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Full text of "Psychoanalyse der Sexualgewohnheiten"

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Dr. S. F 



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Jl svdhu 



i 



sycnoanaiyse von 
oexualgewonnJieiten 



Zur Psychoanalyse von 
Sexualgewohnheiten 

(mit Beiträgen zur therapeutischen Technik) 



Von 



Dr. S. Ferenczi 



1925 

Internationaler 
Psychoanalytischer Verlag 

Leipzig / Wien / Zürich 



Alle Rechte, 
insbesondere das der Übersetzung, vorbehalten 

Copyright 1925 

by „Internationaler Psychoanalytischer Verlag 

Ges. m. b. H.", Wien 



Gesellschaft für Graphische Industrie A.-G-, Wien, HF., Rüdengasse n 



■■■ -— 7 



Einige meiner letzten psychoanalytischen Aufsätze beschäftigen sich mit 
der Ergänzung unserer therapeutischen Technik durch gewisse „aktive 
Maßnahmen. Diese Arbeiten waren mehr im Allgemeinen gehalten ; sie brachten 
keine Einzelheiten über die Art und Weise der Anwendung dieses psycho- 
therapeutischen Hilfsmittels und ließen so für mißverständliche Auffassung 
zu viel Spielraum übrig. Ich halte es darum für meine Pflicht, mich über 
meine technischen Erfahrungen etwas eingehender zu äußern. Allerdings 
bin ich auch heute nicht in der Lage, den Gegenstand systematisch zu 
behandeln, das gestattet mir die Vielseitigkeit und Weitverzweigtheit des 
Materials einstweilen nicht; immerhin hoffe ich durch Hervorhebung 
charakteristischer Beispiele aus der Praxis zeigen zu können, wie etwa die 
sogenannte Aktivität mit Erfolg gehandhabt werden kann, wie man sich 
ungefähr die Erfolge theoretisch klar machen dürfte und wie sich diese 
Einzelheiten in das übrige analytische Wissen einreihen. Natürlich werde 
ich es nicht versäumen, an passender Stelle auf die Grenzen der Anwend- 
barkeit der Aktivität, ja auch auf neue Schwierigkeiten hinzuweisen, die 
sich gelegentlich statt der erwarteten Förderung aus ihr ergeben können. 
Wie jede Einzeluntersuchung, ist auch die vorliegende notwendigerweise 
mit dem Übel einer gewissen Einseitigkeit behaftet. Indem man seine 
Thesen gegen alle erdenklichen Einwände verteidigt, erweckt man nur 
zu leicht den Eindruck, als wollte man das als Neuigkeit Vorgeschlagene 
auf Kosten dessen, was bisher für richtig galt, anpreisen; man verfällt 
bei dieser Verteidigungsarbeit leicht ins Advokatorische. Zur Abwehr 
dieses sicherlich falschen Anscheines bleibt dem Autor nichts anderes übrig 
als wiederholt zu versichern, daß die sogenannte Aktivität die bisherige 
Analyse keineswegs ersetzen, sondern sie an einigen Punkten und bei 
gewissen Gelegenheiten ergänzen will. Der Versuch, die bisherige psycho- 
analytische Technik einfach durch eine Reihe von aktiven Maßnahmen und 



Dr. S. Ferenczi 



Abreaktionen zu ersetzen, würde sich bitter rächen. Endzweck der psycho- 
analytischen Therapie ist nach wie vor die vorbewußte psychische Bindung 
des Verdrängten mit Hilfe wiedererweckter Erinnerungen und notgedrungen 
angenommener Rekonstruktionen. Die Aktivität ist nur ein Hilfsmittel, 
das in der Hand des Geübten die analytische Arbeit fördern kann. 

Die Zusammenfassung des Mitzuteilenden unter dem Gesichtspunkte 
einer „Psychoanalyse von Sexualgewohnheiten" ergab sich erst während 
der Niederschrift, als es sich zeigte, daß die wissenschaftlichen Assoziationen 
an unser ursprünglich rein technisches Thema sich von selbst um den im 
Titel angegebenen Gegenstand herum gruppieren. 



: 



~ ... 



I 

Zur Analyse urethro-analer Gewohnheiten 

Als eine der Hauptregeln in Bezug auf das allgemeine Verhalten dem 
Analysierten gegenüber kann die Freud sehe Formel gelten, wonach die 
Analyse in der psychischen Situation der Versagung durchgeführt 
werden soll. Wir verstanden dies bisher nur in dem Sinne, daß man 
die vom Patienten in der Übertragung gestellten Wünsche und Forde- 
rungen unerfüllt läßt, insbesondere seine Sehnsucht nach Zärtlichkeit 
und die Tendenz, sich beim Analytiker sozusagen fürs ganze Leben häuslich 
einzurichten. Dem möchte ich nun hinzufügen, daß dem Patienten nicht 
nur diese Entbehrung, sondern auch Entbehrungen verschiedener anderer 
Art mit Vorteil auferlegt werden können ; die wichtigste der diesbezüglichen 
Beobachtungen will ich gleich hier vorausschicken. 

In einer meiner früheren Arbeiten führte ich unter den Beispielen zur 
Illustration der aktiven Aufgaben während der Analyse den Fall an, 
daß man Patienten, die in der Stunde das „passagere Symptom des Harn- 
dranges produzieren, möglichst davon abhält, diesem Drange nachzugeben, 
in der Erwartung, daß die durch die Verhinderung der Entleerung hervor- 
gerufene Spannungssteigerung, die sich auch auf das Psychische erstreckt, 
leichter das Material zutage fördert, das sich hinter jenem Symptom zu 
verstecken suchte. Später sah ich mich veranlaßt, bei einzelnen Patienten 
Verhaltungsmaßregeln auch in Bezug auf die Stuhlentleerung zu geben, 
besonders wo ich eine überängstliche Tendenz zur Einhaltung bestimmter 
Zeitintervalle beobachtete. Auch hier gingen meine Erwartungsvorstellungen 
vorerst nicht weiter, als daß die Störung dieser Gewohnheiten die Analyse 
irgendwie fördern dürfte. Die Ergebnisse brachten aber mehr, als ich 
erwartet hatte. Die Patienten mit Harndrangsymptom erwiesen sich als 
Personen, die überhaupt viel zu häufig urinieren, das heißt an einer 



Dr. S. Ferenczi 



unauffälligen Art der Pollakisurie leiden, hinter der sich aber die unbewußte 
Angst vor der unvollkommenen Beherrschung des Blasenschließmuskels 
versteckt, ein Abkömmling und Rest der infantilen Schwierigkeiten bei 
der Anpassung an die diesbezüglichen Exkretions Vorschriften. Bei den Stuhl- 
pedanten ließ sich ähnliches feststellen. Sie kompensierten mit ihrer Über- 
promptheit und Pünktlichkeit die infantil-analerotische Tendenz, den Stuhl 
möglichst lange zurückzuhalten; aber auch hier wirkte unbewußterweise 
die Angst mit, daß bei längerer Zurückhaltung sich zu viel Exkret ansammeln 
und beim Durchgang zu starke Schmerzen verursachen würde. Oft war 
es ein und derselbe Patient, an dem ich die anale wie auch die 
urethrale Maßregel anzuwenden mich veranlaßt sah; meistens waren es 
impotente Männer oder frigide Frauen. 

Die erste Reaktion, die ich auf diese Störung langgewohnter Entleerungs- 
gewohnheiten bekam, war nicht selten die folgende: das Urethralverbot wurde 
vom Patienten ganz selbstbewußt mit der Äußerung abgewiesen, er wäre 
imstande, auch einen Tag lang den Harn zurückzuhalten, er sei in dieser 
Hinsicht überpotent usw., und als ich darauf einging und dem Patienten 
den Auftrag gab, den Harn so lange als er nur kann zurückzuhalten, kam es 
in der Tat gelegentlich zu erstaunlichen Mehrleistungen, zur Zurückhaltung 
bis zu 8, bis 10, ja, einmal bis zu 28 Stunden. Allerdings meist nur das 
erstemal, oder nur eine Zeit lang. Dem Auftrage, diesen Versuch fortzusetzen, 
kamen sie gewöhnlich nur sehr unvollkommen nach, ja, es zeigte sich, daß 
manchmal schon eine ein- bis zweimalige Erschöpfung imstande war, die 
hinter der „Überpotenz" versteckte, dem Patienten bisher ganz unbekannte 
Neigung zur Enuresis zu entlarven, was dann zur Aufhellung bedeutsamer 
Stücke der Kleinkindergeschichte des Patienten führte. Es war, als ob hier 
die erhalten gebliebene Schwäche des inneren Schließmuskels der Blase durch 
überstarke Innervation der auxiliären externen Schließmuskeln wettgemacht 
worden, aber nach der Erschöpfung der letzteren unverhüllt zutage 
getreten wäre. 

Auch dem Stuhlpedanten gab ich den Auftrag, abzuwarten, bis sich der 
Drang von selbst äußere. Da kleidete sich der Widerstand (wie übrigens 
auch manchmal beim Harnversuch) in die Form hypochondrischer 
Befürchtungen. Der Darm könne platzen; man bekäme Hämorrhoiden durch 
die Zurückhaltung; die unausgeschiedenen Exkremente wirkten auf den 
Organismus schädlich, ja, giftig ein; einzelne klagten über Kopfschmerzen, 
Appetitlosigkeit, Denkunfähigkeit als Folgeerscheinungen; sie sprachen von 
Fällen, in denen nach langer Obstipation Kotbrechen aufgetreten sei und 



Zur Psychoanalyse von Sexualgewohnheiten 



waren nur mit Mühe davon abzuhalten, die ihnen zur Gewohnheit 
gewordene Abführpille oder Irrigation wieder zu gebrauchen. Alle diese 
Befürchtungen waren aber nur phobische Vorbauten, die den Zugang zur 
verdrängten Analerotik und zur analen Angst versperrten; ließ man sich 
durch sie nicht abschrecken, so bekam man nicht selten tiefe Einblicke 
in das hinter Charaktermerkmale verdrängte Triebleben. Allerdings gab es 
auch hier Trotzige, die gleichsam, um mich ad absurdum zu führen, ihren 
Stuhl 4, 5, 8, ja in einem gut beglaubigten Falle 1 1 Tage lang zurück- 
hielten, um schließlich, offenbar nachdem sie einsahen, daß ich nicht nach- 
gebe, unter heftigen wehenartigen Schmerzen, einen ungeheuren harten 
Knollen mit nachfolgenden riesigen Stuhlmassen zutage zu fördern. 

Auch bei der Stuhlaufgabe genügte zumeist, wenn auch nicht immer, 
ein einziger Versuch, um den Trotz des Patienten zu brechen; gab man 
den Patienten neuerlich den Auftrag zur Zurückhaltung bis zum Äußersten, 
so war dies ihnen bei weitem nicht mehr so leicht, ja, es kam vor, daß 
eine seit undenklichen Zeiten bestehende Stuhlverstopfung durch diese 
Maßregel beseitigt wurde. Auch bei der Stuhlentleerung kann, wie es scheint, 
die Mehrleistung der externen Schließmuskeln die Schwäche der internen 
verdecken. 1 

Selbstverständlich hätte ich mich nicht so ausführlich mit diesen beiden 
Funktionen beschäftigt, hätte ich nicht die merkwürdige, anfangs mich 
selber überraschende Beobachtung gemacht, daß man durch sie rascher 
gewisse, sonst unzugängliche Verbindungswege zwischen den Charakter- 
eigenschaften und den neurotischen Symptomen einerseits, ihren Triebquellen 
und der infantilen Vorgeschichte andererseits aufdecken kann. Speziell die 
sogenannten „Charakteranalysen" dürften eine solche Reduktion zu den 
anal-, urethral- und oralerotischen Interessen mit Hilfe aktiver Aufgaben 
erfordern, als gälte es hier, auf die Urquellen zurückzugreifen und deren 
Triebenergien neu- und andersartig zu vermischen und zu verwenden. 

Als unerwarteten Nebengewinn brachten mir die exkrementeilen 
Zurückhaltungsversuche Bestätigungen zur „Amphimixistheorie" der 
Genitalität, wie sie in meinem „Versuch einer Genitaltheorie" ausgeführt 



i) Wer meine Beobachtungen über die oft ganz erstaunlichen „hysterischen 
Materialisationsphänomene« kennt (siebe Hysterie und Pathoneurosen, Internation. 
Psychoanalyt. Bibl. Bd. II, 1919), wird es nicht von vorneherein als absurd zurück- 
weisen, daß das Unbewußte sich auch in Form und Gliederung der Exkrete inhalt- 
lichen Ausdruck verschaffen kann, eine Möglichkeit, auf die schon Groddeck 
in seinem „Seelensucher" halb scherzhaft hingewiesen hat. 



