I Ten
LP
TEE EN LEE EEE SER EEE Dee VER VE REN, VOL DE. VEIETWELTE, GE GLT SCHERE
\
| en Das = EB
Abändern der Vögel
L: | | | durch
Einflufs des Klima’s.
Fr
>
z0ologischen, zunächst von den europäischen Landvö geln
entnommenen Beobachtungen dargestellt, mit den entsprechenden
Erfahrungen bei den euro päischen Säugthieren verglichen,
Nach
k . und
durch Thatsachen aus dem Gebie
te der Physiologie, der Physik
und der physischen Geographie erläutert.
: Von
E4
D*- CONSTANTIN LAMBERT GLOGER
. zu Breslau,
Mitgliede der kaiserl. Leopoldinisch - Ca
rolinischen Akademie der Naturforscher, der schlesischen
Gesellschaft für vaterländische Cultur,
und der naturforschenden Gesellschaften zu Halle
und Görlitz.
Breslau 1833.
In Commission bei August Schulz und Comp.
P2
Gedruckt in der Akademischen Buchdruckerei zu Berlin,
Semper enim aves ad ea loca, ubi ipsae exclusae sunt, ad prolificandum rever-
: : E
tuntur; ideoque climatis effectu, per plures generationes continuato, etiam oolores mu-
‚ tare possunt. — ; Fr
Parras, Zoographia r0sso-aslatica,
P.1l, pag. 135, spec. n. 295. —
CISCYS DARWIN
=
&
[n)
En
=
x
3
Zu
e)
a
&
.:
N
2 .. ... ( .. / “ Ba
= “ & - x N ai
, Yon N “
Sr = ä „ent
... 9 E . BP?
\ € Z 20} :
\ DORT ..
” \ . \ - x " 9? =
s ” 2 2 j = MR
Ne . N 5 = all
% DS : B z
= 2 ä & y
D “uettpnn® - E fr *
e ! = Sa» ne ”, \ N
- . =
” N S P, DRS
- x ec
N p en,
u WE
N
} .
fa \ %
{ & x 2 \ =
. ar Y &
- .. u...
. BE : ö
Bar fi EN PF=—Z R
R = ee
RL NS Yoanı
2% f ® Ar \ -
IR < h un ;
» L}
R o *
A WU 2 "DB.
VW ':
u
A Ss '“, 26 \
PER 2 )
FAR N; 4 - |
ee d; hEIFE
° i ; 38 \ Da)
5 N * '
ee, SM, n BE
Sn BERRSSIÄN : g
ER .
SD Y .
NUN ” E. = «
SEN # A? » vos 2
N B DR STIER -
7
Cambridge University Library,
On permanent desosit from
the Botany School
E> ‚wechsel diese Ansichten ausgesprochen habe,
Vorwort
Indem der letzte Bogen dieses unter meinen Augen gedruckten
Buches vor mir liegt, werde ich, vornemlich durch den Inhalt der -
Vorrede, auf den Gedanken geleitet, es könne der Sache nützen und
zum Frieden dienen, wenn ich zwar ohne Wissen, doch hoffentlich
nicht wider den Willen des Verfassers, in wenigen Worten mich hier
zu dem Antheil bekenne, den er mir zuspricht und die Wünsche an
den Tag lege, welche die Bedeutung des Gegenstandes mir hervor-
zurufen scheint. —
Wer eine grofse zoologische Sammlung zu verwalten hat und
die Verpflichtung lebhaft empfindet, sie dem Unterricht der studi-
renden Jugend förderlich einzurichten, also jeden Gegenstand an den
ihm gebührenden Platz, keinen ohne möglichst scharfe Namenbestim-
mung aufzustellen, dabei auch die Veränderungen, welchen alle Thiere
nach ihren verschiednen Lebens- Zuständen unterworfen sind, inner-
halb des Art-Begriffs nachzuweisen, der kann, zumal wenn er, so-
weit es Neomisnelarin und Terminologie betrifft, in den strengeren
Grundsätzen der älteren Schule erzogen ist, um so weniger einer über- :
hand nehmenden Vervielfältigung der Arten zugethan sein, wenn ihn
sein Beruf als Lehrer auf Zusammenfassung und Verallgemeinerung
der Lehrsätze hinweiset. Je reicher die Sammlung nach und nach
wird und je gröflser die Zahl der Objecte, die ein lebhafter Verkehr
im Laufe der Zeit auch aufser derselben zur Betrachtung darbietet,
desto häufiger ergeben sich Berichtigungen aufgestellter sogenannter
Nominal-Species und desto mehr wächst das Mifstrauen gegen die
zahlreichen Annahmen solcher Art, die die neuere Zeit.geliefert hat
und noch liefert. Erwägt man nun dazu, was aus der systematischen
Form einer Thier-Klasse, z.B. der Ornithologie, und aus dem syste-
_matischen Verzeichnifs einer grofsen Vögel-Sammlung werden müfste,
wenn ınan, wie es die Gonsequenz doch erfordern würde, dieselbe
Schärfe der specifischen Characteristik, die sich bei Unterscheidung der
europäischen Vögel-Arten geltend machen will, auch auf alle aufser-
europäische anwenden wollte, so erscheint’ die Aengstlichkeit wohl ge-
rechtfertigt, mit welcher das Berliner Museum solchen neueren Be-
Strebungen bisher gefolgt ist und mit welcher es, ohne dem Verdienst
gend zu nahe zu treten (denn jede neue Annahme wird geachtet
und ‚der neue Name, wenn auch unter einem Zeichen bescheidenen
Zweifels, dem Object beigefügt,) hauptsächlich auf Vollständigkeit
zum Nachweis ‚der Übergänge kinausgeht, um der wissenschaftlichen _
‚Prüfung Stoff und Mittel zu bieten.
Unter den zahlreichen jüngeren Freunden, gegen welche ich in
; meinen Vorträgen oder in vertraulicher Unterhaltung und im Brief-
hat Niemand mit wär-
r Bildung den angereg-
orliegender Schrift, dem
iel mehr anerkennenden
ar
meren Eifer und mit mehr Beruf aus frühere
ten Gegenstand 'aufgefafst, als der Verfasser v
Ich für ein zehnjähriges fleifsiges Forschen v
52
Dank zu erstatten habe, als dafs es der Erklärung bedürfte, wie sehr
ich den Hauptsachen nach mit den Sätzen einverstanden bin, die er,
hier vertheidigt, deren Form und Ausführung aber sein untheilbares
auch nur von ihm selbst zu vertretendes Eigenthum bleibt; wie gern
ich mamentlich in Beziehung auf S. xıır der Vorrede hier wieder-
hole, dafs mir die von ihm bewerkstelligte Zurückführung einiger
von mir selbst als neu angenommener Arten auf die Grundformen,
denen sie angehören, nicht anders als schr willkommen gewesen ist.
Besonders aber hat es mir erfreulich sein müssen, den streiti-
gen Gegenstand, der bisher nnr auf dem engen Terrain einzelner
concreter Fälle verfochten und angegriffen ward, uuf das oflene Feld
einer umfassenden wissenschaftlichen Untersuchung gebracht und so-
mit den Antheil entfernt zu sehen, den Unwesentliches, Zufälliges
und Persönliches in jedem Streite gewinnen, der um Einzelnheiten
geführt wird. Die versöhnliche Wirkung, die ich mir von dieser ‘
Schrift versprechen zu können glaube, als sie mir von dem Verfas-
ser zuerst mitgetheilt ward, hat mich hauptsächlich dazu bestimmt,
ihre Herausgabe nach Kräften zu fördern. Ich durfte um so mehr
diese Wirkung erwarten, als ich kurze Zeit vorher die Freude gehabt
hatte, die persönliche Bekanntschaft des Herrn Pastor Brehm von
Benthendorf zu machen, der sich bisher hauptsächlich im öffentlichen
Widerspruch mit Herrn Dr. Gloger befunden, und der mir bei viel-
fältigen Zusammenkünften in unserm Museum einen eben: so lebhaf-
ten Eifer für die Wissenschaft als ein bereitwilliges Entgegenkommen
zu erkennen gab, so dafs wir uns bei aller Verschiedenheit einzelner
Ansichten und Überzeugungen drch sehr bald über gewisse Gesichts-
punkte verständigien, auf deren Feststellung es ankommen werde,
um die Entscheidung so mancher Zweifel und Widersprüche herbei-
zuführen. Eben diese Punkte fand ich nun in dem Manuscript des
Herrn Dr. Gloger zur Sprache gebracht und, wenn auch hauptsäch-
lich in der Richtung unsrer eignen Ansichten durchgeführt, doch
"jeder anderweitigen Beleuchtung nahe gerückt. Dies läfst mich, wohl
mit Recht, hoffen, es werde die vorliegende Abhandlung nicht allein
formell berichtigend und real erweiternd dem Studium der Ornitho-
logie dienen, sondern auch dazu beitragen, dafs die Discussion fortan
(was leider nicht immer der Fall war) den ernsten und ruhigen Ton
“ annehme, den die Würde des Gegenstandes erheischt. Das Resultat
mag dann ausfallen, wie es will, so kann es nicht anders als dem
Studium förderlich sein, und man wird dem Verfasser dieser Schrift
immer das Verdienst beimessen dürfen , den interessanten und von
unsrer Zeit dringend geforderten ‚Untersuchungen über die gegensei-
tigen Beziehungen der Erdkunde und beschreibenden Naturgeschichte
nach einer neuen Richtung die Bahn gebrochen zu haben.
\
Lichtenstein.
ehr
er.
hres
ern
er-
ger
hen,
biti-
Iner
eld
so-
iges
ıten
eser
fas-
ımt,
ehr
abt
von
hen
iel-
haf-
men.
Iner
hts-
rde;#
bei-
des
äch-
8 och
wohl
Nein
tho-
rtan
Ton
altat
dem
hrift
von
sei-
ichte
Vorrede und Einleitu ng
nebst
x
wissenschaftlichen Vorschlägen.
D. klimatischen Varietäten, denen hier überhaupt
und in Bezug auf ihr Entstehen aus den gewöhnlichen
Artsformen, eine besondre Behandlung gewidmet ist, waren
vorzüglich bei den Vögeln ein, seiner Bedeutung nach zwar
von den meisten Zoologen bereits früher mit mehr oder
“ weniger Bestimmtheit richtig geahnter, aber doch wegen
der fühlbaren Unzulänglichkeit der damaligen Erfahrungen
noch lange nicht gehörig zu würdigender Gegenstand bald
des Zweifels, bald einer versuchsweisen, in der Folge durch
Andere mit Recht bekämpften Aufstellung vermeinter Spe-
cies. Sie waren ein Gegenstand, der auch wohl, wenn
es sich um Bestimmung von Art oder Varietät: nicht im
Allgemeinen, sondern im besonderen Falle handelte, eben
wegen unzureichender und zuweilen anscheinend wider-
sprechender Erfahrungen einen und denselben Ornithologen
Ge nach Verschiedenheit der Zeiten und der Umstände) zum |
sehr verzeihlichen Schwanken zwischen beiden Ansichten,
zum Übergehen von der einen zur andern, bewog. — Hier
leuchtete Pallas vor. Er hielt, schon vor dem Anfange des
laufenden Jahrhunderts, den bestimmten und durch viel-
fache, unter verschiedenen Klimaten gemachte Erfahrungen
ıhm aufgedrungenen Gedanken an die Entwickelung solcher
Abänderungen in Folge äufserer Einflüsse mit Entschieden-
heit fest (*). Seine Zoographia vollends zeigt: dafs er mit einer
(*) Wie alt und naturgemäfs überhaupt, wie rein unabweeislich,
ein Gedanke der Art sei, zeigt sogar schon der älteste aller wahren
vI
Aufmerksamkeit, welche für den damaligen ersten Anfang
stets der höchsten Anerkennung werth bleiben wird, die
interessanten Erscheinungen beobachtete und zu würdigen
suchte, welche sich ihm in dieser Hinsicht darboten; ob-
gleich allerdings auch wieder seine Wanderungen und Ver-
bindungen noch lange nicht hinreichen konnten, um ihn
über Alles in dem Grade aufzuklären, dafs es ihm hätte
gelingen können, auch gerade in allen einzelnen Fällen
immer das Rechte zu treffen. — Im Verlaufe des letzten
Jahrzehents hat sich nicht allein die Mehrzahl der Ornitho-
logen, namentlich der deutschen, dieser Ansicht der Dinge
immer entschiedener, und noch mehr als sonst, zugewandt;
sondern es haben sich auch mehrere der achtungswerthe-
sten Stimmen (*) öffentlich und sehr bestimmt, manche
wiederholt, dafür erklärt; die meisten mit dem Wunsche:
durch Jemand, der Gelegenheit zu hinreichenden Erfahrun-
gen und Untersuchungen hierüber gehabt, dieselben in einer
geordneten Zusammenstellung als ein systematisch verarbei-
tetes Ganzes zur allgemeinen Kenntnifs gebracht zu sehen. —
Es war übrigens bereits bei der ersten, vor nun bei-
nahe 8 Jahren von mir entworfenen Anlage eines „Hand-
buchs der Naturgeschichte der Vögel Europa’s
mit besonderer Rücksicht auf Deutschland« ein
gern genährter Gedanke, die klimatischen Abänderungen
darin aufzunehmen. Dieser Absicht folgte nothwendig das |
Bestreben, die Wahrnehmungen über diesen Gegen- ö
stand alle nach Möglichkeit ins Klare zu bringen: Ein
Naturforscher, einer der scharfsinnigsten und scharfsichtigsten Geister
aller Zeiten, und nach Verhältnifs der seinigen vielleicht der umfas-
sendste, den je die Erde trug: Aristoteles. — Vergl: seine hist.
animal., lib.8, cap.27-28 edit. Schneid., cap. 28-29 vulg.]
(*) Unter andern besonders Bruch, Faber, Naumann, zuletzt
noch Michahelles; unter den nicht-deutschen vor allen früh, oft
und motivirt Temminck.
se
VII
damals angefangenes und bis heut mit Vorliebe fortgesetz-
tes Suchen nun hat auf praktischem Wege allmählig zu den.
Resultaten geführt, wie sie in jenem Buche selbst mit spe-
cieller Ausführlichkeit aufgestellt sein werden, in vorliegen-
der Abhandlung aber unter allgemeinere Gesichts-
punkte so zusammengefafst sind: dafs hier die spe-
ciellen concreten Fälle als die einzelnen Belege für das, aus
ihnen abstrahirte, raisonnirende Ganze aufgeführt erschei-
nen (*). Doch wäre es unmöglich gewesen, zu allen diesen
Ergebnissen zu gelangen, wenn nicht Herr Geheime Rath |
Lichtenstein, mit dem lebhaftesten Interesse auch na-
mentlich für diesen Zweig des ornithologischen Wissens ein-
genommen, den ausgedehnten Handels- und Reiseverkehr,
welchen das unter seiner Leitung stehende zoologische Mu-
seum unterhält, schon so lange dazu benutzt und alle
Kräfte aufgeboten hätte, um ganz vorzüglich auch in die-
ser Richtung auf Vervollständigung der ihm anvertrauten
Anstalt hinzuwirken. Indefs haben diese Bemühungen
auch einen Erfolg gehabt; ‘welcher macht: dafs hiermit das
Berliner Kabinet gegenwärtig wohl allen übrigen weit vor-
ausgeeilt ist; dafs daher auch eine umfassende Bearbeitung
dieses Gegenstandes, nach seinen speciellen und allge-
meinen Beziehungen, hinsichts der beobachteten (ornitholo-
gischen) Thatsachen nur von dort aus möglich scheint. Alle
- ©) Auch war diese Abhandlung ursprünglich als Einleitung zu
jenem gearbeitet. In Betracht jedoch, dafs ein Handbuch der Art,
in seiner räumlichen Ausdehnung beschränkt, nur den Zweck haben
‚sollte, sichere Thatsachen zusammenzustellen , ohne darzulegen, wie
sie Sewonnen wurden, und ohne die aus ihnen entwickelten Theo-
reme auseinanderzusetzen, schien es besser, dieselbe als ein für sich
bestehendes Werkchen in die Welt treten zu lassen. Ein Entschlufs,
zu dem sowohl der Rath befreundeter älterer. Forscher, als die Erwä-
Sung des Umstandes führte: dafs die Verhandlung, in einem Hand-
buche der Ornithologie niedergelegt, nur dem kleinen zugleich mit
letzterer vertrauten Theile der Physiologen und Physiker, deren spe-
eielle Fächer sie doch nahe berührt, bekannt werden würde.
I
VIH
die (zu ihrer Zeit zu erwähnenden) Verbindungen desselben
haben zwar, eine jede, mehr oder weniger dazu geleistet;
aber auf keinem anderen Wege ist so viel hierzu geliefert,
so viel fruchtbarer Stoff zur Bearbeitung hergestellt‘worden,
wie durch Hemprichs und Ehrenbergs Reise. Nur der
vastlose, ja fast unbegreifliche Fleifs solcher wissenschaft-
lichen Sammler konnte in wenigen Jahren so viel mit für
einen Gegenstand, wie der hier besprochene, leisten. —
Aller dieser Stoff nun, woher er immer gekommen. sein
mochte, und welcher entweder für gegenwärtiges Werkchen, 7
oder für das nachfolgende gröfsere brauchbar war, wurde
mir von dem Director der Anstalt, meinem hochverehrien !
Lehrer, mit der freundlichsten, wohlwollendsten Liberalität
und ohne die geringste Einschränkung zur wissenschaftlichen '
Benutzung gestellt. Nirgends sah ich hierbei eine irgend "
beengende Ausnahme in Anwendung gebracht; vielmehr ist”
mir, im Gegentheile, allenthalben sehr häufig, entweder
von ihm selbst, oder auf seine gütige, von freien Stücken
genommene Veranlassung, bei meinen Arbeiten und für die-
selben sogar noch mehr geboten und gewährt worden, als’
ich gebeten oder auch nur zu wünschen gedacht hatte.
So sah ich mich durch die ausgezeichnetste Gefälligkeit in '
den Stand gesetzt, einen Stoff behandeln zu können und
zu dürfen, der, nach allem amtlichen nnd wissenschaftlichen |
Proprietätsrechte fremdes Eigenthum, nur durch freund-
liches Übereinkommen und Abtreten zu diesem Zwecke an
mich übergehen konnte.
Was das Verfahr en hierbei betrifft, so war die ge-
netische Methode überall, bei der Untersuchung sowohl,
wie bei der Darstellung, zu befolgen: weil sie dort die al-'
lein richtige bleibt, hier die am leichtesten E
ze ugende ist. Das Haupt-Bemühen blieb .also stets dahin?
gerichtet, solche Veränderungen von ihrem ersten, feinsten”
Ursprunge an, Schritt vor Schritt bis zum äufsersten Extreme
/
|
1
. 14
n .
En a De ee
IX
zu verfolgen. Die Endpunkte liegen häufig so weit aus
einander, dafs Derjenige, welcher nur sie, und nicht auch
die Zwischenstufen sieht, gar leicht so lange an einem in-
nigen Zusammenhange beider zweifeln kann, bis er mit
Überraschung die vollständigen Beweise desselben vor Ge-
sicht hat. — In den bei Weitem meisten Fällen glückte es
mir nicht blofs, selbst zu sehen: sondern sehr oft konnte
ich gleichzeitig ganze Reihen, und zwar nicht selten
höchst reiche, mehrfach vollständige, untersuchen; hier-
unter auch öfters mehrere jener so instructiven Stücke,
welche nicht blofs den allmähligen, sondern sogar den plötz-
lichen, gleichsam im. Gewaltschritte hervortretenden Über-
gang einer Varietät in die andere zeigen. Nur da, wo die
Sache, als hinlänglich. gewifs erschien, wird denn auch
die Äufserung darüber eine völlig bestimmte sein. Noch
wird es nämlich in manchen einzelnen Fällen der Folgezeit
überlassen bleiben müssen, uns vollends genügend über Ab-
änderung und Art aufzuklären; d. h., uns volle Gewifsheit
darüber zu verschaflen: ob dieses oder jenes Wesen einer
bekannten Art als Abänderung unterzuordnen sei; oder ob
es doch eine von ihr verschiedene, selbständige Art bilde. (*)
(*) Je öfter sich schon unter einerlei Himmelsstriche Arten vor-
finden, welche, obgleich ganz entschieden selbständig, doch Zwei-
fel gegen ihre Selbständigkeit durch eine auffallende Aechnlichkeit mit
anderen erregt haben , so lange, bis ausgedehntere Erfahrungen ihn
hoben ; um so weniger kann es wohl billig in Verwunderung setzen,
wenn ein gleicher Fall sich unter verschiedenen Klimaten ereignet.
Der Inbegriff von Art (species) ist und bleibt einmal ein solcher,
für den sich keine kurze, mit Einem Satze zu bezeichnende, rein -
theoretische Definition herstellen läfst: weil sich kein absolutes und.
‚für alle Fälle ostensibles Maafs, weder in Betreff der Form und des
Umfanges, noch gar der Farbe und der Lebensäufserungen, auffin-
den oder angeben läfst. Tern davon übrigens, .den »guten alten«
theoretisch - praktischen Begriff hieryon im 'Mindesten wankend zu
machen, dient unsere Methode, klimatische Abänderungen aufzustel-
len, vielmehr gerade nur noch zu mehrerer Befestigung desselben ;
I
x
Da, wo einmal auf fremde Auctorität hin eine Nachricht über
klimatische Abänderungen aufgenommen wurde, bei welcher
mir überhaupt Selbstansicht oder doch eine hinreichende
eigene Erfahrung mangelte, und wo vielleicht diese selbst
in eine theilweise Nichtübereinstimmung mit jener gerieth,
wo ich einer abweichenden Ansicht mich nicht erwehren
konnte; — einen solchen Fall wird man, namentlich in
jenem erwähnten gröfseren Werke, wenn nicht der Name
des Gewährsmannes genannt ist, schon an dem unbestimmter
gehaltenen Tone von einem völlig gewissen ebenso unter-
scheiden können, wie das ungewissere Einzelne vor dem
entschieden Ausgemachten kenntlich gemacht ist. (*) Stets bil-
den dort die Bemerkungen über klimatische Verschieden-
heiten, von welchen die Angaben in dem beschreibenden
Verzeichnisse am Ende gegenwärtiger Abhandlung ein ge-
drängter Auszug sind, der leichteren Übersicht wegen beson-
dere Anmerkungen unter dem Texte; und sie gehen stets
in so fern von den Erscheinungen in unserem Vaterlande
als Grundtypus aus: dafs von ihnen, was bereits
und die Bestimmung desselben hält sich, selbst nach ihrer jetzt nö-
thigen Erweiterung, doch unabänderlich in den alten Gränzen des all-
bewährten Lehrsatzes: "Was sich (im freien Naturzustande) jemals
zusammen paart, (nicht blofs ein oder das andere Mal durch
besonderen Zufall eine wüste, ungeregelte Begattung eingeht,) ge-
hört stets zu Einer Art.« Vergl. S. 134.
(*) Sollte sich späterhin irgend Etwas, was aus fr emder Angabe
entnommen ist, wo eigne Er ahrails fehlte; vielleicht nicht bewäh-
ren; so wird man dafür billig Sicht den Verfasser verantwortlich
machen. Jeder hat nur das streng zu vertreten, was er selbst gese-
hen haben will, ist auch zu tadeln, wenn er an sich verdächtige oder
ganz unwahrscheinliche Dinge auf Anderer Bericht ohne Kritik und
Einschränkung annimmt. Nicht so im entgegengesetzten Falle. Viele
unrichtige Dinge hatten sehr lange re egolten, ohne dafs man
nachher die Schuld auf sonst Jemand aufser dem ersten Berichter-
statter zu schieben sich berechtigt gehalten hätte. Wie lange wurde
es nicht z. B. geglaubt: dafs die Kinder der Neger weils geboren
würden; u. dergl. mehr.
Y
XI
für Deutschland: in einzelnen Fällen mit gilt, immer auch
schon in der eigentlichen Beschreibung erwähnt wird, (so-
bald diefs nicht, bei Geringfügigkeit an sıch, mit zu grolser
_Weitläufigkeit verbunden war.) «Ein bequemer numeri-
scher Überblick der klimatisch variirenden Arten
ins Gesamt wurde ganz einfach.dadurch erreicht: dafs die
sich damit befassenden Anmerkungen, so, wie die variiren-
den Arten in’ dem. dieser kleinen Schrift angehängten be-
schreibenden systematischen Verzeichnisse derselben , eine
durch das Ganze fortlaufende Zahlenbezeichnung
erhielten (*).
Dagegen habe ich bei der Darstellung derselben sonst
nicht ohne Grund jene, zwar in ähnlichen Fällen meist
gewöhnliche und dem Anscheine nach genaue, in der Wirk-
lichkeit aber, näher besehen, eher verwirrende und einer
zweckmäfsigen Gedrängtheit widerstrebende Methode ver-
mieden: das Ganze so nach Zahlen oder Buchstaben zu
spalten, dafs die stufenmäfsigen Abänderungen unter Va-
rietät 1, Var. 2, Van.c, du. S. w. getrennt, in ein Reihe,
aufgeführt würden. Ein solches Verfahren, obgleich mei-
stens recht gut anwendbar bei Ausartungen, erscheint hier
nicht gut angebracht, vielmehr doppelt unzweckmäfsig; und
zwar wird es immer unzweckmäfsiger, sächlich wie räum-
lich, je gröfser die Anzahl und je mannichfacher die Kreu-
zung der Varietäten wird. Zuerst unbequem und undeut-
lich, weil einer Seits eine ‚ordentliche Sonderung derselben
von einander doch nicht möglich ist: und weil dabei anderer
Seits die Characteristik jeder Nummer immer nur auf das
Exemplar pafst, von welchem sie entnommen ist, auf andere
' aber gerade immer um so weniger anwendbar wird, je
(*) Man sieht hieraus: dafs, soweit die Erfahrungen gegenwärtig
reichen, ihre Gesamtzahl bei den Landvögeln allein schon
ein volles Drittitheil aller Arten überhaupt beträgt. Um wie viel
höher aber wird dieselbe sich erst in der Folge zeigen!
x
besser sie als solche ist, d. h., je genauer sie sich an jenes
einzelne Stück hält; dann räumlich-unökonomisch, weil es
Alles ohne Noth ins Einzelne zieht, und somit Vieles mehr- |
fach wiederholt werden mufs, was sich besser mit Einem
Male ganz im Allgemeinen abmachen läfst. Wird hingegen,
wie es dort geschehen ist, der Ursprung und das ent-
wickelte Extrem. jedes einzelnen Punktes, welcher eine
Veränderung erleidet, angegeben; dann pafst die Bestim-
mung auf alle Exemplare mit allen Kreuzungen.
Um durch die typographische Einrichtung die Über-
sicht des Ganzen, namentlich der Regeln und Beispiele, zu
‘erleichtern, sollten letztere mit anderer Schrift gedruckt
werden. Mehrere Umstände beim Drucke zwangen jedoch,
hiervon abzugehen , und die Einrichtung zu treffen, dafs
blofse gebrochene Klammern [ ] diese Absonderung bewir-
ken, welche auch so die Sache hinreichend verdeutlicht. —
Übrigens ist es nicht Zufall gewesen, wenn hin und wieder,
wo die Wahl der Beispiele sonst gleichgültig gewesen wäre,
solche Arten hierzu genommen worden sind, über welche
vordem zum Theile andre Ansichten bestanden und Streit
herrschte; denn auf diese Weise liefs sich mit dem alige-
meineren Zwecke, Beispiele für einer vorgetragenen Satz
zu geben, noch ins Besondere der einer kritischen Erörterung
über frühere Meinungen verbinden. Daher der Umstand,
dafs manche Arten (*) mehrmals als Beispiele aufgeführt
wiederkehren.
Genauere, mehr aufs Einzelne eingehende Erörterungen,
und Untersuchungen über einige Arten im Speciellen, so
wie die Aufstellung mancher mitbeweisenden Analogieen aus
der Klasse der Säugthiere und zum Theile selbst mit Be-
ziehung auf das Pflanzenreich, wurden, um den Zusammen-
(*%) Wie unter andern die gemeine Krähe, (deren specifische Tren-
nung in Raben- und Nebelkrähe zuerst und sehr gründlich N au-
mann d. j. bekämpfte,) der Haussperling, der Wasserpieper.
XIII
hang der fortlaufenden, eines aus dem andern entwickeln-
den Verhandlung nicht zu sehr zu unterbrechen, unter die
Zusätze verwiesen. |
Das kurz beschreibende Verzeichnifs der klimatischen
Varietäten der europäischen Landvögel, als ein Nachtrag zu
jedem Werke über Europa’s Ornithologie zu betrachten,
enthält unter den Synonymen alle Namen derjenigen dahin
gehörenden vermeinten, Species, welche mir als solche be-
kannt geworden sind (*). Bei der reichen Literatur, wel-
che namentlich die Königl. Bibliothek zu Berlin darbot,
dürften mir nur wenige entgangen sein. ae — Es kann
nun aber billig, und soll natürlich nicht blofs, sondern es
wird hoffentlich auch, vollends bei der Art, wie diese An-
führung geschieht, Niemanden als Vorwurf erscheinen, wenn
daraus hervorgeht: ‘dafs er eine oder die andere klimatische
Varietät überhaupt aus Mangel an Übergangsexemplaren für
(*%) Hierbei fühle: ich ac in Bezug auf die Ansichten und das
Verfahren des Hrn. Geheimen Rath Lichtenstein eben so ver-
S pflichtet, wie ich es in Beziehung auf mich für erlaubt und zugleich
. für sehr ehrenvoll halte, zu erklären: dafs es auf die ausdrück- - _
lichste Zustimmung und selbst den Wunsch des Hrn. G.R.L. ge-
schehen ist, wenn auch alle von ihm früher, zum Theile schon vor
langer Zeit, einstweilen provisorisch (und den Vorschriften von
Linne’s trefflicher Philosophia botanica gemäfs, um sie nicht aus
dem Gesichte zu verlieren), unter dem vorläufigen Namen von Arten
im zoologischen Museum zu Berlin aufgestellien klim. Varietäten
hierunter mit aufgeführt werden: (und zwar, indem ein verständ-
liches Vorzeichen [?] den Sinn und die Umstände andeutet, in welchem
und unter welchen das Aufstellen zu seiner Zeit geschah;) — um, wo
‚e8 etwa nöthig sein sollte, Meinungen zu berichtigen, welche sich
bei dem häufigen Besuche der reichen Sammlung durch fremde Or-
nithologen gebildet haben könnten.
Ger) Doch mufs ich bedauern, dafs bei meiner letzten Anwesen-
heit ‘daselbst (im August und September 1831) zwei Werke von
Wichtigkeit noch lange nieht vollständig eingegangen waren: Gray’s
Illustrations of Indian zoology, und Gould’s Birds of the Hima-
laya mountains. :
Eee
f“
er
a
Br
xıV
eine eigene Art gehalten habe. Nur wer systematisch, d.h.
aus Grundsatz, durchweg alle klimatische Varietäten zu Ar-
ten erhoben sehen wollte, ihr Entstehen durch Klimaeinflufs
aufs heftigste (*) bestritt, und durch keine Gegenvorstel-
lung über das Irrthümliche seiner Ansicht zu belehren war,
wird eine Anwendung dieser gerechten, entschuldigenden
Rücksicht nicht für sich in Anspruch nehmen können. (**)
(*) Und zwar mit einem Argumente, welches die gänzliche Un-
kunde in aller allgemeinen Naturwissenschaft, Physik und Physiolo-
gie verräth: »indem man nicht einsche, wie es (das Klima) wirken .
»solle, und man sich mit jeder Annahme einer solchen Wirkung in
»ein Labyrinth verirre!!u —
(**) Dafs demnach die Abhandlung hin und wieder etwas pole-
misch gehalten ist und polemisch gehalten werden mufste, wird allen
Denen erklärlich sein, die bekannt sind mit diesem neuesten theilweisen
Wesen und Treiben der Ornithologie in Deutschland: welches end-
lich dahin kam, alle Species in 3, 6 und noch mehrere, ja in 9-12,
zu zersplittern. — (Für solche Leser aber, welche hiermit nicht be-
kannt sind, die ausdrückliche Erklärung: dafs meine Polemik nur
diese Richtung verfolgt, mit. jeder andern hingegen streitige Einzel-
heiten im versöhnlichsten "Geiste mit beider Seits freundlichem Ent-
gegenkommen zu diskutiren wünscht.) — — Wer nämlich entweder
eine neue Ansicht aufstellt, oder, wie es hier der Fall ist, eine ältere
_ und allseitig bewährte, aber noch unvollständig durchgeführte neu
und weiter begründet, der mufs und soll mit allen überhaupt vor-
handenen, begründeten oder grundlosen, bekannt sein; und er soll
die letzteren würdigen, wenn er sich gedrungen sieht, ihre Verwerf-
lichkeit auszusprechen. Man kann dafür freilich, wie bekannt, auch
bei Beobachtung aller Ruhe und wissenschaftlichen Ernstes, harte
Schmähreden ernten von einer empfindlichen Selbstliebe, die schon
jeder Widerspruch, jeder Zweifel gegen ihre Unfehlbarkeit verletzt
‘und Beweise vollends erbitiern, vorzüglich, wenn ein Jüngerer sie
aufstellt. Aber dieses Schelten könnte doch nur einen gewissenlos
Furchtsamen abhalten, da, wo er es für nöthig hält, zum wahren
Besten der Sache die Wahrheit zu sagen und, wenn es die Umstände
erfordern, auch wieder zu sagen. Je mehr der Gegner in seinen Er-
wiederungen Recht, Anstand und gute Sitte verletzt, selbst gegen
die Wahrheit fehlt und die offene Absicht, zu kränken, verräth;
um so ruhiger kann man bleiben, und.zur Antwort — das Schwei-
XV
Es ist etwas Anderes, mit Absicht ein längst allgemein an-
erkanntes, stets und überall bewährtes Princip verkennen,
um nur nicht sein Unrecht eingestehen zu dürfen; und
ein ganz Anderes, bei der practischen Durchführung des-
selben Princips wegen Unvollständigkeit der nöthigen, viel-
fachen Mittel theilweise in der Anwendung von speciellen
Regeln irren, welche man eben defshalb nur erst dunkel
ahnen kann, aber, auch durch das sorgfältigste Abstrahiren
aus den noch wärureichenden Erfahrungen, noch nicht klar
zu erkennen vermag. Beide Fälle sind, als dem Willen und
Wesen nach total verschiedene, streng zu unterscheiden.
Die, nicht selten prosphonetisch gehaltene Dietions- |
weise mag vielleicht in dem Verfasser den jungen, lebhaft
für seinen Gegenstand interessirten Mann verrathen, wel-.
cher noch im 'sechsten Lustrum steht. Doch wird dadurch
hoffentlich weder Person, noch Sache verlieren. —
- Werden wir einmal erstens die Art und Weise,
wie, dann die Umstände, unter welchen, und die
Grade, in welchen besonders die einzelnen Farben u,s. w.
durch klimatische Einflüsse verändert werden, kennen, und
zweitens die Gegenden, welche das Variiren zum Theile
nach einer, zum Theile sogar nach beiden Hauptrichtungen
zugleich begünstigen; so dürfte es in Zukunft bei rechter
Vorsicht und ernstlichem Willen in der Regel leicht wer-
den, neue, noch kommende Entdeckungen richtig zu wür-
sen wählen. Erkennen ja doch Alle den Streiter an den Waffen,
seinen Werth und den Werth seiner Sache an der Art, wie er
sie verficht. Daher würde man, wenn‘ man über unver diente
Schmähungen vor den. Augen der gebildeten Welt überhaupt des
Trostes bedürfte, den schon in dem Gedanken finden ,* bei
allen Gebildeten und Verständigen die Überzeugung voraussetzen zu
dürfen: dafs es Umstände giebt, unter welchen man gegen Beleidi-
gungen unempfindlich sein darf und mufs.
xXVI
das Aufstellen blofser Nominal-Species nämlich,
von dieser Seite auf Grund unserer neueren Erfahrungen
zu vermeiden: um so die noch tiefere Verwirrung des Gan-
zen verhüten zu helfen, welche dadurch bereits entstanden
ist. — Diefs ist die formell - berichtigende Seite der
hier behandelten Verfahrungsweise. —
In der frühesten Zeit der beginnenden wahre Syste-
tik "und einerwahrhaft seientifischen Nomenclatur durch
Linne und seine Schüler sehen wir, aus Mangel an Er-
fahrungen durch Lebens- Beobachtung, sehr “gewöhnlich
junge und alte Vögel —, und da, wo eine wesentliche
Geschlechtsverschiedenheit Statt findet, oft auch wieder
männliche und weibliche, jede als verschiedene Arten
hingestellt. Als späterhin Bechstein, der ältere Nau-
mann und andere Practiker, durch anhaltende Forschungen
im Freien belehrt, diesen Übelstand beseitigten ; so blieben
doch immer wieder noch eine beträchtliche Zahl blofser
Verschiedenheiten nach der Jahreszeit als yermeinte Species
aus der älteren Periode in den Systemen zurück: bis end-
lich vorzüglich Temminck, indem er zuerst die doppelte
Mauser so vieler entdeckte, den oft so aufserordentlichen,
häufig blofs durch diesen zwiefachen Gefiederwechsel be-
wirkten Unterschied zwischen Frühlings- und Herbstkleid
zeigte, und somit gar manche, hiernach mit Unrecht in die
Artenreihe eingeschobene Wesen auf ihren wirklichen Werth
reducirte. Ihm nachfolgend, suchten andere Ornithologen
im Einzelnen ‘vollends zu Ende zu führen, was er erst
angefangen, und doch auch (Ehre seinem Fleifse und Ta-
lente!) zugleich schon beinahe vollbracht, überall aber’
lebendig angeregt hatte. Doch selbst er behielt, noch
lange nicht hinreichend von Erfahrungen über das klima-
tische Abändern überhaupt geleitet, und öfters durch Lücken
= 2 « . - ! { „im
digen, und dadurch einen bisher so oft bemerkten, so’ E
wesentlichen Nachtheil für die Wissenschaft,
Vari
auch
Theil
solch \
hang
dem
ganz
solchd
Einkl
physi
sehen
die k
Junge
Siche
tersve
meiste
lange
‚wegen
rücksid
nämlie
früher
. ältere
(Diese
Gattu
lunge
z.B.
net,
(Vvr
hen.
200log
zen u
ren ni
xVil
'
2 ‚im Einzelnen mifsleitet, nicht blofs mehrere klimatische
| Varietäten als Arten, wie früher, bei; sondern er stellte
auch selbst noch mehrere andere neuerdings, wiewohl zum
Theile sogleich mit männlich -aufrichtigem Zweifel, als
solche auf. — — So blieb es der neuesten Zeit vorbehal-
ten, mit mehr oder weniger Bestimmtheit den Zusammen-
hang der Dinge zu ahnen, dessen Darstellung hier nun in
dem Lichte versucht ist, in welchem ihn mehrjährige,
ganz vorzugsweise darauf abzielende Untersuchungen und
solche Erfahrungen erscheinen lassen, die wir im vollsten
Einklange mit den entschiedensten Wahrnehmungen der
physikalischen Geographie und Atmosphärologie stehen
sehen. Eben so gut nun, wie wir wohl alle rasch genug
die kleine Kunst gelernt haben: auch völlig erwachsene
Junge Vögel ganz unbekannter Arten fast immer mit grofser
Sicherheit nicht für alte anzusehen, sondern schnell ihre
Jugendlichkeit zu erkennen; (*) mindestens eben so gut
- \ x y
(*) Anmerk. Da jedoch in schwierigen Fällen, wo auffallende Al-
tersveränderungen durch so langsame Übergänge erfolgen, wie bei den
meisten gröfseren Raubvögeln, es leicht geschieht: dafs manche schon
lange festgestellte Regeln oder Beispiele entweder übersehen, oder
wegen des Mangels an Zwischenstufen nicht nach Umständen be-
rücksichtigt werden; so hat sich noch in der neuesten Zeit erst der
nämliche Irrthum in Betrefl des Verkennens von J ung und Alt, wie
früher, bei einer Vogelgattung wiederholt, über welche man sogar in
‚älteren Zeiten in minder entschieden falscher, Ansicht befangen war.
(Diese zu erregen, mag indefs auch die Seltenheit der Vögel dieser
Gattung in unseren Gegenden, und ihre geringe Anzahl in Samm-
lungen, nicht wenig beigetragen haben.) — Er a
Des aufserordentlichen Form unterschiedes vergessend, welcher
z.B. auch das Gefieder "junger Staare vor dem der älteren auszeich-
net, haben nämlich einige Ornithologen neuerlichst ‚bei den Geiern
. (VvLTUR) junge Vögel als specifisch verschieden von den alten angese-
hen. Mausernde Exemplare jedoch, wie unter andern das hiesige
2oologische Museum ein in unserer Provinz geschossenes besitzt, zei-
gen unwidersprechlich, was auch schon eine Folgereihe von mehre-
ven nicht mausernden Stücken verschiedenen Alters, wie die fünf In-
b
XVuUI
wird sich bald Jeder das, oflenbar näher liegende, und ge-
wifs leichter zu erlangende Geschick anzueignen wissen!
in Zukunft auch klimatische Varietäten schon be-
kannter Arten nur für das, was sie wirklich sind, nicht
für mehr, nicht für besondere Species, zu halten.
Schwer kann diefs schon defshalb um so weniger werden:
als es; nachdem man einmal die allgemeinen Normen des
klimatischen Variirens kennt, zum Erkennen solcher Va-
rietäten im Besondern ganz gleichgültig ist, in welcher
‚ Varietät man eine Art kennen gelernt hat; zumal, wen»
man ihr locales Herkommen genau weifs. —
So entscheidend übrigens das hier Besprochene unser
ferneres Verfahren in Bezug auf die Behandlungsweise der
Wissenschaft bestimmen mag; so würde es doch sehr irrig
dividioen des Berliner Museums, jedem nicht ungeübten Blicke so“
gleich als die bestimmteste Vermuthung aufdrängen mufs: dafs die
Geier mit kurz-, dicht- und zar twollisen Köpfen und Hälsen, mil
langen, schmalen Körper-, Hosen- und Flügelfedern und mit lan
gen flatternden, hahnenfedrigen, dünnen und bräunlichen Halskrau“
sen, welche schon immer unter dem Namen Vvurrur fulvus Gmel.
(gleichbedeutend mit‘V. castaneus Shaw, V. leucocephalus Meyer
und Wolff, V. percnopterus Daud.) bekannt waren, nichts anders
sind, als junge Vögel im ersten Kleide von jenen mit dünn - und
steifhaarig-, ja fast stechend-kurzbefiederten Köpfen und Hälsen,
mit kürzen, breiten, umgekrümmt anliegenden und wollig zerschlis-
‚senen, dichten, weifsen Halskrausen und mit überhaupt etwas ande“
rer Färbung, welche unter den Benennungen Vurrur Kolbii und V.
albicollis bekannt gemacht wurden, und welche erst nach einer,
mindestens 4=5 Jahre dauernden Verwandlung alle die zwischeninne
liegenden Stufenfolgen durchlaufen haben. (Denn bei ihnen wird aller“
dings das erste Mal wahrscheinlich mehr, als ein ganzes Jahr, Zeit
zu einer geringeren Veränderung erfordert, als die ist, welche beim
Guzensilicheih Staare in 4-6, höchstens 8 Wochen volle wird.
Auch ist beim Staare, umgekehrt, das Gefieder in der J ugend run“
der, bei den Geiern spitzer und länger, als im. Alter der Mannbar-
keit. — Übrigens zeigt aber selbst Cartuarres Papa, der geierähn“
lichste unter den Aasvögeln (Caruartes) Amerika’s, eine ganz gleiche
Ver änderung, wiewohl in sehr viel geringerem Grade. —
sein,
Hand
im
sten
thol Ö
Vöge
beim
könn
‚reich
That
- Fact
lang
klär
resul
mer
üg
beleh
a
gen
Erfa
hätte
blo
die
—
{st
fl
“
Chars
(**
menta
von
‚und q
Viel
teren
zun
äc
dernd
und d
ter
nen
E
’
XIX
sein, das hier im Allgemeinen Gegebene und durch das
Handbuch d. N.G. der Vögel Europa’s noch ausführlicher
im Speciellen. (*) zu Liefernde für mehr, als für die er-
‚sten Zeilen auf einer neuen Seite ım Buche der Ormi-
thologie, in der eigentlichen, tieferen Lebensgeschichte der
Vögel, anzusehen. Wer sollte auch, zumal als Einzelner,
beim ersten Beginnen schon gleich das Ganze erschöpfen
können, gesetzt auch, er besäfse dann schon alle je er-
‚reichbaren Mittel dazu? Die Zeit erst bildet Ideen über
Thatsachen aüs, gleichwie sie erst die Erfahrungen über
‚Facta selbst vervollständigt, welche die Mittel sind; und
lange eilt gewöhnlich die Erfahrung der vollständigen Er-
klärung und den, aus ihr zu ziehenden, umfassenden End-
resultaten voraus. Wie hätte daher eine Sache, in der im-
_ mer ein Tag den andern durch etwas nen Aufgefundenes
rd belehrt: wie sehr das bisher Gewufste, wenn auch jetzt rich--
it tig aufgefafst, doch noch ein Stückwerk im Vergleiche ge-
r gen die einstige grofßse Summe des Ganzen ist, wo also die
F Erfahrung selbst, noch lange nicht zü Ende gcht; — wie
, hätte eine solehe Sache heut schon etwas Anderes, als die
is blofse vorbereitende Grundlage zu einem weiten Gebäude für
d die Zukunft, werden können! (**) Möge es sonach schliefs-
—
ıD
(*) d.h.: von der beschreibenden Seite ‚ durch ausführlichere
Characteristik der einzelnen Abänderun gen.
(**) Daher soll denn, da gegenwärtige Arbeit nur etwa den mo-
nentanen Umständen nach als ein Ganzes: zu betrachten ist, auch
von Seiten des Verfassers die fernere Behandlung des Gegenstandes
‚und das sorgfältige Sammeln von Thatsachen nicht aufgegeben sein.
Vielmehr hegt er die Hofinung, auch noch fernerhin selbst zur wei-
teren Förderung der Sache beizutragen, ‘deren bestimmtere Anregung
zunächst Hauptzweck war: um ihr auch von anderen Seiten der för-
dernden Kräfte mehrere zu gewinnen. Denn nur von der Zeitfolge
und dem vereinten Streben Vieler ist zu erwarten: dafs ein reiche-
ter Erfolg immer mehr, nicht blofs die aufgewendete Mühe beloh-
nen, sondern auch das hier vielleicht noch Mangelhafte regeln, das
h*
n“
Ihe
‘ - ® 2.94
lich noch erlaubt sein, hinzuweisen auf das, was die Folge-
zeit uns schaflen kann, und bei richtig angelegtem Streben
zum Theile recht bald zu schaffen vermögen wird.
‘Schon nach dem, was hier dargethan worden ist, wird
sich das hohe Interesse lebhaft fühlbar machen, welches einst
das Bemühen gewähren mufs: allenthalben durch aus-
gedehnte Beobachtungen, sowohl über den orga-
nisch-verändernden, wie über den haushälterisch-
bestimmenden Einflufs der Klimate auf Vögel und
Säugthiere, und endlich auf Thiere überhaupt, wie ins
Gesamt auf die ganze organische Welt, immer mehr die
genaue Übereinstimmung solcher Erscheinungen mit
der gesamten physikalischen Beschaffenheit der
einzelnen Erdstriche und ganzer Welttheile nach-
zuweisen. |
Um jedoch diesen Zweck zu erreichen, werden wir
Zoologen uns fernerhin in jeder Hinsicht das Bemühen der
Botaniker zur Nachahmung aufstellen müssen: als welche
sich mit ihren Beobachtungen über Pflanzenklima und
Pflanzengeographie schon längst der allgemeinen, ausge-
dehnten physischen Weltbeschreibung auf eine so rühmliche
und fruchtbringende Weise angeschlossen haben. (*) Denn,
noch haben wir in der Zoologie überhaupt fast so
viel wie Nichts aufzuweisen von jenem: anziehenden,
vielseitig, mit aller allgemeinen physikalischen Wissenschaft
verzweigten Ganzen, welches die Botanik in der Pflanzen-
Geographie besitzt. (Kein Wunder also, wenn auf un-
serem Felde die speciellen klimatisch-modificirenden Ver-
hältnisse noch unergründet waren.) — Die Resultate der
eiwa Irrige berichtigen, Alles läutern und über noch Ungewisses ent-
scheiden, d.h. das Angefangene allmählig zu einem mängelfreien
Ganzen machen werde.
(*) Ein Beispiel, welchem endlich nachzueifern, ein immer drin-
. genderes Bedürfnifs wird.
XXI
bekannten Forschungen über die Verbreitung lebender We-
Sen, namentlich auch der Säugethiere und Vögel, tragen
air immer das Gepräge blofser statistischer Tabellen über
Gattungs-. und Species-Zahl. Noch bleiben sie fern von
einer wissenschaftlich - systematischen Darstellung, welche
die, oft ja so nahe liegenden Gründe der Erscheinun-
gen (z.B. die Ursachen der Abgränzung, das Aufhören,
die Ab- oder Zunahme der Arten und- Gattungen in die-
sem oder jenem Klima) zu entwickeln, und so dieselben
aus dem Ganzen der Naturkenntnifs auf eine Weise her-
‚ zuleiten suchte: dafs sie fernerhin nicht mehr wie zu-
fällig erschienen, sondern als nothwendige, durch den
engen Zusammenhang des Alls und durch das abwech-
selnd - - gegenseitige Voraussetzen des Gesamtlebens streng be-
dingte Folge anderer Erscheinungen erkannt werden könn-
ten... Ein Streben, von welchem kaum in wenigen Fällen
ein schwach anfangender Versuch aufzuweisen ist; welches
aber, mit ruhigem Eifer verfolgt, einen Reichthum und
ein Interesse von Resultaten geben wird, die man beide noch
kaum entfernt zu ahnen vermag. Denn, so wenig, wie
etwa die äufsere Formbeschreibung mit der Osteologie und
ihren numerischen Datis; ohne das weite in sich verfloch-
tene Ganze der gesamten Anatomie und Physiologie, schon
eine physische Anthropologie wäre; eben so wenig kann ein
Herzählen der erwähnten Art, ohne Beseitigung der eben
erwähnten Mängel, für eine zoologische Geographie
gelten. Wenn hierbei nun auch immerhin billig nicht zu
verkennen ist, dafs im ganzen Reiche der Schöpfung, vor-
züglich aber in dem organischen, das Höhere von dem Nie-
deren abhängt: dafs also Dieses auch bei der wissenschaft.
lichen Behandlung in genannter Beziehung Jenem. aller-
dings vorausgehen mufste; so ist doch gleichwohl auch be-
stimmt nicht zu läugnen, dafs die Zoologie auf ihrem ge-
Senwärtigen Standpunkte hierin der Botanik noch in einem
s >
xXXU
Grade nachsteht, für welchen jenes hemmende Causal-
Verhältnifs noch lange nicht eine genügende Entschuldi-
gung gewähren kann.(*) Die Sache liegt also nicht sowohl
an der Zoologie, als an den Zoologen, —
Von jener, bis heut so empfindlich vermifsten Rich-
tung der zoologischen Forschungen nun: — von
der Richtung, bei einer allgemeinen Darstellung der geo-
graphischen Verbreitung warmblütiger Thiere
(namentlich der Vögel) und ihrer Eigenschaften mit Rück-
sicht auf einwirkende Verhältnisse der übrigen orga-
nischen und anorganischen Mitwelt eine Verknüp-
fung der Erscheinungen und Thatsachen nach ihrer
gegenseitigen, näheren und entfernteren "Wechselbe-
ziehung als Ursache und Wirkung, als Mittel und
Zweck, als Hemmendes und Unterstützendes, in
dem tieferen Sinne einer ausgedehnten Naturanschauung
zu versuchen, — yon ihr ist die Untersuchung der
physikalischen Verhältnisse, welche das klimatische
(*) Die gedachte Abhängigkeit ist übrigens ganz dazu geeignet,
das Studium und die Forschungen über die Verbreitung der Thiere
und über die Gesetze derselben, im Vergleiche gegen die Pflanzen-
geographie, noch um eben so viel anziehender zu machen, als sie
allerdings ausgebreiteter, verwickelter, und demnach schwieriger sein
müssen. Denn, während diejenigen äufseren Verhältnisse, welche
die Verbreitung der Pflanzen bestimmen, alle auf die der Thiere
ebenfalls miteinwirken: so ist diese anderer Seits zugleich noch in
höchst wesentlichem Grade nicht allein unmittelbar von der Ver-
breitung der Pflanzen abhängig, und oft zu ganz besonderen, eigen-
thümlichen und kaum beachteten Eigenheiten derselben in einer tie-
fen, kaum geahnten Beziehung stehend, deren endliches Erkennen
mit einem Male den überraschendsten Aufschlufs giebt; sondern sie
hängt auch wieder mittelbar oder unmittelbar mit der Verbreitung
anderer Thiere zusammen, welche sich andern nach derjenigen von
‚ Pflanzen richtet: so zwar, dafs eine einzige Erscheinung im Bereiche
der zoologischen Geographie nicht selien auf einer ganzen Reihenfolge
der verschiedenartigsten, einander bedingenden Ursachen beruht.
XXI
Abändern Gollzigen, ‘nur ein kleiner einzelner
Zweig. Und diefs ist die real-erweiternde Seite,
welche die hier gemeinte Behandlungsweise der Wissenschaft
darbietet. — — Folgendes scheinen die geeignetsten Mittel,
um in diesem Zweige der Vollkommenbheit bald merklich
näher zu kommen:
Man müfste zunächst noch von den europäischen
Thierarten ausgehen: weil sie diejenigen sind, welche
man nach allen: gewöhnlichen Verhältnissen am besten
kennt, (so, dafs man also bei ihnen jede Abweichung unter
andern Verhältnissen am sichersten zu würdigen vermag ;)
und von welchen sich ein grofser Theil über sehr abwei-
chende Erdstriche des alten und neuen Continenis verbrei-
tet, wo abweichende Verhältnisse eintreten. Man mülfste
ferner unsere Sammlungen weit mehr, als. es bisher im
Allgemeinen geschehen ist, mit klimatischen Abänderungen
zu bereichern streben: um die Untersuchung derselben ,
und zwar immer schon von dem ersten, feinsten Beginnen
an, so weit auszudehnen, als sie irgend noch neue Resul-
tale zu versprechen schiene. Über die Zugvögel müfsten
practisch geübte Ornithologen, welchen es ihre Verhält-
nisse gestatteten, besonders während des Frühlingszuges je-
den Tag im Freien zu sein, (*) mit Eifer, und gleichzeitig.
an so entlegenen Orten als möglich, mehrere Jahre
lang genaue. Beobachtungen anstellen, die alsdann
von Jemanden zusammengestellt würden, um sonach aus
dem mittleren Durchschnitte von mindestens 5-10 (oder
besser noch mehr) Jahren zu ersehen; wie weit überall die
klimatischen Temperatur -Verhältnisse, mittelbar oder un-
mittelbar, auf den Stand, Strich oder Zug einwirken. So
(*%) Denn Lücken in der Zeitfolge der Beobachtung geben sonst,
Wie begreiflich, dann ungemein leicht ein falsches Resultat anschei-
nender Verspätung ; und im Herbste umgekehrt. —
xXXIV
würde ermittelt werden können: welche Vögel, die, im
Allgemeinen bei uns Standvögel sind, und wo sie — Strich“
und Zugvögel werden, und umgekehrt; um wieviel die
Zugvögel später oder früher ankommen; und dergl.
mehr. Natürlich müfsten diese Beobachtungen, besonders}
wenn sie zugleich mit für die Wanderungsverhältnisse der
einzelnen Jahrgänge ein zuverläfsiges Resultat geben sollten,
(d.h. wenn man aus ihnen genau ersehen wollte, wie viel
von den derartigen Erscheinungen jedes einzelnen Jahrgan
ges auf Rechnung der besonderen Jahreswitterung zu
_ schreiben sei,) — nothwendig auch das Hauptsächlichsie
der meteorologischen Verhältnisse von dem Orte und der
Zeit der Beobachtung in jeder Hinsicht angeben; und stets
müfste, aufser der Seehöhe des Ortes, die mittlere Jahres-
temperatur desselben, und die Durchschnittstemperatur des
Sommers und Winters daselbst, mitbemerkt sein. (*) Auch
(*%) Höchst nützlich würde sich für den Zweck der botanischen;
wie der zoologischen Geographie eine Reihe geographischer Tem-
peratur-Charten, d.h. hauptsächlich oro- und hydrographischer
Landcharten bewähren: welche (ein heut freilich nur erst sehr man“
gelhaft auszuführendes Unternehmen —) aufser der Höhe der Haupt-
orte über der Meeresfläche, und aufser der durchschnittlichen Höhe
der Ebenen, mit Andeutung der Isothermen- (und Isogeothermen -)
Haupt-Linien, die mittlere Jahres-, die Sommer- und die Winter-
Temperatur der besonders wichtigen Orte und Districte angäben; so,
dafs man’ beim Gebrauche eines guten Handbuches, welches die äu-
. Isersten Gränzen der Verbreitung eines Thieres oder einer Pflanze
namhaft machte, 'mit Einem Blicke nicht blofs diese, sondern auch
alle die abweichenden Temperatur - Verhältnisse übersehen könnte,
welche jene in sich begreift. Möglich, dafs dieser, gegenwärtig näch*
ste Zweck mit der Zeit sogar der unwesentlichste würde, und einst
Vortheilen nachstehen müfste, die wir uns heute noch nicht vorstellen;
die einst aber leicht hieraus entspringen können. — — |
Als Muster für die Art und den Umfang von Beobachtungen;
wie dieselben hier verstanden werden, wäre zunächst die Methode
zu empfehlen, welche Faber bei den, in seinem »Leben der hoch“
nordischen Vögel» gelieferten befolgt hat: indem Untersuchungen
XXV
wäre nach Möglichkeit darauf zu achten, an welchen
Tagen jedes Mal die Haupt- Masse des Zuges von jeder
wandernden Vogelart eintraf. Hohes Interesse würden schon
die innerhalb der Gränzen Europa’s möglichen Erfahrun-
sen hierüber gewähren; das höchste aber müfsten Beob-
achtungen erregen, welche in fernen Welttheilen, nament-
lich in solchen, die eine recht excessive klimatische Con-
stitution besitzen, wie Hochasien und Nordamerika,
besonders mit über diejenigen Vögel angestellt würden,
welche dort und auch in Deutschland einheimisch sind,
und deren Zug gerade hier meist genauer, als anderswo,
beobachtet worden ist.
Darf man mit diesen Vorschlägen ins Einzelne ‘gehen,
so möchte es vielleicht namentlich als ein, der Kaiserlichen
Akademie der Wissenschaften zu Petersburg von
scientifischer,, ja selbst ‚von patriotischer Seite nicht un-
Würdiges Unternehmen erstHeien Beobachtungen dieser
Art an recht verschiedenen Punkten des ungeheuren russi-
schen Kaiserreichs, vorzüglich aber in dem, gerade in die-
ser Hinsicht so merkwürdigen Sibirien, einzuleiten, so
weit dieselben irgend zu bewerkstelligen wären. Noch viel
weiter liefse sich dieses, schon an sich so hohe Verdienst
ausdehnen: durch die Sorge für ein ausgebreitetes, hiermit
zu verbindendes Sammeln von Naturalien, welche
sich auf die, immer noch näher zu bestimmenden Abstu-
fungen des Variirens in immer ferneren Landstrichen be-
u hy :
über die Rückkehr der Zug- und über das Nisten der. Standvögel ,
zugleich mit anderen, über das Erwachen der Winterschläfer unter
den Säugthieren, über das Erscheinen der Insecten und Wiederauf-
leben, Treiben und Blühen der Pflanzen, in Verbindung gesetzt wer-
den. Alles Erscheinungen, welche entweder von gleichen äufseren
Ursachen ab-, oder unter sich selbst als Mitursache oder Wirkung
zusammenhangen. |
XxXVI
‚zögen; (") und, wenn diese Sammlungen umfassender ge-
macht würden, als etwa der eigene Bedarf sie verlangte,
durch Mittheilung an andere zoologische Anstalten, im
Auslande. (**) Was den organisch-verändernden Einfluß
des Klimas betrifft; so dürfte eine, mit topographischer
und chronologischer Genauigkeit angelegte Sammlung
Säugthieren leicht noch vortheilhafter und interressanter
(*) über welche Stufenfolge in einigen Fällen schon der treffliche,
allseitig gebildete, wahre Naturforscher Pallas Aufschlufs zu geben
angefangen ‚hat. — .
(**) Dergleichen Untersuchungen und das damit zu verbindende
Sammeln würden sich vielleicht häufig ohne viel Schwierigkeit und
ohne besonders grofsen, eigens hierzu erforderlichen Aufwand an die
Beobachtungen anknüpfen lassen, welche die Kaiserliche Akademie m
so grofsartiger Weise über Alles das, was in das ausgedehnte Gebiet
der Meteorologie gehört, in dem ganzen Umfange des Gebietes der’
russischen Krone ausführen läfst, und zu deren Ausführung von ihr
eine so aufserordentliche Menge materieller und intellectueller Mittel
mit einer Liberalität in Bewegung gesetzt sind, welcher nur die ähn-
liche, bei den bereits früher (vorzüglich im vorigen Jahrhunderte)
der Wissenschaft mit dem glänzendsten Erfolge für Zoologie, Bota-
nik und fast alle andere Zweige der beschreibenden Naturkunde
dargebrachten Opfern derselben Akademie verglichen werden kann.
Vermöge des Einflusses, mit welchem dieselbe auf die so reich do-
lirten und zu ihrem Wirken als Pflegerinnen der Wissenschaften
befähigten Universitäten der Provinzen einzuwirken vermag, deren
jede selbst schon mehr oder weniger oft Naturforscher ausgesendet
hat, würde bei vielen derselben eine Anregung hierzu eben so leicht
möglich, als hinreichend sein. — Nächst dem dürfte die Kaiserliche
Akademie der Naturforscher zu Moskau, welcher der Gegen“
stand ihrem verfassungsmäfsigen Zwecke nach so nahe liegt, auf ein®
besonders thätige Weise einzugreifen vermögend sein.
Möchte der gelegentlichen Berücksichtigung und näheren Bera“
thung nicht unwerth befunden werden, was hier der ferne Einzeln®
in Folge specieller Studien im Interesse der Wissenschaft zwei er”
habenen Vereinen von Gelehrten zur Beachtung zu empfehlen sich
erlaubt, welche zum kräftigen Wirken nicht blofs den Willen, son
dern auch die Kraft besitzen und bewähren. —
thier
selba
schie
und
die
1)
biet
der
ihr
ittel
ihn-
rte)
ota“
nde
hnn.
do-
' der
XXVI
für die Wissenschaft sein, als die von Vögeln. Denn, ab-
geschen davon, dafs man von ersteren in diesem Betrachte
noch weniger weifs, als von letzteren; so darf man, ohne
es für gewils anzusehen, nicht ohne Grund vermuthen:: dafs
bei jenen dort der (stets) ‚doppelte jährliche Haarwechsel,
im Anfange der so plötzlich eintretenden wärmeren und
nicht viel weniger schnell kommenden kälteren Jah-
reszeit,, wohl leicht geeignet sein könne, für sie den Uu-
terschied, leer hierin zwischen Zug- und Standyögeln
herrscht, "auszugleichen, und zu machen: dafs bei Säug-
thieren beide Richtungen des Variirens an einer und. der-
selben Art, an jedem einzelnen Individuum, je nach Ver-
schiedenheit des Wechsels der Jahreszeiten, sogar im Ex-
treme Statt haben können. — u
Recht viel bleibt also noch für manche Theile selbst
in der Naturgeschichte der Vögel und Säugthiere zu thun
| übrig. Noch sind, so, zu sagen, neue Gebiete innerhalb
ihrer Gränzen zu BETTER Indeßs, wenn jeder Einzelne
ihrer Verehrer sich nach Kräften der Mitwirkung bestrebt;
so werden auch die Ornitholagie und die Kunde der Vier-
füfser etc, einst dahin gelangen: um direct und indireet,
nicht blofs nehmend, sondern auch selbst beisteuernd, An-
theil zu haben an jener großartigen Welt- Physik, deren
Gründung in solcher Ausdehnung erst GR neuesten Zeit
zu erleben vergönnt war.
Schließlich bleibt mir noch die Erfüllung der ange-
‚nehmen Pflicht übrig, mit Danke der hülfreichen Unter-
Slützung zu erwähnen, welche mir so vielseitig und reich-
lich, sowohl amtlich, wie priyatim, und in Bezug auf die
ier als Vorläufer eines gröfseren Werkes erscheinende Schrift
ins Besondere, wie hinsichtlich der letzteren und der er-
Sleren überhaupt, zu Theil geworden ist.
XXVII
Zunächst verdanke ich es der Güte des Hohen Könif
lichen Ministeriums der geistlichen, Unterrichts - unl
Medicinal-Angelegenheiten: dafs ich während einer Rei!
von Jahren wiederholt zu den nöthigen Reisen, "vorzüglid
‚aber dazu in den Stand gesetzt wurde, das reiche Mat®
rial, welches das Berliner Museum und die dasige Biblio
ihek darboten, für zoologische Arbeiten zu benutzen. Ein
Vergünstigung, die zuletzt (1831) namentlich unter dop‘
pelt kritischen, die materiellen Interessen der Völker unl
Staaten physisch und politisch gefährdenden Zeitumstände
erfolgte, welche jede aufserordentliche Ausgabe von Seite
des Staates für wissenschaftliche Unternehmungen ung®
mein erschwerten, den Empfänger also um so tiefer ver“
pflichteten.
Auf den Bericht Seiner Excellenz, des Königlichet
wirklichen Geheimen Raths, Herrn Alexander v. Hum‘
boldt, und des Herrn Geheimen Medicinal-Raths Lich’
tenstein (welche vorliegende Arbeit in der Handschril
kennen gelernt hatten) an die physikalische Klasse de
Königlichen Akademie der Wissenschaften zu Berlin, al
Mitglieder derselben, fand die verehrte Akademie sid
bewogen: eine Summe zum sofortigen Druck des Werk
chens in der Ofücin der Akademie zu bewilligen. Dadurd |
ist es möglich geworden, einen Ladenpreis zu erzielen, w!
er, besonders bei einer typographischen Ausstattung vo
dieser Art, sonst nicht zu stellen gewesen wäre. Demnad
ist (für den Verfasser eine eben so hohe, ‘als erfreulich
Veranlassung vorhanden, hierdurch in ehrfurchisvollstd
Ergebenheit den herzlichsten Dank für die Liberalität auf
zusprechen, mit welcher die verehrte Akademie die rasch
und allgemeine Verbreitung des Werkchens zu fördern ge
‚neigt: war.
Aus der Zahl Derer, welche mich durch Darreichus!
literarischer Hülfsmittel überhaupt, und namentlich aud
XXIX
mit solchen, die zunächst bei der vorliegenden Arbeit in
Anwendung gekommen sind, bereitwilligst unterstützt ha-
en, habe ich vorzüglich Dank abzustatten: vor Allen
dem Herrn Geheimen Hofrathe, Professor Gravenhorst
hier, dessen so besonders reichhaltige zoologische Biblio-
thek mir stets mit der ausgezeichnetsten, auf keine Weise
?u übertreffenden Liberalität offen gestanden hat; Herrn
Medicinal-Rath, Professor Otto hier; dem Hrn. Präsiden-
ten der Akademie der Naturforscher, Professor Nees von
Esenbeck hier; Hrn. Dr. von Chamisso zu Berlin ; (*)
Hrn. Geheimen Medicinal-Rath Klug daselbst; — zugleich
auch dem Oberbibliothekare und Bibliothekare der dorti-
gen Königlichen Bibliothek, Hrn. Geheimen Regierungs-
Rath Professor Wilken und Hın. Dr. Spiker, für die
wir von ihnen zur Benutzung der zoologischen Werke zu
Theil gewordene Verwendung und Erleichterung. — (**)
(*) welcher mir die so wichtige, in Deutschland fast gar nicht zu
abende Zoographia rosso-asiatica von Pallas so lange lieh, um
daraus alles das Wichtigste über die Landvögel ausziehen zu können.
(**) Auch die stete freundliche und zuvorkommende Bereitwillig-
keit, mit welcher sämtliche Beamte des zoologischen Museums zu
, Berlin jede irgend von mir gewünschte oder ihnen selbst für mich
n ad
1 lich
Wünschenswerth scheinende Mühwaltung übernahmen
Museum hat persönliche Freundschaft sich mir allerdings nicht min-
der gefällig bewiesen, —) verdient eine recht dankbare Erwähnung.
Breslau, im December 1832.
‚ (am hiesigen
ER L. Gloger, Philos. Dr.
liste N
auf
asch!
n ge
hun!
aud
Verbesserungen.
Wesentlich wichtige, deren vorgängige Berichtigung
nöthig ist.
Seite2, Zeile9 von oben: der Art (species) statt „Art.”
- 35, - 21 von unten: Bräunen statt „‚Varüiten.”
- 50, - 16 v.u.: die Erscheinungen statt „sie.”
- 71, - 83 v.u.: Ende der Mauser statt „Ende.
- 95, - 9v.o.: entschiedener statt „ verschiedener.”
Minder wesentliche, und die sich zum Theile von selbst
ergeben.
Seite, Z. 21v.o.: bestem statt „‚besten.”
