist flüssig und zeigt große Übereinstimmung mit 
der Pinsäure, gibt aber, im Gegensatz zu dieser, ein Anhydrid 
(Sdp. 152 bis 158° bei 10 mm). 

Dihydrocaryophyllen entsteht nach Deußen, wenn man 
Caryophyllen mit Palladium und Wasserstoff behandelt, während 
mit Platinmahr (Semmler und Mayer) Tetrahydrocaryophyllen 
gewonnen wird. 

Bei der Einwirkung von Eisessig-Schwefelsäure erhält man 
ein Hydrat C 16 H 2g O (Caryophyllenalkohol) vom Smp. 94 bis 96°. 
Dieser Alkohol, dessen Phenylurethan bei 136 bis 137° schmilzt, 
ist optisch inaktiv. 

*) loc. cit. 



Kohlenwasserstoffe. 385 

Bemerkenswert ist, daß man durch Wasserabspaltung aus 
dem Caryophyllenalkohol nicht wieder zum Caryophyllen, sondern 
zu einem ihm isomeren, tricyclischen Kohlenwasserstoff C 10 H a4 , 
dem Cloven (s. S. 398) gelangt, das sich in seinen Eigenschaften 
wesentlich vom Caryophyllen unterscheidet, aber noch nicht in 
ätherischen Ölen gefunden worden ist. 

Bei dem Nachweis des Caryophyllens hat man zu berück- 
sichtigen, daß sich das Nitrosochlorid und Nitrosat von einem 
anderen Kohlenwasserstoff ableiten als das Nitrosit. Es ist daher 
zweckmäßig, das Nitrosochlorid oder Nitrosat sowie das Nitrosit 
darzustellen. 

Zur Gewinnung des Nitrosochlorids gibt man zu einer gut gekühlten 
Mischung von 5 ccm Caryophyllen, 5 ccm Essigester, 5 ccm Alkohol und 
5 ccm Äthylnitrit 5 ccm alkoholische Salzsäure. Am Sonnenlicht scheidet 
sich dann bald das Nitrosochlorid aus. 

Zur Bereitung des Witrosits gibt man zu einer Mischung von 5 ccm 
Caryophyllen, 12 ccm Petroläther und 5 ccm einer gesättigten Natriumnitrit- 
lösung vorsichtig 5 ccm Eisessig, worauf in der Kälte das Nitrosit aus- 
kristallisiert. 

Um das Nitrosat zu erhalten, fügt man zu einem gut gekühlten Gemisch 
von 5 ccm Caryophyllen, 5 ccm Eisessig und 5 ccm Äthylnitrit vorsichtig eine 
Lösung von 5 ccm konzentrierter Salpetersäure in 5 ccm Eisessig. Nach be- 
endeter Reaktion setzt man Alkohol hinzu; nach 2 Stunden scheidet sich 
das Nitrosat aus. 

Sehr bequem ist die Darstellung des Caryophyllenalkohols: man löst 
hierzu 25 g Kohlenwasserstoff in einer Mischung von 1000 g Eisessig, 25 g 
konzentrierter Schwefelsäure und 40 g Wasser und erwärmt das Ganze längere 
Zeit auf dem Wasserbade. Die leicht flüchtigen Produkte entfernt man durch 
Wasserdampf, und man erhält dann durch Destillation den reinen Alkohol. 

Leichter und rascher erhielten Asahina und Tsukamoto 1 ) 
Caryophyllenalkohol durch Einwirkung eines Gemisches von ab- 
solutem Äther und Schwefelsäuremonohydrat auf Caryophyllen. 

Die Genannten gewannen dabei zwei Hydratationsprodukte CisH 28 0, 
die sie mit «- und /»-Caryophyllenalkohol bezeichneten. Die ,3-Verbindung 
wurde durch Destillation des Rohproduktes in sodaalkalischer Lösung, die 
«-Verbindung hierauf nach dem Ansäuern des Rückstandes ebenfalls durch 
Destillation erhalten. Der /3-Caryophyllenalkohol (Smp. 94 bis 95°; [«] D — 5.8°; 
Phenylurethan, Smp. 135°) erwies sich als identisch mit dem bereits bekannten 
Caryophyllenalkohol. Der «-Caryophyllenalkohol (Smp. 117°; Phenylurethan, 
Smp. 180°) dagegen war optisch inaktiv. Der von den Verfassern nach der 
Bertramschen Methode dargestellte Caryophyllenalkohol hatte die Konstanten: 
Smp. 94 bis 95°, [«] D — 6,4°, Phenylurethan, Smp. 135°. 

l ) Journ. pharm. Soc. of Japan, Juni 1922. 

Gildemeister, Die ätherischen Öle. I. 25 



386 Hauptbestandteile der ätherischen Ole. 

Einen empfindlichen Nachweis des /S-Caryopbyllens gibt 
Deußen an. Beim Erhitzen des /?-Caryophyllennitrosits ([a] B + 
1661,1°) mit Ligroin bildet sich neben Dehydrocaryophyllennitrosat 
eine Verbindung, die sich durch Lösen in Aceton und Ausfällen 
mit Petroläther reinigen läßt. Sie kristallisiert in reinem Zustande 
in weißen Nadeln (Smp. 159°). Dieselbe Verbindung entsteht 
beim Einleiten von Salpetrigsäuregas in eine ätherische Lösung 
von Caryophyllen. Dabei tritt bald Blaufärbung ein und beim 
längeren Einleiten fällt eine voluminöse, gelblichweiße Substanz 
aus, während die Blaufärbung verschwindet. Durch vorsichtiges 
Umlösen aus Aceton oder warmem Essigester wird eine Ver- 
bindung in Form von wohl ausgebildeten, weißen, seidenartigen 
Mädeln vom Zersetzp. 159 bis 160° erhalten. Durch die Ver- 
brennung wurde die Zusammensetzung C ]2 H 19 N g O B ermittelt. 

Seltnen. 

C 16 H a4 . Mol.-Gew. 204. 

Ciamician und Silber 1 ) hatten im Selleriesamenöl ein 
Sesquiterpen aufgefunden, das, wie Schimmel 8f Co. 2 ) fest- 
stellten, mit keinem der bekannten identisch war, und dem diese 
den Namen Selinen gaben. 

Es ist zu etwa20°/o im Selleriesamenöl enthalten und kann 
aus den von 265 bis 273° siedenden Anteilen durch Fraktionieren 
gewonnen werden. Der natürlich vorkommende Kohlenwasser- 
stoff ist nach Semmler und Risse 8 ) ein Gemenge von viel (t- 
und wenig a-Verbindung. Beide geben dasselbe Dichlorhydrat 
vom Smp. 72 bis 74°. Das daraus mit Hilfe von Natriumäthylat 
regenerierte Selinen hatte folgende Eigenschaften 3 ): Sdp. 268 
bis 272°, d 18 . 0,9232, d 20 .0,9196, a D +49°30', n Dao . 1,50483. 

Wurde die Salzsäure-Abspaltung mit methylalkoholischer 
Kalilösung bewirkt, so verhielt sich der Kohlenwasserstoff fol- 
gendermaßen 8 ): Sdp.l28bis 132°<11 mm), d 20 . 0,9190, a D + 61°36', 
n D 1 ,50920. 

Das Dichlorhydrat erhält man durch Einleiten von Salzsäure- 



*) Berl. Berichte- 80 (1897), 492, 501. 

*) Bericht von Schimmel § Co. April 1910, 96. 

3 ) Berl. Berichte 45 (1912), 3301, 3725; 46 (1913), 599. 



Kohlenwasserstoffe. 387 

gas 1 ), das zweckmäßig mit 3 Teilen Luft verdünnt ist 2 ), in die 
ätherische Lösung des Sesquiterpens. Feine Nadeln vom Smp. 
72 bis 74°, [«] D -f 18° (in 4,07°/oiger Chloroformlösung). 

Bei der Reduktion- des Selinens mit Platin und Wasserstoff 
entsteht Tetrahydroselinen, bei der Oxydation mit Ozon 
werden ein Diketon C 18 H s0 O 2 und eine 

Diketomonocarbonsäure C 14 H 23 4 er- ^u^V« 

halten. X/ \ /\* 

Durch Behandeln des Dichlor- CH HaC j f | CHs 
hydrats mit Kalkmilch gewinnt man ch*/ C-HCn / CH V CH 
einen bicyclischen, einfach ungesättig- ^ " ^h s C 

ten Alkohol C 1b H 2b O, das Selinenol. ' 

Sdp. 155 bis 160° (19 mm), d 90 . 0,9627, 

a D + 52° 36', n D 150895. Es geht durch Reduktion mit Platin und 
Wasserstoff in Dihydroselinenol über, das sich gut zum Nachweis 
von Selinen eignet. 

Nach Ruzicka und Stoll 3 ) kommt dem a-Selinen auf 
Grund ihrer Untersuchungen und der anderer Forscher die 
obenstehende Formel mit dem Kohlenstoffskelett des Eudesmol- 
typus zu. 

Eudesmen. 

C 16 H 24 . Mol.-Gew. 204. 

Aus dem Eudesmol, einem in Eucalyptusölen häufig vor- 
kommenden, bicyclischen, ungesättigten Sesquiterpenalkohol er- 
hält man durch Wasserentziehung*) Eudesmen, C 15 H 81 . 

Das aus seinem Dihydrochlorid vom Smp. 79 bis 80° 
regenerierte Eudesmen hat nach Sem ml er und Risse 5 ) fol- 
gende Eigenschaften: Sdp. 122 bis 124° (7 mm), d 20 . 0,9196, 
[a] D +54° 6', n D 1,50874. 

Ruzicka, Meyer und Mingazzini 6 ) fanden für Eudesmen, 
das durch Kochen von Eudesmol mit konz. Ameisensäure dar- 



x ) Bericht von Schimmel 8j Co. April 1910, 96. 

*) Berl. Berichte 45 (1912), 3301, 3725; 46 (1913), 599. 

") Helvet. chim. acta 5 (1922), 926; 6 (1923), 846. 

*) Semmler und Tobias, Berl. Berichte 46 (1913), 2028. 

6 ) Ebenda, 2303. 

") Helvet chim. acta 5 (1922), 362. 

25* 



388 Hauptbestandteile der ätherischen Öle. 

gestellt war: Sdp. 132 bis 136° (15 mm), d^ 0,9175, n Dl9 „ 1,5134, 

«d +52,6°. 

Das oben erwähnte Dihydrochlorid entsteht durch direkte 
Anlagerung von Chlorwasserstoff an Eudesmen oder durch 
Schütteln des Eudesmols mit Chlorwasserstoff-Eisessig. 

Bei der Dehydrierung des Eudesmens mit Schwefel 1 ) ent- 
steht Eudalin, wodurch seine Zugehörigkeit zu den bicyclischen 
Sesquiterpenen erwiesen ist. 

Ob das aus Eudesmol erhaltene Eudesmen identisch ist 
mit dem Sesquiterpen gleichen Namens, das von Penfold 2 ) in 
verschiedenen australischen Ölen gefunden ist, muß erst noch 
festgestellt werden. 

Eudesmen ist enthalten in den Ölen von Leptospermum 
flavescens, L. grandi'f/orum und L. odoratum und wahrscheinlich 
auch in den Ölen von Homoranthus flavescens, M. virgatus 
und im Araucarienöl. 

(3-Santalen. 

C 15 H M . Mol.-Gew. 204. 

Von den beiden im ostindischen Sandelholzöl vorkommenden 
Sesquiterpenen, die als «- und /?-Santalen bezeichnet werden, 
ist die a-Verbindung tricyclisch (s. S. 392), während die ^-Ver- 
bindung der bicyclischen Reihe angehört. 

Als Konstanten des /S-Santalens wurden gefunden: 

Sdp. 261 bis 262° (unkorr.), 263 bis 264° (korr.), d . 0,9139, 
e D —28,55° (Guerbet) 8 ); Sdp. 125 bis 127° (9 mm), d 20 „ 0,892, 
a D — 35°, n D 1,4932 (Semmler)*); Sdp. 125 bis 126° (7 mm), 
d 20 „ 0,8940, a D — 41° 3', n D80 . 1 ,49460, Mol.-Refr. 66,53, berechnet 
für C 1S H 24 /^ 66,16 (Schimmel § Co.) 5 ). 

/?-SantaIen addiert zwei Mol. Salzsäure unter Bildung eines 
flüssigen Dihydrochlorids 8 ). Das Nitrosochlorid existiert in zwei 



l ) Helvet chim. acta 5 (1922), 362. 

a ) Journ. and Proceed. Royal Soc of N.S W. 54 (1921), 197; 56 (1923), 
193, 197; Perfum. Record 13 (1922), 82. 

a ) Compt. rend. 130 (1900), 417, 1324; Bull. Soc. chim. III. 28 (1900), 
217, 540. 

*) Berl. Berichte 40 (1907), 3321; 43 (1910), 1893. 

s ) Bericht von Schimmel S Co. Oktober 1910, 107. 

6 ) v. Soden u. Müller, Pharm. Ztg. 44 (1899), 259. 



Kohlenwasserstoffe. 389 

isomeren Formen, die bei 152° und 106° schmelzen, und denen 
zwei Nitro! piperidine vom Smp. 101° und 104 bis 105° entsprechen. 
Durch Oxydation mit Ozon entsteht ein bicyclischer Aldehyd. 

Die Konstitution des /S-Santalens ist unbekannt. Es ist nach 
S emmier ein bicyclisches, zweifach ungesättigtes Sesquiterpen. 
Einen hydrierten Naphthalinring enthält es wahrscheinlich nicht. 

Isosantalene. Die durch Wasserabspaltung aus den 
Santalolen entstehenden Kohlenwasserstoffe sind von den Santa- 
lenen verschieden. Chapoteaut 1 ) erhielt aus dem Rohsantalol 
zwei Kohlenwasserstoffe C 18 H S4 vom Sdp. 260° und C 1H H as vom 
Sdp. 245°. Guerbet 2 ) bezeichnete die Kohlenwasserstoffe aus 
den beiden Santalolen als Isosantalene und gibt t an für: 
a-Isosantalen Sdp. 255 bis 256°, a D + 0,2°. 
(?-Isosantalen Sdp. 259 bis 260°, « D +6,1°. 

Es ist zweifelhaft, ob diese Kohlenwasserstoffe überhaupt 
zu den Sesquiterpenen gehören. 

Sesquicatnphen. 

C 16 H 24 . Mol.-Gew. 204. 

Dieses Sesquiterpen wurde von S emmier und Rosen- 
berg 8 ) im Campheröl nachgewiesen. Sdp. 129 bis 133° (8 mm), 
d 20 „ 0,9015, a D +3°, n D 1,50058. Es ist bicyclisch, doppelt un- 
gesättigt (Mol.-Refr. 66,61, berechnet für C 15 H ä4 C 66,153) und 
liefert kein festes Salzsäureanlagerungsprodukt. 

Calamen. 

C 18 H 2il . Mol.-Gew. 204. 

Aus einer Fraktion des Calmusöls vom Sdp. 130 bis 135° 
(12 mm) gewannen S emmier und Spornitz 1 ) ein Sesqui- 
terpen C 1S H 24 , das sie Calamen nennen, und das nach dem Kochen 
über Natrium folgende Eigenschaften hat: Sdp. 123 bis 126° 
(10,5 mm), d|£ 0,9224, c D + 5°, n D 1,50572. Ruzicka 5 ) fand für 



') Bull. Soc. chim. IL 87 (1882), 303. 

ä ) Ebenda III. 2S (1900), 543. 

*) Bert. Berichte 46 (1913), 768. 

*) Ebenda 46 (1913), 3700. 

*) Helvet. chim. acta 5 (1922), 348, 358. 



390 Hauptbestandteile der ätherischen Öle. 

den Kohlenwasserstoff: Sdp. 127 bis 130° (14 mm), df§° 0,9231, 
n^o« 1,5023. Durch Behandlung mit Wasserstoff 1 ) bei Anwesen- 
heit von Platinmohr wurden zwei Doppelbindungen gesättigt 
unter Bildung von Tetrahydrocalamen, C 15 H 98 , vom Sdp. 123 
bis 125° (10 mm); df§° 0,8951; « D ±0°; n D l',48480. Calamen 
gibt kein festes Hydrochlorid ; beim Dehydrieren mit Schwefel 
erhielten Ruzicka und seine Mitarbeiter 9 ) den Naphthalin- 
kohlenwasserstoff Cadalin, womit bewiesen ist, daß Calamen 
ein bicyclisches Sesquiterpen der Cadinengruppe ist. 

Guajen. 

C ls H ä4 . Mol.-Gew. 204. 

Durch Abspaltung von Wasser mittels Chlorzink aus dem 
Guajol, einem von Schimmel § Co. 3 ) aus Guajakholzöl iso- 
lierten Sesquiterpenalkohol , erhielten Wallach und Tuttle 4 ) 
ein neues Sesquiterpen, das in seinen Eigenschaften mit keinem 
der bekannten übereinstimmte. 

Sdp. 124 bis 128° (13 mm); d 90 . 0,910; n D 1,50144. 

A. G an dur in 8 ) stellte das Sesquiterpen nach der Tschugaeff- 
schen Xanthogenatmethode aus Guajol dar und gibt dafür an : 

Sdp. 124° (11 mm), dg 0,9133, dfr° 0,8954, [a] D2B . — 66,11°, 
n DäS . 1,49468, Mol.-Refr. 66,46. 

Gadamer und Amenomiya") erhitzten Guajol, das nach 
Semmler und Risse 7 ) ein bicyclischer Alkohol ist, mit Kalium- 
bisulfat, und geben für das Guajen an: Sdp. 123 bis 124° (9 mm), 
df„- 0,9085, [o] D — 40,35°, n D20 . 1 ,50049, Mol.-Refr. 66,2. — Sdp. 
128 bis 130° (12 mm), d^° 0,9115, « D — 16,8°, n D19 . 1,5022 s ). 

Das Guajen ist jedenfalls bicyclisch; die von Ruzicka 8 ) 
vorgenommene Dehydrierung mit Schwefel gab keinen Auf 
schluß über das dem Guajen zugrunde liegende Skelett. 



») Berl. Berichte 46 (1913), 3700. 

a ) Helvet. chim. acta 5 (1922), 348, 358. 

*) Bericht von Schimmel § Co. April 1892, 42; April 1893, 33. 

*) Liebigs Annalen 279 (1894), 396. 

") Berl. Berichte 41 (1908), 4363. 

6 ) Arch. der Pharm. 241 <1903), 43. 

') Berl. Berichte 46 (1913), 2305. 

8 ) Helvet. chim. acta 6 (1923), 861. 



Kohlenwasserstoffe. 391 

Atractylen. 
C 16 H a4 . Mol.-Gew. 204. 

Dieses in ätherischen Ölen noch nicht aufgefundene Sesqui- 
terpen erhielten Gadamer und Amenomiya 1 ) durch Einwir- 
kung von wasserentziehenden Mitteln auf den Sesquiterpen- 
alkohol Atractylol. Sdp. 125 bis 126° (10 mm); d ia „ 0,9154; 
n D20 . 1,50893. — Sdp. 108 bis 109' (3 mm); dff 0,9189; [a]^. 
+ 78,35°; n n 1,51 795 3 ). 

Durch Abspaltung von Salzsäure mittels Anilin aus dem 
aus Atractylol dargestellten flüssigen Dichlorhydrat entsteht 
ein vom Atractylen verschiedener Kohlenwasserstoff. 

Durch katalytische Reduktion von Atractylen gewann 
Takagi 2 ) Tetrahydroatractylen, eine schwach, aber angenehm 
riechende Flüssigkeit von fast denselben Eigenschaften wie 
Tetrahydromachilen (s. Machilen). Sdp. 129 bis 130° (10 mm); 
d»; 0,9030; [*]„„. + 36,99°; n Dtl . 1,49589. 

Machilen. 

C 15 H S4 . Mol.-Gew. 204. 

Aus Machilol, einem bicyclischen, tertiären Sesquiterpen- 
alkohol, den er aus dem Öl von Machilus r\usanoi Hayata 
gewonnen hatte, erhielt Takagi 2 ) beim Erhitzen mit Ameisen- 
säure Machilen, C 15 H 24 . Sdp. 120° (3 mm); dfSr'0,9109; [c] D „ 3 o 
+ 58,73°. 

Durch Reduktion des Machilols mit Wasserstoff und Platin 
wurde Tetrahydromachilen (s. Atractylen) erhalten. 

Machilen ist nicht einheitlich, sondern wahrscheinlich ein 
Gemisch von zwei Isomeren. 

Sesquiterpen aus dem Öl von Origanum vulgare. 

Angelescu 3 ) gewann aus der höchstsiedenden Fraktion 
des Öls von Origanum vulgare durch Destillation über metal- 



*) Arch. der Pharm. 341 (1903), 33. 

a ) Journ. pharm. Soc. Japan 1921, Nr. 473 (IL Mitteilung); Bericht von 
Schimmel § Co. 1922, 45. 

*) Gazz. chim. ital. 52 (1922), II. 157; Bericht von Schimmel $ Co. 192S, 56. 



392 Hauptbestandteile der ätherischen Ole. 

lischem Natrium ein zwischen 245 und 250° siedendes, bicyc- 
Hsches Sesquiterpen in einer Ausbeute von 12,5% mit den 
Konstanten: d*^ 0,91 12, n Dls . 1,49833, Mol.-Refr. 66,15. 



Zu den bicyclischen Sesquiterpenen sind noch folgende zu 
rechnen : 

Sesquiterpen I aus Baumwollkrautöl 1 ). Sdp. zwischen 
250 und 260°; d 16 . 0,9109; n mo . 1 ,4978. 

Sesquiterpen aus dem Öl von Cymbopogon caes/us 
(Inchigrasöl) a ). dfr' 0,9064 ; a D80 „ — 12°; n D80 . 1 ,5005 ; flüssiges 
Dibromid und flüssiges Monohydrobromid. 

Sesquiterpen aus Maticoöl 8 ). Sdp. 138 bis 139° (17 mm); 
d 0,914; n DS1 . 1,512537; Mol.-Refr. 66,52. 

d) Tricyclische Sesquiterpene. 

a-Santalen. 

C^H^. Mol.-Gew. 204. 

Im ostindischen Sandelholzöl kommen neben den beiden 
Santalolen auch zwei, von Guerbet 4 ) <x- und /S-Santalen (siehe 
Seite 388) benannte Sesquiterpene vor. 

Die Eigenschaften des a-Santalens sind: 

Sdp. 252 bis 252,5° (unkorr.), 253 bis 254° (korr.), d . 0,9134, 
ß D — 13,98° (Guerbet).— Sdp. 118 bis 120° (9 mm), d s0 , 0,8984, 
ajj— 15°, n E 1,491 (Sem ml er) ).— Sdp. 1 18° (7 mm), 252° (753 mm), 
d 15 . 0,9132, a D — 3°34', n D18 „ 1 ,49205, Mol.-Refr. 64,87, berechnet 
für C 15 H 24 /= 64,45 (Schimmel 8j Co.) 8 ). 

or-Santalen verbindet sich mit Salzsäure zu einem flüssigen 
Chlorid; mit Nitrosylchlorid entsteht ein Nitrosochlorid vom 
Smp. 122°, dessen Nitrolpiperidin bei 108 bis 109° schmilzt. 



*) Power u. Chesnut, Journ. Americ. ehem. Soc. 47 (1925), 1751. 
a ) Moudgill, Chem. Zentralbl. 1926, I. 515. 
") Thoms, Arch. der Pharm. 247 (1909), 591. 

*) Compt rend. 130 (1900), 417, 1324; Bull. Soc. chim. III. 23 (1900), 
217 u. 540. 

5 ) Berl. Berichte 40 (1907), 3321. 

«) Bericht von Schimmel § Co. Oktober 1910, 107. 




Kohlenwasserstoffe. 393 

Die Wallachsche Methode der Nitrosochloriddarstellung 
ist in diesem Falle ungeeignet. Gute Ausbeuten erhielten 
Schimmel 8j Co. x ) dagegen bei Benutzung des von Ehe- 
städt 2 ) angegebenen Verfahrens. Das erhaltene Nitrosochlorid 
schmolz bei 112 bis 117°. Beim Hydratisieren von «-Santalen 
entsteht ein nach Cedernholz riechender, tertiärer Alkohol 
C 15 H 28 ] ). Durch Oxydation des Santalens mit Ozon erhielt 
Semmler das auch bei der Oxydation des a-Santalols ent- 
stehende bicyclische Ek- 
santalal vom Sdp. 1 12 bis J>l B 

116° (9 mm), d 90O l,00, a D CH 2 - ^ 

+ ca. 4°, n D 1,4872. 

a- Santalen ist nach N >C=CH 

Semmler tricyclisch, ein- a 
fach ungesättigt; es liefert 
beim Dehydrieren keinen Naphthalinkohlenwasserstoff (Ru- 
zicka) 8 ). Ihm kommt obenstehende Konstitutionsformel zu. 



Cedren. 

C 1S H 24 . Mol.-Gew. 204. 

Das aus Cedernholzöl durch fraktionierte Destillation in 
einer Ausbeute von 60 bis 70 % zu gewinnende Sesquiterpen 
Cedren hat folgende Eigenschaften 4 ): Sdp. 262 bis 264°, Sdp. 
123 bis 126° (12 mm), d 1B „ 0,935 bis 0,938, « D —47° bis —61°, 
n D 1,501 bis 1,502. 

Bei dem aus Cedrol durch Wasserabspaltung erhaltenen 
Cedren wurden folgende Werte festgestellt 5 ): Sdp. 262 bis 264°, 
Sdp. 116 bis 117° (10 mm), d ls . 0,9366, d äoo 0,9342 bis 0,9345, 
« D —80° bis —86°, n D20 o 1,49798 bis 1,49817. 



*) Bericht von Schimmel § Co. Oktober 1910, 107. 

») Siehe Seite 350. 

«) Helvet. chim. acta 5 (1922), 928; 6 (1923), 854. 

J ) Rousset, Bull. Soc. chim. III. 17 (1897), 485. — v. Soden u. Ro- 
jahn, Berl. Berichte 37 (1904), 3353. — Semmler u. Hoffmann, ebenda 40 
(1907), 3521. — Semmler u. Risse, ebenda 45 (1912), 355. — Semmler 
u. Mayer, ebenda 1384. 

°) Bericht von Schimmel $ Co. Oktober 1904, 20, und April 1910, 36. — 
Semmler u. Spornitz, Berl. Berichte 45 (1912), 1553. 



394 Hauptbestandteile der ätherischen Öle. 

Man war sich lange Zeit darüber im unklaren, ob künst- 
liches und natürliches Cedren identisch seien, bis S emmier 
und Spornitz durch Vergleichung der beiderseitigen Oxydations- 
produkte nachwiesen, daß beide als gleich anzusehen sind, nur 
scheint dem natürlichen Cedren noch eine kleine Menge eines 
isomeren Sesquiterpens beigemengt zu sein. 

Aus dem natürlichen Cedren entsteht nach Semmler und 
Hoffmann bei der Oxydation mit Chromsäure in Eisessig- 
lösung Cedron, C I6 H 24 0, vom Sdp. 148 bis 151° (11 mm), das 
durch Reduktion in einen Alkohol Isocedrol übergeht (Sdp. 
148 bis 151° bei 9 mm). Durch Oxydation mit Permanganat in 
Acetonlösung erhält man ein Glykol, C, 5 H 2e O ä , vom Smp. 160 01 ), 
ein Diketon oder einen Ketoaldehyd, C 16 H 24 2 , dessen Semi- 
carbazon bei 234° schmilzt, und eine Cedrenketosäure, C 15 H 2i 3 
(Semicarbazon, Smp. 245°; Oxim, Smp. 180 bis 190°). 

Bei der Oxydation mit Ozon in Eisessig wurden im wesent- 
lichen dieselben Verbindungen gewonnen. Semmler und 
Risse erhielten dabei ein Keton C 14 H 24 oder C 14 H 22 (Smp. 
des Semicarbazons 218°) und einen Ketoaldehyd C 1B H 24 O a . 
Von sauren Oxydationsprodukten wurde eine Säure C l5 H 24 3 , 
die Cedrenketosäure, isoliert, die bei der Oxydation mit 
27°/o'ger Salpetersäure die Cedrendicarbonsäure, C 14 H ä2 4 
(Smp. 182,5°), liefert. Die Darstellung dieser Säure ist ein 
vorzügliches Erkennungsmittel für die Anwesenheit des Cedrens 
in ätherischen Ölen. 

Beim längeren Erhitzen mit wasserfreier Ameisensäure wird 
Cedren zu einem isomeren, ungesättigten Kohlenwasserstoff vom 
Sdp. 114 bis 118° (9 mm) umgelagert 2 ). 

Die Konstitution des Cedrens, das ein tricyclisches Sesqui- 
terpen ist, ist noch unbekannt. Semmler 8 ) nimmt in ihm einen 
bicyclischen Ring an, der seinerseits mit einem zweiten Sechs- 
ring verbunden ist. 

Ruzicka 4 ) erhielt beim Dehydrieren des Cedrens mit 
Schwefel keinen Naphthalinkohlenwasserstoff. 



*) Nach A. Chiris (Les Parfüms de France 1925, 168) schmilzt das 
Glykol in ganz reinem Zustande bei 167,5 bis 168°. 

a ) Robertson, Kerr u. Henderson, Journ. ehem. Soc. 127 (1925), 1944. 
s ) Berl. Berichte 45 (1912), 358 u. 47 (1914), 2558. 
*) Helvet. chim. acta 6 (1923), 854. 



Kohlenwasserstoffe. 395 

Gurjunen. 

C 15 H 24 . Mol.-Gew. 204. 

Nach den Untersuchungen von Deußen und Philipp 1 ) 
enthält Gurjunbalsamöl zwei Sesquiterpene, das a- und ,1- 
Gurjunen, und durch Oxydation des Öls entsteht ein durch 
ein Semicarbazon charakterisiertes Keton, das Gurjunenketon. 
Semmler, Spornitz und Jakubowicz 2 ) haben nun gefunden, 
daß Roh -Gurjunen zu etwa 67% aus stark linksdrehendem 
Tricyclengurjunen (a-Gurjunen) und zu etwa 33 % aus stark 
rechtsdrehendem tricyclischem Gurjunen vom Cedren -Typus 
besteht. Um dieses Tricyclogurjunen (/S-Gurjunen) rein darzu- 
stellen, wurde das Rohgurjunen in Eisessiglösung mit Chrom- 
säure behandelt, wobei die ursprüngliche Linksdrehung (« D — 55°) 
in Rechtsdrehung überging. Durch Wiederholung der Oxydation, 
zuletzt mit Kaliumpermanganat in Acetonlösung, wurde eine 
Fraktion erhalten, die nach der Destillation über Natrium 
folgende Eigenschaften besaß: Sdp. 120 bis 123° (13 mm), 
d 0,9348, a D +74,5°, n D 1,50275. Es liegt hier das reine rechts- 
drehende tricyclische Gurjunen vom Cedren-Typus vor, das die 
Autoren Tricyclogurjunen nennen. Bei der Oxydation dieses 
Sesquiterpens entstand das von Deußen und Philipp be- 
schriebene Gurjunenketon in vorzüglicher Ausbeute. Es gelang 
den Autoren, das aus dem Semicarbazon (Smp. 237°) mit Phthal- 
säureanhydrid wiedergewonnene Keton in festem Zustande dar- 
zustellen: Smp. 43°, Sdp. 163 bis 166° (10 mm), d 20 „ 1,017, 
« l( + 123°, n D 1,52700. 

Durch fraktionierte Destillation des Rohgurjunens wurde 
ein Sesquiterpen erhalten von den Eigenschaften : Sdp. 1 1 4 bis 
116° (10 mm), d 20 .0,918, « D — 95°, n D 1,5010. Diese Fraktion 
besteht aus ziemlich reinem Tricyclengurjunen (a- Gurjunen). 

Später zeigten Ruzicka, Pontalti und Balas 8 ), daß die 
Mittelfraktion der aus Gurjunbalsam gewonnenen tricyclischen 
Sesquiterpene beim Erhitzen mit Schwefel ein blau gefärbtes, 
dehydriertes Produkt (Sdp. 120 bis 150° [12 mm]) lieferten, aus 



*) Liebigs Annalen 374 (1910), 105. 
s ) Berl. Berichte 47 (1914), 1029, 1141. 
*) Helvet. chim. acta 6 (1923), 863. 



396 Hauptbestandteile der ätherischen Öle. 

dem kein Pikrat gewonnen werden konnte. Demnach lag kein 
Naphthalinkohlenwasserstoff vor. — Auch die Dehydrierung eines 
nach Deußen und Philipp 1 ) aus dem Chlorhydrat der Gur- 
junene regenerierten, bicyclischen Kohlenwasserstoffs lieferte 
keinen Naphthalinkohlenwasserstoff. 

Sherndal 2 ) hatte angegeben, daß durch Einwirkung von 
konzentrierter Schwefelsäure und Essigsäureanhydrid auf Gur- 
junen blaue Öle in kleinen Mengen gewonnen werden können. 
Als geeignetere und weit bessere Ausbeuten liefernde Methode 
für die Darstellung von blauem Öl aus Gurjunen erwies sich nach 
Herzenberg und Ruhemann 3 ) die katalytische Dehydrierung 
mit einem Nickelkatalysator bei 320° und noch besser bei 400 
bis 410°. Aus dem tiefblau gefärbten Katalysat wird reines 
Azulen (siehe dieses S. 411) über das farblose Ferrocyanat 
und das schwarzblau gefärbte Pikrat vom Smp. 116 bis 117° 
erhalten. 

Auf diese Weise wiesen diese Autoren auch die Gegenwart 
von azulenbildenden Sesquiterpenen vom Gurjunentypus im 
Braunkohlen-Generatorteer nach. 



Longifolen. 

C 1B H., 4 . Mol.-Gew. 204. 

Aus der bei 149 bis 155" (36 mm) siedenden Fraktion des 
indischen Terpentinöls von Pinus longifolia gewann Simon sen 4 ) 
durch , öftere Destillation das tricyclische Sesquiterpen 
d-Longifolen als farbloses, etwas viskoses Öl mit schwachem, 
nicht unangenehmem Geruch und folgenden Eigenschaften: 
Sdp. 254 bis 256° (706 mm), 150 bis 151° (36 mm), dfgj 0,9284, 
[«]„ + 42,73°, np.ao. 1,495, Mol.-Refr. 64,15. Mit den Halogen- 
wasserstoffen lieferte d-Longifolen schön kristallisierende 
Derivate; der Schmelzpunkt des Hydrochlorids lag bei 59 bis 
60°, der des Hydrobromids bei 69 bis 70° und der des Hydro- 
jodids bei 71°. 



l ) Liebigs Annalen 869 (1909), 56; 374 (1910), 105. 
*) Journ. Americ. ehem. Soc S7 (1915), 1537. 
s ) Berl. Berichte 58 (1925), 2249. 
4 ) Journ. ehem. Soc. 117 (1920), 570. 



Kohlenwasserstoffe. 



397 



CH 



Die höheren Fraktionen des Öles von Pinus I^hasya 
enthalten nach Simonsen und 
Rau 1 ) ein mit d-Longifolen iden- 
tisches Sesquiterpen. ,« Jl " u ;)C^ incn.C>CH 

Auf Grund weiterer Unter- 
suchungen gibt Simonsen 2 ) 
dem Longifolen mit Vorbehalt 
die nebenstehende Formel. 



CH,\ 



HC 




CH 8 



C-CH.CH 2 



C 1 S H 2 4 



Copaen. 

Mol.-Gew. 204. 



Im afrikanischen Copaivabalsamöl hatten Schimmel 2{ Co. 3 ) 
ein linksdrehendes Sesquiterpen gefunden, dessen Eigenschaften 
von denen des Cadinens stark abwichen, das aber beim Ein- 
leiten von gasförmigem Chlorwasserstoff in seine ätherische 
Lösung Cadinendichlorhydrat lieferte. Zum Vergleich seien die 
Konstanten beider nebeneinander gestellt. 

^ .^ Sdp. dmo [«] D n Da oo Mol.-Refr. 

Weues Sesquiterpen 

(Copaen) 246 bis 251° 0,9077 — 13° 21' 1,48943, 64,97 

Cadinen 271 „ 273° 0,9215 — 105°30' 1,50647, 66,02 

Der neue Kohlenwasserstoff wurde von Sem ml er und 
Stenzel 4 ) näher untersucht und Copaen genannt. Durch 
Reduktion mit Platin und Wasserstoff in absolut ätherischer 
Lösung bildete es Dihydrocopaen, C ls H, fl (Sdp. 118 bis 121° bei 
12 mm); die Oxydation mit Ozon führte zu Copaenketosäure. 
Sie hat die Zusammensetzung C ls H 24 O a und bildet einen Methyl- 
ester vom Sdp. 182 bis 185° (14 mm). Auch durch Oxydation 
mit Kaliumpermanganat in wässerigem Aceton liefert das Copaen 
Copaenketosäure. Ihr Semicarbazon schmilzt bei 221°. Die 
Oxydation der Copaenketosäure mit alkalischer Bromlösung 
führte zu einer Dicarbonsäure C ia H 18 O it der Copaendicarbonsäure. 

Copaen ist ein tricyclisches Sesquiterpen mit einer Doppel- 
bindung, das durch Salzsäureanlagerung leicht in das bicyclische 



l ) Journ. Soc. ehem. Ind. 42 (1923), A.29. 

a ) Journ. ehem. Soc. 128 (1923), 2642. 

s ) Bericht von Schimmel k Co. April 1914, 44. 

*) Berl. Berichte 47 (1914), 2555. 



398 Hauptbestandteile der ätherischen Öle. 

Cadinen, dem ein hydrierter Naphthalinkern zugrunde liegt, über- 
geht. Es ist deshalb wahrscheinlich, daß sich auch das Copaen 
auf den Naphthalintypus zurückführen läßt. 

Cloven. 

C 16 H a4 . Mol.-Gew. 204. 

Durch Wasserabspaltung mittels Chlorzink oder Phosphor- 
pentoxyd erhielt Wallach 1 ) aus dem aus Caryophyllen durch 
Hydratisierung dargestellten Caryophyllenalkohol das in äthe- 
rischen Ölen bisher noch nicht aufgefundene Cloven. 

Sdp. 261 bis 263°; d 18 . 0,930; n D18 , 1 ,50066 ; Mol.-Refr. 64,77. 

Durch Hydratisierung geht Cloven nicht wieder in Caryo- 
phyllenhydrat über. Um es nachzuweisen, ist man daher auf den 
Vergleich der physikalisch enKonstanten angewiesen. Genvresse 2 ) 
erhielt durch Einwirkung von Paraformaldehyd auf Cloven einen 
Alkohol C 16 H 2S CH s 0H (Sdp. 170° [12 mm]; d . 1,001; a B — 7°40' 
[in einer 6,03 °/o igen Chloroformlösung]; n D 1,508), der zur 
Charakterisierung auch nicht geeignet sein dürfte. 

Heerabolen. 

C 16 H a4 . Mol.-Gew. 204. 

Ein wahrscheinlich tricyclisches Sesquiterpen ist von 
O. v. Friedrichs 3 ) im HeerabolmyrrhenÖl aufgefunden und 
von ihm Heerabolen genannt worden. Sdp. 130 bis 136° 
(16 mm); d 20 „ 0,943; a D — 14° 12'; n D20 . 1,5125; Mol.-Refr. 64,98. 

Ein gut charakterisiertes Bromid konnte ebensowenig wie ein 
festes Nitrosochlorid oder Nitrosat erhalten werden, mit Salzsäure 
entstand dagegen ein bei 98 bis 99° schmelzendes Dihydrochlorid. 

Zu den tricyclischen Sesquiterpenen sind noch zu rechnen: 
Ein Kohlenwasserstoff C 16 H 24 aus dem Terpentinöl von 

P/nus Thunbergii mit den Eigenschaften: Sdp. 105 bis 106° 

(2 mm), d ia . 0,9370, a r + 43,5°, n D 1,5055*). 

l ) Liebigs Annalen 271 (1892), 292. 
a ) Compt. rend. 138 (1904), 1228. 

3 ) Arch. der Pharm. 245 (1907), 208. 

4 ) Shinosaki, Journ. ehem. Ind. Tokyo 21 (1918), 763; 22 (1919), 451; 
Journ. Soc. ehem. Jndustry 38 (1919), A21; A877. 



Kohlenwasserstoffe. 399 

Ein Sesquiterpen (Sdp. 92 bis 93° [2,5 mm]; d lfi . ftWÖÄ 
[«] D + 47,31° [in Äther]; n D20 „ 1,5031), das aus chinesiscnem 
Terpentinöl erhalten worden war, und das ein in Nadeln kristal- 
lisierendes Monohydrochlorid vom Smp. 58 bis 59° gab l ). 

Ein Sesquiterpen (Sdp. zwischen 260 und 280°; d 16 . 0,9276, 
[«] D - 12,5°; n D30 . 1,4981), das in den flüchtigen Bestandteilen 
der Baumwollpflanze enthalten ist 2 ). 

e) Sesquiterpene unbekannter Konstitution. 
Sesquiterpen aus Kadeöl. 

Im Kadeöl kommt neben Cadinen nach Tröger und Feld- 
mann 3 ) ein zweites, inaktives Sesquiterpen vom Sdp. 250 bis 
260° vor. N. Lepeschkin*) erhielt bei der Behandlung des Kade- 
öls mit Salzsäure neben Cadinendichlorhydrat ein flüssiges Chlorid 
und gibt für das daraus gewonnene Sesquiterpen an: Sdp. 262 bis 
266° (760 mm), 135 bis 140° (20 mm), d^ 0,9204, n D20 „ 1,5159. 

Kristallisierte Derivate sind nicht erhalten worden. Erhitzen 
mit Jodwasserstoff auf 200° führte nach Lepeschkin zu einem 
vielleicht mit Humulen B ) identischen Sesquiterpen (Sdp. 250 bis 
258°; d^; 0,8946; n D20 „ 1,4972), welches aber nach Schindel- 
meiser 6 ) ein Gemisch von Tetrahydrocadinen, Cadinen und 
einem neuen, optisch inaktiven Sesquiterpen sein soll. Nach 
Ansicht von Schindelmeiser enthält das Sesquiterpen Lepesch- 
kin s noch Cadinen, und ersterer gibt für das reine Sesquiterpen 
folgende Konstanten an: Sdp. 263 bis 265°, d., , 0,908, a v + 0°, 
n D 1,5006. 

Henderson und Robertson 7 ) stellten aus Kadeöl ein 
Sesquiterpen (Sdp.l24bis 128° [12mm]; d 1 // 0,9182; [a] Hg — 21,9°; 
1*020° * »51 6 6) dar, das Kaliumpermanganatlösung in der Kälte rasch 
entfärbte. 



*) Shinosaki u. Ono, Journ. ehem. Ind. Tokyo 23 (1920), 45, Chem. 
Abstracts 14 (1920), 2928. 

a ) Power u. Chesnut, Journ. Americ. chem. Soc. 47 (1925), 1751. 

*) Arch. der Pharm. 236 (1898), 692. 

*) Journ. russ. phys.-chem. Ges. 40 (1908), 126; Chem. Zentralbl. 1908, 1. 2040. 

8 ) Humulen besteht hauptsächlich aus «-Caryophyllen. 

«) Journ. russ. physichem. Ges. 40 (1908), 181; Chem. Zentralbl. 1908, IL 598. 

') Journ. chem. Soc. 125 (1924), 1992, 



400 Hauptbestandteile der ätherischen Öle. 

Sesquiterpen im Öl aus der Rinde von Ocotea usambarensis. 

Das in diesem Öle vorkommende Sesquiterpen hat nach 
Schmidt u. Weilinger 1 ) folgende Eigenschaften: Sdp. 136 bis 
142° (12mm), d ao .0,915, a D + 7°46', n D 1,505. Durch Einwirkung 
von Salzsäure entsteht ein Dichlorhydrat (Smp. 116 bis 117°), 
das mit Cadinendichlorhydrat nicht identisch ist. 

Caparrapen. 

Caparrapen ist ein von Tapia 2 ) aus dem Caparrapiol, 
einem im ätherischen Öl des Caparrapibalsams vorkommenden 
Sesquiterpenalkohol, durch Wasserabspaltung erhaltenes Sesqui- 
terpen. Der Kohlenwasserstoff ist eine farblose Flüssigkeit, die 
sich am Licht rasch gelb färbt. Als Konstanten werden angegeben: 
Sdp. 240 bis 250°, d 1B „0,9019, [a] D — 2,21°, n 1,4953. Durch Ein- 
leiten von Salzsäure in die Eisessiglösung des Sesquiterpens 
entsteht ein aktives Dichlorhydrat vom Smp. 83°. 

Heveen. 

Dieses Sesquiterpen entsteht neben Isopren und Dipenten 
bei der trocknen Destillation von Kautschuk oder Guttapercha 8 ). 
So liefern 5 Kilo Parakautschuk 4 ) ungefähr 250 gr. Isopren, 
2000 gr. Dipenten und 600 gr. Heveen *). In geringer Menge 
bilden sich dabei noch Polyterpene. Bouchardat gibt den 
Siedepunkt zu 255 bis 265° an. Mit Salzsäure soll ein leicht 
zersetzliches Monochlorid C 18 H a4 HCl entstehen. 

Aromadendren. 

Aromadendren nennen Baker und Smith 6 ) ein Sesqui- 
terpen, das sie in zahlreichen Ölen von Eucalyptus- Arten auf- 

») Berl. Berichte 89 (1906), 652. 

s ) Bull. Soc. chim. III. 19 (1898), 638. 

3 ) Williams, Jahresber. d. Chem. 1860, 495 ; vgl. auch Beilstein, Hand- 
buch d. organ. Chem. 3. Aufl. Bd. 3, S. 538. 

*) G. Bouchardat, Bull. Soc. chim. 11.24(1875), 108. Vgl. A. Bouchardat, 
Liebigs Annalen 27 (1838), 30; Himly, ebenda 27 (1838), 40. 

6 ) Der Name Heveen wurde dem Kohlenwasserstoff von Bouchardat 
nach der Kautschuk liefernden Hevea guianensis gegeben. 

*) Journ. and Proceed. Roy. Soc. of N.S.W. 86 (1901), 124; Bericht von 
Schimmel § Co. Oktober 1902, 31. 



Kohlenwasserstoffe 



401 



gefunden haben, das aber auch in den Ölen verschiedener 
Leptospermum-Arten, im Angophora-Öl und wahrscheinlich auch 
im Terpentinöl von Pinus Lambertiana vorkommt. 

Als Eigenschaften werden angegeben: Sdp. 260 bis 265!, 
123 bis 126° (10 mm), d ia . 0,910, d 19 , 0,9249, « D — 6,2°, n D 1,4967 
bis 1,5063. 

Feste Derivate sind nicht erhalten worden. Der Nachweis 
in den genannten Ölen wurde nur durch Vergleichung der Kon- 
stanten und durch folgende Farbreaktion geführt Löst man zwei 
Tropfen Aromadendren in 2 bis 3 ccm Eisessig und gießt Brom- 
dämpfe in das Reagenzglas, so färbt sich die Lösung beim 
Schütteln carmoisinrot, die Farbe geht bald in violett und schließ- 
lich in indigoblau über. 

Die Stellung des Aromadendrens im System der Sesqui- 
terpene muß noch festgestellt werden. 



In der nachfolgenden Tabelle sind ätherische Öle aufgeführt, 
in denen Sesquiterpene gefunden wurden, die mit keinem der 
bekannten identifiziert werden konnten. In vielen Fällen ist aber 
auch nur aus dem Siedepunkt und anderen physikalischen Eigen- 
schaften auf die Gegenwart von Sesquiterpenen geschlossen 
worden, ohne daß ein Beweis für eine solche Annahme vorläge. 



Sesquiterpen 1 ) 
aus 

Ageratumöl 

Amomfs jamaJcensis 

Amorpha fruticosa . . 
Blätteröl 

Angelicawurzelöl . . . 

Angosturarindenöl . . 
(Galipen) 

Aralia nudicaulis, 
Rhizom (Aralien) . . 



Sdp. 


diso 


260° 


- 


245 bis 290° 


0,932 


250 bis 260° 


0,916 


240 bis 270° 




255 bis 260° 


0,912 




(19°) 


260 bis 270° 


0,9086 




(20°) 



»D 


n D 


— 


1,50652 


+ 0° 


1,50513 


7 bis —8° 


1,49936 



Bemerkungen 



Mit HCl leicht 
zersetzliche, flüssige 
Produkte. 



4 Die Literaturnachweise finden sich in den späteren Bänden bei der 
Beschreibung der ätherischen Öle. 

Gildemeister, Die ätherischen Öle. I. 26 



402 


Hauptbestandl 


eile der 


ätherischen ( 


Di e. 




Sesquiterpen 1 ) 
aus 


Sdp. 


djj° 


*r> 


"d 


Bemerkungen 


Baiaobalsamöl .... 


261 bis 262,4° 


0,9104 


+ 116,4° 


1,4956 
(30°) 






160 bis 165° 
(50 mm) 


— 


-9,2° 






Boldoblätteröl 


265 bis 275° 


— 


— 7° 


- 




Borneocampheröl . . ■ 


256 bis 260° 

102° 
(4 bis 5 mm) 


0,92 


— 137° 12' 


1,50111 






255 bis 257° 

178 bis 181° 

(100 mm) 


0,911 
(20°) 


[«] D +23,49° 






« 


260 bis 265° 

185 bis 190° 

(100 mm) 


0,924 
(20°) 


[«1+7,36° 




■ 


Cedernöl, Himalaya . 


262 bis 265° 


0,9276 


+ 14° 36" 


1,5170 






151 bis 153° 


(15°) 


(20°) 








(19 mm) 










Citronellöl, Ceylon . . 


272 bis 275° 


0,912 


+ 5° 50' 


— 




(Schweres Sesqui- 


170 bis 172° 










terpen) 


(16 mm) 












264° 










(Conimen) 














266 bis 268° 


0,9335 


Md + 15,19° 


1,5041 


Mit HCl flüssige 




262 bis 263° 


- 


links 


— 




Cupressus torulosa . 


195 bis 200° 


0,9162 


Hd*o-15,9 


1,507 






(100 mm) 


(30°) 




(30°) 




Dacrydiutn cupressi- 












num 


152 bis 157° 
(40 mm) 





Wd + 17,81° 






Eucalyptus gJobulus 


— 




__ 


— 


Btcychsch, Cadinen- 


Fagara xan thoxyloides 


170 bis 180° 
(14 mm) 


0,9214 
(14°) 


r«] D +4°i6' 


— 


typus. 




240 bis 310° 


— 


— 


— 


Addiert 1 Mol. HCl. 


Finn. Fichtenharz*) . . 


— 


— 


— 


— 


Dihydrochlond, 
Smp. 85 bis 86°. 



') Die Literaturnachweise finden sic"h in den späteren Bänden bei der 
Beschreibung der ätherischen Öle. 

s ) As chan, Chem. Zentraibl. 1918, I. 284. 



Kohl enwas serstoff e. 



403 



Sesquiterpen 1 ) 
aus 


Sdp. 


d uo 


°D 


"d 


Bemerkungen 




230 bis 240° 


0,932 
(20°) 


— 27,12' 


1,4922 


Dihydrochlorid, 
Smp. 51°. 


. II 


138 bis 140° 
(12bisl5mm) 


— 


— 


— 


Addiert 4 Br, keine 
HCI-VerbindtiHg. 


, „ HI 

Hamamelis virginiana 


259 bis 260° 


0,8970 


+ 14,88° 


1,4916 


Diüydro Chlorid, 
Smp. 118°, aber kein 
Cadinendinydro- 
chlorid. 


Hanföl (Cannaben) . . 


256 bis 258° 


0,9298 
(0°) 


[«1,-10,81° 


— 


Festes Hydrochlorid. 


Hanfharzöl 


258 bis 260° 


0,898 
(18°) 


[«] D -8,6° 


- 




Kessowurzelöl 


260 bis 280° 


— 


- 






Lantana camara I . . 


127°(Hmm) 


0,8961 
(Sr) 


[«Wo +16,1° 




Nitrosit, Smp. 136°. 


„ H - - 


253 bis 255° 


0,8984 


[«]d»o-2°6' 


1,4945 
(30°) 




Lavendelöl 


1 30 J (15 mm) 


— 


— 






Leptospermum Liver- 




0,9024 


— 


1,5052 




Libocedrus decurrens 
(Librocedren) 


260 bis 280° 


0,9292 
(20°) 


+ 6,4° 


1,4994 


Hydrochlond, 
Smp. 132 bis 133°. 


Linaloeöl, mexicanisch 


130 bis 140 J 
(10 mm) 





~ 


' "" 


Addiert 4 Br 


Lorbeerbeerenöl . . . 


gegen 250° 


0,925 


— 7,227° 






Maticoöl von Piper 
acutifolium var. 
subverbascifo/ium . 




0,916 
(20°) 


10° 50' 


1,50542 




Meisterwurzöl 

Meialeuca. pauciflora 


260 bis 270° 


0,9364 


+ 8,5° 


1,5004 


Dihydrochlorid, 
Smp. 157 bis 157,5=. 


Melaleuca trichosta- 
chya (?) 


_ 


0,934 


- 


1,4985 




Moaodora. grandiflora 


260 bis 270° 


0,9138 


+ 24° 


1,50513 






151 bis 154° 
(15 mm) 


0,911 
(21°) 


+ 30,4° 







J ) Die Literaturnachweise finden sich in .den späteren Bänden bei der 
Beschreibung der ätherischen Öle, 

26* 



404 



Hauptbestandteile der ätherischen Öle. 



Sesquiterpen 1 ) 
aus 


Sdp. 


diso 


"D 


n D 


Bemerkungen 


Nardastachys Jata- 
mansi (?) 


250 bis 254° 


0,932 








Nepeta cataria .... 


245 bis 255° 


0,912 
(23°) 


- 10,61° 


1,494 




Ocotea usambarensis 


136 bis 142° 
(12 mm) 


0,915 
(20°) 


+ 7°46' 


1,505 


Dihydnnhlorid, 
Smp. 116 bis 117° 


Pappelknospenöl . . . 
Parthenium argen- 


121 bis 122° 
(8 mm) 

130 bis 140° 
(17 mm) 


0,9135 

0,9349 
05°) 


+ 21,22° 
M» -21 ° 24' 


1,504 
1,496 


Chlorhydrat, Smp. 
87°, Bromhydrat, 
Smp. 117°. 


Patchouliöl I 


264 bis 265° 


0,9335 


-58° 45' 






II 


273 bis 274° 


0,930 


+ 0°45' 


- 




Pfttosporum undu- 


263 bis 274° 


0,910 


±0° 


1,5030 






264 bis 270° 


0,9072 

(24°) 


+ 3°14' 






Sandarakharzöl .... 


260 bis 280° 


0,9386 


-- 


1,5215 




Sulfitterpentinöl. . . . 


136 bis 138° 
(9 mm) 


— 




— 


Addiert 2 ßr. 


Taxodium distichum 
(Cypressen) 


218 bis 220° 
(35 mm) 


0,9647 
(18°) 


[«] D + 6°53' 


1,5240 


Addiert 2 Br. 


Terpentinöl, finnisches 
Verbenaöl, spanisch . 


260 bis 263° 
256 bis 264° 


0,9187 

(20°) 

0,9121 


— 14° 42' 


1,49431 


Dihydrochlond, 
Smp. 117 bis 118°. 
Copaen? 


Vetiveröl (Vetiven I) . 


123 bis 130° 
(16 mm) 


0,9355 
(20°) 


+ 2° 16' 


1,51126 




(Vetiven II) . 


137 bis 140° 
(16 mm) 


0,9321 
(20°) 


-10°12' 


1,51896 




Wacholderrindenöl . . 
(Junipen) 


256,5 bis 257° 
(767 mm) 


0,9401 
(20°) 


Wn +41,05° 


1,50289 


Hydrochlorid, 
Smp 58,5°. 


Wintersrindenöl . . . 
(Winteren) 


260 bis 270° 


0,9344 
(13°) 


+ 11,2° 


- 


Flüssiges Hydro- 
chlorid. 


Zittwersamenöl .... 


255° 


0,9170 


— 







l ) Die Literaturnachweise finden sich in den späteren Bänden bei der 
Beschreibung der ätherischen Öle. 



Kohlenwasserstoffe. 



405 



Von künstlich dargestellten Sesquiterpenen, die mit keinem der 
näher charakterisierten identisch sind, sind folgende zu nennen: 



Sesquiterpen 


Sdp. 










aus 


dii-,0 


«D 


"d 


Bemerkungen 


Cary ophyl lendichl or- 












hydrat vom Smp. 69 












bis 70 01 ) 


— 


0,9191 
(20°) 


- 35,39° 


1,49801 


| Das Sesquiterpen soll 
1 Ähnliche Konstanten be- 
| sitzen' wie das neben Ca- 


Cu beben camph er s ) . . 








- .- 




Sesquiterpenalkohol v. 










1 dinen Im CnbebenGl vor' 
^ommendeSesquiterpen. 


Eucalyptus globulus 3 ) 












I Sesquiterpen 


102 bis 103° 


0,8956 


55°48° 


1,49287 






(6 mm) 


(15°) 




(20°) 






247 bis 248° 












(748 mm) 










II Sesquiterpen 


265,5 bis 266° 


0,9236 


-1-58° 40' 


1,50602 






(750 mm) 


(15°) 




(20°) 




Gonystylol*) 


137 bis 139° 
(17 mm) 


0,9183 
(17°) 


+ 40' 




Mol.-Rcfr gcf. 66,7. 


«-Hederagenin 8 ) . . . . 


245 bis 255" 




— 


1,5303 




(Efeu-Glucosid) 












Ltdumcampher") . . . 


264° 


0,9349 




_ 




(Ledol) 


(752 mm) 


(0°) 

0,9237 

<19 J ) 








Maalialkohol 7 ) 


270,8 bis 271" 


0,9190 


Hd+131,99 8 


1,52252 


Mol -Refr gcf. 67,08. 




(754 mm) 


(15") 




(20") 




Patchoulialkohol") . . 


255 bis 256" 


0,9334 
(15") 


36" 52' 







*) Schreiner u. Kremers, The Sesquiterpenes, Milwaukee 1904, S. 108. 

2 ) E. Schmidt, Berl. Berichte 10 (1877), 188. 

s ) Bericht von Schimmel § Co. April 1904, 46. 

4 ) Eyken, Recueil des trav. chim. des P. B. 25 (1906), 44; Chem. 
Zentralbl. 1906, I. 842. 

fi ) van der Haar, Aren, der Pharm. 250 (1912), 434. 

e ) Rizza, Journ. russ. phys.-chem. Ges. 1887, 319; Bert. Berichte 20 
(1887), Ref. 562. 

7 ) Bericht von Schimmel $ Co. Oktober 1908, 80. 

8 ) Ebenda April 1905, 75. 



406 Hauptbestandteile der ätherischen Ole. 

Weder durch physikalische Konstanten noch durch Derivate 
gekennzeichnete Sesquiterpene sind in folgenden ätherischen 
Ölen gefunden oder vielleicht auch nur vermutet worden. 

Öl von Alpinia nutans, Amorpha fruticosa, Angophoraöl, 
Öl von Backhousia myrtifolia, ßarosma venusta, Basilicumöl, 
Öl von Blumea balsamifera, Braunkohlenteeröl 1 ), Öl von Boronia 
citriodora, B. pinnata, B. thujona, Cajeputöl, Öl von CaJHtris 
robusta, C verrucosa, Daphnandra aromatica, Doryphora 
Sassafras, Edeltannennadelöl, Öl von Elionurus tripsacoides, 
Eucalyptus acervula und vielen anderen Eucalyptus- Arten, 
Fenchelöl, Hemlocktannennadelöl, Öl von /(aempfer/a Ethelae, 
Leptospermum scoparium, Lorbeerblätteröl, Öl von Melaleuca 
er/c/fol/a und anderen Me/a/euca-Arten, Quendelöl, Schafgarbenöl, 
Öl von Stenocalyx Pitanga, franz. Terpentinöl und Terpentinöl 
von Picea exce/sa. 



E. Diterpene. 

Während Abkömmlinge der Diterpene, C 20 H 8a , nämlich die 
Fichtenharzsäuren 9 ), die als Diterpencarbonsäuren aufzufassen 
sind, als natürliche Pflanzenbestandteile in großen Mengen vor- 
kommen, finden sich Diterpene nur selten in ätherischen Ölen 
vor, und es sind von ihnen nur ganz wenige Vertreter genauer 
untersucht worden. Ziemlich groß ist hingegen die Anzahl der 
synthetischen Diterpene, die durch Polymerisation aus Terpenen 
oder Terpenderivaten, meist mit stark wirkenden sauren Mitteln 
oder durch Hitze erhalten worden sind. 3 ) 

Um die Mannigfaltigkeit der Entstehung von Diterpenen zu 
zeigen, seien einige der dabei angewandten Verfahren aufgeführt: 
Durch Erhitzen von Myrcen auf 300° entsteht nach Harries 4 ) 



*) Herzenberg u. Ruhemann, Berl. Berichte &8 (1925), 2249. 

2 ) Nach Ruzicka (Helvet. chim. acta 5 [1922], 317) ist Abietinsäure ein 
Derivat des Diterpens Trimethyl-isopropyl-dekahydro-phenanthren, C S oH 3 s. 

s ) Eine geschichtliche Übersicht über die älteren Arbeiten geben mit 
zahlreichen Literaturangaben Kondakow u. Saprikin in Bull. Soc. chim. 
IV. 37 (1925), 918. 

*) Berl. Berichte 35 (1902), 3264-. 



Kohlenwasserstoffe. 407 

sowie nach Semmler und Jonas 1 ) Dimyrcen (Nitrosit; Tetra- 
chlorhydrat, Smp. 129 bis 130°). Kondakow und Saprikin 6 ) 
stellten das schon durch frühere Untersuchungen bekannte Ko- 
lophen her, indem sie Terpentinöl oder Pinen mit Schwefelsäure 
oder Eisessig-Schwefelsäure behandelten oder Pinen mit Limonen- 
hydrochlorid oder Terpineol erhitzten. Frankf orter 8 ) erhielt 
Dipinen, als er aus Pinendijodid Jod durch Sonnenlichtbestrahlung 
abspaltete. Ein Diterpen bildete sich, wie Aschan*) zeigte, beim 
Behandeln von /5-Pinen oder Camphen mit Diäthyloxoniumsulfat. 
Losanitsch 9 ) gewann mit Hilfe der Elektrosynthese bei der 
stillen elektrischen Entladung aus Pinen, Camphen und Limonen 
di- und polymolekulare Kondensationsprodukte. Roberts 8 ) er- 
hielt ein Diterpen, als er die alkoholische Lösung von Dipenten- 
dihydrochlorid oder -bromid mit molekularem Silber oder Kupfer 
schüttelte. Auch bei längerem Schütteln von a-Phellandren, 
Limonen, Pinen oder Cineol mit sirupöser Phosphorsäure ent- 
stehen nach Carter, Smith und Read') 40 bis 75% Diterpene. 

Die Diterpene sind dicke, zähe, mit Wasserdämpfen schwer 
flüchtige Flüssigkeiten, die bei Luftdruck über 300° sieden; d 20 „ 
meist von 0,92 bis 0,95 schwankend. Die künstlich erhaltenen 
fluoreszieren und schmecken bitter. Die Konstitution der synthe- 
tischen ist von der der natürlichen Diterpene verschieden. Erstere 
kann man auffassen als Substitutionsprodukte eines Terpens (zwei 
Terpenmoleküle sind nur an einer Stelle verbunden). Bei den 
natürlichen Diterpenen sind die Sechsringe an mindestens zwei 
benachbarten Atomen miteinander verschmolzen, sie gehören 
somit zu den hydrierten Naphthalin- oder Phenanthrenderivaten"'). 

Wohldefinierte Derivate sind aus synthetischen Diterpenen 
nicht erhalten worden, mit Ausnahme des bei 129 bis 130° 
schmelzenden Tetrachlorhydrats, das Semmler und Jonas aus 
Dimyrcen (siehe unter Camphoren, S. 408) gewinnen konnten. 

*) Berl. Berichte 46 (1913), 1566. 
s ) Bull. Soc. chim. IV. 37 (1925), 1045. 
8 ) Americ. Journ. Pharm. 85 (1913), 53. 

*) Meddelanden frän K. Vetenskapsakademiens Nobelinstitut 5 (1919), 
Nr. 8; Bericht von Schimmel § Co. 1919, 130. 
») Chem. Zentralbl. 1914, II. 612. 
6 ) Journ. ehem. Soc. 127 (1925), 2421. 
') Journ. Soc. chem. Ind. 44 (1925), T.543. 
*) Kondakow u. Saprikin loa cit. 



408 Hauptbestandteile der ätherischen Ole. 

Camphoren. 

C ao H S3 . Mol.-Gew. 272. 

Die höchstsiedenden Anteile des Campheröls enthalten eine 
Kohlenwasserstofffraktion, aus der durch Einleiten von Salzsäure- 
gas in ätherischer Lösung ein Tetrahydrochlorid (Smp. 129 bis 
131°) entstand. Der aus dem Hydrochlorid wiedergewonnene 
Kohlenwasserstoff zeigte folgende Daten: Sdp. 177 bis 178° 
(6 mm), d 20 . 0,8870, « D + 0°, n D 1,50339. Durch die Verbrennung 
wurde die Zusammensetzung C 20 H 8a ermittelt; auch der für die 
Mol.-Refr. gefundene Wert (90,6) stimmte auf die Formel C 20 H 32 f~ 
(90,48). Es liegt hier also ein monocyclisches Diterpen vor, das 
Semmler und Rosenberg 1 ) «-Camphoren genannt haben. 
Das regenerierte a-Camphoren bildet wiederum ein Hydrochlorid 
vom Smp. 129 bis 131°. 

Neben c-Camphoren enthalten die höchstsiedenden Campher- 
Ölanteile noch ein zweites Diterpen, das ß- Camphoren. Sdp. 
170 bis 180° (7 mm), d so . 0,930, [«] D ±0°; Mol.-Refr. 88,61, ber. f. 
C 20 H 8ä f% 88,77. Das Hydrochlorid dieses Diterpens bleibt flüssig. 
«-Camphoren läßt sich leicht synthetisch aufbauen. Semmler 
und Jonas 2 ) erhitzten Myrcen 4 Stunden lang im Einschmelz- 

röhr auf 250 bis 260° und erhielten dabei 

s\* in einer Ausbeute von 50% eine Fraktion 

H a C CH vom Sdp. 175 bis 195° (8 mm), aus der ein 

C cV CH * festes Chlorwasserstoffanlagerungsprodukt 

/V CH ° (Smp. 129 bis 130°) erhalten wurde. Der 

H *9 *f H synthetische Kohlenwasserstoff ist mit 

HjC. CH„ C /CH 3 «-Camphoren identisch. Das aus dem 

HC CH CH * Hydrochlorid wiedergewonnene Diterpen 

1 I H zeigt dieselben Konstanten wie das natür- 

J^\y 2 liehe a-Camphoren und liefert wiederum das 

CH 3 CH* Tetrahydrochlorid vom Smp. 129 bis 130°. 

«-Camphoren Die von Ruzicka und Stoll 3 ) zur Auf- 

toii). kiärung der Konstitution unternommenen 

Untersuchungen führten zum Ziele. Aus den Oxydationsprodukten 

des Octahydro-a-Camphorens ging hervor, daß «-Camphoren" ein 

l ) Berl. Berichte 46 (1913), 768. 

*) Ebenda 1566. 

*) Helvet. chim. acta 7 (1924), 271. 



Kohlenwasserstoffe. 409 

p-disubstituiertes Hydrobenzolderivat ist. Durch wiederholtes 
Kochen des a-Camphorens mit Ameisensäure entstehen zwei 
tricyclische Isomere. 

Das a-Camphoren hat nach Ruzicka und Stoll die auf 
S. 408 stehende Formel, mit der die untersuchten Umsetzungen 
sowie die physikalischen Konstanten dieses Diterpens und seiner 
Isomerisationsprodukte im Einklang stehen. 

Cryptomeren. 

C 20 H aä . Mol.-Gew. 272. 

Aus den von 180 bis 200° (15 mm) siedenden Fraktionen 
des Blätteröles von Cryptomeria japonica isolierte So Uschida 1 ) 
ein Diterpen C S0 H 82 , das a-Cryptomeren. Smp. 61°; Sdp. 198" 
(15 mm); 345° (gew. Druck); [«] D20O — 34,32° (4,69% ige Lösung 
in Chloroform). Es addierte kein Jod und erwies sich dadurch als 
ein gesättigter Körper. Mit Brom lieferte es kein kristallinisches 
Derivat. Durch Einleiten von Salzsäuregas wurde es in ein 
Isomeres vom Smp. 211 bis 212° verwandelt, das /^-Cryptomeren. 

Dacren. 

C 20 H 32 . Mol.-Gew. 272. 

In dem Öl von Dacrydium biforme fand Goudie 2 ) einen 
kristallinischen Körper C 80 H S2 (Smp. 91°; Bromid C 20 H Si Br 4 , 
Smp. 110°), der sich als Diterpen mit einer olefinischen Bindung 
erwies und von Goudie „Dacren" genannt wurde. 

Diterpen aus dem Öl von Dacrydium cupressinum. 

C 20 H 32 . Mol.-Gew. 272. 

Nach Mc. Dowall und Finlay 3 ) besteht das Öl von Da- 
crydium cupressinum größtenteils aus einem gesättigten penta- 
cyclischen Diterpen. Smp. 55,5°; Sdp.320°; [«] u 58,7° (die Richtung 
der Drehung ist nicht angegeben). Es reagierte weder mit Brom 
noch mit Kaliumpermanganat. Bei der Destillation ging ein Teil des 
Diterpens in eine isomere Verbindung vom Schmelzpunkt 92° über. 



*) Journ. Americ. ehem. Soc. 38 (1916), 687. 
a ) Journ. Soc. ehem. Ind. 42 (1923), T. 357. 
s ) Ebenda 44 (1925), T. 42. 



410 Hauptbestandteile der ätherischen Öle. 

Phyllocladen. 

CsofV MoL-Gew. 272. 

Diesen Kohlenwasserstoff fanden Baker und Smith 1 ) im 
Destillationsrückstand des Öles von Phyllocladus rhomboidalis 
als kristallin isches, farbloses Diterpen (Smp. 95°; [g] d -f- 16,06 °), 
das gegen Brom und Permanganat beständig, also gesättigt ist. 
Von Kaliumbichromat wird es kaum angegriffen, wohl aber von 
Chromsäure in essigsaurer Lösung. Mit konzentrierter Salpeter- 
säure lieferte es eine unscharf bei li5 bis 120° schmelzende 
Nitroverbindung. 



F. Triterpene und Tetraterpene. 

Aus dem Amyrin des Elemiharzes, das ein Gemisch mehrerer 
Alkohole C so H 50 O darstellt, sind von Vesterberg 2 ) drei ver- 
schiedene Triterpene C^H^ durch Wasserabspaltung erhalten 
worden. 

d-<r-Amyrilen, Smp. 134"; Sdp. 285° (unkorr., 15 mm); 
«j, -[-109,48°. 

l-a-Amyrilen, Smp. 193 bis 194°; [a] D — 104,9°. 

,3-Amyrilen, Smp. 175 bis 178 6 ; £«] D + 112,19°. 

Aus Lupeol, einem Cholesterin artigen, in der Natur sehr 
verbreiteten Alkohol, C 30 H 50 O, entsteht nach Vesterberg und 
Nöjd*) durch Wasserabspaltung das Triterpen: 

Lupeylen, Smp. 173 bis 174°. 

Das von Zinke und Unterkreuter 4 ) im Dammarharz ge- 
fundene, von 165 bis 195° schmelzende Triterpen 

itf-Dammarosen, ist wahrscheinlich ein Gemisch mehrerer 
Verbindungen 5 ). 

1 ) Baker u. Smith, A Research on the Pines of Australia, Sydney 
1910, S. 416. 

2 ) Berl. Berichte 20 (1885), 1242; 23 (1888), 3186; 34 (1889), 3834, 3836; 
2« (1891), 3834; Liebigs Annalen 438 (1921), 250. 

8 ) Berl. Berichte B9 (1926), 660. 

4 ) Monatsh. f. Chem. 3» (1918), 867; Chem. Zentralbl. 1»18, III. 12. 

s ) Berl. Berichte 59 (1926), 660. 



Kohlenwasserstoffe. 41 j 

Dizingiberen, C 80 H 4S , wurde von Semmler und Becker 1 ) 
in den Produkten aufgefunden, die beim Erhitzen des Zingiberens, 
C 10 H 24) mit Isopren im Einschmelzrohr erhalten worden waren. 
Sdp. 260 bis 280° (11 mm); d 20 .0,9287; [«] B — 5°; n^ 1,5187. 

Bei den auf S. 407 erwähnten Polymerisierungsversuchen 
von Terpenen erhielten Kondakow u. Saprikin ein Triterpen 
vom Sdp. 250 bis 255° (11 mm); « D — 1°30' (in Benzollösung), 
und ein zwischen 75 und 90° schmelzendes Tetraterp en. 



G. Azulene. 

C 16 H XS . Mol.-Gew. 198. 

Der zahlreiche ätherische Öle mehr oder weniger intensiv 
blau färbende Bestandteil ist schon frühzeitig Gegenstand der 
Untersuchung 3 ) gewesen, aber erst in neuester Zeit war man 
imstande, ihn rein herzustellen, so daß man zwar seine Zu- 
sammensetzung aber noch nicht seine Konstitution bestimmen 
konnte. 

Der von Piesse 8 ) Azulen genannte blaue Kohlenwasser- 
stoff findet sich im Kamillen-, Schafgarben-, Römisch Kamillen-, 
Cubeben-, Campher-, deutschen und japanischen Baldrian-, Saga- 
penum-, Wermut-, Galbanumöl, im Ol von Artemisia arborescens, 
in vielen Eucalyptus- und anderen Ölen, sowie im Braunkohlen- 
teeröl*). Am reichlichsten ist Azulen im Kamillenöl enthalten; 
seine Menge beträgt etwa 5%. 

Der Kohlenwasserstoff entsteht aus Guajol '*) bei der Behandlung 
mit wasserentziehenden Reagenzien, beim Erhitzen des Gurjunens 
unter Druck 8 ) oder mit Schwefelsäure und Essigsäureanhydrid 7 ) 



') Berl. Berichte 46 (1913), 1814. 

2 ) Gladstone, Journ. ehem. Soc. 17 (1864), 1. — Kachler, Berl. 
Berichte 4 (1871), 36. 

3 ) Cornpt. rend. 57 (1863), 1016; Chem. News 8 (1863), 245, 273; Chem- 
Zentralbl. 1864, 320. 

*) Herzenberg u. Ruhemann, Berl. Berichte 58 (1925), 2249. 
5 ) Wallach, Liebigs Annalen 379 (1894), 396. 
a ) Semmler u. Jakubowicz, Berl. Berichte 47 (1914), 2252. 
') Sherndal, Journ- Ametic ehem. Soc. 87 (1915), 167, 1537. 



412 Hauptbestandteile der ätherischen Ole. 

und bei der Dehydrierung des Guajens oder Dihydroguajens 
mit Schwefel 1 ). 

Azulen löst sich in starken Mineralsäuren, wie Schwefel- 
und Phosphorsäure auf und wird aus der Lösung durch Zusatz 
von Wasser unverändert wieder abgeschieden 2 ). Es bildet ein 
Pikrat 2 ) und ein Styphnat 1 ), ferner ein Ferrocyanat (beim 
Schütteln mit einer wässrigen FerrocyanwasserstofflÖsung) 3 ), 
das sich mit verdünnter Natronlauge wieder zerlegen läßt. Alle 
diese Verbindungen können zur Abscheidung des Azulens aus 
Ölen und zu seiner Reindarstellung benutzt werden. Azulen 
siedet unter gewöhnlichem Druck unter Zersetzung bei 295 bis 
300° (Sherndal), unzersetzt im Vakuum bei 135,6° (1,1 mm) 
und bei 167 bis 168,4° (11 mm)*). 

Ruzicka 1 ) unterscheidet verschiedene Azulene. 

1. Chamazulen, im Kamillen- und Schafgarbenöl und auch 
im Braunkohlenteer 8 ) enthalten, 

2. Guaj azulen, aus Guajen gewinnbar, und 

3. Eucazulen, erhältlich durch Dehydrierung der Sesqui- 
terpene aus Öl von Eucalyptus globulus; es ist vorläufig als 
verschieden von 1 und 2 anzusehen. 

Chamazulen, Sdp. 159° (11mm); d£° 0,9881; Pikrat, Smp. 
114 bis 115°; Styphnat, Smp. 95 bis 96°; 

Guajazulen, Sdp. 164° (11 mm); d*!" 0,9759; Pikrat, Smp. 
122°; Styphnat, Smp. 105 bis 106°. 

Eucazulen, Pikrat, Smp. 118 bis 120°; Styphnat, Smp. 
122 bis 123°. 

Die Elementaranalysen der drei Azulene stimmten auf die 
Formel C 1B H 1S . 

Bei der Hydrierung, die R. E. Kremers 4 ) und Augspurger*) 
mit kolloidalem Palladium ausführten, die sich aber nach Ruzicka 
am glattesten mit Platinschwarz in Essigesterlösung vollzieht, 
werden Octohydroazulene erhalten, und zwar siedet die Octo- 
hydroverbindung des Chamazulens bei 119° (11 mm), während 
die des Guajazulens bei 123 bis 125° (11 mm) siedet. 

') Ruzicka u. Rudolph, Helvet. chim. acta 9 (1926), 118. 
a ) Sherndal, Journ. Americ. ehem. Soc. 37 (1915), 167, 1537. 
a ) Herzenberg u. Ruhemann, Berl. Berichte 58 (1925), 2249. 
*) R. E. Kremers, Journ. Americ. ehem. Soc. 45 (1923), 717. 
6 ) Science N. S. 42 (1915), 100. 



Alkohole. 4f3 

Reduziert man Azulen mit Natrium und Amylalkohol, so 
entsteht Hexahydroazulen. 

Die Oxydation des Azulens mit Permanganat führt zu 
Kohlendioxyd und zu einem Gemisch von niederen Fettsäuren. 

Absorptionsspektra von den blauen Ölen sind mehrfach 
untersucht worden, wie z. B. von Hock 1 ) und von Tschirch 
und Hohenadel 8 ). Auf Grund dieser Untersuchungen nahm 
man an, daß die Blauöle identisch seien oder doch nahe Be- 
ziehungen zueinander haben. 

Die Absorptionsspektra der Azulene verschiedenen Ursprungs 
wurden von R. E. Kremers, von Herzenberg und Ruhemann 
sowie von Ruzicka miteinander verglichen. Der letztgenannte 
Autor fand, das die Spektra des Chamazulens und des Guajazulens 
praktisch identisch sind, daß aber aus diesen Untersuchungen 
auf die Konstitution der Azulene bestimmte Schlüsse nicht ge- 
zogen werden können. 

Von der Konstitution wissen wir nur soviel, daß im Azulen 
kein aromatischer Ring vorhanden ist. 



Alkohole. 



A. Aliphatische Alkohole. 

Von gesättigten einwertigen Alkoholen der Fettreihe sind 
nur verhältnismäßig wenige in ätherischen Ölen nachgewiesen 
worden. Sie kommen seltener, und zwar meist nur die niederen 
Glieder, im freien Zustande, aber häufig an Fettsäuren gebunden, 
vor; das Auftreten freier Alkohole und freier Fettsäuren ist in 
den meisten Fällen auf eine Zersetzung oder Verseifung vor- 
handener Ester während der Destillation zurückzuführen. Es kann 
allerdings auch vorkommen, daß in einem Destillat freie Alkohole 
gefunden werden, wenn das Destillationsmaterial Kohlenhydrate 
enthält und vor der Verarbeitung eine gelinde Gärung durch- 



*) Arch. der Phacm. 221 (1883), 17. 
J ) Ebenda 23S (1895), 278 



414 Hauptbestandteile der ätherischen Öle. 

gemacht hat; so ist z. B. Äthylalkohol im Destillat kurze Zeit 
gelagerter Rosenblätter beobachtet worden. 

Die Darstellungsweisen dieser Alkohole sind die gewöhn- 
lichen. In der Praxis dienen zur Herstellung, besonders der 
höheren Glieder, vielfach ätherische Öle, die den betreffenden 
Alkohol als Ester enthalten. Sehr brauchbar ist das Verfahren 
von Bouveault und Blanc 1 ), nach dem sich primäre Alkohole 
durch Reduktion der Ester der zugehörigen Säuren mit Natrium 
und Alkohol bilden. 

Die Eigenschaften der aliphatischen Alkohole ändern sich 
mit der Zunahme der Kohlenstaffatome ziemlich beträchtlich 
und sind, soweit das nötig erschien, im folgenden angegeben. 

Identifizieren lassen sich die einzelnen Alkohole, sowohl 
die aliphatischen wie auch die andern, durch ihre Konstanten, 
sowie durch die Oxydationsprodukte. Von Derivaten seien, als 
besonders für die Terpenalkohole charakteristisch, die Phenyl- 
urethane genannt, die man durch Vermischen gleicher Teile von 
Phenylisocyanat und dem betreffenden Alkohol erhält; sie scheiden 
sich beim Stehen des Gemisches in kristallinischer Form ab. 

In einigen Fällen, zumal wenn der Alkohol leicht Wasser abspaltet, 
besteht das Reaktionsprodukt aus Diphenylharnstoff, Smp. 235°, oder aus 
einem Gemisch von diesem mit dem Phenylurethan, wie beispielsweise beim 
Linalool. Um dessen Phenylurethan zu erhalten, verluhren Wal bäum und 
Hüthig") folgendermaßen: 2 bis 3 g Linaloolfraktion wurden mit etwas mehr 
als der berechneten Menge Phenylisocyanat etwa 1 Woche lang verschlossen 
sich selbst überlassen, worauf das mit Kristallen durchsetzte Reaktions- 
gemisch kurze Zeit mit Wasserdampf destilliert wurde, um die nicht in Reak- 
tion getretenen öligen Bestandteile zu entfernen. Nach dem Erkalten wurde 
der aus Diphenylharnstoff und dem Phenylurethan bestehende Rückstand 
abfiltriert, getrocknet und einige Male mit Petroläther ausgekocht. Hierdurch 
erzielte man leicht eine Trennung der neuen Verbindung von dem in Petrol- 
äther fast unlöslichen Diphenylharnstoff. Nach dem Verdunsten des Lösungs- 
mittels hinterblieb das Linalylphenylurethan in nadeiförmigen Kristallen, die 
nach dem Umkristallisieren aus verdünntem Alkohol bei 65° schmolzen. 

Auch Weehuizen 8 ) benutzt die Schwerlöslichkeit des Diphenylharnstoffs 
in Petroläther, um eine Trennung von den gebildeten Urethanen herbeizuführen. 
Man löst 1 g des Terpenalkohols oder Phenols in etwa 6 bis 10 ccm einer 
Petroleumfraktion vom Sdp. 170 bis 200°, fügt die nötige Menge Phenyliso- 

*) D.R.P. 164294. Vgl. auch Compt. rend. 13ft (1903), 1676; 137 (1903), 60. 
a ) Journ. f. prakt. Chem. II. 67 (1903), 323. 

*) Rec. trav. chim. Pays-Bas 87 (1918), 266. — Bericht von Schimmel $ Co. 
1919, 140. 



Alkohole. 415 

cyanat zu und läßt das Gemisch 1 /i bis 1 Stunde lang kochen; zuweilen ist 
ein längeres Erhitzen notwendig. Einige der Phenylurethane sind auch in 
der siedenden Petroleumfraktion schwer löslich; man setzt in diesem Falle 
10 bis 20 % des Volumens an absolutem Alkohol zu. In der Kälte scheiden 
sich die Urethane aus; zum Umkristallisieren verwendet man dieselbe Petro- 
leumfraktion. 

Mit Linalool, das sich nach Walbaum und Hüthig, wie oben gezeigt, 
in das Phenylurethan überführen läßt, und mit Geraniol erzielte Weehuizen 
keine guten Ergebnisse, was wahrscheinlich auf das zu lange und zu hohe 
Erhitzen zurückzuführen ist. 

Wenn es, wie beim Dihydrocuminalkohol 1 ), nicht gelingt, 
ein Phenylurethan zu erhalten, so kann man statt des Phenyl- 
isocyanats das a-Naphthylisocyanat verwenden und gelangt so 
zu Naphthylurethanen 2 ). 

Beim Vermischen molekularer Mengen der beiden Komponenten tritt ge- 
wöhnlich (z. B. beim Geraniol) starke Erwärmung ein, und das Ganze erstarrt 
nach etwa 12 Stunden zu einer festen Masse. Bleibt das Produkt flüssig 
(z. B. beim Terpineol), so behandelt man es mit Wasserdampf und kocht es 
mit Petroläther (wie oben beschrieben) aus. 

Das Gemisch aus Linalool und Naphthylisocyanat muß etwas erwärmt 
werden, damit die Reaktion eintritt. Die rohen Naphthylurethane kristallisiert 
man aus verdünntem Methylalkohol um. 

Verschiedene Naphthylurethane von Terpenalkoholen, aromatischen Alko- 
holen und Phenolen sind von Neuberg und Hirschberg 3 ) dargestellt worden. 

Zum Nachweis und zur Kennzeichnung von Terpenalkoholen 
kann man sich auch der Allophanate bedienen. 

Es war bekannt, daß durch Einwirkung von gasförmiger Cyansäure auf 
primäre und sekundäre Alkohole neben kleineren Mengen von Urethanen vor 
allem Allophanate gebildet werden. Wie A. B6hal*) fand, läßt sich die 
Reaktion auch auf tertiäre Alkohole anwenden. Insbesondere können Phenole 
und Terpenalkohole auf diesem Wege nachgewiesen werden. 

Um die charakteristischen Allophanate zu gewinnen, leitet man gas- 
förmige Cyansäure in den Alkohol und wäscht das Reaktionsprodukt mit 
Äther. Nachdem der überschüssige Alkohol und die nebenbei entstehenden 
Urethane entfernt worden sind, wird der Rückstand aus heißem Alkohol, 
Benzol oder Aceton umkristallisiert. 

Die Allophanate sind kristallinische, geruchlose, in kaltem Äther sehr 
wenig, in kaltem Alkohol schwach lösliche Körper. Die Allophanate der 
tertiären aliphatischen Alkohole, ebenso der Phenole, werden durch kochendes 
Wasser unter Bildung von Kohlensäure, Harnstoff und Alkohol verseift. Unter 



*) Walbaum und Hüthig, Journ. f. prakt Chem. II. 71 (1905), 459. 

2 ) Bericht von Schimmel § Co. Oktober 1906, 32. 

3 ) Biochem. Zeitschr. 27 (1910), 339. 
*) Compt rend. 168 (1919), 945. 



416 Hauptbestandteile der ätherischen Öle. 

den Terpenalkoholen, die sich sonst normal verhalten, nimmt Linalool 1 ) eine 
Sonderstellung ein. 

Für viele Terpenalkohole sind auch die Glucoside zur Identi- 
fizierung geeignet. 

E. Fischer und Raske J ) stellten die Glucoside des Menthols und 
Bomeols dar, indem sie /S-Acetobromglucose bei Gegenwart von Silbercarbonat 
auf die Alkohole einwirken ließen. Die hierbei erhaltenen entsprechenden Tetra- 
acetyl-glucoside wurden dann zur Gewinnung der reinen Glucoside verseift. 

E. Fischer und Helferich 8 ) schüttelten zur Darstellung des ^-Geraniol- 
d-glucosids Geraniol mit Acetobromglucose in Äther mit Silberoxyd. Durch 
Verseifen des entstandenen Tetraacetyl-/?-geraniol-d-glucosids (Smp. 29 bis 
30°) mit Bariumhydroxyd wurde das jtf-GeranioI-d-glucosid CieHsgO« -f- H s O 
(Smp. 58°) erhalten. 

Auf dieselbe Weise wie Fischer und Raske hat Hämäläinen*) eine 
Anzahl ß- Glucoside der Terpenalkohole gewonnen. Sämtliche Glucoside 
werden von Mineralsäuren und von Emulsin gespalten. 

Das «-Glucosid des Menthols stellten E. Fischer und Bergmann ) dar. 

a) Grenzalkohole (gesättigte). 

Methylalkohol, CH 3 OH, tritt oft bei der Wasserdampf- 
destillation pflanzlicher Stoffe unter den Destillationsprodukten 
auf, und zwar findet er sich wegen seiner leichten Löslichkeit 
in Wasser häufig nur in den Destillationswässern, meist zu- 
sammen mit Furfurol und Diacetyl e ). Es ist anzunehmen, daß 
sich diese drei Körper während der Destillation durch Zer- 
setzungsvorgänge aus der Cellulose des Rohmaterials bilden. Bis 
jetzt ist Methylalkohol nachgewiesen worden im Destillations- 
wasser des Kopalöls, Cypressenöls, Sadebaumöls, Vetiveröls, 
Irisöls, der Rameh-BIätter {Boehmeria spec. div.) und anderer 
Blätter, des Sappanblätteröls, im Öl aus den Blättern von 
Indigofera galegoides, in den Blättern des Guatemala-Indigos, 



l ) Siehe Seite 422, Anm. 

a ) Berl. Berichte 42 (1909), 1465. 

s ) Liebigs Annalen 383 (1911), 68. 

*) Biochem. Zeitschr. 49 (1913), 398; 50 (1913), 209, 220; 58 (1913), 423. — 
Chem, Zentralbl. 191S, 1. 1604, 1925; 1913, II. 869. 

s ) Berl. Berichte 50 (1917), 711. 

e ) Methylalkohol ist neben Formaldehyd anscheinend ein häufiger Be- 
standteil der Blätter. Er wurde von Nicloux (Bull. Soc. chim. IV. IS [1913], 
935, 939; Chem. Zentralbl. 1913, IL 1776 und 1777) in denen des Efeus und 
von Evonymus nachgewiesen. 



Alkohole. 417 

im Pfirsichöl, Cocablätteröl , Baumwollkrautöl , in den Destil- 
lationswässern des westindischen Sandelholzöls, Teeöls, Melken- 
öls, des Öls von Eucalyptus atnygdalina, des Bayöls, Kerbel- 
öls, Angelicaöls, Pastinaeöls, Bärenklauöls, des Öls aus den 
Früchten von Heracleum giganteum, von Monarda fistulosa, 
Datura stramonium, des Ageratumöls und des Schafgarbenöls. 
Außerdem als Myristat im Irisöl, als Benzoat im Tuberosen- 
öl (?) und Ylang-Ylangöl, als Cinnamat im Wurzelöl von 
Alpinia malaccensis und im Wartaraöl, als Salicylat im Tube- 
rosenpomadenöl, Birkenrindenöl, Canangaöl, Rautenöl, Cassie- 
blütenöl, Teeöl, Wintergrünöl und außerdem in zahlreichen Pflanzen 
(siehe unter Salicylsäuremethylester), als Anthranilsäureester im 
Neroli- und Jasminöl, als Methylanthranilsäureester im Man- 
darinenöl. 

Identifiziert werden kann der Methylalkohol durch den 
Sdp. 64°, die Dichte 0,810 bei 1-5°, sowie durch die Über- 
führung in Jodmethyl, in den bei 54° schmelzenden neutralen 
Oxalester oder in den Benzoesäure- oder Salicylsaureester. 

Äthylalkohol, C a H fi OH. Als normaler Bestandteil äthe- 
rischer Öle ist Äthylalkohol nur vereinzelt beobachtet worden, 
nämlich im Vorlauf des Indigoferaöls, im Öl von Datura 
stramonium, im Öl aus den Früchten von Morinda citrifolia, 
im Schafgarbenöl und in den Destillationswässern von Euca- 
lyptus amygdalina, Kerbelöl, Angelicaöl, Pastin aeöl und von 
Neracleum giganteum. Sein Vorkommen im Destillat von in 
Gärung übergegangenen Rosenblättern wurde schon oben er- 
wähnt. Im veresterten Zustande findet er sich als Butyrat im 
Bärenklauöl und im Öl von Heracleum giganteum, als Caprinat 
im Cognacöl und als Cinnamat im Storaxöl und im Kaempferiaöl. 

Eine wesentliche Rolle spielt Äthylalkohol als eins der am 
meisten gebrauchten Verfälschungsmittel ätherischer Öle. 

Nachgewiesen wird er durch seine Konstanten (Sdp. 78°; 
d 15 „ 0,794) sowie durch Überführung in Äthyljodid oder Jodoform. 

n-Butylalkohol, CH 3 (CH 3 ) 2 CH„OH, kommt als Ester im 
Römisch Kamillenöl vor. Er hat bei 20° das spezifische Ge- 
wicht 0,810 und siedet bei 117°; sein Phenylurethan schmilzt 
zwischen 55 und 56° 1 ). 

*) Blaise, Bull. Soc. chim. III. 29 (1903), 327. 
Gildemeister, Die ätherischen Öle. I. 27 



418 Hauptbestandteile der ätherischen Ole. 

Isobutylalkohol, ^ 8 >CHCH 3 OH, ist nach H. G. Smith 

im Destillationswasser von Eucalyptus amygdalina enthalten. 
Sein Siedepunkt liegt bei 108,4°, das spez. Gewicht bei 0,8003 
(18°); er liefert ein bei 80° schmelzendes Phenylurethan 1 ). 

Amylalkohol, CJVCH 2 OH ist im Apfelöl und im Baum- 
wollkrautöl nachgewiesen worden, und zwar durch Oxydation 
zu Baldriansäure und Analyse des Silbersalzes der Säure. 

Isoamylalkohol, CH 8 >CHCH 2 CH a OH, ist frei ein Bestand- 
teil des Java-Citronellöls, des Reunion-Geraniumöls *), des Öls 
von Eucalyptus globulus, E. amygdalina, des Lavendelöls und 
französischen Pfefferminzöls. Verestert kommt er vor im Öl 
von Eucalyptus globulus, E. aggregata, im Römisch Kamillenöl 
und im Cognacöl. 

Sein zum Husten reizender Geruch, der Siedepunkt 131°, 
das bei 52 bis 53° schmelzende Phenylurethan sowie die 
Oxydation zu Isovaleraldehyd und Isovaleriansäure lassen ihn 
leicht erkennen. 

n-Hexylalkohol, CH^CHg^CHaOH, ist als Ester im Wurm- 
farnöl, Bärenklauöl und im Öl von Heracleum giganteum 
enthalten. Er siedet bei 157° und hat das spez. Gewicht 
0,8204 (20°). Bei der Oxydation liefert er Capronsäure, Sdp. 205°. 

Aktiver Hexylalkohol (/?, ß-Methyläthylpropylalkohol) 

^ s >CHCH 2 CH ä OH, 

findet sich als Angelicasäureester im Römisch Kamillenöl. Er 
ist durch seine Rechtsdrehung bemerkenswert, [a] D -\- 8,2°; 
d 16 „ 0,829; Sdp. 154°. Chromsäuregemisch oxydiert ihn zu der 
bei 196 bis 198° siedenden aktiven Capronsäure. 

Heptylalkohol. Von Heptylalkoholen wurde Methyl- 
n-amylcarbinol, rH rH . 3 ^>CHOH, von Masson 8 ) im 
Nelkenöl nachgewiesen. Er gibt folgende Konstanten an: 



M Blaise, Bull. Soc. chim. 111. 29 (1903), 327. 

a ) Es ist nicht sicher festgestellt worden, ob hier gewöhnlicher Iso- 
amylalkohol vorliegt. 

s ) Compt rend. 149 (1909), 630. 



Alkohole. 419 

Sdp. 157 bis 158°, d . 0,8344. Durch Oxydation mit Chrom- 
säuregemisch geht der Alkohol in Methyl-n-amylketon (Smp. des 
Semicarbazons 122 bis 123°) über, was zu seinem Nachweis be- 
nutzt werden kann. Hierzu eignet sich auch der Brenztrauben- 
säureester, dessen Semicarbazon bei 118 bis 119° schmilzt 

n-Octylalkohol, CH 8 (CH 2 ) a CH 2 OH, kommt vielleicht in 
freiem Zustande im Bärenklauöl und im Öl von Heracleum 
giganteum vor, worin er sich auch als Acetat befindet Als 
Propionat (?) ist er im Pastinacöl gefunden worden, als Butyrat 
im Wurmfarnöl und Pastinacöl, als Isovalerianat im Wurm- 
farnöl, als Capronat, Caprinat und Laurinat im Bärenklauöl. 

Der Nachweis erfolgt durch die Konstanten (Sdp. 196 bis 197°; 
d ie = 0,8278) sowie durch Oxydation zu Octylaldehyd (dessen 
/S-Naphthocinchoninsäure bei 234° schmilzt) oder zu Capryl- 
säure vom Smp. 16,5° und Sdp. 232 bis 234°. 

d-Äthyl-n-amylcarbinol, CoHgCHtOHJCgH^, wurde von 
Schimmel § Co. 1 ) im japanischen Pfefferminzöl aufgefunden. 
Der aus dem Phthalat zurückgewonnene Alkohol zeigte die 
Konstanten: Sdp. 56° (3,5 mm), d is „ 0,8279, a D +6 17', 
n D2 o° 1 »42775. Nach der Destillation bei gewöhnlichem Druck 
waren die Eigenschaften: Sdp. 178,5 bis 179,5°, d ]B . 0,8276, 
a D -f- 6°26', n D20 o 1,42755. Bei der Oxydation mit Natrium- 
bichromat und Schwefelsäure wurde Capronsäure erhalten. 

Synthetisch stellten Schimmel Sj Co. 2 ) diesen Alkohol 
dar, indem sie Capronaldehyd mit Äthylmagnesiumjodid in 
Reaktion brachten. Das synthetische i-Äthyl-n-amylcarbinol 
hatte die Konstanten: Sdp. 176 bis 177,5°, d is . 0,8286, 
n DS0 . 1,42785, Mol.-Refr. 40,55, saurer Phthalester, Smp. 65 
bis 65,5°. 

n-Nonylalkohol, CH 3 (CH,) 7 CH 2 OH, ist als Caprylsäure- 
ester im süßen Pomeranzenöl aufgefunden worden. Er siedet 
unter gewöhnlichem Druck bei 213,5° und hat einen rosen- 
artigen, dem des Citronellols verwandten Geruch. Stephan 8 ) 
gibt für den durch den Phthalester gereinigten Alkohol folgende 
Eigenschaften an: 



*) Bericht von Schimmel $ Co. April 1912, 101. 

s ) Ebenda April 1913, 79. 

*) Journ. f. prakt. Chem. IL «2 (1900), 532. 

27* 



420 Hauptbestandteile der ätherischen Öle. 

Sdp. 98 bis 101° (12 mm), d lä . 0,840*), « B ± 0°, n D18 . 1,43582. 
Identifizieren kann man den Nonylalkohol durch seine Oxy- 
datibnsprodukte (Nonylaldehyd und Pelargonsäure, Smp. 12,5°), 
sowie durch das bei 62 bis 64° schmelzende Phenylurethan. 

Ein sekundärer Nonylalkohol, Methyl-n-heptyl- 

carbinol, ~„ .„£" 8 >CHOH, ist von Power und Lees 3 ) 
CH S (CH 2 )/ 

in einem algerischen Rautenöl und von Masson 8 ) im Melken- 
Öl aufgefunden worden. Seine Eigenschaften werden folgender- 
maßen angegeben: 

Sdp. 198 bis 200° (765 mm), dj# 0,8273, a D (50 mm) — 3°44' 
(Power und Lees); Sdp. 195 bis 196°, d , 0,8399 (Masson). 

Man kann ihn kennzeichnen durch Oxydation zum Methyl- 
n-heptylketon und dessen Überführung in das Semicarbazon 
(Smp. 118 bis 119°). Mit Brenztraubensäure bildet er einen 
bei 126 bis 127° (16 mm) siedenden Ester, dessen Semi- 
carbazon bei 117° schmilzt. 

Den optischen Antipoden dieses Methylheptylcarbinols fanden 
Haller und Lassieur 1 ) im ätherischen Kokosnußöl. Seine Kon- 
stanten waren: df.- 0,823, « D +2°, n Dll . 1 ,4249, Mol.-Refr.44,8. Bei 
der Oxydation mit Chromsäuregemisch entsteht Methylheptylketon. 

Decylalkohol, C 10 H 2S O, ist im Moschuskörneröl festgestellt 
worden. 

Undecylalkohol. Ein sekundärer Undecylalkohol, Methyl- 

n-nonylcarbinol rH /rH . S /CH OH, «ist gleichfalls in dem vorher 

erwähnten algerischen Rautenöl beobachtet worden. Power und 
Lees 2 ) geben für den gereinigten Alkohol folgende Konstanten an: 

Sdp. 231 bis 233 °, a D (25 mm) — 1°18'. 

Nachgewiesen wird er durch Oxydation zum Methyl-n-nonyl- 
keton (Smp. des Oxims 46°; Smp. des Semicarbazons 123 bis 124°). 

Im Trawasblätteröl wies vanRomburgh 5 ) ebenfalls I-Methyl- 
n-nonylcarbinol (« D — 5°40') nach. Dagegen stellten Haller und 

l ) Reiner synthetischer Nonylalkohol hat diso 0,830. Beobachtung im 
Laboratorium von Schimmel fy Co. 

3 ) Journ. ehem. Soc. 81 (1902), 1592. 

■) Compt. rend. 149 (1909), 630. 

«) Ebenda 151 (1910), 697. 

fl ) Kontnkl. Akad. Wetensch. Amsterdam, Sitzung vom 28. X. 1911, S. 325. 



Alkohole. 421 

Lassieur 1 ) im ätherischen Kokosnußöl rechtsdrehendes Methyl- 
nonylcarbinol fest, das folgende Eigenschaften hatte: d-^ 0,827, 
« D + 1° 10', n D2a . 1,4336, Mol.-Refr. 54,1. Die Oxydation mit 
Chromsäuremischung führte zu einem Keton, dessen Semi- 
carbazon bei 120 bis 122° schmolz. 

Cetylalkohol, C 16 H 34 0, der bisher nur im tierischen Organis- 
mus aufgefunden worden ist, ist nach Semmler, Jonas und 
Ron i seh 3 ) ein Bestandteil des Ammoniakgummiöls. 

b) Ungesättigte aliphatische Alkohole. 

Von niederen Gliedern der ungesättigten aliphatischen Alko- 
hole sind zu nennen : Der im Teeblätteröl enthaltene Alkohol C 8 H as O, 
der vielleicht als ein Hexylenalkohol anzusehen ist. 

ß-y-Hexenol (Hexen-3-ol-6), CH 8 - CH 2 • CH : CH • CH 2 ■ CH 2 OH, 
wurde als freier Alkohol im spanischen Thymianöl aufgefunden; 
sein Phenylessigsäureester ist im Nachlauf des japanischen 
Pfefferminzöls nachgewiesen worden. Das ^-j'-HexenoI hat 
folgende Konstanten: Sdp. 55 bis 56° (9 mm), 156 bis 157° bei 
mittlerem Atmosphärendruck, d 15 „ 0,8508, er D — 0° 10', n Ba0 „ 1 ,48030. 
Der Geruch des Alkohols erinnert in großer Verdünnung an 
Gras und frisches Laub. 

Der im Gaultheriaöl vorkommende Alkohol C s H 18 ist 
vielleicht als ein Octylenalkohol anzusehen. 

Undecylenalkohol, C^H^O, findet sich als Undecen-l-oI-10 
im Trawasblätteröl vor. Sdp. 233°; d 10 , 0,835. Bei der Oxy- 
dation mit Chromsäure und Schwefelsäure entsteht ein Keton, 
dessen Semicarbazon bei 113° schmilzt, bei der Oxydation mit 
Kaliumpermanganat dagegen 2-Ketodecylsäure 

c) Aliphatische Terpenalkohole. 

Von weit größerem Interesse als die genannten sind die 
aliphatischen Terpenalkohole C 10 H ls O, Linalool, Geraniol und 
Nerol, sowie der gleichfalls ungesättigte Alkohol mit offener 



*) Compt. rend. 151 (1910), 697. 
*) Bert. Berichte 50 (1917), 1832. 



":> 



422 Hauptbestandteile der ätherischen Öle. 

Kohlenstoffkette C 10 H ao O, Citronellol, die sowohl frei, als auch 
in Gestalt von Estern in ätherischen Ölen vorkommen und 
wegen ihres Wohlgeruches wichtige Bestandteile dieser sind. 

Linalool. 

C l0 H 18 O. MoL-Gew. 154. 

Das Linalool 1 ) („Licareol" Barbiers), das ziemlich ver- 
breitet ist und in beiden optischen Modifikationen vorkommt, 

bildet den Hauptbestandteil 
i s der Linaloeöle. Die mexi- 

M K L V ,, CH . C H a -CH 2 -C-CH:CH 2 kanischen Linaloeöle ent- 

qj^ halten d- und 1- Linalool, 

während bei den Cayenne- 
Linaloeölen bisher nur linksdrehendes Linalool beobachtet worden 
ist. Außerdem ist es enthalten als d-Linalool im canadischen 
Schlangenwurzelöl, Muskatnußöl, Schiuöl, Wartaraöl, süßen Pome- 
ranzenöl, ätherischen Kakaoöl, CorianderÖl und Ammoniakgummi- 
Öl; als 1-Linalool im Öl von Amomis famaicensis, Ylang-Ylangöl, 
Champacablütenöl, Schiuöl, Ceylon-Zimtöl, Blätteröl von Cinna- 
momum Loureirii, Lorbeerblätteröl, Sassafrasblätteröl, Rosenöl, 
Reunion-Geraniumöl, Öl von Skimmia laureola, Bergamottöl, 
Neroliöl, Petitgrainöl, Citronenöl, italienischen Limettöl, sizi- 
lianischen Lavendelöl, Spiköl, Thymianöl, Öl von Thymus masti- 
china, Majorana onites, Spanisch Hopfenöl, Muskateller Salbeiöl, 
deutschen und französischen Basilicumöl, Öl von Ocimum 
canum und im russischen Krauseminzöl. Bei einigen anderen 
Ölen, in denen Linalool nachgewiesen wurde, fehlen Angaben 
über Drehungsrichtung des Alkohols; es sind dies Terpentinöl 
von Pin us Jeffrey/, Citronellol (?), Öl von r\aempferia ethelae, 
Hopfenöl, Champacaöl (unechtes), Rindenöl von Cinnamomum 
pedunculatum, Wurzelöl von Cinnamomum Loureirii, Seychellen- 
Zimtöl, Öl von Ocotea pretiosa (?), Kuromojiöl, GoldlackblütenÖl, 

l ) Da Linalool unter den Terpenalkoholen insofern eine Sonderstellung ein- 
nimmt, als es mit Cyansäure kein kristallinisches AHophanat (siehe S. 416) wie 
andere Alkohole gibt, glaubt A. B6hal [Bull. Soc. chim. IV. 25 (1919), 452], 

CH daß Linalool kein Alkohol, sondern ein 

CH„\ C __ CH CHg . CHa . c^CHa-^CHa Oxyd mit nebenstehender Konstitutions- 
CH S / " xy formel sei. 



Alkohole. 423 

Pfirsichöl, Öl von Robfnia pseudacacia, Fagara xanthoxylofdes, 
Orixa japonica, Barosma venusta, Toddaliaöl, Pompelmus- 
blätteröl, Pompelmusschalenöl, Limettblätteröl, Mandarinenöl, 
Öl von Jasminum odoratissimum, Mentha aquatica, Ocimum 
sanctum, Tagetes minuta und Gardeniaöl. Als Acetat kommt 
Linalool vor im Sassafrasblätteröl, Rindenöl von Cinnamomum 
pedunculatum, Bergamottöl, Petitgrainöl, Citronenöl, Neroliöl, 
italienischen Limettöl, Jasminblütenöl, Lavendelöl, Muskateller 
Salbeiöl, Blätteröl von Mentha citrata, Gardeniaöl, als Butyrat im 
Lavendelöl, als Isobutyrat im Ceylon-Zimtöl und als Isovalerianat 
im Sassafrasblätteröl. Auch findet es sich verestert im Hopfenöl. 

Das in der Parfümerie vielfach verwendete Linalool wird stets 
durch fraktionierte Destillation, meist aus Linaloeölen, hergestellt. 

Je nach dem Ausgangsmaterial und der Art der Darstellung 
werden Präparate erhalten, die in ihren Eigenschaften geringe 
Unterschiede aufweisen; bei der Beurteilung der Reinheit eines 
Präparates kann man folgende Daten zugrunde legen: 

Sdp. 197 bis 199°, 85 bis 87° (10 mm), d 18 . 0,870 bis 0,875, 
n D20 o 1,4630 bis 1.4690 1 ). Sdp. 198 bis 199° (760 mm), 88,3 bis 
89,5° (13 mm), d„. 0,870, n D20 . 1,4668 2 ). 

Im Laboratorium von Schimmel § Co. wurden an tech- 
nischen Präparaten eigener Fabrikation folgende Konstanten 
beobachtet: 

Sdp. 198 bis 200°, 69 bis 71° (4 mm), d 16 . 0,866 bis 0,873, 
« D —3° bis —18° und +9° bis +13°, n D20 „ 1,461 bis 1,465, 
löslich in 10 bis 15 Vol. 50 °/ igen, in 4 bis 5 Vol. 60 ü / igen 
und in 1 bis 2 Vol. 70°/ igen Alkohols. 

Will man den erhaltenen Alkohol von indifferenten Ver- 
bindungen, z. B. Terpenen, befreien, so kann man ihn nach dem 
von Tiemann 3 ) angegebenen Verfahren durch Einwirkung von 
Phthalsäureanhydrid auf die Natriumverbindung des Linalools in 
das Natriumsalz des sauren Phthalsäureesters überführen, das 
in Wasser löslich und durch alkoholisches Kali verseif bar äst; 
das regenerierte Linalool muß der alkoholisch-alkalischen Lösung 
mit Äther entzogen werden, da es, wie die Abnahme des Drehungs- 



x ) Stephan, Journ. f. prakt. Chem. II. 58 (1898), 110. 
a ) Gildemeister, Aren, der Pharm. 2SS (1895), 179. 
*) Bert. Berichte Sl (1898), 837. 



424 Hauptbestandteile der ätherischen Ole. 

Vermögens beweist, Veränderungen 1 ) erleidet, sobald es aus der 
alkalischen Flüssigkeit mit Wasserdampf übergetrieben wird. 
Tiemann gibt für sein auf diese Weise gereinigtes Linalool an: 
Sdp. 86 bis 87° (14 mm), d M . 0,8622, n D 1,46108. 

Reines Linalool, das durch Spaltung des Linalylphenyl- 
urethans {Smp. 64°) von Schimmel 8; Co. a ) gewonnen wurde, 
sott bei 199 bis 2*00° und hatte d 1B „ 0,8666, a D — 17°41', n M . 1 ,46238. 

Bei ihrem durch Synthese (siehe später) erhaltenen Linalool 
stellten Ruzicka und Fornasir 8 ) fest: Sdp. 194 bis 197° 
(720 mm), 86 bis 88° (13 mm), d 15 „ 0,8649 und 0,8654. 

Das Drehungsvermögen ist nicht feststehend; als höchste 
Ablenkungen wurden bisher beobachtet für 1-Linalool aus Limettöl 
[a] D — 20° 7'*), für d-Linalool aus süßem Pomeranzenschalenöl 
Md + 19° 18' s ). In den meisten Fällen und besonders bei schwach 
drehenden Präparaten dürfte es sich immer um Gemische der 
beiden optischen Modifikationen handeln, wobei die im Überschuß 
vorhandene den Ausschlag gibt. 

Paolini und Divizia*) versuchten, Linalool mit Hilfe der 
Strychninsalze des sauren Linalylphthalats in die aktiven Kom- 
ponenten zu zerlegen, fanden aber nur ganz niedrige Werte, 
für [a] D + 1,70° und —1,60°. 

Durch Umlagerung läßt sich Linalool, allerdings nur in 
inaktivem Zustande, gewinnen, wenn Geraniol mit Wasser im 
Autoklaven auf 200" erhitzt 7 ) oder wenn das durch Einwirkung 
von Salzsäure auf Geraniol entstehende Linalylchlorid mit alko- 
holischem Kali oder Silbernitrat behandelt wird 8 ). Über seine 
Bildung aus geranylphthalestersaurem Natrium vgl. S. 434. 



x ) Diese Veränderungen scheinen chemischer Natur zu sein und nicht auf 
einer Inversion zu beruhen. Die Drehung des 1-Linalools wird beim Kochen 
mit Kali nicht geändert. Charabot, Bull. Soc. chim. III. 21 (1899), 549. 

2 ) Bericht von Schimmel $ Co. Oktober 1911, 139. — Das Linalylphenyl- 
urethan dreht im gleichen Sinne wie das dazu gehörige Linalool. [«] D — 12,2°. 

s ) Helvet. chim. acta 2 (1919), 188. 

4 ) Gildemeister, Arch. der Pharm. 233 (1S95), 179. 

e ) Stephan, Journ. f. prakt Chem. II. 62 (1900), 529. 

«) Rend. della R. Accademia dei Lincei, Roma (5), 23 (1914), II. 171. 
Chem. Zentral«. 1915, I. 606. 

7 ) Bericht von Schimmel § Co. April 1898, 25. 

8 ) Tiemann, Berl. Berichte 81 (1898), 832. — Berichte von Roure-Bertrand 
Fils Oktober 1909, 27. 



Alkohole. 425 

Linalool entsteht auch, wie Power und Kleber 1 ) zeigten, 
durch Anlagerung von Wasser an Myrcen nach dem Bertram- 
schen Hydratationsverfahren. 

Ein direkter Aufbau des Linalools aus einfachen Verbin- 
dungen ist Ruzicka und Fornasir 2 ) mit Hilfe der von Nef 
entdeckten Reaktion zwischen Natriumacetylenverbindungen und 
Ketonen gelungen. 

Sie lösten Methylheptenon in absolutem Äther, versetzten es in der 
Kälte mit einer Suspension von Natriumamid in Äther und leiteten in das 
gut gekühlte Gemisch einen langsamen Strom gereinigten Acerylens ein. Es 
wurde dabei in einer Ausbeute von etwa 80 \ Dehydrolinalool erhalten. 
Die Reduktion des Dehydrolinalools zu Linalool geschieht durch Zugabe von 
Natrium zur Lösung des Dehydrolinalools in Äther; nach Aufhören der Wasser- 
stoffentwicklung wurde Wasser zugesetzt bis zur Lösung des Natriums. 
Das dabei entstandene Linalool hatte die richtigen Konstanten (s. oben). 
Das Pherrylurethan schmolz bei 63 bis 65°. 

Durch diese Synthese wurde die Richtigkeit der auf S. 422 
aufgeführten Tiemann-Semmlerschen Formel [2,6-DimethyI- 
octadien-(2,7)-ol-(6)] bestätigt. 

Als ungesättigter Alkohol mit zwei Doppelbindungen zeigt 
auch Linalool Additionsreaktionen, es verbindet sich mit Brom und 
mit Halogenwasserstoffsäuren. Mit diesen entstehen'unter Wasser- 
abspaltung dieselben Verbindungen, die auch aus Geraniol erhalten 
werden 3 ). Linalylchlorid, C 10 H 17 CI (Sdp.94bis96° [6mm]), Linalyl- 
bromid, C 10 H i7 Br (Sdp. 102 bis 103° [6 mm], d 1B . 1,1 1450, n D 1,507). 

Die ungesättigte tertiäre Natur dieses Alkohols prägt sich 
in seinem Verhalten gegen Reagenzien aus; während Alkalien 
in der Kälte wenig auf ihn einwirken, wird er durch organische 
Säuren entweder in Geraniol, Nerol oder, besonders bei Gegen- 
wart geringer Mengen Schwefelsäure, in Terpineol umgewandelt, 
während Mineralsäuren unter Wasserabspaltung oder Wasser- 
anlagerung Verbindungen mit ringförmiger Struktur bilden. So 
entsteht beim Schütteln mit 5-prozentiger Schwefelsäure Terpin- 
hydrat 4 ), beim Erhitzen mit .Eisessig und Acetanhydrid Geranyl- 
acetat, das Acetat des dem angewendeten Linalool entgegengesetzt 



l ) Pharm. Rundsch. (New York) 18(1895), 60. — Vgl.aber unter Myrcen, S.305. 
a ) Helvet. chim. acta 2 (1919), 182. 

s ) Dupont u. Labaune, Berichte von Roure-Bertrand Fils Oktober 1909, 
21 ; April 1910, 42. 

*) Tiemann u. Schmidt, Berl. Berichte 28 (1895), 1837. 



426 Hauptbestandteile der ätherischen Ole. 

drehenden festen Terpineols 1 ), sowie Nerylacetat 2 ). Ameisen- 
säure führt Geraniol bei mittlerer Temperatur (20°) ebenfalls in 
die Ester des Ausgangsmaterials und des diesem entgegengesetzt 
drehenden festen Terpineols über; in gelinder Wärme hingegen 
(60 bis 70°) findet Wasserabspaltung und Bildung der Kohlen- 
wasserstoffe Dipenten und Terpinen statt 3 ). 

Gegen die einzelnen Oxydationsmittel verhält sich Linalool 
verschieden. Mit ganz verdünnter Permanganatlösung bilden 
sich wahrscheinlich zunächst, unter gleichzeitiger Wasser- 
anlagerung, mehrwertige Alkohole, die nicht im reinen Zustande 
isolierbar sind und bei weiterer Oxydation mit Permanganat 
oder Chromsäuregemisch in Aceton und Lävulinsäure gespalten 
werden*). Oxydiert man Linalool nur mit Chromsäuregemisch, 
so erleidet es durch das saure Oxydationsmittel zunächst eine 
Umlagerung und wird dann in den Aldehyd des Geraniols, Citral, 
übergeführt ); die Oxydation geht aber meist noch weiter und 
man erhält nebenbei Abbauprodukte des Citrals, nämlich Methyl- 
heptenon, Lävulinsäure usw. Das von Bertram und Walbaum*) 
bei der Oxydation mit Wasserstoffsuperoxyd beobachtete kristal- 
lisierte Derivat hat sich als Terpinhydrat erwiesen, das seine 
Entstehung wohl in erster Linie dem Gehalt des Wasserstoff- 
superoxyds an Mineralsäure verdankt. 

Durch Überleiten von Linalooldämpfen über aktiviertes 
Kupfer bei 130 bis 140° erhielt Enklaar 6 ) einen Kohlenwasser- 
stoff C 10 H 18 , der wahrscheinlich mit Myrcen identisch ist. Sdp. 62° 
(14 mm), d lg o 0,802, n^.1,47. 

Beim Erhitzen mit Schwefel auf 160° entstehen aus Linalool 
und Linalylacetat schwefelhaltige Verbindungen, dieH. Erdmann 7 ) 
„Thiozonide" genannt hat. Das Monothiozonid des Linalylacetats, 
das wahrscheinlich die Zusammensetzung C^H^O^S., besitzt, ist 
ein schwarzbrauner Sirup von eigenartigem Geruch. Mit Salzen 
und Sulfiden der Schwermetalle entstehen in geeigneten Lösungs- 



l ) Stephan, Journ. f. prakt. Chem. II. 58 (1898), 109. 

s ) Zeitschel, Berl. Berichte 89 (1906), 1780. 

3 ) Bertram u. Walbaum, Journ. f. prakt. Chem. II. 45 (1892), 601. 

*) Tietnann u. Semmler, Berl. Berichte 28 (1895), 2130. 

") Bertram u. Walbaum, Journ. f. prakt. Chem. IL 45 (1892), 599. 

») Chem. Weekblad 9 (1912), 68-, Chem. Zentralbl. 1912, I. 726. 

') Liebigs Annalen 362 (1908), 137. 



Alkohole. 427 

mittein Niederschläge, von denen die Goldverbindung besonders 
charakteristisch ist. Linalool scheint mit beiden Doppelbindungen 
zu reagieren unter Bildung eines Dithiozonids, das aber nicht 
isoliert werden konnte, da unter Abspaltung von Schwefel- 
wasserstoff die Verbindung C 10 H 1S OS 6 entstand. 

Beim Behandeln mit Reduktionsmitteln, wie Natrium oder 
Zinkstaub, nimmt Linalool keinen Wasserstoff auf, verliert aber 
sehr leicht seinen Sauerstoff unter Bildung des zweifach ungesät- 
tigten Kohlenwasserstoffs Linaloolen (identisch mit Dihydro- 
myrcen), C 10 H 18 ; dieser entsteht, wenn Linalool mit Natriummetall 
in alkoholischer Lösung behandelt oder mit Zinkstaub auf 220 
bis 230° erhitzt wird 1 ). Einen Kohlenwasserstoff C 10 H 1S , höchst- 
wahrscheinlich Cyclolinaloolen, erhielt Chapman 3 ) bei der 
Destillation von dem aus der Leber von Dornhaien, Spinaciden, 
erhaltenen Spinacen über Natrium. Die Eigenschaften stimmen 
mit den für Cyclolinaloolen in der Literatur^) angegebenen gut 
überein*). 

Durch Reduktion des Linalools mit Hilfe von Nickel und 
Wasserstoff erhielt Enklaar 6 ) außer 2,6-Dimethyloctan auch 
2,6-DimethyloctanoI-6, 

CH 3 • CH(CH S ) ■ (CH„), • C(OH)(CH 3 ) • CH 2 - CH 3 , 
was die Richtigkeit der von Tiemann und Semmler aufgestellten 
Formel bestätigt. 

Barbier und Locquin") haben die Hydrierung des Linalools 
mit Platin und Wasserstoff vorgenommen, die bei niedriger 
Temperatur verläuft, und als Reaktionsprodukt ebenfalls 2,6-Di- 
methyloctanol-6 erhalten. 

Die Ester des Linalools sind, soweit sie für die ätherischen 
Öle in Betracht kommen, mehr oder weniger stark und angenehm 
riechende Flüssigkeiten, die sich bei Atmosphärendruck nicht 

1 ) Semmler, Berl. Berichte 27 (1894), 2520. 

2 ) Journ. ehem. Soc. 111 (1917), 56; 113 (1918), 458. 

3 ) Berl. Berichte 27 (1894), 2521; 34 (1901), 3128; Bericht von Schimmel 
§ Co. April 1902, 91. 

4 ) Dieser Befund ist sehr interessant, denn er zeigt die Verwandtschaft 
eines Kohlenwasserstoffs tierischer Herkunft mit den bisher ausschließlich 
als Produkte pflanzlichen Ursprungs bekannten Terpenen. 

6 ) Berl. Berichte 41 (1908), 2083; Recueil des trav. chim. des P.-B. 27 
(1908), 411; Chem. Zentralbl. 1908, IL 1926. 
6 ) Compt. rend. 158 (1914), 1554. 



428 Hauptbestandteile der ätherischen Ole. 

unzersetzt destillieren lassen ; ihre synthetische Darstellung stößt 
insofern auf Schwierigkeiten, als Linalool gegen Säuren ziemlich 
empfindlich ist und Umlagerungen erleidet, so daß die beim 
Kochen von Linalool mit Säureanhydriden oder nach dem Ver- 
fahren des Deutschen Reichs- Patents 80711 erhaltenen Produkte 
wohl der Hauptsache nach aus Estern des Linalools bestehen, 
daneben aber auch solche des Geraniols und Terpineols enthalten. 

Der mit Geranioläthyläther identische Linalooläthyläther 
(Sdp. 192°) wurde von Dupont und Labaune 1 ) aus Äthyl- 
bromid und Linaloolnatrium, das man mit Hilfe von Natriumamid 
darstellte, erhalten. 

Zur Identifizierung des Linalools geeignete Verbindungen sind 
das Phenylurethan 2 ) vom Smp. 65 bis 66° und das a-Naphthyl- 
urethan 2 ) vom Smp. 53°. Zum weiteren Nachweis kann man 
das Linalool durch Oxydation in Citral überführen und dieses 
durch die von Doebner entdeckte Citryl-£-naphthocinchoninsäure 
charakterisieren (s. Citral). Bei gleichzeitiger Gegenwart von 
Citral oder Citronellal werden diese vorher durch die Bisulfit- 
verbindung abgeschieden. 

Zur quantitativen Bestimmung von Linalool empfehlen Jeancard und 
Satie"), das betreffende Öl vor der Acetylierung mit einem indifferenten 
Mitte] zu verdünnen, ein Verfahren, das schon mehrere Jahre vorher von 
ßoulez vorgeschlagen und in Schimmels Berichten eingehend besprochen 
worden ist*). 

Geraniol. 

C 10 H ls O. Mol.-Gew. 154. 

Der dem Linalool isomere, sich von ihm aber durch optische 

Inaktivität, höheren Siedepunkt und höheres spezifisches Ge- 

u q wicht unterscheidende Alko- 

H 3 C )>C:CH-CH 8 -CH 2 C-CH 3 hol C 10 H 18 O, Geraniol („Le- 

3 „ JJ. ,-rj ^u monol" von Barbier und 

Bouveault; „Rhodmol" von 
Erdmann und Huth und von Poleck) findet sich im freien 
wie veresterten Zustande ziemlich häufig in ätherischen Ölen. 

a ) Berichte von Roure-Bertrand Fils April 1910, 42. 
*) Siehe S. 414, 415. 

s ) Americ. Druggist 56 (1910), 42. Nach Journ. Soc. ehem. Industry 29 
(1910), 296. 

*> Bericht von Schimmel § Co. April 1907, 127. 



Alkohole. 429 

Er macht den Hauptbestandteil des Palmarosaöles sowie des 
deutschen und türkischen Rosenöles aus und ist in beträcht- 
lichen Mengen im Geranium-, Citronell- und Lemongrasol ent- 
halten. Außerdem ist Geraniol gefunden worden im Öl von 
Pseudotsuga Douglas//, Callitris gracilis (?), C. intratropica, 
C. rhomboidea, C. tasmanica, im Nachlauf von Sadebaumöl, im 
formosanischen Citronellöl, im Öl von Cymbopogon coloratus, 
C. javanensis, C. caesius, im Gingergrasöl, im Öl von Amom/'s 
jamaicensis, im canadischen Schlangenwurzelöl, Ylang-YlangÖl, 
Champacablütenöl, Muskatnußöl, Öl von Ocotea pretiosa (?), 
Sassafrasblätteröl, Bellaryblätteröl, Aburachanöl, Lorbeerblätteröl, 
Zimtblätteröl, Kuromojiöl, Goldlackblütenöl, Apfelöl, BlätterÖl von 
Potentilla davurica (?), in Tetrantheraölen (?), im CassieblütenÖl 
(von Acacia cavenia und A. Farnesiana), japanischen Pfefferöl, 
Öl von Boronia pinnata, Pompelmusöl, Neroliöl, Petitgrainöl, 
mexikanischen und Cayenne-Linaloeöl, Öl von Darwinia fasci- 
cularis (?), Öl von Eucalyptus acervula, E. Macarthuri, E. Stai- 
geriana, E. citriodora, Leptospermum Liversidgei, Angophora 
Baker/, Stenocalyx pitanga, Corianderöl, Jasminblütenöl, Verbena- 
öl, Spiköl (?), Lavendelöl, Öl von Ocimum canum,Pycnanthemum 
Ianceolatum, spanischen Thymianöl, Gouftöl und Shö-Gyüöl. 
Verestert kommt Geraniol vor als Acetat im Nadelöl von Callitris 
glauca, Palmarosaöl, Lemongrasol, Sassafrasblätteröl, Kuromojiöl, 
Citronenöl, Petitgrainöl, Öl von Eucalyptus Macarthuri, E. Stai- 
geriana, Leptospermum Liversidgei, Öl von Darwinia fascicularis, 
Lavendelöl, als Isovalerianat im Sassafrasblätteröl, als n-Capronat 
im Palmarosaöl und Lavendelöl und als Tigltnat im Geraniumöl. 

/?-Geranylglucosid haben Bourquelot und Bridel 1 ) in der 
Pelargoniumpflanze (P. odoratissimum) nachgewiesen. Den- 
selben Forschern ist es auch gelungen, dieses Glucosid syn- 
thetisch zu gewinnen. £?-Geraniol-d-glucosid (Smp. 58°) hatten 
E. Fischer und Helferich' 2 ) bereits früher dargestellt. 

Geraniol gibt als primärer Alkohol mit wasserfreiem Chlor- 
calcium eine kristallisierte, in Lösungsmitteln wie Äther, Ligroin, 
Benzol, Chloroform, unlösliche Doppelverbindung- 5 ), die durch 

*) Compt. rend. 157 (1913), 72; Journ. de Pharm, et Chim. VII. 8 
(1913), 204. 

a ) Liebigs Annalen 388 (1911), 68. 

s ) Jacobsen, Liebigs Annalen 157 (1871), 234. 



430 Hauptbestandteile der ätherischen Ole. 

Wasser wieder in Chlorcalcium und Geraniol zerlegbar ist; diese 
Eigenschaft ermöglicht in einfachster Weise die Darstellung 
chemisch reinen Geraniols (s. unten). Auch mit Magnesium- 
chlorid, Calcium- und Magnesiumnitrat entstehen kristallisierte 
Verbindungen x ). 

Zur Isolierung des Geraniols aus Gemischen mit Kohlen- 
wasserstoffen u. s. w. sind noch verschiedene andere Verfahren 
angegeben worden. Sie laufen alle darauf hinaus, daß man ent- 
weder durch Einwirkung von Phthalsäureanhydrid auf dieNatrium- 
verbindung des rohen Geraniols 2 ) oder durch Erwärmen von 
Geraniol im Wasserbade mit Phthalsäureanhydrid ohne Lösungs- 
mittel 8 ) oder in Benzollösung 1 ) den sauren Phthalsäureester des 
Geraniols darstellt und entweder diesen selbst oder sein Natrium- 
salz, das man in reinem Zustande aus dem kristallisierten Silber- 
salz gewinnen kann, durch alkoholisches Kali verseift. Die 
genannten Verfahren besitzen indessen vor der Chlorcalcium- 
Methode keine Vorzüge, sie sind im Gegenteil umständlicher und 
liefern durchaus kein reineres Produkt als diese. 

Das auf die eine oder andere Weise dargestellte reine 
Geraniol ist eine optisch inaktive, farblose, rosenartig riechende, 
ölige Flüssigkeit, die sich bei längerem Aufbewahren unter Luft- 
zutritt durch Sauerstoffaufnahme verändert, wobei auch der 
Geruch leidet. Die Eigenschaften des Alkohols werden wie folgt 
angegeben: 

Sdp. 110 bis 111° (10 mm), 121° (18 mm), 230° bei Atmo- 
sphärendruck 4 ). — Sdp. 120,5 bis 122,5° (17 mm), d 20 . 0,8894 (1), 
n D20 o 1 ,4766 «). — Sdp. 1 1 0,5 bis 111° (korr., bei 1 mm), d^ 0,881 2 7 ), 
d 16 . 0,880 bis 0,883, n D17 , 1,4766 bis 1.4786 8 ). 

An eigenen, im Großbetrieb hergestellten Präparaten fanden 
Schimmel § Co.: 

*) Bericht von Schimmel 8} Co. April 1895, 38. 

a ) Tiemann u. Krüger, Berl. Berichte 29 (1896), 901. 

s ) H. u. E. Erdmann, Journ. f. prakt. Chem. II. 56 (1897), 15. 

4 ) Flatau u. Labbe, Compt. rend. 126 (1898), 1725; Bull. Soc. chim. 
III. 19 (1898), 633. — Stephan, Journ. f. prakt. Chem. II. 60 (1899), 248. 

s ) Bertram u. Gildemeister, Journ. f. prakt. Chem. II. 56 (1897), 508. 

8 ) Tiemann u. Semmler, Berl. Berichte 26 (1893), 2711. 

') H. w. E. Erdmann, Journ. f. prakt. Chem. II. 56 (1897), 3; Berl. Be- 
richte 31 (1898), 359, Anm. t. 

s ) Stephan, Journ. f. prakt. Chem. II. 58 (1898), 110; 60 (1899), 244. 



Alkohole. 43] 

Sdp. 229 bis 230° (757 mm), 114 bis 115° (12 mm), d 18 . 0,883 
bis 0,886, n D20 . 1,476 bis 1,479, löslich in 8 bis 15 Vol. 50°/oigen 
und in 2,5 bis 3,5 Vol. 60°/oigen Alkohols. 

Als primärer Alkohol geht Geraniol bei der Oxydation in 
den zugehörigen Aldehyd Citral über und kann aus diesem 
durch Reduktion wieder erhalten werden 1 ); da Citral synthetisch 
darstellbar ist, so ist damit auch Geraniol in die Reihe der 
synthetisch zu erhaltenden Verbindungen getreten. 

Mit Hilfe der von Sabatier und Senderens 3 ) angegebenen 
Reaktion, die in der katalytischen Wirkung von Kupfer auf primäre 
Alkohole bei hoher Temperatur besteht, erreichte Bouveault 8 ) 
eine glatte Überführung des Geraniols in Citral. 

Durch Isomerisierung entsteht (neben Terpineol und Nerol) 
Geraniol oder dessen Acetat aus Linalool, wenn dieses mit Acetan- 
hydrid längere Zeit erhitzt wird*); umgekehrt kann Geraniol durch 
Erhitzen mit Wasser im Autoklaven auf 200° (bei höherer Tem- 
peratur bilden sich Kohlenwasserstoffe und deren Polymerisations- 
produkte) wieder in Linalool zurückverwandelt werden 5 ). Wenn 
Salzsäure auf ein im Wasserbade erwärmtes Geraniol-Toluol- 
Gemisch einwirkt, so bildet sich Linalylchlorid 8 ), das mit Silber- 
nitratlösung Linalool liefert 7 ). Hierdurch läßt sich erklären, daß 
Tiemann 7 ) durch Behandlung der bei der Einwirkung von Salz- 
säure auf Geraniol entstehenden Reaktionsprodukte mit alko- 
holischem Kali Linalool erhielt. 

Mit dem von Dupont u. Labaune erhaltenen Linalylchlorid ist in der 
Hauptsache ein Chlorid identisch, das Forster und Cardwell 8 ) beim Zu- 
sammenbringen von Geraniol mit Pyridin und Thionyl Chlorid gewonnen haben, 
und das als Geranylchlo/id anzusehen ist. Es bildet eine farblose, wie 
Hopfen riechende Flüssigkeit: Sdp. 103° (14mm), d S6 o 0,918, n D 1,4741, Mitrosat 
Smp. 101°. Neben dem Geranylchlorid entsteht ein Kohlenwasserstoff Ci Hi 6 

x ) Tiemann, Berl. Berichte 31 (1898), 828. 
-) Compt. rend. 136 (1903), 738, 921, 983. 

3 ) Bull. Soc. chim. IV. 3 (1908), 119. 

4 ) Bouchardat, Compt. rend. 116 (1893), 1253. — Tiemann u.Semmler, 
BerLBerichte 26 (1893), 2714. — Stephan, Journ.f.prakt Chem. II. 58 (1898), 111. 

«) Bericht von Schimmel $ Co. April 1898, 25. 

°) Das Linalylchlorid von Dupont und Labaune ist nicht rein, sondern 
enthält wahrscheinlich Geraniolderivate. 

T ) Tiemann, Berl. Berichte 31 (1898), 832. — Dupont u. Labaune, 
Berichte von Roure-Bertrand Fils Oktober 1909, 27. 

s) Journ. chem. Soc. 10S (1913), 1338. 



432 Hauptbestandteile der ätherischen Öle. 

vom Sdp. 174 bis 176°: d aeo 0,836, n D 1,4725, Nitrosat, Smp. 131°. Durch Er- 
hitzen des Geranylchlorids mit Natriumalkoholat bildete sich Geranyläthyl- 
äther, eine schwach rosenartig riechende Flüssigkeit vom Sdp. 115° (19 mm), 
daso 0,864, n D 1,4662. (Dupont und Labaune geben für den Äther den Sdp. 
218° an.) Die Reduktion der Geranylchlorids in 50 7 iger Essigsäure mit Zink- 
staub führte zu einem Kohlenwasserstoff Ci Hi 8 (Sdp. 161°; ds BO 0,768; n D 1,4458, 
Nitrosat, Smp. 95° unter Zersetzung), der vielleicht Dihydromyrcen (Linaloolen) 
ist. Durch Erhitzen einer alkoholischen Lösung von Geranylchlorid mit 
Matriiimacetessigester erhielten Forster und Cardwell den Geranylacet- 
essigsäureäthylester, eine angenehm riechende Flüssigkeit vom Sdp. 180° 
(16 mm), daio 0,962, n D 1,4688. Durch Kochen dieses Esters mit einer Lösung 
von Bariumhydroxyd in verdünntem Alkohol entsteht ein Keton, das Geranyl- 
aceton, das mit dem Dihydropseudojonon Kerschbaums identisch ist. 
Durch Umsetzung von Geranylaceton mit Magnesiumbrombenzol resultiert 
der tertiäre Alkohol Homogeranylphenylmethylcarbinol, eine farblose, 
fast geruchlose Flüssigkeit vom Sdp. 206° (19 mm). Der aus Natriummalon- 
säureester und Geranylchlorid erhaltene Geranylmalonsäureäthylester 
ist zweifellos dasselbe Produkt wie das von Dupont und Labaune 1 ) be- 
schriebene. 

Im allgemeinen ist Geraniol nicht in dem Maße durch Säuren 
veränderbar wie Linalool, doch kann durch saure Reagenzien 
eventuell Ringschluß unter Bildung von Cyclogeraniol erfolgen. 
Durch Kochen mit Acetanhydrid wird es quantitativ in das Acetat 
übergeführt, aber nicht isomerisiert. Beim Schütteln mit ver- 
dünnter Schwefelsäure wird es, ebenso wie Linalool, jedoch 
schwieriger, in Terpinhydrat umgewandelt' 2 ). Konzentrierte 
Ameisensäure wirkt, wie Kaliumbisulfat oder Phosphorsäure- 
anhydrid, wasserentziehend auf Geraniol; während durch Kalium- 
bisulfat ein Kohlenwasserstoff mit offener Kohlenatomkette ent- 
stehen soll 15 ), bilden sich durch die anderen Reagenzien Terpene, 
durch Ameisensäure a-Terpineol, Dipenterf und Terpinen 4 ). Will- 
stätter und Mayer 8 ) hydrierten Geraniol mittels Platinmohr und 
Wasserstoff und erhielten ein Gemisch von 2,6-Dimethyloctan 
und 2,6-Dimethyloctanol-8. Dieselben Produkte erhielt Enklaar 8 ) 
bei der Reduktion nach der S ab ati ersehen Methode, wobei 



1 ) Berichte von Roure-Bertrand Fils April 1911, 3. 
*) Tiemann u. Schmidt, Berl. Berichte 28 (1895), 2138. 
3 ) Semmler, Berl. Berächte 24 (1891), 683. 

*)Bertram u. Gildemeister, fourn. f. prakt Cham. II. 49 (1894), 195; 
53 (189*6), 236. — Stephan, ebenda 60 (1899), 244. 

5 ) Berl. Berichte 41 (1908), 1475. 

6 ) Ebenda 2083. 



Alkohole. 433 

außerdem noch ein nicht näher charakterisierter, cyclischer 
Alkohol C 10 H 20 O entstand. 

Alkalien wirken in der Kälte kaum auf Geraniol ein; 
wird es dagegen mit einer konzentrierten alkoholischen Alkali- 
lösung auf 150° erhitzt, so soll sich nach Barbier 1 ) unter 
Kohlensäureabspaltung ein tertiärer Alkohol, C„H 18 0, bilden; 
diese Angabe beruht indessen auf einem Irrtum, denn der ent- 
stehende Alkohol ist Methylheptenol, C 8 H ie 2 ). 

Die durch Addition von Brom und Einwirkung von Halogenwasserstoff 
auf Geraniol entstehenden Verbindungen sind meist flüssige und ziemlich 
leicht veränderliche Körper, doch kann ein kristallisiertes, bei 70 bis 71° 
schmelzendes Tetrabromid dargestellt werden 8 ). 

Wie schon auf S. 431 angegeben ist, liefert auch Geraniol 
bei der Oxydation mit Chromsäuregemisch zunächst einen Alde- 
hyd, Citral, C 10 H 19 O*), unter besonderen Versuchsbedingungen 
kann jedoch auch Methylheptenon erhalten werden 5 ). Daneben 
treten aber weitere Abbauprodukte des Citrals auf, sodaß der 
Übergang durchaus nicht quantitativ erfolgt. Beim Schütteln 
mit ganz verdünnter Permanganatlösung bilden sich wahr- 
scheinlich zunächst mehrwertige Alkohole, die durch Chrom- 
säuregemisch zu Aceton, Lävulinsäure und Oxalsäure oxydiert 
werden 6 ). Da Geraniol optisch inaktiv und ein primärer Alkohol 
ist, hat man ihm, gestützt auf das Ergebnis der Oxydation, die 
Formel eines 2,6-Dimethyl-octadien-(2,6)-ols-(8) (Terpinolenform) 

CH 8 • C(CH S ) : CH ■ CH 2 • CH 2 • C(CH 3 ) : CH • CH 3 OH 
zugeschrieben 7 ). Wie Citronellol kann auch Geraniol Natrium- 
bisulf it anlagern, und zwar 2 Moleküle, da es 2 Doppelbindungen 
enthält 8 ). 

Aus den Oxydationsversuchen, die sie auf verschiedene Weise 
ausführten, folgern A. Kötz und Th. Steche 9 ), daß Geraniol 

*) Compt. rend. 126 <1898), 1423. 

a ) Bericht von Schimmel Sj Co. Oktober 189S, 68. — Tiemann, Bert. 
Berichte Sl (1898), 2991. 

*) v. Soden u. Treff, Berl. Berichte 39 (1906), 913. 

*) Semmler, Berl. Berichte 23 (1890), 2965; 24 (1891), 203. 

») Semmler, ebenda 26 (1893), 2720. 

a ) Tiemann u. Semmler, Berl. Berichte 28 (1895), 2130. 

7 ) Ebenda 2132. 

s ) Labbe, Bull. Soc. chim. III. 21 (1898), 1079. 

9 ) Journ. f. prakt. Chem. IL 107 (1924), 193. 

Gildemeister, Die ätherischen Öle. I. 28 



434 Hauptbestandteile der ätherischen Öle. 

entweder ein Gemisch der Terpinolenform mit der Limonenform : 

CH 2 : C(CH a ) • GH 2 • CH 2 • CH 2 • C(CH 3 ) : CH - CH g OH 

darstellt oder aber nur aus der Limonenform besteht. Weitere 
Untersuchungen darüber werden in Aussicht gestellt. 

Das Vorkommen von Estern des Geraniols in ätherischen 
Ölen ist bereits auf S. 428 erwähnt. Da Geraniol gegen Säuren 
ziemlich beständig ist, können seine Ester künstlich aus Säure- 
anhydriden und Geraniol allein, oder aber aus Säurechloriden 
und Geraniol unter Zusatz von Pyridin 1 ) dargestellt werden. Die 
Fettsäureester sind durchweg flüssig und um so schwächer im 
Gerüche, je größer das Molekül des in ihnen vorhandenen Säure- 
restes ist. Das Formiat und das Acetat sind bei den später 
besprochenen Estern näher beschrieben. 

Von den sonstigen Estern des Geraniols sind noch der Diphenylcarbamin- 
säureester und der saure Phthalsäureester erwähnenswert, weil beide kristal- 
lisieren und der erstere ein zur Identifizierung des Geraniols sehr geeignetes 
Derivat ist (s.S. 435), während die Phthalestersäure (Smp. 47°)*) zur Dar- 
stellung reinen Geraniols benutzt werden kann. Zu beachten ist, daß geranyl- 
phthalestersaures Natrium bei der Destillation mit Wasserdampf zum Teil in 
Linalool übergeht 3 ). Auch ein Tetrabromid der Phthalestersäure ist bekannt, 
das bei 114 bis 115° schmilzt; das Silbersalz der Phthalestersäure schmilzt 
bei 133°. Bei der Darstellung dieser Säure arbeitet man zweckmäßig in Benzol- 
lösung; höhere Temperatur ist zu vermeiden, da sonst das Geraniol völlig 
zerstört wird. Weiterhin verdienen noch Erwähnung : Geranyl-a-naphthylurethan 
(Smp. 47 bis 48°), Geranyl-dM-naphthylurethan (Smp. 105 bis 107°) und das 
bei 124° schmelzende Geranylphenylurethan. 

Handelt es sich darum, aus einem geraniolhaltigen Öle das Geraniol als 
solches abzuscheiden, so verfährt man nach Bertram und Gildemeister 1 ) 
folgendermaßen: Gleiche Teile Öl und staubfein gepulvertes Chlorcalcium 
werden sorgfältig miteinander verrieben; das Gemisch, das sich infolge der 
eintretenden Reaktion auf 30 bis 40° erwärmt, wird in einem Exsiccator einige 
Stunden lang an einen kühlen Ort gestellt Die entstandene feste Masse wird 
alsdann zerkleinert, mit wasserfreiem Äther, Benzol oder niedrig siedendem 
Petroläther zerrieben, auf ein Filter gebracht und mit Hilfe einer Wasser- 
Strahlpumpe durch mehrmaliges Waschen mit Äther usw. von den nicht an 
Chlorcalcium gebundenen Anteilen befreit. Das so erhaltene Gemenge von 
Geraniol-Chlorcalcium und überschüssigem Chlorcalcium wird durch Wasser 



") H. u. E. Erdmann, Journ. f. prakt. Chem. II. 56 (1897), 14; Berl. 
Berichte 31 (1898), 356. 

"> Flatau u. Labbe, Compt. rend. 126 (1898), 1725. 

3 ) Stephan, Journ. f. prakt Chem. II. «0 (1899), 252. 

*) Journ. f. prakt. Chem. II. 53 (1896), 233; 56 (1897), 507. 



Alkohole. 435 

zerlegt, das abgeschiedene Ol mehrmals mit warmem Wasser gewaschen und 
schließlich mit Wasserdampf destilliert. 

Die Abscheidung des Geraniols aus Gemischen nach diesem Verfahren 
erfolgt nicht quantitativ, außerdem muß das zu verarbeitende Öl mindestens 
zu einem Viertel aus Geraniol bestehen. Wenn man nur über geringe Mengen 
Material verfügt, so benutzt man zur Charakterisierung besser das zuerst 
von Erdmann und Huth 1 ) zu diesem Zwecke empfohlene Diphenylurethan 
des Geraniols (CoHs^NCOOCioHi,. Zur Darstellung geben die Genannten 
folgende Vorschrift-): 1 g Öl, 1,5g Diphenylcarbaminchlorid und 1,35 g Pyridin 
werden zwei Stunden lang im kochenden Wasserbade erhitzt; das Reaktions- 
produkt wird mit Wasserdampf behandelt und der beim Erkalten erstarrende 
Rückstand aus Alkohol umkristallisiert. Ist gleichzeitig mit dem Geraniol viel 
Citronellol vorhanden, so ist es schwer, ein reines Präparat zu erhalten, da 
Citronellol ebenfalls ein, allerdings flüssig bleibendes Diphenylurethan liefert; 
man gewinnt in diesem Falle zunächst Urethane von niedrigerem Schmelz- 
punkt (40 bis 50 °), die erst nach mehrmaligem Umkristallisieren aus Alkohol 
das reine Diphenylurethan des Geraniols vom Schmelzpunkt 82,2" liefern. 

Will man Geraniol noch weiter charakterisieren, so kann man es durch 
Oxydation in Citral und dieses in die Citryl-/3-naphthocinchoninsäure über- 
führen (s. Citral); hierzu muß der Alkohol aber schon ziemlich rein sein und 
darf namentlich kein Linalool enthalten, da dieses durch Oxydation mit Chrom- 
säuregemisch gleichfalls Citral liefert. Ist neben dem Geraniol Citral zugegen, 
so muß letzteres zerstört werden, was z. B. durch Behandlung mit schwefliger 
Säure erreicht werden kann. 

Eine Umwandlung von Geraniol in Citronellol ist auf dem 
Umwege über die Geraniumsäure möglich; diese wird zu Citro- 
nellsäure reduziert, die dann in Citronellol übergeführt wird* 5 ). 
Hiermit ist bewiesen, daß Citronellol Dihydrogeraniol ist. 

Nerol. 
C 10 H ls O. Mol.-Gew. 154. 

Nerol ist ein dem Geraniol stereoisomerer Alkohol. Der 
Beweis dafür, daß die Isomerie 

nicht auf Strukturverschiedenheit 3 \q : CH • CH., • CH • C • CH 3 
beruht, wurde von Blum an n HjC/ HO-CH -CH 

und Zeitschel 4 ) durch die Fest- 
stellung erbracht, daß bei der Oxydation von Geraniol und von 



*) Journ. f. prakt. Chem. II. 58 (1896), 45. 
2 ) Ebenda 56 (1897), 28. 

s ) Tiemann, Bert. Berichte 31 (1898), 2899. — Bouveault u. Gour- 
mand, Compt. rend. 188 (1904), 1099. 

*)BerI. Berichte 44(1911), 2591. Vgl.auchZeitschel, ebenda 39 (1906),1780. 

28* 



436 Hauptbestandteile der ätherischen Öle. 

Nerol unter gleichen Bedingungen dieselben Abbauprodukte, 
Aceton, Lävulinsäure und Oxalsäure in annähernd gleichen 
Mengenverhältnissen erhalten werden. 

Nerol wurde im Jahre 1902 von Hesse und Zeitschel 1 ) 
im Neroliöt, in dem es hauptsächlich als Acetat vorkommt, auf- 
gefunden. In der Folgezeit wurde es nachgewiesen im Ceylon- 
CitronellÖl, Java-Canangaöl, Champacablütenöl, Goldlackblütenöl, 
Rosenöl, im Öl von Robinia pseudacacia (?), im Bergamottöl, 
Petitgrainöl, mexikanischen Linaloeöl, Myrtenöl, französischen 
Lavendelöl, im Öl von Helichrysum angustifolium und im 
spanischen Wermutöl. 

Zur Darstellung des Alkohols dient entweder das Heli- 
chrysumöl 2 ), das 30 bis 50 °/o. davon als Acetat enthält, oder 
das Petitgrainöl 3 ). 

Synthetisch wird Nerol durch Einwirkung von Essigsäure- 
anhydrid auf Linalool neben Geraniol und Terpineol erhalten*); 
es bildet sich femer in geringer Menge (ca. 5 °/o) bei der Reduktion 
von Citral. 

Verley 5 ) behandelt zur Gewinnung von Nerol eine Lösung 
von Geraniol in der Kälte mit einer Mineralsäure, am besten 
mit Jodwasserstoffsäure. Nach dem Waschen mit Natrium- 
carbonat und dem Abdestillieren des Lösungsmittels wird die 
Jodverbindung mit einer Lösung von Natriumhydroxyd in Al- 
kohol erwärmt und das Rohprodukt über den Phthalsäureester 
gereinigt. 

Die Reindarstellung von Nerol ist sehr schwierig. An einem 
besonders gereinigten Präparat wurde bestimmt: Sdp. 226 bis 227° 
(755 mm), 125° (25 mm), d 16 . 0,8813, « D ±0°«). Behal 7 ) fand für 
ein durch Verseifen des Allophanats erhaltenes Nerol: Sdp. 115 
bis 117° (17 mm), d 1B „ 0,881, « D +0°, n ms „ 1,47539. 

% ) Journ. f. prakt. Chem. II. 66 (1902), 502. 

2 ) Heine S Co., D. R. P. 209 382. 

3 ) v. Soden u. Zeitschel, Berl. Berichte S6 (1903), 265; Heine § Co., 
D. R. P. 150495. 

*) Zeitschel, Berl. Berichte 89 (1906), 1780; Heine § Co., D. R. P. 
165894—96. 

8 ) Revue des produits chimiques 21 (1918), 352. — Engl. Pat. 127575; 
Chem. Zentralbl. 1922, IL 1171. 

•) v. Soden u. Treff, Chem. Ztg. 27 (1903), 897. 

') Bull. Soc. chim. IV. 25 (1919), 452. 



Alkohole. 437 

Das ISerol besitzt einen angenehmen, rosenähnlichen Geruch 
und zeigt im chemischen Verhalten eine große Ähnlichkeit mit 
Geraniol. Beim Schütteln mit verdünnter Schwefelsäure liefert 
es leicht Terpinhydrat, durch Oxydation entsteht entweder Citral 
selbst oder ein wie dieses riechender Aldehyd. Gegen Ameisen- 
säure ist es, wie Geraniol, bei höherer Temperatur sehr un- 
beständig. Mit Chlorcalcium bildet es keine kristallisierte Doppel- 
verbindung, es kann also von Geraniol wenigstens annähernd 
getrennt werden. Zum gleichen Zweck eignen sich die Diphenyl- 
urethane infolge ihrer verschiedenen Löslichkeit in gewissen 
Lösungsmitteln (Petroläther, Methylalkohol). 

Von Derivaten seien erwähnt das bei 118 bis 119° schmel- 
zende Tetrabromid *), das bei 52 bis 53° schmelzende Diphenyl- 
urethan 2 ) und das bei 101,5° schmelzende Allophanat 8 ). 

Citronellol. 

C 10 H S0 O. Mol.-Gew. 156. 

Citronellol ist zuerst von Dodge*) durch Reduktion von 
Citronellal aus Citronellol erhalten worden. Das so dargestellte 
Citronellol ist, wie 

das Ausgangsmate- L ""^C • CH„ • CH„ • CH„ • CH • CH, • CH, OH 

rial, rechtsdrehend. n s C/ • 

1 «xn • 1 A, Limonenform. *-n 8 
In ätherischen Ölen 

istderAtkoholmehr- n "3^^ CH.CH..CH.OH 

fach nachgewiesen H S C/ ' ' - H 

worden, und zwar * Terpinolenform CH 3 

in beiden optisch (Rhodinol Barbiers), 

aktiven Modifikationen in den Geraniumölen und im Öl von 
Eucalyptus cftriodora, als 1-CitronelIoI im Öl des roten Harzes von 
Xanthorrhoea Preissii, im Rosenöl und im Öl von Pelargonium 
graveolens, als d- Citronellol im Java- Citronellol, im Öl von 
Barosma pulchellum und im spanischen Verbenaöl; auch im 
Sadebaumöl, im formosanischen Citronellol, im Öl von Cymbo- 



*) v. Soden u. Treff, Berl. Berichte 39 (1906), 907. 

2 ) v. Soden u. Treff, Chem. Ztg. 27 (1903), 897. 

3 ) Behal, Bull. Soc. chim. IV. 26 (1919), 452. 
*) Americ. ehem. Journ. 11 (1889), 456. 



438 -Hauptbestandteile der ätherischen Ole. 

pogon javanensis, Boronia citriodora (frei und als Ester), 
Stenocalyx pitanga, im Sho-Gyüöl und im Öl von Leptospermum 
scoparium (als Zimtsäureester) ist Citronellol beobachtet worden. 
Es finden sich also neben dem freien Alkohol auch dessen Ester 
in ätherischen Ölen. 

Die früher als „Rhodinol" 1 ) oder „Reuniol" 2 ) beschriebenen 
Alkohole waren, wie spätere Untersuchungen ergeben haben, 
Gemische des Citronellols mit Geraniol. Auch das „Roseol" von 
Markownikoff und Reform atsky 3 ), das den Hauptbestandteil 
des Rosenöls ausmachen sollte, hat sich als Gemisch von Citro- 
nellol und Geraniol erwiesen. Barbier und seine Mitarbeiter, 
besonders Bouveault, halten daran fest, daß* der im Pelar- 
goniumöl und im Rosenöl vorkommende linksdrehende Alkohol 
C 10 H 20 O von dem gewöhnlichen d-Citronellol verschieden ist und 
nicht nur dessen linksdrehende Modifikation darstellt. Bouveault 4 ) 
beansprucht daher für diesen Alkohol auch weiterhin den Namen 
„Rhodinol". Die über diesen Gegenstand erschienenen Arbeiten 
von Hesse 5 ), Wallach und Naschold 6 ), Erdmann und Huth 7 ), 
Bertram und Gildemeister 8 ), Tiemann und Schmidt 9 ) hatten 
die Frage noch nicht völlig zu klären vermocht. 

Die späteren Untersuchungen machen es wahrscheinlich, daß 
weder das „Citronellol" noch das „Rhodinol" ganz einheitlich 
zusammengesetzt sind, und daß jenes hauptsächlich aus der 
Limonenform [2,6-Dimetbyl-octen-(l)-ol-(8)] des Citronellols, dieses 
überwiegend aus derTerpinolenform [2, 6-Dimethyl-octen-(2)-ol-(8)] 
besteht. 



*) Eckart, Afch. der Pharm. 229 (1891), 355; Berl. Berichte 24 (1891), 
4205. — Barbier u. Bouveault, Compt. rend. 117 (1893), 177, 1092; 118 (1894), 
1154; 119 (1894), 281, 334; 122 (1896), 530, 673. 

3 ) Hesse, Journ. f. prakt. Chem. II. 50 (1894), 472. 

s ) Ebenda II. 48 (1893), 293; Berl. Berichte 23 (1890), 3191; 27 (1894), 
Ref. 625. 

4 ) Bull. Soc. chitn. III. 23 (1900), 458. 

6 ) Journ. f. prakt. Chem. II. 50 (1894), 472. 

6 ) Nachr. K. Ges. Wiss. Göttingen 1896, Sitzung vom 8. Februar; Chem. 
Zentralbl. 1896, I. 809. 

') Journ. f. prakt. Chem. II. 53 (1896), 42. 

8 ) Ebenda II. 49 (1894), 185; vgl. auch Bericht von Schimmel Ej Co. 
Oktober 1894, 23; April 1895, 37. 

9 ) Berl. Berichte 29 (1896), 903; 30 (1897), 33. 



Alkohole. 43g 

Die von Bouveault 1 ) vertretene Auffassung von der Kon- 
stitution der beiden isomeren Alkohole gründet sich auf das 
verschiedene Verhalten der zugehörigen Aldehyde (vgl. hierüber 
bei Citronellal). Derselben Ansicht sind auch Harri es und 
Himmelmann 2 ). 

Barbier und Locquin 3 ) ist es nun gelungen, das Limonen- 
Citronellol in Terpinolen-Citronellol überzuführen. 

Als sie, vom Essigester sowohl des gewöhnlichen d-CitronelloIs wie des 
1-Citronellols (Rhodinols aus Geranium- oder Rosenöl) ausgehend, Chlor- oder 
Bromwasserstoff in Eisessiglösung an die doppelte Bindung anlagerten, erhielten 
sie, wie zu erwarten, dasselbe Anlagerungsprodukt nach der Gleichung: 

CH 8 • C ■ CH 2 • CH a - CH» ■ CH ■ CH S • CH 2 OH 

CM, CH S 

Lim.-Citronellol. +HX = CH s -CX-CH s CH 2 -CH s CH-CH 3 CH 3 OH 

CHs CHs 

CH S • C : CH ■ CH 2 - CH a • CH • CH 2 ■ CHsOH 

CH 3 CHs 

Terp.-Citronellol. 

Die Halogenwasserstoffverbindung gibt bei der Behandlung mit Natrium- 
acetat in Eisessiglösung und darauffolgender Verseifung, je nach dem Aus- 
gangsmaterial, das d- oder 1-Rhodinol. Außerdem entsteht bei dieser Reaktion 
das 3,7-Dimethyloctandiol, das Citronellolhydrat oder -glykol von Tiemann 
und Schmidt 4 ). Wesentlich einfacher ist die Darstellung des Glykols, wenn 
man Citronellol mit 30 %iger Schwefelsäure längere Zeit schüttelt. Beim 
Kochen mit 5%ig e r Schwefelsäure gibt das Glykol wieder Wasser ab unter 
Umwandlung in Rhodinol. Der so gewonnene Alkohol soll sehr viel rosen- 
ähnlicher riechen als das Citronellol, das dagegen fast ohne Geruch sein soll. 

Weiter wird als Beweis für die Verschiedenheit des Rhodinols 
vom Citronellol angeführt, daß ersteres bei der Oxydation einen 
Aldehyd, das Rhodinal, liefert, dessen Oxim zum Unterschied 
vom Citronellaloxim unter der Einwirkung von Essigsäureanhydrid 
nichLetwa Citronellsäurenitril und weiter mit alkoholischem Kali 
Citronellsäure gibt, sondern in Übereinstimmung mit Bouveaults 
früherem Befund, Acetylmenthonoxim. Die umgekehrte Reaktion, 
Rhodinol in Citronellol überzuführen, ist nicht gelungen. 

Bei der Oxydation geht Lim.-Citronellol zunächst in den 
Aldehyd Citronellal, C 10 H 18 O, über, der durch Reduktion mit 



*) Loc. cit. und Compt. rend. 138(1904), 1699; vgl. auch ebenda 122(1896), 737. 
*) Berl. Berichte 41 (1908), 2187, 2192. 
■) Compt rend. 157 (1913), 1114. 
4 ) Berl. Berichte 29 (1896), 907. 



440 Hauptbestandteile der ätherischen Öle. 

Natriumamalgam wieder in den Alkohol umgewandelt werden 
kann; der Übergang in den Aldehyd erfolgt indessen ebenso- 
wenig wie beim Geraniol quantitativ, meistens erhält man weitere 
Oxydationsprodukte wie Citronellsäure usw. 1 ). Wird Citronellol 
durch kalte verdünnte Permanganatlösung zunächst hydroxyliert 
und der entstehende mehrwertige Alkohol mit Chromsäuregemisch 
weiter oxydiert, so erhält man als Spaltungsprodukte Aceton und 
/?-Methyladipinsäure, letztere je nach dem angewandten Ausgangs- 
material mehr oder weniger optisch aktiv oder inaktiv mit dem- 
gemäß schwankendem (von 82 bis 96°) Schmelzpunkt. 

Durch Ozon wird Citronellol in ein Ozonid C 10 H X9 (OH)O 3 
übergeführt 8 ). 

Kötz und Steche 8 ) führten durch gelinde Oxydation Citro- 
nellol mittels Benzoepersäurelösung in Oxydocitronellol C 10 H„ O s 
(Sdp. 139 bis 140° [13 mm]) und dieses durch Hydratation mit 
Wasser und wenig verdünnter Schwefelsäure in Dioxycitronellol 
C 10 H 22 O s (Sdp. 188 bis 189° [13 mm]) über. Als Oxydationsprodukte 
des Dioxycitronellols wurden bei vorsichtiger Behandlung mit 
Kaliumpermanganat Ameisensäure, bei Behandlung mit Chromsäure 
Aceton, Essigsäure und ^-Methyladipinsäure (Smp. 86°) festgestellt. 

Die als Abbauprodukt bei der Oxydation des Citronellols 
auftretende Ameisensäure kann nur aus der Limonenform und 
niemals aus der Terpinolenform dieses Alkohols entstanden 
sein. Dadurch wird bewiesen, daß das Citronellol mindestens 
zu einem Teile in der Limonenform vorliegt. Offen bleibt noch 
die Frage, ob der Alkohol aus einem Gemisch der beiden 
Formen oder nur aus der reinen Limonenform besteht, und als 
Folgerung daraus, ob bei der Oxydation nach Tietnann und 
Sem ml er die Limonenform nur in unbeachtete Oxydations- 
produkte (Kohlensäure und Essigsäure) übergeht, oder ob sie 
sich teilweise in die Terpinolenform umwandelt. 

Citronellol wird durch Nickel im Wasserstoffstrom zu Di- 
hydrocitronellol reduziert 4 ). 



*) Tietnann u. Schmidt, Bert. Berichte 30 (1897), 34. 

*) Harries, Bert. Berichte 46 (1912), 942. 

") Journ. f. prakt. Chem. II. 107 (1924), 193. 

*) Haller u. Martine, Compt. rend. 149(1905), 1298.— Rupe u. Rinder- 
knecht, s.Anm.2aufS.441. — Vgl. auch v.Braun u.Kaiser, Berl. Berichte 56 
(1923), 2268. 



Alkohole. 441 

Künstlich läßt sich Citronellol aus dem zugehörigen Aldehyd 
Citronellal durch Reduktion mit Natriumamalgam und Eisessig 1 ), 
oder mit Natrium und Eisessig in absolutem Alkohol oder mit 
Wasserstoff und Nickelkatalysator 2 ) gewinnen. 

Technisch wird Citronellol dargestellt durch Reduktion des 
Citronellals mit amalgamiertem Aluminium 8 ). 

Die Reduktion des Geraniols zu Citronellol ist auf ver- 
schiedene Weise ausgeführt worden, z. B. von Hesse*) durch 
Einwirkung von Natrium auf Geraniol, oder von Paal 6 ) durch 
Behandeln des Geraniols mit Wasserstoff und Platin oder 
Palladium. Grignard und Escourrou 6 ) wendeten zu dem- 
selben Zweck Platinschwarz oder Nickel an. 

Auch Citral wird in Gegenwart von Palladium durch Wasser- 
stoff zu Citronellol reduziert'). 

Reduziert man Geraniumsäureester mit Natrium und Alkohol, 
so gelangt man ebenfalls zu Citronellol 8 ). 

Erwähnenswert ist noch, daß durch Reduktion mittels 
gärender Hefe aus Citronellal Citronellol erhalten wurde*). 

Nach einem Patent der Farbenfabriken vorm. Friedr. 
Bayer S; Co. 10 ) wird Terp.-Citronellol gewonnen, wenn man 
Magnesium - Methylheptenylhalogenid auf Derivate des Äthylen- 
glykols einwirken läßt und die so erhaltenen Organomagnesium- 
verbindungen in üblicher Weise zersetzt. 

Unter der Annahme, daß das natürlich vorkommende oder 
durch Reduktion gewonnene d- oder i- Citronellol der Haupt- 
sache nach aus der Limonenform, das linksdrehende Citronellol 
aus Geranium- und Rosenöl im wesentlichen aus der Terpinolen- 

*) Dodge, Amenc. ehem. Journ. 11 (1889), 463; Tiemann u. Schmidt, 
Berl. Berichte 29 (1896), 906; Erdmann, Journ. f. prakt. Chem. II. 56 (1897), 38. 

a ) Rupe u. Rinderknecht, Helvet. chim. acta 7 (1924), 541. 

s ) Vgl. Hesse in Ulimann, Enzyklopädie der technischen Chemie, 
Bd. IX, S. 573. 

*) D.R.R 256716. 

B ) D.R.P. 298193. 

«) Bull. Soc. chim. IV. 87 (1925), 542. 

*) Skita, Berl. Berichte 42 (1909), 1634. 

*) Bouveault u. Gourmand, Compt. rend. 138 (1904), 1699. Vgl. auch 
Barbier u. Locquin loc. cit. 

") Meuberg u. Mayer, Biochem. Zeitschr. 71 <1915), 174. 
") D.R.P. 423544 (1924). Chem. Zentralbl. 1926, 1. 3635. 



442 Hauptbestandteile der ätherischen Öle. 

form besteht, sollen hier die Eigenschaften dieser beiden Gruppen 
aufgeführt werden, wobei zu berücksichtigen ist, daß es sich 
wohl in keinem Fall um ganz reine Substanzen handelt. 

1. Lim.-Citronellol. 

Durch Reduktion aus Citronellal 1 ) entstanden: Sdp. 117 bis 
118° (17 mm), d 17>8 . 0,8565, W^ + V, n D 1,45659. 

Ausjava-Citronellöl: Sdp. 109° (7mm), 103 a (5mm), d 16 .0,8604 
bis 0,8629, a D -+- 2°7' bis + 2°32', n ms= 1,45651 bis 1 ,45791 2 ). 

Aus Citronellal mit Hilfe von Nickel: Sdp. 110,5 bis 111,5° 
(10 mm), d^ 0,8501, [a] D + 4,!4° 3 ). 

2. Terp.-Citronellol. 

Aus Rosenöl nach dem Phosphortrichlorid -Verfahren dar- 
gestellt, siedet unter 15 mm Druck bei 113 bis 114°, hat 
d 20 . 0,8612, n D 1,45789 und dreht 4° 20' nach links 4 ). 

Für den aus Reunion-Geraniumöl nach einem dem Wal lach- 
schen ähnlichen Verfahren gewonnenen Alkohol ist angegeben: 

Sdp. 225 bis 226° (764,5 mm), d 1B „ 0,862, a n — 1°40', 
n D22 . 1,4561 P). 

Aus Geraniumöl: Sdp 225 bis 226° (764,5 mm), d 16 . 0,862 
bis 0,869, «j, schwach links, bis — 2°, n D20o 1,459 bis 1,463, 
löslich in etwa 1,5 Vol. 50°/oigen und in 3 bis 4 Vol. 60°/oigen 
Alkohols 2 ). 

Aus Geraniol (mit Hilfe von Platinschwarz), nach Grignard 
und Escourrou 6 ) im wesentlichen aus Terp.-Citronellol be- 
stehend: Sdp. 107 bis 108° (12 mm), d 14 , 0,8513, n m4 = 1,5147. 

Ein durch Reduktion von Citronellal, das über die Bisulfit- 
verbindung sorgfältig gereinigt worden war, erhaltenes — von 
Geraniol freies — Citronellol, das nach Ansicht von Prins 7 ) 
ein Gemisch der beiden Isomeren darstellt, hatte: d 1B „ 0,867 bis 
0,869, n Bä0 , 1,4586 bis 1,4589. 

Citronellol riecht, ebenso wie Geraniol, angenehm rosen- 
artig, aber weniger herb als dieses. Die Terpinolenform soll, 

*) Tiemann u. Schmidt, Berl. Berichte 29 (1896), 906. 

J ) Beobachtung im Laboratorium von Schimmel § Co. 

s ) Rupe u. Rinderknecht loc. cit. 

*) Tiemann u. Schmidt, Berl. Berichte 29 (1896), 923. 

s ) Bericht von Schimmel & Co. April 1898, 62. 

") Bull. Soc. chim. IV. 37 (1925), 542. 

') Chem. Zentralbl. 1919, 1. 348. 



Alkohole. 443 

nach Ansicht vieler, den feinen Rosengeruch in weit höherem 
Maße besitzen, als die Limonenform. 

Durch Untersuchung kohlenstoffärmerer und -reicherer, dem 
Citronellol analog zusammengesetzter Verbindungen kamen 
v. Braun 1 ) und seine Mitarbeiter zu dem Schluß, daß die 
optischen Isomeren eines gegebenen Stoffes verschieden auf 
die Geruchsnervensubstanz reagieren. Nach Richter 8 ) sind 
diese Versuche aber nicht beweisend, da von verschiedenen 
Ausgangsstoffen ausgegangen worden war. 

Die Rotationsdispersion der optisch aktiven Verbindungen 
des Citronellols ist von Rupe und Rinderknecht 8 ) untersucht 
worden. 

Citronellol ist in chemischer Beziehung bedeutend be- 
ständiger als Geraniol und wird beim Erwärmen mit Alkali 
nicht angegriffen; beim Schütteln mit 10- bis 30 °/oiger Schwefel- 
säure geht es durch Wasseranlagerung in einen zweiatomigen 
Alkohol, das Citronellolhydrat oder -glykol 4 ), über. Auf seine 
Beständigkeit gegen Phosphortrichlorid in der Kälte, Phthal- 
säureanhydrid und Ameisensäure in der Wärme und die ver- 
einte Wirkung von Wärme und Druck bei Gegenwart von 
Wasser sind verschiedene Verfahren zur Trennung von anderen 
Alkoholen gegründet worden. Erwähnenswert ist auch, daß sich 
schweflige Säure und Natriumbisulfit an die doppelte Bindung 
des Citronellols anlagern 8 ). 

Da die häufig zusammen vorkommenden Alkohole Geraniol und Citro- 
nellol weder für sich, noch nach der Umwandlung in Ester, durch fraktionierte 
Destillation zu trennen sind, so hielt es schwer (besonders da auch das 
Chlorcalcium-Verfahren eine quantitative Trennung nicht ermöglicht) reines 
Citronellol zu erhalten. Dies gelang zuerst Wallach 6 ), der beobachtete, 
daß Geraniol beim Erhitzen mit Wasser im Autoklaven auf 250° unter 
Bildung von Kohlenwasserstoffen völlig zersetzt wird, während Citronellol 
unverändert bleibt. Ein von Tiemann und Schmidt 1 ) angegebenes Tren- 

x ) v. Braun u. Kaiser, Bert. Berichte 56 (1923), 2268; v. Braun u. 
Gössel, ebenda 57 (1924), 373. 

s ) Zeitschr. f. angew. Chem. 88 (1925), 1200. 

3 ) Helvet. chim. acta 7 (1924), 541; 8 (1925), 169. 

«) Tiemann u. Schmidt, Berl. Berichte 29 (1896), 907. 

») Labb6, Bull. Soc. chim. III. 21 (1899), 1079. — J. Dupont u. Labaune, 
Berichte von Roure-Beftrand Fils April 1913, 3. 

8 ) Nachr. K. Ges. Wiss. Göttingen 1896, Sitzung vom 8. Februar. 

7 ) Berl. Berichte 29 (1896), 921. 



444 Hauptbestandteile der ätherischen Öle. 

nungsverfahren beruht darauf, daß Geraniol in ätherischer Lösung durch 
Phosphortrichlorid teils in Kohlenwasserstoffe, teils in Geranylchlorid, Citro- 
nellol dagegen in einen chlorhaltigen sauren Phosphorigsäureester über- 
geführt wird, der sich in Alkalien löst und daher leicht von den anderen 
Verbindungen zu trennen ist; das durch Verseifen des Esters erhaltene rohe 
Citronellol wird durch Destillation mit Wasserdampf gereinigt. Eine Tren- 
nung gelingt auch dann, wenn man das Gemisch der beiden Alkohole mit 
Phthalsäureanhydrid auf 200° erhitzt; dabei wird das Geraniol zerstört, während 
das Citronellol in den sauren Phthalsäureester verwandelt wird, dessen Natrium- 
salz in Wasser loslich ist und durch alkoholisches Kali verseift werden kann. 
Walbaum und Stephan 1 ) erhitzen das Alkoholgemisch mit starker Ameisen- 
säure, wobei ebenfalls Zersetzung des Geraniols eintritt und Citronellol in das 
Formiat übergeht. Auch durch Erhitzen mit Benzoylchlorid auf 140 bis 160° 
kann nach Barbier und Bouveault*) das Geraniol zerstört werden. 

