Schriften der Deutschen Hochschule fiir Politik
Herausgegeben von Paul Meier-Benneckstein
Heft 8
Wesen und Gestalt des Nationalsozialismus
von
Joseph Goebbels
Reichsminister fiir Volksaufklarung und Propaganda
1934 - Berlin
Gegen die Herausgabe dieser Schrift werden seitens der NSDAP keine
Bedenken getragen.
Es ist unmoglich, in einem zeitlich begrenzten Abriss die Wesensart des
Nationalsozialismus allumfassend zu deuten, handelt es sich doch urn die
Betrachtung einer Bewegung und Idee, die mit dynamischer Wucht in das offentliche
deutsche Leben einbrach und alle Verhaltnisse und Beziehungen der Menschen
untereinander von Grund auf anderte. Dazu kommt, daB der Nationalsozialismus
heute noch nicht ein Gewordenes, sondern ein Werdendes darstellt, daB er
fortlaufenden Veranderungen und Wandlungen unterworfen ist und sich deshalb
nicht in seiner Gesamtheit definieren laBt.
Wir wollen den Nationalsozialismus nicht als Gesamtercheinung betrachten, sondern
die Grundbegriffe des nationalsozialistischen Denkens klaren und jene gedanklichen
Saulen, auf denen unser weltanschauliches Gebaude ruht, darlegen, abzeichnen und
aus diesen Grundbegriffen nicht allein die Moglichkeit, sondern die Notwendigkeit
der nationalsozialistischen Realitat ablesen.
Wie jede groBe Weltanschauung beruht auch der Nationalsozialismus auf
wenigen Grundbegriffen, die einen tiefen inneren Sinn besitzen.
Die einfache Erklarung aller Grundfehler in den vergangenen 14 Jahren deutscher
Politik liegt darin, daB wir deutschen uns niemals iiber unsere Schicksalsfragen
weder als Einzelmenschen noch als Organisation oder Partei auseinandersetzen.
Zwar wurde iiber Begriffe diskutiert; es war aber von vornherein ausgeschlossen,
iiber die Grundprinzipien unseres politischen Denkens einig zu werden, denn jeder
einzelne nahm sich das Recht heraus, unter diesen Begriffen etwas anderes zu sehen.
Was der eine unter "Demokratie" verstand, betrachtete der andere als "Monarchic";
der eine sagte "Schwarz-weiB-rot", andere "Schwarz-rot-gold", was der eine als
"Autoritatsstaat" auffaBte, sah der andere als "parlamentarisches System".
Uber diese Begriffe haben wir diskutiert und uns die Kopfe heiBgeredet. Hatte man
sich vor 14 Jahren bei Beginn der politischen Auseinandersetzung die Miihe
gemacht, diese Begriffe der Politik zu klaren und festzustellen, was eigentlich der
Einzelne unter "Demokratie" oder "Monarchie", unter "System" oder
"Autoritatsstaat" verstand, so ware offenbar geworden, daB wir Deutschen uns zwar
uber die Grundprinzipien einig waren, daB wir ihnen aber verschiedene Namen
beilegten.
Der Nationalsozialismus hat uns nun das Denken des deutschen Volkes
vereinfacht und auf keine primitiven Urformen zuriickgefuhrt. Er hat die an sich
komplizierten Vorgange des politisch-wirtschaftlichen Lebens wieder auf ihre
einfachste Formel gebracht. Dies geschah aus der natiirlichen Uberlegung heraus, die
breiten Massen des Volkes wieder an das politische Leben heranzufiihren. Um bei
den Volksmassen Verstandnis zu finden, trieben wir bewuBt eine volksgebundene
Propaganda. So haben wir Tatbestande, die sonst nur einigen Sachverstandigen und
Experten zuganglich waren, auf die StraBe getragen und dem kleinen Mann ins
Gehirn eingehammert; alle Dinge wurden so einfach dargelegt, daB auch der
primitivste Verstand sie aufnehmen konnte. Wir lehnten es ab, mit verschwommenen
verwasserten und unklaren Begriffen zu operieren, sondern gaben alien Dingen einen
klar umrissenen Sinn.
Hier lag das Geheimnis unserer Erfolge.
Die biirgerlichen Parteien fiihlten sich in ihrem Unverstand uber unseren
"Primitivitatskult" erhaben, sie saBen mit einer vornehm-intellektuellen Arroganz
uber uns zu Gericht und kamen zu dem Fehlurteil, daB sie die Staatsmanner und wir
die Trommler seien. Sie betrachteten uns bestenfalls als Agitatoren und Vorkampfer
der biirgerlichen Weltanschauung. Wir aber hatten uns andere Auf gaben gestellt, als
wankende Throne zu erobern, um sie nach der Entscheidung den anderen groBziigig
zu iiberlassen.
Da wir die Fahigkeit besaBen, die Grundprinzipien der deutschen Situation und des
deutschen Gemeinschaftslebens klar zu sehen und darzustellen, hatten wir auch die
Kraft, fur diese neu erschauten Prinzipien und Urformeln des politischen Lebens die
breiten Massen unseres Volkes zu bewegen. Dieser rein agitatorische Vorgang blieb
auf der Ebene der Machtpolitik nicht ohne einschneidende Folgen.
