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Full text of "Die Kunstdenkmaeler der Rheinprovinz. Band 2: Kreis Rees"

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DIE 



KUNSTDENKMÄLER 



DER 



RHEINPROVINZ 



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DIE 



KUNSTDENKMÄLER 



DER 



RHEINPROVINZ 

IM AUFTRAGE DES PROVINZIALVERBANDES 

HERAUSGEGEBEN 
VON 

PAUL CLEMEN 

ZWEITER BAND 
i. 

DIE KUNSTDENKMÄLER DES KREISES REES 



^ 



DUSSELDORF 

DRUCK UND VERLAG VON L. SCHWANN 

1892 



DIE 

KUNSTDENKMÄLER 

DES KREISES 

rep:s 

IM AUFTRAGE 

DES PROVINZIALVERBANDES DER RHEINPROVINZ 

HERAUSGEGEBEN 
VON 

PAUL CLEMEN 



MIT 6 TAFELN UND 75 ABBILDUNGEN IM TEXT 



^ 



DUSSELDORF 

DRUCK UND VERLAG VON L. SCHWANN 

1892 



PA 7<^5.// C^J 



JAN 9 19Ui 



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ep-mr 



ALLE RECHTE VORBEHALTEN 



VORBEMERKUNG. 

Waren die wichtigsten Kunstschätze des linksseitigen Uferlandes am deutschen 
Niederrhein durch die Bemühungen Bkissei^s, Schoitens, Wolffs schon geraume 
Zeit bekannt, so blieben die Denkmaler am rechten Ufer vergessen und unbeachtet 
mit Ausnahme der Werke der Kleinkunst, die durch aus'm Weerth ihre Publikation 
gefunden hatten. So sucht das vorliegende Heft seinen Schwerpunkt in der Dar- 
stellung und erstmaligen Veröffentlichung der Denkmäler von Elten, Emmerich, Wesel. 
Bei der Behandlung der zeitlich vor dem Mittelalter liegenden Erdwerke und Wall- 
befestigungen musste eine gewisse Einschränkung eintreten. Die Frage nach Be- 
stimmung und Ursprung dieser Anlagen kann nur im Zusammenhang mit der Er- 
forschung der südlichen Kreise und der anstossenden westfälischen Grenzgebiete durch 
eine zu erwartende systematische Untersuchung der ganzen Linie ihre Lösung finden. 
Eine Reihe der kleineren Land^:ehren konnte bestimmt als mittelalterlich nachge- 
wiesen werden; für die übrigen ergaben sich in der Frage, ob germanische, ob frän- 
kische Stammesgrenzen, ob eine Fortsetzung des römischen limes, aus Profilen und 
Fundgegenständen keinerlei klare und bestimmte Anzeichen. Das letzte Wort wird 
hier erst der Spaten sprechen. So sind in die vorliegende Darstellung alle mutmass- 
lich vormittelalterlichen Wallanlagen mit dem vorläufigen Namen der ,älteren Grenz- 
wehren' bezeichnet, der wie das x in der Mathematik einer Grösse entspricht, die 
erst noch gefunden werden soll. 

In erster Linie ist der Verfasser dem Gründer und Verwalter des Niederrheini- 
schen Museums für Orts- und Heimatskunde zu Wesel, Herrn Gymnasialoberlehrer 
Karl Mummenthey, zu Danke verpflichtet, der seit dem Beginn der Bereisung des 
Kreises im Sommer i89i mit unermüdlichem Eifer die Vollendung des Werkes zu 
fördern bemüht war. Die Inventarisation erfreute sich der wirksamen Unterstützung 
und persönlichen Teilnahme des Herrn Landrates Gescher, des Herrn Kreisbauinspek- 
tors HiLLENKAMP, sowie des Bürgermeisters der Stadt Wesel, Herrn Dr. Fluthgraf. 
Der Kommandant der Festung Wesel, Herr Generalmajor v. Carlowitz, gestattete 
bereitwilligst die eingehende Aufnahme der der militärischen Verwaltung unterstehen- 
den Gebäude. Dem kenntnissreichen Erforscher der Rheinebene von Wesel bis Elten, 
Herrn Kaplan J. J. Sluyter in Rees, verdankt der Unterzeichnete eine Reihe wert- 
voller Beiträge, Herrn Lehrer Gaecks in Krudenburg Nachrichten über Krudenburg 
und Schwartzenstein. 



' VI VORBEMERKUNG 

Herr Generaldirektor Nering-Boegel in Isselburg und Herr August Lancelle 
in Emmerich stellten in der liebenswürdigsten Weise ihre reichen Kenntnisse und ihre 
Bibliotheken in den Dienst des Unternehmens. Herr Sylvester Festen zu Rees 
I gestattete die Benutzung seiner reichen Sammlung älterer Flurkarten und Pläne. Bei 

der Aufnahme der Willibrordikirche in Wesel fand der Verfasser weitgehende Unter- 
[ Stützung bei Herrn Regierungsbaumeister Lehmgrübner; Herr Architekt Theodor 

Gelsing in Emmerich stellte mit rühmenswerter Liberalität Aufnahmen der Münster- 
kirche zu Emmerich und der Pfarrkirche zu Hochelten zur Verfügung. Bei der Be- 
schreibung des Schatzes der Münsterkirche zu Emmerich stand Herr Domkapitular 
ScHNÜT(iEN in Köln dem Verfcisser mit seinem sachkundigen Rat zur Seite. 

Weiterhin gebührt der Dank des Verfassers Seiner Durchlaucht dem Fürsten 

Nicolaus Leopold zu Salm -Salm in Anholt, Seiner Durchlaucht dem Fürsten Otto 

Adalbert zu Salm - Horstmar in Koesfeld, der Freifrau Amalie von Widden- 

^ HORST -SoNSFELD ZU Schloss Hueth, Herrn Bürgermeister Maassen zu Schermbeck, 

dem Herrn Dechanten Troost, Herrn Pfarrer A engen voort und Herrn Kaplan Koth 

zu Emmerich, den Herren Pfarrern Braam zu Hochelten, Henrichs zu Domick, 

Wesselmann zu Haffen, Gietmann zu Haldem, Dr. Boelitz, Kisselstein und 

Roelofs zu Wesel, Herrn Beigeordneten Müller, Herrn Dr. med. E. Eichelberg, 

' Herrn Steuerrat Born, Herrn Architekten Otter, Herrn Sekondelieutenant Irgahn, 

i Herrn B. Schmithals in Wesel, Herrn Geheimen Archivrat Dr. Harless und Herrn 

^ Regierungs- und Baurat Hasenjäger zu Düsseldorf, Herrn Professor Dr. Nordhoff 

! zu Münster i. W., Herrn Professor Dr. aus'm Weerth in Kessenich bei Bonn, Herrn 

^ Dr. Firmenich -RicHARTz in Bonn, Herrn Rcligionslehrer Dr. Schölten in Kleve. 

Die Abbildungen Nr. 5, 6, 9, i7, 25, 26, 2 7, 29, 3o, 3i, 36y 37, 57 sind nach Zeich- 
nungen des Herrn Architekten Adolf Baum in Köln, Nr. 4i, 5o, 58, 65, 66, 67, 74, 75 
nach Zeichnungen des Herrn Architekten Friedrich Pützer in Aachen, Nr. 10, 11, 
12, i3, i4, i5, 32, 33y 34, 35 nach Zeichnungen des Herrn Architekten Theodor Gel- 
sing in Emmerich, Nr. 59, 60 nach Zeichnungen des Herrn Kreisbauinspektors Hillen- 
KAMP, Nr. 61, 62, 63, 64 nach Zeichnungen des Herrn Architekten Otter in Wesel, 
Nr. I, 2, 3, 4, 18, i9, 21, 23, 42, 43, 48, 49, 5i, 52, 55, 56, 7o, 7i nach Zeichnungen und 
Aufnahmen des Verfassers, Nr. 16, 47 nach Vorlagen des Herrn Professors aus'm 
Weerth in Kessenich, Nr. 7, 8, 20, 22, 38, 39, 4o sowie die Tafeln I~VI nach Auf- 
nahmen des Hofphotographen Anselm Schmitz in Köln hergestellt. Die Karte des 
Kreises Rees hat Herr Landmesser Heinrich Künkler zu Bonn angefertigt. 

Zu den Kosten der Drucklegimg haben der Kreis Rees und die Stadt Wesel 
in Anerkennung des grossen Nutzens dieser Veröffentlichungen Beitrüge gespendet. 

Bonn, im Dezember i892. 

PAUL CLEMEN. 



EINLEITUNG. 

Der Kreis Rees bildet den nordöstlichen, zwischen den Rhein, die Provinz 
Westfalen und das Königreich, der Niederlande hineingeschobenen Grenzstreifen des 
Regierungsbezirks Düsseldorf. Er wird nördlich von der niederländischen Provinz 
Gelderland, östlich von dem zum Regierungsbezirk Münster gehörigen Kreise Borken, 
südlich von dem Kreise Ruhrort begrenzt, von dem er durch die Lippe getrennt 
wird; jenseits des Rheines im Westen liegen die Kreise Moers und Kleve. Er um- 
fasst die Städte Emmerich, Isselburg, Rees, Wesel nebst 4o Landgemeinden mit einer 
Einwohnerzahl von (i89o) 65836 Seelen. 

Das Hauptgebiet des Kreises gehörte zu dem ehemaligen Herzogtum Kleve, 
das nach dem Erlöschen des klevischen Mannesstammes mit dem Herzog Johann 
Wilhelm im Jahre 1624 durch den Düsseldorfer Vertrag an das Haus Brandenburg 
gelangt war. Während der linksrheinische Teil von Kleve schon 1 794 an Frankreich 
verloren ging, wurde das rechtsrheinische Gebiet erst 1806 an Frankreich abgetreten 
und zum Grossherzogtum Berg geschlagen; die Stadt Wesel mit ihrem Rayon wurde 
am 21. Januar 1808 französischer Besitz und mit dem Roerdepartement, Arrondisse- 
ment Kleve, vereinigt. Durch das kaiserliche Dekret vom i4. Dezember 1810 wurden 
die nördlich der Lippe gelegenen Teile des Grossherzogtums Berg dem französischen 
Kaiserreich einverleibt und zu dem Departement Ober-Issel geschlagen, von dem 
das Gebiet des jetzigen Kreises aber am 28. April 181 1 wieder getrennt wurde, um 
dem neugebildeten Departement der Lippe als Arrondissement Rees zugeteilt zu 
werden. Das Gebiet des ehemaligen Frauenstiftes Elten im Norden des Kreises, 
dessen Territorialhoheit sich indessen nur über die Gemeinden Hoch- und Nieder- 
Elten und den Eltenberg erstreckte, wurde 1802 durch den Reichsdeputationshaupt- 
schluss an Preussen als Entschädigung für die Abtretung des linksrheinischen Kleve 
überwiesen. Nach der Besetzung durch Frankreich im Jahre 1806 wurde die Prin- 
zessin Laetitia, die Tochter Murats, durch kaiserliches Dekret zur Äbtissin ernannt 
und stand dem Stift vor, bis es 181 1 von Napoleon aufgehoben und mit dem Lippe- 
departement vereinigt ward. 

Nachdem im November i8i3 die Heere der Verbündeten von diesem Besitz 
genommen, wurde das Gebiet des Kreises drei Jahre lang von der provisorischen 
Regierungs- Kommission zu Münster verwaltet, bis am 22. April 18 16 die Verwaltung 
an die Königl. Regierung in Kleve überging. Durch den Grenztraktat vom 7. Oktober 
18 16 wurden von dem Königreich der Niederlande die Gemeinden Klein -Netterden, 

1 



2 EINLEITUNG 

Speiberg, Legmeer und Borghees an Preussen abgetreten, wogegen die ehemals Kle- 
vischen Gemeinden s'Grävenward, Spyck, Lobith, Kysward und Bilandswerd an die 
Niederlande kamen. Nachdem endlich im Jahre i823 die Bürgermeisterei Scherm- 
beck von dem ehemaligen Kreise Dinslaken abgetrennt worden, war die Bildung des 
Kreises Rees in seinem jetzigen Territorialstande vollendet. 

Emmerich und Elten, zusammen mit den jetzt auf dem linken Rheinufer ge- 
legenen Orten Kellen und Brienen, bildeten das ursprüngliche Archidiakonat Emme- 
rich, das zvur Diöcese Utrecht gehörte. Alle übrigen Pfarreien gehörten zum Kölnischen 
Dekanat Xanten. Schermbeck lag im Münsterischen Gebiet; als Filial der Kölnischen 
Pfarrei Drevenack gehörte es aber zur Kölnischen Diöcese. 

Von ihrem niederrheinischen Hauptwaffenplatze aus, Castra vetera auf dem 
Fürstenberg bei Xanten, hatten die römischen Legionen ihre Züge nach dem Osten 
imtemommen, zu beiden Seiten der Lippe liefen römische Heerstrassen hin, die alte 
Lippemündung selbst war befestigt, ein ganzes System von Befestigungen, Grenzwehren 
und Wällen erstreckte sich nach dem Osten zu. 

Zur Zeit der ersten römischen Invasion hatten hier die Menapier ihre Sitze, 
später, nach ihrer unglücklichen Wanderung über den Rhein, die Usipeten und die 
Chamaver. Der ganze Landstrich, zumal die mittlere Hetter, stellte in den ersten 
Jahrhimderten der christlichen Zeitrechnung ein meilenweites sumpfiges Terrain dar, 
der westliche Streifen wurde durch den Ostrhein abgetrennt, der von Bislich durch 
das Sonsfelder, Aspeler und Millinger Meer bis Elten führte; nach der jetzigen west- 
fälischen Grenze zu zog sich undurchdringlicher Buschwald. 

Unter der Herrschaft der Franken lief mitten durch den Kreis die Grenze 
zwischen dem Herzogtum Ripuarien und der Grafschaft Hamaland. Zum Düffelgau, 
dem nördlichsten Teile Ripuariens, gehörten Wesel, Bislich, Hamminkeln, Mehr, 
HafTen, Haldem, zur Hetter, die eine Unterabteilung des DüfTelgaues darstellte, die 
späteren Pfarrbezirke Bienen, Millingen, Praest, Domick, Vrasselt Den Nordzipfel mit 
Elten, Emmerich, Kellen, Brienen nahm der mit dem ursprünglichen Archidiakonat 
von Emmerich identische Gau Leomerike ein, der neben dem Isselgau und dem 
Veluwegau zur Grafschaft Hamaland geschlagen war. Es war der Grenzstreifen der 
Franken gegen die sächsische Bevölkerung, vom 6. Jahrhundert an zugleich ihr Kampf- 
platz. Ungeheure weitausgedehnte Erdbefestigungen, Wälle und Wallburgen geben 
noch Kunde von der Zeit der Stammeskämpfe am Niederrhein. 

Unter den Kle vischen Grafen und Herzögen nahm das rechte Rheinufer teil 
an den Blüteperioden einer grossartig gesteigerten Baulust. Von der Zeit an, da der 
heilige Willibrord zuerst hier das Evangelium gepredigt, bis zum Ende des 12. Jahr- 
hunderts entsteht ein monumentaler Bau neben dem andern. Nur zwei, das Münster 
zu Emmerich und die Abteikirche zu Elten, haben den Stürmen der Zeit getrotzt, 
die grosse Abteikirche zu Rees ist verschwunden, von der ehemaligen romanischen 
Willibrordikirche zu Wesel sind erst in den letzten Jahren die Fundamente wieder 



EINLEITUNG 3 

aufgedeckt worden. Die zweite grosse Blütezeit der kirchlichen und profanen Archi- 
tektur im iS. Jahrhundert begann mit der Herrschaft Adolphs II. von Kleve. Der 
erste Klevische Herzog selbst ging mit seinem Beispiele voran: in Wesel, Schermbeck, 
Isselburg errichtete er starke und umfangreiche Burgen, die Mauerringe und Befesti- 
gungen aller seiner Städte erneuerte er; in seiner Regierungszeit liegen die Keime 
jenes raschen Aufblühens der Städte und des Bürgertums, das seinen sprechendsten 
Ausdruck in einer rein bürgerlichen Kunstthätigkeit fand: die grosse Kalkarer Bild- 
schnitzerschule erhielt ihre Gegenstücke in Emmerich und Wesel. Für die kirchliche 
Architektur am Ausgange dieser Periode bezeichnen die Höhepunkte die Aldegundis- 
kirche zu Emmerich, die Matena- und die Willibrordikirche zu Wesel Die grossen 
rechtsrheinische» Kirchenbauten sind nicht unversehrt auf uns gekommen wie der 
Viktorsdom zu Xanten, die Nikolaipfarrkirche zu Kaikar. Die letzten Wellen des 
niederländischen Bildersturms schlugen bis nach Emmerich, und die Weseler Kirchen, 
wiewohl von der grossen Bewegung der Bilderstürmerei verschont, wetteifern in nüch- 
terner Nacktheit mit den holländischen Domen. Die bewegliche Klage Vondels wird 
lebendig, die der Dichter über den Untergang von SL Katharina in Amsterdam an- 
stimmte: £gj^ Koninghs Bruit, na d'overrompelingh 

Van eenig Rijck, berooft op hare staetsi 

Van sluierpracht, gesteente, parle, en ringh, 

En jammerlijck mishandelt, en geschonden. 

Seit dem Ende des i4. Jahrhunderts erst war der ganze Landstrich nördlich 
der Lippe mit Ausnahme von Elten Eigentum der Grafen von Kleve geworden. Die 
Herrschaft Ringeriberg war schon 1257 an Kleve übergegangen, wie 1210 die Graf- 
schaft Dinslaken; im Jahre i392 wurde endlich auch die Grafschaft Aspel, die sich 
seit dem u. Jahrhundert im Besitz des erzbischöflichen Stuhles zu Köln befunden 
hatte, an Kleve abgetreten. Wesel selbst gehörte zum Landdrostenamt Dinslaken, 
das nördliche Gebiet zu den Amtmannschaften Rees und Hetter, Bislich, Emmerich 
und Limmers. 

Die spätere Geschichte des Kreises ist auf das engste mit den Schicksalen 
der Stadt Wesel verknüpft, der eigentlichen Hauptstadt des Kreises, die durch ihre 
kommerzielle und militärische Bedeutung die alte Landeshauptstadt Kleve rasch über- 
flügelt hatte. 

Ob Kleve gleich das Haupt, ist Wesel doch das Herz 
In diesem Herzogtum, drum ist es auch umgeben 
Mit einer starken Brust — man sieht es wieder leben 
Durch reiche Nahrungs- Kraft nach überstandnem Schmerz, 
singt der Magister Kayser in seinem Klevischen Pamass. Der Ort, ursprünglich eine 
Villa im Besitz der Abtei Echtemach, später der Herzöge von Brabant, erst seit 11 63 
im erblichen Banne der Grafen von Kleve, erscheint schon in der Mitte des 1 2. Jahr- 
hunderts am Rheinhandel beteiligt, nach der Erhebung zur Stadt im Jahre I24i blüht 

3 



4 EINLEITUNG 

er rasch empor, mit Freiheiten und Privilegien von den Grafen von Kleve freigebig 
ausgestattet. Seit dem Jahre i35o war die Stadt Mitglied des Hansabundes. Wesel 
bildete den Stapelplatz für das aus dem Süden kommende Holz- und Steinmaterial. 
Um die Wende des i5. Jahrhunderts schuf hier eine blühende Bildhauerschule die 
steinernen Kunstwerke, die noch die Pfeiler des Xantener Doms zieren. Am Beginn 
des i6. Jahrhunderts lebte hier der Maler Johannes Jodoci, Apelleie artis pictor in- 
signis, wie er in einem Kontrakt über sein Hauptwerk, den Hochaltar zu Werden, heisst. 
Die von Tournai geflüchteten Wallonen führten i549 die Fabrikation von Tapisserien ein. 

Am frühesten unter allen niederrheinischen Städten hat sich Wesel der Refor- 
mation zugewandt, hier hatte schon i523 Adolf Ciarenbach gepredigt, i568 wurde 
hier die erste reformierte Synode abgehalten. Damit war Wesel zur Hochburg und 
zum Vorort der Reformation am Niederrhein geworden — die Stadt hat ihre Stellung 
bis jetzt zu wahren gewusst. Am Ende des 16. Jahrhunderts beginnen ihre Leiden. 
Zuerst im Jahre i586 die Pest, die über die Hälfte der Einwohnerschaft hinwegraffle, 
dann' die Brandschatzungen von i586 und i588, endlich die Schrecknisse des fürchter- 
lichen Jahres i598. Die Banden des Admirals Franz Mendoza, der durch das Jülicher 
Land in's Klevische gezogen war, erschöpften alle Grausamkeiten gegen das unglück- 
liche Land — die Schlösser zu Diersfordt, Bellinghoven, Groin, Empel, Hueth, die 
Klöster Marienthal und Schiedenhorst wurden ausgeplündert und das flache Land 
verheert. Im Jahre 16 14 wurde die Stadt wieder durch die Spanier eingenommen, 
i672 von den Franzosen erobert. Der Handel versiechte, der Hafen versandete, der 
feste Ring von Mauern und Bastionen drohte die kräftig aufstrebende Stadt in seiner 
eisernen Umarmung zu ersticken: erst die Entfestigung Wesels im Jahre i89i hat eine 
neue verheissungsvolle Zeit wirtschaftlicher Blüte eröffnet. 

Unbedeutende Höhen von Diluvial -Ablagerungen ziehen sich wellenförmig als 
Scheidegrenze zwischen der Rhein- und Isselniederung von Südosten nach Nord- 
westen und erheben sich nur in dem Eltenberge zu einem stattlicheren, die Gegend 
weithin beherrschenden Bergrücken. Der Boden der Niederung wechselt vom schwer- 
sten Alluvialboden bis zum leichtesten Sandboden. Festes Gestein fehlt dem Kreise. 
Nur in den Isselniederungen findet sich der Raseneisenstein in grosser Menge, auf 
dem der Betrieb der Isselburger Hütte basiert. Wie in den Nachbarkreisen Kleve 
und Moers war somit die Bauthätigkeit auf den Backstein und den Tuff" angewiesen, 
für den der Rhein eine breite und bequeme Handelsstrasse darstellte. 



EINLEITUNG 



LITTERATUR. 

I. Zusammenfassende Darstellungen. Egbert Hopp, Kurtze Beschreibung 
des Landes sampt angehenckter Genealogia der Graffen und Hertzogen zu Cleve, Cleve 
i655, 2. Aufl. Wesel i78i. Holland. Ausg.: Körte Beschryving van het geheele Land 
van Cleve, Nymwegen i783. — W. Teschenmacher, Annales Cliviae, Juliae, Mon- 
tium, Marcae, Westphalicae, Ravensbergae, Geldriae et Zutphaniae, Frankfurt u. Leipzig 
i72i (abgekürzt mit: Teschenmacher, Ann.). — Henricus Gualterius Eskes, 
Historie van het land van Cleve. Met een kleine beschrijvning van alle steden, dor- 
pen, kloosters en kasteelen benevens eenen aanhang van Gelderland, Meurs en Raven- 
steyn. — Matthaeus Broverius van Nidek en Isaac le Long, Kabinet van 
Nederlandsche en Kleefsche outheden, bestaande in steden, dorpen, sloten, adelyke 
huysen, kloosters, kerken, godshuysen, poorten, en andere voomaame stadts- en landt- 
gebouwen, geopent door Isaac le Long, en in 3oo verscheide printtafereelen ver- 
toont door Abraham Rademaker, Amsterdam i 732 (2. Ausg. Dortrecht i77i). — 
J. DE Beijer, Het verheerlykt Kleefschland; of Kabinet van Kleefsche oudheden en 
gezigten, van steden, dorpen, slotten, adelyke huizen, kerken, torens, poorten en 
andere voornaame stad- en land-gebouwen in Kleefschland, Amsterdam i792. — 
Christ. Friedr. Meyer, Ansichten einer Reise durch das Clevische und einen Teil 
des Holländischen, Düsseldorf i797. — Aug. Christ. Borheck, Geschichte der 
Länder Cleve, Mark, Jülich, Berg und Ravensberg, Duisburg 1800. — Ders., Archiv 
f. d. Geschichte, Erdbeschreibung, Staatskunde und Altertümer der deutschen Nieder- 
rhein. Lande, Elberfeld 1800, L- — Sommer, Handbuch der älteren und neueren 
bäuerlichen Rechtsverhältnisse in dem ehemaligen Grossherzogtum Berg, Königl. 
Westfäl. u. Französisch- Hanseatisch -Preussischen Provinzen in Rheinland -Westfalen, 
Hammi83o. — F. v. Restorff, Topographisch-Statistische Beschreibung der Königl. 
Preussischen Rheinprovinzen, Berlin i83o, S. 457. — W. von der Nahmer, Ent- 
wickelung der Territorial- und Verfassungs Verhältnisse der deutschen Staaten an 
beiden Ufern des Rheins, Frankfurt a. M. i832, S. 789. — O. v. Mülmann, Statistik 
des Regierungsbezirks Düsseldorf, Iserlohn i864, I, S. 334, 365. — Statistische Dar- 
stellung des Kreises Rees, nach amtlichen Quellen bearbeitet [unter Landrat Dön- 
hoff], Wesel i863. — Benzenberg, Über Provinzialverfassung mit besonderer Rück- 
sicht auf die vier Länder Jülich, Cleve, Berg und Mark, Hamm 18 19, 2 Bde. — J. A. 
NijHOFF, Gedenkwaardigheden uit de geschiedenis van Gelderland door onuitgegeven 
oorkonden opgehelderd en bevestigd, Amheim i83o — 1862, 6 Bde. (abgekürzt: Nij- 
HOFF, Ged.). — Ders., Bijdragen voor vaderlandsche geschiedenis en oudheidkunde, 
Amheim i837— 1856, 10 Bde. — Nieuwe reeks i858 — 1877, 9 Bde. — Provinzial- 
Recht des Herzogthums Cleve ostseits Rhein und der Grafschaften Essen, Werden, 
Elten, der Herrschaft Broich und Klein-Netterden, Berlin i837. — Scom, Samm- 
lung der Gesetze und Verordnungen der ehemaligen Herzogtümer Jülich, Cleve- 



6 EINLEITUNG 

Berg, 2 Bde., Düsseldorf 1822. — F. H. W[estermann], Rückblick auf die Geschichte 
des Herzogtums Cleve überhaupt und der Stadt Wesel insbesondere, Wesel i83o. — 
J. F. Knapp, Regenten- und Volksgeschichte der Länder Cleve, Mark, Jülich, Berg 
und Ravensberg von Karl dem Grossen bis auf die Vereinigung mit der Preussischen 
Monarchie, Crefeld i836, 3 Bde. — F. Char, Geschichte des Herzogtums Cleve seit 
der ersten historischen Kenntnis bis auf unsere Zeit, Cleve i845. 

2. Römisch-germanische Urgeschichte. Friedrich Bird, Über die Be- 
deutsamkeit der Gegend des Niederrheins zur Zeit der römischen Herrschaft, mit 
besonderer Beziehimg auf Wesel und Umgegend, Wesel 1826. — C. v, W., Über die 
Römerstrassen am rechten Ufer des Nieder-Rheins, von dem Winterlager Vetera aus- 
gehend, zur Veste Aliso, über die pontes longi und zu der niederen Weser, Berlin 
i834. — Spenrath u. Mooren, Altertümliche Merkwürdigkeiten der Stadt Xanten 
und ihrer Umgebung, 2 Bde., (auch unter dem Titel: Geschichtsforscher und Bewahrer 
der Altertümer am Niederrhein), Crefeld i837. — Fiedler, Geschichte und Alter- 
tümer des unteren Germaniens und des Landes am Niederrhein, I. Römische Denk- 
mäler der Gegend von Xanten und Wesel am Niederrhein und an der Lippe, Essen 
1824. — Ders., Antiquarische Mitteilungen vom Niederrhein: Neue Mitteilungen des 
Thüringisch -Sächsischen Altertumsvereins auf dem Gebiete historisch -antiquarischer 
Forschungen I, 3, i834, S. 83. — A. Dederich, Beiträge zur Römisch -deutschen 
Geschichte am Niederrhein, Emmerich i85o. — Ders., Geschichte der Römer und 
Deutschen am Niederrhein, insbesondere im Lande der Chamaver oder Hamalande, 
Emmerich i854. — Ders., Beiträge zur ältesten Geschichte des clevischen Landes zur 
Zeit der Römerherrschaft und der Normannenfahrten : G}Tnnasialprogramm Emmerich 
1860. — J. A. OoRT, Oude wegen en landweren in Limburg en aangrenzende ge- 
westen, Leiden i884. — Alphabetische naamlijst, behoorende bij de kaart van de in 
Nederland, Beigiß en een gedeelte der aangrenzende landen gevonden romeinsche, 
germaansche of gallische oudheden, benevens de romeinsche en anderen oude wegen, 
enz. begonnen door wylen C. J. C. Reuvens, voortgezet door C. Leemans en J. L. 
F. Janssen, Leiden i845. — Dederich, Chorographisches, das Clevische Land und 
die Stadt Cleve betreffend, aus der Zeit des Geographus Ravennas: Ann. h. V. N. II, 
S. 23o. — Mooren, Über die Nachkommenschaft der ersten Ansiedler in der unteren 
Rheingegend: Ann. h. V. N. XXXVI, S. i. — Jacob Schneider, Der Eltenberg und 
Montferland bei Emmerich, Emmerich i845. — Ders., Neue Beiträge zur alten Ge- 
schichte und Geographie der Rheinlande, Düsseldorf 1860 — i89o, Heft i — 14. Vor 
allem Heft 2, Der Kreis Rees unter den Römern, Düsseldorf 1 868. — Ders., Die alten 
Heer- und Handelswege der Germanen, Römer und Franken im Deutschen Reiche, 
Düsseldorf 1882 — i89o, Heft i — 9. — W. Eng. Giefers, Römerspuren an der Lippe, 
aufgedeckt von Fr. W. Schmidt, v. Zuydtwyck, L. Hölzermann und Fr. Hülsen- 
beck, Paderborn 1868. — L. Hölzermann, Lokaluntersuchungen der Kriege der Römer 
und Franken, sowie der Befestigungsmanieren der Germanen, Sachsen imd des spä- 
teren Mittelalters, Münster i878. Dazu Westföl. Zs. XXXVI, S. 202. — W. Fricke, 



EINLEITUNG 7 

Geschichtlich -kritische Feldzüge durch das nordöstliche Westfalen, Minden i.W. i889. 

— A. Fahne, Die Landwehr oder der limes imperii Romani am Niederrhein : Berg. Zs. 
IV, S. I. — V. Veith, Römischer Grenzwall an der der Lippe: B. J. LXXXIV, S. i. 

3. Territorialgeschichte. Johannes Blaspeil, Disputatio politica de du- 
catu Cliviae, Harderwyk i65o. — Herm. Stangefeld, Annales circuli Westphalici, 
sive opus chronologicum et historicum rerum omnium maxime notabilium sub hoc 
seculo gestarum a Christo nato ad a. i596 deductum, Köln i656. — Vitus Frid. 
A Seckendorf, Historia Lutheranismi, sive commentarius historicus et apologeticus 
de Lutheranismo, Frankfurt u. Leipzig i692, 2 Bde. — Batavia sacra sive res gestae 
apostolicorum vironun, qui fidem Bataviae primum intulerunt, in duas partes divisa, 
Brüssel i7i4. — Johann Hobbeling, Beschreibung des ganzen Stifts Münster, Dort- 
mund i742, S. &i. — Jod. Herm. Nunning, Monumentorum Monasteriensium decuria 
prima, Wesel i747. — Cameralistische und historische Beiträge zur Beschreibung 
des Lippeschen Landes: Neues westfälisches Magazin zur Geographie, Historie und 
Statistik von P. F. Weddigen, HL Bd., Leipzig i792, Heft 9, S. 23. — B. Mensinck, 
Die Cyriacusfeier zu Borken oder der Sieg über die Grafen von Geldern und seine 
Verbündeten, Emmerich i844. — E. v. Schaumburg, Die Schlacht im Cleverhamm: 
Ann. h. V. N. IX, S. 81. — Den Spaenschen ende Arragoenschen Spiegel, Rostock 
i599. — Erschreckliche böse Zeitung dessen, kurtz nothwendig und wahrhafftiger 
Bericht, was sich in den Niederlendischen Westphälischen Kreyss innerhalj^ drey 
Monat zugetragen, Flugbl. von i599 (vgl. Beitr. z. Gesch. v. Stift u. Stadt Essen XIH, 
S. 83). — J. D. V. Steinen, Westfälische Geschichte, Lemgo i7i5, 1, S. 333, 54o. — 
W. Crecelius, Nachrichten - über den Einfall der Spanier in den niederrheinisch- 
westfälischen Kreis i598: Berg. Zs. XXIV, S. 23. — Die Grafen und Herzöge von 
Cleve: Lacomblet, Archiv für die Geschichte des Niederrheins IV, S. 385. — Über- 
blick über die niederrheinisch - westfälische Territorialgeschichte bis zum Anfange des 
iS.Jh.: Berg. Zs. II, S. 1. — Jos. Hansen, Westfalen und Rheinland im 1 5. Jahr- 
hundert, I. Bd., Publikationen aus den Kgl. Preuss. Staatsarchiven XXXIV, Leipzig 
1888. — E. V. Schaumburg, Die Begründung der Brandenburg. - Preuss. Herrschaft 
am Niederrhein und in Westfalen und der Jülich - Clevische Erbfolgestreit, Wesel i859. 

— Paul Hassel, Die Anfänge der Brandenburgischen Politik in den Rheinlanden: 
Zs. für Preuss. Geschichte und Landeskunde IX, S. 32i. — Mestwerdt, Zur Clevi- 
schen Geschichte in der Zeit der französischen Herrschaft (i794 — i8i4): Gymnasial- 
programm Kleve i883. — Bartholdus van Akerlaecken, De oude, groote ende 
warachtighe genealogien der hertogen van Gelre, Gulick, Cleve, Berge ende graven 
van der Marck, Nimwegen i655. — Dederich, Neue Forschungen über die ältesten 
Klevischen, Geldemschen und Zütphenschen Grafen: Gymnasialprogramm Emmerich 
i864. — A. J. C. Kremer, De graven in Hameland en de oorsprong der graven van 
Nassau, Gelre, Cleve en Zutphen, Amheim i873. 

4. Zur Geschichte von Gelderland. Jon. van Someren, Herstelde oudt- 
heyt ofte beschryvinghe van Batavia, wesende een gedeelte van't hertoghdom Gelre 



8 EINLEITUNG 

ende graafschap Hollandt, Nimwegen i6S7. — Hedendaagsche Historie of tegen- 
woordige Staat van alle Volkeren. XIII. Beschrijving van Gelderland, Amsterdam 
i74i. — Geographische beschrijving van de provincie van Gelderland, Amsterdam 
i772. — J. Knippenberg, Historia ecclesiastica ducatus Geldriae, Brüssel i7i9, — 
Continuatio historiae ecclesiasticae ducatus Geldriae, Brüssel 1806. — G. van Hasselt, 
Kronijk van Amhem, Arnheim i79o. — Ders., Oorsprong van het hof van Gelder- 
land, Arnheim i793. — Ders., Geldersche Bijzonderheden, Arnheim 1808. I. Oor- 
sprong van het geslacht van Byland. — Ders., Stof voor eene Geldersche Historie 
der heidenen, Arnheim i8o5. — W. A. van Spaen, Oordeelkundige inleiding tot de 
Historie van Gelderland, Utrecht 1801 — i8o5, 4 Bde. — Ders., Historie van Gelder- 
land, Utrecht i8i4. — L. A. J. W. Sloet, Bijdragen tot de Kennis van Gelder- 
land, Arnheim i852 — 1855. — A. Ver Huell, Gelderland, Teekeningen en prenten 
(nicht im Handel). Amhehn i883. — J. W. Staats Evers, Kronick van Amhem, I, 
1233 — 1789; II, i789— 1868, Arnheim 1868— 1876. — Ders., Beschrijving van Am- 
hem, Arnheim 1868. — Ders., Arnhem in en omstreeks i572, Arnheim i872. — Ders., 
Bijdragen tot de geschiedenis der regtspleging in Gelderland, bijzonder te Arnhem. 
— Ders., Gelderland's voormalige steden (darunter s' Heerenberg), Arnheim i89i. — 
R. A. Baron van Hoevell-Nyenhuis, Ludolf van s'Heerenberg, Heer van Hedel 
en zijne Afstammelingen. — R. W. Tadama, De waarheid angaande Ludolf van den 
Berg, ^mheim i847. — Willem graaf van dem Berg en zyne Tijdgenooten, Zütphen 
i846. — C. A. Serrure, Histoire de la souverainete de s'Heerenberg, 2 Bde., Haag 
u. Gent 1 85 9 — 1860. 

5. Zur Kenntnis der benachbarten Archive und Sammlungen. J. A. 
NijHOFF, Overzigt van het archief afkomstig van het graafschap Kuilenburg, Arn- 
heim i836. — P. NijHOFF, Tijdrekenkundig register van oorkonden, bemstende in 
hed oud- archief der gemeente Hattem, Arnheim i854. — Ders., Registers op het 
archief, afkomstig van het voormalig hof des vorstendoms Gelre en graafschaps Züt- 
phen, Arnheim i856. — Ders., Inventaris van het oud archief der gemeente Nij- 
megen, Arnheim i864. — Ders., Inventaris van het oud archief der gemeente Am- 
hem, Arnheim i864. — Über die kleineren Nachbararchive vgl. das Register der 
Kronijk van het Historisch Genootschap gevestigd te Utrecht i877, p. 6. — Th. A. 
J. Abeleven en A. M. van Voorthuysen, Catalogus van het Museum van oud- 
heden te Nijmegen, Nymwegen i889. — J. W. Staats Evers, Catalogus van het 
Amhemsche Museum van oudheden, Arnheim 1881. — Tadama, Verslag aver het 
oude grafelijke Bergsche archief te s'Heerenberg, i843. — H. Keussen, Das fürstlich 
hohenzollemsche Archiv zu s'Heerenberg bei Emmerich : Ann. h. V. N. XI, S. 1 7 1 . 
Dazu Wd. Zs. I, S. 398. 

6. Kirchengeschichte. Kurtzer und warhaflfter Bericht der Differentien 
zwischen dem Herrn Churfürsten zu Brandenburg und dem Herrn Pfaltzgraffen zu 
Newburg . . . über das Religionwesen in den Gülichschen, Clevischen und zugehörigen 
Landen, i663, p. 36. — J. D. v. Steinen, Kurtze und generale Beschreibung der 

8 



EINLEITUNG 



Refonnationshistorie des Hertzogtums Cleve, Lippstadt i727. — J. P. Berg, Refor- 
mationsgeschichte der Länder Jülich, Cleve, Berg, Mark, Ravensberg, herausgegeben 
von LuDW. Tross, Hamm 1826. — C. H. E. v. Oven, Über die Entstehung und 
Fortbildung des evangelischen Cultus in Jülich, Berg, Cleve und Mark, Essen 1828. — 
Ders., Die Presbyterial- und Synodal -Verfassung in Berg, Jülich, Cleve und Mark, 
Essen 1829. — J. A. v. Recklinghausen, Reformationsgeschichte der Länder Jülich, 
Berg, Cleve und Meurs, III. Bd. vop C. H. E. v. Oven, Solingen i837. — Heinrich 
Heppe, Geschichte der evangelischen Kirche von Cleve -Mark und der Provinz West- 
falen, Iserlohn 186 7. — Ed. Demmer, Geschichte der Reformation am Niederrhein 
und die Entwickelung der evangelischen Kirche daselbst bis zur Gegenwart, Aachen 
188S. — Max Lehmann, Preussen und die katholische Kirche seit i64o: Publikationen 
aus den Kgl. Preussischen Staatsarchiven, Leipzig i878, I. — L. Keller, Die Gegen- 
reformation in Westfalen und am Niederrhein: Publikationen aus den Kgl. Preussi- 
schen Staatsarchiven, Leipzig i887, Bd. IX. u. XXXIII. — H. Qu. Janssen en J. J. 
VAN Toorenenbergen, Acten van classicale en synodale vergaderingen der verstrooide 
gemeenten in het land van Cleef, sticht van Keulen en Aken, i57i — 1589: Werken 
der Mamix-Vereeniging, serie II, deel 2, Utrecht 1882. — Floss, Zum Clevisch- 
Märkischen Kirchenstreit, Bonn i883. — X. G. Schneemann, Die preuss. Kirchen- 
politik in Kleve -Mark: Stimmen aus Maria -Laach XXV, S. 29, 1 25, 5 11. — H. Ver- 
loren VAN Themaat, Geschiedenis der Vicarien in de provincie Utrecht en der 
geestelijke of gebeneficieerde goederen in het algemeen, na de Reformatie: Bijdragen 
en mededeelingen van het historisch genootschap te Utrecht IV, p. 98. 

7. Wasserstrassen und Deichrechte. Verzameling van rapporten verbaalen 
en verdere stukken, betreffende de doorsnydingen en werken, welken, sedert de Con- • 
ventie van den Jaare i77i, op de boven rivieren. tusschen Emmerik en Arnheim 
zyn aangelegd, Haag i798, 3 Bde. — Grosses Kartenwerk über den Niederrhein von 
F. Beijerinck, gez. von Hendrik van Straelen, Text: Explicatie behoorende bij 
de Kaart der Boven -Rivieren, zamengestcld in de jaren i8o5 en 1806 door den land- 
meter F. Beijerinck. — P. H. Kemper, Repertorium der literatuur van de water- 
straat van Nederland, Haag i883. — Schlichting, Die Deiche am Niederrhein: 
Erbkams Zs. für Bauwesen 1881, S. 283, 39i. — J. H. L. van der Schaaff, Oud- 
Geldersche waterrechten: Gelderscher Volks-Almanak i867, p. 69. — Reglement op 
het beheer der rivierpolders in de provincie Gelderland, Tiel 1880. — Der Rhein- 
strom und seine wichtigsten Nebenflüsse von den Quellen bis zum Austritt des 
Stromes aus dem Deutschen Reich. Eine hydrographische, wasserwirtschaftliche und 
wasserrechtliche Darstellung, Berlin i889. — Aug. Chambalu, Die Strom Veränderungen 
des Niederrheins seit der vorrömischen Zeit, Köln i892. — J. J. Sluyter, Rheinläufe, 
Spycke, Uferhöfe, Furthe, Warde und Horste: Nrh. G. i883, S. I23 ff".; i884, S. 9 ff". 

Vgl. weiterhin die Litteraturangabe unter Emmerich und Wesel und zu den 
Kunstdenkmälem des Kreises Kleve. 



lO EINLEITUNG 



ABKÜRZUNGEN 

für die häufiger genannten Werke. 

Lacomblet, ÜB. — Th. J. Lacombleti Urkundenbuch fttr die Geschichte des Niederrheins, Dttssel- 

dorf 1840—1857, 4 Bde. 
Binterim u. Mooren, £. K. — Binterim u. Mooren, Die alte und neue Erzdiöcese Köln, in Dekanate 

eingeteilt, Mainz 1828—1830, 2 Bde. Die 2. Aufl. unter dem Titel: Die Erzdiöcese Köln bis 

zur französischen Staatsumwälzung, bearbeitet von Alb. Mooren I, Dflsseldorf 1892. 
Binterim u. Mooren, D. C — Binterim u. Mooren, Rheinisch -westfälischer diplomatischer Codex, 

Mainz 1830, 2 Bde. 
Sloet, Oork. — L. A. J. W. Baron Sloet, Oorkondenboek der graafschappen Gelre en Zutfen tot 

op den slag van Woeringen, 5. Juni 1288, 'sGravenhage 1872 — 1876. 
B. J. — Jahrbücher des Vereinsf von Alterthumsfreunden im Rheinlande, I (1841)— XCII (1892). 
Ann. h. V. N. — Annalen des historischen Vereins flir den Niederrhein, I (1855) — LIV (1892). 
Berg. Zs. — Zeitschrift des Bergischen Geschichtsvereins, I (1868)— XXVII (1891). 
WestfaL Zs. — [Westfälische] Zeitschrift fttr vaterländische Geschichte und Altertumskunde, 

I (1888)— L (1892). 
Picks Ms. — Monatsschrift für rheinisch -westfälische Geschichtsforschung und Alterthumskunde, heraus- 
gegeben von Richard Pick, I u. II (1875, 76). — Monatsschrift fttr die Geschichte Westdeutsch. 

lands, herausgegeben von dems., III (1877)— VII (1881). 
Wd. Zs. — Westdeutsche Zeitschrift fttr Geschichte und Kunst, herausgegeben von Hettner und 

Lamprecht, I (1882)— XI (1892). 
Nrh. — Der Niederrhein. Wochenblatt fttr niederrheinische Geschichte und Altertumskunde, 1878, 

1879, 1884—1886. 
Nrh. G. — Niederrheinischer Geschichtsfreund, I (1879)— VI (1884). 
Aus'm Weerth, Kd. — E. aus'm Weerth, Kunstdenkmäler des christlichen Mittelalters in den. Rhein- 

landen, Leipzig 1857—1868, 5 Bde. Tafeln und Text. 
Brambach, C. l. R. — W. Brambach, Corpus inscriptionem Rhenanarum, Elberfeld 1867. 



«4Üy 



lO 



ASPEL. 



Römische 
Funde 



Schloss 
Litteratiir 



RÖMISCHE FUNDE. Dicht vor dem jetzigen Kloster Aspel liegt noch ein 
80 Fuss hoher kegelförmig aufgeworfener Hügel, von einem tiefen Graben umgeben, 
ursprünglich durch einen Rundturm gekrönt, auf Flurkarten um i58o im Besitz des 
Herrn Silvester Festen auf Pannofen bei Rees als ,dat ronde wehr und den Aspelsen 
tom* bezeichnet (Schneider, Kr. Rees S. 55). Der römische Ursprung ist zweifelhaft. 
Eine alte Strasse, vermutlich vom Monterberg herkommend, führt über Aspel direkt 
nach Werth an der Issel (Schneider S. 4i) und weiter Aach Bocholt, wo sie in dem 
Etappenlager endet (Schneider in Picks Ms. VI, S. 3o8. — Jahresbericht des West- 
fälischen Provinzial Vereins für Wissenschaft und Kunst i878, S. 201). Vgl. Sluyter 
in Nrh. G. 1880, S. 129. — Schneider ebenda S. i49. 

SCHLOSS. Teschenmacher, Ann. p. 499. — Jon. Molanus, Natales Sanc- 
torum Belgii, Leiden 1 595, Bl. i92^ — Gelenius, De magnitudine Coloniae, Köln 
i645, p. 7i. — VAN Slichtenhorst, Geldersse Geschiedenissen, Amheim i659, V, 
p. 59. — Dederich, Geschichte der Römer und Deutschen am Niederrhein S. 24i. — 
Ders., Die h. Irmgardis : Ann. h. V. N. I, S. 64. — A. J. C. Kremer, De graven in 
Hamaland, Amheim 18 73, p. 38. — J. J. Sluyter, Irmingardis, Gräfin von Aspel: 
Nrh. G. 1880, S. 89. ■— Ders., Haus Aspel: Niederrhein. Volksbote 1886, Nr. 37. — 
Hofesrecht von Aspel vom J. i499: v. Steinen, Gesch. der Grafschaft Mark, S. i776, 
Nr. i5. — J. J. Sluyter, Das Hofrecht von Aspel: Nrh. G. VI, S. 66, 75. 

Handschriftl. Qu. In der Kgl. Bibl. zu Berlin: Bericht van natuir unndt 
eigenschafid der Rossgueder im ampt von Aspell im Cod. Boruss, fol. i5o. 

Aspel war im 10. Jh. die Residenz von Godizo, Grafen von Aspel und Heim- Oeschichie 
bach. Nach seinem Tode geriet es zeitweilig in den Besitz Balderichs, des Grafen 
von Uplage und Germenseel, nach ihm an Gewehard, den zweiten Gemahl der Witwe 
Godizos, endlich an die Gräfin Irmgardis (Lacomblet, U B. I, Nr. 242. Vgl. über sie 
Kunstdenkmäler d. Kr. Kempen S. 125). Im J. loii wurde es durch Bischof Adel- 
boldus von Utrecht belagert (Alpertüs, De diversitate temporum b. II, c. 3 : Mon. 
Germ. SS. IV, p. 7io: . . . ex altera parte palude et stagno interiecto inaccessibilis 
erat .... firmitatem loci et altitudinem turrium . . .). 

Von io5o — 1392 befand es sich im Besitz des erzbischöflichen Stuhles zu Köln. 
Das alte Schloss ging I237 zu Grunde, als der Graf von Kleve in das Kölnische 
Gebiet einfiel und Aspel durch den Verrat seines Kastellans einnahm (Annal. Colon, 
maximi, Mon. Germ., SS. XVII, p. 847 : castrum archiepiscopi Haspele, prope Res 
sitiun, per traditionem castellani eiusdem castri cepit et confringit. Vgl. Sloet, Oork. 
Nr. 6o5). Das Schloss war schon 1243 durch Lupert von Swansbule wieder neuerbaut 
(Lacomblet, U B. II, Nr. 279), 1 249 wird die bisher Haldem inkorporierte Kapelle 
mit Rees vereinigt (Düsseldorf, Staatsarchiv, Urk. Rees 25). Es bildete seitdem wieder- 
holt ein Kölnisches Pfandobjekt: I289 wurde es cum turribus et portis an den Grafen 
Adolph von Berg verpfändet (Lacomblet, U B. II, Nr. 865), i32i an Dietrich von 



II 



12 KREIS REES 

Schiosi Kleve, i33i wieder eingelöst (Lacomblet, U B. III, Nr. i88, 258. — Mitteilungen aus 
dem Stadtarchiv von Köln V, S. 77), i392 kam es wiederum an die Grafen von Kleve 
(Lacomblet, U B. III, S. 968, Anm. 3; vgl. IV, Nr. 253. — Hansen, Rheinlande und 
Westfalen im i5.Jh. I, Nr. 4o5. — Dazu Gert van der Schuren ed. Schölten 
S. II 7. — Chron. degenealog.: Seibertz, Quellen III, S. 349. — Lacomblet, Archiv 
IV, S. 262). Herzog Adolph von Kleve Hess es wider die Bestimmungen des Pfand- 
Abbruch Vertrages verfallen (Hansen a. a. O. I, Urk. Nr. 73, 85) und i444 die Befestigungen 
abbrechen. Im J. i47o bewilligt Herzog Johann von Kleve 200 Unkelsteine von dem 
verfallenen Bau zu Aspel zum Mauerbau in Rees (Rees, Stadtarchiv, Urk. Nr. i35. 
— Ratsprotokoll von i47o: Henrichs im Nrh. G. i883, S. 38), Im Besitz des späteren 
Hauses Aspel finden sich die Herren von Töven (jetzt noch heisst ein Ackerkomplex 
zwischen dem Aspeler Meer, dem Schmalen Meer und der Rees -Weseler Landstrasse das 
Tövener Feld), von Lychendorp, von Hasselt, von Dungelen, von Schrieck (diese noch 
i652 in den Rechnungen der Reeser Ziegeleien); 1682 wurde es im spanischen Erbfolge- 
krieg in Brand geschossen, i85i von den Kreuzschwestem angekauft und in ein Kloster 
verwandelt, dessen Kirche i856 eingeweiht ward (Niederrhein. Volksbote i856, Nr. 33). 

Beschreibung Von dem älteren Bau sind nur noch Fundamente der Vorburg erhalten, die 

unter dem jetzigen Hause liegen. Unter dem zweistöckigen, nach dem Brand von 
1682 erneuerten und mit einer zwiebeiförmigen Haube mit Glockenstuhl versehenen 
viereckigen Turm, der über der gewölbten Durchfahrt ein mit einer flachen Tonne 
überspanntes Turmzimmer enthält, liegen die mächtigen Grundmauern eines Rund- 
turmes, um den ein 9o cm breiter Gang im Halbkreis herumgeführt ist, der die unter- 
irdische Vermittelung zwischen den beiden Trakten bildet. Unter dem älteren Teile 
liegen vier mit Tonnengewölben überspannte kellerartige Gemächer, die durch schmale 
Türen verbunden sind. Die beiden nach 1682 errichteten, im stumpfen Winkel an 
den Thorturm stossenden zweistöckigen Gebäude entbehren aller architektonischen 
Bedeutung.- Im linken Trakt einfache Stuckdecken und Malereien des 18. Jh. 

Ältere Burg Der i444 abgebrochene Hauptteil der Burg lag auf der im jetzigen Park befind- 

lichen, um 6 m künstlich aufgeschütteten Insel, die noch Fundamente einer Turm- 
mauer zeigt und einer runden Cisteme. Das ganze Schloss ist in einer Zeichnung 
auf einer Flurkarte um i58o im Besitz des Herrn Silvester Festen auf Pannofen bei 
Rees erhalten. Vom Kirchhof 10 m nach Nordwesten entfernt befand sich eine Ere- 
mitage, von der i85i noch die Fundamente sichtbar waren. In dem zur Bäckerei 
eingerichteten Seitengebäude eine alte Herdplatte, 1,2? x 0,61 m gross mit der In- 
schrift: M. H. c. z. c. H. I. B. (Maximilian Heinrich Churfürst zu Cöln Herzog in 
Baiem t 1688). Vgl. Sluyter in der Niederrhein. Zeitung für Stadt und Land 
i889, Nr. 47, 48. 

BELLINGHOVEN. 



Schloss 
Geschichte 



SCHLOSS. Das Schloss wurde von Dietrich von Bellinghoven erbaut und 
i32 5 von diesem dem Grafen Dietrich VIII. von Kleve zum Offenhaus aufgetragen 
(Lacomblet, U B. III, Nr. 208). Der Hof kam i48i in den Besitz derer von Bemsaw, 
die i492 und i497 auch das Schloss kauften. Im J. i598 wurde es durch die Spanier 
gänzlich ausgeplündert (J. D. v. Steinen, Westfäl. Geschichte, Lemgo i7i5, I, S. 333, 
543, 563. — Publikationen aus den Kgl. Preuss. Staatsarchiven XXXIII, 3. Teil, S. 208. 
— Berg. Zs. XXIV, S. 23) und wohl kurz nachher neuerbaut. 



12 



BIENEN 



l3 



Die letzte des Geschlechtes von Bernsaw, Margareta Gertrud Maria, heiratet Schioss 
den Grafen Franz Kaspar Adrian von Schellardt, der noch i697 lebte. Zu Anfang 
des i8.Jh. vom Marquis Wilhelm Adrian von und zu Hoensbroech angekauft, kam 
es i773 an einen Herrn von Manger, weiter an die Familien Luyken, Münster und 
Haniel. Die jetzige Besitzerin ist Fräulein Olga Haniel in Ruhrort. 

Das Schioss (Fig. i) ist ein mächtiger zweistöckiger Bau, der, ähnlich wie Schioss Beschreibung 
Ringenberg, auf einem regelmässigen rechteckigen von Gräben umgebenen Terrain 







Fig. 1. Sehlots Bellinghoven. 

gelegen ist Das Herrenhaus umfasst drei rechtwinkelig aneinander stossende Flügel, 
in der Mitte erhebt sich der allein im Unterbau von der alten Burg stammende vier- 
stöckige Turm, der mit einer geschweiften Haube und einer hölzernen Gallerie ab- 
geschlossen ist. Der dritte Flügel neben dem Eingange ist niedriger und später 
angebaut. An den beiden freien Seiten des Burgterrains erheben sich zwei kleine 
viereckige Türmchen. Das Portal in dem grösseren Flügel wird von vier Pilastem 
eingerahmt. Diese und die einfachen Stuckornamente zeigen die Formen des i8.Jh. 



BIENEN. 

KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (tit. ss. Cosmae et Damiani m.). K.thoi. 

^ ,. T-r ^1 M Pf«rrkircbe 

Handschriftl. Qu. Im Pfarrarchiv: Urk. von i5i5 an. — Hs. Chronik 
von Pfarrer Wagelaar. 

Die Kirche wird i332 zuerst genannt (Ann. h. V. N. LH, S. i48. — - Binterim Geschichte 
u. Mooren, E. K. I, S. i83), das Patronatsrecht war mit Haus Anholt verbunden 
(TiBUS, Gründungsgeschichte S. 210, Anm. 477). 

i3 



I i 



KREIS REES 



Kathol. 
Pfarrkirche 



Beschreibung 



Inschriften 



Hochftlur 



Tau&tein 



Im J. i366 war man mit dem Neubau beschäftigt — die Emmericher raubten 
damals das Bauholz vom Kirchhof (Emmerich, Stadtarchiv, Urk. Nr. 39. — Wassen- 
BERG, Embrica p. 94. — Dederich, Annalen der Stadt Emmerich S. in). Der ein- 
schiffige Bau wurde von i5i5 — i5i6 in einen dreischiffigen verwandelt, das Mittel- 
schiff mit neuen Gewölben versehen (Urk. i von i5i5 im Pfarrarchiv: behufs tym- 
meringhe ons kerspel kerken), das südliche Seitenschiff trägt die Zahl i5i4. Die 
Kirche wurde i856 neu verputzt, 1886 renoviert. 

Der kleine dreistöckige Turm der dreischiffigen, 27,4o m langen, i i,5o m breiten 
Kirche gehört noch dem i3. oder i4. Jh. an und zeigt im Oberstock eine schlichte 
Gliederung durch Rundbogen. Das Material ist bis zum zweiten Stockwerk Tuff, im 
obersten Geschoss Ziegel, das Erdgeschoss mit Backsteinabsteifungen versehen. Das 
Mittelschiff besteht ganz aus Tuff, ebenso das südliche Seitenschiff, das nördliche 
bis zu den Sohlbänken der Fenster, darüber Tuff mit Ziegelbändem, oben Ziegel. 
Die achtseitigen aus der Mauerstärke konstruierten zwei Pfeilerpaare, die die durch 
einfache Blenden belebten Scheidemauem tragen, entbehren der Basen und Kapitale. 
Die Rippen der Stemgewölbe im Mittelschiff mit skulptierten Blattkapitälen auf 1 m 
langen Dreiviertelssäulen, die mit einer Maske abschliessen. In den nach O gerade 
abgeschlossenen Seitenschiffen zweiachsige Fenster und je ein Portal; im nördlichen 
Seitenschiff die Rippen auf polygonalen Konsolen, im südlichen auf skulptierten Blatt- 
konsolen, im Chor mit skulptierten Blattkapitälen auf Dreiviertelssäulchen, im Chor- 
abschhiss in der Mitte abgebrochen. 

Über dem nördlichen Seitenportal die Inschrift vom Anfang des 16. Jh. (Bin- 
terim u. Mooren, E. K. I, S. i95. — Niederrhein. Volksbote i85o, Nr. 36. — Ann. 
h. V. N. XI, S. i57, Anm.4): 

OLIM SUNT OSSA BEENHORST OCCISAQUE FOSSA, 

NAM TUNC PRAVORUM FUERAT SPELUNCA LATRONUM, 

SIC SUMPSIT NOMEN EX OSSIBUS HIS SIBI BEENEN. 

ANNO NONGENTO BEENEN ECCLESIAM FESTO LAMBERTI DEDICASSE MEMENTO 

(9oo, i7. September). 
Über dem südlichen Portal die Inschrift: int iaer ons heren mv^xiv ambrosii 
(i5i4, 4. April). 

Barocker unschöner Hochaltar mit handwerkmässiger Wiederholung des 
jRu^easschen Bildes: Christus zwischen den Schachern, im Museum zu Antwerpen. 
Im Aufsatz Auferstehung. 

Taufstein, achtseitiges schlichtes Becken auf vierseitigem Untersatz, ohne 
Plinthe, iS.Jh. 



BISLICH. 



Kathol. 
Pfarrkirche 



Geschiebte 



KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (tit. s. Johannis bapt). 

Handschriftl. Qu. Im Pfarrarchiv: 28 Urk. vom J. i4oo ab. — Einkünfle- 
verzeichnis von i429 an. — Liber parochialis ecclesiae s. Johannis bapt. Bislicensis 
i642. — Visitationsprotokolle von i7i6 ab. 

Die Kirche wird zwischen 11 87 und Ii9i zuerst genannt (Düsseldorf, Staats- 
archiv, Urk. Fürstenberg 5). Der Grundstock des Baues stammt aus dieser Zeit. Der 
Turm wurde i47i errichtet (v. DoRTHsche Inschriftensammlung auf der Fahnen- 
burg BL 99"). Nach der Zerstörung bei der Rheinüberschwemmung im J. 1688 (Visi- 
tationsprotokoll von i7i6 im Pfarrarchiv: A. 1688 per inundantiam Rheni funditus 



i4 



BRUCKHEES 



l5 



eversa et profanata, modo autem per industriam meam ad multo nitidior praestan- 
tiorque reaedificata) zum Teil erneuert. Gründlich restauriert im J. i885 durch Bau- 
meister Hanemann in Münster. 

Dreischiffiger Tuffbau, im Lichten 35,5m lang, 1 5,2 5 m breit, das Chor 7,4om 
breit. Die ganze Anlage verrät die dreischiffige romanische Pfeilerbasilika des 12. Jh. 
Jedem Mittelschiffgewölbe entsprechen jetzt zwei Seitenschiffgewölbe. Das Mittelschiff 
war aber ursprünglich mit einer grossen, niedrigen, aus Tuff aufgeführten Tonne ein- 
gedeckt, die erst i885 abgebrochen ward. Die Pfeiler haben Vorlagen erhalten, in 
den Seitenschiffen ruhen die Rippen der hier nicht durch Gurte getrennten Gewölbe 
auf Konsolen. Die Scheidemauem sind nur durch Horizontallisenen und Rundfenster 
gegliedert Das Chor entstammt ganz dem i5.Jh., die Fenster sind zweiachsig, die 
Rippen ruhen auf 2,5o m langen mit Masken abschliessenden Diensten. Nur die 
Aussenmauer zeigt am Chorhaus noch den vorgekragten Rundbogenfries. Der drei- 
stöckige Turm, an dessen Südseite ein neues achtseitiges Treppentürmchen angebaut 
worden, besteht wie die Westfa^ade aus Backstein. 

Hochaltar, vortrefflich geschnitzter modemer hölzerner Schnitzaltar von Langen- 
berg in Goch, mit künstlerisch bedeutendem Aufbau. 

Sakramentshäuschen von Sandstein, spätgothisch, vom Ende des i5.Jh., am 
Fusse das gut durchgeführte Relief der Auferstehung. Der Schrank ist einfach von 
Stabwerk umgeben. Der sehr hohe Aufsatz erhebt sich in drei Etagen, gekrönt durch 
eine Fiale mit einem Pelikan. 

In der Turmvorhalle eingemauert zwei Weih Wasserbecken des i5.Jh., das 
eine mit gothischer Ornamentik, das andere mit dem Schweisstuch der h. Veronika. 

Anbetung der Könige, interessantes deutsches Gemälde des 16. Jh., mit 
weitgedehntem Hintergrund. 

Guter kupferner Kronleuchter des 16. Jh., gekrönt durch einen Goliath mit 
Schwert und Schild, unten mit Löwenkopf und Ring. 

Kupferner Lavabokessel des 16. Jh., mit Köpfen an den Ausflussröhren. 

Kasel mit alten Stäben um i5oo (beschnitten), in Plattstich und Lasurmanier, 
die Figuren appliziert: Madonna, Petrus, Paulus, Jakobus, Ursula, Petrus, Johannes. 

Glocken. Die erste von i458 mit der Inschrift: katerina ys myn naem, 

MYN GHELUYT SY GODE BEQUAEM. MCCCCLVIII. 

Die zweite i777 von Herman Spicker gegossen. 

In der v. Dorth sehen Inschriftensammlung Bl. 112 sind eine grosse Zahl von 
Epitaphien aufgeführt. 

Im PFA RR HAUSE: Porträt des: Adolphus victoriosus I. dux Cliviae, fun- 
davit Cartusiam prope Wesaliam, regnavit a. 54. ob. i448. Brustbild mit Schwert in 
geschnitztem Rahmen, Kopie des i7.Jh. nach Original des i5.Jh. 



Kathol. 
Pfarrkirche 



Beschreibung 



Hochaltnr 



Sakraments- 
häuschen 



Weihwasser- 
becken 



Gemälde 



Kronleuchter 



Lavabokessel 
Kasel 



Glocken 



Epitaphien 



Gemälde 



BRUCKHEES. 



RÖMISCHE FUNDE. Eine Urne mit Bronzespirale. Vgl. Reuvens, Leemans Römische 

Funde 

en Janssen, Romeinsche, Germaansche of Gallische oudheden p. i3. — Schneider 
i. d. Ann. h. V. N. VI, S. 88. 

HAUS BRUCKHEES, wahrscheinlich an der Stelle der zwischen 82? und h«us 

Bruckhees 

838 erwähnten villa Hese iuxta Embrica sita gelegen (Sloet, Oork. Nr. 28. — Re- Geschichte 



I6 



KREIS REES 



Haus 
Bruckhees 



Beschreibung 



Gemälde 



gistrum libri praepositurae maioris ecclesiae Traiectensis p. 75), schon i336 (Dederich 
S. 62) im Besitz des Geschlechtes de Bruychese erwähnt, i4i7 im Besitz des Junker 
Wilhelm von der Leck, darnach in den Händen der Herren van Elss und der Familie 
Rickers, seit i7o2 von Rickers, ein rittermässiges Gut mit adeligen Freiheiten (Dederich 
S. 354). Der jetzige Besitzer ist Baron Thooft. 

Das erhaltene Haus ein einfacher zweistöckiger Backsteinbau vom J. 1680, über 
der Thür die Wappen der Familie Rickers (vor ihrer Nobilitierung), an den Haus- 
ecken auf den Hinterpranken hockende Löwen als Schildhalter, an der Fac^ade sechs 
durchlaufende Pilaster mit einfachen Kämpfern. An der Rückseite ein schlankes vier- 
stöckiges Treppentürmchen. 

Im oberen Saal sechzehn Gemälde aus der i. H. des 18. Jh., Brustbilder, zum 
Teil vortreffliche Stücke, Porträts üppiger und stolzer Herren und Damen aus der 
Familie von Rickers. 



BRÜNEN. 



Evangel. 
Pfarrkirche 



Geschichte 




Fig. 2. Brünen. Portal der Pfarrkirche. 



LSLi/ 




Fig. 3. Brttnen. Kapitale aus der Pfarrkirche 



•EVANGELISCHE PFARR- 
KIRCHE. TiBUS, Gründungsge- 
schichte S. 2i3, ioo4, 1028. — Kle- 
visches Heberegister: Ann. h. V. N. 
XXXI, S. i33. — V. Reckling- 
hausen, Ref.-Gesch. III, S. 2o3. — 
E. Demmer, Gesch. der Reforma- 
tion S. i555. 

Zuerst genannt im J. 1 2? 1 : Suether 
von Ringenberg schenkt das Patro- 
nat der Pfarrkirche dem Frauen- 
kloster zu Wesel (Lacomblet, U B. 
II, Nr. 6o9. — Bestätigungsurk. bei 
•^. WiLMANS, U B. III, Nr. 888, io65). 
Der Patron der Kirche war der h. 
Petrus, nur eine unverbürgte Über- 
lieferung nennt den h. Liudger als 
Gründer und Patron (TiBUS S. io29). 
Brünen gehörte von Anfang an zum 
Bistum Münster (TiBUS S. 2 13) und 
zum Amte Bocholt, der langjährige 
Streit zwischen Münster und Kleve 
ward i572 so entschieden, dass 
Brünen zum Territorium von Kleve 
kommen, aber der geistlichen Juris- 
diktion Münsters unterstehen solle 
(Lacomblet, UB. IV, Nr. 575). Der 
Turm und das nördliche Seitenschiff 
gehören dem i3.Jh. an, das Lang- 
haus ward inschriftlich i478 erbaut. 
Seit i58o reformiert. 



16 



DIERSFORDT 



l7 



Zweischifliger Bau, 26,20 m lang, ii,3om breit. Evangei. 

Der in drei Stockwerken sich erhebende Westturm ist in Tuff aufgeführt mit Beschreibung 
Gusswerkkem und zeigt über einem schmalen Ziegelbande eine neue niedrige Pyra- Äusseres 
midenhaube. In den beiden oberen Geschossen je drei rundbogige Blenden, im 
obersten ein verwittertes Doppelfenster mit zwei gekuppelten Säulchen; im unteren 
ein im Kleeblattbogen geschlossenes Portal (Fig. 2), in rotem Sandstein erneuert, mit 
Ecksäulchen, romzuiischen Kapitalen und Rundstab, darunter die rundbogige Thür- 
Öffnung, zur Seite zwei schlichte Blenden. Wendeltreppe in der Mauerstärke. 

Langhaus und Seitenschiff sind gleichfalls von Tuff aufgeführt, am Seitenschiff 
die Streben einmal, am Chor zweimal abgetreppt, mächtiges Sockelgesims und Hori- 
zontallisene, die Sakristei später in Backstein angebaut. Über dem südlichen Seiten- 
portal am Langschiff die Inschrift: anno domini i478. 

Im Inneren ist die Turmhalle durch ein Gratgewölbe geschlossen, der Bogen 
nach dem Langhaus zeigt romanische Kämpfer. Nach dem nördlichen Seitenschiff 
zu zwei Rundsäulen und zwei Halbsäulen mit runder Basis und rundem Kapital. Im 
Seitenschiff die Rippen auf Diensten, die an der Horizontallisene aufsetzten, die unter 
den (ursprünglichen) Fenstern hinlief. Auf den Säulenkapitälen nach dem Mittelschiff 
ein alter Dienst mit je einem durch einen Kopf oder einen Löwen gebildeten Kapital 
(Fig. 3). An der Südseite des Mittelschiffes die Dienste mit polygonalem Kapital über 
den Sohlbänken absetzend. Auf einem der Kapitale zwei Männchen mit einer Keule. 

Glocke von i472 mit guter spätgothischer Kante und der Inschrift: sanctus 

PETRUS VOCOR. ANNO DOMINI MCCCCLXXII. DUM TRAHOR, AUDITE. VOCO VOS AD 
GAUDIA VITE. DEFUNCTOS PLANGO. VIVOS VOCO. FULGURA FRANGO. JOHAN VAN 
DORPMUNDE GOIT MICH. 



Inneres 



Glocke 



DIERSFORDT. 



RÖMISCHE FUNDE. Schneider, Kr. Rees S. 67. In der Nähe sind zwei 
römische Warten nachgewiesen, die eine südlich vom Hofe Schoikamp am Rande 
des Diersfordter Busches, der Mittelhügel nur 4 m im Durchmesser, der Graben i m 
breit, mit kreisförmigem Wall, 4o Schritt im Umfang; die andere nach Fluiren (am 
Krähenberg, Flur 24) zu in Gestalt eines natürlichen kegelförmigen Hügels, der Hügel 
9 m im Durchmesser, der Graben i,5 m breit. In der Fluirener Haide wurden rö- 
mische Münzen entdeckt (Bird, Niederrhein S. 67. — Fiedler, Gesch. und Alter- 
tümer S. i69). In Fluiren selbst ist die Burg Lippermünd anzunehmen — vor der 
Veränderung des Stromlaufes zwischen i53o und i59o lag hier die Mündung — , wahr- 
scheinlich schon ein römisches Kastell, als Brückenkopf und Vorwerk für Castra vetera 
errichtet (Bird S. 38). Fundamente wurden daselbst noch i75o entdeckt (vgl. auch 
Mooren, Altertümliche Merkwürdigkeiten der Stadt Xanten I, S. 63. — v. Veith, 
Vetera castra S. i4. — Kunstdenkmäler d. Kr. Moers S. 75. — Fiedler, Beitr. zur 
Geschichte Wesels S. 2). 

Am Westende des Diersfordter Busches, der Kuphaide gegenüber, wurde schon 
1801 und 1802 eine bedeutende Anzahl von Kannen und Urnen gefunden (Bird 
S. 43). Die Heerstrasse, die von Bislich über Peddenberg nach Schermbeck führt, ist 
jenseits Diersfordt in der sandigen Haide mit den drei Wällen noch deutlich sichtbar 
(Schneider, Neue Beiträge XI, S. 8). 

2 

i7 



Römische 
Funde 



Lippermünd 



i8 



KREIS REES 



Römische 

Funde 
Grenzwehr 



Römerstrasse 



Von der von Mehr kommenden Grenzwehr sind die Reste von Wällen noch 
ungefähr 200 m südlich der Bergefordt und etwa 100 m südöstlich von der Dryen- 
kathe und südlich des Schoikamphofes sichtbar. Der mittlere Wall ist 4o m (so) breit, 
die seitlichen Gräben 12 m breit und i — 2 m tief, von dem Eisgraben bis zur alten 
Heerstrasse mit je zwei Reihen von Eichenstümpfen besetzt. Femer sind westlich 
des Heerenberg -Denkmales dicht an der Chaussee drei Wälle von je 5 m Breite und 
vier Gräben mit flachen Escarpen von je 3 m Breite erkenntlich. 

Die Römerstrasse von Bislich her (Schneider S. 44. — Ders., Heer- u. Handels- 
wege Vni, S. I. — C. V. MüFFLiNG, Über die Römerstrassen S. 2 7), der ,Hooge Weg', 
ist jetzt ausgebaut, setzt sich neben der erwähnten Grenz wehr am Veen nach Fluiren 
fort und läuft nach der Grenzwehr am Isselerbruch, die sie bei Huvermannshof er- 
reicht. Die Strasse von Lippmannshof her (Schneider S. 47) ist bei Vonschenhof 
und bei Schoikampshof noch sichtbar, durchschneidet die Wesel -Reeser Chaussee auf 
der Ellerschen Haide und führt weiter auf Hamminkeln zu. 