Die Ester des Citronellols, von denen das Acetat sicher 
auch in ätherischen Ölen vorkommt, sind leicht durch Be- 
handeln des Alkohols mit den entsprechenden Säureanhydriden 
zu gewinnen. Weiteres hierüber siehe im Kapitel Ester. 

Der beim Erhitzen von Citronellol mit Phthalsäureanhydrid 
entstehende saure Phthalsäureester ist zum Unterschiede von 
dem des Geraniols flüssig, gibt aber ein gut kristallisierendes 
Silbersalz, aus dem sich reines Citronellol regenerieren läßt 8 ). 

d-Citronellol-d-Glucosid bildet einen Sirup; seine Tetra- 
acetylverbindung schmilzt bei 30° 4 ). 

Die Charakterisierung des Citronellols erfolgt durch seine 
Oxydation zu Citronellal (s. d.), das durch Überführung in die 
Citronellyl-^-naphthocinchoninsäure oder in das bei 84° schmel- 
zende Semicarbazon 3 ) nachzuweisen ist. Bei Abwesenheit von 
Geraniol kann Citronellol durch das bei 125 bis 126° schmel- 
zende Silbersalz der Citronellylplithalestersäure als solches er- 
kannt werden. Der Nachweis durch den Citronellylbrenztrauben- 
säureester, dessen Semicarbazon bei 110 bis 111° schmilzt, kann 
auch bei Gegenwart von Geraniol ausgeführt werden. 



*) Berl. Berichte 83 (1900), 2307. 

2 ) Compt. rend. 12*2 (1896), 530. 

s ) Erdmann u. Huth, Journ. f. prakt. Chem. II. 56 (1897), 41. 

*) Mamäläinen, Biochem. Zeitschr. 49 (1913), 398; Chem. Zentralb!. 
1913, I. 1604. 

») Tiemann u. Schmidt, Berl. Berichte 80 (1897), 34; 81 (1898), 3307. 
Es sind aber auch noch anders schmelzende Semicarbazone bekannt. Siehe 
unter Citronellal. 



Alkohole. 445 

Zur Unterscheidung der Unionen- von der Terpinolenform sind mög- 
licherweise die Allophanate brauchbar. Natürliches, rechtsdrehendes Citro- 
nellol (Limonenform?) gab einen Ester vom Smp. 104 bis 105°, während 
das durch katalytische Reduktion von Geraniol erhaltene Citronellol, das in 
der Hauptsache aus der Terpinolenform bestand, ein Allophanat vom Smp. 
111 bis 111,5° lieferte 1 ). 

Zur quantitativen Bestimmung von Citronellol in Gemischen 
mit anderen Alkoholen benutzt man seine schon erwähnte Be- 
ständigkeit gegenüber konzentrierter Ameisensäure; während die 
anderen Alkohole hierbei zerstört werden, geht das Citronellol 
unter gewissen Bedingungen in das Formiat über. Näheres 
hierüber siehe im Kapitel: „Die Prüfung der ätherischen Öle". 



Von anderen in ätherischen Ölen aufgefundenen Alkoholen, 
die als aliphatische Verbindungen aufzufassen sind, sind folgende 
zu erwähnen: 

Androl 3 ) ist ein Alkohol genannt worden, der die gleiche 
Zusammensetzung hat wie Citronellol, und der den charak- 
teristischen Geruch des Wasserfenchels (Oenanthe phellan- 
driurn) zu bedingen scheint. Außer an seinen Konstanten 
(Sdp. 197 bis 198°; d lfi .0,858; a D — 7°10'; n D30 . 1,44991) kann 
er durch das bei 42 bis 43° schmelzende Phenylurethan erkannt 
werden. Über die Konstitution ist nichts Näheres bekannt. 

Uncineoh C 10 H 18 O, nennen Baker und Smith !l ) einen 
Alkohol, den sie in den über 197° siedenden Anteilen des 
Cajeputöls (von Melaleuca uncinatä) gefunden haben. In reinem 
Zustande besteht der Alkohol aus schneeweißen Kristallnadeln 
(Smp. 72,5°; [e] D + 36,99° in alkoholischer Lösung). 

Ferner ist ein rosenartig riechender Alkohol in den 
um 230° siedenden Fraktionen des Wasserfenchelöls 2 ) auf- 
gefunden worden, der ein bei 87 bis 90° schmelzendes Phenyl- 
urethan liefert. Im Patchouliöl *) hat man ebenfalls einen 
Alkohol von rosenähnlichem Geruch nachgewiesen, über den 
aber keine eingehenderen Angaben vorliegen. 

x ) Escourrou, Les Parfüms de France 1925, 98; Grignard u. 
Escourrou, Bull. Soc. chim. IV. 37 (1925), 542. 

a ) Berächt von Schimmel $ Co. Oktober 1904, 94. 

s ) Journ. and Proceed. of the Royal Soc. of N. S. Wales 41 (1907), 196. 

*) Bericht von Schimmel § Co. April 1904, 73. 



446 Hauptbestandteile der ätherischen Ole. 



B. Cyclische (aromatische) Alkohole. 

Benzylalkohol. 

C 7 H s O. Mol.-Gew. 108. 

Dieser durch seine vielfache Anwendung in der Parfümerie 
wichtige Alkohol ist im freien Zustande im Tuberosenöl, Champaca- 
r OH blütenö l> Ylang-Ylangöl, Goldlackblütenöl, in den 
6 5 " - ' Cassieblütenölen (von Acacia Farnesiana und 
Acacia cavenia), im Öl von Robinia pseudacacia, Nelkenöl und 
Jasminöl aufgefunden worden; möglicherweise kommt er auch 
in geringer Menge im Kirschlorbeeröl vor. Als Acetat findet er 
sich im Ylang-Ylangöl, Hyazinthenöl, Jasminöl und Gardeniaöl, 
als Benzoat im Tuberosenblütenöl, Ylang-Ylangöl, im Perubalsam 
und Tolubalsam, als Cinnamat im Storaxöl sowie in den beiden 
eben genannten Balsamen, als Salicylat im Ylang-Ylangöl und 
als Phenylessigsäureester im Neroliöl. 

Man stellt ihn dar durch Erhitzen von Benzylchlorid mit 
Wasser und frisch gefälltem Bleioxyd auf 100° oder durch längeres 
Kochen des Chlorids mit Wasser oder Pottaschelösung. Auch 
kann man nach dem Vorschlag von Cannizzaro 1 ) Benzyl- 
chlorid mit Kaliumacetat umsetzen und das entstandene Benzyl- 
acetat verseifen. Eine andere Gewinnungsmethode ist die Be- 
handlung von Benzaldehyd mit Alkali, wobei er zur Hälfte 
oxydiert und zur Hälfte reduziert wird. Zur Entfernung der 
letzten Spuren Benzaldehyd schüttelt man den abgeschiedenen 
Alkohol vor der Destillation mit Bisulfitlösung durch, man muß 
dann aber die zurückbleibende schweflige Säure mit Alkali aus- 
waschen, da der Benzylalkohol sonst durch Einwirkung der 
sich bildenden Schwefelsäure zum großen Teil in Benzyläther 
übergeführt wird-). 

Benzylalkohol ist eine farblose, frisch dargestellt schwach 
aromatisch riechende Flüssigkeit, die beim Stehen an der Luft 
infolge von Oxydation Bittermandelölgeruch annimmt. Sdp. 205°; 

*) Liebigs Annalen 96 (1855), 246. 

s ) Meisenheimer, Berl. Berichte 41 (1908), 1420. 



Alkohole. 447 

d 15 . 1 ,0495 bis 1,0505; n^^ um 1,540. Er löst sich schon in etwa 
35 Vol. Wasser, in 8 bis 9 Vol. 30 °/oigen und in 1,5 Vol. 50 °/oigen 
Alkohols. Alle übrigen Lösungsmittel lösen ihn in jedem Verhältnis. 
Da er, wie erwähnt, aus Benzylchlorid hergestellt werden kann, 
so ist bei der Prüfung auf Reinheit auch auf die Abwesenheit von 
Chlorprodukten zu achten (vgl. hierüber im Kapitel: „Die Prüfung 
der ätherischen Öle"). 

Bei der Oxydation entstehen Benzaldehyd und Benzoesäure. 

Die Lösungen von Benzylalkohol verlieren in Glas, das Alkali abgibt, 
schnell ihre anästhesierende Wirkung und reagieren nach einigen Monaten 
alkalisch. 

Für die Zersetzung des Benzylalkohols, die auch in neutraler und 
schwach essig- oder salzsaurer Lösung vor sich gehen soll, gibt Messner 1 ) 
folgende Erklärung: Es findet anscheinend gleichzeitig ein Reduktions- und 
ein Oxydationsvorgang statt, und zwar geht ein Molekül Benzylalkohol unter 
Abgabe von Sauerstoff in Toluol über, während ein anderes Molekül Benzyl- 
alkohol den abgegebenen Sauerstoff unter Bildung von Benzaldehyd und 
Wasser aufnimmt (2 QHg ■ CH a OH = CeH 5 CHO -f- C e H,-CH a -+- H s O). Licht, 
organische und anorganische Verunreinigungen des Wassers oder des Benzyl- 
alkohols können den Vorgang beschleunigen. 

Charakteristische Derivate sind das bei 78° schmelzende 
Phenylurethan 2 ) und die Phthalestersäure, Smp. 106 bis 107" 3 ). 
Auch das Semicarbazon des Brenztraubensäureesters (Smp. 176°) 4 ) 
dürfte hierzu geeignet sein. Das /*-Benzyl-d-glucosid schmilzt von 
123 bis 125°. 

Kleinere Mengen von Benzylalkohol weist man nach Pfau 5 ) als Dibenzyl- 
oxalat, und zwar in folgender Weise nach: Etwa 0,03 g gepulvertes wasser- 
freies Kaliumcarbonat, 10 Tropfen der zu untersuchenden Fraktion (mehr, 
wenn der Gehalt an Benzylalkohol weniger als 50 u /o beträgt) und 5 Tropfen 
Diäthyloxalat werden in einem Reagensglase gelinde über der Flamme erwärmt. 
Nach spätestens einer Minute, wenn das Reaktionsgemisch fest oder gelb 
wird, kühlt man etwas ab, gibt 2 ccm Wasser hinzu und erwärmt, bis der 
feste Körper (Dibenzyloxalat) wieder geschmolzen ist. In dem dann zuletzt 
auf Eis wiederum abgekühlten Glase setzt sich das Dibenzyloxalat als eine 
feste Kruste ab, die aus Alkohol umkristallisiert werden kann. Der Schmelz- 
punkt des so gewonnenen Körpers betragt gewöhnlich 79 bis 80°; reines 
Dibenzyloxalat schmilzt zwischen 80,5 und 81°. Sind keine anderen primären 



*) Pharm. Zentralh. 63 (1922), 1. 

2 ) Bericht von Schimmel § Co. April 1899, 27, Anm. 

°) Ebenda Oktober 1908, 15. 

*) Masson, Compt, rend. 149 (1909), 630. 

ä ) Perfum. Record 16 (1925), 190. 



448 Hauptbestandteile der ätherischen Öle. 

Alkohole, die flüssige, kaum in Alkohol lösliche Oxalate bilden und das 
Dibenzyloxalat am Auskristallisieren hindern, zugegen, dann lassen sich leicht 
30% Benzylalkohol nachweisen. Anderenfalls ist es ratsam, den Benzyl- 
alkohol zunächst mit Phthalsiureanhydrid zu isolieren. 

Benzylalkohol findet auch Verwendung als Lokalanästhetikum 
und in der mikroskopischen Technik als Intermedium. 

Phenyläthylalkohol. 

C s H 10 O. Mol.-Gew. 122. * 

Phenyläthylalkohol, der bei der Herstellung synthetischer 
ätherischer Öle Verwendung findet, ist als Bestandteil des Nadelöls 
r H th cm OH < * er Aleppoföhre, des Rosenöls (besonders 
U a rt 5 -L.n 2 - tn 8 un. - n getrockneten Rosenblättern), des Reunion- 

Geraniumöls und des Neroliöls beobachtet worden. Im Rosen- 
und Neroliöl scheint er auch als Benzoesäure- und Phenylessig- 
säureester enthalten zu sein. 

Künstlich kann er durch Reduktion von Phenylacetaldehyd 
mit Natriumamalgam 1 ) oder nach einem Bouveault und Blanc 
patentierten Verfahren 9 ) durch Reduktion von Phenylessigsäure- 
estern mit Natrium und absolutem Alkohol dargestellt werden. 
Für ein nach letzterer Methode erhaltenes, durch die Chlorcalcium- 
verbindung gereinigtes Präparat wurde im Laboratorium von 
Schimmel § Co. gefunden: 

Sdp. 220 bis 222° (740 mm), etwa 104° (12 mm), 93° (6 mm), 
d u . 1,0242, n M0 . 1,53212. 

Bei technischen Produkten liegen die beiden letzteren Werte 
nach den bisherigen Beobachtungen innerhalb folgender Grenzen: 

d 16 . 1,023 bis 1,027, n D90 . 1,530 bis 1,535. 

Phenyläthylalkohol bildet eine farblose, optisch inaktive 
Flüssigkeit von äußerst mildem und schwachem Geruch, der 
mit der Zeit einen etwas honigartigen Charakter annimmt, infolge 
teil weiser Oxydation des Alkohols zu Phenylacetaldehyd. Er 
ist leicht löslich in allen bekannten Lösungsmitteln ; von 50 °/ igem 
Alkohol sind 2, von 30 °/ igem etwa 18 Vol. zur Lösung erforderlich, 
selbst Wasser löst ihn im Verhältnis von etwa 1 : 60. Seine 



*) Radziszewski, Berl. Berichte 9 (1876), 372. 

a ) D. R. P. 164294. Vgl. auch Compt. rend. 186 (1903), 1676 und 
137 (1903), 60. 



Alkohole. 449 

ziemlich beträchtliche Löslichkeit in Wasser ist die Ursache, 
weshalb sich im Rosenöl nicht die dem Gehalt der Blätter ent- 
sprechende Menge Phenyläthylalkohol, sondern nur ein kleiner 
Bruchteil davon findet; die Hauptmenge des Alkohols geht in 
die Destillations wässer über und ist hieraus infolge der starken 
Verdünnung nicht durch Kohobation abzuscheiden. 

Mit wasserfreiem Chlorcalcium vermag Phenyläthylalkohol 
eine feste Verbindung zu bilden, die zu seiner Reinigung benutzt 
werden kann. Durch Oxydation mit Chromsäuregemisch entstehen 
Phenylacetaldehyd und Phenylessigsäure, daneben kann sich 
auch der bei 28° schmelzende Phenylessigsäureester bilden. 
Zum Nachweis des Phenyläthylalkohols eignen sich das Phenyl- 
urethan (Smp. 80°), das Diphenylurethan (Smp. 99 bis 100°) 
und die Phthalestersäure (Smp. 188 bis 189°). 

Die isomeren, bisher noch unbekannten optisch aktiven Methylphenyl- 
carbinole (sek. Phenyläthylalkohole) sind von Holmberg 1 ) beschrieben worden. 
Für den d-Phenyläthylalkohol gibt er folgende Daten an: Sdp. 98,5 bis 99° 
(20mm), ö~ 1,018, «dioo+5,00 . Bei dem Versuch, den I-Phenyläthylalkohol aus 
d-Phenyläthylamin darzustellen, war weniger gut gekühlt worden. Der Erfolg 
war, daß der entstandene Alkohol nur " D n° — 4,40° zeigte. Es ist also 
unzweifelhaft, daß bei der Bildung von Phenyläthylalkohol Racemisierung 
stattfindet, und zwar um so mehr, je höher die Temperatur während der 
Reaktion ist. 

Phenylpropylalkohol. 

C 9 H 12 0. Mol.-Gew. 136. 

Der normale Phenylpropylalkohol (Dihydrozimtalkohol) ist als 
Zimtsäure ester in einigen Harzen und Balsamen nachgewiesen 
worden, so in der Sumatrabenzoe, ~ ,_, -,, -,_, .-,, ^. u 
im orientalischen und amerikanischen B - 

Storax und in dem oft fälschlich als weißer Perubalsam bezeich- 
neten Hondurasbalsam. Wahrscheinlich ist auch sein Vorkommen 
als Cinnamat im Xanthorrhoeaharz und als Acetat im Cassiaöl. 

Der aus den genannten Harzen und Balsamen abgeschiedene 
Phenylpropylalkohol ist stets von Zimtalkohol begleitet, von dem 
er durch Fraktionieren nicht vollständig getrennt werden kann. 
Nach einem der Firma Schimmel 8f Co. 2 ) patentierten Ver- 



») Berl. Berichte 45 (1912), 997. 

») D. R.P. 116091; Chem. Zentralbl. 1901, I. 69. 

Gildemeister, Die ätherischen Öle. I. 29 



450 Hauptbestandteile der ätherischen Öle. 

fahren gelingt seine Reindarstellung durch Behandeln des Alkohol- 
gemisches mit der gleichen Menge konzentrierter Ameisensäure 
in der Wärme, wobei der Zimtalkohol verharzt, während der 
Phenylpropylalkohol in das Formiat übergeht, das mit Wasser- 
dampf übergetrieben und sodann verseift wird. 

Auf synthetischem Wege erhält man den Phenylpropyl- 
alkohol durch Reduktion von Zimtalkohol mit Natriumamalgam 
bei Gegenwart von viel Wasser 1 ) oder nach dem Verfahren 
von Bouveault und Blanc 3 ) .durch Reduktion von Zimtsäure- 
ester oder von Benzylacetessigester mit Natrium und absolutem 

Alkohol. 

Phenylpropylalkohol ist eine farblose, dicke Flüssigkeit von 
schwachem, eigenartigem Geruch, der dem des Zimtalkohols 
etwas ähnlich ist und an gewisse Hyazinthenarten erinnert. Er 
ist in den gewöhnlichen Lösungsmitteln leicht löslich, außerdem 
löst er sich in jedem Verhältnis in 70 °/ igem Alkohol, ferner in 
1,5 Vol. 60- und in ca. 3 Vol. 50°/ igem Alkohol; in Wasser ist 
er noch nicht im Verhältnis 1 : 300 löslich. Von Konstanten 
geben Schimmel § Co. in dem oben erwähnten Patent folgende 
an: Sdp. 235° und 119° (12 mm), d l5 . 1,007. 

Bei der Oxydation mit Chromsäure in Eisessiglösung liefert 
er Hydrozimtsäure (Smp. 49°). Bequemer läßt er sich identifi- 
zieren durch das bei 47 bis 48° schmelzende Phenylurethan 3 ). 

Zimtalkohol. 

C e H 10 O. Mol.-Gew. 134. 

Der früher auch als Styron bezeichnete Zimtalkohol ist 
bisher in ätherischen Ölen nur im veresterten, nicht im freien 
ph rH ph ph PiH Zustande aufgefunden worden. Als 
C 6 n 6 • un : cn • L,n 2 un. Acetat ist er jm Cassiaöl, als Cinnamat 

(Styracin) besonders im Storax, ferner im Hyazinthenöl (?), 
Xanthorrhoeaharz, Perubalsam und Hondurasbalsam enthalten. 



*) Rügheim er, Liebigs Annalen 172 (1874), 123. Vergleiche auch 
Hatton und Hodgkinson, Chetn. News 48 (1881), 1930; Chetn. Zentralbl. 
1881, 407. 

2 ) D.R.P. Nr. 164294. 

*) Walbaum, Berl. Berichte 33 (1900), 2300, Anm. 



Alkohole. 451 

Man kann ihn aus Storax durch Verseifen des darin ent- 
haltenen Styracins darstellen. Auf synthetischem Wege erhält 
man ihn durch Reduktion von Zimtaldehyddiacetat und Verseifen 
des entstandenen Zimtalkoholessigesters 1 ), durch Reduktion von 
Zimtaldehyd mit aktiviertem Magnesium 2 ) oder mit Aluminium- 
äthylat oder Magnesiumchloräthylat 8 ). 

Zimtalkohol bildet lange, feine, weiße Nadeln von hyazinth- 
artigem Geruch. Sie schmelzen bei etwa 33° zu einer farblosen, 
stark lichtbrechenden Flüssigkeit, die bei 257,5° (758 mm) und 117° 
(5 mm) siedet. Sein spezifisches Gewicht liegt bei fj£ zwischen 
1,01 und 1,03. In Wasser ist er schwer löslich (etwa t : 250), 
ebenso in Petroläther, in allen übrigen Lösungsmitteln löst er 
sich dagegen leicht. Von 30°/ o igem Alkohol sind etwa 50 bis 
60 Vol., von 50 °/ igem 4 bis 5 Vol. und von 60 °/ igem ungefähr 
2 Vol. zur Lösung erforderlich. 

Zimtalkohol liefert bei der Oxydation mit Platinschwarz 
Zimtaldehyd, bei stärkerer Oxydation Zimtsäure (Smp. 133°) 
und schließlich Benzaldehyd und Benzoesäure. Durch Reduktion 
mit Natriumamalgam bei Gegenwart von viel Wasser kann er 
in Phenylpropylalkohol übergeführt werden. 

Charakteristische Derivate sind das bei 90 bis 91,5° schmel- 
zende Phenylurethan und das bei 97 bis 98° schmelzende Di- 
phenylurethan 4 ). Letzteres verdient hier insofern den Vorzug vor 
dem Phenylurethan, als es einen schärferen Schmelzpunkt hat. 
Das Zimtalkohol-a-naphthylurethan 6 ) schmilzt bei 119 bis 120°. 
Der Cinnamylmethyläther 8 ) siedet bei 227° und 117° (16 mm), 
d . 1,0037. Cinnamyläthyläther hat die Konstanten: Sdp. 127 bis 
129° (17 mm), d . 0,9938. 



*) Barbier u. L6ser, Bull. Soc. chim. 111. 33 (1905), 858. — Vgl. hierzu 
Pauly, Schmidt u. Böhme, Berl. Berichte 57 (1924), 1327 und Hill u. 
Nason, Journ. Americ. ehem. Soc. 46 (1924), 2236. 

a ) Bad. Anilin- u. Sodafabr., D. R. P. 384351; Chem. Zentralbl. 1924, 
I. 2398. 

*) Meerwein ü. Schmidt, Liebigs Annalen 444 (1925), 221. 

*) Bericht von Schimmel $ Co. April 1910, 174. 

») Biochem. Zeitschr. 27 (1910), 339. 

s ) Bull. Soc. chim. IV. 11 (1912), 648: 

29* 



452 Hauptbestandteile der ätherischen Öle. 

C. Alicyclische (hydroaromatische) Alkohole. 

a) Monocyclische Alkohole. 

Dihydrocuminalkohol oder Perillaalkohol. 

C 10 H 18 O. Mol.-Gew. 152. 

Dieser Alkohol ist im Laboratorium von Schimmel § Co. 1 ) 
im Gingergrasöl gefunden worden, sowohl in freiem wie in ver- 
estertem Zustande und in beiden optischen Modifikationen. Ferner 
ist er nachgewiesen worden im Sadebaumöl, im Öl von Cym- 
bopogon nervatus, C. caesius, Bergamottöl, Monarda fistulosa 
und im Krauseminzöl (hauptsächlich als Ester). 

Der Alkohol bildet ein farbloses, ziemlich dickflüssiges Öl 

von eigenartigem, an Linalool und Terpineol erinnerndem Geruch. 

Von Geraniol, seinem Begleiter im Gingergrasöl, läßt er sich 

nur schwierig trennen. Am besten gelingt die Isolierung, wenn 

man das Alkoholgemisch mit 2 Teilen 90°/oiger Ameisensäure 

auf dem Wasserbade auf 80° anwärmt 2 ), wobei nur das Geraniol 

zerstört wird. Walbaum und Hüthig 8 ) geben 

CHsOH für zwei so gereinigte Präparate folgende Kon- 

C stanten an: 

HCr^ScH Sd P" 226 bis 227 ° < 767 mm )' 92 bis 93 ' 5 ° 

| a (5 mm), d ia . 0,9510, « D — 13° 18', n DM . 1,49629. — 

HaC \/ CHa Sd P- 228 bis 229 ° ( 755 mm )> 94 bis 96 ° ( 4 bis 
CH 5 mm), d u . 0,9536, « D -f- 12° 5', n Dg0 „ 1,49761. 

H a c— C=CH S Für den durch Reduktion von Perillaaldehyd 

mit Eisessig und Zinkstaub erhaltenen Alkohol 

wurde gefunden: Sdp. 1 19 bis 121° (1 1 mm), d 20= 0,9640, n D 1,49964, 

[o] D - 68,5°*). Smp. des c-Naphthylurethans f46 bis 147° s ). 



') Bericht von Schimmel § Co. April 1904, 53; Oktober 1904, 41; 
Walbaum u. Hüthig, Joum. f. prakt. Chem. II. 71 (1905), 464. 

*) Stärkere Ameisensäure und höhere Temperatur sind zu vermeiden, 
da der Alkohol sonst unter Wasserabspaltung in Cymol übergeht; das findet 
auch in geringem Maße trotz der obigen Vorsichtsmaßregeln statt. 

8 ) Loc. cit. 466. 

4 ) Semmler u. Zaar, Berl. Berichte 44 (1911), 52, 460. 

B ) Bericht von Schimmel § Co. Oktober 190ß, 33. 



Alkohole. 453 

Semmler und Zaar 1 ) stellten die Identität des Dihydro- 
cuminalkohols mit Perillaalkohol fest, der die Formel (S. 452) 
eines ^'"^-Dihydrocuminalkohols besitzt. 

Durch Oxydation mit Chromsäure entsteht Dihydrocumin- 
aldehyd, dessen Semicarbazon bei 198 bis 198,5° schmilzt, und 
Dihydrocuminsäure vom Smp. 130 bis 131°. Beim Behandeln des 
Alkohols mit Phosphorpentachlorid wird ein Chlorid C 10 H 18 C1 
erhalten, das bei der Reduktion mit Natrium Limonen liefert. 











Terpineole. 










C 10 H i 8 O. Mol.-Gew. 


154. 




CH 8 

| 






CH a 

1 




CH 3 

1 


1 

C 






C-OH 




C-OH 


M a C 


1 T H 






H B C/ \CH S 




H S C|/^ 


CH 2 


H a C 


v JcH s 
CH 






HaCk. yCHs 

CH 

t 




HsC V 

C 


CH S 


H a C— C(OH)- 


■CH S 




t 
HsC — C^CH a 




II 
HsC — C — CH« 


a-T 


'erpineol. 






/S-Terpineol. 




y-Terpineol. 



Bei der Einwirkung von verdünnter Schwefelsäure oder 
0-Chinolinsulfosäure 2 ) auf Terpinhydrat (s. S. 464) entsteht das 
flüssige Terpineol des Handels, das nicht einheitlich, sondern 
ein Gemisch isomerer Verbindungen C 10 H lg O ist, unter denen 
das bei 35° schmelzende «-Terpineol vorherrscht. Daneben sind 
noch nachgewiesen das bei 32° schmelzende ß- Terpineol 3 ) und 
das flüssige Terpinenol-1*). Das flüssige Handelsterpineol ent- 
steht auch durch Einwirkung wäßriger Lösungen von Sulfosäuren, 
z. B. Toluolsulfosäure, auf Pinen 8 ). 

ß-Terpineol. 

In der Natur ist augenscheinlich nur das einheitliche feste, 
entweder optisch inaktive oder aktive a-Terpineol, dessen Kon- 
stitution durch die Arbeiten von Wallach 1 ), Wagner 2 ), Semmler 



*) Semmler u. Zaar, Berl. Berichte 44 (1911), 52, 460. 

2 ) Marchand, Engl. Patent 153 605 v. 19.1.22; Chem.ZentraIbl.1921,11.359. 

3 ) Stephan u. Helle, Bert. Berichte 85 (1902), 2U7. 

*) Wallach, Liebigs Annalen 356 (1907), 218; 362 (1908), 269. 
s ) D. R. P. 223795; Chem. Zentralbl. 1910, IL 512. 



454 Hauptbestandteile der ätherischen Öle. 

und Tiemann 8 ) aufgeklärt wurde, zu finden; obwohl flüssige Ter- 
pineole aus ätherischen Ölen isoliert worden sind, so ist es 
dennoch sehr wahrscheinlich, daß auch diese in festem Zustande 
zu gewinnen sein werden. 

Festes d-a-Terpineol hat man im russischen Terpentinöl, 
Malabar-Cardamomenöl, süßen Pomeranzenöl, Petitgrainöl, Nerolt- 
51, Cayenne- und linksdrehenden mexikanischen Linaloeöl und im 
Liebstockwurzelöl beobachtet; im Malabar-Cardamomenöl kommt 
es wahrscheinlich größtenteils als Acetat vor, nur verestert ist es 
im Cypressenöl enthalten, und zwar als Acetat und Valerianat (?); 
in flüssiger Form ist es aus Majoranöl abgeschieden worden. 

Festes 1-a-Terpineol wurde gefunden im Oregonbalsamöl, 
im Nadelöl von Abies pindrow, im Holzterpentinöl von Pinus 
palustris, im Öl der Mädeln und Triebe von Pinus excelsa, im 
Öl von Cymbopogon caes/us, Campheröl, Blätteröl von Cmna- 
momum glanduliferum, Zimtblätteröl, Citronenöl, im rechts- 
drehenden mexikanischen Linaloeöl, Limettöl, Borneocampheröl 
und Niaouliöl, in letzterem auch als Valerianat; in flüssigem 
Zustande wurde es isoliert aus dem canadischen Schlangen- 
wurzelöl, dem Rindenöl von Ocotea usambarensis und frei und 
verestert aus Zittwersamenöl. 

i-ot-Terpineol ist in fester Form aus Geraniumöl und Cajeputöl, 
in dem es auch als Acetat vorkommt, abgeschieden worden; in 
flüssiger Form wurde es aus Muskatnußöl, Boldoblätteröl und 
Erigeronöl erhalten. 

a-Terpineol ist ferner nachgewiesen im Öl von Callitris 
gracilis (?), Kuromojiöl, Öl von Robinia pseudacacia, Öl von 
Melaleuca erubescens, Callistemon lanceolatus, C. viminalis (?), 
Backhousia angustifolia, Leptospermum flavescens var. lepto- 
pbyllum und im Yü-Jüöl. 

Außerdem finden sich Mitteilungen über das Vorkommen von 
Terpineol, ebenfalls ohne nähere Angaben über die Drehung. 
Das gilt für folgende Öle: Wasseröl von Boldoblättern, Campher- 

*) Liebigs Annalen 275 (1893), 103, 150; 277 (1893), 110; 291 (1896), 342; 
Berl. Ber. 28 (1895), 1773. \ FuBnoten , und 2 gehören zur letzten 

s ) Berl. Berichte 27 (1894), 1652, 2273. J Zeile auf Seite 453. 

3 ) Semmler, Berl. Berichte 28 (1895), 2189. — Tiemann u. Semmler, 
ebenda 28 (1895), 1778. — Tiemann u. Schmidt, ebenda 1781. — Tiemann, 
ebenda 29 (1896), 2616. 



Alkohole. 455 

blätteröl, Öl von Boswellia serrata, Melaleuca Deanei (?), 
M. ericifolia, M. pauciflora (?), Lavandula stoechas (?), Gar- 
deniaöl, Baldrianöl und Kessowurzelöl. Wahrscheinlich ist es 
auch als Acetat im deutschen Kiefernadelöl enthalten. 

Künstlich soll sich festes inaktives Terpineol vom Smp. 30 
bis 32°, nach einer Angabe von Bouchardat und Voiry 1 ), bei 
der Einwirkung ganz verdünnter Schwefelsäure auf Terpin bilden, 
es ist aber noch nicht festgestellt, ob es sich hier um a- oder 
p-Terpineol handelt. Die Darstellung der festen optisch aktiven 
Modifikationen des <*-Terpineols geschieht aus d- oder 1-Limonen- 
monobromhydrat durch Kochen mit Silberoxyd oder Bleioxyd 
nach dem von Sem ml er 2 ) angegebenen Verfahren oder nach 
Wallach 3 ) durch Schütteln von Limonenmonochlorhydrat mit 
verdünnter Kalilauge oder durch Schütteln von Homonopinol mit 
verdünnter Schwefelsäure 4 ). Am einfachsten kann man die aktiven 
Formen als Acetate durch gleichzeitige Einwirkung von Eisessig 
und Schwefelsäure (s. bei Camphen, S.362) auf die Limonene oder 
Eisessig und Zinkchlorid auf die Pinene 6 ) erhalten. Erwähnens- 
wert ist ferner die Bildung optisch aktiver fester Terpineole aus 
Linalool durch Acetanhydrid oder Ameisensäure 8 ), sowie des 
festen inaktiven Terpineols aus Geraniol und Ameisensäure " ! ). 

Das feste inaktive a-Terpineol, das den charakteristischen 
Fliedergeruch des flüssigen nur in geringerem Maße besitzt und 
in organischen Lösungsmitteln sehr leicht löslich ist, hat folgende 
Eigenschaften: Smp. 35° 8 ), Sdp. 217 bis 218° (760 mm), 104 bis 
105° (10 mm), d 1B . 0,935 bis 0,940, n D20 . 1,48084»). 

Im Laboratorium von Schimmel 8f Co. wurde beobachtet: 
Smp. 35°, Sdp. 85° (3 mm), d ls . (unterkühlt) 0,9386, n D20 „ 1,48268. 

Für ein synthetisch aus Homonopinol durch Schütteln mit 
verdünnter Schwefelsäure dargestelltes, stark aktives a-Terpineol 

*) Compt. rend. 104 (1887), 996. 
s ) Berl. Berichte 28 (1895), 2189. 
3 ) Lieblgs Annalen 360 (1906), 154. 
«) Ebenda 360 (1908), 98. 

») Ertschikowsky, Journ. russ. phys.-chem. Ges. 28 (1896), 132; Bull. 
Soc. chlm. III. 16 (1896), 1584. 

«) Stephan, Journ. f. prakt. Chem. II. 58 (1898), 109. 

7 ) Stephan, ebenda 60 (1899), 244. 

8 ) Wallach, Liebigs Annalen 275 (1893), 104. 

*) Stephan, Journ. f. prakt. Chem. IL 58 (1898), 110; 60 (1899), 244. 



456 Hauptbestandteile der ätherischen Öle. 

fand Wallach 1 ): Smp. 37 bis 38°, Sdp. 218 bis 219°, [«] B — 106 c 
in 16,34°/oiger ätherischer Lösung. 

Die optische Aktivität ist schwankend; die höchsten be- 
obachteten Ablenkungen für natürlich vorkommendes Terpineol 
sind für d-Terpineol aus Pomeranzenschalenöl [a] D -f-95°9' 2 ), für 
I-Terpineol aus Linaloeöl [a] D — -27°20' s ). Die höchste Drehung 
zeigte ein künstlich dargestelltes 1-Terpineol, nämlich [a] D — 117,5° 4 ). 

Die Zerlegung von d-l-«-Terpineol in die optischen Antipoden gelang 
Füller und Renyon , l auf folgendem Wege: Über das saure d-1-Terplnyl- 
phthalat wurde 1-Brucin- und 1-Strychnin-l-terpinylphthalat einerseits und 
1-Morphin- und l-Cinchonidin-d-terpinylphthalat andrerseits gewonnen. Die 
Zerlegung dieser Salze mit verdünnter Säure führte zu den reinen sauren 
d- und 1-a-Terpinylphthalaten ([«] D ±36,7°, c = 5, in alkoholischer Lösung), 
die bei der Hydrolyse mit alkoholischer Kalilauge reines d- und l-«-Terpineol 
(["1»»° ±100,5°; Smp. 36,9 und 37°) ergaben"). d-«-Terpineol (Phenylurethan, 
Smp. 109,5°; Nitrosochlorid, Smp 107 bis 108°). 

Für das flüssige Handelsprodukt, das nur zum Teil aus «-Ter- 
pineol besteht und außerdem noch /J-Terpineol und Terpinenol-1 
enthält, wurden von Schimmel § Co. an eigenen Präparaten 
folgende Konstanten ermittelt: Sdp. 217 bis 219°, d 16 „ 0,935 bis 
0,940, k d ± 0°, n M0 . 1,479 bis 1,485, löslich in etwa 9 Vol. 
50°/oigen, 3 bis 5 Vol. 60°/oigen und ungefähr 2 Vol. 70°/oigen 
Alkohols. Mit Petroläther soll es sich in jedem Verhältnis klar 
mischen, d. h. es soll frei von Wasser sein. 

In chemischer Hinsicht verhalten sich die inaktive wie aktive 
Modifikation des a-Terpineols völlig gleich; die Schmelzpunkte 
der Derivate sind allerdings teilweise verschieden: 

Inaktive Form Aktive Form 
Schmelzpunkt .... 35° 37 bis 38° 

Nitrosochlorid . ... 112 bis 113° 107 „ 108° 

Nitrolpiperidin . ... 159 „ 160° 151 „ 152° 

Methoäthylheptanonolid 64° 46 „ 47° 



*) Liebigs Annalen S60 (1908), 89. 

ä ) Stephan, Journ. f. prakt. Chem. 11. 62 (1900), 530. 

s ) Bericht von Schimmel $ Co. Oktober 1905, 46. 

*) Ertschikowsky, Journ. russ. phys.-chem. Ges. 38 (1896), 132; Bull. 
Soc. chim. HI. 16 (1896), 1584. 

B ) Journ. chem. Soc. 125 (1924), 2304. 

") Vgl. auch Paolini, Gazz. chim. ital. 55 (1925), 804, 812; Chem. 
Zentralbl. 1926, I. 3597, 3598. 



Alkohole. 457 

a-Terpineol ist ein tertiärer, ungesättigter Alkohol, der mit 
Brom, Salpetrigsäureanhydrid, Stickstofftetroxyd und Nitrosyl- 
chlorid Additionsprodukte liefert, von denen das mit der letzt- 
genannten Verbindung erhaltene, sowie die durch Umsetzung mit 
Basen daraus entstehenden Nitrolamine zur Charakterisierung sehr 
geeignet sind (s. S.459). Terpineol-d-Glucosid schmilzt gegen 1 10°, 
Smp. des wasserhaltigen Produkts 106 bis 108° (s. S. 416). 

Das flüssige Dibromid gibt bei Behandlung mit Bromwasser- 
stoff-Eisessig ein öliges Tribromid, aus dem durch weitere Bro- 
mierung das bei 124° schmelzende Dipententetrabromid entsteht. 

Durch die Halogenwasserstoffsäuren entstehen die ent- 
sprechenden Dipentendihalogenderivate, von denen das sich 
beim Schütteln mit konzentrierter Jodwasserstoffsäure bildende 
Dijodhydrat C 10 H 18 J 2 (Smp. 77 bis 78°) mit zum Nachweis von 
Terpineol benutzt werden kann 1 ). Gegen Mineralsäuren und 
auch einige organische Säuren ist der Alkohol ziemlich un- 
beständig; während er beim Schütteln mit verdünnter Schwefel- 
säure in Terpinhydrat übergeht 2 ), wird ihm beim Kochen damit 
unter Bildung von Terpinen, neben wenig Dipenten und Cineol, 
Wasser entzogen. Ähnlich wirken Kaliumbisulfat, das haupt- 
sächlich Dipenten, ferner Phosphorsäure, die neben geringen 
Mengen Terpinen und Cineol hauptsächlich Terpinolen, und 
Oxalsäure, die ebenfalls Terpinolen liefert 3 ). Auch Essigsäure- 
anhydrid wirkt, namentlich beim Erwärmen, wasserentziehend 
unter Bildung von Dipenten, so daß es ohne besondere Vorsichts- 
maßregeln nicht möglich ist, durch Kochen damit Terpineol 
quantitativ zu verestern*). Näheres über Terpinylacetat siehe 
im Kapitel Ester. 

Durch Oxydation mit verdünnter Permanganatlösung geht 
Terpineol zunächst in einen mehrwertigen Alkohol C 10 H 20 O 3 , 
1,2,8-Trioxymenthan (Smp. der inaktiven Verbindung 122°) über, 
aus dem durch Oxydation mit Chromsäuregemisch ein Keto- 



*) Wallach, Liebigs Annalen 280 (1885), 265. 

a ) Tiemann u. Schmidt, Berl. Berichte 28 (1895), 1781. 

3 ) Wallach, Liebigs Annalen 275 (1893), 104. — Baeyer, Berl. Berichte 
27 (1894), 447. 

*) Ginsberg, Journ. russ. phys.-chem. Ges. 29 (1897), 249; Chem. Zen- 
tralbl. 1897, IL 417; Bericht von Schimmel 8; Co. Oktober 1897, 69. Vgl. 
auch im Kapitel „Die Prüfung der ätherischen Öle" unter „Acetylierung". 



458 Hauptbestandteile der ätherischen Ole. 

lacton C 10 H le O s (Smp. der aktiven Verbindung 46 bis 47°, der 
inaktiven 64°) entsteht, dessen Studium die Ermittlung der oben 
angegebenen Konstitution des Terpineols, die danach als die 
eines /^-Terpen-S-ols angenommen wird, wesentlich gefördert 
hat. Bei energischer Oxydation des Terpineols sowohl, als auch 
des Ketolactons mit Chromsäuregemisch oder Salpetersäure 
bilden sich Terpenyl- und Terebinsäure 1 ). 

Als ein bequemes Verfahren zum Abbau ungesättigter hexa- 
cyclischer Ringverbindungen zu Benzolkohlenwasserstoffen hat 
es sich erwiesen, die einfach ungesättigten Alkohole, die Ter- 
pineole, in Eisessiglösung mit 1 Mol. Brom zu versetzen, die 
Lösung bis zum Aufhören der Bromwasserstoffentwicklung zu 
kochen und den entstandenen Kohlenwasserstoff dann mit Dampf 
überzutreiben. Aus a-Terpineol erhält man auf diese Weise 
p-Cymol 2 ). 

Haller und Martine 3 ) hatten Terpineol im Wasserstoff- 
strom bei Gegenwart von reduziertem Nickel zu Hexahy'dro- 
cymol reduziert. Durch Einhalten anderer Versuchsbedingungen 
hat B6hal*) aus Terpineol vom Smp. 35°, gleichgültig, ob es 
optisch aktiv war oder nicht, ein tertiäres Menthol (Hydro- 
terpineol) erhalten von den Eigenschaften: Sdp. 99 bis 100° 
(17 mm), 206 bis 208° (Atmosphärendruck), d 90 . 0,912, a^ + O , 
n ms „ 1,46874, Mol.-Refr. 47,6, ber. für C 10 H 20 O 47,53. Sein Phenyl- 
uretban schmolz bei 94 bis 95°. 

i-a-Terpineol (Smp. 35°) liefert bei der Reduktion mit Hilfe 
von Palladium und Wasserstoff p-Menthanol-8 (Sdp. 209 bis 210°; 
d a0 . 0,905; n^g,,. 1,4629), dessen Phenylurethan bei 115 bis 116° 
schmilzt *). 

Besonderes Interesse bietet das Terpineol insofern, als es 
durch das Tribromid und das Nitrosochlorid hindurch in Derivate 
des Carvons übergeführt werden kann 8 ). 



*) Wallach, Liebigs Annalen 277 (1893), 117, 120; 291 (1896), 345; Berl. 
Berichte 28 (1895), 1775.— Tiemann u. Mahla, Berl. Berichte 29 (1896), 928; 
Tiemann, ebenda 2616. 

9 ) Wallach, Liebigs Annalen 399 (1913), 166. 

3 ) Compt. rend. 140 (1905), 1298. 

*) Ebenda 150 (1910), 1762. 

a ) Wallach, Liebigs Annalen 881 (1911), 55. 

8 ) Wallach, ebenda 281 (1894), 140; 291 (1896), 346. 



Alkohole. 459 

Die Hydroxylgruppe des Terpinols reagiert mit Phenyliso- 
cyanat, wenn beide Verbindungen gemischt und einige Zeit bei 
Zimmertemperatur stehengelassen werden; manchmal scheiden 
sich zunächst Kristalle von Diphenylharnstoff ab, von denen man 
das flüssig gebliebene Gemisch durch Aufnehmen mit kaltem, 
wasserfreiem Äther oder besser mit leicht siedendem Petroläther 
befreien kann. Nach vorsichtigem Abdunsten des Lösungsmittels 
scheidet sich das Urethan in feinen Nadeln aus; aus Alkohol 
umkristallisiert, besitzt die inaktive Verbindung den Smp. 113 01 ). 
Die aus optisch aktivem Terpineol gewonnene Verbindung ist 
ebenfalls optisch aktiv. Auch das bei 147 bis 148° schmelzende 
a-Naphthylurethan 2 ) kann man zur Identifizierung benutzen; 
Neuberg und Hirschberg 3 ) geben für a-Terpineol-a-naphthyl- 
urethan den Schmelzpunkt 151 bis 152° an; zur Charakterisierung 
des Terpineols besonders geeignet erweist sich das Nitrosochlorid. 

Die Darstellung des Nitrosochlorids erfolgt nach Wallach*) in der 
Weise, daß man zu einer Lösung von 15 g Terpineol in 15 ccm Eisessig 
11 ccm Äthylnitrit und nach starkem Abkühlen in einer Kältemischung unter 
Umschütteln und tropfenweise eine Auflösung von 6 ccm Salzsäure im 
gleichen Vol. Eisessig zugibt; nach beendeter Reaktion fällt man durch Eis- 
wasser das gebildete Nitrosochlorid aus, das sich ölig abscheidet, aber bald 
kristallinisch erstarrt. Das feste Produkt kann durch Umkristallisieren aus 
heißem Essigester oder Methylalkohol gereinigt werden und schmilzt dann 
bei 112 bis 113°. Die aktive Verbindung schmilzt bei 107 bis 108°. 

Durch Umsetzung mit Piperidin in alkoholischer Lösung 
entsteht aus dem Nitrosochlorid das Terpineolnitrolpiperidin, 
CioH^OHJNONCjH^, das in Äther schwer löslich ist und 
aus heißem Methylalkohol in Nadeln vom Smp. 159 bis 160° 
kristallisiert. Diese Angabe Wallachs bezieht sich auf ein aus 
optisch inaktivem Terpineol gewonnenes Präparat; das Nitrol- 
piperidin aus aktivem Ausgangsmaterial schmilzt einige Grade 
niedriger, nämlich bei 151 bis 152° 6 ). 

Mit Anilin bildet sich in gleicher Weise das Terpineolnitrol- 
anilin vom Smp. 155 bis 156°. 



x ) Wallach, Liebigs Annalen 275 (1893), 104. 
s ) Bericht von Schimmel 2j Co. Oktober 1906, 33. 
3 ) Biochem. Zeitschr. 27 (1910), 339. 
*) Liebigs Annalen 277 (1893), 120; 860 (1908), 90. 
B ) Bericht von Schimmel $ Co. Oktober 1897, 9. — Wallach, Liebigs 
Annalen 360 (1908), 90. 



460 Hauptbestandteile der ätherischen Öle. 

Bei der Erwärmung von Terpineolnitrosochlorid mit Semi- 
carbazidsalz und Kaliumacetat erhält man reichliche Mengen 
des 8-Oxydihydrocarvonsemicarbazons 1 ) sowie ein wenig 
Hydrazodicarbonamid. 

Erhitzt man überschüssiges i-Terpineol längere Zeit mit dem 
Anhydrid der Phthalsäure, Bernsteinsäure oder Camphersäure, 
so entstehen die sauren Ester in guter Ausbeute 2 ). Nur muß 
die Reaktionstemperatur unterhalb 100° gehalten werden. Das 
saure Phthalat des i-Terpineols schmilzt bei 117", das saure 
Succinat bei 45°. 

Für den Nachweis von Terpineol in Gemengen mit anderen Alkoholen 
und zur Trennung des Terpineols von anderen Alkoholen eignet sich die 
Benzoylierung bei Gegenwart von Pyridin nach Deninger"). Hierbei reagieren 
nur primäre und sekundäre Alkohole, während tertiäre Alkohole wie Terpineol 
und Linalool unverändert bleiben und durch Wasserdatnpfdestillation von den 
gebildeten, meist sehr schwer flüchtigen Benzoesäureestern der anderen 
anwesenden Alkohole getrennt werden können. Man rechnet auf 1 Teil 
Alkoholfraktion 1,5 Teile Benzoylchlorid und 3 Teile Pyridin und arbeitet bei 
möglichst niedriger Temperatur (Kältemischung), was besonders auch bei der 
Zersetzung des überschüssigen Benzoylchlorids mit Wasser zu beachten ist. 
Der Zusatz des Benzoylchlorids hat allmählich (tropfenweise 1) zu geschehen. 
Bei Abwesenheit von Linalool kann Terpineol einerseits durch Darstellung 
seines Phenylurethans vom Smp. 112 bis 113° nachgewiesen, andrerseits 
durch mehrtägiges Schütteln mit 5 %iger Schwefelsäure in Terpinhydrat vom 
Smp. 116 bis 117° übergeführt werden. Wenn Linalool zugegen ist, führt 
der Nachweis von Terpineol durch vorsichtiges Erhitzen des Gemisches mit 
starker Ameisensäure, wobei in der Hauptsache Linalool zersetzt wird, zum Ziele. 

f3-TerpineoI. 

Wie schon bei «-Terpineol erwähnt wurde, entsteht ^-Terpineol 
neben a-Terpineol bei der Einwirkung von verdünnten Säuren 
auf Terpinhydrat. In ätherischen Ölen hat man es bisher noch 
nicht nachweisen können. Es ist in seiner inaktiven Form von 
Schimmel Sj Co.*) aus den bei 212 bis 215° siedenden Fraktionen 
des Handelsterpineols durch Ausfrieren erhalten worden und 
bildet bei 32 bis 33° schmelzende Nadeln: Sdp. 209 bis 210° 
(752 mm), d 16 . 0,923 (in überschmolzenem Zustande), n Dao . 1,47470. 

*) Rupe u. Altenburg, Berl. Berichte 43 (1910), 3471. 
ä ) Pickard, Lewcock u. Yates, Proceed. ehem. Soc. 29 (1913), 127. 
s ) Berl. Berichte 28 (1895), 1322. 

«) Bericht von Schimmel $ Co. April 1901, 79; Stephan u. Helle, 
Berl. Berichte 85 (1902), 2147. 



Alkohole. 451 

Von Derivaten seien hier erwähnt das Nitrosochlorid (Smp. 
103°) x ), das Nitrolpiperidin (Smp. 108°), das Nitrolanilin (Smp. 
110°) und das Phenylurethan (Smp. 85 °), Durch Oxydation des 
/S-Terpineols mit Permanganat entsteht p-Menthantriol-(1, 8, 9) vom 
Smp. 118°. /S-Terpineol-d-glucosid (wasserfrei) schmilzt unscharf, 
das wasserhaltige Produkt schmilzt bei 80,5 bis 82,5°; Smp. der 
Tetraacetylverbindung 114 bis 116° (s. S. 416). 

/?-Terpineol läßt sich über Tetrahydro-p-acetyltoluol, das man 
mit Magnesiumjodmethyl in Umsetzung bringt, in «-Terpineol 
überführen 2 ). 

Wallach 8 ) erhielt aus /S-Terpineol durch Reduktion nach 
Paal p-Menthanol-1 (tertiäres Carvomenthol). Hieraus entsteht 
beim Erwärmen mit Chlorzink A ^Tetrahydro-p-cymol (Carvo- 
menthen), ein limonenartig riechender Kohlenwasserstoff. Das 
Nitrosochlorid des Carvomenthens liefert mit Piperidin ein 
Nitrolpiperidin (Smp. 159°), aus dem sich durch Chlorwasserstoff- 
entziehung ein festes Oxim bildet. Das aus diesem Oxim 
regenerierte und über das Semicarbazon (Smp. 177 bis 178°) 
gereinigte Keton ist i-Carvotanaceton (Smp. des Oxims 93 bis 94°), 
das also auf diesem Wege synthetisch dargestellt werden kann. 

y-TerpineoI. 

y-Terpineol (/d 4 < S) -Terpenol, ^ 4<s, -Menthenol-l) ist bisher noch 
nicht sicher in der Natur nachgewiesen worden, scheint aber 
in kleinen Mengen im Öl der Blätter von Cupressus tomlosa 
enthalten zu sein. Baeyer 4 ) erhielt es durch Reduktion des 
durch Bromierung von Dipentendihydrobromid entstehenden Tri- 
brom-l,4,8-terpans. Ferner entsteht es aus Terpin beim Erhitzen 
mit Oxalsäure oder Phosphorsäure 5 ). 

Bei der Oxydation ") mit Kaliumpermanganat gibt <d 4(8) -Terpenol 
Trioxyterpan-1 ,4,8. 



*) Wallach, Llebigs Annalen 345 (1903), 128; vgl. auch Wallach, Terpene 
und Campher, 2. Aufl., S. 305. 

a ) Liebigs Annalen 414 (1917), 204. 

s ) Ebenda 381 (1911), 58. 

*) Bert. Berichte 27 (1S94), 443. 

6 ) Ebenda 715. 

6 ) Ebenda 28 (1895), 2296. 




462 Hauptbestandteile der ätherischen Öle. 

y-Terpineol bildet, aus Äther umkristallisiert, dicke, bei 69 bis 
70° schmelzende Prismen, die einen angenehmen Fliedergeruch 
besitzen. Um y-Terpineol nachzuweisen, kann man es in das 
Acetat überfuhren, dessen blaues Nitrosochlorid bei 82° schmilzt. 

Terpinenol-1. 

C 10 H 18 O. Mol.-Gew. 154. 

Auch dieser Alkohol ist bisher noch nicht in ätherischen Ölen 
aufgefunden worden. Von Interesse ist sein Vorkommen im 
Vorlauf des flüssigen Handelsterpineols x ). Syn- 
thetisch wurde er von Wallach 2 ) aus JMso- 
propylhexenon dargestellt. 
,CH a Sdp. 208 bis 210°, d„. 0,9265, n 018 . 1,4781 1 ). 

Mit Halogenwasserstoffsäuren geht der Al- 
kohol in Terpinenderivate über und durch Oxy- 
dation mit verdünnter Permanganatlösung in 1,3,4- 
' Trioxyterpan vom Smp. 120 bis 121°, aus dem 
durch weitere Oxydation a,a'-Dioxymethylisopropyladipinsäure 
vom Smp. 189° und durch Erwärmen mit Säuren ein Gemisch 
von p-Cymol und ^-Menthenon (Semicarbazon, Smp. 224 bis 225°) 8 ) 
entsteht. Diese Verbindungen können auch zum Nachweis 
des Alkohols herangezogen werden. 

Terpinenol-4. 

C 10 H ia O. Mol.-Gew. 154. 

Dieser in seinem Bau und seinen Eigenschaften dem a-Ter- 

pineol sehr ähnliche Alkohol leitet sich vom Terpinen ab. Er 

CHa ist in der Natur im Cypressenöl, Wacholderbeeröl, 

<~ Ceylon-Cardamomenöl, Muskatnußöl, Majoranöl, 

H c/SsCH spanischen Thymianöl, Zittwersamenöl und Sh6- 

sv "i Gyüöl aufgefunden worden. Möglicherweise ist 

HsC \/ CHs er auch im Öl von Cupressus torulosa ent- 

C- OH halten. Synthetisch kann er in aktiver Form 

H S C— CH— CH 8 durch Schütteln von Sabinen, Sabinenhydrat und 

') Wallach, Liebigs Annalen 856 (1907), 218. 

a ) Ebenda 362 (1908), 280. 

3 ) A '-Menthenon-f) ist u. a. im japanischen Pfefferminzöl, im Öl von 
Cymbopogon sennaarensis, Andropogon Iwarancusa u. Eucalyptus dfves nach- 
gewiesen worden. 



Alkohole. 463 

Thujen 1 ) mit verdünnter Schwefelsäure erhalten werden 2 ), in 
inaktiver Form entsteht er, wie bereits S. 332 erwähnt wurde, durch 
Schütteln von Terpinendichlorhydrat mit verdünnter Kalilauge. 

Die Eigenschaften der aktiven Verbindung sind: Sdp. 209 
bis 212°, d 19 . 0,9265, « D -+-25°4', n D19= 1,4785 a ). Nagai*) gibt 
dafür an: Sdp. 208 bis 210°, d lt . 0,9415, « D1X „ + 24,50° und 
Sdp. 210 bis 212°, d 1JO 0,948, g d11 „ + 24,30°. 

Für die inaktive Verbindung wurde ermittelt: Sdp. 212 bis 
214°, d 0,9290, n D l,4803 s ). 

Der Alkohol ist nur in flüssiger Form bekannt. Sein Geruch 
ist weniger angenehm als der des Terpineols. Bei Behandlung 
mit Halogenwasserstoff in Eisessiglösung entstehen die ent- 
sprechenden Terpinendihalogenderivate, durch Schütteln mit ver- 
dünnter Schwefelsäure erfolgt Bildung von Terpinenterpin, Smp. 
137°. Da diese Hydratation erheblich schwieriger erfolgt als die 
von Terpineol zu Terpinhydrat, so können auf diesem Wege 
beide Alkohole getrennt werden. 

Nach Nagai 6 ) schmelzen das Nitrosochlorid bei 111 bis 112°, 
das Nitrolpiperidin bei 172 bis 174°, das Phenylurethan bei 71 
bis 72° und das a-Naphthylurethan bei 105,5 bis 106,5°. 

Bei der Oxydation mit verdünnter Permanganatlösung liefert 
das ^-TerpinenoM in der Hauptsache 1,2,4-Trioxyterpan, 
C 10 H 17 (OH) 3 , [a] D etwa +21,5°, das kristallwasserhaltig bei 116 
bis 117°, wasserfrei bei 123 bis 129° schmilzt. Diese Verbindung 
spaltet sich bei der Destillation mit Salzsäure in Carvenon (Smp. 
des Semicarbazons 200 bis 201°), neben wenig Cymol; bei der 
weiteren Oxydation mit alkalischer Permanganatlösung entsteht 
ein Gemenge von aktiver und inaktiver a,a'-Dioxy-a-methyI-a'-iso- 
propyladipinsäure, C 10 H lg O s , Smp. 205 bis 206° und 188 bis 
189°, die leicht in mit Wasserdampf flüchtige Dilactone über- 

l ) Dieses Terpen, das bis dahin in der Natur nicht aufgefunden worden 
war, bildet als d-«-Thujen den Hauptbestandteil des aus dem Gummiharz von 
Boswel/ia serrata gewonnenen Öles. 

a ) Wallach, Liebigs Annalen 356 (1907), 215; 360 (1908), 94, 97; 362 
(1908), 279; Berl. Berichte 40 (1907), 594. 

s ) Wallach, Liebigs Annalen 856 (1907), 215. 

*) Bericht von Schimmel $ Co. April 1915, 44. 

s ) Liebigs Annalen 850 (1906), 155. 

*) Investigations of the Sh8-Gyü and Yu-Ju Oils produced in Formosa. 
Monopoly Bureau, Government of Formosa. Taihoku 1914. 




464 Hauptbestandteile der ätherischen öle. 

gehen, die bei 63 bis 64° und 72 bis 73° schmelzen. Durch 
energische Oxydation kann die Dioxysäure zu w-Dimethylacetonyl- 
aceton {Smp. des Dioxims 137°, des Semicarbazons 201 bis 202°) 
abgebaut werden. 

Terpinhydrat. 

C lo H 20 O a -+- H a O. Mol.-Gew. 190. 

Terpinhydrat ist eine für die Theorie und Geschichte der 
Terpenchemie wichtige Verbindung, der auch technisch als Aus- 
gangspunkt für die Darstellung des Ter- 
pineols eine große Bedeutung zukommt 
(vgl. S. 453). Es bildet sich leicht aus 
HaCj^ ^jCHs Terpentinöl beim Stehen mit säurehaltigem 

Hscl Jch 8 Wasser und ist durch eine große Kristalli- 

^/ sationsfähigkeit ausgezeichnet, weshalb es 

! schon früh beobachtet wurde. Terpinhydrat 

h s C-C(OH)-ch s wjrd nach Marchand 1 ) fast quantitativ in 

Kristallen gewonnen, wenn man ein Gemisch von Terpentinöl 
(1 Teil) und 23°/oiger Schwefelsäure (2 Teile) in einer Stickstoff- 
oder Kohlensäure-Atmosphäre 90 Stunden lang kräftig schüttelt. 

Nach älteren Angaben soll Terpinhydrat im Cardamomen- 
und Basilicumöl vorkommen, jedoch liegen hierüber Beobachtungen 
aus neuerer Zeit nicht vor. Jedenfalls ist das Terpinhydrat 
nicht von vornherein im Öle vorhanden gewesen, sondern hat 
sich erst bei längerer Aufbewahrung gebildet. 

Terpinhydrat schmilzt bei 116 bis 117°. Beim Erhitzen gibt 
es Wasser ab, unter Bildung von wasserfreiem Terpin: Smp. 104 
bis 105°, Sdp. 258° (korr.) s ). 

Nach Ciavera 8 ) liegt der Schmelzpunkt von frisch kristalli- 
siertem Terpinhydrat bei raschem Erhitzen bei 118,2°. Terpin 
schmilzt bei 104,7°. 

Terpin existiert in zwei raumisomeren Formen, die zueinander 
im Verhältnis der eis- und trans-Isomerie stehen; nur cis-Terpin 
ist befähigt, ein Hydrat zu bilden*). 

J ) E. P. 153606; Journ. Soc. ehem. Ind. 40 (1921), A. 716. 
3 ) Wallach, Liebigs Annalen 2S0 (1885), 248. 

3 ) Anal. Fis. Quim. 20 (1922), 243. Mach Journ. Soc. ehem. Ind. 41 
(1922), A. 877. 

4 ) Baeyer, Berl. Berichte 26 (1893), 2865. 



Alkohole. 465 

Läßt man auf Terpinhydrat in der Wärme Jod einwirken, 
so tritt nach Casanova 1 ) zunächst Oxydation und Bildung von 
Jodwasserstoff ein. Sodann reagiert der Jodwasserstoff unter 
Substitution von Jod; als Endprodukt der Reaktion bildet sich 
Dijodmenthan. 

Dihydrocarveol. 

C 10 H 18 O. Mol.-Gew. 154. 

Dihydrocarveol ist im Kümmelöl 2 ) enthalten. Das krause- 
minzartig riechende Acetat dieses Alkohols ist von Nelson 8 ) 
im amerikanischen Krauseminzöl aufgefunden worden. Künstlich 
hat man Dihydrocarveol dargestellt aus Carvon 
I " durch Reduktion mit Natrium und Alkohol oder 

5P durch Reduktion von Carvoxim, wobei das ge- 

HjC^ VhOH bildete Dihydrocarvylamin bei der Behandlung 

J< 
'\/ 

j_ ^^ folgenden Eigenschaften: Sdp. 224°, d 2ä » 0,935, 



H s O JcHa m 't salpetriger Säure Dihydrocarveol liefert. 
\/ Dihydrocarveol ist eine Flüssigkeit mit 



HaC— C = CH 2 n ^ 1>48 506 (für Dihydrocarveol aus Dihydro- 
carvylamin)*). Sdp. 112° (14 mm), 224 bis 225° (gew. Druck), 
d ao . 0,927, n D 1,48168 (für Dihydrocarveol aus Carvon) 8 ). 

Im Laboratorium von Schimmel 8J Co. wurden an einem 
aus Kümmelöl isolierten Dihydrocarveol folgende Konstanten 
beobachtet: Sdp. 100 bis 102° (7 bis 8 mm), d 18 , 0,9368, a D 
— 6° 14', n D20 . 1,48364«). 

Dihydrocarveol ist in demselben Sinne aktiv wie das zur 
Darstellung verwendete Carvon. 

Durch Oxydation mit Chromsäure in Eisessig 7 ) entsteht 
Dihydrocarvon (Sdp. 221 bis 222°; d 19 o 0,928; n D 1,47174). Das 
Dihydrocarvon aus d-Dihydrocarveol ist linksdrehend, das aus 
1-Dihydrocarveol ist rechtsdrehend. Das zugehörige aktive Di- 



J ) Boll. Chim. Farm. 49 (1910), 957; Chem. Zentralbl. 1911, I. 731. 
3 ) Bericht von Schimmel & Co. April 1905, 50. 

s ) U. S. Dep. of Agriculture, Bureau of Chem., Circular N» 92; Bericht 
von Schimmel & Co. April 1912, 75. 

*) "Wallach, Bert. Berichte 24 (1891), 3990. 
») Wallach, Liebigs Annalen 275 (1893), 111. 
8 ) Bericht von Schimmel $ Co. April 1905, 51. 
') Wallach, Liebigs Annalen 275 (1893), 115. 
Gildemeister, Die ätherischen Öle. I. 30 



H.Cj // \ 
H,cLJ 



466 Hauptbestandteile der ätherischen Öle. 

hydrocarvoxim schmilzt bei 88 bis 89°, das inaktive bei 1 15 bis 1 16°. 
Diese Oxydation kann zur Charakterisierung des Dihydrocarveols 
herangezogen werden; außerdem ist zum Nachweis das Phenyl- 
urethan brauchbar; die aktive Form schmilzt bei 87°, die inaktive 
bei 93" 1 ). Smp. des d-Dihydrocarveol-d-Glucosids 164 bis 165° 2 ). 

Pulegol. 

C 10 H 18 O. Mol.-Gew. 154. 

Dieser Alkohol wurde von Paolini 8 ) durch Reduktion von 
reinem Pulegon in alkoholischer Lösung mittels 
i 3 Natrium gewonnen. Aus dem Wasserdampf- 

5\* destillat des Reaktionsprodukts konnte Paolini 

CH a mit Hilfe des sauren Phthalesters einerseits 
CHOH und mit Hilfe der Strychninverbindung ander- 
seits 1-Menthol, d-Menthol und 1-Pulegol (Smp. 44 
ii bis 47°; [«] D — 54°6') voneinander trennen und 

H ' C ~ C_CHs isolieren. 

Über den Phthalsäureester ließ sich ganz reines 1-Pulegol 
(Smp. 46°; Sdp. 209 bis 210°; [a] D — 54°50') gewinnen. 

Isopulegol. 

C 10 H 18 O. Mol.-Gew. 154. 

Isopulegol ist noch nicht in ätherischen Ölen nach- 
gewiesen worden. Es entsteht aus Citronellal bei dessen Be- 
handlung mit Säuren. Hierauf dürfte wohl eine 
i s Beobachtung von Schimmel 8j Co. 4 ), daß sich 

5\ bei der Destillation des Öls von Barosma pul- 

H,Cf Nch« chellum der Geruch nach Isopulegol bemerkbar 
Ich OH machte, zurückzuführen sein. 

Isopulegol siedet bei 91° (13 mm); d 17i6 „ 0,9154, 
l « D — 2°40', n D 1,47292*). Das Acetat siedet bei 

HsC_c-CHa 104 bis 105° (10 mm)«). 



™»V-f IV 

H s clJc 



*) Wallach, Liebigs Annalen 275 (1893), 112. 
a ) Siehe Seite 416. 

3 ) Rend. della R. Accademia dei Lincei, Roma 28 (1919), II. 190; Chem. 
Zentralbl. 1922, I. 1230. 

*) Bericht von Schimmel § Co. April 1909, 98. 

*) Tiemann u. Schmidt, Berl. Berichte 29 (1896), 9U. 

a ) Barbier u. Leser, Compt. rend. 124 (1897), 1309. 



Alkohole. 467 

Optisch reines 1-Isopulegol 1 ) zeigt [a] D20 „ — 22,2 ° ; das 
saure Phthalat schmilzt bei 106°. 

Bei Gelegenheit von Versuchen, die eine Umlagerung von 
Isopulegol in Pulegol bezweckten, behandelten Schimmel $ Co. 2 ) 
Isopulegol mit wäßrigen und alkoholischen Lösungen von Alkalien. 
Überraschende Resultate ergab die Einwirkung von Natrium- 
äthylat, und zwar insofern, als statt der Bildung des erwarteten 
Pulegols zwei hier nicht vorauszusehende Reaktionen eintraten: 
einmal die Absprengung der ungesättigten Seitenkette unter 
Bildung von Methylcyclohexanol und anderseits die Aufspaltung 
des Sechsrings zwischen den Kohlenstoffatomen 3 und 4 unter 
Entstehung von Citronellol. Was die Aufspaltung des Iso- 
pulegols zu Citronellol betrifft, so ist eine derartige Umwand- 
lung eines alicyclischen Terpenalkohols in einen olefinischen 
von besonderem Interesse. 

Bei der Reduktion bilden die 1- und d-Isopulegole 1- und 
d-Neomenthol 3 ), die beide durch Oxydation in 1-Menthon über- 
geführt werden können. 

Um Isopulegol nachzuweisen, oxydiert man es zu Iso- 
pulegon 4 ) und charakterisiert dieses Keton durch das Oxim 
(Smp. der aktiven Verbindung etwa 121°, der inaktiven etwa 
140°) oder das Semicarbazon (Smp. der aktiven Verbindung 
172 bis 173°, der inaktiven 182 bis 183°). 

/^-Menthenol-S (Piperitol). 

C 10 H 18 O. Mol.-Gew. 154. 

Dieser Alkohol kommt nach Baker und CH S 

Smith in den Piperiton (z^-Menthenon-S) ent- c 



haltenden Eucalyptusölen, besonders reichlich im h 2 C / ^.CH 

JCHOH 



Öl von E. radiata Sieb., vor. Das aus diesem Öl 
hergestellte Piperitol -1 ) hatte die Eigenschaften: ä \S* 



Sdp. 95 bis 96° (10 mm), d 22 . 0,9230, o D — 34,1°, CH 

1,4760, Mol.-Refr. 47,04, berechnet für h 8 C-CH— CH S 



*) Pickard, Lewcock u. Yates, Proceed. ehem. Soc. 29 (1913), 127. 
Vgl. auch Jburn. ehem. Soc 117 (1920), 1248. 

s) Bericht von Schimmel § Co. Oktober 1913, 86. 
*) Pickard, Journ. ehem. Soc. 117 (1920), 124S. 
4 ) Wallach, Liebigs Annalen 366 (1909), 251. 

s ) Baker u. Smith, A research on the eucalypts. 2. Aufl. 1920. S.390. 

30* 



468 Hauptbestandteile der ätherischen Öle. 

C 10 H 18 O/f 47,14. Mittels Kaliumbichromat wurde es zu Piperiton 
oxydiert. Umgekehrt aber ließ sich Piperiton nicht durch 
Reduktion in Piperitol überführen. 

Menthol. 

C 10 H 20 O. Mol.-Gew. 156. 

Menthol (Pfefferminzcampher) findet sich in der links- 
drehenden Modifikation als Hauptbestandteil der Pfefferminz- 
öle; auch das Öl von Hyptis suaveolens besteht 
i s zum großen Teil aus Menthol, dessen Drehungs- 

9F richtung aber noch nicht festgestellt worden ist. 



H S C 



/\ 



CH S Aus Pfefferminzöl scheidet sich Menthol beim 



H,cL JcHOH Abkühlen in Kristallen aus, bei hohem Menthol- 
Y^h gehalt oft schon bei gewöhnlicher Temperatur. 

i Spuren von Menthol sind auch im Reunion- 

H,C— CH— CH S Geraniumöl nachgewiesen worden. Im Pfeffer- 
minzöl ist Menthol außerdem als Acetat und Isovalerianat ent- 
halten, sowie als Ester einer Säure C 8 H 13 2 . Künstlich erhält 
man Menthol durch Reduktion des Menthons und Pulegons 1 ), 
und zwar entsteht bei Überschuß an naszierendem Wasserstoff 
aus Menthon nur Menthol; bei Anwendung von Lösungsmitteln, 
welche selbst keinen Wasserstoff mit Natrium entwickeln, bildet 
sich nebenher Menthopinakon. 1- und d-Menthon geben nach 
beiden Verfahren, auch bei Änderung der Temperatur, ein 
stark linksdrehendes Mentholgemisch, aus dem sich 1-Menthol, 
Smp. 43,5°, außerdem aber schwach rechtsdrehendes Isomenthol, 
[°L> + 2 °> Smp. 78 bis 81°, abscheiden läßt 2 ). 

I-Menthol kristallisiert in farblosen, dem hexagonalen System 
angehörenden Nadeln oder Säulen. Es ist durch starken Pfeffer- 
minzgeruch und kühlenden Geschmack ausgezeichnet 

Nach Wright 3 ) kristallisiert 1-Menthol je nach der Temperatur in 
wenigstens vier verschiedenen Formen, die er als «-, ß-, y- und ^-Menthol 
unterscheidet. Davon ist nur die a-Form, das gewöhnliche Menthol, zwischen 
0° und ihrem bei 42,5° liegenden Schmelzpunkt beständig. Die andern drei 
Formen sind monotropisch und schmelzen niedriger: die /S-Form bei 35,5°, 



') Beckmann u. Pleissner, Liebigs Annalen 262 (1891), 30, 32. 
s ) Beckmann, Journ. f. prakt. Chem. II. 55 (1897), 19, 30. 
») Journ. Americ. chem. Soc. 39 (1917), 1515. 



Alkohole. 469 

die y-Form bei 33,5° und die <?-Form bei 31,5°. Die nicht stabilen Formen 
verwandeln sich beim Stehen schließlich alle in die stabile «-Form. Die 
#-Form geht über die ß- in die «-Form über. 

Die physikalischen Konstanten werden wie folgt angegeben: 
Smp. 42,3°; Sdp. 212,5° (korr., 742 mm); d^ 0,890 für 
festes, dfi%¥- 0,8810 für geschmolzenes, [a]^ g . — 49,86° eben- 
falls für geschmolzenes Menthol 1 ). — Sdp. 215,5° (758 mm); 
«Dsi» — 43° 45' für Menthol in überschmolzenem Zustande 2 ). 
— Smp. 43°; [a] DS0 „ — 49,35° (in 20%iger alkoholischer Lö- 
sung), — 50,59° (in 10°/o\ger alkoholischer Lösung) 8 ); n C4a , 
1,4479*). — Smp. 43 bis 43,5°; d|g 0,8859 (überschmolzen); 
Wb —49,04° (in 52,37°/oiger alkoholischer Lösung); |>] D — 49,1° 
(in 20,09 °/oiger alkoholischer Lösung) 3 ). — Smp. 42 bis 43°; 
Sdp. 216° (760 mm); d^ 0,900; « Dll . —43,75°; [a] D — 48,5° im 
überschmolzenen Zustand; n Dg7 . 1,45412 = n Baoo 1,46096 8 ). 

Menthol ist ein gesättigter sekundärer Alkohol, der durch 
Wasserentziehung mit Kaliumbisulfat, Chlorzink usw. in der 
Hauptsache in den Kohlenwasserstoff zl s -p- Menthen, C 10 H 1S , 
übergeht. Auch durch Destillation mit 1 oder 2 % konzentrierter 
Schwefelsäure erhält man aus Menthol Menthen vom Sdp. 165 
bis 168°. Beim Erhitzen mit 4 bis 5 % verdünnter Schwefel- 
säure (1 : 2) bildet sich ebenfalls Menthen. Die durch Ersatz 
des Hydroxyls durch Halogen entstehenden Verbindungen sind 
flüssig und wenig charakteristisch. Durch Reduktion mit Jod- 
wasserstoff und Phosphor entsteht Hexahydrocymol, C 10 H ä0 T ), 
bei der Oxydation mit Chromsäuregemisch das zugehörige 
linksdrehende Keton C 10 H lg O, Menthon 8 ). Bei Anwendung von 
Kaliumpermanganat als Oxydationsmittel erhält man dieselben 
Verbindungen, die auch bei der Oxydation des Menthons auf- 
treten, die Ketomenthylsäure und die bei 88 bis 89° schmelzende 



x ) Long, Chem. Zentralbl. 1892, II. 525. 

a ) Power u. Kleber, Pharm. Rundschau (Neuyork) 12(1894), 162; Aren, 
der Pharm. 232 (1894), 647, 653. 

») Beckmann, Liebigs Annalen 250 (1889), 327; Journ. f. prakt. Chem. II. 
55 (1897), 15. 

*) Brühl, Bert. Berichte 21 (1888) 457, Tabelle. 

s ) Beobachtung im Laboratorium von Schimmel § Co. 

«) Zeitschel u. Schmidt, Bert. Berichte 59 (1926), 2302. 

') Berkenheim, ebenda 25 (1892), 688. 

8 ) Beckmann, Liebigs Annalen 250 (1889), 325. 



470 Hauptbestandteile der ätherischen Öle. 

£-Methyladipinsäure. Nach diesen bei der Oxydation erhaltenen 
Ergebnissen hat man dem Menthol die obenstehende Formel 
gegeben, die durch die von Jünger und Klages 1 ) bewirkte 
Überführung des Menthons in 3-Chlorcymol bestätigt worden ist. 
Daß Menthol durch Erhitzen mit wasserfreiem Kupfersulfat auf 
250 bis 280° Cymol liefert, hatte schon früher Brühl gefunden 2 ). 

Menthol geht beim Erhitzen mit reduziertem Kupfer auf 
etwa 230° in Thymol über 8 ). Bei der Reduktion des Thymols 
nach Sabatier und Senderens entsteht ein kompliziertes 
Gemisch, das i-Menthol und i-NeomenthoI enthält 4 ). 

Von Estern des Menthols sind eine große Anzahl dargestellt 
worden. Das oben erwähnte Acetat und das Isovalerianat sind 
später im Abschnitt „Ester" näher beschrieben. Betreffs anderer 
Ester sei auf eine Abhandlung Tschugaeffs 8 ) verwiesen, der 
besonders auch das Drehungsvermögen berücksichtigte. 

Mit Chloral gibt Menthol nach einer Mitteilung Monteils 6 ) 
zwei flüssige Verbindungen, Chloralmono- und -dimenthol. Beide 
entstehen durch Zusammenschmelzen der berechneten Mengen 
der Komponenten. 

Menthol zu identifizieren dürfte bei seinen besonderen physi- 
kalischen Eigenschaften kaum Schwierigkeiten bieten ; sonst kann 
man zu diesem Zwecke das durch Einwirkung von Phenyliso- 
cyanat entstehende Menthylphenylurethan benutzen. Diese zuerst 
von Leuckart dargestellte Verbindung schmilzt bei 111 bis 112° 
und ist in demselben Sinne optisch aktiv wie das Ausgangs- 
material; durch Erhitzen mit Natriumäthylat ist sie zerlegbar, 
doch findet dabei Inaktivierung des Menthols statt'). Menthol- 
cf-naphthylurethan schmilzt bei 126°, ßr-1-Menthol-d-glucosid bei 
159 bis 160 os ). 

Weitere Derivate, durch die sich Menthol leicht charakteri- 
sieren läßt, sind das durch Erwärmen mit Benzoesäureanhydrid 



*) Berl. Berichte 29 (1896), 314. 

*) Ebenda 24 (1891), 3374. 

■) Brunei, Compt. rend. 150 (1910), 1528. 

4 ) Pickard u. Littlebury, Journ. ehem. Soc. 101 (1912), 109. 

«> Berl. Berichte 31 (1898), 364. 

8 ) l'Union Pharm. Nach Zeitschr. d.allg. österr. Apoth.Ver.46(1908), 272. 

') Beckmann, Journ. f. prakt., Chem. IL 55 (1897), 29. 

8 ) E. Fischer u. Bergmann, Berl. Berichte 50 (1917), 711. 



Alkohole. 47 \ 

entstehende Menthylbenzoat, das im Wasserdampfstrome schwer 
flüchtig ist und bei 54,5° schmilzt 1 ), der Oxalsäuredimenthylester 
vom Smp. 67 bis 68°, der Bernsteinsäuredimenthylester, Smp. 62°, 
der Phthalsäuremonomenthylester vom Smp. 1 10° und der Phthal- 
säuredimenthylester vom Smp. 133°. 

Ein Gemisch von Menthol und Menthon kann in der Weise 
getrennt werden, daß man letzteres oximiert und das gebildete 
Menthonoxim durch Ausschütteln mit verdünnter Schwefelsäure 
aus der ätherischen Lösung entfernt 2 ). 

Die quantitative Bestimmung des Menthols geschieht durch 
Acetylierung. 

Zur Prüfung von Menthol auf etwaigen Ölgehalt ist es ratsam, es zwischen 
Schreibpapier zu pressen und nicht, wie gewöhnlich empfohlen wird, zwischen 
Filtrierpapier, denn auf letzterem heben sich event. Ölflecke weniger deutlich ab. 

Als Verfälschungsmittel sind im Menthol a-Bromcampher 3 ) 
und Acetanilid*) festgestellt worden. 

Isomere Menthole. 

Über die Lage der Isopropyl- und Hydroxylgruppe bei den 
stereoisomeren Mentholen gehen die Meinungen noch auseinander. 
Vavon 5 ) vertritt die Ansicht, daß diese Gruppen beim Menthol 
in trans-Stellung, beim Neomenthol in cis-Stellung zu einander 
stehen. Zeitschel und Schmidt 6 ) hingegen nehmen in der 
Formel des Menthols die räumlich entferntere Lage der Hydroxyl- 
gruppen und tertiären H-Atome und in der Formel des Meo- 
menthols die nähere Lage an. 

1. Inaktives Menthol (identisch mit p-Thymomenthol von 
Brunei')) ist die racemische Form des 1-Menthols und läßt sich 
mit Hilfe der Brucin- und Cinchoninsalze des sauren Phthalats 
in 1- und d-Menthol zerlegen"). dl-Menthol schmilzt bei 34°, 



"•) Beckmann, Liebigs Annalen 262 (1891), 31 j Journ. f. prakt. Chem. II. 
55 (1897), 16. 

a ) Beckmann, Journ. f. prakt. Chem. II. 55 (1897), 17. 

s ) Bericht von Schimmel £j Co. April 1912, 140. 

4 ) Ebenda Oktober 1918, 81. 

s ) Bull. Soc. chim. IV. 39 (1926), 666; Chem. Zentralbl. 1926, IL 198. 

•) Berl. Berichte 59 (1926), 2298. 

7 ) Compt. rend. 140 (1905), 252. 

a ) Pickard u. Littlebury, Journ. chem. Soc. 101 (1912), 109. 



472 Hauptbestandteile der ätherischen Öle. 

sein Phenylurethan bei 104°. Sdp. 216° (760 mm); d{£ 0,904; 
n Dao . 1,461 50 1). 

Zur technischen Herstellung von inaktivem Menthol erhitzt die Rheinische 
Kampferfabrik*) Thymol in Gegenwart von Nickel, Kobalt, Platin oder Palla- 
dium als Katalysator mit Wasserstoff unter Druck, wonach sich aus dem 
Gemisch von dl-Menthol und einem Isomeren beim Erkalten das erstere ab- 
scheidet Das Isomere wird durch Dehydrierung mit Kupfer- oder Nickeloxyd 
in Menthon übergeführt Das Menthon wird alsdann für sich allein oder unter 
Zusatz von neuen Mengen Thymol der katalytischen Hydrierung unterworfen. 
Das flüssige Menthol kann man auch dadurch in inaktives Menthol vom 
Smp. 34° umwandeln, daß man es mit Mentholnatrium oder Mentholkalium 
auf Temperaturen über 100°, zweckmäßig 200 bis 300°, erhitzt. 

Auf ganz ähnliche Weise stellen Howard and Sons und 
Blagden 3 ) aus Thymol oder Piperiton (^l 1 -Menthenon-3) oder 
Menthon durch katalytische Reduktion mit Hilfe eines Nickel- 
katalysators dl-Menthol dar. 

2. d-Neomenthol, ein Reduktionsprodukt des Thymols, 
kommt in geringer Menge im japanischen Pfefferminzöl vor 
und entsteht durch Erhitzen von 1-Menthon mit Isopropylalkohol 
und Aluminiurn-isopropylat, wobei ein Austausch der Oxydations- 
stufen stattfindet 4 ). Eigenschaften: Flüssig, Sdp. 98° (16 mm), 
d 0,90, [a] D + 19,69° s ). — Sdp. 212° (760 mm), dfä 0,903, 
«u + 17,7° 4 ). Smp. des Phenylurethans 108° 4 ). 

3. 1-Neomenthol wurde ebenfalls bei der Reduktion des 
Thymols erhalten. Flüssig; Sdp. 105° (21 mm); d^ 0,8995; 
n DS0 . 1 ,46031 ; [o] D18 . — 1 9,62° 8 ). 

4. dl-NeomenthoI ist die Racemform der beiden aktiven 
Neomenthole. Es ist identisch mit dem Menthol, das Beck- 
mann durch Hydrolyse des 1-Menthylphenylurethans mit Na- 
triumäthylat bei 150° erhalten hatte. Smp. 51°; Sdp. 212° 
(760 mm); d^£ 0,903; n D 1,46040*). Das Phenylurethan schmilzt 
bei 114°, das saure Succinat bei 67 bis 68°, das saure Phthalat 
bei 175 bis 177° s ). 

l ) Zeitschel u. Schmidt, loc. cit. 

a ) Engl. Pat 189450; Chem. Zentral«. 1923, II. 746. — Franz. Pat 558979; 
Chem. Zentral«. 1928, IV. 880. — Engl. Pat. 231 827; Chem. Zentral«. 1927, 1. 359. 

') Engl. Pat 213991; Chem. Zentral«. 1925, I. 1369. — Engl. Pat 238314; 
Chem. Zentralbl. 1927, I. 359. 

*) Zeitschel u. Schmidt, loc. cit. 

s ) Pickard u. Littlebury, loc. cit 



Alkohole. 473 

5. Isomenthol. Es entsteht in geringer Menge bei der Re- 
duktion des 1-Menthons mit Natrium in Äther, oder durch Be- 
handeln von d-Isomenthylamin mit salpetriger Säure. Smp. 83°; 
[«]„ +25,6°*). 

Read, Robertson und Cook 2 ) gewannen dl-lsomenthol 
(Smp. 53,5°; saures Phthalat, Smp. 107 bis 108°) durch Be- 
handeln von dl-Isomenthylamin-hydrochlorid mit Natriumnitrit in 
wäßriger Lösung bei 70°. 

b) BicycHsche Alkohole. 

Sabinol. 

C 10 H 18 O. Mol.-Gew. 152. 

Sabinol ist im Sadebaumöl teils frei, teils als Acetat ent- 
halten; wahrscheinlich kommt es auch im Cypressenöl vor. 

Die Eigenschaften des aus Sadebaumöl _ H 

isolierten Sabinols sind: Sdp. 210 bis 213°, 11 

105 bis 107° (20 mm) 5 ); Semmler*) gibt an: £ 

d ao „ 0,9432, n D 1,488. — Sdp. 95° (9 mm); »OHC,/ \ch 
d 16 „ 0,9480; « D +7°27'; n D20 „ 1,48905; löslich hÄ Jch, 

in 2 Vol. 70°/oigen Alkohols ). Paolini und Y 

Rebora 6 ) fanden für Sabinol, das sie über c _ch— ch 

das' saure Phthalat (Smp. 94 bis 95°) gereinigt 
und durch Verseifung wiedergewonnen hatten, folgende Eigen- 
schaften: Sdp. 208°, d w . 0,9518, [«] D + 7 56', n D18 . 1,4895. 

Durch Oxydation mit Permanganat in verdünnter Lösung bildet 
sich Sabinolglycerin (Smp. 152 bis 153°), aus dem bei weiterer 
Oxydation a-Tanacetogendicarbonsäure entsteht (Smp. 140°). 
Diese Reaktion kann zum Nachweis des Sabinols dienen. 

Bei der Reduktion von Sabinol durch freien Wasserstoff 
bei Gegenwart von Chlorpalladium erhielt Wallach 7 ) neben 



') Beckmann, Berl. Berichte 42 (1909), 846. 
s ) Journ. ehem. Soc. 1927, 212. 
3 ) Bericht von Schimmel 81 Co. Oktober 1895, 40. 
*) Berl. Berichte SS (1900), 1459. 

B ) Beobachtung im Laboratorium von Schimmel $ Co. 
8 ) Atti. R. Accad. dei Lincei, Roma (5) 25 (1916), II. 377; Chem. Zen- 
tralbl. 1917, I. 752. 

') Hachr. K- Ges. Wiss. Göttingen 1919, 321. 



474 Hauptbestandteile der ätherischen Öle. 

Kohlenwasserstoff einen linksdrehenden, sekundären Alkohol, der 
bei vorsichtiger Oxydation wesentlich 1-Thujon lieferte. Hen- 
derson und Robertson 1 ) bekamen bei der Behandlung von 
Sabinol mit Wasserstoff in Gegenwart von aktivem Nickel bei 
170 bis 175° Thujan (Sdp. 157 bis 160°) und einen zweiten ge- 
sättigten Kohlenwasserstoff (Sdp. 161 bis 163°), der wahrscheinlich 
mit dem von Wallach erhaltenen identisch ist. Bei Anwendung von 
kolloidalem Palladium entstand Dihydrosabinol = Thujylalkohol. 

Sabinol-d-Glucosid schmilzt wasserfrei bei etwa 91 ° 2 ). 

Zum Nachweis von Sadebaumölvergiftungen benutzt Hämä- 
lainen 8 ) die Eigenschaft des Sabinols, im Organismus zum Teil 
an Glucuronsäure gepaart zu werden und im Harn als Sabinol- 
glucuronsäure zu erscheinen. Diese Säure liefert ein wohl- 
charakterisiertes Strychninsalz, das mit zwei Molekülen Wasser 
kristallisiert und bei 196 bis 197° schmilzt. 

Pinocarveol. 

C 10 H l8 O. Mol.-Gew. 152. 

Dieser bicyclische Alkohol, dessen Konstitution vielleicht 
durch untenstehende Formel zum Ausdruck kommt, ist höchst 
wahrscheinlich im Nachlaufe des Öles von Eucalyptus glo- 

bulus enthalten*). Künstlich kann er aus 
Pinylaminacetat oder -nitrat durch Um- 
setzung mit salpetriger Säure dargestellt 
werden 5 ). 

Für den aus Eucalyptusöl isolierten 

,-CH s Alkohol gibt Wallach (loc. cit.) folgende 

Konstanten an: Sdp. 92° (12 mm), d 20 „ 

0,9745, n B30 . 1,49630; 

für künstliches Pinocarveol: Sdp. 215 bis 218°, d 2ä „ 0,978, 

n D2S . 1,49787. 

Zum Nachweis eignet sich das Phenylurethan vom Smp. 82 
bis 84° (ein kleiner Teil schmilzt bei 95°). 




*) Journ. ehem. Soc. 123 (1923), 1713. 

s ) Chem. Zentralbl. 1918, I. 1926. 

3 ) Biochem. Zeitschr. 41 (1912), 241; Chem. Zentralbl. 1912, II. 555. 

*) Wallach, Liebigs Annalen 346 (1906), 227. 

B ) Wallach, ebenda 277 (1893), 149. 




Alkohole. 475 

Myrtenol. 

C 10 H 16 O. Mol.-Gew. 152. 

Myrtenol, C l0 H lfl O, nennen v. Soden und Elze 1 ) einen 
Alkohol, den sie, hauptsächlich als Essigester, im Myrtenol 
gefunden haben. Er bildet einen bei 116° 
schmelzenden sauren Phthalester, aus dem 
man den Alkohol als farbloses Öl von 
Myrtengeruch wiedergewinnen kann. Die 
Konstanten sind : Sdp. 220 bis 22 1 ° (751 mm), 
79,5 bis 80° (3,5 mm), d 15 , 0,985, a D + 49°25'. 

Das Myrtenol (Sdp. 222 bis 224 c ; 
102,5 [9 mm]; d 20O 0,9763; a D + 45°45'; 
n D 1,49668) ist von Semmler und Bartelt 2 ) näher untersucht 
worden. 

Mit Phosphorpentachlorid wurde ein Chlorid CioHi 6 Cl gewonnen, das 
bei der Reduktion mit Alkohol und Natrium Pinen lieferte. Auf Grund dieser 
Tatsache stellten Semmler und Bartelt für Myrtenol die oben mitgeteilte 
Formel auf. Bei der Oxydation mit Chromsäure entsteht der Aldehyd Myrtenal 
C, HuO (Sdp. 87 bis 90° bei 10 mm; d 80O 0,9876; n D 1,50420), der durch ein 
bei etwa 230° schmelzendes Semicarbazon und ein Oxim vom Smp. 71 bis 
72° gekennzeichnet ist. Myrtenol kanq durch Oberführung in die Phthal- 
estersäure (Smp. 114 bis 115°) sowie durch Oxydation zu Myrtenal charak- 
terisiert werden. 

Myrtenal ist von Semmler und Zaar 3 ) im falschen Campherholzöl, das 
mit dem Öl von Hernandia peltata^) identisch ist, aufgefunden worden. Das 
gereinigte Myrtenal hatte die Eigenschaften: Sdp. 89 bis 92° (11 mm), 
020=0,9859, [«] D + 13,6°, n D 1,50618. 

Borneol. 

C 10 H ls O. Mol.-Gew. 154. 

Borneol kommt frei in beiden optisch aktiven Modifika- 
tionen, verestert meist nur in der linksdrehenden vor. Der von 
Dryobalanops camphora, D. longifolia und D. Becarii stam- 
mende Borneo- Campher besteht aus d- Borneol, während der 



*) Chem. Ztg. 29 (1905), 1031. 

s ) Berl. Berichte 40 (1907), 1363. 

*) Ebenda 44 (1911), 815. 

*) Bericht von Schimmel $ Co. April 1815, 54. 



476 Hauptbestandteile der ätherischen Öle. 

Ngai-Campher (oder Ngai-fen) 1 ) von ßlumea balsamifera ganz 
oder teilweise aus der linksdrehenden Modifikation besteht. 

d-Borneol ist außerdem gefunden worden im Öl von 
Callitris glavca, im Siam-Cardamomenöl, Muskatnußöl, Weih- 
rauchöl, Lavendelöl, Rosmarinöl und Spiköl. 

1-Borneol im Nadelöl von Ab/es concolor, A. magnifica, 
im Terpentinöl von A. canadensis, im Öl der Nadeln und 
•Zweige von Pinus Lambertiana und P. palustris, im Zapfenöl 
von P. palustris, im Nadelöl von P. heterophylla, im Yellow 
Pineöl, Thujaöl, Holzöl von Chamaecyparis Lawsoniana, 
Citronellöl, Öl von Cymbopogon caesius, canadischen Schlangen- 

wurzelöl, Corianderöl, Baldrianöl, Kesso- 
wurzelöl, Mutterkrautöl und Öl von Arte- 
misia frigida. 

Auch wird über das Vorkommen des 
Borneols noch öfters berichtet, ohne daß 
die Drehungsrichtung angegeben ist. So 
findet es sich im Lärchennadelöl, Öl aus 
den Nadeln und Zapfen von Picea rubens, 
Cedernblätteröl, Chiosterpentinöl, Douglas- 
fichtennadelöl, Terpentinöl von Cedrus libanotica, Pinus brutia, 
Nadelöl von Pinus ponderosa (?), P. excelsa, Öl von Callitris 
verrucosa, C. intratropica, C. rhomboidea (?), Nadelöl von 
Libocedrus decurrens, Ingweröl, Öl von Piper camphoriferum, 
Aristolocbia reticulata, Calycanthus floridus, C. occidentalis, 
Campheröl, Zimtwurzel- und -blätteröl, Öl von Persea pubes- 
cens (?), Aburachanöl, Salbeiöl, Thymianöl, Öl von Eupatorium 
capillifolium, Solidago odora, Goldrutenöl, Schafgarbenöl, Edel- 
schafgarbenöl und Öl von Artemisia arborescens 2 ). 

Verestert, und zwar als Acetat, kommt Borneol vor im 
Edeltannennadelöl, Edeltannenzapfenöl (?), Rottannennadelöl, 
Latschenkieferöl, deutschen und schwedischen rv'efernadelöl (?), 
Hemlocktannennadelöl, Öl aus den Nadeln und Zapfen von 
Picea canadensis und P. rubens, Öl aus den Nadeln und Zweigen 




x ) Bericht von Schimmel § Co. April 1896, 74; 1919, 149. 

s ) Auch in einem tierischen Produkt, dem Bibergeil oder Castoreum 
ist neuerdings 1-Borneol aufgefunden worden. Bericht von Schimmel $ Co. 
1927, 135. 



Alkohole. 477 

von Larix americana, Öl aus den Zweigspitzen von Abies 
canadensls, Schwarzfichtennadelöl, Balsamtannennadelöl, sibi- 
rischen Fichtennadelöl, Lärchennadelöl (?), Nadelöl von CaUitris 
glauca, Corianderöl, Öl von Satureja thymbra, Thymus capi- 
tatus, Baldrianöl, Kessowurzelöl und Goldrutenöl, als Butyrat 
im Baldrianöl und als Isovalerianat im Baldrianöl und Kesso- 
wurzelöl. 

Reines 1-Borneol erhält man am bequemsten durch Verseifen 
des im sibirischen Fichtennadelöl enthaltenen Bornylacetats. 

Künstlich läßt sich Borneol aus d- oder 1-Campher durch 
Reduktion mit Natrium in alkoholischer Lösung 1 ) oder in in- 
differenten Lösungsmitteln 3 ) erhalten; das so dargestellte Borneol 
ist jedoch niemals rein, sondern ein Gemisch von Borneol und 
Isoborneol, einem dem Borneol stereoisomeren Alkohol, und 
zwar bildet sich in alkoholischer Lösung weniger Isoborneol 
als bei Verwendung indifferenter Lösungsmittel; im letzteren 
Falle erhält man nebenher noch etwa 5 °/o Campherpinakon 8 ). 
Aus dem Gemisch der beiden Borneole läßt sich aber dennoch 
reines Borneol abscheiden, wenn man es acetyliert oder ben- 
zoyliert und das sich beim Abkühlen ausscheidende kristalli- 
sierte Bornylacetat und -benzoat verseift. Auch aus dem Pinen 
(Terpentinöl) kann Borneol erhalten werden, entweder als Ester 
durch Erhitzen mit Säuren, z. B. Benzoesäure, Oxalsäure, 
Trichloressigsäure *) und anderen, oder durch Überführen in 
Bornylchlorid und weitere Umwandlung dieser Verbindung direkt 
in Borneol oder in Campher und Isoborneol (s. u. Camphen). 
/9-Pinen kann durch ähnliche Behandlung zur Camphersynthese 
verwendet werden 5 ). 

Nach Haller ) entsteht Borneol, wenn man auf Pinen 
Tetrabrom-, Tetrajod- oder Tetrafluorphthalsäuren einwirken läßt 
und die gebildeten Dibornylester verseift. 

Durch Behandeln von Terpentinöl mit Tetrachlorphthalsäure 



*) Wallach, Liebigs Annalen 230 (1885), 225. 
s ) Beckmann, Beri. Berichte 21 (1888), Ref. 321. 
*) Beckmann, Journ. f. prakt. Chem. II. 55 (1897), 36. 
*> Murayama u. Abe, Journ. pharm. Soc. of Japan 192S, Nr. 498, S. 637. 
Nach Journ. Soc. chem. Ind. 48 (1924), B. 33. 

s ) Austerweil, Chem. Ztg. 50 (1926), 5; Engl. Pat. 222141. 
8 ) Chem. Zentralbl. 1928, IV. 724. 



478 Hauptbestandteile der ätherischen Öle. 

erhält man den Dibornylester dieser Säure, aus dem man durch 
Verseifen isoborneolfreies Borneol gewinnt 1 ). 

Reines Borneol bildet, aus Ligroin kristallisiert, glänzende 
Blättchen oder Tafeln, die dem hexagonalen System angehören 8 ). 
Es besitzt einen dem Campher etwas ähnlichen, an Ambra er- 
innernden Geruch; der Schmelzpunkt liegt bei 203 bis 204° (bei 
isoborneolhaltigen Präparaten bei 206 bis 208°), der Siedepunkt 
bei 212°. Wie Campher, so ist auch Borneol schon bei gewöhn- 
licher Temperatur flüchtig, aber nicht in dem Maße wie jener. 
Das spez. Gewicht des d-Borneols wird von Plowman 8 ) zu 
1,011, für 1-Borneol zu 1,02 angegeben. 

Das Drehungsvermögen des d-Borneols fand Beckmann*) 
zu + 37,44°; in Übereinstimmung damit stehen die Angaben 
von Haller 8 ), welcher für den aus dem kristallisierten Acetat 
wiedergewonnenen Alkohol [a] D -j- 37,63° ermittelte. Natürliches 
I-Borneol besitzt nach Beckmann [a] B — 37,74°*), nach Haller 
[a] D — 37,77°*); ein etwas höheres Drehungsvermögen, nämlich 
[a] D — 39°35', wurde für das unter dem Namen Ngai-fen vor- 
kommende 1-Borneol beobachtet 6 ). Meist ist das in den ätherischen 
Ölen enthaltene Borneol aber mehr oder weniger racemisiert. 
Die rechts- und die linksdrehende Modifikation des Borneols 
verhalten sich chemisch völlig gleich. 

Borneol ist zwar ein gesättigter Alkohol, dennoch bildet er 
lose Additionsprodukte mit Brom und Halogenwasserstoff '), 
die sich aber nicht zur Charakterisierung eignen; andrerseits 
können durch Einwirkung von Halogenwasserstoff, besser von 
Halogenphosphor, auch die entsprechenden Bornylhalogenide er- 
halten werden, die man jedoch zweckmäßiger aus Pinen gewinnt. 
Als sekundärer Alkohol geht Borneol bei der Oxydation zunächst 
in das zugehörige Keton C 10 H la O, Campher, über; ein Drehungs- 
wechsel findet dabei nicht statt. Werden die Dämpfe von Borneol 



*■) D. R. P. Anm. F. 47011, ausgelegt am 12. 1. 1932. 
2 ) Traube, Journ. f. prakt. Chem. IL 49 (1894), 3. 
a ) Pharmaceutical Journal 33 (1874), 711. 

*) Liebigs Annalen 260 (1889), 353; Journ. f. prakt. Chetn. II. 55 (1897), 33. 
*) Compt. rend. 109 (1889), 30; s. auch Hall er, Compt. rend. 112 (1891), 
143, Über den Einfluß des Lösungsmittels auf das Rotationsvermögen. 
") Bericht von Schimmel § Co. April 1895, 74. 
') Wallach, Liebigs Annalen 230 (1885), 226. 



Alkohole. 47g 

über auf 250 bis 300° erhitztes Kupferoxyd geleitet, so bildet 
sich Campher. Bei 300° verläuft die Reaktion quantitativ. Er- 
hitzt man stärker, so wird die Ausbeute kleiner, und schließlich 
bildet sich bei 420 bis 430° ein Gemisch von Terpenkohlenwasser- 
stoffen. Bei' Verwendung von stark wirkenden oder sauren Oxy- 
dationsmitteln können auch Oxydationsprodukte des Camphers, 
wie Camphersäure usw., oder Oxydationsprodukte des Camphens 
auftreten. Gegen wasserentziehende Mittel, wie Chlorzink und 
verdünnte Schwefelsäure, ist Borneol sehr beständig 1 ), es unter- 
scheidet sich dadurch wesentlich von dem ihm isomeren Iso- 
borneol; führt man es durch Phosphorpentachlorid in Bornyl- 
chlorid, das sich nicht unzersetzt Umkristallisieren läßt, über und 
entzieht diesem durch Kochen mit Anilin Salzsäure, so entsteht 
Camphen. Bornylchlorid läßt sich in guter Ausbeute gewinnen 
durch Behandeln pinenhaltiger Öle mit Thionyl- oder Sulfuryl- 
chlorid und einer organischen Säure 2 ). 

Aus Borneol sind zahlreiche Äther und Ester dargestellt, 
die zum Teil kristallisieren und zur Charakterisierung verwertet 
werden können. Das Formiat, Acetat, Valerianat und Benzoat 
sind im Abschnitt „Ester" beschrieben. 

Nach L. Schmidt") erhält man Bornyl- und Isobornylester organischer 
Säuren in guter Ausbeute und ohne Nebenprodukte, wenn man diese Säuren 
mit Pinen oder pinenhaltigen Ölen unter Zusatz von Bortrioxyd erhitzt. 

Durch Erhitzen von Borneol mit Kali auf 250 bis 280° er- 
reichte Guerbet 4 ) eine fast vollständige direkte Überführung in 
Camphol- und Isocampholsäure. 

Zum Nachweis des Borneols in ätherischen Ölen benutzt 
man die bei ca. 205 bis 215° siedende Fraktion, aus der sich 
das Borneol häufig schon beim Abkühlen ausscheidet. 

Zur Charakterisierung dient das durch Einwirkung von 
Carbanil entstehende Bornylphenylurethan, das bei 138 bis 139° 
schmilzt 5 ) und in demselben Sinne optisch aktiv ist wie das 
Borneol, aus dem es dargestellt wurde; ferner sind das bei 29° 



*) Bertram u. Walbaum, Journ. f. prakt. Chem. II. 49 (1894), 8. 
a ) D. R. P. 397314; Chem. Zentralbl. 1934, II. 1134. 
a ) D.R.P. 401870 und 406768; Chem. Zentralbl. 1925, I. 229 u. 1908. 
4 ) Compt rend. 147 (1908), 70; 14S (1909), 98. 

*) Bertram u. Walbaum, Journ. f. prakt Chem. IL 49 (1894), 5.— Das 
Phenylurethan des Isoborneols hat denselben Schmelzpunkt! 



480 Hauptbestandteile der ätherischen Ole. 

schmelzende Acetat sowie die durch Vereinigung von Borneol 
mit Chloral und Bromal entstehenden Additionsprodukte, von 
denen das des Chlorais bei 55 bis 56° 1 ), das des Bromais bei 
105 bis 106° 2 ) schmilzt, zum Nachweis des Borneols zu benutzen. 
Das I-Borneol-a-naphthylurethan schmilzt bei 132°. d-Borneol- 
d-Glucosid bildet Nadeln vom Smp. 134 bis 136°; 1-Borneol- 
d-GIucosid schmilzt bei 138 bis 141°. Schließlich kann man 
auch Borneol durch Oxydation mit Beckmannscher Chrom- 
säuremischung in Campher überführen und diesen durch sein 
Oxim, Smp. 118 bis 119", identifizieren. 

Hin und wieder kommt man in die Lage, ein Gemisch von 
Borneol und Campher trennen zu müssen. In diesem Falle führt 
man nach einem von Haller 3 ) angegebenen Verfahren durch Er- 
wärmen des Gemisches mit Bernsteinsäureanhydrid das Borneol 
in den sauren Bernsteinsäureester über, dessen Natriumsalz in 
Wasser löslich ist und somit leicht vom Campher getrennt 
werden kann; an Stelle von Bernsteinsäureanhydrid läßt sich 
auch Phthalsäureanhydrid verwenden. Wie ein Versuch gezeigt 
hat, reagiert Borneol auch schon in Benzollösung mit Phthal- 
säureanhydrid. Bei zweistündigem Erhitzen auf dem Wasserbad 
waren 70 °/o in Reaktion getreten. Die beim Erhitzen mit Benzoe- 
säure- oder Stearinsäureanhydrid entstehenden Ester des Borneols 
sind schwer flüchtig und können durch Destillation mit Wasser- 
dampf von Campher befreit werden. Man kann aber auch den 
Campher in sein Oxim überführen und dieses dem Gemisch 
durch Schütteln mit etwa 25°/oiger Schwefelsäure entziehen. 

Zur quantitativen Borneolbestimmung kann man die — mög- 
lichst konzentrierte — Lösung des Gemisches in einem geeigneten 
Lösungsmittel (Xylol) acetylieren und durch Feststellung der 
Esterzahl den Alkoholgehalt ermitteln. 

Ist Isoborneol zugegen, so kann man dieses durch Erhitzen 
mit Benzoesäure, Benzoesäureanhydrid oder Stearinsäure in 
Camphen überführen und das Borneol aus dem gebildeten Ester 
regenerieren. Ferner wird durch V*- bis 1 /a stündiges Erhitzen 
mit einer Mischung von 20 % Schwefelsäure und 80 °/o Methyl- 

*) Hall er, Compt. rend. 112 (1891), 145. 

*) Minguin, Compt rend. 116 (1893), 889; Bertram u. Walbaum 
geben loc. cit 98 bis 99° an. 

s ) Compt. rend. 108 (1889), 1308. 



Alkohole. 481 

alkohol nur das Isoborneol 1 ) in den Methyläther übergeführt. Zur 
Unterscheidung vom Isoborneol ist auch das von Tschugaeff an- 
gegebene Verhalten der beiden Alkohole gegen Salpetersäure sehr 
geeignet 3 ). Borneol entwickelt mit konzentrierter, reiner Salpeter- 
säure rote Dämpfe, während reines Isoborneol diese nicht gibt. 
Henderson und Heilbron 8 ) empfehlen zur Unterscheidung des 
Borneols vom Isoborneol die Darstellung der p-Nitrobenzoate 
dieser Alkohole. Das Bornyl-p-nitrobenzoat schmilzt bei 137°, das 
Isobornyl-p-nitrobenzoat bei 129°. Von Oxydationsmitteln wird 
Borneol leichter angegriffen. Zu beachten ist auch, daß die Borneol- 
derivate durchweg schwerer löslich sind als die Isoborneolderivate. 

Durch Behandlung von Camphenhydrochlorid mit Kalkmilch 
stellte Asch an 4 ) ein neues, Camphenhydrat genanntes Borneol 
dar, das aus einer harten, weißen Kristallmasse besteht, die bei 
142° schmilzt und bei 205° siedet. Smp. von sublimierter Sub- 
stanz 150 bis 151°. 

Ebenso wie Camphenchlorhydrat setzen sich auch Bornyl- und Isobornyl- 
chlorid mit Kalkmilch um. Während sich jedoch aus Bornylchlorid fast in 
quantitativer Ausbeute Camphenhydrat bildet, liefert Isobornylchlorid fast nur 
Camphen neben wenig Camphenhydrat. Da das Verhalten des Camphen- 
chlorhydrats in der Mitte liegt, so nimmt Aschan 8 ) an, daß es ein Gemenge 
zweier Chlorhydrate, des «- und /?-Camphenchlorhydrats, darstellt, von denen 
die «-Verbindung bei der Behandlung mit schwachen Alkalien Camphenhydrat 
und die ^-Verbindung Camphen liefert. 

Die Isomerieverhältnisse des Methylcamphenilols und Camphenhydrats 
sind von Aschan 6 ) klargelegt worden; diese Alkohole sind in demselben 
Verhältnis geometrisch isomere Körper wie Borneol und Isoborneol. 

Der Geruch des Camphenhydrats ist gleichzeitig schimmel- 
und mentholartig. Charakteristisch für den neuen Alkohol ist 
die Leichtigkeit, mit der er Wasser abspaltet, wobei Camphen 
zurückgebildet wird. Die Abspaltung erfolgt schon beim Schütteln 
mit warmen verdünnten Mineralsäuren, beim Kochen mit Eis- 
essig und zuweilen schon bei der Destillation. 

*) Bertram u. Walbaum, Journ. f. prakt. Chem. 11. 49 (1S94), 8. — 
Hesse, Berl. Berichte 39 (1906), 1144. 
a ) Chem. Ztg. 26 (1902), 1224. 
a ) Proceed. chem. Soc. 29 (1913), 381. 
4 ) Berl. Berichte 41 (1908), 1092. 
*) Liebigs Annalen 3SS (1911), 1. 
■>) Ebenda 410 (1915), 222. 
Gildemeister, Die ätherischen Öle. I. 31 



482 Hauptbestandteile der ätherischen Öle. 

Isoborneol. 

C 10 H 18 O. Mol.-Gew. 154. 

Diesen bei der Reduktion von Campher neben Borneol ent- 
stehenden stereoisomeren Alkohol erhält man auch durch Hydra- 
tisierung von Camphen 1 ). Der Schmelzpunkt liegt nach Bertram 
und Walbaum bei 212° (im zugeschmolzenen Röhrchen). Der 
Siedepunkt läßt sich nicht bestimmen, da der Alkohol zu sub- 
limieren beginnt, bevor sein Siedepunkt erreicht ist. [a] D — 0°26' 
(15,12 %ige alkoholische Lösung). Das Phenylurethan schmilzt 
bei 138 bis 139° (es hat denselben Schmelzpunkt wie Borneol- 
phenylurethan !) und bildet mit alkoholischem Kali Isoborneol 
zurück. Der Schmelzpunkt des Isoborneol-ß-naphthylurethans 
liegt bei 129°. Das Isobornylchlorid läßt sich nicht unzersetzt 
Umkristallisieren und besteht hauptsächlich aus /^-Camphenchlor- 
hydrat. r-Isoborneol-d-Glucosid schmilzt wasserfrei bei 143 bis 
144,5°. Wie Semmler und Mayer 2 ) gefunden haben, wird 
Camphen beim Kochen mit Ameisensäure am Rückflußkühler 
quantitativ in IsoBornylformiat umgewandelt. Die Konstanten 
des Esters waren: Sdp. 91 bis 93° (11 mm), d 20 o 1,005, n D 1,4726. 
Nach Wesson 3 ) werden Isobornylester und Camphen gewonnen, 
indem man ein Gemisch aus einer Carbonsäure und Pinenhalogen- 
hydrat mit Zink (nicht wesentlich mehr als 5 °/o des angewandten 
Pinenhalogenhydrats) erhitzt. 

Thujylalkohol. 

C 10 H lg O. Mol.-Gew. 154. 
CHg 

CH Der in ätherischen Ölen vorkommende Thujyl- 

Hc/ / '\ CHOH 0< * er Tanacetylalkohol ist, ebenso wie der durch 

Reduktion von Thujon*) erhaltene, ein Gemisch 

mehrerer stereoisomerer sekundärer Alkohole, 

C die sich auch durch ihre physikalischen Kon- 

H 3 C-CH— CH 5 stanten unterscheiden. 



HiC X / CHs 



x ) Bertram u. Walbaum, Journ. f. prakt. Chem. II. 49 (1894), 1. 
s ) Berl. Berichte 44 (1911), 2012. 

a ) Americ. Pat. 1372382; Chem. Zentral bl. 1921, II. 1063. 
*) Semmler, Berl. Berichte 25 (1892), 3344. — Wallach, Liebigs 
Armalen 272 (1893), 109. 



Alkohole. 483 

Thujylalkohol ist enthalten im Wermutöl, und zwar teils 
frei, teils an Essigsäure, Isovaleriansäure und vielleicht auch an 
Palmitinsäure gebunden. Außerdem ist er in den Ölen von 
Thuja plicata, Boronia thüjona (?) und Artemisia arborescens 
nachgewiesen worden. 

Zur Reindarstellung kann man nach Paolini und Divizia 1 ) 
die Phthalestersäuren benutzen. Sie fanden für den aus ver- 
schiedenen Ausgangsmaterialien auf diese Weise erhaltenen 
Thujylalkohol: Sdp. 206 bis 207°, d 0,9229 bis 0,923, a B + 50,01° 
bis +114,67°, n D 1,4625 bis 1,4758. 

Tschugaeff und Fomin 2 ) reinigten den sauren Phthalester 
über das Cinchoninsalz, aus dem dann der reine Alkohol isoliert 
wurde. d-Thujylalkohol hatte: d^£ 0,91 87, [k] d + 116,93°. 1-Thujyl- 
alkohol war fest, Smp. 28°, [e] D20 . — 9,12°. 

Um den Alkohol nachzuweisen, kann man ihn mit Chrom- 
säure oxydieren und aus dem entstandenen Thujon das Oxim 
oder Semicarbazon darstellen. 

Fenchylalkohol. 

C 10 H ls O. Mol.-Gew. 154. 

Fenchylalkohol, dem nach Sem mler die untenstehende Formel 
zukommt, findet sich in dem Öl 3 ), das man durch Wasserdampf- 
destillation aus Wurzelstümpfen gewinnt, 
die nach dem Abhauen des Stammes noch CHs 

mehrere Jahre in dem Erdboden gesteckt C 

haben, ferner in dem Öl, das aus dem H a C | C<^ 

harzreichen Kienholz von P/nus palustris ch 8 

(Yellow Pine Oil) erhalten wird. H s c' ^ | ! C< CHa 

Nach neueren Untersuchungen scheint " CH *"" s 

der Alkohol auch in dem Öl von Lavandula 

stoechas vorhanden zu sein. Künstlich stellt man ihn dar durch 
Reduktion von Fenchon. Nach Barbier und Grignard 4 ) entsteht 
Fenchylalkohol neben anderen Alkoholen durch Hydratisierung 

*) Atti R. Accad. dei Lincel, Roma [5] 2S (1914), II. 226; Chem. Zentralbl. 1915, 
I. 607. — Paolini, Gazz. chim. ital. 42 (1912), I. 41 ; Chem. Zentralbl. 1912, 1. 1011. 

2 ) Berl. Berichte 45 (1912), 1293. 

3 ) Bericht von Schimmel § Co. April 1910, 107. 

4 ) Bull. Soc. chim. IV. 5 (1909), 512, 519. 

31* 



484 Hauptbestandteile der ätherischen Öle. 

von französischem Terpentinöl. Diese Forscher nehmen an, daß 
er aus anwesendem /3-Pinen gebildet wird. 

Der durch Reduktion von aktivem Fenchon erhaltene aktive 
Fenchylalkohol zeigt ein dem Ausgangsmaterial entgegengesetztes 
Drehungsvermögen. 

Wallach gibt für ihn folgende Eigenschaften an: Sdp. 201°, 
d 80= 0,933, [ C ] D — 10,35 D1 ), Smp. 45° 2 ). Bertram und Helle«) 
fanden: Smp. 45 °, Sdp. 201 bis 202°, [a] D — 10,9°. 

Einen sehr reinen Fenchylalkohol vom Smp. 49° gewannen 
Nametkin und Seliwanoff *), indem sie rohen Fenchylalkohol 
mit Phthalsäure dehydratisierten und die nach dem Abdestillieren 
des entstandenen dl-Fenchens hinterbleibende Fraktion einer 
besonderen Behandlung mit Phthalsäureanhydrid unterwarfen. 
Ein Alkohol vom Smp. 45° ist nicht rein und enthält eine ölige 
Beimengung, wahrscheinlich eine stereoisomere Verbindung. 
Für optisch reinen 1-FenchylalkohoI geben Pickard, Lewcock 
und Yates 6 ) an: [«] D20 „ — 15,5°. 

Der aus dem Yellow Pine Öl isolierte dl-Fenchylalkohol besaß 
folgende Konstanten: Smp. 33 bis 35°, Sdp. 202^5 203°, [a] D I 0°. 

Ein von Wallach durch Mischen von d- und 1-Fenchylalkohol 
erhaltenes inaktives Produkt zeigte denselben Schmelzpunkt. 

Durch Reduktion von d-Fenchon ([«] Da0 o +62,62°; d™ ° 0,9460) mit Natrium 
in alkoholischer Lösung erhielten Kenyon und Priston ) ein Gemisch von 
a~ und ^-Fenchylalkohol im Verhältnis 9:1. Aus dem Gemisch wurde über 
das saure Phthalat reiner «-Fenchylalkohol (Sdp. 94° [20 mm]; Smp. 47"; 
Msaai — 15,04°) und über das p-Nitrobenzoat reiner ^-Fenchylalkohol (Sdp. 91° 
[18 mm]; Smp. 3 bis 4°; [a] BM i —27,97°) gewonnen. Bei der Oxydation 
mit Chromsäure gaben die beiden Alkohole ein mit dem Ausgangsmaterial 
identisches d-Fenchon. Wenn auch die Alkohole dieselbe Drehungsrichtung 
aufwiesen, so zeigten ihre Derivate doch optische Eigenschaften von entgegen- 
gesetztem Charakter: Die Überführung des «-Fenchylalkohols in neutrale 
Ester ergab beträchtlich stärker linksdrehende, die Umwandlung des ^-Fenchyl- 
alkohols in neutrale Ester bedeutend weniger linksdrehende Verbindungen. 
Beim Fenchyl-p-nitrobenzoat wurde die Drehung der /S-Verblndung sogar 
positiv («d-)-13,5 ); «-Fenchyl-p-nitrobenzoat hatte « D — 23,2°. 



*) Liebigs Annalen 26S (1891), 145. 

3 ) Ebenda 284 (1895), 331. 

3 ) Journ. f. prakt. Chem. IL 61 (1900), 295 

*) Ebenda 106 (1923), 25. 

s ) Proceed. chem. Soc. 3» (1913), 127. 

") Journ. chem. Soc. 127 (1925), 1472. 



Alkohole, 485 

Durch Wasserabspaltung mit Kaliumbisulfat 1 ) werden aus 
dl-Fenchylalkohol erhalten: 1-a-Fenchen, d-£-Fenchen, Isofenchylen 
und Cyclofenchen. 

Zum Nachweis des aktiven Fenchylalkohols benutzt man 
die bei 145 bis 145,5° schmelzende Fenchylphthalestersäure und 
das Phenylurethan vom Smp. 82 bis 82,5°. 1-Fenchylalkohol- 
d-glucosid schmilzt wasserfrei bei 130 bis 132°*). Von den 
inaktiven Derivaten schmilzt die Phthalestersäure niedriger (bei 
143°) und das Phenylurethan höher (bei 88° ungefähr) als die 
entsprechenden aktiven Derivate. Das Oxalat der optisch aktiven 
Formen schmilzt bei 92 bis 93,5°, das des inaktiven Fenchons 
bei 100,5 bis 101,5° s ). Auch die Oxydation zu Fenchon und 
die Charakterisierung dieses Ketons läßt sich zur Identifizierung 
benutzen. 

Der Isovaleriansäureester des Fenchylalkohols ist unter dem 
Namen Fenchyval im Handel. Den Fenchylester der p-Nitro- 
benzoesäure erhält man beim Erhitzen von 4 Teilen Fenchyl- 
alkohol und 5 Teilen p-Nitrobenzoylchlorid; er schmilzt bei 
108 bis 109°. 

c) Tricyclische Alkohole. 

Teresantalol. 

C 10 H 16 O. Mol.-Gew. 152. 

Der einzige bisher bekannte tricyclische Terpenalkohol, das 
Teresantalol, der von Semmler und CH 

Bartelt 4 ) durch Reduktion des Me- H0 .HC-(CH)C l~"~ CH 

thylesters der Teresantalsäure dar- * ^ 

gestellt worden war und wahrschein- „ _ _, ' 

lieh die nebenstehende Konstitution ^~~th 

besitzt, ist von Schimmel 8f Co. ä ) 

im ostindischen Sandelholzöl aufgefunden worden. Sdp. 95 bis 
98°; Smp. 113°; [«].„ + 1 1°58"). 

') Qvist, Liebigs Annalen 417 (1918), 278. 

s ) Literatur siehe S. 416. 

s ) Qvist, loa cit. 

*> Berl. Berichte 40 (1907), 3103. 

s ) Bericht von Schimmel 8f Co. Oktober 1910, 106; April 1911, 105. 



486 Hauptbestandteile der ätherischen Öle. 

d) Alkohole unbekannter Konstitution. 

Olibanol. 

QoH^O. Mol.-Gew. 152. 

Nach Fromm und Klein 1 ) gibt es verschiedene Olibanole. 

«-Olibanol findet sich im Weihrauchöl; Sdp. 117 bis 119° 
(22 mm), 210 bis 211° (gewöhnlicher Druck); d u . 0,9504. Bei 
der Oxydation mit Permanganat liefert es keine Pinononsäure. 
Durch Reduktion von a-Olifaanol mit Natrium und Alkohol 
entsteht ein Dihydro- Olibanol, C 10 H i8 (Sdp. 100 bis 102° 
bei 25 mm). 

/S-Olibanol ist von Fromm und Autin 2 ) ebenfalls aus 
Weihrauchöl gewonnen worden. Es entsteht beim Erhitzen von 
«-Olibanol über den Siedepunkt durch Umlagerung. Bei der 
Oxydation mit Permanganat entsteht Pinononsäure. Beim Ver- 
such, /J-Olibanol zu reduzieren, wurde neben harzigen Produkten 
nur das unveränderte Ausgangsmaterial gewonnen. 

y-OlibanoI wurde aus einem anderen terpenhaltigen Oli- 
banumöl, das im Vakuum destilliert wurde, erhalten 2 ). Sdp. 114 
bis 116° (15 mm), d 18 „ 0,9502. Die Substanz, die sich nicht wie 
«-Olibanol reduzieren und in die /S-Verbindung durch Erhitzen 
überführen ließ, gab bei der Oxydation eine flüssige Säure und 
reagierte nicht mit Semicarbazid. 



D. Sesquiterpenalkohole. 

Entsprechend den aliphatischen und cyclischen Sesquiter- 
penen unterscheidet man auch Sesquiterpenalkohole mit offener 
Kette und solche mit ringartiger Bindung. Wie unter den alipha- 
tischen Terpenverbindungen hauptsächlich die Träger blumen- 
artiger Gerüche zu finden sind, so zeichnen sich die aliphatischen 
Sesquiterpenalkohole Farnesol und Nerolidol, im Gegensatz zu 



*} Liebigs Annalen 425 (1921), 213. 
*) Ebenda 401 (1913), 253. 



Alkohole. 487 

den cyclischen, die mehr holzartig riechen, durch einen zwar 
schwachen, aber angenehmen, balsamischen, blumenartigen Ge- 
ruch aus, der besonders in der Verdünnung hervortritt und 
lange anhaftet. 



a) Aliphatische Sesquiterpenalkohole. 

Farnesol. 

C 16 H 9B 0. Mol.-Gew. 222. 

s ^>C:CHCH 3 CH 2 .C:CH-CH 2 CH 3 .C:CH.CH a OH 



CH 



3 



CH 3 CH S 



Wie das Formelbild zeigt, ist das Farnesol als der dem 
Geraniol entsprechende Alkohol der Sesquiterpenreihe anzusehen. 
Er ist teils frei, teils als Ester enthalten im Ceylon-Citronellöl, 
Palmarosaöl, Maiblumenöl 1 ), Java-Canangaöl, Resedablütenöl 1 ), 
Rosenöl, Akazienblütenöl 1 ), Perubalsamöl, Tolubalsamöl, Öl von 
Robinia pseudacac/'a, Neroliöl, Lindenblütenöl, Moschuskörneröl 
und Syringenblütenöl '). 

Eigenschaften. Sdp. 160° (10 mm); d 18 „ 0,885; « D +0°; 
n r , 1.48809 1 ). — Sdp. 160° (10 mm); d 18 . 0,885; n D 1,488 2 ). — 
Sdp. 149" (4mm); d in .0,894; « D + 0° s ). — Sdp. 140 bis 141° 
(3 bis 4 mm); d 14 „ 0,8934; « lP +0°; n D20 „ 1,48991 4 ). — Für Farnesol, 
das aus racNerolidol dargestellt war, fand Ruzicka'') d^°- 0,8908, 
n r>2o° ^ .4890 und für das aus d-Merolidol gewonnene d^ 0,8954, 
n m8 , 1,4924. 

Die Konstitution des Farnesols wurde von M. Kerschbaum 8 ) 
aufgeklärt 7 ). Durch Wasserabspaltung entsteht Farnesen. Bei 
der Oxydation mit Chromsäure bildet sich der Aldehyd Farnesal 
(Semicarbazon, Smp. 133 bis 135°). Über das Oxim und das 



*) Kerschbaum, Berl. Berichte 46 (1913), 1732. 

a ) Haarmann u. Reimer, D.R.P. 149603; Chem. Zentralbl. 1904, 1. 975. 

3 ) v. Soden u. Treff, Berl. Berichte 37 (1908), 1095. 

4 ) Bericht von Schimmel § Co. April 1914, 71. 

5 ) Helvet chim. acta 6 (1923), 492. 
a ) loc. cit. 

') Über abweichende Ansichten über die Konstitution des Farnesols vgl. 
Verley, Bull. Soc. chim. IV. 35 (1924), 606. 



488 Hauptbestandteile der ätherischen Öle. 

entsprechende Nitrit gelangt man zur Farnesensäure. Bei der 
Verseifung des Farnesennitrits entsteht neben Farnesensäure 
und Essigsäure in einer Ausbeute von 50°/o das Keton Dihydro- 
pseudojonon. 

Den weiteren Beweis für die Richtigkeit der Konstitutions- 
formel haben C. Harries und R. Haarmann 1 ) durch den Abbau 
des Farnesols und die dabei erhaltenen Spaltprodukte erbracht. 

Betreffs der stereochemischen Verhältnisse des Farnesols, 
die 4 Raumisomere möglich erscheinen lassen, weist Ruzicka 
darauf hin, daß zwischen den einzelnen Farnesolpräparaten aus 
Moschuskörneröl, Orangenblütenöl, Ceylon - Citronellöl, Java- 
Canangaöl, dl-Nerolidol und d-Nerolidol merkliche Unterschiede 
bestehen. Demnach ist es wahrscheinlich, daß die Farnesole 
verschiedener Herkunft auch aus verschiedenen stereoisomeren 
Modifikationen oder Mischungen solcher bestehen. Welche 
Formen in den einzelnen Präparaten enthalten sind, kann vor- 
läufig noch nicht mit Sicherheit entschieden werden. 

Feste Derivate des Farnesols sind bis jetzt noch nicht er- 
halten worden. Über die Synthese des Farnesols siehe unter 
Nerolidol. 

Nerolidol. 

c i 6 H a6 0. Mol. -Gew. 222. 

Wahrscheinliche Formel : 
fH OH 

CH s ^C:CH.CH 2 -CH 2 -C:CH.CH 2 -CH ä -C-CH:CH, 

CH 3 CH 3 

Man kann sich nach Ruzicka 2 ) das Nerolidol als durch 
Anlagerung eines Isoprenrestes an Linalool entstanden denken. 

Nerolidol ist in den hochsiedenden Anteilen des Ofangen- 
blütenöls s ) und im Perubalsamöl*) aufgefunden worden. Sdp. 276 
bis 277°, 128 bis 129° (6 mm); d0,880; a D + 13°32' 2 ). — Sdp. 
125 bis 127° (4 bis 5 mm); d 1B . 0,8801; « D -|-12 48'; n DM . 1,48023 *). 
— Ruzicka fand für reines Nerolidol aus Perubalsam: Sdp. 96 

*) Berl. Berichte 46 (1913), 1737. 

s ) Helvet chim. acta 6 (1923), 483, 492. 

*) Hesse u. Zeitschel, Journ. f. prakt. Chem. II. 66 (1902), 504. 

4 ) Bericht von Schimmel $ Co. April 1914, 75. 



Alkohole. 489 

bis 98° (0,2 mm), d M . 0,878, c D + 13°36', n D22 . 1,4786 *). — 
Phenylurethan, Smp. 37 bis 38° a ). Das Thomssche Peruviol 3 ) 
ist ein nicht ganz reines Nerolidol gewesen. 

Bei der Oxydation des Nerolidols mit Chromsäure erhielt 
Ruzicka Farnesal (Semicarbazon, Smp. 134°). Durch Erhitzen 
mit Essigsäureanhydrid in einer Kohlensäureatmosphäre wird 
Nerolidol in Farnesol 4 ) umgelagert, daneben entsteht Farnesen. 

Eine Totalsynthese des rac. Nerolidols und Farnesols hat 
Ruzicka 6 ) ausgeführt. Er kondensierte das aus Geranylchlorid 
und Acetessigester gewonnene or-/3-Dihydropseudojonon mit 
Natriumamid und Acetylen und erhielt in fast quantitativer Aus- 
beute Homogeranyl-äthenylmethylcarbinol = Dehydro-dl-nerolidol 
(Sdp. 146 bis 147° bei 12 mm). Dieses Carbinol lieferte bei der 
Behandlung mit Natrium in feuchter Ätherlösung das Homo- 
geranylvinyl-methylcarbinol = rac. Nerolidol. 

Doremol. Dieser aliphatische Sesquiterpenalkohol •) kommt 
als Acetat in den hochsiedenden Fraktionen des Ammoniacumöls 
vor. Der freie Alkohol siedete bei 145 bis 155° (12 mm); 
d 20 „ 0,8723, « D -f3°30', n D20 „ 1,47216. Durch Reduktion mit Platin 
und Wasserstoff bildete sich zunächst Dihydrodoremol und so- 
dann Tetrahydrodoremol. 

Zahlreicher als die aliphatischen sind die cyclischen Sesqui- 
terpenalkohole. Im Vergleich zu den Sesquiterpenen ist das 
Mengenverhältnis, in dem sie in den Ölen enthalten sind, kleiner; 
es gibt aber auch Öle, wie z. B. das ostindische Sandelholzöl, die 
fast gänzlich aus Sesquiterpenalkoholen bestehen. Viele von 
diesen, besonders die tertiären Verbindungen, zeichnen sich 
durch ein großes Kristallisationsvermögen aus, so daß sie sich 
manchmal in kristallisiertem Zustande freiwillig aus den Ölen 
abscheiden. Man bezeichnete solche Ausscheidungen früher mit 



*■) Helvet. chim. acta 6 (1923), 483, 492. 

2 ) Bericht von Schimmel S Co. April 1914, 75. 

8 ) Arch. der -Pharm. 237 (1899), 274. 

*) Vgl. auch M. Naef § Co. Schweiz. Pat. 105710; Chem. Zentralbl. 182«, 
I. 1294. 

5 ) Vgl. auch M. Naef $ Co. Schweiz. Pat. 104335; Chem. Zentralbl. 1926, 
I. 1293. 

e ) Semmler, Jonas u. Roenisch, Berl. Berichte 50 (1917), 1823. 



490 Hauptbestandteile der ätherischen Öle. 

dem allgemeinen Namen „Campher", worauf die noch jetzt zu- 
weilen gebräuchliche Benennung einzelner dieser Verbindungen 
zurückzuführen ist. 

Für die kristallisierten Sesquiterpenalkohole ist der Schmelz- 
punkt eine charakteristische Konstante. Auch bietet ihre Ab- 
scheidung aus den Ölen nur selten Schwierigkeiten, da sie in 
den meisten Fällen durch Auskristallisieren geschieht. Zur 
Isolierung der flüssigen Sesquiterpenalkohole ist man dagegen 
ausschließlich auf die fraktionierte Destillation angewiesen, wobei 
sie unter gewöhnlichem Druck um etwa 300° übergehen. 

Dem chemischen Verhalten nach unterscheidet man primäre, 
sekundäre und tertiäre Sesquiterpenalkohole, während man sie 
nach ihrer Konstitution in monocyclische, bicyclische und tricyc- 
lische einteilt. Hierzu kommen noch Verbindungen der Formel 
C15H24O und C ia H 22 0, die zu den ersterwähnten jedenfalls in 
engster Beziehung stehen. 

b) Monocyclische Sesquiterpenalkohole. 

/J-Elemol. Dieser in der Natur nicht vorkommende Ses- 
quiterpenalkohol entsteht durch Umlagerung aus dem bicyclischen 
or-Elemol, das auf S. 495 beschrieben ist. 

c) Bicyclische Sesquiterpenalkohole. 

Betulol, C 10 H 24 O, findet sich in freiem Zustande und als 
Acetat im Birkenknospenöl. Der Alkohol kann über die Phthalester- 
säure abgeschieden und rein erhalten werden. Sdp. 284 bis 288° 
(743 mm); 138 bis 140° (4 mm); d 16 „ 0,975; a D — 35°; n D etwa 
1,501791). — Sdp. 157 bis 158° (13 mm); d le . 0,977; a D — 26°30' ; 
n Dlfl . 1.5150 2 ). Schimmel § Co. s ) fanden für gereinigtes Betulol: 
Sdp. 158° (7 mm), d ia . 0,9777, c D — 19°46', n Dä0 . 1,51385. 

Betulol läßt sich quantitativ verestern. Für das Acetat gibt 
Semmler an: Sdp. 158 bis 165° (10 mm), d 20 ,0,9854, a D — 12°, 
n D30 . 1,4962. v. Soden und Elze fanden: Sdp. 142 bis 144" 
(4 mm), d 15 . 0,986. 

x > v. Soden u. Elze, Berl. Berichte 88 (1905), 1636. 

a ) Semmler, Jonas u. Richter, Berl. Berichte öl (1918), 417. 

s ) Bericht von Schimmel § Co. 1918, 8. 



Alkohole. 49 ] 

Bei der Reduktion mit Platin und Wasserstoff in absolut-ätherischer 
Lösung liefert Betulol gesättigtes Tetrahydrobetulol, dsH^O : Sdp. 153 bis 158° 
<14 mm), di ao 0,9415, «d — 6° 48', n Dls0 1,4908. Betulol läßt sich durch Be- 
handlung mit Phosphorpentachlorid in Petroläther leicht in Betulylchlorid 
überführen, eine Flüssigkeit vom Sdp. 160 bis 170° (11 mm); d 210 1,0145. 



«- und ß-Santalol. 

C 1B H 24 0. Mol.-Gew. 220. 

Im ostindischen Sandelholzöl (von Santa/um album) findet 
sich als Hauptbestandteil ein Gemenge zweier primärer, unge- 
sättigter Alkohole, 
die als «- und (i- H * c CH C(CH s )CH 2 CH 2 CH:C(CH,)-CH s OH 

Santalol bezeichnet CH c 

1 1 (1 oi-oantalol 

werden, und von Mi L ' _„ . ... 

, ' , HC , C-CHs nach Semmler 1 ). 

denen dem ersteren '- ' 

jedenfalls eine tri- w * 

cyclische, dem zweiten eine bicyclische Struktur zukommt. 
Quantitativ überwiegt die a-Verbindung. Auch im westaustra- 
lischen Sandelholzöl ist vielleicht Santalol enthalten. Für zwei 
Rohsantalole gibt Semmler 2 ) folgende Konstanten an: 

Sdp. 161 bis 168° (10 mm), d, . 0,973, « D — 21°, n D 1,50974, 
d J(S . 0,9762, a v -18°30', n D 1,50974. — v. Soden 5 ) hat als Grenz- 
werte aufgestellt: d lso 0,976 bis 0,978, « D — 16°30' bis — 20°. — 
Im Laboratorium von Schimmel § Co. wurden an Santalol 
eigener Fabrikation folgende Werte beobachtet: d 1B . 0,973 bis 
0,982, « D — 14° bis — 24°, n D90 . 1,504 bis 1,509, bei 20° löslich 
in 3 bis 4 Vol. 70°/oigen Alkohols. 

Für die beiden Modifikationen des Santalols sind folgende 
Eigenschaften verzeichnet: 

«-Santalol: Sdp. 300 bis 301° (760 mm), 162 bis 163° 
(13 mm), d .0,9854, o D — 1,2°«). — Sdp. 301 bis 302° (752 mm), 
155° (8 mm), d 16 . 0,977 6 ). 



*) Berl. Berichte 43 (1910), 1893. 

a ) Ebenda 40 (1907), 1132. 

*) Pharm. Ztg. &* (1909), 251. 

4 ) Guerbet, Compt. rend. 130 (1900), 1326. 

») v. Soden, Arch. der Pharm. 238 (1900), 362. 



492 Hauptbestandteile der ätherischen Öle. 

,3-Santalol: Sdp. 309 bis 310° (760 mm), 170 bis 171° 
(14 mm), d „ 0,9868, a B — 56°*). 

Optisch reines a- und ^-Santalol haben Paolini und 
Divizia 2 ) gewonnen, indem sie das Strychninsalz des sauren 
Santalylphthalats durch fraktionierte Kristallisation reinigten 
und dann verseiften. Auf diese Weise erhaltenes «-Santalol 
hatte: Sdp. 159° (10 mm), d 16 . 0,979, « D + l°10', n Dle . 1,499. 
Für /?-Santalol wurde gefunden: Sdp. 168 bis 169° (10 mm), 
d 16 . 0,9729, a D — 42° 0', n D19 . 1,5092. 

Hinsichtlich seines chemischen Verhaltens ist Santalol von 
verschiedenen Seiten eingehend untersucht, so daß eine große 
Anzahl von Derivaten bekannt ist. Durch Oxydation mit Chrom- 
säure entsteht der Aldehyd Santalal, C 16 H SS! 0, dessen Semicar- 
bazon bei etwa 230° schmilzt 8 ); Oxydation mit Permanganat in 
Acetonlösung führt in der Hauptsache zu Tricycloeksantalsäure, 
CuH ia O„ Smp. 71 bis 72° 4 ). 

Bei der Reduktion des tricyclischen «-Santalols mit Platin und Wasser- 
stoff in Eisessig erhielten Semmler und Risse") bicyclisches Tetrahydro- 
santalen (Sdp. 115 bis 116° bei 9mm; j>] D +5°36'; n D 1,46908). Es ist 
also bei dieser Reduktion nicht nur die Hydroxylgruppe durch Wasserstoff 
ersetzt worden, sondern sogar eine Ringsprengung eingetreten. 

Die Reduktion des bicyclischen ^-Santaiols führte nicht zu einem einheit- 
lichen Produkt. Das Santalol war wahrscheinlich zum Teil in ein Gemisch von 
Tetrahydrosantalen mit wenig Hexahydrosantalen übergeführt worden, was darauf 
hindeutet, daß das bicyclische Santalol auch monocyclisches Santalol enthielt. 

Ober die Konstitution der Santalole hat Semmler 8 ) eingehende Studien 
gemacht, deren Resultate kurz folgende sind: Das niedriger siedende «-Santalol 
ist dem höher siedenden jff-Santalol gegenüber einfach ungesättigt tricyclisch, 
während letzteres zweifach ungesättigt bicyclisch ist. Die Oxydation mit 
Kaliumpermanganat ergab eine Säure C ls Hi S O s , die tricyclisch war, und die 
Oxydation mit Ozon den zugehörigen Aldehyd C ls Hi S 0; die Säure wurde 
Eksantalsäure, der Aldehyd Eksantalal genannt. Die Eksantalsäure 
ist ein Derivat der Teresantalsäure, also auch das «-Santalol ein Derivat der 
letzteren. Wenn aber das Santalen und das «-Santalol Derivate der Teresantal- 



') Guerbet, loc. cit. 

ä ) Chem. Zentralbl. 1915, I. 606. 

*) Semmler u. Bode, Berl. Berichte 40 (1907), 1126. — Von Schimmel 
5 Co. (Bericht 1921, 44) wurde bei verschiedenen Präparaten ein Smp. von 
215 bis 219° beobachtet. 

*) Semmler u. Bode, Berl. Berichte 40 (1907), 1133. 

8 ) Ebenda 46 (1913), 2306. 

•) Ebenda 43 (1910), 1898. 



Alkohole. 493 

säure sind, die ihrerseits dem Campher-Typus angehört, so ist damit die Kon- 
stitution eines Teils der Sesquiterpene bezw. der Sesquiterpenalkohole erwiesen: 
ein Teil der Sesquiterpene und Sesquiterpenalkohole leitet sich vom Campher- 
Typus ab. 

Über die quantitative Bestimmung des Santalols siehe in 
dem späteren, die Prüfung der ätherischen Öl behandelnden 
Abschnitt unter „Chemische Prüfungsmethoden". 

Santalcampher. Eine Santalcampher genannte Verbin- 
dung C 16 H 24 0„ ist aus dem Öl des südaustralischen Sandel- 
holzes (Santalum Preissianum) abgeschieden worden ; sie schmilzt 
bei 104 bis 105 01 ). 

Maroniol. Jeancard und Satie 2 ) isolierten aus Guyana- 
Sandelholzöl einen tertiären (?) Alkohol, Maroniol, mit den 
Konstanten: Sdp. 155 bis 159° (20 mm), d ä8= 1,0378, « — 6°, 
löslich in 1,6 Vol. 70°/° igen und in 6,5 Vol. 60% igen Alkohols. 

Atractylol, C 16 H a „0, scheidet sich aus dem aus den Wurzeln 
von Atractylis ovata erhaltenen Öle aus 8 ). Smp. 59°; Sdp. 290 
bis 292° (760 mm), 162° (15 mm); n D 1,51029 bis 1,51101. Es 
ist optisch inaktiv, sein Geruch soll an Maiblumen erinnern. Eine 
Lösung in Chloroform färbt sich mit einigen Tropfen Schwefel- 
säure rotbraun, später tritt Violettfärbung ein. Es erfolgt leicht 
Wasserabspaltung unter Bildung von Atractylen. 

Aus Atractylol gewann Takagi 4 ) durch Reduktion mit Wasserstoff und 
Platin in Eisessig Dihydroatractylol (CisHasO; [«] D1JO + 14,9°). 

Atractylol steht in naher Beziehung zu Machilol. 

Machilol, C la H 2B 0, ist ein bicyclischer, tertiärer Sesqui- 
terpenalkohol, der von Takagi 4 ) aus dem Öl vom Holz der 
Lauracee Machilus /(usano/ isoliert wurde. Smp. 79 bis 80°, 
Sdp. 160° (14 mm), [«] D2S „ + 42,87°. 

Durch Reduktion mit Wasserstoff und Platinschwarz wurde Dihydro- 
machilol, Ci H 28 O, erhalten (Smp. 82 bis 83°; Sdp. 157 bis 158° [14 mm]; 
[»Wo + 1 6,43°). Oxydation des Machilols mit Kaliumpermanganat lieferte 



') Bericht von Schimmel S; Co. April 1891, 49; Oktober 1891, 34. 
*) Perfum. Record 2 (1911), 79. 

■*) Gadamer u. Amenomiya, Arch der Pharm. 241 (1903), 22. 
*) Journ. pharm. Soc. Japan 1921, Nr. 473 (II. Mitteilung); Bericht von 
Schimmel § Co. 1922, 45. 



494 Hauptbestandteile der ätherischen Öle. 

Di(hydr)oxymachilol = Machilenglycerin, eine Verbindung, die sich als 
identisch mit a-Di(hydr)oxyatractyIol erwies, das der Autor durch Oxydation 
von Atractylol mit Kaliumpermanganat darstellte. Atractylol und Machilol 
besitzen nach Takagi dasselbe Skelett und sind nur durch die Stellung der 
Doppelbindung und der Hydroxylgruppe voneinander verschieden. 

Aus den Ergebnissen der Oxydation des Machilols mit Ozon 
und mit Permanganat in Acetonlösung sowie der Dehydrierung 
mit Schwefel schließt Takagi 1 ), daß dem Sesquiterpenalkohol 
die Konstitution eines l-Äthyliden-7-oxyisopropyl-dekahydro- 
naphthalins zukommt. 

Guajol, C 1S H S8 0. Dieser Sesquiterpenalkohol ist im Öl des 
Holzes von Bulnesia Sarmienti und in dem „f^a/oe garoe"*) 
genannten Holze enthalten. Außerdem ist er nachgewiesen 
worden im Öl aus dem Holze von Callitris glauca, C. intra- 
tropica, C. Macleyana, im Ladanumöl (?) und im Bärwurzkrautöl (?). 
Guajol ist nach Semmler und Mayer 8 ) ein bicyclischer Sesqui- 
terpenalkohol mit einer Doppelbindung. 

Seine Eigenschaften sind: Smp. 91°, Sdp. 288", Sdp. 147 bis 
149° (9 mm), ff DM .— 29,8°, d^0,9714, n D20 . 1,5100, Mol.-Refr. 
68,35, ber. /^68,07. Blass*) gibt als kristallographisch-optische 
Eigenschaften an: trigonalpyramidal, a:c= 1:0,54959. Voll- 
kommene prismatische Spaltbarkeit. Härte etwa 4. Sehr schwache 
positive Doppelbrechung. 

Durch Hydrierung des Guajols in eisessigsaurer Lösung 
mit Wasserstoff bei Gegenwart von Platin erhielten Semmler 
und Risse B )*Tetrahydroguajen. Sdp. 118 bis 119° (7 mm); 
d 20 0,8806; a r -f-10°36'; n D 1,47840. 

Für Guajylmethyläther, durch die Einwirkung von Jodmethyl 
auf Kaliumguajolat dargestellt, ermittelte Gandurin 8 ) folgende 
Eigenschaften: Sdp. 141 bis 143° (9 mm), d£ 0,9513, d^ 0,9332, 
[«W — 31,81°, n mM . 1,48963. 



») Journ. pharm. Soc. Japan 1924, Nr. 514, S. 1; Chem. Zentralbl. 1936, 
I. 1715. 

s ) Eyken, Recueit des trav. chim. des P.-B. 25 (1906), 40, 44; Chem. 
Zentralbl. 1906, I. 841. 

a ) Bert. Berichte 45 (1912), 1390. 

*) Inaug. Dissert., Breslau 1910; Chem. Zentralbl. 1910, IL 871. 

8 ) Berl. Berichte 46 (1913), 2305. 

6 ) Ebenda 41 (1908), 4362. 



Alkohole. 495 

Der Sesquiterpenalkohol aus dem /(a/oe garoe besitzt etwas 
vom Guajol abweichende Eigenschaften. Die Wasserabspaltung 
erfolgt bei Guajol schwerer und führt zu blaugefärbtem Guajen. 

Der früher Champacol 1 ) genannte Körper ist mit Guajol 
identisch. 

Über die Versuche zur Feststellung des dem Guajol bezw. 
Guajen zugrunde liegenden Skeletts siehe unter Guajen, S. 390. 

Amyrole, C 15 H 2i O und C 16 H 2e O, wurden in dem aus Amyris- 
Arten gewonnenen westindischen Sandelholzöl aufgefunden und 
bilden jedenfalls ein Gemisch zweier Verbindungen von obigen 
Formeln. Bei Veresterungsversuchen tritt leicht Wasserabspal- 
tung ein. 

Fusanole, C 18 H 24 0. Diese Alkohole sind bicyclische Ver- 
bindungen mit zwei doppelten Bindungen und Isomere des 
Santalols. Sie kommen im westaustralischen Sandelholzöl 2 ) vor. 

a-Fusanol:Sdp.l46bis149 o (5mm);d ia .0,9775;[a| Ba6 .+5,7°; 
n Dte . 1,5060. 

(tf-Fusanol: Sdp.153 bis 155° (5 mm); d ls .0,9753; [«] D26 c+26°; 
n D26 . 1,5100. 

Die Fusanole lieferten Phenylurethane. 

Elemol, C 16 H afl O. «-Elemol ist nach Jansch und Fantl 3 ) 
ein bicyclischer 4 ), einfach ungesättigter, tertiärer Sesquiterpen- 
alkohol. Er kommt in den hochsiedenden Fraktionen des Manila- 
Elemiöls vor. Die Konstanten sind: Smp. 46°, Sdp. 142 bis 143° 
(10 mm), d 21 , 3 =0,941 12, « D20(B . — 2,73° (50 mm-Rohr), n DS1 , r l ,49788, 
Mol.-Refr. 69,13. Beim Benzoylieren des a-Elemols und Verseifen 
des Benzoats ging der Alkohol in das isomere flüssige, zwei 
Doppelbindungen enthaltende j?-Elemol über, das sich als 
identisch mit dem von Semmler und Liao 5 ) gefundenen Elemol 



*) Wallach, Liebigs Annale« 279 (1894), 395. 

s ) Rao u, Sudborough, Journ. Ind. Inst. Science 5 (1923), 163; Chem. 
Zentralbl. 1924, I. 1282. 

3 ) Berl. Berichte 56 (1923), 1363. 

*) Anm. bei der Korrektur. Ruzicka u. Pfeiffer haben neuerdings 
(Helvet. chim. acta 9 [1926], 81) einwandfrei festgestellt, daß «-Elemol ein 
monocyclischer, tertiärer Alkohol ist 

5 ) Berl. Berichte 49 (1916), 794; 50 (1917), 1286. 



496 Hauptbestandteile der ätherischen Öle. 

erwies. Demzufolge war der von diesen Autoren aus dem 
Elemiöl über das Benzoat gewonnene monocyclische Sesqui- 
terpenalkohol Elemol kein Naturprodukt, sondern ein sekundäres 
Produkt und erst beim Benzoylieren aus dem ursprünglich im 
Öl enthaltenen festen «-Elemol durch Umlagerung entstanden. 
Die Konstanten des monocyclischen ji?-Elemols sind: Sdp. 
152 bis 156° (17 mm), d 20 . 0,9411, [«] D — 5°, n D 1,5030, Mol.- 
Refr. 69,73. Mit Hilfe von Platin und Wasserstoff wurde es 
schnell zu Tetrahydroelemol, C 18 H S0 O, reduziert, aus dem 
durch Behandlung mit wasserentziehenden Mitteln Tetrahydro- 
elemen (C^H^) entsteht. 

Eudesmol, C 16 H 28 0, ist in den Ölen von Leptospermum 
flavescens und Araucaria Cookii und im Öl mancher Euca- 
lyptusarten aufgefunden worden. Nach Semmler und Tobias 1 ) 
ist Eudesmol ein bicyclischer, ungesättigter Sesquiterpenalkohol 
mit den Konstanten: Smp. 78 bis- 84°, Sdp. 156° (10 mm), 
d 20 . 0,9884, |a] D20 „4-3r21' (12 °/oige Lösung in Chloroform), 
n Dä0 . 1,516, Mol.-Refr. 67,85. »Semmler und Mayer-) fanden 
Mol.-Refr. 67,99, Burke und Scalione 8 ) 68,001. Die Reduktion 
des Eudesmols mit Wasserstoff und Platinmohr führte zu Di- 
hydroeudesmol, einem Alkohol vom Smp. 82°, Sdp. 155 bis 
160" (12,5 mm). Eudesmol geht beim Kochen mit 90°/oiger 
Ameisensäure in Eudesmen über: Sdp. 129 bis 132° (10 mm), 
d 20 . 0,9204, [a] Dt0 . + 49°, n D10 . 1,50738. 

Als Reduktionsprodukt eines besonders gereinigten Eudes- 
mols vom Smp. 84° mit Platin und Wasserstoff in Eisessiglösung 
wurde von Semmler und Risse 4 ) Tetrahydroeudesmen 
erhalten: Sdp. 116 bis 117° (5,5 mm), d 20 „ 0,8896, [g] d + 11° 48', 
n D 1,48425. 

Bei der Dehydrierung mit Schwefel nach der Methode von 
Ruzicka*) entsteht der Naphthalinkohlenwasserstoff Eudalin, 
C 14 H ]e , ein weiterer Beweis, daß Eudesmol ein bicyclischer 
Terpenalkohol ist. 



l ) Berl. Berichte 46 (1913), 2026. 

ä ) Ebenda 45 (1912), 1390. 

3 ) Journ. ind. eng. Chemistry 7 (1915), 206. 

*) Berl. Berichte 46 (1913), 2303. 

s ) Helvet. chim. acta 5 (1922), 361. 



Alkohole. 497 

Sesquiterpenalkohol aus Nelkenstielol, C 16 H 2a O. Seine 
Konstanten sind nach Semmler und Mayer 1 ): Sdp. 138 bis 140° 
(8 mm), d 20 . 0,9681, a D - 17°, n D 1,5010, Mol.-Refr. 68,18. 

Sesquiterpenalkohol aus Selleriesamenol, C 1B H 28 0. 
Ruzicka und Stoll 2 ) stellten im Selleriesamenol Sesquiterpen- 
alkohole bicyclischer Natur fest, die sich wahrscheinlich nicht 
vom Hydronaphthalinring ableiten. 

Sesquiterpenalkohol aus Ysopöl, C 1B H 26 0. In deutschem 
Ysopöl fanden Ruzicka, Pontalti und Balas 3 ) neben etwas 
primärem oder sekundärem Alkohol in der Hauptsache einen 
tertiären, bicyclischen Sesquiterpenalkohol vom Cadinentypus. 
Sdp. 150 bis 152° (12 mm), grünes, dickflüssiges Öl. 

Sesquiterpenalkohole C ls H 21 und C 16 H se O aus Campheröl. 

Die höchstsiedenden Fraktionen des Campheröls bestehen, 
wie L. Ruzicka und M. Stoll*) fanden, neben Sesqui- und Di- 
terpenen in der Hauptsache aus Alkoholen. 

Aus der zwischen 146 und 165° (12 mm) siedenden Sesquiterpenalkohol- 
fraktion wurde über das Benzoat (Sdp. 175 bis 176° [2 mm]) ein Gemisch 
verschiedener Alkohole, hauptsächlich der Formel Ci B H 2 gO, erhalten. Teils 
aus diesem Gemisch, teils aus der bei 140 bis 170° (12 mm) siedenden 
Fraktion isolierten die Forscher mittels der Phthalestermethode einen primären 
bicyclischen Alkohol CibH 28 (Sdp. 156 bis 158° [12mm]) von unbekanntem 
Kohlenstoffgerüst, je einen sekundären bicyclischen Alkohol Ci 6 H 2S 
(Sdp. 160 bis 162° [12 mm]) und CiH a4 (Sdp. etwa 154 bis 155° [12 mm]), 
von denen mindestens einer zur Untergruppe der hydrierten Naphthalinderivate 
vom Cadinentypus gehörte, und zwei tertiäre bicyclische Alkohole 
CuHjseO (Sdp. 156° [12 mm]), die den beiden Untergruppen der hydrierten 
Naphthalinderivate vom Cadinen- und Eudesmoltypus angehörten (Gewinnung 
von Cadalin und Eudalin bei der Reduktion mit Schwefel). 

Sesquiterpenalkohole aus Zimtblätteröl, C 15 H 2a O. 
S. Glichitch 8 ) isolierte aus der Sesquiterpenfraktion des Zimt- 
blätteröls durch Behandlung mit Phthalsäureanhydrid * drei 
bicyclische Sesquiterpenalkohole der Zusammensetzung 
C 10 H 28 O, und zwar 1. einen primären Alkohol (Cinnamol), 



*) Berl. Berichte 45 (1912), 1392. 
2 ) Helvet. chim. acta 6 (1923), 852. 
s ) Ebenda 855. 
*) Ebenda 7 (1924), 260. 
6 ) Les Parfüms de France 1925, 124. 
Gildemeister, Die ätherischen Öle. I. 32 



498 Hauptbestandteile der ätherischen Öle. 

Sdp. 130 bis 135° (2,5 mm), ein dickes, gelbes, anhaltend 
und angenehm riechendes Öl — Oxydation mit Chromsäure in 
Essigsäure gab einen stark riechenden Aldehyd — , 2. einen 
sekundären Alkohol (Foliol), Sdp. 133 bis 135° (2,5 mm), 
ein gelbes, noch dickeres Öl von ähnlichem aber schwächerem 
Geruch — die Oxydation mit Chromsäure in Essigsäure lieferte 
ein weniger stark riechendes Keton — , 3. einen tertiären Alkohol 
(Combanol), Sdp. 115 bis 116° (1,5 mm), ein sehr viskoses, gelbes, 
im Geruch an gewisse Wachsarten erinnerndes Öl. Sein Phenyl- 
urethan war, ebenso wie das der beiden andern Alkohole, flüssig. 
Beim Erhitzen mit konzentrierter Ameisensäure färbte sich Com- 
banol violett und bildete das entsprechende Sesquiterpen (Com- 
banen), Sdp. 126 bis 127° (10 mm), « D18 . — 28° 20', ein farbloses, 
sehr schwach riechendes, an Citronellalhydrat erinnerndes Öl 
mit roten, nicht kristallisierbaren Chlor- und Bromhydraten. 

d) Tricyclische Sesquiterpenalkohole. 

Cedrol (Cederncampher, Cypressencampher), C 16 H a6 0, ist 
im Cedernholzöl (von Juniperus virginiana), im Öl von Juniperus 
procera, f. chinensis (?), im Cypressenöl und im Öl einer Cun- 
ninghamia und von Origanum smyrnaeum (?) in der rechts- 
drehenden Form aufgefunden worden. Smp. 86 bis 87°; Sdp. 291 
bis 294° (gew. Druck) ; 1 57 bis 1 60 ° (8 mm) ; d-|<£ 1 ,0056 ; [a^ + 9 ° 3 1 ' 
(in Chloroformlösung),- n Da0 .1 ,4824; Mol.-Refr, 66,46. Mit Phosphor- 
pentoxyd oder Ameisensäure behandelt, spaltet es leicht Wasser 
ab unter Bildung von Cedren. Das Phenylurethan schmilzt bei 
106 bis 107 01 ). 

Cedrol bildet ein Chromat 2 ), das aus klaren, gelbroten, 
schmalen Prismen besteht, die bei 115° zu einer schwarzen 
Flüssigkeit schmelzen. Dieser tertiäre Alkohol läßt sich auf die 
gewöhnliche Art nicht quantitativ acetylieren. Die kristallo- 
graphisch-optischen Eigenschaften des Cedrols sind 8 ): Optisch 
aktiv, rechtsdrehend, rhombisch, 0,98385 : 1 : 0,70502, Härte etwa 2, 
vorzügliche Spaltbarkeit nach {00l}, weniger deutliche nach {lio}, 
positive Doppelbrechung. 

*) Bericht von Schimmel § Co. Oktober 1906, 72; April 1910, 36. 
*i Wienhaus, Berl. Berichte 47 (1914), 322. 
") Blaß, Chem. Zentralbl. 1910, II. 872. 



Alkohole. 4^g 

Semmler und Mayer 1 ) haben im Cedernholzö^jrch-ei»en 
primären Sesquiterpenalkohol, das Cedrenol, CißH^ÖijgeTnmren. 
Der über das Acetat gereinigte Alkohol besitzt folgende Eigen- 
schaften: Sdp. 166 bis 169° (9,5 mm), d 90 , 1,0083, b D20 „ + O°, 
n D20 . 1,5212. Cedrenyl Chlorid siedet bei 150 bis 165° (10 mm)- 
d 20 . 1,001. 

Außer dem Cedrenol wiesen dieselben Autoren noch einen 
gesättigten tertiären Alkohol, das Pseudocedrol (C 15 H ge O) im 
Cedernöi nach. Er siedet bei 147 bis 152° (10 mm) und bildet ein 
zähflüssiges Öl von den Eigenschaften: d ao , 0,9964, c D20 .-|-21,5°, 
n D20 . 1,5131. Bei der Einwirkung von Ameisensäure auf Pseudo- 
cedrol resultierte Cedren. 

Cedrol und Pseudocedrol sind chemisch identisch, aber 
physikalisch isomer. 

Vetivenol, C 15 H 24 0. Dieser primäre tricyclische, einfach 
ungesättigte Alkohol kommt im Vetiveröl vor. Sdp. 170 bis 174° 
(13 mm); d 20 „ 1,0209; a D + 34°30'; n D 1,52437; Mol.-Refr. 65,94. 
Bei der Reduktion entsteht Di hydro vetivenol, C ls H„ e O, vom 
Sdp. 176 bis 179° (17 mm). 

Außerdem findet sich im Vetiveröl auch ein bicyclisches 
Vetivenol. Beide Vetivenole sind auch in dem Reunion-Vetiveröl 
enthalten. Die Reduktion des rohen Vetivenols aus Re"unionöl 
mit Wasserstoff bei Gegenwart von fein verteiltem Platin führte 
anscheinend zu tricyclischem Dihydrovetivenol und bicyclischem 
Tetrahydrovetivenol. Ein geringer Teil des Vetivenols war dabei 
zu einem Kohlenwasserstoff reduziert worden. 

Maticocampher, C 1B H ae O, ist früher, aber in neuerer Zeit 
nicht mehr, aus dem Öl von Maticoblättern in dicken, hexagonalen, 
bei 94° schmelzenden Säulen erhalten worden, [u]^ — 28,73° in 
Chloroformlösung. Durch mehrstündiges Erhitzen mit 50°/oiger 
Schwefelsäure erfolgt Wasserabspaltung. 

Cubebencampher, C 16 H a8 0, soll sich aus Cubebenöl ab- 
scheiden, wenn dieses längere Zeit der Einwirkung von Luft 
ausgesetzt wird. Die Verbindung dreht links, schmilzt bei etwa 
68 bis 70° und siedet bei 248° unter Wasserabspaltung. Diese 
Abspaltung erfolgt auch auf andere Weise überaus leicht. 



*) Berl. Berichte 45 (1912), 786. 

32* 



500 Hauptbestandteile der ätherischen Öle. 

Sesquiterpenalkohol aus Eucalyptusöl, Globulol 1 ), 
C 16 H se O. Aus dem Öl von Eucalyptus globulus wurde von 
Schimmel $ Co. 8 ) ein Sesquiterpenalkohol C 15 H 2e O mit nach- 
stehenden Eigenschaften isoliert: Smp. 88,5°, Sdp. 283° (755 mm), 

[o] D -35°29' (in Chloroformlösung). 

Bei der Wasserabspaltung bildeten sich zwei voneinander 
verschiedene Sesquiterpene. 

Ledol, Ledumcampher, C ls H B0 O, wird aus dem Sumpf- 
porschöl erhalten. Er ist ein tertiärer Sesquiterpenalkohol und 
bildet lange, farblose, nadeiförmige Prismen vom Smp. 105° und 
dem Sdp. 281°. Die alkoholische Lösung ist schwach rechts- 
drehend. Auf den Organismus wirkt die Verbindung als ein 
Nervengift. Die Überführung in das Sesquiterpen Leden geht 
mit großer Leichtigkeit vor sich. 

Ledol bildet ein Chromat vom Smp. 92 ° s ). 

Patchoulialkohol (-campher), C 16 H 28 0, bildet einen geruch- 
losen Bestandteil des Patchouliöls, aus dem er in Kristallen vom 
Smp. 56° abgeschieden werden kann. Er ist stark linksdrehend, 
[a] D — 97° 42' (in Chloroformlösung). Ebenso wie eine flüssige 
Verbindung aus dem gleichen Öle, die etwas schwächer dreht; 
spaltet er leicht Wasser ab unter Bildung von PatcRoulen. 

Semmler und Mayer*) berechneten für Patchoulialkohol 
d^° 1,0284, n DS0 „ 1.5245; als Mol.-Refr. fanden sie 66,19, die einem 
tricyclischen Alkohol entspricht. Patchoulialkohol ist auf die 
gewöhnliche Art nicht quantitativ acetylierbar. Er liefert ein 
beständiges Chromat 6 ). 

e) Sesquiterpenalkohole unbekannter Konstitution. 

Die Sesquiterpenalkohole sind in den ätherischen Ölen außer- 
ordentlich verbreitet, aber häufig als nebensächliche Bestand- 
teile, die nur in kleinen Mengen vorhanden sind. Sie sind dann 
meist nur nebenbei erwähnt und einer eingehenden Untersuchung, 

*•) Semmler u. Tobias, Bert. Berichte 46 (1913), 2026. 

*) Bericht von Schimmel § Co. April 190i, 45. 

a ) Wien haus, Berl. Berichte 47 (1914), 330. 

*) Bert. Berchte 45 (1912), 1390. 

») Wienhaus, ebenda 47 (1914), 322. 



. Alkohole. 501 

die augenblicklich noch große Schwierigkeiten bietet und nur mit 
größeren Substanzmengen ausgeführt werden kann, nicht unter- 
zogen worden. Im folgenden sollen noch eine Anzahl von Ölen 
aufgeführt werden, in denen Sesquiterpenalkohole entweder direkt 
nachgewiesen sind, oder bei denen die Forschungsergebnisse auf 
deren Gegenwart schließen lassen. 

Nadolol von Ab/es pindrow, aus dem Simonsen 1 ) zwei 
isomere Sesquiterpenalkohole C 15 H a4 isolierte. 

Atlascedernöl. 

Öl der Blätter von Cryptomeria japonica. Nach So 
Uchida 2 ) enthält das Öl einen Sesquiterpenalkohol C 16 H aa O 
vom Sdp. 284 bis 286°, d|fg- 0,9623, [a] D16 . + 16,76° (5<>/oige 
Lösung in Chloroform), n D2a>8 . 1,5048. 

Öl des Holzes von Cryptomeria japonica. Kimura 3 ) wies 
in dem Öl einen Sesquiterpenalkohol nach, den er Cryptomeriol 
nennt. Sdp. 162 bis 163° (10 mm), d 0,964, [«] D — 37°5'. 

Cypressenöl. Enthält nach Schimmel § Co.*) einen 
flüssigen Sesquiterpenalkohol C tr> H 2a O vom Sdp. 136 bis 138° 
(4 bis 5 mm). 

Wach ol der beer öl. Verbindung vom Smp. 165 bis 166°. 

Wacholderrindenöl. Mattsson 6 ) gewann aus diesem Öl 
einen festen Sesquiterpenalkohol C 15 H Oi 0, „Juniperol". Weiße 
Kristalle. Smp. 106,8 bis 107,2° (korr.), df£ 1,0460, [ß] D20 .+ 17,81° 
(in Alkohol) bis +18,39° (in Chloroform), n D 1,519. Beim Er- 
hitzen mit 60°/oiger Schwefelsäure spaltete der Alkohol Wasser 
ab unter Bildung von „Juniperen", C 15 H 29 . 

Vetiveröl. 

Öl von Andropogon Iwarancusa. Sesquiterpenalkohol vom 
Sdp. 176 bis 177° (31 mm). 

Öl von Cymbopogon sennaarensis. Sesquiterpenalkohol 
C ia H 2e O vom Sdp. 170 bis 175° (21 mm), 280 bis 285° (gew. Druck), 
d 1B .0,9544, a I)2i .+ 10°48'. Er läßt sich nicht quantitativ acetylieren. 

Inchigrasöl. Sesquiterpenalkohol C 1S H 28 0. 

l ) Indian Forest Rec. 8 (1922), 368. 
») Journ. Americ. ehem. Soc. 38 (1916), 687. 
a ) Berichte d. deutsch, pharm. Ges. 19 (1909), 369. 
*) Bericht von Schimmel § Co. April 1918, 45. 

5 ) Bidrag tili kännedom af Finlands natur och folk. Utgifna af Finska 
Vetenskaps-Societeten. H. 72. Nr. 1. Helsingfors 1913. 



502 Hauptbestandteile der ätherischen Öle. 

Calmusöl. Semmler und Spornitz 1 ) fanden in rus- 
sischem Calmusöl einen Sesquiterpenalkohol C 16 H a4 0, „Ca- 
lamenol". 

Zitwer würze 1 öl. Aus den von 140 bis 166° (7 mm) 
siedenden Anteilen dieses Öles isolierte Bacon 2 ) einen Sesqui- 
terpenalkohol, der das charakteristische Aroma des Öles ver- 
ursacht. Kristalle vom Smp. 67°, d|£ 1,01, «»±0°. 

Paradieskörneröl. 

Ingweröl. Brooks 8 ) fand darin einen Sesquiterpenalkohol 
C^HjgO, Zingiberol, der dem Öl den milden charakteristischen 
Geruch verleiht Der Alkohol siedet bei 154 bis 157° (14,5 mm) 
und spaltet beim Erhitzen Wasser ab unter Bildung eines Kohlen- 
wasserstoffs C 18 H S4 vom Sdp. 255 bis 257°. 

Öl von Piper Lowong. Kristalle vom Smp. 164°. 

Öl von Cafycanthus occidentalis. Nach Scalione 4 ) ent- 
hält das Öl Sesquiterpenalkohole. 

Ylang-Ylangöl. Kristalle vom Smp. 138°. 

Paracotorindenöl. 

Öl von Daphnandra aromatica. 

Campheröl. Semmler und Rosenberg 8 ) wiesen in der 
Fraktion vom Sdp. 150 bis 170° (10 mm) einen Sesquiterpen- 
alkohol, „Sesquicamphenol", nach. 

Öl von Nectandra Caparrapi. 

Aburachanöl. Enthält nach Shinosaki 6 ) einen Sesqui- 
terpenalkohol C ls H 2e O. 

Lorbeerblätteröl. 

Copaivabalsamöle. 

Öl der Früchte von Amorpha fruticosa. Enthält nach 
Shinosaki und Hoshino 7 ) einen bei 118° schmelzenden Sesqui- 
terpenalkohol. 

') Berl. Berichte 46 (1913), 3700. 

a ) Philippine Joum. of Sc. 5 (1910), A. 261. 

*) Joum. Americ. ehem. Soc. 38 (1916), 430. 

«) Joum. ind. eng. Chemistry 8 (1916), 729; Journ. Soc. ehem. Industry 
35 (1916), 978. 

B ) Bert. Berichte 46 (1913), 768. 

•) Journ. ehem. Ind. Japan 24 (1921), 444; Joum. Soc. ehem. Ind. 4* (1921), 
A. 674. 

T J. ehem. Ind., ToMo 21 (1918), 774; Joum. Soc. ehem. Industry 38 
(1919), A. 27; Perfum. Record 10 (1919), 89. 



Alkohole. 503 

Pelargoniumöl. 

Angosturarindenöl. 

Öl von Skimmia laureola. 

Neroliöl. 

Öl von Boswellia serrata. 

Opopanaxharzöl. 

Maaliharzöl. Enthält nach Schimmel 85 Co. 1 ) einen 
Sesquiterpenalkohol C 1S H 28 0, den Maalialkohol (Smp. 105°). 
Er gibt ein Chromat vom Smp. 111°. 

Cascarillöl. 

Öl von Aralia nudlcaulis. 

Stinkasantöl. 

Galbanumöl. In diesem Öl haben Semmler und Jonas 4 ) 
einen tertiären Sesquiterpenalkohol C 1B H aa O aufgefunden, den 
sie Cadin ol nennen. Er spaltet leicht Wasser ab unter Bildung 
von Cadinen. 

Spanisches Verbenaöl. Schimmel § Co. 8 ) wiesen in 
diesem Öl einen Sesquiterpenalkohol nach: Sdp. 124 bis 126° 
(3 bis 4 mm), d ls . 0,9717, a D — 7°52', n D20 „ 1,50101. 

Öl von Calamintha Nepeta. 

Spanisch Hopfenöl. 

Baldrianöl. 

Öl von Blumea baisam ifera. 



An dieser Stelle seien auch noch einige alkoholische Be- 
standteile ätherischer Öle mit mehr als 15 Kohlenstoffatomen 
im Molekül erwähnt, nämlich das im Curcumaöl enthaltene 

Turmerol, C 19 H og O (Sdp. 285 bis 290°; d„. 0,9016; 
H D + 23,52°). 

Dimyristylcarbinol (C 18 H 27 ) 2 CHOH, im Apfelöl nachge- 
wiesen. Smp. 81,5 bis 82°; Acetylverbindung Smp. 44 bis 46°. 

Malol C 80 H 48 O 8 , ebenfalls aus Apfelöl isoliert. Smp. 280 
bis 282° bei langsamem Erhitzen, 284 bis 285° bei schnellem 
Erhitzen. Diacetylmalol Smp. 199 bis 200°. 



l ) Bericht von Schimmel § Co. Oktober 1908, 79. 

*) Berl. Berichte 47 (1914), 2068. 