Ich sehe in diesem Erfolg die Voraussetzung zu einer politischen Verstandigung der
Deutschen untereinander und ihres ganzen Volkes mit den teilweise demokratischen,
faschistischen oder bolschewistischen Staaten. Wenden wir nicht iiberall das gleiche
Verfahren der Begriffsklarung an, so ist die Einigung ausgeschlossen. Die erste
Notwendigkeit jeder politischen Auseinandersetzung beruht in dieser
Begriffsabgrenzung und Prinzipienerklarung und es ist wichtig, daB man aus dem
Abschnitt "Definition" unschwer politische Praxis vorauszuahnen vermag.
Wer einmal die Grundbegriffe klar erkennt, der sieht mit Erstaunen, daB sich aus
ihnen heraus fast organisch, natiirlich und selbstverstandlich die politische Praxis
ergibt. Ihm wird offenbar, wohin die politische Entwicklung fiihren muBte und daB
somit auch der ProzeB, der sich seit dem Anbruch der nationalsozialistischen
Revolution in Deutschland abspielte, nicht als abgeschlossen gelten kann, sondern
fortgesetzt werden muB, daB er uberhaupt erst dann sein Ende finden kann, wenn die
nationalsozialistische Denkungsart das gesamte offentliche und private Leben in
Deutschland von Grund auf erneuert und mit ihrem Inhalt ausgefiillt hat.
Es heiBt heute in Deutschland: "Wir haben eine Revolution gemacht." die wenigsten
Menschen aber wissen, was diese Revolution im einzelnen bedeutet, was sie
dynamisch, geschichtlich, entwicklungsmaBig gesehen darstellt. es gibt sogar
Volksgenossen, die es nicht wahr haben wollen, daB sich in Deutschland uberhaupt
eine Revolution abgespielt habe.
Was ist das: "Eine Revolution"? Vor den Ausbruch der nationalsozialistischen
Umwalzung verkniipfe man im allgemeinen mit dem Begriff Revolution Merkmale,
die mit dem Ursinn des Revolutionaren eigentlich nur unmittelbar etwas zu tun
hatten. Unter "Revolution" stellte man sich einen politischen Vorgand vor, der sich
unter Zuhilfenahme irgendwelcher Machtmittel auf den Barrikaden abspielt und sich
gegen die bestehenden Gesetze richtet. Man wuBte nur um den sichtbaren Vorgang,
namlich eine gewaltsame Depossedierung einer herrschenden Schicht und die
Machtubernahme durch eine mit Gewalt vorgehende neuen Machtgruppe. Die
unsichtbare Durchfuhrung einer Revolution aber bedeutet etwas ganz anderes. Zu ihr
gehort nicht unabdingbar der Begriff Barrikade, wie er auch keineswegs stets das
Merkmal einer echten Revolution sein muB. Eine Revolution kann sich unblutig und
gesetzmaBig vollziehen und es ist moglich, daB eine Machtgruppe auf die Barrikaden
geht, ohne eine Revolution im Schilde zu fiihren. Revolution ist ein in sich
dynamischer Vorgang mit eigener Gesetzlichkeit, der darauf hinzielt, seine
Dynamik und Gesetzlichkeit als bisheriges Vorrecht der Opposition auf die
staatliche Gesetzlichkeit zu ubertragen. Es ist vollkommen belanglos. mit welchen
Mitteln dies geschieht. bei der Charakterisierung einer Revolution spielt das Mittel
der Gewalt oder Legalitat keine Rolle. Hierfur erbringt die deutsche Revolution den
klassischen Beweis, denn sie wurde auf legalem Wege unter peinlicher Beachtung
der bestehenden Gesetze durchgefiihrt und hat trotzdem die groBte geistige,
kulturelle, wirtschaftliche und soziale Umwalzung mit sich gebracht, die es jemals in
der Weltgeschichte gegeben hat. Und zwar liegt das an einem besonderen
Charakteristikum, daB namlich die deutsche Revolution von unten und nicht von
oben gemacht worden ist.
Es gibt Revolutionen von oben und Revolutionen von unten, sie unterscheiden sich
weniger durch den Machtbereich, den sie erobern, als vielmehr durch die
Dauerhaftigkeit mit der sie diesen Machtbereich behaupten konnen. Eine Revolution
von oben ist unorganisch und wird meistens von geschichtlich geringer Bedeutung
sein. Eine Revolution von unten hingegen ist organisch und uberdauert
Jahrhunderte. Es ist sehr schwer, wenn nicht gar unmoglich, ohne geistige
Vorbereitung einem Volke von oben her eine neue Gesetzlichkeit aufzuoktroyieren;
darum haben Revolutionen von oben zumeist nur einen kurzen Lebensbestand.