- - 25 v.o.: Ver- statt „Ab-.”
a - 9x.u.: Bäume vor dem Abfallen) statt „Bäume).”
- - 411 v.0.: Ineinanderflielsens statt „Inanderfliefsens.”
en - dv. mit fremden statt „;mitfremdem.”
- _ 2 V.U.: erscheint statt „,erscheinen.”
z = 10. 0% in subjectiver statt syinsubjectiver.”
- 10 v:0.: dem der stait „‚den.”
zu unterst fehlt Note(**) zu Z.11 v. 0.: Stand. Faun. 1, 5.35, n.7-8. 3
- 11 v.0.: zu setzen ) statt (
- 11 v.w: noch gar statt „gar.”
- 15 v.u.: am Ende gehört „sich”’ ans Ende von Z.1A v.u
0.: (*) statt (**); und 2.21: (**) statt (***),
.U.2 mancher statt „‚der meisten.”
« Jacutiam statt „Jautiam.”
! (jetzt statt „„jetzt.”
ist hinter der Zahl 75 der Punkt zu streichen.
: scientifischem statt ‚‚scientistischem.”
.0.: Specificität statt „‚Specifität.”
: mannbaren statt ‚‚männlichen.”
- 18,17 v.u.: weit continentaleren statt ‚‚rein
tinentalen.”
= A v.U.: ganz statt „ ganze.”
- 15 v.u.: 16. statt „16?”
Übersicht des Inhalts.
Vorbemerkung, über die Nothwendigkeit der Unterschei-
dung von Ausartung und Abänderung. Seite 1-3.
Zusatz zu S.3 siehe S.109, Vergl. Schlufs der Zusätze 8.133 -35,
Allgemeine Ursachen und ganz allgemeine, ununterbro-
chene, regelmäfsige Absrafuny der kiimatischen Va-
rietäten herabwärts zu den gewöhnlichen Characteren der
Species. 9.3-5.
' Dazwischen auch Kalensugiunge S5, 93-117. -
Einflufs des hohen Alters und gewisser äufserer, mecha-
nischer und chemischer Einwirkungen, welcher durch
das Klima verstärkt wird. S. 6-10.
Zusätze zu S.7 s. S.109; zu S.9-410 s S. 15-16...
Mittelbarer Einflufs der Gestalt und Bildung der Fe-
. dern. 5.40.
“ Vergl. auch Zusätze S. 14-15, x
Abänderungsweise der einzelnen, einer Veränderung
durch das Klima unterworfenen Farben. 5: 14-24.
@) Schwarz und Schwärzlich. &1l. e) die Fe S.21.
86) Grau und Graubraun. S.13, 2.) Blan, 8,2%
’c) Weifs und Weifslich. S.16. - g) Grün. S.22,
d) die Rostfarben S. 16, und A) Gelb; 5.23.
Veränderung der nackten Theile. S. 23-24.
Zusätze zu S.17 s. S.111; zu 5:15 =. S. 124. i
' Grade des klimatischen Variirens nach Verschiedenheit der
einzelnen Theile des Körpers. 8. 24-27.
Zu 8:25 s, mit die Zusätze S. 112.
Zuweilen scheinen jedoch selbst Ausartungen zu kli-
matischen Abänderungen werden zu können, $. 27-30.
(Zu vergleichen Yorhemerkang zum systematischen Verzeichnifs, S. 137-383.)
Entgegengesetzte (nördliche und südliche) Haupt-Rich-
tungen des klimatischen Abänderns. Entsprechender Un-
terschied der entgegengesetzten Jahrszeiten unter einem
und demselben Klima. 8.30-33. :
Zusatz zu S.32 s. S.112. Zu S. 31 vergl. S: 110 und 125.
Eigentliches, innerstes Wesen (Bedeutung) der südlichen
eiokn Varietät. $.33-38.
Zu S.35 s. besonders auch S. 125 - 126. (Anmerkung zu 5,35. s. $. 114;
Zusätze zu S. 36 s. S. 114.)
. Vergleich mit den, nach Verhältnifs ganz entsprechenden Wahrnehmungen, wel-
che das klimatische Variiren der Säugthiere bemerken läfst, — Beweis, dafs
namentlich die Neigung, ein helles oder gar weifses Winterkleid anzu-
nehmen, welche mehrere Arten im- Norden besitzen, bei denselben Arten tiefer im
Süden endlich ganz verschwindet. S. 38-46,
Vergl. noch Zusätze S. 123-124, 8.128.
8.11. Auch ein nordischer Vogel scheint, nach Art gewisse!
2 Säugthiere, in einem südlicheren, viel milderen Klim2
sein weilses Winterkleid (für beständig) ablegen 2W
können. S.46-48.
Zusatz und ausführliche Auseinandersetzung s. S. 117-123.
Manche Gegenden verbinden in der besonderen , die
‚ entgegengesetzten Extreme vereinigenden , Excessivität ib”
res Klima’s auch die Elemente zur Hervorbringung
solcher entgegengesetzten Varietäten (bei unter sich vel”
schiedenen Vogelarten) zugleich. So Nordeuropa; noch mehr
Nordasien (Sibirien) und Nordamerika. S. 48 - 64.
Zusätze zu 8. 63-64 s. S. 123-127. — Vergl. auch Vorbemerkung zuM
systematischen Verzeichnifs S. 137 -38. £
‚ Inwiefern Verschiedenheiten der Gröfse, der Gestalt und
einzelner Verhältnisse ebenfalls blofs klimatisch seinı
d.h. auch mittelbar durch klimatische Momente hervorgerufe®
werden können. S.64-77. |
Zusätze zu S. 67 s. 5. 127 fi.
.„ Auch in Beziehung auf die Stimme sind gewisse kli“
matische Abweichungen nicht blofs möglich, sondern be*
reits erwiesen. $.77-86. i
Klimatisch begründete Verschiedenheit des Aufenthalts
zum Theile selbst der Sitten. S.86-97.
Einflufs der Jahreszeiten und einzelner, selbst kurzel
Zeiträume. — Die Klimate mufs Erfahrung kennen lehren
nicht blofse Vermuthung sie bestimmen wollen. $. 97-102.
Vergl. hierzu noch S.19, Note, S. 61-62, und S. 63.
Mit der immer gröfser werdenden Ausdehnung der Ver-
breitung bei manchen Species sind auch manche, frü*
her nicht vorhandene, klimatische Abänderungen ers}
entstanden. — (Wiederholter Beweis: dafs dieselben alsoı
schon defshalb, .nicht als Species aufgestellt werden dürfen.)
— Rückgehen derselben. 5.102 - 108.
Zusätze zu S. 104-6 s. S. 1332-35.
Zusätze und ausführlichere Erörterungen. S.109-135.
(Über Antuus rupestris s. S. 112; über Srunnus unicolor s, S. 114; übe
Terrao scoticus s. S. 117.)
Systematisches Verzeic hnifs der klimatisch variirenden europäf
schen Arten, mit kurzer Beschreibung und Synonymil
der Varietäten jeder (Landvogel-) Species. S.136-159.
Vorbemerkung S. 136 - 139. ; ,
Raubvögel S. 139-142, n. 1-15; Sperlingsvögel S. 142-156, n. 16- 67;
Taubenartige S. 156 - 157, rn. 68 und 69; Hühnerartige S, 157 - 159
n. 70-75.
$.1.
‚Nothwendigkeit der Unterscheidung von Au sartung und
Abänderun g-
V, rbemerku ng- Ehe wir uns zu dem eigentlichen Ge-
' genstande der Überschrift vorliegender Abhandlung wenden, bleibt
mir zuerst noch vorweg zu bemerken, dals vor Allem jene Un-
_ bestimmtheit vermieden werden mufste, welche man bisher fast
ganz allgemein in die Worte und Begriffe Abänderung und
Varietät zu legen pflegte: indem man auch die gewöhnlich so-
genannten zufälligen Verschiedenheiten, oder die accidentellen Va-
rietäten, unter diese Categorie zog.
Es liegt aber etymologisch weder in dem einen, noch in
dem anderen dieser beiden Worte (Abänderung und Varietät)
der Begriff dessen, für was ich, seiner Sachbedeutung nach, das-
jenige ansehen zu müssen glaubte, was ich durch die Benennung
Ausartung bezeichne, und was eben bisher meist unter einer
zufälligen Varietät verstanden wurde. Delshalb wurde es erfor-
derlich, für den letzteren Begriff einen, zwar bisher ungebräuch-
. lichen Namen einzuführen, dessen Bedeutung aber, sowohl an sich,
wie nach der hier gemachten Anwendung, dem gefühlten Bedürf-
nisse vollkommen entsprechen sollte. Und diese Bedingung darf
ich zuversichtlich als erfüllt betrachten; vorzüglich, wenn wir
‚die allgewohnte Bedeutung erwägen, die wir dem Worte „Art”
im naturgeschichtlichen Sinne beilegen. Denn diesem gemäls kann
wohl nichts natürlicher sein, als dals man. unter einer Ausar-
tung ein solches Wesen verstehe: welches, durch zufäl-
lige ungewöhnliche, nicht unter bestimmten Verhältnissen re-
gelmälsig wiederkehrende Ursachen aus den gewöhn-
lichen Eigenthümlichkeiten der Art (species) herausge-
treten, den Character der letzteren in mehreren oder
1
2
wenigeren, wesentlichen Stücken geradezu verläu gnet, ohne
dafs die Ursache der bei ihm eingetretenen Abweichungen vo®’
der Regel in solchen organischen Vorgängen zu suchen wärg
welche, je nach Verschiedenheit des ‚Alters, des Geschlechts oder
des Ortes, in allen Individuen der Art (species) wirksam sind
oder es doch, unter gleich gegebenen äufseren und inneren Ver-
hältnissen dieser Categorie, ın allen Exemplaren sein würden.
Solche ganz regelwidrige Verschiedenheiten werden also, wegen
ihres Widerstrebens gegen gewisse Eigenschaften Art, fernerhit
Ausartungen heilsen. Dafs sie übrigens im Norden nach Ver-
hältnifs, etwas häufiger, als im Süden, vorkommen, stölst durch-
aus die Regel nicht um: dafs sie doch immer und überall bloß
als im Ganzen seltene Ausnahmen, häufigst als ganz aufserordent-
liche Erscheinungen, auftreten.
So palsten die Benennungen Verschiedenheit und Ab-
änderung, Variiren und Varietät, gleich gut auf alle die-
jenigen Veränderungen: welche mit lebenden (oder über-
haupt mit organischen) Wesen nach Alters- und örtlichen
Umständen gewöhnlich, und nach einer gewissen Regel-
mälsigkeit, vor sich gehen; und welche sich aus solchen
allgemeinen und unsichtbaren inneren Ursachen herleiten
lassen, die man, wenn auch mit einigem individuellen Unter-
schiede in dem Mehr oder Weniger, doch ursprünglich bei. al-
len Individuen der ganzen Art (species) mit Recht als
wirkend voraussetzen darf, und die endlich nur gewisser
Zeit-, Geschlechts-, oder aber atmosphärischer Verhältnisse etc.
bedürfen, um äufserlich sichtbar in volle Wirksamkeit zu treten.
Dem eingeschränkten Inbegriffe dieser Abweichungen werden da-
"her auch künftig ohne Undeutlichkeit und Unbequemlichkeit die
bisherigen, nur früher. zu ausgedehnt angewendeten Benennungen
verbleiben können. (*)
[Demnach sind ein weifser, ein weilsgefleckter, ein
semmelgelber und ein schwarzer oder schwärzlicher,
so wie ein gehäubter(?) oder kreuzschnäbeliger Haus-
(*) Ganz verworfen habe ich aber die hin und wieder ebenfalls gebrauchten Ausdrücke
Spielart für Ausartung, und Abart für Abänderung, deren einer fast eben so unbestimmt;
wie der andere doppelsinnig ist, und die nun beide unnöthig waren.
N
— mas rin en wink — sin em u
nn einer 7° une 2 nenn be ns .
r
3
Sperling nichts Anderes, als wirkliche Ausartungen: weil sie
Nur ausnahmsweise Eigenschaften an sich tragen, die unter allen
Alters-, Geschlechts- und Ortsverschiedenheiten der Art als solcher
durchaus fremd bleiben und niemals einen bleibenden Character
annehmen, sondern mit dem Individuum wieder vergehen, ebenso,
wie sie nur mit ihm entstanden sind: indem es kein Land und
kein Alter giebt, in welchem alle Haussperlinge, oder auch nur
eine einiger Maalsen beträchtliche Anzahl derselben, resp. weils,
weilsgefleckt etc. würden; — und weil eben diese Charactere zu
den gewöhnlichen, also der Art wahrhaft eigenthümlichen Eigen-
schaften in einem absoluten Gegensatze stehen: indem sie sich
durchaus nicht aus diesen herleiten lassen, sondern ihren beson-
deren eigenthümlichen Ursprung haben; da ja das an ihnen herr-
schende "Weifse nicht aus dem Schwarzen und Rothbraunen, Rost-
farbigen etc. entsteht, und nicht als eine erhöhte Potenz dessel-
ben, nicht als wahre Verminderung, sondern als eine ganz unab-
hängige, für sich bestehende Erscheinung zu betrachten ist, die
von mehr oder minder absoluter Mangelhaftigkeit herrührt.
Der sogenannte italienische und spanische Sperling
hingegen bilden Abänderungen: weil ihre Charactere, wenn
auch von den gewöhnlichen zum Theile bedeutend abweichend,
doch unter gewissen Umständen durch eine allmählige, stufen-
weise zu verfolgende Veränderung aus den gewöhnlichen entste-
hen, in weichen sie alle schon ursprünglich vorbereitet und ge-
geben sind; — und weil diese Charactere, sobald jene Umstände
eintreten, mit einer allgemeinen Ausdehnung auf alle Individuen
der Art übergehen, sich auch neuerdings, und zwar gewöhnlich
nach kurzer Zeit, in denjenigen jungen Individuen wiedererzeu-
gen, welche von so veränderten abstammen.]
8.2.
Allgemeine Ursachen und ganz allgemeine, ununterbrochene, re-
gelmäfsige Abstufung der klimatischen Varietäten herabwärts
zu den gewöhnlichen Characteren der Species,
En
Jene bewirkenden Umstände nun, insofern sie blofs die
Färbung, und zum Theile die Zeichnung betreffen, sind, mit ei-
*
a u EEE EEE
4
nem allgemeinen Ausdrucke zu reden, überhaupt solche: welche
in der einen Richtung eine besondere intensive, und häufig
zugleich die extensive Erhöhung des Colorits, und eine ent-
schiednere Ausprägung desselben, zu Wege bringen; und
welche so eine Veränderung erzeugen, die im Allgemeinen steis
als eine Verschönerung gelten muls. Die meisten treten, im
Ganzen genommen, durchaus nur unter solchen Verhältnissen ein
welche sich, nach längst bekannten Erfahrungen, der Ausbildung
der Farben vorzüglich günstig erweisen, nämlich: im höheres
Alter, und in Folge eines wärmeren Aufenthalts. In der ande*
ren Richtung nun tritt, inFolge entgegengesetzter Ur
sachen, auch die gerade entgegengesetzte Wirkung ein.
Bedürfte es noch eines Beweises von der Richtigkeit des
Verfahrens, klimatische Varietäten aufzustellen; so mülste
er vor Allem in dem Umstande zu finden sein: dals man die, ale
solche naichöndde Abweichungen sehr bestimmt classic
ciren kann, und dals sich, bei einigermaalsen sorgfältiger all-
gemeiner Beobachtung derselben, bald mit hoher Wahrscheinlich“
keit die Fälle angeben lassen, wo Abänderungen dieser Categorie
eintreten werden, oder wo nicht. Das will sagen: man kant
bereits mit besten Grunde Schlüsse a priori hierin machen
Der Erfahrung also: dals eine und dieselbe, oder eine schf
ähnliche Farbean so vielen, der Art, Gattung und Ord-
nung nach ganz verschiedenen Vögeln unter ähnlicher
äufseren Verhältnissen immer wieder eine ganz ähnliche Ab
änderung erleidet, — dieser unumstößslichen Erfahrung kant
wohl Nichts natürlicher folgen, als der sehr bestimmte Schluß‘
dafs wir eben diesen Verhältnissen einen Einflufs zuzuschreiben
haben, welcher jene Veränderungen hervorbringe. [Wenn wif
z. B. schen werden, wie sich die rostrothen und rostbraunes
Farben unter wärmeren Himmelsstrichen bei allen Vögeln, welch
sie in kälteren Gegenden minder ausgebildet zeigen, so entschie”
den und: so bedeutend verdunkeln und ausbreiten, und wie so”
gar unter lokal ganz verschiedenen, oft geradezu entgegengeset2“
ten Himmelsstrichen doch ein relativ- gleiches Klima an einem
Vogel ‘immer auch gleiche Veränderungen hervorbringt; so würde
doch wohl ein unbegränzter und ganz unbeugsamer Starrsinß!
zn
5
dazu gehören, um ferner noch, allen Beweisen zum Trotze, die
Gegenbehauptung wagen zu können: „das liebe Klima thue hier-
bei doch Nichts” — —!]
Wahr bleibt allerdings der Satz: dafs eine sch Er
Seographische Abgränzung solcher klimatischen Ab-
änderungen unter sich durchaus nicht Statt findet,
‚sondern dafs auch das Alter aulserordentlich Viel, und eine in-
dividuelle Prädisposition oft mindestens Etwas dazu beiträgt, sie
in ihrer Entwickelung zu begünstigen, oder zu hemmen. Aber es
ist auch wohl noch nie Jemanden von allen den Vielen, welche
sich schon zu dem Glauben an klimatische Varietäten bekennen,
in den Sinn gekommen, das Gegentheil behaupten zu wollen;
und eben darin, dafs eine solche Behauptung gegen die Erfah-
rung streiten würde, gerade darin liegt ja mit der Hauptgrund,
warum die Wenigen, welche etwa noch nach der entgegenge-
setzten Weise verfahren und die klimatischen Abänderungen als
Arten betrachten wollen, als dem falschem Wege folgend anzu-
schen sind. Was man nicht begränzen kann, das soll man doch
auch nicht trennen! Was durch stetes und allseitiges Ineinander-
fliefsen seinen innigen, ununterbrochenen Zusammenhang beurkun-
det, ‘das sollte man nicht naturwidrig absondern wollen. — Zieht
man endlich, aufser diesen steten und allmähligen Übergän-
gen, welche selbst die entferntesten Extreme verknüpfen,
auch noch die mannichfaltigen Kreuzungen in Betracht, welche
- wir bei solchen Abänderungen wahrnehmen, und welche so oft
‚zwischen zwei, durch Mittelstufen auf das Engste verbundene Ex-
treme von einer Art wieder noch ein drittes und viertes Extrem
von anderer Art, ebenfalls nach allen Abständen, und oft fast
unabhängig, in die Mitte stellen; so wird man zugeben ‘müssen,
dals bei einzelnen Thier-Arten eine dergleichen Aufstellung neuer
Species in der That kaum ein Ende nehmen könnte. Eine ein-
zige bisherige Art würde hierdurch — (ganz abgeschen von allen
wirklichen und eingebildeten, wahren und scheinbaren, standhaf-
ten und wandelbaren Schädelverschiedenheiten —!) dann ae in
mehr als ein Dutzend Lzönsfolene [z. B. der Gartenröthling.] 3
6
3.
Einflufs des hohen Alters = gewisser äufserer, neuer cher
und chemischer Einwirkungen, welcher durch das Klima
verstärkt wird.
_ Bevor wir jedoch die specielle Betrachtung über das zu
ren der verschiedenen einzelnen Farben beginnen, um aus den
Erfahrungen hierüber allgemeine Schlüsse zu ziehen; so wird &
nöthig sein, vorläufig auch noch auf einige andere Punkte von
Wichtigkeit im Allgemeinen hinzuweisen. Diese sind: höheres
Alter der Individuen, immer stärkeres Abreiben der Federn
bei zunehmender Hitze, und vermehrtes Ausbleichen der
Farben durch den brennenderen Schein der Sonne in wärme-
ren Ländern. |
Ein höheres Lebensalter macht bekamntlich schon bei
uns die, die Farben erzeugenden oder verbreitenden
Hautorgane der warmblütigen Geschöpfe, der Vögel und
Säugethiere, durchgängig zu einer höheren Ausbildung der-
selben fähig; und es bleibt unbestreitbar, dafs diese Regel viel-
leicht unter die wenigen gehört, welche ohne Ausnahme dastehen. (*)
Dafs aber dasselbe auch noch eher unter einem entweder,
_ südlicheren, oder durch andere Umstände wärmeren Klima,
und zwar in Folge desselben auch in höherem Maalse geschieht,
diels liegt namentlich bei den Vögeln in Folge so ‘vieler, der
(*) Mögen die Physiker und Physiologen sich hierbei bedeuten lassen, dafs noch nicht ein-
“mal der Ausdruck : schr hohes und höchstes Alter, viel weniger das Wort: höheres Alter, orni-
tholögisch die Bedeutung haben, wie anthropologisch der Ausdruck : Greisenalter. Dieser letz-
tere. Terminus fehlt bei uns, weil wir an Vögeln eigentlich den Gegenstand nieht haben: indem
bei ihnen die steigende Entwickelung der Farben bis ins höchste Alter fortgeht. Es giebt
daher entweder im freien Zustande überhaupt gar keine gewöhnl. sogenannte Greise
unter den Vögeln; oder, wenn einige mit den Jahren einer Seits, durch eintretende Unfä-
higkeit zur sexuellen Reproduction, den geschwächten Character von Greisen annehmen, so tre-
ten sie anderer Seits, nämlich in individuell - reproductiver Hinsicht, sogar gerade in das entge-
gengesetzte Verhältnifs erhöhter Lebensthätigkeit. Doch gilt. selbst diese Erfahrung nur aus-
schliefslich von Weibchen; die Männchen nehmen, so viel man bis jetzt weils, niemals eine,
auch nur theilweise, greisenartige Mangelhaftigkeit an. Bei vielen Arten nämlich, wo die Ge-
schlechter verschieden aussehen , erhalten die Weibchen, wenn nach vieljährig fortgesetzter
Fortpflanzung ihr Eierstock endlich völlig leer und somit jeder Erfolg geschlechtlicher Verrich-
tungen unmöglich geworden ist, allmählig nicht blofs die schönere, oft ganz verschiedene Fär-
bung und Zeichnung der Männchen, sondern auch deren etwanige sonstige Auszeichnungen jeder
Art, ihre Feder - Zierrathen, längere Schweife, Kämme, Sporen und dergl.; und je älter sie
nunmehr noch werden, desto höher steigt diese, früher ruhende und gewifs nicht greisenhafte
Seite der Reproductiohskraft, welche nun überhaupt ganz nach Einer Richtung concentrirt ist.
REBEL:
B®.
m <<.
7
neuesten Zeit angehöriger Beobachtungen klar am Tage; denn
es kann nicht einen Augenblick geläugnet werden, dafs hierbei
auch in wärmeren Gegenden noch der allgemeinen Luftbeschaf-
fenheit wieder das höhere Alter des einzelnen Individuums we-
sentlich zu Hülfe kommt. Die Physiologen mögen uns einst das
Wie und Warum vollständig, durch chemische oder dynamische,
Zersetzungs- oder Stimulationsprozesse, oder durch beide zugleich,
zu erklären suchen; wir Zoologen brauchen uns zum Zwecke der
Ornithologie einstweilen nur an die Menge vorliegender, unbe-
streitbarer Thatsachen zu halten. Eine Anzahl, die wahrhaftig
mehr.als hinreichende Beweise für die Richtigkeit einer Behaup-
tung liefert, welche sich ja sogar bei dem Herrn der Schöpfung
selbst bekräftigt! Denn, wem in der Welt würde esz.B. einfallen,
die Ursache des weit früheren Eintrittes der Pubertät bei beiden
Geschlechtern geistiger Wesen unter wärmeren Klimaten anderswo,
‚als eben in dem Klima, zu suchen? Ist es denn also etwas so
Wunderliches, wenn wir gleichfalls bei den Vögeln etwas be-
merken, was, wenn auch hier in erhöhtem Maalsstabe durchge-
führt, doch an sich ganz eben dasselbe ist? — Indels, wir wer-
den später wieder noch hierauf zurückkommen müssen.
. Ferner hat schon längst namentlich Hr. Temminck oben-
hin darauf aufmerksam gemacht: dafs hinsichtlich der Vögel die
Einwirkung der südlichen Klimate eines Theils eine or-
ganische sei, wie die so eben erwähnte; und dafs sie, anderen
Theils, auch eine mittelbar-mechanische werde. Mittelbar
und mechanisch erscheint sie insofern: als die gröfsere Hitze die
' Federbärte austrocknet, sie früher der Säfte beraubt, sie dadurch
Spröder und brüchiger macht, und somit bewirkt, dals sie der
Vogel hei seinen Bewegungen viel leichter und stärker an einan-
der selbst und an anderen Gegenständen abreibt; wodurch dann
ein Theil der Feder zum Vorscheine kommt, welcher im entge-
gengesetzten Falle mehr oder weniger bedeckt bleibt, und welcher
sehr häufig eine Farbe hat, wesentlich verschieden von der des
Endtheiles. Indefs hat Hr. T. damit nur zuerst auf einen ganz.
gewöhnlichen Vorgang aufmerksam gemacht, den wir allenthalben
wahrnehmen können. Nicht minder hat so Hr. Leisler und
Nilfson (auch schon Hr. F. Boie) überhaupt, der zweite ins
RE
8
Besondere aber beim Schneeammer, der erste beim Buchfinket
und vielen anderen Vögeln, ganz dasselbe sogar blofs im Gegen
satze der kälteren Jahreszeit gegen die wärmere unter einerle
Himmelsstriche gezeigt. Es darf also wohl Niemanden füglich in
Verwunderung setzen, wenn diels unter verschiedenen Himmel
strichen verschieden, unter den südlicheren aber weit auffallend
ist: wenn so hier alle die tiefer sitzenden schöneren Farbe
N ren
mancher Vögel viel reiner hervortreten, und wenn dagegen na
EA S- --
mentlich das Jugendgefieder mancher Raubvögel, welche dieb
besonders lange tragen, zum Theile eine ans Erstaunliche grän
zende Veränderung, eine wahre Zerstörung, erleidet, ehe de
Wechsel des Ganzen vollendet wird. [So habe ich unter an
dern junge Königsadler aus Südafrika gesehen, bei welchen. die
Schäfte am kleinen Gefieder zolllang, an den Hinterschwinge
und an den hintersten grofsen Flügeldeckfedern aber auf 2—3"
Länge, ganz von den Fahnen eniblöfst, stachelartig, 'dastanden;
so: dals unter andern bei manchen die weilsen und weißsgefleck _
ten Schulterfedern bis nahe an die Wurzel-recht eigentlich ver“
nichtet waren, und dafs man die Überbleibsel dieser, ehedem da
gewesenen Zierde selbst durch genaues Suchen noch kaum auf
zufinden vermochte.]
Aber auch das Ausbleichen der Farben durch die
Sonne, im Süden gewöhnlich mit dem Austrocknen der Säfte
durch eine an Feuchtigkeit arme Luft verbunden, trägt eben’
falls wesentlich dazu bei, ein anderes Aussehen de
Gefieders hervorzubringen. Diels ist ganz besonders kurs
vor der Mauser-der Fall. Die Feder steht dann eine Zeit lang
fast gar nicht mehr (ja, vielleicht noch viel weniger, als etwa das
Laub der nicht immer-- grünen Bäume) in organischem Zusammen?
hange mit dem Leibe des Vogels. Gleichsam ‘eine Pflanze auf
dem Thierkörper, ist sie nun, indem sie keinen Zufluls von für
benden und erhaltenden Säften mehr genielst, endlich zu einem
Gebilde geworden, dessen vegetatives Leben längst gänzlich ge
endet hat. Sie hält daher, abgesehen von aller der zuletzt er-
wähnten mechanischen Beschädigung, nunmehr bei starker Ein
wirkung des Lichtes die Farben auch chemisch nicht fester, 'aß
ein Kunstproduct, welchem dieselben nur technisch beigebrachb
9
Organisch aber fremd geblieben sind: (%) Es ergiebt sich aber
bei einigem Nachdenken über physikalische Gesetze von selbst:
dafs das Ausbleichen unter südlichen und heifsen Himmels-
Strichen, wo die Sonnenlichtstrählen unter einem viel senk-
rechteren Einfallswinkel und bei einer nicht selten monatelang
ununterbrochen heiteren Atmosphäre weit kräftiger wirken, eben-
‚falls stärker sein müsse, als bei uns, wo sich der Fall umkehrt.
Dort kann mit manchem Vogel kurz vor der Mauser blofs
hierdurch eine so aulserordentliche. Veränderung vorgehen, dals
es selbst einem geübten Ornithologen gar nicht zu verdenken ist,
dee wenn er, in den Besitz blofs zweier oder weniger, zur Zeit nicht
„a im Federwechsel begriffener Exemplare gesetzt, einen solchen
a verbleichten Vogel für specifisch verschieden von einem anderen
ngen derselben Art hält, welcher sich eben gemausert hat; besonders,
3" wenn etwa noch eine bedeutende geschlechtliche oder indivi-
Jedi duelle Verschiedenheit hinzukömmt. [Als Beispiel hiervon ver-
dient vor vielen der gemeine Mäusebussard aus Africa genannt
ve zu werden. An ıhm bleicht häufigst ein nur etwas mattes, nur
= wenig ins Bräunliche spielendes, also fast reines Schwarz zuletzt
zu in ein ganz lichtes, fahles Hellbraun aus, so, dafs der Abstich
- beider Farben neben einander an einem gerade mausernden Exem-
die - plare in der That wunderbar grols ist: ohne Vergleich grölser,
Säfte als je bei uns.] Ferner liefert das Jugendkleid sehr vieler, ja der
u meisten Vogelspecies nicht minder überzeugende Belege dafür.
So kurz auch der Zeitraum zu sein pflegt, welcher für die Dauer
und Beibehaltung desselben bestimmt ist, da sie (mit Ausnahme
der jungen Raubvögel) beinahe alle das erste Jugendgewand schnell
m -
| eck’
(*) So läfst es sich erklären
und Segler uns zum Herbste al
im Frühlinge s
fortwährend de
‚ Warum die ganz spät im Winter mausernden Schwalben
le in einem Kleide verlassen, welches sich, gegen sein Ansehen
durch das Ausbleichen nur unbedeutend verschlechtert hat, obgleich sie beinahe
? Sonne ausgesetzt sind. Ihr Gefieder steht, da es erst gegen den Februar ge-
wechselt wird, die ganze wärmere Jah j
färbende und nährende Säfte genug
widerstehen zu können,
reszeit hindurch noch fest; und somit erhält es noch
‚„ um ohne bemerkbaren Nachtheil dem Einflusse des Lichtes
Bei manchen Schwalben mufs allerdings auch zunächst der Umstand
nicht übersehen werden, dafs sie ein glänzendes Gefieder besitzen, bei welchem eben der Glanz
selbst stets eine mittelbare Ursache seiner Dauerhaftigkeit ist : indem ein hoher Grad von Dieht-
heit und Festigkeit ‘der Textur erfordert wird, um die zur Hervorbringung des Tichtreliäx.ek
ber diese Glätte und Festigkeit der Federn findet sich doch
Nicht bei allen Schwalben - Arten; wohl aber besitzen alle, so lange
jene Dauerhaftigkeit der Farben ganz entschieden,
Wöthige Glätte hervorzubringen. A
sie bei uns verweilen,
10
ablegen; so reicht derselbe, weil an ihm noch eine vorzüglich
weiche und zarte Structur der Federn hinzukömmt, doch ı2
wärmeren und heifsen Gegenden schon hin, um einen unge
wöhnlichen Grad des Verbleichens zuzulassen. [Mehrere lerchen-
artige ‘oder lerchenähnlich-gefärbte Vögel sehen dann nach ein
Paar Wochen so licht aus, dafs man sich leicht versucht fühlen
kann, sie so, in ihrer unter solchen Umständen ganz gewöhn-
lichen Erscheinung als jugendliche Wesen, im Gegentheile für
solche zu halten, welche, der Regel entgegen, ins Isabellfarbige
ausgeartet seien. Offenbar verschwindet besonders hier ein T heil
des dunklen bräunlichen Färbestoffes durch die ausziehende Kraft
‚der Luft, während eine nach Verhältnifs weit grölsere Menge
des röthlichen Pigments, welches überhaupt meistens noch klima-
tisch an Masse zugenommen hat, daran haften bleibt.]
i
gu
Mittelbarer Einflufs der Gestalt und Textur der Federn. .
Anderer Seits verdient nun auch angemerkt zu werden, dals
die theilweise Farbenstätigkeit, sogar des vollendeten G e-
fieders, ebenfalls mit von seiner theilweisen Bildung ab-
hängig erscheint; ebenso, wie seine materielle Dauerhaftigkeit
in vielen Fällen (*) damit zusammenhängt. [An der gemeinen
Krähe sind diejenigen Federn, namentlich des Kopfes und Halses,
welche immer schwarz, oder mindestens immer mit die dunkelsten
bleiben, von sichtlich anderer Bildung, als die, welche bei der
Färbung des Vogels als Nebelkrähe grau werden. Daher die, an
ihr gewöhnlich so scharfe Abschneidung der Farben. Nicht min-
der kann man an der Dohle in ihrer gewöhnlichen graulichen
und grauschwarzen Färbung, welche sie bei uns irägt, dem Baue,
der Farbennüange und dem Glanze nach diejenigen Gefiederstellen
unterscheiden und nach ihrem Umfange bestimmen, welche bei
der ostasiatischen einer Seits weilslich oder glänzendweils, ande-
rer Seits schwarz werden.]
(*) Unter welchen so eben der mit den Schwalben und Seglern namhaft gemacht wurde.
u
8:5.
Abänderungsweise der einzelnen, einer Abänderung durch das
Klima unterworfenen Farben.
Hiernach wollen wir zu der speciellen Betrachtung der Far-
ben, insofern sie klimatischen Veränderungen unterworfen sind,
im Einzelnen übergehen. — Jedoch soll hier nur eine ganz all-
gemeine Übersicht bezweckt werden. Das Genauere ist immer,
unter der betreffenden Rubrik bei den als Beispiele genannten
Arten, in dem versprochenen Handbuche der Nat. Gesch.
der Vö gel Europa’s nachzusehen: indem einer Seits, wegen
des Inanderfliefsens der zu rubricirenden Farben selbst, ein ganz
genaues Rubriciren entweder überhaupt nicht gut, oder doch nicht
ohne zu grolse Weitläufigkeit möglich ist; anderer Seits aber,
weil mancher Vogel unter gar zu viele dieser verschiedenen Farben-
Rubriken zugleich gesetzt werden mülste.
a) Das Schwarze und Braunschwarze.
Die erstere Farbe ist in ihrer vollendeten Ausbildung zum
reinen Dunkelschwarz, also als äAufßserster Gegensatz des Hellen,
als stärkstes Absorbens der Lichtstrahlen, natürlich einer intensi-
ven Steigerung nicht mehr fähig.
Bei fast allen Graden minderer Intensität aber, die übrigens
auch in die verwandten Nüancen von Grau, Schieferfarbe und
Braun hinüberspielen können, pflegt es unter wärmeren Him-
melsstrichen einer Seits tiefer zu werden; und anderer Seits
"Pllegt es, bei unbestimmter Abgränzung von helleren Farben, na-
mentlich neben Weilsgrau, Grauweils u.dergl., sich mit bestimm-
teren Gränzen von diesen abzuschneiden und in schärferen Gegen-
Salz gegen’sie zu treten. [So bei der Dohle, dem schwarzkeh-
ligen Wiesenschmätzer, auf den F lügeln der Röthlinge, bei der
weilsen Bachstelze. Entfernter scheint auch die Blaumeise hier-
her zu 'gehören.] (*) | |
In vielen Fällen dekut es sich aus gleicher Ursache zugleich
Weiter aus;
2 Er
(*) Wenn hin und wieder in dieser Beziehung ein Zweifel ausgedrückt erscheint, so liegt
die Ursache in der Unzulänglichkeit der bisherigen Erfahrungen ı
Chen
und zwar, je dunkler schon ursprünglich, desto wei-
die noch nicht so weit rei-
» um in allen berührten Fällen zu unterscheiden , ob eine hier besprochene brachkiänng
u einer wirkl, klimatischen gestalten möge, oder ob sie mehr in Eigenheiten der Indivi-
ven ihren Grund babe. | er
Sie
GM — ER
Een
=
22”
z
12
ter strebt es in seinem neu-gewonnenen Raume. [Z. B. am
Kopfe des Geieradlers, Hühnerhabichts und Nufshähers, bei der
gemeinen und Dohlenkrähe, zuweilen auf dem Rücken des Oh‘
ren-Steinschmätzers, bei den Röthlingen, am Kopfe der Mönch‘
‚grasmücke, der gelben und bei der weifsen Bachstelze, auf dem
Rücken des männlichen Rohrammers und Haussperlings, an de
Kehle des letzteren, auf den Flügeln des ersteren, am ‚Kopf des
Erlenzeisigs, der Sumpfmeise.] ()
Es muls jedoch theilweise auch weichen: in mancherlei Fi
len, wo es am Ende der Federn steht und hier von einer sich
. ausbreitenden hellen Wurzelfarbe ‘oder dergl. verdrängt wird
Diese "kann übrigens für gewöhnlich sogar in sehr beschränkte j
Ausdehnung, oder in einer blulsen Spur, vorhanden gewesen. seib
Doch wird das Schwarze hierbei zugleich immer dunkler, s so lange
es einer solchen Veränderung noch fähig, oder wenn .es über
haupt noch nicht ursprünglich reines Schwarz. ist. [ Beispiele
liefern die Schwänze des rothköpfigen Würgers, der Steinschmät
zer-Arten und des schwarzkehligen Wiesenschmätzers, die Fli’
gel der Röthlinge und der weilsen Bachstelze, der Schwanz de
Erlenzeisigs, mehrerer Grasmücken, Lerchen, anscheinend der de
Wiedehopfes und der Felstaube.] |
Umgekehrt nimmt es, ebenfalls gleich den nächst folgende
verwandten Nüangen, Schwarzbraun, Schwarzgrau und Braut
unter kalten, nördlichen oder hoch-östlichen Klima‘
ten an solchen Geschöpfen, welche der Regel nach Standyöge)
bleiben, theils im Umfange, theils in der Intensität, theils in ber
den zugleich ab; Diese Neigung zeigt sich vornehmlich dann, went
helle oder.gar weilsliche Farben unmittelbar. anstolsen. [.Dergl
widerfährt dem Jagdfalken, dem Hübnerhabichte, dem Mäusebus
sarde, der Schneceule, dem Uhu, (dem Kolkraben?), der gemer
nen Krähe am okischen Meerbusen, und in gewissen (aegendt
dem Wasserschwätzer.] E
H
(*) Diefs Alles kann jedoch, wie bereits oben im Allgemeinen erwähnt wurde und bie
nochmals in Bezug auf fast sämtliche sogenannte südliche Klimas -Varietäten ausdrücklich wie
derholt wird, — im höheren Alter auch bei uns schon an denselben Vogelarten, wie dort, Stat
finden ; und bereits reichen die bisherigen Erfahrungen so weit, um schon jetzt diese BehauP“
tung bei fast allen ohne Ausnahme mit besonderen Beispielen belegen zu können.
Arten
nicht g
neben
ner M
rotlıhä
ausdru
mal re
bei yi
Sie ih
sendk
für q
Mönch
13
[3
Nur im Süden verringert zuweilen eine entgegengesetzte
Ursache seine Erstreckung; dann nämlich, werm eine ungewöhn-
lich wuchernde benachbarte Farbe, mit Gewalt sich ausbreitend,
“* zu verdrängen sucht.: [Diefs gelingt dem Rostroth bei dem
alsseitenstreife des rothköpfigen Würgers, am Bauche des Was-
Serschwätzers.] i
1 2
3
b) Das Grau und Graubraun etc.
Das Graue erscheint weniger veränderlich, so lange es in
Ciner anscheinend reinen Mischung, aus gleich-gemengten Theilen
von höchstens gleichviel Schwarz und Weils, auftritt. Desto mehr
aber finden Veränderungen Statt, sobald es entweder mit anderen
Farben, namentlich mit Rostroth und Graublau oder Schieferfarbe,
in Verbindung tritt; oder, wenn jenes Mischungsverhältnils auf
einer anderen Grad-Eintheilung beruht, so dafs eine von beiden
Grundfarben zu stark vorherrscht; oder. endlich, ‘wenn die Mi-
schung eine so unvollkommene geblieben ist, dafs sie mehr ein
blofser Aggregatszustand, als der Zustand wahrer und inniger,
gegenseitiger chemischer Durchdringung, zu sein scheint. [Es
ist hierunter ein solches Verbindungsverhältnils zu verstehen, wie
etwa bei der gemeinen Krähe in ihrer aschgrauen Hauptfärbung,
und bei den blaugrauen Theilen der Röthlinge, auf dem Kopfe
der gelben und bei der weilsen Bachstelze, beim Wasserschwät-
zer: wo das schwarze Ingrediens so ungleich vertheilt erscheint,
dals man, besonders an manchen Exemplaren, ein innerlich un-
vollkommen amalgamirtes Residuum gleichsam äufserlich, schon
mit blofsen Augen, als einen schwärzlichen Staub aufgestreut lie-
gen zu sehen glaubt.] (*) Solche Mischungsverhältnisse nun sind
a
(*) Um sich die Ungleichheit von dergleichen Mischungen selbst an solchen
Arten recht augenscheinlich zu machen, an denen sie noch am wenigsten auffällt, weil sie
nicht gerade so deutlich ist, wie an vielen anderen; so halte man Vögel von einer jener Arten
neben Individuen solcher Species, die ähnlich zusammengesetzte Farben von gleichartiger, fei-
ner Mischung tragen, 2; B. neben ein Männchen der Kornweibe, neben den Keblfleck eines
_ rotlıhälsigen Steifsfufses. Der Unterschied wird dann 'sehr bemerklich werden. Es verdient
ausdrückliche Erwähnung, dafs solche gleichartig-gemischte Farben, wenn sie zu-
mal recht hell sind, sich entweder gar nicht auffallend zu verdunkeln pflegen, und
bei vielen Arten nie einen Hang zum eigentlichen Verschwärzen zu baben scheinen; oder, dafs
Sie ihn bei solchen Arten, wo er ihnen nicht fehlt, nur hauptsächlich in dem dunkleren Ju-
Sendkleide,, und weit minder oder seltener im’ ausgefärbten, besitzen müssen, Beispiele sind,
für das Eine oder für das Andere: der Zwergfälke, der Sperber, der grofse Würger, die
Önchsgrasmücke, die Grasmücken überhaupt ete.
14
es, welche sich an wärmeren Orten vorzugsweise zum Ver
dunkeln hinneigen, bis sie bei manchen Vögeln endlich fast, ode
ganz, ins Schwarze übergehen. Diese letztere Veränderung ni
tritt um so gewisser ein, wenn irgendwo an dem Vogel bereiß
ein reines Schwarz vorhanden ist, wäre es auch nur an den Fe
derschäften; auch geht sie zu Anfange immer yon diesen scho
ursprünglich schwarzen Stellen des Gefieders aus, und ist, 50
lange sie noch keine vollkommene geworden ist, an seinen Grän
zen immer am stärksten, bis sie zuletzt alle Mittelstufen zum)
vollendeten Schwarz durchlaufen hat. [Als Belege hierzu. die“
nen, aulser den bereits genannten, mehr oder minder entschiedel
der. Hühnerhabicht, der Sperber, Zwergfalke, die Dokla, die (alte 9
Wachholderdrossel.]
Das mälsig helle Graubraun sich [z. B. beim
Baumläufer, an dem es auch schon für gewöhnlich zunächst um
die helle Federmitte herum immer dunkler ist, recht sichtlich.]
Umgekehrt wird öfters ein recht helles, ins Weilsgraue oder
theilweise ins Weilse übergehendes Grau unter denselben klima-
tischen Einwirkungen noch lichter, ja mitunter reinweils: in den
Fällen nämlich, wenn eine ähnliche, aber dunklere oder gar grau-
schwärzliche Farbe an der Wurzel der Federn steht. Diese wird
nun tiefer: indem sie bald die meisten, bald alle diejenigen schwärz-
lichen Farbentheilchen, welche sonst in das Weilsgraue oder Grau-
weilse des Endtheiles der Feder mit hinüberschwimmen und die-
sen färben, an sich zu ziehen scheint; wodurch letzterer natür-
lich immer heller, und am Ende ganz farblos wird. (*) [Man
(*) Wie viel bierbei von dem Einflusse eines erhöhten Temperatur verhältnisses
abhängt, diefs zeigen manche unserer doppelt mausernden Zugvögel: vor andern besonders die
weifse, minder die gelbe Bachstelze. Bekanntlich mausern sie einmal das ganze Gefieder,
im Herbstesanfange, bei uns; und einmal das kleine, gegen das Ende des Winters, in wärmeren
Ländern. Doch gehen ihnen auch fast immer, entweder mit hierbei, oder durch Zufall, ein Theil
der grofsen Flügeldeckfedern und eine oder einige der hintersten Schwungfedern verloren, und
müssen demnach ebenfalls durch neue ersetzt werden. Diese neuen nun zeigen bei der weifsen
besonders ganz den Character der südlichen Abänderung, der um so bemerkbarer wird, weil
das noch ganz frische, eben hervorgekommene Weifs an ihnen bereits viel heller ist, als das
unterdefs schon wieder verblichene Weifsgrau oder Grauweifs der ein halbes Jahr älteren ste-
ben gebliebenen Federn, welche inzwischen durch Sonnenschein und Abnnizen gelitten habens
ausgezogen und berieben sind. Bei ihrer gelben Verwandten ist dasselbe nicht so deutlich,
Aber diese hat in manchen Ländern während der heifseren Jahreszeit schr häufig, während
der kühleren nie, einen schwarz- gefleckten oder gar schwarzen Oberkopf; obgleich der Unter
schied in der Färbung des Kopfes bei uns nach der Jahreszeit gar nicht auffallend verschieden
finde
liche
der
Röth
weils
mück
Boge
Stehe
am HF
ren
als
rothr
Brac
Manc
wisse)
mehr
schw
Sendk
aber
oder
gerad
Stan 0
und
Sarde
nisses
rs die
eders
Imeren
Theil
,„ und
fsen
weil
s ds
n sie“
haben
tlich,
| rend
nter“
ieden
15
findet die Erscheinüng schwach an dem grauen Kopfe des männ-
lichen rothrückigen Würgers, entschieden an mehreren Theilen
der Dohle, an der Stirn und den hinteren Schwungfedern der
Röthlinge, (vielleicht beim Gartenlaubvogel?), an den Flügeln der
weilsen Bachstelze, an den Seitenschwanzfedern mehrerer Gras-
Mücken, am Schwanze der Felstaube.] > “:
Wenn tief- oder hellbräunliche Flecke, mondförmige Striche,
Ogen u.dergl., welche auf weisen oder hell gefärbten Theilen
Stehen, die Neigung haben, im höheren Alter abzunehmen, und
am Ende ganz verschwinden; -so geschieht dasselbe unter heilse-
ten Himmelsregionen schon früher, und folglich viel häufiger,
als hier bei uns; [z.B. beim Fischadler, beim Weibchen des
rothrückigen Würgers. Aber auch der Wiesen-, Wasser- und
Brachpieper gehören unter diese Categorie, und vielleicht noch
Mancher andere Vogel.] | Inub“
Im Norden wird dagegen das Grau und Graubraun in ge-
wissen Fällen defswegen heller, weil die strengere Kälte durch
mehrfache Einwirkung die Kraft der farbenerzeugenden Organe.
schwächt ; oder es wird vermindert, und ein, dasselbe verdrän-
gSendes Weils tritt an seine Stelle: letzteres aus demselben Grunde,
aber beides nur bei solchen Vögeln, welche shlweldr überhaupt,
Oder im höheren Alter, wann sie diese Veränderung erleiden, oder
gerade in der Region, sämmtlich oder mit nur einzelnen Ausnahmen
Standvögel sind. [So bei der gemeinen Krähe am nördlichen Laufe
und Busen des Obi, beim Hühnerhabichte, Jagdfalken, Mäusebus-
Sarde, in gewissem Grade beim Uhu, bei der Schneeeule.]
Selten, aber doch mitunter, kommt das Überzogenwerden ei-
"er ähnlichen dunklen Farbe durch benachbartes Weils yon oben
her Yor, zumal, wenn dieses schon in kleinen Federspitzchen da-
zusein pflegte; [wie beim Wasserschwätzer.] — Im entigegen-
‚ gesetzten Falle, und aus entgegengesetzter Ursache, kann das
Entgegengesetzte geschehen; [bei ebendemselben.]
a an z
it, Der Wiesenpieper bekömmt die rothe Kehle überall nur Ir Sommer Fin Gleiches :
Nnfs ich von der (freilich nur in mäfsiger Zahl so vorkommenden) Wachtel anneh
N nie im Herbste mit rother und rothbrauner Kehle gefunden und auch di
Richt unter den zuerst angekonımenen,, sondern erst unter den später eingetroffe
ter ‚Sefangenen ‚ die offenbar unter einem tiefer - südlichen
men, welche |
eses Frühjahr |
nen und spä- |
Klima überwintert hatten, gesehen, '
SBleich ich über hundert verglichen habe, Darüber noch Einiges weiter unten.
16
(Über ‘die Veränderung des mälsig gesättigten, mit eine
Mischung von Rostgelb und Rostroth versehenen Grau s.d. Ru
brik der Rostfarben.)
c) Das Weifse
wird also, wie.die vorhergehenden Rubriken zeigen, unter wäf
meren Himmelsstrichen oft, und zwar entweder aus Gral
weils, Weilsgrau oder Hellgrau u. dergl. neben verwandten dunk“
leren Farben, erst erzeugt; oder es breitet sich, wenn es schoß
vorhanden war, in dem Falle gern weiter aus, wenn es die Wut
zeln der Federn an den vorderen Extremitäten und am hintere?
Ende des Leibes einnimmt. [Eine Anzahl der zum Beweisen die“
nenden Arten ist dabei genannt.] — Ist aber ein solches Weils ei
mal vorhanden, sei es auch immerhin erst durch eine dergl. Veräm )
derung erzeugt; so verdrängt es oft auf einen ganz ansehnliche!
Raum die dunkleren Nachbarfarben; [wie meist- dieselben Vö/
‘gel zeigen. Nirgends kann diels vollendeter sein, als bei del
Röthlingen und der weilsen Bachstelze an den Flügeln.]
Doch kann es sich dort mitunter auch gleichsam aus anderen a“
gränzenden Farben reiner und extensiver entwickeln; [z.B. ne
ben dem Roth- und Rostbraunen am Kopfe des Haussperling
und rothköpfigen Würgers.]
“Unter kälteren Himmelsstrichen nimmt es, (wie ebend
gezeigt wurde,) oft an allen Federn zu, wenn es an der Wurzd
dieser als Regelfarbe vorhanden ist; und es entsteht, nicht oh!
zurückbleibende Beimengung von Grau, w wenn es aus diesem al
allgemeiner Farbe hervorgeht. [Ebenfalls schon mit Beispiele
belegt.] — Doch haben wir gesehen, dals es sich zuweilen aud)
von oben her, von den Federenden und von benachbarten The!
len aus, usurpatorisch verbreiten kann.
d) Die verschiedenartigen Rostfarben
nun, diels sind diejenigen: welche in wärmeren Km
mit oder nächst den zum Verschwärzen geeigneten, in höher |
Grade und regelmälsiger, (d.i. häufiger,) als alle die übrigen, und
nach allen’ Richtungen hin abändern, und welche hierdurch eb®
so sehr an Intensität, wie an Extensität gewinnen.
' Eine hohe und mälsig gesättigte, bräunliche, ganz allgeme!
(d.h. bei allen Exemplaren der Species) vorhandene, aber in b®
17
stimmte Gränzen verwiesene Rostfarbe wird dann stufenweise
zum wirklichen, oft recht tiefen Rost- oder Rothbraun; [z.B.
am Bauche des schwarzkehligen Wiesenschmätzers, des Garten-
töthlings, des Gartenammers, beim Baumläufer, auf den hinteren Flü-
Selfedern der Turteltaube.] — ‘Schon bei einer, im Ganzen nicht
| einmal 'so dunklen Beschaffenheit derselben widerfährt das nämliche
Manchen sehr im Freien lebenden, daher vor andern einer bestän-
digen Wärme ausgesetzten Arten; [wie der Rauchschwalbe.]
Etwas Ähnliches wird nach mannichfachen, gewöhnlich aber
in minderen Graden bei solchen Vögeln bemerkt, wo diese F ar-
ben entweder nicht immer stark ausgeprägt, sondern mehr ange-
deutet erscheinen; oder wo sie doch nicht auf einem so grolsen,
‚oder auf einem nicht so bestimmt abgezeichneten Raume vorge-
funden werden. _Sie überziehen dann, bald mehr, bald weniger
verdunkelt, einen grölseren; und hierbei verdrängen sie denn
Manche andre Farben sehr merklich, ja nicht selten ganz. Ihre
entschiedene Kraft und Neigung, so ungewöhnlich stark um sich
zu greifen, zeigt sich besonders darin: dafs sie mehr, als alle an-
dre, von der Spitze her, nicht blofs vom Grunde (also der Quelle
der Färbungsorgane) aus, zu wuchern und ihre Gränzen auf Kos-
‚ten der benachbarten zu erweitern vermögen; während diels von
den übrigen Farben nur gerade diejenigen am besten zu thun im
Stande sind, welche die Wurzel, nicht die Endgegend, der Fe-
dern einnehmen. [Unter diese Categorie gehören, was nament-
lich das Verdrängen anderer Farben durch jene betrifft, besonders
der männliche Sperber, der Mäusebussard, der rothköpfige und der
weibliche rothrückige Würger, der Wasserschwätzer, der männ-
liche Haussperling, ganz besonders der einjährige oder überhaupt
Jüngere Kuckuk,. und höchst wahrscheinlich auch zum Öftern der
Junge Jagdfalke.]
Bisweilen kann, an einer oder der andren Stelle, ein ziem-
lich sattes Rostbraun aus blofsem Rostgelb, aus blofsem rosigel-
I bem Federgrunde bei silberweifser Hauptfarbe, oder, wenn ein sich
Verdunkelndes Rostbraun in der Nähe steht, sogar aus fast reinem
Schwefelgelb entstehen. [So jenes beim Wiesenpieper im Som-
Mer, das zweite beim blaukehligen Erdsänger, und dieses beim
artenammer.]
2
15
Iminer noch merklich, jedoch schon minder auffallend, bleib!
die Erscheinung dann: wenn nur an einzelnen Theilen, wo eit
roströthlicher oder rostgelblicher Anflug und Schimmer, (der viel
leicht öfters selbst erst ein nachgekommenes, klimatisches Erzeuß‘
nils sein kann,) die Grundfarbe blofs trübt, — diese alsdann ı
wärmeren Gegenden mehr, als in kälteren, von jenem verdec
wird; oder, wenn rostgelbliche Farben sich nur verdunkeln; weil,
ächt lerchenähnliche Colorite, die nie ohne Beimischung vo
Rostgelb- sind, nur etwas gelber werden; und wenn endlich dil
Rostfarbe ursprünglich zwar nicht schwach gegeben, aber entw®
der mit anderen, minder zum Variiren geneigten Farben gleichaf
tig-gemischt erscheint, oder, wenn das Vaterland des Vogels ni
eine sehr mäfsige Ausdehnung nach der geographischen Breite hal
(was auch wohl beides neben einander Statt finden kann.)
[Der ersten von diesen sehr in einander fliefsenden, of
vereinigten, daher schwer unter sich zu sondernden Bestimmuß
gen gehören einzelne solche Fälle an: wie beim Kopfe des Thurm‘
falken, des Gartenammers, beiın Seggen-Rohrsänger. Zur zwei
ten sind wieder die nämlichen Vögel zu rechnen; ferner theik
- überhaupt, theils in manchen Kleidern (namentl. im jugendlichen
noch viele andre, z. B. wahrscheinlich die kleine Ohreule, viel
leicht alle unsere Würger, vielleicht schon die Wachholder- ut!
Weindrossel, manche Steinschmätzer, der Brachpieper, die Tuf
teltaube ‚und Wachtel. Die dritte findet Statt bei mehrer®
Lerchen, bei lerchenartig -gefärbten Ammern oder Ammer - un!
Finkenweibchen; so auch beim Birkenzeisige und gemeinen Repf
huhne. Die vierte ist z.B. vom gemeinen Eisvogel entnomme))
und vielleicht auf den Zipammer anwendbar.] 2
Auch solche Färbungen, die eine Mischung aus ähnliche‘
Stoffen und nach ähnlichen summarischen Verhältnissen vorau
setzen, wie die lerchenartigen, dabei aber auf einer ganz andere! _
gleichmälsigen Grundeintheilung beruhen, lassen unter wärmer
Klimaten eine Vermehrung der ihnen innewohnenden Rostfard! _ ®
zu. [So zeigt das Steinkaüzchen hierin eine gar nicht unwesen!
liche Übereinstimmung mit der, als Lerche nur Zuge buntel!
eintönig genug gefärbten Haubenlerche, vorzüglich im Jugend‘
kleide.] |
19 =
Selbst Stellen, welche rein- oder fast rein- weils zu sein
Pilegen, werden nicht ganz selten von einem seen ungewöhn-
lich überhand nehmenden rostgelben oder roströthlichen Anfluge
und dergl. bald auffallend stark, bald weniger sichtlich, -überzo-
gen; [mit am stärksten der Bauch des Sperbermännchens.] — Von
einer schwächeren Einwirkung der Art bleibt gleichfalls ein neu
nistandenes Weils, oder Trüb- und Gelblichweils, nicht frei;
am Öftesten erleidet ein solches sie an Jugendkleidern (). [Man
vergleiche hierzu den rothköpfigen Würger und den schwarzkeh-
ligen Wiesenschmätzer.] > is
Von den eigentlich so zu nennenden Lerchenfarben mufs noch
gesagt werden: dafs sie sich vorzugsweise dazu zu eignen schei-
‚aen, um ein klareres Hervortreten roströthlicher Grundfärbung
auf einzelnen Stellen, z.B. am Kopfe, oben auf den Schwanz-
deckfedern, am Flügelrande und Vorderhalse, zu begünstigen. [So
s. . eo. . . . °
röthen sich einer oder der andere dieser Theile unter südlicheren
Breiten öfter und stärker, als bei uns, bald in mäfsigem, bald so-
Sar-in hohem Grade —, bei der Feld-, Isabell- und Kalander -
Lerche, und bei dem Grauammer.] 2 | 2
Dabei. schliefst denn übrigens das stärkere allgemeine Her-
Vortreten des rostfarbigen Anfluges auf gewissen Totalfärbungen,
wie solches unter wärmeren Klimaten nach der Mauser so häufig
vorkömmt, doch keineswegs ein in gleichem Maalse erhöhtes Aus-
bleichen kurz vor derselben aus. Diels hat die Folge, dafs als-
dann so manche Vögel aus unseren und aus jenen Gegenden ein-
ander doch meistens gleich sehen. .
1 EEE EN ’
. (*) Ein Umstand, welcher sich, sammt manchen analogen, sehr gut dadurch erklärt: dafs
die Erzeugung der Jungen in die wärmere, zum Theil fast in die wärmste Zeit des Jahres fällt.
Auch kann wohl die höhere individuelle Prädisposition eines Vogels zum klimatischen Variiren,
im Verhältnisse gegen den andern von einerlei Art, dadurch entstehen : dafs in keinem Jahre
"a Vögel einer Art in gleicher und gleich warmer Zeit zur Welt kommen und erzogen werden.
‚Einmal vorhanden, entwickelt sich eine solche Farbe dann später unter günstigen äufseren Ver-
hältnissen immer kräftiger, und kann so eine auffallende Stufe erreichen. z.B:
Unsere jungen Mäusebussarde haben im Nestkleide Ein ganzen Vorderleibe gewöhnlich
Ä inen so starken rostgelben Anflug auf dem Weifsen , Bänder.der Art an der Schwanzwurzel,
"Wie die älteren nur selten; und im Süden noch weit mehr. Während bei den unsrigen später
die Kalten Winter etc. diese Eigenschaft in der Regel wieder verwischen, und sie sich erst bei
Wanchen recht alten mit den höheren Jahren, entweder in gleicher Art, oder selbst in lichter
Ostfarbe, wieder erneuert; so vermag es in Afrika die weit gröfsere Hitze recht bald, sie ohne
Nterbrechung 'immerfort zn steigern, und so das Rostgelbe durch Rostroth hindurch bis auf.
Ostbraun, zuweilen sogar bis auf Rothbraun, hinaufzutreiben.
=
u
Brenn
TR
TE TERN,
20
Hingegen scheint gerade eine gesättigte Rost- oder rosl“
braune Farbe weniger, als die mehrsten übrigen, dem Verbleichet
unterworfen. Diefs kann indefs leicht davon herrühren: daß sie
sich sehr oft entweder allein, oder doch hauptsächlich, an de!
von dem Leibe beschatteten Bauchseite befindet.
In wenigen Fällen, da nämlich, wo ein klares Schwarz theiß
unter gleicher Eintheilung des Raumes auf einer Federseite ode
Fahne mit Roströthlich auf der andern zusammentrifft, theils j®
nes in lichteren Nüancen den Grund einnimmt, in manchen solch
Fälle scheint, wenigstens dann, wenn bei ebendenselben Vögel!
auch das höhere Alter allgemein ebendasselbe zu bewirken pflegli
auch ein bedeutender Theil des rostrothen Farbestoffes von den
Schwarzen gleichsam mit angezogen und verschlungen zu werdel
Auf diese Weise findet denn nun bei einigen Vogelarten einmal de
umgekehrte Fall gegen sonst, aber ganz der nämliche wie bd
ihnen im höheren Alter, d.h. ein Blässerwerden der Rostfarbl
Statt. [So bei dem männlichen Rohrammer und ‚Haussperling®
Dafür zieht sie sich aber an letzterem oft noch mit in die schwarz
Kehl- und Oberbrustfarbe hinüber, und zwar gleichfalls ebe!
so gut im hohen Alter (*), wie in südlichen Gegenden.]
So bemerkbar denn nun auch übrigens das in- und extensit
Zunehmen der Rostfarben im Süden, (im Gegensatze zu unsere!
Vaterlande genommen,) immerhin sein mag; so scheint doch ebe!
ihre schon erwähnte, fast durchgängige Kräftigkeit sie im Allg
meinen häufig gegen eine Abnahme im höheren Norden ziem
lich zu schützen. Doch gilt diese Regel nicht ohne Ausnahm®
[z. B. nicht vom jüngeren Kuckuke und Hühnerhabichte, nich
von der grolsen Ohreule, auch offenbar nicht überall von de!
Waldkauze. — Dafür mangelt es indefs nicht ganz an anderen Fäl
len, welche wieder die ungewöhnliche Kräftigkeit dieser Farbe
im Süden beweisen. Einmal vorhanden, pflegen sie nämlie
doch, auch wenn sie sonst höher nordwärts mit dem Alter ve
schwinden, dort (im Süden) nicht ab. , sondern noch zuzunehme!'
(*) Gerade so, wie ja im hohen Alter mit einem deutlichen Anstriche sogar das Brustro®
unserer Gimp elmännchen ab den Rücken, das Karmoisin der Flügel ds Mauerläu get
auf den Scheitel, das brennende, scharlachähnliche Karminroth am Vorderkopfe des Sties
litzes auf die nächste trübweifse Stelle hinter den schwarzen Kopfseiten und an der Une
kehle, und das Blau am Vorderhalse des Blaukehlchens auf den Flügelrand übergeht
21
\
[Hierher gehört der blaukehlige Sänger hinsichtl. seines bereits er-
Wähnten lichteren Kehlflecks, der rothbraun werdende Kuckuk. (*)]
e) Die Rosen- und verwandten Farben. (#3
Sie neigen sich ganz ausnehmend viel weniger zu klimati-
schen Veränderungen hin, als die Farben der vorigen Rubrik:
am meisten noch dann, wenn sie mit jenen amalgamirt erschei-
"en; am allerwenigsten, wenn sie rein hervorireten. |
» [So ist es nicht besonders der Rede werth, dafs die ganz
Tein- und zart- hellrosenrothe Brust des männlichen schwarzstir-
uigen Würgers im Alter und unter einem wärmeren Klima et-
was ‚dunkler und schöner wird. Deutlicher geschieht diefs bei
dem Männchen der rothrückigen Art.]
Sobald sich aber das Rosenrothe mit Rostfarbe mischt, ‘wäre
es auch nur mit einem leisen Anhauche derselben, und wäre auch
beides sogar in dieser Vereinigung noch schwach; so beginnt in
heifseren Gegenden auch sogleich wieder die wuchernde Zii-
‚nahme der letzteren, (obwohl nicht stets allgemein, — nämlich
uicht bei allen Individuen:) und sie reifst nun die erstere eben-
falls mit fort. Ein Fall, wobei denn öfters ein tiefes, meist düs-
teres Rostweinroth oder etwas Ähnliches zum Vorscheine kommt.
[Beispiele liefern manche Exemplare des grolsen Würgers, und
viele Zaun- und fahle Grasmücken. (**)] — Es scheint sogar hin-
länglich; dafs Rostroth oder Rothbraun anderswo an dem Vogel
vorhanden seien, um die Erschemung sogleich zu verstärken; [denn
eben bei dem männlichen rothrückigen Würger ist sie schon sicht-
barer, als bei dem Männchen des schwarzstirnigen.] \
. Manche der'hellen und hohen unter den in diese Abtheilung
Sehörigen Farben: — die, welche namentlich an Karminroth grän-
nn = 5 Ren
u Unter den Wasservögeln der gemeine Reiher hinsichtlich des Flügelrandes und der
Schienbeinfedern ; in geringerem Grade sonst auch wohl die Turteltaube. S. unten.
cr) Anme tk. Ich bin der Meinung ‚ dafs man, der bequemen Kürze wegen, unter den
‚ allgemeinen Benennungen der Rostfarben und der Rosenfarben (pluraliter) wohl die-
jenigen Farben einander entgegensetzen könnte, welche die Römer in gleich getrenntem Sinne
Unter zufus und zuber verstanden. Man mufs ja unter: Rose — nicht immer ausschliefslich
Serade nur die gemeine Gartenrose ‚verstehen ; ins Besondere mufs diefs der Naturforscher nicht.
Es giebt ja der Rosenarten so viele, dafs unter ihnen, summarisch, fast alle in die allgemeine
Categorie von ruber fallenden Farbennüangen gefunden werden !
(**%) Diefs sind aber auch schon alle Landvögel unseres Vaterlandes von dieser Farbenmi-
schung, welche eine ausgedehntere Verbreitung von Süden nach Norden zu haben.
4
22
zen, und welche anerkannt die besondere Eigenthümlichkeit be-
sitzen, erst in dem wärmsten Theile der wärmeren Jahreszel
durch den (sonst die Farben der einmal ausgebildeten Feder ze!
störenden) Einfluls des Sonnenlichtes entweder schöner, oder g@
überhaupt erst dann recht schön, rein und glänzend zu werden, 7
solche -Farben nun scheinen sich in wärmeren Gegenden noch
herrlicher und weiter, als bei uns, zu entwickeln, ohne dafs frer
lich der Unterschied gerade ein grofser wäre. [So beim gemer
nen Hänflinge.]
Diesen nun ähneln ihrem Verhalten nach am meisten, und
wenn nicht immer, wenigstens oft
/) die blauen Farben,
in soweit sie ebenfalls Glanz besitzen, [z. B. beim Blaukehlchen“
Sänger. An Männchen von diesem geht das schöne Blau de
Halses im höheren Alter schon bei uns, im Süden und Ostes
aber wahrscheinlich häufiger, auf die kleinsten Deckfedern am
Flügelrande über; und die südlicheren, östlicheren und nördliche“
ren Weibchen haben im Allgemeinen öfter und größsere Spurel
von diesem Blau, als die unserigen.]
[Der Nufshäher scheint unter wärmeren esckainichen eben-
so, im Ganzen genommen, das Blaue, welches in schwach ange“
deuteten Flecken meistens auf den fünf letzten Schwingen def
ersten Ordnung steht, in gröfserer Menge und mit intensiver Er‘
höhung zu erhalten.]
; Das oft beigemischte Grün muls man für minder dauerhaft
"halten, als das Blaue: da aus einer Mischung von beiden untef
der Einwirkung eines wärmeren Klimas ersteres sich weit mebf
verliert, und letzteres den Platz behauptet; [z. B. beim Eisvogel.]
Wo ein ziemlich hohes Blau sich mit Schwarz zu eine?
gleichmälsigen, feinen Mischung verbunden hat, da beginnt letz“
teres doch (ebenso, wie Rostroth bei der Mischung mit Rosenroth)
leicht vorzuwalten und so die gemengte Farbe zu verdunkeln
bis sie sich dem Blauschwarzen nähert.- [Den Beleg dafür liefert)
die Blaumeise.] — Unter |
g) den grünen Farben
scheint das helle, etwas grauliche oder ins Olivenartige hinüber”.
spielende Grün, wie es unter andern bei den meisten Laubvögel#
stra
ste
der
he
acht
gegg
lett
am
the
doc i
agd
und Rohrsängern, bei mehreren Drosseln etc. vorkömmt, nur sel-
‚ten einer geringen Verschönerung durch erhöhte Wärme fä-
-hig: [z. B. beim Sumpfrohrsänger ;] wofür es dabei auch wieder
Stärker abbleicht.