3 ) Bericht von Schimmel § Co. Oktober 1918, 105. 



504 Hauptbestandteile der ätherischen Öle. 

Ein aus dem Öle von Erythroxylon monogynum isolierter 
Alkohol C a0 H 8a O (Smp. 117 bis 118°; [«] D + 32°28' in Chloro- 
formlösung). Er läßt sich quantitativ zu einem bei 72 bis 73° 
schmelzenden Acetat verestern. 



E. Triterpenalkohole. 

Amyrin ist im Elemiharze {wahrscheinlich Manila-Elemr) als 
Gemisch zweier einwertiger Alkohole, des a- und /J-Amyrins, 
enthalten, die beide der Formel C^ri^Ori entsprechen. Zur 
Trennung und Reindarstellung dieser Triterpenalkohole benutzten 
Vesterberg und Westerlind 1 ) eine Methode, die auf der Ge- 
winnung und Verseifung der Benzoate beruhte. Die aus heißem 
Ligroin mehrmals umkristallisierten reinen Benzoate schmolzen 
bei 192° (a-Verbindung) und bei 230° (/3-Verbindung). Das durch 
Verseifen des ct-Benzoats gewonnene reine a-Amyrin schmolz 
bei 176° 2 ). Bei der Oxydation mit Eisessig und Chromsäure 
entstand nach Zinke 8 ) und Mitarbeitern das Keton «-Amyranon 
(identisch mit dem c-Amyron Vesterbergs), Smp. 124°; Oxim, 
Smp. 234*. a-Amyrin scheint ein gesättigter, sekundärer Alkohol 
zu sein. 



Aldehyde. 
A. Aliphatische Aldehyde. 

Wenn man von den in diesem Abschnitt an späterer Stelle 
aufgeführten aliphatischen Aldehyden Citral und Citronellal ab- 
sieht, die in ätherischen Ölen ziemlich häufig vorkommen, so 
bildet diese Klasse von Aldehyden, wenigstens was ihre Menge 
anbetrifft, nur einen untergeordneten Bestandteil der ätherischen 

l ) Lfebigs Annalen 428 (1922), 243. 

*) Nach Zinke und Mitarbeitern Smp. 183 bis 184°. Monatsh. f. Chem. 
41 (1920), 264. 

*) Monatsh. f. Chem. 42 (1921), 439. 



Aldehyde. 505 

Öle. Trotzdem sind sie oft von großer Bedeutung, da der 
für einige Öle charakteristische Geruch durch die Gegenwart 
sehr geringer Mengen dieser Aldehyde verursacht wird. Infolge 
dieser Eigenschaft spielen sie auch, wie z. B. Nonyl- und Decyl- 
aldehyd, bei der Herstellung synthetischer Öle eine wichtige Rolle 1 ). 

Die niederen Glieder, die sich jedenfalls manchmal erst 
während der Wasserdampfdestillation bilden 2 ), findet man, wie 
wir es auch schon bei den Alkoholen sahen, besonders in den 
Destillationswässern oder in den bei der Fraktionierung der Öle 
zuerst übergehenden Anteilen gelöst. Ihre Gegenwart verrät 
sich häufig schon durch einen stechenden Geruch. Isoliert 
werden sie am besten mit Hilfe von Bisulfit. Niedere Aldehyde 
sind z. B. enthalten im Ingweröl, Kessowurzelöl, Sabadiüsamenöl, 
Bärlauchöl, Schafgarbenöl, Öl von Eucalyptus globulus und 
anderen. 

Die künstliche Herstellung der Fettaldehyde geschieht nach 
den allgemeinen Methoden der organischen Chemie. Eine 
interessante Darstellungsmethode für Aldehyde beschrieben 
Sabatier und Mailhe 8 ). Sie leiten die Dämpfe einer Fettsäure 
vermfscht mit einem Überschuß an Ameisensäuredämpfen über 
auf 250 bis 300° erhitztes Titanoxyd, wobei sich aus der Fett- 
säure der entsprechende Aldehyd bildet, während Kohlenmono- 
und -dioxyd entweichen. 

a) Grenzaldehyde (gesättigte). 

Formaldehyd» H-CHO. Die Anwesenheit von Formaldehyd 
ist in verschiedenen Ölen oder deren Destillationswässern meist 
durch Farbreaktionen ermittelt worden, z. B. im Shö-Gyüöl, im 
Öl von Persea pubescens (?), Datura stramonium (?), Schaf- 
garbenöl, im Destillationswasser des Kopalöls, des Öls von 
Monarda fistulosa. Da aber alle Beweise für das Vorkommen 
von Formaldehyd in Pflanzen nach Th. Curtius und H. Franzen 4 ) 
bis dahin unzulänglich waren, so müßten die bisherigen Angaben 



l ) Bericht von Schimmel $ Co. April 1912, 138. 

*) Acetaldehyd ist aber, wie Power u. Chesnut (Jouitl Americ. ehem. 
Soc. 42 [1920], 1525) gezeigt haben, bereits als solcher in den Äpfeln enthalten. 
8 ) Compt. rend. 154 (1912), 561. 
*) Berl. Berichte 45 (1912), 1715. 



506 Hauptbestandteile der ätherischen Ole. 

durch das von den genannten Autoren eingeschlagene Verfahren 
nachgeprüft werden. Die in Frage kommenden Aldehyde werden 
nach Entfernung der flüchtigen Säuren durch Oxydation mit 
Silberoxyd in die entsprechenden Säuren verwandelt, und in dem 
so erhaltenen Säuregemenge wird die nunmehr etwa vorhandene 
Ameisensäure nachgewiesen. 

Acetaldehyd, CH s -CHO, ist ziemlich oft beobachtet worden, 
namentlich in Samenölen, besonders bei Verarbeitung größerer 
Ölmengen, so im Vorlauf von finnländischem Kienöl, im Irisöl, 
Campheröl, Apfelöl, Pfirsichöl, Anisöl, Kümtnelöl, Rosmarinöl {?), 
Pfefferminzöl und im Öl von Datura stramonium. Sein Nach- 
weis kann durch die Farbreaktion ') mit Dimethylamin und Nitro- 
prussidnatrium geschehen. 

Propionaldehyd, C 2 H 6 -CHO, wurde im Vorlauf eines finn- 
ländischen Kienöls nachgewiesen. 

Butyraldehyd, C a H, -CHO, siedet bei 75° und kommt im 
kalifornischen Eucalyptus globulus-Ö\, im Cajeputöl und im Öl 
von Monarda fistulosa vor. Zum Nachweis kann man das 
p-Nitrophenylhydrazon •) vom Smp. 91 bis 92° benutzen. 

Valeraldehyd, C 4 H 9 -CHO, kommt wahrscheinlich im Ivaöl 
vor; er wurde isoliert, aber nicht mit Sicherheit identifiziert. 

lsovaleraldehyd, QHg-CHO, kann oft schon an seinem 
unangenehmen, zum Husten reizenden Geruch erkannt werden 
und dürfte im Cajeputöl, Niaouliöl, im Öl von Eucalyptus 
rostrata, E. globulus sowie im Nelkenöl enthalten sein. Außer- 
dem hat man lsovaleraldehyd gefunden im Java-Citronellöl, ost- 
indischen Sandelholzöl, Cayenne-Linaloeöl (?), kalifornischen 
Eucalyptusöl, Lavendelöl (?), Ol von Monarda fistulosa, im ameri- 
kanischen und französischen Pfefferminzöl und im Kessoöl {?). 
Charakterisiert werden kann er durch Oxydation zu Isovalerian- 
säure. lsovaleraldehyd siedet bei 92°. Das Thiosemicarbazon 
schmilzt bei 52 bis 53° 8 ). 



1 ) Rimini, Chem. Zentralbl. 1898, II. 277. — Vgl. auch Power u. 
Chesnut, Journ. Americ. chem. Soc. 42 (1920), 1511. 

2 ) Dakin, Journ. of biol. Chem. 4(1908), 235; Chem. Zentralbl. 1908, 1. 1259. 
") Neuberg u. Neimann, Berl. Berichte 85 (1902), 2052. 



Aldehyde. 507 

Capronaldehyd (Hexylaldehyd, Hexanal), C^H^-CHO, siedet 
bei 131° und ist jedenfalls im Öl von Eucalyptus globulus ent- 
halten, auch bedingt er wahrscheinlich in Gemeinschaft mit Butyr- 
und Valeraldehyd den unangenehmen, kratzenden Geruch mancher 
Eucalyptusöle 1 ). Smp. des Nitrobenzhydrazons 115 bis 116°»). 

Heptylaldehyd, C 6 H 18 CHO (Heptanal, Önanthaldehyd, 
Önanthol) hat den üblichen Fettaldehydgeruch und nach 
Schimmel $ Co. die Konstanten: Sdp. 153 bis 155° (759 mm), 
d 10O 0,822 bis 0,826, « D ±0°, n^. 1,412 bis 1,414, löslich in ca. 
12 Vol. 50 °/oigen Alkohols und löslich in 4 Vol. 60 °/oigen Alkohols. 

n-Octylaldehyd, C 7 H 15 CHO, ist im Lemongrasöl und viel- 
leicht im Citronenöl enthalten. Er besitzt einen kräftigen, an 
Önanthol erinnernden Geruch. Schimmel &t Co. 8 ) stellten an 
einem aus Octylalkohol dargestellten, durch die Bisulfitverbindung 
gereinigten Präparat folgende Eigenschaften fest: Sdp. 60 bis 
63° (10 mm), d ia „ 0,827. 

Semmler*) macht über den Aldehyd folgende Angaben: 
Sdp. 60 bis 61° (9 mm), d s0 . 0,8211, n D 1,41955, Smp. des Oxims 
60°, Smp. des Semicarbazons 101°. 

Die Octyl-ß-naphthocinchoninsäure bildet feine, weiße, bei 
234° schmelzende Kristalle. Mit Jodphosphonium verbindet sich 
Octylaldehyd zu einer bei 1 15,5° schmelzenden Verbindung. Das 
n-Octylaldehydthiosemicarbazon schmilzt bei 94 bis 95°*). 

n-Pionylaldehyd, CgH^-CHO, ist ein Bestandteil des 
Lemongrasöls, Iriswurzelöls, Ceylon- und Seychellen-Zimtöls, des 
deutschen Rosenöls, Mandarinenöls und wahrscheinlich auch des 
CitronenÖls. Die Konstanten eines aus Rosenöl abgeschiedenen 
Aldehyds sind: Sdp. 80 bis 82° (13 mm), d 16 . 0,8277, n me . 1 ,42452 % 

Bei der Oxydation liefert er Pelargonsäure vom Sdp. 252 
bis 253°. Charakterisiert ist der Aldehyd durch sein bei 69° 
schmelzendes Oxim und das Semicarbazon vom Smp. 100°. 
Das n-Nonylaldehydthiosemicarbazon schmilzt bei 77 ° 5 ). 

*) Bericht von Schimmel $ Co. April 1888, 18. 

») Ebenda 1918, 41. 

») Ebenda April 1899, 25. 

4 ) Berl. Berichte 42 (1909), 1161. 

») Schorger, Joum. ind. eng. Chemistry 6 (1914), 541. 

«) Bericht von Schimmel $ Co. Oktober 1900, 56. 



508 Hauptbestandteile der ätherischen Öle. 

In Bulgarien ist ISonylaldehyd auch als Verfälschungsmittel 
für Rosenöl benutzt worden. 

n-Decylaldehyd, CgH 19 -CriO, kommt im Edeltannennadelöl, 
Terpentinöl von Pinus Jeffrey/, Sadebaumöl, Lemongrasöl, Iris- 
wurzelöl, Ingweröl {?), Ol von Fagara xanthoxyloides (?), süßen 
Pomeranzenöl, Mandarinenöl, Neroliöl, Cassieblütenöl, Corianderöl 
und Balanöl (?) vor. Als Konstanten eines aus süßem Pome- 
ranzenöl isolierten Decylaldehyds werden von Stephan 1 ) an- 
gegeben : Sdp. 207 bis 209° (755 mm) unter geringer Zersetzung, 
93 bis 94° (12 mm), d 18 . 0,828, n B1B . 1,42977. 

Decylaldehyd aus Lemongrasöl zeigte: Sdp. 80 bis 81° 
(6,5 mm), d 18 o 0,8361 2 ). 

Charakteristische Derivate sind die durch Kondensation mit 
/S-Naphthylamin und Brenztraubensäure entstehende Naphtho- 
cinchoninsäure vom Smp. 237°, das Oxim, Smp. 69°, das Semi- 
carbazon, Smp. 102°, das n-Decylaldehydthiosemicarbazon, Smp. 
99 bis 100° s ), und die sich durch Oxydation bildende n-Caprin- 
saure, Smp. 30 bis 31% Sdp. 267 bis 269° (753 mm). 

Decylaldehyd wurde zum Verfälschen von Rosenöl benutzt. 

Laurinaldehyd, C^H,,- CHO, ist im Edeltannennadelöl und 
vielleicht im Öl von Chamaecyparis Lawsoniana und Rautenöl 
enthalten. Bei gewöhnlicher Temperatur ist er fest; er oxydiert 
sich schon an der Luft zu der bei 43° schmelzenden Laurin- 
säure. Das Semicarbazon schmilzt bei 101,5 bis 102,5°. 

Acetylformaldehyd CH s COCHO (Brenztraubensäure- 

aldehyd) ist im Destillationswasser des Manila-Kopals gefunden 
worden. Smp. des Osazons 135°. 

b) Ungesättigte Aldehyde. 

«,/S-Hexylenaldehyd (/S-Propylacrolein), CH 8 • CH 2 • CH a • CH : 
CHCHO, haben Curti us undFranzen 4 ) aus grünen Pflanzen- 
blättern durch Wasserdampfdestillation gewonnen. Das Destillat 

*) Journ. f. prakt. Chem. II. 62 (1900), 525. 

a ) Bericht von Schimmel 8s Co. Oktober 1905, 43, 

') Seh orger, Journ. ind. eng. Chemistry 6 (1914), 541. 

*) Liebigs Annalen 390 (1912), 89. 



Aldehyde. 509 

wurde mit einer alkoholischen Lösung von m-Nitro-benzhydrazid 
(m-Nitro-benzoylhydrazin) versetzt, wobei sich ein bei 167° 
schmelzendes Hydrazon bildete. Aus dem Hydrazon ließ sich 
ein Aldehyd gewinnen, der bei der Oxydation mit Silberoxyd 
a,/S-Hexylensäure gab, woraus hervorgeht, daß der Aldehyd 
a./S-Hexylenaldehyd ist. Nachgewiesen wurde dieser Aldehyd in 
den Destillaten der Blätter von: Adlerfarn, Pappel, Weide, Wal- 
nuß, Hainbuche, Haselnuß, Birke, Alnus incana, Schwarzerle, 
Rotbuche, Edelkastanie, Eiche, Ulmus campestris, Polygonum 
sachalinense, Himbeere, Akazie, Lupine, Klee, Steinklee, Ahorn, 
Roßkastanie, Weintraube, Aegopodium podagraria, Eiche, Syringa 
vulgaris, Vinca minor, Sambucus nigra und «S. racemosa. 

Synthetisch wurde der «.^-Hexylenaldehyd durch katalytische 
Reduktion der Dämpfe von c,/?-Hexylensäure mit Ameisensäure 
in Gegenwart von erhitztem Manganoxydul durch Schimmel 
§ Co. 1 ) hergestellt. m-Nitrobenzhydrazon, Smp. 167 bis 168°, 
Semicarbazon, Smp. 172 bis 173°. 

c) Aliphatische Terpenaldehyde. 

Wichtiger als die erwähnten Aldehyde sind die aliphatischen 
Terpenaldehyde Citral, C 10 H 16 O, und Citronellal, C^H^O, die 
auch wegen ihrer Beziehungen zu anderen, namentlich alko- 
holischen Bestandteilen der ätherischen Öle bemerkenswert sind, 
sowie eine Anzahl aromatischer Aldehyde, von denen namentlich 
Benzaldehyd und Zimtaldehyd zum Teil in recht beträchtlichen 
Mengen vorkommen. 

Citral. 

C 10 H 16 O. Mol.-Gew. 152. 

Citral ist zuerst im Laboratorium von Schimmel Sf Co. 
von J. Bertram 2 ) im Öle von Backhousia citriodora auf- 
gefunden, und da er sich als mit dem citronenartig riechenden 
Bestandteile des Citronenöles identisch erwies, Citral genannt 
worden 3 ). In größerer Menge ist er, außer im Backhousiaöl, 

*) Bericht von Schimmel § Co. 1918, 41. 
a ) Ebenda Oktober 1888, 17. 

a ) Über die Geschichte des Citrals siehe Tiemann, Berl. Berichte 31 
(1898), 3278. 



510 Hauptbestandteile der ätherischen Öle. 

im Lemongrasöl enthalten, und ferner kommt er vor im Java- 

Citronellöl, im Öl einer unbekannten Andropogon-Art, im Öl 

von Cymbopogon coloratus, C. jävanensis, im formosanischen 

Lemongrasöl, im Öl von Alpinia alba, Ingweröl, im Frucht-, Rinden- 

und Blätteröl von Tetranthera citrata, Kobuschiöl, japanischen 

Zimtöl, May-Changöl von Lhsea citrata (?), Sassafrasblätteröl, 

Erdbeerblätteröl, deutschen Rosenöl, japanischen Pfefferöl, Öl aus 

den Blättern und Zweigen des 

8 ^>C : CH • CH a ■ CH 2 • C - CH 8 süßen Orangen- und Citronen- 

H 3 C X " HC-CHO baumes, Cedroöl, westindischen 

i~-^ i ir- s ii Lämettöl, Mandarinenöl, Pome- 

Citral a (Geranial). * „, _ , ... Ä . 

ranzenol (?), Pompelmusol, Ol 

HsC >C:CH.CH 2 -CH 2 CCH 8 von C/irus hystrix, Mayöl 
H 3 C X OHC-C-H von C#typt r ' an tl ies paniculata, 

„.„ , . , M 1N Bayöl, Pimentöl, Salamöl, Öl 

Citral b (Neral). J ' , ^ t _ 1 . ' . 

von Eucalyptus patenttnervis, 

E. Staigeriana, E. vitrea (?), Leptospermum flavescens var. 

citratum, L. Liversidgei, Verbenaöl, Öl von Monarda citriodora, 

Melissenöl, Öl von Perilla citriodora und Ocimum pilosum. 

Das natürlich vorkommende Citral ist ein Gemisch von 
zwei Isomeren, in dem in der Regel die Menge des Citrals a, 
gegenüber der des Citrals b bei weitem überwiegt. 

Citral ist ein dünnflüssiges, schwach gelblich gefärbtes, 
optisch inaktives Öl von durchdringendem Citronengeruch, das 
unter Atmosphärendruck nicht ganz unzersetzt bei 228 bis 229° 
siedet. Seine Eigenschaften werden wie folgt angegeben: Sdp. 110 
bis 112° (12 mm), 117 bis 119° (20 mm), 120 bis 122° (23 mm), 
d 16 „ 0,8972, n D 1,4931, d S4 . 0,8844, n D 1,48611*). 

Beobachtungen im Laboratorium von Schimmel 8; Co. haben 
für den durch die Bisulfitverbindung oder die Hydrosulfonsäure- 
verbindung sorgfältigst gereinigten Aldehyd die folgenden Werte 
ergeben : 

Für Citral aus Lemongrasöl: Sdp. 110 bis 111° (12 mm), 
d t6 o 0,893, n D170 1,4901 5 *). 

Für Citral aus Citronenöl: Sdp. 92 bis 93° (5 mm), d 1B » 0,8926, 
n D20 „ 1,48853. 



x ) Berl. Berichte 26 (1893), 2709. 

s ) Bericht von Schimmel § Co. April 1899, 72. 



Aldehyde. 51 1 

Für Citral aus dem Öl der Früchte von Tetranthera citrata: 
d 18 „ 0,8941 , n D20 . 1 ,48767. 

An Handelspräparaten eigener Fabrikation stellten Schimmel 
§ Co. fest: d u . 0,892 bis 0,895, n^, 1,487 bis 1,489, löslich in 
5 bis 7 Vol. 60% igen Alkohols. 

Außerdem wurde von Tiemann 1 ) bestimmt: 

Für Citral a: Sdp. 118 bis 1 19° (20 mm), d 20 .0,8898, n D 1,4891, 

Für Citral b: Sdp. 117 bis 118° (20 mm), d 20 „ 0,8888, n D 1,49001. 

Man gewinnt das Citral im großen aus LemongrasÖI durch 
Zersetzen der daraus erhaltenen Bisulfitverbindung mit Soda. 

Citral entsteht bei der Oxydation von Geraniol*) oder 
Linalool 8 ) im Chromsäuregemisch, durch katalytische Einwirkung 
von reduziertem Kupfer auf Geraniol bei höherer Temperatur 4 ) und 
bei Behandlung von Geraniol in Gegenwart eines Katalysators 
bei 230 bis 300° unter vermindertem Druck mit Sauerstoff 6 ). Auf 
rein synthetischem Wege ist Citral durch Destillation des Calcium- 
salzes der Geraniumsäure mit Calciumforrniat gewonnen worden 6 ). 

Gegen Säuren und saure Agentien ist es sehr empfindlich, 
und es wird dadurch weitgehend verändert; es läßt sich z. B., 
ebenso wie viele seiner Derivate, leicht in cyclische Verbin- 
dungen überführen. Verdünnte Schwefelsäure und Kalium- 
bisulfat wirken sehr energisch unter Wasserabspaltung und 
Bildung von Cymol ein 7 ). Auch Alkalien greifen das Citral an; 
beim Kochen mit Kaliumcarbonatlösung wird es in Acetaldehyd 
und Methylheptenon, CgH^O, gespalten 8 ). 

Citral geht durch Reduktion mit ISatriumamalgam in essig- 
saurer Lösung in Geraniol über 9 ), mit Wasserstoff und Palladium 
reduziert 10 ) gibt es Citronellol, Citronellal und einen dimolekularen 



5 ) Berl. Berichte S2 (1899), 117, 120; 33 (1900), 880. 
a ) Tiemann, Berl. Berichte 31 (1898), 3311. 

s ) Bertram u. Walbaum, Journ. f. prakt. Chem. 45 (1892), 599. — 
Barbier, Bull. Soc. chim. III. 9 (1893), 803. 

4 ) Bouveault, Bull. Soc. chim. IV. 8 (1908), 119. 

5 ) Moureu u. Mignonac, Compt. rend. 171 (1920), 652. 

8 ) Tiemann, Berl. Berichte 31 (1898), 827. 
') Semmler, Berl. Berichte 24 (1891), 204. 

a ) Verley, Bull. Soc. chim. III. 17 (1897), 175; Tiemann, Berl. Berichte 
32 (1899), 107. 

9 ) Tiemann, Berl. Berichte 31 (1898), 828. 
10 ) Skita, ebenda 42 (1909), 1634. 



512 Hauptbestandteile der ätherischen Öle. 

Aldehyd C s0 H 84 O a vom Smp. 57°. Durch katalytische Hydrierung 
von Citraf bei 190° und vermindertem Druck und unter Ver- 
wendung von Nickel erhielt R. Escourrou 1 ) inaktives Citronellal 
(Semicarbazon, Smp. 80 bis 81°). Bei der biochemischen 
Reduktion durch Hefe 5 ) wird Citral vorwiegend zu Geraniol 
hydriert. Eine eigentliche Gärung ist für die Verwirklichung 
der Reaktion nicht nötig, sie erfolgt auch bei der einfachen 
Digestion des Citrals mit Hefe. 

Durch Oxydation mit gelinden Oxydationsmitteln, z. B. Silber- 
oxyd in ammoniakalischer Lösung, bildet sich die ähnlich wie 
höhere Fettsäuren riechende, flüssige Geraniumsäure C 10 H ie O s s ). 
Bei energischer Oxydation mit Chromsäuregemisch entsteht 
Methylheptenon, das bei weitergehender Oxydation mit Kalium- 
permanganat und Chromsäuregemisch in Aceton und Lävulin- 
säure zerfällt*). 

Beim Ozonisieren liefern beide Modifikationen des Citrals 
Ozonide, die sich beim Erwärmen mit Wasser in Lävulinaldehyd 
und Aceton spalten 6 ). Auf Grund dieser Ergebnisse ist zu 
schließen, daß die beiden Citrale nicht stellungsisomere, sondern 
raumisomere Verbindungen sind, deren Konstitution durch die 
eingangs aufgeführten Formeln gekennzeichnet ist 8 ). 

Andrerseits lassen sich nach Verley 7 ) die beiden Citrale 
durch Kochen mit l°/ iger Natronlauge in zwei verschiedene 
Methylheptenone (s. S. 552) umwandeln, von denen die dem 
Citral a entsprechende «-Verbindung bei der Oxydation nur Spuren 
von Aceton liefert, während aus der /J-Verbindung die theoretische 
Menge dieses Ketons entstehen soll. Bestätigten sich diese An- 
gaben, so müßte man auch für die beiden Citrale den Methyl- 
heptenonen angepaßte Formeln annehmen, somit läge dann bei 
ihnen keine Stereoisomerie, sondern eine Stellungsisomerie vor. 

Die technisch wichtigste Citral -Verbindung, zu deren Ge- 
winnung die Hauptmenge des hergestellten Citrals verwandt 

*) Chimie et Industrie 14 (1925), 519. 

3 ) Neuberg u. Kerb, Biochem. Zeitschr. 92 (1918), 111. 

3 ) Semmler, Beri. Berichte 28 (1890), 3556; 24 (1891), 203. 

*) Tiemann u. Semmler, ebenda 26 (1893), 2718. 

s ) Harri es u. Himmelmann, ebenda 40 (1907), 2823. 

•) Tiemann, ebenda 38 (1900), 877.— Zeitschel, ebenda 89 (1906), 1782. 

') Rev. des produits chim. 21 (1918), 352; Chem. Zentralbl. 1919, I. 922. 



Aldehyde. 513 

wird, ist das durch Kondensation mit Aceton zu erhaltende 
Keton C 18 H ao O, Pseudojonon. Es geht beim Erwärmen mit ver- 
dünnter Schwefelsäure in eine dem Iron des Irisöles isomere 
Verbindung, Jonon, über (s. unter Jonon). 

Von den Verbindungen des Citrals sind die Bisulfit- und 
Sulfitverbindungen ebenfalls von Belang, weil sie zur Abscheidung 
des Aldehyds aus ätherischen Ölen und zu seiner Reindarstellung 
dienen. Die sich dabei abspielenden Vorgänge sind einiger- 
maßen verwickelt 1 ). 

Enthält die Natriumbisulfitlösung Essigsäure oder nicht zu 
große Mengen freier schwefliger Säure, so scheidet sich beim 
Schütteln mit ihr bei niedriger Temperatur die schwer lösliche, 
normale, kristallisierte Doppelverbindung C 9 H 15 - CH(OH)SO B Na ab, 
die durch Natriumcarbonat oder Natronlauge nicht quantitativ 
gespalten werden kann. Läßt man die kristallisierte Verbindung 
in gelinder Wärme mit überschüssiger Bisulfitlösung stehen, 
so löst sie sich unter Bildung eines „labilen" Dihydrodisulfon- 
säurederivats des Citrals, C 9 H 17 -(S0 8 Na) a -CHO, das nicht mehr 
durch Alkalicarbonat, wohl aber durch kaustisches Alkali Citral 
regeneriert. Steigt die Temperatur bei der Lösung der kristalli- 
sierten Verbindung zu hoch, so läßt sich auch durch kaustisches 
Alkali kein Citral mehr aus der Flüssigkeit abscheiden, es hat 
sich dann das Natriumsalz eines „stabilen", nicht spaltbaren 
Dihydrodisulfonsäurederivats gebildet; dieses entsteht unter Ab- 
spaltung von Citral ebenfalls, wenn die normale Bisulfitverbindung 
in Wasser verteilt und längere Zeit mit Wasserdampf behandelt 
wird, bis sie in Lösung gegangen ist. Wird die Lösung des 
spaltbaren citraldihydrodisulfonsauren Natriums mit Citral ge- 
schüttelt, so nimmt sie dieses auf und geht in das durch 
Alkalien leicht zerlegbare citralhydromonosulfonsaure Natrium, 
C 9 H 16 .(SO s Na).CHO, über. 

Das erwähnte „labile" dihydrodisulfonsaure Natriumsalz 
des Citrals entsteht auch, wenn man eine wäßrige Lösung von 
Natriumsulfit mit Citral schüttelt: 

C H 15 CHO+2Na 2 SO 8 4-2H 2 O-C 8 H 17 (SO 8 Na) 9 CHO + 2NaOH. 



*) Tiemann u. Semmler, Berl. Berichte 36 <1893), 2708; Tiemann, 
ebenda 31 (1898), 3310. — Vgt. auch Romeo, Gazz. chim. ital. 48 <1918), I. 
45; Chem. Zentralbl. 1918, II. 1827. 

Gildemeister, Die ätherischen Öle. I. 33 



514 Hauptbestandteile der ätherischen Öle. 

Da das bei der Reaktion frei werdende Natriumhydroxyd 
das Citral aus der eben gebildeten Verbindung wieder abscheiden 
würde, so muß man das entstandene Alkalihydrat durch verdünnte 
Essigsäure, Schwefelsäure oder ein saures Salz, wie Natrium- 
bisulfit oder Natriumbicarbonat, binden. Man verfährt nach 
Tiemann 1 ) zweckmäßig folgendermaßen: 

Eine durch wenig Phenolphthalein rot gefärbte Auflösung von 350 g 
Natriumsulfit, Na a SO B + 7H s O, in 1 1 Wasser wird mit 100 g reinem Citral 
geschüttelt, indem man die eintretende stark alkalische Reaktion immer von 
neuem durch allmählich hinzugefügte, titrierte, etwa 20%ige Schwefelsäure 
aufhebt. Man beobachtet die Vorsicht, die Lösung immer hellrot gefärbt, 
d. h. schwach alkalisch zu lassen, da sich sonst vorübergehend die in saurer 
Lösung ausschließlich entstehende, schwer lösliche, normale Natriumbisulfit- 
doppelverbindung des Citrals abscheidet. 

Die Verbindungen des Citrals mit Hydroxylamin, Phenyl- 
hydrazin und Ammoniak sind sämtlich flüssig und daher zur 
Charakterisierung des Citrals nicht zu verwerten; das Oxim geht 
durch Wasserabspaltung mit Acetanhydrid in das Nitril der 
Geraniumsäure über. Durch Einwirkung von Semicarbazid ent- 
stehen mehrere gut kristallisierende Semicarbazone 2 ), die sich 
unter bestimmten Bedingungen 8 ) in Verbindungen von gleich- 
bleibendem Schmelzpunkt, 164° und 171°, zerlegen lassen und 
daher zur Identifizierung des Citrals zu benutzen sind (s. später). 

Da Citral einen durchdringenden Geruch besitzt, so wird man 
meist schon durch diesen auf seine Anwesenheit in ätherischen 
Ölen hingewiesen werden; zum Nachweis sucht man den Aldehyd 
durch seine feste Bisulfitverbindung abzuscheiden und das aus 
dieser regenerierte Citral durch Kondensation mit Brenztrauben- 
säure und /tf-Naphthylamin in die von Doebner*) entdeckte 
a-Citryl-£-naphthocinchoninsäure zu verwandeln. Zur Überführung 
in diese Verbindung hat der Genannte folgende Vorschrift gegeben: 

12 g Brenztraubensäure und 20 g Citral (oder des betreffenden Öles) 
werden in absolutem Alkohol gelöst, zu der Lösung 20 g ß -Naphthylamin, 
ebenfalls in absolutem Alkohol gelöst, hinzugegeben und die Mischung etwa 
3 Stunden im Wasserbade am Rückflußkühler gekocht. Nach dem Erkalten 



l ) Berl. Berichte 81 (1898), 3317. 

s ) Wallach, Berl. Berichte 28 (1895), 1957. — Tiemann u. Semmler, 
ebenda 2133. — Tiemann, ebenda 31 (1898), 821, 2315. 
a ) Tiemann, ebenda 3331. 
*) Ebenda 27 (1894), 354, 2026. 



Aldehyde. 515 

wird die in kristallinischem Zustande abgeschiedene Citrylnaphthocinchonin- 
säure abfiltriert und durch Waschen mit Äther gereinigt; ist die Säure zu 
stark verunreinigt, so löst man sie in Ammoniak und scheidet sie aus der 
filtrierten Lösung durch Neutralisieren mit Essigsäure ab. Der so erhaltene 
reine Körper kristallisiert aus Alkohol in gelben Blättchen; sein Schmelz- 
punkt ist von Doebner 1 ) zu 197° angegeben worden, er liegt jedoch etwas 
höher und wird leicht bei 200° oder wenig darüber gefunden. 

Zu beachten ist bei der Darstellung der Naphthocinchonin- 
säure, daß bei geringem Gehalte an Aldehyd, also Citral, die 
durch Zersetzung eines Teiles der angewandten Brenztrauben- 
säure zu Acetaldehyd verursachte Bildung von a-Methyl-/?-naphtho- 
cinchoninsäure stattfindet; diese schmilzt erst bei 310° und ist 
in Alkohol schwerer löslich als die Citrylnaphthocinchoninsäure, 
sie bleibt also beim Auskochen der rohen Naphthocinchonin- 
säure im Rückstande. 

Ferner ist zu berücksichtigen, daß, wenn neben Citral andere 
Aldehyde zugegen sind, sich gleichzeitig auch die von diesen 
abstammenden Naphthocinchoninsäuren bilden; so hat Doebner 
in Fraktionen des Citronenöles neben der Citryl- auch die Citronellyl- 
/2-naphthocinchoninsäure (Smp. 225°) gefunden. 

Wie schon oben erwähnt, setzt sich das in der Natur vor- 
kommende Citral aus zwei, jedenfalls stereoisomeren Formen 
zusammen, die von Tiemann Citral a und Citral b genannt 
wurden. Ersterem entspricht das bei 164° schmelzende Semi- 
carbazon, zu dessen Darstellung man folgendermaßen verfährt: 

Zu einer Auflösung von 5 Teilen Citral (oder der zu prüfenden Fraktion) 
in 30 Teilen Eisessig setzt man eine Lösung von 4 Teilen Semicarbazidchlor- 
hydrat in wenig Wasser; nach kurzer Zeit scheiden sich erhebliche Mengen 
eines Semicarbazons in Nadeln aus, das nach zwei- bis dreimaligem Um- 
kristallisieren aus Methylalkohol scharf bei 164° schmilzt. Aus der von 
diesem Semicarbazon abfiltrierten Mutterlauge laßt sich die bei 171° schmel- 
zende Verbindung des Citrals b gewinnen 2 ). Gemische der beiden .Semi- 
carbazone zeigen Schmelzpunkte, die zwischen 130 bis 171° hegen. 

Als weitere Derivate sind zu nennen das bei 107 bis 108° 
schmelzende Thiosemicarbazon und das bei 190 bis 191° schmel- 
zende Semioxamazon. 

Ein gut kristallisierendes, zum Nachweis geeignetes Derivat 
des Citrals ist die durch Kondensation mit Cyanessigsäure 



l ) Loc. cit; Berl. Berichte 31 (1898), 1891; vgl. ebenda 3197, 3327. 
! ) Tiemann, Bert. Berichte 81 (1898), 3331 ; 82 (1899), 1 15; 33 (1900), 877. 

33* 



516 Hauptbestandteile der ätherischen Öle. 

entstehende Citrylidencyanessigsäure, C e H 1B • CH : C(CN) • COOH, 

vom Smp. 122°. 

Um sie darzustellen, setzt man einer Auflösung von einem Molekül 
Cyan essigsaure in etwa dem dreifachen Gewicht Wasser zwei Moleküle Natrium- 
hydroxyd (als 30 %'ge Natronlauge) und ein Molekül Citral zu; beim Schütteln 
löst sich dieses, wenn es rein ist, völlig auf. Aus der klaren oder durch 
Ausschütteln mit Äther gereinigten Lösung scheiden Säuren die Citryliden- 
cyanessigsäure kristallinisch oder als bald erstarrendes Öl aus; durch Lösen 
in Benzol und Fällen mit Ligroin ist sie in derben, gelben Kristallen zu erhalten 1 ). 

Da sich das Citral b mit Cyanessigsäure langsamer kon- 
densiert als Citral a, so kann dies Verhalten zu einer Trennung 
der beiden Modifikationen benutzt werden. Die Citrylidencyan- 
essigsäure a schmilzt bei 122°, die b-Form bei 94 bis 95° 2 ). 

Ein gleichfalls festes Kondensationsprodukt bildet Citral mit 
Acetylaceton, hellgelbe Warzen vom Smp. 46 bis 48° 3 ). 

Kondensationen von Citral mit Acetessigester finden nach 
Knoevenagel 4 ) unter Wasserabspaltung statt, und zwar je 
nach den Versuchsbedingungen entweder zu gleichen Molekülen 
Citral und Acetessigester unter Bildung von Citrylidenacetessig- 
ester oder von einem Molekül Citral mit zwei Molekülen Acet- 
essigester zu Citrylidenbisacetessigester. 

Tiemann 5 ) hat empfohlen, den Nachweis des Citrals in der 
Weise zu führen, daß man es durch Kondensation mit Aceton 
in Pseudojonon überführt und dieses durch sein Semicarbazon 
identifiziert; dies Verfahren ist jedoch umständlicher als die 
Darstellung der Citrylnaphthocinchoninsäure, so daß man dieser 
Methode des Nachweises wohl stets den Vorzug geben wird. 

Eine Trennungsmethode für Citral, Citronellal und Methyl- 
heptenon ist unter letzteren beiden Verbindungen erwähnt. 

Citral ist nicht quantitativ acetylierbar, auch nicht in Xylol- 
lösung (1 + 4). 

Semmler und Schofiberger 6 ) haben die Einwirkung von Essigsäure- 
anhydrid auf Citral studiert. Sie wiesen nach, daß dabei eine Wanderung 
der einen Doppelbindung des Citrals in die konjugierte Stellung stattfindet. 

*) Tiemann, Berl. Berichte 31 (1898), 3329. 
3 ) Tiemann, ebenda 33 (1900), 880. 

3 ) K. Wedemeyer, Ober Kondensationen mittels aromatischer Basen 
usw. Inaug.-Dissert., Heidelberg 1897, S. 24. 

4 ) Journ. f. prakt Chem. IL 97 (1918), 288. 
B ) Berl. Berichte 81 (1898), 822. 

°) Ebenda M (1911), 991. 



Aldehyde. 517 

Das Enol-Citralacetat siedet bei 118 bis 126° (10 mm); dgoo 0,9420, 
n D 1,5010, Mol.-Refr. ber. für den Ester Ci a H 18 O ä /r 58,02, gef. 60,60. Als Neben- 
produkt war Citraldiacetat entstanden. Bei der Reduktion des Enol-Citral- 
acetats mit Natriumamalgam und Methylalkohol bildete sich ein Alkohol, der 
sich als verschieden von Geraniol und Nerol erwies und der Isogeraniol 
genannt wurde. Die Eigenschaften dieses Alkohols sind: Sdp. 102 bis 103° 
(9 mm), dsoo 0,8787, n D 1,47325. Das Diphenylurethan schmolz bei 73°. 

Citronellal. 

C 10 H ls O. Mol .-Gew. 154. 

Li monenform H.Cy. . CH „ . C H 2 • CH„ • CH • CH 2 - CHO 
(echtes Citronellal). H S C- " | 

CH 3 
Terpinolenf orm H,Cv c _ CH CH c CH CH ^ CHQ 
(Rhodmal). H 3 C/ I 

CH 3 

Der zweite in ätherischen Ölen vorkommende aliphatische 
Terpenaldehyd mit zehn Kohlenstoffatomen ist das Citronellal 
(anfänglich von Schimmel § Co. „Citronellon" genannt), C 10 H ls O, 
das gelegentlich als Begleiter des Citrals auftritt und dessen 
Dihydroderivat ist. Citronellal ist optisch aktiv, ist aber mit einer 
einzigen Ausnahme nur in der rechtsdrehenden Modifikation 
gefunden worden; wahrscheinlich ist Citronellal mit geringem 
Drehungsvermögen ein Gemisch beider optisch aktiven Formen. 

Ebenso wie Citronellol ist das natürlich vorkommende 
Citronellal als ein Gemenge zweier Aldehyde der Limonen- 
[2,6-DimethyI-octen-(l)-al-(8)j und der Terpinolenform [2,6-Di- 
methyl-octen-(2)-al-(8)] anzusehen. 

d-Citronellal ist gefunden worden im Citronellol, Öl von 
Barosma pulchellum, Eucalyptus maculata var. citriodora, 
E. dealbata und Melissenöl; 1-Citronellal im „Java lemon olie". 
Außerdem ist Citronellal im Rindenöl von Tetranthera polyantha 
var. citrata, im japanischen Pfefferöl, im Öl von Leptospermum 
flavescens var. citratum, L. Liversidgei und im Öl aus frischen 
Samen und Blättern von Ocimum pilosum nachgewiesen worden, 
doch fehlen hier Beobachtungen über die Drehungsrichtung. 
Auch im Citronenöl und im Mandarinenöl ist es enthalten. 

Die Isolierung dieses Aldehyds aus den citronellalreichen 
Ölen (Citronellol, Öl von Eucalyptus maculata) bietet keine 



518 Hauptbestandteile der ätherischen Öle. 

Schwierigkeiten, da Citronellal leicht in Form seiner kristalli- 
sierten Bisulfitverbindung abzuscheiden ist. Da Citronellal so- 
wohl durch Säuren wie durch Alkalien stark angegriffen und 
weitgehend verändert wird, wendet man zur Zersetzung der 
Bisulfitverbindung Alkalicarbonat an. Künstlich ist Citronellal 
durch Oxydation des primären Alkohols Citronellol C 10 H 30 O zu 
erhalten, doch ist die Ausbeute in diesem Falle noch geringer 
als bei der Überführung jdes Geraniols in Citral; auf diese 
Weise wird aus 1-Citronellol des Rosenöls die von Bouveault 
Rhodinal genannte, linksdrehende Terpinolenform des Aldehyds 
gewonnen. 

Bei der Aufspaltung des Menthonoxims zu aliphatischen 
Verbindungen ist Wallach auch zu einem, von ihm als „Mentho- 
citronellal" bezeichneten Aldehyd C XO H 1S gelangt, der große 
Ähnlichkeit mit dem natürlich vorkommenden Citronellal besitzt, 
aber nicht mit ihm identisch ist 3 ). 

Citronellal siedet nach Tiemann und Schmidt 2 ) unter 
Atmosphärendruck bei 205 bis 208°, unter 25 mm Druck 
bei 103 bis 105°; d 17 , t . 0,8538; n D 1,4481. Für ein aus der 
umkristallisierten Natriumbisulf itdoppelverbindung regeneriertes 
Citronellal gibt Tiemann 3 ) folgende Werte an: Sdp. 203 bis204°, 
89 bis 91° (14 mm), d 17lB= 0,8554, n D 1,4461, Mol.-Refr. 48,00. 

Das optische Drehungsvermögen [cc] D wurde von E.Kremers' 1 ) 
zu +8,19° gefunden, doch ist später für ein durch die Bisulfit- 
verbindung gereinigtes Präparat [a] D ■+■ 12° 30' bestimmt worden 5 ). 

An technischen Präparaten eigener Darstellung wurde im 
Laboratorium von Schimmel £j Co. beobachtet: Sdp. 205 bis 
208° (gew. Druck), 72 bis 73° (4,5 mm), d 15 „ 0,855 bis 0,860, 
« D + 10 bis +11°, n D20 . 1,444 bis 1,452, löslich in 5 bis 6 Vol. 
70°/ o igen Alkohols. 

Ein aus „Java lemon olie" abgeschiedenes Citronellal hatte 
folgende Eigenschaften: Sdp. 205 bis 208°, d ls . 0,8567, a D — 3°, 
n D20 , 1,44791«). 

*) Liebigs Annalen 278 (1894), 317; 296 (1897), 131. 

s ) Berl. Berichte 29 (1896), 905. 

") Ebenda 82 (1899), 818. 

*) Americ. ehem. Journ. 14 (1892), 203. 

s ) Tiemann u. Schmidt, loa cit. 

") Bericht von Schimmel § Co. April 1903, 21. 



Aldehyde. 519 

Für die beiden Isomeren gibt H. J. Pr ins 1 ) .Konstanten an, die so 
stark von den von andern Forschern beobachteten Werten abweichen, daß 
Schimmel fij Co. a ) glauben, daß hier stark mit Isopulegol verunreinigte 
oder verharzte Produkte vorgelegen haben. 

Schon beim bloßen Lagern kann Citronellal tiefgehende Veränderungen 
erleiden, worauf bereits Labb6 s ) hingewiesen hat. In einem Falle war dabei 
unter Selbsterhitzung auf 120° ein braunes Öl entstanden, das nach Isopulegol 
roch und folgende Konstanten aufwies*): di eo 0,9270, «o — 1°15', no»,, 1,4724, 
S.Z. 1,8, E.Z. 2,7, E.Z. nach Acetylierung 108,3 = 32,4% Isopulegol, löslich 
in jedem Vol. 90 "/oigen Alkohols. Der Gehalt an Citronellal betrug nur noch 
1 %. Da auch der Isopulegolgehalt verhältnismäßig gering ist, so geht hieraus 
hervor, daß bei der spontanen Zersetzung in der Hauptsache Polymerisations- 
produkte entstanden sind. 

Citronellal ist ein einfach ungesättigter Aldehyd, der bei der 
Reduktion mit Natrium am algam in alkoholischer, durch Zusatz 
von Essigsäure stets schwach sauer zu haltender Lösung 
wieder in Citronellol, C lo H 20 O, übergeht 5 ). Auch bei phyto- 
chemischer Reduktion mit Hilfe von Hefe erhielten Neuberg 
und Mayer 6 ) aus Citronellal d-Citronellol. Wie Citral, so ist 
auch Citronellal sehr empfindlich gegen Alkalien und auch gegen 
Säuren; während aber Citral bei der Behandlung mit Alkali in 
Acetaldehyd und Methylheptenon gespalten wird, verharzt Citro- 
nellal. In Berührung mit Säuren bildet sich aus Citral unter 
Wasserabspaltung der Kohlenwasserstoff Cymol; Citronellal geht 
dagegen in eine sauerstoffhaltige Verbindung der gleichen Zu- 
sammensetzung C 10 H ls O, Isopulegol 7 ) (vgl. S. 466), über, die mit 
dem durch Reduktion aus Pulegon entstehenden Alkohol C 10 H 18 O, 
Pulegol, isomer ist und durch Oxydation ein in natürliches Pulegon 
umwandelbares Keton C 10 H ie O, Isopulegon, liefert, dessen Semi- 
carbazone nach Harries und Roeder 8 ) bei 173 (a-Modifikation) 
und 183° (^-Modifikation) schmelzen. Dieser Ringschluß des 
Citronellals zu Isopulegol erfolgt überaus leicht, so daß das käuf- 
liche Citronellal, wenigstens wenn es durch die Bisulfitverbindung 



*) Chem. Weekblad 14 (1917), 692. 

2 ) Bericht von Schimmel $ Co. 1918, 143. 

3 ) Bull. Soc. chim. III. 21 (1899), 1023. 

•*) Beobachtung im Laboratorium von Schimmel § Co. 

") Tiemann u. Schmidt, Berl. Berichte 29 (1896), 906. 

e ) Biochem. Zeitschr. 71 (1915), 174. 

*) Tiemann u. Schmidt, Berl. Berichte 29 (1896), 913; SO (1897), 22. 

8 ) Berl. Berichte 32 (1899), 3367. 



520 Hauptbestandteile der ätherischen Öle. 

gereinigt wurde, stets Isopulegol enthält 1 ). Die Umwandlung von 
Citronellal in Isopulegol verläuft nach Prins 2 ) leicht bei der Be- 
handlung dieses Aldehyds mit 85 bis 90 °/ iger Ameisensäure oder 
80°/ iger Phosphorsäure. Die Überführung in Isopulegol kann 
auch zur quantitativen Bestimmung von Citronellal benutzt werden. 
Vgl. hierüber im Kapitel: „Die Prüfung der ätherischen Öle". 

Gegen Natriumbisulfit verhält sich Citronellal ähnlich wie 
Citral; außer der kristallisierten normalen Doppel verbin düng mit 
einem Molekül NaHSO s , in der das Bisulfit sich an die Aldehyd- 
gruppe angelagert hat, liefert es auch Hydrosulfonsäurederivate 
mit einem oder zwei Molekülen NaHSÖ 8 , in denen eine An- 
lagerung an die Doppelbindung, im letzten Falle auch an die 
Aldehydgruppe stattgefunden hat 8 ). Nur aus der erstgenannten 
Verbindung läßt sich Citronellal wiedergewinnen, während es 
aus den Hydrosulfonsäurederivaten weder durch Soda noch 
durch Alkalihydrat regeneriert werden kann. Mit neutralem Sulfit 
reagiert Citronellal ebenfalls unter Bildung eines nicht zerleg- 
baren Hydrosulfonsäurederivats, die Reaktion tritt aber nur ein, 
wenn man von Anfang an einen starken Kohlensäurestrom in 
das Gemisch einleitet oder allmählich eine andere Säure in 
genügender Menge hinzufügt. Dieses Verhalten des Citronellals 
kann zu seiner Trennung von Citral benutzt werden, das auch 
mit neutralem Sulfit ohne weiteres in Reaktion tritt; nur muß 
man Sorge tragen, daß das bei der Umsetzung frei werdende 
Natriumhydrat in dem Maße, wie es sich bildet, neutralisiert wird. 

Eine weitere Trennungsmethode gründet sich darauf, daß 
Citronellal nur mit einer konzentrierten Lösung von Natrium- 
sulfit und Natriumbicarbonat reagiert, während Citral dies auch 
mit einer verdünnten Lösung tut 4 ). 

Da Methylheptenon auch mit einer konzentrierten Lösung 
von Natriumsulfit und Natriumbicarbonat nicht reagiert, so ist 
damit gleichzeitig ein Weg zur Befreiung des Citronellals von 
etwa beigemengtem Methylheptenon gegeben 6 ). 



*) Tiemann, Berl. Berichte 82 (1899), 825; Labbe, Bull. Soc. chim. III. 
21 (1899), 1023. 

*) Chem. Weekblad 14 (1917), 627. 
=) Tiemann, Berl. Berichte 31 (1898), 3305. 
*) Tiemann, ebenda 32 (1899), 815. ■ 
s ) Ebenda 834. 



Aldehyde. 521 

Ebenso wie beim Citronellol waren auch beim Citronellal die 
Meinungen lange Zeit darüber geteilt, ob in den Citronellalen ver- 
schiedener Herkunft völlig identische oder aber nur isomere Pro- 
dukte vorliegen. Während u. a. Tiemann und Schmidt sowie 
Schimmel § Co. ersteres annahmen, traten Barbier und 
Bouveault 1 ) für letztere Auffassung ein. Sie behaupten, daß das 
Citronellal aus Citronellol eine andere Konstitution (die erste 
Formel, S. 517) hat als das durch Oxydation von Rosenöl-Citronellol 
dargestellte (die zweite Formel) und geben letzterer Verbindung 
den besonderen Namen „Rhodinal". Sie begründen ihre Auffassung 
damit, daß Rhodinal durch Umlagerung in Menthon übergeht, 

CH S CH, 

l l 

CH CH 

H a Cf\CH 2 HaC^ NcH a 



H S C^ 'CHO H S C!. JCO 

CH 



CH 

II I 

HsC— C— CH S H a C— CH— CH, 

Rhodinal. Menthon. 

während sich Citronellal in Isopulegol umlagert. 

CH S 

l 
CH 



H S C 

H ä C 



CHs HaC 

CHO 




\ 
CH a 
l 
HgC=C — CHg 

Citronellal. 

Den Übergang des Rhodinals in Menthon hielten Tiemann 
und Schmidt 2 ) für nicht erwiesen. Nach ihren Untersuchungen 
war das von Barbier und Bouveault beschriebene Rhodinal- 
semicarbazon ein Gemenge von racemischem Citronellal- mit 
wenig Isopulegonsem icarbazon, während das vermeintliche Men- 
thonsemicarbazon die racemische Isopulegonverbindung ist. 

x ) Compt. rend. 122 (1896), 737; Bouveault u. Gourmand, ebenda 
188 (1904), 1699; Bouveault, Bull. Soc. chim. III. 2$ (1900), 458. 
a ) Berl. Berichte 30 (1897), 38. 



522 Hauptbestandteile der ätherischen Ole. 

Ferner sprach für die Einheitlichkeit des Citronellals die 
Tatsache, daß es ein konstant bei 84° schmelzendes Semi- 
carbazon lieferte, das durch Umkristallisieren nicht in Kompo- 
nenten von verschiedenen Schmelzpunkten gespalten werden 
konnte 1 ). 

Nach den Untersuchungen, die Harries und Himmel- 
mann 2 ) über das Verhalten des Citronellals und seiner Derivate 
gegen Ozon anstellten, ist jedoch nicht mehr daran zu zweifeln, 
daß sich das natürliche rechtsdrehende Citronellal aus einem 
Gemisch der beiden, eingangs durch die Formeln gekenn- 
zeichneten Verbindungen zusammensetzt. 

Harries, der durch seine früheren Ozonisierungen zu diesem Schluß 
gekommen war, hatte versucht, das erwähnte Semicarbazon durch Umkristalli- 
sieren in die Komponenten zu spalten, es konnte aber keine Veränderung 
des Schmelzpunktes festgestellt werden. Als aber das Semicarbazon mit 
Ozon behandelt wurde, bildete sich ein Ozonid, das bei der Spaltung zwei 
Semicarbazone lieferte. Ferner entstanden dabei Ameisensäure, Kohlensäure 
und Acetonsuperoxyd. Die beiden Semicarbazone wurden identifiziert als 
Methyloctanonalmonosemicarbazon, das dem normalen oder echten Citro- 
nellal entspricht, und als das Semicarbazon des Halbaldehyds der y-Methyl- 
adipinsäure, das sich vom Rhodinal ableitet. Hiernach berechnet sich das 
Mengenverhältnis vom Citronellal zum Rhodinal: 60 °/ Citronellal gegenüber 
40 u / Rhodinal. 

Bei vorsichtiger Oxydation mit Silberoxyd entsteht aus dem 
Citronellal die zugehörige, ölige Citronellsäure 8 ), C 10 H ls O 2 . 
Energische Oxydation mit Permanganat, Chromsäure oder Ozon 
liefert die gleichen Produkte wie beim Citronellol, also Aceton 
und jS-Methyladipinsäure*). Bei der Autoxydation im direkten 
Sonnenlicht bei Gegenwart von Sauerstoff liefert Citronellal 
nach Sernagiotto 6 ) Essigsäure, £-Methylhexylsäure, Menthon, 
ein Keton C 10 H a8 O, Isopulegol, Aceton, /?-Methyladipinsäure und 
Dioxycitronellsäure. 

Bei der Reduktion mit Natriumamalgam geht Citronellal, 
wie bereits erwähnt, in Citronellol über. Zur technischen Dar- 
stellung von Citronellol, wozu die Hauptmenge des aus Citronellol 
isolierten Citronellals verwendet wird, bedient man sich, wie bei 

*) Harries, Liebigs Annalen 410 (1915), 1. 

*) Berl. Berichte 41 (1908), 2187. 

3 ) Semmler, Bert. Berichte 24 (1891), 208; 26 (1893), 2256. 

*) Tiemann u. Schmidt, Berl. Berichte 29 (1896), 908. 

5 ) Atti R. Accad. dei Lincei, Roma (5) 24 (1915), 850. 



Aldehyde. 523" 

Citronellol ausgeführt ist, als Reduktionsmittel des amalgamierten 
Aluminiums. 

Mit Hydroxylamin bildet Citronellal ein flüssiges Oxim, das 
durch Wasserentziehung in das Nitril der Citronellsäure übergeht 1 ); 
auch das Phenylhydrazon ist ölig. Das mit Semicarbazid ent- 
stehende Semicarbazon ist, soweit die bisherigen Beobachtungen 
zeigen, einheitlich und eignet sich gut zur Identifizierung des 
Citronellals; es scheidet sich quantitativ ab, wenn eine alkoholische 
Lösung des Aldehyds mit einer Auflösung von Semicarbazidchlor- 
hydrat und Natriümacetat geschüttelt wird. Die rohe Verbindung 
wird durch Umkristallisieren aus Chloroform und Ligroin in weißen, 
bei 82,5 bis 84° schmelzenden Blättchen erhalten 2 ). Die racemische 
Form schmilzt bei 96°, das Thiosemicarbazon bei 54 bis 55°. 

Wie Citral, so liefert auch Citronellal mit Brenztraubensäure 
und £-Naphthylamin eine Naphthocinchoninsäure 8 ), die zum 
Nachweis zu benutzen ist; dargestellt wird sie in gleicher Weise, 
wie für die Verbindung des Citrals angegeben ist. Die rohe 
«-Citronellyl-/i-naphthocinchoninsäure wird aus salzsäurehaltigem 
Alkohol umkristallisiert, das erhaltene Chlorhydrat in Ammoniak 
gelöst und das Ammonsalz durch Essigsäure zerlegt; die so 
gereinigte Verbindung kristallisiert aus verdünntem Alkohol in 
farblosen Nadeln und schmilzt bei 225°. Beim Erhitzen über 
ihren Schmelzpunkt geht sie unter Kohlensäureabspaltung in das 
Citronellyl- ( tf-naphthochinolin über, eine aus verdünntem Alkohol 
oder Ligroin in seidenglänzenden Nadeln vom Smp. 53° kristalli- 
sierende Base. 

Schneller als durch die Naphthocinchoninsäure kann Citronellal 
durch das Semicarbazon (s. o.) identifiziert werden. 

Durch Kondensation von Citronellal mit Aceton entsteht 
Citronellylidenaceton, das ein bei 167° schmelzendes Semicar- 
bazid-Semicarbazon liefert 4 ). Die, wie unter Citral angegeben, 
dargestellte Citronellylidencyanessigsäure 5 ) schmilzt bei 137 bis 



*) Semmler, Berl. Berichte 26 (1893), 2255. 

3 ) Tiemann u. Schmidt, Berl. Berichte 30 (1897), 34; Tiemann, 
ebenda 31 (1898), 3307. 

3 ) Doebner, Berl. Berichte 27 (1894), 2025. 

4 ) Rupe u. Lotz, Berl. Berichte 36 (1903), 2796; Rupe u. Schlochoff, 
ebenda 4377. 

5 ) Tiemann, Berl. Berichte 32 (1899), 824. 



524 Hauptbestandteile der ätherischen Ole. 

138° und liefert ein charakteristisches, schwer lösliches Natrium- 
salz, das auch zur Trennung von Citral benutzt werden kann. 

Für die vor vielen Jahren von ihm hergestellte Citronellalphosphorsäure 1 ) 
hat F. D. Dodge später auf Grund weiterer Arbeiten 8 ) die Bezeichnung Iso- 
pulegolphosphinsäure vorgeschlagen. Sie ist eine starke, einbasische Säure 
und liefert eine Reihe wohldefinierter Salze. Smp. 181 bis 182°. Ihre Struktur 
ist noch recht unsicher. Jedenfalls ist die Isopulegolphosphinsäure ein 
charakteristisches Derivat des Citronellals. 

Über die quantitative Bestimmung des Citronellals 3 ) siehe im 
Kapitel „Die Prüfung der ätherischen Öle" sowie auch bei der Be- 
schreibung von Citronellöl und dem Öl von Eucalyptus citriodora. 

Cypral, C ls H 20 O, nennt Od eil*) einen neuen aliphatischen (?) 
Aldehyd, den er aus dem Öl des Holzes von Taxodium disti- 
chum Rieh, gewann. Sdp. 182 bis 185° (35 mm), d-JP 0,9469, 
a D rechts, n D20 . 1 ,5040. Die Molekularrefraktion deutete auf die 
Anwesenheit von 2 Doppelbindungen hin. 



B. Cyclische (aromatische) Aldehyde. 

Benzaldehyd. 

C 7 H a O. Mol.-Gew. 106. 

Benzaldehyd ist ein öfter vorkommender Bestandteil äthe- 
rischer Öle. Er verdankt seine Existenz der Spaltung gewisser 
in den betreffenden Pflanzenteilen enthaltener Glu- 
coside, die in Benzaldehyd, Glucose und Blausäure 
zerfallen. Solche Glucoside sind Amygdalin, Lauro- 
cerasin, Prulaurasin und Sambunigrin. 

Das Bittermandelöl besteht fast ganz, Wild- 
kirschenrindenöl und Kirschlorbeeröl größtenteils 
aus Benzaldehyd; außerdem ist dessen Vorkommen 
festgestellt worden im Champacaöl, Ceylon-Zimt- und Zimtblätteröl, 
Cassiaöl, Seychellen-Zimt- und Zimtblätteröl, im Öl der Rinde von 




*) Americ. ehem. Journ. 12 (1890), 553. 
*) Journ. Americ. ehem. Soc. S7 (1915), 2756. 

s > Vgl. auch Pfau, Perfum. Record 16 (1925), 183; Bericht von Schimmel 
$ Co. 1926, 55. 

*) Journ. Americ. ehem. Soc. 38 (1911), 755. 



Aldehyde. 525 

Prunus sphaerocarpa, P. padus, im Indigoferaöl, römischen und 
französischen Cassieblütenöl, Neroliöl, Cajeputöl, Niaouliöl und 
im Patchouliöl. 

Benzaldehyd oder seine Muttersubstanz, das Amygdalin, sind 
ferner enthalten in Teilen der folgenden Pflanzen: Sambucus 
nigra, Chrysophyllum- Arten, Gymnema latifolium, Pygeum 
parviflorum, P. latifolium, Homalium tomentosum, Memecylon- 
Arten, Schleicheria trijuga, Anacyclus officinarum, A. peduncu- 
latus, Pyrus foliosa, Davallia brasiliensis, fiydrangea Lind- 
leyana, H. Thunbergii, r\ageneckia angustifolia, /f. oblonga, 
Lucuma deliciosa, L. mammosa, L. multiflora, Peraphyllum 
ramosissimum u. anderen. 

Die Blüten von Prunus sphaerocarpa und die Champignon- 
Arten Psalliota campestris und P. arvensis riechen nach Benz- 
aldehyd. Fast immer ist neben Benzaldehyd auch Blausäure 
vorhanden (vgl. bei Blausäure, wo sich eine Zusammenstellung 
aller bei der Destillation Benzaldehyd und Blausäure liefernden 
Pflanzen befindet). 

Als Ausgangsmaterial für die künstliche Darstellung des 
Benzaldehyds dient das im Steinkohlenteer enthaltene Toluol, 
C 6 H a CH 3 . Man führt es entweder in Benzylchlorid, C e H s -CH 2 Cl, 
oder in Benzalchlorid, C fl H 6 -CHCl 3 , und diese Verbindungen 
dann weiter in Benzaldehyd über. 

Benzaldehyd ist eine farblose Flüssigkeit und hat den cha- 
rakteristischen Geruch von zerkleinerten, angefeuchteten bittern 
Mandeln. Im Gegensatz zu dem blausäurehaltigen Bittermandel- 
öl ist er verhältnismäßig unschädlich 1 ). In den gewöhnlichen 
Lösungsmitteln ist er leicht löslich; Wasser nimmt ihn im Ver- 
hältnis von etwa 1:200 auf. Sein Siedepunkt wird zu 179° 
angegeben. Nach Beobachtungen im Laboratorium von Schim- 
mel ^Co. sind seine Konstanten: Sdp. 177,3° (733 mm), 45°(5mm), 
d 16 „ 1,050(1, 0495) 2 ) bis 1,055, <* D ±0°, n DM . 1,544 bis 1,546, löslich 
in 8 Vol. 50-, 2,5 bis 3 Vol. 60- und 1 bis 1,5 Vol. 70°/oigen Alkohols. 

Von den zahlreichen Derivaten, die besonders durch Aus- 
führung von Aldehyd- und Kondensationsreaktionen dargestellt 

*) Bericht von Schimmel Sj Co. Oktober 1893, 27. 

*) Nach Treff [Zeitschr. f. angew. Chem. 39 (1926), 1307] ist das spez. 
Gewicht des chlorfreien Benzaldehyds ursprünglich 1,049; durch die schnell 
eintretende Oxydation liegt es aber meist höher. 



526 Hauptbestandteile der ätherischen Ole. 

worden sind, kommen für die Identifizierung hauptsächlich in 
Betracht: die Bisulfitverbindung, das bei 214° schmelzende Semi- 
carbazon und das bei 156° schmelzende Phenylhydrazon. 

Schon durch den Sauerstoff der Luft wird Benzaldehyd 
rasch zu Benzoesäure oxydiert, die, z. B. beim Aufbewahren 
des Aldehyds in nicht ganz gefüllten Flaschen, oft aus- 
kristallisiert. Ein Zusatz von 10°/o Spiritus wirkt konservierend, 
ein geringerer beschleunigt die Oxydation 1 ). 

Durch Einwirkung des Lichts auf Benzaldehyd entsteht ein 
Trimeres des Benzaldehyds (Smp. 245 bis 246°) und ein iso- 
meres Trimeres vom Smp. 144 bis 145° 2 ). Bei der Autoxyda- 
tion des Benzaldehyds bildet sich intermediär Benzoylwasser- 
stoffsuperoxyd C e H 5 .COOOH. 

Wegen der Gefahr der Selbstentzündung des Benzaldehyds 
bei Transporten wird empfohlen, als Packmaterial statt der 
Holzwolle Kieselgur, Schamottemehl oder Kaolin zu verwenden. 

Der künstliche Benzaldehyd enthält von seiner Darstellung 
her meist mehr oder minder große Mengen gechlorter Produkte, 
die seinen Geruch und Geschmack beeinträchtigen und ihn für 
feinere Parfümerien und zur Likörfabrikation ungeeignet machen. 
Durch sorgfältige Reinigung gelingt es, den Aldehyd vollständig 
chlorfrei zu machen. Von einem guten Präparat ist unbedingt 
zu fordern, daß es chlorfrei ist. Hierauf ist bei der Prüfung zu 
achten (vgl. im Kapitel: „Die Prüfung der ätherischen Öle"). 

Cuminaldehyd. 

C 10 H 19 O. Mol.-Gew. 148. 

Cuminaldehyd (p-Isopropylbenzaldehyd, Cuminol) ist in äthe- 
rischen Ölen wiederholt beobachtet worden. Er bildet den Haupt- 
CHO bestandteil des Cuminöls und ist außerdem noch 
C gefunden worden im Boldoblätteröl, Ceylon-Zimtöl, 

HC ^\ CH Cassieblütenöl, japanischen Pfefferöl, Myrrhenöl, 
I den Ölen von Eucalyptus haemastoma, E. hemi- 

HCs^/CH phloia, E. odorata, E. oleosa, E. popu/ffera, im 
C Wasserschierlingöl und im Öl von Prostanthera 

H a CCH-CH s cineolifera. 



l ) Bericht von Schimmel $ Co. April 1895, 47. 

3 ) Ciamician u. Silber, Berl. Berichte M (1911), 1558. 



Aldehyde. 527 

Der durch die Bisulfitverbirfdung gereinigte Aldehyd hat 
folgende Eigenschaften: Sdp. 235,5°, d lS . 0,9818, o„ ± 01 )- 
Sdp. 232° (760 mm), 109,5° (13,5 mm)*); d ls . 0,972 8 ). 

Das Semicarbazon des Cuminaldehyds schmilzt bei 210 bis 
211°, das Phenylhydrazon bei 126 bis 127°, das Oxim bei 58 
bis 59°; bei der Oxydation entsteht Cuminsäure vom Smp. 115°. 

Ein Verfahren zur Gewinnung von p-Cuminaldehyd durch Synthese beruht 
nach L. Bert*) darauf, daß man, ausgehend vom Isopropylalkohol, p-Isopropyl- 
phenylglyoxylsäure mit Anilin erhitzt. Durch Umlagerung und Zersetzung des 
Reaktionsprodukts erhält man p-Cuminalanilin und hieraus den p-Cuminaldehyd. 

Phenylacetaldehyd. 

C 8 H 8 0. Mol.-Gew. 120. 

Obwohl dieser Aldehyd als Bestandteil ätherischer Öle 
nicht nachgewiesen ist, sei er hier erwähnt, da er infolge seines 
hyazinthenartigen Geruchs in der Parfümerie 
Anwendung findet. Seine Darstellung kann auf /^ 

verschiedene Weise erfolgen, meist geht man HC |[ | CH 
dabei von Phenyl-a-chlormiichsäure, Phenyl- hc'I Jch 
a-brommilchsäure oder c-Bromstyrol aus. j; 

Zehl s ) benutzt zur Gewinnung als Ausgangs- !„ . CHO 

material das Dibromid des Methyl cinnamats. Eine 
interessante Synthese des Phenylacetaldehyds und einiger seiner 
Homologen hat Späth 6 ) gefunden. Bei Einwirkung von Alkyl- 
(Aryl-)Magnesiumhaloiden auf Äthoxyacetal entstehen nebenbei 
Vinyläther, die beim Erhitzen mit verdünnter Schwefelsäure über 
den unbeständigen Vinylalkohol zum Aldehyd verseift werden. 

Die substituierten Phenylacetaldehyde sind angenehm riechende 
Körper, die gegen Säuren und Alkalien sehr empfindlich sind. 

Reiner Phenylacetaldehyd ist eine farblose Flüssigkeit von 
äußerst intensivem, an Hyazinthen erinnerndem Geruch. Auf 
die Haut gebracht, färbt er diese nach kurzer Zeit gelb. 

x ) Perkin, Journ. ehem. Soc. 69 (1896), 1199. 

a ) Anschütz u. Reitter, Die Destillation unter vermindertem Druck. 
Bonn 1895. Seite 73. 

3 ) Kopp, Liebigs Annalen 94 (1855), 319. 

*) Bull. Soc. chim. IV. 87 (1925), 1409. 

s ) Bull. Soc. ind. Mulhouse 83 (1913), 805. 

«) Monatsh. f. Chem. 86 (1915), 1; siehe auch ebenda 35 (1914), 332. 



528 Hauptbestandteile der ätherischen Ote. 

Radziszewski 1 ) gibt für derf Aldehyd folgende Konstanten an: 
Sdp. 205 bis 207°, d 1,085. Schimmel § Co. haben ermittelt: 
Sdp. 80° (11 mm), d lfi „ 1,0315 bis 1,0521, a D ± 0°, n D20 . 1,52536 
bis 1,53370, löslich in etwa 3 Vol. 70°/oigen Alkohols. 

Stobbe und Lippold 2 ) bestimmten für reinen rektifizierten 
monomeren Phenylacetaldehyd Sdp. 88° (18 mm), n D20 „ 1 ,52204. 

Bei der Reduktion mit Hilfe von Palladiumchlorür erhielten 
Skita und Ritter") aus Phenylacetaldehyd beim Einleiten von 
Wasserstoff unter 5 Atmosphären Druck nicht unbedeutende 
Mengen Phenyläthylalkohol (Sdp. 108 bis 110°; d 18 , 1,038). 

Phenylacetaldehyd oxydiert sich leicht zu Phenylessigsäure, 
durch Oxydation mit Salpetersäure geht er in Benzoesäure über. Er 
neigt außerdem sehr dazu, sich zu polymerisieren '), und läßt sich 
daher nur schwierig unverändert aufbewahren. Bei seiner Unter- 
suchung ist auf etwaigen Halogengehalt zu prüfen, der von den Aus- 
gangsmaterialien herrühren und ein Zeichen ungenügender Rein- 
heit sein würde (vgl. im Kapitel: „Die Prüfung der ätherischen Öle"). 

Zur quantitativen Bestimmung von Phenylacetaldehyd nach 
der Bisulfitmetbode benutzt man Kölbchen mit am Boden an- 
geschmolzenem graduierten Rohr, da die nichtaldehydischen 
Teile sich am Boden ansammeln*). 

Methylphenylacetaldehyd («-Phenylpropionaldehyd), 
c *]>CH-CHO, auch Hydratropaaldehyd genannt, hat die Kon- 
stanten: Sdp. 79 bis 80° (8 mm), d 16 . 1,0062, n D20< , 1,51673. Sein 
Geruch ist stechend und liegt etwa zwischen dem des Aceto- 
phenons und dem des Phenylacetaldehyds. 

Zimtaldehyd. 

C 9 H s O. Mol.-Gew. 132. 

Zimtaldehyd kommt vor im Öl von Cinnamomum Burmanni, 
im Ceylon-Zimtöl, Zimtblätteröl, ZimtwurzelÖl, japanischen Zimt- 
öl, Cassiaöl, Myrrhenöl, im Öl von Ceanothus velutirws, Mela- 

') Berl. Berichte 9 (1876), 372. 

3 ) Journ. f. prakt. Chetn. II. 90 (1914), 277. 
*) Bert. Berichte 43 (1910), 3393. 

4 ) Reclaire, Perfum. Record 14 (1921), 341. Siehe auch unter „Che- 
mische Prüfungsmethoden". 




Aldehyde. 529 

leuca bracteata und im Patchouliöl. Das im Wurzelstock von 
Nuphar luteum enthaltene Alkaloid Nupharin liefert mit Silico- 
wolframsäure ein Salz, das durch Barytwasser unter Abspaltung 
von Zimtaldehyd zersetzt wird. Zimtaldehyd 
wird durch Kondensation von Benzaldehyd 
mit Acetaldehyd gewonnen. 

Er bildet eine gelbe Flüssigkeit von HC ( 
charakteristischem Zimtölgeruch, die sich ,., _.,. „, „.._ 

nach den von Schimmel b, Co. an eigenen 
Präparaten gemachten Feststellungen folgendermaßen verhält: 

Sdp. bei Atmosphärendruck etwa 252° unter teilweiser Zer- 
setzung, 128 bis 130° (20 mm), 118 bis 120° (10 mm), d 16 . 1,054 
bis 1,058, a D +0°; sein Brechungsindex, n B2tl . 1, 61949 1 ), ist der 
höchste bei ätherischen Ölen beobachtete. Bei starker Abküh- 
lung erstarrt der Aldehyd zu einer festen, hellgelben Masse, 
die bei — 7,5° wieder schmilzt. Er löst sich in etwa 25 Vol. 
50 °/oigen Alkohols u. m., ferner in etwa 7 Vol. 60- und in 2 bis 
3 Vol. 70 °/oigen Alkohols; in Petroläther ist er so gut wie unlöslich. 

Zimtaldehyd reagiert sowohl mit saurem, als auch mit 
neutralem Sulfit. Bei der Abscheidung durch die Bisulfit- 
verbindung ist ein Überschuß an Bisulfitlauge zu vermeiden, 
da sich bei der Einwirkung eines zweiten Moleküls Bisulfit die 
wasserlösliche Verbindung C 6 H 6 • C 2 H 8 (SO s Na) • CH(OH)SO s Na 
bildet. Sonstige, für die Identifizierung geeignete Derivate sind 
das Semicarbazon, Smp. 208°, das Phenylhydrazon, Smp. 168°, 
das p-Bromphenylhydrazon, Smp. 143°, und die schon durch Ein- 
wirkung von Luftsauerstoff entstehende Zimtsäure, die bei weiterer 
Oxydation in Benzaldehyd und Benzoesäure übergehen kann. 

Durch katalytische Hydrierung mit Hilfe von Platin oder 
Palladium wird Zimtaldehyd stufenweise zu Hydrozimtaldehyd 
und Phenylpropylalkohol (Hydrozimtalkohol) reduziert 2 ), während 
bei Anwendung von aktiviertem Magnesium oder Aluminium- 
äthylat Zimtalkohol (s. S. 451) entsteht. Dieser Alkohol wird 
auch gebildet, wenn man Zuckerlösung mit Hefe in Gärung 
versetzt und dann Zimtaldehyd zufügt*). 



») Brühl, Liebigs Annalen 235 (1886), 18, 31. 
») Ski'ta, Berl. Berichte 48 (1915), 1486, 1685. 
s ) Röna, Biochem. Zeitschr. «7 (1914), 137. 
Gildemeister, Die ätherischen Öle. I. 34 



530 Hauptbestandteile der ätherischen Ole. 

Bei künstlich dargestelltem Zimtaldehyd ist darauf zu achten, 
daß die Präparate vollkommen chlorfrei sind, da ein Chlorgehalt 
ein Zeichen von ungenügender Reinheit ist. Über den Nachweis 
von Chlor sowie über die quantitative Bestimmung von Zimt- 
aldehyd vgl. im Kapitel: „Die Prüfung der ätherischen Öle". 

Hydrozimtaldehyd (Phenylpropylaldehyd) 
C 6 H B CH g -CH 2 CHO 

ist im Ceylon-Zimtöl gefunden worden. Er riecht angenehm 
blumenartig, etwas an Jasmin und Flieder erinnernd. Sdp. 221 
bis 224° (744 mm), 104 bis 105° (13 mm); d ia „ 1,03; löslich in 
etwa 2 Vol. 70°/oigen Alkohols; Oxim, Smp. 93 bis 94,5°; Semi- 
carbazon, Smp. 127°. Er geht beim Stehen an der Luft in Hydro- 
zimtsäure über und entsteht durch katalytische Reduktion aus 
Zimtaldehyd (s. diesen). 

Außer den eben erwähnten aromatischen Aldehyden sind 
noch eine Reihe anderer aufzuführen, die im Benzolkern durch 
Hydroxyl oder Alkoxyl substituiert sind. Obwohl sehr verbreitet, 
kommen sie doch meist nur in geringer Menge in Pflanzen vor. 
Infolge ihrer wertvollen Eigenschaften als Riechstoffe werden die 
meisten von ihnen auch synthetisch dargestellt, worüber eine 
reichhaltige Patentliteratur existiert. 

Salicylaldehyd. 

C,H e O,. Mol.-Gew. 122. 

Salicylaldehyd (o-Oxybenzaldehyd) findet sich in kleinen 

Mengen im Cassiaöl, ferner im Öl von Sp/raea-Arten (S. ulmaria, 

S. ////pendula, S. dig/tata, S. lobata), in den 

/^. Blättern von Homa/ium tomentosum, in Cord/a 

HC f I H asperrima (?) und im Öl von Crepis foetida. 

Hcl JcOH Als schädlichen Bestandteil des Ackerbodens 

q? w ill Skinner x ) den Salicylaldehyd in Böden aus 

CHO verschiedenen Teilen der Vereinigten Staaten 

nachgewiesen haben. 

Seine Darstellung geschah früher durch Oxydation des 

Salicylalkohols, der durch Spaltung des in den Weidenrinden 

') Chem. Ztg. 37 (1913), 1485. 



Aldehyde. 531 

enthaltenen Glucosids Saligenin entsteht; jetzt gewinnt man 
ihn nach der bekannten Synthese von Reimer undTiemann 1 ) 
durch Einwirkung von Chloroform und Alkalilauge auf Phenol. 

Nach Loomis 2 ) erhält man Salicylaldehyd, indem man 
saures bordisalicylsaures Natrium mit Natriumamalgam in Gegen- 
wart von Natriumsulfit oder -bisulfit behandelt. 

Nach den Angaben eines andern amerikanischen Patents 3 ) 
werden Salicylaldehyd und Salicylsäure gewonnen, wenn man 
o-Kresoldämpfe in Gegenwart eines Metalloxydes als Katalysator 
mit einem Sauerstoff enthaltenden Gase oxydiert. 

Salicylaldehyd siedet nach Perkin*) bei 197°, hat das 
spezifische Gewicht d 1B . 1,1698 und ist in den gewöhnlichen 
Lösungsmitteln leicht löslich, in geringer Menge auch in Wasser; 
letztere Lösung wird durch Eisenchlorid tief violett gefärbt. 

Sowohl die Phenolnatur (Löslichkeit in Alkali), als auch der 
Aldehydcharakter (Bisulfitverbindung) können zur Isolierung be- 
nutzt werden. Bei der Reduktion entsteht Saligenin, Smp. 86°, 
bei der Oxydation Salicylsäure, Smp. 155 bis 156°. Das Oxim 
schmilzt bei 57°, das Phenylhydrazon bei 96°, das p-Bromphenyl- 
hydrazon bei 171 bis 172°. Mit Wasserstoffpersulfid bildet Salicyl- 
aldehyd o-Oxyphenylcarbithiosäure. 

Von besonderer Wichtigkeit ist der Salicylaldehyd dadurch, 
daß er als Ausgangsmaterial zur Herstellung von Cumarin dient. 

Anisaldehyd. 

C 8 H a Cv Mol.-Gew. 136. 

Der auch unter dem Namen Aubepine bekannte CHO 

Anisaldehyd (p-Methoxybenzaldehyd) entsteht durch C 

Oxydation von Anethol und wird daher besonders HCi^ j.CH 
in alten anetholhaltigen Ölen, wie Anis-, Sternanis- _ || c 
und Fenchelöl aufgefunden. Nachgewiesen ist er ?^ 

ferner im Extrakt der Tahiti -Vanille, im römischen | 

und französischen Cassieblütenöl, im Öl von Pelea O-CH« 

madagascarica, Barosma venustum und Boswellia serrata. Der 
Geruch der Blüten von Goldlack, Crataegus oxyacantha, Pirus 

*) Berl. Berichte 9 (1876), 824. 

») Am. Pat 1 427400. 

B ) Am. Pat. 1380277. 

*) Journ. ehem. Soc. 69 (1896), 1200. 

34* 



532 Hauptbestandteile der ätherischen Ole. 

communis, Sorbus aucuparia, Viburnum tinus und Erica arborea 
läßt vermuten 1 ), daß auch in diesen Anisaldehyd vorkommt, doch 
ist der chemische Beweis hierfür noch nicht erbracht. 

Die künstliche Darstellung erfolgt durch Oxydation von 
Anethol mit verdünnter Salpetersäure oder Chromsäuremischung 
oder durch Methylierung von p-Oxybenzaldehyd; auch p-Kresöl- 
methyläther dient als Ausgangsmaterial zur Gewinnung von 
Anisaldehyd. Das durch die Bisulfitverbindung gereinigte Pro- 
dukt ist eine farblose bis gelbe, bei 248° (korr.) 2 ) siedende 
Flüssigkeit, die im Geruch dem blühenden Weißdorn (Crataegus 
oxyacantha) ähnelt. An im Großbetrieb hergestellten Produkten 
haben Schimmel Sj Co. folgende Konstanten beobachtet: Sdp. 
106 bis 107° (5 mm), d l8 . 1,127 bis 1,130, a D ±0°, n Dao . 1,571 
bis 1,575, löslich in 7 bis 8 Vol. 50°/oigen Alkohols, löslich in 
etwa 300 Teilen Wasser mit geringer Opalescenz. Der Er- 
starrungspunkt des Anisaldehyds liegt um 0° herum. Der 
Aldehyd kann charakterisiert werden durch Oxydation zu Anis- 
säure (Srnp. 184°), in die er bei unzweckmäßiger Aufbewahrung 
schon leicht von selbst übergeht; ferner durch Überführung in das 
Semicarbazon, Smp.203 bis 204°, oder in die Oxime, von denen die 
eine Modifikation bei 63°, die andere bei 132° schmilzt. Das p-Brom- 
phenylhydrazon besteht aus weißen Blättchen vom Smp. 150°, 
Anisaldehyd-l,4,5-xylyIhydrazon bildet gelbliche Blättchen vom 
Smp. 1 17°, das Piperylhydrazon des Anisaldehyds schmilzt bei 54°. 

Im Handel vorkommender „kristallisierter Anisaldehyd" ist 
ein Gemenge von anisaldehydschwefligsaurem Natrium und Soda. 
Es enthält etwa 50 °/° Anisaldehyd und löst sich in etwa 60 Teilen 
Wasser. 

p-Methoxyzimtaldehyd. 

Ci H 10 O 2 . Mol.-Gew. 162. 

p-Methoxyzimtaldehyd (p-Cumaraldehydmethyläther) ist von 
Daufresne 8 ) im Esdragonöl gefunden worden. Die Konstanten 

l ) Bericht von Schimmel § Co. Oktober 1908, 16.— Verschaff elt, Chem. 
Weekblad 1908, Nr. 25, 1; Bericht von Schimmel $ Co. Oktober 1908, 167; 
Chem. Zentralbl. 1911, H. 281. 

*) Perkin, Journ. chem. Soc 69 (1896), 1200. 

3 ) Etüde de l'essence d'estragon et de quelques deYives de l'estragol. 
These, Paris 1909; Compt. rend. 145 (1907), 875; Bull, des Sciences pharma- 
cologiques, Januar 1908, 11; Bericht von Schimmel § Co. April 1908, 31. 



c 

HCrfScH 



41 J 



CH 



Aldehyde. 533 

sind folgende: Sdp. 170° (14 mm), d „ 1,137. Das Semicarbazon 
schmilzt bei 222°, das Oxim bei 154°. 

Die Bisulfitverbindung ist ziemlich schwer zerlegbar. Durch 
Oxydation mit Kaliumpermanganat (in saurer o-CH 

Lösung) entsteht Anissäure, während die 
Oxydation mit Silberoxyd zur Bildung von 
p-Methoxyzimtsäure (Smp. 170°) führt. 

Der Aldehyd ist identisch mit dem nach HC'i J< 
Scholtz und Wiedemann 1 ) auf syntheti- c 

schem Wege dargestellten Produkt. CH-CH-CHO 

o-Methoxyzimtaldehyd. 

C 10 H 10 O 2 . Mol.-Gew. 162. 

o-Methoxyzimtaldehyd (o-Cumaraldehydmethyläther) kommt 
bisweilen im chinesischen Zimtcassienöl 2 ) als Stearopten vor und 
scheidet sich in fester Form aus den Nach- 
laufen von Cassiaöl aus. Smp. 45 bis 46°; y\ 

Sdp. etwa 295° unter teilweiser Zersetzung, MC (f CH 



160 bis 161° bei 12 mm. Er färbt die Haut HC 1 ! Jc-OCH s 

intensiv gelb und ist sehr zersetzlich, selbst q^ 

bei Ausschluß von Luft und Licht. Oxydation ch-CHCHO 

mit Permanganat führt zu o-Methoxybenzoe- 

säure, Smp. 99°, die durch Kochen mit Jodwasserstoffsäure in 

Salicylsäure übergeht. Mit Silberoxyd bildet sich /tf-Methyl- 

cumarsäure vom Smp. 182 bis 183°. Das Oxim schmilzt bei 

125 bis 126°, das Phenylhydrazon bei 116 bis 117°. 

Vanillin. 

C s H s 3 . Mol.-Gew. 152. 

Das Vanillin, der Methyläther des Protocatechualdehyds, ist 
im Pflanzenreiche außerordentlich verbreitet, wird aber meist 
nur in sehr geringen Mengen angetroffen. In freiem Zustande 
scheint es nicht von Anfang an in den Pflanzen enthalten zu 
sein, sondern bildet sich wahrscheinlich erst durch Fermentierung 



l ) Bert. Berichte 86 (1903), 853. 

*) Bertram u. Kürsten, Journ. f. prakt. Chem. IL 51 (1895), 316. 



Hcl Jc-0-< 



534 Hauptbestandteile der ätherischen Öle. 

aus einem Glucosid. Der Aldehyd ist der charakteristische Be- 
standteil der Vanilleschoten. Außerdem wurde er in den Blüten 
von Gymnadenia albida, Nigritella suaveolens, im Harz einer 
Styrax- Art aus Peru, im Öl von Spiraea 
i u ulmaria, im Perubalsamöl , im Guajakharz, 

C Nelkenöl, Pastinakwurzelöl, im Cabureiba- 

nCf^CH baisam und Baumwollkrautöl aufgefunden. 

-CH Vanillin scheint in der Holzsubstanz vieler 
Pflanzen vorzukommen und kann oft, eventuell 
T nach vorheriger entsprechender Behandlung 

0H des Pflanzenmaterials, durch den charakteristi- 

schen, angenehmen Geruch erkannt werden. Von Pflanzen oder 
Pflanzenmaterial, in denen sein Vorkommen nachgewiesen oder 
anzunehmen ist, sind weiterhin zu nennen: Siam-Benzoeharz, 
Asa foetida, Umbelliferen-Opopanax, das Überwallungsharz von 
Lärchen und Zirbelkiefern, Mate-Tee, Kartoffelschalen und -Blüten, 
frische Lindenrinde, Buchenrinde, Kork, Dahlienknollen, Spargel- 
sprossen, Schwarzwurzelblüten, roher Rübenzucker und Wasser- 
extrakt des Samens von Lupinus albus. Auch in den bei der 
Cellulosefabrikation abfallenden Sulfitlaugen, sowie durch Er- 
hitzen von Holzmehl mit Wasser unter Druck auf 180° kann 
Vanillin in kleinen Mengen erhalten werden. 

Sullivan 1 ) will Vanillin im Erdboden, in Weizenkeimlingen 
und Weizenkörnern, in moderndem Eichenholz, im Fruchtfleisch 
und in den Fruchtschalen der Ananas und in mit heißem Wasser 
erhaltenen Auszügen von Rasengras nachgewiesen haben, jedoch 
wird ein exakter chemischer Beweis dafür nicht angegeben. 

Wegen seines angenehmen Geruchs wird Vanillin als Ersatz 
für Vanille, besonders in der Konditorei, Schokoladenfabrikation 
und Nahrungsmittelindustrie in noch immer steigenden Mengen 
gebraucht. Die zuerst angewandte künstliche Darstellung aus 
dem Kambialsaft der Coniferen 8 ) wurde sehr bald durch billigere 
Verfahren ersetzt. Heute kommen als Ausgangsmaterial für die 
Vanillinfabrikation Isoeugenol, Protocatechualdehyd und Guajacol 
in Frage 3 ). 

l ) Journ. ind. eng. Chemistry 6 (1914), 919. 

s ) Tiemann u. Haarmann, Bert. Berichte 7 (1874), 613. D.R.P.576, 27992. 

') Auf die in Anwendung gekommenen Verfahren kann hier nur in aller 

Kürze eingegangen werden. Ausführlicheres findet sich bei Ullmann, Encyclo- 



Aldehyde. 535 

Bei der zunächst versuchten Oxydation des Eugenols aus 
Nelkenöl mit Permanganat *) oder mit Ozon 2 ) waren die Aus- 
beuten ungenügend, die sich aber bedeutend besserten, als man 
das Eugenol in Isoeugenol umlagerte, dieses acetylierte und das 
Acetat mit Chromsäure oxydierte 8 ). Hierbei ist ein Zusatz von 
Sulfanilsäure 4 ) oder einer aromatischen Aminocarbonsäure 6 ) vor- 
teilhaft. Aus dem entstandenen Acetvanillin wird das Vanillin 
durch Verseifung gewonnen. 

Die Ozonisierung des Isoeugenols nimmt man nach Spurge 6 ) 
in Gegenwart von Bisulfitlösung vor, durch die das gebildete 
Vanillin sofort gebunden wird. Über die bei der Ozonisierung 
günstigste Temperatur und Konzentration des Ozons sind ein- 
gehende Versuche angestellt worden'). Auch die elektrolytische 
Oxydation des Isoeugenols zu Vanillin ist verschiedentlich ver- 
sucht worden 8 ). 

Von Safrol ausgehend kann man über Isosafrol, Heliotropin 
und Dichlorpiperonalchlorid 9 ) zum Protocatechualdehyd gelangen, 
der bei der Methylierung 10 ) Vanillin gibt. 

Endlich wird auch Guajacol als Ausgangsmaterial für die 
Vanillinfabrikation benutzt, wie zahlreiche Patente dartun. Man 
kondensiert z.B. Guajacol und Formaldehyd mit p-Nitrosodimethyl- 
anilin und spaltet aus der erhaltenen p-Aminodimethylanilin- 
Verbindung das Vanillin ab 11 ). Nach dem neuesten Verfahren der 
Aktien-Gesellschaft für Anilin-Fabrikation 12 ) gewinnt man Vanillin, 

pädle der technischen Chemie, Bd. 9 (1921), S. 587 ff. Vgl. auch einen Artikel 
von P. May in Perfum. Record 15 (1924), 351, in dem die wichtigsten Gewinnungs- 
arten des Vanillins beschrieben werden. 

l ) Erlenmeyer, Bert. Berichte 9 (1876), 273; Tiemann, ebenda 422. 

*) Verley, D. R. P. 97620. 

3 ) Haarmann § Reimer, D. R. P. 57568. 

4 ) Franz Fritzsche $ Co., D. R. P. 207 702. 

s ) Sievers, Givaudan $ Co., Schweiz. Pat 89053. 
s ) D. R. P. 192565. 

7 ) Briner, Patry u. de Luserne, Helvet chim. acta 7 (1924), 62. 

s ) Fichter u. Christen, Helvet. chim. acta 8 (1925), 334; Schweiz. 
Pat. 108703. 

8 ) Fittig u. Remsen, Liebigs Annalen 159 (1871), 147. — Schimmel 
SCo., D.R.P. 165727. 

10 ) Bertram, D.R.P. 63007. — Sommer, D.R. P. 122851. 
») Engl. Pat. 161 679. 
") Engl. Pat 219676. 



Hcl Jc-0-< 



534 Hauptbestandteile der ätherischen Öle. 

aus einem Glucosid. Der Aldehyd ist der charakteristische Be- 
standteil der Vanilleschoten. Außerdem wurde er in den Blüten 
von Gymnadenia albida, Nigritella suaveolens, im Harz einer 
Styrax- Art aus Peru, im Öl von Spiraea 
i u ulmaria, im Perubalsamöl , im Guajakharz, 

C Nelkenöl, Pastinakwurzelöl, im Cabureiba- 

nCf^CH baisam und Baumwollkrautöl aufgefunden. 

-CH Vanillin scheint in der Holzsubstanz vieler 
Pflanzen vorzukommen und kann oft, eventuell 
T nach vorheriger entsprechender Behandlung 

0H des Pflanzenmaterials, durch den charakteristi- 

schen, angenehmen Geruch erkannt werden. Von Pflanzen oder 
Pflanzenmaterial, in denen sein Vorkommen nachgewiesen oder 
anzunehmen ist, sind weiterhin zu nennen: Siam-Benzoeharz, 
Asa foetida, Umbelliferen-Opopanax, das Überwallungsharz von 
Lärchen und Zirbelkiefern, Mate-Tee, Kartoffelschalen und -Blüten, 
frische Lindenrinde, Buchenrinde, Kork, Dahlienknollen, Spargel- 
sprossen, Schwarzwurzelblüten, roher Rübenzucker und Wasser- 
extrakt des Samens von Lupinus albus. Auch in den bei der 
Cellulosefabrikation abfallenden Sulfitlaugen, sowie durch Er- 
hitzen von Holzmehl mit Wasser unter Druck auf 180° kann 
Vanillin in kleinen Mengen erhalten werden. 

Sullivan 1 ) will Vanillin im Erdboden, in Weizenkeimlingen 
und Weizenkörnern, in moderndem Eichenholz, im Fruchtfleisch 
und in den Fruchtschalen der Ananas und in mit heißem Wasser 
erhaltenen Auszügen von Rasengras nachgewiesen haben, jedoch 
wird ein exakter chemischer Beweis dafür nicht angegeben. 

Wegen seines angenehmen Geruchs wird Vanillin als Ersatz 
für Vanille, besonders in der Konditorei, Schokoladenfabrikation 
und Nahrungsmittelindustrie in noch immer steigenden Mengen 
gebraucht. Die zuerst angewandte künstliche Darstellung aus 
dem Kambialsaft der Coniferen 8 ) wurde sehr bald durch billigere 
Verfahren ersetzt. Heute kommen als Ausgangsmaterial für die 
Vanillinfabrikation Isoeugenol, Protocatechualdehyd und Guajacol 
in Frage 3 ). 

l ) Journ. ind. eng. Chemistry 6 (1914), 919. 

s ) Tiemann u. Haarmann, Bert. Berichte 7 (1874), 613. D.R.P.576, 27992. 

') Auf die in Anwendung gekommenen Verfahren kann hier nur in aller 

Kürze eingegangen werden. Ausführlicheres findet sich bei Ullmann, Encyclo- 



Aldehyde. 537 

phenylhydrazon, Smp. 148 01 ), und das p-Nitrophenylhydrazon, 
Smp. 223° 1 ). 

Durch kräftige Oxydation wird das Vanillin in Vanillinsäure, 
Smp. 207°, übergeführt; durch mildere Oxydationsmittel wie Eisen- 
chlorid, Persulfat oder auch durch Einwirkung des Lichts ent- 
steht Dehydrodivanillin [C 8 H a (CHO) (OCH 8 ) (OH)] 2 , Smp. 305°. Die 
sich in Lösungen von Vanillin in Alkohol und Glycerin bildende 
kristallinische Abscheidung ist nach Dodge 2 ) Vanillin-Glycerid 
(Smp. 160 bis 162°), eine Verbindung, die durch Wasser wieder 
in ihre Komponenten gespalten wird. 

Zahlreich sind die Farbreaktionen, die mit Vanillin erhalten und oft zu 
seinem Nachweis herangezogen werden. Es wird aber nicht immer berück- 
sichtigt, daß auch andere Verbindungen ähnliche Färbungen geben, und daß 
Verunreinigungen die Farbtöne beeinflussen. Am bekanntesten ist die Reaktion 
mit Phloroglucin und Salz- oder Schwefelsäure, durch die mit bestimmten 
Klassen organischer Verbindungen typische Färbungen hervorgerufen werden. 
Nach Haussier 8 ) sollen sich mit Hilfe von Phloroglucin noch 0,000005 g 
Vanillin durch deutliche Rosafärbung und mit p-Phenylendiaminchlorhydrat 
noch 0,0000005 bis- 0,0000008 g Vanillin durch schwache Gelbfärbung beim 
Eindunsten nachweisen lassen. 

Zum mikrochemischen Nachweis des Vanillins ziehtNessler 4 ) 
sein Verhalten bei der Sublimation mit .heran; es bildet sich dabei 
ein Beschlag von Tröpfchen, an deren Rande Aggregate von 
mehr oder weniger deutlichen Prismen entstehen, die zu weiteren 
Reaktionen benutzt werden. Zur quantitativen Bestimmung eignet 
sich aber das Sublimationsverfahren nicht, da sich beim längeren 
Erhitzen auf 105° aus dem Vanillin nicht flüchtige Zersetzungs- 
produkte bilden 8 ). 

Mit alkoholischer oder wäßriger Zehntel- oder Halbnormal- 
Kalilauge läßt sich Vanillin nur ganz annähernd quantitativ 
bestimmen, da der Farbenumschlag mit Phenolphthalein schlecht 
zu erkennen ist: die anfangs farblose alkoholische Lösung wird 
beim Titrieren schließlich tief gelb und nimmt dann am Ende 
der Reaktion einen schwach rötlichen Farben ton an 6 ). 

*) Phillips, Analyst 48 (1823), 367. 
s ) Journ. Americ. ehem. Soc. 44 (1922), 1405. 
s ) Zeitschr. f. anal. Chem. 53 (1914), 363, 691. 
*) Chem. Zentralbl. 1901, II. 601. 

s ) Wichmann, Journ. Ass. offic agric. Chem. 4 (1921), 479; Bericht von 
Schimmel § Co. 1932, 106. 

«) Bericht von Schimmel § Co. Oktober 1915, 55; 192», 111. 



538 Hauptbestandteile der ätherischen Öle. 

Über die quantitative Bestimmung des Vanillins vgl. das Kapitel „Die 
Prüfung der ätherischen Öle". 

Die mitunter beobachteten epidemieartig aufgetretenen Vergiftungen 
nach dem Genuß von Speisen, die mit Vanille oder Vanillin zubereitet waren, 
sind niemals durch das ungiftige Vanillin 1 ) verursacht worden. Wahrscheinlich 
hat es sich in den meisten Fällen um Paratyphosen a ) gehandelt. 

Vanillin kommt häufig verfälscht in den Handel; als Fäl- 
schungsmittel sind bisher darin nachgewiesen worden: Acetiso- 
eugenol, Antifebrin, Benzoesäure, Salicylsäure, Cumarin, Terpin- 
hydrat, Weizengrieß, Natriumsulfat, Magnesiumsulfat und Zucker. 
Für die Prüfung kommen in erster Linie sein Schmelzpunkt, die 
Löslichkeit in Wasser, Alkohol und Äther und sein Verhalten 
gegen Bisulfit in Frage. Aus der Bisulfitlösung wird das Vanillin 
am besten so regeneriert, daß man die Lösung ansäuert, zum 
Sieden erhitzt und nach dem Erkalten ausäthert. 

p-Methoxysalicylaldehyd (2-Oxy-4-methoxy-benzaldehyd) 
= o-Vanillin (CH 3 -0)(HO)C e H 3 -CHO ist im Chlorocodonwurzel- 
öl und im Öl der Wurzeln von Decalepls Hamiltonii nach- 
gewiesen worden. Sein Schmelzpunkt liegt bei 41°, der des 
Oxims bei 137 bis 138°. 

Methylvanillin (Dimethylprotocatechualdehyd) ist im Öl 
von Cymbopogon javanensis nachgewiesen worden. Smp. 42°; 
Sdp. etwa 270°; d 1,151; n 1,551. Das Phenylhydrazon schmolz 
bei 110 bis 112°. 

Bourbonal, Verovanil, Vanaldol (Protocatechualdehyd-m- 
äthyläther) bildet im reinen Zustande nach Umkristallisieren aus 
Wasser Schüppchen vom Smp. 77,5°. Gemische von Bourbonal 
und Vanillin sind unter verschiedenen Namen (Bourvanil, Vanillo- 
dine) im Handel. 

Heliotropin. 

C 8 H e 8 . Mol.-Gew. 150. 

Diese auch unter dem Namen Piperonal bekannte Ver- 
bindung ist der Methylenäther des Protocatechualdehyds. Sie 
ist nur in ganz geringen Mengen im Blütenöl von Spiraea 

*) Preuße, Zeitschr. f. physiolog. Chem. 4 (1880). 
*) Gersbach, Klin. Wochenschr. 3 (1924), 1278; Bericht von Schimmel 
$ Co. 1925, 127. 



Aldehyde. 539 

ulmaria, Robinia pseudacac/a und im Öl von Monarda fistu- 
losa (?) nachgewiesen worden. 

Das von Busse 1 ) vermutete Vorkommen in den Früchten 
einiger Vanillearten ist noch sehr zweifelhaft 2 ). Ebenso ist 
nichts darüber bekannt, ob der Heliotropingeruch mancher Blüten, 
z. B. der des Heliotrops, auf das Vorhandensein von Heliotropin 
zurückzuführen ist. 

Als Ausgangsmaterial für die künstliche Darstellung des 
Piperonals diente früher Piperin, jetzt wird es auf wesentlich 
billigere Weise durch Oxydation von Isosafrol mit Chromsäure 
oder mit Ozon s ) erhalten. 

Heliotropin bildet farblose, glänzende, heliotropartig riechende 
Kristalle, die bei 35 bis 36° schmelzen und bei 263° sieden. In 
Alkohol, Äther und ähnlichen Lösungsmitteln ist es leicht löslich, 
schwer in kaltem Wasser, leichter in siedendem; 
aus heißem Wasser kann es in zolllangen Kristallen | 

erhalten werden. Bei etwa 12° löst es sich in C 

Wasser im Verhältnis von etwa 2:1000. In HC,| X< 
Glycerin ist es sehr wenig löslich, etwas besser HC [| v 
in Paraffinöl, verhältnismäßig leicht (etwa 6°/o) c 

dagegen in Olivenöl; in 70°/oigem Alkohol löst es i 

sich bei einer Temperatur von -f- 10° zu etwa 5°/o. 

Als Aldehyd vereinigt sich Heliotropin mit Bisulfit. Durch 
Reduktion entsteht Piperonylalkohol, Smp. 51°, durch Oxydation 
Piperonylsäure, Smp. 227,5 bis 228°. Andere Derivate sind 
die Monobromverbindung, Smp. 129°, die Mononitroverbindung, 
Smp. 94,5°, das Anilid, Smp. 65°, das Thiosemicarbazon, 
Smp. 185°, das Semicarbazon, Smp. 224 bis 225% das p-Brom- 
phenylhydrazon, Smp. 155°, und das Piperylhydrazon, Smp. 65 
bis 67.°. 

Wird Heliotropin unter Zusatz von einem Tropfen kon- 
zentrierter Schwefelsäure in Acetanhydrid gelöst, so erhält man, 
nach Blanksma 4 ), Piperonylidendiacetat, farblose Krystalle vom 



CH 
CO 



CH 2 



*) Arbeiten a. d. Kaiserl. Ges.-Amt 15 (1898 bis 1899), 108. 

a ) Wal bäum, Wallach-Festschrift. Göttingen 1909, S. 649; Bericht von 
Schimmel^ Co. Oktober 1909, 141. 

8 ) Nagai, Journ. ehem. Soc. 122 (1922), I. 839.— Briner, v. Tscharner 
u. Paillard, Helvet. chim. acta 8 (1925), 406. 

*) Chem. Weekblad 7 (1910), 713. 



540 Hauptbestandteile der ätherischen Ole. 

Smp. 80°, die auch in einer sehr labilen, bei 51° schmelzenden 
Modifikation auftreten. 

Verrührt man eine Lösung von Piperonal in Aceton mit 
Wasser und versetzt die Emulsion mit 40°/oiger Natronlauge, 
so bildet sich Piperonalaceton 1 ) vom Smp. 107 bis 108°. Durch 
Schütteln einer Lösung von Piperonalaceton mit Wasserstoff 
unter gewöhnlichem Druck in Gegenwart von kolloidalem Pal- 
ladium bildet sich Piperonylaceton (Smp. 55°, Sdp. 164 bis 165° 
bei 12 mm), das einen charakteristischen, angenehmen Blumen- 
geruch besitzt. 

a-Homoheliotropin, das bereits von Semmler und 
Bartelt 2 ) und auch von Harries und Adam 3 ) über das 
Safrolozonid dargestellt worden war, gewann Nagai*), indem 
er Safrol in einem Gemisch von 1 Vol. Tetrachlorkohlenstoff, 
Tetrachloräthan oder Chloroform und 3 Vol. Petroläther mit 
2- bis 3°/oigem Ozon behandelte. Durch Rühren der Eisessig- 
lösung des Ozonids mit Wasser und Zinkstaub wurde der 
Aldehyd in einer Ausbeute von 60 bis 65 °/o erhalten. a-Homo- 
heliotropin, ein hellgelbes, heliotropinähnlich riechendes, leicht 
verharzendes Öl, hatte die Konstanten: Sdp. 131 bis 133° 
(8 mm), d^£ 1 ,2654, n Dlv 1 ,5547, Oxim, Smp. 1 1 9°, Semicarbazon, 
Smp. 175 bis 176°, Phenylhydrazon, Smp. 176°. 

Erwähnenswert ist auch, daß dem Heliotropin antipyretische 
und antiseptische Eigenschaften zukommen, und daß es als Gegen- 
mittel bei Strychninvergiftungen dienen kann. 

Hefiötropin muß an einem kühlen, dunklen Orte aufbewahrt 
werden, da es sich unter dem Einfluß von Licht und Luft allmählich 
unter Gelb- bis Braunwerden zersetzt 5 ). 

Zur Prüfung auf Verfälschungen (eine solche mit Terpin- 
hydrat ist kürzlich beobachtet worden) kann man, außer dem 
Schmelzpunkt und der Löslichkeit, auch das Verhalten des 
Piperonals gegen Bisulfit heranziehen, mit dem es leicht in 
Reaktion tritt. 



l ) Berl. Berichte 49 (1916), 675. 

a ) Ebenda 41 (1908), 2751. 

s ) Harries, Untersuchungen über Ozon. Berlin 1916, S. 390. 

4 ) Journ. Faculty of Engin., Tokyo Imper. University IS (1923), 189. 

5 ) Bericht von Schimmel § Co. April 1904, 132. 



Aldehyde. 541 



C. Alicyclische (hydroa romatische) Aldehyde. 

Das Vorkommen dieser Klasse von Aldehyden in ätherischen 
Ölen tritt gegenüber dem anderer Bestandteile sehr zurück. 



Perillaaldehyd. 

(Dihydrocuminaldehyd.) 
Cio H i<A Mol.-Gew. 150. 

Dieser Aldehyd ist in linksdrehender Modifikation aus dem 
Öl von Perilla nankinensis, in rechtsdrehender Form aus dem 
Öl von Hernandia peltata (Faux camphrier) isoliert 
worden. Er hat einen cuminartigen Geruch und die 
Eigenschaften 1 ): Sdp. 91° (4,5 mm), 104° (9 mm), 
235 bis 237° (750 mm), d 20 . 0,9645, d 16 . 0,9685, 
« D — 146°, [a] D — 150,7°, n^. 1 ,50693. Semmler 
und Zaar 2 ) fanden für Perillaaldehyd die Kon- 
stanten: Sdp. 104 bis 105° (10 mm), d 18 . 0,9617, 
[a] D — 146°, n D 1,50746, Mol.-Refr. 46,40 (ber. f. 
C 10 H 14 O/7 45,52). Das Semicarbazon schmilzt bei 199 bis 200°, 
das linksdrehende Oxim hat den Schmelzpunkt 102°, das Phenyl- 
hydrazon schmilzt bei 107,5°. Sowohl mit aufgeschlämmtem 
Silberoxyd als auch mit Hilfe von Beckmannscher Chromsäure- 
lösung wird der Aldehyd zu der entsprechenden Säure oxydiert. 
Sie bildet zarte, weiße Schüppchen vom Smp. 130° 1 ). 

Durch Reduktion mit Zinkstaub in Essigsäure wird aus dem 
Perillaaldehyd der zugehörige Perillaalkohol (= Dihydrocumin- 
alkohol) erhalten. Sdp. 119 bis 121° (11 mm), d 20 . 0,9640, [a] D 
— 68,5°, n D 1,49964. Dieser gibt ein Chlorid, das, wenn man es 
mit Natrium und Alkohol reduziert, Limonen liefert, woraus 
hervorgeht, daß dem Perillaaldehyd das Skelett des Limonens zu- 
grunde liegt. 




*) Bericht von Schimmel $ Co. Oktober 1910, 136. 
a ) Bert. Berichte 44 (1911), 52. 



542 Hauptbestandteile der ätherischen Ole. 

Phellandral. 

(Tetrahydrocuminaldehyd.) 

C 10 H le O. Mo1.-Gew. 152. 

Der Aldehyd, dem höchstwahrscheinlich die nebenstehende 
Formel zukommt, findet sich in geringer Menge im Wasser- 
fenchelöl und in dem Öl einiger zu den „Box- 
i und Mallee"-Gruppen gerechneten Eucalypten, wie 

ß^ z. B. Eucalyptus hemiphloia. 

V "iCH Sdp. 89° (5 mm); d 18 . 0,9445; a D — 36°30'; 

JcH 2 nD2o°*»4911 ')• An der Luft oder durch Silberoxyd 
c oxydiert sich der Aldehyd leicht zu der ent- 

l sprechenden, bei 144 bis 145° schmelzenden 

H a C— CH-CH* Säure c i0 H 16 O 2 , während bei der Oxydation mit 
verdünnter Permanganatlösung als Hauptprodukt eine zwei- 
basische Säure C 9 H 1B 4 vom Smp. 70 bis 72° entsteht. 

Von Derivaten des Phellandrals sind zu nennen das Oxim, 
Smp. 87 bis 88°, das Semicarbazon, Smp. 202 bis 204°, und das 
Phenylhydrazon, Smp. 122 bis 123°. 

Über einen Tetrahydrocuminaldehyd, der bei der Perman- 
ganat- Oxydation aus /^-Phellandren gebildet wird, und der in 
seinen Eigenschaften mit dem Phellandral übereinstimmt. Vgl. 
Wallach, Liebigs Annalen 340 (1905), 15. 



H*Cj' / \( 

H a cl J< 



D. Heterocyclische Aldehyde. 

An dieser Stelle sei auch noch ein heterocyclischer Aldehyd 
erwähnt, das 

Furfurol. 
C 6 H 4 2 . Mol.-Gew. 96. 

Sein Vorkommen in ätherischen Ölen dürfte der vereinten 
Wirkung von Wärme und Säure auf die Zellsubstanz oder andere 
Kohlenhydrate des verarbeiteten Rohmaterials bei Gegenwart von 
Wasser zuzuschreiben sein 2 ). 



x ) Bericht von Schimmel § Co. Oktober 1904, 91; Oktober 1906, 71. 
*) Ebenda Oktober 1899, 36. 



Aldehyde. 543 

Da der Aldehyd in Wasser ziemlich löslich ist (bei 13° in 
1 1 Teilen Wasser), so ist er meistens in den Destillationswässern 
oder Vorläufen enthalten. 

Man hat Furfurol nachgewiesen im Öl der Nadeln von Abies 
magnifica, A. concolor, im Rindenöl von A. concolor, im Douglas- 
fichtennadelöl, im Öl der Nadeln und Zweige von 
Pinus Lambertiana, im Zapfenöl von P. Lamber- HC ] j] CH 
tfana, P. ponderosa, im Nadelöl von P. palustris, hcI Je- CHO 
im Kienöl, im Öl der Nadeln und Zweige von q 

P. contorta, P. heterophylla, Libocedrus decur- 
rens, im Kadeöl, Sarsaparillwurzelöl, im Öl von Buphane disticha, 
Iris versicolor, im Irisölvorlauf, im Öl von Caulopbyllum thalic- 
troides, im Ceylon-Zimtöl, Apfelöl, im Blütenöl von Trifolium 
incarnatum, T. pratense, im Petitgrainöl, im Öl von Evonymus 
atropurpureus, im Nelkenöl 1 ), Bayölvorlauf, im Öl von Oenantbe 
crocata, Apocynum androsaemifolium, Convolvulus scammonia, 
im Lavendelölvorlauf, im Öl von Bystropogon mollis (?), im 
Kaffeeöl, Schafgarbenöl, Löwenzahnwurzelöl und Yu-Ju-Öl. Ferner 
ist Furfurol gefunden worden in den Destillationswässern von Copal- 
öl, Cypressenöl, Sadebaumöl, Vetiveröl, Irisöl, Cayenne-Linaloe- 
holzöl, westindischem Sandelholzöl, Moschuskörneröl, Nelkenöl, 
Nelkenstielöl, Kümmelöl und Angelicaöl. Des Interesses wegen 
erwähnen wir auch das von E. Erdmann 2 ) beobachtete Vor- 
kommen von Furfurol neben Furfuralkohol im ätherischen Öl der 
gerösteten Kaffeebohnen. Diese Körper stammen nach Gräfe 3 ) 
aus der Rohfaser der Kaffeebohnen und wahrscheinlich haupt- 
sächlich aus den Hemicellulosen der verdickten Endospermzellen. 

Der Siedepunkt der reinen Verbindung ist 160,5° (742 mm), 
die Dichte d^ 1,1594. Bei der Oxydation entsteht Brenzschleim- 
säure vom Smp. 132 bis 133°. Von Derivaten des Furfurols sind 
zu nennen: das Phenylhydrazon, Smp. 97 bis 98°, das Semi- 
carbazon, Smp. 197°, und das Semioxamazon, Smp. 264°. Der 
Nachweis erfolgt am bequemsten durch die bekannten Farb- 
reaktionen mit ,$-Naphthylamin und mit p-Toluidin oder salz- 
saurem Anilin. 



*) Im Nelkenöl kommt auch o-Methyl- und ein Dimethylfurfurol vor. 

*) Bert. Berichte 85 (1902), 1851. 

3 ) Monatsh. f. Chem. 38 (1912), 1389. 



544 Hauptbestandteile der ätherischen Ole. 

An dieser Stelle sei auch eine Verbindung erwähnt, die Kondo 
und Yamaguchi 1 ) aus dem Öl von Perilla citriodora gewonnen 
haben. Sie hat die empirische Formel C 10 H 14 O und wurde von 
den Autoren Perillen genannt, eine Bezeichnung, die irreführend 
wirkt, da sie auf einen Kohlenwasserstoff, nicht aber auf ein 
Furfuranderivat schließen läßt. Das sogenannte Perillen (Sdp. 185 
bis 186°; d 0,9017; a^Q"; n D21 = 1,4705) ist eine farblose, wohl- 
riechende Flüssigkeit, die all- 
HC fi | C ' CH3 mählich braun wird und wahr- 

Hol lc-CH s -CH B C(CH s ):CH 2 scheinlich nebenstehende Kon- 
O stitutionsformel hat. 



E. Aldehyde unbekannter Konstitution. 

Cryptal, C 10 H ia O, nennen Baker und Smith einen neuen 
Aldehyd aus dem Öl von Eucalyptus hemiphloia. Der Aldehyd 
gibt mit Natriumbisulfit keine feste Verbindung; die flüssige 
Verbindung wird durch Soda nicht zersetzt. Seine Konstanten 
sind: Sdp. 98 bis 100° (10 mm), 221° (760 mm), d 30 . 0,9431, 
a D —76,02°, n Da0 . 1,4830, Semicarbazon Smp. 176 bis 177°, Oxim 
und Hydrazon waren flüssig. 

Cryptal aus dem Öl von Eucalyptus polybractea hatte die 
Eigenschaften: d a0 . 0,9443, a B — 49,7°, n D20 o 1,4849, Semicarbazon 
Smp. 180°. Das Oxim und das Hydrazon waren flüssig. 

Eine Erklärung für die Verschiedenheit der Konstanten geben 
die Autoren nicht an. 

Aldehyd C 10 H ie O aus Lemongrasöl. Sdp. 68° (6 mm); 
d 16 . 0,9081; a D -t-0°50'; n D20 . 1,45641. Schmelzpunkt des Semi- 
carbazons 188 bis 189°. 

Aldehyd C 10 H 16 O aus Gingergrasöl. Sdp. 221 bis 224° 
(754mm), 76 bis 78° (5mm); d 15 . 0,9351; a D ±0°; n D20 , 1,47348. 
Bei der Reduktion entsteht ein Alkohol C 10 H 18 O, dessen Phenyl- 
urethan bei 100 bis 101° schmilzt. An der Luft oxydiert sich 

x ) Journ. pharm. Soc. of Japan teß (1919), 263. Nach Journ. ehem. Soc. 116 
(1919), 492. 



Ketone. 545 

der Aldehyd zu der Säure C 10 H ie O 2 , Smp. 106 bis 107°, die auch 
aus den Verseifungslaugen des GingergrasSls isoliert worden ist. 
Derivate: Oxim, Smp. 115 bis 116°, Semicarbazon, Smp. 169 bis 
170°, Semioxamazon, Smp. 244 bis 245°, Phenylhydrazon, Smp. 63°, 
jtf-Naphthocinchoninsäure, Smp. 261°. 



Ketone. 



A. Aliphatische Ketone. 

Aliphatische Ketone sind in den ätherischen Ölen nur in 
geringer Anzahl vertreten; meist sind es Methylketone, die durch 
ihre Bisulfitverbindungen isoliert werden können. Die niederen 
Glieder sind wasserlöslich und werden deshalb besonders in den 
Vorläufen und den Destillationswässern angetroffen. 

a) Grenzketone (gesättigte). 

Aceton, CH 8 • CO • CH 8 . Bei der Gewinnung ätherischer 
Öle, namentlich aus Blättern, hat man häufig das Auftreten von 
Aceton beobachtet. Wahrscheinlich entsteht das Keton erst 
während der Destillation, doch ist die Reaktion, der es seinen 
Ursprung verdankt, unbekannt. Nachgewiesen wurde es im 
Terpentinöl von Ab/es excelsa, im Atlascedernöl, finnländischen 
Kienöl, russischen Terpentinöl, im Terpentinöl von Pinus laricio 
Pallasiana, im Cocablätteröl, Nelkenöl, Öl von Datura stramo- 
nium, im Destillationswasser von Kopalöl, Öl von Monarda fistu- 
Josa, amerikanischen Pfefferminzöl, Patch ouliblätter- und Schaf- 
garbenöl. Ferner hat man es in Gemeinschaft mit Blausäure 
bei der Destillation vieler Pflanzen beobachtet. So bei Triglochin 
maritima' 1 ), Thalictrum aquilegifolium, Nandina dornest ica, 
Phaseolus lunatus, P. mungo, Linum usitatissimum, L. perenne, 
Hevea brasiliensis, H. Spruceana, Jatropha angustidens, Manihot 
Bankensis, M. Glaziovii, M, palmata, M. utilissima, Passiflora 



*) Greshoff, Pharm. Weekblad 45 (1908), 1165; Chera. Zentralbl. 1908, 
II. 1446. 

Gildemeister, Die ätherischen Öle. I. 35 



546 Hauptbestandteile der ätherischen Öle. 

alata, P. coerulea, P. edulis, P. ioetida, P. hybrida, P. laurifolia, 
P. maculata, P. prfnceps, P. quadrangularis, P. suberosa, Tac- 
sonia spec. und T. van -VoIxemfP). 

Aceton siedet bei 56,5° und hat die Dichte d 1(t „ 0,79945. 
Charakteristische Derivate sind das p-Bromphenylhydrazon, 
Smp. 94°, und das Oxim, Smp. 59 bis 60°. Mit Jod-Jodkalium- 
lösung erfolgt Ausscheidung von Jodoform. 

Methyl-n-amylketon, CH 8 -CO-(CH 2 ) 4 -CH 3 , ist im ätherischen 
Palmkernöl und in den niedrig siedenden Anteilen des Nelkenöls 
enthalten und für den charakteristischen Geruch dieses Öles von 
Bedeutung. Auch im Ceylon-Zimtöl ist die Verbindung nach- 
gewiesen worden. Sdp. 151 bis 152°; d , 0,8366. Das Semi- 
carbazon schmilzt bei 122 bis 123°. 

Äthyl-n-amylketon, CH 3 -CH 2 -CO-(CH s ) 4 -CH 8 , kommt im 
Vorlauf des französischen Lavendelöls vor. Sdp. 169,5 bis 170°; 
d 16 .0,8254; n^o 1,41536; Semicarbazon, Smp. 117 bis 117,5°. 
Es reagiert nicht mit Bisulfit. Die Oxydation mit Chromsäure 
führt zu n-Capronsäure a ). 

Methyl-n-heptylketon f CH 3 -CO-(CH 2 ) e -CH s , bildet häufig 
den Hauptbestandteil des algerischen und des sizilianischen 
Rautenöls von Rata bracteosa und findet sich außerdem in 
geringer Menge im ätherischen Kokosnußöl, Palmkernöl, im 
deutschen, französischen und spanischen Rautenöl, im Öl von 
Xanthoxylum aflanthoides und im Nelkenöl. Es ist ein farb- 
loses Öl von angenehmem, rautenartigem Geruch. 

Für aus Rautenöl abgeschiedenes Methylheptylketon werden 
folgende Eigenschaften angegeben: 

Smp. —17°, Erstp. — 19°, Sdp. 85 bis 90° (7 mm), 95,8 bis 
102° (24 mm), d 20 „ 0,831 78 3 ). — Erstp. —15°, Sdp. 193 bis 
194° (740 mm), d s0 „ 0,821*). — Sdp. 194,5 bis 195,5° (763 mm), 
df£0,8296 5 ). — Sdp. 194 bis 196°, 80 bis 82° (15 mm)«). 



*) Greshoff, Aren, der Pharm. 244 (1906), 665. 

*) Bericht von Schimmel § Co. April 1903, 42; Oktober 1903, 43. 

3 ) Thoms, Berichte d. deutsch, pharm. Ges. 11 (1906), 16. 

*) v.Soden u. Henle, Pharm. Ztg. 4« (1901), 277. 

B ) Power u. Lees, Journ. ehem. Soc. 81 (1902), 1588. 

8 ) Ho üben, Berl. Berichte 86 (1902), 3588. 



Ketone. 547 

Es reagiert nur langsam mit Bisulfit. Schmelzpunkt des 
Semicarbazons 118 bis 119° oder 119 bis 120°. Durch Oxydation 
mit Hypobromit entsteht n-Caprylsäure. 

Methyl-n-nonylketon, CH 8 - CO • (CH S ) 8 . CH S , ist seit langem 
als hauptsächlicher Bestandteil des gewöhnlichen, aus Frankreich 
und Spanien stammenden Rautenöls bekannt, während es in 
Rautenölen algerischer und sizilianischer Herkunft gegenüber 
Methylheptylketon meist eine untergeordnete Rolle spielt. Als 
Ausgangsmaterial dient gewöhnlich das spanische Öl, dem das 
Keton durch Ausfrieren oder mittels Bisulfit entzogen wird. Ferner 
ist Methyl-n-nonylketon nachgewiesen worden im ätherischen Palm- 
kernöl, Kokosnußöl, im Öl von Houttuynia cordata, Xanthoxylum 
ailanthoides, Fagara xanthoxyloides und im jaborandiblätteröl. 

Methylnonylketon ist bei Zimmertemperatur flüssig und 
besitzt einen ähnlichen Geruch wie Methylheptylketon. Die von 
verschiedenen Autoren ermittelten Konstanten sind: Sdp. 226° 
(766 mm), 230,65° (korr.), 122 bis 123° (24 mm, korr.) 1 ). — 
Smp. +13,5°, Erstp. +12°, Sdp. 223 bis 224° (774 mm), 99° 
(7 mm), d 20 . 0,82623 2 ). — Sdp. 230 bis 231° (740 mm) 3 ). — 
Sdp. 229 bis 233° (759 mm), nach Regenerierung aus dem Semi- 
carbazon 231,5 bis 232,5° (761 mm), d**.' 0,8263*). — Erstp. + 13°, 
Sdp.228 bis 230°, 120° (20mm), 11 8° (18 mm), d 15 ,0,8295, d 20 „0,8263 s ). 

Bei einem synthetisch dargestellten Produkt fanden v. Gorup- 
Besanez und Grimm 6 ): Smp. 4- 15 bis 16°, Sdp. 224°, d 1Ti6 „0,8295. 
Das Oxim schmilzt bei 46 bis 47°, das Semicarbazon bei 123 
bis 124°. Mit Hypobromit entsteht n-Caprinsäure. 

Beim Erhitzen mit amalgamiertem Zink und Salzsäure wird 
n-Undekan gebildet vom Sdp. 193 bis 195°; d, , 0.741. 

Methyl - n - undecylketon, CH 8 ■ CO • C^H.-,,,, ist in einer 
zwischen 260 und 265° siedenden Fraktion des ätherischen 
Kokosnußöls gefunden worden. Aus dem Semicarbazon (Smp. 121 
bis 122°) freigemacht, bildete es eine weiße Masse vom Smp. 29°. 



•) Carette, Journ. de Pharm, et Chim. IL 10 (1899), 256. 

a ) Thoms, loc. cit. 8. 

*) v. Soden u. Henle, loc cit. 

*) Power u. Lees, loc. cit 

») Houben, loc. cit. 3590. 

") Liebigs Annalen 157 (1871), 279. 

35* 



548 Hauptbestandteile der ätherischen Öle. 

Diacetyl, CH 8 * CO ■ CO ■ CH 8 . Dieses öfters in ätherischen 
Ölen beobachtete aliphatische Diketon verdankt, wie Furfurol, 
seine Entstehung jedenfalls einer während der Destillation vor 
sich gehenden Zersetzung gewisser Pflanzenstoffe. Da es ziem- 
lich wasserlöslich ist, so findet man es in Vorläufen oder in 
Kohobationswässern, in denen es sich oft schon durch seine 
gelbgrüne Farbe und seinen chinonartigen Geruch verrät. 
Meistens kommt Diacetyl gleichzeitig mit Methylalkohol und 
Furfurol vor. Es ist beobachtet worden im Vorlauf eines 
finnischen Kienöls, im Kohobationswasser vom Cypressenöl, 
Sadebaumöl, Vetiveröl, Irisöl, westindischen Sandelholzöl, Bay- 
öl, Kümmelöl und im Vorlauf der Destillationswässer von 
Angelicawurzeln. 

Der Sdp. ist 87,5 bis 88°, die Dichte 0,9734 bei 22°. 
Charakteristische Derivate sind das Monophenylhydrazon vom 
Smp. 133 bis 134°, das durch Oximierung daraus entstehende 
Diacetylhydrazoxim, Smp. 158°, und das bei 243° schmelzende 
Osazon. Erwärmt man eine alkoholische Lösung von Diacetyl 
mit überschüssigem Hydrazinhydrat, so bildet sich Dimethyl- 
bishydrazimethylen, das aus Benzol in feinen, bei 158° schmel- 
zenden Nadeln kristallisiert. Zum Nachweis des Diacetyls kann 
auch die Überführung in Trimethylglyoxalin benutzt werden 1 ). 



b) Ungesättigte Ketone. 

Methylheptenon. 

C 8 H 14 0. Mol.-Gew. 126. 

«-Methylheptenon * Sc • CH 2 ■ CH a ■ CH a • CO • CH S 
HgC 

^-Methylheptenon 8 )>C: CH • CH 2 • CH 2 • CO ■ CH 8 . 
GH/ 

Größeres Interesse als die genannten gesättigten Ketone be- 
sitzt das ungesättigte Methylheptenon, das sowohl als Bestand- 
teil einiger ätherischer Öle auftritt, als auch als Zersetzungs- 



*) Bericht von Schimmel $ Co. April 1900, 46. 



Ketone. 549 

produkt verwandter Verbindungen erhalten wird. Als Begleiter 
der ihm nahestehenden Körper Linalool, Geraniol und Citral 
kommt es im mexikanischen Linaloeöl, Citronell- und Lemon- 
grasö.1 vor, ferner ist es im Citronen- und Palmarosaöl, im Öl 
von Barosma pulchellum und im spanischen Verbenaöl nach- 
gewiesen worden; es verdankt seine Entstehung offenbar einer 
Zersetzung der obengenannten Verbindungen, die man auch 
künstlich durch Oxydation herbeiführen kann. Es ist aus den 
zwischen 160 und 180° siedenden Fraktionen der genannten Öle 
leicht mit Hilfe seiner Bisulfitdoppelverbindung zu isolieren. 

Als Umwandlungsprodukt ist es zuerst bei der trocknen 
Destillation des Cineolsäureanhydrids 1 ), dann beim Verseifen des 
Geraniumsäurenitrils 2 ) und als Oxydationsprodukt des Citrals 3 ) 
beobachtet und schließlich auch bei dessen Spaltung durch 
Alkalien gewonnen worden 4 ); synthetisch ist es aus Amylen- 
bromid und Acetylaceton 6 ), sowie aus dem Jodid des Aceto- 
propylalkohols, Aceton und Zinkstaub 6 ) dargestellt worden. 

Es ist eine farblose, leicht bewegliche und durchdringend 
nach Amylacetat riechende, optisch inaktive Flüssigkeit, deren 
physikalische Konstanten nicht ganz übereinstimmend angegeben 
werden; Wallach fand für das aus Cineolsäureanhydrid ent- 
stehende Keton: Sdp. 173 bis 174°, d 20 „ 0,8530, n D20 „ 1,44003 7 ). 
Tiemann u. Krüger bestimmten für natürliches Methylheptenon: 
Sdp. 170 bis 171° (760 mm), d 20 , 0,8499, n D 1,4380 s ); Verley 
gibt für ein durch Spaltung aus Citral erhaltenes Präparat an: 
Sdp. 168°, 84° (56 mm), d lt . 0,910 (!), n D31 . 1,437 9 ). 

Nach Beobachtungen im Laboratorium von Schimmel 85 Co. 
besitzt Methylheptenon, das aus Lemongrasöl isoliert und aus der 
Bisulfitverbindung regeneriert worden war: Sdp. 173° (758 mm), 
d lß . 0,855, n m0 „ 1,43805 10 ); ein aus Citral durch Kochen mit 

l ) Wallach, Liebigs Annalen 258 (1890), 323. 
*) Tiemann u. Semmler, Berl. Berichte 2« (1893), 2721. 
») Ebenda 2719. 

*) Verley, Bull. Soc. chim. III. 17 (1897), 175. 
») Barbier u. Bouveault, Compt. rend. 122 (1896), 1422. 
o) Verley. Bull. Soc. chim. III. 17 (1897), 191. 
') Liebigs Annalen 258 (1890), 325. 
s ) Berl. Berichte 28 (1895), 2123. 
•) Verley, loc. cit. 176. 
10 ) Bericht von Schimmel § Co. April 1899, 72. 



550 Hauptbestandteile der ätherischen Öle. 

Kaläumcarbonatlösung bereitetes Präparat zeigte: Sdp. 173 bis 
174°, d 15 . 0,8656; Sdp. 173 bis 174°, 67° (16 mm), d t0 . 0,8691, 
n m4 „ 1,44345 >). 

Durch mehrfache Destillation isolierte Escourrou 2 ) aus 
Lemongrasöl die methylheptenonhaltige Fraktion: Sdp. 60 bis 61° 
(10 mm), [«] D — 45° 20'. 

Bei Anwendung des P aal sehen Reduktionsverfahrens mit 
Hilfe von Palladium und Wasserstoff wird Methylheptenon nach 
Wallach 8 ) sehr glatt zu Methylheptanon (Sdp. 164 bis 165°) 
reduziert. 

Methylheptenon geht bei der Reduktion mit Natrium in 
alkoholischer Lösung sowie bei der phytochemischen Reduktion 
durch Einwirkung von Hefe*) in den sekundären Alkohol C 8 H ia O, 
Methylheptenol 6 ), über, der als Spaltungsprodukt des Geraniols, 
sowie auch bei der Verseifung des Geraniumsäurenitrils auf- 
tritt; es verbindet sich mit Bisulfiten zu kristallinischen Doppel- 
verbindungen, mit Hydroxylamin und Phenylhydrazin zu flüssigen 
Derivaten und mit Semicarbazid zu einem kristallisierten Semi- 
carbazon, das zur Identifizierung benutzt werden kann. Durch 
Einwirkung des Lichtes auf Methylheptenon bei Gegenwart von 
Sauerstoff erhielten Ciamician und Silber 6 ) eine Reaktions- 
masse, aus der sie Aceton, ein Ketoglykol, ein Oxydiketon, 
Ameisensäure, Essigsäure und Lävulinsäure isolieren konnten. 

Bei der Oxydation zerfällt Methylheptenon entsprechend der 
Formel für /^-Methylheptenon in Aceton und Lävulinsäure, C 8 H 8 3 7 ) ; 
wasserentziehende Mittel, wie Chlorzink usw., führen es in ein 
Gemenge aus gleichen Teilen Xylol und Tetrahydroxylol über 8 ). 

Methylheptenon ist leicht an seinem charakteristischen, 
amylacetatartigen Geruch zu erkennen; zum Nachweis ver- 
wandelt man es in das Semicarbazon, das zwar, wie beim Citral, 
ein Gemisch von Isomeren zu sein scheint, aber dennoch mit 



l ) Escourrou, Bull. Soc. chim. IV. 39 (1926), 1121. 

J ) Recherches sur Ia methylheptenone naturelle. Lyon 1922. 

3 ) Nachr. K- Ges. Wiss. Göttingen 1910, Sitzung vom 29. Oktober. 

*) Neuberg u. Lewite, Biochem. Ztschr. 91 (1918), 257. 

s ) Wallach, Liebigs Annalen 275 (1893), 171. 

a ) Berl. Berichte 46 (1913), 3077. 

') Tiemann u. Semmler, Berl. Berichte 28 (1895), 2128. 

s ) Wallach, Liebigs Annalen 358 (1890), 326; 895 (1913), 74. 



Ketone. 551 

konstantem Schmelzpunkt erhalten wird, wenn man es nach 
der von Tiemann u. Krüger 1 ) angegebenen Vorschrift bereitet. 

Nach Angabe der Genannten soll man zu einer Mischung von 12 g 
Methylheptenon und 20 ccm Eisessig eine Lösung von 12 g Semicarbazid- 
chlorhydrat und 15 g Natriumacetat in 20 ccm Wasser geben und einige 
Zeit (V 4 Stunde) stehen lassen; auf Zusatz von Wasser scheidet sich das 
Semicarbazon als bald erstarrendes Öl aus, das nach dem Umkristallisieren 
aus verdünntem Alkohol bei 136 bis 138° schmilzt 

Ein zur Identifizierung ebenfalls gut geeignetes Derivat wird 
erhalten, wenn man Methylheptenon bei Gegenwart von Natron- 
lauge mit Brom behandelt 2 ); es bildet sich dabei durch An- 
lagerung von unterbromiger Säure und gleichzeitige Substitution 
die gut kristallisierende Verbindung C 8 H 12 Br a O • OH . 

Zu ihrer Darstellung schüttelt man 3 g Keton mit einer Lösung von 
3 g Natriumhydroxyd und 12 g Brom in 100 bis 120 ccm Wasser; die sich 
zunächst als schweres, aber bald erstarrendes Öl abscheidende Verbindung 
wird mit Äther aufgenommen, die Lösung mit verdünnter Natronlauge ge- 
schüttelt und der bei ihrem Eindunsten bleibende Rückstand aus Ligroin, 
unter Zugabe von Tierkohle, umkristallisiert. Der Schmelzpunkt der rein 
weißen, bei längerem Aufbewahren sich allmählich zersetzenden Verbindung 
liegt bei 98 bis 99°. 

Zum Nachweis des Methylheptenons empfehlen Neuberg 
und Lewite 8 ) die Darstellung des p-Nitrophenylhydrazons, das 
hellgelbe Nadeln vom Smp. 103,5 bis 104° bildet. 

Eine Methode zum Nachweis von Methylheptenon bei An- 
wesenheit von Citronellal und Citral ist von Tiemann*) an- 
gegeben worden. Sie beruht darauf, daß Methylheptenon weder 
mit einer verdünnten, noch mit einer konzentrierten Lösung von 
Natriumsulfit und Natriumbicarbonat reagiert, während die beiden 
anderen Verbindungen dem Gemisch durch Schütteln mit diesen 
Lösungen nacheinander entzogen werden können. 

Das natürlich vorkommende Methylheptenon ist ein Gemenge 
mehrer Isomerer, von denen nach Wallach 5 ) vier verschiedene 
denkbar sind, die er als a-, ß-, y- und d-Form bezeichnet. Ab- 
weichende Benennungen sind später durch französische Forscher 



*) Berl. Berichte 28 (1895), 2124. 

*) Tiemann u. Semmler, Berl. Berichte 26 (1893), 2723. 

3 ) Biochem. Zeitschr. «1 (1918), 257. 

*) Berl. Berichte 32 (1899), 823. 

B ) Liebigs Annalen 408 (1915), 183. 



552 Hauptbestandteile der ätherischen Öle. 

eingeführt, die hier beibehalten werden mögen, da sie den als 
Citral a und b unterschiedenen Aldehyden entsprechen. 

a-Methylheptenon (s. die Formeln auf S.548) = <5-MethyI- 
heptenon Wallachs. Siedet bei 168° und entsteht nach Ver- 
leys 1 ) Angaben, die allerdings nur sehr wenig durch genaue 
experimentelle Daten gestützt werden, beim Kochen von Citral a 
mit l°/oiger Natronlauge. Gibt bei der Oxydation nur Spuren 
von Aceton und wird durch Erhitzen mit Alkalien in die ,2-Form 
übergeführt 8 ). 

/S-Methylheptenon = y-Methylheptenon Wallachs. Siedet 
von 173 bis 174°. Ist im Lemongrasöl und andern Ölen ent- 
halten und entsteht bei der trocknen Destillation von Cineol- 
säureanhydrid, ferner beim Kochen von Citral b 1 ) mit Kalium- 
carbonatlösung. Liefert bei der Oxydation die der Formel 
entsprechende Menge Aceton. 

Aus dem Verlauf der Ozonisation, bei der die Oxydations- 
produkte quantitativ bestimmt wurden, schließen Grignard, 
Doeuvre und Escourrou 8 ), daß die Methylheptenone natür- 
lichen Ursprungs aus Citral und Lemongrasöl Gemische von 
a- und /S-Methylheptenon sind und höchstens 25 % der «-Ver- 
bindung enthalten. Verley*) erklärt aber diese Versuche nicht 
für einwandfrei, da bei der Zersetzung der Ozonide partielle 
intramolekulare Verschiebungen stattfinden könnten, die die 
quantitativen Bestimmungen wertlos machen. 

Artemisiaketon nennen Asahina und Yoshitomi 5 ) eine 
auch schon von Imada 6 ) aus dem Öle von Artemisia annua 
isolierte Verbindung C 10 H ia O. Ihr Semicarbazon schmolz bei 
95 bis 96°. Das aus dem Semicarbazon regenerierte Keton 
war inaktiv; Sdp. 182°; &g 0,8906; n D18 „ 1,4695. Es enthält 
zwei Doppelbindungen und liefert dementsprechend bei der 
Reduktion nach der Methode von Fokin-Willstätter ein 



1 ) Rev. d. prod. chim. 31 (1918), 352; Chem. Zentralbl. 191», I. 922. 

2 ) Escourrou, s. Note 1 auf S. 550. 
s ) Compt. rend. 177 (1923), 669. 

*) Bull. Soc. chim. IV. 36 (1924), 608, 1653. 
") Journ. pharm. Soc of Japan 1917, 1 (Nr. 424). 

e ) Yakugakuzasshi 1917, Nr. 524; Bericht von Schimmel $ Co. 1918, 6; 
Chemist and Druggist 89 (1917), 376. 



Ketone. 553 

Tetrahydroderivat C^H^O (Sdp. 173°; d$? 0,8262; n D 1,42425), 
das Tetrahydrqartemisiaketon, dessen Semicarbazon bei 134 
bis 135° schmilzt. Es scheint aliphatischer Natur zu. sein. 

Isoartemisiaketon. Neben dem Artemisiaketon haben 
Asahina und Takagi 1 ) im Öl von Artemisia annua das Iso- 
artemisiaketon nachgewiesen. Sdp. 182 bis 183°; d^° 0,8711; 
[«] D ±0°; n m? . 1,4688; Mol.-Refr. 47,425 (ber. f. C 10 H 16 O/=47,45). 
Das freie Isoartemisiaketon ähnelt in seinen physikalischen 
Eigenschaften dem Artemisiaketon und bildet bei der kata- 
lytischen Reduktion ein Tetrahydroderivat, das mit dem Tetra- 
hydroartemisiaketon identisch ist. Auf Grund ihrer Beobach- 
tungen kommen die Autoren zu dem Schluß, daß die beiden 
Isomeren nur durch die Stellung der Doppelbindung verschieden 
sind, und daß die Verbindungen folgende Konstitutionsformeln 
haben: CHs CHs 

CH„— C— CO— CH S — C< * CH S — C— CO— CH = C</Z7 

i ^CH 2 i CH a 

CHb=CH CHj=CH 

Artemisiaketon. Isoartemisiaketon. 

Doremon. 

C lä H 26 0. Mol.-Gew. 122. 

Dieses Keton wurde von Roenisch 2 ) aus Fraktionen des 
Ammoniakgummiöls gewonnen. Durch wiederholte Destillation 
gereinigt, siedete es bei 145 bis 155° (12 mm); d 20 „ 0,8765, 
a D +3°30'; n DiS0 . 1,47160. Das Oxim schmilzt bei 88°, das 
Semicarbazon bei 124°. Aus dem Oxim konnte das Keton 
nicht wiedergewonnen werden. Durch Reduktion mit Natrium 
und Alkohol entstand aus dem Doremon ein aliphatischer 
Alkohol C 1B H 28 0, das Doremol vom Sdp. 145 bis 150° (12 mm); 
d 20 . 0,8702; « D -f 3°; n D20 . 1,47130. Bei der Hydrogenisation mit 
Platin und Wasserstoff bildete sich der gesättigte Alkohol 
C i6 H M > das Tetrahydrodoremol, vom Sdp. 140 bis 145° (12 mm); 
d^ 0,8403; a D + 2°48'; n D20 . 1,44817. Reduktion mit Platin und 

x ) Journ. pharm. Soc. of Japan Mo. 464. 1920, 873; Bericht von 
Schimmel $ Co. 1921, 9. 

*) Untersuchung des Ammoniakgummiöls und synthetische Versuche 
zur Aufklärung seiner Bestandteile. Inaug.-Dissert, Breslau 1916; Semmler, 
Jonas u. Roenisch, Berl. Berichte 50 (1917), 1823. 



554 Hauptbestandteile der ätherischen Ole. 

Wasserstoff führt Doremon in Tetrahydrodoremon über vom 
Sdp. 142 bis 144° (12 mm); d s0 . 0,8434; « B -f- 1°24'; n D20 . 1,44803. 

Bei der Behandlung mit Essigsäureanhydrid und Natrium- 
acetat liefert das Doremonoxim ein Acetat, woraus hervorgeht, 
daß ein Ketoxim vorliegt, denn aus Aldoximen entstehen beim 
Behandeln mit Essigsäureanhydrid Nitrile. 

Doremon ist das erste aliphatische Sesquiterpenketon, das 
in der Natur aufgefunden worden ist. 



B. Aromatische Ketone. 

Diese Ketone spielen als Bestandteile von ätherischen Ölen nur 
eine ganz untergeordnete Rolle. Zu erwähnen sind die folgenden: 

Acetophenon, C 6 H 5 -COCH s . Smp. 20,5°; Sdp. 201 bis 
202°, 94,5° (20 mm); d-Jg 1,0329; n D40 . 1,53418. Das Öl von 
Stirlingia latifolia besteht fast ausschließlich aus Acetophenon. 
(Oxim, Smp. 58 bis 59°.) 

Methylacetophenon, CH g .C e H 4 -CO-CH 3 , Methyl-p-tolyl- 
keton. Geruch an Weißdorn erinnernd, ähnlich dem des Anis- 
aldehyds. Siedet in der Hauptsache zwischen 222 und 226° 
(756 mm); d l6 „ 1,007 bis 1,014; n D20 „ 1,532 bis 1,537; löslich in 
etwa 3 Vol. 60 % igen Alkohols. 

o-Oxyacetophenon, CH ? ■ CO • C a H 4 • OH, und möglicherweise 
sein Methyläther sind im Öle von Chione glabra enthalten. 
Sdp. 160 bis 165° (34 mm). Mit Eisenchlorid entsteht eine tiefrote 
Färbung, mit Bromwasser ein gelber, kristallinischer Niederschlag. 
Das Oxim schmilzt bei 112°, das Phenylhydrazon bei 108°. 
Beim Schmelzen mit Kali entsteht Salicylsäure (Smp. 155°). 

Crataegon, CH a O • C a H 4 -CO • CH 3 , p-Methoxyacetophenon, 
p-Acetylanisol. Sdp. 263° (760 mm), 158° (36 mm), 136° (10 mm); 
Smp. etwa 37°; d 20 . 1,0990 (unterkühlt); n D20 . (unterkühlt) 1,55459; 
löslich in 5 Vol. u. m. 50°/oigen Alkohols; auch in Wasser etwas 
löslich. Oxim, Smp. 78 bis 80°; Semicarbazon, Smp. etwa 200°. 

Ein anderes Präparat hatte die Konstanten: Erstp. +34,7°, 
d 20 . 1,0997, d gB . 1,0959, « D ±0°, n BM „ 1,55489, löslich in 4 Vol. 
5Ö°/oigen Alkohols u. m. (20°). 



Ketone. 555 

Anisketon (p-Methoxyphenylaceton), CH a -CO-CH 2 C 6 H 4 -OCH 8> 
kommt vielleicht im russischen Anisöl, FenchelÖl und Bitter- 
fenchelöl vor. Sdp. 263°; d „ 1,095; das Oxim schmilzt bei 72°, 
das Semicarbazon bei 182°. 

p-Methyl-J 3 -tetrahydroacetophenon ist von Roberts 1 ) 
im Himalaya-Cedernöl festgestellt worden. 



C. Alicyclische (hydroaromatische) Ketone. 

Carvon. 

C 10 H 14 O. Mol.-Gew. 150. 

Carvon kommt in seiner rechtsdrehenden Modifikation zu 
etwa 50 bis 60 °/o im Kümmelöl vor, auch im Dillöl ist diese in 
beinahe gleicher Menge enthalten. 1-Carvon ist 
seltener und ist im Kuromojiöl und Krauseminzöl i 3 

aufgefunden worden, während inaktives Carvon 9: 

bis jetzt nur im Gingergrasöl nachgewiesen ist; HCj-^ ,CO 
das Vorkommen von Carvon ist ferner festgestellt H 2 cl JcH s 
worden im Öl von Taxodium dfstichum, spani- ^a\ 

sehen Dillkrautöl und in den Ölen von Mentha i 

longifolia, M. aquatica und Tagetes minuta. s £ 

Carvon ist eine farblose, ausgesprochen nach Kümmel 
riechende Flüssigkeit, die in starker Kälte erstarrt-). Aus 
Kümmelöl dargestelltes, durch die Sulfitverbindung gereinigtes 
d-Carvon hat nach Schimmel 8} Co. folgende Eigenschaften: 
Sdp. 230° (755 mm), 91° (5 bis 6 mm), d 1B . 0,9645, « D + 59° 57', 
"nac 1,49952. Aus Krauseminzöl abgeschiedenes, durch die 
Sulfitverbindung gereinigtes 1-Carvon: Sdp. 230 bis 231° (763 mm), 
d„. 0,9652, <* D — 59° 40', n DM . 1,4988, löslich in 17 Vol. 50 °/oigen 
und in 4 Vol. 60°/° igen Alkohols. 

Technische Präparate von d-Carvon zeigen : d 15 „ 0,963 bis 
0,966, ßl) H-57 o 30' bis +60°, n^, 1,497 bis 1,500, löslich in 



*) Journ. ehem. Soc. 109 (1916), 791. 

*) Wallach, Liebigs Annalen 252 (1889), 129, Aum. 



556 Hauptbestandteile der ätherischen Ole. 

16 bis 20 Vol. 50°/oigen, in 4 bis 5 Vol. 60°/oigen und in 1,5 
bis 2 Vol. 70% igen Alkohols. 

Um das Keton aus einem Öl in reinem Zustande abzuscheiden, 
kann man seine Eigenschaft benutzen, mit neutralem Natrium- 
sulfit eine in Wasser lösliche Verbindung zu geben. 

Das Öl wird mit der entsprechenden Menge einer konzentrierten wäßrigen 
Natriumsulfitlösung geschüttelt und das bei der Reaktion frei werdende 
Natriumhydroxyd von Zeit zu Zeit mit einer verdünnten Säure neutralisiert. 
Ist der Prozeß beendet, so werden die nicht in Reaktion getretenen Anteile 
durch mehrmaliges Ausäthern der Lösung entfernt und hierauf das Carvon 
mit Natronlauge wieder abgespalten und mit Wasserdampf übergetrieben. 
Dieses Verfahren kann auch zur quantitativen Bestimmung des Carvons 
dienen (vgl. im Kapitel „Die Prüfung der ätherischen Öle"). 

Zur Reindarstellung kann man sich auch des Schwefel- 
wasserstoffcarvons, (C 10 H a4 O) 3 • H 2 S, bedienen. 

Beim Sättigen eines Gemisches aus 20 Teilen Carvonfraktion, 
5 Teilen Weingeist und einem Teil Ammoniak (d 15 = 0,96) mit Schwefel- 
wasserstoff scheidet sich Schwefelwasserstoffcarvon aus; nach 
dem Absaugen und Umkristallisieren aus Methylalkohol wird es 
durch Kochen mit alkoholischem Kali zerlegt und das regenerierte 
Carvon durch Destillation im Wasserdampfstrom gereinigt. Eine 
etwas modifizierte Darstellungsweise gibt u. a. Wallach 1 ) an. 

Künstlich sind Carvon und seine Derivate auf verschiedenen 
Wegen erhalten worden, doch würde ein näheres Eingehen auf 
die Beziehungen, die zwischen Carvon, Pinen, Limonen, Pinol 
und Terpineol bestehen, zu weit führen. 

Carvon ist ein ungesättigtes Keton, das mit Salzsäure eine 
flüssige 2 ) und mit Bromwasserstoff eine bei 32° schmelzende 
Verbindung bildet 8 ); aus dieser entsteht durch Abspaltung von 
Bromwasserstoff ein mit Carvon isomeres Keton C 10 H 14 O, das 
Eucarvon*). Die durch Einwirkung von Brom aus dem Brom- 
wasserstoffcarvon entstehenden Körper, wie das Tribromid, 
C 10 H w O-HBr-Br 2 , das Tetrabromid, C 10 H 14 OBr 4 , und das Penta- 
bromid, C 10 H ls OBr„, sind von Wallach 8 ) untersucht worden. 



*) Liebigs Annalen 305 (1899), 224. 

a ) Goldschmidt u. Kisser, Berl. Berichte 20 (1887), 487, 2071. 

a ) Ebenda 2091; Baeyer, Berl. Berichte 27 (1894), 811. 

4 ) Baeyer, Berl. Berichte 27 (1894), 811; Wallach, Liebigs Annalen 
305 (1899), 234; 33» (1903), 94. 

5 ) Liebigs Annalen 28« (1895), 119. 



Ketone. 557 

Carvon gibt mit Bisulfit Salze der Carvondihydrosulfonsäure 
und addiert auch schweflige Säure. Mit Hydroxylamin liefert 
es ein gut kristallisierendes Oxim 1 ), das, wenn es aus dem 
optisch aktiven Keton gewonnen ist, bei 72 ° 2 ) schmilzt; durch 
Vereinigung gleicher Mengen d- und 1-Carvoxim entsteht inaktives 
Carvoxim vom Smp. 93°*). 

Bei der Darstellung des Carvoxims ist darauf zu achten, 
daß dabei kein allzu großer Überschuß von Hydroxylamin an- 
gewandt wird, da sich sonst auch eine additionelle Verbindung 
von Carvoxim mit Hydroxylamin, C 10 H 14 NOH • NH s OH (Smp. 
174 bis 175°), bildet*). Wenn das frisch dargestellte Oxim nicht 
alsbald erstarrt, kann man es manchmal durch Übertreiben mit 
Wasserdampf zur Kristallisation bringen. Künstlich werden die 
Oxime des Carvons aus Limonen- und Dipentennitrosochlorid 
durch Abspaltung von Halogenwasserstoff erhalten 6 ). Phenyl- 
hydrazin gibt mit Carvon ein bei 109 bis 110° schmelzendes 
Phenylhydrazon 8 ), während Semicarbazid sich mit d- und 1-Carvon 
zu Semicarbazonen verbindet, die bei 162 bis 163° schmelzen'). 
Das Semicarbazon des d-1-Carvons schmilzt im Gegensatz zum 
d-1-Carvoxim niedriger als die aktiven Verbindungen, nämlich bei 
154 bis 156° 8 ). Die bereits erwähnte Schwefelwasserstoff- 
verbindung der aktiven Carvone schmilzt bei 210 bis 211°, die 
des inaktiven Ketons bei 189 bis 190° 9 ). 

Durch Einwirkung von überschüssigem, freiem Hydroxylamin 
auf Hydrobromcarvon und darauf folgende Abspaltung von Brom- 
wasserstoff entsteht Isocarvoxim, Smp. 142 bis 143° 10 ), das durch 

l ) Goldschmidt, Berl. Berichte 17 (1884), 1578; Harries in Meyer- 
Jacobson, Lehrbuch der organischen Chemie, Leipzig (1902), Bd. II. Teil 1 , S. 939. 

*) Wallach, Liebigs Annalen 24« (1888), 226. 

3 ) Wallach, ebenda 245 (1888), 268. 

*) Wallach u. Schrader, Liebigs Annalen 279 (1894), 368.— Harries 
u. Jablonski, Berl. Berichte 31 (1898), 1384; Harries, ebenda 1810. 

D ) Goldschmidt u. Zürrer, Berl. Berichte 18 (1885), 2220. — Wallach, 
Liebigs Annalen 245 (1888), 256, 268; 246 (1888), 226. 

e ) Baeyer, Berl. Berichte 27 (1894), 811.— S.dazuGoIdschmidt, ebenda 
17 (1884), 1578. 

') Baeyer, ebenda 27 (1894), 1923. 

8 ) Baeyer, ebenda 28 (1895), 640. 

<*) Vgl. Deußen, Journ. 1. prakt. Chem. II. 90 (1914), 318. 

") Goldschmidt u. Kisser, Berl. Berichte 20 (1887), 2073. 



558 Hauptbestandteile der ätherischen Öle. 

verdünnte Säuren in eine aromatische Base, das Carvolin, 
übergeht 1 ). 

Durch Reduktion mit Natrium in alkoholischer Lösung geht 
Carvon nicht, wie zu erwarten wäre, in den Alkohol C^H^O, 
Carveol, über, es werden vielmehr sofort 4 Wasserstoff atome unter 
Bildung von Dihydrocarveol, C 10 H 18 O, aufgenommen (s. Seite 465). 
Reduziert man mit Zinkstaub in alkoholisch-alkalischer Lösung, 
so werden zwar 2 Atome Wasserstoff angelagert, aber die ent- 
stehende Verbindung ist kein Alkohol, sondern ein Keton C ia H 18 0, 
Dihydrocarvon*). Als Nebenprodukt entsteht ein bimolekulares 
Keton, das a-Dicarvelon, Smp. 148 bis 149° 3 ). Bei der Reduktion 
mit Hilfe von kolloidalem Palladium entsteht aus d-Carvon 
1-Tetrahydrocarvon 4 ). Verwendet man Platin, so kann man die 
schrittweise Bildung von d-Carvotanaceton, Tetrahydrocarvon 
und Carvomenthol beobachten 6 ). Dieser Alkohol entsteht auch, 
wenn man die Reduktion bei hoher Temperatur und starkem 
Druck mit Nickeloxyd ausführt 6 ). Die elektrolytische Reduktion 
des Carvons führte zu Dihydrocarvon'). 

Bei mehrmonatiger Einwirkung von Licht auf Carvon entsteht 
ein isomeres Keton, der sogenannte Carvoncampher. Smp. 100°; 
Sdp. 206,5°; Oxim, Smp. 126 bis 128°, Semicarbazon, Smp. 239° s ). 

Beim Schütteln von Carvon mit 40 °/oiger Schwefelsäure 
entsteht das bei 41 bis 42° schmelzende Oxydihydrocarvon 9 ). 
Durch Kaliumpermanganat wird Carvon zu Oxyterpenylsäure, 
C 8 H lg O B (Smp. 190 bis 192°), oxydiert 10 ). Hieraus und aus den 
Oxydationsergebnissen, dieTiemann u. Semmler 11 ) bei Dihydro- 
carveol und Dihydrocarvon erzielten, haben die Genannten für 



') Goldschmidt, ebenda 26 (1893), 2086.— Wallach, Liebigs Annalen 
346 <1906), 266. 

a ) Wallach u. Schrader, Liebigs Annalen "279 (1894), 377. 

*) Wallach u. Schrader, ebenda 380; Wallach, ebenda 305(1899), 223. 

*) Wallach, ebenda 381 (1911), 64. 

') Vavon, Compt rend. 15$ (1911), 68. 

•) Ipatiew u. Balatschinsky, Berl. Berichte 44 (1911), 3461. 

') Law, Journ. ehem. Soc. 101 (1912), 1544. 

») Ciamician u.Silber, Berl. Berichte41 (1908), 1928.— Sernagiotto, 
Gazz. chim. ital. 47 (1917), I. 153. 

") Rupe u. Schlochoff, Berl. Berichte 38 (1905), 1719. 

10 ) Best, Berl. Berichte 27 (1894), 1218. — Wallach, ebenda 1495. 

u ) Berl. Berichte 28 (1895), 2148. 



Ketone. 559 

Carvon als wahrscheinlichste die obige, bereits früher von Wagner 
aufgestellte Formel abgeleitet. 

Durch Erhitzen mit Schwefelsäure, Salzsäure, Phosphor- 
säure, Phosphoroxychlorid, Zinkchlorid oder Alkalien geht Carvon 
in das Benzolderivat Carvacrol, C 8 H a -CH 8 W-OH [2] -C 3 H 7 i 4 i, über. 
Erhitzen des Carvons für sich allein bewirkt diese Umlagerung 
nicht 1 ). Eine ähnliche Atomverschiebung findet im Oxim des 
Carvons statt, wenn es mit alkoholischer Schwefelsäure gekocht 
oder mit einer starken Alkalilösung auf 230 bis 240° erhitzt wird; 
dabei geht es in Carvacrylamin über 2 ). Beim Eintragen in konz. 
Schwefelsäure wird Carvoxim in p-Amidothymol, Smp. 173 bis 
174°, umgelagert 3 ). 

Wird Carvon mit Ammoniumformiat erhitzt, so bildet 
sich Dihydrocarvylamin*); dieselbe Verbindung entsteht, wenn 
Carvoxim mit Natrium in alkoholischer Lösung reduziert wird 8 ). 

Verbenon. 

C 10 H l4 O. Mol.-Gew. 150. 

Das Verbenon ist zuerst von Kerschbaum 6 ) im spanischen 
Verbenaöl aufgefunden worden. Später wiesen es Blumann 
und Zeitschel') im oxydierten Terpentin- 
öl nach. Es ist als Autoxydationsprodukt ^ H » 
des Pinens anzusehen und dürfte daher in CH 
alten pinenhaltigen Ölen häufig zu finden HC CH 
sein. Auch scheint das von Genvresse s ) c<cH a >* 
durch Einwirkung von Stickoxyden auf Pinen h 2 C J CO 
erhaltene „Pinenol" hauptsächlich aus Ver- CH 
benon bestanden zu haben. 

Verbenon ist eine dickliche, campher- und sellerieartig 
riechende, in der Kälte kristallinisch erstarrende Flüssigkeit. 



*) Richter, Chem.-Ztg. 4.7 (1923), 489. 

a ) Wallach, Liebigs Annalen 275 (1893), 118; 279 (1894), 374. 
3 ) Wallach, ebenda 279 (1894), 369. 

*) Leuckart u. Bach, Berl. Berichte 20 (1887), 113. — Wallach, 
ebenda 24 (1891), 3984. 

*) Wallach, Liebigs Annalen 275 (1893), 119. 
c ) Berl. Berichte 38 (1900), 889. 

7 ) Ebenda 46 (1913), 1178; 54 (1921), 887. 

8 ) Compt. rend. 130 (1900), 918. 



560 Hauptbestandteile der ätherischen Ole. 

Es kann durch Autoxydation von rechts- oder linksdrehendem 
Terpentinöl in der d- oder 1-Form erhalten werden. 

Eigenschaften. Smp. +6,5°; Sdp. 227 bis 228°, Sdp. 100° 
<16mm); d 16 . 0,981, d 20 . 0,9780; [«] D + 249,62"; n D18 . 1,4992s 1 ). — 
Sdp. 233 bis 234° (740 mm), Sdp. 125° (37 mm); d 15 . 0,9795, 
d 20 o 0,976; a D + 212°6'; n D20 . 1,49557 9 ). 

Verbenon bildet ein Oxim vom Smp. 119 bis 120°; das 
Semicarbazon zersetzt sich bei 200 bis 206°. Im autoxydierten 
Terpentinöl findet sich auch Verbenol, das als Zwischenstufe bei 
der Umwandlung des Pinens in Verbenon anzusehen ist. Bei der 
katalytischen Hydrierung des Verbenons entsteht das gesättigte 
Keton Verbanon C 10 H 16 O, dessen Oxim bei 88° schmilzt 2 ). 

Pulegon. 

C 10 H ie O. Mol.-Gew. 152. 

Pulegon ist bisher nur in Ölen von Labiaten aufgefunden 

worden, in denen es oft in großer Menge und häufig in Gemein- 

schaft mit Menthol und Menthon vorkommt. 

i 8 Poleiöl enthält etwa 80 °/° davon, auch Diptam- 

S^ Dostenöl besteht zum großen Teil aus Pulegon, 

H»Cf ^CHa außerdem ist es nachgewiesen worden in den 

■ s j CO Ölen von Hedeoma pulegioides, Pycnanthemum 

^g lanceolatum, Bystropogon origanifolius, Cala- 

mintha nepeta, Mentha canadensis und im 

japanischen Pfefferminzöl. In allen diesen Ölen 

kommt es nur in der rechtsdrehenden Form vor. Im Majoranöl und 

im Öl von Zi'ziphora clinopodiofdes hat man gleichfalls Pulegon 

nachgewiesen, es fehlen hier aber Angaben über die Drehung. 

Zur Reindarstellung des Pulegons schüttelt man Poleiöl, das 

mit 7* Vol. Alkohol verdünnt ist, anhaltend mit Natriumbisulfit- 

lösung 8 ) und zerlegt die erhaltene Bisulfitverbindung*) mit Soda. 

Auch Natriumsulfit kann zur Abscheidung sowie zur quantitativen 

Bestimmung (vgl. hierüber im Kapitel „Die Prüfung der ätherischen 

!) Bert. Berichte 46 (1913), 1178; 54 (1921), 887. 
*) Wienhaus u. Schumm, Liebigs Annalen 439 (1924), 20. 
3 ) Baeyer, Bert. Berichte 38 (1895), 652. 

*) Ober die Konstitution der Pulegonsulfosäure s. Wallach, Nachr. 
K. Ges. Wiss. Göttingen 191», Sitz. v. 18. Juli, S. 321. 



HjC 

H 3 C— C— CH 



Ketone. 561 

Öle" unter Ketonbestimmung) benutzt werden. Reines Pulegon 
entsteht auch bei der Spaltung des Semicarbazons durch Säuren. 

Synthetisch ist Pulegon auf Umwegen aus Citronellal dar- 
gestellt worden x ) ; ein anderes, mit dem natürlichen nicht identisches 
Keton hat Wallach 2 ) bei der Kondensation von l,3^Methyl- 
cyclohexanon mit Aceton erhalten. 

Pulegon ist eine anfangs farblose, bei längerem Stehen 
sich schwach gelblich färbende Flüssigkeit von an Menthon 
erinnerndem, pfefferminzähnlichem, süßlichem Geruch. 

Für das nur durch Destillation gereinigte Keton 8 ) fanden 
Beckmann und Pleissner*): Sdp. 130 bis 131° (60 mm), 
d s0 . 0,9323, [a] D -f- 22,89°, % 1,47018. Barbier ) gibt an: Sdp. 
222 bis 223°, d 23 , 0,9293, [a] D +25° 15'. • Für das aus der 
Bisulfitverbindung dargestellte Pulegon ermittelten Baeyer und 
Henrich 6 ): Sdp. 100 bis 101° (15 mm), [a] D -j- 22,94°, und 
Wallach 7 ): Sdp. 221 bis 222°, d 0,936, n D 1,4846. 

Im Laboratorium von Schimmel § Co. wurde an technischen 
Präparaten eigener Fabrikation beobachtet: d 1B . 0,939 bis 0,941, 
cr D +20 bis +25°, n D20 . 1,484 bis 1,488, löslich in 4,5 Vol. 60- 
und in 1,5 bis 2 Vol. 70% igen Alkohols. Für ein reines, aus der 
Sulfitverbindung regeneriertes Präparat wurde bestimmt: Sdp. 224° 
(750 mm), 93 bis 94° (8 bis 9 mm), 85° (5 mm), d 1B „ 0,9405, 
« D + 20°48', n D20 . 1,48796. 

Als ungesättigte Verbindung liefert Pulegon mit Brom ein 
flüssiges Dibromid, aus dem durch Kochen mit Natriummethylat 
Pulegensäure, C 10 H 16 O 2 , entsteht, von der sich eine große Reihe 
von Derivaten ableitet, die als Ausgangspunkt für ausgedehnte 
Untersuchungen gedient haben. Mit Chlor- und Bromwasserstoff 
entstehen kristallisierende Additionsprodukte 8 ). 



*) Tiemann u. Schmidt, Berl. Berichte 29 (1896), 913; 80 (1897), 22. 

*) Berl. Berichte 29 (1896), 1597, 2955; Liebigs Annalen 300 (1898), 267. 

3 ) Hierbei ist zu berücksichtigen, daß das natürliche Pulegon von Iso- 
pulegon (s. dieses) begleitet wird und nur durch BisulHtbehandlung von ihm 
getrennt werden kann. 

*) Liebigs Annalen 262 (1891), 3, 4, 20. 

5 ) Compt. rend. 114 (1892), 126. 

a ) Berl. Berichte 28 (1895), 653. 

T Ebenda 1965. 

") Beckmann u. Pleissner, Liebigs Annalen 262 (1801), 21. — Baeyer 
u. Henrich, Berl. Berichte 28 (1895), 653. 

Gildemeister, Die ätherischen Öle. I. 36 



562 Hauptbestandteile der ätherischen Öle. 

Pulegon zeigt den Charakter eines Ketons; bei vorsichtiger 
Reduktion mit Natrium in alkoholischer Lösung bildet sich jeden- 
falls zunächst der Alkohol C 10 H as O, Pulegol 1 ), bei weiterer 
Wasserstoffzufuhr entsteht das gesättigte 1-Menthol, C 10 H 20 O 2 ). 

Als Skita und Ritter 8 ) Pulegon mit Palladium und Wasser- 
stoff reduzierten, erhielten sie Menthon und wenig Menthol; 
Jenison und R. E. Kremers*) gelangten bei derselben Arbeits- 
weise zu I-Menthol und einem nicht identifizierten rechtsdrehenden 
Keton. Die Hydrierung mit Nickeloxyd unter starkem Druck 
und hoher Temperatur führte zu Menthen und Menthon 8 ). 
Bei der elektrolytischen Reduktion entstehen verschiedene Pro- 
dukte, je nachdem man in saurer oder alkalischer Flüssigkeit 
arbeitet 8 ). 

Durch Autoxydation im Licht bei Gegenwart von Sauer- 
stoff 7 ) wird Pulegon in dieselben Spaltprodukte zerlegt, wie sie 
bei der Permanganatoxydation 8 ) entstehen, nämlich in Aceton 
und /S-Methyladipinsäure vom Smp. 84 bis 85°. 

Wird Pulegon mit wasserfreier Ameisensäure oder mit Alkali 
gekocht oder mit Wasser im Autoklaven auf 250° erhitzt, so 
wird es unter Wasseraufnahme in Aceton und 1,3-Methylcyclo- 
hexanon, C,H 12 0, gespalten 9 ). 

Pulegon reagiert zwar mit Hydroxylamin, doch ist ein Oxim 
des normalen Ketons noch nicht bekannt. Was man bisher 
dafür hielt, ist Isopulegonoxim, da, wie Wallach 10 ) nachwies, 
bei Gegenwart von Alkali und Hydroxylamin eine Isomerisation 
des Pulegons zu (aktivem) Isopulegon eintritt. Gleichzeitig wird 
das Pulegon hierbei durch das Alkali ziemlich weitgehend in der 
oben angegebenen Weise hydrolytisch gespalten, so daß die 



*■) Tiemann u. Schmidt, Berl. Berichte 29 (1896), 914. — Über die 
Reindarstellung des Pulegols s. Paolini, Rend. della R. Accad. dei Lincei, 
Roma 28 (1919), II. 190; Chem. Zentralbl. 1922, I. 1230. 

a ) Beckmann u. Pleissner, loc. cit. 30. 

s ) Berl. Berichte 43 (1910), 3393. 

*) Journ. Americ. pharm. Assoc. 15 (1926), 31. 

5 ) Ipatiew u. Balatschinsky, Berl. Berichte 4A (1911), 3461. 

') Law, Journ. chem. Soc. 101 (1912), 1016, 1544. 

*) Sernagiotto, Chem. Zentralbl. 1916, I. 1147. 

■) Semmler, Berl. Berichte 25 (1892), 3515. 

9 ) Wallach, Liebigs Annalen 289 (1896), 338; 865 (1909), 24a 
*») Liebigs Annalen 365 (1909), 240. 



Ketone. 563 

Ausbeute an Oxim sehr zu wünschen übrig läßt. Die besten 
Resultate erhielt Wallach 1 ) nach folgender Vorschrift: 

10 g Pulegon werden in 30 ccm absoluten Alkohols gelöst, eine Auf- 
lösung von 30 g festem Kali in 20 ccm Wasser hinzugefügt und sodann eine 
Auflösung von 10 g Hydroxylaminchlorhydrat in 10 ccm Wasser möglichst, 
schnell eingetragen. Dabei ist aber darauf zu achten, daß bei diesen Operationen 
die Temperatur der Reaktionsmasse 75° nicht überschreitet. Erst zuletzt wird 
das Produkt noch etwa 10 Minuten lang auf dem Wasserbad auf 85° erwärmt 

Nach dem Erkalten gießt man die Masse auf Eis und überläßt sie einige 
Zeit sich selbst. Dann äthert man das Oxim, das sich gewöhnlich in großen 
Flocken abscheidet, aus, destilliert von der abgehobenen ätherischen Lösung 
den Äther ab und unterwirft den Rückstand der Dampfdestillation. Das mit 
den Wasserdämpfen übergehende Oxim scheidet sich in der Vorlage sofort 
in Form feiner Nadeln ab, die auf Asbest abfiltriert und umkristallisiert 
werden. Aus Äther und Ligroin umkristallisiert, schmilzt es bei 120 bis 121°. 
Durch häufiges Umkristallisieren aus Methylalkohol ist es Wallach gelungen, 
den Schmelzpunkt schließlich auf 123 bis 124° zu bringen. Das Oxim ist 
linksdrehend, [«limo — 25,833°. Beim Erwärmen des Oxims mit Oxalsäure 
erhält man Isopulegon, während durch Erhitzen mit Schwefelsäure Pulegon 
wiedergewonnen wird, indem die Schwefelsäure das Isopulegon wieder zu 
Pulegon invertiert. 

Außer diesem Oxim sind noch zwei weitere Reaktions- 
produkte des Pulegons mit Hydroxylamin bekannt, nämlich 
eine bei 155 bis 157° schmelzende, durch Anlagerung von 
Hydroxylamin an die Doppelbindung im Pulegon entstehende 
Verbindung C 10 H 16 O,NH 2 OH 2 ) und ein Dioxim (Oxaminooxim), 
C 10 H 16 NOH-NH 2 OH, vom Smp. 118° a ). 

Das durch Einwirkung von Semicarbazid auf Pulegon ent- 
stehende Semicarbazon schmilzt bei 167,5 bis 168° 4 ). Es ist 
in Äther schwer löslich. * 

Schneller und einfacher soll nach Baeyer und Henrich 5 ) 
der Nachweis durch das charakteristische Bisnitrosopulegon zu 
führen sein. 