Umgekehrt ist es bei den Revolutionen von unten, ihre Gesetzlichkeit wird nicht von
einer kleinen Mannergruppe oben am griinen Schreibtisch erfunden und
zwangsweise durchgefuhrt, sondern unten bereits im Volke erlebt und nach oben
zum Wachstum gebracht. Ist ein Volk nicht fur eine Revolution vorbereitet, so mag
eine revolutionare Grupe die Macht erobern und das beste Ziel vor Augen haben, sie
wird die Macht nicht lange in ihrem Besitze haben. Revolutionen von oben spielen
sich meistens sehr schnell ab. Eine Handvoll Generale oder Staatsmanner verbunden
sich, bringen das Regime zum Sturz und ubernehmen die Macht. Revolutionen von
unten hingegen wachsen aus der Tiefe; sie entwickeln sich aus den kleinsten
Urzellen des Volkes, aus 10 Revolutionaren werden hundert, aus tausend
hunderttausend und in dem Augenblick, da die dynamische Kraft der Revolutionaren
Opposition starker ist als der allmahlich verwaiste Staatsapparat, ist die Revolution
geistig schon gewonnen. Mit der Machteroberung und Vermahlung mit dem
Staatsapparat vollzieht sich das, was wir seit 30. Januar 1933 in Deutschland
erlebten. Es ist nicht die "Revolution" an sich, sondern der letzte Teil eines
revolutionaren Aktes. Sichtbar wird Gesetzlichkeit, Denkungsart und Dynamik
der Revolution - in Jahrzehnten aus den tiefsten Wurzeln der Volkskraft empor
gewachsen - auf den Staat iibertragen.
Wir haben in Deutschland das Wunder erlebt: ohne BlutvergieBen, ohne Barrikaden
und Maschinengewehre vollzog sich innerhalb unseres 60-Millionenvolkes eine
Revolution, deren Eigendynamik nirgends halt machte, die mit souveraner
Selbstverstandlichkeit alle Gebiete okkupierte und deren GesetzmaBigkeit alle Dinge
beherrschte. Im Verlaufe der vergangenen Monate haben die Manner der Revolution
das Tempo der Umwalzungen bestimmt. Das Ergebnis ist ein neuer Staat!
Es vollzog sich in der Tat nichts anderes, als die Transponierung der revolutionaren
Gesetzlichkeit auf den Staat. Nationalsozialistische Autoritaten galten von nun an als
Autoritaten des Staates, die Gesetze der Revolution wurden zu Staatsgesetzen und
die nationalsozialistische Denkungsart ging auf die Nation iiber. Es gab Deutschland
nichts, was sich dem gesetzmaBigen Fortschreiten dieses geschichtlichen Prozesses
hatte entziehen konnen.
Niemals hatte sich die Revolution durchgesetzt, ware sie nur von der usurpatorischen
Absicht einer Mannergruppe getragen worden, deren Machteroberung sich ohne den
inneren Sinn einer Idee vollzogen hatte. In der nationalsozialistischen Revolution
ist eine Weltanschauung zum Durchbruch gekommen!
Eine Weltanschauung hat - und das ist ihr wesentlichstes Charakteristikum - nichts
mit Wissen zu tun. Ein armer, unbekannter Arbeiter mit einem geringen Vorrat an
Wissen kann eine Weltanschauung vertreten, wahrend es bei einem hochstgelehrten
Universitatsprofessor, der souveran alle Gebiete des Wissens beherrscht, keineswegs
der fall zu sein braucht, Die Erfahrung hat sogar gelehrt, daB je groBer das Wissen,
oftmals um so geringer der Mut ist, fur eine Weltanschauung einzutreten.
Weltanschauung ist - wie das Wort schon sagt - eine bestimmte Art, die Welt
anzuschauen. Voraussetzung hierfur ist, daB diese Art der Anschauung immer unter
demselben Gesichtswinkel vonstatten geht. Als Vertreter einer Weltanschauung legt
man an die Wirtschaft keine anderen MaBstabe als an die Politik, wahrend das
Kulturleben im organischen Zusammenhang mit dem Sozialen steht und die
AuBenpolitik in organischer Beziehung zum innenpolitischen Zustand betrachtet
wird. Weltanschauung bedeutet, die Menschen und ihre Verhaltnisse zur Welt, zum
Staat, zur Wirtschaft, zu Kultur und Religion immer unter dem gleichen
Gesichtswinkel betrachten, Dieser Vorgang benotigt kein groBes Programm, sondern
kann meist in einem kurzen Satz definiert werden. Allerdings kommt es darauf an, ob
dieser Satz richtig oder falsch ist. Ist er richtig, so kann er fur mehrere Jahrhunderte
oder Jahrtausende einem Volke zum Heile gereichen; ist er falsch, so muB das
System, das aus ihm hervorging, sehr bald zerfallen. Aus diesen Vorzeichen sind alle
groBen Revolutionen der Geschichte vor sich gegangen. Niemals stand am Anfang
einer Revolution ein Buch oder ein paraphiertes Programm, sondern immer nur
eine einzige Parole, die das gesamte offentliche und private Leben in ihren
Schatten stellte.