Fig. 4. Schloss Diersfordt. 



Schloss 



Geschichte 



SCHLOSS. Handschriftl. Qu. Im Stadtarchiv zu Köln: Museum Alfte- 
rianum LXVI, fol. i53. 

Das Schloss wird im i4. Jh. als adeliges Haus genannt. Hilla, die Tochter des 
Ritters Dirk von Hessen, brachte es an Adolf von Wylach, der es i4oi von Graf 
Dietrich von der Mark nach dem Tode Stevens von der Kemnaden (Bird, Bedeut- 
samkeit der Gegend des Niederrheins S. 37) zu Lehen empfing. Diesem folgte i443 
sein Sohn Dierck, i498 Adolf, dann wieder ein Dietrich, Adolf und Dietrich von Wilich 
und Diersfordt. Des letzteren Tochter Johanna brachte das Schloss dem Elbert von 
Palant auf Selem zu. Ihre Tochter Johanna heiratete Johann Hermann Herrn von 
Wilich und brachte so Diersfordt und Selem zurück an Dirk von Wilich. Johann 
Hermann starb 1680, sein Nachfolger war Dietrich, dessen Nachfolger wieder Dietrich 
von Wilich, der es bei seinem Tode i73i seiner Tochter hinterliess, die 1 7 46 Wilhelm 
Helmer von Grapendorp heiratete. In der 2. H. des 18. Jh. wurde das Schloss, das 
wie Bellinghoven, Groin, Empel, Hueth und die Schlösser südlich der Lippe unter 
dem Admiral Franz Mendoza im J. i598 durch die Spanier gänzlich ausgeraubt 
(J. D. V. Steinen, Westph. Geschichte, Lemgo i7i5, I, S. 543. — Berg. Zs. XXIV, 
S. 23) und zum zweiten Male am 23. Okt. 162 1 erstürmt worden war (Düsseldorf, 



18 



DIERSFORDT 



l9 



Staatsarchiv, Cod. A. So, vol. VII, Bl. ii5b), im Äusseren und Inneren von Alexander 
Hermann von Wilich umgebaut Im J. i83i ging das Schloss von den Wilich an 
den Grafen Anton von Stolberg über. Jetziger Besitzer Graf Friedrich zu Stolberg- 
Wemigerode. 

Das Schloss liegt mitten im alten Rhein auf einem erhöhten Terrain, das mit 
doppelten, 20 m breiten durch einen Zwischenraum von 35 m getrennten Gräben um- 
geben ist. Die Wirtschaftsgebäude liegen ihm getrennt gegenüber, ursprünglich, wie 
im Haag und in Wissen (Kunstdenkmäler d. Kr. Geldern S. 28, io5), eine eigene 
Vorburg. Erhalten ist von dem alten Bau nur ein dreistöckiges Backsteingebäude des 
i5. Jh. mit vorstehenden Giebeln, bestehend aus zwei grösseren und einem schmäleren 
und niedrigeren Stockwerk. An der dem Graben zugekehrten Ausserimauer eine Reihe 
weit vorstehender Träger, auf denen ursprünglich ein hölzerner Wehrgang aufsass. 
Das Herrenhaus war ursprünglich ein fast quadratischer Bau mit drei Türmen. Bei 
der Erneuerung im 18. Jh. wurde der ganze südliche Teil angefügt, der Turm dem 
nördlichen entsprechend dreistöckig errichtet, aber nicht eingebimden, nach den 
Gräben zu ein breiter Balkon. Der Mittelbau ist zweistöckig mit fünf Fenstern Front, 
die Türme haben niedrige geschweifte Hauben erhalten. Die alte Gestalt zeigen 
zwei im Schloss befindliche Gemälde des l7. u. 18. Jh., das eine mit Gärten und 
weiter Umgebung. 

Die im Hof freigelegene Kapelle ist ein interessanter Rokokobau aus Back- 
stein mit Haustein von i775. Der Fac^ade, die sich über dem hohen Sockelgesims auf- 
baut, tritt ein Risalit mit zwei Halbsäulen vor, die den mit Metopen und Triglyphen 
gegliederten Architrav tragen. Vierseitiges Türmchen mit gewölbtem Dach und rüben- 
förmiger Spitze. Der Aufbau zur Seite noch mit barocken Voluten. Über dem Portal 
die Inschrift: Alexander Hermann reichsfreiherr von wylich, herr von diers- 

FORT, SEHLEM, WYLACK, BIESENHORST, ERBHOFMEISTER DES HERTZOGTUMS CLEVE, 
DROST ZU ISERLOHN UND ALTENA, COADJUTOR DES DEUTSCHEN ORDENS ZU UTRECHT, 
DES JOHANNITER ORDENS RITTER, ERBAUTTE DIESE KIRCHE ZUR EHRE GOTTES MDCCLXXV. 

Vgl. V. Recklinghausen, Ref. -Gesch. III, S. 2i7. 

Das Schloss ist von prachtvollen Waldungen umgeben, von den alten Park- 
anlagen sind noch die herrlichen Alleen erhalten. Die Lindenallee vor dem Schlosse 
ist mindestens i5o Jahre alt, die Rosenallee besteht aus 1802 Buchen, die Veenallee, 
deren Buchen i53 Ringe zählten, musste leider i883 geschlagen werden. 

Im Inneren eine Reihe von Zimmern und Sälen mit Stuckdecken und Stuck- 
leisten des 18. Jh., mit der ganzen steifen Magerkeit des deutschen Rokoko und 
beginnenden Klassizismus ausgestattet. Die Wände eines nach N gelegenen zwei- 
fenstrigen Zimmers sind mit grau in grau gemalten Leinwandgemälden bedeckt, die 
Geschichte von Eros und Psyche darstellend, vortreffliche Arbeiten unter französi- 
schem Einflüsse aus der Schule Davids — die liebliche und reizvolle Schönheit der 
Formen tritt bei dem Mangel aller Farbe nur noch mehr hervor. Ein links vom Ein- 
gang gelegenes Wohnzimmer mit mythologischen Einzelfiguren auf farbigem Grunde. 
Die übrigen Räume sind nur mit schmalen Leisten verziert 

Das Schloss enthält eine ganze Sammlung von Porträts des i7. u. 18. Jh., zum 
grössten Teil Bildnissen derer von Wylich, ziemlich gleich grossen Brustbildern. Als 
besonders wertvoll zu nennen die Porträts des i759 verstorbenen Generalfeldmarschalls 
Christoph Wilhelm von Kalckstein, der Elisabet Helene Brandtin von Lindau, geb. Gans 
von Putlitz, i675 — i72i, und der Christophora Eva Lucretia von Kalckstein, geb. 
Brandtin von Lindau, i7oo — 1729, die beiden letzteren i722 von Antoine Pesne gemalt. 

i9 



Schloss 



Beschreibung 



Kapelle 



Umgebung 



Einrichtung 



Gemälde 



KREIS REES 



DORNICK. 



Kathol. 
Pfarrkirche 



Geschichte 



Bcsuhreibung 



Tabernakel 



Taufstein 



Skulpturen 



KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (tit. s. JoH. Bapt.). 

Handschriftl. Qu. Im Pfarrarchiv: 3o Urk. vom J. i4oo an, Heberegister. 
— Im Stiftsarchiv zu Xanten: Visitationsprotokolle von i754 (Reg. IV, c). 

Der Ort wird zwischen 1188 und Ii9i zuerst erwähnt (Sloet, Oork. Nr. 372, 
429), die Kirche zuerst i332 (Ann. h. V. N. LH, S. i46; vgl. Binterim u. Mooren, 
E. K. I, S. 255; II, S. 5; Düsseldorf, Staatsarchiv, Urk. Emmerich, S. Martin 37o), 
doch bestand schon im i3.Jh. ein Bau, von dem noch der Unterbau des Turmes 
erhalten ist. Im i5.Jh. ein Langhaus angebaut, i59o wurde dieses durch die Staatischen 
verbrannt, nur der Chor blieb stehen (Notiz des Lehrers JOH. Schaüstein vom J. i784 
im Pfarrarchiv). Im i7.Jh. wurde dafür 'ein mächtiges weitausladendes Querschiff ein- 
gefügt, dem der Turm direkt vortritt. 

Kreuzförmiger Bau, i9,8o m lang, der Chor 6,22 m breit, das Querschiff i8,65 m, 
die Turmhalle 4,68 m. 

Der dreistöckige Backsteinturm hat einen neuen Mantel erhalten. Die unteren 
beiden Geschosse gehören noch dem romanischen Bau an und sind durch Vertikal- 
lisenen und Rundbogenfries gegliedert, im zweiten Stock vermauerte romanische 
Doppelfenster mit Sandsteinsäule. An der Südseite ein aus fünf Seiten des regel- 
mässigen Achtecks konstruierter Treppenturm angebaut. 

Der Chor gehört dem gothischen Bau des i5. Jh. an, er enthält einachsige 
Fenster, seine Rippen ruhen mit Blattkapitälen auf durchgeführten Diensten. Das 
flachgedeckte Kreuzschiff ist innen durch einfache Blenden belebt, nach N und S je 
ein grosses spitzbogiges Fenster. 

Tabernakel in Gestalt eines schlichten Wandschrankes mit einfacher Stab- 
werkgliederung, 2. H. des i5.Jh. 

Taufstein (Abb! aüs'm Weerth, Kd. Taf. IV, 8. — Ann. h. V. N. III, S. 45), 
1,8 m hoch, von Sandstein, 2. H. des i5.Jh., achtseitiger Schaft mit einfachen Blenden 
auf quadratischer Plinthe, an vier korrespondierenden Seiten des achtseitigen Beckens 
in Basreliefs die Erschaffung der Eva, Beschneidung, Taufe Christi, Kreuzigung, an 
den übrigen mit Vierpässen verziert. Die unteren Seiten des Beckens mit reichem 
Masswerk verziert. Eng verwandt dem Taufstein in Ginderich (Kunstdenkmäler d. Kr. 
Moers S. 21), aber sauberer in der Ausfuhrung. 

Madonna, 1,20 m hoch, um i49o — i5oo, bedeutendes Werk aus der Schule 
von Emmerich, neu polychromiert, ursprünglich Leuchterfigur, auf Kopf mit Halb- 
mond stehend. Der zierliche Kopf setzt scharf gegen den Hals ab, der Oberkörper 
ist überschlank, zart, biegsam, weich, durch das grosse in etwas gebrochenen Parallel- 
falten herabsinkende Gewand trefflich durchmodelliert, mit den zierlichen und doch 
runden, etwas gespreizten Fingern hält sie das nackte Kind mit der Traube. 

S. Anna selbdritt, derbe, kräftig ausgeführte Gruppe um i5oo, ähnlich der 
im Münster zu Emmerich (s. u.). 

S. Ludgerus, steife Einzelfigur aus der 2. H. des i5. Jh. mit energischen Zügen, 
mit Stab und Kirchenmodell. 

S. Agnes und S. Antonius, neu polychromierte Holzfiguren um i520, beide 
knieend und anbetend, ursprünglich zur Seite einer Mittelfigur aufgestellt. 



20 



DREVENACK 2 1 

Glocken: I. JOHANNIS IS min NAEM, min GELUEIT IS VOER GODT BEQUAEM. ICmhol. 
DEN LEVENDIGEN ROEP ICK, DIE DOEDEN OVERLUEI (so) ICK l544. GlLkln 

2. JOSEPHUS, DONATUS. ALEXIUS PETIT ME FECIT A. l782. 

3. MARIA ELISABETHA. ALEXIUS PETIT ME FECIT A. l783. 

HAUS WENGE (Dederich, Annalen Emmerichs S. 35i) lag ehemals an der Haus Wenge 
Mündung des alten Rheins in den Hauptstrom, im Besitz derer von Wischel, von 
Wylack, von der Recke, im J. i6o6 noch bewohnt (Urk. im Pfarrarchiv), im i7.Jh. 
vom Rhein weggespült. 

DREVENACK. 

RÖMISCHE UND GERMANISCHE ANLAGEN. Über die Steeger Römi.ch« u. 

_, 1 r 1 Germanische 

Burgwart vgl. unter Schermbeck. Die grosse äusserste ältere Grenzwehr führt von AnUgen 
Loikum über Huvermannshof nach Peddenbei^ nördlich von Drevenack (Schneider, 
Kr. Rees S. 32). Sie ist am besten erkennbar nördlich der Landstrasse nach Pedden- 
berg am Südrand der schwarzen Haide (der Weg führt kurz hinter Buddendick, süd- 
lich der Strasse und Haus Klotz, im rechten Winkel nach N ab). Über die Gestalt 
der Landwehr vgl. ausführlich unter Loikum. Karten bei Schneider a. a. O. und bei 
V. Veith i. d. B. J. LXXXIV, Taf. i. Ausserdem angegeben auf der Charte des 
Herzogthimis*Cleve von F. L. Güssefeld, Nürnberg i 777. 

Ausserdem lief von Obrighoven auf Drevenack zu ein Arm einer weiteren Grenz- 
wehr, deren Ansatz an jene erstere nicht nachweisbar, die aber in der Aufnahme der 
Obrighovener Landwehren vom J. i735 (Wesel, Stadtarchiv, caps.35i, Nr. 5) deutlich 
mit vier und fünf Gräben eingezeichnet ist. 

EVANGELISCHE PFARRKIRCHE. Schon I29i unter den Besitzungen Evangci. 
des Johanneshospitals zu Wesel en^ähnt (Lacomblet, U B. II, Nr. 9i4), noch i38o Geschichte'' 
als capella genannt (Binterim u. Mooren, E. K. I, S. 267), erst im i5. Jh. als ecclesia 
(ebenda II, S. i8), Mutterkirche von Neuschermbeck und Tochterkirche von Spellen ^ 

(TiBUS, Gründungsgeschichte S. 224), ursprünglich dem h. Sebastian geweiht. 

Zweischiffiger Backsteinbau des iS.Jh., 2i,9om lang, ii,25m breit (das östliche Beschreibung 
Joch des niedrigeren nördlichen Seitenschiffes vom J. i85i), zwei vierseitige Pfeiler 
mit abgefassten Kanten, die Rippen auf Maskenkonsolen ruhend. Der dreistöckige aus 
unregelmässigen Grauwackebruchsteinen aufgeführte Westturm stammt noch aus dem 
i3.Jh., im Oberstock ein romanisches Doppelfenster mit Mittelsäule und Würfel kapital. 

Glocken. Die erste von i52o mit der Inschrift: anno domini mcccccxx. Glocken 

SANCTUS JOHANNES. SANCTE- SEBASTIANE, TUIS FAMULIS PETE DONA SALUTIS ET TEM- 
PESTATIS PROFUGE SATHANICAS. WOLTERUS WESTERHUIS ME FECIT. 

Die zweite mit der Inschrift: in honorem et gloriam dei et ecclesiae usum 

CONFICI FECERUNT THOMAS METMAN INVARIATAE AUGUSTANAE CONFESSIONIS PASTOR. 
ANNO 1623 JOSEPH JULLIEN ME FECIT. BERNT KOLCKMAN KERCKMESTER. EVERHARD 
SCHULT ZU LOOSEN, HERMAN THO LUIL, JOHAN SCHOL, BERNDT MOLLMAN, PROVISOREN. 

Zwei frühmittelalterliche Memoriensteine des 9. — 10. Jh.; eingemauert (Ann. Memonensteine 

h. V. N. IV, S. 264): 

^ -f im iD 

SEPTEMBRIS 

e ADAiELIT 

LAICA 

(quarta idus Septembris obiit Adahelit laica). 
21 



2 2 KREIS REES 



Evmigel. mi KAL. MARX e 

Pfarrkirche 



GERSWIDT LAIC 
^ ANIMA EIUS 

SIT IN PACE AM. 

(quarta Kai. Martii obiit Gerswidt laica, änima eius sit in pace. Amen. Nicht A ß). 
Schio.s SCHLOSS. Ann. h. V. N. XXXI, S. i32. Das castellum de Dravewinkel wird 

unter den Lehen genannt, die Kleve von Köln hielt (zwischen i3ii und i3i4), es 
wird zuerst 12? 7 (Urk. i. d. Farragines des Gelenius VIII, fol. 459, Köln, Stadtarchiv) 
und 1284 (Lacomblet, Archiv IV, S. 387) erwähnt. Reste nicht vorhanden. 



EMMERICH. 

Littcmtur Teschenmacher, Ann. p. i45. — Hopp, Kurtze Beschreibung S. 95. — M. 

Merian, Topographia Westphaliae p. 25. — Blaeu, Theatrum urbium Belgiae regiae 
II. — Abraham Säur, Stätte- Buch p. 45o. — M. Z. van Boxhorn, Theatr. Holland, 
p. 333. — E. Wassenberg, Embrica, sive urbis Embricensis descriptio, Kleve i667, 
Ausgabe mit und ohne Karte. — Ders., E panegyricis et prosphoneticis miscellanea, 
S. P. Q. Embricensi dedicata, Brüssel i649. — Menso Alting, Notitia Germaniae 
inferioris, Amsterdam i7oi, II, p. 48. — Jurata pacta et contractus super advocatia 
et protectione capituli et civitatis Embricensis, o. J., nach i6o9 (erhalten i. d. Farra- 
gines des Gelenius XX, fol. 573, Köln, Stadtarchiv). — Het juichende Emmerik over 
den herstelden vrede, gesloten te Hubertsburg in Saxen, Amsterdam i763. — A. van 
Slichtenhorst, XIV boeken van de Geldersse geschiedenissen, Amheim i654, p. 356, 
420. — Andries Schoemaker, Körte Beschrijving van het Graafschap en Hertogdom 
Kleef. Met de Afbelding der meeste Steden van dat Hertogdom, i728 mit Abb. — 
Reize längs den Neder-Rhijn over het Loo . . ., Keulen, Dusseldorp tot Bon, Kampen 
i785, p. 45. — Matth. Brouerius van Nidek en Jsaac le Long, Kabinet van 
Nederlandsche oudheden VI, p. 29i. — Fran^ois Halma u. Matth. Brouerius 
VAN Nidek, Tooneel der verenigde Nederlanden en onderhorige Landschappen, 
Leeuwarden i725, I, p. 281. -— Franc. Xav. Merbeck, Emmerik, Emmerich 1824 
(Übersetzung von Wassenberg mit Fortsetzung bis zum i9. Jh.). — Andreas Dede- 
RiCH, Annalen der Stadt Emmerich, Emmerich i867. — Verzameling van rapporten 
verbaalen en verdere stukken betreffende de doorsnydingen en werken, welken 
tusschen Emmerik en Amhem zyn aangelegd, Haag i798, 2 Bde. — A. TiBUS, Der 
Gau Leomerike und das Archidiakonat von Emmerich in seiner ursprünglichen Aus- 
dehnung und kirchlichen Einrichtung, Münster i877. — Ders., Zur Geschichte der 
Stadt Emmerich. Eine bedeutsame alte Urkunde herausgegeben und erklärt, Münster 
1882. Dass. i. d. Nrh. G. 1881, S. i53 flf., 1882, S. 6 ff. — v. Mülmann, Statistik I, 
S. 4i4. — W. DiLLENBURGER, Geschieh te des Gymnasiums zu Emmerich: Programm 
des Gymna.siums, Abt i u. 2, i846 u. i848, 3. Abt. von J. Klein i853. — Fr. Reiffen- 
BERGii e soc. Jesu presbyteri historia societatis Jesu ad Rhenum inferiorem, Köln 
i764. — Krafft, Aufzeichnungen des Schweizer Reformators Bullinger über sein 
Studium zu Emmerich und Köln i5i6 — 1522. Dazu Sybels Histor. Zs. XXIV, S. 206. 
— R. Heinrichs, Der niederrheinische Humanist und Schulmann Matthias Breden- 
bach (Rektor in Emmerich seit i533), Frankfurt a. M. i89o. — J. Koehler, Rück- 
blick auf die Entwickelung des höheren Schulwesens in Emmerich. Festschrift zur 

22 



EMMERICH 



23 



Erinnerung an die Feier des fünfzigjährigen Bestehens des Gymnasiums, Emmerich 
1882. — B. Liesen, Zur Klostergeschichte Emmerichs bei Beginn des 16. Jh.: Beilage 
zum Osterprogramm des Kgl. Gymnasiums zu Emmerich i89i. — Der Name Emrica 
und nicht Embrica: Weddigens Westphäl. Magazin zur Geographie, Historie und 
Statistik III, i787, S. 285. — Dahlmann, Emmerich: L. Lerschs Niederrheinisches 
Jahrbuch für Geschichte, Kunst und Poesie i843, S. i. — Jac. Schneider, Die älteste 
Geschichte von Emmerich bis zur Mitte des i3.Jh.: Ann. h. V. N. VI, S. 9i; vgl- 
XIII, S. 278; XV, S. 247. — Dederich, Zur Urgeschichte von Emmerich: 33 Artikel 
im Emmericher Bürgerblatt vom 9. Nov. i85i bis 28. Okt. i852; Kreisblatt des Kreises 
Rees i85i, Nr. 92 ff. — Ders., Geschichte von Emmerich bis zur Erhebung zur Reichs- 
stadt: Emmericher Bürgerblatt i859, Nr. 102, io4; 1860, Nr. i — 5. — Ders., Über die 
Namen : Picks Ms. IV, S. 7 1 6. — Ders., Zur Topographie von Emmerich : Picks Ms. 
V, S. 243. — Ders., Die alte Herrschaft der Hekeren: Ann. h. V. N. XVI, S. 2o9. 
— Ders., Die ältesten Trümmer des Rittergeschlechts der Hekeren: Picks Ms. VII, 
S. 5oi. — Ders., Der Emmericher Goliath: Emraericher Bürgerblatt t863, Nr. 3, 4. — 
Ders., Der Goliath von Emmerich: Picks Ms. I, S. 281; VI, S. 182. — Ders., Die 
Gräfin von Wartenburg oder Katschen Rickers aus Emmerich: Emmericher Bürger- 
blatt i863, Nr. i9 — 21. — Ders., Emmericher Annalen von i5o8 — i5o9: Ann. h.V. N. 
XLVIII, S. 188. — Ders., Kriegsereignisse in den J. i598 u. i599: Emmericher Bürger- 
blatt i863, Nr. 9 — 1 3. 

Handschrift 1. Qu. Im Stadtarchiv (inventarisiert und als Depositum dem 
Staatsarchiv zu Düsseldorf übergeben): 333 Urk. von I233 — 1778, i4 aus dem i3., 
58 aus dem i4.Jh. Im Nachtrag (von Nr. 284 an) Urk. des Nonnenklosters Marien- 
kamp, des Jesuitenkollegs, des Kreuzherrenkonvents. 

Historische Handschr.: Privilegienbuch der Stadt, Pap. kl. fol., enthaltend 
die auf Verfassung und Gerechtsame der Stadt bezüglichen Urk. von 1233 — 1522, 
116 BL, Bl. 58 — 7o die privilegia eccl. coli. s. Martini Embricensis, die Ordnung up 
die geistlichen cloester vom 5. März i5o7; eine weistümliche Aufzeichnung: van Dycken, 
geschrieben Anfang des 16. Jh. (A. 54»). — KoUektaneen der Stadt, Pap. fol., ge- 
schrieben von Canon. Peter Rossmeulen, mit Kopien von Urk., Rechtsgewohn- 
heiten, Statuten von 1233 — 1699 (A. II). — Arnoldus Berck, De antiquitate oppidi 
Embricensis, i7.Jh. (A. 44). — Liber diversorium, Pap. fol. 352 Bl., Kopiar von Urk., 
Erlassen, Heberegistem, Steuerlisten von i377 — 161 2, dazu Aufzeichnungen über Ge- 
treidepreise und Brotgewicht (A. III), ähnliche auch A. I, fol. i3. — Copiae diver- 
sarum literarum continentium de rescriptis opidi Embricensis i438 — 1649, Pap. fol. 
(A. IV). — Bürgerbuch der Stadt mit Bürgerlisten von i427 — 1663 und vorausgeschick- 
tem Statut und Eidesformular (A. V). — Der ghevangen buek, ind helt in, wat schoide 
ind verluys die stat van Emrik ind oir burger by oren heren tot voil tyden heben 
gehadt, Urk. und Aufzeichnungen von i447 — i45o, über die der Stadt von den Landes- 
herren zugefügten Verluste, Pap. fol. 32 Bl. (A. V). — Der visscher boeck: ind helt 
in, wo die visscher tot Emrik dat water tot Emrik hörende van ailtz bevischt hebn, mit 
weisttimlichen Aufzeichnungen über die Fischereigerechtsame der Stadt im Rhein und 
den Streit mit Griethausen i444 — 1449, Statuten der Fischersodalität von i499 etc. 
(A. 7). — Tolboek, Sammelband, Pap. 24 Bl. von i388 — i4o6, mit Aufzeichnungen über 
Donnerbüchsen, Gewichte, Steuern, Gerechtsame, Zollrollen etc. (A. 8). — Gildeboek 
der Schippers -Gilde von 1627 mit Statuten, Erlassen und Listen der Brüder (A. 9). 

Hansasachen (B. i — 8) von i496 an, Recesse von i5o7 an mit Abschriften 
älterer Stücke von i3o7.ab, Korrespondenzen in Hanseatischen Angelegenheiten von 



Littertl tur 



Handschriftl. 

Quellen 
Düsseldorf 



23 



24 KREIS REES 

Handschrifti. i572 — 1628. — Rentmeistcrei- und Kämmereirechnuneren von i57i an, Ratsprotokolle 

Quellen ° .. » r 

von 1627 an, SchöfFengerichtsprotokolle von i523 an. — Über die Akten vgl. Ilgen, 
Rhein. Archiv S. i45. Drei Urbare bei Lamprecht, Verzeichn. rhein. Urbarialien S. 4i. 
Emmerich In Emmerich selbst noch aufbewahrt: Maass- und Proportionirliche Delinea- 

tion aller unterm Richter Ampt Emrich gehörigen Bow- und Weylandereyen etc. sambt 
darin erfindtlichen Adlichen Häusern und garten, i724 vom Geometer Theod. Bucker 
gefertigt. — Katasterkarten der Bauernschaft Huthum, i8.Jh. — Briefe der Hanse- 
städte Wesel, Köln, Lübeck an Emmerich von i569 an. 
Köln Im Stadtarchiv zu Köln; Plebiscita oppidi Embricensis vulgari lingua exposita 

et approbata (Farragines des Gelenius XI, fol. 329). 
Xanten Im Stift sarchiv zu Xanten: Dick - Ordnungh des Fürstendoms Cleve von 

i575 (Pels V, Bl. i9). 
Ansichten und Ansichten und Pläne. 

**"* I. Ansicht von Wemei HoUar (Ann. h. V. N. XXXIII, S. i73). 

2. Ansicht im Städtebuch von Braun u. Hogenberg II, pl. 34, 3o,5 xi7,7 cm. 

3. Stich bei P. Bertius, Rerum German. commentar., Amsterdam i632, III, 
p. 52 2, Ansicht vom Rhein aus, bez.: embrick, i8,9xi4cm. 

4. Gemälde im Rathause, i7.Jh. (s.u.). 

5. Stich bei M. Merian, Topographia Westphaliae p. 25, doppelseitige An- 
sicht, 3ix8,6cm, oben auf einem Band mit der Inschrift: embrica. Emmerich i647. 
Darunter das Wappen. Am linken Ufer das Fort Uranien. 

6. Stich bei Merian p. 72. Ansicht vor der Befestigung, 3ixi9,6cm, bez.: 
EMBRICA. Emmerich mit Wappen. 

7. Grosser Plan bei Je. Blaeu, Theatr. urb. Belgiae regiae, Köln i659, 
II. am Ende. 

8. Stich nach Braun u. Hogenberg, 21,2X27 cm, bez.: statt emmerich 

VON GRAFF MORITZEN EINGENOMMEN UND BESETZT. Geller 1 6 14. 

9. Grosser Plan um i63o, bez. : emmeryck, quer fol. 

ig. Plan von G. C, Stich bei Wassenberg, 59x4 1,2 cm, bez. oben: stadt 
EMMERICH, rechts imd links das alte und neue Siegel. Ungenaue Aufnahme aus der 
Vogelperspektive, gegenüber Fort Oranien. 

11. Seltener Stich des i7.Jh., 1 2,5x8,8 cm, Ansicht vom Rheine, bez. oben: 
embrica decora, im Vordergrunde Ufer mit Fähre. 

12. Ansicht der Übergabe an die Franzosen am 10. Juni i672, gez. v. Beaulieu, 
gestochen von Ä le Clerc, 43 x 33 cm (Muller, Beredeneerde Beschrijving I, Nr. 2356). 

i3. Grundriss bei Lieuwe van Aitzema, Historien onses tyds beheizende saken 
van Staat en oorlogh, Amsterdam i685, I, p. 298. 

i4. — 17. Vier Stiche von A. Rademaker im Kabinet van Nederlandsche en 
Kleefsche Gudheden VI, p. 29 1, Nr. 289—292. 

18. — 21. Vier kolorierte Zeichnungen vom J. i737 von /. de Beijer im Besitz 
von Herrn Aug. Lancelle zu Emmerich: ryngesicht langens de stadt emmerik. 

RYNGESICHT, EMMERIK EN DE MÜNSTER KERCK. DE ST. MARTINUS KERCK TE EM- 
MERIK. MARKT TOT EMMERIK. 

2 2. — 28. Acht Stiche von Paul van Liender nach J. de Beijer vom J. i74o in 
Het verheerlykt Kleefschland pl. 34 — 37. 

29. Stich des 18. Jh., i5,4xio,8cm, Ansicht vom Rhein, bez. oben auf Band 
mit: emmerick, im Vordergrund Ufer mit einzelnen Reitern. 

24 



EMMERICH 



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RÖMISCHE UND GERMANISCHE FUNDE. Römischeu. 

T-N n • 1 ' • r>> • 1 • -«/r 1 • Germanische 

Dem Steinalter gehören einige Steinwerkzeuge an, zwei Messer, das eine aus Funde 
Feuerstein, das andere aus Serpentin, noch im Gymnasium zu Emmerich (Ann. 
h. V. N. VI, S. 86). 

Über die römischen Münzfunde vgl. Reuvens, Leemans en Janssen, Romein- 
sche, Germaansche of Gallische Oudheden in Nederland, Belgie enz. p. 26. — Fiedler, 
Geschichte und Altertümer des unteren Germaniens S. i7i. — Westphäl. Magazin IX, 
S. 27o. — MiNOLA, Übersicht S. 344. — B. J. IX, S. 2i3. Angeblich auch ein Apollo- 
kopf und zwei römische Schilder hier gefunden (GusE, Kurze Beschreibung zweier 
Schilder, Dessau i784), aber zweifelhaft, vgl. Schneider i. d. Ann. h. V. N. VI, S. ii4. 

Über die Römerstrasse von Emmerich nach Elten vgl. Schneider, Kr. Rees Strassen 
S. 35. Die Hauptstrasse hiess von Elten bis kurz vor Vrasselt der ,Hellweg*. In 
Vrasselt ging sie rechts ab durch das Dorf und zog sich links von der Chaussee in die 




Fig. 5. Emmerich Grundriss der Aldegundiskirche. 

Felder. Sie geht weiter durch den Millinger Bruch und durchschneidet bei der Prinzen- 
brücke die Landwehr. Bis nach Haldern sind alle Spuren verschwunden (vgl. dort). 

Germanische Gräber wurden in dem Nierenberg, zehn Minuten östlich von Gräber 
Emmerich, i854 bei Anlage des Eisenbahndammes abgetragen, entdeckt mit roh aus 
Erde geformten, leicht gebrannten braun grauen Urnen, nur Knochenreste enthaltend. 
Vgl. Janssen i. d. B. J. IX, S. 37; XXIII, S. i73. — Schneider i. d. Ann. h. V. N. VI, 
S. 89, ii4; i. d. B. J. XXII, S. i4o. — Ders., Kr. Rees S. i5. Vgl. B. J. LXI, S. i7o. 

ALDEGUNDISKIRCHE. Kabinet van Nederlandsche oudheden VI, p. 3o5 . a 1 d e g u n d i s 
— Wassenberg p. i53. — Merbeck p. 93. — Schneider i. d. Ann. h. V. N. VI, uttcratur 
S. II o. — A. TiBUS, Das Alter der Kirchen zum h. Martinus und zur h. Aldegundis 
in Emmerich, Münster 1 875. Dazu Ann. h. V. N. XXVIII, S. 35i. — Patrocinium 
der h. Aldegundis: Nrh. G. i883, S. i75. 

Handschriftl. Qu. Im Kirchenarchiv: Annotatio. r. d. pastoris, officialis et 
canonici Embricensis Petri Rosmeulen de eccles. S. Aldegundis Embricae incepta 
a. i7oo die 20. Julii. 

Die Aldegundiskirche ist die ursprüngliche Pfarrkirche von Emmerich, zugleich Geschichte 
die ursprüngliche Tauf kirche des Sprengeis, an ihr residierte der Archipresbyter oder 



25 



26 



KREIS REES 



Alde£^undis< 
kirche 



Neubau 



Westturm 



Beschreibung 
Turm 



der Archidiakon, der eben ihr Pleban war und dies bis ii45 blieb. Im J. Ii45 heisst 
sie parochialis ecclesia vetus (TiBUS, Zur Geschichte der Stadt Emmerich S. i4), noch 
bis in das i4. Jh. vetus ecctesia — olde kerk (Sloet, Oork. Nr. 348, 562, 629, 972. — 
Wassenberg, Embrica p. i58. — Urk. von i333 im Archiv zu Domick). Ausführlich 
TiBUS, Alter der Kirchen S. 22, 39. — Ders., Gau Leomerike S. 65, 74. 

Die alte Aldegundiskirche bestand noch, durch den Brand von i439 beschädigt 
und notdürftig wiederhergestellt (Urk. vom J. i45o im Archiv zu Schloss Hueth), im 
J. i478 (Lacomblet, U B. IV, Nr. 4oi), und zwar selbständig: im J. i439 hatte der 
Pfarrer Heinrich von S. Aldegundis die Inkorporation seiner Pfarrkirche in das S. Mar- 
tinsstift für unnötig und unvorteilhaft erklärt (Emmerich, Stadtarchiv in Düsseldorf, 
Urk. Nr. 9o). Der vollständige Neubau nach einem bald erweiterten Plane erfolgte 
im J. i483 unter Herzog Johann Adolph von Kleve. Wassenberg berichtet p. i53: 
Hac vero ecclesia parochiali civica, vel incendio absumpta vel civium Embricensium 
crescente numero et monasteriorum quorundam templis decore iam surgentibus ob 
angustiam destructa, longe amplissima a. i483 . . cum artificiosa et ob altitudinem spec- 
tabili ac admirabili quadam turre sub eiusdem divae Aldegundis patrocinio exstructa 
est. Vgl. Th. Ray, Animae illustres Juliae, Cliviae p. 59. 

Der West türm, der Stolz der Stadt — ,bij den welken geen toren, van Straats- 
burg of tot den Ocean toe in hoogte te vergelijken was* sagt Merbeck — , wurde am 
2. Sept. i65i vom Blitz getroffen und brannte aus, die stehen gebliebenen Mauern 
wurden am i9. Dez. 1660 durch einen heftigen Sturmwind umgeworfen und zerstörten 
einen Teil des Schiffes, im J. 1661 wurde das Mauerwerk wiederhergestellt (Merbeck 
p. 98). Der Turm erhielt bei der gründlichen Restauration im J. i854 eine neue pyra- 
midenförmige Haube, ohne dass man die Vorbilder der erhaltenen holländischen 
Türme beachtet hätte. 

Der imponierende Turm (Fig. 6) ist aus Tuff aufgeführt und erhebt sich in zwei 
Stockwerken auf quadratischer Grundfläche, um dann in das Achteck übergeführt zu 
werden, ähnlich dem Turm der Kirche zu Apierbeck bei Horde. Im unteren Ge- 
schoss das grosse Hauptportal mit steinernem Mittelpfosten und Stabwerkeinfassimg 
(in Haustein erneut). In der Auskehlung der Gewände stehen zwei dünne Rund- 
säulchen, deren Blattkapitäle ehemals Figuren trugen. Das Portalfenster ist fünfachsig 
mit verstärktem Mittelpfosten, im Abschluss erneutes Masswerk mit Fischblasenmotiven. 
Zur Seite je eine grosse einachsige spitzbogige Blende mit ausgekehlten Gewänden. 
Auf dem Portalsturz die (erneute) Inschrift: anno domini mcccclxxxiii is dit 

WERCK angelaecht. ANNO DOMINI MDCCCLIV IS DIES WERCK DEM ALTEN GLEICH 

erneuert. Der erste Stock schliesst mit einem kleinen in Haustein erneuerten Klee- 
blattbogenfries ab; der zweite Stock, der drei zweiachsige Fenster mit Fischblasen- 
motiven zeigt, mit dem gleichen Fries, über dem sich aber eine aus Haustein erneute 
Gallerie mit vier Eckpfeilern und Fialen erhebt. Den Kanten des achtseitigen dritten 
Geschosses treten Dreiviertelssäulen vor, mit einem Kapital gekrönt, die einen übereck 
gestellten Halbpfeiler tragen, auf dem wiedenmi der Wasserspeier ruht. Die Wand- 
fiächen selbst werden durch einen gestelzten KJeeblattbogenfries abgeschlossen und 
durch eine grosse spitzbogige Blende eingerahmt, innerhalb derselben eine zweiachsige 
Blende mit Hausteinachsen und Masswerk, das mittlere Feld als wirkliches Licht durch- 
gebrochen. Die Krönung bildet eine achtseitige Gallerie mit acht Pfeilern und Fialen, 
die die neue achtseitige Turmhaube umgeben. Südlich ist an den Turm ein Back- 
steintreppentürmchen angebaut, das in drei Stockwerken bis zur Mitte des zweiten 
Turmgeschosses reicht. 



26 



EMMERICH 



27 




Aldegundig. 
kirche 



Fig. 6. Emmerich. Turm der Aldegundiskirche. 

Das Langhaus ist aus Backstein aufgeführt. Die Pultdächer der Seitenschiffe Langhaus 
setzen direkt unter dem Satteldach des Mittelschiffes auf, sind aber flacher als dieses, 
über dem Chor ein kleiner achtseitiger Dachreiter von Zinkblech. Die sieben Joche 
der Seitenschiffe zeigen nach Aussen zweiachsige Fenster mit abfallenden Sohlbänken, 
zweimal abgetreppte Strebepfeiler und Horizontallisenen. Die beiden Westjoche sind 



27 



28 



KREIS REES 



Aldegund 
kirche 



Inneres 



Chor 



Hochaltar 



s- abgeschrägt. Die Strebepfeiler des dritten Joches von W aus sind übereck gestellt — 
ein Beweis für die spätere, ursprünglich nicht geplante Anfügung der Joche neben 
dem Turm. Nach dem ursprünglichen Plane sollte der Turm an die Stelle des jetzigen 
ersten Westjoches nach dem Turm treten, dessen Gewölbe tiefer als die der übrigen 
Mittelschiffjoche ist und anderen Grundriss zeigt. Noch ehe man aber an die Fun- 
damentierung der Ostpfeiler des ursprünglich geplanten Turmes ging, wurde der Plan 
geändert: der Westturm ward um ein Joch nach W gerückt und an die (bereits 
vollendeten) Seitenschiffe je zwei Joche mit abweichender Gewölbezeichnung angefügt 
Dies auch der Grund für die auffallend langgestreckte Form des Grundrisses. Gleich- 
zeitig mit den neuen Seitenjochen sind die Seitenchörchen und der Chor. Die ersteren 
liegen mit ihrem Dach tiefer als die Seitenschiffe : niedrige mit Schiefer verkleidete ver- 
tikale Flächen verdecken den Übergang. Die Streben sind an den Seitenchörchen 
zweimal, am Hauptchor dreimal abgetreppt. An der Südseite des Chores ist ein kleiner 
aus fünf Seiten des regelmässigen Achtecks konstruierter Treppenturm eingefügt, der 
auf das Dach führt. Die moderne Sakristei, als eigener Kapellenbau errichtet, liegt 
völlig frei an der Südseite der Kirche. 

Im Inneren (Grundriss Fig. 5) öffnet sich die durch ein Stemgewölbe mit 
grossem Mittelloch eingewölbte Turmvorhalle mit einem riesigen Spitzbogen gegen 
das Mittelschiff. Der Turm ruht auf zwei mächtigen Pfeilern, die ehemals vorhandenen 
oder nur geplanten Nord- und Südmauem fehlen. In das südliche der abgeschrägten 
Westjoche ist der kleine Treppen türm eingebaut. Im Mittelschiff ruhen die Rippen 
der reichgegliederten Stern- und Netzgewölbe durchweg mit länglichen skulptierten 
Kapitalen mit zwei Reihen Blätter auf i m langen Diensten, die zur Seite der Gurte 
mit Köpfen abschliessen. Die sechs Pfeilerpaare mit niedrigen polygonalen Basen 
werden durch zwei durcheinander geschobene Rechtecke mit ausgerundeten Kanten 
gebildet. Die Arkaden sind einfach abgefasst, die Scheidemauem unbelebt In den 
Seitenschiffen, die zwei Drittel der Höhe des Mittelschiffes haben, wechseln Stem- 
gewölbe mit einfachen Kreuzgewölben, Die Rippen ruhen mit skulptierten Blattkapi- 
tälen, kleiner als die im Mittelschiff und nur mit einer Reihe Blätter versehen, auf l m 
langen Diensten mit Menschenköpfen auf Konsolen. Zweiachsige Fenster mit altem 
verschiedenen Masswerk, Horizontallisenen die Sohlbänke fortsetzend. In den beiden 
Seitenchörchen ruhen alle Rippen ohne Dienste auf Konsolen, die aus Blattkapi- 
tälen mit unten angesetztem Menschenkopf bestehen. 

Der Chor zeigt im Chorhaus zwei Stemgewölbe und im Abschluss ein fein- 
gezeichnetes Netzgewölbe. Die scharfprofilierten Rippen mit neuaufgesetzten ver- 
goldeten Rosetten setzen mit länglichen skulptierten Blattkapitälen auf Dreiviertels- 
säulchen auf, die im Chorabschluss bis zu der unter den Fenstersohlbänken sich hin- 
ziehenden Lisene herabgeführt sind, an der Seite nach i m Länge mit einer Konsole 
abschliessen, die durch die Halbfigur eines ein Spruchband haltenden Engels gebildet 
wird. Nach den beiden Seitenchörchen hin öffnen sich zwei niedrige Spitzbogen mit 
ausgemndeten Arkaden. Im Abschluss drei zweiachsige Fenster mit altem Masswerk, 
das mittlere von innen versetzt 

Die Wirkung der Kirche wird stark beeinträchtigt durch die bedeutende Auf- 
schüttung des Bodens, auf dem sie steht Das Missverhältnis von Höhe und Länge, 
durch die ursprünglich nicht beabsichtigte Erweiterung nach W bedingt, wird dadurch 
noch verstärkt. Von monumentaler Wirkung ist nur der Westturm. 

Hochaltar, um vier Stufen erhöht, schöner Barockaltar mit gutem Abschluss. 
Das Mittelfeld flankiert von zwei gewimdenen Säulenpaaren. Gemälde der Kreuzi- 



28 



EMMERICH 



29 



gung, dunkles, recht gutes Werk der 2. H. des i7.Jh. Im Aufsatz stehend S. Aide- Aidcgundis 
gundis, rechts und links je ein grosser posaunenblasender Engel in Jünglingsgestalt. 



Auf dem Aufsatz balancieren Engelsfiguren. 

Chorstühle, 4,9om lang, siebensitzig auf jeder Seite ohne Rücklehne, um i45o. 
Die Armlehnen ausgeschweift wie an den Chorstühlen der Münsterkirche mit kleinen 



Chorstühle 




Fig. 7 und 8. Emmerich. Aldegundiskirche. S. Agnes und S. Katharina vom Meister von Emmerich. 

Säulchen und starken, durchweg durch Krabben gebildeten Knäufen. Die Miseri- 
kordien mit Tierfiguren, einzelne erneut. Die Vorderseiten der Pulte mit schUchten 
Riefelungen. Die Wangenstücke barock. 

Die Holzskulpturen der Aldegundiskirche sind von hoher Bedeutung für die Skulpturen 
Geschichte der Kaikar -Emmericher Bildschnitzerschule. 



29 



3o KREIS REES 

Aidegundis- S. Agnes (Fig 7), i,4o m hoch, mit langen, zur Seite des feinen zierlichen 

Köpfchens mit dem kleinen Mund, dem hohen runden Hals herabfallenden Locken, 
schmalschulteriger Figur mit kleinen Brüsten, in der zierlichen Hand ein Buch haltend. 
Der an den Schultern eng anliegende Mantel ist in einem schönen und monumen- 
talen Faltenwurf um den ganzen Unterkörper herumgelegt. Rechts neben ihr ein 
springendes Lämmchen. 

S. Katharina (Fig. 8), i,4om hoch, das Gegenstück zur vorigen von demselben 
Meister mit schönem überaus lieblichen Antlitz, in der Linken eine Palme haltend, 
in der Rechten das Schwert mit dem Rad auf den König setzend, wie die h. Agnes 
neu polychromiert. Der leicht nach links ausgebogene Körper ist in ein langes bis 
zum Knöchel herabsinkendes Gewand gehüllt, um den Oberkörper eng, doch mit 
Längsfalten anschliessend, die Formen vortrefflich durchmodelliert. Äusserst zierliche, 
graziöse Hände. Beide Figuren sind Stücke ersten Ranges von einem ausserordent- 
lichen Liebreiz der Erscheinühg, alle Formen fliessend und geschwungen ohne irgendwie 
süsslich zu werden. 

Zwei Madonnen figuren, i,5om hoch, von einem Marienleuchter wie in 
Kaikar (Kunstdenkmäler d. Kr. Kleve S. 73), Kempen (Kunstdenkmäler d. Kr. Kem- 
pen S. 74) und anderswo, zwei Halbfiguren stehend auf einem menschlichen Kopf, 
auf dem linken Arm das winzige nackte Kind und zugleich eine Traube, in der 
Rechten ein (ergänztes) Scepter haltend. Die Madonna mit kleinem spitzen Mund, 
langem Hals, hohem schmalschultrigen, kleinbrüstigen Oberkörper, sehr zierlichen 
Händen. Die beiden Figuren der hh. Agnes und Katharina bilden die Hauptwerke 
des Meisters von Emmerich, vielleicht identisch mit dem i49i genannten beldensnider 
Rabe van Eymerick (B. J. LHI, S. 62). Von demselben Meister im erzbischöflichen 
Museum zu Utrecht eine i,32 m hohe Madonnenstatuette, auf beiden Armen ein 
nacktes Kind mit einer Traube haltend (Kronleuchterhalbfigur, ganz im Stil der 
Emmericher Madonna), in der ehemaligen Sammlung August Hartel in Strassburg die 
66 und 69 cm hohen Holzfiguren der hh. Katharina und Barbara (Auktionskatalog 
Heberle i89o, Nr. 4i7 u. 4i8, Taf. 6), weiterhin die Madonna zu Hüthum (s. u.). 

Fünf 1,20 m hohe Holz figuren aus einer grösseren Serie, Albertus Magnus 
mit Buch und Mitra, S. Christoph mit vortrefflicher Behandlung von Haar und Bart, 
Jakobus mit Muschelhut, Stab und Buch, Johannes der Evangelist und S. Sebastian, 
tüchtige aber ziemlich nüchterne Arbeiten um i5oo. 

S. Katharina, 75 cm hoch mit hoher Krone, in der Linken ein Buch, in der 
Rechten ehemals das Schwert. Unter ihren Füssen zusammengekauert ein König 
Vortreffliche Figur aus dem Ende des iS.Jh. 

S. Antonius imd ein bärtiger Heiliger mit Buch, in Flammen stehend (ganz 
ähnliche Skulpturen in Harlem, bischöfliches Museum Nr. 77), tüchtige Skulpturen 
vom Anfang des iS.Jh. 

Pieta, 65 cm hoch, Anfang des 16. Jh., neu polychromiert, hart, die Mutter 
den dürren Leichnam des Sohnes auf den Knieen haltend und sein Haupt mit der 
rechten Hand stützend. 

S. Anna, die neben ihr sitzende kleinere Maria aus einem Buche lesen lehrend, 
steife 9o cm hohe Holzgruppe um 1 5 00. 

Kruzifixus, 9o cm hoch, i7.Jh., aus braunem Holz, der straffe sehnige Körper 
in seiner pathetischen Haltung sehr sorgfältig durchgeführt. 

Christus triumphans, barocke Figur, neu übermalt, in der Linken das Kreuz, 
die Rechte erhebend, mit kühn freiflattemdem Mantelzipfel. 

3o 



EMMERICH 



3l 



Kopie der Kreuzabnahme Christi von Rubens in wirklicher Grösse. 

Gemälde: Joseph und Maria auf Holz, lebensgrosse Figuren, sehr verblichen, 
2. H. des i7.Jh., vlämisch. 

Gemälde der Anbetung der Hirten mit in den Wolken schwebenden Engeln. 
Tüchtiges ehemaliges Altarblatt in lebensgrossen Figuren, i7.Jh. 

Gemälde der Himmelfahrt Maria, i7. Jh., vlämisch, beschädigt. Unten die 
Jünger um das Grab versammelt, oben Maria von Engeln getragen emporschwebend. 

Grabsteine. 28 Platten, meist aus Blaustein, als Flurbelag in der Turmhalle 
imd im Langhaus, meist völlig ausgetreten und unleserlich. Erkennbare Inschriften: 

1. IND lAER DNS HEREN MCCCCXXXVI UP DEN XII. DACH IN DEN MERZE STARFF 
KATHERINA VAN RISVVICK. BID VOER SE. (l436, 12. MärZ.) 

2. A. l593 DEN 3l. MAII ||'| FICK VAN DER STEGEN ! ' j I MEISTER DER STAT 
DOESBORCH. A. 9l GARTRUIT VAN DER STRATEN SIN HUISFROW. In der Mitte: EVER- 
HARDT VAN DER STECHEN. WENDELINA SOEREN SEIN HUISFROW OP DACH PONTIANII 

(i9. November) anno i599. elisbet bruins. 

3. JACOBUS INGEN GADEM VICARIUS ECCLES. OB. l5l4 8. DEC. (DeDERICH S. 364). 

Monstranz, 82,5 cm hoch, von vergoldetem Silber, eines der grössten und 
prächtigsten Werke der klevischen Hofgoldschmiedekunst, um 1 5oo. Auf sechsblätte- 
rigem reichprofilierten Fuss und sechsseitigem Aufsatz mit Eckstreben, dessen einzelne 
Felder zwischen zwei durchbrochenen gothischen Fenstern je einen musizierenden 
Engel enthalten, erhebt sich der Schaft mit dem durch sechs rhombenförmige Rosetten 
verzierten Knauf Der Glascylinder ist flankiert von zwei auffällig breiten Strebe- 
systemen, aus je drei Strebepfeilern bestehend, durch Bogen und Nasen verbunden, 
links Petrus, rechts Paulus. Der sechsseitige Aufsatz ruht auf einer durch eine Balu- 
strade abgeschlossenen Platte. Den sechsseitigen Baldachin tragen sechs gänzlich frei- 
stehende Strebepfeiler. In der Mitte Christus als Weltenrichter, zwischen Maria, Jo- 
hannes dem Täufer, und zwei posaunenblasenden Engeln. Unter den Kielbögen je 
ein Engelchen, zur Seite Johannes der Evangelist und S. Katharina. In der Krönung 
die neue Statuette der h. Aldegundis. Wertvolle edelsteinbesetzte Lunula. An der 
Monstranz ehemals befestigt eine ovale Medaille mit zwei Porträts und den Inschriften: 
joanes wilhel. d. g. d. jul. clivi. et mon. Revers: antho. d. g. d. jul. cl. et 

MONT. NAT. LOT. 

Ciborium, 54 cm hoch, von vergoldetem Silber, um 1600, mit späten und sehr 
reichen Renaissanceformen. Auf dem runden Fuss drei getriebene Darstellungen: 
Jesus und die Samariterin, Isaak und Rebekka am Brunnen, Moses das Wasser aus 
dem Felsen schlagend. Auf der Kuppe in Kartouchen zwischen Fruchtstücken und 
Engelsköpfchen die entsprechenden typologischen Scenen: Abraham und die drei 
Engel bei Tisch, Abraham und Melchisedech, das Passahmahl der Juden. Auf dem 
Deckel in drei ovalen Feldern der Fall Jerichos, der Mannahregen, die grosse Wein- 
traube. Auf acht freistehenden Säulen ruhende Baldachinen, darunter doppelseitige 
Madonnenstatuette, dartiber Kruzifix. Drei Marken, nur eine erkenntlich: F in ge- 
wöhnlichem spitzen Schild. 

Kelch, 20,5 cm hoch, von i5o4, auf achtseitiger Rose mit der Inschrift: 

S. QUIRINS BROEDERSCAP HEBBEN DESEN KELCK GEAUCHT (?) INT lAER ONS HEREN 
MCCCCC ENDE IUI. 

Kelch, 2 1 cm hoch, von vergoldetem Silber, Anfang des i7.Jh. 
Kelch, 21 cm hoch, auf sechsseitiger Rose, von der S. Annabruderschaft 
gestiftet. 



Aldegundis* 
kirche 
Gemälde 



Grabsteine 



Monstranz 



Ciborium 



Kelche 



3l 



32 



KREIS REES 



Aldegundis 
kirche 
Glockea 



Münster- 
kirche 
Litteratut 



HandschriftL 
Quellen. 
Emmerich 



Glocken. Die gröbste von i498, i,45 m hoch, umgeben von einem kleeblatt- 
besetzten Fries, die Worte getrennt durch Rosetten und stilisierte Lilien. Inschrift: 

QUANDO RENASCEBAR FUERAM VOCITATA MARIA 

UNDE MED SONITU FUGIUNT HOMINI NOCITURA 

CLERUS ED (so) SANCTA VISITAT ET LAICUS 

GERHARDUS DE WOU ME FECIT ANNO DOMINI MCCCCXCVIII. 

Die zweite von i498, i,32 m hoch, mit der Inschrift: aldegundis vocor. ma- 

TREM SEQUOR ET VOLO LAÜDES, UT POPULUS CHRISTO CONVENIENS CELEBRET. GER- 
HARDUS DE WOU ME FECIT ANNO DOMINI MCCCCXCVIII. 

Die dritte von i337 mit der Insthrift in auf Blättchen aufgesetzten Majuskeln: 

SUM NUNCUPER. B. MARIA. DEFUNCTOS PRODO, VOCO VIVOS, FULMINA PELLO, NAMQUE 
SONO PLACIDA (so). NOSTRI FECERE CONCIVES HIC FIERI ME ANNO M TER^ TER'^ SEP- 
TEM SUPERADDE. 

MÜNSTERKIRCHE S. MARTIN. Wassenbergp.57. — Merbeck p.2 7. 

— Kabinet van Nederlandsche oudheden VI, p. 3oi. — Dederich S. 45. — Kölner 
Domblatt i844, S. iio. — G. Kinkel u. Pieper im Evangel. Kalender, Jahrbuch f. 
i857, Berlin i856. — V. Quast i. d. Zs. f. christl. Archäologie und Kunst II, S. i88. 

— G. Kinkel, Gesch. d. bildenden Künste S. i43, 233. — Lot2, Kunsttopographie I, 
S. i96. — Ann. h. V. N. II, S. 43. — aus'm Weerth, Kd. II, S. 3. — B. J. LIII, 
S. 46. — A. Dederich, Beitr. zur röm. deutschen Gesch. am Niederrhein. Zum Besten 
des Reparaturbaues der Münsterkirche, Emmerich i85o, S. 8i. — Sauerland, Emme- 
richer Annalen des Joh. Schölten mit Kalendarium der Emmericher Martinskirche von 
i5o8 — i5o9: Ann. h. V. N. XLVIII, S. i88. — Eyck tot Zuylichem, Kort overzigt 
van den bouwtrant der middeleeuwsche Kerken in Nederland: Berigten van het histo- 
risch gezelschap te Utrecht i849, II, p. 67, 92. — H. W. Brewer, Some churches in 
the neighbourhood of Cleves : Transactions of the Royal Institute of British architects 
new. ser. VII, i89i, p. 3o7, Grundriss Fig. i36. 

HandschriftL Qu. Im ehemaligen Stiftsarchiv, jetzt Pfarrarchiv: Kopiar 
von 234 BL, Perg. fol. in Perg.-Bd., geschrieben Anfang des i5.Jh., fortgesetzt bis ins 
i6.Jh., der alte Teil von 1284 — i4i2, bez.: In isto libro continentur copiae litterarum 
redituum ecclesiae Embricensis. Wichtige Quelle. — Specificatio reddituum, censum et 
proventum altarium conscripta manu d. Jacobi Veboet confratris, Pap. 4^ in Perg.-Hülle, 
38 Bl., Ende des i5.Jh. — Nomina eorum, qui contribuerunt pro restauratione eccle- 
siae s. Martini collapsae a. i37o. Wichtig für die Baugeschichte, enthält die Namen 
aller Schenkgeber von i37o an, von verschiedenen Händen. Beginnt: A. MCCCLXX 
fuit haec memoria incepta. Dit zyen dyghene, dy erfenisse habben ghegheven te volst 
ter tymeringhe. — Copia libri statutorum ecclesiae collegiatae S. Martini Embricensis, 
Pap. 4^ min. in Lederband, geschr. i56o ad usum d. Conradi Harenbergh. Von 3o" 
an Abschriften von Urkunden von i4i4 ab, darnach: De stabilibus pactis et partibus 
duorum vel plurimorum canonicorum Embricensium, quia libri quidam sunt robusti 
quidam perditi et neglecti ex iniuria vel potius malignitate temporis. Sammlungen 
histor. und biograph. Notizen und liturg. Miscellen. — Copien Buich vour den aelden 
Vuirdischen Fundationen vnde Stifftongen, Pap., 4^ i6o9 durch Jon an van Vuirden 
geschrieben. — Legerboeck von Theodor Oerinck, Pastor von S. Aldegund, i678. 

— Protocollum capituli Embricensis i672 incipiens, Pap. fol. — Kalendarisches Ver- 
zeichnis der Toten und Sterbetage, um i5oo, wertvoll für die Lokalgeschichte. — 
Kirchenrechnungen der Martinikirche, i5i4, Pap. 4®, defekt — Aktenheft, betr. den 
Versuch der Reformierten, i68o die Kirche S. Martini zu erwerben. — Niederdeutsche 



32 



EMMERICH 



33 



Hs. der Dialoge des Cäsar von Heisterbach, Ende des iS.Jh. — Über drei Urbare 
vgl. Lamprecht, Verzeichnis rheinischer Urbarialien S. 8. 

Im Staatsarchiv zu Düsseldorf: 582 Urk. von ii3i — i7o5, 2 aus dem 12., 
i7 aus dem i3.,. 298 aus dem i4., i4i aus dem i5., 93 aus dem 16. Jh. — Kopiar 
von Urk. über die Übertragimg der Jurisdiktion an den Grafen von Geldern 1233 
(B. 122). — Ges. Nachrichten der Privilegien, Statuten und Disziplinen des Kapitels 
vom i4. — 19. Jh. (B. R. XXV, i). — Ges. Nachrichten über die Vikarien der Martini- 
und Aldegundiskirche (B. R. XXV, 4). — Ältere Einkünfteregister der Kirchenfabrik- 



Miinster- 
kirche 



Düsseldorf 




Fig. 9. Emmerich. Ansicht der Müiisterkirche 

Thesaurarie (B. R. XXV, 20). — Rechnungen des Martinikapitels i583 — i7oo (B. R. 
XXV, 47). — Register und Rechnungen in 2 Konvoluten (B. R. XXV, 46). Vgl. 
Ilgen, Rhein. Archiv S. 74. — C. A. H. Burkhardt, Hand- und Adressbuch der 
deutschen Archive I, S. 20. 

Im Archiv des Hoogen Raad van Adel zu 'sGravenhagc: Liber memoriarum 'sGravcnhagc 
inter canonicos Embricenses, scriptus per me Andream Iserem, vicarium s. Michaelis 
a. i53o (van SPAENsche Sammlung, portefeuille Nr. 73). 

In der Bibliothek des Sir Thomas Phillips zu Cheltenham: Cod. 12 244, 4®, Cheitcnhnm 
iS.Jh., Fundatio fratrum Embric.-Clivorum. 

Im Stadtarchiv zu Köln: Insignia coUegiatae ecclesiae S. Martini Embricensis Köln 
von 1233 ab (Farragines des Gelenius XI, fol. 323). 



33 



34 



KREIS REES 



Münster- Im Besitz des Herrn Pflaum auf der Fahnenburg bei Düsseldorf: Beschreibung 

Fahnenburg ^^ Chorcs, der Epitaphien etc. in der v. Dorth sehen Inschriftensaramlung Bl. i59, i63. 

Eiberfeid In der Bibliothek des Bergischen Geschichtsvereins zu Elberfeld: Copia sta- 

tutorura coli. eccl. d. Martini Embricensis von Adam Löwerman i66i, 4®, 36 1 S. 

(Hs. 26). — Requisitiones manuum ac locationes ... in et ad curtes Asterloo et 

Eramerick 1^72. 

ü 




Fig. 10 Emmerich. Grundriss der Münsterlurche. 

Geschichte Die Martinikirche ist die zweite Kirche der Stadt, sie war eine Abzweigung des 

Pfarrbezirks der S. Aldegundiskirche. Die erste Erwähnung findet sie in einer Urk. vom 
J. Ii45 (TiBUS, Zur Geschichte von Emmerich S. 2, i5. — Nrh. G. 1881, S. i53), in 
der Theodorich, Abt von Kamp, den durch die Nachlässigkeit des Propstes Rutger 
verschuldeten Einsturz der Kirche rügt. Es ist bezeichnend für die an Zerstörungen 
überreiche Geschichte des Baues, dass an ihrer Spitze die Nachricht von einem Zu- 
sammenbruch steht. Die Kirche stand damals noch kein Jahrhundert: die Krypta 
stammt aus der Mitte oder der 2. H. des 11. Jh. und da die doppelten Seitenkapellen 
einen gemeinsamen Plan verraten, ist der ganze Ostteil in seiner ursprünglichen An- 
lage dieser Zeit zuzuweisen (der Hochchor, eminentior locus, bestand schon 11 45). 



34 



EMMERICH 



35 



Die Kirche scheint nach der ruina und destructio des J. 1 145 in grösserem Umfange 
als Kreuzkirche mit zwei Westtürmen wiederhergestellt. Wassenberg p. 58 nennt sie 
pulcherrima, magnifica, amplissima, e topho vivoque lapide in formam crucis structa, 
quatuor aequales partes exhibens, cum duabus turribus in frontispicio respicente Rhe- 
num, qui tum longius ab urbe fluxit (Ähnlich Merbeck p. 29). 

Aber schon nach wenig Jahren begann die Zerstörung. Im J. 122? hatten die 
Bürger einen Graben mitten durch die Immunität des Kapitels und die Häuser der 
Kanonichen gezogen (Wassenberg p. 65. — Dederich S. 9o. — Ann. h. V. N. VI, 
S. 100): der Rhein brach sich stürmisch eine neue Bahn und wälzte seine Fluten 
direkt auf die Südwestecke der Kirche zu; in den Verheerungen der J. i233 — 1237. 
ging der westliche Teil der Kreuzkirche zu Grunde. 

Schon im Laufe des i4.Jh. wurden eine Reihe Neubauten durchgeführt. 'Eine 
weite Ausdehnung nach W war durch den veränderten Rheinlauf für alle Zeiten ver- 
boten: die Westfagade mit den flankierenden Türmen war verloren. Von dem Lang- 
haus ward nur ein Joch ausser der 
Vierung bewahrt und dieses mit ei- 
nem grossen Tuffgiebel nach W ab- 
geschlossen, an der Südwestecke ward 
wohl schon damals ein kunstvolles 
Krippwerk und der mächtige Eis- 
brecher erbaut. 

Am Ende des i4.Jh. erfolg- 
ten neue Zerstörungen durch den 
Rhein. Die Hs. des Stiftsarchivs 
berichtet ausführlich darüber: a. d. 
MCCCLXX, cum ecclesia Embri- 
censis in structuris et edificiis pate- 
retur ruinam ... Es beginnt eine 
neue Bauperiode; im J. i4o5 ver- 
leiht Innocenz VII. den ersten Ab- 
lass für alle, die zum Bau beisteuern 

(Düsseldorf, Staatsarchiv, S. Martin, Urk. Nr. 335). Vom Beginn des i5. Jh. giebt sich 
die Absicht kund, den Bau anstatt nach W nach N zu verlängern. Von hohem Wert 
für die Baugeschichte sind zwei Urkunden aus den J. i4i4 und i424, die den Zu- 
stand der Kirche ziemlich genau beschreiben. Die erste, vom Bischof Friedrich 
von Utrecht ausgestellt (Düsseldorf, Staatsarchiv, S. Martin, Urk. Nr. 355. — Lacom- 
BLET, ÜB. II, S. 118, Anm. 2): Cum igitur — ipsa ecclesia collegiata ac parochialis 
s. Martini Embricensis a retroactis temporibus citra et adhuc per continuos Reni flu- 
minis ibidem pusillo relicto littore decurrentis noxios effluxus in edificiis ac turribus 
suis proch dolor devastata cemitur et periculosius infestatur, adeo quod non solum 
conservatione sed etiam reformatione novae turris sive campanilis pro campanis pul- 
sandis indigeat necessarie sumptuosis; quinimo nisi sibi singulis annis non modicis 
subveniatur laboribus et expensis, ipsa propter dicti fluminis infestatione penitus tendat 
ad ruinam. In der zweiten (Düsseldorf, Urk. 366. — Lacomblet, U B. II, S. 118) be- 
richtet das Kapitel: Cum ipsa Embricensis ecclesia dudum tam per ignis incendia 
perhorrenda quam propter pemiciosissimos Reni fluminis voraginales discursus, bases 
eiusdem a longis retroactis temporibus hiemalium siquidem glacierum quamsepius 
terribili permixta congerie non cessanter sed dictim periculosius conquassantes, adeo 




Fig. 11. Emmerich. Grundriss der KryptA der Münsterkirche. 



Münster- 
kirche 



Zerstörung 



Neubauten 



Zerstörungen 



35 



8* 



36 



KREIS REES 



Brand 



Bau des 
Südwestteils 



Münster, dcvastata extitit, quod nedum tectis aut muralibus suis viciata, sed et turribus quon- 

kirche ^ ^ 

dam celsis magnaque fundi emunitatis parte pusillo scilicet trium vel quatuor tantum 
passuum littore relicto deabsortis lamentabiliter corrosa fide discemitur oculata .... 
Necessitate igitur non modica perurgente tectis pro posse taliter qualiter reformatis 
atque navis ex altera ipsius ecclesie parte dicto flumine remotiore turris seu cam- 
panilis fundamentis procuratis, necnon contra dictum Reni fluminis impulsum mire 
sumptuoso defensionis lignorum quamplurimorum conglutinatorum ingenio non sine 
magnorum trabium ad hec sociatorum propugnaculo studiosius applicato . . . 

Der Bau schritt rasch nach Norden vor, aber die grosse Feuersbrunst in der Nacht 
vom 3o. auf den 3i. Mai i439 zerstörte dafür den ganzen hinteren südwestlichen Teil 
aufs neue. Die Hs. des Stiftsarchivs enthält zum Beginn die Eintragung: Incendit 
posterior pars ecclesiae divi Martini Embricensis cum maxima ruina post aut circa 
mediam noctis festi salvatoris d. n. Jesu Christi i439 (nach der Chronik des Johann 
Kerkhörde: Deutsche Städtechroniken XX, I, S. 62, erfolgte der Einsturz des Kerke- 
tom durch Überschwemmung). 

Der nördliche Teil mit dem Turme scheint um die Mitte des i5. Jh. vollendet 
gewesen zu sein und zwar zunächst einschiffig, doch war bereits für eine Erweiterung 
nach Westen Sorge getragen. 

Im J. 1488 hören wir wieder von Bauten an dem Südwestteil (Urk. von Papst 
Eugen IV. vom J. i488 im Stiftsarchiv), der Westgiebel war wieder aufgeführt und 
ausgeflickt worden. Gegen das Ende des Jahrhunderts wurde dann auch die geplante 
Erweiterung des Nordschiffes nach Westen durchgeführt und ein südwestliches Seiten- 
schiff nicht, wie früher geplant, nur neben dem LangschifF, sondern auch neben dem 
Turm selbst errichtet. In der i. H. des 16. Jh. ward der Südgiebel der Kirche auf- 
geführt. Im Laufe des i7.Jh. wurde sodann der ganze ältere romanische Teil einem 
Umbau unterzogen, die Apsis mit langen spitzbogigen Fenstern versehen, alle Ge- 
wölbe erneuert. Das westliche Seitenschiff des Nordarmes wurde erst im i9.Jh. ab- 
gebrochen. 

Nachdem schon i863 durch den damaligen Kreisbauinspektor Cuno durch Slüler 
revidierte Aufnahmen mit Kostenanschlag hergestellt worden waren, wird die Kirche 
seit i874 unter Leitung des Architekten Theodor Gehing in Emmerich einer einsichts- 
vollen und gründlichen Restauration unterzogen. 

Der ältere romanische Bau war aus Tuff aufgeführt. Der allein noch voll- 
RomanischerBiiUg^j^^jg erhaltene östliche Teil (im Grundriss Fig. 10 tiefschwarz), aus Chorhaus mit 
Apsis bestehend, zeigt am Chorhaus nach Süden und Norden eine Gliederung durch 
drei grosse Rundbogenfenster mit doppelt abgetreppten Gewänden. Unter ihnen liegt 
eine zweite Reihe von je drei kleineren Rundbogenblenden, die im Süden durch das 
Dach der Seitenkapelle verdeckt sind. Der Chorabschluss ist aus fünf Seiten des 
regelmässigen Achtecks konstruiert und war ursprünglich wohl durch drei oder fünf 
schmale rundbogige Fenster erleuchtet, die schmalen Flächen sind unter dem Dach 
mit einem Rundbogenfries verziert. Bei dem Umbau des i7.Jh. wurden drei grosse 
spitzbogige Fenster eingebrochen, derart, dass die Mitte der seitlichen Fenster gerade 
auf einen der stumpfen Winkel zu stehen kam. 

Im Norden und Süden sind an das Chorhaus die niedrigeren Seitenkapellen 
B und C angebaut, die in einen ein wenig eingerückten dreiseitigen Chorabschluss 
nach Osten auslaufen. Die nördliche Kapelle zeigt an der Nordseite die Gliederung 
durch drei grosse Rundbogenblenden im oberen Geschoss und eine im unteren Ge- 
schoss; das Pultdach, dessen Spuren erkennbar sind, fehlt. Die südliche Seitenkapelle 



Restauration 



Beschreibung 



36 



EMMERICH 



37 



ist im J. i877 ganz neu aufgemauert worden, aber streng nach dem alten Muster, in 
die Südwand sind zwei Rundbogenfenster gebrochen worden. 

Im Inneren ist der Chor A um fünf Stufen nach dem Mittelschiff zu erhöht und 
mit einem flachen Tonnengewölbe überspannt, das aus Holzverschalung besteht. Der 
Ansatz der alten Wölbung ist direkt über der erneuten auf dem Kirchenboden sicht- 
bar; an dem Absatz der Aussenmauern sind in jene mächtige ausladende Steine ein- 
gebunden, die der alten Tonne als Träger dienten. Dieses Gewölbe lag aber unter 
den auf der Nord- und Südseite befindlichen Fenstern, die auch im Inneren als Blenden 
erkennbar, sind. Ihre Bedeutung ist rätselhaft. Einen praktischen Zweck konnten sie 
nicht haben. Ihr Ursprung scheint dieser zu sein: Bei der Anlage der romanischen 
Kreuzkirche mussten alle vier Arme, um die Gesamtwirkung nicht zu zerstören, gleich- 
hoch sein. Für das Chorhaus brauchte man aber diese Höhe nicht; um nun die 



Münster 
kirche 



Chor 




Fig 12 Emmerich. Längsschnitt der Münsterkirche 



^gt^ 



Langmauem einerseits zu beleben, andererseits zu entlasten, wurden die sechs Blenden 
eingefügt, die dieser Annahme nach von vornherein nicht als Fenster geplant waren. 

Die nördlich vom Chor gelegene um 1 1 Stufen erhöhte Kapelle B ist mit einer 
aus kleinen Tuffsteinquadem errichteten Tonne eingewölbt, die Apsis mit einem Ge- 
wölbe von weit grösseren Blöcken, nach Osten ist später ein grosses viereckiges Fenster 
eingebrochen worden. Die südliche als Sakristei dienende Kapelle C ist mit einer neuen 
Tonne versehen worden. 