— 



Dr. S. Ferenczi 



ist. In emigen Fällen fiel mir nämlich auf, daß das urethrale Verbot einen 
unver, ennb Einfluß auf die Analfunküon merken ließ, al "die 

Pattt IT ^ r h , S ° ZUSagen ^ FÜckwärts —hoben hätte, die 
Patenten bekamen häufigeren Stuhldrang, Blähyngen, reichlichen Abgang 

I ein TtrT" R «T h r derWeh!ge Ve - h ^« g en wurden merkhch 

und W b aUf dieEßlUSt Und W3S W0hl ^Merkwürdigste 

und W^lmgste war, das Auftreten von Erektionen selbst bei solchen 
potenten, die solches bei sich lange nicht mehr beobachtet hatten Es 
war unvermeulhch fiese Dinge mit gewissen, in meiner „Genitaltheorie« 

ZusaiTb the ° retl ! Chen *-"- Über ^e Genese der Genitalität in 
Zusammenhang zu brxngen, ja, sie als experimentelle Bestätigung der dort 

AT Wh ™-». *» banale und urethrale Innervaüons- 
Hemm T ™P h ™ kUsche * Vermengung in den Entleerung, und 
Hemmungsfunktxonen der Blase und des Mastdarms nachweisen lasL, daß 

tZL T en , T AäX ^ ^ GCnita,e "** werde * «nd beim 

Begattungsakte die Ejakulationsbestrebungen und deren Hemmungen 
^herrschen. Nebst der theoretischen Wichtigkeit dieses Fundes erschient 
» r aber auch m praktxscher Hinsicht sehr bedeutsam, daß sich durch 

stukZ d aktlVen , Maß f hmen «- Aussicht auf die leichtere Rekon- 
strukt.on.der pragemtalen Struktur der Impotenzfälle eröffnete. Ich teile 
u ngens vol k ommen W. Reichs Ansicht,* daß nicht nur die manifesten 
falle von Impotenz, sondern sozusagen alle Neurosenfälle mit irgend- 
welchen Störungen der Genitalität einhergehen und konnte die VerTd- 

££ e"™ Aktivität bei den v - chied — 

Dem nächstliegenden Einwand, daß es sich bei der Retention nur um 
e me mechamsche Reizung der benachbarten Genitalien handelt, kann ich 

Wahrste f^ ng , "TTT?* " * ***»" "^ ™* « * 

l7rlZ ' V- f ^ gCfÜllter Bl3Se meldeten ' S ° ndern au <* -ch 

de Entleerung^ Viel zwingender als dieses Argument sprach aber für den 

bshnebenen Zusammenhang das psychische Benehmen des Analysierten 
D^emgen, hinter deren „Überpotenz« latente kindliche Schwächen ver- 
borgen waren wurden merklich bescheidener, während jene, die bei den 

Bd'xv 6 ^. "' VeWUCh Ciner G »'*ltheorie, Internat. Psychoanalyt. BiMiothek, 
Lib?do K « ngreßV ° r,Xag ' * U " B * W »Di» therapeutische Bedeutung der genita.en 



Zur Psydioanalyse von Sexualgewohnheiten 



wanden, eine bemerkenswerte Hebung des Selbstvertrauens auch in sexueller 
Hinsicht zeigten. Unter anderem bekamen sie auch Mut zu tiefergreifen- 
den Assoziationen und Erinnerungen, wohl auch zu Fortschritten in der 
analytischen Übertragungssituation, zu denen sie sich vorher nicht empor- 
schwingen konnten. Auch bin ich dessen nicht so gewiß, ob überhaupt 
die sogenannte Wassersteife rein mechanisch, ohne Zuhilfenahme amphi- 
miktischer Innervationsverlegung erklärbar ist. 

Diese Beobachtungen verschafften mir Gelegenheit, die Verhältnisse bei 
der prägenitalen Erziehung der Kinder gleichsam in der analytischen Nach- 
erziehung mitzuerleben und eingehend zu studieren. Als letztes Motiv 
sowohl der urethralen Entleerungs- als auch der analen Zurückhaltungs- 
tendenz fand ich die Angst vor einem Schmerz; bei der Blasen- 
entleerung die Angst vor der durch die Blasenfülle verursachten Spannung, 
bei der Darmentleerung die Angst vor dem Schmerz beim Passieren der 
Kotsäule, die die Wandung des Analringes dehnt und zerrt. Darum bedeutet 
für die Blase die Entleerung Lust, für denDarm Unlust. 1 
Die erotische Verwendung dieser Funktionen erfordert ein relativ 
starkes Anwachsenlassen dieser Spannungen. Wirkliche Lust folgt der 
Blasenentleerung nur, wenn die Spannung der Blasenwand eine gewisse 
Höhe überschritten hatte; ebenso meldet sich der von Freud festgestellte 
erotische Lustnebengewinn bei der Darmentleerung nur dann, wenn die 
vor der Entleerung empfundene Unlust oder Spannung ein erheblicher 
war, wie überhaupt, meiner Ansicht nach, das spezifisch Erotische in der 
lustvollen Überwindung einer sich selbst verschafften organischen Schwierig- 
keit besteht. 2 Viele Neurotiker erweisen sich nun als Überängstliche, sie 
versagen sich aus Furcht vor dem dabei unausweichlichen Schmerz die 
Lust der analen und urethralen Erotik und es hat den Anschein, als ob 
das Aufbringen des Mutes zur prägenitalen Erotik unumgänglich wäre, 
ohne ihn kommt eine gut fundierte Genitalerotik nicht zustande. In der 
Analyse wird nun der anale und urethrale Abgewöhnungskampf wieder- 
holt und diesmal zu einem gedeihlicheren Ende geführt, wobei natürlich 
vorerst gewisse Fähigkeiten und Gewohnheiten, die die gelungene Erledigung 
dieser Erziehungsphase vortäuschen, abgebaut werden müssen. 

Doch nicht nur die physiologischen Folgeerscheinungen dieser Zurück- 
haltungsversuche sind bedeutsam, sondern auch das sich dabei ergebende 
assoziative Material. Die Identifizierung der Kinder mit ihren Eltern hat 

1) Siehe auch D. Forsyths diesbezügliche Beobachtungen. 

2) Genitaltheorie, S. 11. 



IO 



Dr. S. Ferenczi 



eben eine prägenitale Vorstufe. Bevor das Kind sich genital mit den Eltern 
zu messen wagte, versucht es dies mit Hilfe der analen und urethralen 
Leistungen, wobei den Exkreten — ganz im Sinne der „Genitaltheorie" 
— die Kinderrolle, den Entleerungsorganen selbst aber die noch geschlecht- 
lich undifferenzierte Rolle des Erzeugers zukommt. 

Unser aktives Eingreifen, speziell bei der Darmaufgabe, läßt sich nach 
alledem auch so beschreiben, daß wir dabei gewisse Spannungen so weit 
steigern, bis der Schmerz der Zurückhaltung über die Angst vor der Entleerung 
überwiegt; bei den Urethralen handelt es sich eher um eine Art Ange- 
wöhnung und um das Ertragenlernen der Spannungen der Blasenwand. 
Selbstverständlich darf neben diesen physiologischen Momenten die elter- 
liche Übertragungsrolle des Arztes nicht unberücksichtigt bleiben. Die ärzt- 
lichen Gebote und Verbote wiederholen gewissermaßen die autoritativen Befehle 
der bedeutsamen Persönlichkeiten der Kinderzeit, allerdings mit dem nicht 
unwesentlichen Unterschiede, daß in der Kindheit alles zur Abgewöhnung 
von den Lustnebengewinnen hinarbeitet, während wir in der Analyse die 
erste, zu gut gelungene Erziehung durch eine neue ersetzen, in der auch 
der Erotik ein ihr rechtmäßig zukommender Spielraum gewährt wird. 1 

Im Zusammenhang mit der Regelung der analen und urethralen 
Funktion kommt es in der Analyse gewöhnlich auch zur Revision gewisser 
Charakterzüge, die, wie es uns Freu d zeigte, nur Ersatz-, Gärungs- 
und Sublimierungsprodukte jener organischen Triebanlagen sind. Die 
analytische Auffrischung der Analerotik geschieht auf Kosten des Anal- 
charakters; der bisher ängstliche, geizige Patient wird allmählich, und 
zwar nicht nur mit seinen Exkreten, freigiebiger ; der leicht entflammte 
Urethralcharakter, der auch psychisch keine Spannung ohne sofortige Ent- 
ladung ertrug, wird zurückhaltender. Im allgemeinen kann man sagen, 
daß die bei diesen Maßnahmen gewonnene Überzeugung, daß man mehr 

i) Die Ausdrücke „Gebot" und „Verbot« sind einigermaßen irreführend, sie geben 
zumindest nicht ganz genau die Art wieder, in der, meiner Ansicht nach, solche 
Maßnahmen angewendet werden sollen. Ich hätte sie lieber positive und negative 
Ratschlage nennen sollen und damit andeuten, daß es sich hier nicht um 
autoritative Befehle handelt, wie solche in der Kindererziehung üblich sind, sondern 
um Verhaltungsweisen, die der Patient im Einverständnis mit dem Arzte oder 
wenigstens im Vertrauen auf ihre schließliche Zweckmäßigkeit gleichsam experimentell 
sich gefallen läßt. Nichts liegt dem Psychoanalytiker ferner, als sich in der Rolle 
des allmächtigen Befehlshabers zu gefallen oder sich gar zu sadistischer Strenge hin- 
reißen zu lassen. Letzteres hieße auf das Niveau der früheren Psychotherapie der 
Oewalt zurückzusinken. Nur selten kommt man in die Lage, die Fortsetzung der 
K.UT von der Annahme unserer Ratschläge abhängig zu machen. 



Unlust ertragen, ja, diese zu größerer erotischer Lustgewinnung verwenden 
kann, ein gewisses Gefühl der Freiheit und des Selbstvertrauens zu erwerben 
hilft, der dem Neurotiker so sehr mangelt; erst mit diesem Gefühle der 
Überlegenheit gehen Sexualstrebungen höherer, genitaler Natur einher; 
schließlich auch der Mut zur Auffrischung des Ödipuskonflikts und zur 
Überwindung der Kastrationsangst. 

Am Ende einer durchgeführten Analyse erscheinen nämlich die neuro- 
tischen Stuhl- und Harnsymptome wohl nur zum Teile als Wiederholungs- 
tendenzen der Anpassungskämpfe zwischen den Enüeerungstrieben und den 
ersten sozialen Forderungen. Als die eigentliche traumatische Kraft ent- 
puppt sich vielmehr auch hier, wie in den Neurosen überhaupt, die Flucht- 
tendenz vor dem Ödipuskonflikt und damit vor der Genitalität; die mani- 
festen und latenten Äußerungen der Anal-, Urethral-, Oral- und sonstiger 
Erotik in der Neurose sind also zumeist sekundäre, das heißt regressive 
Ersatzbildungen der eigentlichen neurosogenen Momente, besonders der 
Kastrationsangst. 

Bei der vorhin erwähnten analen und urethralen Identifizierung mit 
den Eltern scheint sich schon in der kindlichen Seele eine Art phy- 
siologische Vorstufe des Ichideals oder Über-Ichs zu 
etablieren. Nicht nur, daß das Kind seine diesbezüglichen Leistungen fort- 
während mit denen der Erwachsenen vergleicht, sondern es errichtet in 
sich auch eine strenge Sphinktermoral, gegen die man sich nicht 
ohne schwere Selbstvorwürfe und Gewissensstrafen versündigen kann. Es 
ist gar nicht so unmöglich, daß diese halb noch physiologische 
Moral eine der wesentlichen Grundlagen der späteren, rein psychischen 
ist, gleichwie nach einer von mir geäußerten Vermutung der physiologische 
Akt des Riechens (vor dem Essen) Vorbild oder Vorstufe aller höheren 
intellektuellen Leistungen sein dürfte, bei denen es sich um einen Auf- 
schub von Triebbefriedigungen handelt (Denken). 

Es ist gar nicht ausgeschlossen, daß wir die biologische und psycho- 
logische Bedeutung der Sphinkteren bisher viel zu wenig würdigten. Ihr 
anatomischer Bau und ihre Funktionsweise scheint sie zur Erzeugung, 
Anhäufung und Abfuhr von Spannungen besonders geeignet zu machen; 
sie wirken eben nach Art von Schleusen, an den Aus- und Eingangs- 
steUen der Körperhöhlen angebracht, und ihre wechselnde Innervations- 
stärke vermag eine unendliche Variation von Spannungs- und Entspannungs- 
gefühlen zu vermitteln, indem sie die Zu- und Abströmung von Körper- 
inhalten erleichtern oder erschweren. Bisher wurden diese Verhältnisse nur 



vom Nutzlichkeitsstandpunkte gewürdigt, während die lust- und unlust- 
bereitende, besonders aber die erotische Wichtigkeit des Spieles der 
Sphinkteren ganz vernachlässigt blieb. Es ist leicht, die Verlegung der 
Innervationsquantitäten von einem Sphinkter auf den anderen oder auf 
mehrere zu konstatieren. Bei der Angst zum Beispiel meldet sich gewöhn- 
lich auch starke Verengerung der Analöffnung, gewöhnlich gleichzeitig mit 
Entleerungstendenzen der Blase. Diese Kontraktion kann sich bei der Hysterie 
auf andere Organe verschieben, als Globus der Schlundmuskulatur, als 
Zuschnurung der Kehle (hysterische Aphonie), als Kontraktion des Pylorus, 
als Bildung atypischer Sphinkteren an beliebigen Stellen des Darm- 
schlauches. Als Ausgangspunkt aller dieser Kämpfe läßt sich bei der 
Hysterie die Angst vor der entsprechenden Innervation der Genital- 
sphinkteren nachweisen, die sich beim Manne in Störungen der Potenz, 
bei der Frau auch in Menstruationsbeschwerden (Muttermundkontraktion) 
äußern kann. Auch von diesen Beobachtungen an den Sphinkteren führen 
Gedankenverbindungen zur Erklärung vieler neurotischer Symptome als 
Kastrations-, Geburtsangst (Rank), und zu der in ihrer Bedeutung noch 
nicht voll gewürdigten Gebär angst. Zur Messung der Stärke emotioneller 
Schwankungen, besonders der Angst, könnte man den Experimental- 
psychologen, die Manometrie der Sphinkters? an n un g im Anus 
empfehlen, gleichwie die Berücksichtigung der Sphinkterwirkungen am 
Mund und in der Kehle unser Verständnis für die Physiologie und Patho- 
logie des Atmens, des Sprechens und des Singens, besonders in ihren 
emotionellen Beziehungen, steigert. (S. P f e i f e r, F o r s y t h.)' 

In einzelnen Fällen, in denen die Retentionsübungen über ein gewisses 
Maß getrieben wurden, meldete sich, meist unter assoziativer Auffrischung 
infantiler Erlebnisse, große Angst, gelegentlich auch passagere Inkontinenz. 
Man kann dieses letztere Begleitsymptom der Angst als eine Art Panik 
auffassen, in der die Rücksicht auf die „Sphinktermoral" fallen gelassen 
wird und die Organe auf die Stufe der infantil-autochthonen Selbst- 
befriedigung zurückfallen. 2 

Auf das Überfließen der Spannungssteigerung von den anal-urogenitalen 
Hohlen auf den allgemeinen psychophysischen Tonus habe ich bereits 
hingedeutet. Die Träume eines Patienten während einer solchen Aktivitäts- 
p enode zeigten mir recht deutlich, daß bei ihm das Sich-Re cken sozusagen 

*} f' j" ch , meine Bemerkungen über das Stottern (Genitaltheorie, S. 12). 
Schreck, tinf Sai„^r ,IUn * i6der S P hink - k0n - Ue hei »«■"*- Angst, 



Zur Psychoanalyse von Sexualgewohnheiten 13 



die Erektion des ganzen Körpers bedeutete, mit dem er an Stelle des 
mangelhaft erektilen Penis den Koitus mit der Mutter unbewußt 
phantasierte. 