Um dieses darzustellen, versetzt man eine durch eine gute Kälte- 
mischung abgekühlte Lösung von 2 ccm Pulegon oder pulegonhaltigen Öles 



*) Liebigs Annalen 365 (1909), 244. 

a ) Beckmann u. Pleissner, Liebigs Annalen 262(1891),6.— Wallach, 
ebenda 365 (1909), 246. 

s ) Semmler, Berl. Berichte 38 (1905), 146. 

*) Wallach, Liebigs Annalen 865 (1909), 246. 

B ) Berl. Berichte 28 (1895), 654; vgl. Baeyer u. Prentice, Berl. Be- 
richte 2» (1896), 1078. — Gage, Pharm. Review 16 (1898), 413. 

36* 



H a cl Ji 



564 Hauptbestandteile der ätherischen Ole. 

in 2 com Ligroin und 1 ccm Amylnitrit mit einer ganz geringen Menge Salz- 
säure; nach kurzer Zeit soll sich die Bisnitrosoverbindung in Gestalt feiner 
Nadeln vom Smp. 81,5° abscheiden, die durch Aufstreichen auf poröse Ton- 
platten und Waschen mit Petroläther rein zu erhalten sind; beim Umkristal- 
lisieren zersetzen säe sich. Isopulegon gibt diese Reaktion nicht. 



Isopulegon. 

C 10 H ie O. Mol.-Gew. 152. 

Das als Begleiter des natürlichen Pulegons in ätherischen 
Ölen vorkommende Isopulegon kann, da es selbst damit keine 
Verbindung eingeht, von jenem durch langandauernde Behand- 
lung mit Bisulfitlösung getrennt werden. Grignard 
CH» und Savard 1 ) stellten auf diese Weise einen Ge- 

Ch halt von 16 bis 18°/o Isopulegon im natürlichen 

H c/^Nch Pulegongemisch fest. Das Ergebnis der Ozoni- 
sierung, d. h. der quantitativen Bestimmung der 
Jco dabei entstehenden Mengen von Aceton (aus der 
CH Isopropylidengruppe des Pulegons) und von Form- 

H S C=C— CH S aldehyd und Ameisensäure (aus der Methylengruppe 
des Isopulegons) bestätigten diesen Befund. 
Isopulegon läßt sich in der auf S. 563 beschriebenen Weise 
aus Pulegon über das Oxim darstellen. Außerdem kann man 
es aus Pulegonhydrobromid durch Behandlung mit basischem 
Bleinitrat gewinnen 4 ) oder durch Überführung des Citronellals 
in Isopulegol (s. S. 519) und Oxydation dieses zu Isopulegon 3 ). 
Während nach den beiden erstgenannten Methoden ein ein- 
heitliches, aktives Produkt erhalten wird, entsteht bei der Um- 
wandlung von Citronellal in Isopulegon ein Gemisch von aktivem 
und inaktivem Keton, deren Mengenverhältnis zueinander je nach 
den Versuchsbedingungen wechselt 4 ). Das aktive Isopulegon 
liefert ein gleichfalls aktives Oxim vom Smp. 120 bis 121° (oder 

x ) Compt. rend. 181 (1925), 589; 182 (1926), 422. 

a ) Harries u. Roeder, Berl. Berichte 82 (1899), 3368. 

*) Tiemann u. Schmidt, Berl. Berichte 30 (1897), 22; Tiemann, 
ebenda 32 (1899), 825. 

*) Wallach, Liebigs Annalen 365 (1909), 253. — Harries und Roeder 
nahmen die Existenz zweier stereoisomerer Ketone, «- und ^-Isopulegon, an. 
Berl. Berichte 82 (1899), 3362. Jenes ist mit dem aktiven, dieses mit dem 
inaktiven Isopulegon identisch. 



Ketone. 565 

123 bis 124°, s. S. 563), das inaktive ein inaktives Oxim, 
dessen Schmelzpunkt Wallach zu 138 bis 139° *) ermittelte. 
Die Trennung der beiden Oxime gelingt nach Wallach am 
besten durch häufiges Umkristallisieren aus Methylalkohol, worin 
das niedrig schmelzende Oxim leichter löslich ist; es ist aber 
nur schwer völlig frei von dem höher schmelzenden Oxim zu 
erhalten und zeigt daher meist einen unscharfen Schmelzpunkt. 

Dem aktiven Isopulegon entspricht ein in Äther leicht lösliches, 
bei 172 bis 174° schmelzendes Semicarbazon, dem inaktiven 
ein in Äther schwer lösliches vom Smp. 182 bis 183°. 

Für ein ausd-Citronellal erhaltenes Isopulegon geben Tiemann 
und Schmidt 9 ) folgende Eigenschaften an: Sdp. 90° (12 mm), 
d„„. 0,9213, ß D + 10°l5', n D 1,4690. 

Harries und Roeder 3 ) beobachteten an einem aus Pulegon- 
hydrobromid gewonnenen Präparat: Sdp. 98 bis 100° (13 mm), 
d iaiB . 0,9192, « D — 7° 8'. 

Grignard und Savard 4 ) fanden für das reine natürliche 
Keton, das, wie aus dem Ozontsationsversuch hervorging, 
100°/oig war: Sdp. 78° (5 mm), d^- 0,9097, [«] D + 34,03 °, 
n Di*° 1 »46332, Semicarbazon, Smp. 172°, Hydrobromid, Smp. 48°. 

Für das nach dem Verfahren von Harries und Roeder 
synthetisch hergestellte Isopulegon wurde festgestellt*): Sdp. 81° 
(5 mm), d-^ 0,9097, [«] D — 7,13°, n DU . 1,46335. Semicarbazon, 
Smp. 173 bis 174°. 

Dihydrocarvon. 

C 10 H 16 O. Mol.-Gew. 152. 

Dieses Keton wurde im Laboratorium von Schimmel § Co. ä ) 
im Kümmelöl nachgewiesen. 

Künstlich wird es erhalten aus Dihydrocarveol durch Oxydation 
mit Chromsäure in Eisessiglösung 8 ) oder durch direkte Reduktion 

l ) Harries und Roeder sowie Semmler fanden 143°, was Wallach 
(loc. cit.) darauf zurückführt, daß diese Beobachter von aktiven Bestandteilen 
ganz freie Präparate in Händen hatten. 

") Berl. Berichte 30 (1897), 28. 

3 ) loc. cit. 3371. 

*) Compt. rend. 181 (1925), 589; 182 (1926), 422. 

*) Bericht von Schimmel $ Co. April 1905, 50. 

8 ) Wallach, Liebigs Annalen 275 (1893), 115. 



WI 1 

H*C(/\c 



566 Hauptbestandteile der ätherischen Ole. 

des Carvons mit Zinkstaub und Alkali oder Eisessig 1 ); nebenbei 
entsteht immer ein wenig Dihydrocarveol. 

Dihydrocarvon verbindet sich leicht mit Natriumbisulf it s ) und 

läßt sich mit Hilfe dieser Verbindung in reinem Zustande gewinnen. 

Es ist eine gleichzeitig nach Menthon und Carvon riechende 

Flüssigkeit, für die Wallach (loc. cit.) folgende Eigenschaften 

angibt: Sdp. 221 bis 222°, d 19 , 0,928, n E19 . 1,47174. 

i " Die Drehung wechselt je nach dem Ausgangs- 

ß** material; d-Carvon liefert linksdrehendes, 1-Carvon 

■jCO rechtsdrehendes Dihydrocarvon. 

JcHs Schimmel § Co. (loc. cit.) führen für ein 

CH aus Kümmelöl isoliertes Dihydrocarvon folgende 

i Konstanten an: Sdp. 221° (735,5 mm), d is „ 0,9297, 

HsC-C-CH* « D _ 16° 18', n D20 „ 1,47107. 

Als charakteristische Verbindungen sind zu erwähnen: Das 
Dibromid, das sich nach Wallach 3 ) leicht bildet durch Ein- 
tropfen von Brom in die Lösung von Dihydrocarvon in Eis- 
essig-Bromwasserstoffsäure. Die aktiven Modifikationen des 
Dibromids schmelzen bei 69 bis 70°, das razemische Gemisch 
bei 96 bis 97°. Das aktive Oxim schmilzt bei 88 bis 89°, das 
razemische Gemisch bei 115 bis. 116°. Die Oxime drehen in 
demselben Sinne wie die zugehörigen Ketone*). Der Schmelz- 
punkt des Semicarbazons wird von Wallach 6 ) zu 189 bis 191°, 
von Harri es und Roeder 9 ) für ein mit Äther gewaschenes 
Präparat zu 201 bis 202° angegeben. Zur Charakterisierung 
des Dihydrocarvons können, neben den Konstanten, die erwähnten 
Verbindungen dienen. 

Carvotanaceton. 

C 10 H ie O. Mol.-Gew. 152. 

Im Öl der Komposite Blumea. Malcolmii 1 ) sind etwa 82 V 
d-Carvotanaceton (J 8 -p-Menthenon-2) enthalten. Es wurde durch 

*) Wallach u. Schrader, Liebigs Annalen 279 (1894), 377. 

a ) Wallach, ebenda 275 (1893), 115. 

s ) Ebenda 279 (1894), 389; 286 (1895), 127. 

*) Ebenda 275 (1893), 117; 279 (1894), 381. 

") Berl. Berichte 28 (1895), 1960. 

6 ) Ebenda 32 (1899), 3372, Anm. 

') Siraonsen u. Rau, Journ. ehem. Soc. 121 (1922), 876. 



Ketone. 567 

die Konstanten: Sdp. 227,5° (707 mm), [>] D80 . + 59,55° und durch 
das Oxim (Smp.77°), das Semicarbazon (Smp. 173 CHj 

bis 174°), das Oxamin (Smp. 95 bis 96°) und das £ 

bisher noch nicht dargestellte Phenylhydrazon j/\ 

(Smp. 91 bis 92°) charakterisiert. Die Oxydation HC [ | CO 

des d-Carvotanacetons mit alkalischer Kalium- H*cL Jch, 
permanganatlösung führte zu /?-IsopropyIglutar- ch 

säure (Smp. 103 bis 104°). H S C— CH— CH 



Campher. 

C 10 H 16 O. Mol.-Gew. 152. 

d-Campher, zum Unterschiede vom Borneocampher (d-Bor- 
neol) auch Japan- oder Laurineencampher genannt, wird neben 
Campheröl im Großen durch Destillation mit Wasserdampf aus 
dem Holze von Cinnamomum camphora 
gewonnen; d-Campher ist außerdem ge- J^ 

funden worden im Atherospermablätteröl, H s Cr" ~|CH S 

Öl der Blätter von Alpinia nutans, Siam- jCH a — C— CH S ! 

Cardamomenöl, amerikanischen Wurm- H S C ^ j _^ CO 
samenöl, Campherblätteröl, in den Ölen ^~c 

der Blätter von Cinnamomum glanduli- CH 

ferum u. C. Oliven, im Sassafrasöl, Apopin- 

öl (?), Öl von Persea pubescens, Rosmarinöl, Spiköl, Öl von 
Lavandula stoechas, L dentata, Ramona stachyoides, Majorana 
onites, Meriandra benghalensis, Reunion-Basilicumöl, Öl von 
Basilicum canum, Dalmatiner Salbeiöl; 1-Campher im Salbeiöl 
von Salvia triloba und Salvia grandiflora (?), Öl von Artemisia 
herba-alba, A. annua, A. cana (?), Mutterkrautöl, Rainfarnöl, Öl 
von Blumea baisam ifera, Iva- und Schafgarbenöl; dl-Campher 
im Öl von Chrysanthemum sinense var. japonicum. Auch liegen 
noch einige Angaben über das Vorkommen des Camphers vor, 
wobei aber die Drehungsrichtung nicht angegeben ist. So beim 
Calmusöl, Öl von Alpinia galanga, Doryphora Sassafras, Caly- 
canthus occidentalis, Öl von Piper camphon 'ferum, P. angusti- 
folium var. ossanum, Zimtwurzelöl, Seychellen- Zimtrindenöl, 
Yu-Juöl, Yama-nikkeirindenöl, Öl von Salvia cypria, Artemisia 
afra und A. trifolium. Nach dem Geruch zu urteilen scheint 



568 Hauptbestandteile der ätherischen öle. 

auch der als Campher-Müchling bezeichnete Pilz Lactaria cam- 
pfiorata 1 ) Campher zu enthalten. 

Erwähnt sei auch, daß Campher vielleicht durch ein Tier, 
Polyzonium rosalbum, ausgeschieden wird 2 ). 

Synthetisch ist Campher durch trockne Destillation des 
Blei- 8 ) oder Calciumsalzes*) der Homocamphersäure (Hallers 
Hydroxycarnphocarbonsäure) erhalten worden; diese Synthese 
war aber eine nur teilweise, da die Homocamphersäure aus 
einem Derivat des Camphers dargestellt worden war. Von 
Komppa 5 ) wurde später eine vollständige Synthese des Camphers 
ausgeführt, indem es ihm gelang, auch die Camphersäure 
synthetisch zu gewinnen. Die jetzt gültige Campherformel hat 
J. Bredt 8 ) aufgestellt und bewiesen. 

Campher läßt sich aus den Ölen oft schon durch Ausfrieren, 
wenn nötig nach vorhergegangener Fraktionierung, abscheiden. 
Er bildet eine körnig-kristallinische, farblose, durchscheinende 
Masse, die sehr zur Sublimation neigt, sich in organischen 
Lösungsmitteln leicht löst und einen charakteristischen Geruch 
besitzt. Kleine Stückchen, auf Wasser geworfen, rotieren lebhaft, 
eine Erscheinung, die durch die allerdings geringe Löslichkeit 
des Camphers in Wasser zu erklären ist'). 

Seine Eigenschaften sind nach den verschiedenen Beob- 
achtern folgende: 

d 18 . 0,9853 (an 1-Campher bestimmt) 8 ); d^° 0,963; Smp. 176,3 
bis 176,5°; Sdp. 209,1° (759 mm, Quecksilberfaden ganz im 
Dampf) 8 ). — Smp. von besonders gereinigtem Campher 179° 10 ). 
— Smp. 178,4°; [a] D +41,44° und — 42,76°"). — Smp. 175°; 



*) Herrmann, Pharm. Zentralh. 49 (1908), 557. 

s ) Cook, Chem. Zentralbl. 1801, I. 191. 

3 ) Hai ler, Contrib. ä l'6tude du camphre. These, Nancy 1879. p. 34; 
Bull. Soc. chim. III. 15 (1896), 324. 

*) Bredt u. v. Rosenberg, Liebigs Annalen 289 (1896), 5. 

») Berl. Berichte 8« (1903), 4332; 41 (1908), 4470; Liebigs Annalen 368 
(1909), 110; 870 (1909), 209. 

8 ) Berl. Belichte 26 (1893), 3047. 

') Marcelin, Chem. Zentralbl. 1914, 1. 1048. 

8 ) Chautard, Jahresb. d. Chem. 1863, 555. 

») Foerster, Berl. Berichte 28 (1890), 2983. 

") Salamon, Pharmaceutical Journ. 110 (1923), 432. 
") Haller, Compt. rend. 105 (1887), 229. 



betone. 569 

Sdp. 204° 1 ). — Smp. 175°, Sdp. 204°; [a] D + 44,22° in 20°/oiger 
alkoholischer Lösung 2 ).— [a] D1B „ in 10°/i>iger methylalkoholischer 
Lösung + 43° 3 ). 

In Wasser löst sich Campher in der Wärme schwerer als 
in der Kälte. Die Löslichkeit ist bei gewöhnlicher Temperatur in 
Wasser = 1:598, in Ringerscher Lösung (Lösung von Koch- 
salz, Kaliumchlorid und Calciumchlorid in Wasser) 1 : 577. 4 ) 

Die spezifische Drehung des Camphers in Olivenöl bei ver- 
schiedenen Konzentrationen ist von H. Malosse 5 ) bestimmt 
worden, und über die verschiedenen Kristallformen aus alko- 
holischer Lösung und aus Schmelzfluß hat F. Wallerant") 
Beobachtungen angestellt. 

Der Weltverbrauch von Campher ist außerordentlich groß, 
namentlich werden zur Herstellung von Celluloidwaren enorme 
Mengen verarbeitet, aber auch zur Fabrikation von rauchlosem 
Pulver, zu Desinfektions- und medizinischen Zwecken findet er 
ausgedehnte Verwendung. Dieser große Bedarf hat Veranlassung 
zu seiner synthetischen Darstellung 7 ) aus Terpentinöl im Großen 
gegeben, und die Aufgabe ist auch gelöst worden. Im allgemeinen 
werden zwei Wege dazu eingeschlagen: Pinen wird entweder durch 
Salzsäure in Bornylchlorid übergeführt, das überCamphen und Iso- 
borneol in Campher umgewandelt werden kann, oder Pinen wird 
hierzu direkt in Ester des Borneols bzw. Isoborneois verwandelt. 

Der Campher hat von jeher das Interesse der Chemiker 
erregt, und seine Literatur ist zu einem bedeutenden Umfange 
angewachsen. Dem Zwecke dieses Buches entsprechend, sollen 
hier nur die für seine Charakterisierung besonders geeigneten 
Verbindungen berücksichtigt werden. 



*) Landolt, Liebigs Annalen 189 (1877), 333. 

s ) Beckmann, Liebigs Annalen 250 (1889), 353. — Über den Einfluß 
der Natur des Lösungsmittels und der Konzentration auf das Drehungs- 
vermögen s. Landolt loc. cit. u. Rimbach, Zeitschr. f. ph^sik. Chem. 9 
(1892), 701. 

*) Massy, Bull. Soc. pharm. Bordeaux 1911, 450. 

*) Leo u. Rimbach, Chem. Zentral«. 1919, III. 562. 

») Bull. Soc. chim. IV. 15 (1914), 358. 

o) Compt. rend. 158 (1914), 597. 

7 ) Eine gute Beschreibung der dabei angewandten Verfahren findet 
sich in J. M. Klimont, Der technisch-synthetische Campher. Leipzig, 
Otto Spamer, 1921. 



570 Hauptbestandteile der ätherischen Öle. 

Seiner chemischen Natur nach ist der Campher ein Keton, 
das sich nicht mit Bisulfit verbindet Hydroxylamin reagiert 
damit unter Bildung des Oxims (s. u.), aus dem sich jedoch das 
reine Keton nicht wieder erhalten läßt, da es beim Behandeln 
mit Säuren Wasser ahspaltet und in das Amid oder die Nitrile 
der Campholensäure, C 9 H 1S ■ CIS, übergeht. 

Bei der Reduktion geht Campher unter Aufnahme von 
Wasserstoff in den Alkohol C 10 H 18 O, Borneol, über; erfolgt 
diese Anlagerung in indifferenten Losungsmitteln, so entsteht 
neben wenig Isoborneol auch Campherpinakon, Smp. 157 bis 
158° 1 ), während in alkoholischer Lösung wesentlich ein Gemisch 
von Borneol und Isoborneol erhalten wird 2 ). 

Die Oxydation mit Salpetersäure führt zur zweibasischen 
Camphersäure, C 10 H lö O 4 (Smp. der aktiven Verbindung 187°, 
der inaktiven 204 bis 205°), zur einbasischen Camphansäure, 
C 10 H 14 O 4 , und weiterhin zur dreibasischen Camphoronsäure, 
C„H 14 8 (Smp. 139°). 

Wasserentziehende Mittel wirken sehr energisch auf Campher 
ein; so entsteht durch Phosphorsäureanhydrid p-Cymol, durch 
konzentrierte Schwefelsäure und Zinkchlorid bilden sich neben 
diesem noch Carvenon (C 10 H ia O) und 4-Acetyl-l ,2-xylol. Bei 
der Einwirkung von Jod wird Carvacrol erhalten. 

Zur Identifizierung des Camphers benutzt man das Oxim. 

Diese von Nägeli 8 ) entdeckte Verbindung stellt man am besten nach 
dem Verfahren von Auwers*) dar, indem man eine Lösung von 10 T. 
Campher in der 10- bis 20fachen Menge 90 %igen Alkohols mit einer Auf- 
lösung von 7 bis 10 T. Hydroxylaminchlorhydrat und 12 bis 17 T. Natron- 
lauge versetzt und solange im siedenden Wasserbade digeriert, bis sich der 
auf Zusatz von Wasser zunächst ausgeschiedene Körper klar in Natronlauge 
löst. Das durch Wasser ausgefällte Oxim wird aus Alkohol oder Llgroin 
umkristallisiert; es schmilzt bei 118 bis 119° B ) und ist, wenn aus d-Campher 
bereitet, linksdrehend, während das Oxim des 1-Camphers Rechtsdrehung 
zeigt 8 ). In alkoholischer Lösung beträgt [«] D +41,3°. 

*) Beckmann, Bert. Berichte 27 (1894), 2348; Liebägs Annalen 292 
(1896), 1. 

a ) Beckmann, Journ. f. prakt. Chem. U. 55 (1897), 35. 

*) Berl. Berichte 16 (1883), 497. 

*) Berl. Berichte 22 (1889), 605. 

fi ) Bertram u. Wal bäum, Journ. f. prakt. Chem. II. 49 (1894), 10. — 
Bredt u. v. Rosenberg, Liebigs Annalen 289 (1896), 6. 

s ) Beckmann, Liebigs Annalen 260 (1889), 354. 



Ketone. 571 

Zum Nachweis des Camphers können ferner noch heran- 
gezogen werden das bei 236 bis 238° schmelzende Semi- 
carbazon, das p-Bromphenylhydrazon vom Schmelzpunkt 101 01 ), 
die bei 80 bis 81° schmelzende Oxymethylenverbindung und die 
Benzylidenverbindung, deren aktive Formen bei 95 bis 96° und 
deren inaktive bei 78° schmelzen. 

Hat man Campher neben Borneol nachzuweisen, so erwärmt man nach 
Hai ler*) das Gemisch mit Bernsteinsäure- oder Phthalsäureanhydrid und 
macht alkalisch, wodurch der entstandene saure Bomeolester in Lösung 
geht Der Campher kann her alkalischen Lösung dann mit Äther entzogen 
werden. Ferner kann man das Borneol z. B. mit Bernsteinsäure oder Stearin- 
säure, in hochsiedende Ester überführen, von denen der Campher durch 
Wasserdampfdestillation zu trennen ist. Nach einem anderen Verfahren wird 
das Gemisch oximiert und das entstandene Campheroxim mit verdünnter 
Schwefelsäure in Lösung gebracht. Durch Ausäthern wird aus dem Gemisch 
das Borneol entfernt, doch muß die ätherische Lösung noch mehrfach mit 
verdünnter Schwefelsäure behandelt werden, da der Äther auch etwas Campher- 
oxim aufnimmt. 

Von dem natürlichen oder Laurineencampher werden im 
Großhandel verschiedene Sorten unterschieden 3 ): 

1. „A tl - Qualität, aus Japan stammend und praktisch reiner 
Campher. 2. „BB"-Qualität oder raffinierter Campher mit 98 
bis 99 °/o reinem Campher. 3. „B"-Qualität, ein Rohprodukt 
mit 95 °/o Campher. 4. Campher in Pulverform, der durch 
Umkristallisieren von Campher in Campheröl erhalten wird. 

Den Wassergehalt von rohem Campher bestimmen Lane und Lubatti*) 
nach folgender Methode: 5 g roher Campher werden in ein Glasrohr von 
25 mm Durchmesser gebracht, das zu einer Röhre von 4 mm verengt ist. 
Letztere ist graduiert und am unteren Ende geschlossen. Auf der Stelle, an 
welcher sich die Röhre konisch erweitert, ruht ein Drahtnetz aus Wickel, das, 
mit etwas Watte versehen, als Filter dient. Für die Bestimmung werden 
30 ccm Benzin mit Wasser gesättigt, zentrifugiert und vom abgeschiedenen 
Wasser getrennt Dieses Benzin gibt man zu dem Campher in das Glas- 
rohr und zentrifugiert das Ganze mehrere Minuten lang. Sämtliches Wasser 
sammelt sich in der unteren Röhre an, an deren Einteilung der Prozentgehalt 
direkt abgelesen wird. 

Der synthetische Campher unterscheidet sich von dem 
Laurineencampher durch sein opt. Drehungsvermögen. Während 



*) Tiemann, Bert. Berichte 28 (1895), 2191. 
*) Compt rend. 108 (1889), 1308. 
*) Bericht von Schimmel § Co. 1928, 100. 
4 ) Journ. Soc. ehem. Industry 39 (1920), T.50. 



572 Hauptbestandteile der ätherischen Öle. 

dieser ziemlich stark nach rechts dreht, ist der synthetische 
inaktiv oder je nach dem Ausgangsmaterial schwach links- oder 
rechtsdrehend. Man hat weiter zur Kennzeichnung der beiden 
Camphersorten die Vanillin-Salzsäure-Reaktion herangezogen. 

Nach ßohrisch 1 ) gibt der natürliche Campher beim vorsichtigen Er- 
wärmen mit frisch bereiteter Vanillin -Salzsäurelösung (1:100) bei 30° eine 
gelbe, bei 60° eine blaugrüne und bei 75 bis 80° eine indigoblaue Färbung. 
Letztere bleibt auch nach dem Erkalten mehrere Stunden lang bestehen. 
Synthetischer Campher gibt auf diese Weise Gelbfärbung, Nach mehrmaligem 
Umkristallisieren zeigt der natürliche Campher» die Reaktion nicht mehr, 
woraus geschlossen werden muß, daß sie durch geringe Verunreinigungen 
des Camphers mit Campherölbestandteilen hervorgerufen wird. 

Zur quantitativen Bestimmung des Camphers wird von 
G. Zeiger 2 ) sowie von O. Aschan 8 ) das Semicarbazon vor- 
geschlagen, das früher von Schimmel fij Co.*) zum qualitativen 
Nachweis von Campher in einem ätherischen Öl angewandt 
worden war. Aschan gibt dafür folgende Vorschrift: 

1 g der zu prüfenden Substanz wird in einem Reagensglase in 2 g Eis- 
essig gelöst und mit 1 g salzsaurem Semicarbazid und 1,5 g- wasserfreiem 
Kaliumacetat versetzt Nach Mischen des Inhalts mit einem Glasstabe ver- 
schließt man das Reagensglas mit einem Wattepfropfen und stellt es drei 
Stunden lang in ein Wasserbad bei 70°. Nach dem Abkühlen gibt man 
10 bis 15 ccm Wasser hinzu, rührt bis zur vollständigen Lösung der Salze 
um und filtriert unter sorgfältigem Nachwaschen durch ein gewogenes Filter. 
Der auf dem Filter bleibende Rückstand (Campher-Semicarbazon) wird bei 
gewöhnlicher Temperatur getrocknet, mit Petroläther gewaschen und wiederum 
bis zum konstanten Gewicht getrocknet. Aus der Gewichtszunahme a 
des Filters berechnet sich der Camphergehalt nach folgender Gleichung: 
209 : 152 «= a : x. 

Fenchon. 

C 10 H 16 0. Mol.-Gew. 152. 

Eine dem Campher sehr ähnliche, aber bei gewöhnlicher 
Temperatur flüssige Verbindung ist das Fenchon, das in äthe- 
rischen Ölen in beiden optisch aktiven Modifikationen vorkommt; 
d-Fenchon ist in Fenchelölen enthalten, während 1-Fenchon einen 



*) Pharm. Zentralh. 48 (1907), 527, 777; 55 (1914), 1003. 
») Chem. Zentralbl. 1924, II. 1835. 

s ) Finska Apotekareföreningens Tidskrift 1925, S. 1925; Chemist and 
Druggist 108 (1925), 425. 

*) Bericht von Schimmel 8[ Co. Oktober 1918, 69. 




Ketone. 573 

Bestandteil des Thujaöls und des Öls von Artemisia frigida 
ausmacht. Das d-Fenchon ist außerdem im Öl von Foeniculum 
piperitum, Lavandula stoechas und L dentata aufgefunden 
worden. Von dem im Öl von Thuja plicata und Lavandula 
Burmanni nachgewiesenen Fenchon ist die Drehungsrichtung 
nicht angegeben. 

Zu seiner Reinigung 1 ) befreit man die fenchonhaltigen, bei 
etwa 190 bis 195° siedenden Fraktionen durch Oxydation mit 
konzentrierter Salpetersäure oder Permanganat- 
lösung von Beimengungen; Fenchon ist gegen 
Oxydationsmittel sehr beständig und wird hierbei 
nur wenig angegriffen. Ist das Fenchon durch H B Ci' 
diese Behandlung schon ziemlich rein geworden, HjC [ 
so erstarrt es in der Kälte und kann dann 
durch Kristallisation und Entfernung der flüssig 
bleibenden Anteile weiter gereinigt werden. Doch ist Fenchon 
auf diese Weise von geringen Mengen Campher, der sich bei 
dem Verfahren eventuell auch aus Borneolestern bilden kann, 
nicht zu befreien. Methoden zur Trennung dieser beiden Ketone 
sind weiter unten angegeben. 

Das reine Fenchon ist eine wasserhelle, etwas ölige Flüssig- 
keit, die einen intensiv campherartigen Geruch und bitteren Ge- 
schmack besitzt. Seine physikalischen Eigenschaften werden von 
Wallach 2 ) wie folgt angegeben: Smp. -1-5 bis 6°, d 19 = 0,9465, 
d 93 o 0,943, [ß] ms = 4-71,97° und 66,94° (in alkoholischer Lösung) 8 ), 
n D19 . 1,46306. Für ein aus dem Semicarbazon regeneriertes 
d-Fenchon wurde von Wallach*) bestimmt: Sdp. 192 bis 193°, 
d 18 . 0,948, |>] D + 62,76° und +68,43° (in 13,76 »oiger alko- 
holischer Lösung), n Dlgo 1 ,46355. 

Durch Reduktion entsteht aus dem aktiven Fenchon der 
bei 45° schmelzende Fenchylalkohol, C 10 H 18 O 3 ); dabei findet 
Drehungswechsel statt, so daß aus d-Fenchon sich 1-Fenchyl- 
alkohol bildet und umgekehrt. Bei der Oxydation mit Per- 



») Wallach, Liebigs Annalen 263 (1891), 130. 
*) Liebigs Annalen 263 (1891), 131; 272 (1893), 102. 
s ) Diese niedrige Drehung erklärt sich durch einen geringen Campher- 
gehalt des verwendeten Präparats. Wallach, Liebigs Annalen 353 (1907), 215. 
*) Liebigs Annalen 362 (1908), 195, Anm. 
8 ) Ebenda 268 (1891), 143. 



574 Hauptbestandteile der ätherischen Ole. 

manganat liefert Fenchon neben Essig- und Oxalsäure Di- 
methylmalonsäure, (CH 8 ) 8 C(CÖOH) 2 , Smp. 188 bis 189" 1 ), bei 
Anwendung von konz. Salpetersäure auch Isocamphoronsäure 
und Dimethyltricarballylsäure 2 ). Durch verdünnte Salpetersäure 
entstehen auch zwei Nitrofenchone 8 ). Als J. Bredt 4 ) Fenchon 
mit Chromsäure in Eisessiglösung oxydierte, erhielt er neben un- 
verändertem Fenchon bis zu 20 % Diketofenchan = Ketofenchon. 

Die Konstitution des Fenchons kommt durch die von 
Semmler") aufgestellte Formel zum Ausdruck; sie wurde be- 
wiesen durch die Totalsynthese des Fenchons, das Ruzicka 8 ) 
erhielt, als er den aus Methylcyclopentanoncarbonsäureester 
erhaltenen Methylnorcampher methylier-te» 

Fenchon entsteht auch durch Oxydation von Fenchylalkohol. 

Wie Campher bei der Behandlung mit Phosphorsäure- 
anhydrid p-Cymol liefert, so gibt Fenchon bei derselben Be- 
handlung m-Cymol. • Durch Einwirkung von konzentrierter 
Schwefelsäure geht Fenchon in 4-Acetyl-l,2-xylol über 7 ). 

Semmler 8 ) stellte aus Fenchon durch Behandlung mit 
Natriumamid ein bei 94° schmelzendes Dihydrofencholensäure- 
amid dar. 

Ebensowenig wie Campher verbindet sich Fenchon mit 
Bisulfit, es ist aber auch gegen Phenylhydrazin indifferent; da- 
gegen liefert es mit Hydroxylamin 9 ) ein Oxim, das man zweck- 
mäßig nach der von Wallach 10 ) gegebenen Vorschrift darstellt. 

Danach werden einer Lösung von 5 g Fenchon in 80 ccm absoluten 
Alkohols eine Auflösung von 11 g Hydroxylaminchlorhydrat in 11 g heißen 
Wassers und 6 g gepulverter Pottasche zugesetzt. Nach einigem Stehen 
kristallisiert — namentlich wenn etwas Alkohol verdunstet — das Oxim aus, 
das durch Umkristallisieren aus Alkohol, Essigester oder Äther zu reinigen ist. 

*) Wallach, Liebigs Annalen 268 (1891), 134. 

a ) Gardner u. Cockburn, Journ. ehem. Soc. 78 (1898), 708. 

3 ) Nametkin, Ljubowkowa u. Chochriakowa, Chem. Zentralbl. 
1923, III. 1012. 

4 ) Journ. f. prakt. Chem. II. 106 (1923), 336. 

s ) Chem. Ztg. 2» (1905), 1313; Berl. Berichte 39 (1906), 2581; 40 (1907), 439. 

6 ) Berl. Berichte 50 (1917), 1362. 

7 ) Marsh, Journ. chem. Soc. 75(1899), 1058. — Wallach, Liebigs Annalen 
315 (1901), 295. 

8 ) Berl. Berichte 89 (1906), 2578. 

8 ) Wallach, Liebigs Annalen 263 (1891), 136. 
") Ebenda 272 (1893), 104. 



Ketone. 575 

Die aktiven Formen haben den Smp. 164 bis 165°; die 
inaktive Form schmilzt bei 158 bis 160°. Das Fenchonoxim 
verhält sich insofern dem Campheroxim gleich, als es durch 
Wasserabspaltung in die Nitrite der den Campholensäuren 
isomeren Fencholensäuren, C 10 H 15 N, übergeht. 

Bei der Darstellung von d- Fenchonoxim nach dem von 
Rimini 1 ) angegebenen Verfahren (4- bis östündiges Erhitzen von 
Fenchon, gelöst in Alkohol, mit Natriumhydroxyd in größerer 
Menge und Hydroxylaminchlorhydrat) erhielt Delepine 9 ) ein 
Oxim mit den Konstanten: Smp. 123°, [a] D -+• 129,3°. Zum 
Unterschied von den bisher bekannten, nach der Wall ach sehen 
Vorschrift erhaltenen d- oder 1-Fenchonoximen (Smp. 164 bis 165°; 
[a] D + 48°) — den a-Fenchonoximen — bezeichnet Delepine das 
Produkt vom Smp. 123° als /S-Fenchonoxim. Ein mit alkoholischer 
Lauge erhitztes a-Fenchonoxim geht nicht in die /J-Form über. 
Andrerseits verwandelt sich letztere unter gewissen Bedingungen 
(z. B. Erhitzen der angesäuerten alkoholischen Lösung mit Salz- 
säure oder Essigsäure oder längeres Stehenlassen der alkoho- 
lischen Lösung) in die or-Verbindung. Einwirkung von Salzsäure 
bei gewöhnlicher Temperatur auf /^-Fenchonoxim in alkoholischer 
Lösung veranlaßt eine Steigerung des Drehungsvermögens von 129° 
bis auf 170°, wahrscheinlich unter Bildung eines Salzes. Durch 
Lösen des j?-Oxims in verdünnter Salzsäure und Wiederausfällen 
mit Ammoniak wird die Drehung nicht merklich verändert. 

Auf Grund dieser Beobachtungen gibt Delepine ein Ver- 
fahren zur Identifizierung von Fenchon in einem Fenchon- 
Camphergemisch : 

Man führt das Gemisch nach Rimini in die Oxime über und isoliert 
das entstandene /?-Fenchonoxim durch Verdünnen der alkalischen Lösung, 
in der Campheroxim gelöst bleibt. Die optische Drehung des so erhaltenen 
rohen /S-Fenchonoxims ist nach Delepines Erfahrungen immer größer als 
+ 1 15°. Durch Isomerisation wird das /S-Oxim schließlich in die «-Ver- 
bindung, deren Drehung etwa +45° betragt, umgewandelt 

Das Sernicarbazon des Fenchons bildet sich nur außer- 
ordentlich langsam. Ein bequemer Weg zu seiner Darstellung 
ist von Wallach*) angegeben worden: 



*) Gazz. chim. ital. 26, II. (1896), 502. 
*) Bull. Soc. chim. IV. 85 (1924), 1330. 
s ) Liebigs Annalen 353 (1907), 211. 



576 Hauptbestandteile der ätherischen Öle. 

10 g Semicarbazidchlorhydrat und 10 g Natriumacetat werden in 20 ccm 
Wasser gelöst und mit dem Reagens eine Auflösung von 10 g Fenchon in 
50 ccm Alkohol vermischt. Man läßt die klare Lösung bei gewöhnlicher 
Temperatur mindestens zwei Wochen stehen und destilliert dann das Reak- 
tionsprodukt mit Wasserdampf. Es geht Alkohol und unverbrauchtes Fenchon 
über, während in dem Destillationsrückstande das in kochendem Wasser 
nicht ganz unlösliche Semicarbazon teils auskristallisiert, teils in kompakter 
Masse zurückbleibt Aus verdünnten alkoholischen Lösungen kristallisiert es 
in scharf ausgebildeten, centimetergroßen, glänzenden, dicken rhombischen 
Prismen, die bei 182 bis 183° schmelzen. Die inaktive Form schmilzt bei 
172 bis 173° und besitzt geringeres Kristallisationsvermögen. 

Da sich das Semicarbazon des Camphers viel schneller 
bildet, so kann dieses Verhalten zur Abscheidung von Campher 
aus Fenchon benutzt werden 1 ). Eine andere, von Semmler 9 ) 
angegebene Trennungsmethode beruht auf dem verschiedenen 
Verhalten beider Ketone beim Kochen mit Natrium. Campher 
reagiert dabei unter Bildung von Natriumcampher, während 
Fenchon unverändert bleiben soll. Durch Untersuchungen 
Wallachs 8 ) hat sich aber herausgestellt, daß auch Fenchon 
beim Kochen mit Natrium nicht unverändert bleibt, sondern 
schließlich ebenso vollständig umgewandelt werden kann wie 
Campher, nur geht die Reaktion viel langsamer vor sich. Es 
ist also zu beachten, daß bei einer Trennung des Fenchons vom 
Campher durch Destillation über Natrium große Verluste eintreten. 

Schließlich sei noch auf eine von Leroide 4 ) mit Hilfe von 
Aluminiumchlorid ausgeführte Trennung hingewiesen. 



Thujon. 

C 10 H 16 O. Mol.-Gew. 152. 

Thujon kommt in zwei physikalisch isomeren Formen vor, 
nämlich als linksdrehendes a-Thujon und als rechtsdrehendes 
^-Thujon (Tanaceton Semmlers). Die beiden Modifikationen 
sind keine optischen Antipoden. Sie lassen sich durch ihre 
Semicarbazone scharf auseinanderhalten und werden durch Be- 



l ) Wallach, Liebigs Annalen 35S (1907), 213ff. 
*) Berl. Berichte 40 (1907), 4591. 
a ) Liebigs Annalen 369 (1909), 65. 

*) Berichte von Roure- Bertrand Fils Oktober 1909, 38; Bericht von 
Schimmel § Co. April 1910, 185. 




Ketone. 577 

handlung mit Alkali zum Teil ineinander verwandelt 1 ). Thujon 
wurde gleichzeitig von Wallach 2 ) und Semmler 8 ) entdeckt, 
und zwar von Wallach als linksdrehendes Thujon im Thuja- 
öl, von Semmler als rechtsdrehendes Thujon im Rainfamöl. 
Semmler nannte letzteres Keton Tanaceton, während Wallach 
dieser rechtsdrehenden Form den Namen /S-Thujon gegeben hat 

Außer in den genannten Ölen kommt Thujon noch in einigen 
anderen vor, und zwar a-Thujon im Blätteröl von Thuja plicata, 
im Salbeiöl und im Öl von Artemisia Barrelieri, 
A. indica und Boronia thujona, /2-Thujon im Salbei- 
öl, Öl von Artemisia Barrelieri, A. arborescens, 
Boronia thujona, wahrscheinlich in dem Öl von 
Pycnanthemum lanceolatum und besonders im 
Wermutöl. Thujon ist ferner, unbestimmt, ob in 
der einen oder andern Modifikation, gefunden 
worden im Öl von Ramona stachyoides, Artemisia 
serrata, A. selegensis und im Schafgarbenöl. Aus thujonreichen 
Ölen, wie Rainfarnöl und dem Öle von Artemisia Barrelieri, läßt 
sich das Keton bequem in Gestalt seiner Bisulfitverbindung ab- 
scheiden, die beim Zerlegen mit Soda reines Thujon liefert. Zur 
Darstellung der Bisulfitverbindung nimmt man Ammoniumbisulfit, 
setzt zweckmäßig etwas Alkohol zu und läßt das Gemisch unter 
öfterem Umschütteln längere Zeit stehen. 

Thujon ist eine farblose, angenehm erfrischend riechende 
Flüssigkeit. Für das aus der Bisulfitverbindung oder dem 
Semicarbazon regenerierte Keton fand Wallach*): d 1B . 0,9175, 
n D 1,45109, d 20 „ 0,916, n D 1,4507. 

Ferner stellte er 5 ) fest für a-Thujon, das aus dem Semi- 
carbazon durch verdünnte Schwefelsäure regeneriert war: Sdp. 
200 bis 201°, d 0,912, « D — 5°13', n D22 o 1 ,4503. Wurde zum 
Regenerieren Phthalsäureanhydrid angewandt, so beobachtete 
man eine Drehung von [a] D — 10,23°. Für ,3-Thujon, das aus 
dem Semicarbazon erhalten war, wurde {Vf D 4-76,16° gefunden. 
Durch Alkali geht das «-Thujon äußerst leicht in /S-Thujon über, 

*) Wallach, Liebigs Annalen 886 (1904), 249. 
<*) Liebigs Annalen 272 (1893), 99. 
3 ) Berl. Berichte 25 (1892), 3343. 
*) Ebenda 28 (1895), 1965. 
5 ) Liebigs Annalen 886 (1904), 263. 
Gildemeister, Die ätherischen Öle. J. 37 



578 Hauptbestandteile der ätherischen Ole. 

was eventuell bei der Feststellung der Natur eines zu unter- 
suchenden Thujons zu beachten ist. 

Schimmel § Co. fanden für /S-Thujon: d 15 . 0,9209 bis 0,9217, 
tt:D _f_ 68°16' bis -f-70°58', n D20 . 1,44962 bis 1,45422, löslich in 
etwa 10 Vol. 60% igen und in 2,5 bis 3 Vol. 70% igen Alkohols. 

Zersetzt man das Semicarbazon des a-Thujons mit Phthal- 
säureanhydrid und entfernt das abgespaltete Thujon durch einen 
Wasserdampfstrom, so erhält man, wie Paolini 1 ) gefunden hat, 
I-a-Thujon mit « D — 10°23'. Erwärmt man aber das Gemisch 
von Semicarbazon und Phthalsäureanhydrid eine halbe Stunde 
auf dem Wasserbad, so gewinnt man d-a-Thujon mit a D + 10°23'. 
Beide Thujone gemischt, geben inaktives rac. Thujon. 

Thujon ist ein gesättigtes Keton, jedoch wird es von Per- 
manganat ziemlich leicht angegriffen. Brom wirkt substituierend. 

Abweichend von Campher und Fenchon verbindet sich 
Thujon, wie bereits erwähnt, mit Bisulfit. Mit Hydroxylamin 
liefert es ein bei 54 bis 55° schmelzendes Oxim a ), das dem 
j?-Thujon entspricht, während das Oxim des a-Thujons flüssig 
ist. Das kristallisierte Oxim kann durch Einwirkung von Phos- 
phorpentachlorid in ein bei 90° schmelzendes Isoxim 3 ). und 
durch Erwärmen mit verdünnter alkoholischer Schwefelsäure in 
Carvacrylamin übergeführt werden 4 ). Durch Umsetzung mit 
Semicarbazidlösung 8 ) gibt das a -Thujon ein kristallisierendes 
Semicarbazon, das bei 186 bis 188° 5 ) schmilzt. Außerdem 
existiert eine amorphe, unscharf bei 110° schmelzende Modi- 
fikation. Vom /J-Thujon leitet sich ein bei 174 bis 175° schmel- 
zendes, hexagonales Semicarbazon ab, das von selbst in eine 
stabile, bei 170 bis 172° schmelzende rhombische Form übergeht. 

Durch Reduktion mit Natrium und Alkohol geht Thujon in 
den zugehörigen sekundären Alkohol C 10 H 18 O, Thujylalkohol, 
über 8 ), der bereits auf S. 482 besprochen worden ist. Bei der 



l ) Chem. Zentralbl. 1926, I. 3600. 

B ) Wallach, Liebigs Atinalen 277 (1893), 159. — Semmler, Berl. 
Berichte 25 (1892), 3344. 

») Wallach, Liebigs Annalen 286 (1895), 94; 886 (1904), 270. 

*) Semmler, Berl. Berichte 25 (1892), 3352. 

") Das gilt für die ganz reine Verbindung; gewöhnlich wird gefunden 
184,5 bis 186°. 

") Semmler, Berl. Berichte 25 (1892), 3344. 



Ketone. 579 

Hydrierung von Thujon mit Wasserstoff und Nickel bei 175 bis 
180°*) entsteht Thujamenthon, C 10 H 18 O, ein Keton, das auch 
durch Oxydation von Thujamenthol, C^H^O, erhalten werden 
kann. Durch Wasserstoff und Palladium 2 ) läßt sich Thujon' 
nicht reduzieren. 

Bei der Oxydation von Thujon mit Permanganat in der 
Kälte entsteht eine gesättigte Ketosäure C 10 H 19 O 8 3 ), die «-Thuja- 
ketosäure (a-Tanaceton carbonsäure), Smp. 75 bis 76°, die sehr 
leicht, z. B. durch Erwärmen oder durch Destillation im Vakuum, 
in die isomere, ungesättigte ß-Thujaketosäure, Smp. 78 bis 79°, 
übergeht. Durch Einwirkung von Hypobromit entstehen die ent- 
sprechenden Dicarbonsäuren C„H 14 4 4 ), von denen die a-Säure 
bei 141,5°, die ß-Säure bei 116 bis 118° schmilzt. Beide Keto- 
säuren liefern bei der trocknen Destillation ein ähnlich wie 
Methylheptenon riechendes Keton C 9 H 1B 0, das Thujaketon 5 ). 
Ferner können die Ketosäuren zur <?-(w-)DimethyIlävuIinsäure, 
Smp. 32°, abgebaut werden*). 

a-Thujaketosäure findet sich in lange gelagertem Thujon 
und in alten thujonh altigen Ölen 7 ) und kann leicht durch Aus- 
schütteln mit Natronlauge daraus abgeschieden und gekenn- 
zeichnet werden. 

Wird Thujon in geschlossenen Röhren längere Zeit auf 
280° erhitzt, so geht es in ein carvonähnlich riechendes, un- 
gesättigtes Keton der gleichen Zusammensetzung C 10 H 16 O, 
Carvotanaceton, über 8 ). Dieselbe Umwandlung scheint schon 
bei längerem Sieden des Thujons vor sich zu gehen, wie aus 
der Abnahme des Drehungsvermögens zu schließen ist. Ein 
anderes isomeres, ebenfalls ungesättigtes Keton, Isothujon, 
entsteht beim Erwärmen von Thujon mit verdünnter Schwefel- 



») Godchot, Compt rend. 158 (1914), 1807. 
ä ) Wallach, Liebigs Annalen 381 (1911), 85. 

s ) Sem ml er, Bert. Berichte 25 (1892), 3347. — Wallach, Liebigs 
Annalen 272 (1893), 111; Berl. Berichte 30 (1897), 423. 
4 ) Sem ml er, ebenda 3346. 
6 ) Wallach, Liebigs Annalen 272 (1893), 116; 275 (1893), 164. 

6 ) Tiemann u. Semmler, Berl. Berichte 30 (1897), 429; 31 (1898), 2311. 

7 ) Wallach, Nachr. K. Ges. Wiss. Göttingen 1919, Sitzung vom 

18. Juli, S. 13. 

a ) Semmler, Berl. Berichte 27 (1889), 895. 

37* 



580 Hauptbestandteile der ätherischen Öle. 

säure 1 ). Durch Reduktion geht Isothujon in gesättigtes Thuja- 
menthol über. Thujon wird beim Kochen mit einer Lösung 
von Eisenchlorid in Carvacrol umgewandelt. 

Auf Grund des physikalischen und chemischen Verhaltens hat 
Semmler 2 ) für das Thujon die oben angegebene Konstitutions- 
formel aufgestellt, die etwas später auch von Wallach*) an- 
genommen worden ist. 

Zur Charakterisierung des Thujons ist das Tribromid am 
geeignetsten, das man nach Wallach*) am besten in der 
Weise darstellt, daß man 5 g Thujon in einem großen Becher- 
glase in 30 ccm Petroläther löst und zu dieser Lösung auf 
einmal 5 ccm Brom gibt. Nach einigen Sekunden tritt eine 
ziemlich heftige Reaktion unter beträchtlicher Entwicklung von 
Brom Wasserstoff ein. Ist diese beendigt, so scheidet sich beim 
Verdunsten des Lösungsmittels das Tribromid allmählich als 
Kristallmasse aus, die durch Waschen mit kaltem Alkohol 
von anhängendem Öle zu befreien und aus heißem Essig- 
äther umzukristallisieren ist; der Schmelzpunkt der reinen 
Verbindung liegt bei 121 bis 122°. Durch Umsetzung mit 
methyl- oder äthylalkoholischem Kali können daraus Phenole 
QoH^BrtOHMOCHg) und C a0 H 11 Br(OH)(OC 2 H e ) dargestellt 
werden, von denen jenes bei 156 bis 157°, dieses bei 144 bis 
145° schmilzt. 

Zur Identifizierung der a- und /3-Form des Thujons bedient 
man sich der oben näher beschriebenen Semicarbazone. 

Infolge der in . Frankreich und der Schweiz erlassenen 
Absinthverbote sind über den Nachweis von Thujon eine Reihe 
von Arbeiten erschienen, aus denen hervorgeht, daß die bisher 
vorgeschlagenen Erkennungsmethoden (Farbreaktionen) nicht mit 
Unrecht stark angegriffen werden*). 



*) Wallach, Liebigs Annalen "286 (1895), 101; 328 (1902), 334; Berl. 
Berichte 28 (1895), 1958; 30 (1897), 26. 

a ) Berl. Berichte SS (1900), 275, 2454. 

*) Liebigs Annalen 838 (1902), 371. 

*) Ebenda 275 (1893), 179; 286 (1895), 109. 

8 ) Vgl. Bericht von Schimmel § Co. April 1907, 109; Oktober 1907, 98; 
April 1908, 107; Oktober 1908, 131; April 1909, 90; Oktober 1909, 122; 
Oktober 1911, 96. — Schweiz. Wochenschr. f. Chem. u. Pharm. 49 (1911), 
337, 418, 507. 




Ketone. 58 t 

^-Menthenon-3 (Piperiton). 

C 10 H 16 O. Mol.-Gew. 152. 

Das menthonähnlich riechende Keton A '■-Menth enon-3 ist 
zuerst von Wallach 1 ) im Jahre 1908 durch Dehydratation 
von 1,3,4-Trioxymenthan dargestellt worden. 
Schimmel § Co. 2 ) fanden es L J. 1910 im 
japanischen Pfefferminzöl und später auch im 
Campheröl. Die von Baker und Smith i. J. 1902 
aus dem Öl von Eucalyptus dives gewonnene 
Verbindung, die sie Piperiton nannten, und der 
sie die Formel C 10 H lg O beilegten, wurde später 
als ^ x -Menthenon-3 erkannt 3 ). 

^-Menthenon-S ist ein charakteristischer Bestandteil der 
Eucalyptusöle der „Peppermintgruppe", fast immer begleitet von 
1-ß-Phellandren, und zwar findet es sich in den Ölen von Euca- 
lyptus coriacea, E. Sieberiana, oreades, dives, radiata, Delega- 
tensis, Andrews!, taeniola und apiculata (im letztgenannten 
ohne Phellandren). Die Öle von Andropogon ivarancusa, Cymbo- 
pogon sennaarensis und von Mentha pulegium var. hirsuta 
enthalten ebenfalls Piperiton. 

Während das synthetisch dargestellte Keton inaktiv ist, 
kommt es in ätherischen Ölen auch in beiden aktiven Formen vor, 
die aber sehr leicht, z. B. durch mehrstündiges Erhitzen auf 
200° racemisiert werden. 

Eigenschaften: Inaktives Menthenon. Sdp. 235 bis 237°; 
d 19 . 0,9375; n B20 „ 1,4875*). Für das über das a-Semicarbazon 
gereinigte racemische Keton wurde gefunden: Sdp. 113° (18 mm), 
df^ 0,9331, a D ±0°, n M0 . 1,4845, und für d-Piperiton: Sdp. 116 
bis 118,5° (20 mm), d^? 0,9344, [«] D20 . +49,13°, für 1-Piperiton: 
Sdp. 109,5 bis 110,5° (15 mm), d^0,9324, [g] D20 . — 51,53° 5 ). 

Bei vorsichtiger Oxydation des ^-Menthenons mit Per- 
manganat entstehen außer Ameisensäure «-Oxy-a-methyl-ß'-äso- 

*) Wallach, Liebigs Annalen 362 (1908), 271. 

a ) Bericht von Schimmel $ Co. Oktober 1910, 79. 

8 ) Baker u. Smith, A research on the Eucalypti 2. Aufl. 1920, S. 390. 
— Bericht von Schimmel § Co. 1921, 24-, Anm. 4. — Givaudan § Co., 
Perfum. Record 12 (1921), 80. 

*) Wallach, Liebigs Annalen 362 (1908), 271. 

s ) Read u. Smith, Journ. ehem. Soc. 121 (1922), 1863; 123 (1923), 2267. 



582 Hauptbestandteile der ätherischen Öle. 

propyladipinsäure , a-Isopropyl-y-acetylbuttersäure , a-Isopropyl- 
glutarsäure x ) und Diosphenol 8 ). 

Bei Verwendung von Eisenchlorid als Oxydationsmittel ent- 
steht Thymol 1 ). 

Bei der Reduktion 3 ) des Piperitons mit Natrium und Alkohol 
erhält man Isomenthol (Smp. 39 bis 41°); reduziert man mit 
Wasserstoff in Gegenwart von Nickel, so wird Menthon gebildet; 
die Reduktion auf elektrolytischem Wege führt zu Isomenthon. 

Mit Hydroxylamin werden zwei isomere Oxime vom Smp. 118 
bis 119° und 88 bis 89° *) und ein bei 164 bis 165° schmelzendes 
Oxaminooxim erhalten 1 ). 

Piperiton bildet zwei inaktive Semicarbazone vom Smp. 226 
bis 227° und 174 bis 176° *). Es vereinigt sich leicht mit Natrium- 
bisulfit oder -sulfit und kann mit Lauge aus diesen Verbindungen 
wieder abgeschieden werden. Zur quantitativen Bestimmung 
eignet sich das im Abschnitt: „Prüfung der ätherischen Öle" 
beschriebene Verfahren von Burgess. 

Piperiton wird neuerdings in großem Maßstabe zur tech- 
nischen Gewinnung von Menthol und von Thymol verwendet. 
Als Ausgangsmaterial dient hauptsächlich das Öl von Eucalyptus 
dives. 

Menthon. 

C 10 H x8 O. Mol.-Gew. 154. 

Menthon kommt in beiden optischen Modi- 
fikationen in der Natur vor. Als d-Menthon hat 
man es nachgewiesen im Öl von Barosma pul- 
chellum und im Öl von Nepeta /aponica; als 
1-Menthon im Reunion-Geraniumöl, im Öl von Pe- 
largonium graveolens, im Buccoblätteröl, Pfeffer- 
minzöl, Pennyroyalöl und den Ölen von Calamintha 
nepeta und Micromeria japonica. Im Poleiöl (von 
Mentha pulegiurri), im Öl von Bystropogon origanifolius und 
im Cassieblütenöl (?) ist gleichfalls Menthon gefunden worden, 

% ) Bericht von Schimmel $ Co Oktober 1910, 79. 
! ) Roberts, Journ. ehem. Soc. 107 (1915), 1465. 

a ) Hughesdon, Smith u. Read, Journ. Soc. ehem. Ind. 42 (1923), T. 339. 
*) Bericht von Schimmel § Co. Oktober 1910, 79. — Read u. Smith, 
Journ. ehem. Soc. 121 (1922), 1863; 128 (1923), 2267. 




Ketone. 583 

in den betreffenden Arbeiten ist aber die Drehung nicht an- 
gegeben. 

Da sich Menthon nicht mit Bisulfiten verbindet und durch 
fraktionierte Destillation allein von den begleitenden Verbindungen 
nicht zu befreien ist, so kann es nur mit Hilfe seines Oxims oder 
Semicarbazons aus den betreffenden Ölfraktionen isoliert werden; 
es ist jedoch zu beachten, daß sich bei der Spaltung dieser 
Verbindungen, die meist durch verdünnte Schwefelsäure bewirkt 
wird, das Drehungsvermögen des Ketons ändert. 

Durch Oxydation des natürlichen Menthols mit dem von 
Beckmann empfohlenen Chromsäuregemischgelangt man leicht 
zu reinem 1-Menthon mit normalem Drehungsvermögen 1 ). 

Reines Menthon ist eine leicht bewegliche, wasserhelle Flüssig- 
keit, die Pfefferminzgeruch und schwach kühlenden, bitteren Ge- 
schmack besitzt. Für das aus Menthol durch Oxydation gewonnene 
Keton fanden Beckmann 2 ): Sdp.207°, d 20 „0,8960, [>W — 28,18°, 
n D12 . 1,4525 und ferner Binz: d 24 . 0,8934, [or] D240 — 27,67 ° 3 ). 
Das aus dem Semicarbazon (Smp. 184°) regenerierte Menthon 
besitzt nach Wallach: Sdp. 208°, d 0,894, n D 1,4496*). Im 
Laboratorium von Schimmel 8{ Co. wurde beobachtet: d 16 . 0,894 
bis 0,899, « D — 20°27' bis — 26°10', n D20 . 1,450 bis 1,451, lös- 
lich in 3 Vol. 70 »/«igen Alkohols. — d 18 . 0,8971, a D — 26° 10', 
[e] D -29,17°. 

Da Menthon, wie aus der Formel ersichtlich ist, zwei 
asymmetrische Kohlenstoffatome besitzt, so sind sechs stereo- 
isomere Formen möglich. Man hat es daher häufig mit Gemengen 
verschiedener, schwer zu trennender Modifikationen zu tun, die 
sowohl durch Säuren wie durch Basen invertiert werden, was 
durch Änderung des Drehungsvermögens zum Ausdruck kommt. 
Erhitzt man 1-Menthon mit reduziertem Kupfer auf 200°, so bilden 
sich über 50 °/o d-Menthon. Steigert man die Temperatur auf 300°, 
so entsteht Thymol 8 ). 

Wird 1-Menthon bei niederer Temperatur mit konzentrierter 
Schwefelsäure behandelt, so geht es in das rechtsdrehende 



*) Beckmann, Liebigs Annalen 260 (1889), 325. 

a ) Ebenda, 327. 

s ) Zeitschr. f. physik. Chem. 12 (1893), 727. 

*) Berl. Berichte 28 (1895), 1963. 

B ) Komatsu u. Kurata, Journ. Soc. chem. Ind. 44 (1925), B. 863. 



584 Hauptbestandteile der ätherischen Öle. 

Isomere über 1 ). Auf diese Weise erhielt Beckmann schein- 
bar ein d-Menthon von gleicher Drehungsintensität ([«] D -|-28,r) 
wie das angewandte 1-Menthon ([a] D — 28,5°); es stellte sich 
aber heraus, daß ersteres nicht der optische Antipode des 
letzteren war, sondern aus einem Gemisch von unverändertem 
1-Menthon mit einem stärker drehenden d-Isomenthon bestand. 
Ein sehr hoch drehendes d-Isomenthon bekam er auf folgendem 
Wege: Menthonoxim wurde reduziert, das dabei entstehende 
Menthylamin mit salpetriger Säure behandelt und das gebildete 
Menthol oxydiert. Das Isomenthon zeigte die spezifische Drehung 
-f93,2° 3 ). 

Beckmann ist der Ansicht, daß dieser Drehungswechsel 
durch Behandlung mit Säuren unter intermediärer Enolisierung 
erfolgt; dafür spricht auch die Beobachtung von Mannich und 
Häncu 8 ), daß sich aus 1-Menthon ([«] D — 22,4°) durch längeres Er- 
hitzen mit Acetanhydrid auf 240° der Ester des l-Methyl-4-metho- 
äthylcyclohexen-(2 oder 3)-ols-3 (Sdp. 98° bei 1 1 mm ; a^ + 6,65°) 
bildet, aus dem durch Verseifung ein rechtsdrehendes Menthon 
(a D 4- 1,54° im 20 mm-Rohr) entsteht. 

Über die Rotationsdispersion und die Inversion des I-Men- 
thons sind von Großmann und Brauer*) eingehende Unter- 
suchungen gemacht worden. 

Bei der Reduktion mit Natrium in alkoholischer Lösung geht 
es in den zugehörigen sekundären Alkohol 1-Menthol, C 10 H 20 O, 
über; daneben entstehen geringe Mengen eines schwach rechts 
drehenden Isomenthols, bei Verwendung indifferenter Lösungs- 
mittel auch das bei 94° schmelzende Menthopinakon"). Ähnlich 
verläuft die Reaktion, wenn man Wasserstoff und Platinmohr ) 
verwendet. Bei der elektrolytischen Reduktion 7 ) wird als Neben- 
produkt Menthan erhalten. Über die technische Gewinnung von 
Menthol aus Menthon siehe Menthol auf S. 472. 



*) Beckmann, loc. cit. 334. 
9 ) Berl. Berichte 42 (1909), 847. 
3 ) Ebenda 41 (1908), 570. 
*) Jotirn. f. prakt. Chem. IL 98 (1918), 9. 

*) Beckmann, Journ. f. prakt. Chem. II. 55 (1897), 18, 30. — Vgl. auch 
Skworzow, Journ. de Pharm, et Chim. 103 (1911), 294. 
") Vavon, CompL rend. 155 (1912), 286. 
7 ) Schall u. Kirst, Zeitschr. f. Elektrochemie 29 (1923), 537. 



Ketone. 585 

Wird Menthon mit einer Lösung von Chromsäure in Eis- 
essig oxydiert, so bildet sich zunächst eine flüssige Ketosäure 
C x0 H ls O 8 (Keto- oder Oxymenthylsäure) 1 ), die bei weiterer Oxy- 
dation mit Kaliumpermanganat oder Chromsäuregemisch in die 
zweibasische /?-Methyladipinsäure (/S-Pimelinsäure Arths) 9 ) über- 
geht, also in dasselbe Abbauprodukt, das auch aus Pulegon und 
aus Citronellal entsteht. 

Mit Hydroxylamin in alkoholisch-wäßriger Lösung kondensiert 
sich das l r Menthon leicht zu dem bei 60 bis 61° schmelzenden 
1-Menthonoxim* 1 ); die anderen Modifikationen des Menthons geben 
höher schmelzende oder flüssige Oxime. 

Wird das Oxim mit wasserentziehenden Mitteln behandelt, 
so geht es in ein aliphatisches Nitril, C„H 17 CN, über, das bei 
weiterer Umwandlung Verbindungen liefert, die große Ähnlich- 
keit mit den Gliedern der Citronellalreihe aufweisen 4 ). Durch 
Umlagerung mit konzentrierter Schwefelsäure entsteht aus dem 
1-Menthonoxim ein Laktam, das Menthon isoxim, Smp. 119°°). 

Semicarbazid reagiert auf Menthon unter Bildung des in 
Nadeln kristallisierenden, bei 184° schmelzenden Semicarbazons 8 ). 
Zu erwähnen sind auch das Thiosemicarbazon vom Smp. 155 
bis 157° und das bei 177° schmelzende Semioxamazon. 

Läßt man Isoamylnitrit und Salzsäure in der Kälte auf 
Menthon einwirken, so bildet sich neben Bisnitrosomenthon, 
(C 10 H 17 O-NO)„, Smp. 112,5°, das bei 103° schmelzende Oxim 
der Ketomenthylsäure, des ersten Oxydationsproduktes des 
Menthons 7 ). 

Wirkt Brom (2 Mol.) auf Menthon (1 Mol.) in Chloroform- 
lösung ein, so entsteht ein kristallisierendes Dibrommenthon, 



l ) Beckmann u. Mehrländer, Liebigs Annalen 289 (1896), 368. 

a ) Arth, Annales de Chim. et Phys. VI. 7 (1886), 433. — Beckmann u. 
Mehrländer, Ioc.cit. 378.— Manasse u.Rupe, Berl. Berichte 27(1894), 1818. 

3 ) Beckmann, Liebigs Annalen 250 (1889), 330. — Wallach, Liebigs 
Annalen 277 (1893), 157; 278 (1894), 304. 

*) Wallach, Liebigs Annalen 278(1 894), 308; 296 (1897), 120; 812(1900),171. 

s ) Beckmann u. Mehrländer, Berl. Berichte 20 (1 887), 1508. — Wallach, 
Liebigs Annalen 278 (1894), 304. 

6 ) Wallach, Berl. Berichte 2S (1895), 1963. — Beckmann, Liebigs 
Annalen 289 (1896), 366. 

7 ) Baeyer u. Manasse, Berl. Berichte 27 (1894), 1913, 1914; s. auch 
Baeyer u. Oehler, Berl. Berichte 29 (1896), 27. 



586 Hauptbestandteile der ätherischen Öle. 

C 10 H ia Br a O (Smp. 79 bis 80°), das durch Abspaltung von 
Bromwasserstoff mittels Chinolin in Thymol überführbar ist 1 ). 

Diese Umwandlungen, sowie auch die von Jünger und 
Klages 3 ) bewirkte Überführung des Menthons in 3-Chlorcymol, 
stehen im Einklang mit der ihm zugeschriebenen, obenstehenden 
Formel, die auch die Verwandtschaft des Menthons mit dem 
Pulegon zum Ausdruck bringt. 

Um Menthon zu identifizieren, benutzt man entweder das 
Semicarbazon oder das Oxim, deren Darstellung in üblicher 
Weise erfolgt Zur weiteren Charakterisierung kann man das 
Keton zu Menthol reduzieren und dieses in den Benzoesäure- 
ester überführen (siehe Menthol). Über quantitative Menthon- 
bestimmung siehe im Kapitel „Die Prüfung der ätherischen Öle" 
unter Ketonbestimmung. 

Tetrahydrocarvon. 

C 10 H lg O. Mol.-Gew. 154. 

1 -Tetrahydrocarvon (p-Menthanon-2, Carvomenthon) ist im 

Öl von Blumea Ma/co/mii 3 ) zu etwa 16«/« enthalten und hat 

CHs die Konstanten: Sdp. 218,5 bis 219° (705 mm), 

• ^H Mdso- — 9,33°, 1-Oxim Smp. 96 bis 97°, Semi- 

HC /\ C0 carbazon Smp. 194 bis 195°. Das Tetrahydro- 

"~ carvon, das in seiner racemischen und auch in 

JCHs der optisch aktiven Form bereits synthetisch ge- 

CH wonnen wurde, war bis jetzt in der Natur noch 

H 3 C— CH-CHs nicht aufgefunden worden. 



H ' C U 



Jonon. 

C 13 H 20 O. Mol.-Gew. 192. 

Dieser in der Natur bisher noch nicht mit Sicherheit nach- 
gewiesene Veilchenriechstoff wurde zum ersten Male im Jahre 1893 
von Tiemann und Krüger*) synthetisch dargestellt Seitdem 

*) Beckmann u. Eickelberg, Bert. Berichte 29 (1896), 418. 

») Berl. Berichte 2» (1896), 315. 

a ) Journ. ehem. Soc. 121 (1922), 876. 

*) Berl. Berichte 26 (1893), 2691. 



Ketone. 587 

ist zur Herstellung der „ Veilchenketone ", d. i. des Jonons und 
seiner Homologen, eine große Zahl von Patenten erteilt worden. 




CH* 
C-CHg H s C|/\c-CH s 

CHCH:CHCOCH s H»C 



» 

v Jc-CH : CH-CO-CH, 

C 
-Jonon. /\ /J-Jonon (Isojonon). 

MsC CHg 

Die Darstellung des Jonons beruht auf der Kondensation 
des olefinischen Aldehyds Citral mit Aceton, unter Verwendung 
alkalischer Reagenzien, zum olefinischen Keton Pseudojonon der 
Formel C 18 H s0 O, das, unter der Einwirkung stark oder schwächer 
saurer Mittel, bei niederer oder höherer Temperatur zu dem 
ungesättigten, cyclischen, isomeren Keton, dem Jonon, um- 
gewandelt wird. 

S ^>C : CH - CH 2 • CH 9 - C : CH • CHO -+- CH 8 COCH s = H s O +■ 

Citral. CH g Aceton. 

?! 8 >C : CH ■ CH 2 • CH. ■ C : CH • CH : CH • CO • CH S — Jonon. 
CH 3 / 2 " i s ' 

CH 8 

Pseudojonon. 

Pseudojonon. Obwohl das Keton bei gewöhnlicher 
Temperatur mit Natriumbisulfitlauge nicht reagiert, liefert es 
doch damit bei längerem Erwärmen unter Lösung eine Hydro- 
sulfonsäureverbindung 1 ). Diese kann zur Darstellung des reinen 
Pseudojonons dienen, wenn sie durch öfteres Extrahieren mit 
Äther oder dergl. von Verunreinigungen (Verharzungsprodukten) 
befreit und dann aus ihr durch Alkali bei gewöhnlicher oder 
niederer Temperatur das Keton abgeschieden wird. 

Gereinigtes Pseudojonon bildet ein hellgelbes, stark licht- 
brechendes, etwas dickflüssiges Öl von wenig charakteristischem 
Geruch und folgenden Konstanten: Sdp. 143 bis 145° (12 mm), 
d 20 „ 0,8980, n D t, 53346. Von charakteristischen Derivaten des 
Pseudojonons ist das p-Bromphenylhydrazon zu nennen, das 
bei 102 bis 104° schmilzt. 



l ) Tiemann, Beri. Berichte 31 (1898), 842. 



588 Hauptbestandteile der ätherischen Öle. 

Für die Invertierung des Pseudojonons zu Jonon kommen vor 
allem konzentrierte Schwefelsäure, Phosphorsäure, Ameisensäure, 
Oxalsäure, ferner verdünnte Mineralsäuren sowie Lösungen von 
sauren Alkalisulfaten und Neutralsalze wie Natriumacetat und 
Magnesiumsulfat (im Autoklaven) in Betracht, und zwar soll die 
Einwirkung der ersteren bei niederer Temperatur kurze Zeit 
erfolgen, während bei letzteren zur Jononbildung längeres Er- 
wärmen erforderlich ist. Bei allen diesen Reaktionen entstehen 
zwei Isomere, et- und /J-Jonon 1 ). 

Jonon. Wie soeben erwähnt wurde, werden bei der Jonon- 
fabrikation stets Gemenge von zwei Isomeren gebildet, und zwar 
entsteht unter der Einwirkung konzentrierter Schwefelsäure oder 
bei langer Behandlung mit verdünnten Säuren 2 ) ein zum großen 
Teil aus /S-Jonon bestehendes Gemisch, während konzentrierte 
Phosphor- und Ameisensäure fast nur a-Jonon entstehen lassen. 
Gegen Bisulfitlauge verhält sich Jonon ebenso wie Pseudojonon, 
wie denn auch die in Wasser leicht lösliche Hydrosulfonsäure- 
verbindung sich sehr gut zur Reinigung von Jonon eignet. 

/S-Jonon läßt sich aus der Bisulfitverbindung ohne weiteres 
durch Destillation mit Wasserdampf abscheiden, a-Jonon erst 
nach Zusatz von Lauge. Dieses Verhalten kann zur Trennung 
der beiden Isomeren benutzt werden. 

Jonon ist, frisch destilliert, ein fast farbloses Öl von 
ausgesprochenem Cedernholzgeruch. Erst in sehr starker Ver- 
dünnung, z. B. in dünner Spirituslösung, nimmt man den Geruch 
der Veilchen wahr, der gleichzeitig etwas an den der Weinblüte 
erinnert. Bemerkenswert ist noch die Eigenschaft des Jonons, 
die Geruchsnerven zu betäuben. 

Auch die durch die Hydrosulfonsäureverbindung gereinigten 
Jonone unterscheiden sich je nach den zur Isomerisation des 
Pseudojonons verwendeten Reagenzien beträchtlich in ihrem 
Gehalt an a- und £-Jonon und weichen folglich auch in ihren 
physikalischen Konstanten merklich voneinander ab. So führt 
Tiemann 3 ) für reines, aus dem Gemisch der beiden Isomeren 

x ) Vgl. Hibbert u. Cannon, Kondensation von Citral mit Ketonen 
und Synthese einiger neuer Jonone. Journ. Americ ehem. Soc. 46 (1924), 119; 
Chem. Zentralbl. 1924, I. 1025. 

■) Tiemann, Berl. Berichte 81 (1898), 868, 870. 

*i Berl. Berichte 31 (1898), 851. 



Ketone. 589 

bestehendes Jonon folgende Konstanten an: Sdp. 126 bis 128° 
(10 mm), d 30 . 0,9351, n B 1,507, während Schimmel fy Co. an 
eigenen Fabrikaten beobachteten: Sdp. 104 bis 109° (4 bis 5 mm), 
d 18 o 0,9350 bis 0,9403, d 20 . 0,9335, n D20 „ 1,50335 bis 1,50510, lös- 
lich in 2,5 bis 3,0 Vol. 70°/oigen Alkohols. 

Im Geruch von «- und /5-Jonon bestehen nur geringe, aber 
immerhin für den Fachmann erkennbare Unterschiede; der von 
a-Jonon ist frischer und duftiger als der seines Isomeren, der 
dagegen etwas streng ist und mehr den Charakter des Veilchen- 
blättergeruchs hat. Ersteres ist deshalb auch das bevorzugtere. 

Für a-Jonon bestimmte Tiemann 1 ) folgende Eigenschaften: 
Sdp. 123 bis 124° (11 mm), d 20 „ 0,932, n D 1,4980. Chuit 2 ) fand: 
Sdp. 127,6° (12 mm), d 16 . 0,9338, n DXM . 1 ,50001 . 

Das p-Bromphenylhydrazon, das sich zur Charakterisierung 
von a-Jonon am besten eignet, schmilzt bei 142 bis 143°; es 
wird in Eisessiglösung hergestellt und aus verdünntem Methyl- 
alkohol oder Ligroin umkristallisiert. Das Semicarbazon schmilzt 
bei 107 bis 108° und 137 bis 138°, das Thiosemicarbazon bei 121°, 
das Oxim bei 89 bis 90°. 

Die Konstanten des reinen /J-Jonons sind nach Tiemann 3 ) 
folgende: Sdp. 127 bis 128,5° (10 mm), d 1T . 0,946, n mT , 1,521; 
nach Chuit 4 ): Sdp. 134,6° (12 mm), d 18 . 0,9488, n D1T , 6 . 1 ,52008. 

/3-Jonon läßt sich am besten durch sein Semicarbazon 5 ) vom 
Smp. 148 bis 149° identifizieren. Sein p-Bromphenylhydrazon 
schmilzt bei 116 bis 118°, sein Thiosemicarbazon bei 158°, sein 
Hydrazon bei 104 bis 105°; das Oxim ist flüssig. 

«-Jonon wird von konzentrierter Schwefelsäure zu ^-Jonon 
invertiert; umgekehrt läßt sich ^-Jonon, wenn auch schwerer, 
durch alkoholisches Kali in jenes überführen. 

Bei der Behandlung mit Permanganat wird a-Jonon zu Iso- 
geronsäure, C e H 18 3 , /5-Jonon zu Oxyjonolacton, Ci H 16 O 3 , und 
Geronsäure, C,H 16 3 , oxydiert 8 ). 



*) Berl. Berichte 81 (1898), 876. 

-) Rev. gen. de Chim. 6 (1903), 432; Chem. Zentralbl. 190t, I. 280. 

3 ) Berl. Berichte Sl (1898), 871, 879. 

4 ) loc. cit 

5 ) Ober die Reinigung und Trennung der Jononsemicarbazone siehe 
Tiemann, Berl. Berichte Sl (1898), 875, 1736. 

•) Tiemann, Berl. Berichte 31 (1898), 857; 83 (1900), 3703, 3726. 



590 Hauptbestandteile der ätherischen Öle, 

a- und /S-Jonon geben bei der Hydrierung mit Hilfe 
von Platinmetallen 1 ) zwei verschiedene Dihydrojonone, die bei 
weiterer Zufuhr von Wasserstoff in dasselbe Tetrahydrojonon 
übergeführt werden. 

Zu homologen Jononen gelangt man, indem man entweder 
Citral mit Homologen des Acetons 2 ) kondensiert und das er- 
haltene homologe Pseudojonon in die jononderivate überführt, 
oder durch Behandeln von Cyclocitral mit Acetonhomologen 8 ). 
Aus Citral und Methyläthylketon erhält man die vier theoretisch 
möglichen Isomeren, je nach der Art und der Konzentration 
der bei der Umwandlung der PseudoVerbindung angewandten 
Säuren entstehen hauptsächlich Methyljonone der a~ oder der 
/S-Reihe, die man wiederum durch ihr verschiedenes Verhalten 
zu Bisulf it trennen kann 4 ). 

a-Methyljonon "a, in Bisulfit leichter löslich. Sdp. 137 bis 
142" (15 mm); d soo 0,927; n DS0 . 1,5009; Semicarbazon, Smp. 144°. 

a-Methyljonon b, in Bisulfit schwerer löslich. Sdp. 135 
bis 140° (15 mm); d M „ 0,931; n Dao . 1,5003; Semicarbazon, 
Smp. 202°. 

£-Methyljonon a, in Bisulfit leichter löslich. Sdp. 145 
bis 151° (15 mm); d 20 . 0,935; n^. 1,5097; Semicarbazon, Smp. 
138 bis 139°. 

/?-Methyljonon b, in Bisulfit schwerer löslich. Sdp. 135 
bis 140° (15 mm); d^ 0,936; n D20 . 1,5073; Semicarbazon, Smp. 
175 bis 176°. 

Hydrierte Jonone oder Jononhomologe gewinnt man durch 
Kondensation von Citronellal mit Aceton oder dessen Homo- 
logen und Isomerisierung der entstandenen Dihydropseudo- 
jonone mittels Säuren. Auch Acetylpseudo- und Acetyljonone 
sind dargestellt worden. 

Die physikalischen Eigenschaften eines Jononpräparats 
lassen keinen näheren Schluß auf seine Reinheit zu. Um 
es auf seinen Gehalt an reinem Jonon zu prüfen, muß man 
die eventuell anwesenden, bei der Fabrikation entstehenden 
Nebenprodukte entfernen. 

"■) Skita, ebenda 46 (1912), 3312. — Ruzicka [Helvet. chim. acta 2 (1919), 
352] erhielt bei der gleichen Behandlung nur Tetrahydrojonon. 

s ) Haarmann u. Reimer, D.R.P. 150827; Chem. Zentralbl. 1904, I. 1379. 
") Dieselben, D.R.P. 133768; Chem. Zentralbl. 1902, IL 613. 



Ketone. 591 

Zu dem Zwecke kocht man das betreffende Öl mit der 
dreifachen Gewichtsmenge Natriumbisulfitlauge, deren freie 
schweflige Säure durch verdünnte Sodalösung abgestumpft 
worden ist, 10 bis 15 Stunden lang, je nachdem das Jonon 
leicht oder langsam mit Bisulfit reagiert, am Rückflußkühler. 
Der von Schmidt 1 ) vorgeschriebene Alkoholzusatz ist nach 
Beobachtungen von Schimmel 8{ Co. überflüssig. Zur Ent- 
fernung der nicht mit Bisulfitlauge reagierenden Anteile wird 
nach dem Verdünnen mit Wasser viermal mit Äther extrahiert. 
Liegt relativ reines Jonon vor, so tritt auf Wasserzusatz nur 
schwache Trübung, im gegenteiligen Falle* Ölabscheidung ein. 
Falls die extrahierten Anteile noch nach Jonon riechen, ist 
eine nochmalige Behandlung nötig. Die Differenz zwischen 
dem angewandten und extrahierten Öle gibt den Gehalt an 
Jonon an. Die Konstanten des aus der Bisulfitlösung durch 
Wasserdampfdestillation unter Zusatz von Lauge abgeschiedenen 
Jonons sowie sein Semicarbazon oder p-Bromphenylhydrazon 
lassen einen annähernden Schluß auf das gegenseitige Mengen- 
verhältnis von ß- und /S-Jonon zu. 

Es empfiehlt sich, Jononpräparate noch besonders auf 
einen Gehalt an Spiritus zu prüfen, da derartig verfälschte 
Produkte mehrfach angetroffen worden sind. Auch Phthal- 
säureester wird als Verfälschungsmittel benutzt 2 ). 

Da der Name Jonon gesetzlich geschützt ist, kommen 
nach Ablauf der Patente Jononpräparate unter den Bezeich- 
nungen Neoviolon, Novoviol, Iraldein, Violette, Veilchenöl, 
Viorodon, Allovione, Irisolette, Iralia, Miovol, Jonardon, Violan, 
ferner Methyljonone unter den Namen Novoviolon, Methyl- 
violette, Iraline, Iridoline usw. in den Handel. 



Iron. 

C 18 H 20 O. Mol.-Gew. 192. 

Iron ist bisher nur im Irisöl, dem ätherischen Öl der 
Veilchenwurzeln (Iris florentina, 1. pallida, I. germanica), auf- 
gefunden worden. Möglicherweise ist es auch im Goldlack- 



l ) Zeitschr. f. angew. Chem. 18 (1900), 189. 
*) Bericht von Schimmel Sl Co. 1919, 72. 



592 Hauptbestandteile der ätherischen Ole. 

blütenöl enthalten. Tiemann und Krüger 1 ) haben es zuerst 
aus der Veilchenwurzel isoliert und als ein cyclisches, mit 
Jonon isomeres Keton erkannt. Sie gewannen es durch Ex- 
traktion der gepulverten Iriswurzel mit organischen Lösungs- 
mitteln und WasserdampfdestiHation 
s\* des erhaltenen Extrakts. Seitdem 

H f | CH " CHs flüssiges Irisöl im Handel zu haben 

Hcl JcH-CH:CH-COCH s ist, kann man Iron in einfacherer 
C Weise hieraus durch fraktionierte 

y\ Destillation gewinnen: es findet sich 

n s «~ v-n, j n ^ er jj e j ^ mm rjj.ycj,. zw ischen 

105 und 120° siedenden Fraktion. Zur Reinigung führt man es 
in das Oxim oder Phenylhydrazon über, woraus es sich bequem 
regenerieren läßt. 

Iron ist ein farbloses Öl von eigenartigem, an Veilchen- 
wurzel erinnerndem Geruch 2 ), der aber erst in starker Ver- 
dünnung dem gewisser Veilchensorten gleicht. Tiemann und 
Krüger (loc. cit.) geben für das sorgfältig gereinigte Keton 
folgende Konstanten an: Sdp. 144° (16 mm), d„ , 0,939, c D etwa 
+ 40°, n DS0 . 1,50113. 

Schimmel $ Co. beobachteten an einem aus dem Natron- 
salz der Phenylhydrazinsulfosäureverbindung 8 ) abgeschiedenen 
Präparat: Sdp. 111 bis 112° (2 mm), d ls „ 0,9391, ß D +33°31', 
n J)s0 „ 1,50173. 

Zu seiner Charakterisierung eignet sich vortrefflich das 
p-Bromphenylhydrazon, das nach Beobachtungen von Schim- 
mel ß$ Co. bei 174 bis 175° schmilzt*). Es wird aus Methyl- 
alkohol gereinigt. Das Ironthiosemicarbazon schmilzt nach 
Chuit 8 ) bei 181°. Das Oxim kristallisiert schwer und schmilzt 
bei 121,5°. Der von Schimmel § Co. bei 70 bis 80° ge- 
fundene Schmelzpunkt des amorphen Semicarbazons •) läßt 
vermuten, daß in ihm ein Gemisch isomerer Derivate vorliegt. 

l ) Bert. Berichte 26 (1893), 2675. 

s ) Tiemanns Beobachtung, daß Iron einen scharfen Geruch habe, 
trifft nicht zu. 

*) Vgl. das Jonongutachten von v. Baeyer, Berlin 1899, S. 22. 
*) Tiemann und Krüger geben als Schmelzpunkt 168 bis 170° an. 
*) Rev. gen. de Chim. 6 (1903), 433; Chem. Zentralbl. 1904, I. 281. 
°) Vgl. hierzu Berl. Berichte 28 (1895), 1755. 



Ketone. 593 

Zur quantitativen Bestimmung des Irons werden nach A. v. Baeyer 
50 g des betreffenden Öls oder Extraktes mit einer Lösung von 85 g 
hydrazinbenzolsulfosaurem Natrium in 500 ccm Wasser, die mit 4 g konz. 
Schwefelsäure angesäuert war, auf der Schüttelmaschine geschüttelt Nach 
Stehen über Wacht wird die Lösung mit 6 g wasserfreiem Natriumcarbonat 
alkalisch gemacht und mit soviel Ammoniumsulfat versetzt, daß nach dem 
Schütteln mit Äther die Flüssigkeit sich gut in drei Schichten teilt, wozu 
ungefähr 200 bis 250 g Ammoniumsulfat nötig sind. Tritt infolge eines zu 
großen Zusatzes von Ammoniumsulfat Emulsion ein, so muß diese durch 
Wasserzusatz wieder beseitigt werden. Es wird dann solange mit Äther 
extrahiert, bis von ihm ölige Substanzen nicht mehr aufgenommen werden. 
Die wäßrige Ammoniumsulfatlösung wird hierauf entfernt und die Seifen- 
schicht mit einer Lösung von 70 g Schwefelsäure und 120 g Glaubersalz 
in 800 ccm Wasser versetzt und der Dampfdestillation unterworfen. Das 
übergehende Öl wird als Iron gerechnet. 

Iron geht unter der Einwirkung von Jodwasserstoffsäure 
unter Wasserabspaltung und Ringschluß in Iren, C 18 H 18 , einen 
dem Jonen isomeren Kohlenwasserstoff, über. 

Merling und Weide 1 ) ist es gelungen, Iron auf syn- 
thetischem Wege darzustellen. Diese Synthese beruht auf der 
Darstellung des *d*-CyclocitraIs, das, mit Aceton kondensiert, 
Iron gibt. Danach wird Isopropylidenacetessigester mit Natrium- 
acetessigester zu Isophoroncarbonsäureester kondensiert. Der 
Ester dient zur Darstellung der <J-Chlorcyclogeranioladiencarbon- 
säure und ^*-Cyclogeraniumsäure, die nach besonderem Ver- 
fahren 2 ) in das zugehörige A *-Cyclocitral umgewandelt wird. 

Was die Konstitution des Irons und seine Beziehungen zu 
den Jononen anbetrifft, so ist L. Ruzicka 8 ) der Ansicht, daß 
a- und ^-Jonon mit Iron nicht nur strukturisomer, sondern auch 
stereoisomer sind, daß also neben einer verschiedenen Lage 
der Ringdoppelbindung auch eine cis-trans-Isomerie besteht, 
wobei für Iron die trans-, für die Jonone die cis-Gruppierung 
der betreffenden Substituenten vorzuliegen scheint. Bei der 
katalytischen Reduktion mit Platinmetallen bei gewöhnlicher 
Temperatur erhielt er Tetrahydroiron und lieferte damit den 
experimentellen Beweis, daß im Iron wirklich zwei Doppel- 
bindungen vorliegen, wie bisher schon die Molekularrefraktion 
vermuten ließ. Das Reduktionsprodukt ist indessen nicht, wie 



1 ) Liebigs Annalen 866 (1909), 119. 

2 ) Merling, Berl. Berichte *1 (1908), 2064. 
s ) Helvet. chim. acta 2 (1919), 352. 

Gilde meist er, Die ätherischen Öle. I. «3o 



594 Hauptbestandteile der ätherischen Ole. 

man nach -den bisher geltenden Formeln des Irons und des a~ und 
/?-Jonons eigentlich erwarten sollte, mit dem bereits von Skita 1 ) 
dargestelljen Tetrahydrojonon aus o- und jS-Jonon identisch, 
sondern unterscheidet sich von diesem außer .durch seine optische 
Aktivität (Rechtsdrehung, wie das Iron selber) durch sein höheres 
spezifisches Gewicht und den um etwa 14° höheren Siedepunkt. 



D. Ketone mit 16« und 17gliedrigen 
Kohlenstoffringen. 

Im Anschluß an die in ätherischen Ölen pflanzlichen Ur- 
sprungs vorkommenden Ketone seien hier noch zwei tierischen 
Sekreten entstammende Ketone, die für die Parfümerie äußerst 
wichtig sind, Muscon und Zibeton, beschrieben. 

Muscon. 

C 18 H 80 O. Mol.-Gew. 238. 

Bei der Destillation von Moschus mit Wasserdampf werden 
0,5 bis 2% eines flüchtigen Öls erhalten, das, wie H. Wal- 
baum 2 ) gezeigt hat, zum größten Teil aus einem Keton C 10 H S0 O, 
dem Muscon, besteht, einer Verbindung, die das eigentümliche 
Aroma des Moschus bedingt. Muscon ist ein farbloses, dickes 
Öl, das sich mit Alkohol in jedem Verhältnis mischt. Eigen- 
schaften: Sdp. 327 bis 330°, 142 bis 143° (2 mm); d 16 . 0,9268; 
« D — 10°6'; n D88 c 1.47900 2 ). Über das Semicarbazon gereinigtes 
Muscon hat nach L. Ruzicka 8 ): Sdp. 130° (0,5 mm), d^° 0,9222, 
[o] D — 13,01°, n M7 . 1,4802. 

Muscon bildet ein bei 46° schmelzendes Oxim; das Semi- 
carbazon schmilzt bei 133 bis 134°*). 

Der bei der Reduktion von Muscon mit Natrium und Alkohol 
entstehende Alkohol Muscol 3 ), C ie H a2 0, (Phenylurethan, Smp. 
97 bis 98°) 4 ) gibt bei der Wasserabspaltung den ungesättigten 

*) Berl. Berichte 45 (1912), 3314; siehe auch unter Jonon S. 590. 
*) Journ. f. prakt. Chem. IL 78 (1906), 488.— D.R.P. 198660. 
*) Helvet. chim. acta 9 (1926),. 715; 1008. 
*) Journ. f. prakt. Chem. IL 113 (1926), 166. 



Ketone. 595 

Kohlenwasserstoff Museen 1 ). Beim Abbau des Muscons mit 
Chromsäure erhielt Ruzicka 1 ) als Hauptprodukt ein Gemisch 
zweier Dicarbonsäuren C ie H 80 O 4 (Smp. 68 bis 73°), deren Tren- 
nung nicht gelang. Ferner entstand bei der Oxydation ein Ge- 
misch von niedrigeren Dicarbonsäuren (Bernsteinsäure, Adipin- 
säure, Korksäure, Sebacinsäure und Dekan-l,10-dicarbonsäure), 
die durch fraktionierte Destillation der Methylester, Verseifung 
der einzelnen Fraktionen, fraktionierte Kristallisation oder Fällung 
der Kaliümsalze und fraktionierte Kristallisation der freien Säuren 
getrennt wurden. Aus dem Verhalten des Muscons folgte, daß 
der Ketogruppe in der Musconformel kein tertiäres Kohlenstoff- 
atom benachbart sein konnte. Ferner deuteten die Abbauresultate 
darauf hin, daß im Muscon eine fortlaufende Reihe von mindestens 
10 Methylengruppen vorhanden sind. Auf Grund dieser und 
weiterer Versuche, die zu beschreiben hier zu weit führen würde, 
kam Ruzicka zu dem Schluß, daß dem Muscon die Formel des 
,?-Methylcyclopentadecanons (die aber noch durch weitere Unter- 
suchungen zu stützen ist) zukommt. Auch weist er darauf hin, 
daß ähnlich der hypothetischen Ableitung des Zibetons aus der 
Ölsäure das Muscon in der Palmitinsäure seinen Ursprung 
haben könnte. 

CH 8 

CH-CH 2 (CH 2 ) 12 -CH. 2 -CH 3 (CH 2 ) 12 -CH • CH 3 
(CH a )^^CO CH ä -COOH ~~* CO CH„ 

/t?-Methylcyclo- Palmitinsäure. Muscon. 

pentadecanon. 

Zi beton. 

C 17 H au O. Mol.-Gew. 250. 

Zibeton, der Geruchsträger des Sekrets der Zibetkatze, ist 
zuerst von E. Sack 2 ) durch Extraktion des verseiften Zibets 
mit Äther in einer Ausbeute von 2,5 bis 3,5 % erhalten worden. 
Es bildet in reinem Zustand ein farbloses, fein moschusähnlich 
riechendes Öl, das zu einer eisähnlichen Masse erstarrt. 
Smp. 32,5° ; Sdp. 342° (741,5 mm), 204 bis 205° (17 mm) 2 ). — 



*> Helvet chim. acta 9 (1926), 715; 1008. 

2 > Chem.-Ztg. 39 (1915), 538.— D.RP. 279313. 

38- 



596 Hauptbestandteile der ätherischen Öle. 

Smp. 31°; Sdp. 145° (0,5 mm) 1 ). Semicarbazon, Smp. 185 bis 186°; 
Oxim, Smp. 92°. Seine Konstitution hat L. Ruzicka 1 ) aufgeklärt. 
Durch Hydrieren nach Paal-Skita erhielt er ein Dihydroderivat C«H, 2 
(Smp. 63°; Semicarbazon, Smp. 191°). Das Dihydrozibeton ließ sich mit Benz- 
aldehyd zum Ketonalkohol Cs^HssOa kondensieren, woraus durch Wasser- 
abspaltung die Benzylidenverbindung C it H 3 «0 entstand. Bei der Oxydation 
der Dihydroverbindung mit Chromsäure in Eisessig entstand eine Dicarbon- 
säure CnHssO* (Smp. 110 bis 112°), die -sich als identisch mit der synthetisch 
gewonnenen Pentadecan-l,15-dicarbonsäure erwies. Da ferner das bei der 
Beckmannschen Umlagerung des Dihydrozibetonoxims entstandene Isoxim 
CitHmON (Smp. 123 bis 124°) bei der Verseifung eine Aminosäure C^HasC^N 
(Chlorhydrat, Smp. 153°) lieferte, folgte, daß die Ketogruppe im Ringe sitzen 
mußte. Aus der Oxydation des Zibetons mit Kaliumpermanganat in der 
Kälte zu der Ketodicarbonsäure CmHsoO* (8-Ketopentadecan-l , 15-dicarbonsäure) 
ergab sich auch für die Kohlenstoffdoppelbindung eine cyclische Lage. 
Energischere Oxydation der genannten Ketodicarbonsäure mit überschüssigem 
Kaliumpermanganat führte zu Bernsteinsäure, Adipinsäure und Korksäure. 
Ebenso entstanden bei der Spaltung der Ketodicarbonsäure mit Bromlauge 
Korksäure als Hauptprodukf und daneben Bernsteinsäure, Pimelinsäure und 
-Azelainsäure. 

Auf Grund dieser Ergebnisse ließ sich 
CM • (Cn s L ^ jjjg nebenstehende Formel für das Zibeton auf- 
CH- (CH 2 )/ stellen, das als einfaches Umwandlungsprodukt 

Zibeton. der Ölsäure anzusehen ist. 



Phenole und Phenoläther. 



Die Phenole und ihre Äther werden in ätherischen Ölen 
häufig angetroffen und haben auch vielfach eine bedeutende 
praktische Verwertung erlangt, was zu ihrer Darstellung im 
Großbetriebe geführt hat. Thymol findet beispielsweise wegen 
seiner antiseptischen Wirkung Verwendung, Anethol wird in der 
Pharmazie und Likörfabrikation viel gebraucht, aus Eugenol 
und Safrol werden die wertvollen Riechstoffe Vanillin und 
Heliotropin bereitet. 

Die einfacheren Vertreter dieser Verbindungen kommen in 
den ätherischen Ölen seltener vor. 



*) Helvet. chim. acta 8 (1926), 230; 10.(1927), 705. 



Phenole und Phenoläther. 597 

Thymol. 

C 10 H 14 O. Mol.-Gew. 150. 

Thymol (p-Isopropyl-m-kresol) wird häufig von Carvacrol be- 
gleitet. Neben p-Cymol und Terpenen findet es sich in größter 
Menge im Ajowanöl, und es kommt außerdem 
vor im Öle von Ocimum viride, O. gratissimum, ( j' H * 

Monarda punctata, Sature/a thymbra, S. obovata C 

var. intricata, Origanum floribundum, O. hirtum, HCi^\ch 
O. hirtum a a/bff/orum, O. vulgare, O. vulgare HC I JJcOH 
var. viride, O. virens var. sicu/um, Thymus f 

vulgaris, Th. striatus, Th. mastichina (?), Th. zygis, i 

Th. capitatus, Quendel, Mosla japonica, Prostan- H * c— CH ~ CHs 
thera cineolifera, Ptychotis verticillata und wahrscheinlich 
canadischer Minze, Cunila origanoides und den in Nordafrika 
vorkommenden Ptychotis-Arten P. ammi, P. trachysperma und 
atlantica 1 ). Manchmal scheidet es sich aus den Ölen schon bei 
gewöhnlicher Temperatur fest ab. 

Thymol bildet farblose, durchsichtige, monokline oder hexa- 
gonale, nach Thymian riechende Kristalle, die bei 50 bis 51,5° 
schmelzen. Erstarrungspunkt 49 bis 50°. Siedepunkt 233 bis 234° 
(749 bis 752 mm, Quecksilberfaden ganz im Dampf). Thymol- 
kristalle sinken im Wasser unter, sind also schwerer als 1, 
geschmolzenes Thymol ist dagegen leichter und schwimmt auf 
der Oberfläche des Wassers; es kann erheblich unter seinen 
Erstarrungspunkt abgekühlt werden, ohne fest zu werden. An 
überschmolzenem Thymol hat Perkin 3 ) folgende spezifische 
Gewichte ermittelt: d 4 . 0,9872, d 16 . 0,9790, d 90 . 0,9757, d 2S . 0,9723, 
d 50 „ 0,9624. Den Brechungsindex (n D „ t(4 =) geben Nasini und 
Bernheimer 8 ) zu 1,51893 an. Schimmel 8j Co. fanden: 
d 18 o 0,9760 und n D20 . 1 ,52269 (überschmolzen). 

Thymol ist nur wenig löslich in Wasser (1 : 1200) und in 
Glycerin (1:1000), besser in Paraffinöl (etwa 1:20), leicht in 
Weingeist, Äther, Chloroform, Benzol, Eisessig, flüchtigen und 
fetten Ölen. Im Gegensatz zu Carvacrol wird die alkoholische 



x ) Maire, Parfüm, moderne 1* (1921), 79. 

a ) Journ. ehem. Soc. 69 (1896), 1183. 

*) Gazz. chim. ital. 15 (1885), 59; Jahresber. d. Chem. 1885, 314. 



598 Hauptbestandteile der ätherischen Öle. 

Lösung durch Eisenchlorid nicht gefärbt, dagegen zeigen die 
beim Lösen von Thymol in konzentrierter Schwefelsäure ent- 
stehenden Thymolsulfosäuren, C 6 H 2 (SO g H)(CH 8 )(C s H 7 )(OH), in 
wäßriger Lösung mit Eisenchlorid Violettfärbung. 

Als Phenol bildet Thymol mit Alkalien in Wasser lösliche 
Salze und kann aus den ätherischen Ölen durch Schütteln mit 
verdünnten (5- bis 10°/oigen) Laugen isoliert werden, ein Ver- 
fahren, das auch zur quantitativen Bestimmung des Thymols 
benutzt wird (vgl. im Kapitel „Die Prüfung der ätherischen Öle" 
unter Phenolbestimmung). Über die Eigenschaft des Thymols, 
beim Schütteln seiner Natriumverbindung mit Äther in diesen 
überzugehen, s. unter Carvacrol, S. 601. 

Von Derivaten des Thymols sind hervorzuheben das Phenyl- 
urethan vom Smp. 107° und die durch Einwirkung von salpetriger 
Säure entstehende Nitrosoverbindung vom Smp. 160 bis 162 Dl ). 
Das Benzoylnitrosothymol, das sich zur Kennzeichnung eignet, 
schmilzt bei 109 bis 110,5° 9 ). Durch Einwirkung von Jod auf 
Thymol entsteht eine als „Aristol" bekannte, in der Medizin 
vielfach verwendete Verbindung, über deren Konstitution 3 ) noch 
keine Klarheit herrscht. 

Behandelt man Thymol in Eisessiglösung mit Brom, so 
entsteht nach H. Jost und F. Richter 4 ) Dibrom thymol. Oxy- 
dation mit Kaliumbichromat und Schwefelsäure führt das Thymol 
oder dessen Nitroso- oder Amidoverbindung in Thymochinon, 
Smp. 44 bis 46°, über 6 ). 

Vor dem Weltkriege diente als Ausgangsmaterial für Thymol 
ausschließlich das Ajowansamenöl (Thymolgehalt 45 bis 50 %)• 
Während des Krieges sind auch Thytnianöl und das Öl von 
Monarda punctata (Thymolgehalt etwa 44 bis 76 %) zu seiner 
Herstellung herangezogen worden. Zu demselben Zweck wurde 
das Öl von Ocimum viride empfohlen. 

Gegenwärtig wird Thymol fast ausschließlich auf syn- 



x ) Ober die Darstellung vgl. Klages, Berl. Berichte 32 (1899), 1518. 

s ) Sherk (Fritzsche Brothers Fellow), Thesis. Wisconsin] 1920; Bericht 
von Schimmel § Co. 1920, 161. 

3 ) Messinger u. Vortmann, Berl. Berichte 22 (1889), 2316. — 
Bougault, Journ. de Pharm, et Chim. VII. 11 (1918), 221. 

*) Berl. Berichte S6 (1923), 119. 

*) Bargellini, Gazz. chim. ital. 53 (1923), 234. 



Phenole und Phenoläther. 

thetischem Wege gewonnen, wozu eine ganze Anzahl von Melfrödea. 
vorgeschlagen worden sind, z. B. die aus Dibrommenthoacf^^Bl^ 
Abspaltung von Bromwasserstoff mittels Chinolin 1 ), odef""ätfe" 
Limonennitrosochlorid über Aminothymol 2 ). 

Die technischen Gewinnungsweisen gehen entweder vom 
Cymol, vom m-Kresol oder vom JMVIenthenon-S aus. 

Die auf der Anwendung von Cymol beruhenden Verfahren 
führen über das- Aminocymol. Dies wird nitriert, und in dem 
nach Entfernung der Aminogruppe erhaltenen Nitrocymol ersetzt 
man die Nitrogruppe durch Hydroxyl 3 ), oder man sulfuriert 
das Aminocymol, diazotiert die entstandene Cymidinsulfosäure, 
reduziert die Diazoverbindung mit Natriumbisulfit zu Cymidin-3- 
oder -5-sulfosäure und gewinnt durch Oxydation mit Kupfer- 
sulfat oder Eisenchlorid Cymol-3-sulfosäure, deren Natriumsalz 
beim Schmelzen mit Natrium- oder Kaliumhydroxyd Thymol 
liefert 4 ). 

Auf der Umwandlung von m-Kreso! beruhen die Ver- 
fahren der Badischen Anilin- und Sodafabrik 5 ) sowie von 
Howard § Sons 8 ). 

Neuerdings wird Thymol durch Oxydation von ^ 1 -Menthenon-3 
(Piperiton) mit Eisenchlorid 7 ) in Eisessiglösung in größerem 
Maßstabe hergestellt 8 ). 

Wegen seiner antiseptischen und wurm widrigen Eigen- 
schaften wird Thymol vielfach zu kosmetischen (besonders zu 
Mundwässern) und medizinischen Zwecken verwendet. Große 
Mengen werden zur Herstellung des bereits erwähnten Aristols 
verbraucht. 

Der Methyläther des Thymols ist im Seefenchelöl von 
Crithmum maritimum enthalten. 



») Beckmann u. Eickelberg, Berl. Berichte 29 (1896), 420. 

a ) Wallach, Liebigs Annalen 245 (1888), 255. — Graybeal und 
R. E. Kremers, )oum. Americ. pharm. Assoc. 11 (1922), 252. 

a ) Amerik. Pat 1306512. 

*) Amerik. Pat. 1432298; Phillips u. Gibbs, Journ. ind. eng. Chem. 12 
(1920), 733. — Journ. Soc. chem. Ind. 41 (1922), A. 997. 

5 ) D.R.P. 350809 u. 379952. 

«) Engl. Pat. 197848. — D.R.P. 400969; Engl. Pat. 200151 u. 214866. 

') Bericht von Schimmel § Co. Oktober 1910, 82. 

s ) Simmons u. Dyche-Teague, Perftim. Record 1± (1923), 256. 



600 Hauptbestandteile der ätherischen Öle. 

Carvacrol. 
C 10 H 14 O. Mol.-Gew. 150. 

Carvacrol (p-Isopropyl-o-kresol) findet sich hauptsächlich in 

Ölen von Labiaten. Bisher ist es nachgewiesen worden im Öl 

von Athrotaxis selaginoides, Boldoblätteröl, 

CH a Campheröl, Schinusöl, Ajowanöl, Öl von Lagoecia 

Qcuminoides, Monarda punctata, M. fistulosa, 
COH M. citriodora, Bohnenkrautöl, Öl von Satureja 
CH montana, S. cuneifolia, S. obovata var. intricata, 

Dostenöl (?), Triester, Smyrnaer, cyprischen und 
HaC— CH— CH S syrischen Origanumöl, Öl von Origanum Bevani, 
Thymianöl, Quendelöl, Öl von Thymus capitatus, 
Th. Broussonetfi, Thymbra spicata, Majorana onites, Mosla 
grosserata, Prostanthera cineolitera, Coleus amboinicus und 
Pycnanthemum lanceolatum. 

Künstlich kann es aus dem isomeren Carvon durch Be- 
handeln mit Kalif Schwefel- oder Phosphorsäure, aus Campher 
durch Erhitzen mit Jod, aus Cymolsulfosäure durch Verschmelzen 
mit Kali, ferner aus einer Reihe von Terpenderivaten dargestellt 
werden, z. B. aus Thujon, Carvenon, Carvotanaceton, Dihydro- 
carvon, Nitrosopinen, Ketoterpin und Terpinenerythrit. 

Carvacrol ist, frisch destilliert, ein farbloses, mit der Zeit 
dunkler werdendes, dickflüssiges Öl, das in der Kälte erstarrt. 
Die alkoholische Lösung wird durch Eisenchlorid grün gefärbt. 
Als Konstanten werden angegeben: Smp. +0,5 bis +1°, Sdp. 
236 bis 237° (korr.), d 15 . 0,981, n D 1.525 1 ). — Sdp. 119° (16 mm), 
d 20 . 0,9782, n-p 1,5228 2 ). — Für Carvacrol aus Origanumöl fand 
Gildemeister 8 ): Smp. 4-0,5°, Sdp. 235,5 bis 236,2° (742 mm), 
d 1B . 0,980, d 20 „ 0,976, n DS0 . 1,52338 und für ein aus Carvon 
bereitetes Präparat: Smp. +0,5°, Sdp. 236 bis 236,5° (742 mm), 
d 16 o 0,983, d^. 0,979, n D90 „ 1,52295. 

An technischen Präparaten eigener Fabrikation beobachteten 
Schimmel § Co.: d ls „ um 0,98, o D ±0°, n D20 » 1,523 bis 1,525, 
löslich in 2 bis 3 Vol. 70 "/oigen Alkohols. 



x ) Jahns, Bert. Berichte 15 (1882), 817. 
") Semmler, ebenda 25 (1892), 3353. 
^ Arch. der Pharm. 238 (1895), 188. 



Phenole und Phenoläther. 601 

Wie Thymol kann auch Carvacrol den Ölen durch Aus- 
schütteln mit Alkalilaugen entzogen und der Menge nach bestimmt 
werden (vgl. im Kapitel „Die Prüfung ' der ätherischen Öle" 
unter Phenolbestimmung). Zu beachten ist dabei, daß Carvacrol 
(und auch Thymol) der alkalische^ Lösung durch Schütteln mit 
Äther entzogen werden kann 1 ), und zwar geht aus einer 
30- bis 40 °/oigen Natronlauge die Natriumverbindung des Car- 
vacrols in den Äther, während bei Thymol unter denselben 
Bedingungen das reine Phenol (ohne Natrium) ausgeäthert 
wird 8 ). Bei Anwendung von 5 /oiger Natronlauge werden 
sowohl Carvacrol wie Thymol ohne jegliche Natrium verbin düng 
von dem Äther herausgeholt 8 ). Carvacrol läßt sich aus stark 
alkalischer Lösung durch Destillation mit Wasserdampf ab- 
scheiden, eine Eigenschaft, die von den Phenolen nur noch 
Thymol zeigt*). 

Anhaltendes mäßiges Erhitzen mit Ätzkali führt das Carvacrol 
in die mit Wasserdämpfen leicht flüchtige, bei 93° schmelzende 
Isooxycuminsäure, (CH„) 2 CH • C e H 8 (OH) • C0 2 H (4-Methoäthyl- 
phenol-2-methylsäure-l), über 8 ). Bei der Oxydation mit Chrom- 
säuregemisch entsteht Thymochinon, das in gelben Tafeln vom 
Smp. 45,5° kristallisiert 6 ). Durch Reduktion nach Sabatier 
und Senderens erhält man ein Gemisch zweier isomerer Alko- 
hole, a- und ,5-Carvacromenthol, und aus letzterem durch Oxy- 
dation mit Chromsäure i-Tetrahydrocarvon 7 ). 

Auf synthetischem Wege wird Carvacrol dargestellt durch 
Erhitzen von p-cymolsulfosaurem Natrium mit Natriumhydroxyd 
im Autoklaven unter Druck 8 ) (wobei 6 bis 8 °/» Thymol ent- 
stehen) oder ohne Druck 9 ). 

Zum Nachweis des Carvacrols eignen sich das Phenyl- 



l ) Jahns, Berl. Berichte 15 (1882), 817. 

*) Störmer u. Kippe, ebenda 36 (1903), 3992. 

s ) Sherk, Americ. Journ. Pharm. 98 (1921), 8. 

*) Klages, Berl. Berichte 32 (1899), 1517. 

B ) facobsen, Berl. Berichte 11 (1878), 573, 1061. 

a ) Reychler, Bull. Soc. chim. III. 7 (1892), 34; Chem. Zentralbl. 
1892, I. 380. 

') Brunei, Compt rend. 141 (1905), 1245; 145 (1907), 1427. — Paolini, 
Gazz. chim. ital. 55 (1925), 812; Chem. Zentralbl. 1926, 1. 3599. 

8 ) Gibbs u. Phillips, Journ. ind. eng. Chem. 12 (1920), 145. 

") Hixson u. McKee, ebenda 296. 



602 Hauptbestandteile der ätherischen Öle. 

urethan 1 ), Smp. 134 bis 135° bzw. 138° 2 ), das a-Naphthylurethan, 
Smp. 287 bis 288° 3 ), das Benzoylrlitrosocarvacröl, Smp. 85 bis 
87°*), sowie das Nitrosocarvacrol, zu dessen Darstellung man 
am besten nach der Vorschrift von Klages 8 ) verfährt, indem 
man Carvacrol in der vierfachen Menge bei 0° gesättigter alko- 
holischer Salzsäure löst und in die mit Eis gekühlte Flüssigkeit 
eine konzentrierte Natriumnitritlösung eintropfen läßt. Nach 
einigen Minuten erstarrt die ganze Masse zu einem dicken Brei 
der Nitrosoverbindung, die zunächst mit Wasser gewaschen und 
dann aus verdünntem Alkohol umkristallisiert wird. Sie bildet 
gelbe Nadeln vom Smp. 153°. 

Carvacrol wird zu ähnlichen Zwecken verwendet wie Thymol. 

Chavicol. 

C 9 H 10 O. Mol.-Gew. 134. 

Chavicol (p-Allylphenol) kommt in einzelnen Betelblätter- 
ölen, im Bayöl, Ol von Barosma venusta und vielleicht im 
Java-Citronellöl vor und besitzt stark antiseptische Eigenschaften. 

Es ist eine farblose, bei etwa 237° 

£" OH siedende Flüssigkeit, die nach Eykman 6 ) 

HCj^\CH d 18 . 1,033 und n D 1,5441 besitzt. 

Hck Ich ^u seinem Nachweis werden aus den 

C^CH-CH-CH durch Lauge abgetrennten Rohphenolen 

' "" ä " 2 des Betelblätteröls die von 235 bis 240° 

siedenden Anteile herausfraktioniert und durch Methylieren in 

das auf S. 603 beschriebene Methylchavicol übergeführt, dessen 

Identifizierung leicht gelingt. Die wäßrige Lösung von Chavicol 

wird durch Eisenchlorid intensiv blau, die alkoholische kaum 

blau gefärbt. 



*) Goldschmidt, Berl. Berichte 26 (1893), 2086, Anm. — Weehuizen, 
Pharm. Weekblad 1918, Mr. 45, S. 1470. 

s ) Sherk, Americ. Journ. Pharm. 98 (1921), 8. 

s ) Neuberg u. Hirschberg, Biochem. Zeitschr. 27 (1910), 339. — Nach 
Sherk (s. Anm. 2) ist„die von Neuberg und Hirschberg erhaltene Ver- 
bindung nur ein Zersetzungsprodukt von «-Naphthylisocyanat. 

*) Sherk (Fritzsche Brothers Fellow), Thesis. Wisconsin 1920. 

B ) Berl. Berichte 82 (1899), 1518. 

a ) Ebenda 28 (1890), 862. 



Phenole und Phenoiäther. 603 

Methylchavicol. 

C 10 H 13 O. Mol.-Gew. 148. 

Methylchavicol (Estragol, Isoanethol, p-Allylanisol) ist zuerst 
im Anisrindenöl aufgefunden worden- Ferner hat man es nach- 
gewiesen im amerikanischen Holzterpentinöl, im Terpentinöl 
von Pinus Jeffrey/, Sternanisöl, japanischen 
Sternanisöl, Kobuschiöl (?), Öl von Persea c-0-CH s 

gratissima, Clausena anisum-olens, Ba- HCf |]CH 
rosma venusta, ßoswellia serrata, Bayöl, HC I | CH 
Anisöl, Kerbelöl, Fenchelöl, Öl von Foeni- c^ch -ch-CH 

cülum piperitum, Pseudocymopterus ani- 

satus, deutschen, französischen und japanischen Basüicumöl, Öl 
von Ocimum sanctum, Lophanthus anisatus, L. rugosus, Collin- 
sonia anisata, Esdragonöl, Artemis ia biennis (?), A. glutinosa 
und Solidago odora. Auf synthetischem Wege ist es durch 
Einwirkung von Allylbromid auf p-Methoxyphenylmagnesium- 
bromid dargestellt worden 1 ). 

Methylchavicol ist eine farblose, optisch inaktive, schwach 
anisartig riechende Flüssigkeit, die nicht den intensiv süßen 
Geschmack wie Anethol besitzt. Es siedet bei 215 bis 216° 
(korr.) 2 ) und hat bei 11,5° d 0,979 und n D 1,5244 3 ). Der aus 
Esdragonöl, dem bequemsten Ausgangsmaterial zur Darstellung 
von Methylchavicol, isolierte Äther hat nach Beobachtungen im 
Laboratorium von Schimmel § Co. folgende Eigenschaften: 
Sdp. 97 bis 97,5° (12 mm), 86° (7 mm), d 15= 0,9714 bis 0,972, 
n D16 . 1,52355 bis 1,52380. 

Zu charakterisieren ist das Methylchavicol durch seine Um- 
wandlung in das feste Anethol beim Kochen mit alkoholischem 
Kali oder durch Überführung in die bei 86° schmelzende Homo- 
anissäure (p-Methoxyphenylessigsäure)*) mit Hilfe von dünner 
Kaliumpermanganatlösung. Nebenbei bildet sich aber auch Anis- 
säure vom Smp. 184°, was zu beachten ist, da letztere auch 
aus Anethol entsteht. Die verschiedenen physikalischen Kon- 
stanten der beiden Phenoläther dürften jedoch Verwechslungen 

*) Tiffeneau, Compt. rend. 139 (1904), 481. 

*) Grimaux, ebenda 117 (1893), 1091. 

s ) Eykman, Bert. Berichte 28 (1890), 862. 

*) Bertram u. Walbaum, Arch. der Pharm. 235 (1897), 179, 182. 



604 Hauptbestandteile der ätherischen Ole. 

ausschließen. Auch das bei 62,4° schmelzende Monobrommethyl- 
chavicoldibromid *) kann zur Identifizierung benutzt werden. 

Außer durch Kochen mit alkoholischem Kali wird Methyl- 
chavicol durch Erhitzen mit Natriumäthylat unter Druck in 
Anethol umgelagert. 

Anethol. 

C 10 H 15! O. Mol.-Gew. 148. 

Das Anethol (p-Propenylanisol) macht den Hauptbestandteil 
des Anis- und Sternanisöls aus und ist auch in beträchtlichen 

Mengen im Fenchelöl enthalten; ferner ist 

C-OCHs es nachgewiesen im Öl von Roubieva 

HC|^\ch multifida, KobuschiÖl, Öl von Reha mada- 

Hcl Ich gascarensfs, Nauligummiöl, Öl von Osmor- 

c^ch-ch-CH rhiza longistylis, Myrrhis odorata und im 

^ Seychellen-Basilicumöl. 
Zu seiner Darstellung geht man gewöhnlich vom Anis-, 
Sternanis- oder Fenchelöl aus, indem man es aus den Ölen 
selbst oder aus entsprechenden Fraktionen durch Ausfrieren 
abscheidet. 

Synthetisch ist Anethol auf verschiedene Weise erhalten 
worden, z. B. durch Einwirkung von Äthylmagnesiumjodid oder 
-bromid auf Anisaldehyd 2 ). 

Anethol bildet eine weiße, kristallinische, nach Anis riechende 
und intensiv süß schmeckende Masse, die zu einer farblosen, 
optisch inaktiven, stark lichtbrechenden Flüssigkeit schmilzt. 
Seine Eigenschaften werden folgendermaßen angegeben: Smp. 21°, 
d 2B . 0,986, n D18 „ 1,561 49 3 ); d lliS „ 0,999, n D l,4624 4 ). — Erstp.21,3°"'). 
Schimmel S[ Co. ermittelten an eigenen, im Großbetrieb 
hergestellten Präparaten folgende Werte: Smp. 22,5 bis 23°, 
Erstp. 21 bis 22°, Sdp. 233 bis 234° (751 mm), d 25 . 0,984 bis 
0,986, n B2B . 1,559 bis 1,561, löslich in 2 bis 3 Vol. 90°/oigen 
Alkohols. 



l ) Hell u. Gaab, Berl. Berichte 29 (1896), 344. 

a ) Hell u. Hofmann, Berl. Berichte 37 (1904), 4188. 

8 ) Stohmann, Sitzungsber. d. Akad. d. Wiss. Leipzig 1892, 318. 

*) Eykman, Berl. Berichte 28 (1890), 862. 

s ) Sanderson u. Jones, Journ. Soc ehem. Ind. 42 (1923), T. 1. 



Phenole und .Phenoläther. 605 

Von charakteristischen Bromderivaten des Anethols sind 
das Anetholdibromid, CH 8 -O.C e H 4 -C 8 H s Br 2 , Smp. 67 01 ), und das 
Monobromanetholdibromid, CH s -0-C 8 H s Br.C 8 H 8 Br 2 , Smp. 107 
bis 108° 2 ), zu nennen, die sich je nach den Versuchsbedingungen 
bei der Einwirkung von Brom auf Anethol bilden. Durch Be- 
handlung des Anetholdibromids mit alkoholischem Kali in der 
Kälte entsteht Anetholglykol, CH a • O • C 6 H 4 - C s H 6 (OH) 2 s ), das durch 
20°/oiges Schwefelsäure in Anisketon übergeführt werden kann. 
Das gleiche Glykol bildet sich auch beim Behandeln von 
Anethol mit Mercuriacetat 4 ). Zu erwähnen sind auch Anethol- 
nitrit, C 10 H lo O • N 8 , Smp. 121°"), und Anetholnitrosochlorid, 
C 10 H ia O-NOCl, Smp. 127 bis 128° 6 ). 

Mit verdünnter Salpetersäure liefert Anethol Anisaldehyd. 
Bei der Oxydation mit Chromsäure geht es in Anisaldehyd und 
Anissäure, mit Kaliumpermanganat in 4-MethoxyphenyIgIyoxyl- 
säure, CH 3 • O • C e H 4 • CO • COOH (Smp. 89°), über, deren Oxim 
bei 145 bis 146° schmilzt. 

Durch Einwirkung von Licht und Luft 7 ) vermindert sich 
allmählich das Kristallisationsvermögen des Anethols, und 
schließlich erstarrt es überhaupt nicht mehr. Gleichzeitig wird 
es dickflüssiger und nimmt eine gelbliche Farbe sowie einen un- 
angenehmen, bitteren Geschmack an, der, ebenso wie der Geruch, 
nicht mehr an Anis erinnert. Hand in Hand hiermit geht eine 
Zunahme der Löslichkeit in verdünntem Alkohol und eine Er- 
höhung des spezifischen Gewichts, das größer als 1 werden 
kann. Diese Erscheinung ist auf die Bildung von Oxydations- 8 ) 
(Anisaldehyd, Anissäure) und anderen Produkten zurückzuführen, 
von denen de Varda 9 ) eine Photoanethol genannte Verbindung 
isolierte, die er für ein polymeres Anethol hielt. Nach Hoering 

*) Hell u. v. Günthert, lourn. f. prakt. Chem. II. 52 (1895), 198. 

ä ) Hell u. Gärtner, Journ. f. prakt Chem. II. 51 (1895), 424; Hell 
u. v. Günthert, loa cit. 194. 

s ) Varenne u. Godefroy, Compt. rend. 140 (1905), 591. 

4 ) Balbiano u. Paolini, Berl. Berichte 85 (1902), 2997. 

s ) Wallach u. H. Müller, Liebigs Annalen 332 (1904), 318. 

a ) Dieselben, ebenda 326. 

') Mach Grimaux verliert Anethol auch durch längeres Erhitzen seine 
Kristallisationsfähigkeit Bull. Soc. chim. III. 15 (1896), 778. 
.*) Bericht von Schimmel $ Co. Oktober 1904, 38. 

*) Gazz. chim. ital- 21 (1891), 183; Chem. Zentralbl. 1891, I. 788. 



606 Hauptbestandteile der ätherischen Ole. 

und Gräle rt 1 ) trifft diese Annahme de Vardas nicht zu, das 
Photoanethol ist vielmehr identisch mit Di-p-methoxystilben, 
einer Verbindung, die sich durch große Unlöslichkeit auszeichnet 
und vielleicht die Ursache ist, weshalb sich frisch dargestelltes 
Anethol bisweilen beim Stehen trübt. Di-p-methoxystilben stellt 
aus Eisessig oder Benzol umkristallisiert, glänzende Kristall- 
blättchen vom Smp. 214 bis 215° dar, die sowohl fest wie in 
Lösung eine blaue Fluorescenz zeigen. Wahrscheinlich bildet 
sich das Di-p-methoxystilben nicht direkt aus Anethol, sondern 
aus dem intermediär entstehenden Anisaldehyd. 

Ein dimeres Anethol (C 10 H ls O) g , prismatische Nadeln, 
Smp. 132°, ist von E. Puxeddu 2 ) durch Einwirkung von Eisen- 
chlorid auf eine ätherische Anethollösung dargestellt worden. 

Hydrochinonmonoäthyläther. 

C 8 H 10 O a . Mol.-Gew. 138. 

Hydrochinonmonoäthyläther (p-Oxyphenetol) kommt in ge- 
ringer Menge im Sternanisöl vor. Er läßt sich synthetisch dar- 
stellen durch Kochen von p-Diazophenetolsulfat 
9; OH mit verdünnter Schwefelsäure 8 ) oder aus Hydro- 

HCrj ^iCH chinon durch Erhitzen mit Äthyljodid und Kalium- 

hcI Jch hydroxyd am Rückflußkühler*). 

Y» CH Das synthetische Produkt bildet dünne, 

atlasglänzende Blättchen, die in heißem Wasser 
leicht löslich sind, bei 66° schmelzen und bei 246 bis 247° 
sieden. 

Thymohydrochinon 
(Hydrothymochinon). 

C 10 H w O 2 . Mol.-Gew. 166. 

Das Vorkommen des Thymohydrochinons beschränkt sich 
auf das Öl von Callitris quadrivalvis, das algerische Fenchelöl (?) 
und die Öle von Monarda ffstulosa, M. punctata und Mosla 

*) Bert. Berichte 42 (1909), 1204. 

s ) Gazz. chim. ital. 50 (1920), I. 149; Chem. Zentralbl. 1920, III. 279. 
3 ) Hantzsch, Joum. f. prakt. Chem. IL 22 (1880), 462. 
*) Wichelhaus, Bert. Berichte 12 (1879), 1501, Anm.; vgl. Hesse, Ltebigs 
Annalen 200 (1880), 254. 



Phenole und Phenoläther. 607 

grosserata. Künstlich erhält man es durch Behandlung von 
Thymochinon mit schwefliger Säure 1 ). 

Thymohydrochinon bildet vierseitige, glänzende Prismen, die 
nach Carstanjen 1 ) bei 139,5°, nach Cia- 
mician und Silber 5 ) bei 143° schmelzen , 

und bei 290° sieden; es löst sich ziemlich 9^ 

leicht in heißem Wasser, sehr schwer da- HCj^ \c-OH 

gegen in kaltem. Durch Oxydation entsteht ho-cL Ich 
Thymochinon. ^g 

Der Dimethyläther des Thymohydro- Ah— th 

chinons bildet den Hauptbestandteil des h s C-CH-ch b 
Arnicawurzelöls, des Ayapanaöls sowie des Öls von Eupatorium 
capillifolium. Er siedet bei 248 bis 250° und hat d 22 „ 0,998 8 ). 

Allylbrenzcatechin. 

C 9 H 10 O a . Mol.-Gew. 150. 

In einem javanischen Betelblätteröl wiesen Schimmel 8j Co.*) 
Allylbrenzcatechin nach, ein Phenol, das man bisher weder 
auf synthetischem Wege dargestellt, noch 
im Pflanzenreich angetroffen hatte. Es /^° H 

findet sich in dem bei 137 bis 139° (4 mm) Hc/^C-OH 
siedenden Anteil der dem Betelöl durch j^ c |i J CH 
Schütteln mit verdünnter Natronlauge ent- q.cy\ CH:CH 

zogenen Phenole und bildet, aus Benzol und 

Petroläther gereinigt, lange, farblose, filzige Nadeln vom Smp. 48 
bis 49° und Sdp. 139° (4 mm). Der Geruch ist ziemlich schwach 
und erinnert entfernt an Kreosot. In Wasser und Alkohol ist 
es leicht löslich, die alkoholische Lösung wird durch Eisen- 
chlorid tief grün gefärbt. Eine alkalische Lösung des Phenols 
färbt sich sehr schnell dunkelrot. Die Dibenzoylverbindung (nach 
Schotten-Baumann dargestellt) schmilzt bei 71 bis 72°, die 
Diacetylverbindung ist ein farbloses Öl vom Sdp. 229° (157° bei 
7 mm). Bei der Methylierung mit Dimethylsulfat wird das Phenol 
in Eugenolmethyläther übergeführt. 

*) Carstanjen, Journ. prakt f. Chem. II. 8 (1871), 54. 
*) Atti R. Accad. dei Lincei (5) 10, I. (1901), 96. 
*) Reychler, Bull. Soc. chim. III. 1 (1892), 33. 
*) Bericht von Schimmel § Co. Oktober 1907, 13. 




608 Hauptbestandteile der ätherischen Öle. 

Betelphenol. 

C l0 H ie O 2 . Mol.-Gew. 164. 

Betelphenol 1 ) (Allylguajacol) ist bisher nur im Betelöl ge- 
funden worden, aus dem es sich auf die für Phenole übliche 
Weise, durch Ausschütteln mit Natronlauge 
isolieren läßt. Wahrscheinlich ist es aber 
auch in geringer Menge im Campheröl ent- 
halten 2 ). Es ist eine stark lichtbrechende 
Flüssigkeit mit folgenden Eigenschaften: 
Sdp. 254 bis 255°, 131 bis 133° (12 bis 
13 mm), d 16 . l,067 s ). Sdp. 107 bis 109° (4 mm), d„. 1,0690, 
n^. 1,54134 4 ). 

Im Kältegemisch erstarrt es zu einer kristallinischen Masse, 
die bei +8,5° schmilzt. Zum Nachweis dient die bei 49 bis 
50° schmelzende Benzoylverbindung. Die Acetylverbindung 
schmilzt bei — 5°; Sdp. 275 bis 277°. In alkoholischer Lösung 
gibt Betelphenol mit Eisenchlorid eine intensiv blaugrüne Färbung. 
Das durch Behandeln von Betelphenol mit Kali entstehende 
Isobetelphenol schmilzt bei 96°. 

Eugenol. 

*C 10 M lä O a . Mol.-Gew. 164. 

Das dem Betelphenol stellungsisomere Eugenol kommt 

besonders in Myrtaceen und einigen Lauraceen vor. In größter 

Menge ist es im Nelken- und Nelkenstielöl 

J\° H enthalten, es findet sich aber auch im Öl 



HC f^ V-' 0-0 ^ von Dacrydium Franklin!, Calmusöl, Java- 

HcL Ich Citronellöl, Öl von Elionurus tripsacoides (?), 

C^CHü-CHtCH, Gal S antö1 . Öl von Asarum arifolium, A. 

Blumei, japanischen Stemanisöl, Kobuschiöl, 

Ylang-Ylangöl, Canangaöl aus gelben Blüten, Muskatnußöl, Öl 

x ) Die von den Entdeckern Betelphenol benannte Verbindung wurde später 
■von anderer Seite mit dem wenig geschmackvollen Namen Chavibetol bezeichnet. 

a ) Unveröffentlichte Beobachtung aus dem Laboratorium von Schim- 
mel § Co. 

*> Bertram u. Gildemeister, Journ. f. prakt. Chem. II. 39(1889), 350. 
') Bericht von Schimmel § Co. Oktober 1907, 13. 



Phenole und Phenoläther. 609 

von Doryphora Sassafras, Boldoblätteröl, Zimtblätteröl, Zimt- 
wurzelöl, Rindenöl von Cinnamomum pedatinervium, Rinden- 
und Blätteröl von C. pedunculatum, Seychellen-Zimtrindenöl, Öl 
der Blätter und des Stammes von Cinnamomum Lourefrii, 
Campheröl, Culilawanöl, Nelkenzimtöl (?), Mutternelkenöl, Öl 
von Melaleuca bracteata, Sassafrasöl, Massoyrindenöl, Lorbeer- 
blätteröl, Apopinöl, californischen Lorbeeröl, Shö-Gyü- und Yu- 
Juöl, Rosenöl, Öl von Geum urbanum, Cassieblütenöl, Myrrhenöl, 
Cascarillöl, Sasanquaöl, Weißzimtöl, Pimentöl, Pimentblätteröl, 
Bayöl, Bermuda-Baybeerenöl, japanischen Basilicumöl, Öl einer 
aus Mayotta stammenden Bas/I/cum-Art, Öl von Ocr'mum gra- 
tissimum, Patchouliöl und Schafgarbenöl. 

In den Pflanzen ist das Eugenol manchmal in Form eines 
Glucosids 1 ) enthalten, das durch das Ferment Gease gespalten wird. 

Eugenol ist eine schwach gelblich gefärbte, intensiv nelken- 
artig riechende und brennend schmeckende, optisch inaktive 
Flüssigkeit mit folgenden Eigenschaften: 

Sdp.252° (749,5 mm), 123° (12 bis 13 mm) 2 ). — d 14lB . 1,072, 
n D 1,5439*). — 

Schimmel 8j Co. beobachteten an technischen Präparaten 
eigener Fabrikation: d 1B , 1,071 bis 1,074, n D20 . 1,539 bis 1,542, 
löslich in 5 bis 6 Vol. 50-, in 2 bis 3 Vol. 60- und in 1 bis 
2 Vol. 70°/oigen Alkohols. 

Im Vakuum destilliertes und somit wasserfreies Eugenol hat ein etwas 
niedrigeres spezifisches Gewicht (unter 1,072); es wird aber durch Schütteln 
mit Wasser wieder schwerer. Vermutlich beruht diese Erscheinung auf einer 
teilweisen Wasseranlagerung an die ungesättigte Seitenkette 4 ). 

Eine Synthese des Eugenols ist von L. Claisen 3 ) aus- 
geführt worden. Ausgehend vom Guajacol-o-carbonsäuremethyl- 
ester, erhielt er durch Erhitzen mit Allylbromid den Allyläther- 
methylester, der durch Umlagerung in den p-Allylguajacol- 
carbonsäureester überging. Die freie Säure wurde durch Kochen 
mit Dimethylanilin in Kohlensäure und Eugenol gespalten. 



*) Z. B. in der Wurzel von Geum urbanum. Bourquelot u. Herissey, 
Compt. rend. 140 (1905), 870; Journ. de Pharm, et Chim. VI. 21 (1905), 4SI. 
*) Erdmann, Journ. f. prakt. Chem. II. 56 (1897), 146. 
*> Eykman, Berl. Berichte 23 (1890), 862. 
*) Bericht von Schimmel $ Co. April 1903, 73, Anm. 2. 
*) Liebigs Annalen 418 (1919), 69. 
Gtldemeister, Die ätherischen Öle. I. 39 



610 Hauptbestandteile der ätherischen Öle. 

Durch Erhitzen mit Kali wird Eugenol zu Isoeugenol (siehe 
dieses) umgelagert. 

Eugenol gibt mit Eisenchlorid in alkoholischer Lösung Blau- 
färbung und liefert bei der Oxydation (am besten als Essigsäure- 
ester) Vanillin und Vanillinsäure, neben geringen Mengen Homo- 
vanillinsäure. 

Zur Charakterisierung eignet sich der mit Benzoylchlorid 
darstellbare Benzoesäureester vom Smp. 69 bis 70°, ferner 
das Phenylurethan, Smp. 95,5 C1 ), und das Diphenylurethan, 
Smp. 107 bis 108° 9 ). Von Bromderivaten verdienen das Dibromid, 
C 10 H 12 Br 2 O B , Smp. 80°, und das Tetrabromid vom Smp. 118 bis 
119° erwähnt zu werden. Über quantitative Bestimmung von 
Eugenol vgl. im Kapitel „Die Prüfung der ätherischen Öle." 

Eugenol wird sowohl in der Parfümerie wie in der Pharmazie 
gebraucht, die bei weitem größten Mengen werden aber zur 
Vanillinfabrikation verwendet. 

Eugenolacetat 
(Aceteugenol). 

C 12 H 14 3 . Mol.-Gew. 206. 

Meben Eugenol findet sich im Nelkenöl auch etwas Acet- 
eugenol, CH 2 : CH • CH 3 - C a H 8 (0 ■ CH S ) • O • CO • CH 3 , nicht dagegen 
im Nelkenstielöl. Für diese Verbindung, die vom Eugenol durch 
Behandeln mit verdünnten Laugen in der Kälte befreit werden 
kann, und die sich leicht durch Kochen von Eugenol mit dem 
gleichen Teil Essigsäureanhydrid darstellen läßt, wurden folgende 
physikalische Konstanten ermittelt: 

Erdmann ■»): Smp. 29°, Sdp. 281 bis 282° (752 mm), 145 bis 
146° (8,5 mm), d 1B „ 1,0842 (unterkühlt). — Schimmel S Co.*): 
Smp. 29°, Sdp. 142 bis 143° (6 mm), d 16 „ 1,087, n Dao , 1 ,52069. — 
Thoms 5 ): Smp. 30°, Sdp. 163 bis 164° (13 mm). 

Durch Oxydation mit Kaliumpermanganat werden Acethomo- 
vanillinsäure, Acetvanillin und Acetvanillinsäure erhalten. 



*) Snape, Bert. Berichte 18 (1885), 2432. 

a ) Herzog, Berl. Berichte 40 (1907), 1834. 

s ) Journ. f. prakt. Chem. II. 56 (1897), 147. 

*) Bericht von Schimmel § Co. Oktober 19*8, 51, Anm. 

°) Arch. der Pharm. 241 (1903), 600. 



Phenole und Phenoläther. 61 1 

Methyleugenol. 

C u H i4° 2 - MoL-Gew. 178. 

Ein häufiger auftretender Begleiter des Eugenols ist dessen 
Methyläther, das Methyleugenol (4-Allylveratrol), das im Öl von 
Dacrydium Franklin/, Citronellöl, japani- 
schen Calmusöl, Maticoöl (?), Betelöl, cana- C-O-CH» 
dischen Schlangenwurzelöl, Haselwurzöl (?), HC[^j,C-0-CHa 
Champacablütenöl (?), unechten Champaca- HC I H CH 
öl, Paracotorindenöl, Öl der Blätter von \/ ch-ch 
Atherosperma moschata, Doryphora Sassa- 
fras, Rindenöl von Cinnamomum pedatinervium, C. Oliven', 
Culilawanöl, Lorbeerblätteröl, kalifornischen Lorbeeröl, Cassie- 
blütenöl, Öl von Evodia simplex, Xanthoxylum Aubertia, Bo- 
ronia safrolifera, Bayöl, Pimentöl, Öl von Melaleuca leuca- 
dendron und M. bracteata vorkommt. 

Es besitzt einen etwas an Eugenol erinnernden, aber 
schwächeren Geruch, siedet bei 248 bis 249° (128 bis 129° bei 
11 mm) 1 ) und hat d lia 1,041 und n D 1,5373 2 ). 

Im Laboratorium von Schimmel gj Co. wurde an tech- 
nischen Präparaten ermittelt: d 18 . 1,04 bis 1,043, n DS0 = 1,532 bis 
1,540, löslich in 4 bis 5 Vol. 60- und in 1 bis 2 Vol. 70 °/oigen 
Alkohols. 

Durch Kochen mit alkoholischem Kali entsteht Methyliso- 
eugenol. Mit Brom liefert Methyleugenol das in schönen Nadeln 
kristallisierende Tribrommethyleugenol (CH 3 0)X s H 2 Br-C 3 H 5 Br 2 
vom Smp. 78 ° a ); durch Oxydation mit Kaliumpermanganat wird 
es in die bei 179 bis 180°*) schmelzende Dimethoxybenzoesäure 
(Veratrumsäure) übergeführt, die aber auch bei der Oxydation 
des Methylisoeugenols erhalten wird. Beide Verbindungen sowie 
das bei 125° schmelzende Methyleugenolnitrit 5 ) sind zum Mach- 
weis des Methyleugenols geeignet. 



x ) Bertram u. Gildemeister, Journ. f. prakt. Chem. II. 39 (1889), 354. 

*) Eykman, Berl. Berichte 23 (1890), 862. 

3 ) Wassermann, Jahresb. d. Chem. 1879, 520.— Bertram u. Gilde- 
meister, Journ. f. prakt. Chem. II. 39 (1889), 354. 

*) Siehe dazu Wallach u. Rheindorff, Liebigs Annalen 271 
(1892), 306. 

5 ) Wallach, Liebigs Annalen 271 (1892), 307. 

39* 



HC 



612 Hauptbestandteile der ätherischen Ole. 

Isoeugenol. 

CioHxaO^ Mol.-Gew. 164. 

Durch Erhitzen von Eugenol mit überschüssigem Kali in 
Substanz 1 ) oder in amylalkoholischer Lösung 2 ) oder durch Er- 
hitzen von trocknem Eugenolkalium bei Luft- 
ig " abschluß auf etwa 200° 8 ) entsteht das isomere 
HC I j|C-0-CH 8 Isoeugenol, das auch im Ylang-Ylangöl, 
II CH Champacaöl, Muskatnußöl, Öl der Blätter von 
cch ch ch Cinnamomum pedunculatum und im Pichurim- 
bohnenöl als Bestandteil aufgefunden wurde. 
Seine Konstanten werden folgendermaßen angegeben: Sdp. 261° 
(nicht korr.)*), d 18 . 1,09, n D l,5680 s ); Sdp. 111 bis 112° (3,5 mm), 
d ls , 1,087 bis 1,091, n M0 . 1,570 bis 1,576, löslich in 5 bis 6 Vol. 
50°/oigen Alkohols 8 ). 

Ein aus technischem Isoeugenol durch mehrfaches Frak- 
tionieren gereinigtes Präparat hatte: Sdp. 270° (750 mm), Smp. 
etwa 18 bis 20°, d 16 . 1,0904, a n ±0°, n^,,,, 1 ,57590. Für ein 
anderes wurde gefunden: Erstp. 17,3° (auf 17° unterkühlt), 
d 1S o 1,0901, n B20 o 1,57568, löslich in 5 Vol. 50 °/oigen Alkohols 
und mehr. 

Reinstes Isoeugenol wurde von Schimmel 8$ Co.') in 
großen, wasserhellen, bei 32° schmelzenden Tafeln erhalten. 
Bis dahin war Isoeugenol nur als Flüssigkeit beschrieben worden, 
die erst bei starker Kühlung erstarrt. Wenn man nicht annehmen 
will, daß das gewöhnliche Produkt noch gewisse Mengen Eugenol 
enthält, aus dem es dargestellt wird, so kann man den niedrigen 
Schmelzpunkt auch damit erklären, daß ein Gemisch der beiden 
stereoisomeren (malenoiden und fumaroiden) Formen vorliegt 8 ). 
Das bei 32° schmelzende Isoeugenol wäre dann als das Ergebnis 

>) Einhorn u. Frey, Berl. Berichte 27 (1894), 2455. 

a ) Tiemann, Berl. Berichte 24 (1891), 2870. 

") D.R.P. 179948. 

*) Tiemann, Berl. Berichte 24 (1891), 2872. 

s ) Eykman, Bert. Berichte 553 (1890), 862. 

") Beobachtung im Laboratorium von Schimmel $ Co. 

') Bericht von Schimmel $ Co. 1927, 138. 

") Daß entsprechende isomere Formen auftreten können, haben P. H oering 
und F. Baum, Berl. Berichte 43 (1909), 3076, im Falle des mit dem Isoeugenol 
nahe verwandten Isosafrols bewiesen. 



Phenole und Phenoläther. 613 

völliger Umwandlung der einen Form in die alkalibeständige 
andere anzusehen. 

OCH, K ^H OCH s H, ,CH, 



>^ZX 



ho— c y ^CH 



-< 



und 




Bei der Oxydation liefert Eugenol Vanillin und wird daher 
in ausgedehntem Maße technisch verarbeitet. 

Zum Nachweis geeignete Derivate findet man im Mono- 
bromisoeugenoldibromid, Smp. 138 bis 139°, in dem bei 79 
bis 80° schmelzenden Acetat, dem bei 103 bis 104° schmel- 
zenden Benzoat und in dem Diphenylurethan vom Smp. 112 bis 
113°. In alkoholischer Lösung gibt Isoeugenol mit Eisenchlorid 
eine olivgrüne Färbung, während bei Eugenol Blaufärbung eintritt. 

Methylisoeugenol. 
C^H^O,. Mol.-Gew. 178. 

Methylisoeugenol ist in den Ölen von Cymbopogon javanensfs 
und Asarum arifolium aufgefunden worden. Künstlich wird es 
durch Methylieren von Isoeugenol oder 
durch Umlagern von Methyleugenol er- J\° CHs 

halten. Eigenschaften. Sdp. 263° '); d lliB . HC<^ \cn.c 
1,064; n D 1,5720° 2 ). Technisches Präparat: H C 



nC-0-CH 3 



uch 

d„. 1,057 bis 1,060; n D20 . 1,565 bis 1,570; CCH-CH CH 

löslich in 6,5 bis 7,5 Vol. 60°/oigen und 1,5 

bis 2 Vol. 70°/oigen Alkohols*). Ein chemisch reines, im Vakuum 
destilliertes Produkt zeigte: Erstp. -\- 4,5°, Smp. +5,5 bis 6,5°, 
Sdp. 270° (760 mm), 136 bis 137° (8 mm), d«. 1,0568, n D15 . 1, 56732 s ). 
Methylisoeugenol gibt ein charakteristisches Dibromid, 
Smp. 101 bis 102°, und läßt sich zu Veratrumsäure oxydieren. 

Safrol. 

C 10 H 10 O s . Mol.-Gew. 162. 

Das Safrol bildet den Hauptbestandteil des Sassafrasöls und 
ist in beträchtlicher Menge im Campheröl, aus dem das in der 



*) Ciamician u. Silber, Bert. Berichte 28 (1890), 1165. 

a ) Eykman, Berl. Berichte 28 (1890), 852. 

3 ) Beobachtung im Laboratorium von Schimmel § Co. 



614 Hauptbestandteile der ätherischen Öle. 

Technik verwendete Safrol gewonnen wird, enthalten. Außerdem 
ist es gefunden worden im Öl von Asarum arifolium, A. Blumei, 
amerikanischen Wurmsamenöl, japanischen SternanisÖI, gewöhn- 
lichen Sternanisöl (Spuren), Apopinöl, Ylang- 

C-O— CH B Ylangöl (?), Muskatnußöl, im Öl von Dory- 

HCj^ Jl c " phora Sassafras, Daphnandra aromatica, 

HcL Ich Atherosperma moschata, Zimtblätteröl, Zimt- 

c^ch-ch-CH wurze löi, Rindenöl von Cinnamomum Mer- 
cadoi, im Öl von C. pedunculatum, C. Oli- 
ven, C. gtandulifemm, C. parthenoxylon, Pichurimbohnenöl (?), 
kalifornischen Lorbeeröl, Massoyrindenöl, Shö-Gyü- und Yu-juöl, 
im Öl von Boronia safrolifera und Xanthoxylum ovalifolium. 

Safrol, der Methylenäther des 4-Allylbrenzcatechins, ist eine 
farblose, mit der Zeit gelblich werdende, optisch inaktive Flüssig- 
keit, die beim Abkühlen zu einer Kristallmasse erstarrt und 
folgende Eigenschaften hat: Erstp. etwa + 11°, Sdp. 91° (4 mm), 
233° (759 mm), d 16 . 1,105 bis 1,107, n D20 . 1,536 bis 1.540 1 ). Eyk- 
man 2 ) fand: Smp. +8°, Sdp. 229 bis 231° (unkorr.), d ls „ 1,0960, 
d 12 . 1,110, n D 1,5420. 

Der vorsichtigen Oxydation mit Kaliumpermanganat unter- 
worfen, bildet sich zunächst ein Glykol (Smp. 82 bis 83°), das 
bei weiterer Oxydation in a-Homopiperonylsäure, 

(CH 2 O 9 )C H 3 .CH s -COOH (Smp. 127 bis 128°), 
übergeht; oxydiert man mit Chromsäuregemisch, so erhält man 
Piperonal (Heliotropin), Smp. 37 ", und Piperonylsäure, 
(CH 2 2 )C 8 H 8 COOH (Smp. 228°). 

Durch Reduktion mit ISatrium in alkoholischer Lösung, sowie 
mit Nickel im Wasserstoffstrom geben sowohl Safrol als auch 
das isomere Isosafrol ein Dihydroprodukt C 10 H a2 O 2 (Sdp. 228°) 
und m-Propylphenol (Sdp. 228°) 3 ). 

Beim Erhitzen mit Alkalien wird Safrol in Isosafrol über- 
geführt, aus dem durch Oxydation das viel gebrauchte Heliotropin 
(Piperonal) hergestellt wird. Safrol dient in der Seifenindustrie 
zum Parfümieren von Haushaltungsseifen. 



*) Beobachtungen im Laboratorium von Schimmel § Co. 
s ) Recueil des trav. chim. des P. B. 4 (1885), 32; Berl. Berichte 28 (1890), 862. 
3 ) Henrard, Chem.Weekblad 4(1907), 630; Chem. Zentralbl. 1907,11.1512. 
— Ipatiew, Berl. Berichte 46 (1913), 3589. 



Phenole und Phenoläther. 615 

Isosafrol. 

C 10 H 10 O s . Mol.-Gew. 162. 

Isosafrol, das vielleicht im Ylang-Ylangöl vorkommt, entsteht 
aus Safrol beim Kochen mit alkoholischem Kali, wobei die Allyl- 
in die Propenylgruppe umgewandelt wird. 

Eigenschaften: Sdp. 254 bis 254,5° ix 0- ?"* 

(761 mm), 105 bis 106° (4 mm); d la . 1,1275; HC|^\c-0 
n D „. 1,58066^). — Sdp. 253 bis 254°; d lli8 . HC L Jch 
1,126 2 ). BeitechnischenPräparatenwurdefest- cch ch ch 

gesteIlt:d 16 .l,124bisl,129,n Da0 .l,574bisl,580. ' * 

Synthetisch ist Isosafrol hergestellt worden durch Erhitzen 
von Piperonal mit Natriumpropionat und Propionsäureanhydrid 8 ) 
oder aus Piperonal mit Äthylmagnesiumjodid 4 ) oder -bromid 1 ). 

Durch Bromieren in Petrolätherlösung wird ein Dibromid 
(Smp. 52 bis 53°) 5 ), mit überschüssigem Brom ein Pentabromid 
vom Smp. 196,5 bis 197° e ) erhalten. Bei der Oxydation mit 
Chromsäure entsteht Piperonal, bei der Reduktion Dihydrosafrol 
neben m-Propylphenol. 

Zum Nachweis von Isosafrol eignet sich das bei 128° 
schmelzende Nitrit 7 ). 

Hoering und Baum h ) haben im technischen Isosafrol 
zwei geometrisch-isomere Formen nachweisen können, die sie als 
«- und /J-Isosafrol bezeichnen und von denen letzteres weitaus 
überwiegt. Sie unterscheiden sich nur durch den Geruch und die 
physikalischen Eigenschaften, die des a-lsosafrols liegen zwischen 
denen des Safrols und ,i-Isosafro!s ; in chemischer Beziehung 
konnte zwischen den beiden Isoverbindungen kein Unterschied 
festgestellt werden. 

Nach S. Nagai") handelt es sich hierbei um eine cis-trans- 
Isomerie. Die labile cis-Form (Sdp. 242 bis 243°; d-"° 1,162 

l ) Bericht von Schimmel Sj Co. April 1905, 45. 

-) Eykman, Berl. Berichte 23 (1890), 859. 

3 ) Moureu, Compt. rend. 122 (1896), 792. 

*) Mameli, Chem. Zentralbl. 1904, II. 1567. 

s ) Mannich u. Jacobsohn, Arch. der Pharm. 248 (1910), 166. 

°) Hoering, Berl. Berichte 38 (1905), 3466; 40 (1907), 1101. 

') Wallach u. H.Müller, Liebigs Annalen 332 (1904), 331. 

8 ) Berl. Berichte 42 (1909), 3076. 

s ) Journ. of the College of Engineering, Tokio 11 (1921), 83. 



616 Hauptbestandteile der ätherischen Öle. 

bis 1,168; n Dls . 1,5630 bis 1,5632; Pikrat, Smp. 68,5°) geht beim 
Erwärmen in die stabile trans-Form (Sdp.247 bis 248°; d^ 1,1230 
bis 1,1235; n^. 1,5730 bis 1,5736; Pikrat, Smp. 73,5 bis 74°) *) über. 
In der Technik dient Isosafrol in der Hauptsache zur Her- 
stellung von Heliotropin. 

Myristicin. 

CuH 12 8 . Mol.-Gew. 192. 

Myristicin (4-Allyl-6-methoxy-l,2-methylendioxybenzol) 2 ) ist 
im Muskat- und Macisöl, im Holzöl von Cinnamomum glan- 
duliferum, im französischen Petersilienöl und im Dillkrautöl 

aufgefunden worden. Zu seiner Charak- 
C-O— CH S terisierung können folgende Angaben 

HsCOC^^oo dienen: 

HCL Jch Sdp. 171 bis 173° (40 mm), d*£ 

Ych ch-ch 1 ' 1 437 ' n ™- 1 ,54032, n D4a , B „ 1 ,52927 »). 

a " * — Sdp. 149,5° (15 mm), d 19 . 1,1425 4 ). 

Myristicin wird auch im Kältegemisch nicht fest. Durch 

Bromieren entsteht Dibrommyristicindibromid, 

(C 8 H 6 Br ä ).C B Br 2 (0 2 CH 2 ).(OCH s ), Smp. 130°, 

durch Oxydation Myristicinaldehyd und Myristicinsäure (s. u.). 

Beim Kochen von Myristicin mit alkoholischem Kali oder 
beim Behandeln mit Natrium lagert sich die Allylgruppe in die 
Propenylgruppe um, und es entsteht das feste Isomyristicin, 
das im Macis- und Dillkrautöl vorkommt, und für das Power 
und Salway 3 ) nachstehende Konstanten angeben: Smp. 44°, 
Sdp. 166° (18 mm), n B46i6 „ 1,56661. 

Charakteristische Derivate sind ein Dibromid vom Smp. 109° 
und das Dibromisomyristicindibromid. vom Smp. 156°. Wie aus 
Myristicin, entstehen auch aus dem Isomeren bei der Oxydation 



*) Vgl. auch M. Mayer, Chem. Zentralbl. 1914, II. 475. 

*) Nicht zu verwechseln mit dem „Myristicin" genannten Stearopten von 
John und von Mulder, das bisweilen aus alten Ölen auskristallisiert und, 
wie Flückiger [Pharmaceutical Journal III. 5 (1874), 136] nachwies, aus 
Myristicinsäure besteht 

») Power u. Salway, Journ. ehem. Soc. 91 (1907), 2054. 

*) Thoms, Bert. Berichte 86 (1903), 3447. 



Phenole und Phenoläther. 617 

mit Permanganat Myristicinaldehyd, Smp. 130°, und Myristicin- 
säure, Smp. 210°. 

Beide Phenoläther geben auch Additionsprodukte mit sal- 
petriger Säure, von denen sich eine Reihe von Derivaten ableitet. 

Elemicin. 

C 12 H 16 O s . Mol.-Gew. 208. 

Elemicin (4-AlIyl-l, J 2,6-trimethoxybenzol) bildet den Haupt- 
bestandteil des Manila-EIemiöls, in dem es von Semmler 1 ), 
der ihm auch den Namen gegeben hat, 
entdeckt wurde. Außerdem kommt es C-O-CH, 

vor im Holzöl von Cinnamomum glan- H a C-0-c,-^\c-0-CH, 



dulfferum und in den Ölen von Boronia HcL Jch 

pinnata und Backhousia myrtifolia. Die xC. u ™ ^ 

Verbindung findet sich in den von 277 

bis 280° siedenden Fraktionen des Elemiöls 2 ) Um daraus Elemicin 
zu gewinnen, wird die Fraktion mit Ameisensäure V* Stunde am 
Rückflußkühler gekocht, wobei, wie Semmler durch Versuche 
mit Anethol und Safrol feststellte, die Allylverbindungen unan- 
gegriffen bleiben, während Propenylverbindungen zerstört werden. 
Ein auf diese Weise gereinigtes Elemicin zeigte folgende Eigen- 
schaften: Sdp. 144 bis 147° (10 mm), d 10 . 1,063, n D 1,52848. 

Synthetisch stellte Mauthner 8 ) Elemicin her, indem er 
aus Dimethylpyrogallol und Allylbromid 2, 6-DimethyIpyrogallol- 
allyläther gewann, der sich beim Erhitzen in 4-Oxy-3, 5-dimeth- 
oxyallylbenzol umlagerte und durch Alkylierung mit Dimethyl- 
sulfat Elemicin bildete. 

Bei der Oxydation mit Kaliumpermanganat in Acetonlösung 
entsteht Trimethylgallussäure*), C^H^O,. Smp. 169°; Sdp. 225 
bis 227° (10 mm). 

Durch Erhitzen des Elemicins mit Natrium oder durch 
Kochen mit alkoholischem Kali entsteht das mit Asaron stellungs- 
isomere Isoelemicin, 4-Propenyl-l,2,6-trimethoxybenzol, ein 



*) Berl. Berichte 41 (1908), 1768, 1918, 2183, 2556. 

s ) Bericht von Schimmel § Co. Oktober 1896, 95; April 1907, 30; 
Oktober 1908, 39. 

s ) Liebigs Annalen 414 (1917), 250. 

*) Trimethylgallussäure ist im Öl von Boronia pinnata enthalten. 



618 Hauptbestandteile der ätherischen Öle. 

Körper mit folgenden Eigenschaften: Sdp. 153 bis 156° (10 mm), 
d„. 1,073, n D 1,54679. 

Dieses Isoelemicin ist charakterisiert durch ein bei 88 bis 89° 
schmelzendes Dibromid. Bei der Oxydation mit Permanganat 
entsteht dieselbe Trimethylgallussäure wie beim Elemicin. 

Asaron. 

C ia H ie O s . Mol.-Gew. 208. 

Das Asaron (4-Propenyl-l,2, 5-trimethoxybenzol) ist im 
Haselwurzöl enthalten und auch im Calmusöl, Maticoöl und im 

Öl von Asarum arifolium gefunden 

C-0-CH s worden, aus denen es, falls es in 

HCr^ |C-0-CH s größeren Mengen vorhanden ist, beim 

H s C-0-cL Ich längeren Stehen auskristallisiert. Auch 

}£~„ ~_, «„ auf synthetischem Wege ist Asaron 

C-CH:CM-CHj " 

dargestellt worden. 

Die in reinem Zustande geruch- und geschmacklose Verbindung 
besitzt folgende Eigenschaften: Smp. 61 01 ), d ir , 1,091, n D 1,5719*). 

Durch Bromieren liefert es ein gut kristallisierendes Dibro- 
mid, C 12 H 16 Br 2 3 , Smp. 86°, das beim Behandeln mit Natrium- 
methylat in der Kälte in die bei 77,5° schmelzende Verbindung 
(CH s O) 8 C 6 H 2 -CH(OCH 8 )-CHBrCH 3 übergeht. 

Bei der Oxydation mit Chromsäure entsteht aus Asaron 
Asarylaldehyd, C 10 H ls O i? Smp. 114°, der auch bei der Oxydation 
mit Permanganat neben Asaronsäure (Trimethoxybenzoesäure, 
(CH 8 -0) a C 8 H 2 -COOH, Smp. 144°) gebildet wird. 

Als Derivate eines vierwertigen ungesättigten Phenols er- 
scheinen die isomeren Apiole C 3 H 6 C a H(0 2 CH a )(OCH 8 ) 3 , die 
nach ihrem Vorkommen als Apiol und als Dillapiol unterschieden 
werden, sowie das Allyltetramethoxybenzol. 

Apiol. 

C lä H 14 4 . Mol.-Gew. 222. 

Apiol (4-Allyl-3,6-dimethoxy-l,2-methylendioxybenzol) ist im 
Petersiliensamenöl und dem Öle aus venezuelischem Campheröl 

l ) Gattermann u. Eggers, Berl. Berichte 32 (1899), 290. 
») Eykman, ebenda 28 (1890), 862. 



Phenole und Phenoläther. 619 

enthalten und scheidet sich daraus beim Abkühlen als feste 
Masse ab. Das Vorkommen im Maticoöl ist ebenfalls beobachtet 
worden. Mit der Untersuchung des Apiols haben sich besonders 
v. Gerichten 1 ), Ginsberg 2 ), Cia- 

mician und Silber 3 ) sowie Thoms 4 ) C-O— CH-j 

beschäftigt. Von Ciamician und H,C-0-Cr^\c-0 
Silber wurde die recht komplizierte hcL Jc-O-CH- 

Konstitution dieses Körpers fast voll- cth ch-th 

ständig aufgeklärt, aber erst Thoms *' "" f 

ist es gelungen, die Frage endgültig dahin zu entscheiden, daß 
der Verbindung die oben angegebene Formel zukommt. 

Apiol bildet lange, farblose Nadeln von schwachem Peter- 
siliengeruch und folgenden Konstanten: Smp. 30°, Sdp. 294 
(gew. Druck), 179° (33 bis 34 mm) 5 ), d I4 „ 1,176, n D 1,5380«). 
— Sdp. 296 bis 299° (755 mm, Quecksilberfaden ganz im 
Dampf), d 16 „ 1,1788 (im überschmolzenen Zustand bestimmt), 
« D +0° 7 ). 

Apiol ist fast unlöslich in Wasser, löslich in Alkohol, Äther 
und fetten Ölen. Mit Brom vereinigt es sich zu Tribromapiol, 
(CH s -0). 2 C 6 Br(0 2 CH 2 )-C 3 H 6 Br„, Smp. 88 bis 89°. Die Oxydation 
führt zu Apiolaldehyd und Apiolsäure (s. u.). 

Das durch Umlagerung mittels alkoholischen Kalis erhaltene 
Isomere, das Isoapiol, bildet monokline, bei 55 bis 56° schmel- 
zende dünne Tafeln. Es sind 3 Bromderivate bekannt, ein 
Monobromid vom Smp. 51°, ein Dibromid, Smp. 75", und ein 
Tribromid, Smp. 120°. 

Durch Oxydation mit Kaliumpermanganat entsteht aus dem 
Isoapiol, wie aus dem Apiol, Apiolaldehyd, C ia H 10 O 8 , Smp. 102°''), 
und Apiolsäure, C 10 H 10 O e , Smp. 175°. Beide Phenoläther ver- 
binden sich auch mit salpetriger Säure. 



% ) Berl. Berichte 9 (1876), 258, 1477. 
ä ) Ebenda 21 (1888), 1192, 2514; 23 (1890), 323. 
3 ) Ebenda 31 (1888), 913, 1621; 22 (1889), 2481; 23 (1890), 2283. 
*) Ebenda 36 (1903), 1714. 

*) Ciamician u. Silber, Berl. Berichte 21 (1888), 1622. 
") Eykman, ebenda 23 (1890), 862. 

7 ) Beobachtung im Laboratorium von Schimmel § Co. 
a ) Er wird am besten durch Oxydation von Isoapiol mit Äthylnitrit erhalten. 
Fabinyi u. Szßki, Berl. Berichte 50 (1917), 1335. 



620 Hauptbestandteile der ätherischen Ole. 

DUlapiol. 

C 12 H U 4 . Mol.-Gew. 222. 
Dillapiol kommt im Maticoöl, ostindischen, japanischen und 
spanischen Dillöl sowie im Seefenchelöl vor. Es bildet eine dicke, 

ölige Flüssigkeit, die unter gewöhnlichem 
C-O-CH* Druck bei 285°, bei 1 1 mm Druck bei 1 62° 

H s C-0-c/|C"° siedet 1 ). Die Konstitution der Verbin- 

H s c-0-cL Ich düng kommt durch die nebenstehende 

J^u ™ ,-,_, Formel zum Ausdruck, deren Richtigkeit 
von Thoms 2 ) bewiesen wurde. 
Durch Einwirkung von überschüssigem Brom auf Dillapiol ent- 
steht ein in farblosen Prismen kristallisierender, bei 110° schmel- 
zender Körper, C 12 H 18 Br 8 4 , das Dibromid des Monobromapiols 1 ). 
Das durch Umlagerung erhältliche Dillisoapiol ist fest 
und bildet monokline, bei 44° schmelzende Kristalle. Sein Siede- 
punkt wurde zu 296° ermittelt. Schmelzpunkt des Tribromids 
115° ö ). Durch Oxydation mit alkalischer Permanganatlösung 
entstehen Dillapiolaldehyd, C 10 H 10 O 6 , Smp. 75°, und Dillapiolsäure, 
C 10 H 10 O 6 , Smp. 151 bis 152°. Ob das Dillisoapiol gleichfalls in 
der Natur vorkommt, ist noch nicht sicher nachgewiesen. 

Allyltetramethoxybenzol. 

C i8 H is°4:- Mol.-Gew. 238. 
Aus einem französischen Petersiliensamenöl isolierte Thoms 1 ) 
einen Körper C 1S H 18 4 , den er als einen nach der nebenstehenden 

Formel zusammengesetzten Phenoläther 
CNO-CH 8 erkannte, und für den er folgende Kon- 

H s c-0-C|^Nc-0-CH a stanten angibt: Smp. 25°, d. ;5 . 1,087, 
HcL Jc-0-CH 3 n D25 „ 1,51462. 

C-CH -CH-CH ^ e ' ^ er Oxydation mit Kalium- 

permanganat' entsteht in guter Aus- 
beute Tetramethoxybenzoesäure, C 6 H(OCH 8 ) 4 • COOH, eine in 
langen Nadeln kristallisierende Verbindung vom Smp. 87° 5 ). 



x ) Ciamician u. Silber, Berl. Berichte 29 (1896), 1800. 
s ) Arch. der Pharm. 242 (1904), 344. 

s ) Ober die verschiedenen Bromide s. Delepine u. Longuet, Bull. 
Soc. chim. IV. 89 (1926), 1019. 

*) Berl. Berichte 41 (1908), 2761. 

5 ) Bignami u. Testoni, Gazz. chim. ital. 30 (1900), 1. 240. 



Phenole und Phenoläther. 621 

Die beiden folgenden Verbindungen, Diosphenol und Phlor- 
acetophenondimethyläther, besitzen gleichzeitig die Eigenschaften 
eines Phenols und eines Ketons. 

Diosphenol. 

c io H i 6 2 - Mol.-Gew. 168. 

Diosphenol (Bucco- oder Buccucampher) ist ein Bestandteil 
des Buccoblätteröls, der darin zuerst von Flückiger 1 ) beobachtet 
worden ist. Es ist seitdem wiederholt Gegenstand der Unter- 
suchung gewesen. Seine chemische Konstitution 
wurde von Semmler und Mc. Kenzie 2 ) auf- | * 

geklärt. Danach ist es ein cyclisch-hydriertes ^ 

Ketophenol von der nebenstehenden Formel. H 2 C/^^|CO-H 

Der Gehalt der Buccoöle an Diosphenol h s cI Jco 
wechselt mit der Stammpflanze; aus manchen ch 

Ölen scheidet es sich schon bei gewöhnlicher 1 

Temperatur kristallinisch ab, während andere nur nm-- , -n-v.ns 
sehr wenig davon enthalten. Man gewinnt es aus den Ölen 
entweder durch Ausfrieren oder durch Ausschütteln mit ver- 
dünnter Lauge; im letzteren Falle ist zu beachten, daß das 
Diosphenol beim Ausäthern der alkalischen Lösung zum Teil 
in den Äther übergeht. 

Diosphenol hat einen eigenartigen, minzigen Geruch und 
bildet optisch inaktive, monokline Kristalle vom Smp. 83°. Bei 
10 mm siedet es zwischen 109 und 110°, bei Atmosphärendruck 
unter teilweiser Zersetzung bei 232°. Mit Eisenchlorid gibt es 
eine dunkelgrüne Farbreaktion. 

Synthetisch hat man Diosphenol erhalten durch Oxydation 
von Oxymethylen-menthon, C u ri, 8 O s , wobei sich ein Diketon 
C 10 H 16 O ä bildet, das durch Säuren oder Alkalien zu Diosphenol 
invertiert wird 3 ). Es entsteht ferner aus Dibrommenthon *) oder 
Dibromtetrahydrocarvon 9 ) durch Behandeln mit Kali, oder bei 
der Oxydation von Menthon mit Eisenchlorid in 50 /o<ger Essig- 



') Pharmaceutical Journal III. 11 (1880), 174, 219. 
s ) Bert. Berichte 39 (1906), 1158. 
3 ) Semmler u. Mc. Kenzie, loc. cit. 1169. 
*) Cusmano, Chem. Zentralbl. 1914, I. 976. 
s ) Cusmano u. Poccianti, ebenda II. 481. 



622 Hauptbestandteile der ätherischen Ole. 

säure 1 ), oder von ^-Menthenon-S 2 ) oder Carvenon 4 ) mit Kalium- 
permanganat. 

Diosphenol reagiert mit Essigsäureanhydrid und mit Benzoyl- 
chlorid unter Bildung der betreffenden Ester, ferner liefert es 
mit Carbanil ein Phenylurethan, das nach As ah in a und 
Mituhori 1 ) bei 113° schmilzt. Die Ketongruppe zeigt wegen 
der benachbarten Hydroxylgruppe nur geringe Reaktionsfähig- 
keit, doch sind zwei Oxime bekannt, deren Schmelzpunkte von 
Kondakow und Bjalobrzeski 8 ) zu 156°, von Semmler und 
McKenzie (loc. cit.) zu 125° angegeben werden. 

Durch Reduktion mit Natriumamalgam in alkalischer Lösung 
entsteht der bei 159° schmelzende Alkohol C 10 H ls O 2 4 ). Reduktion 
mittels Natrium und Alkohol führt neben i-Menthol zu einem 
Glykol C 10 H 2o O 2 , das bei der Oxydation mit Kaliumpermanganat 
in ß-Isopropyl-n'-methyladipinsäure, Smp. 104°, übergeht 5 ). 
Reduziert man mit Wasserstoff und Platin, so erhält man Oxy- 
tetrahydrocarvon s ). 

Charakteristisch für Diosphenol ist seine leichte Oxydier- 
barkeit, worauf auch zurückzuführen äst, daß es Fehlingsche 
Lösung, sowie ammoniakalische Silberlösung reduziert. Bei 
der Oxydation mit Ozon erhielten Semmler und McKenzie 
(loc cit.) a-Isopropyl-^-acetyl-n-buttersäure, Smp. 41°, während 
mit Kaliumpermanganat eine bei 104 bis 105° schmelzende 
Keto'säure C 10 H 14 O 8 gewonnen wird, die aus einer intermediär 
gebildeten Säure C 10 H 18 O 4 durch Wasserabspaltung entsteht; 
sie liefert ein bei 182° schmelzendes Monoxim. Als Cusmano') 
Diosphenol mit Sauerstoff und Platinschwarz oxydierte, ent- 
standen neben andern Verbindungen Oxybuccocampher, C 10 H 18 O 3 , 
Smp. 75 bis 76°, und die bereits erwähnte Ketosäure C 10 H 14 O.j 
vom Smp. 104 bis 105°. 

l ) Asahina u. Mituhori, Journ. pharm. Soc. of Japan Nr. 482; Chem. 
Zentralbl. 1922, III. 362. 

ä ) Wallach, Liebigs Annalen 437 (1924), 148. 

*) Journ. f. prakt. Chem. II. 54. (1896), 437. Vgl. auch Asahina u. 
Kuwada, Chem. Zentralbl. 1923, 1. 1391. 

*) Shimoyama, Arch. der Pharm. 226 (1888), 413. 

5 ) Kondakow u. Bachtschiew, Journ. f. prakt. Chem. II. 63 (1901), 61; 
Semmler u. McKenzie, Berl. Berichte 39 (1906), 1162. 

6 ) Cusmano, Chem. Zentralbl. 1922, III. 48. 
') Chem. Zentralbl. 1924, I. 1921; II. 1085. 



Phenole und Phenoläther. 623 

Beim Erhitzen von Diosphenol mit konzentrierter Salzsäure 
im Einschmelzrohr auf etwa 150 bis 180° entsteht quantitativ 
Thymol neben wenig Carvacrol. 

Erhitzen mit alkoholischem Kali im Einschmelzrohr auf 
150 bis 160° liefert eine Alkoholsäure C^H^O,,; sie läßt 
sich gut aus Wasser Umkristallisieren und bildet Nadeln vom 
Smp. 94°. 

Diosphenol ist leicht an seinen Eigenschaften zu erkennen. 
Zu seinem Nachweis kann man auch sein Verhalten gegen 
Fehlingsche Lösung und ammoniakalische Silberlösung heran- 
ziehen. Von Derivaten könnten hierfür das Phenylurethan und 
die eben erwähnte Alkoholsäure in Frage kommen. 



Phloracetophenondimethyläther. 

Der Phloracetophenondimethyläther wurde von Jonas x ) im 
Öl von Blumea balsamifera und von Sem ml er und Schoß- 
berger in den Ölen von Xanthoxylum 
Aubertia und X. alatum gefunden. Die S$} 

Verbindung läßt sich aus dem Öl durch H 3 CO-C,^ ,,C-OH 
Natronlauge ausschütteln und fällt aus hcL Jc-co-ch» 

der alkalischen Lösung auf Säurezusatz cO-ch 

als fester, gelblicher Körper aus, der 

nach wiederholtem Umkristallisieren aus Benzol oder Petroläther 
farblos erhalten wird und bei 82 bis 83° schmilzt. 

Phloracetophenondimethyläther ist schon früher von Fried- 
länder und Schnell 2 ) auf synthetischem Wege erhalten und 
später von v. Kostanecki und Tambor 3 ) genauer studiert 
worden. 

Von Derivaten sind bekannt das Oxim, Smp. 108 bis 110°, 
die Acetylverbindung, Smp. 106 bis 107°, der Methyläther, 
Smp. 103°, und ein gelbes kristallinisches Monobromid vom 
Smp. 187°. 

Durch Kondensation mit Benzaldehyd entsteht das 2-Oxy-4, 6- 
dimethoxychalkon (Smp. 91 bis 92°). 



*) Bericht von Schimmel $ Co. April 1909, 150. 
2 ) Berl. Berichte 30 (1897), 2152. 
s ) Ebenda 32 (1899), 2262. 



624 Hauptbestandteile der ätherischen Öle. 



ß-Naphtholäther. 