Unter dem Chor liegt die dreischiffige Krypta (Grundriss Fig. ii) mit ihren 
beiden vertieften Nebenkapellen. Die vierfach verschiedene Höhenlage macht den 
Querschnitt (Fig. i3) dieses Ostteiles zu einem baulich höchst interessanten. Den Ab- 
stieg vermitteln die unter der nördlichen und südlichen Seitenkapelle gelegenen Unter- 
kapellen, gegen das Langhaus um 6 Stufen vertieft, ehemals gegen dieses geöffnet. 
Die südliche scheint schon im i6. Jh. bei der Errichtung der endgültigen südlichen 
Abschlussmauer des Südarmes vermauert worden zu sein, um vor dem Eingang einen 
Altar aufzustellen; nur eine kleine Öffnung neben diesem ist übrig geblieben. Die 
nördliche Seitenkapelle zeigt die Formensprache des i4.Jh. im Inneren: zwei Kreuz- 



Krypta 



37 



38 



KREIS REES 



Münster- 
Icirche 



gewölbe, deren Rippen auf polygonalen Kapitälchen ruhen, in den Ecken auf Menschen- 
köpfen, die um eine Stufe erhöhte halbrunde Apsis mit Ostfenster ist von einem go- 
thischen Sterngewölbe überspannt; den Schlufsstein verziert das Lamm mit der Kreuzes- 
fahne. Die südliche Kapelle ist in ihrer westlichen Hälfte mit einem rippenlosen 
Kreuzjoch überspannt, der östliche Teil beim Umbau erneut und mit einem dreifachen 
Betongewölbe auf Eisenkonstruktion versehen worden. 

Die eigentliche Krypta selbst wird von flachen Kreuzgewölben ohne Gurte 
und Rippen umspannt. In ihrem östlichen Teil ist sie durch fünf Rundbogenfenster 




Fig. 13. Emmerich. Querschnitt des Ostteils der Münster kirche. 

mit Stark nach innen abgeschrägten Gewänden erhellt, die sich nach unten als Blenden 
fortsetzen (zur Zeit bis zur Höhe von 1,20 m mit Backsteinen versetzt). An den übrigen 
Seiten und an der Westwand nur grosse rundbogige Blenden. An den Wänden 65 cm 
breite Pilaster mit einfachen Kämpfern. Die Gewölbe ruhen auf drei Paaren von 
Bündelpfeilern (Fig. i4) die durchweg verschieden sind. Es sind meist Haustein- 
monolithe. Sie haben alle dieselbe niedrige, 4o cm hohe Basis, aus 1 5 cm hoher 
Plinthe und zwei -Wülsten bestehend, ihre Höhe ist i,73 m ohne Basis und Kapital, 
das letztere ist mit dem Kämpfer 45 cm hoch. Der Boden war ehemals um 63 cm 
angeschüttet. Das erste Pfeilerpaar besteht aus vier nebeneinander gestellten Säulen, 
die ein aus vier Würfelkapitälen gebildetes Kapital tragen. Das zweite Paar besteht 



38 



EMMERICH 



39 



^ 



^ 



i_ 



A 



~ 



5 t 



1 



L 



aus acht nebeneinander gestellten und einen Kern umgebenden Halbsäulchen mit einem 
ähnlichen Kapital, das dritte Paar aus Säulen mit i6 Riefelungen und einfachen Würfel- 
kapitalen. Alle Kapitale tragen die gleiche Deckplatte und sind nach unten mit einem 
Rundstab abgeschlossen. Die Krypta besass — wie die zu Hersfeld und zu Abding- 
hof — zwei Eingänge, von Norden und Süden, nur der südliche ist erhalten: durch 
die i,8o m starke Mauer führt eine Treppe von 12 Stufen hernieder. Die Krypta 
steht zusammen mit den Krypten von Vreden und Freckenhorst unter dem Fonnen- 
einflusse der Abdinghofer Krypta (J. B. Nordhoff, Die Baugenealogie der Abdinghof- 
schen Krypta zu Pader- 
born: B.J. LXXXXIII, 
S. 116, 123). 

In der Apsis noch 
der alte romanische Flur- 
belag aus der Mitte des 
12. Jh. (Fig. i5) fast voll- 
ständig erhalten, beste- 
hend aus wechselnden 
Platten von weissem und 
blauem Namurer Stein 
mit der Inschrift: DE[di- 
catum h]oc altare Do- 
mino IN HONOREM SANC- 
TAE MARIAE ET OMNIUM 

JUSTORUM, ein durch sein 
Alter höchst merkwürdi- 
ges Werk. Ober die ganze 
Gruppe dieser Flurmosai- 
ken vgl. Deschamps DE 
Pas, Essai sur le pavage 
des eglises anterieurement 
au quinzieme siecle: An- 
nal. archeol. XI, p. 55; 
XII, p. i37. — Alfred 
Rame, Etudes sur les car- 
relagesemailes: Ann. arch. 
XII, p. 281. — Ed. de 

Barthelemy, Notice sur quelques carrelages histories, Paris i852. — aus'm Weerth, 
Der Mosaikfussboden von St. Gereon zu Köln, Bonn i874. 

Der Westteil des ehemaligen romanischen Baues zeigt im Äusseren nichts 
mehr von romanischen Mauern. Der Westgiebel ist ganz von Tuff aufgeführt, der 
Unterbau von Backstein erneut. Das grosse dreiachsige Fenster zeigt erneutes zier- 
liches Masswerk mit feinprofilierter zwölfspeichiger Rose und ist zu zwei Fünfteln 
versetzt. Die Nord- und Südmauer des Westarmes sind aus Backstein errichtet. Der 
südliche Giebel ist geschweift, mit Horizontallisenen und kleinen Türmchen versehen 
und zeigt die Formen der 1 . H. des 1 6. Jh. (Fig. 9). 

Im Inneren (Grundriss Fig. 10) gehören noch die Vierungspfeiler dem alten 
romanischen Bau an, mit Ausnahme des nordwestlichen Pfeilers, der bei einer der 
Zerstörungen durch den Rhein zusammenbrach. Die Vierungspfeiler zeigen einfache 






i '."jt I I I I i I I I I j: 



^«IHD 



Fig. 14. Emmerich. Säulen der Krypta. 



Münster- 
kirche 



Flurbelag 



Westteil 



Inneres 



39 



4o 



KREIS REES 



Münster- 

kirche 



Kämpferprofile, die um die in den Ecken der Vierung D herablaufenden Dienste ver- 
kröpft sind. An dem nordwestlichen Pfeiler bricht dieser Dienst in halber Höhe mit 
einer spätgothischen traubenförmigen Konsole ab. Der ehemalige südliche Kreuzarm 
und das Westjoch sind ebenso wie die Vierung D mit einer flachen, an den Seiten 
geneigten hölzernen Decke überspannt, die beiden westlichen Seitenjoche haben neue 
flache Decken mit eingespannten Schienen erhalten. An der Westseite des ehemaligen 
südlichen Kreuzarmes sind die alten romanischen Gesimse in der Höhe der Horizon- 
tallisene der Westwand erhalten, nach Süden schliesst er mit zwei grossen dreiachsigen 




Fig. 15. Emmerich. Romanischer Flurbebg im Chor der Münsterktrche. 



Nordteil 



Turm 



gothischen Fenstern ab. Der Westarm ist von dem südlichen Seitenjoch durch einen 
niedrigen 96 cm breiten Spitzbogen getrennt, der unter dem früheren (sichtbaren) 
älteren Bogen eingespannt worden ist. Der an der Südwestecke befindliche runde 
Eisbrecher F ist durch einen als Rumpelkammer dienenden Raum zugänglich. 

Das i5,6om lange, 10,12 m breite nördlicheSchiff bildet mit dem Turm eine 
weit einheitlichere Anlage für sich. Der in drei Stockwerken sich erhebende mächtige 
Backsteinturm* ruht auf einem hohen Sockel mit Hausteinabdeckung und ist in 
den beiden unteren Geschossen durch je drei spitzbogige zweiachsige Blenden mit 
altem schönen Masswerk belebt (zum Teil ausgebrochen). Das ursprüngliche Haupt- 
portal mit steinernem Mittelpfosten lag ehemals nach N unter dem grossen dreiachsigen 



4o 



EMMERICH 



4l 



Mittelfenster, jetzt ist im O ein kleines Portal mit Kielbogen angefügt. Das zweite Münster. 
Stockwerk schliesst mit einer in ihrer wirkungsvollen Einfachheit überraschenden über- 
deckten Gailerie auf einer Rundbogenfriesvorkragung ab, auf jeder Seite mit je zehn 
zweimal abgetreppten Rundbogenfenstern. An der Südostecke ist das achtseitige 
Treppentürmchen bis zur Höhe des zweiten Geschosses heraufgeführt, um dessen 
Kopf die Gailerie herum verkröpft ist. Es findet seine Fortsetzung von der Mitte 
der Südseite des dritten Stockwerkes aus, das über einem mit drei Rundfenstern ver- 
zierten Sockel durch drei Spitzbogenblenden belebt ist. 

Das nördliche Schiff selbst zeigt im Äusseren an der Ostseite dreiachsige Nördi. Schiff 
Fenster und zweimal abgetreppte Strebepfeiler aus Tuff, nur im oberen Drittel aus 
Backstein bestehend. An der Westseite erscheint der rohe nicht vernarbte Ansatz 
des weggebrochenen Seitenschiffes. Die mittlere in der Westmauer befindliche Säule 
stand ursprünglich ganz frei. Die beiden Arkaden ihr zur Seite sind beim Abbruch 
einfach mit Backsteinen versetzt worden. Das Seitenschiff setzte sich auch westlich 
vom Turme fort, wo über den Blenden die Ansätze von zwei Kreuzjochen sichtbar sind. 

Im Inneren ist der Turm mit einem ausserordentlich reichen Stemgewölbe ver- inneres 
sehen, dessen Rippen mit skulptierten Blattkapitälen auf ganz kurzen Dienststumpfen 
ruhen, die mit einem Knopf abschliessen. Nach W und O ist die Mauer durch eine 
grosse spitzbogige Blende belebt, die eine zweite aufnimmt, im N spendet das mäch- 
tige dreiachsige in der Mitte bereits einmal geschlossene Portalfenster mit seinem 
Fischblasenmasswerk Licht. Die Turmhalle öffnet sich nach dem Nordschiffe mit 
einem dessen Höhe erreichenden Bogen (Gurtbreite 2,2 5 m). Die drei Sterngewölbe 
des Nordschiffes ruhen mit ihren Rippen an der Ostseite auf 60 cm langen Diensten 
mit skulptierten Blattkapitälen, die mit Menschenköpfen abschliessen, an der West- 
seite werden sie von vier Rundsäulen, aus Haustein und Backstein aufgemauert, ge- 
tragen, von denen die beiden mittleren ehemals vollkommen freistanden, die beiden • 
anderen nur als Halbsäulen hervortraten. Auf den Säulen sitzt ohne weiteres ein 
Halbpfeiler auf, dem zwei kleine Dienste mit skulptierten Blattkapitälchen zur Seite 
treten, auf denen die Diagonalrippen ruhen, während die Gurtrippen direkt aus den 
Halbpfeilem hervorwachsen. 

Hochaltar, um i7oo, barocker Aufbau von feinen, dekorativ wirkungsvollen Hochaiur 
Formen, lediglich in dunkelem braunen Holze, von je drei Säulen flankiert mit den 
Holzfiguren der hh. Martinus und Willibrord. Im Aufbau Christus das Kreuz tragend. 

Chorstühle (Fig. 16. — Abb. und Details bei aus'm Weerth, Kd. Taf IV, 1—6; Chorstühie 
I, S. 8. — V. Quast i. d. Zs. f christl. Archäol. u. Kunst II, S. 161), zweireihig auf 
jeder Seite, hinten je zehn, vorn acht Sitze, 8,20 m lang, 3,5o m hoch, in die Mauer 
eingelassen, die hintere Wand aus einem Balken. Die Rückwand mit vorgekragtem 
Baldachin, der mit einem ganz einfachen Profil abschliesst (die alte Balustrade ver- 
schwunden). Über den Sitzen zieht sich zunächst eine Reihe von Feldern hin, die 
durch gewundene Säulchen getrennt sind, nach oben durch einfache Stabwerkverzie- 
rung abgeschlossen, ähnlich wie in Kaikar (Kunstdenkmäler d. Kr. Kleve S. 7 i, Fig. 36), 
aber bei weitem nicht so fein, die Stäbe nicht gerundet, sondern in einer Art von 
Laubsägearbeit. Die obere Reihe mit einer Reihe von Wappentafeln mit prächtig 
stilisierten Helmdecken, die wie gothisches Blattwerk gekerbt und leicht geschwungen 
sind, zwischen ihnen ehemals auf Baldachinen kleine Holzfigürchen (verschwunden). Die 
Wappen beziehen sich auf die Ahnen des Geschenkgebers, des Stiftspropstes Grafen 
Moritz von Spiegelberg, dessen Wappen, der Hirsch, in der Mitte erscheint, zur Seite 
die Wappen von Hoya, von der Lippe, von der Mark, von Sachsen, von Oldenburg. 



4i 



42 



KREIS REES 



Münster* 
kirche 



W 
3 

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42 



EMMERICH 



43 



Die Wangenstücke der hinteren Reihe sind nach dem Altar zu durchbrochen 
und schliessen nach vom mit einer gewundenen Säule ab, die ehemals eine Statuette 
trug. Die obere Hälfte zeigt spätgothisches Gitterwerk, die untere Blendfenster mit 
den späten Motiven des Kielbogens und der Fischblase. An den westlichen Wangen- 
stücken rechts die Figur der h. Magdalena, links Johannes der Täufer. Die Arm- 
lehnen sind ausgebaucht und von polygonalen Säulchen getragen. Auf dem ge- 
schw^ungenen Teil sitzt eine Krabbe auf, noch häufiger aber ein hockendes Menschen- 
oder Tierfigürchen. 

Die Wangenstücke der vorderen Reihe zeigen die Gestalten der vier Kirchen- 
väter. Nach dem Mittelgange zu nur gothisches Stabwerk. Interessant die acht Ab- 
schlussgruppen der Zargenstücke, auf den äusseren je zwei Geschöpfe einen Schild 
mit den Leidenswerkzeugen Christi haltend, wilde Männer, Löwen, Hunde, Adler. 
Auf den inneren: ein Adler im Kampf mit einer Bestie, zwei kämpfende Hunde, zwei 
Bären einen Bienenstock zwischen sich haltend und Honig naschend, zwei Affen einen 
kleinen Hund zwischen sich haltend. 

Die Miserikordien übertreffen durch ihren Formenreichtum die allerübrigen 
niederrheinischen Chorstühle. Es sind zunächst hockende Tierfiguren, dann wie in 
Kempen, Straelen und Kleve Scenen aus der Tierfabel : Fuchs und Gans, Katze und 
Mäuse, ein Knabe, den Schweinen Rosen vorwerfend. 

Die Zeit der Entstehung, i486, giebt die Inschrift auf zweien der Wangenstücken: 
ANNO DOMINI MCCCCLXXXVi. Sie sind eine Stiftung des Propstes Grafen Moritz von 
Spiegelberg (Wassenberg p. 55), der bereits i483 starb (Dillenburger, Gesch. des 
Gymnasiums S. il). Die Emmericher Chorstühle sind die reichsten und ausgedehn- 
testen ihrer Gattung am Niederrhein, sie haben nicht die monumentale Wirkung des 
Xantener Gestühls (Kunstdenkmäler d. Kr. Moers S. io8), noch die Feinheit der 
figürlichen Durchbildung der Klever Chorstühle (Kunstdenkmäler d. Kr. Kleve S. io7), 
aber sie übertreffen jene durch die geistreiche Mannigfaltigkeit der Tierbilder und die 
Schönheit der omamentalen Felder. Fast vollständig identisch mit den Emmericher 
Chorstühlen sind die vom gleichen Meister i5o9 gearbeiteten in der Abteikirche zu 
Kappenberg (A. Nagel i. d. Zs. f Bauwesen XXXI, 1881, Bl. 60, S. 438). 

Kupferner Taufbrunnen, Gelbguss, aus der Mitte des 16. Jh. (aus'm Weerth, 
Kd. Taf. II, 4; I, S. 5. — Katalog der Ausstellung der kunstgewerblichen Altertümer 
zu Düsseldorf 1880, S. i95, Nr. 755"). Das Becken i m hoch, der Aufsatz 1,20 m. 
Runder Fuss mit vier gewundenen, besonders angehefteten Löwenfüssen. Das Becken, 
an den Seiten abwechselnd mit Rosetten und Engelsköpfchen besetzt, wird getragen 
von vier Stützen, die in geflügelte weibliche Oberkörper auslaufen. Der Aufsatz wird 
getragen von vier mit Knäufen und Ausbauchungen versehenen Renaissancesäulen, 
darunter: S. Willibrordus, S. Martinus, S. Paulus und ein Bischof. Als Krönung die 
Taufe Christi in massiven Figuren. Johannes, Christus und der die Gewänder hal- 
.tende Engel sind in der Haltung hart und steif, in der Haarbehandlung primitiver 
als die sonstigen menschlichen Figuren und stammen wohl von älteren Gussformen. 
Niederländischer Guss, verwandt dem künstlerisch bedeutenderen und älteren Tauf- 
becken in Herzogenbusch (Hezenmans, De St.-Janskerk te 'sHertogenbosch, 1866, 
p. i63) und vor allem dem i527 gegossenen Taufbecken in der S. Walburgiskirche 
zu Zutphen (hier gleichfalls für die krönende Gruppe ältere Formen benutzt), den 
Taufbrunnen in Notre Dame zu Hai (Reusens, Elements d'archeol. ehret. II, p. 33 1), 
Notre Dame zu Diest und Saint Pierre in Löwen (1888 auf der kunsthistorischen 
Ausstellung in Brüssel. — Beissel i. d. Stimmen aus Maria Laach XXXVI, S. 56). 



Münster, 
kirche 



Würdigung 



Taufbrunnen 



43 



44 



KREIS REES 



Knizifixus 



Münster- Hicrzu ein schöner schmiedeeiserner Krahn des i6.Jh. mit fünf gut stilisierten 

Krahn eisemcn Blumen auf der horizontalen Tragstange (ähnlich in Herzogenbusch). 
Roman. Leuchter Romanischer Lcuchtcr (Fig. i7) von Bronze, 1,20 m hoch, aus dem 12. Jh., 

ein interessantes und durch die einfache und wirkungsvolle edle Form sich besonders 
zur Nachbildung empfehlendes Werk. Der Fuss auf drei Löwenklauen, über denen sich 
kopfartige Knäufe erheben. Die drei Seitenfelder sind geteilt und mit je einem Paar 
verschlungener Ungeheuer in Rankenwerk verziert. Der Schaft besteht aus einzelnen 
Cylindern und Knäufen, die auf eine eiserne Stange aufgesetzt sind. Ähnliche Formen 
bei Reusens, Elements d archeol. ehret. I, p. 429. 

Hölzerner bekleideter Kruzifixus (Fig. 18. — aus'm Weerth, Taf. H, 5; 
I, S. 5. — Ann. h. V. N. HI, S. 46), 80 cm hoch, auf einem i,25 m hohen Holzkreuze, 
eine der frühesten erhaltenen grossen plastischen Darstellungen. Der Corpus ist aus 

Eichenholz geschnitzt und 
war ehemals mit vergol- 
detem Silberblech verklei- 
det, das in einzelnen Blät- 
tern getrieben und aufge- 
stiftet war. Nur am Kopf, 
der zur Aufnahme von 
Reliquien bestimmt war, 
erhalten. Die Hände und 
Füsse mit Kupferblech 
überzogen. Das Kreuz ist 
mit dünnen Streifen von 
vergoldetem Kupferblech 
bekleidet mit frühroma- 
nischen Palmetten friesen. 
Der bärtige Kopf würdig 
und feierlich mit grossen 
offenen Augen, der Kör- 
per in Ärmeltunika mit 
Gürtel. Das Werk ist 
ebensowenig eine karo- 
lingische Arbeit wie das Kruzifix von Obernkirchen (G. Schönermark i. d. Zs. f. 
Christi. Kunst I, S. 3i3), sondern gehört der 2. H. des 1 1. Jh. an. An eine Darstellung 
der h. Wilgefortis (Dederich S. i47. — Ann. h. V. N. XXIV, S. 326) ist hier nicht 
zu denken. Verwandt dem Kruzifix in S. Maria in Lyskirchen zu Köln (Fr. Bock, 
Das heilige Köln, Taf. 36, io4). 

Holzfigur des h. Christophorus in der Turmhalle, dem Eingange gegenüber 
in beinahe doppelter Lebensgrösse, in der alten Polychromierung geschickt erneut,. 
Ende des iS.Jh. Mit bis zu den Knieen nackten Beinen, die Linke auf einen 
Stamm gestützt, auf der rechten Schulter das Kind mit der Weltkugel tragend, in 
den Hüften und Weichen dürftig durchgebildet, der Kopf mit sorgfältig behandeltem 
Haar und Bart. 

Madonnenbild, 1,10 m hoch, auf Halbmond, am Eingang des Chores, ur- 
sprünglich gutes und feinempfundenes Werk von der Mitte des i5. Jh., aber stark 
überarbeitet. 

Pieta, 92 cm hoch, neu polychromiert, steif, Ende des iS.Jh. 




Fig. 17. Emmerich. Romanischer Leuchter in der Münsterkirche. 



Weitere] 
Skulpturen 



44 



EMMERICH 



45 



Am Triumphbogen ein lebensgrosser Kruzifixus, neu polychromiert, auf Münster- 
neuem Kreuz, mit schönem auf die rechte Schulter gesenkten lockenumwallten Kopf 
und weicher Behandlung des Fleisches vom Anfang des 16. Jh. 

Kleine Figur des h. Willibrordus in halber Lebensgrösse vom Ende des i5. Jh., 
neu polychromiert. 

Holzgruppe, um i5oo: S. Franziskus vor dem Kruzifixe knieend, neu poly- 
chromiert. 

In der SÜdl. Unter- 1 ^ "^ ^~ 1 Wandgemälde 

k a p e 1 1 e finden sich die un- 
deutlichen Reste eines Cy- 
klus von Wandgemälden 
aus der Mitte des 12. Jh. 
An der Nordmauer erkenn- 
bar: Christus vor Pilatus. 
Pilatus sitzt mit gespreizten 
Beinen auf seinem Thron, 
in der Linken ein Spruch- 
band, die Rechte halb er- 
hoben, mit Spitzhaube. Vor 
ihm Christus nimbiert, von 
zwei Häschern gehalten, in 
blauem Untergewand mit 
rotem über die linke Schul- 
ter geworfenen Mantel, die 
Hände flach nach vom ge- 
halten. Die Kriegsknechte 
um ihn mit jüdischen Spitz- 
hüten, Spiessen und Stan- 
gen. An der Südmauer: 
Christus in der Vorhölle. 
Rechts Adam als Patriarch 
mit weissem Haar und Bart, 
neben zwei anderen nack- 
ten Figuren, ihnen die Linke 
entgegenstreckend,Christus 
mit der Rechten die Kreuz- 
fahne über die Schulter hal- 
tend. Der Grund blau, in 
der Mitte hell, am Rande 

ein dunkeler Streifen. Die erdigen Töne sind fast verblichen: das Inkarnat braunrot 
mit weissen Lichtem. 

Im Chor an der Südseite die Einzelfiguren des h. Martinus zu Ross, graziöse 
jugendliche Gestalt, und des h. Willibrordus mit Stab und Kirche, an der Nordseite 
der untere Teil einer Kreuzigung, links Maria und Johannes, rechts der Hauptmann 
und die Kriegsknechte, starke schwarze Vorzeichnungen mit leichten Übermalungen, 
beide aus dem l4.Jh., aber von verschiedenen Händen. 

Epitaph im Stile der älteren Epitaphien im Kreuzgange von Xanten (Kunst- Epitaphien 
denkmäler d. Kr. Moers S. i44)', von i5i9, am Turmpfeiler, im Bildersturm verstümmelt, 




Flg. 18. Emmerich. Hölzerner Kruzifixus in der MüDsterkirche. 



45 



46 



KREIS REES 



Leuchter 



Relief 



Münster- mit gutem Basrelief der Verklärung Christi. Inschrift: d. wesselus huninck, huius 

kirche 

SACRAE AEDIS CANON. ET SENIOR, HIC SITUS EST ET IPSIUS PATER. OB. AN. MDXIX 

NAT. DO. (25. Dezember). 

Daneben das Epitaph der am 2 7. Mai i585 verstorbenen Agnes de Groot (ab- 
gedruckt Wassenberg p. 87). 

An dem Pfeiler links vom Chor das Epitaph des am 24. Juli i433 hier ver- 
storbenen Herzogs Gert von Schleswig (Wassenberg p. 87. — Dederich S. 182): 

INT lAER ONS HEREN MCCCCXXXIII OP 
SUNTE lACOPES AVENT DO STAERF HER- 
TOGHE GEERT VAN SLESWUG (so) GREVE 
TO HOLSTEN TO STARMEREN UND TO 
SCHOWENBORCH. BID VOER DE ZILE. 

Zwei spätgoth. getriebene Messing- 
leuchter des i5.Jh., 4i cm hoch, mit 
drei Knäufen von reinen und schönen 
Formen. In der südlich vom Chor be- 
findlichen Sakristei werden die folgenden 
Kunstwerke aufbewahrt: 

Relief in weissem Marmor (Fig. i9), 
südfranzösische Arbeit vom Anfang des 
i5. Jh., 46X25 cm, ursprünglich poly- 
chromiert und vergoldet. Unten eine 
langgestreckte Figur auf dem Sterbelager, 
die Hände flach über der Brust gefaltet, 
rechts vor ihr eine Gestalt mit Tonsur, 
Buch und Spruchband ohne Inschrift 
(Maria und Petrus?). Darüber Gottvater 
thronend, beide Hände halb erhoben, 
in seinem Scliosse das Kreuz mit dem 
Leib Christi, zur Seite Engel, Rauch- 
fässer schwingend. 

Holztafel mit dem Porträt des Bern. 
Louwerman vom J. i592 in Halbfigur, 
durch das Fenster rechts Aussicht auf 
die Stadt mit der Münsterkirche. Unter- 
schrift: ADM. R. D. BERN. LOUWERMAN, 
AD S. MARTINUM EMBRICAE DECANUS, 
SOCIETATEM JESU PRIMUS IN HANG UR- 
BEM ET DOMUM SUAM SUSCEPIT A. l592, 1 4. APRILIS. (WaSSENBERG p. 77, 84. — 

W. Dillenburger, Gesch. des Gymnasiums S. i.) 
wiiHbrordi-Arche Wil 1 ibrord i - A rch c (Taf I. — Fig. 20. — aus'm Weerth, Kd. Taf III, 1, 2; 

Text I, S. 7. — V. Quast i. d. Zs. f. christl. Archäologie und Kunst II, S. 186. — 
Ann. h. V. N. III, S. 46; VI, S. 1 10). 

Der alte Schrein 35,5 cm breit, 33 cm hoch, Gesamthöhe 62 cm, Gesamtlänge 
49 cm. Die Arche, eines der wertvollsten und jedenfalls das früheste und interessan- 
teste Goldschmiedewerk des Niederrheins, gehört in ihrer jetzigen Gestalt drei ver- 
schiedenen Zeiten an. Den Grundstock bildet der alte Reliquienschrein auf einem 
ausgehöhlten Kern von Eichenholz, der die Reliquien birgt, zum Teil in Säckchen 



Gemälde 




Fig. 19. Emmerich. Relief in der Münsterkirche. 



Schrein 



46 



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Münster, mit gutcm Ba 

kirche 

SACRAE AEDi: 

NAT. DO. (25. 

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gedruckt Wi» 

An de 
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Leuchter 



Relief 



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Gemälde 



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Willibrordi-Archc 



Schrein 



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Tafel I. 




Emmerich. Willibrordiarche in der Münsterkirche. 



EMMERICH 



47 



von gelbem arabischem Seidendamast des 9. oder lo. Jh. mit dem Muster eines grossen 
Vogels eingenäht. Die Vorderseite des taschenförmig gestalteten Kernes ist bedeckt 
mit vergoldetem Silberblech, das in getriebener Arbeit die vier Evangelistensymbole 
zeigt, die Körper stark eingedrückt — die Flügel und Mähnen sind mit dem Schlicht- 
hammer in auffallender Weise geriefelt. Breite Bänder von Goldblech mit Goldfiligran 
und Edelsteinen in Kästchen fassung, darunter einzelne römische Gemmen und ein 
byzantinischer Glasfluss umrahmen die einzelnen Felder. Die Rückseite (Fig. 20) zeigt 
eine Rotkupferplatte, die mit Schmelzfirnis (email brun, der braune Grund mit Leinöl 



Munster- 
kirche 




Fig. 20. Emmerich. Rückseite der Willibrordi-Arche. 



überzogen und gebrannt, die gravierten Linien darnach vergoldet) in der Mitte Christus 
am Kreuze zeigt, mit Kreuznimbus, bärtig (der untere Körper durch das Schloss ver- 
deckt), zur Seite wiederum die Evangelistensymbole. Über Christus steht: jesvs naza- 
RENVS REX JVDAEORVM. Umschrift: he svnt reliqvlk qvas sanctvs vvillibrordvs 
ROME A PAPA SERGIO ACCEPiT ET EMBRiKAM (?) TRANSPORTA VIT. Von den Schmalen 
Seitenflächen sind nur die oberen mit Rosettenmustern versehenen getriebenen ver- 
goldeten Silberblechstreifen alt, die unteren im 16. Jh. erneuert. 

Um das J. i4oo erhielt die Arche einen Aufsatz in Gestalt einer Kreuzigungs- 
gruppe aus vergoldeten gegossenen Silberstatuetten. Um i52o endlich wurde die Arche 
zur Monstranz eingerichtet (die lunula wurde am alten Schrein befestigt) und mit einem 
6 cm hohen durchbrochenen silbernen Untersatz mit gothischen Gitterfenstern, kleinen 



Aufsatz 



47 



48 



KREIS REES 



Münster- 
kirche 



Würdigung 



massiven Apostelfigürchen und Zinnen brüstung versehen, der von drei knieenden Engels- 
figuren getragen wird, nur die mittlere mit Flügeln und einem Spruchbande: ecce panis 
ANGELORUM. Türmchen bilden die hinteren Stützen. Um den Fuss der alten Arche 
wurde ein Fries von gebogenen und verschnittenen Laubornamenten gelegt, mit auf- 
gelötetem Draht zur Nervenbildung, das Ganze technisch virtuos durchgeführt. Gedrehte 
Metallkördeichen halten den ganzen Bau wie Anker zusammen. 

Der in der Inschrift genannte Papst kann nur Sergius I. (678 — 7oi) sein, der 

Zusatz S. bei Willibrordus 
deutet auf eine Anferti- 
gung nach seinem Tode 
(739). Die Arche gehört in 
ihrer ursprünglichen Form 
noch dem 8. oder 9. Jh. an 
und steht in einer Linie 
mit den stilistisch nahe ver- 
wandten merowingischen 
Goldschmiedearbeiten, vor 
allem dem Reliquienkäst- 
chen in St. Benoit-sur- 
Loire (Bulletin monumen- 
tal XLVI, p. 854), dem 
Reliquiar Pippins von Aqui- 
tanien im Schatze zu Con- 
ques (Ch. de Linas i. d. 
Gazette archeologiqueVIII, 
p.37, pl. 6, 37, 38) und dem 
Reliquiar von Herford (Ch. 
de Linas, Emaillerie, me- 
tallurgie, toreutique, cera- 
mique, Paris i88i, p. io9), 
deren getriebene Arbeiten 
mit der Emmericher Arche 
technisch übereinstimmen. 
Auch das Goldfiligran und 
die Fassung der Steine wei- 
sen auf das 8. oder 9. Jh., 
Vgl. P. Clemen, Merow. u. 
Karol. Plastik: B. J. XCII, 
S. 4o. Die Rückseite gehört 
wohl der gleichen Zeit an: das email brun, das allerdings erst im ii.Jh. (Schnütgen 
in Kunst und Gewerbe XX, i886, S. i94) weitere Verbreitung erhält (die Technik be- 
schrieben bei Theophilus, Schedula diversar. artium 1. III, c. 7o, ed. Ilgen p. 279), 
kommt doch schon im 9. Jh. vor, so auf dem Deckel des Wessobrunner Kodex in 
München (W. A. Neumann, Der Reliquienschatz des Hauses Braunschweig-Lüneburg 
S. 54), die Zeichnung der Rückseite weist, zumal durch die stilistische Übereinstimmung 
mit frühkarolingischen und merowingischen Bilderhandschriften, auf diese Zeit. Die 
paläographische Untersuchung der Inschrift bietet keine bestimmten Fingerzeige: die 
reine und runde Form der Kapitalen weist nur auf die Zeit vor dem ii.Jh. 



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Fig. 21. Emmerich Silberner Kalvarienberg in der Münsterkirche. 



48 



EMMERICH 



49 



Eine hochinteressante Notiz enthält Pels in seinem Sammelband V, Bl. i92 
(Xanten, Stiftsarchiv) : Anno 1 6o4 Embricae in templo S. Martini post summum altare 
repertum fuit antiquissima tabula quadratis et vix legibilibus literis his versibus: 

ANTISTES PRIMUS WILLIBRORDUS, QUOD BENE SCIMUS, 

CONSECRAT IN MISSA CORPUS CHRISTI, QUOD IN ISTA 

ARCA SERVATUR A CUNCTIS ET VENER ATUR. 

D DUO CC, QUANDO DEUS INCOLA TERRAE, 

ADDE QUASI NUMERO SEPTUAGINTA DIES. 

Die Inschrift ungenau auch Wassenberg p. 55. — 
Düsseldorf, Staatsarchiv, Cod. A. 36, Bl. 46« und 
A. 44, Bl. 6». — Merbeck p. 27. Auf der Willi- 
brordi -Arche beschworen die Grafen und Her- 
zöge die Privilegien der Stadt (Düsseldorf, Staats- 
archiv, Urkunde Emmerich 4 1). 

Kalvarienberg (Fig. 21), 44,5 cm hoch, 
von vergoldetem Silber, nur der Kruzifixus ge- 
gossen und unvergoldet, die übrigen Figuren und 
der Fuss getrieben. Das durch schöne Umrisse 
ausgezeichnete Werk gehört der Zeit um i45o bis 
i46o an, der Fuss entstammt dem 16. Jh. Hinter 
Christi Haupt und am Fusse des Kreuzes Me- 
daillons mit Reliquien. Auf dem Fuss in Email 
die Wappen derer von Loö und von Honnepel 
(wahrscheinlich Wessel von Loß zu Vonderen und 
seine Gemahlin Margaretha von Honnepel gen. 
Impel), geschenkt von Petrus de Mera (Wassen- 
berg p. 55). 

Silberne Madonnenstatuette um i48o 
(Fig. 22), 28 cm hoch, auf sechsseitigem Fuss, ge- 
trieben. Ein vortreffliches Werk : die Mutter senkt 
das von freifliessenden Locken umwallte Köpf- 
chen auf die rechte Schulter, beide Arme tragen 
das nackte Kind, das in der Rechten einen Apfel 
hält. Eckiger Falten^oirf, die Rückseite etwas 
flach. Auf dem Fuss emailliertes Wappen: roter 
Hirsch in Silber, das Wappen des Schenkgebers, 
Grafen Moritz von Spiegelberg (Merbeck p. 26), 
der i483 starb. 

Armreliquiar, 52 cm hoch, um i52o, von vergoldetem Rotkupfer und Silber, 
ruhend auf einem von vier aufgesprungenen Pinienäpfeln getragenen Fuss. Der Arm 
steif aufgerichtet, die realistisch durchgebildete Hand (die Falten genau ausgeprägt) 
ausgestreckt. Spätgothisches Fenster mit Fischblasenmasswerk. Inschrift: R. D. pr. d. 

JOHANNES INGENWINKEL, XANCTENSIS ET DAVENTRIENSIS PRAEPOSITUS ET ARCHIDIA- 

CONUS Huius ECCLESiAE, ME FiERi FECiT ET DANAViT i52,:|. (Katalog der Ausstellung 
der kunstgewerblichen Altertümer in Düsseldorf 1880, S. i77, Nr. 7o3«.) 

Silbernes Reliquiar, 37 cm hoch (Fig. 23), um i5io, ähnlich dem zu Elten 
(s. u.). Der Fuss in Gestalt einer sechsblätterigen Rose graviert mit spätgothischen, 
mit dem Zirkel gezeichneten Ornamenten, ebenfalls sechsseitiger Knauf. Der mittlere 



Münster- 
kirche 
Inschrift 




Fig. 22. Emmerich. 
Silb. Mndonnenstatuette in der Münsterkirche 



Kalvarienberg 



Madonnen- 
statuette 



Reliquiare 



49 



So 



KREIS REES 



Münster« 
kirche 



Kelch 



Weihrauchfass 



Paremente 



horizontale Glascylinder mit runden Abschlufsstücken, die unter Baldachinen die zier- 
lichen massiv silbernen Figuren der hh. Thomas und Bartholomäus ent- 
halten. Die Stütze und der Aufsatz durch reiches gebogenes und ver- 
schnittenes Laubwerk gebildet. In dem krönenden Baldachm die Gestalt 
des h. Matthias. Auf dem Fuss die Marke und das Beschauzeichen: 

Reliquienkästchen von Rotkupfer, um iSoo, i4 cm hoch, i5,2 cm lang, 7,8 cm 
breit, Kirchenform, getragen von vier kleinen Löwen, aussen im Feuer vergoldet, innen 

mit Zinkblecheinsatz, ganz einfach gra- 
viert, auf den Deckel aufgesetzt ein An- 
hänger des 16. Jh. Inschrift: wilhel- 

MUS BIERMAN PRESBITER FIERI ME FE- 

ciT (Katalog der Ausstellung der kunst- 
gewerblichen Altertümer zu Düsseldorf 
1880, S. 188, Nr. 73o). 

Turmreliquiar, 36 cm hoch, von 
Silber, nach i5oo, im Glascylinder in 
Goldblech gefasst eine Kreuzpartikel, zur 
Seite zwei Streben mit Fialen, Abschluss 
mit durchbrochener sechsseitiger Haube. 
Turmreliquiar von schlechtver- 
goldetem Kupfer mit silbernem Aufsatz, 
auf achtseitiger Rose ein achtseitiger 
Aufbau mit durchbrochenen Wänden 
und achtseitigem Türmchen. 

Rokokoreliquiar, Silber, 4o,5 cm 
hoch, 18. Jh. 

Kelch von vergoldetem Silber, als 
Willibrordskelch bekannt, i4,2 cm hoch; 
die Kuppa hat i3 cm Durchmesser (Abb. 
AUS'M Weerth, Kd. Taf II, 6, 6«; I, 
S. 6. — Lab arte, Hist. des arts indu- 
striels, Album II, pl. i46. — Katalog 
der Ausstellung der kunstgewerblichen 
Altertümer zu Düsseldorf 1880, S. i38, 
Nr. 572, 573), aus der Mitte des i3. Jh. 
(nicht früher). Runder Fuss und runder 
Knauf mit einfachen getriebenen Blatt- 
ornamenten, in drei Reihen von der 

Mitte ausgebreitet. Die gleichzeitige Patene hat i5 cm Durchmesser. 

Weihrauch fass, 23 cm hoch, von Silber getrieben, Anfang des 16. Jh. (Katalog 

der Ausstellung der kunstgewerblichen Altertümer zu Düsseldorf 1880, S. i95, Nr. 755). 
Violette Kasel (neuer Stoff), mit alten Stäben, um i5oo. Auf dem Gabelkreuz 

auf gemusterten Goldgrund die Verkündigung und Einzelfiguren unter Baldachinen 

mit gothischen Eselsrücken: Augustinus, Johannes, Kornelius, Paulus, in Plattstich, für 

die Gesichter der Leinengrund ausgespart. Auf der Vorderseite einfache Kölner Borde. 

Niederrheinische Arbeit. 

Violette Kasel (neuer Stoff), mit schmalen Stäben mit dürftiger Stickerei der 

I. H. des 16. Jh.: Christus am Kreuz. 




Fig. 23. Emmerich. Reliquienbehälter in der Münsterkirche. 



5o 



EMMERICH 



5l 



Kapelle in rotem Sammetbrokat, vom Anfang des i7.Jh., mit reliefartig auf- 
gelegtem Granatapfelmuster abwechselnd in gerippter und Veloursmusterung auf glattem 
geköperten Satingrund. Die Kasel mit Streifen in schwerer goldener Bouillonstickerei 
auf Sammetgrund versehen, in der Mitte Christus am Kreuz in Applikation und mit 
engem Plattstich bedeckt. 

Glocken. Die grösste 1,20 m hoch von i434. Inschrift: maria. mccccxxxiiii. 

CUM SONG LONGE JHESUS NAZARENUS REX JUDEGRUM MARTINI PRECIBUS FUGAX GENUS 
OMNE MALORÜM. 

Die zweite von i434 mit der Inschrift: Quos vocG, salva, rege; mala dum 

SONO QUEQUE PRECANTE WILBRORDO PELLE PIE CRISTE JHESU NAZARENE. MARIA. 
MCCCCXXXIIII. 

Die dritte von i5o8 mit der Inschrift: anno dgmini mv^viil jesüs maria 

JOANNES. 

Im PFARRHAUSE. Gemälde: Triptychon von Holz, gutes niederlän- 
disches Werk vom J. i596, in der Mitte Christus am Kreuz zwischen Maria und 
Johannes vor dunkelem landschaftlichen Hintergrund, auf den Flügeln der Donator mit 
dem h. Franziskus, seine Gattin mit der h. Katharina. Inschrift auf dem Holzrahmen: 

A. l596 DIE 22. OCT. GEHT CLARISSIMUS CGNSULTISSIMUSQUE VIR MR. FRANCISCUS 
VAN NESSE HARLEMENS. J. V. L. ET IN SENATU HGLLANDIAE PHILIPPI CATHGLICI REGIS 
QUONDAM CAUSARUM REVISOR, CUIUS ANIMA REQUIESCAT IN SANCTA PACE. 

Grosses Porträtstück, lebensgross, Kniefiguren, darstellend zwei alte Frauen 
und zwei Männer zu Tisch sitzend, in scharfer Charakteristik, vom J. i692. Inschrift; 

CONVIVIUM FRATRUM ET SGRGRUM lUBILATORUM DEPICTUM A. l692. EMERICUS KRIET, 
PETRONELLA KRIET, THOMAS KRIET, LEIDE EBBEN. 

EVANGELISCHE KIRCHE. Dederich S. 462. — Wassenberg p. 261. 
— V. Recklinghausen, Ref. -Gesch. III, S. 248. 

Handschriftl. Qu. Im Archiv der evangelischen Gemeinde: Kort verhaal 
van den aanvang en verderen bloy onser Emmeriksche gereformeerde gemeente. 
Alles uit oude gedenkschriften en boeken byeen gezamelt, Handschrift um i73o. Vgl. 
W. ViELHABER i. d. Theologischen Arbeiten a. d. Rheinisch -Wissenschaftl. Prediger- 
verein VII, S. 9i. — Protokollbücher von i574 an. 

Eine reformierte Gemeinde wird zuerst i574 erwähnt. Die neue Kirche wurde 
im J. i697 begonnen- und den i4. April i7i5 eingeweiht (Dederich S. 467). Der 
Architekt war Arnold van der Leen, 

Die Kirche ist ein schwerfälliger Backsteinbau auf quadratischer Grundlage mit 
wenig vorspringenden Risaliten, schlichten, holzverkleideten flachen Giebeln und einem 
achtseitigen Dachreiter mit hölzernem offenen Gockenstuhl und geschieferter Haube 
über der Vierung. Im Inneren sind durch zwei freistehende vierseitige ungegliederte 
Pfeiler zwei mit Gratgewölben überspannte quadratische niedrige Kapellen in den 
Ecken abgetrennt, deren Gurte auf einfachen Kämpfern ruhen. Die grossen in zwei 
Reihen gestellten Fenster der Aussenmauern sind nach innen leicht ausgeschrägt. 
Die Decke wird durch zwei ineinandergeschobene Tonnengewölbe von Bretterver- 
schalung gebildet Nur der gut profilierte stark betonte Architrav verleiht dem Ab- 
schluss der Wände einige Wirkung. 

Kanzel, frei in der Mitte stehend mit geschnitztem durchbrochenen Geländer 
und wirkungsvollem Schalldeckel, messingener Pulthalter und zwei drehbare Leuchter. 

Grosser holländischer Messingkronleuchter, um i7oo, eines der grössten 
bekannten Exemplare mit drei Reihen von je acht Armen. Drei kleinere ebensolche 
mit doppelköpfigem Adler. 

4* 

5i 



Mfinster. 
kirche 



Glocken 



Pfarrhiius 
Gemälde 



Evang el. 
Kirche 



HandschriftL 
Quellen 



Geschichte 



Beschreibung 



Kanxel 



Kronleuchter 



52 KREIS REES 

Evangei. InschriftcTi am Architrav: anno domini mdcxcvii ex senioribus curatores 

Inschriften «UIUS OPERIS FUERUNT: JACOBUS MULLER J. U. D. ET CONSUL, HENRICUS KNOPS, GYS- 
BERTUS SMITH. ARCHITECTUS ARNOLDUS VAN DER LEEN. — ANNO MDCXCVII PASTORES 
ECCLESIAE REFORMATAE EMB. CURATORES HUIUS OPERIS FUERUNT JOH. MARTINUS 
CRAMER ET JACOBUS TRIBOLER. 

Schifferbank Schifferbank im Ostteile, an der Rücklehne blühender Baum in rundem 

Schild, von i7i5, auf der Lehne als Abschluss eine hölzerne Arche Noeh, darüber 
reichverzierter schmiedeeiserner zweiarmiger Rokokoleuchter mit meisterhaft durch- 
geführten fein gearbeiteten Ranken, inschriftlich vom J. i773. 

Pesihaus PESTHAUS (Dederich S. 38o), 1606 in der Nähe des alten, i576 errichteten 

Pesthauses Bellenhorststrasse Nr. 49 erbaut, mit hübschem Renaissance - Sandsteinsturz 
und der Inschrift: limodochium scholae embric. hac domo auctum a. d. 1606. 
Armenhäuser Von den ARMENHÄUSERN, deren Emmerich durch fromme Stiftungen 

eine ganze Fülle besass (genaue Aufzählung bei Dederich S. 362 ff.), sind noch eine 
Reihe erhalten, schlichte einstöckige Bauten mit Inschriften. Dife Vurdenschen Häuser 
(Neuer Steinweg 3i3) tragen die Inschrift: dese armenhuiser, van her wilhem 

VAN VURDEN ANNO l525 GESTIFT ENDE FUNDIRT, SYN ANNO l6o7 WEDERUMB REPA- 
RIRT ENDE VERNIET WORDEN. 

Augustines.en. AUGUSTINESS EN KON VENT S. AGNES. Wassenberg p. i59. — 

k o nvent 

Merbeck S. loi. — Dederich S. 239. 
Quellen Handschriftl. Qu. Im Besitz des Herrn Ferdinand van Rossum: Chronik 

des Klosters, i5o3 vollendet, bezeichnet: Dat leven ende wanderinghe der eerwer- 
digher goddienstichgher susteren toe Embrich van sente Agniten cloester, welch cloester 
ghesticht en ghefondiert is int jaer ons heren MCCCC en XIX. Herausgegeben von 
B. Liesen: Zur Klostergeschichte Emmerichs: Beilage zum Osterprogramm des Kgl. 
Gymnasiums zu Emmerich i89i. Über Akten im Staatsarchiv zu Düsseldorf vgl. Ilgen, 
Rhein. Archiv S. 74. 

Der im J. i4i9 gestiftete, i46i der Regel des h. Augustinus, i475 der 3. Regel 
des h. Franziskus unterstellte, 18 il aufgehobene Konvent war der grösste der Stadt 
und bestand aus zwölf grossen Gebäuden. Im J. 1820 abgebrochen; der Platz, auf 
dem er stand, heisst der Nonnenplatz. 
Kreuzherren. KREUZ H ER REN KLOST ER. C. R. Hermans, Annales canon. regul.s. 

Augustini ord. s. crucis, Herzogenbusch i858, II, S. 39o, 39i; III, S. 162, i94, 6i5. — 
Wassenberg p. 180. — Merbeck p. 112. — Ann. h. V. N. IX, S. 3oi. — Dederich 
S. 3o7 ausführlich. Vgl. Ilgen, Rhein. Archiv S. 3o7. Errichtet im J. i478 durch 
Heinrich Sessinck (Düsseldorf, Staatsarchiv, S. Martin, Urk. 446. — Lacomblet, U B. 
IV, Nr. 4oi), die Kapelle im J. i482 erbaut, i483 das Kloster. Die Kirche i83i ab- 
gebrochen. In dem unter dem Prior Heinrich Gissens i789 gebauten neuen Flügel 
des Klosters befindet sich jetzt das Amtsgericht. 
Kloster KLOSTER MARIENKAMP. Wassenberg p. i99. — Merbeck p. 122. 

amp — Dederich S. 242. — Programm des Emmericher Gymnasiums i848, S. 5o. Über 
Urkunden im Staatsarchiv zu Düsseldorf vgl. Ilgen, Rhein. Archiv S. 74. 

Im J. i475 gestiftet (Ecke der Baustrasse und Paterstege, an der Stelle des Kon- 
viktgebäudes), im J. i6o7 dem Jesuitenkollegium abgetreten, 18 18 abgebrochen. Die 
Jesuitenschule war i592 gegründet worden (Dederich S. 4o7, 5o3). Handschriftliche 
Quellen zur Geschichte der Jesuiten in Emmerich bieten Cod. A. i55 des Staatsarchivs 
zu Düsseldorf, Memoriale benefactorum i592 — 1642 und Cod. Boruss. hist. 4®, 21 der 
Kgl. Bibliothek zu Berlin: Teschenmacher, Ann. eccles. reformat. Cliviae p. 792. 

52 



EMMERICH 



53 



STADTMAUERN. Im J. iiSS war Emmerich zur Reichsstadt erhoben worden Stadtmuucm 
(Lacomblet, UB. II, Nr. i9i), noch im selben Jahr begann die Einschliessung der Erster Bau 
Stadt durch Mauern, die bis 1237 dauerte (Sloet, Oork. Nr. 608. — Lacomblet, 
UB. II, Nr. 227. — Schneider i. d. Ann. h. V. N. VI, S. 100). Auf der Landseite 
standen drei Thore, das Steinthor, Löwenthor und Wasserthor (Dederich S. 86), 
1247 wurden neue Gräben angelegt, i353 wird die Steinpforte (Düsseldorf, Staats- 
archiv, S. Martin, Urk. 7i), i389 die Wehrpforte zuerst genannt (Düsseldorf, Staats- 
archiv, Cod. A. 8). 

Nach den vergeblichen Belagerungen im J. i5i9 und 1621 durch Herzog Karl Verstärkungen 
wurden die Werke 1 534 verstärkt (Dederich S.3i6. — Nijhoff, Ged. VI, III, Nr. i773: 
graven ind wallen gemaickt, van der Steenpoirte äff wes ain die Vallop, ind idt meeyste 
deel van eenen stenen bolwerck ain der Steynpoirten, ind een gantze steen bolwerck 
ain die Leuwpoirten gemaickt, haemeyen dair buyten gehangen, dairtoe moelen). Vgl. 




Fig. 24. .^Emmerich. Die Leeuwport im J. 1745. 



auch A. VAN Slichtenhorst, Geldersse geschiedenisse p. 42o: . . . hameyboomen met 
yzere bouten ende dwarsse houten. In den J. i598 und i599 hatte die Stadt durch 
die Spanier zu leiden, 16 1 4 wurde sie von Moritz von Nassau besetzt (Wassenberg 
p. 245) und neu befestigt. Er legte acht Bollwerke an, das Rheinthor-, Steinthor-, 
Oranien-, Nassau-, Löwenthor-, Blasbalg-, Landwehr- und Wasserthor -Bollwerk, 
dazwischen Ravelins, oberhalb der Stadt eine Redoute, gegenüber auf dem linken 
Rheinufer das Fort Oranien, das schon i665 von den Generalstaaten geschleift ward. 
Im J. i672 verstärkt, i794 durch Vandamme bombardiert. 

Nördlich von der Münsterkirche setzt sich die Stadtmauer an der Nordwestecke 
des Westschiffes fort in der Höhe von 7 — 8 m. Nach 55 Schritt ein nach innen offener, 
mit einer leichten Vorkragung versehener Halbrundturm, daneben in der Richtung nach 
Süden ein versetztes rundbogiges Portal. Um 2 5 Schritt südlich von der Sakristei ein 
viereckiger Vorsprung, der ehemals einen Turm trug (hinter der Dechantei). Die Stadt- 
mauer nach dem Rhein zu ist allenthalben von Häusern durchbrochen, die zum Teil 
auf der Mauer errichtet sind. Ein Turm ist nur noch erhalten in dem Hause Am 



Reste 



53 



54 



KREIS REES 



Christophs 
thor 



Alte Thore 



Burg 



Stadtmauern Rhein 77o ®/^, dreistöckig, von Backsteinen, mit zierlichem durcheinandergeschobenen 
Rundbogenfries unter dem Dach. Der Stumpf eines ehemaligen Halbturmes in dem 
Hause des Herrn Lancelle (Am Rhein 77 1) mit der verwitterten Jahreszahl i4i4. An 
der Nordseite ist die Stadtmauer in dürftigen Resten und in einer sehr geringen Höhe 
(3 m) mit inneren schmalen Streben erhalten. 

Das CHRISTOPHSTHOR enthält an der Innenseite in einer Blende ein 
Überlebensgrosses, neu polychromiertes vortreffliches Steinbild des h. Christophorus 
vom Anfang des i6.Jh. Der Heilige, mit der Rechten auf einen Stamm gestützt, 
die Linke eingestemmt, auf der linken Schulter das Kind, schreitet mühsam aufrecht, 
unter seinen linken Arm hält er ein Männchen festgedrückt, ein zweites in der Gürtel- 
tasche. Gut durchgearbeiteter Kopf mit auf starke Schattenwirkung berechneter Be- 
handlung von Haar und Bart 

Eine Vorstellung der Jossen Emmericher Aussenthore geben die Stiche Paul 
van Lienders nach den Zeichnungen /. de Beijers im Verheerlykt Kleefschland, Taf 35, 
I, 2. Die Steen Poort wie die Leeuw Poort (Fig. 24) bestehen hier aus einem mittel- 
alterlichen Doppelthor, einem viereckigen Backsteinturm mit achtseitigen Ecktürmchen 
und einem äusseren Thor von zwei achtseitigen Türmchen. Vor dieser Befestigung 
liegt ein neues, von Moritz von Nassau im Halbrund errichtetes Thor. 

BURG (Dederich S. i3o, 344). Im J. i355 stellt Reinold III. von Geldern 
dem Grafen Johann von Kleve anheim, ,eene borg doen tymberen an dye stat van 
Emberike' (Lacomblet, U B. III, Nr. 543). Im J. i37o ist der Bau vollendet (La- 
comblet, U B. III, Nr. 7i6, I002. — Nijhoff, Ged. II, Nr. i72). Der einzige Rest 
der Burg ist der grosse viereckige Turm des jetzigen Postgebäudes. 

RATHAUS (Dederich S. i87, 347), unter Herzog Adolf erbaut, einst mit 
vielen Statuen verziert und mit hohem Türmchen. Im Ratssaale befand sich eine 
Tafel mit den auch sonst vorkommenden Versen (Wassenberg p. 243. — Die In- 
schrift mit einigen Abweichungen auch Berlin, Kgl. BibL, Cod. Boruss. 4°, 201, Bl. 32*>): 

Die eyn Stadt suUen regieren 
sullen dese punten hantieren, 
eyndrechtich sijn met trouwen 
gemeyn urbaer aenschouwen, 
oer vryheyt niet laeten breecken, 
om gemeyn urbaer duck spreecken, 
die Stadt bevelen den vroden, 
gemeyn gelt naw hoeden, 
en keyren ter meister baten, 
toe vrienden halden die omsaten, 
dat recht halden alle gelijck, 
wall den armen als den rijck, 
vast te halden oer Statuten, 
en den quaden werpen uten. 
getru sijn oeren herren, 
Dit sijn der alder wijser leeren, 
waer eyn gebryckt van desen, 
daer steet die Stadt in vreesen. 
Diligite iustitiam vos qui iudicatis terram. 
Sapient I. Anno 1 5 64. 



Rnthaus 



Inschrift 



54 






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54 KRKIS RLES 

Stadtmauern .•"•'., " ' ,. «Irci '■!".;. v<ni ßüi kstirinen, mit zirrlu'ht-ni (Im •' 
^ i ' :• « '.-■•• u'jt- ' <ic!:i iJi.'}.. Der St\uii[^t • in«'s e liciii.iligtM 

• :••• 1.' .'i-'. Ilr \iu Rht in 77 i ') inil der v». r .viucrt-n 

• • ' •: • •' ''iiiautr n\ dmUi-^f ii Kr.^ioh Liiiil in c'iw • 

Christophs. .. * "' ^-Tlh'R cntl-.'jlt ;in d«-: Iniicuscit» .• 

thor , ,. , ..,.,,. 

i'' 1 iitiii '. ürt d« ^ k.-v ht'-n auf ni' 
• . • •■ .. .i-if <*• . ',f\t- :. -^- .1- !■ i il:.-N Kl: d, sclirc" 
li* A.Tiii liii'l «T ':'M Axci-un "'i- ■« •N'^-rdn-' kt, ein / . 

' -.'-aF :■.::' i«T K "i ndt .ui! ^^'•^.«■ >.hattenwirl. 
! : . : .' und H 11. 

Alte Thore \ • : '"'Üuno ^' , .'M-^-^srll Kninirri- I.« i -^ ':>-' ntliorr << i 

'* . •• !i d'.'ii / * •' iML-Mi /, ^A />'/// ' li'. \''. rho< ri\ ^^ K 

• ■ 1'.' - ' ■•• i'" >ri V» '• •' f ' • MV l'oMiL i'"i;j. ^i^ l>.'^t<;ben 1.;' • 

■ • . ! >..|)|wiiL(,r •• •?; ' Mf»- .' ii;(.-n 1\.« . •• ' ? rni mit aiht 

• .. « 1 . a; ctu->< r'-n i' •• ^ •. /w.i a«Kl.J'. »• 't-.i"M< licu. \' . 

'1 ncuos, v(«n ^' ":*• - .i X. ^^au in I' i f an^ frrirhtclo 
Burg i:l i<(i (Pu'iK- ' -. 1 '5v.. .3 U Im j. ' ': 5 ^tMlt " Rcii « ' 

•■''. ^'i-.iU'i) T"h ;• !■ v<j- f\!< \«- aii'iH?'!^ .!•• I •• !-• ri: d'M-n tvmln' 
•• -rik-' 'L\'< .':'5r . : :i M 1 \r. -4S' •••• j. k^To i>t d'T 

• T'i, r 1'. idi. X:. ; ':, i ,^o2 S-\\: '• ;• < Jrd II Xr. l7.*' 

.. ' Karg ist Cm .'V<>'-->' Mo-li^.-'- i'::ri. •■i- i. !/jrn l\».vtu<'li.i'M- 

Rnthaus K A 1 H A l *> i 1 >i t)». i* ... .1 S. ' ^7, ,^ * ' ^ a'-t-T Il.TZ«>g Ad.". 

I .^t'it'i-u v(./'trt und. mit h 'l.«M'i '] i j..i '■.■ r. im KnNv,. •• 

Inschrift . * i mit (Im» .ti;- b s .-i^t V «r' ' )!m'. •,..!- n \' : :i i Was^kn-p.) "«. 

v ' • ^t n ^* v'ii ,\-'n :V •.' :- liumzt n auk^ V< v. \. K\:l I>i'.>l.. ("od. Tnr .- 

'i '••■n di-v :•' M. n i ..j.*:< ^' p, 
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« M vi nJ» t 'a* ' '.i i'jTrt ' i^'.n. 

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C'i K^-' :' ii ter inci^t«;r i»<«»« n, 
t. .« \ ' ani'in baldcn dir MHi.saten. 
d..i • . b.dden alle ;;' Ijj* k. 
* . ■ .' n -rmt 11 als den r";( k, 
.-J Tr :-.'<i-n x.w statutrn, 
n i{uadri\ v,r'-p**n utMi. 
_.. •. .. vn '.)iTcn {»«rn n, 
! -.' -. \ d' T ald ^j v\ijs<.,r lc»Tcn, 
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EMMERICH 



55 



Im Sitzungssaal Gemälde (Taf. II), Holz, darstellend sechs klevische Herzöge 
nach älteren Originalen, die genau kopiert sind. Genau das gleiche Bild wie im Rat- 
hause zu Kleve (Kunstdenkmäler d. Kr. Kleve S. Ii6) und zu Rees, besser erhalten 
als das erste, besonders der Hintergrund: die Stadt Kleve mit dem Schloss. Dar- 
gestellt sind: Adolphus Victoriosus, Johannes I. Bellicosus, Johannes II. Dux Cliviae, 
Johannes III. Dux Cliviae, Wilhelmus Dux Cliviae, Johannes Wilhelmus Dux Cliviae. 
Es sind wahrscheinlich Kopien der ursprünglich im Klever Schloss bewahrten gleich- 



Ra thnus 
Gemälde 




^— ^=^ --s^'^^^^ß^ 



Fig. 25. Emmerich. Die Baronie. 



zeitigen Porträts (Buggenhagen, Nachrichten über die zu Kleve gesammelten Alter- 
tümer S. 42). 

Gemälde, die Stadt darstellend, Leinwand i,83x 1,02 m, vom Rhein aus. Die 
Befestigung ziemlich gut erhalten, die alte Schule neben der Münsterkirche wie auf 
dem Stich von i647. 

Porträt des Grossen Kurfürsten, Wiederholung des im Klever Rathause be- 
findlichen (Kunstdenkmäler d. Kr. Kleve S. 1 17). Der Kurfürst steht ganz gerüstet, die 
Linke in die Seite gestemmt, die Rechte mit dem Marschallsstab auf den Krönungs- 
mantel gestützt. Im Hintergrund Feldlager. 



55 



56 



KREIS REES 



Rathnus 



Bnronie 



Hof 
von Holland 



StadtwMge 



Backstein» 
häuser 



Renaissance 
häuser 



r'^^ 




Grosses allegorisches Gemälde der gleichen Zeit, koloristisch bedeutende 
Leistung. Dargestellt die Massigkeit und die Gerechtigkeit in zwei schönen lebens- 
grossen Frauengestalten en face. Unterschrift: convenimus ambae. 

DIE BARON IE (Fig. 25. — Dederich S. 349), so genannt nach dem Baron 
von Droste - Vischering, der sie am Ende des i7. Jh. kaufte, ursprünglich im Besitz 
der Herren von Hoen und von Dorth, 1822 im Besitz der Aldegundis- und Martini- 
kirche; der jetzige Besitzer ist Herr Hessling. Das zu Beginn des 16. Jh. in seiner 
gegenwärtigen Gestalt errichtete Haus giebt eine Vorstellung von den untergegangenen 
Emmericher Burgen, dem Haus von Aswijn, der Burg der Herren von Rijswijk und 
der Zwaluwenburg. Der malerische Bau (Baustrasse Z^) liegt völlig frei zwischen 
Gärten und der Stadtmauer und besteht aus einem langen zweistöckigen Backstein- 
trakt mit geschwungenem Giebel und kleinen Klötzchenfriesen und zwei kleinen ein- 
stöckigen Anbauten mit abgetreppten 
Giebeln. 

Nach der Strasse zu liegt ein ein- 
stöckiger Vorbau (Baustrasse 39) mit 
einem durch einen flachen Bogen abge- 
schlossenen Durchgang und der Jahres- 
zahl 1662. 

HOF VON HOLLAND (Fig. 27), 
mächtiger Backsteinbau vom J. i65o, vier- 
stöckig, mit zwei Stockwerken in dem 
sechsmal abgetreppten Giebel, der sich 
imponierend dem Markt zuwendet Por- 
tal mit Renaissance -Hausteineinfassung, 
flankiert von zwei hockenden Löwen als 
Schildhaltem. Inschrift and i65o in 
Eisenankem. Ein entsprechender Giebel 
in Ziegelrohbau nach dem Rhein zu. 
Jetzige Besitzerin Frau Witwe Kreunen. 
A LT E S T A D T WA G E (Altenmarkt 
445) mit einer skulptierten Wage, den 
Eimern des Stadtwappens und der In- 
schrift: A. D. i548. Besitzer Herr W. Th. 
Hövelmann. 
Dem 16. Jh. gehören noch eine grössere Reihe malerischer BACKSTEIN- 
HÄUSER an, von schwerfälligen, etwas gedrückten Verhältnissen, meist mit grossem 
Hausflur und abgetreppten Giebeln. So Kirchstrasse 348, der Giebel viermal ab- 
getreppt mit durchlaufenden Lisenen und übereck gestellten Pfeilerchen, Gasthaus- 
strasse 555, 724, 745, 747. 

Unter den RENAISSANCEBAUTEN vom Ende des 16. und Anfang des 
i7. Jh. sind vor allem drei hervorzuheben. Das Löwenstein sehe Haus in der Stein- 
strasse Nr. 7 60 mit siebenmal abgetreppten Giebeln und zwei dem Satteldach vor- 
tretenden Ziergiebeln mit geschweifter Hausteineinfassung, das ganze ein mächtiger, 
in der Strasse in seiner Wirkung unterdrückter Bau. Das Portal i79o erneut Sodann 
Neuer Steinweg 339 mit dem der Ölstrasse zugekehrtem einfacheren Renaissancegiebel 
in verwitterter geschwungener Sandsteineinfassung (Abb. Westdeutsches Gewerbeblatt I, 
S. 779). Endlich das Haus Am Rhein 771^4 ^it prächtigem Renaissancegiebel, der 



Fig. 26. Emmerich. Vorderer Giebel von der Baronie. 



56 



EMMERICH 



57 



Oberstock gegliedert durch vier Pilaster, die mittleren mit jonischen Kapitalen, die 
äusseren auf Konsolen mit Köpfen ruhend. Der feinabgestufte, künstlerisch durch- 
geführte Aufsatz zeigt in dem oberen Medaillon einen grossen skulptierten Kopf. 

LANDWEHREN. Das Emmericher Gebiet wird im engeren und weiteren Landwehren 
Umkreis von Landwehren umschlossen, die sämtlich erst dem Mittelalter entstammen. ^dor'^H^t«* 
Die Landwehr von Klein- Netterden bis Meghelen bildete die Bezirksgrenze des 
Amtes in der Hetter. In der ,Palinge tho unde ind amptz in der Hetter* vom J. i542 
(Bröring i. d. Ann. h. V. N. XI, S. i7o) genau beschrieben. Zuerst genannt in 
einer Urkunde von i37o (Ar- 
chiv zu Hueth, Fase. B. 3o. 
— Ann. h. V. N. XI, S. i6o, 
Anm. 1 ). A. Tibus, Der Gau 
Leomerike S. 43 erklärt den 
Ausdruck ,in hengemunde* in 
der Urkunde von 1242 bei 
Sloet, Oork. Nr. 629 für 
Grenzwall (aus haga und 
mundi), der den Gau Leo- 
merike und das fränkische 
Hamaland von dem Herzog- 
tum Ripuarien trennte. ,In 
hengemunde* ist aber ein 
Schreibfehler Sloets für ,et 
hengemunde' (richtig bei La- 
COMBLET, U B. II, Nr. 266 
und in der alten Abschrift 
in Emmerich, Archiv von 
S. Martin) — hengemunde 
heisst hier nur Erbschaft 
(Bischof Otto'III. von Ut- 
recht verleiht den Erbschafts- 
zehnten in Netterden). Die 
östl. Grenze des Amtes (auf 
der Schneider sehen Karte 
nicht angegeben) wurde durch 
die ,tote Lander* von Esser- 
den gebildet (J. J. Sluyter 
i. Nrh. G. i879, S. i3; 1880, 

S. 43; i884, S. 10). . Sie beginnt bei dem Rees zunächst liegenden Haus der Bauer- 
schaft Esserden ,am Donk', in Gestalt eines Wasserweges, der die Rees - Emmericher 
Ländstrasse begrenzt, am Wege von Rees nach Millingen sich nach links wendet und 
sich schliesslich mit dem aus dem ,schmalen Meere* kommenden Wasserwege vereinigt, 
um mit demselben zusammen in das Millinger Meer zu gehen. Die ,tote Lander* war 
von i4i5 — 1459 die Grenze des Reeser Pfarrbezirkes, ist jetzt noch ungefähr die 
Grenze der Bürgermeisterei Rees, bildete die Grenze zwischen Amt Aspel und Amt 
Hetter und zwischen den Deichschauen Rees und Oberhetter. Die kleineren zwischen 
Rees und Emmerich gelegenen Landwehren sind überhaupt erst im i7.Jh. gezogene 
Weidegrenzen (Düsseldorf, Staatsarchiv, Kopiar B. 186, Urk. des i7. Jh.: dese graefl' 




^^4ß^ 



Fig. 27. Emmerich. Hof von Hollnnd. 



Tote Lander 



57 



58 KREIS REES 

Landwehren hor langhs mct de jonge dorne hegge en prellingen . . . dese graeflf heeft een jonge 
hegge en prellingen, maer geen aerdwalle). 

Landwehr nach Zwischen dem Emmericher Gebiete und dem Territorium der Herren von dem 

Berge zog sich eine Landwehr hin, die noch in dem Abwässerungsgraben zwischen 
dem Klosterberge und dem Bremerschen Wege, vom alten s'Heerenbergischen Wege 
bis zur neuen s'Heerenberger Landstrasse zwischen der sogen. Nollenburg und dem 
van Nossum sehen Hause erhalten ist. Sie fand ihre Fortsetzung von der Baal sehen 
Mühle nach der Löwenmühle vor dem Löwenthor und hinter dem ehemaligen Nieren- 
berge nach der grossen Landwehr (Lander). Vgl. Dederich S. 88. Dieser Graben, 
fossatiun Embricense, wird schon I237 genannt (Urk. bei Wassenberg p. 5i, 253. — 
Ann. h. V. N. XI, S. 89), er wird i4i7 wieder erwähnt und endlich i534 verstärkt 
(NijHOFF, Ged. VI, III, Nr. i773. — Lacomblet, U B. IV, Nr. 533). Von Tibus 
(Alter der Kirchen von Emmerich S. 5o) kaum richtig als der Stadtgraben gedeutet. 
Landwehr Eine zweite Landwehr hatte Herzog Adolph von Kleve errichtet, die einen 

Teil des grossartigen Befestigungssystemes bildete, mit dem er sein Land umgab (Gert 
VAN DER Schuren ed. Schölten S. i37. — Kunstdenkmäler d. Kr. Kleve S. 120). 
Im J. i4i7 trifft Lieff von Stutwick mit Emmerich einen Vergleich wegen des Zuges 
und der Unterhaltung des Landwehrgrabens (Stadtarchiv, Urk. 68), i435 schliesst die 
Stadt mit Wilhelm van der Leeke, Herrn ten Berge einen Vertrag über die Unter- 
haltung der Landwehr an der Holtsteege (Stadtarchiv, Urk. 84 von i437 mit wört- 
licher Einrückung der älteren). Herzog Adolf beurkundet i439 einen neuen Vergleich 
zwischen Stadt und Junker Wilhelm von der Berge -Bylant über Graben und Reinigen 
der Landwehr, das auf demselben stehende Holz, sowie Errichtung und Unterhaltung 
von Notbrücken (Stadtarchiv, Urk. 92, 93; Urk. i3o von i469). In einer Urkunde vom 
J. i49o (Stadtarchiv, Urk. i44) wird diese Landwehr ausdrücklich ,des Herzogs Schlag* 
genannt — zwischen der Riet und der herzoglichen Landwehr wird in diesem Jahr 
eine dritte Landwehr und Gracht genannt. Der von Netterden bis Emmerich durch 
Herzog Adolf gezogene Kanal ,die Lander* (Landwehr) genannt, vertilgte die Vallog- 
schen Sümpfe und bereitete die grosse Fruchtbarkeit des Hetterdistriktes vor (Wassen- 
berg p. io3. — Dederich, Geschichte der Römer und Deutschen S. 10). 



EMPEL. 

Haus Empei HAUS EMPEL. Sluyter, Haus Empel*. Sonntagsbeilage zur Rhein. -Westfäl. 

Volkszeitung i89o, Nr. 10 — 17. 
Geschichte Als ältester Besitzer des Hauses erscheint der Ritter Bemard von Rees im J. 1 24o 

(Köln, Stadtarchiv, Mus. Alfterianum LXVII, fol. i67. — Mooren i. d. Ann. h. V. N. 
Xni, S. 2 7o), 1256 wird es als Emple genannt (Lacomblet, U B. H, Nr. 425), im 
folgenden Jahrhundert besitzen es die Herren von Hönnepel; Lutzo von Hönnepel 
stiftet i339 in der Kapelle zu Empel eine Vikarie (Düsseldorf, Staatsarchiv, Urk. Rees 
108). Im J. i349 und i356 erkennt Rutger von Hönnepel die Burg als Offenhaus 
und Lehen des Kölner Erzstiftes an (Lacomblet, U B. III, Nr. 474, 563). Sara von 
Hönnepel, die Tochter Rutgers und der Elisabet von Hetterscheid bringt i48i das 
Schloss an ihren Gatten Heinrich von Diepenbroick, das Geschlecht heisst seitdem 
auch von der Impel oder von Empel (Niederrhein. Volksbote i85i, Nr. 24). Im 
J. i598 wurde von den Spaniern der Vorhof niedergebrannt und das Schloss ausge- 

58 



EMPEL 



59 



plündert (Publikationen aus dem Königl. Preuss. Staatsarchiv XXXIII, II, S. 208. — Haus Empei 
J. D. V. Steinen, Westphäl. Gesch. I, S. 544. — Berg. Zs. XXIV, S. 23). In der Mitte 
des 18. Jh. verkauft der Reichsgraf Friedrich v. Grondsfeld und Diepenbroick Empel 
an Christoph Ludwig v. Seckendorf ; es folgen als Besitzer die von Meier, von Oppeln, 
von Raesfeld, seit i83o die Familie von Weiler. Der jetzige Besitzer ist Herr Ober- 
förster Eduard von Weiler. 