Diese neurotische Identifizierung des ganzen Körpers mit dem Genitale 
wird sich, wie ich glaube, in der Pathologie der Neurosen sowohl als der 
Organerkrankungen sehr bedeutsam erweisen. Professor Freud, als ich 
ihm dieses Beobachtungsmaterial vorlegte, faßte die hier versuchte Ansicht 
in knappster Formulierung in dem Satze zusammen, daß die Impotenten, 
denen der Mut zum Genitalverkehr fehlt, in ihrer (unbewußten) Phantasie 
den Koitus mit dem ganzen Leibe ausführen; vielleicht ist dies die Quelle 
jeder „Mutterleibsphantasie". 

Einige weitere auffällige Beispiele dafür, in welcher Weise die Beein- 
flussung der Exkretionsvorgänge die Analyse fördern kann, mögen hier 
folgen. In einem Falle von fast unerträglichem neurotischem Jucken in 
der Analgegend, gefolgt von unwiderstehlicher analer und Mastdarmonanie, 
wollte das Symptom trotz langwieriger assoziativer Durchforschung nicht 
weichen. Erst nachdem eine recht lange fortgesetzte, willkürliche Stuhl- 
zurückhaltung, und die damit zusammenhängenden Spannungsgefühle den 
Darm als unbewußtes Lustorgan ausgeschaltet hatten, machte sich die Tendenz 
bemerkbar, die Erotik aufs Genitale zu verlegen. — Ein Patient, der nur 
bei ganz entleerter Harnblase und auch dann nur unvollkommen den 
Beischlaf ausführen konnte, erreichte nach gelungenen Harnzurückhaltungs- 
versuchen den Mut zu stärkeren und länger dauernden Erektionen, zugleich 
einen wesentlichen Fortschritt im analytischen Verständnis für seinen 
Zustand. Bei recht vielen Patienten (auch männlichen Geschlechtes) brachte 
die Stuhlverhaltung interessante Einblicke in die Gebärbedeutung des 
Stuhlabsetzens. Ein Patient, bei dem die gewöhnlich mit Gewalt erzwungene 
Stuhlentleerung auf Kosten der Genitalität Lustempfindungen mit Sperma- 
abfluß verursachte, verzichtete auf dieses Symptom nach forcierter Betention 
mit schmerzlicher Entleerung. 

Es ist schwer zu sagen, wann und in welchen Fällen der Versuch 
gemacht werden darf und soll; jedenfalls müssen wichtige Gründe zur 
Annahme vorliegen, daß eine Bückverlegung (oder der Zerfall) der Genital- 
erotik in ihre biologischen Vorstufen vorliegt, die die gefürchtete Kastrations- 
bedrohung die urprünglich ans Genitale geknüpft ist, auf die harmloseren, 
analen und urethralen Ausscheidungsfunktionen verschiebt. Die beschriebenen 
Maßnahmen verfolgen dabei den Zweck, die Verlegung aufs Genitale zu 
fördern. 



»4 



Dr. S. Ferenczi 



«k» Hnft T B gr ° ße Libidom -gen an die Dannfunktionen 

sondern 7 ^T' *?* T* £mderem f ° lgender **• E ™ Pa ***> hat 
hTndur h , ^ " Ewigkeits ^hlen«, bei denen sie lange Zeit 

hindurch regungslos in sich gekehrt ruhen muß. Diese „Ewigkek« war 
eigentlich die ewig auf sich warten lassende Darmentleerung, die nach d 
schmerzlichen Erfahrung der forcierten Stuhlzurückhaltung endlich vom 
27Ü2 ; Wlch -D- g .-h Beendigung dieser Ewigkeit abgelöst wurdT 
Erst nachdem s.chdxePattentin diesen Orgasmus auf der analen Stufe 
näC™ V T C p te S1C dem lhr biShCr —g-gl-hen Genitalorgasmus zu 

es s cT 7 n ; Tm ^ "^^ ^^ ^^-^efürchtung gewöhnte 
12 L \ , lmmer iQ eiDer eiDzigen Säule 2U ^tleeren, unter 

dem W Ve T dUDg ihrCr ZerStÜcH -g durch die Sphinktern Nebst- 
dem hatte er die sonderbare Fähigkeit, auf eine mir anatomisch nicht 
ganz verständliche Weise eine passagere Einschnürung des Penis etwa 
em Zentuneter hinter der Glans, ohne äußere Hilfe zustande zu bl^ 
* Einschnürung meldete sich gewöhnlich bei der Stuhlentleerung. £ 
de R-kverlegung der ganzen Erotik auf das Genitale behob allmählich 
klS ^*^ -*"-*****>* erst die Klarlegung des ödipus- 
kompkxes die Überwindung der sexuellen Angst Vater und Mutter gegen- 
über brachte dauernde Besserung. In diesem wie in vielen ähnlichen £L 
hatten die plastisch geformten Kotmassen auch Kindsbedeutung. - Meine 
Schulen* V Koväcs in Budapest vermochte einen seh KindTeh 

C^nT G { f h T Skel ' TlC ^ ^ ktCnten Onanietendeuz und tri 
Verlegung auf den Darm zu erklären und mit Hilfe der Psychoanalyse und 
der Benutzung gewisser Stuhlaufgaben dauernd zu heilen 

All dies trägt dazu bei, die Ansicht zu rechtfertigen, daß die bio- 
analyW Zerlegung der Genitalfunktion nicht nur theoretische Bedeu'tuLg 
hat sondern auch unser therapeutisches Können zu fördern geeignet ist" 

Zur Vervollständigung des hier Gesagten diene, daß die Aktivität 

2£Z™??T Q T St ^ AuSScheid -^tionen auch die Nahrungs- 
aufnahme betreffen kann und daß der Verzicht auf gewisse Eß- und 

Tnnkgenusse m qualitativer und quantitativer Hinsicht sowie das Forcieren 

mtttet ll T 6 K. idi ° SynkratiSch gemiedener Nahrungs- und Genuß- 

nuttel den Triebhintergrund der Oralcharakterzüge aufdecken kann 




n 

Zur Analyse einzelner Genitalgewohnheiten 

Freud sagte uns in seinem Budapester Kongreß vortrage 1 ausdrücklich, 
daß er die Regel, die Analyse müsse in der Versagung durchgeführt 
werden, nicht im Sinne einer dauernden sexuellen Abstinenz während der 
Analyse verstanden haben will. In diesem Kapitel möchte ich aber unter 
anderem den Nachweis erbringen, daß es von verschiedentlichem Vorteil 
ist, wenn wir auch vor dieser letzten Konsequenz nicht zurückweichen. 
Das schlagendste theoretische Argument dafür schöpfe ich aus einer Arbeit 
F r e u d s, 2 in der er uns zeigt, daß nur zielgehemmte Sexualtriebe 
die dauernde Bindung der Massen an eine Autorität begünstigen, während 
die Befriedigung die Kraft dieser Bindungen immer wieder herabsetzt. 
Dasselbe gilt aber — wie ich vermute — für die „Massenbildung 
zu zweien", wie sie die analytische Situation zwischen Arzt und Patient 
zeitigt. Es war gleichfalls Freud, der uns schon vor langem sagte, daß 
habituelle Sexualbefriedigung das Kind unerziehbar mache, wahrscheinlich 
weil bei ihrer Zulassung der Narzißmus immer wieder ansteigt und das 
Kind von fremdem Einfluß unabhängig macht. Dasselbe gilt aber auch 
für jene Nacherziehung, die wir mit unserer Psychoanalyse anstreben. Die 
Erziehungsarbeit sowohl als auch die analytische muß gleichsam die Latenz- 
zeit [die — wie ich es anzudeuten wagte — selbst eine Nachbildung 
urzeitlicher Entbehrungen, vielleicht der Eiszeiten ist] wiederholen und zu 
einem neuen, glücklicheren Abschluß bringen. Bei dieser Arbeit muß der 
Arzt die Rolle des Vaters, respektive des Urvaters übernehmen, 5 sie erfordert 

1) Wege der psychoanalytischen Therapie. 1918. (Ges. Schriften, Bd. VI.) 

2) Massenpsychologie und Ich-Analyse. (Ges. Schriften, Bd. VI.) 

5) Daß dem Arzt gelegentlich auch die Mutterrolle zukommt, versteht sich von selbst 



anderenteils vom Analysierten eine Beeinflußbarkeit, die eine Art Regression 
zur Massenpsyche (Freud) zur Voraussetzung hat. Darf sich aber die 
Sexualspannung während der Analyse immer wieder durch Befriedigung 
entlasten, so fehlen die Bedingungen zum Zustandekommen der zur Über- 
tragung nötigen psychologischen Situation. In diesem Lichte betrachtet, 
erscheinen die dem Lustprinzip zuwiderlaufenden Gebote und Verbote als 
Förderer der Übertragung. Der Analytiker wirkt auf den Patienten wie jener 
Befehlshaber, der niemanden liebt und den alle lieben und der durch das 
Verbot gewohnter Befriedigungsarten die Gefühlsbindung der Analysierten 
sichert, um den so gewonnenen Einfluß zur Aufhebung der Verdrängungen, 
schließlich auch zur Aufhebung der Bindung selbst zu verwerten. 1 

Die Notwendigkeit dessen, daß die Analyse mit der sexuellen Askese 
kombiniert wird, ergab sich aber nicht etwa nur spekulativ, sondern auch 
als die Folgerung aus schlechten Erfahrungen, die ich bei Nichterteilung 
des Abstinenzgebotes machte, oder in Fällen, in denen die Versuchung des 
Patienten zur Übertretung derselben zu groß war. Eine junge Frau mit 
akuter Melancholie, bei der ich mit Rücksicht auf die Suizidgefahr nicht 
wagte, den persönlichen Verkehr mit jenem Manne, mit dem sie ein 
unerlaubtes Verhältnis hatte, vollkommen zu verbieten, ließ sich von mir 
nur so lange beeinflussen, als ihr psychischer Zustand unerträglich war, 
entzog sich aber bald nachher meinem Einflüsse und kehrte mit 
unbeendigter Analyse zum Liebhaber zurück. Eine andere junge Frau 
suchte bei mir wegen ihrer unglücklichen Liebe zu einem Arzte Hilfe, 
der sie zu gewissen sexuellen Praktiken mißbrauchte, ohne ihre zärtlichen 
Gefühle zu erwidern. Sie brachte ohne Schwierigkeit die Übertragung auf 
mich zustande, flüchtete aber aus der Analyse, wo ihr keine Befriedigung 
winkte, mehrere Male zu jenem wenig skrupulösen Kollegen zurück. Wieder- 
holt nahm ich die reuig Wiederkehrende in Behandlung, doch wählte sie 
jedesmal beim Ansteigen des Widerstandes denselben Ausweg. Zuletzt blieb 
sie für längere Zeit aus, wahrscheinlich schämte sie sich ihrer Schwäche, 
und ich hörte nichts mehr von ihr, bis die Zeitungen die Nachricht von 
ihrer Selbstentleibung brachten. — Einen sehr interessanten Fall von 
Zwangsneurose mit normaler Übertragung und glattem Fortschritt verlor 
ich, weil ich der Patientin nicht energisch genug verboten hatte, sich mit 

i) Dieses letztere Moment unterscheidet allerdings die psychische Situation des 
Analysierten von der Zugehörigkeit zu einer religiösen oder sonstigen Sekte, in der 
ja der Gehorsam gleichfalls durch Entbehrungen (Hunger, Schmerz, sexuelle Askese, 
Schlaflosigkeit) gesichert wird. 






Zur Psychoanalyse von Sexualgewohnheiten 



V 



einem Herrn — der charakteristischerweise meinen Familiennamen trug 
einzulassen. Ähnliche Erfahrung machte ich mit einer anderen Neu- 
rotischen, die Sommerferien zu einer solchen „Untreue" benutzte. 

Man kann nicht umhin, aus dieser Beobachtungsreihe zwei Folgerungen 
zu ziehen, erstens die, daß man wenig Aussicht hat, jemanden von einer 
noch so unglücklichen Verliebtheit analytisch zu befreien, so lange noch 
reale Befriedigungsmöglichkeiten seitens des Liebesobjektes winken, zweitens 
daß es überhaupt nicht günstig ist, wenn sich die Patienten während der 
Analyse realen sexuellen Vergnügungen hingeben können. Selbstverständlich 
ist die Bedingung der sexuellen Askese bei Unverheirateten viel leichter 
zu erfüllen als bei Verheirateten; bei letzteren manchmal nur mit Hilfe 
zeitweiliger Entfernung aus der Familie. 