Eher gilt Ersteres von einem ‚schönen und hohen Hellgrün,
[wie das, welches bei der männlichen gelben Bachstelze den Rük-
ken einnimmt.] *
Dort, wo Grün als schwacher Anflug auf Grau und dergl.
erscheint, dort verschwindet es wegen seiner geringen Haltbar-
keit leicht entweder ganz, oder doch zum grölseren Theile; [z. B.
heim Gartenammer.] ;
h) Die rein- und grüngelben Farben
scheinen schon mehr Haltbarkeit, aber auch nur geringe Neigung
zur Verschönerung durch Einfluls erhöhter Wärme, zu be-
Sitzen. [In mälsigem Grade beweist sich dieser Hang an der
männlichen, oft auch an der weiblichen gelben Bachstelze.]
Im Alter, und vielleicht auch immer nach Verschiedenheit
des Klimas, ziehen die sonst heller- und reiner - gelben Farben
mehr ins Grüngelbe; oder sie kommen durch Einwirkung des
letzteren mehr zum Vorscheine; [z.B. am Erlen - Zeisige und Grün-
hänflinge.] N 4 2 :
Die nackten Theile, a
der Schnabel und die Fülse nämlich, welche im Freien nach
Verschiedenheit der Arten mit dem Alter bald heller und hö-
her gefärbt, bald verdunkelt, im eingeschränkten, von dem Zu-
Sange der Luft abgeschlossenen Zustande aber heller und mils-
lärbiger werden, ändern in wärmeren Gegenden auf
(*) Berufenen Forschern auf dem Felde organischer und anorganischer Physik mag es über-
assen bleiben , zu entscheiden ‚ ob und wie vielleicht ins Besondere der Umstand zu würdigen
Sei: ‘dafs es gerade die vorzugsweise so genannten reinen, bei Zerlegung des weifsen Licht-
strahles durch das achromatische Glas - oder Krystallprisma im optischen Spectrum ent-
stehenden, und die im Pflanzenreiche am häufigsten vorkommenden Farben sind, welche
der modificirenden Einwirkung des Klimas vor allen noch am meisten widerste-
ken, [Leider fehlen in. der Reihe der europäischen Vögel, an welchen allein ich die Beob-
achtungen mit solcher Genauigkeit angestellt , md von welchen ich sogar nur die Landvögel
Segenwärtig hier in Betracht gezogen habe, ein Paar von jenen Farben überhaupt ganz: Vjo-
lett und reines Orange.] Die bei Vogelfedern (Gewächsen auf warmem, organischem Boden)
am meisten der Veränderung. unterworfenen Farben fehlen auch wenigstens den zarteren, wei- ”
Cheren und : wechselnden Gebilden der höher ‚organisirten Pflanzen gewöhnlich, oder ganz, ‘oder
doch in. der strengeren Basirung auf ihre ungemischte, offenbar schwerere und erdigere Grund-
ag :
ge.
24
eine jenementsprechende, diesem entgegengesetzte Weise ab
Entwickelt sich mehr Färbestoff im Gefieder, so nimmt er auch
in ihnen zu, wo ja die Berührung mit der atmosphärischen Umge
bung eine unmittelbare ist. Sogar von den Augen gilt in gewiß‘
sen Fällen dasselbe. [Die schwarzbraunen Mäusebussarde habe®
schon bei uns fast orangegelbe Fülse und Schnabelwachs, u und
braune Iris; die helleren beides heller; die weifslichen oder wer
(sen, die uns der Norden im Winter zuschickt, hellgelbe Füße,
und lichte, zuweilen gelbliche Augensterne. In gleichem Maalseı
wie der Unterleib, röthen sich am südlichen. Ortolane Schnabel
und Fülse. (*) Auch die Fülse des südlichen Staars söllen höhe!
gefärbt sein. — Wem würden hier nicht die rötheren Wange
der Landbewohner einfallen: auf denen selbst die feinen Endchet
der Adergeflechte sichtbarer werden, als gewöhnlich? Wer würde
nicht der allbekannten Wirkung des Sonnenbrandes, zumal auf eine
des Sonnenscheins ungewohnte Stelle der menschlichen Haut, geden*
ken: welcher dann eine sehr intensive, allgemeine Röthung Aurchl
verstärkten peripherischen Andrang des Blutes bewirkt? We
mülste nicht denken an die hellweilse, durchsichtige Haut und die
bläulicheren oder blauen Augen blonder Personen: denen ebenso,
‘wie ihren Haaren, das braune Pigment fehlt, oder doch nur
schwach gegeben ist?] (**)
S. 6.
Grade des klimatischen Variirens je nach Verschiedenheit der
einzelnen Theile des Körpers.
i |
Noch muls eine genauere Betrachtung der Art und Weist
wie klimatische Veränderungen vor sich gehen, uns zu einem eigen“
thümlichen, nicht zu übersehenden Schlufsresultate führen, und uns
6%) Häufigere Erscheinung bei Wasservögeln, wo rothe Beine viel häufiger sind.
(**) Habe ich doch selbst an blonden Jugendbekannten mit der, im mannbaren Alter ein”
tretenden Verdunkelung der Haare auch die schönsten blauen Augen sich zuerst trüben, dan?
bräunen gesehen, so zwar, dafs sie heut keine Ansprüche mehr auf jenes Prädicat zu mach
haben. Ja, ich glaube, die Annahme: dafs bei Weitem mehr die allmählige Milderung des Kli”
mas durch Bodenkultur jeder Art, als die Vermischung des deutschen Blutes mitfremdem #
Folge der Völkerwanderungen, die Ursache sei, warum wir die ehemals so bestimmten Ch
ractere der Bewohner Germaniens »coeruleis oculis fulvisgue capillis« jetzterst in Skat“
dinavien ziemlich allgemein bewährt wiederfinden, — diese Annahme dürfte nicht weit von de
Wahrheit abweichen.
/
25
auf bestimmtere Vermuthungen über die, bald gewissen, bald mög-
lichen oder wahrscheinlichen,
Ursachen desselben hinleiten; welche
selbst wieder dazu dienen,
die Richtigkeit unserer Ansicht zu zei-
sen und unser Verfahren neuerdings zu rechtfertigen.
Es zeigt sich nämlich, wenn wir die hier dargelegten spe-
ciellen und allgemeinen Erfahrungen abermals unter einen noch
allgemeineren Gesichtspunkt fassen: dafs u nter wärmeren Kli-
maten im Ganzen mehr die Farben des Unterleibes,
kälteren die des Oberleibes, jene zur Erhöhung,
Verschwächung abändern; wobei jedoch der Kopf im ersteren
Falle nicht nachzustehen pflegt. Sollte nicht die Ursache dieser
Erscheinung in dem grölseren Reichthume an Säften liegen,
chen die unteren, mehr fleischigen,
unter
diese zur
wel-
weichen und häutigen Theile
und der Kopf vor den oberen voraus haben? — Es leuchtet so-
gleich ohne
mir
ide
weitere Auseinandersetzung ein, warum eben dieser
Erklärungsgrund für beide entgegengesetzte Fälle, d.h. im Süden
und im Norden, ganz gleiche Gültigkeit behält. Ja, noch mehr:
er scheint mir sogar recht anwendbar auf die Beobachtungen über
das Varüren der Schwanz-, und besonders der F lügelfedern.
Am Schwanze und an den Flügeln scheinen nämlich —,
da sie ohnehin gewöhnlich entweder dunkler als der ganze Kör-
per, oder doch wenigstens so dunkel wie die dunkelsten Theile
. desselben, selten heller gefärbt sind, und da überdiefs der eine am
Ende des
dünne,
nalen nen
EEE a
Leibes steht, die andern aber ein Paar verhältnifsmäfsig
saftarme, und mit einer unyverhältnifsmälsigen Federmasse
besetzte Organe bilden, — entweder alle färbenden Kräfte des thie-
Tischen Organismus bereits durch die gewöhnliche Färbung spe-
ciell erschöpft; oder sie sind doch wenigstens schon so angestrengt,
dafs nur selten noch Etwas übri |
zur Disposition klimatischer
bleiben.
g8 zu sein scheint, um gleichsam
; modificirender Einflüsse gestellt zu
Unter solcher Voraussetzung kann es nicht unerklärlich,
viel weniger den übrigen Wahrnehmungen widersprechend er-
scheinen: wenn an den dunklen Schwänzen mancher Vögel [z.B.
der Grasmücken, mancher Pieper und Lerchen etc.] gerade
heifsen Klimaten mehr Weils, als gewöhnlich, zum Vorschei
kommt; oder wenn es an Reinheit gewinnt, so
in
Tl, te
en,
74 a
ir
ne
wie der Schwanz
er
an Dunkelheit der Hauptfarbe zunimmt. Es würden demnach hier,
og
ER
26
durch den im Süden und. im höheren Alter allgemein sich zer
genden Trieb der Natur, gewisse nicht streng von einander ge
schiedene Farben mehr unter sich abzusondern, diesen eine be-
stimmtere Gränze angewiesen; und die verringerte Extensität def
tieferen wäre durch ihre vermehrte Intensität ersetzt, indem ®&
der Natur an Farbestoff zu mangeln scheint, um beides zugleich
zu vermehren (*). Ja, es giebt Vögel, deren. Schwänze auch
bei einer hellen Färbung, ‚die sich noch dazu sonst ganz allge-
mein, und beinahe vor allen andren, zum Verdunkeln hinneigh,
doch unter fast allen: Umständen sich auf einer fast immer glei
chen Intensitäts -Stufe erhalten; [z. B. die Röthlinge.]
Wo möglich beinahe noch ‘mehr, reden der. so eben aus-
gesprochenen Ansicht die Erscheinungen an den Flügeln das
Wort. (**) Diese besitzen der Säfte überhaupt entschieden eine
(*) Es scheint eine ganz fest bestimmte Regel: dafs das Zunehmen der hellen odef
weifsen Farbe auf den Flügeln immer gleichen Schrittes mit dem Grade def
Verdunkelung der tieferen an ihnen fortgehe, mag sonst an den Theilen des
Leibes die Veränderung Grade erreicht haben, welche sie nur immer will.
Die Röthlinge, und besonders die weifse Bachstelze, beweisen diefs auf das
Klarste. Je mehr Weifs diese nach Süden und Osten hin auf den Flügeln erhalten haben, dest®
dunkler ist stets das übrig gebliebene Schwärzliche geworden. Man sieht dieses bereits höchst
deutlich an denjenigen Federn unserer Exemplare im Sommer, die im Anbeginn des Frühlings
gegen die eigentliche Regel mit ausgefallen sind; wie oben erwähnt wurde. (Überhaupt ist in
Bezug hierauf die Rubrik über die dunklen Farben zu vergleichen.)
(**) Allem Anscheine zufolge noch mehr: dafür spricht folgender Erfahrungsgrund. Ge |
wöhnliche Körperfedern kann ein’Vogel öfter zufällig verlieren, und sie wachsen ihm doch fast
immer ebenso wieder, wie sie vordem waren. Die Schwanzfedern werden bei wiederholte@4
Ausziehen schon oft anders in der Farbe. Aber bei grofsen Flügel-, und nament]. bei Schwanz”
federn reicht bekanntlich sehr häufig schon ein einmaliges, und mit wenigen Ausnahmen (dar
unter gehört die Haubenlerche) ein zweimaliges Ausreifsen, vorzüglich wenn es nicht lange)
nach der Mauser geschieht, schon hin, um zu bewirken, dafs die neu hervorkeimenden schnee”
weifs, also farblos werden; und Jedermann weifs schon längst, durch Bechstein und aus
eigner Erfahrung, dafs man sich auf diese Weise so genannte Varietäten (d.h. Ausartungen)
selbst machen kann. —
Ja, ich möchte in’ der That zugleich in der Schwäche, von welcher wir .hier redet
und nicht so einzig und allein in ihrer dringenden Nothwendigkeit zum Fluge des Vogels
eine mitbestimmende Ursache erkennen: warum doch kein einziger doppelt mausernder Vogel
jemals die grofsen und gröfseren Flügel - und die Schwanzfedern auch zweimal wechselt, son“
dern sie unyerändert vom Winterkleide in das Sommergewand mit hinüber nimmt, (Abge“
rechnet die 2 — 3 hintersten Schwingen jedes Flügels und die 2 mittelsten Schwanzfeder#
als welche unter allen am meisten der Abnutzung ausgesetzt, daher einer Erneuerung vor an“
dern bedürftig sind; und abgerechnet diejenigen, deren der Vogel durch Zufall verlustig wird.) |
Ferner wissen wir, dafs unter den Ausartungen solche mit weifsen oder weifslichet |
sehr oft einem Spiegelflecke ähnlichen, und meistens an den Federwurzeln sitzenden Flügelpar“
thieen unter allen bei Weitem am häufigsten vorkommen, und nächst ihnen die mit zum Theile
weifsem Schwanze. —
Alles Beweise von der comparativen Schwächlichkeit dieser Parthieen !
bie
ai
he-
er
es
ch
= 27
uoch geringere Menge, und sie haben der färbenden ins Beson-
dere noch weniger übrig, als die Gegend, aus welcher der Schwanz
entspringt. Daher mag es auch wohl eines Theils rühren: dafs
Serade unter den nordischen und Alpenvögeln (also bei solchen, -
welche beider Seits in einem der Farbenerzeugung nicht günsti-
gen Klima wohnen,) die gröfste Zahl solcher befiederten Wesen
ch 8efunden wird, die vor andern mehr oder weniger farblose, d.h.
%
gu
ei-
def
des
das
lesto
chst
ings
kt i0
x
5
. reinweilse Federn auf den Flügeln tragen, und an denen nament-
lich oft die grolsen Schwingen ungefärbt ‚erscheinen. Anderen
. Theils wird es, glaube ich, somit erklärlich: warum unter wär-
imeren Zonen bei einer bestimmteren Sonderung mancher vermeng-
ten Farben, und vorzüglich durch eine Scheidung des graulichen
Weils vom matten Schwarz, von Schiefer - oder Schwarzgrau, so
oft grolse hellweilse Spiegel und dergl. auf den Flügeln entste-
en, die sonst für gewöhnlich nur matt oder gar nur unklar an-
lach gedeutet vorkommen; [so, wie auf den Schwungfedern bei den
Röthlingen und der weilsen Bachstelze.] Und nur einen kleinen
Schritt weiter vorwärts ist es zu dem Falle: wo, durch örtliche
‚ Concentration des F arbestoffs, aus einer hellen theilweisen Fär-
bung nicht selten an derselben Stelle eine, der höchsten Concen-
tration entgegengesetzte, absolute Farblosigkeit, d.i. Weils, ent-
Steht. Bei dieser Erklärungsweise liegt dann der andere Fall:
si wo eine blofs helle Farbe aus demselben Grunde (nämlich, weil
ten
dar“
ang
eine dunkle sich neben ihr, und-aus der Vermengung mit ihr,
mehr concentrirt,) sich ungewöhnlich weit ausdehnt, und. wo so-
mit ebenfalls eine Änderung der Zeichnung bewirkt wird, — dann
nee“ »
% ve ° .
as liegt dieser Fall, gegen den nächst vorigen, sogar schon um einen
deny
gelsı
' ogel
son“
bge“
er
an“
:d.)
|
het
parT
heile
ge) Schritt ‚rückwärts. (*)
<
®
N 1
z ae S.7.
uweilen scheinen jedoch selbst solche oder ähnliche Ausartungen
zu klimatischen Abänderungen werden zu können.
Der Gegenstand dieser Auseinandersetzung führt uns so von
Ohngef ähr sehr passend auf eine bis jetzt noch dunkle Ausartungs-
See... x .
\ (*) Noch liefse sich Sar Vieles mit Bezug bierauf ganz im Allgemeinen, ohne Rücksicht
aufk; . en ERS = r
u Klimatische Varietäten, Sagen; es würde aber eben defswegen hier nicht an seinem Orte sein,
5 daher für jetzt unterbleiben.
25
und Abänderungsweise; auf Erfahrungen, deren Deutung für det
Augenblick allerdings noch um so problematischer sein mufs,
unbestimmter heut noch ein Theil der geringen Anzahl beobach
teter Erscheinungen selbst konstatirt ist. |
Es scheint nämlich fast: als könnten sogar gewisse
Ausartungen, die mehr oder minder ins Weilse fallen, doch
wirklich hin und wieder zu klimatischen Abänderungel
werden; und als besäfse demnach doch eine oder die andere Ge
gend die Eigenschaft, die Vermehrung: einer solchen Ausartung
zu begünstigen. Eine Ansicht, welche um so mehr Grund fü
sich erhält, ‘wenn man, ‘nächst älteren, die in neuerer Zeit be
sonders von Nilfson mitgetheilten Erfahrungen berücksichtigl‘
dafs der hohe Norden diese, sonst wohl unter allen Zonen vo”
kommenden Ausartungen doch häufiger hervorbringt, als der tier
fere Süden; und wenn man dann sieht, dafs die :defshalb hie
anzuführenden Gegenden Europa’s ebenfalls entweder nördliche
oder meistens gebirgige sind, deren Klima also dem nordische#
zunächst entspricht. So
[ Zuerst sind die Färöer zu erwähnen. Auf dieser Inselgrupp®
wird der weilsbunte Kolkrabe unter den Land-, und die weils
ringelige Lumme unter den Wasservögeln öfter, als irgend“
wo sonst, gefunden: so zwar, dals letztere (*) so ziemlich be’
stimmt, und ersterer auch wohl ohngefähr, immer etwa den fünf
ten Theil aller dort vorhandenen Wesen ihrer Art (species) aus
machen; und dafs sie sich zwar nicht unter sich selbst, sonder
(soviel man bis jetzt genau hat beobachten können) gerade i®
Gegentheile immer mit nicht ausgearteten paaren (**), aber doch
gleichwohl ihre Eigenthümlichkeiten stets so fortpflanzen,, dab
sie nicht aufhören, überhaupt zu existiren.] — Indels, warum sollt!
denn eine Gegend, welche sich vor andern dazu eignet, einmoi)
etwas ganz Ungewöhnliches, Regelwidriges häufiger zu erzeugel!
sich nicht am Ende auch dazu eignen, sein Fortbestehen zu b®
(*#) — von der man freilich noch nicht gerade bestimmt behaupten kann, dafs sie keif
blofse Abänderung, sondern wirklich und unbedingt den Ausartungen beizuzählen sci, —
(**) Was Hr. Graba, anf die sorgfältigsten, wiederholten Beobachtungen gestützt, in sr
ner Reise nach Färö mit dem entscheidendsten Nachdrucke wiederholt behauptet, und ge
einen nie zu belehrenden, die Aussagen Anderer so gern verstummelnden egoistischen Zweill®
nöthigen Falls gewifs zu vertreten wissen würde! —
29
günstigen und zu erwirken? Ersteres setzt ja wohl eigentlich
Mehr voraus, als Letzteres. —
[Ferner soll es im westlichsten Ober-Italien, in den Gebirgen
um ‚Nizza, eine beständige Ausartung der Schwarzdrossel (Amsel)
geben, welche, was sonderbar ist, in der Jugend stets ein breites
weilses Band über den Schwanz besitzt, dasselbe aber, ‘was noch
sonderbarer ist, mit der ersten Mauser für immer verliert. (*) Eine '
alte Weindrossel (also einen nordischen Vogel) mit einer der-
gleichen ganz ähnlichen Binde, vor ein Paar Jahren auf dem
Herbstzuge in der Gegend von Berlin gefangen, besitzt das Ber-
liner Museum. Ich habe eine Misteldrossel in den Händen gehabt,
deren Schwanz auf der rechten Hälfte vor dem Ende eine kleine
hellere, und hinter dieser noch eine breitere dunkle Binde zeigte.
Auf einem der höchsten Berge unserer Sudeten schofs ich eine
junge Ringdrossel, und ebenda eine junge Heckenbraunelle, beide
noch im ersten Federkleide, und beide mit einigen schmalen licht-
rostgelblichen Querbinden über die Endhälfte des Schwanzes.] —
Hieraus dürfte sich folgern lassen: dals sich unter kälteren
oder doch kühleren Himmelsstrichen dem Anscheine nach
auch manche: Gattungen (**) vorzugsweise zu bestimmten und ei-
Senthümlichen Ausartungen hinneigen, die also in gewissem Grade
als klimatisch zu betrachten sein möchten. Von künftigen, zahl-
reicheren Erfahrungen müssen wir bestimmtere Erläuterungen da-
rüber hoffen. | |
Offenbar treten aber, in Folge von Umständen, welche jetzt
noch unenträthselt sind, ganz ähnliche Erscheinungen auch un-
ter wärmeren Klimaten ein. [Die Schleiereule von Cuba
ist bestimmt specifisch dieselbe mit der unserigen; und doch artet
u
(*) Roux bilder sie in seiner
Ornithologie provengale ab, erzählt ihr besonderes Vor-
‘ kommen,
und nennt sie ausdrücklich une variete constante. — Sehr auffallend und wunderlich
würde diese Wirkung des Klimas der Seealpen und ihrer Ausläufer allerdings bleiben. Würde
Sie es aber mehr sein können, und kann es überhaupt irgend eine‘mehr sein, als die bekannte
Eigenheit des Klimas von Angora: welches von zahmen Hausthieren entweder allein, oder min-
destens vor allen übrigen Gegenden, solche Geschöpfe mit langen seidenartigen Haaren heryor-
Sebracht hat: Ziegen, Kaninchen, Katzen und Hunde? -_
(**) In Betreff der Gattung Corvus liegt es aufser Zweifel, dafs ganz vorzugsweise die
Schwarz- oder schwärzlich- gefärbte Familie der eigentlichen Kräben, Raben und Dohlen sehr
aufig in der Ausartung erscheinen, welche überhaupt die gewöhnlichste von allen ist: mit
theilweise weifsen Flügeln, besonders mit weifsem Grunde der Schwingen.
30
\
4
sie gerade dort sehr oft mehr oder minder mit weilsem, häufig
mit reinweilsem Schwanze aus, obgleich Cuba ein tropisches Er
land ist, seiner ganzen Ausdehnung nach nahe am Wendekreis
hingestreckt. (*) Sie mag indels auf den übrigen grolsen Antil- |
len auch nicht mangeln.]
S. 8. j
Entgegengesetzte (nördliche und südliche) Hauptrichtungel
des klimatischen Abänderns. Ein dem entsprechender Unter”
schied der entgegengesetzten Jahreszeiten unter einem und
demselben Klima.
Obgleich es, ‚wie bereits oben gesagt, unmöglich bleibt
die Gränzen der klimatischen Varietäten streng ge0”
graphisch zu bestimmen; so bleibt es doch allenthalben nicht, |
minder ersichtlich, wie dieselben sich im: Ganzeh Wiek: zu
Hauptrichtungen divergirend in nördliche und südlich®
theilen lassen. (**) Suchen wir aber nach einem Gegenstande des
BERREEE ER RREBBER
(*) Diese Thatsache läfst sich blofs durch die geographische Lage auf die gewöhnlich®
Weise nicht erklären; denn, wiewohl schon als Insel gemäfsigter, und abermals gemäfsigt durch
einen längshin streichenden Gebirgszug, ist das Land doch ein allzu südliches. Indefs steht dies®
Factum schon nicht mehr einzeln da, sobald wir einen Blick auf die Säugethiere werfet
Alex. v. Humboldt sagt in seinen Ansichten der Natur I, S.152, Erläut. 28:
»In den Steppen von Caracas« (also noch südlicher, als Cuba, mitten zwischen de®
Wendekreise und dem Erdgleicher) »schwärmen ganze Heerden des sogenannten Ce’
»vus mexicanus umher. Wir haben, was für eine so heifse Zone auffallend ist, viele gan
»weifse Spielarten darunter gefunden. Der Cervus mexicanus steigt an der Andeskeit&
»nahe am Äqnator, nicht über 700 oder 800 Toisen am Gebirgsabhange aufwärts. Aber bie
„2000 Toisen Höhe findet sich ein grofser, ebenfalls o ft weifser Hirsch, den ich vom eur0”
»päischen kaum zu unterscheiden wufste. « — Sonach müssen wir schon hier uns jener Stelle
(5. 65.) erinnern, wo es heifst: »In der Naturbeschreibung, wie in historischen Untersuchun“
»gen, stehen die Thatsachen lange einzeln da, bis es gelingt, durch mühsames Nachforsch@!
»sie in Verbindung zu setzen. «
Leider hat uns in der Zoologie vordem fast die Mehrzahl der Naturforforicher da
Letztere gerade. in Bezug auf unseren Gegenstand hier so sehr verkümmert , erschwert , und
nun in conventioneller Hinsicht so häufig verleidet: indem sie gewöhnlich das Erstere sebf
übereilt mifsdeutete, statt ruhig zu warten, bis man es recht devten könnte —, und seht
Jemand eine frühere Deutung, wenn auch "mifslungen, bereitwillig aufgiebt!
(**) Dafs die Begriffe nördlich und südlich relativ sind, und zwar insubjectiver Hinsicht
relativ, indem sich diese Relativität nach den örtliehen Verhältnissen des Sprechenden ode
Schreibenden richtet, darf uns nicht irre machen, Wir sind ja daran in der Geographie ei
für alle Mal gewöhnt; denn noch hat kein Geograph Bedenken getragen, Asien den östliche
Amerika den westlichen, und Afrika den südlichen Welttheil zn nennen, hat damit auch ge
wifs noch keine Dunkelheit erregt. Und in der That müfste man, wenn man hierin zu kritisch
verfahren wollte, in der Hinsicht unsere ganze geographische Sprache ändern: da ja, streng
genommen, nur der Bewohner der innersten Äquatorial- Gegenden ohne Relativität von Süd“
lich und Nördlich, Niemand aber auf irgend einem Punkte der Erde von einem (absolute?)
Osten und Westen reden könnte! —
ER“ i
and |
ette F
hr bis
euro?
tele
hun“
sche)
das ö
und
sebf 1
elted
sicht i
ode
le ei
chef ”
gr
itisch
rer
Süd“
tep)
3
%
Vergleichs für beide in unserer eignen Zone, so wird dıe Ant-
‚wort dahin ausfallen: dals die hoch-nördlichen klimatischen
Verschiedenheiten sich oft de n regelwidrigen lichteren Aus-
Artungen nähern, die südlichen immer den regelmälsigen _
Auszeichnungen eines recht hohen Alters entsprechen.
Jene! entspringen aus einer offenbaren Schwächung
derjenigen Hautorgane, welche zur Erzeugung der
Farben dienen: indem die Kälte eines Theils überhaupt
_ durch Depression der Sensibilität auch auf die Bildungsthätigkeit®
ableitend wirkt, und nun, nachdem das Leben selbst in seinen
Centris (der sensiblen und reproductiven Sphäre) herab ge-
stimmt, die peripherische Thätigkeit aber nach den inneren Organen
zurückgewiesen ist, andern Theils ins Besondere die H autge-
fälse zusammenzie ht; wodurch manche, sonst mehr nach
aulsen strebende Säfte tiefer nach innen zurückgedrängt werden
und, mit der retardirten Circulation des Blutes überhaupt, jetzt
auch ins Besondre ihre Verbreitung und selbst ihre Absonderung
vermindert wird. Eine, den Folgen einer erhöhten at-
mosphärischen Temp eratur und der somit auch gesteiger-
ten thierischen Wärme gerade entgegengesetzte Wir-
kun g! Eine Wirkung, deren mächtigen Einfluß zu würdigen,
uns auch namentlich manche der doppelt mausernden Zugvögel
neue Gelegenheit geben; [z. B. die Bachstelzen. Es steht erfah-
rungsmälsig fest: dafs diejenigen weilsen und Gebirgs-Bach-
Stelzen, welche ausnahmsweise bei uns überwintern,
Sar keine, oder doch bei Weitem keine vollständige,
mauser bestehen; obwohl sie
entweder
Frühlings-
sich sehr häufig so erträglich zu
Währen wissen, dafs man ihnen einen etwa erlittenen Mangel gar
nicht ansieht, dafs folglich eine, aus ihm entsprungene Kränklich-
| keit oder Schwäche nicht als Ursache des Nichtmauserns ange-
nommen werden kann. So wechselt der Wasserpieper als In-
Sasse des nördlichen deutschen und des südlichen skandinavischen
Strandes, welcher auch noch den Winter hindurch für ihn be-
wohnbar bleibt, seinen Aufenthalt nur wenig, das Gefieder aber
im Frühlinge spät und oft nur theilweise, in noch höher nor- :
dischen Küstengegenden vielleicht gar nicht. Diejenigen seiner
Art hingegen, welche auf den südlicheren Gebirgen wohnen, die
t
32
er zum Spätherbste des Schnees wegen verlassen mufs und dam!
bis zum Frühlinge mit wärmeren Gegenden vertauscht, jene wech“
seln das Gefieder regelmälsig alle: und zwar die ältesten zuerst
die Weibchen später als die Männchen. (*) Noch will ich mich
für jetzt nur bedingungsweise auf eine hierher gehörige. Behaup“
tung Nilfsons berufen, welcher sagt: dals sogar die beidel
in Scandinavien einheimischen Steinschmätzerarten, die noch
als deutsche Vögel stets einem doppelten Federwechsel unterlie*
gen, auf seiner heimathlichen Halbinsel nur einfach mausern. 7
Die Sache könnte ganz zwanglos damit erklärt werden: dafs na”
türlich die, welche im Sommer Schweden und Norwegen be
wohnen, im Winter auch nicht so tief nach Süden hineinwan“
dern wie die, welche bei uns gebrütet haben, und dafs sie dant
also nicht gleicher Wärme ausgesetzt sind wie letztere.] Wie
sehr so viele der (uns für jetzt noch nicht angehenden) doppelt‘
mausernden Wasservögel, und namentlich viele Strandvö7
gel, durch ungünstige, rauhe Witterung in der Frühlingsmause?‘
aufgehalten werden, diefs darf, als allgemein bekannt, kaum erst
erwähnt werden. Zufällig aber kann die Sache nicht sein, da’
sie sich immer unter -einerlei Umständen auf einerlei Weise‘
(*) Einige ausführlichere Bemerkungen über den Wasser- und sogenannten Uferp jepeh,
siehe am. Ende, unter den Zusätzen. — : | ’
(**) Ich will diefs’blofs darum nicht unbedingt als Beweis mit aufführen, weil ich wer
und mit aller herzlichen , wissenschaftlichen und persönlichen Achtung von dem ersten jenk
lebenden Ornithologen des Nordens es sagen mnfs: dafs gerade in diesem Punkte bei Zugvöt
geln (wie die, Steinschmätzer sind) eine Feststellung der Wahrheit oft gar schwer hält, und
dafs namentlich gerade für den Nordländer leicht Umstände eintreten können, welche auch
den besten Beobachter einmal zu täuschen vermögen. Doch bin ich gleichwohl noch viel en!”
fernter davon gewesen, die Sache eigentlich zu bezweifeln; auch noch, ehe mir folgend®
Faetum bekannt wurde, welches, wenn nicht absolut für Nilfsons Behauptung, doch für d#
Erfahrung über den Einflufs spricht, welchen ein lange anhaltendes rauhes Frühlingsweti
auf Gefiederbildung ausübt: . SS #
Es sind im diefsjährigen Frühlinge, welcher so lange kalt blieb, und hierdurch FO
Zug der meisten Vögel sehr verspätete, nicht blofs überhaupt mehrere der doppelt mauserül
den noch unvermausert, oder erst in der Mauser begriffen, zurückgekehrt; sondern es schein!
diefs auch ins Besondere eben bei Steinschmätzern der Fall gewesen zu sein. Ein grauefft
den ein Freund von mir beim Nistplatze am 7.Mai erlegte, (der einzige, welchen ich selbst
untersuchen konnte,) hatte kaum erst einige neue Federn, während sonst alle schon eineh
Monat früher mit dem Federwechsel fertig zu sein pflegen. — Ja, noch mehr: von den Wach’
teln, welche gewöhnlich am Ende des Winters ımausern sollen, kamen zur Mitte des N0z
die ersten im ganz abgetragenen Gefieder an, und erst am Ende des Monats wurden mal“ |;
sernde, nach dem Anfange Juni’s die ersten mit wirklich erneuertem Kleide gefangen ; en
zelne waren aber noch um die Mitte dieses Monats kaum zur Hälfte fertig. ; j
Ber
33
wiederholt; vielmehr mufs sie, unmittelbar oder mittelbar, von
diesen abhängen. Auch begreift sich die Ursache sehr leicht. Die
Ss muls, in Folge der Nothwendigkeit, bei längerer Andauer
es
sen, jedes andre Bedürfnils, welches sonst eine doppelte (d. h.
wach den Jahreszeiten im Aussehen verschiedene) Kleidung als
für den Vogel erspriefslich erscheinen läfst, einstweilen dem Be-
dürfnisse eines Schutzes gegen den Frost nachsetzen: weil die
Vögel eine theilweise Entblöfsung von ihrem Gefieder, auch wenn
‚Sie immerhin allmählig erfolgte, nicht leicht ertragen würden.
Was sonach bei uns ausnahmsweise, als Folge einer ungewöhn-
lichen Witterungsbeschaffenheit, eintritt, ‘eben dasselbe geschieht
‚in einer anderen, rauheren Zone der Erde regelmäfsig, in Folge
ihrer gewöhnlichen Luftbeschaffenheit, wenn diese jener gleicht
oder ihr nahe kommt. RR Er
S.9. ‚Fr.
Eigentliches, innerstes Wesen der südlichen klimatischen
Varietät.
Um ‚eben so viel also, wie es mit dem Federwechsel
und mit der Farbenentwickelung in unseren Gegenden bes-
ser geht, als in kälteren: um eben so viel geht es natürlich,
umgekehrt, in wärmeren Ländern wieder noch rascher und
glücklicher damit, als bei uns. So entgegengesetzt die Ursachen,
eben so entgegengesetzt sind auch die Wirkungen. Was dort
gehemmt war, wird hier mächtig gefördert. Daher sehen wir
die Vögel hier ‘bereits nach wenigen Jahren in einer Schönheit
erscheinen, welche sie bei uns erst nach weit mehreren Jahren
Zu erlangen fähig werden. Sie erhalten in heilseren Län-
dern früher die Anzeichen eines höheren Alters, ohne
delshalb früher Greise zu werden, (die wir eigentlich ja überhaupt
im Bereiche befiederter Wesen nicht vorfinden,) und ohne die
Last der, gleichsam schneller verlebten Zeit zu fühlen. Ihr
zunehmendes Alter erscheint nur als eine erhöhte und dem äulse-
ten Ansehen nach verschönerte Pubertät, die noch von der Masse
der Kräfte strotzt, nicht aber bereits deren Lähmung, erfahren
3
rauhen Wetters mehr für eine wärmende Bedeckung zu sor-.
a en = Feremu ir
Se el e —
34
+
hat; (*) wogegen der Mensch dort nur schneller reift, um rasch®
die Generationen zu erneuern, nicht aber zugleich um eben ®
viel länger blühend dasteht und stark bleibt, als er früher auf!
blühen angefangen hat, sondern auch selbst früher altert. Da
allerdings diese Einflüsse noch stärker auf Vögel und Säugethiett
als gerade auf den meistens bereits sehr verkünstelten Menschdt
einwirken, und dafs sich darum eine völlige, ganz absolute P!
rallele zwischen diesem und jenen nicht ziehen läfst, ist sehr waß
Aber liegt nicht auch die Ursache davon ungemein nahe? — Würd
nicht der Landbewohner Italiens, und vollends der Calabrese odl
Sieilianer, noch viel bräuner, und würde nicht sein Haar vie
leicht, wo möglich, noch schwärzer sein: wenn er sich auch #
hohen Mittage noch, wo er zur Erholung wenigstens im Schal
ten, oder gewöhnlich unter dem Dache seiner Hütte ruht, vo
den glühenden Strahlen! der Sonne versengen lassen müfste? 7
statt dals er alsdann nicht blofs sie meidet, sondern auch selb® .
denen des Lichts den Zugang zu seinem Gemache zu verschliels®
bemüht ist. Was aber schützt je den Vogel vor »des Tages La’
und Hitze?« Wer überhebt ihn alsdann der Nothwendigkeit, fü
sich, und besonders für seine zarteren, immer so elslustigen Ju“
gen, nach Nahrung zu suchen, und sich dabei allem mittelbare)
oder unmittelbaren Einflusse jener blofszustellen ? CH)— Sind end‘
—— 2
"
(*) Ich erkenne daher auch selbst in dem Variiren_der Vögel etc. nach dem Klima #"
einen. vereinzelten Beweis des so wahren, allgemeinen
„ von der gesammten organischen Nat!
entnommenen Satzes: » W.
er demnach die Natur mit Einem Blicke zu umfassen und von Lok#
»Phänomenen zu abstrahiren weils, der sieht,
»den Polen zum Äquator hin, sich auch allmähli
Humboldt Ans. d.N. I, S. 15,
wie mit Zunahme der belebenden Wärme,
8 organische Kraft und Lebensfülle vermehren
|
(**) Bleibt es in Erwägung dieses Umstandes nicht eben so natürlich, als merkwürd®"
dafs gerade die nächtlichen Vögel, welche sich am Tage tief in Höhlen und in 4
dichtesten, kühlsten Schatten der Bäume ete. verbergen, wirklich auch im Süden weit w@
niger, als die meistenin ähnliche Farben gekleideten Tagvögel, ja zu
Theile gar nicht, klimatisch abändern? — =
So ändern der Steinkauz und die kleine Ohreule unter de
I
n Arten ihrer Gartall
zwar nach am meisten ab, da sie beide nicht mehr so ganz unbedingt
Nachtvögel sind, die®
stere besonders ; aber doch ändert namentlich die letztere noch gar nicht wesentlich ab. Die a
kanische Wald- und Uhu-Ohreule, (welche ich nicht selbst gesehen habe,) giebt Le
vaillant als nicht verschieden von den europäischen an. Ja ‚ die Schleiereule, wei
fast auf der ganzen bewohnten Erde bis zum 55° n. Br. gemein erscheint, und sich viellei!
bald noch weiter verbreiten wird: so weit in gemäfsigten Gegenden Menschen wohnen, — a
Schleiereule, die in den Gebäuden am Tage stets vor der Hitze ziemlich, in steinernen aber, dei
s. . + cu " 3 “ I H
angenehmsten für sie, ‚gut geschützt ist, und die also während der weit kühleren Nächte *
ee
’ ’
35
lich nicht überhaupt allenthalben die Vornehmen viel weilser, als
die Leute gemeinen Standes? Sehen wir nicht alle im "Winter
Weifser aus, als im Sommer; und ist nicht Jeder an bedeckten Thei-
len viel weifser, als an unbedeckt gehaltenen ? (*) Wie viele Köpfe
bleiben von allen den vielen, die blond in der Jugend waren, auch
noch blond zur Zeit der Mannbarkeit? — Wie viel weniger Blond-
haarige giebt es’ nicht, auf dem Lande, im Verhältnisse zur Stadt?
und wie wird es mit ihrer Zahl erst im südlichen Europa? —
Südliche klimatische Varietät und Verschiedenheit
des höheren Alters unter unserem Klima fallen daher,
wie bereits oben erwähnt worden ist, beide an Thieren eigent-
lich in den bei Weitem meisten Fällen so entschieden in Eins
zusammen, dafs sich Alles auf den Satz reduciren liefse: jene ist
in der Regel nur der deutlichere, durch mehrfache atmosphä-
rische Einflüsse bedingte und rascher entwickelte, frühere
Ausdruck dieser ! — (**) Daher die Erscheinung: dafs dort die
heifsere Klima südlicher Erdstriche wenig empfindet, sie bleibt sich unter allen Zonen fast oder
Satz gleich: sie verdunkelt sich vielleicht nnr zufällig (ausartend?), und zwar höchst selten;
Auch auf nicht gewöhnliche Weise, sondern ins Schwärzliche. —
(Eine. anderweitige Bemerkung über diese Eulenart siehe unter den Zusätzen.)
(*) Hierbei will ich noch auf zwei Punkte aufmerksam machen. a ;
Der erste ist: dafs die am häufigsten im Süden vorkommende Abänderung der Hautbe-
deckungen warmblütiger Thiere, die merkliche Vermehrun $ des trüb-rostgelblichen
oder auch roströthlichen Pi gments in Federn und Haaren, unstreitig zunächst, und
zwar sehr treffend, dem so eben erwähnten Variiren und Röthen der Hant bei den
Menschen entspricht; und dafs auch ältere Menschen schon der dunklere Teint von jüngeren un-
terscheidet. — Der zweite: dafs bei südlichenV ö geln, besonders im Laufe der heifseren Jah-
Teszeit, vermöge der Verringerung des Gefieders durch das dort stärkere Abrei-
ben ‚ der modificirenden Wirkung der äu
fseren Wärme ein leichterer Zugang geöff-
Net wird.
(**) Wahre Ausnahmen von dieser festen, höchst bestimmt und unverkennbar ausge-
Sprochenen, allgemeinen Regel kommen nirgends, halbe schon so selten vor ‚ dafs sie
Sewifls gegen die völligsten Übereinstimmungen mit der Regel selbst dann ganz verschwinden
müfsten, wenn auch nicht ein anderer
„ ganz allgemein gültiger Erfahrungssatz sie zureichend
erläuterte.
Ich rechne ihnen die T urt eltaube bei : welche bei‘uns im Alter immer reiner
und dunkler gefärbt wird, im Süden hingegen, da an ihrem Kleide auch Rostroth vorhanden ist,
einen schr allgemein werdenden rostgelben Überflug erhält, wie ihn wärmeres Klima bekanntlich
80 vielen Thieren zu bringen pflegt; den Kuckuk, das Blaukehlchen. —
Hiergegen mufßs ich, nach diesem einzigen mir bekannten Ausnahms - Falle, noch-
mals wieder auf jene schon berührten Fälle zurückverweisen: wo das Variiren unter
Südlicheren Breiten auch dann, wenn es einmal den sonst von Farbenabände-
tungen geltenden Regeln widerstreitet, doch stets auf das Genaueste mit
den bei uns Statt findenden Auszeichnungen des höheren Alters harmonirtz
auf die Erfahrungen beim männlichen Haussperlinge und Rohrammer, bein Fischadler und weib-
lichen tothrückigen Würger (mit Abrechnung der ersten Jahre. desselben), und bei mehreren
x
3
36
jüngeren Individuen variirender Arten, und namentlich die einjälh
rigen Vögel, den unsrigen im Ganzen völlig ähneln; und dafs nu
einzelne der ältesten unter diesen so werden, wie jene bereits #
gewöhnlichen mittleren Alter, oder doch längst vor Eintritt des
eigentlich hohen, erscheinen. Und ich wage defshalb die Behauf‘
tung, welche eigentlich indirect schon in dieser eben wiederhol
ten Bemerkung liegt: unsere hiesigen Vögel werden nl!
in der Regel nicht alt genug, um sich vollständig a
Demjenigen ausbilden zu können, was wir unter sül
licheren Himmelsregionen, wegen seines dort entwede
gewöhnlichen . oder doch regelmäfsig viel häufigeren Vorkommen
im Allgemeinen mit dem Namen klimatischer Abänd®
rungen bezeic hnen; und darum gleichen diesen jene selt®
nen, einzelnen Individuen bei uns, welche das hierzu erforder.
liche, mehr als gewöhnlich hohe Alter doch ausnahmsweise e
i
- reichen. ; |
[So hat, um nur Einiges als Beispiel hiervon anzuführed
Hr. Bruch den Haussperling in.der Färbung des italienische
(der FRINGILLA cisalpina Temm.) in Mainz gesehen. Breslau liegt
noch nördlicher, östlicher und höher, als Mainz; dennoch habt
ich ein Paar solcher (männlichen) Vögel, wovon einer im 200,
logischen Museum zu Berlin, auch hier gefunden: und zwar wei
schöner, als viele italienische, schöner noch, als solche, welch!
Herr Tem minck selbst als seine Fr. cisalpina ns hat; a
sogar schöner, als viele ägyptische und syrische. ' |
Die Wiesenbachstelze mit schwarzem Kopfe (MoTAcıni#
melanocephala) habe ich ebenfalls mitten im Sommer am Brüte“
platze unter ganz gewöhnlichen hier geschossen, denen sie. in
ganzen Wesen auf das Genauste glich.
Das. Berliner Museum besitzt den männlichen Sperber in
einem Kleide, wo er schon beinahe völlig der FALco exilis Temm
geworden ist, mit beinahe einfarbig rostrothem Bauche, aus de
'
Gegend von Cölln; und die schönsten Übergänge zu diesem a®!
Piepern. — Denn in Syrien und Arabien hat selbst der Wasserpieper, obgleich er unter ste? f .
kühleren Regionen lebt, als seine Gattungsverwandten, sogar ein unterhalb nur wenig geflech“
tes Herbstkleid.
Die Erörterung über das Abändern des Stahrs siehe unter den Zusätzen.
3
fast allen gemälsigten Gegenden der Welt. Auch hat es ihn im
höchsten Grade ‚der. Röthung eben daher erhalten, wo Hr. Tem-
minck ihn allein einheimisch glaubt: aus Südafrika. | |
Durch einen hiesigen Freund von mir besitzt es jetzt einen
Srolsen, in der Näheserlegten, sehr alten Hühnerhabicht mit einem
bis zu Schwarz verdunkelten Ober- und Hinterkopfe: so, wie er
von Wilson unter dem Namen FALco atricapillus, und von
Temminck unter dem Namen F. regalis (Autour royal), als
eigne Art beschrieben und abgebildet wurde.
Derselbe Freund der Ornithologie überliefs vor einiger Zeit
dem Berliner Museum einen Wasserschwätzer, welcher, obgleich
aus Schlesien stammend, wo er im Sommer getödtet worden war,
dem syrischen (CincLus syriacus Ehrenb.), und (nach der Be-
schreibung zu urtheilen) den italienischen ganz ähnlich oder
gleich sieht. 4
Ich habe recht alte Exemplare der Rauchschwalbe hier ge-
sehen, welche so dunkel gefärbte Bäuche hatten, dals sie den
Jüngeren ägyptischen (Hırundo Riocourii Audn., H. Savignyi
Steph., und H. cahirica Licht.) und den gewöhnlichen ameri-
- kanischen (H. rufa Gm., H. americana W ils.) theils gleich, theils
höchst ähnlich waren; unter andern ein, diesen Frühlings von
meinem erwähnten Bekannten erlegtes, auf welches wir, weil es
sich schon von Weitem unter mehreren Dutzenden aus demsel-
ben Dorfe auszeichnete, bereits seit 2 Sommern mehrmals Jagd
gemacht hatten. (*). — e
Dergleichen Beispiele liefsen sich noch eine Menge anfüh-
ren.] — Hiergegen will ich denn aber auch im Allgemeinen wie-
derholentlich an die, immer und immer wiederkehrende Erschei-
nung erinnern: dafs in südlicheren Gegenden jüngere Vö-
gel einer Art den gewöhnlichen (noch nicht alten) derselben
Art bei uns entweder geradezu gleichen, oder ihnen minde-
stens im höchsten Grade ähnlich sehen.
[Unter den von Hemprich und Ehrenberg aus Ägypten
und Syrien geschickten Hunderten von Haussperlingen, (die also
alle nur Fr. hispaniolensis Temm. hätten sein sollen,) waren eine
\
3
€) Man siebt hieraus, dafs sich nicht etwa ein blofses Verirren klimatischer
Varietäten von anderswo zu uns her ereignet..
v .
38
Menge, (*) die den unsrigen im ersten Herbste ihres Lebens ®
jeder Hinsicht vollständig gleichen; wie man noch im Berlin
Museum sehen kann. er |
S. 10.
Vergleich mit den, nach Verhältnifs ganz ents prechenden Wahrnehmungen : welche &#
Variiren der Säugethiere bemerken läßt. — Beweis, dafs die Neigung, ein weifs®
Winterkleid anzunehm en, welche mehrere Arten im Norden besitzen „ bei denselb®
Arten tiefer im Süden endlich ganz verschwindet.
Nicht ohne wechselsweises Interesse wird es sein, dafs wir hid
gelegentlich noch des unverkennbaren Parallelismus gedenkeit
welcher auch in dieser Hinsicht zwischen den beiden warm
blütigen Wirbelthierklassen herrscht. i
: Wir ‚sehen bei. den Säugthieren dieselben Farben (if
sofern sie ihnen überhaupt eigen sind) im Ganzen immer auf die“
selbe Weise klimatisch variiren, wie bei den Vögeln; ja, s®
ändern unter gleich excessiven Extremen bei jenen in der Regel nodb
weit auffallender ab; als bei diesen. Warum letzteres? — Diese Frage
beantwortet sich sehr leicht. Offenbar defshalb: weil sie ihren Stand
ort gewöhnlich gar nicht, oder doch nur zu unbedeutend, verändert
können, um den durchgreifenden äufseren Einflüssen der Temperatuf
ihres Heimathlandes zu widerstehen. Wer einmal Gelegenheit gehabt.
hat, Untersuchungen in den Waarenlagern grofser Pelzhandlungen an“
zustellen (**), der wird, wenn er da namentlich Raubthierbälge Einef"
Art. zu Hunderten, und oft vielleicht zu Tausenden, vergleicheß"
konnte, gar häufig eben so sehr über die weite Entfernung der Fär“
‚ bungsexireme von einander erstaunt, und über den ununterbrochenen:
durch alle nur denkbare Mittelgrade stufenmäfsig fortlaufenden Zu
sammenhang derselben unter einander erfreut gewesen sein: wie &
hierdurch am Ende über alle Zweifel, die vielleicht jener erste An” i
blick in ihm aufsteigen machte, belehrt worden sein mußs. j
-—_ı__
(*) Vielleicht in kühleren Berggegenden, oder zu Ende der wärmeren Jahreszeit erzeugte?“ |
(**) Und jeder Zoolog, welcher noch keine Gelegenheit dazu gehabt hat, dem ist emst“
lichst zu rathen, dafs er sie suche. Er wird sie gewifs bald als die beste aller Schulen übe?
die wahre Theorie thierischer Farben, und als einziges untrügliches Belehrungsmittel über de
ren Zuverlässigkeit oder Veränderlichkeit, erkennen und preisen lernen, Hier zeigt es sich deut”
lich, auf wie höchst schwachen Füfsen so manche neuere Unterscheidungen stehen, namen”
lich die der südlicheren Zoologen. Diefs trifft aber die nordischen Naturforscher in der Rege
nicht, Man frage einmal Nilfson, wo er hierüber mehr Belehrung gefunden habe: ob '
zoologischen Museen und Prachtwerken , ‘oder bei den Kürschnern in ihren Pelzläden ? —
und er wird ohne Zweifel und Bedenken, gleich mir, antworten: immer bei den letzteren! |
Leider findet man bei ihnen verhältnifsmäfsig nur so höchst selten einen, etwa als Curiositäb
aufbewahrten Sommerbalg ; und doch wären dergleichen, vorzüglich aus dem östlichen Sibiriens
so wichtig: aus Gründen, die wir bald näher betrachten werden.
,
An Dr m nennen ge
39
Auch bei den Säugthieren treten, im Verhältnifse zu unsern
Semäfsigten Gegenden, unter südlicheren Himmelsstrichen
die dunklen und hellen Farben in grellerem und schönerem Abstiche
Segen einander hervor: indem sie reiner und intensiver werden; und
zugleich blicken die tiefer sitzenden Grundfarben , wegen der kürze-
ten Haare und wegen der spröderen Brüchigkeit derselben, vermöge
Welcher leichter die Spitzen verloren gehen, meist sichtbarer durch.
Nicht minder bleiben auch bei ihnen z.B. die verschiedenen schwärz-
ichen und Rostfarben diejenigen, welche sich unter wärmeren Zonen
8anz vorzugsweise entwickeln und weiter als sonst. ausbilden. Es
errscht in diesem Betrachte ein wirklich auffallender Unterschied;
der übrigens gewifs schon längst besser bemerkt und erwogen wor-
den sein würde, wenn nicht die Thierpelze aus jenen Gegenden (we-
gen der geringen Dichtheit und Länge der Haare) vom Gebrauche im
Handelsverkehre fast ganz, und die Sommerbälge gänzlich ausgeschlos-
Sen, daher für die Museen nicht so selten zum Vergleiche mit den
‚Sleichartigen Thieren bei uns zu haben wären. an
Eben so auffallend, wie das Verdunkeln der Farben mit dem
Abnehmen der Haarmasse im Süden, tritt das winterliche Verbleichen
der ersteren mit Zunahme der letzteren im Norden hervor; und es
Zeigt sich, ebenfalls völlig entsprechend, ganz besonders im hochge-
legenen , kalten Nordosten. [So fallen unter andern die Wölfe und
Ntisse mancher sibirischen Landstriche (im Winter) so stark ins Helle
und Weifsliche, dafs manche Naturforscher, nach zu wenigen Stücken
urtheilend, geneigt gewesen sind, letztere für eine eigene Art, und
‚ erstere für Ausartungen der gewöhnlichen, zu halten. Beides in solchem
. Falle sehr verzeihlich!] Weifse Ausartungen sind aber auch bei Säu-
gethieren im Allgemeinen wirklich ebenfalls häufiger im hohen Nor-
den, als anderswo; und bei alten Säugethieren sind unter allen Um-
Ständen die Folgen der Einwirkung klimatischer Verhältnisse ausge-
Prägter, als an jüngeren, und in einem recht zusagenden Klima ihre
Farben dunkler, [So läugnet Nilfson mit den besten Gründen
. die specifische Existenz eines braunen und schwarzen Bären, wenig-
stens für Scandinavien, durchaus ab. Die schwarzen sind, wie ich
Zleichfalls längst vermuthet habe, immer sehr alte, und gewöhnlich
Sehr grofs.] 7 EEE
Ohne einiges Bedenken glaube ich, die röthere Färbung der
Sommerbehaarung bei den (wie bekannt, durchgängig zwei Mal
Sich haarenden) Säugthieren unter ganz einerlei Himmels-
Striche hinsichtlich ihrer Entstehung ebenfalls in relative Über-
*instimmung mit dem klimatischen Variiren im Süden bringen
40
zu dürfen; so, dafs eines das andere erklären hilft. Alle Säugihie”
nämlich, welche irgend rostgelbe, roströthliche oder rothbraune F#"
‘bung besitzen: sei es im Allgemeinen an gewissen Theilen des Kö
pers überhaupt, sei es blofs eingesprengt in der oder jener Geg@® i
der einzelnen Haare, oder sei es als genau ‚vermengte Beimischung N
einer anderen Farbe; alle diese werden im Sommer röther, als #
Winter, ja gewöhnlich auffallend röther. Ein ganz allgemeiner Sal
[gültig durchgängig in höherem und minderem Grade von unser
Hirschen und Rehen, von Hasen und Eichhörnchen, von den yölh
lichen Siebenschläferarten, von der Zwerg-, Wald- und Brandmaß)
von der Wanderratte, der Feidwühlmaus,, selbst von dem Hermelif
und Wiesel, (söbald sie beide im Winter nicht weifs werden ,) I
dem Fuchse und Wolfe etc; mit Einem Worte: gültig von allen die
ser Categorie angehörigen Säugern.] Kann man eine so durchgäng!
vorwaltende. Erscheinung wohl füglich als zufällig ansehen? Od®
mufs man ihr vielmehr eine allgemeine Grundursache unterlegen ? Un
wenn nun die Annahme einer solchen als nothwendige Folge erscheidl
welche liegt dann näher, als die höhere, nach allen Erfahrungen de
Entwickelung jener Farben überall so günstige Wärme, welche ja de
Sommer mit sich bringt? Ja, liegt überhaupt irgend eine Ursach!
nahe aufser dieser? Gewifs: es giebt sonst keine. — Eine grofse physiol%
gische Kurzsichtigkeit aber würde es verrathen, einwenden zu wolle
dafs das Hervorbrechen des Sommerhaars ja in eine Zeit falle, wo &
Wärme der Luft noch lange nicht aufs Höchste gestiegen ist. Dev
jeder Wechsel wird ja nur durch die anhaltende Gewöhnung an de!
ihm vorausgegangenen Gegensatz um so empfindlicher. So viel ste)
ein für alle Mal fest: kein Säugthier wird zum Winter dunkler, (
eben so wenig, wie je ein Mensch im Sommer weifser wird. —
Es war, soviel ich weifs, der verstorbene Faber, welcher U
erst mit auf die Parallele hinwies, die sich in Betreff des klimatisch®
Variirens zwischen den Säugthieren und. Vögeln ziehen läfst. DA
Aufserung seiner Ansicht ‘in diesem Punkte fafst überhaupt in Kur
die wesentlichsten Nachtheile und Inconvenienzen der entgegengesel!
ten Ansicht so treffend zusammen, dafs ich es nicht für unnütz ©
achte, seine Worte hierüber (**) zu wiederholen; obwohl ich, durd
weit ausgedehntere Erfahrungen belehrt, heut mich allerdings bede
ken würde, seine Meinung auch gerade in allen Einzelheiten zu u
terschreiben. " |
| . j
(*) Roströthliche Farben ausgenommen; denn solche werden dann bräuner, somit tiefer! Mn
(**) In seinem Werke über das Leben der hochnordischen Vögel, Heft I, S, 117-118:
4
» Die Natur bildete vom Anfange an die verschiedenen Arts-
»formen, indem sie einem oder mehreren Vogelpaaren jeder Art
»die Kennzeichen mittheilte, welche sie als Art characterisiren
»sollten, und setzte darauf diese primären, die Grundtype' bilden-
»den Individuen an einen oder mehrere Plätze der Erde, von
"welchen ursprünglichen Plätzen sie, als von einem Centrum,
'”sich bei Zunahme der Individuen über eine gewisse Strecke ver-
»breiteten. Wenn die Nachkommen jener ersten Individuen der
»Art sich mehr und mehr von diesem Centrum entfernten, so erlit-
nten sie, besonders wenn sie Standvögel an diesen Plätzen wurden,
„nach und nach einzelne Abänderungen in der Form (*) und Farbe,
» welche sich auf die sie umgebenden lokalen Gegenstände gründeten;
»d. h. sie arteten klimatisch aus, und theilten ihren Nachkommen
»diese Ausartung (!) mit, welche, durch mehrere ‚Generationen
»verpflanzt, zuletzt einen constanten Character annahmen. (**) So
» entstanden klimatische Racen vieler Arten. Diese Ragen sind es,
»welche mehrere Ornithologen jetzt als eigene Arten aufzustellen
»geneigt sind; doch, meiner Memung nach, ohne Grund: denn,
»obgleich ausgeartet (!), sind sie doch ächte Abkömmlinge der
»ersten Individuen der Art, und gehören daher absolut der Ur-
»form der Art'an. Das Kriterium, nach welchem man diese kli-
»matischen Abarten als etwas veränderte Nachkömmlinge der Ur-
»form erkennen kann, ist die in die Augen fallende Übereinstim-
»mung in der äulseren und inneren Bildung, in den Sitten und
»der Historie mit der Grundtype, wie auch der Umstand, dals
»sie, ungezwungen durch menschliche Mitwirkung, und ohne
» Mangel an Umgebung von Individuen derselben Abart, zu welcher
»sie selbst gehören, freiwillig ‘und ohne Unterschied sich eben
»so wohl mit den zur Grundiype, wie mit den zur Abänderung
»gehörigen Individuen paaren: indem sie im ersteren Falle im
x
(*) Die klimatischen Abänderungen i in der Form, welche damals von der entgegengeseizten
Parthei zum Beweise der vermeinten Nothwendigkeit, sie als Arten aufzustellen, mit so vieler
Zuversicht immer nach einigen wenigen Exemplaren angeführt wurden, könnten immer nur in
sofern in Betracht kommen, als ihnen eine gewisse Standhaftigkeit eigen wäre,
Neuere und
ausgedehntere Erfahrungen haben jedoch die ganze Sache, besonders bei den Landvögeln,
in die-
ser Hinsicht meist so auf Nichts gebracht, dafs man davon meistens ganz abstrahiren mufs.
(%*) Die Beständigkeit auch dieser Charactere hat sich nirgends streng, häufig gar nicht be-
Währt, die Gegenparthei also auch diese Stütze vollends ganz verloren.
42
» Stande. sind, Nachkommen zu erzeugen, welche theils die ächte
ntheils der abgeänderten Grundtype Form und Farbe erhalten.«
»Wir haben nicht wenige Beispiele, dafs die zu derselbe
»Art gehörigen Individuen sehr geneigt sind, gewisse constant
»klimatische Abänderungen in der Form und Farbe anzunehmen;
»sogar unter nicht sehr divergirenden Graden der Länge und
„Breite. Unter andern etc.... Wollten wir indessen alle diese
»localen Abänderungen als eben so viele ächte Arten aufnehmen
»so würde zuletzt kein Natursysiem alle diese Arten mehr fassetı
»kein Ornitholog sie ordnen, und kein Gedächtnils sie behaltet
»können; die Lehre von den Gesetzen für die geographische Ver“
»breitung der Vögel würde in ihrer Quelle verstopft, und die
„Wissenschaft selbst in ihrer Grundlage erschüttert werden.
N... GORVUS cornix und Ü.corone .....sich in Deutsch“
»land‘ oft paaren, und Junge von dem Ansehen beider hervor-
»bringen.. Einige Ornithologen sehen. aus diesem Grunde diese
„beiden Vögel für Eine Art an; und ich bin ‚nicht ungeneigb
„dieser Meinung beizutreten. Wir kennen doch Vögel, welche
Ȋulserlich eben so. sehr in der Farbe differiren, wie diese beiden
»Krähen, und welche einstimmig für dieselbe Art angesehen wer
den, z. B. LESTRIS parasitica mit der weilsen und mit def
»braunen Brust; so unter den Säugthieren der blaue und weilse
„Fuchs, das schwarze und rothe Eichhorn u. s. w.u
'Um wie viel mehr Gewicht würde Faber auf diesen Parallel“
Beweis gelegt haben, und um wie viel weiter würde er ihn haben
ausführen können, wenn er damals schon die Ergebnisse der neuereß
Forschungen mancher Zoologen, und namentlich die Resultate von
_Nilfsons höchst braven Arbeiten über die Säugthiere des scandina*
vischen Reichs, gekannt hätte! (*) — Da mir nun die Aufführung |
paralleler Beweismittel über das Variiren der beiden warmblütigen
Thierklassen hier schon an und für sich ganz an ihrem Orte zu ste
hen scheint, um, bei der durchgängigen Ähnlichkeit von der einen
Wesenklasse mit Schlüsse auf die andere ziehen zu können; so nehme®
ich um so weniger Anstand, selbst mit einiger Ausführlichkeit darauf
einzugehen, je gewisser ich weils: dafs Mangel an Kenninifs der |
(*) Denn in der That, gerade was die Säugthierfauna betrifft, so erscheint wenigstens mit
Nilfsons Werk: Skandinavisk Fauna, wo möglich, noch weit interessanter, noch viel wich“ |
tiger, als hinsichtlich der Vögel. u.
43
Schwedischen Sprache die deutschen, und noch mehr die übrigen,
Südlicheren Naturforscher bis jetzt fast alle in Unbekanntschaft damit
Sehalten hat. - !
Von unserem gemeinen Eichhörnchen (Scrurvs vulgaris L.)
Scheint es schwarze, oder vielmehr braunschwarze und schwarzbraune,
Sttweder höchst selten oder gar nicht mehr in Skandinavien zu geben;
indem N. nur ganz unbestimmt sagt: es solle davon manches Mal eins
Sefunden werden. In Deutschland sind dieselben gewöhnlich; und es
Scheint sich unter andern in Oberschlesien ihr numerisches Verhältnifs
2u den rothen’ durch 1:6 — 1:4 ausdrücken zu lassen. Sie kommen
nicht "blofs in unsern Wäldern mit den gewöhnlichen roihen vor,
sondern werden auch mit ihnen in Paaren lebend und in der Begat-
‚tung begriffen angetroffen; ja, man findet rothe und schwarze Junge,
‚von Einer Mutterin einer und derselben Niederkunft geworfen, in Ei-
nem Neste.(*) Dabei bemerkt man, so gemein sie auch immer sein mö-
sen, durchgängig das Eigne: dafs, gerade wie bei den (an sich weit
Minder in der Farbe unterschiedenen) Varietäten der gemeinen Krähe,
die Mittelfärbungen ungleich seltener bleiben, als die Extreme; ob-
gleich auch sie einzeln alle hier vorkommen. (**) Es giebt braun- und
Stauschwarze, schwarzbraune' und ‚röthlich-dunkelbraune: letztere,
als die hellsten unter den dunkelfarbigen, am öftesten in der kalten
Jahreszeit: alle bald mit, bald ohne den helleren,, gewöhnlich viel
Töthlicheren, selten im Winter grauen, zuweilen sehr abstechenden
KT : r
(*) Wefshalb denn auch natürlich an eine Möglichkeit von specifischer Trennung hier nicht
2u denken ist, und, weil glücklicher Weise diese unwiderlegbaren Umstände früh genug bekannt
Seworden sind, in der That Niemand daran gedacht hat,
er). Man sieht hieraus, dafs bei diesen beiden Thierarten(dem gemeinen Eichhörnchen
Und der
h
Semeinen Krähe) sich die Natur einmalweit mehr in dem Auseinander-
alten der äufsersten Endpunktie, alsindem Verbinden derselben, zu gefal-
‚en scheint, Ein Streben, wodurch sie in Betreff der Krähe den Scharfsinn der Naturforscher
so lange irre
B tehm [in seinen rühmenswerthen Beiträgen zur Vögelkunde] aus eigner Erfahrung ein Bei-
spiel, vielleicht ‚das einzige bisher gekannte, vom geraden Gegentheile anführt. Er fand, dafs
eine junge, in der Mittelfärbung erscheinende Krähe von einem ächten,
b
eiderseits ganz Schwarzen Rabenkrähen paare erzeugt worden war: indem es, mach
Seiner ausdrücklichen Versicherung und
keine graue oder Nebelkrähe g
geführt hat! — Doch mag hierbei zugleich noch daran erinnert sein, dafs Herr
genauen Untersuchung, in der ganzen Umgegend gar
ab, mit welcher etwa einmal eine ausnahmsweise Begattung der
“initer hätte geschehen sein können.
Ich bin geneigt, zu vermuthen : dafs dieses lichtere Exemplar das zuletzt aus dem
Kie Sekommene, vielleicht in Betref® der Erwärmung zugleich von der Mutter etwas vernach-
Üsigte, schwächlichere Junge einer Brut war, deren erste Erziehung in eine kühle Zeit traf;
Oder auch beide Zeitumstände umgekehrt. [Es ist bekannt, dafs die Vögel bei anhaltend kalter
x "ühlingswitterung auch länger als sonst brüten müssen, ehe die Jungen ausschlüpfen.} Hier-
ab ge ;
Einiges weiter unten.
AA
rothbraunen Seitenstreif. (*) Beı uns ntın. sind die sogenannten r0°
then im Sommer braunroth, oft hochbraunroth; im südlichen Schw®“
_ den erscheint das rothe ähnlich, oder rothbraun, im nördlichen abe!
vielleicht noch bräuner. Im Winter wird es bereits bei uns graue
zumal an. den ‚Seiten des Leibes und an den Kanten der Beine; IM
südlichen Skandinavien erscheint es dann schon graubraun, brauf
grau, endlich noch weiter hinauf hellgrau oder gar graubläulich, ste
ohne alles Roth, und giebt so das EEE (**) — Hier sehen we
denn also, wie sogar im gröfsten Theile der Landstriche, welche de
Species bewohnt, aufser denklimatischen Abänderungen auch
zugleich zwei Racen (Leien) neben einander existiren, der
'X ren keine eigentlich nördlich, keine eigentlich südlich genannt. wel”
‘ den kann, obwohl die eine ikeallhirlen weiter nördlich hinaufgeblr
"als die andere; und die, trotz ihrer häufigen Vermischung: unter ein?
ander bei der Begattung, dennoch meist eine gewisse Selbständig‘
keit bewahren, nur weit seltener dagegen in einander fliefsen. E#
Fall, welcher, nochmals sei es gesagt —, im letzteren Punkte ung®
mein viel Ähnlichkeit mit dem bei der schwarzen und graue
gemeinen Krähe hat, nur dafs er in jeder Hinsicht noch viel auf
fallender und seltsamer bleibt.