CH CH 
und 





Zwei zum Parfümieren billiger Haus- und Toiletteseifen viel 
gebrauchte Produkte sind der Methyl- und der Äthyläther 
des /S-Naphthols, die beide unter dem Namen Nerolin im Handel 
sind, bisweilen auch als Nerolin, altes Produkt, oder Jara-Jara 
(Methyläther) und Nerolin, neues Produkt, oder Bromelia (Äthyl- 
äther) unterschieden werden. Darstellen lassen sich die beiden 
Äther, die bisher noch nicht in der Natur angetroffen worden 
sind, durch mehrstündiges Digerieren von ß-Naphtholkalium mit 
dem entsprechenden Halogenalkyl in methyl- oder äthylalkoho- 
lischer Lösung 1 ). Nach einer anderen Methode 2 ) wird ein Gemisch 
von 1 Teil 0-Naphthol, 3 Teilen Methyl- oder Äthylalkohol und 
1 Teil Salzsäure längere Zeit im Autoklaven auf 150° erhitzt. 
Einfacher ist eine ursprünglich von Henriques für die Dar- 
stellung von a-Naphtholäthyläther benutzte Methode, die sich 
nach Gattermann 3 ) auch sehr gut zur Herstellung von /S-Naph- 
tholäthern eignet und darin besteht, daß man /S-Naphthol mit 
dem betreffenden Alkohol und konzentrierter Schwefelsäure am 
Rückflußkühler auf 125 bis 140° erwärmt, bei dem Methyläther 
am besten unter geringem Druck. 

Beide Äther bestehen aus farblosen Kristallblättchen, die 
sich in Methyl- und Äthylalkohol verhältnismäßig schwer, in 
den übrigen organischen Lösungsmitteln aber leicht lösen. Der 
Geruch beider Äther ist stark und anhaftend, der des Äthyl- 
äthers ist schwächer, aber feiner als der des Methyläthers. In 
größerer Verdünnung riechen sie ähnlich wie Orangenblütenöl, 
für das sie einen, wenn auch nicht vollgültigen, so doch billigen 
Ersatz abgeben. Der Geruch des Äthyläthers wird auch, nicht 
ganz treffend, als ananasartig bezeichnet, worauf der für dieses 



*) Schaeffer, Liebigs Annalen 152 (1869), 286. 

s ) Liebermann u. Hagen, Berl. Berichte 15 (1882), 1428. 

s ) Liebigs Annalen 244 (1888), 72. 



Chinone. 625 

Produkt manchmal gebrauchte Marne Bromelia zurückzuführen 
sein dürfte. 

Von Konstanten findet man in der Literatur für 0-riaphthol- 
methyläther: Smp. 72 01 ); Smp. 70°, Sdp. 274° 8 ); für /S-Naphthol- 
äthyläther:Smp.37° 8 ), Sdp. 274 bis 275° *), 282° (korr.), d 40 .l,0547, 
d B0 „ 1,051 «). 



Chinone. 



Thymochinon. 

C 10 H 12 O 2 . Mol.-Gew. 164. 

Der einzige in ätherischen Ölen vorkommende Vertreter der 
Klasse der Chinone ist das Thymochinon, das im Öl des Holzes 
von Callitris quadrivalvis und in den Ölen von 
Monarda fistulosa und Mosla grosserata neben | * 

Thymohydrochinon gefunden worden ist. Wahr- 9: 

scheinlich ist daneben noch das Thymochinhydron, HCr^ ^CO 
C 10 H 13 O 2 4- C 10 H 14 O 2 , das Additionsprodukt der oc l 
beiden Verbindungen, vorhanden. c 

Thymochinon kristallisiert in triklinen, gelben i 

Tafeln, die bei 44 bis 46° schmelzen und bei 232° H <>C-CH-CH 3 
sieden. Es entsteht durch Oxydation von Hydrothymochinon 
oder von Amidothymol 6 ). Bei der Reduktion geht es in Hydro- 
thymochinon über. 



CH 



*) Stadel, Liebigs Annalen 217 (1883), 43. 

a ) Marchetti, Gazz. chim. ital. 9 (1879), 544; Jahresber. d. Chem. 1819, 543. 
s ) Orndorff u. Kortright, Atneric. chem. Joum. 18 (1891), 162. 
*) Liebermann u. Hagen, Berl. Berichte 15 (1882), 1428. 
») Perkin, Journ. chem. Soc. 69 (1896), 1190. 

*) Bargellini, Chem. Zentralbl. 192S, III. 918. — S. auch Hixon, 
■ebenda 1360. 

Gildemeister, Die ätherischen Öle. I. 40 



626 Hauptbestandteile der ätherischen Ole. 

Säuren. 

Das bei der Darstellung der ätherischen Ole durch Destillation 
mit Wasserdampf gewonnene wäßrige Destillat enthält zuweilen 
freie Fettsäuren, wie Essig-, Propion-, Butter- oder Baldriansäure, 
die, ebenso wie Methyl- und Äthylalkohol, wohl Zersetzungs- 
produkte von Estern sind, die in den der Destillation unter- 
worfenen Pflanzenteilen enthalten waren. Da die niedrigen Glieder 
der Fettsäuren in den Destillationswässern gelöst bleiben, werden 
sie leicht übersehen. Unter Umständen -sind die Mengen nicht 
unerheblich, wie z. B. aus einer Destillation von Bärenklausamen 
hervorgeht, wobei aus 40 kg Samen 120 g Öl und aus dem 
Destillationswasser über 30 g Essigsäure gewonnen wurden 1 ). 

Obgleich die Menge der Säuren in den ätherischen Ölen 
prozentual sehr zurücktritt, sind doch einige bekannt, die haupt- 
sächlich aus Säuren zusammengesetzt sind, wie beispielsweise das 
etwa 85°/o Myristinsäure enthaltende Irisöl, das Öl von Polygonum 
persicaria, das zum größten Teile aus einem Gemisch von flüchtigen 
Fettsäuren besteht 8 ), das mexikanische Baldrianöl, bei dem 89% 
Baldriansäure ermittelt wurden 3 ), das Öl aus den Früchten von Mo- 
rinda citri folla, dessen Säuregehalt90 %> beträgt *), und das Moschus- 
körneröl, dessen Hauptmasse aus Palmitinsäure gebildet wird. 

In der hier folgenden Zusammenstellung der verschiedenen 
Säuren ist nicht berücksichtigt, ob sie in freiem Zustande oder 
gebunden im Öle vorhanden sind, erstens, weil meistens die 
genauen Angaben darüber fehlen, zweitens, weil man wohl in 
der Mehrzahl der Fälle annehmen darf, daß die Anwesenheit von 
freier Säure auf Zersetzung während der Destillation zurückzu- 
führen ist. Man erhält die Säuren 6 ) in Form ihrer Salze, wenn 
die betreffenden Öle verseift werden. 



l ) Zincke, Liebigs Annalen 152 (1869), 21. 

*) Horst, Chem. Ztg. 25 (1901), 1055. 

3 ) Bericht von Schimmel § Co. April 1897, 48. 

*) van Romburgh, Koninklijke Akademie van Wetenschappen te 
Amsterdam 1909, 17; Bericht von Schimmel $ Co. Oktober 1909, 78. 

6 ) Über den Nachweis von Säuren durch ihre Phenacylester oder ihre 
p-Halogenphenylacylbromide s. Rather u. Reid, Journ. Americ. ehem. Soc. 41 
(1919), 75; Judefind u. Reid, ebenda 42 (1920), 1043;- Chem. Zentralbl. 191», 
III. 48; 1920, III. 310; Bericht von Schimmel § Co. 1921, 121. 



Säuren. 627 

Ameisensäure, H ■ COOH , ist nachgewiesen worden in 
altem Terpentinöl (?), im Thujaöl, Nadelöl von Pinus ponderosa, 
Sadebaum-, Manila-Kopalöl, Öl von Chamaecyparfs Lawsoniana, 
Cymbopogon javanensis, Ceylon-Cardamomen-, Hopfen-, Caly- 
canthus-, Ylang-Ylang-, Muskatnuß-, kalifornischen Lorbeeröl, 
Öl aus den Früchten von Pittosporum undulatum, Apfelöl, 
Myrrhenöl, Öl von Canarium villosum, Meisterwurzöl, Möhrenöl, 
Öl aus dem Holz von Goup/a tomentosa 1 ), amerikanischen 
Poleiöl, Öl von Monarda fistulosa, Ramona stachyofdes, Baldrianöl, 
Edelschafgarben- und Schafgarbenöl, Wermutöl, Öl von Artemisia 
frigida und im Destillationswasser der Öle von Pinus Sabini- 
ana, Eucalyptus g/obulus, Aethusa cynapium, Micromeria Chamis- 
son/s, Lippia scaberrima, Arnica montana und anderen Ölen. 

Ameisensäure ist durch eine große Reduktionsfähigkeit aus- 
gezeichnet. Um sie nachzuweisen, erwärmt man ihre mit Alkali 
neutralisierte Lösung mit Quecksilberchlorid, wobei ein Mieder- 
schlag von Quecksilberchlorür und Quecksilber entsteht. Das 
Silbersalz entsteht, wenn man eine Lösung eines Formiates mit 
Silbernitrat versetzt, es zersetzt sich jedoch beim Kochen mit 
Wasser. (Unterschied von Essigsäure.) 

Essigsäure, CH s -COOH, wird am häufigsten in den 
ätherischen Ölen angetroffen; es müßten fast alle genannt 
werden, wollte man sie hier aufzählen. Ihre Ester sind meist 
durch einen besonders angenehmen Geruch ausgezeichnet und 
finden deswegen vielfache Verwendung in der Parfümerie, so 
vor allem Linalyl- und Geranylacetat. Einige Öle bestehen zu 
einem erheblichen Teile aus Essigsäureestem, wie beispielsweise 
Lavendelöl, Bergamottöl, Petitgrainöl, sibirisches Fichtennadelöl. 

Um Essigsäure nachzuweisen, versetzt man die neutralisierte 
wäßrige Lösung mit Silbernitrat und analysiert das aus Wasser 
umkristallisierte Silbersalz. Dieses Verfahren eignet sich über- 
haupt gut zum Nachweis der meisten Fettsäuren. 

Von den übrigen Fettsäuren sind die folgenden in ätherischen 
Ölen aufgefunden worden: 

Propionsäure, C 2 H 6 -COOH, im Wurmfarnöl (?), Öl von 
Cupressus torv/osa, Cajeput-, Pastinac- und Lavendelöl. 



*) Dunstan u. Henry, Journ. ehem. Soc. 78 (1898), 226; Chem. 
Zentralbl. 1898, I. 851, 1138. 

40* 



628 Hauptbestandteile der ätherischen Öle. 

n-Buttersäure, C 8 H 7 -COOH, im Wurmfarnöl, Ol von 
Callitris glauca (?), C. calcarata (?), Cymbopogon caesius, 
C. javanensis, Ceylon- Citronellöl, Calmuskrautöl , Hopfenöl, 
Knöterichöl, Muskatnußöl, Öl von Persea pubescens, Eucalyptus 
globulus, Cajeputöl, Niaouliöl, PastinacÖl, Hundspetersilienöl, 
Bärenklauöl, Öl von Heracleum giganteum, Lavendelöl, ameri- 
kanischen Poleiöl, Öl von Monarda fistulosa, Baldrianöl, Schaf- 
garbenöl, amerikanischen Wurmsamenöl und im Destillations- 
wasser von Araucaria Cunninghamii, Lippia scaberrima und 
Micromeria Chamissonis. 

Isobuttersäure im Lorbeerblätteröl, Ceylon - Zimtöl (?), 
Meisterwurzöl , Möhrenöl (?), Spanisch Hopfenöl (?), Arnika- 
wurzelöl und Römisch Kamillenöl. 

Isovaleriansäure (Isopropylessigsäure), C 4 H„-COOH, im 
Wurmfarnöl (?), Cypressenöl, Citronellöl, Öl vom Cymbopogon 
javanensis, Hopfenöl, Öl von Persea pubescens, Lorbeerblätteröl, 
Öl aus den Früchten von Pittosporum undulatum, Geranium- 
öl (?), Senegawurzelöl, Kakaoöl, Niaouliöl, Öl von Eucalyptus 
goniocalyx, E. paludosa und E. saligna, Meisterwurzöl, im Holz 
von Goupia tomentosa 1 ), Lavendelöl (?), amerikanischen Pfeffer- 
minzöl, Krausem inzöl, Öl von Monarda f/stu/osa, Thymus masti- 
china, Tabaköl, Baldrianöl, mexikanischen Baldrianöl, Kesso- 
wurzelöl und Wermutöl, Schafgarbenöl und Öl von Artemisia 
frig/da. 

Methyläthylessigsäure, C 4 H 9 -COOH, im unechten Cham- 
pacaöl, im Öl von Michel ia longifolia, im Angelicawurzelöl 
und Kaffeeöl. 

n - Hexylsäure, Capronsäurc, C s H 1:L -COOH, im Wurm- 
farnöl (?), Öl von Juniperus phoenicea, Himalaya-Cedernöl, 
Lemongrasöl, Palmarosaöl, Campheröl, Lorbeerblätteröl (?), Apfelöl, 
Kakaoöl, Öl von Amomls jamaicensis, Bärenklauöl, PastinacÖl, 
im Holz von Goupia tomentosa*-), Lavendelöl, Öl von Monarda 
fistulosa und Öl aus den Früchten von Morinda citrifolia. 

n-Heptylsäure, Önanthsäure, C 8 H ia ■ COOH, im Himalaya- 
Cedernöl, Calmuskrautöl, Hopfenöl, Ol von Persea pubescens 
und Artemisia frigida. 

l ) Siehe Anmerkung auf Seite 627. 



Säuren. 629 

n-Octylsäure, Caprylsäure, C,H ls -COOH, im Wurmfarn- 
Öl (?), Öl von Cupressus torulosa, Cryptomeria japonica, Andro- 
pogon ivarancusa, Cympobogon favanensis, C. sennaarensis (?), 
Hopfenöl, Muskatnußöl, Campheröl, Apfelöl, süßen Pomeranzen- 
schalenöl, Öl von Murraya exotica var. ovatifolia (?), Kakaoöl, 
amerikanischen Poleiöl, Öl aus den Früchten von Morinda citri- 
folia, Öl von Artemisia herba-alba und A. frigida (?). 

n-Nonylsäure, Pel argonsäure, C 8 H 17 COOH, im Wurm- 
farn- und Hopfenöl. 

n-Decylsäure, Caprinsäure, C 9 H 19 -COOH, Nadeln vom 
Smp. 31°, im Öl von Chamaecyparis Lawsoniana, Andropogon 
ivarancusa, Cymbopogon sennaarensis (?), Lemongrasöl, Hopfen- 
öl, Kobuschiöl, Öl von Fagara xanthoxyloides, Kakaoöl, Bären- 
klauöl, amerikanischen Poleiöl, Kamillenöl und Öl von Artemisia 
herba-alba. 

n-Undecylsäure, C 10 H 21 COOH, Schuppen vom Smp. 28,5°, 
im Öl von Artemisia frigida. 

n-Duodecylsäure, Laurinsäure, C u H ag -COOH, Nadeln 
vom Smp. 43,6°, im Öl von Cupressus torulosa, Campheröl, 
Lorbeerbeerenöl, Pichurimbohnenöl, Öl von Psoralea bitumi- 
nosa (?), im Holz von Goupia tomentosa 1 ) und im Bärenklauöl. 

n-Tetradecylsäure, Myristinsäure, C ig H s , - COOH,. Kristall- 
blättchen vom Smp. 53,8°, im Muskatnußöl, Öl von Blumea 
balsamifera (?) und im Iriswurzelöl. 

n-Hexadecylsäure, Palmitinsäure, C 15 H 31 - COOH, Kristall- 
schuppen vom Smp. 62°, im Vetiveröl, Öl von Andropogon ivaran- 
cusa, Cymbopogon sennaarensis, Gagelöl, kanadischen Schlangen- 
wurzelöl, Öl von Ficaria ranunculoides, japanischen Sternanisöl, 
Öl der Samen von Monodora grandiflora, Öl von Cinnamomum 
g/andu/iferum, Öl aus den Früchten von Pittosporum undula- 
tum, Murraya /(oenigii, M. exotica var. ovatifolia, Xanthoxylum 
piperitum, Myrrhenöl, Cascarillöl, Moschuskörneröl , Pimentöl, 
Selleriesamenöl, Petersiliensamenöl, Meisterwurzöl, Möhrenöl, Öl 
von Micromeria Chamissonis, Öl aus den Stengeln und Blättern 
von Tagetes patula, Eberwurzöl, Arnikablütenöl, Wermutöl, Öl von 
Blumea balsamifera (?) und Chrysanthemum cinerariaefoliumtf). 

*) Siehe Anm. auf S. 627. 



630 Hauptbestandteile der ätherischen Öle. 

n-Octodecylsäure, Stearinsäure, C 17 H 86 ■ COOH, Blättchen 
vom Smp. 69,2°, im Himalaya-Cedernöl und Cascarillöl. 

Ungesättigte Säuren sind nur selten beobachtet worden. 
Es kommen vor: 

Methacrylsäure, CH ä : C(CH 8 ) • COOH , lange Prismen 
vom Smp. 15 bis 16°, Sdp. 160,5°, wahrscheinlich im Römisch 
Kamillenöl. 

Angelicasäure, CH 3 • CH : C(CH) 8 ■ COOH , Smp. 45 bis 45,5 °, 
Sdp. 185°, im Destillationswasser des Angelicawurzelöls und im 
Römisch Kamillenöl. 

Tiglinsäure, CH S - CH : C(CH g ) • COOH, Smp. 64,5°, Sdp. 1 98,5°, 
im Geraniumöl. 

Isopropyliden essigsaure, /?-/?- Dimethylacrylsäure (CH S ) 2 
C: CH-COOH, im Meisterwurzöl. 

Citroncllsäure, C 9 H 17 • COOH, im Java-Citronellöl, Aburachan- 
öl (?) und Öl von Barosma pulchellum; d-Citronellsäure im Öl 
von Pelargonium graveolens, i-Citronellsäure im Campheröl. 

Ölsäure, C 8 H 17 ■ CH : CH • (CH a ), - COOH, Nadeln vom 
Smp. 14°, Sdp. 223° (10 mm), im Irisöl und Kobuschiöl. 

Von Oxysäuren sind nachgewiesen worden: 

Oxymyristinsäure, C 14 H 28 3 , perlmutterglänzende Blättchen 
vom Smp. 51°, im Sabadillsamenöl und Angelicasamenöl. 

Oxypentadecylsäure, C ls H g0 O 8 , Mädelchen vom Smp. 84°, 
im Angelicawurzelöl und vielleicht im japanischen Angelicaöl. 

Nur ein einziges Mal hat man eine zweibasische Säure 
als natürlichen Bestandteil eines ätherischen Öls gefunden, 
nämlich 

Bernsteinsäure, COOH • CH 2 CH a ■ COOH, im Holz von 
Goupia tomentosa. 

Teresantalsäure,C 10 H 14 O 2 , ist eine hydriert-cyclische Säure, 
Smp. 157°, [«]„— 70°24' (in 25°/oiger Lösung); sie kommt im 
Sandelholzöl vor. 

Von aromatischen Säuren sind zu nennen: 
Benzoesäure, C 6 H 6 • COOH, glänzende Blättchen vom 
Smp. 121,4°, Sdp. 249° bei 760 mm, ist im Vetiveröl, Tuberosen- 



Säuren. 631 

blütenöl, Hyazinthenöl, Champacaöl, Ylang-Ylangöl, Zimtblätteröl, 
Öl von Ocotea pretiosa, Cassiaöl, Wildkirschenrindenöl, Öl von 
Daviesia Iatifolia, NeroKöl, Tolubalsamöl und Nelkenöl gefunden 
worden. 

Phenylessigsäure, C„H 6 ■ CH 2 - COOH, dünne Blättchen vom 
Smp. 76,5°, Sdp. 265,5°, kommt im Neroliöl und japanischen 
Pfefferminzöl vor. 

Zimtsäure, C 8 H,.CH : CH-COOH, Smp. 133°, Sdp. 300°, 
findet sich im öl von Alpinia galanga, A. nutans (?), Kaempferia- 
öl, Xanthorrhoeaharzöl, Storaxöl, amerikanischen Storaxöl, Cassia- 
öl, Perubalsamöl, WartaraÖl und Öl von Melaleuca bracteata. 

Allozimtsäure ist im Öl von Alpinia malaccensis nach- 
gewiesen worden. 

Salicylsäure, HO-CeH^COOH, Smp. 155 bis 157°, ist als 
Methylester außerordentlich verbreitet (s. S. 634), ist aber außer- 
dem noch im Spicewoodoil , Calycanthusöl (?), Ylang-Ylangöl, 
Cassiaöl-, Öl von Pittosporum undulatum, Goldlackblütenöl, im 
amerikanischen Poleiöl, Öl von CoIHnsonia anisata, Solidago 
nemoralis, Wermutöl und Schafgarbenöl nachgewiesen worden. 

Anissäure, p-Methoxybenzoesäure, CHg-O-CjH^-COOH, 
Smp. 184°, findet sich in der Tahiti -Vanille und ist in allen 
Ölen anzutreffen, die, wie Anisöl, viel Anethol enthalten, aus 
dem sie durch Oxydation entsteht. 

Veratrumsäure, (CH,-0),C,H,-COOH + H 2 0, Smp. 179,5 
bis 181°, ist im Sabadillsamenöl gefunden worden. 

Methyläthercumarsäure, Methyl-p-cumarsäure, p-Methoxy- 
zimtsäure, CH 3 - O - C 9 H 4 • CH : CH-COOH, kommt als Äthylester 
im Kaempferiaöl vor. 

Piperonylsäure, C e H 3 Q>CH a • COOH, ist im Campheröl 
enthalten, Sedanonsäure, o-Valeryl-^'-tetrahydrobenzoesäure, 
C 1S H 1S 3 , im Wurzelöl von Cnidlum officinale, Trimethyl- 
gallussäure, C x0 H 13 O a , im Öl von Boronia pinnata und 
Ambrettolsäure, Hexadecen-7-ol-16-säure-(l), Ci 6 H 30 O 3 , im 
Moschuskörneröl. 



632 Hauptbestandteile der ätherischen Öle. 



Ester. 

Ester finden sich in fast allen ätherischen Ölen, für 
deren Geruch sie oft von wesentlicher Bedeutung sind; auch 
in der Parfümerie spielen sie wegen ihres meist angenehmen 
Aromas eine große Rolle. Als Beispiele besonders esterreicher 
Öle seien Bergamottöl, Lavendelöl, Geraniumöl, sibirisches 
Fichtennadelöl und Römisch Kamillenöl genannt; vereinzelt be- 
stehen die Öle auch fast nur aus Estern, wie z. B. die unter 
dem Namen Wintergrünöl bekannten Destillate von Gaultheria 
procumbens und Befula lenta, die etwa 99 °/o Methylsalicylat 
enthalten. Der Machweis der Ester ist mit Ausnahme der- 
jenigen, die bei gewöhnlicher Temperatur fest sind und sich 
deshalb ohne Schwierigkeit isolieren lassen, nicht immer leicht. 
Charakteristische Derivate, wie sie für Alkohole, Ketone und 
Kohlenwasserstoffe bekannt sind, gibt es hier nur ausnahms- 
weise, so daß man auf die fraktionierte Destillation und Cha- 
rakterisierung der Verseifungsprodukte angewiesen ist. Dazu 
kommt, daß die Siedetemperaturen von verschieden zusammen- 
gesetzten Estern oft sehr nahe beieinanderliegen, so daß eine 
Trennung durch Fraktionieren nicht möglich ist. Eine weitere 
Schwierigkeit ist die, daß sich viele Ester bei der Destillation 
unter gewöhnlichem Druck zersetzen, einige sogar schon bei 
vermindertem Druck. 

Synthetisch sind sie fast immer leicht zugänglich. Eine sehr 
gebräuchliche Methode besteht darin, daß man in die eventuell 
mit einem geeigneten Lösungsmittel verdünnte Mischung der 
Komponenten trocknen Chlorwasserstoff einleitet. In vielen 
Fällen ist dieses Verfahren aber wegen der Empfindlichkeit 
mancher Säuren und Alkohole gegen Chlorwasserstoff nicht 
anwendbar. Man kann dann dadurch zum Ziel kommen, daß 
man Jodalkyl auf das Silbersalz der Säure einwirken läßt, oder 
daß man von den Alkoholaten ausgeht und diese mit den 
Anhydriden oder Chloriden der Säuren umsetzt. Oft genügt 
auch schon einfaches Kochen des Alkohols mit dem Säure- 
anhydrid; so kann man beispielsweise viele Alkohole quantitativ 
in die Acetate überführen, indem man sie mit Essigsäureanhydrid 
unter Zusatz von etwas wasserfreiem Natriumacetat kocht. 



Ester. 633 

Methylbenzoat. 

C 8 H s 2 . Mol.-Gew. 136. 
C a H 6 .CO-O.CH 8 . 

Der auch unter dem Namen Niobeöl bekannte Benzoesäure- 
methylester kommt im Ylang-Ylangöl und Cotorindenöl vor und 
vielleicht auch im Nelkenöl und im Tuberosenblütenöl. Er bildet eine 
farblose, optisch inaktive Flüssigkeit von kräftigem, angenehmem 
Geruch. Sdp. 199,2° (746,4 mm); d „ 1,1026*); d$fc 1.0942 3 ). 

Im Laboratorium von Schimmel $ Co. wurden folgende 
Konstanten beobachtet: d 16 . 1,0935 bis 1,0955, n D20 „ 1,515 bis 1,518, 
löslich in 4 Vol. 60- und in 1,5 Vol. 70°/oigen Alkohols. 

Charakteristisch für Benzoesäuremethylester ist, daß er 
mit Phosphorsäure eine kristallinische Verbindung bildet 8 ); die 
Benzoate der homologen Alkohole zeigen diese Eigenschaft nicht. 

Methylbenzoat wird als Ersatz für Nelkenöl in der Mikro- 
skopie 4 ) empfohlen. 

Methylcinnamat. 

Ci H 10 O 2 . Mol.-Gew. 162. 
C 6 H 6 -CH:CHCOO-CH 8 . 

Methylcinnamat oder Zimtsäuremethylester ist im Öl der 
Wurzeln von Alpinia galanga, im Öl der Wurzeln und der 
Blätter von Alpinia malaccensis, im Wartarasamenöl und im 
Öl von Ocimum canum gefunden worden. 

Zimtsäuremethylester bildet eine bei gewöhnlicher Tem- 
peratur feste Substanz von eigentümlichem, intensivem Geruch. 
Seine Eigenschaften sind: Smp. 33,4°, Sdp. 263° 5 ). — Smp. 36°, 
Sdp. 259,6°, df.- 1,0415"). 

Schimmel 85 Co. 7 ) beobachteten an Zimtsäuremethylester 
aus Wartaraöl: Smp. 36° und Sdp. 256° (745 mm), und an 
technischen Präparaten eigener Fabrikation: Smp. 34 bis 36°, 

*) Kopp, Liebigs Annalen 94 (1855), 307, 309. 

ä ) Perkin, Journ. ehem. Soc. 69 (1896), 1174. 

«) Raikow, Chem. Ztg. 24 (1900), 368. 

*) P.Mayer, Zeitschr.f.wissensch.Mikrosk.u.mikrosk.Technik33(1916), 1. 

5 ) Anschütz u. Kinnicutt, Berl. Berichte 11 (1878), 1220. 

6 ) Weger, Liebigs Annalen 221 (1883), 74. 

') Bericht von Schimmel § Co. April 1901, 62. 



634 Hauptbestandteile der ätherischen Öle. 

df£ 1,066 bis 1,069, dffl 1,070 bis 1,073, n DM . 1,565 bis 1,569, 
n D40 „ 1,563 bis 1,566. 

Zimtsäuremethylester löst sich leicht in den gewöhnlichen 
organischen Lösungsmitteln, ebenso in Olivenöl und in Paraffinöl ; 
von 70°/oigem Alkohol sind 2 bis 4 Vol. bei einer Temperatur von 
30 bis 40 zur Lösung erforderlich. Bei 20° löst es sich in etwa 7 Vol. 

Methylsalicylat. 

C 8 H 8 3 . Mol.-Gew. 152. 

0H-C 6 H 4 .C0-0-CH s> 

Methylsalicylat (Salicylsäuremethylester, künstliches Winter- 
grünöl) gehört zu den wichtigsten Riechstoffen und ist wegen 
seiner antiseptischen Eigenschaften sehr geschätzt. Es ist 
seit langer Zeit bekannt und, wie sich im Laufe der Jahre 
herausgestellt hat, im Pflanzenreich außerordentlich verbreitet. 
Auch ist sein Vorkommen nicht auf einen bestimmten Pflanzen- 
teil beschränkt, vielmehr findet es sich bald hier, bald dort in 
den Pflanzen von der Wurzel bis zur Blüte. Es bildet den 
Hauptbestandteil des Gaultheria- und Birkenrindenöls und ist 
außerdem nachgewiesen im Tuberosenblütenöl (aus Pomade), im 
amerikanischen Wurmsamenöl, im Öl von Calycanthus occi- 
dentalis, im Ylang-Ylangöl, im Öl von Paliuris australis, im 
römischen und französischen Cassieblütenöl, im Rautenöl, Tee- 
öl, Nelkenöl, im Öl von Viola tricolor, der Wurzel von Viola 
odorata (?), sowie in den folgenden Pflanzen 1 ): Podocarpus 
chinensis, P. Nageia, Gnetum gnemon ß ovalifolium, Casta- 
nopsfs javanica, C. /'. var., C. Tungurrut, C. spec, Quercus 
spec. div., Q. bancana, Q. glandulifera, Q.Junghuhnii, Q. pseudo- 
moluccana, Q. spicata, Q. Teysmannii, Cecropia Schiedeana, 
Cinocephalus ovatus, C. suaveolens, C. spec, Urostygma 
acamptophyllum , Ficus elastica, F. Benjamina, F. B. 
var. crassinerve, F. annulata, F. geniculata, F. piiosa, F. p. 
var. chrysocannia, F. retusa var. nitida, F. xylophylla, Sloetia 
sideroxylon, Streblus mavritianus, Gironniera subaequalis, 

x ) Vgl. hierzu: van Romburgh, Verslag van 's lands plantentuin te 
Buitenzorg 1897, 37; 1898, 29; 1899, 49; 1901, 58; Kremers u. James, 
Pharm. Review 16 (1898), 100; Bericht von Schimmel § Co. Oktober 1899, 58 ; 
Tailleur, Compt. rend. 182 (1901), 1235. 



Ester. 635 

Myristica intermedia, Unona discolor, Uvaria ovalifolia, 
V. sphaerocarpa, Mithridatea tanburissa, Cinnamomum iners, 
Nectandra angustifolia, Lindera benzoin, Parinarium spec, 
Photinia serrata, Rubus sundaicus, Spiraea ulmaria, Connarus 
spec, Acacia intsia, A. pluricapitata, A. sarmentosa, A. tener- 
rima, A. mimosoides, Albizzia rufa, Bauhin ia sumatrana, 
B. pyrrhaneura, Dalbergia Jaherrii, Guilandina Bonduc, 
Papilionaiea mont Salak, Phanera Junghuhniana, Spatholobus 
ferrugineus, Caesalpinia bonducella, Mucuna gigantea, Jbry- 
throxylon coca, E. bolivianum, Canarium spec, Garuga spec, 
Cipadessa subscandens, Polygala senega, P. s. var. latifolia, 
P. Baldwini, P. variabilis, P. javana, P. oleifera, P. serpyllacea, 
P. calcarea, P. vulgaris, Epirixanthes elongata, E. cylindrica, 
Adenocrepis javanica, Antidesma diandrum, Agyneia multi- 
flora, A. spec, Baccaurea spec, Cyclostemon macrophyllus, 
Bridelia tomentosa, B. amoena, B. glauca, B. ovata, B. zey- 
lanica, Croton ochrescens, Daphniphyllum glaucescens, Mappa 
longestipulata, Mecostylis acalyphoides, Melanthesa racemosa, 
M. rhamnoides, M. virgata, Phyllanthus littoralis, Rottlera 
glaberrima, R. piliuscula, R. dispar, Elateriospermum Tokbrai, 
Cluytia oblongifolia, Leiocarpus arboreus, L. spec, Pierardia 
dulcis, P. spec div., Phyllanthus zeylanicus, Sphenodesme 
Wallichiana, Trewt'a spec, Mangifera spec, Semecarpus spec, 
Turpinia sphaerocarpa, T. spec, Capura alata, Salacia polyantha, 
Colubrina nepalensis, Ventiloga oblongifolia, Zizyphus spec, 
Leea aculeata, Vitis coffeocarpa, V. Linnaei, Harpullia imbricata, 
H. spec, Meliosma pendula, Mischocarpus fuscescens, Elaeo- 
carpus resinosus, Wormia triquetra, Thea chinensis, T. cochin- 
chinensis, Calpandria lanceolata, fiydnocarpus Wightiana, 
H. alpina, ff. venenata, Scolopia Roxburghii, Taraktogenos 
Blumei, Alsodeia cymulosa, Viola tricolor, ffomalium tomen- 
tosum, ff. javanicum, Carallia symmetria, Memecylon spec. 
Nania vera, Barringtonia rubra, B. spicata, B. spec div., 
Monotropa hypopitys, Gaultheria fragrantissima, G, Ieuco- 
carpa, Ardisia humilis, A. lurida, A. fuliginosa, A. macro- 
phylla, A. purpurea, A. reclinata, A. sanguinolenta, A. speciosa, 
Sideroxylon obovatum, Diospyros aurea, D. cauliflora, D. acu- 
minata, D. Gardnerf, Symplocos spec div., 5. fascicufata, 
Chionanthus elliptica, C, latifolia, C. montana, C. ramiflora, 



636 Hauptbestandteile der ätherischen Öle. 

C. spec, Allamanda Jiendersoni, Chilocarpus densiflorus, 
C. denudatus, Melodinus laevigatus, M. orientalis, Landolphia 
Watsonii, Aistoni a angustifolia, A. Hoedti, A. macrophylla, 

A. villosa, A. spec, Hunteria corymbosa, Rauwolfia specta- 
bilis, Cryptolepis laxiflora, Marsdenia tenacissima, Cordia 
asperrima, Callicarpa hexandra, C. pentandra, Vitex Loureirii, 
V. pubescens, BignoniaChamberlaynii , B.exoleta, B.bras iliensa, 

B. velutina, Lagaropyxis gigantea, L. Lobbii, Millingtonia 
hortensis, Spathodea caudata, S. campanulata, S. falcata, 
S. stipulata, Stereospermum fimbriatum , S. suaveolens, 
Tecoma stans, T. mexicana, Hexacentris cocc/nea, Nycto- 
calos brunfelsiaeflorus, Thunbergia grandiflora, Canthium 
palembanicum, C. spec, Gardenia Fitzalani, G. Schoemannii, 
Nauclea spec, N. fagifolia, N. polycephala, Pavetta angusti- 
folia, P. arborea, P. barbata, P. grandiflora, P. g. var. lutea, 
P. g. var. aurantiaca, P. littorea, P. longiflora, P. rosea, 
P. paludosa, P. longipes, P. spec, Petunga variabilis, P. spec, 
Psychotria celastroides, P. robusta, P. undata, Wendlandia 
spec, Anthocephalus cadamba, Coffea densiflora, C. lepido- 
phloia, C. liberica, C. stenophylla, Griffithia acuminata, 
G. eucantha, Mussaenda frondosa, M. officinalis, M. rufinervia, 
Polyphragmon spec, Randia densiflora, R. dumetorum, R. uli- 
ginosa, Sarcocephalus subditus, Scyphostachys coffeoides, 
Viburnum sundaicum, Stifftia chrysantha und Vernonia arborea. 

Der Ester kommt gewöhnlich nicht fertig gebildet, sondern 
als Glucosid in den Pflanzen vor, so z. ß. im Monotropa hypo- 
pitys, im Kraute von Gaultheria procumbens und in der Birken- 
rinde als Gaultherin, aus dem er erst durch fermentative 
Spaltung freigemacht wird. Das geht u. a. daraus hervor, daß 
bei diesen Materialien die Ausbeuten an Methylsalicylat ganz 
bedeutend steigen, wenn man sie vorher mehrere Stunden mit 
Wasser durchfeuchtet stehen läßt. Bei vielen hierher gehörigen 
Pflanzen enthält das Destillat aus frischem Material überhaupt 
keinen Salicylsäuremethylester. 

Künstlich erhält man den Ester durch Erhitzen von Methyl- 
alkohol und Salicylsäure bei Gegenwart von konzentrierter 
Schwefelsäure. Von der Firma Schimmel $ Co. wird das 
Produkt seit däm Jahre 1886 im Großen dargestellt und als 
künstliches Wintergrünöl in den Handel gebracht. 



Ester. 637 

Methylsalicylat bildet eine farblose, optisch inaktive Flüssig- 
keit von starkem, eigentümlichem Geruch; über seine sonstigen 
Eigenschaften liegen folgende Beobachtungen vor: Sdp. 217° 
(730 mm) 1 ); Sdp. 223,7° (korr.), d . 1,1969, d 19 „ 1,1819*); Smp. 
— 8,3° s ); Sdp. 222,2° (korr.), d 4 „ 1,1992, d 15 . 1,1890*). 

An technischen Präparaten eigener Fabrikation ermittelten 
Schimmel § Co^ d 16 „ 1,188 bis 1,191, n D20 „ 1,535 bis 1,538, 
löslich in 6 bis 8 Vol. 70°/oigen Alkohols. 

Methylsalicylat löst sich in mäßig konzentrierter Kalilauge 
zu leichtlöslichem Estersalz (Kaliummethylsalicylat) und kann 
aus dieser Lösung durch verdünnte Säuren unverändert wieder 
abgeschieden werden. Mit Natronlauge fällt schwerlösliches 
Natriummethylsalicylat aus. Beim Erwärmen mit überschüssigem 
Alkali werden beide Estersalze verseift, und nunmehr wird auf 
Säurezusatz Salicylsäure abgeschieden. 

Charakteristisch für Salicylate ist die mit Eisenchlorid ent- 
stehende Violettfärbung. 

Die Gelbfärbung, die der Salicylsäuremethylester bei Auf- 
bewahrung im Tageslicht erleidet, ist vielleicht auf die Bildung 
von p-Chinoncarbonsäuremethylester zurückzuführen 8 ). 

Äthylacetat. 

C 4 H s 2 . Mol.-Gew. 88. 

CH 3 -CO.O.C 2 H 5 . 

Das Vorkommen von Äthylacetat (Essigester) in ätherischen 
Ölen ist bisher noch nicht festgestellt worden. Es existiert nur eine 
Beobachtung von Göppert 6 ), wonach die Blumen von Magnolia 
fuscata, besonders die schon abgefallenen Blumenblätter, einen 
dem Äthylacetat täuschend ähnlichen Geruch entwickeln sollen. 
Dieses technisch und vor allem pharmazeutisch wichtige Produkt 
ist daher für den Riechstoffchemiker nur von untergeordneter Be- 
deutung und soll aus diesem Grunde hier nur kurz beschrieben 



*) Schreiner, Liebigs Annalen 197 (1879), 17. 

*) Kopp, ebenda 94 (1855), 301, 302. 

•) v. Schneider, Zeitschr. f. physlk. Chem. 22 (1897), 233. 

*) Perkin, Joum. chem. Soc. 69 (1896), 1187. 

*) Gibbs, Williams u. Pratt, Philippine Journ. of Sc. 7 (1912), A. 79. 

8 ) Liebigs Annalen 111 (1859), 127. 



638 Hauptbestandteile der ätherischen Ole. 

werden: Essigester ist eine klare, neutrale Flüssigkeit von er- 
frischendem Geruch. Er siedet bei etwa 76° und hat bei 15° ein 
spez. Gewicht von 0,90 bis 0,91. Er ist mit den gewöhnlichen 
organischen Lösungsmitteln in jedem Verhältnis klar mischbar 
und seinerseits ein gutes Lösungsmittel für viele Substanzen. 
18 Teile Wasser lösen 1 Teil Essigester und anderseits 28 Teile 
Essigester 1 Teil Wasser. 

Äthylbenzoat. 

C 9 H 10 O 2 . Mol.-Gew. 150. 
C 8 H 6 .CO-0-C a H 5 . 

Ein Vorkommen des Benzoesäureäthylesters in der Natur hat 
man bisher nicht beobachtet Der Geruch ist ähnlich dem des 
Methylesters, nur etwas milder. Die Konstanten sind: Sdp. 21 1,2° 
(729 mm), d ie . 1,0502 *); Sdp. 212,9° (745,5 mm) 2 ). 

An eigenen, im Großbetrieb hergestellten Präparaten be- 
obachteten Schimmel $ Co.: d 18 . 1,0515 bis 1,0536, n D20o 1,50501 
bis 1,50790, löslich in 7,5 Vol. 60- und 2 Vol. 70°/oigen Alkohols. 

Athylsalicylat. 

C 9 H 10 Cy Mol.-Gew. 166. 
OH-C 6 H 4 .COO-C 2 H 6 . 

Salicylsäureäthylester bietet nur insofern Interesse, als er 
in der Parfümerie Verwendung findet; in ätherischen Ölen 
hat man ihn noch nicht angetroffen. Er ist eine farblose, 
etwas schwächer als Wintergrünöl riechende Flüssigkeit, für 
die Perkin 3 ) folgende Eigenschaften angibt: Sdp. 233,5 bis 
234,0° (korr.), d 15 „ 1,1372. Schimmel 8j Co. fanden: Sdp. 234 
bis 235° (743 mm), 91° (5 mm), d„. 1,1352, n D20 . 1,52338, d 18 . 1,1345 
bis 1,1363, n D80 „ 1,521 29 bis 1,52381, löslich in 4 Vol. 80°/oigen 
Alkohols. 

Durch starkes Abkühlen kann er zum Erstarren gebracht 
werden und schmilzt wieder bei + 1,3°*). 

*) Litinemann, Liebigs Annalen 160 (1871), 208. 

2 ) Kopp, ebenda 94 (1855), 309. 

*) Journ. ehem. Soc. 69 (1896), 1176. 

*)v. Schneider, Zeitschr. f. physäk. Chem. 19 (1896), 158. 



Ester 639 

Athylcinnamat. 

C U H 1S S . Mol.-Gew. 176. 
C H 6 • CH : CH • CO • O • C 2 H 5 . 

Der Zimtsäureäthylester gehört zu den selteneren Bestand- 
teilen ätherischer Öle, sein Vorkommen ist auf Kaempferiaöl, 
Storaxöl und Sannaöl von Hedychium spicatum beschränkt. 
Synthetisch erhält man ihn durch Einleiten von trocknem Chlor- 
wasserstoffgas in die alkoholische Lösung von Zimtsäure. Er 
bildet eine angenehm riechende, optisch inaktive, bei niederer 
Temperatur erstarrende Flüssigkeit von folgenden Eigenschaften: 
Smp. 12 D1 ); Sdp. 271° 2 ); d „ 1,0656, d 20<t ,„ 1 ,0498 s ). — Sdp. 195,5° 
(103 mm), d 15 „ 1,0546*). 

Schimmel 8j Co. beobachteten an technischen Produkten: 
d 18 . 1,053 bis 1,055, n D20 . 1,559 bis 1,561, löslich in 4 bis 7 Vol. 
70°/oigen Alkohols. 

Amylsalicylat. 

C lä H ia O s . Mol.-Gew. 208. 

OH-C 8 H 4 -CO-0-C 5 H u - 

Der auch unter dem Namen Orchidee, Trefle oder 
Trefol bekannte Salicylsäureisoamylester ist zwar kein Bestand- 
teil ätherischer Öle, findet aber in der Parfümerie vielfach Ver- 
wendung und soll deswegen auch hier erwähnt werden. Er 
bildet eine farblose bis gelbliche Flüssigkeit, deren stark aro- 
matischer Geruch an den des Klees und mancher Orchideen 
erinnert. 

An selbst hergestellten Präparaten ermittelten Schimmel 
§ Co.: Sdp. 276 bis 277° (743 mm), 151 bis 152° (15 mm), 
d 16 „ 1,049 bis 1,056, c B schwach rechts, bis -+- 2°50', n D20 „ 1,505 
bis 1,508, löslich in etwa 3 Vol. 90% igen Alkohols. 

Der Ester ist nicht ganz leicht verseifbar; um ihn quantitativ 
zu spalten, muß man ihn mit einem gehörigen Überschuß an 



*) Wegener, Privatmitteilung von Friedländer, Liebigs Annalen 221 
<1883), 75. 

s ) Anschütz u. Kinnicutt, Berl. Berichte 11 (1878), 1220. 
") Kopp, Liebigs Annalen 95 (1855), 320.. 
*) Perkin, Journ. ehem. Soc. 69 (1896), 1228. 



640 Hauptbestandteile der ätherischen Öle. 

Alkali 2 Stunden auf dem Wasserbade erhitzen, was übrigens 
auch bei den andern Salicylsäureestern empfehlenswert ist. 

Außer als Riechstoff benutzt man Amylsalicylat auch als 
Fixierungsmittel für feinere Gerüche. Auch therapeutisch ist es 
mit Erfolg bei rheumatischen Affektionen verwendet worden 1 ). 



Von den Amylestern der niederen Fettsäuren kommen 
vor: das Formiat im Apfelöl, das Acetat im Bananen-, Apfel-, 
Kakao- und Angophoraöl, das Propionat und Butyrat im 
Kakaoöl, das Capronat und Caprylat im Apfelöl. 

n-Butylbutyrat ist in einigen Eucalyptusölen, z. B. in dem 
von E. Perriniana enthalten. 

Linalylacetat. 

C 13 H 20 O 2 . Mol.-Gew. 196. 
CH 8 .CO-O.C 10 H 17 . 

Linalylacetat, der wertvollste und charakteristische Bestand- 
teil des Bergamottöls und Lavendelöls, ist auch sonst in äthe- 
rischen Ölen ziemlich verbreitet Außer in den beiden genannten 
Ölen hat man es bisher gefunden im kanadischen Schlangen- 
wurzelöl (?), Öl von Cälycanthus occidentalis, Ylang-Ylangöl (?), 
Sassafrasblätteröl, Rindenöl von Cinnamomum pedatinervium, 
Pfirsichöl, Öl von Skimmia laureola, Petitgrainöl, Citronenöl, 
Neroliöl, italienischen Limettöl, Ammoniacgummiöl (?), Öl von 
Amomis jamaicensis, Jasminöl, Muskateller Salbeiöl (?), Öl aus 
den Blättern von Mentha citrata, M. aquatica, Thymus mastichina, 
Gardeniaöl und Esdragonöl (?). 

Wegen der leichten Veränderlichkeit und Zersetzlichkeit 
sowohl des Linalools als auch des Linalylacetats ist die künst- 
liche Darstellung des Esters nicht ganz leicht und gelingt z. B. 
nur sehr unvollkommen auf dem gewöhnlichen Wege der Ace- 
tylierung, da sich das Linalool hierbei teils zersetzt, teils in 
Terpineol, Geraniol und Nerol umlagert. Ein reines Linalyl- 
acetat erhält man nach Tiemann*) durch Umsetzung von 
Linaloolnatrium mit Essigsäureanhydrid. 

*) Nach Pharm. Zentralh. 43 (1902), 637. 
s ) Berl. Berichte 31 (1898), 839. 



Ester. 641 

Linalylacetat ist eine farblose, angenehm nach Bergamott- 
öl riechende Flüssigkeit, deren optische Drehung je nach der 
des angewandten Linalools rechts oder links ist. Hesse und 
Zeitschel 1 ) fanden bei einem nach der Tie mann sehen 
Methode dargestellten Linalylacetat: Sdp. 96,5 bis 97° (10 mm), 
115 bis 116° (25 mm), etwa 220° unter Zersetzung (762 mm), 
d 15 . 0,913, [ah— 6°35', Estergehalt 97,6 °/o. 

An technischen Präparaten wurde festgestellt: d 15 „ 0,900 
bis 0,912, « D je nach Drehung des angewandten Linalools links 
oder rechts, n Dao . 1,451 bis 1,457, Estergehalt bis zu 100 °/o, 
löslich in 3 bis 5 Vol. 70 °/oigen Alkohols. 



Linalylbutyrat ist ein Bestandteil des Lavendelöls. 

Geranylformiat- 

c n H is°2' Mol.-Gew. 182. 
HCO-O-C 10 H 17 . 

Dieser — wahrscheinlich im Geraniumöl enthaltene — Ester 
bildet sich schon bei längerem Stehen einer Auflösung von 
Geraniol in kristallisierter Ameisensäure 2 ), besser noch unter 
Zusatz einer geringen Menge Mineralsäure 3 ). Nach Tiemann 
(Ioc. cit.) siedet der Ester bei 113 bis 114° (15 mm), nach 
Bertram bei 104 bis 105° (10 bis 11 mm). 

Schimmel &j Co. fanden für Handelspräparate mit etwa 
91°/o Ester: d 15 . 0,924 bis 0,925, « D + 0°, n DM . 1,461 bis 1,465, 
löslich in 10 Teilen 70°/oigen Alkohols und mehr. 

Der Ester neigt, wie alle Formiate, sehr zur Zersetzung. 

Geranylacetat. 

C 1B H 20 O 2 . Mol.-Gew. 196. 

OVCO-O-C^H,,. 

Ebenso wie Linalylacetat kommt auch Geranylacetat ziem- 
lich häufig in ätherischen Ölen vor. Es bildet den Hauptbestand- 
teil des Öles von Darwinia fascicularis und wurde außerdem 



*) Journ. f. prakt. Chem. II. 64 (1901), 256. 

*> Tiemann u. Schmidt, Berl. Berichte 29 (1896), 907, Anm. 

*> Bertram, D.R.P. 80711. 

Gildemeister, Die ätherischen Öle. I. 41 



642 Hauptbestandteile der ätherischen Öle. 

gefunden im Öl von Callitris glauca, C. robusta, C. verrucosa, 
C. calcarata, C. rhomboidea, C. Drummondii, C. arenosa (?), 
C intratropica (?), C. tasmanica (?), Actinostrobus pyramidalis, 
Ceylon-Citronellöl, Öl von Cymbopogon coloratus, Palmarosaöl, 
Lemongrasöl, Sassafrasblätteröl, Kuromojiöl, GeraniumöT (?), 
Petitgrainöl, Neroliöl, Öl von Boronia pinnata, Corianderöl, 
Öl von Eucalyptus Staigeriana, E. Macarthuri, E. acaciaeformis, 
E. dextropinea, E. acervula, E. Muelleri, E. regnans, E. urnigera, 
Angophora Bakeri, Darwinia grandiflora, Stenocalyx pitanga, 
Leptospermum Liversidgei und im Lavendelöl. 

Künstlich erhält man Geranylacetat durch Erhitzen von 
Geraniol mit Acetanhydrid und etwas entwässertem Natrium- 
acetat. Für ein so gewonnenes Produkt fanden Bertram und 
Gildemeister 1 ): Sdp. 242 bis 245° unter Zersetzung (764 mm), 
127,8 bis 129,2° (16 mm), d 16 . 0,9174, n D16 „ 1,4628. 

An technischen Präparaten eigener Fabrikation ermittelten 
Schimmel § Co.: d 15 „ 0,910 bis 0,918, a D + 0°, n D20 , 1 ,460 bis 
1,466, löslich in 5 bis 10 Vol. 70% igen Alkohols. 

Geranylacetat hat einen angenehmen, kräftigen Blumen- 
geruch, der dem des Linalylacetats verwandt ist. 



Geranylbutyrat ist enthalten im Öl von Boronia pinnata 
und Darwinia grandiflora (?), Geranylvalerianat im Öl von 
Angophora Bakeri. 

Citronellylformiat. 

CnH^CV Mol.-Gew. 184. 
HCO-O-C 10 H 19 . 

Der Ameisensäureester des Citronellols ist noch nicht in 
ätherischen Ölen aufgefunden worden. Er bildet sich leicht beim 
Kochen von Citronellol mit dem doppelten Volumen starker 
Ameisensäure 2 ) oder auch schon bei mehrtägigem Stehenlassen 
einer Lösung von Citronellol in wasserfreier Ameisensäure 3 ). 

Er ist eine leicht zersetzliche Verbindung, die nach Tiemann 
u. Schmidt (loc. cit.) bei 97 bis 100° (10 mm) siedet. 

1 ) Journ. f. prakt Chem. IL 49 (1894), 189. 

2 ) Walbaum u. Stephan, Bert. Berichte 33 (1900), 2307. 
a ) Tiemann u. Schmidt, Berl. Berichte 29 (1896), 907. 



Ester. 643 

An einem technischen Produkt mit 93,2 °/o Ester ermittelten 
Schimmel 8j Co.: d 16 . 0,9105, « D — 1°9', n D20 . 1,45111, löslich 
in 12,5 Vol. 70- und in 2,5 Vol. 80 °/oigen Alkohols. 

Citronellylacetat. 

C 12 H 29 O a . Mol.-Gew. 198. 
CH 8 -CO-O-C 10 H I9 . 

Citronellylacetat ist ein Bestandteil des Ceylon-Citronellöls, 
sowie vielleicht des Geraniumöls und Ammoniakgummiöls, doch 
ist das noch nicht mit Sicherheit festgestellt. Künstlich ist es 
leicht durch Behandeln von Citronellol mit Acetanhydrid zu 
erhalten. Es ist eine farblose Flüssigkeit mit angenehmem, 
schwach an Bergamottöl erinnerndem Geruch; es siedet unter 
15 mm Druck nach Naschold 1 ) bei 121,5°; Tiemann und 
Schmidt 2 ) geben folgende Eigenschaften an: Sdp. 119 bis 121° 
(15 mm), d 17i5 , 0,8928, [«]„„*. + 2,37°, n D1M , 1,4456. 

Im Laboratorium von Schimmel Sj Co. wurde gefunden: 
d 15 . 0,895 bis 0,901, a D — 1°15' bis +2° 18', n D20 . 1,44287 bis 
1,44891, Estergehalt 97 bis 100 °/o, löslich in 6 Vol. 70 °/oigen 
Alkohols. 

Citronellylbutyrat ist im Ceylon-Citronellöl enthalten. 

Benzylacetat. 

C 9 H 10 O 2 . Mol.-Gew. 150. 
OVCO-O-CrVCfrhL,. 

Benzylacetat ist ein Hauptbestandteil des Jasminblüten- und 
Gardeniaöls. Auch ist es im Ylang-Ylang-, im Hyazinthen- und 
im Shuei-Blütenöl von Jasminum odoratissimum enthalten. 

Künstlich kann der Ester auf verschiedene Weise gewonnen 
werden. Die einfachste Methode ist die Veresterung von Benzyl- 
alkohol mit Essigsäureanhydrid oder die Behandlung von Benzyl- 
alkohol mit Essigsäure bei Gegenwart von Schwefelsäure 3 ). 



*) Beiträge zur Kenntnis aliphatischer Terpenverbin düngen. Inaug.-Dissert. 
Göttingen 1896. S. 49. 

*) Beri. Berichte 29 (1896), 907. 

s ) Cannizzaro, Liebigs Annalen 88 (1853), 130. 

41 



644 Hauptbestandteile der ätherischen Öle. 

Wach Seelig 1 ) kocht man eine Mischung von Benzylchlorid, 
Eisessig und geschmolzenem Kalium- oder Natriumacetat 29 bis 
30 Stunden am Rückflußkühler, der mit einem Chlorcalciumrohr 
zur Abhaltung von Feuchtigkeit versehen ist. Tiemann 8 ) geht 
von Benzaldehyd aus, den er etwa 12 Stunden mit Zinkstaub 
und Eisessig am Rückflußkühler im Sieden enhält. 

Benzylacetat ist eine farblose, erfrischend nach Jasmin 
riechende Flüssigkeit, die nach Hesse und Müller*) zwischen 
215 und 216° siedet und die Dichte von 1,060 bei 15° hat. 

An technischen Produkten ermittelten Schimmel fy Co. 
folgende Konstanten: Sdp. 215° (760 mm), 95° (10 mm), 69° 
(4 mm); d 16 „ 1,060 bis 1,062; n Da0 „ 1,501 bis 1,504; Estergehalt 
98 bis 100 °/o; löslich in 2 Vol. 70°/oigem, 5 bis 6 Vol. 60 %igem, 
20 Vol. 50°/oigem, 70 Vol. 40°/oigem, 120 Vol. 35°/oigem und 
200 Vol. 30°/oigem Alkohol. 

Der durch Verseifung bestimmte Gehalt an Benzylacetat ist 
das hauptsächliche Kriterium für die Güte eines Präparats. Da 
bei der Herstellung Benzylchlorid verwendet werden kann, so 
muß auf Abwesenheit von gechlorten Produkten geprüft werden. 

Weil Benzylacetat auch in verdünntem Alkohol leicht löslich 
ist, ist es besonders geeignet für die Herstellung von Parfümerien 
mit niedrigem Alkoholgehalt. 



Benzylbenzoat. 

Ci*Hi*O a . Mol.-Gew. 212. 

C 6 H 6 .CO.O.CH 2 -C e H 6 . 

Ein wesentlicher Bestandteil des Cinnameins oder Peru- 
balsamöls ist der Benzoesäurebenzylester, der im übrigen nur 
noch im Tuberosenöl, Ylang-Ylangöl und Tolubalsamöl vor- 
kommt. 

Um den Ester darzustellen, löst man nach Claisen*) lV 2 g 
Natrium in der zur Lösung eben ausreichenden Menge Benzyl- 
alkohol, gibt 200 g Benzaldehyd zu und erhitzt einige Tage im 



"■) Journ. f. prakt Chem. 89 (1889), 162. 
s ) Berl. Berichte 1» (1886), 355. 
*> Ebenda 82 (1899), 744. 
*) Ebenda 20 (1887), 649. 



Ester. 645 

Wasserbade. Man säuert mit Eisessig an, fällt mit Wasser aus 
und destilliert. Wichtig ist hierbei, daß man ganz trockenen und 
frisch destillierten Benzylalkohol und Benzaldehyd verwendet 1 ). 

Benzylbenzoat bildet eine farblose, mit Wasserdampf schwer 
flüchtige, etwas dickliche Flüssigkeit von schwachem Geruch; 
bei niedriger Temperatur erstarrt es zu weißen, derben Kristallen, 
die bei etwa 20° wieder schmelzen. Claisen 2 ) gibt als Eigen- 
schaften an: Smp. 21°, Sdp. 323 bis 324°, d i8 „ 1,1224 (flüssig). 

Im Laboratorium von Schimmel 8j Co. wurde beobachtet: 
Smp. 19 bis 20°, Sdp. 156° (4,5mm), d M . 1,121 bis 1,125, n D30 .l,568 
bis 1,570, löslich in 10 bis 12 Vol. 80- und in 1,5 bis" 2 Vol. 
90°/oigen Alkohols. 

Benzylbenzoat findet in der Parfümerie ausgedehnte Ver- 
wendung als Fixierungs- und Lösungsmittel für andere, flüchtigere 
Gerüche; u. a. benutzt man es zur Herstellung konzentrierter 
Lösungen von künstlichem Moschus. 

Benzylcinnamat. 

C ia H 14 O ä . Mol.-Gew. 238. 
C 6 H S • CH : CH ■ CO • O • CH 2 ■ C e H fi . 

Der Zimtsäurebenzylester ist im Storaxöl, Tolubalsam und 
Perubalsam nachgewiesen worden. Künstlich erhält man ihn 
nach Grimaux 3 ) beim Kochen von Natriumcinnamat, Alkohol 
und Benzylchlorid am Rückflußkühler. Er bildet weiße, glänzende, 
aromatisch riechende Kristalle, die bei 39° schmelzen und sich 
bei etwa 350° zersetzen 4 ). Er bleibt unter Umständen auch bei 
einer Temperatur von 0° stundenlang flüssig; beim Erstarren 
geht der Ester in eine strahlige Masse von wachsartigem Aus- 
sehen über. 

Im Laboratorium von Schimmel $ Co. wurde an einem 
99,6 °/o Ester enthaltenden Präparate beobachtet: d=£ 1,1066 (über- 
schmolzen), Smp. 36°, Erstp. 34,5°, Sdp. 195 bis 196° (5 mm), 
löslich bei etwa 30° in 4 bis 6,5 Vol. und bei etwa 20° in 8 bis 
11 Vol. 90°/oigen Alkohols. 



*) Berkeley, Journ. ehem. Soc. 109 (1916), 522. 

ä ) Loc. cit 647. 

*) Compt. rend. 67 (1868), 1049. 

*) Grimaux, ebenda 1051. 



646 Hauptbestandteile der ätherischen Öle. 

Cinnamylciimamat. 

C 18 H 16 O a . MoL-Gew. 264. 

C e H 6 -CH:CH.CO-0-CH a -CH:CHC 6 H 6 . 

Der unter dem Namen Styracin bekannte Zimtsäurezimtester, 
C 18 H 16 O b , findet sich besonders im Storax und ist außerdem 
im Hyazinthenöl (?), Xanthorrhoeaharz, Perubalsam, Honduras- 
balsam und im Öl von Melaleuca bracteata (?) enthalten. 

Im reinen Zustande bildet er blendend weiße Kristall büschel, 
die bei 44° schmelzen 1 ), in Wasser unlöslich und in Alkohol 
ziemlich schwer löslich sind; mit Wasserdampf ist der Ester 
nur schwer flüchtig. 

Von Derivaten ist ein bei 151° schmelzendes Dibromid, 
C e H B -CH:CH-CO s ,Cri B -CHBr-CHBr.C 6 H e , zu erwähnen, das man 
nach Miller 2 ) erhält, wenn man zu einer ätherischen Lösung 
von Styracin so lange Brom zusetzt, bis sie nicht mehr entfärbt 
wird. Das nach 24 Stunden abgeschiedene weiße Pulver wird 
abfiltriert, mit Äther gewaschen und aus heißem Alkohol um- 
kristallisiert. 

Terpinylformiat. 

CnH 18 2 . Mol.-Gew. 182. 
H.CO-O.C 10 H 17 . 

Terpinylformiat kommt vielleicht im Ceylon-Cardamomenöl 
vor, doch ist das noch nicht sicher festgestellt. Auf künstlichem 
Wege erhielt Lafont 3 ) den Ester, indem er zwei Teile 1-Terpen- 
tinöl während einiger Wochen mit einem Teil kristallisierter 
Ameisensäure stehen ließ. Das auf diese Weise entstandene 
Produkt hatte folgende Konstanten: Sdp. 135 bis 138° (40 mm), 
d „ 0,9986, [a] D — 69,25°. 

Ein von Schimmel § Co. durch Einwirkung von Ameisen- 
säure auf die gleiche Menge d-Pinen .unter Umrühren in der Kälte 
hergestelltes Präparat hatte die Eigenschaften: Sdp. 95 bis 99° 
(7 mm), d X6 . 0,9855, c D + 54 31', n DS0 „ 1,46885, S. Z. 0, E.Z. 286,5 
= 94,1 °/o Ester, löslich in 6 Vol. und mehr 70°/oigen Alkohols. 

*) Miller, Liebigs Annalen 188 (1877), 202. 

•) Ebenda 189 (1877), 344. 

3 ) Compt. rend. 106 (1888), 140; BulL Soc, chim. JL 49 (1888), 325. 



Ester. 647 

Terpinyl acetat. 

C^H^O,. MoL-Gew. 196. 
CH 3 .COO-C 10 H 17 . 

Das Acetat des Terpineols ist enthalten im Cypressenöl, 
Malabar-Cardamomenöl, Öl von Boswellia serrata, Cajeputöl, 
Öl von Melaleuca trichostachya, M. gibbosa (?), M. pauciflora 
und Vitextrifolia; vielleicht kommt es auch im sibirischen Fichten- 
nadelöl und deutschen Kiefernadelöl sowie im Niaouliöl vor, 
doch fehlen hierüber noch zuverlässige Beobachtungen. 

Künstlich stellten Bouchardat und Lafont 1 ) Terpinylacetat 
dar durch 64-stündiges Erhitzen von Pinen mit Essigsäure. Nach 
Bertram 2 ) beschleunigt die Gegenwart einer geringen Menge 
anorganischer Säure diese Reaktion außerordentlich. Auch aus 
Terpineol und Acetanhydrid läßt sich der Ester unter gewissen 
Bedingungen in guter Ausbeute erhalten. 

Terpinylacetat ist eine farblose Flüssigkeit von süßlichem, an 
Bergamottöl erinnerndem Geruch. Es ist je nach der Herkunft bald 
rechts- bald linksdrehend oder auch inaktiv. Den Siedepunkt 
fanden Bouchardat und Lafont (loc. cit.) bei 10 mm zu 110 
bis 115°, bei gewöhnlichem Druck zu 220°; im letzteren Falle 
trat teilweise Zersetzung ein. Lafont 3 ) bestimmte an einem 
durch Erhitzen von 1 Vol. Citronenöl mit 1 V* Vol. Eisessig er- 
haltenen Terpinylacetat: Sdp.l40°(40mm), d . 0,9828, [«] D + 52° 30'. 

Im Laboratorium von Schimmel 8{ Co. wurden an tech- 
nischen Präparaten mit einem Estergehalt von etwa 95 bis 98 °/o 
folgende Eigenschaften festgestellt: Sdp. 87 bis 88° (3 mm), 90 bis 
91° (4 mm); Sdp. 90 bis 94° (5 mm), d 16 „ 0,9544 bis 0,9656, a D ±0°, 
n D20 . 1,464 bis 1,468, löslich in 4 bis 5 Vol. 70% igen Alkohols. 
Terpinylacetat verseift sich ziemlich schwer; bei quantitativen 
Bestimmungen muß man einen großen Überschuß von Lauge 
(auf 1,5 ccm Öl 40 ccm Halbnormal-Kalilauge) anwenden und 
drei Stunden lang erhitzen, da sonst zu niedrige Werte erhalten 
werden. Fünfstündiges Erhitzen, wie es Reclaire 4 ) vorschlägt, 
ist nicht notwendig 8 ). 



•) Annal. de Chim. et Phys. VI. 16 (1889), 244. 
a\ £j o p_ 67255 

s ) AnnaLde Chim. et Phys. VI. 1« (1888), 153. 

*) Deutsche Part.-Ztg. 12 (1926), 333. 

*) Beobachtung im Laboratorium von Schimmel § Co- 



648 Hauptbestandteile der ätherischen Ole. 

a-Terpinylbutyrat ist vielleicht im Öl von Callitris gracilis 
enthalten. 

1-Terpinylnonylat ist ein Bestandteil des Nadelöls von 
Ab/es pindrow. 

Bornylformiat. 

c ii H iaCV Mol.-Gew. 182. 

H.CO-0-C XO H 17 . 

Ameisensaures Borneol kommt im Baldrianöl und vielleicht 
auch im Edelschafgarbenöl vor. Es entsteht aus Borneol und 
Ameisensäure bei Gegenwart von etwas Mineralsäure 1 ) und 
bildet eine farblose Flüssigkeit von kräftigem, angenehmem 
Geruch. Je nach der Drehung des angewandten Borneols ist 
der Ester rechts- oder linksdrehend. Von Konstanten finden 
sich in der Literatur angegeben: 

für d-Bornylformiat: Sdp. 225 bis 230° °-), 98 bis 99° 
(15mm), d 15 „ 1,017 s ). — Sdp. 90° (10 mm), d 18 „l,013, « D + 31°, 
n D1B „ 1,47078*). — Sdp. 106 bis 108° (21 mm), 90° (10 bis 1 1 mm), 
d „ 1,027, d 2g . 1,009, [«] D + 48° 45' 5 ). 

für 1- Bornylformiat: Sdp. 106 bis 108° (21 mm), d . 1,026, 
d 22 . 1,009, [«] D — 48°56' (Behal, loc. cit). — Sdp. 97° (15 mm), 
df^, 1,0058, [a] D — 40,46° «). — Sdp. 21 5°, [ß] B — 49° (4,55°/oige 
Lösung in Alkohol) '). 

Im Laboratorium von Schimmel 8j Co. wurde an einem 
technischen Produkt mit 98,8 °/o Ester bestimmt: Sdp. 85 bis 86° 
(7 mm), d 16 . 1,0126, a D — 47°32'. 

Bornylacetat. 

C ia H S0 Cv Mol.-Gew. 196. 

CH 3 .CO-O.C 10 H 17 . 

Dieser Ester bildet einen charakteristischen Bestandteil der 

meisten Coniferenöle, kommt aber außerdem auch noch in einigen 

anderen Ölen vor. Als d-Acetat findet er sich im Nadelöl von 

Callitris glauca, C. robusta, C. verrucosa, C. gracilis, C. calcarata, 

l ) Bertram, D.R.P. 80711. 

*) Bruylants, Berl. Berichte 11 (1878), 455. 

s ) Bertram u. Walbaum, Journ. f. prakt. Chem. II. 49 (1894), 7. 

*) Dieselben, Aren, der Pharm. 281 (1893), 305. 

5 ) B6hal, Annal. de Chim. et Phys. VII. 20 (1900), 421. 

8 ) Tschugaeff, Berl. Berichte 81 (1898), 1775. 

7 ) Minguin u. de Bollemont, Compt rend. 1S4 (1902), 609. 



Ester. 649 

als 1-Acetat im Edeltannennadelöl, im Öl aus den Zweigspitzen von 
Ab/es canadensis, A. concolor, Balsamtannennadelöl, sibirischen 
Fichtennadelöl, Corianderöl, Baldrianöl, Kessowurzelöl und Schaf- 
garbenöl. Auch in den folgenden Ölen ist der Ester noch nach- 
gewiesen worden, doch fehlen hier Angaben über die Drehungs- 
richtung : Edeltannenzapfenöl (?), Öl der Zapfen und j ungen Sprossen 
von Ab/es pindrow, Öl von A. Nordmanniana, Latschenkieferöl, 
Öl aus den Zapfen und Nadeln von Picea canadensis, P. rubens, 
P. orientalis, Pinus densiflora, Öl aus den Zweigen und Nadeln 
von Larix americana, Libocedrus decurrens, deutschen und 
schwedischen Kiefernadelöl (?), Schwarzfichtennadelöl, Öl von Cal- 
litris arenosa (?), C. intratropica, C. Drummondi, Aleppoterpentin, 
Öl von Satureja Thymbra, Thymus capitatus und Goldrutenöl. 

Die künstliche Darstellung von Bornylacetat bietet keine 
Schwierigkeiten, es bildet sich beispielsweise, wenn man Borneol 
in der gewöhnlichen Weise acetyliert, oder wenn man eine Lösung 
von Borneol in wasserfreier Essigsäure bei Gegenwart von etwas 
Schwefelsäure erhitzt 1 ). 

Es ist der einzige bisher bekannte Fettsäureester des Borneols, 
welcher kristallisiert; aus Petroläther erhält man ihn in schönen, 
rhombisch hemiedrischen Kristallen, die bei 29° zu einer farblosen 
Flüssigkeit schmelzen 2 ). Geschmolzenes Bornylacetat kann im 
unterkühlten Zustande lange Zeit flüssig bleiben. Nur die aktiven 
Ester sind fest, i-Bornylacetat ist flüssig. Das Aroma ist typisch für 
den Tannenduft und verleiht diesem das Kräftige und Frische. 
Die optische Drehung des Esters entspricht der des zugehörigen 
Borneols. Als sonstige Eigenschaften werden angegeben : Smp. 29 \ 
Sdp. 98° (10 mm), Sdp. 90 bis 91° (4 mm), d 15 , 0,991, « D — 38° 21', 
n ms . 1,46635 8 ). — Sdp. 106 bis 107° (15 mm)*). — Sdp. 107° 
(15mm), d^0,9855, [a] D — 44,40° 5 ). — d X5 . 0,9908, « D — 43°40', 
n D20 . 1,46387; d 16 . 0,9912, a D — 43° 40', n D20 , 1 ,46446, löslich in 
2,7 Vol. 70 °/oigen Alkohols; Smp. 28,5°, d 1B . 0,9912, ßl)19 „ + 40 o 28 , 
n D20 . 1,46397, löslich in 3 Vol. 70°/oigen Alkohols 8 ). 



*) D. R. P. 80711. 

a ) Bertram u. Walbaum, Arch. der Pharm. 331 (1893), 304. 

3 ) Dieselben, ebenda 305. 

*) Dieselben, Journ. f. prakt Chem. II. 49 (1894), 7. 

5 ) Tschugaeff, Berl. Berichte 31 (1898), 1775. 

8 ) Beobachtungen von Schimmel § Co. 



650 Hauptbestandteile der ätherischen Ole. 

An zwei flüssigen Handelsprodukten ermittelten Schimmel 
§Co.: d 1B= 0,9905, « D — 2°22' und d 15O 0,9901, a B + 29°4'. 

Für den Nachweis des Bornylacetats kommt die zwischen 
220° und 230° siedende Fraktion in Betracht. Man kühlt stark 
ab und impft mit etwas festem Bornylacetat. Führt das nicht 
zum Ziel, so verseift man und identifiziert die Komponenten. 

Bornylisovalerianat. 

C 14 H 2e O a . MoL-Gew. 238. 

C 4 H 6 .CO.O.C 10 H 17 . 

Bornylisovalerianat kommt im Öl von Selinum Monnieri, 
im Kessowurzelöl und Baldrianöl vor, bei den beiden erst- 
genannten in der linksdrehenden Form. Synthetisch erhält man 
es durch Veresterung von Borneol mit Isovaleriansäure. Es ist 
eine farblose, aromatische, zugleich nach Baldrian und Borneol 
riechende und schmeckende Flüssigkeit, die nach Bruylants 1 ) 
bei 255 bis 260° siedet. 

An technischen Präparaten nTit etwa 90 °/o Ester fanden 
Schimmel §Co. folgende Werte: d 16 , 0,954 bis 0,955, « D - 34° 16' 
bis — 35° 31', nj,^. etwa 1,462, löslich in ungefähr 4 Vol. 80 °/oigen 
Alkohols. 

Auch bei diesem Ester ist zur quantitativen Verseifung ein 
dreistündiges Erhitzen mit einem großen Überschuß von Kali 
erforderlich; auf 1,5 g Bornylisovalerianat nimmt man zweck- 
mäßig 30 ccm alkoholische Halbnormal- Kalilauge 2 ). 

Dem Bornylisovalerianat, das auch unter dem Namen Borny val 
im Handel ist, werden gute Wirkungen bei nervösen Beschwerden 
aller Art, speziell bei nervösen Herzbeschwerden nachgerühmt; 
auch auf den Appetit soll es anregend wirken. 

Menthylacetat. 

C ls H 22 O a . Mol.-Gew. 198. 

CH s -CO.O-C 10 H lfl . 

Menthylacetat, eine pfefferminzähnlich riechende Flüssig- 
keit, ist bisher nur im Pfefferminzöl beobachtet worden. Es 



*) Berl. Berichte 11 (t878), 456. 

a ) Bericht von Schimmel §r Co. 1917, 93. 



Ester. 651 

läßt sich leicht gewinnen durch Kochen von Menthol mit 
Acetanhydrid und etwas Natriumacetat. Seine Eigenschaften 
sind: Sdp. 227 bis 228°, df£0,925, [a] D — 79,26° »). — Sdp. 113° 
(1 9 mm), [a] D — 79,2° -). — d 15 . 0,9296 bis 0,9299, « D — 72° 47' bis 
— 73° 18', n D20 . 1,44669 bis 1,44892, löslich in etwa 15 Vol. 65- 
und in etwa 6 Vol. 70% igen Alkohols 8 ). 



Menthylisovalerianat. 

C 16 H 2S 2 . Mol.-Gew. 240. 

C,H 9 -CO-O.C 10 H 19 . 

Bisher ist dieser Ester nur im amerikanischen Pfefferminzöl 
gefunden worden. Er bildet eine farblose Flüssigkeit, deren 
Geruch die beiden Komponenten erkennen läßt. Künstlich erhält 
man ihn leicht durch Veresterung von Menthol mit Isovalerian- 
säure. An so dargestellten technischen Produkten ermittelten 
Schimmel^ Co.: d 15 „0,9067 bis 0,9099, a D — 56° 28' bis —57° 40', 
n D30 . 1,44610 bis 1,45000, löslich in 5 bis 9 Vol. 80°/oigen Alko- 
hols. Estergehalt 95 bis 100%. 

Zu beachten ist auch hier die schwere Verseifbarkeit des 
Esters. Bei quantitativen Bestimmungen muß mit einem gehörigen 
Überschuß von Alkali 6 bis 8 Stunden auf dem Wasserbade 
erhitzt werden, und zwar sind für 1,5 g Isovaleriansäureester 
60 ccm alkoholischer Halbnormalkalilauge erforderlich*). 

Menthylisovalerianat, das, gemischt mit 30°/o Menthol als 
„Validol" im Handel ist, wird als Analepticum und als Antiner- 
vosum empfohlen, außerdem soll es sich als Mittel gegen die 
Seekrankheit und gegen Madenwürmer (Oxyuren) bewährt haben. 



*) Kishner, Journ. russ. phys.-chem. Ges. 27 (1895), 480. 
s ) Stadnikow, Chem. Zentralbl. 1916, I. 1067. 
*) Beobachtung im Laboratorium von Schimmel Es Co. 
*) Bericht von Schimmel § Co. 1917, 93. 



652 Hauptbestandteile der ätherischen Ule. 



Lactone. 

Aus der Klasse der Lactone sind verschiedene Vertreter 
in ätherischen Ölen aufgefunden worden. Das geruchlose Ber- 
gapten, C 12 H 8 4 , im Bergamottöl, das Citropten oder Li mettin, 
Ciihi 10 O 3 . im Limett- und Citronenöl, in den Fruchtschalen von 
Fagara xanthoxyloides und in den Früchten von Ruta graveolens, 
isomer mit ihm das Xanthotoxin, in den Fruchtschalen und 
im Öl der Früchte von Fagara xanthoxyloides, ferner im Rautenöt 
und in den Früchten von Ruta chalepensis. Ein Lacton C 12 H 18 0. 
(isomer mit Sedanolid) ist im Öl der Wurzeln von Cnidium offi- 
cinale, ein solches der Zusammensetzung C M H ss O Ä im Öl der 
Blätter von Cryptomeria faponica, ein solches der Formel 
C 10 H l6 O s im Pfefferminzöl, Ambrettolid, C ia H 28 2 , im Moschus- 
körneröl und Angelicawurzelöl enthalten. Alantolacton ist 
ein Bestandteil des Alantwurzelöls, und Cumarin verleiht sehr 
vielen Pflanzen seinen charakteristischen Duft. 

An dieser Stelle sollen nur die beiden zuletzt genannten 
Lactone besprochen werden, die übrigen werden bei den 
betreffenden Ölen abgehandelt. 

Cumarin. 

C 9 H 6 2 . Mol.-Gew. 146. 

Cumarin (o-Oxyzimtsäureanhydrid), das riechende Prinzip 
des Waldmeisters (Asperula odorata), ist im Pflanzenreich 
ziemlich verbreitet. Es wurde zuerst in den 
unter dem Namen Tonkabohnen bekannten 
Früchten von Dipteryx odorata beobachtet, 
worin es auch in relativ größter Menge ent- 
halten ist. Später fand man es im Wald- 
meisterkraut, ferner in den Datteln, im 
Cassiaöl, Perubalsam, in den Salikoundabohnen von Copaifera 
salikounda, im Lavendelöl, in den Knollen von Vitis sessf/f- 
fotta, im Harz und in der Rinde von Ceratopetalum apetalum 
sowie in den folgenden Pflanzen: Adiantum pedatum, A. peru- 




Lactone. 653 

vianum, A. trapezi forme , Alopecuras geniculatus (?), An- 
thoxanthum odoratum, Cinna arundinacea, HierochloS alpina, 
ff. austra/is, ff. borealis, H. redolens, ff. rariflora, ff. odorata, 
Phoenix dactylifera, Milium eifusum, Aceras .anthropophora, 
Angraecum fragrans (Fahamblätter) , Nigritella angustifotia, 
Orchis fusca, O. militaris, O. purpurea, O. simia, O. odora- 
tissima, O. coriophora, Herniaria glabra, Achlys triphylla, 
Prunus mahaleb, P. avium, P. fruticosa, P. fruticosa x 
cerasus, Ruta graveolens, Dipteryx qppositifolia, D. pteropus, 
Melilotus alba, M. altissima, M. hamata, M. leucantha, M. offi- 
cinaiis, M. arvensis, Chrysophyllum imperiale, Myroxylon- 
Arten, Myrospermum frutescens, Amburana Claudii, Tabebuia 
cassinoides, Stenolobium stans, Peristrophe angustifotia, Alyxia 
stellata, Melittis melissophyllum, Galium tn'florum, Sperma- 
coce semierecta, Liatris odoratissima, iL spicata, Ageratum 
mexicanum, A. conyzoides, Eupatorium ayapana, E. tripli nerve, 
E. africanum (?), Chrysanthemum segetum und Macrosiphonia 
Vefamo 1 ). Als melilotsaures Cumarin findet es sich in Lindsaya 
cultrata und im Steinklee (Melilotus officinalis). 



Ob Cumarin frei im Pflanzenreich vorkommt, ist zweifelhaft. 
Manche Pflanzenteile, die im frischen Zustand geruchlos sind, 
riechen nach dem Verwelken, nach der Narkose oder der Be- 
handlung mit ultraviolettem Licht oder, nachdem sie dem Frost 



*) Literatur: Bley, Arch. der Pharm. 142 (1857), 32; Poulsen, Bot. 
Zentralbl. 15 (1883), 415; Lojander, Just Jahresbericht 1887, Bd. 1. 181; Molisch 
u. Zeisel, Berichte d. deutsch, botan. Gesellschaft 6 (1888), 353; Greshoff, 
Berichte d. deutsch, pharm. Ges. 9 (1899), 214; Peckolt, Zeitschr. d. allg. 
österr. Apoth. Ver. 81 (1893), 829; Molisch, Apotheker Ztg. 17 (1902), 45, 
137; Busse, Berichte d. deutsch, pharm. Ges. 14 (1904), 205; Peckolt, 
ebenda 45 und 22(1911), 24; Senft, Pharm. Zentralh. 45 (1904), 599; Tschirch, 
ebenda 46 (1905), 803; Bericht von Schimmel § Co. April 1889, 46; Oktober 
1889, 58; AprH 1890, 51; Oktober 1900, 40; April 1902, 96; Simonis, Die 
Cumarine. Stuttgart, Ferd. Enke 1916; Czapek, Biochemie der Pflanzen, 
IL Aufl., Jena 1921, Bd. 3, S. 472; Guerin u. Goris, Compt. rend. 170(1920), 
1067,- O. v. Lippmann, Berl. Berichte 58 (1920), 2072; Bourquelot u. 
He>issey, Compt. rend. 170 (1920), 1145; Herissey u. Delauney, Journ. 
de Pharm, et Chim. VII. 25 (1922), 298; v. Lingelsheim, Chem. Zentralbl. 
1927, I. 1984; Derselbe, Festschrift Alexander Tschirch 1926, S. 149. Chem. 
Zentralbl. 1927, I. 2914. 



654 



Hauptbestandteile der ätherischen Öle. 



oder Ammoniakdämpfen ausgesetzt waren, nach Cumarin. 
Zweifelsohne ist es meist als Glucosid vorhanden, wie vielfache 
Untersuchungen dargetan haben. Im Steinklee und in Lindsaya. 
cultrata ist das Cumarin an Melilotsäure gebunden (vgl. S. 653). 
Bemerkenswert ist der starke Cumaringeruch, der beobachtet 
worden ist bei den sogenannten „Hexenbesen", die bei Prunus- 
Arten durch parasitische Pilze hervorgerufen werden 1 ). 

Cumarin bildet farblose, glänzende Blättchen oder rhombische 
Säulen von angenehmem, gewürzhaftem Geruch und bitterem 
Geschmack. In sehr starker Verdünnung gibt es den Geruch 
des frischen Heues wieder. Der Smp. liegt nach Zwenger und 
Dronke bei 67° 9 ); Schimmel § Co. beobachteten an besten 
Handelspräparaten 69 bis 70°. Es läßt sich unzersetzt subli- 
mieren und siedet bei 290,5 bis 291 ° s ). 

Cumarin löst sich nur schwer in kaltem, besser in sieden- 
dem Wasser, leicht in Alkohol, Äther und Petroläther, auch ist 
es löslich in flüchtigen, fetten Ölen, Mineralölen, Vaseline und 
in Glycerin. Über seine Löslichkeit in Alkoholen verschiedener 
Konzentration haben Schimmel $ Co. folgende Beobachtungen 
gemacht*). 

Es lösen: 



100 Teile Alkohol 


bei 
0° C. 


bei 
16 bis 17° C. 


bei 
29 bis 30° C. 


von 90 Vol .-Prozent 


7,1 Teile 


13,7 Teile 


42,5 Teile 


,, 80 


6,0 „ 


12,3 „ 


38,3 „ 


» 70 


4,4 „ 


9,1 „ 


26,0 „ 


„60 


3,2 „ 


6,0 „ 


16,0 „ 


„ 50 


1,7 „ 


3,4 ,, 


8,9 „ 


„ 40 


0,7 „ 


1,5 „ 


3,9 „ 


„ 30 


0,3 „ 


0,6 „ 


1,7 „ 


» 20 „ 


0,2 „ 


0,4 „ 


0,8 „ 


„ 10 


0,15 „ 


0,25 „ 


0,5 „ 


100 Teile Wasser 


0,12 Teile 


0,18 Teile 


0,27 Teile 



*) Hegi, 111. Flora von Mitteleuropa, Bd. IV, 2, S. 1056. 

s ) Liebigs Annalen 123 (1862), 148. 

') Perkin, Liebigs Annalen 147 (1868), 232 

*) Bericht von Schimmel & Co. April 1899, 74. 



Lactone. 655 

Beim Kochen mit konzentrierter Kalilauge wird Cumarin in 
die bei 207 bis 208° schmelzende o-Cumarsäure, 

HO ■ C 6 H 4 • CH : CH ■ COOH, 
aufgespalten, während es beim Schmelzen mit Kalihydrat Salicyl- 
säure (Smp. 156 bis 157°) liefert. Durch Reduktion mit Wasser- 
stoff unter Druck in Gegenwart von Nickelkatalysatoren entsteht 
Dihydrocumarin oder Melilotin 1 ). Reduziert man mit Natrium- 
amalgam, so erhält man Melilotsäure, HO ■ C a H 4 • CH ä • CH 2 - COOH, 
Smp. 81°, mit Natrium und Alkohol dagegen einen Phenol- 
alkohol, o-Oxydihydrozimtalkohol, dessen Benzoylverbindung bei 
99 bis 100° schmilzt 2 ). Mit Brom gibt Cumarin ein bei 100° 
schmelzendes Dibromid 3 ). Mit Natriumbisulfitlösung entsteht ein 
wohlcharakterisiertes Sulfonsäurederivat C 9 H e O-NHSO s -H 2 0*). 

Zur technischen Gewinnung des Cumarins führen ver- 
schiedene Wege. Während es früher zeitweise auch aus Liatris- 
blättern gewonnen wurde, kommt jetzt nur die synthetische 
Herstellung für die Erzeugung des in großen Mengen verwen- 
deten Riechstoffs in Frage. 

Die älteste Synthese ist die von Perkin 8 ), der Cumarin 
durch Einwirkung von Acetanhydrid und Natriumacetat auf 
Salicylaldehyd erhielt. Knoevenagel 9 ) stellt durch Kondensation 
von Salicylaldehyd und Malonsäure mit Pyridin Cumarincarbon- 
säure dar, die beim Erhitzen in Kohlensäure und Cumarin zer- 
fällt. Nach Raschig') gewinnt man Cumarin, indem man 
in der Seitenkette dichlorierten o-Kresolester mit Natriumacetat 
erhitzt und das Reaktionsprodukt im Vakuum destilliert. Erhitzt 
man o-Cumarsäure mit geringen Mengen von Quecksilbersalzen, 
so entsteht nach einem Patent der LG. Farbenindustrie A.-G. s ) 
bis zu 75°/o der theoretischen Ausbeute an Cumarin. Wegen 
weiterer Bildungsweisen des Cumarins sei auf das in Anm. 1, 
S. 653 genannte Werk von Simonis verwiesen. 



l ) Tetralin G. m. b. HL, D. R. P. 355650. 

J ) Semmler, Bert. Berichte 39 (1906), 2856. 

3 ) Perkin, Liebigs Annalen 157 (1871), 116- 

*) Dodge, Journ. Americ. ehem. Soc. 38 (1916), 446. 

8 ) Berl. Berichte 8 (1875), 1599. 

") D. R. P. 164296. 

») D.R.P. 223684. 

■) D.R.P. 440341. 



656 Hauptbestandteile der ätherischen Öle. 

Da Cumarin leicht und ohne Zersetzung sublimiert und 
mikrochemisch zu identifizieren ist, so kann man dies Verfahren 
zu seinem Nachweis in Pflanzenteilen anwenden 1 ). 

Zur quantitativen Bestimmung des Cumarins hat E. Obermayer*) 
folgende Methode ausgearbeitet: Man stellt sich eine verdünnte Cumarin- 
lösung her, von der man eine etwa 0,005 g Cumarin entsprechende Menge 
verwendet, gibt 25 ccm wäßrige 20 % ige ZinksulfatlSsung, ferner 25 ccm 
Zehntelnormal-Kaliumpermanganatlösung und soviel Wasser hinzu, daß das 
Volumen etwa 150 ccm beträgt. Bei konzentrierten Lösungen verwendet man 
so viel, daß die Lösung 0,005 bis 0,01 g Cumarin enthält, versetzt die Lösung 
mit 50 ccm Zinksulfatlösung und 50 ccm Zehntelnormal-Permanganat und 
verdünnt mit destilliertem Wasser auf 150 ccm. Sodann wird der Kolben- 
inhalt vom beginnenden Sieden an 10 Minuten gekocht. Der entstandene 
Niederschlag wird durch einen Goochtiegel abfiltriert und mit destilliertem 
Wasser gewaschen. Zum Rltrat gibt man Zehntelnormal-Oxalsäure in kleinem 
Oberschuß und 25 ccm Schwefelsäure (d 1 ,067), erwärmt auf 60 bis 70° und 
titriert mit Kaliumpermanganat zurück. Die nach diesem Verfahren erhaltenen 
Werte geben nur 95,39 % des gesamten Cumaringehalts an und sind daher 
mit dem Faktor 1,04835 zu multiplizieren. Das Verfahren wird vereinfacht, 
indem man den Zinkmanganatniederschlag nicht abfiltriert, sondern die nach 
dem Kochen angesäuerte Flüssigkeit mit soviel Zehntelnormal-Oxalsäure ver- 
setzt, daß sich der Niederschlag auflöst Man erhält allerdings auf diese 
Weise weniger genaue Resultate, und die gefundene Cumarinmenge ist mit 
dem Faktor 1,01562 zu multiplizieren. 

Cumarin und seine Lösungen sind an einem kühlen, dunklen 
Ort aufzubewahren. Durch die Einwirkung des Lichtes tritt 
schon in einigen Wochen Gelbfärbung ein unter Polymerisation 
des Cumarins zu Dihydrodicumarin, Smp. 262° 3 ), einer geruch- 
losen, in Alkohol schwer löslichen Verbindung. Außerdem wurde 
die Bildung von Salicylaldehyd und Salicylsäure festgestellt. 

Zur Prüfung des Cumarins auf Reinheit dient in erster Linie 
sein Schmelzpunkt, dann auch sein Verhalten gegen die ver- 
schiedenen Lösungsmittel. Mit konzentrierter Schwefelsäure 
gibt reines Cumarin eine farblose Lösung, die selbst bei Wasser- 
badtemperatur kaum gefärbt wird. Es sind wiederholt Ver- 
fälschungen mit Natriumsulfat, Terpinhydrat, Magnesiumsulfat 
und Acetanilid beobachtet worden. Ein Verfahren zur quanti- 



*) Nestler, Chem. Zentralbl. 1901, II. 601. 

*) Zeitschr. f. anal. Chem. 52 (1913), 172; Chem. Zentralbl. 1913, I. 1464; 
Bericht von Schimmel § Co. Oktober 1918, 1 14. 

") Ciamician u. Silber, Bert. Berichte S5 (1902), 4130; 86 (1903), 4266; 
47 (1914), 642. 



Lactone. 657 

tativen Bestimmung von Cumarin neben Vanillin und Acetanilid 
haben Winton und Bailey 1 ) angegeben. 

Verwendet wird Cumarin in der Seifen- und Parfümerie- 
fabrikation (New Mown Hay, Heuduft), zum Aromatisieren von 
Tabak, in der Essenzenherstellung (Maiweinessenz) und als 
Fischbetäubungsmittel. 

Alantolacion. 

C 15 H 20 Cv Mol.-Gew. 232. 

Das im Handel unter dem Namen Helenin 2 ) oder auch 
Alantcampher bekannte Alantolacton bildet den Hauptbestand- 
teil des Alantwurzelöls (von Inula helenium). 

Die Verbindung wurde ursprünglich von yO 

Kallen 8 ) als Alantsäureanhydrid bezeichnet, 14 *°\co 
Bredt und Posth 4 ) erkannten aber die Lacton- 
natur dieses Körpers und änderten den Namen dementsprechend 
in Alantolacton um. 

Das Lacton bildet, aus verdünntem Alkohol umkristallisiert, 
farblose, prismatische, bei 76° *) schmelzende Nadeln von 
schwachem Geruch und Geschmack. Es sublimiert schon bei 
mäßigem Erwärmen und siedet bei 275° unter teilweiser Zer- , 
setzung; unter 10 mm Druck geht es bei 192° über*). Es ist 
selbst in heißem Wasser kaum löslich, leicht dagegen in Alkohol, 
Äther, Chloroform, Eisessig, Benzol und Petroläther. In Natrium- 
carbonat ist es in der Kälte unlöslich. Beim Erwärmen mit 
verdünnten Alkalien löst es sich zu Salzen der entsprechenden 



*) Pharmaceutical Journal 75 (1905), 476. 

9 ) Mit dem Namen Helenin werden nicht weniger als drei verschiedene 
Körper bezeichnet. Gerhardt [Annal. de Chim. et Phys. IL 72 (1839), 163 
u. III. 12 (1844), 188; Liebigs Annalen 34 (1840), 192 u. 52 (1844), 389] nannte 
sein allerdings noch unreines Alantolacton Helenin und Kallen [Berl. 
Berichte 6 (1873), 1506; vgl. auch Kallen, Über Alantolacton und die An- 
lagerung von Blausture an ungesättigte Lactone, Inaug.-Dissert. Rostock, 1895] 
versteht darunter einen Körper, der neben Alantolacton in geringer Menge 
im Alantöl vorkommt. Endlich wird das in der Alantwurzel enthaltene Inulin 
manchmal auch Helenin genannt. Das Helenin des Handels ist fast reines 
Alantolacton. 

*> Berl. Berichte 9 (1876), 154. 

*) Liebigs Annalen 285 (1895), 349. 

s ) Die Handelspräparate schmelzen meist etwas niedriger. 

Qildemeister, Die ätherischen Öle. I. 42 



658 Hauptbestandteile der ätherischen Ole. 

Oxysäure, der Alantsäure, C 14 H 20 -OH-COOH, auf; aus diesen 
Lösungen fällt beim Ansäuern mit Mineralsäure das Lacton 
wieder aus. Charakteristische Derivate des Alantolactons sind 
das Monochlorhydrat, Smp. 117°, das Monobromhydrat, Smp. 106°, 
das Dichlorhydrat, Smp. 127 bis 134°, und das Dibromhydrat, 
Smp. 117°. 

In geringer Menge wird das Alantolacton von einem Körper 
begleitet, den Kallen Helenin nannte und der später von Sprinz 1 ) 
isoliert und genauer studiert wurde. Auf Grund seines chemischen 
Verhaltens und der dem Alantolacton gleichen prozentischen 
Zusammensetzung, C 1B H ao O s , nennt Sprinz diesen Körper 
Isoalantolacton. Es bildet im reinen Zustande weiße, bei 
115° schmelzende Kristallprismen, die sich in Benzol, Äther, 
Chloroform und absolutem Alkohol lösen. Aus heißer Natron- 
lauge läßt es sich im Gegensatz zum Alantolacton unverändert 
Umkristallisieren, erst nach etwa 5- bis 6-stündigem Kochen geht 
es in das Natriumsalz der Isoalantolsäure über, die auf Zusatz 
von Salzsäure ausfällt. Beim Schmelzen verwandelt sie sich unter 
Wasserverlust wieder in Isoalantolacton. 

Anwendung findet das Alantolacton in der Medizin als inneres 
Antisepticum. Dem Urin zugesetzt, soll es ihn noch in einer 
"Verdünnung von 1 : 10000 vor Fäulnis schützen. 



Oxyde. 

Oxyde hat man in ätherischen Ölen nur vereinzelt angetroffen. 
Von synthetisch hergestellten Oxyden sind dagegen verschiedene 
bekannt, so vor allem das in naher Beziehung zum Pinen stehende 

Pinol, C 10 ri lfl O. Es tritt als Nebenprodukt bei der Dar- 
stellung von Pinennitrosochlorid auf und bildet sich auch beim 
Erwärmen von Pinolhydrat (Sobrerol) mit verdünnter Schwefel- 
säure 2 ) oder von Terpineoldibromid mit Natriumalkoholat 3 ). 



*) Arch. der Pharm. 239 (1901), 201. 

a ) Wallach, Liebigs Annalen 259 (1890), 315. 

3 ) Derselbe, ebenda 277 (1893), 115. 



Oxyde. 659 

Ein aktives Pinol erhält man nach Wagner und Slawinsky 1 ), 
wenn man Pinen mit unterchloriger Säure behandelt und das ent- 
stehende cis-Pinolglykol-2-chlorhydrin in weingeistiger Lösung mit 
Zinkstaub erhitzt. 

Pinol ist eine bei 183 bis 184° siedende Flüssigkeit von cineol- 
und campherartigem Geruch. d 20 . 0,9455; n Da0 . 1,47096. Es ist 
sehr beständig gegen Reduktionsmittel und läßt sich über Natrium 
unzersetzt destillieren; durch Oxydation mit Permanganat oder 
verdünnter Salpetersäure geht es in Terebinsäure (Smp. 175 bis 
176°) über. Mineralsäuren wirken auf Pinol unter Bildung von 
Cineol ein. Mit Brom liefert es ein bei 94° schmelzendes 
Dibromid, das zu seinem eventuellen Nachweis geeignet ist. 



CH 3 

i 



Ein anderes künstlich hergestelltes Oxyd ist das 

1,4- Cineol, das sich neben Terpinenol 
beim Erwärmen der beiden isomeren 1,4- ^5L_^ 

Terpine mit Oxalsäure bildet. Es ist eine H S C>— ' j ,CH* 

bei 172 bis 173° siedende Flüssigkeit, die , O | 

im Gegensatz zu dem gewöhnlichen Cineol H 2 c' ' 'CH a 

beim Abkühlen nicht erstarrt. — d 0,897; c 

n D 1,4485*). d u . 0,9010; n D19 . 1,4479«). H a -CCH-CH a 

Eine Anzahl Oxyde von Terpenen und Terpenabkömmlingen 
hat N. Prileschajew 4 ) durch Oxydation mit Benzoylhydro- 
peroxyd dargestellt, das auf folgende Weise reagiert: 

C e H 6 -COOOH + >C:C< = C e H 5 COOH ^ >C— C- v 

Er versetzte die berechnete Menge der betreffenden Sub- 
stanz mit der auf 0° abgekühlten Lösung des Benzoylhydro- 
peroxyds. Je nachdem 1 oder 2 Mol. des Peroxyds auf 1 Mol. 
des Terpenderivats angewandt werden, entstehen Mono- oder 
Dioxyde. Auf diese Weise wurden erhalten: Die Mono- und 
Dioxyde von Linalool, Geraniol und Limonen und die Monoxyde 
von Citral, Citronellal und Pinen. 



*) Berl. Berichte 32 (1899), 2070. 
*) Wallach,*Liebigs Annalen 356 <1907), 205. 
*) Derselbe, ebenda 392 (1912), 62. 

4 ) Berl. Berichte 43 (1909), 4811. Chem. Zentralbl. 1912, II. 2090. 

42 



660 Hauptbestandteile der ätherischen Öle. 

Linalooloxyd. 

C 10 H ls O 2 . MoL-Gew. 170. 

Von den bisher genannten Oxyden ist das Linaloolmonoxyd 
das einzige in ätherischen Ölen vorkommende. Schimmelte o. 1 ), 

rH die es im mexikanischen 

HC S i 8 Linaloeöl auffanden, geben 

* ^>C:CH-Cri 2 -CH 2 -C-CHCH 2 a i s Konstanten für die sich 
8 OH X durch ihren muffigen, et- 

was an Fenchylalkohol und 
Campher erinnernden Geruch deutlich von Linalool unter- 
scheidende Verbindung an: Sdp. 193 bis 194°, 63 bis 65° (4 mm), 
71 bis 73,5° (6 bis 7 mm), d 1B . 0,9431 bis 0,9442, a D — 5° 52' 
bis —5° 46', n Dao „ 1,45191 bis 1,45221. 

Für das künstliche Präparat fand Prileschajew 2 ): Sdp. 197 
bis 198° (758 mm), dffi 0,9520, n m6 . 1,45567. 

Linalooloxyd bildet nach monatelangem Stehen mit Phenyl- 
isoeyanat ein Phenylurethan vom Smp. 58,5 bis 60° l ). 

Calameon, C 16 H SB 2 , ist in den hochsiedenden Bestand- 
teilen des Calmusöls 8 ) enthalten. Kristalle vom Smp. 128°. 
Durch Einwirkung von Brom entstehen C 16 H ai Br, C 1B H 20 Br 2 
und C 15 H ts Br 4i . Salzsäureadditionsprodukt, Smp. 119°, Benzoat, 
Smp. 155°. Oxydation mit Permanganat führt zur Calameon- 
säure, C ia H 24 4 + H 2 0, Smp. 153°. 

Dicitronelloxyd, C 20 H 81 O, fand K- E. Sporn itz 4 ) in den 
hochsiedenden Anteilen des Java-CitronellÖls. Sdp. 182 bis 183° 
(12 mm), df£ 0,9199, <x D — 4°, n D 1,49179. Beim Kochen mit 
Acetanhydrid und Natriumacetat bildete es keinen Ester, spaltete 
mit konzentrierter Ameisensäure kein Wasser ab und wurde 
bei der Behandlung mit Natrium und Alkohol nicht verändert 
Sowohl die Elementaranalyse als auch die Molekulargewichts- 
bestimmung stimmten auf die Formel C S0 H 34 O. Das Dicitronell- 

*) Bericht von Schimmel $ Co. Oktober 1912, 80. 

ä ) Siehe S. 659, Anm. 4. 

*) Bericht von Schimmel $ Co. Oktober 1899, 8. — v. Soden u. Rojahn, 
Pharm. Ztg. 46 (1901), 243. — Thoms u. Beckstroem, Bert. Berichte 34 
(1901), 1021; 85 (1902), 3187; Ber. d. deutsch, pharm. Ges. 12 (1902), 257. 

4 ) Ber!. Berichte 47 (1914), 2478. 



Oxyde- 661 

oxyd wird in eisessigsaurer Lösung bei Gegenwart von Platin- 
mohr durch Einleiten von Wasserstoff unter Druck oder durch 
Einleiten von Wasserstoff in die ätherische Lösung bei An- 
wesenheit von Platinmohr leicht zu Tetrahydrodicitronelloxyd, 
C 20 H S8 O, reduziert: Sdp. 180 bis 185° (11,5 mm), dg! 0,9001, 
n-j, 1,47457. Durch Einleiten von trocknem Salzsäuregas in die 
ätherische Lösung des Dicitronelloxyds wird ein Monohydrochlorid 
vom Smp. 107,5° erhalten. Durch Kochen mit alkoholischer 
Kalilauge geht das Hydrochlorid in ein Oxyd C 20 H 3i O, das Iso- 
dicitronelloxyd, über. 

Das sogenannte 

Carlinaoxyd, C ia H I0 O, das den Hauptbestandteil des Eber- 
wurzöls ausmacht, ist wohl kein Oxyd, sondern wahrscheinlich 
ein Phenyl-l-c-furyl-3-allen 1 ). Sdp. 167 bis 168° (20 mm), 
d^ 1,066, or D ±0°, n D 1,586. Bei der Oxydation mit Kalium- 
permanganat entsteht quantitativ Benzoesäure, durch Reduktion 
mit Natrium und Alkohol Tetrahydrocarlinaoxyd, C 13 H 14 0, das 
durch Oxydation mit Kaliumpermanganat in j'-Phenylbuttersäure 
(Smp. 52°) übergeführt wird. 

Cineol. 

C 10 H ls O. Mol.-Gew. 154. 

Cineol (Eucalyptol) ist sehr verbreitet. Es bildet den Haupt- 
bestandteil des Öls von Eucalyptus globulus, des Cajeputöls, 
Niaouliöls sowie des Wurmsamenöls und ist 
außerdem in größerer oder geringerer Menge 
aufgefunden worden im amerikanischen Holz- 
Terpentinöl, Java-Lemon olie, Safranöl, Zitwer- 
wurzelöl, Galgantöl, Öl von Alpinia galanga, 
A. alba, A. nutans, Ceylon-, Bengal-, Malabar- 
und Kamerun - Cardamomenöl , Cardamomen- 
wurzelöl, Öl von Aframomum angustifolium, 
/(aempfer/a ethelae, Ingweröl, Paradieskörner- h s c/ CH s 
öl (?), Öl aus den Früchten von Amomum 
mala, Maticoöl, Betelöl, Gagelöl, Sternanisöl, Japanischen Stern- 
anisöl, Magnoliaöl, Kobuschiöl, Champacaöl, Öl von Calycanthus 

x ) Semmler, Bert. Berichte 89 <1906), 726; Semmler u. Ascher, 
ebenda 42 (1909), 2355. 




662 Hauptbestandteile der ätherischen Öle. 

floridus, C. occidentalis, Daphnandra aromatica, Boldoblätteröl, 
Campheröl, Öl aus den Blättern von Launts camphora, Yu-Juöl, 
Zimtwurzelöl, Rindenöl von Cinnamomum Oliven, Blätteröl von 
C. glanduliierum und C. pedunculatum, Nikkeiöl, Apopinöl, 
Lorbeerblätterol, Lorbeerbeerenöl, Blätteröl von Tetranthera poly- 
antha var. citrata, Öl von Umbellularia californica, Rindenöl von 
Ocotea usambarensis, Kuromojiöl, Cayenne-Linaloeöl, Öl von 
Persea pubescens, Lindern praecox, Parthenoxylonöl, Trawas- 
blätteröl, Öl von Hemandia peltata, Carquejaöl, Rautenöl, Öl 
von Cathetus fasciculata, Weißzimtöl, Myrtenöl, Chekenblätteröl, 
Pimentöl, Öl von Amomis jamaicensis, Melaleuca acuminata, 
M. Deanei, M. ericifolia, M. erubescens, M. genistifolia, M. gib- 
bosa, M. hypericifolia, M. linarüfolia, M. nodosa, M. pauci- 
flora, M. thymifolia, M. trichostachya, M. uncinata, Eucalyptus 
acervula, E. acmenioides, E. afiinis, E. albens, E. amygdalina, 
E. Andrewsi, E. angophoroides, E. apiculata, E. australiana, 
E. Baeuerleni, E. Behriana, E. bicolor, E. Bosistoana, E. botry- 
oides, E. Bridgesiana, E. Cambagei, E. campanulata, E. cam- 
phora, E. capitellata, E. carnea, E. cinerea, E. citriodora, E. 
cneorifolia, E. coccifera, E. conica, E. cordata, E. coriacea, 
E. corymbosa, E. crebra, E. Dawsoni, E. dealbata, E. dumosa, 
E. eugeniofdes, E. fastigita, E. fraxinoides, E. goniocalyx, 
E. gracilis, E. Gunnii, E. haemastoma, E. hemilampra, E. hemi- 
phloia, E. intermedia, E. lactea, E. laevop/nea, E. linearis, E. 
longifolia, E. Luehmanniana, E. macrorrhyncha, E. maculata, 
E. maculosa, E. Maideni, E. melanophloia, E. melliodora, E. 
microcorys, E. microtheca, E. Morrisii, E. Muelleri, E. nigra, 
E. nova-anglica, E. obliqua, E. odorata, E. oleosa, E. oreades, 
E. ovalifolia, E. o. var. lanceolata, E. paludosa, E. paniculata, 
E. pendula, E. Perriniana, E. phlebophylla, E. piperita, E. poly- 
anthema, E. polybractea, E. populifolia, E. propinqua, E. pul- 
verulenta, E. punctata, E. p. var. didyma, E. quadrangulata, 
E. radiata, E. regnans, E. resinifera, E. Risdoni, E. robusta, 
E. Rodwayi, E. Rossei, E. rostrata, E. r. var. borealis, E. rubida, 
E. saligna, E. siderophloia, E. sideroxylon, E. s. var. pallens, 
E. Smiihii, E. squamosa, E. stricta, E. Stuartiana, E. taeniola, 
E. tereticornis, E. t. var. linearis, E. tessellaris, E. trachy- 
phloia, E. unialata, E. umbra, E. vemicosa, E, viminalis, E. 
v. var. u virgata, E. viridis, E. vitrea, E. Wilkinsoniana, 



Oxyde. 663 

E. Woolsiana, Backhousia angustifotia, Baeckea Gunniana, 
Callistemon lanceolatus, C. vimfnalis, Leptospermum flaves- 
cens var. leptophyllum, Stenocalyx pitanga, Agonis flexttosa, 
spanischen Verbenaöl, Öl der Blätter von Vitex agnus castus, 
V. trffolia, Rosmarinöl, Lavendelöl, Spiköl, Öl von Lavandula 
dentata, L. pedunculata, L. Stoechas, Salbeiöl, Öl von Salvia 
cypria, im spanischen Majoranöl, amerikanischen, französischen 
und russischen Pfefferminzöl, Krauseminzöl, Java- und Reunion- 
Basilicumöl, Öl von Oc/mum sanctum, O. pilosum, O. canum, 
Thymus vulgaris, Th. mastichina, Ramona stachyoides, Pro- 
stanthera cineolifera, Meriandra dianthera, Blurnea balsami- 
fera, Osmitopsis asteriscoides (?), Schafgarbenöl, Ivaöl, Beifußöl, 
Öl von Artemisia frigida, A. herba-atba, A. Leudoviciana, 
A. annua, Inula viscosa, Pluchea foetida, Yamakoshoblätteröl 
und Yomugiöl. 

Die Abscheidung des Cineols aus cineolreichen Ölen, wie 
dem von Eucalyptus globulus, ist nicht schwierig, zumal 
das durch fraktionierte Destillation möglichst rein dargestellte 
Cineol die Eigenschaft besitzt, in der Kälte zu kristallisieren. 
Handelt es sich um den Nachweis und die Isolierung kleiner 
Mengen Cineol, so benutzt man die Chlor- oder besser die 
Bromwasserstoffverbindung, die beim Zerlegen mit Wasser 
Cineol liefert. 

Als Umwandlungsprodukt entsteht Cineol beim Kochen von 
Terpineol oder Terpinhydrat mit verdünnten Säuren. 

Reines Cineol ist eine farblose, optisch inaktive, campher- 
ähnlich riechende Flüssigkeit, die in der Kälte kristallisiert. Für 
das mit Hilfe der Chlorwasserstoffverbindung dargestellte Cineol 
fand Wallach 1 ): Sdp. 176°, d 20 . 0,9267, n D 1,45839. 

An im Großbetrieb hergestellten Präparaten beobachteten 
Schimmel § Co.: Erstp. um +1°, Smp. zwischen 1 und 1,5°, 
Sdp. 176 bis 177° (764 mm), d ls . 0,928 bis 0,930, n M0 . 1,454 bis 
1,461, löslich in etwa 12 Vol. 50°/oigen, etwa 4 Vol. 60°/oigen 
und in 1,5 bis 2 Vol. 70°/oigen Alkohols. In kaltem Wasser ist 
Cineol leichter löslich als in warmem; bei 1,5° lösen sich in 
100 g Wasser 0,64 g, bei 50° nur 0,19 g 2 ). 



x ) Li©bigs Annalen 245 (1888), 195. 

») Earle, Journ. Soc. ehem. Industry 37 (1918), 274 T. 



664 Hauptbestandteile der ätherischen Ole. 

Cineol liefert charakteristische lose Additionsprodukte mit 
Brom, Jod, Chlor und Bromwasserstoff 1 ), Phosphorsäure, Arsen- 
säure, Cumarsäure 2 ), a- und /?-Naphthol, Phenol, Brenzkatechin, 
Thymol 8 ), o- 4 ), m-, p-Kresol, l,5-Dioxynaphthalin a ), Jodol und 
Resorcin, die teilweise zur Isolierung und Charakterisierung zu 
benutzen sind, und von denen sich besonders die Resorcin- 
verbindung auch zur quantitativen Bestimmung des Cineols 
eignet (s. hierüber im Kapitel „Die Prüfung der ätherischen Öle"). 

Durch Einwirkung wasserentziehender Mittel geht Cineol in 
Dipenten" 1 ) über, kann aber auch durch entsprechende Behand- 
lung sofort in Dipentenderivate verwandelt werden; so z. B. 
entsteht Dipentendijodhydrat schon beim Einleiten von trocknem 
Jodwasserstoff in Cineol. Cineol gibt mit Jodkaliumlösung und 
Salzsäure ein Produkt von der wahrscheinlichen Zusammen- 
setzung C 10 H 18 O-J 2 + C 10 H 18 O-HJ, das als Cineoldijodiddijodhydrat 
bezeichnet wird 6 ). Der Sauerstoff im Cineol befindet sich in 
Oxydbindung, daher reagiert diese Verbindung weder mit Hydroxyl- 
amin, Phenylisocyanat noch Phenylhydrazin, ebensowenig wirkt 
Natrium in Alkohol darauf ein; aus demselben Grunde läßt sich 
Cineol über Natrium unzersetzt destillieren. 

Bei der Oxydation mit Kaliumpermanganatlösung in der 
Wärme bildet sich die zweibasische Cineolsäure'), C 10 H ta O a , 
vom Smp. 196 bis 197°; das durch Einwirkung von Acetanhydrid 
aus dieser entstehende Cineolsäureanhydrid liefert bei der 
trocknen Destillation Methylheptenon, C 8 H 14 0. 

Gegen Reduktionsmittel ist Cineol sehr beständig. Molle") 
fand hierzu nur Jodwasserstoff brauchbar. Bei einstündigem 
Erhitzen auf 220 bis 225° im geschlossenen Rohr unter Zusatz 
von metallischem Quecksilber als jodbindendem Mittel erhielt er 

x ) Liebigs Annalen 225 (1884), 300, 303; 230 (1885), 227; 246 (1888), 280. 

a ) Cohn, Pharm. Zentralh. 53 (1912), 32. 

*) Bellucci u. Grassi, Chem. Zentralbl. 1014, I. 884. 

*) Tustlng Cocking, Perfum. Record 11 (1920), 281, 363. 

■) Wallach u. Brass, Liebigs Annalen 225 (1884), 310. 

8 ) Fromm u. Fluck, Jodhaltige Abkömmlinge des Cineols. Ebenda 
405 (1914), 175. 

') Wallach u. Gildemeister, ebenda 24ß (1888), 268. 

**) Über die Zusammensetzung des ätherischen Lorbeeröls und zur 
Kenntnis seines Hauptbestandteils, des Cineols. Inaug.-Dissert., Basel 1904, 
62. Vgl. auch Thoms u. Molle, Arch. der Pharm. 242 (1904), 181. 



Oxyde. 665 

einen Cineolen genannten Kohlenwasserstoff C 10 H 18 (Sdp. 165 
bis 170°; d 18 „ 0,8240; « D ± 0°; n D 1,45993) und einen polymeren 
Kohlenwasserstoff (C 10 H ie ) n . 

Cineol hat einen charakteristischen Geruch, durch den 
man meist schon auf diese Verbindung aufmerksam wird. Zum 
schnellen Nachweis eignet sich besonders die von Hirschsohn 1 ) 
angegebene Reaktion mit Jodol, die in der Weise angestellt wird, 
daß man in einigen Tropfen des zu prüfenden Öls unter gelindem 
Erwärmen etwas Jodol auflöst; ist viel Cineol vorhanden, so 
scheidet sich die aus gleichen Molekülen der Komponenten 
bestehende kristallisierte Doppelverbindung alsbald aus; bei 
einer Lösung von 1 Teil Cineol in 20 bis 30 Teilen Phellandren 
vergeht bis zur Abscheidung eine halbe Stunde 2 ). Der Schmelz- 
punkt der aus Alkohol oder Benzol umkristallisierten Verbindung 
liegt bei etwa 112° 3 ). 

Will man das Cineol als solches isolieren, so sättigt man die 
mit etwa dem gleichen Volumen Petroläther verdünnte Fraktion 
unter guter Kühlung mit trocknem Bromwasserstoff; der sich 
alsbald abscheidende, kristallinische, weiße Niederschlag wird 
abgesaugt und mit Petroläther gewaschen. Das so erhaltene, 
ziemlich beständige Hydrobromid schmilzt bei 56 bis 57° und 
ist durch Wasser leicht in Cineol und Bromwasserstoff zu spalten. 

Bei genügendem Cineolgehalt kann man auch mit Vorteil 
Resorcin zur Abscheidung benutzen. Zu diesem Zwecke wird 
die betreffende Fraktion mit der gleichen bis doppelten Menge 
einer 50 °/oigen Resorcinlösung verrührt und die — event. nach 
Zusatz von etwas festem Cineolresorcin — entstandene, aus 
1 Mol. Resorcin und 2 Mol. Cineol zusammengesetzte Additions- 
verbindung 4 ) abgesaugt, zwischen Filtrierpapier abgepreßt und 
mit Alkali zersetzt. Cineolresorcin bildet nadeiförmige Kristalle, 
die bei ungefähr 80° schmelzen und sich in Alkohol, 'Äther und 
Benzol leicht, in Petroläther und Wasser aber sehr schwer 
lösen. Es ist wesentlich beständiger als das gleichfalls zur 
Abscheidung benutzte Additionsprodukt von Cineol mit Phosphor- 
säure, zersetzt sich aber auch allmählich beim Liegen an der 

*) Pharm. Zeitschr. f. Rußland 32 (1893), 49, 67. 

*) Earle, Journ. Soc. ehem. Industry 87 (1918), 274T. 

s ) Bertram u. Walbaum, Arch. der Pharm. 285 (1897), 178. 

*) Baeyer u. Villiger, Berl. Berichte 35 (1902), 1209. 



666 Hauptbestandteile der ätherischen Öle. 

Luft — schneller im Vakuum — unter Abgabe von Cineol, 
sodaß schließlich nur noch Resorcin vorhanden ist. Dieselbe 
Spaltung kann man wahrnehmen beim Erhitzen der Verbindung 
mit Wasser oder Petroläther 1 ), auch schon beim Auswaschen 
mit diesen Mitteln. Trocken und gut kristallisiert erhält man 
Cineolresorcin beim Umkristallisieren von 1 Teil Resorcin aus 
10 Teilen Cineol (Baeyer u. Villiger, loc. cit). 

Zur weiteren Charakterisierung kann man die durch Oxy- 
dation mit Kaliumpermanganat in der Wärme entstehende Cineol- 
säure heranziehen. 

Dem Cineol kommen antiseptische Eigenschaften zu. Es 
findet in der Medizin sowohl äußerliche wie innerliche Anwendung, 
als wurmabtreibendes Mittel ist es aber nach H. Brüning 2 ) 
wirkungslos. Toxische Wirkungen von Cineol oder Eucalyptusölen 
wurden nur nach dem Einnehmen größerer Mengen beobachtet. 

Cineol ist zum Sterilisieren von Catgut empfohlen worden 3 ). 

Ascaridol. 

C 10 H 16 O a . Mol.-Gew. 168. 

Das von Schimmel § Co. 4 ) im amerikanischen Wurm- 
samenol aufgefundene Ascaridol hat nach Wallach 5 ) die 
nebenstehende Formel. Es besitzt einen 
widerlich betäubenden Geruch und unan- 
^, ^ genehmen Geschmack. d ls . 1,0079; a^ — 4° 14'; 

* n D , o 1,47431 ; Sdp. 83° (4 bis 5 mm); unter 




gewöhnlichem Druck läßt sich Ascaridol 

w r- V !<-« nicht destillieren, denn es zersetzt sich, 
riaU--^ I ~—(-rl 

schon ehe es den Siedepunkt erreicht, mit 
explosionsartiger Heftigkeit, die häufig von 
Feuererscheinung begleitet ist. 
Bei der Oxydation mit Ferrosulfatlösung entsteht, wie 
E. K- Nelson 6 ) zeigte, ein Glykol C 10 H a8 8 , das durch ein 

*) Bericht von Schimmel § Co. Oktober 1907, 32. 

*) Zeitschr. f. experiment. Path. u. Therap. 11 (1912), 154. 

3 ) Goris, Bull. Sciences pharmacolog. 28 (1916), 67. 

*) Bericht von Schimmel $ Co. April 1908, 112. 

s ) Liebigs Annalen 892 (1912), 59. 

e ) Journ. Americ. ehem. Soc. 33 (1911), 1404. 



Stickstoff- und schwefelhaltige Verbindungen. 667 

bei 136 bis 137° schmelzendes Benzoat gekennzeichnet ist. Mit 
Permanganat oxydiert, liefert das Glykol zwei Säuren vom 
Smp. 116,5 bis 117° und von 186 bis 187" 1 ). Letztere ist nach 
Wallach wahrscheinlich mit inaktiver a,a'-Methylisopropyl- 
a, a'-dioxyadipinsäure identisch. 

Dem Ascaridol sind die wurmwidrigen Eigenschaften des 
amerikanischen Wurmsamenöls zuzuschreiben. Über die quanti- 
tative Bestimmung des Ascaridols siehe unter „Amerikanisches 
Wurmsamenöl". 



Stickstoff- und schwefelhaltige 
Verbindungen. 

Stickstoff- und schwefelhaltige Verbindungen treten häufig 
bei der Destillation solcher Pflanzenteile auf, die Eiweißkörper 
(Protoplasma) oder diesen ähnliche Substanzen in größerer Menge 
enthalten, so besonders bei der Verarbeitung frischer Kräuter 
oder Samen. Die leicht flüchtigen Verbindungen Ammoniak, 
Trimethylamin, Schwefelwasserstoff und Blausäure entweichen 
bei der Destillation zum größten Teil gasförmig; in kleineren 
Mengen lösen sie sich im überdestillierenden Wasser oder gehen 
mit den Bestandteilen des betreffenden ätherischen Öles, bei 
dessen Bereitung sie sich bilden, Verbindungen ein. 

Ammoniakentwicklung findet bei der Destillation vieler 
Drogen statt, so z. B. bei der von Cubeben, Pfeffer, Piment, 
Ingwer u. a. Möslinger 2 ) fand Ammoniak in den Destillations- 
wässern des Bärenklauöls. 

Narkotisch riechende Basen beobachteten Schimmel 8j Co. 
bei Kümmelöl und den Ölen anderer Umbelliferenfrüchte 3 ) sowie 
bei Patchouliöl 4 ) und dem Öl von Barosma pulchellum"'). 



x ) Joum. Americ. ehem. Soc. 38 (1911), 1404. 
*) Liebigs Annalen 185 (1877), 37. 
*) Bericht von Schimmel § Co. April 1905, 50. 
4 ) Ebenda April 1904, 73; April 1906, 62. 
6 ) Ebenda April 190», 97. 



668 Hauptbestandteile der ätherischen Ole. 



Nitrile. 

Blausäure. 

Als Hauptvertreter der Nitrile ist das der Ameisensäure, 
die Blausäure, HCN, zu nennen. Ihr ungemein häufiges Vor- 
kommen im Pflanzenreich läßt sich entweder durch die Annahme 
erklären, daß sie beim Aufbau von Eiweiß eine Rolle spielt oder 
ein Abbauprodukt von diesem darstellt 1 ). Im Laufe der Zeit ist 
Blausäure in sehr vielen Fällen in Pflanzenteilen nachgewiesen; 
uns können an dieser Stelle nur diejenigen Pflanzen interessieren, 
die Blausäure in Verbindung oder zusammen mit einem äthe- 
rischen Öl, d. i. Benzaldehyd, liefern. Treten diese beiden Ver- 
bindungen zusammen auf, so ist wohl in fast allen Fällen die 
Blausäure in der Pflanze als Glucosid vorhanden gewesen. 

Blausäure und Benzaldehyd liefern: Pteris aquilina, Davallia 
brasiliensis, Panicum maximum, P. muticum, Ximenia ameri- 
cana, Hydrangea Lindleyana, H. Thunbergii, Amelanchier alni- 
folia, A. canadensis, A. vulgaris, Chamaemeles coriacea, Cra- 
taegus orientalis, C. oxyacantha, Eriobotrya japonica, Nuttallia 
cerasiformis, Osteomeles spec, Photinia arbutifo/ia, P. Bentha- 
miana, P. serrulata, P. variabilis, Pirus americana, P. aria, 
P. aucuparia, P. cydonia, P. germanica, P. japonica, P. malus, 
P. mespilus, P. pinnatifida, P. ringo, P. spectabilis, P. tormi- 
nalis, Prunus adenopoda, P. americana, P. amygdalus, P. al- 
leghaniensis, P. armeniaca, P. avium, P. Besseyi, P. Capollin, 
P. caroliniana, P. cerasus, P. chamaecerasus, P. divaricata, 
P. domestica, P. Javanica, P. laurocerasus, P. Iusitanica, P, nana, 
P. occidentalis, P. padus, P. paniculata, P. pendula, P. penn- 
sylvanica, P. puddum, P. serotina, P. sphaerocarpa, P. spinosa, 
P. subhirtella, P. undulata, P. virginiana, P. macrophylla, 
P. persica, Cormus foliosa, Cotoneaster afiinis, C. bacillaris, 
C. buxifolia, C. Francheti, C. frigida, C. horizontalis, C. inte- 
gerrima, C. microphylla, C. multiflora, C. panosa, C. thymae- 
folia, Peraphyllum ramosissimum, Hamalium tomentosum, 
Kiageneckia angustifolia, /(". oblonga, Exochorda Alberti, r\erria 



l ) Rosenthaler, Biochem. Zeitschr. 184 (1922), 215, 225. 



Nitrile. 669 

japonica, Neviusia alabamensis, Pygeum africanum, P. lati- 
folium, P. pariflorum, Spiraea aruncus, S. japonica, S. /(ne/fffJ, 
S. Lindleyana, S. prunifolia, S. sorbifolia, Rhodotypos kerrioides, 
Stranvaesia g/aucescens, Indigofera galegoides, V/c/a angusti- 
folia, V. canadensis, V. hirsuta, V. macrocarpa, V. sativa, Coryno- 
carpus laevigata, Schleicheria trijuga, Echinocarpus Sigun, 
Lucuma Bonplandia, L. mammosa, L. pomifera, L. multiflora, 
L deliciosa, Memecylon spec, Chrysophyllum spec, Meremia 
latifolia, Ipomoea dissecta, f. sinuata, I. vitifolia, Gymnema 
latifolium, Linaria stricta, Sambucus nigra, S. ebulus, Plec- 
tronia dicocca, Chardinia xeranthemoides, Xeranthemum 
annuum, X. cylindricum, Centaurea asper a, Anacyclus offi- 
cinarum und A. pedunculatus. 

Der Nachweis der Blausäure kann in der gewöhnlichen 
Weise durch die Berlinerblau-Reaktion erfolgen. Das zu unter- 
suchende Pflanzengewebe wird zerrieben, mit Wasser ein- 
gemaischt, mazeriert, mit Schwefelsäure angesäuert und destilliert. 
Um alle Blausäure überzutreiben, ist oft eine mehrstündige 
Destillation erforderlich 1 ). Eine kleine Menge des Destillats 
wird mit ein paar Tropfen Natronlauge durchgeschüttelt, sodann 
werden einige Tropfen oxydhaltiger Eisenvitriollösung hinzu- 
gefügt und nach abermaligem kräftigem Durchschütteln wird die 
Flüssigkeit mit verdünnter Salzsäure angesäuert. Nach erfolgter 
Lösung des Eisenoxyduloxydniederschlags tritt bei Gegenwart 
von Blausäure der charakteristische blaue Niederschlag von 
Berlinerblau auf. 

Zur schnellen Orientierung über den etwaigen Blausäuregehalt einer 
Pflanze läßt sich eine Beobachtung von Mirande 3 ) verwerten, wonach aus 
Pflanzen, die komplexe Blausäureverbindungen enthalten, bei der Einwirkung 
von Anaestheticis Blausäure frei wird, die man am besten mit Natriumpikrat- 
papier a ), das durch Blausäure rot gefärbt wird, nachweist 

Ein anderes Verfahren ist von Rosenthaler 4 ) vorgeschlagen worden, 
das auf der Umsetzung von Blausäure mit Jod zu Jodwasserstoff und Jodcyan 
beruht. Man gibt zu einer Anschüttlung von Stärkekörnchen mit Wasser 
etwas Jodlösung und läßt auf die blaue Anschüttlung ein wenig von dem zu 
untersuchenden Pflanzenbreä wirken. Nach kurzer Zeit werden die Stärke- 



1 ) Aisberg u. Black, Chem. Zentralbl. 1922, II. 502. 

2 ) Compt rend. 149 (1909), 140. 

s ) Guignard, ebenda 143 (1906), 552. 
*) Schweiz: Apoth.-Ztg. 60 (1922), 477. 



670 Hauptbestandteile der ätherischen Ole. 

kömchen entfärbt, wenn Blausäure vorhanden ist. Da auch andere in den 
Pflanzen vorhandene flüchtige Stoffe, z. B. ätherische Öle, Jod zu addieren 
vermögen, so empfiehlt es sich, das trockene Pflanzenmaterial vor der Unter- 
suchung mit Äther zu behandeln. 

Um Spuren von Blausäure in Pflanzen nachzuweisen, leitet man mehrere 
Stunden einen starken Luftstrom durch den Pflanzenbrei und treibt die Blau- 
säure in eine Lösung von Quecksilberchlorid über. Aus dieser Lösung wird 
die Blausäure dann durch Zusatz von Jodkalium und Durchleiten von Kohlen- 
säure oder Erhitzen mit Natriumbicarbonat frei gemacht. Wichtig ist beim 
Nachweis so geringer Mengen Blausäure, daß man jede Erwärmung der 
Pflanzenteile vermeidet, da Mitrate oder Nitrite in Gegenwart von Pflanzen- 
säuren mit Kohlenhydraten oder andern oxydablen Stoffen in der Wärme 
Spuren von Blausäure bilden. 

Zum Nachweis von Blausäure in mikroskopischen Schnitten scheint das 
Verfahren mit Stärkekörnchen und Jod brauchbar zu sein. Diese Methode hat 
den Vorteil, daß die Einwirkung der Enzyme auf Glucoside nicht gehindert wird, 
so daß auch als Glucosid vorhandene Blausäure 1 ) nachgewiesen werden kann. 

Über die quantitative Blausäurebestimmung vgl. im Kapitel 
„Die Prüfung der ätherischen Öle". 

Die Blausäure ist in den betreffenden Pflanzenteilen meist 
nicht frei, sondern in Form von Glucosiden enthalten, von 
denen das Amygdalin am häufigsten vorkommt. 

Das Amygdalin ist in den Pflanzen von dem Enzym Emulsin 
begleitet, das bei Gegenwart von Wasser die Spaltung in Benz- 
aldehyd, Glucose und Blausäure bewirkt: 

C, H 17 NO U ■+■ 2H„0 = C a H 5 • CHO -f- HCN + 2C 6 H ia O„. 

In neuerer Zeit hat man sich viel mit dem Amygdalin und 
seiner Hydrolyse durch Emulsin beschäftigt. Die ziemlich 
komplizierten Verhältnisse können hier aber nicht besprochen 
werden, weshalb auf die Originalliteratur 3 ) verwiesen wird. 



L ) Über die Empfindlichkeit der verschiedenen Blausäureaktionen vgl. 
Anderson, Journ. Soc. ehem. Industry 36 (1917), 195 und Kolthoff, Pharm. 
Weekblad 54 (1917), 1 157; Apotheker-Ztg. 32 (1917), 529; Bericht von Schimmel 
§ Co. 1918, 108. 

2 ) Van Rijn, Die Glycoside, Berlin 1900; Walker, Journ. ehem. Soc 
83 (1903), 472; Dakin, Journ. ehem. Soc. 85 (1904), 1512; Bourquelot u. 
Hgrissey, Journ. de Pharm, et Chim. VI. 26(1907), 5; Caldwellu. Courtauld, 
Journ. ehem. Soc. 91 (1907), 666, 671; Herissey, Journ. de Pharm, et Chim. 
VL 26 (1907), 194, 198; Aren, der Pharm. 245 (1907), 638, 641; Feist, ebenda 
246 (1908), 206, 509; Rosenthaler, ebenda 365; Auld, Journ. ehem. Soc. 
93 (1908), 1251, 1276; Rosenthaler, Arch. der Pharm. 246 (1908), 710; 
Biochem. Zeitschr. 14 (1908), 238; 11 (1909), 257; Auld, 'journ. ehem. Soc. 



Nitrile. 671 

Außer Amygdalin sind noch viele andere Glucoside bekannt, 
die alle bei der Hydrolyse Blausäure liefern, es sind: Corynocarpin, 
Dhurrin, Gynocardin, Laurocerasin, Linamarin (= Phaseolunatin), 
Lotusin, Manihotoxin, Prulaurasin, Prunasin, Sambunigrin und 
Vicianin. 

Weitere in ätherischen Ölen vorkommende Nitrile sind die 
der Phenylessigsäure, der Phenylpropionsäure und der Vinyl- 
essigsäure. 

Phenylessigsäurenitril, Benzylcyanid , C a H a - CH 2 • CN, 
bildet nach A.W. Hof mann den Hauptbestandteil des Kapuziner- 
kressenöls 1 ) sowie des Öles von Lepidium sativum*) und ist 
außerdem wahrscheinlich auch im Neroliöl enthalten. 

Gadamer 3 ) stellte später fest, daß Hofmanns Beobachtung 
für Kapuzinerkressenöl nur bedingt richtig ist. Der eigentliche 
Hauptbestandteil dieses Öles ist nämlich Benzylsenföl, und nur 
bei unzweckmäßiger Arbeitsweise bildet sich das als Zersetzungs- 
produkt aufzufassende Phenylessigsäurenitril. (Näheres hierüber 
vgl. bei Kapuzinerkressenöl.) 

Phenylessigsäurenitril siedet bei 231 bis 232° und hat bei , 
18° das spezifische Gewicht 1,0146. Durch Verseifen geht es 
in Phenylessigsäure (Smp. 77°) über. 



95 (1909), 927; Feist, Arch. der Pharm. 247 (1909), 226, 5-12; Bourquelot, 
Journ. de Pharm, et Chim. VI. 29 (1909), 576; Tutin, Journ. ehem. Soc. 95 
(1909), 663; Walker u. Krieble, ebenda 1369, 1437; Rosenthaler, Arch. 
der Pharm. 248 (1910), 105, 534; 350 (1912), 298; 251 (1913), 56, 85; 263 (1925), 
563; Schweiz. Apoth.-Ztg. 60 (1922) vom 14. 9.; Schweiz. Wochenschr. f. Chem. 
u. Pharm. 57 (1919), 571; Berichte d. deutsch, pharm. Ges. 30 (1920), 13; 
Krieble, Journ. Americ. chem. Soc. 34 (1912), 72; Bourquelot u. Herissey, 
Journ. de Pharm, et Chim. VII. 6 (1912), 246; Armstrong u. Horton, Chem. 
Zentralbl. 1912, II. 1292; Bredig u. Fiske, Biochem. Zeitschr. 46 (1912), 7; 
Bridel, Journ. de Pharm, et Chim. VII. 7 (1913), 27, 65; E. Fischer u. Berg- 
mann, Berl. Berichte 50 (1917), 1047; Bau, Chem. Zentralbl. 1917, I. 1101; 
Bourquelot, Journ. de Pharm, et Chim. VII. 17 (1918), 359; Karrer, Nägeli 
u. Lang, Helvet. chim. acta 3 (1920), 573; Kuhn, Berl. Berichte 56 (1923), 
857; Kuhn u. Sobotka, ebenda 57 (1924), 1767; C. Oppenheimer, Die 
Fermente und ihre Wirkungen. 5. Aufl. Leipzig 1924. 

l ) Berl. Berichte 7 (1874), 518. 

*) Ebenda 1293. 

3 ) Arch. der Pharm. 237 (1899), 111. 



672 Hauptbestandteile der ätherischen Öle. 

Phenylpropiotisäurenitrü, C e H„ • CH 8 • CH 2 ■ CN , ist der 
wesentliche Bestandteil des Brunnenkressenöls (Nasturtium 
officinale) 1 ). Es siedet bei 261° und läßt sich durch Alkali in 
die bei 47° schmelzende Phenylpropionsäure überführen. 

VinyIessigsäure(Crotonsäure)nitril, Allylcyanid, 

CH s :CH.CrVCN, 
ist stets spurenweise im Senföl 2 ) enthalten, kann aber, besonders 
bei sorgloser Fabrikation, hierin auch in größerer Menge als Zer- 
setzungsprodukt von Isothiocyanallyl auftreten. Da Cyanallyl 
sehr leicht ist (d 17>6 „ 0,835), so würde sich ein größerer Gehalt 
des Senföls an dieser Verbindung durch Abnahme des spezifischen 
Gewichts verraten. 



Nitroverbindungen. 

Nitrobenzol. 

C H 6 NO a . Mol.-Gew. 123. 

Diese unter dem Namen Mirbanöl bekannte Verbindung, die 
in gewaltigen Mengen, hauptsächlich für die Teerfarbenindustrie, 
hergestellt wird, spielt auch in der Parfümerie und der Seifen- 
industrie eine Rolle als billiges Ersatzmittel für Bittermandelöl. 
Die Beschaffenheit des Präparats ist von der Reinheit des an- 
gewandten Benzols abhängig; in der Riechstoffindustrie wird nur 
das sogenannte leichte Nitrobenzol (spez. Gew. 1,2) verwendet, 
das man, wenn notwendig, noch durch Destillation über Natrium- 
hydroxyd von den letzten Verunreinigungen befreien kann. 

Nitrobenzol ist eine schwach gelbliche, mit der Zeit dunkler 
werdende, stark lichtbrechende Flüssigkeit, deren Geruch dem 
des Bittermandelöls ähnlich ist. Es ist nur wenig löslich in 
Wasser, leicht dagegen in Alkohol, Äther, Benzol usw. Mit 
Wasserdämpfen ist es leicht flüchtig. In der Kälte erstarrt es 

*) A. W. Hofmann, loc. cit. 250. 

ä ) Seine Anwesenheit in einem indischen Senföl wurde durch eine Unter- 
suchung wahrscheinlich gemacht. Bericht von Schimmel & Co. Oktober 
1911, 113. 



Nitroverbindungen. 673 

und schmilzt nach Linebarger 1 ) wieder bei +3,6°. Friswell 3 ) 
gibt folgende Eigenschaften an: 

Erstp. +5°, Sdp. 209° (korr., 760 mm), d 1 *- (fest) 1,3440, 
d^T (flüssig) 1,2220, d-JP 1,21 16. 

An Handelspräparaten wurde von Schimmel § Co. ge- 
funden: Erstp. H- 5,5°, Smp. +5,6°, Sdp. 208 bis 209° (741 mm), 
d 15 . 1,20 bis 1,21, a D ±0°, n B20 „ 1,552 bis 1,553, löslich in 1 Vol. 
90°/oigen und in etwa 4,5 Vol. 80°/oigen Alkohols. 

Für die Beurteilung der Reinheit eines Nitrobenzols ist der 
Erstarrungspunkt maßgebend, dessen Bestimmung man in dem 
bei der Prüfung von Anethol usw. verwendeten Apparat (siehe 
im Kapitel: „Die Prüfung der ätherischen Öle") ausführt. Man 
kühlt das zu untersuchende Präparat auf 0° ab und impft mit 
etwas festem Nitrobenzol. Der Erstarrungspunkt einer guten 
Handelsware liegt zwischen +5 und -\-b° 3 ). 

Mit Hilfe der Erstarrungspunkts- Bestimmung haben Simpson und 
Jones*) ein Verfahren ausgearbeitet, nach dem es möglich sein soll, den 
Prozentgehalt eines Mirbanöls an reinem Nitrobenzol quantitativ festzustellen. 
Da keinerlei Urteile von anderer Seite über die Brauchbarkeit dieser Methode 
vorliegen, so sei hier nur auf sie hingewiesen. 

Ein gutes, zum Parfümieren von Seifen brauchbares Nitro- 
benzol muß „seifenecht" sein, d. h. beim Kochen mit 15%iger 
Kalilauge darf es diese nicht färben. Eine Gelb- bis Braun- 
färbung der Kalilauge deutet auf die Gegenwart anderer Nitro- 
produkte (Nitrotoluol) hin. Zur Ausführung der Probe werden 
2 bis 3 ccm Nitrobenzol in einem weiten Reagensglas mit der 
doppelten Menge Kalilauge 2 Minuten lang im lebhaften Sieden 
erhalten, wobei ein Eindampfen der Flüssigkeit zu vermeiden 
ist. Während des Kochens muß man gleichzeitig etwas schütteln, 
da die Flüssigkeit sonst leicht herausgeschleudert wird. 

Die beim Kochen nicht probehaltigen ISitrobenzols auf- 
tretende Gelb- bis Braunfärbung verschwindet allmählich beim 
Erkalten und tritt bei nochmaligem Kochen nicht mehr ein. 

Um Nitrobenzol nachzuweisen, reduziert man es mit Zinn 
und Salzsäure oder Zink und verdünnter Schwefelsäure zu Anilin. 



*) Americ. ehem. Journ. 18 (1896), 437. 

") Journ. ehem. Soc. 71 (1897), 1011. 

*) Bericht von Schimmel $ Co. 1»20, 99. 

*) Journ. Soc. ehem. Industry 38 (1919), T. 325. 

Gildemeister, Die ätherischen Öle. I. 43 



674 Hauptbestandteile der ätherischen Öle. 

Letzteres erkennt man leicht daran, daß seine wäßrige Lösung 
bei vorsichtigem Zusatz von Chlorkalklösung violett gefärbt wird, 
und daß die mit einem Überschuß von verdünnter Schwefelsäure 
bereitete Lösung auf Zusatz von Kaliumbichromat einen dunkel- 
grünen bis schwarzen Niederschlag gibt, der sich in siedendem 
Wasser oder in Weingeist mit blaugrüner Farbe löst. Die* erst- 
genannte Reaktion ist empfindlicher. 

Quantitativ läßt sich das Nitrobenzol bestimmen, indem man 
das durch Reduktion erhaltene Anilin mit Bromwasser titriert 1 ). 

Nitrobenzol ist ein starkes Gift; es sind Fälle bekannt, wo 
20, ja sogar 7 bis 8 Tropfen den Tod verursachten 2 ). Schon 
die Berührung der Haut mit Nitrobenzol kann gefährlich werden. 

In einem Artikel über das Nitrobenzol als Gift im Gewerbe und zu ver- 
brecherischen Zwecken beschreibt J. R. Spinner 8 ) zahlreiche durch diesen 
gefährlichen Körper verursachte Vergiftungsfälle. Das Nitrobenzol gelangt auf 
drei verschiedenen Wegen in den Körper, durch den Mund, durch die Lungen 
und durch die Haut Die Gefährlichkeit der Nitrobenzolaufnahme durch die 
Haut wird vielfach verkannt. Sie erfolgt aber überall da, wo Nitrobenzol als 
Zusatz zu andern Stoffen gebraucht wird, die auf der Haut Anwendung finden, 
wo Massen mit den Händen bearbeitet werden, die Nitrobenzol enthalten, 
wenn Gegenstände, die mit der Haut in Berührung kommen, wie namentlich 
die Schuhe, mit nitrobenzolhaltigen Ledermitteln, Cremes, Schmieren, Wichsen, 
behandelt werden. Zu Unrecht steht Nitrobenzol in dem Rufe eines Abortivums. 

Künstlicher Moschus. 

Der natürliche Moschus verdankt seinen Geruch einem 
Muskon genannten Keton C 16 H 80 O, das auf Seite 594 be- 
schrieben worden ist. Etwas ganz anderes ist nun der so- 
genannte künstliche Moschus. Zwischen ihm und dem Natur- 
produkt besteht nur eine gewisse Ähnlichkeit der Gerüche, 
wie man sie häufiger beobachten kann, so z. B. zwischen 
Nitrobenzol und Bittermandelöl. Im einen wie im andern 
Falle ist das Ersatzmittel chemisch völlig verschieden von dem 
betreffenden Naturprodukt und gibt daher auch dessen Geruch 
nur bis zu einem gewissen Grade richtig wieder. Gegenwärtig 
kennt man eine ganze Anzahl von moschusartig riechenden Ver- 
bindungen, die größtenteils hochnitrierte tert.-Butyltoluole und 

x ) Tellera, Chem. Zentralbl. 1925, I. 554. 

s ) Kobert, Lehrbuch der Intoxicationen. Bd. II, S. 799. Stuttgart 1906. 

s ) Pharm. Zentraih. 54 (1913), 871. 



Nitroverbindungen. 675 

tert.-Butylxylole sind oder zu diesen in naher Beziehung stehen. 
Charakteristisch für diese Verbindungen ist die tertiäre Butyl- 
gruppe (die eventuell auch durch die Isobutylgruppe ersetzt 
werden kann); treten an ihre Stelle andere Gruppen, so ent- 
stehen nur schwach oder gar nicht nach Moschus riechende 
Körper 1 ). Durch besonders starken Moschusgeruch zeichnen 
sich im allgemeinen die Verbindungen mit zwei oder drei Nitro- 
gruppen aus, auch kann unbeschadet der Geruchsstärke eine 
der drei Nitrogruppen durch die Cyangruppe, Aldehydgruppe, 
Halogen oder einen Säurerest vertreten sein; je nachdem eine 
derartige Gruppe eingetreten ist, spricht man von Cyanidmoschus, 
Aldehydmoschus, Halogenmoschus und Ketonmoschus. 

Für praktischen Gebrauch kommen von den vielen moschus- 
artig riechenden Verbindungen gegenwärtig nur drei in Betracht: 
der Xylol-, der Keton- und der Ambrettemoschus. 

1. Xylolmoschus, Trinitro - tert.-butyl- m-xylol, 
C ia H 15 6 N 8 ; C 6 (CH s ) 2 [C(CH 8 ) 8 ](N0 2 ) 3 . Man erhält ihn durch 
Kondensation von Isobutylchlorid und m -Xylol mittels Alu- 
miniumchlorid und Nitrieren des Reaktionsproduktes. Bei der 
Kondensation findet eine Umlagerung der Isobutylgruppe in die 
tertiäre Butylgruppe statt. Er bildet gelblich-weiße Nadeln, die 
bei 105 bis 106° 2 ) bzw. bei 112 bis 113° schmelzen. 

Diese verschiedenen Schmelzpunkte beruhen nach W. Treff 3 ) wahr- 
scheinlich darauf, daß der Xylolmoschus in zwei verschiedenen Kristallformen 
existiert. Beide sind ineinander überführbar. Beim Umkristallisieren aus Spiritus 
erhält man bald die niedriger-, bald die höherschmelzende Modifikation. Wird als 
Kristallisationsmittel Benzin, Äther, Benzol oder Toluol genommen, so schmilzt 
die Verbindung bei 112 bis 113°. Erhitzt man einen bei 105° schmelzenden 
Xylolmoschus (der meist erst bei 112 bis 113° klar geschmolzen ist), nach dem 
Erkalten und Erstarren nochmals, so schmilzt er jetzt erst bei 112 bis 113°. 
Reclaire*) empfiehlt, den Xylolmoschus vor der Schmelzpunktbestimmung 
zu pulvern und im Exsiccator zu trocknen, um konstante Werte zu erhalten. 

*) Vgl. hierzu Baur, Berl. Berichte 24 (1891), 2832; 81 (1898), 1344; 
Baur u. Bischler, ebenda 32 (1899), 3647; Baur, ebenda 33 (1900), 2567; 
Fisch, Parfüm, moderne 12 (1919), 129; Perfum. Record 12 (1921), 222; 
Noelting, Der künstliche Moschus. Chimie et Industrie 6 (1921), 719; 
Chem. Zentralbl. 1922, IL 750; Battegay u. Kappeier, Bull. Soc. chim. IV. 
35 (1924), 683, 989. 

s ) Ellis, Perfum. Record 11 (1920), 396. 

s ) Zeitschr. f. angew. Chem. 39 (1926), 1307. 

*) Deutsche Parf.-Ztg. 12 (1926), 333. 

43* 



676 Hauptbestandteile der ätherischen Öle. 

2. Ketonmoschus, Dinitro-tert.-butyl-acetyl-m-xylol, 
C 14 H 18 5 N 2 ; C a (CH 3 ) 2 [C(CH p ) 8 ](N0 2 ) a -CO-CH 8 , Stnp. 136 bis 
137°, löslich in Alkohol, Äther, Benzol usw., schwieriger in 
Ligroin und 60 %iger Essigsäure. Er bildet sich durch Kon- 
densieren von Acetylchlorid mit tert-Butyl-m-Xylol bei Gegen- 
wart von Aluminiumchlorid und Nitrieren des entstehenden 
Kondensationspro dukts . 

3. Ambrettemoschus, Dinitro-isobutyl-m-kresol- 
methyläther, C 12 H ia O e N 9 , 

C e H(CH s )(OCH a )<N0 2 ) 2 • CH ä - CH(CH 8 )„ 
Smp. 84 bis 86 Q . 



Von weiteren Moschuspräparaten seien folgende erwähnt: 

Trinitro-tert-butyltoluol, C 6 H(CH s )[C(CH s ) 8 ](NO a ) 8 , hat 
insofern ein besonderes Interesse, als es die zuerst (unter dem 
Namen „Tonquinol" und „Muse Baur") in den Handel gebrachte 
moschusartig riechende Verbindung ist. Kristallisiert aus Alko- 
hol in gelblichweißen Nadeln, die bei 96 bis 97° schmelzen. 

Trinitro-tert.-butyläthylbenzol, 

C,H(C,H.)[C(CH 8 )J(MO a )„ 
soll sich in Alkohol leicht losen und deshalb schwer kristallisiert 
zu erhalten sein. 

Dinitro-tert-butyljodxylol, CJ (CH 3 ) 2 [C(CH 8 ) 3 ](N0 3 ) 2I 
entsteht beim Nitrieren von tert.-Butyljodxylol und bildet gelbe, 
bei 105° schmelzende Kristalle. 

Di nitro- tert-butylxylyl Cyanid, Cyanidmoschus, 
C 8 (CH 8 ) 2 CN[C(CH 8 ) 8 ](N0 2 ) 2 . 
Prismatische Kristalle vom Smp. 110°. 

Dinitro-tert.-butylx"ylylaldehyd, " Aldehydmoschus, 
C 8 (CH 3 ) 2 [C(CH 8 ) 3 ](NO ä ) 2 -CHO, löslich in Alkohol und Benzol, 
kristallisiert aus Ligroin in tafelförmigen, schwach gelben Kri- 
stallen vom Smp. 112°. 

Dinitro-tert-butyl-acetyltoluol, Methyldinitrobutyltolyl- 
keton, C 6 H(CH 8 )[C(CH 8 ) g ](NO a ) 2 .CO.CH 3 , breite Nadeln vom 
Smp. 131°. 



Nitroverbindungen. 677 

Dinitro-tert-butyl-butyryl-xylol, 

C 6 (CH 8 ) 2 [C (CH 8 ) 8 ] (MO,), • CO ■ C S H, , 
ist das Propylketon des Dinitro-tert.-butylxylols, Smp. 128°. 

Dinitro-tert-butyl-valeryl-xylol, 

C e (CH 8 ) 9 [C (CH 3 ) 3 3 (NO s ) 2 ■ CO • C t H 9 , 
bildet, aus Alkohol umkristallisiert, lange, schwach gelbe Mädeln 
vom Smp. 151°. 

Der künstliche Moschus lost sich nicht in Wasser und ist 
im allgemeinen auch nur schwer löslich in Alkohol. Als ge- 
eignetes Lösungsmittel zur Herstellung haltbarer, relativ konzen- 
trierter Lösungen sind Cinnamein und Benzylbenzoat empfohlen 
worden. Mach Koehler 1 ) nimmt dieses von Moschus „Baur" 
und Ketonmoschus bei gelindem Erwärmen bis zu 20 % auf und 
hält sie selbst bei -f- 10° noch in Lösung; auch auf Zusatz von 
wasserfreiem Alkohol tritt keine Ausscheidung ein. Mann 2 ) will 
sogar mit Cinnamein 50% ige haltbare Lösungen erhalten haben. 
Nach Schimmel $ Co. 3 ) besitzen beide Lösungsmittel ziemlich 
dasselbe Lösungsvermögen, Benzylbenzoat eher noch ein etwas 
größeres als Cinnamein. Jedenfalls kommt es hierbei auch 
darauf an, was für ein Moschusprodukt verwendet wird. 

Verfälscht wird der künstliche Moschus häufig mit Acet- 
anilid; früher kamen sogar als „Moschus Baur" Präparate in 
den Handel, die nach eigener Angabe der Fabrikanten zu 90 % 
aus Antifebrin bestanden. Auch Verfälschungen mit Zimtsäure 
sind beobachtet worden. Die genannten Zusätze können schon 
durch Behandeln mit heißem Wasser von dem darin unlöslichen 
Moschus getrennt werden, andere werden sich durch ihre leichtere 
Löslichkeit in Alkohol zu erkennen geben, in dem, wie gesagt, 
die künstlichen Moschusprodukte ziemlich schwer löslich sind. 
Antifebrin kann durch die Isonitril- und Essigsäurereaktion 
charakterisiert werden. 



l ) Pharm. Ztg. 49 (1904), 1083. 

a ) Seifensieder-Ztg. u. Revue über die Harz-, Fett- u. Ölindustrie 33 
(1905), 112; Bericht von Schimmel § Co. April 1905, 123. 
3 ) Bericht von Schimmel § Co. April 1905, 124. 




678 Hauptbestandteile der ätherischen Öle. 



Amido- und Imidoverbindungen. 

Indol. 

C s H,Tt Mol.-Gew. 117. 

Indol, dessen Vorkommen im tierischen Organismus als 
Produkt der Darmverdauung schon seit langem bekannt ist, 
und von dem man weiß, daß es vielfach von 
Bakterien aus eiweißhaltigem Substrat 1 ) ge- 
bildet wird, ist erst neuerdings bei Phanero- 
gamen beobachtet worden, und zwar zuerst 
von Hesse 2 ) als Bestandteil des Jasmin- 
blütenöls, ferner im Neroliöl. 
Außerdem hat man es in verschiedenen Pflanzenteilen (meist 
nur durch Farbreaktionen) nachgewiesen, häufig in besonders 
wohlriechenden Blüten, und zwar von Caladium- Arten 1 ), in 
Jonquillenblüten, Goldlack, Blüten von JRobwia pseudacacia, 
Blüten der Citrus- Arten: C. aurantium, decumana, japonica, 
limonum, nobilis, trifoliata, medica, limetta^), Blüten von 
Murraya exotfca 8 ), Hevea brasiliensis 1 ), Visnea mocanera 6 ), 
Coffea liberica, C. robusta, C. abeocuta*) und JRandia for- 
mosana, ferner im Holz von Celtis reticulosa. 

Indol bildet glänzende, weiße Blättchen, die sich aber unter 
dem Einfluß von Licht und Luft sehr bald dunkel färben. Der 
Smp. liegt bei 52°, der Sdp. bei 253 bis 254° (korr.). Es löst 
sich leicht in heißem Wasser und ist mit Wasserdämpfen 
flüchtig. Das gewöhnliche Handelsprodukt hat einen äußerst 
widerwärtigen, fäkalartigen Geruch; erst nach sorgfältiger Reini- 
gung erhält man ein Präparat, dessen Geruch nicht gerade 
unangenehm ist und besonders in der Verdünnung blumigen 
Charakter zeigt. 



*) Czapek, Biochemie der Pflanzen, II. Aufl. Bd. 3, S. 356. 

a ) Berl. Berichte 32 (1899), 2612. 

s ) Weehuizen, Pharm. Weekblad 45 (1908), 1325. 

*) Sack, ebenda 48 (1911), 307, 775. 

s ) Borzi, Rendiconti della R. Accad. dei Lincei Roma V. 13. 1 (1904), 372. 



Amido und Imidoverbindungen. 679 

Lösungen von Oxalsäure 1 ) oder von p-Dimethylaminobenz- 
aldehyd 3 ) werden von Indol rot, ein mit konz. Salzsäure be- 
feuchteter Fichtenspan wird kirschrot gefärbt. Beim Schuttein 
einer ätherischen Lösung von Indol mit einer wäßrig-alkoholischen 
Lösung von Natriumbisulfit entsteht ein Hydrosulfonsäurederivat, 
das, aus Methylalkohol umkristallisiert, aus weißen, seideglänzen- 
den Blättchen besteht 3 ). 

Zur Isolierung des Indols ist das Pikrat (lange, rote, stark 
glänzende Nadeln) am besten geeignet. Hesse*) gibt für den 
Nachweis und die quantitative Bestimmung des Indols folgende 
Vorschrift: 

Das rohe Blütenöl wird mit etwa 10% Pikrinsäure versetzt 
und bis zur Auflösung des beim Zusatz der Pikrinsäure ent- 
stehenden Niederschlages auf etwa 50 bis 60° erwärmt. Zu der 
erkalteten Lösung, aus der sich ein reichlicher Niederschlag von 
Indolpikrat abscheidet, wird ein großer Überschuß von Petrol- 
äther gesetzt, wobei ein aus Indolpikrat und dem größten Teil 
der unverbrauchten Pikrinsäure bestehender, kristallinischer, je 
nach dem Gehalt an Indolpikrat mehr oder weniger rot gefärbter 
Niederschlag ausgeschieden wird. Der Niederschlag wird ab- 
filtriert, mehrfach mit Petroläther gewaschen, mit Ammoniak 
oder Sodalösung erwärmt, die Lösung nach dem Erkalten mit 
Äther extrahiert und der Verdampfungsrückstand der ätherischen 
Lösung mit Wasserdämpfen destilliert. Man erhält dadurch das 
gesamte, im Blütenöl befindliche Indol in fast reinem Zustande. 

Den Nachweis von Indol in Blüten kann man nach Weehuizen 5 ) so 
führen, daß man die zerquetschten Blüten etwa 5 Minuten lang mit Alkohol 
extrahiert und im Filtrat etwas Vanillin oder p-Dimethylaminobenzaldehyd 
löst, worauf nach Zusatz einiger Tropfen konz. Salzsäure die charakteristischen 
roten Färbungen auftreten. Da nun Phloroglucin auch diese Farbreaktion gibt, 



*) Borzi, loc. cit.; Verschaffelt, Rec. trav. bot. Neerland. 1 (1904). 
Vgl. auch Bericht von Schimmel $ Co. Oktober 1905, 121. 

a ) Weehuizen, Pharm. Weekblad 45 (1908), 1325; Chem. Zentral bl. 
1908, II. 1747; Steensma, Zeitschr. f. physiol. Chem. « (1906), 15; 
Gautier u. Nogier, Compt rend. Soc. biol. vom 19. Dez. 1908, Ref. Bull. 
Soc. chirn. IV. 5 (1909), 256. Vgl. auch Bericht von Schimmel § Co. 
April 1909, 142 und Oktober 1909, 213. 

*) Hesse, loc. cit. 2615. 

*) Loc. cit. 2612. 

*) Loc. cit. 



680 Hauptbestandteile der ätherischen Öle. 

so muß man, wenn die Gegenwart von Phloroglucin vermutet wird, so ver- 
fahren, da« Filtrierpapier oder Glaswolle, die mit einer l°/oigen Lösung von 
Vanillin in einem Gemisch gleicher Volumina Alkohol und konz. Salzsäure 
getränkt sind, längere Zeit dem von den Blüten ausgeatmetem Duft aus- 
gesetzt werden. Durch Trocknen bei gewöhnlicher Temperatur tritt dann die 
Rotfärbung auf. 

Skatol. 

C 9 H B N. Mol.-Gew. 131. 

Skatol (/S-Methylindol) ist im Zibet 1 ) und im Holz von Celtis 
reticulosa und C. Durand//*) sowie in dem „P/s/" genannten 

Holz von Nectandra-Artcn a ) nachgewiesen 

SP worden. Es bildet weiße, bei 95° schmelzende 

M | i| C — l C ' CH * und bei 265 bis 266 ° siedende Blättchen von 

hc ns. Jk J CH starkem Fäkalgeruch. Das Chlorhydrat, 

^C\/, 2C 8 H 9 N-HC1, schmilzt bei 167 bis 168°, 

die Pikrinsäureverbindung kristallisiert aus 

Benzol in dunkelroten, glänzenden Nadeln vom Smp. 172 bis 173°*). 

Die Lösung von p-Dimethylaminobenzaldehyd wird durch Skatol 

blau gefärbt 6 ). 

Skatol findet, ebenso wie Indol, Verwendung bei der Her- 
stellung künstlicher Blumengerüche. 

Anthranilsäuremethylester, 

C 8 H 9 2 N. Mol.-Gew. 151. 

Zu den basischen Bestandteilen ätherischer Öle zählt der 
Anthranilsäuremethylester, der im jähre 1894 von H. Walbaum 

Ch ' m Neroliöl entdeckt und später im Tuberosenöl, 

HC /Ssch Jonquillenblütenöl, Champacablütenöl (?), Ylang- 

I Ylangöl, Goldlacköl, Öl von Ffobiniapseudacacia, 

HC \V CNHä spanischen Orangenblütenöl, süßen Pomeranzen- 

CCOO-CHs schalenöl, westindischen Limettöl(?), Bergamott- 

*) Walbaum, Bert. Berichte 33 (1900), 1903. 

2 ) Bericht von Schimmel § Co. April 1908, 80; April 1914, 124. 

a ) Sack, Pharm. Weekblad 48 (1911), 307; Chem. Zentralb]. 1911, I, 1367. 

*) Beobachtung im Laboratorium von Schimmel § Co. 

e ) Weehuizen, Pharm. Weekblad 45 (1908), 1325.— Steensma.Zeitschr. 
f. physiol. Chem. 47 (1906), 25. — Gautier u. Nogier, Compt. rend. Soc. biol. 
vom 19. Dez. 1908; Ref. Bull. Soc. chim. IV. 5 (1909), 256. — Vgl. auch Bericht 
von Schimmel $ Co. April 1909, 142; Oktober 1909, 213. 



Amido- und Imidoverbindungen. 681 

blätteröl, im Traubensaft von V/t/s Ja&rusca 1 ), Jasmänblütenöl und 
Gardeniaöl nachgewiesen wurde. Nach dem Geruch zu schließen, 
müssen auch die Blüten von Lathyrus odoratus, Philadelphus 
coronarius und von verschiedenen Äpfelsorten den Ester enthalten. 
Synthetisch läßt er sich leicht gewinnen durch Einleiten von Salz- 
säuregas in die methylalkoholische Lösung von Anthranilsäure. 

Anthranilsäuremethylester bildet große, flächenreiche Kristalle, 
die in festem Zustande und in Lösung, besonders in alkoholischer, 
prachtvoll blau fluoreszieren. Einmal geschmolzen, bleibt er selbst 
bei niedriger Temperatur lange Zeit flüssig. Der Geruch des 
unverdünnten Esters ist nicht sehr lieblich, aber ganz charak- 
teristisch; im verdünnten Zustande erinnert er an den Duft der 
Orangenblüte. Die Konstanten der aus Neroliöl isolierten Ver- 
bindung sind: 

Erstp. 24°, Smp. 24 bis 25°, Sdp. 132° (14 mm), d ia . 1,168 
(überschmolzen) 2 ). 

Der Ester ist leicht löslich in Alkohol, Äther und verdünnten 
Mineralsäuren, ziemlich löslich in Wasser und flüchtig mit Wasser- 
dampf. 

Von Derivaten sind zu nennen das Pikrat, gelbe Nadeln 
vom Smp. 103,5 bis 104° 8 ), das Benzoat, Smp. 99 bis 100°*) oder 
100 bis 102° 5 ), sowie das Thiophenylketotetrahydrochinazolin, 
das sich quantitativ beim Erhitzen von Anthranilsäuremethyl- 
ester mit Phenylsenföl auf 100 bis 120° bildet. Die Verbindung 
ist leicht löslich in Natronlauge, sehr schwer in Alkohol, schmilzt 
oberhalb 300° und sublimiert schon bei 160 bis 170°. 

Aus den ätherischen Ölen läßt sich der Ester leicht isolieren 
durch Ausschütteln mit verdünnter Schwefelsäure, wobei ein in 
der Kälte auskristallisierendes Sulfat entsteht, das durch Um- 
kristallisieren aus Alkohol gereinigt und durch Soda wieder zer- 
legt werden kann 6 ). 



*) Power u. Chesnut, Joum. of Agricult. research 23(1923), 47; Bericht 
von Schimmel $ Co. 1923, 20. — Joum. Americ. ehem. Soc. 43 (1921), 1741. 

a ). Wal bäum, Journ. f. prakt. Chem. II. 59 (1899), 352. 

») Freundler, Bull. Soc. chim. III. 81 (1904), 882. Im Laboratorium von 
Schimmel § Co. wurde gefunden 105 bis 106°. 

*) Erdmann, Berl. Berichte 82 (1899), 1216. 

") Bericht von Schimmel § Co. Oktober 1908, 81. 

*) Walbaum, loc. cit. 



682 Hauptbestandteile der ätherischen Öle. 

Hesse und Zeitschel 1 ) benutzen dieses Sulfat zur quan- 
titativen Bestimmung des Anthranilsäureesters, indem sie 
folgendermaßen verfahren: Etwa 25 g des betreffenden Öles 
werden in 2 bis 3 Teilen trocknem Äther gelöst, die Lösung 
wird in einer Kältemischung auf mindestens 0° abgekühlt und 
dann unter stetem Umrühren tropfenweise ein kaltes Gemisch 
von 1 Vol. konzentrierter Schwefelsäure und 5 Volumen Äther 
zugefügt, bis kein Niederschlag mehr entsteht 2 ). Der Nieder- 
schlag wird auf einem Filter gesammelt und bis zur Geruch- 
losigkeit mit trocknem Äther ausgewaschen, sodann löst man 
ihn in Wasser, event. unter Zusatz von etwas Alkohol, und 
titriert, ohne vorher zu filtrieren 8 ), mit Halbnormal-Kalilauge. 
Werden bei Anwendung von s g Öl a ccm Lauge verbraucht, so 
ist der Prozentgehalt des Öls an Anthranilsäuremethylester 

a- 3,775 
s 

Die Lösung wird nun mit überschüssiger Halbnormal-Kali- 
lauge versetzt und eine halbe Stunde auf dem Wasserbade er- 
hitzt. Die nicht zur Verseifung gebrauchte Lauge wird mit 
Halbnormal-Schwefelsäure zurücktitriert. Der Prozentgehalt an 
Ester berechnet sich aus der Formel: 

b-7,55 

* 

s 

wo b die zur Verseifung gebrauchten ccm Halbnormal-Kalilauge 
bedeutet, a muß doppelt so groß sein wie b. 

Bei dieser Methode werden neben Anthranilsäuremethylester 
auch andere basische Verbindungen (Methylanthranilsäuremethyl- 
ester) mitbestimmt. 

Zur Vermeidung dessen hat E. Erdmann 1 ) ein anderes Verfahren vor- 
geschlagen, bei dem er die Eigenschaft des Anthranilsäuremethylesters ver- 
wertet, als primäre aromatische Base Azofarbstoffe zu bilden. Der Ester 



*) Berl. Berichte 34 (1901), 296. 

a ) Nach Laloue (Bericht von Roure Bertrand Fils April 1910, 53; Bull. 
Soc. chim. IV. 7J1910], 1101) ist es zur Schonung der andern Ölbesrandteile 
vorteilhaft, das Öl mit 6 Vol. Äther zu verdünnen und die Fällung dann bei 
— 4° vorzunehmen. Aus demselben Grunde soll auch das Filtrat mit Eis- 
wasser gekühlt werden. 

3 ) Hesse u. Zeitschel, Journ. f. prakt. Chem. II. 64 (1901), 246. Anm. 

*) Berl. Berichte 35 (1902), 24. 



Atnido- und Imidoverbindungen. 683 

wird aus dem ätherischen Öl mit verdünnter Schwefelsäure oder Salzsäure 
ausgeschüttelt, die saure Lösung mit einer 5 %igen Natriumnitritlösung diazotiert 
und mit einer alkalischen Lösung von ,3-Naphthol (0,5 g /S-Naphthol in 0,5 ccm 
Natronlauge [mindestens 30 %ig] und 150 ccm Wasser unter Zusatz von 15 g 
kohlensaurem Natron gelöst) titriert. Der dabei entstehende Farbstoff fällt 
unlöslich aus, und durch Tüpfelproben läßt sich der Endpunkt der Reaktion 
genau erkennen. Nach Hesse und Zeitschel 1 ) hat das Erdmannsche 
Verfahren den Nachteil, daß die Isolierung des Esters aus dem Öl nicht 
quantitativ ist. 

Scott 3 ) kam bei der Nachprüfung zu folgendem Ergebnis: 1. Oberein- 
stimmende Resultate wurden nur erhalten, wenn die Menge des vorhandenen 
Alkalis gleich der theoretisch notwendigen war oder nur einen geringen Über- 
schuß darstellte. Der durch die Löslichkeit des Farbstoffes in der alkalischen 
Lösung verursachte Fehler war am kleinsten bei der Verwendung von Natrium- 
bicarbonat an Stelle von Natriumcarbonat oder Natronlauge. Ganz vermieden 
wurde der Fehler, wenn man eine 0,2 % ige «- oder /S-Napbthollösung in 
30 % igem Äthylalkohol verwendete. 2. Mit einer bestimmten Menge A-Naphtol 
reagierten etwa 5 % mehr als die theoretische Menge diazotiertes Methyl- 
anthranilat, für a-Naphthol wurde annähernd die berechnete Menge gebraucht. 
3. Diazotierte man zu langsam, so verbanden sich sowohl «- wie ANaphthol 
mit übermäßig großen Mengen Methylanthranilat. Während Er d mann eine 
Zeitspanne von 10 Minuten für das Diazotieren gestattet, sollte nach Scott 
1 Minute genügen. 4. Scharfe Endpunkte der Reaktion wurden nur erhalten 
mit ziemlich starken Methylanthranilatlösungen, 0,5 g Methylanthranilat war 
das Minimum der genau titrierbaren Menge. 5. Die Titration erwies sich als 
mühsam und zeitraubend. 

Um kleinste Mengen Methylanthranilat zu bestimmen, bediente sich 
Scott einer als Standard dienenden Farbskala, die er auf folgende Weise 
erhielt: 0,000005, 0,00001 usw. bis 0,00025 g reinstes Methylanthranilat wurden 
30 Sekunden lang in 100 ccm Flüssigkeit mit 1 ccm Normal-Salzsäure und 
0,5 ccm 0,5 7 igen Natriumnitrits diazotiert; hierauf wurde die Flüssigkeit in 
ein Gemisch von 0,5 ccm 2 % iger alkoholischer a-Naphthollösung und 3 ccm 
Normalnatriumnitrit (?) gegeben. Das Maximum der Färbung entwickelte sich 
in 15 Minuten und blieb mehrere Stunden konstant. 

Unter Beobachtung der angegebenen Richtlinien untersuchte Scott eine 
Reihe verschiedener Traubensäfte und fand, daß sie in 1000000 Teilen 0,11 
bis 1,49 Teile des Esters enthielten. 

Will man Anthranilsäuremethylester neben Methylanthranil- 
säuremethylester bestimmen, so empfiehlt es sich, das Hesse- 
Zeitschelsche mit dem verbesserten Erdmannschen Verfahren 
zu kombinieren. 



l ) Berl. Berichte 35 (1902), 2355. 

a ) Journ. ind. eng. Chem. 15 (1923), 732. — Vgl. auch Power, Journ. 
Americ. chem. Soc. 48 (1921), 377. 



684 Hauptbestandteile der ätherischen Öle. 

Methylanthranilsäuremethylester. 

C.HuO.N. Mol.-Gew. 165. 

Methylanthranilsäuremethylester findet sich im Mandarinen- 

und Mandarinenblätteröl, wahrscheinlich im Öl von /(aempferia 

ethelae und vielleicht auch im Rautenöl. 

£^ Ebenso wie Anthranilsäuremethylester zeigt 

HC f| ^]CH Methylanthranilsäuremethylester sowohl un- 

Hcl Jc-PiH-CH s verdünnt als auch in Lösungen blaue Fluores- 

C^CO.OCH z enz - Die Konstanten des aus dem Man- 

darinenöl isolierten Körpers sind: 
Smp. 18,5° bis 19,5°, Sdp. 130 bis 131° (13 mm), d lB . 1,120*). 
An einem synthetischen Produkt mit 98 °/o Ester ermittelten 
Schimmel § Co.: Erstp. 17,8°, Smp. 18 °, d 20 .l,1238, c D + 0°, 
n D20 „ 1,57963, löslich in 10 Vol. 70- und in 3 Vol. 80 > ige Alkohols. 
Außer durch seine Konstanten kann man den Ester noch 
durch die Verseifungsprodukte charakterisieren. Die Methyl- 
anthranilsäure kristallisiert aus Alkohol in weißen, prismatischen 
Kristallen, die bei 179° schmelzen und in Lösung blau fluoreszieren. 
Die quantitative Bestimmung des Esters in ätherischen Ölen 
geschieht auf dieselbe Weise nach der Hesse-Zeitschelschen 
Methode, wie sie bei Anthranilsäuremethylester auf S. 682 be- 
schrieben worden ist. 

Aus den Früchten von Evodia rutaecarpa isolierten Asahina 
und Kashiwuki 2 ) eine kristallinische Substanz vom Smp. 278°, 
das Evodiamin, das beim Erwärmen mit alkoholischer Kali- 
lauge in eine Base C^H^Ng und Methylanthranilsäure zerfiel. 



Sulfide. 

Von Sulfiden tritt Schwefelwasserstoff, H 8 S, häufig bei 
der Destillation von Samen auf, so z. B. bei der Verarbeitung von 
Anis und besonders von Kümmel. Im Öl des schwarzen Senfs 

*) Walbaum, Journ. f. prakt. Chem. II. 62 (1900), 136. 