Der ,Heidenturm* zu Empel wurde vor 1826 abgebrochen, er erhob sich auf Beschreibung 
einem Pfahlrost in vier Stockwerken in der Höhe von 100 Fuss, die drei unteren 
Geschosse waren gewölbt, das obere hiess der Heidentempel, in der Mauerstärke eine 
Treppe. Der Bau war entschieden nicht römisch, sondern eine frühmittelalterliche 



Heidenturm 




Fig. 28. Hiitu Empel. Porul. 



Anlage (Bird, Über die Bedeutung der Gegend des Niederrheins, Wesel 1826, S. 65. 
—■ Bröring i. d. Ann. h. V. N. XI, S. i45). 

Dem alten Bau gehört noch ein runder Backsteinturm mit sechsseitigem Pyra- 
midendach an, der nördlich an den Haupttrakt stösst; in der westlichen Verlängerung 
zeigt sich von diesem ein Mauerrest. Der aus zwei rechtwinkelig aneinanderstossenden 
Flügeln bestehende zweistöckige Hauptbau ist i57o umgebaut worden; er zeigt nach 
dem Hofe einen starken Architrav mit Zahnschnitt. In der Ecke ist nach dem Hofe 
zu ein prächtiger Renaissanceerker (Fig. 29) vom J. i57o angebaut, dreiteilig mit 
kanelierten Pilastem, am oberen und unteren Ende mit Masken, auf reich verzierten 
Trägem; der muschelförmige Aufsatz gestützt durch zwei Faune mit Bocksfüssen. 
Inschrift: anno domini i57o. libet got deinen hern über alles, und deinen 

NEHESTEN ALS DICH SELBS. 



Alter Bau 



Erker 



59 



6o 



KREIS REES 



Haus Empel 
Porul 



Im J. i7oo erhielt der Schlosshof einen neuen Abschluss (Fig. 28) durch eine 
geschweifte Mauer, die mit dem östlichen runden Backsteinturm in Verbindung ge- 
setzt ward. Auf der Brüstung je sechs Büsten römischer Imperatoren, feiste runde 
Köpfe. Das wirkungsvolle Portal fassen zwei hohe bossierte Pfeiler ein, die von zwei 
sitzenden Minerven gekrönt werden, hässliche Figuren mit groben Köpfen. Dem 






fny't-y^'i 







Fig. 29. Haus Empel vom Hofe aus. 

Portal gegenüber ein zweites Halbrund, in das die alte Lindenallee einmündet, die 
von einem vorderen Rondel direkt auf das Thor zuführt. 

Zwei grössere von demselben Bildhauer gefertigte Skulpturen, ehemals in Empel 
aufgestellt, ein Krieger zu Ross und eine vom Pferde sinkende Amazone befinden 
sich jetzt im Schlosshof zu Anholt. Es sind sehr dürftige Wiederholungen der Gruppen 
im Palazzo Famese in Rom. 



60 



HAFFEN 



6l 



HAUS GROIN. Bröring i. Ann. h. V. N. XI, S. i59. — Sluyter, Haus Haui Groin 
Groin: Niederrh. Volksbote 1 886, XXXVH, Nr. 26. — Ders. i. Nrh. G. i879, S. i33; 
1880, S. 5, i3, 21. 

Als ältester Besitzer erscheint i44o Theodoricus von Groin (Anniversar des Geschichte 
Kreuzherrenklosters Marienfrede bei Dingden). Auf Elisabet von Hönnepel, gen. Impel, 
Erbin zu Groin, t i579, folgen die von Eickell und von Diepenbroick. Im J. i598 
durch die Spanier geplündert (Berg. Zs. XXIV, S. 23). Nach einer Mitteilung von 
Gerhard Johann von Eickell, Herrn zu Groin und Eyll vom J. i663 (Rees, Stadtarchiv), 
hatte Groin damals 1 5o Jahre unbewohnt gestanden, es wurde durch Johann Hermann 
Freiherm von Diepenbroick, t i694, abgebrochen. Auf einer Flurkarte vom J. i574, Untergang 
im Besitz des Herrn Sylvester Festen im Pannofen bei Rees, ist Groin abgebildet als 
langes zweistöckiges Gebäude mit zwei gothischen Seitengiebeln, in der Mitte ein 
runder Turm, der Wirtschaftshof und der Thorbau abgetrennt und von Gräben umgeben. 

Die Gemeinde Groin grenzt nach Norden an die Gemeinde Huri, von welcher Landwehr 
sie durch die das Bett des ehemaligen Rheinstromes durchziehenden Aspel - Empeler 
Landwehr getrennt wird. 



HAFFEN. 



Kathol. 
Pfarrkirche 



Geschichte 



RÖMISCHE FUNDE. Bei dem Meckenhof, eine Viertelstunde von der Römische 
Kirche, wurden in den zwanziger Jahren Urnen, Thränenkrüge und Münzen gefunden 
(Fiedler, Römische Denkmäler S. 1 1 2. — Bird, Bedeutsamkeit des Niederrheins 
S. 62. — B. J. XXXVI, S. 84. — Nrh. G. 1880, Nr. 22). Die Strasse von Haffen nach 
Wesel hiess noch i58o ,Heerstrait*. 

KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (tit. s. Lamberti m.). Fundationen 
der Kirche: Nrh. G. 1880, S. i4i; 1882, S. i34. — J. J. Sluyter, Das verschwundene 
Renen: Nrh. G. 1 883, S. 25, 33. — Ders. i. d. Rheinisch -Westfälischen Volkszeitung, 
Unterhaltungsbeilage 1888, Nr. 11. 

Handschriftl. Qu. Im Pfarrarchiv: Gute Pfarrchronik, i842 von Wilhelm 
Cruse geschrieben. — 11 Perg.-Urk. von i594 an. 

Der Ort wird io3i zuerst als Hafti genannt (Falcke, Trad. Corb. p. 458). Die 
ursprüngliche Pfarre war Reinen, Reenen, Reene (Binterim u. Mooren, E. K. I, 
S. 1 94), das von den Fluten des Rheines allmählich weggespült ward (Tibus, Grün- 
dungsgeschichte S. 210, von der der , Kirchenkamp* noch erhalten ist). Im J. 1229 
und 1246 wird sie im Besitz des Stiftes Xanten erwähnt (Binterim u. Mooren, D. C. 
I, S. i99, 227. — Bröring i. Ann. h. V. N. XI, S. i54, 162). Im J. i452 wird die 
Kirche von Renen zum letzten Male erwähnt; die Pfarrkirche zu Haffen muss aber 
schon vor dieser Zeit erbaut sein, denn in einer Urkunde vom J. i446 wechseln die 
Ausdrücke ,Pfarre Haffen' und ,Pfarre Renen'. Von i63o — 1633 war sie vorübergehend 
von den Protestanten eingenommen (Chronik Johann Düsseldorfs im Stiftsarchiv 
zu Xanten. — v. Recklinghausen, Ref -Gesch. III, S. 2i5. — E. Demmer, Geschichte 
der Reformation S. 5i). 

Schlichter zweischiffiger Bau, 22,5o m lang, 12,25 m breit, von Backstein, mit Beschreibung 
dreistöckigem, im zweiten und dritten Stock mit grossen spitzbogigen Blenden ver- 
zierten Turm. Im Inneren zwei polygonale Pfeiler mit abgefassten Kanten und 
Diensten nach N und S, denen an den Aussenmauem ebensolche Dreiviertelssäulchen 



61 



62 



KREIS REES 



Kathol. 
Pfarrkirche 

Taufstdn 
Skulptur 

Wandgemälde 



Kelch 



Monstranz 



Haus 
Aversforth 



Austuttung 



entsprechen. Polygonale Kapitälchen, Horizontallisenen unter den einachsigen Fenstern, 
skulptierte Schlufssteine, das nördliche Seitenschiff halb so hoch wie das Mittelschiff. 
Taufstein, altes sechsseitiges Becken des iS.Jh., der Fuss neu. 
Gute neu polychromierte Figur der Maria Magdalena, um i520, aus der 
Schule von Kaikar. 

Wandgemälde (Fig. 3o u. 3i) an den Scheidemauem, vom Anfang des iS.Jh., 
i852 entdeckt, i856 vom Maler Büchtemann modernisiert (Sluyter i. Niederrh. Volks- 
boten i856, Nr. 3i). Der Charakter des i5. Jh. ist durch die Restauration verloren, 
nur in Haltung und Bewegung bewahrt. Dargestellt die zwölf Apostel mit ihren 
Symbolen in lebensgrossen Einzelfiguren von grosser Vornehmheit mit bedeutenden 
bärtigen Köpfen, unter dem Einflüsse der Schule von Köln entstanden. 

Romanischer Kelch von vergoldetem Silber, Anfang des i3.Jh. (aus'm Weerth, 
Kd. Taf XXI, 6, 60). Bedeutendes Werk von schönen Verhältnissen. Auf den runden 
Fuss vier Medaillons mit je vier Nägeln aufgestiftet, mit den in hohem Relief ge- 
triebenen Darstellungen der 
Verkündigung, der Geburt 
Christi, der Kreuzigung, der 
drei Frauen am Grabe. Zwi- 
schen den Medaillons gra- 
viert je die Halbfigur eines 
ein Rauchfass schwingenden 
Engels. Der Knauf einfach 
mit zehn Rippen. Ganz ver- 
wandte Werke in S. Aposteln 
zu Köln (Fr. Bock, Das hei- 
lige Köln, S. Aposteln Taf 28, 
Fig. 92) und im Germani- 
schen Museum zu Nürnberg 
(Anzeiger f Kunde d. deut- 
schen Vorzeit N. F. XX, i873, 
Sp. 162). 
Gothische Monstranz aus der 2. H. des i5.Jh., der Fuss mit sechsseitiger 
Rose, interessanter durchbrochener runder Knauf mit Masswerk, zur Seite des Glas- 
cylinders drei Strebepfeiler mit musizierenden Engeln und kleinen Heiligenfigürchen. 
Sechsseitiger Aufsatz und kegelförmiger, n\it einem Kruzifix abschliessender Helm. 

Über ein verschwundenes Bild des h. Christoph vgl. Baudri, Organ für 
Christi. Kunst VIII, S. 76. — G. W. van Heukelum, Van sunte Cristoffels beeiden, 
Utrecht i865, p. 7. 

HAUS AVERSFORTH, im J. i677 erbaut, ursprünglich im Besitz der Familie 
von Manjel, jetzige Besitzerin Frau van Achthoven. Kleiner niedriger zweistöckiger 
Backsteinbau mit geschweiften und abgetreppten Giebeln, mit kleinem Wirtschaftshof, 
von wohlerhaltenen Gräben umgeben, über dem Portal das preussische Wappen. Vor 
der Brücke eine malerische Lindenrotunde. Im Garten ein Paar barocke Steinfiguren. 
Die einfache Ausstattung des 18. Jh. ist fast vollständig erhalten. Im Erdgeschoss 
Kamin mit Stuckarbeit: Trophäen und Putten. Eine Reihe mittelmässiger Porträts 
von vlämischen und holländischen Meistern des i7. u. 18. Jh., darunter zwei recht gute 
Klniestücke in alten geschnitzten Rahmen und das Bildnis eines jungen Mannes mit 
langem goldenen Gelock und rotseidenem Mantel in Jagdkostüm. Einige gute Stillleben. 




I^Pialus- 



;gi3ni)rFag" 



Fig. 30 u. 31. Haffen. Wandgemälde in der kathol. Pfarrkirche. 



62 




Kathol. 
Pfarrkirch 



Taufstda 
Skulptur 

Wandgemälc 



Kelch 



Monstr 



Hai: 
Avers' 



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HALDERN 



63 



HALDERN. 



GERMANISCHE UND RÖMISCHE FUNDE. Germanische Gräber 
mit gegen dreissig rohen Urnen bei Haldem entdeckt (Bröring i. d. Ann. h. V. N. 
XI, S. i47. — BiRD, Über die Bedeutsamkeit der Gegend des Niederrheins S. 63, 
Taf. I, C, Nr. i — 3), jetzt im Provinzialmuseum zu Bonn. Eine römische Schanze, be- 
stehend aus natürlichem Sandhügel mit kreisförmigem Wall von 6o Schritt Umfang 
findet sich nördlich von Haldem (Schneider, Kr. Rees S. 65). Die Römerstrasse von 
Elten her (vgl. u.) wird bei Haldem wieder sichtbar und folgt bis Kapellen der Rich- 
tung der heutigen Chaussee. Hinter Kloppenberg sind in östlicher Richtung die Reste 
der Römerstrasse zu verfolgen bis zum Durchschnitt auf der Landstrasse von Wesel 
nach Hamminkeln. 

KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (tit. s. Georgi m.). J. Stürm, Über 
Haldern: Nrh. G. i88o, S. 23. — Tibus, Gründungsgeschichte S. 2i9. 

Die Kirche war im i3. Jh. eine Kapelle mit pfarrlichen Rechten (Eskes im Kerke- 
lyk Leesblad ten dienste der catholyke Nederlanders II, Nr. XI, Art. 4. — Ann. h. V. N. 
IV, S. 256), hervorgegangen aus der Kapelle zu Aspel (Ann. h. V. N. XI, S. i47, i64). 
Das Patronat besass seit 1229 die Kapitelskirche zu Rees (Düsseldorf, Staatsarchiv, 
Urk. 22, 25), i3i8 wird sie zuerst als Pfarre erwähnt (Lacomblet, U B. III, Nr. i7i). 
Der Turm der Kirche stammt aus dem i3. Jh., das Langhaus und die obere Hälfte 
des Turmes wurden im i5. Jh. neu aufgesetzt, die Gewölbe und die Turmhaube nach 
dem Brand von i672 erneuert. 

Vierstöckiger Turm, bis über die Hälfte aus Tuflf bestehend, im Erdgeschoss 
mit dreimal abgetrepptem im Spitzbogen geschlossenen Portal, zur Seite zwei schmale 
spitzbogige Blenden. Im zweiten Stockwerk vier mit Kleeblattbögen geschlossene 
Blenden, im dritten vier Rundbogenblenden. Die Vertikallisenen über diese hinaus- 
geführt, im vierten drei schlichte einachsige Spitzbogenblenden. Die schmäleren nörd- 
lichen und südlichen Seitenflächen sind im Unterstock durch zwei grosse Blenden, 
im zweiten imd dritten durch nur je drei Blenden belebt. 

Das alte dreischiffige Langhaus wird zur Zeit durch einen dreischiffigen gothischen 
Neubau von Wiethase erzetzt. Der alte Bau zeigt noch einen Teil der Aussenmauem 
der romanischen Basilika von Tuflf, im N bis zu dem (von den Fenstern durchschnit- 
tenen) romanischen Fries, im S bis zu der Horizontallisene unter den Fenstern. Der 
übrige Teil in Backstein. Die Verhältnisse des Inneren sind schwerfällig und gedrückt 
mit tiefen Gurtbögen, im Mittelschiff die Rippen mit skulptierten Blattkapitälen ehe- 
mals auf Dreiviertelssäulen aufsetzend. Die Fenster und die Wölbungen der Seiten- 
schiffe zeigen die rohen Formen des i7. Jh. 

Triptychon vom alten Hochaltar, jetzt über der Sakristei aufbewahrt. Die 
Mitteltafel 2,4o m breit, i,42 m hoch, Leinwand mit sehr starkem Kreidegrund auf 
Holz aufgezogen, aufgeklappt 4,8o m breit, in altem schlichten Holzrahmen. 

Auf dem Mittelbild (Taf. III) im Mittelfelde eine grosse figurenreiche Kreuzi- 
gungsdarstellung. Christus und die Schacher an hohen Kreuzstämmen zufgehängt, den 
Fuss des mittleren Kreuzes umklammernd Maria Magdalena, links im Vordergrunde 
Maria, von Schmerzen überwältigt, zusammenbrechend, gestützt von Johannes, um- 
geben von vier heiligen Frauen. Grosse Reitergmppe, darin zur Rechten der Haupt- 
mann, mit der Rechten nach Christus weisend: Veri filius Dei erat iste, links Longinus 



Germanische 

u. Rftmiache 

Funde 



Kathol. 
Pfarrkirche 



Geschichte 



Beschreibung 
Turm 



Neubau 



Triptychon 



Mittelbild 



63 



64 



KREIS REES 



Kathoi. mit dem Speer, rechts Stephaton mit dem Schwammstab zu Ross. Die Kostüme der 
Reiter sind niederrheinische, besonders die Kappen und Filzhauben bezeichnend, 
mehrfach der burgundische Hut. Zur Seite links Christus vor Pilatus, Kreuztragung, 
rechts Kreuzabnahme und Höllenfahrt 
Flügel Auf den Innenseiten der Flügel je vier Scenen. Links i. die Grablegung: 

Der in Tücher gehüllte Leichnam wird in den steinernen Sarkophag gelegt, im Vorder- 
grunde knieend Maria Magdalena. 2. Die Auferstehung: Christus steigt mit der Kreuz- 
fahne aus dem Sarge, um den die vier Kriegsknechte schlummern, zwei derselben 
halbwach mit Geberden des Erstaunens. 3. Die drei Frauen am Grabe: Im Vorder- 
grunde Maria Magdalena mit dem Salbgefäss, diese allein nimbiert. 4. Christus er- 
- scheint der Maria Magdalena im Garten. Der Garten, der Blumengrund und der 
geflochtene Zaun im Hintergrunde sehr sorgfältig ausgeführt. 

Rechts 1. Christus in Gethsemane, im Garten betend. Im Vordergrunde die 
drei Jünger sehlummemd. 2. Gefangennahme Christi, die Häscher mit derben und 
groben Köpfen. 3. Geisselung Christi in offener Halle mit Ausblick auf eine Land- 
schaft. 4. Domenkrönung und Verspottung Christi, der eine Häscher mit burgundischer 
Lappenmütze. 

Die Aussenseiten der Flügel enthalten wiederum je vier Scenen. Rechts 
1. Die Taufe Christi: Christus ganz nackt im Wasser, rechts Johannes, links ein weiss- 
gekleideter Engel, Christi Gewand tragend. 2. Johannes von einer Kanzel herab pre- 
digend, der König Herodes sich unwillig abwendend. 3. Johannes ist von einem 
Kriegsknechte enthauptet worden, die Tochter des Herodes betrachtet nachdenklich 
das Haupt in der Schüssel. 4. Herodes mit seiner Gattin an reichbesetzter Tafel. 
Die Tochter setzt die Schüssel mit dem Haupte des Täufers vor ihm nieder. 

Links vier Scenen aus der Legende eines Heiligen, i. Der Heilige zum Bischof 
gekrönt. 2. Er verrichtet das erste Messopfer. 3. Er erweckt durch sein Gebet einen 
Toten auf. 4. Er empfängt die Sterbesakramente, zu seinen Häupten Engel. 
Wilrdigung Die Innenseiten sind auf Goldgnmd gemalt, die sehr stark beschädigten und 

abgeblätterten Aussenseiten haben natürlichen ungemusterten Hintergrund. Die Farben 
sind durchweg hell und licht, mit tiefen Schatten und scharfen Umrissen, in den Ge- 
wändern besonders ein lebhaftes Rosa und ein frisches Grün, die Landschaft in Saft- 
grün. Die Gestalten überschlank, mit sehr schmalen Schultern, auffallend langen Unter- 
schenkeln, die Hände gelenkig schmal, mit hölzernen Fingern, die Gesichter teilweise 
mit groben, stumpfen Nasen. Maria Magdalena regelmässig mit goldblondem durch- 
gekämmten aufgelösten Haar, teilweise schwere gemusterte Brokatgewänder. Das be- 
deutende Werk gehört der westfälischen Schule an, steht aber leicht unter nieder- 
ländischem Einfluss; es hat grosse Verwandtschaft mit der Schule von Soest, insbe- 
sondere der grossen Kreuzigungstafel Nr. 1222 im Museum zu Berlin. Verhandlungen 
über den Erwerb des Bildes sind von Köln und Berlin eingeleitet. 
Monstranz Monstrauz von vergoldetem Silber, 79,5 cm hoch, vom Anfang des 16. Jh. 

(leicht restauriert). Der Mittelbau erhebt sich auf sechsseitiger Rose und sechsseitigem 
Schaft mit doppeltem Strebesystem, in jedem zwei massive Heiligenfigürchen. Im Auf- 
satz die Doppelfigur einer Madonna, darunter der h. Georg, den Drachen tötend. Das 
Gerüst ganz im Geiste der Gothik, nur die Putten und Engelsfigürchen im Aufsatz 
atmen Renaissancegeist. 
Glocken Glocken (Nrh. G. 1880, S. 24). Alle drei mit der Inschrift: unter Bedienung 

DES WOHLGEBORNEN HERREN DROSTEN FRIEDRICH WILHELM VON UND ZUR HOEVE, 
HERREN ZU POLLWICK UND RESPEKTIVE PASTOREN PETREN HETTERSCHEIDT, KIRCHEN- 



64 



HAMMINKELN 65 

MEISTEREN ABER DIDERTCHEN HENSELER UNDT OHTT BOUMANS. DOOR DAT VIER BIN Kathol. 
ICK GEVLOTEN, PETER VAN TRIER EN RUTGER TECKEL HEBBEN MY GEGOTEN. ANNO "'' *'^° * 

i673. Die grösste ausserdem mit der Inschrift: tria sunt omnia. jesus maria 

JOSEPH. SALVATOR MUNDI, SALVA NOS. Die zweite : S. MARIA ORA PRO NOBIS. Die 

dritte: s. georgi intercede pro nobis. 

SCHLOSSSONSFELD. J. J. Sluyter i. d. Rheinisch -Westfälischen Volks- s c h i o . « 
Zeitung 1888, Nr. 3i. — Fahne, Denkmale und Ahnentafeln in Rheinland und West- 
falen III, S. i3i, t34. — Ders., Geschichte der Köln., Jülich, und Berg. Geschlechter I, 
S. 46o; II, S. 206. — Strange, Beiträge z. Genealogie d. adel. Geschlechter, Heft XII. 
— Das Stammschloss der schon I259 vorkommenden Herren von Suntfelde, seit i5oo 
von den Herren von Wittenhorst zu Sonsfeld, später einfach Wittenhorst-Sonsfeld 
genannt, lag am unteren Ende des Bellinghover-Sonsfelder Meeres in dem Winkel, 
welchen die Haffensche Wardlei mit diesem Meere bildete. Eine dreifache Reihe 
von Gräben umschhesst es. Das Schloss wurde in der i. H. des i8.Jh. abgebrochen, 
weil König Friedrich Wilhelm I. dem Freiherm von Wittenhorst-Sonsfeld ein neues 
Schloss zu bauen beabsichtigte, was dann unterblieb. Das innerhalb der Gräben 
gelegene vierseitige Terrain ist 36 m breit und 44 m tief. Die Gerichtsbarkeit von 
Sonsfeld, im klevischen Landtagsabschiede vom 23. Okt. i666 förmlich anerkannt, er- 
streckte sich über Haus Sonsfeld und die Bauernschaften Helderlo, Sonsfeld, Witten- 
horst und Töwen. 



HAMMINKELN. 

EVANGELISCHE PFARRKIRCHE. Klevisches Heberegister: Ann. h. ^Evngci. 
V. N. XXXI, S. i34. — Nrh. G. i883, S. 87. — Tibus, Gründungsgeschichte S. 220, ^^■"^'"*** 
226. — V. Recklinghausen, Ref. -Gesch. III, S. 2o4. 

Handschriftl. Qu. Im Pfarrarchiv: Urk. von i522 an. — Catalogus pastorum 
von i582 an. — Lagerbuch des Pastors Wesseler von i77o. 

Eine Pfarrkirche zu Hamminkeln wird bereits 11 54 und 11 7o genannt als Besitz Geschichte 
von Xanten (Tibus S. 220. — Erhard, Cod. Nr. 299), dessen Rechte 1220 und 1225 
noch ausdrücklich bestätigt werden (Binterim u. Mooren, D. C. I, S. i7i, i9i. — 
Düsseldorf, Staatsarchiv, Urk. Xanten R. I, 34. — Sloet, Cork. Nr. 485). Die Kirche 
ist anfangs des iS.Jh. erbaut, zwischen i6o9 und 1624 den Lutherischen und Refor- 
mierten eingeräumt. 

Schlichter zweischiffiger Tuff bau, 22,80 m lang, 7 m breit, aussen durchweg neu Beschreibung 
verputzt, mit dreistöckigem, in den beiden oberen Geschossen mit je zwei spitzbogigen 
Fenstern versehenem Westturm. Zwei achtseitige Pfeiler mit einfacher Basis trennen 
das Mittelschiff von dem niedrigeren nördlichen Seitenschiff. Die Rippen ruhen im 
Mittelschiff auf polygonalen Konsolen mit einem Kopf darunter, im Chor mit skulp- 
tierten Blattkapitälen auf in der Höhe der Sohlbänke mit Köpfen abschliessenden 
Diensten. Unter den Fenstern Flachbogenblenden. 

Bei der Restauration wurden an der Scheidemauer Wandgemälde — jüngstes Wandgemälde 
Gericht und Apostelfiguren — vorgefunden, die aber wieder überstrichen worden sind. 

Glocke mit der Inschrift: Mathias elsner pastor ecclesiae reform atae. Glocke 

JOHANNES WOLTERUS PASTOR AUGUSTANAE CONFESSIONIS. JOHANNES ISING ET ANTONI 
BLANCKEN KIRCHMEISTERE ZU HAMMINCKEL ANNO l693. 

6 
65 



66 



KREIS REES 



HOCHELTEN. 



R ömische 
Anlagen 



Warte 



Brunnen 



Funde 



Grenxwchr 



Römers trauen 



Ältere 
Grenzwehren 



Bisherige 
Erwähnungen 



RÖMISCHE ANLAGEN. Jacob Schneider, Der Eltenberg und Montfer- 
land bei Emmerich. Ein Beitrag zur Geschichte des römischen Befestigungswesens 
auf der rechten Rheinseite, Emmerich 1 845. — Ders., Kreis Rees S. 63. — Dederich, 
Geschichte der Römer und Deutschen S. 54. — Janssen, Oudheidkund. Mededeel. 
III, p. 244. — Reuvens, Leemans en Janssen, Alphabetische naamlijst p. 25. — 
F. W. Schmidt i. d. Westfäl. Zs. XX, S. 260. — Brambach, C. I. R., Nr. i4i, i42. 

Was schon Stephanus Pighius, Wassenberg, Teschenmacher, Fiedler an- 
nahmen, ist durch Schneider nachgewiesen worden: dass auf dem Eltenberge, der 
neben dem Fürstenberge bei Xanten, dem Monterberge bei Kaikar und dem Klever 
Schlossberge die ansehnlichste Höhe darstellte, eine bedeutende römische Warte stand. 
An der Nord- und der Westseite ist das Bergplateau abgestossen, an der Stelle, wo 
eine Schlucht südlich nach dem Rheine zuläuft, um 20 Fuss. Die Warte korrespon- 
dierte mit Montferland bei s'Heerenberg und dem Klever Schlossberge (vgl. B. J. 
XXXIX, S. i73. — L. J. F. Janssen, Over de oudste vaderlandsche schansen, be- 
paaldelijk de Huneschans aan het Udeler-Meer: Nijhoff, Bijdr. IV, p. 7i). Boll- 
werke und Mauerreste sind nicht vorhanden, der einzige Rest ist der 72 m tiefe 
Drususbrunnen, aus grossen Tuffsteinblöcken im Halbrund aufgeführt, das Becken 
mit einem Durchmesser von i,5o m, die Einfassung 28 cm breit, dessen Wände in der 
Tiefe aus festem Basalt bestehen. Der Schacht ist mehrmals ausgebessert worden; 
der römische Ursprung freilich durch nichts bezeugt. An dem Brunnenhäuschen die 
moderne Inschrift: m. drusi ger. imp. r. puteus. aed. a. xii. a. chr. Ein unter- 
irdischer Gang in den Berg wurde i835 aufgedeckt. 

Am westlichen Abhang sind Urnen und Thränenfläschchen, sowie Ziegel der 
6. Legion gefunden (Schneider S. i9. — Gelderscher Volks -Almanak voor i842, p. 2o7), 
dazu Münzen aus der frühen Kaiserzeit. Auf den im Osten und Nordosten von Elten 
gelegenen Höhen, der Elten sehen Haide, wurden Urnen von verschiedener Grösse 
gefunden, deren Zeit nicht festzustellen ist (Schneider, Kr. Rees S. i4, 69. — B. J. 
XXXVI, S. 83). An der Südseite des Berges vorbei führt die erste der drei älteren 
Grenzwehren im Kreise Rees, die am alten Rheinufer bei Hauberg beginnt und über 
Borghees und Emmerich nach Huisberden und Till bei Kaikar sich zieht (Kunst- 
denkmäler d. Kr. Kleve S. i48. — Schneider, Neue Beiträge VII, S. 5); der römische 
Ursprung ist höchst zweifelhaft. 

Die den Rhein entlang ziehende grosse Römers trasse ist von Babberich, wo 
sie aus Holland austritt, über Elten, Emmerich, Vrasselt, Haldem, Mehrhoog bis Fluiren 
in ihrem Laufe in der Hauptsache festgestellt — unsicher ist nur ihr Verlauf von der 
Fluirener Haide an (vgl. unter Wesel). Zwischen Elten und Emmerich sind alle Reste 
verschwunden. Eine zweite Römerstrasse setzt bei Hauberg über den Rhein und 
geht über Elten nach Norden. Wallreste nahe der Grenze bei Sassenryck nachweisbar 
(Schneider, Kr. Rees S. 34, 39). 

Bei Elten beginnt zugleich der östliche Arm der älteren Grenzwehren, die 
das Gebiet des Kreises Rees nach O zu durchschneiden. Er führt hart an der hollän- 
dischen Grenze hin bis Netterden und weiter über Meghelen nach Isselburg, wo er 
die Yssel erreicht. Diese Grenzwehren sind nacheinander von A. Fahne, Die Land- 
wehr oder der limes imperii Romani am Niederrhein: Berg. Zs. IV, i867, S. 1, 



66 



HOCHELTEN 67 

Schneider, Kr. Rees, 1868, S. 18, und v. Veith, Römischer Grenzwall an der Lippe: Römische 
B. J. LXXXIV, i887, beschrieben worden, ohne dass einer auf den andern Rücksicht 
genommen hätte. Alle drei sehen in diesen Wallanlagen den limes transrhenanus, mit 
dem Germanicus zwischen 2 u. 4 n. Chr. das Land zwischen Aliso und den> Rhein be- 
festigte (novis limitibus aggeribusque Tac, Ann. II, 7), den Tiberius im J.io (Velleius Fat., 
Hist. Rom. II, 120: aperit limites) und Germanicus im J. i4 n. Chr. {Tacitus, Ann. I, 5o: 
limitem a Tiberio coeptum scindit) bei den Zügen nach O überschreiten mussten. Vgl. 
über die Bestimmung der limites auch Fiedler, Rom. Denkmäler S. 166. — Schneider, 
Neue Beiträge VII, S. 5; VIII, S. i9. — Ders., Heer- und Handelswege VI, S. 18. 

Die Frage des römischen Ursprungs scheint nur für die äusserste und grösste Ursprung 
an der Issel hingeführte Grenzwehr in Betracht zu kommen, obwohl gerade auch 
hier die mit ihr in unmittelbarer Verbindung stehenden Wallbefestigungen, vor allem 
bei den Schwienumshöfen und an der Fortsetzung der Grenzwehr südlich der Lippe 
bei dem Hofe Bergerschult bei Hünxe, die beide entschieden nicht römisch sind, auf 
Entstehung in germanisch-fränkischer Zeit hindeuten. Es ist nicht ausgeschlossen, dass 
die ältere römische Grenzwehr später als Stammesgrenze zwischen dem sächsischen 
imd fränkischen Gebiete diente und zu ihrer Befestigung damals die Wallburgen hinter 
der Grenzwehr angelegt wurden. Die römische Grenzwehr setzt indessen wahrschein- 
lich erst bei Isselburg selbst ein; der Zug bis zur Quappenburger Landwehr ist mittel- 
alterlichen Ursprungs (vgl. ausführlich unter Emmerich S. 57). Die Frage über die 
Bestimmung der Grenzwehren wie der zu erwähnenden Wallburgen und ihren zeit- 
lichen Ursprung muss bis zu einer systematischen Untersuchung der Befestigungsreste 
am Niederrhein offen bleiben. Aus den dürftigen Ergebnissen der bisherigen Unter- 
suchungen können weitgehende Schlüsse nicht gezogen werden. 

EhemaUge ABTEIKIRCHE, jetzige KATHOLISCHE PFARRKIRCHE Abteikirche 
(tit. s. Viti m.) 

A. Fahne, Das fürstliche Stift Elten, Bonn i85o. — N. C. Kist, Het Necro- Litter«tur 
logium en het Tijnsboek van het adelijk Jufferen-stift te Hoog- Elten, medegedeeld 
uit het onuitgegeven oorspronkelijk handschrift; benevens eene Geschiedenis der abdij, 
Leyden i853: Nieuw Archief voor Kerk. Geschiedenis van Kist en Roijaards II, 
p. 7i. Dazu NijHOFF, Bijdragen voor vaderlandsche geschiedenis en oudheidkunde 
X, p. 67. — P. NijHOFF, Tijdrekenkundige opgave van eenige oorkonden betreffende 
het adelijk Jufferenstift te Elten: Bijdragen n. r. V, p. 42. — M. Z. van Boxhorn, 
Theatr. Holland, p. 333. — Egb. Hopp p. 55. — Teschenmacher p. 201. — A. van 
Slichtenhorst, XIV boeken van de Geldersse geschiedenissen, Arnheim i654, p. 27o. 
— Menso Alting, Notitia Germaniae inferioris, Amsterdam i7oi, II, p. 7. — Fun- 
dationes et fata monasterii Altenensis : Ant. Matthaeus, Veteris aevi analecta, Haag 
i738, III, p. 425. — Matthaeus Brouerius van Nidek en Isaak le Long, Kabinet 
van Nederlandsche en Kleefsche Oudheden, Dordrecht i77i, VI, p. 3i3 ausführlich mit 
Abb. — Reize längs den Neder-Rhyn tot Bon, Kampen i785, p. 34. — Oudheden van 
Utrecht III, p. 334. — L. Ph. C. van den Bergh, Handboek der middel-nederlandsche 
Geographie, Leidem 85 2, p. 188. — W. Moll, Kerkgeschiedenis van Nederland voor 
de Hervorming, Arnheim i864, I, p. 325. — W. A. Immink, Geschiedenis der vestiging 
van de nieuwe evangelische gemeende te Elten bij Cleef, Amsterdam 1860, mit der 
Geschichte der Abtei bis 1802, p. i5: Staatsregt van Ehen. — aus'm Weerth, Kd. I, 
S. I. — Über den Namen: Joh. Is. Pontani et Petri Scriverii epistolae: Ant. Mat- 
thaeus, Veteris aevi analecta II, Nr. 10, p. 382. — Über Münzen von Elten: v. Lede- 
BUR, Allgem. Archiv IX, p. 242. 

5» 
67 



68 



KREIS REES 



Abieikirche 

Hnndschriftl. 

Quellen 

Elten 



Düsseldorf 



Arnheim 



Geschichte 



Handschrift 1. Qu. Im Pfarrarchiv: Descriptio situs castelli, abbatiae etc. et 
illustris ecclesiae collegiatae montis Eltensis, von A. G. Goebels can. pastor. Interessante 
Chronik, bis i79i geführt, mit Abschriften von Urkunden, darunter Kaiserurkunden 
von Otto I. an, Verzeichnis der Fürstäbtissinnen seit 986, der Kanoniker seit I24i. 

Im Staatsarchiv zu Düsseldorf: i54Urk. von i3i5 — 1812. — Kartular des 
16. Jh. (B. 59), voran BI. i — 6 kurze Geschichte, Abschr. von Kaiserurkunden etc. — 
Über ein Urbar des i8.Jh. : Lamprecht, Verzeichnis rhein. Urbarialien S.S. — Über 
die Akten Ilgen, Rhein. Archiv S. 42. 

Im Provinzialarchiv zu Arnheim: Zeugenaussage über das Recht der Erb- 
vogtei, das die Staaten über Hörige und Leute von Elten haben, vom J. i652 (P. 
NijHOFF, Registers op het archief afkomstig van het voormalig hof des vorstendoms 
Gelre, Arnheim i856). 

Auf dem im J. 944 zuerst genannten Eltenberge (Sloet, Oork. Nr. 86. — 
Stumpf, Kaiserurkunden Nr. 116. — Mon. Germ. Dipl. I, i4i, Nr. 59. — Köpke- 




Fig. 32. Hocheltea. Grundriss der Stiftskirche 

Dümmler, Otto L, S. i33) stiftet Graf Wichmann von Hamaland (Waitz, Über den 
Grafen Wichmann: Anhang zu Dönniges, Kaiser Otto L, S. 2i9. — van Spaen, In- 
leiding I, p. 37. — Dederich, Römer und Deutsche am Niederrhein S. 252. — L. 
Driesen i. d. Westföl. Zs. XV, S. 4o) um das J. 963 eine Christo und dem h. Vitus 
geweihte Abteikirche und ernannte dort seine älteste Tochter Luitgardis zur Äbtissin 
(ein anderes Jahr im Chron. Cliv.: Seibertz, Quellen II, S. i49 und bei Alpertus, 
De diversitate temporum 1. I, c. 1 : Mon. Germ. SS. IV, p. 7o2). 

Die Schenkung wird am 29. Juni 968 (Lacomblet, U B. I, Nr. iio. — Mon 
Germ. Dipl. I, 49 1, Nr. 358: monasterium sororum Deo sacratarum quod Wichmannus 
comes in litore Reni in comitatu Hamelant, cuius nomen loci Eltena, et a fundamento 
usque construxit et religioso deo sacratarum collegio multis suarum opum facultatibus 
ditavit. — VAN Spaen I, p. 62. — Sloet, Oork. Nr. io3. — Bond am, Charterboek I, 
Nr. 52) und am 3. August 97o (Mon. Germ. Dipl. I, 539, Nr. 397. — Lacomblet, 
ÜB. I, Nr. 112. — Sloet, Oork. Nr. io4) von Otto I. und am i4. Dezember 973 
von Otto II. (Mon. Germ. Dipl. II, 79, Nr. 67, — Lacomblet I, Nr. 11 5. — Sloet 
Nr. 106) bestätigt. Dieselbe ward indessen durch die jüngere Tochter Wichmanns, Adela 
und ihren Gemahl Balderich von Kleve angefochten, der zwischen 99o und 996 das 



68 



HOCHELTEN 



69 



Ht 



Kloster erstürmte (Albertus, De diversitate temporum, 1. I^ c. I., Mon. Germ. SS. IV, Abteikirche 
p. 7oo: Cum armata manu montem Eltnae subito occupat. Cum oppidani repentino 
metu perculsi fuga salutem quaererent, in monasterio sc abdiderunt, expugnatoque 
monasterio et iaculis altaribus traiectis ... — Vgl. KiST, Necrologium p. 53. — 
Dederich, Römer und Deutsche am Niederrhein S. 261. — Sloet, Oork. Nr. 112). 

Otto III. schlichtete zwar 996 den langen Streit (Lacom- 
BLET, ÜB. I, Nr. 12 7. — Sloet, Oork. Nr. 116), aber auf die 
Kunde von seinem Tode nahm Balderich aufs neue das Kloster 
ein (Alpertus, 1. I, c. 4: rupit fidem et hostili manu adgressus 
ad montem Eltnae, vallum, qui ecclesiam ad instar castelli am- 
biebat, scidit familiamque omnem sibi servire coögit. — Sloet, 
Oork. Nr. 125). 

Heinrich II. regelte die Eltenschen Angelegenheiten, wahr- 
scheinlich, als er im August 1002 in Nym wegen weilte (Böhmer, 
Regesten Nr. 9o3. — Hirsch, Heinrich II, I, S. 288), erst 10 1 7 
starb die unversöhnliche Feindin des Stiftes Adela (Vita Mein- 
werci c. i4o: Mon. Germ. SS. XI, p. i35. — Necrologium Ab- 
dinghovense: Eccard, Hist. genealogica princ. Saxoniae p. 33. 
— Necrol. eccles. Colon, mai. : Boehmer, Fontes III, p. 343). 

Die Kirche ward von der fünften Äbtissin Irmgardis ( 1 1 00 
bis II 29) wieder aufgebaut und im J. 11 29 eingeweiht (Lacom- 

BLET, U B. I, S. 201. — BiNTERIMU. MoOREN, D. C. I, S. Io6. — 

Teschenmacher, Cod. dipl. p. 3o. — Erhard, Reg. hist. Westfal. 
II, p. 5, Nr. i5i2). Nachricht über diesen Neubau gab eine In- 
schrift im Giebel, die Lacomblet, U B. I, S. 2o3, Anm. i aus 
den (verlorenen) Kollektaneen des Stiftsarchivs mitteilt; ihr Text 
ist zwei Urkunden entnommen, die die Chronik von Goebels 
im Pfarrarchiv mit einigen Abweichungen wiedergiebt : Dyt nae- 
beschreven is die schriefft, die gehouwen is in den vyrkantigen 
steen, stainde beneden in der gevelen der hallen: Notum sit 
Omnibus Christi fidelibus, quod Wichmannus comes ecclesiam 
hanc in honore beati Viti martiris edificavit, dilapsam Irmgardis 
abbatissa felicis memoriae reedificavit et novissime diebus istis 
Lotharius rex (ad) memoriam sui et contectalis (G. : conthoralis) 
sue Richize (G.: Richwidis) donans ei singulis annis duo talenta 
gravis monete de Tousburch (donans — Tousburch fehlt bei G.) 
eam dotavit [Et ut hec traditio stabilis esset litterarum traditione 
et sigilli impressione confirmavit.] Anno M^C^ vicesimo nono 
dedicta est hec ecclesia a Lymaro Mindensi episcopo. 

Im J. i585 ward das Kloster im holländischen Religions- 
krieg durch die holländischen Truppen niedergebrannt und ver- 
wüstet (Goebels, Descriptio p. 7. — Fahne S. 3S). Die Äbtissin Gräfin Agnes von 
Limburg begann 161 4 den Wiederaufbau der Abtei und errichtete i634 eine Kapelle. 
Die i639 von den Staatischen auf dem Eltenberge bei dem Gruthause angelegte Kapelle 
ward i649 abgetragen und mit dem Material die Abtei um ein Stockwerk erhöht. 

Die Kirche stand bis i67i verödet, die Gewölbe waren durchweg eingestürzt — 
so zeigt sie noch der Stich von A. Radentaker im Kabinet van Nederlandsche Oud- 
heden p. 3i3 (s. o. S. 67). Im J. i67i begann die Gräfin Maria Sophia von Salm- 



Nv.;; 



^i iL, 



vr^^^\ 




Fi^. 33. HocheUcn. 
Turm der Stiftskirche. 



69 



7o 



KREIS REES 



Westturm 



Abtei kirchc Reiffcrscheid die Restauration (Inschrift s. u.), die i677 abgeschlossen war. Das Stift 
ward im J. 1811 aufgehoben, nachdem die Prinzessin Laetitia, die Tochter Murats, 
fünf Jahre lang als letzte Äbtissin über dasselbe regiert hatte. Die Kirche wurde 
i889 durch Theodor Gelsing aus Emmerich restauriert. 

Der mächtige, in fünf Stockwerken sich erhebende Westturm (Fig. ZZ) zeigt eine 
reiche und mannigfaltige Gliederung durch Pilaster und Blenden, die Fenster sind mit 
Ausnahme derjenigen in der Glockenstube vermauert. Tuff, nach W stark verwittert. 
Im zweiten Geschoss ein kleines rundbogiges Fenster mit verwitterten romanischen Eck- 
säulen. Im Inneren übereinander drei Klostergewölbe ohne Rippen mit einer steilen, 
85 cm breiten Treppe in der Mauerstärke. Im dritten Stock in der Südwand merkwür- 
dige Nischen zur Entlastung. Im obersten stark verjüngten Geschoss beträgt die Mauer- 
dicke nur noch 60cm. Erneute achtseitige geschieferte Turmhaube. An der Südwestecke 
des Turmes zwei 2,9o m lange strebenartige Ansätze verschwundener Baulichkeiten. 

Das nördliche Seitenschiff öffnet sich nach W in einem i67i wieder aufgerich- 
teten romanischen Portal, mit drei Rundsäulen mit Mittelring in den abgeschrägten 



Nördl. Schiff 




li I I I I i I I 1 I [ 1 i 1 1 M F=l>^ 

Fij^. 34. Hochelten. Längsdurchkchnitt der Stiftskirche 



Gewänden, mit überkleisterten Würfelkapitälen, rechts und links je eine Säule mit 
gewickeltem dreiteiligen Knauf. Über dem Portal das Wappen der Äbtissin Marie 
Sophie von Salm-Reifferscheidt, auf der flachen Abdachung zwei dürre barocke Löwen, 
im Tympanon eine barocke Kartouche mit der Inschrift: anno i67i haben die hoch- 

WURDIGST UND HOCHGEBORNE FURSTINNE UND FRAUW FRAUW MARIA SOPHIA VON 
GOTTESGNADEN ZU ELTEN, VREDEN UND BORCHORST ÄBTISSIN, GEBORNE GRAFFIN ZU 
SALM UND REIFFERSCHEIDT, FRAW ZU BETBUHR, DYCK, ALFFTER UND HACKENBROICH, 
DIESE ÜBER DIE ACHTZICH UND MEHR JAHREN VERWUESTETE UND RUINIRTE COLLEGIAT- 
KIRCHE AUSS IHRO SELBST EIGENEN MITTELEN ZUR EHREN GOTTES WIEDER AUFF- 
ERBAUWEN LASSEN. 

Das nördliche Seitenschiff ist an der Nordseite bei der Restauration durch 
starke Backsteinstrebepfeiler gestützt worden und hat dreiteilige romanische Fenster 
mit erneuten Säulchen erhalten. Das gemeinsame Satteldach bei dieser Gelegenheit 
in ein Sattel- und ein Pultdach zerlegt. Im S stösst an die Kirche eine vielfach ge- 
flickte Tuffmauer mit vorgesetzten Backsteinstreben, zur Seite die Reste zweier gothischer 
Pfeiler mit Blattkapitälen, der letzte Rest des Abteigebäudes (Fig. 32). 

Das Innere (Fig. 34, 35) zeigt mit Ausnahme des spätgothischen mit schmalen 
Rippen und gutgemeisselten Blattkapitälen versehenen Chores durchweg die schweren 



7o 



RÖCHELTEN 



7l 



Formen und die phantastischen Ornamente des romanischen Baues vom J. ii29. Die Abicikirche 
drei, durch breite Gurte getragenen Kreuzjoche des Mittelschiffes haben gedrückte 
Kreuzgewölbe ohne Rippen. Der Ansatz der alten Gewölbe ist über den jetzigen 
noch auf dem Söller erkennbar. Die Gurte ruhten ursprünglich auf mächtigen dicken 
Säulen; bei dem Umbau vom J. i67i wurden an der Südseite die beiden östlichen 
Säulen durch zwei aus fünf Seiten des regelmässigen Achteckes konstruierte Pfeiler 
mit polygonalen Kämpfern und Basen ersetzt. Die Gliederung der Südwand ist nur 
noch im östlichen Joch erkennbar. 

Die nördliche Scheidemauer ruht auf zwei starken rechteckigen Pfeilern, denen 
nach N und S wiederum dicke Rundsäulen vortreten. Die dem Mittelschiff zugekehrten 




Fi^. 39. Hochelten. Querschnitt der Stiftskirche. 

entbehren der Basen, tragen aber prächtige romanische Kapitale, im Formenreichtum 
denen im Grossmünster zu Zürich verwandt (F. Keller in den Mitteilungen der 
antiquarischen Gesellschaft zu Zürich I, Taf ii, i3), die mitsamt dem Kämpfer um 
den ganzen Halbpfeiler verkröpft sind. Die Grundform ist die des Würfels, der Kämpfer 
ist durch eine frühromanische Ranke, einfachen oder doppelten Palmettenfries ver- 
ziert, das Halbrund des Würfels selbst gefüllt durch basreliefartige Skulpturen von 
pflanzlichen Ornamenten mit geriefelten und ausgekehlten Blättern oder durcheinander 
geschlungenen Drachen. An den Ecken sind Blätter oder menschliche verzierte zähne- 
fletschende Köpfe angebracht (Fig. 36). 

Die Arkadenbögen (Fig. 34) werden im östlichen Joch von einer Säule mit ein- 
fachem Würfelkapitäl getragen, im nächsten Joch nur von einem vierseitigen Pfeiler 
mit schmalem Gesims, dem ein gleiches auf beiden Seiten des Bogens entspricht. Im 
dritten Westjoch nur ein niedriger Bogen. Hier wird im Langschiff der Raum ein- 



7i 



72 



KREIS REES 



Abteikirchc genommen durch die hochinteressante alte Nonnenempore, die aus fünf einfachen 
steinernen Säulen mit Wurzelkapitäl und breitausladendem Kämpfer besteht. Eine 
ähnliche ehemals in S. Pierre zu Utrecht (F. W. M. Eyck van Zuylichem, Les eglises 
romanes du royaume des pays-bas, Utrecht i858, pl. VI, 2, p. i4). Die Scheidemauern 
selbst sind durch je zwei gekuppelte Blendfenster belebt, getrennt durch eine Mittel- 
säule mit Würfelkapitäl imd reichprofilirtem Kämpfer. Die beiden Bogen sind von 
einer rechtwinkeligen Blende eingeschlossen, nach oben mit einem schrägen Palmetten- 
fries verziert (Fig. 37). 

Im nördlichen Seitenschiff wurden bei der Erneuerung im J. i883 die Rund- 
säulen nicht wieder eingesetzt, nur an den Tragpfeilem sind diese erhalten, gekrönt 



Nördl. 
SeitenschiflF 




Fij^. 36. Hochelten. Kapitale aus dem Mittelschiff der Stiftskirche 




Hochaltar 



Chorstühle 



Tau&tein 



durch schwere Würfelkapitäle mit Tropfen in den Ecken. Der Eingang nach Westen 
liegt um fünf Stufen erhöht, ebenso das östliche Joch, das nach dem Mittelschiff zu 
mit einer barocken Holzgallerie abschliesst. 

Hochaltar, barocker Holzaufbau vom Ende des i7. Jh., im Mittelfeld ein Ge- 
mälde der Kreuzigung, darüber das Salm-Reifferscheid sehe Wappen. Über dem Bal- 
dachin eine Strahlensonne mit der Taube, umgeben von sieben Engelsköpfchen, zur 
Seite zwei allegorische Figuren. 

Chorstühle, barock, viersitzig rechts und links, Kommunionbank, Kanzel, 
von einfachen aber gutgezeichneten Formen, hässlich polychromiert 

Taufstein des i3. Jh., nur das 18 cm hohe Becken mit 9o cm Seitenlänge er- 
halten, mit verwitterten Skulpturen auf den Seiten, deutlich nur zwei symmetrisch mit 
den Köpfen zusammengestellte Hunde. Der cylindrische Träger fehlt. 



72 



HOCHELTEN 



73 



Steinfigur des Abraham als Seelensammler (Fig. 38), i,o5 m hoch, rohe 
Skulptur des 12. Jh. (bez. als h. Machutus), mit langgelocktem, vollbärtigem Kopf, en 
face auf einem Throne sitzend, in eng anliegenden Gewändern mit eingekerbten Falten, 
mit beiden Händen auf dem Schosse das kleine die Seele darstellende ganz bekleidete 
Kind haltend, das die Linke auf die Brust legt und den Kopf aufwärts hebt. Die 
beiden Köpfe ganz überarbeitet, die Gruppe roh überschmiert. 

Pieta des 18. Jh. an der Südseite, davor ein guter schmiedeeiserner 1,20 m hoher 
Kerzenhalter mit feinem Fuss und geschwungenem Rankenabschluss. 

Das bedeutendste Werk des Eltener Schatzes war das grosse Kuppelreliquiar, 
das von Elten über Domick und Anholt in die Sammlung Soltykoff zu Paris und von 




Abteikirche 
Steinfigiir 



Pieto 

Kerzenhlliter 

Schatz 



mme 








_,^gaa 



Fig. 37. Hochelten. Romanische Friese aus dem Mittelschiff der Stiftskirche. 



da für 53 55o Franken in das South-Kensington Museum zu London kam (Cattois i. d. 
Annal. archeol. XX, p. 3o7; XXI, p. io5, i48; XXIL p. 5. — Abb. Labarte, Hist. des 
arts industriels III, p. 42; Album pl. 43. — Ferd. de Lasteyrie, Hist. de l'orfevrerie, 
Paris i875, p. 121. — Garnier, Hist. de la verrerie p. 4i7. — Catalogue de la collec- 
tion Soltykoff 1861, Nr. i32. — Eleventh Report of the Science and Art Departe- 
ment of the Committee of Council on education, London i864, p. i93. — Baudri, 
Organ für christl. Kunst III, S. i95). Über die Wanderungen und den Ursprung 
B. Sammler in Alte und Neue Welt, Einsiedeln 1880, S. 10. — Niederrhein. Volks- 
bote I.Jan. 1 864. — Sluyter i. d. Niederrhein. Zeitung i889, Nr. 53. Das aus der 
Wende des 12. u. i3.Jh. stammende Reliquiar ist fast identisch mit dem im Weifen- 
schatz befindlichen (W. A. Neumann, Der Reliquienschatz des Hauses Braunschweig- 
Lüneburg, Wien i89i, S. i76, i78). Erhalten sind die folgenden Werke des Schatzes: 



73 



74 



KREIS REES 



Abteikirche 
Statuette 



Reliquiare 



1. Statuette des h. Michael, aus Silberblech getrieben, nur die Haare und 
die Ränder der Rüstung vergoldet, ohne den Holzfuss 56 cm hoch (Fig, 39), eine 
schlanke zierliche Gestalt, mit beiden Händen dem Drachen zu seinen Füssen den 
Speer in den Rachen stossend, der Kopf realistisch durchgeführt mit derber Nase und 
hässlich vorstehendem Kinn. Auf dem Drachen ein Medaillon mit der Umschrift: lucia 
DE KERPEN ABBAJISSA Und dem emaillierten Wappen der Stifterin. Von i4oo — i42o. 

2. Armreliquiar, 46 cm hoch, mit in Silber getriebener Hand. Der vergoldete 
Fuss mit gutgefassten Steinen um den unteren Rand, ruhend auf drei kleinen knieenden 

Engelsgestalten. Die Säume mit 
aufrecht stehendem Blattwerk 
verziert. Der Ärmel — durch 
das Gitter Durchsicht auf einen 
eingelegten Armknochen — ist 
mit leichten Gravierungen be- 
deckt. Die drei ersten ausge- 
streckten Finger mit Ringen. 
3. Sechsseitiges Reliquiar 
in Monstranzenform, 53,5 cm 
hoch, von vergoldetem Silber 
(Abb. aus'm Weerth, Kd. 
Taf. n, 2). Eines der treff- 
lichsten Werke des Schatzes 
aus der i. H. des i5. Jh. Auf 
dem durch eine sechsseitige 
Rose gebildeten, am Rande 
ä jour durchbrochenen Fuss 
erhebt sich eine Kugel von 
braunem Achat, über ihr der 
sechsseitige Schaft, am Knauf 
sechs runde Pasten mit Email- 
rosetten. Die sechs Seiten des 
Gehäuses, mit einem Klee- 
blattbogen abgeschlossen, sind 
mit blauem Email gefüllt, vor 
ihnen in massiven vergoldeten 
Figürchen (zum Teil verloren) 
je eine Scene aus der Passions- 
geschichte. An den Ecken 

Strebepfeiler mit Statuetten von auf Drachen stehenden Königen unter Baldachinen. 

Der sechsseitige freie Turmaufsatz trug ursprünglich wohl eine kleine Kreuzigungsgruppe. 

4. Reliquiar, 42 cm hoch, aus leicht vergoldetem Silber, auf sechsseitigem Fuss 
und sechsseitigem Schaft, der Knauf mit acht Rosetten. Das sechsseitige Gehäuse 
mit einfachen gravierten gothischen Fenstern, i. H. des i5.Jh. 

5. Reliquiar, 38 cm hoch, Silber, in Monstranzenform, nach i4oo, auf sechs- 
seitiger Rose, in der Mitte als Cylinder ein geschnittener (älterer) Bergkrystall, gefasst 
mit ringförmigen Verzierungen, zwei Streben zur Seite und einfacher Aufsatz. 

6. Reliquiar, 4o cm hoch, auf rundem, an der Seite gitterartig durchbrochenen 
Fuss, der Knauf zwischen sechs kleinen fialengeschmückten Streben mit sechs nmden 




Fig. 38 Hochelten. Steinfigur des Abraham rU Seelensammler. 



74 



RÖCHELTEN 



75 



Emailpasten verziert; unter dem kegelförmigen mit einem Kreuz abschliessenden Helm Abtei kir che 
ein orientalisches Fläschchen aus Bergkrystall geschnitten. 

7. Reliquiar, 21 cm hoch, von Silber, auf sechsseitiger Rose mit einfachem 
Knauf, unter dem sechsseitigen Pyramidendach ein achtseitiges Krystallgehäuse, oben 
und unten von zwei Silberstreifen mit aufgelötetem Filigran eingefasst. 

8. Reliquiar, 27 cm hoch, von Silber, von der gleichen Form wie Nr. 4 u. 5, 
auf dem sechsseitigen Stern ein von drei dünnen Streben eingefasster Glascylinder 
mit einem Fläschchen de oleo Mariae. 

9. Reliquiar, 21 cm hoch, 
Silber, auf sechsseitigem Stern, 
Glascylinder mit Reliquien des 
h. Vincentius, auf dem Helm eine 
antike Gemme mit dem Bildnis 
einer römischen Kaiserin. 

IG. Reliquiar, 36 cm hoch, 
Silber, i. H. des i5.Jh. (Abb. 
Aus*M Weerth, Kd. Taf. H, 3. 
— Labarte, Histoire des arts 
industriels, Album VI, pl. i47, 
Nr. i7), auf sechsseitiger spitz- 
blätteriger Rose, auf dem Fusse 
leichte Gravierungen gothischer 
Blätter, sechsseitiger Knauf mit 
kleinen runden Rosetten. Als 
Mittelstück ein liegender Krystall- 
cylinder mit dreiteiligem Aufsatz, 
in der Mitte ein übereck gestell- 
ter, mit dem Kruzifixus gekrönter 
Pfeiler, seitlich zwei mit Fialen 
gekrönte, durch Vergitterungen 
verbundene Streben. Ähnliche 
Formen wie dieses in Emme- 
rich (Abb. 23), Werden, Saint - 
Jacques zu Löwen (Reusens, 
Elem. d^archeol. chretienne H, 
p. 378), in der Sammlung Spitzer 
in Paris (Collection Spitzer I, 
p. i33, Nr. ii5). 

11. Reliquiar, 21cm hoch, in Gestalt eines liegenden Cy linders, der auf vier 
silbernen Beinen mit Füssen ruht, oben ein vierseitiges Türmchen mit Kreuz. An 
den runden Abschlussfeldern die Figuren der Madonna und des h. Viktor. Angehängt 
ein graviertes und emailliertes Wappen. Entspricht dem Reliquiar in S. Ursula zu Köln 
(Fr. Bock, Das heilige Köln, S. Ursula, Taf VI, 25). 

12. Krystallreliquiar (Fig. 4o), io,5 cm hoch, in Gestalt eines aus Krystall 
geschnittenen Fisches, orientalische Arbeit des 1 1 . Jh., Ende des 1 4. Jh. in Deutsch- 
land, mit vergoldetem Kopf und drei silbernen Füssen versehen. 

i3. Muschelreliquiar, 27,5 cm hoch, Silber, um i5oo, auf sechsblätterigem 
ovalen Fuss eine Perlmutterschale mit ovalem Silberdeckel, auf der die Inschrift gra- 




Fig. 39. Hochelten. Silbersutuette des h. Michael. 



75 



76 



KREIS REES 



Abieikirche viert Steht: HIER IN IS BEHALDEN VAN SUNT MATHIIS. Darüber eine Krystallkugel 
mit der massiven Statuette des Heiligen mit Hellebarde und Buch. 

i4. Reliquiar in Krugform, 34 cm hoch, auf einfachem runden Silberfuss eine 
Kokosnuss mit silbernem Deckel, auf dem mit ausgebreiteten Flügeln, ein Kreuz in 
den Armen, ein massiver vergoldeter Engel kniet, i. H. des i6. Jh. 

i5. Hornreliquiar, 24 cm hoch, 37 cm lang, Ende des i5. Jh. Ein schwarzes 
Hom von zwei silbernen Bändern umschlungen, mit gravierten Distelblattmotiven, 
zwischen denen die zwölf Könige Judas sitzen, getragen von zwei Paar Füssen mit 




Fi^. 40. Köchelten Kryttallrellquiar. 



Pektornle 



Adlerklauen. Als Abschluss die massive Doppelfigur der Madonna mit dem Kinde, 
treffliche Statuette mit stark ausgebogener Hüfte. Auf dem Deckel ein rundes Me- 
daillon mit der in der Zeichnung vortrefflichen Gravierung der Krönung der Maria. 
Inschrift: sellof (?) daert help sancta anna. 

i6. Agraffen. Frühgothisches Pektorale (Taf. IV), aus dem Anfang des i4.Jh. 
silberne Platte von i4cm Durchmesser, mit einem dünnen vergoldeten Plättchen belegt, 
voll leichter architektonischer Gravierungen. Auf den Eckblättem aufgestiflet silberne 
Rosetten. In der Mitte unter einem dreiteiligen vorgekragten gothischen Baldachin die 
prächtige schlanke Figur des h. Vitus, in der Linken die Palme in der Rechten das 
Schwert, zu seinen Füssen der Hund, zur Linken Wappen des Heinrich von Berg (t i3 1 2) 



76 




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RÖCHELTEN 



77 



Monstmns 



zur Rechten das der Hedwig von Randerath (t i3o5), in den edlen Linien der Zeich- Abieikirche 
nung und der reizvollen Ausführung ein Meisterwerk der Goldschmiedekunst. 

i7. Kreisrundes Pektorale von i5 cm Durchmesser, Ende des i4.Jh., der Rand 
vergoldet, in der Mitte in Silber getrieben Christus zwischen Maria und Johannes auf 
einem mit grünem Email bedeckten Berge stehend. Wappen des Wilhelm von Bronck- 
horst (t um i38o) und der Gräfin Kunigunde von Moers. Stilistisch verwandt der 
Agraffe im bischöflichen Museum zu Münster (Nr. 73) und im Münsterschatz zu Essen. 

i8. Pektorale (Taf. IV) mit geschwungenem Rahmen, i3,8 cm im Durchmesser, 
vergoldetes Silber. Das Mittelfeld gefüllt durch eine Burg in reicher Architektur, in 
stärkstem Relief herausgearbeitet, in der Mitte des geöffneten Thores steht ein Schild- 
träger, von dem linken Turm über ihm beugt sich ein Mann herunter (Kunsthisto- 
rische Ausstellung zu Köln i876, Nr. 60 1, falsch als aus Kempen stammend bezeich- 
net). Verwandtes Stück mit Scenen der Kindheitsgeschichte Christi in der ehemaligen 
Sammlung Felix zu Leipzig (Katalog Nr. 61 7, Atlas Taf. i3). Die Darstellung und 
die Einrahmung des Mittelfeldes erinnert auffällig an die grossen Monilien Lud- 
wigs I. von Ungarn im Domschatz zu Aachen, die zwischen i34o und i367 und 
zwar wohl in Klausenburg gefertigt wurden (Abb. Pulszky, Radisics et Mulinier, 
Chefs d'oeuvre d'orfevrerie ayant figure a l'exposition de Budapest I, p. 23. — 
Jos. Hampel, Die Metallwerke der ungarischen Kapelle im Aachener Münsterschatze: 
Zs. des Aachener Geschichts Vereins XIV, S. 54. — Ders. in Archaeologiai Ertesitö 
1888, p. i93). 

i9. Monstranz, 59 cm hoch (Abb. aus'm Weerth, Kd. Taf. I, i. — Labarte, 
Album II, pl. i47, Nr. i5), aus vergoldetem Silber, i. H. des i5. Jh., auf geschweiftem, 
mit Rosetten besetzten Fuss ein sechsseitiger Schaft und sechsseitiger Knauf mit weit- 
hervorstehenden silbernen Rosetten. Der mittlere Glascylinder, in dem ein knieender 
Engel die Lunula trägt, flankiert von zwei leuchtertragenden Engeln und einem aus je 
zwei Pfeilern bestehenden doppelten Strebesystem, im oberen Aufbau die Madonna 
mit dem Kind. Auf dem Untersatz und dem Aufsatz des Glascylinders aufgestiftete 
silberne Rosetten. 

20. Kelch, 21 cm hoch (Abb. aus'm Weerth, Kd. Taf. II, i. — Grösser mit 
Details bei Chr. W. Schmidt, Kirchenmobel und Utensilien Taf. 7), die Cuppa mit 
einem oberen Durchmesser von i3,2 cm, von vergoldetem Silber, um i3oo. Der runde 
Fuss von i4,8 cm Durchmesser trägt fünf Medaillons mit den getriebenen Darstellungen 
des Kruzifixus und der vier Evangelistensymbole, die Zwickel zwischen ihnen mit 
feinstem Filigran ausgefüllt, den runden Schaft umgeben fünf kleine getriebene Engels- 
figürchen. Der runde Knauf zeigt frühgothische Masswerkverzierung in fünf Feldern. 
Die Kuppe ohne Schmuck. 

21. Patene, von vergoldetem Silber, 1 7,8 cm im Durchmesser, mit vertiefter 
sechsblätteriger Rose dazu gehörig. 

22. Einfaches silbernes Weihrauchschiffchen des 16. Jh. 

23. Silbernes Reliquienkreuz des 18. Jh., 29 cm hoch, mit leichten Gravie- 
rungen, in der Mitte ein älteres Kreuz von Bergkrystall mit einer Kreuzpartikel, am 
Fusse die Marke br. 

24. Barockes silbernes Kruzifix, i,o5cm hoch, auf Ebenholzfuss. 

25. Spätgothisches silbernes Weih rauch fass, 24 cm hoch, von der gewöhn- Weihrauchfa« 
liehen Kapellenform, aber fein ausgearbeitet, nach den Seiten zu durchbrochene 

Fenster, die untere Hälfte graviert (Abb. aus'm Weerth, Kd. Taf. I, 2. — Labarte, 
Album II, pl. 147, Nr. 12). 



Kelch 



Patene 



Weihrauch- 

schiflfchen 

Keliquienkreiu 



Kruzifix 



77 



78 



KREIS REES 



Abtetkirche 

Weihwasser. 

ke««el 



Pfarrhaua 
Skulpturen 



Äbtissinnen' 
wohnuns 



Inschrift 



26. Weihwasserkessel aus dem Anfang des i5. Jh., mit Halbfiguren von 
Engeln als Schildhaltem (Abb. aus'm Weerth Taf. I, 4. — Otte, Handbuch der 
Kunstarchäologie I, S. 262). — Das von aüs'm Weerth, Kd. Taf. 1,3—3«» abgebildete 
Reliquiar mit Krystallcy linder und der Umschrift: margriet en agkes van kerpek 
gesustere ist seitdem verschwunden. 

Im PFARRHAUSE; Polychromierte Terrakottatafel (Abb. aus'm Weerth, 
Kd. Taf I, 5), 3 1 X 4o cm, in neuem Holzrahmen, mit der Darstellung der Verkün- 
digung, meisterhafte Arbeit um i5oo (G>'psabguss von Haas in Kleve). Maria sitzt 
rechts auf einer Bank, ein Buch im Schoss, die Rechte vor der Brust, auf dem Tisch 
links vor ihr ein Spruchband. Von links der Engel mit einem Stab in der Rechten, 
durch das geöfihete Fenster stiehlt sich von links oben ein Sonnenstrahl nach dem 
Ohr der Jungfrau. Fast dasselbe Relief an der Domthür zu Konstanz. 

Holztäfelchen, 38xi4cm, Ende iS.Jh., h. Anna selbdritt, handwerkmässig. 

Das grosse zweistöckige Gebäude der ehemaligen ÄBTISSINNENWOH- 
NUNG mit fünf Fenstern Front, abgewalmten Dach, viermal abgetrepptem Giebel über 
dem Portal mit einem Löwen als obersten Schildhalter, südlich von der Kirche am Ab- 
hang gelegen, die ganze Landschaft beherrschend, trägt die Inschrift: anna saxome 
Fürstin zu essen, custerin zu elten, gravin zu salm und reiferschedt i667. 

An der westlich davon gelegenen Wirtschaft des H. Geerlings die Inschrift: 

MARIA FRANCISCA, DERO KEYSERLICHEN HOCHGRAFF. UND FREYWELTLICHEN STIFF- 
TERN ELTEN UND VREDEN DECHANTINNE UND PRÖBSTINNE, GEBORNE GRAFFINNE ZU 
MANDERSCHEYDT UND BLANCKENHEIM, FRÄULLEIN ZU JUNCKENROEDT, DAUN UND ERPE. 



HUETH. 



Schloss 

HandschriftL 

Quellen 



Geschiebte 



SCHLOSS. HandschriftL Qu. Im Archiv der Unterherrschaft Hueth, dem 
Staatsarchiv zu Düsseldorf übergeben: 446 Urk. von i3o4 — 1799 in 24 Packeten und 
65 Aktenkonvolute, betreffend die Jurisdiktion Hueth, Bienen, Ossenberg, Wenge, 
Praest, Domick, Wehl, sowie den Lehnshof zu Hueth. — Lehnsbuch des Hauses 
Hueth, angelegt i692, weitergeführt bis i792, 336 Fol. — Nachrichten und Akten über 
das Fürstentum Minden, das Ravensbergische, Akten des Kriegsminister v. Borke. — 
Verzeichnisse der Bibliothek, der Kunstsammlimg und des Archives i77o — i79i. — 
Rechnung des Drosten zu Gennep über Erbauung der dortigen Burg i5i2 — i5i8 
(II. C, i). — Schatzregister des Amtes Hetter i559 (IL C, 2). — Verheerung von 
Uedem 1 685— 86 betr. (IL C, 12). — Akten über die Erbauung des Amphitheaters 
und Fontainenhauses zu Kleve i73i (IL C, 38. Vgl. Kunstdenkmäler d. Kr. Kleve 
S. 1 19). Über die Akten vgl. Ilgen, Rhein. Archiv S. i4o. — Ann. h. V. N. XI, S. 25o. 
— Lamprecht, Verzeichnis rhein. Urbarialien S. 43. 

Im Stadtarchiv zu Köln: Kurze Chronik im Mus. Alfterianum LXVII, fol. i54. 

Das Schloss wurde in der Mitte des i4.Jh. von Rutger von Hekeren erbaut 
(über das Geschlecht Dederich i. d, Ann. h. V. N. XVI, S. 2o9; Picks Ms. VII, 
S. 5oi) und von diesem i364 dem Erzbischof Engelbert III. von Köln als Lehen und 
Offenhaus aufgetragen (Lacomblet, U B. III, Nr. 656). Im i5.Jh. kam es an Adolph 
von Wilich, dessen zweiter Sohn Giddert die mittlere Huetische Linie der Wilich 
stiftete. Sein Sohn war Christoph, sein Enkel Otto, sein Urenkel Christoph von Wilich, 
der die Linie der Grafen von Wilich und Herren von Lottum fortsetzte. Sein Sohn 



78 



HUETH 



79 



Johann Sigismund, sein Enkel Philipp Karl, von dessen Söhnen Johann Christoph Schioi« 
Graf von Wilich und Lottum Herr zu Hueth ward und i727 zu Hueth begraben 
wurde. Im J. i598 war das Schloss durch die Spanier ausgeplündert, die Ställe und 
Wirtschaftshöfe niedergebrannt worden (Berg. Zs. XXIV, S. 23). Um i74o kaufte 
Friedrich Wilhelm Freiherr von Borke das Schloss an, es folgten ihm im Besitz die 
Herren von Galen, die Grafen von der Recke, endlich die Herren von Widdenhorst- 
Sonsfeld. Die jetzige Besitzerin ist Freifrau Amalie von Widdenhorst - Sonsfeld. 

Das Schloss (Fig. 4i) zerföllt in Herrenhaus und Vorburg und liegt auf einem Beschreibung 
rechteckigen von Gräben eingeschlossenen Burgterrain. Von dem alten Bau des 
i4.Jh. stammen noch der mittlere und östliche Haupttrakt mit dem gewaltigen runden 




Fig. 41. Schiost Hueth. 