So ist der groBe Umfang der christlichen Sittenlehre und Religion nicht etwa von
ihrem Meister selbst festgelegt worden. Christus hat nur den Grundbegriff der
Nachstenliebe geklart, alles iibrige ist das Werk der Kirchenvater. Die Nachstenliebe
war den Begriffen der antiken Welt so diametral entgegengesetzt. daB es zwischen
diesen beiden Polen keine Verstandigung gab und entweder die antike Welt die
christliche Lehre oder das Christentum die Antike beseitigen muBte.
Revolutionare haben nicht die Absicht, in der Theorie stecken zu bleiben, sondern
sie stoBen aus der Theorie in die Praxis vor, und sehen die Entwicklung so klar, daB
sich jede Diskussion iiber die Realisierung ihrer Parolen eriibrigt. In gleicher Weise
wie die Lehren der christlichen und der franzosischen Revolution werden sich die
Parolen der nationalsozialistischen Revolution verwirklichen.
Friiher hohnte die burgerliche Welt in Deutschland: "Das Programm des
Nationalsozialismus bedeutet Programmlosigkeit." Wir Nationalsozialisten hingegen
fuhlten uns nicht als Kirchenvater, sondern als Agitatoren und Vorkampfer unserer
Lehre. Wir hatten nicht die Absicht, unsere Weltanschauung wissenschaftlich zu
begriinden, sondern ihre Lehren zu verwirklichen, und es sollte spateren Zeiten
vorbehalten bleiben, die Praxis als Erkenntnisobjekt der Idee zu lassen. Niemals darf
es die Aufgabe von Juristen sein, die Lebensformen eines Volkes am griinen Tisch
zu bestimmen. Verfassungen, die auf dem Papier gemacht werden, werden niemals
einem Volk die Verfassung geben. Die Natur geht iiber die Wissenschaft hinweg
und gestaltet ihr eigenes Leben. So geschah es auch in der nationalsozialistischen
Revolution!
Kurz vor unserer Machtiibernahme versuchte die Wissenschaft zu beweisen, daB
dieser oder jener revolutionare Vorgang mit den bestehenden Gesetzen nicht
iibereinstimme und man scheute sich nicht, staatspolitische Auseinandersetzungen
dem hochsten Gerichtshof zu ubergeben. Wir haben damals nur gelachelt, denn
wahrend die Wissenschaft behauptete, daB es nicht so sein diirfe, wie es war, hatten
sich die Dinge schon langst durchgesetzt. Die Wissenschaft hat nur das Recht, aus
den bestehenden Zustanden eine neue Gesetzlichkeit herauszulesen, und darum
ist der durch eine Transponierung unserer nationalsozialistischen
revolutionaren Gesetzlichkeit auf den Staat entstandene Zustand - Gesetz.
Er stellt den neuen Normalstand fur das Volk dar und entzieht sich der
wissenschaftlichen Kritik. Die Revolution ist Wirklichkeit geworden und nur
aberwitzige reaktionare Menschen konnen glauben, daB irgendetwas von dem, was
wir gestalten, riickgangig gemacht werden konne.
Der Nationalsozialismus ist nun im Begriff, den revolutionar geformten neuen
Gesetzeszustand in Deutschland langsam zu stabilisieren. Dieser unterscheidet sich
grundsatzlich von der alten Gesetzlichkeit und entzieht sich auch den
Kritikmoglichkeiten, die er selbst im alten System anwenden konnte. Wenn die
Demokratie uns Zeiten der Opposition demokratische Methoden zubilligte, so muBte
dies ja in einem demokratischen System geschehen. Wir Nationalsozialisten haben
aber niemals behauptet, daB wir Vertreter eines demokratischen Standpunktes seien,
sondern wir haben offen erklart, daB wir uns demokratischer Mittel nur bedienten, im
die Macht zu gewinnen und daB wir nach der Machteroberung unseren Gegnern
riicksichtslos alle die Mittel versagen wiirden, die man uns in Zeiten der Opposition
zugebilligt hatte. Trotzdem konnen wir erklaren, daB unsere Regierung den Gesetzen
einer veredelten Demokratie entspricht.
Wir sind die souveranen Meister der Kritik gewesen und konnen uns heute einhellig
auf den Standpunkt des Rechts zur Kritik stellen. Nur mit einem Unterschied: Das
Recht zur Kritik, Wenn es einen Sinn haben soil und nicht einen demokratischen
Unsinn darstellt, kann zum Nutzen eines Volkes, der ja iiber alien Dingen der Politik
stehen muB - immer nur dem Kliigeren iiber den Dummeren zugestanden werden und
niemals umgekehrt. Es bliebe also nur noch zu beweisen, daB wir Nationalsozialisten
wahrend der Opposition anscheinend die Kliigeren gewesen sind.
Die Gegenseite war im Besitz der Macht, des Heeres, der Polizei, des
Beamtenapparates, des Geldes, der Parteien und der Parlamentsmehrheit. Sie
beherrschte die offentliche Meinung, die Presse, den Rundfunk - kurz und gut alles,
was man unter dem Generalbegriff "Macht" zusammenfassen kann. Wenn es nun
aber einer kleinen Gruppe die mit sieben Mannern anfing, in 14 Jahren gelingt, nur
mit dem Recht der Kritik der anderen Seite dieses Recht zusammen mit der Macht
streitig zu machen, so erscheint es unzweifelhaft, wer der Kliigere ist, Ware die
Gegenseite kliiger gewesen, sie hatte bei einer derartig ungleichen Verteilung der
Erfolgsmittel Wege und Moglichkeiten finden miissen, uns an ihrer Depossedierung
zu hindern. Das geschah nicht, im Gegenteil, es gelang ihr zwar, den organischen
Vollzug der Revolution eine gewisse Zeit hindurch aufzuhalten, aber die neue
Gesetzlichkeit trug den Sieg davon.