Gerade bei verheirateten Neurotikern ist aber die Neuregelung der ehe- 
lichen Sexualbeziehungen in der Analyse meist unumgänglich. Männer von 
halber oder dreiviertel Potenz strengen sich in der Ehe oft zu sexuellen 
Leistungen an, die weit über ihre eigene Lust hinausgehen, 1 rächen sich 
dann an der Frau mit ihrer schlechten Laune oder sie produzieren oder 
verstärken neurotische Symptome. Aber auch von den anscheinend Hyper- 
potenten erweist es sich oft, daß sie mit ihren Leistungen nur ein Schwäche- 
gefühl kompensieren, ungefähr so wie ich es von der urethralen Über- 
potenz sagen konnte. Eine solche Gemütsverfassung ist für das Zustande- 
kommen der Übertragung ungünstig, verdeckt aber auch den wirklichen 
Sachverhalt, sie muß also beseitigt werden, damit man in der Analyse 
weiterkommt. Zur Illustration diene folgendes charakteristische Beispiel: 
Ein seit seiner frühesten Jugend neurotischer Patient wurde vor seiner Ehe 
von einer Impotenz mit Hilfe urologischer Maßnahmen „geheilt". Diese 
Heilung bestand darin, daß er zwangsneurotisch wurde und bei Einhaltung 
einer Unzahl von Zeremonien den Beischlaf mit halbsteifem Gliede aus- 
zuführen und auch zwei Kinder zu zeugen im Stande war. Die erste 
Vorschrift, zu deren Einhaltung er nun in der Analyse angehalten wurde, 
war die der vollständigen Enthaltsamkeit, die auf den Zustand sichtlich 
beruhigend wirkte, und da in seinem Zeremoniell ein urethraler Akt (Harn- 
entleerung unmittelbar vor der Immission) eine hervorragende Bolle 
spielte, wurde ihm nebstdem die Harnverhaltungsmaßregel aufgetragen. 
Selbstverständlich wurde inzwischen die Analyse der Zwangsimpulse und 
Gedanken fortgesetzt und bald war auch ein Zusammenhang zwischen 



i) S. auch Rank: „Perversion und Neurose«. Int. Zschr. f. PsA. VIII, 1922, S. 397. 
Ferenczi, Sexiialgewohnheiten a 






den Zwangssymptomen und den gezwungenen, unbewußt gefürchteten 
Sexualbetätigungen festgestellt; der Zwang war auch hier, wie nach Freud 
.mmer, die Korrektur des Zweifels, dessen Motiv die gewöhnliche Kastrations- 
angst gewesen ist. Im weiteren Verlaufe der Kur bekam der Patient spontane 
Erektionen, er wurde aber dazu angehalten, auch diesem Drange nicht nach- 
zugeben, und zwar weder seiner Frau noch anderen Frauen gegenüber. 
Eigentlich war dies nur die Ausdehnung der vorher erwähnten urethral- 
analen Zurückhaltungsübungen auch auf das genitale Gebiet. Auch hier 
mußte die Spannung über die sonst von der Angst gesetzte Grenze hinaus 
gesteigert werden, was nicht nur eine stärkere Aggressionslust im physiologischen 
Sinne zur Folge hatte, sondern auch den psychischen Mut, den unbewußten 
Phantasien energisch an den Leib zu rücken. So verquickte sich diese 
Analyse wie so viele andere erfolgreich mit einer Art sexueller 
Anagogie. 

Einer solchen Anagogie scheinen übrigens nicht nur die Neurotiker 
bedürftig zusein; so manche schlechte Ehe läßt sich durch sie verbessern, 
denn nichts schadet in der Ehe mehr als die Vorspiegelung von mehr 
Zärtlichkeit und besonders mehr Erotik als wirklich vorhanden ist, und 
die Unterdrückung von Haß und sonstigen Unlustregungen. Ein gelegent- 
licher zorniger Ausbruch und zeitweilige Abstinenz können bei der darauf- 
folgenden Versöhnung Wunder wirken. Die unrichtige Einstellung in 
Sexualibus beginnt der Gatte oft schon in der Brautnacht, wo er der zu 
solchem Treiben gar nicht vorbereiteten jungen Frau seine starke Mannes- 
kraft in einer die Realität weit übersteigenden Weise vorführen zu müssen 
glaubt. Die Folge ist eine erotische Erkaltung schon während der Hochzeits- 
reise, mürrisches Wesen seiner — Verzweiflung darob ihrerseits. Dieses Übel 
kann sich aber auch chronisch ins Eheleben einnisten. Der Gatte empfindet 
dann die „ehelichen Pflichten" als einen förmlichen Zwang, gegen den 
seine Libido gleichfalls mit zwanghaften polygamen Anwandlungen 
remonstriert. Die Enthaltsamkeitsregel kann auch in solchen Fällen helfen. 
Der Begattungsakt soll nämlich seinem Wesen nach nicht reiner Willens- 
akt oder eine gewohnheitsmäßige Handlung sein, sondern gleichsam ein 
Fest, bei dem sich bisher zurückgehaltene Energien in archaischer Form 
austoben können.' Übrigens ergibt die psychoanalytische Untersuchung, 
daß hinter der Unlust zum Geschlechtsverkehr mit der Ehefrau zumeist 
die Angst vor der Ödipusrelation versteckt ist, die durch die Gleichstellung 



i) S. Genitaltheorie. S. 58. 



; 



Zur Psychoanalyse von Sexualgewohnheiten 19 

der Frau mit der Mutter zustande kommt. Paradoxerweise erfordert also die 
eheliche Treue zum eigenen Weibe mehr Potenz, als die noch so aben- 
teuerreiche Polygamie. Der gar nicht so seltene schlechte Ausgang so 
vieler Liebesehen ließ sich durch das Nachlassen der Zärtlichkeit nach der 
überspannten Befriedigung erklären; die Ehehälften sehen sich in ihren 
Erwartungen getäuscht, die Männer haben etwa sogar den Eindruck, ins 
Ehenetz gelockt worden zu sein und zeitlebens als Sexualsklaven dienen 
zu müssen. 

Die genitosexuelle Mehrleistung hat körperliche und psychische Störungen, 
besonders auch Depressionszustände zur Folge, die wir aus dem Symptom- 
komplexe der Neurasthenie kennen. Die analytische Beobachtung und 
Heilung dieser Symptome (unter anderem mit Zuhilfenahme der Abstinenz- 
regel) ermöglichte es mir, wie ich glaube, etwas mehr von der Pathologie 
dieses analytisch noch vernachlässigten Zustan des zu erfahren. Was Freud 
in seinen ersten Arbeiten über Neurasthenie als ihre Ursache beschrieb, 
die „inadäquate Entlastung", erweist sich bei näherem Zusehen als ein 
ängstlicher Protest des körperlichen und psychischen Ich gegen die 
libidinöse Ausbeutung; demnach läge der Neurasthenie eine hypo- 
chondrische Ichangst zugrunde, ganz im Gegensatz zur Angst- 
neurose, bei der die Angst aus gestauter Objektlibido hervor- 
geht. Die Neurastheniker werden bei ihren Onanie- und sonstigen Genital- 
betätigungen auch nach der normalen Begattung sozusagen von „körper- 
lichen Gewissensskrupeln" geplagt; sie haben die Empfindung, sich den 
Orgasmus gleichsam durch Abreißen einer unreifen Frucht, das heißt 
durch Befriedigung der noch nicht zum vollen Drange gediehenen Sexual- 
spannung, auf Kosten der Ichfunktionen verschafft zu haben; dies könnte 
eine der Quellen der „Abreißsymbolik" der Onanie sein. Die Behandlung 
der Neurasthenie kann natürlich auch ein reine palliative sein (Einstellung 
der pathogenen Befriedigungsarten). Wesentlich unterstützt wird sie aber 
durch die analytische Aufdeckung der Motive der Onanieangst und durch 
die Überwindung dieser Angst im Laufe der Behandlung. 

W. R e i c h (1. c.) hat vollkommen recht mit der Behauptung, daß man 
das Zustandekommen einer bisher ängstlich gemiedenen onanistischen 
Befriedigung nicht unbedingt zu verhindern braucht. Man möchte dem 
nur noch hinzufügen, daß, nachdem der Patient die Onanie zu ertragen 
gelernt hat, als zweite Behandlungsetappe das Erlernen des Ertragens 
stärkerer Sexualspannungen auch ohne Onanie, das heißt eine absolute 
Abstinenzperiode zu folgen hat. Erst in dieser kann der Patient den Auto- 

2' 






1 



20 



Dr. S. Ferenczi 



erotismus voll überwinden und den Weg zu den normalen Sexualobjekten 
finden. In der Terminologie unserer Wissenschaft ausgedrückt, hieße das, 
die narzißtische Libidospannung zu einer Höhe anwachsen zu lassen, bei 
der die Entladung nicht mehr als Opfer, sondern als Erleichterung und 
Befriedigung gefühlt wird. 

Ein wichtiger Nebenbefund schien mir bei diesen Neurastheniestudien, 
zu denen fast jede Neurose, auch jede Psychoneurose, Gelegenheit bietet, 
die Entlarvung der nächtlichen Pollutionen als gewollte, aber ob ihrer 
Bewußtseinsunfähigkeit in das Traumleben verbannte Onanieakte und 
Phantasien, die nicht selten auch durch das Einnehmen bestimmter Körper- 
lagen unterstützt werden. Die Aufklärung über das Unbewußt-Gewollte 
dieser Befriedigungsart wird nach mehr-minder langem Widerstreben unter 
dem Druck des Beweismaterials akzeptiert und die Verantwortlichkeit auch 
auf diese Art der Selbstbefriedigung ausgedehnt, mit dem Erfolg, daß sie 
ungleich seltener wird oder ganz aufhört. Die Pollutionsträume sind 
ausnahmslos verkappte Inzestträume und gerade diese ihre Herkunft erklärt 
es, daß sie nicht als Wachonaniephantasien erlebt werden wollen. Man kann 
es also als Fortschritt begrüßen, wenn statt der Pollutionen die eigentlich 
weniger pathologischen Onanieakte sich melden, die man dann eine Zeit- 
lang gewähren lassen darf, bevor die Vorschrift der vollständigen Abstinenz 
in Anwendung gebracht wird. 

Auch die Angstneurose, die wir an der Wurzel jeder Angsthysterie 
und der meisten Konversionshysterien antreffen, kann palliativ oder kausal 
behandelt werden, — denn auch diese hängt eigentlich von zwei Faktoren 
ab: von der Quantität der gestauten Libido auf der einen, von der 
Empfindlichkeit gegenüber Libidostauungen auf der anderen Seite. Mit der 
Abstinenz sind nämlich, gleichwie mit der onanistischen Mehrausgabe an 
Libido, hypochondrische Angstvorstellungen und Angstgefühle verbunden. 
Der Samen wird von Neurasthenikern als der kostbarste Saft geschätzt, 
dessen Verlust die schwersten Zustände und Krankheiten zur Folge hat, 
während der Angstneurotiker von der gestauten Libido vergiftet zu werden 
oder einen Hirnschlag zu bekommen fürchtet. Die kausale Behandlung 
ist hier die Anwendung, ja, Verstärkung der Abstinenz- 
regel trotz der Angst, unter fortwährender analytischer Zerlegung 
und allmählicher Beherrschung der Angst selbst und ihrer psychischen 
Abkömmlinge. 

Sicherlich handelt es sich auch bei den Störungen der Ejakulation, wie 
sie sich als ejaculatio praecox bei der Neurasthenie, als ejaculatio retardata 



Zur Psychoanalyse von Sexualgewohnheiten 



21 



bei der Angstneurose melden, um Störungen in der Funktion der Samen- 
blasen und ihrer Sphinkteren in urethralem oder analem Sinne, was eine 
Kombination der genitalen mit der prägenitalen Abstinenz notwendig machen 
kann. Ein in der indischen Erotik bewanderter Mohammedaner erzählte mir, 
daß er und seine Landsleute den Koitus in infmitum ohne Ejakulation 
fortsetzen können, wenn die Frau während des Aktes mit den Fingern 
dauernd einen Druck auf die Dammgegend des Mannes ausübt und ihn 
so der Sorge um den Sphinkterschluß der Samenblasen enthebt. 

Die verschiedenen Abstinenzmaßnahmen haben, wie schon angedeutet, 
nicht nur die Wirkung, daß die unterdrückte Innervation auf andere 
Körpergebiete verschoben wird, es gehen mit ihnen auch seelische Reak- 
tionen einher, durch die manches bisher versteckt gebliebene unbewußte 
Material aufgescheucht wird. Von der Angstreaktion haben wir schon 
gesprochen; nicht minder ausgeprägt kommen aber häufig Anwand- 
lungen von Wut- und Racheimpulsen, die sich selbstverständlich vorerst 
gegen den Analytiker richten, die aber dann leicht auf ihre infantilen 
Quellen zurückzuführen sind. Und gerade diese Reaktionsfreiheit unter- 
scheidet die Gebote und Verbote in der analytischen Nacherziehung von 
jenen, die in der Kindheit erlebt wurden und später zur Neurose geführt 
haben. Mit dieser Aggression werden wir uns noch etwas eingehender 
beschäftigen müssen. Nicht zu verkennen ist ferner die Hebung der 
psychischen Leistungsfähigkeit unter dem Einflüsse der Abstinenz, besonders 
aber bei der Einstellung der sexuellen „Überleistungen", als ob die ersparte 
Libido nicht nur den Tonus der Muskulatur,' sondern auch den des Denk- 
organs steigern würde, wie dies übrigens schon von Schopenhauer 
behauptet wurde. Beim Neurotiker stellt sich aber die Genuß- und 
Leistungsfähigkeit ohne Analyse nicht her, die Tonussteigerung dient hier 
nur dazu, das verdrängte psychische Material zu heben, und erst die weitere 
Sichtung derselben kann die Leistungsfähigkeit fördern. Wir wissen seit 
Freud, daß weder Askese noch Ausleben ohne Lösung der inneren 
Konflikte eine Neurose heilen kann. 2 






i) Erfahrene Landwirte beurteilen die Leistungsfähigkeit der Zuchtstiere nach dem 
Bestehen oder Fehlen der Tendenz „sich zu recken". 

2) Vorlesungen zur Einführung in die Psychoanalyse, Taschenausgabe S. 458. 
(Ges. Schriften, Bd. VII. S. 449.) 



i 



m 

Über unbewußte Lustmordphantasien 

Die Psychoanalyse der Fälle mit genito-sexueller Mehrleistung führte 
bei Anwendung der urethralen, analen und genitalen Versagungsmaßregel 
mit auffallender Regelmäßigkeit zur Aufdeckung heftiger aggressiver 
Regungen, zumeist von Regungen der Mordlust. Sie äußerten sich nicht selten 
in sadistischen Phantasien vom Erwürgen, Erstechen oder sonstiger voll- 
ständiger Überwältigung der Frau, gelegentlich verbunden mit der scherz- 
haften oder spielerischen Andeutung solcher Handlungen. Die Einfälle 
der Patienten gestatteten mir, festzustellen, daß diese meist nur unbewußt 
phantasierte Absicht der Ermordung der Frau vielfach determiniert ist. 
Vor allem dient sie der Rache wegen der der Frau zugemuteten Tendenz 
des „Samenraubes", sodann äußert sich in ihr die Angst vor der Kastration, 
die wegen des Geschlechts Verkehres seitens der väterlichen Autorität droht ; 
dieser Teil der Mordlust wird also eigentlich vom Manne (Vater) auf die 
Frau (Mutter) übertragen. Andererseits gaben diese Fälle auch Anlaß zur 
Deutung der Angst (im Sinne Ranks) als Angst vor der mütterlichen Vagina 
(Vagina dentata — Geburtsangst). Ob und inwieweit letztere wirklich 
als traumatisches Moment, als Wiederholung des Geburtstraumas oder eher 
als Ausdrucksmittel der Kastrations- und Gebärangst aufzufassen ist, bleibe 
hier unentschieden, möglicherweise wirken beide Angstmomente in den 
einzelnen Fällen verschieden stark. 