Eck türm, mit 2,5o m starken Mauern, im Inneren ein sechsseitiges Kuppelgewölbe 
mit zierlichem Schlufsstein und sehr hübschen polygonalen Konsolen, darunter ein 
mit einer flachen Kuppel überspanntes Verliess. In der Ecke führt in der Mauer- 
stärke eine Wendeltreppe empor. Östlich stiess an den Haupttrakt ehemals ein langer 
bis zum Ende der Hauptburg geführter Seitenflügel an, der nur zur Hälfte erhalten 
ist. Im Erdgeschoss, dessen Mauern i,5o m stark sind, befinden sich drei Kreuz- 
gewölbe ohne Rippen mit Gurten, von dem abgebrochenen Teile sind noch die keller- 
artigen Gewölbe des Erdgeschosses erhalten, mit mächtigen Tonnengewölben und schiefs- 
schartenartigen Fenstern nach beiden Seiten. Über den Küchenräumen des Ostflügels 
ein hoher Saal, der Königssaal, i89i umgebaut. Der Hauptbau ist in der 2. H. des 
i8. Jh. mit dem Westflügel erneut und mit abgewalmtem gebrochenen Dach mit flachem 
Holzgiebel versehen worden. Der der Fa(;:ade vortretende, noch i742 erhaltene Treppen- 
turm wurde abgebrochen, alle gothischen Giebel niedergelegt. 



79 



8o 



KREIS REES 



Schioss Die Vorburg besteht wie in Gastendonk (Kunstdenkmäler d. Kr. Kempen S. 122) 

und Winnenthal (Kunstdenkmäler d. Kr. Moers S. 72) aus zwei Seitenflügeln und runden 
Ecktürmchen mit Kegeldächem und kleinen Backsteinfriesen. Der südwestliche Turm 
und der westliche P'lügel gehören dem älteren Bau an — der Flügel zeigt denselben 
kleinen Backstein fries an dem etwas vorgekragten zweiten Stockwerk wie der Ostflügel 
des Herrenhauses, der Turm hat ein gedrücktes Kuppelgewölbe und eine Mauer- 
stärke von 1,60 m. 

Die alte Gestalt des Hauses zeigt eine im Archiv aufbewahrte kleine Zeich- 
nung vom J. i667 (Fig. 43) und ein Stich von Paul van Liender nach einer Zeich- 
nung von J. de Beijer vom J. i742 in Het verheerlykt Kleefschland pl. 38, i. Gleich- 
zeitiger Grundriss auf einer Katasterkarte der Herrlichkeit Bienen von i74i in der 
Bürgermeisterei Vrasselt (Fig. 42. Der Grundriss der jetzigen Gebäude punktiert ein- 
gezeichnet). 

Die Haupträume tragen noch die Spuren der Rokokoausstattung, die das Schioss 
unter den Grafen von Borke in der 2. H. des 18. Jh. erhalten. Die Bibliothek im 
ersten Stock ist fast unberührt bewahrt geblieben. In dem links neben der Eingangs- 
halle gelegenen Saale vlämische 
Gobelins aus der 2. H. des 
i7.Jh. mit dem Wappen derer 
von Borke, darstellend Landschaft 
mit Schlössern, im Vordergrund 
Bauemscenen. Der Hauptsaal 
enthält Rokoko -Ausmalungen. 
Ein Kamin im Westflügel trägt 
dreimal die (erneute) Inschrift: 
ANNO i4io in Rokoko - Umrah- 
mung. Eine grössere Anzahl tüch- 
tiger Familienporträts des 1 7. und 
i8. Jh. ist durch das Schioss zer- 
streut, darunter Kniestücke des 
Kriegsministers Grafen von Borke mit seinen beiden Frauen Auguste und Helene, ein 
grosses Bild Ludwigs XIV., Friedrich Wilhelm I., ein interessantes Porträt Friedrichs 
des Grossen im Alter von vierzehn Jahren mit Perücke. 





Fig. 42. Hueth. 
Lageplan vom J. 1741 



Fig. 43. Hueih. 
Zeichnung vom J. 1667. 



HÜTHUM. 



Kapelle 
Geschichte 



Beschreibung 
Triptychon 



Skulpturen 



KAPELLE (tit. s. Georgii m.). 

Der Ort wird zuerst 1206 genannt (Dederich, Ann. S. 602) und liegt auf dem 
Territorium der alten Herrschaft van Hekeren. Die Kapelle wurde i767 unter C. Geve- 
lieng erbaut 

Einschiffiger flachgedeckter Backsteinbau des 18. Jh., 1808 restauriert. 

Niederländisches Triptychon der i. H. des 16. Jh., gutes Werk mit feinen Einzel- 
figuren, stark abgeblättert. In der Mitte die Anbetung der Hirten, auf den Seiten- 
flügeln die Verkündigung und die Anbetung der drei Könige. 

Madonna, 1,20 m hoch, um i48o — i49o, Holz, vortreff'liches und feines Werk 
der Emmericher Schnitzschule, den Figuren in S. Aldegundis zu Emmerich nahe ver- 



80 



ISSELBURG 8l 

wandt. Die Madonna, eine sehr schlanke Gestalt, mit hochsitzenden, nur leise ange- Kapelle 
deuteten Brüsten, schmalem Köpfchen, langem, dünnen Hals, und lang herabfallenden 
an den Schläfen festgedrückten Locken, hält auf dem linken Arm das Kind im Hemd- 
chen mit einer Traube in der Linken, mit der Rechten nach dem Apfel (erneut) 
fassend, den ihm die Mutter darbietet, der reiche Faltenwurf in grossen charakteristi- 
schen Motiven. 

S. Barbara, 85 cm hoch, Holz, mit Buch und Turm, Arbeit der Kalkarer 
Schule vom Ende des i5.Jh. 

Madonna und S. Johannes, 9o cm hoch, handwerkmässige Arbeiten um i5oo. 



ISSELBURG. 

M. J. Kaiser, Parnassus Clivensis, Kleve i7o4, HI, S. 218. — A. Lohmann, Littemtur 
Geschichtliche Nachrichten über Isselburg, ein Rückblick beim Neubau der katho- 
lischen Pfarrkirche, Isselburg i878. — Wilh. Fischer, Geschichtliches aus und über 
Isselburg nebst einigen geschichtlichen Nachrichten über die evangelische Gemeinde 
daselbst, Wesel 1860. — v. Mülmann, Statistik I, S. 427. 

RÖMISCHE FUNDE. Bei Isselburg erreicht der äussere östliche Arm der Römische 
älteren Grenzwehren, der von Elten über Netterden und Meghelen kommt, die Issel. 
Er heisstim Anfang bis Quappenburg die Quappenburger Lcmdwehr und erscheint 
als einfacher Wall mit zwei Gräben (Schneider S. 2 7). Der ganze Wall bis Issel- 
burg scheint nicht über das 12. Jh. zurückzugehen und bildete die Bezirksgrenze der 
Hetter (s. o. S. 57 u. 66). In Isselburg mündet zugleich der nur dürftig erhaltene 
zweite Strang der Grenzwehr, der über Hülshorst und Fuhrmannshof in fast gerader 
Linie südlich nach Capellen zu führt. Der auf der Schneider sehen Karte einge- 
zeichnete Verbindungswall von Isselburg nach Schiedenhorst ist nirgends mehr sicht- 
bar, im oberen (nördlichen) Teile läuft in der Richtung desselben ein einfacher Ent- 
wJlsserungsgraben, die wallartigen Anschüttungen bei Schiedenhorst bezeichnen das 
alte Rheinbett vor dem J. 1000. Bei Haus Heidkamp, eine Viertelstunde von Issel- 
burg in der Richtung auf Haldern, befindet sich ein natürlicher Sandhügel mit kreis- 
runder Schanze von 4o Schritt Umfang (Schneider, Kr. Rees S. 58). 

EVANGELISCHE PFARRKIRCHE. Die Reformation wurde i57o ein- Evan^ei. 
geführt (J. v. Steinen, Ref.-Gesch. S. 56. — Lohmann S. 9. — Fischer S. 26. — 
V. Recklinghausen, Ref.-Gesch. III, S. 2o9). Die ältere lutherische Kirche ging 
1624 zu Grunde (Inschrift s. u.), der zweite Bau, schon i7o7 ein ,sehr schlechtes und 
geringes Gebäu* genannt, ging i779 zu Grunde. Der Neubau wurde t832 vollendet, 
nachdem 1828 die beiden Gemeinden vereinigt worden waren. 

Von dem älteren Bau steht nur der i777 errichtete Turm, von Backstein, vier- 
stöckig, mit einfachen Blenden. Der anstossende Saalbau ist ganz schlicht und flach- 
gedeckt. An einem Balken die Inschrift: anno 1624 den 24. febrü. hat das his- Inschrift 
panische volck diese stad ausgeraubt und gantz abgebrandt ohn zwei Häuser. 

KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (tit. s. Bartholomaei ap.). Kathoi. 

TT« -, • f Ti • T^ ti • /. !• 1 T^ , - ,. Pfarrkirche 

In Isselburg stand im i5. Jh. eme Kapelle mit pfarrlichen Rechten, für die cesciiichte 
der Herzog von Kleve das Präsentationsrecht besass (Lohmann S. 8). Im J. i785 
wurde eine neue Kirche erbaut und diese von i877 — 18 79 durch einen schönen 
einschiffigen Kreuzbau von August Rincklake und Kaspar Pickel ersetzt. 

6 
81 



82 



KREIS REES 



Kathol. 

Pfarrkirche 

Skulpturen 



Glocke 
Burg 



Bc. 
festigungen 



Christus, Maria und Johannes, 7o cm hoch, roh Eiche, um i5oo. Maria 
und Johannes von grossartiger Schönheit der edlen Gewandung, Maria mit krampf- 
haft gefaltenen Händen, Johannes mit einer Rolle in der Rechten, die Linke erstaunt 
erhebend, alle drei Figuren etwas ausgeschwungen, die Nasen auffällig aufgebogen. 
Glocke mit der Inschrift: me fudit g. voigt. isselburg i78i. 
BURG. Herzog Adolph von Kleve errichtete im J. i44i auf Klevischem Ge- 
biete in der Hetter eine starke Burg, ,dye Ysselborch*, um mit ihr gegen das an- 
grenzende Kölnische Gebiet 
einen stärkeren Rückhalt zu 
haben (Gert van der Schu- 
ren ed. Schölten p. i37. 

— Cronicon de genealogia: 
Seibertz, Quellen III, S. 36i. 

— Teschenmacher, Ann. 
p. i83. — Hopp p. 9i. — 
Lacomblet, U B. IV, Nr. 253). 
Den Einwendungen des Köl- 
ner Erzbischofes zum Trotz 
blieb die Burg stehen (J. Han- 
sen, Rheinlande und Westfalen 
im i5.Jh. I, Urk. 73, 85, 4o7). 
Schon i448 wurde sie von Her- 
zog Adolph seinem ältesten 
Sohne Johann abgetreten (La- 
comblet, U B. IV, Nr. 285). 
Das Bollwerk, das ,tuschen 
den Weerde ind der Yssel- 
borch* errichtet war, wurde 
i45o von den Münsterschen 
erobert (Gert van der Schu- 
ren p. i73). Die Burg blieb 
als adeliger Sitz bestehen, im 
J. i6oo den Herren von Me- 
verden zuständig (Köln, Stadt- 
archiv, Museum Alfterianum 
LXVII, fol. i74), bis sie 1624 
bei der Zerstörung durch 
die Spanier zu Grunde ging 

(v. Schaumburg, Begründung der Brandenburg. - Preuss. Herrschaft am Niederrhein 
S. 74, i87). Das neu aufgebaute Schloss bewohnten die kurfürstlich Brandenburgi- 
schen Drosten von der Hetter,- deren letzter, Herr van der Hove, 168 1 starb. An der 
Stelle des Schlosses liegt jetzt die Villa des Herrn Nering-Boegel, Generaldirektors 
der Isselburger Eisenhütte. 

BEFESTIGUNGEN. Die Stadt ist wahrscheinlich gleichzeitig mit der Er- 
bauung der Burg und der Erteilung der Privilegien (Teschenmacher, Ann. p. i83) 
von Herzog Adolph i44i befestigt worden. Nach einer Katasterkarte des 18. Jh. im 
Bürgermeisteramte besass sie vier Rundtürme und drei Thore, die ,groosse Port*, die 
jBohwen - Port* und die ,Issel - Port*. Die Mauer war ursprünglich 20 Fuss hoch und 




Flg. 44. Isselburg. Rundturm der ehemaligen Befestigung. 



82 



KRUDENBURG 83 

5 Fuss dick. Im J. 1624 wurde die Stadt durch die Spanier eingenommen und bis Be. 

auf zwei Häuser niedergebrannt, i672 durch die Franzosen demoliert, endlich i697 
durch eine Feuersbrunst wieder in Asche gelegt. Erhalten sind nur zwei der Rund- 
türme. Zunächst einer der malerischen Ecktürme des Mauerringes an der Nordseite 
der katholischen Kirche (Fig. 44), dreistöckig, von Backstein, mit Zinnenkranz, und 
ein zweiter dreistöckiger als Mühlenturm mit einfacher Schiefsscharten des i7.Jh. 



KRUDENBURG. 

SCHLOSS. Handschriftl. Qu. Im Stadtarchiv zu Wesel (jetzt in Dussel- Schioi» 
dorf): Historische relatio wegen des freyadlichen hausses Crudenburg, Pap. fol. (Caps. 342, 
10). — Im Besitz des Herrn E. Benninghoff zu Krudenburg: Chronik vom J. i735. 

Die Burg wird i338 von Dietrich zu dem Berge, wohnhaft auf Haus Bcrgschult Ge«chichte 
bei Hünxe, dem Grafen Dietrich IX. zu Lehen aufgetragen, i'363 verkauft sie Graf 
Johann als Offenhaus an Ritter Rutger von Boetzlar (Lacomblet, U B. III, Nr. 638), 
i392 belehnt Dietrich von der Mark mit dem Schlosse den Ritter Goswin Stecke. 
Im J. i47o erbt es Carda von Gehmen, die Gattin seines Sohnes. Durch ihre zweite 
Heirat kommt es i5o2 an Graf Johan von Holtstein- Schaue nburg, i64i an Alexander 
Freiherm dann Grafen von Velen und zu Megen. Im J. i683 kommt es an Johann 
Sigismund Freiherm von der Heiden, den Gemahl der Anna Magdalena von Velen, 1 734 
durch Heirat an August Friedrich Freiherrn von Grävenitz, i783 an Sigismund Karl 
Ludwig Freiherm von Strünkede. Im J. 1826 ging das Haus über an die Familie 
Benninghoff, in deren Besitz es sich noch heute befindet. 

Von dem ehemals ,in quadro massiv gebauten* Schloss steht nur der alte Turm, 
der aber i664 erneut worden ist (Inschrift: a. g. v. v. i664: Alexander Graf von Velen), 
die übrigen Gebäude wurden i596 durch den Grafen Adolf von Holtstein - Schauen- 
burg erneut (Bird, Bedeutsamkeit der Gegend des Niederrheins S. 54). Der Bau war 
eine durchaus regelmässige Anlage — das Herrenhaus abgetrennt im Wasser liegend 
hinter der rechtwinkeligen Vorburg. 

HAUS SCHWARZENSTEIN. Ausführlich A. Fahne, Das Geschlecht Hhus 

«« -r^ , , .. «r^ -r-r-r ^ -^ ^ « -, « ScH warzcMtcin 

Mumm, Düsseldorf 1880, III, S. 273, 3o8— 3i8. 

Das Haus war ein alter landtagsfähiger Sitz im Herzogtum Kleve, ursprünglich 
freies Erbe, nur einige Stücke Lehen der Herrschaft Krudenburg. Im J. i429 ver- 
kaufen Philipp von Schwarzenstein imd seine Gattin Aleid das Haus an Sueder von 
Ringenberg, dieser i454 an Elisabeth aus dem Edelgeschlecht Stecke, Goswin Stecke, 
ihr Erbe i468 an Rötger Amelong. Haus und Burg blieben im Besitz des in Wesel 
ansässigen Geschlechtes Amelong, bis i5i4 Roeloff Mumm aus Amheim die Besitzung 
erwarb. Roeloff liess das verfallene Schloss wiederherstellen, in den Händen seiner 
Familie blieb es bis i7o2, wo es durch Heirat mit der Witwe des Johann Mumm an 
Johann Bernhard von Rethrath kam. Das Schloss wechselte rasch die Besitzer, kam 
i7i3 an Johann Franz von Crone, i7i6 an Johann Sigismund von der Heiden, i724 
an Georg Joachim von Blankenburg, i735 an August Friedrich von Grävenitz, i739 
an Johann Sigismund von Struenkede, danach an die Viktor, Loehr, Schneider, bis 
es i776 wieder an ein altes Weseler Geschlecht, die Familie Eichelberg, gelangte. 
Jetziger Besitzer ist Herr Dr. med. Eichelberg in Wesel. Das auf dem rechten Lippe- 
ufer gelegene Schloss wurde vor drei Jahren abgebrochen und durch einen Neubau 

S3 



84 



KREIS REES 



Haus ersetzt Nur der alte i8m hohe Turm erhalten, an dem sich das Mumm sehe Wappen 
mit der Jahreszahl i5i7 befindet. Auf der Karte von Arnold Mercator vom J. i576, 
,Hauss Schwartzestein*, sind neben dem Turm zwei rechtwinkelig aneinanderstossende 
Trakte sichtbar. 



LOIKUM. 



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Fig. 40. Erd«rerk bei den Schtrienumshöfen. Grundriss. 



Römi.che«. RÖMISCHE UND GERMANISCHE ANLAGEN. Die äusserste und 

Anlagen bedeutendste der älteren Grenzwehren des Kreises führt von Isselburg bis Werth an 

der Issel entlang, biegt bei den Schwienumshöfen südlich von Loikum im stumpfen 

Winkel nach Südsüdost und führt in gerader Linie, immer der Issel folgend, auf 

Huvermannshof zu, wo sie nach Osten ausbiegt und über Peddenberg nach Scherm- 



84 



LOIKUM 



85 



beck weiterläuft (vgl. über den weiteren Lauf unter Drevenack und Schermbeck und Römische u. 

Schneider, Kr. Rees S. 22). Bis nach Loikum besteht die Grenzwehr in einem Wall An Ingen 

mit zwei Gräben. Der um das Wertherbruch (ehemals ein See) herumführende WaU 

heisst noch jetzt der Seewall. Nördlich des Schwieniunshofes, wo die Strasse von 

Loikum nach Hamminkeln sie durchschneidet, ist das Profil deutlich sichtbar. Der 

Wall hat hier noch die sehr bedeutende Breite von 8,5o m bei einer Höhe von 3,5o m. 

Hinter dem Schwienumshofe besitzt sie drei Wälle mit vier Gräben, weiterhin vier 





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Fig. 46k Erdwerk bei den Schwienumshöfen. 

Wälle mit fünf Gräben. Die Grenzwehren sind eingezeichnet in die Katasterkarten 
von Loikum vom J. i733 (im Besitz von S. Festen zu Rees), der südliche Teil bei 
Huvermannshof ist genau aufgenommen in den J. i735 u. i794 (Wesel, Stadtarchiv, 
Karten caps. 35 t, Nr. 5, 16). In der ältesten Karte der Lackhausener Landwehr von 
Huvermannshof, bis zum Uhlengatt an der Issel beim Funder erscheinen bis Huver- 
mannshof nur zwei Gräben, dann sechs, vom Brünenschenbruch an wieder vier und 
fünf Nördlich, nach Hamminkeln zu, sind sechs Gräben eingezeichnet bis zum Schmitt- 
hausener Baum. Die Hamminkelner Strecke beschrieben schon in der Ringelbergischen 
Brock-Ordnungh vom J. i388 (Düsseldorf, Staatsarchiv, Weselscher Privilegienband 
A. 80, B1.32«). 



85 



86 



KREIS REES 



Römisch« u. 

Germanische 

Anlagen 



Kathol. 
Pfarrkirche 



Beschreibung 



Taufstein 



Glocken 



Bei dem Schwinumshof (jetzt Schwieningshof, aber schon in Urk. von i5i5 
Schwinumshof genannt: Wesel, Stadtarchiv, Rep. II, caps. i9,i) befindet sich in un- 
mittelbarer Verbindung mit der Grenzwehr und der Issel eine riesige Erdbefestigung, 
die entschieden nicht römisch ist (Abb. 4i u. 42). Sie besteht aus zwei ovalen Erd- 
aufschüttungen, die beide von einem halbrunden Wall umgeben waren (der eine nord- 
westlich jetzt in zwei Stücke zerrissen). Der ausgehobene Boden lag in der Höhe 
der Isselsohle, (jetzt der Wasserzufluss durch eine Schleuse am nördlichen Ende re- 
guliert). Die Wälle erheben sich noch bis zu 3 m Höhe. Die ganze Befestigung ist 
jetzt mit fast undurchdringlichem Buschholz bestanden. Die Anlage ist entschieden 
nicht römisch, sondern gehört wie die Befestigung am Hof Bergschult bei Hünxe 
(Grundriss i. d. Kunstdenkmälem d. Kr. Ruhrort) und der bei dem Ickter Hof bei 
Hain (Grundriss i. d. Kunstdenkmälem d. Kr. Düsseldorf) gelegenen Schanze der 
germanisch-fränkischen Periode an. Wünschenswert wäre die Durchschneidung der 
beiden Haupthügel durch Versuchsgräben (Bericht a. d. Kgl. Regierung in Düsseldorf 
vom 28. August i873 s. N. 336 1. — Korr. -Blatt des Gesamtvereins der deutschen 
Geschichtsvereine XV, S. 39. — v. Mülmann, Statistik I, S. 42 7. — Schneider, Neue 
Beiträge IV, S. 26, Fig. 9 schematisch). 

KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (tit s. Antonii abb.). Nrh. G. i883, 
S. 96. Loikum war Filiale von Hamminkeln (Bröring i. d. Ann. h. V. N. XI, S. i64), 
eine Kirche bestand schon im i4.Jh., Ende des iS.Jh. erfolgte ein Neubau. 

Zweischiffiger schlichter Backsteinbau, 2o,4o m lang, io,4o m breit, in den letzten 
Jahrzehnten nach Osten verlängert (der alte Teil nur 9,i5 m lang). Dreistöckiger West- 
turm, im Obergeschoss mit zwei Spitzbogenblenden, nördlich ein achtseitiges Treppen- 
türmchen angebaut. Im Inneren zwei ehemals achtseitige Pfeiler mit niedrigen Basen, 
die Rippen auf polygonalen Konsolen ruhend, die Scheidemauer ungegliedert. 

Taufstein aus Namurer Blaustein, Ende des i3.Jh., rundes Becken mit vier 
Köpfen auf Mittelcylinder mit vier Ecksäulen, die auf Tierköpfen mit grossen Augen 
und fletschendem Maul stehen, an jeder Seite drei ornamentierte Medaillons (Kunst- 
denkmäler d. Kr. Kempen S. 16. — Korr. -Blatt des Gesamtvereins XV, S. 39). 

Glocken, i. soli deo gloria. johann schweys me fecit monasterii i73i. 

2. i ! I VOS VOCAT HAEC SACRATA TIBI PATRONE TUERE [?] ANTONI ET PULSA 
NOXIA QUAEQUE [p]rOCUL. ME FUDERUNT CHRISTIAN ET RÖTGERUS VOIGT FRATRES 
A. l773. W. RECHTMAN PASTOR, H. MEYERING KIRCHMEISTER. 



MARIENTHAL. 



Augustiner- 
kloster 



Quellen 



Geschichte 



Ehemaliges AUGUSTINERKLOSTER. Tibus, Gründungsgeschichte S. 223, 
io3i. — JoDOCUS Hermann Nünning (i675 — 1753), Monumentorum Monasterien- 
sium decuria I, p. 248. 

Handschriftl. Qu. Im Pfarrarchiv: Protokollbuch mit Chronik aus dem 
i9.Jh. — Taufregister von i7io an. — Kopiar des Klosters Marienbaum (Kunst- 
denkmäler d. Kr. Moers S. 34). 

Im Staatsarchiv zu Düsseldorf: Kopiar (B. i3i), fol., 444 Bl., geschrieben 
i5ii durch den Notar Goswin Averbach, mit Urkunden von I295 ab, mit Index; 
wichtig. — Kopiare B. i3ia und B. i3i^. — Specificatio omnium redituum (Reg. i67). 

Das Augustinerkloster Marienthal (sanctae Mariae in valle) war 1253 von Sueder 
von Ringenberg in einem Ort, qui dicitur Beylere, an der Haie und Issel, gestiftet 



86 



MEHR 



87 



Kloster* 
kirche 



worden (Lacomblet, U B. II, Nr. 459). Im J. I256 scheint die Einweihung statt- Augustiner, 
gefunden zu haben (Wilmans, U B. III, Nr. 599. — Tibus S. io3i). Es war geweiht 
der Jungfrau Maria, dem Ev. Johannes imd dem h. Vincentius. 

Im J. i323 kauft das Kloster von Theodor von Lankeren eine Wiese, ,der 
lüttiker Beylardt* genannt, i345 wird Kirche und Kloster dorthin verlegt Von i587 
bis i592 hatte der Orden vorübergehend das Kloster verlassen, P. Augustinus Ulrici 
stellte es i6i9 — 1643 wieder her. Im J. i839 die Kirche als Parochialkirche der 
Katholiken der Umgegend anerkannt. 

Die ehemalige KLOSTERKIRCHE, jetzige PFARRKIRCHE (tit. assumpt. 
b. Mariae v.) ist ein einschiffiger gothischer Backsteinbau von i345, 36,3o m lang, 
8,35 m breit. Die westliche Parade zeigt wie die Minoriten kirche in Puisburg eine 
grosse Portalblende, über dem im Flachbogen geschlossenen Eingang auf gothischen 
Kapitalen drei interessante Steinfiguren, um i4oo, die Madonna zwischen einem Bischof 
mit Buch und einer weiblichen Heiligen in Dreiviertellebensgrösse. Die Rippen im 
Chor auf dünnen, im Langhaus auf stärkeren Dreiviertelssäulchen mit polygonalen 
Kapitälchen, das erste und dritte Paar nur i m lang und mit Konsole abschliessend. 
Schlichte einachsige Fenster, nur nach Osten ein zweiachsiges. 

Die südlich an den Chor anstossende Sakristei, mit grossen Kreuzgewölben, 
bildet einen Teil des ursprünglichen Kapitelsaales. Von dem Anfangs des i7. Jh. her- 
gestellten Kreuzgang ist eine Seite mit sechs durch Gurte getrennten Jochen erhalten. 

Chorstühle, zweiachsig auf beiden Seiten, Mitte des i5.Jh., hinten vier, vorn 
drei Sitze, grösste Länge 2,9o m. Die Rückwand mit einfachen Füllungen, die Wan- 
dungen mit Pfeilerchen und Krabben, die Miserikordien mit grinsenden Mönchs- 
köpfen als Konsolen. An den hinteren Wangenstücken die vier grossen Kirchen- 
väter in Basrelief. 

Lebensgrosse Kreuzigungsgruppe, Holz, derb, neu polychromiert, Ende des 
i4. Jh.; hochinteressante Skulptur. Christus mit magerem Körper und fest angezogenem 
Lendentuch: in den Schlufsstücken des Kreuzes die Evangelistensymbole in Basrelief. 
Maria die Hände vor der Brust gefaltet, den Kopf vom Schleiertuch bedeckt, schmal- 
schulterige Figur mit schmalem Gesichtchen und weichem, fleischigen Kinn. Johannes 
beide Hände mit schmerzlichem Erstaunen zur Seite erhebend, weniger gelungen. 

Sitzfiguren der Madonna und Gottvaters, in überreicher Gewandung, Ende 
des i5.Jh., 65 cm hoch. 

Lebensgrosser thronender Christus in hartem Faltenwurf, Ende des i5.Jh., 
die Rechte segnend erhoben, in der Linken die Weltkugel. 

Holzbild eines h. Bischofs, um i5oo, Almosen austeilend. 

Zwei Kupferleuchter des i5.Jh. 



CborstOhle 



Skulpturen 



Leuchter 



MEHR. 

RÖMISCHE UND GERMANISCHE ANLAGEN. Bei dem Bauerngut Rämi.ch. u. 

-_ ,., , ft '11 ... 1 1. 1 - j rr> 111 Germmiische 

Krusdik wurde 1822 em hoher viereckiger, angebhch römischer Turm abgebrochen, Anlagen 
nach der Beschreibung bei Bird (Bedeutsamkeit der Gegend des Niederrheins S. 59) 
scheint es vielmehr ein mittelalterlicher Rest gewesen zu sein. Über den römischen 
Münzfund von Mehrhoog^vgl. Schneider, Heer- und Handelswege VI, S. 21. — B. J. 
LXXIV, S. i9o. 



87 



88 



KREIS REES 



R ömischc u. 

Germanische 

Anlagen 

Grciizwehren 



Kathol. 
Pfarrkirche 



Beschreibung 
Turm 



Inneres 



Kanzel 



Memoriensteine 



An die erste der älteren Grenzwehren, die von Hauberg über Emmerich nach 
Huisberden und Till führt (s. o. S. 66) setzt zwischen Hechelten und Voorthuysen die 
äussere und bedeutendste Grenzwehr an, die nach Osten an Netterden und Meghelen 
vorbei führt. Von Meghelen aus läuft der erste westliche Arm in südöstlicher Rich- 
tung über Millingen, Empel, Mehr nach Diersfordt (Schneider, Neue Beiträge VH, 
S. 6, vgl. ausführlich unter Diersfordt S. i8). Die Wehr besteht aus Hauptwall mit 3,4 m 
Kronenbreite und Seitenwall von i ,9 m Kronenbreite, der zweite Seitenwall ist zerstört. 

KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (tit. s. Vincentii m.). Nrh. G. i883, 
S. 96. — J. Mooren, Über einige christliche Denkmäler am Niederrhein: Ann. h. V- 
N. II, S. 38, 43. 

Zuerst im J. i332 erwähnt (Ann. h. V. N. LH, S. i47), Tochterkirche von Haffen- 
Reenen (Chronik Johann Düsseldorfs im Stiftsarchiv zu Xanten). 

Die Kirche wurde um i5oo von Tuff neu erbaut. Der reichgegliederte vier- 
stöckige Turm, bis zur Höhe des dritten Geschosses mit übereck gestellten viermal 
abgetreppten Streben zeigt ein durch die beiden unteren Stockwerke durchgehendes 
zweiachsiges Portal fenster. Die drei oberen Stockwerke sind von Vertikallisenen mit 
Rundbogenfries eingerahmt, im dritten Geschoss eine einachsige gothische Blende, im 
vierten zwei Doppelfenster mit Mittelpfeiler. Im Norden ein aus fünf Seiten des regel- 
mässigen Achtecks konstruiertes Treppentürmchen. 

Der 34,1 3 m lange, i3,52 m breite dreischiffige spätgothische Bau zeigt im -Inne- 
ren vier Paare von viereckigen, an den Kanten abgefassten Pfeilern, denen nach dem 
Mittelschiff zu ein Dienst vortritt. Die Turmhalle öffnet sich mit einem hohen Bogen 
gegen das Mittelschiff. Die Gewölbe sind durchweg einfache Stemgewölbe. Im Chor 
ruhen die Rippen mit Blattkapitälen auf Diensten, die unter den Sohlbänken mit 
einem Kopf abschliessen, am westlichen Ende des Chorabschlusses treten den alten 
Diensten noch zwei kurze 8o cm lange Dienste zur Seite. Die Scheidemauem ent- 
behren der Gliederung. In den niedrigen Seitenschiffen ruhen die Rippen mit poly- 
gonalen Deckplatten auf Blattkapitälchen, die mit einem skulptierten Kopf abschliessen. 
Nach Osten ist an die beiden Seitenschiffe in der 2. H. dieses Jahrhunderts je ein wei- 
teres Joch angefügt und die Mauer nach dem Chorhaus hin durchbrochen worden. 

Kanzel, vom Anfange des i6. Jh., sechsseitiges Gehäuse mit gothischem Stabwerk 
und den Namen der vier Evangelisten, im i8.Jh. mit Untersatz versehen, restauriert. 

Frühmittelalterliche Memoriensteine des 9. — lo. Jh., an der Aussenseite ein- 
gemauert (Ann. h. V. N. III, S. 39, 5o, i74; IV, S. 262), in die Inschriftfläche des ersten 
ein Kreuz geschlagen: + ili ID mr 

OBIIT /vv 
lverad- 

LAICA 

(ante diem tertium Idus Martii obiit Vulverad laica). 

+ VI • IDVS 

novembris 

benIi., zdo 

ET FILIA El 

REGINLIND 

MIGRAVER- T 

AD X RM -f 

(+ Ante diem sextum idus Novembris Ben . . zdo et filia eins Reginlind migraverunt 
ad Christi requiem). Über die ganze Gruppe dieser Memoriensteine Ann. h. V. N. 
IV, S. 261, — Kunstdenkmäler d. Kr. Kleve S. i49, i5o. 



88 



MILLINGEN 



89 



RYS WICKSHOF (J. J. Sluyter, Schrieck und Ryswick: Nrh. G. 1880, S. 26). Ry.wickshof 
Der Sitz der im i5.Jh. zuerst genannten Familie von Ryswick liegt auf der ehemaligen 
Insel Laerward bei Hagenshof, um i5oo aus dem Besitz derer von Laer^'ard an 
Amt von Dunen übergehend, dessen Tochter Mechtild 1 536 den Humanisten Konrad 
Heresbach heiratete, der hier bis i576 lebte. Heresbach baute i538 ein neues Land- 
haus, seit i7o5 im Besitz der Familie Wurmius, späterhin der Familien Hövelmann, 
Haase und Althof in Dinslaken. Der jetzige Besitzer ist Herr Johann Baumann, der 
i876 das neue Gebäude aufgeführt hat. Inschriften bei Sluyter a. a. O. 



MILLINGEN. 



KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (tit. s. Quirini m.). Nrh. G. i883, S. 1 10. 

Die Kirche zu Millingen ist die älteste im Kreise: schon 7 20 wird eine basilica 
domnae nostrae Mariae in der dem Grafen Ebroin gehörigen villa Millingi genannt 
(BoNDAM, Charterboek I, Nr. 2. — Sloet, Oork. Nr. 6. — Würth-Paquet, Table 
analytique Nr. 33. — Vgl. Dederich i. d. Ann. h. V. N. II, S. 253, 264. — van 
Spaen, Inleiding I, p. i7. — Kunstdenkmäler d. Kr. Kleve S. i46). Durch die Neben- 
einanderstellung mit Nütterden, Cleverham, Donsbrüggen, Mehr ist es wahrscheinlich, 
dass hier Millingen im Kreise Rees, nicht Millingen in der Düffel genannt wird (Sloet, 
Oork. Nr. i3. — Cod. Lauresham. dipl. I, p. 112. — van den Bergh, Geographie 
p. 2o5). Im J. io69 bestätigt Papst Alexander II. der Abtei von Echtemach die 
Kirche (Mittelrh. ÜB. I, Nr. 369, 622. — Sloet, Oork. Nr. i79, 3 10). Im J. 1120 
untersteht sie der Scholasterie zu Xanten (Xanten, Stiftsarchiv, Lib. rub. fol. i7^; Pels 
IV, fol.4o7, Urk. R. I, i. — Binterim u. Mooren, D. C. I, S. 85). Die Kirche zu 
Beginn des iS.Jh. als Säulenbasilika erneut, späterhin ein breiterer Ostteil angefügt. 
Das Patronat gehörte dem Hause Empel (TiBUS, Gründungsgeschichte S. 211). 

Die 27,5om lange, i9,75 m breite dreischiffige Kirche besteht aus zwei deutlich 
getrennten Teilen. Der ältere Teil ist aus Tuff erbaut, der spätere nur bis zu den 
Sohlbänken der Fenster aus Tuff, darüber aus Backstein, der vierstöckige Turm ist 
vom ersten Drittel des zweiten Geschosses ab in Ziegel aufgemauert. Im Turm durch 
die beiden Untergeschosse durchgeführt das grosse Portal fenster, die beiden oberen 
Stockwerke mit je drei einachsigen Blenden. Südlich ist ein aus fünf Seiten des 
regelmässigen Achtecks konstruiertes, bis zur Höhe des zweiten Stockwerkes reichen- 
des Treppentürmchen aufgeführt. 

Das alte Langhaus trugen Säulen mit einfachen runden Kapitalen, von denen 
nur ein Paar erhalten ist, die Rippen ruhen im Mittelschiff auf aus Laubwerk ge- 
bildeten, mit Köpfen abgeschlossenen Konsolen, an den Scheidemauem spitzbogigc 
Blenden. Der neue Chor mit zwei rechtwinkelig abgeschlossenen Seitenchörchen in 
der Form von Kreuzarmen, an das nördliche eine kleine Backsteinkapelle angefügt. 
Die Rippen ruhen mit skulptierten Blattkapitälen auf i m langen Diensten. 

Sakramentshäuschen von Sandstein (vortreffliche Abb. bei aus'm Weerth, 
Kd. Taf. V, i), um i5oo. Auf vierseitigem Schaft erhebt sich das vierseitige Gehäuse, 
an den drei freien Seiten mit Eisengittem, eingefasst von Stabwerk, in der Auskehlung 
mit Rosetten besetzt, gekrönt von Wimpergen, darin die Sitzbilder der Madonna, 
Johannes d. Ev., des h. Quirinus. Der vierseitige durchbrochene Aufsatz mit fünf kleinen 
Heiligenfigürchen steigt in zwei Stockwerken auf. Reste alter Bemalung und Vergoldung. 



Kathol. 
Pfnrrkirche 



Beschreibung 



Sakraments« 
häuschen 



89 



9o 



KREIS REES 



Kathol. 
Pfarrkirche 



Taufotdii 



Epiuph 



Kronleuchter 



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Ciborium 



Glocken 



Fig. 47. Millingen. Sakramentshäuschen. 



An der Südseite merkwürdigerweise ein zweites 
Sakramentshäuschen, einfacher im Aufbau, aber 
geistreicher in der Einzel durchbildung (Fig. 47. — 
aus'm Weerth, Kd. Taf. V, 3). 

Der achtseitige reichprofilierte Schaft läuft oben 
in einen vierseitigen Pfeiler aus: Ecksäulchen mit 
Kielbögen flankieren ihn. Das Gehäuse ist von ein- 
fachem Stabwerk eingerahmt, an den Seiten die 
Figuren der hh. Quirinus und Johannes Ev. Der 
weit vorgek ragte viereckige Baldachin ist übereck 
aufgesetzt und auf jeder Seite mit fünf durcheinander- 
geschobenen freigearbeiteten Kielbogen abgeschlossen. 
In der Mitte des überaus luftigen mit einer Pyra- 
mide abgeschlossenen Aufsatzes erhebt sich eine ge- 
wundene Säule. 

Achtseitiger Taufstein, 1,20 m hoch, Ende des 

1 5. Jh., mit kelchartigem Becken, an den acht Seiten 
je ein dreiachsiges Fenster mit reichem Masswerk. 
Um den oberen Rand ein fein gemeisselter Fries. 

Epitaph von Henricus ab Elverick und Sibylla 
domicella a Rasfeit, Mitte des 16. Jh., mit Alliance- 
wappen in Renaissancerahmen (Nrh. G. 1881, S. 3). 

Spätgothischer kupferner Kronleuchter des 

16. Jh., ähnlich dem zu Goch (Kunstdenkmäler des 
Kreises Kleve S. 3i), mit unten acht, oben vjer 
Armen, abschliessend unten mit einem Löwenkopf, 
oben mit einem knieenden Engel als Schildhalter, 
vortreffliches reiches Werk von glücklichsten Ver- 
hältnissen. 

Ciborium (Abb. aus'm Weerth, Kd. Taf V, 2), 
aus der i. H. des iS.Jh., schöne durch die Reinheit 
der Formen wertvolle niederrheinische Goldschmiede- 
arbeit mit sechsseitigem reichprofilierten und gravier- 
ten, auf Löwen ruhenden Fuss, das Gehäuse mit 
den gravierten Einzelfiguren von sechs Propheten in 
charaktervoller einfacher Zeichnung, hoher turmartiger 
Aufsatz mit grossem Kruzifix. Jetzt zur Monstranz 
eingerichtet mit grosser Lunula. 

Glocken. Die grösste von i5o9 mit schöner 
spätgothischer Kante und zwei Reliefbildem des 
h. Quirinus: SUM tuba magna dei divi sub nomine 

PATRIS QUIRINI, POPULLOS (so) AD SUA TEMPLA VO- 
CANS. WALTERUS WE.STERHUS MEFECITA.D. MCCCCCIX. 

Die zweite von i429 mit der Inschrift: sancte 

QUIRINUS IS MIN NAEM, DAT VOSC (?) GADE SIU BE- 
QUAEM. AVE MARIA. ANNO DOMINI MCCCCXXIX. 

Die dritte i696 von Pe/er von Trier gegossen, 
i875 in Gescher umgegossen. 



9o 



NIEDERELTEN 



9l 



Die vierte von i5o9 mit der Inschrift: anne per merita cuiüs cum nomine 

FUNGENS CLANGOREM DEDERO, DEUS ADVERSANTIA TOLLE. A. D. MDIX. 

JUNKERMANNSHOF, am rechten Ufer des ehemaligen Ostrheins (SLUYTERjunicermunns. 
i. Nrh. G. 1881, S. 2), altertümlicher, ursprünglich von Gräben umgebener Backsteinbau 
des 16. Jh., an der Fa^ade das Elverick-Raesfeldsche AUiancewappen mit der Unter- 
schrift: ANNO l565 3o. MAY. 



hof 



NIEDERELTEN. 



KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (tit. s. Martini ep.). Als Pfarrkirche Kaihoi. 
zuerst im J. i3i3 erwähnt (Düsseldorf, Staatsarchiv, Urk. Emmerich, S. Martin 26), 
die Kirche um i45o neuerbaut, i864 — 1865 restauriert. 

Dreischiffiger gothischer Bau mit Pfeilern und eingebautem Westturm, der untere Beichrdbung 
Stock des Turmes, die südliche Aussenmauer, die Hälfte der nördlichen Aussenmauer 
von Tuff', alles übrige von Backstein. Der dreistöckige Turm ist durch sehr stark 
vortretende übereck gestellte Strebepfeiler gestützt und enthält im Erdgeschoß über 
dem Doppelportal mit steinernem Mittelpfosten ein grosses dreiachsiges Portalfenster, 
in den beiden oberen Stockwerken je zwei zweiachsige Blenden mit altem Haustein- 
masswerk von reichen späten Formen, über dem abschliessenden Rundbogenfries eine 
erneute Hausteingallerie mit i|i kleine Fialen auslaufenden Pfeilern. Die südlichen 
Seitenschiffe zeigen aussen zweimal abgetreppte Streben und eine Horizontallisene. 
Im S ist i865 an das südliche Seitenschiff* eine hohe zweistöckige Kapelle angebaut. 
Das nördliche Seitenschiff" schliesst mit einem kleinen Chor ab und ist an der Nord- 
westecke abgeschrägt. 

Im Inneren ruhen die Gewölbe auf zwei freistehenden Pfeilerpaaren, deren inneres 
Grundriss aus zwei durcheinandergeschobenen Rechtecken mit ausgerundeten Kanten 
besteht, auf 75 cm hohen polygonalen Basen, aber ohne Kapitale. Die Diagonalrippen 
ruhen in der Höhe der Scheitel der Arkadenbögen auf kleinen polygonalen Konsölchen. 
Die Rippen der durch Gurte getrennten Kreuzgewölbe in den Seitenschiffen ruhen 
mit polygonalen Platten auf kleinen Konsolen. Die Fenster der Seitenschiflfe sind 
durchweg zweiachsig. In dem durch sieben zweiachsige, in der Mitte schon einmal 
geschlossene Fenster erhellten Chor ruhen die Rippen mit skulptierten Blattkapitälen 
auf Dreiviertelssäulen. Der eingebaute Turm wird von zwei mächtigen Pfeilern ge- 
tragen, deren 3, 1 5 m breite Bogenöffhung nach dem Mittelschiff" viermal abgetreppt 
ist, die Kanten noch besonders ausgerundet. Zur Seite zwei kleinere von Kreuz- 
gewölben überspannte Joche. 

Glocken. Die erste von i5i2: in honore beatissime anne matris marie Glocken 

ET SANCTI VITI PATRONI NOSTRI CAMPANA NOBILISSIME ABATTISSE ELSA (?) RENY (?) 
COMITISSE CONVENTUS ELTENSIS ME FECIT PER SEGEWINUM HATYSEREN (?) ANNO MV^ 
ET DUODECIMO. 

Die zweite von i473: maria heit ig, den levendigen roep ig, den doden 

BESCREV IC, HAGEL ENDE DONRE BREGK IC. MCCCCLXXIII. GERIT VAN WOU. 

Von dem i679 gegründeten FRANZISK ANESSEN KLOSTER steht nur Kloster 
noch die 1681 errichtete sieben Joch lange einschiffige Klosterkirche, ein Backsteinbau 
mit grossen vermauerten spitzbogigen Fenstern. Die anstossenden Klostergebäude 
dienen als Volksschule. Nachrichten in der Handschriftlichen Chronik von Goebels 
(Hochelten, Pfarrarchiv) und bei Dederich, Annalen S. 4o5. 



92 



KREIS REES 



PRAEST. 



KathoL 
Pfarrkirche 



Geschichte 



Beschreibung 



Hochalur 



Chorgestühl 



Piscina 

Tau&tein 

Lavabokcssel 

Wandma lercien 

Glocken 



KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (tit. s. Johannis bapt.). J. J. Sluyter 
i. d. Rhein. -Westföl. Volkszeitung 1888, Nr. 10. 

Handschriftl. Qu. Im Pfarrarchiv: Lagerbuch, Ende des i7.Jh. von Pastor 
Hermann Spaen geschrieben. Die Kirche trat an die Stelle der schon i332 (Ann. 
h. V. N. LH, S. i46; zuerst erwähnt 11 20: Binterim u. Mooren, D. C. I, S. 86. — 
Sloet, Oork. Nr. 335) genannten Pfarrkirche zu Sulen, das allmählich vom Rhein 
hinweggespült wurde (vgl. darüber Niederrhein. Volksbote i863, Nr. 4, 5. — Nrh. G. 
i879, S. i3). Im J. i45i wurde die Kirche nach dem landeinwärts gelegenen Alden- 
sulen verlegt, endlich i5oi in Praest eine neue gebaut (Tibus, Gründungsgeschichte 
S. 210). Im Lagerbuch die Notiz: Postquam ecclesia nostra propter Rhenum ex 

Rosow in Aldenzuelen translata est, iterum propter Rhenum ex Aldenzuelen in 

Praest sub r. d. pastore Henrico Roost translata est et i5oi dominica post octavam 
assumptionis b. M. v. (29. August) consecrata. 

Schlichter einschiffiger Bau, 23 m lang, 7,55 m breit, mit dreistöckigem West- 
turm, die beiden oberen Stockwerke mit Vertikallisenen und Rundbogenfries, ähn- 
lich wie die Pfarrkirche von Mehr, das obere mit zwei Doppelfenstern, das mittlere 
mit einer zweiachsigen Blende, das untere mit dem Portal fenster, im Norden an- 
stossend ein aus fünf Seiten des regelmässigen Achtecks konstruierter Treppenturm. 
Das Material ist bis zur Höhe des ersten Geschosses am Turm und am Langhaus 
Tuff, darüber Backstein. Im Inneren drei schmale Kreuzjoche und Stemgewölbe als 
Abschluss. Einachsige Fenster, die Rippen ruhen auf 3o cm langen mit Konsolen 
abschliessenden Dreiviertelssäulchen. 

Barocker Hochaltar des i7. Jh. Als Mittelbild Gemälde der Taufe Christi, 
im Aufsatz schlechte Verkündigung. Rechts und links zwei kleine 65 cm hohe Holz- 
figuren eines h. Bischofs und der h. Katharina, mittelmässige^ Leistungen der Emme- 
richer Schnitzschule. 

Spätgothisches Chorgestühl, sieben Sitze auf jeder Seite, 2,4o m lang, von 
i523. Auf dem einen hinteren Wangenstück das Wappen Christi, gehalten von Greif 
und Affe, darunter: anno mcccccxxiii., auf dem anderen die Verkündigung Maria, 
als Abschluss Simson den Löwen zerreissend. Das Pult sehr einfach mit figurierten 
Zargenstücken. 

Piscina hinter dem Altar in der Ostwand des Chores, auf zwei Säulen ruhender 
steinerner Rundbogen. 

Einfacher sechsseitiger kelchförmiger Taufstein des i5. Jh. 

Kupferner Lavabokessel des 16. Jh. 

Reste von Wandmalereien, die man vor 20 Jahren aufdeckte, wurden wieder 
übertüncht (Zs. für christl. Archäol. und Kunst I, S. 39). 

Glocken. Die grösste von i633 mit der Inschrift: anno millesimo sexcen- 

TESIMO TRICESIMO TERTIO NOMEN EGO A CHRISTI ASSUMO PRAECONE JOHANNES. OFFI- 
CIUM EST PLANGAM ET QUEMQUE VOCABO MEUM. DAGOBERTUS (so) EGIDII EXPENSIS 
SIMON HELLINGH FECIT. HEINRICH WILHELM VON DER HOEVEN, HEER ZU POLWICH UND 
LICHTENBERGH, DROST IN DIE HETTER ETC. ETC., RUTGERUS TUCKINGH RICHTER DA- 
SELBSTEN. GOERT VAN ROSSOM, DERICK PERSICKMAN, PASTOR UND KERCKMEISTER AL- 
HIER IN PRAEST. 



92 



REF.S 



93 



Die zweite von i694: erneuert im jähr i694 unterm hochwolg. Herren 

CONRADO VON DE REECKE, GERICHTSHERREN IN PRAEST UND DORNICK. PASTORE 
THEODOR BITTER XANTENSI, THEOD. ELBERS UND JOHAN SCHMITZ KIRCHMEISTREN, ZUM 
DINST DER KIRCHEN ZU PRAEST. 

Von dem HAUSE OFFENBERG, einst einem stattlichen Rittersitz, im i6. Jh. 
erbaut, bestehen nur noch die Gräben. Das erhaltene Vorgebäude ist Tagelöhner- 
wohnung. Zwei Ansichten vom J. i745 in Het verheerlykt Kleefschland pl. 29, i. 2; 
Gnmdriss auf der Karte von Offenberg, Praest undDomick in der Bürgermeisterei Vrasselt. 



Hftus 
Offenberg 



REES. 



Erich Liesegang, Recht und Verfassung von Rees, Trier i89o (Ergänzungs- uttemtur 
heft VI zur Wd. Zs.). — Abraham Säur, Stätte-Buch. — Teschenmacher, Ann. 
p. i72. — Hopp p. 86. — Broverius van Nidek, Kabinet van Nederlandsche Out- 
heden, Amsterdam i733, VI, p. 278. — v. Mülmann, Statistik I, S. 444. — Cort ver- 
hael van de handelingen tot Rees anno MDCXXXV in Junio tusschen den paepe 
Stalenum ende Egbert Grim, Pastor van de kercke Christi uyt Groot Britannien, Wesel 
i635. — Reize längs den Neder-Rhyn tot Bon, Kampen i785, p. 5i. — Zur Chronik 
der Stadt Rees: Niederrhein. Volksbote 1860, Nr. 32, 34, 36, 37. — J. J. Sluyter, 
Über das Wappen der Stadt Rees: Nrh. i878, S. i5. — Ders., Name Ursprung und 
Alter von Rees: Nrh. i878, S. 61; i879, S. 21. — Ders., Der Bär von Rees: Nrh. 
i879, S. 6, 37. — Ders., Das älteste Siegel der Stadt Rees: Nrh. i878, S. 112, ii4; 
Abb. bei Endrulat, Niederrh. Städtesiegel V, Nr. i9, 20. — Ders., Die todte Lander 
von Esserden, Beitrag zur Geographie von Rees: Nrh. G, i879, S. 22. — Ders., Ein 
Beschluss des Reeser Magistrats von i457: Nrh. G. 1880, S. 43. — Ders., Der Sankti- 
Spiritus- Armenhof zu Rees: Nrh. G. 1881, S. i72. — Ders., Die Rynwickstrasse zu 
Rees: Nrh. G. 1882, S. 73. — Ders., Der Geldersche Kaaj und der weisse Turm zu 
Rees: Nrh. G. i883, S. i4. — Ders., Das verschwundene Rhenen bei Rees: Nrh. G. 
i883, S. 25. — Ders,, Verzeichnis sämtlicher Bürgermeister seit i394: Nrh. G. i884, 
S. i59. — Ders., Die Einnahme von Rees durch die Franzosen i652: Niederrhein. Volks- 
bote i885, 12. Dez. — Schölten, Beiträge zur Geschichte der Stadt Rees: Nrh. G. 
1881, S. 44. — L. Henrichs, Zur Geschichte der Stadt Rees (Stadtrechtsbestimmungen): 
Nrh. G. i883, S. 4, 38, 47. — Sluyter, Das Edelgeschlecht von Rees: Nrh. G. i878, 
S. i3o, i46, i58. — Ders., Henricus Gualterius Eskes von Rees: Nrh. G. i879, S. 78. 
— Ders.. Die Familie de Ciaer: Nrh. G. 1882, S. 3. — Schölten, Anna le Ciaire: 
Nrh. G. 1882, S. 102. — De S. Dentlino puero confessore Resae in Clivia: Acta Sanc- 
torum i4. Juli III, p. 689. — Der h. Dentlinus zu Rees: Nrh. G. i883, S. 65. — Sein 
Patrocinium: Nrh. G. i883, S. i75. 

Handschriftl. Qu. Im Stadtarchiv (inventarisiert von Dr. R. Schölten): 
210 Urkunden von 11 42 an (die älteste gedruckt Ann. h. V. N. XI, S. 168). — Land- 
tagsakten von i58o ab, defekt. — Flurkarten des Amtes Rees vom» J. i734. — Vgl. 
Wd. Zs. I, S.393. — Berg. Zs. V, S. i89. — C. A. H. Burkhardt, Handbuch der 
deutschen Archive I, S. 62. — Im Staatsarchiv zu Düsseldorf: Stadtrechte, iS.Jh. 
(A. 248). 

Ansichten und Pläne, i. Grosser Plan der Befestigungen bei Jo. Blaeu, Ansichten 
Theatr. urb. Belgiae regiae, Köln i659, II, am Ende. 



Handichriftl 
Quellen 



93 



94 



KREIS REES 



Ansichten 



Germanische 
Funde 



2. Grundriss der Festung bei Merian, Topographie der Niederlande p. 282. 

3. Stich von A. Rademaker vom J. i632 bei Broverius van Nidek, Kabinet 
van Nederlandsche outheden VI, p. 2 78, Nr. 288. 

4. Grosses Gemälde der Einnahme von Rees durch Ludwig XIV. im Schlosse 
zu Versailles (Vorzimmer zum Spiegelsaale), nebst der Reeserschanz, bez.: la prise 
de rees. 18. Juni i672. 

5. Stich der Belagerung von i672, von h Clerc. 

6. Stich der Einnahme von Rees von Jeremias Wolff nach Zeichnung von Joh. 
Aug. Connnus in Vorstellung einiger Conquestes Ludovici XIIII Königs in Frankreich 
und Navarren, 28,7 x 26 cm. 

7. Plan der Stadt mit kolorierter Ansicht vom J. i737 von / S, Bucher im 
Besitz des Herrn Sylvester Festen zu Rees (Fig. 48). 

8. Kolorierte Federzeichnung der Stadt, gez. von. C. T. Trott, i764, 72X49 cm, 
im Rathause, bez. : LA ville rees etant occupe par les FRANgois dans la Situ- 
ation DE l'anne i762, genau angegeben die Befestigungen der einzelnen Thore. 

GERMANISCHE FUNDE. Bröring, Alte Gräber, ein Beitrag zur Ge- 
schichte der Stadt Rees und Umgegend : Ann. h. V. N. XI, S. 1 4o. Auf dem Wanwicker 




Y\%, 48. Rees. Ansicht der Stadt vom J. 1737 im Besiu des Herrn Sylvester Festen zu Rees. 



K'nthol. 
Pfarrkirche 



Litteratur 



Handschriftl. 
Quellen 



Felde, eine Viertelstunde von Rees, wurde seit i838 ein grosser, wie es scheint germani- 
scher oder frühchristlicher Begräbnisplatz aufgedeckt, bestehend aus einer Reihe von Gru- 
ben, teils frei geworfen, teils mit Mauerwerk geputzt oder mit Pfählen durchsetzt, mit 
Knochenresten, Asche, Kohlen und Waffen (die letzteren verschwunden, eine genauere 
Bestimmung also unmöglich). Auf dem Felde lag bis i59o eine Kapelle zum h. Georg. 

Ehemalige KOLLEGIATKIRCHE, jetzige PFARRKIRCHE (tit. assumpt. 
b. Mariae v.). 

EsKES im Kerkelyk Leesblad ten dienste der catholyke Nederlanders II, Nr. XI, 
Art. 4. — J. J. Sluyter, Die ehemalige Kollegiatkirche und die jetzige Pfarrkirche 
zu Rees: Nrh. i878, S. i8i; i879, S. 25. — Ders., Irmingard, Gräfin von Aspel: 
Nrh. G. 1880, S. 83, io5. — Ders., Stiftungsurkunde der Pfarrstelle: Nrh. G. i884, 
S. 45. — Bröring i. d. Ann. h. V. N. XI, S. i54. — Irmgardis, eine Reliquie aus 
deutscher Vorzeit: Niederrhein. Volksbote i85o, Nr. 3i, 34, 36, 39; i85i, Nr. 6, 11, 12. 

— Die h. Irmgardis: Rhein. Kirchenblatt i85i, Nr. 3o. 

Handschriftl. Qu. Im Pfarrarchiv: Urkunden von ii9o ab (die älteste ge- 
druckt Ann. h. V. N. XI, S. i69). — Verzeichnisse der Vikarieneinkünfte von i542 ab. 

— Armenrechnungen von 1666 ab. — Taufregisler von i633 an, Trauregister von 
1627. — Kirchliche Notizen über Rees und Umgegend, i842 angelegt von Stephan 
van Haag, fortgeführt von J. J. Sluyter. 



94 



REES 



95 



Im Staatsarchiv zu Düsseldorf: S21 Urkunden von io4i — 1774. — Kopiar, 
i5i Bl., von i5i2 (B. i85), bez. Registrum capittuli Reessensis, mit Index. — Memorien- 
register, Pap. fol. (A. 237) von i529, mit Kalendar, Präsenzbuch und Heberegister, am 
Schluss Kopiar. — Vier Memorienregister, i5.Jh. i37 Bl. 4« (A. 211), i5. Jh. i35 Bl. 
4« (A. 212), iS.Jh.3iBl. fol. (A. 2i3), 16. Jh. 4» (A. 2i4). —Über die Akten Ilgen, 
Rhein. Archiv S. 11 9. Über sieben Urbare Lamprecht, Verzeichnis rheinischer Ur- 
barialien S. 29. 

Als Stifterin und Erbauerin der Reeser Koliegiatkirche nennt die Tradition die 
Gräfin Irmgardis von Aspel, die im J. loio (nach Teschenmacher, Ann. p. i72, vgl. 
NoRRENBERG, Geschichte von Süchteln S. S) den Bau begann und ihn io4o abschloss. 
Im Chor der alten Kirche befand sich unter dem Bild der h. Irmgardis die Inschrift: 

ANNO MILLENO CHRISTI PARITER QUADRAGENO 

CONDIDIT HOC TEMPLUM FOELIX YRMGARDIS AMENUM 

OBTULIT IDQUE PIE QUOD PROTEGAT IPSA MARIE. 

(Teschenmacher a. a. O. — Nrh. G. i878, S. 181. — Nach Lacomblet, U B. I, 
S. to9, Anm. i dieselben Verse im Liber memoriarum zu Rees, wahrscheinlich gemeint 
die Hs. A. 237 zu Düsseldorf, Staatsarchiv, wo die Verse sich von einer Hand des 
i7. Jh. finden). Die Schenkungen werden schon von Erzbischof Anno II. von Köln 
(io56 — io75) und seinen Nachfolgern bestätigt (Lacomblet, U B. I, Nr. 222, 242, 397). 
Den alten Bau zerstörte der Brand vom J. I24S (Hopp p. 98). 

Ein Neubau wurde wahrscheinlich sofort in Angriff genommen. Der Chor ge- 
nügte im i5. Jh. dem Bedürfnis des Kapitels nicht mehr und wurde durch einen 
grösseren gothischen Chor i4S8 ersetzt. Am Chor befand sich das Chronikon: 
eXstrVCtVs ChorVs est MarIae reLIqVIsqVe patronIs, 
ChrIsto LaVs et Eis parIter trIbVantVr honores (i458). 

Ausserdem befand sich am Chor ,oben im Bogen dess Geweihs* die Inschrift 
(Düsseldorf, Staatsarchiv, Hs. A. 94): 

QUADRINGENTENO MILLENO CUM L ET OCTO 

FIT NOVUS ISTE CHORUS, lUBILANDO RITE CANORUM (so), 

LAUS HING FELICI SIT CREBRA DEI GENITRICI, 

POSTEA CENTENO QUADRENO CALCE NOVATUR. 

Die Holländer, die von 16 14 — 1672 Rees besetzt hielten, nahmen 1628 die 
Kirche in Besitz, zerstörten die Altäre bis auf einen, übertrugen die Grabsteine in 
die 1622 erbaute reformierte Kirche und machten aus dem Chor ein Zeughaus. Der 
Lettner wurde abgebrochen, i6S7 das Tabernakel, das schönste im Klever Lande, 
als Steinmaterial verkauft, i665 auch der Chorumgang und die Heiligengeistkapelle 
niedergerissen. Erst i672 wurde die Kirche wieder den Katholiken übergeben. 

Nachdem 181 1 vier Pfeiler zusammengestürzt waren, begann man 181 7 mit dem 
Abbruch der ganzen Kirche und ersetzte sie durch einen im Schinkel sehen Geist ge- 
haltenen Neubau, der 1828 eingeweiht wurde. 

Die Kirche war neben dem Xantener Dom die bedeutendste Anlage des Klever 
Landes. Sie hatte fünf Schiffe und war auf zwei Westtürme berechnet, von denen 
nur der nördliche ausgeführt war (Düsseldorf, Staatsarchiv, Urk. 85 von i329). Der 
später angefügte Chor, nur aus Hochchor und Umgang bestehend, überragte das 
Mittelschiff um ein bedeutendes. Sie besass eine Krypta mit einem Altar des h. Jo- 
hannes Ev., der noch i388, i442 und i462 genannt wird (Nrh. i879, S. 26). 

Die alte kostbare Ausstattung ist in unverantwortlicher Weise verschleudert 
worden. Der kupferne Leuchter auf dem Hochchor, mit zwölf Armen, ein jeder mit 



Kathol. 
Pfarrkirche 



Geschichte 



Zerstörung 



Abbruch 



Vfilrdtgaag 



95 



96 



KREIS REES 



Kathol. 
Pfarrkirche 



Neubau 



Skulpturen 



einer Apostelstatuette als Kerzenhalter, wurde als Metall verkauft (Nrh. i878, S. i89). 
Die Kirche besass einen grossen Hochaltar, ,auf welchem das Leben und Leiden Christi 
sehr künstlich ausgeschnitten zu sehen ist* (Schütte, Hs. im Besitz von Dr. Schölten, 
§ 262, vgl. Kunstdenkmäler d. Kr. Kleve S. 9o), die Gruppen sind verkauft worden, 
einzelne der Flügel im Pfarrhause (s. u.). Einen Grabstein des Arndt van Bucholt er- 
wähnt Fahne, Dynasten von Bocholt, Cod. dipl. S. i5o. Das Epitaphium des i579 
verstorbenen Henr. Uranius bei Hüpsch, Epigrammatographia I, S. 47. 

Die im Inneren nicht 
wirkungslose Kirche ist 
dreischiffig , die Seiten- 
schiffe sind flach gedeckt, 
das Mittelschiff von einer 
.Tonne überspannt, auf die 
eine Kasettierung aufgemalt 
ist. Fünf Säulenpaare mit 
vergoldeten korinthischen 
Kapitalen tragen die Decke. 
Die drei gleich hohenSchiffe 
haben jedes an der Ostseite 
Apsiden, in der Mittelapsis 
vier hohe Pilaster mit ko- 
rinthischen Kapitalen. An 
der Westfai^-ade zwei hohe, 
mit rhombischen Hauben 
eingedeckte Türme. 

Madonnenbild (Figur 
49), 1,10 m hoch, Holz, 
neu polychromiert, Sitzbild 
von grosser Feierlichkeit 
und Würde auf reich ver- 
ziertem gothischen Thron, 
die Madonna mit Krone 
und Scepter (beide erneut) 
in d. Rechten, ganz flachem 
Oberkörper, steif aufrecht 
sitzend, auf ihrem linken 
Knie das mit einem langen 

Hemdchen bekleidete 
ebenfalls gekrönte Kind. 
Die Figur ist das älteste und bedeutendste der niederrheinischen Madonnenbilder 
dieser Gattung, aus der Mitte des i4.Jh., am nächsten verwandt dem zu Kleve 
(Kunstdenkmäler d. Kr. Kleve S. 97), ähnliche zu Ginderich (Kunstdenkmäler d. Kr. 
Moers S. 21) und zu Weeze (Kunstdenkmäler d. Kr. Geldern S. 98). Das Bild wurde 
bei den — schon i32 2 vorkommenden, die letzte i838 — feierlichen Prozessionen 
mit den darin aufbewahrten Reliquien getragen. Niederrhein. Volksbote i85i, Nr. 12. 
— J. J. Sluyter i. Nrh. i878, S. 93. 

Hölzerne Gruppe des h. Georg zu Ross, den Drachen tötend, mit der knieen- 
den Königstochter, interessantes fast lebensgrosses Werk der Kalkarer Schnitzschule 




Fi^. 49. Rees. Madonnenbild in der kathol. Pfarrkirche. 



96 



^1 



(auf dem Speicher, Aufstellung in der Kirche wünschenswert) um i53o, in alter Poly- 
chrpmierung, von grossem Wurf. 

Figur einer knieenden Heiligen, i,o6 m hoch, mit lang herabfliessenden Locken 
und turbanartiger Haube, die Arme abgebrochen, vortreffliches Stück der Kalkarer 
Schnitzschule um i53o. 

Lebensgrosser Christus, Anfang des i6. Jh., im heiligen Grabe liegend, steif, in 
alter Bemalung. 

Ciborium, 64,5 cm hoch, aus vergoldetem Rotkupfer, vom J. .i396, dem Millinger 
(s. o. S. 9o) verwandt. Der achtseitige stemenförmige Fuss ruht auf kleinen Löwen. 
Die Felder graviert, vier mit den Evangelistensymbolen. Die übrigen omamental, auf 
einem der Donator mit dem Kruzifix: domine Miserere mei. Jede der acht Seiten 
des mit Eckpfeilerchen und Fialen versehenen Gehäuses zeigt unter einem gothischen 
Bogen eine der acht Seligpreisungen, der Grund ausgestochen, die Figuren ganz flach, 
gleichsam nur an den Rändern modelliert und graviert. Den Aufsatz bildet ein acht- 
seitiger mit einem Kruzifix abschliessender Turm. Inschrift: ANjfO domini mcccxcvi 
V. KAL. marcii (26. Februar) obiit Johannes de colonia canonicus reyssensis 

ET EIUS BONIS PROCURATUM EST HOC VAS, CUIÜS ANIMA REQUIESCAT CUM OMNIBUS 
lUSTIS IN SANCTA FACE. AMEN. 

Monstranz (Abb. aus'm Weerth, Kd. Taf. IV; I, S. 12), 9i,S cm hoch, vom 
Anfang des 1 6. Jh., das reichste und, sowohl durch die gelungenen Verhältnisse wie 
die feine Durchführung bedeutendste Werk der klevischen Hofgoldschmiedekunst, der 
Monstranz in S. Aldegundis zu Emmerich (s. o. S. 3i) verwandt. Auf dem a jour 
durchbrochenen Fuss erhebt sich der sechsseitige reichverzierte Schaft ohne Knauf, 
mit aufstrebenden Rippen versehen. Zur Seite des Glascylinders zwei Strebesysteme, 
in eine Fülle von Fialen, zum Teil gewunden, auslaufend. Nach innen je ein Engel 
mit dem Spruchband, nach aussen zwei grosse und drei kleine Heiligenfiguren. Den 
unteren Abschluss dieser Seitenbauten bildet verschnittenes spätgothisches Laubwerk 
mit dem Paradiesesapfel. Über dem Baldachin Christus mit dem Kreuz in den Armen, 
im Aufsatz aus Kelchen herauswachsend sechs Engel mit den Leidenswerkzeugen. 
Der Turmhelm schliesst mit einem Kreuz ab. 

Kupferner romanischer Leuchter des i3.Jh., auf drei Füssen mit Löwenklauen, 
von höchst einfachen, aber wirkungsvollen Formen. 

Kupferner Leuchter des i4. Jh., 26,5 cm hoch. 

Barocker getriebener Kelch mit der Inschrift: s. albericus Fischer professus 

NEO-CELLAE FIERI FECIT ANNO l7l7. 

Ciborium, 33 cm hoch, barock, getrieben. 

Kapelle der 2. H. des i7.Jh., von rotem Sammet, auf den mit Goldkördeichen 
ein Granatapfelmuster aufgenäht ist (derselbe Stoff in Wesel s. u.) mit Stäben in nieder- 
rheinischer Stickerei um i54o — i57o, ein Geschenk derer von Loe und von Haes, 
der violetten Kapelle Siberts von Riswick im Dom zu Xanten verwandt (Kunst- 
denkmäler d. Kr. Moers S. i38, Taf VIII). Die Stickereien in Überfangstich in Lasur- 
manier und Plattstich. Auf der Rückseite der Kasel der erste Tempelgang Maria, 
die Verkündigung, Visitatio, Geburt Christi, Anbetung der Könige, das Pfingstfest, 
zu Unterst die merkwürdige Darstellung der Vermählung Christi mit der knieenden 
h. Brigitta. Der Zwischenraum zwischen den einzelnen Medaillons gefüllt durch ge- 
schwungene Ranken. Auf der Vorderseite die Krönung Maria, ihre Himmelfahrt, 
Maria und Maria Magdalena, S. Augustinus und S. Brigitta. Der Chormantel enthält 
auf den Stäben je fünf grosse Medaillons, rechts die Verklärung Christi, Christus und 



Kathol 
Pfurrkirche 



Ciborium 



Monstnni 



Leuchter 



Kelch 



Ciborium 
Parnmente 



97 



98 



KREIS REES 



Kathol. 
Pfarrkirche 



Glocken 



Evangel. 
Kirche 



Glocken 



Pfarrhaus 



Gemälde 



die grosse Sünderin, Christus und die Samariterin, Darstellung Christi im Tempel, 
Beschneidung. Links die Auferstehung, die Kreuztragung, Christus am Ölberg, der 
Einzug in Jerusalem, Christus und Nikodemus, die Darstellungen getrennt durch sym- 
metrische Arabesken. Die spätere Kappe (gleichzeitig mit dem Stoff) zeigt ein grosses 
von zwei Engeln getragenes Mittelmedaillon mit der h. Brigitta, der die Madonna 
erscheint. Die Dalmatiken mit den Brustbildern von Heiligen. 

Kasel des i7.Jh. von rotem Sammet mit breiten Stäben in silberner und gol- 
dener Bouillonstickerei auf rosa Seidengrund. Dazu ein Velum mit goldener Bouillon- 
stickerei und guter Goldspitze. 

Kasel von neuem Stoff mit Stäben der Mitte des i7. Jh., Stickereien in engstem 
sorgfältigstem Plattstich, mit dem Faden modelliert, nach malerischen Kompositionen, 
ohne den Charakter des Stoffes zu berücksichtigen, in den Farben vorzüglich erhalten. 
Auf dem Kreuz : die Kreuzigung, Dornenkrönung, Kreuztragung, Geisselung, Christus am 
Ölberge, auf dem Stab die Auferstehung, Christus und Maria Magdalena, die Jünger 
von Emmaus, der imgläubige Thomas. Genau J. J. Sluyter i. Nrh. G. i879, S. 53. 

Glocken. Die grösste i789 von Christian Voigt in Isselburg gegossen, mit 
längerer Aufschrift 

Die zweite von i64i mit der Aufschrift: door dat vier ben ik gevloeten, 

PETER VAN TRIER ENDE JOHANN PHILIPPSEN HEBBEN MY GEGOETEN. IK ROEP DE 
GEMEENDE TEZAMEN, GM TE PRIESEN EN TE LOEVEN GODES NAMEN. PETER COEST, 
TYDLIKER BOERGERM BESTER, ANTONIUS MOMM ENDE JOHANN SELLER, TYDLIKE KERK- 
MEESTERS, ANNO 161I. 

Die dritte von i782, die vierte von i789. 

Das Messglöckchen im Dachreiter i4o4 gegossen, i859 von Petit und Edel- 
brock umgegossen. 