ä ) Journ. pharm. Soc. of Japan; Pharm. Weekblad 1916, 187. Nach 
Apotheker-Ztg. 31 (1916), 115 u. Perfum. Record 7 (1916), 13; Bericht von 
Schimmel § Co. Oktober 1916, 30. 



Senföle. 685 

sind geringe Mengen von Schwefelkohlenstoff, CS 2 , enthalten. 
Beide Produkte entstehen wohl infolge von Zersetzungsprozessen. 

Ferner ist Dimethylsulfid, (CH S ) 2 S, Sdp. 37°, im ameri- 
kanischen Pfefferminz öl, im Reunion- und afrikanischen Gera- 
niumöl x ) und in einem sich anormal verhaltenden Senföl indischer 
Herkunft aufgefunden worden. Spuren eines Merkaptans hat 
man im Bärlauchöl (von Allium ursinum) beobachtet, während den 
Hauptbestandteil dieses Öles Vinylsulfid (C 2 H 3 ) 2 S, (Sdp. 101°; 
d 0,9125) und dessen höhere Schwefelungsstufen ausmachen. 
Weitere ungesättigte Sulfide und Polysulfide, darunter wahr- 
scheinlich Allyldisulfid, (C 3 H 6 ) 2 S S , und Allylpropyldisulfid, 
C S H 8 -S 9 -C 8 H 7 , kommen neben anderen schwefelhaltigen Ver- 
bindungen im Knoblauch-, Zwiebel- und Asantöl vor. 

Alle diese Verbindungen sind durch einen höchst wider- 
wärtigen, anhaftenden Geruch ausgezeichnet. Sie sollen in den 
Pflanzen zum Teil in glucosidartiger Bindung vorhanden sein. 

Hingewiesen sei an dieser Stelle auf eine von Hartwich 2 ) 
veröffentlichte Zusammenstellung von Pflanzen, bei denen das 
Vorkommen von schwefelhaltigen ätherischen Ölen nachgewiesen 
oder aus dem Geruch anzunehmen ist. 



Senföle. 

Eine besondere Gruppe bilden die durch ihren scharfen 
Geruch ausgezeichneten Ester der Isothiocyansäure, die allgemein 
als Senföle bezeichnet werden; ihr typischer Repräsentant ist 
das gewöhnliche Allylsenföl, das hier an erster Stelle besprochen 
werden soll. 

Allylsenföl. 
CH 2 : CH • CH 2 • M : CS. Mol.-Gew. 99. 

Allylisothiocyanat, Isothiocyanallyl, Allylsenföl oder schlecht- 
hin Senföl genannt, bildet den Hauptbestandteil des ätherischen 
Öls der Senfsamen und ist außerdem aus folgenden Pflanzen 
isoliert worden: Alliaria officinalis, Capseüa bursa pastoris*), 

*■) Bericht von Schimmel h Co. April 1909, 50. 
») Apotheker-Ztg. 17 (1902), 339. 

3 ) Blanksma (Chem. Zentralbl. 1915, I. 262) erhielt bei der Destillation 
der Hirtentäschelpflanze kein Senföl. 



686 Hauptbestandteile der ätherischen Ole. 

Cardamme- und S/symbrium-Arten, Cochlearia armoracia, Bras- 
sica oleracea subvar. cauliflora (Blumenkohl), Slnapis arvensis 
und Thlaspi arvense. 

Das Senföl kommt im Senfsamen und den übrigen hier ge- 
nannten Pflanzen nicht frei vor, sondern in Form eines Sinigrin 
genannten Glucosids (myronsaures Kali), das durch die Wirkung 
des eiweißartigen Ferments Myrosin bei Gegenwart von Wasser 
in Senföl, d-Glucose und Kaliumbisulfat gespalten wird: 

C 10 H ie NS 2 KO 9 -f- H 2 = C a H 6 NCS 4- C e H 12 O a ■+■ KHSCv 

Neben dieser Reaktion finden noch andere statt, die die 
Ursache für zwei im natürlichen Senföl nie ganz fehlende Sub- 
stanzen, Cyanallyl und Schwefelkohlenstoff, sind. 

Oberhalb 70° wird das Myrosin zerstört und dadurch un- 
wirksam; bei einer Einwirkungstemperatur von 6 bilden sich 
neben Allylsenföl auch Spuren des isomeren Rhodanallyls 
CgHg-S-CM 1 ). Von Interesse ist auch eine von Guignard 8 ) ge- 
machte Beobachtung, wonach aus Sinigrin enthaltenden Pflanzen 
unter dem Einfluß von Quecksilberdampf, Schwefelkohlenstoff 
oder Anaestheticis Senföl frei wird. 

Auf chemischem Wege gewinnt man das Senföl durch 
Destillation von Allyljodid oder Allylbromid mit alkoholischem 
Rhodankalium oder auch durch trockne Destillation dieser Ver- 
bindung mit einer äquivalenten Menge eines allylschwefelsauren 
Salzes. Durch den Einfluß der Wärme findet eine Umlagerung 
der Rhodangruppe in die Isothiocyangruppe statt. 

Allylsenföl ist ein farbloses, mit der Zeit gelblich werdendes, 
optisch inaktives Öl von sehr stechendem, zu Tränen reizendem 
Geruch. Auf die Haut gebracht wirkt es heftig brennend und 
blasenziehend, die Dämpfe sind besonders für die Lungen außer- 
ordentlich schädlich. Es löst sich in etwa 8 Vol. 70°/oigen 
Alkohols und ist mit 90 °/°igem Alkohol nahezu in jedem Ver- 
hältnis (etwa 0,5 ccm und mehr) klar mischbar, ebenso mit 
Äther, Amylalkohol, Chloroform, Benzol und Petroläther. In 
Wasser ist es nur sehr wenig löslich. 

Sdp. 150,7° (728,9 mm); d 10il . 1,0173»). 

x ) E. Schmidt, Berl. Berichte 10 (1877), 187 

a ) Compt rend. 149 (1909), 91. 

s ) Kopp, Uebigs Annalen 98 (1856), 375. 



Senföle. 687 

Nach Beobachtungen im Laboratorium von Schimmel 85 Co. 
an im Großbetrieb hergestellten, synthetischen Präparaten sind 
die Eigenschaften des Allylsenföles: Sdp. in der Hauptsache 151 
bis 153° (760 mm), 30,2° {5 mm), d 18 . 1,020 bis 1,025, n D20 . 1,527 
bis 1,531. 

Beim Mischen kleiner Mengen Senföl mit dem doppelten 
Volumen konzentrierter Schwefelsäure entsteht unter stürmischer 
Entwicklung von Kohlenoxysulfid l ) und schwefliger Säure 2 ) 
schwefelsaures AHylamin, C 8 ri 5 NH 2 H S! .SO i , das als klare, wenig 
gefärbte, unter Umständen erstarrende Flüssigkeit im Reagens- 
rohr zurückbleibt. Als ungesättigte Verbindung addiert Senföl 
Brom unter Bildung eines öligen, mit Wasserdämpfen flüchtigen 
Dibromids C 8 H 6 Br 2 NCS. 

Das zum Nachweis des Senföls geeignetste Derivat ist der 

/NH • C 8 H 5 
Allylthioharnstoff (Thiosinamin), SC<^ " , rhombische, bei 

74° schmelzende Prismen, die einen schwach lauchartigen Ge- 
ruch und Geschmack besitzen und in Wasser, Alkohol und 
Äther leicht löslich sind. Die Verbindung bildet sich beim Ver- 
setzen von Senföl mit überschüssigem Ammoniak und etwas 
Alkohol; gelindes Erwärmen beschleunigt die Reaktion. Der 
Allylthiocarbaminsäurebornylester (aus Borneolnatrium und Allyl- 
senföl und Zersetzen der Natrium Verbindung mit verdünnter 
Säure) schmilzt bei 59 bis 60° 3 ). Charakteristische Derivate 
des Senföls sind außerdem das Phenylallylthiosemicarbazid, 
Smp. 118° 4 ), und der Ditolylthioharnstoff vom Smp. 158° ä ). 

Über die quantitative Bestimmung von Senföl vgl. im Kapitel 
„Die Prüfung der ätherischen Öle". 

Am Licht färbt sich Senföl nach und nach rötlichbraun, 
während sich an der Gefäßwandung ein schmutzig orangegelber, 
aus Kohlenstoff, Stickstoff, Wasserstoff und Schwefel bestehender 
Körper in Form einer dünnen Haut abscheidet. 

Durch längere Berührung mit Wasser oder mit Schwer- 
metallen, wie Kupfer, Silber, Zinn, Quecksilber, tritt Zersetzung 

*) A. W. Hofmann, Berl. Berichte 1 (1868), 182. 
*) Flockiger, Aren, der Pharm. 19« (1871), 214. 
*) Roshdestwensky, Chem. Zentralbl. 1910, I. 910. 
*) Blanksma, ebenda 1915, 1. 262. 
6 ) Rossi, ebenda 667. 



<j88 Hauptbestandteile der ätherischen Öle. 

des Senf öls unter Bildung von Cyanallyl (Sdp. 118°) ein, die 

Metalle vereinigen sich mit dem abgeschiedenen Schwefel zu 

Sulfiden. Auch mit Äthylalkohol setzt sich Senföl allmählich 

zu halbgeschwefeltem Allylurethan um: 

/ISHC 3 H S 

C 8 H 6 NCS + C 2 H 5 OH = CS 

\0C a H e 

Hierin ist die Ursache zu suchen, weshalb Senfspiritus mit der 

Zeit an Wirkung verliert. 

Woher der im Senföl (auch im künstlichen Öle) stets an- 
zutreffende Schwefelkohlenstoff stammt, ist noch nicht ganz auf- 
geklärt. Zwar bildet sich, wie aus den angestellten Versuchen 
hervorgeht 1 ), bei einstündigem Kochen von Senföl mit Wasser 
am Rückflußkühler kein Schwefelkohlenstoff, wohl aber tritt dieser 
Körper neben Kohlensäure in nachweisbaren Mengen auf, wenn 
Wasser mit Senföl im zugeschmolzenen Rohr, also unter Druck, 
auf 100 bis 105° mehrere Stunden lang erhitzt wird. Man kann 
annehmen, daß das Senföl im Moment des Entstehens reaktions- 
fähiger ist, und daß das Wasser unter den gegebenen Verhält- 
nissen eine Zersetzung im Sinne der folgenden Gleichung veranlaßt. 
2C g H 5 NCS + 2H 2 = 2C 8 H 5 NH S + C0 3 + CS 2 . 

Schwefelkohlenstoff bildet sich auch bei gewöhnlicher Tem- 
peratur bei längerer Berührung von Senföl mit Wasser. 



Außer diesem Hauptvertreter der Senföle sind noch einige 
andere zu nennen, die hier nur kurz beschrieben werden sollen. 

Propenylisothiocyanat. Isothiocyanpropenyl, 

CH 3 CH:CHN:CS, 
soll nach Pomeranz 2 ) in kleinen Mengen im Senföl vorkommen. 
Für das künstliche Öl glaubt er das dadurch bewiesen zu haben, 
daß bei der Oxydation neben viel Ameisensäure auch etwas 
Essigsäure entstanden war. 

Sekundäres Butylsenföl, CH S CH 2 .CH(CH S )N : CS, das 
Isothiocyanat des sekundären Butylalkohols, bildet den Haupt- 
bestandteil des ätherischen Löffelkrautöles von Cochleana offi- 

*) Gadamer, Aren, der Pharm. 285 (1897), 53. 
s ) Liebigs Annalen 351 (1907), 354. 



Senföle. 689 

cinalis und ist außerdem im Kraut von C danica, Cardamine 
amara und C. pratensis nachgewiesen worden. Auch dieses 
Senföl kommt nicht fertig gebildet in den Pflanzen vor, sondern 
in Form eines Glucocochlearin genannten Glucosids 1 ). 

Sek.-Butylsenföl ist eine optisch aktive, farblose Flüssigkeit 
von dem charakteristischen Geruch des Cochleariaöls. Sdp. 159,5°, 
d, 2 „ 0,944 2 ). Beim Erhitzen mit Ammoniak auf 100° bildet sich der 
optisch aktive, bei 137° schmelzende Thioharnstoff. In alkoholischer 
Lösung verliert das Öl allmählich seine ursprüngliche Schärfe, 
wahrscheinlich, ebenso wie Allylsenföl, infolge Bildung eines halb- 
geschwefelten Urethans. Mit Phenylhydrazin bildet «-sek.-Butyl- 
senföl Phenyl-a-sek.-Butylthiosemicarbazid vom Smp. 135 3 ). 

Das im Handel befindliche, sogenannte „künstliche Löffel- 
krautöl" ist Isobutylsenfol, (CH a ) 2 CH-CH 3 -N : CS, und daher 
mit jenem nicht identisch. Es siedet bei 162° und liefert einen 
bei 93,5° schmelzenden Thioharnstoff. 

Crotonylsenf öl, CH S : CH . CH 2 • CH S • M : CS (?), ist, gleichfalls 
in Form eines Glucosids, in den Rapssamen (Brassica napus)*) 
und im chinesischen Colzasamen von Brassica campestris 
chinoleifera n. sp. Viehoever 9 ) enthalten. Es wird in Freiheit 
gesetzt, wenn man diese mit dem an Myrosin besonders reichen 
weißen Senf einmaischt und der Wasserdampfdestillation unter- 
wirft. Ter Meulen") gelang es, das von ihm Gluconapin genannte 
Glucosid in allerdings nicht ganz reiner Form abzuscheiden. 

Crotonylsenföl ist eine farblose, stark lichtbrechende Flüssig- 
keit, deren Geruch an Meerrettich und Allylsenföl erinnert. Sdp. 
174° unter geringer Zersetzung; d^ 0,993. Mit alkoholischem 
Ammoniak erhält man den bei 64° schmelzenden, in feinen Nadeln 
kri stallisi eren den Thi oh arnstof f . 

Auf die Gegenwart von Crotonylsenföl im Raps wurde man 
zuerst dadurch aufmerksam, daß Rapskuchen bei Tieren Ver- 



*) TerMeuJen, Recueil des trav. chim. des P.-B. 24 (1905), 444. Nach 
Chem. Zentralbl. 1905, II. 1255. 

a ) A. W. Hofmann, Bert. Berichte 7 (1874), 513. 

3 ) Blanksma, Chem. Zentralbl. 1915, I. 261. 

*) Sjollema, Recueil des trav. chim. des P.-B. 20 (1901), 237. Mach 
Chem. Zentralbl. 1901, II. 300. 

*) Viehoever, Journ. Americ. pharm. Assoc. 10 (1921), 16. 

6 ) Recueil des trav. chim. des P.-B. 24 (1905), 444. Nach Chem. Zen- 
tralbl. 19U5, II. 1255. 

Gildemeister, Die ätherischen Öle. I. 44 



690 Hauptbestandteile der ätherischen Ole. 

giftungserscheinungen hervorriefen. Mit den von Hofmann *) 
und von Charon 2 ) künstlich dargestellten Crotonylsenfölen ist 
das der Rapssamen nicht identisch, sondern nur isomer. Ein 
Crotonylsenföl unbekannter Konstitution, dessen Thiocarbamin- 
säurebornylester bei 55 bis 56° schmolz, fanden Schimmel 
£f Co. 3 ) in einem aus indischer Senfsaat gewonnenen Senföl, 
das sich unnormal verhielt. 

Benzylsenföl, C 8 H 8 -CH 2 -N :CS, entsteht bei der fermen- 
tativen Spaltung des in der Kapuzinerkresse (Tropaeolum mafus) 
enthaltenen Glucosids Glucotropaeolin, C 14 H ls KNS 2 9 +xH a O, das 
sehr wahrscheinlich auch in der gewöhnlichen Kresse (Lepidium 
sativum) vorkommt*). Es hat einen scharfen Kressengeruch, 
bildet mit Ammoniak einen bei 162° schmelzenden Thioharn- 
stoff und mit Phenylhydrazin das bei 158° schmelzende Phenyl- 
benzylthiosemicarbazid B ). 

Phenyläthylsenföl, C 8 H 5 CH 2 -CH 2 -N:CS, ist im ätherischen 
Brunnenkressenöl (Nasturtium officinale) und im Öl von Bar- 
baraea praecox und Brassica rapa var. rapifera enthalten und 
bildet den Hauptbestandteil des Resedawurzelöls. Rettichartig 
riechende Flüssigkeit; Sdp. 141 bis 142° (13 mm); d 1B „ 1,0997; 
n DS0 . 1,59023; Smp. des Thioharnstoffs 137° a ). 

p-Oxy benzylsenföl, OH-C e H 4 -CH 2 -rS : CS. Das im weißen 
Senf vorkommende Glucosid Sinaibin, C^H^NüSsC^,,, liefert 
bei der Einwirkung von Myrosin neben d-Glucose und Sinapin- 
bisulfat ein Senföl obiger Zusammensetzung. Dieses Sinalbin- 
senföl verflüchtigt sich mit Wasserdämpfen nur spurenweise, 
daher hat mit Wasser angeriebener weißer Senf zwar einen 
scharfen Geschmack, ist aber fast geruchlos. 

l ) Berl. Berichte 7 (1874), 514. 

*) Annal. Chim. Physiol. VII. 17, 262. Mach Chem. Zentralbl. 1901, II. 300. 

*) Bericht von Schimmel § Co. Oktober 1910, 114. 

*) Gadamer, Arch. der Pharm.287 (1899), 510; Berl. Berichte 32 (1899), 2338. 

") Blanksma, Chem. Zentralbl. 1915, I. 262. 

e ) Ein Verfahren zur Darstellung von Phenyläthyl-, Phenylpropyl-, Phenyl- 
butyl-, Benzhydryl- und Anisylsenföl ist von J. von Braun, Befl. Berichte 4& 
<1912), 2188, angegeben worden. 



Die Prüfung 
der ätherischen Öle. 



44* 



Um Wiederholungen bei den einzelnen Ölen, die in den 
folgenden Bänden dieses Werkes beschrieben sind, zu vermeiden, 
erscheint es zweckmäßig, die allgemein angewandten Methoden 
der Untersuchung und die häufigsten Verfälschungsmittel in einem 
besonderen Abschnitt kurz zu besprechen. 

Die Verfälschung der ätherischen Öle, die so alt wie die 
Fabrikation selbst sein dürfte, hatte anfangs eine gewisse Be- 
rechtigung, da bei den unvollkommenen technischen Einrichtungen 
früherer Zeiten häufig Zusätze von fettem Öl, Terpentinöl oder 
Alkohol notwendig waren, um den Pflanzen das riechende Prinzip 
zu entziehen. Später aber behielt man diese Beimischungen 
noch bei, als man bereits gelernt hatte, die reinen Öle dar- 
zustellen. 

Noch vor sechzig Jahren war es beispielsweise üblich, Cori- 
ander unter Zusatz von Pomeranzenöl zu destillieren und das 
Destillat als Corianderöl in den Handel zu bringen. Da man 
jetzt ohne Schwierigkeiten reines Corianderöl herstellen kann, 
so muß ein mit Pomeranzenöl gewonnenes Produkt als ver- 
fälscht und sein Verkauf unter Verschweigung der Beimischung 
als Betrug angesehen werden. 

Die Verfälschung braucht nicht immer durch Zusatz eines 
minderwertigen Körpers zu geschehen, sie besteht auch manchmal 
darin, daß einem Öle der wertvollere Bestandteil teilweise entzogen 
wird. Es ist im Effekt ganz dasselbe, ob einem Kümmelöl vom 
spezifischen Gewicht 0,910 soviel Carvon entnommen wird, daß 
ein Öl vom spezifischen Gewicht 0,890 übrig bleibt, oder ob 
durch Zusatz von Limonen zu demselben Öle das gleiche Resultat 
erzielt wird. 

Fänden die Verfälschungen selbst meist ihre hinreichende 
Erklärung in der Einträglichkeit und dem pekuniären Vorteil 
für den Fälscher, so ist doch nicht zu leugnen, daß häufig 



694 Die Prüfung der ätherischen Öle. 

auch die Verständnislosigkeit des Konsumenten und vor allem 
die Sucht, möglichst billig zu kaufen, Schuld an der schlechten 
Beschaffenheit manches Öles sind. Nicht selten mag der Pro- 
duzent dadurch zum Fälschen veranlaßt worden sein, daß er 
für reine Ware zu angemessenem Preise keine Käufer fand, 
während sein fälschender Konkurrent bei billigeren Preisen ein 
gewännbringendes Geschäft machen konnte. 

Die Hauptursache für die große Verbreitung, die die Ver- 
fälschung der ätherischen Öle zeitweise gefunden hat, ist darin 
zu suchen, daß ihre Entdeckung in früherer Zeit meist sehr 
schwierig, oft aber ganz unmöglich war. 

In der Erkennung von Verfälschungen sind, dank der Ent- 
wicklung der Terpenchemie, große Fortschritte zu verzeichnen. 
Man ist heute imstande, bei den meisten ätherischen Ölen, auf 
Grund der Kenntnis ihrer Zusammensetzung nicht nur die ver- 
fälschten von den reinen zu unterscheiden, sondern auch deren 
Qualität zu beurteilen. Dies geschieht durch Ermittlung der 
Menge des wesentlichsten oder wichtigsten Bestandteils. Man 
bestimmt daher bei Lavendelöl, Bergamottöl, Petitgrainöl und 
anderen den Gehalt an Estern; beim Thymianol, Nelkenöl, 
Pimentöl, Bayöl und Spanisch- Hopf enöl ermittelt man den 
Phenolgehalt, beim Cassiaöl und Lemongrasöl die Menge des 
Aldehyds, beim Kümmelöl die Menge des Carvons. Beim Sandel- 
holzöl zeigt die Analyse, wieviel Santalol, beim Palmarosaöl, 
wieviel Geraniol das Öl enthält. Die Qualität findet bei den 
genannten Ölen in dem Prozentgehalt an wirksamen Körpern, 
wie Estern, Phenolen, Aldehyden, Ketonen und Alkoholen, ihren 
zahlengemäßen Ausdruck. 

Bei einer zweiten Klasse von Ölen, deren Zusammensetzung 
ebenfalls genügend bekannt ist, ist eine Qualitäts- oder Gehalts- 
bestimmung noch nicht möglich. Es liegt dies einesteils daran, 
daß der Wert nicht durch einen einzigen Bestandteil, sondern 
durch das Zusammenwirken mehrerer bedingt wird, andernteils an 
der Unvollkommenheit der chemischen Untersuchungsmethoden. 

Man ist bei diesen Ölen in der Regel allein auf die Fest- 
stellung der normalen Beschaffenheit und des Fehlens häufig 
gebrauchter Verfälschungsmittel angewiesen. Solche Öle sind 
beispielsweise Citronenöl, PomeranzenÖl, Rosmarinöl und Spiköl, 
die man besonders auf Terpentinöl zu untersuchen pflegt. 



Allgemeines. 695 

Die unvollständige Kenntnis der Zusammensetzung und die 
Mangelhaftigkeit der Prüfungsweisen lassen bei vielen Ölen auch 
heute noch keine auf rationeller chemischer Grundlage beruhenden 
Untersuchungen zu. Die ganze Prüfung besteht bei dieser Klasse 
von Ölen in der Ermittelung der physikalischen Konstanten. Da 
bei allen häufiger gebrauchten Ölen durch jahrelange Beobach- 
tungen für das spezifische Gewicht, das Drehungsvermögen, die 
Löslichkeit usw. Durchschnitts- und Grenzzahlen festgestellt sind, 
so machen Abweichungen von diesen den Untersucher auf Ver- 
fälschungen aufmerksam. 

Das physikalische Verhalten ist überhaupt sehr geeignet, 
fremde Zusätze schnell anzuzeigen; deshalb sollte bei der Unter- 
suchung ätherischer Öle, ganz gleichgültig, ob diese praktischen 
oder wissenschaftlichen Zwecken dient, stets mit der Feststellung 
der physikalischen Eigenschaften begonnen werden. Hierauf 
wendet man die besonderen chemischen Methoden, wie Ver- 
seifung, Acetylierung, Aldehyd- und Phenolbestimmung an und 
prüft endlich, wenn es angezeigt erscheint, auf Terpentinöl, fettes 
Öl, Alkohol, Petroleum oder fremde Ester. 

Selbstverständlich muß, da meist auch die praktische Ver- 
wertung eines Öls in Frage kommt, gleichzeitig mit der physi- 
kalischen und chemischen Untersuchung, die Prüfung des Geruchs 
und des Geschmacks erfolgen, denn diese sind ja gerade die Eigen- 
schaften, wegen derer die ätherischen Öle in der Parfümerie, 
in der Seifen- und Nahrungsmittelindustrie, in der Bonbon- und 
Likörfabrikation und in der Medizin Verwendung finden. 

Es sei hier auf eine Reihe von Arbeiten hingewiesen, die sich mit dem 
Geruchsproblem in physiologischer, chemischer und praktischer Beziehung 
befassen : 

E. Erdmann, Über den Geruchsinn und die wichtigsten Riechstoffe 
(Zeitschr. f. angew. Chem. 1900, 103). — H. Zwaardemaker, Die Physiologie 
des Geruchs, Leipzig 1896. Die Riechkraft von Lösungen differenter Konzen- 
tration (Arch. f. Anatomie u. Physiologie, Physiol. Abtlg. 1900, 415). Die 
Kompensation von Geruchsempfindungen (ebenda 1900, 423). Geruch [Ergeb- 
nisse der Physiologie 1 (1902), 896]. Riechen und Schmecken (Arch. f. 
Anatomie und Physiologie, Physiol. Abtlg- 1903, 120; Bericht von Schimmel 
8f Co. Oktober 1904, 111). Präzisions-Olfaktometrie (Arch. f. Laryngologie 
Bd. 15, Heft 2; Bericht von Schimmel 8j Co. Oktober 1904, 109). Geschmack 
[Ergebnisse der Physiologie 2, 2 (1903), 699]. Eine bis jetzt unbekannt 
gebliebene Eigenschaft des Geruchssinnes (Arch. f. Anatomie u. Physiologie, 
Physiol. Abtlg. 1904, 43; Bericht von Schimmel § Co. Oktober 1904, 113). 



696 Die Prüfung der ätherischen Ole. 

Die Empfindung der Geruchlosigkeit (Untersuchungen aus dem physiologischen 
Laboratorium 5. Reihe IV, II, 376; Bericht von Schimmel 8j Co. Oktober 1904, 
111). Odorimetrie von prozentischen Lösungen und von Systemen im 
heterogenen Gleichgewicht (Untersuchungen aus dem physiologischen Labo- 
ratorium 5. Reihe IV, II, 387; Bericht von Schimmel § Co. Oktober 1904, 109). 
Über die Proportionen der Geruchskompensation (Arch. f. Anatomie u. 
Physiologie, Physiolog. Abtlg. 1907, 59; Bericht von Schimmel £f Co. April 1908, 
178). Die vektorielle Darstellung eines Systems von Geruchskompensationen 
(Arch. f. Anatomie u. Physiologie, 1908, 51 ; Bericht von Schimmel § Co. 
Oktober 1908, 166). — E. Sack, Riechstoffe und Geruchsempfindung [Chem. 
Ztg. 29 (1905), 1298; Bericht von Schimmel 8? Co. April 1906, 106]. — G. Woker, 
Struktur und Geruch usw. [Journ. phys. Chem. 10 (1906), 455; Bericht von 
Schimmel § Co. April 1907, 121]. — Ober den Geruch der Heiligkeit [Chemist 
and Druggist 71 (1907), 897; Bericht von Schimmel 8s Co. April 1908, 177]. 

— J. van derHoeven Leonhard, Riechschärfen und Farbsinnabweichungen 
[Die Umschau 12 (1908), 367; Bericht von Schimmel § Co. Oktober 1908, 166] 

— G. Austerweil u. G. Cochln, Konstitution und Geruch org. Verbindungen 
[Compt. rend. 150 (1910), 1693, Bericht von Schimmel $ Co. Oktober 1910, 
147]. — Pommier, Apparat zur Beurteilung von Riechstoffen [Parfüm, moderne 
3 (1910), 110; Bericht von Schimmel $ Co. April 1911, 160]. — B. Foerster, 
Der Geruch [Wochenschr. f. Brauerei 28 (1911), 356]. — H. Teudt, Erklärung 
der Geruchserscheinungen I [Biol. Centralbl. 33 (1913), 716; Bericht von 
Schimmel $ Co. April 1914, 120]. — Weiß, Erregung der Geruchsorgane durch 
Riechstoffe [Deutsche Parf.-Ztg. 1 (1915), 77; Bericht von Schimmel § Co. 
Oktober 1915, 74]. — H. Henning, Psychologische Untersuchungen über 
den Geruch [Zeitschr. f. Psychologie 73 (1915), 161; 74 (1916), 305; 75 (1916), 
177; Bericht von Schimmel § Co. Oktober 1916, 110]. — R. Marchand, 
Beziehungen zwischen Konstitution und Geruch [Deutsche Parf.-Ztg. 1 (1915), 
232, 243, 287; Bericht von Schimmel 8j Co. Oktober 1916, 118]. — E. J. Parry, 
Die Klassifizierung der Gerüche [Perfum. Record. 7 (1916), 129]. — H.Henning, 
Der Geruch, Leipzig 1916 (Bericht von Schimmel 8j Co. Oktober 1917, 129). 

— Derselbe, Der Chemismus des Geruchs [Deutsche Parf.-Ztg. 3 (1917), 
125; Bericht von Schimmel § Co. Oktober 1917, 135]. — J. V. Dubsky, Geruch 
und chemische Konstitution [Deutsche Parf.-Ztg. 2 (1916), 297, 348; Bericht 
von Schimmel § Co. Oktober 1917, 135]. — A. Durand, Theorie des Riechens 
[Compt. rend. 166 (1918),_129, 532; Bericht von Schimmel § Co. Oktober 1918, 
128]. — H. Henning, Änderung eines Geruchs bei verschiedener Konzen- 
tration und über Geruchsmischung [Deutsche Parf.-Ztg. 3 (1917), 151, 162; Bericht 
von Schimmel § Co. Oktober 1918, 129]. — C. van Dam, Neue Form des 
Olfactometers [Arch. Nöeriand. Physiol. 1 (1917), 660; Bericht von Schimmel 
§ Co. Oktober 1918, 130]. — J. H. Krem er, Adsorptionserscheinungen bei 
Riechstoffen. Ebenda 715; Bericht von Schimmel § Co. Oktober 1918, 130]. 

— H. Teudt, Erklärung der Geruchserscheinungen II [Prometheus 30 (1919), 
201, 209; Bericht von Schimmel Sf Co. Oktober 1919, 112]. — H. Heller, 
Der Duft als analytisches Kennzeichen [Deutsche Parf.-Ztg. 5 (1919), 91; 
Bericht von Schimmel $ Co. Oktober 1919, 113]. — H. J. Prins, Geruch 
fHandelingen van het XVI te Nederlandsch Natuur- en Geneeskundig Congres 



Allgemeines. 697 

gehouden op 12, 13 en 14 April 1917 te s'Gravenhage, Sub-Sect. Scheikunde» 
S. 205; Bericht von Schimmel 8; Co. Oktober 191», 114]. — Th. H. Durrans, 
Geruch und chemische Konstitution [Perfum. Record 10 (1919), 104, 266; 
Bericht von Schimmel § Co. Oktober 1919, 115, 1920, 114]. — H. Heller, 
Duft und Geruch [Prometheus 1918 Nro 47 u. 48; Bericht von Schimmel $ Co. 
Oktober 1919, 120]. — L. Ruzicka, Grundlagen der Geruchschemie [Chem. 
Ztg. 44 (1920) 93, 129; Bericht von Schimmel § Co. Oktober 1920, 112]. — 
M. Fournie, Ein Olfaktometer [Parfumerie moderne 11 (1918), 143; Bericht 
von Schimmel 8; Co. 1920, 115], — V. C. Allison u. S. H. Katz, Odorometer 
[Journ. ind. eng. Chem. 11 (1919), 131; Bericht von Schimmel § Co. Oktober 
1920, 115. — Th. H. Durrans, Geruch und Parti al Valenzen [Perfum. Record 
11 (1920), 391; Bericht von Schimmel 8s Co. April 1921, 101]. — A. Tschirch, 
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698 Die Prüfung der ätherischen Öle. 

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Schimmel § Co. 1925, 165]. — K. Wartenberg, Geruch und chemische 
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Geruch [Beri. Berichte 58 (1925), 2210; Bericht von Schimmel 8j Co. 1926, 
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angew. Chem. 38 (1925), 1200; Bericht von Schimmel § Co. 1926, 204]. — 
J. Missenden, Erklärung der Geruchserscheinungen [Perfum. Record 17 
(1926), 62; Bericht von Schimmel § Co. 1927, 176]. — G. M. Dyson, Einfluß 
der Alkyl- und Arylgruppen auf den Geruch [Perfum. Record 17 (1926), 20; 
Bericht von Schimmel $ Co. 1927, 176]. — J. von Braun und W. Haensel, 
Einfluß der molekularen Asymmetrie auf den Geruch [Berl. Berichte 59 (1926), 
1999; Bericht von Schimmel Ss Co. 1927, 185]. 

Bei der Geruchsprüfung eines Ölmusters ist es sehr 
wünschenswert, eine Probe echten, tadellos destillierten Öles 
zum Vergleich zu haben. Man bringt je einige Tropfen des 
echten und des zu prüfenden Öls auf Streifen von Filtrierpapier 
und vergleicht sie, indem man abwechselnd an beiden riecht. 
Diese Riechprobe wiederholt man an demselben Streifen von 
Zeit zu Zeit und kann auf diese Weise sowohl leichtflüchtige 
wie schwerflüchtige fremde Zusätze erkennen. 

Leider vermögen wir unserer Geruchs- und Geschmacks- 
empfindung durch die Sprache nur einen sehr unvollkommenen 
Ausdruck zu verleihen; außerdem sind Geruchs- und Geschmacks- 
vermögen rein subjektive und dazu bei den einzelnen Individuen 
noch verschieden ausgebildete Fähigkeiten. Die mit dem Geruchs- 
und Geschmackssinn gemachten Wahrnehmungen lassen sich 
nicht wie andere Beobachtungen durch Ziffern ausdrücken oder 
vergleichen. Es kann daher eine Verfälschung durch den Geruch 
zwar subjektiv erkannt aber nicht objektiv bewiesen werden. 
Eine gute Nase ist bei der Prüfung trotzdem von großem Werte, 



Die Feststellung der physikalischen Eigenschaften. 

da sie oft die Untersuchung in kürzester Zeit auf den richtigen 
Weg leitet. 

Schlecht destillierte (mit Brenz- oder Blasengeruch behaftete) 
oder nachlässig aufbewahrte, sonst aber unverfälschte Öle sind 
meistens ausschließlich durch den Geruch, seltener durch die 
anderen Untersuchungsweisen als solche zu erkennen. 



Die Feststellung der physikalischen 
Eigenschaften. 

Spezifisches Gewicht. Wegen seiner leichten Bestimm- 
barkeit ist das spezifische Gewicht die bei den ätherischen Ölen 
am häufigsten ermittelte und deshalb am besten gekannte Eigen- 
schaft. Selbst bei den selteneren und wenig untersuchten Ölen 
finden sich meist Angaben über ihre Dichte. Da ferner von den 
gebräuchlicheren Ölen die zulässigen Maximal- und Minimal- 
zahlen feststehen, so gehört die Bestimmung des spezifischen 
Gewichts zu den wichtigsten und dabei bequemsten Unter- 
suchungen. Das spezifische Gewicht eines Öles ist innerhalb 
gewisser Grenzen veränderlich und abhängig, außer von dem 
Alter, von der Destillationsart sowie der Herkunft und dem 
Reifezustande des verarbeiteten Pflanzenmaterials. Die Größe 
der Schwankungen ist bei den einzelnen Ölen so verschieden, 
daß sich darüber keine allgemeinen Regeln aufstellen lassen. 
Beim normalen Bergamottöl liegt z. B. das spezifische Gewicht 
zwischen 0,881 und 0,886. Die Differenz zwischen der größten 
und der geringsten Dichte beträgt also hier nur fünf Stellen in 
der dritten Dezimale. In der Regel liegen aber die Grenzzahlen 
bedeutend weiter auseinander. 

Die meisten Öle sind leichter, einige jedoch auch schwerer 
als Wasser, besonders solche, die größere Mengen sauerstoff- 
haltiger Bestandteile der aromatischen Reihe enthalten (z. B. 
WintergrünÖl, Nelkenöl, Sassafrasöl). Das niedrigste spezifische 
Gewicht von allen ätherischen Ölen hat das Öl von Pinus Sabi- 
niana mit 0,6962, das höchste WintergrünÖl mit 1,188. 



700 



Die Prüfung der ätherischen Öle. 



Die Bestimmung geschieht zweckmäßig mit einer Senkwage 
nach Mohr oder Westphal 1 ), da die mit diesem Instrument 
erzielte Genauigkeit bei richtiger Handhabung hinreichend ist. 
Die damit erhaltenen Werte sind bis auf die dritte Dezimale zu- 
verlässig. Bei genaueren Untersuchungen, oder wenn nur kleine 
Mengen eines Öls zur Verfügung stehen, bedient man sich mit 
Vorteil der Pyknometer, von denen besonders die von Ostwald 
(Fig. 64) oder die von Sprengel (Fig. 65) angegebene Form 
empfohlen werden kann. Aus praktischen Gründen ist es ratsam, 

die kapillaren Rohre beider- 
seits mit Marken (a und b) 
zu versehen und etwas auf- 
wärts zu biegen, wie aus den 
Abbildungen ersichtlich ist. 
Zum Aufhängen an die Wage 
dient der Platindraht c. Zum 
Verschließen der Kapillaren 
kann man aufgeschliffene Glas- 
hütchen (d, e) benutzen. Die 
Pyknometer verdienen den 
Vorzug auch bei dickflüssigen 
Ölen, in denen die Senkkörper 
der Wagen nicht genügend 
leicht beweglich sind, um 
genaue Resultate zu ermög- 
lichen. Die Kapillaren der 
Pyknometer müssen dann 
natürlich verhältnismäßig weit sein, da sonst das Füllen und 
Entleeren mit Schwierigkeiten verknüpft ist. Zur Bestimmung 
des spezifischen Gewichts muß man, außer dem Gewicht des 
vollkommen trocknen, leeren Pyknometers, seinen „Wasserwert" 
kennen. Hierzu bringt man das mit destilliertem Wasser gefüllte 
Pyknometer in ein Wasserbad von bestimmter Temperatur 
(gewöhnlich + 15° C), läßt es darin etwa eine Viertelstunde, bis 
es die Temperatur des Wasserbades vollständig angenommen 
hat, stellt in der Zwischenzeit durch Hinzufügen oder Heraus- 




Fig. 64. 



*) Besonders zu empfehlen ist die zweiachsige Senkwage mit stählernen 
Angriffspunkten von F. Sartorius in Göttingen. 



Die Feststellung der physikalischen Eigenschaften. 



701 



nehmen von Wasser auf beide Marken ein und ermittelt so- 
dann das genaue Gewicht. Diese beiden Werte, die hier P x 
(Gewicht des Pyknometers) und P 9 (Gewicht des mit Wasser 
gefüllten Pyknometers) genannt sein mögen, werden ein für 
allemal für das betreffende Pyknometer festgestellt; P s — P x ist 
der Wasserwert W des Pyknometers. Will man nun das spe- 
zifische Gewicht eines Öles ermitteln, so hat man nur nötig, 
das mit diesem gefüllte Pyknometer zu wägen. Das Temperieren 





Fig. 65. 

und Einstellen geschieht in derselben Weise wie soeben be- 
schrieben. Hat das mit Öl gefüllte Pyknometer ein Gewicht von 
P s , so ist das spezifische Gewicht des Öles 

s Pa- P x 
W 

Zum bequemen Einsaugen und Ausblasen des Öles dient 
ein auf eine der Kapillaren passend aufgeschliffenes Röhrchen 
von der in Fig. 66 abgebildeten Form. Bei dickflüssigen Ölen 
wird das Einfüllen und Entleeren durch Erwärmen erleichtert. 

Das spezifische Gewicht ist natürlich von der Temperatur 
abhängig. Für die Bestimmung wählt man aus Zweckmäßigkeits- 
gründen gewöhnlich + 15° C. und bezieht die Werte auch auf 



702 Die Prüfung der ätherischen Öle. 

Wasser von dieser Temperatur 1 ). Nach diesem Prinzip sind die 
in Deutschland gebräuchlichen Instrumente geeicht, so beispiels- 
weise die Wagen von Mohr und Westphal. Hur bei den Ölen, 
die bei +15° zu dickflüssig oder ganz oder teilweise erstarrt 
sind, bestimmt man die Dichte bei einem entsprechend höheren 
Wärmegrade, bezieht sie aber trotzdem auf Wasser von 15°, so 
daß die erwähnten Instrumente ohne weiteres auch zur Ermitt- 
lung des spezifischen Gewichts bei anderen Temperaturen be- 
nutzt werden können. 

Wie Versuche 2 ) ergeben haben, ändert sich das 
spezifische Gewicht der ätherischen Öle bei Zugrunde- 
legung von Wasser von 15° um 0,0007 bis 0,0008 
pro Grad Celsius, also im Durchschnitt um 0,00075. 
Unter Zuhilfenahme dieses Faktors kann man das 
spezifische Gewicht leicht auf jede gewünschte Tem- 
peratur umrechnen. War die Beobachtungstemperatur 
höher, so sind für jeden Temperaturgrad 0,00075 zu 
dem gefundenen spezifischen Gewicht hinzuzuzählen, 
war sie niedriger, so ist der entsprechende Wert in 
Abzug zu bringen. 

In ähnlicher Weise kann man sich helfen, wenn 
die bei verschiedenen Temperaturen bestimmten spe- 
zifischen Gewichte nicht auf Wasser von 15°, sondern 
auf Wasser der gleichen Temperatur bezogen sind 
wie das Öl. In diesem Falle beträgt der durchschnitt- 
liche Unterschied nach den Feststellungen von Schreiner und 
Downer 3 ) zwischen 15 und 25° 0,00064 für jeden Temperaturgrad. 



*) In diesem Buche gelten, wenn nichts anderes bemerkt ist, die An- 
gaben des spezifischen Gewichts für eine Temperatur von -f-15° C, bezogen 
auf Wasser von 15°. 

s ) Bericht von Schimmel § Co. Oktober 1905, 86. — Hiermit in Ober- 
einstimmung ermittelten Baker u. Smith (A research of the Eucalypts. 
Sydney 1902, S. 253) für Eucalyptusöle, daß die Erniedrigung der Dichte für 
1° Temperaturerhöhung 0,00075 beträgt. Auf Grund von Beobachtungen, die 
er an etwa 45 verschiedenen flüchtigen Ölen gemacht hat, gibt K. Irk [Pharm. 
Zentralh. 55 (1914), 831] für die Änderung des spezifischen Gewichts für 1° C. 
an: zwischen d^ und dj£ rund 0,0008, zwischen dg? und dg| rund 0,0007, 
zwischen <%g und dgf rund 0,0006. 

s ) Pharm. Archives 4 (1901). 165. Vgl. auch Bericht von Schimmel § Co. 
April 1906, 73. 



Die Feststellung der physikalischen Eigenschaften. 703 

Selbstverständlich können die durch Umrechnung erhaltenen 
Werte nur auf annähernde Richtigkeit Anspruch machen; für 
genaue Bestimmungen ist es unerläßlich, das spezifische Gewicht 
bei der betreffenden Temperatur zu nehmen. 

Optisches Drehungsvermögen. Das optische Drehungs- 
vermögen ist eine so charakteristische Eigenschaft der meisten 
ätherischen Öle, daß seine Bestimmung bei der Prüfung niemals 
unterlassen werden sollte. Besonders geeignet hierzu ist der 
Halbschatten-Polarisationsapparat nach Lippich 1 ), mit zwei- 
oder dreiteiligem Polarisator. Die beste Kreisteilung für den 
vorliegenden Zweck ist die in Grade und Minuten und zwar 
derart, daß die Teilung vom Nullpunkt beiderseits bis 180° 
geht. Läßt die dunkle Farbe eines Öles die Beobachtung 
im 100 mm langen Rohre, welches man gewöhnlich benutzt, 
nicht zu, so verwendet man ein solches von 50 oder von 
20 mm Länge und rechnet die so erhaltenen Werte durch 
Multiplikation mit 2 oder mit 5 auf 100 mm Rohrlänge um. 
Inaktive Substanzen prüft man, wenn es ihre Farbe zuläßt, 
in Rohren von 200 mm Länge, um auch kleine Ablenkungen 
noch scharf erkennen zu können. Wenn keine besondere 
Temperaturangabe gemacht ist, so ist Zimmertemperatur ge- 
meint. Im allgemeinen ist es nämlich nicht nötig, wenn auch 
wünschenswert, die Ablesung bei einer bestimmten Temperatur 
vorzunehmen, da die natürlichen Schwankungen im Drehungs- 
vermögen eines Öles meist beträchtlich größer sind als die 
Unterschiede, die durch Temperaturschwankungen innerhalb 
weniger Grade hervorgerufen werden. Ausnahmen hiervon 
machen Citronen- und Pomeranzenöl, bei denen schon geringe 
Temperaturänderungen die Drehung verhältnismäßig stark be- 
einflussen. Es ist, um vergleichbare Zahlen zu erhalten, not- 
wendig, bei diesen beiden Ölen den Drehungswinkel bei +20° 
zu bestimmen oder auf diese Temperatur umzurechnen. Näheres 
hierüber findet sich bei der Beschreibung dieser Öle im 
speziellen Teile. 



x ) In bezug auf die Handhabung des Polarisationsapparates muß auf das 
bekannte Werk von H. Landolt, „Das optische Drehungsvermögen orga- 
nischer Substanzen", IL Aufl., Braunschweig 1898, verwiesen werden. 



704 Die Prüfung der ätherischen Öle. 

Im folgenden ist mit a D der im 100 mm langen Rohre bei 

ISatriumlicht direkt abgelesene Drehungswinkel, mit [a] D das 

nach der Formel 

r t a 

berechnete spezifische Drehungsvermögen bezeichnet, wobei 1 
die Rohrlänge in Dezimetern und d das spezifische Gewicht der 
Flüssigkeit ausdrückt. 

Feste Substanzen sind zur Bestimmung der Drehung in 
•einer inaktiven Flüssigkeit zu lösen. Die Berechnung kann auf 
-verschiedene Weise erfolgen, je nachdem man auf die Kon- 
zentration c (d. h. die Anzahl Gramme aktiver Substanz in 
100 ccm Lösung) oder den Prozentgehalt p (d. h. die Anzahl 
Gramme aktiver Substanz in 100 g Lösung) Bezug nimmt; 
nn diesem Falle muß man auch das spezifische Gewicht der 
Lösung (d) kennen. Dreht die Lösung a Grad, so ist die spe- 
zifische Drehung des betreffenden Körpers: 

r , 100« __ 100a 
L«Jd— !. c — j.p.d' 

Die aus Lösungen abgeleitete spezifische Drehung ist bei 
den meisten Substanzen nicht ganz konstant, sondern ändert 
-sich mit der Natur des Lösungsmittels, der Konzentration und 
der Temperatur 1 ). Es ist daher notwendig, mit der spezifischen 
Drehung hierüber Näheres anzugeben, also beispielsweise zu 
.schreiben: [a] D20 = + 10° in 43,5°/oiger alkoholischer Lösung. 

Brechungsvermögen. Zur Prüfung der ätherischen Öle ist 
verschiedentlich die Bestimmung des Brechungsindex n D empfohlen 
worden. Bekanntlich bestehen zwischen chemischer Konstitution 
und Brechungsvermögen gewisse Beziehungen, und aus der Größe 
des Brechungsindex lassen sich in vielen Fällen Schlüsse auf 
die Anzahl und die Lagerung der. doppelten Bindungen ziehen. 
Um brauchbare Resultate zu erhalten, sind aber chemisch ein- 
"heitliche und besonders sorgfältig gereinigte Körper notwendig. 
Da die Brechungskoeffizienten der Bestandteile der ätherischen 

*) Über den Einfluß der Lösungsmittel auf das Drehungsvermögen vgl. 
Landolt, Liebigs Annalen 189 (1877), 31t; Rimbach, Zeitschr. f. physik. 
•Chem. 9 (1892), 701. 



Die Feststellung der physikalischen Eigenschaften. 705 

Öle im großen und ganzen nur wenig voneinander verschieden 
sind, so sind sie bei den Ölen zum Nachweis von Verfälschungen 
lange nicht so gut geeignet wie andere Konstanten. So be- 
einflußt beispielsweise ein Zusatz von Terpentinöl das Brechungs- 
vermögen des Citronenöls nur sehr wenig, verändert aber das 
Drehungsvermögen ganz bedeutend 1 ). 

Trotzdem wird der Brechungsindex in vereinzelten Fällen 
eine wertvolle Ergänzung der übrigen Konstanten bilden können, 
so daß seine Bestimmung nicht grundsätzlich zu unterbleiben 
braucht. Bei Besprechung der Öle werden wir auch in vielen 
Fällen auf diese Konstante Rücksicht nehmen und Grenzwerte 
angeben. 

Sehr empfehlenswert für die Bestimmung ist das Pu lfr ich sehe 
Refraktometer. Die Beobachtung geschieht bei Natriumlicht. 

Die Änderungen, die der Brechungsindex mit der Temperatur 
erleidet, sind bei den einzelnen Ölen etwas verschieden- und 
betragen im Durchschnitt etwa 0,00035 2 ) bis 0,00046 8 ) für einen 
Temperaturgrad. Sie sind insofern bemerkenswert, als der 
Brechungsindex ätherischer Öle innerhalb ziemlich enger Grenzen 
schwankt, nämlich zwischen 1,43 (Rautenöl, Cognacöl) und 1,61 
(Cassiaöl). Es ist daher bei der Bestimmung genau auf die 
Temperatur zu achten. Gewöhnlich beobachtet man bei 20°, 
nur da, wo es die Konsistenz eines Öles nicht zuläßt, wie z. B. 
bei Rosenöl, wählt man eine höhere Temperatur; n D20O bedeutet 
also Brechungsindex für Natriumlicht bei 20° C. Eine Um- 
rechnung mit Hilfe des oben angegebenen Faktors gibt nur an- 
nähernde Werte und ist für genaue Bestimmungen unzulässig. 

Mit dem Alter des Öles nimmt der Brechungsindex infolge 
der Bildung von Oxydations- oder Polymerisationsprodukten zu, 
nur ausnahmsweise, wie z.B. beim Anethol 4 ), wird er niedriger. 



l ) Bericht von Schimmel § Co. Oktober 1893, 50. 

a ) Ebenda Oktober 1910, 151. 

a ) Harvey u. Wilkie, Chemist and Druggist 76 (1910), 442. — Mach 
K. Irk [Pharm. Zentralh. 55 (1914), 831] beträgt die auf 1° entfallende Änderung 
für eine Temperatur zwischen 15 und 20° im Mittel 0,00043, zwischen 10 und 
15° 0,00043, zwischen 20 und 30° 0,00045 und zwischen 10 und 30° 0,00044, 
im Durchschnitt also 0,00044. Seine Beobachtungen sind an 50 verschiedenen 
Ölen gemacht worden. 

*) Vgl. Bericht von Schimmel § Co. Oktober 1904, 38. 

Ali 



706 



Die Prüfung der ätherischen Öle. 



Erwähnt seien hier noch das spezifische und das mole- 
kulare Brechungsvermögen, obgleich sie nur für chemisch 
einheitliche Körper in Betracht kommen. 

Das spezifische Brechungsvermögen oder die 
Brechungskonstante wird ausgedrückt durch die Formel 

1 



rv- 



■1») 

d '* 



in der d das spezifische Gewicht ist, das bei derselben Temperatur 
ermittelt wurde wie der Brechungsindex. Durch Multiplikation 
des spezifischen Brechungsvermögens mit dem Molekulargewicht 
erhält man das molekulare Brechungsvermögen oder die 
Molekularrefraktion. Die Molekularrefraktion einer flüssigen 
Kohlenstoffverbindung ist gleich der Summe der Atom- 
refraktionen der Elemente. 

Die früher gebräuchlichen Atomrefraktionen, die Landolt, Brühl und 
Conrad! aufgestellt hatten, waren nicht für alle vier Linien Ha, Hß, H/ und 
D an ein urld demselben Material beobachtet worden. Auch waren sie mit 
den abgerundeten Molekulargewichten (H = 1) berechnet worden, was bei 
wasserstoffreichen Verbindungen einen Unterschied von 0,1 ausmachen kann. 
Aus diesen und andern Gründen hat F. Eisenlohr*) eine Neuberechnung der 
Atomrefraktionen vorgenommen. Die von ihm für die D-Linie gefundenen 
Werte sind in folgender Tabelle wiedergegeben: 

Tabelle der Atomrefraktionen für die D-Linie: 



Gruppe CH S .... 
Kohlenstoff .... 
Wasserstoff .... 
Carbonylsauerstoff 
Äthersauerstoff . . 
Hydroxylsauerstoff 



CH a 

C 

H 
O" 

O 



4,618 
2,418 
1,100 
2,211 
1,643 
1,525 



Chlor 

Brom 

Jod 

Äthylenbindung . 
Acetylenbindung 



Cl 
Br 
I 

r 

F 



5,967 
8,865 
13,900 
1,733 
2,398 



Erstarrungspunkt. Bei einzelnen Ölen, nämlich beim 
Anis-, Sternanis-, Fenchel- und Rautenöl, gibt der Erstarrungs- 
punkt einen guten Anhalt für die Beurteilung der Qualität. Bei 
den ersten drei Ölen zeigt ein hoher Erstarrungspunkt einen 



') Die obige Formel ist von Lorenz und Lorentz aufgestellt worden, 



die ältere, Gladstonesche Formel 



■1 



gibt nicht immer konstante Werte. 



ä ) Zeitschr. f. physik. Chem. 75 (1910), 585; Chem. Zentralbl. 1911, Ia. 624. 



Die Feststellung der physikalischen Eigenschaften. 



707 



großen Gehalt an Anethol, bei Rautenöl einen solchen an 
Methylnonylketon an. 

Der Schmelzpunkt ist auch vereinzelt für die Bewertung 
der genannten Öle empfohlen worden, er eignet sich hierzu aber 
weniger, weil diese Ole ja keine einheitlichen Verbindungen, 
sondern Gemenge sind und daher nicht scharf und plötzlich 
durch die ganze Masse schmelzen, sondern zunächst erweichen 
und erst bei weiterem Erhitzen allmählich 
in eine klare Flüssigkeit übergehen. Die 
Folge davon ist natürlich, daß sich kein 
bestimmter Punkt, sondern nur ein Tem- 
peraturintervall angeben läßt, bei dem das 
betreffende Öl schmilzt. Der Erstarrungs- 
punkt ist demgegenüber scharf und gut zu 
beobachten. 

Die Bestimmung des Erstarrungspunktes 
kann sehr gut in dem bekannten Beck- 
mannschen Apparat zur Bestimmung des 
Molekulargewichts aus der Gefrierpunkts- 
erniedrigung ausgeführt werden. Einige 
kleine Abänderungen machen ihn für unsern 
Zweck besonders geeignet. Sie bestehen 
hauptsächlich in der Beseitigung der die 
Übersicht über den Quecksilberfaden des 
Thermometers beeinträchtigenden Korkver- 
bindungen. Der im Laboratorium von 
Schimmel § Co. 1 ) benutzte Apparat hat 
die aus Fig. 67 ersichtliche Form. Das 
Batterieglas A dient zur Aufnahme der 
Kühlflüssigkeit oder des Kältegemisches. Das in dem Metall- 
deckel hängende starkwandige Probierrohr B bildet einen Luft- 
mantel um das Gefrierrohr C und verhindert das vorzeitige 
Erstarren des zu prüfenden Öles. Das Gefrierrohr C ist oben 
weiter und wird an der Stelle enger, wo es auf dem Rande 
des Rohres B aufliegt. Zur Fixierung von C sind im Rohre B, 
etwa 5 cm unter seinem oberen Ende, drei nach innen gerichtete 
Glaseinstülpungen angebracht. Das in halbe Grade eingeteilte 




Y< der wirklichen Gröfie 
Fig. 67. 



*) Bericht von Schimmel $ Co. Oktober 1898, 49. 



45* 



708 Die Prüfung der ätherischen Ole. 

Thermometer wird in einer Metallscheibe durch drei Federn, in 
denen es sich leicht verschieben läßt, festgehalten. 

Zur Ausführung der Bestimmung füllt man das Batterieglas, 
je nach dem gewünschten Grade der Abkühlung, mit Wasser 
und Eisstückchen oder auch nur mit zerkleinertem Eis; nur 
ausnahmsweise wird es nötig sein, eine aus Eis und Kochsalz 
hergestellte Kältemischung anzuwenden. Dann gießt man in 
das Gefrierrohr so viel von dem zu untersuchenden Öle, daß 
es etwa 5 cm hoch darin steht, und bringt das Thermometer, 
das an keiner Stelle die Wand berühren darf, in die Flüssigkeit. 
Während des Abkühlens ist das überkaltete Öl vor Erschütte- 
rungen, die ein vorzeitiges Erstarren 1 ) hervorbringen könnten, 
zu schützen. Ist das Öl genügend unterkühlt, so sucht man 
durch Reiben und Kratzen mit dem Thermometer an der Gefäß- 
wand die Kristallisation einzuleiten. Sollte das nicht gelingen, 
so bringt man ein Kristallenen von erstarrtem Öl oder etwas 
festes Anethol oder bei Rautenöl Methylnonylketon in die Flüssig- 
keit, worauf das Erstarren unter starker Wärmeentwicklung vor 
sich geht. Das Festwerden beschleunigt man durch fortwährendes 
Rühren mit dem Thermometer, dessen Quecksilberfaden schnell 
steigt und endlich ein Maximum erreicht, das man den Erstar- 
rungspunkt des Öles nennt. 

Eine genügende Unterkühlung des Öles ist erforderlich, 
weil das Erstarren sonst zu langsam vor sich geht und die 
Beobachtung dadurch erschwert wird. Anderseits dürfen die 
Öle aber auch nicht zu stark unterkühlt werden, da die Re- 
sultate sonst zu niedrig ausfallen. Praktisch brauchbare Werte 
erhält man, wenn man um etwa 5° unterkühlt. Anzuraten ist, 
stets unter denselben Bedingungen zu arbeiten, um die ver- 
schiedenen Qualitäten der einzelnen Öle von einem einheitlichen 
Gesichtspunkte aus beurteilen zu können. Schimmel § Co. 
unterkühlen folgendermaßen : 

Anethol auf +16° Sternanisöl auf +10° 

Anisöl „ +12° Fenchelöl „ +3°. 

Unter Umständen wird es angezeigt sein, direkt anzugeben, 
bis auf welchen Temperaturgrad das Öl abgekühlt worden ist. 

*) Ein zu frühes Erstarren findet häufig dann statt, wenn das Öl nicht ganz 
klar filtriert ist, da suspendierte Staubpartikel die Veranlassung dazu geben können. 



Die Feststellung der physikalischen Eigenschaften. 



709 



Die Erstarrungspunktsbestimmung, die zur Ermittlung des 
Cineolgehalts in Eucalyptusölen dienen kann 1 ), ist auf S. 769 
beschrieben worden. 

Es mag noch erwähnt sein, daß man auch bei Rosenöl von 
einem Erstarrungspunkt spricht, hierunter aber die Temperatur 
versteht, bei der es Paraffinkristalle abzuscheiden beginnt, wenn 
es langsam abgekühlt wird. 

Siedeverhalten und fraktionierte Destillation. Da die 

ätherischen Öle Gemenge verschieden siedender Substanzen sind, 
so kann von dem Siedepunkt 
eines ätherischen Öls, wie das 
häufig geschieht, streng genom- 
men, nicht gesprochen werden. 
Man redet daher richtiger von 
einer Siedetemperatur und be- 
zeichnet damit das Temperatur- 
intervall, innerhalb dessen das 
Öl bei der einmaligen Destillation 
aus einem gewöhnlichen Siede- 
kölbchen mit genügend weitem 
seitlichen Rohr (Fig. 68) ohne 
Anwendung einer Fraktioniervor- 
richtung übergeht. Von größter 
Wichtigkeit ist hierbei, daß der 
ganze in Betracht kommende 
Quecksilberfaden vom Dampf der 
Flüssigkeit umspült ist, ein Um- 
stand, der häufig vernachlässigt wird, was zu fehlerhaften 
Resultaten führt. Man befestige das Thermometer möglichst 
derart, daß sich der betreffende Siedepunktsgrad wenig oberhalb 
des Abflußrohres befindet, doch ist natürlich darauf zu achten, 
daß die Quecksilberkugel nicht etwa in die Kugel des Kolbens 
oder gar in die Flüssigkeit hineinragt. Um letztere Übelstände 
zu vermeiden, benutzt man zweckmäßig Thermometer mit ver- 
kürzter Skala. 




Fig. 68. 



x ) C. Kleber u. W. v. Rechenberg, Journ. f. prakt. Chem. 101 (1921), 
171 ; Bericht von Schimmel $ Co. 1921, 25; 1926, 51. 



710 



Die Prüfung der ätherischen Öle. 



KüMer 



Von großer Bedeutung ist weiterhin das Tempo der Destil- 
lation, das man am besten so einrichtet, daß in der Minute 
40 bis höchstens 60 Tropfen fallen 1 )- Bei zu schneller Destil- 
lation findet, besonders wenn das seitliche Abflußrohr nicht die 
genügende Weite hat, durch Drosselung des Dampfes eineErhöhung 
des Druckes und ein Ansteigen der Temperatur statt. Die Folge 
davon ist, daß man den betreffenden Siedepunkt zu hoch findet. 

Zur Vermeidung des lästigen 
Stoßens" der Siedeflüssigkeit 
gibt man in den Kolben einige 
Tariergranaten oder, noch besser, 
in kleine Stückchen zerbrochene 
Glaskapillaren 3 ). 

Zur Ausführung genauer Siede- 
punktsbestimmungen empfehlen 
Th. Paul und K. Schantz 3 ) 
den in Fig. 69 abgebildeten Ap- 
parat, den sie folgendermaßen 
beschreiben : 




Thermontrter " , ' 



Mamffrvlir- 



Mamf/nanttl 
Abflussrohr 



jSiedegefäss 



In das Siedegefäß, das aus einem 
starkwandigen Probierrohr von etwa 
18 cm Höhe und 20 mm lichter Weite 
besteht, wird eine ungefähr 3 cm hohe 
Schicht von Tariergranaten von 2 bis 
2,5 mm Korngröße gebracht und hierauf 
wird so viel von der zu prüfenden 
Flüssigkeit zugefügt, daß ihre Ober- 
fläche ungefähr 3,5 cm über den Granaten liegt. Hierzu sind etwa 15 ccm 
erforderlich. Auf diesem Siedegefäß wird mittels eines Korkes oder Schliffes 
der Siedeaufsatz befestigt. Er besteht aus einem Dampfrohr von etwa 1 1 mm 



Fig. 69. 



*) Bei der Bestimmung des Destillationsrückstandes von Cassiaöl muß 
man so schnell wie irgend möglich destillieren, da sonst eine Zersetzung 
des Zimtaldehyds unter Verharzung eintritt. Vgl. Treff, Zeitschr. f. angew. 
Chem. 89 (1926), 1308. 

s ) Nach W. Treff [Zeitschr. f. angew. Chem. 26 (1926), 1308] können 
Siedestein chen aus zerstoßenen Tonscherben, die früher zur Verhinderung 
des Siedeverzugs empfohlen wurden, unter Umständen starke Zersetzungen 
herbeiführen. Beispielsweise wurden bei Anwendung von Tonscherben bei 
einer Destillation von Linalool 30 % in Terpene übergeführt. 

s ) Paul u. Schantz, BerL Berichte 47 (1914), 2285; Aren, der Pharm. 
351 (1919), 87. 



Die Feststellung der physikalischen Eigenschaften. 711 

lichter Weite und 23 cm Höhe, dessen oberer Teil von dem angeschmolzenen 
Dampfmantel von etwa 20 mm Weite und 20 bis 22 cm Lange umgeben Ist. 
Dieser Dampfmantel ist an der Stelle, wo er mit Hilfe des Korkes im Probier- 
glas befestigt ist, etwas verjüngt. Die ringförmige Anschmelzstelle, die in der 
Abbildung als ringförmige Zwischenwand bezeichnet ist, teilt den Dampf- 
mantel in einen oberen und einen unteren Teil und liegt etwa 14 cm über 
dem unteren Rande des Dampfrohres. Das obere, etwas verjüngte Ende des 
Dampfmantels ist mit einem Kork verschlossen, in dem das Thermometer 
befestigt wird. Unmittelbar über der ringförmigen Zwischenwand ist ein Ab- 
flußrohr für die kondensierte Flüssigkeit angebracht, die auf diesem Wege in 
das Siedegefäß zurückfließen kann. Dieses Abflußrohr ist vor dem Einmünden 
in den unteren Teil des Dampfmantels etwas nach unten gebogen, damit sich 
ein Tropfen Flüssigkeit darin sammeln kann, die das Aufsteigen von Dampf 
durch dieses Abflußrohr verhindert Auf der gegenüberliegenden Seite des 
Dampfmantels befindet sich der etwas nach oben gebogene Seitenstutzen, 
in welchem der Kühler mittels eines Korkes oder Schliffes befestigt wird. Die 
Mantellänge des Kühlers beträgt ungefähr 10 cm. Das Siedegefäß steht in 
der Mitte einer Asbestplatte, die an dieser Stelle eine runde Öffnung von 
2 cm Durchmesser hat. Diese Öffnung ist von unten durch ein Messing- 
drahtnetz verschlossen. Die Asbestplatte ist so groß zu wählen (etwa von 
10 cm Durchmesser), daß die strahlende Wärme des Brenners vom Thermo- 
meter abgehalten wird. Es empfiehlt sich, besonders bei über 100 Grad sie- 
denden Flüssigkeiten, das Siedegefäß mit einem Luftmantel von 5 cm Durch- 
messer und 22 cm Höhe zu umgeben. Das Thermometer ist so weit in das 
Dampfrohr einzuführen, daß der Quecksilberfaden vollständig vom strömenden 
Dampf umgeben ist. Die Flammenhöhe ist so zu regeln, daß die Flüssigkeit 
eben lebhaft siedet. 

Die bloße Bestimmung der Siedetemperatur ist in erster 
Linie für einheitliche Verbindungen von Bedeutung, bei der 
Prüfung ätherischer Öle wird dagegen eine fraktionierte 
Destillation bessere Dienste leisten, wobei die einzelnen 
Fraktionen getrennt aufgefangen, ihrer Menge nach bestimmt 
und eventuell näher untersucht werden. 

Die von verschiedenen Beobachtern gemachten Angaben 
über die innerhalb bestimmter Grade überdestillierenden Mengen 
desselben Öls stimmen selten überein, weil die Resultate sowohl 
durch die Form des Siedekolbens als auch durch die Destillations- 
geschwindigkeit und den Barometerstand stark beeinflußt werden. 
Deshalb ist es notwendig, bei der Untersuchung von gewissen 
Fraktionen einzelner Öle Kölbchen von bestimmten Abmessungen 
zu benutzen und eine bestimmte Destillationsgeschwindigkeit ein- 
zuhalten. Zur Prüfung von Citronenöl, Rosmarinöl und Spiköl 
werden von Schimmel § Co. Ladenburgsche Kölbchen in der 



712 



Die Prüfung der ätherischen Öle. 



in Fig. 70 angegebenen Größe angewandt 1 )- Bei den genannten 
Ölen destilliert man von 50 ccm 5 ccm in der Weise über, daß 
in der Sekunde etwa 1 Tropfen fällt, und prüft das Destillat im 
Polarisationsapparat, wie es bei den einzelnen Ölen näher be- 
schrieben ist. 

Sollen aus einem Öl einzelne Bestandteile isoliert werden, 
so muß die fraktionierte Destillation häufig wiederholt werden, 
wobei man zweckmäßig einen der bekannten Fraktionieraufsätze 
anwendet. Es empfiehlt sich, zur 
Vermeidung von Zersetzungen, 
oberhalb 200° siedende Anteile 
im Vakuum zu fraktionieren. 
Ester enthaltende Öle sind vor 
dem Fraktionieren zu verseifen, 
da die sich beim Sieden leicht 
abspaltenden Säuren die Fraktio- 
nierung stören und verändernd 
auf die Bestandteile des Öls ein- 
wirken können. 

Im übrigen sei auf das Ka- 
pitel „Fraktionierte Destillation 
im Laboratorium" in dem Werk 
von C. von Rechenberg, Ein- 
fache und fraktionierte Destil- 
lation 2 ), verwiesen, in dem die 
Apparatur für die Destillation bei 
gewöhnlichem und vermindertem 
Luftdruck eingehend beschrieben ist, und das auch Siedepunkts- 
tabellen der Bestandteile der ätherischen Öle bei verschiedenen 
Drucken enthält. 




Fig. 70. 



Löslichkeit. Die ätherischen Öle sind in den gewöhnlichen 
organischen Lösungsmitteln, wie absolutem Alkohol, Äther, 
Chloroform, Benzol, Eisessig, Essigester, Schwefelkohlenstoff usw. 
sowie in konzentrierten Lösungen gewisser Salze, wie Natrium- 



*) Bericht von Schimmel $ Co. Oktober 1898, 46. 

*) Verlag von Schimmel § Co., Miltitz bei Leipzig 1923. Für den Buch- 
handel durch L. Staackmann, Leipzig. 



Die Feststellung der physikalischen Eigenschaften. 713 

salicylat und -benzoat 1 ), leicht löslich. Die Hervorhebung dieser 
gemeinsamen Eigenschaft ist bei der Beschreibung der einzelnen 
Öle unterblieben. Eine Erscheinung, die manchmal fälschlich 
für eine unvollständige Löslichkeit angesehen wird, sei hier 
erwähnt. Es ist die beim Mischen einiger Öle mit Petroläther, 
Paraffinöl 2 ), Benzol oder Schwefelkohlenstoff zu beobachtende 
Trübung, die von dem geringem Wassergehalt, den die Öle 
von ihrer Darstellung her besitzen, veranlaßt wird. Je sauer- 
stoffretcher ein Öl ist, desto mehr Wasser vermag es zu lösen, 
und desto stärker trübt es sich dann mit den genannten Lösungs- 
mitteln 3 ). Die Trübung tritt nicht ein, wenn man das 
Öl vorher mit wasserfreiem Natriumsulfat vollständig 
getrocknet hat. 

Obwohl sich alle Öle in absolutem Alkohol leicht 
lösen, ist nur ein Teil in verdünntem Alkohol voll- 
ständig löslich. Für die letztere Kategorie wird diese 
Eigenschaft zu einem praktischen und schnellen 
Prüfungsmittel. Das schwerlösliche Terpentinöl ist 
z. B. auf diese Weise in den in 70°/oigem Alkohol*) 
löslichen Ölen nachweisbar. Die Löslichkeitsbestim- 
mung ist sehr einfach. Man bringt in ein graduiertes Flg ' 71 " 
Zylinderchen (Fig. 71) 7s bis 1 ccm des zu prüfenden Öls und 
setzt von dem Alkohol in kleinen Portionen so lange unter 




l ) Die Eigenschaft 2ahlreicher Sal2e, die Löslichkeit von in Wasser 
unlöslichen oder schwerlöslichen Stoffen beträchtlich zu erhöhen, bezeichnet 
C. Neuberg (Sitzungsberichte der Preuß. Akademie der Wiss. Berlin 1916, 
S. 1034) als Hydrotropie. In diesem Sinne hydrotropische Substanzen sind 
z. B. die Salze der Salicylsäure, der Benzoesäure, der Benzolsulfosäure, der 
Naphthoesäuren und ihrer Derivate, der Thiophencarbonsäure, der Brenz- 
schleimsäure, der Phenylessigsäure und homologer fettaromatischer Säuren 
sowie der Säuren aus der hydroaromatischen Reihe. Die Hydrotropie äußern 
die genannten Stoffe gegen wasserunlösliche Substanzen der allerverschiedensten 
Stoffklassen, wie Kohlenwasserstoffe, Alkohole, Aldehyde, Ketone, Ester, 
Nitroverbindungen, Basen, Alkaloide, Proteine, Farbstoffe, Stärke sowie Fette. 

a ) Eine Ausnahme macht Zimtaldehyd, der in Petroläther und in Paraffinöl 
so gut wie unlöslich ist. Infolgedessen lösen sich auch Cassiaöl und Ceylon- 
Zimtöl nur schwer oder unvollständig in den genannten Medien. 

3 ) Mischt man ein sauerstoffreiches Öl, wie Bergamottöl, mit einem 
terpenreichen, wie Terpentinöl oder Pomeranzenöl, so trübt sich die Mischung 
ebenfalls durch Wasserausscheidung. 

*) Die Angaben beziehen sich in diesem Buche stets auf Volumprozente. 



714 Die Prüfung der ätherischen Öle- 

kräftigem Umschütteln hinzu, bis Lösung erfolgt. Löst sich 
ein unter normalen Verhältnissen lösliches Öl nicht, so kann 
man manchmal aus der Art der Trübung und der Ausscheidung 
des nicht löslichen Teils Schlüsse auf die Verfälschung ziehen. 
Petroleum schwimmt beispielsweise oben auf dem 70 p /oigen 
Alkohol, während sich fettes Öl in Tropfen am Boden absetzt. 
Zur Prüfung ätherischer Öle dienen Alkohole der verschie- 
densten Stärken. In der nachstehenden Tabelle sind die bisher 
in Anwendung gekommenen aufgeführt mit gleichzeitiger Angabe 
der für ^ gültigen spezifischen Gewichte 1 ). 

Volumprozente d— 

69 0,8928 

70 0,8904 
80 0,8642 
82 0,8586 
85 0,8499 
90 0,8343 
95 0,8165 
98 0,8040 

Über die Erniedrigung des spezifischen Gewichts der zu 
den Löslichkeitsbestimmungen am meisten angewandten Alkohole 
bei Temperaturerhöhung gibt die folgende Tabelle Auskunft. 

Volum- . Differenz A Differenz A 

Prozente a "° pro Grad a "° pro Grad d80 ° 

70 0,8904 0,0008 0,8820 0,0008 0,8781 

80 0,8642 0,0009 0,8551 0,0008 0,8512 

90 0,8343 0,0009 0,8256 0,0008 0,8215 

95 0,8165 0,0008 0,8085 0,0008 0,8045 

Um das Vorrätighalten von Alkoholen verschiedener Stärke 
zu umgehen, hat Dowzard 2 ) ein anderes Prüfungsverfahren vor- 
geschlagen, das sich zwar nicht eingeführt hat, das aber immerhin 
erwähnenswert ist. Danach werden genau 5 ccm Öl in 10 ccm 
absoluten Alkohols (d 15 , 6 „ 0,799) gelöst und zur Lösung aus einer 



Volumprozente 


d SS 


30 


0,9656 


40 


0,9521 


50 


0,9347 


56 


0,9226 


60 


0,9139 


62 


0,9094 


65 


0,9025 


68 


0,8953 



*} Nach K. Windisch, Tafel zur Ermittelung des Alkoholgehaltes von 
Alkohol -Wassermischungen aus dem spezifischen Gewicht Berlin 1893. 
s ) Chemist and Druggist 57 (1900), 169. 



Die Feststellung der physikalischen Eigenschaften. 715 

Bürette unter Umschwenken tropfenweise so viel Wasser hinzu- 
gelassen, bis dauernde Trübung erfolgt. Die Anzahl der hierzu 
verbrauchten ccm Wasser wird mit 100 multipliziert, das Pro- 
dukt ist die Löslichkeitszahl („solubility value")- Bei Berga- 
mottöl ermittelte Dowzard zwischen 220 und 290. 

Eine von Gattefossfi*) vorgeschlagene Änderung besteht darin, daS 
mit Hilfe eines Tropfenzählers zu 3 Tropfen Öl in 30 Tropfen 93 %igem 
Spiritus so lange Wasser zugeträufelt wird, bis eine Trübung bestehen bleibt. 
Die so gefundene Tropfenzahl ist der gesuchte Löslichkeitskoeffizient, der um 
so höher ist, je leichter sich das betreffende Öl löst. Der Hauptunterschied 
von dem Dowzardschen Verfahren liegt darin, daß dieser absoluten Alkohol 
anwendet. 

Viskosität. Die Bestimmung der Viskosität als Prüfungs- 
methode für ätherische Öle ist zuerst von Dowzard 3 ) in Vor- 
schlag gebracht worden, sie hat sich aber nicht bewährt und 
nie praktischen Wert erlangt. Als Grund für das Versagen sehen 
Querzigh und Moreschini 3 ) die Mangelhaftigkeit der bisher 
dazu benutzten Apparate an und schlagen ein von Scarpa 
konstruiertes Instrument vor, das brauchbare Resultate liefern 
soll und den Vorteil bietet, daß man mit kleinen (5 oder selbst 
1 ccm) Flüssigkeitsmengen arbeiten kann. 

Auch de Jong und van Harpen 4 ) vertreten die Ansicht, 
daß sich die Messung der Viskosität von ätherischen Ölen 
bei geeigneter Verbesserung der Methode und der Apparate als 
wertvolles Hilfsmittel für die Prüfung erweisen wird. Nach den 
Erfahrungen, die Schimmel &; Co. 5 ) mit der Viskositätsbestim- 
mung an Citronell- und Citronenölen machten, ist diese Unter- 
suchungsmethode nicht empfehlenswert, da sie leicht zu Trug- 
schlüssen führt. 



*) Parfüm, moderne 8 (1910), 97. 

a ) Chemist and Druggist 57 (1900), 169. 

s ) Rendiconti della Soc. chim. ital., fasc. XIII (1913); Bericht von 
Schimmel $ Co. Oktober 1913, 122. 

*) Berichten van de Afd. Handelsmuseum van het Koloniaal Instituut 192S, 
Nr. 13; Rec. trav. chim. Pays-Bas 48 (1924), 687; Chem. Zentral«. 1924, IL 2797. 

5 ) Bericht von Schimmel $ Co. April 1901, 26; 1924, 19; 1925, 143. 



716 Die Prüfung der ätherischen Ole. 



Chemische Prüfungsmethoden. 

Die rationelle Prüfung eines ätherischen Öls auf chemischem 
Wege ist nur dann möglich, wenn seine Zusammensetzung oder 
doch wenigstens seine Hauptbestandteile bekannt sind. Die 
chemische Untersuchung muß möglichst darauf gerichtet sein, 
die als wertvoll erkannten Komponenten zu isolieren und quanti- 
tativ zu bestimmen. Die Prüfungsmethoden haben sich also 
der Analyse des Öls anzupassen. Wäre diese eigentlich selbst- 
verständliche Voraussetzung schon früher allgemein anerkannt 
gewesen, so wären wohl jene Untersuchungsmethoden, die man 
als quantitative Reaktionen bezeichnet, wie beispielsweise die 
Jodabsorption, oder die Maumenesche Schwefelsäureprobe, die 
bei den fetten Ölen gute Resultate geliefert hatten, nicht ohne 
weiteres auf die ätherischen Öle übertragen worden. 

Die fetten Öle sind eine Gruppe chemisch nahe verwandter 
Körper; sie sind Glyceride der Fettsäure- und Ölsäurereihe. 
Die Bestandteile der ätherischen Öle hingegen gehören den 
verschiedensten Körperklassen an. Unter ihnen finden sich 
Terpene, Sesquiterpene, Paraffine, Alkohole, Aldehyde, Ketone, 
Phenole, Äther, Oxyde und Ester. Kann es deshalb wunder- 
nehmen, wenn die bei den fetten Ölen brauchbaren Prüfungs- 
weisen bei den ätherischen Ölen versagen? Oder hat es Sinn, 
die fetten und ätherischen Öle denselben Reaktionen zu unter- 
werfen, nur weil sie die gemeinsame Bezeichnung „Öle" führen? 

Die Anwendung der Hü bischen Jodadditionsmethode auf die 
ätherischen Öle ist von Barenthin 1 ), Kremel 2 ), Williams 8 ), 
Davies*), Snow 5 ) und in abgeänderter Form von Huerre 8 ) 
empfohlen worden. Durch Gegenüberstellung der von den ein- 
zelnen Beobachtern erhaltenen Resultate konnte es Cripps') 



*) Arch. der PHarm. 224 (1886), 848. 
a ) Pharm. Post 21 (1888), 789, 821. 
*) Chem. News 60 (1889), 175. 
*) Pharmaceutical Joum. III. 19 (1889), 821. 
Ä ) Ebenda III. 20 (1889), 4. 

") Joum. de Pharm, et Chim. VII. 20 (1919), 216; Chem. Zentralbl. 1920, 
IL 406; Bericht von Schimmel § Co. 1920, 95. 
■>) Chem. News 60 (1889), 236. 



Chemische Prüfungsmethoden. 717 

nicht schwer fallen, die gänzliche Unbrauchbarkeit dieser Methode 
darzutun. Daran ändert der Umstand wenig, daß immer wieder 
vereinzelte Analytiker für die Methode eintreten 1 ). 

Die Verwendung von Brom an Stelle des Jods wurde zuerst 
von Levallois 2 ) und von Klimont 3 ) vorgeschlagen. Sie ist 
später wieder von Vau bei 4 ) sowie von Moßler*) empfohlen 
worden, doch ist sie schon deswegen von sehr problematischem 
Wert, weil man bei der Mannigfaltigkeit der Zusammensetzung 
ätherischer Öle oft kein Urteil darüber haben wird, mit welchen 
Verbindungen das Brom eigentlich reagiert. Sie wird daher 
bestenfalls ein Notbehelf bleiben. 

Nach der Maumeneschen Probe") wird das zu untersuchende 
fette Öl in einem bestimmten Verhältnis mit konzentrierter 
Schwefelsäure gemischt und die dabei stattfindende Temperatur- 
erhöhung gemessen. Ihre Anwendung auf ätherische Öle ist 
von Williams 7 ) sowie von Duyk s ) befürwortet worden, sie hat 
aber in die Praxis ebensowenig Eingang gefunden wie die 
vorhergenannten Proben. 

In dieselbe Kategorie wie diese Methoden gehören auch die 
vielfach empfohlenen Farbreaktionen, die darin bestehen, daß 
beim Zusammenbringen von irgend einem chemischen Agens, 
meist Schwefelsäure oder Salpetersäure, mit einem ätherischen 
Öle irgend eine Färbung hervorgerufen wird, die in den seltensten 
Fällen auf einen bestimmten chemischen Vorgang zurück- 



*) Sangle-Ferriere u. Cuniasse, Journ. de Pharm, et Chim. II. 17 
(1903), 169; Bericht von Schimmel Sl Co. April 1903, 83. — Hudson-Cox 
u. Simmons, Analyst 29 (1904), 175; Pharmaceutical Journal 72 (1904), 
861; Bericht von Schimmel § Co. Oktober 1904, 81. — Worstail, Journ. 
Soc. ehem. Industry 28 (1904), 302; Bericht von Schimmel $ Co. Oktober 
1904, 87. — Harvey, Journ. Soc. ehem. Industry 23 (1904), 413; Bericht von 
Schimmel 8j Co. Oktober 1904, 88. 

a ) Compt rend. 99 (1884), 977. 

3 ) Chem.-Ztg. 18 (1894), 641. 

*) Zeitschr. f. öff. Chem. 11 (1905), 429; Chem. Zentralbl. 1906, I. 199; 
Bericht von Schimmel § Co. April 1906, 60. 

■) Zeitschr. d. allg. österr. Apoth.-Ver. 45 (1907), 223, 235, 251, 267, 283, 
299; Bericht von Schimmel § Co. Oktober 1907, 118. 

") Compt. rend. 92 (1881), 721. 

*} Chem. News 61 (1890), 64; Chem. Zentralbl. 1890, I. 736. 

8 ) Bull, de l'Academie roy. de mfidec. de Beigique. 1897; Journ. de 
Pharm, et Chim. VI. 7 (1898), 244; Chem. Zentralbl. 1898, I. 860. 



718 Die Prüfung der ätherischen Ole. 

zuführen ist. Da die entstehenden Farbnüancen schwer zu 
beschreiben sind, häufig ineinander übergehen und daher leicht 
Veranlassung zu Irrtümern geben können, so sind die Farb- 
reaktionen im allgemeinen als unbrauchbar zu bezeichnen. Es 
ist jedoch nicht ausgeschlossen, daß in dem einen oder anderen 
speziellen Falle eine Farbreaktion bei der Erkennung von Ver- 
fälschungen gute Dienste leisten kann, besonders dann, wenn 
es sich um die Charakterisierung gewisser, aus den Ölen 
abgeschiedener Einzelbestandteile (z. B. Cadinen, Sylvestren) 
handelt. Als beweisend ist sie allein aber niemals anzusehen. 
Außer den aufgezählten Prüfungsweisen sind im Laufe der 
Zeit noch viele andere vorgeschlagen worden, die aber ebenso- 
wenig wie jene eine praktische Bedeutung erlangt haben. Es 
sollen hier nur solche Methoden besprochen werden, die sich 
bei der Untersuchung ätherischer Öle wirklich bewährt haben. 

Die Verseifung. Durch die wissenschaftliche Untersuchung 
ist festgestellt worden, daß die ätherischen Öle vielfach ester- 
artige Verbindungen enthalten, deren Komponenten Alkohole, 
gewöhnlich der Zusammensetzung C 10 H 18 O oder C 10 H 20 O, einer- 
seits und Säureradikale der Fettsäurereihe andrerseits sind. 

Die fast ausnahmslos wohlriechenden Ester sind häufig als 
die wichtigsten Bestandteile der Öle zu betrachten. So ist das 
Linalylacetat der Träger des Geruchs im Bergamottöl; derselbe 
Ester findet sich auch im Lavendelöl und kommt neben anderen 
Verbindungen auch im Petitgrainöl vor. 

Die in verschiedenen Fichtennadelölen aufgefundenen Ester 
des Borneols sind an der Bildung des Fichtenaromas wesentlich 
beteiligt. Menthylacetat wird in den Pfefferminzölen angetroffen 
und der Geranylester der Tiglinsäure in den verschiedenen 
Geraniumölen. 

Die quantitative Bestimmung der Ester ist für die Be- 
urteilung der Öle immer wertvoll, selbst dann, wenn die Ester 
für den Geruch von nur untergeordneter Bedeutung sind. Viel 
wichtiger aber und geradezu die einzige rationelle Methode zur 
Qualitätsprüfung ist die Bestimmung in den Fällen, wo die Ester 
die Träger des charakteristischen Geruchs sind, wie beim Berga- 
mottöl und beim Lavendelöl. Die Bestimmung geschieht nach 
der Methode der quantitativen Verseifung, wie sie bei der Analyse 



Chemische Prüfungsmethoden. 



719 



der Fette schon lange angewandt wird. Ihre Anwendung auf 
die ätherischen Öle ist zuerst von A. Kremel 1 ) angeregt worden. 
Praktische Bedeutung erlangte dieser Vorschlag erst, als man 
durch die wissenschaftliche Forschung die ISatur der verseifbaren 
Verbindungen kennengelernt hatte. 

Kremel unterscheidet Säurezahl (S. Z.), Esterzahl (E. Z.) 
und Verseifungszahl (V. Z.). Die Säurezahl drückt aus, wieviel 
mg KOH notwendig sind, um die in 1,00 g Öl enthaltene Menge 
freier Säure zu neutralisieren. Die Esterzahl gibt das zur Ver- 
seifung des in 1,00 g Öl enthaltenen Esters verbrauchte Kali in 
Milligrammen an. Die Verseifungszahl ist die 
Summe von Säurezahl und Esterzahl. Die äthe- 
rischen Öle enthalten mit wenigen Ausnahmen, 
wie z. B. Irisöl, Geraniumöl und Vetiveröl, nur 
sehr geringe Mengen freier Säure, nur alte, zum 
Teil verdorbene Öle pflegen etwas höhere Säure- 
zahlen aufzuweisen. Es ist anzuraten, bei der 
Prüfung der Öle nicht einfach die Verseifungszahl 
festzustellen, sondern Säurezahl und Esterzahl 
getrennt zu bestimmen, da es vorgekommen ist, 
daß den Ölen zur scheinbaren Erhöhung des 
Estergehalts Säuren zugesetzt waren. 

Es sei erwähnt, daß in allen Ölen, die 
Aldehyde enthalten, die Esterbestimmung durch 
Verseifung nicht ausgeführt werden kann, da 
dabei ein durch die Zersetzung der Aldehyde 
bedingter, mit der Dauer der Einwirkung steigender Mehr- 
verbrauch von Alkali stattfindet, der aber keine Auskunft über 
die Menge des zerstörten Aldehyds gibt 

Fehler in der Bestimmung treten auch bei Gegenwart von 
Phenolen ein, die deshalb vor der Verseifung durch Ausschütteln 
mit verdünnter (3- bis 5 °/<>iger) wäßriger Lauge zu entfernen 
sind, wenn man nicht in solchen Fällen überhaupt auf die Fest- 
stellung des Estergehalts verzichten will. 

Die Verseifung führt man mit Hilfe von alkoholischer Halb- 
normal-Kalilauge in einem 100 ccm haltenden, weithalsigen 
Kölbchen aus Kaliglas aus (Fig. 72). Ein etwa 1 m langes, durch 




Hg 72. 



l ) Pharm. Post 21 (1888), 789, 821. 



720 Die Prüfung der ätherischen Ole. 

einen durchbohrten Stopfen gestecktes Glasrohr dient als Rück- 
flußkühler. In ein solches Kölbchen wiegt man 1,5 bis 2 g Öl 
auf 1 cg genau ab, verdünnt mit ungefähr der doppelten Menge 
säurefreien, starken Alkohols und neutralisiert nach Zusatz einiger 
Tropfen alkoholischer Phenolphthaleinlösung vorsichtig mit Halb- 
normal-Kalilauge. Die Reaktion ist beendet, sobald die auftretende 
Rotfärbung beim Umschwenken des Gefäßes nicht sofort wieder 
verschwindet; eine später wieder eintretende Entfärbung rührt 
daher, daß das überschüssige Alkali verseifend auf den Ester 
einwirkt. 

Man hat gefunden 1 ), daß sich der Alkohol bei Gegenwart von Phenol- 
phthalein als Indikator wie ein Alkali verbrauchender Stoff verhält. Dies hat 
seinen Grund nicht in einem Säuregehalt des Alkohols, sondern In der um- 
lagernden Wirkung des Alkohols auf Phenolphthalein. Bei Titrierungen in 
weingeistiger Lösung ist daher der Alkaliverbrauch des Alkohols vorher fest- 
zustellen und bei der Berechnung in Abzug zu bringen. Die Korrektur kann 
in dieser Weise angebracht werden, weil der Alkaliverbrauch eines wäßrigen 
Alkohols annähernd dem Alkoholgehalt proportional ist. Auch kann man so 
verfahren, daß man den Alkohol vorher mit Kalilauge unter Zusatz von 
Phenolphthalein „neutralisiert". 

Nach dem Abstumpfen der Säure, wozu oft nur 2 bis 
3 Tropfen Halbnormal-Kalilauge nötig sind, fügt man 10 ccm 
oder auch mehr 2 ) Lauge hinzu, erhitzt das Kölbchen, nach Zu- 
gabe einiger Siedesteinchen oder besser in kleine Stückchen zer- 
brochener Glaskapillaren mit aufgesetztem Kühlrohr eine Stunde 
oder länger (siehe unten) auf dem Dampf bade 3 ), läßt dann erkalten 



*) R. Wegscheid er, Über den Einfluß des Äthylalkohols auf den Farben- 
umschlag des Phenolphthaleins, Zeitschr. physik. Chem. 100 (1922), 532. 

s ) In den meisten Fällen genügen 10 ccm, nur bei Ölen mit hohem 
Estergehalt (Romisch Kamillenöl, Wintergrünöl) muß man 20 bis 30 ccm Lauge 
nehmen, um einen genügenden Überschuß davon zu haben, worauf sehr zu 
achten ist. Aus dem gleichen Grunde nehme man auch bei unbekannten 
Ölen wenigstens 20 ccm Lauge zur Verseilung. Bei reinen Estern ist je nach 
der Größe des Moleküls und der Anzahl der Carboxylgruppen noch mehr 
erforderlich, z. B. zur Verseifung von 2 g Methylformiat 67 ccm Halbnormal- 
Kalilauge. 

a ) Das von Helbing (Helbings Pharmacological Record Mr. 30, S. 4) 
angewandte Verseifungsverfahren im geschlossenen Gefäße, also unter Druck, 
lieferte, wie die von Schimmel 8j Co. angestellten Versuche ergaben, für 
Bergamottöl um 1 bis 2 % höhere Resultate als die Verseifung im offenen 
Kölbchen. Der Grund hierfür ist der, daß Linalool bei der Verseifung unter 
Verbrauch von Kali angegriffen wird, während es beim Kochen im offenen 



Chemische Prüfungsmethoden. 721 

und titriert den Überschuß von Lauge mit Halbnormal-Schwefel- 
säure zurück. In solchen Fällen, wo der Farbenumschlag schlecht 
zu erkennen ist, wie z. ß. bei Kamillenöl, Wermutöl u. a., ver- 
dünnt man den Kol beninhalt zweckmäßig mit 50 ccm oder auch 
mehr Wasser. 

Eine wesentliche Abkürzung der Verseifungsdauer erreicht man nach 
Slack 1 ), wenn man zur Herstellung der Kalilauge nicht Äthylalkohol, 
sondern Benzylalkohol verwendet; bei Lavendelöl war die Versetfung schon 
nach 5 Minuten langem Kochen vollständig beendet. Es hängt dies damit 
zusammen, daß sich der Prozeß hier bei einer wesentlich höheren Temperatur 
abspielt, denn Äthylalkohol siedet bei 78° und Benzylalkohol bei 205°. Infolge- 
dessen findet die Verseifung auch nicht, wie sonst, auf dem Wasserbade statt, 
sondern es muß über freier Flamme gekocht werden. Man verwendet entweder 
eine Halbnormallösung oder eine Mormallösung. Da Benzylalkohol selbst 
manchmal eine geringe Säure- und Esterzahl aufweist, so sind diese nötigen- 
falls zu bestimmen und bei der Berechnung zu berücksichtigen, besonders 
dann, wenn er außerdem zum Verdünnen des Öls benutzt wird. Nach der 
Verseifung läßt man die Mischung abkühlen, verdünnt mit einer entsprechenden 
Menge neutralisierten Methylalkohols und titriert dann mit Halbnormal-Säure 
zurück. 

Auch butylalkoholische Kalilauge, die sich bei fetten Ölen, Feiten und 
Wachsen bewährt hat, kann wohl bei der Analyse schwer verseifbarer 
ätherischer Öle Verwendung finden 2 ). 

Was die Verseifungsdauer bei Anwendung von äthylalko- 
holischer Halbnormal-KalÜauge anbetrifft, so genügt für die 
meisten Ester eine viel kürzere Zeit als eine Stunde. Bei 
Bergamottöl ist die Reaktion schon in 10 Minuten beendet. Um 
auf alle Fälle sicher zu gehen und stets unter denselben Be- 
dingungen zu arbeiten, erhitzt man aber länger, was keinen 
schädlichen Einfluß hat 8 ). 



Kölbchen keine Veränderung erleidet. Später bestätigten Helbing und 
Passmore [Chemist and Druggist 47 (1895), 585], daß die Verseifung im 
offenen Gefäße am Rückflußkühler der Autoklavenverseifung vorzuziehen sei. 
Ebensowenig scheint die sogenannte kalte Verseifung, die außerdem noch 
den Nachteil des größeren Zeitaufwandes hat, bei den ätherischen Ölen 
angebracht zu sein, da nach Henriques [Zeitschr. f. angew. Chem. 10 
(1897), 399] Linalool nach 12 stündiger Einwirkung des Alkalis die V. Z. 4,2, 
Geraniol bei derselben Behandlung eine solche von 2,8 lieferte. 

*■) Chemist and Druggist 87 (1915), 67a 

") Vgl. Pardee, Hasche u. Reid, Journ. ind. eng. Chem. 12 (1920), 
481 ; Bericht von Schimmel § Co. 1920, 95. 

*) Vgl. Bericht von Schimmel $ Co. Oktober 1895, 16. 

Gildemeister, Die ätherischen Öle. I. 46 



722 Die Prüfung der ätherischen Ole. 

Nur einige Ester brauchen zur vollständigen Verseifung 
nicht nur ein längeres Sieden, sondern auch einen gewissen 
Überschuß an Alkali 1 ). 

Bei Anwendung von 1,5 g Öl sind zu erhitzen: 

Menthylacetat 1 1 /a Stdn. mit 20 ccm alkohol. Halbn.-Kalilauge 

Terpinylacetat 3 „ „ 40 „ „ „ „ 

Bornylisovalerianat 3 „ „ 30 „ „ „ 

Menthylisovalerianat 6 „ „ 60 „ „ „ „ 

Reclaire*) bestimmte die Verseifungszahl einiger Isovalerianate 
nach 1-, 2-, 3-, 5- und 6stündigem Kochen mit einer der Verseifungszahl ent- 
sprechenden Menge überschüssiger alkoholischer Halbnormal- und Normal- 
kalilauge. Aus den Versuchen ging hervor, daß Isoamylisovalerianat, Äthyl-, 
Benzyl-, Cännamyl-, Geranyl-, Lauryl-, Octyl-, Phenyläthyl- und Santalyliso- 
valerianat ebenso leicht verseift wurden wie die meisten Acetate, Butyrate usw. 
Hingegen waren Citronellylisovalerianat und vor allem Bornyl- und Menthyl- 
isovalerianat schwerer verseifbar. Die Valerianate andrer sekundärer Alkohole, 
wie die des Methylheptenols, des Cyclohexanols und des Phenylmethylcarbinols 
erwiesen sich als leicht verseifbar. — Auf Grund seiner Versuche empfiehlt 
Reclaire bei der Verseif ung und Bestimmung von Valerianaten alkoholische 
Normalkalilauge an Stelle von alkoholischer Halbnormal-Kalilauge zu ver- 
wenden (20 ccm für 1,5 g Ester) und die Verseifungsdauer auf 2 Stunden 
auszudehnen. Eine Ausnahme machen Bornyl- und Menthylisovalerianat, die 
mit alkoholischer Normalkalilauge — wie oben ausgeführt auch mit Halbnormal- 
lauge — erst nach 3- bzw. östündigem Kochen vollständig- verseift werden. 

Die Berechnung des Ergebnisses der Verseifung geschieht nach 

folgender Formel: Q _ . 

^' £• 28 a 

E. Z. = - • 

V. Z. J s 

Hierin bedeutet a die Anzahl der verbrauchten ccm alkoholischer 
Halbnormal-Kalilauge und s die angewandte Ölmenge in Grammen: 

Hat man von einem Bergamottöl 1,50 g angewandt und zum Neutrali- 
sieren der freien Säure 0,1 ccm, zur Verseifung 6,0 ccm Halbnormal-Kalilauge 
gebraucht, so ist 

die Säurezahl (S.Z.) = 2& '°' i = 1,87, 

1,5 

die Esterzahl (E. Z.) = ~^- = 1 12,0 und 

1,5 

die Verseifungszahl (V. Z.) = - %ffl' 1 _ + ^°? = 113,87 = 1,87 -f- 112,0. 

1,5 



*) Bericht von Schimmel $ Co. 1917, 93. 
=) Deutsche Parf.-Ztg. 10 (1924), 189. 



Chemische Prüfungsmethoden. 723 

Aus der Esterzahl läßt sich der Gehalt an Ester oder 
Alkohol nach folgenden Formeln berechnen: 

•'• Ester = J W1?' °/. Alkohol = ^Sl. 

Hierbei bedeutet m das Molekulargewicht des betreffenden 
Esters, tn ± das des zugehörigen Alkohols und b die Basicität 
der zugehörigen Säure. 

Für die am häufigsten in den ätherischen Ölen anzutreffenden 
Alkohole, C 10 H 18 O (Geraniol, Unalool, Borneol, Isopulegol), 
C 10 H 20 O (Menthol, Citronellol), C 18 H 34 (Santalol), C 18 H 2e O 
(Cedrol), und deren Essigester lauten die Formeln: 

1. C 10 H 18 O: o/o Essigester = E, %^ 196 ; % Alkohol = E '^ 154 

E.Z.156 
560 ' '" " 560" 

E. Z.-262 „, E.Z.-220 



2. 


C H O- 

v -10* , 20 v ' • 


°/o 


3. 


C 15 H 24 0: 


o/o 


4. 


C 16 H 2e O: 


o/o 



560 
E.Z.-198 



560 

E.Z.-264 

560 



% 


Alkohol 


= 


% 


it 


= 


°/o 


ti 


— 


o/o 


»* 


= 



560 
E.Z.222 



560 



Der Faktor b ist hier in Wegfall gekommen, da Essigsäure 
einbasisch ist. 

Bei dem oben als Beispiel angeführten Bergamottöl, dessen Ester aus 
Linalylacetat (CH 8 COOCi Hi 7 ) und dessen Alkohol aus Linalool (Ci Hi 8 O) 
besteht, ergeben sich hiernach folgende Werte: 

% Linalylacetat = 112 ^ 196 = 39,20, 

<% Linalool = 112 ^ 154 = 30,80. 

Unter Umgehung der Esterzahl findet man den Prozentgehalt 
an Ester und Alkohol direkt nach folgenden Gleichungen: 

o/o Ester = 2^- b -; •/. Alkohol = *£k. 

Die einzelnen Buchstaben haben hier dieselbe Bedeutung 
wie in den vorhergehenden Formeln. 

Für die oben angeführten Alkohole C 10 H ls O, C 10 H 80 O, C lB H 2i O 
und C 1B H 2B befindet sich am Schluß dieses Kapitels auf S. 808 
eine Tabelle (I), die den der gefundenen Esterzahl entsprechenden 

46* 



724 



Die Prüfung der ätherischen Öle. 



Prozentgehalt des Öles an Essigsäureester 1 ) oder Alkohol direkt 
angibt. Der Gebrauch der Tabelle ist ohne weiteres klar. Hat 
man bei Bergamottöl die Esterzahl 112 gefunden, so sucht man 
diese Zahl in der mit C 10 H 18 O überschriebenen Abteilung auf 
und findet in der die Überschrift „Acetat" führenden Kolonne die 
den Prozentgehalt des Bergamottöls an Linalylacetat angebende 
Zahl 39,20. Diese 39,20 °/o Acetat entsprechen, wie aus der nächsten, 
„Alkohol" überschriebenen Kolonne hervorgeht, 30,80 °/o Linalool. 
Um für die genannten Alkohole überhaupt 
jede Rechnung zu ersparen, haben wir noch eine 
weitere Tabelle II (S. 822) beigegeben, aus der die 
Esterzahl (Säurezahl, Verseifungszahl) sowie der 
entsprechende Gehalt an Acetat und Alkohol un- 
mittelbar aus der Anzahl der verbrauchten ccm 
Halbnormal- Kalilauge ersehen werden können, 
wenn genau 1 ,50 g Öl in Arbeit genommen werden. 

Acetylierung. Viele ätherische Öle enthalten 
als wichtige Bestandteile Alkohole verschiedener 
Zusammensetzung, z. B. Borneol, Geraniol, Ter- 
pineol, Linalool, Thujylalkohol, Menthol, Citronellol 
und Santalol. Zur quantitativen Bestimmung kann 
man ihr Verhalten gegen Essigsäureanhydrid, mit 
dem sie sich beim Erhitzen zu Essigsäureestern 
umsetzen, benutzen. Als Beispiel für den Reaktions- 
verlauf sei die Bildung des Geranylacetats angeführt: 

C l0 H t! OH + (CH 3 CO) ä O = CH 3 CO 2 C 10 H 17 + CH 3 CO a H. 

Zur Acetylierung 5 ) werden 10 ccm des Öles mit dem gleichen 
Volumen Essigsäureanhydrid 8 ) unter Zusatz von etwa 2 g ge- 
schmolzenem Natriumacetat und einigen Siedestein chen in einem 
mit eingeschliffenem Kühlrohr versehenen Kölbchen (Fig. 73) 
1 Stunde auf dem Sandbade im gleichmäßigen Sieden erhalten. 
Nach dem Erkalten setzt man zu dem Kolbeninhalt etwas Wasser 
und erwärmt unter mehrmaligem Umschütteln l /± Stunde auf 




Fig 73. 



x ) Bei Geraniol auch an Tiglinat. Tab. I, S. 821. 
s ) Bericht von Schimmel $ Co. Oktober 1894, 65. 

*) Zum Abmessen sind Pipetten mit doppelt durchbohrtem Glashahn 
recht brauchbar. 



Chemische Prüfungsmethoden. 725 

dem Wasserbade, um das überschüssige Essigsäureanhydrid zu 
zersetzen, scheidet nach abermaligem Erkalten das Öl im 
Scheidetrichter ab und wäscht es so lange mit Wasser oder 
besser Kochsalzlösung aus, bis die Reaktion neutral ist 1 ). 

Da bei Anwendung von chlorhaltigem Essigsäureanhydrid die Be- 
stimmungen des Alkoholgehalts zu hoch ausfallen, hat man auf die Qualität 
jenes zu achten. Nach Salimon') enthält 80 % iges Anhydrid meist Acetyl- 
chlorid, während 91 %iges frei davon sein soll. Man bestimmt Essigsäure- 
anhydrid nach Reclaire 8 ) durch Titration mit carbonatfreier Lauge in 
folgender Weise: 10 g Essigsäureanhydrid werden mit 75 ccm kohlensäure- 
freiem Wasser V* Stunde lang auf dem Wasserbade unter Rückfluß erhitzt. 
Von der nach dem Abkühlen mit kohlensäurefreiem Wasser auf 500 ccm 
gebrachten Lösung werden 50 ccm mit carbonatfreier Halbnormal-Kalilauge 
titriert. Als Indikator dient Phenolphthalein. Gute Resultate werden nur erhalten, 
wenn man carbonatfreie Lauge und kohlensäurefreies Wasser verwendet. 

Von dem mit wasserfreiem schwefelsaurem Natron ge- 
trockneten, acetylierten Öle werden 1,5 bis 2 g nach dem auf 
Seite 719 beschriebenen Verfahren mit 20 ccm 4 ) alkoholischer 
Halbnormal-Kalilauge verseift, nachdem man vorher die etwa 
noch vorhandene freie Säure sorgfältig neutralisiert hat. Die 
der Esterzahl entsprechende prozentuale Menge Alkohol, bezogen 
auf das ursprüngliche, nicht acetylierte Öl, ist aus der am Schluß 
dieses Kapitels auf Seite 808 beigefügten Tabelle l 5 ) zu ersehen, 
die nach folgender Formel berechnet ist: 

■• sl • m 

<7o Alkohol im urspr. Ol = 20 . (s _ a . ,021) ' 

m = Molekulargewicht des betreffenden Alkohols, 
a = verbrauchte ccm Halbnormal-Kalilauge, 
s = angewandte Menge acetylierten Öls in Grammen. 



') Man kann auch so verfahren, daß man die freie Säure vorher mit 
Sodalösung abstumpft und hierauf bis zur neutralen Reaktion auswäscht. 
Hierbei wirkt aber störend, daß sich die Sodalösung bisweilen schlecht von 
dem Öle trennt, so daß der oben angegebene Weg vorzuziehen ist. 

2 ) Perfum. Record 18 (1922), 357. 

3 ) Ebenda 148. 

4 ) Bei ölen mit sehr hohem Alkoholgehalt, wie z. B. bei Citronellölen, 
empfiehlt Treff [Zeitschr. f. angew. Chem. 39 (1926), 1309], damit ein ge- 
nügender Überschuß von Alkali vorhanden ist, 30 ccm Lauge anzuwenden. 

9 ) Bei Verwendung von genau 1,50 g acetylierten Öls findet man den 
Alkoholgehalt in der auf S. 822 befindlichen Tabelle II direkt aus der Anzahl 
der verbrauchten ccm Halbnormal-Kalilauge. 



726 Die Prüfung der ätherischen Ole. 

Um aus den verbrauchten ccm Halbnormal-Kalilauge den 
Alkoholgehalt zu berechnen, kann man sich der Formeln bedienen: 

a-7,7 
° /o C " H «° = s — a^021 ' 

0/ p H n <*~ /,Q 

/o v- 10 n 20 vj — s __ a . 0j0 21 

Aus der Acetylierungszahl (E. Z. nach Actig. oder A. Z.) 
findet man den Alkoholgehalt durch die Formeln: 

0/ /"* i_i /-* /v. z.. • / , I 

1° "-ic n is^ — 28 — A.Z. -0,021"' 

/u ^ O n 20 u — 28 — A.Z. -0,021 ' 

Hierbei wird, wie besonders hervorgehoben sein soll, nicht 
darauf Rücksicht genommen, daß ein Teil des Alkohols eventuell 
schon von vornherein verestert im Öle vorkommt. Ein geringer 
Estergehalt des ursprünglichen Öls kann in der Praxis meist 
unberücksichtigt bleiben, da die hierdurch verursachte Fehler- 
quelle nur klein ist. Handelt es sich aber um größere Ester- 
mengen oder um genauere Bestimmungen, so muß der Fehler 
ausgeschaltet werden. 

Hierzu ermittelt man nach der untenstehenden Gleichung den 
Prozentgehalt an freiem Alkohol und addiert hierzu die sich aus der 
Esterzahl ergebende Menge an verestertem Alkohol. Die Summe 
gibt den wahren Prozentgehalt des Öls an Gesamtalkohol an. 

°/o freier Alkohol = Alkohol im ursprünglichen Öl x M — pM, 

worin E t den als Acetat berechneten Estergehalt des ursprüng- 
lichen Öls und E 2 den Estergehalt des acetylierten Öls bedeutet. 
Der Gehalt an verestertem Alkohol und an Alkohol im ur- 
sprünglichen Öl ist auf Grund der Esterzahlen aus der oben 
erwähnten Tabelle 1 zu ersehen. 

Anstelle des Faktors M — pM kann man auch die "Werte 

(l — -^M oder M — p-M setzen. Hierbei bedeuten a. x und a 2 die 
für je 1,5 g ursprüngliches und acetyüertes Öl verbrauchten 
ccm -j- KOH und Ez x und Ez 2 die Esterzahlen des ursprüng- 
lichen und des acetylierten Öls. 



Chemische Prüfungsmethoden. 727 

Hat man beispielsweise bei einem Pfefferminzöl eine Ester- 
zahl von 26,43 und nach der Acetylierung eine Esterzahl von 
173,57 (== 55,59 % C 10 H 20 O) gefunden, so erfährt man den 
wahren Gehalt an Gesamtmenthol folgendermaßen: 

V freies Menthol = 55,59 Q—^^) = 47,13 >, 

",o gebundenes Menthol == 7,36 °/ , 

°/o Gesamtmenthol = 47,13 + 7,36 = 54,49%. 

Demselben Zweck dienen noch die folgenden Formeln. Die 
von Charabot 1 ) aufgestellte lautet: 

u 'o Alkohol im ursprünglichen Öl = , m .\ .f * „ 

K & .. m + 42 — 0.42E 

E = °/o Ester im acetylierten Ol, 
e = °/o „ „ ursprünglichen Öl, 
m = Molekulargewicht des Alkohols. 

Nach Tusting Cocking 2 ) ist der Prozentgehalt des ur- 
sprünglichen Öls an freiem Alkohol 

(EZ a — EZ t ) ■ m 
"(1333 — EZ 2 ) - 0,42 * 

In dieser Formel 3 ) bedeutet: 
EZ X die Esterzahl des ursprünglichen Öls, 
EZ a die Esterzahl des acetylierten Öls, 
m das Molekulargewicht des betreffenden Alkohols. 

Zwei weitere von L. S. Glichitch 1 ) aufgestellte Formeln 
gestatten außer dem freien Alkohol auch den Gesamtalkohol 
zu berechnen. 

°/o Freier Alkohol = on -. — — — rnvsi\ 

20 -(s — a 2 - 0,021) 

m-a 2 • (s — a x • 0,021 ) 

2Ö~s~-~(s — a>- 0,021) 



x ) Bull. Soc. chim. III. 23 (1900), 187. 

4 ) Perfum. Record 9(1918), 37.— Vgl. Bericht von Schimmel 8 Co. 1918, 104. 

3 ) In der Originalarbeit sind die Atomgewichte auf O = 16 bezogen; 
wir haben (in Obereinstimmung mit den übrigen aufgestellten Formeln) die 
abgerundeten Atomgewichte benutzt Die dadurch bedingte kleine Differenz • 
ist für das Resultat belanglos. Aus dem gleichen Grunde sind auch die 
Buchstaben andere als im Original. 

4 ) Bull. Soc. chäm. IV. 33 (1923), 1284. 



728 Die Prüfung der ätherischen Öle. 

Es bedeuten: s = angewandte Ölmenge (ursprüngliches 

wie acetyliertes Öl); 
a x = die für s g ursprünglichen Öls ver- 
brauchten ccm Halbnormal-Kalilauge; 

a 2 = die für s g acetylierten Öls verbrauchten 
ccm Halbnormal-Kalilauge; 

m = Molekulargewicht des Alkohols. 

Die amerikanische Pharmakopoe (10. Ausgabe von 1926) 
läßt die Berechnung nach folgender Gleichung ausführen: 

., _ ,.„,_,■ •• i- u r\i a-m(l— e-0,0021) 
°/o Gesamtalkohol im ursprünglichen Ol = - oq.Vs a-0Q21) ' 

a = verbrauchte ccm Halbnormal-Kalilauge, 

m = Molekulargewicht des Alkohols, 

e = Estergehalt des ursprünglichen Öls, 

s = angewandte Menge acetylierten Öls in Grammen. 

Aus rein praktischen Erwägungen haben wir in den folgenden 
Bänden die Angaben über den Gehalt an Gesamtalkohol durch- 
gehends ohne Rücksicht auf die im ursprünglichen Öle vor- 
handenen Ester gemacht, also die Werte angeführt, die sich 
direkt aus der Esterzahl des acetylierten Öls ergeben. Für 
die Praxis wird diese Zahl im allgemeinen genügen, denn nur 
bei esterreichen Ölen, wie z. B. den Geraniumölen, treten er- 
.hebliche Unterschiede ein. In den Fällen, wo die Feststellung 
des wirklichen Gehalts an Gesamtalkohol erwünscht ist, läßt 
sich das leicht mit Hilfe der vorstehend angegebenen Formeln 
nachholen. 

Die Umsetzung des Alkohols mit Essigsäureanhydrid erfolgt 
quantitativ bei Borneol, Isoborneol, Geraniol 1 ), Menthol 9 ) und 
Santalol und ermöglicht eine genaue Bestimmung dieser Körper. 
Weniger günstig liegen die Verhältnisse bei tertiären Alkoholen, 
wie Linalool und Terpineol, da sie sich beim Kochen mit 
Acetanhydrid teilweise unter Wasserabspaltung und Bildung von 
Terpenen zersetzen. 



*■) Bertram u. Gildemeister, Journ. f. prakt. Chem. IL 49 (1894), 189. 
s ) Power u. Kleber, Pharm. Rundsch. (Neuyork) 12 (1894), 162; Arch. 
der Pharm. 288 (1894), 653. 



Chemische Prüfungsmethoden. 729 

Man kann jedoch auch bei diesen Alkoholen vergleichbare Zahlen er- 
halten, wenn stets dieselbe Menge Essigsäureanhydrid angewandt und dieselbe 
Zeitdauer des Erhitzens eingehalten wird. Beim Linalool wurde als günstigstes 
Resultat nach zweistündigem Kochen ein um 15 % zu niedriger Alkoholgehalt 
gefunden 1 ). Terpineol verhält sich gegen Essigsäureanhydrid folgendermaßen: 

Dauer des Kochens: Gebildetes Terpinylacetat : 

10 Minuten 51,2% 

30 „ 75,5 % 

45 „ 84,4 % 

2 Stunden 77,9 %• 

Ein längeres Erhitzen als 45 Minuten übt also beim Terpineol schon 
einen schädlichen Einfluß aus. 

Besser werden die Ergebnisse, wenn man den Vorschlag 
von Boulez 2 ) befolgt und, etwa im Verhältnis 1:5, ein Ver- 
dünnungsmittel anwendet. Hierzu eignet sich Terpentinöl oder 
besser Xylol, das bei dem Acetylierungs- und Verseifungsprozeß 
vollkommen unverändert bleibt, während Terpentinöl eine, wenn 
auch geringe, Acetylierungszahl gibt; letztere ist selbstverständ- 
lich bei der Berechnung in Abzug zu bringen. Gleichzeitig muß 
aber die Dauer der Acetylierung erheblich verlängert werden. 
Schimmel Sj Co. 8 ) stellten ein Maximum an Esterbildung bei 
5 bis 7 stündigem Kochen fest. Weiteres Erhitzen bewirkt 
wieder eine Esterabnahme, wie aus den nachfolgenden Tabellen 
ersichtlich ist. 

Zufriedenstellende Werte erhält man aber auch auf diese 
Weise nur beim Terpineol, während die Genauigkeit bei der 
Linaloolbestimmung noch sehr zu wünschen übrig läßt. Die 
von Boulez angeblich beobachtete quantitative Umsetzung 
des Linalools beruht, wie Schimmel § Co.*) nachgewiesen 
haben, auf einem Fehler bei der Berechnung. 

I. 20 Teile Linalool + 80 Teile Xylol. 
Dauer d. Acetylierung: 3 Stdn. 5 Stdn. 7 Stdn. 12Stdn. 20Stdn. 

EZ.: 53,3 60,4 63,0 63,3 51,6 

%C 10 H 18 O: .... 15,3 17,4 18,2 18,3 14,8 

Gefunden auf 100 Teile 

angew. Alkohols . . 76,5 87,0 91,0 91,5 74,0 



') Bericht von Schimmel § Co. April 1898, 38. 

s ) Les corps gras 33 (1907), 178; Bull. Soc. chim. IV. 1 (1907), 117. 

*) Bericht von Schimmel § Co. April 1907, 129. 

*) Ebenda 127. 



730 Die Prüfung der ätherischen Öle. 

II. 20 Teile Terpineol + 80 Teile Xylol. 

Dauer d. Acetylierung: 3 Stdn. 4 Stdn. 5 Stdn. 7 Stdn. 12 Stdn. 

EZ.: 55,2 67,7 68,8 68,1 65,1 

<YoC 10 H ls O: .... 15,8 19,6 20,0 19,8 18,8 
Gefunden auf 100 Teile 

angew. Alkohols . . 79,0 98,0 100,0 99,0 94,0 

Für die quantitative Bestimmung tertiärer Alkohole, wie Ter- 
pineol und Linalool, gibt Boulez 1 ) neuerdings folgende Vorschrift, 
bei der bei stärkerer Verdünnung noch länger gekocht wird. 

Man gibt in einen 250 ccm fassenden Kolben 1 g der zu 
untersuchenden Probe und 22 g m-Xylol, ferner 40 g Essig- 
säureanhydrid, 3 g geschmolzenes Natriumacetat und erhitzt 
das Gemisch ungefähr 9 Stunden zum Sieden. Nach dem Er- 
kalten und nach Zugabe von 50 g Wasser wird die Mischung 
noch eine halbe Stunde lang auf dem Wasserbade erwärmt, die 
Xylollösung von der wäßrigen Schicht getrennt und ein einziges Mal 
mit heißem Wasser gewaschen. Hierauf trocknet man die Xylol- 
lösung mit wasserfreiem Natriumsulfat, filtriert sie und bestimmt 
von etwa 5 g des Filtrats in der üblichen Weise die Esterzahl. 

Hierzu ist zu bemerken, daß bei Verwendung von nur 5 g 
Filtrat, die kaum V* g Substanz entsprechen, eine merkliche 
Fehlerquelle vorhanden sein dürfte. 

Eine weitere Bestimmung tertiärer Alkohole findet sich auf 
Seite 733. 

Ebenso wie bei der Verseifung beeinflussen auch bei der 
Acetylierung Phenole und Aldehyde die Reaktion ungünstig. 
Bei Vorhandensein größerer Mengen müssen diese Bestandteile 
daher vorher aus den Ölen entfernt werden, wenn man deren 
Alkoholgehalt ermitteln will. Eine Ausnahme hiervon macht 
Citronellal, das beim Acetylieren in Isopulegylacetat über- 
geführt wird und infolgedessen auf die gleiche Weise wie ein 
Alkohol bestimmt werden kann 3 ). Es sind aber hier für die 



*) Bull. Soc. chim. IV. 35 (1924), 419. 

B ; Bericht von Schimmel § Co. Oktober 1896, 34. Mach Untersuchungen 
von Semraler ist es wahrscheinlich, daß alle Aldehyde mit einer der CHO- 
Gruppe benachbarten CH- oder CH S -Gruppe mit Essigsäureanhydrid unter 
Bildung von Monoestern reagieren, wobei ein Obergang des Aldehyds in eine 
Enolform anzunehmen ist. Für verschiedene derartige Aldehyde hat Semmler 



Chemische Prüfungsmethoden. 731 

Acetylierung wie für die Verseifung je zwei Stunden 
erforderlich, auch ist wichtig, daß die richtige Menge Natrium- 
acetat hinzugesetzt wird, nämlich etwa 2 g auf je 10 ccm Öl 
und Essigsäureanhydrid. 

Aber selbst bei Einhaltung dieser Bedingungen werden nicht 
immer übereinstimmende Werte erhalten. Es ist dies, wie 
Reclaire und Spoelstra 1 ) annehmen, auf den Umstand zurück- 
zuführen, daß durch die Bildung von Citronellalenolacetat und 
Citroneüalenoldiacetat stets wechselnde Mengen davon im Ace- 
tylierungsgemisch zurückgehalten werden, die die Analysen- 
resultate beeinflussen. Diese Verhältnisse sollen im zweiten Bande 
bei Citronellöl ausführlich behandelt werden. 

Verley und B öl sing 2 ) haben die Acetylierungsmethode 
dadurch zu vereinfachen gesucht, daß sie das Öl mit einer be- 
kannten Menge Essigsäureanhydrid bei Gegenwart von Pyridin 
verestern, die nicht an Alkohol gebundene Essigsäure zurück- 
titrieren und so den Alkoholgehalt ermitteln. Das Verfahren hat 
sich aber zur Bestimmung von Terpenalkoholen nicht bewährt; 
bessere Resultate erhält man dagegen bei Phenolen, weswegen 
es höchstens zur Bestimmung der letzteren in Frage kommt 
(vgl. S. 756). 

Ebenso sind Versuche, die Schryversche Phenolbestim- 
mungsmethode (S. 754) auch für Alkohole zu benutzen, fehl- 
geschlagen J ). 

Formylierung. Wie schon (S. 445) erwähnt wurde, geht 
Citronellöl beim Kochen mit Ameisensäure in das Formiat über, 
während andere Terpenalkohole meist hierbei unter Wasser- 
abspaltung in Terpene umgewandelt oder vollkommen zersetzt 
werden 4 ). Die Reaktion verläuft aber, wie sich später 3 ) heraus- 

dies experimentell bewiesen; auch bei der Umwandlung von Citronellal in 
Isopulegylacetat geht nach Semmlers Beobachtungen dem Ringschluß die 
Bildung von Enolacetat voran. Berl. Berichte 42 (1909), 584, 963, 1161, 2014. 

x ) Berichten van de Afdeeling Handelsmuseum van de Kon. Vereeniging 
Koloniaal Instituut. 1927. Nr. 31. Vgl. auch Perfum. Rec'ord 18 <1927), 130. 

2 ) Berl. Berichte 34 (1901), 3354. 

s ) Bericht von Schimmel § Co. Oktober 1904, 133. 

*) Ebenda April 1901, 50; Oktober 1904, 82. 

5 ) Ebenda Oktober 1913, 60. — Simmons, Pharmaceutical Journ. 91, 
<1913), 143. 



732 Die Prüfung der ätherischen Ole. 

gestellt hat, nicht ganz quantitativ, indem einerseits der das 
Citronellol begleitende Terpenalkohol, z.B. Geraniol, teilweise in 
Ester übergeführt wird, andrerseits aber auch das Citronellol 
zu hohe Werte liefert. Trotzdem ist die Methode der Formylierung, 
so lange man keine bessere hat, zur ungefähren Bestimmung 
von Citronellol in den Geraniumölen und im Rosenöl anwendbar, 
wenn man sich genau an die Vorschrift hält. 

Die Formylierung geschieht in der Weise, daß man in dem 
oben beschriebenen Acetylierungskölbchen 10 ccm Öl mit dem 
doppelten Volumen 100°/oiger Ameisensäure (d^ 1,221) eine 
Stunde lang auf dem Wasserbade erhitzt oder auf dem Sand- 
bade 1 ) in gelindem Sieden erhält; im ersteren Falle muß die 
Mischung öfter umgeschüttelt werden. Nach dem Erkalten wird 
der Kolbeninhalt mit Wasser verdünnt und bis zur neutralen 
Reaktion ausgewaschen. Die weitere Bestimmung geschieht wie 
unter Acetylierung angegeben. 

Der Gehalt an Citronellol ergibt sich aus folgender Formel : 

0/oC A = S -=^OT4 

Hierin bedeutet a die Anzahl der verbrauchten ccm alkoholischer 
Halbnormal-Kalilauge und s die Menge des zur Verseifung ver- 
wendeten formylierten Öls in Grammen. 

Auf das ursprüngliche Vorhandensein von verestertem 
Citronellol wird bei dieser Formel keine Rücksicht genommen 
(vgl. unter Acetylierung S. 726). Vor dem Formylieren braucht 
das Öl nicht verseift zu werden, denn Geranylacetat verhält 
sich dabei wie Geraniol. 

Die Terpenalkohole verhalten sich beim Kochen mit Ameisen- 
säure verschieden; während Terpineol fast vollständig in Terpene 
und Wasser gespalten wird, werden Linalool und Geraniol teil- 
weise verestert, Citronellol, Menthol und Borneol jedoch nahezu 
vollständig in die Formiate übergeführt 2 ). 

Auffallend ist, daO bei der Formylierung von Citronellol zu 
hohe (106 bis 116,5°/<>0 Werte gefunden werden, die um so 
höher sind, je frischer das Citronellol ist. 



*) Simtnons [Perfum. Record 12 (1921), 398] zieht das Erhitzen auf dem 
Wasserbade vor. 

ä ) Simtnons, Analyst 40 (1915), 491. 



Chemische Prüfungsmethoden. 733 

Um die sich hierbei abspielenden Vorgänge aufzuklären, formylierte 
Pfau 1 ) je 100 g Citronellol (Sdp. 105° [7,5 mm], 6 Monate alt) durch ein- 
stündiges Kochen mit je 200 ccm 100 %iger und 85 %iger Ameisensäure 
und zerlegte die entstandenen formylierten Produkte (E. 2. 295,2 = 96,4 % 
und E. Z. 263,0 = 84,3 % Citronellol)" in 6 und 5 Fraktionen. Dabei stellte 
sich heraus, daß bei der Formylierung des Citronellols im Durchschnitt ent- 

Mit 100 o/o ig« ssure Mit 85%iger Säure 

Terpene und Citronellol ... 1 % 3 % 

Citronellylformiat 20 % 30 % 

Citronellolglykolmonoformiat *) 35 % 40 % 

Citronellolglykoldiformiat 3 ) - . 29% 12% 

Polymerisierter Rückstand . . 15 % 15 % 

Citronellylformiat gab bei der gleichen Behandlung ein Produkt mit 
folgender Zusammensetzung: Unverändertes Citronellylformiat 35%, Citronellol- 
glykoldiformiat 50%, polymerisierter Rückstand 15°/ . 

Eine Formylierung in abgeänderter Form wird von 
Glichitch 4 ) zur Bestimmung tertiärer Alkohole, besonders von 
Linalool mittels Eisessig-Ameisensäureanhydrid, empfohlen. 

In eine mit Glasstopfen oder auch gutem Korkstopfen ver- 
schließbare Flasche bringt man 15 ccm Anhydridgemisch (s.S. 734) 
und 10 ccm des zu prüfenden Öls, schüttelt tüchtig um und 
stellt die gut verschlossene Flasche dann sogleich in ein Becken 
mit Eiswasser, das nicht mehr erneuert wird. Das Gemisch 
kühlt auf diese Weise ganz langsam ab und bleibt nun noch 
3 bis 4 Tage bei Zimmertemperatur (20 bis 25°) stehen 5 ). 

Der Inhalt der Flasche wird hierauf in 50 ccm kaltes Wasser 
gegossen, gut durchgeschüttelt und, ohne zu erwärmen, 2 Stunden 
der Ruhe überlassen. Schließlich wird das esterifizierte Öl nach- 
einander mit 50 ccm Wasser, 50 ccm 5°/oiger Natriumbicarbonat- 
lösung und noch zweimal mit je 50 ccm Wasser ausgewaschen, 
getrocknet und dann in der üblichen Weise verseift, wobei aber 
zu beachten ist, daß mit einem beträchtlichen Überschuß von 
Lauge gearbeitet und die Dauer der Verseifung auf 1 V 2 Stunden 



l ) Journ. f. prakt. Chem. II. 102 (1921), 276. 

s ) d uo 0,9651 ; «d + 1 ° 46'; n Dua 1,4488. 

s ) d^o 0,9976; « D + l°33'; n DISO 1,4425. 

*> Les Parfüms de France, Mr. 6 v. 30. VII. 1923, 30; Bull. Soc. chim. IV. 
88 (1923), 1284. 

B ) Nach 3 Tagen ist die Esterifizierung meist beendet; längeres Stehen 
der Mischung oder ein größerer Überschuß von Anhydridgemisch sind ohne 
Nachteil. 



734 Die Prüfung der ätherischen Ole. 

ausgedehnt werden muß, damit die event. vorhandenen kleinen 
Mengen Terpinylacetat ebenfalls vollständig verseift werden. 

Das seiner Zeit von B6hal eingeführte Anhydridgemisch 
wird nach diesem folgendermaßen bereitet: 1 Teil 100% ige 
Ameisensäure (d 20 . 1,22) wird langsam in 2 Teile 100%iges, 
chlorfreies Essigsäureanhydrid eingegossen, wobei die Temperatur 
unter +15° zu halten und jede Spur Feuchtigkeit fern zu halten 
ist. Sobald die Mischung fertig ist, wird sie ganz allmählich 
innerhalb von 15 Minuten auf 50° gebracht und dann sofort 
stark abgekühlt. Das so hergestellte Gemisch ist farblos und 
enthält ungefähr 68°/o Essig-Ameisensäureanhydrid. Es kann 
in einer Glasstöpselflasche aufbewahrt werden. 

Bei den vorbeschriebenen Operationen kommen folgende 
chemische Umsetzungen in Betracht: 

CH 3 CO\ CHXCk 

3 >0 + HCOOH = CH s COOH + 3 >0 

CH 8 ccr Heer 

CH 3 CO x 
ROH + 3 >0 = HCOOR + CHXOOH 
HOX 

Der Alkohol geht also in das Formiat über. 
Die Berechnung geschieht nach der Formel: 

a-M 
°/o Alkohol im ursprünglichen Öl 



20 (s—a- 0,014) 
M — Molekulargewicht des Alkohols, 
a = verbrauchte ccm Halbnormal-Kalilauge, 
s = angewandte Menge des formylierten Öls. 

Bestimmung primärer Alkohole mittels Phthalsäure- 
anhydrid. Nachdem festgestellt worden war, daß primäre 
Alkohole, wieGeraniol, Citronellol, Benzylalkohol und dieSantalole 
auf Phthalsäureanhydrid unter geeigneten Bedingungen quantitativ 
unter Bildung von sauren Estern einwirken 1 ), haben Schimmel 
§ Co. 2 ) hierauf ein Verfahren zur Bestimmung dieser Alkohole 
in ätherischen Ölen gegründet. 

Zur Ausführung werden etwa 2 g Phthalsäureanhydrid (genau 
gewogen) und 2 g des zu untersuchenden Öls mit 2 ccm Benzol 



*) Vgl. Stephan, Journ. f. prakt. Chem. II. 60 (1899), 248. 
s ) Bericht von Schimmel $ Co. Oktober 1912, 39 bis 42. 



Chemische Prüfungsmethoden. 735 

zwei Stunden in einem Kolben, wie er zu Acetylierungen benutzt 
wird, auf dem Wasserbad unter öfterem Umschwenken erwärmt» 
dann erkalten gelassen und mit 60 ccm wäßriger Halbnormal-Kali- 
lauge 10 Minuten geschüttelt. Der Kolben ist während des Durch- 
schütteins mit einem eingeschliffenen Glasstopfen verschlossen. 
Nach dieser Zeit ist alles Anhydrid in neutrales phthalsaures. 
Kali und der saure Geraniolester in sein Kalisalz übergeführt 
worden. Nun wird das überschüssige Alkali mit Halbnormal- 
Schwefelsäure zurücktitriert. Zieht man dann von der Menge 
Alkali, die dem eingewogenen Phthalsäureanhydrid entspricht, 
die für den Versuch verbrauchte Menge ab, so erfährt man, 
wieviel Alkali dem an Phthalsäure gegangenen Geraniol äqui- 
valent ist, woraus der Prozentgehalt an Geraniol zu berechnen ist. 

Für den glatten Verlauf der Reaktion ist es notwendig, daß das Phthal- 
säureanhydrid von guter Beschaffenheit ist. Hiervon kann man sich leicht 
überzeugen, wenn man es mit Benzol schüttelt (etwa im *Verhältnis 1:10 bei 
40°). Heines Phthalsäureanhydrid geht dabei vollkommen in Lösung, während 
vorhandene Phthalsäure ungelöst zurückbleibt Gegebenenfalls läßt sich dieses 
Verhalten gegen Benzol zum Reinigen des Präparats benutzen. 

Das Verfahren ist, weil Phthalsäureanhydrid mit Citronellal 
nicht reagiert, besonders zur Bestimmung von Geraniol in Citronell- 
ölen angewandt worden, wobei 1 bis 3 °/o zu hohe Werte erhalten 
wurden 1 ). 

Eine abgeänderte Methode wird von Radcliffe und Chadderton 2 ) vor- 
geschlagen. 25 ccm einer Lösung von 50 g Phthalsäureanhydrid in 250 ccm 
Pyridin läßt man mit 2 bis 3 g der zu untersuchenden Probe 18 Stunden lang 
bei Zimmertemperatur stehen. Hierauf gibt man zu dem Gemisch 25 ccm 
Wasser und 10 Tropfen Phenolphthaleinlösung und titriert mit Normal-Kali- 
lauge. Mit reinem Geraniol wurden etwa um 2 bis 2,4 "<„, mit reinem Citro- 
nellol um 3,1 bis 3,4 % zu niedrige Werte erhalten. 

Es muß sich in der Praxis zeigen, welchen von den beiden 
Phthalsäureanhydrid-Verfahren der Vorzug zu geben ist. 

Quantitative Bestimmung von Alkoholen und Phenolen 
mit Hilfe von Magnesiummethyljodid. Die Methode beruht 
auf der Umsetzung des Magnesiummethyljodids mit hydroxyl- 
haltigen Verbindungen : R • OH + CH 8 • MgJ = CH 4 + R • OMgJ. Aus 
dem Volumen des sich entwickelnden Methans ermittelt man 



J ) Bericht von Schimmel § Co. Oktober 1913, 39 bis 42. 
a ) Perfum. Record 17 (1926), 352. 



736 Die Prüfung der ätherischen Ole. 

die Menge des vorhandenen Alkohols oder Phenols. Zerevi- 
tinaff 1 ) stellte durch entsprechende Untersuchungen fest, daß 
sowohl primäre und sekundäre als auch tertiäre Alkohole oder 
Phenole mit Magnesiummethyljodid quantitativ reagieren, daß 
aber andrerseits in ätherischen Ölen mitunter vorhandene Ketone, 
wie Campher, Fenchon und Menthon, mit dem Reagens keine 
Gasentwicklung geben- Aktiv verhalten sich die Ketone Aceton, 
Cyclohexanon und Cyclopentanon, von denen die zwei letzteren 
aber in ätherischen Ölen nicht vorkommen und Aceton sich nur 
in einigen wenigen Ölen, wie im Nelkenöl, in sehr geringer Menge 
findet. Sind in dem zu untersuchenden ätherischen Öle freie 
Säuren vorhanden, so muß man den Säurekoeffizienten bestimmen, 
die Säurehydroxylzahl berechnen und letztere von der ermittelten 
gesamten Hydroxylzahl (°/o OH) des ätherischen Öls abziehen. 
Zur Bestimmung der Alkohole und Phenole genügen 0,2 bis 0,3 g 
des sorgfältig getrockneten Öls, das in etwa 15 ccm Toluol oder 
Xylol gelöst wird. Die Berechnung des Prozentgehaltes an 
Hydroxylgruppen und an Alkoholen und Phenolen wird nach 
folgenden Formeln ausgeführt, in denen V das Volumen des aus- 
geschiedenen Methans, auf 0° und 760 mm Druck reduziert und 
in Kubikzentimetern ausgedrückt, S das Gewicht der zu unter- 
suchenden Substanz in Grammen ist: 

o/ oh 0,0 00719-V-17-100 V 

°/o OH = j^r-g — 0,0764 g-, 

für die Alkohole C 10 H lg O (Geraniol, Linalool, Borneol, Terpineol) 

o, ah, u i 0,000719- V- 154- 100 n ™ V 

°/o Alkohol = — r^— ö = 0,692 -~-, 

lo-o o 

für die Alkohole C 1(> H 2D (Menthol, Citronellol) 

o/o Alkohol = 0,000719 .V-156. J00 _ V 

lÖ-o O 

für die Phenole C 10 H 14 O (Thymol, Carvacrol) 

% Phenol = 
für Eugenol C 10 H 12 O s 



./• Phenol = O.00O719.V.150.100 _ V 



./. Eugenol = P^pOTi^l^lOO = ^ V 



Zeitschr. f. analyt. Chem. 68 {1926), 321. 



Chemische Prüfungsmethoden. 737 

Die Versuchsergebnisse stimmten untereinander und mit den 
bekannten Werten im allgemeinen gut überein. Den bei der 
Alkoholbestimmung des Geranium- und Pfefferminzöls nach der 
Acetylierungsmethode gewonnenen Werten kamen die nach der 
magnesiumorganischen Methode erhaltenen Zahlen sehr nahe. Beim 
Linaloeöl hingegen ermittelte Zerevitinoff mit seinem Verfahren 
73% Linalool gegen 66% Linalool mit der Acetylierungsmethode. 
Diese Differenz beruhte nach ihm darauf, daß sich die tertiären Al- 
kohole nicht vollkommen acetylieren lassen. Vielleicht ist aber von 
Zerevitinoff das Boulezsche (s.S. 729) Verfahren, das höhere 
Werte gibt, nicht bei der Linaloolbestimmung angewandt worden. 

Bestimmung von Aldehyden und Ketonen. Das Problem 
einer allgemein gültigen Bestimmungsmethode für Aldehyde 
und Ketone ist bis jetzt noch nicht befriedigend gelöst, obgleich 
mehrfach versucht worden ist, solche Verfahren auszuarbeiten. 
Die Bemühungen scheitern stets daran, daß sich die einzelnen 
Aldehyde und Ketone nicht gleich gut mit den betreffenden 
Reagenzien umsetzen und jedesmal immer nur einige von ihnen 
quantitativ in Reaktion treten. Der erste derartige Versuch rührt 
von Benedikt und Strache 1 ) her; nach ihrer Methode wird 
der Aldehyd- und Ketongehalt ätherischer Öle durch Bestimmung 
des Carbonylsauerstoffs ermittelt. Man erwärmt das zu unter- 
suchende Öl mit einer gewogenen Menge Phenylhydrazin, trennt 
nach einiger Zeit das gebildete Hydrazon durch Filtrieren und 
oxydiert im Filtrate das unveränderte Phenylhydrazin mit siedender 
Fehlingscher Lösung. Dabei scheidet sich aller Stickstoff des 
nicht in Reaktion getretenen Phenylhydrazins gasförmig ab. Aus 
dem Volumen des aufgefangenen Stickstoffs läßt sich die Menge 
des nicht verbrauchten Phenylhydrazins berechnen. Hieraus 
ergibt sich, wieviel in Reaktion getreten ist, und somit auch die 
Menge des vorhandenen Ketons oder Aldehyds. Als Carbonyl- 
zahl wird der in 7 10 Prozenten ausgedrückte Gehalt an Carbonyl- 
sauerstoff bezeichnet. 



x ) Monatsh. f. Chem. 14 (1893), 270. Die Methode hat Watson Smith 
jun. dadurch zu verbessern versucht, daß er zum Übertreiben des Stickstoffs 
nicht, wie Benedikt und Strache, Dampf, sondern einen Kohlensäurestrom 
verwendet. Chem. News 93 (1906), 83. Mach Chem. Zentralbl. 1906, I. 1289. 
Vgl. auch Bericht von Schimmel $ Co. Oktober 1906, 105. 

Gildemeister, Die ätherischen Öle. I. *< 



738 Die Prüfung der ätherischen Öle. 

Die Methode gibt bei Bittermandelöl (Benzaldehyd), Cuminöl 
(Cuminaldehyd) und Rautenöl (Methylnonylketon) ziemlich gute 
Resultate. Bei Cassiaöl, Kümmelöl, Fenchelöl und Citronenöl 
fallen die Bestimmungen jedoch viel zu niedrig aus 1 ), wahr- 
scheinlich, weil hier die Einwirkungsdauer zu einer quantitativen 
Umsetzung nicht genügt. 

Ähnlich verhält es sich mit einem von Rother 2 ) aus- 
gearbeiteten Verfahren, das auch nur in einigen Fällen wirklich 
zufriedenstellende Zahlen gibt. Es besteht gleichfalls darin, 
daß man die Aldehyde und Ketone durch Zusatz bestimmter 
Mengen freien Phenylhydrazins in Phenylhydrazone überführt, 
abweichend von der soeben beschriebenen Methode bringt man 
aber das überschüssig zugesetzte Phenylhydrazin mit Jod in 
Reaktion und titriert darauf das unverbrauchte Jod mit Thiosulfat- 
lösung zurück. 

Diese unbefriedigenden Ergebnisse lassen sich vielleicht 
auf die Empfindlichkeit des Phenylhydrazins gegen Sauerstoff 
zurückführen. Dadurch, daß man, wie Ardagh und Williams 3 ) 
es vorschlagen, ausgekochtes Wasser anwendet und in einer 
Stickstoffatmosphäre arbeitet, wird die Oxydation des über- 
schüssigen Phenylhydrazins vermieden (siehe auch S. 745). 
Die Konzentration der Wasserstoff- Ionen muß durch Zusatz 
von Dinatriumphosphat konstant gehalten werden. 

Ein von Lautenschläger*) ausgearbeitetes Verfahren zur Bestim- 
mung von Aldehyden und Ketonen, nach welchen sich Hydrazin mit 
aromatischen Aldehyden zu Aldazinen umsetzt und der Überschuß an Hydrazin 
jodometrisch bestimmt wird, hat die darauf gesetzten Hoffnungen in keiner 
Weise erfüllt*). Auch Rosenthaler und Seiler 6 ) fanden, daß weder das 
Originalverfahren noch vielfache Abänderungen brauchbare Resultate ergaben, 
und zweifeln an dem quantitativen Verlauf der Umsetzung. 

Man ist also nach den bisherigen Erfahrungen je nach den 
Aldehyden und Ketonen auf verschiedene Bestimmungsarten an- 
gewiesen, von denen im folgenden die für die Praxis wichtigsten 



*) Bericht von Schimmel $ Co. Oktober 1893, 48. 

') Die Bestimmung der Aldehyde und Ketone zur Beurteilung ätherischer 
Öle. Inaug. Dissert., Dresden 1907. 

*) Journ. Americ. ehem. Soc. 47 (1926), 2983. 

4 ) Aren, der Pharm. 256 (1918), 81. 

B ) Bericht von Schimmel § Co. 1918, 93. 

6 ) Zeitschr. f. analyt Chem. 62 (1923), 385; Chem. Zentralbl. 1923, IV. 102. 



Chemische Prüfungsmethoden. 



739 



angeführt werden sollen. Die Bestimmungen erfolgen meist dem 
Volumen nach oder titri metrisch, seltener gewichtsanalytisch. 
Die bekannteste und am häufigsten von allen zur Ausführung 
kommende Methode ist die 

a) ALDEHYDE. Bisulfitmethode. Sie wurde im Jahre 1890 *) 
von Schimmel § Co. zunächst für die Bestimmung von Zimt- 
aldehyd in Cassiaöl eingeführt und spielt jetzt 
eine wichtige Rolle bei der Bewertung zimt- 
aldehyd- und citral haltiger Öle. Das Verfahren 
beruht darauf, daß sich sowohl Zimtaldehyd 
wie Citral in heißer konzentrierter Natrium- 
bisulfitlösung als sulfonsaure Salze 2 ) lösen und 
dadurch den Ölen quantitativ entzogen werden 
können, während die nichtaldehydischen Öl- 
anteile ungelöst zurückbleiben. Aus der ab- 
sorbierten Ölmenge ergibt sich der Gehalt der 
Öle an Aldehyd. 

Zur Ausführung der Bestimmung benutzt man 
ein besonderes Glaskölbchen (Cassiakölbchen, 
Aldehydkölbchen, Fig. 74) von ungefähr lOO.ccm 
Inhalt, das mit einem etwa 13 cm langen Hals 
von 8 mm lichter Weite versehen ist, der in 
Vio ccm eingeteilt ist. Der ganze Hals faßt 
etwas über 6 ccm; der Mullpunkt der Skala be- 
findet sich ein wenig oberhalb der Stelle, wo 
der Kolben in den Hals übergeht. 

In dieses Kölbchen bringt man mit Hilfe einer Pipette 
genau 10 ccm 3 ) des zu prüfenden Öls, setzt die gleiche Menge 
einer ungefähr 30°/oigen Lösung von Natriumbisulf it*) (saures 
schwefligsaures Natron) hinzu, schüttelt um, und stellt es in 




Fig. 74. 



L ) Bericht von Schimmel $ Co. Oktober 1890, 12. 

*) Über die Konstitution der Aldehyd- und Keton-Bisulfite s. Raschig 
u. Prahl, Liebigs Annalen 448 (1926), 265. 

s ) Von Ölen mit einem Aldehydgehalt unter 40 % nimmt man entweder 
nur 5 ccm zur Bestimmung oder aber man benutzt Kölbchen, deren Hals 
etwas über 10 ccm faßt und eine Einteilung von bis 10 trägt 

*) Es ist darauf zu achten, daß die Lösung nicht zu viel freie schweflige 
Säure enthält, da das die Reaktion verlangsamt. Nötigenfalls muß die Lösung 
durch vorsichtigen Zusatz von Natriumcarbonat etwas abgestumpft werden. 

47* 



740 Die Prüfung der ätherischen Öle. 

ein kochendes Wasserbad. Nachdem das anfangs entstehende 
Gerinnsel flüssig geworden ist, fügt man nach und nach unter 
fortwährendem Erwärmen im Wasserbade und häufigem Um- 
schütteln so viel Bisulf itlösung hinzu, bis das Kölbchen zu stark 
drei Vierteln gefüllt ist Dann erwärmt man noch einige Zeit 
im Wasserbade, bis keine festen Partikel mehr in der Flüssigkeit 
schwimmen, die Salzlösung mit einem klaren Öl überschichtet 
und der Geruch nach Aldehyd verschwunden ist. Durch Auf- 
füllen mit Bisulfitlösung wird das Öl sodann in den Kolbenhals 
gebracht, wobei man durch zeitweises leichtes Beklopfen und 
Drehen des Kölbchens um seine Längsachse dafür sorgt, daß 
etwa noch an der Glaswand haftende Öltropfen an die Ober- 
fläche steigen. Nach dem Erkalten wird die Ölmenge sorgfältig 
abgelesen. Die Anzahl ccm der nichtaldehydischen Bestandteile 
wird von 10 abgezogen und dadurch der Aldehydgehalt des 
Öles festgestellt. Durch Multiplikation mit 10 erfährt man den 
Gehalt in Volumprozenten. Zur Umrechnung in Gewichtsprozente 
ist die "Zahl mit dem spezifischen Gewicht des betreffenden 
Aldehyds zu multiplizieren und das erhaltene Produkt durch 
das spezifische Gewicht des Öles zu dividieren. 

Wie schon erwähnt, ist dieses Verfahren zur quantitativen 
Bestimmung von Zimtaldehyd und Citral im Gebrauch, die dabei 
als sulfonsaure Salze in Lösung gehen. Es kann aber auch bei 
denjenigen Aldehyden verwandt werden, deren Bisulfitverbindungen 
als solche in Wasser löslich sind. Hierzu gehören beispiels- 
weise Benzaldehyd, Anisaldehyd und Phenylacetaldehyd. 
10 ccm des betreffenden Aldehyds werden in einem Aldehyd- 
kölbchen mit 40 bis 50 ccm 30 °/o iger Natriumbisulfitlösung 
geschüttelt, und das Reaktionsprodukt wird nach Zugabe von 
Wasser (nicht Bisulfitlösung!) unter Erwärmen in Lösung gebracht. 
Die nicht in Reaktion getretenen Ölanteile werden durch weiteren 
Zusatz von Wasser in den Kolbenhals getrieben und der Menge nach 
bestimmt, sobald die Lösung Zimmertemperatur angenommen 
hat; bei längerem Stehen kristallisiert die Bisulfitverbindung oft 
wieder aus. 

Einige ätherische Öle, wie beispielsweise Ceylon-Zimtöl und 
die terpenfreien Citronen- und Pomeranzenöle, enthalten sowohl 
Aldehyde, die sulfonsaure Salze bilden, als auch solche, deren 
Bisulfitverbindungen in Wasser löslich sind. Bei den .genannten 



Chemische Prüfungsmethoden. 



741 



rn 



Ölen hat es sich als zweckmäßig erwiesen, daß man die Aldehyd- 
bestimmung auf folgende Weise ausführt: 

10 ccm Öl werden im Cassiakölbchen mit 20 ccm Bisulfitlauge bis 
zur Bildung der Bisulfitverbindung durchgeschüttelt und dann im Wasser- 
bade unter wiederholtem Umschütteln erwärmt. Sobald keine festen 
Partikel mehr vorhanden sind, setzt man nochmals 20 ccm 
Bisulfitlauge hinzu und verfährt wiederum wie oben, um 
auch die letzten Anteile des Aldehyds zu binden. Hierauf 
füllt man das Kölbchen so weit mit destilliertem Wasser, 
daß die Flüssigkeit nahezu bis zum Halsansatz steht, und 
erhitzt nun ohne umzuschüttein so lange im Wasser- 
bade, bis alles Öl sich an der Oberfläche gesammelt hat 
und nachträglich entstandene feste Bestandteile wieder ver- 
schwunden sind. Erst dann bringt man das Öl durch weiteres 
Nachfüllen von Wasser in den Kolbenhals und liest seine 
Menge nach dem Erkalten ab. Bei Ceylon-Zimtölen erfolgt 
dieses letzte Machfüllen unter Umständen zweckmäßig mit 
Kochsalz! ösung. 

Da die quantitative Bestimmung von Phenylacet- 
aldehyd nach der Bisulfitmethode im Cassiakölbchen mit 
Schwierigkeiten verknüpft ist und leicht ungenau wird — die 
spezifisch schweren, nicht aldehydischen (polymerisierten) Teile 
des Phenylacetaldehyds bleiben am Boden des Kölbchens — , 
empfiehlt R e c 1 a i r e *) das Verfahren in folgender Weise 
abzuändern : 

In ein Kölbchen von etwa 100 ccm Inhalt (vgl. Fig. 75) 
bringt man 5 ccm Phenylacetaldehyd, 20 bis 25 ccm 30% ige 
Hatriumbisulfitlösung, schüttelt das Gemisch einige Minuten 
und setzt das Kölbchen hierauf ins Wasserbad. Mach einiger 
Zeit fügt man allmählich kochendes Wasser zum Gemisch, bis 
der anfangs gebildete feste Bestandteil völlig gelöst ist. Dann 
gibt man noch mehr Wasser hinzu; der nicht aldehydische 
Teil setzt sich in der unteren graduierten Röhre ab, in der 
sein Volumen nach dem Erkalten abgelesen werden kann. rig 75. 

Dem Bisulfitverfahren sehr nahe steht die 

Sulfitmethode, der die Beobachtung zu Grunde liegt, daß 
gewisse Aldehyde und Ketone 2 ) mit neutralem Natriumsulfit 
wasserlösliche Verbindungen bilden unter gleichzeitiger Abspaltung 
von Natriumhydroxyd. Da letzteres auf den chemischen Vorgang 




*) Perfum. Record 14 (1921), 341. 

a ) Von hydroaromatischen Aldehyden und Ketonen scheinen mit neutralem 
Natriumsulfit alle diejenigen zu reagieren, die eine doppelte Bindung in 
«./^-Stellung zur Aldehyd- oder Ketongruppe besitzen. 



742 Die Prüfung der ätherischen Ole. 

im entgegengesetzten Sinne wirkt, so muß es von Zeit zu Zeit 
in dem Maße, wie es sich bildet, mit einer verdünnten Säure 
neutralisiert werden. Auf die Verwendbarkeit dieser Reaktion 
zu quantitativen Bestimmungen hatte zuerst Tiemann 1 ) bei 
Gelegenheit seiner Studien über Citral aufmerksam gemacht. 
Sadtler 2 ) behauptete später, daß sich dieses Verfahren ganz 
allgemein zur quantitativen Bestimmung für gesättigte und un- 
gesättigte Aldehyde der aliphatischen sowie der aromatischen 
Reihe eigne und auch für einige Ketone anwendbar sei; die von 
ihm ausgearbeitete Methode, nach der das freiwerdende Alkali 
mit Halbnormal-Salzsäure titrimetrisch bestimmt wird, hat aber 
den Nachteil, daß eine scharfe Titration der Natriumsulfitlösung 
nicht möglich ist, sodaß sich der Endpunkt der Reaktion nur 
ungefähr ermitteln läßt. Genaue Resultate sind also damit nicht 
zu erhalten 3 ). 

Praktische Bedeutung hat das Sulfitverfahren erst in seiner 
jetzigen, von Burgess*) angegebenen Form erlangt. Man ver- 
fährt folgendermaßen: 

5 ccm des zu untersuchenden Öles werden in einem Cassia- 
kölbchen 8 ). mit einer frisch bereiteten gesättigten (40% igen) 
Lösung von kristallisiertem neutralem Natriumsulfit und einigen 
Tropfen Phenolphthaleinlösung versetzt und im Wasserbade unter 
häufigem Umschütteln erwärmt. Das bei der Reaktion frei- 
werdende Natriumhydroxyd wird von Zeit zu Zeit mit verdünnter 
Essigsäure (1 : 5) nahezu neutralisiert 6 ), bis bei weiterem Erwärmen 

*) Berl. Berichte 81 (1898), 3317. 

2 ) Americ. Joum. Pharm. 76 (1904), 84; Journ. Soc. ehem. Industry 23 
(1904), 303; Journ. Americ. ehem. Soc. 27 (1905), 1321. 

3 ) Vgl. auch B. G. Feinberg, 8 th International Congress of Applied 
Chemistry, Washington and New York 1912, Vol. I, 187; Bericht von Schimmel 
$ Co. April 191S, 121. 

*) Analyst 39 (1904), 78. 

s ) Burgess verwendet hierzu Kölbchen von 200 ccm Inhalt, die sich von 
den gewöhnlichen Casslakölbchen durch einen seitlich angebrachten, bis zum 
Boden des Gefäßes reichenden Tubus (zum Einfüllen der Flüssigkeiten) unter- 
scheiden. Die gewöhnlichen Cassiakölbchen sind aber viel bequemer und 
zweckmäßiger, doch empfiehlt es sich, solche von 200 ccm Inhalt zu ver- 
wenden und die Bestimmung wegen der größeren Genauigkeit mit 10 ccm Öl 
auszuführen. 

•) Das Abstumpfen des freiwerdenden Alkalis kann nach de Jong auch 
durch Natriumbicarbonat erfolgen. Bericht von Schimmel § Co. Oktober 1908, 77. 



Chemische Prüfungsmethoden. 743 

selbst nach Zusatz von neuer Natriumsulfitlösung keine Rötung 
mehr eintritt. Hierauf wird das nicht absorbierte Öl durch Nach- 
füllen von Wasser in den Kolbenhals gebracht und sein Volumen 
nach dem Erkalten genau abgelesen. Durch Multiplikation der 
absorbierten Ölmenge mit 20 ergibt sich der Gehalt an Aldehyd 
oder Keton in Volumprozenten. 

Wenn diese Methode auch bei weitem nicht so allgemein 
anwendbar ist 1 ), wie Sadtler und auch Burgess behaupten, 
so ist sie doch in einigen Fällen brauchbar, wo die Bisulfit- 
methode versagt. Ihre Hauptbedeutung dürfte darin liegen, daß 
hiermit die Möglichkeit gegeben ist, Carvon und auch Pulegon 2 ) 
quantitativ zu bestimmen, von denen besonders jenes glatt 
und schnell mit neutralem Natriumsulfit reagiert. Bei Pulegon 
geht die Reaktion erheblich langsamer vor sich, hier vergehen 
bisweilen mehrere Stunden, bis der Prozeß beendet ist 

Zufriedenstellende Ergebnisse erhält man auch bei Citral 
und Zimtaldehyd, doch ist zu beachten, daß hier die Werte 
von den nach der Bisulfitmethode erhaltenen etwas abweichen 
können, wenn außer den genannten Aldehyden noch andere 
zugegen sind. Das ist beispielsweise bei Lemongrasöl der Fall, 
wo nach der Bisulfitmethode stets höhere Werte gefunden werden 
als nach der Sulfitmethode, weil neutrales Natriumsulfit nur mit 
Citral reagiert, während Bisulfit außerdem auch mit den anderen 
im Lemongrasöl vorkommenden Aldehyden sowie mit einem Teil 
des Methylheptenons in Reaktion tritt. Es ist daher empfehlens- 
wert, bei Angaben über den Aldehydgehalt in Ölen auch stets 
die Methode zu nennen, nach der der Gehalt ermittelt worden ist. 

Welcher von den beiden Methoden im Einzelfalle der Vorzug 
zu geben ist, hängt ganz von der jeweiligen Beschaffenheit des 
Öles ab Ein Vorteil der Sulfitmethode soll nach Burgess darin 
bestehen, daß an der Trennungsfläche von Öl und Wasser keine 
kristallinischen Ausscheidungen auftreten, wie das manchmal bei 
der Bisulfitmethode vorkommt, und wodurch ein scharfes Ablesen 
der Ölschicht unmöglich wird. Schimmel $ Co. beobachteten 

a ) Bericht von Schimmel $ Co. April 1805, 105. 

a ) Wird das pulegonhaltige Pennyroyalöl (amerikan. Poleiöl von Hedeoma 
pulegioides) mit Sulfit behandelt, so gehen außer Pulegon auch 1 -Methyl- 
3-cyclohexanon, 1-Menthon und d-Isomenthon in Lösung. Bennett, Perfum. 
Record 9 (1918), 208. 



744 Die Prüfung der ätherischen Ole. 

demgegenüber, daß sich derartige Ausscheidungen auch bei dem 
Sulfitverfahren zeigen. 

Bei einem von Ripper 1 ) herrührenden Verfahren wird nach 
dem Schütteln des Aldehyds mit Bisulfitlösung der Überschuß 
an Bisulfit bei niedriger Temperatur mit Jodlösung zurücktitriert. 

Wie Dodge 8 ) gefunden hat, verfährt man dabei am zweckmäßigsten 
folgendermaßen: 0,15 g Aldehyd werden in eine Flasche gewogen, die genau 
25 ccm einer etwa Fünftelnormal-Bisulfitlösung enthält, und durch leichtes 
Schütteln in Lösung gebracht. Die Flasche wird verschlossen, l 1 /» bis 
2 Stunden in Eiswasser gestellt, und sodann die eiskalte Lösung unter Be- 
nutzung von Stärke als Indikator mit Zehntelnormal-Jodlösung titriert. In der- 
selben Weises wird ein blinder Versuch ausgeführt und aus der Differenz der 
Gehalt an Aldehyd berechnet. Als Endpunkt der Reaktion gilt, wenn die 
blaue Farbe einige Sekunden bestehen bleibt. Dodge fand hiemach bei 
reinen Benzaldehyden zwischen 94,8 und 99,0 %- 

Oft ist es erwünscht, die Aldehyde aus ihren Verbindungen 
mit Bisulfit oder neutralem Sulfit zu regenerieren. 

Da Ätzalkalien verharzend auf Aldehyde einwirken, so umgeht man ihre 
Anwendung, soweit das möglich ist, und zersetzt Bisulfitverbindungen mit 
kohlensauren Alkalien ; der Aldehyd wird dann mit Wasserdampf übergetrieben. 
Die mit neutralem Sulfit erhaltenen Reaktionsprodukte von Aldehyden lassen 
sich nicht mit kohlensauren, sondern nur mit Ätzalkalien spalten. Um eine 
Wirkung des Ätzalkalis auf den Aldehyd soweit wie möglich zu verhindern, 
vermeidet man hier alles Erwärmen, schüttelt vielmehr den Aldehyd mit Äther 
aus, den man am besten gleich von vornherein zusetzt, um den freiwerdenden 
Aldehyd sofort von dem Äther aufnehmen zu lassen und so der Einwirkung 
des Alkalis zu entziehen. 

Zur Bestimmung kleiner Mengen von Aldehyden eignet 
sich weder das Bisulfit- noch das Sulfitverfahren, da die damit 
erhaltenen Resultate nur auf 1 bis 2 %> genau sind und die 
Fehler daher bei Vorhandensein nur geringer Aldehydmengen 
zu groß sein würden. Es kommen hierfür die im folgenden 
beschriebenen Bestimmungsmethoden in Betracht. 

Bestimmung der Aldehyde als Phenylhydrazone. 
Phenylhydrazin ist, nachdem Denner*) seine Verwendung hierzu 
vorgeschlagen hatte, von He"rissey 4 ) zur Bestimmung kleiner 



') Monatsh. f. Chem. 21 (1900), 1079. 

3 ; 8 th International Congress of Applied Chemistry, Washington and 
New York, 1912. Bd. XVII, S. 15. 

s ) Zeltschr. f. anal. Chem. 29 (1890), 228. 

*) Journ. de Pharm, et Chim. VI. 23 (1906), 60. 



Chemische Prüfungsmethoden. 745 

Mengen von Benzaldehyd herangezogen worden, wobei in fol- 
gender Weise verfahren wird: 

50 cem der zu prüfenden Lösung, die nur soviel Benzaldehyd enthalten 
soll, daß die ' abgeschiedene Phenylhydrazonmenge 0,1 bis 0,25 g beträgt, 
werden mit einer Lösung von 0,5 cem frisch destilliertem Phenylhydrazin und 
0,25 cem Eisessig in 50 cem Wasser versetzt und das Ganze 20 bis 30 Minuten 
im siedenden Wasserbade erwärmt Das gebildete Phenylhydrazon filtriert 
man nach 12 Stunden durch einen gewogenen Gooch-Tiegel, wäscht mit 
20 cem kalten Wassers nach und trocknet im Vakuumexsikkator. 

In ähnlicher Weise verfahren Denis und Dun bar 1 ) sowie 
Geiger 3 ), der empfiehlt, das Phenylhydrazin zur Vermeidung 
von Oxydation in einem Wasserstoffstrom zu destillieren und in 
einer Wasserstoffatmosphäre aufzubewahren. 

Sehr bewährt hat sich die C. Klebersche Phenylhydrazin- 
methode 3 ), besonders bei der quantitativen Bestimmung von 
Citral in Citronenölen, aber auch bei Benzaldehyd, Citronellal, 
Cuminaldehyd und Methyl nonylketon*). Ihr liegt die Beobachtung 
zugrunde, daß sich Phenylhydrazin bei Benutzung von Äthyl- 
orange als Indikator mit Mineralsäuren scharf titrieren läßt, und 
daß es mit Aldehyden und Ketonen Hydrazone bildet, die auf 
Äthylorange neutral reagieren. Da sich die Phenylhydrazin- 
lösung sehr schnell zersetzt, so wird sie am besten stets frisch 
bereitet; jedenfalls sollte keine Lösung zur Verwendung kommen, 
die über einen Tag alt ist. Das Phenylhydrazin wird, wenn not- 
wendig, vorher im Vakuum destilliert. 

Nach der von Schimmel § Co. 5 ) etwas abgeänderten Vor- 
schrift werden etwa 2 g Öl mit 10 cem einer frisch bereiteten 
2 °/o igen alkoholischen Phenylhydrazinlösung gemischt und 
1 Stunde lang in einer mit Glasstopfen verschlossenen Flasche 
von etwa 50 cem Inhalt der Ruhe überlassen. Sodann werden 
20 cem Vio Normal-Salzsäure hinzugefügt und die Flüssigkeit 
durch gelindes Umschwenken gemischt. Nach Zusatz von 10 cem 
Benzol wird kräftig durchgeschüttelt, die Mischung in einen 
Scheidetrichter gegossen und die nach kurzer Zeit der Ruhe 

*) Journ. ind. eng. Chemistry 1 (1909), 256; Chem. Ztg. Repert. 33(1909), 281. 
s ) Journ. Americ. chem. Soc. W (1918), 1453. — Vgl. auch Hastings, 
Journ. Americ. pharm. Assoc. 12 (1923), 771. 
8 ) Americ. Perfumer 6 (1912), 284. 
*) Bericht von Schimmel $ Co. April 191S, 42. 
^ Ebenda April 1»12, 65. 



746 



Die Prüfung der ätherischen Öle. 



sich gut abscheidende, 30 ccm betragende saure Schicht durch 
ein kleines Filter filtriert. 

20 ccm dieses Filtrats werden nach Zusatz von 10 Tropfen 
Äthylorangelösung (1:2000) mit Vk> Normal - Kalilauge bis zur 
deutlichen Gelbfärbung titriert und hieraus die für 30 ccm Filtrat 
erforderlichen ccm Vi° Normal -Kalilauge berechnet- Zur Er- 
mittlung des Wertes der Phenylhydrazinlösung wird in gleicher 
Weise ein blinder Versuch ohne Öl ausgeführt. Ergibt sich für 
30 ccm Filtrat im ersteren Falle ein Verbrauch von a und im 
letzteren von b ccm Vk> Normal-Kalilauge, so ist die in der an- 
gewandten Ölmenge (s Gramm) enthaltene Menge Citral äquivalent 
a — b ccm 1 /io Normal -Kalilauge. Da nun 1 ccm Vio Normal- 
Kalilauge 0,0152 g Citral entspricht, so ergibt sich der Prozent- 
gehalt des Öls an Citral aus folgender Formel: 

(a — b)-1,52 
s 

Das Ausschütteln mit Benzol hat den Zweck, die auf Zusatz 
der Salzsäure trübe gewordene Lösung wieder zu klären. Es läßt 
sich dann beim Titrieren der Farbenumschlag besser erkennen. 

In der folgenden Tabelle sind die Resultate zusammengestellt, die nach 
dieser Methode bei Mischungen von bekanntem Gitralgehalt gefunden wurden, 
und die die Brauchbarkeit der Methode deutlich erkennen lassen : 



Gefunden 



2 1 


Gehalt de 

4% 


r Lösung 

6% 

6,2 7o 
5,9 7o 
6,0 7„ 


7,3 % 


2,4 u /o 
2,0 % 


4,1 % 
4,0 % 
3,9 % 


6,9 % 

7.0 % 

7.1 % 



Wie Parry 1 ) angibt, führt das Klebersche Verfahren nur 
dann zu genauen Resultaten, wenn der Aldehyd- oder Ketongehalt 
des zu untersuchenden Öls 10% nicht übersteigt 

Guten Erfolg hatte Feinberg 2 ) bei der Bestimmung 
der Aldehyde als p-Nitrophenylhydrazon nach Alberda 



*) Parfüm, moderne 15 (1922), 185. 

2 ) & h International Congress of Applied Chemistry, Washington and 
New York, 1912. Vol. I, 187. 



Chemische Prüfungsmethoden. 747 

van Ekenstein und Blanksma 1 ). Er verfährt beim Benz- 
aldehyd wie folgt: 

25 ccm einer l°/oigen Benzaldehydlösung (in 12%iger Essigsäure) werden 
mit 50 ccm Wasser verdünnt und mit 30 ccm 30 %iger Essigsäure versetzt, 
die das zweifache der berechneten Menge p-Nitrophenylhydrazin enthalten. 
Nach 5 Stunden wird der Niederschlag durch einen Go och tiegel filtriert und 
so lange mit 10 %iger Essigsäure ausgewaschen, als noch nach Zusatz von 
Alkali eine deutliche Färbung auftritt. Sodann wird der Niederschlag bei 
105 bis 110° getrocknet und gewogen. Durch Multiplikation mit 0,44 findet 
man den Gehalt an Benzaldehyd. Auch hier muß die im Benzaldehyd an- 
wesende Benzoesäure durch Titration ermittelt und von der angewandten 
Benzaldehydmenge abgezogen werden. Im Durchschnitt wurden etwa 99 % 
Benzaldehyd gefunden. Für Salicylaldehyd bleibt die Vorschrift dieselbe, nur 
kann man schon nach einer Stunde filtrieren (Faktor 0,4747). 

Für Vanillin und Anisaldehyd gibt Feinberg folgende Anweisung. 0,5 g 
Aldehyd löst man nötigenfalls in wenig Alkohol und Essigsäure und versetzt 
die mit 75 ccm Wasser verdünnte und erwärmte Lösung tropfenweise unter 
fortwährendem Umschütteln mit einer Lösung von p-Nitrophenylhydrazin in 
Doppeltnormal-Salzsäure. Nach V ä Stunde wird im Gooch -Tiegel filtriert und 
mit Doppeltnormal-Salzsäure und weiterhin so lange mit Wasser ausgewaschen, 
bis mit Silbernitrat nur noch eine schwache Opalescenz entsteht. Zur Bestimmung 
des Anisaldehydgehalts dient der Faktor 0,50188, für Vanillin 0,5353. 

Zur quantitativen Bestimmung von Vanillin und auch von 
Anisaldehyd (nach Feinberg)*) eignen sich nach Hanuä 3 ) seine 
Verbindungen mit /S-Naphthylhydrazin sowie besonders mit 
p-Bromphenylhydrazin. Auf 1 Teil Vanillin verwendet man 
2 bis 3 Teile des Hydrazins. Die Reaktionsprodukte werden 
nach 5 Stunden in einem Goochtiegel gesammelt, ausgewaschen 
und bei 90 bis 100° bis zur Gewichtskonstanz getrocknet. 

Auch für die Bestimmung von Vanillin neben Piperonal gibt Hanus 4 ) 
eine Methode an, die auf der Kondensation des Vanillins durch Platinchlor- 
wasserstoffsäure beruht, wobei vermutlich Dehydrodivanillin entsteht. Unter 
bestimmten, von Hanus genau beschriebenen Versuchsbedingungen reagiert 
Vanillin quantitativ, während Piperonal unverändert bleibt. 

Eine quantitative Trennung von Vanillin, Cumarin und Acetanälid haben 
Winton und Bailey 5 ) veröffentlicht. 



*) Receuil trav. chim. des P.-B. 34 (1905), 33; Chem. Zentralbl. 1915, 1. 1277. 

a ) Siehe S. 746, Anm. 2. 

8 ) Zeitschr. Untersuch, der Nahrungs- u. Genußmittel 3 (1900), 531; 
Chem. Zentralbl. 1900, II. 693. 

*) Zeitschr. Untersuch, der Nahrungs- u. Genußmittel 3 (1900), 657; 
Chem. Zentralbl. 1900, II. 1165. 

6 ) Pharmaceutical Journal 75 (1905), 476. 



748 Die Prüfung der ätherischen Öle. 

Zum Kachwels und zur Bestimmung von Vanillin sind noch eine Anzahl 
von Verfahren vorgeschlagen worden, die, obwohl sie an dieser Stelle nicht 
besprochen werden können, doch erwähnt werden sollen. Um die Bestimmung 
von Vanillin in Vanilleextrakten handelt es sich bei Hiltner 1 ), Dox und 
Plaisance (Thiobarbitursäure)*), Estes (Mercurinitrat) 3 ), Wichmann (Blei- 
zahl) 4 ) und Doherty (Farbreaktionen mit Bromwasser und Ferrosulfat)*). 
v. Fellenberg 6 ) verwendet zur Bestimmung von Vanillin eine Farbreaktion 
mit konz. Schwefelsäure und Isobutylalkohol; H6rissey u. Delauney') 
benutzen dazu die Eigenschaft des Vanillins, mit Oxydationsmitteln, besonders 
mit Eisenchlorid einen Niederschlag von Dehydrodivanillin zu geben. Phillips*) 
empfiehlt eine volumetrische Methode, die auf Bildung einer Anhydroverbindung 
aus Vanillin und p-Toluidin beruht, und ein gravimetrisches Verfahren, in dem 
er das Vanillin als Semicarbazon bestimmt. 

Bestimmung der Aldehyde als Oxime. Weniger gute 
Ergebnisse als die im Vorhergehenden besprochenen Methoden 
mit Hilfe von Phenylhydrazon liefert — besonders bei der Citral- 
bestimmung im Citronenöl — nach Schimmel ©; Co.") und 
nach Parry 10 ) das zuerst von Walther 11 ) angegebene und später 
von Bennett 12 ) verbesserte Verfahren zur Bestimmung von 
Aldehyden mit Hydroxylamin. 

Eine Mischung von 20 ccm Citronenöl mit 20 ccm alkoholischer 
(80°/oiger Alkohol) Halbnormal-Hydroxylaminchlorhydratlösung 
wird mit 8 ccm alkoholischer Normalkalilauge und 20 ccm aldehyd- 
freien starken Alkohols versetzt und x / 2 Stunde lang am Rück- 
flußkühler gekocht. Nach dem Erkalten verdünnt man mit 
250 ccm Wasser, die man zum Teil zum Ausspülen des Rück- 
flußkühlers benutzt, und neutralisiert die noch als Hydroxylamin- 
chlorhydrat vorhandene Salzsäure unter Anwendung von Phenol- 



') U. S. Bur. Chem. Bull. 152 (1912), 135; 162 (1913), 83. 
a ) Americ. |ourn. Pharm. 88 (1916), 481. 