Der nordische Hase (Lxpus borealis Pall. und Nilfs) Eu-
ropas und Asiens: von welchem sich N. durch die genauesten, viel
fach angestellten Vergleiche überzeugt hat, dafs er mit dem Eishase
(L. glacialis Leach) Grönlands specifisch einerlei ist, von welche
er aber noch bezweifelt, dafs er mit dem, bis dahin nicht von ih
verglichenen schweizer und tyroler Alpenhasen (L. variabilis Bechst
eins sei; der nordische veränderliche Hase zeigt schon noch merk“
lichere klimatische und Jahres-, wiewohl keine Racen- Verschieder“
heit. Oberhalb hat er während des Sommers im südlichsten Ska“
dinavien eine graubraune, im Winter eine weilsgraue, nur selte®
eine, grauweifse Farbe. Doch bemerkt man, was das Weifswerdel
betrifft, sogar schon einigen Unterschied zwischen seinem Verhalte?
in den kälteren Wäldern der etwas nördlicheren Provinz Smäland und
_ seinem Ausschen in der nur etwas mittäglicher gelegenen südlichste®
(*) Da im Sommer die Haare der Ohrbüschel für geraume Zeit ganz ausfallen, so bin ich
schon lange sehr geneigt gewesen, den Scıurus alpinus Fr. Cuv.’s nicht för eine besondere Af
zu halten, —
(C*) Petit gris, (welches nicht von dem grofsen amerikanischen Sc. cinereus Köanaie: y A
fällig hat in den letzten Jahren die Mode der Damen zur Vermehrung der Gelegenheit beit |
‚ tragen, bei Kürschnern die Menge der. allmähligen Abstufungen in dem Colorite des Grauwer®
zu schen. — Skandinayisk Fauna, en handbok för Jägare och Zoologer. I.delen. Dar
gande djuren, 8.168, n.29 — 8.173. r
45
von allen, dem milderen, waldarmen, gut kultivirten Schonen näm-
lich; obwohl übrigens dieser Unterschied daselbst natürlich noch in
Minderem Grade Statt findet, als weiter nach den eigentlich nörd-
lichen und nördlichs ten Strichen hinauf. Dort und auf den Al-
‚Pen wird er nämlich bereits im Sommer heller, ‘oder gar weilsgrau,
und im Winter ganz weils gefunden, oder dann höchstens noch mit
Einzeln eingestreuten schwärzlichen Haaren. In Grönland endlich
bleibt er bekanntlich gar das ganze Jahr hindurch weifs, (abgerechnet
‚ie stets und an allen Orten schwarz gefärbten Ohrspitzen.) (*)
Vom Hermelin-Wiesel (MustrıA ermineaL.) ist es allge-
Mein bekannt; dafs es im ebenen südlichen Europa die Farbe nicht
mehr ändert, sondern nur da, wo es Alpen bewohnt. Bei uns blei.
ben im Ganzen noch eben so viele im Winter braun, als ihrer dann
weıfs werden; und viele scheinen die Farbenveränderung nur halb zu
erleiden, Ganz Skandinavien hat sie aber nicht allein stets im
Winter weils, sondern einzelne bleiben es hin und wieder sogar auch
den Sommer durch. 2)
Das kleine Wiesel endlich (M. minor Nilfs., M. vulgaris
Rrx]., M. nivalis L.) liefert den aller entschiedensten Beweis: dafs
ine gänzliche Farbenveränderung nach der Jahreszeit
doch blofs da erfolgt, wo einer Seits vielleicht eben so sehr ein mit-
telbares Bedürfnifs des Wesens, wie anderer Seits die Folgen äufserer
i 5 | $ ;
Rinflüfse auf sein Inneres, sie bedingen; dafs daher jene gauz, und
Zwar sogar recht plötzlich, da aufhören känn wo beide nicht
mehr eintreten. So gemein das Thierchen in den meisten Gegenden
—_.
(*) Skand. Faun. S. 211, n.37, — 5.224. — Faber hät auch den Eisfuchs (Canıs
Iagopus L.) mit angeführt. Und in der That möchte es, besonders nach den früheren Unter-
Suchungen Stellers, nicht bezweifelt werden können: dafs einzelne Exemplare seiner Art in
allen Gegenden während des Sommers weils, andre im Winter grau bleiben; obgleich Nilf-
son jene eher für Albinos - Ausartungen hält. Indefs sind doch dieser. Ausnahmen entweder zu
Wenige, oder man weils noch zu Wenig von den geographischen Verhältnissen, unter welchen
Se eintreten, als
dafs man diese Fälle zum Beweise für unseren Zweck neben so viel sicherer
bekannten in Erw
ägung zu ziehen hätte. —
Wohl aber verdient das Renthier erwähnt zu werden. Es erscheint nach der Som-
Merhaarung dunkel - oder schwarzbraun, wird im Herbste grau, und im Winter weifslich. Nie
Siebts in Skandinavien fleckige Ausartungen; aber in gewissen Gegenden, z. B. um Jockmock,
(an der Gränze des Polarkreises, um den mittleren Lauf der Tornea-Elve,) findet sich eine Ab-
änderung, welche unter allen Jahrszeiten schneeweifs bleibt. Skand.F. 5.286 und S. 292,
(**) Stand. Faun. 5.29, n. 6, — 8,34. — Es wird hiernach durch das Hermelin ebenfalls
Wieder klar: dafs sich bei den meisten Thierarten, sie mögen sich auf die eine oder auf die an-
re Weise klimatisch verändern, die einzelne Individualität nicht immer ganz verläugnet,. Bei-
Nahe stets bleiben, in Folge individueller Abweichung ihrer Orgänisation, einzelne auch da von
“m Unterwerfen unter die allgemeine Regel ausgenommen, wo sich doch sonst alle ihr fügen
Müssen
46
Deutschlands, undbis nach Südeuropa hinab, gefunden wird; M
haben wir es doch schon hier mitten in Deutschland entweder nie
anders, als braun: oder es kommt wenigstens (wenn überhaupt ie
'gewils so höchst selten in weifsem Winterpelze bei uns vor, dafs m
die wenigen, bisher etwa so gesehenen Exemplare nur für Ausarluß®
gen. gehalten hat. (*).. Ganz anders verhält es sich damit auf ®
skandinavischen Halbinsel. Dort, wo es übrigens die südlich“
sten Theile nur selten besitzen, kennt man es zur Winterszeit durdt
aus nicht anders, als in rein weilser Tracht; an welcher. höchste
und zwar auch nur selten, das Schwanzende einige wenige dunkl
Haare behält. |
8.14% |
Auch ein nordischer Vogel scheint, nach Art mehrerer Säuge
thiere, in einem südlicheren, viel milderen Klima sein weifs®
Winterkleid ablegen zu können.
Diels nun in Betreff der Säugthiere vorausgeschickt, wir
es als etwas mindestens höchst Wahrscheinliches einleuchten: dal
auch ein solcher Vogel, welcher als Standvogel beständig an ein
Ort, oder doch an dessen nächsten Umkreis, gebunden, erscheil!
und zum Wegwandern entweder nicht geeignet, oder wenigste
nicht geneigt ist; oder welcher endlich auch durch äufsere Um‘
stände anderer Art ganz absolut verhindert wird, einer etwa möß)
licher Weise in ihn erwachenden, der Species ganz neuen Wat
derlust zu folgen: dafs auch ein solcher Vogel, wenn er’in eine
für seinen. Aufenthalt jetzt eigentlich zu warmen Lande mit gel#
dem Klima festgehalten wird, nach und nach immer mehr, un
durch mehrhundertjährige Generationen hindurch wohl auch fi
immer, jenen organischen Trieb, die Farbe nach der Jahresze
zu ändern, gänzlich verlieren könne. Ohne gerade zur absolute
Gewilsheit zu werden, mufs uns diels ohne Zweifel wenigstell
äufserst wahrscheinlich vorkommen. Denn es wäre doch gewil |
logisch lächerlich, unter gleichen Umständen bei einer Thierafl
etwas für unmöglich anzusehen, was. wir von mehreren ande!”
mit der positivsten Bestimmtheit wissen! [Dieser Grund nun
terstützt, mit mehreren andern, als erstes Hauptmoment die Al
* ERDE - j N v2 £ che
(*) Erst kürzlich, in diesem Sommer, erhielt doch das: hiesige zoolog. Museum ein solch
bereits ausgestopft. und vor einigen Jahren geschossen; aber es war — aus dem Gebirge
der Nähe von Warmbrunn, wo sich das Riesengebirge bekanntlich am höchsten erhebt.
41
Sicht: dafs das schottische Wald- oder Schneehuhn, TETRAO
Scolicus Gm., nicht für ein Wesen eigner 'Speeies, sondern für
eine blofßse, der weilsen Wintertracht entbehrende,
Südliche klimatische Varietät des Weidenschneehuhns
2u halten seh) lH) ie! 2.
Anmerk. Hierbei will ich sogleich mit wenigen Worten dem
Unüberlegten, aber doch nur zu leicht möglichen Einwurfe begegnen:
dafs alsdann ja, analog zu folgern, auch das Felsen- oder Alpen-
Schneehuhn ‚ welches weiter nördlich als das Weiden -Schneehuhn,
Und noch viel weiter südlich-als dieses und das vermeinte schottische,
herabgcht, hier (im Süden) ebenfalls sein weifses Winterkleid verlieren
"Müfste. Mit nichten! Jenes lebt stets zunächst des ewigen Schneees ;
der Unterschied des
umgekehrter:
Extreme von Z,
Klimas an der Schneegränze aber ist ein gerade
und zwar ein ungeheuer grofser, wenn man die beiden
onen, die heifse und die kalte, mit einander vergleicht. (**)
ast. um das Sechsfache wärmer ist dieser Strich in der Polarzone,
als unter dem Äquator; und darum reichen im Norden die Bäume
mehr in dessen ‘Nähe hinauf. In der Äquatoriälzone ist da selten
Sonnenschein: Tag und Nacht sind gleich, das Wetter ist veränder-
lich, der Schnee schmilzt wenig. Auch in der Schweiz ist das Wet-
ter an der Schneegränze (im Durchschnitte bei 4350 Toisen Seehöhe) _
veränderlich, und schon bei 1000 Toisen schneit es in jedem Monate;
aber die Tage sind länger, thauen den Schnee auf ‚und bewässern
fruchtbare Viehweiden. Aber jenseits des 68° d. Br., in Lappland,
dort ist an der Schneegränze ein heiterer Himmel: und diefs so un-
veränderlich, wie in den Ebenen der heifsen Zone vor der Regen-
Zeit; hiervon zeugen dann die zahlreichen Mücken und Fliegen. Der
Niedrige Stand der Sonne wird durch ihr längeres Verweilen am
Himmel vergütet. Das Schneewasser bildet dort Sümpfe, und er-
?ugt üppige Sumpfpflanzen in gröfster Menge unter den übrigen Al-
Penpflanzen. : Die lappländische Bergluft ist im Ganzen viel trocke-
Der, als die in der Schweiz: Regen im Sommer selten; Schnee nie
vor dem September. (Hiergegen vergleiche man, in der hinten ste-
henden Zusatz- Note über das schottische Schneehuhn, die Angabe
über den ungemein gelinden Winter in Britannien und über den küh-
len Sommer daselbst.) Es erhellt sonach: dafs ein Alpenyogel, wel-
cher der Region zunächst unterhalb der Schneegränze angehört, wie
ee
I
(*) Eine ausführlichere Begründung dieser Meinung siehe unter den specielleren Auseinan-
Gersetzungen, welche am Ende als Zusätze beigefügt sind,
Kiez. y. Hümboldt Nor. gen, et spec. plant, aequinoct,1, p: 140 -22.
48
das Felsen-Schnechuhn, gerade noch eher in der Schweiz, als in Lapf”
land, den sonst nordischen Farbencharacter behalten mufs; und dal
er selben cher hier, als dort, verlieren, also in südlicher Tracht
scheinen könnte.
#8;
Manche Gegenden verbinden in der Excessivität ihres Klimas d@
Elemente zur Hervorbringung der entgegengesetzien Variet
täten (bei unter sich verschiedenen Vogelarten) zu gleich. So Nor
europa, und noch mehr Sibirien, Nordamerika.
Gleich zu Anfange, und auch sonst öfter, wurde der ho’
hen Wichtigkeit gedacht, welche der Umstand besitzt: o)
ein Vogel in einer Zone, entweder überhaupt oder doch fi
die meisten Fälle, ein Standvogel, oder ob er ein Zugv®
gels ei. Schon Faber hat angedeutet, wie ungemein viel hief
auf ankömmt. Natürlich mufs der Einflufs der Landesbeschaffe®
heit um sehr viel stärker wirken auf einen Standvogel, welch®
ein. Land, oder gar einerlei Gegend in demselben, das ganze Jabl
hindurch bewohnt, als auf einen wandernden, welcher nur selte®
mehr, und vielleicht oft weit weniger, als die Hälfte des Jahr®
daselbst zubringt. Mögen ‘immerhin der Hühnerhabicht auf des.
einen, und das Blaukehlchen mit der Wiesenbachstelze auf der a
dern Seite, den Sommer hindurch den Aufenthalt am und im art
tischen Kreise mit einander theilen; es wird doch stets einen ge
bedeutenden Unterschied machen, dafs jener dort im Winter durd
mehr als sechs Monate die ertremste Kälte erduldet, währen!
diese ın derselben Zeit die Wärme beinahe der Wendekreisg® |
genden genielsen ! Solche Umstände müssen denn wohl machel
dafs auch die Extreme sich örtlich berühren können: d. h., dab
eines und dasselbe Land für verschiedene Vögel, )
nachdem die einen wegziehen, die andern aber Stand haltel!
die Bedingungen zum klimatischen Variiren nach ber
den entgegengesetzten Richtungen hin in sich vereinige
und dafs es, mit Einem Worte, der Ort für relativ-südliche
für ächt-nördliche Varietäten zugleich sein könne. (*)
[6 Diese: Erfahrungssatz macht, streng genommen, allerdings die Benennung » südl!
Varietäten« etwas unlogisch, aber wenigstens nicht undeutlich der Sache nach; — auch a)
ganz unlogisch: denn sie treten im hohen Norden doch nur darum ein, weil sich der SomM
and
49
Diese, sonst für den ersten Augenblick so widerstreitend
Scheinenden Bedingungen nun erfüllt, so viel man bisher mit
Gewifsheit weils, zuerst besonders das nördlichste europäi-
‘che Festland.
N [Dafs manche Standvögel, wie der alte Hühnerhabicht, der
hu, wahrscheinlich der Mäusebussard, (welcher häufig blofs
Nach Umständen wandert „) und vielleicht noch mehrere andere,
dort überhaupt oder häufiger ins Weilse oder Hellere übergehen,
also der tief-nördlichen Breite gemäls variiren, diels kann nicht
Weiter unerwartet sein. Dals jedoch auch die gelbe Bachstelze
och in Lappland öfters, das Blaukehlchen sogar regelmäßsig, in
derselben Färbung gefunden werden, wie unter tief-südlicheren
Himmelsstrichen, diefs ist ein Umstand, welchen man anfänglich
eben. so befremdlich finden kann, wie man ihn umgekehrt bei
Schärferem Nachdenken natürlich finden mufs. Beide wandern
Nämlich, gehören auch zu den leicht abändernden Arten.] (*) Je
Später nun aber ein Vogel ein hoch-nördliches Land als Som-
Merheimath aufsucht, je früher er dasselbe wieder verlälst, je
Schneller er dabei zieht, und je tiefer er in der Zwischenzeit nach
ittag zu hinabrückt: um so mehr wird er, mit geringen Unter-
brechungen, in einer theils periodisch- warmen, theils beständig--
Warmen Temperatur bleiben; defshalb, weil bekanntlich gerade
die Sommertage hoch-nordischer Gegenden, für welche alsdann
die Sonne zum Theile mehr als wochenlang gar nicht untergeht,
die unsrigen zuerst an Länge und dann (zumal in dem Falle,
wenn hohe Küstengebirge die kühlende Seeluft abhalten) auch an
Hitze eben so weit übertreffen: wie der Sommer, als Jahreszeit
m Ganzen, dem unsrigen an Dauer nachsteht. Es wird also
eigentlich nur ganz in der Ordnung sein, dals ein dafür empfäng-
licher Zugvogel dem beinahe fortwährenden Einflufse einer sehr
warmen Atmosphäre nicht widerstehe, gleich viel, unter welchen
desselben dazu eignet, die Entwickelung einer Erscheinung zu begünstigen, zu welcher stets
der Süden den Grund gelegt hat und gewifs legen mufs. Indefs, wer einen besser passenden,
dabei gleich allgemein verständlichen und gleich kurzen Ausdruck zu ersinnen weifs, der gebe
Ian, Si quid novistis rectius istis — — —
(*) Es steht mit hoher Wahrscheinlichkeit zu erwarten, dafs die Zukunft und eine erhöhte
Aufmerksamkeit wohl, aufser diesen, noch andere so genannte südliche Abänderungen von we-
Niger leicht abändernden Arten dort werden auffinden lassen, wenn auch vielleicht nur in gerin-
der Anzahl. 5 2
4
50
Breitengraden er sie empfinde: ob in der Nähe des Erdäquator
oder am Rande des arctischen Polarzirkels. — |
Noch viel bemerkbarer, als in Europa, tritt diese
selbe Erscheinung in Asien hervor: bemerkbarer hier ve
leicht eben so sehr zufällig aus historischen, wie aus örtlich®!
Gründen. (*) Die letzteren liegen in der universellen Beschaf
fenheit dieses Continents: als welcher sich eben sel!
auf eine so merkwürdige Weise, und in weit höher®®
|
Grade als der unsrige, dazu eignet, um, je nach Verschi@
denheit der Jahreszeit, klimatische Extreme auf einem ul
demselben Punkte hervorzurufen. Ich werde hier nic!
auf allbekannte vergleichende Angaben eingehen, wie man die
selben in jedem ausführlicheren geographischen Werke finden kam?
Dem weniger Kundigen mag es überlassen bleiben, sie dort auf
zusuchen, um sich nach Erfordernifs darüber zu belehren. — Mi
gen übrigens die neuesten Untersuchungen und mathematische
Messungen im Punkte dessen, was die vermeinte so ganz übe!“
mälsig hohe Lage so vieler dortigen Ebenen etc. betrifft, immer“
hin ganz geeignet sein, die bisherigen, etwas zu ausgedehnte
Ansichten hierüber zu beschränken, und den Werth dieses bishe
einzigen Erklärungsgrundes bedeutend herabzustimmen und zu er
mälsigen; die erfahrungsmälsigen Beobachtungen über das Klim
an sich haben dadurch natürlich immer nicht verändert werdet
können: sondern sie werden nur jetzt auch solchen Einflüsse?
mit zugeschrieben werden müssen, die bisher theils minder #
Betracht gezogen, theils auch gar nicht erkannt worden ware”
Ich will daher im Folgenden auf die Ergebnisse hinweisen, welch‘
so in ihrer Gesammtheit, erst eine Frucht der neuesten Unter‘
suchungen und ausgedehnten Betrachtungen von Alexande?
von Humboldt sind. (**) |
(*) Unter ersteren wird man den günstigen Umstand verstehen: dafs das ungeheuere Nor®
asien ungleich früher und ungleich öfter, als das hohe Nordeuropa, überhaupt in naturgeschich!*
lieher und auch in ornithologischer Hinsicht untersucht wurde; dafs daher ins Besondere. die Kun
matischen Varietäten der Säugethiere und Vögel hierbei schon von Pallas berücksichtigt, uf
viele derselben geographisch bestimmt wurden, wenn er sie auch nicht gerade immer als solch
richtig erkannte,
( ” Niedergelegt in seinem neuesten Werke: Fragmens de geologieet de clim4
tologie Asiatiqgues, Paris 1831, 2. Tom. 8vo; besonders zu Anfange des 2ten Their
' unter der Rubrik: über die Temperaturverhältnisse Asiens und Europas.
N
51
Nachdem er als Mitursachen dieser Klima -Verschiedenheit be-
ziehungsweise allerdings auch die vertiefte Lage und die besondere
Südliche Einschliefsung mehrerer einzelner weiter Distriete durch hohe
Gebirgsmauern (*) ebenfalls hat gelten lassen, geht er auf die eigent-
ichen und währen Hauptursachen über. Als solche sind, dem heu-
tigen Standpunkte physikalisch - geographischer Wissenschaft gemäls,
folgende angegeben : Die abgerundete Ländergestalt überhaupt, bei
Ungeheuerer Anhäufung der Massen; die Gestaltung des Bodens nach
Seiner horizontalen Erstreckung, und die Unebenheit oder Krümmung
Seiner Oberfläche; die relative Stellung der undurchsichtigen , festen
(continentalen) und der durchsichtigen, flüssigen (pelagischen) Massen
des Erdkörpers; die Richtung und Stellung der grofsen Gebirgssys-
‚leme sowohl in zusammenhängenden Ketten, als auch in getrennten,
hin und wieder zerstreuten Gruppen; die so bedeutende Zunahme
erhöhter Ebenen, im Verhältnisse gegen sie; und das relative Über-
Sewicht gewisser Winde, welche von den Wärme erzeugenden (absor-
Direnden und ausströmenden) Kräften der Erdhülle abhängen; ferner
die "Ununterbrochene Breitenzunahme des alten Continents nach Osten
in, die Entfernung von den Westküsten, d.h. von einem westlichen
*eresbecken, welches eine nur wenig veränderliche Temperatur auf-
wahrt; und endlich die Westwinde, welche natürlich (wegen der
Ansehnlichen, in dieser Richtung vorliegenden Ländermassen) fur Ost-
Curopa. und Asien schon Landwinde sind, für diesen Theil der alten
Welt im Norden diesseits des Wendekreises vorherrschen, und durch
die, verhältnifsmäfsig nur wenig hohe Gebirgsmauer des Ural kaum
&inen geringen Aufhalt erleiden. Herr v. H. schliefst alsdann die
hypsometrischen Betrachtungen über Asien, im besonderen Vergleiche
u Europa, mit der Bemerkung: »Wir haben hieraus ersehen, dafs
"Asien, in grofse Bassins getheilt durch Gebirgszüge verschiedener
"Richtung und verschiedenen Alters, eine Entwickelung des organi-
”Schen Lebens uud Ansiedelung für Völker-Vereine, für Jäger (Si-
"bivier),, Hirten (Kirgisen und Kalmücken), ackerbautreibende Völ-
"ker (Chinesen) und Mönchsvölker (Tibetaner), und eine Mannigfal-
»ligkeit von Ebenen, Terrassen und Hochgründen im Luftozeane dar-
"bietet, welche auf eine höchst merkwürdige Weise die Temperaturen
"und Klimate modifizirt.... .u ‚ Und den Schlufs macht Folgendes:
»Dje Kontraste zwischen Europa und Asien, welche ich hier eben
ee
&) Solche Distriete liegen zum Theile, wie die Ufergegenden des kaspischen Meeres und
“Ss Seees Aral ‚ in Folge eines ganz eigenthümlichen, wahrscheinlich vulkanischen Depressions=
änomens keineswegs über, sondern um 200-300’ unter der gewöhnlichen Seehöhe.
hr
RE ERER a
L “
'„hunderitheilige Thermometer im Winter auf 28°.30° unter den
52
n dargeiliän habe, bilden den Verein der Ursachen, die ins Gesaml
„auf die Beugung der Linien gleicher jährlicher Wärme und auf die
„ungleiche Vertheilung dieser geringen Wärme zwischen die verschie
„denen Jahrszeiten einwirken; Phänomene, welche vorzugsweise im
„Osten des Meridians von St. Petersburg bemerkbar werden: da nam
„lich, . wo der Gontinent von Europa auf eine Länge von 20 Bier
»tengraden an das nördliche Asien sich anschliefst. Osteuropa und
nganz Asien (das letztere vom 35° d. Br. an nördlich) haben ein aus“
ngezeichnet continentales Klima, wenn. man diesen Ausdruck i
"im Gegensatze zu dem des Insel- und Westiküsten-Klimas au
»wendet; und sie haben, wegen ihrer Gestalt und Weltstellung zm
„Verhältnisse zu den West- und Südwestwinden, ein excessive
»Klima, dem der Vereinigten Staaten von Amerika analog, d.b
»dafs sehr heifse Sommer auf äufserst strenge Winter folgen. Nir*
»gends, selbst nicht in Italien und auf den kanarischen Inseln, habe
»ich so schöne Trauben gesehen, wie in Astrachan, an der Küste
»des kaspischen Meeres; und gleichwohl sieht man oft in eben die“
»ser Gegend, und sogar noch weiter südlich, in Kislar an der Mün-“
ndung des Terek (unter der Breite von Avignon und Rimini), das
»Nullpunkt sinken. In Astrachan, wo während der Sommer, die
»heifser sind, als in der Provence und Lombardei, die Kraft der
"Vegetation durch künstliche Bewässerung des salzhaltigen Bodens
nerregt wird, mufs sogar die Rebe in bedeutende Tiefe vergraben
nwerden. Eben diese so ungleiche Vertheilung der Jahreswärme un“
»ter die so verschiedenen Jahreszeiten ist es, welche die Kultur de
nWeinstockes, oder, besser gesagt, die Erzeugung eines irinkbaren
"Weines, bisher in den Vereinigten Staaten Amerika’s, im Norden
ndes 40° d. Br., so sehr erschwert hat. Nach dem Systeme euro“
» päischer Klimate bedarf es zur Erzeugung eines trinkbaren Weine
»ım Grofsen nicht allein einer mittleren Jahrestemperatur , die bis
n8,7°% oder 9° steigt, sondern auch eines Winters, der nicht unter
*+ 1°, und eines Sommers, der mindestens 18,5° habe. Dieses feste
„Verhältnifs der Wärmevertheilung bestimmt den Vegetationseyelus
»sowohl derjenigen Pflanzen, welche gewissermafsen in winterlich®
»Lethargie versinken und während dieser Zeit nur auf ihre Axe be
»schränkt leben, wie auch derjenigen, welche (wie der Ölbaum) wäh
„rend des Winters ihr appendiculäres System, die Blätter, behalten.»
So viel im Allgemeinen als Resume aus den Betrachtunge®
des berühmtesten Reisenden und Physikers unserer Zeit, der vie!
53
Welttheile und die Erzeugnisse aller Zonen gesehen, und fast
alle Klimate empfunden hat. — Nun noch einige speciellere Be-
Merkungen von anderer Hand: (*) |
»Noch mufs, wenn von der Strenge des Klimas die Rede ist,
Nd 5
er auffallenden Erscheinung gedacht werden, dafs die Kälte in Rufs-
” k . 1 Be . D .
land gegen Osten hin immer zunimmt, und dafs sie selbst in einem
hs 3 £ = :
höheren Grade zunimmt, als wenn man eben so viel von Süden ge-
"gen Norden geht. Moskau und Kasan liegen z.B. sehr nahe unter
"demselben Breitengrade ; aber Kasan, das etwa 100 deutsche Meilen
"östlicher liegt, ist viel, sehr viel kälter als Moskau.. Kasan liegt
"nahezu unter derselben Entfernung vom Aquator, wie Kopenhagen
»oder Edinburg; aber wie ungemein verschieden ist das Klima die-
»ser Städte! Petersburg liegt gegen 5 Grade nördlicher als Kasan,
% 2 i
"und doch ist das Klima von Petersburg bei aller Strenge viel mil-
"der, als das der letzteren Stadt. In Kasan tritt der Winter mit der
"Mitte des Octobers ein, und dauert ununterbrochen bis zu Ende des
"Aprils, und erst gegen das Ende des Mai werden die Felder be-
"stellt, während man in Drontheim in Norwegen im November grüne
Wiesen hat und eines angenehmen Spazierganges im Freien genies-
a . 3 & « .
sen kann, obschon Drontheim eine Breite von .64° hat, also 9 volle
2 ’
"Grade nördlicher liegt als Kasan. Noch auffallender werden diese
"Unterschiede, wenn man in Rufsland noch weiter gegen Osten vor-
"dringt. Ochotzk z.B. liegt mit Petersburg und Stockholm. beinahe
"unter derselben Breite; aber der Russe selbst schaudert vor der Al-
»les erstarrenden Kälte in Ochotzk, und alle Beamte dieser Stadt,
»die- aus westlicheren Gegenden hingeschickt werden, erhalten dop-
"pelten Sold, einen höheren Rang und die Erlaubnifs, nach drei Jah-
”ren wieder zurückzukehren, weil sich ohne diese Vergütung Niemand
Besen t . 7 Ds
(*) Obwohl es bei wissenschaftlichen Verhandlungen zu einer bestimmten und sehr wohl
“Sründeten Regel geworden ist, sich nur auf solche Nachrichten zu berufen, deren Sicherheit
“ durch den Namen des Verfassers verbürgt wird; so kann ich mich doch einmal nicht entbrechen,
Sa diesem allgemeinen Gebrauche in einem besonderen Falle abzugehen, in welchem eine ge-
"Angte und lebendige Darstellung von Thatsachen, ebenso anzieht, wie innere Gründe für die
Wverlässigkeit des Gesagten zeugen. Ich meine eine Reihe von Aufsätzen im Morgenblatte von
1830, 2252-257, unter dem Titel: »Bilder aus Rufsland, « von einem Deutschen, welcher
Ange in Rufsland gelebt hat- Auch wenn nicht eine spätere, ähnliche Folge yon interessanten
Und mit dem Namen ihres Verfassers unterzeichneten Bemerkungen unter der Überschrift : »Bil-
der vom kaspischen Meere« —, Ai, Jahrgange 1832, ebenfalls auf den Ursprung der ersteren
durch den bekannten Naturforscher Eich wald (Collegienrath, Prof. and. Univ. zu Wilna) ver-
Muthen liefsen; so würde schon die ächt wissenschaftliche Gründlichkeit, welche jede Zeile der
An- und auszuziehenden Stellen verräth, und ihre Übereinstimmung mit den bewährtesten Er-
fahrungen Anderer, namentlich mit den Angaben des Hrn. A. v. Humboldt, für ihren Wertb
Gewähr leisten; \
/
54
» finden würde, der sich diesem unwirthlichen und beinahe unbewohn-
nbaren Klima ausseizen möchte. Der blofse Name Kamtschatka &”
„regt schon Kälte und Schauder, und doch ist der Peter-- Pauls-Hafen
»in Kamtschatka nur 51° vom Äquator entfernt, also ziemlich in
»derselben geographischen Breite, wie Dresden, Amsterdam und Lo®“
»don.« Als Ursachen werden auch da angegeben: die weite Enife”
nung vom Meere, (res giebt keinen so grofsen, von allen Meere! |
"ringsum so weit entlegenen Erdstrich, als das mittlere Asien zu) ZU
nehmende Erhöhung des Landes nach Osten hin zu einem ungeheue”
ren Bergplateau von beispiellosem Umfange, und vielleicht mit die |
vielen Salzlager, welche zur Erkältung des Bodens beitragen und die
Vegetation ungemein verkümmern.
Rufsland hat keinen Frühling und keinen Herbst, schon uM
Kasan. Ein drückender, ermattender Sommer folgt auf den schnei“
denden Winter. Der klafterhohe Schnee liegt zwar z.B. in Perm
und Simbirsk um Nischnei-Nowgorod (unter einer Breite, die ohn-
gefähr oder beinahe der von Gotihenburg in Schweden und von Edin*
burg in Schottland gleicht) von der Mitte, oft sogar vom Anfange
Octobers fast immer bis in die Mitte des Mai; er schmilzt aber in
wenigen Tagen bis auf die letzte Spur hinweg, und mit einem Male
strebt die Vegetation mit aller Macht (*), wie in einem künstlich ge“
heizten Treibhause, empor. »Diese, wenn gleich nur kurze, doch prä”
»gnante Hitze scheint jene sonst so kalten Gegenden auf einige Wo-
»chen förmlich zu einem tropischen Lande zu machen. Nach zeht
»Uhr des Morgens werden alle Arbeiten, selbst die bei der gemel-
»nen Klasse, eingestellt, und alle Fensterläden geschlossen ; und bis
»3 Uhr scheinen Dörfer und Städte leer und einsam. u Die Hitze
wird unerträglich, und geistig wie körperlich höchst ermattend. Von
Ende Mais bis Anfang Septembers fällt gewöhnlich kein Regen, und
Gewitter sind Zfsere selten; daher die Luft durch nichts abgekühlt
wird etc.
Hiernach wird sich au so manches, sonst er, a un-
erklärlich scheinende Phänomen der geographischen Ornithologie
erläutern lassen. Es wird kein Räthsel mehr sein, warum sich
je nach Maafsgabe ihrer Lebensweise, so manches bei der Wande-
rungsgeschichte, der Verbreitung und dem Abändern unserer Vö-
gel geltende Gesetz in Asien unter gleichen geographischen Brei“
A) — aus Ursachen, die man durch A, v. Humboldt in seinen Nova gen. et spec. plant:
aeguinoct. I, p- 136. erklärt findet,
3 > 5
u
Zewso
e
55
ER mit unserem Vaterlande und mit unseren Nachbarländern eic.
für die nämlichen Vogelarten sehr modifieirt und modificiren muls;
warum sich besonders manche bei uns nicht wandernde Vögel
dort zum Fortziehen entschliefsen müssen, und warum mancher,
auch hier wandert, dort doch eine sehr viel weitere und eili-
Sere Reise, als auf dem westlicheren Continente , unternehmen
um so über alle die zum Theil ungemein ausgedehnten
‚ergplateaus hinüber, und oft über die höchsten Bergketten der
tde hinweg, endlich nahe am südlichen Continentalrande Asiens
Se 2 3 . > P . .. .
Mit einem Male hinter dem steilen Abfalle der Gebirgszüge in
‘ın Klima zu gelangen, welches ihn für den Winter beherbergen
kann, und welches nun wieder ein unverhältnifsmälsig warmes
ist £*). ? 2
[Es erklärt sich daher auf der einen Seite, welshalb z.B. die
Semeine Krähe an dem stets eisfreien obischen Meerbu-
. | m N z
E (*) So hätte es schon lange für die Ornithologen im Allgemeinen weiter Nichts, als einer
Sründlicheren Kenntnifs der Klimate und einer durchdachten Nutzanwendung der Erfahrung
edurft; dafs in Europa die Klimate unter gleichen geographischen Breiten mit dem
rtschreitennach Westenimmer gemäfsigter, namentlich die Winterimmer
Selinder werden, — um sogleich die Hauptantwort auf die, noch immer ungelöste
"age zu finden: warum besonders im mittleren die Zugvögelim Herbste nicht ge-
"adezu nach Süden, sondern nach West, und Südwest ziehen, und im Frühlinge eben
üher zurückkehren ? — 2 x
Gewifs kommen defshbalb im Herbste viele hier durch, oder zu uns über Winter, die
Wir für nordische halten, die aber östliche sind. [Somit glaube ich die beiden Erscheinungen
klären zu können: dafs nach Nilfson, manche Vögel (über Dänemark nicht allein, sondern
köchst wahrscheinlich sogar über Britannien) regelmäfsig nach Norwegen und in das nördliche
chweden gelangen, ohne das südliche Skandinavien zu berühren; und dafs F. Boie in Nor-
Negen bei Weitem nicht so viele nordische Vogelarten brütend traf, wie er’deren nach ihrem
Vinterlichen Erscheinen bei uns vermuthet hatte.] f
Wenn man ferner erwägt: dafs vorzüglich im Osten auf den kurzen, heifsen Sommer
ge ;
° früh ein regelmäfsig heftiger, schneereicher Winter folgt; so ergiebt es sich auch: warum
„che, zum Theile gar nicht weichlich organisirte Vögel, und unter ibnen vorzugsweise sol-
\ Eraf,-
er die man im Norden unter unseren Meridianen wenig oder kaum vorgefunden hat, verhält-
Msmäfsig bereits so zeitig bei uns oder an unseren Küsten eintreffen mögen, Früher, tiefer
Chnee und Kälte vertreiben sie dort. —
Y: Und wenn einst wirklich mit Evidenz erwiesen würde: dafs von den grönländischen
"seln, namentlich aber von den dortigen Wasservögeln, solche, die ihrer Natur nach weit
Wandern müssen, mehrere bis nach Deutschland, als nach den Vereinigten Staaten zögen; so läge
„erin schon wegen der Art der Ländervertheilung, und noch mehr wegen der klimatologischen
Nlichkeit Nordamerika’s mit Asien, gar nichts Wunderbares (Ss. S. 59.). Denn, wenn Niemand den
vögeln ein sicheres Vorgefühl bevorstehender Wärme. oder Kälte absprechen kann; so wird
U ihnen doch schon längst ein blofses (Wahrnehmungs -) Gefühl für Ab- oder Zunahme von
eits wirklich existirender Wärme in der Luft, welche sie durchziehen, zugestehen müssen!
56
sen (*) höchst wahrscheinlich ein unbedingt ächter Standvogel is
weil sie hier zu allen Zeiten des Jahres sich von dem Auswurle
des fluthenden Meeres bequem nähren kann. Und wiederum 8 |
diesem beständigen Ausharren daselbst erhellt, warum sie dor!
einen matteren, ächt nordischen Färbungscharaeter annimmt: a
in dem kurzen Sommer das Land, welches gerade hier noch übe
diels halbinselförmig zerschnitten ist, wegen der ungeheuern AU
dehnung jener ganz offenen, aller Gebirge ermängelnden, und aud
selbst niedriger Hügelreihen fast entbehrenden Uferflächen ‚de
nördlichen Seewinden völlig blofs gestellt ist, der Winter
sich (zum Theile aus denselben Gründen) (**) am Lande sehr streng
macht, ohne jedoch defshalb das, bekanntlich stets viel wärme
Meer mit Eise überziehen zu können. — Auf der anderen Seil
wird es indels auch umgekehrt wieder klar: warum in der co®°
tinentaler gelegnen Nordhälfte des europäischen Rufslantı
vorzüglich aber in dem höheren und an Gebirgen imme!
reicher werdenden Theile Asiens jenseits des Jeniseh
nicht blofs diese Erscheinung wegfallen muls; sondern dafs nur
mehr hier, namentlich in den erhöhten und vertieften Gegendel
des: gemälsigten Erdstriches, auch die nämliche Vogelart ein walr
res Zugthier werden muls, während sie bei uns bei Weitem mel!
ein Strich- oder gar Stand-, als Zugvogel bleibt: — defshalb
weil dort ein sehr tiefer Schnee mehrere Monate lang, oder g®
die Hälfte des Jahres hindurch, den Nahrung spendenden Bode
weiter Landstriche bedeckt, die bald nachher unter der Hitze ein®
dörrenden Sommers verschmachten; eines Sommers, welcher de
Organismus des Vogels eben so sehr zur Annahme dessen, was wi
im Allgemeinen einen südlichen Färbungscharacter zu nennen pfle
gen, stimmen muls, wie ihn gewils schon sein eben beendigtef
(*) Hr. v. Humboldt sagt ausdrücklich: dafs im Osten die Wintergränze des Polareis®!
d.h. die Linie, unter welcher sich das Eis am meisten dem Festlande nähert, blofs bis zu®
75°, zwischen Nowaja- Zembla, der Lena und der Knochen - Meerenge bis zu dem Archipelag”
von Neusibirıen vorrückt; während es, wegen der weiter im Westen herrschenden Meeresat!)”
mungen, gegen Europa noch lange nicht so tief herabkömmt,
(**) Denn die Süd- und Ostwinde kommen da nun aus Gegenden, welche jetzt fast ode!
wirklich, und die Nordwinde aus solchen, welche stets kälter, als der erwähnte Landstri‘
selbst, sind. —
57
a den Umständen erzwungener Winteraufenthalt in weit mittäg-
licheren Zonen dafür empfänglich gemacht hat.] ;
[Im Gegensatze hierzu findet der Wasserschwätzer doch
üoch in vielen dieser zwar kalten, aber meist sehr steilen Ge-
birge immer, auch während des tiefsten Winters, wenigstens um
die eigentlichen Quellen herum, so viel offene Stellen an Bächen,
um sein Leben fristen zu können. Er darf also in vielen nicht
“auswandern; doch nimmt er in Folge der Kälte, welcher er hier-
bei in manchen Gegenden so lange ausgesetzt bleibt, am Unter-
leibe und Seitenhalse eine mehr weilse Färbung, als gewöhnlich,
an. — In Dauurien aber, und jenseits des Baikal, ist diefs
wieder anders. Hier erhebt sich nicht allein das Land überhaupt
für Nord- und Mittelasien am höchsten, sondern es wird bekannt-
lich auch von den höchsten Gebirgsrücken jener Breiten dicht
durchzogen; und die Temperatur ist da ım Winter so kalt, dafs (*).
selbst die raschesten Bergflüsse, die reifsende Angara, die Schilka,
der Argun, regelmäfsig zufrieren und mehrere Monate lang durch-
Sängig mit einer Eisrinde bedeckt stehen. Diels zwingt denn,
2usammengenommen mit einer Kälte, welche hier alsdann gewöhn-
lich auf 24- 27° R. steht, in manchen Jahren aber auf 38° steigt,
und weiter’nach Nordosten hin abermals noch zunimmt, natürlich
‘ wohl am Ende auch ihn zum Auswandern nach südlicheren und
westlicheren Regionen; und hieraus kann man wohl jene dunk-
lere Färbung erklären, in welcher er (**) auf Kamtschatka und
den angränzenden Inselreihen erscheint, von wo er sich über
Winter bisweilen für einige Zeit an den Baikal hin begiebt etec.]
"Als Belege für das Variiren der Vögel durch Übergehen
in vollendetere Farben, also nach den Gesetzen erhöhter
Wärme, mit dem Fortschreiten ihrer Verbreitung nach
Osten zu können, mit mehr oder minderer Bestimmtheit: (**”),
noch angeführt, werden: [vielleicht der Sperber; der grofse und
a u ee
(*) Nach ausdrücklicher Versicherung der Reisenden und Geographen.
(**) Als die vermeinte (keineswegs in die Krimm gehörige) Species Giwerus Pallasii Temm.
(***) Wenn ich hierbei nicht immer mit voller Bestimmtheit, sondern öfters nur von
Wahrsehesnlichkeit rede und reden kaun; so liegt diefs an dem geringeren Reichthume
selbst - benutzter Hülfsmittel: indem ich hier nicht Alles selbst sehen, daher Manches nur nach
den Angaben des braven Pallas anführen konnte; was, wie man einsieht, mit grofser Vorsicht
Xeschehen ist: Auch das Selbst - Gesehene reichte nicht immer zur Gewifsheit hin,
F
58
der rothrückige Würger, die Dohlen-Krähe; wahrscheinlich die
Wachbholderdrossel; der Gartenröthling, das Blaukehlchen, die
weifse und Wiesen - Bachstelze, der Wiesenpieper; wahrscheinliel |
die Kalanderlerche; der Rohrammer; wahrscheinlich der Bergfink |
und Erlenzeisig, vielleicht der Birkenzeisig;; ganz besonders die
Rauchschwalbe; vielleicht der Mauersegler und gemeine Kuckuk!
die Steintaube, die Wachtel, und: noch andere.
[Unter ihnen geht in vorzüglich ebenmälsigem Schritte mit
der östlich hervortretenden Landeserhöhung die klimatische Ab-
änderung der Rauchschwalbe. Gleich jenseits der Kama, als
da, wo so eben dieses'terrestrische Phänomen beginnt, fängt auch
bereits die Verdunkelung ihres röthlichen Bauchgefieders an, und
steigt, je weiter östlich, immer höher. — Aber kein Vogel erin®
nert, schon eines zufälligen Umstandes wegen, so lebhaft an diese
relativ-gleiche Wirkung eines nördlichen und südlichen Klima’
_ wie der grofse Würger. Bei ihm hat von Ohngefähr eine
und dieselbe Varietät durch zwei verschiedene Naturforscher, wel
che sie beide für eine besondere Species hielten, ganz entgegen“
gesetzte Benennungen erhalten; die aber, jede in ihrer Art, gleich
richtig sind. ‘Dieselbe, welche Hr. Temminck als südlichen Vo-
gel LAnıus meridionalis nannte, weil er sie aus dem südlichen
Europa und den oberen Strichen Afrika’s. erhielt, hatte bereits
früher Vieillot als nördliches Wesen L. borealis genannt, weil
er sie aus Nordamerika und aus dem alleröstlichsten hohen Nord-
asien erhalten (*). Beide hatten hinsichtlich ihrer, so ganz ver-
schiedenen Benennungen doch jeder Recht. Offenbar macht die Ex-
cessivität des Klima’s, welche viele Gegenden Nordamerika’s vor-
züglich mit dem östlichsten und höchsten Nordasien theilen, und
der daselbst fallende und lange liegende ungemein hohe Schnee:
dals dieser Vogel, welcher bei uns und in dem westlichen Sibi-
rien ein überwinternder Stand-, oler doch höchstens ein Strich-
'vogel bleibt, dort nach Süden zieht. — Ebenso kömmt, den ähn-
lichen klimatischen Verhältnissen ganz entsprechend, die gemeine
Krähe in Nordamerika nur als Rabenkrähe vor, und erscheint
eben so wenig je hier als Nebelkrähe, wie Kamtschatka sie je
als solche besitzt.]
(*) Hr. Vieillot erklärt sich nämlich auch selbst ganz bestimmt für die Identität beider
59
Anmerk. In Nordamerika von Savannah in Georgien bis nach
n ist die mittlere Jahrestemperatur fast durchgängig so, wie sie
ın Europa erst 6-7° d. Br. weiter nördlich getroffen wird, und die
Y intertemperatur meist noch niedriger. Denn, obwohl die mittlere
jährliche Temperatur in der alten und neuen Welt vom Äquator bis
zum 20° n. Br. übereinstimmt; so nimmt sie doch im östlichen Nord-
Amerika im Vergleiche zu Europa durchschnittsmäfsig vom 20 - 30°
m 2°, yom 30-40° um 4,8°, vom 40-50° um 7°, vom 50° an
er 9,4° ab.-(*) — (Daher rührt es, dafs in Amerika viele nor-
sche, und namentlich Zug-Vögel; weit tiefer nach Süden
Crabgehen, als in Europa, und fast ebenso wie in Asien;
sonders Landvögel.)
Das Verhältnifs aller drei Welttheile erhellt aus folgender An-
$abe: rIn Lappland wird bei Quickjock unter 67°, 20’ n. Br. re-
"gelmäfsiger Ackerbau getrieben; in Enontekis unter 68° 30’ Gerste
”(und Rüben) gesät. In Asien dagegen hört aller Ackerbau etwas
"oberhalb: Tobolsk (60°) auf. In Canada kann schon unter 51°
"um Fort Nelson her nichts mehr‘ gesät werden. « (**)
»New-York hat einen Sommer wie Rom, einen Winter wie
"Copenhagen ; Pecking einen Sommer wie Cairo, einen Winter wie
"Üpsala. ı (***) Das will so viel sagen, als: die Einwohner der Haupt-
Stadt yon China könnten sich, nach dem Systeme unserer europäi-
Schen Klimate, im Winter um ganze 30° d. Br. weiter nach Norden
Versetzt glauben, als sie es im Sommer gewesen, und um mehr denn
20° weiter, als sie wirklich liegen. Welch eine ungeheuere Diffe-
tenz! —
Bosto
Hiernach wird es nun in Bezug auf klimatische Varietäten
"war gewils noch überhaupt recht viel zu untersuchen geben, und
“8 werden der kommenden Zeit gewils noch eine Menge von in-
\eressanten Thatsachen aufzufinden und festzustellen geblieben sein;
a srirdwährscheinlich"schon jetzt eine jede der letzteren,
ie noch entdeckt werden möchte, doch nach ihrem Entstehungs-
‚Tunde und Ursprunge im Wesentlichen in die Betrachtung mit
ngeschlossen, d.h. ihr-Erscheinen wird schon im Voraus hier-
ürch mit erklärt, oder durch das noch Folgende leicht erklärbar
Semacht see ‚Es dürfte -einstweilen genug geschehen sein, um
an ER ENEEERORO \
(5) Vergl. Humboldt Nov. gen. et.spec. plant. gequinoct, dvo, p. 70; Schaue
Mzengeogr, 8.3765, B eilsehmied Pflanzengeogr. S. 47.
*) Beilschmied (nach Ehrenheim) 8.93, Anmerk.
eos zurllös lignes isothermes, p. 522; Schou w Pflanzengeographie, 5.416.
{
: Y
r
en
1.3
‚ wieder ereignete: dals extreme Erscheinungen, aus vorherrschd
_Verpaarung der Extreme unter einander fehlte, wie ehedem
lichsten Striche der Kafferei anderer Seits, sich in der geographisch®
Lage nach den Parallelkreisen nicht sehr unterscheiden. Gleichw
60
bei einigem gründlichen Nachdenken die einzelnen sich neuerding‘
noch ergebenden Phänomene nicht mehr befremdlich, sondera an |
zwanglos in das Ganze einpassend erscheinen zu lassen. Nur‘ dan
könnte es vielleicht noch einige Schwierigkeit geben, wenn 65 sie
der Neigung, zugleich auch Ragen (Leien) zu bilden, einander or
lich so nahe lägen, wie in vielen Landstrichen Europa’s bei de
gemeinen Nebel- und Rabenkrähe; und wenn es daher, bei der
Mangel an Übergängen, auch noch an Beobachtungen über #
be
ihr, als man sie zuerst in zwei Arten spaltete. (*)
Doch werden somit auch wir Ornithologen uns künftig g
oft etwas mehr und weiter, als bisher gebräuchlich war, auf ga
anderen Gebieten der Naturkunde umsehen müssen, um für inte
essante, schwierigere Erscheinungen auf dem unsrigen die Erkl®
rung zu suchen. Denn gewils, wenn irgend etwas unab weislid
zeigt, wie wesentlich gerade in der Naturwissenschaft, nach ihre
weitesten Sinne genommen, alle einzelnen Theile, auch die ent
ferntesten, einander durchgängig mittel- oder unmittelbar. unte!
stützen und unterstützen müssen, so zeigt es unser Gegensta
hier.
Anmerk. Nur auf Ein (nicht eben unter die Überschrift, abe
wohl an den Ort hier passendes) Beispiel möge noch eine flüchdf
Hinweisung erlaubt sein, um an ihm zu zeigen: wie genau der des
kende Ornitholog durch die klimatischen Einflüsse auf lebende 6#
genstände seiner Wissenschaft die allgemeinen physikalischen Gese#
bewährt findet. . }
Wir kennen die Gründe: warum das Gefieder der Schwalbe
und Segler weniger ausbleicht, als das vieler anderen Vögel; wW
wir wissen, dafs Dee pien und Nubien einer Seits, und die nörd
(*) Bewahrt uns ja sogar die ethnographische Anthropologie ähnliche Züge von ent
nachbarlicher Berührung klimatischer Extreme auf.
»Die nomadischen Tibbos und er Diese beiden Nationen bewohnen die wire
» zwischen Bornon, Fezzan und Niederägypten . «. . Die Tuaryks . ... . bieten eine merkwü
» physiologische Erscheinung dar. Einzelne Saädsnen derselben sind nach Beschaffenheit
»Klima’s weifs, gelblich, ja fast schwarz, (doch ohne Wollhaar und ohne ne
»gerartige Gesichtszeüge.)« — Humboldt Ansichten d. N. I, 8.87.
64
bleichen die genannten Vögel, in so fern sie abändern (*), in dem
"ördlicheren ‚ fast nur von trocknen Sandwüsten und heifsen stei-
gen Ebenen (gegen welche die geringen Dünste des schmalen ro-
en Meeres kaum in Anschlag. kommen), rings umgebenen, von einer
Usgedörrten Atmosphäre erfüllten Nubien bedeutend aus; sie glei-
i N dagegen den unsrigen oder den südeuropäischen in dieser Hin-
Ncht im Osten des südlichen Afrika’s, dessen Luft von Scewinden
‚Sckühlı und feucht erhalten wird. (Wie denn überhaupt allenthalben
\e südliche Erdhalbkugel feuchter ist, wo nicht wieder dürre Sand-
“benen durch ihre nächtliche Wöärmestrahlung auch diese Sache für
Weite Landstriche umkehren. (Hier wirken also gewifs sogar hy-
$tometrische, nicht blofs thermometrische Verhältnisse des um-
Stbenden Luftkreises mit! —
Leicht wird es nun (bei Erinnerung an $.3.), hiernächst auf
Grund zu kommen: warum im Norden, und namentlich
ft im Nordosten, so wie auch in Nordamerika, die Stand-
Vögel immer wieder blals gefärbt, die Zugvögel hingegen
Wieder dunkel werden mögen? — Ä
Erstens sind die Ursachen der Wärme-Erzeugung im Som-
Ner dort notorisch noch lange nicht im Stande, den Kälte erregen-
0 Momenten des Winters das Gegengewicht zu halten, sondern
€iztere bleiben ihnen weit überlegen. So heils also, wenn man
die Lage nach der geographischen Breite betrachtet, nach Verhält-
Uls die Sommer auch sein mögen, die Winter sind verhältnils-
hälsig immer noch weit, kälter, (**) müssen folglich schon defshalb
tinen sehr starken Einfluls direct bewirken, mehr noch als jene. —
Zweitens findet, in weiterem Bezuge hierauf, auch noch ein
Schr wesentlicher indirecter Statt. Der Grad von Abnutzung des
ehieders nämlich, welcher im Laufe der kalten Jahreszeit ge-
Schieht, ist (gewils zum grolsen Nutzen der befiederten Geschöpfe!)
Dee.
1) Dieses Abändern durch Verschiefsen beschränkt sich nämlich (unter den ET:
die Ufer. und Felsenschwalbe, und auf beide Segler. }
(**) Darüber s. Alex. v. Humboldt Fragmente, übers. v. J. Löwenberg, I. Theil.
Vergleicht man einen Theil der britischen Inseln mit dem Continental -Mittelpunkte von Rufs-
and A h
Auf
» 2. B. Edinburg mit Kasan, die gleich weit vom Äquator entfernt sind; so bemerkt man,
"Wie die Differenzen im Winter (von 3°, 7 Cent. und — 16°,6) weit bedeutender sind, als die
j Üferenzen im Sommer (von 14°,6 und 18°,8 Cent.) « Seite210. — In der That ergiebt sich
N Verhältnifs dieser Unterschiede fast genaü wied: 1; wobei zu bemerken, dafs
Nie: allerdings nahe an, (Moskau jedoch auch nur 76, und) Kasan 45 Toisen über dem
© liegt. — $ \ 3
erh e
ja > EEE ae
\
62
schon bei uns, im Verhältnisse gegen die starke Abreibung wäh
rend der wärmeren Periode, ein höchst geringer; er muls als?
dort, vollends bei der viel längeren Dauer und gröfseren Streng?
derselben, ohne Zweifel ein noch weit unbedeutenderer werde
kann aber in dieser Unbedeutendheit natürlich nur bei Standvöge®
eintreten. Zugvögel, welche die langen Winter in viredf
Ländern, und zwar in fernen, unverhältnilsmäfsig viel wärme
zugebracht haben, müssen gewils, abgesehen davon, dafs sie #
gleich ein minder festes Gefieder besitzen, zum späten Frühling
in einem schon bedeutend abgenutzten Kleide dort anlangen: wäh
rend sich das Gewand der dort gebliebenen Standvögel not)
beinahe in der ganzen Frische eines neu angelegten erhalten hat
Nun, steht aber, wie bekannt, keineswegs ein streng - allgemein?
Gesetz über den Zeitpunkt fest, in welchem bei allen Individue)
Einer Art die Mauser angefangen haben oder zu Ende get
mülste: eben so wenig, wie der Grad des Abreibens überhauf!
bei sämtlichen Individuen der Art in gleicher Zeit ein gleich®
ist; sondern es fallen immer Unterschiede von ein Paar, häufß
von mehr Wochen vor, und es kömmt hierbei mit auf das be
sondere Bedürfnifs des Einzelwesens an: denn diejenigen mit #
meisten abgeriebenem Gefieder wechseln dasselbe zeitiger, als di
mit weniger .verstolsenem. Demnach müssen sich, einer sehr #
cheren analogen Folgerung gemäfs, unter so bewandten Umstände
die Zugvögel dort gewils viel eher mausern, als die Standvögei'
und während so die Mauser der letzteren vielleicht sehr bald nach
der Mitte der warmen Jahrszeit erfolgt, wird sie bei erster
bis gegen den Eintritt der kälteren verschoben bleiben könne"
Ein Ereignils, welches sogar vielleicht auch so nothwendig, ah
bestimmt nützlich ist; denn es wird ihnen vermöge desselben auc)
wieder der Umstand sehr glücklich zu Statten kommen: dafs d#
frische, allenthalben noch unversehrte Kleid um so dichter un!
wärmer, folglich für die Kälte um so undurchdringlicher ist. Wo
bei wir gar nicht einmal die Möglichkeit in Anschlag bringe”
dafs selbst schon das Dasein beginnender oder das Vorgefühl kom
mender Kälte, eben so gut bei den Vögeln, wie bekanntlich bei
den Säugthieren i in gleichem Falle, die Erzeugung einer stärkere?
Bedeckung (schon bei einfacher Mauser) bewirken kann. -
08
‘ Endlich ist eben der sonst ungewöhnlich späte Eintritts-
Punkt der Mauser bei manchen Vögeln, welche, im ‚gelinden We-
e, Sien der alten Welt Standvögel, dort, in dem strengen Hochasien,
"8vögel werden müssen, gerade der Haupt - Begünstigungspunkt
für das klimatische Abändern. [Wir sehen diefs an der Stein -
Oder Felstaube, dem Urstamme der gemeinen Haustaube. Sie än-
tt (), im Übrigen den europäischen in jeder Hinsicht gleich
bleibend, erst in dem fernen, transalpinischen Dauurien ihre Farbe
Dach dem sonst südlichen Character dahin ab: dals sie, bei anschei-
Vend etwas dunklerem Totalcolorite, eine breite weilse Querbinde
über den Schwanz bekömmt, welche bei den europäischen nur auf
der äufseren Fahne der äulsersten Seitenfedern klar angedeutet ist.
Nun mausern aber die Tauben überhaupt erst zu Anfange, oder
Segen die Mitte, ja bisweilen gegen Ende des Winters: also zu
Einer Zeit, wo die dauurischen, nachdem sie dort im Sommer eine.
Uuftwärıne gefunden haben, wie sie dieselbe kaum irgendwo in
Sanz Südeuropa (als wo sie nicht wandern) zu finden pflegen,
Schon lange tief nach Süden zu ziehen gezwungen gewesen sind;
Nach dem aber, was wir oben, namentlich bei den Bachstelzen, in
zug auf die Unterschiede gesehen haben, welche die unter süd-
icheren Himmelsstrichen gewechselten- Federn gegen die unter
Nördlicheren vermauserten leicht annehmen, werden wir diesen
Umstand zu würdigen vermögen.] — Somit darf es uns gar nicht
überraschen, wenn einmal ein Vogel im fernen Osten vön
Mittelasien nach der sogenannten südlichen Richtung ab-
ändert, der sich in Südeuropa gar nicht ändert.
In ziemlich ähnlicher Weise mag das Mausern im Winter dort
u Varüiren solcher Vögel zu Statten kommen, welche auch bei
Uns wandern, hier aber nicht so früh davon zu eilen brauchen,
weil die Sommer länger sind; [z.B. dem Kuckuke, den Schwal-
en, unter welchen wir die Rauchschwalbe besonders haben her-
Yorheben müssen.] ; ; ae
Anmerk. Mangel an Gelegenheit, selbst zu sehen, Kälst mich
Ulser Stande, eine bestimmtere Meinung darüber abzugeben: ob
Schon durch einen unter jenen Klimaten möglichen Zustand besondrer
) Pallas Zoogr. 70850-asiat. n, 172.
04
Erregtheit der, später zu bezeichnende Fall zu Wege gebracht
werden könne: dafs selbst ein überall wandernder Vogel daselbs!
mit Farbenerhöhung und Verdunklung variiren könne, der im hei
fsen Afrika nicht so varürt? [Pallas (*) führt nämlich mit vollstet
Bestimmtheit eine solche Varietät von unserem Mauersegler au
(Siehe d. Verzeichnils der variirenden Arten.)]
ä $. 13.
In wie fern Verschiedenheiten der Gröfse, der Form und ein“
zelner Verhältnisse ebenfalls blofs klimatisch sein, d.h. mitte”
bar durch klimatische Momente hervorgerufen werden können.
Bis hierher hätten wir die klimatischen Abänderungen haupt
sächlich nach der Richtung verfolgt, welche die stets am
meisten vorwaltende ist: d.h. wir hätten sie von Seite?
der Färbung betrachtet; — wobei wir denn gesehen: dals alle
_ diese neuen Farben-Erscheinungen nur Modificationen ®
dem einen Falle durch Verstärkung, in dem andern durch Schwö*
chung entstehende Modificationen) schon vorhan dener Far“
ben sind; dals sich immer nur Gleich artiges aus Gleich
artigem, schon bestehendem, und zwar unter sonst gleiche?
Umständen auch an ganz ungleichen Orten, aber al
stets gleiche und stufenmälsige Weise entwickelt, sich
sich klarer aus Ähnlichem und Gemischtem hervorhebt, ode
umgekehrt undeutlicher darin verliert, hingegen niemal
Heterogenes sich mengt; und dals da, wo ja scheinbar ung®
wöhnliche Veränderungen eintreten, diese immer wieder nich!
blofs durch allgemeine Grundursachen, sondern aud
durch die allgemeine Wirksamkeit erklärt werden, welch®|
diese verändernden Momente auf alle diejenigen Thiere ausübelt
auf welche sie ihrer Natur nach Anwendung finden können. Dane
ben fielen, durch die Erläuterungen hierzu, natürlich schon vol
selbst die Gründe in die Augen, welche auch im Haushalte def
lebenden Wesen Veränderungen hervorbringen und "Manches u
ter anderen äulseren Verhältnissen ganz anders gestalten müssen.
&
,
(*) Pallas i2id, n.160. — Es giebt indefs ähnlicher Beispiele noch mehr : selbst uni?
den nicht wandernden; z.B. das graue und Stein-Rebhuhn, den.gemeinen Fasan-
- 65
Esbliebe folglich noch übrig, nachholend anzuführen: ob und
"N wiefern auch ein Variiren nach Form und Gröfse, nach
einzelnen Verhältnissen der ersteren etc., durch Einflufs des
lima’s vorkommen könne; ob es wirklich vorkommen möge; und
Ob es sich ebenfalls entweder durch allgemeine physikalische Ge-
Setze erklären, oder mit analogen Erscheinungen in Verbindung
bringen lasse? —
Die Gröfse ändert gewöhnlich schen, bei den recht eigent-
lich in einem Lande einheimischen Vögeln einer Art merklich ab;
ja, sie ist häufigbei solchen Jungen, welche in Einer Brut
von einerlei Geschlecht sind, und noch öfter zwischen sol-
then von verschiedenen Bruten, recht wesentlich verschieden.
Defswegen mufs man bei solchen, welche zwar Einer Art ange-
hören, aber nicht eine und dieselbe klimatische Varietät bilden,
‘sehr behutsam verfahren, und ‚darf nur erst auf eine gröfsere Zahl
von Exemplaren ein Urtheil begründen: um sich nicht sogleich
‚Nach einzelnen, eben vor der Hand liegenden Fällen, welche im
Allgemeinen gerade zu den seltneren gehören können, zu einer all-
Semeinen Bestimmung verleiten zu lassen, die sich nachher im -
Ganzen als falsch erweisen kann. Ich habe mich daher auch in
meinem Handbuche d. N. G.d.V.E. nur bei sehr wenigen Ar-
ten gedrungen gefühlt, eine auf die Gröfse bezügliche Angabe
über die klimatischen Abänderungen einzustreuen.
Wenn denn auch übrigens. solche Verschiedenheiten wirklich
Statt finden, so liegt doch immer das, hin und wieder von Einem
Oder dem Andern in Anspruch genommene Recht, neue, selbstän-
dige Arten darauf basiren zu dürfen, noch unendlich weit entfernt;
selbst dann, wenn die Unterschiede ziemlich beständig wären. Man
Sieht doch wahrlich nicht ein, warum nicht z.B. eine Vogelart
AU ihrem nördlichsten Wohnplatze gewöhnlich so klein, und am
Südlichsten gewöhnlich so grofs solle vorkommen können, wie sie
Auch mitten zwischen den Endpunkten ihres Vaterlandes noch öf-
ters, d.h. mit einzelneren Individuen, vorkömmt! Warum soll
Nicht unter verschiedenen, oft sehr, sehr verschiedenen Klimaten
die Mehrzahl der Exemplare eben derselbe Einfufs treffen, der,
‘ Wie wir ja Alle wissen und im Frühlinge fast täglich aufs Neue
Sehen, — in jeder der mitten inne liegenden Regionen doch ein-
5
66
zelne Individuen trifft? — Ich habe selbst die bestimmtesten ver
sicherungen über solche Abweichungen , ganz besonders; wie si
so häufig und immer so zuversichtlich aus wohlbekannter Quelle
kamen, in der'Regel nicht blofs durchaus nicht allgemein bewähtl
gefunden, sondern öfters das gerade Entgegengesetzte gesehei
und Anderen ist es bekanntlich ebenso damit gegangen. In de
höchst wenigen Fällen übrigens, wo sie sich ziemlich zu bestätig®!
scheinen, pflegt auch der Erklärungsgrund sehr nahe zu liegen. (
Es findet diefs nämlich hauptsächlich nur bei weit verbre#
teten Arten, und zwar nur in der Weise Statt: dals dieselbe!
sich desto mehr zu Gröfsenveränderungen hinneigen, je weiter s
sich von dem Centrum ihrer Gesamt -Verbreitung entfernen; dan
bei solchen, deren Nahrung von der Art ist, dafs d#
Klima, und oft schon eine beschränkte Örtlichkeit, eine!
namhaft merklichen Einflufs auf Zu- oder Abnahme derse'
ben auszuüben vermag. Eine Menge von Beispielen hat v0
Andern Hr. Temminck (**) aufgestellt. Es bedarf daher hier n®
höchstens einer beiläufigen Erinnerung daran. Doch hat, wie be:
reits erwähnt wurde, vielleicht keine naturhistorische Erscheinung
so wenig Anspruch auf den Namen einer Regel, keine Regel ein!
so wenig allgemeine, durch Ausnahmen so schwankend gemach#
Gültigkeit; keine wird, aus meistens leicht ersichtlichen örtliche
Gründen, schon durch enge Landstreifchen in so hohem Grad
modifieirt, -wie diese; und bei keiner Gelegenheit mufs man sich
sorgfältiger vor dem höchst wesentlichen, nur leider so gewöhl“
lichen Fehler hüten: die geographische Lage unter wissenschalf
lich imaginirten Parallel - Kreisen mit dem wirklichen, realen Klim?
zu verwechseln. — Dafs bei Weitem die meisten warmblütige®
Thiere, dafern sie, von uns aus gerechnet, in der Gröfse variire"
mit dem Fortrücken nach Norden an derselben verlieren, ist eine
schon längst bekannte und nicht etwa bloß von Hausthieren en!
nommene Erfahrung: für welche jetzt besonders Hr. Nilfson wie
der so viel neue Belege geliefert hat, dals es zu weit führen würde
auch nur die wichtigsten namhaft zu machen. Es gilt aber wieder
(*) Wenigstens für Denjenigen, welcher ihn suchen will! —
(**) Mit exacter Ausführlichkeit und Gründlichkeit an mehreren Stellen der Hist. nah
des pigeons et des gallinaces.
67
üicht ohne Einschränkung. Einzelne geradezu entgegengesetzte
üsnahmen kommen auch bei Vögeln vor. Aber wenn eine vor-
vrtheilsvolle, nur an mechanisches Betasten und geistlos- arithme-
Usches. Abmessen gewöhnte, recht eigentlich unwissenschaftliche
ürzsichtigkeit dieselben gleich wieder nach ihrer gewohnten aben-
teuerlichen Manier auffafst und benutzt, statt sie umsichtig auf
ie natürlichste Art und Weise zu erklären; so liegt die Schuld
Wenigstens nicht an der Sache, nur an dem Interpretanten. [@)
’enn es z. B. ausgemacht bleibt: dafs das Rennthier immer
Schlechter gedeiht, je mehr man es von seiner nunmehrigen eigent-
lichen Heimath, dem hohen Norden, entfernt und nach Süden hin-
bringt: und wenn es endlich bald gar an den Folgen eines zu mil-
den Klima’s zu Grunde geht, während man doch so manche an-
dere Thierart ganz ohne Nachtheil «unter recht merklich verschie-
ne Temperaturverhältnisse versetzen kann (**), und der Organis-
"us von nicht wenigen eine Biegsamkeit besitzt, die ihn fast allen
nen sich anschmiegen läfst; — warum soll denn da unter ändern
der weilsschwänzige Seeadler nicht ebenfalls nach Norden
Qu schon allein defshalb immer besser gedeihen, und so stufenweise
elshalb schon immer an Gröfse zunehmen können: weil vielleicht
auch-ihm das dasige Klima schon in rein-atmosphärischer Hin-
Sicht, in seiner directen Wirkung, je höher hinauf, immer um so
besser zusagt?! Und warum soll diesem einen Umstande von
ünmittelbarem Einflusse nicht zugleich der andere, indirect wir-
kende zu Hülfe kommen: dafs die Fische, und mit ihnen die See-
‚Vögel, welche sich meistens von ihnen nähren, während der See-
ler von beiden lebt, beide nach Norden zu immer häufiger
Werden? — Nicht zu gedenken der, zwischen dem westlichen
Orden der alten und dem östlichen der neuen Welt herrschen-
den, wärmeren und heftigen Meeresströmungen: welche, eben so
SU, wie sie jenen Strichen des Oceans eine höhere Temperatur
- . . . 2
geben, mit den Treibholzmassen auch eine Menge Seeihiere, zahl-
ee en :
-(%) Freilich liegen solche Dinge immer noch ein Stückchen über das Ende des Zollstabes
aus, gewöhnlich in einem Gesichtskreise, in welchen allerdings der Blick Desjenigen nicht
chen kann, welcher nicht doch wenigstens einige, einige wenige, allgemeine Keuntnifse und
“en yon Naturwissenschaften ins Gesamt besitzt ! — j
*) Was jedoch bei solchen Thieren unmöglich scheint, die sich ursprünglich nur in ei-
vom Extremen (Polar - oder Äquatorial-) Klima vorfinden. — Sehr begreiflich! —
5*
68
wen“
reicher als in vielen mittäglicheren Regionen, ans Ufer sch
n de
men etc., und dadurch den Fleischfressern die Ernährung &
einen Strandseite erleichtern, wie es das Treibeis auf einer an-
deren thut; u. dergl. mehr. —]
Es darf aber nicht unerwähnt bleiben: dafs nur weniß®
Arten von uns aus nach Mittag hin an Gröfse un
men; ja, dals manche, je nach Beschaffenheit ihrer Nahrußb!
vielleicht auch schon allein vermöge der Eigenthümlichkeit ihre!