EVANGELISCHE, ehemals REFORMIERTE KIRCHE, 1624 erbaut, 
merkwürdiger fiachgedeckter Backsteinbau, mit vier Säulen in der Mittelachse, die spitz- 
bogige Arkaden tragen, die Querbalken auf zierlichen Kragsteinen ruhend. Bossiertes 
Portal mit den Marken und den Namen der Steinmetzen Hermen Bolte und Johan 
Christian. Über dem Portal in Kartouche die Inschrift: jesus mat. 21. mein haus 

IST EIN BETHAUS. PSALM 2 7. EINS BITTE ICH VOM HERREN, DAS HETTE ICH GERNE, 
DAS ICH IM HAUSE DES HERN BLEIBEN MÖGE MEIN LEBENLANG ZU SEHWE DIE SCHONE 
GOTTESDIENSTE DES HERREN UND SEINEN TEMPEL ZU BESUCHEN. Vgl. Nrh. G. I880, 

S. 8i. — VON Recklinghausen, Ref. -Gesch. III, S. 211. 

Glocken, aus der katholischen Pfarrkirche stammend (Nrh. i878, S. 186. — 
Nrh. G. i879, S. 58). Die grössere von i483 mit der Inschrift: gherardus de wou 

ME FECrr MCCCCLXXXIII. MARIA IS MIN NAEM. 

Die kleinere mit der Inschrift: door dat vier ben ik gevloeten, peter van 

TRIER HEEFT MY GEGOETEN l646. 

PFARRHAUS, ehemals Ulffts Hof, Sitz des Geschlechtes von Ulfft, das hier 
und auf Schloss Lakhausen bei Empel ansässig war, alter Edelhof in Backstein, be- 
stehend aus Mittelbau und zwei Seitenflügeln, 16. Jh., mit abgetreppten und einfach 
geschweiften Giebeln. 

Im Pfarrhause: Flügel des ehemaligen Hochaltars, acht Tafeln, 92X37 cm 
gross (auseinandergesägt), um 1S20 von einem stark unter fränkischem Einflüsse stehen- 
den westfälischen Nachahmer des Dünwegge (Scheibler i. d. Zs. f. bild. Kunst XVIII, 
S. 61). Auf den Vorderseiten die Legende der hh. Crispinus und Crispinianus in vier 
Darstellungen, mit reichgegliederter sehr fein durchgeführter Landschaft. Der Maler 



98 



REES 99 

wagt sich an schwierige koloristische Probleme: bei der Darstellung, wie der nackte Pfarrhaus 
Leichnam des h. Crispinus auf einem Mühlsteine schwimmend angetrieben wird, spiegebi 
sich die Leiche, die Brücke und alle Zuschauer im Wasser. Ein anderes Bild giebt 
das kulturhistorisch bemerkenswerte Interieur einer Schuhmacherwerkstatt 

Die Aussenseiten sind in einer Art Grisaillemalerei ausgeführt, nur das Fleisch 
farbig. Vier grosse Einzelfiguren der Madonna, Christi und zweier Apostel mit vor- 
züglicher, in grossen Motiven arrangierter Gewandung und bedeutenden Köpfen. 

Im SPITAL die Mittelbilder zweier niederländischer Trip ty che n aus dem Spitai 
Anfang des 1 6. Jh. Das erste aus der Antwerpener Schule, darstellend Christus am G«"»*^^ « 
Kreuz, darüber Gottvater zwischen Engeln, um den Kruzifixus schwebend drei Engel 
mit Kelchen, den Kreuzesfuss umklammernd Maria Magdalena, links Maria, rechts 
Johannes, zur Linken die Kreuztragung, zur Rechten die Grablegung. Im Hinter- 
grund Felslandschaft und Stadt. 

Das zweite mit einer Taufe Christi, wertvolles Werk vom Anfang des i6. Jh., 
den Harlemer Gemälden verwandt, in der Ausführung der Landschaft Jan Joest nahe- 
stehend (vgl. Kunstdenkmäler d. Kr. Kleve S. 59). Christus steht gebückt im Wasser, 
links kniet Johannes, am Ufer ein Engel mit den Gewändern. Von rechts eine Gruppe 
von sieben Pharisäern mit phantastischen Kopfbedeckungen, • in den Wolken Gott- 
vater. Den Hintergrund bildet eine mit vollendeter Kunst durchgeführte offene Land- 
schaft mit Bergen und Felsengruppen. 

Die SAMMLUNG des Herrn Kaplans J. J. Sluyter enthält eine Reihe mittel- Sammlung 
massiger Gemälde, darunter zwei gute Kniefiguren der hh. Barbara und Ursula, um 
i5oo (übermalt) und vier niederrheinische Holztafeln, um iS3o, mit dem Abendmahl, 
der Himmelfahrt, dem Pfingstfest und der Gefangennahme Christi. 

NONNENKLOSTER vom dritten Orden des h. Franziskus. Niederrhein. Nonnen- 
Volksbote i8Si, Nr. 42. 

Handschriftl. Qu. Im Staatsarchiv zu Düsseldorf: 87 Urkunden von 
1436 — 1794. — Kopiar B i86, Pap. fol., i78 Bl. 

Erbaut im J. i436, i459 die Kirche eingeweiht, dem h. Johannes Ev., der h. Ursula 
und ihren Gefährtinnen geweiht. Die Kirche (in der Fallstrasse) von i8i7 — 1828 als 
Pfarrkirche benutzt, 1828 nebst den Klostergebäuden zur kathol. Volksschule einge- 
richtet. Erhalten die östliche Chorwand und der Dachreiter. 

RATHAUS (Fig. 5o). Das alte Rathaus, das i4o6 zuerst genannt wird (Stadt- Rathaus 
archiv, Urkunde 63), ward um die Mitte des iS. Jh. durch einen Neubau ersetzt; im 
J. i45o wird ein Haus zwischen dem Kirchhof und altem Rathaus abgebrochen, um 
dem Neubau Platz zu schaffen (Stadtarchiv, Urkunde I25. — R. Schölten, Papst 
Eugen IV. u. d. Klevisphe Landesbistum S. 3o). Restauriert i869 und i872 von Cuno. 

Der spätgothische dreistöckige imponierende Tuffbau ist die wirkungsvollste, 
wenn auch nicht die symmetrischste Anlage neben den niederrheinischen Stadthäusern 
zu Kaikar, Rheinberg, Wesel. Der hohe Unterbau zeigt nach der Marktseite keinerlei 
Gliederung. Die Durchfahrt ist durch drei Stemgewölbe eingedeckt mit durcheinander 
geschobenen Rippen, die ehemals auf skulptierten Köpfen ruhten. Die Freitreppe an 
der Marktfa<^ade ist bei der Restauration des J. i872 gänzlich erneut worden. Der 
Bau hat nach dem Markt sieben, nach dem Kirchhof fünf Achsen. Die Fenster haben 
einfache Steinkreuze, die oberen Quadrate mit Vierpass, über der mittleren Thür ein 
gedrückter Eselsrücken mit einer Kreuzblume, darunter das Reeser Wappen (erneut). 
Um das Dach läuft ein vorgekragter Zinnenfries, die Zinnen mit Hausteinabdeckung, 

7* 

99 



!00 



KREIS REES 



Rathmis die VorkragungcH mit in Haustein erneuten Nasen. An den Ecken auf Pendentifs 
achtseitige Ecktürmchen. An der Ostseite erhebt sich ein stattlicher achtseitiger Glocken- 
turm, gleichfalls mit einem vorgekragten nasenbesetzten Fries unter dem Dache. Der 
Turm trug ehemals einen achtseitigen geschweiften Helm mit offener achtseitiger 



V 




Fig. 50. Rees. KAthnus. 



Glocken 



Laterne, bei der Restauration durch einen reichen Aufbau mit Nachahmung hollän- 
discher Formen ersetzt. 

Glocken. Die Stundenglocke an dem i67i von Hennan Jacobs zu Emmerich 
gefertigten Uhrwerk trägt die Inschrift: verbum domini manet in eternum. An- 
tonius DE BORCH TOT UTRECHT ME FECiT A. D. i56i. Die Viertelstundenglocke von 



loo 



1 

i 



REES 



lOt 



i56.) mit der Inschrift: A. D. mccccclxiii goet wellem hachman my toe clef. 

ONSE HAEP STET IN DEN NAM DES HEREN: PSAL. LXVI. 

Bildnis des grossen Kurfürsten in ganzer Figur, die Linke eingestemmt, in der 
Rechten den Marschallstab. Ähnlich dem Porträt in Kleve (Kunstdenkmäler d. Kr. 
Kleve S. ii7). 

Holztafel mit den Brustbildern von sechs Klevischen Herzögen, nach älteren 
gleichzeitigen Porträts, Wiederholung der gleichen Tafel in Kleve und Emmerich (s. o. 
S. 55, Taf. H). ' 

Bildnis des Kurfürsten Friedrich I., in ganzer Figur, mit der Rechten auf das 
Klever Schloss im Hintergrunde weisend, das dort mit Vorbau und drei Türmen sicht- 
bar ist, bez. unten rechts: j. D. fecit i699. 

Vier zinnerne Ratsherrenkrüge mit den Wappen von Rees. 

Zwei grosse eichene mit Eisenbändem beschlagene Laden des i5. Jh., zwei- 
händiges Richtschwert des i6. Jh. 

Kupferner Siegelstempel (genau Sluyter i. Nrh. i878, S. 112, ii4) rund, 
68 cm Durchmesser, mit dem h. Petrus, zur Seite eine kräftige Fiale, darüber ein 



Rathaus 



Gemälde 



Krüge 
Laden 
Schwert 
Siegel 




Fig. 51. Rees. Reste der Stadtbefestigtingen. 



Wimperg, Umschrift: sigillüm sivitatis (so) ressensis., i3.Jh. (auf dem hölzernen 
Griff die (neuere) Zahl 1272. 

STADTBEFESTIGUNGEN. Im J. 1228 gestattet der Kölner Erzbischof 
Heinrich von Molenark, dass die Bürger von Rees ihre Stadt befestigen und verleiht 
ihnen dieselben Privilegien wie denen von Neuss (Stadtarchiv, Urk. 2). Die Befestigung 
wurde sofort auf der Rheinseite begonnen, I289 musste zur Sicherung gegen den 
Strom noch eine besondere Rheinmauer aufgeführt werden (Urk. i3). In der i. H. 
des i4. Jh. wurden die Werke verbessert und verstärkt, die Kölner Erzbischöfe ge- 
währen hierzu i32 2 und i334 besondere Freiheiten (Urk. i9, 26). Schon i465 und 
wieder i569 wurden die Befestigungen durch Rheindurchbruch beschädigt (Br. van 
NiDEK, Kabinet van Nederlandsche Outheden VI, p. 278). 

Erst von den Holländern, die von i6i4 an Rees besetzt hielten, wurde die 
Stadt von 161 6 an in eine Festung nach dem niederländischen System verwandelt 
(M. Merian, Topographia Westphaliae p. 58. — Em. van Meteren, Niederländische 
Historien, Amheim i6i4, I, p. 1108). Über die Belagerung vom J. i672 vgl. Petrus 
Valkenier, 't verwerd Europa I, p. 4i3. 

Von den inneren Befestigungen sind noch die vier Thoranlagen erhalten. 
Von dem früher dreiteiligen Dellthor an der Post steht nur noch ein Mauerrest. 
Das Rheinthor ist ein einfacher zweistöckiger Backsteinbau vom J. 1600 mit ge- 



Be. 
festigungen 



Thorc 



101 



I02 



KREIS REES 



festf u"n wundener tonnengewölbter Durchfahrt, über dem Portal die Wappen von Kleve und 
Rees und die Inschrift: 

OCCUPAT HISPANUS RESAM DUM LONGIUS AEQUO, 
GERMANUS MILES ME QUATIT HISCE GLOBIS. 
FORMA QUA PLACUI CUNCTIS AESTATE SEQUENTI 
HAC ME RESSENSES RESTITUERE PATRES. 

Das Krahnthor nach dem Rhein zu ist ein schlichter zweistöckiger Bau mit 
verwitterten Wappen, ehemals mit zwei Kreuzgewölben in der Durchfahrt. Von dem 
Fallthor nach Nordosten ist in der Fallstrasse nur eine grosse spitzbogige Blende 
in der Mauer erhalten. 
Rondci An der Südostecke der Stadt bildete ein gewaltiges 8 m hohes, vorgeschobenes 

Bollwerk, das ,RondelS jetzt mit Linden bestanden, den Stützpunkt und zugleich 
einen Eisbrecher, daneben ein zierliches sechsseitiges Wächtertürmchen mit vorge- 
kragtem Backsteinfries und späterer Haube, dem ein gleiches an der Südwestseite der 
Stadt entspricht. Diese Befestigung wurde schon i47o unter Herzog Johann von Kleve 
begonnen (Stadtarchiv, Urk. i35). 
Türme Von der ältesten Befestigung sind zwei Türme bemerkenswert, deren Technik 

ganz mit der am Zollturm zu Rheinberg übereinstimmt (Kunstdenkmäler d. Kr. Moers 
S. 58). Die am Südostende der Stadt gelegene Turmmühle zeigt im Unterbau 
sechs Reihen von grossen bossenartigen Basaltblöcken, dazwischen eine Reihe Back- 
steine mit kleinem Haustein-Sockelgesims. Der in der Mitte der Rheinseite (Fig. 5i) 
der Fähre gegenüber gelegene Toelderstorn zeigt fünf Reihen Basalt, getrennt durch 
je eine Reihe von Backsteinen. An seiner Westseite setzte ehemals mit Pendentifs 
ein sechsseitiger Treppenturm auf. . In dem nach Westen angrenzenden, hier bis zur 
ganzen Höhe von 6 m erhaltenen Teile der Stadtmauer drei grosse Entlastungsbögen. 
Die Mauer zum Teil mehrmals eingerückt, der obere Rand wieder vorgekragt mit 
kleinem Klötzchenfries. Unregelmässige Abstufungen und Streben. 
Landwehren LANDWEHREN. Das Reeser Bruch (Reisserbroek), an der linken Seite des 

Ostrheines gelegen, ursprünglich ein grosser Sumpf, durch Anlegung mehrerer be- 
deutender Abzugsgräben entwässert, ist mit Ausnahme der der Stadt Rees zugewen- 
deten westlichen Seite mit Landwehren von 6o — 8o Fuss Breite umgeben, bestehend 
aus drei Gräben und zwei zwischenliegenden, teilweise mit Pappeln bepflanzten Wällen 
(onse landweren: Urk. v. i4S7 : Nrh. G. i88o, S. 43). Auf Merkators Karte des Herzog- 
tums Kleve findet sich ein ähnliches Grabenwerk auf der Reeser Seite des Bruches. 
Vgl. im übrigen S. 57 und 66. 



RINGENBERG. 



Evangel. 
Kirche 



EVANGELISCHE KIRCHE. Die capella in Castro Ringenberg gehörte 
ursprünglich zur Pfarrei Dingden (TiBUS, Gründungsgesch. S. 21 5), später war sie 
Filiale von Hamminkeln (Binterim u. Mooren, E. K. II, S. 5). Vgl. v. Reckling- 
hausen, Ref.-Gesch. III, S. 2o4. 

Schlichter achteckiger Backsteinbau des i7. Jh. mit kleinen Fenstern. Sie er- 
hält einen eigenartigen m^erischen Schmuck durch die grossen hölzernen Epita- 
phien der Herren von Spaen, zum Teil von künstlerischer Komposition mit schönen 
Trophäen. 



102 



RINGENBERG 



io3 



1. Epitaph von Alexander, Freiherm von Spaen und Ringenberg, Herrn zu 
Moylandt, Till, Hamminkeln etc., Churfiirstlich Brandenburgischer Geheimer Estats- 
und Kriegsrat, General-Feldmarschall, Clevisch- und Märkischer Regierungspräsident, 
t 25. Okt. i692. 

2. Epitaph von Frau Anna von Wilich o. J. 

3. Epitaph von Johanna Reichsfreifrau von Spaen und Ringenberg, t 2. Nov. 1 7o5. 

4. Epitaph von Alexander Bernhard Reichsfreiherrn von Spaen, Herrn zu Ringen- 
berg, Kgl. Preuss. Generallieutenant von der Cavallerie und Drost der Aemter Goch, 
Gennep und Asperden, geb. 24. Dez. i669, t ii- Dez. i745. 

5. Grabstein des Generahnajors Alexander Zwederus a Spaen, t 3. Nov. i768. 

6. u. 7. Zwei Epitaphien von ungenannten Mitgliedern der Familie von Spaen, 
t den 4. Sept. i676 und 4. Aug. i67i. 



Evanffel. 
Kirche 
Epitaphien 




Flg. 52. Schloss Ringenberg. 



SCHLOSS. Teschenmacher p. i8i. — Schölten im Anhang zu Gert van 
DER Schuren S. 24o. — Tibus, Gründungsgeschichte S. 216, 1024. — Schloss und 
Herrschaft Ringenberg und deren Besitzer: v. Ledebur, Archiv XII, S. 58. — Fahne, 
Geschichte der Köln., Jülich! und Berg. Geschlechter II, S. 118. 

Handschriftl. Qu. In der fürstlichen Rentkammer zu Koesfeld: 20 Ur- 
kunden von i656 ab. — Bericht über das castrum Ringenberg vom J. 166 1, latein und 
deutsch, mit eingerückten Urkunden von 1257 ab (Abschrift im Bürgermeistereiarchiv 
zu Ringenberg). 

Im Stadtarchiv zu Köln: Kurze Geschichte im Museum Alfterianum LXVIII, 
Bl. i79. 

Das castrum Ringenberg war in der i. H. des i3. Jh. von den Dynasten von 
Dingden erbaut worden (Niesert, Münster. U B. II, S. 448. — Binterim u. Mooren, 
D. C. I, S. i36. — V. Ledebur, Archiv X, S. 43; XI, S. 29o), die von I223— 1242 ab- 
wechselnd unter dem Namen de Dingede und de Ringelenberg, seit 1242 nur mehr 



Schloss 



Erbauung 



io3 



lo4 



KREIS REES 



Schiois unter dem letzten Namen erscheinen (Tibus, Gründungsgeschichte S. I025). Im J. 1247 
trug Sueder sein Schloss dem Erzbischof Konrad zu Lehen auf (Lacomblet, U B. II, 
Nr. 322), 1257 verkaufte er es dem Bischof Otto II. von Münster (Wilmanns, UB. III, 
Nr. 618). 

BesUier Die Tochter Sueders III. von Ringenberg, Beatrix, ward 1257 mit Diedrich 

Luf, Enkel des Grafen Dietrich VI. von Kleve, verlobt (Schölten S. i96. Unrichtig 




Fig. 53. 

Schloss Ringenberg am Ende des 17. Jh. nach einer Zeichnung im Besitz des Fürsten Otto Adalbert zu Salm-Horstmar. 



Teschenmacher p. i8i). Dadurch kam slot ind lant van Ringhenberch an Kleve 
(Gert VAN DER Schuren p. 53. — Chronica comitum: Seibertz, Quellen II, S. 212); 
1 264 belehnte Bischof Gerhard von Münster den Dietrich Lof (Wilmanns, U B. Nr. 736), 
i29o ward dies von Rudolf von Habsburg Dietrich VIII. bestätigt (Teschenmacher 
a. a. O.). Der Streit über das Schloss zwischen Herzog Adolf von Kleve und Bischof 
Arnold von Münster ward i437 durch Herzog Philipp von Burgund beigelegt (L. Drie- 
SEN i. d. Westfäl. Zs. XV, S. i98). Im J. i396 war das Schloss an Bernhard von Wisch, 



io4 



SCHERMBECK 



io5 



i442 an Rütger von Hönnepel (Hansen, Westfalen und Rheinland im iS.Jh.: Pub- Schioss 
likationen a. d. Kgl. Preuss. Staatsarchiv XXXIV, S. 434), i46o an Otto von Wylich, 
vor i466 an Heinrich von Batenburg (Lacomblet, U B. IV, Nr, 332), i5i3 an Die- 
drich von Wylack, i538 an Theodor von Hetterscheydt, i562 pfandweise an Wilhelm 
Quad, Herrn zu Reckum (Museum Alfterianum LXVIII, Bl. i79), i57o an Johann von 
Aldenbockum, i574 an Wilhelm Quad von Wickerad gekommen. Ende des i6.Jh. ward 
es zum Sitz eines Drostenamtes eingerichtet. Im J. 1629 wurde das Schioss von den Zerstörung 
Holländern unter Hauterive eingenommen und im Laufe des dreissigjährigen Krieges 
völlig zerstört (Hopp S. 79). Kurfürst Friedrich Wilhelm übergab das ,ruinirte, demo- 
lierte, auch ganz und gar zum Steinhauffen verfallene Haus* i648 dem Jakob von Spaen 
als Mannlehen (F. H. W., Rückblick auf die Geschichte des Herzogtums Kleve S. 2i4), 
dessen Nachfolger Alexander von Spaen das Schioss 1661 von Grund auf neuerbaute. Neubau 
Der jetzige Besitzer ist Fürst Otto Adalbert zu Salm-Horstmar. 

Das Schioss (Fig. 62) zeigt durchweg die Formen des i7. Jh. Es ist ein mit Beschreibung 
grosser Regelmässigkeit auf dem alten erhöhten fast quadratischen Burgterrain errich- 
teter Bauj bestehend aus einem Mitteltrakt und zwei Seitenflügeln, an den Ecken 
flankiert von hohen dreistöckigen Rundtürmen mit flachen Zwiebelhauben. An den 
anderen beiden Ecken des Quadrates entsprachen diesen viereckige Türme, ähnlich 
wie in Schioss Bellinghoven, von denen nur die Umfassungsmauern noch erhalten 
sind. Der ehemalige Haupteingang mit grossem Portal und Freitreppe von zehn 
Stufen befand sich im Mitteltrakt, der jetzt unbewohnt liegt, über den Zugängen zu 
den Seitenflügeln schmale niedrige Giebel, an dem einen das von Spaensche Wappen. , 
Auf den Schornsteinen dieses Flügels sehr schöne schmiedeeiserne Aufsätze für Wetter- 
fahnen mit der Zahl 1661. 

Eine kolorierte Federzeichnung im Besitz des regierenden Fürsten zu Salm-Horst- 
mar (Fig. 53) vom Ende des i7.Jh. zeigt das Schioss noch mit sämtlichen Vorbauten. 



SCHERMBECK. 

RÖMISCHE UND GERMANISCHE RESTE. Die grosse am rechten RömUche u. 
Ufer der Lippe hinführende Römerstrasse lief von Lippmannshof am Rhein über Reste 
Kapellen nach der Steeger Burgwart und weiter südlich zwischen Schermbeck und 
der Lippe vorüber nach Haltern zu (beste Karte bei v. Veith i. d. B. J. LXXXIV, 
Taf. I. — Vgl. Schneider, Die römischen Militärstrassen an der Lippe: Neue Bei- 
träge XI, S. 7). 

Zwischen Drevenack und Schermbeck befindet sich hart am Ufer der Lippe die Steege» Burgwart 
als , Steeger Burgwart* bezeichnete Wallbefestigung (Fig. 54). Sie besteht aus einer 
gegen die Lippeniederung vorspringenden umwallten Landzunge, ursprünglich von der 
Lippe umflossen, die durch einen Doppel wall und einen 35 Schritt entfernten Vor- 
wall vom Festland abgeschnitten ist. Die ganze Befestigung ist 200 m lang \jgid 75 m 
breit, ,von einer Cohorte zu verteidigen, bei einem Lagerraum für drei Cohorten' 
(v. Veith i. d. B. J. LXXXIV, S. 8). Da der gegenüber liegende Uferrand gleichfalls 
befestigt ist, so kann es kaum einem Zweifel unterliegen, dass das Werk zur Deckung 
der über die Lippe führenden Brücke angelegt ist (Hölzermann, Lokaluntersuchungen 
über die Kriege der Römer und Franken S. 72, mit ungenauer Aufnahme Taf. X). 
Vgl. auch Fiedler, Römische Denkmäler S. i72. — Schneider i. d. Korr. -Blatt des 



ICD 



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KREIS REES 



Römische u 

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Fig. S4. Steeger Burgwart bei Schermbeclc. 



i^rHstt 



Gesamtvereins der deutschen Geschichtsvereine XV, S. 39. — Jul. Evelt, Beiträge 
zur Geschichte der Stadt Dorsten und ihrer Nachbarschaft: Westfäl. Zs. XXIII, S. i. — 
Th. Bergk, Zur Geschichte und Topographie der römischen Rheinlande S. 23, A. 2. 
— J. AsBACH i. d. B. J. LXXXV, S. i4. — Kunstdenkmäler d. Kr. Moers S. 74. 

Die Wallburg wird jetzt von der Venlo-Hamburger Bahn durchschnitten. Die 
Anlage ist jener der Iburg bei Driburg, dem Brunberg bei Höxter, dem Lager bei 



io6 



SCHERMBECK 



io7 



ßorkeloh und den übrigen westfillischen Wallbefestigungen verwandt (Aufnahmen bei 
Hölzermann a. a. O. und W. Fricke, Geschichtliche kritische Feldzüge durch das 
nordöstliche Westfalen, Minden i889, S. 98 if.). Vor allem stimmt sie in Grundriss 
und Profilen mit der Aseburg und der Burg bei Rüssel überein, die Schuchhardt 
(Drei Römerkastelle an der Hase: Mitteilungen des historischen Vereins zu Osnabrück 
i89i, S. 3iS) bestimmt als römisch anspricht. Auffallend ist allerdings noch die An- 
lage der Vorburg und der Mangel eines fundamentierten Mauerringes (Wochenschrift 
für klassische Philologie i892, 8. Juni). Bei Schermbeck selbst erhob sich am Fusse 
des bösen Berges ein wahrscheinlich römischer Wart türm, in Gestalt eines quadra- 
tischen Hügels mit abgestumpften Ecken (jetzt zerstört — Abb. bei Hölzermann 
S. 89, Taf XX), ganz entsprechend der Anlage der Hügel bei Gartrop (Abb. i. d. 
Kunstdenkmälem d. Kr. Ruhrort), der Hohenburg bei Nordherringen und dem Hügel 
bei Gündewigs Hofe bei Lippborg (Schmidt i. d. Westföl. Zs. X, S. 284). Zwei ähn- 
liche Hügel waren bis vor wenigen Jahren noch östlich von Krudenburg auf einer 
ehemaligen Lippeinsel sichtbar, mit verfaulten Holzpfilhlen an der Südseite. Bei der 



Römische u. 

Germanische 

Reste 



Wartturm 




Fig. 5SS. Schermbeck. Grundriss der evangel. P&rrkirche. 



Grenxwehren 



Abtragung des einen Hügels wurden 7 — 9 Urnen gefimden (Mitteilung des Herrn 
Lehrers Gaecks in Krudenburg). Vgl. Schneider, Neue Beiträge V, S. 24; XI, S. 5. 

Die äusserste und grösste der älteren Grenzwehren führt von Peddenberg bei 
Drevenack bis Kleinchen bei Schermbeck, wo sie, noch vor dem Orte, in spitzem Winkel 
nach Süden abbiegt und bei dem Hause Brüggemann über die Lippe setzt (Schnei- 
der, Kr. Rees S. 32. — Über die Fortsetzung: Kunstdenkmäler d. Kr. Ruhrort unter 
Galen und Hünxe. — Profile bei Hölzermann, Taf. VH, i u. 2). 

EVANGELISCHE PFARRKIRCHE. Tibus, Gründungsgeschichte S. 11 33, 
1285. -— Nrh. G. i883, S. i59. — v. Recklinghausen, Ref.-Gesch. IV, S. 200. 

In dem i4i7 zuerst genannten Neu-Schermbeck (Lacomblet, UB. IV, Nr. io5) 
bestand eine Kapelle als Filiale von Drevenack, die, nachdem dieses zur selbständigen 
Pfarre geworden, gleichfalls zur Pfarrkirche tit. s. Georgii erhoben ward. Die Kirche 
wurde im Anfang des i5. Jh. erbaut. Im benachbarten Alt-Schermbeck, jetzt zur Provinz 
W^estfalen gehörig, schon 799 genannt, bestand eine der ältesten Kirchen des Landes, 
die katholisch blieb, während Schermbeck um i58o den Lutheranern eingeräumt ward. 

Zweischiffiger gothischer Baclcsteinbau (Fig. 55), im Lichten i8,7om lang, io,5om Beschreibung 
breit, mit dreistöckigem Westturm in Backstein und Hausteineckverklammerung mit 



Evangel. 
Pfarrkirche 



Geschichte 



io7 



io8 



KREIS REES 



p?^*JJ^* V vierseitigem Dach. Dieser zeigt im Erdgeschoss nach W das grosse Portal mit Portal- 
fenster, nach N und S je zwei einachsige spitzbogige Blenden, in den oberen Ge- 
schossen ist er durch einfache Blenden belebt. 



Inneres 



Hochaltar 



Würdigung 



I 



I 



Im Inneren ruht die Scheidemauer, die durch einfache spitzbogige Blenden 
gegliedert ist, auf zwei Rundsäulen mit 85 cm Durchmesser ohne Basis mit einfach 
profiliertem Kapital, auf denen schmale abgefasste Halbpfeiler ruhen, deren polygonale 
Kämpfer die Rippen der Gewölbe tragen, die an der Nordseite auf einfachen poly- 
gonalen Konsolen ruhen. Im südlichen Seitenschiff die Rippen an der Aus.senmauer 
auf polygonalen Konsolen, an den Säulen auf dem Kapital. Nach S zwei neue Seiten- 
portale. Im Chor die Rippen auf polygonalen Konsölchen, die Fenster ohne Mass- 
werk. Die Turmhalle öffnet sich in einem Bogen von der Höhe des Mittelschiffes. 
Hochaltar. Roher Rokokoaufbau mit stümperhaftem Bild der Kreuzigung. 
Darunter ein grosses Triptychon auf Eichenholz mit Goldgrund, das Mittelfeld 
2,i6 m breit, i,6o m hoch, mit der Jahreszahl i5o6, leider schwer beschädigt, die 

Rückseiten völlig abgeblättert, 
an den Innenseiten, zumal über 
den Bretterfugen, die Farbe 
völlig abgesprungen. 

Auf der Haupttafel in der 
Mitte die Kreuzigung. Christus, 
das Haupt gesenkt am Kreuz 
zwischen den grausam zu- 
sammengekrümmten Schachern, 
über dem zur Linken ein Engel, 
über dem zur Rechten ein 
Teufel. Links im Vordergrunde 
eine Gruppe von drei Frauen, 
in der Mitte Maria zusammen- 
brechend und von Johannes 
gestützt. Rechts eine ent- 
sprechende Gruppe von zwei Pharisäern. Hinter dem Kreuz eine grosse Reitergruppe, 
zum Teil in prachtvoller reicher Gewandung, von links sticht Longinus mit der Lanze 
in die Seite Christi. Im Vordergrunde rechts als Seitengruppe: Grablegung und Sal- 
bung des Leichnams Christi. Der Hintergund mit offener Landschaft und der Stadt 
Jerusalem zeigt in kleineren Gruppen den Tod des Verräters, die Kreuztragung, die 
Kreuzann agelung, die Kreuzabnahme. 

Auf den Innenseiten der Flügel rechts die Gruppe der Auferstehung, im 
Hintergrunde die Höllenfahrt, und das Pfingstfest in einer offenen Halle, im Hinter- 
grunde Ausblick auf die Himmelfahrt. Auf einer Säule die Inschrift: i5o6. Links im 
Vordergrunde Christus vor Pilatus, im Hintergrande die drei kleineren Scenen der 
Gefangennahme, Geisselung und Domenkrönung. Auf den kleinen oberen Tafeln 
S. Komelius und S. Hubertus. Auf den Rückseiten der Flügel rechts S. Georg den 
Drachen tötend, links die Verkündigung Maria, auf den kleinen Tafeln S. Georg und 
S. Antonius. 

In etwas matten verhältnismässig hellen, aber fein zusammengestimmten Farben 
gemalt. Die Köpfe zum Teil mit scharfem Realismus charakterisiert, vor allem die 
breiten Gesichter ältlicher Personen mit unrasiertem Kinn, oft eine dicke gleichsam 
geschwollene Nase (Fig. 56). Das Inkarnat bleich und ungesund. Tüchtige mit grossem 




Fig. 86. Schermbeck. Köpfe aus dem Hochaltar von 1506. 



108 



SCHERMBECK 



io9 



Geschick komponierte Arbeit eines westfälischen Meisters aus der nächsten Nähe des 
Heinrich Dünwegge, auch verwandt mit dem grossen Altarwerk aus Amelsbüren in der 
Sammlung des Kunstvereins zu Münster (Nr. 8i — 83), der Tafel Nr. i37 in der Gallerie 
zu Budapest und dem Tafelbild zu Maria in der Schnurgasse in Köln (Phot. Schmitz). 
Dazu gute Holzpredella mit spätgothischen Schnitzereien. 

Sandstein-Epitaph des Johann und der Katharina Areck vom J. i645, an 
dfer Nordseite des Chores, wirkungsvolles und wohlerhaltenes Barockmonument. In 
dem von zwei Marmorsäulen mit korinthischen Kapitalen eingefassten Mittelfeld 
knieen einander gegenüber links Johannes Areck auf einem Kissen, in spanischem 
Mantel und Kragen, rechts seine Gattin Katharina von Loe in Kragen und Haube, 
beides schwerfällige und etwas unförmliche Figuren, darüber ein Halbrund mit einer 
Darstellung der Auferstehung in Basrelief. Über dem Architrav ein Aufsatz mit einer 
vortrefflichen Reliefdarstellung des jüngsten Gerichtes, gekrönt von einem durch- 
brochenen Giebel, auf dessen Abdeckungen rechts und links je ein Putto ruht, in 
der Mitte eine Figur der Charitas. Über den Säulen je eine allegorische weibliche 
Figur. Die obere und die untere Darstellung von Wappen eingefasst, die unteren 
mit den Unterschriften: recken, kemnade, schulenburg, wittenhorst, langen, 

SCHUNGEL, HARDENBERG, DRACHENFELS, BÖTZELER, ALDENBUCKUM, SMULLING, HON- 
SELER, BILANDT, DORFT, LANGERADT, HEKEREN, HORST, KEUNER. 

Unter den Figuren die Inschrift: memoriae et honori joannis areck theo- 

DORI ARECK, MARSCALCI MARCH. ET CONSIL. ILLUSTRISSIMI PRINCIP. JUL. CUV. ET 
MUNT., SATRAPAE IN UNNA ET CAMEN, ET MECHTILD. AB OSSENBROCH FILII, VIRI UT 
STEMMATIS SPLENDORE ITA VARIAR. RER. SCIENTIA NOBIUSSIMI, AULICI CAROLI FRED. 
CUV. DUCIS, QUI ROMAE IN EIUS ULNIS EXPIRAVIT ANNO 75., DIGNISSIMI LEG ATI GUIL. 
PRINC. CLIV. PATRIS AD ALB. FRED. BORUSSIAE DUCEM, SATRAPAE VESAL. DINSL. ET 
SCHERMB., ILLUSTRISSIMO PRINC. JUL. ET MUNT. EIUSQUE H. F. JOANNS GUIL. A CON- 
SimS INTIMIS, NOBILISSIMAE CATH. A LOE IN FONDERN MARITI, THEODORI ET GUIL. 
ARECK FRATRUM PARENTIS, QUI PIE OBIIT XII. JAN. ANNO MDCVL, CUM VIXISSET 
ANNOS LX, PRAEFUISSET CONSILIIS PRINC. XIX, IN CONIUGIO FLORUISSET XXIV. CATH. 
A LOE IN FONDERN CUM SUPERSTITIBUS FILIIS P. C. 

Inschrift Stein, 54x4ocm gross, an der Nordseite des Chores eingemauert 
mit Chronikon in roten und schwarzen Kapitalen, in dem je zwei Zeilen zusammen- 
gehören und jedesmal i7o4 ergeben. 

IsTO gerVVInVs tVMVLo IaCet eCCe sVpInVs 
serVat AT absqVe soLo seCVLa Laeta poLo 
CLarVs IVre bonVs VIDV\e CVnCtIsqVe patronVs 
pVpILLo Vt frater peCtore CoiDe (?) (corde) patkr 
ILLe IVVentVtIs reCtor MonItorqVe saLVtI 
CVsTos eCCLesIae fVLsIt VbIqVe pIe. 
nVnC reqVIeM stratVs pLorat post fVnera n.\tVs 
ABRAE (so) gerVVInVs possIDe atqVe sInVs. 

C ♦ * B. 

Weitere Inschriften in der v. Dorth sehen Inschriftensammlung auf der Fahnen- 
burg, Bl. 357—365. 

Holztafel vom J. i596 mit den zehn Geboten, zu unterst ein Putto mit Stunden- 
uhr und Totenkopf. Links und rechts Wappen der Herren von Loe und von Reck. 

Grabstein des am 12. Januar 1606 gestorbenen Johan von der Recke. 

Glocken. Die grösste mit der In.schrift: johan petit et filius johan petit 
ME fuderunt in hunx i744. 



Evangel. 
Pfarrkirche 



EpiUph 



laaehrift 



Inschriftstein 



Holztafel 



Grabstein 
Glocken 



io9 



HO 



KREIS REES 



JLrungel. 
Pfarrkirche 



Reformierte 
Kirche 



Schloss 



Die zweite mit drei Inschriften: i. SOLI deo gloria. als mich ein puls und 

SCHLAG VOM TON UND KLANG GEBRACHT, SO HAT EIN SCHICKSAL AUCH AUFS NEUE 
MICH GEBRACHT. 2. K. M. I. H. EISCHER. GERHARD TITZHOF. EBERH. GOGGEN. AUGUST 
V. BERGEN. P. KOSTEN. J. HALFMAN. J. G. CRAMER. J. W. BAROP. PASTORES AMBR. 
BOLL (so). 3. GOTT ERHALTE DIESE KLOCKE, DAS SIE UNS ZUM HIMMEL LOCKE. GE- 
GOSSEN DURCH VOIGT l766. 

Frühere REFORMIERTE KIRCHE, jetzige SCHULE, kleiner achtseitiger 
Barockbau von Backstein, auf dem Dach ein vierseitiges geschiefertes Türmchen. 

SCHLOSS. Klevisches Heberegister: Ann. h.V. N. XXXI, S. i33. Das Schloss 
wurde von Herzog Adolf IL von Kleve erbaut und i4i7 zuerst genannt (Lacomblet, 
U B. IV, Nr. io5); im J. i42o erhielt der um die Burg entstandene Ort Weichbilds- 
rechte. Es war wiederholt Klevische Residenz (Hansen, Rheinland und Westfalen im 
i5.Jh. I, Nr. i47 von i445) und Sitz eines Richters, der dem Landdrostenamt Dins- 
laken unterstand (Mülmann, Statistik S. 338). Von der alten Burg ist nur in der Nord- 
ostecke ein niedriger Turm erhalten aus Haustein auf quadratischer Grundlage und 
das ehemals mit einer Zugbrücke versehene Thorgebäude. 



SCHLEDENHORST. 



Kloster Ehemaliges CISTERCIENSERI NN EN KLOSTER. Teschenmacher, Ann. 

p. 182. — Mooren, Kloster Schiedenhorst bei Rees: Ann. h. V. N. XIII, S. 29o. — 
J. J. Sluyter i. Nrh. i878, S. i3o, iSi. — Ders. i. d. Rheinisch -Westfäl. Volkszeitung 
1888, Nr. 3o. — Heimatskunde 1880, S. 98. 

Handschriftl. Qu. Im Stiftsarchiv zu Xanten: Kurze Chronik bei Pels 
I, fol, 358. — Im Staatsarchiv zu Düsseldorf: 4o Urk. von i24o — 1796. Über 
die Akten Ilgen, Rhein. Archiv S. I23. 

Getchichte Bernhard von Rees schenkt sein Gut bei Empel in der Schiedenhorst, auf dem 

er eine Kirche gegründet, an das Kloster Gevelsberg, die Schenkung wird i24o be- 
stätigt (Ann. h. V. N. XIII, S. 293, Urk. i). Von Gevelsberg aus wird hier ein Cister- 
cienserinnenkloster gegründet. Abt Heinrich von Schaag stellte i459 die klösterliche 
Zucht wieder her. Im J. i598 von den Spaniern geplündert und verwüstet (J. D. 
V. Steinen, Westföl. Gesch., Lemgo i7i5, I, S. 533, 544. — Berg. Zs. XXIV, S. 23). 
Die Kirche wurde nach der Aufhebung im J. 1802 abgebrochen, nur die Fundamente 
Reste sind noch sichtbar. Von den Klostergebäuden steht nur noch die Priorswohnung. 



VR ASS ELT. 



Römische 
FunHe 



Kapelle 



RÖMISCHE FUNDE. Eine Urne mit einer Konstantinsmünze gefunden 
(Janssen i. d. B. J. IX, S.37. — Schneider i. d. Ann. h. V. N. VI, S. 88). 

KAPELLE (tit. s. Antonii abb.). 

Im J. 12 18 zuerst genannt (Düsseldorf, Staatsarchiv, Urk. Emmerich, S. Martin 5). 
Im J, i37o als Tochterkirche von S. Aldegundis in Emmerich gestiftet und i37i ein- 
geweiht (Bröring i. d. Ann. h. V. N. XI, S. i58. — Dederich, Annalen S. 322. — 



110 



WERTHERBRUCH — WESEL m 



Wassenberg p. i57). Einschiffige Kapelle, der Ostteil aus dem i8.Jh., der West- K.pcii« 
teil modern. 

Holzfigur des h. Antonius, i. H. des i5. Jh., 60 cm hoch, schmalschulterig mit Skuipmr 
feinen Gewandmotiven. 

Zwei Kupferleuchter, 27,5 cm hoch, 16. Jh. Leuchter 



WERTHERBRUCK 

EVANGELISCHE PFARRKIRCHE. Fr. Reigers, Einige Vorbemer- Evangei. 
kungen über die Herrschaft Werth: Westfäl. Zs. XLV, S. i. Filial von Haldem, mit ^^'"^»'*^**' 
diesem vor i3i8 von Rees abgetrennt (Tibus, Alter der Kirchen in Emmerich S. 39). 
Erbaut in der 2. H. des i5. Jh., als Pfarrkirche 1 547 erwähnt (Düsseldorf, Staatsarchiv, 
B i85, Bl. II 7*), i58o von den Reformierten eingenommen, 1888 im Inneren renoviert. 

Zweischiffiger Backsteinbau, 25,7o m lang, I2,i5m breit, mit dreistöckigem West- Bcickrcibung 
türm, der im Untergeschoss ein vermauertes Westportal, im zweiten drei, im dritten 
zwei Blenden zeigt Die Streben sind am Mittelschiff zweimal, am nördlichen Seiten- 
schiff einmal abgetreppt. Im Inneren zwei einfache Pfeiler. Die Rippen ruhen im 
Chor auf skulptierten Engelsfigürchen als Konsolen, in der nördlich anstossenden 
Sakristei wie im Seitenschiff zur Seite der Gurte auf Blattkonsolen, im Hauptschiff - 
mit Blattkonsolen auf langen Diensten. Die Nordfenster zum Teil vermauert, alle 
Fenster des Masswerkes beraubt. 



WESEL. 

1. Allgemeine Darstellungen. P. Th. A. Gantesweiler, Chronik der Littewur 
Stadt Wesel (vom J. i795), Wesel 1881. Dazu v. Sybels Histor. Zs. XLVIII, S. i48. Dtfi^duSSen 
— [Bernhardus Crachtius], Oratio de coniuratione quorundam Catelinarum in 

urbem Vesaliam, Wesel i64o. — Teschenm acher, Ann. p. i42. — Egbert Hopp 
S. 45. — Hermann Ewichius, Vesalia, sive civitatis Vesaliensis descriptio, Wesel 1668. 
Dazu Berg. Zs. I, S. i77. —^ M. Merian, Topographia Westphaliae p. 72. — Joh. 
Nie. Sellius, Vesalia obsequens sive inauguratio Friderici Guilielmi, marchionis Bran- 
denb., Wesel l669. — Ders., Panegyris sive Vesalia gratulans domino Friderico Guil- 
elmo, Wesel 1686 fol. — Ausführliche Beschreibung der Stadt Wesel: WestßLl. Magazin 
für Geographie, Historie und Statistik, ed. P. F. Weddigen, Bielefeld i786, 7. Heft, 
S. i65. — SoüTERius, Dancksegginge van weghen de groote Victorie over de ver- 
maerde Stadt Wesel o. J. — Reize längs den Neder-Rhyn tot Bon, Kampen i785, 
p. 56. — V. MüLMANN, Statistik I, S. 457. — aus'm Weerth, Kd. II, S. 9. — Lotz, 
Kunsttopographie I, S. 622. 

2. Politische Geschichte. Waerachtighe Beschrijvinghe van het belegeren PoHtUche 
ende innemen der Stadt Wesel, Utrecht 161 4. — Kort ende waerachtigh verhael van 

de heerlycke ende onvoorsiene Viktorie, deur't veroveren van de stercke Stadt van 
Wesel, s'Gravenhage 1629. — Eeenige consideratien op de inneminge van Wesel, 
«^Gravenhage 1629. — A. Schmidt, Beschreibung der Affaire bey der Königl. Preuss. 
Festung Wesel am 9. Nov. i794, Berlin i795. — Der frohe Tag. Ein Vorspiel zur 

III 



112 



KREIS REES 



Littcmtur 



Innere 
Geschieh te 



Kirchen» 
geschichte 



Feier des Geburtsfestes unseres Königs, Wesel i798. — Prolog zur Feifer des Ge- 
burtstags unseres Königs Friedrich Wilhelm III., Wesel 1 799. — Von dem spanischen 
Feste zu Wesel: Weddigens Westphäl. Magazin zur Geographie, Historie und Sta- 
tistik III, i787, S. 484. — B. W. Lambrecht, Leer-rede op den jaerlykschen Gedenk- 
tag van de verlossing der stad Wesel mit de onderdrucking der Spänjarden, ujtge- 
sproken den i9. Augustus i8o4, Wesel i8o4. — Ein spanisches Bussfest in Wesel: 
Berg. Zs. XII, S. 87. — Friedrich Bird, Das spanische Blut, oder die Eroberung 
von Wesel den i9. Aug. 1629, Wesel o. J. — R. Goecke, Napoleon I. in Wesel; Zs. 
für preuss. Geschichte und Landeskunde XV, S. 9o. — Ders., Der Tod der elf Schill- 
schen Offiziere in Wesel, ebenda XV, S. 95. — F. H. W., Rückblick auf die Geschichte 
des Herzogtums Kleve überhaupt und der Stadt Wesel im Besonderen, Wesel i83o. — 
J. N. Perwez, Defense des officiers de la troupe de Schill ou justification de Schill 
et de ses adherens, Lüttich i8i4, Wesel i835. — Fr. Fiedler, Die Enthüllung des 
Denkmales bei Wesel am 3i. März i83S. — Ders., Die Verurteilung und Hinrichtung 
der elf preussischen Offiziere vom Schill sehen Corps, Wesel i835. 

3. Innere Geschichte. Fiedler, Beiträge zur Geschichte Wesels. Inschriften. 
Jahresbericht des Gymnasiums i848. — Die ältesten Privilegien der Stadt: Kreis- 
Anzeiger von Wesel 16. Febr. i859. — Privilegien und Statutenbuch Wesels vom J. 1628: 
WiGANDS Archiv für die Geschichte und Altertumskunde Westfalens IV, S. 4o5. — 
V. Kamptz, Die Provinzial- und statutar. Rechte der Preuss. Monarchie III, S. 74. — 
Riccius, Entwurf von .Stadtgesetzen S. i84. — Frensdorff, Dortmunder Statuten 
und Urteile, Beil. XV. — L. v. Ledebur, Über die Weinschenken in Wesel : Anzeiger 
für Kunde der deutschen Vorzeit N. F. i858 V, S. 342. — Drei Huldigungstage der 
Stadt Wesel: Berg. Zs. II, S. I24. — Wolters, Das Stadtrecht von Wesel: Berg. Zs, 
IV, S. 33. — Die villa Wiselensis u. d. curtis Wiselensis: Berg. Zs. V, S. i85. — Die 
Statuten des Wullenampts zu Wesel aus dem J. i426: Berg. Zs. IX, S. 77. — Wald- 
weistum: Lacomblet, Archiv III, S. 262. — Klevisches Heberegister: Ann. h. V. N. 
XXXI, S. 128. — Reinhold, Verfassungsgeschichte Wesels im Mittelalter: Gierkes 
Untersuchungen zur deutschen Staats- und Rechtsgeschichte XXIII, Breslau 1888. 
Dazu Litterar. Centralblatt 1888, Nr. 45. — W. Harless, Zur Geschichte der Stadt 
Wesel, insbesondere ihrer Schöffengeschlechter: Berg. Zs. XXIV, S. 57. — Franz 
Fiedler, Aus der Geschichte des Klevischen Landes vor und nach dem 25. März i6o9, 
Wesel i859. — Zur Geschichte der Stadt: Berg. Zs. XXIV, S. 57. — Peter Minnewit 
aus Wesel: Berg. Zs. IV, S. 2o9. — Die .Beguinenhäuser. Wesels: Berg. Zs. IV, S. 85. 

4. Kirchengeschichte. Theodorus Strackius, Historia ecclesiastica et 
reipublicae Vesaliensis, vorgedruckt d. Vindiciae catholicae pro catechismi Palatino- 
Belgici perpetua et constanti orthodoxia, Arnheim i53i. — Reformatio d. episcopi 
Hermanni archiep. Colon, pro ministris verbi Dei in ecclesia S. Willibrordi, Köln i544. 
Gedruckt zu Marburg i545. — Jaspar a Jennep, Epitome, Wahrhaftige Beschreibung 
der vornehmsten Händel, die in geist- und weltlichen Sachen vom J. i5oo — 1559 
sich zugetragen haben, Köln i559. — Predicatie voor de wonderbare veroveringhe 
der Stadt Wesel, Leeuwarden i63o. — Wern. Teschenmacher, Repetitio brevis catho- 
licae et orthodoxae religionis, quae singulari Dei beneficio ante seculum a papatu re- 
formata in Cliviae, Juliae, Montium ducatibus . . . tradita est, Wesel i63S. — Ders., 
Catholicae et orthodoxae in Cliviae, Juliae, Montium, Marchiae et Ravensbergiae pro- 
vinciarum religionis integro seculo successionis auctarium, in quo Conradi Heresbachii 
vita exhibetur, Wesel i635. — Gründlicher Bericht über das Kirchen- und Religions- 
wesen in den Fürstentümern Gülich, Kleve u. Berg o. O. u. J. (i649). — Th. Strackius, 



112 



WESEL Il3 

Historia anabaptistica Conrad! Heresbachii, Amsterdam i657. — Christ. Cochius, Littemtur 
Christlicher Seegens -Wunsch an die Gemeine der Stadt Wesel bey meiner Valet- 
Predigt, Colin a. d. Spree i687. — Hermann Hamelmann, Historia renati evangelii 
per Westphaliam und Continuatio histor. eccles. oder Historia renati evangelii in aula 
Vesaliensi, Dusseldorpiensi etc. i. d. Opera genealogico-historica Herm. Hamelmanni, 
ed. E. Cas. Wasserbach, Lemgo 1 7 1 1 . — Abgenöhtigte Antwort eines zeitlichen 
Minis terij in der Evangel. Ref. Gemeine zu Wesel auf des Ernst Christoph Hochmann 
de Hochenau Defensional-Schrifft, zusamt einem historischen Bericht "vom Schaden 
und Nutzen der Kirchen-Spaltungen oder Sekten, Wesel i7io. — Friedens -Warheit, 
das ist christliche Gedanken über eine unter dem Namen des Reformirten Ministerii 
zu Wesel anno i7io aussgegangene Schriflft. Von einem Liebhaber der Warheit und 
des Friedens, Frankfurt i7ii. — Recepisse des beim christlichen Consistorio Refor- 
mirter Gemeine alhie zu Wesel am 3i. Martii i7io eingereichten hochmännischen 
Handschreibens, Wesel i7ii. — Ernst Salomon Cyprianus, Historia Evangelica, 
Gotha i7o9. — Val. Ernst Loescher, Ausführliche Historia motuum zwischen den 
Evangelisch-Lutherischen und Reformierten, Frankfurt und Leipzig ilzS — 24, 3 Bde. 

— JoH. Tom. Brosius, Annales Juliae Montiumque comitum, marchioniun et ducum, 
Köln i73i, 3 Bde. — Adriaan J. Gravesande, Tweehondert jarige gedachtnus van 
het eerste synode der nederlandsche Kerken gehouden te Wesel d. 3. Nov. i568, 
Middelburg i769. 

J. G. Sardemann, Geschichte der Reformation der Stadt Wesel vom Anfang 
der Kirchenverbesserung bis zu Ostern i54o, Wesel i84o. — Ders., Zur Geschichte 
der Armenpflege in der evangelischen Kirche: Bonner Monatsschrift i849 (Weseler 
Armenordnungen von i58i u. i6i4). — Ders., Das Diakonissenamt in der reformier- 
ten Gemeinde zu Wesel von i575 — i6io: Fliedners Armen- und Krankenfreund i8S4. 

— Ders., Johann Brantius, Rektor an der höheren Schule in Wesel iS84 — 1620: Zs. 
des Berg. Geschichtsvereins IV, S. 1 1 5. — Ders., Geschichte der ersten Weseler Klasse, 
oder der reformierten Gemeinden des ehemal. Herzogtums Kleve, besonders ihres pres- 
byterialen Lebens gegen Ende des 16. Jh., Wesel i859. Dazu C. Krafft i. d. Theolog. 
Arbeiten a. d. rheinisch -wissenschaftlichen Predigerverein III, S. i44. — Albrecht 
Wolters, Reformationsgeschichte der Stadt Wesel bis zur Befestigung ihres Bekennt- 
nisses durch die Weseler Synode, Bonn 1866. Dazu v. Sybels Historische Zs. XXIV, 
S. 206; Zs. für preussische Geschichte und Landeskunde VI, S. 284. — Ders., Konrad 
von Heresbach und der Klevische Hof seiner Zeit nach neueren Quellen, Elberfeld 
i867. — Die Versuche der Ultra -Protestanten in Wesel, Wesel o. J. — C. Krafft, 
Über die Quellen der Geschichte der evangelischen Bewegung am Niederrhein zur Zeit 
der Reformation im 16. Jh.: Theolog. Arbeiten I, S. i. — Ders., Zur rheinischen Mar- 
tyrologie: ebenda VIII, S. i3o. — Ders. Über Clarenbach: ebenda V, S. 1. — Ders., 
Geschichte der beiden Märtyrer der evangelischen Kirche Ad. Clarenbach und Peter 
Fliesteden, Elberfeld 1886. — J. H. WiTiHOF, Conrad Heresbachs Leben: Wöchentliche 
Duisburger Adresse- und Intelligenzzettel i744, Nr. 3o ff. — J. F. Janssen, De neder- 
landsche hervormden in Kleefschland, voral te Wezel in de XVI. eeuw: Archief voor 
Kerkel. geschied. V. deel. — H. Graisz, Bericht über die Wiedertäufer zu Wesel: 
Berg. Zs. I, S. 385. — C. Krafft, Der Niederländer Heinrich Bomelius zu Maer und 
Wesel als Historiker: Picks Ms. II, S. 224. — J. P. Berg, Ref.-Gesch., Hamm 1826, 
S. 3. — Ed. Demmer, Geschichte der Reformation am Niederrhein, Aachen i885, 
S. 2. — V. Recklinghausen, Ref.-Gesch. III, S. 85, 87, 94, io7, 200. — H. Heppe, 
Geschichte der evangelischen Kirche von Kleve-Mark, Iserlohn i867, III, S. 12. 

8 
113 



li4 



KREIS REES 



Handschriftl. 
Quellen 

Sudtarchiy 



Littcwttir 5. Schulgeschichte. Placaet inhoudende verbot ende condemnatie van der 

Schulgeschichte Universityt ende Schole van Wezele nu al nieuwe opgericht in den lande van Cleve, 
ghegeven te Brussele den VII. in Maerte int jaer i544, Wesel i544. — Quirini 
Rheinerii Alemarii, Ludi litterarii Ves. rectoris programma de schola Ves. publica, 
Wesel i54S. Dazu J. G. Sardemann, Über einige im i6. Jh. in Wesel gedruckte 
Schriften: Berg. Zs. II, S. 358. — Pierre Dubournais, Uecole des filles ou societe 
charitable etc. etablie dans cette ville sous le nom de Jungfrauen -Verein, Wesel i836. 

— JuL. Heidemann, Vorarbeiten zu einer Geschichte des höheren Schulwesens in 
Wesel, i5i6 — iS43: Gymnasialprogramm Wesel i853. — Kleine, Geschichte des 
Weseler Gymnasiums. Festschrift zur Einweihung des neuen Gymnasialgebäudes, 
Wesel 1882. — Nachricht über das Schulmeisterseminarium zu Wesel: Weddigens 
Westphäl. Magazin II, i786, Heft 8, S. 3i7. . 

Handschriftl. Qu. Im Stadtarchiv (dem Staatsarchiv zu Düsseldorf über- 
geben): 2S00 Urk. von I24i — 1859. Über die Akten ausführlich Ilgen, Rhein. Archiv 
S. i49. Die gesamten Archivalien sind in Kapseln eingeordnet. Repertorium vom 
J. i79i vom Stadtsekretär Conrad Duden (enthält noch die aus dem Archiv der 
evangelischen Gemeinde in Wesel abgegebenen Archivalien). — Stadtrechnungen 
(Rep. II, i7 — 28) vom J. i342 ab, vollständig erhalten (es fehlen nur i444 u. i473). 

— Ratsprotokolle (Rep. II, i — 11) von i47o — 1476, i484 — i5i4, 1820 — 1549, i553 
bis i564, von i568 ab vollständig (Ratsprotokolle von i5i6 — 1601 in den v. Dorth- 
schen Hsn. Düsseldorf, Staatsarchiv, A. 5o, Bd. 21 u. 22). — Libri missivarum (Rep. II, 
12 — 16) von i496 — 1499, von i5i8 ab vollständig. — Magistratsedikte von i687 ab 
vollständig (Rep. II, 3i). — Leprosenhausrechnungen von i4i8 ab (Rep. III, 18). — 
Rechnimgen des h. Geist -Hospitals von i47i ab (Rep. III, 22). — Rechnungen des 
S. Johannis-Gasthaus von i427 ab (Rep. III, 36). 

An histor. Handschr.: i. Ältestes Bürgerbuch (caps. 38, 4), 57 Bl. Perg. 
von i3o8 — 1383, mit Urk. von i322 ab, einigen Privilegien und Ratsbeschlüssen (vgl. 
Reinhold S. 2), beginnend: Titulus libri discrecionis oppidi Weselensis. — 2. Bürger- 
buch von i3o8 — 1678 (caps. 38, 5), 162 Bl. Perg., das ältere i35o ablösend, vorwiegend 
Aufzeichnungen der ?. H. des i4.Jh. enthaltend, mit Rentenverzeichnis, Kopiar und 
einzelnen histor. Nachrichten. — Catalogus consulum et questorum Vesaliensium de 
a. I29i — i7o2, von J. Beitzer (caps. 38, 6). — Privilegienbuch des Hendrich ter 
Smitten Amoldi vom J. i659 (caps. 249, 1 1). — Privilegien der Stadt und Urkunden- 
auszüge von 1 539 — 1563, i24i — 1522, defekt, Pap. (caps. 249, 1 2). — Arnold von 
Anrath, Über die Begebenheiten im Herzogtum Kleve von i586 — 1621, 4^ Pap. 
(caps. 342, 16). Dasselbe in dem Sammelband v. Dorths, Düsseldorf, Staatsarchiv, 
A- 5o, Bd. VII. — Privilegia et statuta Wesaliensium von 1277 — i48i, Hs. Pap., 
iS.Jh., 8^ 49 Bl. (A. 81)! — Statuten und Privilegienbuch, i5.Jh., 4^ i43 BL, voran- 
gehend: Spiegel des raids (A. 8i*). — Privilegien von i277 — 1446, spätere Verordnun- 
gen, i5. Jh., 46 Bl, beginnend: Wat vur und ha die Grauen imd Hertogen van Cleve 
der Stadt Wesel verlehent unnd gegeuen (A. 80). — Sammelband von Anton von 
DoRTH i64S, ,Privilegia imd vryheiden, welche die graven und hertzoghe van Cleve 
der Stadt Wesell gegeben haben, wie auch noch unterschiedene ordinancien und be- 
felchen mehr*, am Schluss von Bl. 297 an annalistische Aufzeichnungen (A. 79). 

Unter den Akten: Caps. i9o, 1 — 3 Akta wegen der Stadt Landwehren 18. Jh. 

— Caps. i69 Klöster und Stifter, Privilegien des Johanniterordens (i), der Domini- 
kaner (4), Karthäuser (9), Augustiner (5, 6), Prämonstratenser (7). — Caps. 3oi, i 
Akta über Haus Wylack und seine Demolition im J. i587. — Caps. 3i9 — 338 Akta 



Historische 
Hsjidschriften 



Il4 



WESEL 



115 



über Zünfte und Innungen. — Caps. i55 — 167 Landtagssachen iS86 — i79i. — Caps. 
357 — 369 Akta über den siebenjährigen Krieg. — Caps. 35 1 — 353 Pläne und Abbil- 
dungen, darunter zehn Karten der Feldmark vom J. i543. 

Im Staatsarchiv zu Düsseldorf: Handschriftliche Sammlungen des Predigers 
Anton v. Dorth zu Wesel um i65o (A. 5o, 22 4®-Bde.), äusserst wichtige Materialien- 
sammlung. Inhaltsangabe bei Ilgen, Rhein. Archiv S. 162. Bd. VII enthält Auszüge 
aus dem Diarium des Heinrich von Weseken über Klevische Begebnisse von i596 
bis i632. Abdruck von Auszügen wünschenswert. — Privilegien der Stadt von 1277 
bis i347, Hs. des i5. Jh. (A. i35). — Privüegien, Hs. des 16. Jh. (A. 247). 

Im Stiftsarchiv zu Xanten: Akta auswärtiger Klöster 4—6, 16. Jh., mit Ab- 
schrift von Urk. des i5. u. 16. Jh. — Kopiebuch der Privilegien der Stadt Wesel vom 
J. i524, beginnend mit dem J. 1277 (fis. 97). — Notaljilia de civitate Wesaliensi ex 
manuscriptis rev. d. Johannis Dusseldorflf praep. Xant. (Sammelband Pels I, B1. 445), 
mit kurzer Chronik des 16. Jh., zumal über die Kirchen. 

Im Stadtarchiv zu Emmerich: Verhandlungen und Recesse der Hansestädte 
zu Wesel, Mai i554 (B. ad 2). 

In der Herzogl. Bibl. zu Wolfenbüttel: Christliche Konfession der Stadt 
Wesel (Cod. 8. 6. Ang. f.). Vgl. Westfäl. Zs. XIII, S. 292. 

Im Stadtarchiv zu Köln: Privilegien von Wesel, halb vermodertes Heft des 
16. Jh., 67 Bl. mit Index, bez.: Hier navolghen die Privilegien van Wesel. Geschrieben 
per me Hermannum Heissmann Berckensem a. i529 (Farragines des Gelenius XVI, 
Bl. 28). — Urk. von 1277—1469 m Original und Abschrift (Farragines VIII, Bl. 459). 

Im Geh. K. K. Haus-, Hof- und Staatsarchiv zu Wien: Sammelband 645 
(Reichssachen i36), i7. Jh., fol., i52 BL, Bl. i38: Instruktion und Memorialis unnd 
Punkten, warin die Statt Nieder Weesell wegen der op den Rhein unnd Lippen- 
stroom . . . abgangk der commercien beschweert worden (Westßll. Zs. XLII, S. 1S6). 

In der Kgl. Bibl. zu Berlin: Cod. Boruss. 4®, 201, Weselscher Stadt Privile- 
gien, i5.Jh., Pap. 35 BL, Privilegien von 1277, am Schluss Magistratsbeschlüsse von 
i35o und niederrheinisches Gedicht über die Richter und Regenten der Stadt. — 
Cod. Boruss. oct. H. EwiCHii 1. Enchiridium collectaneorum de statu patriae Cliviae 
nostrae sub Romanis, mit einer Reihe von Inschriften. 

Im Besitz des Herrn Pflaum auf der Fahnenburg b^i Düsseldorf: Inschriften- 
sammlung Antons v. Dorth, Pap., 4^, mit vollständigen Abschriften aller in Wesel 
befindlichen Inschriften und Epitaphien, wichtig für die Stadt- und Kulturgeschichte. 
Veröffentlichung wünschenswert. 

In der BibL des Berg. Geschichtsvereins zu Elberfeld: Auszüge aus den 
Weseler Ratsprotokollen, Bouterweks Collectanea minora, Bd. VI. — Eine (ver- 
lorene) Beschreibung der Stadt Wesel von Arnold van Lehnhof, bis 1680 im Besitz 
von Johann Mauritz zu Vliessingen, erwähnen Adrian J. Gravesande, Tweehondert- 
jarige gedachtnus p. 98 und J. P. Berg, Ref. -Gesch. S. XXXI. 

Ansichten und Pläne: 

i. Stich bei Braun u. Hogenberg, Beschreibung und Contrafaktur der vor- 
nembster Stät der Welt, Köln iSU, I, pL 23, 46,7 x 11,8 cm, S. Willibrordikirche noch 
mit hohem Turm. 

2. Ansicht aus der Vogelperspektive ebenda IV, pl. i9, 47,6x34,5 cm, rechts 
unten in Kartouche bez.: hermannus hammelman. wesalia in ducatu clivensi, 

XJRBS CLARA OPIBUS, DIGNITATE, AEDIFICIIS ET MERCATURA, QUAM NAVIGIO IN FLU- 

mine rheno exercet (Abb. Fig. 68). 



Littenitur 



DOsseldorf 



Xanten 



Emmerich 

Wolfenbüttel 

Köln . 

Wien 
Berlin 



Fahnenburg 



Elberfeld 



Ansichten und 
Pläne 



Il5 



Il6 KREIS REES 

Ansichicn und 3. Plan von A. Merkator, bez.: eygentliche Beschreibung und Gelegenheit 

Pläne 

DER STATT WESELL MIT IHREN VORSTETTEN, ALLES IN PLATTER FORMEN GESTALT 

DURCH ARNOLD MERKATOR, ANNO l582 D. I. JULI. 

4. Abbildung des Steenweghs mit dem Hause Wylack vom J. i587, kolorierte 
Zeichnung, 64x46 cm (abgebildet Gantesweiler, Taf. zu S. 32, Original im Nieder- 
rhein. Museum). 

5. Plan der Stadt Wesel vom Ingenieurkapitän Abraham van Nieveit i6ii (Stadt- 
archiv, Caps. 35 1, 2). 

6. Abbildung von Wesel mit dem Staatischen Lager bei W. Baudart van 
Deynse, De Nassausche Oorlogen, Amsterdam 161 5, Nr. 223. 

7. Abbildung bei P. Berti us, Rer. German. libri III, Amsterdam i632, p. 7 00, 
i9,5xi4cm, Ansicht vom Rhein. 

8. Ansicht von W, Hollar bei M. Merian, Topographia Westphaliae p. 7i, 
3 1,7X1 1,5 cm, Ansicht vom Rhein, am linken Ufer der Zeichner, bez.: vesalia. 
WESEL, w. HOLLAR DELiN. (Ann. h. V. N. XXXIII, S. i73. — G. Parthey, Wenzel 
Hollar, Berlin i8S3, S. 188, Nr. 9oo. — Vgl. auch J. B. Engelmann, Der erneuerte 
Merian, 1826, S. 34i). 

9. Ansicht von Wesel mit Windmühle rechts, 54 x 93 cm, Unterschrift: zu wesel, 
Nr. 20 der Folge ,Amoenissimae effigies i635* von W. Hollar {knn. h. V. N. XXXIII, 
S. i74. — Fehlt bei Parthey). 

10. Plan der Befestigung von Wesel, bez.: vesalia, nieder wesel, mit zwei 
Wappen, 3i,7 x i9,5 cm, bei Merian p. 7i. 

11. Stich von Fr. Hogenberg, bez.: kaart v. wesel, belegerd door spinola 
(Muller, Beredeneerde Beschrijving van Nederlandsche historieplaten I, p. 57, Nr. 432). 

12. Plan der Befestigungen, 3 1,6X23,5 cm, ohne eingezeichnete Häuser (Fig. 69), 
bez.: VESALIA, w. hond. fec. Rechts der Rhein mit dem ältesten Kastell (überein- 
stimmend mit Plan Nr. 10). 

i3. Grosser Plan, 33X25 cm, von H. Hondius, mit holländischer und franzö- 
sischer Beschreibung. 

i4. Plan der Stadt, 52,3 x 41,2 cm, mit Einzeichnung der Gebäude aus der 
Vogelperspektive, bez. rechts oben in Kartouche: vesalia vulgo wesel, rechts unten 
F. de wit excudit amstelodami, rechts: lips fort. 

i5. Karte der Umgebung von Wesel vom J. 1620 von N, Geilkerck, 27 x 76 cm, 
bez.: eygentl. afbeeld v. h. legher v. e. h. m. heeren staten (Muller I, Nr. i424). 

16. Dieselbe kleiner, 22x27 cm, von C.J, Visscher, mit der Unterschrift: wäre 

afbeeld. V. H. GEHEELE leger D. E. H. HEEREN STATEN (MULLER I, Nr. l425). 

i7. Derselbe Plan, 22 x 28 cm, von C.J. Visscher, bez.: afbeeld v. d. stercke 
STADT wesel (Muller I, Nr. 1426). 

18. Vierteiliger Plan vom J. 1620, 27x35 cm, von P.v.d.Keere, bez.: beschrij- 

VINGE DER 3 LEGERS (MULLER I, Nr. l42 7). 

i9. Abbildung der Einnahme durch Spinola, 3ox4i cm, Stadtplan mit franzö- 
sischer Auslegung A — O (Muller, Suppl. i29i E). 

20. Plan der Festung, 18 x 1 2,8 cm, mit dem Rhein und Burich, links Feldlager, bez. : 

ABRISS des STADISCHEN FELDT LAGERS VNTER PRINTZ MORITZEN VON ORANIEN (l64o). 

21. Grundriss, 27x22 cm, mit breiter Beschreibung am Rande, bez.: eigent- 
liche ABBILDUNG UND GRÜNDTLICHE VERZEICHNUS DESS LAGERS DER HERRN STADEN 
UNTER DEM COMMANDO . . . DESS HERR MAÜRITII. 

116 



WESEI. Il7 

22. Grundriss mit Umgebung 39,6X27,6 cm, links Abbildung der Einnahme Ansichten und 
durch van Dieden, rechts Kartouche mit: de wyt vermaerde Stadt wesel door 

VERRASSCHINGE DES NACHTS ALDUS VEROVERT . . . D. l9. AUG. 1029, geStOchen VOn 

67. / Visscher (F. Muller I, p. 222, Nr. i64o). 

23. Nachstich, 36,S x 2? cm, mit einfacherer Kartouche aus Kommelyn, Fre- 
derick Hendrick van Nassauw, i65i. 

24. Nachstich, 34,3x2 7,2 cm, im Gegensinne, wohl von D. Stoop, aus Komme- 
lyn, Ausgabe von i652. 

25. Grundriss mit Umgebung, 25,8 x 23,5 cm, am Ufer die ,Grose Schantz', ,Lips 
Fort* und ,Burick* oben rechts Kartouche, verkleinerter Nachstich nach CLJ. Visscher. 

26. Profil der Stadt, 1 1 x 42 cm, bez. : wesel gewonnen i 9. aug. 1629 (Muller I, 
Nr. i646). 

2 7. Plan der Stadt, 23,2 xiS cm, oben rechts Kartouche, lange holländische und 
französische Unterschrift: kort verhael van de veroveringe der stadt wesel 
DP den i9. AUG. 1629 . . . Amsterdam, bei Cl. J. Visscher 1629. 

28. Grundriss bei Lieuwe van Aitzema, Historien onses tyds beheizende saken 
van Staat en oorlogh, Amsterdam i685, I, p. 25o. 

29. Grosser Plan der Befestigungen bei Jo. Blaeu, Theatr. urb. Belgiae reg., 
Köln i6S9, II, am Ende. 

30. Ansicht der Stadt, i4,4x7,2cm, von der Rheinseite, dicht gedrängt, vom 
J. i699, in Meissners Thesaurus. 

3i. Grosser Plan der erweiterten Befestigungen, 60,2 x46,S cm, bez. rechts oben: 

PLAN VERITABLE DE LA VILLE ET CITADELLE DE WESEL l727, Amsterdam, chez 

Covens et Mortier. 

32. Plan von Wesel nach i738, wobey eine Specifikation gefüget ist, was annoch 
bei der Fortification nach dem allergnädigst approbirten Projekt übrig bleibet (Archiv 
der Kgl. Fortifikation Nr. 7). 

ZZ. Handzeichnung: Plan der Citadelle van Wezel, zoo als de zelve gebleven 
is by het sligten der stads werken in de jaare i756, von / H. Camp, 47X28 cm 
(Niederrhein. Museum). 

34. Handzeichnung: S7x4o cm, Plan de la ville, citadelle et environs de Wesell, 
18. Jh. (Niederrhein. Museum). 

RÖMISCHE FUNDE. Nach Ewichius war Wesel ein Dorf der Menapier, Römische 
am Caösischen Walde gelegen imd Lupia genannt. Wesel war aber wahrscheinlich 
weder unter den Römern noch unter den Germanen ein bedeutender Ort, auch nicht 
mit Lippermund identisch (Bird, Bedeutsamkeit des Niederrhein, S. 28), denn seine 
Lage an zwei Flüssen erhielt Wesel erst durch den zwischen i53o und i59o ver- 
änderten Rheinlauf. Lippermund lag wahrscheinlich an der Stelle von Fliu-en (Funde 
dort: Bird S. 3i. — B. J. III, S. i5. — Korr.-Blatt des Gesamtvereins XV, S. 39, 
s. o. S. i7). Reste des alten Rheinlaufes sind noch das Bellinghovener, das Hagener, 
das Sonsfelder, das Bartels und das Aspeler Meer; weiterhin das Empeler und das 
Millinger Meer. 