Jedenfalls konnte ich in einer Sitzung der Budapester Psychoanalytischen 
Vereinigung die kasuistische Mitteilung S. Pfeifers, die einen nekro- 
philen Traum auf Angst vor dem Koitus zurückführte, dahin verall- 
gemeinern, daß dieses Motiv der sadistischen Impulse bei Neurotikern ein 
recht häufiges ist. Vielen Neurotikern erscheint der Koitus direkt oder in 
seinen Folgen unbewußterweise als ein ihr Leben oder ihren Körper, 



Zur Psychoanalyse von Sexualgewohnheiten 23 



besonders aber ihr Genitale gefährdender Akt, in dem sich also die 
Befriedigungslust mit großer Angst vergesellschaftet. Die Tötungsabsicht 
verfolgt, wenigstens zum Teile, den Zweck, das Angstmoment durch vor- 
herige Unschädlichmachung des Liebesobjektes auszuschalten, um dann 
die Lust ohne Kastrationsangst ungestört zu genießen. In diesen Angriffs- 
phantasien werden gegen das Weib vorerst äußere Waffen (Messer, Dolche 
oder minder geschonte Körperteile, besonders die Hand, beim Erwürgen) 
in Anwendung gebracht und erst dann der Koitus ausgeführt, das heißt 
der Penis als Waffe nur gegen ein harmlos gewordenes Objekt benützt. 
Die intime Verquickung aggressiver und libidinöser Akte im normalen 
Koitusakte erscheint hier gleichsam entmischt, in zwei gesonderten Aktionen. 
Im normalen Koitusakt des Nichtneurotischen überwiegt schließlich die 
innere Spannung, die zur Entladung drängt, über die Angst, aber Spuren 
davon dürften auch hier in jedem Falle nachweisbar sein, wie dies übrigens 
auch die von mir versuchte onto- und phylogenetische „Katastrophentheorie 
des Koitus 1 voraussetzt. 

Bei den Abstinenzversuchen zwingt man die Neurotiker zum Ertragen 
starker Spannungen, die schließlich die Angst vor dem Koitus überwinden. 
In einem Falle konnte ich besonders schön die Progression von der 
Lustmordphantasie zum Koitus in den Träumen verfolgen. Nach Träumen, 
in denen die Frau (Mutter) tot gemacht wurde, kamen solche von heftigen 
Kämpfen mit dem Manne (Arzt, Vater), die in Pollutionen endeten. Dann 
kamen aktiv homosexuelle Träume, das heißt die Kastration der Männer, und 
erst nachdem der Vater überwunden und mit ihm sozusagen das Maß 
der Gefährlichkeit überschritten war, kamen manifeste Koitusträume mit 

Frauenspersonen. 2 

Ich mußte nun diese Beobachtungen mit meiner allerdings nur spär- 
lichen Erfahrung über die manifest masochistische Perversion in 
Zusammenhang bringen. Ich weiß es von einem sehr intelligenten jungen 
Manne, der an dieser Perversion litt, daß die Masochisten nur gewisse, 
individuell verschiedene Grade der Erniedrigung und des körperlichen 
Leidens wollüstig empfinden, zu denen sie den Partner oder die Partnerin 
förmlich abrichten; geht die Stärke der Beleidigung oder des Leidens über dieses 
Maß hinaus, so erkalten sie und werden der Leidenschaft wenigstens 

i) S. Genitaltheorie. Kapitel 5 u. 6. 

-.) Die weitere Verfolgung dieses Gegenstandes könnte nicht nur zum Verständnis 
der kriminellen Lustmordtendenxen, sondern auch der gemeinen Mordimpulse 
beitragen. 



24 



Dr. S. Ferenczi 



jener Person gegenüber frei. Es ist, als ob das Strafbedürfnis, allgemeiner 
gesagt, das Leidensbedürfnis der Masochisten, dessen tiefere Quellen 
Freud in einer seiner letzten Arbeiten beleuchtet hat, 1 auch gewissen 
sozusagen praktischen Zielen dienen sollte, nicht unähnlich den von mir 
versuchten Experimenten, die bestrebt sind, die Fähigkeit zum 
Ertragen von Schmerzen über die Angstgrenze hinaus zu 
steigern, um dadurch das Aufbringen des zum Koitus erforderlichen 
Mutes zu fördern. Allerdings erreichen die Masochisten dieses Ziel nie : 
der Orgasmus knüpft sich bei ihnen an das Leiden selbst, während sie 
zur normalen Begattung gar nicht oder nur nach vorhergehenden Schmerz- 
empfindungen fähig sind. Die der Algolagnie preisgegebenen Körperstellen 
sind fast immer extragenital, als handelte es sich auch hier darum, das 
Schmerz- und Angstmoment auf andere Körperstellen zu verschieben, um 
dem Genitale eine schmerz- und angstlose, sozusagen kastrationsfreie 
Befriedigung zu gewähren. Schön zeigte sich dies in dem Falle einer 
masochistischen Patientin, deren wollüstige Phantasien das Geschlagenwerden 
an den Nates zum Gegenstand hatten. Schon als Kind ersetzte sie die 
Genitalonanie durch die Analerotik, ließ sich aber gerne unmittelbar nach 
dem Stuhlabsetzen hinten schlagen. Ich glaube, daß ich in diesem Falle 
weiter gekommen wäre, hätte ich mit Hilfe der analen Betentionsübung 
die Bückverlegung der Erotik auf das Genitale und damit das Ertragen- 
lernen der Kastrations-, Geburts- und Gebärphantasien gefördert. 

Ein gemeinsames Motiv sowohl der sadistischen Mordlust als auch der 
masochistischen Lust am Leiden wäre demnach die psychische und physische 
Schmerzempfindlichkeit der Genitalregion und die daraus folgende Angst 
vor der normalen Sexualbetätigung. Die Entscheidung darüber, eine wie 
große Bolle dabei , die unbewußte Identifizierung des ganzen Ich mit 
dem Genitale spielt, 2 bleibe weiteren Untersuchungen vorbehalten. 



i) Das ökonomische Problem des Masochismus. (Ges. Schriften Bd V 1 
2) S. Genitaltheorie. S. 5a. 









IV 
Gewohnheit und Symptom 

Alles, was wir bisher als Urethral-, Anal- und Sexualgewohnheiten 
beschrieben, ließe sich auch als Symptom definieren, hinter dem die Analyse 
andere, verdrängte Tendenzen und Regungen aufdeckt. Eine sehr unvoll- 
kommene Aufzählung anderer, nicht unmittelbar um das Genitale herum 
gruppierter „Symptomgewohnheiten" möge hier folgen. 

Das Verhalten der Motilität des Patienten während der Analyse, auf 
das wir bereits hindeuteten, verdient eingehende Beachtung. Viele Patienten 
zeigen eine übermäßige Steifheit in allen Gliedern, die bei der 
Begrüßung oder beim Abschiednehmen zu katatonieartiger Starre an- 
wachsen kann, ohne daß man darum gleich an Schizophrenie zu denken 
brauchte. Schreitet die Analyse fort, so mag mit der Lösung von psychischen 
Spannungen auch die körperliche schwinden; gelegentlich aber kommt 
man damit allein nicht aus und sieht sich veranlaßt, den Patienten auf 
sein Verhalten aufmerksam zu machen und ihn dadurch einigermaßen zu 
„mobilisieren". Im Anschlüsse daran kommt dann zumeist manches bisher 
Versteckte oder Unbewußte zur Sprache, besonders zärtliche und feindliche 
Tendenzen, die durch die Spannung gehemmt wurden, sowie Schwierig- 
keiten bei der sexuellen Entladung und Erektion. Man sieht dann auch 
den Händedruck der Patienten ungezwungener, ihre Haltung etwas mobiler 
werden, womit eine entsprechende psychische Einstellung parallel laufen 
mag. 1 Schon vor langer Zeit fesselten aber nebst diesen, gleichsam konstanten, 
auch gewisse „passagere" Symptome meine Aufmerksamkeit 3 und auch 
das plötzliche Einstellen einer gewohnheitsmäßig wiederholten rhythmischen 

1) Zur psychoanalyt. Technik. Int. Zeitschr. f. PsA. V. 1919. ^vom Verf.) 

2) Vgl. Über passagere Symptome während der Analyse, Zentralbl. f. PsA. II, 1912. 






1 






26 



Dr. S. Ferenczi 



Bewegung mag in der Analyse als Zeichen einer unterdrückten Denkoperation 
gedeutet und als solche dem Patienten vorgehalten werden.' 

Eine ungewohnte Geste während der Stunde mag sich als Zeichen 
unterdrückter Emotion entpuppen. Am bedeutsamsten für die Analyse sind 
aber die sogenannten „Unarten" und „schlechten Gewohnheiten" der 
Menschen, das Nagelbeißen, Nasenbohren, Sichkratzen, das Zupfen am 
Schnurrbart usw. Auf die Möglichkeit ihrer Entlarvung als Onanieäquivalente 
habe ich bereits anderwärts hingewiesen. 2 Jedenfalls tut man gut daran, 
auf sie zu achten und bei passender Gelegenheit den Rat zu ihrer 
Einstellung zu erteilen, nicht so sehr zum Zwecke der Abgewöhnung, als 
vielmehr in der Erwartung, daß durch die so geschaffene innere Spannungs- 
steigerung unbewußtes Material aufgewühlt und analytisch verwertbar wird. 
Das hartnäckigste unter den passageren Symptomen, der tic convulsif, ist 
ohne diese Maßnahme weder unserem Verständnis noch der Beeinflussung 
zugänglich. 

Als besonders charakteristisches Beispiel erwähne ich den Fall eines 
an schwerer narzißtischer Neurose Leidenden, der einerseits von der 
(eingebildeten) Idee der Verunstaltung seiner Nase geplagt war, andererseits 
fortwährend, besonders aber bei seelischer Erregung die heftigsten 
grimassierenden Zuckungen der Gesichtsmuskeln produzierte. Außerdem 
war bei ihm eine Unzahl manierierter Körperhaltungen und Bewegungen 
vorhanden, die er bei gewissen Anlässen als eine Art Zwangszermoniell 
einhalten mußte. Die Analyse dieser Zustände wurde wesentlich durch 
das strenge Untersagen auch der leisesten Andeutung seiner Tics während 
der Analysenstunde, später auch außer derselben, gefördert, allerdings 
gestaltete sich hiedurch die analytische Arbeit für Arzt und Patient recht 
anstrengend. Indem aber den inneren Spannungen statt des reflektorischen, 
sozusagen symbolischen, der Weg zur bewußt-psychischen Erledigung 
gewiesen wurde, bekam man Einsicht in den Zweck, resp. die Motivierung 
jeder einzelnen Bewegung. So entpuppten sich die Grimassen als eine 
Art unbewußte muskuläre Nasenkosmetik, die durch entsprechendes Pressen 
und Zerren der Nase ihre frühere ideale Form wiedergeben sollte; dabei 



1) Es scheint eine gewisse Beziehung zwischen der Fähigkeit allgemeiner Ent- 
spannung der Muskulatur und der Fähigkeit zum freien Assoziieren zu bestehen. 
Gelegentlich verhalte ich die Patienten zu solcher Entspannung. S. auch „Denken und 
Muskelinnervation", vom Verf., Int. Zschr. f. PsA. V, 1919. 

2) S. Über den Tic (Int. Zschr. f. PsA. VII, 192 1>; Techn. Schwierigkeiten einer 
Hysterieanalyse (Zschr. V. 1919). 



. 



Zur Psychoanalyse von Sexualgewohnheiten 



V 



war diese Tendenz durch das Abschreckende der Gesichtsverzerrungen 
verdeckt. Auch die übrigen Manieren standen unbewußterweise im Dienste 
der Schönheitspflege. 1 Die weitere assoziative Durchforschung brachte 
Erinnerungen der Kindheit, aus denen wir erfuhren, daß alle diese Haltungen 
und Bewegungen seinerzeit bewußt und gewollt geübt und gepflegt wurden, 
während sich der Patient über ihren Sinn und Bedeutung später nur sehr 
unvollkommen Rechenschaft gab. 

Nun ist aber diese letztere Beobachtung durchaus keine vereinzelte, ja, 
ich möchte mich getrauen, meinen Eindruck über die Genese der hysterischen 
und überhaupt der neurotischen Korpersymptome dahin zu präzisieren, daß 
vielleicht keines dieser Symptome ohne die Präexistenz der nämlichen 
Symptomäußerung als infantile „Gewohnheit" zustande kommen kann. 
Nicht umsonst bekämpfen die Pflegepersonen die sogenannten kindlichen 
Unarten, indem sie z. B. dem grimassierenden Kinde mit der Aussicht 
drohen, sein Gesicht würde „so bleiben". So bleibt es nun in den meisten 
Fällen wohl nicht, aber unter den Bedingungen neurosogener Konflikte 
können sich die unterdrückten infantilen Gewohnheiten dem Verdrängten 
als Symptommaterial zur Verfügung stellen. Wenn manches hysterische 
Symptom uns als eine Mehrleistung imponiert (z. B. isolierte Innervierung 
sonst nur symmetrisch beweglicher Augen- oder Kehlkopfmuskeln, des 
Platysma, Bewegung der Galea, Einflußnahme auf die gewöhnlich 
unwillkürlich ablaufenden Blutkreislauf-, Atmungs- und Darmbewegungs- 
prozesse), so dürfen wir nicht vergessen, daß dem kindlichen Organismus 
auch bei den auto- oder organerotischen Spielereien noch Erregungs- 
wege offen stehen, die für den Erwachsenen ungangbar sind. Besteht 
doch die „Erziehung" nicht nur im Erlernen neuer, sondern nicht 
zum geringsten Teil auch im Verlernen solcher „übernormalen" Fähigkeiten. 
Die vergessene (oder verdrängte) Fähigkeit kann aber in der Neurose als 
Symptom wiederkehren. 3 Alle Zwangszeremonielle haben übrigens gleichfalls 
wenigstens eine ihrer Wurzeln in kindlichen Spielen und Veranstaltungen. 



i) Dieses Beispiel ist übrigens eines unter vielen, die für die Richtigkeit meiner 
Annahme sprechen, daß der Tic in nächster Beziehung 211 den narzißtischen Neurosen 
steht Der Narzißmus war hier, wie so häufig, ein sekundärer, eine Ruckverlegung der 
gefürchteten Genitalerotik auf den ganzen Körper, ja, auf das ganze psycho-physische 

Tch des Patienten. . . , 

2) Ein Neurotiker mit Darmstörungen erinnert sich, als Kind in spielerischer 
Absicht siebzigmal hintereinander laut vernehmlich Winde gelassen zu haben; ein anderer 
mit Atemstörungen pflegte im Alter von 3 bis 4 Jahren den Bauch an die Tischkante 
zu drücken, bis er einen Exspirationskrampf bekam. 