3 ) |ourn. ind. eng. Chemistry 9 (1917), 142. 

4 ) journ. Ass. offic. agric. Chem. 4 (1921), 479; Americ. Perfumer 16 
(1921), 301. 

5 ) Journ. and Proceed. Royal Soc. of M.S.W. 57, 157; Chem. Ztg. 45 
(1921), 687. 

6 ) Mitteil. Lebensmittelunters, u. Hyg. 6 (1915), 267. 
') Journ. de Pharm, et Chim. 28 (1923), 257. 

*) Analyst 48 (1923), 367. 

9 ) Bericht von Schimmel § Co. Oktober 1909, 154. 
10 ) Parfüm, moderne 15 (1922), 185. 
") Pharm. Zentralh. 40 (1899), 621; 41 (1900), 614. 
") Analyst 84 (1909), 14; Chem. Zentralbl. 1909, I. 593. 



Chemische Prüfungsmethoden. 749 

phthalein als Indikator. Das nicht an Citral gebundene Hydroxyl- 
amin wird nunmehr mit Halbnormal -Schwefelsäure in der 
Weise titriert, daß man die Endreaktion durch Tüpfelproben mit 
einer sehr verdünnten Methylorangelösung feststellt. Auf gleiche 
Weise verfährt man bei einem blinden Versuch ohne Citronenöl, 
um den Titer der Hydroxylaminlösung zu bestimmen. Aus der 
Differenz der bei beiden Versuchen verbrauchten ccm Halb- 
normal-Schwefelsäure ergibt sich die Menge des in Reaktion 
getretenen Hydroxylamins und durch Multiplikation mit 0,076 
die des Citrals. 

Die Methode soll nach Bennett und Donavan 1 ) brauchbar 
sein zur Bestimmung von Formaldehyd, Benzaldehyd, Zimtaldehyd 
und Aceton. Wie Bennett 2 ) hervorhebt, ist absolute Reinheit 
der Reagenzien erforderlich, damit bei der Titration ein scharfer 
Farbumschlag eintritt. 

Citronellal-Bestimmung. Die Bestimmung des Citronellals 
geschieht durch Acetylierung (vgl. S. 730). Die Bisulfitmethode 
ist hier deswegen nicht anwendbar, weil sich das sulfonsaure 
Salz des Citronellals in der Bisulfitlauge sehr schwer löst und 
die wäßrige wie die ölige Schicht derart durchsetzt, daß eine 
auch nur annähernd genaue Ablesung der letzteren unmöglich 
ist. Auch die Sulfitmethode ist hierzu nicht geeignet, wenn es 
auch gelingt, das Citronellal allmählich in Lösung zu bringen, 
indem man längere Zeit erwärmt und ohne Rücksicht auf ein- 
tretende Alkaliabspaltung von Zeit zu Zeit Essigsäure zusetzt. 

Zimtaldehyd-Bestimmung. Zur Bestimmung von Zimt- 
aldehyd eignet sich außer der Bisulfitmethode auch eine von 
Hanus 3 ) empfohlene gewichtsanalytische Methode, die sehr 
exakte Resultate liefert und besonders dann am Platze ist, wenn 
nur kleine Mengen Öl zur Verfügung stehen. Bei Ceylon-Zimt- 
ölen weichen die Resultate allerdings von den nach der Bisulfit- 
methode erhaltenen, selbst wenn letztere in Gewichtsprozente 
umgerechnet werden, noch um 4 bis 5°/o ab, was offenbar auf 
die Anwesenheit der übrigen im Ceylon-Öl enthaltenen Aldehyde 

*) Analyst 47 (1922), H6;*Journ. Soc. ehem. Ind. 41 (1922), A. 391. 
*) Perfum. Record 13 (1922), 196. 

s ) Zeitschr. Unters, der Nahrungs- u. Genußmittel 6 (1903), 817. Vgl. 
auch Bericht von Schimmel § Co. April 1904, 16. 



750 Die Prüfung der ätherischen Öle. 

zurückzuführen ist, die bei dem Bisulfitverfahren gleichzeitig 
mitbestimmt werden 1 ). 

HanuS scheidet den Zimtaldehyd als Semioxamazon, 
CO-NHN:CH.CH:CH.C 6 H B 

CO-NH 2 , 
ab und verfährt in folgender Weise: 

0,15 bis 0,2 g Öl werden in.einem Erlenmeyer-Kolben von etwa 250 ccm 
Inhalt mit 85 ccm Wasser versetzt und durch Schütteln fein verteilt. Es ist 
zweckmäßig, das Öl vor dem Wasserzusatz in 10 ccm Alkohol von 95 bis 
96 Volumprozenten zu lösen, um eine feinere Verteilung des Öls herbei- 
zuführen und so zu verhindern, daß etwa ein Teil des Zimtaldehyds durch 
das Semioxamazon umhüllt und dadurch der Reaktion entzogen wird. Sodann 
fügt man die anderthalbfache Menge Semioxamazid*) hinzu, das in 15 ccm 
heißen Wassers gelöst wurde, schüttelt die Mischung 5 Minuten lang tüchtig 
durch und läßt sie unter zeitweiligem Umschütteln 24 Stunden stehen; 
besonders während der ersten 3 Stunden ist das Umschütteln öfter zu wieder- 
holen. Das flockig abgeschiedene Semioxamazon wird durch einen mit 
Asbest beschickten, getrockneten und gewogenen Gooch-Tiegel filtriert, mit 
kaltem Wasser gewaschen und hierauf bei 105° bis zur Gewichtskonstanz 
(oder nach Eder und Schneiter*) 2 Stunden bei 140 bis 150°) getrocknet. 
Ist a die gefundene Menge Zimtaldehydsemioxamazon und s die angewandte 
Ölmenge, so ergibt sich der Prozentgehalt an Zimtaldehyd aus folgender Formel : 

a • 60,83 
s 

Diese Methode ermöglicht es auch, den Aldehydgehalt einer 
Zimtrinde zu ermitteln, wofür Hanu§ eine spezielle Vorschrift 
angibt. 

b) rvETONE. Von Ketonen lassen sich, wie schon erwähnt, 
Carvon und Pulegon nach der Sulfitmethode quantitativ be- 
stimmen. Das ist besonders für jene Verbindung von Be- 
deutung, da sich hier der Mangel einer brauchbaren Bestimmungs- 
methode unangenehm fühlbar machte. 

Ein Vorjahren von Kremers und Schreiner 4 ) empfohlenes 
Verfahren, nach dem das Carvon in sein Oxim übergeführt, durch 



*) Bericht von Schimmel $ Co. April 1904, 18. 

a ) Ober die Darstellung vgl. Kerp u. Unger, Berl. Berichte 30 (1897), 
585 und Weddige, Journ. f. prakt Chem. 10 (1874), 196. 

3 ) Annali di Chim. applicata 15 (1925), 320. 

*) Pharm. Review 14 (1896), 76. Vgl. auch Alden u. Nolte, Pharm. 
Archives 2 (1899), 81 und Kremers, Journ. So c. chem. Industry 20 (1901), 16. 



Chemische Prüfungsmethoden. 751 

Wasserdampfdestillation von den übrigen Bestandteilen getrennt 
und dann zur Wägung gebracht wird, gibt leider nur sehr un- 
genaue Resultate, da der Punkt, bei dem die Wasserdampf- 
destillation abgebrochen werden muß, schwer zu treffen ist und 
infolgedessen eine scharfe Trennung des — auch etwas flüchtigen — 
Carvoxims von den übrigen Ölanteilen unmöglich wird. Auch 
eine von Walther 1 ) vorgeschlagene Titriermethode unter Be- 
nutzung von Hydroxylamin hat keine praktische Bedeutung erlangt, 
obwohl sie später von Nelson 3 ) nochmals empfohlen worden ist. 

Menthon. Es ist bis jetzt noch nicht gelungen, Menthon auf 
direktem Wege quantitativ zu bestimmen. Man ist daher immer 
noch auf eine zuerst von Power und Kleber 8 ) ausgeführte 
indirekte Methode angewiesen, indem man das Keton durch 
Reduktion mit Natrium und Alkohol in Menthol überführt und 
dieses der Menge nach bestimmt. Hierbei werden zwar, wie 
sich an Gemischen von bekanntem Menthongehalt ergeben hat, 
nur annähernde Werte erhalten, doch dürften sie für die Praxis 
in den meisten Fällen genügen. Die Bestimmung geschieht auf 
folgende Weise: 15 ccm Öl werden in einem Rundkolben mit etwa 
der vierfachen Menge absoluten Alkohols verdünnt*), und nach 
Aufsetzen eines Rückflußkühlers in die zum Sieden erhitzte 
Lösung ganz allmählich 5 bis 6 g metallisches Natrium ein- 
getragen. Wenn alles Natrium verbraucht ist, läßt man erkalten, 
verdünnt stark mit Wasser und säuert mit Essigsäure an. Sodann 
wird das Öl im Scheidetrichter von der wäßrigen Flüssigkeit 
getrennt, zur völligen Entfernung des Äthylalkohols mehrmals 
mit Kochsalzlösung gewaschen und schließlich mit entwässertem 
Natriumsulfat getrocknet. Durch Acetylieren ermittelt man nun 
den Mentholgehalt des ursprünglichen und des reduzierten Öls 
und erfährt hierdurch, wieviel Menthol aus dem im ursprünglichen 
Öle vorhandenen Menthon entstanden ist, woraus sich weiter 



*) Chem.-Ztg. Repert. 28 (1899), 264. Siehe S. 748. 

*) U. S. Dep. Agricult. Bur. Chem. Bull. Nr. 137 (20. 7. 1911), S. 186. — 
Bericht von Schimmel $ Co. April 1912, 148. 

*) Pharm. Rundsch. (Neuyork) 12 (1894), 162; Arch. der Pharm. 232 
(1894), 655. 

*) Absoluter Alkohol ist wasserhaltigem vorzuziehen, weil die Reduktion 
vollständiger wird und das Natriumalkoholat besser gelöst bleibt. Beck- 
mann, Journ. f. prakt. Chem. II. 55 (1897), 18. 



752 Die Prüfung der ätherischen Öle. 

der Menthongehalt berechnen läßt. Enthält das ursprüngliche 

Öl rrjj /« Gesamtmenthol und das reduzierte m 2 °/o, so ergibt 

sich der Prozentgehalt des ursprünglichen Öls an Menthon aus 

der Formel: , v *- Ä 

(m 2 — nQ-154 

156 

Jonon. Über die quantitative Bestimmung von Jonon vgl. 
S. 591. 

Methylheptenon läßt sich nach der Kleberschen Methode 
mit Phenylhydrazin quantitativ bestimmen 1 ). 

Phenolbestimmung. Zur Bestimmung von Phenolen hat 
sich in der Praxis am besten das zuerst von Gildemeister 2 ) 
für Thymianöl angegebene Ausschütteln mit verdünnter Natron- 
lauge bewährt, weil es leicht ausführbar und für praktische Zwecke 
hinreichend genau ist. Da fast alle Phenole mit Alkalien wasser- 
lösliche Verbindungen bilden, so ist das Verfahren ganz allgemein 
für ätherische Öle anwendbar, nur muß man, wie Schimmel § Co. 8 ) 
feststellten, je nach der Art der zu bestimmenden Phenole den 
Verdünnungsgrad der Lauge 4 ) verschieden wählen. Bei Thymol 
und Carvacrol enthaltenden Ölen (Ajowanöl, Thymianöl, Spanisch 
Hopfenöl) benutzt man, wie Gildemeister (loc. cit.) das seinerzeit 
schon vorgeschlagen hatte, eine 5% ige Lauge, während man 
eugenolhaltige Öle (Nelkenöl, Nelkenstielöl, Pimentöl, Bayöl, 
Zimtblätteröl) mit einer 3% igen ausschüttelt. Verwendet man 
im letzteren Falle eine stärkere Lauge, so fallen die Resultate 
zu hoch aus, indem die Lauge im Verein mit dem Eugenolalkali 
lösend auf die Nichtphenole einwirkt, speziell auf deren sauerstoff- 
haltigen Anteile. Bei hohem Eugenolgehalt kann es vorkommen, 
daß sich die Öle in der 5°/oigen Lauge vollständig lösen. Ganz 
zu verwerfen ist aus diesem Grunde auch der von Umney 5 ) 

*) Bericht von Schimmel $ Co. April 1913, 42. 

*) Hager, Fischer und Hartwich, Kommentar zum Arzneibuch für 
das Deutsche Reich, 3. Ausgabe. Berlin 1892, 1. Auflage, Bd. II, S. 377. 

8 ) Bericht von Schimmel § Co. April 1907, 126. 

*) Es sei noch besonders hervorgehoben, daß es gleichgültig ist, ob man 
Natronlauge oder gleichprozentige Kalilauge anwendet, nur braucht man in 
letzterem Falle wegen des höheren Molekulargewichts des Kaliumhydroxyds 
etwas mehr Lauge. 

*) Pharmaceutical Journ. III. 25 (1895), 951. 



Chemische Prüfungsmethoden. 753 

gemachte Vorschlag, zur Eugenolbestimmung von Nelkenöl 10°/oige 
Kalilauge zu verwenden, wobei stets um 10 bis 12 °/o zu hohe 
Resultate erhalten werden. Der naheliegende Gedanke, die Phenol- 
bestimmung stets mit 3 °/oiger Lauge auszuführen, ist nicht durch- 
führbar, da sich herausgestellt hat, daß Thymol und Carvacrol 
bei einer derartigen Konzentration der Lauge nicht quantitativ 
aufgenommen werden. 

Die Bestimmung geschieht auf folgende Weise: In einem 
reichlich 100 ccm fassenden Cassiakölbchen (Fig. 74, S. 739) 
versetzt man 10 ccm Öl mit soviel 3- oder 5°/oiger Natronlauge, 
daß das Kölbchen zu etwa */s gefüllt ist, und schüttelt die Mischung 
wiederholt kräftig durch. Den nicht in Reaktion getretenen Ölanteil 
bringt man durch Nachfüllen von weiterer Lauge in den Kolben- 
hals und sorgt durch zeitweises leichtes Beklopfen und Drehen 
des Kölbchens dafür, daß an der Glaswand etwa noch haftende 
Öltropfen möglichst vollständig in die Höhe getrieben werden. 
Nachdem sich die gesamten Nichtphenole oberhalb der Lauge 
angesammelt haben, was erst nach mehreren Stunden der Fall 
ist, liest man deren Volumen genau ab. Durch Subtraktion der 
gefundenen Zahl von 10 ergibt sich die von der Lauge auf- 
genommene Ölmenge und durch Multiplikation mit 10 der Phenol- 
gehalt des Öls in Volumprozenten. 

Bei Nelkenölen wird die Mischung gleichzeitig 10 Minuten 
lang auf dem Wasserbade erwärmt, um das darin enthaltene 
Eugenolacetat (Aceteugenol), das für die Bewertung des Öls von 
der gleichen ■ Bedeutung ist wie das freie Eugenol, zu verseifen 
und dadurch mitzubestimmen. 

An Stelle des Cassiakölbchens kann man auch eine genügend 
große Bürette benutzen. Da diese aber meist nicht über 60 ccm 
fassen, so sind sie nur bei Bestimmungen mit 5°/oiger Lauge 
brauchbar, denn sonst könnte es vorkommen, daß das Alkali 
nicht zur Bindung des gesamten Phenols ausreicht. Bei Nelken- 
ölen wird man schon deswegen ein Cassiakölbchen wählen, um 
die Mischung auf dem Wasserbade erwärmen zu können. 

Will man das betreffende Phenol abscheiden, um es näher 
zu charakterisieren, so trennt man die phenolhaltige Laugen- 
schicht von dem darauf schwimmenden Öle, filtriert sie zur 
Entfernung der letzten Ölanteile durch ein angefeuchtetes Filter 
aus gehärtetem Filtrierpapier und säuert mit verdünnter Schwefel- 

Gildemeister, Die ätherischen Öle. I. 48 



754 Die Prüfung der ätherischen Öle. 

säure an. Das abgeschiedene Phenol wird ausgeäthert, die 
mit entwässertem Natriumsulfat getrocknete ätherische Lösung 
in ein Abdampfschälchen gebracht, und der Äther verdunstet. 
Das zurückbleibende Phenol kann durch geeignete Derivate weiter 
identifiziert werden; Thymol gibt sich dadurch zu erkennen, daß 
es beim Abkühlen nach einiger Zeit entweder von selbst oder 
nach Hineinwerfen eines Thymolkriställchens fest wird. 

Die Bestimmungsweise der Phenole mit Hilfe von verdünnter 
Natronlauge ist von Reti 1 ) so abgeändert, daß sie auch dann 
angewandt werden kann, wenn man nur eine kleine Menge eines 
Öls zur Verfügung hat. 

Als Absorptionsgefäß dient ein im wesentlichen dem Gerberschen 
Butyrometer nachgebildeter Apparat, den Reti „Phenolometer" nennt. Die 
Ausbauchung des Apparats faßt 20 ccm, die 9 cm lange Verjüngung von 
etwa 3,5 mm lichter Weite ist in V 100 ccm geteilt. Der Skalenbereich er- 
streckt sich über 0,8 ccm. Zur Ausführung der Bestimmung pipettiert man 
in das Phenolometer 1 ccm Öl, dann so viel verdünnte Natronlauge (bei 
thymol- und carvacrolhaltigen Ölen 5 %ige, bei eugenolhaltigen 3 %ige), wie 
nötig ist, um beim späteren Umkehren des Apparats die obere Flüssigkeits- 
grenze in den Skalenbereich zu bringen, Nachdem man die Flüssigkeiten 
durch wiederholtes Neigen und Schütteln gemischt hat, zentrifugiert man 
sie drei Minuten lang. Luftblasen dürfen nicht vorhanden sein. Nach dieser 
Zeit haben sich die Nichtphenole im Meßbereich der Skala vollständig und 
kta<* abgeschieden, so daß ihre Menge abgelesen werden kann. Mit diesem 
in kurzer Zeit ausführbaren Verfahren soll man zuverlässige und mit der 
alten Methode übereinstimmende Werte erhalten. Voraussetzung ist, daß 
die Pipette mit der Skala des Apparats übereinstimmt, und daß eine gleich- 
mäßige und hinreichende Abflußzeit beachtet wird. Bei der Bestimmung von 
Nelkenöl empfiehlt Reti, zur Verseifung des auch vorhandenen Acetyleugenols 
die Lauge auf 70 bis 80° erwärmt in den Apparat zu geben und nach dem 
Erkalten zu zentrifugieren. 

Eine Phenolbestimmungsmethode, die ebenfalls bei kleinen 
Ölmengen brauchbar ist, rührt von Schryver 2 ) her. Nach ihr 
werden nur die frei vorhandenen Phenole bestimmt; sie ist aber 
nur bei solchen Ölen anwendbar, die keine Alkohole, Aldehyde 
und r\etone enthalten, also im Grunde genommen nur bei solchen, 
die aus einem Gemisch von Phenolen und Kohlenwasserstoffen 
bestehen 3 ). 



*) Chem. Ztg. 69 (1925), 306; Annali di Chim. applicata 15 (1925), 317. 

*) Journ. Soc. chem. Industry 18 (1899), 553. 

*) Bericht von Schimmel $ Co. Oktober 1904, 133. 



Chemische Prüfungsmethoden. 755 

Schryver verwertet die Eigenschaft des Natriumamids, 
NaNH 2 , mit Phenolen in der Weise zu reagieren, daß der 
Wasserstoff der Phenolgruppe durch Natrium unter gleich- 
zeitiger Bildung von Ammoniak ersetzt wird. Letzteres wird 
an Säure gebunden und durch Titration bestimmt. 

Die Ausführung ist folgende: 

Etwa 1 g Natriutnamid wird zu feinem Pulver zerrieben, zwei- oder dreimal 
mit etwas Benzol durch Dekantieren gewaschen und in einen 200 ccm haltenden, 
weithalsigen Kolben gebracht, der mit einem Scheidetrichter und einem schräg 
nach oben gerichteten Kühler verbunden ist. In diesen Kotben bringt man 
50 bis 60 ccm thiophenfreies Benzol und kocht auf dem Wasserbade, indem man 
gleichzeitig trockne, von Kohlensäure befreite Luft mit einer Wasserluftpumpe 
durch den unter die Oberfläche der Flüssigkeit eintauchenden Scheidetrichter 
saugt. Nach zehn Minuten langem Kochen sind die letzten an Natriumamid etwa 
haftenden Spuren von Ammoniak vertrieben. Eine mit dem Kühler verbundene 
Vorlage wird mit etwa 20 ccm Normal-Schwefelsäure beschickt. Nun läßt man 
eine Lösung von 1 bis 2 g des zu untersuchenden Phenols oder ätherischen 
Öls 1 ) langsam durch den Scheidetrichter zu der siedenden, aus Natriumamid 
und Benzol bestehenden Mischung laufen, spült den Scheidetrichter mit etwas 
Benzol aus und saugt so lange trockne Luft durch den siedenden Inhalt des 
Apparates, bis alles Ammoniak in der Vorlage absorbiert ist, wozu gewöhnlich 
fünf Viertelstunden notwendig sind. Schließlich wird die überschüssige Schwefel- 
säure in der Vorlage mit Natriumcarbonati ösung titriert, wobei man Methylorange 
als Indikator benutzt. Das Resultat wird in Prozenten des Phenols ausgedrückt 
oder aber, besonders bei unbekannten Phenolen, durch die Hydroxylzahl. Als 
Hydroxylzahl (Hydroxyl value) bezeichnet Schryver die Anzahl Kubikzenti- 
meter Normal-Schwefelsäure, die notwendig ist, um das von 1 g der Substanz 
unter den obigen Bedingungen entwickelte Ammoniak zu neutralisieren. 

Nach einer von A. Hesse 9 ) empfohlenen Methode lassen 
sich sowohl Phenole, als auch besonders Ester von Phenol- 
carbonsäuren, wie z. B. Salicylsäureester, bestimmen. Man löst 
das zu untersuchende Öl, eventuell nach vorheriger Verdünnung 
mit einem indifferenten Mittel (Benzylalkohol), in 3 Teilen wasser- 
freien Äthers, kühlt ab und setzt sodann vorsichtig alkoholische 
Halbnormal-Kalilauge hinzu, worauf sich vorhandene Phenole 
oder Phenolcarbonsäureester als Kaliumsalze kristallinisch ab- 
scheiden. Die Kristalle werden abfiltriert, mit trocknem Äther 
gewaschen und mit Kohlensäure zerlegt. Die dadurch in Frei- 
heit gesetzten Phenole oder Ester können der Menge nach 



*) Wegen der großen Reaktionsfähigkeit des Amids mit Wasser müssen 
-die Öle absolut trocken sein. 

a ) Chem. Zeitschr. 2 (1903), 434. 

48 



756 Die Prüfung der ätherischen Öle. 

bestimmt werden. Will man, namentlich bei kleineren Mengen, 
das Alkali in der ausgeschiedenen Verbindung titrimetrisch be- 
stimmen, so ist ein zu großer Überschuß von Kalilauge zu ver- 
meiden, da es sonst vorkommen kann, daß sich neben den 
Kaliumsalzen auch Alkali in fester Form abscheidet. 

Einem Verfahren von Verley und Bölsing 1 ) liegt die Be- 
obachtung zugrunde, daß sich Phenole mit Essigsäureanhydrid 
in der Kälte sofort unter lebhafter Reaktion umsetzen, wenn 
gleichzeitig Pyridin zugegen ist. Die nebenbei entstehende Essig- 
säure wird sogleich vom Pyridin gebunden. Da sich Pyridin 
gegen Phenolphthalein neutral verhält, so kann die nicht an 
Phenol gebundene Essigsäure titrimetrisch festgestellt werden. 

Zur Bestimmung werden etwa 3 g Öl mit 25 ccm eines Gemisches von 
120 g Essigsäureanhydrid und 880 g Pyridin in einem 200 ccm fassenden 
Kölbchen ohne Kühler 15 Minuten auf dem Wasserbade erwärmt Nach dem 
Erkalten versetzt man mit der gleichen Menge Wasser (zur Überführung des 
noch unveränderten Essigsäureanhydräds in Essigsäure bzw. Pyridinacetat) 
und titriert sodann unter Benutzung von Phenolphthalein als Indikator die 
nicht an Phenol gebundene Essigsäure zurück. Auf dieselbe Weise ermittelt 
man den Essigsäuregehalt des erwähnten Gemisches und erfährt durch 
Subtraktion die' zur Bindung des Phenols verbrauchte Essigsäuremenge, 
woraus sich weiter der Gehalt des Öles an Phenol berechnen läßt. 

Als Ester vorhandenes Phenol, wie beispielsweise Eugenol- 
acetat im Nelkenöl, wird nach dieser Methode nicht mitbestimmt. 
Außerdem ist zu beachten, daß die betreffenden Öle keine 
Alkohole enthalten dürfen, da diese unter den angegebenen Ver- 
hältnissen in derselben Weise reagieren wie Phenole. 

Bei der Nachprüfung 3 ) des Verfahrens zeigte es sich, daß 
genaue Resultate damit nicht zu erhalten sind. 

Über die Bestimmung von Phenolen mit Hilfe von Magnesium- 
methyljodid siehe S. 735. 

Außer diesen allgemein für Phenole gültigen Bestimmungs- 
methoden sind noch einige spezielle bekannt, die hier ebenfalls 
näher beschrieben werden sollen. 

Zur Bestimmung von Thymol und Carvacrol in äthe- 
rischen Ölen haben Kremers und Schreiner 3 ) ein Verfahren 

% ) Berl. Berichte 84 (1901), 3354. 

s ) Bericht von Schimmel § Co. April 1901, 51. — van Urk, Pharm. 
Weekblad 58 (1921), 1265; Chem. Zentralbl. 1921, IV. 1145. 
s ) Pharm. Review 14 (1896), 221. 



Chemische Prüfungsmethoden. 757 

ausgearbeitet. Es ist eine Modifikation der von Messinger und 
Vortmann 1 ) empfohlenen Methode und beruht darauf, daß diese 
Phenole in alkalischer Lösung von Jod als rote Jodverbindungen 
abgeschieden werden, und daß man die im Überschuß zugefügte 
Jodmenge nach dem Ansäuren der Flüssigkeit mit Natriumthio- 
sulfatlösung zurücktitrieren kann. Jedes Molekül Thymol oder 
Carvacrol erfordert 4 Moleküle Jod zur Fällung. 

Die Ausführungsform für Thymol, die sich etwas von der 
für Carvacrol unterscheidet, ist folgende: 

5 ccm des zu untersuchenden Öles werden abgewogen, in 
eine in l /io ccm geteilte, mit Glasstopfen versehene Bürette 
gebracht und mit ungefähr dem gleichen Volumen Petroläther 
verdünnt. Nach Hinzufügen von 5°/oiger Natronlauge schüttelt 
man kräftig um und läßt absetzen. Sobald dies geschehen ist, 
läßt man die Lauge in einen Meßkolben von 100 ccm Inhalt, 
laufen und wiederholt die Ausschüttlung mit Lauge so oft, als 
noch eine Verminderung des Ölvolumens eintritt. 

Die alkalische Thymollösung wird mit 5°/oiger Natronlauge 
auf 100 ccm, oder, wenn es notwendig sein sollte, auf 200 ccm 
aufgefüllt. 

Zu 10 ccm dieser Lösung wird in einem Meßkolben von 
500 ccm Inhalt Vio Normal-Jodlösung in geringem Überschuß 
zugefügt, wobei das Thymol als dunkelbraun gefärbte Jod- 
verbindung ausgefällt wird. Um sich zu vergewissern, ob die 
zugesetzte Jodmenge hinreichend ist, entnimmt man dem Kolben 
einige Tropfen der Flüssigkeit und fügt im Reagensrohr einige 
Tropfen Salzsäure zu. Bei genügender Jodmenge zeigt die 
Flüssigkeit die braune Jodfarbe, im andern Falle ist sie durch 
ausgeschiedenes Thymol milchig. Ist Jod im Überschuß an- 
wesend, so wird die Lösung im Meßkolben mit verdünnter 
Salzsäure angesäuert und auf 500 ccm verdünnt. In 100 ccm 
der vom Niederschlage abfiltrierten Flüssigkeit bestimmt man die 
Menge des überschüssigen Jods durch Titration mit 1 /io Normal- 
Natriumthiosulfatlösung s ) . 

*) Berl. Berichte 23 (1890), 2753. 

s ) Über eine Abänderung der Arbeitsweise, bei der an Stelle von Natron- 
lauge Natriumbicarbonaüosung verwendet wird, siehe Wilkie, Journ. Soc. 
ehem. Industry SO (1911), 398 und Redman, Weith u. Brock, Journ. ind. 
eng. Chemistry 6 (1913), 831. 



758 Die Prüfung der ätherischen Öle. 

Zur Berechnung werden die verbrauchten Kubikzentimeter 
mit 5 multipliziert und von der Anzahl der angewandten Kubik- 
zentimeter Jodlösung abgezogen, woraus sich die Menge des 
durch Thymol verbrauchten Jods ergibt. 

Jedes Kubikzentimeter verbrauchter V« Normal-Jodlösung 
entspricht 0,0037528 x ) g Thymol. 

Aus der in der alkalischen Lösung gefundenen Thymolmenge 
ist der Prozentgehalt des ursprünglichen Öls leicht festzustellen. 

Die Reaktion verläuft nach der Gleichung: 

C 10 H 14 O + 4J + 2NaOH = C 10 H 12 J s O + 2NaJ + 2H 2 0. 

Bei der Bestimmung des Carvacrols muß man eine .kleine 
Abänderung eintreten lassen, weil sich das Carvacroljodid 
milchig ausscheidet. Um einen Niederschlag zu erhalten, wird 
die Mischung nach dem Hinzufügen des Jods kräftig geschüttelt 
und filtriert. Erst nachdem dies geschehen ist, säuert man die 
Flüssigkeit mit Salzsäure an und verfährt genau so wie beim 
Thymol. Die Berechnung bleibt dieselbe. 

Eine Methode zur maßanalytischen Bestimmung des Thymols, 
die der von Koppeschaar 2 ) zur Bestimmung des Phenols an- 
gegebenen nachgebildet ist, ist von E. Zdarek 3 ) beschrieben 
worden. 

In einem Kölbchen mit eingeriebenem Stöpsel werden für je 0,1 g Thymol 
20 com Bromsalzlösung (3,571 g MaBrO« -1- 12,178 g NaBr:ll) und 4 ccm 
rauchende Salzsäure zugegeben, etwa 5 Minuten tüchtig geschüttelt, nach 
Zugabe von 10 ccm KJ-Lösung (125 g KJ : 1 1) und Stärkelösung sofort mit 
Natriumthiosulfatlösung (9,76 g krist. Na a S s O a : 1 1) auf Farblosigkeit titriert. 
Es wird ein Thymoltetrabromid gebildet, das unter den angegebenen Ver- 
suchsbedingungen beständig genug ist, um die Titration des Thymols mit 
genügender Genauigkeit zu ermöglichen. 

Zur Bestimmung des Thymols kann man nach H. Elion*) 
sowie A. Seidell 5 ) wie folgt verfahren: 

0,1 bis 0,5 g Thymol werden in einer 300 ccm fassenden Flasche in 
1 bis 2 ccm Tetrachlorkohlenstoff gelöst und mit 100 ccm Wasser versetzt. 

l ) Die Zahl 0,0037528 gilt für O = 16; für H = 1 ist sie 0,00372175. 
ä ) Zeitschr. f. anal. Chem. 15 (1876), 233. 
3 ) Ebenda 41 (1902), 227; Chem. Zentralbl. 1902, II. 75. 
J ) Recueil trav. chim. des P.-B. II. 7 (1888), 211; Journ. Americ. chem. 
Soc. 39 (1917), 1513. 

6 ) Americ. chem. Journ. 47 (1912), 508. 



Chemische Prüfungsmethoden. 759 

Sodann werden Bromdämpfe in die Flasche geleitet, und zwar so lange, bis 
nach dem Umschütteln die braune Farbe bestehen bleibt. Nach einer halben 
Stunde werden 5 ccm Schwefelkohlenstoff und gleich darauf wäßrige 20 %ige 
Kaliumjodidlösung im Überschuß zu der Mischung gegossen. Das frei 
gewordene Jod wird mit Zehntelnormal -Thiosulfatlösung titriert. Sodann 
wird 2 %ige wäßrige Kalium jodatlösung hinzugefügt und wiederum das frei 
gewordene Jod titriert. Das bei der zweiten Titration verbrauchte Thiosulfat 
entspricht der angewandten Menge ThymoL 1 ccm Zehntelnormal-Thiosulfat- 
lösung = 0,007506 g Thymol. 

Eine Methode zur Bestimmung von Eugenol im Nelkenöl 
hat Thoms 1 ) angegeben. Das Verfahren beruht auf der Ab- 
scheidung des Eugenols als Benzoylverbindung und hat den 
wesentlichen Vorzug, daß man sich durch eine Schmelzpunkts- 
bestimmung gleichzeitig von der Identität und Reinheit des 
abgeschiedenen Phenols überzeugen kann. Thoms hat die 
Methode später dadurch abgeändert und erweitert 2 ), daß er die 
unter Umständen störend wirkenden Sesquiterpene vor dem 
Zusatz des Benzoylchlorids entfernt und bei der Bestimmung 
auch auf das als Acetat im Nelkenöl enthaltene Eugenol Rück- 
sicht nimmt. 

Bestimmung des Gesamteugenols. In einem etwa 
150 ccm fassenden Becherglase werden 5 g Nelkenöl mit 20 g 
15°uiger Natronlauge Übergossen und durch \ 2 stündiges Er- 
wärmen auf dem Wasserbade verseift. Den Inhalt des Becher- 
glases gießt man noch warm in einen kleinen Scheidetrichter 
mit kurzem Abflußrohr und bringt nach vollkommener Trennung 
der beiden Flüssigkeitsschichten die Eugenolnatriumlösung in 
das Becherglas zurück. Die im Scheidetrichter verbleibenden 
Sesquiterpene werden noch zweimal mit je 5 ccm 15"oiger 
Natronlauge gewaschen und die Laugen mit der Eugenolnatrium- 
lösung vereinigt. Hierzu setzt man nun 6 g Benzoylchlorid und 
schüttelt kräftig um, bis das Reaktionsgemisch gleichmäßig ver- 
teilt ist. Die Esterbildung vollzieht sich unter starker Erwärmung 
in wenigen Minuten. Überschüssiges Benzoylchlorid zerstört 
man durch kurzes Erwärmen auf dem Wasserbade. Nach dem 
Erkalten fügt man 50 ccm Wasser hinzu, erwärmt, bis der 
kristallinisch erstarrte Ester wieder ölförmig geworden ist, und 



x ) Berichte d. deutsch, pharm. Ges. 1 (1891), 278. 
s ) Arch. der Pharm. 241 (1903), 592. 



760 Die Prüfung der ätherischen Ole. 

läßt abermals erkalten. Man filtriert nun die überstehende klare 
Flüssigkeit ab, übergießt den im Becherglase zurückgehaltenen 
Kristallkuchen von neuem mit 50 ccm Wasser, erwärmt bis 
zum Schmelzen des Esters wiederum auf dem Wasserbade, 
filtriert nach dem Erkalten und wiederholt das Auswaschen in 
gleicherweise nochmals mit 50 ccm Wasser. Das überschüssige 
Natron sowie das Natronsalz sind dann entfernt. 

Nachdem etwa auf das Filter gelangte Kristallblättchen 
in das Becherglas zurückgebracht worden sind, wird das 
noch feuchte Benzoyleugenol sogleich mit 25 ccm Alkohol von 
90 Gewichtsprozent übergössen und auf dem Wasserbade unter 
Umschwenken erwärmt, bis Lösung erfolgt ist; das Umschwenken 
des vom Wasserbade entfernten Becherglases wird solange fort- 
gesetzt, bis das Benzoyleugenol in kleinkristallinischer Form aus- 
kristallisiert ist. Das ist nach wenigen Minuten der Fall. Man 
kühlt sodann auf eine Temperatur von 17° ab 1 ), bringt den Nieder- 
schlag auf ein Filter von 9 cm Durchmesser und läßt das Filtrat 
in einen graduierten Cylinder laufen. Es werden bis gegen 20 ccm 
desselben mit dem Filtrate angefüllt; man verdrängt die auf dem 
Filter noch im Kristallbrei vorhandene alkoholische Lösung durch 
soviel Alkohol von 90 Gewichtsprozent, daß das Filtrat im ganzen 
25 ccm beträgt, bringt das noch feuchte Filter mit dem Nieder- 
schlag in ein Wägegläschen (dieses war vorher mit dem Filter 
bei 101° getrocknet und gewogen) und trocknet bei 101° bis zum 
konstanten Gewicht. Von 25 ccm 90 % igen Alkohols werden 
bei 17° 0,55 a ) g reines Benzoyleugenol gelöst, welche Menge dem 
Befunde hinzugezählt werden muß. 

Bezeichnet a die gefundene Menge Benzoesäureester, b die 
angewandte Menge Nelkenöl (gegen 5 g) und filtriert man 25 ccm 
alkoholischer Lösung vom Ester unter den oben erläuterten Be- 
dingungen ab, so findet man den Prozentgehalt des Nelkenöls 
an Eugenol nach der Formel: 

4100 -(a + 0,55) 
67- b 

*) van Urk [Pharm. Weekblad 26 (1925), 668] empfiehlt, das Becherglas 
vor dem Filtrieren mindestens 15 Minuten lang in einem Wasserbad von 17° 
stehen zu lassen. 

*) Dieser Faktor ist nach van Urk zu niedrig, weil bei seiner Benutzung 
um 4% zu niedrige Resultate erhalten werden sollen. 



Chemische Prüfungsmethoden. 76 t 

Diese Formel ergibt sich aus den beiden Gleichungen: 
(Benzoyleugenol) (Eugenol) 

268 : 164 = (a + 0,55): Gefundene Menge Eugenol. 

Eugenol = "*-(« + ft») . 

Daher b : 164 ^ + °' 55 ) = 100:x. 

_ 1 64- (a + 0,55) -100 __ 4100 • (a + 0,55) 
268-b ~ 67-b 

Bestimmung des freien Eugenols. 5 g Nelkenöl werden 
in 20 g Äther gelöst und diese Lösung in einem Scheidetrichter 
schnell mit 20 g 15 %iger Natronlauge ausgeschüttelt. Die 
Eugenolnatriumlösung bringt man hierauf in ein Becherglas, 
wäscht den die Sesquiterpene enthaltenden Äther noch zweimal 
mit je 5 g Natronlauge der gleichen Stärke nach, erwärmt die 
vereinigten alkalischen Lösungen zum Austreiben des gelösten 
Äthers auf dem Wasserbade und benzoyliert sodann in der oben 
angegebenen Weise. 

Hierdurch läßt sich sowohl das freie wie das als Ester im 
Nelkenöl enthaltene Eugenol ermitteln. Natürlich kann man die 
Thomssche Methode auch für jedes andere eugen ölhaltige Öl 
anwenden, vorausgesetzt, daß es keine freien Alkohole enthält. 

Eine titrimetrische Methode von H. W. van Urk 1 ) zur Be- 
stimmung des Eugenolgehaltes von Nelkenöl und andern äthe- 
rischen Ölen beruht darauf, daß man das Eugenol in die 
Natriumverbindung überführt, diese aus der alkalischen Lösung 
mit Bromnatrium ausfällt und das überschüssige Alkali durch 
Titrieren ermittelt. Man bringt 1 g Öl, genau gewogen, in einen 
trocknen, mit Glasstopfen versehenen Kolben zusammen mit 
25 ccm einer 3 °/»'g e " Natriumhydroxydlösung, schüttelt schnell 
um, gibt 22 g Natriumbromid hinzu, schüttelt anhaltend 5 Minuten 
lang, läßt noch V* Stunde unter bisweiligem Umschütteln stehen, 
filtriert die Mischung und titriert 20 ccm des Filtrats mit Halb- 
oder Fünftel-Normalsalzsäure unter Verwendung von Methyl- 
orange als Indikator. Gegen Ende der Titration wird etwas 
Äther zugefügt, um eine durch Nichtphenole verursachte Trübung 



*) Pharm. Weekblad 62 (1925), 667; Chem. Zentralbl. 1925, IL 1393. 



762 Die Prüfung der ätherischen Ole. 

zu beseitigen. Vom Titrationswert wird das Ergebnis eines genau 
gleichen Leerversuchs ohne Bromnatrium, wobei die durch dessen 
Auflösung bewirkte Volumvermehrung zu berücksichtigen ist, 
abgezogen. Hieraus ergibt sich die Menge des gebundenen NaOH, 
aus der die Eugenolmenge zu berechnen ist. Zur Filtration ist 
stets ein Filter von 9 cm Durchmesser zu verwenden, um die 
durch das Papier zurückgehaltene Alkalimenge gleich zu erhalten. 
Berechnungsbeispiel: 1 g Eugenol verbrauchte für 20 ccm 

Filtrat 18,6 ccm HCl von "' N. 

Volumvermehrung beim Auflösen des Natriumbromids von 
25 ccm auf 32 ccm 

^Xl8,6x -^— X 164 = 959 mg Eugenol 
20 o 

Korrektion für das in Lösung 4f . 

gebliebene Eugenol: ^ gq - „ = 99,9 °/o. 

Vorteile seiner Methode sind nach van Urk, daß sie in 
einer halben Stunde auszuführen ist, und daß etwa vorhandene 
Alkohole nicht stören, was nach den Verfahren von Thoms und 
von Verley und Bölsing unter Umständen der Fall sein kann. 

Methylzahl. Eine Anzahl ätherischer Öle enthält als wich- 
tige Bestandteile Methyl- und Äthyläther von Phenolen und Säuren, 
deren Alkylgruppen nach der Zeiselschen Methode 1 ) bestimmt 
werden können. Benedikt und Grüßner 2 ) haben die quan- 
titative Methoxylbestimmung zur praktischen und wissenschaft- 
lichen Untersuchung der ätherischen Öle empfohlen und ihre 
Brauchbarkeit an einer Reihe von Beispielen gezeigt. Sie be- 
zeichnen als Methylzahl die Zahl, die angibt, wieviel mg Methyl 
1 g Substanz beim Kochen mit Jodwasserstoffsäure abspaltet. 
Dabei wird Äthyl, Propyl und Isopropyl durch die äquivalente 
Menge Methyl ersetzt gedacht. Die gewonnene Menge Jodsilber 
wird also in allen Fällen auf Methyl umgerechnet. 

Die durch Kochen von 0,2 bis 0,3 g des zu untersuchenden 
Öls mit Jodwasserstoffsäure (vom spez. Gew. 1,70, der man nach 



*) Monatsh. f. Chem. 6 (1885), 989. 
a ) Chem. Ztg. 18 (1889), 872, 1087. 



Chemische Prüfungsmethoden. 763 

Herzig 1 ) 8% Essigsäureanhydrid zusetzt) entstehenden Dämpfe 
von Jodmethyl werden in einem geeigneten Apparat zunächst durch 
erwärmtes Wasser geleitet, in dem etwas Phosphor suspendiert 
ist, damit etwa mitgerissene Joddämpfe zurückgehalten werden. 
Nachdem das Jodmethyl diese Vorlage passiert hat, wird es von 
einer alkoholischen Silbernitratlösung aufgefangen und das aus- 
geschiedene Jodsilber gewogen. 

Für die Ausführung dieser Bestimmung sind bequeme 
Apparate von L. Ehmann 2 ) und von H. Decker 8 ) zusammen- 
gestellt worden. 

Gregor 4 ) hat vorgeschlagen, die Suspension des Phosphors 
in Wasser durch eine Lösung von je einem Teil Kaliumbicarbonat 
und arseniger Säure in 10 Teilen Wasser zu ersetzen, wodurch 
man nicht nur die Joddämpfe, sondern auch etwa mit über- 
gerissene Jodwasserstoffsäure unschädlich macht. Zum Auf- 
fangen des Jodmethyls wendet Gregor eine mit Salpetersäure 
angesäuerte Vio-Normal-Silbernitratlösung an und titriert die zur 
Fällung von Jodsilber nicht verbrauchte Silbermenge nach Volhard 
mit Vio-Normal-Rhodankaliumlösung zurück. 

Nach Weishut 5 ) ist ein Zusatz von Phenol zur Jodwasserstoffsäure 
(3 ccm Phenol auf 10 ccm Säure) in den Fällen empfehlenswert, wo bei der 
gewöhnlichen Art der Ausführung der Methoxylbestimmung keine brauch- 
baren Zahlen erhalten werden. Bei einer Temperatur über 45° ist Phenol 
mit H] in jedem Verhältnis mischbar. 

Man verfährt in der Weise, daß man zuerst die Substanz, dann das 
geschmolzene Phenol und zuletzt die HJ in das Methoxylkölbchen bringt. 

Wie aus den mitgeteilten Vergleichszahlen hervorgeht, ist der Phenol- 
zusatz sehr viel besser als der früher von Herzig für den gleichen Zweck 
empfohlene Zusatz von Essigsäureanhydrid. 

Klemenc") führt die Bestimmung des abgespaltenen Jodalkyls anders 
aus. Er benutzt die leichte Zersetzlichkeit der Jodalkyle bei hoher Temperatur, 
indem er die Jodalkyle über glühenden Bimsstein leitet, wobei Zersetzung 
unter Abscheidung von Jod eintritt, das dann mit Thiosulfat titriert wird. 
Die Silbernitratlösung ist hierbei also ganz ausgeschaltet, außerdem soll die 
Zeit, in der das Resultat erhalten werden kann, auf mindestens die Hälfte 
vermindert sein. 

*) Monatsh. f. Chem. 9 (1888), 544. 
2 ) Chem. Ztg. 14 (1890), 1767. 
") Bert. Berichte 86 (1903), 2895. 
*) Monatsh. f. Chem. 19 (1898), 116. 
s ) Ebenda 38 (1912), 1165. 
8 ) Ebenda 34 (1913), 901. 



764 Die Prüfung der ätherischen Ole. 

Über die Methoxylbestimmung mit Hilfe von Pyridin siehe 
Kirpal und Bühn 1 ) sowie Hewitt und Jones 2 ). 

Von den durch Benedikt und Grüßner untersuchten Ölen 
gaben keine Methylzahl: Wermutöl, Bittermandelöl, Angelicaöl, 
Bergamottöl, Kümmelöl, Citronenöl, Copaivabalsamöl, Corianderöl, 
Cubebenöl, Elemiöl, Eucalyptusöl, Geraniumöl, Wacholderbeeröl, 
Kirschlorbeeröl, Lavendelöl, Krauseminzöl, Pfefferminzöl, Weih- 
rauchöl, Latschenkieferöl, Sadebaumöl, ostindisches und west- 
indisches Sandelholzöl, Terpentinöl und Baldrianöl. 

Hohe Methylzahlen lieferten Anisöl, Sternanisöl und Fenchelöl 
wegen ihres Gehalts an Anethol und Methylchavicol, Nelkenöl, 
Nelkenstielöl und ZimtblätterÖl wegen ihres Eugenolgehalts. Bei 
Wintergrünöl wird die hohe Methylzahl durch das Methylsali- 
cylat, bei Petersilienöl durch das Apiol und bei Calmusöl durch 
das Asaron 8 ) veranlaßt. 

Die Bestimmung ist nur bei ganz spiritusfreien Ölen an- 
wendbar, da Äthylalkohol selbst eine Methylzahl gibt, woraus 
hervorgeht, daß man dieses Verfahren auch zum quantitativen 
Nachweis von Alkohol bei denjenigen Ölen benutzen kann, die 
im reinen Zustande keine Methoxylgruppen enthalten*). 



*) Berl. Berichte 47 (1914), 1084. 

a ) Journ. ehem. Soc. 115 (1919), 193. 

s ) Thoms u. Beckstroem, Berl. Berichte 36 (1902), 3191. 

*) Die Methylzahlen einiger der von Benedikt und Grüßner unter- 
suchten Öle können nur durch einen Gehalt an Alkohol erklärt werden. Es 
ist sehr zu bedauern, daß die physikalischen Eigenschaften der untersuchten 
Öle nicht mit angegeben sind und man deshalb deren Reinheit nicht beurteilen 
kann. Bei dem in der angeführten Abhandlung mit rir. 22 bezeichneten Ceylon- 
Zimtöl berechnen Benedikt undGrüßner aus der gefundenen Methylzahl 25,7 
einen Gehalt von 28,1 % Eugenol. Da reines Ceylon-Zimtöl nur 4 bis 8 % 
Eugenol enthält, so geht aus der Bestimmung hervor (vorausgesetzt, daß die 
Methylzahl von dem Eugenol allein herrührt), daß das Öl mit dem eugenol- 
reichen ZimtblätterÖl verfälscht war. Aus diesem Beispiel ersieht man, daß 
die mitgeteilten Methylzahlen mit Vorsicht aufzunehmen sind. Es wäre daher 
eine dankenswerte Aufgabe, die Bestimmungen an Ölen, deren Reinheit vorher 
auf andere Weise festzustellen wäre, zu wiederholen, um dieser Methode die 
für praktische Zwecke notwendige Unterlage zu verschaffen. Für die wissen- 
schaftliche Untersuchung ätherischer Öle ist die Methoxylbestimmung außer- 
ordentlich wertvoll, da sie Auskunft gäbt über das Vorhandensein oder das 
Fehlen von Phenoläthern oder Säureestern, die eine Methyl-, Äthyl- oder 
Propylgruppe enthalten. 



Chemische Prüfungsmethoden. 765 

Cineolbestimmung. Zur quantitativen Bestimmung des 
Cineols sind außer der fraktionierten Destillation verschiedene 
Methoden empfohlen worden, die sich alle darauf gründen, daß 
Cineol mit gewissen anderen Verbindungen Additionsprodukte 
zu bilden vermag. Wir lassen die Beschreibung der einzelnen 
Verfahren hier folgen. 

1. Destillationsmethode 1 ). Das zu untersuchende Öl wird fraktioniert 
und die in Intervallen von 2 zu 2 Graden aufgefangenen Fraktionen in ein 
gutes Kältegemisch gestellt und bis auf — 15 bis — 18° abgekühlt Dann 
versucht man sie durch Schütteln oder Berühren mit einem Cineolkristall 
zum Erstarren zu bringen. Der nach einstündigem Stehen im Kältegemisch 
flüssig bleibende Anteil wird durch eine in eine feine Spitze ausgezogene 
Pipette abgesaugt. Man erhält bei einiger Übung eine fast trockne Kristall- 
masse, von der man die letzten Flüssigkeitsspuren durch mehrfaches Durch- 
einanderschütteln der Kristalle entfernen kann. Das geschmolzene Cineol 
aller Fraktionen wird vereinigt und gewogen. 

Da ein gewisser Teil des Cineols in dem Terpen gelöst bleibt, so läßt 
sich auf diese Weise nicht alles abscheiden. Die Methode ist deshalb nur 
dann anwendbar, wenn es sich darum handelt, unter mehreren Ölen das cineol- 
reichste herauszufinden. 

2. Bromwasserstoffmethode. In eine durch eine Kältemischung 
stark abgekühlte Lösung von 10 ccm Öl in 40 ccm leichtsiedendem Petrol- 
äther (Sdp. 35 bis 40°) leitet man so lange absolut trockne Bromwasser- 
stoffsäure ein, als noch ein Niederschlag entsteht. Das gebildete, reinweiße 
Bromwasserstoffcineol (CtoHisO-HBr) saugt man schnell mit der Saugpumpe 
ab und wäscht mit kaltem Petroläther nach. In die abgesogene Flüssigkeit 
leitet man von neuem Bromwasserstoffsäure ein, saugt den etwa gebildeten 
Niederschlag für sich ab und vereinigt ihn dann mit der Hauptmenge. 

Zur Entfernung des Petroläthers wird das Bromwasserstoffcineol eine 
Viertelstunde lang in einem Vakuum belassen, sodann mit wenig Alkohol 
in ein Cassiakölbchen gespült und durch Wasser zersetzt. Das abgeschiedene 
Cineol bringt man durch weiteren Wasserzusatz in den Kolbenhals und liest 
die Menge des Öles an der Skala ab. Durch Multiplikation mit 10 ergibt 
sich der Cineolgehalt des angewandten Öles in Volumprozenten. 

3. Phosphorsäuremethode 2 ), Vorschrift der amerikanischen Pharma- 
copöe (U. S. Ph.). 8. Auflage. 10 ccm Öl werden in 50 ccm Petroläther gelöst 



*) Helbings Pharmacological Record No. VIII, London 1892. 

a ) Das Verfahren rührt, wie diese Firma mitteilte, von F. H. Faulding 
§ Co. In Adelaide her. Zuerst beschrieben wurde es von Helbing u. Pass- 
more (Helbings Pharmacological Record No.XXIV, London 1893), die aber kein 
Verdünnungsmittel anwandten. Kebler [Americ. Journ. Pharm. 70 (1898), 492] 
-versuchte dadurch eine Verbesserung herbeizuführen, daß er das abgeschiedene 
und ausgepreßte Cineolphosphat mit Wasser zersetzte und die Säure mit Normal- 



766 Die Prüfung der ätherischen Öle. 

und zu der stark gekühlten (Kältemischung) Lösung allmählich unter Umrühren 
konzentrierte Phosphorsäure hinzugesetzt, bis die sich abscheidende, weiße 
Verbindung (Ch>Hi 8 O-HsP0i) einen gelblichen oder rötlichen Farbenton an- 
nimmt. Sodann wird die Kristallmasse mit der Saugpumpe abgesogen, mit 
Petroläther gewaschen, durch Abpressen 1 ) zwischen Tonplatten von den letzten 
flüssigen Anteilen befreit und mit Wasser zersetzt. Das abgeschiedene 
Cineol wird volumetrisch bestimmt und das Resultat auf Volumprozente 
umgerechnet 

Die britische Pharmakopoe gibt für die Eucalyptolbestimmung folgende 
Vorschrift: 

10 ccm Öl werden mit 4 bis 5 ccm Phosphorsäure vom spez. Gewicht 
1.750 (~) in einem in ein Kältegemisch eingestellten Gefäß gut durch- 
gemischt, das entstandene feste Additionsprodukt in ein Stück feinen Kalikos 
eingeschlagen und dann zwischen einigen Lagen Filtrierpapier scharf ab- 
gepreßt. Der Preßkuchen wird mit warmem Wasser zersetzt und das auf 
diese Weise wieder frei gewordene Eucalyptol dem Volumen nach bestimmt. 

Die Bromwasserstoff- wie die Phosphorsäuremethode leiden 
an dem Übelstande, daß die Additionsverbindungen mit Cineol 
ziemlich leicht zersetzlich sind, wodurch ihre quantitative Ab- 
scheidung erschwert wird. Infolgedessen sind, wie Schimmel 
§ Co. 2 ) durch Versuche an Gemischen von bekanntem Cineol- 
gehalt feststellten, die nach diesen beiden Methoden erhaltenen 
Resultate unzuverlässig, z. T. weichen sie sogar ganz erheblich 
von der Wirklichkeit ab. Immerhin wird die Brom Wasserstoff - 
methode bei Gegenwart nur geringer Cineolmengen von Nutzen 
sein können, da hier sämtliche übrigen Methoden versagen. 

4. Die Arsensäuremethode. Von Turner und Holmes 3 ) ist die 
Verwendung von Arsensäure, die ebenso wie die Phosphorsäure eine feste 
Verbindung*) mit Cineol gibt, zur Cineolbestimmung herangezogen worden. 
Sie wurde auch in die 9. Ausgabe (1916) der Amerikanischen Pharmakopoe 
aufgenommen, ist aber in der 10. Ausgabe (1926) nicht mehr enthalten. 



alkali titrierte. Bedenkt man, wie schwer die dickflüssige Phosphorsäure aus 
dem zähen Cineol-Phosphorsäurekuchen quantitativ zu entfernen ist, so kann 
man auch dieser Abänderung kein großes Vertrauen entgegenbringen. 

*) Die Schwierigkeiten, die sich bei der Cineolbestimmung nach der 
Phosphorsäuremethode ergeben, soll man nach Shapter [Perfum. Record 15 
(1924), 423] vermeiden können, wenn man die Additionsverbindung mittels 
einer durch Kältemischungen leicht bei tiefer Temperatur zu haltenden Presse 
abpreßt. 

2 ) Bericht von Schimmel § Co. 1917, 30. 

3 ) Perfum. Record 6 (1915), 20. — Vgl. Bericht von Schimmel Sf Co. 
Oktober 1915, 11. 

*) E. Merck, D.R.P. 132606. 



Chemische Prüfungsmethoden. 767 

5. Die Cresineolmethode. Beilud' und Grassi 1 ) hatten die 
Eigenschaft des Cineols, mit einer Reihe von Phenolen, wie a- und /J-Naphthol, 
o-, m- und p-Kresol, Brenzkatechin, Thymol u. a. Additionsverbindungen zu 
bilden, untersucht: Unter Verwendung des Anlagerungsprodukts von Cineol 
an o-Kresol, das er Cresineol nennt, hat T. Cocking 8 ) ein Verfahren 
gegründet, nach dem er auf kryoskopischem Wege den Cineolgehalt von 
Eucalyptusöl in folgender Weise quantitativ bestimmt: 3 g Eucalyptusöl werden 
mit 2,1 g o-Kresol gemischt. Aus dem Erstarrungspunkt dieser Mischung 
wird mit Hilfe einer graphischen Tabelle der gesuchte Wert ermittelt. 

6. Die Naphtholmethode. Zur Bestimmung des Cineols bedient sich 
Walker*) des «-Naphthols, das sich mit Cineol ebenso wie das o-Kresol 
in molekularen Verhältnissen verbindet. Vor dem Kresol hat das a-Naphthol 
den Vorzug, eine nicht hygroskopische Doppelverbindung mit Cineol zu geben. 
Das Walkersche Verfahren beruht ähnlich wie die Methode von Cocking 4 ) 
darauf, daß man die Probe mit a-Naphthol mischt und die Erstarrungspunkte 
der Gemische bestimmt. 

7. Die Oxydationsmethode von Dodge*). Sie beruht auf der 
verhältnismäßig großen Beständigkeit von Cineol gegen Kaliumpermanganat 
und wird in der Weise ausgeführt, daß man das betreffende Öl unter Eis- 
wasserkühlung mit einer nach und nach zuzusetzenden 5 bis 6 %igen Kalium- 
permanganatlösung schüttelt, bis ein Überschuß davon vorhanden ist. Das 
dabei zurückbleibende Eucalyptol wird der Menge nach bestimmt und durch 
Feststellung der Konstanten auf seine Reinheit geprüft. 

Schimmel $ Co. 8 ) kamen bei der Nachprüfung der Methode zu ganz 
ungenügenden Resultaten. 

8. Resorcinmethode. Im Laboratorium von Schim- 
mel S Co. 7 ) ist ein Verfahren ausgearbeitet worden, welches 
darauf beruht, daß Cineol mit Resorcin ein in überschüssiger 
konzentrierter Resorcinlösung lösliches Additionsprodukt bildet. 
Man verfährt folgendermaßen: 10 ccm Öl werden in einem 
1 00 ccm fassenden Cassiakölbchen (Fig. 74, S. 739) mit so viel 
50°/oiger Resorcinlösung versetzt, daß das Kölbchen zu etwa */ 4 
gefüllt ist- Die Mischung wird 5 Minuten lang tüchtig durch- 

*) Gazz. chim. ital. 43 (1913), II. 712; Chem. Zentralbl. 1914, I. 884. 

ä ) Perfum. Record 11 (1920), 281. — Vgl. Bericht von Schimmel 8j Co. 
1921 65. 

' 3 ) j'ourn. Soc. ehem. Ind. 42 (1923), T. 497. 

*) Vgl. Cocking, Perfum. Record 15 (1924), 10. 

*) Journ. ind. eng. Chem. 4 (1912), 592; 6 (1914), 863. 

e ) Bericht von Schimmel $ Co. April 1918, 56; April 1915, 74. 

') Ebenda Oktober 1907, 31 j Wiegand u. Lehmann, Chem. Ztg. 3ä 
(1908), 109; Bericht von Schimmel § Co. April 1908, 44. 



768 Die Prüfung der ätherischen Öle. 

geschüttelt, der nicht in Reaktion getretene Anteil des Öls durch 
Nachfüllen von Resorcin in den Kolbenhals gebracht, und durch 
öfteres Drehen und Beklopfen des Cassiakölbchens sorgt man 
dafür, daß auch die an den Gefäßwandungen haftenden Öl tropfen 
an die Oberfläche steigen. Nachdem sich die Resorcinlösung 
vollständig geklärt hat, was meist erst nach mehreren Stunden 
der Fall ist, liest man das abgeschiedene Ölvolumen ab und 
findet durch Subtraktion von 10 den Cineolgehalt des angewandten 
Öls, der dann durch Multiplikation mit 10 in Volumprozenten 
ausgedrückt wird. Sehr cineolreiche Öle verdünnt man zweck- 
mäßig vorher mit dem gleichen Volumen Terpentinöl, da das 
Cineolresorcin sonst bisweilen auskristallisiert, so daß die ganze 
Flüssigkeit erstarrt und die Bestimmung vereitelt wird. 

In der vorstehenden Form ist das Verfahren nur bei solchen 
■Ölen anwendbar, die neben Cineol keine nennenswerten 
Mengen sauerstoffhaltiger Körper (Alkohole, Aldehyde) 
enthalten, da das Resorcin diese ebenfalls löst und die Resultate 
dann zu hoch ausfallen. In allen anderen Fällen nimmt 
man die Bestimmung nicht mit dem ursprünglichen Öl 
vor, sondern mit der Cineol-Fraktion. Zu diesem Zwecke 
werden 100 ccm Öl aus einem Ladenburgschen Dreikugel- 
kolben (Fig. 70, S. 712) in der Weise destilliert, daß in der 
Sekunde etwa ein Tropfen fällt Die zwischen 170 und 190° 
siedenden Anteile, die das gesamte Cineol des Öls enthalten, 
werden gesondert aufgefangen und dem Volumen nach bestimmt. 
Man ermittelt sodann den Cineolgehalt dieser Fraktion in der 
oben beschriebenen Weise und rechnet ihn auf das ursprüng- 
liche Öl um. 

Die Fraktionierung hat den Nachteil, daß man dazu ver- 
hältnismäßig viel Öl gebraucht. Da nun die erwähnten sauerstoff- 
haltigen Verbindungen hauptsächlich aus Alkoholen 1 ) bestehen, 
so kann man nach einem Vorschlag von Schimmel &i Co. 2 ) 
den Gehalt des Öls an acetylierbaren Bestandteilen feststellen 
und ihn von dem in Resorcin gelösten und auf Prozente um- 
gerechneten Ölanteil in Abzug bringen. Die Differenz stellt 
dann den wirklichen Gehalt an Cineol dar. 



*) Terpineol bildet z. B. einen wesentlichen Bestandteil des Cajeputöls. 
2 Bericht von Schimmel 8} Co. Oktober 1915, 15. 



Chemische Prüfungsmethoden. 769 

Sicherer und auch für alle Fälle empfehlenswerter ist es, 
das Cineol als feste Resorcinverbindung abzuscheiden, diese 
zu zersetzen und das Cineol dem Volumen nach zu bestimmen. 
Schimmel § Co. teilen in ihrem Bericht 1926, 52 mit, daß sie 
seit Jahren den Cineolgehalt ätherischer Öle nur noch mit Hilfe 
des festen Resorcin- Additionsprodukts ermitteln. Die Vorschrift 
hierfür lautet: 

10 ccm Öl werden mit 20 ccm 50%iger Resorcinlösung 
vermischt und die — ev. nach Zusatz von etwas festem Cineol- 
resorcin — entstandene Kristallmasse zu einem gleichförmigen 
Brei verrührt. Sodann wird scharf abgesaugt und zur Ent- 
fernung der letzten Ölspuren zwischen Rltrierpapier abgepreßt 
Der Preßkuchen wird in einem Becherglase unter vorsichtigem 
Erwärmen mit Alkalilauge zersetzt und die Flüssigkeit schließlich 
quantitativ in ein Cassiakölbchen gebracht, wobei man sich 
eines Trichterchens mit langem, bis zum Boden des Kolbchens 
reichenden Rohr bedient. Mach dem Auffüllen wird das Volumen 
des abgeschiedenen Cineols abgelesen und durch Multiplikation 
mit 10 der Gehalt in Volumprozenten festgestellt. 

Bei einem Cineolgehalt von weniger als 70 % ist das Öl 
vor der Bestimmung mit der gleichen Menge Cineol zu ver- 
mischen, da die Resultate sonst zu niedrig ausfallen. 

Das zur Bestimmung verwendete Resorcin kann wieder regeneriert werden, 
indem man die vorher von d&m nicht in Reaktion getretenen Ol getrennte 
Lösung mit Wasserdampf behandelt, wobei das Cineol überdestilliert. Die 
zurückbleibende Resorcinlösung wird eingedampft; das so wiedergewonnene 
Resorcin kann zu neuen Bestimmungen benutzt werden. 

9. Bestimmung des Cineol-Gehalts in Eucalyptus- 
ölen durch den Erstarrungspunkt nach C. Kleber und 
W. v. Rechenberg 1 ). Verwendet wird dazu ein Glasrohr, das 
zur Vermeidung allzuschneller Abkühlung und Erwärmung doppel- 
wandig ist und direkt in die Kältemischung eingesetzt wird. 
Das von Schimmel § Co. benutzte Rohr 2 ) hat eine Länge von 
18 cm, einen äußeren Durchmesser von 3 und einen inneren 
Durchmesser von 2 cm. Eine im oberen Teil angebrachte Öffnung 



*) Journ. f. prakt Chem. IL 101 (1921), 171; Bericht von Schimmel § Co. 
1981, 25. 

") Unter Umständen genügt auch der auf S. 707 beschriebene und ab- 
gebildete Erstarrungspunktsbesriminungs-Apparat 

Gildemeister, Die ätherischen Öle. I. *° 



770 Die Prüfung der ätherischen Öle. 

stellt die Verbindung des Zwischenraumes mit der äußeren Luft 
her. Die Außenwand trägt etwa 5 cm vom oberen Rande ent- 
fernt 3 Ausstülpungen, die dazu dienen, das Gefrierrohr beim 
Einhängen in die Kältemischung zu stützen. Um ein Beschlagen 
der Innenwandungen zu verhüten, gibt man etwas gekörntes 
Chlorcalcium oder einige Tropfen konzentrierte Schwefelsäure in 
den Zwischenraum. Ein Evakuieren desselben ist weniger zweck- 
mäßig, da dann die Abkühlung zu viel Zeit in Anspruch nimmt. 

Für die Untersuchung bringt man etwa 10 ccm Öl in das 
Gefriergefäß und stellt zunächst den ungefähren Erstarrungs- 
punkt auf die übliche Weise fest, wobei man eine aus Eis und 
Kochsalz bereitete Kältemischung benutzt. Nachdem das Öl 
wieder geschmolzen ist, beginnt nunmehr die eigentliche Be- 
stimmung. Als Erstarrungspunkt hat hier, ähnlich wie bei Rosenöl, 
die Temperatur zu gelten, bei der die Kristallisation eben einsetzt. 
Das Glas wird dabei zeitweise aus der Kältemischung heraus- 
genommen, die Flüssigkeit mit dem Thermometer umgerührt und 
zum Einleiten der Kristallisation etwa 1° oberhalb des zu er- 
wartenden Erstarrungspunktes ein Cineolkriställchen zugesetzt. 

Für eine Reihe der vorkommenden Konzentrationen haben 
Kleber und v. Rechen berg die Erstarrungspunkte in einer 
Tabelle angegeben, aus der sich der gesuchte Wert berechnen 
läßt. Schimmel 8j Co. 1 ) haben auf Grund dieser Tabelle die 
umstehende graphische Darstellung (Fig. 76) angefertigt, die 
ohne weiteres ein Ablesen des Cineolgehaltes ermöglicht. 

Auch hier sind Öle mit weniger als 70 % Cineol vorher mit 
der gleichen Menge Cineol zu versetzen. 

Blausäurebestimmung. Der qualitative Blausäurenach- 
weis wurde schon auf S. 669 besprochen. Quantitativ bestimmt 
man die Säure am besten auf gewichtsanalytischem Wege: 

Etwa 1 g Öl wird genau abgewogen und in der 10- bis 20fachen 
Menge Alkohol gelöst. Die Lösung versetzt man zunächst mit 
10 g chlorfreier alkoholischer Ammoniaklösung, um das Phenyl- 
oxyacetonitril aufzuschließen, da sonst nur ein Teil der vor- 
handenen Blausäure bestimmt werden würde 2 ). Nach kurzem 
Stehen fügt man eine wäßrige Lösung von Silbernitrat hinzu und 

*) Bericht von Schimmel $ Co. 1926, 51. 

s ) Kremers u. Schreiner, Pharm. Review 14 (1896), 196. 



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772 Die Prüfung der ätherischen Öle. 

säuert mit Salpetersäure an 1 ). Nachdem sich die Flüssigkeit 
geklärt hat, sammelt man das Cyansilber auf einem getrockneten 
und gewogenen Filter, wäscht es sorgfältig mit Wasser aus und 
trocknet es bei 100° bis zum konstanten Gewicht. Hat man 
s Gramm Öl angewandt und a Gramm Cyansilber gefunden, so 
ergibt sich der Prozentgehalt des Öls an Blausäure aus 
folgender Formel: a . 20 149 

°/o HCN = a M,lw ■ 

' s 

Bequemer, aber weniger genau, weil die Endreaktion nur 
schwierig mit der nötigen Sicherheit zu erkennen ist, ist die 
Vielhabersche 2 ) maßanalytische Bestimmungsmethode. Das für 
Bittermandelwasser häufig angewandte Liebigsche Verfahren 
ist beim Öle ganz unbrauchbar. 

Die Bestimmung geschieht folgendermaßen: Eine genau 
gewogene, etwa 1 g betragende Menge Öl wird mit etwa 10 ccm 
Wasser angeschüttelt und zur Spaltung des vorhandenen Cyan- 
hydrins mit etwas frisch gefälltem Magnesiumhydroxyd versetzt. 
Nach Zusatz von 2 bis 3 Tropfen 10 %iger Kaliumchromatlösung 
titriert man langsam mit Vio-Normal-Silberlösung — unter fort- 
währendem Schütteln, um das Öl in innige Berührung mit der 
Mischung zu bringen — , bis die rote Farbe des Silberchromats 
das Ende der Reaktion anzeigt. Jedes ccm Vio-Normal-Silber- 
nitratlösung entspricht 0,0027018 g Blausäure. Den Prozent- 
gehalt ermittelt man nach der Formel: 

Q/oHCN=°' 27018 - b . 
' s 

Hierbei bedeutet b die Anzahl der verbrauchten ccm Vio-Nor- 
mal-Silbernitratlösung und s die zur Bestimmung verwendete 
Ölmenge in Grammen. 

Für die Praxis dürfte die maßanalytische Methode im all- 
gemeinen genügen. Sie ist von der amerikanischen Pharmakopoe 
(U. S. Ph.) zur Feststellung des Blausäuregehalts von Bitter- 



x ) Bei starkem Blausäuregehalt scheidet sich aus der ammoniakalisch- 
alkoholischen Lösung auf Zusatz von Silbernitrat sehr bald ein feinkristal- 
Hnischer Niederschlag von Silbercyanid-Ammoniak, NH 8 AgCri, aus. Um dem 
zuvorzukommen, muß das Ansäuern mit Salpetersäure unmittelbar nach 
Zusatz der Sllbernitratjösung geschehen. 

s ) Arch. der Pharm. 218 (1878), 408. 



Chemische Prüfungsmethoden. 773 

mandelöl aufgenommen worden. Die U. S. Ph. gibt als Faktor 
0,002684 an. Die Unterschiede rühren daher, daß bei obiger Be- 
rechnung die Atomgewichte auf O = 16 bezogen sind, während 
die U. S. Ph. sie auf H — 1 bezieht. 

Auf zwei weitere volumetrische Bestimmungsmethoden sei 
hier hingewiesen. 

Die erste ist zuerst von L. W. Andrews 1 ) beschrieben 
worden. Sie beruht darauf, daß sich Blausäure mit Mercuri- 
chlorid nach der Gleichung 2HCN + HgCl a = Hg(ClS) 2 + 2 HCl 
umsetzt. Es wird die dabei entstandene freie Salzsäure mit 
p-Nitrophenol als Indikator mittels 1 /io-Normal-r\alilauge titriert. 
Das Umständliche dieser Methode besteht in der von Andrews 
angegebenen Vorschrift, die Flüssigkeit nach dem Versetzen mit 
Sublimatlösung eine Stunde lang stehen zu lassen. Ein anderer 
Nachteil ist der undeutliche Farbenumschlag des ISitrophenols. 
Besser läßt sich nach Rosenthaler 2 ) die Farbenänderung be- 
obachten, wenn man Jodeosin als Indikator verwendet. Auch 
fand dieser Autor, daß man bei ganz kurzer Einwirkung ebenso- 
gute Ergebnisse erhält. 

Zur Titration sind erforderlich: 1. Vio-Normal-Kalilauge und 
Vio-Normal-Schwefelsäure. 2. Jodeosin (0,2°/oige alkoholische 
Lösung) nebst Äther. 3. Sublimatlösung. 

Zur Bestimmung verfährt man folgendermaßen: Man versetzt die zu 
untersuchende Flüssigkeit, die am besten 1 % Blausäure enthält, mit Jodeosin- 
lösung, neutralisiert mit Lauge oder Säure, bis die Lösung gerade noch Rosa- 
färbung zeigt, fügt Sublimatlösung hinzu und titriert sofort mit Lauge zurück, 
bis die Farbe wieder erscheint. Ob man genügend Sublimatlösung zugesetzt 
hat, erkennt man daran, daß sich die fertig titrierte Flüssigkeit nach Zusatz 
von einigen Tropfen Sublimatlösung nicht mehr entfärbt Tritt dies ein, so 
setzt man mehr Sublimatlösung zu und titriert nochmals mit Kalilauge. Hat 
man übertitriert, so gibt man einen Oberschuß von Säure hinzu und titriert 
wieder zurück. 1 ccm 1 /io-Mormal-KaliIauge = 2,7018 mg Blausäure. 

Die Bestimmung der Gesamt-Blausäure in Flüssigkeiten, die freie Blau- 
säure und Benzaldehydcyanhydrin enthalten, bietet keine Schwierigkeiten. 
Man neutralisiert wiederum gegen Jodeosin, versetzt mit einem Überschuß 
von Vio-Normal-Kalilauge, schüttelt eine Minute kräftig durch, setzt Sublimat- 
lösung zu und schüttelt nochmals eine Minute. Sodann gibt man Säure bis 
zur Entfärbung hinzu und titriert zuletzt mit Lauge bis zum Endpunkt (der 
ursprünglichen Rotfärbung). In allen Fällen, in denen man es mit Lösungen 



*) Americ. ehem. Journ. 80 (1903), 187. 
s ) Arch. der Pharm. 248 (1910), 529. 



774 Die Prüfung der ätherischen Öle. 

von unbekannter Stärke zu tun hat, ist es ratsam, nach Beendigung der 
Titration nochmals Lauge und Sublimatlösung hinzuzufügen und nach 5 Minuten 
langem Schütteln nochmals zu titrieren. Man berechnet auf Grund folgender 
Gleichungen: HCN + KOH = KCN + H e O. — C e H 6 CHOHCN + ROH = 
KCN + C.H a CHO + H*0. — 2 KCN + HgCU = Hg(CN) a + 2 KCl. 

Bei der Bestimmung der freien Blausäure neben Benzaldehydcyanhydrin 
genügt es nicht, die neutralisierte Lösung mit Sublimat zu versetzen und mit 
Alkali zu titrieren. Man findet dann immer zu hohe Resultate, weil Nitril 
durch das zutropfende Alkali zersetzt wird. Am besten arbeitet man wie folgt: 

Man läßt die zu untersuchende Lösung in einen Scheidetrichter, in dem 
sich etwa 20 ccm gesättigter neutraler Natriumsulfatlösung befinden, laufen 
und neutralisiert, nachdem man 50 ccm Äther und 10 Tropfen Jodeosinlösung 
zugesetzt hat Eventuell ausfallendes Natriumsulfat wird durch Wasserzusatz 
in Lösung gebracht. Sodann gibt man Sublimatlösung hinzu, trennt, nachdem 
man kräftig umgeschüttelt hat, die wäßrige Flüssigkeit in ein Glas ab und 
schüttelt die im Trichter zurückbleibende Lösung einmal mit 20 ccm und 
dann nochmals mit nur wenig Natriumsulfatlösung aus. Die ausgeschüttelte 
Säure wird wie sonst mit Alkali titriert 

Einem andern von L. Rosenthaler 1 ) ausgedachten Verfahren 
liegt die Umsetzung der Blausäure mit Mercurinitrat nach der 
Gleichung: Hg(NO s ) a H- 2 HCN = Hg(CN) 2 -+- 2HNO s zugrunde. 
Das überschüssige Mercurinitrat wird mit Rhodanammonium- 
lösung (mit Ferriammoniumsulfat als Indikator) titriert. 

Zur Bestimmung braucht man eine */w> normale Mercurinitratlösung, eine 
x /u> normale Ammoniumrhodanidlösung und eine gesättigte, mit etwas Sal- 
petersäure versetzte Ferriammoniumsulfatlösung. Die Blausäure enthaltende 
Flüssigkeit läßt man in die überschüssige Quecksilberlösung hineinlaufen, 
verschließt das Gefäß, in dem man die Titration vornimmt, und schüttelt 
kräftig um. Ob genügend Mercurinitrat zugesetzt ist, erkennt man daran, 
daß die Flüssigkeit nicht mehr nach Blausäure riecht. Durch Sättigen der 
Flüssigkeit mit chlorfreiem Alkalinitrat läßt sich eine Verschärfung der Um- 
schläge erzielen. 1 ccm ± /ia normal Hg(NO a ) a = 2,7018 mg HCN. 

Zur Bestimmung der Blausäure neben Benzaldehydcyanhydrin eignet 
sich die Methode nicht 

Auf eine von Runne 2 ) veröffentlichte kritische Besprechung 
aller zur Bestimmung von Blausäure in Bittermandelwasser 
vorgeschlagenen gewichts- und maßanalytischen Methoden sei 
des Interesses wegen aufmerksam gemacht. 

Senfölbcstimmung. Den Gehalt an Senföl kann man ent- 
weder dadurch ermitteln, daß man es als Thiosinamin zur 



*■) Arch. der Pharm. 249 (1911), 253. 

*) Apotheker-Ztg. 24 (1909), 288, 297, 306, 314, 325, 333, 344, 356. 



Chemische Prüfungsmethoden. 775 

Wägung bringt, oder besser durch Umsetzung mit ammoniakali- 
scher Silberlösung, wobei ebenfalls intermediär Thiosinamin 
entsteht, das dann aber gleich, unter Abscheidung von Schwefel- 
silber, weiter zerlegt wird. Im letzteren Falle unterscheidet man 
wieder eine gravimetrische Bestimmung (Wägung des ausge- 
schiedenen Schwefelsilbers) und eine titrimetrische (Verwendung 
von Vio-Normal-Silbernitratlösung und Zurücktitrieren des über- 
schüssigen Silbernitrats). In der Praxis ist fast nur dieses 
titrimetrische Verfahren im Gebrauch, doch sollen der Voll- 
ständigkeit wegen auch die beiden anderen Methoden hier be- 
schrieben werden. 

Thiosinaminmethode 1 ). Schüttelt man 3 g Senföl und 3 g Weingeist 
mit 6 g Ammoniakflüssigkeit in einem Kölbchen zusammen, so klärt sich 
das Gemisch nach einigen Stunden in der Kälte <rasch bei 50°) und gibt 
gewöhnlich ohne Färbung Kristalle von Thiosinamin. Von den Kristallen 
gieße man die gelbe Mutterlauge ab und dampfe letztere nach und nach auf 
dem Wasserbade ein, indem man erst dann wieder eine neue Menge Flüssig- 
keit zugibt, wenn der Ammoniakgeruch verschwunden ist. Alsdann bringe 
man auch die Kristalle in das Abdampfschälchen und erwärme dieses, 
nachdem man auch den letzten Inhalt des Kölbchens noch mit Weingeist in 
das Schlichen gespült hat, auf dem Wasserbade, bis keine Gewichtsabnahme 
mehr stattfindet. Das in dieser Weise erhaltene, 3,25 bis höchstens 3,5 g 
(entsprechend einem Gehalt von 92,6 bis 100°/„ Isothiocyanallyl) betragende 
Thiosinamin ist nach dem Erkalten eine bräunliche, bei 70° schmelzende 
Kristallmasse mit lauchartigem, durchaus nicht scharfem Gerüche. In 2 Teilen 
warmen Wassers löst sich die Masse zu einer blaues Lackmuspapier nicht ver- 
ändernden Flüssigkeit von etwas bitterem, nicht nachhaltigem Geschmack auf. 

Zu beachten ist, daß hierbei vorhandener Schwefelkohlenstoff mit als 
Thiosinamin bestimmt wird, da er mit Ammoniak nach der Gleichung reagiert : 

CS S + 4NH 3 = (NHJSCN + (NH 4 ) S S, 

Schwefelkohlenstoff Ammoniak Rhodanammoniutn Schwefelammonimn 

und die entstehenden Produkte beim Eindampfen größtenteils im Rückstande 
bleiben. Beträgt dieser mehr als 3,5 g, so ist ein unzulässiger Schwefel- 
kohlenstoffgehalt wahrscheinlich, besonders wenn die Masse nach Schwefel- 
ammonium riecht. 

Berechnen läßt sich der Prozentgehalt an Isothiocyanallyl nach der Formel: 

a - 85,34 
s 

Hierbei bedeutet a die gefundene Thiosinaminmenge und s die an- 
gewandte Senfölmenge in Grammen. 

l ) Vorschrift des Deutschen Arzneibuchs III. 1890 



776 Die Prüfung der ätherischen Öle. 

Kretnel 1 ) hat vorgeschlagen, Ammoniak von bestimmtem 
Gehalt zu verwenden und die zur Thiosinaminbildung nicht ver- 
wendete Menge durch Titrieren mit Halbnormalsäure zu ermitteln. 
Über . die Brauchbarkeit dieser Methode scheinen praktische 
Erfahrungen nicht vorzuliegen. 

Bestimmung mit ammoniakalischer Silberlösung. 

a) Titrimetrische Methode. Etwa 5 g (genau gewogen) 
•einer Lösung von 1 g Senföl in 49 g Spiritus werden in einem 
100 ccm fassenden Meßkolben mit 50 ccm 1 /io-Normal-Silbernitrat- 
lösung und 10 ccm Ammoniakflüssigkeit (d 16 , 0,960) versetzt. Den 
Kolben versieht man mit einem als Rückflußkühler dienenden, 1 m 
langen Steigrohr und erhitzt ihn 1 Stunde lang auf dem lebhaft 
siedenden Wasserbade. Sodann kühlt man auf Zimmertemperatur 
ab, füllt mit Wasser bis zur Marke auf, schüttelt durch und filtriert. 
50 ccm des FHtrats werden nach Zusatz von 6 ccm Salpetersäure 
(d 15 . 1,153) und etwas Perriammoniumsulfatlösung mit Vio-Normal- 
Rhodanammoniumlösung titriert, bis eben bleibende Rotfärbung ein- 
tritt. Um die im ganzen in Reaktion getretene Menge Silberlösung 
zu erfahren, ist die Anzahl der verbrauchten ccm Rhodanammonium- 
lösung zu verdoppeln und das Produkt von 50 zu subtrahieren. 
Haben s Gramm der alkoholischen Senföllösung a ccm Vio-Normal- 
Silbernitratlösung verbraucht, so ist der Prozentgehalt des Öles 
an Isothiocyanallyl 



Der sich hierbei abspielende Prozeß ist folgender: Zunächst 
entsteht durch Einwirkung von Ammoniak auf Senföl Thiosinatnin : 



^NHC S H B 



CSNC 8 H 5 + NH 8 = 6: S 

^NH 2 
dieses wird durch Silbernitrat in ammoniakalischer Lösung in 
Allylcyanamid und Schwefelwasserstoff gespalten: 



-NHC S H 8 



C:S = CNNHC 8 H 5 + H 8 S. 

NsH. 



l ) Pharm. Post 21 (1888), 828. 



Chemische Prüfungsmethoden. 777 

Der Schwefelwasserstoff verbindet sich mit dem vorhandenen 
Silberoxyd zu Ag s S. Im Zusammenhang läßt sich der Prozeß 
durch nachstehendes Formelbild veranschaulichen: 

CSNC 8 H B + 3NH S + 2 AgNO s = Ag s S + CNNHC S H 6 -+- 2NH 4 NO s . 

Das Prinzip dieser Methode stammt von E. Di et er ich 1 ), 
der jedoch die Bestimmung gravimetrisch durch Wägung des 
Schwefelsilbers vornehmen ließ (s.u.). Gadamer 2 ) übertrug sie 
dann auf die Maßanalyse. Entsprechend der Dieterichschen 
Vorschrift wurde die Mischung aber nicht erwärmt, sondern blieb 
24 Stunden bei gewöhnlicher Temperatur stehen. K. Dieterich 3 ) 
sowohl wie Firbas*) machten darauf aufmerksam, daß die Um- 
setzung des Thiosinamins mit Silbernitrat nach 24-stündigem 
Stehen in der Kälte noch nicht vollständig ist, und daß nur 
dann richtige Werte erhalten werden, wenn man die Mischung 
nach dem Stehen noch einige Zeit erwärmt. Kuntze 5 ) stellte 
später fest, daß bei gewöhnlicher Temperatur neben Schwefel- 
silber stets mehr oder weniger von der Silberverbindung des 
Allylsulfocarbaminsäureäthylesters entsteht, wobei für 1 Mol. 
Senföl 1 Atom Silber in Betracht kommt, während zur Bildung 
des Schwefelsilbers für 1 Mol. Senföl 2 Atome Silber erforderlich 
sind. Die Folge davon ist, daß man weniger Silbernitratlösung 
gebraucht als bei vollständiger Umsetzung, und daß mithin die 
Resultate zu niedrig ausfallen. 

Vermieden wird die Ausscheidung von Thiourethansilber da- 
durch, daß man bei höherer Temperatur arbeitet, und zwar erhält 
man nach Kuntze die besten Resultate, wenn man wie oben 
angegeben verfährt und die Mischung sogleich 1 Stunde lang auf 
dem Wasserbade erhitzt. Eine Reduktion der Silberlösung beim 
Kochen mit Alkohol ist nach den von Kuntze angestellten Ver- 
suchen nicht zu befürchten. 

b) Gravimetrische Methode. Wie schon erwähnt, rührt 
die Bestimmung des Isothiocyanallyls mit ammoniakalischer 



*) Helfenberger Annalen 1886, 59. 

a ) Arch. der Pharm. 237 (1899), 110. Vgl. auch Arch. der Pharm. 246 
(1908), 59, Anm. 2. 

•) Pharm. Ztg. 45 (1900), 768. 

*) Zeitschr. d. allg. österr. Apoth.-Ver. 58 (1904), 222. 

s ) Arch. der Pharm. 246 (1908), 58. 



778 Die Prüfung der ätherischen Öle. 

Silberlösung von E. Dieterich (loc. cit) her, der aber den Gehalt 
dadurch feststellt, daß er das abgeschiedene Schwefelsilber zur 
Wägung bringt. K- Dieterich 1 ) 'hat das Verfahren später etwas 
modifiziert. Man verfährt zunächst genau wie bei der titrimetri- 
schen Methode, nur braucht man natürlich keine eingestellte 
Silberlösung anzuwenden. Nachdem sich der Niederschlag gut 
abgesetzt hat, sammelt man ihn durch Filtrieren der heißen 
Flüssigkeit auf einem vorher nacheinander mit Ammoniak, heißem 
Wasser, Alkohol und Äther gewaschenen, getrockneten and ge- 
wogenen Filter, wäscht ihn mit heißem Wasser lege artis aus, 
verdrängt die wäßrige Flüssigkeit mit starkem Alkohol und 
diesen wieder mit Äther. Der so behandelte Niederschlag wird 
bei etwa 80° bis zur Gewichtskonstanz getrocknet. Der Prozent- 
gehalt des Öles an Isothiocyanallyl ergibt sich aus der Formel: 

a • 39,995 
s 

a = Menge des gefundenen Schwefelsilbers in Grammen, 

s = angewandte Senfölmenge in Grammen. 

Nach Kuntze (loc. cit.) soll man bei dieser Methode auch 
dann brauchbare Werte erhalten, wenn man die Mischung ohne 
zu erwärmen 24 Stunden bei gewöhnlicher Temperatur stehen 
läßt. Obgleich, wie oben angeführt, unter diesen Umständen 
neben Schwefelsilber auch Thiourethansilber entsteht, so ist das 
doch nur von unbedeutendem Einfluß auf das Resultat, da die 
Molekulargewichte dieser beiden Verbindungen (248 und 252) nahe 
beieinander liegen. Wie wir gesehen haben, können bei der titri- 
metrischen Methode dadurch erhebliche Fehler zustande kommen. 

Über die kritische Prüfung der wichtigsten Methoden zur 
Bestimmung des Senföls berichtet Frerichs, und zwar über 
Arbeiten von Wehrmann, Wegener, Braunwarth und Meyer 
im Archiv der Pharmazie 253 (1915), 30(6—27. 

Prüfung der ätherischen Öle auf Schwermetalle (Pb 

und Cu): 10 ccm Öl werden mit 10 ccm Wasser, das 1 Tropfen 
Salzsäure enthält, durchgeschüttelt, das Wasser dann wieder 
vom Ol getrennt und mit Schwefelwasserstoffwasser versetzt: 
es darf sich dabei nicht dunkel färben. 



*) Helfenberger Annalen 1900, 182. 



Chemische Prüfungsmethoden. 779 

Nach der Amerikanischen Pharmakopoe verfährt man in der 
Weise, daß man die Mischung nicht trennt, sondern sogleich 
Schwefelwasserstoff einleitet: weder Öl noch Wasser dürfen sich 
dunkel "färben. 

Prüfung auf Chlor. 1. QUALITATIVE PRÜFUNGSMETHODEN. 
Eine bei der Untersuchung von Bittermandelöl und Kirsch- 
lorbeeröl, sowie verschiedenen Präparaten wichtige Prüfung ist 
die auf das Vorhandensein gechlorter Produkte. Während es 
sich bei den beiden Ölen darum handelt, etwaige Verfälschungen 
mit dem gewöhnlichen technischen Benzaldehyd nachzuweisen, 
gibt uns diese Prüfung bei den betreffenden Präparaten Aus- 
kunft über deren Reinheitsgrad. Die hauptsächlichsten hierher- 
gehörigen Verbindungen sind Benzylalkohol, Benzaldehyd, Phenyl- 
äthylalkohol, Phenylacetaldehyd, Zimtaldehyd, synthetischer Cam- 
pher, Benzylbenzoat und Benzylacetat. 

Sogenannte Beilsteinsche Probe. Ein an einem Platin- 
draht befestigtes Kupferoxydstückchen wird mit dem Öl befeuchtet 
und in den äußeren Teil einer Bunsenflamme gehalten. Sobald 
der Kohlenstoff verbrannt ist, beobachtet man bei Gegenwart 
von Chlor eine grüne bis blaugrüne Färbung der Flamme, die 
durch verdampfendes Chlorkupfer verursacht wird, und deren 
Intensität und Dauer von der Menge des Chlors abhängt. 

Zum Nachweis von Chlor in ätherischen Ölen oder organischen 
Präparaten ist die Beilsteinsche Probe nicht zu empfehlen, da 
es auch chlorfreie organische flüchtige Kupferverbindungen 
gibt, die die Flamme blaugrün färben, wie dies z. B. H. Kunz- 
Krause 1 ) bei Kupferbenzoat beobachtet hat, das sich beim 
Erhitzen von Benzoesäure mit Kupferoxyd bildet. Da nun Benz- 
aldehyd beim Stehen an der Luft leicht in Benzoesäure über- 
geht, so kann leicht ein Chlorgehalt durch die Flammenfärbung 
vorgetäuscht werden. Andrerseits ist sie weniger genau als die 
„Verbrennungsmethode". Zum Nachweis von Chlor im künstlichen 
Campher ist die Beilsteinprobe nach K.Stephan 2 ) aber geeignet 

Kalkprobe. Das zu prüfende Öl wird innig mit etwa der 
zehnfachen Menge chlorfreien gebrannten Marmors 3 ) verrieben 

*) Apotheker-Ztg. 80 (1915), 141. 

s ) Vgl. Lohmann, Berichte d. deutsch, pharm. Ges. 1» (1909), 222. 

") Statt des Marmors kann man auch chlorfreie calcinierte Soda verwenden. 



T80 Die Prüfung der ätherischen Öle. 

ind die Mischung einige Zeit schwach im Tiegel geglüht. Etwa 
vorhandenes Chlor wird hierbei an Kalk gebunden. Man löst 
n Salpetersäure und prüft die filtrierte Lösung in der üblichen 
Weise mit Silbernitrat. 

Da durch das Glühen im offenen Tiegel leicht Verluste an Öl 
antstehen können, ist sie wenig genau und ziemlich umständlich. 

Verbrennungsmethode 1 ). Sie ist die geeignetste von 
allen vorgeschlagenen Verfahren. Nur muß die dafür gegebene 
Vorschrift genau innegehalten werden. Sie besteht darin, daß 
man das betreffende Öl verbrennt und die Verbrennungsprodukte 
auf Salzsäure prüft. Ein etwa 5x6 cm großes, fidibusartig 
zusammengefaltetes Stück Filtrierpapier wird mit dem Öle ge- 
tränkt, der Überschuß an letzterem abgeschleudert und das Papier 
in eine kleine Porzellanschale gebracht, die in einer größeren 
von etwa 20 cm Durchmesser steht. Man zündet das Papier an 
und stürzt schnell ein bereit gehaltenes, etwa 2 Liter fassendes, 
innen mit destilliertem Wasser befeuchtetes Becherglas darüber. 
Die Größenverhältnisse müssen so gewählt sein, daß der Rand 
der größeren Schale den des Becherglases noch etwas überragt 
Nach dem Erlöschen der Flamme läßt man das Becherglas noch 
eine Minute darüber und spült sodann die Verbrennungsprodukte, 
die sich an den feuchten Wandungen des Becherglases nieder- 
geschlagen haben, mit wenig (10 ccm) destilliertem Wasser auf 
ein Filter. Das mit einigen Tropfen Salpetersäure angesäuerte 
Filtrat muß auf Zusatz von Silbernitratlösung klar bleiben. 

Verfährt man genau wie angegeben, so verbrennen dabei 
ungefähr 0,4 g Öl. Es läßt sich noch 1 Tropfen Monochlorbenzol 
in 50 g Benzaldehyd mit aller Schärfe erkennen, was einem 
ungefähren Chlorgehalt von 0,03 % entspricht. Der Sicherheit 
wegen mache man aber stets die Gegenprobe mit einem reinen 
Destillat, da Täuschungen vorkommen können, wenn das Wasser 
und die Gefäße nicht vollständig frei von Salzsäureverbindungen 
sind. Vor der Kalkprobe hat sie den Vorzug, bequemer und 
schneller ausführbar zu sein, besonders dann, wenn man viele 
Öle zu prüfen hat. 

Bei blausäurehaltigen Ölen kann unter Umständen die Blau- 
säure zu Irrtümern Veranlassung geben, indem unverbrannte 

l ) Vgl. Bericht von Schimmel § Co. April 1890, 29 und Oktober 1904, 57. 



Chemische Prüfungsmethoden. 781 

Blausäure von den Verbrennungsprodukten mitgerissen und von 
dem an der Innenwandung des Becherglases befindlichen Wasser 
aufgenommen wird. Bei der Prüfung mit Silbemitrat tritt dann 
auch bei reinen Ölen eine Trübung ein, die aber nicht durch 
AgCl, sondern durch AgCN hervorgerufen ist. Zum Unterschied 
von AgCl verschwindet die durch AgCN verursachte Trübung, 
wenn man die Flüssigkeit vorsichtig bis nahe zum Sieden erwärmt. 

2. QUANTITATIVE CHLORBESTIMMUNGSMETHODEri. In einer 
verhältnismäßig großen Ölmenge enthaltene Spuren von Chlor 
lassen sich nach der bekannten Cariusschen Methode nicht 
quantitativ bestimmen. Nach Carius wird eine bestimmte 
Menge des Öles mit rauchender Salpetersäure bei Gegenwart 
von Silbernitrat im Einschmelzrohr erhitzt und das dabei ge- 
bildete Chlorsilber gewogen. Es wurde daher im Laboratorium 
von Schimmel § Co. 1 ) von h\. Rübke 2 ) ein Verfahren aus- 
gearbeitet, das verhältnismäßig schnell ausführbar ist und 
sichere und genaue Resultate liefert. Es beruht darauf, daß 
der bei der Verbrennung einer gewogenen Menge einer chlor- 
haltigen organischen Substanz entstehende Chlorwasserstoff 
vollständig durch verdünnte Kalilauge absorbiert und durch 
Titrieren ermittelt wird. 

Die Anordnung des der Bestimmung dienenden Apparates 3 ) veranschau- 
licht die beigefügte Zeichnung, zu der zu bemerken ist, daß nur die U-Röhren 
E und F an den beiden einander zugewandten Schenkeln durch je eine 
Klammer am gleichen Stativ und zwar in solcher Höhe befestigt werden, 
daß Erlenmeyerkolben von 500 ccm Inhalt unter die Ablaßhähne gesetzt 
werden können. 

Der wichtigste Teil des Apparates ist die zur Verbrennung dienende 
Lampe A, deren flaschenförmiger Behälter etwa 20 ccm faßt. Der Hals besitzt 
zwei Glasschliffe, und zwar ist außen die Kappe B aufgeschliffen, die für die 
Wägungen aufgesetzt wird, während in den Hals ein am unteren Ende schwach 
verdicktes Glasrohr eingeschliffen ist, in das ein zweites Glasröhrchen hinein- 
paßt, das kurz unterhalb seines oberen Endes eine geringe Verdickung auf- 
weist, um ein Hindurchgleiten zu verhindern. Dieses Röhrchen hat einen 
inneren Durchmesser von etwa 2 mm und nimmt den Asbestfaden auf, der 
als Docht dient Auf den oberen Teil des Glasrohres ist ein kurzes Metall- 
gewinde aufgepaßt, das eben herübergeschoben werden kann und dann leicht 
auf die Verdickung des Glasrohres aufgedrückt wird, damit es festsitzt. Der 

*) Bericht von Schimmel $ Co. 1920, 67; 1931, 56; 1922, 95; 1939, 96. 

*> Zeitschr. f. angew. Chem. 36 (1923), 156. 

s ) Der Apparat wird von der Firma F. Hugershoff in Leipzig hergestellt. 



782 



Die Prüfung der ätherischen Öle. 



dreiarmige Glockenträger ist auf dem Gewinde leicht drehbar und trägt die 
halbkugelförmige Glasglocke mit etwa 6 mm weiter Öffnung. 

Vor Ausführung einer quantitativen Bestimmung wird der betreffende Benz- 
aldehyd zunächst qualitativ auf seinen Chlorgehalt geprüft, um einen Anhalts- 
punkt für die zu verbrennende Menge zu bekommen. Alsdann wird der 
Apparat für die quantitative Bestimmung in folgender Weise zusammengesetzt: 



2° 




Fig. 77. 

Apparat zur Halogen-Bestimmung in organischen Verbindungen. (D. R. G.M.) 

Die beiden zur Absorption des gebildeten Chlorwasserstoffgases dienenden 
U-Rohre werden zu etwa s /* ihrer Länge mit Glasperlen gefüllt und mit je 25 ccm 
chlorfreier 1 /io-Mormal-Kalilauge beschickt, wobei zu beachten ist, daß die Flüssig- 
keit in die nicht bauchig erweiterten Schenkel gegeben wird, um die in ihnen 
befindlichen Perlen nach Möglichkeit zu benetzen. Die U-Rohre werden nun 
durch die gut eingepaßten Korkstopfen des kurzen Kugelaufsatzes miteinander 
verbunden. Das lediglich zur Kontrolle dienende Gläschen H wird mit etwa 
10 ccm Wasser gefüllt, an den Kugelaufsatz G angefügt und dieser auf das 
U-Rohr F aufgesetzt; alsdann wird H mit der Wasserstrahlpumpe verbunden. 



Chemische Prüfungsmethoden. 783 

Zuletzt wird der Verbrennungszylinder D an das U-Rohr E angefügt und probe- 
weise mit dem zur Aufnahme der Lampe dienenden Gefäß C durch den über 
C geschoheaen Gummistopfen verschlossen. 

Da durch Versuche festgestellt wurde, daS bei Ausführung der Ver- 
brennung keinesfalls die fast stets chlorhaltige Laboratoriumsluft, sondern 
frische Außenluft durch den Apparat zu saugen ist, die zweckmäßig vorher 
von Wasserdampf befreit wurde, so wird C durch ein kurzes Schlauchstück 
mit einer mit konzentrierter Schwefelsäure beschickten Waschflasche ver- 
bunden, deren zweiter Stutzen an ein durch eine Fensteröffnung nach außen 
reichendes Glasrohr angeschlossen wird. 

Zur Prüfung des Apparats auf gutes # Schließen der Stopfenverbindungen 
wird mit der Wasserstrahlluftpumpe ein lebhafter Luftstrom hindurchgesaugt; 
folgen hierbei — gleiche Rohrweite vorausgesetzt — die Luftblasen in der 
Waschflasche einander mit derselben Schnelligkeit wie im Gläschen H, so 
ist der Apparat in gebrauchsfähigem Zustand. 

Der zu prüfende chlorhaltige Benzaldehyd wird jetzt in das Lämpchen 
gefüllt und dieses nach dem Aufsetzen des Glasrohres, aus dem der Asbest- 
docht etwa 2 mm weit herausragt, durch die Glaskappe B verschlossen und 
gewogen. 

Alsdann wird das Lämpchen nach vorsichtigem Abstellen der Luftpumpe 
in das abgenommene Gefäß C gesetzt, mit diesem unter den Zylinder D ge- 
bracht, der Benzaldehyd entzündet und gleichzeitig ein gelinder Luftstrom 
durch den Apparat gesaugt Durch eine nötigenfalls vorzunehmende Drehung 
des Glockenträgers wird die Höhe der Flamme auf etwa 6 — 8 mm eingestellt, 
wobei darauf zu achten ist, daß keinerlei Rußbildung erfolgt. Bei dieser 
Flammengröße verbrennt in der Stunde etwa 1 g Benzaldehyd. Der Stopfen 
von C wird dann fest in den Zylinder D eingesetzt und, falls die Verbindung 
mit dem Waschgefäß für die durchzusaugende Luft gelöst wurde, diese wieder- 
hergestellt. Durch eine über den Verbindungsschlauch geschobene Klemm- 
schraube kann die Luftzufuhr geregelt werden, denn es hat sich als zweck- 
entsprechend erwiesen, die Wasserstrahlpumpe recht kräftig wirken zu lassen, 
um ein durch das Machlassen der Saugkraft bewirktes Erlöschen der Flamme 
zu verhindern. Der Luftstrom ist als ausreichend anzusehen, wenn an der 
Wandung des Verbrennungscylinders keine Wasserbildung auftritt; er beträgt 
dann etwa 1 1 in der Minute. 

Sollte bei länger andauernden Verbrennungen nach einiger Zeit die 
Flammengröße infolge Verkohlung der Dochtspitze erheblich nachlassen, so 
wird das Gefäß C mit der Lampe herausgenommen, nachdem zuvor die Saug- 
pumpe zum Teil zugeschraubt wurde, um beim Öffnen des Apparates ein 
Übersteigen der Absorptionsflüssigkeiten zu vermeiden. Die Lampe wird in 
der beschriebenen Weise gewogen, der Asbestfaden mit einer Pinzette 2 bis 
3 mm weit herausgezogen und die verkohlte Spitze mit einer Schere ab- 
geschnitten. Durch eine zweite Wägung wird der dadurch entstandene 
Gewichtsverlust ermittelt und nach der Zusammensetzung des Apparates die 
Verbrennung fortgeführt. 

Ist eine genügende Menge Benzaldehyd verbrannt (bis zu 10 bis 12 g 
bei sehr geringem Chlorgehalt), so wird die Lampe herausgenommen und 



784 Die Prüfung der ätherischen Öle. 

das Gewicht der verbrauchten Benzaldehydmenge ermittelt. Nachdem in- 
zwischen noch einige Zeit ein mäßiger Luftstrom durch den Apparat gesaugt 
worden ist, 15st man die Verbindung mit dem Kugelaufsatz und stellt die 
Wasserstrahlpumpe ab. 

Nach dem Abnehmen des andern Kugelaufsatzes sowie des Verbrennungs- 
zylinders wird der Inhalt der U-Rohre in die darunter gesetzten Crlenmeyer- 
kolben entleert und der Zylinder D zweimal mit je etwa 15 ccm Wasser 
ausgespült, das in das U-Rohr E zu geben ist. Alsdann wird mit Hilfe einer 
Spritzflasche der obere Teil der U-Rohre gut abgespült und nach jedesmaligem 
Schließen der Klemmschrauben viermal soviel Wasser in die Rohre gegeben, 
daß. die Glasperlen eben davon bedeckt werden. Die Gesamtmenge der Flüssig- 
keiten wird dann etwa je 350 ccm betragen. Nach Zugabe von einigen chlor- 
freien Siedesteinchen wird auf einem Asbestdrahtnetz bis zu einer bei 100 ccm 
angebrachten Marke eingedampft und nach dem Abkühlen nach Zugabe eines 
Tropfens Phenolphthaleinlösung mit chlorfreier Halbnormal- Schwefelsäure 
genau neutralisiert. Nach Hinzufügen von 5 Tropfen Kaliumchromatlösung wird 
zuerst der Inhalt des U-Rohres JF mit 1 / s <rNormal-Silbernitratlösung bis zum 
Auftreten der Silberchromatfärbung versetzt, well hier nur einige Tropfen 
erforderlich sind, und alsdann der Inhalt des U-Rohres E auf den gleichen 
Farbenton titriert. Zur Ermittlung des möglicherweise vorhandenen Chlor- 
gehalts von Wasser und Reagenzien wird ein blinder Versuch unter denselben 
Bedingungen angestellt, der in der Regel den gleichen Silbernitratverbrauch 
wie der Inhalt des U-Rohres F erfordert; ein Beweis dafür, daß die gebildete 
Chlorwasserstoffsäure im U-Rohr E vollständig absorbiert wurde. 

Bezeichnet man den Verbrauch an V'o-Normal-Silbernitratlösung (l ccm 
= 0,00071 g Chlor), vermindert um den blinden Versuch, mit a und die an- 
gewandte Menge Benzaldehyd mit s, so berechnet sich der Chlorgehalt nach 
der Formel: „ nnT< 

x chior = ^mi. 

Eine weitere Methode zur quantitativen Bestimmung 
von Chlor in Benzaldehyd, die im Prinzip dem soeben be- 
schriebenen Verfahren entspricht, rührt von J. Voigt 1 ) her. 

Sie beruht auf der Verbrennung des Benzaldehyds in einer eigenartig 
konstruierten Lampe unter Verwendung von Wasserstoff und Sauerstoff. Die 
Lampe besteht aus einem beiderseits geschlossenen zylindrischen Gefäß, in 
das nahe am einen Ende ein zur Wasserstoffzufuhr bestimmtes Rohr mündet, 
während durch das andere Ende das innen rechtwinklig nach oben gebogene 
Abgangsrohr hindurchführt, das mit einer eingekitteten Quarzkapillare in dem 
erweiterten Teil des pipettenförmigen Verbrennungsrohres endigt. Ein das Ab- 
gangsrohr umschließender, an die Lampe angeschmolzener Stutzen ermöglicht 
einerseits die Verbindung mit dem kurzen Ende des pipettenförmigen Verbren- 
nungsrohres durch ein Schlauchstück und andrerseits durch ein angeschmolzenes 
Zuleitungsrohr das Einleiten von Sauerstoff in das Verbrennungsrohr. 



*) Zeitschr. f. angew. Chemie 35 (1922), 654. 



Chemische Prüfungsniethoden. 785 

Während also der Wasserstoff in die Lampe gelangt, wird der Sauerstoff 
mit Umgehung der Lampe direkt in das aus schwer schmelzbarem Glase her- 
gestellte Verbrennungsrohr geleitet Das längere Ende dieses Verbrennungs- 
rohres kann durch ein Schlauchstück mit einer Vorlage verbunden werden, 
die zur Aufnahme und Bestimmung des gebildeten Wassers erforderlich ist 
(s. u.). Zum Erhitzen des Apparates dienen ein größerer, unter dem Bauch 
des Verbrennungsrohres befindlicher, und 8 kleinere Gasbrenner, von denen 3 
nebst der Lampe in einem Luftbade und 5 unter dem mit gekörntem Fiatrium- 
carbonat zu beschickenden längeren Ansatz des Verbrennungsrohres an- 
geordnet sind. 

Das Natriumcarbonat wird bereitet, indem man reines, wasserfreies Salz 
in etwa 3 mm starker Schicht auf einer Glasplatte ausbreitet und gleichmäßig 
leicht befeuchtet. Es bilden sich nach kurzer Zeit harte Platten, die in 

2 bis 3 mm große Körner zerkleinert werden. Beim Erhitzen verlieren die 
Körnchen wieder Wasser und bilden dann ein poröses, sehr aufnahmefähiges 
Absorptionsmittel. 

Für die Ausführung der Analyse 1 ) sind folgende Vorschriften 
genau zu beachten: 

Die mit einer gewogenen Menge Benzaldehyd gefüllte Lampe nebst dem 
auf etwa 15 cm Länge mit gekörnter Soda beschickten Verbrennungsrohr werden 
in den Ofen gelegt und durch ein Schlauchstück verbunden. Die Lampe wird 
oben an die Wasserstoff- und unten an die Sauerstoffflasche (möglichst mit 
Reduzierventilen) angeschlossen, unter Zwischenschaltung von Waschflaschen 
zwecks Beobachtung der Geschwindigkeit der durchströmenden Gase. Eine 
Verwechslung der Anschlüsse kann zu heftiger Explosion führen. 

Zur Entwässerung der Soda wird sodann ein lebhafter Sauerstoffstrom 
durch den Apparat geleitet und die Soda durch die darunter angeordneten 
5 Brenner vorsichtig erhitzt, bis keine Wasserdämpfe mehr entweichen. Nach 
dem Erkalten im Sauerstoffstrom schließt man das Sauerstoffventil und läßt 

3 Minuten lang Wasserstoff durch die Lampe streichen. Hierauf wird der 
Wasserstoffstrom abgestellt und durch 3 Minuten langes Durchleiten von 
Sauerstoff der Wasserstoff aus dem Verbrennungsrohr verdrängt (längeres 
Durchleiten ist zu vermeiden, da sonst Explosion möglich ist!). Nun werden 
sofort wieder die Brenner unter der Soda und die große Flamme unter dem 
Bauch des Verbrennungsrohres angezündet. Hierbei tritt fast augenblicklich 
Erglühen des Glases ein, worauf beim Anstellen des Wasserstoffstromes das 
Wasserstoffflämmchen an der Kapillare erscheint. Der große Brenner wird 
alsdann wieder geschlossen. Zwecks Verdampfung des Benzaldehyds werden 
jetzt die Brenner innerhalb des Luftbades zunächst mit ganz winzigen Flämmchen 
entzündet und bei einstweilen noch geöffnetem Deckel des Luftbades die Flammen 
nach und nach vergrößert. 

Die Gaszufuhr wird dergestalt geregelt, daß eine bis knapp in die Mitte 
des Bauches ragende blendende Flamme entsteht. Rußbildung ist durch 

*) Den dazu erforderlichen Apparat liefert die Firma E. Lasser, Gries- 
heim a. Main, Taunusstraße. 

Gildemeister, Die ätherischen Öle. I. 50 



786 Die Prüfung der ätherischen Ole. 

genügende Sauerstoffzufuhr zu verhindern. Der Endpunkt der Verbrennung 
gibt sich durch Abnehmen der Leuchtkraft der Flamme und das Auftreten 
einzelner Flecke in der Lampe zu erkennen. Den Rest des Aldehyds läßt man 
im nunmehr geschlossenen Luftbad verdampfen und dann den Apparat nach Ab- 
stellen des Wasserstoffs und sämtlicher Brenner im Sauerstoffstrom erkalten. 

Alsdann wird das Verbrennungsrohr herausgenommen und mit der Spitze 
nach unten über einem Becherglas festgeklammert. Durch Eingießen von 
wenig verdünnter Salpetersäure wird die Soda gelöst und mit wenig Wasser 
nachgespült, so daß die Flüssigkeitsmenge etwa 50 ccm ausmacht. Das etwa 
vorhandene Chlor wird mit V 10 n-Silbernitratlösung nach Volhard titriert. 

Da nun aber auf Grund vieler Versuche festgestellt wurde, daß Wasser- 
stoff in Stahlflaschen stets Spuren Chlor (0,003 g im Kubikmeter) enthält, 
macht sich eine entsprechende Korrektur erforderlich, die eine gewisse Fehler- 
quelle mit sich bringt. Zur Ermittlung dieses Chlorwertes des Wasserstoffs 
dient, weil die Chlormenge dem bei der Verbrennung aus dem Wasserstoff 
gebildeten Wasser proportional ist, die Bestimmung des Wassers in der an- 
fangs erwähnten Vorlage, doch ist von der ermittelten Wassermenge das aus 
dem Wasserstoff des Benzaldehyds gebildete Wasser in Abzug zu bringen. 

Der Vorteil der Methode von Voigt gegenüber dem Ver- 
fahren von Rübke liegt in einer Zeitersparnis, denn eine Be- 
stimmung, bei der bei nicht zu geringem Chlorgehalt 10 bis 12 g 
Benzaldehyd verbrannt werden, nimmt nebst allen Vorarbeiten 
und der Titration nur 3 bis 3Vs Stunden in Anspruch. Dafür 
erfordert aber die Methode von Voigt bei einer verhältnismäßig 
kostspieligen Apparatur einen nicht unbedeutenden Verbrauch 
an Wasserstoff, Sauerstoff und Gas, wobei noch zu bemerken 
ist, daß bei Außerachtlassung gewisser Vorsichtsmaßregeln un- 
angenehme Explosionen stattfinden können. 

Aus diesen Gründen wird für die Verwendung in Unter- 
suchungslaboratorien dem Rübkeschen Verfahren der Vorzug 
zu geben sein, weil hier die Zeitdauer der Bestimmung gegen- 
über der Kostspieligkeit eine untergeordnete Rolle spielt, zumal 
während der stundenlangen Verbrennung nur eine gelegentliche 
Beobachtung des Apparates erforderlich ist. 



Nachweis häufig vorkommender Verfälschungsmittel. 787 



Der Nachweis einiger häufig 
vorkommender Verfälschungsmittel. 



Terpentinöl. Das früher am meisten angewandte Ver- 
fälschungsmittel, das Terpentinöl, wird jetzt zur Verfälschung weit 
weniger häufig benutzt. Bisweilen kann es schon durch seinen 
charakteristischen Geruch erkannt werden, vornehmlich bei Ölen, 
die kein Pinen, das ja den Hauptbestandteil des Terpentinöls 
bildet, enthalten. Im allgemeinen bewirkt seine Gegenwart Ver- 
änderungen des spezifischen Gewichts, der Löslichkeit, der Siede- 
temperatur und des optischen Drehungsvermögens. Hierbei ist 
zu beachten, daß es sowohl rechts- wie linksdrehende Terpentin- 
Öle gibt. Statt Terpentinöl dient oft auch leichtes Campheröl 
(s. dieses) als Verfälschungsmittel. 

Der strikte Nachweis von Terpentinöl oder leichtem Campher- 
öl (das ja auch zum Teil aus Pinen besteht) 1 ) in Ölen, die im 
reinen Zustande kein Pinen enthalten, wird durch die Isolierung 
und Kennzeichnung des Pinens geführt. Man fraktioniert die 
um 160° siedenden Bestandteile heraus und stellt nach dem 
auf Seite 349 beschriebenen Verfahren das Pinennitrosochlorid 
sowie das Pinennitrolbenzylamin oder Pinennitrolpiperidin dar. 
Bei stark drehenden Fraktionen weist man das Pinen besser 
durch Oxydation zu Pinonsäure nach (Seite 352), da die Aus- 
beute an Nitrosochlorid um so geringer ist, je stärker das 
Pinen dreht. 

Enthält ein Öl schon an und für sich Pinen, so ist ein 
Terpentinölzusatz durch den Vergleich der physikalischen Eigen- 
schaften der niedrigst siedenden Fraktion des verfälschten 
mit dem entsprechenden Anteil eines reinen Öls zu erkennen. 



l ) Das Nichtauffinden von Pinen ist natürlich kein Beweis für das Fehlen 
von leichtem Campheröl, da bei diesem auch pinenfreie oder -arme Fraktionen 
vorhanden sein können. 

50 



788 Die Prüfung der Etherischen Ole. 

Cedernholz-, Copaiva- und Gurjunbalsamöl. Diese drei 
Öle dienen wegen ihrer Billigkeit und ihres schwachen Geruchs 
öfter zur Verfälschung anderer Öle. Sie lassen sich aber durch 
ihre von vielen ätherischen Ölen stark abweichenden physi- 
kalischen Eigenschaften, nämlich die Schwerlöslichkeit in 70 
bis 90°/oigem oder noch stärkerem Alkohol, das hohe spez. 
Gewicht (über 0,900), die oberhalb 250° liegende Siedetempera- 
tur und endlich durch ihr Dreh ungs vermögen in den meisten 
Fällen ohne Schwierigkeit erkennen. 

Alle drei Öle drehen mehr oder weniger stark nach links. 
Bei Copaivabalsamöl liegt der Drehungswinkel a n zwischen 
— 7 und — 35° x ), bei Cedernholzöl zwischen — 25 und — 44° 
und bei Gurjunbalsamöl zwischen — 35 und — 130° (!). 

Auf chemischem Wege lassen sich bis jetzt nur Cedern- 
holz- und Copaivabalsamöl nachweisen. Zu diesem Zwecke 
wird das Öl der fraktionierten Destillation unterworfen und die 
um 260° siedende Fraktion genauer untersucht. Das im Cedern- 
öl enthaltene Cedren läßt sich durch Oxydation mit Kalium- 
permanganat oder mit Ozon in die Cedrenketosäure (Sdp. 200 
bis 220° (10 mm) überführen, die dann bei weiterer Oxydation 
entweder mit alkalischer Bromlösung oder mit Salpetersäure 
die feste Cedrendicarbonsäure vom Smp. 182,5° liefert 5 ). 

Das im Copaivabalsamöl enthaltene Caryophyllen kann als 
Caryophyllenhydrat, Smp. 94 bis 96° (s. S. 385) charakterisiert 
werden. 

Für den Nachweis von Gurjunbalsamöl ist die Beobachtung 
von Deussen und Philipp 8 ) verwertbar, wonach die bei der 
Oxydation mit Kaliumpermanganat in Acetonlösung entstehenden 
indifferenten Anteile eine bei 12 mm zwischen 170 und 180° 
siedende Fraktion enthalten, die ein bei 234° schmelzendes 
Semicarbazon, C ie H a7 N 3 0, gibt*). 

*) Afrikanische Copaivabalsamöle, deren Gegenwart durch den Nachweis 
von Cadinen (s. Seite 378) erkannt werden kann, sind rechtsdrehend ; nach 
den bisherigen Beobachtungen liegen die Werte zwischen -f-16°50' und 
+ 22°26\ Auch sollen rechtsdrehende Gurjunbalsamöle vorkommen. 

s ) Semmler u. Risse, Berl. Berichte 45 (1912), 355. 

*) Liebigs Annalen 869 (1909), 56. 

*) Auf diese Weise wurde von Schimmel in einem Fall der Nachweis 
einer Verfälschung von Rosenöl mit Gurjunbalsamöl geführt. Bericht von 
Schimmel $ Co. April 1912, 104. 



Nachweis häufig vorkommender Verfälschungsmittel. 789 

Alkohol. Der Zusatz von Alkohol zu einem ätherischen 
Öle hat immer die Erniedrigung des spezifischen Gewichts zur 
Folge. In Wasser fallende Tropfen eines spiritushaltigen Öles 
bleiben nicht klar und durchsichtig, wie dies bei reinen Ölen 
der Fall ist, sondern werden undurchsichtig und milchig getrübt. 

Zur vorläufigen Prüfung auf Alkohol kann man die 
Fuchsin- und die Tanninprobe anwenden. 

Zur Fuchsinprobe werden 5 ccm Öl im Wasserbade einige 
Zeit in einem Reagensglas erwärmt, das lose mit einem Watte- 
pfropfen verschlossen ist, an dessen Unterseite sich ein Körnchen 
Fuchsin befindet. Bei Gegenwart von Alkohol wirken die ent- 
weichenden Dämpfe lösend auf das Fuchsin ein und die Watte 
färbt sich an der Fuchsinstelle rot. Man muß aber beim Erwärmen 
vorsichtig sein, da auch Öldämpfe das Fuchsin lösen und die 
Watte rot färben. 

Zur Ausführung der Tanninprobe bringt man eine Kleinig- 
keit Tannin in ein trockenes Reagensglas, fügt 10 bis 15 Tropfen 
des zu prüfenden Öls hinzu, schüttelt durch und stellt einige 
Zeit beiseite. Bei Abwesenheit von Spiritus bleibt das Tannin 
vollkommen pulverig, während es am Boden des Reagensglases 
mehr oder weniger stark anhaftet, wenn Spiritus zugegen ist. 
Ein Gehalt von 5 °/<> Spiritus zeigt sich auf diese Weise schon 
deutlich an, der Geübte wird sogar noch geringere Mengen zu 
erkennen vermögen. Bei höherem Spiritusgehalt kommt es 
schließlich zur Lösung des Tannins, und zwar bei dem einen Öl 
eher als beim andern. 

Zum direkten Nachweis des Alkohols erhitzt man das 
verdächtige Öl bis zum beginnenden Sieden 1 ), fängt die zuerst 
übergegangenen Tropfen in einem Reagensglase auf und filtriert, 
um mitgerissene Öltröpfchen zu entfernen, durch ein mit Wasser 
benetztes Filter. Das Filtrat macht man mit verdünnter Kali- 
lauge stark alkalisch und versetzt es, nach dem Erwärmen auf 
50 bis 60°, mit einer Lösung von Jod in Jodkalium bis zur 
bleibenden Gelbfärbung. Bei Gegenwart von Alkohol scheiden 
sich nach einiger Zeit auf dem Boden der Flüssigkeit Kristallenen 
von Jodoform ab. Zu beachten ist hierbei, daß auch andere 



x ) Durch Erwärmen auf dem Wasserbade wird nicht aller Spiritus aus- 
getrieben. 



790 Die Prüfung der ätherischen Ole. 

Körper, wie Aldehyde, Aceton und Essigester unter den angegebenen 
Bedingungen Jodoform geben. 

Größere Mengen von Alkohol lassen sich aus ätherischen 
Ölen mit Wasser ausschütteln, aus dem der Alkohol wieder 
durch Destillation ausgetrieben und durch die Jodoformreaktion 
nachgewiesen werden kann. Nimmt man die Ausschüttlung in 
einem graduierten Zylinder vor, so entspricht die Zunahme der 
Wasserschicht ungefähr der Menge des Alkohols. 

Statt Wasser verwendet man besser Kochsalzlösung oder, 
nach Hager, Glycerin, weil bei diesen die beiden Schichten sich 
besser trennen und eine genauere Ablesung möglich ist. 

Die Größe des Alkoholgehalts kann man auch annähernd 
berechnen, wenn man das spezifische Gewicht des Öls vor und 
nach dem Ausschütteln mit Wasser bestimmt. Bezeichnet 

d das spezifische Gewicht des Öls (bei 15°), 

D das spezifische Gewicht des mit Wasser ausgeschüttelten 

Öls und 
s das spezifische Gewicht des Alkohols 1 ), 
so ergibt sich der Spiritusgehalt des Öls in Prozenten aus der 

FormeI: (D-d)-IOO 

D — s 

Wie bereits auf S. 764 erwähnt wurde, läßt sich der Alkohol- 
gehalt eines Öls, das selbst keine Methylzahl gibt, durch die 
Zeiselsche Methoxylbestimmungsmethode quantitativ bestimmen. 

Fettes Öl. Mit fettem Öl oder mit Paraffinöl versetzte 
ätherische Öle hinterlassen beim Verdunsten auf Papier einen 
dauernden Fettfleck. Bei hochsiedenden und schwerflüchtigen 
ätherischen Ölen bleiben jedoch manchmal ähnliche Rückstände, 
die zu Täuschungen Veranlassung geben können. Fettes Öl 
und Paraffinöl sind unlöslich in 90°/oigem Alkohol 2 ). Zur 
Trennung beider von ätherischem Öl destilliert man dieses mit 
Wasserdampf ab oder entfernt es durch Verdunsten in einem 



*■) Die spezifischen Gewichte der verschiedenen Spiritusstärken sind auf 
S. 714 angegeben. 

*) Kur Rizinusöl I5st sich in 90%'gem Alkohol, ist aber unlöslich in 
70%igem sowie in Petroläther. Erwähnt sei auch, daß Rizinusöl schwach 
aktiv ist, <*& etwa -j-5°. 



Nachweis häufig vorkommender Verfälschungsmittel. 791 

offenen Schälchen auf dem Wasserbade, wobei zu berücksichtigen 
ist, daß manche ätherische Öle, wie Bergamott-, Citronen-, 
Pomeranzen-, Anis- und Sternanisöl, auch wenn sie nicht ver- 
fälscht sind, einen Rückstand von mehreren Prozenten hinter- 
lassen; dasselbe ist bei verharzten Ölen der Fall. 

Da die fetten Öle zwischen 180 und 200 liegende Ver- 
seifungszahlen geben, so kann die Menge des Fettzusatzes ent- 
weder im Öle selbst oder im Destillationsrückstande durch Ver- 
seifen annähernd quantitativ bestimmt werden. Zur quantitativen 
Bestimmung eines Fett- oder Paraffinölzusatzes ist auch die 
Destillation mit Wasserdampf geeignet. Die Verseifungszahl des 
Rückstandes gibt dann weitere Auskunft darüber, ob das eine 
oder andere Verfälschungsmittel vorliegt. 

Qualitativ weist man im Rückstande das Fett durch Erhitzen 
mit Kaliumbisulfat im Reagensglase nach. Stechende Dämpfe 
von Acrolein zeigen seine Gegenwart an. Beim Entzünden des 
Rückstandes auf einem Platinblech wird der charakteristische 
Geruch von angebranntem Fett wahrnehmbar. 

Mit Kokosfett verfälschte Öle erstarren ganz oder teilweise 
im Kältegemisch. Kokosfett ist im Canangaöl, Citronellöl und 
Palmarosaöl angetroffen und auf diese Weise ermittelt worden. 

Mineralöl, Petroleum. Mineralöl, Paraffinöl, Kerosen, Petro- 
leum und Petroleumfraktionen sind in Alkohol unlöslich und 
deshalb in ätherischen Ölen ohne Schwierigkeit nachzuweisen; 
außerdem sind sie meist durch ihr niedriges spezifisches Gewicht 
zu erkennen. Mit Mineralöl versetztes Palmarosaöl löst sich nur 
zum Teil in 70 % igem Alkohol. Behandelt man den unlöslichen 
Rückstand mit 90°/oigem Alkohol, so bleibt ein Öl zurück, das 
sich zwar anfangs mit konzentrierter Schwefelsäure oder Salpeter- 
säure bräunt, in der Hauptsache aber gegen diese Säuren, ebenso 
wie gegen Alkalien, beständig ist und beim Verseifen mit alko- 
holischem Kali keine Verseifungszahl gibt. 

Der Siedepunkt der Mineralöle ist verschieden. Die Kohlen- 
wasserstoffe des Brennpetroleums sieden ziemlich gleich mit den 
Terpenen. Niedriger siedende Fraktionen werden zuweilen zur Ver- 
fälschung des Terpentinöls benutzt Höher, etwa um 250° sieden- 
des Mineralöl ist im Citronellöl und im Gingergrasöl aufgefunden 
worden. Die Petroleumfraktionen von niedrigem Siedepunkt 



792 Die Prüfung der ätherischen Öle. 

sind mit Wasserdampf leicht flüchtig, die höheren jedoch nicht 
oder nur sehr wenig. 

Ein Verfahren zur quantitativen Bestimmung von Mineralöl 
besteht darin, daß man das nach dem Wegoxydieren des äthe- 
rischen Öls mit rauchender Salpetersäure Übrigbleibende wiegt, 
wie es bei Terpentinöl beschrieben ist. Nach Herzfeld 1 ) eignet 
sich zum Abscheiden des Mineralöls konzentrierte Schwefelsäure 
besser als Salpetersäure, doch sind hierüber die Meinungen der 
einzelnen Autoren sehr geteilt. (Näheres hierüber siehe im 
zweiten Bande bei Terpentinöl.) Zu bemerken ist, daß einige 
ätherische Öle, wie Rosenöl, Kamillenöl, Neroliöl und andere, 
größere oder kleinere Mengen von Paraffinen als natürliche 
Bestandteile enthalten. 

Chloroform. Diese Verbindung, die früher einige Male in 
ätherischen Ölen (z. B. im Cognacöl) aufgefunden worden ist, 
läßt sich durch Destillation auf dem Wasserbade isolieren und 
durch die Isonitrilreaktion nachweisen. Diese besteht darin, daß 
man eine kleine Menge des verdächtigen Destillats mit einigen 
Tropfen Anilin und alkoholischer Ätznatronlösung zusammen- 
bringt und gelinde erwärmt. Bei Gegenwart von Chloroform 
entstehen die äußerst widerwärtig und betäubend riechenden 
Dämpfe des Benzoisonitrils. 

Zusätze zur Erhöhung des Estergeh alts. Die Bewertung 
mancher Öle, wie z. B. Bergamottöl und Lavendelöl, nach ihrem 
Estergehalt hat verschiedentlich dazu geführt, solchen Ölen zur 
scheinbaren Erhöhung des Estergehalts andere, billigere Ester 
oder auch organische Säuren zuzusetzen. Beobachtet wurden 
von derartigen Zusätzen bisher Benzoesäure, Salicylsäure, 
Salicylsäuremethylester, Ölsäure, Diäthyloxalat, Di- 
äthylsuccinat, Triäthylcitrat, Glycerinmono-, -di- und 
triacetat, Äthyltartrat, Dimethyl- und Diäthylphthalat, 
Benzylbenzoat und Terpinylacetat. 

Die Säuren geben sich durch die Erhöhung der Säurezahl, 
die bei den meisten Ölen sehr niedrig ist, zu erkennen. Aus 
diesem Grunde wurde auch schon S. 719 darauf hingewiesen, daß 
es zweckmäßig ist, Säure und Esterzahl der Öle getrennt zu 

x ) Zeitschr. f. öö. Chem. 9 (1903), 454; Chem. Zentralbl. 1904, I. 548. 



Nachweis häufig vorkommender Verfälschungsmittel. 793 

bestimmen. Abscheiden lassen sich die Säuren dadurch, daß man 
das betreffende Öl mit verdünnter Sodalösung ausschüttelt, 
diese vom Öl trennt und dann mit einer Mineralsäure zersetzt. 

Die als Fälschungsmittel in Betracht kommenden Ester sind 
in zwei Gruppen zu scheiden: 

Ester mit leicht flüchtigen Säuren (Terpinylacetat und 
Glycerinacetate) und Ester mit schwer flüchtigen Säuren 
(Bernsteinsäure-, Oxalsäure-, Weinsäure-, Citronensäure-, Zimt- 
säure- und Phthalsäureester). 

Bevor man an den Nachweis der einzelnen Ester herangeht, 
empfiehlt es sich, zur schnellen Orientierung eine von Bennett 
und Garratt 1 ) angegebene qualitative Prüfung auszuführen, 
die sich darauf stützt, daß die Kalisalze gewisser organischer 
Säuren in absolutem Alkohol unlöslich sind. Man verfährt 
folgendermaßen: 1 ccm des zu prüfenden Öls wird in einem 
Reagensglas mit 3 ccm einer etwa 10%igen Lösung von Kalium- 
hydroxyd in absolutem Alkohol versetzt, die Mischung einige 
Minuten in ein Wasserbad gestellt und dann der Abkühlung 
überlassen. Zeigt sich innerhalb einer Stunde keine Abscheidung, 
so ist anzunehmen, daß das Öl nicht mit Estern der Citronen- 
säure, Weinsäure, Bernsteinsäure, Benzoesäure, Phthalsäure, Zimt- 
säure und Oxalsäure verfälscht ist. Die genannten Autoren 
haben die Methode mit den Äthylestern der angeführten Säuren 
ausprobiert, indem sie diese in Mengen von 2,5 und 1 % zu 
Bergamottöl und Lavendelöl hinzufügten. Sie fanden, daß Phthal- 
säure besonders empfindlich reagiert, denn schon bei Gegenwart 
von 1 % Äthylphthalat trat fast sofort eine kristallinische Fällung 
ein. 2,5 % Äthylcinnamat gaben ebenfalls schnell eine Fällung, 
bei 1 °/o zeigten sich nach einiger Zeit Kristalle. Bei 2,5 °/o 
Äthylsuccinat bildete sich eine gelatinöse Masse, während bei 
1 % eine kristallinische Fällung entstand. Citronen- und Wein- 
säureester gaben Trübungen, die beim Stehen zu kristallinischen 
Abscheidungen führten. Am wenigsten empfindlich zeigte sich 
Benzoesäureester, bei 2,5 °/o trat die Fällung erst nach einiger 
Zeit ein. 

Diese Prüfungsweise, die sich in der Praxis gut bewährt 
hat, kann bei Gegenwart von Benzoesäure- oder Zimtsäure- 



*) Perfuin. Record 14 (1923), 359. 



794 



Die Prüfung der ätherischen Öle. 



estern von ausschlaggebender Bedeutung sein, da diese Säuren 
mit Wasserdampf flüchtig und in Wasser immerhin so weit löslich 
sind, daß sie bei der Bestimmung der S. Z. II (siehe S. 797) der 
Beobachtung entgehen können. 

Ist nun die Vorprüfung ohne Ergebnis geblieben und besteht 
der Verdacht auf zugesetzte künstliche Ester weiter, so unter- 
sucht man auf Terpinylacetat und auf Glycerinacetat. 

Nachweis von Terpinylacetat. In einer Reihe von Ver- 
suchen ist durch Schimmel $ Co. 1 ) festgestellt worden, daß 
bei reinem Linalylacetat die Verseifung mit alkoholischer Halb- 
normal-Kalilauge schon nach V* stündigem Erhitzen auf dem 
Wasserbad fast vollständig beendigt ist, während reines Terpinyl- 
acetat in dieser Zeit nur teilweise verseift wird, so daß die Ester- 
zahl bei längerer Verseif ungsdauer bedeutend zunimmt: 

In folgender Tabelle sind diese Versuche zusammengestellt: 



Dauer der Verseifung: 



5 Mm. 



15 Min. 



30 Min. 



45 Mm. 



1 Std. 



2 Std. 



Linalylacetat E. Z. 

Terpinylacetat „ 

Bergamottöl „ 

n +5 % Terpinylacetat „ 

i> "T" lO /o „ n 

ii +25/0 n ii 



191,5 
108,2 
80,3 
82,5 
79,9 
78,8 



217,5 
166,8 

94,5 

94,8 

96,4 

100,6 



223,2 
209,7 
97,3 
101,2 
102,8 
108.1 



223,7 
233,4 
97,5 
102,1 
105,2 
116,4 



223,1 

246,8 
97,8 
104,7 
108,3 
119,0 



224,7 
262,7 
98,5 
107,2 
112,5 
126,8 



Größer werden die Unterschiede noch, wenn man bei der 
kurzen Verseifungsdauer in verdünnter Lösung und bei der 
längeren Verseifungsdauer mit einem großen Überschuß von 
Alkali arbeitet. Mach zahlreichen Versuchen haben Schimmel 
$ Co. a ) für diese fraktionierte Verseifung nachstehende Vor- 
schrift aufgestellt: 

InVier getrennten Versuchen wird das im Verseifungskölbchen 
genau gewogene Öl (zweckentsprechend je 1 ,5 g) mit etwa 5 ccm 
Alkohol und einigen Tropfen alkoholischer Phenolphthaleinlösung 
(1 : 1 00) vermischt und durch Titration mit Halbnormal-Kalilauge 
zunächst die Säurezahl bestimmt. Sodann wird der Inhalt zweier 
Kölbchen in bekannter Weise nach Zugabe von 10 ccm Halb- 



l ) Bericht von Schimmel $ Co. Oktober 1910, 42. 
*) Ebenda Oktober 1911, 115. 



Nachweis häufig vorkommender Verfälschungsmittel. 



795 



normal-Kalilauge je eine Stunde lang auf dem Wasserbad ver- 
seift. Der Inhalt des dritten Kölbchens wird mit 20 ccm Lauge 
zwei Stunden lang gekocht und der des vierten Kölbchens mit 
25 ccm neutralen und esterfreien 96 %igen Alkohols verdünnt 
und mit 10 ccm Lauge eine Stunde lang verseift. Bei hoch- 
prozentigen Ölen sowie bei künstlichen Estern nimmt man ent- 
weder nur 1 g Substanz oder 30 und 20 ccm Lauge. Nach 
beendigtem Sieden wird durch Einstellen in kaltes Wasser schnell 
abgekühlt und dann sofort titriert. 

Bei reinen Bergamott- und Lavendelölen betrug die Differenz 
der Esterzahlen des zweistündigen und des „verdünnten" ein- 
stündigen Versuches bis 3, höchstens 5, während die für die 
beiden normalen Verseifungen ermittelten Esterzahlen etwa in 
der Mitte lagen. Setzt man dem Öl Terpinylacetat zu, so wird 
die Differenz größer, und zwar erhöht sich entsprechend dem 
Gehalt an Terpinylacetat die Esterzahl der zweistündigen Ver- 
seifung, während die des mit Alkohol verdünnten Öls nur wenig 
ansteigt. Die Esterzahl der beiden normalen Verseifungen 
hält ungefähr die Mitte. In folgender Tabelle stellen wir die 
Werte zusammen, die wir für ein reines Bergamottöl und das 
gleiche Öl nach Zusatz der angegebenen Mengen Terpinylacetat 
ermittelt haben: 



Halbnormal-Kalilauge : 


10 ccm 


20 ccm 


10 ccm + 
25 ccm Alk. 


Differenz 

der Spalten 

2 und 3 


Verseif ungsdauer : 


1 Stunde 


2 Stunden 


1 Stunde 


BergamottSl, rein .... 

+ 2% Terpinylacetat 

+ *% 
+ 6% 
+ 8% 
+ 10 % 
+ 15% 
+ 20% 


99,7 
102,1 
103,3 
105,7 
107,0 
108,6 
113,4 
118,0 


100,5 
104,5 
108,1 
112,2 
114,4 
118,1 
126,7 
135,6 


97,4 
98,1 
98,1 
98,6 
98,4 
99,1 
101,0 
101,3 


3,1 
6,4 
10,0 
13,6 
16,0 
19,0 
25,7 
34,3 



Ein Zusatz von 10°/» Terpinylacetat gibt somit eine Differenz 
der Esterzahlen von 19 (bei einfacher halb- und einstündiger Ver- 
seifung 5,5; vgl. die Tabelle auf S. 794) und ein Zusatz von nur 
2 % einen Unterschied von 6,4, so daß auch derartig geringe 
Verfälschungen auf diese Weise noch nachweisbar sein dürften. 



796 Die Prüfung der ätherischen Ole. 

NACHWEIS von GlycerinACETAT. Der Nachweis von Gly- 
cerinacetaten, auf deren Verwendung als Fälschungsmittel zuerst 
P. )eancard und C. Satie 1 ) und später Heine Sf Co. 2 ) aufmerk- 
sam gemacht haben, beruht auf der verhältnismäßig leichten Lös- 
lichkeit dieser Ester in Wasser. Wird ein mit diesen Estern ver- 
fälschtes Öl in geeigneter Weise mit reinem oder noch besser 
etwas alkoholhaltigem Wasser geschüttelt, so geht ein gewisser 
Prozentsatz des darin enthaltenen Glycerinacetats in Lösung. 
Durch nachfolgende Verseifung dieser wäßrigen Lösung mit Kali- 
lauge kann dann aus dem Alkaliverbrauch die Menge des 
zugesetzten Esters annähernd berechnet werden. 

Zur Ausführung der Bestimmung werden nach Schimmel 
8f Co. 8 ) in einem Scheidetrichter 10 ccm Öl mit 20 ccm 5% igen 
Alkohols kräftig geschüttelt. Nach erfolgter Klärung der Schichten 
werden 10 ccm des möglichst klaren FÜtrats nach der Neutrali- 
sation mit Kalilauge mit 5 ccm Halbnormal-Kalilauge 1 Stunde 
auf dem Wasserbade verseift. Bei reinem Bergamottöl wurden 
.zur Verseifung dieser 10 ccm 

0,08 ccm Halbnormal-Kalilauge = 2,2 mg KOH verbr. 

Nach Zusatz von 1 % Glycerintriacetat wurden 0,58 ccm = 16,2 „ „ „ 

ii t, n ^ tt /o n i, i,4o n ^ 4U,U „ „ „ 

•> „ n 5 /o „ n 2,79 „ = 78,0 ,, „ „ 

1 g Glycerinmonoacetat = 1,46 g Linalylacetat 

1 „ „ diacetat = 2,23 „ 

1 „ „ triacetat = 2,70 „ „ 

Ein Zusatz von 1 °/o Glycerintriacetat erhöht demnach den 
Kali- Verbrauch um etwa 15 mg. Genau so liegen die Verhältnisse 
auch bei andern Ölen. 

Einen weiteren Weg zum quantitativen Nachweis von 
Glycerinester in Bergamott- und Lavendelölen haben Hall und 
Harvey*) mitgeteilt, der auf der direkten Abscheidung und 
Bestimmung des Glycerins beruht. Sie verfahren folgendermaßen: 

Eine bestimmte Menge (wenn möglich nicht weniger als 10 g) Öl wird 
mit 50 ccm Alkohol vom spezifischen Gewicht 0,830 gemischt und mit Halb- 
normal-Kalilauge verseift. Nach 1 stündigem Digerieren auf dem Wasserbade 



*) Bull. Soc. chim. IV. 8 (1908), 155. 

*) Seifensieder Ztg. 37 (1910), 750. 

*) Bericht von Schimmel § Co. Oktober 1910, 43 und April 1911, 101. 

*) Journ. Soc. ehem. Industry 82 (1913), 61. 



Nachweis häufig vorkommender Verfälschungsmittel. 797 

wird die Lösung mit Halbnormal-Salzsäure neutralisiert, auf dem Wasser- 
bade zur Trockne verdampft, der Rückstand mit etwa 20 ccm Wasser versetzt 
und dann zur Entfernung der öligen Anteile mit methylalkoholhaltigem Äther 
extrahiert. Die Ätherlösung wird nochmals mit 10 ccm Wasser ausgeschüttelt, 
dieses mit dem wäßrigen Extrakt vereinigt und das Ganze zur Sirupdicke ein- 
gedampft. War das ursprüngliche Öl mit Glycerinester verfälscht, so enthält 
der verbleibende Rückstand das zugehörige Glycerin, dessen Menge durch 
Acetylieren bestimmt wird. Zu diesem Zwecke versetzt man den Rückstand 
mit 3 g geschmolzenem Natriumacetat und 8 ccm Essigsäureanhydrid und 
erhitzt 1 Stunde am Rückflußkühler. Darauf kühlt man ab, setzt dann 50 ccm 
kochendes Wasser hinzu, bringt auf eine Temperatur von 80°, kühlt wieder 
ab und filtriert schließlich das Ganze durch Machwaschen mit Wasser quanti- 
tativ in ein andres Gefäß. Nach Zusatz einiger Tropfen Phenolphthaleinlösung 
wird die überschüssige Essigsäure mit einer 5 bis 6 % igen Natronlauge lege 
artis neutralisiert und die Mischung hierauf mit Halbnormal-Natronlauge ver- 
seift, wobei man sie 15 Minuten lang gelinde am Rückflußkühler kocht. 
Nach dem Erkalten wird der Überschuß an Lauge mit Halbnormal-Salzsäure 
zurücktitriert und aus dem Alkaliverbrauch die Menge des Glycerins oder 
Glycerinacetats berechnet (1 ccm Halbnormal-Natronlauge entspricht 0,01535 g 
Glycerin und 0,03641 g Glycerinacetat). Es ist ratsam, nebenbei einen blinden 
Versuch zu machen, für den man von der Halbnormal-Lauge 5 ccm verwendet 
Hall und Harvey haben die Methode an Bergamott- und Lavendelölen, die 
sie mit 2 und 5 % Glycerinacetat versetzt hatten, ausprobiert und sind dabei 
zu sehr guten Resultaten gekommen. 

Nachweis von Estern, deren Saurem mit Wasserdampf 
schwer flüchtig sind. bestimmung der säurezahl ii. die 
hierfür von Schimmel 8{ Co. 1 ) ausgearbeitete Untersuchungs- 
methode beruht auf der nur ganz geringen Flüchtigkeit der in 
diesen Estern enthaltenen Säuren mit Wasserdämpfen. Unter- 
suchungen an reinem Bergamottöl haben ergeben, daß fast die 
gesamte durch die Verseifung an das Kaliumhydroxyd gebundene 
Säure nach dem Ansäuern der wäßrigen Lösung mit Schwefel- 
säure mit Hilfe von Wasserdampf abdestilliert werden kann. 
Zur Bestimmung der Verseifungszahl wird demnach bei reinen 
Bergamottölen nur wenig mehr Kalilauge verbraucht als zur 
Neutralisation der abdestillierten Säuren erforderlich ist. Zur 
Ausführung der Bestimmung wird von 1,50 g Öl die Säurezahl 
und Esterzahl ermittelt 2 ) und sodann der Inhalt des Verseifungs- 



x ) Bericht von Schimmel § Co. Oktober 1910, 43. 

s ) Der vor dem Zurücktitrieren des überschüssigen Alkalis sonst übliche 
Wasserzusatz unterbleibt hier am besten, da er das Eindampfen der Flüssig- 
keit unnötig verzögern würde. 



798 



Die Prüfung der ätherischen Öle. 



kölbchens nach Zusatz einiger Tropfen Halbnormal-Kalilauge 
zur Trockne verdampft. Der Rückstand wird in etwa 5 cctn 
Wasser gelöst und mit 2 ccm verdünnter Schwefelsäure an- 
gesäuert. Durch einen in dem mit Steigrohr versehenen Kolben a 
(Fig. 78) entwickelten kräftigen Dampfstrom werden in die Vor- 
lage c 250 ccm in der Weise abdestilliert, daß der Inhalt des an den 




Fig. 78. 

Destillationsaufsatz angesetzten Verseifungskölbchens b mit einer 
kleinen Flamme auf etwa 10 ccm gehalten wird. Weiterhin werden 
in gleicherweise nochmals 100 ccm übergetrieben. Das Destillat 
wird nach Zusatz einiger Tropfen Phenolphthaleinlösung mit 
Halbnormal-Kalilauge bis zur Rotfärbung titriert. Die ersten 
250 ccm enthalten praktisch sämtliche flüchtige Säure, da die 
folgenden 100 ccm gewöhnlich nur noch 1 bis 2 Tropfen 
Lauge verbrauchen. Aus der zur Neutralisation des Gesamt- 
destillats erforderlichen Menge Kalilauge wird „die Säurezahl II" 



Nachweis häufig vorkommender VerfälschungsmiftelJ '-' ' v 799 Y 

für die angewandte Gewichtsmenge Bergamottöl bereelmeL__Die 
Differenz zwischen der Verseifungszahl verschieden^GAit^ 
suchter reiner Öle und der auf diese Weise bestimmterF5äär£! 
zahl II schwankte laut nachstehender Zusammensetzung (Nr. 1 
bis 8) von 5 bis 10 1 ), so daß Öle mit einer größeren Differenz 
als verdächtig oder verfälscht bezeichnet werden müssen. 

Bei Lavendelöl und Petitgrainöl beträgt die Differenz 

höchstens 5. • 

S.Z. E.Z. V.Z. S.Z. II 

des Öls des Öls Di«. 

Nr. 1 Bergamottöl 1,6 88,7 90,3 84,3 6,0 

„2 „ 1,6 90,2 91,8 86,6 5,2 

„3 , 2,0 101,1 103,1 97,0 6,1 

„4 „ 2,3 112,3 114,6 107,7 6,9 

„5 „ 2,4 100,0 102,4 95,7 6,7 

„6 „ 2,3 96,1 98,4 91,8 6,6 

„7 „ 2,1 98,3 100,4 95,1 5,3 

„8 „ 2,0 98,2 100,2 90,8 9,4 

„ 9 Bernsteinsäurediäthylester . . — — 638,4 7,3 631,1 

„10 Citronensäuretriäthylester . . 0,8 602,6 603,4 7,0 596,4 

„ 11 Oxalsäurediäthylester .... — — 753,0 7,2 745,8 

Bergamottöl nach Zusatz von: 

„ 12 1% Bernsteinsäurediäthylester 2,1 103,5 105,6 94,1 lt,5 

„ 13 2% „ 2,1 109,9 112,0 93,1 18,9 

„ 14 3 / „ 2,1 116,2 118,3 92,8 25,5 

„ 15 4% „ 2,1 121,7 123,8 91,8 32,0 

„ 16 5% „ 2,1 127,6 129,7 91,5 38,2 

17 1% Citronensäuretriäthylester 2,1 103,4 105,5 94,1 11,4 

18 2 u /o „ 2,1 109,1 111,2 92,8 18,4 

19 1% Oxalsäurediäthylester . . — — 106,6 94,7 11,9 

20 2% „ ■ • — — 113,3 92,5 20,8 

21 2% Glycerintriacetat .... 2,1 111,2 113,3 108,7 4,6 

22 4 u /„ Terpinylacetat 2,4 103,2 105,6 100,0 5,6 

Bei den reinen Estern (Nr. 9 bis 11) beträgt der Unterschied 
zwischen beiden Werten 596,4 bis 745,8. Ein Zusatz dieser Ester 
zu Bergamottöl muß demnach die Differenz beider Zahlen des 
verfälschten Öls entsprechend vergrößern (Nr.12 bis 20 der Tabelle). 

Eine Fälschung mit Glycerintriacetat oder Terpinylacetat ist, 
wie Nr. 21 und 22 zeigen, durch Destillation der Säuren nicht 
nachweisbar, da bei diesen die Säure flüchtig ist, und daher die 
Differenz innerhalb der für reine Öle bestimmten Grenzen liegt. 



l ) Bericht von Schimmel § Co. April 1913, 150. 



800 Die Prüfung der ätherischen Öle. 

Reclaire 1 ) hat vorgeschlagen, die Untersuchung dadurch 
zu beschleunigen, daß man nach erfolgter Esterbestimmung die 
Verseifungslauge nicht erst eindampft, sondern sie sofort an- 
säuert und die flüchtigen Säuren mit Wasserdampf übertreibt 
Zum Ansäuern benutzt er nicht verdünnte Schwefelsäure, sondern 
Phosphorsäure. Er folgt hiermit einem Vorschlag von Umney*), 
der Schwefelsäure deswegen vermieden wissen will, weil sie 
durch gewisse Ölbestandteile reduziert werden könnte, was dann 
zu falschen Resultaten führen würde. Umney verwendet eine 
etwa 3°/° ige Phosphorsäure und nimmt hiervon 10 ccm auf 
ungefähr 2 g Öl. Reclaire hat das Verfahren an mehreren 
Ölen, die mit kleinen Mengen Dimethylphthalat, Diäthyltartrat, 
Diäthylsuccinat und Triäthylcitrat versetzt waren, ausprobiert 
und gefunden, daß es genügend genaue Resultate gibt, und 
daß man daher nicht nötig hat, die Verseifungslauge vorher 
einzudampfen. 

Wenn aber 3 ) wie z. B. bei Laurinsäure, eine mit Wasser- 
dampf zwar langsam aber immerhin vollständig flüchtige Säure 
vorliegt, so kann diese bei dem abgekürzten Verfahren doch 
leicht übersehen werden, da sie sich eventuell in dem gleich- 
zeitig übergehenden Öl löst und dadurch der Beobachtung ent- 
geht. Säuren von der Art der Laurinsäure geben sich nämlich 
dadurch zu erkennen, daß sie in Form von Öltropfen oder auch 
als feste Partikelchen auf dem Destillat schwimmen. Auf diese 
Weise ist man wiederholt Verfälschungen mit Laurinsäureester 
auf die Spur gekommen. 

Will man aber das Eindampfen vermeiden, so sollte man die 
Verseifungslauge vor dem Ansäuern wenigstens mit Wasser- 
dampf behandeln, um Öl und Spiritus daraus zu entfernen. 

Bei Befolgung der ursprünglichen Vorschrift (Eindampfen) 
oder bei vorheriger Behandlung der Verseifungslauge mit Wasser- 
dampf ist es gleichgültig, ob man zum Ansäuern verdünnte 
Schwefelsäure oder Phosphorsäure benutzt. Verfährt man da- 
gegen nach den Angaben von Reclaire, so darf Schwefelsäure 
nicht Verwendung finden, da sie eine geringe Esterifizierung der 



ä ) Perfum. Record 14 (1923), 293. 

s > Ebenda 5 (1914), 117. 

3 > Bericht von Schimmel § Co. 1924, 124. 



Nachweis häufig vorkommender Verfälschungamittel. 801 

flüchtigen Säure mit dem vorhandenen Alkohol herbeiführt. Dies 
ergibt sich daraus, daß auch bei unverfälschten Ölen mit voll- 
kommen flüchtigen Säuren die Säurezahl II gegenüber der Ver- 
seifungszahl viel zu niedrig ausfällt (Schimmel $ Co. haben 
eine Differenz bis zu 13,3 statt 2,1 beobachtet!), während sie 
bei Benutzung von Phosphorsäure zum Ansäuern die normale 
Höhe erreichte. 

Spezieller Nachweis von Citronensäureester. Wird ein 
zu hoher Abdampfrückstand gefunden, so kann außer fettem Öl 
auch Citronensäuretriäthylester (Triäthy leitrat) 1 ) in Frage kommen, 
ein Verfälschungsmittel, das deshalb besonders gefährlich ist, 
weil schon ein geringfügiger Zusatz den scheinbaren Ester- 
gehalt des Öls nicht unbeträchtlich erhöht. 

Ist nun ein Öl, z. B. Bergamottöl, wegen der Höhe seines 
Verdampfungsrückstandes verdächtig, so bestimmt man von 
diesem die Verseifungszahl. Hierbei wird auf eine etwaige, nach 
einiger Zeit wieder eintretende Rötung der Flüssigkeit, die die 
Folge nachträglicher Abgabe von Alkali aus dem zu Bergapten- 
säure aufgespaltenen Bergapten ist, beim Titrieren keine Rück- 
sicht genommen, vielmehr ist lediglich die erstmalige 
Entfärbung maßgebend. Vermeiden kann man das Wieder- 
auftreten der Rötung bis zu einem gewissen Grade dadurch, 
daß man die Flüssigkeit vor dem Zurücktitrieren nicht mit 
Wasser verdünnt. 

Die Verseifungszahl des Abdampfrückstandes reiner Berga- 
mottöle liegt zwischen 136 und 200, ein Zusatz von 1° o Triäthyl- 
citrat erhöht die Verseifungszahl des Abdampfrückstandes um 
47,7. Vergegenwärtigt man sich nun, daß 1 g Triäthylcitrat zur 
Verseif ung dieselbe Menge Kali verbraucht wie 2,13 g Linalyl- 
acetat, so erhöhen beispielsweise 2 °/o Citronensäureester den 
Gehalt der Bergamottöle an Linalylacetat scheinbar um 4,3° o, 
d. h. eine Menge, die unter Umständen genügt, um ein ester- 
armes Öl scheinbar probehaltig zu machen. 

Um die Citronensäure als solche nachzuweisen, kann man 
die Kalkprobe anwenden. 



*) O. Wiegand und K. Rübke, Verfälschung von Bergamottöl mit 
Citronensäureester. Zeitschr. f. angew. Chem. 2S (1910), 1018. — Bericht von 
Schimmel $ Co. Oktober 1910, 39. 

Gildemeister, Die ätherischen Öle. I. 51 



802 Die Prüfung der ätherischen Ole. 

Es werden etwa 2 g Öl oder der Abdampfrückstand von 5. g Öl mit 
alkoholischem Kali verseift, die Lösungen mit Wasser verdünnt, mit Salzsäure 
neutralisiert, der Alkohol auf dem Wasserbad entfernt und die Lösungen dann 
ausgeäthert und filtriert. Man macht die Lösungen mit einer Spur Natron- 
lauge schwach alkalisch, setzt dann einige Tropfen einer konz. Chlorcalcium- 
lösung hinzu und erwärmt, wobei sich vorhandene Citronensäure durch einen 
— manchmal erst nach einiger Zeit entstehenden — Niederschlag zu er- 
kennen gibt. 

Schärfer ist die Prüfung nach G. Deniges 1 ), bei der die 
Citronensäure in Acetondicarbonsäure übergeführt wird, die ihrer- 
seits eine schwer lösliche Quecksilberdoppelverbindung liefert. 
Man verwendet dazu 10 ccm der obigen Lösung, die man mit 
1 bis 1,5 g Bleisuperoxyd stark durchschüttelt, gibt 2 ccm 
Mercurisulf atlösung 2 ) hinzu und filtriert. 5 ccm des Filtrats 
werden zum Sieden erhitzt und dann unter Umschütteln tropfen- 
weise so viel von einer 2 °/° igen Kaliumpermanganatlösung zu- 
gesetzt, bis diese nicht mehr sofort entfärbt wird. Bei An- 
wesenheit von Citronensäure tritt schon nach dem ersten Tropfen 
ein flockiger, weißer oder hellgelber Niederschlag auf. 

Diese Reaktion ist sehr viel empfindlicher als die Kalkprobe. 
Bei einiger Übung kann man sogar durch Gegenproben mit Ölen 
von bekanntem Citronensäureestergehalt dessen Menge in dem 
zu prüfenden Ölte schätzungsweise feststellen. Man sei aber mit 
dem Zusatz von Kaliumpermanganatlösung äußerst vorsichtig, 
da sonst leicht Mangansuperoxyd abgeschieden wird, was zu 
Verwechslungen mit dem obigen Niederschlag (Quecksilberdoppel- 
verbindung der Acetondicarbonsäure) führen kann. 

Bei der Prüfung von 6 verbürgt reinen Bergamottölen wiesen Schimmel 
§ Co. 8 ) nach der Denigesschen Methode in 2 von diesen Ölen ebenfalls 
Spuren von Citronensäure nach, die beim Pressen der Öle aus dem ciironen- 
säurereichen Fruchtfleisch aufgenommen sein können; sie waren aber so gering, 
daS sie praktisch gar nicht in Betracht kommen. Setzt man solchen Ölen 
auch nur 1 % Triäthylcitrat zu, so erhält man bei der Denigesschen Probe 
einen etwa zehnmal so starken Niederschlag. Außerdem zeigte der Abdampf- 
rückstand dieser authentischen Öle niedrigere Verseif ungszahlen; betragen 
diese über 200, so ist das betreffende Öl mindestens verdächtig. 



*) Bull. Soc. ph. de Bordeaux 1898, 33.— Compt. rend. 128 (1899), 680; 
Pharm. Zentralh. 39 (1898), 396. 

s ) Zu bereiten aus 5 g Quecksilberoxyd, 20 ccm konz. Schwefelsäure 
und 100 ccm Wasser. 

s ) Bericht von Schimmel $ Co. Oktober 1910, 41. 



Nachweis häufig vorkommender Verfälschungsmittel. 803 

Spezieller Nachweis von Phthalsäüreester. Der ur- 
sprünglich als Duftgrundlage dienende Phthalsäuredimethyl- oder 
-diäthylester ist in neuer Zeit zu einem sehr beliebten Fälschungs- 
mittel geworden. Schimmel § Co. 1 ) haben ihn in einem einzigen 
Jahre an nicht weniger als 8 Ölen und Präparaten festgestellt. Es 
waren dies: Anethol, Bergamottöl, Cassiaöl, Kümmelöl, Lavendel- 
81, Pfefferminzöl, Ceylon-Zimtöl und Jonon. Die sichersten An- 
zeichen bei stärkeren Verfälschungen sind Erhöhung des spe- 
zifischen Gewichts und der Esterzahl. 

Der Nachweis von Phthalsäüreester geschieht am ein- 
deutigsten dadurch, daß man die Phthalsäure abscheidet, sie 
durch Sublimation in das Anhydrid überführt und dieses durch 
seinen Schmelzpunkt (128 bis 130°) identifiziert. Häufig wird 
die Anwesenheit des Esters nur durch die Bildung von Fluorescein 
mit Hilfe von Resorcin ermittelt. Eine von R. E. Andrew 3 ) hierfür 
gegebene Vorschrift lautet: 10 ccm der zu untersuchenden Probe 
werden mit 5 Tropfen einer 10°/oigen Natronlauge auf dem Dampf- 
bade zur Trockene eingedampft, mit 0,5 ccm einer 50% igen 
Resorcinlösung versetzt und wiederum zur Trockene eingedampft. 
Zu dem noch warmen Rückstand gibt man 6 Tropfen konzentrierter 
Schwefelsäure und hierzu nach dem Erkalten 1 ccm Wasser. Die 
in ein Reagensglas gebrachte Lösung wird hierauf mit 5 ccm 
einer 1 °/o igen Natronlauge versetzt. Je nach der Menge des 
vorhandenen Phthalats (von 0,0002 g an) zeigt die Flüssigkeit 
nunmehr gelblichgrüne bis grüne Fluorescenz. 

Zum Nachweis von Phthalsäurediäthylester in ätherischen 
Ölen ist nach Thoms 8 ) das. Fluoresceinverfahren nur in be- 
schränktem Maße anwendbar. Bei Ölen, die, wie Nelkenöl, 
Phenole enthalten, ist es nicht brauchbar, weil Resorcin sich 
mit vielen Phenolen ebenfalls unter Bildung fluorescierender 
Kondensationsprodukte vereinigt. Bei Anis-, Kümmel-, Zimt- 
und Lavendelöl kann man eine Verfälschung mit 10°/o Phthal- 
säurediäthylester auf folgende Weise leicht erkennen: 5 Tropfen 
des Öls werden mit 20 ccm Alkohol und 10 ccm 5°/oiger Natron- 
lauge auf dem Wasserbade zur Trockene verdampft. Sollten 



*) Bericht von Schimmel § Co. 1919, 92. 
s ) Journ. ind. eng. Chem. 15 (19233, 838. 
s ) Apoth. Ztg. 40 (1925), 196; Chem. Zentxalbl. 1925, I. 2475. 

51* 



804 Die Prüfung der ätherischen Öie. 

sich hierbei, wie beim Zimtöl, harzige Massen abscheiden, so 
wird der Trockenrückstand mit 30 ccm Wasser aufgenommen 
und die Lösung nach dem Filtrieren wieder zur Trockene ver- 
dampft. Den Trockenrückstand versetzt man unter Kühlen mit 
3 ccm konzentrierter Schwefelsäure, zu der kalten Mischung gibt 
man 0,05 g reines, frisch sublimiertes Resorcin und erwärmt sie 
fünf Minuten lang auf dem Ölbad auf 80 bis 85°. Gibt man 
5 Tropfen dieser Mischung in ein Reagensglas, das 4 ccm 10°/oiges 
Ammoniak und 6 ccm Wasser enthält, so wird keine grüngelbe 
Fluorescenz auftreten, wenn das Öl frei von Phthalsäureester war. 
Da in verschiedenen Ländern Phthalsäureester zum De- 
naturieren von Spiritus verwendet wird, kommt der Chemiker 
gelegentlich in die Lage, diesen oder damit hergestellte Parfüm- 
mischungen auf den Ester hin zu prüfen. Eine zuverlässige 
Methode hierfür ist nach Breithut und Apfelbaum 1 ) folgende: 

10 ccm des zu untersuchenden Parfüms werden mit einer gesättigten 
Lösung von Chlomatrium behandelt. In dem erhaltenen Gemisch trennt man 
die Ölschicht durch Zentrifugieren ab. Die mit 5 ccm 10 °/»iger Natronlauge 
versetzte wäßrige Schicht wird destilliert und der zur Trockene eingeengte 
Destillationsrückstand nach dem Ericalten mit der gleichen Menge Phenol 
gemischt, ein Teil dieser Mischung mit 5 oder 6 Tropfen konzentrierter 
Schwefelsäure behandelt und 3 Minuten auf 160° erwärmt. Hierauf gibt man 
1 ccm Wasser zu der geschmolzenen Masse und macht die Mischung mit 
verdünnter Natronlauge alkalisch. Eine beim Ansäuern der Lösung ver- 
schwindende und bei Zusatz von Alkali wieder auftretende Hotfärbung zeigt 
die Anwesenheit von Phenolphthalein und somit auch die Gegenwart von 
Diäthylphthalat in dem Parfüm an. 

SPEZIELLER NACHWEIS VON LAURINSÄUREESTER. Dieses ge- 
fährliche und augenblicklich recht häufig anzutreffende Ver- 
fälschungsmittel kann nach einer Vorschrift der amerikanischen 
Zollbehörde noch in Mengen von 1 /„ 2 ) nachgewiesen werden. 
20 ccm des verdächtigen Öls werden mit Wasserdampf destil- 
liert, hierauf mit Halbnormal-alkoholischer-Kalilauge eine Stunde 
lang auf dem Wasserbade verseift, dann mit Salzsäure neutrali- 
siert und zur Trockene eingedampft. Die wäßrige Lösung des 
Rückstandes wird filtriert und mit Calciumchloridlösung versetzt. 
Bei Gegenwart von Iaurinsaurem oder fettsaurem Kalium fallen 
Flocken von Calciumlaurat oder fettsaurem Calcium aus. Zur 



l ) Journ. ind. eng. Chem. 17 (1925), 534. 

s ) Bericht von Schimmel § Co- 1927, 41. Anm. 



Nachweis häufig vorkommender Verfälschungsmittel. 805 

quantitativen Bestimmung wird der Niederschlag abfiltriert, wobei 
das Filtrat mit Calciumchlorid auf etwa noch vorhandenes fett- 
saures Kalium zu prüfen ist. Dann wird solange mit Wasser aus- 
gewaschen, bis das Filtrat neutral und farblos abfließt. Hierauf 
bringt man den Niederschlag in einen Scheidetrichter, säuert mit 
Salzsäure an, schüttelt dreimal mit Äther aus und befreit diesen 
durch Auswaschen mit Wasser von Chlorid. Die Waschwässer 
werden noch einmal mit Äther ausgeschüttelt, die Ätherextrakte 
in einem tarierten Gefäß vereinigt, und der Äther wird ab- 
gedunstet. Zur Entfernung etwaigen Wassers fügt man zum 
Schluß noch etwas Alkohol hinzu. Der Verdampfungsröckstand 
bleibt über Nacht im Exsikkator und wird schließlich gewogen. 
Durch Multiplikation des Gewichts mit 1,14 erfährt man den 
Prozentgehalt an Laurinsäureester. 

Romeo 1 ) stellte durch Kontrollversuche fest, daß man bei 
diesem Verfahren auch mit authentischen Bergamottölen, ins- 
besondere mit solchen von unreifen Früchten, Niederschläge von 
Kalksalzen erhält, und daß die Anwesenheit minimaler Mengen 
von Fettsäuren im Bergamottöl wahrscheinlich ist. Darum ist 
er der Ansicht, daß die angeführte Methode zum Nachweis von 
Fettsäureestern im Bergamottöl zu Irrtümern Anlaß geben kann. 
Das Verfahren hat nach Romeo nur dann praktischen Wert, 
wenn die vorhandenen Fettsäuren mindestens in Mengen von 
mehr als 0,5 °/ vorhanden sind. 

Laurinsäureester ist aber auch nach dem beschriebenen 
Untersuchungsgang (S. Z. II) gut nachweisbar 2 ). 

Prüfungsgang zum Nachweis sämtlicher Ester. Damit 
bei der Untersuchung keiner der erwähnten Ester übersehen 
wird, führt man zunächst die auf S. 793 angegebene qualitative 
Prüfung aus und verfährt dann zweckentsprechend folgender- 
maßen: Für die Verseif ung werden in der oben (Seite 794) an- 
gegebenen Weise vier Versuche angesetzt. Beträgt die Differenz 
der bei der fraktionierten Verseifung erhaltenen Esterzahlen mehr 



*) Intorno alla pretesa falsificazione con Iaurato di etile delf essenza 
di bergamotfo. Messina 1926. 

ä ) Hiernach haben ihn Schimmel § Co. in verschiedenen Ölen auf- 
gefunden, so z. B. in Bergamottöl (Bericht 1926, 45, 46), Lavendelöl (Bericht 
1920, 39; 1923, 48; 1924, 55) und Rosenöl (Bericht 1926, 103). 



806 Die Prüfung der ätherischen Öle. 

als 5, so ist eine Verfälschung mit Terpinylacetat anzunehmen. 
Der Zusatz ist aus der auf Seite 795 befindlichen Aufstellung 
annähernd zu ersehen 1 ). Weiterhin ist aus einer der beiden 
einstündigen Verseifungen die Säurezahl II durch Destillation 
mit Wasserdampf zu bestimmen und mit der Verseifungszahl 
(S.Z. + E. Z.!) zu vergleichen. Ist die Differenz größer als 5 
(bei Bergamottöl größer als 10), so liegt eine Verfälschung mit 
Estern schwerflüchtiger Säuren vor. Die betreffende Säure 
dürfte, falls genügend Material zur Verfügung steht, unschwer 
zu ermitteln sein. Die Prüfung auf Glycerinester ist Seite 796 
beschrieben. 



l ) Da eine zu große Differenz auch die Folge einer Verharzung sein kann, 
so empfiehlt es sich, in zweifelhaften Fällen, den Versuch bei dem vorher mit 
Wasserdampf rektifizierten Öl zu wiederholen. Dasselbe gilt auch für die 
Säurezahl II. 



Tabelle I 

zur Berechnung des Prozentgehaltes an Alkoholen der 
Formel C 10 H 18 O, C 10 H 20 O, C 1S H M und C lö H 26 aus 
den vor und nach dem Acetylieren gefundenen Ver- 
seifungszahlen, sowie an Essigsäuren dieser Alkohole. 



Tabelle II 



zur Ermittlung der Esterzahl (Säurezahl, Verseifungs- 

zahl) sowie des Prozentgehaltes an Alkohol und Ester, 

unmittelbar aus den verbrauchten ccm | Kalilauge, bei 

Anwendung von 1 ,50 g Öl. 