Leibes - Gonstitution, sogar abnehmen: wenn sie ‚Gegenden be
wohnen, wo ihnen zu gewissen Zeiten des Jahres die, aus Klim#
und Lokal-Eigenheiten entspringende Dürre oder sonstige ür
sachen die Subsistenzmittel schmälern. — So bewährt sich dem
nach vielleicht nirgends in der Welt häufiger, als hier, der a
Satz: dals einzelne Ausnahmen die Regel nicht umstolsen, so
dern sie im Gegentheile, genau betrachtet, gerade sehr oft- ni’
noch unterstützen und befestigen!
Anmerk. Bei Säugthieren haben wir vielleicht öfter, als bei. w
geln, den abermals in andrer Hinsicht umgekehrten Fall: dafs Wes®!
einer Art besser in einer dürftigen Gegend gedeihen, al
in einer er giebigen. [Um wie viel fetter werden z. B. die Schaa®
in der dürren, sandigen und sonst unfruchtbaren, aber an trocknen al
matischen Kräutern Geiehüreh Mark, als in dem fruchtbaren, meiste®
durch trefflichen , und überall durch besseren Boden ausgezeichnel®
Schlesien! — während es beim Rindviehe gerade, EEE ist. U
welche Landstriche bringen die fettesten Schaafe in der Weh hervor, dr
ren Zellgewebe theilweise mit einer wahrhaft erstaunlichen Masse U
Feist erfüllt ist? Gerade die allerdürresten (unter den natürlich nicht $f
radezu unfr uchtbaren) Asiens und Afrika’s: die Tartarei nebst den uf
liegenden Gegenden, und die inneren Theile der Kapkolonie. ] Also kat’
ein Wesen sö seiner Art im Überflusse schwelgen, wo ein bestimmt
anderes darbt; und so umgekehrt. — Es kann etwas im Allgemeinen £
richtig bleiben, ohne doch auf alle besondere Fälle FRONRB: SC: zu sein”
Ein Seitenstück hier zu liefern die zahmen Gänse. Sie werden nirgen®
in ganz Deutschland so aufserordentlich grofs, (und zwar auch scho)
ohne Verbastardirung mit AnAs ge L., der so genannten chi”
sischen Schwanengans,) wie in den Küstengegenden: die doch, wie alt
bekannt, durchaus nicht zu den fruchtbarsten gehören , und obglel®
auch viele andere Wasser genug haben. Ein Punkt, an welchem #"
lein es gar nicht liegt. (*)
(*) Wer überhaupt: sieht, wonach die Verbreitung der Gattung eigentlicher Gänse übe!
die Erde sich richtet, wird sich auch erklären können : warum ?
69
‘ Auf einzelne, meistens nur geringe, Form-Abweichun-
sen hat man ebenfalls Nichts zu geben. Sie kommen mit noch
weit ‚grölserer Unbeständigkeit unter denselben Verhältnissen, .ın
“inerlei Gegend vor, wie die Gröfsenabweichungen; und sie
Nehmen noch seltener, als diese, einen auch nur einiger
aalsen bestimmten klimatischen Character an. Die immer
ind immer wiederkehrende Erfahrung: dafs unbefangene Unter-
“üchungen, von wahrheitsliebenden F orschern und mit reicherem
Iateriale dazu angestellt, nur zur nothwendigen Widerlegung des
$tolsen darüber erhobnen Lärms führen, — zeigt hinlänglich den
Werth solcher beschränkten, von ihrem Urheber freilich (aber
uch nur von ihm) mit einer bisher beispiellosen Selbstliebe, und
Mit nicht minder anmaalsendem Absprechen über die Ansichten
äller- übrigen Ornithologen als Gegenparthei, stets als einzig rich-
üg und heilbringend angepriesenen Ansichten und ihrer Resul-
Kite, (D Selbst Faber gestand hierin noch, ohne Zweifel mehr
lofs vorläufig, als aus wahrer und enischiedener Ansicht,
Wehr zu, als wir jetzt angemessen finden. — [Ein sehr schlagen-
*s Beispiel von Veränderung der Varietät durch Fort--
Pilanzung verdient unter den von Bruch CD dargelegten hier °
“sonders hervorgehoben zu werden. Er setzte aus der grolsen
Zahl wilder Zug-Enten, welche zum Winter in Menge die Ge-
Send von Mainz zu besuchen pflegen, (und unter denen sich In-
Aividuen Einer Art von so verschiedener Grölse vorfinden, dafs
üch das Verhältnils zuweilen wie 1:2 stellt,) ein Paar von den
‘Onst gewöhnlich hoch im Norden brütenden Pfeifenten, unter
Welchen sehr oft grofse helle, Weibchen neben anderen weit klei-
"eren- und dunkleren vorkommen, auf den dortigen Festungsgra-
”. Die Jungen wurden jedes Jahr meist durch Wasserratten
2 Man vergleiche hierüber einige ausführliche Aufsätze von Hrn. Notar Bruch, > von
Sa, 8. 718-734, (wo besonders S.720- 25 die nene ornithologische Schädellehre widerlegt
“und Isis 1829, S.629-632; von dem verstorbenen Faber, Isis von 1826, S. 317-326; und !
ha Mir, Isis v. 1827, S. 590 -609, und S. 688-704. — Hr. Temminck hat daher dieses Ver-
'en schon längst ausdrücklich durch die Benennung » manie« bezeichnen zu müssen geglaubt;
ıf Hr. Nilfson sagt mit Beziehung darauf bei der Beschreibung des TerrAo saliceti Tem.
%st,)
($
x nd. F. B.11, S.103.): »Doch ist unter 30 Stücken, welche ich vor mır babe, die Schna-.
Morm kaum bei 2 vollkommen gieich. Derjenige, welcher blofs nach solehen Kleinigkeiten
bilden will, narrt sich selbst und Andere. [Den, som endast efter sadans minutier \
N bilde artes, narrar sig sjelf och andra.]« —
Me) In der Isis v. Jahre 1828, S. 730.
:
r
vertilgt; doch kamen einige davon auf: hierunter ein Weibchen
welches schon im ersten Jahre grölser und von helle‘
rer Farbe war, als seine Mutter, die ihr dunkles Kleid n
8 Jahren noch nicht geändert hatte.] — Wie höchst oft sind Jung?
aus Einem Neste einander sehr bemerkbar ungleich! —
Ich habe (*) noch mehr Belege geliefert zu dem, auch vo
"Bruch mehrfach bewiesenen Erfahrungssatze: dafs besonde®
manche kurzschwänzige Vögel bei einer sehr mälsigen AP
zahl von Schwanzfedern entweder schon von Geburt aus‘ ei
Paar mehr, als gewöhnlich, haben ‘oder gar erst sp"
‘ter noch bekommen können. Bei einer grolsen Anzahl de
selben können gewisse Waässervögel zuweilen, ja manche nic!
eben selten, ‚gar zwei Paare mehr, als sonst gewöhnlich, besitz"
Bei manchen Vogelarten nun ist das Erstere selbst etwas Gewöhf
liches; und es kömmt dabei mitunter, wahrscheinlich aber ni
eine Zeit lang, sogar Asymmetrie vor. [So, fand, ich im Son
mer 1828 unter. 12 damals erhaltenen Eisvöctken wovon (m!
Ausnahme eines einzigen eben kürzlich ausgestopften) je eins de
Alten, die übrigen dessen Brut aus Einem Gehecke, und. alle ir
'bend waren —, nicht weniger als 3 mit 14 oder 13 Schwagf
federn, statt mit 12. Und Hr. Bruch sah an 2 gefängenen Sa
' gänsen und 1. Reiherente die Schwanzfedern durch Nachwachs®
von immer Einer zunehmen. —] Es soll Fälle geben, wo Ah
weichungen dieser Art klimatisch werden. (Doch bedarf es hie
fürs Erste nur einer beiläufigen Erwähnung, indem die ihnen #
geblich unterworfenen ‘Vögel keine Landvögel sind.)
Dafs manche Gestalt- und Verhältnifs-Abweicht
gen klimatisch, und doch eigentlich nur scheinbare ab
weichungen sein können, mag, so geradehin ausgesprochen, ebel
so paradox klingen, wie es nichtsdestoweniger Wahr ist: Ar
len südlichen Vögeln scheint z.B. der Schnabel darum ge"
{ser in allen Dimensionen, weil sich die Kopffedern nicht alle’
zunächst um ihn her, sondern auch überhaupt, so: bemerklich du”
das stärkere Abreiben verkürzt haben: dafs der Umfang des Kopf®
allenthalben nicht unwesentlich ab-, daher die Gröfse des Sch”
3 ® 2 FE)
(*) In meiner letzten Abhandlung in.der Isis, welche einige vorläufige Andeutungen „a i
das Variiren der Vögel, « besonders nach dem Klima, aufstellte, — Jahrgang 1829,: 8. 763°”
71
bels anscheinend, und seine Entblölsung nach der Stirn zu wirk-
lich, zugenommen hat. Dasselbe geschieht natürlich auch bei uns,
Wiewohl in geringerem Grade, während des Sommers im Ver-
hältnisse zum Herbste, wo das Gefieder noch frisch ist. — Aus glei-
Cher Ursache scheinen oft Raubvögel mit befiederten Tar-
sen, besonders die jungen, im Süden dünnere Beine zu haben,
die alsdann, eben der gröfseren Schlankheit wegen, auch länger
aussehen, ohne es wirklich zu sein. Dergl. mehr.
Eine jede besondere Formabweichung setzt natürlich, streng
Senommen, auch schon von selbst eine Abweichung in den
Gesamt- Verhältnissen fast immer voraus. Sind also nieht
bis zu einem gewissen Grade letztere schon darum zuzugeben,
weil doch jene ein für alle Mal nicht abzuläugnen sind? Und kann
man, sobald man diefs weils, auf kleine Unterschiede in der Länge,
2.B. des Schwanzes, gleich Wunder was bauen? — Läfst sich
nicht durch einen Überflufs von Beispielen mit höchster Evidenz
nachweisen: dafs der Schwanz offenbar. nicht blols bei der
Vogelart, unter andern minder klaren Umständen, sondern sogar
am'Individuum, je nach Verschiedenheit einer Mauser
. gegen die andere, (und zwar im Freien) variirt? — Aller-
dings- lassen sich Beobachtungen hierüber nur aufser der Zeit der
gewöhnlichen Mauser, ın Folge von. ungewöhnlichen und ver-
hältnifsmäßsig seltenen Veraulassungen, machen: da in einer eigent-
lichen oder Hauptmauser in der Regel, und mit. wahrscheinlich
nur höchst seltenen Ausnahmen, alle gewechselte Federn nach
dem Verhältnisse unter sich gerade die richtige Länge erreichen (*).
Während der Mauser selbst nun ist es an ‘den unvollständigen
Schwänzen selten mit Sicherheit, nach derselben natürlich nie
möglich, zu erforschen: ob eine Änderung des Gesamtlängen -
Verhältnisses derselben erfolgt sei, oder nicht. Aber-ich habe (**)
gezeigt: dafs die hier besprochene Unre gelmälsigkeit oft so-
gar in einem nicht unbedeutenden Grade eintritt, und
a
(*) Dann nämlich, wenn (wie meistens) der Wechsel rasch vor sich geht. — Hingegen
Wird die Ausnahme viel häufiger bei den, besonders in der Jugend sehr langsam mausernden
Tagraubvögeln : als bei welchen gegen das Ende eine bedeutend andre Prädisposition des
Organismus eingetreten sein kann, als zu Anfange derselben. Fe
er Ebendort, S. 764-69.
72
zwar eben so wohl durch Zunahme, wie durch Abnahm®
[Als merkwürdiges Beispiel für letztere ist eine Sperber- Gras“
mücke angeführt, welcher auf einer Seite des Schwanzes 4 Fe-
‚dern im Frühlinge ausgefallen, oder durch einen Feind ausgeri"
sen worden, und nun beim Wiederwachsen um fast 4 der Ge
samtlänge zu kurz geblieben waren. Als noch deutlicher bewer
weisendes Beispiel für die Zunahme diente vor andern ‘ein roth’
rückiger Würger, bei welchem die 5 neu gewachsenen F&
dern der einen Seite um mehr als 15, ja fast um 4, zu lang g&
worden waren.] Da wir jedoch erfahrungsmälsig annehmen mis“
sen: dafs bei einer und der nämlichen Art nach Umständen Ber
des geschehen könne; so ergiebt sich hieraus: wie erstens zwe
Individuen Einer Art, welche vor der Mauser gleich langt
Schwänze besalsen, sich nach der nächsten Mauser einander um
mehr, als 4, in der Länge desselben ungleich werden könnenj'
und wie zweitens späterhin, nach einem abermaligen neuen Fe
derwechsel, dieselben zwei Individuen ins umgekehrte Verhält-
hältnils treten können: dals also, nach Umständen, in ver-
schiedenen Mausern sehr wohl eines und dasselbe In-
dividuum die zwei entferntesten Extreme durchlaufen
kann. Je weniger es aber hiernach Jemanden einfallen würde,
behaupten zu wollen, dals dadurch zwei, einander früher gleiche
Individuen jetzt auch zu verschiedenen Arten geworden seien;
desto einleuchtender erhellt die wissenschaftliche Unzulässigkeit
des Verfahrens, auf einzelne solcher ziemlich bedeutenden Fälle,
oder gar auf weit unbedeutendere, häufig in der That nur ein-
‚gebildete Kleinigkeiten, unbedenklich specifische Unterschiede zu
bauen. Immer wird es und kann es einer solchen Methode nur
für einige Zeit, nur bei einer geringen Zahl untersuchter Ge-
genstände, anscheinend gelingen, die Natur nach derle; subjecti-
ven An- und Absichten in so enge Gränzen einzuzwängen; de-
nen sie, weil sie ihr ewig fremd bleiben, stets spottend wider-
streben, nie sich fügen wird. a /
Selten kann das gegenseitige Längenverhältnifs der.
Schwungfedern unter einander ein stets sicheres Kenn-
zeichen für eine Vogelart abgeben: am allerwenigsten, wie es
scheint, bei Raub- und manchen anderen, sehr viel fliegenden
73 >
Vögeln. () Ja, nach Hrn. Bruch’s Erfahrungen muls man be-
timmt annehmen: dafs die Unterschiede bei manchen gewöhn-
lich, aber doch auch wieder keineswegs immer, vom Alter ab-
Ängig sind, und Vögel von.gleichen Jahren einander meistens
darin gleichen; '[z.B. bei der Rohrweihe.]
Stimme, Gesang, Farben und mancherlei Lebensverhältnisse,
Aufenthalt etc. alles kann sich modificiren; und alles modifieirt
ich wirklich, wie wir zum Theile bereits gesehen ‚haben, mehr
Oder minder, nach allerhand Umständen und nach gar mancherlei
Zufälligkeiten, die bald klimatisch und lokal sein, werden oder
Scheinen können, bald aber auch nicht. Aller Orten erleidet bald
das eine, bald das andere einige Abänderungen, welche machen,
ds auch an einerlei Orte zwei Individuen unter vielen
€inander nur selten so absolut gleichen: dafs es nicht
Möglich sein sollte, immer noch einige, wenn auch viel-
leicht sehr feine, doch für unsere Sinne, und namentlich für die
durch anhaltende Übung geschärften Sinne des Naturforschers,
ei genauem Vergleiche bemerkbare Verschiedenheiten zwi-
Schen ihnen wahrzunehmen. Nie wird daher einer der
erwähnten Punkte allein hinreichen, um nach wenigen Exemplaren,
Oder vielleicht gar nach einem einzigen, gleich neue Arten auf
ihn zu stützen, wenn die Unterschiede nicht sehr wesentlich und
Constant sind. Wie sie indels zu dem Einen sein müssen, zu
dem Andern nicht blols sein dürfen, diefs ist, insofern die allge-
"ein geltenden und ganz einseitig angegriffenen Grund- Princi-
Pien nicht ausreichten, von Hrn. Bruch und besonders von mir
durch mehrere Abhandlungen (**) so ausführlich angegeben, und
ürch practische Beispiele aus dem Bereiche unserer eigenen und
temder Erfahrung so erläutert worden, dals es Dem, welcher
d
adurch nicht überzeugt worden ist, (***) nur an Lust und gutem
“8 Hierbei will ich nur anführen, ohne es natürlich erklären zu wollen: dafs mir vorzüg-
lich Vögel
von nicht schnellem, sondern schlaffem, leichtem, aber nicht kräftigem, zum Theile
dauernd
em, aber nicht reifsendem und angestrengtem Fluge solchen Abweichungen unterwor-
NN zu sein scheinen; z. B. Bussarde, Weihen, Milane mehr, als Edelfalken; Eulen; besonders die
"ühenfamilie ; — nicht leicht schwalben - und hühnerartigei Mögen andre Ornithologen, gleich
1, diese Wahrnehmung fernerweitig prüfen. Vergl. auch das Verz.d, var, Art en, 7.22,
Me über Corvus spermologus Vieill.
**) In dem J ahrgange 1827 - 1829 der Isis.
RR aa ja thue gewifs schr recht, mit Anwendung des Singulars zu reden,
74
Willen dazu, nicht an Gelegenheit gemangelt haben kann. Ich
will daher .blofs auf jene Stellen verweisen, um mich hier nicht
wieder ohne Noth noch ausführlicher darüber verbreiten zu mis
sen, und blols Eines doppelten Falls noch erwähnen, det
leicht ein klimatischer werden, und als solcher einige
Befremden erregen kann:
Ich meine die Länge der Flügel und des Schwanzes-
Es ist ein bekannter physiologischer Erfahrungsatz: dals die
Organe sich durch den Gebrauch ausbilden und in ihrer Entwick“
lung vervollkommnen, durch Verminderung oder gar Aufhören de
Gebrauchs aber nach und nach verkümmern. . Wir sehen dieß®
der Regel an gezähmtem Geflügel. (*) [Zahme Gänse fliege?
nur.an manchen Orten oft, an den meisten sehr selten, ‚an. viele)
nie. Sie verlernen daher in diesem Falle das Fliegen so gänzlich
dals es, um sie an einem bestimmten Orte in eingeschränkte!
Raume zu erhalten, schon hinreicht, sie mit einem ziemlich nie
‚. drigen Zaune einzupferchen. . Und sie bekommen dann auch ei
was kürzere Flügel. Ähnliches findet oft bei den Truthühnert
} weniger bei ‘den Haushühnern Statt. Ja, in gewissem, freilich wei
geringerem Grade erfolgt eben dasselbe bei fast allen denjenig®®
zahmen Tauben, welche man, weil sie, nicht häufig und nur al
kurze Strecken von Dach zu Dach fliegend, des Besitzers Ha®
und Hof nicht zu verlassen pflegen, im Gegensätze zu allen das
Feld besuchenden, vorzugsweise Haus- und Hoftauben nen!"
Kein anderer Vogel aber zeigt diese Umgestaltung so deutlich
wie die zahmen Stock- und Bisam - (die so genannten türkisches)
Enten. Die ersteren sind des Fliegens, welches ihnen im Frei
$o gut und anhaltend von Statten geht, in dem Grade unkund#
geworden, dafs die meisten gar nicht vermögen, sich e von de
platten Erde zu heben; und ihre, so aulser Thätigkeit gesetzi@
Flugwerkzeuge haben eine so merkliche Verkleineruß
erlitten, dals die Flügelspitze oft kaum bis an die Wurzel
Schwanzes langt, während sie am wilden Urstamme fast .das-E s
des ben “erreicht, Hingegen sind, da die Ente gezähmt w®
ne:
(*) Daher brauchen wir gar nicht von dem Zunehmen der erista oceipitalis bei hert®
wachsenden Säugthieren und andern dergleichen Erfahrungen zu sprechen. |
(**) aufser durch kleine, nur vermöge der Kraft der Beine gethane Sprünge, —
65
mehr läuft, ihre Fülse v viel dieker und dadurch kräftiger,
die Schwimmhäute und Zehen- ‚aber, "weil sie nun wenigen
schwimmt, kleiner geworden; und der Leib sogar, welcher jetzt
nie mit Knapp angeprefstem- Gefieder die Luft zu durchschneiden
braucht, nie in schneller Bewegung den "widerstrebenden Druck
eines so elastischen Fluidums zu überwinden nöthig hat, hat ei-
nen ge Umrils rs - -_ Bi treten ae die,
in dem Grade ihrer Entwickelung eben so sehr rei, wie sich
andere, sonst weniger angewendete in Folge der vermehrten Be-
nutzung hervorheben.] — Demnach läfst. es sich gar sehr wohl
denken: dafs eine südliche klimatische, zum Standvogel gewor-
dene Varietät von einer im Norden 'wandernden Art dort (im
Süden) aus ähnlichen Ursachen etwas Ähnliches erfahren könne,
wie zahme Vögel in anhaltender Gefangenschaft, ohne delswegen,
SO wenig -wie diese, zur distineten Species zu werden; darum,
weil die Nothwendigkeit, welche dieselbe Art unter nördlicheren
Regionen zwei Mal des Jahres zu einer, durch ihre Ausdauer
meist wahrhaft erstaunlichen Anstrengung im Fliegen zwingt,
unter einem wärmeren Himmel für sie gar nicht Statt findet. (*)
Denn es begründet diels begreiflicher Weise einen sehr beträcht-
lichen Unterschied, welcher, bei hundert- und’ vielleicht schon
tausendfach oder noch öfter wiederholter Vervielfältigung, der
Generation, doch endlich wohl im Stande sein mag, einen be-
merkbar und ‚standhaft werdenden körperlichen Einfluls durch‘
eine sichtliche Differenz zwischen Vögeln Einer Art auszuüben,
die an sehr verschiedenen, oft vielleicht um die halbe Breite ei-
ner ganzen Erdhälfte aus einander liegenden Standorten zugleich
vorkömmt. Man wird, daher, ohne es bis heut gerade als un-
bedingte Thatsache durchaus zugeben zu dürfen, jedenfalls nicht
blofs die einleuchtendste Möglichkeit; sondern sogar die
höchste Wahrscheinlichkeit einräumen müssen: dafs,
—.
er
(*) Übrigens hat sich ; historischer Wahrscheinlichkeit gemäfs, gewifs noch öfter das Ge-
Sentheil ereignet: indem Standvögel durch immer weiteres Hinaufrücken nach Norden hin Zug-
Yögel geworden sind. Zoologen wverden daher, nach der Verhreitungsgeschichte der Thierspecies
ürtheilend , wenig geneigt sein, die Ansicht der meisten neueren Physiker zu unterschreiben
deren Einige den lokalen Einflufs der Landeskultur auf die Milderung des Bi doch wohl
sar zu niedrig anzuschlagen scheinen.
76
nach Umständen, südliche Vögel wohl etwas (wenn auch
immerhin nur etwas) kürzere Flügel besitzen könneßh
als nordische und östliche, ohne darum auch specifisch
abzuweichen. [Und in der That hat es mir z.B. bei den ägyp
tischen (freilich nur in trockenen, meist gestopften und aufge
stellten Bälgen untersuchten) Turteltauben, als Standvögeln ode
mindestens Heckvögeln, ganz so geschienen, wenn ich sie mit unse
deutschen verglich, die im Herbste bis zu ihnen hinabziehen.]
Eben das nämliche möchte dann wohl ohne Zweifel, wen®
auch in geringerem Grade, von dem Schwanze, als dem zweitel
Flugorgane, gelten können. [Und wer weils, ob nicht sonach die
angeblich stets etwas zunehmende Schwanzlänge bei den weiß“
‘schwänzigen Seeadlern mit ihrem Hinaufrücken nach Nordens.
besonders in Grönland, schon hiermit zusammenhängt; voraus
gesetzt, dals die hierüber angeblich gemachten Bemerkungen all
gemein zutreffen sollten.] —
Kaum ist es nöthig, zu bemerken: dafs natürlich auch in die-
sem Falle, (sowohl in Betreff der F lügel, wie hinsichtlich des
Schwanzes) gleichwie es bei den Klimaten selbst der Fall ist, die
Abstufungen zwischen den, hier überhaupt gewils niemals
sehr verschiedenen, Extremen ebenfalls wieder ganz allmählig
in einander verlaufen müssen; und dals ferner auf dem )
Zuge irgendwo leicht Vögel aus verschiedenen Klimaten zusam-
menkommen können. [Wie denn unter andern Hr. Bruch au
einerlei Orte Saatgänse mit längeren und kürzeren Flügeln er-}
halten hat.] (Nach seiner Meinung kann sogar das Alter einen
Einfluls auf gröfsere Extension der Schwingen ausüben. (*) —)
Nothwendiger dürfte es sein, gleich wieder im Voraus eines
Theils daran zu erinnern: dafs, ebenso, wie nach Umständen zwei.
verschiedene Klimate sich einander umgekehrt (gegen die gewöhn-
liche Regel) entgegenstellen, d.h. wie manche nördlichere Orte
weit milder als viele südlichere sein können, (**) so auch hier
(*) Eine, nach praktischen Erfahrungen sehr begründet scheinende, auch mit dem eben
Gesagten völlig harmonirende Ansicht ! — y
(**) Findet man ja doch am nördlichen Abhange der Himalaya- Kette noch
Weideplätze und bebautes Ackerland in einer Höhe von 2330 Toisen über der Meeresfläche:
indem hier die Gränze des ewigen Schneees bis auf vielleicht 2500 Toisen ‘gehoben ist; wäh-
rend dieselbe an dem nach Süden schauenden Gesenke des nämlichen Gebirges bis 1900 Toi-
17
Mitunter der Fall sich aus dem Grunde umkehren kann:
weil ein Vogel im höheren Norden am gelinderen Strande, oder
überhaupt wegen einer gleichmäfsigeren Vertheilung der. Jahres-
Wärme unter die entgegengesetzten Jahreszeiten, zu überwintern
vermöchte, ‚der im Süden’ auf Gebirgen.oder in rauheren Gebirgs-
‚lindern wandern mülste. [(Eine Voraussetzung, deren Richüg-
keit wir. bei der: Betrachtung des Klimas ‘von Asien durch. die
Semeine Krähe am Obi höchst wahrscheinlich, gemacht, durch die
Steintaube der Färöer, der britischen und norwegischen Inseln
aber schon factisch bewährt sehen.)] i
" Andern Theils brauchen wir uns nur die zahlreichen, über
die klimatische 'Constitution von Asien beigebrachten Facta ins
Gedächtnils zurückzurufen, um nichts weiter, als eine neue Be-
Stätigung unserer Ansicht, zu finden: wenn der Osten, sonst in
Seinen organisch-verändernden Wirkungen so oft dem Süden ähn-
lich, sich: hierin dem hohen. Norden zur Seite stellte.
Anmerk. Nur beiläufig mag eines Falles gedacht sein, über
Welchen, bei der sehr geringen Zahl’ geeigneter Species, alle positive
Erfahrungen noch mangeln. Es würde mit. dem, was wir oben ($. 9.)
überhaupt als das Wesen südlicher klimatischer Varietät bezeichnet
haben, sogar auch der Umstand harmoniren: dafs Vögel mit beson-
ders langen Schwänzen im Süden gewöhnlich noch etwas längere er-
hielten, als bei uns. Denn es ist bekannt, dafs solche, z.B. die EI-
stern, die Fasane, und namentl. die Männchen, auch schon bei uns
mit dem höheren Alter die Vögel von mittleren Jahren hierin etwas
übertreffen; und da hinsichtl. der Farbenänderung ein recht hohes
Alter in gemäfsigten, und die gewöhnliche Regel in wärmeren Län-
dern einander so vollkommen entsprechen, so wäre auch hierbei eine
ähnliche Übereinstimmung beider wohl leicht zu erwarten.
Ss. 14.
Auch in Beziehung auf die Stimme sind gewisse klimatische
Abweichungen nicht blofs möglich, sondern bereits erwiesen.
"Eine von den vielleicht am wenigsten wahrscheinlichen und
dennoch leicht darzuthuenden Abweichungen, welche das Klima
De ee : ; E.: we €
Sen herabrückt. Ein wunderbares Phänomen! Allen unbegreiflich und Vielen unglaublich, be-
. VOR eine umfassende Physik und Atmosphärologie es so bündig durch die Gesetze der, in den
Nördlich angränzenden, hoch - ebenen Landstrichen so mächtigen Wärmestrahlung erläuterte, S.
Alex, v. Humboldt Ansichten d. N. B. I, S. 95-96.
78
herrokzgng vermag, dürfte die klim dbi ich Gesangs-Ver
schiedenheit bei Singvögeln sein.
Es darf hierbei eines 'Theils als bekannt vorausgesetzt wel
den, dafs häufigst 'nicht''blofs der Gesang einer und derselbe®
Vogelart nach Verschiedenheit der Individuen überhaupt, so®"
dern auch der Gesang eines und: desselben Individuums nat }
den Jahren, merklich verschieden ist: indem er, ‘als ein
theils mechanische, theils auch intelleetuelle Fertigkeit, von dem
einzelnen Vogel mit dem zunehmenden Alter durch vermehr!®
Übung vervollkommnet und immer mehr Sisgehikhie wird
(Eine Erfahrung, die um so leichter: zu machen ist, je schöneh
ausgezeichneter und mannigfaltiger gerade der Gesang der Art
überhaupt ist; daher am deutlichsten bei Nachtigallen und der
übrigen vorzugsweise reichbegabten Sängern; und überhaupt g@
nommen, deutlicher bei Vögeln in’ der Gefangenschaft (*), und
hier leichter bemerkbar, als im Freien: weil:man:dort einen V%
gel beständig unter Beobachtung haben kann.) — Ferner wisse
wir, dafs der Gesang einer Art sich im ‘Allgemeinen öfter
sehr wesentlich nach den Gegenden zum Besseren oder Ge
ringeren modificiren kann: je nachdem nämlich zuvörderst det
Individuen viele oder wenige da vorhanden sind. Denn unte
vielen erlangen doch immer leicht allenthalben wenigstens einige
ein höheres Alter, als gewöhnlich, und mit demselben kömmt ib‘
nen progressive eine höhere Kehlfertigkeit; von ihnen aber ler
nen dann die jüngeren am liebsten,. und die nächsten Nachbar?
überhaupt sehr oft. [Daher giebt es, wie bekannt, wahrscheinlich
schon delshalb ganze Gegenden, die sich durch vorzugsweise gu
singende Nachtigallen, ‚schön ‚schlagende Buchfinken etc. auszeich”
nen; und bei den ersteren 'sind es besonders solche Landstrich®
wo diese Vögel einen obrigkeitlichen Schutz genielsen: denn, je
umfassender und ausschliefslicher derselbe irgendwo ist, und je we
niger er von der Gewinnsucht umgangen werden darf, desto mehr
Ruhm pflegen die daselbst einheimischen Sänger zu verdienen.]
Indefs mufs man hierbei vor Allem auch anderen Theils das
nicht vergessen: dals die Singvögel, vermöge ihres im Ganze®
(*) Bevor nämlich hier die Vögel zu alt und des vergeblichen Singens, welches ihnen hie!
doch keine liebende Gefährtin zuführt, endlich müde werden, —
s
x
‘79
sehr sanguinischen Temperaments, zugleich auch in hö-
“rem Grade, als alle andere, gemüthlich-sensible Wesen
Süd; Wesen, auf welche die zu Fröhlichkeit oder Trüb-
Sinn stimmende Umgebung in ähnlicher Weise, wie auf den
enschen, einen höchst wes entlichen, bisher noch zu we-
üg gewürdigten Eindruck macht. (*) Man braucht gar nicht
tmitholog, sondern nur mit einem nicht ganz unachtsamen Sinne
für Naturgegenstände begabt und oft ins Freie gekommen, oder
duch gar nur auf eingesperrte Singvögel aufmerksam gewesen zu
Sein, um mit Überzeugung bemerkt zu haben: dafs an genehmes
Oder düsteres Wetter die Stimmung namentl. der Sing-
Yögel kaum weniger, — ja, man könnte wohl dreist sagen: noch
mehr — beherrscht, als die Gemütlsstimmung der Menschen.
An trüben, rauhen und veränderlichen, mit Regenschauern ab-
wechselnden Frühlingstagen bedarf es nur eines Sonnenblicks, um
die ganze befiederte Sängerwelt zu eleetrisiren und mit einem
ale die verstummten Kehlen alle zu lustigen Melodieen zu. öff-
"en; alle musieiren an heiteren, nur wenige, die schr fleifsige
Sänger sind, auch einzeln noch an trüben Regentagen; sie hören
Mit dem Aufhören der atmosphärischen Heiterkeit wieder auf,
ünd beginnen wieder, .sobald es\sich wieder aufklärt; ja, ist es
des Morgens, wo sie sonst immer am anhaltendsten zu singen
‚Pilegen, trüb oder regnerisch gewesen, und es hellt sich um Miüt-
tag auf, wo sie sonst wenig oder gar nicht zu singen gewohnt
Sind, so fangen sie jetzt damit an. (**) Diels zeigt, dafs ihnen,
ee > ’ =
(*) Es würde, läge es nicht unserem gegenwärtig nächsten Zwecke zu fern, äufserst leicht
sein, ausgedehnt den Beweis von der Richtigkeit der Bemerkung zu führen: dafs der Charac-
‚ter der Vogelgesänge im Allgemeinen schon auf eine merkwürdige und höchst in-
'eressante Weise mit dem heiteren, ernsten, erhahnen, düsteren, öden oder melancholischen
alt haracter der Orte zusammenstimmt, welche die Arten „ oder nach Umstän-
den die Gattungen, entweder ausschliefslich oder doch hauptsächlich, bewohneh! — Und ganz
VORZUgS Weise entschieden drängt sich diese Bemerkung bei denjenigen Gattungen auf, deren, ver-
Schiedene Species einen wesentlich NE Aufenthalt haben; z. B. bei den Drosseln, Sän-
Bern, Lerchen, Piepern, Ammern. ö
] Hierin mag wohl eine tiefere Bedeutung liegen! — Gewifs wird a erkennen
‚iuen ; dafs die tiefe Harmonie der Natur auch von ihrer (dafs ich so sage) moralischen Seite,
dem » Seheimnifsvollen Ineinanderwirken des Sinnlichen und Aufsersinnlichen « , der unbeleb-
ten Aufsenwelt auf die geistig - lebendige Innenwelt, — überall, selbst beiden geistig untergeord-
ten der beseelten Wesen, in einem viel ausgebreiteteren Wirkungskreise herrsche und mitbe-
su r a
Uimmend walte, als man heut im Allgemeinen ahnt. —
er
) Dafs nicht etwa 'blofs das Gefühl behaglicher Wärme, welche ihnen der Sonnenschein
\ Sieht
» die alleinige Ursache hiervon sein könne, scheint hinläuglich aus dem Verhalten aller ge-
80
die hinsichtlich der gemüthlichen Seite unstreitig unter allen Thie
ren am höchsten stehen und den Säugthieren weit überlegen sind
eine besondre Seelen - Empfänglichkeit (wahre Empfindsamkeit‘)
innewohnt: welche sie gewils auch sonst eben so wenig gleich“
gültig gegen alles dasjenige in ihrer Umgebung werden läfst, we
zur Erhöhung oder Herabstimmung solcher sanften, aber leben
digen Gemüthsaffeetionen beiträgt. [So könnte man, da, wie 6”
sagt, auch bei Vögeln »die‘Übung den Meister macht«, theil
weise wohl schon mit einer hieraus gezogenen Antwort das Pro
die
Nachtigallen in unsern deutschen, wenig ; anziehenden Küsteng®
blem lösen: warum, wie neuere Vergleiche gezeigt haben,
genden, (z. B. am Strande Pommerns,) denen im übrigen Deutsc*
land so weit nachstehen; warum andere in fruchtbareren Land
strichen besser singen, solchen aber, welche so herrliche, freund
lich-lachende Gegenden bewohnen, (wie z. B. hin und wieder
im Dessauischen ete.,) nach dem Ausspruche geübter Kenner ei
unbedingter Vorzug gebührt? — Hierbei haben wir nur die |
derweitige Landesbeschaffenheit berücksichtigt, und für. den Au
genblick von der feuchten, oft nebelhaften Seeluft abstrahirt, wei
che die Atmosphäre jener Küstenstriche trüber, als die über der
Innern des Landes schwebende, macht.]
Obwohl nun Gewohnheit überall, die Vögel nicht ausg®
schlossen, in gewissem Grade ihre Macht bewährt und der Drag
ihren zarteren Gefühlen nach ihrer Art Worte zu leihen, bei
den befiederten Tonkünstlern stark genug ist, um endlich auch
bei anhaltend trübem Wetter nicht ganz zu verschwinddi s
bleibt es doch beständig ein sehr viel vermögender Unterschiel
ob in einem Lande, dem Orte nach, oder in einer Woobt
einem Monate, der Zeit nach, eine düster bewölkte, oder 0
eine heitere Atmosphäre die vorherrschende ist. B
würde daher von vorn herein schon die gröfste Wahrscheinlich”
keit für sich gehabt haben: dafs, da die Anregung zur Übuns
fangenen Singvögel abzunehmen. Wenn diese auch bereits mehrere Jahre lang ‘(wo also de
Erinnerungsvermögen hieran schwerlich noch viel mitwirken kann) in einem Kerker eingesp“*
leben, der an einer Stelle des Zimmers hängt, Wo sie nie ein Sonnenstrahl treffen, mithin #
der Eindruck durch den Gesichtssinn allein noch erfolgen kann; so behalten sie doch stet® &
nämliche Erregbarkeit, und fangen überhaupt zu singen, oder stärker zu singen an, sobald 5
nur den Blick durchs Fenster frei behalten, und so den Sonnenschein aufserhalb wahrnehmen"
81
im Singen so sehr von jenen äulseren Einflüssen herkömmt, die
nach den Klimaten der Länder so wesentlich verschieden her-
vortreten, die Fertigkeit aber so sehr von der Häufigkeit der
Übung abhängt, — Vögel in Landstrichen mit trübem
immel im Ganzen schlechter singen werden, als unter
heiterem: weil sie es dort viel seltener thun. Ebenso umgekehrt.
Denn, möchte auch immerhin eine und dieselbe Generation dergl.
Verhältnisse noch nicht sonderlich empfinden; so mufs man doch
nie vergessen, wie stark die Wirkung allmählig in der Folge der
Zeiten wird: wenn nicht blofs mehrere Hunderte, sondern oft
Tausende auf einander folgender Generationen immer einerlei
Einflüsse erleiden, deren Erfolg sich somit immer bestimmter und
bestimmter auf die nachkommenden vererbt. [Darum habe ich es
nicht als etwas Überraschendes, sondern nur als eine Sache, die
‚zu erwarten stand, angesehen, als ich in Pallas Zoographia
rosso-asiatica besondere Lobsprüche über die Gesangsfertigkeit
mancher Singvögel las: welche unter dem klaren, monatelang
fast wolkenlosen Sommer-Himmel Sibirien’s (*) den unsrigen
sonst ähnlich, jedoch öfters durchaus schöner und stärker singen,
oder doch ausdrücklich als besonders schön singend angeführt
werden; darunter selbst solche, welche nicht wie der Stieglitz
zu den guten oder besten, sondern, wie die Rauchschwalbe, zu
den keineswegs eleganten Musikern gehören. Es fällt gleichzeitig
alle Verwunderung darüber hinweg: dals englische Ornitholo-
gen in ihren Schriften den befiederten Sängern ihrer, stets von
Nebeln erfüllten, selten eines heiteren Tages sich erfreuenden In-
sel durchgängig nicht das Lob zu spenden scheinen, welches
deutsche Schriftsteller denselben Arten, und mit Recht, in Bezug
"auf unser Vaterland beizulegen gewohnt sind. Und nicht min-
der erklärlich ist es: wenn so Hr. Graba die Staare, ‚welche
die nicht minder nebelhaften, mit einem triefenden Wolkenhim-
mel überzogenen Färöer bewohnen, gegen ihre Brüder in dem
freundlichen Holstein als weit schlechtere, des Namens kaum wür-
. dige Sänger mit geringer, viel eintönigerer Stimmenmodulation
schildert; und wenn Faber nicht ohne Verwunderung den Schnee-
>
(*) Wo überdiefs fast nie Jemand deren wegfängt , piebch auch alte, geübte Virtuosen
um so mehr in Menge .da sein müssen.,
6
82
ammer auf dein, noch lange nicht atmosphärisch - klaren Island
durchaus weder so anhaltend, noch so mannichfaltig und so hübsch
singend fand, wie F.Boie ihn auf den heiteren Alpen von Nor
wegen und Lappland gefunden hatte.]
Diefs als Beispiele für die Regel. Wobei sich übrigens ein-
zelne entgegengesetzte Fälle natürlich darum schon im Voraus
ausnehmen lassen möchten: weil ja auch umgekehrt ein so ul“
freundliches Klima. doch einem, z.B. für den Aufenthalt in feuct
ier, mit Wasserdünsten erfüllten Sumpf- oder Seeluft geschaffe-
nen Singvogel gerade mehr, als ein heiteres, zusagen könnte
oder, weil er vielleicht, abgesehen hiervon, blofs nach seinen sp@
ciellen und rein ‚extensiven Verbreitungs - Gesetzen, zufällig häu
figer ist in einem Lande, wo dieses, als in einem Erdstriche, wO
jenes herrscht. Denn, wie wichtig eine gröfsere Anzahl vorhan-
dener Individuen in Bezug auf die Beschaffenheit des Gesang
werden kann, haben wir oben gesehen.
Da man sehr oft einige Verschiedenheit der Stimme nach
Höhe und Tiefe, Stärke oder Schwäche bei Vögeln gleicher
Größse, gleichen. Geschlechtes ‚und gleichen Alters aus oder in
Einem Neste, noch häufiger aber im enigegengesetzten Falle,
jedoch an Einem Orte, bemerkt: und da sogar öfters die Stärke
der Stimme bei zwei. verglichenen: Individuen sich umgekehrt
wie die Grölse verhält; so bedarf es keines Wortes weiter, um
es einleuchtend zu machen: dafs besonders dann, wenn wirkliche,
und zwar ziemlich beständige, klimatische Größenverschiedenhei-
Statt finden, auch wohl einige, für ein geübtes, an feines Hören
gewöhntes Ohr wahrnehmbare Verschiedenheit etwa in der Höhe
oder Stärke des Tones zwischen klimatisch verschiedenen Vögeln
von: Einerlei Art eintreten und: zur. Regel werden könne. Eine‘
Sache, bei welcher jedoch der Beobachter die höchste Vorsicht
anwenden, nicht zu schnell urtheilen, und nie seinem Tongedächt-
nisse »zu leicht trauen dürfen wird! — Sonst möchte es hierbei
blöofs noch nöthig sein, daran zu erinnern: dafs erstens (wie vor-
nehmlich Hr. Bruch gezeigt hat) die individuelle Tonbeschaffen-
heit der Stimme überhaupt und die der einzelnen Stimmlaute sich
mit nach der Gröfse des Schnabels, als mithelfenden Schallorgansı
zu richten pflegt: daher schon von Vögeln Einer Brut diejenigen
88
feinere und meist höhere Laute von sich zu geben pflegen, welche
einere Schnäbel besitzen, selbst ohne an sich (körperlich) kleiner
"U sein; dafs jedoch zweitens die mit zunehmendem Lebensalter
Neigende Übung diese, wie andre, Organe stärkt und kräftig macht:
Aher die Stinime eines älteren, kleineren Vogels stärker, wiewohl
Oft rauher klingen kann, als die eines Jüngeren grölseren.
Indefs nicht blofs auf den Ges ang an sich selbst, sondern
Auch auf das Benehmen dabei, können die gedachten äufse-
"en, namentlich Witterungs-Umstände, zum Theile eben so
edeutend einwirken. ehr, R ea
[So steigt (was auch mehrere andre Vögel thun) der Was-
‘erpieper auf unsern Gebirgen bei heiterem Weiter stets sin.
send in die Luft, um sich so, regelmälsig, nur schwebend hören
Qu lassen; thut es jedoch an trüben, nebeligen Tagen nicht. Hier-
Yach läfst sich mit hoher Wahrscheinlichkeit vermuthen: dals es
auf den Färöern und in England auch wohl in. der Regel, wenn
Richt immer, unterbleiben, oder mindestens nicht in gleichem Grade
Statt finden werde. (*) — Den Schneeammer hat Faber auf Is-
And in der That beim Singen nicht in die Luft steigen gesehen:
Was doch von dem norwegischen schon früher erzählt und in neue-
ter Zeit, wenn auch nicht als Regel, bestätigt wurde.]
Indem ich mich, was die Erklärung wunderlicher einzelner
Naturwissenschaftlicher Erfahrungen in allen Fächern betrifft, hier
it auf das seltsame, (dem sonst gewöhnlichen völlig entgegen-
Stsetzte) Klimaverhältnils im Himaleh und auf die Erklärung, des-
“elben beziehe; sei es mir erlaubt, durch die zunächst folgenden
&ilen hier einmal Kleines mit Grolsem, Zoologisches mit rein
hysikalischem zu vergleichen, um zu zeigen: wie auch bei man-
en im Anfange auffallenden Thatsachen zoologischer Art der
"und der Erscheinungen so nahe liegt, dafs man ihn blofs dels-
Ab nicht fand, weil man ihn zu fern suchte: — _
Anmerk. Man hat sich z. B. von jeher viel darüber gewun-
» Warum: die«Hunde in manchen Gegenden der Erde, .in
“ilsen sowohl, wie in kalten, nicht bellen, oder, wie man sewöhn-
Ch halb unrichtig sagt, stumm sind.
dert
v HN me raba (Reise nach Färö, $.59.) bat über das Benehmen des Vogels beim Ge-
ge Selbst nichts angemerkt. Die ganze Stelle scheint aber viel mehr auf das Nichtstei-
N
"Wzudenten, als umgekehrt.
dr,
= 6*
84
Erstens haben jedoch die Erzählungen mancher schnell vorübe!”
gegangenen Reisenden hier die Wahrheit übertrieben, und schon dal“
um gesagt: die Hunde bellten nie, weil sie es blofs selten thun.
Zweitens hat man übersehen, dafs auch bei uns eine ganze Race gen
{ser Hunde fast nie, ja die meisten von ihr unter allen Umstände
fast nie, und noch seltener als andere in andern Welttheilen, ZU ber
len pflegen: weil sie — nie als Wächter dienen; die Windhunde na
lich. Man vergafs ferner, dafs auch fast alle andere sich nur um 5
mehr individuell zum Bellen; ja zum wenig unterbrochenen Belle"
gewöhnen, und sich wieder davon entwöhnen, je mehr man sie }
ersteren Falle zum Wachen gewöhnt und anhält; auch je mehr sie
wenn sie jung, klein oder schwach sind, im Gefühle ihrer Unma
bei jedem Anscheine von Gefahr ihren Herrn oder ihre nächsten A”
gehörigen durch Bellen zur Hülfe ‚aufrufen zu müssen glauben; “
und je mehr man sie im letzteren Falle von der Wächterpflicht en!
bindet; oder, je selbständiger sie auf sich selbst vertrauen lernen
Was könnte ‚jedoch der Hund des Kamtschadalen und Tun
sen, der im Sommer als freies Raubthier, von Jagd und Fischfat
lt
auf eigne Rechnung lebend , beliebig umherstreift und erst im wis
ter zur Hütte seines Herrn, welche oft in Jahren kaum Ein eigen"
licher Fremder besucht, wieder zurückkehrt, um hier eine bestimmf
Zeit als Zugthier zu dienen; was könnte er viel Veranlassung zul
Bellen haben? Noch weniger hat sie der des Bewohners von Con
und Ötaheite, welcher die Hunde geradezu nur als Schlachtvieh ziel"
und sie mit deinen Schweinen einsperrt, um sie zu mästen. |
Hingegen haben die, welche nach ihrer Einführung durch
Europäer in Südamerika (als bellende) jetzt in Menge kolonieenwe®
verwildert leben, die Lust zum Bellen, ebenfalls aus Wachsamkö
aber hier aus rein egoistischer, beibehalten: weil nämlich auch eo
Hund den andern durch Bellen zu schrecken sucht, und weil
natürliche, ihnen sämtlich angeborne Neid sie nur als zusammen"
wöhnte Gesellschafts- oder Familienglieder verträglich sein läfst, #
(serdem aber. sie antreibt, fremde vom eignen Heerde oder Gebid
abzuhalten. (**) — Man kann also das Nichtbellen der Hunde nie)
r x i Be;
(*%) So wird selbst Giesecke’s Nachricht bei Humboldt, Ansichten I, S. 113 sr
die $rönländischen Hunde durch des lange dort gewesenen O. Fabricius treffliche Fo
groenland., p.13, widerlegt. \
of
(**) So weifs man ja längst, dafs in Constantinopel, in Smyrna, Alexandrien, CairO
anderen Städten des mahomedanischen Orients die, dort völlig freien Hunde regelmäfsis !
bestimmten Viertel bewohnen und jeden Geschlechts-Fremdling, welcher sich aus einem ”
ren Bezirke in dem ihrigen blicken läfst, nicht blofs gemeinschaftlich anfallen , sondern ibn ®
‘
85
‘
klimatisch nennen: indem nur unter allerdings von dem unsrigen
Yerschiedenen Klimaten jene, dem Klima selbst ganz fremden Um-
Stände eintreten, welche die blofs schr mittelbar wirkenden Ursachen
Sind, warum das Bellen mehr und mehr aufhört. i
Obwohl schnell in Betreff des Nichtbellens det Hunde aufs
Reine gekommen, hatte ich doch selbst länger zu thun, ehe ich
auf Gründe kam, um zu erklären: warum im chen Si-
birien die Wachteln, wie man so sagt, stumm sind; da sie
doch unbedenklich zu derselben Species gehören, wie unsere schla-
genden. Folgendes scheint mir den vermilsten Aufschlufs zugeben.
[Auch hier wurde erstens die Sache zu weit getrieben, indem
es hiefs: sie schlügen in ganz Sibirien nicht. (*), Man sieht vielmehr:
das Verstummen geschieht in Abstufungen nach den Landstrichen.
Es beginnt mit der anschnlicheren Erhöhung des Bodens, wo die
Sommer immer kürzer werden, und erscheint da am vollständig-
Sten, wo das Land am höchsten, die Lage ganz östlich, und der
Sommer ein sehr später ist. — Nun schlagen aber ferner die Männ-
chen nur höchstens so lange, ja ofi kaum so lange, bis die Weib-
Chen, welche (aus theilweise noch dunklen Ursachen) auch bei uns
sehr spät, nämlich frühestens um die Mitte des Juni, gewöhnlich
erst im Juli, und nicht selten noch im August, Eier legen, zu brü-
ten angefangen haben; wobei jedoch die Kämpfe der Männchen
"um die Weibchen schon bald nach ihrem Eintreffen Statt finden:
welches bei uns meistens auf den Anfang des Mai fällt, oft aber
‚auch (wie im zuletzt verflossenen Frühlinge) bis zur Mitte des
Monats verschoben bleibt. Manche wiederholt gestörte Weib-
chen haben indels sogar noch zu Anfange des September, wo längst
kein Männchen mehr schlägt, einige frische Eier, können sie dann
aber kaum noch ausbrüten, viel weniger die Jungen daraus erzie-
hen. Es findet also gewils entweder noch im Stillen eine Begat-
tung Statt, wenn bereits der Paarungsruf verstummt ist: da sich
III is:
ar oft tödten. Und wer auirde läugnen, dafs ein grofser Theil des‘ ausgedehnten Nutzens, wel-
Chen der kultirirtere Mensch von dem Hunde zu zieben weils, nur auf der Benutzung dieses ho-
en Grades einer angeborneu moralischen Untugend, des Neides, beruht ? —
(*) Pallas (Zoogr. Il, n. 228) sagt ausdrücklich: °» Ad Jeniseam non minus vocales
Be eeie sed nunguam post , solstitium exaudiendae. In Dauuria denique, licet fre- "
"quentes, plane mutae sunt, solum yoci praevium apud nostras rhonchum edentes. Ad
»Car tamen Hluvium citra Jautiam Jam canoras exaudipi. «
806
doch eine für so lange Zeit hinreichende F olge der Befruchtung
nicht voraussetzen läfst; oder endlich (was das Wahrscheinlichste
ist) die sämtlichen zuletzt noch gehörten sind die abgetriebenel
unbeweibt gebliebenen Hähne; und die Vögel sind auch gar nicht
eigentlich polygamer Natur. (*) “
Das aber bleibt auf jeden Fall gewils: dafs, des spät eintre
tenden Sommers wegen, die Wachtel in Sibirien allenthalben nich!
so früh eintreffen kann, wie bei uns, und, je weiter östlich, iM
mer erst desto später kommen mufs; und dafs sie daher namentlich
in Dauurien erst mindestens 4-6 Wochen später eintreffen darh
als in Deutschland. Sie kömmt also bereits gepaart, d.h. in eine
Verhältnisse dahin, welches das Männchen längst der Mühe über“
hebt, sein‘Geschrei hören zu lassen: dessen einziger Zweck d#
Herbeilocken einer Gattin ist, welche es nun schon seinen Neben
buhlern abgestritten, an sich gewöhnt, und gegen anderweitige Be
werber gleichgültig gemacht hat, und welche es demnach in Frie-
den besitzen kann, bei augenblicklichem Verirren aber leicht mit
den gewöhnlichen leiseren, quarrenden Lauten wieder herbeizu-
ziehen vermag.] A
Diefs scheint mir die einfache Lösung der beiden grolsen Räth-
sel thierischer, relativer Stummheit! —
S. 15.
Klimatisch begründete Verschiedenheiten des Aufenthalis,
und zum Theile selbst der Sitten. Ro. ?
Nothwendig wird es nunmehr auch, mit Beibringung eini-
ger Beispiele jener Verschiedenheiten des Aufenthalts
zu gedenken, ‚welche die, oft so wesentlich verschiedenen
Lokalumstände unter gleichen und verschiedenen Kli-
maten bei Vögeln herbeiführen, die häufig nicht blofs Eine
(*) Eine Annalıme der neuesten deutschen Ornithologie, welcher schon ganz der laute Ant”
wortruf widerstreitet, mit welchem das Weibchen dem Männchen so oft den seinigen erwidert;
und gegen welche noch mehr das, zum jedesmaligen Herbeirufen des erstern zur Begattuug sonst
wohl keineswegs hinreichende, auch keineswegs regelmäfsige Rufen des letztern spricht, das
sich noch lange nicht‘ mit dem Balzgeschreie der wirklich polygamen großsen Waldhühner und
der Fasane, sondern etwa mit dem der monogamen Hasel - und Schneehühner in seiner Art
vergleichen läfst, — Auch bei diesen rufen und,balzen, ähnlich wie bei den Wachteln, die ab“
getriebenen Hähne viel längere Zeit: beim Auerwilde- zuweilen fast so viele Monate, wie ihre
Verdränger nur Wochen.
87
Species, sondern sogar einerlei Varietät bilden. Abweichungen,
it welchen oft noch Unterschiede der Sitten in untrennbarem
Zusammenhange stehen.
Wie bekannt, sind bei sehr vielen Arten die Umgebungs-
Verhältnisse, mit welchen allen das örtliche Dasein (der Aufent-
halt) der Thierspecies und die erforderlichen Mittel zu ihrer phy-
Sischen Existenz vereinbar sind, sehr mannichfach und verschie-
den: also sehr ausgedehnter, bei manchen hingegen sehr bestimm-
ter Natur. D.h., mancher Vogel kömmt in einem Lande, in ei-
Nem engen Umkreise, zu einerlei Zeit, einzeln auch an solchen
Orten vor, die wesentlich von denjenigen abweichen, wo in dem-
selben Umkreise die sehr entschiedne Mehrzahl seiner Art wohnt;
Mancher lebt, umgekehrt, immer unter schr übereinstimmenden
Verhältnissen.
Anmerk. So beträchtlich auch die Zahl solcher Vögel ist,
Welche sich, ihrer Natur gemäfs, an sehr verschiedenartigen Stand-
Orten häuslich niederlassen und sie zur Fortpflanzungszeit bewohnen:
ei keinem möchten diese Gegensätze leichter wahrnehmbar sein, als
beim Wasser pieper; weil sich die Gelegenheit hierzu bei den auf
Gebirgen ‘wohnenden mit dem Ansteigen und der Bildung der ein-
2elnen Bergparthieen sehr bequem und nahe darbietet. Tat
Er findet sich erst weit oben auf den rauhen Hochgebirgen,
wo die Baumwälder schon aufhören und fast.nur noch Knicholz (Pı-
\us pumilio und P. mughus) wächst; jedoch. auch noch weit höher.
Er kömmt unbedingt überall vor, wo diese Holzarten irgend gedei-
hen, und geht so weit gegen die Schneeregion aufwärts, bis sie gänz-
lich verschwinden ; steigt aber nichts destoweniger auch noch hoch
darüber hinaus: auf ganz unbewachsene, fels- und meist wasserreiche
Alpen, wo kalte Bäche unter den Gletschern und aus den schmel-
“enden Schneemassen hervorrinnen. So wohnt er auf dem Riesen-
Schirge auf den dürresten, kahlen Berggipfeln, wie in den tiefsumpfi-
sen, moorarligen, von unzähligen Bächen durchschnittenen Knicholz-
Wäldern ; auf den höchsten, fleckweise begrünten Felsen und an thurm-
Chen zerklüfteten Steinwänden eben so gut, wie an solchen Orten,
Wo Gestein beinahe ganz (dann aber nicht auch das Zwergkieferge-
“uäuch) mangelt; ferner an den steilsten Thaleinschnitten und ief-
Sten Abgründen, wie an ganz flachen Stellen der Bergfluren: also
Wüter höchst verschiedener Lokalität, am liebsten jedoch allerdings
‘a, wo er diese Verhältnisse gemischt findet, im Ganzen zu vielen
\
38
Tausenden, und oft in nicht grofsem Umkreise nach allen Abstu
{ungen der Plätze.
Hieraus leuchtet ein: dafs es Landstriche geben kant
und es ist factisch gewils, dals es deren giebt: wo in Betrel
des Vorhandenseins so verschieden geeigneter Plätze, folglich
auch in Betreff des Vorkommens derselben Vogelart, dasjenige
‚zur Regel wird, was anderswo nur seltene Ausnahme ish
und ebenso umgekehrt. (*) Indessen lälst dieser Fall doch, bei
einiger Vorsicht, gewöhnlich so leicht ein richtiges Urtheil 2%
dafs es genügen wird, ihn angedeutet zu haben. Auch kann ® i
unter so wechselnder, und doch immer so kennbarer Gestalt auf
treten, dafs hier der Raum nicht gestatten würde, — eben so
wenig, wie die Nothwendigkeit es erfordert —, den Gegenstand
in seiner Allgemeinheit zu erschöpfen.
Auf ein breiteres und ferner liegendes Untersuchungsgebid
wird die Sache versetzt, wenn zuweilen universelle klim#
tische Verhältnisse überhaupt die speciellen Lokalverhält-
nisse, unter welchen ein bestimmter Vogel sich vorfindel
und vorfinden kann, in gewisser Hinsicht völlig umkehret
Ein Fall, der allerdings öfters nicht von dem vorhergehenden #
sondern, oder auch gar noch mit ihm zugleich vereinigt ist. Die
sen Satz sollen einige Beispiele erläutern. B
[Es konnte (**) als scheinbarer Nebenbeweis für die, damals
mehrseitig angenommene, specifische Verschiedenheit des italien
schen und spanischen Haussperlings von dem unsrigen geltel
wenn man fand: dafs jene oft, zum Theile mehr, auf Feldern 1&
ben, als in Dörfern, und besonders mehr, als in Städten. Abe
man bedachte hierbei nicht: dafs (***) weit mehr Nothwendigkeil
als freie Wahl, es ist, was den Vogel an Menschenwohnung®
bindet; dafs es daher wohl gar ‘so wunderbar nicht sei, wenn ®
jene enge, auch in so mancher Hinsicht lästige, Gefahr bringend®
4 . 2
(*) Es heifst also, mit Einem Worte, unkritisch und allzu materiell verfahren: wehn je"
Rücksicht auf dergleichen modificirende Umstände systematisch ausgeschlossen , und wenn I
bedingt ein dietatorisches Kriterium für vermeinte neue Arten anf Dinge gebaut wird, die 5°
wöhnlich. kaum eine nur eihiger Manfsen constante Varietät hegründen können und oft. ihr 8%
5 u , £ gu
keine Charactere aufdrückten, welche sie, auch von ihrem Platze entfernt, noch kenntlich
wachen vermöchten. ;
(**) Vergl. Meyer Taschenbuch der deutschen Vögelkunde, Th. IN.
RN) —— wie wir vorzüglich in unserem letzien $. schen werden.
‚89
Abhängigkeit gern aufgiebt, wo es ohne anderweitigen Schaden
“ür ihn selbst geschehen kenn: indem er in sehr gesegneten oder
hi warmen Ländern, dort, wo kein harter Winter ihm ein behag-
Iches Auskommen auf den Fruchtfeldern gänzlich schmälern kann,
"un auch einsame Gegenden, fern von Menschen bezieht und da
auf Felsen und Ruinen (*) wohnt, an welche Getreideäcker an-
Stolsen. Ferner wulste man nicht (**): dals er auch in Deutsch-
and, (wie namentlich hier in Schlesien,) recht oft den ganzen
Ommer über zwischen Feldern zwar, aber doch halbe und ganze
Viertelmeilen weit von Menschen entfernt, an Ruinen von alten,
4 | lingst verfallenen Ziegeleien, an grölseren Feldkapellen, auf gro-
ken Denkmälern und unter Brücken wohnt; von wo er freilich
ih harten Winter sich nach dem nächsten Dorfe oder einer nahen
Stadt ziehen muls, wenn nicht eine belebte Landstrafse ihn durch
tine hinreichende Menge verloren gehender Körner dieser Noth-
Wendigkeit überhebt. — Endlich war es unbekannt (***): dals um-
kehrt (aber ganz entsprechend) der Feldsperling, welcher, im
egensatze zum Haussperlinge, nur auf Feldern, an Waldrändern
\nd auf Viehweiden mit hohlen Bäumen zu wohnen pflegt, und
Schon bei uns ohne Noth nicht gern auf Landhöfe, höchst selten
aber in die eigentlichen Städte hereinkömmt, sich im Norden, in
Skandinavien, nicht blofs sehr zahlreich und oft bei und in diesen
vorfindet; sondern dafs er ım Winter zuweilen sogar in grölserer
Anzahl, als jener, daselbst vorkommt. Ohne Zweifel aus keinem
Anderen Grunde, als, weil er dort, indem ein weit tieferer Schnee
die Felder bedeckt, im Freien nicht die nöthigen Körner findet;
"Welshalb er sie also bei den Menschenwohnungen selbst aufsuchen,
nd somit in jener Scheu vor Häusern auch einen Zug seiner Sitten
Verläugnen muls, welcher ihm anderwärts eigen bleibt.]
[Während der Goldammer aus völlig gleicher Ursache
Wohl bei uns, sobald Schnee liegt, immer, ohne Schnee nie, auf
men E
(*) Die er zudem beide dort überhaupt in viel gröfserer Zahl vorfindet,, als es ın Deutsch-
Yang und Holland etc. der Fall zu sein pflegt.
(**) Und ich wundere mich sehr, der Erste sein zu müssen, welcher es sagt. —
er) Denn erst Nilfson hat es bekannt gemacht, Skand. Faunall, (Foglarna 1) 5. 328:
"Riq byarne och städerna föorekommer han isynnerhet om vintren talrikt, stundom tal-
: "kare, än den föregaende. (*)« (Husfinken.) »(*) Ar. Temminck’s uppgift i Man.
"Ornith. 1, p.355, att Trädspinken aldrig förekommer i städer eller byar, inträffar
‚Naledes iche med dess lefnadssätt hos 055. %
90.
Höfen der Dörfer ‘gesehen wird, bei recht hohem aber, in sehr
strengen Wintern, sogar in die grolsen Städte kömmt, fällt #
Italien Beides weg. Dagegen scheint er höher nördwärts hinauf
aus einem Standvogel schon ein entschiedener, weit umherstreife®
der Strichvogel zu werden; und in Sibirien, wo er blofs die wet‘
lichsten Theile noch bewohnt, hat man ihn, allem Anscheine 22°
als wirklichen Zugvogel, im Frühlinge mit dem Fichtenamm®
durch die isetische Steppe nach oben hin wandern gesehen.] (*)
[Im Norden führt der Winter sogar den, bei uns imme
höchst scheuen und listigen Raben ganz gewöhnlich an und
die Häuser; in Deutschland nie auch nur in die unmittelbare Nöbt
von Dörfern. Seltene Anwendung von Schielsgewehr macht ibo
dort zugleich ganz ungewöhnlich dreist; und wenn zuweilen n0%
dische herabkommen,, so behalten sie die nämliche Kühnheit
Unvorsicht eine Zeit lang auch hier bei.] b;
[Von Dohlen und Saatkrähen kommen nur in den hörte
sten, schneereichsten Wintern diejenigen, welche dann entwed
nicht von uns fortgezogen, oder erst von Norden her angelang
sind, in die Stralsen der Städte herab oder herein; sonst nie.]
[Ja, aufser Furcht gesetzt wegen der höchst selten ihm dro”
henden Verfolgung mit Pulver und Blei, setzt sich der edle Jagd‘
falke in Island etc. im Herbste und Winter häufig auf Wohnuf
gen und auf die Flaggenstangen der Schiffsmasten. Bis’zu uns hei”
-gewandert aber, wie es zuweilen geschieht, und selbst bereits ‚m
südhchen Skandinavien, sind schon die jungen Falken aufserorden!
lich vorsichtig geworden, und entfliehen von Weitem.] — (**)
Also auch hierbei sehen wir jenes beständige, allseitig‘
Ineinänderflielsen dessen, was hier örtlich oder de
besonderen Zeit - und Jahresverhältnissen angemessen, dort als
(*) Nilfson Skand. Fauna II, S.301; Pallas Zoogr. n. 202. 5
Die Abneigung vieler Vögel, ihren Standort weit zu verlassen, oder ihr physisch
Kraftmangel® zum Unternehmen weiter Züge, ist wahrscheinlich der Hauptgrund: warum ei
manche Vögel Europa’s nicht weit nach Sibirien hinein verbreiten, $ondern kaum, oder nicht, ®’
an seine westliche Gränze vorreichen. Denn in der That, die meisten von diesen sind für En
ropa Stand-, oder lediglich Strichvögel ; obgleich allerdings manche selbst dort Standvögel pier
ben, weil sie in ihrer Nahrungsweise von Schnee und Kälte unabhängig sind; und obwohl a
dere leicht Zugvögel werden, weil sie, mit leicht tragenden Flugorganen begabt, ohne u”
schwerde weite Reisen zu machen vermögen, 2. B. die Familie der Krähen etc, — So viel bier
als Hinweisung. — (Nur der Stieglitz scheint dort noch mehr Standvogel zu werden.)
(**) Wie merklich anders, als bei uns, gestaltet sich das Balzen der Waldkühner im Nörden’
91
bestimmt klimatischer, direct oder indirect herbeigeführter Un-
'erschied erscheint,
Ein Hauptumstand, welcher manche der wesentlich-
Verhältnisse im Vo rkomimen mehrerer Vogelarten un-
BR Semälsigten Himmelsstrichen für die nördlichen ge-
‚"adehin umkehrt, ist unter andern die mehrseitige, grolse Ver-
Schiedenheit der Gebirge in beiden Regionen: sowohl, was Klima
an Sich, als, was die hiermit zusammenhängende Production des
Ä @wächsreiches beirifft, an. die sich, fester oder lockerer, das Vor-
Ommen von Geschöpfen aus der thierischen Mitwelt knüpft.