28 



Dr. S. Ferenczi 



Die sonderbare Behauptung so vieler Neurotiker am Ende der Kur, sie 
hätten die ganze für sie doch so quälende und ihre Leistungsfähigkeit fast 
vernichtende Krankheit nur „simuliert", wäre also nach alledem in dem 
Sinne teilweise richtig, daß sie als Erwachsene vielfach als Symptome 
äußern, was sie einstmals in der Kindheit gewollt und spielerisch produziert 
haben. 

Die Psychoanalyse kann auch als ein fortwährendes Ankämpfen gegen 
Denkgewohnheiten aufgefaßt werden. Das freie Assoziieren z. B. 
erfordert die ununterbrochene Aufmerksamkeit des Arztes und des Patienten, 
damit letzterer nicht in die Gewohnheit des gerichteten Denkens zurück- 
fällt. Wo man hingegen bemerkt, daß mit Hilfe der freien Assoziation 
vor peinlichen sinnvollen Zusammenhängen ausgewichen wird, muß der 
Patient zu Letzteren gedrängt werden. 1 Im Gegensatz hiezu stehen die 
Fälle, in denen hypochondrische oder querulierende Monotonie statt freier 
Assoziation die Stunden ausfüllt. Nachdem ich sie eine Weile habe gewähren 
lassen, mußte ich manchmal den Patienten beauftragen, statt der lang- 
wierigen Erzählung mir nur mit einer verabredeten Geste mitzuteilen, 
daß er sich wieder mit der uns schon wohlbekannten Idee beschäftigt. 
Unter diesen Bedingungen blieb ihm der bequeme Weg der Erleichterung 
versperrt und wurden die Hintergründe des Seelenzustandes eher zugänglich. 
In ähnlicher Weise kann man es versuchen, durch konsequentes Verbot 
des „Vorbeiredens" (Gansersches Symptom) die Patienten zum Zuendedenken 
peinlicher Gedankengänge zu bewegen, was nicht ohne Widerstand seitens 
der Analysierten zugeht. 



J) S. „Mißbrauch der Assoziationsfreiheit." (Zur psychoanalyt. Technik, Int Zschr 
f.PsA.,V, 1919.) 



V 

Zur Metapsydiologie der Gewohnheiten 
im allgemeinen 

„Die Gewohnheit wird zur zweiten Natur", in diesem Spruche der 
Volksweisheit ist wohl alles enthalten, was wir bisher über die Psychologie 
der Gewohnheiten wußten. Die Lehre von der „Bahnung" der Abfluß- 
wege der Erregung durch die Wiederholung besagt eigentlich nicht mehr als 
jener Satz, sie drückt dasselbe nur mit einem physiologischen Kunstworte aus. 
Freuds Trieblehre verhalf uns zum erstenmal zu einem Einblick in die 
psychische Motivierung der Neigung zur gewohnheitsmäßigen Wiederholung 
des früher Erlebten; sein „Wiederholungszwang" ist ein Abkömmling der 
Lebens- und Todestriebe, die alles Bestehende in eine frühere Gleichgewichts- 
situation zurückzuführen trachten. Jedenfalls ist mit der Wiederholung 
eine „Ersparnis an psychischem Aufwand" verknüpft, mit der verglichen 
das Suchen neuer Wege der Erledigung eine neue Anpassungsleistung, 
d. h. etwas verhältnismäßig Ünlustvolleres wäre. Doch erst Freuds 
letztes Werk über „Das Ich und das Es" (1923) versetzt uns in die Lage, 
uns von der psychischen .Topik der Vorgänge, die bei der An- und 
Abgewöhnung in Betracht kommen, eine Vorstellung zu bilden; die Dynamik 
und die Ökonomie dieser Prozesse war schon in der Trieblehre Freuds 
angedeutet. Die Sonderung des früher einheitlich gedachten Ich in ein 
eigentliches Ich, ein Über-Ich und ein Es erlaubt uns, wie ich glaube, 
die psychische Lokalität näher zu bezeichnen, an der gewollte Handlungen 
zu automatischen werden (Angewöhnung), andererseits automatisch gewordene 
einer Neuorientierung, überhaupt einer Änderung zugeführt werden können 
(Abgewöhnung). Jene Stelle des seelischen Apparates, in dem wir die 
Gewohnheitstendenzen aufgestapelt denken können, ist wohl das große 
Trieb- und Libidoreservoir des Es, während das Ich sich nur in Bewegung 



30 



Dr. S. Ferenczi 



setzt, wenn es einen neuen Störungsreiz zu beseitigen gilt, d. h. eben 
bei den Anpassungsleistungen. Das Ich wirkt hier demnach wie ein 
„Gelegenheitsapparat" im Sinne Bleulers. Jede Neuanpassung erfordert 
die Zuwendung der Aufmerksamkeit, eine Arbeitsleistung des Bewußtseins 
und der Wahrnehmungsfläche, während die Gewohnheiten im Unbewußten 
des Individuums deponiert sind. Eine Gewohnheit aneignen, hieße demnach 
eine vorgängige Ich- (Anpassungs-) leistung dem Es zu überantworten, 
während bei der Abgewöhnung umgekehrt eine vorher automatische 
Erledigungsart behufs neuer Verwendung von Es nochmals der Kompetenz des 
bewußten Ich überliefert wird. 1 Es ist klar, daß diese Auffassung Gewohn- 
heiten und Triebe unter einen Hut bringt; die Berechtigung hiezu ver- 
schafft uns die Tatsache, daß auch die Triebe immer die Wiederherstellung 
eines früheren Zustandes anstreben, in diesem Sinne also auch nur 
„Gewohnheiten" sind, mögen sie direkt der Todesruhe zuführen oder dies 
auf dem Umwege der „süßen Gewohnheit des Seins" erreichen. Es ist 
aber vielleicht zweckmäßiger, die Gewohnheit, anstatt sie ganz mit dem 
Triebe zu identifizieren, als eine Art Übergang zwischen den Wahl- 
handlungen und den eigenüichen Trieben aufzuassen und den Ausdruck 
Trieb nur für jene sehr alten Gewohnheiten zu reservieren, die nicht im 
individuellen Leben erworben, sondern als fertige Erbschaft von den Vor- 
fahren überliefert wurden. Die Gewohnheiten wären sozusagen die Kambium- 
schichte der Triebbildung, die Stellen, an denen die Umwandlung von 
Willenshandlungen in triebhaftes Tun auch heute noch stattfindet und der 
Untersuchung zugänglich ist. Die Motive einer Willenshandlung sind 
Wahrnehmungsakte, Reize, die die Wahrnehmungsfläche des Individuums 
treffen, die nach Freud allein die Zugänge zur Motilität behütet. Im 
Falle der Angewöhnung werden die Außenreize sozusagen introjiziert 
und wirken von innen heraus spontan oder bei geringfügigen Signalen 
aus der Außenwelt. 

Insoferne nun die Psychoanalyse, wie wir vordem ausführten, eigentlich 
ein Kampf gegen die Gewohnheiten ist und darauf ausgeht, jene unzweck- 
mäßigen gewohnheitsmäßigen Erledigungsarten der Konflikte, die wir 
Symptome nennen, durch eine neue, eine Realanpassung zu ersetzen, wird 
sie „jenes Werkzeug, welches dem Ich die fortschreitende Eroberung des 
Es ermöglichen soll". (Freud). 



i) Das Gefühl der freien Willensentscheidung, des liberum arbitrium, haftet nur 
lenen Handlungen an, die nicht trieb- oder gewohnheitsmäßig als Reaktionen des 
es, sondern als Ichleistungen zustande kommen. 



Zur Psychoanalyse von Sexualgewohnheiten 31 



Auch der dritten Ichkomponente, dem Über-Ich, kommen bei dem 
Vorgängen der An- und Abgewöhnung wichtige Funktionen zu. Gewiß 
würde die Annahme und das Aufgeben von Gewohnheiten nicht so bald 
gelingen, ginge ihnen nicht eine Identifizierung mit den erziehenden 
Mächten voraus, deren Beispiel dann als ständige Norm der Lebensführung 
im Innern aufgerichtet wird. Welche libidinösen Strebungen und welche 
massenpsychologischen Bindungen dabei in Betracht kommen, braucht hier 
nicht wiederholt zu werden. Die Art, in der der äußere Einfluß der 
erziehenden Mächte verinnerlicht wird, können wir aber gleichfalls als 
Beispiel für das Zustandekommen einer neuen Gewohnheit oder eines 
neuen Triebes betrachten. An diesem Punkte hängt das Problem der 
Triebbildung mit dem der Bildung dauerhafter mnemischer Eindrücke in 
der Psyche und in der organischen Materie überhaupt innig zusammen 
und es ist vielleicht förderlicher die Erinnerungsbildung mit Hilfe der 
Trieblehre zu erklären, als letztere in die Terminologie nicht näher cha- 
rakterisierbaren „Mnemen" zu kleiden. 1 

Die Psychoanalyse bezweckt, unbewußt und automatisch gewordene 
Anteile des Es wieder unter die Botmäßigkeit des Ich zu bringen, das 
dann mit Hilfe seiner engen Beziehungen zu allen realen Mächten eine 
dem Bealitätsprinzip besser entsprechende Neuregelung anbahnen kann. Die 
Verknüpfung des Bewußtseins mit dem unbewußten Es geschieht in der 
Analyse „durch Einschaltung vorbewußter Mittelglieder" (Freu d). Nun ist 
das aber nur bezüglich des unbewußten Vorstellungsmaterials möglich; 
unbewußte innere Antriebe aber, die sich dort „wie Verdrängte 
gebärden", d. h. weder als Emotionen noch als Gefühle zum Bewußtsein 
gelangen, können durch Einschaltung solcher vorbewußter Glieder nicht 
zum Bewußtsein gebracht werden. Die unbewußten inneren Unlust- 
empfindungen z. B. können „treibende Kräfte entfalten, ohne daß 
das Ich den Zwang bemerkt. Erst Widerstand gegen den Zwang, Auf- 



l) Hier fügt sich auch das Problem der Vererbung organisch ein. „Die Erlebnisse 
des Ich" — sagt Freud in seinem „Das Ich und das Es" (S. 46) — „scheinen zunächst für 
die Erbschaft verloren zu gehen, wenn sie sich aber häufig und stark genug bei den 
generationsweise aufeinanderfolgenden Individuen wiederholen, setzen sie sich 
sozusagen in Erlebnisse des Es um, deren Eindruck durch Vererbung festgehalten 
wird." Die Betrachtungen über Angewöhnung im Laufe des Individuallebens zeigen 
uns, wie ich glaube, den Weg dieser Einverleibung nur etwas näher; die Vererbung 
der individuell erworbenen Eigenschaft mag dan n durch Parallel-Induktion oder 
sonstwie das Keimplasma und damit die kommenden Generationen beeinflussen. 
(Siehe dazu auch Genitaltheorie S. 91.) 



" 



32 



Dr. S. Ferenczi 



halten der Abfuhrreaktion macht dieses Andere sofort als Unlust bewußt." 
(Freud, Das Ich und das Es, S. 23.) In diesem Lichte betrachtet, erscheint 
die sogenannte „Aktivität", die gerade mit dem Aufhalten der Abfahr- 
reaktionen (Abstinenz, "Versagung, Verbot lustvoller, Gebot unlustvoller 
Betätigungen) die inneren Bedürfnisspannungen steigert und dadurch auch 
bisher unbewußte Unlust zum Bewußtsein fortleitet, eine notwendige 
Ergänzung zur rein passiven Assoziationstechnik, die von der jeweiligen 
psychischen Oberfläche ausgehend die vorbewußte Besetzung unbewußten 
Vorstellungsmaterials anstrebt. Letzteres könnte man als „ A n a 1 y s e von 
oben" von der ersteren, die ich „Analyse von unten" nennen 
möchte, unterscheiden. Der Kampf gegen die „Gewohnheiten", insbesondere 
gegen die unbewußten und unbemerkten, larvierten Abfuhrmöglicbkeiten 
der Libido ist dabei eines der wirksamsten Mittel zur Steigerung der 
inneren Spannungen. 



VI 
Einige technische Bemerkungen 

Die Berücksichtigung des bisher Gesagten gestattet uns, an frühere, 
von theoretischen Erwartungsvorstellungen noch ganz freie Versuche einer 
„aktiven" Förderung der Technik anzuknüpfen, sie stellenweise abzurunden, 
gelegentlich zu korrigieren. 

Wenn unsere Auffassung von der Doppelrichtung der Analyse richtig 
ist, erhebt sich sofort die Frage, wie sich beide zueinander verhalten, 
wann hat z. B. „die Analyse von unten" einzusetzen, wie lange 
ist sie fortzuführen usw. Genaue Antworten können wir auf diese Fragen 
nicht geben, so daß sowohl was wissenschaftliche Durchsichtigkeit als 
auch was die Genauigkeit der Vorschriften zu ihrer Anwendung anbelangt, 
die Analyse von oben immer noch als die klassische genannt zu werden ver- 
dient. Immerhin glaube ich insbesondere an den Beispielen der urethro- 
analen und genitalen Beeinflussung der Analysierten wenigstens die Art 
gezeigt zu haben, in der die aktive Technik die nichtaktive fördern kann, 
ich denke auch, daß die soeben geführte kurze theoretische Erörterung 
zum Verständnis dieser Wirkung einiges beigetragen hat. Nun möchte ich 
zur Ergänzung einige Bemerkungen anführen, die sich mir im Laufe der 
praktischen analytischen Arbeit zu diesem Thema aufdrängten. 