Östlich von der Stadt zeigt der Müssenberg eine 1860 entdeckte, gut erhaltene Befestigungen 
kreisförmige Erd verschanzung (Wesels Vergangenheit und Zukunft S. 2). An der 
Römerstrasse in der Nähe der Offenberger Mühle wurden i887 beim Aufwerfen einer 
Grube angeblich die Grundmauern eines römischen Lagers entdeckt, das ein grosses 
Viereck mit vier Türmen bildete. Riesenhafte Skelette und alle Arten von Waffen 
wurden gefunden, Münzen, Haushaltungsgegenstände und Küchengeräte (Korr.-Blatt 

Ii7 



ii8 



KREIS REES 



Römische 
Funde 



Strassen 



Landwehren 



Dominikaner 
kirche 



HandschriftL 
Quellen 



Geschichte 



des Gesamtvereins XXXV. S. 68. — Frankfurter Journal i887, Nr. i8i. — Korr.-Blatl 
der Wd. Zs. VI, S. i53). Der Verbleib der Fundstücke ist nicht nachweisbar. 

östlich von Wesel bei den Aaperhöfen überschreitet die von Köln kommende 
Römerstrasse die Lippe und führt nordwärts nach Brünen (Schneider, Kr. Rees 
S. 38, 48), Sie ist über Bocholt hinaus genau festgestellt durch die Untersuchungen 
des Klosterkammerpräsidenten Herwig in Hannover (s. o. S. 1 1 . — Wochenschrift für 
klass. Philologie i892, 8. Juni). An der Lippe ist sie noch sichtbar mit den drei paral- 
lelen Wällen, dessen mittelster 8 — lo Fuss hoch und 12 — 14 Fuss breit ist. Zwischen 
Obrighoven und Schwan trennt sich die grosse Römerstrasse nach Holland ab und führt 
über Kapellen und Schoikamp nach Haldem und weiter nach Elten (s. o. S. 63, 66). 
Die grosse am rechten Ufer der Lippe hinlaufende Römerstrasse führt von Castra vetera 
über Lippmanshof, Kapellen nach der Steeger Burgwart (s. o. S. 106). Beste Karte von 
V. Veith, B.J. LXXXIV, Taf. L Ausführlich Fr. Fiedler, Geschichte und Altertümer 
des unteren Germaniens, Essen 1824, S. i64: Die römischen Linien an der Lippe. 

Die Landwehren, die bis zum J. i855 in grosser Anzahl, jetzt nur noch in spär- 
lichen Resten, Wesel umgeben, scheinen mittelalterlichen Ursprungs zu sein und sind 
keinesfalls römisch (so Fahne i. d. Berg. Zs. IV, S. 16, wo genaue Beschreibung). Sie 
werden zum ersten Male in dem 43. Privileg der Stadt vom J. i42i genannt und als 
Gebietsgrenzen bezeichnet, als ,binnenste Landwehren' (Reinhold, Verfassungsgesch. 
Wesels S. 11, A. 6), um in den Aufnahmen von iS93, i64o, i687, i735 regelmässig 
als Grenzscheiden aufgezählt zu werden (Wesel, Stadtarchiv: Stadt Wesell Erben Buch 
von denen umb Wesell gelegenen Ländereyen binnen der Landwehr i735. — Regle- 
menten wegen des Brüchten -Wesens .... in der Stadt Wesel i687), i576 als ,alde 
Grafft' (Fahne, Geschlecht Mumm IH, S. 329). 

Ehemalige DOMINIKANERKIRCHE, jetzige KATHOL. PFARR- 
KIRCHE (tit assumpt. s. Mariae v.). Westphäl. Magazin II, i788, 7, S. i7i. — 
Gantesweiler S. 67. — Fiedler, Inschriften S. 3, 18. 

Handschrift 1. Qu. Im Pfarrarchiv: Annales conventus Wesaliensis ord. 
praed., geschrieben i72o von Prior Antonius Stoverman, von p. 61 ab von P. Chri- 
stophorus Schwers, fol., 94 S., wertvolle und eingehende bis i72i geführte Chronik, 
im i7.Jh. erweitert zu einer vortrefflichen sehr ausführlichen Kirchengeschichte, die 
die politischen wie kirchlichen Verhältnisse Wesels und des Klever Landes eingehend 
würdigt, von vier verschiedenen Händen bis 1801 weitergeführt — Im Stiftsarchiv 
zu Xanten: Kurze Chronik des Klosters, Pels, Sammelbd. I, Bl. 35 1. — Im Staats- 
archiv zu Düsseldorf: 20 Urk. von i436 — i7i3. — Kopiar B 2o3, vom J. i6i4, 
mit Nachrichten über die Stiftung i354. Vgl. Ilgen, Rhein. Archiv S. I29. 

Im J. I29i gestattete Graf Theoderich VIIL von Kleve die Niederlassung 
(Chronik, Urkunde in Abschrift eingerückt), 1295 ward mit dem Bau der Kirche be- 
gonnen imd diese I296 eingeweiht. Durch den Brand von i354 wurde das Kloster 
zerstört, aber sofort wieder aufgebaut. Die Chronik berichtet: A. i354 VII. Augusti 
civitas Wesaliensis media ex parte cum templo nostro et monasterio igne vastissimo 
absumpta est, verum illustrissimi comitis de Marca Theoderici liberalissima donatione 
et ope largissimisque impensis Ludovici de Foro, episcopi Fogiensis, et Theodorici de 
Wischel, episcopi Naturensis, qui ambo ex hoc monasterio prodierant, de novo et in- 
tegro aedificatur ac in pristinam formam redigitur. (Vgl. auch Chronica comitum: 
Seibertz, Quellen II, S. 243.) Der neue Turm wurde im J. i773 errichtet. Das neue 
Klostergebäude war i73i erbaut worden, nachdem i73o die nördliche Seitenmauer 
eingestürzt war. 



118 



WESEL 



Il9 



Kanzel 



Chorstühle 



Pieta 



Porträt 



Grabsteine 



Die Kirche ist ein überaus langgestreckter einschiffiger Backsteinbau, 5o,2o mDomUikaner. 
lang, i2,4o m breit, der Chor i9,23 m lang. Das aus sechs Kreuzjochen bestehende Beschreibung 
Langhaus zeigt völlig nach innen gezogene links 2 m, rechts 2,4o m tiefe Streben, die 
mit rundbogigen Durchgängen versehen sind. Auf der Nordseite sind in die so ent- 
stehenden tiefen Zwischenräume Emporen eingebaut. Nach Süden einachsige Fenster, 
nach Westen über dem mit horizontalem Sturz geschlossenen Portal ein zweiachsiges 
Portalfenster. Im Chorhaus ruhen die scharfprofilierten Rippen auf sehr einfachen 
Konsolen, im Chorabschluss auf einfachen Diensten, an den Chorhaus und Chorab- 
schluss trennenden Stellen auf drei Diensten mit einfachen polygonalen Kapitälchen. 

Kanzel, sechsseitiges Rokokogehäuse des 18. Jh., mächtiger Baldachin mit ge- 
schwungenen Balken, gekrönt von einem posaunenblasenden Engel. 

Chorstühle, sechsseitig auf jeder Seite mit Rückwand, die Armlehnen in freier 
Anlehnung an die gothischen Vorbilder gestaltet, Rokoko des 18. Jh. 

Pieta, 7o cm hoch, Anfang des i5. Jh., schmalschulterige Madonna mit dem 
steifen Leichnam Christi auf dem Schosse, durch Farbenüberzug verdorben. 

Porträt Herzogs Adolph L von Kleve, Brustbild, Kopie des i7. Jh. nach 
Original des iS.Jh., bez.: adolph herzog von cleve anno i44i. Übereinstimmend 
mit den Kopien in Emmerich (s. o. S. 55), Rees (s. o. S. loi), Kleve (Kunstdenk- 
mäler d. Kr. Kleve S. 116). Kostbarer geschnitzter hölzerner Rahmen aus gewunde- 
nen Akanthusblättem mit dem Wappen von Kleve. Die Gebeine Adolphs von Kleve 
nebst denen seiner Gattin Maria von Burgund, seiner Tochter Katharina, seiner 
Schwester Katharina, der Mutter des Herzogs Wilhelm, Maria, wurden i59o von der 
Karthause hierher übertragen (Chronik p. i7). 

Der bei der Übertragung gelegte Grabstein (nördlich vom Hpchaltar) trägt die 
Inschrift: anno mdxc, die xxviii. octob. e cartusia insulae reginae coeli in 

HOC MONUMENTUM TRANSLATI FUERUNT ILLUSTRISS. PP. ADOLPHUS CLIVIAE DUX PRI- 
MUS, MARIA BÜRGUNDA CONIUNX, CATHARINA FILIA, CATHARINA ADOLPHI SOROR, 
MARIA GUILELMI PRINCIPIS MATER. PSL. XXIIIl (für XXV, l3): ANIMAE EORUM IN 
BONIS DEMERENTUR ET SEMEN EORUM HEREDITET TERRAM. 

Die Grabplatte des Grafen Dietrich vom J. i4o6 ist verschwunden. Die Chronik 
berichtet p. 4: Anno i4o6, 25. Maij obiit illustrissimus comes Clivensis, ante summum 
altare sepultus, cui superpositus lapis lamina cuprea comitis effigiem et insignia in 
magna forma referente obductus, cum hac subscriptione : 

Dederich de Marca vir nobilis hie iacet arca, 
Natus Gelrensis, Arbarch (so), Marcaque Clivensis 
Anno milleno quadringeno quoque sexto, 
Urbani festo discessit. Rex memor esto 
Atque Maria pia sit tibi propitia. Amen. 
Die ehemalige Inschrift des Grabdenkmales der Herzogin Maria bei Fiedler, 
Inschriften S. 22. 

An der Nordseite des Chores befanden sich umfangreiche historische Gemälde 
aus der Geschichte des Klosters von I29i — i3S4 in sechs Feldern mit interessanten 
Unterschriften, die i7i5 erneut wurden (Chronik p. SS. — Fiedler, Inschriften S. 26). 
In der Sakristei, die aus einem Teile des alten Kreuzganges besteht: 
Kelch, um i5lo — i52o, kostbare und wertvolle Arbeit der klevischen Hof- 
goldschmiede, gleich der Monstranz in S. Aldegundis zu Emmerich (s. o. S. 3i), von 
vergoldetem Silber, 21 cm hoch, mit sechsseitigem Schaft und reichem Knauf. Der 
letztere mit wechselnden Pasten von blauem Email und Kry stall. Auf dem ä jour 



Gemälde 



Sukristei 
Kelch 



119 



I20 KREIS REES 

Dominikaner- durchbrochenen Fuss das Klevisch-Märkische Wappen. Auf den Blättern der sechs- 
seitigen Rose in gegossenen, ciselierten und aufgelöteten Figuren die Kreuzigung, 
Kreuzabnahme, Grablegung, Christus am ölberge, Christus vor Pilatus, die Kreuz- 
tragung. Darüber in vortrefflich gezeichnetem Abschluss die hh. Maria Magdalena, 
Agnes imd zwei Engel (Katalog der Ausstellung der kunstgewerblichen Altertümer zu 
Düsseldorf 1880, S. i4o, Nr. 584. — Gute Abbildung mit Details bei Chr. W. Schmidt, 
Kirchenmöbel und Utensilien Taf. 9. — aus*m Weerth, Kd. Taf. XXI, 8, 8"). 
paramente Kasel von rotem Genueser Sammetbrokat mit Granatapfelmuster auf goldenem 

Grund, die Früchte, ursprünglich fris6s en or, stark beschädigt, im i7.Jh. beschnitten. Mit 
vortrefflichen Stickereien aus der 2. H. des iS.Jh., die Figuren appliziert und in sorg- 
fältigem Plattstich ausgeführt, überschlank, zierlich, mit eckig gebrochenem Faltenwurf. 
Auf dem Kreuz die Madonna, Johannes der Täufer, die h. Barbara, auf dem Stab der 
h. Jakobus und die h. Katharina. Mit den Wappen der Cuylenburg-Leck, Egmond, 
Güterswyck und Bentheim. Stifter war hiemach ein Sprössling des Johan von Cuylen- 
burg und Leck (t i452) und der Aleid von Güterswyck (t i448). Vgl. Bock, Ge- 
schichte der liturgischen Gewänder I, S. 260. 

Kasel von violettem Sammet mit in Goldkördeichen aufgenähtem Granatapfel- 
muster (wie in Rees, s. o. S. 97) des i7. Jh., darauf gesetzt ältere Stäbe aus der i. H. 
des i5. Jh., in trefflicher Zeichnung: auf dem Kreuz die Kreuzigung, S. Anna, S. Jo- 
hannes Ev., S. Antonius, S. Katharina und S. Barbara, auf der Vorderseite S. Georg, 
S. Maria Magdalena und eine stark beschädigte dritte Figur. 

Kasel von grünem Sammetbrokat mit Granatapfelmuster auf ausgehobenem 
Grunde, darauf eine breite Kölner Borde, von der Mitte des i5. Jh., mit den Einzel- 
figuren: Regina coeli, S. Johannes, S. Agnes, S. Paulus, Jacobus, Matheus, Petrus und 
den Wappen des Herzogs Arnold von Geldern -Jülich und «einer Gemahlin Katharina, 
Tochter Herzog Adolfs von Kleve, deren Tochter Katharina (t i477) wahrscheinlich 
die Stifterin war. 

Violette Kasel mit alten Stäben, vom Ende des iS.Jh., die Figuren, ai^f ge- 
musterten Goldfädengrund aufgesetzt und in Plattstich und Überfangstich ausgeführt, 
beschnitten und stark beschädigt. 

Kasel von neuem Stoff mit alten Stäben, um i5oo, je drei Heiligenfiguren in 
Applikation. 
Pt.i^erherrcn. FR ATERH ERREN KI RC H E, jetzige KATHOL. PFARRKIRCHE (tit. 

s. Martini ep.). EwiCHius p. 26. — Gantesweiler S. 98. — Westphäl. Magazin II, 
i786, 7, S. i72. — A. MiRAEUS, Regulae et constitutiones clericorum in congregationc 
viventium, Antwerpen i638. — K. Hirsche in Herzogs Realencyklopädie f. Protestant. 
Theologie II, i878, S. 7i4. 756. 

Handschriftl. Qu. Im Pfarrarchiv: Fr. M. Hagemann, Geschichte des 
Fraterhauses zu Wesel, i872, Hs. 

Im Staatsarchiv zu Düsseldorf: 38 Urkunden von i4o8 — 1777. — Über 
die Akten Ilgen, Rhein. Archiv S. i3o. 
Geschichte Gegründet i435 durch Johan von Collick, den Rektor des Fraterherrenkonvents 

in Münster, dessen Schwester i436 ihr in der Niederstrasse belegenes Haus schenkte 
(Xanten, Stiftsarchiv, Pels, Sammelbd. I, Bl. 355). Im J. i447 ward die Bewilligung 
gegeben, eine dem h. Martinus geweihte Kapelle mit drei Altären zu bauen, 1 5 2 1 
wurden die Fundamente zu der jetzigen Kirche nördlich der Ritterstrasse gelegt. 
Beschrabung Der Ostteü der Kirche gehört noch dem alten dreischiffigen Backsteinbau von 

i52i an, der Westteil ist in den letzten Jahrzehnten erneuert worden und ruht auf 

120 




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WESEL 



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Chorstühle 



je zwei freistehenden achtseitigen Pfeilern. Der lange Chor an der Südseite mit dreiFr«tcrh 
grossen spitzbogigen Blenden, an der Nordseite mit Fenstern ohne Masswerk; im Chor- 
abschluss drei zweiachsige Fenster mit erneutem Masswerk; die beiden alten gerad- 
linig geschlossenen Seitenschiffjoche sind durch niedrige Bögen angeschlossen. 

Hochaltar (Taf. V), interessantes Schnitz werk der Kalkarer Schule, wahrschein- Hochaltar 
lieh von einheimischen Weseler Meistern um i5io gefertigt, voll von starkem Realis- 
mus, der dem feierlichen Vortrag des Ganzen indessen keinen Eintrag thut, neben 
dem Annenaltar zu Kaikar (Kunstdenkmäler d. Kr. Kleve S. 66) das einzige nieder- 
rheinische Altarwerk in lebensgrossen Figuren. Bedeutende, energisch durchgearbeitete 
Köpfe und reiche, doch nicht barocke Gewandung. Die Skulpturen neu polychromiert 
in imschönem neuen Aufsatz. In der Mitte die Grablegung. Der Leichnam Christi 
von den beiden Alten in den Sarg gelegt, hinter diesem Maria mit zwei Frauen, links 
Johannes, rechts Maria Magdalena. An der Vorderseite des Sarges drei Medaillons 
in Hochrelief: Christus erscheint der Maria, der Maria Magdalena, Christus bei den 
Jüngern von Emmaus; links die Beweinung des Leichnams Christi, der im Schosse 
des Johannes ruht. Zur Rechten, schmerzhaft die Hände ringend, Maria, über sie ge- 
beugt Maria Magdalena. Zur Seite die beiden Alten von der mittleren Darstellung. 
Den hinteren Abschluss bildet die pyramidenförmig aufsteigende Gruppe der Kreuz- 
abnahme in kleineren Figuren. Rechts die Auferstehung. Christus, in der Linken 
die Kreuzesfahne, mit dem Bahrtuch bekleidet, steigt aus dem Sarg, um den fünf 
Kriegsknechte schlummern, nur einer mit einer Geste des Erstaunens. Im Hintergrund 
die Gruppe der Himmelfahrt. 

Chorstühle, viersitzig auf beiden Seiten, 2,85 m breit, nach i5oo, Baldachin 
mit erneutem Abschluss. Die Armlehnen mit Pfeilerchen unter und über der ge- 
schweiften mit einem Krabbenknauf besetzten Wandung. Der Schmuck ganz auf die 
Wangenstücke verlegt: in der unteren Hälfte spätgothische Blenden mit Rose im 
Masswerk, gothischen Distelblumen in den Zwickeln, in der oberen Hälfte die frei- 
stehenden Figuren der vier grossen Kirchenväter, die Rückseite flach behandelt. 

Lebensgrosse Holzfigur des h. Martinus, vorzügliches frühes Werk der Kölner 
Schule um i45o, vom Stil der Kalkarer Arbeiten weit entfernt, in der Linken einen 
Stab, mit der Rechten dem Bettler zur Seite einen Mantel reichend, sehr schmal- 
schulterigc hagere Gestalt, ältlicher durchgeistigter Kopf mit fein durchgearbeitetem 
Kinn und Hals. 

Gemälde, Holz, Christus Kranke heilend, gutes vlämisches italienisierendes 
Werk der i. H. des i6. Jh. 

Vor dem Altar Grabstein: anno i699 20. Junii obiit nobilis et generosus 

DOMINUS JOANNES CLANT QUONDAM DUM VIVERET IN EXERCITU SERENISSIMI ELEC- 
TORIS BRAND. SUPREMUS VIGILIARUM PRAEFECTUS. R. I. P. 

In der Sakristei: Sechs Holztafeln, 48 x 69 cm, niederrheinische Bilder, um 
i52o, unter westfälischem Einflüsse, mit Darstellungen aus der Leidensgeschichte Christi. 

Kupferleuchter des iS. Jh., 34 cm hoch, mit breiter flacher unterer Schale, 
getragen von drei stark stilisierten Löwen, langer dünner stiftartiger Aufsatz, hoch- 
interessantes Stück von seltenen Formen. Ähnliche bei Viollet-le-Duc, Dict. rais. 
du mobilier franc^ais II, p. 60. 

Kupferleuchter des i5. Jh., 3o cm hoch, auf drei Löwen ruhend, mit reichen 
Knäufen, die Kerzendelle mit Zinnenkranz von der gewöhnlichen Form. 

Messingleuchter, 36,5 cm hoch, ohne Löwen, von i5oi, mit der Inschrift: me 

FRATER WILHELMUS NAGEL AD ALTARE SANCTE CRUCIS EMIT ANNO DOMINI MCCCCCI. 



Skulptur 



Gemälde 



Grabstein 



Gemälde 



Leuchter 



121 



122 KREIS R££S 

Fraterherren. Rcnaissancckelch, 23 cm hoch, Ende des i6. Jh., von vergoldetem Silber, 

j^^ig,, Fuss mit sechsseitiger Rose, die Blätter zu Medaillons eru-eitert mit den getriebenen 
Darstellungen: Verkündigung, Geburt Christi, Anbetung der Könige, Kreuzigung imd 
den typologischen Darstellungen der Opferung Isaaks imd der ehernen Schlange. Um 
den runden Knauf die Inschrift: grate pro parentibus fratris adriani de wiell. 
Gleichzeitige Patene (Katalog der Ausstellung der kunstgewerbl. Altertümer zu Düssel- 
dorf 1880, S. i43, Nr. 588, 589). 
LarabokeMci Kupfemer Lavabokessel des i5.Jh., mit Köpfen an den Ausfiussrohren. 

Paramente Kasel von (emeutcm) rotem Sammet mit gestickten Stäben, um i49o, auf dem 

Kreuz die Kreuzigung, Maria, Johannes, Johannes der Täufer, Petrus, Agnes, auf dem 
Stab Andreas, Jakobus, Katharina auf einem Grund von Goldfäden in Überfangstich 
appliziert und in Plattstich ausgeführt, von guter Zeichnung. 

Kasel von (erneuter) violetter Seide mit schlecht restaurierten Stäben, um i5oo. 
Kasel von hellblauem Lyoner Seidenstoff mit eingewebten Silberblumen, um i7oo. 
Der Stifter hatte ausdrücklich die Pflege der Buchmalerei im EUoster gewünscht 
und empfohlen. Die Annalen des Dominikanerklosters (Archiv der Dominikanerkirche) 
berichten p. 5 : hac expressa addita conditione, ut manuum labore victum et amictum 
sibi compararent, libros nempe sacros in membranis a se quoque factis quam nitide 
describerent et operimentis suis impingerent Von den gemalten Handschriften des 
Klosters ist keine mehr an Ort und Stelle erhalten, wohl aber enthält die Bibliothek 
die vierbändige, 1 48 1 cura optimorum Johannis de Colonia Nicolai Jenson zu Venedig 
auf Pergament gedruckte Postilla venerabilis fratris Nicolai de Lyra mit prachtvollen 
venetianischen Randverzierungen und Gemälden (beschrieben in den Bilderhand- 
schriften der Rheinprovinz). 

Matenakirche M AT ENA KI RC HE. EwiCHius p. 23. — Gantesweiler S. 76. — Westphäl. 

Magazin II, i786, 7, S. i68. — [Arnoldus van Leenhof], Treur-en Trost-Lied by 
gelegenheid van het droevige, nogtans seer geluckige instorten van de Matenase tooren 
en waardoomiym een derde gedeelte van het seer eierlyke verwelffel der Kercke is 
ingeslagen, Wesel i7o3. — Ders., Vreugde galm over de Wederopbouving van den 
tooren der Matenasche Kerk, Wesel i7i2. 
Handschrifti. Handschriftl. Qu. Im Archiv der evangel. Gemeinde: Originalurkunde 

betr. die Erhebung der Matenakirche zur Parochialkirche von i429 (B. 62, 3, 4). 
— Instrumentum consecrationis alt. Antonii et Nicolai i429 (B. 62, 5). — Donatio 
Heinrich Schnellardts an S. Antonii Capelle i4o7 (B. 62, 6). — Akten über die Re- 
paratur des eingestürzten Gewölbes i775 (B. XXV, 4). — Akten über die Reparatur 
vom J. i843 (B. 24 u. 25). — Rechnungen der Matenakirche (B. 33) i. R. i434 bis 
i468, Perg. schmal foL, 2. i469 — i5oo, Pap. schmal fol, 3. 1591— i53o (für iS3o die 
Willibrordikirchenrechnung eingeheftet), 4. iS3i — 1S60, 5. i56i — i58o, 6. i58i — i6o5, 
7. 1606— 1636, gross fol. Von den folgenden fehlen nur i6S9, i687, 1688, i7oo, i7o3, 
i7o5 — i7o8. 

Allgemeine historische Quellen. Denkwürdige Sachen, betreffend unsere 
Stadt- und Landsachen, gecoUekteerd durch Bernhardum Brantium (B. 65, i), 4®, 
9l8 S. mit Register. Dokumente aus der Reformationszeit. — Underscheidliche not- 
wendige Religions -Artikeln, allen frommen Hertzen der Augsburgischen confession 
zugethan nutzlich zu lesen (Hauptmomente aus der Geschichte der lutherischen Ge- 
meinde zu Wesel bis i89o), 4® (B. 65, 2). — Dokumente und Excerpte, betr. die 
Stadt i5i7 — 1567 (B. 65, 3). — Index Brantianus, Foliobd., mit den Hauptdaten 
der politischen und kirchlichen Geschichte des klevischen Landes bis i599 (B. 65, 5). 

122 



WESEL 



123 



Geschichte 



— Ewichii über de originibus gentium Cli- ' Matcnakirche 

viam, Juliam, Geldria m, Montes, Marchiam 
colentium. Bl. i«: Sum Hermanni Ewichii 
Vesaliensis i635. Das Ewich guth schafft 
rechten muht (B. 65, 4). — Schöffenbriefe 
i35o — i7oo (B. 62, 18). — Urkunden, 
Rechte, Privilegien der Stadt Köhi, betr. 
das von ihr ausgeübte Patronat in der 
vormals reformierten Gemeinde (A. 8). — 
Sehr ausführliches Aktenmaterial zur Ge- 
schichte der evangelischen Gemeinden, der 
lutherischen Gemeinden 1 626 — 1600 (A.3), 
i525 — 1635 (B. VI, 4), 1600— i8i7 (A. 4, 
5), der reformierten Gemeinde i525 — 181 7 
(A. 6), der reformierten Gemeinde der 
Wallonen, Engländer und Franzosen zu 
Wesel 1544—1 806 (A. 7), über das Weseler 
Glaubensbekenntnis i56i — 63 (B. II, i). — 
Acta generalia, Kirchensachen i525 — 1802 
(B. VI, 1 —3). — DreiFoliobde. Pap. (B. 64, 
I, 2, 3) Sammlung von Aktenstücken, betr. 
das reformierte Kirchenwesen i5o7 — 1632, 
i59o— 1597, i598— 1620. 

Die Kirche in der Vorstadt Matena 
entstand aus einer den hh. Nikolaus und 
Anton geweihten KAPELLE, die bereits 
i352 erbaut war. Sie ist noch erhalten 
als besonderer Bau nordwestlich von der 
Kirche, schlichter einschiffiger Backstein- 
bau mit hübschem Blendfenster an der 
Westfa^ade (Ewichius p. 23. — Fiedler, 
Inschriften S. 16). 

Im i5.Jh. machte das Wachsen der 
Bevölkerung einen umfangreichen Neubau 
notwendig. Im J. i429 ward die Kapelle 
zur Pfarrkirche erhoben (Archiv B. 6, 2, 
3, 4) und noch im selben Jahre mit dem 
Bau begonnen, der aber erst in der 2. H. 
des i5. Jh. eine' Förderung erfuhr. Im 
J. i47o ward mit dem Turm begonnen, 
der i474 bis zur Balustrade fertig stand, 
die Gewölbe des südlichen Seitenschiffes 
wurden i477 fertiggestellt, der Chor i5o8 
(Gantesweiler S. 78). 

In den J. 1623 (Souterius, Dank- 
segginge p. 29) und i7o3 ward die Turmhaube zerstört, das erste Mal durch Brand, 
das zweite Mal durch einen Sturmwind, der zugleich einen Teil der Kirche beschädigte, 
erst i7i2 ward die Haube wiederhergestellt (Leenhof a. a. O.). 




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Neubau 



Fig 57. Wesel. Turm der Matenakirche. 



Zerstörungen 



123 



124 



KREIS REES 



M» tenakirche 



Beschreibung 



Turm 



Lnnghflus 



Inneres 



Chor 



Epitaphien 



Die längst schadhaften Gewölbe im Mittelschiff stürzten i775 zusammen (Archiv 
B. XXV, 4); von i757 — 1763 diente die Kirche als französisches Mehlmagazin, i835 
wurden die Seitenschiffgewölbe herausgeschlagen, weil die Widerlager nach aussen 
gewichen waren; bei der gründlichen Reparatur von i843 wurden sie durch Gewölbe 
von Holzverschalungen mit Mörtelverputz ersetzt. 

Die Matenakirche ist ein dreischiffiger gothischer Bau von 59,6o m Länge und 
23,9o m Breite, das Mittelschiff 9,75 m breit, die Turmvorhalle 9,6o m im Geviert und 
besteht aus Backstein, mit Ausnahme der aus Tuff aufgeführten Westfa^ade. 

Der eingebaute West türm (Fig. 57) tritt um 20 cm vor und ist in dem ganzen 
hohen unteren Stockwerk mit einem Mantel von grossen unregelmässigen Haustein- 
blöcken umgeben, nur bis zu der unteren Horizontallisene ist dafür Tuff eingetreten. 
Das ganze untere Geschoss wird von der riesigen Portalblende eingenommen, deren 
Gewände viermal abgetreppt sind und vier durchlaufende Rundstäbe zeigen. Die Ge- 
wände, die zum grossen Teil aus schlechtem Brauneberger Kalkstein hergestellt sind, 
sind gänzlich verwittert. Vermauertes Doppelportal mit Mittelpfosten und horizontalem 
Sturz, darüber Portalblende mit fünf freien Achsen, in der Mitte bereits einmal ge- 
schlossen, das obere Masswerk ausgebrochen. Die beiden oberen mit einem ver- 
witterten Tuffmantel versehenen Stockwerke sind durch je drei zweiachsige Blenden 
mit altem Mass werk (Fischblasenmotive) belebt, die oberen Mittelblenden durch Fenster 
ersetzt. Der Turm wird durch eine steinerne Gallerie abgeschlossen mit vier vierseiti- 
gen Pfeilern auf jeder Seite, die nach unten in Halbpfeilem ihre Fortsetzung finden, 
die wiederum auf Säulen ruhen, unter denen hockende menschliche Figuren Kon- 
solen bilden. Die Balustrade und die achtseitige Haube in Eisenkonstruktion erst 
1882 aufgesetzt. An der Nordseite ein eingebautes achtseitiges Treppentürmchen von 
Tuff. Die Westfa^ade zeigt zur Seite des Turmes je ein zweiachsiges Fenster. 

Das Langhaus ist aus Backstein errichtet, die Streben zweimal abgetreppt, unter 
den Fenstersohlbänken eine Horizontallisene. Das Masswerk erneut Die nördlichen 
und südlichen vom Turm gelegenen Joche zeigen auch äusserlich die spätere Ein- 
fügung, die Strebepfeiler zeigen eine abweichende Gestalt und Quaderverklammerung. 
In dem schmalen Obergaden des Mittelschiffes ovale Fensterlöcher. An der Südseite 
des Chores ein vierstöckiges Treppentürmchen, über dem ersten Stockwerk aus dem 
Viereck ins Achteck übergeführt. 

Im Inneren ruhen die Scheidemauem auf sieben Paaren achtseitiger Pfeiler 
mit einfachen Basen, denen nach Norden und Süden eine Dreiviertelssäule vortritt, 
die mit polygonalen Kapitälchen abschliesst. Die Arkadenbögen sind reich profiliert, 
die Scheidemauem belebt durch eine ^Horizontallisene und eine zweiachsige Blende, im 
Masswerk mit einem Vierpass, der als Fenster äusserlich in dem schmalen Obergaden 
des Mittelschiffes erscheint. Die zweiachsigen Fenster der Seitenschiffe zeigen im er- 
neuten Masswerk Fischblasenmotive, an den Aussenmauem Dreiviertelssäulen, die den 
Diensten an den Aussenseiten der Pfeiler entsprechen. Der Turm ruht auf zwei mäch- 
tigen vielfach und reich profilierten Pfeilern, die Bögen sind mit Backsteinen versetzt 

Im Chor fünf grosse zweiachsige, in der Mitte bereits einmal geschlossene Fenster, 
das nördliche über dem Eingange zur Sakristei gelegene in der unteren Hälfte als 
Blende behandelt Unter den Fenstern im Flachbogen geschlossene Blenden, die Drei- 
viertelssäulchen in den Ecken abgeschlagen. 

Eine Reihe von steinernen Epitaphien, darunter reich vergoldet mit Wappen 
und Trophäen, des am 3o. April i736 verstorbenen Generalmajors Christoph von 
Bardeleben und des am 28. August i733 verstorbenen Conrad Wilhelm von der Mosell. 



124 



WESKL 



125 



Verschwundene Inschriften bei Fiedler, Inschriften S. i6, und in der von Matenakirche 



DoRTH sehen Inschriftensammlung auf der Fahnenburg Bl. 283. Die berühmten Chor- 
stühle (EwiCHius p. 24: fratrum sedilia artificiosissimis sculpturis omata), sind nicht 
erhalten, ebensowenig wie eine wohl von Arndt von Lorenwert um i488 gemalte Tafel 
(Nordhoff i. d. B. J. LIII, S. 62). 

Glocke, i,i5m hoch, mit schöner plastischer Fruchtguirlande und den Wappen 
von Preussen und Wesel. Inschrift: Johann swys me fecit anno t7o3. 



Inschriften 



Glocke 




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Fig. 58. Wesel. Choransicht der WiUibrordikirche. 



WILLIBRORDIKIRCHE. B. Lohmann, Die WiUibrordikirche in Wesel, wiiiibrordi. 
Wesel i865. — Baur, Rede bei der Grundsteinlegung zum Ausbau der Wiiiibrordi- utteratur 
kirche zu Wesel am Lutherfeste den 11. November 1 883, Wesel 1 883. — Ewichius 
p. i9. — Gantesweiler S. 56. — Westphäl. Magazin II, i786, 7, S. 166. — Prisac 
im Kölner Domblatt i844, Nr. 100. — Tibus, Die Pfarre Cleve, Kleve i878, S. i5, 
23 ff. — LoTZ, Kunsttopographie I, S. 622. — Otte, Kunstarchäologie II, S. 3o5. 

Handschriftl. Qu. Im Archiv der evangel. Gemeinde: Versattungen, 
d. i. Gemeindebeschlüsse, was jeder zum Bau der WiUibrordikirche beitragen soll, 
i424 — 1473, Pap., schmal fol. (B. XXVI, i). — Versatinge, wat malk ellix jars geuen 
sal to tymmeringen der kerken i447 (B. XXVI, i*). — In dit buk sint sunte Wil- 



Handschriftl. 
Quellen 



125 



126 



KREIS REES 



Wiiiibrordi. biords brieve van oirre renten registrirt, Perg. fol., i5. Jh., 64 BL, mit den Urkunden 
von i3ii an (B. XXVI, 2). — Rhentten van heuschem und lendern S. Wiiiibrordi, 
Perg., ausserdem Stiftungsbriefe und Memorien, i5.Jh. (B. XXVI, 3). — S. Wiiiibrordi 
Briefe und Rentenbuch, 16. Jh., Pap., Verschreibungen zu gunsten der Kirche von 
i399 an (B. XXVI, 4). — Lager und Copienbuch der Kirchen S. Wiiiibrordi Brieff 
und Siegel, Pap., i7. Jh. (B. XXVI, 5). — Rentenbuch des 16. Jh., Perg. (B. XXVI, 5«). 
— Rechnung Diedrichs ther Heyden, was ich zu dem Gestühl in S. Willibrord em- 
pfangen und ausgegeben anno 1606 (B. XXII, 12). — Rechnungen der S. Willibrordi- 
kirche, wichtige Quelle für die Baugeschichte: B. 37. i. Rechnungen von i4oi — i44o, 
2. i44i— 1484, Perg. schmal fol., 3. i485— t5o9, Pap., 4. i5io— i5i9, 5. i52o— 1535, 
6. i536 — i56o, 7. i56i — 1585, 8. i586 — i6i5. Von den späteren fehlen nur 1660, 
166S — i67o, 1675—1677, i697. 

Im Stiftsarchiv zu S. Martin in Emmerich: Fundationsbüchlein der i534 
gestifteten vicaria S. Mariae in der Willibrordikirche. 
Urgeschichte Eine Kirche bestand in der villa Wisele schon im ersten Jahrtausend. Der Codex 

aureus Eptemacensis bringt zu einer Urkunde Karl Martells die Eintragung: De 
ecclesia Wesele in eodem pago sita eadem firmamus (Heidemann i. d. Berg. Zs. V, 
S. 188), die auf Verhältnisse vor dem J. io65 Bezug nimmt, denn in diesem Jahre 
giebt Heinrich IV. die Kirche in der villa Wesele und alles was in dieser villa zu 
Echtemach gehört, der genannten Abtei zurück (reddere). Vgl. Mittelrhein. U B. I, 
Nr. 4i5. — Reinhold, Verfassungsgeschichte Wesels S.S. 

Auf dem 1122 von ihnen dem neugegründeten Kloster Kappenberg geschenkten 
Hofgut Wesel (Binterim u. Mooren, D. C. I, S. 97. — Erhard, Regesta hist. West- 
faliae I, Nr. 449) hatten die Grafen Gottfried und Otto von Kappenberg um 112$ 
ein Prämonstrsftenserkloster errichtet (Xanten, Stiftsarchiv, Pels I, fol. 359. — Bin- 
terim u. Mooren, D. C. I, S. 100, i35. — Gantesweiler S. 27. Vgl. Chronica co- 
mitum: Sei bertz, Quellen II, S. 166. — Tibus, Die Pfarre Kleve S. i5, 24), das ii53 
bestätigt ward (Erhard, Reg. II, S. 32, Nr. i795). 
Romanischer Bau Der Ort War rasch herangewachsen, sodass schon nach wenig Jahren mit dem 

Bau einer grösseren, wie die im Ostteil aufgefundenen Fundamente beweisen, ziemlich 
umfangreichen romanischen Pfarrkirche begonnen werden konnte, die 1181 durch den 
Erzbischof Philipp von Heinsberg eingeweiht ward (Gantesweiler S. 58). Die Pfarr- 
kirche lag mit einem Teile der Stadt auf dem Grunde des Herrenhofes, eines ur- 
sprünglich fränkischen Salhofes (Ann. h. V. N. XXXI, S. 128). Im J. 1261 schenkt 
Lof, der Bruder des Grafen von Kleve, die Pfarrkirche, 1277 Graf Dietrich von Kleve 
auch das Patronat der Kirche an das Prämonstratenserkloster (Lacomblet, U B. IV, 
Nr. 668, 673. — Binterim u. Mooren, D. C. I, S. 336. — Urk. von I277 im Original 
i. d. Farragines des Gelenius VIII, fol. 459, Köln, Stadtarchiv). 

Etwa gleichzeitig mit den Entwürfen zum Neubau der Matenakirche ward unter 
dem baulustigen Herzog Adolph der Plan zu einem umfassenden gothischen Neubau ge- 
fasst, der i424 begann (Archiv B. XXVI, i). Zunächst ward zu Beginn des i5.Jh. ein Er- 
weiterungsbau notwendig. Nach dem Ausweis der Kirchenrechnungen wurde i4o6 bis 
i4i4 durch Meister Geliss, den Schöpfer des Rathauses, die Chorkammer erbaut, i4i2 
der Kirchhof angelegt (Lohmann S. 8). Der Plan zu einem vollständigen gothischen Neu- 
bau kam erst in der 2. H. des i5. Jh. zur Durchführung. Man begann mit der Westseite. 
Neubau Im J. i47o, gleichzeitig mit. dem Bau des Matenakirchturms, wurde der Turm 

errichtet, nach den Abmessungen des Turmes der Salvatorkirche zu Duisburg. Die 
Nordostseite der Kirche war i5o6 vollendet nach der Inschrift, die sich an der Nord- 



Pläne zum 
Neubau 



126 



WESEL 12? 

ostecke (an der Stelle des Kirchhofes) befindet (s. u.), die nördlichen Seitenschiffe wiiiibrordi. 
nach der Jahreszahl im Gewölbe i5o9. Die libraria sive bibliotheca (Ewichius p. 20) 
Hess Konrad von Heresbach errichten. 

Im J. i52i war der stattliche Nordgiebel vollendet (Ewichius p. 20. — Gantes- 
WEiLER S. 60), der südliche wurde unter der Regierung des Herzogs Johann III. von 
Kleve (1S21 — 1537) fertig gestellt. Ewichius berichtet p. 20: At quamquam septentrio- 
nalis extremi lateris transtra fuerant perfecta, frontispicio tarnen altissimo, et quod 
Italici mirarentur architecti quodque dempta omni caetera structura per se consistere 
posset, exomata ibi est ecclesia, a. i52i sumptibus a civitate tum propriis tum collectis 
extraneis per commendationem Carthusianorum prati Vesaliensis, Coloniae eiusque in 
dioecesi erogati eo adhibitis. 

Im J. 1622 wurde der Grundstein zu den ,Siebenkapellen', dem Chorumgang Bau des Chores 
gelegt in Gegenwart des Herzogs Johann III. von Kleve (Lohmann S. 8). Kurz darauf 
geriet indessen der Bau ins Stocken. Der Chorumgang wurde nie ausgeführt, die 
Rundsäulen des Hochchores wurden durch Ziegelmauem verbunden — auch das 
Mittelschiff und die Kreuzarme blieben unvollendet und ohne Gewölbe, von den 
Strebebögen waren nur die Ansätze vorhanden. 

Nachdem schon 1626 der Sturm einen Teil des Turmes niedergeworfen hatte Beschädigungen 
(Chronik von Dietrich Westhoff: Deutsche Städtechroniken XX, S. 42o), ward der 
Turm i594 vom Blitz getroffen und brannte bis auf das Mauen^'erk ab (Gantesweiler 
S. 58), an seiner Stelle ward die niedrige noch heute erhaltene Holzhaube gesetzt. 

Die Altäre wurden 161 2 entfernt (Berg. Zs. II, S. 83), i658 ein geschmackloser 
Eingang an der Marktseite angebracht mit der Inschrift (Gantesweiler p. 66): 

DA, BONE CHRISTE, TUI SINT TUTA SACRARIA TEMPLI, 

non claudenda piis, nunc ADAPERTA PIIS. 

VERBA SONENT AETERNA PATRIS TUA SYMBOLA, CHRISTE, 

HIC HABITENT POPULI VOTA PRECESQUE SIMUL. 

Die ersten Schritte zur Restauration geschahen i858 durch eine vollständige Restaumtion 
Aufnahme des Baues seitens des damaligen Kreisbaumeisters Giersberg in Kleve. Im 
J. 1868 wurde Architekt Flügge in Essen mit der Anfertigung eines Entwurfes für den 
Ausbau betraut. Nachdem i878 der Geh. Oberbaurat Giersberg und Professor Bergan 
und 1880 der Geh. Oberbaurat Adler abermals in Gutachten für die Erhaltung des 
Baudenkmals eingetreten waren, wurde 1880 auf Grund des Flügge ^chcn Entwurfes, 
aber unter wesentlichen Vereinfachungen, nach Anweisungen des Geh. Oberbaurates 
Adler das Bauprojekt aufgestellt. Die Restaurationsarbeiten begannen i883 und sind 
noch nicht abgeschlossen. Die neugebildete Hütte der Willibrordikirche erhielt einen 
festen geschulten Arbeiterstamm durch Übernahme einer Anzahl von Steinmetzen, Ver- 
setzen! und Polierern von der Kölner Hütte. Die Gesamtkosten von i 37 1000 Mark 
wurden aufgebracht durch einen Zuschuss von 27oooo Mark aus dem allerhöchsten 
Dispositionsfonds, einen Beitrag der Provinz von 5 0000 Mark und der evangelischen 
Gemeinde zu Wesel von 120000 Mark; 100 000 Mark ergaben Sammlungen und Haus- 
kollekte, den Rest von 83 1 000 Mark die mit Genehmigung Sr. Majestät des Kaisers 
veranstalteten Lotterien. Die örtliche oberste Bauleitung führte von 1882 — 1885 der 
damalige Regierungsbaumeister Schröder, von i885 — 1887 der Kreisbauinspektor Bau- 
rat Hertens, i887 der Regierungsbaumeister Mecum, von i887 ab der Kreisbauinspektor 
Hillenkamp. 7a\x besonderen Bauleitung war ihnen der schon an den Entwurfsarbeiten 
in hervorragendem Masse beteiligte Architekt Otter beigegeben, seit i889 ausserdem 
der Regierungsbaumeister Lehmgrübner 

127 



J 



128 



KREIS REES 



Willibrordi- Der romanische Bau (Hillenkamp i. d. Rhein. -Westfäl. Volksztg. vom 3i. Juli 

Romanischer Bau ^^^0 ^^t noch in den Fundamenten innerhalb der gothischen Anlage in einzelnen 
Resten erhalten (in den Grundriss Fig. 59 eingezeichnet). Der Boden lag etwa 2 m imter 
dem jetzigen Fussboden, in der Höhe des Pflasters der Niederstrasse. 

Die Westfront bestand aus fünf Schichten von Basalt und Tuflf, war mit Tuff- 
steinen bekleidet. Ecken und sonstige Hauptbauteile bestanden aus Quadern und be- 
arbeiteten Werkstücken. Die innerhalb des Chores gelegene halbrunde Apsis war an 
den Schranken mit einer zierlichen Säulenstellung geschmückt; die nur 5 cm starke 
Wandfiillung bestand aus Werksteinplatten, vielleicht aus Tuffstein. 

Von Resten der reichen Absidenarchitektur sind noch erhalten ein ausserordent- 
lich schön gegliedertes und mit vortrefflich ausgeführtem romanischen Blattwerk ge- 
schmücktes Sockelstück, von edelster Zeichnung, die Basis mit Eckblatt (Fig. 6o). 
Weiterhin ein etwas grösseres Säulenkapitäl mit gut gearbeitetem romanischen Blatt- 
werke, femer der Ansatz eines halbrunden Wandsäulchens mit einem Knauf. 




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Fig. 99. Wesel. Fundamente der romanischen Willibrordikirche. 



Weatturm 



Seitenschiffe 



Die Willibrordikirche ist im Lichten 64,5o m lang und 36 m breit. Der in 
zwei ausserordentlich hohen Absätzen sich erhebende 5o m hohe West türm zeigt im 
Unterstock das riesige fünfachsige Portalfenster mit reich profilierten, fünf durch- 
laufende Rundstäbe aufweisenden Gewänden, eine grosse Rose im Masswerk. Über 
dem horizontalen Sturz des Portals selbst mit einfach gegliederten steinernen Mittel- 
pfosten befindet sich zunächst ein rechtwinkeliges verblendetes Feld, rechts und links 
ursprünglich je drei Figürchen, von denen nur die Konsolen erhalten sind. Der 
Unterstock zeigt, abweichend von den verwandten Bauten des Matenakirchturms und 
des Salvatorkirchturms in Duisburg, zur Seite des Mittelfensters noch je zwei ein- 
achsige Blenden, wodurch die Wirkung des ersteren etwas abgeschwächt wird. Der 
Oberstock wird durch je drei lange zweiachsige Blenden belebt, deren einzelne Felder 
durch einfache nasenbesetzte Bogenabschlüsse in drei Teile zerlegt werden. Nörd- 
lich erhebt sich ein achtseitiges eingebautes Treppentürmchen. Ein 46 m hoher 
kupferner Helm ist in der Ausführung begriffen. 

Die Seitenschiffe sind nach Westen durch einfache Blenden belebt Die Lang- 
seiten zeigen zunächst neben dem Turm zwei schmale Joche mit je zwei zweiachsigen 
Fenstern, nur an der Südwest- und Nordwestecke eine freiaufsteigende Fiale (Grundriss 
Fig. 63). Die Südwestecke ist unten leicht abgefasst. Es folgen sodann nach Osten 



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WESEL 



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Südportal 




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ZU drei weitere Joche bis zum Querarm. Im ersten Joch der Südseite das prächtige, wiiiibrordi- 
den ganzen omamentalen Formenreichtum der Spätgothik atmende Südportal, das 
die ganze Wandfläche einnimmt Über dem im Flachbogen geschlossenen Portal 
ein krabbenbesetzter Eselsrücken, und zwei halbe, an die Strebepfeiler angelehnte 
Kielbögen, der mittlere in die Mittelachse der Portalfenster auslaufend, die wiederum 
mit Kielbögen geschlossen sind. Alle Bogen sind an der unteren Seite mit einem 
maschenartigen Geflecht von Distelblattranken besetzt, die Blüten symmetrisch ein- 
ander gegenübergestellt. Der obere Teil des Portal fensters mit reich profilierten 
Wandungen, das Masswerk in nasenbesetzten Rund- , , 

Stäben. Drei kleine Baldachine und Konsolen fiir 
Figuren. Rechts und links je zwei Fialen, das innere 
Paar an den Innen- und Südseiten mit einer Nische 
für eine Figur. Die weiteren Joche westlich und öst- 
lich von dem Querarm mit dreiachsigen Fenstern. 
In den unmittelbar an den Querarm grenzenden 
Jochen ist je ein Licht der Fenster durch das 
Treppentürmchen und den Strebepfeiler eingenom- 
men. Die Seitenschiffjpche sind mit eigenen an 
den Aussenseiten abgewalmten Satteldächern ein- 
gedeckt. Das Strebesystem besteht aus zwei Bögen 
mit in gleicher Achse liegenden einfach ausgehöhl- 
ten Wasserrinnen, die den Schub der Mittelschiff*- 
gewölbe aufnehmen, und zwei freistehenden Pfeilern, 
der innere äusserst einfach, der äussere über dem 
um den ganzen Bau herumgeführten ziemlich hohen 
Sockelgesims dreimal abgetreppte Strebepfeiler ge- 
krönt von übereck gesetztem kleinen Pfeiler mit 
einer Mittel- und vier Eckfialen; einfache Steinrinne 
als Wasserspeier. Das südliche Seitenschiff* läuft in 
ein Halbchörchen aus mit zweiachsigen Fenstern, 
das eine Licht des östlichen durch den Strebepfeiler 
des Chores verdeckt 

Die Südseite des südlichen Querarmes wird 
von kräftigen zweimal abgetreppten Strebepfeilern 
eingerahmt, mit kleinen Giebeldächern, über denen 
mit Fialen abgeschlossene übereck gestellte Pfeiler 

sich erheben. Hinter dieser Fiale erhebt sich sodann ein zweiter gleichfalls oben mit 
einer übereck gestellten Fiale abschliessender Pfeiler. Über dem durch einen horizon- 
talen Sturz geschlossenen Portal ein dreiachsiges Portalfenster, in der unteren Hälfte 
als Blende behandelt. Über dem in der Höhe des Dachrandes der Seitenschiffe 
durchlaufenden Horizontalgesims dann das imponierende fünfachsige Südfenster mit 
stärkerem Mittelpfosten, in den beiden unteren Bogen je zwei Vierpässe, die Rose 
mit Fischblasen- oder Seifenblasenmotiven. Die reichen Auskehlungen der Fenster- 
gewände vermeiden stark hervortretende Stabprofile und behalten die Gestalt des 
Kreissegments bei. Der abschliessende Kielbogen läuft in eine hohe Kreuzblume aus, 
die die den Giebel abschliessende Gallerie noch überragt. Ausserordentlich reich und 
originell ist die Blendenarchitektur des Giebels, der an den Schrägseiten durch eine 
schräg aufsteigende^ nach unten mit einem Kleeblattbogenfries besetzte Blendbalustrade 

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SüdUcher Giebel 



Fig. 60. Weael. 
Details der romanuchen WilUbrordikirche. 



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KREIS REES 



Willibrordi. 
kirche 



Nord seit« 



Nördl. Giebel 




Fig. 61. Wesel. Nördlicher KreuzschifTsgiebel der WilUbrordikirche. 



verziert ist und in eine Fiale 
ausläuft. Die dreieckige Fläche 
wird durch drei Spitzbogen- 
blenden belebt, über denen sich 
zwei dicht mit Krabben besetzte 
Kielbögen erheben, die wieder- 
um mit einem Kielbogen ab- 
schliessen. An der Westseite 
des Querarmes erhebt sich ein 
aus vier Seiten des Sechsecks 
konstruierter Treppenturm,* um 
den das Dachgesims der Seiten- 
joche verkröpft ist; über einer 
Reihe von Fenstern dann eine 
durchbrochene Gallerie. Der 
obere, etwas eingerückte Auf- 
satz mit zwei Horizontallisenen, 
kleinen Giebelchen und Wasser- 
speiern an den Ecken des sechs- 
seitigen Pyramidendaches. 

Die Nordseite ist der Süd- 
seite entsprechend behandelt. 
Das äusserste östliche Joch ist 
als Sakristei ausgestaltet und in 
zwei Stockwerken errichtet, die 
äusserste Eckfiale im Nordosten 
zugleich als Schornstein benutzt. 
Die Fenster sind an der Nord- 
und Ostseite der Sakristei durch 
beide Stockwerke in einen Rah- 
men gesetzt und nur in der 
Trennung der beiden Geschosse 
abgeschlossen. An dem Eck- 
pfeiler im Nordosten die In- 
schrift: 

DA REQUIEM CUNCTIS DEUS HIC 
ET UBIQUE SEPULTIS, 

UT SINT IN REQUIE PROPTER TUA 
VULNERA QUINQUE. 1 5o6. 

Die Nordseite (Fig. 6i) des 
nördlichen Querarms ist wie die 
Südseite ausgebildet. In den 
mit schärferen Hohlprofilen ver- 
sehenen Gewänden des Portals 
''- erhebt sich in der mitt- 

leren Auskehlung noch 
je eine schlanke Rund- 
säule, in ein Kapital 



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WESKL 



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auslaufend als Träger für eine Steinfigur. Der Giebel weicht von dem südlichen etwas wiiiibrordi 
ab. Nicht drei, sondern zwei grosse Blenden, darüber ein einziger krabbenbesetzter 
Kielbogen. Der Abschluss der schrägen Flächen gleicht dem des Südgiebels, nur sind 
hier noch mehr Fialen angebracht, die die schräge Linie hinaufklettern. 

Der Obergaden des Chores (Fig. 62) schliesst mit der durchbrochenen, in den Chor 
einzelnen Abschnitten durchweg verschieden ausgestalteten Balustrade ab, die um den 
ganzen Bau einschliesslich der Querarme herumgeführt ist, an den Ecken am Chor 
kleine Fialen mit Wasserspeiern, unter der Gallerie ein feingegliedertes Hohlstabprofil. 
Der siebenseitige Chorum- 
gang, mit einfachen ein- 
achsigen Fenstern, wird von 
einer durchlaufenden stei- 
nernen Gallerie mit wech- 
selndem Masswerk abge- 
schlossen. An den Ecken 
die dreimal abgetreppten 
Strebepfeiler mit ziemlich 
massivem, an den Aussert- 
wänden mit leichter Blen- 
denarchitektur geschmück- 
tem Aufsatz, dem kleine 
mit übereck gestellten Fi- 
alen gekrönte Pfeiler vor- 
treten. Die leicht und ele- 
gant geschlagenen Strebe- 
bögen überführen denSchub 
der Gewölbe des Chores von 
jeder Ecke nach je zwei 
Ecken des Umganges, die 
Wasserspeier sind im Ge- 
gensatz zu den Seiten- 
schiffen hier reicher als 
Tierfiguren, Hunde und 
Drachen ausgebildet, unter 
denen noch je ein Löwen- 
kopf sitzt. 

Im Inneren (Grund- 
riss Fig. 63) ruht der Turm 
auf zwei mächtigen sehr reich gegliederten Pfeilern, deren scharfe Profile in den Ar- 
kadenbögen ihre Fortsetzung finden, während die an den Ecken stehenden Dienste 
als Träger der Rippen dienen. Besonders glänzend entfaltet sich die Wirkung dieser 
Gliederung von Westen, der Turmvorhalle aus gesehen: dem durch das Westportal 
Eintretenden erscheint das Innere eingefasst von einem zweiten ausserordentlich reichen 
Rahmen. Die Turmhalle selbst ist mit einem Kreuzgewölbe überdeckt und zeigt nach 
Norden und Süden zu je ein dreiachsiges Blendfenster. 

Im Langhaus treten den das Mittelschiff tragenden Säulen, die der Kapitale Langhmu* 
entbehren, je ein alter und zwei junge Dienste nach dem Mittelschiff zu vor, die mit 
einem gemeinsamen Kapital unter polygonaler Deckplatte abschliessen und die Rippen 

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Fig. 62. Wesel. Obergaden des Chores der Willibrordikirche. 



Inneres 

Turm 



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KREIS REES 



Willibrordi. 
kirche 




Fig. 63. Wesel. Grundriss der Willibrordikirche. 
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WESEL 



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der drei Kreuzgewölbe tragen. Die Scheidewände sind belebt durch Horizontallisenen wiiiibrordi. 
und zweiachsige, bis zu zwei Dritteln der Höhe nur als Blenden behandelte Fenster, 
in der Mitte bereits einmal geschlossen. 

Die die Seitenschiffe trennenden Säulen sind völlig rund mit einfacher runder Stützen 
Basis und schmalem Kapital unter polygonaler Platte. An der Nordseite bestehen 
diese Kapitale aus spätgothischen stark unterarbeiteten Blattkränzen wie in den Chor- 
umgängen, an der späteren Südseite aus einer liegenden Renaissanceguirlande, die 
mit Bändern umschnürt ist. An den inneren Säulenreihen setzen die Rippen der 
inneren Seitenschiffgewölbe mit einem reich skulptierten Blattkapitäl auf einer i m 
langen Dreiviertelssäule auf, die mit einem einfachen Knauf abschliesst. Die beiden 
ersten südlichen Joche der äusseren südlichen Seitenschiffe sind sehr einfache Kreuz- 
gewölbe, die übrigen und die inneren weit reicher gestaltet. Die den Diagonalrippen 
zur Seite tretenden Nebenrippen zeigen die für den Niederrhein typische Art des Auf- 
sitzens auf kleinen nasengeschmückten Spitzbogen, Knäufen oder skulptierten Köpfchen, 



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Fig. 64. Wesel. Steinmetzieichen aus der Willibrordikirche. 

um das für das Auge störende Zusammenströmen von allzuviel Linien in einem Punkte 
zu verhindern. 

Das Querschiff wird aus drei grossen von Stemgewölben überdeckten, durch Querschiflf 
Gurte getrennten Jochen gebildet. Nach N und S je ein fünfachsiges, nach O und 
W zu je zwei fünfachsige Fenster nebeneinander, diese in der Mitte bereits einmal 
geschlossen. Den Querarmen zugewendet, an den äusseren Säulen wiederum wie im 
Mittelschiff und Chor drei mit einem Kapital abschliessende Dienste. Die Vierung 
ruht auf vier kräftigen zwölfseitigen Pfeilern, auf 75 cm hoher Basis und mit zierlichen 
jungen Diensten an den Ecken, die bis zur Höhe hinaufgeführt sind. Die Pfeiler 
enthalten in sauberer Ausführung eine Reihe von Steinmetzzeichen (Fig. 64). 

Der Ostteil der Kirche zeichnet sich durch einen grösseren Formenreichtum Osttcii 
aus. Der Chor wird von acht Säulen getragen, denen nach innen, wie im Mittel- 
schiff, ein alter und zwei junge Dienste vortreten, die mit einem reich skulptierten 
Kapital' mit freigearbeitetem Blattwerk abschliessen, darüber ein schmaler Kämpfer. 
Die Rippenansätze sind bis zur Trennung der Rippen aus einem Stein gebildet und 
tief in die Mauer eingebunden, um hier wirksam den Schub aufzunehmen. Reiche 



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KREIS REES 



Willibrordi 
kirche 



Chorumgang 
Gewölbe 



Stemgewölbe mit oflfenen Schlufssteinen. Die Fenster des Obergadens sind fiinfachsig 
mit einem starken Mittelpfosten, altem, überall verschiedenem Masswerk, meist mit 
Fischblasenmotiven, das untere Drittel der Fenster versetzt. Im Abschluss selbst nur 
zweiachsige Fenster. 

Der Chorumgang zeigt in dem erst in der letzten Restauration angefügten Teile 
(im Grundriss Fig. 63 sind alle neuen Bauteile schraffiert) einfache Gewölbe mit hüb- 
schen Rosetten, die Rippen in den Ecken teilweise mit Überschneidung; reicher und 
kühner smd die Gewölbe der älteren Teile ausgestaltet. Die Ecksäule der ersten 
inneren nördlichen Seitenkapelle (zugleich Ecksäule der mit einem Sterngewölbe über- 
spannten Sakristei) schliesst mit einem rundumgeführten reizvoll behandelten skulptier- 
ten Blattkapitäl unter polygonaler Platte ab. An den Aussenmauem sind je ein alter 
und zwei junge Dienste herabgeführt, mit reich skulptiertem Blattkapitäl abschliessend, 
an den freien Säulen setzen die Rippen auf einer fünfteiligen Konsole auf. Über 

dem mit Rundstäben profilierten Ein- 
gang zur Sakristei eine dreiachsige 
Blende, neben ihr führt eine kleine 
rundbogige Thür zu dem hier aufstei- 
genden Treppenturm. Das erste nörd- 
liche Stemgewölbe des Umganges zeigt 
in den Ecken spitz zulaufende, nach 
unten gerichtete, völlig freigearbeitete 
omamentale Blumen (Fig. 65), in der 
Mitte als eine Art zweites freischweben- 
des Gewölbe ein nur aus dem Gerippe 
bestehender überaus kühner achtseiti- 
ger Stem aus acht, mit doppelten Klee- 
blattbögen besetzten flachen Rimd- 
bögen gebildet. Das nächste Gewölbe 
ist einfacher, nur mit hübscher Mittel- 
rosette, das dritte wieder mit einem 
ähnlichen vierseitigen freischwebenden 
Stern und dreiseitigen meisterhaft aus- 
geführten Rosetten. An der Südseite 
ist das äussere östliche Gewölbe mit dreiseitigen Rosetten besetzt, in der Mitte mit 
einem grösseren, von vier Fischblasen erfüllten Medaillon (mit Resten von Wand- 
malereien s. u.). Das zweite und erste Gewölbe wurde durch einfache Sterne ge- 
bildet, mit Mittelmedaillon und vier- und dreiseitigen Rosetten besetzt. 

Die westlich an die Sakristei anstossende nördliche Seitenkapelle zeigt ein in 
der Durchfühmng noch vollendeteres freischwebendes Rippennetz, das aber nicht 
unter ein anderes gespannt ist. Zierliche Krabben und Blüten, die Blätter immer 
mehrmals gewunden und gedreht, von vortrefflicher Ausfühmng, fünf skulptierte Schlufs- 
steine, der mittlere mit einem Wappen (der Fischergilde?), die übrigen mit knieenden 
Engelsfiguren in reicher faltiger Gewandung, die Leidenswerkzeuge Christi tragend, 
ursprünglich polychromiert. Das südliche Seitenchörchen stützen drei Säulen mit frei- 
gearbeiteten Kapitälchen unter polygonaler Platte (Fig. 66 u. 67). Von der westlichen 
Säule laufen nach beiden Seiten reich profilierte Gurte hin, nach O findet sich ein 
fein gemeisseltes Konsölchen, auf dem die Rippen mhen. Die zwei Joche trennen- 
den Rippen sind durchweg etwas kräftiger und schwerer gehalten als die übrigen. 




Fig. 6S. Wesel. 
Rosette aus dem Choruragang der Willibrordikirche. 



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WESEL 



I3S 



Das Gewölbe in der ersten Seitenkapelle von W aus ist verhältnismässig einfach mit Wiiiibrordi- 
grossem mittleren Medaillon und Rosetten, die Rippen selbst hier schon vielfach ge- 
schwungen und ausgerundet. In der zweiten ein fast völlig freischwebendes Rippen- 
netz unter das eigentliche Gewölbe gezogen. Die in die Wölbungen eingebundenen 
Rippen sind schön geschwungen und spiralförmig gewunden, überdies sehr reich pro- 
filiert, das untere freischwebende Netz mit acht im Flachbogen geschwungenen Haupt- 
rippen und freigearbeiteten Blumen und Rosetten. Eine gewundene mit Zickzackmuster 
versehene Säule verbindet den Mittelpunkt des freien Gewölbes mit dem massiven 
Gewölbescheitel. In diese ist ein Eisenhalter eingeschraubt, ausserdem sind eine Reihe 
senkrechter eiserner Bänder eingesetzt. Die aus Backstein aufgemauerten Kappen haben 
sich teilweise sehr stark gesetzt und gelockert, so dass grosse Lücken entstanden sind. 
Die den Hochchor umgebenden steinernen Chorschranken sind in den ersten 
westlichen Interkolumnien rechts massiv und geschlossen, links mit sechs Blenden ver- 
sehen, im oberen Teil mit nasenbesetzten Rundbogenfenstem mit je drei gewundenen 



Chorschranken 




Fig. 66 u. 67. Wesel. Kapitale aus den Chorkapellen der WilUbrordikirche. 

senkrechten Eisenstangen. Die nächsten beiden östlichen Interkolumnien enthalten 
in der Mitte eine Thür, an der Südseite mit zwei kleinen Engelsfigürchen, an der 
Nordseite mit einfachen Frührenaissanceomamenten an den Kragsteinen des horizon- 
talen Sturzes. Rechts und links von der Thür je drei rundbogige Fenster, in jedem 
drei alte gewundene Eisenstäbe. 

Das Material des Baues bildete ursprünglich in den Hausteinarbeiten am Altes Material 
Äusseren Baumberger Stein aus der Nähe von Münster i. W. ; die Gewände, Pfosten 
imd Masswerke der Blenden am Turm bestanden aus Tuff, die Gesimse, einige grosse 
Konsolen, das Gewände des Westportales und die Eckquadern der Turm kanten aus 
Drachenfelser Trachyt. Alle äusseren Mauerflächen waren mit Tuffsteinen in Ziegel- 
format verblendet Im Inneren bestehen die Säulen und Dienste aus Ruhrsandstein, 
die beiden östlichen Turmpfeiler sind mit einem starken Hausteinmantel aus Drachen- 
felser Trachyt umkleidet, der Kern besteht aus Ziegel- und Tuffmaterial. Die Kapitale, 
Konsolen, die Rippen und die grossem Druck ausgesetzten Anfänger der Stemgewölbe 
bestanden aus Tuff. 

Bei der Restauration erwies sich die Tuffsteinverblendung bis zu einer Tiefe Neues Material 
von 3 — S cm als so ausgewettert, dass ein blosses Abscharrieren unmöglich erschien. 



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KREIS REES 



WiUibrordi 
kirche 



Würdigung 



Lettner 



Orgel 



um eine gesunde Mauerfläche zu schaffen. So musste die ganze Verblendung erneuert 
werden. Für die Herstellung der Aussenarchitektur wurde Obemkirchener Sandstein 
gewählt, für alle neuen Architekturteile im Inneren Udelfanger Sandstein, für die Rippen 
der neuen Gewölbe Brohlthaler Tuff, nur für die Anfänger der Gewölbe wieder Udel- 
fanger Material. 

Die Willibrordikirche ist nächst dem Dome zu Xanten die bedeutendste gothische 
Anlage des Niederrheins und die glänzendste Leistung der unter holländischem Ein- 
flüsse stehenden ostklevischen Bauschule, die ihren Ausdruck in S. Salvator zu Duis- 
burg, in S. Willibrord und der Matenakirche zu Wesel, im Langschiff des Xantener 
Domes, in S. Aldegundis zu Emmerich findet, im Gegensatz zu der westklevischen durch 
Kaikar, Kleve, Kranenburg, Goch, Geldern, Straelen vertretenen Schule. Der Haupt- 
unterschied der beiden Baugruppen liegt in Material und der dadurch bedingten 
Verschiedenheit der Formensprache: die westklevische hat ausschliesslich Backstein- 
bauten aufzuweisen, die ostklevische beinahe ausschliesslich Hausteinbauten. In der 
Anlage der Kreuzkirche mit mächtigen Kreuzgiebeln gleicht die Willibrordikirche der 
Salvatorkirche zu Duisburg, sie übertrifft aber alle Genossinnen in der Ausgestaltung 
des Chores, in dem sich sowohl der kölner wie der holländische Einfluss, vor allem 
das Vorbild der Groote Kerk zu Arnheim zeigen. Wie am Dom zu Utrecht, an der 
Stephanskirche zu Nymwegen oder an der St. Janskerk .zu Herzogenbusch war ein 
Kapellenkranz geplant, dessen Fundamente bei der Restauration unter dem Strassen- 
pflaster blossgelegt wurden, dessen Herstellung jedoch unterblieb. Vor allem sind die 
Formen des Westturmes charakteristisch für diese Gruppe von Bauten: zu unterst ein 
riesiges Portalfenster, wie es ausserdem an der Matenakirche und der Salvatorkirche 
in fast den gleichen Abmessungen wiederkehrt, und dann der eigentümliche Abschluss 
der Turmgallerie, deren Pfeiler auf Halbpfeilern, diese wieder auf Säulen mit Kragsteinen 
ruhen, ein ganz speziell holländisches Motiv, wie es vor allem an der Walburgiskerk 
zu Zutphen und der Nieuwe Kerk zu Delft sich zeigt. Die enge Verwandtschaft mit 
Duisburg ist urkundlich beglaubigt: man nahm für den Turm die Abmessungen des 
Salvatorkirchturms zum Vorbild. Von der grössten Vollkommenheit und Schönheit der. 
Zeichnung und Durchführung — leider nicht von der grössten Solidität — sind die 
anmutigen und kühnen Gewölbe im Ostteil, in denen jede Rosette mit auserlesenem 
Geschmack gezeichnet ist. Ähnliche freischwebende Gewölbenetze finden sich noch 
an der Stadtkirche zu Pirna (Steche, Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und 
Kunstdenkmäler Sachsens, Pirna S. 62, Taf. 6), in St. Leonhard' zu Frankfurt a. M., in 
der Schlosskirche zu Meisenheim, vor allem in der Pfarrkirche zu Ingolstadt (Dohme, 
Geschichte der deutschen Baukunst S. 18S. — Abb. bei Riehl und v. Bezold, Die 
Kunstdenkmale des Königreichs Bayern, I, Atlas). 

Lettner, interessantestes durchbrochenes gitterartiges Holzschnitzwerk des Died- 
7 ich ther Hey den (Archiv B. XXII, 12) vom J. l6o4 (EwiCHius p. 21. — Gantesweiler 
S, 62), in fünf Felder zerfallend, ein jedes mit fünf oder drei Stützen, die aus wechseln- 
den kanellierten geschwellten Säulen oder kanellierten Säulen mit mittlerem Knauf be- 
stehen. Die Felder getrennt durch kanellierte Pilaster, darüber ein schmales Kapital 
mit Eierstab, am Unterbau eine schön modellierte Kartouche mit rundem Mittelschild, 
verziert mit Putten und Fruchtranken. Den oberen Abschluss bildet ein weit vor- 
gekragter Architrav, auf der unteren Seite kasettiert. An der Westseite lehnen sich 
an den Lettner die einfachen sechssitzigen Renaissance -Chorstühle an. 

Orgel von i645 (Gantesweiler S. 62. — Ewichius p. 21), interessanter und 
durch die guten Verhältnisse wirkungsvoller dreiteiliger Aufbau. 



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WESEL 



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Willibrordi 

kirche 

Rpitaphieii 



Grosses Epitaph des i574 verstorbenen Otto von Münchhausen* im südlichen 
Querarm, Stein, ursprünglich polychromiert, im Aufsatz die Alliancewappen von Münch- 
hausen und von Rheden, der krönende Architrav mit dem geschweiften durchbroche- 
nen Giebel getragen von Kriegergestalten als Karyatiden, zur Seite je eine sitzende 
allegorische weibliche Figur. Das Mittelfeld wird von kanellierten Säulen flankiert, 
diesen zur Seite eine männliche Karyatide. In der Mitte die Inschrift: nobilitate 
VIRTUTE AC pietate praestanti ottoni a munchausen, hilmari, viri domi 

MILITIAEQUE EXIMII, GERMANIAE DECORIS F. FRATRES MOERENTES H. M. M. FRATRI 
AMORIS ERGO P. 

NOBILIS HOC SAXO TEGITUR MUNCHAUSIÜS HEROS 

OTTO, VESALII DIGNUS HONORE SOLI, 
QUEM VIX EMENSUM VITAE TRIA LUSTRA DUOQUE 

SUSTULIT IMMERITA PARCA MALIGNA NECE. 
HEI MIHI QUAM PRAESTANS PIETATIS IMAGO PATERNAE, 

QUOD DECÜS ILLUSTRI IN STIRPE FUTURUS ERAT, 
QUAM PATER HILMARUS PRIUS ILLUSTRAVERAT ARMIS 

AGMINA DUCENDO BELGICA ET AUSTRIACA, 
QUAM PORRO ILLUSTRANT VARIIS VIRTUTIBUS ISTAEC 

JUSTA SUO FRATRI QUI MONUMENTA LOCANT. 
HING VIVET PATER HILMARUS, HING FILIUS OTTO, 
HING VIVENT FRATRES LAUDIBUS USQUE SUIS. 
VIX. AN. XXVL M.IIILD.XX, 
DECESSIT AN. M.D.LXXIIII. XII. MAIL 

Umgeben von den Wappen derer von Werpe, von Wede, von Hasberg, von 
Steinberg, von Rutenberg, von Casterode, von Schulenburg, von Holte, von Barner, 
von Gwicheld und zwei weiteren. Darunter auf einer von zwei schwebenden Gestal- 
ten gehaltenen Tafel die Inschrift: dis monument habn die edle und ehrenfeste 

HANS, STATIUS, HILMAR UND GORT VON MUNCHHAUSEN, GEBRÜDER, DES HERREN 
OBRISTEN HILMARS SELIGEREN SÖHNE, OTTO VON MUNCHHAUSEN, IHREN LIEBEN BRUDER 
SELIGEREN ZU EHREN SETZEN LASSEN, DER GELEBT 26. JAHR I8. WOCHEN 5. TAGE UND 
ANNO l574 DEN 12. MAI SELIG IN CHRISTO ENTSCHLAFEN. 