Anmerk. (Vergl. hierzu auch die Anmerk. von $. 11.) Die
im höchsten ansteigenden Bäume und Sträucher auf Gebirgen
der gemäfsigten Region, z.B, der Schweiz und Deutschlands,
“nd Zapfenbäume [Nadelhölzer (Coniferae)], Pıxus, Larıx, Ta-
As, Asızs, Juxiperus: welche dem von den Hochalpen Herabkom-
Menden in dichten Wäldern entgegentreten; denn sie verlangen zum
edeihen viel mehr lange, als heifse Sommer, Hinter ihnen erst
Olgen kätzchentragende Laubhölzer [4mentaceae], wie SA-
ux, Aınus, Berura. — Umgekehrt verhält es sich in Skandina-
ien und im gröfsten Theile des übrigen Nordens. Die lappländi-
Schen Alpen "und die meisten norwegischen haben lange Tage und
Uze N ächte, daher schon defshalb einen warmen und heiteren Som-
Wer; und: sie bringen überall bereits zunächst dem ewigen Schnee
ttura zana hervor, welche die Schweiz erst.in niedrigen Sümpfen
tsitzt, — meistens mit Sarıx glauca, bieten auch den Weiden (SA-
ÜX) einen nach Verhältnifs sröfseren Ausbreitungsraum dar. (*)
”Am besien kann man die Alpenstriche des Nordens nach der Ve-
"Setation in folgende Regionen eintheilen: Atens Die Schneeregion
\ Regio nivalis) oder die eigentliche Alpe, vom Gipfel bis zum er-
„ten Gebüsche: a) die Gegend oberhalb alles Pflanzenwuchses; 5) vom
N Wange der Flechten bis zum ersten Gebüsche. 2tens Dje Weiden-
Und Birk enregion (Regio betuletorum): a) die Gegend für Wei-
N N und Alpenbirken (Sızıors et Bervra zana); b) die Gegend Far
R ‘° Birke (Berura alba). 3tes Die Nadelwaldregion (Regio Pi-
"elorum): a) die Region der Kiefer; D) die-der Fichte. Atens Die
‘ Ckerlandregion (Regio agrorum).« (**)
Sten
RM ) Bei lschmied Pflanzengeographie, S. 83-85. Wahlenberg Flora lapponica und
Ora helyetica. -
Nilfson Sand. Fauna unter der Rubrik von Tzrrao lagopus auctt., (T. alpinus
»)B. II, 5.117- 18.
ar =
92
[So fände der Wasserpieper, ein Alpenbewohner,
welcher nur bis zur allerobersten Baumgränze herabgeht, au
Alpen des Nordens blols Laubgebüsch, welches er scheut;
f des
kein
Nadelgesträuch, welches er, wenn üherhaupt, allein verlangt; u
einen zu warmen Sommer, zu anhaltend heitere Tage, deren hobe
Lufttemperatur ihm nicht zusagt. (*) Auf dem kahlen, quelle“
reichen Fielde der nebelhaften Färöer ist es ihm kühl genug!
und das hier fehlende Holz kann er entbehren, wie er selb& }
auch durchgängig auf den eigentlichen, felsigen Hochalpen de Ä
Schweiz etc. entbehrt: (obwohl.er sonst eigentlich am häufigst‘!
und liebsten die Krummholzkieferstrecken bewohnt, welche dos
und auf dem Riesengebirge den Schlufs des Holzwuchses bilder
An den Küsten der ganzen Ost- und Nordsee findet er eine gr
mäfsigtere, durch die Meeresdünste oft getrübte Seeluft, und uw
und wieder Felsen, wie auf den Alpen. Er fehlt daher hier kat
wenigen schmalen Strichen, und zeigt sich namentlich in Men
am Strande von Britannien, häufig an dem des norwegischen uw
bothnıschen Meeres etc. Aber nirgends findet er im Innern de
‘Landes, weder in Ebenen, noch auf niederen Gebirgen, das?
nige, was er wünscht: kühle Temperatur und niedriges, sum N
‚ges Strauchwerk von Nadel-, namentlich von Kiefergehölz, a
Wasser, oder kahle Felsen ohne Bäume, mit Bächen. Daher 2
er sich blofs am Strande und auf Gebirgen; nie zwischen inne, al
7
fser höchstens als rasch vorübereilender Streifling. Ferner braut
de
auch zugänglichen, offen bleibenden Meeresfläche, nicht Zugyoß
er an dem, stets winterlich wärmeren Strande, am Rande
‚zu werden; mufs hingegen die, schon zeitig mit Schnee bede
ten Alpen des Südens verlassen, bis jener. wegschmilzt, und Bäch
Bergseeen, Teiche und Quellen wieder eisfrei werden.]
[Der Rohrammer, im Gegentheile das Schwarzholz
meidend, ist gezwungen, delshalb auch die Sümpfe unserer bi’
heren Gebirge zu meiden. Dafür steigt er in Norwegen u’
Oberschweden, bis fast am Polarkreise, zahlreich über die gbr
j 1)
5 x a = x 4
(*) An recht heiteren, warmen Sommertagen begiebt er sich, selbst mit seinen kaum ’
ordentlich tlugfähigen Jungen, in den Hochsudeten auf die obersten, luftigeren und durt
Windzug doch stets etwas kühleren Berggipfel; besonders um die heifse Mittagszeit“ Pr
Auf den nordischen Alpen gränzen ihm auch Schnee- und Laubholz zu enge au eina
93
Xen, wo er gleichfalls lebt, an.die Seiten der Alpen empor: wo
Sich ihm Sumpfstellen mit Rohr, Weiden- und Birkengebüschen.
genug darbieten.] 0: A
[Vollkommen gleicher Ursache wegen kann das Blaukehl-
Chen, gleichfalls entschiedener Laubholzvogel und blofs Freund
der Sümpfe, von unsern Gebirgen nichts weiter, als tiefe Thä-
kr, gewöhnlich blofs Flufsufer und Teichränder der Ebenen be-
wohnen; während 'es in Norwegen und Lappland so weit an
den Alpenhängen hinaufgeht, als Birken wachsen] _
Auch noch‘ andere Beispiele zeigen, auf. nicht weniger
sprechende Weise: dafs, wenn an einem bestimmten Orte die
klimatischen Verhältnisse auf unkörperliche Dinge einwir-
ken, indem sie einzelne Züge ‘der Art im Leben und in den
Sitten der Geschöpfe ändern; dals alsdann die Art und
Weise dieser Änderung bei ganz verschiedenen, der Gat-
tung und Ordnung nach unter sich abweichenden Vögeln, die
Aber einen gleichen oder sehr ähnlichen Aufenthalt mit
einander gemein haben, eine gleiche oder sehr ähnliche ist.
So beim Schneeammer und Felsen -Schneehuhne auf Island: des-
sen Insularklima bekanntlich um ein so Bedeutendes gemälsigter
ist, als das Klima des benachbarten, continentaleren Grönland und
des continentalen Europa’s unter gleicher Nordbreite.
[Während nämlich der Schneeammer und das Alpen-
(oder Felsen-) Schneehuhn im Norden Amerika’s, Asiens und
Europa’s, wo beide vorkommen (*), den Sommer über stets un-
"mittelbar bei einander auf. den Hochalpen an der Schneeregion (**)
und neben ‘den Gletschern wohnen, und sich erst für den Herbst
und Winter von den Bergspitzen herabbegeben und trennen:
jener, um sich nunmehr, weil Schnee sein Futter-Gesäme be-
deckt, so weit nach Süden zu ziehen, bis er zum Theile schnee-
freies Land findet; dieses, um den allzutiefen Schneelagen auszu-
Sa . 77 5
Aa: 0 RURAFIE
; 4 S N
(*) Auf den Alpen von Mittel- und einem Theile von Süd-Europa etc. rn Schneehuhn
Roch vorkommt, wird bekanntlich der Schneeammer (Emserıza nipalis Linn.) nicht mehr gefun-
En, sondern ist hier allgemein durch den Schneefinken (FrıwcitLa nivalis L.) ersetzt, welcher,
Su gemäfsigten Zone eigen, in Skandinavien nur höchst selten neben ihm lebt,
m ganz tiefen, rauhen Norden freilich auch nabe an der Ebene: weil sich hier die
Schneelinie schr tief herabsenkt; zumal an dem äufseren (nach dem Strande hingekehrten) Ab-
ige der Gebirge. — [Dieses (Schnee -) Verhältnifs in der Schweiz umgekehrt ; s. w. unten.]
nn Fe
94
weichen. und in eine Region zu gelangen, in welcher es entwe-
der geradezu, oder durch mäfsiges Scharren ,. die Knospen der
Sträucher und die Blätter des Beerengestrüppes, die Beeren des
Wachholders etc. erreicht —; so machen es, auf Island, desse®
Sommer. kühler, dessen Winter gelinder, ‘und dessen Gebirge ®
besonderer Art sind, sehr viele Vögel ‚beider Arten schon im
Sommer, und: im Herbste und. Winter gewöhnlich alle, gera®
umgekehrt.: Von beiden Arten hecken. viele auf ‘den niedere®
Bergebenen, weit-unterhalb der Schneeregion, viele freilich auch
noch:hoch:öben; im Herbste aber.rücken. sie ‚sämtlich weit berg‘
auf: «die Ammern, ‚um sich von: den jetzt.reif gewordenen $%
mereien zu nähren, die Schneehühner, um von Beeren und dergl
daselbst zu. leben. (). Jene wändern also in der Regel nicht a
dem Lande aus, und diese streichen in der Regel nicht in die Thi
lex nieder ‚sondern beide bleiben run meistens den ganzen we
ter über ..da. (**). ‚Nur in solchen Jahren; wo ausnahmsweise ei
‚ungewöhnlich harter und. schneereicher Winter die Verhältnis
ihrer Umgebung ebenso, wie anderswo regelmäßsig, gestaltet, nuf
in solchen tritt auch bei ihnen beiden als Ausnahme das ein, w#
in continentalen Erdstrichen als Regel für sie gilt: dafs jener eiß
fremdes, südlicheres Land, dieses die Thäler und Flächen sucht.]
. Mit einem sehr. ähnlichen Umstande geht es unter ähnliche?
Verhältnissen in Britannien, und zum Theile selbst noch au
den Färöern, bei mehreren Arten ganz ähnlich zu. (***) Mel
reren Vögeln nämlich, denen unsere Winter um Etwas, jedoch |
nicht gerade sehr viel, zu kalt sind, mehreren solchen sagt de!’
mildere von England noch so hinlänglich zu: dafs sie-ihn ohne
Beschwerde vertragen und, bei dem meist gänzlichen Mangel ad
allem liegenden ‘oder auch- nur tagelang bleibenden Schnee, sich
ohne besondre Noth ernähren können. Solehe wandern dahe
(*) Vergl. Faber Prodromus der isländischen Ornithologie, S.16 - 17, und S. 10 und 13.
‚ (**) Diefs wird ihnen, wie ich vermuthe, ganz vorzugsweise durch die beispiellos zerrissen.
Formation. der isländischen, durchaus vulkanischen Gebirge möglich, deren Beschaffenheit wohl
nirgends wieder so deutlich" hervortritt , und welche macht: dafs bei einem nicht. ganz über“
mäfsigen Schneefalle ein sehr mäfsiger Wind schon im+Stande ist, die Häupter der Berge und‘
die Oberflächen der. Felsen blofszuwehen ; wodurch die Vögel zum Futter gelangen können.
(***) Vergl. hierzu. hinsichtlich einiger Landvögel: die betreffende Bemerkung in dem Zu
satze über Terrao scoticus Gm. — Der Wasser - (Sumpf - und Schwimm -) Vögel, welch?
dasselbe thun, sind viele; ja es giebt deren sogar auf Island einige, ee
95
Üort SAT nicht ‚aus, (ungeachtet sie es’bei uns immer zu thun
Sewohnt sind. Und doch ist, wie sich denken läfst, das Überflie-
Sen der höchst geringen Breite des Meeres nach dem mittägli- >»
‚ten Continente, ‚besonders am südöstlichsten Ende .des Landes,
N alle befiederte Wanderer ohne Ausnahme nur Spiel !— (*)
In Italien werden, nach Savi’s Beobachtungen (**), mehrere
uns für Strich-, oder nach Umständen beinahe für Zugyvö-
sel Seltende Arten schon gewöhnlich Standvögel, ' manche Zug-
gel zu blofsen Strichvögeln. Noch. weit verschiedner aber tritt
e Erscheinung hervor: dafs, gleiehwie dort bereits ein nicht
Wansehnlicher hal den bei uns den Ebenen eigenen Vegetation
Sch über den Fufs der Gebirge, zum Theile ziemlich weit. auf.
Vitts hebt, und eine andere, von Süden heraufstreifende, unter-
Nirts an ihre Stelle tritt, — ebenso auch. eine bedeutende Zahl
‘lcher Vögel, welche Gebirge lieben, jedoch unser Flachland
'öch mit bevölkern helfen, und welche entweder durch ihre son-
gen Lebensverhältnisse an jene ‚Gewächsgruppen gebunden. er-
"einen, oder auch zufällig ähnliche Temperaturverhältnisse lie-
U, wie die erwähnten Pflanzen, dort schon.nicht mehr in ‘den
Nederungen hecken, sondern dieselben blofs auf ihren Zügen be-
chen; dals andere dort merklich höher hinaufgehen, 'als sie es
& uns_zu 'thun pflegen; und. dafs einige dort die Gebirge mit
N bewohnen anfangen, welche wir. hier vergebens in solchen
len würden. @) Ä
‚ Bedenkt man nun, dafs-auch den Thieren (verschiedent-
es je nach dem Grade ihrer Entwickelung) ein Theil von jener
\enfühigkeit verliehen: ist, ‘welche. wir ‘unter dem Namen des
"standes begreifen, und dafs sie diesen Verstand. doch ohne
Veifel dazu haben, um ihn anzuwenden und aus seiner Verwen-
ie: jeden, ihrer Natur nach möglichen Nutzen- zu: ziehen; so
-
wenn man alle dergleichen und vielerlei ähnliche Thatsachen sammelt und in
,yx
"ng a
ten
"NG zu seizen sucht, um ‚Allmählig auf den Grund der Erscheinungen zu kommen und
Yen \üneren Zusammenhang aufzufinden, schafft man der Wissenschaft ‘wahre und gedeihliche,
N voll bleibende Resultate; — nicht indem man die einzelnen Facta mit Absicht mecha-
kn Nenn, und‘so ihre gemeinschaftliche Beziehung; vernichtet, um sie bei, einem geistlosen
R “Aufstellen mit dem Tone der Unfehlbarkeit als schlagende Argumente anpreisen zu
ent '
h
—
(r ! “ 2 . R € :
375 Seiner mehrfach verdienstlichen, sehr tüchtig gearbeiteten Ornitologia Toscana,
N —
96
wenn
mufs man es wohl nicht anders als natürlich finden,
: i F ‚ f
durch Erfahrung dazu hingeleitet, an einem Orte zu ihrem 1
theile Dinge thun, welche sie am andern ohne Nachtheil e2
endt
lassen dürfen: und wenn sie hierdurch, bei nothwendig werd
nich
häufiger Übung, am Ende eine gewisse Fertigkeit in Ver
tungen erlangen, zu denen sie sonst ungeschickt sind oder schein?!
Diefs giebt ebenfalls ein Augenmerk, welches man nicht über®®
sollte bei Beurtheilung solcher Seiten klimatischer Abweichung‘.
wie die, welche wir soeben hier nach einander a en
haben. : Noch auf Ein. belehrendes Beispiel wollen wir so ein
jed®
yr
Augenblicke unsere Aufmerksamkeit richten, an dem wir W
sehen werden: dafs dasselbe, was anderswo klimatisch seit
derswo auch durch theils örtliche und theils zufällige
mente bewirkt werden kann.
Von den beiden Abtheilungen der Enten taucht keme in 6
fahr, aufser, wenn sie des Vermögens zu fliegen zufällig ber?
oder desselben überhaupt (in der Jugend) noch nicht mächtig ss
und nur die eine, die deshalb so genannten Tauchenten, pe
bald mehr, bald weniger oft, doch im Ganzen häufig, nach I
Nahrung (Schaalthieren, Fischen, Insecten und Larven) un
Wasser zu fahren, um sie aus der Tiefe heraufzuholen. Die ‚
dern, die eigentlichen Enten, thun dies nicht, sondern nal
sich’ gewöhnlich zum Theile von andern, obenauf schwimm®
oder durch blofses Untertäuchen des Halses erreichbaren, mehr"
getabilischen Gegenständen. Unter sie gehört die Stock-°
gemeine wilde Ente, der Urstamm der zahmen. Nichts desi0
niger haben es die Vögel dieser Art, welche auf dem hies®,
Stadt- (ehemaligen Festungs-) Graben unterhalten werden j
welche zum gröfseren Theile von zahmen, zum kleineren vol
den abstammen, zum 'Fheile gemischter Abkunft sind, zu
ausgezeichneten Fertigkeit im Tauchen nach Nahrung geb?
Denn, natürlich beim Füttern weniger berücksichtigt, al ‚
Schwäne, und auf den schwimmenden Futterbrettern von
abgetrieben, müssen sie sich an das zu halten suchen, was de '
aus dem Schnabel ins Wasser fällt und hier meistens zu
sinkt; oder sie müssen sehen, das zu erlangen, was den Schw),
mit der Absicht, dafs die Enten es nicht erreichen sollen».
97
seichte Wasser nahe am Ufer gestreut wird, wohin jene vermöge
ihrer langen Hälse leicht hinabfahren. Die Stockenten haben diels
aber bemerkt und sich so gut darnach richten gelernt, dafs
jener sie beeinträchtigende Zweck des Fütterers grölsten Theils
vereitelt wird: indem sie nicht viel schlechter danach untertauchen,
als eine in ihrer Gesellschaft lebende Tafel- (eine wirkliche Tauch-)
Ente, Sie thun es indefs gewöhnlich blofs im Winter, da sie im
Sommer auch ohne das keine Noth haben. Die wilden hingegen
thun es (nicht blols in Grönland, sondern auch hier bei uns)
gerade vorzugsweise im Sommer; und zwar in wasserarmen |
Sommern, wo (wie besonders im dielsjährigen) eine Menge klei-
ner, zum Theile sogar recht ansehnliche Teiche, Gräben etc.
gänzlich, andere meistens, trocken liegen: wo also die Zahl der
"Wasserspiegel, auf denen sie sonst Futter suchen, aulserordent-
lich verringert wird, hingegen aber die Menge kleiner Fische
ünd Schnecken, nach. welchen sie sich sonst weniger umsehen, um
eben so viel mehr in einen ungewöhnlich engen Raum zusam-
mengedrängt wird, sie also für Ersteres bequem, aber gewöhn-
lich nicht ohne Untertauchen, entschädigt. Hier tauchen denn
ganze Schwärme lange Zeit, beständig auf und ab; gewils eben
so gut, und vielleicht noch mehr, als in Grönland, (*) wenn man
‚es auch bis jetzt noch nicht allgemein gewulst hat.
S. 16.
Einflufs der Jahreszeiten und einzelner, selbst kurzer Zeit-
räume. — Die Klimate mufs Erfahrung kennen lehren, nicht Prä-
sumption sie supponiren.
Nach dem, was wir überhaupt von der Wirksamkeit erhöh-
ter oder verminderter Wärme auf Farbenentwickelung gesehen
haben, kann es keinem Zweifel unterliegen: dals, wenn es sich
um die Erklärung individueller Prädisposition dazu (**) handelt,
auch die Witterung derjenigen Zeit im Jahre in Betracht
Era - .
(#) Es war diefs nämlich hier ebenfalls wieder ein, mit. grofser Freude verkündigter
Anhalt ‚des Urhebers der » ganz neuen « Zersplitterungs - » Ansicht «, um die grönländische
5 Stockente als Species jetzt wenigstens als Subspecies !!) von den übrigen zu trennen.
(**) Wobei wir hier von dem zufälligen, ungünstigen Umstande azen, dafs wir beim
Mmpfange z.B. südlicherer Vögel, welche den unsrigen sehr ähneln, bis jetzt allzu selten mit
erfahren : ob sie vielleicht in bergigen oder sonst kühleren Gegenden gesammelt sind, und wie
überhaupt das Klima ihrer Geburtsgegend beschaffen sei, u. dergl. m.
7
98
gezogen ie müsse, in welcher die. Jungen zur Welt
kommen und ihre Befiederung erhalten; in welcher sie
zum ersten Male, oder überhaupt, sich mausern, oder, M in
welcher auch die Alten ihr Gefieder erneuern. Einzelne Erfah
‚rungen lassen uns bereits Schlüsse darauf machen, wie wichtige
Erfolge einst eine genauere Aufmerksamkeit auf diese Umstände
uns zu liefern vermögen wird.
[So möchte die Erscheinung, dals gewöhnlich 0 alle io Er
nem Jahre, wenigstens in einerlei Gegend, auch von ganz verschie“
denen Weibchen gelegten Kuckuks-Eier einander sehr ähneln, —
sich wohl allerdings (nach der hierüber gebräuchlich geword®
nen Meinung) durch den allgemeinen Genufs dieser oder jene
Art von Nahrung im Laufe des einen oder des andern Jahre
erklären lassen: da in den meisten Sommern gerade diese odef
jene Raupenart vorzugsweise häufig in einer Gegend zu seil
pflegt, und demnach allen Kuckuken vorliegt. Für die Erfahrung
hingegen: dafs es in manchem Sommer mehr, in einem au“
dern wenigere, rothbraune oder rothbraun gefleckte jung®
Kuckuke giebt, — für diese dürfte der Grund wohl in der, all-
gemeinen oder periodischen, atmosphärischen Constitution
des betreffenden Jahrgangs zu suchen sein: deren grofse, ent-
schiedene Wirksamkeit ja schon der anorganischen, noch weit meh
aber der- organischen Physik (Physiologie) und ihrer practischen
Anwendung auf das physische Leben (der Heilkunde), so oft Ver-
anlassung zu den anziehendsten Betrachtungen, Untersuchungen
und Schlüssen liefert. e7 Spätere, genauere Beobachtungen möch-
ten daher wohl das Resultat geben: dafs ungewöhnlich warme
Sommer auch bei uns eine, durch temporär-klimatische Abände-
(*) Gewöhnlich —, aber, wie eigne Erfahrung mich gelehrt hat, keineswegs immerj
denn ich habe < gleichzeitig die äufsersten Verschiedenheiten gefunden. —
° €**) Es kann keinem Bedenken unterliegen: dafs die Nahrung in gewissem RER im Stande
sein möge, eine Veränderung in den Säften hervorzubringen, welche die Hülle eines Embryo"
(die Eierschaale) färben, dessen erstes Entstehen so sehr in die Nähe der Verdauungsorgan®
fällt; ganz vorzüglich beim Kuckuke, dessen sonderbare Zeugungseinrichtung so nahe (ja, ich
glaube: gänzlich —) von seiner eigenthümlichen Nahrungsweise abhängt. Aber es läfst sic®
nicht denken,. dafs ein Einflufs dieser Art sich je auf die Beschaffenheit des werdende®s
eigentlichen Keims zum Embryo (denn der Embryo selbst entwickelt sich ja erst nach dem®
Austritte aus dem Leibe . der Mutter) erstrecken könne oder dürfte, In der That kommen be
allen Vögeln, mögen sie noch so sehr variirende Eier legen, Junge von ganz gleichem Aussehe®
aus Eiern der entgegengesetztesten Färbungen hervor.
’
o
ungen denen der Sommer in südlicheren Gegenden nach Ver-
R hältnifs entsprechende Erscheinung hervorrufen.]
; Bedenke man nun: in wie vielen, mannichfachen Richtungen
Solche miteinwirkende Zeit- und Lokal- Umstände sich, uns unbe-
kannt, mit einander verbinden und sich unter einander durch-
kreuzen mögen, und wie sie somit die Erscheinungen verwickeln
oder .oft geradehin umkehren können; dafs sie hiermit aber doch
alle die Regel durchaus nicht umstolsen, sondern dieselbe in der
That nur befestigen; dafs sie uns dieselbe eigentlich auch nur um-
'Zukehren scheinen, weil sie für unsere Wahrnehmung entweder
im Einzelnen, oder in ihrem Zusammenhange, noch häufigst so
gut wie gar nicht da sind; — und gewils, man wird in Zukunft
etwas vorsichtiger urtheilen über Fälle, bei welchen man viel-
leicht nicht selten selbst und. allein, nicht das Princip, sondern
Nur seine mangelhafte Anwendung, oder der Mangel hinreichen-
der Erfahrungen zur unbemängelten Anwendung desselben, die
> Sehuld trägt, wenn man sie befremdlich findet,
| Anmerk. Überhaupt haben mehreren, selbst der sonst umsich-
ligern Ornithologen, einige der einleuchtendsten unter den einzelnen
Erscheinungen der Art nur defswegen befremdend geschienen : weil
man in der Zoologie bisher so oft auf die wunderlichste Weise Klima
und absolute (mathematisch - bestimmte) Lage verwechselt oder beide
per fas et nefas identificirt hat! — Man hat die Klimate nicht so.
genommen, wie sie wirklich sind, sondern so, wie sie nach der
‚Lage unter den geographischen Parallelkreisen sein sollten. Man hat
Sich dieselben also nach einer, durch unendlich viele Ausnahmen un-
Sicher gemachten Regel selbst construirt (*);’ und diefs ist es, womit
Man sich schon öfters Schwierigkeiten selbst erregt hat, wo in der Wirk-
lichkeit gar keine sind. Man hat Klima und geographische Lage ver-
wechselt: des Klima zweier Orte oder Gegenden verhält sich
aber oft gerade umgekehrt wie ihre Lage; d.h., hauptsächlich
Umgekehrt wie ihre relative Stellung zu den Parallelkreisen: und
&in südlicherer Landstreifen kann bald ein für alle Mal, bald zu ge-
Wissen Zeiten des Jahres kälter, nicht wärmer, als ein nördlicherer,
mn “ v R;
(*) Es begreift sich bald, dafs diese quasi -approximative Construction der Klimate nur
an richtig sein könnte, wenn — das Land auf der ganzen Erde überall Sleickmäfsig eben,
Seine Atmosphäre unbeweglich oder von der des Meeres durch eine durchsichtige, aber Iuftdichte
Und mindestens einige Meilen hohe Scheidewand unbedingt getrennt, und wenn endlich der Bo-
den selbst und seine Bedeckung überall völlig gleich beschaffen wären! —
!
100
und zwei nahe gelegene können wegen Verschiedenheit der Umge-
bung nicht unbedeutend verschieden sein. Man mufs sich also nicht s0
ht: irre machen lassen durch Kreuzungen der Klimate, mit welchen
sich dann nach Umständen gewöhnlich auch die klimatischen Varie
täten der Thiere kreuzen und kreuzen müssen.
So haben wir bereits von jenem Unterschiede der Klimate im
Grofsen gesprochen, welchen die drei nördlichen Welttheile im Gan“
zen zeigen. Dabei giebt es jedoch (wie schon durch Beispiele gereig)
je nach der besonderen Beschaffenheit einzelner, bald kleiner, pald
grofser Erdstriche, namentlich je nach ihrer Lage gegen benachbar!®
Meere und Gebirge und nach ihrer Erhebung in den Luftocean, nach
dem leichten Entstehen und ‚häufigen Vorherrschen partieller Winde
etc., eine Menge von Modificationen, die sich dann räumlich pald
mehr, bald weniger weit ausdehnen. Modificationen, deren genauel®
Bestimmung nicht hierher gchört, deren Dasein aber erwähnt werdet
mufs, und die wir zum Theile schon in Anwendung auf unsern Zweck
bringen können und in Zukunft häufig werden bringen müssen : der®®
Bekaniikichet folglich auch der GEihEoleg zu suchen hat, wenn ei
Dinge genau nach ihrem Ursprunge en und erklären will, zu
deren Wahrnehmung und systematisch - richtiger Feststellung es nun?
mehr blofs einer genauen Beobachtung der dargelegten Erfahr ‚ungs“
regeln bedürfen wird. — Hier nur wenige einzelne Beispiele hinsicht*
lich Europas:
Die Differenz zwischen Sommer und Winter ist in der Nähe
des Mceres geringer, als. entfernt davon’: daher die Sommer dort
kühler. So ist z.B. die Sommerwärme in den Gebirgsthälern im
Osten Frankreichs und in den deutschen Rheinlanden im Allgemeine
der Sommerwärme solcher Orte im westlichen Feiukrejdk: gleich,
welche 3° südlicher liegen. Im Westen der scandinavischen Gebirg®
ist die mittlere jährliche Temperatur um 2° höher, als im Osten der”
selben; auch herrscht da ein kleinerer Unterschied zwischen der Som
mer- und Winter-Temperatur. Im Süden der Alpen und im Westet
Scandinaviens fällt mehr Regen. Im nordwestlichen Frankreich ist
dem Weine die Meeresnähe nachtheilig durch das Herabdrücken der
ihm nöthigen Sommerwärme: öhzleich auch der Winter durch sie
gemildert wird; östlich hingegen geht der Weinbau, ebenso wie die”
selbe Sommerwärme, weiter nach Norden. — Wir haben besslie ge
sehen, dafs die Birken im Norden, die Nadelhölzer dagegen in der
Schweiz, höher aufs Gebir ge hinaufgehen ; auf dem Kaukasus aber;
noch südlicher als die Schweiz, kehrt die Sache sich dennoch um-
Die Schneelinie sinkt in der östlichen Schweiz um 400’ tiefer hinab»
101
als in der westlichen. (*) Die Gegend von Triest zeichnet sich
durch ein, nach Verhältnifs seiner geographischen Breite besonders
Warmes Klima aus, welches noch wärmer ist, als das Klima des, ein
wenig südlicheren, mehr westlich gelegenen Mailand ; dennoch „gedeiht
der Olbaum nicht wohl in dem Thale östlich von Triest: weil dieses
dem sogenannten Borra-Winde, und hierdurch bedeutender Kälte,
Ausgeselzt ist.u (**)
Ebenso wird auch den Abweichungen eines Vogels in einem
Lande gegen ein anderes in Bezug auf seine Färbung und auf
die Einrichtung seines Haushaltes nicht blofs die durchschnittsmä-
[sige Jahrestemperatur desselben, sondern auch die Mitteltempe-
ratur des Sommers und Winters, ja die Temperatur einzelner
(in Bezug auf seine Erziehung oder Mauser wichtiger) Monate,
die relative Zeit und Menge fallenden Schnees und Regens etc.
bald günstig, bald störend entgegentreten.
[Wenn also z.B. die Haussperlinge Dalmatiens, nur ein-
fach mausernd und Standvögel, dem gröfseren Theile nach weni-
ger entwickelte Farben zeigen, als die von Süd-, Mittel - und
Ostitalien; so ist dabei zu bedenken, dafs Dalmatien vermöge sei-
ner Landesbeschaffenheit fast alle Voraussetzungen (***) für sich
hat, minder warm zu sein, als das gegenüberliegende Italien in
gleicher Entfernung vom Erdgleicher. — Wenn dagegen umge-
kehrt schwarzköpfige Bachstelzen oft, vielleicht in der
That öfter als auf der italienischen Halbinsel, dort vorkommen;
so ist hierbei der Umstand in Anschlag zu bringen: dals, wenn
‚beide in gleicher, und zwar in gerader Richtung, nach Süden zie-
hen, (****) vermöge der Lage von Land und Meer und vermöge
der klimatischen Beschaffenheit ihrer winterlichen Bestimmungs-
‚orte die dalmatinischen entschieden mehr ins Warme kommen
müssen, als die italienischen: wo dann beide ihre Frühlingsmauser
bestehen, in welcher bei den älteren Männchen der graue Kopf
schwarzgefleckt, grauschwärzlich oder schwarz wird. Auch müs-
Sen sie zuverlässig aus einem so gebirgigen und von einer so
rl nut
e — Umgekehrt in Norwegen! 8.75. Beilschmied Pflgeogr. S. 88-89, 60 und 70, 68.
C*) Schouw Pflanzengeographie S. 82.
(@***) Denn noch fehlt es an beinahe allen daselbst angestellten physikalischen Beobachtungen.
Das weifs man jedoch gewifs, dafs es von kalten Wintern heimgesucht wird. —
(****) Denn am Mittelmeere bören die Ursachen zur Abbeugung des Zuges nach Westen auf.
102
höchst gebirgigen Nachbarschaft umgebenen Lande, wie Ilyrien
und besonders Dalmatien ist, eher fort, und können erst spät zurück:
weil der Winter nicht anders, als früher eintreten und länger
dauern kann, als in dem, doch merklich ebneren Italien. Endlich
können sie hier, ohne den Cours wesentlich ‚zu verändern, meist
und lange zu Lande fortgehen; während sich den dalmatinischen,
einmal aufgebrochen, keine Gelegenheit zum Verweilen unterwegs
ja kaum ein Ruhepunkt, darbietet.] >
Solche, weit verzweigte Verhältnisse, nicht blofs die Grade
der Breite, hat man zu berücksichtigen, sobald man über das
Sammeln der Thatsachen hinausgehen, und sie auch erkläre
will. Ein Streben, zu welchem es leider selbst. bei aller Umsicht
oft noch gar sehr an denjenigen Hülfsmitteln fehlt, welche andere
Zweige der Naturkunde uns dafür liefern müssen! — Und die
Zoologie hat es sehr nöthig, sich näher, als bisher, mit diese»
zu befreunden.
x
Ss. 17.
Mit der immer gröfser werdenden Ausdehnung des Vaterlan--
des bei manchen Species sind auch manche, früher nicht vorhan-
dene, klimatische Abänderungen erst entstanden. — (Wie-
derholter Beweis: dafs solche also, schon defshalb, nicht als Species.
aufgestellt werden dürfen.) Rückgehen derselben.
Wirft man uns nun zum Ende noch von historischer Seite
die, schon «früher mehrfach berührte Frage auf: ob wohl alle
‚diese hier behandelten Abänderungen auch schon gleich an-
fänglich entstanden ‚sein, oder ob sie sich zum Theile erst
später als solche entwickelt haben mögen; so beantworten
wir das Letztere unbedenklich mit Ja, (mit dem Beifügen: eben
so gut, wie sich klimatische Ragen von Hausthieren gleichfalls
erst nach und nach, wiewohl aus einleuchtenden Gründen fes-
ter, gebildet haben.) Wir kommen hierdurch in der Hauptsache #
auf die oben angeführte und in sehr vielen Fällen gewils stets
richtig bleibende Äufserung; von Faber zurück, die ich nur im
mathematisch - buchstäblichen Sinne nicht unterschreiben möchte;
auf die Ansicht: dafs die weitere Verbreitung der Vogelarten all-
mählig, von einer centralen Region ausgehend, in immer weite-
1
ru HB TR Eee nn. u 4
103
tem Umkreise erfolgt sei; dals sie also wenigstens nicht bei allen
von jeher so gewesen sein könne, wie sie heute ist. Sobald
dieser, leicht darzuthuende Satz erwiesen ist, so folgt auch mittel-
bar aus demselben: dafs solche weit verbreitete Arten, wenn sie
überhaupt klimatisch variiren, summarisch genommen, in der Vor-
zeit nicht immer schon alle die verschiedenen Charactere an sich
öetragen haben können, welche sie, ins Gesamt gerechnet, (d.h.
alle jetzt unter den verschiedensten Klimaten obwaltende Verschie-
denheiten summirt,) gegenwärtig besitzen. (%) — Indem ich es
mir vorbehalte, mich späterhin, vielleicht in einigen Vorbemer-
kungen zum 2!ea Theile des ornitholögischen Handbuchs, ausführ-
licher über die historischen Data zu verbreiten, welche die all-
mählig geschehene und noch fortwährend geschehende Erweite-
Tung. des Vaterlandes so mancher Vogelarten (**) beweisen; so
willich nunmehr hier nur die, für die meisten Leser noch neuen
Erfahrungen über einen einzigen Landvogel aufnehmen, der in
dieser Hinsicht noch darum ein erhöhtes Interesse gewährt, weil
er bei seiner Gemeinheit gerade unter diejenigen gehört, welche
sehr bedeutend nach dem Klima abändern und defshalb zum Theile
in mehrere Arten zerspalten worden sind. [Es ist der Haus-
sperling. |
Bei ihm läfst sich die Zunahme seiner Verbreitung im asia-
tischen Rufsland chronologisch genau nachweisen. (**) Er
geht hier so weit nördlich und östlich, als es noch Saatfelder
giebt, erschien aber auch nirgends früher, als bis es deren gab;
2.B. am Irtisch in Tobolsk, nachdem die Russen das erste Acker-
land gepflügt hatten. Nun kam er 1735 sogar am Obi hinauf
rl ® ni o .
bis nach Beresow, im Jahre 1739 nach Naryn, etwa 15° L, weı-
2 2 EEE j Ä
> (9) Je mehr sich, bei weiterem Forschen und Vergleichen, je die Richtigkeit dieser An-
Sicht durch Zunahme der einzelnen Beweisfälle als allgemein gültig bewähren sollte; um so
Wehr müfsten auch die (im Folgenden) für Einen Fall in Betreff der Selbständigkeit der Arten
8ezogenen Folgerungen immer nıehr allgemein anwendbar werden. Und wie grofs möchte sich
‘
Richt die Zahl solcher Fälle bereits gegenwärtig machen lassen! — Doch, diefs gehört mehr in
Eine besondere Geschichte der Vögel und ihrer Verbreitung, die man hiervon eben so gut tren-
nen kann und soll, wie man die Geschichte der Pflanzen und ihrer Verbreitung von der allge-
Meinen Pflanzengeographie getrennt hat, Vergl. Schouw, Einleitung,
(**) In Europa, namentlich.in Deutschland, das Heraufrücken südlicherer Spe-
Cies, wofür schon Hr. Bruch (Isis 1831, 5. 409) einige Belege geliefert hat, die sich noch
Sehr beträchtlich vermehren liefsen. E
(***) Pallas bat diefs gethan in der Zoographia rosso - asiatica Th. Il, n. 197.
104
ter östlich ( ”). An der Gr; in-ihrem oberen Laufe, im Gouvel”
nement Irkutzk, war er, wahrscheinlich von Süden her, schon im
Jahre 1710 erschienen; aber an allen diesen Orten ist er jetzt
gemein, zum Theile sehr häufig, und er fehlt dem unbebaute®
Kamtschatka immer noch. Ebenso ist er nicht blofs nicht imme
so weit nach dem Norden Europas hinauf gegangen, wie 8°
genwärtig; sondern es läfst sich, mit Zuziehung der eben 8%
nannten und anderer historischen Facta, auch darthun: dafs 24
der Zeit, als noch Auerochsen und Rennthiere ‚ganz Deutsch“
land bewohnten, sich gewils noch kein Haussperling bei unse“
ren Vorältern angesiedelt hatte: da er in den damaligen, fast UN“
unterbrochenen Wäldern seiner Natur nach begreiflicher Weist
gar nicht leben konnte, und die ältesten Urbewohner unsere
Heimath anfänglich nichts von Getreide, dann kaum ein Wenig
Hafer bauten, Weizen und Gerste aber, die -Lieblingsfrüchte de
Vogels, erst durch die römischen Kolonien kennen lernten, und
den Roggen noch später erhielten. Wenn er nun aber in dem
damals schon ziemlich ebenso fleilsig und allgemein wie heut kul-
tivirten, also (**) wohl klimatisch ebenso wie heut beschaffenel
Italien gewils so oder fast so aussah, wie heut, dagegen jedoch
bei uns jetzt, nach seiner von dorther erfolgten Verbreitung zU
uns, anders aussieht, als dort; so ist die vermeinte specifische Vet“
schiedenheit der italienischen, spanischen und griechischen Stamm“
rage (FRINGILLA cisalpina Temm. und Fr. kispaniolensis ej.)
von unseren deutschen, von den holländischen und von allen noch
nördlicheren Abkömmlingen derselben ja schon historisch umge“
(*) Welch bedeutendes Fortrücken binnen einem so kurzen Zeitraume!
Hier zeigt sich wohl sehr dentlich jener, ihm besonders von Nilfson erfahrungsmäfsig zug®
schriebene, wunderbar feine Instinet, ned - angelegte Wohnungen und neu - bebaute Felder 50“
gar in der Entfernung aufzufinden. Derselbe scheint indefs zugleich auf die Möglichkeit hin“
zuweisen, dafs auch er unter den eigenthümlichen Klimaverhältnissen von Asien in manche®
Gegenden desselbeu Zugvogel werden könne; und vielleicht stehen hiermit die beiden Um“
stände im Zusammenhange, dafs er das weit entfernte, wüste Felsenland Dauurien bewohnt
und dafs er bereits in der Bucharei (nur zuweilen ?) ‘mit ausgezeichneter Erhöhung der Far?
ben variirt. Ferner läfst sich die Ausübung jenes besonderen Spür - Instinets,, den er noch
jetzt in Nordländern zeigt, füglich nur mit den Eigenschaften und Sitten eines Strichvogel#
nicht mit der Gewohnheit eines Standvog gels vergleichen, für welchen wir den Haussperli8
hei uns allgemein, aber wahrscheinlich schon häufig mit Unrecht (in Städten gewifs mit Recht)
ansehen. Also auch hierbei Verschiedenheit unter verschiednen Klimaten. —
(**%) — da das mitbestimmende Hauptmoment der Klimate, die so genannte relative welt-
stellung (in Hinsicht auf umgebende Länder oder Meere), so unveränderlich ist, wie die Lage,
105
Stofsen: (*) (ganz abgesehen also von den Gegenbeweisen, welche
‚Noch die Continuität der endlosen Abstufungen, nicht allein unter
Verschiedenen Klimaten, sondern sogar unter einerlei Himmels-
"egion, uns liefert.)]
Anmerk. Denn sie fernerhin noch als Arten trennen zu wol-
len, statt sie als blofse Abänderungen wieder unter Einem Namen zu
Yereinigen, wäre die völligste petitio principü in Bezug auf einen vor
Aller Augen liegenden Grundsatz der Natur, der eben so allge-
Mein anerkannt, als erwiesen ist, und der sich sogar Jedem von
Anfang her aufdrängt: dafs der Zweck der Fortpflanzung die
haltung der Species ist. Die Nachkommen also für Wesen
anderer Species halten wollen, als die Individuen des Urstammes, das
hiefse doch «der Fortpflanzung nicht die Erhaltung der vorhandenen,
Sondern auch die Hervorbringung, neuer’ Species zuschreiben. Es hiefse
der Natur das Gestatten eines regellos -willkührlichen Phänomens zu-
trauen, dessen unausbleibliche Folge eine unabsehbare Verwirrung
Sein müfste, eben so grofs, wie seine Unbeschränkheit. Würde ja
doch selbst eine Bildung neuer Arten durch Verbastardiren von je
Zwei anderen Arten schon in weit, weit minder laxe Gränzen einge-
Schlossen sein, als deren Entstehen aus der Begattung von Individuen
Riner Art, möchte dasselbe auch immerhin so allmählig geschehen,
als es irgend wollte! Und gleichwohl findet schon sie nicht Statt.
an kennt vielmehr das, allen Anzeigen nach unbedingte In-
terdict, mit welchem die Natur in dieser Hinsicht die Zeugungskraft
der Bastarde belegt hat: (**) dafs sie sich nicht als selbständige We-
sen für die Dauer erhalten ‚dürfen, sondern dafs sie (ohne ein beson-
deres, mühsames und künstliches,. noch dazu ‚höchst selten durch Er-
folg gekrönles Zuthun des Menschen) stets individuell wieder unter-
gehen müssen, so wie sie nur individuell entsteben dürfen; dafs sie
also nie Rechte auf ein fortbestehendes Dasein, auf ein Dasein als
Species, erwerben können.
a E
(*) Defshalb würde man, vom streng - geschichtlichen Gesichtspunkte aus, allerdings rich-
tiger nieht sowohl den italienischen, spanischen und ägyptischen Sperling als die südliche
Abänderung des unsrigen, sondern diesen vielmehr als, nördliche Varietät von jenem,
Und jenen als Usstamm, anzusprechen haben. Indefs bleibt diefs eine blofse, für die Sache
An sich gleichgültige Formalität , sobald der Umstand , dafs man doch immer zunächst für das
Vaterland schreibt, die billige Rücksicht erheischt : beständig von dem Vaterländischen, als
dem Nächsten und Wichtigsten, auszugehen.
&*) — insofern sie sich nicht etwa, wie zuweilen, mit einem der beiden Urstämme ver-
Nischen‘; in welchem Falle ihre Nachkommen in diesen zurückschlagen. — Doch scheint ja
Auch dieses Ereignifs schon ein solches, welches nie im Freien vorkommt; wie besonders in
Skandinavien die Erfahrungen über den Bastard der Auerhenne mit dem Birkhahne zeigen.
106
Überdiefs haben wir ja auch gerade beim Haussperlinge, wie
bei anderen Vögeln, geschen, dafs an einem Orte das höhere Alter
ganz das Nämliche bewirkt, was an einem andern das Klima thul-
Es wird aber doch wohl einer Seits Niemand die lächerliche Behaup“
tung wagen wollen: auch das Alter mache Species aus Individuen;
und anderer Seits kann, wer irgend nur einigermaafsen consequent
verfährt und folgerichtig denkt, doch unmöglich blofs darum (dia
gnostisch) gleiche Dinge für (specifisch) ungleich halten, weil sie sic
nicht auch an ganz gleichen Orten befinden (*); — zu geschweige"
‚dafs auch wieder jedes bestimmte Abgränzen dieser verschiedn®®
Orte rein unmöglich ist. Wenn es also keine Alters-Arte®
giebt, so kann es auch keine klimatische Arten, sondel#
blofs Abänderungen geben! — Tertium non datur! ee
Weder die logische Definition, noch die naturhistorisch - syste”
matische Feststellung und Werthbestimmung dessen, was wir Abät“
‚ derung nennen, (sei es nun klimatische oder Alters- Abändernng in
. bestimmter Absonderung beider von einander, sei es in ihrem gewöhn“
lichen Ineinanderfliefsen —) keines von beiden kann uns je verhinderf®
eine Abänderung erst dann, aber dann auch überall, als solche zu be"
trachten, wenn uud wo sie als solche erscheint. Denn ein Vogel kant
nicht blofs einen jungen erzeugen, welcher fürerst, und nach Umstän“
den vielleicht für immer, zu einer anderen Abänderung gehört, als @
selbst: sondern der junge mufs sogar, wenn der alte ja eine entschie“
dene Altersabänderung (Varietät des höheren Alters) bildet, natürlich
co ipso, als junger, zuerst einer andern Varietät angehören; und da
wir wissen, dafs klimatische und Altersvarietät untrennbar in einan*
‚der fliefsen, so wird, was für die letztere gilt, auch für die erstel®.
gelten. Dafs hingegen ein Vogel einen Nachkommen zeugen sollte, def
eine andere Art ausmachte, als er selbst, diefs giebt weder die Logik»
noch die Systematik zu, noch könnte es je die Natur gestatten.
Sobald man weils, wie klimatische (namentlich Farben-)
Varietäten entstehen, so. kann es keinen Zweifel unterliegen:
dafs sie wieder zurückschlagen, d.h. sich dem Urstamme
nach und nach wieder nähern können, nach Umständen sogar nä-
hern müssen, wenn sie wieder unter den entgegengesetzten k05“
mischen Einwirkungen zu leben anfangen. Sehen wir diefs scho®
(*) D.h. z.’B., um bei dem vorliegenden Falle zu bleiben: es ist, wo möglich, mehr als
verkehrt, wenn Jemand einen süd - oder mitteldeutschen, der Frıwcırra cisalpina gleichende®
Haussperling doch nicht zu dieser Quasi - Species zählen will, — darum: weil der ung deut“
schen Ursprungs, und nicht jenseits der Alpen geboren ist! —
107
bei Hau sthierragen, auf deren Erziehung der Mensch so vie-
in Einflufs ausübt, und die er mit Mühe rein zu erhalten sucht,
Weil blofs bestimmte Racen ihm zu bestimmten Zwecken so vor-
Neilhaft geeignet erscheinen; so muls dieses um so mehr bei
Varietäten der Fall sein, welche ihrer vollen na-
fürlichen Freiheit geniefsen und somit die ungeschwächte
irkung des Klimas fühlen, dessen Macht keine menschliche Sorg-
ft und Kunst von ihnen abhält. Und doch beruht, wie Jeder
weils, der Character der Hausthierragen gewöhnlich auf ganz an-
€rn, unendlich viel fester stehenden Dingen, als auf — der Farbe;
demjenigen Punkte, welcher, unter allen der am leichtesten verän-
erliche, in seiner Veränderung fast’ allein das sehr bedeutend
Characteristische der klimatischen Varietäten ausmacht. — [Ganz
bestimmt werden italienische und spanische Haussperlinge, zu uns
Bebracht, ‘den deutschen, besonders aber deutsche (*), nach jenseits
et Alpen und Pyrenäen an den Fufs der spanischen Hochebenen
nd den Strand des Mittelmeeres versetzt, den dortigen nach ei-
Ügen Jahren entweder schon selbst ähnlich sehen; oder es wer-
I en wenigstens ihre dort gezeugten Nachkommen im zweiten,
titten Gliede jenen gleichen. TETRAO scoticus, nach Lappland
$ebracht, wird gewils, und vielleicht bald, zum gewöhnlichen
N saliceti werden, und umgekehrt; d.h. die winterliche Farben-
Veränderung wird beim ersten dann wieder eintreten, beim zwei-
En aufhören; (9)] Wenn es bekannt und gewils ist, dals sogar
ie, schwarz gebornen, Neger zu bleichen fähig sind und beson-
ers dann etwas heller werden, wenn sie noch jung bereits gegen
Orden - gebracht wurden; so darf man wohl billig wiederum gar
Nichts Wunderbares darin finden, wenn die frei lebenden Thiere
ürch abwechselndes Versetzen hier lichter, nach Umständen zum
heile weils, und nach Süden hin dunkler werden. (***) Aber
“in, durch die dabei obwaltenden Umstände besonders verbürgter
al soll hier angeführt werden, weil derselbe zeigt: dals aebe
er
(*) _ diese natürlich defshalb um so eher und gewisser, , weil sie im höheren er viel-
cn auch schon hier bei uns so geworden sein würden —
-(**%) So könnte man gewifs unbedenklich darauf rechnen, dafs Exemplare von Lerus 2oy. ealis,
As Scandinavien nach Britannien geschafft, hier. die Neigung, einen weifsen Winterpelz anzule-
en, ' nach einigen Generationen nicht mehr besitzen würden,
$ = Vergl. hierneben auch die Note zu 5.14-15.
bie nt =
108
klimatische Varietäten, wenigstens solcher Species, die vo
zugsweise vor vielen andern zum Variiren geneigt sind, 51°
sogar recht schnell ändern können.
[Das zoologische Museum zu Berlin erhielt vor mehrere!
Jahren im Winter einen lebenden sehr weilsen Mäusebuss#!
mit . so verstolsenem Gefieder an Flügeln und Schwanz, dab
er so nicht ausgestopft werden konnte. Doch war, da solch?
Vögel nicht zu den gewöhnlichen Erscheinungen gehören, vod
Fr
denen nicht jeden Winter viele aus Norden zu uns kommen (
sein Besitz für die Sammlung erwünscht. Defshalb wurde er
Pflege in die Königliche Menagerie auf der Pfaueninsel bei PoP“
dam gegeben, um ihn zuvor dort mausern zu lassen, dant „
tödten und zuzubereiten. Als er jedoch nach erfolgtem Fedef
wechsel abgefordert werden sollte, war er zu einem so gewöht
lichen braunen geworden, dals man ihn in seinem damalige?
Zustande für das Museum gar nicht wiedernahm, indem ef so
ganz entbehrlich war; welshalb er nunmehr dort blieb. 9]
(*) Obwohl in manchen Sommern, wahrscheinlich nach lange anhaltenden Wintern, en”
zelne hier zurückbleiben; wo sie sich alsdann mit gewöhnlichen braunen verpaaren.
7°) Die mir genau mitgetheilten Umstände hierbei waren von der Art, dafs sie einer ve
wechselung des Vogels mit einem andern durchaus keinen Raum gelassen haben; besonders
auch damals gar kein Bussard weiter in der Menagerie gehalten wurde.
Zusätze
und
ausführlichere Erörterungen.
7a 8 183
D;. hellen Farben-Ausartungen entstehen also durch eine gewisse
Mangelhaftigkeit. Bei Ausartungen der Form, welche endlich
“U sogenannten Monstrosiläten werden können, und selbst bei Aus-
Bingen i in regelwidrig dunkle Farben, kömmt mifsleiteter Bil-
lungstrich hinzu.
' Zu 5; 5:7
"Durch chemische oder dynamische, Zersetzungs- oder Stimu-
ations. Processe, oder durch beide zugleich. «
Für die Entwickelung erhöhter Zersetzungs - Processe
durch erhöhte Wärme unter südlicherem Himmel, und überhaupt
Unter gewissen relativen Klimaten in oft ziemlich beschränkten Di-
Stricten, möchten selbst schon mit die Erfahrungen der Botanik unter
ähnlichen Umständen ein sehr lautes und verställliches Wort sprechen.
Vergleichen wir hierzu die bekannten Erfahrungen blofs über eins der
nitesten und am meisten gebauten Gewächse, den Weinstock:
Anmerk. (*) »Die geographische Breite wirkt auch auf die Beschaffenheit und Güte
*der Trauben und des Weins, Im nördlichen Europa hat der Wein eine gröfsere Neigung zur
Sänre, als im südlichen, Man vergleiche den Rheinwein mit den sicilianischen oder griechi-
*schen (**) Weinsorten. Auch die Stärke des Weins nimmt in der Regel gegen die Wendekreise
Be, Fine Vergleichung der eben genannten südeuropäischen Weine, so wie des Madeira-Weins,
= den nordeuropäischen wird diesen Satz beweisen; doch erhalten letztere durch Alter eine
rvisere Stärke. (***) Übrigens scheinen specielle Lokalitäts -Verhältnisse von bedeutendem
Einflufse zu sein, So zeichnen sich verschiedene ungarische Weine (z.B. der Tokayer) bekannt-
lich durch Stärke aus, deren Ursache Wahlenberg (****) in den vorherrschenden trockenen
"östlichen Winden sucht. (H Oft trifft man in einer gewissen Gegend, oder auf einem ein-
zelnen Berge, Wein von ine Geschmacke (Constantia, Hochheimer u, s. w.)« (1D)-
NE =
(*) S.Schouw Sangentshie S. 2. 12.
+) und spanischen — (dieherben spanischen werden aus unreifen Trauben gekeltert. )
Tas) Wem müfste hier nicht auch der Erfahrungsatz einfallen, dafs sogar die Vögel bes
\
Uns im Alter den südlicheren ähnlich werden? ! —
a) Flora Carpathorum principalium pag. cl. Sn CI.
(}) Sind doch auch die Haussäugethier - Racen Ungarns zum grofsen Theile von eigenthüm-
lichem, ebenfalls dem mancher südlichen ähnlichem Character! — Siehe weiter unten.
(i}) Hierzu würde der Inhalt fast des ganzen $. T. gegenüber zu halten sein.
a Eee hei
4110
Auch bei den Thieren, namentlich bei Säugihieren, werden WI
später (*) den Einflufs kennen lernen, welchen zum grofsen Theile
gerade die nämlichen klimatischen Verhältnisse, BERN bei ihne®
vielleicht mehr durch stimulirende Wir rkung, ausüben.
Das Dasein verstärkter Er: regungs-Processe ist, insowel
solche sich auf Erhöhung der animalischen Temperatur beziehen, }
neuerer Zeit schon durch Untersuchungen der Physiker und Phys”
logen auch materiell dargethan. J. Davy (**) hat durch eine Meng
von Versuchen in sehr verschiedenen Weltgegenden gefunden: daß
die Einwohner wärmerer Klimate wärmer sind; dafs Me#
schen, welche aus einem kälteren Klima in ein’ wärmel®
kommen, wärmer werden; dafs ferner namentlich die Vög®
unter allen Thieren am wärmsten sind.
Mögen immerhin dergleichen beobachtete, für künstliche Meß
instrumente empfindbare Unterschiede nominell nicht bedeutend seit
so müssen wir doch nicht vergessen: dafs auch bei andern Steiger -ungs“
und aufgeregten Zuständen das mechanisch - Mefsbare nur sehr "entfernt
dem organisch- Empfindbaren entspricht. Bekanntlich wird z.B. auch
bei der gröfsten Erwärmung des Körpers im Zustande der. höchst®
‚Transpiration das Thermometer eine gegen die gewöhnliche erst
wenige Grade, d.h. in einem für das organische Gefühl durcha®
aufser Vergleich stehenden. Verhältnisse, gesteigerte Temperatur
geben. Das Leben läfst sich nicht greifen, noch messen. — ° »
Das Licht, unter heitrerem Himmel in reinerer, viel wenig
mit sichtbaren Dünsten, welche die Sonnenstrahlen schwerer durch‘
lassen, erfüllter Atmosphäre viel stärker wirkend, kann’ sich eb&
sowohl als chemisches (zersetzendes), wie als dynamisches (si
mulirendes), hier vorzüglich als Wärme erzeugendes Moment, ‚w
seiner Kraft zeigen.
Es ist bekannt, dafs Licht sowohl auf anorganische, wie auch
auf organische Körper, und in beiden Richtungen, namhaften, zum
Theil aufserordentlichen, Einflufs äufsert. Nach den neuesten un
ausgedehntesten Untersuchungen (***) erstrecken sich die Veränderun
gen, welche es hervorzubringen vermag, auf alle Arten chemisch
Processe; und vorzugsweise sind die säurehaltigen Stoffe seiner Ein
wirkung unterworfen. — Der höchst wesentliche Einflufs ‘des Lich!
(*) Gegen das Ende dieser Zusätze.
ee re
(***) Die chemischen Wirkungen des Lichts; dargestellt von Prof. Dr. Gust. Sucko"
1832; besonders $S, 119 M. ’
111
af die Erhöhung der Farben bei Pflanzen ist bekannt; Vogelfedern
und Säugthierhaare aber sind Pflanzen auf Thierkörpern. Licht ist
wur eigenthümlichen Entwickelung des Colorits den meisten
Urchaus nöthig. So kann z.B. hitziges, aufregendes Futter in
.. Gefangenschaft, besonders in dunklen Zimmern, durch Stimulation
"War die Vermehrung des Colorits bewirken; aber der Mangel am
Ülhigen Lichte führt.dann den gereizten und dabei nicht auf rechte
ahn geleiteten Bildungstrieb auf Abwege. Dann werden bekanntlich
Perlinge, Gimpel, Lerchen, Meisen, Wachteln und viele andere Vögel
ürch dem Genufs des, in jeder Hinsicht reizenden Hanfsaamens leicht
Schwarz: und zwar diejenigen um so eher, denen diese Nahrung sel-
ner im Freien zu Theile wird. — Hier tritt unverkennbar die zer-
*tzende Wirkung des Lichts sehr energisch auf.
Zu 8.5, S.16.d, und $. 6, S. 25.
Ein gar merkwürdiger Umstand, welcher abermals für die aus.
Nchmende Kraft der rostrothen Farben zeugt, bleibt das Röthen
“tv Kehle bei mehreren Vögeln, entweder unter südlicheren
Mer sonst relativ - warmen Himmelsstrichen, oder im Frühlinge, und
War ganz vornehmlich bei Männchen. Sollte es vielleicht (aufser mit
m Zustande allgemeiner Reizung, welchen wärmere Atmosphäre,
„ander- und Begattungstrieb herbeiführen) auch mit dem hohen
"ade örtlicher Aufregung, welchen das viel häufigere Schreien beider
(eschlechter, oder der Männchen, im Frühlinge wohl hervorbringen
kann, in Verbindung stehen? (*)
Wir bemerken es beim männlichen Wiesenpieper, einem
&ifsigen Sänger, doch allenthalben nur im Frühlinge, und weit min-
® und seltener an Weibchen; beim Ortolane im Süden, sehr
“len in Deutschland: er ist: aber auch ein fleifsiger Sänger, ja das
“ibchen gegen andere Vogelweibehen, besonders im Käfige, ein
gemein emsiger (**); beim Blaukehlchen, auch einem fleifsigen
iger, ‘an wärmern Orten, hinsichtlich des lichtern Brustflecks ner
Br i
Yu So wie Bar Anschwellen des Halses und Schwarzwerden seiner Haut bei den männlichen
ten, "nd Dammkirschen ae = ad fr dama) und grofsen Rohrdommeln (Arvea
Qrıs) zur Begattungszeit mit ihrem gleichzeitigen Brüllen. —
no) Anmerk. Eins, welches ich noch vor Vollendung der ersten Mauser hier kaufte und
de Unterhielt, sang, obgleich leise, doch ganz angenehm, aber (wie es auch bei andern Strauch-
1. n.der Fall ist) auf eine vom Männchen in Ton, Modulation, Reichthum und Schönheit
durch ungemein anhaltende Sätze gänzlich verschiedene Weise: ıheils so, wie eine leise
\
N
U}
%
itende Feldlerche, iheils wie ein Rothkehlehen im Herbste. Auch ein bei Wien Selangenes,
thliges Weibchen des Grafen Gourcy v. Droitaumont sang,
* R es . n . . -
x *) Hier um so eher möglich, da, wie Hr. Brehm sehr richtig behauptet, die jungen
N Rüchen yrährend des Winters das Kehlgefieder, und nur dieses, nochmals mausern. Ob das
ern: : ; 5
"Richt bei alten auch, wenigstens mit den blauen Federn, weschehen mag? —?
bei den Wachtelmännchen im Frühlinge, wo sie, sonst stumM:
durch ihr Schlagen die Weibchen herbeirufen ; beim Haussperlind ji
welcher es zum Frühlinge am Schreien wahrlich nicht fehlen Jäß"
im höheren Alter und in wärmeren Erdstrichen; dort auch selb*
zuweilen beim Grauammer und der Kalanderlerche. a
Ein für alle Mal sei auch hierbei noch wiederholt: dafs di?
klimatisch gesteigerte Entwickelung der Farben nur 72
ten allenthaiben (d.h. an allen Theilen des Thiers) ın gle”
chem Grade fortgeht; dafs vielmehr, umgekehrt, ein Vogel eine
Art in Einer Gegend sehr häufig den Bauch schon dunkler hat, ®°
ar
i = . ii
tem Colorite begabten Rücken hat, als jener: eben so gut, wie r
ein anderer, welcher im Gegentheile wieder einen mit mehr ver
das Nämliche häufig genug bei uns finden.
So ireten auch in diesem Punkte, wie in anderen, die hunteste!
Kreuzungen hervor.
Obwohl es übrigens in den Bemerkungen über das Variiren der
einzelnen Farben aus den hierzu namhaft gemachten Beispielen deuf
lich zu entnehmen ist, so möge es doch hier ebenfalls noch wiede"
holt ausgesprochen sein: dafs, wo die beiden Geschlechter ein®
Artssehr oder ganz verschiedene Farben tragen, nur dasj®
nige von beiden überhaupt oder in merklichem Grade eine ra"
benänderung erleidet, welches allein, oder dasjenige in wi
geringerem, welches weniger dazu geneigte Farben besit"
(sonst. beide in gleichem Grade). Belege liefern der Haussperl#'
der Rohrammer, der Sperber, die gelbe Bachstelze, die Röthlinge eie
ZuS. 8, S. 32, Note (*)
Den Wasserpieper (Anruus aquaticus) betreffend.
‚Ich finde es nöthig, hier, nachdem von diesem Vogel sO ®
beziehungsweise die Rede gewesen ist, einige Zeilen beizufügen, wel
ihn allein für sich und ins Besondre betrefien. Denn, wenn es gt
ereignet, dafs Jemand, welcher, durch einen scharfen, richtigen w
nicht von egoistischen Vorurtheilen bestrickten Beobachtungsgeist 2
leitet, dem nutzlos verwirrenden Aufstellen neuer, unbegründeter Arte
entschieden abhold ist, und welcher so oft am rechten Orte die feiß!
satyrische Geifsel darüber zu schwingen weifs, wie Hr. Grabar“
wenn ein Mann dieses scienlistischen Characters sich doch einm®
für eine dieser Neuigkeiten erklärt; so ist es der Mühe werth,
es wird der Ursachen wegen in,der Regel auch für die Wissensch?
interessant sein, dafs man hierauf Rücksicht nehme. (*)
(*) Den unkritischen eitlen Schreier, welcher, auch der ganzen wissenschaftliche? f
gegenüber, doch immer noch allein Recht zu haben wähnt, kann man dagegen um so unbes0!?
ji
“. AB
Hr, Graba hat (*) die specifische Unabhängigkeit des soge-
Nannten Ufer- oder Felsenpiepers tom Wasserpieper in Schutz
Senommen. Hierbei stellt er zwar eine Behauptung auf, aber ohne
Bepreise dafür zu liefern; ja, er hat im Gegentheile den schönsten
1S dahin noch zu führen übrig gebliebenen Beweis dagegen nachge-
bracht, den allein noch fehlenden, wiewohl schon nicht mehr: nöthigen,
für die Identität beider aufgestellt. Dertselbe besteht in seiner be-
Slimmten Wahrnehmung: dafs der sogenannle Felsen- oder Ufer-
Pieper auch noch im Norden, nämlich auf den Färöern, hin und
Wieder einzeln die kahlen’ Berge (das Field) bewohnt, völlig
50, wie der Wasserpieper im Süden es gewöhnlich thut.
Ins Besondere sagt Hr. G. von den Sitten: sie seien verschie-
den. Diese Behauptung blieb jedoch ohne Unterstützung durch nähere
Angaben und Gründe; denn hierbei darf man doch wohl, wie üblich,
auch überhaupt fragen: welches sind diese Unterschiede? Und end-
lich denke ich noch besonders die Frage stellen zu dürfen: wo ist
denn das Kriterium, dem zufolge von Verschiedenheit die Rede sein
könnte? Wo hätte Hr. Graba bis jetzt etwas wahrhaft Genügendes.
über die Sitten und Eigenschaften des Wasserpiepers gefunden, um
darnach die des Uferpiepers vergleichen und. hinlänglich beurtheilen
zu können? Er ist nicht in dem Falie, beide selbst beobachtet. zu
haben; so wenig, wie ich beide im Freien gesehen habe. , Ich habe
aber den Wasserpieper mit aller Sorgfalt und Vollständigkeit in zahl-
loser Menge beobachtet, und meine Erfahrungen Hrn. Naumann
für den ten Band seines. Werks mitgetheilt: wo sie bereits seit fast
3 Jahren gedruckt (wiewohl vielleicht noch in diesem Augenblicke
nicht durch den Verleger publicirt) sind. Sollte dort Hr. G. einst
Dinge finden, welche mit seinen Erfahrungen über den Uferpieper
unvereinbar wären, dann möchte er das Recht behalten, in seinem
Glauben zu beharren, wo nicht, ihn am Ende doch aufgeben. Bis
dahin aber känn ich eine competente Auctorität für meine Ansicht
anführen. . a
Dieser Bürge ist. Hr. Temminck; competent hierin vor allen
jetzigen Ornithologen, defshalb, weil allein er Gelegenheit gehabt
hat, beide, den Wasser- wie den Uferpieper, hinlänglich im Freien.
Zu beobachten: jenen auf seinen beiden Alpenreisen, diesen gar Jahr
aus, Jahr ein am Strande seines Vaterlandes, seines eigenen Wohn-
Ortes selbst. Je näher und bequemer ihm nun der letztere bekannt
EEE : L
Dach Belieben gewähren lassen, wenn man überall die erfreuliche Erfahrung macht: dafs, je
Ärger mit’ tobenden Persönlichkeiten der Lärm,‘ um so geringer der Erfolg wird.
(*) In seiner, besonders ornithologisch interessanten Reise nach Färö, S.56-59. —
8
414
geworden war, um so entschiedener hätten ihm doch sicherlich die
Abweichungen des ersteren auffallen müssen, sobald er ihn au
seinen ornilhologischen Wanderungen im Süden Europas an seine
hohen Wohnorten sah. Er aber ist nie der Ansicht gewesen, diese
Vögel specifisch oder auch nur als Racen oder .dergl. zu trennen)
ist auch bei der entgegengesetzten geblieben, sineldiein ich ihm zum
Überflufse, und mit ausdrücklicher Hinweisung auf den damalige"
Streit hierüber, noch eine schöne. Auswahl von Exemplaren, ar
unsern Hochsudeten gesammelt, übersendet hatte. Da nun Hrr-
wohl um so mehr zuzutrauen ist, dafs er wahrhafte specifische Un
terschiede aufzufinden wissen werde, wo sie wirklich vorhanden sind:
‘da er ja bekanntlich früher geneigt war, oder bei nicht zureichend®
Anzahl von Übergangsstücken auch noch jetzt öfters geneigt ist,
manche blöfs klimatische Differenzen für specifische Unterschied?
anzusehen; so glaube ich, man würde sich auch über den Ufe”
pieper hiermit beruhigen können, da er seine Speeifität verwirft.
(Überdiefs kennt man keinen Singvogel, vielleicht sogar keinen Land-
vogel, der ein ausschliefslicher Strandbewohner wäre. —)
Nochmals sei es wiederholt: nur die besondere Achtung für
Hrn. G.s gesunde, selbstständige Ansichten und sein se
Beobachtungstalent, nicht aber eine ganz überflüssige Rücksicht au
irgend einen Anderen, der mit in den Streit baertiheg verwickelt war
hat mich zu gegenwärtigem Excurse in einer Sache bewegen könneh;
in welcher ich früher selbst eine Parthei war.
Zu $.9, S. 35, Note von S. 34.
Anmerk. Beiläufig will ich hier anführen: dafs keineswegs alle, sondern nur manch®
der Schleiereulen aus Brasilien ein wenig höhere Füfse besitzen, ebenso, wie es dergl"
unter den unserigen giebt; und dafs nicht Lichtenstein, sondern schon Illiger, sie iM
Berliner Museum als Species aufstellte, wo ersterer sie nur einstweilen provisorisch als solch®
bestehen liefs, bis eine gröfsere Zahl von Exemplaren in allen Verschiedenheiten einlief, —
Eine Erklärung, welche Hr. Geheime Ratı Lichtenstein mir unter dem ausdrücklichen Be
merken mittheilte: dafs er sich ein für alle Mal eben so wenig, wie er sich fremde Verdienste
zugeschrieben zu schen wünsche, zur Vertretung fremder Fehler und irriger Ansichten Andere!
geneigt fühle; da er vielmehr in diesem und allen ähnlichen Punkten ganz die hier vorgetrage”
nen Ansichten theilt.
Zu S. 36, Note von S, 35.
Über das klimatische Variiren des Stahrs
ist oben (die Bemerkung über das Färben der Füfse abgerechnet)
einstweilen jede Äufserung bis hierher verspart worden. Denn, der
einzige Land vogel Europas mit einem Gefieder von solcher
Form, Färbung und Textur, ändert er auch nur allein insofer»
auf eigenthürnliche Weise ab, als dieselbe unter den übrigen Land-
115
Vögeln nicht ihres Gleichen hat hinsichtlich des ungewöhnlichen Ver-
ins zusammenwirkender Ursachen.
Die Gestaltı der Federn, sonst abgerundet, ist im mannbaren
Alter (d.h. bereits nach der ersten Mauser) bei ihm zugespitzt und
Aug gezogen. Die Farbe, sonst mit wenigerem Glanze, meist ohne
Allen lebhaften Schimmer, findet sich bei ihm mit starkem, metal-
lischem Glanze. gepaart: welcher, wie bekannt, nur durch eine be-
Sondere Glätte des Gefüges oder der einzelnen, kleinsten, dem unbe-
Waffneten Auge als solche nicht unterscheidbaren Federtheilchen ent-
Stehen kann. Hiermit verbindet sich eine nicht minder eigenthüm-
liche sanfte Härte des Gefieders, aus der Beschaffenheit der kleinen,
'2erbrechlichen Partikelchen entspringend.