Solange die bestehenden inneren Spannungen allein hinreichen, das zur 
Fortführung der Analyse erforderliche Material zutage zu fördern, braucht 
man nicht für die künstliche Steigerung der Spannung zu sorgen und 
unser ganzes Augenmerk mag auf die analytische Zerlegung des spontan 
Gelieferten gerichtet sein. Wie sich diese Arbeit ungefähr gestaltet, wurde 
in den technischen Arbeiten Freuds auseinandergesetzt. Wenn es sich aber 
der Patient auf einer gewissen Stufe der analytischen Entwicklung sozusagen 
bequem macht, wird man wohl ohne eine gewisse Aktivität nicht auskommen, 

Ferenczi. Sexuolgcwohnheiten 5 



34 



Dr. S. Ferenczi 



deren Erfolg dann wieder das zwanglose Produzieren spontaner Einfälle sein 
kann. Durch dieses Wechselspiel emotioneller und intellektueller Perioden 
gestaltet sich manche Analyse sehr anregend; man muß dabei wieder einmal 
das Gleichnis vom Tunnelbohren heranziehen, mit dem Unterschied, daß 
hier oft abwechselnd von der einen oder der anderen Seite gearbeitet 
werden muß. 

Entsprechend der Hauptregel der Aktivität (der Versagung) soll man Vor- 
schlägen, die vom Patienten selber ausgehen, nicht ohne weiteres zustimmen. 
Abgesehen davon, daß man natürlich vorerst mit der stereotypen Frage 
zu antworten hat, was dem Patienten zu seinen Vorschlägen einfällt, wird man 
gut tun, dem Patienten zu raten, sich des Vorgeschlagenen zunächst zu 
enthalten oder gar das Gegenteil dessen zu tun. Jedenfalls hat man so mehr 
Aussicht, die psychische Motivierung aufzudecken, als wenn man den Patienten 
gewohnheitsmäßig den ihm bequemeren Weg gehen läßt. Es wirkt z. B. 
frappant, wenn der Patient in der analytischen Situation, wie es ihm im Leben 
so oft gelang, einen Konflikt heraufbeschwören möchte und statt dessen 
vom Arzte mit voller Nachgiebigkeit behandelt wird. In solchen Fällen 
besteht die Versagung darin, daß man dem Patienten die Möglichkeit zu 
gewissen Affektentladungen durch Nachgiebigkeit erschwert. Im Gegensatz 
hiezu erfordert die Behandlung stark verzärtelter und empfindlicher Naturen, 
die die Freundlichkeit des Arztes auf alle mögliche Weise zu erpressen 
trachten, eine gewisse Strenge, zumindest kühle Objektivität. Selbstverständlich 
darf aber diese Behandlung „wider den Strich" erst einsetzen, wenn die 
Bindung des Patienten an die Analyse tragfähig geworden ist. 

Im allgemeinen tut man gut, ganz am Beginne der Analyse sich 
längere Zeit hindurch rein auf den beobachtenden Standpunkt zu stellen 
und die Gebarung des Patienten im gewohnten Milieu unter den 
wechselnden Verhältnissen des Alltags zu studieren. Erst allmählich darf 
man dem Patienten Deutungen und analytische Aufklärungen geben und 
erst später kommt man gelegentlich in die Lage, zwecks Förderung 
der analytischen Arbeit Verhaltungsmaßregeln vorzuschreiben. In erster 
Linie handelt es sich natürlich um eine Einflußnahme auf das Verhältnis 
zu den nächsten Familienangehörigen, zu Freunden, Kollegen und Vor- 
gesetzten, dann auch um Vorschläge in Bezug auf die verschiedenen eigenen 
Gewohnheiten, auf die Lebensweise, wobei man sein Augenmerk auch auf 
kleinliche Einzelheiten der diätetischen, Schlaf-, Ankleide- und Auskleide- 
gewohnheiten usw., insbesondere auf die physischen Befriedigungsarten zu 
richten hat. Die zeitweilige Aussetzung leidenschaftlich betriebener Lektüre, 



Zur Psychoanalyse von Sexualgewohnheiten 35 

künstlerischer Vergnügungen, ist manchmal nicht zu vermeiden. In gewissen 
Fällen muß man sich dazu entschließen, den Patienten für kürzere oder 
längere Zeit seinem gewohnten Milieu zu entziehen, doch ist es vorteilhaft, 
wenn die Analye in dem gewohnten Milieu endet, in dem ja schließlich 
die in der Analyse erworbene Fähigkeit zu veränderter Einstellung zur 
Geltung kommen soll. Es ist auch zweckmäßig, Personen, die sich der 
Analyse nicht in ihrem Wohnorte unterziehen, zeitweise nach Hause zu 
schicken, gleichsam um zu sehen, wie sie mit ihrer neuen Psyche auf 
die alte Umgebung reagieren. 

Am schwierigsten gestaltet sich in jedem Falle die technische 
Beherrschung der Übertragung, an der sich ja bekanntlich der entscheidende 
Kampf zwischen dem Arzt und dem Patienten, oder besser gesagt, zwischen 
Gesundheit und Krankheit abspielt. Unendliche Geduld seitens des Arztes 
muß da der treibenden Ungeduld des Patienten entgegengestellt werden; 
das passive Dulden hat in solchen Fällen den Wert eines besonders 
wirksamen aktiven Eingriffes.' Wenn z. B. bei stürmischer Liebes- 
übertragung die objektive Kühle des Arztes vom Patienten mit eisiger 
Kälte beantwortet wird, kostet es oft Wochen, ja,' ein bis zwei Monate 
beschwerlichen „Durcharbeitens", bis es gelingt, dem Patienten zu beweisen, 
daß im Unbewußten die positiven Gefühle trotz der Nichterwiderung 
fortleben. Die Anerkennung dieser Tatsache bedeutet oft einen großen 
Fortschritt in der Analyse, zugleich einen Fortschritt in der Charakter- 
entwicklung des Patienten, der irgendwann in der Kindheit im Hassen 
und Schmollen stecken blieb; die diesbezüglichen Kindheitserinnerungen 
können auch nach solchem analytischen Erlebnis leichter auftauchen und 
rekonstruiert werden. 2 

Wie soll man sich der impulsiven Zärtlichkeit der Patienten gegenüber 
verhalten? Auch über diese oft nicht geringe Schwierigkeit kann uns die 
Versagungsregel hinweghelfen. So lange sich ein Patient im Widerstand 
befindet, müssen wir selbst, wie soeben auseinandergesetzt, die Aufmerksamkeit 
auf die unbewußten zärtlichen Regungen hinlenken; es mag ihnen vorerst 
allerdings eine gewisse Schonzeit gegönnt sein, bis sie sich voll entfalten. 
Es ist nicht ratsam, wie das bei einfach suggestiven und hypnotischen 
Behandlungsmethoden oft der Fall ist, den Wünschen der Patienten nach 

1) Zur psychoanalytischen Technik. (Int. Zschr. f. PsA. V. 191g, vom Verf.) 

2) S. hiezu Ferenczi-Rank: „Entwicklungsziele der Psychoanalyse". (Neue Arb. 
z. ärztl. PsA. Nr. I, 1924, S. 23.) Wiederholung der unerwiderten Ödipusliebe in der 
analytischen Situation. 

3' 






I 



36 



Dr. S. Ferenczi 



Zärtlichkeit und Schmeichelei einfach entgegen zu kommen ; die Übertragungs- 
liebe darf nur einseitig sein. Sobald die bisher verdrängten Gefühlsregungen 
Wunsch- oder gar Zwangscharakter angenommen haben, muß die Versagung 
wieder einsetzen. 

Alles, was ich als Aktivität bezeichnet habe, bezieht sich auf die Tätig- 
keit und auf das Verhalten des Patienten ; nur er ist also unter Umständen 
„aktiv und nicht der Arzt. Man kann es aber nicht leugnen, daß es 
Ausnahmsfälle gibt, in denen man die gewöhnlichen Erziehungsmittel der 
Freundlichkeit und der Strenge anwenden muß, merkwürdigerweise seltener 
bei den echten Neurosen, als bei wirklichen Psychopathen oder Psycho- 
tikern, dann auch bei Leuten, die nicht wegen neurotischen und psychotischen 
Symptomen, sondern wegen Abnormitäten des Charakters in Behandlung stehen, 
wohl auch bei der Analyse von „Gesunden". Charakteranalysen können 
sich beinahe so schwierig gestalten wie die Analysen von Psychosen, da ja 
doch Charaktereigenschaften, mit denen sich das Ich einverstanden fühlt, 
wie Symptome ohne Krankheitseinsicht sind, jedenfalls rührt ihre Behandlung 
am Narzißmus des Patienten. Charaktereigenschaften sind gleich- 
sam „Privatpsychosen und darum sind wohl paradoxerweise Gesunde 
analytisch schwerer zu „heilen", als beispielsweise Übertragungsneurotiker. 
Bei einem psychopathischen Narzißten, der mit Neigung zu katatonischer 
Steifheit und Mutazismus behaftet war, löste sich die Spannung, nachdem 
ich ihm erlaubte, mir einen Schlag zu versetzen. Ich glaube hiedurch 
einer vielleicht gefährlichen Impulshandlung zuvorgekommen zu sein. Bei 
einem mit ungeheuren Angstzuständen kämpfenden Psychopathen war es 
unvermeidlich und wirkte angstlösend, als er es über sich brachte, seine 
infantil gebliebenen Genitalien von mir ärztlich besichtigen zu lassen. 

Mit den Kunstworten der Ich-Analyse ließe sich der Hergang der Analyse 
auch so beschreiben, daß dabei auf assoziativem Wege oder durch Spannungs- 
steigerungen bald verdrängte Regungen des Es unter Bekämpfung von 
Ichwiderständen zur Entfaltung gebracht, bald sich allzu stark vordrängende 
Bestrebungen des Es (oft gerade jene Regungen, die eben erst zur Entfaltung 
gekommen sind) unter Heranziehung starker Ichkräfte an der Entladung 
gehindert werden. Das dabei anzustrebende Resultat ist die Entwicklung 
zu einer Persönlichkeit mit starken Trieben, aber auch 
mit starker Kraft, sie zu beherrschen. Der ideale Fall eines 
gut erzogenen oder gut analysierten Menschen wäre ein Mensch, der 
seine Leidenschaften nicht verdrängt, ihnen aber auch nicht sklavisch ge- 
horchen muß. 



Zur PsyAoanalyse von Sexualgewohnheiten 



37 



Auf die Frage, bei welchen Neurosenformen man die Methode der 
Spannungssteigerungen und der Bekämpfung von Gewohnheiten anwenden 
soll, könnte ich keine einheitliche Antwort geben. Bei der Hysterie treten 
Emotionen und körperliche Beizsymptome auch spontan derart in den 
Vordergrund, daß man sie nicht künstlich zu provozieren braucht, aller- 
dings können geeignete Maßnahmen die Bückverlegung des Beizes aufs 
Genitale auch hier beschleunigen. Bei der Zwangsneurose trachtet der 
Patient, seiner Gewohnheit nach, die ganze Analyse auf das intellektuelle 
Gebiet zu verschieben und die Assoziation als Mittel zum Grübelzwang 
zu mißbrauchen. Es wird sich wohl keine Zwangsneurosenbehandlung 
beendigen lassen, bevor es uns nicht gelingt, gewöhnlich auch mit Hilfe 
aktiver Vorschriften, den Kampf auf das Gebiet der Emotionen zu verlegen, 
d. h. den Zwangsneurotiker vorübergehend hysterisch zu machen. In 
einem der Schizophrenie nahestehenden Falle mit Gesichtshalluzinationen 
veränderte sich unter der sehr aktiven Analyse das Symptombild zunächst 
so, daß eine vor der Psychose bestandene Grübelsucht die paraphrenischen 
Symptome ablöste. Im weiteren Fortschreiten der Kur kamen der Beihe nach 
konversionshysterische, dann angsthysterische Zeichen zum Vorschein 
(typische Phobien) und erst von hier aus wurde die libidinöse Grundlage 
des Leidens analytisch zugänglich. Es war, als ob die Krankheit sich 
schrittweise vor der analytischen Umstellung zurückgezogen hätte, 
doch nicht ohne bei jeder Fixierungsstelle halt zu machen und der Therapie 
in neu befestigter Stellung mit erneutem Widerstand entgegenzutreten. 
Diese Beobachtungen und ähnliche mehr überzeugten mich, daß die 
„Analyse von unten" nicht nur als Hilfsmittel der analytischen Technik 
brauchbar, sondern auch für die Theorie förderlich ist. Sie leuchtet oft 
scharf in die Struktur der Neurosen ein und gibt uns eine Ahnung von 
dem, was ich „Schwanken in der Neurosen wähl" nennen 
möchte. 