Tab 



zur Berechnung des Prozentgehaltes an Alkoholen der Formel 
Acetylieren gefundenen Verseifungszahlen, 





c«, 


H ia O 






Ci H 


üoO 










Alkohol im 






Alkohol im 




E. Z. 


Acetat 


Alkohol 


urspr. öl 1 ) 


Acetat 


Alkohol 


urspr. Öl i) 


E. Z. 


1 


0,35 


0,28 


0,28 


0,35 


0,28 


0,28 


1 


2 


0,70 


0,55 


0,55 


0.71 


0,56 


0,56 


2 


3 


1,05 


0,83 


0,83 


1,06 


0,84 


0,84 


3 


4 


1,40 


1,10 


1,10 


1,41 


1,11 


1,12 


4 


5 


1,75 


1,38 


1,38 


1,77 


1,39 


1,40 


5 


6 


2,10 


1.65 


1,66 


2,12 


1,67 


1,68 


6 


7 


2,45 


1,93 


1,94 


2,47 


1,95 


1,96 


7 


8 


2,80 


2,20 


2,21 


2,83 


2,23 


2,24 


8 


9 


3,15 


2,48 


2,49 


3,18 


2,51 


2,52 


9 


10 


3,50 


2,75 


2,77 


3,54 


2,79 


2,81 


10 


11 


3,85 


3,03 


3,05 


3,89 


3,06 


3,09 


11 


12 


4,20 


3,30 


3,33 


4,24 


3,34 


3,37 


12 


13 


4,55 


3,58 


3,61 


4,60 


3,62 


3,66 


13 


14 


4,90 


3,85 


3,89 


4,95 


3,90 


3,94 


14 


15 


5,25 


4,13 


4,17 


5,30 


4,18 


4,23 


15 


16 


5,60 


4,40 


4,45 


5,66 


4,46 


4,51 


16 


17 


5,95 


4,68 


4,74 


6,01 


4,74 


4,80 


17 


18 


6,30 


4,95 


5,02 


6,36 


5,01 


5,08 


18 


19 


6,65 


5,23 


5,30 


6,72 


5,29 


5,37 


19 


20 


7,00 


5,50 


5,58 


7,07 


5,57 


5,66 


20 


21 


7,35 


5,78 


5,87 


7,42 


5,85 


5,94 


21 


22 


7,70 


6,05 


6,15 


7,78 


6,13 


6,23 


22 


23 


8,05 


6,33 


6,44 


8,13 


6,41 


6,52 


23 


24 


8,40 


6,60 


6,72 


8,49 


6,69 


6,81 


24 


25 


8,75 


6,88 


7,01 


8,84 


6,96 


7,10 


25 


26 


9,10 


7,15 


7,29 


9,19 


7,24 


7,39 


26 


27 


9,45 


7,43 


7,58 


9,55 


7,52 


7,68 


27 


28 


9,80 


7,70 


7,87 


9,90 


7,80 


7,97 


28 


29 


10,15 


7,98 


8,15 


10,25 


8,08 


8,26 


29 


30 


10,50 


8,25 


8,44 


10,61 


8,36 


8,55 


30 



') Vgl. auch das au! Seite 726 bis 728 Gesagte. 



eile I 



809 



C 10 H lg O, C tu H 20 O, C 1B H 2(l O und C 16 H aa O aus den vor und nach dem 
sowie an Essigestern dieser Alkohole. 





c« 


H m O 




CisH s «0 


E. Z. 


Acetat 


Alkohol 


Alkohol im 
urspr. Öl ') 


Acetat 


Alkohol 


Alkohol im 
urspr. öl ') 


E. z. 


1 


0,47 


0,39 


0,39 


0,47 


0,40 


0,40 


1 


2 


0,94 


0,79 


0,79 


0,94 


0,79 


0,79 


2 


3 


1,40 


1,18 


1,18 


1,41 


1,19 


1,19 


3 


4 


1,87 


1,57 


1,58 


1,89 


1,59 


1,59 


4 


5 


2,34 


1,96 


1,97 


2,36 


1,98 


1,99 


5 


6 


2,81 


2,36 


2,37 


2,83 


2,38 


2,39 


6 


7 


3,28 


2,75 


2,76 


3,30 


2,78 


2,79 


7 


8 


3,74 


3,14 


3,16 


3,77 


3,17 


3,19 


8 


9 


4,21 


3,53 


3,56 


4,24 


3,57 


3,59 


9 


10 


4,68 


3,93 


3,96 


4,71 


3,96 


3,99 


10 


11 


5,15 


4,32 


4,36 


5,19 


4,36 


4,40 


11 


12 


5,61 


4,71 


4,76 


5,66 


4,76 


4,80 


12 


13 


6,08 


5,11 


5,16 


6,13 


5,15 


5,20 


13 


14 


6,55 


5,50 


5,56 


6,60 


5,55 


5,61 


14 


15 


7,02 


5,89 


5,96 


7,07 


5,95 


6,01 


15 


16 


7,49 


6,29 


6,36 


7,54 


6,34 


6,42 


16 


17 


7,95 


6,68 


6,77 


8,01 


6,74 


6,83 


17 


18 


8,42 


7,07 


7,17 


8,49 


7,14 


7,23 


18 


19 


8,89 


7,46 


7,57 


8,96 


7,53 


7,64 


19 


20 


9,36 


7,86 


7,98 


9,43 


7,93 


8,05 


20 


21 


9,83 


8,25 


8,38 


9,90 


8,33 


8,46 


21 


22 


10,29 


8,64 


8,79 


10,37 


8,72 


8,87 


22 


23 


10,76 


9,03 


9,19 


10,84 


9,12 


9,28 


23 


24 


11,23 


9,42 


9,60 


11,31 


9,51 


9,69 


24 


25 


11,70 


9,82 


10,01 


11,79 


9,91 


10,10 


25 


26 


12,16 


10,21 


10,42 


12,26 


10,30 


10,51 


26 


27 


12,63 


10,60 


10,83 


12,73 


10,70 


10,92 


27 


28 


13,10 


11,00 


11,24 


13,20 


11,10 


11,34 


28 


29 


13,57 


11,39 


11,65 


13,67 


11,49 


11,75 


29 


30 


14,04 


11,79 


12,06 


14,14 


11,89 


12,17 


30 



i) Vgl. auch das auf Seite 726 bis 728 Gesagte. 



810 



Tabelle I 





c„ 


,H ia O 






Ciot" 


üoO 










Alkohol im 






Alkohol im 




E. Z. 


Acetat 


Alkohol 


urspr. Öl !) 


Acetat 


Alkohol 


urspr. Öl il 


E. Z. 


31 


10,85 


8,53 


8,73 


10,96 


8,64 


8,84 


31 


32 


11,20 


8,80 


9,02 


11,31 


8,91 


9,13 


32 


33 


11,55 


9,08 


9,31 


11,67 


9,19 


9,43 


33 


3+ 


11,90 


9,35 


9,59 


12,02 


9,47 


9,72 


34 


35 


12,25 


9,63 


9,88 


12,37 


9,75 


10,01 


35 


36 


12,60 


9,90 


10,17 


12,73 


10,03 


10,31 


36 


37 


12,95 


10,18 


10,47 


13,08 


10,31 


10,60 


37 


38 


13,30 


10,45 


10,76 


13,44 


10,59 


10,90 


38 


39 


13,65 


10,73 


11,05 


13,79 


10,86 


11,19 


39 


40 


14,00 


11,00 


11,34 


14,14 


11,14 


11,49 


40 


41 


14,35 


11,28 


11,63 


14,50 


11,42 


11,78 


41 


42 


14,70 


11,55 


11,93 


14,85 


11,70 


12,08 


42 


43 


15,05 


11,83 


12,22 


15,20 


11,98 


12,38 


43 


44 


15,40 


12,10 


12,51 


15,56 


12,26 


12,68 


44 


45 


15,75 


12,38 


12,81 


15,91 


12,54 


12,97 


45 


46 


16,10 


12,65 


13,10 


16,26 


12,81 


13,27 


46 


47 


16,45 


12,93 


13,40 


16,62 


13,09 


13,57 


47 


48 


16,80 


13,20 


13,69 


16,97 


13,37 


13,87 


48 


49 


17,15 


13,48 


13,99 


17,32 


13,65 


14,17 


49 


50 


17,50 


13,75 


14,29 


17,68 


13,93 


14,47 


50 


51 


17,85 


14,03 


14,58 


18,03 


14,21 


14,77 


51 


52 


18,20 


14,30 


14,88 


18,39 


14,49 


15,07 


52 


53 


18,55 


14,58 


15,18 


18,74 


14,76 


15,38 


53 


54 


18,90 


14,85 


15,48 


19,09 


15,04 


15,68 


54 


55 


19,25 


15,13 


15,77 


19,45 


15,32 


15,98 


55 


56 


19,60 


15,40 


16,07 


19,80 


15,60 


16,28 


56 


57 


19,95 


15,68 


16,38 


20,15 


15,88 


16,59 


57 


58 


20,30 


15,95 


16,68 


20,51 


16,16 


16,89 


58 


59 


20,65 


16,23 


16,98 


20,86 


16,44 


17,20 


59 


60 


21,00 


16,50 


17,28 


21,21 


16,71 


17,50 


60 


61 


21,35 


16,78 


17,58 


21,57 


16,99 


17,81 


61 


62 


21,70 


17,05 


17,88 


21,92 


17,27 


18,11 


62 


63 


22,05 


17,33 


18,18 


22,27 


17,55 


18,42 


63 


64 


22,40 


17,60 


18,49 


22,63 


17,83 


18,73 


64 


65 


22,75 


17,88 


18,79 


22,98 


18,11 


19,04 


65 


66 


23,10 


18,15 


19,10 


23,34 


18,39 


19,34 


66 


67 


23,45 


18,43 


19,40 


23,69 


18,66 


19,65 


67 


68 


23,80 


18,70 


19,70 


24,04 


18,94 


19,96 


68 


69 


24,15 


18,98 


20,01 


24,40 


19,22 


20,27 


69 


70 


24,50 


19,25 


20,32 


24,75 


19,50 


20,58 


70 



') Vgl. auch das auf Seite 736 bis 728 Gesagte. 



Tabelle I 



811 





Ci 


,H«0 






CisH 


■o 




E, Z. 


Acetat 


Alkohol 


Alkohol im 
urspr. Öl i) 


Acetat 


Alkohol 


Alkohol im 
urspr. Öl») 


E. Z. 


31 


14,51 


12,18 


12,47 


14,61 


12,28 


12,58 


31 


32 


14,98 


12,57 


12,88 


15,08 


12,68 


13,00 


32 


33 


15,45 


12,96 


13,29 


15,55 


13,08 


13,41 


33 


34 


15,91 


13,35 


13,71 


16,02 


13,48 


13,83 


34 


35 


16,38 


13,75 


14,12 


16,50 


13,88 


14,25 


35 


36 


16,85 


14,14 


14,54 


16,97 


14,27 


14,67 


36 


37 


17,32 


14,54 


14,95 


17,44 


14,66 


15,09 


37 


38 


17,79 


14,93 


15,37 


17,91 


15,06 


15,51 


38 


39 


18,25 


15,32 


15,78 


18,38 


15,46 


15,93 


39 


40 


18,71 


15,71 


16,20 


18,86 


15,86 


16,35 


40 


41 


19,18 


16,10 


16,62 


19,33 


16,25 


16,77 


41 


42 


19,65 


16,50 


17,04 


19,80 


16,65 


17,19 


42 


43 


20,12 


16,89 


17,46 


20,27 


17,05 


17,61 


43 


44 


20,59 


17,28 


17,88 


20,74 


17,44 


18,04 


44 


45 


21,05 


17,68 


18,30 


21,21 


17,84 


18,46 


45 


46 


21,52 


18,07 


18,72 


21,69 


18,24 


18,89 


46 


47 


21,99 


18,46 


19,14 


22,16 


18,63 


19,32 


47 


48 


22,46 


18,85 


19,56 


22,63 


19,03 


19,74 


48 


49 


22,93 


19,25 


19,98 


23,10 


19,43 


20,17 


49 


50 


23,39 


19,64 


20,41 


23,57 


19,82 


20,59 


50 


51 


23,86 


20,03 


20,83 


24,04 


20,22 


21,02 


51 


52 


24,33 


20,42 


21,26 


24,51 


20,62 


21,45 


52 


53 


24,80 


20,82 


21,68 


24,99 


21,01 


21,88 


53 


54 


25,26 


21,21 


22,11 


25,46 


21,41 


22,31 


54 


55 


25,73 


21,60 


22,54 


25,93 


21,81 


22,74 


55 


56 


26,20 


22,00 


22,96 


26,40 


22,20 


23,17 


56 


57 


26,67 


22,39 


23,39 


26,87 


22,60 


23,61 


57 


58 


27,14 


22,78 


23,82 


27,34 


23,00 


24,04 


58 


59 


27,61 


23,17 


24,25 


27,81 


23,39 


24,47 


59 


60 


28,07 


23,57 


24,68 


28,29 


23,79 


24,91 


60 


61 


28,54 


23,96 


25,11 


28,76 


24,19 


25,34 


61 


62 


29,01 


24,35 


25,54 


29,23 


24,58 


25,77 


62 


63 


29,48 


24,75 


25,97 


29,70 


24,98 


26,21 


63 


64 


29,95 


25,14 


26,41 


30,17 


25,38 


26,65 


64 


65 


30,41 


25,53 


26,84 


30,64 


25,77 


27,09 


65 


66 


30,88 


25,93 


27,27 


31,11 


26,17 


27,53 


66 


67 


31,35 


26,32 


27,71 


31,59 


26,57 


27,97 


67 


68 


31,81 


26,71 


28,14 


32,06 


26,96 


28,41 


68 


69 


32,28 


27,10 


28,58 


32,53 


27,35 


28,85 


69 


70 


32,75 


27,50 


29,02 


33,00 


27,75 


29,29 


70 



>) Vgl. auch das aut Seite 726 bis 728 Gesagte. 



812 



Tabelle I 





Qu! 


H ls O 






CujH 


noO 




E. Z. 


Acetat 


Alkohol 


Alkohol im 
urspr. öl 1 ) 


Acetat 


Alkohol 


Alkohol im 
urspr. Öl») 


E. 2 


71 


24,85 


19,53 


20,62 


25,10 


19,78 


20,89 


71 


72 


25,20 


19,80 


20,93 


25,46 


20,06 


21,20 


72 


73 


25,55 


20,08 


21,24 


25,81 


20,34 


21,51 


73 


74 


25,90 


20,35 


21,55 


26,16 


20,61 


21,83 


74 


75 


26,25 


20,63 


21,85 


26,52 


20,89 


22,14 


75 


76 


26,60 


20,90 


22,16 


26,87 


21,17 


22,45 


76 


77 


26,95 


21,18 


22,47 


27,22 


21,45 


22,77 


77 


78 


27,30 


21,45 


22,78 


27,58 


21,73 


23,08 


78 


79 


27,65 


21,73 


23,09 


27,93 


22,01 


23,39 


79 


80 


28,00 


22,00 


23,40 


28,29 


2229 


23,71 


80 


81 


28,35 


22,28 


23,72 


28,64 


22,56 


24,02 


81 


82 


28,70 


22,55 


24,03 


28,99 


22,84 


24,34 


82 


83 


29,05 


22,83 


24,34 


29,35 


23,12 


24,66 


83 


84 


29,40 


23,10 


24,65 


29,70 


23,40 


24,97 


84 


85 


29,75 


23,38 


24,97 


30,05 


23,68 


25,29 


85 


86 


30,10 


23,65 


25,28 


30,41 


23,96 


25,61 


86 


87 


30,45 


23,93 


25,60 


30,76 


24,24 


25,93 


87 


88 


30,80 


24,20 


25,91 


31,11 


24,51 


26,25 


88 


89 


31,15 


24,48 


26,23 


31,47 


24,79 


26,57 


89 


90 


31,50 


24,75 


26,54 


31,82 


25,07 


26,89 


90 


91 


31,85 


25,03 


26,86 


32,17 


25,35 


27,21 


91 


92 


32,20 


25,30 


27,18 


32,53 


25,63 


27,53 


92 


93 


32,55 


25,58 


27,49 


32,88 


25,91 


27,85 


93 


94 


32,90 


25,85 


27,81 


33,24 


26,19 


28,17 


94 


95 


33,25 


26,13 


28,13 


33,59 


26,46 


28,49 


95 


96 


33,60 


26,40 


28,45 


33,94 


26,74 


28.82 


96 


97 


33,95 


26,68 


28,77 


34,30 


27,02 


29,14 


97 


98 


34,30 


26,95 


29,09 


34,65 


27,30 


29,47 


98 


99 


34,65 


27,23 


29,41 


35,00 


27,58 


29,79 


99 


100 


35,00 


27,50 


29,73 


35,36 


27,86 


30,11 


100 


101 


35,35 


27,78 


30,05 


35,71 


28,14 


30,44 


101 


102 


35,70 


28,05 


30,37 


36,06 


28,41 


30,77 


102 


103 


36,05 


28,33 


30,70 


36,42 


28,69 


31,09 


103 


104 


36,40 


28,60 


31,02 


36,77 


28,97 


31,42 


104 


105 


36,75 


28,88 


31,34 


37,12 


29,25 


31,75 


105 


106 


37,10 


29,15 


31,67 


37,48 


29,53 


32,08 


106 


107 


37,45 


29,43 


31,99 


37,83 


29,81 


32,41 


107 


108 


37,80 


29,70 


32,32 


38,19 


30,09 


32,74 


108 


109 


38,15 


29,98 


32,64 


38,54 


30,36 


33,07 


109 


110 


38,50 


30,25 


32,97 


38,89 


30,64 


33,40 


110 



') Vgi. auch das auf Seite 726 bis 728 Gesagte. 



Tabelle I 



813 





t-is 


H ä4 




CisHasO 


E. Z. 


Acetat 


Alkohol 


Alkohol im 
urspr. Öl») 


Acetat 


Alkohol 


Alkohol im 
urspr. Öl 1 ) 


E.Z. 


71 


33,22 


27,89 


29,46 


33,47 


28,15 


29,73 


71 


72 


33,69 


28,28 


29,90 


33,94 


28,54 


30,17 


72 


73 


34,15 


28,67 


30,34 


34,41 


28,94 


30,61 


73 


74 


34,62 


29,07 


30,78 


34,89 


29,34 


31,06 


74 


75 


35,09 


29,46 


31,22 


35,36 


29,73 


31,50 


75 


76 


35,56 


29,85 


31,66 


35,83 


30,13 


31,95 


76 


77 


36,03 


30,25 


32,10 


36,30 


30,53 


32,40 


77 


78 


36,49 


30,64 


32,54 


36,77 


30,92 


32,84 


78 


79 


36,96 


31,03 


32,98 


37,24 


31,31 


33,29 


79 


80 


37,43 


31,43 


33,43 


37,71 


31,71 


33,74 


80 


81 


37,90 


31,82 


33,87 


38,19 


32,11 


34,19 


81 


82 


38,37 


32,21 


34,32 


38,66 


32,50 


34,64 


82 


83 


38,84 


32,60 


34,77 


39,13 


32,90 


35,09 


83 


84 


39,30 


33,00 


35,22 


39,60 


33,30 


35,54 


84 


85 


39,77 


33,39 


35,66 


40,07 


33,69 


35,99 


85 


86 


40,24 


33,78 


36,11 


40,54 


34,09 


36,44 


86 


87 


40,70 


34,18 


36,56 


41,01 


34,49 


36,90 


87 


88 


41,17 


34,57 


37,01 


41,49 


34,88 


37,35 


88 


89 


41,64 


34,96 


37,46 


41,96 


35,28 


37,80 


89 


90 


42,11 


35,36 


37,92 


42,43 


35,68 


38,26 


90 


91 


42,57 


35,75 


38,37 


42,90 


36,08 


38,71 


91 


92 


43,04 


36,14 


38,82 


43,37 


36,47 


39,17 


92 


93 


43,51 


36,53 


39,27 


43,84 


36,87 


39,63 


93 


94 


43,98 


36,92 


39,73 


44,31 


37,26 


40,09 


94 


95 


44,45 


37,32 


40,18 


44,79 


37,66 


40,55 


95 


96 


44,92 


37,71 


40,64 


45,26 


38,05 


41,01 


96 


97 


45,39 


38,10 


41,10 


45,73 


38,45 


41,47 


97 


98 


45,85 


38,50 


41,55 


46,20 


38,85 


41,93 


9S 


99 


46,32 


38,89 


42,01 


46,67 


39,24 


42,39 


99 


100 


46,79 


39,29 


42,47 


47,14 


39,64 


42,86 


100 


101 


47,26 


39,68 


42,93 


47,61 


40,04 


43,32 


101 


102 


47,72 


40,07 


43,39 


48,09 


40,43 


43,78 


102 


103 


48,19 


40,46 


43,85 


48,56 


40,83 


44,24 


103 


104 


48,66 


40,85 


44,32 


49,03 


41,23 


44,71 


104 


105 


49,13 


41,25 


44,78 


49,50 


41,63 


45,18 


105 


106 


49,59 


41,64 


45,24 


49,97 


42,02 


45,65 


106 


107 


50,06 


42,04 


45,70 


50,44 


42,42 


46,12 


107 


108 


50,53 


42,43 


46,16 


50,91 


42,81 


46,59 


108 


109 


51,00 


42,82 


46,63 


51,39 


43,21 


47,06 


109 


110 


51,46 


43,21 


47,10 


51,86 


43,61 


47,53 


110 



') Vgl. auch das auf Seite 726 his 728 Gesagte. 



814 



Tabelle I 





Clo 


H 18 






Ciol" 


soO 




E.Z. 


Acetat 


Alkohol 


Alkohol im 
urspr. Öl») 


Acetat 


Alkohol 


Alkohol im 
urspr. Öl i) 


E. Z. 


111 


38,85 


30,53 


33,30 


39,25 


30,92 


33,73 


111 


112 


39,20 


30,80 


33,62 


39,60 


31,20 


34,06 


112 


113 


39,55 


31,08 


33,95 


39,95 


31,48 


34,39 


113 


IM 


39,90 


31,35 


34,28 


40,31 


31,76 


34,73 


114 


115 


40,25 


31,63 


34,61 


40,66 


32,04 


35,06 


115 


116 


40,60 


31,90 


34,94 


41,01 


32,31 


35,39 


116 


117 


40,95 


32,18 


35,27 


41,37 


32,59 


35,73 


117 


118 


41,30 


32,45 


35,60 


41,72 


32,87 


36,06 


118 


119 


41,65 


32,73 


35,93 


42,07 


33,15 


36,40 


119 


120 


42,00 


33,00 


36,26 


42,43 


33,43 


36,73 


120 


12t 


42,35 


33,28 


36,60 


42,78 


33,71 


37,07 


121 


122 


42,70 


33,55 


36,93 


43,14 


33,99 


37,41 


122 


123 


43,05 


33,83 


37,26 


43,49 


34,26 


37,75 


123 


124 


43,40 


34,10 


37,60 


43,84 


34,54 


38,08 


124 


125 


43,75 


34,38 


37,93 


44,20 


34,82 


38,42 


125 


126 


44,10 


34,65 


38,27 


44,55 


35,10 


38,76 


126 


127 


44,45 


34,93 


38,60 


44,90 


35,38 


39,10 


127 


128 


44,80 


35,20 


38,94 


45,26 


35,66 


39,44 


128 


129 


45,15 


35,48 


39,27 


45,61 


35,94 


39,78 


129 


130 


45,50 


35,75 


39,61 


45,96 


36,21 


40,13 


130 


131 


45,85 


36,03 


39,95 


46,32 


36,49 


40,47 


131 


132 


46,20 


36,30 


40,29 


46,67 • 


36,77 


40,81 


132 


133 


46,55 


36,58 


40,63 


47,02 


37,05 


41,16 


133 


134 


46,90 


36,85 


40,97 


47,38 


37,33 


41,50 


134 


135 


47,25 


37,13 


41,31 


47,73 


37,61 


41,84 


135 


136 


47,60 


37,40 


41,65 


48,09 


37,89 


42,19 


136 


137 


47,95 


37,68 


41,99 


48,44 


38,16 


42,53 


137 


138 


48,30 


37,95 


42,33 


48,79 


38,44 


42,88 


138 


139 


48,65 


38,23 


42,67 


49,15 


38,72 


43,23 


139 


140 


49,00 


38,50 


43,02 


49,50 


39,00 


43,58 


140 


141 


49,35 


38,78 


43,36 


49,85 


39,28 


43,92 


141 


142 


49,70 


39,05 


43,71 


50,21 


39,56 


44,27 


142 


143 


50,05 


39,33 


44,05 


50,56 


39,84 


44,62 


143 


144 


50,40 


39,60 


44,39 


50,91 


40,11 


44,97 


144 


145 


50,75 


39,88 


44,74 


51,27 


40,39 


45,32 


145 


146 


51,10 


40,15 


45,09 


51,62 


40,67 


.45,67 


146 


147 


51,45 


40,43 


45,44 


51,97 


40,95 


46,02 


147 


148 


51,80 


40,70 


45,78 


52,33 


41,23 


46,38 


148 


149 


52,15 


40,98 


46,13 


52,68 


41,51 


46,73 


149 


150 


52,50 


41,25 


46,48 


53,04 


41,79 


47,08 


150 



") Vgl. auch das auf Seite 726 bis 728 Gesagte. 



Tabelle I 



815 





c 1( 


H m O 






C 15 H 


üsO 




E. Z. 


Acetat 


Alkohol 


Alkoholim 
urspr. Öl 1 ) 


Acetat 


Alkohol 


Alkohol im 
urspr. ÖIi) 


E.Z. 


111 


51,93 


43,60 


47,57 


52,33 


44,00 


48,00 


111 


112 


52,40 


44,00 


48,04 


52,80 


44,40 


48,47 


112 


113 


52,87 


44,39 


48,50 


53,27 


44,80 


48,94 


113 


114 


53,34 


44,78 


48,97 


53,74 


45,19 


49,42 


114 


115 


53,81 


45,17 


49,44 


54,21 


45,59 


49,89 


115 


116 


54,28 


45,57 


49,91 


54,69 


45,99 


50,36 


116 


117 


54,74 


45,96 


50,39 


55,16 


46,38 


50,84 


117 


118 


55,21 


46,35 


50,86 


55,63 


46,78 


51,32 


118 


119 


55,68 


46,74 


51,33 


56,10 


47,18 


51,80 


119 


120 


56,14 


47,14 


51,81 


56,57 


47,57 


52,28 


126 


121 


56,61 


47,53 


52,28 


57,04 


47,97 


52,76 


121 


122 


57,08 


47,92 


52,76 


57,51 


48,36 


53,24 


122 


123 


57,55 


48,32 


53,23 


57,99 


48,76 


53,72 


123 


124 


58,01 


48,71 


53,71 


58,46 


49,16 


54,20 


124 


125 


58,48 


49,10 


54,18 


58,93 


49,55 


54,68 


125 


126 


58,95 


49,50 


54,66 


59,40 


49,95 


55,17 


126 


127 


59,42 


49,89 


55,14 


59,87 


50,35 


55,65 


127 


128 


59,89 


50,28 


55,62 


60,34 


50,74 


56,13 


128 


129 


60,36 


50,67 


56,11 


60,81 


51,14 


56,62 


129 


130 


60,82 


51,07 


56,59 


61,28 


51,54 


57,10 


130 


131 


61,29 


51,46 


57,07 


61,75 


51,93 


57,59 


131 


132 


61,76 


51,85 


57,55 


62,22 


52,33 


58,08 


132 


133 


62,23 


52,25 


58,03 


- 62,70 


52,73 


58,57 


133 


134 


62,70 


52,64 


58,52 


63,17 


53,12 


59,06 


134 


135 


63,16 


53,03 


59,00 


63,64 


53,52 


59,55 


135 


136 


63,63 


53,42 


59,49 


64,11 


53,92 


60,04 


136 


137 


64,10 


53,82 


59,98 


64,59 


54,31 


60,53 


137 


138 


64,57 


54,21 


60,47 


65,06 


54,71 


61,02 


138 


'139 


65,04 


54,60 


60,96 


65,53 


55,11 


61,51 


139 


140 


65,50 


55,00 


61,45 


66,00 


55,50 


62,01 


140 


141 


65,97 


55,39 


61,94 


66,47 


55,90 


62,50 


141 


142 


66,44 


55,78 


62,43 


66,94 


56,30 


63,00 


142 


143 


66,90 


56,18 


62,93 


67,41 


56,69 


63,50 


143 


144 


67,37 


56,57 


63,42 


67,89 


57,09 


64,00 


144 


145 


67,84 


56,96 


63,92 


68,36 


57,49 


64,50 


145 


146 


68,31 


57,35 


64,41 


68,83 


57,88 


65,00 


146 


147 


68,78 


57,75 


64,91 


69,30 


58,28 


65,50 


147 


148 


69,25 


58,14 


65,40 


69,77 


58,68 


66,00 


148 


149 


69,72' 


58,53 


65,90 


70,24 


59,07 


66,50 


149 


150 


70,18 


58,93 


66,40 


70,71 


59,46 


67,00 


150 



i) Vgl. auch das auf Seite 726 bis 728 Gesagte. 



816 



Tabelle I 





Cic 


,H 18 






C l0 H 


soO 




E. Z. 


Acetat 


Alkohol 


Alkohol im 
urspr. Öl') 


Acetat 


Alkohol 


Alkohol im 
urspr. Öl >) 


E. z. 


151 


52,85 


41,53 


46,83 


53,39 


42,06 


47,44 


151 


152 


53,20 


41,80 


47,18 


53,74 


42,34 


47,79 


152 


153 


53,55 


42,08 


47,53 


54,10 


42,62 


48,15 


153 


154 


53,90 


42,35 


47,88 


54,45 


42,90 


48,50 


154 


155 


54,25 


42,63 


48,23 


54,80 


43,18 


48,86 


155 


156 


54,60 


42,90 


48,58 


55,16 


43,46 


49,21 


156 


157 


54,95 


43,18 


48,94 


55,51 


43,74 


49,57 


157 


158 


55,30 


43,45 


49,29 


55,86 


44,01 


49,93 


158 


159 


55,65 


43,73 


49,65 


56,22 


44,29 


50,29 


159 


160 


56,00 


44,00 


50,00 


56,57 


44,57 


50,65 


160 


161 


56,35 


44,28 


50,36 


56,92 


44,85 


51,01 


161 


162 


56,70 


44,55 


50,71 


57,28 


45,13 


51,37 


162 


163 


57,05 


44,83 


51,07 


57,63 


45,41 


51,73 


163 


164 


57,40 


45,10 


51,42 


57,99 


45,69 


52,09 


164 


165 


57,75 


45,38 


51,78 


58,34 


45,96 


52,46 


165 


166 


58,10 


45,65 


52,14 


58,69 


46,24 


52,82 


166 


167 


58,45 


45,93 


52,50 


59,05 


46,52 


53,18 


167 


168 


58,80 


46,20 


52,86 


59,40 


46,80 


53,55 


168 


169 


59,15 


46,48 


53,22 


59,75 


47,08 


53,91 


169 


170 


59,50 


46,75 


53,58 


60,11 


47,36 


54,28 


170 


171 


59,85 


47,03 


53,94 


60,46 


47,64 


54,64 


171 


172 


60,20 


47,30 


54,31 


60,81 


47,91 


55,01 


172 


173 


60,55 


47,58 


54,67 


61,17 


48,19 


55,38 


173 


174 


60,90 


47,85 


55,03 


61,52 


48,47 


55,75 


174 


175 


61,25 


48,13 


55,40 


61,87 


48,75 


56,12 


175 


176 


61,60 


48,40 


55,76 


62,23 


49,03 


56,48 


176 


177 


61,95 


48,68 


56,13 


62,58 


49,31 


56,85 


177 


178 


62,30 


48,95 


56,49 


62,94 


49,59 


57,23 


178 


179 


62,65 


49,23 


56,86 


63,29 


49,86 


57,60 


179 


180 


63,00 


49,50 


57,22 


63,64 


50,14 


57,97 


180 


181 


63,35 


49,78 


57,59 


64,00 


50,42 


58,34 


181 


182 


63,70 


50,05 


57,96 


64,35 


50,70 


58,71 


182 


183 


64,05 


50,33 


58,33 


64,70 


50,98 


59,09 


183 


184 


64,40 


50,60 


58,70 


65,06 


51,26 


59,46 


184 


185 


64,75 


50,88 


59,07 


65,41 


51,54 


59,84 


185 


186 


65,10 


51,15 


59,44 


65,76 


51,81 


60,21 


186 


187 


65,45 


51,43 


59,81 


66,12 


52,09 


60,59 


187 


188 


65,80 


51,70 


60,19 


66,47 


52,37 


60,97 


188 


189 


66,15 


51,98 


60,56 


66,82 


52,65 


61,35 


189 


190 


66,50 


52,25 


60,93 


67,18 


52,93 


61,72 


190 



») Vgl. auch das auf Seite 726 bis 723 Gesagte. 



Tabelle I 



817 





c„ 


H«0 






CisH 


üeO 




E. Z. 


Acetat 


Alkohol 


Alkohol im 
urspr. Öl 1 ) 


Acetat 


Alkohol 


Alkohol im 
urspr. Öl 1 ) 


E.Z. 


151 


70,65 


59,32 


66,90 


71,19 


59,86 


67,51 


151 


152 


71,12 


59,71 


67,40 


71,66 


60,26 


68,01 


152 


153 


71,58 


60,10 


67,90 


72,13 


60,65 


68,52 


153 


154 


72,05 


60,50 


68,40 


72,60 


61,05 


69.02 


154 


155 


72,52 


60,89 


68,90 


73,07 


61,45 


69,53 


155 


156 


72,99 


61,28 


69,41 


73,54 


61,84 


70,04 


156 


157 


73,46 


61,68 


69,91 


74,01 


62,24 


70,55 


157 


158 


73,92 


62,07 


70,42 


74,49 


62,64 


71,06 


158 


159 


74,39 


62,46 


70,92 


74,96 


63,03 


71,57 


159 


160 


74,86 


62,86 


71,43 


75,43 


63,43 


72,08 


160 


161 


75,33 


63,25 


71,93 


75,90 


63,83 


72,59 


161 


162 


75,80 


63,64 


72,44 


76,37 


64,22 


73,10 


162 


163 


76,26 


64,03 


72,95 


76,84 


64,62 


73,62 


163 


164 


76,73 


64,42 


73,46 


77,31 


65,02 


74,13 


164 


165 


77,20 


64,82 


73,97 


77,78 


65,41 


74,65 


165 


166 


77,67 


65,21 


74,49 


78,26 


65,81 


75,16 


166 


167 


78,14 


65,60 


75,00 


78,73 


66,21 


75,68 


167 


168 


78,60 


66,00 


75,52 


79,20 


66,60 


76,20 


168 


169 


79,07 


66,39 


76,03 


79,67 


67,00 


76.72 


169 


170 


79,54 


66,79 


76,55 


80,14 


67,39 


77,24 


170 


171 


80,01 


67,18 


77,06 


80,61 


67,79 


77,76 


171 


172 


80,48 


67,57 


77,58 


81,08 


68,19 


78,28 


172 


173 


80,94 


67,96 


78,10 


81,56 


68,58 


78,81 


173 


174 


81,41 


68,35 


78,62 


82,03 


68,98 


79,33 


174 


175 


81,88 


68,75 


79,14 


82,50 


69,38 


79,85 


175 


176 


82,35 


69,14 


79,66 


82,97 


69,77 


80,38 


176 


177 


82,81 


69,54 


80,18 


83,44 


70,17 


80,91 


177 


178 


83,28 


69,93 


80,70 


83,91 


70,57 


81,43 


178 


179 


83,75 


70,32 


81,23 


84,38 


70,96 


81,96 


179 


180 


84.21 


70,71 


81,75 


84,86 


71,36 


82,49 


180 


181 


84,68 


71,10 


82,28 


85,33 


71,76 


83,02 


181 


182 


85,15 


71,50 


82,80 


85,80 


72,15 


83,55 


182 


183 


85,62 


71,89 


83,33 


86,27 


72,55 


84,09 


183 


184 


86,09 


72,28 


83,86 


86,74 


72,95 


84,62 


184 


185 


86,56 


72,68 


84,39 


87,21 


73,34 


85,15 


185 


186 


87,03 


73,07 


84,92 


87,68 


73,74 


85,69 


186 


187 


87,49 


73,46 


85.45 


88,16 


74,14 


86,22 


187 


188 


87,96 


73,86 


85,98 


88,63 


74,53 


86,76 


188 


189 


88,43 


74,25 


86,51 


89,10 


74,93 


87,30 


189 


190 


88,89 


74,64 


87,05 


89,57 


75,32 


87,84 


190 



i) Vgl. auch das auf Seite 726 bis 728 Gesagte. 



52 



816 



Tabelle I 





Cic 


,H 18 






C l0 H 


soO 




E. Z. 


Acetat 


Alkohol 


Alkohol im 
urspr. Öl') 


Acetat 


Alkohol 


Alkohol im 
urspr. Öl >) 


E. z. 


151 


52,85 


41,53 


46,83 


53,39 


42,06 


47,44 


151 


152 


53,20 


41,80 


47,18 


53,74 


42,34 


47,79 


152 


153 


53,55 


42,08 


47,53 


54,10 


42,62 


48,15 


153 


154 


53,90 


42,35 


47,88 


54,45 


42,90 


48,50 


154 


155 


54,25 


42,63 


48,23 


54,80 


43,18 


48,86 


155 


156 


54,60 


42,90 


48,58 


55,16 


43,46 


49,21 


156 


157 


54,95 


43,18 


48,94 


55,51 


43,74 


49,57 


157 


158 


55,30 


43,45 


49,29 


55,86 


44,01 


49,93 


158 


159 


55,65 


43,73 


49,65 


56,22 


44,29 


50,29 


159 


160 


56,00 


44,00 


50,00 


56,57 


44,57 


50,65 


160 


161 


56,35 


44,28 


50,36 


56,92 


44,85 


51,01 


161 


162 


56,70 


44,55 


50,71 


57,28 


45,13 


51,37 


162 


163 


57,05 


44,83 


51,07 


57,63 


45,41 


51,73 


163 


164 


57,40 


45,10 


51,42 


57,99 


45,69 


52,09 


164 


165 


57,75 


45,38 


51,78 


58,34 


45,96 


52,46 


165 


166 


58,10 


45,65 


52,14 


58,69 


46,24 


52,82 


166 


167 


58,45 


45,93 


52,50 


59,05 


46,52 


53,18 


167 


168 


58,80 


46,20 


52,86 


59,40 


46,80 


53,55 


168 


169 


59,15 


46,48 


53,22 


59,75 


47,08 


53,91 


169 


170 


59,50 


46,75 


53,58 


60,11 


47,36 


54,28 


170 


171 


59,85 


47,03 


53,94 


60,46 


47,64 


54,64 


171 


172 


60,20 


47,30 


54,31 


60,81 


47,91 


55,01 


172 


173 


60,55 


47,58 


54,67 


61,17 


48,19 


55,38 


173 


174 


60,90 


47,85 


55,03 


61,52 


48,47 


55,75 


174 


175 


61,25 


48,13 


55,40 


61,87 


48,75 


56,12 


175 


176 


61,60 


48,40 


55,76 


62,23 


49,03 


56,48 


176 


177 


61,95 


48,68 


56,13 


62,58 


49,31 


56,85 


177 


178 


62,30 


48,95 


56,49 


62,94 


49,59 


57,23 


178 


179 


62,65 


49,23 


56,86 


63,29 


49,86 


57,60 


179 


180 


63,00 


49,50 


57,22 


63,64 


50,14 


57,97 


180 


181 


63,35 


49,78 


57,59 


64,00 


50,42 


58,34 


181 


182 


63,70 


50,05 


57,96 


64,35 


50,70 


58,71 


182 


183 


64,05 


50,33 


58,33 


64,70 


50,98 


59,09 


183 


184 


64,40 


50,60 


58,70 


65,06 


51,26 


59,46 


184 


185 


64,75 


50,88 


59,07 


65,41 


51,54 


59,84 


185 


186 


65,10 


51,15 


59,44 


65,76 


51,81 


60,21 


186 


187 


65,45 


51,43 


59,81 


66,12 


52,09 


60,59 


187 


188 


65,80 


51,70 


60,19 


66,47 


52,37 


60,97 


188 


189 


66,15 


51,98 


60,56 


66,82 


52,65 


61,35 


189 


190 


66,50 


52,25 


60,93 


67,18 


52,93 


61,72 


190 



») Vgl. auch das auf Seite 726 bis 723 Gesagte. 



Tabelle I 



819 





C« 


H si O 




CjjsHsbO 


E. Z. 


Acetat 


Alkohol 


Alkohol im 
urspr. Öl i) 


Acetat 


Alkohol 


Alkohol im 
urspr. ÖU) 


E. z. 


19t 


89,36 


75,03 


87,58 


90,04 


75,72 


88,38 


191 


192 


89,83 


75,42 


88,12 


90,51 


76,12 


88,92 


192 


193 


90,30 


75,82 


88,65 


90,98 


76,51 


89,46 


193 


194 


90,77 


76,21 


89,19 


91,46 


76,91 


90,00 


194 


195 


91,24 


76,60 


89,73 


91,93 


77,31 


90,54 


195 


196 


91,70 


77,00 


90,27 


92,40 


77,70 


91,09 


196 


197 


92,17 


77,39 


90,81 


92,87 


78,10 


91,64 


197 


198 


92,64 


77,78 


91,35 


93,34 


78,50 


92,18 


198 


199 


93,11 


78,17 


91,89 


93,81 


78,89 


92,73 


199 


200 


93,57 


78,57 


92,44 


94,28 


79,29 


93,28 


200 


201 


94,04 


78,96 


92,98 


94,76 


79,68 


93,83 


201 


202 


94,51 


79,35 


93,53 


95,23 


80,08 


94,38 


202 


203 


94,98 


79,75 


94,07 


95,70 


80,48 


94,93 


203 


204 


95,44 


80,14 


94,62 


96,17 


80,87 


95,48 


204 


205 


95,91 


80,53 


95,17 


96,64 


81,26 


96,03 


205 


206 


96,38 


80,92 


95,72 


97,11 


81,66 


96,59 


206 


207 


96,85 


81,32 


96,27 


97,58 


82,06 


97,14 


207 


208 


97,32 


81,71 


96,82 


98,05 


82,45 


97,70 


208 


209 


97,79 


82,10 


97,37 


98,52 


82,85 


98,25 


209 


210 


98,25 


82,50 


97,92 


99,00 


83,25 


98,81 


210 


211 


98,72 


82,89 


98,48 


99,47 


83,64 


99,37 


211 


212 


99,19 


83,28 


99,03 


99,94 


84,04 


99,93 


212 


213 


99,66 


83,67 


99,59 


100,41 


84,44 


100,49 


213 


214 


100,12 


84,07 


100,14 








214 



i) Vgl. auch das auf Seite 726 bis 728 Gesagte. 



52* 



820 






Tabelle I 








CioHigO 




CioHao^} 




E.Z. 


Acetat 


Alkohol 


Alkohol im 
urspr. Öl 1 ) 


Acetat 


Alkohol 


Alkohol im 
urspr. Öl*) 


E. Z. 


231 


80,85 


63,53 


76,84 


81,67 


64,35 


77,83 


231 


232 


81,20 


63,80 


77,24 


82,03 


64,63 


78,24 


232 


233 


81,55 


64,08 


77,64 


82,38 


64,91 


78,65 


233 


234 


81,90 


64,35 


78,05 


82,74 


65,19 


79,06 


234 


235 


82,25 


64,63 


78,45 


83,09 


65,46 


79,47 


235 


236 


82,60 


64,90 


78,86 


83,44 


65,74 


79,88 


236 


237 


82,95 


65,18 


79,27 


83,80 


66,02 


80,29 


237 


238 


83,30 


65,45 


79,67 


84,15 


66,30 


80,71 


238 


239 


83,65 


65,73 


80,08 


84,50 


66,58 


81,12 


239 


240 


84,00 


66,00 


80,49 


I 84,86 


66,86 


81,53 


240 


241 


84,35 


66,28 


80,90 


85,21 


67,14 


81,95 


241 


242 


84,70 


66,55 


81,31 


85,56 


67,41 


82,36 


242 


243 


85,05 


66,83 


81,72 


85,92 


67,69 


82,78 


243 


244 


85,40 


67,10 


82,13 


86,27 


67,97 


83,20 


244 


245 


85,75 


67,38 


82,54 


86,62 


68,25 


83,61 


245 


246 


86,10 


67,65 


82,96 


86,98 


68,53 


84,03 


246 


247 


86,45 


67,93 


83,37 


87,33 


68,81 


84,45 


247 


248 


86,80 


68,20 


83,78 


87,69 


69,09 


84,87 


248 


249 


87,15 


68,48 


84,20 


88,04 


69,36 


85,29 


249 


250 


87,50 


68,75 


84,62 


88,39 


69,64 


85,71 


250 


251 


87,85 


69,03 


85,03 


88,75 


69,92 


86,14 


251 


252 


88,20 


69,30 


85,45 


89,10 


70,20 


86,56 


252 


253 


88,55 


69,58 


85,87 


89,45 


70,48 


86,98 


253 


254 


88,90 


69,85 


86,29 


89,81 


70,76 


87,4« 


254 


255 


89,25 


70,13 


86,71 


90,16 


71,04 


87,83 


255 


256 


89,60 


70,40 


87,13 


90,51 


71,31 


88,26 


256 


257 


89,95 


70,68 


87,55 


90,87 


71,59 


88,69 


257 


258 


90,30 


70,95 


87,97 


91,22 


71,87 


89,11 


258 


259 


90,65 


71,23 


88,40 


91,57 


72,15 


89,54 


259 


260 


91,00 


71,50 


88,82 


91,93 


72,43 


89,97 


260 


261 


91,35 


71,78 


89,25 


92,28 


72,71 


90,40 


261 


262 


91,70 


72,05 


89,67 


92,64 


72,99 


90,83 


262 


263 


92,05 


72,33 


90,10 


92,99 


73,26 


91,27 


263 


264 


92,40 


72,60 


90,52 


93,34 


73,54 


91,70 


264 


265 


92,75 


72,88 


90,95 


93,70 


73,82 


92,13 


265 


266 


93,10 


73,15 


91,38 


94,05 


74,10 


92,57 


266 


267 


93,45 


73,43 


91,81 


94,40 


74,38 


93,00 


267 


268 


93,80 


73,70 


92,24 


94,76 


74,66 


93,44 


268 


269 


94,15 


73,98 


92,67 


95,11 


74,94 


93,87 


269 


270 


94,50 


74,25 


93,10 


95,46 


75,21 


94,31 


270 


•) V 


jt. auch das 


auf Seite 726 


bis 728 Gesi 


täte. 









Tabelle 1 



821 



Ci H 18 




CioH 


soO 




E.Z. 


Acetat 


Alkohol 


Alkohol im 
urspr. Öl») 


Acetat 


Alkohol 


Alkohol im 
urspr. Öl 1 ) 


E.Z. 


271 


94,85 


74,53 


93,54 


95,82 


75,49 


94,75 


271 


272 


95,20 


74,80 


93,97 


96,17 


75,77 


95,19 


272 


273 


95,55 


75,08 


94,40 


96,52 


76,05 


95,63 


273 


274 


95,90 


75,35 


94,84 


96,88 


76,33 


96,07 


274 


275 


96,25 


75,63 


95,28 


97,23 


76,61 


96,51 


275 


276 


96,60 


75,90 


95,71 


97,59 


76,89 


96,96 


' 276 


277 


96,95 


76,18 


96,15 


• 97,94 


77,16 


97,40 


277 


278 


97,30 


76,45 


96,59 


98,29 


77,44 


97,84 


278 


279 


97,65 


76,73 


97,03 


98,65 


77,72 


98,29 


279 


280 


98,00 


77,00 


97,47 


99,00 


78,00 


98,73 


280 


281 


98,35 


77,28 


97,91 


99,35 


78,28 


99,18 


281 


282 


98,70 


77,55 


98,35 


99,71 


78,56 


99,63 


282 


283 


99,05 


77,83 


98,80 


100,06 


78,84 


100,08 


283 


284 


99,40 


78,10 


99,24 


— 


— 


— 


— 


285 


99,75 


78,38 


99,68 


— 


— 


— 


— 


286 


100,10 


78,65 


100,13 


— 


— 


— 


— 







Geranylti 


glinat: C 4 H 7 COOC 10 H 17 . 






E. Z. 


Ester 


E.Z. 


Ester 


E.Z 


Ester 


E. Z. 


Ester 


E Z. 


Ester 


1 


0,42 


21 


8,85 


41 


17,28 


61 


25,71 


81 


34,13 


2 


0,84 


22 


9,27 


42 


17,70 


62 


26,13 


82 


34,55 


3 


1,26 


23 


9,69 


43 


18,12 


63 


26,55 


83 


34,98 


4 


1,69 


24 


10,11 


44 


18,54 


64 


26,97 


84 


35,40 


5 


2,11 


25 


10,54 


45 


18,96 


65 


27,39 


85 


35,82 


6 


2,53 


26 


10,96 


46 


19,38 


66 


27,81 


86 


36,24 


7 


2,95 


27 


11,38 


47 


19,80 


67 


28,23 


87 


36,66 


8 


3,37 


28 


11,80 


48 


20,23 


68 


28,65 


88 


37,09 


9 


3,79 


29 


12,22 


49 


20,65 


69 


29,08 


89 


37,51 


10 


4,21 


30 


12,64 


50 


21,07 


70 


29,50 


90 


37,93 


11 


4,63 


31 


13,06 


51 


21,49 


71 


29,92 


91 


38,35 


12 


5,05 


32 


13,49 


52 


21,91 


72 


30,34 


92 


38,77 


13 


5,47 


33 


13,91 


53 


22,33 


73 


30,76 


93 


39,19 


14 


5,90 


34 


14,33 


54 


22,75 


74 


31,18 


94 


39,62 


15 


6,32 


35 


14,75 


55 


23,18 


75 


31,61 


95 


40,04 


16 


6,74 


36 


15,17 


56 


23,60 


76 


32,03 


96 


40,46 


17 


7,16 


37 


15,59 


57 


24,02 


77 


32,45 


97 


40,88 


18 


7,58 


38 


16,01 


58 


24,44 


78 


32,87 


98 


41,30 


19 


8,01 


39 


16,44 


59 


24,87 


79 


33,29 


99 


41,72 


20 


8,43 


40 


16,86 


60 


25,29 


80 


33,71 


100 


42,14 



n Vsl. auch das auf Seite 726 bis 728 Gesagte. 



822 



Tab 

zur Ermittlung der Esterzahl (Säurezahl, Verseifungszahl) sowie 

verbrauchten ccm —Kalilauge 



ccm 


E.Z. 
(S.Z.;V.Z.) 


CwHisO 


C10H20O 


r Kalilauge 


Tiglinat 


Acetat 


Alkohol 


Alkohol im 
urepr. ÖIi) 


Acetat 


Alkohol 


Alkohol in 
urspr. Öl'] 


0,1 


1,87 


0,79 


0,65 


0,51 


0,51 


0,66 


0,52 


0,52 


0,2 


3,73 


1,57 


1,30 


1,02 


1,02 


1,32 


1,04 


1,04 


o,s 


5,60 


2,36 


1,96 


1,54 


1,54 


1,98 


1,56 


1,57 


0,4 


7,47 


3,15 


2,61 


2,05 


2,06 


2,64 


2,08 


2,09 


0,5 


9,33 


3,93 


3,26 


2,56 


2,58 


3,30 


2,60 


2,61 


0,6 


11,20 


4,72 


3,92 


3,08 


3,10 


3,96 


3,12 


3,14 


0,7 


13,07 


5,50 


4,57 


3,59 


3,63 


4,62 


3,64 


3,68 


0,8 


14,93 


6,29 


5,22 


4,10 


4,15 


5,28 


4,16 


4,21 


0,9 


16,80 


7,08 


5,88 


4,62 


4,68 


5,94 


4,68 


4,74 


1,0 


1S,67 


7,86 


6,53 


5,13 


5,21 


6,60 


5,20 


5,27 


1,1 


20,53 


8,65 


7,18 


5,64 


5,73 


7,26 


5,72 


5,81 


1,2 


22,40 


9,44 


7,84 


6,16 


6,25 


7,92 


6,24 


6,35 


1,3 


24,27 


10,23 


8,49 


6,67 


6,79 


8,58 


6,76 


6,89 


1,4 


26,13 


11,01 


9,14 


7,18 


7,32 


9,24 


7,28 


7,43 


1,5 


26,00 


11,80 


9,80 


7,70 


7,86 


9,90 


7,80 


7,97 


1,« 


29.S7 


12,59 


10,45 


8,21 


8,40 


10,56 


8,32 


8,51 


IJ 


31,73 


13,37 


11,10 


8,72 


8,94 


11,22 


8,84 


9,05 


1,8 


33,60 


14,16 


11,76 


9,24 


9,48 


11,88 


9,36 


9,60 


1,9 


35,47 


14.95 


12,41 


9,75 


10,02 


12,54 


9,88 


10,15 


2,0 


37,33 


15,73 


13,06 


10,26 


10,56 


13,20 


10,40 


10,70 


3,1 


39,20 


16,52 


13,72 


10,78 


11,11 


13,86 


10,92 


11,25 


2,2 


41,07 


17,31 


14,37 


11,29 


11,65 


14,52 


11,44 


11,80 


2,3 


42,93 


18,09 


15,02 


11,80 


12,20 


15,18 


11,96 


12,36 


2,4 


44,30 


18,88 


15,68 


12,32 


12,75 


15,84 


12,48 


12,91 


2,5 


46,67 


19,67 


16,33 


12,83 


13,30 


1650 


13,00 


13,47 


2,6 


48,53 


20,45 


16,98 


13,34 


13,85 


17,16 


13,52 


14,03 


2,7 


50,40 


21,24 


17,64 


13,86 


14,41 


17,82 


14,04 


14,59 


2,8 


52,27 


22,03 


18,29 


14,37 


14,96 


18,48 


14,56 


15,15 


2,9 


54,13 


22,81 


18,94 


14,88 


15,51 


19,14 


15,08 


15,72 


3,0 


56,00 


23,60 


19,60 


15,40 


16,07 


19,80 


15,60 


16,28 



823 



eile II 

des Prozentgehaltes an Alkohol und Ester unmittelbar aus den 
bei Anwendung von 1,50 g Öl. 



CuHatO 


CijH s «0 


E.Z. 
(S.Z.;V.Z.) 


ccm 


Antat 


Alkohol 


Alkohol im 
urspr. Öl 1 ) 


Acetat 


Alkohol 


Alkohol im 
urspr. Öl') 


2 Kalilauge 


0,87 
1,74 
2,62 
3,49 

4,36 


0,73 

1,46 
2,20 
2,93 
3,66 


0,73 
1,47 
2,21 
2,95 
3,69 


0,88 
1,76 
2,64 
3,52 
4,40 


0,74 

1,48 
2,22 
2,96 
3,70 


0,74 
1,48 
2,22 
2,97 
3,72 


1,87 
3,73 
5,60 
7,47 
9,33 


0,1 

0,2 
0,8 

0,4 

0,5 


5,24 
6,11 
6,98 
7,86 
8,73 


4,40 
5,13 
5,86 
6,60 
7,33 


4,44 
5,19 
5,94 
6,69 
7,44 


5,28 
6,16 
7,04 
7,92 
8,80 


4,44 
5,18 
5,92 

6,66 
7,40 


4,48 
5,23 
5,98 
6,74 
7,50 


11,20 
13,07 
14,93 

16 SO 
'S 67 


0,6 
0,7 
0,8 
0,9 
1,0 


9,60 
10,48 
11,35 
12,22 
13,10 


8,06 

8,80 

9,53 

10,26 

11,00 


8,19 

8,95 

9,71 

10,47 

11,24 


9,68 
10,56 
11,44 
12,32 
13,20 


8,14 

8,88 

9,62 

10,36 

11,10 


8,26 

9,03 

9,80 

10,57 

11,34 


20 ^3 

22,40 

2<~ ;., 


1,1 
1,2 
1,3 
1,4 

1,5 


13,97 
14,84 
15,72 
16,59 
17,46 


11,73 
12,46 
13,20 
13,93 
14,66 


12,00 
12,77 
13,54 
14,32 
15,09 


14,08 
14,96 
15,84 
16,72 
17,60 


11,84 
12,58 
13,32 
14,06 
14,80 


12,11 
12,88 
13,66 
14,45 
15,23 


3:, 7 3 
33,i0 
35,47 
3t ,35 


1,0 

1,8 
1,9 
2,0 


18,34 
19,21 
20,08 
20,96 
21,83 


15,40 
16,13 
16,86 
17,60 
18,33 


15,87 
16,65 
•17,43 
18,21 
19,00 


18,48 
19,36 
20,24 
21,12 
22,00 


15,54 
16,28 
17,02 
17,76 
18,50 


16,01 
16,80 
17,58 
18,37 
19,17 


39,20 
41,07 
42,93 
44.S0 
46,67 


2,1 
22 

2,3 

2,4 
2,5 


22,70 
23,58 
24,45 
25,32 
26,20 


19,06 
19,80 
20,53 
21,26 
22,00 


19,79 
20,58 
21,37 
22,16 
22,96 


22,88 
23,76 
24,64 
25,52 
26,40 


19,24 
19,98 
20,72 
21,46 
22,20 


19,97 
20,76 
21,56 
22,33 
23,17 


4S.53 
50,40 
52,27 
54,13 
56,00 


2,7 
2,8 
2,9 

a,o 



i\ ir„i «««Vi A-3 



irf Swt* 7?h hii 728 Gesaffte. 



824 






Tabelle 11 








ccm 


E.Z. 
(S.Z.;V.Z.) 


CioHigO 




CioHfioO 




= Kalilauge 


Tighnat 


Acetat 


Alkohol 


Alkohol im 
urspr. Öl >) 


Acetat 


Alkohol 


Alkohol im 
urspr. Öl») 


8,1 


57,87 


24,39 


20,25 


15,91 


16,63 


20,46 


16,12 


16,85 


3,2 


59,73 


25,17 


20,90 


16,42 


17,20 


21,12 


16,64 


17,42 


3,3 


61,60 


25,96 


21,56 


16,94 


17,76 


21,78 


17,16 


17,99 


3,4 


63,47 


26,75 


22,21 


17,45 


18,33 


22,44 


17,68 


18,56 


3,5 


63,33 


27,53 


22,86 


17,96 


18,90 


23,10 


18,20 


19,14 


3,6 


67,20 


28,32 


23,52 


18,48 


19,46 


23,76 


18,72 


19,71 


v 


69,07 


29,11 


24,17 


18,99 


20,03 


24,42 


19,24 


20,29 


3,8 


70,93 


29,89 


24,82 


19,50 


20,60 


25,08 


19,76 


20,87 


3,9 


72,80 


30,68 


25,48 


20,02 


21,18 


25,74 


20,28 


21,45 


4,0 


74,67 


31,47 


26,13 


20,53 


21,75 


26,40 


20,80 


22,04 


±,1 


76,53 


32,25 


26,78 


21,04 


22,32 


27,06 


21,32 


22,72 


4,2 


78,40 


33,04 


27,44 


21,56 


22,90 


27,72 


21,84 


23,20 


4.» 


80& 


33,83 


28,09 


22,07 


23,48 


28,38 


22,36 


23,79 


4,4 


82,13 


34,61 


28,74 


22,58 


24,06 


29,04 


22,88 


24,38 


4,5 


S4,00 


35,40 


29,40 


23,10 


24,65 


29,70 


23,40 


24,98 


4,6 


S5.S7 


36,19 


30,05 


23,61 


25,24 


30,36 


23,92 


25,57 


4.7 


S7,73 


36,97 


30,70 


24,12 


25,82 


31,02 


24,44 


26,16 


4,8 


S9,60 


37,76 


31,36 


24,64 


26,41 


31,68 


24,96 


26,76 


4,9 


91,47 


38,55 


32,01 


25,15 


27,01 


32,34 


25,48 


27,36 


5,0 


93,33 


39,33 


32,66 


25,66 


27,60 


33,00 


26,00 


27,96 


M 


95,20 


40,12 


33,32 


26,18 


28,19 


33,66 


26,52 


28,56 


5,2 


97 07 


40,91 


33,97 


26,69 


28,79 


34,32 


27,04 


29,16 


5,3 


98,93 


41,69 


34,62 


27,20 


29,39 


34,98 


27,56 


29,77 


5,4 


!00,80 


42,48 


35,28 


27,72 


29,99 


35,64 


28,08 


30,37 


5,5 


102,67 


43,27 


35,93 


28,23 


30,59 


36,30 


28,60 


30,98 


5,6 


104,53 


44,05 


36,58 


28,74 


31,19 


36,96 


29,12 


31,59 


K> 


106,40 


44,84 


37,24 


29,26 


31,80 


37,62 


29,64 


32,21 


5,8 


WS, 27 


45,63 


37,89 


29,77 


32,40 


38,28 


30,16 


32,83 


5,9 


110,13 


46,41 


38,54 


30,28 


33,01 


38,94 


30,68 


33,44 


6,0 


112,00 


47,20 


39,20 


30,80 


33,62 


39,60 


31,20 


34,06 


6,1 


113,67 


47,99 


39,85 


31,31 


34,24 


40,26 


31,72 


34,68 


6,2 


115,73 


48,77 


40,50 


31,82 


34,85 


40,92 


32,24 


35,30 


6,3 


117,60 


49,56 


41,16 


32,34 


35,47 


41,58 


32,76 


35,92 


6,4 


119,47 


50,35 


41,81 


32,85 


36,09 


42,24 


33,28 


36,55 


6,5 


121,33 


51,13 


42,46 


33,36 


36,71 


42,90 


33,80 


37,18 


6,6 


123,20 


51,92 


43,12 


33,88 


37,33 


43,56 


34,32 


37,81 


6,7 


125,07 


52,71 


43,77 


34,39 


37,96 


44,22 


34,84 


38,44 


6,8 


126,93 


53,49 


44,42 


34,90 


38,58 


44,88 


35,36 


39,07 


6,9 


128,80 


54,28 


45,08 


35,42 


39,20 


45,54 


35,88 


39,71 


7,0 


130,67 


55,07 


45,73 


35,93 


39,83 


46,20 


36,40 


40,35 









Tabelle 11 






825 


CisHmO 


Ci&HteO 


E.Z. 
(S.Z.;V.Z.) 


ccm 


Acetat 


Alkohol 


Alkohol im 
urspr. Öl') 


Acetat 


Alkohol 


Alkohol im 
urspr. Öl 1 ) 


2 Kalilaug 


27,07 


22,73 


23,76 


27,28 


22,94 


23,98 


57,87 


3,1 


27,94 


23,46 


24,56 


28,16 


23,68 


24,79 


59,73 


3,2 


28,82 


24,20 


25,37 


29,04 


24,42 


25,60 


61,60 


3,3 


29,69 


24,93 


26,17 


29,92 


25,16 


26,41 


63,47 


M 


30,56 


25,66 


26,98 


30,80 


25,90 


27,23 


65,33 


3,5 


31,44 


26,40 


27,79 


31,68 


26,64 


28,05 


67,20 


8,6 


32,31 


27,13 


28,61 


32,56 


27,38 


28,88 


69,07 


8,7 


33,18 


27,86 


29,43 


33,44 


28,12 


29,70 


70,93 


3,8 


34,06 


28,60 


30,25 


34,32 


28,86 


30,52 


72,80 


8,9 


34,93 


29,33 


31,07 


35,20 


29,60 


31,35 


74,67 


4,0 


35,80 


30,06 


31,89 


36,08 


30,34 


32,18 


76,53 


4,1 


36,68 


30,80 . 


32,72 


36,96 


31,08 


33,02 


7S,40 


4,2 


37,55 


31,53 


33,55 


37,84 


31,82 


33,86 


80,27 


4,3 


38,42 


32,26 


34,38 


38,72 


32,56 


34,70 


S2J3 


•M 


39,30 


33,00 


35,22 


39,60 


33,30 


35,54 


34,00 


4,5 


40,17 


33,73 


36,05 


40,48 


34,04 


36,38 


$5,3: 


1,6 


41,04 


34,46 


36,89 


41,36 


34,78 


37,23 


$T,~5 


V 


41,92 


35,20 


37,73 


42,24 


35,52 


38,07 


S9 SO 


4,8 


42,79 


35,93 


38,58 


43,12 


36,26 


38,92 


51.47 


4,9 


43,66 


36,66 


39,42 


44,00 


37,00 


39,78 


93 33 


5,0 


44,54 


37,40 


40,27 


44,88 


37,74 


40,64 


i'5,JJ 


5,1 


45,41 


38,13 


41,13 


45,76 


38,48 


41,50 


> " J7 


5,2 


46,28 


38,86 


41,98 


46,64 


39,22 


42,36 


"\\='0 


5,3 


47,16 


39,60 


42,84 


47,52 


39,96 


43,23 


'0:\y.'< 


5,4 


48,03 


40,33 


43,70 


48,40 


40,70 


44,09 


f , *■ ^ ~ 


5,5 


48,90 


41,06 


44,56 


49,28 


41,44 


44,96 


o-'M 


5,6 


49,78 


41,80 


45,42 


50,16 


42,18 


45,83 


'• ~,4S- 


5,7 


50,65 


42,53 


46,29 


51,04 


42,92 


46,71 


'V? _'l" 


5,8 


51,52 


43,26 


47,16 


51,92 


43,66 


47,59 


1:0,! 5 


5,9 


52,40 


44,00 


48,04 


52,80 


44,40 


48,47 


' 'J,JO 


6,0 


53,27 


44,73 


48,91 


53,68 


45,14 


49,35 


ii3,$~ 


6,1 


54,14 


45,46 


49,79 


54,56 


45,88 


50,24 


115,73 


6,2 


55,02 


46,20 


50,67 


55,44 


46,62 


51,13 


117,60 


6,3 


55,89 


46,93 


51,55 


56,32 


47,36 


52,02 


119,47 


6,4 


56,76 


47,66 


52,44 


57,20 


48,10 


52,92 


121,33 


6,5 


57,64 


48,40 


53,32 


58,08 


48,84 


53,82 


123,20 


6,6 


58,51 


49,13 


54,21 


58,96 


49,58 


54,72 


125,07 


6,7 


59,38 


49,86 


55,11 


59,84 


50,32 


55,62 


126,93 


6,8 


60,26 


50,60 


56,01 


60,72 


51,06 


56,52 


128,80 


6,9 


61,13 


51,33 


56,91 


61,60 


51,80 


57,43 


130,67 


7,0 



— J C». 79A We 79S C,P>**ote. 



826 






Tabelle- II 








ccm 


E.Z. 

(S.Z.;V.Z.) 


CioHuO 


CioHsoO 


t Kalilauge 


Tiglmat 


Acetat 


Alkohol 


Alkoholim 

urspr. Öl 1 ) 


Acetat 


Alkohol 


Alkohol im 
urspr. Öl') 


7,1 


t32,53 


55,85 


46,38 


36,44 


40,47 


46,86 


36,92 


40,99 


7,2 


134,40 


56,64 


47,04 


36,96 


41,10 


47,52 


37,44 


41,63 


7,» 


136,27 


57,43 


47,69 


37,47 


41,73 


48,18 


37,96 


42,28 


7,4 


138,13 


58,21 


48,34 


37,98 


42,37 


48,84 


38,48 


42,93 


7,5 


140,00 


59,00 


49,00 


38,50 


43,02 


49,50 


39,00 


43,58 


7,6 


141,87 


59,79 


49,65 


39,01 


43,66 


50,16 


39,52 


44,22 


7,7 


143,73 


60,57 


50,30 


39,52 


44,30 


50,82 


40,04 


44,87 


7,8 


145,60 


61,36 


50,96 


40,04 


44,95 


51,48 


40,56 


45,53 


7,9 


147,47 


62,15 


51,61 


40,55 


45,60 


52,14 


41,08 


46,19 


8,0 


149,33 


62,93 


52,26 


41,06 


46,25 


52,80 


41,60 


46,85 


8,1 


151,20 


63,72 


52,92 


41,58 


46,90 


53,46 


42,12 


47,51 


8,2 


153,07 


64,51 


53,57 


42,09 


47,55 


54,12 


42,64 


48,17 


8,3 


154,93 


65,29 


54,22 


42,60 


48,20 


54,78 


43,16 


48,83 


8,4 


156,80 


66,08 


54,88 


43,12 


48,86 


55,44 


43,68 


49,50 


8,5 


!5S,67 


66,87 


55,53 


43,63 


49,53 


56,10 


44,20 


50,17 


8,6 


160,53 


67,65 


56,18 


44,14 


50,19 


56,76 


44,72 


50,84 


8,7 


162,40 


68,44 


56,84 


44,66 


50,85 


57,42 


45,24 


51,51 


8,8 


164,27 


69,23 


57,49 


45,17 


51,51 


58,08 


45,76 


52,19 


8,9 


166,13 


70,01 


58,14 


45,68 


52,18 


58,74 


46,28 


52,87 


9,0 


16S,00 


70,80 


58,80 


46,20 


52,86 


59,40 


46,80 


53,55 


9,1 


169.S7 


71,59 


59,45 


46,71 


53,54 


60,06 


47,32 


54,23 


9,2 


171,73 


72,37 


60,10 


47,22 


54,21 


60,72 


47,84 


54,91 


9,3 


173,60 


73,16 


60,76 


47,74 


54,89 


61,38 


48,36 


55,60 


9,4 


175,47 


73,95 


61,41 


48,25 


55,57 


62,04 


48,88 


56,29 


9,5 


177,33 


74,73 


62,06 


48,76 


56,25 


62,70 


49,40 


56,98 


9,6 


179,20 


75,52 


62,72 


49,28 


56,93 


63,36 


49,92 


57,67 


9,7 


181,07 


76,31 


63,37 


49,79 


57,61 


64,02 


50,44 


58,36 


, »,8 


182,93 


77,09 


64,02 


50,30 


58,30 


64,68 


50,96 


59,06 


9,9 


1S4.SO 


77,88 


64,68 


50,82 


59,00 


65,34 


51,48 


59,76 


10,0 


186,67 


78,67 


65,33 


51,33 


59,69 


66,00 


52,00 


60,46 


10,1 


188,53 


79,45 


65,98 


51,84 


60,38 


66,66 


52,52 


61,17 


10,2 


190,40 


80,24 


66,64 


52,36 


61,08 


67,32 


53,04 


61,87 


10,3 


192,27 


81,03 


67,29 


52,87 


61,78 


67,98 


53,56 


62,58 


■ 10,4 


194,13 


81,81 


67,94 


53,38 


62,48 


68,64 


54,08 


63,29 


10,5 


196,00 


82,60 


68,60 


53,90 


63,19 


69,30 


54,60 


64,01 


10,6 


197,87 


83,39 


69,25 


54,41 


63,90 


69,96 


55,12 


64,73 


10,7 


199,73 


84,17 


69,90 


54,92 


64,61 


70,62 


55,64 


65,44 


10,8 


201,60 


84,96 


70,56 


55,44 


65,32 


71,28 


56,16 


66,16 


10,9 


203,47 


85,75 


71,21 


55,95 


66,03 


71,94 


56,68 


66,89 


11,0 


205,33 


86,53 


71,86 


56,46 


66,75 


72,60 


57,20 


67,61 









Tabelle 11 






827 


CibHmO 


CisHsaO 


E.Z. 

(S.Z.;V.Z.) 


ccm 


Acetat 


Alkohol 


Alkohol, im 
urspr. Öl 1 ) 


Acetat 


Alkohol 


Alkohol im 
urepr. ÖU) 


2 Kalilaugi 


62,00 


52,06 


57,81 


62,48 


52,54 


58,34 


132,53 


',1 


62,88 


52,80 


58,71 


63,36 


53,28 


59,25 


134,40 


7,2 


63,75 


53,53 


59,62 


64,24 


54,02 


60,17 


136,27 


7,3 


64,62 


54,26 


60,53 


65,12 


54,76 


61,09 


138,13 


7,4 


65,50 


55,00 


61,45 


66,00 


55,50 


62,01 


140,00 


7,5 


66,37 


55,73 


62,36 


66,88 


56,24 


62,93 


141,37 


7,6 


67,24 


56,46 


63,28 


67,76 


56,98 


63,86 


143,73 


7,7 


68,12 


57,20 


64,21 


68,64 


57,72 


64,80 


145,60 


7,8 


68,99 


57,93 


65,14 


69,52 


58,46 


65,74 


147,47 


7,9 


69,86 


58,66 


66,07 


70,40 


59,20 


66,67 


149,33 


8,0 


70,74 


59,40 


67,00 


71,28 


59,94 


67,61 


151,20 


8,1 


71,61 


60,13 


67,93 


72,16 


60,68 


68,55 


153,07 


8,2 


72,48 


60,86 


68,87 


73,04 


61,42 


69,50 


154,93 


8,3 


73,36 


61,60 


69,81 


73,92 


. 62,16 


70,45 


156,80 


8,4 


74,23 


62,33 


70,75 


74,80 


62,90 


71,40 


153,57 


8,5 


75,10 


63,06 


71,69 


75,68 


63,64 


72,35 


160,53 


8,6 


75,98 


63,80 


72,64 


76,56 


64,38 


73,31 


152,43 


8,7 


76,85 


64,53 


73,60 


77,44 


65,12 


74,27 


164,27 


8,8 


77,72 


65,26 


74,56 


78,32 


65,86 


75,23 


'66,13 


8,9 


78,60 


66,00 


75,52 


79,20 


66,60 


76,20 


■5^,00 


9,0 


79,47 


66,73 


76,48 


80,08 


67,34 


77,17 


i " 5? ^7 


9,1 


80,34 


67,46 


77,44 


80,96 


68,08 


78,14 


1 ,» ~i 


9,2 


81,22 


68,20 


78,41 


81,84 


68,82 


79,12 


*7j.:S 


9,3 


82,09 


68,93 


79,38 


82,72 


69,56 


80,10 


- x ^7 


9,4 


82,96 


69,66 


80,35 


83,60 


70,30 


81,08 


. i j - 


9,5 


83,84 


70,40 


81,33 


84,48 


71,04 


82,06 


-j _^i 


9,6 


84,71 


71,13 


82,31 


85,36 


71,78 


83,05 


* \ J r . ~ 


9,7 


85,58 


71,86 


83,30 


86,24 


72,52 


84,05 


1 i>~ ,?>* 


9,S 


86,46 


72,60 


84,28 


87,12 


73,26 


85,04 


1S4 SO 


9,9 


87,33 


73,33 


85,27 


88,00 


74,00 


86,04 


186,67 


10,0 


88,20 


74,06 


86,26 


88,88 


74,74 


87,04 


183,33 


10,1 


89,08 


74,80 


87,26 


89,76 


75,48 


88,05 


190,40 


10,2 


89,95 


75,53 


88,26 


90,64 


76,22 


89,06 


192,27 


10,3 


90,82 


76,26 


89,26 


91,52 


76,96 


90,07 


194,13 


10,4 


91,70 


77,00 


90,27 


92,40 


77,70 


91,09 


196,00 


10,5 


92,57 


77,73 


91,28 


93,28 


78,44 


92,11 


197,87 


10,6 


93,44 


78,46 


92,29 


94,16 


79,18 


93,13 


199,73 


10,7 


94,32 


79,20 


93,31 


95,04 


79,92 


94,16 


201,60 


10,8 


95,19 


79,93 


94,33 


95,92 


80,66 


95,19 


203,47 


10,9 


96,06 


80,66 


95,35 


96,80 


81,40 


96,22 


205,33 


11,0 



828 






Tabelle II 








ccm 


EZ. 
(S.Z.;V.Z.) 


CioHisO 


C10H20O 


r Kalilauge 


Tiglinat 


Acetat 


Alkohol 


Alkohol im 

urspr. Öl 1 ) 


Aceiat 


Alkohol 


Alkohol im 
urspr. Öl') 


11,1 


207,20 


87,32 


72,52 


56,98 


67,46 


73,26 


57,72 


68,34 


11,2 


209,07 


88,11 


73,17 


57,49 


68,18 


73,92 


58,24 


69,07 


11,3 


210,93 


88,89 


73,82 


58,00 


68,90 


74,58 


58,76 


69,80 


11,4 


212,80 


89,68 


74,48 


58,52 


69,63 


75,24 


59,28 


70,54 


11,5 


214,67 


90,47 


75,13 


59,03 


70,36 


75,90 


59,80 


71,28 


11,6 


216,53 


91,25 


75,78 


59,54 


71,09 


76,56 


60,32 


72,02 


11,7 


218,40 


92,04 


76,44 


60,06 


71,82 


77,22 


60,84 


72,76 


11,8 


220,27 


92,83 


77,09 


60,57 


72,56 


77,88 


61,36 


73,51 


11,9 


222,13 


93,61 


77,74 


61,08 


73,30 


78,54 


61,88 


74,25 


12,0 


224,00 


94,40 


78,40 


61,60 


74,04 


79,20 


62,40 


75,00 


12,1 


22ö,S7 


95,19 


79,05 


62,11 


74,79 


79,86 


62,92 


75,75 


12 2 


227,73 


95,97 


79,70 


62,62 


75,53 


80,52 


63,44 


76,51 


12,3 


229,60 


96,76 


80,36 


63,14 


76,27 


81,18 


63,96 


77,26 


12,4 


231,47 


97,55 


81,01 


63,65 


77,02 


81,84 


64,48 


78,02 


12,5 


233,33 


98,33 


81,66 


64,16 


77,77 


82,50 


65,00 


78,79 


12,6 


235,20 


99,12 


82,32 


64,68 


78,53 


83,16 


65,52 


79,55 


12,7 


237,07 


99,91 


82,97 


65,19 


79,29 


83,82 


66,04 


80,32 


12,8 


23S,93 


— 


83,62 


65,70 


80,05 


84,48 


66,56 


81,09 


12,9 


240,80 


— 


84,28 


66,22 


80,81 


85,14 


67,08 


81,86 


18,0 


242,67 


— 


84,93 


66,73 


81,57 


85,80 


67,60 


82,64 


13,1 


244 53 


— 


85,58 


67,24 


82,34 


86,46 


68,12 


83,42 


13,2 


246,40 


— 


86,24 " 


67,76 


83,12 


87,12 


68,64 


84,20 


13,3 


248,27 


— 


86,89 


68,27 


83,89 


87,78 


69,16 


84,98 


18,4 


250 J 3 


— 


87,54 


68,78 


84,67 


88,44 


69,68 


85,77 


18,5 


252,00 


— 


88,20 


69,30 


85,45 


89,10 


70,20 


86,56 


13,6 


253,37 


— 


88,85 


69,81 


86,23 


89,76 


70,72 


87,35 


13,7 


255,73 


— 


89,50 


70,32 


87,01 


90,42 


71,24 


88,14 


13,8 


257,60 


— 


90,16 


70,84 


87,80 


91,08 


71,76 


88,94 


13,9 


259,47 


— 


90,81 


71,35 


88,60 


91,74 


72,28 


89,74 


14,0 


261,33 


— 


91,46 


71,86 


89,39 


92,40 


72,80 


90,54 


14,1 


263,20 


— 


92,12 


72,38 


90,18 


93,06 


73,32 


91,35 


14,2 


JS5.07 


— 


92,77 


72,89 


90,98 


93,72 


73,84 


92,16 


14,3 


266,93 


— 


93,42 


73,40 


91,78 


94,38 


74,36 


92,97 


14,4 


26S.S0 


— 


94,08 


73,92 


92,58 


95,04 


74,88 


93,78 


14,5 


270,67 


— 


94,73 


74,43 


93,39 


95,70 


75,40 


94,60 


14,6 


272,53 


- 


95,38 


74,94 


94,20 


96,36 


75,92 


95,42 


14,7 


274,40 


— 


96,04 


75,46 


95,01 


97,02 


76,44 


96,25 


14,8 


276,27 


— 


96,69 


75,97 


95,83 


97,68 


76,96 


97,08 


14,9 


278,13 


— 


97,34 


76,48 


96,65 


98,34 


77,48 


97,90 


15,0 


280,00 


— 


98,00 


77,00 


97,47 


99,00 


78,00 


98,73 









Tabelle II 






829 




CisHi^O 


CisHaaO 


E.Z. 
<S.Z.;V.Z.) 


ccm 


Acetat 


Alkohol 


Alkohol im 
urepr. Öl') 


Acetat 


Alkohol 


Alkohol im 
urspr. Öl') 


2 Kalilauge 


96,94 


81,40 


96,38 


97,68 


82,14 


97,25 


207,20 


11,1 


97,81 


82,13 


97,41 


98,56 


82,88 


98,29 


209,07 


11,2 


98,68 


82,86 


98,44 


99,44 


83,62 


99,33 


210,93 


11,3 


99,56 


83,60 


99,48 


100,32 


84,36 


100,38 


212,80 


11,4 


100,43 


84,33 


100,51 


— 


— 


— 


214,67 


11,5 


_ 


— 


— 


— 


— 


— 


216,53 


11,6 


— 


— 


— 


— 


— 


— 


218,40 


11,7 


— 


— 


— 


— 


— 


— 


220,27 


11,8 


— 


— 


— 


— 


— 


— 


222,13 


11,9 


— 


— 


— 


— 


— 


— 


224,00 


12,0 


_ 


_ 


— 


— 


— 


— 


225,87 


12,1 


— 


— 


— 


— 


— 


— 


227,73 


122 


— 


— 


— ' 


— 


— 


— 


229,60 


12,3 


— 


— 


— 


— 


— 


— 


231,47 


12,4 


— 


— 


— 


— 


— 


— 


2j3,33 


12,5 


— 


— 


— 


— 


— 


— 


23 -.,20 


12,6 


— 


- 


— 


— 


— 


— 


237 07 


12,7 


— 


— 


— 


— 


— 


— 


26S,v3 


12,8 


— 


— 


— 


— 


— 


— 


240,50 


12,9 


— 


— 


— 


— 


— 


— 


2-i 2 67 


13,0 


— 


— 


— 


— 


— 


— 


£. ~i ■■ ,~'j 


18,1 


_ 


_ 


— 


— 


— 


— 


2-: -ij 


13,2 






— 


. — 


— 


— 


2~z 2i 


13,3 


_ 




_ 


— 


— 


— 


2' '5 


13,4 


- 


— 


— 


- 


- 


— 


i"-VJ 


13,5 











— 





— 


's ^ ' c ~ 


1S,6 


_ 








_ 


— 


— 


s=- r j 


13,7 















— 


' "* fn 


18,8 





. 





— 


— 


— 


25i -'." 


13,9 


— 


— 


— 


— 


— 


— 


26 1,33 


14,0 




_ 








— 


— 


263,20 


14,1 











— 


— 


— 


265,07 


14,2 


__. 





— 


— 


— 


— 


266,93 


14,3 


_ 








— 


— 


— 


26S.SO 


14,4 


— 


— 


— 


— 


— 


— 


270,67 


14,5 


_ 


_ 





— 


— 


— 


272,53 


14,6 










— 


— 


_ 


274,40 


14,7 










— 


— 


— 


276,27 


14,8 










— 






273, f 3 


14,9 


— 


_^^0B££^ 


ywm**i-— 


— 


— 


f Seite 726 bis 




w£ E 




280,00 


1 15,0 


il Vrf 


. auch das au 


V_-**" ' 


* ,fc v^ 





830 



Tahelle II 



ccm 


E.Z. 
(S.Z.;V.Z.) 


QloHuO 


CiorHoO 


^Kalilauge 


Tiglinat 


Aeetat 


Alkohol 


Alkohol im 
urspr. Öl») 


Aeetat 


Alkohol 


Alkohol im 
urspr. Öl <) 


15,1 

15,2 

^5,3 


281,81 
283,73 
285,60 


— 


98,65 
99,30 
99,96 


77,51 
78,02 

78,54 


98,29 
99,12 
99,95 


99,66 
100,32 

• 


78,52 
79,04 


99,57 
100,40 



I Vgl. auch das auf Seite 726 bis 728 Gesagte. 



->e<- 



Tabelle II 



831 



- CuHsiO 


CusHjäO 


E.Z. 
(S.Z.;V.Z.) 


ccm 


Acetat 


Alkohol 


Alkohol im 
urspr. Öl i) 


Acetat 


Alkohol 


AlkohoIJm 
urspr. Öl 1 ) 


■z Kalilauge 





— 


— 


__ 








281,87 
283,73 
285,60 


15,1 
15,3 



i) Vgl. auch das auf Seite 726 bis 728 Gesagte. 



Register. 



Abe 477 

Abn Dschafar Achmed 27 

Ahsoluv tfe v/Kixttis 288 

Ahaoiptiim <•'< ftoid 280 

Abulcasis 27, 28, 225, 220 

Abul J'azl fc8 

Acetaldehyd ftött 

Acotanilid als Verfälschungsmittel 471 

Actiteugenol (SM) 

Aceton 426, 43,'), 44t), 'Ah, 550, 562 

Acctophenon 554 

p-Acctyl.tniso! 554 

Acetylformaldehyd 508 

Acetylicrunj» 724 

Acetyljonon 590 

Acetylmcnthonoxim 4.» 

Acetylpseudojonon 590 

Ach cm 152 

Acttiarius 151 

Adam 540 

Actius von Amida 24, 116, 136 

Africanus 213 

Agnew 348 

u. Croad .'353 
Agrumenöle, Geschichte 160 
Ahlström u. Aschan 350 
Ailaathus mnlabärica 134 
Alnslie 175 
Ajowanäl, Geschichte 188 
Akbar 68 

Aktiengesellschaft für Anilin- 
Fabrikation 535 
Alambics voyageants 245 

Glldemel*ter, DI» ätherischen Öle, I. 



Alantolacton 657 

Alantöl, Geschichte 216 

Alarich 124 

Albertus Magnus 33 

Aldehyd CioHuO aus Gingergrasöl 544 

- CioHkjO aus Lemongrasöl 544 
Aldehyde 504 

- alicyclische 541 

- aliphatische 504 

- aromatische 524 

- Bestimmung 737, 739 
als Oxime 748 

Phenylhydrazone 744 
durch die Bisulfitmethode 739 
- - Sulfitmethode 741 
cyclische 524 
heteroeyclische 542 

- hydroaromatische 541 

— unbekannter Konstitution 544 
ungesättigte 508 

Alden u. Nolte 750 
A/embic 221, 224, 225, 232 
Alhervi 195 
Alicyclische Aldehyde 541 

— Alkohole 452 

— Ketone 555 

— Kohlenwasserstoffe 312 
Aliphatische Alkohole 413 

Aldehyde 504 

ungesättigte 421 

— Ketone 545 

— Kohlenwasserstoffe 301 

— Sesquiterpene 371 

— Terpenaikohole 421 

53 



834 



Register. 



Alkindi 118 

Alkoholbestimmung durch Acetylierung 

724 
Formylierung 731 

— mit Magnesiummethyljodid 735 

Phthalsäureanhydrid 734 

Alkohol, Nachweis 789 

— Volumprozente und spezifisches Ge- 

wicht 714 
Alkohole 413 

— alicyclische 452 

— aliphatische 413 

— — ungesättigte 421 

— aromatische 446 

— bicyclische 473 

— cyclische 446 

— hydroaromatische 452 

— monocyclische 452 

— tricyclische 485 

— unbekannter Konstitution 486 
AUoocimen 306 

Allovione 591 
p-Allylanisol 603 
Allylbrenzcatechin 607 
Allylcyanid 672 
Allyldisulfid 685 
Allylguajacol 608 
p-Allylphenol 602 
Allylpropyldisulfid 685 
Allylsenföl 685 
Allyltetramethoxybenzol 620 
4-Allylveratrol 611 
Aisberg u. Black 669 
Altenburg 460 
Amantilla 213 
Amblard 251 
Ambrettemoschus 676 
Ambrettolsäure 631 
Ameisensäure 627 
Amenomiya 310, 391, 493 
Amidoterebenten 354 
Amidoverbindungen 678 
Ammoniakgummi 51, Geschichte 195 
Amomis 122 
Amomum X22 
Amygdalin 670 
Amylacetat 640 
Amylalkohol 418 



Amylbutyrat 640 
Amylcapronat 640 
Amylcaprylat 640 
Amylformiat 640 
Amylpropionat 640 
Amylsalicylat 630 
Amyrilene 410 
Amyrin 504 
Amyrole 44)5 
Anderson 670 
Andrew 803 
Andrews 773 
Androl 445 

Andropogon laniger 111 
Andropogonöle, Geschichte 111 
Anethol «04 
Angelescu 391 
Angelicaöl, Geschichte 192 
Angelicasäure 630 
Angelus Sala 142, 153 
Anisaldehyd 531 

— Bestimmung 740, 747 
Anisketon 555 

Anisöl, Geschichte 188 

Anissäure 681 

Annotationen 5+ 

Anschütz u. Kinnicutt 633, 639 

Rettter 527 

Anthranilsäureester, quantitative Be- 
stimmung 682 
Anthranilsäuremethylester 680 
Antidotaria 39, 61 
Antidotarium 26, 164 
Apfelbaum 804 
Apiol 618 
Aqua N&phae 166 

— vitae 227 

Archambault de Grailly 107 
Ardagh u. Williams 738 
Arezula 80, 200, 205, 206 
Argentum vivum vegetabite 34 
Arnoldus Villanovus 33,36,39,102, 199 
Aromadendren 400 

— Farbreaktion 401 
Aromatische Aldehyde 524 

— Alkohole 446 

— Ketone 554 

— Kohlenwasserstoffe 307 



Register. 



835 



Arrian 170, 219 

Aftemisiaketon Äftä 

Arth rm 

Artluiaästra 136, 219 

Asahina u. Kashiwaki 366, 684 

Kuwada 622 

Mituhorl 622 

Takagl 553 

Tsukamoto 385 

Yo.shitomi 552 
Asantöl, Geschichte 192 
Asaron <UK 
Ascaridol «Ott 

Aschan 99, 295, 304, 313, 347, 350, 
35»*, 361, 363, 366, 367, 402, 407, 
481, 572 
Aschans Oxoniumreagens 313, 367 
Ascher t>61 
Askinson 97 
Athdiwr 237 
Athenaeus 170 
Äthyiacclat «17 
Äthylalkohol 117 
Äthylbcnzoat (KW 
Äthylcinnamat <BW 
d-Äthyl-n-amylcarbmol 410 
Äthyl-n-amylketon 54(S 
Äthylsallcylat <«8 

Äthyltartrat als Verfälschungsmittel 792 
Atractylen :tt>l 
Atractylol 391, 41)8 
Atterberg 328 
Auhcpine 531 
Augspurger 412 
Austerweil 355, 363, 477 
Autin 486 
v. Auwers 331, 570 
- u. v, d. Heyden 315 

Hinterseber 331 

-- — Kolligs 310 
Avenzoar 27, 151 
Avicenna 118, 129 
Axonge benzoi'nGe 286 

populinie 286 
— to/umSe 286 

Ayur-Vedas 17, 40, 117, 119, 121, 221 
Azulen 396 
Azulene 411 



Azulenferrocyanat 412 
Azulenpikrat 412 
Azulenstyphnat 412 

B 

Bach 559 
Bachtschlew 622 
Bacon 502 

Bad. Anilin- u. Sodafabr. 451, 599 
Baer 171 

v. Baeyer 95, 309, 314, 316, 323, 348, 
351, 461, 464, 556, 557, 560, 592, 593 

— u. Henrich 561, 562, 563 
Ipatiew 327 

Manasse 585 

Oehler 585 

Prentice 563 

Villiger 314, 321, 665, 666 

Bailey 657, 747 

Baker u. Smith 340, 365, 400,410, 445, 

467, 544, 581, 702 
Balas 395, 497 
Balatschinsky-558, 562 
Balbiano u. Paolini 605 
Balneum arenae 226 

— Manae 226, 230 

— per cinerem 230 
Banks 182 
Barbe 165 

Barbier 91, 184, 305, 422, 433, 438, 511 

— u.Bouveault 428, 438, 444, 521, 549 
Grlgnard 347, 483 

Leser 451, 466 

Locquin 427, 439, 441 

Barbosa 113, 120, 122, 132, 163 
Barenthin 716 
Bargellini 598, 625 
Bartelt 367, 475, 485 
Barthema 134, 178 
Basilicumöl, Geschichte 213 
Battegay u. Kappeier 675 
Batteuse 273 
Baum 612, 615 
Baur 675 

— u. Bischler 675 
Becher 70 
Becker 374, 411 

53* 



836 



Register. 



Beckmann 334, 468, 469, 470, 471, 473, 
477, 478, 569, 570, 583, 585, 751 

— u. Eickelberg 586, 599 

— — Mehrländer 585 

Pleißner 468, 561, 562, 563 

Beckstroem 660, 764 
Begnlnus 110, 205 
B6hal 415, 422, 436, 458, 648, 734 
Behenöl 286 
Beilstein 192 

Beilsteinsche Probe zum Chlornach- 
wels 779 
Beindorff 248 
Belluccl u. Grassi 664, 767 
de Belsunce 334 
Benatius 166 
Benedikt u. Grüßner 762, 764 

— u. Strache 737 
Bennett 733, 748, 749 

— u. Donavan 749 

Garratt 793 

Benzaldehyd 524 

— Bestimmung 740, 745, 747, 749 

— Identifizierung 526 
Benzoesäure 630 

— als Verfälschungsmittel 792 
Benzoesäureäthylester 638 
Benzoesäurebenzylester 644 
Benzoesäuremethylester 688 
Benzolpentacarbonsäure 379 
Benzylacetat 643 
Benzylalkohol 446 
Benzylbenzoat 644 

— als Verfälschungsmittel 792 
Benzylcinnamat 645 
Benzylcyanid 671 
Benzylsenföl 690 

Berchile 221 
Bergmann 28, 416, 470 
Berkeley 645 
Berkenheim 469 
Bernheimer 308, 597 
Bernsteinsäure 680 
Bert 310, 527 
Bertagnini 141, 158 
Berthelot 87, 89, 147, 343, 357, 358 
Bertram 306, 366, 425, 509, 535, 641, 
647, 648 



Bertram u. Gildemeister 129, .315, 
430, 432, 434, 438, 60«, feil, 642, 728 

— • - Helle 313, 365, 484 

- Fürsten 533 

— Walbaum 313, 315, 329, 359, 3fr2, 
377, 426, 479, 480, 481, 482, 511, 570, 
613, 648, 649,. 665 

Berzelius 83 

Besson 48, 164 

Best 558 

Bestimmung der Methylzahl 762 

Siedetemperatur 711 

— von Aldehyden 737, 739, 741, 744, 748 

— — Alkoholen 724, 731, 734, 735 

— — Anisaldehyd 740, 747 

— - — Anthranilsäuremethylester 682 

Benzaldehyd 740, 745, 747, 749 

Blausäure 770 

Campher 572 

Carvacrol 756, 757, 758 

Carvon 743, 750 

Chlor in Benzaldehyd usw. 779, 

780, 782 

Cineol 765 bis 770 

Citral 740, 743, 745, 748 

— - Citronellal 730, 745 

Cumarin 656 

Cuminaldehyd 745 

Estern 718 

Eugenol 752, 759, 761 

— — Jonon 591 

Ketonen 737, 750 

Menthon 751 

— — Methylanthranilsäuremethylester 

684 

Methylheptenon 752 

Methylnonylketon 745 

Nitrobenzol 674 
— Phenolen 735, 752, 755, 756 

Phenylacetaldehyd 740, 741 

Pulegon 743 

Senföl 774 

Thymol 752, 754, 756, 757, 758 

Vanillin 747, 748 

Zimtaldehyd 740, 743, 749 

Betelöl, Geschichte 129 
Betelphenol 608 
Bettelll 354 



Register. 



837 



Jetuiol UM 

Jicyclische Sestjuiterpene »7« 

Terpcne :M1 
iigelow 198 
iijjnami u. Testoni 620 
Jilleter 147 
lindheim 82 

Jinz rm 

■Jirkunrindenöl (Wintergrünöl), 
Geschichte 129 

iisabolen »7a 

) Uschi er 675 

tistiitroHopulegon 563 

Jisulfitmethode zur Bestimmung der 
Aldehyde 739 

Jittermandelöl, Geschichte 155 

Jjalobr/eski 622 

Jlack 669 

Mägden 472 

ilaise 417, 418 

il.mc 414, 4*8 

Hauchet 85, 86, 186, 189, 191 

ll.inksma 539, 685, 687, 689, 690, 747 

Mass 494, 498 

ilausaurc OliH 

licstimiminji, quantitative 770 
I uststcllung in Pflanzen 669 
Nachweis in mikroskopischen Schnit- 
ten 670 
liley 186 

Hlumann ii. /eitschel 319, 435,559 
Blumenkohl 686 
Blüu-nextraits 272 
Hock 216 
Bückmann 180 
Bode 492 

Boerhave 72, 140, 146, 180, 214, 244 
Böhm 157 
Böhme 451 

Bohnenkrautöl, Geschichte 207 
Bohrisch 572 
Bolle 1S6 
de Bollemont 648 
B31sing 731 

Bonastre 136, 166, 171, 180 
Bond 83 
Bonifacius 125 
Bomemann 98 



Borneol 354, 363, 475 
Borneolglucoside 480 
Bornylacetat 648 
Bornylchlorld 349, 354 
Bornylformiat 648 
Bornylisovalerianat 6B0 
Bornyval 650 
Borrichius 81 
Borzi 678, 679 
Bosisto 183 
Böttger 69 
Bouchardat 91, 315, 400, 431 

— u. Lafont 360, 647 

Tardy 363 

Voiry 455 

Bouillon Lagrange 116 
Boulez 729, 730 
Boullay 166 
Bourbonal 5S8 
Bourquelot u. Bridel 429 

— u Herissey 609 
Boutron-Charlard 85, 146, 147, 157 
Bourvanil 538 

B o u v eau 1 1 428, 431 , 438, 439, 444, 511, 
518, 521, 549 

— u. Blanc 414, 448, 450 

- — Gourmand 435, 441, 521 
Boyle 189 
Braconnot 169, 196 
Brandes 160, 169 
Brass 664 
Brassica campestris chinofeifera 689 

— napus 689 

— oleracea subvar. caulitlora 686 
Brauer 584 

v. Braun 443, 690 

— u. Kai'se.r 440, 443 

— — Lemke 318 
Braunwarth 778 
Bravo 108 
Brechungsindex 705 
Brechungskonstante 706 
Brechungsvermögen 704 

— molekulares 706 

— spezifisches 706 

Bredt 96, 315, 361, 568, 574 

— u. Posth 657 

v. Rosenberg 568, 570 



838 



Register. 



Breithut u. Apfelbaum 804 
Brenztraubensäurealdehyd 508 
Bridel 429 
Briner, Patry u. de Luserne 535 

— v. Tscharner u. Paillard 539 
Brock 757 

Bromaddition 717 

«- Bromcampher als Verfälschungs- 
mittel 471 
Bromella 624 
Brooks 502 

— u. Humphrey 304 
Brown 357 

Brühl 308, 310, 359, 469, 529 

Brunei 470, 471, 601 

Brunfels 61 

Brüning 180, 666 

Brunschwig 42, 48, 189, 190, 192, 

200, 202, 205, 214, 217, 227, 228, 

240, 242 
Brus 355 
Bruun 176 
Bruylants 648, 650 
Buccocampher 621 
Buccublätteröl, Geschichte 160 
Buchholz 141, 196, 219 
Buchner 191, 192, 268 
Bühn 764 
Burgess 582, 742, 743 

— u. Page 372 
Burke u. Scalione 496 
Busse 382, 539 
Bussy 147 
n-Buttersäure 628 
n-Butylalkohol 417 
n-Butylbutyrat 640 
Butylsenföl, sekundäres 088 
Butyraldehyd 506 



Cadalin 370, 375, 379, 390 
Cadalinpikrat 371 
Cadalinstyphnat 371 
Cadinen 376 
— Farbreaktion 378 
Cadinenglykol 379 



Cadinol 379, 503 



Cahours 160, 189, 190, 191, 198 

CajeputÖl, Geschichte 180 

Calamen 389 

Calamenol 502 

Calameon <MK> 

Calmeyer 196 

Calmusöl, Geschichte 17, 11» 

Calvi 180 

Camerarius 216 

Camphen 867 

— Nachweis 362 
Camphenansäure 361 
Camphenchlorhydrat 360 
/?-Camphenchlorhydrat 482 
Camphonglykoi 361, 362 
Camphenhydrat 481 
Camphenilon 361, 362 
Camphenilsäure 361 
Camphensäure 361 
Campher f><(7 

— Identifizierung 570 

— künstlicher 349 

— Nachweis 571 

— quantitative Bestimmung 572 

— Synthese 568 

— synthetischer 569 
Campheröl, Geschichte 13b 
Camphersäure 361 
Camphersorten im Großhandel 571 
Camphoren 40H 

«-Camphoren 305 

Camphoylsäure 361 

Camphylsäure 361 

Cannizzaro 446, 643 

Cannon 588 

Caparrapen 400 

Capitaine 84, 86 

Capitulare 1 09, 1 45, 1 85, 1 88, 1 9 1 , 1 99, 209 

Caprinsäure ß'29 

Capronaldehyd &07 

Capronsäure 628 

Caprylsäure 63» 

Capsella bursa pastoris 685 

Carboxy-apocamphersäure 361 

Cardamine amara '689 

— danica 689 

— pratensis 689 
Arten 686 



Register. 



839 



Oird-iuiHunurn 122 
Cardwell 431, 432 
/1 !, -Caren ««« 
/1 4 -Caren 32« 

Carette 547 
Cnriophyhw 177 

Cariussche Methode zum Chlornach- 
weis 781 
Carlinaoxyd <KM> 
Caronsäure 327 
Carvacrol 341, «W> 

ans Carvon 559 

Bestimmung 756, 757, 758 
Carstanjen 607 
Carter, Smith u. Read 407 
CxrtfutrniM tlnctorius 115 
Cartheuser 76, 108, 114, 121,123,133, 

141, 100, 200, 204, 205, 208 
Carvenon 332 
Carvcol aus l.imonen 319 
Carvestren - i-Sylvestren 326 
Carvomcnthen -- Dihydrolimonen 320 
Carvon 369, tV»r> 

Bestimmung 743, 750 

aus l.imonen 319 

Oxydation 558 

Reduktion 558 
Cai voncampher 558 
Carvatanaccton 340, "»(><!, 579 
Carvoxim 557 
Caryophyllen !W0 
/'-Caryophyllen, Nachweis 386 
Caryophyllenalkohol 384, 385 
Caryoterpin 384 
Casanova 465 
Cascarillöl, Geschichte 173 
Casslaöl, Geschichte 137 
de Castro 163 
Cavendish 82, 133 
Cederncampher 4SÖ 
Cedernöl, Nachweis 787 
Cedren 808 

Cedrendicarbonsäure 394 
Cedrenketosäure 394 
Cedrenol 499 
Cedrol 393, 4flS 
Cedron 394 
Celsus 156 



Cetylalkohol 421 
Ceylon-Zi'mtöl, Geschichte 137 
Chaffee 104 
Chamazulen 412 
Champacol 495 
Chapman 307, 427 
Chapoteaut 132, 389 
Charabot 98, 267, 424 

— Dupont u. Pillet 98 
Charaka 17 

Charon 690 

Chassis 280 

Chautard 568 

Chavibetol 608 

Chavicol «02 

Chemische Prüfungsmethoden 716 

Chesnut 392, 399, 505, 506, 681 

Chilperich II. 125 

Chinone 625 

Chiris 269 

Chlorbestimmung, quantitative 782 

Chlornachweis 779 

Chloroform, Nachweis 792 

Chlorprüfung, Beils teinsche Probe 779 

— Kalkprobe 781 

— nach Carius 781 

— Verbrennungsmethode 780 
Chochriakowa 574 
Christen 535 

Chuit 589 
Ciamician 192 

— u. Silber 386, 526, 550, 558, 607, 

613, 619, 620, 656 
Cineol <561 
1,4-Cineol 659 
Cineolbestimmung, Arsenmethode 766 

— Bromwasserstoffmethode 765 

— Cresineolmethode 767 

— Destillationsmethode 765 

— durch den Erstarrungspunkt 769 

— Naphtholmethode 767 
■*- Oxydationsmethode 767 

— Phosphorsäuremethode 765 

— Resorcinmethode 767 
Cineolen 665 
Cinnamol 497 
Cinnamylcinnamat 646 
Cirva/atoria 229, 230 



840 



Register. 



Citral 426, 428, 437, fiö» 

— a und b 510, 515 

— Bestimmung 740, 743, 745, 748 

— Kondensationsprodukte 515, 516 

— Machweis 514, 515, 516 

— Oxydation 511, 512 

— Reduktion 511 

— Trennung von Qtronellal und Methyl- 

heptenon 516 
Citraldihydrosulfonsäure-derivate 513 
Citralhydromonosulfosäure-derivate513 
Citr,onellal 439, 444, 517 

— Bestimmung 730, 745 

— Identifizierung 523 

— Isolierung 517 

— Oxydation 522 

— Reduktion 519, 522 

— Trennung von Citral und Methyl- 

heptenon 520 

— Veränderung beim Lagern 519 

— Verhalten gegen Natriumbisulfit 520 
Citronellol 437 

— Nachweis 444 
Citronellolallophanat 445 
Citronellolhydrat oder -glykol 439, 443 
Citronellon 517 

Citronellsäure 435, 630 
Citronellylacetat 64$ 
Citroneliylbutyrat 643 
Citronellylformiat <J4 - 3 
CitronellyM-naphthocinchoninsäure 

515, 523 
Citronensäureester, Nachweis 801 
Citrus /aponica 678 
Citrus trifoliata 678 
Citrylidencyanessigsäure 516 
Citryl-/?-naphthocinchoninsäure 515 
Claasen 358 
Claisen 609, 644, 645 
Ciavera 464 
Cloven 385, 398 
Clover 325 
Clusius 133, 176 
Cockburn 574 

Cocking (s. auch Tusting) 727, 767 
Coe/um philosophorum 34, 49 
Coffea abeocuta 678 
— liberica 678 



Coffcü robuste 678 

Cohn 98, 664 

Columella 146, 159, 188, 208 

Colzasamen 689 

Combanol 497 

Commodorus 195 

Compendium aromatorttm 152 

Comstock 104 

Conrady 318 

Considen 182 

Constantin VI!. 151, 177 

Constantinus Africanus 131 

Conti 120 

Cook 473, 568 

Copaen 8»7 

Copaendicarbonsäure 397 

Copaenketosäure 397 

Copaivabalsamöl, Nachweis 787 

Cordus 47, 53, 55, 58, 62, 80, 102, 107, 
108, 123, 126, 128, 135, lö4, IttS, 170, 
171, 179, 189, 196, 202, 208, 240 

Corianderöl, Geschichte 183 

Corps epuisi 288, 290 

Corynocarpin 671 

Costaeus 226 

Costus du /eis 220 

Costuswurzelöl, Geschichte 219 

Crataegon -V>4 

Cresineol 767 

Christiana topographia 177 

Cripps 716 

Crithmen 334 

— = j'-Terpinen (?) 335 
Croad 353, 356 
Crotonsäurenitril (572 
Crotonylsenföl <W!> 
Cryptal 544 
Cryptomeren 40!) 
Cryptomerlol 501 
Cubebencampher 495» 
Cubebenöl, Geschichte 127 
Cucurbita 22\, 224, 225 
o-Cumaraldehydmethyläther 533 
Cumarin 052 

— quantitative Bestimmung 656 
Cuminaldehyd 341, 52« 

— Bestimmung 745 
Cuminol 526 



Register. 



841 



Cuminöl, Geschichte 184 
Ctimins-iure 354 
Cimünylamin 340 
Cutiiasse 717 

Curtius u. Franzen 505, 508 
Cnsmano 621, 622 

ii. Poccianti 621 
Cyelische Aldehyde 52t 

Alkohole 446 
Cyclogeraniol 432 
Cyclohexen-3-earbonsänre 330 
Cyeloisoprenrnyrcen 369 
Cyclolinaloolen 427 
Cyclnsesquicitronellen 372 
Cymol :MM> 
Cypral »»24. 

Cypressoncampher 498 
Cypressenöl, Geschichte 108 
C/apek 678 

D 

D.icren »0« 
D.icryden !Mfc"i 
Dakin 506 
D.ile 176 
/'-D.'tmmarosen 410 
Dan fr es uc 532 
Duvies 716 
Decker 763 
n-Decylaldehyd 50N 
Decylalkohol 420 
ii-I>ec.yls:inre 02!) 
tiMIcumr 281 

Dehne 117, 132, 141, 143, 186, 207 
Dehydrocaryophyllennitrosat 386 
Dehydroünalool 425 
Del mann 83 
Delatmey 748 
Deltipine 575 
- ii. de ßelsunce 334 

— Longuet 620 
Demachy 203, 245 
Demarson 159 
Deniges 802 
Deninger 460 
Denis u. Dunbar 745 
Denner 744 



Deroy Fils Aine 275 
Destillatio panis 230 

— per ascensum 24, 57, 74, 241 
descensum 24, 57, 74, 75, 179, 

236, 237 

— per ventrem equinum 230 

— solis 230 

Destillation, fraktionierte 709, 711, 712 
Destilliergeräte 221 
Destillierweisen, Geschichte 
Deußen 380, 381, 382, 383, 384, 386, 557 

— u. Philipp 395, 396, 788 
Deville 86, 87 

Dhurrin 671 

Diacetyl 416, 548 

Dläthyloxalat als Verfälschungsmittel 792 

Diäthyloxoniumsulfat 313, 367 

Diäthylphthalat als Verfälschungsmittel 

792 
Diäthylsuccinat als Verfälschungsmittel 

792 
Dicitronelloxyd 660 
Dicyclopentyl-cyclopentanol 369 
Dicyclopentyl-cyclopenten 369 
Dieterich 777, 778 
Dihydrocarveol 465 
Dihydrocarvon 465, 565 
Dihydrocarvylamin 340 
Dihydrocaryophyllen 384 
Dihydrocitronellol 440 
Dihydrocopaen 397 

Dihydrocuminaldehyd 340, 341, 453, 541 
Dihydrocuminalkohol 339, 341, 541 
Dihydrocuminsäure 453 
Dihydrojonone 590 

Dihydrolimonen = Carvomenthen 320 
Dihydromyrcen 305, 432 
Dihydropseudojonon 432 
Dihydrosabinen 356 
Dihydrosesquicitronellen 372 
Dihydrozimtalkohol 449 
Dihydrozingiberen 375 
Dillapiol 620 
Dülisoapiol 620 
Dillöl, Geschichte 196 
Di-p-methoxystilben 606 
Dimethylacetonylaceton 332 
Dimethylbernsteinsäure 384 



842 



Register. 



Dimethylfurfurol 543 
2,6-Dimetbyloctan 427, 432 
2,6-Dimethyloctanol 427, 432 
Dimethylphthalat als Verfälschungs- 

tnittel 792 
Dlmethylsulfid 685 
Dimyristylcarbinol 503 
Dingler 247, 251 
Diodor 110 

Dioscorides 21, 41, 107, 109, 110, 
122, 124, 134, 145, 148, 151, 155, 
159, 170, 185, 188, 194, 195, 201, 
208, 213, 215, 216, 218, 220, 223 
Diosphenol «21 
Dioxycitronellol 440 
Dioxymethyladipinsäure aus «-Terpinen 

332, 334 
Dipenten 321, 426, 432 
Dispensatoria. 39, 61 
Dispensatorium Noricum 62, 64, 71, 
114, 117, 119, 126, 127, 135, 140, 
144, 145, 160, 164, 165, 168, 170, 
174, 176, 179, 184, 185, 186, 187, 
189, 191, 194, 196, 202, 204, 205, 
206, 208, 213, 218 
— Viennense 192 
Diterpen aus Dacrydium cupressinum 

409 
Diterpene 406 
Divlzia 424, 483, 492 
Dizingiberen 411 

Dodge 437, 441, 524, 537, 655, 744, 767 
Doebner 514, 515, 523 
Doeuvre 552 
Doherty 748 
Donavan 749 
Doremol 489 
Doremon 553 
Dostenöl, Geschichte 207 
Dowzard 714, 715 
Dox u. Plaisance 748 
Drehungsvermögen 708 
Dronke 654 
Drotschmann 356 
Dschabir 23 
Dumas 84, 85, 86, 103, 110, 141, 146, 

180, 189 
Du Menil 141 



Dunstan u. Henry 627 

n-Duodecylsäure <!21> 

Dupont 354 

— u. Lab atme 425, 428, 431, 432, 443 

Durvelle 99 

Duyk 717 

Dyche-Teague 599 

van Dyk 247 



Earle 663, 665 

Ebn Attafir 151 

Eckart 438 

van Eckenstein ti. Ulanksma 747 

Edrisi 118, 122, 127, 162, 185, 193 

Eggers 618 

Ehestädt 350, 393 

Ehmann 763 

Eickelberg 586 

Einhorn u. Frey 612 

Eksantalal 393, 492 

Eksantalsäure 492 

Elemicin ($17 

Elemiöl, Geschichte 171 

Eiern ol 495 

E/ettaria cardamormim 123 

Ellion u. Seidell 758 

Ellis 675 

Elze 475, 490 

van Ernster 361 

Enfleurage 263, 280 

— k chaud 290 

— ä froid 280 
Enfieurer 281 

Enklaar 305, 306, 427, 432 
Erdmann 381, 426, 543, 609, 610,681, 
682 

— H. u. E. 430, 434 

— u. Huth 428, 435, 438, 444 
Erlenmeyer 180, 535 
Erstarrungspunkt 706 
Ertschikowsky 455, 456 

Erythrit dohMOH)* aus y-Terpinen 333 
Escourrou 318, 325, 441, 445, 512, 

550, 552 
Essence concrbte 269, 272, 273 
Essences 288 



Register. 



843 



Essigcster <$87 
Essigsäure «27 
lister ߻2 

Nachweis 797, 805 
Estergehalt, Zusätze zur Erhöhung 792 
Esterzahl 719 
Estes 748 
Estragol 603 
Ettling 180 
Eucalyptol (KU 
Eucalyptusöl, Geschichte 182 
Euearvon 556 
Eucaxulen 412 
Eudalin 370, 388, 4% 
liudalinpikr.it 371 
Eudalinstyphnat 371 
Eitdcsmert !W7, 496 
Eudosmol 387, ISNS 
I.ugennl «0« 

Bestimmung 753, 759, 761 
Eugcnolacctat (HO 
Eugonolmethyläther (»11 
Eu ony tri us Pniliatrus 48, 56, 59 
/'vtT/iiii prunastri 266 
I.voden 366, «7« 
Evodiamin 684 
i\trait ,vix f/enrs 272, 288 
Extradition 263 

Extraktion mit einem nicht flüchtigen 
Lösungsmittel 2H0 

- flüchtigen Lösungsmitteln 267 
Extraktionsbatterie, Beschreibung 273 
Eyken 405, 494 

Kykman 129, 602, 603, 604, 609, 611, 
612, 613, 615, 618, 619 



Fabinyi u. Sz6ki 619 
Farbenfabriken vorm. Bayer $ Co. 

441. 
Farbreaktionen 717 
Farina 71 
Farneso! 369, 487 
Faulding 765 
Favrot 268 
le Febvre 146 
Feinberg 742, 746, 747 



Feldmann 399 

v. Fellenberg 748 

Fenchelöl, Geschichte 190 

Fenchen 363 

#-Fenchen 365 

yff-Fenchocamphorol 367 

Fenchocamphoron 364 

Fenchon 572 

Fenchylalkohol 364, 483 

Fenchylamin 364 

Fenchylchlorid 364 

Fenchylen 365 

Feststellung der physikalischen Eigen- 
schaften 699 

Fettes Öl, Nachweis 790 

Fichter u. Christen 535 

Fiddichow 195 

Finlay 409 

Firbas 777 

Fisch 675 

Fischer u. Bergmann 416, 470 

Helferich 416, 429 

Raske 416 

Fittica 314 

Fittig u. Remsen 535. 

Flatau u. Labb6 430, 434 

Florentiner Flasche 249, 250 

Floridus 191 

Fluck 664 

Flückiger 616, 621, 687 

Foerster 568 

Fokin-Willstätter 552 

Foliol 497 

Fomin 483 

Fondart 271 

Formaldehyd 505 

Formylierung 731 

Fourcroy 73 

Fornasir 424, 425 

Forster u. Cardwell 431, 432 

Fraktionierte Destillation 709 

Francesconi u. Sernagiotto 334, 
338, 339, 340 

Frankfurter 407 

Franklin 174 

Franzen 505, 508 

Franz Fritzsche $ Co. 535 

Fremy 147 



844 



Ke« ister. 



Frerichs 778 
Freundler 681 
Frey 612 
Friedländer 639 

— u. Schnell 623 
v. Friedrichs 398 
Friswell 673 
Fromm vi. Autin 486 

I-luck 664 

Klein 486 

Fuchs, Leonhard 61 

— Remaclius 47 
Füller u. Kenyon 456 
Furfurol 416, 542 
Furmis Acedfae 237 
Fusanole 4»B 



Gaab 604 

Gadamer 148, 671, 688, 690, 777 

— u. Amenomiya 390, 391, 493 
Gage 563 

Galbanumöl, Geschichte 193 

Galenus 21, 107, 134 

Galgantöl, Geschichte 117 

Gandurin 390, 494 

Garcia da Orta 112, 118, 123, 139, 

149, 193, 220 
Gardner 361 

— u. Cockburn 574 
Garnier 269, 270, 278 
Garrat 793 
Gärtner 605 
Gattefosse" 715 
Gattermann 624 

— - u. Eggers 618 

Gaubius 80, 126, 140, 164, 210 

Gautier u. Mogier 679, 680 

Gay-Lussac 157 

Geber 23, 24, 225, 226 

Gehlen 103 

Geiger 745 

Genvresse 398, 559 

Geoffroy 77, 80, 81, 103, 117, 121, 

164, 200, 205, 214, 219 
Geraniol 425, 428 

— Diphenylcarbaminsäureester 434 

— Phthalsäureester 434 



Geraniumöl, Geschichte 158 

Geranylacetat «41 

Geranylaceteasigsäureäthytester 432 

Geranyiaceton 432 

Geranyläthyläther 428, 432 

Geranylbutyrat r>42 

Geranyl chlorid 431 

Geranylformiat 041 

^■Geranyljjlucosid 429 

Geranylmalonsäwreäthyleater 432 

Geranylvalerianat 642 

Gerhardt 88, 160, 189, 657 

v. Gerichten 619 

Gerlich 147 

Gersbach 538 

Gertinger 191 

Geruch 695 

Gesättigte Ketone 545 

Gesner 47, 53, 56, 58, 59, 102, 107, 
116, 121, 132, 135, 148, 159, 163, 
164, 168, 170, 174, 175, 179, 189, 
194, 196, 200, 203, 216, 217, 240, 
241, 242 

Gibbs 591, 609 

— Williams u. Pratt 637 
Giese 191 

Giesecke 160 

Gildemeister 307, 315, 423, 424,430, 

432, 434, 438, 608, 611, 642, 664, 

728, 752 

— u. Hoffmann 98 

Köhler 314, 345, 346, 348, 352 

Müller 331, 333, 373 

Ginsberg 457 

Ginzberg 349, 619 

Gladstone 90, 114, 411 

Glaser 146 

Glauber 70, 242, 243 

Glichitch 497, 727, 733 

Globulol 500 

Glucocochlearin 689 

Gluconapin 689 

Glycerinacetat, Machweis 796 

Glycerinacetate als Verfälschungsmittel 

792 
Glykol aus yS-Phellandren 341 

£-Pinen 354 

Gtnelin 141 



Register. 



845 



Godehot 579 
Godefroy 605 
Godlewsky 321 

u. Roshanowitsch 315, 318 
Wagner 349 
Goebel 191 
Goldschmidt 557, 558, 602 

it. Kisscr 556, 557 
Zürrer 557 
Göppert 637 
Goris 666 
Göttling 141, 191 
Gottlob 303 
v. Gornp-Besanez 160 

u. Grimm 547 
Goudie 409 
Clmirmancl 441, 521 
Graborg 214 
Grabowski 180 
Gräfe 543 
Grälert 605 
Grassi 664, 767 
Graybeal u. Kromers 599 
Gregor 763 
Gren 73 

Grcrualdehyde 50Ö 
Gren/.ilkohole 4M» 
Greruketone 545 
Gren/kohlenwasserstoffe #01 
Grcshoff 545, 546 
Griynard 347, 483 

Doeuvre u. Escourrou 552 

u. Escourrou 441 
Savard 564, 565 
Grimal 377 

Grimaux 143, 603, 605, 645 
Grimm 160, 547 
Grosser 184 

Großmann u. Brauer 584 
Größner 762, 764 
Guajazulen 412 
Guajen »«0 
Guajol 390, 404 
Guafylmethyläther 494 
Guerbet 388, 389, 392, 479, 491, 492 
Guibourt 146 
Guignard 669, 686 
V. Günthert 605 



Gurjunbalsamöl, Geschichte 174 

— Nachweis 787 
Gurjunen 895 
/S-Gurjunen 369 
Gurjunenketon 395 
Gurwitsch 358 
Guttin 322 
Gynocardin 671 

H 

van der Haar 405 
Haarmann 382, 384, 488, 534 

— u. Reimer 487, 535, 590 
Hagen 196, 624, 625 
Hager 790 

Hall u. Harvey 796 

Ha Her 568, 571, 477, 478, 480 

— u. Lassieur 420 

Martine 440, 458 

Hallwachs 160 
Hämäläinen 416, 444, 474 
Hancock 104 

Häncu 584 
Hantzsch 606 
Hanus 747, 749 
Harbordt 160 
Harib 152 
van Harpen 715 
Harpestreng 128 

Harri es 99, 295, 303, 406, 440, 522, 
540, 557 
- u. Adam 540 

Gottlob 303 

Haarmann 488 

— — Himmel mann 439, 512, 522 
Jablonski 557 

Johnson 338 

Majima 314 

— — Neresheimer 348 

Röder 519, 564, 565, 566 

Harrison 150 

Hartwich 685 
Harvey 717, 796 

— u. Wilkie 705 
Hasche 721 
Hasse 81, 184 
Hastings 745 



846 



Register. 



Hatton u. Hodgkinson 450 

Haussier 537 

Haworth u. Perkin 327, 328, 330 

— u. Wallach 329 
Hechel 286 
Heerabolen 898 
Heg! 654 
Heilbron 481 

Heine & Co. 269, 436, 796 
Helbing 720 

— u. Passmore 721, 765 
Helenin «67 
Helferich 416, 429 
Heläotropin 538 

— Verfälschung 540 
Hell u. Gaab 604 

Gärtner 605 

v. Günthert 605 

Hofmann 604 

Helle 313, 365, 453, 460, 484 
Hellwig 182 

van Helmont 70 
Henderson 394 

— u. Agnew 348 
Heilbron 481 

Robertson 377, 378, 379, 399, 

474 

— Robertson u. Brown 357 

— u. Sutherland 348, 361 
Henle 546, 547 
Henrard 614 

Henrich 561, 563 
Henriques 624, 721 
Henry 176, 627 

— u. Paget 334 
Heptan 301 
Heptanal 507 
Heptylaldehyd 507 
Heptylalkohol 418 
n-Heptylsäure 628 
Herberger 206 
Herford 217 
Herissey 609, 744 

— u. Delauney 748 
Herodot 110, 148, 170, 223 
Herrmann 568 

Herzenberg u. Rubemann 396,406, 
411, 412, 413 



Herzfeld 792 

Herzig 763 

Herzog 610 

Jtiespen'des Norimbergewses 165 

Hesse 266, 267, 288, 438, 441, 606, 

678, 679, 755 
— u. Müller 644 

Zeitschel 436,488,641,682,683 

Heterocycllsche Aldehyde 542 

Heusler 98 

Hevea brasHiensis 678 

Heveen 40Ü 

Hewitt u. Jones 764 

n-Hexadecylsäure 628 

Hexahydroazulen 413 

Hexahydrobisabolen 374 

Hexahydrozingiberen 375 

Hexanal 507 

Hexenol 421 

Hexylaldehyd 507 

n-Hexylalkohol 418 

Hexylalkohol, aktiver 418 

«.A-Hexylenaldehyd 508 

Hexylenaikohol 421 

n-Hexylsäure 628 

v. d. Heyden 315 

Heyer 166, 191 

Hibbert u. Cannon 588 

Hildegard von Bingen 109, 119, 127, 

186, 187, 191, 202, 209, 214, 215 
Hill u. Nason 451 
Hiltner 748 

Himmel mann 439, 512, 522 
Hinterseber 331 
Hirschberg 415, 459, 602 
Hirschsohn 665 
Hirzel 98, 268 
Hixon 625 

Hixson u. McKee 601 
Hlasiwetz 180 
Hock 413 
Hodgkinson 450 
Hoering 615 
— u. Baum 612, 615 

Grälert 605 

Hoffmann 73, 80, 81, 110, 114, 132, 

142, 145, 168, 180, 207, 214, 219, 

244, 393, 394 



Register, 



847 



Hof mann 148, 604, 671, 672,687,689, 

690 
Hohenadel 413 
Holmberg 449 
Holmes 212, 219, 766 
Homberg 70, 81, 82 
Homogeranyl-phenyl-methylcarbinol432 
«-Homohellotropin 540 
Homonopinol 349, 455 
Homopineol 349 
Honorhis 124 
Hopfcnöl, Geschichte 130 
Hülst 626 
Hoshino 502 
Houben 546, 547 

Houtton-Labillardiere 83, 103 

Howard Si Sons 599 
u. Blagden 472 

v. Hübl 716 

Hudson-Cox u. Simmons 717 

Huerre 716 

Hughesdon, Smith u. Read 582 

Hugues 107, 280 

fitiife antiquc 286 
frnn^uise 286 
purftimöc 286 

Humphrey 304 

Hurst 338 

Huth 428, 435, 438, 444 

Hüthig 382, 414, 415, 452 

Hydratropaaldehyd 528 

Hydroaromatische Aldehyde &*1 
Alkohole JEW 
Ketone Rftß 

— - Kohlenwasserstoffe 812 
Hydrochinon-monoäthyläther 600 
Hydrochlorcarvoxim 351 
Hydropinen 347 
Hydroterpineol 458 
Hydrothymochinon 606 
Hydrotrople 713 
Hydrozimtaldehyd 529, 5*0 
Hydrozimtalkohol 529 

I 

Ibn Baitar 193 

— Chaldün 27, 151 

— Kurdadbah 118 



I. G. Farbenindustrie A.-G. 655 

Illisch 206 

Imidoverbindungen 678 

Indol 678 

Infusion 290 

Ingweröl, Geschichte 119 

Inouye 211 

Ipatiew 320, 327, 347, 614 

— u. Balatschinsky 558, 562 

Iraldein 591 

lralia 591 

Iraline 591 

Iridoline 591 

Irisolette 591 

Irk 702, 705 

lron 591 

Iron, quantitative Bestimmung 593 

Isoalantolacton 658 

Isoamylalkohol 418 

Isoamyl-«-dehydrophellandren 369 

Isoanethol 603 

Isoapiol 619 

Isoartemisiaketon 552 

Isoborneol 358, 363, 482 

Isoborneolglucosid 482 

Isobornylchlorid 361, 482 

Isobuttersäure 339, 341, 628 

Isobutylalkohol 418 

Isobutylsenföl 689 

Isocamphan 362 

Isocamphenilanaldehyd 362 

Isocarvoxim 557 

Isocedrol 394 

Isoelemicin 617 

Isoeugenol 612 

Isofenchen 365 

Isofenchylalkohol 365 

Isofenchylen 365 

Isogeraniol 517 

Isomenthol 473, 584 

Isomyristicin 616 

Isopinen 347 

Isopöl, Geschichte 207 

Isopren 303, 369 

p-Isopropenylbenzoesäure 311 

Isopropylbernsteinsäure 339 

J a -Isopropylcyclohexenon 339 

Isopropyl-l-cyclohexen-2-on-4 341 



848 



Register. 



«-Isopropylglutarsäure 339, 341 
Isopropylidenessigsäure «80 
p-Isopropyl-m-kresol 597 
Isopropyl-o-kresol 600 
Isopulegol m, 519, 520, 521 
Isopulegon 564 
Isosafrol 615 
Isosantalene 389 
Isothiocyanpropenyl «SS 
Isothujon 579 
Isovaleraldehyd 50(t 
Isovaleriansaure 628 
Isozingiberen 375 
Istrachi 193 
Ittner 157 

J 

Jablonski 557 
Jacobsen 429, 601 
Jacobsohn 615 
Jacobson 295 
Jahns 600, 601 
Jakubowicz 369, 395, 411 
James 634 
Jansen u. Fantl 495 
Janus Damascenus 27 
Jara-Jara 624 
Jeancard 98, 273 

— u. Satie 493, 796 
Jenison u. R E. Kremers 562 
Jodabsorption 716 

John 616 

Jonas 305, 369, 407, 408, 421, 489, 490, 

503, 553 
Jones 604, 673, 764 
Johnson 338 
Johnston 171 
Jonardon 591 
de Jong 715 
Jonon 586 

— Prüfung 590 
Jost u. Richter 598 
Judaeus 195, 213 
judefind 'U. Reid 626 
Juncus 112 

Jünger u. Klages 470, 586 
Juniperol 501 



K 



Kachler 360, 411 

Kaiser 440, 443 

Kajoe garoo 495 

Kallen 657 

Kalm 104, 116, 143 

Kamillenöt, Geschichte 217 

— römisch, Geschichte 216 
Kämpfer 137, 154, 193 
Kane 200 

Kappeier 675 

Karl der Große 109, 145, 184, 18t- 

188, 191, 199, 205, 209 
Kashiwuki 366, 684 
Kautilya 136, 219 
Kautschuk, trockne Destillation 323 
Kawalier 184 
Kebler 765 
Keir 155 
Kekule 91 
Kelbe 309 
Kemp 129 
Kenyon 456 

— u. Priston 484 
Kerb 512 

Kerp u. Unger 750 

Kerr 394 

Kerschbaum 369, 432, 487, 559 

Ketone 54f> 

- alicyclische 555 

- aliphatische 5*5 
aromatische 554 
Bestimmung 737, 750 

- gesättigte 545 

— hydroaromatische 555 

— mit 16- und 17gliedrigen Kohlenstoff 
. ringen 5SW 

— ungesättigte 54S 
Ketonmoschus 07« 
Ketopinsäure 361 
Kimura 501 
Kindt 81, 86, 103 
Kinnicutt 633, 639 
Kippe 601 

Kirpal u. Bühn 764 
Kirschlorbeeröl, Geschichte 158 
Kirst 584 



Register. 



849 



Kishner 651 

Kisser 556, 557 

Klage» 470, 586, 598, 601, 602 

Klaproth 137 

Klason 310 

Kleber 304, 305, 321, 425, 469, 728, 

745, 751 
• ii. v. Rechenberg 709, 769 
Klemenc 763 
Klever 303 
Kltmont 98, 569, 717 
Klinjjemann 369 
Knißge 211 
Knoll 98 

Knoevenajjel 516, 655 
Kobert 674 
Koehler 677 
Kohlenwasserstoffe, alicyclische 312 

aliphatische 301 

Aromatische 307 

hydroaromatische 312 

ungesättigte 303 
Köhler 314, 345, 346, 348, 352 
Kolligs 310 
Kolthoff 670 
Komatsu u. Kurata 583 
Komppa 97, 316, 361, 568 

ii. Koschier 364 
Kond.ikow ti. Bachtsclnew 622 
[Jjalobrzeski 622 

- Saprikin 406, 407 
Kondo u. Yamaguchi 544 
Kopp 527, 633, 637, 638, 639, 686 
Koppeachaar 758 
Kömer 147, 148 
Kortrlght 625 
Koschelew 305 

Kosmas Indikoplcustes 131, 177 
v. Kostanecki u.Tambor 623 
Kötz u. Steche 433, 440 
Krafft 244 
Kremel 716, 719, 776 
Kremers 351, 374, 382, 383, 405, 412, 

413, 518, 562, 599, 750 

— u. Augspurger 412 
James 634 

- — Schreiner 750, 756, 770 
Krüger 430, 549, 551, 586 

Gildemeister, Die ätherischen Öle. I. 



Kümmelöl, Geschichte 186 
Kunkel 80, 81, 200 
Kunrath 48 

Künstlicher Campher 349 
Kuntze 777 
Kunzemüller 219 
Kunz-Krause 779 
Kurata 583 
Kurbatow 114 
Kurdadbah 127 
Kürsten 533 
Kuwada 622 



Labaune 425, 428, 431, 443 

Labbe 290, 430, 433, 434, 443, 519, 520 

Labillardiere 182, 183 

Lactone 652 

Ladanumöl, Geschichte 175 

De Laet 143 

Lafont 360, 646, 647 

Lallemand 208 

Lalotie 682 

Landolt 569, 703, 704 

Lane u. Lubatti 571 

Lange 147 

Langles 152 

Lapis philosophorum 25, 26, 31, 34,37, 
67, 222 

Lassieur 421 

Lathyrus odoratus 681 

Laurent 88, 189 
Lauränaldehyd 508 
Laurinsäure 629 
Laurinsäureester, Nachweis 804 
Laurocerasin 671 
Lautenschläger 738 
Lautier fils 270, 271, 281 
Lauwerenburg 83 
Lavendelöl, Geschichte 201 
Lavoisier 82 
Lävulinsäure 426, 433, 550 
Law 558, 562 
Ledol 600 
Ledumcampher 500 
Lees 420, 546, 547 
Lehmann 767 

54 



850 



Register. 



Leimbach 99 

Lemery 70 
Lemke 318 
Lemonol 428 
Leo u. Rimbach 569 
Lepeschkin 377, 399 
Leroide 576 
Lescarabot 108 
L6ser 451, 466 
Leuckart 470 

— u. Bach 559 
Levallois 717 
Lewcock 460, 467, 484 
Lewis 78, 204 
Lewite 550, 551 

Liao 495 

Libanon-Cedernöl, Geschichte 110 

Licareol 422 

Liebermann u. Hagen 624, 625 

Liebig 85, 157, 158, 180 

Liebl 367 

Liebstocköl, Geschichte 191 

Limen 372 

Limonen 816, 453 

Limonetrit 319 

Linaloeöl, Geschichte 172 

Linalool 422 

— Nachweis 428 
Linalooläthyläther 428 
Linaloolen 427, 432 
Linalooloxyd 660 
Linalylacetat 640 
Linalylbutyrat 641 
Linalylchlorid 431 
Linamarin 671 
Lindet u. Fondart 271 
Linebarger 673 
Link 80, 181, 186 
Linnemann 638 
Liphard 166 

Lipp 363 
Lippold 528 
List 87 

Littlebury 470, 471, 472 
Ljubowkoya 574 
Lobelius 113 
Lochner 181 
Locquin 439, 441 



Löffelkrautöl, Geschichte 144 

Lohmann 779 

Long 469 

Longifolen 8»« 

Longuet 335, 620 

Lonicer 48, 52, 140, 179, 189, 227, 234, 

238, 240 
Loomis 531 

Lorbeeröl, Geschichte 144 
Lorentz 351 
Losanltsch 407 
Löslichkeit 712 
Lösllchkeitszahl 715 
Lotusin 671 
Löwig 186 
Lubatti 571 
de Luca 147 
Lucas 157 
Lüdersdorf 104 
Ludovici 140 
Ludwig 147 

Lunge u. Steinkauler 307 
de Luserne 535 

M 

Maalialkohol 503 
Maceration 263, 290 
Macer Floridus 110 
Machilen 3»1 
Machilol 493 
Macintosh 104 
Macisöl, Geschichte 134 
Macquer 81 
Magellan 178 
Magisterium magnum 34 
Mahl 160 
Mahla 458 
Maier 97 
Mailhe 326 
Maire 597 
Majima 314 
Malol 503 
Malosse 569 
Mameü 615 
Manasse 585 
— u. Rupe 585 
Manihotoxin 671 



Register. 



851 



Manjeau 171 
Mann 677 

Mannich u. Häncu 584 
... — (acobsohn 615 
Manucci 153 
Marcelin 568 

*Marcelhis Empiricus 188 
Marchand 453, 464 
Marchetti 625 

Marco Polo 118, 120, 125, 131, 136 
Marcus Aurellus 195 
Marcus Ciraecus 31, 32 
Margueron 82, 103, 219 
Marlonol 41)8 

Markownikoff u. Reformatsky 438 
Marsh 574 

u. Gardner 361 
Martine 440, 458 
Martins 114, 123 
Massignon 269, 273 
Masson 418, 420, 447 
Massy 569 

Mastixöl, Geschichte 173 
Masudi 122, 127, 131 
Maticocamphcr 49» 
Matthioli 47, 52, 54, 107, 149, 238 
Mattsson 501 
Maud 142 
M a ii m e nesche Schwefelsäureprobe 

716, 717 
Mauthner 617 

Mayer 382, 383, 384, 393, 432, 441, 482, 
494, 496, 497, 499, 500, 519, 616, 633 
Mc. Dowall u. Finlay 409 
Mc. Kee 601 
McKenzie 621, 622 
Meerwein u. van Ernster 361 
Meerwein u, Schmidt 451 
Mehrländer 585 
Meisenheimer 446 
Meißner 133, 195 
Melissenöl, Geschichte 206 
Mellophansäure 379 
Menthan 320 
p-Menthanol-8 458 
Menthaöle, Geschichte 208 
Menthen 562 
^-Menthenol-3 467 



/P-Menthenon-3 462, 581 
Menthocitronellal 518 
Menthol 468 
Menthol, inaktives 471 
Menthole, isomere 471 
Mentholglucoside 470 
Menthon 521, 562, 582 

— Bestimmung 751 
Menthylacetat 650 
Menthylisovalerianat 651 
Merck 766 ' 
Mercurium vegetabf/e 34 
Merkaptan 685 
Merling 593 

— u. Weide 593 

Messinger u. Vortmann 598, 757 
Mesue 26, 164 
Methacrylsäure 030 
Methoäthylheptanonoiid 348, 456 
p-Methoxyacetophenon 554 
p-Methoxysalicylaldehyd 538 
o-Methoxyzimtaldehyd 533 
p-Methoxyzimtaldehyd 582 
Methylacetophenon 554 
/S-Methyladipinsäure 440, 470, 562 
Methylalkohol 416 
Methyl-n-amylketon 546 
Methylanthranilsäuremethylester 684 

— quantitative Bestimmung 684 
Methyläthercumarsäure 631 
Methyläthylessigsäure 628 
Methylbenzoat 633 
Methylcamphenilol 481 
Methylchavicol 608 

Methyl cinnamat 633 
1,3-Methylcyclohexanon 562 
Methyleugenol 611 
Methylfurfurol 543 
Methylheptenol 433 
Methylheptenon 548 
«-Methylheptenon 552 
A-Methylheptenon 552 
^■Methylheptenon 552 
^-Methylheptenon 552 
Methylheptenon, Nachweis 550, 551 

— Oxydation 550, 552 

— Reduktion 550 
Methyl-n-heptylketon 546 

54* 



852 



Register. 



0-Methylindol 680 
Methylisoeugenol <I1» 
Methylj onone 590, 591 
Methyl-n-nonylketon 54-7 

— Bestimmung 745 
Methylphenylacetaldehyd 528 
Methylsabinaketol 356 
Methylsali cylat ÖJJ4 

p-Methyl-4"-tetrahydroacetophenon 555 
Methyl-p-tolylketon 554 
Methyl-n-undecylketon 547 
Methylvanillin 538 
Methylviolette 591 

Methylzahl 762 
Meudon HO 
Meydenberger 61 
Meyer 176, 387, 778 

— u. Claasen 358 

— — Jacobson 295 

Rosicki 311 

Michael VIII. 151 
Michaux 104 
Mieräinski 97 
Mignonac 511 
Miller 646 
Milion 268 

Mineralöl, Nachweis 791 
Mingazzini 387 
Mänguin 480 

— u. de Bollemont 648 
Miovol 591 

Mirande 669 
Mituhori 622 
Mohrenkopf 231 
Molle 664 
Monardes 143, 149 
Monocyclische Alkohole 452 

— Sesquiterpene 372 

— Terpene 81(6 
Monteil 470 
Moreschini 715 
Moringa pterygosperma. 286 
Mörner 329 

Moschus, künstlicher 674 

Verfälschung 677 

Moslen 335 
Möslinger 667 
Moßler 717 



Moudgil! 392 
Moureu 615 

— u. Mignonac 511 
Mousse da c/tCt/c 266 
Mulder 616 

Müller 331, 333, 373, 388, 605, 615 
v. Müller 182 
Murayama 335 

u. Abe 477 
Murray 145, 157 
Mttrmya oxotica 678 
Muse Baur 676 
Muschenbröek 142 
Muscon 604, 674 
Muskatnußöl, Geschichte 134 
Myrcen 804, 369, 408, 425, 426 
Myrcenol 305 
Myristicin <U<f 
Myristinsäure <tö!> 
Myrrhenöl, Geschichte 167 
Myrtenal 475 
Myrtenol 475 

N 

Naef 8f Co. 489 
Nagai 463, 539, 615 
Nägeli 570 

Nametkin, Ljubowkowa u. 
Chochriakowa 574 

— u. Seliwanoff 484 
Naphthalin 307 

Naphthalinkohlenwasserstoffe 370 
/ff-Naphtholäthyläther 624 
/?-Naphtholmethyläther 624 
Narde 111, 202, 215 
Nardostaehys Jatamansi 1 1 2 

Öl, Geschichte 214 

Nardtis indica 213 
Naschold 643 

Nasini u. Bernheimer 308, 597 
Naudin 192, 269 
Naval stores 104 
Neimann 506 
Nelkenöl, Geschichte 177 
Nelson 465, 666 
Neomenthole 472 
Neoviolon 591 



Register. 



853 



Neresheimer 348 
Nerol 425, *M> 
- Allophanat 437 
Nerolidol 4M 
Nerolin «24 
Neroltetrabromid 437 
Nestler 656 
Neuberg 713 

u. Hirsehberg 415, 459, 602 

Kerb 512 

Lewite 550, 55t 

Mayer 441, 519 

Neimann 506 
Neumann, Caspar 76, 80, 114, 117, 121, 
123, 126, 128, 132, 133, 136, 141, 143, 
160, 168, 171, ISO, 194, 208 
Ngai-Campher 47b 
Nizni-tCti 476, 478 
Nicloux 416 
Nitnle IMW 
Nitroben/ol «72 

quantitative Bestimmung 674 
Nitro-«-PheIlandren 340 
NitroV'-Phellandren 340 
Nitrosopinen 351 
Nitroscw'-Pinen 354 
Nitroverbindungen «72 
Noeltiny 675 
Nogier 679, 680 
Nü|d 410 
n-Nonylaldehyd 507 
n-Nonylalkohol 41» 
sec. Nonylalkohol 420 
n-Nonylsäure 629 
Nopinolessigester 353 
Nopinolessigsäure 345 
Nopinon 353, 354, 355, 364 
Nopinsäure 354 
•t-Norbomeol 366 
Norcamphen 366 
Novoviol 591 
Novoviolon 591 



Obermayer 656 
Occo 64, 102 
Ocimen 80« 
Ocimenol 306 



n-Octodecylsäure 680 

Octohydrocamphoren 408 

Octohydrosesquicitronellen 372 

n-Octylaldehyd 507 

n-Octylalkohol 419 

Octylen 303 

n-Octylsäure 629 

Odell 524 

Oehler 585 

Oerstedt 126 

Oeser 147 

Öl, fettes, Nachweis 790 

Öle, konkrete 272 

Olefine 302 

Olefinische Terpene 304 

Oleum Wittnebianam 181 

Olibanol 486 

Ölsäure 630 

— als Verfälschungsmittel 792 

Önanthaldehyd 507 

Önanthol 507 

Önanthsäure 628 

Ono 399 

Oppenheim 91 

Optisches Drehungsvermögen 708 

OrangenblQtenöl, Geschichte 166 

Orchidee 639 

Orndorff u. Kortright 625 

OrsinI 166 

O'Shaughnessy 175 

Ostromysslenskiu.Koschelew 305 

Ovid 159 

Oxoniumreagens 367 

o-Oxyacetophenon 654 

p-Oxybenzylsenföl 690 

8-Oxycarvotanaceton 353 

Oxyde 658 

Oxydihydrocarvon 558 

Oxydocitronellol 440 

Oxyfenchensäuren 365 

a-Oxy-/0-isopropyladipinsäure 339 

Oxyisopropylbenzoesäure 31 1 

p-Oxyisopropylbenzoesäure 31 1 

«-Oxy-/S-isopropylglutarsäure 339 

J e -8-Oxymenthenon-2 348 

Oxymyristinsäure 680 

Oxypentadecylsäure 680 

p-Oxyphenetol 606 



854 



Register. 



Paal 441 

Pabitzky 186 

Pag© 372 

Paget 334 

Palllard 539 

Palladius 156 

Palmitinsäure «29 

Paollni 456, 466, 483, 562, 578, 601 

— u. Dlvizia 424, 483, 492 

Rebora 473 

Paracelsus 31, 38, 50, 61 

Paradieskörneröl, Geschichte 124 

Paraffine 302, 303 

Pardee, Hasche u. Reid, 721 

Pare 244 

Parfumerie de Saillans 282, 283, 

285, 287 
Pariselle 346 
Parry 98, 746, 748 
Passmore 721, 765 
Passy 266 
Patchoulialkohol 500 
Patchoulicampher 500 
Patchouliöl, Geschichte 212 
Patry 535 

Paul u. Schantz 710 
Paulli 217 

Paulus Aegineta 116, 177 
Pauly, Schmidt u. Böhme 451 
Payen u. Chevallier 130 
Peetz 251 

Pegolotti 118, 120, 122 
Pelargoniumöl, Geschichte 158 
Pelargonsäure Ö29 
Peligot 85, 141 
Pelletier 126, 169 
Pelletier-Sautelet 212 
Pelouze 85, 146 
Penfold 388 
Percival 188 
Pereira 212 
Perillaaldehyd 641 
Perülaalkohol 541 
Perillen 544 

Perkin 316, 327, 328, 329, 330, 362, 527, 
531, 532, 597, 625, 633, 637, 639, 
654, 655 



Persoz 88 

Pesci u. Bettelli 354 

Petersiliensamenöl, Geschichte 185 

Petroleum, Machweis 7*91 

Pfau 524, 733 

Pfefferöl aus langem Pfeffer, Geschichte 

127 
Pfefferöl, Geschichte 124 
Pfefferminzöl, Geschichte 210 
Pfeiffer 495 
Phammcopocn Airgiiataiiii 14f>, IWi, 

171, 174, 176, 179, 184, 191, 194, 204 

— medico-pliyak-Jt 142, 145 
Phaseolunatin 671 
Phellandnil ö42 
Phellandren 8JW • 
Phenol, Bestimmung 752 
Phenolbestimmung mit Magnesium- 

methyljodid 735 
Natriumamid 755 
nach Hesse 755 

Verley u. Bölsing 756 

Phenoläther MMt 
Phenole 5«.»« 
Phenolometer 754 
Phenylacetaldehyd 449, 53 J 

— Bestimmung 740, 741 
Phenyläthylalkohol 44« 
Phenyläthylsenföl «IM) 
Phenylessigsäure 449, <l!ll 
Phenylessigsäurenitril <S" I 
Phenylhydrazinmethode von K I e b e r 74, r > 
Phenylisothiocyanat <5N8 
«-Phenylpropionaldehyd 528 
Phenylpropionsäurenitril *SM 
Phenylpropylaldehyd 530 
Phenylpropylalkohol 44», 529 
Philade/phus coronorius 681 
Philipp 395, 396, 788 

Phillips 311, 536, 537, 748 

— u. Gibbs 599, 601 
Phloracetophenondimethyläther <ött 
Photoanethol 605 
Phthalsäureester, Nachweis 803 
Phu 213, 215 

Phyllocladen 410 
Pickard 467 

— Lewcock u. Yates 460, 467, 484 



Register. 



855 



Pickard u. Littlebury 470, 471, 472 

Piesse 98, 411 

Pigafetta 134, 178 

Piiiet 284 

«-Pinen 341 

-- Nachweis 349 

A-Pinen 303 

Machweis 354 

Pinenoi 559 

Pinocamphon 349 

Pinocamphylxanthogensäureester 345 

Pinoearveol 47+ 

Pinol 347, «T>8 

Pinolhydrat 346 

Pinonsäure 348, 352 

Pituis pitiustor 106 

P/perarif 126 

Piperitol 467 

Pipcriton *">HI 

Piperonal 538 

Piperonalaceton 540 

Piperonylaceton 540 

Piperonyl.säure (KM 

Pfstac/a terebinttitrs 101 

Piver 269 

Plaisancc 748 

Platearius 119, 156, 193, 199 

Plautus 134 

Pleissner 468, 561, 562, 563 

Plinius 21, 41, 107, 109, 110, 122, 124, 
134, 145, 156, 159, 170, 188, 194, 
195, 201, 208, 213, 216, 217, 223 

Plowman 478 

Plutarch 117, 121, 170 . 

Poccianti 621 

Poivre 178 

Pol eck 428 

Poleiöl, Geschichte 212 

Pomade 281 

Pomade frangaise 281 

Pomet 176 

Ponce de Leon 142 

Pond 98 

Pontalti 395, 497 

Porta 24, 48, 60, 102, 124, 126, 135, 
140, 146, 148, 153, 164, 176, 179, 
184, 189, 190, 200, 203, 217, 219, 
249, 251 



Posth 657 
Power 683 

— u. Chesnut 392, 399, 505, 506,681 
Kleber 304, 305, 321, 425, 469, 

728, 751 

Lees 420, 546, 547 

Salway 616 

Prahl 739 
Pratt 637 
Prentice 563 
Preusse 538 
Priestley 82 
Prileschajew 659, 660 
Prins 349, 442, 519, 520 
Priston 484 
Procter 129, 150, 198 
p-Propenylanisol 604 
Propionaldehyd 506 
Propionsäure 627 
i#-Propylacrolein 508 
Proust 200, 205 
Prulaurasin 671 
Prunasin 671 
Prüfung auf Chlor 779 

— — Schwermetalle 778 

— der ätherischen Öle 691 
• - des Geruchs 695 
--des Geschmacks 695 
Prüfungsmethoden, chemische 716 
Pseudocedrol 499 
Pseudojonon 587 

Pulegol 4«6 
Pulegon 560 

— Bestimmung 743 

— Oxydation 562 
Puxeddu 606 

Q 

Querzigh u. Moreschini 715 

Quintessence 272 

Quintessenz (Quinta essentia) 31, 46, 

49, 67, 222 
Quist 485 



Radcliffe u. Chadderton 735 
Radziszewski 448, 528 
Raikow 633 



856 



Register. 



Ralla 62 

jRane/fa formosana 678 

Rao u. Simonsen 326 

Sudborough 495 

Rapssamen 689 
Raschig 655 

— u. Prahl 739 
Raske 416 
Rather u. Reid 626 
Rau(o) 355, 397, 566 
Rautenöl, Geschichte 159 
Ray 210 

Raymund Lullus 33, 36, 39, 102, 199 
Read 338, 407 

— Robertson u. Cook 473 

— u. Smith 581, 582 
Rebora 473 
fteceptaca/a 228 

v. Rechenberg 709, 712, 769 
Reclaire 528, 647, 675, 722, 725, 741 

— u. Spoelstra 731 
Recluz 159 

Redman, Weith u. Brock 757 

Reformatsky 438 

v. Reiche 176 

Reid 626, 721 

Reiff (Ryff) 47, 48, 49, 54, 102, 116, 
135, 148, 168, 174, 175, 179, 189, 
194, 196, 200, 202, 227, 232, 240 

Reimer u. Tiemann 531 

Reindel 333 

Reitter 527 

Rem(m)ler 157, 166 

Remsen 535 

Reti 754 

Reuniol 438 

Reychler 601, 607 

Reymann 134 

Rhas(z)es 118, 226 

van Rheede tot Drakenstein 112, 
113, 121, 126 

Rheindorff 611 

RheinischeCampherfabrik31Q,472 

Rhodinal 439, 517, 518, 521 

Rhodinol 428, 438 

Rhodischer Becher 111 

Richter 443, 490, 559, 598 

— u. Wolf! 335, 347 



Riechstoffe, Gewinnung aus Blüten sWM 

Rigaud 134 

Rimbach 569, 704 

Rimini 506, 574 

Rinderknecht 440, 442, 443 

Ringer sehe Lösung 569 

Ripper 744 

Risse 386, 387, 39Ü, 393, 394, 492, 494, 

496, 788 
Ritter 528, 562 
Rizza 405 
Roberts 407, 582 
Robertson 357, 377, 378, 379, 399, 

473, 474 

— Kerr u. Henderson 394 
Robillard 159 

Robiquet 85, 146, 147, 157, 267, 26H 

Rochleder 88, 206 

Roeder 519, 564, 565, 566 

Roenisch 553 

Rojahn 374, 393, 660 

van Romburgh 306, 420, 626, 634 

Romeo 513 

Römisch Kamillcnöl, Geschichte 216 

R6na 529 

Ron i seh 369, 421, 489, 553 

Rönsch 134 

R o s c h i e r ; 564 

Rosenberg 374, 389, 408, 502 

v. Rosenberg 568, 570 

Rosenhut 231, 232 

Rosenöl, Geschichte 17, 69, 150 

Rosenthaler 668, 669, 773, 774 

— u. Seiler 738 
Roshanowitsch 315, 318 
Roshdestwensky 687 
Rosicki 311 
Rosmarinöl, Geschichte 199 

Rossi (Rubeus) 48, 153, 176, 189, 194 

Rossi 687 

Roth u. v. Auwers 331 

Rother 738 

Roure 269 

Roure-Bertrand-Fils 99 

Rousset 393 

Roxburgh 112, 175 

Rübke 781, 786, 801 

Rudolph 412 



Register. 



857 



Rtielle 77, 81 

Rügheimer 450 

Ruhemann ,"«6, 406, 411, 412, 413 

Rumpf 112, 118, 132 

Runnc 774 

Ruotte 143 

Rupe 5R5 

ii. Altenburg 460 
I.otz 523 

Rinderknecht 440, 441, 442 
Schlochoff 523, 558 
Ruzicka 96, 303, 369, 370, 371, 373, 
374, 380, 382, 389, 390, 393, 394, 
406, 412, 413, 487, 488, 489, 496, 
574, 590, 593, 595, 596 
u. Pornasir 424, 425 

I.iebl 367 
Meyer u. Mingazzini 387 
u. Pfeiffer 495 
Pontalti ti. ßalas 395, 497 
u. Rudolph 412 

St oll 376, 379, 387, 408, 409, 497 
Trebler 349, 301 
Ryff s. Reiff. 



Sabaticr 432 
u. Mail he 505 

Senderens 431, 470 
Sabinaketon 331, 356, 357 
Sabinen 35f> 
Sabinenglykol 356 
Sabinensäure 357 
Sabinol 47» 
Sabinolglucosid 474 
Sablnolglucuronsäure 474 
Sack 595, 678, 680 
Sadebaumöl, Geschichte 109 
Sadtler 742, 743 
Safranöl, Geschichte 115 
Safrol «1» 

Saladin 126, 200, 202, 217 
Saladinus von Aesculo 36, 102, 126, 

131, 132, 152, 156, 159 
Salamon 568, 725 
Salbeiöl, Geschichte 205 
Salomo III. 119 
Salicylaldehyd 580 



Salicylsäure 631 

— als Verfälschungsmittel 792 
Salicylsäureäthylester 638 
Salicylsäureisoamylester 689 
Salicylsäuremethylester 634 

— als Verfälschungsmittel 792 
Sambunigrin 671 

Sancto Amando 36, 102, 140, 156 

Sandelholzöl, Geschichte 130 

Sanderson u. Jones 604 

Sanglß-Ferriere u. Cuniasse 717 

Santalcampher 493 

«-Santalen 392 

/S-Santalen 388 

«- und ^-Santalol 491 

Santen 366 

Santenglykol 367 

Santenol 366 

Saprikin 406, 407, 411 

Sartorius 133 

Sassafrasöl, Geschichte 141 

Satie 98, 493, 796 

Säuren 626 

Säurezahl 719 

— II 797 

de Saussure 189, 200, 205 

Savard 564, 565 

Sawer 98 

Scalione 496, 502 

Scarpa 715 

Schaeffer 624 

Schall u. Kirst 584 

Schantz 710 

Schau b 157, 158 

Scheele 79, 82, 156 

Schelenz 221 

v. Schiller 357 

Schimmel $ Co. 99, 108, 129, 137, 
199, 269, 289, 308, 310, 313, 314, 
318, 328, 331, 332, 338, 345, 350, 
356, 357, 364, 371, 377, 382, 384, 
386, 388, 390, 392, 393, 397, 405, 
415, 419, 423, 424, 430, 431, 433, 
442, 445, 447, 448, 449, 450, 451, 
452, 455, 456, 459, 460, 465, 466, 
467, 469, 471, 473, 475, 476, 478, 
483, 485, 487, 488, 489, 490, 491, 
492, 493, 498, 500, 501, 503, 505, 



858 



Register. 



Schimmel Sj Co. 

507, 508, 509, 510, 51t, 517, 518, 
519, 521, 525, 526, 528, 529, 532, 
535, 536, 537, 541, 542, 546, 548, 
549, 555, 561, 565, 566, 572, 578, 
581, 582, 583, 585, 589, 591, 592, 
597, 599, 600, 603, 604, 605, 607, 
608, 609, 610, 611, 612, 613, 614, 
6t5, 617, 619, 623, 626, 633, 636, 
637, 638, 639, 641, 642, 643, 644, 
645, 646, 647, 648, 649, 650, 651, 
654, 660, 663, 666, 667, 672, 673, 
677, 680, 684, 687, 690, 705, 707, 
711, 715, 720, 724, 729, 734, 745, 
748, 752, 766, 767, 768, 769, 770, 780, 
781, 788, 794, 796, 797, 801, 803, 805 

Schindelmeiser 399 

Schlochoff 523, 558 

Schmidt 148, 315, 405, 425, 432, 438, 
439, 442, 443, 444, 451, 454, 457, 
466, 469, 471, 472, 479, 518, 519, 
521, 522, 523, 561, 562, 564, 565, 
591, 641, 642, 643, 686 

— u. Weilinger 373, 400 
Schnedermann 114 

v. Schneider 637, 638 

Schnell 623 

Scholtz u. Wiedemann 533 

Schönos 111 

Schönusöl, Geschichte 17 

Schöpf 104, 114, 116, 143 

Schorger 311, 346, 507, 508 

Schoßberger 366, 376, 516, 623 

Schrader 85, 157, 158, 557, 558, 566 

Schreiner 98, 339, 637, 750, 756, 770 

— u. Kremers 374, 383, 405 
Schröder 142, 145, 153 
Schryver 731, 754, 755 
Schultz 207 

Schumm 560 

Schwefelhaltige Verbindungen 667 
Schwefelkohlenstoff 685 
Schwefelwasserstoff 684 
Schweizer 86 

Schwermetalle, Prüfung auf 778 
Scott 683 

Scribonius 122, 134, 145, 155, 188, 
196, 201 



Sedanonsäure «(81 
Seelig 644 
Seiler 738 
Selinen s$K« 

Selinenol 387 

Seliwanoff 484 

Seil 85, 86, 186, 189, 190, 191 

Semmler 95, 99, 184, 295, 304, 305, 
314, 315, 319, 331, 339, 348, 355, 
356, 366, 368, 388, 392, 394, 42.'», 
427, 430, 431, 432, 433, 454, 455, 
473, 482, 483, 491, 492, 507, 511, 
512, 513, 514, 522, 523, 549, 550, 
551, 562, 563, 565, 574, 576, 577, 
578, 579, 580, 600, 617, 055, 061, 
730 

- u. Ascher 661 

Bartelt 367, 475, 485, 540 

Becker 374, 375, 411 

— Bode 492 

— Hoff mann 393, 394 

- — Jakubowicz 369, 411 

— - - Jonas 305, 369, 407, 408, 503 

— Jonas u. Richter 490 

Rönisch 369, 421, 489, 553 

— u. Liao 495 

Mayer 382, 383, 384, 393, 482, 

494, 496, 497, 499, 500 

— — Mc. Kenzie 621, 622 

Risse 386, 387, 390, 393, 394, 
492, 494, 496, 788 

Rosenberg 374, 389, 408, 502 

— v. Schiller 327 

— -- Schoßberger 366, 376, 516, 623 
Sporn itz 371, 389, 393, 394, 

395, 502 

• Stenzel 379, 397 

Tobias 387, 496, 500 

2 aar 452, 453, 475, 541 

Senföl, Bestimmung 774 

— Geschichte 145 
Senföle 685 
Sequoien 307 
Serapion 27, 131 

S ernagiotto 334, 338, 339, 340, 558, 562 
Serpentins 227 
Serres 107 
Sesquicamphen 389 



Register. 



859 



Sesquicamphcnol 502 
Sesquicitronellen 371 
Sesquiterpen 1 aus ßaumwollkrautöl 802 
H aus liaumwollkrautöl 8#» 
aus Braunkohlengeneratorteer 396 

chinesischem Terpentinöl 30» 

Cymhopagon caesitts $92 

Kadeöl 3ft» 

Maticoöl »itä 

Ocotea asambarensis 400 

Orignnum vulgäre 891 

Pinas Tlmnbergii #98 

Thymus striuttts 376 

Ysopöl 380 
monoeyclisches aus Campheröl 376 
Sesquiterpenalkohol aus Eucalyptusöl 

Nelkenstielöl 497 

Selleriesamenöl 497 

Ysopöl 497 
Scsqtiitcrpenalkohole 4W(! 
aliphatische 4H7 
aus Campheröl 497 

Zimtblätteröl 497 
bicyclische 490 
monoeyclische 4!)ü 
tricyclische 498 
unbekannter Konstitution 500 
Sesqniterpene X<*>7 
aliphatische !171 
bicyclische 5W<> 
Konstitution 368, 370 
monoeyclische 372 

— - tricyclische 892 

unbekannte aus verschiedenen Ölen, 
Tabelle 401 
-- unbekannter Konstitution 399 
Shapter 766 
Sherk 598, 601, 602 
Sherndal 396, 411 
Shimoyama 622 
Shinosaki 389, 502 

— u. Hos hin o 502 

— - Ono 399 
Siedepunktsbestimmung nach Paul u. 

Schantz 710 
Siedetemperatur eines ätherischen Öls 
711 



Siedeverhalten 709 

Sievers u. Givaudan 8f Co. 535 

Silber 192, 386, 526, 550, 558, 607, 

613, 619, 620, 656 
Simmons 717, 732 

— u. Dyche-Teague 599 
Simon 99 

Simonis 655 

Simons en 326, 396, 397, 501 

— u. Rau 355, 397, 566 
Simpson u. Jones 673 
Sinaibin 660 
Sinalbinsenföl 690 
Siaapis arvensis 686 
Slsymbrjum-Arten 686 
Sjollema 689 

Skatol 080 

S kinner 530 

Skita 441, 511, 529, 590, 594 

— u. Ritter 528, 562 
Skworzow 584 
Slack 721 

Slare 140 
Slawinsky 659 
Sloane 176 

Smith 340, 346, 400, 407, 410, 445, 
467, 544, 581, 582, 702, 737 

— Hurst u. Read 338 
Snape 610 

Snow 716 

Sobrerol 346, 348, 353 

v. Soden 267, 491 

— u. Elze 475, 490 

Henle 546, 547 

Müller 388 

Rojahn 374, 393, 660 

v. Soden u. Treff 433, 436, 437, 487 

— — Zeitschel 436 
Soltmann 108 
Solubilfty value 715 
Sommer 535 

de Soto 142 
Soubeiran 84, 86 
So U(s)chida 409, 501 
Späth 527 

Spezifisches Gewicht 699 
Spielmann 108, 123, 169 
Spike nard 216 



860 



Register. 



Spiköl, Geschichte 201 

Spinacen 427 

Spinner 674 

Sp/'r/tus Mc/fssae compositus 207 

Spoelstra 731 

S p o r n i t z 37 1 , 389, 393, 394, 395, 502, 660 

Sprinz 658 

Spurge 535 

Stadel 625 

Stadnikow 651 

Stahl 70 

Stange 158 

Stakte 111 

Staudinger u. Klever 303 

Stearinsäure «SO 

Steche 433, 440 

Steck 133 

Steensma 679, 680 

Steer 218 

Steinkauler 307 

Stenhouse 91, 171 

Stenzel 379, 397 

Stephan 419, 423, 424, 426, 430, 431, 

432, 434, 444, 455, 456, 508, 642, 

734, 779 

— u. Helle 453, 460 
Sternanisöl, Geschichte 132 
Stickstoffhaltige Verbindungen iH\1 
Stobbe 308 

— u. Lippold 528 
Stockmann 141 
Stohmann 604 

Stoll 376, 379, 387, 408, 409, 497 
Storaxöl, amerikanisches, Geschichte 149 

— Geschichte 148 
Stornier u. Kippe 601 
Strabo(n) 170, 191, 218 
Strabus = Strabo 
Strache 737 
Styracin 646 

Styrol 808 

Styron 450 

Sudborough 495 

Sulfide 684 

Sulfitmethode zur Bestimmung der 

Aldehyde 741 
Susruta 192 
Sutherland 348, 361 



Sylvestren SI26 

— Farbreaktion 329 

i-Sylvestren = Carvestren .'126 

Sylveterpin 329 

Sylveterpineol 329 

Synesios 24 

Sz<§ki 619 



Tailleur 634 

Takagi 391, 493, 494, 553 

Tamba Yasuyori 211 

Tanaceton ."»7(5 

Tanacetylalkohol 482 

Tapia 400 

Tardy 363 

Tausz 301, 316 

Tellera 674 

Tennant 247 

Terebinsäure 348 

Terephthalsäure 348 

Teresantalol 4H,"» 

Teresantalsäure 492, (KM 

Ter Meulen 689 

Terpenaldehyde, aliphatische ."><>» 

Terpenalkohole, aliphatische 421 

Terpen aus Lvodht rut.tvcar/m 36e> 

Terpene !t12 

- bicyclische 841 

— olefinische 801 

- Totalsynthesen 316 
Terpensynthesen 313 

Terpentinöl aus Kanadabalsam , Ge- 
schichte 107 

- französisches, Geschichte 106 
Geschichte 101 

Nachweis 787 

venetianisches, Geschichte 107 
Terpenylsäure 348 
Terpinen 380 

— Nachweis 333 
Terpinenol-1 462 
Terpinenol-4 356 
Terpinenterpin 332, 356 
Terpineol 347, 425, 432 

— Nachweis 460 
«-Terpineol 354, 468 
/9-Terpineol 460 



Register. 



861 



y-Terpineol 4<S1 

Terpincol-d-Glucosid 457 

Terpincole 4JMJ 

Terpinhydrat 425, 426, 432, 437, 453, 464 

Terpinolen »25 

Terpinolenerythrit 326 

Terpinylacetat ($47 

■ als Verfalschungsmittel 792 

Nachweis 794 
«-Tcrpinylbutyrat 648 
Terpinylformiat 640 
1-Terpinylnonylat 648 
Testoni 620 
n-Tetradecylsaure ($29 
Tetrahydroatractylen 391 
Tetrahydrocalamen 390 
Tetrahydrocarvon 332, 340, 58(5 
Totrahydrocarvylamin 332, 340 
Tetrahydrocaryophyllen 384 
Tctraliydrocuminaldehyd 339, 341, 354, 

542 
Tetrahydrocuminylamin 340 
Tetrahydroisozingiberen 375 
Tctrahydrojonon 590 
Tetrahydroinachilen 391 
Tetrahydroselinen 387 
Tetralin G.m.b.H. 655 
Tctraterpene 410 
Thaddcus 39 
Thcnard 86 
Theophanes 27, 151 
Theophrast 122, 124, 145, 148, 155, 

170, 193, 208, 219 
Thibierge 146 
Thioozonide 426 
Thoms 489, 546, 547, 610, 616, 619,620, 

759, 803 
— u. Beckstroem 660, 764 

— Molle 664 
Thujadicarbonsäure 357 
Thujen 463 
Thujon 57» 
--- Farbreaktionen 580 
Thujylalkohol 482 
Thymen 309 

Thymianöl, Geschichte 207 
Thytnochinon 625 
Thymobydrochinon 60« 



Thymol 470, 583, 597 

— Bestimmung 754, 756, 757, 758 
Thymolmethyläther 599 
/*-Thymomenthoi 471 

Tiemann 96, 423, 424, 431, 433, 435, 
454, 458, 509, 511, 513, 514, 515, 
516, 518, 520, 523, 531, 535, 551, 

564, 571, 587, 588, 589, 592, 612, 
640, 641, 644, 742 

— u. Haarmann 534 

Krüger 430, 549, 551, 586, 592 

Mahla 458 

Schmidt 315, 425, 432, 438,439, 

442, 443, 444, 454, 457, 466, 518," 
519, 521, 522, 523, 561, 562, 564, 

565, 641, 642, 643 

— — Sem ml er 315, 348, 426, 427,430, 

431, 433, 440, 454, 512, 513, 549, 

550, 551, 558, 579 
Tiffeneau 603 
Tiglinsäure 630 
Tilden 91, 315, 352 

— u. Williamson 323 
Tobias 387, 496, 500 
Tonquinol 676 
Tournefort 81 

Trallianus 122, 145, 156, 164, 177, 196 

Traube 478 

Trebler 349, 351 

Treff 433, 436,437, 487, 525, 675,710,725 

Trefle 639 

Trefol 639 

Tresh 374 

Triacontan 303 

Triäthylcitrat als Verfälschungsmittel 792 

Tricyclen 349 

Tricyclengurjunen («-Gurjunen) 395 

Tricyclische Sesquiterpene 392 

Trlcydogurjunen (tf-Gurjunen) 395 

Trimellithsäure 379 

Trimethyigallussäure 617, 631 

Trirerpenalkohole 504 

Triterpene 410 

Tritton 247 

Tröger u. Feldmann 399 

Trommsdorff 86, 114, 128, 173, 180, 

182, 214 
Troostwyck 83 



862 



Register. 



Tsakalotos u. Papaoonstantinou 

360 
Tscharner 539 
Tschirch 137, 293 

— u. Hohenadel 413 
Tschugaeff 313, 314, 345, 470, 481, 

648, 649 

— u. Fomin 483 
Tsukamoto 385 
Tucholka 372 
Tunmann 293 
Turmerol 503 
Turner u. Holmes 766 

Tusting Cocking (s. auch Cocking) 

664, 727 
Tuttle 390 

U 

Ulstad 35, 47, 48, 49, 54, 227, 240, 242 

Umney 329, 752 

Uncineol 445 

Undecylalkohol 420 

Undecylenalkohol 421 

n-Undecylsäure G29 

Unger 750 

Ungesättigte Ketone 548 

— Kohlenwasserstoffe S03 

Unterkreuter 410 

Urban u. Kremers 351 

van Urk 756, 760, 761 

Uschak 196 



Valentini 136 
Valentyn 181 
Valeraldehyd 506 
Valeriana ce/tica 112 
Validol 651 
Vanaldol 538 
Vanillin 533 

— Bestimmung 747, 748 
neben Piperonal 747 

— Darstellung 534 

— Farbreaktionen 537 

— Löslichkeit 536 

— mikrochemischer Nachweis 537 

— Trennung von Cumarin 747 



Vanillin, Verfälschung 538 
o-Vanillin 538 
Vanillodine 538 
de Varda 605 
Varenne u. Godefroy 605 
Vasco da öama 125, 13** 
Vaubel 717 
Vauquelin 85, 128 
Vavon 320, 471, 558, 584 
Veilchenketone 587 
Veüchenöl 591 
Veratrumsäure <1!H 
Verben ol 347 
Verbenon 347, .V>5> 

Verley 286, 436, 487, 511, 512, 535, 
549, 552 

— u. Bölsing 731 
Verovanil 538 
Verschaffelt 532, 679 
Verseifung 718 
Verseif ungszahl 719 
Vesterberg 410 

— u. NBjd 410 

Westerland 504 

Vetivenol 4»« 
Vettori 244 
Vicianin 671 

Victorius Faventinus 244 

Viehoever 689 

Villiger 314, 321, 665, 666 

Vincent 269 

Vinylessigsäurenitril «72 

Vinylsulfid 685 

Violan 591 

Violette 591 

Viorodon 591 

Virgil 194 

Viskosität 715 

V/'snea rnocanera 678 

Vitalis de Furno 39 

Vitis Jabrusca 681 

de Vitri 162 

Vitruvius 107 

Vogel 116, 157, 158 

Voigt 784, 786 

Volry 455 

Volkamer 165 

Vortmann 598 



Register. 



863 



W 

Wacholderbeeröl, Geschichte 108 
WachoJderholz51, Geschichte 109 
Wacholderteeröl, Geschichte 109 
Wagner 99, 319, 348, 349, 454 
n. Glnzberg 349 
Slawinsky 659 
Walbaum 313, 315, 329, 359, 362, 377, 
425, 450, 479, 480, 481 , 482, 51 1 , 539, 
570, 594, 595, 603, 648, 649, 665, 680, 
681, 684 
u. Hüthig 382, 414, 415, 452 
Stephan 444, 642 
Walker 767 

Wallach 92, 93, 94, 191, 295, 303, 309, 
311, 313, 314, 315, 316, 318, 319, 320, 
323, 324, 325, 327, 328, 329, 330, 331, 
332, 333, 336, 338, 339, 340, 341, 345, 
347, 349, 350, 352, 353, 354, 356, 359, 
363, 364, 365, 368, 377, 378, 381, 382, 
398, 41 1 , 443, 453, 454, 455, 456, 457, 
458, 459, 461 , 462, 463, 464, 465, 466, 
467, 473, 474, 477, 478, 482, 484, 495, 
514, 518, 542, 549, 550, 551, 552, 555, 
556, 557, 558, 559, 560, 561, 562, 563, 
564, 565, 566, 573, 574, 575, 576, 577, 
578, 579, 580, 581 , 583, 599, 622, 658, 
659, 663, 666, 667 
u. Braß 664 
Conrady 318 

- Glldemeister 340, 664 

- Lorentz 351 

- Müller 605, 615 
Naschold 438 
Rheindorff 611 
Schrader 557, 558, 566 
Tuttle 390 

Wallerant 569 

Walther 186, 195, 748, 751 

Wassermann 611 

Weber 330 

Weddige 750 

Wedel 110, 114, 128, 141, 205 

Wedemeyer 516 

Weehuizen 414, 415, 602, 679, 680 

Wegener 639, 778 

Weger 308, 633 



Wegscheider 720 
Wehrmann 778 
Weidmann 186 
Weihrauchöl, Geschichte 169 
Weilinger 373, 390, 400 
Weishut 763 
Weißzimtöl, Geschichte 176 
Weith 757 
Weide 593 
Wertheim 147 
Wermutöl, Geschichte 218 
Wesson 482 
Westerland 504 
v. Westernhagen 134 
Westrumb 182 
Wichelhaus 606 
Wichmann 537, 748 
Widmann 310 
Wiedemann 533 
Wiegand 192 

— u. Lehmann 767 

Rübke 801 

Wiegleb 80 

Wieland u. Reindel 333 

Wienhaus 498, 500 

— u. Schumm 560 
Wier 144 
Wiggers 87 

Will 86, 147, 148 

Willert 126 

Williams 160, 176, 180, 400, 637, 716, 

717, 738 
Williamson 323 
Willstätter u. Mayer 432 
Wilke 294 
Wilkie 705, 757 
Winckler 127, 157 
Windisch 714 
Wintergrünöl, Geschichte 129, 196 

— künstliches 634 
Winther 64, 126, 135, 140, 179 
Winton u. Baüey 657, 747 
Witte 134 

Wittneben 181 
Wähler 85, 157, 158 
Wolff 335, 347 
Wolpian 310 
Worstall 717 



864 



Register. 



Xylolmoschus 675 



Yamaguchi 544 
Yates 460, 467, 484 
Ylang-Ylangöl, Geschichte 133 
Yoshitomi 552 



Zaar 452, 453, 475, 541 

Zdarek 758 

Zehl 527 

Zeiger 572 

Zeise 247 

Zeisel 762 

Zeitschel 267, 319, 426,435,436,488, 

512, 559, 682, 683 
— u. Schmidt 469, 471, 472 
Zelinsky 320, 347 
Zeller 97, 218 
Zerevitinoff 736, 737 



Zibet 680 
Zibeton 6% 
Zimtaldehyd 451, MW 

Bestimmung 740, 743, 744 

Reduktion 529 
Zimtalkoho! 450, 529 
Zimtöl, Ceylon, Geschichte 137 
Zimtsäure 451, «31 
Zimtsäureäthylester <Ht» 
Zimtsäurebenzylestcr «46 
Zimtsäuremethylester «Htet 
Zimtsäurezimtester tt4« 
Zincke 308, 626 
Zingiberen 874 
Zingiberol 502 
Zinin 147 
Zinke 504 

-- u. Unterkreuter 4U) 
Zirkulation 229 

Zitwerwurzelöl, Geschichte IIb 
Zosimos 24, 223, 224 
Zürrer 557 
Zwenger u. Dronke 654