In der Jugend, wo das Gefieder eine rundliche, auch bei an-
dern Vögeln gewöhnliche Gestalt und die gewöhnliche Weichheit zeigt,
ändert er (so lange natürlich, als er dasselbe noch frisch besitzt) im
Süden hinsichtlich der Farbe so ab: dafs er etwas dunkler wird,
als bei uns; also auf die gewöhnliche Weise.
Im männlichen Alter kehrt sich die Sache, namentlich
für Sardinien, auch bereits für Un garn, um. Das ganze Gefieder
wird meistens viel heller, als es bei den unserigen zu sein pflegt,
auch weit ärmer an Glanz: und diefs, je näher der Mauser, stets um
So bemerklicher. (Srurnus unicolor Marm.) Diese Veränderung
erfolgt auf die Weise: dafs die kleinsten (dunkelsten und glänzend-
‚Sten) Fäserchen der Federn (die tertiären Fähnchen oder Fibrillen)
©berhalb vermöge der wärmeren Trockenheit der Luft, welcher sie
Zumal in jenen sonnigeu, oft weithin sehr baumarmen Gegenden aus-
gesetzt sind, abbrechen und ganz verloren gehen: wodurch die weifsen
(tertiären) Schäftchen und unteren Theilchen der kleinsten Fähnchen
auf eine Weise zum Vorscheine kommen, welche zwar nur bei star-
ker Vergröfserung (*) ganz deutlich wahrnehmbar ist, natürlich aber
M ihrer Totalwirkung darum sehr sichtbar wird, weil diese kleinsten
Partikelchen des Gefieders zusammen doch einen grofsen Theil des
ederraumes einnehmen.
(Auch hier zeigt sich wieder die Ähnlichkeit der Wirkung
Unserer Sommer mit den Folgen des dortigen Klimas über-
aupt. Alle (alte) Staare- verlieren nämlich dann bei uns dieselben
Bu
(€) Es war, bei sehr günstigem Lichte, eine etwas über hundertfache Vergröfserung, auf
Welche Hr. Prof. Purkinje sein treflliches, einer mehr als tausendfachen fähiges, Wiener Mi-
"oscop stellte, als er die Güte hatte, das Gefieder der Staare mit mir zu untersuchen; wovon
die untersuchten Proben in seiner eben angelegten, höchst einfach und sinnreich eingerichteten
Ammlung microscopischer Gegenstände aufbewahrt,
gH:
11:6
Fäserchen in einem, freilich geringeren Gr zu und werden somit den
sardinischen viel, ähnlicher, als sie ihnen im Herbste im neu an
gelegten Kleide waren. Doch, wie gesagt, schon in Ungarn kommt
der Stahr in ähnlicher, nur noch nicht so auffallender Abänderung :
vor; es ist also wieder auch hier die hinreichendste, beweisendst®
Stufenfolge vorhanden.)
Was hingegen denjenigen Theil des Gefieder betrifft
welcher jederzeit von gewöhnlicher Textur und Ansehen ist;
so tritt bei ihm wieder die allgemein geltende Regel der Ver
dunkelung ein, so weit diese, dem Gesetze der Farbensättigung ge
mäfs, irgend noch erfolgen kann. _ Die grofsen Flügel - und die
Schwanzfedern nämlich, welche ein schwarzgr auliches, mit dem Alter
auch an deutschen tiefer werdendes Colorit tragen und nur einen ei“
was glänzenden schwärzlichen Vorsaum haben, werden dort viel 0°
tensiver gefärbt.
Dafs die sardinischen wirklich, wenn nicht immer, doch 8°
wöhnlich, nach Verhältnifs auch etwas längere und noch schm#
lere Federn zu haben scheinen, als die deutschen, entspricht
ebenfalls vollkommen der Regel von Obsteig‘ der Vög®
höheren Alters unter ächt gemäfsigten mit der Fiasier Narietäb
unter wärmeren Klimaten,, erklärt sich also hierdurch. Je älter näm“
lich der Staar, um so länger und schmäler wird seim Gefieder scho®
bei uns: und ein einjähriger Vogel, besonders ein weiblicher, unter“
scheidet sich in der Hinsicht noch dreimal mehr von einem alte:
etwa fünf- bis sechsjährigen, als dieser von dem sardinischen und zU*
mal vom ungarischen. \
Dafs und warum diese südlicheren ein reineres Gefieder erhaltet
an welchem die hellen, bräunlichen, glanzlosen Federspitzchen unse“
rer jüngeren, namentlich der Herbstvögel, theils in Folge verändert!
organischer Bildungsthätigkeit überhaupt, theils durch mechanisch?
Ursachen, früher verschwinden, braucht kaum erwähnt zu werden.
Anmerk. Wie 'man die Verschiedenheiten zu würdigen habe, welche in den Sitten def
sardinischen herrschen sollen, zeigen schon die Widersprüche, in welchen die Schriftsteller, #
sammengenommen, hierin gegen einander erscheinen. Schon Wagler war, ohne dafs damals Äi
einer von uns an mieroscopische Untersuchungen dachte, der Übergänge wegen hierüber &
gleicher Meinung mit mir, Auch er verwarf den Srurnus vricolor als Species.
Es dürfte leicht zu tieferer Einsicht über Manches führen, a
ausgebreitete Untersuchungen mit dem Microscope über das Gefied®
khimmisch verschiedener Vögel einer Art angestellt würden. Viel”
leicht entschliefst sich Hr. Prof. Purkinje dazu, wenn sich Gele
‚ (*) Als ich im J. 1828 ihn einige Zeit hindurch täglich sprach.
9
genheit zum beideitten und sichern Herbeischaffen des hierzu nöthi-
5en Materials ereignet.
Zu S. 11, 8.47.
Das so genannte schottische Schneehuhn nur eine Varietät
des Weiden- Schneehuhns.
. Entsprungen ist diese Ansicht eigentlich hauptsächlich und zu-
erst aus: der aufserordentlich engen, sowohl unter den Vögeln, wie
auch sogar unter den Säugethieren bis heut ganz beispiellosen
Beschränktheit des Vaterlandes, welches diese vermeinte
'Vogelart inne hat. Und es sprechen ferner für sie: die gänzliche
Übereinstimmung aller Verhältnisse des Vogels mit denen
des Weidenschneehuhns, die Gleichheit der Sommerfär-
bung, des Aufenthalts, der Lebensart und der Sitten, so
Weit eiieeelhöh bisher bekannt geworden sind. Dazu kommt noch
auf der einen Seite‘ die apodictische Gewifsheit: dafs überhaupt viele
jetzt: nordische Thiere ehedem auch viel weiter südlich gewohnt ha-
ben, als jetzt; und dafs dieselben erst in neueren Zeiten (nicht blofs
@inzig darum, weil sie durch die von Menschen erlittenen Verfolgun-
gen gedrängt wurden, sondern theils zugleich um der allmähligen,
durch immer weiter verbreitete Landescultur fortwährend steigenden
Milderung des Klimas willen, theils sogar vielleicht schon wegen die-
ser allein) sich so hoch nach dem Pole hinauf zurückgezogen haben;
ebenso, wie andere sich ihm aus dem letzteren Grunde vom tieferen
Süden her immer mehr nähern konnten, und wirklich genäbert ha-
ben. Auf der andern Seite aber steht noch gar die Möglichkeit, wo
nicht die Wahrscheinlichkeit: dafs das schottische Waldhuhn erst von
der Jagdlust der Landesbewohner an seinen jetzigen Heimathsort ein-
geführt worden sein könne. — Die Ansicht ist zu neu, und zu ent-
schieden der gewohnten Meinung widerstrebend, als Hals, es nicht
erforderlich en könnte, sie ausführlicher zu begründen. .
Es scheint an einem wunderlichen Zufalle gelegen zu haben,
dafs bisher noch Niemand auf den auffallenden Umstand aufmerksam
geworden ist, welcher in der überaus engen Verbreitung des
schottischen Huhns liegt; sonst hätie man daraus längst Verdacht
Schöpfen müssen. s
Nehmen wir von Vögeln, und selbst von Säugethieren, solche,
die anerkannt unter allen das beschränkteste Vaterland haben, zum
Vergleiche; so bleibt deren Verbreitung doch immer noch eine un-
endlich weit ausgedehnte gegen die Verbreitung des in Rede stehen-
den Vogels. [Angenommen z. B., der Mouflon (Ovıs musimon) wäre
\
we
nn ee
äge
fi 2 re ae
118
wirklich nur auf Korsika, Sardinien und Kreta (nicht einmal mehr
auf Cypern, nicht in Nordafrika und nicht auf dem Festlande ie
Asien) zu Hause, wie es nicht der Fall ist: so würde seine Verbrei=
tung doch immer noch über etwa 18 geographische Längen - un
über 8 Breitengrade reichen. Beim schottischen Schneehuhne betrüg®
dieselbe schon so noch lange, lange nicht die Hälfte. In der That
erweicht sie aber noch lange nicht den vierten Theil: indem (*) der Muf-
lon noch die Serra de Gerez, das höchste Gebirge des nördlichste®®
Portugals, bewohnt. —]
[Wieviel höher wird nun der Abstand erst beim Vergleiche mit
Vögeln! — Unter ihnen besitzen allerdings die Hühner, weil sie (mil
Ausnahme der Wachteln und Flughühner) nicht wandern könneh
eine besonders geringe Ausdehnung nach der geographischen Breite’
wiewohl manche doch eine recht weite nach der geographischen Läng®
einnehmen. Gleichwohl übertri@t das roihe Rebhuhn, eine de!
eingeschränktesten Hühnerspeeies, das schottische Schneehuhn noch
mindestens um das Zwanzigfache; ja, bei dem letzteren ist die Er“
streckung nach beiden Richtungen fast gleich: — ein, bei geringen
Dimensionen nicht minder ohne Beispiel dastehender Umstand! —
Einer der seltensten und der am spätesten entdeckten unter den klei-
nen Vögeln, dabei zugleich ganz ungemein schwer aufzufinden, und
nie von Jägern, nur von Ornithologen gesucht, auch ein äufserst
schlechter Flieger, ist der Flufs-Rohrsänger; aber doch würde
der Flächenraum seines Vaterlandes, so weit man dasselbe bis heute
schon kennt, im Sommer bereits zehn bis zwölf Mal das Vaterland
des schottischen Schneehuhns in sich einschliefsen können: indem &
Frankreich, ganz Deutschland, Ungarn, Litihauen (nach Eichwald)»
also gewifs auch Polen umfafst; (und im Winter mufs er gar über
das ganze Südeuropa hinausreichen.)]
In den Verhältnissen dieses sogenannten schottischen Schnee“
huhns und des Weiden-Schnechuhns findet durchaus kein Uniter-
schied Statt, Sie stimmen namentlich in der relativen Länge der
Schwingen gegen einander, — also in einem Punkte, in weichem sich
sonst die beiden europäischen Schneehühner bestimmt von einander
unterscheiden, genau mit einander überein.
- [Das kleine Wiesel hat nur in Folge unseres wärmeren, das Her-
melin in Folge eines noch südlicheren Klimas alle Neigung verloren,
eine ganz weifse Winterfärbung anzunehmen: die beide im hohe
©) Nach der Versicherung H. F. Link’s, (dessen Phys. Erdbeschr. L., S. 239.) der selbst
in Portugal war. — Nach manchen Anzeigen scheint jedoch das Thier noch sonst weiter ve”
breitet, 2
119
Norden immer besitzen, und die vielleicht beide auch bei uns damals
esafsen, als Deutschland noch rauh genug für Renunthiere und manche
ändere, jetzt rein-nordische Thierarten war; und selbst beim nor-
dischen Hasen schwächt sich diese Neigung an seinem jetzigen süd-
lichsten Wohnorte in Skandinavien.] Warum soll dasselbe nicht auch
ei dem, sonst nördlicheren Weidenschneehuhne in Schottland der
Fall gewesen sein? Schottland hat, als der gebirgige Endiheil
Cines auffallend milden, von dem nächsten nordischen Festlande
durch einen breiten Meeresarm von mehr als 5 Längengraden ge-
tvennten, und von demselben klimatisch sehr wesentlich ‚verschiedenen
Inselraumes, offenbar das Entweichen desselben Vogels nach Nors
den zu unbedingt gehindert; vorausgesetzt nämlich, dafs er ursprüng-
lieh dort vorhanden gewesen sei. Inseln aber sind überhaupt kli-
Matisch viel gelinder, als benachbarte Festländer;: und namentlich
Sind in Europa die westlichen Theile gar ungemein viel milder, als
die östlicheren; gerade Britannien aber ist vor allen durch sein
ünverhältnifsmäfsig mildes, zumal im Winter höchst gemä-
fsigtes, und durchs ganze Jahr ungewöhnlich gleichmäfsiges
Nebel-Klima bekannt. (*) Ist es wohl also ein Wunder, wenn
das Weiden-Schneehuhn seine Neigung zur Annahme einer weifsen
Winterbefiederung in Schottland verloren hat: da ja die nördlichste
Spitze dieses Landes immer noch um einige Breitengrade weiter nach
Süden liegt, als der südlichste Pankt seiner Verbreitung auf der,
Schon überhaupt weit kälteren scandinavischen Halbinsel, — nämlich
äls der See Siljan? Spricht nicht ferner auch wieder der Umstand
dafür: dafs es noch in England, dicht an der Gränze mit dem süd-
Östlichsten Schottland, einzelne Fälle giebt, wo das schotti-
Sche Huhn zwar nicht regelmäfsig weifs wird, aber doch ‚bald so,
bald in einer hellen, weifslichen Färbung an Einem Orte und
als Race, d. h. in mehreren sich so fortpflanzenden: Familien, vor-
kömmt? (*%) ‚Spricht nicht ebenso auch die Erfahrung: dafs im
Ommer, den neueren und neuesten Erfahrungen zufolge, die ältesten
Er k . e -
(*) Daher ja anch gewöhnlich noch eine nicht unbeträchtliche Anzahl von Vögeln öfter
Oder Weiter in England, als in Deutschland, hinaufgehen, oder manche dort überwintern, während
Nie hier auswandern. Man denke an die Steinkrähen, den Zip- und Zaun- Ammer, den Staar,
die ae Mate, den Buchfinken, das roihe Rebhuhn etc. E
em) Nach einer von Selby (Zllustrations of british Ornith., I.) herrührenden, freilich
Richt sehr verständlichen: Mittheilung durch Hrn. F. Boie in.der Isis v. 1831, S. 540, wo. diese
bänderung »rahmfarbig« (also gelblich- oder milch weifs?) genannt wird. »...Die
"interessante Mittheilung : dafs sich in Durham aus dem, sich auch durch seine Hinneigung zum
N arliren in Weifs als wahres Schnechuhn beurkundenden Terrao scoticus eine rahmfarbige
® Age gebildet hatte ...® Sie waren aber wohl nur im Winter so? — ? j
120
Weiden-Schneehühner Norwegens ebenso den weifsen Bauch und die
weifse Fufsbefiederung nicht haben,: wie die schottischen sie zwal
gewöhnlich nicht, aber doch sehr oft, sehr oft noch haben? Den"
hiernach hört dieses, selbst noch von Temminck angeführte Unter“
'scheidungszeichen ganz auf, eim solches zu sein: und es wird (wie
fast immer und bei fast allen Arten) dasjenige bei der südlichen Ab“
änderung allgemein, oder doch gewöhnlich, was unter einem etwas
nördlicheren Klima nur eine Eigenheit des höheren Lebensalters aus“
macht. Endlich könnten‘ die beim Weidenschneehuhne gewöhnlie
vorkommende weifse Farbe des Bauches, auch im Sommer, und die
beständige Weifse der Schwungfedern, beide schon überhaupt nie er
nen gültigen Einwurf gegen die specifische Identität desselben it
dem schottischen bilden. Denn, da bekanntlich alle junge Schne®“
hühner bis zur ersten Herbstmauser, wo 'sie eben das erste Mal &9
weifses Gewand anlegen, ohne Ausnahme braungraue, einzeln ros"
gelblich gefleckte vordere Schwingen samt gewellten Fufs- und Bauch
federn besitzen; so versteht es sich ja eigentlich schon von selbst
dafs doch wohl diese Theile nicht erst eine weifse Färbung annchm
werden, wenn sich der Trieb zum Weifswerden nunmehr über haup!
"verloren hat. Die weilsen vordersten Schwingen nun vabgerechneh
sind aber die vermeinten beiden Huhnarten einander so absolut ab#
lich, dafs früher sogar Hr. Temminck das Sommergefieder (
welchem bei ausgestopften Exemplaren dieses Kotitirktchice des We
denhuhns leicht übersehen werden kann) von beiden verwechselt!
oder dafs er vielmehr den Terrao scoticus als Sommervogel von T:
saliceti beschrieben, und beide für identisch gehalten hat. Ein zwal
von ihm selbst später als grofser Mifsgriff bezeichnetes Verfahren, ! „
welchem ich jeduch im Gegentheile ungemein viel mehr Richtig®
als Irriges, zu finden vermeine.
Dafs sich das schottische Schneehuhn nur einfach mausere, ist
wohl von Einem oder“dem Andern vorausgesetzt, in Folge der Er
fahrung:-dafs es die Farbe nicht wechselt; es bliebe aber fürerst noch
durch wirkliche Beobachtungen zu erweisen: denn noch wülste ich
wenigstens nicht, dafs ein dort einheimischer practischer Ornithol08
irgend etwas hierüber geäufsert, viel weniger, dafs er es dargetb2"
hätte. Und’selbst, wenn es sich als richtig erwiese, so könnte dies
ebenfalls eine leicht mögliche Folge des Klimas sein. Denn, mal
- mag nun eines Theils teleologisch den dann liegenden Schnee und der
Wunsch der Natur, den Vogel durch Ähnlichkeit seiner Färbung mit
seiner Umgehung vor den zu übermäfsigen Nachstellungen seine
Feinde zu char als Grund der Feassilung ins Weifse zum
'
121
Winter und ins Rothbraune zum Sommer durch doppeltes Mausern
Annehmen ; oder man mag andern Theils, physiologisch, die Wir-
üng der Kälte als Ursache davon ansehen: in der Gestalt der Frage
Wird dadurch Nichts geändert. Die Lage der Sache bleibt immer
die: dafs beides in Schottland, besonders aber in England und Ir land,
Sanz anders als in Scandinavien, und noch verschiedener als in dem
“Ontinentalen Nordeuropa, erscheint.
'Anmerk. Hierüber geben die folkinde kurzen Data der mittleren Temperatur -Verhält-
Risse schnellen. Aufschlufs. Ich will dabei blofs erinnern, dafs einer Seits Edinbnrg, Kopen-
agen und Moskau so nahe am 56° d. Br. liegen, dafs sie nach ihrer Stellung unter den geogra-
Phischen Parallelkreisen geradezu als gleich angenommen werden können; und dafs Edinburg
dem Centrum der Verbreitung von Terr4o scoticus angehört, Christiania aber schon um 1°
Südlicher liegt, als der bereits erwähnte Siljansee, und um mehr denn 1? nördlicher, als die
ürdlichste Spitze von Schottland.
Unterschied
Jahres- | Sommer- | Winter- i der kältesten
Temp. Temp. Temp. Differenz.
und wärmsten
Monate
Edioburg. .. 65° | 113° | + 2,9 8,48 8,TCR.
Kopenhagen. . « 7,0 13,5 — 0,3 13,8 15,5
Moskau es 2,8 14,7 — 9,5 24,2 23,3
(Christiania. . . 4,1 12,1 — 3,2 155 16,9)
Wie ungewöhnlich mild und gleichmäfsig ist also das Klima von Schottland schon gegen das
Yon Dänemark ! — |
Schwerlich läfst sich glauben, dafs Britannien die wahre,
eigentliche Heimath des schottischen Huhns sein möge; oder we-
®
Nigstens bestimmt nicht, dafs es auch jetzt seine ihm wahrhaft
angemessene sein'’könne. Diefs scheint bereits aus der Erfahrung
hervorzugehen: dafs es, obgleich jetzt nur auf dieses Insel-
reich allein beschränkt, obgleich überall gehegt, und bei einer
Schon überhaupt höchst strengen, ganz aristokratischen Jagdgesetz-
gebung noch durch eine ausdrückliche Verordnung in seiner Fort-
anzung geschützt, sich doch durchaus nicht über das Ganze
der Länder verbreiten mag, sondern sich vielmehr durchgängig
blofs in den nördlicheren und gebirgigen Theilen hält; in denen also,
die wenigstens ihrer Lage und Bodenbeschaffenheit nach bei Weitem
noch die kältesten sind, und’die noch lange nicht die Hälfte von
Gesamt- Britannien ausmachen. Dabei darf man nicht vergessen, dafs
die in der Jagdlust unübertroffenen reichen Engländer gar nicht un-
terlassen haben, seine allgemeine Verbreitung über ihre Ei-
lande zu versuchen; jedoch ohne Erfolg.
Dafs aber einst das Weidenschneehuhn, besonders in Westeu-
Opa, auch viel weiter südlich einheimisch gewesen sein möge, als
heut, darauf lassen einer Seits mehrere Säugethiere schliefsen,, die
122
früher entschieden viel weiter südlich gewohnt haben, als jetzt; I
derer Seits zeigen es auch manche Vögel, die ehedem nicht so weil
nördlich gingen und gehen konnten, wie sie heut gehen. [Es Jeidel
gar keinen Zweifel, dafs den Renthieren das südlichste Scandinavie®
wo sie jetzt durchaus nicht mehr gedeihen und kaum einige Jahre
auszudauern pflegen, wo aber ihre Geweihe so oft aus den Tal“
sümpfen von Schonen aufgegraben werden (*), nicht zu gelinde war)
und es scheint den Nachrichten der alten Schriftsteller zufolge, 9°
mentlich nach römischen QClassikern, hinlänglich entschieden, dafs 1
einst sogar in Deutschland gewesen seien.] Als später die immer
nehmende Landescultur, das Ausroden kühlender, feuchter wilde
und das Austrocknen kalter, bewachsener Sümpfe, die hierdurch ent“
stehende stärkere Erwärmung des Bodens, besonders aber die erhöbf®
Temperatur der Luft, und ähnliche Ereignisse das Klima manche
Länder so milderten: dafs sich mehrere Thierarten auch defshald'
nicht blofs darum, weil die Menschen sie vertrieben, tiefer nach No!“
den zogen; so fehlte doch dem Weidenschneehuhne jedenfalls die
Fähigkeit, von Britannien aus ein höher gelegenes Land zu’ erreiche"
da jedes, auch das nächste, doch immer noch zu ferne lag. Es mufste
sich also zum Bleiben bequemen; und Nichts konnte von ihm de®
Einflufs des milder gewordenen Klimas abhalten. — Dafs es unte
gleicher Breite mit Schottland auch schon in Liefland und Kurland
lebt, ohne da sein weifses Winterkleid abgelegt zu haben, macht br;
derum keinen Einwurf. ‚Diese Landstriche sind, vermöge ihrer rei®
continentalen und noch östlicheren Lage, noch um mindestens eben*
soviel 'kälter, als Scandinavien, wie dieses rauher ist, als Schottland:
und, blofs hiermit kann und 'mufs man schon den Umstand erklären!
dafs es.da überhaupt so tief südlich noch gefunden wird. (**)
Sollte sich endlich vielleicht geschichtlich der Beweis führe
lassen: dafs die jagdlustigen, schiffahrtskundigen und kriegerische#
Skandinavier, welche namentlich vom Ende des $ten bis zum Aus“
gange des 11ten Jahrhunderts ihre Zwingherrschaft auf allen nordischet
Meeren, ja bis aufs mittelländische hinab, ausübten und dabei of
nicht minder Eroberer zu Lande waren, — dafs diese damals, bei ihre®
wiederholten Einfällen in England und nach der, eine geraume Zeit
währenden Unterjochung desselben, mit der Falkenbaize in dem Wei
denschneehuhne auch einen ‚hier fehlenden leicht aufzuscheuchende®
Gegenstand für dieselbe aus ihrer Heimath eingeführt hätten; so wäf®
(*) Z de Skanska torfmossarne finnas ofta Renhorn etc. Nilfs. 85%. F.l, $- 289.
(**) Ebenso, wie auch mehrere andere Vögel und Säugtihiere des Nordens ım russische®
Reiche aus gleichem Grunde tiefer herunterreichen , unter letzteren Lerus borealis etc.
123
“N, an sich allein schon genügender Grund für die hier zoologisch
Alwickelte Ansicht gefunden.
Was den Aufenthalt, die Lebensart und die Sitten betrifft,
"° wird ins Besondere von den englischen Omithologen Nichts ange-
Sehen, was sich nicht vollkommen mit derselben vertrüge.
Zu $. 12, 5.48, 49, 55-58.
Wir mögen nun auch wohl einige Augenblicke bei den Folgen
Verweilen, welche für die Thiere selbst aus dem klimatischen
bändern der Farben entspringen müssen.
Es macht einen bekannten, durch alle Erfahrungen der Physik
stgestellten Satz aus: dafs, zumal bei gleicher Beschaffenheit der
Stoffe, dunkle Farben gute, heliere dagegen schlechtere Wär-
"eleiter sind: indem jene, durch Verschlucken der Lichtstrahlen,
Weit mehr äufsere Wärme anziehen, aber auch die angenommene oder
Onst in dem Körper, welchem sie angehören, schon vorhandene
ärme geschwinder und stärker ausstrahlen und verschwinden las-
en, sobald jenes Aufsaugen von Licht- und Wärmestrahlen. auf-
ört, o) Dieser Umstand kann natürlich nicht ohne Wichtigkeit für
lejenigen Thiere sein, welche nach Verschiedenheit des Klimas hel-
‘te oder dunklere Farben annehmen.
Vielmehr werden (das haben wir bereits oben gesehen) Säug-
!hiere und Stand- oder blofse Strichvögel in kälteren Ge-
Senden überhaupt oder im Winter heller, weil sie Standthiere
Sind oder es werden: indem die Kälte der Farbenerzeugung hinder-
ich wird. Und sie können (**) eher Standthiere sein oder
Werden, eben weil sie heller werden, d.h. eine Farbe bekom-
Ren, welche das Entweichen der natürlichen, durch den thierischen
*bensprocefs in ihnen entwickelten Wärme verhüten hilft zu einer
&it, in welcher schon ohnediefs auch eine dunkle Farbe, bei dem
Nedrigen Stande der Sonne, bei der seltener heiteren Atmosphäre, und
& der schr kurzen Dauer der Tage, nur sehr wenig aufserlichen
icht und Wärmestoff anzuziehen haben würde. Es findet also,
!er, wie in tausend andern Fällen, gleichsam auch eine Rückwir-
ing des Erfolges auf die Ursache Statt. ,
N Anmerk. Sogar in Bezug auf die überhaupt bestehende Farbengebung im
„en läfst sich diese Ansicht ganz allgemein durchführen. Bekanntlich würde ja selbst
(5 Schnee, welcher sich' im, Winter dem stärkeren Entweichen der Erdwärme in die kältere
&) Daher, wie Jedermann weils, dunkle oder gar schwarze Kleider im Sonnenscheine so
Arm Kind: m
\ Fr Insoweit diefs lediglich von ihrer Organisation, nicht zugleich von dem Vorhandensein
Nsamerer oder reichlicherer Nahrung abhängt. —
124
2 ’ - £ 3 ’ #00 Wekt
Luft entgegenstellt, diesen Zweck viel schlechter erfüllen, wenn er nicht die reinste d
Vögeln di
en, na
; sehn a NER . n über
ibnen um so erspriefslicher sein: weil sie entweder immer, oder doch gewöhnlich, auf und ü fi
. te)
e mindes
besäfse oder gar schwarz wäre. Dafs mehrere Säugthiere, und unter den
zum Wandern ungeeigneten Schneehühner, regelmäfsig im Winter w eifs werd
dem Schneee, also in der mehr durchkälteten Atmosphäre leben, oder weil si
ihrer Nahrung hier nachgehen müssen. Die kleinsten aller Säuger aber, welchen, wie Sn
x R en , 2 3 ie $!
Körpern von geringem Umfange, ihre Wärme um so schneller entweichen würde, went u
oberhalb befänden, gerade die kleinsten, die Mäuse, werden nicht blofs n ir Be
wei
weifs zum Winter, sondern es giebt sogar nirgends in der Welt Mäusespecies voR li
für si6
Farbe. Sie halten sich aber auch sorgfältig unter dem Schnee, welcher auch age.
o
der wärmeren und im Winter wärmer bleibenden Erde Angehörige, eine feste Scheidew?® }
gen die, selbst kältere und erkältende Luft oberhalb bildet. (*) Im recht hohen N07
endlich, wo der, fast stets dort liegende Schnee die thierische Existenz unter demselben er
der allzu sehr unterdrückten Vegetation) fast durchaus unmöglich macht, sind zuletzt die “ih
gen noch vorhandenen Sängthiere, ja sogar die Mehrzahl der Seevögel;,
oder gelblich- weifs; auch wenn sie grofs, folglich (vermöge der Gröfse) der Wärmeverüf m
en;
gung minder ausgesetzt sind. So die Eisbären und Walrosse, (selbst das Seeeinhorn,) Has
Elfenbein- und Eismöye, die Schneegans etc.; die andern wenigstens zum gröfsten Theile
An denjenigen nordischen Thieren, welche nicht ga?
(klimatisch oder überhaupt) weifs werden, wird es vor Allem
Wurzeltheil der Haare und Federn: an welchem, weil er der
Heerde der inneren Wärme-Entwickelung am nächsten liegt, eine sta!
leitende dunkle Farbe in der Kälte am nachtheiligsten wirken mus
in der hohen und ungewohnten Sommerwärme aber auch, umgekeb'
durch Fortleiten der äufseren Licht- und Wärmestrahlen wieder #
unbequemsten werden würde. (**) So behalten im Norden der pur
nerhabicht, der Jagdfalke, der Mäusebussard und der Uhu, well
entweder überhaupt, oder besonders im Alter, gewöhnlich Standvös
sind und nur seltener oder ausnahmsweise weit fortziehen,, (
gleichsam aus der Heimath verirren,) die dunkle Farbe zuletzt au
noch in der Mitte und am Ende der einzelnen Federn
nicht an dem Seitenrande; also nur da, wo die Auss trahluM®
geringer ist, als an dem zackigen, in kleine Endfäserchen er
theilten, und somit mehr Fläche darbietenden Ende der kleinen 4
cundären Fähnchen. (***) Gewifs würde diesen, da sie dasselbe Ka
auch für den Sommer behalten, alsdaun, nachdem sie der heftig?!
und anhaltenden Winterkälte gewohnt geworden sind, die. hohe Son
merwärme vermöge der langen Einwirkung des Lichts in den lang?
Tagen um so empfindlicher werden, ‘wenn nicht jetzt diese 2
25 } ä i Ei ; ;deni
(*) Daher die Saaten, wie die Mäuse, in den kältesten Wintern mit Schnee nicht jeid
wohl aber beide in sehr gemäfsigten ohne Schnee, Fa
a6?
n
‘(**) Nicht anders, als höchst angemessen, kann hiernach die Einrichtung erscheinen : d
ganze vorzugsweise in den nördlicheren, weniger schon in den gemäfsigten Ges®
u,
gaf nicht mehr aber in den tropischen Ebenen, solche (warmblütige) Thiere ? jet
ndei
scheint, an welchen sich diese helle Wurzelfärbung der Körperbedeckung vorfi
C*) Die noch nördlicher aufsteigende Schneeeule verliert zuletzt das Dunkle ganz-
125
P
edern (abgesehen von der nun erfolgenden Abreibung) auch die
ä
Usere Wärme minder anzögen ind minder auf den Körper
“ tleiteten: welcher als thierisch-lebendiges Wesen, stets eine sehr
Seichmäfsige Temperatur entwickelt, deren Unterschiede selbst in
\
N Extremen noch gegen die Temperatur - Extreme der umgeben-
MN Atmosphäre bei einem nordischen Klima höchst. uulregentend
leihen. Wogegen die Schneehühner, als doppelt mausernde, und die
Säugthiere, als zweimal haarende Geschöpfe, im Sommer ein anderes,
War dunkleres, aber auch weit dünneres oder kürzeres, und defs-
alb viel minder warmes Kleid erhalten. Und wenn im Norden vor
andern Theilen meist die Schwungfedern, oder überhaupt die Flügel,
erst oder am meisten weifs sind oder werden; so kann es uns,
bei der gröfseren Isolirung derselben vom Körper, nicht schwer wer-
den, den Vortheil auch Hiärlon einzusehen.
Anmerk. Vögel mit einem mur einfach zu wechselnden Gefieder,
Welches sehr fein zerschlissene, also wegen der Vergröfserung der Oberfläche zu
ärkerer Wärmeausstrahlung geneigte Federbärte hat, werden im Norden
"um Winter (wo die Kälte einer Seits, durch Aufregung der centralen Vitalität, den Appe-
tr reizt und die Verdauung befördert, anderer Seits aber, durch Herabstimmen der periphe-
"schen, die Ausdünstung verringert) leicht fett, und erhalten in der Fettlage einen zwei-
ten Schutz, wie die Raubvögel; oder sie haben, bei noch geiheilteren Federn, auch wohl
Wfserdem noch dazu eine dicke, sehr dicht gewebte Haut, wie [die Schwimmvögel.
Yon letzteren giebt es indefs wenige, die nicht ein besonderes Winterkleid bekämen; und
Üeses zeigt bei solchen, welche nur streichen oder nicht weit wandern, regelmäfsig hellere
arben: entweder überhaupt, oder an einzelnen Theilen, besonders an minder geschützten
Stellen des Körpers. Ja, an mehreren, welche, wie die Taucherartigen, fast die ganze Zeit
Auf dem Wasser zubringen, wird. am Halse zum Herbste oder Wintersanfange Sch warz
der sonst dunkle Farben geradehin mit Weifs vertauscht. —
Südliche Thiere mit verdunkelten Farben senden daher,
im Ver gleiche mit nördlichen helleren derselben Art, offenbar unter
Qu grofser Hitze schmachten: wenn nicht erstens jenes stärkere
ärmeausstrahlen, und zweitens nicht die Eigenschaft der
Haare und Federn, sich durch höher steigende Wärme immer mehr
Abzunutzen und daher überhaupt die Eigenschaft einer wärmezurück-
haltenden und wärmeanziehenden Körperhülle mehr zu verlieren, Statt
fänden; und wenn nicht drittens mit der Zunahme der erwärmen-
den Sonnenwir kung auch das Abnehmen der Farbenintensität (das
Verbleichen) Hand in Hand ginge. Doch können diese Umstände
die Gesamtwirkung des Klimas zwar schwächen, vermögen aber durch-
Ws nicht, sie zu brechen. (*) Es ist, sonach nicht füglich anders
Möglich, als dafs dort die schon begonnene Ver dunkelung (na-
ürlich unter sonst gleich. bleibenden Umständen) an dem ae
Be -
& Auch ein ehr abgetragener schwarzer Rock bleibt (in der Sonne) immer Hoch: wiel
Närmender, als ein neuer von lichter Farbe.
126
immer wieder so lange die Ursache zu neuer er stärkere!
Verdunkelung werden, sich also so lange schon mittelbar dure
sich selbst steigern mufs, als überhaupt eine Verdunkelung, der Grund
beschaffenheit der Farben und der färbenden Säfte gemäfs, noch u;
lich bleibt: ebenso, wie umgekehrt im Norden das einmal ang“
fangene Blässerwerden aus gleichem Grunde,schon aus sic
selbst wieder Stoff zu fernerem Wachsthume schöpft, bis
.. es den Umständen nach ebenfalls nicht weiter steigen kann. So kann
das Zunehmen des Varietäts-Characters mit dem Alter nur aß eine
physiologische, durch physikalische Gesetze erzeugte Nothirendigk®!
erscheinen.
Soll überhaupt ein Thier, ins Besondere ein Vogel, wahrhaft
klimatisch abändern, (insofern er nämlich überhaupt dazu 8%
neigt. sein kann,) so wird erfor dert:.dafs seine Verbreitung ein?
weite Ausdehnung einnehme, und unter wesentlich verschi®
dene Temperaturverhältnisse überhaupt falle; besonders abel
dafs sie auch höhere Gegensätze in Bezug auf den Unterschi
der Jahreszeiten in sich fasse.
Je mehr sich ein Wesen blofs auf die wärmere Zone beschränf
(und je einfacher vollends sein Aussehen ist,) um so weniger sch®®
“erleidet es jene, von der Aufsenwelt abhängigen Veränderungen;
dafs endlich gar eine rein tropische Vogelart irgend merklich klim®
tisch varüirte, welche sich beständig nur in den heifsen Ebenen zwi
schen den Wendekreisen hält, wo die wärmere und kühlere Jahre”
zeit gleichmäfsiger temperirt sind, als irgendwo sonst, — davon is
mir, so grofs auch die Anzahl jener Wesen, kein Beispiel bekannt. 0
Darum sind die Grade und Richtungen des Variirens so ungemel
viel höher und schärfer ausgeprägt in Asien, wo die "porie
dischen Gegensätze des Klimas unter gleichen Breitengraden ®
sehr viel entschiedener, gröfser und standhafter sind, als #
Europa.
Ein anderer der RR ee würdiger Gegenstand pe
Beurtheilung der Grundursachen hiervon scheint für einen sehr gre
fsen Theil Asiens, aufser den schon angeführten, noch in def
Verdünnung der Luft über Hochebenen und in jener bekanni®
stärkeren Anströmung der organischen Säfte von Innen na®
Aufsen (durch Verringerung des Luftdrucks) zu such®
welche sie, wie überhaupt, ganz besonders im heifsen Sommer ve”
ursachen mufs, ‚ wo noch die Wärmeerhöhung ihrer Seits die LU
(*) Kann auch, wenigstens im Centralstriche der Tropen, gar nicht als denkbar angenomme?
werden, sobald das Thier nicht zugleich auf Gebirge oder hohes Tafelland hinaufgeht. —
127
ebenfalls verdünnt. Rechnet man ferner hinzu: dafs die Wärme der
besten Sommermonate in continental gelegenen hoch nördlichen
And in jenen östlichen Gegenden an sich fast der Wärme der Wende-
!eisgegenden nahe kömmt ‚ aber wegen der Länge der dortigen
N ‚'mmertage offenbar eine um Vieles verstärkte Wirkung erhält
Ri Vergleiche mit den Gegenden ewiger Tag- und Nachtgleiche ; so
Würden wir uns sogar mit Recht wundern können, wenn namenilich
Manche ächte Sommervögel, besonders solche, deren Mauser in die
“eit der höchsten Wärme trifft und die sich über Winter weit süd-
Icher aufhalten, dort nicht eben so gut, oder nicht zum Theile fast
Oder vielleicht noch stärker abänderten, als sie es in dem heifsen
!beren Afrika ihun,-
(Diese stärkere und beständige Verdünnung des umge-
bend en Mediums durch die Wärme, und die physiologischen Wir-
Ungen jener, müssen natürlich allenthalben unter wärmeren
Immelsstrichen mit in Betracht kommen, wenn wir nach dem
änzen der ‚ursächlichen Momente fragen, welche dem Variiren der
biere durch natürliches Klima zum Grunde liegen. —)
Endlich möchte wohl in Asien die bedeutende, durch die neue-
‚en Messungen der Herren Alex. v. Humboldt, Gust. Rose und
Tman d.j. erwiesene Trockenheit der dortigen Luft im Sommer,
Yach demjenigen, was wir oben (8. 3.) gesehen haben, mit in An-
\chlag gebracht zu werden verdienen.
Zu $. 12, 13 und 16?
Es stellt sich also von selbst der Satz fest:
Die Naturnimmt bei biegsamen Constitutionen, (d.h.
& solchen Wesen, die, wie so viele, einer weiten eigenwilligen Ver- _
!itung oder auch unfreiwilligen Versetzung unter merklich verschie-
üe Temperaturverkältnisse fähig sind,) überhaupt nach Maafs-
She des Klimas das unnütz Gewordene, und giebt Nö-
higes, Oder — jenes geheimnifsvolle, bis. heut weder durch Beob-
: lung, noch von der Philosophie erfafste, dunkle und stets über-
Mächtige Walten, welches die Wissenschaft mit der Benennung
nLebens« oder » ewigen Lebensprincips« bezeichnet, hat gemacht:
Ü vor Allem der Organismus belebter Wesen Kräfte in sich trage,
wach Erfordernifs der Umstände aus sich zu entwickeln, was noth-
"dig, und sich dessen zu entledigen, was überflüfsig wird.
{m ‚Anmerk. Die Botanik sogar hat Erfahrungen die Menge gesammelt, welche darlegen,
Sich dieser Satz häufigst auch auf die Pflanzen ausdehnt.
Na Unter den, in gen EL IERR Atmosphäre vegetirenden Alp enpflanzen giebt es
’ bei welchen die Wirksamkeit der analogen Athmungsorgane, der Blätter, die so viel
128
3 Br 5 och
nöthige Stoffe aus der Luft anziehen, verbrauchen, und entbehrliche wieder ausstofsen; ie
erstu
Eben
hier aus
durch eine mehr oder minder grofse Zahl feiner Haare an diesen und dem Stengel unt
wird. (Doch sehr behaarte sind ıda seltener.) Vonihrem natürlichen Standorte in die
gebracht, verlieren die meisten jene Behaarung nicht blofs dann, wenn sie Br
red"
vollig
Saamen gezogen werden, ganz; sondern eines und dasselbe Individuum sogaf x
von. den Alpen herunter versetzt, neue Blätter und Stengel, welche jetzt, statt wollig,
glatt und haarlos werden. [So vor andern besonders AckırLrrA zana; vergl. Neue Alpina.) ;
Alpenpflanzen haben im Allgemeinen merklich grö fsere Blüthen, aber ger!
gere Gröfse überhanpt, als Gewächse der Ebenen; und sclche Species, welche hier
‚ : f h 5 : nge
auf hohen Gebirgen zugleich wachsen, treiben auf letzteren nicht blofs kleinere, fester® Ste el
dividut
gen“
je
.
und Blätter, und gröfsere Blumen, und umgekehrt; sondern auch eines und dasselbe In
wird durch Versetzung demselben Wechsel unterworfen: indem hierdurch die entö
gesetzten Beziehungen jener zartesten, und festeren oder festesten Theile der Pflanze zu dem ®
umfliefsenden Medium umgekehrt werden. ji
An den Pflanzen in Sibirien, China etc. erbärtet durch die dortige Som
hitze und das Übermaafs des Lichtes das Holz früher und mehr, als an den nämlich"
Europa, Diefs macht aber, dafs sie auch der überstrengen Winterkälte besser zu wridersteh?"
und manche derfhach sogar weiter nach Norden zu gehen vermögen. (S. Mirbel in Mem
Mus. d’hist. nat. XIV, 350 f.) — Daher ist hier deh Gewächsen, deren passive Kräfte
Sommer gereift und gestärkt hat,, der längere und härtere Winter, dessen zerstörende Ga
der Sommer im Voraus gebrochen hat, nur ein längerer und tieferer Schlaf: der so nuf A
um in verlängerter Ruhe noch mehr thätige Kraft zu sammeln für das Gedeihen im belebe*
und zu hoher Reizung erweckenden Sommer. „
‚So erblicken wir in Allem, was die Natur schaffet und wirkt,:den ante
nen, still geschäftigen Einklang ihrer Kräfte, die sich alle zu Einem Zwecke gegensel®
und abwechselnd entfesseln und binden: so, da/s selbst scheinbar Hiderstrebende! #
Einem harmonischen Ganzen sich eint, und dafs, auch anscheinend zufällig und für #
menschlichen Geist zuerst au/ser aller Berechnung liegend, sogar das Un verme!
liche nützlich, das von unumgänglicher Nothwendigkeit Erzwungene nur „or
theilhaft wird. —
[Von Säugthieren sind Beispiele der Art schon lange gekanl'
pi
enüse die Erwähnu ır einiger:
genüge di nung nur einiger: _ u.
wiewohl noch nicht systematisch - verbunden zusammengestellt.
‘Je näher gegen den Äquator, um so kürzer wird das Haar, 0°
so feiner die Haut des Pferdes. Auch bei uns bleibt seine Beh“
rung noch kurz: da hier warme Ställe es im Zustande der Rub”
Anstrengung seiner physischen Kräfte es während der Dauer sein?
Benutzung durch den Menschen im Freien, gegen die Winter?
schützen. In den Steppen Südsibiriens seit ein Paar Jahrhunde”.
verwildert, hat es weit längeres Winterhaar. Länger ist auch sch?
die Behaarung der Pferde aus den sogenannten wilden Stutere®
‚verschiedener russischen Provinzen; und wie wahrhaft zotüg sche”
gegen die schön glatten, wohlgepflegten, warm gehaltenen und wend
gebrauchten Thiere an unseren Staatskarossen betrachtet, jene hedat”
rungswerthen Halbeselsgestalten aus, welche, einzeln in schlecht
wahrten Ställen nur unbedeutend gegen die Rauhigkeit der kalt?
Jahreszeit geschützt und selbst dann meist im Freien benutzt, best”
ders wir hier zu Lande so oft die ärmlichen Wagen polnischer Baud
en
en 499
Unserer Landesnachbaren , biehen sehen. Selbst höher im Norden,
2%, B. in Scandinavien, wo sie auch meistens gut gewartet werden,
Schen die Pferde den unsrigen weit ähnlicher, als jenen eben ge-
Yannten. Nur auf Röst, Värö und Moskö, Inseln im Eismeere un-
fern des bekannten warmen Malstroms, giebt es (*) kleine, bei dem
Verhältnifsmäfsig gelinden Winter dort beständig im Freien bleibende
Pferde mit Jangen, dichten, struppigen Flareiı]
“ [Die Schaafe verlieren in den heifsen ‘Ebenen Africa’s die
Warme, dicht stehende Wolle, um sie mit viel dünnerem, straffem
Haare zu vertauschen; in Guinea. werden sie sogar ERBE Auf
Island dagegen sollen sie zum Theile, zu einer, freilich schlechten
Wolle, noch rauches Oberhaar hinzubekommen. Spanien, welches
zwar weit südlich gelegen, aber auch sehr gebirgig ist und in seinem
Innern die höchsten und ausgedehntesten Bergplateaus unseres Welt-
theils besitzt, wodurch es hier ein eigenthümliches Klima, namentlich
mit schroffen Gegensätzen von Tageswärme und nächtlicher Kühle,
hält; Spanien bringt Schaafe mit der feinsten, dichtesten und zu-
gleich langen Wolle hervor: die aber gewifs in jeder Hinsicht weit
komme würden, wenn man die Heerden in Stallungen ein-
Stecken müfste, statt sie beständig, im Freien weidend, das Land
durchziehen zu lassen. England verdankt ohne Zweifel nur seinen
kühlen Sommern und den gelinden Wintern, welche beinahe durch
alle Tage des Jahres das Hüten der Heerden im .Freien gestatten,
den Vorzug: zunächst mit Spanien, in ‚der Zucht dicht- und fein-
wolliger Schaafe wetteifern zu können. Ungarn, weit nördlicher, als
Spanien, aber gleichsam fast alle Klimate vereinigend,, glühend und
kühl zugleich (**), indem mit bedeutendem Wärmeunterschiede Tag
‚und Nacht einander folgen, (so, dafs sich selbst der eingeborne
Mensch durch eine, stets nach Verhältnifs recht warme Sommerklei-
dung vor Erkältung schützen , der Ausländer aber um so mehr dem
Beispiele folgen mufs,) und weit trockener dabei, als England; Un-
Sarın zieht vorzugsweise Schaafe mit einer, wenn auch nicht guten,
doch ungemein reichen, durch aufserordentliche Länge bei schwacher
räuselung ausgezeichneten Wolle, und mit den. gewaltigsten } Hör-.
Kern. Man weifs ferner: dafs das, wie man sagt, in manchem Be-
"Wrachte Ähnlich beschaffene, strichweise (namentlich in seinem süd.
lichsten und südöstlichsten Theile) durch ähnliche, noch schärfere
Temperatur - Gegensätze merkwürdige Australien den aus England
za Spanien eingeführten Schaafen in jeder Hinsicht ein noch ge-
(*) Nach Nilfson, Skand. Faun. 1, S. 324.
(**) Vergl. Csaplowics Gemälde von Ungarn; Wahlenberg Flora Carpath. princ.
9 \
130
deihlicheres Fortkommen gewährt ; so, dafs sie sich von selber noch
verbessert haben, und dafs Neuholland, wäre es am Centrum der ci-
vilisirten Handelswelt gelegen, sicher Spanien selbst bald in der reich“
lichen Production der feinsten Wolle überflügeln würde. (*)]
[Gleichwie Ungarn , umgeben von Gebirgen, deren natürliche
Klima und Lage einen so merkwürdigen Wechsel meteorischer Con
traste bedingt, und warme Ebenen in seinem Innern einschliefse® ;
die langhörnigsten Schaafe, so bringt es auch Rinder mit den größs-
ten Hörnern in Europa hervor; Rinder, welche in diesem Punkt®
kaum von den abyssinischen übertroffen werden, die ein in mehr
Hinsicht ähnliches Land bewohnen. So grofs und hochbeinig seine
Schaafe, eben so hoch 'und schlank (**) sind auch Ungarns Rindel
gleichwie die von Abyssinien ; flüchtig und leicht gebaut seine Pferde”
Wie fein und von leichtem Baue sind fast alle, wie wunderbar schla®
darunter besonders einige —, Säugthiere (zahme wie wilde, und nich!
blofs dort einheimische, Kar auch bei uns vorkommende) in de
unermefslichen wüsten Ebenen von Afrika; auf i jenen Flächen, welche
schon eine ungewöhnlich freie und weite Beweglichkeit aller nicht
flugfähigen Wesen nicht 'blofs leicht ihunlich, sondern (um Nach“
stellungen zu entgehen i in Regionen, wo nichts sie vor dem Auge de!
Verfolger deckt,) sogar zur Nothwendigkeit machen, ohne jedoch hie
in so heifsen Gegenden, auch eine solche Anstrengung erfordern @
dürfen, wie in kälteren! (***) — Wie flüchtig, schlank, feingebaut
und wahrhaft schön sind die wilden Esel Persiens und "Südsibirien®
auf ihren ausgedehnten Bergebenen und Wüstenflächen ; wie langsam
plump und schlecht gestaltet gegen sie schon die, sonst doch wobl
haltenen und gut Soft Lastträger in den engen Gebirgen Süd“
europa’s; um wieviel mehr erst die im nördlicheren? |
[Wie glatt pflegen müfsige, weichliche Stuben- und Schooß“
hunde zu sein; wie viel raucher der kräftige, abgehärtete, bei alle®
_ Unwetter Haus, Hof und Wagen seines Herrn bewachende Spite!
Welch’ einen gewaltig dicken Haarpelz bei ansehnlicher Länge hab®®
erst die sibirischen und grönländischen (meist weifsen oder weiß“
grundirten) Hunde, das Schlittenzugvieh der Kamtschadalen, Tungl“
sen und Esquimaux, bekommen: die, fast nie künstlich bereitet@
HZ Eee wenn wir hier; in
Spanien und Ungarn mit in der sonst ungewöhnlichen, hier durch die stete Abwechselung be
(*) Wir werden uns in der physiologischen Erklärung kaum täuschen,
wirkten, und doch auch ebendadurch zugleich von Erschlaffung fern gehaltenen Erregtheit sie
Ursache dieser besonderen Reproductions - Thätigkeit zu finden meinen.
(**) Hirscharti & schlank, nach Wahlenberg, gegen die unterseizten der Schweiz
(***) Man vergleiche hierzu, was oben ($. 13, S. 74.) über die Schlankheit der wilde”
Stockenten gegen die zahmen gesagt worden. —
MI 32-5
ie
2
[63]
: 0° 2
131
Wärme genielsend, sich des Winters vor der Hütte ihres Herrn zur
Brwärmung in den Schnee eingraben. Was für schwache Behaarung
besitzen hiergegen die Hunde in den heifsen Gegenden Afrika’s: die
Endlich gar grofsen Theils haarlos geworden sind, bei uns aber, wenn
Sie nicht aufserordentlich warm gehalten und gepflegt werden, gleich
dickhäutiger werden, auch dann wieder einiges Haar zu bekommen
‚ anfangen, selbst wenn sie rein fortgepflanzt werden. (*) — Doch
auch noch in ganz anderer Hinsicht können und müssen sich Thiere
erst acclimatisiren. So haben die aus Europa nach Mexico einge-
führten Windhunde im Übrigen keine Schwierigkeit gefunden ,' auf
‚den dortigen Hochebenen zu leben und für gewöhnlich zu athmen ;
aber zum Hasenfangen dort waren sie nicht zu gebrauchen, indem sie
längst vor dem Einholen der Beute ermüdet und athemlos nieder-
stürzten: weil ihre, an das Athmen einer viel dickeren Luft gewöhn-
ten Lungen beim anhaltenden Laufen nicht vermochten, den stärkeren,
‘durch einen nothwendig beschleunigten Athmungsprocefs erregten
Blutandrang bei dem um so Viel verringerten äufseren Luftdrucke
‚auszuhalten, welcher nun keinen hinreichenden Gegendruck mehr ab-
8ab. Die von ihnen dort gezeugten Jungen hingegen, vom ersten
Augenblicke an des Einathmens so verdünnter Luft gewohnt, lernten
sogleich eben so gut Hasen in Mexico fangen, wie ihre Eltern es nur
in Europa konnten. (**)] — [Auf Newfoundland, welches bei seiner
Entdeckung gar keinen Hund besafs, hat sich nach Einführung Er
selben eine eigene, grolse, schöne und merkwürdige, neue Race ge-
bildet; welche sich nun, durch viele Generationen fest in ihren Cha-
‚racteren geworden, auch bei uns lange rein erhalten läfst.]
Zu 8,13 und 17.
Solche Unterschiede klimatischer Racen der Hausthiere nun sind
bleibend, sind bedeutend, sind in der Regel allgemein, und treten,
Wie man sieht, gar häufig eben in den Fällen am stärksten hervor,
Wo der Mensch, welchem sie dienen, sie gerade noch am meisien ih-
ter natürlichen Freiheit wiedergiebt: wo also nicht sein Übergewicht
über sie das Modifications-Moment sein kann, welches hierbei den
Meisten Einflufs auf sie ausübt. Diese Racen sind ferner oft weit
auffallender characterisirt, als andere Wesen, die wirkliche, enischie-
den selbständige Arten bilden. Und doch, würde nicht Jedermann
(*) Ebenda (z. B. in Nubien, Bördptan eie.S wird sogar ein frei lebendes Thier der Hunde-
Gattung ‚der Sche ckfuchs, Canıs variegatus, nach Rüppell’s Erfahrungen im Alter
haarlos; fast wie alte Geier minder wollige Köpfe und kürzeres Gefieder haben, als junge. —
(**) S. Froriep Notizen aus dem Gebiete der Natur- und Heilkunde. Jahrg. 1832, Juni.
ö 9*
132
den Gedanken: sie darum, weil sie an ihrem Entstehungsorte plei-
‚bend sind, als Arten aufstellen zu wollen, — unter die monströsesiel
Ideen zählen, auf welche je wissenschaftliche Verirrung geführt hat?
Gleichwohl ist es doch nur ein, zur Werthbestimmung der Sache aR
sich ganz gleichgültiger Zufall: dafs wir hier schon ohne alle weitel®
Mühe und schwierigeres Forschen histor isch wissen, wie sie entstal“
den, woher sie entsprungen sind. Abgesehen aber hiervon, blofs ab
solut. nach ihrem Bestehen, ihren Unterschieden und ihrem Orte ge
nommen, verdienten sie unendlich weit mehr für Arten angesehe®
zu werden, als jene frei lebenden klimatischen Thiervarietäten‘,
wir hier als unseren nächsten Gegenstand in Untersuchung gezoge®
haben, und deren Verschiedenheit sich ın den bei weıtem meiste
Fällen auf das Vorhandensein eines höheren oder geringeren Grade
von diesem oder jenem färbenden Pigmente in der Hautbedeckun$
beschränkt. — Um hierin consequent zu sein, müfste, wer nicht zU°
fällig aus dem verzeihlichen Grunde mangelhafter Erfahrung, sonder?
in Werlolguhi eines Systems, klimatische Varietäten (und darunt®
auch so unbedeutende Verschiedenheiten, wie wir kaum der Erwäh“
nung werth finden konnten) als Arten .hinstellte, und sich durcha®
ngegen die Unterordnung von Wesen, die sich durch constante, dureh
»Generationen hindurch verfolgte Merkmale unterscheiden lassen, un*
»ter andere Arten« erklärt, (*) — der müfste offenbar damit begin
nen: die Hausthierarten zu Gattungen oder Sippen zu erheben, und
ihre Racen, deren sich nach so verjüngtem Maafsstabe bei manche®
wohl mehr als hundert auf der Erde vorfinden möchten, zu Speci®
zu stempeln! —°
Doch wir wollen abbrechen, um nicht hier mehr, als nöthig:
noch gar über ein, im Verlaufe unserer Abhandlung mehrfach ange“
deutetes Verfahren zu sagen, welches bereits seine verdiente allg®
meine Würdigung gefunden hat. (**)
Bi Zu $.17, S.115-116, und $.1.
Im Eingange wurde der Begriff von Abänderung (Varietät) de“
finirt, und in der Verhandlung selbst durch die beigebrachten Ei”
fahrungen festgestellt, was ins Besondere’ unter klimatischer Abär
derung zu verstehen sei.
(*) S. Isis 1831, 5.539 -40. —
.C**) Nur, um nicht durch Se Auslegung der Unbekanntschaft mit diesem nenesten
„Fortschritte der Wisjenichäft: « undder » neuesten, allein haltbaren Ansicht « (wie man das Be
ginnen, vermöge der naivsten Anwendung der figura antiphraseos, so gern nennt, —) geziebe"s
oder gar der absichtlichen Vernachläfsigung (!?) derselben verdächtigt zu werden, war die Er-
wähnung davon nicht füglich zu umgehen. e
x
33
Neben dieser würden wir denn nun auch die mehrerwähnte,
Mit derselben oft zusammenfliefsende, zufällige oder individuelle
Abänderung, in soweit es dieser Lage der Sache gemäfs möglich
Wird, zu bezeichnen haben. Als zufällige Abänderungen er-
Scheinen nun solche Wesen: welche defshalb, weil der Bildungs-
trieb bereits bei werdenden Geschöpfen (*) nicht immer und
in allen auf ganz gleiche Weise in Thätigkeit treten kann,
Sondern oft eine veränderte Leitung seiner Wirksamkeit erfahren muls,
auch wieder manche individuelle Un terschiede zeigen müssen
gegen andere Wesen von derselben Art, ja häufig von dersel-
ben Brut, auf welche jene Einwirkungen nicht Statt fanden.
[So zeigen sehr viele Vögel mit gefleckten, yestreiften oder ge-
bänderten Schwänzen, die meisten. ganz besonders in der Jugend,
und zwar dann auch wieder solche, welche in Einem Neste von Ei-
nem Geschlechte sind, sehr oft jedoch auch noch späterhin, gar be-
deutende Unterschiede in Betreff der Zahl, Stellung und. Form der
Zeichnung ; z. B. unter. andern besonders Falken, Buntspechte. —
Erst ganz kürzlich noch, in diesem Spätherbste, habe ich einen Roth-
Buntspecht frisch untersucht, bei welchem ein Paar der gröfseren
Seitenschwanzfedern jeder Seite ven den entsprechenden der andern
Seite in der Menge, Richtung und Gestalt des Streif-Desseins höchst
verschieden, man könnte sagen, einander völlig entgegengesetzt waren;
‚und zwar so, dafs die beiden einander nächsten jeder Seite im um-
gekehrten Verhältnifse zu einander standen. Ausgerissen und für
sich hingelegt, würden sie vielleicht jedem Ornithologen dafür er-
schienen sein: sie gehörten zwei ganz verschiedenen Biitipechl Arte
an. — Bei Vögeln "besonders mit keilförmigen oder ähnlichen weifsen
SR ee 3 A
(*) Aus Ursachen, zu deren Bene Erkenntnife ‘und Würdigung es bis jetzt noch
an hinreichenden materiellen Mitteln gebricht, die aber einst mit schon bekankten; hier
entwickelten Gründen zum klimatischen Variiren im Wesentlichen, wo nicht völlig,
2usammenfallen dürften. — \
Die Ursachen von Beidem im Ganzen als sehr eng verbundene anzusehen;
berechtigt namentlich eine Menge von ornitholegischen und selbst botanischen Erscheinungen :
Bei den Vögeln, wo nie alle Eier zugleich gelegt werden können , sondern längere
Zeit, sehr häufig über eine Woche, damit hingeht, und wo nie alle Junge einer Brut zugleich
Ausschlüpfen, u. dergl. mehr, — bei Vögeln kommen solche zufällige, individuelle Abweichun-
gen weit öfter vor, als bei den Säugthieren. (Vergl. oben S. 43 u.)
hei Pflanzen gar, welche für alle aumosphärische Einflüfse nöch weit empfindlicher
Sind, als Thiere, w ‚wachsen sehr häufig Exemplare einer Species in fast allen bei dieser über-
hanpt vorkommenden Varietäten auf Einem Haufen, aber zu verschiedenen Zeiten emporgekom-
men, neben einander. Von gröfseren, höher werdenden Stengelpflanzen zeigt dann nicht selten
%ogar ein einziges Individuum unterhalb die Charactere der einen, mehr oberhalb die der ent-
Begengesetzien Varietät: offenbar mit defshalb, weil es, durch etwas Zufällig - Günstiges an
Seinem Plätzchen rascher getrieben, andere seines Gleichen überholt hat und so den früher
Vorangeeilten jetzt nachgekommen ist.
134
Flecken an den Ruderfedern herrscht nicht blofs im Ganzen eine
Wandelbarkeit, welche sehr oft alle die sonst darauf gebauten dia-
gnostischen Kleinigkeiten über den Haufen wirft; sondern es ist auch
gar nichts Seltenes, nicht unwesentliche Verschiedenheiten an eine!
Seite gegen die andere bei Einem Individuum zu finden. Z.B. bei
den Würgern, Grasmücken, Bachstelzen, Piepern, Lerchen, Ammern)
mehreren Finken u.m.a.]
Solche Verschiedenheiten pflegen sich, wie begreiflich, sobald
man ihrer mehrere neben einander hält, gleichfalls in den mannich“
faltigsten Richtungen zu berühren und zu durchkreuzen.
Nachdem wir die mehrfachen, im Umfange dessen, was Sp®
cies (Art) genannt wird, vorkommenden Modificationen: Ausal“
tung, klimatische und zufällige Abänderung, — unter einander geson“
dert und näher bestimmt haben; so wäre: jetzt nur noch die, ihre!
Sachbedeutung nach bereits entwickelte Antwort auf die, gewifs Man“
chem im Munde schwebende, in neuerer Zeit in deutschen Journale®
so vielfach kritisch aufgeworfene und von zwei Ornithologen so wun
derlich unkritisch gelöste (I?) Frage in Worte zu fassen: — wa®
ist sonach Species selbst? was umfalst der Begriff von Art im
Ganzen, und nach seiner weitesten, aber festen, haltbaren Be-
gränzung?
Die ANNE Art (species) wird als Abstractum den con-
creten Gesamt-Inbegriff einer Summe von Eigenschaften
bezeichnen, welche sich je nach Verschiedenheit des Geschlechts
des Alters, der Jahreszeit und zum Theile des Ortes mehr oder
minder klar ausgeprägt an solchen Thieren vorfinden, die
von freien Stücken, und ohne Zwang von Seiten des Menschen
oder der mittelbar durch ihn herbeigeführten Umstände, sich
unter einander zu dem Zwecke vereinigen: um durch Be-
gattung und Zeugung die nämlichen Charactere in den
wieder von Geschlecht, Alter, Jahreszeit und localen EinHüssen
bedingten Modificationen auf ihre Nachkommen überzutra-
gen, und so das Fortbestehen von Wesen zu sicher.
welche unter gleichen (äufseren und inneren) Verhältnissen voll-
kommen gleiche Eigenschaften an sich tragen oder annehmen;
und welche im grolsen Haushalte der Natur dieselbe Stelle ein-
nehmen, dieselben Bestimmungen erfüllen und die nämlichen: Le-
bensaulseranigen. entfalten werden, wie diejenigen, von welchen
‚sie zunächst und bis aus der Urzeit her abstammen.
135
Zum Schlusse des Ganzen möge denn noch eine kurze Hinwei-
Sung zeigen: dafs auch selbst in dem übrigen organischen Reiche
der Erdkörper sich, — hervorgerufen durch ausgebreitete, weder von
Erlger Befangenheit, noch von materieller Armuth beschränkte Er-
fahrungen, — jetzt immer weiter und allgemeiner ganz entsprechende
Nsichten geltend machen; indem wir uns zu diesem Behufe der
Orte eines geistreichen, geübten Botanikers (*) erinnern, welche, ob-
gleich zu einem specielleren Zwecke ausgesprochen, doch eine sehr
ausgedehnte Bedeutung haben :
»Nirgends kömmt es so sehr, als in der Pflanzengeographie, darauf an: nur von der
"Natur umgränzte Species zu haben, nicht nach Ansichten so oder anders aufgestellte,
“Wie in der ganzen Pflanzenkunde die unvergängliche Integrität der Species das
Meinzige Feste (**) ist, um welches sich sowohl die Lebenswechsel der einzelnen
»Pflanze, d, i. ihre Metamorphose, als auch die Formalabvwreichungen derselben Species,
»d.i. ihre Varietäten, und endlich die Ähnlichkeitsbeziehungen derselben zu anderen Ge-
»wächsen, d.i. ihre Verwandtschaften, in fortwährendem Schwunge und Schwanken
"drehen, bei dessen Fahrenlassen selbst dem Zuschauer schwindelt ; so besonders hier, wo
»auf die verglichene Anzahl so viel ankommt. Hier vorzüglich müssen wir uns hüten, zu
"rechnen wie die Kinder: welche einen Finger, einen Arm und einen Menschen zusammen für
®drei Menschen zählen. Die Schwierigkeit mufs zwar oft entschuldigen, welche da um so
"Stöfser ist, wo (wie in manchen der natürlichsten Gattungen, z. B, Mxvosorıs, Acoxırum,
»Enıca) die Species nach Einiger Meinung einander von Natur näher zu stehen scheinen, (***)
®und wo es sich eben um die ursprüngliche Geschiedenheit h hr gut schei-
”nenden Arten noch handelt, und vielleicht noch lange handeln. wird. (Auch diese Unterschei-
x dungen haben anderweitig .ihren Nutzen.) Aber ohne festen Grundist keinHeil.«
Diesen festen Grund kann nur Verbinden der Wahr-
hehmungen und der besonderen Wissenschaftszweige, nur
allseitiges Forschen und Auffassen, nicht einseitiges Tren-
nen und Isoliren, uns sichern. — Der Buchstabe tödtet; nur
der Geist giebt Leben. Ebenso kann auch nur Verknüpfung von
Thatsachen je nach Rücksicht der Umstände, nicht das Trennen der-
selben ohne diese, dem Ganzen der Wissenschaft frommen! Denn
Nur jenes kann auf die allgemeinen Gesetze der Erscheinun-
Sen führen; nicht aber das Spalten und Zerstückeln :, welches Gleich-
Artiges oder Entsprechendes trennt, und vereinzelt unter den ungeord-
Reten, ungleichartigen Haufen wirft, um es hier, bedeutungslos für
das Ganze und in falsches Licht ‘gestellt für sich, für den. wahren
Zusammenbang verschwinden zu lassen und dem übersichtlichen Blicke
Sediegener Forschung zu entziehen! —
&) Ern. Meyer de plantis Labradoricis, librülll. «Lips. 1830, p. V- VII.
(**) Vergl. auch meine, schon früher garlans Äufserung hierüber in Isis, 1827, S. 689.90,
er Oder wo (kann man hinzusetzen) in manchen, zum Abändern besonders geneiglen Gat-
lungen eine oder die andre Art, gleichsam ein vegetabilischer Proteus, endlos schwierig für den Anfän-
Ser,; interessant für den Geübten, in unendlich verschiedenartigen Gestalten auftritt; wie z.B. Cur-
Noropiom album, wie BrassıcA oleracea als Grün-, Braun -, Kopf-, Wälschkohl, Kohlrabiete.
u u WEIT U u an
®
Systematisches Verzeichnils
der
klimatischen Varietäten der europäischen Landvögel
und der Ian
‚auf sie gegründeten Nominal- Species.
Vs rbemerkungen. Das hier folgende Verzeichnils setzt natüf“
‚lich die Kenntnils von dem gewöhnlichen Aussehen des Vogels ein®!