Denkstein des Peregrinus Bertie, Sohn des Grafen Richard Bertie und seiner 
Gemahlin Katharina, Herzogin von Suffolk, geb. am 12. Okt i55S in Wesel; erneuert 
1680 (Inschrift bei Fiedler, Inschriften S. i3. — Gantesweiler S. 63). 

Epitaph des Konrad von Heresbach (t i4. Okt. i576) und seiner Gemahlin 
Mechtilde von Dunen mit den Wappen und den Inschriften: conrado heresbachio 
jurisc: mechtildi a dunen coniugi con. heresbacHii (Fiedler, Inschriften S. i4). 

Eine sehr bedeutende Sammlung von Epitaphien, wichtig durch eine Reihe von 
kirchengeschichtlich und litterargeschichtlich bedeutenden Namen, enthält die v. Dorth- 
sche Inschriftensammlung auf der Fahnenburg Bl. i9i, 2o3, 283 — 348. Einige gedruckt 
bei Fahne, Das Geschlecht Mumm I, S. 92. 

Eine Reihe von vorhandenen Grabsteinen sowie einzelne Skulpturen sind zur 
Zeit (während der Dauer der Restauration) unzugänglich. 

Deckengemälde. Nach Hillenkamp, Was unter der Tünche sass: Rhein.- Deckengemälde 
Westföl. Volkszeitung vom 3i. Juli i89i. Die Gewölbe waren, noch während am Chor 
gebaut wurde, von den einzelnen Weseler Gilden und Zünften ausgemalt worden, 
deren Embleme hier angebracht sind. In der nördlichen Seitenkapelle sind an den 
Rippen die Schlufsstücke, Kreuzungen und Endblumen durch Gold, Grün, Rot, Gelb, 
Schwarz und Blau hervorgehoben. In den Kappen Rankenbänder, die in kreuzblumen- 



Inschriften 



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KREIS REES 



Willibrordi. 
kirche 



Im Norden 



Im Süden 



Johanniter- 
komthurei 



Geschichte 



Kirche 



artige Blätterbildungen auslaufen: die Motive bilden frei und zierlich angeordnete 
Stengel, Rohr- und Binsenkolben. 

Das dem Kreuzschiff westlich zunächst belegene äussere nördliche Joch hat die 
S. Sebastiani-Schützengilde im J. i5o9 ausmalen lassen. In dem äussersten nördlichen 
Zwickel das Martyrium des h. Sebastian. Im nächsten Joch die Reste zweier männ- 
licher Gestalten. In dem nach Westen anstossenden Joch haben die Schneider ihr 
Wappen mit der grossen Schere angebracht. In der Mitte eine weibliche Heilige in 
schöner Gewandung mit grossem Schleier. Die Blattomamente, die hier in der Art 
von Makartbouquets aus den Ecken hervorwachsen, sind von einem ausserordent- 
lichen Reichtum der Formen und graziösester Zeichnung — der Reichtum an Motiven 
und phantastischen Blüten ist fast unerschöpflich. 

Das zweite Gewölbe des inneren nördlichen Seitenschiffes ist von den Fleischern 
ausgemalt. Als Schildhalter ihres Wappens erscheint ein stolzer rechtsgewendeter Adler 
von prachtvoller heraldischer Zeichnung. 

Von den beiden südlichen Seitenschiffen ist nur das innere durch reiche Malerei 
ausgezeichnet. Das Rippenwerk farbig behandelt. Das äussere östliche Feld zeigt 
in seinem Schlussringe die Sinnbilder der vier Evangelisten mit Namensinschriften. 
Die den Schlussring bildende Rippe ist schwarz gefärbt, in den durch das Masswerk 
gebildeten Fenstern die Symbole. Besonders reich waren die westlich vom Querschiff 
gelegenen Joche bemalt, die Gewölbekappen jedoch so schadhaft, dass sie ersetzt 
werden mussten. In dem zierlichsten Blattwerk schwebten Engelsfiguren mit Albe und 
Stola bekleidet, die auf Spruchbändern Worte des Gloria hielten. 

Im I. Joch in den vier Kappen: gloria in excelsis deo — et in terra 
FAX HOMiNiBUS BONAE voLUNTATis. — LAUDAMUS TE. Bischof mit lockigem Haar, 
Vespermantel und Hirtenstab. — benedicimus te. 

Im 2. Joch : adoramus te — glorificamus te. — In den beiden letzten Kappen 
nur Reste von Blattwerk. 

Im 3. Joch : gratias agimus tibi. Der Engel mit goldenem Lockenhaar, die 
grünlichen Flügel mit Pfauenaugen. — Engelkopf mit goldenem Haar. — domine 

DEUS — REX CELESTIS. 

Im 4. Joch: deus pater omnipotens. — domine fili unigenite — jesu 
CHRiSTE — DOMINE DEUS. Der Schlussring zwischen dem 4. und S. Joch enthielt 
das AGNUS DEi in Stein gearbeitet, mit der Kreuzfahne. 

Im 5. Joch: filius patris — qui tollis peccata mundi, Miserere nobis. 

— QUI TOLLIS peccata MUNDI — SUSCIPE DEPRECATIONEM NOSTRAM. 

JOHANNITER KOMTHUREI, jetziges Proviantamt. EwiCHius p. 22.— 
Gantesweiler S. 7o. 

Handschr. Qu. Im Stiftsarch. zu Xanten: Acta auswärtiger Klöster 5, Pacht- 
register des 16. Jh. — Im Proviantamt: Gesch. der Gebäude Acta 39 (tit. IX, sect. I, Nr. 2). 

Das I29i vom Ratsherr Heinrich von Loenen gestiftete Franziskanerkioster ward 
i3o7 auf Ansuchen Hermanns von Mainz den Johanniter-Malteserrittem übergeben, 
die i4i8 durch ihren Ordensbruder Johann von Cruze eine Reihe ansehnlicher Gebäude 
um die I29i errichtete Johanniskirche erbauen Hessen. Im J. 1806 ward die Johanniter- 
kommende aufgehoben imd die Gebäude der Militäradministration überwiesen, 18 14 
bei der Besitznahme Wesels zu Magazinen eingerichtet und 1820, 1822 und 1829 im 
Inneren zu diesem Zwecke ausgebaut. 

Die alte einschiffige Johanniskirche mit rechtwinkeligem Chorabschluss ist 
nur in den Aussenmauem erhalten, die alten Fenster sind vermauert imd neue ein- 



i38 



WESEL 



l39 



gebrochen. Zweimal abgetreppte Streben, zum Teil ehemals nach innen gezogen. Johanniter- 
Nach Osten zu (nach der Mühlenstrasse) fünf schmale Blenden im Giebel. Die fünf 
grossen Kreuzgewölbe mit scharfprofilierten Rippen und skulptierten Schlufssteinen sind 
über dem Speicher noch erhalten. An die Kirche ist i4i8 nach dem Hofe zu eine hohe 
zweistöckige Sakristei angebaut worden, im Erdgeschoss mit zwei durch Gurten ge- 
trennten Gewölben, das südliche ein zierliches Stemgewölbe, dessen Rippen auf Kon- 
sölchen aufsetzen. Den Schlufsstein des nördlichen Joches bildet ein bärtiger Kopf. 
Nach Westen stossen noch zwei niedrige mit Kreuzjochen überspannte Räume an, 
nach Osten das Treppenhaus. 

Der der Kirche gegenüber auf der Nordseite des Hofes gelegene Ordens- Remter 
remter enthielt ehemals übereinander zwei grosse und geräumige Säle. Im oberen 
Räume an der West- imd Ostseite je ein Kamin, der im Westen mit steinernem Aufsatz ; 
die flache Balkendecke liegt auf Querbalken, die mit Wandbolen und Winkelbändem 
auf Kragsteinen ruhen. Sieben Fenster mit Steinkreuzen an den Aussenseiten, in den 
Fensterwandungen niedrige Sitze. An der Ostseite des grossen unteren Sitzungssaales 
das 2,60 m breite, fast verblichene Wandgemälde der Kreuzigung, von i5oo, in fast Wandgemälde 
lebensgrossen Figuren, gut in der Haltung, mit grossartigen Köpfen, die Nimben ur- 
sprünglich mit Gold und Inschriften, landschaftlicher Hintergrund. An den Wänden 
hatten die Komthure Franz von Sonnenburg und Johann Jakob von Pallandt i663 
die Namen und Wappen sämtlicher Ordensmeister anbringen lassen. An der Ostseite 
darunter die Inschrift: 

PRO CHRISTI PUGNARE FIDE HOC SUNT ORDINE SCRIPTI 
CONSUETI. VIVANT, TURCICA GENS PEREAT. 

An dem fünfseitigen Treppenturm nach dem Hof zu eine Inschrifttafel mit 
der Inschrift: anno domini mccccxviii fuit haec domus aedificata per fratrem 

JOHANNEM CRUZE BALIVUM WESTPHALIAE .... DIVA VIRGO MELITENSIUM ORDINIS 

COMMENDATOR. Darüber ein von zwei Engeln gehaltenes Band und die Wappen des 
Johanniterordens und des Erbauers. 



Untergegangene Klosteranlagen: 

PRÄMONSTRATENSERKLOSTER AVERDORP, im J. 11 25 errichtet 
(vgl. oben S. 126), im J. iS87 von den Bürgern mit der Vorstadt gleichen Namens zer- 
stört (Bericht über die Niederreissung Wesels, Stadtarchiv, Ratsprotokoll vom 9. Juli 
i587. — Bericht Caps. i44, Nr. 7, 22). Vgl. ausführlich Ewichius p. 18. — Gantes- 
WEILER S. 29. — Sacri et canonici ordinis Praemonstratensis annales, Nancy i734, II,. 
p. 1068. — J. D. V. Steinen, Kurze Beschreibung der hochadeligen Gotteshäuser 
Kappenberg und Scheda wie auch des hochadeligen Stifts Avemdorp, Dortmund i74i, 
S. 35. — J. Heidemann, Statut vom J. 1666: Berg. Zs. V, S. 201. — Binterim u. 
Mooren, E. K. I, S. 12S. 

AUGUSTINERKLOSTER. Ewichius p. 22. — Gantesweiler S. 74. — 
Nrh. i879, S. 44. In der Ritterstrasse dem Fraterhause gegenüber gelegen, i325 als 
Tochterstiftung des Klosters Marienthal angelegt, die Kirche i334 erbaut (Xanten, 
Stiftsarchiv, Pels, Sammelbd. I, Bl. 353), i553 von Marienthal getrennt, 1628 die Kon- 
gregation durch die holländische Besatzung vertrieben (Ann. d. Dominikanerklosters p. 5). 

KARTHÄUSERKLOSTER AUF DER GRAFENINSEL. Teschen- 
macher p. 296. — Gantesweiler S.36. — Nrh.G. 1882 S.49. — Ausfiihrlich R. Schöl- 
ten, Das Karthäuserkloster Insula Reginae Coeli auf der Grave bei Wesel : Ann. h. 
V. N LH, S. 61. 



Kloster 
Averdorp 



Augustiner, 
kloster 



Karthäuser* 
kloster 



i39 



l4o 



KREIS REES 



Karthauser- 
klotter 



Gründung 



Kloster 
Mariengarlen 



Be. 

festigungen 
Quellen 



Älteste 
Befestigung 



Erweiter ungs« 
bnuten bis 1614 



Handschriftl. Qu. Im Staatsarchiv zu Düsseldorf: 247 Urk. von i4i9 
bis i793. — Kopiar B. i58, 292 Bl., geschrieben von Joannes Mauritius van deSandt 
im J. 1682, mit Urk. von i4i9 ab. — Über die Akten Ilgen, Rhein. Archiv S. i3o. 

Das Kloster ward von Herzog Adolph I. sofort nach seiner Standeserhöhung 
im J. i4i7 begonnen und i4i9 am 2. Febr. dotiert. Der KJosterbau wurde i426 voll- 
endet (Gert van der Schuren ed. Schölten p. io4), die einschiffige Kirche i428 
eingeweiht. In den J. i583, i584 und i586 wurde das Kloster zerstört und verwüstet, 
zuerst durch die Geusen, dann durch die Kölner, endlich durch die Moersischen; 
i59o wurde die Kirche, nachdem die Gebeine der fürstlichen Persönlichkeiten in die 
Dominikanerkirche überführt worden waren (s. o. S. 11 9), von den Weseler Bürgern 
demoliert und abgetragen. 

KLOSTER MARIEN GARTEN. (Ganteswfiler S. 9o. — Die Beguinen- 
häuser Wesels: Berg. Zs. IV, S. 85.) Im J. i43i vom Magistrat in der Matena gestiftet, 
16 12 aufgehoben; die i462 erbaute Kirche 16 12 den Wallonen überwiesen, 1629 von 
den Jesuiten eingenommen, i774 auf Abbruch verkauft; die Klostergebäude 16 12 dem 
Gymnasium überwiesen. Inschriften daselbst in der v. Dorth sehen Inschriftensamm- 
lung Bl. i77. 

BEFESTIGUNGEN. Ewichius p. 24 ausführlich. 

Handschriftl. Qu. In der Kgl. Fortifikation zu Wesel: R. Pagenstecher, 
Fortifikatorische Geschichte der Festung Wesel (i833 — 1835), Hs. weitergeführt von 
Ingenieur- Hauptmann Schmidt. — Mappe mit 26 Plänen (vgl. oben S. 11 7). — Fran- 
zösische Memoires über die Festung (Fach 26): Rapport sur les travaux et dispositions 
ä faire pour mettre la place de Wesel en etat de siege, redige par l'ordre de S. E. 
M. le Duc de Valmy i8o9. — Memoire rais. sur la Situation actuelle des fortifications 
de Wesel i8i3. — Mem. sur les places de Wesel et d^Emmerich 1806. — Verzeichnis 
der Kommandanten und Gouverneure von i6i4 an. 

Die Geschichte der Festung Wesel giebt besser als die irgend einer anderen 
niederrheinischen Stadt zugleich eine Entwicklung des rheinischen Befestigungsbaues 
durch sechs Jahrhunderte. 

1. Älteste Befestigung von i38S — 1S82. Mit dem J. i385 beginnt die Um- 
mauerung der Altstadt; in diesem Jahre Hess der Stadtrentmeister Rudgerus Spare- 
maker die alte Klosterpforte (Rheinthor) bauen, zugleich wurde die Mauer zwischen 
Steinthor (am Ende der Niederstrasse) und Viehthor errichtet, i39i wurde das Stein- 
thor als Innen thor aufgeführt, das Fischerthor und die alte Mauer zwischen Stein- 
und Klosterthor angelegt, i392 ein viereckiger Turm auf dem Löwen thor errichtet 
Das Viehthor wurde erst i4o3, das Kreuzthor i5oo erbaut. 

Die Vorstadt Matena wurde im Anfang des 16. Jh. mit einem eigenen Mauer- 
ring umzogen. Das alte Brünner Thor wurde i525, das Damische Thor i527 erbaut 
Im J. i568 wurde das Rondel am Damischen Thore erbaut, i573 die alte Mauer zwischen 
Löwen- und Kreuzthor abgebrochen und neu errichtet, i578 der Wall am Kreuzthor 
angefangen, i58o fortgeführt und erweitert, i58i das Fundament zum Rondel am 
Löwenthor gelegt. Abbildung dieser Befestigungen auf dem Plan von Hermann Hammel- 
man (s. o. S. ii5 Nr. 2. — Fig. 68). 

2. Erweiterungsbauten bis zum J. i6i4. Am 7. Mai i582 beschlossen die 
in der Willibrordikirche versammelten Bürger, auf mehrfaches Anraten des Landes- 
fürsten, die Stadt in eine Notfeste zu verwandeln. 

Das Fiesgensbollwerk wurde sofort begonnen und noch im selben Jahre voll- 
endet, die alten Türme repariert und die Gräben erweitert. Am i4. August i582 reichte 



i4o 



WESEL 



l4l 



der Fortressmeister Johann Kompütt drei Pläne ein, doch beschloss man am 21. August 
nur, die zerfallene Festung zu reparieren. Den ,auf dem Steinwege* wohnenden Bürgern 
wurde erlaubt, diese Vorstadt zu befestigen. 

Das Kasemattenbollwerk wurde i583 erbaut (Kontrakt im Stadtarchiv). 
Meister Amt Bayerschen errichtete es für 4ooo Karolin. Gulden, jedoch ohne Mauer- 
arbeit; das Tausend Steine zu legen wurde für 48 Albus verdungen. Der Wall am 
Kreuzthor wurde i584 — 1585 erbaut, der Wall zwischen Kloster- und Steinthor i586, 
i587 der Stadtgraben vom Steinthor nach dem FlesgensboUwerke, i59o das Bollwerk 
am Steinthore vollendet, i595 das neue Steinthor erbaut, i597 der Wall zwischen 
Löwen- und Klosterthor, i598 der Graben von der Gurtspforte bis zur Stadtmauer. 



Be- 
festigungen 




Fig. 68. Wesel. Ansicht der Stndt aus der Vogelperspektive von Hermann Hammelman vom J. 1572. 

Im J. 1601 ward ein äusseres Brüner Thor von Holz erbaut, i6o4 das Bollwerk, i6o5 
das Rondel an der Klosterpforte. Schon am i5. Aug. i592 reichte der herzogliche 
Baumeister Joh. von Pasqualin drei neue Entwürfe ein : er verlangte geräumige Bastionen 
mit langen Flanken, breiten und tiefen Gräben, einen breiten und gut bestrichenen 
gedeckten Weg, hohe Kavaliere und breite Wallrücken — sie blieben unbeachtet wie 
die am 6. Aug. 1611 vom Ingenieurkapitain Abraham van Nieveit eingereichten Pläne 
(erhalten im Archiv Nr. 4). 

3. Spanisch-Niederländische Befestifiruneen i6i4 — 1680. Die Spanier Spanisch. Nieder- 

^ ^.TT . 1 . * lÄndische Bauten 

legten i6i4 eine neue Befestigung an. Vor den alten Werken errichteten sie Aussen- 
werke, am rechten Rheinufer eine grosse Schanze und gegenüber eine Redoute, die sie 
durch eine Schiffsbrücke verbanden. Auch an der Lippe wurde eine grosse Schanze 
errichtet. Zur Bewässerung der Festungsgräben gruben sie den Isselkanal. Die Nieder- 



l4i 



142 



KREIS REES 



Be- 
festigungen 



Umgettaltung 
der Festung 



länder, die 1629 Wesel eingenommen, vollendeten die Entwürfe der Spanier: i634 
wurde das alte Brüner Thor geschlossen, und ein neues nicht weit davon mit Durch- 
brechung des Walles erbaut, 1 64o wurde mit Meister Bemdt von Jülich ein Kontrakt 
über die eingestürzte Kurtinenmauer zwischen den Bollwerken am Stein- und Fischer- 
thor abgeschlossen. 

4. Gänzliche Umgestaltung der Festung nach dem Systeme Vaubans 
und Coehoms 1680 — 1763. Der grosse Kurfürst beabsichtigte, die Stadt auf das stärkste 
zu befestigen nach den Grundsätzen Vaubans, Den Plan machte 1680 der Haupt- 
mann Dupuy (Fig. 69). Im J. i687 wurde mit dem Bau der Citadelle begonnen, i696 




Fig. 69. Wesel. 
Grundriss der spanischen Befestigungen v. J. 1614 (punktiert eingezeichnet die Erweiterungsplaae Dupuys t. J.1680)« 



Verminderung 
der Werke 



das Löwenthor demoliert, i728 das Mehlmagazin am Berliner Thor errichtet Im 
J. i737 wurden verbraucht (Baumaterialienrechnung im Stadtarchiv): i85 Latten für 
die Bedeckung der Pallisaden, 3 80 Stück Bord zur Ziegelei und zur Bedachung des 
Klever Thores, 2125 Eichenbretter zu Brücken- und Laufdielen, io54zweizöllige eichene 
Planken zur Reparatur der Citadellenbrücke, 4572 Malter Kalk, 680 Tonnen Cement, 
S5o Kubik Fuss Hartstein, 1260000 Stück Ziegel, 100 000 Pallissaden, 7754 Pallissaden- 
leisten. Von i689 — 1 72 1 war der Hauptmann von Corbin der Leiter der Festungsarbeiten, 
seit i720 der berühmte de Bodt, der Erbauer des Berliner Thores (s. u.). 

5. Verminderung der Werke nach dem siebenjährigen Kriege i763 — 1788. 
Am 6. Juni i763 kam Friedrich IL nach Wesel und befahl Schleifung mehrerer Werke. 
Die Contregarden vor den Bastionen 3, S, 6, 7, 8, das Ravelin vor dem Berliner 



l42 



WESEL 



I43 



Thor und sämtliche Lünetten, Enveloppen und der gedeckte Weg der Stadtbefestigung, 
die äusserste Enceinte der Citadelle vom Berliner Thor bis zur Lippemündung wurden 
eingeebnet. 

6. Wiederherstellung der Werke i788 — 1806. König Friedrich Wilhelm IL 
befahl am i3. Nov. i787 die Wiederherstellung. Der Major von Schaler arbeitete die 
Pläne aus zur Anlage eines Ravelins vor dem Berliner Thor, des Glacis und des ge- 
deckten Weges um die Stadtbefestigung, der Pallissadierung des gedeckten Weges, 
zur Herstellung der Ravelins, Contregarden, Escarpen und Contrescarpen. Die Ar- 
beiten wurden von i788 — 1806 vollendet. 

7. Französische Anlagen 1806 — i8i4. Auf der Rheininsel wurde die Cita- 
delle Bonaparte errichtet, auf dem linken Rheinufer die Citadelle Napoleon, später 
Fort Blücher, deren Kosten allein 2 9o9i2o Frcs. betrugen. Wesel sollte nach Napo- 
leons Plänen die nördliche Grenze des Reiches decken, Belgien und die linke Seite 
der Rheinbundländer flankieren. Die Befestigung des rechten Rheinufers sollte als 
Brückenkopf angesehen, in dieser Bestimmung erhalten und möglichst verbessert werden, 



Be. 
festigungen 



Wieder, 
herstellung 



Franiösische 
Anlagen 




Fig. 70. Wesel. Innenansicht des Berliner Thores. 

auf dem linken Ufer sollte eine neue Festung nebst Citadelle angelegt und die Büde- 
richer Insel als der Kern des Ganzen betrachtet werden. Napoleon schreibt am 
i7. März i8o9: La citadelle Bonaparte semble la partie la plus forte de la place de 
Wesel et les choses ont ete arrangees pour que la citadelle de Wesel, la citadelle Bona- 
parte et la citadelle Napoleon forment une place tres-forte. Ainsi l'ennemi ne s'amu- 
sera pas ä prendre la ville, puisqu' apres l'avoir prise il n'aura rien du tout. 

8. Erneuerungsbauten i8i4 — 1834. 

An der i687 begonnenen Citadelle ist der i7i8 erbaute, 1823 erneute Thor- Ciudeiie 
bau von architektonischem Interesse. Der der Stadt zugekehrte sehr wirkungsvolle 
mit bossenartigen Querbändem versehene, ganz aus rotem Sandstein errichtete Mittel- 
teil zeigt ein mächtiges Portal in einem Mittelrisalit zwischen zwei Halbsäulen, seitlich 
an der Fa^ade je einen Pilaster, dazwischen grosse Nischen. Der stark betonte Ar- 
chitrav mit der Attika, das hervortretende Sockelgesims heben die Umrisse nur noch 
mehr hervor. Die Durchfahrt ist mit 372 Kreuzjochen überwölbt. Im Inneren treten 
dem Mittelbau zwei Flügel zur Seite, die ähnlich wie das Berliner Thor im unteren 
Stockwerk Arkaden enthalten. 

An Stelle der 1S27 vollendeten Damischen Pforte ward i7i8 die grösste und Berliner Thor 
künstlerisch bedeutendste der Weseler Thoranlagen begonnen, das Berliner Thor 



i43 



144 



KREIS REES 



Be- 
festiguni^en 



Geschichte 



(Gantesweiler S. 47. — Westphäl. Magazin II, i786, 7, S. 2 77. — Antiquarius des 
Rheinstroms II, S. 845. — Kleefsche Waterlust, Amsterdam i752, p. 238. — Fiedler, 
Inschriften S. 24. — Corn. Gurlitt, Geschichte des Barockstiles und des Rococo in 
Deutschland II, II, S. 4i4). Es wurde nach den Plänen von Jean de Bodi errichtet und 
nach vierjähriger Arbeit i722 vollendet. Nach einem Bericht des Majors von Schöler 
an König Friedrich Wilhelm II. vom 22. Dec. i787 betrugen die Kosten 7ooooThalcr. 
Im J. i79i ward das Aussenthor seiner Attika mit der Inschrift und der krönenden 
Skulpturen beraubt. Das Thor, mit einem für die damalige Zeit ausserordentlichen 
Kostenaufwand hergestellt, galt im ganzen 1 8. Jh. und mit Recht als ein Meister- 
werk der Ingenieurkunst. Der Baron Pöllnitz sagt in seinen Memoiren in einem am 
I. Sept. i732 zu Kleve geschriebenen Briefe: Ce qui merite dans cette ville Fattention 




Fig. 71. Wesel. Grundriss des Berliner Thores. 

d'un voyageur, c'est la porte de Berlin, dont Mr. Bodt a donne les dessins. Je n'ai 
rien vu ailleurs de plus beau et de plus parfait en ce genre, und der Chronist Wesels 
nennt es ein Meisterstück in der Baukunst, das von Kennern mit Recht bewundert wird. 
Würdigung Der künstlerische Wert des Bauwerkes liegt nicht so sehr in dem plastischen 

Schmuck, der an der Aussenseite etwas akademisch gehalten ist, als in der vollendeten 
Linienführung und den äusserst harmonischen wirkungsvollen Verhältnissen. Die beiden 
geschweiften Flügel leiten das Auge von selbst zu dem mächtigen Mittelbau über, der 
stämmige Aussenbau, abweisend und einladend zugleich in seinem pathetischen Skulp- 
turenschmuck und seiner toskanischen Ordnung, erhält wiederum von den kahlen 
Rückseiten der Flügel den passenden Hintergrund. Der interessante Bau, mit dem 
die Namen dreier preussischer Herrscher verknüpft sind, konnte als ein geschicht- 
liches Monument den künftigen Geschlechtem leider nicht intakt erhalten bleiben als 
letzte glänzende Erinnerung an das eingeschlossene Wesel : die beiden Flügel mussten 
i892 den Arbeiten der Stadterweiterung weichen. Er ist das letzte Werk aus der 



i44 



WESEL 



145 



preussischen Periode Jean de Bodt's (i67o — 1745), der hier an den Halbkreisarkaden »e. 

einem seiner früheren Werke, dem Hofabschluss des Stadtschlosses zu Potsdam, folgte, 
einem Motiv, das er selbst als Neuerung aus England, wahrscheinlich von der Gateway 
am Queenscollege zu Oxford, eingeführt hatte (Corn. Gurlitt II, II, S. 378, 397, 4 lo. 
— L. DussiEUX, Les artistes fran9ais ä l'etranger, Paris i856, p. 56). 

Der Thorbau ist aus Backsteinen und Bentheimer Bruchstein errichtet. Der Beschreibung 
der Stadt zugewendete nischenförmig ausgerundete Mittelbau (Fig. 7i) wird von Mittelbau 
zwei 2,5o m breiten Risahten 
flankiert, von denen eine Platte 
mit einer Trophäe im Flach- 
relief sich abhebt, darüber Tro- 
phäen mit aufgepflanzten Har- 
nischen. Über dem um den 
ganzen Bau herumgeführten 
stark vorgekragten Architrav 
erhebt sich der reiche Skulp- 
turenschmuck, zunächst eine 
Trophäe, in der Mitte ein 
Amazonenschild mit Medusen- 
haupt und ein römischer Helm, 
darüber zwei auf die Brüstung 
gelehnte sich reckende stark 
bewegte Gefangene, nur mit 
einem Manteltuch, das lose um 
ihre Glieder geschwungen ist, 
bekleidet, zwischen ihnen in 
einer Kartouche ein Schild mit 
dem gekrönten Namenszug f. r. 
und der Kette des Schwarzen 
Adlerordens, darüber zwei Ad- 
lerfänge und ein Busch von Pal- 
menwedeln. Die ganze Gruppe 
überaus wirkungsvoll, in der 
Bewegung wie den Umrissen 
gleich gelungen, unter Schlüter- 
schem Einflüsse koncipiert, der 
eine Gefangene direkt an die 
Figur vom Denkmal des Grossen 
Kurfürsten in Berlin erinnernd. 

Die geschweiften Flügel mit je sieben 2,5o m breiten Bogen. Während die Flügel 
grossen viereckigen Pfeiler selbst keine Kanten Verblendung zeigen, ist der Bogen von 
einem Hausteinrahmen eingefasst, ebenso zieht sich um die Höhe der Pfeiler ein 
Band herum. Als Schlufsstein eine Trophäe. In dem Umgang flache Gratgewölbe, 
in den Seitenflügeln vorn je drei gedrückte Kreuzgewölbe mit Gurten dazwischen. 

Die Durchfahrt besitzt eine Breite von 4,5o m, die mittlere Kuppel eine solche Durchfahn 
von 8,20 m. Die erstere ist mit flachen Tonnen überspannt, in den seitlichen Wan- 
dungen Halbrundnischen, mit einem Helm als Schlufsstein gekrönt. Die grosse flache 
Mittelkuppel ist sehr sorgföltig aus im Kreise gelegten Ziegeln aufgemauert, durch 




Fig. 72. Wesel. Au8s«iiansicht des Berliner Thores. 



145 



i46 



KREIS REES 



festigungen 



Ausnenbnu 



den ganzen Innenbau ist eine Horizontallisene gelegt. Die ganze Konstruktion der 
Kuppel und der Durchfahrt ist äusserst beachtenswert durch die geneigte Richtung 
des Ganzen, der alle horizontalen Profile folgen mussten : die Schwierigkeit der Kuppel- 
bildung ist mit Virtuosität üben\unden. 

Der Aussenbau (Fig. 72), dessen Wirkung durch den halb zugeschütteten Sockel 
und die mangelnde Attika etwas beeinträchtigt ist, wird von einem Architrav gekrönt 
mit Metopen und TrigK^^hen, in den ersteren Trophäen. Über dem mittleren Risalit 
ist der Architrav weit vorgekragt, an den Seiten nur bandartig an den Mauern hin- 
gezogen, während die kassetierte, an der Unterseite mit Tropfen versehene Deck- 
platte weit vorsteht. Das Portal wird flankiert von zwei Paaren von dorischen Säulen 




Fig. 73 Wesel. Ansicht des Klever Thores. 



Skulpturen- 
schmuck 



mit flacher Basis auf hohem Sockel. Zwischen ihnen stehen zwei überlebensgrosse 
Sandstein figuren, links die Minerva, auf den Schild gestützt, in der Rechten einen 
Speer, das helmbekrönte Haupt nach innen gewandt, rechts Herkules, die Keule ge- 
schultert, das Löwenfell, das ihm von der Schulter herabsinkt, über einen Eichenklotz 
geworfen, mächtiges lockiges Haupt auf muskulösem Körper. Über ihnen zwei Flach- 
reliefs. Links ein Adler der über einer bergigen Landschaft der durch die Wolken 
brechenden strahlenden Sonne entgegen fliegt, mit der Inschrift: non soli cedit; rechts 
ein ruhender Löwe, den mächtigen Kopf nach vom gekehrt, zwischen Lorbeer und 
Eiche, mit der Inschrift: in ipsa quiete timendus. Im Tympanon des Portales ein 
Relief, den Rhein und die Lippe darstellend, auf durch wehende Schilfwedel gebildetem 
unruhigen Hintergrunde (nicht Neptun und Ceres). Das Relief ist flach und schwäch- 
lich, die übrigen Skulpturen kräftig und tüchtig, wenngleich akademisch ausgearbeitet 
Bis i792 ward der Aussenbau gekrönt von einer grossen Trophäe mit dem preussischen 



146 



WESEL 



i47 



Wappen, flankiert von zwei Gestalten der posaunenblasenden Fama, darunter auf der .Bc 

'^'^ * festigungen 

Attika die Inschrift: URBIS et ARCIS MUNIMENTA A FRIDERICO WILHELMO ELECTORE Ehemalige Atdka 

BRANDENBURGICO SUSCEPTA, A FRIDERICO I. REGE BORUSSIAE AMPLIATA, FRIDERICUS 

WILHELMUS BORUSSIAE REX, FRIDERICI I. FILIUS, FRIDERICI WILHELMI NEPOS, DIGNA 

REGIO NOMINE MUNiFiCENTiA ABSOLVIT MDCCXXii (die Platte jetzt in einzelnen Stücken 
auf dem alten Judenkirchhofe erhalten). Der ganze plastische Schmuck ist eine Ver- 
herrlichung des brandenburgisch -preussischen Geistes. 

Das KleverThor (Fig. 73) lag am Ende der Niederstrasse und stand an der Kiever Thor 
Stelle des Steint hores, das i39o als Innen thor, im J. i395 als Aussen thor erbaut 







Fig. 74. Wesel. Kommandantur. 



worden war (GantesWeiler S. 4o). Es ward im J. 1 7oo errichtet. Die krönenden 
Skulpturen wurden nie aufgesetzt, i757 und i763 von den Franzosen verstümmelt 
und später verkauft. 

Massiger gedrungener Barockbau auf schweren breiten Pfeilern, mit drei Durch- 
gängen, mit flachen Gurten und gedrückten Grätengewölben, an den Aussenseiten sechs 
Pilaster mit starken Bossagen, als Krönung der preussische Adler, an der Innenseite 
ein flaches Giebelfeld mit einem i857 restaurierten Relief unter reichen profilierten 
Gesimsen. Die Skulptur ist nach Erfindung wie Ausführung durchaus mittelmässig 
und stellt eine Apotheose des prachtliebenden Kurfürsten Friedrich III. dar. Dieser 
thront in der Mitte unter einem Baldachin auf einem Thron, über dem der Kurhut 
angebracht, als römischer Imperator, den Kranz einem von links sich nahenden Krieger 

i47 



i48 



KREIS REES 



Rathaus 
Geschichte 



.Bc. reichend. Rechts neben ihm ein Putto mit Füllhorn, Minerva auf den Schild gestützt, 

festiguns^en ,- - o » 

Herkules auf dem Löwenfell, auf die Keule gelehnt, ein jugendlicher Mars, endlich 
der ruhende Rhenus. In den Ecken rr)mische Kriegergestalten und Trophäen (die 
Deutimg von Fiedler verkehrt). 
Kommandantur KOMMANDANTUR, ehemals HERZOGLICHES SCHLOSS. 

Geschichte Im J. i4i7 von Herzog Adolph errichtet gleich den Schlössern zu Dinslaken, 

Kaikar, Isselburg, Schermbeck u. s. w. (Gert van der Schuren, ed. Schölten p. i37. 
— Chronicon de genealogia: Seibertz, Quellen III, S. 36 1). Die Burg blieb die zweite 
Klevischc Residenz; im J. i649 ward sie von dem Statthalter Fürsten Johann Moritz 
von Nassau-Siegen ausgebaut und restauriert (L. Driesen, Leben des Fürsten Johann 
Moritz von Nassau, Berlin 1 849, S. 295. — Georg Galland, Der Grosse Kurfürst 
und Moritz von Na.ssau, Frankfurt i892, S. 43). 
Beschreibiuig Von dem alten Bau (Fig. 74) ist noch der Haupttrakt erhalten, ein zweistöckiger 

machtiger Backsteinbau mit fünfmal abgetrepptem Giebel und sechs Fenstern Front, 
mit originellem Zinnenkranze, aufsitzend auf einem gestelzten, vorgekragten Rund- 
bogenfries. — Der Dachrand befindet, sich direkt über den Kragsteinen. Das dem 
Hofe zugekehrte stattliche Portal, von Pilastern eingerahmt, gekrönt von einem Architrav 
mit Triglyphen und Giebel, stammt aus dem J. i649. Im unteren Stockwerk schlichte 
Stuckdecken aus der Zeit des Fürsten Johann Moritz, in der Mitte mit dem Branden- 
burgischen Adler. 

RATHAUS (Fig. 75. — Ewichius p. 25. — Gantesweiler S. 8i. — Fiedler, 
Inschriften S. 6. — Illustrierte Zeitung XXVIII, S. 4oi mit Abb.), an Stelle des alten 
i354 abgebrannten Baues in den J. i39o — 1396 erbaut, die vordere und hintere Fa^adc 
errichtet von Meister Gcliss (Ewichius p. 2 5). ,Meyster der stat en der kerken* war 
damals Meister Conraet (Wcsef, Stadtarchiv caps. 38,5 Bl. i5i". — Düsseldorf, Staats- 
archiv Hs. A. 79 BI. 3oo'>). Im J. l683 restauriert, die Freitreppe i698 hinzugefügt, das 
Beschreibung Portal i74o emeut, i783 — 1784 die Fac^aden restauriert. Die dem Markt zugekehrte 
dreigeschossige Hauptfac^ade zeigt eine Sandsteinverkleidung. Im Untergeschoss links 
das Portal, zu dem die barocke Freitreppe hinaufführt, mit Eisengeländer und zwei 
freistehenden als Leuchterträger dienenden Pfeilern mit den Wappen Wesels und 
Preussens. Über den ziemlich tief herabgeführten Fenstern je eine oder zwei mit fein- 
profiliertem Stabwerk eingefasste Blenden mit fächerblattförmigem, nasenbesetztem Ab- 
schluss. Im zweiten Stockwerk über dem Portal ein grosses rundbogiges dreiteiliges 
Fenster, darüber drei kleine Bogenfenster, zwischen ihnen zweimal, von Löwen ge- 
halten, das Weseler Wappen. In den übrigen grossen Fenstern, die verschiedene Breite 
besitzen, steinerne Pfosten. Den oberen Abschluss bilden Kielbögen, zwischen den 
Fenstern je eine Konsole mit (erneuten) Steinfiguren deutscher Kaiser (ehemals 
S. Maria, S. Anton, S. Christophorus. S. Willibrord, die h. drei Ktinige). Die unregel- 
mässige Gliederung der Fenster findet im oberen dritten Geschoss und in der dariiber 
sich erhebenden Attika ihre Fortsetzung, dort durch kleine Pilaster, die mit übereck - 
gestellten Pfeilerchen und Fialen abschliesscn. Die Attika selbst ist durch schmale 
Blenden belebt und durch einen Kleeblattbogenfries auf Kielbogen abgeschlossen. 
Über dem Portal ein kleines achtseitiges Türmchen mit acht Rundfensterchen mit 
Nasen, die Seitenfelder durch einen Rundbogenfries abgeschlossen, gekrönt durch eine 
achtseitige geschweifte barocke Haube. 
Rückseite Die dem Fischmarkte zugekehrte Rückseite des Rathauses wiederholt diese 

Fenstergliederung in einfacheren Formen, nur entbehren die oberen Stockwerke der 
Steinkreuze. Zwischen der ersten und zweiten Fensterreihe vier skulptierte Steine, 



i48 



WESF.L 



149 




R « t li a u s 



Fig. 76. Wesel. Marktfa^nde des Rathauses. 
I49 



i5o 



KREIS REES 



Rathaus 



Inschriften 



Saal 



Gerich ubild 



Inschrift 



Gemälde 



das Weseler Wappen zweimal mit Adlern und je einmal mit Löwen und einem wilden 
Mann als Schildhaltem. 

An den Bogen des inneren Hofes die Inschriften: aedific. a. i39o. curia, 

SI CURAE EST, PARIET TIBI CURIA CURAS, VIVIT SECURE, CUI NON EST CURIA CURAE. 

RENOV. A. i683. Auf der anderen Seite: Votum et valedictio per xi. annos in 

HAC URBE RECEPTORUM EXULUM 24. FEBRUARII l578. CONSERVA, DOMINE, VESALIAM 
INCLYTAM HOSPITIUM ECCLESIAE TUAE. 

Im zweiten Stockwerk ein grosser Saal mit alten querliegenden Tragbalken und 
Stuckornamenten von i74o, im oberen Stock der Sitzungssaal, von Architekt Otter in 
Wesel i883 mit erlesenem Geschmack neu hergestellt. 

Gerichtsbild (Taf. VI. — Phot. Wilh. Meyer, Wesel), Holz, i,43 m breit, 
1,21 m hoch. Eines der Hauptwerke des Meisters Heinrich Dünwegge aus Dortmund, 
um 1 5 20, auf Bestellung des Rates von Wesel gemalt ( Woltm ann -Woermann, Ge- 
schichte der Malerei S. 5oi mit Abb. — Janitschek, Geschichte der deutschen Malerei 
S. 528. — Scheibler i. d. Zs. f. bildende Kunst XVIII, S. 60. — Kunstdenkmäler d. 
Kr. Moers S, iii. — Fiedler, Inschriften S. 10), am nächsten verwandt dem gleich- 
zeitigen, aus Kaikar stammenden Bild der h. Sippe im Museum zu Antwerpen (Nr. 1 23, 
Photographie Nr. 94), auf dem einige Typen genau wiederkehren. Auf der oberen 
Bank sitzen sechs Schöffen, alle bartlos, in der Mitte der Richter, in pelzverbrämtem 
Goldbrokatgewand, die Kappe schief aufs Ohr gesetzt, sich lebhaft gestikulierend 
zu dem Angeklagten wendend und auf das links oben sichtbare jüngste Gericht weisend. 
Der Angeklagte steht zwischen dem Teufel und einem Dominikanermönch. Der Richter 
redet den Angeklagten folgendermassen an: 

siet hier beschüt wael, wat gy duit, 

SWERT NIET VALSELICK UM TYTLICK GUET, 
WANT GOT DE HEER, DIE WEIT DAT WAEL, 
INT LESTE GERICHT HE U ORDELLEN SAEL. 

Der Mönch spricht: 

SWAER NIET VALSELICK, WAT GHI DUET, 
GY VERLIEST GOT, DAT EWIGHE GUET. 

Der Teufel spricht: 

HALD UP DIE HANT, WILT Ü NIET SCAMEN, 
SWERT IN ALRE DÜEVEL NAMEN. 

Das Kolorit ist warm und leuchtend. Die Köpfe, in deren Charakteristik das 
Hauptverdienst des Meisters liegt, sind durchweg mit der grössten Sorgfalt modelliert 
und zum Teil prächtige Porträts ersten Ranges, alt, ernst, streng, mit finster zusammen- 
gekniffenem Munde, unrasiertem Kinn. 

Ein Pergamentstreifen mit Goldinschrift in Holzrahmen, Ende des iS.Jh., 
enthält die Mahnung an die Richter: respicite causas hominum et non personas, 

VOS lUSTE lUDICANTES, UT lUSTICIA VESTRA STET IN STATERA, JUDICIUM [reCtjE IM- 
PONITE. 

Gemälde, Holz, 1,52 x62 cm, mit den Brustbildern der sechs Herzöge von 
Kleve, im Hintergrund Stadt und Schloss Kleve, Wiederholung des in Kleve, Rees, 
Emmerich (s. o. S. 55, Taf. II) befindlichen Stückes. 

Porträt des Kurfürsten Johann Sigismund, 2,ioxi,3om, ganz gerüstet, mit 
Scepter und Schwert, mit Perücke, Schnurrbart und Knebelbart, Geschenk des Kur- 
fürsten vom J. i6i4 (F. H. W., Rückblick auf die Geschichte des Herzogtums Kleve 
S. 128), i892 restauriert. 



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WESEL I 5 I 

Porträt des Kurfürsten Georg Wilhelm, 2,i7xi,37, in jugendlichem Alter, Rathaus 
ganz gerüstet, in der Rechten den Marschallstab, Kurhut mit dem Scepter links auf 
dem Tisch. 

Porträt des Grossen Kurfürsten Friedrich Wilhelm, 2,18 x i,35 m, in Rüstung 
und Hermelinmantel, die rechte Hand auf das Scepter gestützt, die Linke in die 
Seite gestemmt. 

Porträt des Königs Friedrich L, 2,i6xi,36m, in Rüstung und Hermelin- 
mantel, in der Rechten das Scepter, auf dem Tisch die Königskrone. 

Porträt des Königs Friedrich Wilhelm L, in Lebensgrösse, mit Rüstung 
und Hermelinmantel, in der rechten Hand das Scepter, daneben auf dem Tisch die 
Königskrone. 

Porträt des Königs Friedrich IL, i,37xi,o6m, Kniestück, in blauem Waffen- 
rock, die linke Hand auf dem Degengriff, in der Rechten den Krückstock, der Drei- 
master links auf dem Tisch. 

Porträt des Königs Friedrich Wilhelm H., i,42 x i,iom, Kniestück, in blauem 
reichgestickten Waffenrock, die rechte Hand hält den Federhut, die Linke zeigt auf 
einen Monumentalbau im Hintergrunde. 

Porträt des Königs Friedrich Wilhelm HL, i,3oXo,95m, Kniestück, in 
blauem Waffenrock, in der rechten Hand Hut mit grossem Federbusch, die Linke 
auf dem Degengriff', bez.: j. j. Rousseau fec. Kopie von te Peerdt. 

Neuere Porträts von Friedrich Wilhelm IV. und Wilhelm I. 

Zwei Pokale von vergoldetem Silber, 36,5 cm hoch, mit i8,5 cm hohem Deckel, Pokale 
im J. i578 der Stadt Wesel von den deutschen und französischen Niederländern ver- 
ehrt, denen die Stadt während der religiösen Bedrückungen Schutz und Gastfreund- 
schaft gewährte (Gantesweiler S. 259 mit Tafel. — Fiedler, Inschriften S. 6). Es 
sind Meisterwerke der Kölner Goldschmiedekunst, von ausserordentlicher Schönheit 
in Komposition und Aufbau und einer wundervollen Weichheit der Formen und 
Schärfe der Umrisse in der Behandlung der getriebenen Arbeit. Auf hohem Fuss mit 
reichverziertem, mit drei freien Henkeln versehenem Knauf, erheben sich die Kelche, 
die mit Kartouchen, Festons und Masken verziert sind. Der Deckel mit drei Kar- 
touchen mit Köpfen und Festons. Als Krönung die Gestalten von stehenden lang- 
bärtigen Ratsherren mit Stab und Schild: hospes fui et collegistis me. mat. xxv. 

CONSERVA DOMINE WESALIAM INCLYTAM HOSPITIUM ECCLESIAE TUAE. Auf dem Rand 

des Deckels die Inschrift: amplissimo senatui populoque wesaliensi belgico- 
GERMANi (auf dem zweiten: galli) propter puram evangelii professionem patria 

PULSI OB ACCEPTUM IN PERSECUTIONE HOSPITAI.ITATIS BENEFICIUM HOC GRATI ANIMI 

TESTIMONIUM D. D. A. EXiLii XI. ET CHRISTO NATO i578. Auf dem Mantel drei Scenen 
in Basrelief, auf dem einen: I. Mose 18, I. Könige i7, Ev. Luc. i9, 2; auf dem anderen: 
I. Mose i9, I, IL Könige 4, 8, Apostelgesch. 16, i4. Im Inneren der Deckel Relief: 
Kampf zweier Reiter. An einem der Deckel befestigt eine Denkmünze mit der In- 
schrift: REGIA RES IDEOQUE MEUM EST SUCCURRERE LAPSIS. Revers: VESALIA AB 
HISPANO CONTRA lUS ET FIDEM OCCUPATA, DEI OPT. MAX. MANU, EXIGUIS QUIPPE 
COPIIS, IMPERIO FRED. HENR. PR. ARAUS., DUM IPSE SILVAM DUCIS OPPUGNAT, EO MISSIS, 
CAESO CAPTOQUE PRAESIDIO IN PRISTINAM LIBERTATEM RESTITUTA ET CUM ILLA SIMUL 
PATRIA AB HOSTE, VISCERA EIUS INSIDENTE, LIBERATA EST XIX. SEXTIL. MDCXXIX. 

Die beiden Becher tragen verschiedene Marken. Ihr Meister ist Gillis Sibrechi von 
Köln (J. B. Nordhoff i. d. B. J. LXXVII, S. i5i. — Marc Rosenberg, Der Gold- 
schmiede Merkzeichen, Frankfurt i89o, S. i38, Nr. 5o8). 

i5i 



!D2 KREIS REES 

Biankenburger B L A N K EN B U R G E R HOF, jetziges GARNISON-LAZARETH, im 

16. Jh. erbaut, ursprünglich im Besitz der Familie von J ackern, zu Anfang des 18. Jh. im 
Besitz des Gouverneurs Generals von der Heiden, dann des Obersten von Blankenburg, 
daher Blankenburger Hof genannt. Nach seinem Tode ging der Bau an die Familie 
von Strünkede zu Krudenhurg über, von der es i776 die Kleve-Märkischen Landst'lnde 
kauften. Im J. i892 zum grössten Teile abgebrochen, 
ücschreibung Der ältere Bau des 16. Jh. zeigt nach dem alten Lazarethhof zu zwei geschweifte 

Giebel mit Ecktürmchen, über den rechtwinkeligen Fenstern sichtbare Entlastungs- 
bögen in Kielbogen form. An diesen Bau ist ein um i7oo errichteter Trakt angesetzt 
mit zweistöckigem Treppenhaus. Der dem Hofe zugekehrten Fa(;ade tritt ein inter- 
essanter durch zwei Pilaster gegliederter Risalit vor, unten in Haustein, oben in Back- 
steinbossagen. An der Fa(^:ade auf Konsolen sechs Büsten römischer Imperatoren, um 
i7oo, feiste Köpfe mit zusammengekniffenen Brauen, Theaterhelm und Schultermantel. 
An der Rückseite des Gebäudes vier Trophäen. 

Privaihäuscr Eiuc Reihe gothischer PRIVATHÄUSER des iS.Jh. sind noch in der Stadt 

erhalten, vor allem Nr. i4o am Markt, die Giebel meist verputzt, die sich aber durch 
nichts auszeichnen und weder die Originalität der Kai karer und Gocher, noch der 
Emmericher Häuser erreichen. Einzelne derbe Stuckdecken des i7. u. 18. Jh. haben 
sich, nur stark überstrichen, erhalten, vor allem in dem Hause des Herrn Carl Zaudy, 
Breite Brückstrasse 260, eine Decke mit der Darstellung des Urteils Salomonis, ein 
Werk von Jan Ilansche, dem Verfertiger der Decke im Hause ,Zum Grossen Kurfürsten' 
in Kleve (Kunstdenkmäler d. Kr. Kleve S. 118 mit Abb.), weiterhin im Hause der 
Herren W. Westhofl' (Breite Brückstrasse 266), J. Tenhaeff (Hohe Strasse 448), A. 
Rigaud (Fischmarkt 1276), E. Boss (Grosser Markt i54), J. Ridder (Rheinstrasse 
1298), bei Frau Tenbrink (Hohe Strasse 477), Voss (Breite Brückstrasse 2 76), Welsch 
(Grosser Markt i54). 

Am Entenmarkt lag das Haus der Bärss gen. Olischläger (mit 3 goldenen 
Barschen in Blau), im i7.Jh. bekannt als das Haus des Gerhardt Stemenberg gen. 
Düsseldorf, später nur HAUS DÜSSELDORF genannt, um i653 mit Glasgemälden 
verziert, die römische Kaiser, Sibyllen und In.schriften enthielten (die Inschriften bei 
Fahne, Denkmale und Ahnentafeln I, S. 88 — 92, 96). 

Niederrhein. N I E D E R R H E I N ISCH ES MUSEUM für Orts- und Heimatskunde, im 

J. i889 gegründet durch die Bemühungen von Karl Mummenthey, nach dem Vorbilde 
der von ihm in Altena im Süderlande ins Leben gerufenen Stiftung. Die Samm- 
lungen zerfallen in eine vorgeschichtliche und eine geschichtliche Abteilung, die erste 
Süll in Fundstücken, Zeichnungen und Modellen die frühen Kulturperioden des Nieder- 
rheins illustrieren, die zweite soll neben Werken der bildenden Kunst auch Äusserungen 
des Gewerbefleisses, des niederrheinischen Lebens in Haus und Feld, Gemeinde und 
Staat enthalten. 
S-iramiungcn Das Museuin, dem bei der bedeutenden Zukunft Wesels auch eine über den 

Umfang der kleinen niederrheinischen Sammlungen hinausgehende Ausdehnung be- 
schieden ist, befindet sich erst in seinen Anfängen. Unter den im Gebäude der 
früheren französischen Kirche vereinigten Altertümern befindet sich eine Kollektion 
römischer Thongefässe aus Xanten (vgl. Kunstdenkmäler d. Kr. Moers S. 80), acht 
graublaue Grabumen von der verschiedensten Form und Grösse, dann eine Reihe 
von römischen Hcnkelkannen, weiterhin fünf bauchige graue Urnen, zum Teil geriefelt 
und neun römische Töpfchen, Kännchen und Henkelkannen von gelblichem und grauem 
Thon, ein germanisches Steinbeil von Diersfordt, römische Ziegelplatten etc. 

l52 



WESEL 



i53 



Sammlung 
Küchel 



Gemälde 



Von späteren Gegenständen eine Anzahl interessanter eiserner und hölzerner Niederrhein 
Laden und Truhen mit kompliziertem Schloss, vom Ende des i5. Jh., eine kleine 
Wafifensammlung, Glasgemälde aus dem Hohehause, Hoheitszeichen vom Brüner Thor 
mit dem preussischen Adler, allerlei schmiedeeiserne Arbeiten, eine 2 m hohe, 1,60 m 
breite schmiedeeiserne Platte mit den Wappen Wesels und Preussens und der Inschrift : 

VESALIA l69l. SUB AUSPICIIS V. CL. DD. COSS. PETRI BRAHM ET ANDEAE (so) KUHLEN 
J. U. DRUM NECNON DD. QUAESTORUM HENRICl ALENDT ET HENRICI BAUMELSTER HAEC 

LAMiNA POSITA. Endlich eine hübsche und geschmackvoll arrangierte Zusammen- 
stellung älterer häuslicher Geräte vom Niederrhein. Die Sammlung der Bücher und 
Karten enthält bereits wertvolles Studienmaterial für die Geschichte Wesels. 

Die Privatsammlung des Herrn B. Küchel im Hotel Dornbusch enthält 
eine Reihe bemerkenswerter Altertümer und Kunstwerke, die von dem Besitzer mit 
auserlesenem Geschmack aufgestellt sind. Unter den Altertumsfunden zu nennen eine 
i3 cm hohe Grabume mit merkwürdigen schraffierten Ornamenten. Weiterliin eine 
bedeutende Sammlung von chinesischem, japanesischem, Delfter Porzellan, eine Reihe 
von Schmucksachen, Medaillen, endlich eine Kollektion von Möbeln, Schränkchen 
und Schnitzereien des i7. und 18. Jh. 

Im Kasino des 8. westfäl. Infanterieregiments Nr. 57 befindet sich als Geschenk 
des Prinzen Albrecht von Preussen seit i889 das i,35>^o93 m grosse Porträt (Knie- 
stück) des Herzogs Ferdinand von Braunschweig, i762 von / G. Ziesenis gemalt, in 
der Uniform des preussischen Infanterieregiments Nr. 5, das er von i755 — 1766 inne 
hatte. Der Herzog ist in Lebensgrösse dargestellt, er stützt die Rechte auf den 
Marschallstab und stemmt die Linke in die Seite, über der Uniform trägt er das 
Johanniterkreuz und den Stern des englischen Bathordens. Das Bild stammt aus der 
von den Franzosen geplünderten braunschweigischen Gemäldegallerie zu Salzdahlum. 

Vor den Thoren der Stadt ist den hier am 16. Sept. i8o9 erschossenen Schill- 
schen Offizieren ein Denkmal gesetzt. Es ist i833 nach Schinkels Zeichnung in Berlin 
gegossen, wiegt 95 Centner und zeigt eine trauernde Borussia, auf den Richtblock 
gestützt und den Schleier haltend, ihr gegenüber eine geflügelte Viktoria, mit der 
Rechten einen Lorbeerkranz über das Richtbeil haltend. Auf der Rückseite: sie 

STARBEN AI^ PREUSSEN UND HELDEN. 

Ein grosses und prächtiges plastisches Werk, eines der Hauptwerke der Kaikar- Kaivarieiiberg 
Xantener Schule, offenbar verwandt dem Berendonk sehen Stationsweg in Xanten (Kunst- 
denkmäler d. Kr. Moers S. i o i ), war der bei dem Kloster Averdorp vor den Thore 
der Stadt i5oi errichtete Kalvarienberg mit Stationen und Kapelle. Die Chronik 
Dusseldorffs (Xanten, Stiftsarchiv, Pels I, Bl. 454) berichtet: Pulcherrimae devotionis 
raonumentum fuit erectum et fundatum ad instar mcmtis Calvariae ad formam, latitu- 
dinera, distantiam etc. Hierosilymitanam. Insigne erat sacellum et tria altaria, summum, 
quod referebat depositionem Christi de cruce et sepulturam, apud fratres sive im 
Fraterhause Kirch adservatur (der oben S. 1 2 1 beschriebene Hochaltar, vgl. Taf. V). 
Versus civitatem et portam crucis Septem erant devotionis aedicula historias crucifixi 
eiusque sanguineas geniculationes referentes. Ad portam Viesporte erat depicta sancta 
Veronica strophyolo excipiendo sanguineos [jro nobis eflfusos sudores et benedictam 
faciem. Der Kalvarienberg ward am 3. Jan. i5o! geweiht (Pels I, fol. 423. — Ewichius» 
Vesalia p. 2?), er ist jetzt vor den Thoren von Dinslaken aufgestellt (Kunstdenkmäler 
d. Kr. Ruhrort). 



Schilldenkmal 



i53 



i54 



KREIS REES KARTE 




(iarfron 



i54 



I. Ortsregister. 



(Die Starkeren Ziffern bezeichnen die Seite, wo über den Ort im Zusammenhange gehandelt wird.) 



Seite 

Aaper Höfe 118 

Aldensulen 92 

Altschermbeck 107 

Anholt, Haus 13 

Aspel-Empeler Landwehr 61 

Aspel, Grafschaft 3 

Aspel, Kloster 11 

Aspel, Schloss II, 12, 63 

Aspeler Meer 2, 12, 117 

Averdorp, Kloster 139 

Aversforth, Haus 62 

Baalsche Mühle 58 

Babberich 66 

Bartelsmeer 117 

Bellinghoven, Schloss 4, 18 

Bellingho vener Meer 65, 117 

Bergefordt 18 

Bergerschult, Hof 67 

Beylardt, der lüttike = Marienthal 87 

Beylere ^ Marienthal 86 

Bienen 13 

Bilandtwerd 2 

Bislich 3, 14, 17, 18 

Bocholt 11, 118 

Boi^hees vgl. Bruckhees. 

Bremerscher Weg 58 

Brienen 2 

Bruckhees, Haus 2, 16, 66 

Brüggemann, Haus 107 

Brünen 16, 118 

Brünenscher Bruch 85 

Buddendick 21 

Caßsischer Wald 117 ! 

Diersfordt, Schloss 4, 17, 88 I 

Diersfordter Busch 17 

Dlngden 102 

Donsbrüggcn 89 



Seite 

Domick 2, 20, 93 

Drevenack 2, 21, 107 

Drevenack, Schloss 22 

Diyenkathe 18 

Düffelgau 2 

Ellersche Halde 18 

Eisgraben 18 

Elten vgl. Hochelten und Niederelten. 

Eltenberg 4, 66, 67 

Eltensche Halde 66 

Emmerich 1, 2, 3, 22, 58, 66, 88 

Emmerich, Amtmannschaft 3 

Emmerich, Archldiakonat 2 

Empel, Schloss 4, 58, 88 

Empeler Meer 117 

Fluiren 17, 18, 66, 117 

Fluirener Haide 17, 66 

Fuhrmannshof 81 

Funder 85 

Gartrop 107 

s'Grävenward 2 

Grenzwehren 18, 21, 58, 61, 66, 81, 84, 85, 86, 
88, 102, 107, 118 

Groln, Haus 4, 61, 

Haffen 2, 61, 88 

Hagener Meer 117 

Hagenshof 89 

Haldem 2, 11, 63, 66, 81, 111, 118 

Haltern 105 

Hamaland, Gau 2 

Hamminkeln 2, 18, 63, 65, 85, 102 

Haubeiig 66, 88 

Heerenberg - Denkmal 18 

s'Heerenberger Weg, alter 58 

Heerstrait, Römerstrasse 61 

Heidkamp, Haus 81 

Helderlo, Bauerschaft 65 



i55 



i56 



KREIS REES 



Seite 

Hcllweif, Rönierstrasse 25 

des Herzofjs Schlag, Landwehr 58 

Hetter, Amtmannschaft 3 

Hetter, Landstrich 2, 58, 81 

Hocheltcn 25, 63, 66, 81, 88, 118 

Holtstecgc 58 

Hooge Weg, Römerstrasse 18 

Hueth, Schloss 4, 78 

Hüthum 80 

Hülshorst 81 

Huisberden 66, 88 

Huri, Gemeinde 61 

Huvermannshüf 18, 21, 84, 85 

Isselburg 1, 3, 66, 67, 81, 84 

Isselburg, Schloss 82 

Isselburger Eisenhütte 82 

Isseier Bruch 18 

Isselgau 2 

Junkermannshof 91 

Kapellen 63, 81, 105, 118 

Kellen 2 

Klein -Netterden 1 

Kleinchen 107 

Kleve 3 

Kleverham 89 

Kloppeuberg 63 

Klosterberg 58 

Klotz, Haus 21 

Krähenberg 17 

Krudenburg, Schloss 83, 107 

Krusdik, Bauerngut 87 

Kuphaide 17 

Kj'sward 2 

Lackhausener Landwehr 85 

Laerward, Insel 89 

Spaldorf, Haus 17 

Lander = grosse Landwehr 58 

Landwehren s. CJrenzwehren. 

Landwehr, grosse 58 

Legmeer 2 

Leomerike, Gau 2 

Limmers, Amtmann schaft 3 

Lippermünd, Burg 17, 117 

Lippmannshof 18, 105, 118 

Lobith 2 

Löwenmühle hei Emmerich 58 

Loikum 21, 84 



Seite 

Lupia ^ Wesel 117 

Mariengarten, Kloster 140 

Marienkamp, Kloster 52 

Marienthal, Kloster 4, 86 

Meckenhof 61 

Meghelen 66, 81, 88 

Mehr 2, 18, 87, 88, 89 

Mehrhoog 66, 87 

Millingen 2, 88, 89 

Millinger Bruch 25 

Millinger Meer 2, 117 

Müsenberg bei Wesel 117 

Netterden 58, 66, 81, 88 

Niederelten 91 

Nierenberg 25 

Neuschermbcck 21, 107 

Nollenburg 58 

von Nassumsches Haus 58 

Nütterden 89 

Obrighoven 21, 118 

Obrighovener Landwehren 21 

OflFenberg, Haus 93 

OflFenberger Mühle 117 

Ostrhein, ehemaliger ' . 91, 102 

Peddenberg 17, 21, 84, 107 

Praest 2, 92, 93 

Prinzenbrücke 25 

Quappenburg 81 

Quappenburger Landw^ehr 67, 81 

Reene-Reinen = Reenen 61, 88 

Recs 1, 2, 11, 12. 63, 93, 111 

Rees, Amtmannschaft 3 

Reeser Bruch 102 

Rhein, alter 19. 81, 117 

Riet, Landwehr 58 

Ringenberg 102 

Ringenberg, Herrschaft 3 

Ringenberg, Schloss 103 

Ripuarien, Herzogtum 2 

Römerstrassen 11, 17, 18, 25, 58, 61, 63, 66, 
81, 84, 105, 117, 118 

Ryswickshof 89 

Sassenryk , 66 

Schermbeck 2, 3, 17, 84. 105 

Schermbeck, Schloss 110 

Schiedenhorst, Kloster 4. 81, 110 

Schmales Meer 12 



i56 



VERZEICHNISSE 



i57 



Seite Seite 

Schmitthausener Baum 85 Till 66, 88 

Schoikamp, Hof 17, 18, 118 ^ Tövener Feld 12 

Schwan 118 Uhlengatt 85 

Schwarze Halde 21 ' Vallog'schc Sümpfe 58 



Schwarzenstein, Haus 83 

Schwieningshof = Schwienumshof 86 

Schwienumshöfe 67, 84, 85, 86 

Seewall, I^andwehr 85 

Sonsfeld, Schloss 65 

Sonsfelder Meer 2, 65, 117 

Spelberie: 2 

SpeUen 21 

Spyck 2 



Veen 18 

Veluwegau 2 

Vonschenhof 18 

Voorthuysen 88 

Vrasselt 2, 25, 66, 110 

Wenge, Haus 21 

Werth 11, 84 

Werther Bruch 85, 111 

Wesel 1, 2, 3, 4, 61, 63, 111 



Steegcr Burgrwart 105, 118 I Xanten, Dekanat 

Sulen 92 



IL Sammlungen. 



Küchel in Wesel 

Niederrhein. Museum in Wesel 



Seite 
153 
152 



Sluyter, Kaplan in Rees . 



Seite 
99 



III. Abbildungen im Text. 



Seite 

Fij^. 1. Bellinjjhoven, Schloss 13 Fiff. 15. 

Fi^. 2. Brtinen, Portal der Pfarrkirche . 16 

F'ifT. 3. Brünen, Kapitale a. d. Pfarrkirche 16 Fijr. 16. 

Fifj. 4. Diersfordt, Schloss 18 

Fijf. 5. Emmerich, Grundriss der Aide- Fijj. 17. 

^undi.skirche 25 

Fij2^. 6. Emmerich, Turm der Aldeg:undis- ' Fifr. 18. 

kirche ' 27 

Fiff. 7 u. 8. Emmerich, Aldejj^undiskirche, , Fißf. 19. 

S. Agnes und S. Katharina vom 
Meister von Emmerich 29 Fig. 20. 

Fig. 9. Emmerich, Ansicht der Münster- 
kirche 33 Fig. 21. 

Fig. 10. Emmerich, Grundriss der Mün.ster- 

kirche 34 Fig. 22. 

Fig. 11. Emmerich, Grundri.ss der Krypta , 

der Münsterkirche 35 Fig. 23. 

Fig. L2. Emmerich, Längsschnitt d. Münster- 
kirche 37 Fig. 24. 

Fig. 13. Emmerich, Querschnitt des Ostteils Fig. 25. 

der Mtinsterkirche 38 Fig. 26. 

Fig. 14. Emmerich, Säulen der Krypta . . 39 , 



Seite 



Emmerich, Romanischer Flurhelag 

im Chor der Münster kirche .... 40 

Emmerich, Chorgestühl vom J. 1486 

in der Münsterkirche 42 

Emmerich, Romanischer Leuchter 

in der Münsterkirche 44 

Emmerich, Hölzerner Kruzifixus in 

der Münsterkirche 45 

Emmerich, Relief in der Münster- 
kirche 46 

Emmerich, Rückseite der WlUi- 

brordi -Arche 47 

Emmerich, Silberner Kalvarienberg 

in der Münsterkirche 48 

Emmerich, Silb. Madonnenstatuette 

in der Münsterkirche 49 

Emmerich, Reliquienbehälter in der 

Münsterkirche 50 

Emmerich, Die Leeuwport i. J. 1745 53 

Emmerich, Die Baronie 55 

Emmerich, Vorderer Giebel von 
der Baronie 56 



i57 



i58 



KREIS REES 



Seite I 
Fijf. 27. Emmerich, Hof von Holland ... 57 | 

Fip. 28. Empel, Haus, Portal 59 j 

Fig. 29. Haus Empel vom Hofe aus ... 60 
Fig. 30 u. 31. Haffen, Wandgemälde in 

der kathol. Pfarrkirche 62 

Fig. 32. Hochelten, Grundriss der Stifts- 
kirche 68 

Fig. 33. Hochelten, Turm der Stiftskirche 69 
Fig. 34. Hochelten, Längsdurchschnitt der 

Stiftskirche 70 

Fig. 35. Hochelten, Querschnitt der Stifts- 
kirche 71 

Fig. 36. Hochelten, Kapitale aus dem Mittel- 
schiff der Stiftskirche 72 

F'ig. 37. Hochelten, Romanische Friese aus 

dem Mittelschiff der Stiftskirche . 73 
Fig. 38. Hochelten, Steinfigur des Abraham 

als Seelensammler 74 

Fig. 39. Hochelten, Silberstatuette des h. 

Michael 76 

Fig. 40. Hochelten, Krystallreliquiar .... 76 

Fig. 41. Hueth, Schloss 79 

Fig. 42. Hueth, Lageplan vom J. 1741 . . 80 
Fig. 43. Hueth, Zeichnung vom J. 1667 . 80 
Fig. 44. Isselburg, Rundturm der ehemal. 

Befestigung 82 

Fig. 45. L o i k u m , Erdwerk bei den Seh wie- 

numshöfen, Grundriss 84 

Fig. 46. Loikum, Erdwerk bei den Schwie- 

numshöfen, Querschnitte 85 

Fig. 47. Millingen, Sakramentshäuschen . 90 
Fig. 48. Rees, Ansicht der Stadt vom J. 
1737 im Besitz des Herrn Sylvester 

Festen zu Rees 94 

Fig. 49. Rees, Madonnenbild in der kathol. 

Pfarrkirche 96 

Fig. 50. Rees, Rathaus 100 

Fig. 51. Rees, Reste der Stadtbefestigungen 101 

Fig. 62. Ringenberg, Schloss 103 

Fig. 53. Schloss Ringenberg am Ende des 
17. Jh. nach einer Zeichnung im 



Seite 
Besitz des Fürsten Otto Adalbert 
zu Salm - Horstmar 104 

Fig. 54. Schermbeck, Steeger Burgwart 106 

Fig. 55. Schermbeck, Grundriss der evangel. 

Pfarrkirche 107 

Fig. 56. Schermbeck, Köpfe aus dem Hoch- 
altar von 1506 108 

Fig. 57. Wesel, Turm der Matenakirche . 123 

Fig. 58. Wesel, Choransicht der Willibrordi- 

kirche 125 

Fig. 59. Wesel, Fundamente d. romanischen 

WiUibrordikirche 128 

Fig. 60. Wesel, Details der romanischen 

WiUibrordikirche 129 

Fig. 61. Wesel, Nördlicher Kreuzschif%iebel 

der WiUibrordikirche 130 

Fig. 62. Wesel, Obergaden des Chores der 

WUlibrordikirche 131 

Fig. 63. Wesel, Grundriss der WiUibrordi- 
kirche 132 

Fig. 64. Wesel, Steinmetzzeichen aus der 

WiUibrordikirche 133 

Fig. 65. Wesel, Rosette a. d. Chorumgang 

der WiUibrordikirche 134 

Fig. 66 u. 67. Wesel, Kapitale aus den Chor- 
kapellen der WiUibrordikirche . . 135 

Fig. 68. Wesel, Ansicht der Stadt aus der 
Vogelperspektive von Hermann 
Hammelman vom J. 1572 .... 141 

Fig. 69. Wesel, Grundriss der spanischen 
Befestigungen vom J. 1614 (punk- 
tiert eingezeichnet die Erweite- 
rungspläne Dupuys vom J. 1680) 142 

Fig. 70. Wesel, Innenansicht des BerUner 

Thores 143 

Fig. 71. Wesel, Grundriss d. Berliner Thores 144 

Fig. 72. Wesel, Aussenansicht des Berliner 

Thores 145 

Fig. 73. Wesel, Ansicht des Klever Thores 146 

Fig. 74. Wesel, Kommandantur ...... 147 

Fig. 76. Wesel, Marktfa^ade des Rathauses 149 



IV. Tafeln. 



Seite 
Taf. I. Emmerich, Willibrordiarche i. d. 

Münsterkirche 46 

»■ 

Taf. II. Emmerich, Porträts der sechs kle- 

K vischen Herzöge 55 

Taf. in. Haldern, Mittelbild des Tripty- 

chons 63 



Seite 



Taf. IV. Hochelten, Agraffen aus dem 

Schatz der Stiftskirche 76 

Taf. V. Wesel, Hochaltar in der Frater- 

j herrenkirche 121 

Taf. VI. Wesel, Gerichtsbild von Heinrich 

Dünwegge im Rathause 150 



iS8 



Papier von J. W. Zanders in B.Gladbach. 

Lichtdrucke von Ans. Schmitz, Hofphotograph in Kola. 

Photocypien von Meisenbach, Ripfarth & Co. in Mitnchen. 

Autotypien von Angerer & Göschl in Wien. 

Druck von L. Schwann in Düsseldorf. 



DIE 



KUNSTDENKMÄLER 



DER 



RHEINPROVINZ 



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