Als die deutsche Revolution am 30. Januar 1933 sichtbar in Erscheinung trat und
sich die nationalsozialistische Bewegung mit der Macht vermahlte, wollte es
scheinen, als ware sie erst an diesem Tage ausgebrochen. Tatsachlich aber hatte sie
viel friiher begonnen, vielleicht schon mit dem Ausbruch des Krieges und mit der
Unterzeichnung des Versailler Diktates. Sie wirkte sich im Laufe der Jahre aus, warb
Anhanger, gestaltete das Gemeinschaftsleben ihrer Gefolgschaft, schuf neue
Autoritaten, neue Daseinsformen, neue Anschauungsarten und einen neuen Stil, den
sie am Tage der Machteroberung auf den neuen Staat ubertrug.
Der 1. August 1914 ist geschichtlich gesehen der Schnittpunkt, und schon damals
muBte es jedem historisch denkenden Menschen einleuchten: "Wo wir heute
aufhoren, konnen wir nach dem groBen Kriege nicht wieder anfangen." Neun
Millionen deutsche Manner machten die furchtbarsten korperlichen und seelischen
Qualen durch; sie gingen durch alle Hollen und Fegefeuer menschlichen Leides,
menschlichen Schmerzes und menschlicher Entsagung und Depression. Fur sie war
es unmoglich, dort wieder anzufangen, wo sie vor vier Jahren aufgehort hatten. Nein
- diese Menschen brachten aus den Schiitzengraben eine neue Denkungsart mit. Sie
hatten in den schrecklichen Noten und Gefahren eine neue Art der Gemeinschaft
erlebt, die ihnen im Gliick niemals hatte zuteil werden konnen. Sie hatten die
souverane Gleichmacherei des Todes kennen gelernt und erlebt, daB letzthin nur
noch die Werte des Charakters bestehen blieben. DrauBen kam es nicht auf Besitz,
Bildung oder auf einen adligen Namen an; kein Unterschied lenkte die Kugeln in
ihrem Lauf, die ewiger Gleichmacherei hoch und niedrig, arm und reich, groB und
klein dahinmahten. Unter den Menschen blieb nur ein einziger Unterschied bestehen:
der personliche Wert. Niemals konnte die Uniform nivellieren, wenn der eine tapfer,
der andere feige war, wenn sich der eine als Mann bewahrte und sein Leben in die
Schanze warf, wahrend der andere sich zu driicken versuchte. Es war
selbstverstandlich, daB sich die Wertung aus dem Schiitzengraben auf der Heimat
ubertrug und daB sich die alten "Staatsmanner", die zu Haufe geblieben waren und
von dieser neuen Haltung keinen Hauch verspiirten, dagegen auflehnten. Aber es war
nur eine Frage der Zeit, daB nach dem Gesetze der Kraft die Jungeren, Harteren,
Mutigeren iiber die Alteren und Mutloseren siegen muBten.
Die neun Millionen deutscher Frontsoldaten wuBten um die Briichigkeit jenes
Regimes, das sie unter Einsatz ihres Lebens um der Nation willen verteidigten. Sie
hatten es miterlebt, wie sich die ganze Welt gegen Deutschland erhob, und erkannt,
daB nur unter Einsatz aller Krafte diese Bedrohung abgewendet werden konne. Es
wurde offenbar, daB sich auch der armste Volksgenosse zu seiner Nation bekannte,
trotzdem er sie als Besitz niemals verspiirt hatte. Er wuBte nichts urn die kulturellen
Werte seines Landes, er kannte die Namen Wagner, Beethoven, Mozart, Goethe,
Kant und Schopenhauer bestenfalls vom Horensagen. Er hatte ein Recht gehabt zu
sagen. "Mich gehen die Bergwerke und Erzgruben, die wir erobern wollen,
iiberhaupt nichts an, denn vermutlich wird es fur mich vollkommen gleichgiiltig sein,
ob ich bei einem deutschen oder bei einem franzosischen Besitzer arbeite." Trotzdem
erlebte man, daB sich diese Menschen fur ein Ideal einsetzten, das sie in seinen
groBen Umrissen iiberhaupt nicht kannten. Als dann spater die harteste
Belastungsprobe kam, fielen Millionen aus Unkenntnis und Schwache von diesem
Ideal wieder ab. Wir waren aber kein Volksstaat, denn ein solcher wachst an seinen
Gefahren. Ein Volk wird seinen eigenen Staat niemals in Stich lassen.