"Seits, und die Bekanntschaft mit dem Umfange seiner Verbreitungt.
seinem Wandern oder Nichtwandern, seinem einfachen oder do‘
pelten Mausern und der Zeit desselben anderer Seits, stets sch@®
voraus. (Denn geringe Ausdehnung der Verbreitung, besonders vol
Süden gegen Norden, ist sehr häufig als Grund zu betrachten, wen!
ein mit sonst leicht variirenden Farben versehener Vogel kaum ode
gar nicht klimatisch abändert.) Freilich bleibt gerade in Beirel
der Verbreitung noch ungewöhnlich viel zu den bisherigen, allg“
meiner bekannten Erfahrungen zuzusetzen; so, dals diefs eben ein®
der Hauptpunkte ist, auf deren Vervollständigung ich in meinell
in seiner ersten Hälfte beinahe druckfertigen Werke über die Vögel
unseres Welitheiles erst ganz besonders mit hinarbeiten zu müsse
geglaubt habe: da ich durch Gelegenheit zur Erlangung eines rei
chen Materials hierzu vorzugsweise begünstigt worden bin. Auch
wird schon aus dem bereits Gesagten, wie aus dem Verzeichnis?
selbst, manches Neue oder noch Wenigbekannte hervorgehen. |
Es war natürlich hier nur möglich, die von mir gesehen®
oder zum Theile von Anderen gut beschriebenen Abänderungen 1
-gedrängter Kürze nach ihren Extremen zu characterisiren. Bloß
hin und wieder konnte auch die allmählige Entwickelung diese!
letzteren aus den gewöhnlichen Characteren der Species bei der hie
gegebenen kurzen Darstellung und Beschreibung schon genauer be
rücksichtigt werden. Dafür ist aber die allgemeine Darstellung de!
137
Veränderung der einzelnen Farben, nach Intensität und Ausdehnung,
diesen speciellen Beschreibungen der Varietäts - Charactere als ge-
Netische Gesamt - Entwickelung derselben in unserer Verhandlung
gleich zu Anfange vorausgeschickt worden. Ä
Wie hoch sich die Summe der variirenden Arten be-
reits jetzt beläuft, zeigt die Zählung derselben. Sie macht schon
mehr als ein Drittheil aller Species überhaupt aus (*): ob-
gleich diejenigen, bei welchen es noch nicht völlig entschieden war,
ob ihr Variiren mehr klimatisch, oder.mehr individuell sei, und
die, bei denen es nicht bedeutender Artist, hierbei gar nicht mit-
gerechnet, sondern ohne solche Bezeichnungszahl (öfters noch mit
einem vorstehenden ?) aufgeführt sind.
Gleichwie wir die Eigenschaft, das Sirkiiren zu begünstigen,
dem Klima Sibiriens in vorzüglich hohem. Grade schon ander-
weitig haben zugestehen müssen; so müssen wir Ähnliches auch
in besonderen Punkten, und zwar zum Theile ganz ausschliefslich,
neuerdings anerkennen.
Betrachtet man die unter . 22, 27, 35, A4, 63, 68, 70 und 74
angeführten Fälle genauer, so scheint es factisch: dals im südlichen
und östlichen Theile nicht blofs jene schon bekannte Neigung zum
Variiren mit bald klarer hervortretenden, bald verdunkelten Far-
ben nach Umständen herrschend wird; sondern dafs sich daneben
auch ein besonderes Streben zum Erzeugen oder Ausdehnen
einzelner weilslicher oder weilser Feder-Parthieen geltend
macht, [So namentlich bei der Dohle (Unterleib, Halsseiten), dem
Gartenröthlinge (Flügel), der weilsen Bachstelze (Flügel), der Ka-
landerlerche (Augengegend), dem Mauersegler (Steifs), der Fels-
taube (Schwanz), dem gemeinen Fasane (Unterhalsseiten), dem ge-
Meinen Rebhuhne (Augengegend). — Vergl. hierzu auch S.28-30.]
Fehlten dort nicht so manche Species unseres WVeltiheiles und Afri-
ka’s, so würden wir diese Bemerkung gewils noch an einer grölse-
ten Zahl machen; wozu übrigens auch schon weitere Nachfor.-
Schungen ‚in ‚der Folge möchten führen können. 3
Somit wird die Thatsache feststehen, auch wenn fürs erste
weder die Erklärung dieser Erregtheit genügend abzugeben
N ee
(*) Die Zahl der Arten dentscher Landvögel beträgt 210; die Anal der, als klimatisch
“arlirend gezählten unter ibnen macht schon 75 aus.
a aan En: een ar
teten Aa e =— samnemanmaeix:2
138
wäre, noch die einer ähnlichen, welche macht, dafs dort einig®
Vögel (zum Theile dieselben), bei welchen man nicht so leicht ein
Auswandern zum Winter vermuthen darf (*), nach dem südlichen
Character varuren. [Z.B. der Haussperling, das graue und Stein-
Rebhuhn, der Fasan.] Entweder mag hier der Aufenthalt in ein-
zelnen wärmeren Strichen, ihr Streichen nach solchen im Winter
die relative Zeit der Mauser, eine besondere Stimulation, oder viel-
leicht Alles diels gemeinschaftlich, als Ursache wirken. Diels sind
Verhältnisse, über welche erst die Zukunft durch erweiterte Erfah“
rungen Aufklärung geben muls. —
Anmerk. Auf ähnliche Art lehrt die phys. Anthropologie®
dafs bei manchen unzweifelhaften Erscheinungen zwar die Grundul“
sache im Allgemeinen zu errathen, aber noch gar nicht auf bestimM“
tere Weise nach dem Wie und Warum ihres Wirkens zu erkennen ist:
Man weifs durch ärztlich-amtliche Untersuchungen (**): dafs
jene bejammernswürdigen, unter dem Namen der Cretinen bekant“
ten, nur dem Körper nach menschlichen, und fast immer noch mit
"Sinnen-Unvollkommenheit. behafteten (taubstummen) Wesen in de!
Schweiz nur entweder in engen, blofs nach Norden zu geöflneten:
daher den Sonnenstrahlen am wenigsten zugänglichen und vorzugs‘
weise mit Lerchenbaumwäldern erfüllten Thälern, oder an solche
einzelnen Orten vorkommen, deren besondere Lage in sonst anders
beschaffenen Gegenden eine ähnliche ist; nicht in offenen, freien oder
mit Eichenwald versehenen Districten. — Diesen Beobachtungen ent-
sprechen die. amtlichen statistischen Zählungen der Taubstumme®
im preufsischen Staate, je nach den einzelnen Provinzen und Kreisen
dieser. In Schlesien namentlich, dessen einzelne Kreise die grüfste
Nenn Verschiedenheit nach der physischen Beschaffenheit darbieten, zeig!
"sich auch die gröfste Verschiedenheit der relativen Verhältnisse. Dieß
geht so weit: dafs z. B. der wald- und thälerreichste, mit einer Menge
Nadelholz versehene, an Laubholz ganz arme Gebirgskreis, der Wal-
denburger, den unglücklichen Vorzug eines Plus von fast genau 1000
pr. Cent. besitzt gegen den, noch nicht um 1° d. L. u. Br. von ihm
entlegenen freiesten, ebenen, am meisten waldarmen, fast blofs Laub”
holz enthaltenden, trockneren, etwas sandigen Strehlener: indem
(*) Was man freilich defshalb auch noch nicht im Voraus abstreiten darf, Glaubt doe®
Savi eben gerade für das gemeine Rebhuhn (Prrvıx cinerea) selbst in Italien ein theilweis®
Wandern annehmen zu müssen; gewifs auch ganz gegen unser Erwarten, —
09 Aus dem Berichte der medieinischen, ausdrücklich damit beauftragten Commission AR
die Gesellsch. für vaterländ. Cultur zu Aarau. Magazin der neuesten Weltkunde, März 1813.
[Vgl. ferner Troxler: der Cretinismus; in den Denkschriften der schweizerischen Gesell-
schaft für die Naturwissenschaften, I, Band, 2, Abth. Zürch 1833, $. 175. — Lichtenst ein]
139 ;
Jener schon unter 646, dieser erst unter 6371 Bewohnern einen Taub-
Stummen hat. (*) — ges
' Hier möchte das Bezweifeln des Daseins einer höchst feinen,
aber mächtigen, mittelbaren und verwickelten Einwirkung des Kli-
na’s wohl ebenso unmöglich, als ihre specielle Erklärung für jetzt
der medicinischen Ätiologie schwierig sein.
1. Raubvögel. AVES RAPACES.
1. Der bärtige Geieradler. GYPAETUS barbatus Cuv.
Die afrikanischen scheinen kleiner: ihre Länge oft unter X,
Unterseite des Leibes oft in der Färbung tiefer, Vorderhals dem Roth-
braunen sich nähernd ; Zügel breiter schwarz. (**) 8.12 oben. Vergl.
9.17 unten. €
2. Der Thurm-Falke. FALCO tinnunculus L.
In Nubien die Männchen durchgängig röther, mehr ins rei-
tere Rost-, als in Röthelrothe spielend; das Graue mit Roth über-
flogen; Rücken zuweilen ohne Flecken (***). In Ostindien gleich-
falls schöner, selbst die Weibchen. $.18 mitten.
3. Der Zwerg-Falke. FALco aesalon Gmel.
Man hat zuweilen sehr dunkle, wahrscheinlich erst oh mittle-
tem Alter, aus dem mittleren Nordamerika ‘erhalten; ähnliche,
nbar nöch jüngere und doch etwas bläulichere, aus Schottland.
8.43 u, 140. Ä
: 4. Der Jagd -Falke. FALco candicans Gm.
Die alten weifsen (****) auf Island am seltensten; häufiger ı
Schon im übrigen Norden Europa’s; weit öfter in Grönland;
Immer zahlreicher werdend (nach Pallas) gegen Nordosten in
Asien; und endlich, auf Kamtschatka die weifsen überhaupt ent-
Schieden häufiger, als die braunen. S.12 u., 15u., 90u. i
Grofs, dunkel und stark ins Rostrothbräunliche ziehend an dem
Schön- und klar-gefleckten Schwanze, auch mit mehr rostbräunlichen
ee ! - 5
(*) Schlesische Provinzial - Blätter. November 1832, S. (425-) 434 und 435.
(**) Der Bart ist eben so gut vorhanden, wie bei europäischen und asiatischen! —
en Also’ dann ähnlich wie beim Rötbelfalken, Farco cenchris Naum. Auch unsere alten
Tourmfalken haben weniger Rückenflecken, als jüngere. Vergl. S.15 mitten und $, 35 unten,
Unten, ‚
Ss *) Die Jungen und jüngeren sind bekanntlich in allen Ländern braun gefärbt, noch nicht
Air Weifser H;
auptfarbe.
ai nun ann ae u nn en
BE ne
440
Kanten des Oberleibes versehen, als nordische, sind jüngere Vögel
auf einsamen Gebirgen des Südens, z.B. Arabiens, getödtel-
(Farco lanarius Hempr.) S.17 u.
5. Der Hühnier-Habicht. FALco palumbarius L-
In den (wärmeren Theilen? der) nordamerikanischen Fre"
staaten, aber auch schon zuweilen in Deutschland, mit sehr 1
dunkeltem, ganz schwärzlichem Oberkopfe und Wangenstreife. (FaroO
atricapillus Wils., Faıco regalis Temm.) Die unsrigen, überhaupt
sehr oft eben so grofs. $.12 o., 140., 370, r.
Schon nach Ostdeutschland wandern öfters bedeutend Jich”
tere jüngere Vögel ein. In Scandinavien (n. Nilfson) und aU
"dem uralischen Gebirge kommen sehr weifse auch noch selten, wei
ter nach dem Osten Sibiriens häufiger (n. Pallas), und in Kamt
schatka ganz gemein solche vor, welche den weifsen alten dortige®
Jagdfalken ähnlich gefärbt sind. S.12u., 15u., 20u., 48m., 49 0.
6. Der Sperber-Habicht. FaLco Nisus L.
Die rostrothen Streifen der, zuweilen auch etwas dunkler®
Männchen immer breiter und schöner nach Süden: in Afrika at
weilen den ganzen Unterleib fast gleichmäfsig überziehend. ( Far
exilis Temm.) Alle Abstufungen in gemäfsigten, und besonde®
in wärmeren Gegenden, vorzüglich bei älteren; und anscheine®
auch in Asien. $.17u., 190., 36u., 57u., 142m.
Unter gleichen Umständen auch das weibliche Geschlecht oft
etwas dunkler, allenthalben mit röthlicherem Anstriche, und mit st!“
kerem Hervortreten des Rostbräunlichen in den (braunen) Bauchbi#
den. $.14 o0., 112m.
7. Der gemeine Fischadler. FALco haliaetus L.
' Braune Flecken der Brust nehmen im Alter und im Süden a
und verschwinden am afrikanischen gewöhnlich sehr bald. S.15 m"
35u—
! [Anmerk, Der weifsschwänzige Seeadler, Furco albicilla u soll von der
deutschen Ostseeküsten an nach Norden zu immer gröfser, sein Schwanz nach Verhältnif er
was länger werden: am meisten in Grönland.] S.67 m., 760. 2
8. Der Königs- Adler. FALCO imperialis Bechst.
Obgleich sonst (wohl defshalb, weil er hauptsächlich Gebirg”
vogel ist) nicht sonderlich abweichend, bleicht er im J ugendgefied®'
doch unter wärnmieren Himmelsstrichen zuweilen ungemein star
aus; wird daher in Mittel- und Südafrika dann am ganzen Leibe
141
hell lcehmgelblich, mit etwas röthlicheren Hosen und Bauche. (?Farco
Obsoletus Licht.) Alle Abstufungen. S.8 m.
9. Der Mäuse-Bussard. FAuco buteo L.
Im Norden sehr oft ins Weifsliche fallend, mit nicht vielem
Taun gefleckt; S.12 u., 15 m., 240., 49 0., 108; — aber nie so im
Süden. Hier vielmehr immer dunkler schwarzbraun, und bei-
Nahe schwarz; die rostgelben und roströthlichen Kanten der Federn im-
Mer dunkler und breiter; der, bei unseren schon öfters rostroth ange-
logene oder gebänderte Schwanz an der Wurzel, der Bauch, und die
Hosen, bei den afrikanischen häufig rost- und bisweilen rothbraun,
Schwarzbraun gemischt. (Farco tachardus Daud., ?Fırco vulpinus
Licht., Burro tachardus Dumont.) S.9m., 417 u., 19u., 240.
10. Die Schnee - Tageule.. STRIX nivea Thunbg. (*)
Wird, je weiter nach Mitterna cht zu, immer weifser (P al-
la s), d.h. die braunen Flecken der Federn immer einzelner: die Männ- |
then endlich ganz weils, wenn nicht auch die Weibchen. $.12u.,15u. '
11. Der Stein - Kauz. STRIX noetua Retz. :
Im Süden, schon im mittäglichen Europa, ist seine Grund -
und die Zeichnungsfarbe gelblicher; erstere dadurch dem Chocolade-
braunen sich nähernd. Das abgetragene Jugendkleid ans Isabellfar-
bene angränzend. 'S.18u., 34 u. :
12. Der Wald-Kauz. Srrıx aluco L.
Verliert (n. Pallas) ‘in Rufsland, seinem östlichsten Va-
terlande, nach und nach vollends alle Neigung, ins Rostrothe abzu-
ändern, und kömmt dort immer nur in der -grauen Färbung vor.
8.20 u.
13. Der Schleier-Kauz. STRIX fZammea L.
Ändert sonst unter keinerlei Verhältnissen bestimmt klimatisch,
Sondern blofs individuell ab; aufser, dafs er auf Cuba, und wahr-
Scheinlich. auch sonst am Centrum des tropischen Amerika, oft in
Einer klimatisch scheinenden Ausartung mit weifsem und weils-bun-
lem Schwanze vorkömmt. Daher Srrıx perlata Illig. jetzt gar
Nicht mehr zu charäcterisiren ist. $.29u., 34u., S. 114 m.
14. Die Zwerg - Ohreule. STRIX scops L.
In Afrika und dem südlichen Asien etwas verdunkelt, auch
Mehr ins Gelbliche und Röthliche spielend; ähnlich schon die meisten
Aus der Buchara. S.18m., 34u.
en 4
R (*) Der Name Sraıx nyctea, obwohl bisher immer gebraucht, bedeutet eine Nachteule.
|" leiht also dem Thiere einen anerkannt ungehörigen Character.
142
1 Die Uli Obaehle: Sram bubi
Im Norden (*) Sibiriens nimmt das Schwarze in seinem Ge
'fieder an Umfange sehr, an Intensität jedoch etwas weniger ab; das
Weifsliche wird ganz 'weifs, das Rostgelb zu blassem Ochergelb; das
Ganze seines Colorits sehr, sehr viel heller. (?Srrıx sibirica Licht.
In Lappland kömmt der Uhu (n. Nilfson) zuweilen ebenso 0"
(Srrıx scandiaca L.) S.12u., 45u,, 20 u., (34u.) 490.
II. Sperlingsvögel. AVES PASSERINAE
a. Sperlingsvögel mit Singmuskelapparat. AVES PASSERINAE
= MELODUSAE.
16. (1) Der grofse Würger. LAnıus eweubitor L.
Selbst im Süden Europa’s und im Norden Afrika’s nur selten |
(und vielleicht nur im Sommer (**)) mit dunkler grauem, viel öfter
mit gelblich überflogenem, Ober- und dunkler rosen- oder wein“
röthlichem Unterleibe. (Lanıus meridionalis Tem m.) Jedoch eben!
im fernsten Nordosten von Asien und im Norden Amerika”
(Lanzus borealis Vieillot.) S.43u., 18:m., 24m.,u., 57u., 58"
Vergl. auch $S. 14-15 u.
Der schwarzstirnige Würger. LANIUS minor Gmel.
Die rosenröthliche Brust wird nur unmerklich dunkler und
hübscher in südlicheren Ländern.
17. (2) Der rothköpfige Würger. LAnıus ruwficeps Bechst.
Von dem wenigen, aber doch bei allen (auch den unsrig®
vorhandenen Weifsen an der innersten Schwanzwurzel ausgehend, er
scheint an südlichen nicht selten die Hälfte des Schwanzes rein”
an Jungen weniger und nur rostgelblich-weifs. Das Weifse der Na
senflecke und Zügel, und das Rostbraun des Kopfes, verdrängen der
schwarzen Stirn- und Halsseitenstreif immer mehr, zuletzt fast ganl'
(Lanıus supereiliosus Lath.) Alle nur denkbare Abstufungen un
Kreuzungen. $.12m., 130., 46m., 17u., 18m., 190.
18. (3) Der rothrückige Würger. Lanıvs collurio L.
Männchen im Süden, z.B. in der Kafferei und den Fluß“
gebieten des Senegal und Nil, oft mit besonders schönem, #*
(*) Ob auch im höheren Osten, darüber sagt Pallas nichts, — der sie im. Winter 3“
doch auch im mittleren Sibirien so fand und beschrieb, aber hier als eingewandert beirachtel®‘
Daher kamen auch die Berliner Exemplare.
(**) Denn gewifs schreibt Hr Brehm den Würgern, wie den Grasmücken, mit Re
eine doppelte Mauser zu. Ich möchte sie bei keiner Species bezweifeln.
pt
143
!othbraunem Rücken, und mit lebhaft rosen- oder bleich weinrothem
Unterleibe. Das Grau des Kopfes etwas dunkler; Stirn und Augen- -
braune weifser. $.15 0., 18m., 210., u., (72o.)
j Sehr alte Weibchen beginnen hahnenfedrig (den Männchen ähn-
lich) zu werden. In jüngeren und mittleren Jahren ist dagegen ihr
Rostroth sehr lebhaft; die schwärzlichen Striche um die Ränder der
Schwanzfedern und die braunen Brustbogen verschwinden: letztere
Richt selten ganz plötzlich; dann bekömmt die ganze Bauchseite einen
Vostgelben Teint. So, aufser dort ın Afrika, nicht blofs in Ben-
l8alen, sondern auch schon in Dauurien. (Lanıus phoenicurus
Pall.) S.15m., 17u., 35 u., 580.
49. (4) Der Eichel-Häher. Corvus glandarius L.
Schon bei uns haben recht alte, und wahrscheinlich besonders
die von Osten hergekommenen, die Kopffedern oft schwarz bis auf
Einen ganz schmalen weilsen Rand. Indem letzterer tiefer gegen Su-
den hin, z. B. in Syrien, vollends verschwindet, bildet sich eine
Sanz schwarze Platte auf dem Mittel- und Hinterkopfe. (Corvus
Üiceti Licht.) S.120.
Nicht selten nähern sich unsere durch Zunehmen des Blauen auf
den Vorderschwingen denen vom Himalaya, an welchen es eine
Art von zweitem blauem Spiegel bildet. (GarruLus bispecularis
Gould.) S.22m. — Beides kommt bald verbunden, bald getrennt
er
20. (5) Der Kolk-Rabe. Corvus corax L.
Stark, aber unregelmäfsig - weifsbunte klimatische Abänderung
Oder Ausartung; häufig blofs auf den Fär-Inseln. (Corvus varius
rünn., Corvus leucophaeus V ieill., Corvus leucomelas Wagler.)
$.12u., 28m., — 5.900.
21. (6) Die gemeine Krähe. Corvus cornix L:
Im Norden nur als Nebelkrähe, ja am Obi noch viel lichter,
8 Graue ganz hell, unten fast weils; (n. Messerschmidt bei Pal-
as.) Im Süden und im fernen Nordosten, so wie in Nord-
Amerika, blofs als Rabenkrähe (Corvus corone auctt., nicht Linn.);
\ü den Zwischengegenden in Europa beide häufigst als Race
Seirennt, aber diese doch oft als Gatten vereinigt, hingegen in den
Wischenstrichen Asien’'s durchaus mehr in der Mittelfärbung
(also nicht mehr als Racen) erscheinend, und allmählig je mit dem
Ortstreichen der Landstriche immer mehr in je eine jener Haupt-
ärbungen übergehend. 5,4100,, 1298,, U, 18M,, 150., 43m., u.,
Sm., 58u., 600., 770. 6%
|
2 Y
2 RN ——
re? u De -
nn er a >
144
22. (7) Die Dohlen - Krähe. Corvus monedula L.
‘Schon im südlicheren Europa, selbst bereits in der Schw
treten die helleren und dunklen Färbungsnüancen in klarerem Ab 1
stiche gegen einander hervor, als bei uns; und überall klarer mit
dem Alter (*). Im östlichen Sibirien dagegen sind nur wenige
‚ und diefs ausschliefslich jüngere, den unserigen ähnlich; die ältere®
sehen in bunten Abstufungen immer schöner aus: zuletzt Wangen |
Hinterkopf dunkler; Nacken und Seitenhals weifs; Brust und Bauet I
ebenso; After und untere Schwanzdeckfedern bläulich - grauschw@® |
lich: Rücken noch dunkler. Manche erst graulich-perlfarben 0@@ |
blofs grauweifs, statt weils. Am schönsten in den Gegenden von der ll
Uda bis zur Selenga, um und über dem Baikal, in Dauuriel'
(Corvus dauuricus Pall., Corvus capitalis Wagler; jung Cor
fuscicollis Vieill.?) S.10u., 11 u., 120., 14., 150., 58 0., (90 m.)
eih |
23. (8) Der gemeine Staar. STURNUS vulgaris L.
In einigen südlichen Gegenden heller und ärmer an Schillet
8.114, Zusätze zu $. 9, S.24 0., (81 u.)
? Die Wein-Drossel. TURDUS zkacus L.
Es sind vielleicht östliche, (wo nicht, jedenfalls ungewöhnlid
alte,) welche oberhalb ungewöhnlich dunkel und auf Mittelrücke®
Schultern, Mittelschwingen und Flügeldecken roströthlich gekantel!
aussehen, auch zuweilen eine bis völlig zu Trüborangengelb gestet
gerte und bis auf den Bauch hinabreichende Grundfarbe am Vorde”
halse zeigen. S.18m., 29m. — Von
? der Wachholder - Drossel, TurDus pilaris In |
scheinen ebenfalls die schönsten, mit stark schwarz-geflecktelf
'Kopfe, grofs schwarz-bunten Seiten des Leibes, und überhaupt übe”
all mit stark verdunkelten Farben, vorzüglich aus Asien (vielleicht
—
(*) Convus spermologus Vieill., (auch von Wagler angenommen) überhaupt erst gach
ein Paar Stücken gekannt, ist gewifs nichts weiter, als die jüngere Dohle. Diese siebt a
weilen auch bei uns so aus, bis ins zweite Jahr; und die angegebenen Unterschiede im Yerbalt
nisse der Schwingen unter einander sind so wandelbar, so unsicher, dafs wir, mit wagle
Angabe (Syst. apium I.) verglichen, hiernach in Schlesien und der Mark viel mehrere vn
Corvus spermologus, als von C. monedula, haben müfsten. — Am öftesten aber pafst wede |
Eins, noch das Andere; denn Mitteldinge sind am zahlreichsten, und die Färbung bei Weit
am häufigsten die der letzteren, (C. monedula). |
Aber diefs und Ähnliches sind die betrübenden und ärgerlichen Folgen des voreilige® IN
Aufstellens solcher Arten nach einem oder zwei Stücken. —
145
+
auch aus dem ganz hohen Norden Europa's?) zu uns zu kommen.
5,14 0., 18m., 580. Vergl. auch unten die zweite Note zu n. 50. (*)
? Die Schwarz-Drossel, Turnus merula L.,
soll auf den Gebirgen bei Nizza in der Jugend mit einer wei-
isen Schwanzbinde klimatisch ausarten. S.29m.,u.
Die ächten Steinschmätzer, SAXICOLA Bechst,,
erhalten in südlicheren Gegenden mehr Weifs am Schwanze,
oft sogar an den Wurzeln beider Mittelfedern; bleichen dort auch
sehr aus, zumal im Jugendgefieder, und reiben sich auffallend ab. —
Einzelne schwarzohrige, SıxıcoLA aurita, bekommen einen schmalen
schwarzen Streif quer über den Oberrücken. $.12 0.,m., 18 m. —
Siehe auch $.32 m., u.
24. (9) Der graue Steinschmätzer, SAXICOLA oenanthe B.,
nimmt dort unterwärts eine intensivere, und am Öberleibe be-
sonders im weiblichen Geschlechte eine röthlichere Färbung an.
(SıxıcoLA libanotica Hempr.) S.32 u.
25.(10) Der schwarzkehlige Wiesenschmätzer. SAXIcoLA rubicolaB.
In den heifsen Gegenden Afrika’s wird besonders das Männ-
chen oben schon rein schwarz, der Unterleib rostbraun ; der Bürzel
sehr oft mit rostgelbem Spitzenanfluge. Viele, nicht alle, bekommen
am Schwanze oben etwas, nicht wenige schon die Hälfte, ja manche
über drei Viertheile Weifs, (aber mit schwarz bleibendem Paare Mit-
leifedern) welches an Jungen Gelbweifs ist. (Moracrııa sibilla
Linn.?, Syıvıa sibylla Stephens.) S.11u., 12m,, 170., 190.
26. (41) Der Haus-Röthling. SyuvıA tiihys Lath.
Ältere Männchen schon bei uns mit mait- oder ganz schwar-
zem Rücken, und mit von Weitem auflallenden weifsen Flügel-Spie-
; ’ ıug
geln. Beides im Süden häufiger, und noch entwickelter. (**). (Mo-
Tacıııa atrata Gmel., Syıyırn atrata Lath.) Weibchen meist nur
ee SE EEE P .
(*) Anmerk, Da (nach Nilfson, Fauna ll, 5.232.) die Wälder des südlichen Schwe-
dens häufig noch im Winter förmlich von ihnen wimmeln; so müssen nothwendig unter der
Srofsen bei uns erscheinenden Menge viele östliche sein. — :
Auch möchten wohl, da der Winter weiter im Norden früher endigt, als weiter
r
ach Osten, überhaupt unter denjenigen Vögeln, welche nach ungewöhnlich
Strengen, lange anhaltenden Wintern bei uns bleiben, um sich hier fortzu=-
Pflanzen, im Ganzen leicht vielmehr östliche, als nördliche, sein, —
(**) Es würde gewifs noch auffallender sein, wenn er nicht so vorzugsweise dort nur Ge-
birge bewohnte; und es scheint auch bei uns schon häufiger in Ebenen, als auf jenen.
10
"90
2
Kl
N
A
fi
E
146
unbedeutend dunkler. $.11 u., 120., m., 13 m., 150.,16m., 26 0.,
m., 27m., 112m.
27. (12) Der Garten -Röthling. Syıvıa phoenicurus Lath.
Im Süden und Osten schon die Weibchen oft merklich, die
Männchen gewöhnlich in ganz anffallendem Grade verdunkelt. (*)
Diese im Spätsommer oben grauschwärzlich ; Vorderkopf (nach dem
Bereiben) weifsgrau, dieser Streif über den Augen und Ohren weg
zuweilen bis auf den Oberrücken fortlaufend ; So bräunlich rost-
roth. Die hellen Ränder der Hinterschwingen immer gröfser und
weifser werdend, endlich zu einem grofsen, oft weit a der Wur-
zel reichenden weifsen Spiegelflecke erweitert. In Südeuropa Beides
noch nicht zum Extreme kommend: Ersteres aber vorzüglich in Nu“
bien, Syrien und Arabien (Morıcıııa alpina Hempr., PHozsI-
CURA atrata Selby); Letzteres vornemlich in Asien, vom Kauka-
sus beginnend, undsteigend am Baikal, der Selenga, dem Onon-
(MoracıLıa erythrogastra Güldst., Morıcınıa aurorea Pall.;
Syıyıa aurorea Lath. und Syıvıa erythrogastra ejd.) Endlose
Abstufungen und Kreuzungen der Mittelstufen, ja zuweilen selbst
Kreuzungen der Extreme. S.5u., 11u., 120., m., 13 m., 150., 16 m.
470., 260., m., 27m., 580., 112 m.
28. (13) Der blaukehlige Erdsänger. SYLVIA cyanecula M. et W.
Im Norden, Osten und Süden etwas schöner: in Lappland,
Südeuropa (?), Ägypten, Sibirien das Weibchen mit röthlicherem,
das Männchen mit trüb rostroihem oder zimmtbraunem Mittelfelde
(Sterne) am Vorderhalse (Morıcırıa coerulecula Pall. (**), En
coerulecula Licht.), welches bei unseren weifser, silberweils, i
Alter häufig verschwunden ist. (Syıyıa azuricollis er
Syıyıa Wolfii,Brehm.) Jenes rothsternige doch zuweilen auch bei
uns als Heckvogel;. also wohl so recht alt? S.17u., 21 0., 22, 35u.
48 m., 490., 580., 930., 1ilu.
? Der Garten - Laubvogel, SYLVIA hypolais Naum.,
soll in Italien und Piemont kleiner, dunkler gefärbt, 'aber in
Sitten, Wohnort, Gesang, ' Nestbau, Farbe der Eier dem deutschen
(*) Schon Pallas bemerkt (Zoogr. rosso-asiatica, n. 115.) zu einer var. B von Ma
TacııLa phoenicurus, und mit Beziehung auf die Gattung Moracırıa (bei ihm MoraAcıLLAs
Srıvıa, Saxıcopra, Antuus, Recunus und TrocLoprrzs umfassend) überhaupt: »Farieta”
»tem pulcherrimis et maxime intensis coloribus insignem ad Volgam et ad Jeniseank
»observavi rarius. Etiam in plerisque Motacillarum speciebus vel aetate vel vir
»gore Praestantia individua subinde observantur, quae coloribus vulgaria longe antecel-
»Zunt.« Leider ist darüber noch Vieles unbekannt geblteben und nicht von ihm benannt.
(**) Von ihm aber nur so benannt, nicht als verschieden von Mor, szecica‘L. angesehen. —
147
gleich sein, () Zuweilen mit auffallenderen und breiteren lichten
Hinterschwingenrändern. Ob so nur alt? S.45 0., — Vergl. $.22 u.
29. (14) Der Sumpf- Rohrsänger. SYLVIA palustris Bechst.
Im ganzen Afrika zum Herbste etwas dunkler; zur Heckezeit
aber noch mehr verblichen. $.23 o.
30. (15) Der Seggen -Rohrsänger. SYLVIA cariceti Naum.
Die im Ganzen südlichere, aber auch bei uns zuweilen zahl-
reich vorkommende, manchen Sommer sehr gewöhnliche, kein Jahr
fehlende Varietät mit gelblicherer und röthlicherer Färbung ist Syr-
va aquatica Lath., der Biesen-Rohrsänger. Beide wurden, ob-
gleich es in den Sümpfen Südeuropa’s zum Herbste meist von ihnen
wimmelt, doch von Seiten der südlicheren Zoologen nie specifisch,
kaum als Varietäten oder Racen, getrennt. $.48 m.
31. (16) Die Zaun-Grasmücke. SYLVIA curruca Lath.
Im Süden Eurepa’s, auf Sicilien besonders, in Arabien,
oft an der Brust hell rostweinfarbig; vecht alte weinrostbräunlich ;
indefs wahrscheinlich meistens nur zum Sommer. (Syıvıa subalpina
Temm., Bonelli??, und Srıvır leucopogon Heckel.) Junge
oben mehr bräunlich angeflogen. (**) S.12m., 13 u., 150., 21 m.,u.,
25u. Vergl. auch S.14-15u.
32. (17) Die fahle Grasmücke. SYLVIA cinerea Lath.
Unten ebenso, wie vorige; oben, besonders am Kopfe, nicht
seiten verdunkelt: jedoch die ältesten bei uns den nicht schr alten
dortigen ganz und gar gleich. (Syıvıı conspicillata Marm.; SYL-
VIA passerina Temm., MorıAcıııa passerina Gm.?, Curruca passe-
rina Risso, Syıvıa subalpina Bon.?, Syıyır leucopogon Savi.)(*%)
9.12 m., 13u., 150,, 21m., u., 25u. Vergl. auch $. 44-15.
33. (18) Die Mönchs - Grasmücke. SYLvIA airicapilla Lath.
Auf Madeira sollen die ältesten , ohngefähr der zehnte Theil
aller, die Scheitelplatte so ausgedehnt erhalten, dafs auch Seiten - und
Vorderhals schwarz erscheinen. (Von dem Beobachter, Hrn. Hei-
(*) Nachricht von einem ausgezeichneten ‚Beobachter, Hauptmann Conradi von Bal-
denstein bei Chur in der Schweiz.
(**) Es ist ein seltsamer, aber bei den Bearbeitern der europäischen Ornithologieen (blofs
Mit Abrechnung Naumann’s und zum Theile Savi’s) ganz allgemein herrschender Irr-
thum: dafs die, hier als klimatische Varietäten genannten Nominal - Arten unserer, und meh-
Tere andere, südliche, Grasmücken unbefiederte Augenlider haben sollten, Schon das
unbewaffneie Auge, noch mehr aber die Loupe, überzeugt vom Gegentheile. —
10*
148
necken, wurden sie aus zahlreichen, genau erwogenen und wichti-
‘gen Gründen ausdrücklich nur als Varietät betrachtet; von einem
blofsen Untersucher der todten Bälge erst als vermeinte Art [Stun
Heinecken Jardine] aufgestellt.) S. 12 o., 43u. .
D
34. (19) Der weilskehlige Wasserschwätzer. CINCLUS aquaticus,
Bechst.
In Syrien, gewöhnlich in Italien, zuweilen jedoch schon in
Mitteldeutschland, mit ungewöhnlich ausgedehntem Rostbraut
am Bauche. (CincLus syriacus Koseeh 5.13 o., 17u., 37 0.
Im westlichen Sibirien dem unsrigen meistens noch ziemlich
ähnlich; im mittleren mit immer ausgedehnterem Weifs am Halse,
welches weit an dessen Seiten, und am Bauche immer mehr nach
unten geht, bis es fast zum After reicht. S.12 u., 15u., 570. |
Umgekehrt im östlichsten oberhalb und am Vorderhalse im-
mer mehr hellbraun überflogen, zuletzt mit hellbrauner Kehle und
ganz verwischten Rückenkanten; (aber noch eben nicht eigentlich
einfarbig chocoladenbraun! Cıncıus Pallasiüi Temm. (*)) Soll eben
so auf dem Himalaya vorkommen. S.13 m., 57 m.;u.
Anmerk. Dagegen ist der (ganz anders aussehende) Cıncrus Pallasii? Carl Bona-
parte’s (durchgängig von gleichmäfsiger Schieferfarbe mit schwarzen Federkanten) höchst
wahrscheinlich , und der mexicanische vielleicht ebenfalls, specifisch von dem in der alten Welt
Yokanıdı hied
V
35. (20) Die weilse Bachstelze. MoTAcıLLA alba L.
In südlichen und östlichen Gegenden alles Graue zuerst
schwarzgefleckt, dann schwarz; breite Ränder der Flügeldeckfedern
und Wurzel der Schwingen weit hinaus weifs. Selten so im süd-
lichen Europa, noch seltener in Frankreich, Ungarn; (Mo-
aclııı lugubris Temm. (**)) n. Pallas im Nordosten Asiens
immer häufiger werdend, auf Kamtschatka endlich und auf den
Kurilen höchst gewöhnlich. (Moracızıa Zugens Illig.) S.11 u,
420.,m., 13 m., | 15 0., 16m., 26m., 27m., 31m., 580.
(*) Hr. T. hatte es biofs als Vermuthung hingestellt : dafs seine Species Cınerus Pa
lasii aus der Krimm stamme. Er hatte auch, um sich keine unverdiente Verantwortlichkeit
4
beimessen zu lassen, wenn es sich einst als falsch erwiese, (wie es wirklich ist,) den Grund der
Vermuthung angegeben und das Wort conjecturer ganz allein in dem ganzen Artikel (Manuel,
p-177.) mit auszeichnender Schrift (cursiv) drucken lassen. Gleichwohl schreiben ihm spätere
Ornithologen jene blofse (unrichtige) Vermuthung als eine unbedingte Gewifsheit nach! — Das
zur Norm genommene Exemplar kam aus dem östlichsten Sibirien.
(**) Nicht M. Zugubris des Pallas, welcher diesen Namen nirgends hat, sondern sie an
der von Hrn. Temminck eitirten Stelle der Zoogr. r0sso - asiatica im Gegentheile als Varie-
tät der Mor. alba beschreibt. (S. daselbst I, z. 139.)
149
36. (21) Die Wiesen - Bachstelze. MOTACILLA Java L.
Männchen in wahrscheinlich allen südlichen Gegenden oft,
bei uns zuweilen, im Norden ziemlich selten, im Osten wieder
öfter — zur Zeit des Sommers mit schwarzem Oberkopfe, ganz ohne
oder fast ohne die weilse Augenbraune; öfter mit nur undeutlicher,
‘und mit schwarzgrauem, schwarzgeflecktem Kopfe und Nacken: letz-
‚.terer im Anfange (wie bei uns überhaupt) bald noch mit grauen,
bald mit grünen, später verschwindenden Kanten, wie bei unseren
grauköpfigen sehr oft. (?MorAcıLıa melanocephala Licht.) Weib-
chen nur etwas hübscher. 8.12 0., 43 m., 14 u., 23 o.,m., 36 u.,
48 m., 49 0., 580., 101u., 112m. :
37. (22) Der Wasser- Pieper. ANTHUS aguaticus Bechst.
Im Norden wegen der späteren Sommer erst später, oft viel-
leicht gar nicht, im Sommerkleide zu finden, welches auch minder
tein, nämlich an der Brust mehr gefleckt ist; und dergl. m. (Antuus
Jittoralis Brehm, Antuus rupestris aliqq.(*)) S.15m., 25u., 31u.,
36u., 83m., 67 m., 920., 1412-14.
Im tieferen Süden, z.B. in Syrien, Arabien, öfters selbst im
Herbste minder gefleckt. (Antnuus Coutellii Audouin.)
38. (23) Der Wiesen-Pieper. ANTHUS pratensis Bechst.
Im Süden und Osten, wie in Ägypten, Nubien, Syrien
und Kamtschatka eic. regelmäfsig, im gemäfsigten Europa sel-
tener, in Deutschland selten und durchaus nur im Sommer, mit
rostrothem, bei recht alten tief herunterreichendem und dann die
benachbarten schwärzlichen. Längsstriche verdrängendem Kehlflecke;
oft auch mit ähnlichem Augenbraunstreife. Bei uns wahrscheinlich
blofs Männchen so; die Weibchen allenthalben nicht so ausgezeichnet
geröthet. (Antaus Cecilii Audouin, Antnuus rufogularis Brehm.)
[Moracıııa cervina des Pallas.] S.15 m., u., 17u., 25 u., 36 u.,
58 0. Vergl. auch S.130., 17 m., 411. j
39. (24) Der Brach -Pieper. ANTHUS campestris Bechst.
Südlich, besonders in Afrika, etwas dunkler, röthlicher, und
an der Brust häufiger ohne den Fleckengürtel. 8.15 m., 18 m., 25
0,368: =
40. (25) Die Alpen-Lerche. ALAUDA alpestris L.
= Soll auf den (rauheren) Alpen des mittleren Sibiriens (nach
Pallas) minder hübsch, mit weniger ausgebreitetem Schwarz am.
(*) Unter diesem Namen zwar, aber keineswegs als seyn sollende Species bei Nilfsen, —
#
150
Kopfe versehen, und zugleich kleiner sein, als in den nördlichsten
(natürlich im Sommer wärmeren) Ebenen. Am hübschesten wohl auf
‘ den Gebirgen des, durch seine Hochebenen besonders im Sommer
warmen Mexico’s. Vergl. S.120.,u.
41. (26) Die Hauben-Lerche. ALAUDA cristata L.
Im Süden stets mit mehr Rostgelb; jung nach einigen Wo-
chen in Afrika fast isabellfarbig, verblichen. S.18 m., u.
42. (27) Die Feld-Lerche. ALauDa arvensis L.
Ebenda mehr gelblich, röthlichgelb angeflogen. Zuweilen mit
stark roströthlichem Scheitel. Indefs SER} auch so bei uns, auf
dem Zuge: ob hoch von- Norden her? $.19 m.
43. (%) Die Isabell-Lerche. ALaupa testacea Gm. (6)
In Dongola am gröfsten. Allenthalben viele mit sanft rost-
rosenröthlichem Anfluge an Unterrücken , Weichen, Schwanzdecken;
tiefer südlich am öftesten. Allenthälben nicht selten mit sehr ins
Rostrothe fallendem, selten mit fast ungefleckt hell Bubraunem Schei-
tel. S. 49m.
44. (29) Die Kalander-Lerche. AuauDA calandra L.
In Südsibirien und Ostafrika öfters beinahe ohne die
(Schaft-) Flecken der Brust, aber mit grofsen, fast zusammenlaufen-
den Ringflecken. Ebenda, jedoch selten, allenthalben mit röthlichem,
am Kopfe und Vorderhalse besonders starkem, rostfarbenem Anfluge.
S.19m., 580., 1120. ;
Die sibirischen zeichnen sich vorzüglich oft durch einen lan-
‚gen weifsen Augenstrich, ganz weilse Kehle, einen dergl. Wangen-
fleck und solche Augenkreise aus. Vergl. n. 7%, auch n.73.
; Anmerk. L erchen, Pieper, Grasmücken im Süden meist immer mit deut-
licberen und oft gröfseren Keilflecken etc, am Schwanze. 8.12 m., 18 m., 580,
45. (30) Der Grau - Ammer. - EMBERIZA miliaria L.
Einzelne südliche zuweilen schon in der J ugend mit rölhe-
rem, rostfarbigem, an Stirn und Wangen besonders auffallendem An-
fluge. SD 149m., 112 0.
46 (31) Der Gold-Ammer. EMBER1ZA citrinella L.
Ebenda mitunter die Weibchen mit rötherem Anfluge im
Allgemeinen, aber die roströthlichen Flecke. „des Oberr he und
(*) Kurzzehige Lerche, Arauna brachydactyla Leisl. Es giebt aber mehrere noch er:
"kurzzehigere Aalpts der ältere Name ist daher der besser passende.
451
der Oberbrust gerade heller. $. 48 m., vergl. S. 20 m. und z. 49,
50; S,89.
47.(32) Der Garten - Ammer. EMBERIZA hortulana L.
An südlichen, namen th an den abyssinischen, nubi-
schen, syrischen, selten an südfranzösischen, sehr selten an
deutschen, ist der Kopf dunkler grau, anfänglich mit Rostfarbe
überflogen;. Unterleib fast rothbraun; untere Kopfseiten und Kehle
blofs roströthlich; Schnabel und Füfse merklich röther. (Emszrıza
caesia Mus, Francof., ?E.rufibarba Lichi., E.cia varietas Roux.)
S.470.,u., 18m., 230., 240., 4l1u.
48. (33) Der a en EMBERIZA cia L.
In Syrien und Arabien oben etwas gelblicher, die schwar-
zen Kopfstreifen (durch stärkeres Abreiben) breiter. *Die ins Rosen-
farbene spielende, roströthliche Unterseite scheint nur zuweilen etwas
dunkler zu werden. S.18 m., u.
E 49. (34) Der Rohr-Ammer. EmBErıza schoenielus L.
Zum Theile im Süden Europa’s, besonders jedoch im Osten,
über dem Baikal, an der Selenga, in Dauurien, die Männchen
oft mit hellerem Rostroth oder fast blofsem Rostgelb auf dem Rük-
ken, jedoch zugleich mehr schwarz: beides besonders auf allen Flü-
geldeckfedern; daher die Flügel im Sommer schwarz, mit gelblich -
hellen Rändern. Alte deutsche bereits ähnlich. (Emserıza arundi-
racea Gmel.) S.120., 20m., 35u., 580., (92u.,) 142m.
Anmerk. Scandin avische sollen kleiner sein; sie sind es jedoch, genau betrach-
tet, und nach Nilfson’s Fauna zu urtheilen, weder allgemein, noch so auffallend: ja häufig
gar kaum, — — [Hiermit ist nicht zu vermengen Emnerıza aguatica oder palustris Savi,
nach allem Anscheine eine wahre Species, nicht blofse Race.] (*) —
Der Berg-Fink. FRINGILLA montifringilla L.
Manche besonders hübsche mit verdunkelten Farben sind viel-
leicht östlichere, oder die südlichsten; denn sie pflegen sich, ob-
wohl ‚nicht häufig, bei uns unter den ersien Herbstankömmlingen zu
befinden. S. 580.
(*) Eigentliche Ragen oder Leien, (d.h. Varietäten von beständigerem , nicht so leicht
veränderlichem Character,) und namentlich Farben -Ragen, scheinen sich dann zu bilden:
wenn bei einer Art, vermöge der, einmal in ihr liegenden Neigung zur Vermeidung von Mit-
telgraden, die Extreme organischer Bildung einander genetisch so nahe liegen,
dafs ein sonst geringfügiger Unterschied in den einwirkenden Verhältnissen hier
schon für eines oder das andere Extrem den Ausschla g giebt. Vergl. S. 43, 60, 133,
157 Anmerk. - j
x
152
50. (35) Der Haus-Sperling. FrınGiLLa domestica L.'
Männchen pflegen im Süden eine, zum Theile ungewöhnlich
erhöhte Farbe zu erhalten (*). Zuerst: wird der ganze Oberkopf dort;
selten bei uns, rothbraun, fast oder yöllig ohne Grau; der Rücken
lichter oder rostroth, mit grofsen schwarzen Flecken; der schwarze
Keblfleck gröfser, dabei nicht selten braunroth übertüncht; das weifse
Augenfleckchen oder Streifchen meist gröfser. So schon oft in def
Provence, in Italien. (Frrscııa Italiae Vieill., Frıncııa cis-
alpina Temm.) — Noch weiter südlich, namentlich in Spaniel;
Agypten, Nubien, Syrien, jedoch auch bereits (in der Umgegend
der heifsen Quellen von Kara-ata) zuweilen in Buchara, wird del
Rücken häufigst schwarz mit rostweifslichen, schmalen, gegen die
Mauser verschwindenden Kanten; der Kehlfleck hebt sich noch mehr
hervor; und der dunkle, jetzt wieder noch verdunkelte Federgrund
in den Leibesseiten steigt so, von der Brust anfangend, so weit in
die Höhe, dafs in den Seiten schwarze, im Alter recht ansehnliche
Flecke zum Vorscheine kommen. (**) (Friscııa cisalpina Au-
douin (***), Frinerra hispaniolensis (!) Temm.) — Alle nur denk-
bare Übergänge in einander, nicht blofs aus verschiedenen, sondern
häufig aus einerlei Orten. S:120., 16m,, 17u., 20 m., 35u., 36m,
37 u., (580.,) 88 u., 401 m., (103 -5), 1120., m.
Weibchen werden nur unbedeutend dunkler und gelber, durch
Ausbleichen jedoch noch heller; Junge in diesem Falle beinahe isa-
bellfarbig. S.18 m. j
Der Stein-Sperling. FrinsıLLa petronia L.
Verbleicht in Afrika und Arabien, Syrien etc. merklich
stärker; besonders im Jugendkleide.
51. (3) Der Grün-Hänfling. Frınemu.uA chloris Meyer.
In Syrien häufig etwas kleiner, aber mit schönerer, mehr grün-
gelber Farbe. S.23 m.
52. (37) Der gemeine Hänfling. FRINGILLA cannabina L.
Ebenda die Männchen fast noch schöner: die Weibchen etwas
mehr rostgelb übertüncht. S.18 m., 220.
(*) Oder sie haben dieselbe, historisch richtiger zu reden „ gegen Norden, der Regel nach
selbst schon in gemäfsigten Gegenden, abgelegt und mit einer minder intensiven vertauscht-
Vergl. 8.17, S. 104— 105 u.
C*) Etwas ganz Entsprechendes geschieht an den älteren, und zugleich wahrscheinlich au
den östlicheren, Wachholderdrosseln. =
(***) Schon in der Desoription d’Egypte unter diesem Namen, welchen aber Hr. Tem-
minck der minder ausgebildeten ersten Varietät beigelegt hat. 2
153
53. (33) Der Birken- Zeisig, FaincinLa linaria L.
Die dunkleren mit röthlicherem Rücken und überhaupt stärke-
tem rostgelblichem Anfluge (Linarıa rufescens Nieill., CARrDurLıs
rufescens Risso, Frincırra Jlavirostris Brehm) scheinen die süd-
lichsten: denn sie gelangen noch am häufigsten nach dem südliche-
ten Europa; — oder vielleicht mit östliche. S.18m., 58 o.
54. (39) Der Distel-Zeisig. FRINGILLA carduelis L.
Verliert nach Pallas in der barabinskischei Steppe. das
Schwarze des Kopfes allmählig in blofse Punkte; und am J enisei
soll somit der Kopf immer dem Rücken gleich gefärbt werden. (Frıx-
cııra subulata Illig.) Diese sollen übrigens den unsrigen auch in
allen Lebens- und Sittenverhältnissen durchaus gleichen, (*) und die
reinsten , vollkommensten ‚Übergänge bilden. (Das Rothe bleibt.)
'Vergl. S.12 u. |
55. (40) Der Erlen-Zeisig. FRINGILLA spinus L.
Manchen kalten Winter (**) besuchen uns solche von besonde-
rer-Schönheit, mit viel Schwarz am Kopfe, viel Gelb am Schwänze;
darunter namentlich recht hübsche Weibchen, welche vielleicht mehr
und weiter ins Warme ziehen, als die Männchen (wie auch bei an-
dern Vögeln). Wahrscheinlich sind es sonst östlicher wohnende. man)
$.120.,1m., 23m., 58 o:
56. (41) Die Sumpf-Meise. PArus palustris L.
In Nordamerika gewöhnlich mit etwas schwärzerer Kehle.
(Pırus atricapillus L.) 8.120.
97. (42) Die Kohl-Meise. Parus major L.
Arabische oft schwärzer am Bauche. — Die vom Himalaya,
mit ein klein Wenig breiterem weilsem Endsaume der Schwanzfe-
(9 Pallas lalst sie daher durchaus nur für Varietät gelten, Erst Illiger wollte sie
nach dem Exemplare im Berliner Museum , welches auch etwas gröfser ist, als Art aufstellen. _
Ich habe nur dieses, nicht die Übergänge, welche Pallas ausdrücklich nennt, gesehen; doch
Scheinen in der That unsere jüngeren (nicht die Jungen) wirklich schr nabe darauf hinzudeuten :
zumal da die Stieglitze meistens sehr spät und langsam, also wohl vielleicht im dortigen Win-
ter, zu mausern scheinen, ihre Nahrung aber dort ‘häufig und hoch wächst, sie also höchst wahr-
scheinlich der Kälte ungeachtet nicht wandern, Denn gerade an manchen Gewächsen aus der
Familie der Compositae, welche vor andern diesen Vögeln durch ihre Saamen Nahrung geben,
Vorzüglich an hoch wachsenden, (also den Schnee überragenden,) und namentlich an Cynaroce-
Phalis (Distelartigen), ist Sibiriens Zora überwiegend reich. [S. Beilschmied 5.17,
181 etc.] Überdiefs giebt es auch dort einzelne Gegenden, wo nur wenig Schnee fällt.
(**) Ob nicht vorzüglich in solchen Wintern, wo starke Rauhreife und Glatteis oft die
aumzweige, also auch den Saamen der Erlen und Birken, überziehen und die Vögel zufn Fort-
Wandern zwingen ? (Abgesehen von dem Gerathen oder Mifsrathen des Saamens selbst.) — Mir
hat es im Laufe der letzten Winter hier so geschienen, Vielleicht wäre es nicht. blofs Schein, —
\
154
dern (Pırus monticolus Gould), scheinen durchaus nicht specifisch
verschieden. Vergl. S.12 m.
58. (43) Die Blau - Meise. Parus coeruleus L.
Auf Teneriffa und den übrigen kanarischen Ische oft mit
dunklerer, am Halse dem Schwarzen sich nähernder blauer Färbung:
Ein Anfang dazu schon bei uns sichtbar. $.11u., 12u.
Anmerk. In der Gattung der Kleiber oder Spechtmeisen scheint sich nicht blofs die
syrische (Sırra syriaca Hempr.) mit der dalmatinischen (Sırra Neumayer Michahelles)
die wahrscheinlich mit der griechischen einerlei. ist, sondern aufserdem auch die uralische
(Sırra vralensis Licht.), und zwar beide sehr bestimmt, durch Farbe, Zeichnung, Größse
und Verhältnisse, als 2te und 3te europäische Species zu characterisiren; obgleich Pallas die
letztere für blofse Varietät hielt. — r
59. (4) Der gemeine Baumläufer. CERTHIA familiaris L.
Ist in Mexico (wo er also tiefer südwärts geht, als anderswo)
viel dunkler: schwärzlichbraun mit weifslichen, schmal rothbräunlich
eingefafsten Tropfen; am Steifse braunroth. (? Orarnıı mexicand
Licht.) Scheint jedoch am Himaleh-Gebirge ebenso vorzukommen. —
In Nordamerika sieht sie schon meist so dunkel aus, wie bei un$
selten. $.140., 170.
60. (45) Die Felsen-Schwalbe. HırunDo rupestris Scop.
In Nordafrika durch Verbleichen im Sommer hell: mäuse-
grau; auch meist etwas kleiner. In Südafrika im frischen Gefie-
der oben fast dunkler, unten etwas röther. (?Hırunno fuligula
Licht.) S.610.,u. |
61. (46) Die Ufer -Schwalbe. HırunDo riparia L.
Ebenso varürend; besonders Junge beim Ausfliegen, selbst
bereits in Südeuropa röthlicher. (Hırunno litoralis Hemprich.)
S.610.,u.
62. (47) Die Rauch- Schwalbe. HiIRUNDOo rustica L.
In absolut- und relatir-wärmeren Gegenden (des Südens
und Ostens) mit immer dunklerem Bauche: mit hell bräunliehrost-
farbigem, an recht alten zuweilen braunrothem oder rostbraunem
Untexleibe; auch mit hell roströthlichen Schwanzspiegeln, und häufig
mit mehr roströthlichen Federrändern auf dem schwärzlichen Vor-
derhalse. Selten im Alter schon stark röthlich bei uns; gewöhnlich
_ aberso in Amerika (Hınunno rufa Gm., Hırunno americana W ils.,
?Hıruno fumaria Licht.); am schönsten jedoch in Nubiew
155
Ägypten und (nach der Beschreibung von Pallas) in Kamt-
Schatka. (Hırunno Riocourii Audouin, Hırunoo Savignyi Ste-
Phens, ?Hırunno cahirica Licht.) 8.17 o., 37 m., 58 0., 63 u.,
81 m.
b. Sperlings- Vögel ohne Singmuskelapparat. AVES P4sSsERINAE
: ANOMALAE,
63. (1) Der Mauer-Segler. CyYPsELus apus I llig.
In Nordafrika heller, durch Verbleichen ; das Weifs der Kehle
etwas weiter reichend. Südafrikanische meist ganz wie unsere.
S.610., u. x
: Ein dauurischer, mit dem gewöhnlichen (dort so jüngeren)
und in-gleicher Menge zusammenwohnender soll einen weilsen Vor-
derhals und Unterrücken haben, aber nach Pallas durchaus nicht
specifisch verschieden, und in Geschrei, Wohnort und Sitten ihm
höchst übereinstimmend sein. Vergl. besonders r. 22., 27., auch 35
und 70; 8.580., 640.
64. (2) Der Felsen- Segler. CypsELus melba Lllig.
In Nordafrika mit mehr Weifs an der Kehle, zuweilen am
‚Bauche ebenfalls; auch verbleichend. In Südafrika wie in Europa.
N N i |
? Der europäische Tagschläfer. CAPrımuLcus europaeus L.
Einzelne solche Exemplare, wie man sie, recht alt, bereits mit
in Schlesien findet, müssen gegen die unbedingte Annahme eines
CaprimuLcus ruficollis Natterer (C. rufitorquatus Vieill.) mit rost-
töthlichem Halsbande aus Südspanien, Südfrankreich und Nordafrika
als Species noch sehr warnen.
' 65. (3) Der gemeine Eisvogel. ALCEDO zspida L.
Alte scheinen in wärmeren Ländern etwas röther und blauer,
‚Weniger grün. $.18m., 22u., (70 m.)
66. (4) Der gemeine Kuckuk. CuCULUS canorus L.
Bei uns die Jungen in manchen Sommern mit häufigeren
tothbraunen, oft selbst zur Grundfarbe gewordenen Flecken und
Querbinden. In Südeuropa besonders wieder die einjährigen, und
“amentlich am öftesten die weiblichen, entweder so, oder noch mehr
ins Rostbraune fallend; seltener diese in Deutschland (Cvcurus
156
rufus Bechst., C. hepaticus Sonnerat); noch seltener hier solche;
welche auch nach dem zweiten Federwechsel wieder so (statt einfach
. aschgrau) werden. Nach dem Äquator hin die rothen noch zuneh*
mend, anscheinend selbst im Alter von mehreren Jahren so; gege®
die Pole zu ganz abnehmend: daher nur selten noch in Scandina“
vien; auch die grauen gegen das Cap der g. H. wieder häufiger-
5:17u., 20u., 210., 35u., 580., 63u., 98.
Nach Versicherung des Hrn. Gouvernements - Arzt Dr. Job:
Lichtenstein, zu Mitau, giebt es in Curland (dann ohne Zweifel
wohl auch anderswo) nicht selten alte ungewöhnlich weit graue Kuk-
kuke: an denen das herabrückende Grau des Halses sogar die me
sten schwärzlichen Bauchbinden vollends verdrängt.
67. (5) Der Grau-Specht. Pıcus canus Gm.
In Ostindien mit etwas schwärzlicherem Streife längs dem
Hinterhalse, wo unsere nicht selten merklich stark schwärzlich ge”
“mischt erscheinen. Kann gar nicht einmal eine bestimmte Varietäls
viel weniger eine besondere Art sein. (Pıcus barbatus Gray.)
? Der europäische Wiedehopf. UpupA epops L.
Zeigt schon in Deutschland hin und wieder alle Abstufungen
zu einer zweiten, mehr nach oben stehenden weifsen Schwanzbinde:
und zwar in Schlesien bereits die da nistenden. Vielleicht ist hö-
here Ausbildung derselben eine Eigenheit der östlicheren. (Nordischen
scheint sie nicht eigen zu sein.). S:PE
Die Wiedehöpfe in der Krimm sollen einige Abweichung in den
Flügelbinden zeigen; was jedoch noch ganz unsicher ist.
'
III. Taubenartige Vögel. AVES PERISTEROIDES.
68. (1) Die Fels- Taube. CoLUMBA livia aucit.
Im jenseitigen Dauurien mit einer breiten weifsen Querbinde
auf der Mitte des Schwanzes. $.12m., i50., 580., 63 0., 770.
} Anmerk. Es wäre leicht möglich, dafs diejenigen, welche in Afrika nach allen Gra-
den mit einem kleineren oder gröfseren schwärzlichen Flecke ‚auf den Spitzen aller Rücken *
und Flügeldeckfedern versehen erscheinen, nicht blofs wegen ihrer Abstammung von verwilder”
ten, (denn unter den zahmen kommen dergleichen Färbungen, die so genannten hammerschläg!“
gen, zunächst mit vor,) sondern auch ohne diese, in Folge des wärnieren Aufenthaltes, so verdun“
kelt sein könnten. —
69. (2) Die Turtel- Taube. CoLUMBA zurtur L.
An afrikanischen herrscht überall ein rostgelblicher und
röthlicher Anflug. Daher ist die Brust mehr rein- oder rost-rosen”
157
‚ Töthlich, als graulich-rosenfarb; Kopf oft beinahe rostgelbgrau ; Rücken
und mittlere Schwanzfedern fast hell rostfarben, Ränder der Flügel-
federn noch röther; beinahe alles Schieferfarbene unsichtbar gewor-
den. S,.17o., 18m., Z1u., 35 u., 760.
x
IV. Hähnerartige Vögel. AVES GALLINACEAE.
70. (1) Der gemeine Fasan. PuAsIanus colchieus L..
Die Männchen kommen schon um den kaspischen See, ganz
besonders jedoch in der Mongolei, und zwar in den wärmeren
jener Gegenden am meisten, besonders um die chinesische Mauer,
auch am Dalai-Nor und in den wärmeren Thälern am Argun um
Abigaitu, vorzüglich am Flufse Chara-Murim, aber (nach dem
Berichte der zoologischen Reisenden) doch wahrscheinlich erst oder
meistens erst im Alter, als, so genannte Halsband - Fasane (Puastanus
torquatus Temm.) vor: mit einem glänzendweifsen, halbmondähn-
lichen Flecke am Grunde der Halsseiten; mit weifser Mischung. vorn
auf den Flügeln; und mit einer Nüancirung im übrigen Gefieder,
auf welchem die kupferartig-rostrothe Hauptfarbe über die sehiyarf
blaue Randmischung siegt. Nach Südosten hin am öftesten und
ausgezeichnetsten. Auch die Weibchen mit dunkleren und schärfer
gezeichneten Farben; (aber nie mit dem Halsbande.) ‘S.64 u.
Anmerk. Wenn auch nicht die vielfachen Erfahrungen von Pallas (*) es zeigten,
so würden nach dem, was uns jetzt über klimatische Abänderungen überhaupt bekannt wird
und geworden ist, gerade schon allein. Hrn, Temminck’s eigene, für ihre Verschiedenheit
vorgebrachte Ansichten (**) hinreichen, um die specifische Identität beider Abänderungen als
bestimmt wahrscheinlich darzustellen. So namentlich Hrn. T.’s Erfahrungen über die unbe-
denklich erfolgende Begattung beider mit einander; die ungeschmälerte Fruchtbarkeit der ge-
mischten Nachkommen unter sich, in der Gefangenschaft , (wo man sie in Frankreich und Hol-
land oft als Ragen zieht;) und die Neigung der letzteren, späterhin wieder in eine von beiden
Haupt - Racen überzugehen, oder auch sogleich nur die Charactere der einen (nicht die gemisch-
ten Eigenschaften beider, wie es alle wirklichen Bastarde thun! — also vielmehr wie die bei-
den Ragen der gemeinen Krähe,) anzunehmen,
71.) Das Weiden - Schneehuhn. TETRAO saliceii L.
Auf den gelinden britischen Inseln ohne weifses Winterkleid,
anscheinend oft auch mit verdunkeltem Sommerkleide; letzteres wahr-
Scheinlich wegen der viel höheren allgemeinen Jahreswärme und des
viel früheren, viel längeren Sommers. (Terrıo scoticus Gm.) S.
$. 41 und Zusätze: S.46, 47 o., und 8.117 -23.
__ ER
(*%) Mit welchem auch Sonnerat und in neuester Zeit Prof. Eversmann zu Kasan,
Nach den seinigen jeder, übereinstimmen.
(**) Hist. natur. des pigeons et des gallinaces, T.1I, p. 3226-35,
"University Library,
t deposit from
hool
Cambridge
n permanen
a Botany St
Po enanani
ET.
ee wann tr u
158
72. (3) Das Alpen-Schneehuhn. Ternao alpinus Nilfs.
Auf Island wegen der kühleren Sommer in lichterer Sommer-
tracht, besonders mit lichterer, heller rostbräunlicher Grundfarbe;
als z.B. in Scandinavien. Dagegen ebendort in dem gelindere®
Winter dunkler, insoweit diefs möglich ist: nämlich der ‚schwarze
Streif vom Nasenloche durchs Auge an den Nacken hin beim Männ-
chen bemerklich breiter; beim Weibchen aber, an welchem er an-
derswo überall kaum bemerkbar ist, sondern, näher am Grunde der
Federn, versteckt liegt, auch deutlich hervortretend: wiewohl bei jün-
geren am Zügel erst gegen den Ausgang des ersten Winters ihres
Lebens erscheinend, und überhaupt stets schmäler, als am Männchen.
(Terrıo islandicus Brehm., ? Terrıo Islandorum Faber. @)) |
Vergl. S.11 u., 16u., 170.; S.93u.
In der Schweiz anscheinend die Sommertracht meist heller;
als in Scandinavien; oder dort so, wie bei den jüngeren hier.
Vergl. S.47 Anmerk., und $.91.
Anmerk. Da (nach den glaubwürdigsten Nachrichten) auch diese Art auf den Alpen
von ganz Sibirien bestimmt und zahlreich vorkömmt, Pallas aber dort niemals Schneehüb-
ner mit schwarzen Zügeln gesehen zu haben versichert (**); so drängt sich die Vermuthung auf:
dafs diese in Folge der ungeheueren. Winterkälte dort vollends verschwinden müssen. Eine
Veränderung, welche den zuerst angegebenen Erfahrungen entspricht : so, dafs hiernach voR
Island bis dahin eine ganz erklärliche Reihenfolge von Veränderungen Statt fände. — Vergl.
S.12u. (Pallas Zoogr. n. 220.)
73. (4) Das Stein-Feldhuhn. PERDIX sawatilis Berker:
Scheint bereits im mittäglichsten Deutschland den Übergang
zu jenen der Bucharei und des Sinai zu machen: an welchen die
Kehle etwas mehr röthlich-weifs, der helle Kopfstreif über den Au-
gen weifser, die helle Zeichnung: der Weichenfedern durch rostgelb-
lichen Anflug getrübt, und die Rosenfarbe aus dem, auf Rosengrau
aufgesetzten Olivengrau des Rückens hervorgehoben ist, der Schnabel
oft etwas länger scheint. Von diesen ist Pravıx Chukar Gray;
aus Ostindien, kaum verschieden. S.64u.
74. (5) Das graue Rebhuhn. PERDIX cinerea Lath.
Im felsigen Dauurien nach Pallas das Roströthliche im Ge-
sichte ausgedehnt, und von der Kehle in einem daumbreiten Streife
(*) Man mufs anerkennen, dafs der umsichtige, vielseitig durch und für die Wissenschaft
ausgebildete, jeder Belehrung zugängliche Faber nicht lange Zeit gebraucht hat, um seine®
anfänglichen Irrthum hierin nicht blofs einzusehen, sondern auch mit edlem, des wahren Mannes
so würdigem Freimuthe zu bekennen, Nur schaale Flachheit und Eitelkeit kann Bbre und‘
Gröfse im trotzigen Beharren auf erwiesenem Unrechte suchen wollen.
(**) Was ihn ‘auch auf den Gedanken gebracht hat: alle Schneehühner für einerlei zu hal-
ten, die Verschiedenheit der alpinischen (Terrao alpinus s. lagopus) von den in den Sümpfen
lebenden (T. salicezi s. albus) ganz zu Be, und beide unter einander gemischt zu be-
schreiben und zu schildern. —
b
nn
En
159
bis auf die Brust herunter laufend. Der Mondfleck am Anfange der
Stirn und ein zweiter unter dem weifsen unteren Augenlide schwarz,
(Wie auch schon bei uns häufig; aber hier wohl meistens bei jünge-
ten Thieren? —) Das dunkle (sonst tief kastänienbraune) Brustschild
_ Ausgezeichnet und schwärzlich. (Leizteres auch zuweilen bei uns.)
Prrpix damascena Lath.? — S.6Au. u
Schon etwas tiefer nach dem europäischen Süden hin, z.B.
selbst in der Schweiz, nimmt der Vogel eine gelbere Grundirung
am ganzen Leibe, besonders oberhalb, und mehr und lebhafter rothe
‚Plecke auf den Flügeln an. $S.18m. .
75. (6) Die gemeine Wachtel. PERDIX coturnix Lath.
Wird durch erhöhte Wärme röther gefärbt; so schon für Si-
birien von Pallas beschrieben. S.580. (Hier auch Abweichungen
in Betreff des Schlagens. $.85 f.)
Sehr bemerklich wird jenes in Afrika: in dessen Süden sogar
Schon die Jungen von beiderlei Geschlecht röther aussehen, die älte-
- ren Männchen aber an der Brust trüb gelblichrostfarben, an den
; Fligeln röthlichbraun, am Hinterhalse rostbräunlich, und die Zeich-
hung überall schöner und klarer, die dunkle breiter ist; jedoch nach
allen Abstufungen. Die Kehle ebenfalls in der Regel viel röther,
jedoch mit klareren Halsbändchen, als gewöhnlich an den einzelne-
ten rothkehligen Frühlingsvögeln bei uns. S 15u., 18m., 1120.
ID Ice
EEHDSERTDERBDSERGESBSNgTDaT spp" rn en
ROSEN RR,