I 



VII 
Die Entwöhnung von der Psychoanalyse 

Freud lehrte uns, daß die Psychoanalyse im Laufe der Kur selber 
zur Gewohnheit, ja, zum Symptom eines Zustandes, eine Art Neurose 
wird, die der Behandlung bedarf. Über die Art dieser Behandlung hat er 
uns aber bisher nicht viel mitgeteilt. Sich selbst überlassen, will dieses 
„Leiden", wie es scheint, nur langsam heilen. Wenn die äußeren Verhält- 
nisse nicht ganz außergewöhnlich stark drängen, so hat der Patient kein 
Motiv, die ihm vielfach zusagende Situation des Analysiertseins zu beenden. 
Denn obzwar, wie wir sahen, diese Behandlung eigentlich aus einer langen 
Beihe von Entsagungen, Versagungen, Geboten und Verboten besteht, 
bietet sie dem Patienten in der Übertragungssituation immerhin eine 
Neuauflage der glückseligen Kindheit, dazu noch eine vorteilhaftere Neuauflage. 
Es wird viel feinfühliger und freundschaftlicher, besonders aber verständnis- 
voller in das Gefühls- und Geistesleben des Kranken eingedrungen, als es bei 
der ursprünglichen Erziehung jemals geschehen konnte. Dies mochte die 
Veranlassung dazu sein, daß Freud in einem von ihm ausführlich mit- 
geteilten Falle 1 dem Patienten einen Termin stellte, bis zu dem die 
Analyse beendigt sein mußte. Die Beaktion auf diese sehr energisch aktive 
Maßnahme war eine äußerst intensive und brachte Bestätigungen zur 
Lösung der äußerst komplizierten infantilen Vorgeschichte. Nach der Ansicht 
Ranks, dem ich beipflichtete, ist diese „Entwöhnungsperiode" eine der 
wichtigsten und bedeutsamsten der ganzen Kur. s Ich kann hier neuerlich 
bestätigen daß die Erfolge, die man diesem therapeutischen Hilfsmittel, 
wenn im geeigneten Zeitpunkte erteilt, verdanken kann, hervorragende 



l) Zur Geschichte einer infantilen Neurose (Ges. Schriften Bd. VIII). 

a) Ferenczi-Rank, Entwicklungsziele 'Neue Arb. z. ärztl. PsA. Nr. I) 1924. 



sind. Um den Unterschied zwischen dieser Art Entwöhnung und meiner 
bis dahin geübten Praxis zu charakterisieren, muß ich auf das Gleichnis 
Freuds hinweisen, das er zwischen der Analyse und dem Schachspiel auf- 
stellte. Früher wartete ich darauf, daß der Patient das Spiel als hoffnungs- 
los aufgebe. Züge und Gegenzüge wiederholten sich, bis irgend ein äußeres 
Ereignis dem Patienten die Zuwendung an die Außenwelt erleichterte; 
die Termingebung aber ist als eine endgültige Absage, eine Art Schach- 
matt gedacht, in das der Patient gedrängt wird, nachdem man ihm vorher 
analytisch alle Rückzugswege mit einziger Ausnahme des Gesundwerdens 
abgesperrt hat. 

Nun, das klingt alles sehr erfreulich, würde sich nur nicht allsogleich 
eine ganz Reihe von schwierigen Fragen erheben, auf die man Antwort 
geben muß, bevor man die Termingebung als allgemein anzuwendende 
Methode annimmt. Gibt es sichere Zeichen dafür, daß der Patient zur 
Ablösung reif ist, und wenn ja. welche sind sie? Was ist zu tun, wenn 
man sich geirrt hat und der Patient, anstatt gesund zu werden, bei der 
Kündigung einen bisher unbeachteten Rückzugsweg in die Neurose ein- 
schlägt? Gilt die Regel der Termingebung tatsächlich für alle Fälle ohne 
Ausnahme? 

Schon die Beantwortung der ersten Frage ist keine vollbefriedigende. 
Man kann nur sagen, daß natürlich vor allem der Arzt selbst die ganze 
Struktur des Falles durchschaut, die Symptome in eine verständnisvolle 
Einheit geordnet haben muß. Aber auch der Patient soll bereits diese 
Zusammenhänge intellektuell verarbeitet haben und nur mehr durch die 
Übertragungswiderstände an der Überzeugung gehindert sein. Als feine 
Andeutungen des Gesundwerdens kam man die bereits erwähnten 
Äußerungen hinnehmen, in denen der Patient davon faselt, eigentlich nie 
krank gewesen zu sein, immer simuliert zu haben usw. Nimmt man ihn 
beim Worte und sagt man ihm in aller Freundlichkeit, daß er der 
Analyse nur mehr wenige Wochen lang bedarf, so wird er natürlich 
erschrecken und sagen, daß er nur gescherzt hätte. Er wird auch, soferne 
er es imstande ist, eine kleine Rezidive der Symptome produzieren. Wenn 
wir uns dadurch nicht irremachen lassen und am gegebenen Termin 
festhalten, kann der Ablösungsversuch in vielen, wenn auch nicht in allen 
Fällen vom erwarteten Erfolge gekrönt sein. 

Ein Irrtum in Bezug auf die Zeitgemäßheit der Kündigung ist, wie 
gesagt, nicht ausgeschlossen und kann recht unangenehme Folgen nach 
sich ziehen. Vor allem verwirkt man dadurch das Vertrauen des Patienten 






40 



Dr. S. Ferenczi 



und verdirbt seine Reaktion auf eine spätere Wiederholung der Termin- 
stellung. Es bleibt einem da nichts arideres übrig als das Eingestehen 
dieses Irrtums, wie denn wir Analytiker überhaupt nicht so sorgfältig 
unsere ärztliche Unfehlbarkeit wahren müssen. Erspart bleibt uns die 
Terminstellung und die damit zusammenhängende Schwierigkeit in den 
Fällen, in denen der Termin nicht von uns, sondern von den Verhält- 
nissen diktiert wird. Wenn aber nur irgend möglich, werden wir uns um 
die äußeren Verhältnisse nicht kümmern und den Termin uns nicht von 
den oft nur als Widerstand vorgeschobenen, äußeren Verhältnissen des 
Kranken aufzwingen lassen. Keinesfalls darf man natürlich den Termin 
stellen, wenn dies vom Patienten gefordert wird; seine Ungeduld 
sei eher das Motiv zum geduldigen Ausharren unsererseits. Die Fälle 
solcher Forderungen dürften sich natürlich mit der Zeit, wenn die Existenz 
der Kündigungsregel in weiteren Kreisen bekannt sein wird, häufen und 
als Mittel des Widerstandes öfter verwendet werden. 1 

In einzelnen Fällen sieht man sich veranlaßt, vor der eigentlichen 
Termingebung eine Anspielung auf die Möglichkeit des nahen Endes 
fallen zu lassen. Schon dies mag heftige Reaktionen hervorrufen, was zur 
Erleichterung der Reaktion auf die später folgenden genauen Zeitangaben 
beitragen kann ; also sozusagen eine zweizeitige Kündigung. (Die Kündigungs- 
frist betrug meist nur Wochen, in gewissen Fällen 2 — 3 Monate.) 

Wenn ich die Erfahrungen, die ich seit dem Herbst 1922 mit der 
Termingebung machte, objektiv zusammenfasse, muß ich nach wie vor 
bestätigen, daß diese Maßnahme in vielen Fällen ein wirksames Mittel 
der Beschleunigung der Ablösung vom Arzte sein kann; von ihrer aus- 
nahmslosen Anwendung, wie ich sie mit Rank versuchte, mußte ich 
aber zurückkommen. In mehreren Fällen mußte ich den Patienten, der 
anscheinend geheilt entlassen wurde, neuerlich in Behandlung nehmen, um 
gewisse unerledigt gebliebene Momente nachzuholen. Selbstverständlich 
hütete ich mich diesmal, neuerlich einen Termin zu stellen, und wartete 
bis die Aussichtslosigkeit der realen Befriedigungen in 
der analytischen Situation und die Anziehung der äußeren 
Wirklichkeit den Sieg über die allmählich entwertete 
Übertragung davontrug. 

Gegen das Ende der Kur, aber auch schon mitten in der Analyse 
kamen recht häufig Träume und passagere Symptome zur Zergliederung, 

1) Nicht zu umgehen ist diese Widerstandsform bei Lehranalysen, wo der 
Analysand meist die Kenntnis aller technischen Kunstgriffe mitbringt. 



Zur Psychoanalyse von Sexualgewohnheiten 



41 



die als Geburtsphantasien im Sinne Ranks („Das Trauma der Geburt , 
Internat. Psychoanalyt. Bibl. Bd. XIV, 1924) gedeutet werden mußten. Die 
von Rank betonte technische Förderung der Analysen durch eine Art 
Wiedererleben der Geburt in der Übertragung konnte ich ahnen, aber nicht 
genau nachprüfen, da zu diesem Versuch die Mitteilungen Ranks zu wenig 
Handhabe boten. Jedenfalls war es sein Verdienst, auf die Existenz der 
unbewußten G e b u r t s phantasie hingewiesen zu haben, die nebst der 
Mutterleibsphantasie unsere Beachtung erfordert. Ob es sich dabei, 
wie Rank glaubt, nur um Reminiszenzen an das „Trauma der Geburt" 
handelt oder, wie ich es eher vermute, um eine phantastische Regression 
vom Ödipuskonflikt zum glücklich überwundenen, daher 
relativ weniger unlustbetonten Geburtserlebnis, mögen 
weitere Untersuchungen entscheiden. 

Bei der Frage der Beendigung der Kur müssen wir schließlich Freuds 
Mahnung beherzigen, daß man als Analytiker nicht die Ambition haben 
darf, den Patienten die eigenen Ideale aufzudrängen. Sieht man also, daß 
das Ich des Patienten die Leidenschaften (das Es) den Forderungen seines 
Über-Ichs und den Notwendigkeiten der Realität bereits anpassen kann, so 
ist es an der Zeit, ihn selbständig zu machen und seine weitere Erziehung 
dem Schicksale zu überlassen. 



Der Verfasser ist sich dessen bewußt, daß in dieser Abhandlung das 
Prinzip der Versagung als Mittel der inneren Spaimungssteigerung ein- 
seitig hervorgehoben, das der Gewährung dagegen fast unbeachtet gelassen 
wurde, obzwar es unleugbar Fälle gibt, in denen auch der Analytiker 
zu diesem in der Medizin sonst allgemein gebräuchlichen psychischen 
Beeinflussungsmittel greifen muß. Als die wichtigste der „Gewährungs- 
maßnahmen" nenne ich die zeitweilige oder dauernde Aufhebung gewisser 
Versagungs-Vorschriften. 



Sonderabdruck aus der „Internationalen Zeitschrift für Psychoanalyse", 
herausgegeben von Prof. Sigm. Freud, Bd. XI (192;), Heft 1. 



Inhaltsverzeichnis 



Seite 



I. Zur Analyse urethro-analer Gewohnheiten 5 

II. Zur Analyse einzelner Genitalgewohnheiten 15 

III. Üher unbewußte Lustmordphantasien 22 

IV. Gewohnheit und Symptom 25 

V. Zur Metapsychologie der Gewohnheiten im allgemeinen 29 

VI. Einige technische Bemerkungen 33 

VII. Die Entwöhnung von der Psychoanalyse 58 







Im „Internationalen Psychoanalytischen Verlag" erschien früher 
von Dr. S. Ferenczi: 

Hysterie und Pathoneurosen (Internationale Psychoanalytische Bibliothek, 

Nr. II) 1919 

Inhalt: Ober Pathoneurosen. Hysterische Materialisationsphanomene. Erklärungsversuch einiger 
hysterischer Stigmata. Technische Schwierigkeiten einer Hysterieanalyse. Die Psychoanalyse eines 
Falles von hysterischer Hypochondrie. Ober zwei Typen der Kriegshysterie. 

Populäre Vorträge über Psychoanalyse (Internationale Psychoanalytische 
Bibliothek, Nr. XIII) 1922 

Inhalt: Ober Aktual- und Psychoneurosen im Lichte der Freudschen Forschungen und über 
Psychoanalyse. Zur analytischen Auffassung der Psychoneurosen. Die Psychoanalyse der Traume. 
Traume der Ahnungslosen. Suggestion und Psychoanalyse. Die wissenschaftliche Bedeutung von 
Freuds „Drei Abhandlungen zur Sexualtheorie". Die Psychoanalyse des Witzes und des Komischen. 
Ein Vortrag für Richter und Staatsanwälte. Psychoanalyse und Kriminologie. Philosophie und Psycho- 
analyse. Zur Psychogenese der Mechanik. Nachtrag zur Psychogenese der Mechanik. Symbolische 
Darstellung des Lust- und Realitatsprinzips im Ödipus-Mythus. Cornelia, die Mutter der Gracchen. 
Anatolc France als Analytiker. Zähmung eines wilden Pferdes. Glaube, Unglaube und Überzeugung. 

Versuch einer Genitaltheorie (Internationale Psychoanalytische Bibliothek, 
Nr. XV) 1924 

Inhalt: Die Amphimixis der Erotismen im Ejakulationsakt Der Begattungsakt als amphimik- 
tischer Vorgang. Entwicklungsstufen des erotischen Realitatssinnes. Deutung einzelner Vorgange 
beim Geschlechtsakte. Die individuelle Genitalfunktion. Phylogenetische Parallele. Zum „thalassalen 
Regressionszug". Begattung und Befruchtung. Koitus und Schlaf. Bioanalytische Konsequenzen. 

I 

Von Dr. S. Ferenczi und Dr. Stefan Hollös: 

Zur Psychoanalyse der paralytischen Geistesstörung (Beihefte der 
Internationalen Zeitschrift für Psychoanalyse Nr. V) 1922 

Von Dr. S. Ferenczi und Dr. Otto Rank: 

Entwicklungsziele der Psychoanalyse. Zur Wechselbeziehung von Theorie 
und Praxis. (Neue Arbeiten zur ärztlichen Psychoanalyse. Nr. I) 1924 



Festschrift zum 50. Geburtstag von Dr. S. Ferenczi (internationale Zeit- 
schrift für Psychoanalyse. IX/3) 178 S., mit einer Porträtbeilage 

Inhalt: Herausgeber und Redaktion: Dr. S. Ferenczi. Dr. Ernest Jones: Kalte, Krankheit 
und Geburt. Dr. M. J. E i s 1 e r : Ober hysterische Erscheinungen am Uterus. Dr. J. H ä r n i k : 
Schicksale des Narzißmus bei Mann und Weib. Dr. Irare Hermann: Organlibido u. Begabung. 
Dr. Stefan H o 1 1 6 s : Von den „Pathoneurosen" zur Pathologie der Neurosen. Melanie Klein: 
Die Rolle der Schule in der libidinösen Entwicklung des Kindes. Aurel K o 1 n a i : Die geistes- 
gcschichtliche Bedeutung der Psychoanalyse. Dr. Sigmund Pfeifer: Königin Mab. Dr. Sändor 
Radö: Eine Traumanalyse. Dr. Geza Rdheim: Heiliges Geld in Melanesien. Dr. Geza Szilagyi: 
Der junge Spiritist. Verzeichnis der wissenschaftlichen Arbeiten von Dr. S. Ferenczi. 



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