Die gegenteilige Entwicklung hat die nationalsozialistische Bewegung
durchgemacht. In den Krisen fielen niemals die Parteigenossen, sondern immer nur
die Anhanger und Wahler von der Bewegung ab. Die Parteigenossen hingegen
wurden um so rabiater und aktiver, um die Scharte wieder auszuwetzen. So wurde es
auch bei einem Volke sein, das sich des Wertes und Besitzes de Volksstaates klar
bewuBt bleibt. Hatten die Menschen, die drauBen ihr Leben einsetzten, einen Begriff
von der GroBe, von dem Wert und der Leistung eines Landes gehabt, das sie
verteidigten, sie hatten es niemals zugelassen, daB dieses Land in der
Entscheidungsstunde politischen Hochstaplern und Geschaftemachern in die Hand
gespielt wurde. Sie hatten sich mit fanatischem Eifer dagegen gestraubt und hatten es
niemals geduldet, daB die furchtbaren Opfer, die drauBen an den Fronten gebracht
wurden, an einem einzigen Tage verspielt und vertan wurden.
Wir Deutschen waren friiher kein Weltvolk und trieben aus diesem Grunde auch
keine Weltpolitik. Bei Ausbruch des Krieges stand an der Spitze der Nation ein
Mann, der ein ebenso schlechter Philosoph wie Staatsmann war. Spater lernte man
nicht etwa aus dem Versagen dieses Mannes, vielmehr wurden die deutschen
Staatsmanner nicht jiinger, sondern alter, wahrend auf der gegnerischen Seite das
Gegenteil eintrat. Dort standen wirkliche Manner am Ruder, brutale Machtmenschen
von keinerlei Sentimentalitat beschwert und riicksichtslos in der Ausnutzung
staatlicher Machtmittel. Sie lieBen ihre Parlamente nicht wochenlang beraten, ob ein
revoltierender Matrose erschossen werden diirfte, sondern hatten die Nerven, die
Schuldigen zu erschieBen. Wir Deutschen haben den Krieg in militarischer
Hinsicht glanzend gewonnen, aber politisch auf der ganzen Linie verloren. Wir
hatten kein Kriegsziel und trieben keine Weltpolitik. Fur ein quirlendes
Durcheinander verschwommener Kriegsziele sollte der Prolet sein Leben einsetzen.
Und so geschah es, daB unsere Front wich, unser Volk zerbrach und der Begriff des
Volksstaates vor der Harte geschichtlicher Entwicklung keinen Bestand hatte; nach
einem heroisch und mutig gefiihrten Kriege muBte die furchtbare Katastrophe
hereinbrechen. Die Geraden, die Besten, die deutschen Patrioten der Tat haben in
den damaligen grauen Novemberwochen an der Zukunft ihres Volkes verzweifelt,
und viele von ihnen sind zugrunde gegangen.
Heute sehen wir die Dinge anders. Wir erkennen die organische Verbundenheit und
ZweckmaBigkeit dieser Entwicklung und verstehen das prophetische Wort von
Moeller van den Brack: "Wir muBten den Krieg verlieren, urn die Revolution zu
gewinnen!" Gehen wir von der Ansicht aus, daB der Krieg schon einen Teil der
Revolution darstellte, der sich zwar nicht in den Verhaltnissen, sondern in den
Menschen auswirkte, so kommen wir zu den Ergebnis: Wir muBten den ersten Teil
der Revolution verlieren, um uns in zweiten, dritten und vierten Akt auf und selbst
zu besinnen und um zuletzt dennoch zu gewinnen!
Die gegnerische Seite hatte nach Beendigung des Krieges fur Deutschland einen
Friedensvertrag erfunden, der mit ausgekliigeltem Raffinement darauf hinauslief, die
Nation der Deutschen zu vernichten und aus der Liste der Weltmachte endgiiltig zu
streichen. Das haben die Parteien des Weimarer Systems niemals erkennt. Noch vor
wenigen Jahren schreckte selbst die burgerliche Presse in Deutschland vor dem
Worte "Tribut" zuruck und man vertrat die Ansicht, daB allein schon die Erwahnung
des Versailler Schandvertrages geeignet sei, das Verhaltnis "in Freundschaft
verbundener Nationen" zu vergiften. Wir Nationalsozialisten haben in jahrelanger
Arbeit die komplizierten Tatbestande der gegnerischen Versklavungsmethoden
unserem Volke klargemacht. Heute kennt in Deutschland jedes Schulkind die
furchtbaren Auswirkungen von Versailles und es gibt keinen Deutschen mehr, der
sich tiber die Tragweite des Tributvertrages nicht im Klaren ist. Aber noch vor 15
Jahren konnte der meuternde deutsche Reichskanzler vor die Nation treten und
angesichts dieses Schandvertrages das Wort pragen: "Das deutsche Volk hat auf der
ganzen Linie gesiegt!" Welch eine Wandlung hat sich in diesen 15 Kampfjahren
vollzogen. Man kann in der Tat sagen: Volker sind nicht immer dieselben, es liegen
alle Anlagen zum Guten oder zum Bosen in ihnen und es hangt immer von ihren
Fuhrungen ab, ob sich Nationen fur gut oder bose entscheiden! Das deutsche Volk
von heute darf mit dem von 1918 nicht verglichen werden, ebensowenig wie die
Massen von 1918 mit der Nation von 1914 in Vergleich gesetzt werden konnen. Hier
handelt es sich um grundsatzlich verschiedene Mentalitaten, um eine andere
Denkungsart, einen neuen Gemeinschaftssinn und einen engeren inneren
Zusammenhalt.
Wir haben die Methoden der Machteroberung geschildert und die Wurzeln unseres
Wesens dargelegt. Es gilt jetzt noch einige Grundbegriffe zu klaren, die uns das
letzte Verstandnis fur die nationalsozialistische Gedankenwelt eroffnen sollen.
Man hort in der Offentlichkeit vielfach das Wort: "Der Nationalsozialismus will den
totalen Staat!" Hier liegt ein groBer Irrtum, denn der Nationalsozialismus erstrebt
nicht die Totalitat des Staates, sondern die Totalitat der Idee. Das bedeutet eine
restlose Durchsetzung jener Anschauungsart, fur die im letzten Jahrzehnt gekampft
worden ist und die wir zum Siege gefiihrt haben. Sie kommt im gesamten
offentlichen Leben der Nation zur Anwendung und macht auch vor den Gebieten der
Wirtschaft, Kultur oder Religion nicht halt. In Deutschland kann es gar keine
Verhaltnissetzung mehr geben, die nicht dem nationalsozialistischen
Gesichtswinkel entsprache.
Vielfach wird die Anschauung vertreten, daB die nationalsozialistische Bewegung
der Auflosung verfalle, weil sie ja die Macht besaBe und alle iibrigen Parteien
vernichtet habe. Es heiBt als Argument fiir diese Einstellung, daB wir doch heute
"alle nationalsozialistisch seien". Das stimmt nicht! Wohl kann ein ganzes Volk
soldatisch denken, trotzdem verzichtet es nicht auf keine Armee als eigentliche
Pflegestatte soldatischer Haltung. Sie ist es, die die Tradition, die Organisation, die
Erfahrungen des soldatischen Lebens aufrecht erhalt. Nur im Ausnahmefalle ist das
ganze Volk Soldat, in der Regel bleibt es das Vorrecht einer auserlesenen
Minderheit.
Ein anderes Beispiel: Ein Theaterintendant hat groBes Interesse daran, daB moglichst
viele Menschen sein Theater besuchen. Es geht aber nicht an, daB jeder
Theaterbesucher auf die Biihne geht, um den Schauspieler zu ersetzen. Dieses Recht
kann nicht durch einen noch so fleiBigen Theaterbesuch erworben werden, der
Eingang in die kleine Hierarchie kunstlerischer Gestalter muB in schwerer Arbeit
erkampft werden.
Es kann sich nicht jedermann den Heldenmantel umlegen oder - politisch gesehen -
das Parteiabzeichen anstrecken und erklaren, er sei ein echter Nationalsozialist. Legt
sich ein Laie die Toga um, so ist er noch lange kein groBer Tragode. Im Gegenteil,
den groBen Tragoden erkennt man auch ohne Toga, und der Dilettant legt nur die
Toga um, weil es ihm an Talent zum Tragoden fehlt. So muB auch die Partei
immer die Hierarchie der nationalsozialistischen Fuhrung bleiben. Stets und
standig muB ihre Minderheit auf das Vorrecht der Staatsfiihrung bestehen. Sie hat
der deutschen Jugend, die in ihre Hierarchie einmarschieren will, den Weg offen zu
halten. Dariiber hinaus aber hat ihre Hierarchie weniger Vorrechte als
Vorpflichten! Sie ist fiir die Fuhrung des Staates verantwortlich und sie nimmt dem
Volke feierlich die Verantwortung ab. Sie hat die Pflicht, ihren Staat zum Besten und
zum allgemeinen Nutzen der Nation zu fiihren.
Wir wiirden einen folgenschweren Fehler begehen, wenn wir die
nationalsozialistische Bewegung auf dasselbe Niveau stellten, auf dem friiher die
burgerlichen und die marxistischen Parteien standen. Von den kleinsten Anfangen an
hatte sich der Nationalsozialismus das Ziel gesteckt, alle anderen Parteien zu
vernichten und die Menschen ihren verkrusteten Einfliissen zu entziehen. Darum laBt
sich heute an den wesentlichen programmatischen Voraussetzungen der
nationalsozialistischen Bewegung nicht andern. ihr Blick auf die Zukunft bleibt
ungetriibt und eindeutig in der Gestaltung ihrer eigenen programmatischen Inhalte,
sie stutzt sich auf die Unentwegten und ist nicht auf die wandelnde und wankende
Charakterstarke der Masse angewiesen.
Vielfach ergeht an uns Nationalsozialisten die heimliche Anforderung, diese oder
jene Terminologie und unseres Programms umzuandern. man spricht: "Warum nennt
ihr euch sozialistisch? Sozial geniigt doch vollkommen! SchlieBlich sind wir doch
alle sozial! Nehmt diesem Worte doch seine verletzende Scharfe und es ware doch
alles in vollster Einigkeit." Nein - das konnen wir Nationalsozialisten nicht, denn es
ist etwas grundsatzlich anderes, ob ich "sozial" oder "sozialistisch", ob wir
"national" oder "nationalistisch" eingestellt sind. Bei dem Begriff "national" steht
meistens das Wortchen "auch" dabei - und das ist das Entscheidende. Hier trennen
sich zwei Welten. Fur den Nationalsozialisten aber ist das, was der andere als
Charakteristikum seiner "nationalen" Haltung betont, vollkommen bedeutungslos.
Fur ihn gelten nicht die AuBerlichkeiten, sondern er hat sich mit Fleisch und Blut,
mit Leib und Seele seinem Volke verschrieben. Niemals wird der echte Nationalist
die hohle Phrase aussprechen: "Es ist suB und ehrenvoll, fur das Vaterland zu
sterben." Dafiir ist er viel zu ehrlich und es widersteht ihm, seine immerwahrende
Einsatzbereitschaft auf dem Parkett des SpieBerpublikums zur schwafelnden Phrase
zu degradieren.
Dasselbe gilt fur den Begriff des Sozialismus. "Ich bin sozial!" Das sagt meistens ein
Bankdirektor, Syndikus, Fabrikbesitzer oder Beamter in gehobener Stellung. Sie
wollen Krankenhauser und Besserungsanhalten einrichten, um den armen Menschen
zu helfen; sie geben zu, daB es nicht so weiterginge und irgendetwas geandert
werden miisse. Dariiber ist der Sozialist erhaben. Er steht auf dem Standpunkt: Wir
alle miissen ein Volk werden, damit die Nation ihre Probe bestehen kann.
Jedes Opfer ist fur diese Volkswerdung recht. Ich gehore zu meinem Volke in guten
und in schlechten Tagen und trage mit ihm Freud und Leid. Ich kenne keine Klassen,
sondern fiihle mich einzig und allein der Nation verpflichtet!
Der Nationalsozialismus denkt nicht im Geringsten an eine Nivellierung des
deutschen Volkes und erkennt jede Leistung an, die den Menschen aus der Vielheit
der Zeitgenossen heraushebt. Aber im Grunde genommen sind wir vor dem Tode,
vor der Gefahr und vor der Bewahrung alle gleich und diese Gleichheit wollen wir
auch zum Ausdruck bringen, wenn wir uns zueinander bekennen, und es niemals
zulassen, daB sich zwischen uns eine Kluft auftut; denn es kommen einmal die Zeiten
der Gefahr, da unser Volk auf seine innere Solidaritat angewiesen sein wird.
Von diesem Gesichtswinkel muB auch die viel diskutierte Judenfrage gesehen
werden. Auch in diesem Falle kommt es nicht auf das einzelne Opfer an, sondern
einzig und allein auf das Wohl der Nation.
Wir Nationalsozialisten sind nun anderthalb Jahre an der Macht. Als wir die
Regierung ubernahmen, haben wir uns vor dem deutschen Volke eine Aufbauzeit
von vier Jahren ausgerungen. Mehr als eine Viertel dieser Zeit ist verstrichen und
niemand wird behaupten konnen, daB sie nutzlos voriiberging. Wohl kann man uns
mit viel Bosheit und Dialektik vorhalten, wieviel noch ungetan ist. Wir aber konnen
mit Stolz behaupten, daB in unserem Staate menschenmogliches geleistet wurde. Wir
haben kein Wunder prophezeit und es durfte daher auch niemand Wunder erwarten.
Riicksichtslos und Zug urn Zug haben wir versucht, die Schaden der Zeit und ihre
Entwicklung abzustellen. Wir Nationalsozialisten haben in Deutschland
Probleme gelost, die als unlosbar galten: das Problem der Reichsreform, der
Stande-Neuordnung, der Parteiuneinigkeit und die Schaffung der Volkseinheit in
politischer, geistiger und weltanschaulicher Hinsicht. Unsere Regierung hat einen
erfolgreichen Kampf gegen die Arbeitslosigkeit entbrennen lassen, wie es im alten
System niemals geschah. Sie hat mit unerhortem Mute die Wintersnot attackiert und
sie wird auch in Zukunft mit Besessenheit den Kampf gegen die furchtbare
Zeitkrankheit der Erwerbslosigkeit fortfuhren.
Im vergangenen Jahr hat das deutsche Volk einen Anschauungsunterricht iiber den
Nationalsozialismus erhalten, wie er sich nicht besser herbeiwiinschen lieB. Wer uns
friiher mit Feindschaft und Skepsis entgegentrat, der hat heute die Uberzeugung
gewonnen, daB wir mit ehrlichem Willen an die Losung der schwersten Probleme
erfolgreich herangegangen sind. Vieles bleibt noch zu tun iibrig! Wir schreiten mit
jugendlicher Kraft in die Zukunft, und das deutsche Volk hat trotz Jammer und
Elend keinen Grund zu verzweifeln, denn es steht schon heute wieder auf dem
Boden seiner eigenen Kraft.
"Deutschland wird nicht untergehen, wenn wir den Mut haben, starker zu sein als die
Not, die uns alle zu Boden geworfen hat!"